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Full text of "Die graphische Statik der Baukonstruktionen / 2"

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I. 


H.  F.  B.  MÜLLER-BRESLAU 


GRAPfflSCHE  STATIK  DER 


j  BAUKONSTßUKTIONEN. 


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DIE 


GKAPHISCHE  STATIK 


DER 


BAUKONSTRUKTIONEN 


VOH 


HEINRICH  F'  Bf  MÜLLER-BRESLAU, 

OEH.  REGIERÜNOSBATH  UND  PROFESSOR  AN  DER  KGL.  TECHNISCHEN  HOCHSCHULE 

IN  BERUN. 


Dritte  wesentlich  vermehrte  Anflage. 


Band  IL 

Erste  Abtheilung. 

Formändening  ebener  Fach  werke.  —  Untersuchung  der  ebenen, 

statisch  unbestimmten  Fachwerke. 

Mit  436  Textfignren  und  7  lithograph.  Tafeln. 


LEIPZIG, 

Baumgärtner*ä  Buchhandlung. 

1903. 


Druck  von  Grimme  &  Trömel  in  Leipzig. 


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c 


J  ^ 


Vorwort. 


Die  vorliegende  Abtheilung  der  Statik  der  Baükomtrüktionen 
beschäftigt  sich  mit  einer  der  wichtigsten  Anwendungen  der  Elasti- 
citätslehre;  sie  stellt  sich  die  Aufgabe^  die  Formänderungen  ebener 
Fachwerke  und  die  Theorie  des  statisch  unbestimmten  ebenen  Fach- 
werks möglichst  vollständig  darzustellen. 

Den  Ausgangspunkt  bildet  hierbei  das  Gesetz  der  virtuellen  Ver- 
rückungen und  der  aus  diesem  gefolgerte,  zuerst  von  Maxwell  fiir 
einen  einfachen  Sonderfall  bewiesene  und  vom  Verfasser  erweiterte 
Satz  von  der  Gegenseitigkeit  der  elastischen  Formänderungen*),  eine 
analytische  Grundlage,  die  auf  den  ersten  Blick  für  ein  Lehrbuch  der 
graphischen  Statik  nicht  recht  geeignet  erscheint.  —  Wer  sich  aber  auf 
das  Gebiet  der  Elasticitätslehre  begiebt,  ist  immer  gezwungen,  gewisse 
Vorarbeiten  durch  Rechnung  zu  erledigen,  und  angesichts  dieser  Sach- 


*)  Ich  habe  diesen  Satz  zu  Ehren  des  berühmten  englischen  Gelehi-ten  den 
MaxwelPschen  Satz  genannt,  mache  aber  darauf  aufmerksam,  dass  die  Ab- 
handlang von  Maxwell  im  Phiiosophical  Magazine  Bd.  27  (1864)  S.  294  keines- 
wegs jene  Zurückführung  aller  Einflusslinien  auf  Biegungslinien  enthält,  durch 
welche  die  Untersuchung  der  statisch  unbestimmten  Systeme  sich  so  ausserordent- 
lich einfach  und  übersichtlich  gestaltet  hat.  Die  in  diesem  Buche  zu  diesem 
Zwecke  benutzten  Gewichte  w  habe  ich  in  einer  Beihe  von  in  den  Jahren  1883 
und  1884  erschienenen  Abhandlungen  über  die  wichtigsten  Trägersysteme  ein- 
geführt, und  die  allgemeine  Deutung  der  Einflusslinien  der  Summen  ^SoSa^s 
^SpSb?*"  als  Biegungslinien  gab  ich  in  der  Zeitschrift  des  Hannoverschen 
Archit.  u.  Ing.-Ver.  1885,  ohne  hinsichtlich  der  Grössen  X  einschi-änkende  Vor- 
aussetzungen zu  machen;  schliesslich  habe  ich  in  meinem  Buche  „Die  neueren 
Methoden  der  Festigkeitslehre  u.s.w.",  Leipzig  1886,  die  allgemeinen  Elasticitäts- 
gleichungen 

Xo  4"  5a ^at  =  2  Pm  ^ma Xa  ^aa  —  Xb  ^bo  —  Xe  8«,  —  '  *  * 

aufgestellt.  Ich  hebe  dies  hervor,  weil  diese  Gleichungen  öfter  benutzt  und  mit 
der  Bemerkung  „nach  Maxwell"  begleitet  worden  sind.  "Wer  sich  davon  über- 
zeugen will,  dass  der  vorstehende  Einspiiich  gerechtfertigt  ist,  möge  die  kurze 
Arbeit  Maxwells  nachlesen. 


13-^010 


VI  Vorwoi-t 

läge  liesse  es  sich  kaum  rechtfertigen,  ein  so  vortreffliches  Rüstzeug  wie 
die  neuere  analytische  Theorie  beiseite  zu  legen  und  durch  umständ- 
lichere Hilfsmittel  zu  ersetzen.  Dem  zeichnerischen  Verfahren  bleibt 
immer  noch  ein  weites  Feld:  die  Auftragung  der  Verschiebungspläne 
und  die  Benutzung  dieser  Liniengebilde  zur  Herleitung  der  Einfluss- 
linien und  Einflusszahlen,  welche  auf  alle  bei  der  Untersuchung  eines 
gegebenen  Fach  Werks  zu  stellenden  Fragen  die  bündigste  Antwort  geben. 

Unser  Buch  ist  folgendermassen  gegliedert: 

In  der  Einleitung  werden  die  Grundgesetze  der  neueren  analy- 
tischen Theorie  unter  der  Voraussetzung  hergeleitet,  dass  für  den 
Baustoff  eine  Proportionalitätsgrenze  besteht  und  die  Beanspruchung 
innerhalb  dieser  Grenze  liegt,  eine  Annalime,  welche  bei  den  hier 
ausschliesslich  in  Betracht  kommenden  Trägem  aus  Schweisseisen, 
Flusseisen  und  Stahl  zulässig  ist.  Der  Verfasser  hat  sich  hierbei 
möglichster  Kürze  befleissigt,  hofft  aber,  die  Schwierigkeiten,  welche 
diese  allgemeinen  Lehren  dem  Anfänger  zu  bieten  pflegen,  durch  Ein- 
flechtung  von  leicht  zu  überschauenden  Sonderfällen  gehoben  zu  haben. 

Der  L  Abschnitt  lehrt  in  den  §§  1  —  4  die  verschiedenen 
Darstellungsweisen  der  Knotenpunktsverschiebungen  ebener  Fachwerke 
und  zwar  in  erster  Linie  die  zeichnerischen  Verfahren,  nebenbei  aber 
auch  den  in  vielen  Fällen  einfacheren  rechnerischen  Weg.  Dieser 
wichtigste  Theil  des  Buches  ist  besonders  ausführlich  behandelt 
worden ;  es  wurden  auch  schwierigere  Aufgaben  mit  Zuhilfenahme  der 
Kinematik  behandelt.  §  5  enthält  sodann  als  Fortsetzung  der  Ein- 
leitung eine  Reihe  von  Aufgaben  über  das  statisch  unbestimmte  Fach- 
werk und  zeigt,  dass  sich  die  Ermittelung  der  statisch  nicht  be- 
stimmbaren Grössen  stets  mit  Hilfe  von  einfachen  Verschiebungs- 
plänen durchführen  lässt  und  dass  der  vorgetragene  Lehrstoff  selbst 
bei  Behandlung  verwickelterer  Fälle  nicht  im  Stiche  lässt 

Damit  ist  die  Theorie  des  ebenen  Fachwerks  abgeschlossen.  Der 
H.  Abschnitt  enthält  ledigUch  Anwendungen;  es  werden  die  wich- 
tigsten statisch  unbestimmten  Träger  ausführlicher  beti-achtet,  zuerst 
der  Zweigelenkbogen ,  sodann  die  versteiften  Stabbögen,  der  beider- 
seits eingespannte  Bogen,  der  Balken  auf  mehreren  Stützen,  ver- 
schiedene seltenere  Anordnungen  statisch  unbestimmter  Balken-, 
Bogen-  und  Kettenbrücken  und  die  mehrtheiligen  Fachwerkbalken. 
Dieser  für  den  praktischen  Ingenieur  bestimmte  Theil  des  Buches 
hat  in  der  neuen  Auflage  erhebliche  Erweiterungen  erfahren.     Den 


Vorwort.  VII 

Schluss  der  reichhaltigen  Aufgabensammlung  bildet  die  Untersuchung 
eines  viertheiligen,  dreifach  statisch  unbestimmten  Netzwerks;  sie  ist 
besonders  wichtig,  da  Träger  dieser  Art  für  zerlegbare  Brücken  ge- 
wisse Vorzüge  besitzen.  Hier  galt  es ,  nicht  allein  durch  Vorführung 
einer  strengen  Untersuchung  die  im  I.  Bande  vorgetragene  bequeme 
angenäherte  Berechnung  zu  prüfen  und  zu  bestätigen,  sondern  auch 
falsche  Ansichten  zu  bekämpfen,  die  neuerdings  auf  diesem  Gebiete 
laut  geworden  sind. 

Alle  Untersuchungen  des  IL  Abschnitts  sind  als  Beispiele  zur 
Erläuterung  der  allgemeinen  Theorie  aufgefasst  worden,  ein  Verfahren, 
welches  der  Verfasser  in  seinen  Vorträgen  an  der  hiesigen  technischen 
Hochschule  als  vortheilhaft  erkannt  hat  und  welches  die  Bewältigung 
dieses  wichtigen  Lehrstoffs  ohne  grossen  Zeitaufwand  gestattet.  Der 
Lernende  hat  in  der  That  nur  nöthig,  ein  einziges  schwierigeres  Bei- 
spiel sorgfältig  durchzuarbeiten,  um  sich  volle  Sicherheit  auf  dem 
ganzen  Gebiete  zu  erwerben.  Dass  diese  auf  die  Beherrschung  der 
allgemeinen  Gesetze  hinzielende  Vortragsweise  seitens  des  Studirenden 
anfangs  etwas  mehr  geistige  Anstrengung  verlangt  als  die  Beschrän- 
kung auf  die  einfachsten  Sonderfälle,  von  denen  jeder  von  Grund  aus 
entwickelt  wird,  ist  selbstverständhch.  Dafür  bietet  sie  aber  auch  mehr 
als  eine  Gebrauchsanweisung  für  die  Behandlung  leichter  Aufgaben. 

Berlin  im  Juni  1902. 

H.  Müller-Breslau. 


VUI 


Berichtigungen  zu  Band  11,  Abth.  1. 


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V 


Seite      8,  Zeile  1  v.  o.  lies  §  84  statt  §  38. 

8,  Zeile  3  v.  u.  hinter  Band  I.  ist  einzuschalten:  (2.  Auflage.) 

19,  Zeile  4  v.  u.  lies  X=0  statt  X=0. 

31,  Zeile  1  v.  u.  lies  (32)  statt  (20). 

48,  Zeile  7  v.  u.  lies  +t,  y*  statt  +t,  y»- 

46,  Zeile  1  v.  u.  lies  ^fQd^=ff(. ...)  dV  anstatt 

^fQdii  =  f{ )rfr. 

47,  Zeile  10  bis  12  lies  dyx=^dr^  statt  =-3rT,. 

dyp  =  -±7  dTy  statt  =  —  Ty. 

O-  Cr 

dy,  =  "77  dT,  statt  =  —  t,. 

Cr  Cr 

bB,  Zeile  1  v.  o.  lies  Atti  della  academia  delle  scienze  statt  Atti  delle  Scienzi. 

59,  Zeüe  1  v.  o.  lies  empfiehlt  statt  empfliehlt 

64,  Zeile  1  v.  u.  lies  §  41  statt  §  42. 

69,  Fig.  45  ist  der  doppelt  eingekreiste  Punkt  0  nicht  Ö,  der  Punkt  rechts 

daneben  ist  f*   nicht  f 

74,  Zeile  13  v.  u.'  lies  Abschnitt  XHI  statt  Abschnitt  XIV. 

80,  Zeile  11  v.  u.  lies  (13  •  tr)  statt  13  fr). 

85,  Zeüe  6  v.  o.  lies  Abschnitt  XIII  statt  Abschnitt  XIV. 

91,  Fig..  62  a  lies  «,  (d,)  statt  «(aj). 

91,  Fig.  62  b  oben  lies  C  statt  Cj. 

103,  Zeile  18  v.  u.  lies:  (Seite  95)  statt  Seite  95). 

109,  Fig.  91  b  lies  —  [t^  und  +  \h  s^^  {jl«  und  [u. 

110,  Fig.  93  b  lies  —  m  und  — [Lf  statt  m  und  fj^. 
119,  lies  F^.  105  statt  Fig.  106. 
121,  Zeile  12  v.  u.  lies  §  33  statt  §  20. 
127,  Zeile  2  v.  o.  lies  §  45  und  §  46  statt  §  46  und  §  47. 
127,  Zeile  5  v.  o.  lies  Anfang  statt  Anhang. 
127,  Zeile  6  v.  o.  lies  §  46  statt  §  47. 
127,  Zeile  10  v.  u.  lies  10000  A'i4  =  — 577  statt  =  —  555. 
142,  Zeile  17  v.  o.  lies  ^  =  ^  —  ^'2:,  B  =  Bo  —  B'X  statt 

Ä  =  Ao  —  A'T,  B  =  Bo  — B'A". 
161,  Zeile  5  v.  o.  lies  (f  II)  statt  (I' II'J. 
163,  Zeile  21  v.  o.  lies  Xd=  —  1  statt  Xs  =  —  1. 
169,  Zeile  1  v.  o.  lies  Q'LJ'  statt  G'L'J\ 
173,  Zeile  1  v.  u.  lies  u.  s.  w.  statt  u.  s. 

176,  Zeile  9  v.  u,  lies  §  80,  S.  242  statt  §  35. 

177,  Zeile  3  v.  u.  lies  §  84  und  38  statt  §  35  und  39. 
182,  Zeile  11  v.  o.  lies  §  40  statt  §  41. 
192  u.  193.    Die  Literaturangaben  unter  9,   10,   11  und  15  beziehen  sich 

auf  die  in  der  neuen  Auflage  im  Bd.  I,  Abschnitt  XIII  enthaltene 
kinematische  Untersuchung  des  statisch  bestimmten  Fachwerks. 

209,  Zeile  16  v.  o.  lies  410  Fo  statt  420  F©. 

225,  Zeile  5  v.  o.  Die  Worte:  „nach  Band  I,  Anhangt'  sind  zu  streichen. 

256,  Zeile  1  v.  u.  lies  p  •  X  statt  p  •  y. 

301,  Zeile  17  v.  o.  lies  Jlf«"=  Xm',  3f«,"'  =  y«,  statt 


Mm    = ;  Mm     = 


IX 


Seite  801,  Zeile  8  v.  u.  ües  X'  =  P  :^-  statt  X'  =  P  J^" 
802,  Zeile  10  v.  o.  lies  176  statt  175. 


11 


»1 
11 


802,  Zeile  16  v.  o.  lies  Füllungsstäben  statt  Füllungslinien. 

804,  Zeile  5  v.  o.  lies  Fig.  808  statt  Fig.  207. 

„    818,  Zeile  14  v.  o.  lies  aj,  o,,  o«  . . .  statt  a^,  o,,  ag  . . . . 

881,  Zeile  9  v.  o.  lies  h'm-j  =  hm-j  —  0,SO  statt  h'm-i  =  hm-i  =  OfiO, 

849,  Zeile  8  v.  o.  3fo  =  0,90X  ist  zu  streichen. 

849,  Zeile  16  y.  o.  0  ist  zu  streichen. 

ii  Je  *l, 

„    853,  Zeile  1  v.  u.  lies  J =     '  ^  (i  -j. «)  _  . . .    statt 

o  * 

>,    867,  Zeile  5  v.  o.  lies  Wk  statt  u^. 

898.  Die  Gleichungen  auf  den  Zeilen  14,  17,  21  und  22,  26  erhalten  die 
die  Nummern  29  bis  32. 

899.  Die  Gleichungen  auf  den  Zeilen  8  und  5  erhalten  die  Nummern  88 
und  84. 

899,  Fi^.  877  lies  LV  und  Itr  statt  L'  und  It. 

415,  Zede  6  v.  o.  fehlt  hinter  der  Formel  für  Xt  die  Formel 

X  =  P«^. 

X  X^       .    ..       X  X^ 


11 

11 

11 


11 


:i 


425,  Zeile  4  v.  o.  lies  Wi)  = ,  -   statt   ~ — . 

448,  Fig.  420  im  Felde  m  bis  m  +  A  lies  (A  fO  statt  [A  u]. 
457,  Fig.  422  fehlen  bei  der  Ox -Linie  folgende  Mafszahlen: 

unter  Punkt  4  {  jjä^f > 


1'  '1 


1' 


(0,1 -.'5) 
0,13 

''    ^^  10,00. 


^  10,13 


Nachträgliche  Berichtigungen  zu  Band  I. 


Seite     97,  Zeile  7  und  8  v.  unten  lies  Jn  =  J  +  Fr*-'2f    llA^ 

tzCR^-^r*).       ^_,        ,.    ,       16»»/ 


11 
11 
11 

11 
11 


4  '       '  '  3-5-7 

117,  Zeile  18  v.  u.  lies  Fig.  108  statt  107. 
119,  Zeile  15  v.  o.  lies  DE  statt  CE. 

123,  Fig.  115  muss  P,  bis  an  den  Polstrahl  ///  gehen  statt  bis  zur  Schluss- 
linie B, 
180,  Zeile  1  v.  u.  lies  max  Qp  statt  mvx  Qp. 

142,  Zeile  5  v.  u.  lies  y  =  yt  +  f ^4  —  y8>)  y  =  ys  y""^  y*  '  y  ^^^ 

y  =  ys  +  (^4  —  uJ  Y  =  y«  y  +  y*  -j^- 


Seite  143,  Zeile  10  v.  u.  lies  (a'h')  statt  (ab). 

„     144,  Zeile  14  v.  u.  lies  Crg  statt  Pg. 

,,     144,  Zeile  13  v.  u.  lies  CGD'  statt  CGD. 

190,  Zeile  3  v.  u.  lies  Mojp  statt  Jfjt. 

191,  Zeile  8  v.  u.  lies  E'DB'  statt  E'DB. 
203,  Zeile  1  v.  o.  lies  fj  statt  b^. 
211.  Zeile  17  v.  o.  lies  C  statt  e. 
222.  Zeile  12  v.  u.  lies  No.  132  statt  133. 


1' 

•1 


1* 


r 

n 
V 


71 

11 
1^ 


11 
11 
11 


P 


248,  Zeile  15  v.  ii.  lies  C/?  -j-  Dg  statt  Cp  +  ~Df. 

259,  Zeile  17  v.  u.  lies  dritte  statt  zweite; 

267,  Fig.  255  muss  das  Mafs  x^  l»is  zur  Senkrechten  durch  Punkt  3  statt 
durch  den  Punkt  2  gehen. 

275,  Zeile  13  v.  o.  lies  Konst.  =:  —  statt  =  %t' 

Sf  /* 

288.  Zeile  11  v.  o.  lies  Fig.  282  und  283  statt  Fig.  290  und  291. 

301,  Zeile  7  v.  o.  lies  Fig.  300  statt  Fig.  295. 

310,  Zeile  12  v.  o.  lies  Xo.  85  statt  No.  84. 

344,  Zeile  2  v,  u.  lies  Versehen  statt  Verfahren. 

401,  Fig.  402  (d)  lies  '-{-  statt  ^''-. 

o  o 

444,  Zeile  6  v.  o.  lies  unbekannten  statt  linkekannten. 

444,  lauten  die  beiden  ersten  Gleichungen  (8): 

Y'=Yo    +  Ya  Za+  n'  Zt+  Yc  Zc-}-  . . . .+  Y„'  Zn.^0 

Y"  =  Y:'  +  Ya'  Za  +  n"  Zt+Yc"  Zc  + 4-  YJ' Z«  =  0 

[Y:  statt  Yc  und  r;'  statt  Yo". 

462,  Fig.  457  fehlen  die  punktierten  Linien  6'  V  und  (6')  (7')- 

477,  Fig.  469  lies  ^  anstatt  P. 

478,  Zeile  7  v.  o.  lies  (9)  statt  (2). 
481,  Zeile  3  v.  u.  lies  w  statt  cü. 

488,  Fig.  481  muss  das  Mals  von  der  Senkrechten  durch  2  bis  zur  Senk- 
rechten durch  Bx   statt  x  heissen. 
494,  Zeile  1  v.  o.  lies  (IV)i  statt  (IVi). 

502,  Fig.  499  (a)  lies  6'  und  9'   statt  6  und  9;    ferner  ist  die  unterste 
schraff.  Fläche  mit  (d)  statt  (b)  zu  bezeichnen. 

503,  Zeile  3  v.  u.  lies  Fig.  499  d  statt  Fig.  499  c. 
505,  Fig.  500C  lies  —  l\  statt  —  U^. 

520,  Zeile  1  und  9  von  oben  lies  vierteilig  statt  zweiteilig. 

520,  Zeile  4  v.  o    lies  Fig.  512  statt  513. 

534,  Zeile  4  v.  o.  und  Zeile  19  v.  o.  lies  227  statt  225. 

535,  Zeile  2  v.  u.  lies  227  statt  225. 
555,  Zeile  9  v.  o.  lies  220  statt  209. 


Tafel  II,  Fig.  197  a  sind  die  Pfeile  von   T,  umzukehren. 
.,     II,  Fig.  197  b  ist  die  obei-ste  Ust  P  statt  2  P. 
„   IV,  lies  Seite  309  statt  380. 

„     V,  Fig.  345  ist  das  von  Punkt  C  ausgehende  Mafs  -V*i   nicht  — *- 

A  A 


Inhalt. 


Einleitung. 

Grundgesetze  der  Theorie  der  elastischen  Träger.  seite 

A.  Das  Fachwerk 1 

B.  Gesetze  für  beliebige  isotrope,  feste  Körper 38 

Literatur  zur  Einleitung 52 

I.  Abschnitt. 

Bestimmung   der   Formveränderungen   ebener  Fachwerke,    mit 
Anwendungen    auf    die    Untersuchung    statisch    unbestimmter 

und  statisch  bestimmter  Träger. 

§     1.    Vei"schiebungspläne  nach  dem  Verfahren  von  Williot 57 

§     2.    Darstellung  der  Form  Veränderung  von  Stabzügen  mit  gelenkai*tigen 

Knoten 86 

§    3.    Die  Biegungslinie  als  Seilpolygon  betrachtet •     .  99 

§     4.    Einflusslinien  und  Einflusszahlen  für  elastische  Verschiebungen  .     .  137 

§     5.    Das  statisch  unbestimmte  Fachwerk 140 

§     6.    Allgemeines  über  das  Auftragen  der  Einflusslinien 174 

Literatur  zum  I.  Abschnitt 192 

IL  Abschnitt. 

Formeln,  Regeln  und  Beispiele  für  die  Berechnung  der  wich- 
tigsten statisch  unbestimmten  Fachwerke. 

§     7.    Ber  Bogen  mit  zwei  Gelenken 194 

§     8.     Zweigelenkbogen  mit  gesprengter  Zugstange  und  verwandte  Träger- 
arten     248 

§     9.     Kette,  versteift  durch  einen  Fachwerkbalken 265 

§10.     Einfach    statisch    unbestimmte    Bogen-     und    Kettenbrücken     mit 

mehreren  OefFnuugen 289 


XII  Inhalt. 

Seite. 

§  lt.    Fachwerkbogen  mit  eingespannten  Kämpfern 296 

§  12.    Dorcbgehender  Balken  mit  drei  Stützpunkten 359 

§13.    Durchgehender  Balken  mit  vier  Stützpunkten   ........  368 

§  14.    Durchgehender  Baiken  mit  beliebig  vielen  Stützen 882 

§15.    Verschiedene   Ai'ten   statisch   unbestimmter  Bogen- ,   Balken-   und 

Kettenbrücken 402 

§16.    Beispiele   für  die  Einführung   eines  statisch  unbestimmten  Haupt- 
systems      433 

§  17.    Aufgaben  über  statisch  unbestimmte  mehrtheilige  Fachwerkbalken  439 
§18.    Untersuchung  der  Formveränderung  eines  viertheiligen  statisch  be- 
stimmten Netzwerks  Mehrtens*scher  Bauart 469 

§  19.    Herleitung  der  Biegungslinien  aus  den  Momentenlinien 473 

Literatur  zum  ü.  Abschnitt 479 


Einleitung 

Grundgesetze  der  Theorie  der  elastischen 

Träger. 

A..  Das  Facliwerl(. 

a.  Vorauif  ttuimen  und  ErkWriiiigOT.    Elatticittttl>t4lhigymwi.    fietiz  von  dtr 

Zutammenzahlung  der  einzelnen  Wirkungen. 

L  —  Wird  ein  aus  elastischen  Stäben  .gebildetes  und  auf  elasti- 
schen Stützen  ruhendes  Fachwerk  der  Einwirkung^von  äusseren  Kräften 
und  Temperaturänderungen  ausgesetzt,  so  erfährt  es  ..vor  Eintritt  des 
Oleichgewichts/  dessen  schiiessliches  Zustandekommen  vorausgesetzt  werden 
möge,  im  Allgemeinen  eine  Formveränderung.  Die  Verschiebungen, 
welche  die  Knotenpunkte  dabei  erfahren,  bezeichnet  man  als  elastische, 
sobald  sie  nur  eine  Folge  der  Dehnbarkeit  der  Stäbe  und  der  Elasti- 
cität  der  Widerlager  sind.  Ihre  Werthe  sind  meistens  so  klein,  dass 
es  zulässig  ist,  sie  als  verschwindende  Grössen  zu  behandeln  und  bei 
Aufstellung  der  Gleichgewichtsbedingungen  sämmtliche  Kräfte  in  den 
für  starre  Stäbe  und  Stützen  gültigen  Lagen  zu  denken. 

Die  folgenden  Untersuchungen  sind  an  die  Annahme  ganz  allmäh- 
lich wachsender  Kräfte  gebunden,  setzen  also  voraus,  dass  der  Gleich- 
gewichtszustand eintritt,  ohne  dass  Schwingungen  entstehen.  Sie  be- 
schäftigen sich  mit  ebenen  und  räumlichen  Fach  werken,  beschränken  sich 
aber  auf  den  Fall  sehr  kleiner  und  nur  elastischer  Formänderungen. 
Ihr  erstes  Ziel  ist  die  Herleitung  von  allgemeinen  Beziehungen  zwischen 
den  Aenderungen  der  Stablängen  und  den  Verschiebungen  der  Knoten- 
punkte —  Beziehungen,  die  nicht  allein  die  Bestimmung  der  Gestalt 
des  verschobenen  Fachwerks  möglich  machen,  sondern  auch  die  Grund- 
lage für  die  Ermittelung  der  Spannkräfte  und  Stützenwiderstände  der-' 
jenigen  statisch  unbestimmten  Fachwerke  bilden  werden,  welche  sich 
durch  Beseitigung  von  Stäben  oder  Auflagerbedingungen  in  statisch  be- 
stimmte und  ausschliesslich  elastischen  Formänderungen  unterworfene 
Stabgebilde  verwandeln  lassen. 

Möller- Breslau,  Oraphiacbe  Stetik  U.  1.  i 


2  Einleitung. 

2.  —  Es  wird  znnftchst  angenommen,  dass  die  äusseren  Kräfte 
nnr  in  den  Knotenpunkten  angreifen,  mitbin  sämmtliche  Stäbe  aus- 
Bchliesslicb  anf  Zng  oder  auf  Druck  beansprucht  werden.  Die  Gewichte 
der  Stäbe  sind  hierbei  auf  die  Knotenpunkte  vertheilt  zu  denken.  Alle 
gegebenen  äusseren  Kräfte  werden  Lasten  genannt,  zur  Unterscheidung 
derselben  von  den  an  den  Auflagern  hervorgerufenen  Widerständen. 
Eine  Last  werden  wir  allgemein  mit  P  bezeichnen,  hingegen  den  Buch- 
staben Q  anwenden,  wenn  es  dahingesteUt  sein  soll,  ob  die  damit  ge- 
meinte äussere  Kraft  eine  Last  oder  ein  Stützenwiderstand  ist.  Vor 
Einwirkung  der  äusseren  Kräfte  und  der  Temperaturändemngen  seien 
sämmtliche  Stäbe  spannungslos. 

Es  wird  vorausgesetzt,  dass  ftir  den  Baustoff  eine  Proportionalitäts- 
grenze besteht  und  die  Beanspruchung  innerhalb  dieser  Grenze  liegt, 
eine  Annahme,  welche  bei  den  hier  ausschliesslich  in  Betracht  kom- 
menden Trägem  aus  Schweisseisen,  Flusseisen  und  Stahl  zulässig  ist. 
Bedeutet  dann 

S  die  Spannkraft  in  irgend  einem  Stabe, 

8   die  anfängliche  Länge  dieses  Stabes, 

As  die  Strecke,  um  welche  s  zunimmt  (sie  ist  negativ,   sobald  sich 

der  Stab  verkürzt), 

A« 

—  das  VerlängerungsverhäUnis  des  Stabes, 

F  den  Querschnitt  des  prismatisch  vorausgesetzten  Stabes, 
E  die  für  alle  Punkte  des  Stabes  gleich  gross  angenommene  Elasti- 
citätsziffer  (auch  Elasticitätsko^fficient  oder  Elasticitätsmodul  ge- 
nannt), 
t  die  für  alle  Punkte  des  Stabes  gleiche  Temperaturerhöhung, 
i  das    einer  Temperaturerhöhung  um    1^   Cels.  entsprechende   Ver- 
längerungsverhältnis, 

S 
ff  =  — r  die  im  Stabe  hervorgerufene  Spannung  —  positiv,    sobald 

der  Stab  gezogen  wird,  so  ist 
(1)  -=-  +  e<==^^,  +  e,. 

2^5  Q  -1-  ^Et 

Schreibt  man —  = — ,  so  erkennt  man,   dass  die  Temperatur- 

s  Jb 

erhöhung  denselben  Einfluss  auf  As  besitzt,  wie  eine  Zunahme  der 
Spannung  um  &Etf  ein  Gesetz,  von  dem  wir  später  Öfter  Gebrauch 
machen  wollen.     Man  darf  im  Mittel  annehmen 

für  Schweisseisen  i:=  2000000  %^ 
„    Flusseisen       ^=2150000     ^ 


Elasticitätsbedingong.  3 

für  Stahldraht  1;=  2150000  7,«„ 
„    Flussstahl  i;=  2200000    „ 
„    Stahlguss    17=2150000     „ 
ferner  für 

Schweisseisen  Flusseisen  Stahl 

6  =  0,0000121,  0,0000118,  0,0000124 

el?=  24*/U  «^=  25%^  eJ5;=  27  V 

=  240  7^  =250V  =270  7^ 

3.  —  Ein  räamliches  Fachwerk  sei  auf  ein  rechtwinkliges  Koordi- 
natensystem Xf  y,  z  bezogen,  i  nnd  h  seien  irgend  zwei  durch  einen  Stab 
von  der  Lftnge  s^,  verbundene  Knotenpunkte.  Die  Koordinaten  (Ti^fZt), 
{^h  Vk  ^hi  derselben  mögen  infolge  der  Formänderung  des  Fachwerks 
nm  {^i  tkyi  ^Zt\  {£lxj,  ^yj,  ^Zj,)  zunehmen.  Dann  bestehen  die  Gleichungen: 

(2)  Sa*  =  (xj,  —  x,y-{-(y^  —  y,y-\-(z^  —  z,y  und 

(3)  (,^+  AäJ«  =  [(x*  +  Aar,)— (a:,+A^,)]«+[(y,+Ay,)— (y.+Ay.)]* 

+  [(0*+A^,)— (^,+A^,)]« 

=  [(x^  —  xd  +{A;c,— A^,)]»+  [(y»— y.)  +  (Ay*— A:c,)]« 

+  l(z,—z,)^(^z^—üy,)]* 
und  man  erhält,  wenn  man  (2)  von  (3)  absieht: 

(4)  25aA#a+  AÄ«,fc=  2(a;»  — x,)(Aarfc  — Aa-rf)  +  (Aar»  — Ax,)« 

+  2  Cv*  — y/)  (Ay;,  —  At/,)  +  (Ay,—  Af/,)« 
+  2  (zj,  —  z,)  i^z^,  —  äjs,)  +  (A^*  —  A;»,)*. 

Werden  nun  die  Werthe  A^,  Ay,  A2:,  A«  so  klein  vorausgesetzt, 
dass  es  zulässig  ist,  die  kleinen  Grössen  zweiter  Ordnung  gegen  die- 
jenigen der  ersten  Ordnung  zu  vernachlässigen,  so  geht  (4)  über  in 

(5)  2«,*  ikSit  =  2  (a?k  —  Xi)  (äXk  —  Aa?<)  +  2  (y*  —  y,)  (Ay*  —  Ay,) 

+  2(z^,  —  Zi)  (Aarjt  —  A«,), 
d.  i.  in  eine  Gleichung,  welche  man  auch  erhalten  kann,  indem  man 
die  Gleichung  (2)  differentiirt  und  das  Differentialzöichen  d  durch  das 
Zeichen  A  ersetzt;  sie  ist  nur  dann  streng  richtig,  wenn  die  Ar,   Ay, 
A2r,  äkS  unendlich  klein  sind. 

Bedeuten  Oit^  %j^  y^i,  die  Winkel,  welche 
die  Richtung  des  Stabes  84^  mit  den  Richtungen 
der  Achsen  x,  y,  z  einschliesst,  so  ist: 

^h  —  a:,  =  Sij,  cos  Orf»;        y*  — y,  =  Sn,  cos  ß^*; 

^k  — ^1  =  Sil,  cos  Yifc        ^  

(vergl.  Fig.  1,  welche  sich  auf  ein  ebenes  Fach-    "*  ^  "^^  "*''*^ 

werk  bezieht)  und  es  kann  deshalb  (5)  um- 
geformt werden  in 

(6)  A«,»  =  (Aarjfc  —  Aa-,)  cos  OLft,  +  (Ay,  —  Ay,)  cos  ß,, 

+  i^Zk  —  ^Zi)  cos  T^ifc, 

1* 


4  Einleitang. 

oder  mit  Rücksicht  anf  Oleichang  (1)  in: 

+  (A^r^  —  A2<)  COS  Yrffc. 

Wir  nennon  die  Gleichung  (7)  eine  Elasticitätabedifigung*  Ist  die 
Anzahl  der  Fachwerkstähe  =  r,  so  lassen  sich  r  Elasticitatsbedingungen 
aufstellen. 

4.  —  Die  Anfgahe  der  Theorie  des  Fachwerks  besteht  in  der  ßr- 
mittelang  der  Sttttsenwiderst&nde  und  Spannkräfte,  sowie  in  der  Auf- 
suchung der  Oestalt  des  verschobenen  Fachwerks.  Der  letztere  Theil 
dieser  Aufgabe  ist  als  gelöst  zu  betrachten,  sobald  die  Seitenver- 
schiebungen  A:t;,  Ay,  A^  sämmtlicher  Knotenpunkte  bekannt  sind. 

Als  gegeben  wollen  wir  ausser  den  auf  das  Fach  werk  wirkenden 
Lasten  P  und  den  Temperaturftndemngeti  i  vorläufig  auch  die  Ver* 
Schiebungen  der  Stützpunkte  annehmen,  denn  diese  können  meistens 
nur  geschätzt  oder  durch  Beobachtung  bestimmt  werden ;  sie  lassen  sich 
in  den  seltensten  Fällen  durch  die  auf  die  Widerlager  wirkenden  Kräfte 
und  die  Temperaturänderungen  der  Stützen  ausdrücken,  da  wichtige 
Ursachen  jener  Verschiebungen,  wie  das  Nachgeben  des  Baugrundes 
und  die  Formänderung  der  Mauerwerk körper,  bislang  noch  sehr  wenig 
erforscht  sind. 

Wir  setzen  zunächst  voraus,  dass  an  den  Auflagerstellen  keine  Rei- 
bungswiderstände auftreten  und  unterscheiden  dann  drei  Arten  von 
Stützung: 

a)  Der  Stützpunkt  w  wird  auf  einer  Fläche  geführt.  Der  Stützen- 
widerstand wirkt  rechtwinklig  zu  der  in  u?  an  jene  Fläche  gelegten 
Berührangs^biMie ;  seine  Richtung  ist  gegeben,  seine  Grösse  wird  ge- 
sucht. Bei  ruhendem  Widerlager  ist  die  Verschiebung  von  kr  in  der 
Richtung  des  Auflagerdruckee  =  0 ;  im  Gegenfalle  möge  dieselbe  einen 
durch  die  Beobachtung  gefundenen,  gegebenen  Werth  annehmen.  . 

b)  Der  Stützpunkt  u?  wird  auf  einer  Linie  geführt;  er  kann  sich 
in  der  Richtung  der  in  tc  an  jene  Linie  gelegten  Tangente  frei  be- 
wegen. Der  in  w  angreifende  Anflägerd^uck  liegt  in  der  zur  Tangente 
rechtwinkligen  Ebene  und  muss  durch  Angabe  zweier  Seitenkräfte  be- 
stimmt werden.  Bei  ruhendem  Widerlager,  jsind  die  in  die  Richtungen 
dieser  Seitenkräfte  fallenden  Seitenvercchiebungen  des  Punktes  w  gleich 
Null.  Giebt  das  Widerlager  nach,  so  mögen  jene  Verschiebungen  ge- 
gebene, durch  Beobachtung  gefundene  Werthe  besitzen. 

c)  Kann  sich  ein  Stützpunkt  tv  nach  keiner  Richtung  bin  frei  be- 
wegen, so  ist  zur  Bestimmung  des  an  demselben  angreifenden  Wider- 


Anzahl  der  Bedingungen.  5 

Standes  die  Angabe  von  drei  Seifcenkräften  erforderlich,  und  diesen 
JCräfjben  stehen  bei  nachgebendem  Widerlager  drei  beobachtete  Seiten- 
yerschiebnngen  gegenüber. 

Wie  also  die  Stützung  eines  Punktes  w  immer  beschaffen  sein  mag  — 
stets  ist  die  Anzahl  der  an  dem  Auflager  auftretenden  unbekannten 
äusseren  Kr&fte  ebenso  gross  wie  die  AnzaU  der  gegebenen  Seitenver- 
schiebungeuy  welche  letztere  die  Auftagerbedingungen  genannt  werden 
sollen. 

Die  Anzahl  deir  Knotenpunkte  sei  =  A;,  diejenige  der  Stäbe  =  r. 
Für  jeden  Knotenpunkt  lassen  sich  drei  Gleichgewichtsbedingungen  auf- 
stellen; Bedeuten  nämlich  Q^ept,  Q^^,  Q,^  die  den  Achsen  x,  y,  z  pa- 
rallelen Seitenkräfte  der  in  irgend  einem  Knotenpunkte  m  angreifenden 
äusseren  Kraft  Q^,  ferner  S^,  Sg,  .  ..  .  S,  die  Spannkräfte  in  den  von  m 
ausgehenden  Stäben  und  a^,  o^,  .  .  .  a^,,  ß^,  ß^,  .  .  .  ß^,  Yi,  T«»  •  •  •  T 
die  Neigungswinkel  der  Stabachsen  gegen  die  Achsen  x,  ij,  z^  so 
muss  sein: 


p 


(8) 


^,«4-  2  fi'  cos  a  =  0 

1 
1 


Im  Ganzen  stehen  beim  räumlichen  Fachwerk  zur  Verfügung: 
3^  Gleichgewichtsbedingungen, 

r    Elasiicitätsbedingungen  von  der  Art  der  Gleichung  (7), 
a    Auflagerbedingungen, 

und  diese  Gleichungen  enthalten  als  Unbekannte: 

r    Spannkräfte  S^ 

a  nacb  bestimmten  Richtungen  wirkende  Stützenwiderstände, 
Sk  Seiten  Verschiebungen  ^x,  Ay,  Az  von  k  Knotenpunkten. 
(Beim  ebenen  Fach  werk  tritt  2&  an  die  Stelle  von  3A;). 

Die  Anzahl  der  Unbekannten  ist  also  ebenso  gross  wie  die  Anzahl 
der  Gleichungen.  Letztere  sind  durchweg  vom  ersten  Grade;  sie  lassen 
sich  eindeutig  auflösen,  sobald  ihre  Nennerdeterminante  einen  von  Null 
▼ersohiedenen  Werth  besitzt  —  was  hier  vorausgesetzt  werden  soll.  Eine 
nähere  Untersuchung  dieser  Nennerdeterminante  ist  überflüssig,  weil  später 
ein  anderer,  viel  einfacherer  Weg  zur  Lösung  der  gestellten  Aufgabe 
eingeschlagen  und  aus  der  vorstehenden  Untersuchung  nur  gefolgert 
werden  soll, 

dass  sich  die  Spannkräfte  S,  ferner  die  nach  bestimmten  Bich- 
tungen  wirkenden  Stützenmderstände  C  und  die  SeitenverschU' 


Einleitung. 


bttngen  ^x,  tky,  tkz  darstellen  lassen  als  lineare  Funkiianen  der 
den  Koardinatenaehsen  parallelen  SeUenkräfte  P^,  Pj ,  P3  .  .  . 
der  Lasten,  der  Aenderungen  t^,  t^,  t^  .  ,  .  der  anfänglichen 
StdUemperaiuren  und  der  nach  bestimmten  Richtungen  erfoL- 
genden  VersehiAungen  h^^,  h^^,  h^^,  .  .  .  der  Stutzpunkte  w. 

Für  jede  der  zu  euchenden  Unbekannten,  die  wir  allgemein  mit  Z 
bezeichnen  wollen,  ergiebt  sich  hiernach  ein  Ausdmck  yon  der  f^orm: 

(9)  Z=  Xi  P,  +  X,  Pg  4-  Xs  P3  +  . . . 

wobei  X,  pi,  V  Werthe  sind,  welche  von  den  Abmessungen  nnd  Rich- 
tungen der  Stäbe,  den  Werthen  E  und  e,  den  Koordinaten  x,  y,  z  der 
Knotenpunkte  und  von  der  Art  der  Stützung  des  Fachwerks  abhängen, 
nicht  aber  Ton  den  Grössen  P,  t,  &«,. 

Ist  insbesondere  die  Anzahl  der  Stäbe  und  der  Auflagerkräfte  zu- 
sammen =  3  Ar  für  das  räumliche  und  =  2A;  für  das  ebene  Fach  werk, 
und  besitzt  die  Nennerdeterminante  der  Gleichgewichtsbedingungen  einen 
von  Null  verschiedenen  Werth,  so  ist  es  möglich,  sämmtliche  8  und  C 
mit  Hilfe  dieser  Gleichungen  (oder  mittels  anderer  bequemerer  Ver- 
fahren, die  für  das  ebene  Fachwerk  im  ersten  Bande  mitgetheilt  worden 
sind  und  für  das  räumliche  im  dritten  Bande  folgen  werden)  als  lineare 
Funktionen  der  Lasten  P  darzustellen;  sie  sind  dann  unabhängig  von 
den  t  und  5«,  und  das  Fach  werk  ist  ein  statisch  bestimmtes. 

« 

6.  —  Wird  ein  Fachwerk  durch  bestimmte  Lasten  P  beansprucht, 

bestimmten  Temperaturänderungen  unter- 
worfen, und  erleiden  die  Stützpunkte  be- 
stimmte Verschiebungen,  so  sagen  wir: 
das  Fachwerk  wird  von  bestimmten  Ursachen 
P,  t,  i„  angegriffen,  und  sprechen  dann 
kurz  von  einer  bestimmten  Angriffsweise  des 
Fachwerks, 

Erfolgt  die  Stützung  stets  in  denselben 
Punkten  und  in  jedem  dieser  Punkte  immer 
auf  dieselbe  Art,  so  nennen  wir  das  Fach- 
werk ein  solches  von  unveränderlicher  Stütz- 
ungsart. 

Beispiele  für  veränderliche  Stützungsart  bieten  die  Figuren  2  bis  4.  An 
dem  in  Fig.  2  abgebildeten  Auflager  eines  ebenen  Fachwerks  wirken  einer  Ver- 
schiebung des  Stützpunktes  in  der  Richtung  des  Pfeiles  1  zwei  Widerstände  V 
und  H  entgegen,  einer  VerschiebuDg  in  der  Richtung  3  nur  ein  Widerstand  F, 
einer  solchen  in  der  Richtung  3  nur  ein  Widerstand  //,  während  sich  der  Pimkt 
w  in  der  Richtung  4  frei  bewegen  kann. 


Fig.  2. 


Veränderliche  Stützongsart  und  Gliederung. 


l/1Aj^sN\JA^ANN 


Fls.  3. 


Fig.  4. 


Der  Fachwerkbalken  in  Fig.  8  wird  bei  geringer  Belastung  der  Aussen- 
f eider  nur  in  zwei  Punkten  gestützt  und  ist  dann  statisch  bestimmt.   Infolge  kleiner 
Senkungen  der  Enden  kann  er  in  einen  auf  vier  Stutzen  ruhenden,  mithin  zwei* 
fach  statisch  unbestimmten  Baiken  über- 
gehen. 

Eine   mit  der  AngrifCsweise  verän- 
derliche  Art    der    Stutzung   kann    auch 
durch  grössere  Beibungswiderstände  ver- 
ursacht   werden.     Erhält  z.   B.    der  in 
Fig.    4    dargestellte    ebene  Träger  links 
ein    festes    und    rechts    ein  bewegliches 
Auflager,  und  ist  der  an  dem  letz- 
teren    auftretende     Reibungswider- 
stand gross  genug,  um  eine  Bewe- 
gung des  Stützpunktes  zu  hindern, 
so    ist   der   Träger   statisch    unbe- 
stimmt (Bogen  mit  zwei  Gelenken). 
Sonst  ist  er  statisch  bestimmt,   und 
es  darf  dann  der  in  der  AuÜager- 
bahn  wirkende  Widerstand  C=^fB 
angenommen  werden,  wo  f  die  Rei- 

bungszüFer  und  B  den  zur  Auflagerbahn  rechtwinkligen  Widerstand  bedeutet. 
Der  Sinn  von  C  ist  entgegengesetzt  dem  Sinne  der  Verschiebung  des  Stütz- 
punktes w, 

Lässt  sich  ein  Fachwerk  in  Theile  zerlegen,  welche  im  Falle  un- 
elastischer Stäbe  starr  wären,  und  ist  die  gegenseitige  Stützung  dieser 
Theile  von  unveränderlicher  Art,  sind  femer  sämmtliche  Stäbe  wider- 
standsfähig gegen  Zug  und   Druck,   so  bezeichnen   wir  das  Fach  werk 

als  ein  solches  von  unveränderlicher  Gliederung. 

Ein  Beispiel  von  veränderlicher  Glie- 
derung in  Folge  wechselnder  Art  der  gegen- 
.seitigen  Stützimg  einzelner  Theile  zeigt  Fig.  5. 
Dieselbe  stellt  zwei  durch  ein  Gelenk  G  ver- 
bundene gegliederte  Scheiben  eines  ebenen 
Fachwerks  dar.  Die  Scheiben  sind  so  ge- 
formt, dass  sie  sich  in  Folge  einer  sehr 
kleinen,  im  Sinne  der  beigefügten  Pfeile 
erfolgenden  Drehung  in  den  Punkten  m  be- 
rühren, während  sie  bei  Eintritt  einer  ent- 
gegengesetzten Drehung  nur  in  G  aufeinander  wirken.  Im  zweiten  Falle  sind 
die  beiden  Punkte  m  als  zwei  verschiedene  Knoten  zu  behandeln,  und  es  er- 
geben sich  für  dieselben  vier  Gleichgewichtsbedingungen.  Anderenfalls  bilden 
sie  einen  einzigen  Knotenpunkt,  für  den  sich  nur  zwei  Gleichgewichtsbedingungen 
aufstellen  lassen. 

Eine  veränderliche  Gliederung  liegt  auch  vor,  wenn  das  Fachwerk  Stäbe 
besitzt,  die  nur  nach  einer  Richtung  widerstandsfähig  sind,  die  also  aus  Seilen 
oder  Ketten  bestehen  und  deshalb  nur  Zugkräfte  aufnehmen  können,  oder  die 
sich  mit  halbcylindrischen  Endflächen  gegen  die  in  den  Knoten  angeordneten 
Oelenkbolzen  stützen  und  in  Folge  dessen  nur  Widerstand  gegen  Druck  leisten. 


Flg.  5. 


g  Einleitung. 

Das  wichtigste  Beispiel  hierfür  ist  der  im  ersten  Bande  (§  38)  dieses 
Buches  Untersuchte  Fachwerkbalken  mit  Gegendiagonalen.  Die  früher  für 
diesen  Träger  aufgestellte  Theorie  ist  durch  die  Bemerkung  zu  veryoUstäu- 
digen,  dass  zuweilen  in  allen  oder  einzelnen  Feldern  beide  Diagonalen  gleich- 
zeitig gespannt  werden,  und  der  Träger  in  Folge  dessen  statisch  unbestimmt 
wird,  dass  aber  die  genaueren  Werthe  der  Spannkräfte  von  den  früher  an- 
gegebenen stets  sehr  wenig  abweichen  und  die  schärfere  Berechnung  deshalb 
unterbleiben  darf. 

Ein  anderes  Beispiel   fühii  die  Fig.  6   vor.    Das   hier  abgebildete   ebene 

Fachwerk  ist  im  Allgemeinen  fünf- 
fach statisch  unbestimmt,  weil  es  36 
Knotenpunkte  und  74  8täbe  besitzt, 
mithin  die  Anzahl  der  Stäbe  um  5 
grösser  ist  als  die  Zahl  2  .  36— 3  =  69, 
wo  3  =  Anzahl  der  an  den  Wider- 
lagern auftretenden  Unbekannten*). 
Sind  die  Stäbe  1  bis  9  nur  im  Stande, 
Zugkräfte  zu  übertragen,  und  wird 
das  Fachwerk  so  beansprucht,  dass 
Fig.  6.  die  Stäbe  2  und  3  spannungslas  wer- 

den, so  ist  es  für  die  fragliche  An- 
grilTsweise  nur  dreifach  statisch  imbestimmt.  Werden  auch  noch  5,  7,  8 
spannungslos,  so  treten  1,  4,  6,  9  ebenfalls  ausser  Thätigkeit  (weil  sonst  Gleich- 
gewicht an  den  Knoten  e  und  f  nicht  möglich  ist)  und  das  Fachwerk  geht  in 
ein  statisch  bestimmtes  über. 

Die  Untersuchung  von  Fach  werken  mit  veränderlicher  Gliederung 
und  Stützungsart  kann  grosseh  Schwierigkeiten  begegnen,  da  es  häufig 
nicht  möglich  ist,  von  vornherein  die  bei  einer  bestimmten  Angriffs- 
weise  in  Thätigkeit  tretenden  einseitig  widerstehenden  Stäbe  zu  be- 
zeichnen und  die  augenblickliche  Art  der  gegenseitigen  Stützung  ein- 
zelner Theile  des  Fachwerks,  sowie  die  Art  der  Stützung  durch  die 
Widerlager  anzugeben,  so  dass  man  vielfach  auf  den  Weg  des  Versuchs 
angewiesen  ist. 

e.  —  Bei  einem  Fachwerke  von  unveränderlicher  Gliederung  und 
Stützungsart  sind  die  Zahlen  k,  r,  a  (vergl.  8.  5),  ferner  die  in 
der  Gleichung  (9)  auftretenden  Werthe  >e,  |X,  v  unabhängig  von  der 
Angriffs  weise.  Wirken  auf  das  Fach  werk  einmal  die  Ursachen,  P\  i^  S'^^ 
hierauf  die  Ursachen  P",  i\  S"^^  und  entspricht  den  ersteren  der 
Werth  Z'  der  gesuchten  Unbekannten,  den  letzteren  der  Werth  Z", 
so  folgt  aus  den  linearen  Beziehungen  (9),  für  den  von  den  Ursachen 
P,  iy  V^^  P",  t",  8"^  hervorgerufene  Werth  Z  die  Gleichung 

z  =  z+  z'\ 

*).Man  darf,  den  Träger  auch  als  ein  Gebilde  betrachten,  welches  aus 
einer  statisch  bestimmten  gegliederten  Scheibe  und  9  Stäben  (1  bis  9)  besteht. 
Dann  erhält  man  nach  Seite  230,  Bandl:  2  (^' +  2^" -{- 8/" -f  . .)  +  r  +  « 
=  2.0  +  9-1-3  =  12,  ferner  3«  +  2A;=  8  . 1  -f  2  .  2  =  7.  Wegen  12  —  7  =  5 
ist  der  Träger  fünffach  statisch  unbestimmt. 


Gesetz  von  der  ZusammenzähluDg  der  einzeben  Wirkungen.  9 

Es  ist  also  bei  der  Bestimmang  der  Spannkräfte  S,  sowie  der  nach 
bestimmten  Richtungen  wirkenden  Aoflagerkräfte  und  der  nach  be- 
stimmten Richtungen  gebildeten  Seitenverschiebungen  der  Knoten- 
punkte zulässig  die  Einflüsse  der  einzelnen  auf  das  Fachwerk  wirkenden 
Ursachen  getrennt  zu  ermitteln  und  schliesslich  zusammen  zu  zählen 
—  ein  sehr  wichtiges  Gesetz,  welches  in  der  Folge  das  Gesetz  von 
der  Zusammenzähiung  der  einzelnen  Wirkungen  genannt  werden  soll. 
Dasselbe  gilt  nur  für  Fachwerke  von  unveränderlicher  Gliederung  und 
Stützungsart. 

Hat  man  aber  bei  Untersuchung  eines  in  bestimmter  Weise  ange* 
griffenen  Fachwerks  mit  einseitig  widerstehenden  Stäben  die  wirkungs- 
losen Stäbe  ausgeschieden,  so  darf  man  auf  das  übrig  bleibende  Stab- 
gebilde das  eben  bewiesene  Gesetz  anwenden.  Hierbei  dürfen  die 
Einflüsse  der  einzelnen  Ursachen   auf  die  Spannkraft  S  eines  nur  gegen 

ID      kl  ^^^^^^^^^^>£>®^  Stabes  I    ^...    \  ausfallen.     Bedingung  ist 

nur,  dass  sich  für   die  Summe   S  sämmtlicher  Beiträge  ein  |  ^     . .      [ 

Werth  ergiebt.  Auch  wenn  die  Stützungsart  yeränderlicb  ist,-  darf 
jenes  Gesetz  —  fiills  eine  bestimmte  Angriffsweise  vorliegt  —  ange- 
wendet werden.  Es  ist  dann  zunächst  die  Art  der  augenblicklichen 
Stützung  zu  ermitteln,  und  diese  Stützungsart  muss  der  Berechnung 
sämmtlicher  einzelnen  Wirkungen  zu  Grunde  gelegt  werden.  Dies  gilt 
sowohl  für  die  Stützung  durch  die  Widerlager,  als  auch  für  die  gegen- 
seitige Stützung  einzelner  Theile  des  Fachwerks. 


h.  Gaset!  der  virtuellen  Vertchiebungen.    Arbeitsglelchyngen.    Clapeyron'tches  Gesetz. 

7*  —  Um  zu  einer  sehr  einfachen  und  fruchtbaren  Beziehung 
zwischen  den  Aenderungen  tks  der  Stablängen  und  den  von  denselben 
Ursachen  herrührenden  Verschiebungen  der  Fachwerksknoten  zu  gelangen, 
multipliciren  wir  die  auf  Seite  8  abgeleitete  Gleichung 
A*»  =  (tkXf,  —  tiXi)  cos  o^A,  4-  (Ai/a,  —  ^tfi)  cos  ß.,,  +  (A^:*  —  Lz^  cos  y« 
mit  einer  Spannkraft,  welche  im  Stabe  i — h  durch  irgend  einen  nur 
gedachten  Belastungszustand  des  Fachwerks  erzeugt  sein  möge,  und  die 
zur  Unterscheidung  von  der  wirklichen  Spannkraft  Siu  mit  Sot  bezeichnet 
.werden  soll.  Hierauf  stellen  wir  eine  ähnliche  Gleichung  für  jeden 
Stab  auf,  addiren  alle  diese  Gleichungen  und  erhalten: 

S5»A«&  =  2  [Sil,  ( Aä:*  —  Aar<)  cos  o^j  +  6^  ( Ayjt  —  Ay<)  cos  ß» 

-|-  Sfk  (Azfc  —  Az,)  cos  Ytt], 


10  Emleitong. 

wofür  auch  geschrieben  werden  darf: 

(10)  SiSftAÄft  =  — 2  [(Sa  cos  otftAjTi  +  Sa  COS  ßfl.  Ay^  +  Sa  cos  Y» A2:<) 

+  (Sm  cos  a«A:c»  +  5m  cos  ßw  Ay*  +5«  cos  Y«  A^r*)], 
denn  es  ist  cos  a^  =  —  cos  o^y  cos  ß» 
^J  =  —  co8ßft,_cos  Yk  =  —  cosYfti  bin- 
'^1     !  gegen  Su  =  'S'ib.    Man  vergleiche  die  auf 
"/ij.         v^aM^-v"      ®^    ebenes    Fachwerk    sich    beziehende 
*  \'^*^--a]fc^.        Figur  7,  in  welcher  die  8   als    Krftfte 
Sjfy^^  'a^/^                      anfgefust  worden  sind,   welche  an  den 
""  Knotenpunkten  angreifen,  also  den  weg- 
genommenen Stab  ik  ersetzen. 

♦ov  Das    Bildnngsgesetz    der    rechten 

Seite  der  Gleichung  (10)  lässt  sich  wie 
^'  '  folgt  aussprechen:  Man  zerlege  die  in  i 

wirkende  Kraft  Sa  in  die  den  Achsen  x,  y,  z,  parallelen  Seiten- 
kräfte Sa  COS  Oifc,  Sa  COS  ß»,  Sa  COS  Y«»  multiplicire  diese  Kräfte  der 
Reihe  nach  mit  den  Seitenverschiebungen  Arr<,  Ay<,  ^i  ihres  Angriffs- 
punktes i,  verfahre  in  gleicher  Weise  mit  sämmtlichenEjräften  S  und  addire 
alle  diese  Produkte.  Ordnet  man  nun  die  so  erhaltene  Summe  nach^den 
Knotenpunkten  und  bezeichnet  die  Ordnungsziffer  eines  beliebigen 
Knotens  mit  tn,  so  gelangt  man  (wenn  man  auf  der  linken  Seite  den 
jetzt  entbehrlichen  Zeiger  ik  fortlässt)  zu  der  Gleichung 

(11)  2ÄÄ5  =  —  2(Aa?^S^^~co8_a  -f  Ay^2^~cos  ß  +  A^^ S^ä'cos  y), 
in  welcher  sich  die  Summen  2^6^  cos  a ,  ^^S  cos  ß,  ^^S  cos  y  über  alle 
in  m  angreifenden  Spannkräfte  S  erstrecken. 

Die  äusseren  Kräfte  des  ^«(ZacA^^n  Belastungszustandes  sollen,  damit  sie 
von  den  in  Wirklichkeit  auftretenden  äusseren  Kräften  Q^  unterschieden 
werden,  mit  Qm  bezeichnet  werden;  sie  mögen  mit  den  Achsen  x^  y,  z 
die  Winkel  ^«.y  f{m^  Km  einschliessen.  JERnsichUieh  der  Kräfte  Q  und  S 
wird  nur  vorausgesetzt,  dass  sie  miteinander  im  Gleichgewichte  sind.  Für 
den  Knotenpunkt  m  erhält  man  die  Bedingungen: 

Qm  cos  ^  +  S„5^cos  a  =  0 

(12)  Q^  cos  5^+  ^mS  cos  ß  =  0 

Qm  cos    Zm  +  ^mS  COS    Y  =  0, 

und  es  lässt  sich  nun  (11)  umformen  in: 

2^^  (A:r«  cos  5«  +  Ay«  cos  t)^  +  A^^  cos  Zm)  =  ^8^s, 
Diese  Gleichung  kann  man  aber  noch  kürzer    fassen,    wenn    man 
beachtet,   dass  die  Projection  5^  der  wirklichen  Verschiebung  mm'  des 
Knoten  m  auf  die  Richtung  der  gedachten  Kraft  Q^  durch  die  Formel 

8^=Ax«,cosC«+ Ay^cosT)«  +  A^^  cos  S« 


Gesetz  der  virtaellen  Yerschiebungen.  11 

bestimmt  ist.     Es  ergiebt  sich  dann  die  Gleichung: 

(13)  2^:8^  =  2^5, 

in  welche  die  Verschiebung  &«  als  positive  oder  negative  Grösse  ein- 
zufahren ist,  je  nachdem  sie  denselben  oder  den  entgegengesetzten  Sinn 

hat  wie  die  Kraft  Q^, 

Das  Produkt  Qm^m  iässt  sich  als  dii^enige  mechanische  Arbeit 
deuten,  welche  die  Kraft  Q^  verrichtet,  wenn  ihr  Angrifi&punkt  m  im 
Sinne  von  Q^  um  die  Strecke  5«,  verschoben  wird,  um  nun  auszu- 
drücken, dass  diese  Verschiebung  durch  Ursachen  erzeugt  wird,  welche 
von  den  Kräften  Q  ganz  unabhängig  sind,  bezeichnet  man  h^  als  eine 
virtuelle  Verschiebung  des  Angriffspunktes  m  der  Kraft  Q«,  und  nennt 
das  Produkt  Qj^m  clie  virtuelle  Arbeit  der  Kraft  Q^,  Ebenso  bezeichnet 
man  den  Ausdruck  ( — S^äiSa)  als  die  virtuelle  Arbeit  der  beiden  in 
den  Knotenpunkten  i  und  k  angreifenden,  gegen  einander  gerichteten 
Kräfte  Sfk  (Fig.  7)  und  A««  als  die  gegenseitige  virtuelle  Verschiebung 
ihrer  Angriffspunkte. 
Die  Gleichung 

2^X  —  25Aä  =  0 
drückt  demnach  den  unter   dem  Namen 

Princip    der    virtuellen   Geschwindigkeiten  ,t^.  y 

{oder  hesser:  Gesetz  der  virtuellen  Verschie-  /      \  '(yr 

bungen)  bekannten  Satz  aus:  J^  V^ 

Die    Summe    der  virtuellen  Arbeiten 
sämmüicher  in   den  Knotenpunkten  an-       ^^ 
greifenden  äusseren  und  inneren  Kräfte  ^\  :  y^f  ^. 

Q  und  8  ist  im  Falle  einer  verschwin- 
dend kleinen  Formveränderung  des  Fach-  fi    8  *^ 
Werks  gleich  Null. 

Dieser  Satz  ist  zuerst  von  Mohr  zur  Berechnung  des  Fach  werks benutzt  worden. 

Man  nennt  auch  das  Produkt  (+  Sik^Sa,)  die  virtuelle  Formände- 
rungsarbeü  des  durch  die  beiden  Kräfte  Sa,  beanspruchten  Stabes  5« 
und  den  Ausdruck  ^Stks  die  virtuelle  Formänderungsarbeit  des  Fachwerks. 
Die  Gleichung  (13)  sagt  also  aus:  dass  die  virtuelle  Arbeit  der  äusseren 
Kräfte  ebenso  gross  ist  wie  die  virtuelle  Formänderungsarbeit  des  Fachwerks. 

Die  Anwendung  dieses  Gesetzes  auf  den  wirklichen  Belastungs- 
zustand und  den  wirklichen  Formänderungszustand  liefert  die  Gleichung: 

(14)  :^QJ^  =  25A«, 

in  welcher  jetzt  5«,  die  Projektion  des  wirklichen  Weges  des  Knotens  m 
auf  die  Richtung  von  Q»  bedeutet. 

Wir  werden    die  Gleichungen  (18)  und  (14)   auch    als  Arbeitsbe- 


^^m. 


12  Einleitung. 

dingungen  oder  Arheitsgleichungen  bezeichnen  und  z.  B.  die  am  h&nfigsten 
benutzte  Gleichung  (18)  kurz  die  Arbeitsgleichung  für  den  Belastungen 
zustand  (Q)  nennen,  wobei  wir  dann  stillschweigend  yoraussetzen,  dass 
es  sich  um  den  wirklichen  Verscfaiebungszustand  handelt. 

8.  —  Für  die  Folge  ist  es  wichtig,  die  von  den  äusseren  Kräften 
Q  verrichtete  mechanische  Arbeit  A  zu  bestimmen,  und  zwar  für  den 
Fall,  dass  das  anfangs  spannungslose  Fachwerk  keinen  Temperatur- 
änderungen unterworfen  wird. 

Die  äusseren  und  inneren  Kräfte  wachsen  allmählich  von  KuU  bis 
zu  ihren  Endwerthen  Q  und  jS^  an.  Sind  Q,,  S,  gleichzeitige  Zwischen- 
werthe  dieser  Kräfte,  und  nehmen  in  dem  Augenblicke,  in  welchem  die 
Q,  und  S^  wirken,  die  Verschiebungen  h  und  £is  um  dh  xxnd  d(l8) 
zu,  so  ist  nach  (13): 

und  diese  Gleichung  gilt  für  jedes  der  unendlich  kleinen  Zeittheilchen, 
in  welche  sich  die  ganze  fiewegungsdauer  zerlegen  lässt.     Hieraus  folgt 

aber    (  mit  A«  =  -— —  )  : 

Q  S  S 

(15)     21^^5  =  2  /i^Aa  =  2/*Ä.^  =  2^=>25A,. 

0  0  0 

Da  nun  nach  (14) 
ist,  so  erhält  man  für  die  gesuchte  Arbeit  A=^  j  Q^dh  den  Ausdruck: 

0 

(16)  A=^2Q^h^ 

und  gelangt  zu  dem  zuerst  von  Clapeyron  bewiesenen  Gesetze: 

Wird  ein  anfänglich  spannungsloses  Fachwerk,  dessen  Tem- 
peratur sich  in  keinem  Punkte  ändert,  von  äusseren  Kräften 
ergriffen,  welche  dllmählich  von  Null  aus  anwachsen  ^  so  ist  die 
mechanische  Arbeit  der  äusseren  Kräfte  unabhängig  von  dem  Ge- 
setze, nach  welchem  diese  Kräfte  zunehmen  und  auch  unabhängig 
von  der  Reihenfolge,  in  der  die  äusseren  Kräfte  am  Fachwerke 
angebracht  werden;  sie  ist  stets  halb  so  gross,  als  wenn  sämmt- 
liehe  Kräfte  Q  während  der  ganzen  Formänderung  ihre  End- 
werthe  hätten. 


Formänderung  statisch  bestimmter  Fachwerke. 


13 


c  Anwendung  der  Gleichung  ^Q^  =  S^Ag  auf  tiatitch  bestUnmie  Fachwerke. 


Fig.  9. 


9.  —  Die  Aendemngen  A«  der  Siablängen  s  eines  statisch  be- 
stimmten Fach  Werks  seien  bekannt;  anch  seien  die  dnrch  Nachgeben 
der  elastischen  Widerlager  entstandenen  Verschiebnngen  der  Stützpunkte 
gegeben.     Zu  lösen  seien  folgende  Aufgaben: 

1.  Aufgabe.  Gesucht  ist  die  Strecke  5«,»  um  welche  sich  die  Ent- 
fernung zweier  Knotenpunkte  m  und  m^  ändert. 

Man  nehme  in  m  und  m^ 
zwei  entgegengesetzt  gleiche, 
zusammenfallende  Kräfte  von 
der  Grösse  eins  an  (Fig.  9) 
und  wähle  den  Sinn  derselben 
so,  dass  sie  in  Folge  der  Ver- 
grösserung  der  Entfernung  mm^ 
um  5«,  die  positive  virtuelle 
Arbeit  1  .  b^  verrichten.  Hier- 
auf bestimme  man  mit  Hilfe 
der  Gleichgewichtsbedingungen 

die  von_  jenen  Kräften  erzeugten  Stützen  widerstände  C  und  Spann- 
kräfte S  und  schreibe  für  diesen  gedachten  Belastungszustand  die 
Arbeitsgleiehung  2^S  =  ^S^n  an.  Bezeichnet  man  die  virtuelle  Arbeit 
der  Kräfte    C  mit  L,  so  erhält  man  die  Gleichung 

(17)  1.8«  +  L=25Aä. 

aus  welcher  sich  b^  unmittelbar  berechnen  lässt. 

Die  beiden  in  m  und  m^  angreifenden 
Kräfte  Eins  mögen  (nach  Mohr)  die  Be- 
lastungseinheü  des  PuhkUpaares  m,  m^  ge- 
nannt werden  und  5«,  die  gegenseitige  Ver- 
schiebung des  Punhtepaares  m,  m^.  Ist  m^ 
ein  ausserhalb  des  Fachwerks  liegender 
fester  Punkt,  so  giebt  die  Gleichung  (17) 

die  Verschiebung  5«  des  Knotens  m  im  Sinne  m^m  an  d.  i.  die  Pro- 
jektion des  Weges  des  Knotens  m  auf  die  Richtung  m^m.  (Fig.  10 
veranschaulicht  den  Fall  zweier  anfänglich  senkrecht  übereinander  lie- 
gender Punkte  m^  m.;  sie  stellt  einen  Theil  eines  6^«r6ßr-schen  Balkens 
vor,  dessen  schwebender  Theil  (I)  bei  m  ein  bewegliches  Aufläger  erhält.) 

Es  sei  beispielsweise  die  Aufgabe  gestellt,  für  den  in  der.  Figur  11  an- 
gegebenen Belastungszustand  eines  Bogenti'ägers  mit  drei  Gelenken  die  wage- 
rechte Vörschiebimg   Äa  des   Scheitelgelenkes  G  2u   berechnen.    In   Folge   der 


Fig.  10. 


14 


Einleitung. 


Elasticität  der  Widerlager  mögen  sich  die  Kämpfeigelenke  A  und  B  in  waage- 
rechter Richtung  um  gj  beziehungsweise  S,  verschieben  und  in  senkrechter 
Richtung  um   t\^   bezw.   y),.    Die  Richtungen  dieser  Verschiebungen  sind  in 


Flg.  11. 


Fig.  12. 


Fig.  11  durch  gestrichelte  Pfeile  angedeutet  worden.  Es  sollen  Temperatur- 
veränderungen   berücksichtigt   werden.     Dann    ist  A«  =  -— — -|- et«,    welcher 

Er 

Werth  nach  Ermittelung  der  wirkliehen  Spannkräfte  S  für  jeden  Stab  des 
Fachwerks  berechnet  wird.  Fig.  12  giebt  den  gedachten  Belastungszustand  an. 
Die  Yerschiebung  ^h  soll  nach  links  positiv  gezählt  werden,  und  es  wurde  daher 
in  G  eine  nach  links  gerichtete  Last  Eins  angenommen;  diese  ruft  Kämpfer- 
drücke Kl  und  K^  hervor,  welche  beziehungsweise  die  Richtungen  AG  imd 
GB  haben  und  durch  das  Kräftedreieck  ORT  bestimmt  sind.  Ihre  wagerechten 
und  senkrechten  Seitenkräfte  seien  =  ^|,  //,,  Ä,  B.  Die  virtuelle  Arbeit  der 
Auilagerkräfte  ist  dann: 

^  =  —  ^t)i  —  jy^gi  +  St), -t- 0,5, ; 
denn  die  Kräfte  Ä^  IIi   haben   den   entgegengesetzten  Sinn  wie   die  Verschie- 
bungen  T]i,   El,   während  B,  IT,  von  gleichem  Sinne   sind  wie   die  Verschie- 
bungen tj„  £,.    Die  Bedingung: 

l.ÖA  +  i'  =  S5Aj?  liefert 

In  gleicher  Weise  kann  man  die  senkrechte  Verschiebung  ^^  des  Scheitel- 
gelenkes O  bestimmen  und  hierauf  Ä*  und  Ä,  zur  Gesammtverechiebung  des 
Punk-tes  G  zusammensetzen. 

2,  Aufgäbe.  Es  wird  die  Aenderung  h^  des  Winkels  9  gesucht, 
welchen  die  beiden  darch  die  Knotenpunkte  i,  k  bezw.  t\,  Ar^  bestioimten 
(Geraden  (m)  und  (w^)  eines  ebenen  Facbwerks  miteinander  bilden.  Fig.  13. 

um   5m  zu  erbalten,   wird   die  Gleichung  2  ^5  =  2 5 As  auf  den 


^s=^sC 


Formänderung  statisch  bestimmter  Fachwerke. 


15 


in  der  Figar  18  dargestellten  gedachten  Belaatungszusiand  und  den 
wirMidien  Versehiebungszustand  angewendet.  In  i  und  k  sind  zwei 
zur  Geraden  (m)    rechtwinklige,    entgegengesetzt    gleiche    Erftfte    von 

1  *) 
der  Grösse   —     angenommen    worden ,    und    in   i^   und  k^   zwei  zur 


K/ 


Fig.  13. 


Geraden  (m^)  rechtwinklige,  entgegengesetzt  gleiche  Kräfte  —    Der  Sinn 

^1 
dieser  Kräfte  wurde   so  gewählt,    dass  die  beiden  Kräftepaare  (deren 

Momente  gleich  —  e  =  1 

1  i"  i'      i^'^'V-- 

und  gleich — «j  =  1  sind)        fir'^ •.-^--    t-X-^r;^ 

in  Folge  VergrOsseruog  des  .^ 
Winkels  9  um  5«,  die  posi- 
tive Arbeit  1  .  h^  verrichten. 
Der  Werth  dieser  Arbeit  er- 
giebt  sich  aus  der  folgen- 
den Betrachtung. 

Dreht  sich  eine  unbegrenzte  Gerade  (m),  welche  die  Angriffs- 
punkte i  und  k  eines  zur  (m)  rechtwinkligen  Kräftepaares  enthält  (Fig.  14), 
um  den  verschwindend  kleinen  Winkel  t  in  die  Lage  (m'),  und  sind  %\  k' 
die  schliesslichen  Lagen  von  «,  ky  so  nehme  man,  behufs  Bestimmung  der 
Arbeit  des  Kräftepaares,  zunächst  an,  dass  %  und  k  die  Kreisbogen- 
theilchen  t» '  und  kk"  beschreiben,  deren  gemeinsamer  Mittelpunkt  der 
Schnittpunkt  von  (m)  und  {m)  ist.    Hierauf  verschiebe  man  i'  und  k" 


Fig.  14. 


•)  1  =  1 1  =  Krafteinheit  X  ^^^Me^?!?^*. 
€  e  e 


16  Einleitung. 

in  die  Lagen  %  nnd  U,  Während  des  ersten  Tfaeiles  dieser  verschwin- 
dend kleinen  Bewegung  verrichtet  das  Kräftepaar,  dessen  Moment  M=^Qe 
sein  mISge,  die  Arbeit  QU"  —  Qkk"  =  Qex  =  Mx,  und  während  des 
zweiten  Theiles  ist  die  geleistete  Arbeit  =  0,  weil  die  Verschiebungen  i' % 
und  h"  Tc  rechtwinklig  zu  Q  sind.  Mithin  giebt  Mx  die  Gesammtarbeit 
des  Kräftepaares  an.  Drehen  sich  also  die  Geraden  (m)  und  (m^)  der 
Figur  13  im  Sinne  der  in  t  und  k  beziehungsweise  in  i\  und  k^  an- 
greifenden Kräftepaare  (deren  Momente  =  1  sind)  um  die  Winkel  t 
und  Ti ,  so  ist,  wegen  t  +  Tj  =  5„,  die  von  beiden  Paaren  verrichtete 
Arbeit  =  1  •  t  +  1  •  Tj  =  1  5^,  wobei  8^  als  Bogenlänge  für  den  Halb- 
messer 1  aufzufassen  ist. 

Bezeichnet  man  nun  die  virtuelle  Arbeit  der  von  den  beiden 
Kräftepaaren  etwa  erzeugten  Sttttzenwiderstände  mit  L  und  die  Spann- 
kräfte des  gedachten  Belastungszustandes  mit  S,  so  ergiebt  sich  zur 
Bestimmung  von  5^  die  mit  (17)  der  Form  nach  übereinstimmende 
Gleichung: 

8^  +  X  =  2ÄA5  . 

Sind  t\  und  k^  zwei  ausserhalb  des  Fachwerks  gelegene  feste  Punkte, 
so  liefert  die  vorstehende  Gleichung  den  Drehungswinkel  8^  der  Ge- 
raden fit. 

Die  Aenderung  8^  des  Winkels  9  in  Figur  13  nennen  wir  die 
gegenseitige  Drehung  des  Geradenpaares  {m)  {m^)  und  die  vier  in  t,  ä?,  »\,  k^ 

angreifenden  Kräfte  (      *  —  j  fassen  wir  unter  dem  Namen  Belastungs^ 

einheit  des  Gerad^npaares  (m)  (m|)  zusammen.  Es  entsprechen  diese  Be- 
griffe den  auf  Seite  13  erklärten,  auf  das  Punktpaar  m,  m^  sich  be- 
ziehenden. 

!©•  —  Bei  Lösung  der  beiden  in  No.  9  vorgeführten  Aufgaben 
ist  nach  folgender  Regel  verfahren  worden.  Um  die  Verschiebung  bezw. 
Drehung  8^  zu  bestimmen,  wurde  das  Fach  werk  so  belastet  gedacht, 
dass  die  angenommenen  Lasten  zusammen  die  virtuelle  Arbeit  1  .  8«, 
verrichten.  Auf  diesen  gedachten  Belastungszustand  und  auf  den  wirk- 
lichen Verschiebungszustand  wurde  die  Bedingung  2^8^  =  S/SA^  ange- 
wendet und  eine  Gleichung  erhalten ,  aus  welcher  sich  8^  unmittelbar 
berechnen  Hess. 

Nach  dieser  Kegel  lassen  sich  nun  die  verschiedenartigsten  Auf- 
gaben lösen. 

Soll  beispielsweise  für  ein  ebenes  Fachwerk  die  Aenderung  h^  der 
in  bestimmter  Richtung  gemessenen  Entfernung  tnf  eines  Knotens  m 
von  einer  durch  zwei  Knoten  i  und  k  gehenden  Geraden  {m{)  er- 
mittelt werden,   so  denke   man   das  Fachwerk  auf  die  in  Fig.   15  an- 


Formänderong  statisch  bestimmter  Fachwerke.  17 

gegebene  Weise  belastet  Die  in  m  angenommene  Last  Eins  hat  die 
RichtuDg  fm;   die  ihr  parallelen,   in  i  nnd  k  wirksamen  Krftfte  1  -j- 

nnd  1  -—  besitzen  eine  mit  der  Geraden  tnf  zusammenfallende,   von  m 

nach  /  gerichtete  Mittelkraft  von  der  Grösse  eins.  Die  gesammte  vir- 
tnelle  Arbeit  dieser  drei  Lasten  ist  =  1  •  5«.,  nnd  es  ergiebt  sich  daher 
nach  Bereehnnng  der  von  diesen  Lasten  her^orgemfenen  Spannkräfte  S 


Fig.  15. 

nnd  Stätxenwiderstände  (welche  letztere  die  Arbeit  L  verrichten  mögen) 
die  Arbeitsbedingong: 

1.8^  +  Z  =  2äA«, 
welche  dieselbe  Form  hat  wie  die  Gleichnng  (17). 

Noch  yerschiedenartiger  sind  die  bei  räumlichen  Fachwerken  zu 
stellenden  und  mit  Hilfe  der  oben  angegebenen  Regel  lösbaren  Auf- 
gaben. Wir  begnügen  uns  damit,  eine  derselben  anzuführen.  Es  sei 
die  Aenderung  der  Länge  des  Lothes  gesucht,  welches  von  einem 
Knotenpunkte  m  auf  die  durch  irgend  drei  Knotenpunkte  A,  «,  k  be* 
stimmte  Ebene  [m|]  gefällt  ist  und  dessen  Fusspunkt  f  sein  möge. 
Man  nehme  in  tn  eine  von  f  nach  m  gerichtete  Last  Eins  an,  femer 
drei  in  A,  •*,  k  angreifende,  zur  Ebene  [m|]  rechtwinklige  Lasten,  deren 
Mittelkraft  in  die  Gerade  tnf  fällt,  von  m  nach  ^  gerichtet  ist  und  die' 
Grösse  eins  besitzt.  Die  Gesamrotarbeit  der  vier  Lasten  ist  4ann 
=  1  •  5m»  ^uid  ^&8  oben  angegebene  Verfiihren  ermöglicht  wieder  die 
unmittelbare  Berechnung  von  h^» 

d.    Anwendung  der  Gleichung  Sgö=^5Ag  auf  ttatitch  unbettimmte  Fach  werke. 

IL  —  Wir  leiten  die  Berechnung  der  statisch  unbestimmten  Fach- 
werke durch  Lösung  einer  einfachen  Aufgabe  ein,  wenden  aber  hierbei 
ein  ganz  allgemeines,  stets  zum  Ziele  führendes  Verfahren  an. 

Hflller-BrciUn,  OnpbUobe  SUtlk.  II.  1.  2 


18 


Einleitung. 


Es  soll  der  in  Fig.  16  dargestellte,  über  drei  OefiPhnngen  ge- 
spannte, ebene  Bogenträger  untersncht  werden.  Bei  Ä  nnd  D  sind 
feste,  bei  B  und  C  bewegliche  Auflagergelenke  angeordnet.  In  den 
auf  wagerechten  Geraden  geführten  Stützpunkten  B  und  C  greifen  senk- 
rechte Widerstände  B  und  C  an.  Die  senkrechten  und  wagerechten 
Seitenkrftffce  der  in  A  und  D  wirksamen  Auflagerkräfte  seien  Ä  und  H^ 
beziehungsweise  D  und  X«. 

Die  Anzahl  der  an  den  Auflagern  auftretenden  unbekannnten  Kräfte 
ist  =  6,  die  Anzahl  der  Stäbe  ==83,  diejenige  der  Knotenpunkte  =  48. 


Fig.  16. 


Da  6  +  83  >  2  •  48  ist,  so  ist  das  Fachwerk  (Bd.  I  Absch.  XIII)  statisch 
unbestimmt,  und  zwar  ist  es  dreifach  statisch  unbestimmt,  weil 
6  +  83  —  2  •  43  =  3  ist*).  Werden  drei  der  zu  berechnenden  Un- 
bekannten zunächst  als  gegeben  angenommen,  z.  B.  die  Auflagerkraft  X« 
(deren  Angriffspunkt  die  Ordnungsziffer  a  erhalten  möge)  und  die  Spann- 
kräfte X»  und  Xg  der  beiden  Stäbe  hhi  und  ce^^  so  lassen  sich  die 
übrigen  Spannkräfte  und  Auflagerkräfte  für  jeden  Belastungszustand 
mit  Hilfe  der  Gleichgewichtsbedingungen  eindeutig  berechnen.  Zu  diesem 
Zwecke  wird  das  Fachwerk  durch  Beseitigung  der  beiden  Stäbe  hb^ 
und  cc^  und  'durch  Umwandlung  des  festen  Auflagergelenkes  D  in  ein 
auf  wagerechter  Bahn  verschiebbares  statisch  bestimmt  gemacht,  und 
hierauf  werden,  damit  der  Spannungszustand  des  Faehwerks  ungeändert 
bleibt,  die  Spannkräfte  X»,  X^  der  beseitigten  Stäbe  als  äussere  Kräfte 
wieder  hinzugefügt.  Auch  wird  in  a  die  wagerechte  Kraft  X^  ange- 
bracht. Fig.  17.  Die  Kräfte  X.,  X5,  X^  in  Fig.  17  werden  vorüber- 
gehend zu  den  Leisten  gerechnet. 

Das  in  Fig.  17    dargestellte  statisch  bestimmte  Fachwerk  nennen 


*)  Man  erkennt  auch  ohne  weiteres,  dass  der  aus  drei  gegliederten  Scheiben 
und  zwei  Stäben  bbi,  cci  bestehende  Träger  statisch  bestimmt  wäre,  wenn  nur 
drei  Stützenwiderstände  vorhanden  wären.  Nim  treten  aber  deren  6  auf,  so  dass 
eine  dreifache  tJnbestimmtheit  vorliegt. 


Berechnung  statisch  unbestimmter  Fachwerke. 


19 


wir  das  Hauptsysiem  des  fraglichen  Trägers;  seine  Stäbe  heissen  die 
Hauptstäbe  oder  anch  die  nothwendigen  Stäbe,  während  bb^  und  CC| .  iq 
Fig.  16  überzählige  Stäbe  genannt  werden.  In  gleicher  Weise  unter- 
scheidet man  nothwendige  und  überzählige  Auflagerkräfte.  Eine  über- 
zählige Anflagerkraft  ist  X«  in  Fig.   16. 


Fig.  17. 

Die  Spannkraft  S  in  irgend  einem  Hauptstabe  ist,  da  sämmtliche 
Gleichgewichtsbedingungen  vom  ersten  Grade  sind,  eine  lineare  Funktion 
der  Kräfte  P,  X«,  X»,  X^;  sie  lässt  sich  in  der  Form  darstellen: 

(18)  S  =  Sq  Ofl-Aa S^JLi SeJi-o  , 

worin  S^.,  S^,  S^  sowohl  von  den  Lasten  P  als  auch  von  den  Kräften  X 
unabhängig  sind,  während  Sq  eine  Funktion  ersten  Grades  der  gege- 
benen Lasten  P  ist.  Die  Werthe  -So,  5'.,  5'j,  Sg  können  wie  folgt  ge- 
beutet werden. 

Das  Glied  Sq  stellt  diejenige  Spannkraft  vor,  welche  in  dem  frag- 
lichen Stabe  entsteht,  sobald  X«,  X»,  X^  gleich  Null  angenommen  wer- 
den, sobald  also  nur  die  Lasten  P  auf  das  Hauptnetz  wirken,  ein  Be- 


Fig.  18. 


lastungszustandi  welcher  in  Fig.   18  dargestellt  worden  ist  und  in  der 
Folge  kurz  der  „Zustand  X=*0"  heissen  möge.  ' 

8a  darf  .als  diejenige  Spannkraft  aufgefasst  werden,  welcbd  in  dem 
fraglichen  Stabe  erzeugt  wird,  sobald  sämmtliche  Lasten  P  und  ebenso 

-die  Grössen  X»,  X^  gleich  Null  angenommen  werden,  während  X^-=  —  1 

...  .^.     ■  < 


20 


Emleitimg. 


gesetzt  wird.  Dieser  Belastungsznstand  möge  der  „Zustand  Xa  =  —  1* 
heiseen;  er  ist  in  der  Fig.  19  angegeben  worden.  Die  im  Pankte  a 
angreifende  wagerechte  ImH  X^  =  —  1  mft  an  den  Aaflagem  des 
Hanptnetxes  Widerstände  hervor,  über  deren  OrOsse  die  Fig.  19  Anf- 
schlnss  giebt.  (Der  bei  A  erzengte  Widerstand  mnss  die  Bichtnng  BÄ 
nnd  eine  wagerechte  Seitenkraft  von  der  GrOsse  1  haben;  seine  senk- 

e 


rechte  Seitenkraft  besitzt  deshalb  die  Grösse  1 


/, 


Ebenso  schliesst 


man  anf  den  senkrechten  Widerstand  bei  D  und  findet  dann  die  in  B 
nnd  C  angreifenden  Anflagerkrflfte.) 


at' 


'f 


Ht -  l  - 


Tig.  19. 


In  gleicher  Weise  können  S^  und  8^  als  die  den  Belastungszuständen: 
X^  =  —  1  und  JT«  =  —  1  entsprechenden  Spannkräfte  betrachtet  werden. 
Diese  beiden  Zustände  sind  in  den  Figuren  20  und  21  dargestellt  worden. 
GrOsse  und  Richtung  der  Auflagerkräfte  sind  den  Figuren  zu  ent- 
nehmen. Im  BelastuDgsfalle  Fig.  20  sind  die  Stäbe  des  Theiles  CD 
spannungsloSy  im  Belastungsfalle  Fig.  21   diejenigen   des  Theiles  AB. 

Alle  diese  Spannkräfte  Sq,  5«,  S^,  8,  lassen  sich  mit  Hilfe  der  im 
ersten  Bande  unseres  Buches  entwickelten  Verfahren  bestimmen,  worauf  <S 
gegeben  ist  durch  Gleichung  (18),  während  ftlr  die  nothwendigen  Auf- 
lagerkräfte A,  B,  C,  IT  die  folgenden  Werthe  gefunden  werden: 

e        ,.  Ä*) 


(19) 


A  —  A.^  -J—  Jifi  —    —  -Aj 


'■ 


C            Co            Xa    . 

*1 

^*  l 

D—D,  +  X.~ 

'i 

-X  * 

/i  ==  H^  -\-  X^* 

m 

♦)  Den  Zuständen  X«=s— l;X*c=  —  1:  A",  =  —  1  müssen  entsprechen: 
^=:  — — ;  ^  =  -1-^;  ^  =  0.  Vergl.  Fig.  19,  20,  21.  Auf  dieselbe  Weise 
prüfe  man  die  Ausdrücke  für  B,  C,  D,  H. 


Berechnung  statisch  unbestimmter  Fachwerke. 


21 


Die  Anfgabe  der  Berechnung  des  Fachwerks  ist  jetzt  auf  diejenige 
zurückgeführt:  „die  siatiaeh  nicht  hesHmmbarm  Oröasen  X^,  X^,  X«  zu 
ermitteln*^,  und  diese  Aufgabe  kann^  man  in  einfacher  Weise  lösen,  in- 
dem man  die  Arbeitsbedingnng  2^5  =  25A«  der  Reihe  nach  auf  die 
drei  gedachten  Belastungszustände:  Xa  =  —  1;  -X*  =  —  1;  X^=^  —  1 
und  —  in  allen  drei  Fftllen  —  auf  den  wirklichen  Verschiebungszustand 
anwendet.  Man  gelangt  dann  zu  drei  Gleichungen  ersten  Grades,  welche 
nur  die  Unbekannten  X«,  X^t  Xc  enthalten. 


/  if.A 


^iHj 


Fig.  80. 


lager 


Nehmen  wir  an,  dass  sich  in  Folge  der  Nachgiebigkeit  der  Wider- 


Stützpunkt Ä  in  senkrechter  Richtung  um  5^  nach  abwärts  verschiebt, 
Ä  „  wagerechter       „  v   ^e    n     liuks, 

B  „  senkrechter        „  „    &^     „     abwärts, 


rt 
» 

V 


n 

7} 


D 


D  j,  wagerechter 


» 
ff 
ff 


ff     Sc 

ff      ^D 

ff  K 


ff 
ff 

ff 


ff 

rechts. 


*r^/^^ 


Flg.  21. 


SO  lautet  die  Arbeitsgleichung  für  den  Zustand  X^  =  —  1  (Fig.  19): 
(1)  JD.  +  1  •  8.  =  25.A5,  wobei 

L.=  1-j^  (5^  — 8,  — 8c  +  8i>)+  1  -Sir 
•i 

die  Tirtuelle  Arbeit  der  an  den  Auflagern  des  statisch  bestinunten  Haupt- 
netzes angreifenden  Stützenwiderstände  bedeutet. 


22  Einleitung. 

Für  den  Zustand  X^  =  —  1  ergiebt  sich,  wenn  S»  die  Aendernng 
der  Länge  St,  des  überzähligen  Stabes  bh^  bezeichnet; 

(II)  Lj  +  1  •  8*  =  ^S,^8,  wo 

Li,  =  —  1  -T—  Sji  +  1  {-j 1 — 7- )  8^  —  1  -y-8c=virtuelleArbeitder 

Anflagerkräfte,  und  für  den  Zustand  X«  =  —  1  (wenn  8«  =  Aenderung 
der  Stablänge  cc^  =  «<,) 

(III)  Z.,  +  1 .  8,  =  ^SM  wo 

^•=-'T»'+'(T+i)'"-' J-'- 

Ss 
Wird  Aä  =  -  —  -[- 6^«    gesetzt  und  zur  Abkürzung  die  Bezeich* 

nnng  p  =  -^ 

eingeführt,    so  gehen  mit  Berücksichtigung  von  (18)  die  Gleichungen 
(I),  (II),  (HI)  über  in: 

(20)  \L^+K=2S,Saf  —Xa^S^a9  —X,^S,^f  —  X,2^Äp  +  2i^66<« 
U,+8,=2äAP  — X,25AP  — ^»2ääP  — XS5,«P  +25,ef5. 
Die  auf  der  rechten  Seite  stehenden  Summen  erstrecken  sich  über 

sämmtliche  nothwendigen  Stäbe. 

Bezeichnet  man  nun  mit  Ft,  F^  die  Querschnitte  der  beiden  über- 
zähligen Stäbe,  mit  J?»,  E^  die  Elasticitätsziffem,  mit  t^f  t^  die  Tempe- 
i*aturänderungeh,  und  mit  e^,  e«  die  Verlängerungsverhältnisse  für  ^  =  1^, 
so  hat  man  in  die  Gleichungen  (20)  zu  setzen: 

(21)  8*  =  -yJt  +  Sft^*«*;         8,  =  ^^   +  6,^,5,, 


und  ist  jetzt  im  Stande,  die  Unbekannten  Xa^  X^,  X^  zu  berechnen, 
vorausgesetzt,  dass  die  Formänderungen  der  Stützen  bekannt  oder  als 
Funktionen  von  X  darstellbar  sind.  Dass  die  letztere  Aufgabe  meistens 
auf  unüberwindliche  Schwierigkeiten  stösst,  wurde  bereits  auf  Seite  3 
angeführt  und  begründet.  In  Folge  dessen  begnügt  man  sich  in  der 
Regel  damit,  bei  der  Untersuchung  neuer  Arten  statisch  unbestimmter 
Träger  festzustellen,  welchen  Einfluss  die  gegenseitigen  Verschiebungen 
der  Stützpunkte  auf  den  Spannungszustand  des  Trägers  ausüben.  Ist 
dieser  Einfluss  ein  wesentlicher  und  schädlicher,  so  dürfen  die  fraglichen 
Träger  nur  dann  ausgeführt  werden,  wenn  auf  nahezu  unverschiebliche 
Stützen  gerechnet  werden  darf;  sie  sind  z.  B.  bei  unsicherem  Bau- 
grunde zu  Yerwerfen;  auch  ist  in  diesem  Falle  bei  der  Aufistellung  der 
Träger  besonders  darauf  zu  achten,  dass  die  Stützpunkte  genau  die  in 
der  Rechnung  vorausgesetzte  Lage  erhalten. 


/  ./  ./ 


hß  =  -z^^^ &  t  h 


S<7  =    ^  w 6  <  Ä . 


Berechnung  statisch  unbestimmter  Fachwerke.  23 

Zuweilen  aber  ist  es  möglich,  die  ForrnftnderuDgen  der  Widerlager 
bei  der  Berechnung  der  Träger  iheil weise  zu  berücksichtigen.  Wird 
z.  B.  der  in  der  Fig.  1 6  dargestellte  Träger  bei  B  und  C  durch  Säulen 
von  der  Länge  h'  gefi^tützt,  und  entsprechen  diesen  Säulen  die  Werthe 
E',  F^j  t\  t\  so  ist  bei  Vernachlässigung  der  Formänderung  der  Orund- 
pfeiler  und  des  Baugrundes  zu  setzen: 

S^  =  der  durch  den  Druck  B  erzeugten  Verkürzung  der  Säule, 
yermindert  um  die  Dehnung  dieser  Säule  in  Folge  der  Tem- 
peraturerhöhung, d.  i. 

Bl{_ 
und  ebenso  ist  einzuführen: 

er 

Nun  drückt  man  B  und  C  mittels  (19)   durch  X^,   X^y  X^  aus  und 
löst  Bchliesslich  die  Gleichungen  (20)  nach  den  drei  Unbekannten  X  auf. 

12.  —  Die  in  den  Gleichungen  (20)  stehenden  Summenausdrücke 
lassen  sich  auf  eine  sehr  einfache  und  für  die  Folge  sehr  nützliche 
Weise  deuten.     Zu  diesem  Zwecke  bezeichnen  wir  mit 

^ma  die  Verschiebung,  welche  der  Angriffspunkt  m  irgen.d  einer  Last  P«» 
in  der  Richtung  von  P«,  erfährt,  sobald  auf  dos  statisch  be- 
stimmte Hauptnetz  nur  die  Belastung  Jf«  =  —  1  wirkt  [Zu- 
stand jr.  =  — 1  (Fig.  19)], 

^«1»  desgleichen  die  Verschiebung  von  m  im  Sinne  von  P«  und  in  Folge 
von.-X;  =  — 1  (Fig.  20), 

h^  desgleichen  die  Verschiebung  von  m  im  Sinne  von  P«,  und  in  Folge 
von  X,  =  — 1  (Fig.  21), 
femer  mit 

Sm  die  nach  rechts  positiv  gezählte  wagerechte  Verschiebung  des 
Punktes  o,  für  den  Fall,  dass  auf  das  statisch  bestimmte  Haupt- 
netz nur  die  Belastung  JT«  =  —  1  wirkt, 

8,ft  die  wagerechte  Verschiebung  von  a  in  Folge  von  -Xi  =  —  1 , 

weit^  mit 

Sto  die  gegenseitige  Verschiebung  des  Punktpaares  h,  h^  d.  i.  die 
Aenderung  der  Strecke  hh^  für  den  Fall,  dass  auf  das  statisch 
bestimmte  Hauptnetz  nur  die  Last  X«  =  —  1  wirkt, 

5j*  die  Aenderung  der  Strecke  hb^  in  Folge  von  Xf,=^  —  1, 

***     »  n  '^  n  ^^1     n  n  1       ^c  ^^  If 


'ۥ 


24  Einleitung. 

hct  die  Aenderang  der  Strecke  ccj   in  Folge  von  X^=  —  1, 

schliesslich  mit 

h^  die  nach  rechts  positive,  wagerechte  Verschiebung  des  Punktes  a, 
für  den  Fall,  dass  das  statisch  bestimmte,  unbelastete  Hauptnetz 
nur  einer  Temperaturftnderung  unterworfen  wird, 

&M  die  in  diesem  Falle  entstehende  Aenderung  der  Strecke  5^^, 

sodann  setzen  wir  fest,  dass  bei  der  Ermittelung  aller  hier  aufgeführten 
Verschiebungen  5  die  Stützen  des  statisch  bestimmten  Hauptnetzes  Yoll- 
kommen  starr  angenommen  werden  sollen. 

Jetzt  schreiben   wir  die  Arbeitsbedingung  für  den  Belastungszu- 
stand ^=  0^(Fig.  18)  an,  setzen  in  dieselbe  die  dem  ZustandeXa  =  —  1 

(welcher  die  Spannkräfte  Sa  und  Aenderungen   A^«  =  -^  hervorruft;) 

Er 

entsprechenden  Verschiebungen  ein,  und  erhalten 

SP^8^  =  S^o  As.  =  S5o  1^., 

s 
woraus,  mit  —  =  p : 

(22)  SÄoÄ.p  =  SP^S^; 

und  ebenso  finden  wir: 

S5o5*p  =  SP^8^;       S^o^.p  =  2P^5^,. 

Wird  die  Arbeitsbedingung  für  den  Belastungszustand  X«  =  —  1  an- 
geschrieben, und  werden  in  dieselbe  der  Reihe  nach  die  den  Zuständen 
Xa  =  —  1,  Xj  =  —  1,  X*  =  —  1  entsprechenden  Verschiebungen  ein- 
geführt, so  entstehen  die  Gleichungen 

1.5«.  =  S5. A«.;       1 .  8.6  =  2Sa A«»;       1.8.,  =  25. A«,, 
und  aus  diesen  folgt 

25a5'aP  =  8,.;         SS'.S'ftp  =  8.»;         S^.Scp  =  8.^. 

^23)     \  ^^^^^^  yfir^  erhalten: 

25,5.p  =  8^;  2Ä,Ä,p  =  8«;  S5»Ä,p  =  8^; 

Sä,5„p  =  8^;        25Ap  =  »c*;        25Ap  =  »«; 

• 

Schliesslich  liefern  die  für  die  Belastnngszustände  JIT.  =  —  1,  X^^=  —  1, 
X«  =  —  1  angeschriebenen  und  jedesmal  auf  die  nur  von  den  Tem- 
peraturändeiningen  herrührenden  Verschiebungen  angewandten  Arbeits- 
bedingungen die  Gleichungen: 

<24)         S5„e<s=  1  .8.,;  2566^5=1.8^;  25,6^«  =  1.  8^. 


Berechnung  statisch  unbestimmter  Fachwerke.  25 

Die  drei  Bedingungen  (20)  lassen  sich  nun  umformen  in: 

Z,  +  8,  =  SP«8^  —  X.&^  —  ^,5«  —  Z,8^  +  8« 
-^«  +  8^  =  SP«8„e  —  -^a8«,  —  ^^8^  —  -Ae8^^  +  8rt, 
und  hierin  ist  nach  Gleichung  (23): 
(26)  8a5  =  86«;         8,^  =  8^;         8^  =  8^^. 

Die  Gleichungen  (25)  werden  sich  später  in  vielen  Fällen  als  sehr 
nützlich  erweisen,  da  sich  die  Verschiebungen  8  der  Knotenpunkte  der 
meisten  Fach  werke  in  sehr  einfacher  Weise  durch  Zeichnung  feststellen 
lassen.  Wir  werden  die  Figuren,  welche  diese  Verschiebungen  liefern, 
in  der  Folge  Verschiebungapläne  nennen.  (Vergleiche  Abschnitt  I.)  Um 
die  Unbekannten  X«,  X^,  Xe  mit  Hilfe  der  Gleichungen  (25)  bestimmen 
zu  können,  genügt  es,  für  das  statisch  bestimmte  Hauptnetz  vier  Ver- 
schiebungspläne zu  zeichnen,  den  ersten  für  den  Belastungszustand 
JIT.  ==  —  1,  den  zweiten  für  den  Zustand  X^  =  — 1,  den  dritten  für 
Xg=  —  1  und  schliesslich  den  vierten  für  das  unbelastete  und  nur 
Temperataränderungen  ausgesetzte  Hauptnetz. 

18.  —  Das  in  No.  9  zur  Berechnung  eines  statisch  unbestimmten 
Fach  Werks  benutzte  Verfahren  führt  stets  zum  Ziele;  dasselbe  besteht 
darin,  die  Spannkräfte  der  überzähligen  Stäbe  und  die  überzähligen 
Stützenwiderstände  mit  Hilfe  von  Arbeitsbedingungen  von  der  Art  der 
Gleichung  (13)  zu  bestimmen.  Zuweilen  stellt  es  sich  nun  als  zweck- 
mässiger heraus,  zunächst  andere  Werthe  als  Unbekannte  einzuführen 
und  die  überzähligen  Stabkräfte  und  Auflagerkräfte  als  lineare  Funk- 
tionen dieser  statisch  nicht  bestimmbaren  Grössen  darzustellen.  So 
könnte  man  z.  B.  bei  Untersuchung  des  Trägers  in  Fig.  16  an  Stelle 
der  in  den  Stäben  bb^  und  CC|  auftretenden  Spannkräfte,  die  auf  die 
Drehpunkte  B  und  C  bezogenen  Momente  'S».»!  •  A  und  Se.ei  *  h  dieser 
Kräfte  (die  sogenannten  Siützenmomente)  zu  Unbekannten  wählen  und 
mit  Hilfe  von  Arbeitsbedingungen  berechnen. 
Man  darf  also  allgemeiner  aussprechen: 

SämmiUche  Spannkräfte  S  und  nach  bestimmten  Biehiungen 
wirkenden  Auflayerkräfte  C  eines  statisch    unbestimmten  Fach- 
werks lassen  sich  auf  die  Form  bringen: 
(27)         ^  =  '^o  —  '^'^'  —  S"X''  —  8'"X"' 


,'ff   -wv-fff 


C=Cq—  C'X'  —  C"X"  —  C"  X' 


wobei  X',  X",  X'"  ....  gewisse  statisch  nicht  bestimmbare 
Grössen  bedeuten,  während  Sq,  S',  S"  .  .  .  .;  Cq,  C\  C"  .  .  .  . 
Werthe  vorstellen,  welche  von  den  Unbekannten  X  unabhän^g 
sind.  Insbesondere  bedeuten  Sq  und  Cq  die  Spannkräfte  und 
Auflagerkräfte  des  statisch  bestimmten  Hauptnetzes ,  in  welches 
das  Fachwerk  übergeht^  sobald  sämmtliche  Grössen  X  verschrnn" 


26  Einleitung. 

den;  sie  sind  geradlinige  Funktionen  der  Leuten  P,  während  die 
S',  S'\  .  ,  ,,  C't  C"  .  .  .  .  von  den  P  unabhängig  sein  aollen* 
Beispielsweise  lassen  sich  S'  und  C'  als  diejenigen  Werthe  deuten^ 
welche  die  Spannkräfte  und  Äuflagerkräfte  annehmen,  sobald 
sämmtliehe  Lasten  P  und  sämmtliche  X  verschwinden,  ausge- 
nommen X\  welchem  der  Werth  ( —  1)  beizulegen  ist  —  ein 
Belastungszustand,  welcher  kurz  der  Zustand  X'  =  —  1  ge- 
nannt werden  soU, 
Weiter  darf  man  sagen: 

Die  durch  die  Ursache  X'  =  —  1  hervorgerufenen  Äuf- 
lagerkräfte C'  und  Spannkräfte  S'  sind  miteinander  im  Oleichr 
gewicht,  und  ebenso  sind  die  C"  im  Gleichgewichte  mit  den  S* , 
die  C'"  mit  den  S'"  u.  s.  w. 

In  Folge  dieser  Auffassung  gelten  die  Gleichungen  (27)  nicht  nur 
für  die  nothwendigen,  sondern  auch  für  die  überzähligen  Stäbe  und 
Auflagerkrftfte.  Ist  z.  B.  X''  die  Spannkraft  in  einem  Überzähligen 
Stabe,  so  entsprechen  diesem  die  Werthe: 

8q  =  0,  S'  =  0,  S"  =  —  1,  S"'  =  0,  5""  =  0  u.  s.  w. 
und  es  folgt  dann  S  =  X", 

Schreibt  man  nun  die  Arbeitsbedingung  (13)  der  Beihe  nach  für 
die  Belastungszustände 

X'  =  —  1]  X''  =  —  1 ;  -T"  ^=  —  1 ; 

an  und  wendet  sie  jedesmal  auf  den  wirklichen  Verschiebungszustand 
an,  so  gelangt  man  zu  den  Gleichungen: 

(28)  L'  =  :SS'lis;  L"  =  ^S" Uls-,  r"  =  Sfi^'"A«; 

in  denen  L\  ll\  L"\  ....  die  beziehungsweise    von    den  Auflager- 
loräften  C\  C'\  C"\  ....  verrichteten  virtuellen  Arbeiten  bedeuten. 

Die  Anzahl  der  Gleichungen  (28)  ist  ebenso  gross  wie  die  Anzahl 
der  statisch  nicht  bestimmbaren  Grössen.     Führt  man  ein: 

Ad  = h  tts. 

EF    "^ 

drückt  S  mit  Hilfe  der  ersten  der  Gleichungen  (27)  aus  und  setzt  schliess- 

lieh  zur  Abkürzung:  —  p,  so  gelangt  man  zu  den  Bedingungen: 

EF 

(L'   —2S'tt8  =2SoS'p   —  jr2Ä'«p     —X"'SS'S"g 

—  JC"'2S'S"'p— ... 
L"  —  SS"«<»  =SÄo^"p  — -X'25"S'p  — X"SS"«p 

(i9){  —  r"ss"is"'p— ... 

L'"  —  Sä"'«<»  =  SSo  S"'f  —  X'2S"'S'f  —  je"S5"'Ä"p. 

_X"'SS"'«p  — ... 


Berechnung  statisch  unbestimmter  Fachwerke.  27 

Alle  in  diesen  Gleichungen  stehenden  Summenausdrücke  erstrecken 

sich  Xiher  sämnUliehe  Stäbe  des  Fachwerks,  über  die  nothwendigen  und 

überzähligen. 

Auf  den  letzten  Satz  ist  besonders  zu  achten.  Wendet  man  z.  B.  die 
Gleichungen  (29)  auf  den  in  No.  11  untersuchten  und  in  der  Fig.  16  darge- 
stellten Träger  an,  und  setzt  man  X*  =  X.,  X"  =  JT»,  JT"  =  X«,  so  entsprechen 
dem  überzähligen  Stabe  bbi  die  Werthe: 

fifo  =  0;    5^  =  0;    5"==  — 1;    «"'  =  0 
und  dem  überzähligen  Stabe  eoi  die  Werthe: 

5i  =  0;    5^  =  0;    5"  =  0;    5"'  =  — 1. 
Für  jeden  nothwendigen  Stab  ist  S^  =  Sa\  S"  =  Sb\  5"'  =  ^. 

Die  Summen  SiS"«p,  SS"'»p.  S5"e<«,  SS^'c^a  unterscheiden  sich  von  den 
in  den  Gleichungen  (20)  stehenden  Summen:  25fr*p,  25o*p,  25»et6,  ^2 Seit 8 
(tceJche  letztere  sich  nur  auf  die  nothwendigen  Stäbe  beziehen)  um  die  den 
überzähligen  Stäben  entsprechenden  Glieder.    Es  ist  also 

S5r'»p  =  SS"« -^-„  =  Sä«  -„-^  +  ^' **  ==  SÄ«p  +      '*     ■ 


EF  •    EF    •  EbFi  '^  '     EtFb  ' 

2S'"'p=SÄ«p  +  j^; 

SS"e<«  =  SSftet«  —  1  •  tbtbSk.,    S5f"e^«  =  l^S^tta  —  1  •  e«^*««. 
Hingegen  ist  SSoS"p  =  SiS'oS6p;    S5f"!S"'p  =  S5»ScP,   weil  für  jeden  über- 
zähligen Stab  ^0  =  0  und  entweder  S"  =  0  oder  S"'  =  0  ist,  und  ebenso  folgt, 
dass  in  allen  übrigen  Summen  S'  durch  Sa  ersetzt  werden  darf,  5"  durch  Ä  und 
S'"  durch  Sc 

Bei  der  Berechnung  von  L'  ist  die  im  Belastungsfalle  Xi  =  —  1  am 
Stützpunkte  a  angreifende  wagerechte  Kraft  1  zu  den  Aufiagerkräften  zu 
rechnen,  weil  Xa  eine  Aufiagerkraft  ist,  und  es  folgt  deshalb  L'  =  Z/«  -f- 1  •  ^ai 
während  L"  =  Lh  und  Z»'"  =  Lc  ist. 

Formt  man  nun  die  Gleichungen  (29)  für  den  vorliegenden  Fall  auf  diese 
Weise  um,  und  beachtet  noch,  dass 

«6  =  -^T^r^  +  ^hthSb     und   Ö,  =  --    -  -    -|-  tcteSc 
JCdb  Jf  b  J^t  P  c 

\S^^  so  erhalt  man  die  auf  Seite  22  abgeleiteten  Gleichungen  (20). 

Bei  der  Anwendung  der  Gleichungen  (29)  kommt  es  hauptsäch- 
lich darauf  an,  die  yon  den  Lasten  P  abhängigen  Summen  möglichst 
schnell  zu  bestimmen.  In  der  Regel  wird  es  sich  empfehlen,  den  in 
No.   12  eingeschlagenen  Weg  zu  wählen  und  zu  setzen: 

(30)  S^o^P  =  SP^SJ;    ^S^S"^  =  SP^SJ';  u.  s.  w. 

wobei  hjy  ij'  ....  diejenigen  Verschiebungen  bedeuten,  welche  der 
Angriffspunkt  m  irgend  einer  Last  P«.  in  der  Richtung  von  P«,  erföhrt, 
sobald  auf  das  Fach  werk  beziehungsweise  nur  die  Ursache  X'  =  —  1 
oder  nur  die  Ursache  X*'  =  —  1,  u.  s.  w.  wirkt. 

Alle  übrigen  (8q  nicht  enthaltenden)  Summenausdrücke  sind  un- 
abhftngig  Von  den  Lasten;  sie  brauchen  also  nur  einmal  bestimmt  zu 
werden  und  werden  häufig  am  schnellsten  durch  Rechnung  gefunden, 


28  Einleitung. 

nachdem  man  die  Spannkräfte  S\  S'\  .  .  .  berechnet  oder  mit  Hilfe 
von  KräfteplOnen  ermittelt  hat.  Es  lassen  sich  aber  diese  Sammen 
anch  auf  dem  in  No.  13  angegebenen  Wege  als  Verschiebungen  deuten 
und  dann  oft  mit  Hilfe  einfacher  Verschiebungsplftne  angeben. 

14.  —  Hat  man  die  statisch  nicht  bestimmbaren  Grössen  X  auf 
dem  in  No.  11  bis  13  beschriebenen  Wege  ermittelt  und  hiei-auf  mit 
Hilfe  der  Gleichungen  (18)  bezw.  (27)  die  Spannkräfte  5  berechnet,  so 
kann  man  die  Aenderungen  Is  sämmtlicher  Stablängen  8  angeben  und 
ist  nun  im  Stande,  alle  die  in  No.  9  und  10  behandelten  Aufgaben 
zu  lösen  und  zwar  genau  nach  dem  früher  benutzten  Verfahren.  Das- 
selbe besteht  in  der  Anwendung  der  Gleichung  ^Q^h^  =  ^S^$  auf 
den  wirklichen  Verschiebungszustand  und  auf  einen  gedachten  Be- 
lastungszustand, welcher  letzterer  so  zu  wählen  ist,  dass  die  virtuelle 
Gesammtarbeit  der  Lasten  =  1*5«,  ist,  wobei  5«,  die  gesuchte  gegen- 
seitige Verschiebung  eines  Punktpaares  tn,  mj  oder  die  gesuchte  gegen- 
seitige Drehung  eines  Geradenpaares  u.  s.  w.  bedeutet.  Hierbei  ist  zu 
beachten,  dass  zwischen  den  gedachten  äusseren  und  inneren  Kräften  Q 
und  S  nur  Gleichgewicht  zu  bestehen  braucht,  dass  also  die  Spann- 
kräfte in  den  überzähligen  Stäben  und  die  überzähligen  Auflagerkräfiie 
gleich  Null  gesetzt  werden  dürfen. 


Es  liege  beispielsweise  der  in  Fig.  16  dargestellte  Bogenträger 
vor.  Gesucht  sei  die  Verschiebung  h^,  welche  irgend  ein  dem  mittleren 
Bogen  angehörender  Knotenpunkt  m  in  der  Richtung  m|fn  erfährt. 
Die  auf  Seite  21  angegebenen  Verschiebungen  der  Stützpunkte  sollen 
berücksichtigt  werden. 

Zuerst  wird  der  Träger  durch  Beseitigung  der  überzähligen  Stäbe 
und  Auflagerbedingungen  statisch  bestimmt  gemacht  (Fig.  22).  Hierauf 
wird  in  m  eine  von  mj   nach  tn  gerichtete  Last  von   der  Grösse  eins 


Formanderong  statisch  anbestimmter  Fachwerke.  29 

angebracht  und  znr  Berecfannng  der  durch  diese  Last  an  den  Auflagern 
des  Hauptnetsses  henrorgerufenen  Widerstftnde  A,  B^  .  .  .  ,  geschritten. 
Bildet  m^m  mit  der  Wagerechten  den  Winkel  ol,  und  ist  der  loth- 
rechte  Abstand  des  Stützpunktes  B  von  der  inm|  gleich  r,  so  lauten 
die  Gleichgewichtsbedingungen : 

H=  1  •  cos  a;^      Al^  —  He=^0 
C/— 1  •r  =  0;      ~Ä+^+C=  1  -sina 
und  aus  diesen  findet  man: 

—  e  cos  OL         —  r 


TT      -    /  .  « COS  a        r  \*) 


Nun  bestimmt  man  die  von  den  äusseren  Kräften  1,  A^  B,  C,  H 

in   den   Stäben    des  Hauptnetzes    hervorgerufenen   Spannkräfte  S  und 
schreibt  die  Arbeitsgleichung  an: 

1  •  8«  —  Ähjt  —  Fijf  — C8c  —  ^H  =  S^A«, 

in  welche  die  wirklichen  Aenderungen  As  der  Stablängen  einzuführen 
sind«     E&  ist  also  zu  setzen: 

EF 


A«  =  -^^  +  U8  wo  S  =  Sq—  S^X^  —  S^Xt,  —  S,X^ 


Auf  diesem  Wege  erhält  man  stets  8«,  als  lineare  Funktion  der 
Lasten  P,  der  Temperaturänderungen  ty  der  statisch  nicht  bestimm- 
baren Grössen  X  und  der  nach  bestimmten  Richtungen  erfolgenden 
Verschiebungen  der  Stutzpunkte.  Da  nun  zwischen  den  X,  P,  t,  eben- 
falls nur  Beziehungen  ersten  Grades  bestehen,  so  folgt,  dass  im  Falle 
unveränderlicher  Gliederung  und  Stützungsart  das  in  No.  6  ausge- 
sprochene Gesetz  von  der  Zusammenzählung  der  einzelnen  Wirkungen 
für  alle  diejenigen  GrOssen  5^  gilt,  welche  sich  mittels  einer  Bedingung 

von  der  Form  1  •  8^ -f- 2/ =  25A«  bestimmen  lassen. 

16«  —  Es  m^gQ  noch  darauf  hingewiesen  werden,  dass  bei  der 
Auswahl  der  als  überzählig  zu  bezeichnenden  Stäbe  und  Auflagerbe- 
dingungen innerhalb  gewisser  Grenzen  nach  Willkür  verfahren  wer- 
den darf. 

Führt  man  z.  B.  die  Widerstände  der  beiden  Mittelstützen  des  in 
der  Fig.  23  dargestellten  durchgehenden  Balkens  als  statisch  nicht  be- 


*)  Wir  empfehlen  dem  Leser,  diese  Kräfte  auch  durch  Zeichnung  zu  be- 
stimmen. 


30  Einleitung. 

fitimmbare  Grössen  (X)  ein,  so  erhält  man  das  in  der  Fig.  24  abge« 
bildete  Hanptnetz;  dasselbe  ist  ein  einfacher  Balken.  Hingegen  gelangt 
man  zu  dem  ans   drei  Einzelbalken  bestehenden  Hauptnetze  (Fig.  25) 


Fig.  28. 


Flg.  24. 


/^C7^^7Y^r7\^/^;7\7\ 


Flg.  25. 

/\7\/\/\/\/\/\/\?\ 

Fig.  26. 

oder  zu  dem  einen  (rerd^r'schen  Balken  vorstellenden  Hanptnetze 
(Fig.  26),  je  nachdem  man  die  beiden  Stäbe  bc  oder  die  beiden  Stäbe 
ab  als  überzählig  bezeichnet. 

Auch  ist  hervorzuheben,  dass  bei  der  Ermittelung  der  Verschie- 
bungen 5m  andere  Hanptnetze  gebildet  werden  dürfen,  wie  bei  der 
Bestimmung  der  Spannkräfte. 

e.   Per  Maxweirsche  Sati  von  der  Gegenseitigkeit  der  ela8ti<chen  Forwänderungen 

und  das  Gesetz  von  Betti. 

16.  —  Wir  betrachten  ein  auf  starren  Stützen  ruhendes,  ebenes 
oder  räumliches  Fach  werk  von  unveränderlicher  Oliederung  und  Stützungs- 
art (Seite  6)  und  setzen  einen  spannungslosen  Anfangszustand  voraus. 
Auch  nehmen  wir  an,  dass  keine  Temperaturänderungen  entstehen. 
Es  gilt  dann  das  auf  Seite  12  nachgewiesene  Clapeyron'sche  Gesetz, 
und  es  ergiebt  sich  für  die  mechanische  Arbeit  A  der  äusseren  Kräfte 
<3er  nur  von  den  Lasten  P  abhängige  Ausdruck: 

(31)         ^  =  iSP8  =  i(PA  +  P686  +  --  +  P«8^  +  ---), 

in  welchem  bis  jetzt  unter  P«,,  P«,  .  .  .  P^  .  .  .  Einzellasten  verstanden 
wurden  und  unter  8«,  5»,  .  .  .  5^  .  .  .  die  wirklichen  Verschiebungen 


Einführung  der  Begriffe:  Belastung  und  Weg  einer  Belastung.  31 
der   Angrififspunkte  a^  b,  ....  m  ...  .  derselben,    im    Sinne    der 

Für  die  Folge  ist  es  nun  ntltzlich,  den  Buchstaben  P  und  5  eine 
allgemeinere  Bedeutung  beizulegen  und  unter  jedem  der  in  der  Gleichung 
auftretenden  Produkte  ^  Fh  die  mechanische  Arbeit  einer  ganzen  Gruppe 
von  Lasten  zu  verstehen. 

Solche  Gruppen  lassen  sich  leicht  an  der  Hand  der  Untersuchungen 
in  No.  9  und  No.   10  bilden. 

Werden  z.  B.  die  beiden  Lasten  Eins  in  der  Fig.  9  mit  P«»  mul- 
tiplicirt  (wobei  man  natürlich  entweder  Eins  oder  P«  als  Zahl  zu  be- 
trachten hat),  so  entsteht  eine  Lastengruppe,  deren  Beitrag  zur  Arbeit 
A  gleich  ^  Pm^m  ist,  wenn  S«»  die  gegenseitige  Verschiebung  des  Punkt- 
paares m,  nti   bedeutet. 

Multiplicirt  man  die  vier  Lasten  in  Fig.  13  mit  P«.,  so  erhttlt  man 
eine  Gruppe,  deren  entsprechendes  5^  gleich  der  im  Bogenmass  aus- 
gedrückten gegenseitigen  Drehung  des  Geradenpaares  (m),  (mj)  ist. 

In  gleicher  Weise  lässt  sich  aus  der  Figur  15  durch  Multiplikation 
der  dort  angenommenen  Lasten  mit  P^  eine  LastengiTippe  ableiten, 
deren  zugehöriges  5«,  gleich  der  Aenderung  der  Entfernung  mf  ist. 

Die  vorliegenden  Beispiele  dürften  genügen,  um  die  Bildung  von 
Lastengruppen  zu  erläutern,  und  es  sei  nur  noch  hervorgehoben,  dass 
jede  am  Fachwerk  vorkommende  Last  stets  nur  einer  einzigen  Gruppe 
zugewiesen  werden  darf.  Der  Kürze  wegen  nennen  wir  eine  solche 
Gruppe  von  Kräften  eine  Betastung  und  das  entsprechende  8  den 
Weg  dieser  Belastung.  Unter  anderem  werden  wir  in  der  Folge  Öfter 
von  der  Belastung  P„»  eines  Pnnktpaares  m,  m^  oder  eines  Geraden- 
paares (m),  (m^)  sprechen,  Belastungen,  die  nach  der  vorstehenden  Er- 
kliürung  durch  Multiplikation  der  auf  Seite  13  und  16  eingeführten 
Bdastungseinheüen  jener  Paare  mit  P^  entstehen. 

Sftmmtliohe  8  sind  lineare  Funktionen  der  Belastungen  P;  sie 
lassen  sich  daher  auf  die  Form  bringen: 


(32) 


K  =  8..P.  ^-  8^P,  H 1-  8.^P^  + 

».  =  S».P.  +  8^P,  H 1-  8^P^  + 

8«  =  8^.  P.  +  8^  P,  H h  »«.-.  P^  + 


wobei  die  mit  einem  Doppelzeiger  behafteten  Werthe  8  unabhängig 
sind  von  den  Belastungen  P.  Um  diese  Werthe  zu  deuten,  setze  man 
in  irgend  einer  der  Gleichungen  (20)  sämmtliche  P  gleich  Null,    mit 


32  Einleitung. 

Ausnahme  eines  einzigen,  dem  man  den  Werth  Eins  beilege.  Dann 
ergiebt  sich  beispielsweise  5«,^  als  derjenige  Werth,  welchen  der  Weg 
5m  ^^  ^^^  F&U  annimmt,  dass  auf  das  Fach  werk  nur  die  Belastung 
F^  =  1  wirkt 

17.  —  Wir  setzen  jetzt  voraus,  dass  nur  zwei  Belastungen  auf- 
treten, etwa  P«  und  P„.     Die  entsprechenden  Wege  sind 

^m  '""'  ^iH  IM  ■*■•      I     ^m  N  ■*i» 
^n  =  \m  Pm  +  Kn  Pn- 

Wird  zuerst  nur  die  Belastung  P^  aufgebracht,  so  ist  der  Weg 
derselben  =  hmmPmf  nnd  es  verrichtet  deshalb  die  von  Null  aus  all- 
ml&Hch  anwachsende  Belastung  P«»  die  mechanische  Arbeit  ^  hmmPm^' 
Fügt  man  die  ebenfalls  von  Null  aus  anwachsende  Belastung  P«  hinzu, 
80  nimmt  die  Arbeit  der  äusseren  Kräfte  erstens  um  ^  S^^P»^  zu,  weil 
die  wachsende  Belastung  P«  den  Weg  S«»P»  zurücklegt,  und  zweitens 
um  Pm(SmiiP»)9  weil  der  Weg  der  bereits  vorhandenen  Belastung  P« 
die  Vergrösserung  Sm«P»  erfährt.     Im  Ganzen  entsteht: 

Wird  zuerst  die  Belastung  P«  aufgebracht  und  nachher  P«,  so 
ergiebt  sich  durch  Vertauschung  von  m  und  n: 

Nach  dem  Clapeyron  sehen  Gesetze  müssen  aber  die  beiden  für  A 
gewonnenen  Ausdrücke  übereinstimmen,  und  es  folgt  daher  die  wich- 
tige Gleichung: 

(33)  o„,^  ==  o,„„. 

Dieselbe  wurde  zuerst  von  Maxwell  bewiesen  und  soll  in  der  Folge 
stets  als  Maxwell' scher  Lehrsatz  angeführt  werden. 

Von  den  vielen  Sätzen,  welche  sich  aus  der  Gleichung  (83)  er- 
geben, sind  die  folgenden  für  die  späteren  Untersuchungen  von  be- 
sonderer Bedeutung. 

1,  Die  gegenseitige  Verschiebung  h„^  eines  Punktpaares  m,  m^ 
in  Folge  der  Belastungseinheit  eines  anderen  Punktpaares  n,  n^ 
ist  ebenso  gross  wie  die  gegenseitige  Verschiebung  inm  des  Punkt" 
paares  n,  n^  in  Folge  der  Belastungseinheit  des  Punktpaares 
tn,  f7i| . 

2.  Die  gegenseitige  Drehung  h^^  eines  Geradenpaares  (m), 
(m^)  in  Folge  der  Belastungseinheit  eines  anderen  Geraden^ 
paares  (n),  (n^)  ist  d^enso  gross  wie  die  gegenseitige  Drehung 
&»«  des  Geradenpaares  (n),  (n^)  in  Folge  der  ßelastungeeinheit 
des  Geradenpaares  (m),  ('mj^.  ' 


Der  Maxweil^sche  Satz. 


33 


3.   Die  gegenseitige  Ve^'sekiehung  eines  Puhktepaarea  tn,  m^ 

in  Folge  der  Belaetungseinheit  eines   Geradenpaares  (n),   (n^) 

ist  eibenso  gross  wie  die  gegenseitige  Drehung  des  Geradenpaares 

(n),  (n^)  in  Folge  der  Belastungseinheit  des  Punktepaares  m,  m^ . 

Die  Sfttze  (2)  und  (3)  besuehen  sich  auf  ein  ebenes  Fachwerk.   Die 

Erklärungen  der  Begriffe:   Punktpaar,   Geradenpaar,   Belastungseinbeit 

eines  Punkt-  oder  Geradenpaares  finden  sich  auf  Seite  13  und  16. 

Noch  sei  ein  Beispiel  aogeführt,  welches  besonders  geeignet  sein  dürfte, 
von  der  Fmchtbarkeit  des  MaxwelPschen  Satzes  zu  überzeugen.  Man  darf 
nSmlich  mit  Hinweis  auf  die  Figuren  27  und  28,  welche  ein  und  dasselbe 
Fachwerk    auf   verschiedenartige  Weise    belastet  darstellen,    aussprechen:   Die 


Ky 


Fig.  S7. 


Fig.  38. 


Strecke,   um  welche    sich   der  Abstand  mf  in  Fig.  28   ändert,   sobald   auf  das 

Fachwerk  nur  die  in  der  Fig.  27  angenommenen  Lasten  —   undj  — wirken,  ist 

ebenso  gross  wie  die  im  Bogenmaass  ausgedrückte  Aendenmg,  weIcEe  der  Winkel 
9  (Fig.  27)  erfährt,  falls  das  Fnchwerk  auf  die  in  Fig.  28  angegebene  Art  be- 
lastet wird.  (Die  gleichbezeichneten  Strecken  e,  e^  der  Figuren  27  und  28 
brauchen  nicht  gleich  gross  zu  sein.) 

XAller-BrealftQ,  C^phlsehe  Stfttlk.    n.  1.  3 


34  Einleitung. 

18«  —  Zu  einem  anderen  Beweise  für  den  Maxweirsohen  Satz 
führt  die  folgende  Betrachtung. 

Ein  Fach  werk,  welches  den  in  No.  16  angeführten  Voraussetzungen 
genügt,  werde  von  beliebigen  Belastungen  P„  ergriffen.  In  Folge  dessen 
entstehen    Spannkräfte    S^    und    Aenderungen     der    Stablängen     um 

A««= • 

EF 

Nach  Entfernung  der  P«,  mögen  andere  Belastungen  P«»  auf  das 
Fachwerk  wirken  und  die  Spannkräfte  5«  sowie  die  Längenftnderungen 

As;  =  hervorbringen. 

Es  bedeute  nun  (5«J  den  Werth,  welchen  der  Weg  5^  irgend 
einer  Belastung  P«,  annimmt,  wenn  auf  das  Fach  werk  nur  die  Be- 
lastungen Pm  .wirken,  femer  (5«,^)  den  nur  durch  die  Belastungen  P^ 
hervorgerufenen  Weg  irgend  einer  Belastung  P«.  Die  Werthe  h  wurden 
durch  Klammern  ausgezeichnet,  da  sie  eine  andere  Bedeutung  haben 
als  die  früher  erklärten  &»„  und  h^„,  deren  ersteres  z.  B.  den  Werth 
von  S«,  für  den  Fall  vorstellte,  dass  nur  eine  Belastung  P«  wirkt  und 
diese  die  Grösse  Eins  besitzt. 

Schreibt  man  nun  die  Arbeitsbedingnng  (13)  einmal  an 

für  den  Eräftezustand  (P„,  SJ)  und  den  hiervon  unabhängigen 

Verschiebungszustand  [(&»•<•)  AsJ 
und  hierauf 

für  den  Eräftezustand  (P^,  S^  und  den  hiervon  unabhängigen 

Verschiebnngszustand  [(inm)  As«»]» 
so  erhält  man  die  Gleichungen: 

2P.  (8«0  =  2ä«  As,  =  2^«  -^  und 

2P„  (KJ  =  2^.  As^  =  25,  ^ 

und  gelangt  zu  dem  zuerst  von  BeUi  nachgewiesenen  Gesetze 
(84)  SP«(&«,)  =  2P.(8_). 

Wirkt  auf  das  Fach  werk  das  eine  mal  nur  eine  Belastung  P«,  =  1, 

sodann  nur  eine  Belastung  P«=  1,  so  entsteht  aus  (84): 

i 

und  hieraus  folgt,  dass  der  HdcucweWBohe  Satz  nur  ein  besonderer  Fab 
des  viel  allgemeineren,  aber  erst  später  entdeckten  J9«^^i^schen  Satzes  ist. 

19.  —  Um  die  Anwendung  des  MaxwelFschen  Satzes  auf  die  Be* 
rechnung  statisch  unbestimmter  Fachwerke  zu  erläutern,  bebandeln  wir 


Anwendung  des  Maxweirschen  8atzes.  35 

zunächst  die  in  No.  11  und  13  bereits  auf  anderem  Wege  gelöste  Auf- 
gabe: die  überzählige  Auflagerkraft  X„  und  die  Spannkräfte  Xi,,  X^  der 
überzähligen  Stäbe  des  in  der  Fig.  16  dargestellten  Bogenträgers  zu  be- 
stirnmen. 

Es  sollen  sowohl  Temperaturänderungen  als  auch  die  auf  Seite  2 1 
angeführten  Verschiebungen  der  Stützpunkte  berücksichtigt  werden. 

Wir  rechnen  (wie  in  Fig.  17  auf  Seite  19)  die  Kräfte  -X^,  Xj,  X^ 
zu  den  auf  das  Hauptnetz  wirkenden  Lasten  und  erhalten  für  die  Wege 
S.,  h^,  h^  der  Belastungen  X«,  X»,  X^  die  Werthe: 

K  =  ^PmKm 8«aX«  8«jXj  8«,X«  +  S«,  +  5«, 

ik  =  SP^Sj«  —  8ft«Xa  —  ^mX^  —  i*«X^  +  ^w  4"  Sj„ 

=  ^Pm^em  i«iX.  S«frX»  —  8^  X,  +  8^  +  8«,. 

Hierbei  bezeichnet: 

8.«  den  Einfluss  der  Ursache  P«»  =  1  ^^^  den  Weg  8«, 
8«i  desgl.  den  Einfluss  der  Ursache  X.  =  —  1 , 

\h        n  »  n  n  »  Xj  =  1 , 

"««         n  n  r>  r>  V  -^«  ^^  *  > 

8^  desgl.  den  Einfluss  von  Temperaturänderungen, 

8m»      n         f)  »  »     Verschiebungen    der  Stützpunkte, 

und  ebenso  lassen  sich  die  übrigen,  mit  Doppelzeigem  behafteten  Werthe 

8  deuten. 

Um  8m,  zu   bestimmen,   wird  die  Arbeitsbedingnng  für  den  Be- 

lastungszustand   X«  =  —  1  (Fig.    1 9)  angeschrieben  und  dabei  jedem 

Stabe  die  Längen&nderung  A^  =  0  beigelegt.     Es  ergiebt  sich  dann 


(85) 


e 


1  •  8«,  +  1  .  8jr+  1  •  —  (8^  —  8j,  —  8c+  8,>)  =  0 

und  hieraus  und  aus  ähnlichen,  für  die  Belastungszustände  X»  =  —  1 , 
X,  =  —  1  aufgestellten  Gleichungen  folgt 

8^  =  —  Zr.;     8j^  =  —  L^;     8^  =  —  L^  (vergl.  Seite  22). 

Setzt  man  nun  diese  Werthe  in  (85)  ein  und  beachtet,  dass  die 
Buchstaben  der  Doppelzeiger  miteinander  vertauscht  werden  dürfen, 
dass  also  8.^  =  8^,  8^^  =  8^,  8^  =  8^,  8^  =  h^,  .  .  .  ist,  so  ge- 
langt man  zu  den  auf  Seite  25  erhaltenen  Gleichungen  (25). 

Der  eben  eingeschlagene  Weg  führt  immer  zum  Ziele.  Man  darf 
aussprechen: 

Jedes  statisch  unbestimmte  Fachwerk  lässt  sich  durch  Beseitigung 
▼on  überzähligen  Stäben  und  Auflagerkräften  in  ein  statisch  bestimmtes 
Fachwerk  (Hauptnetz  genannt)  verwandeln.  Auf  dieses  Hauptnetz  wir^ 
ken  ausser  den  gegebenen  Lasten  P^  und  den  Temperaturändernngen 
noch  gewisse  vorläufig  unbekannte  Belastungen  X«,  X^,  X«,  X^  .  .  . 

3* 


36  Einleitung. 

deren  Wege  S«,  R^,  S«,  S<  .  .  .,  jedoch  befitimmten  Bedingungen  nnier* 
worfen  sind.     Es  gelten  die  Gleichungen: 

L,  —  i^  +  \  =  SP«»..  —  h^X.—h^X^—h^X,—h^X^— . . . 

^  —  Sj^  +  8>  =  2P^5^  —  ^thX^  —  ihbX^ — f>t^X„ — b^kX^ —  • .  • 

(86)  {L.  —  h^+h.  =  SP^8^.  —  a^x.  —  KX,—i^X.—h^X^— . . . 

1^4 8«  +  S<  =  SP« 8^ iadXa &M-^fr ^edX^ ^däX^ .  .  . 

welche  eine  schnelle  Berechnung  der  statisch  nicht  bestimmbaren  GrOesen 
X  gestatten,  sobald  sich  die  den  Belastungszuständen  X«  =  —  1, 
-Xi  =  —  If  Xe  =  —  1 ,  .  .  .  entsprechenden  Formänderungen  des  Haupt- 
netzes bequem  darstellen  lassen,  und  ebenso  die  von  den  Temperatur- 
ftnderungen  herrtthrenden  Werthe  81^«  ^m»  •  •  •  •  Begegnet  die  Er- 
mittelung dieser  Verschiebungen  Schwierigkeiten,  so  wende  man  die 
in  No.   11  und  18  abgeleiteten  Gleichungen  (20)  oder  (29)  an. 


f.    BaflwM  uwriclittger  Abttngitng  Dberithllger  Sttbe.    Künstliche  Ampaimyiij. 

20.  —  Die  bisherigen  Untersuchungen  setzten  voraus,  dass  jeder 
Stab  genau  diejenige  L&nge  erhält,  welche  dem  spannungslosen  Zu- 
stande des  Fachwerks  entspricht.  In  statisch  unbestimmten  Fachwerken 
können  jedoch  geringfttgige  Fehler  bei  der  Ablängung  der  überzähligen 
Stäbe  wesentliche  Aenderungen  der  Spannkräfte  zur  Folge  haben. 

Soll  z.  B.  in  ein  aus  5  Stäben  gebildetes  ebenes  Viereck  (Fig.  29) 
ein  sechster  Stab  ah  eingefügt  werden,  welcher  die  zu  geringe  Länge 

abi  besitzt,  so  ist  dieser  Stab  vorher  so  anzu- 
spannen, dass  er  sich  um  h^h  verlängert.  In 
Folge  dessen  aber  wird  er  auf  das  ursprüng- 
liche Fachwerk  in  a  und  b  gewisse  Kräfte  aus- 
üben, welche  in  den  Stäben  desselben  Span- 
nungen hervorrufen. 

Damit  man  die  früher  entwickelten  Glei- 
chungen auch  unmittelbar  zur  Berechnung  von 
ng.  29.  statisch    unbestimmten  Fachwerken    benutzen 

kann,  deren  überzählige  Stäbe  wegen  unrich- 
tiger Ablängung  mit  Aufongsspannungen  eingesetzt  werden  müssen, 
stelle  man  sich  vor,  es  seien  jene  Herstellungsfehler  durch  Abkühlung 
beziehungsweise  Erwärmung  der  unrichtig  bearbeiteten  Stäbe  beseitigt 
worden  und  zwar  vor  Einfügung  dieser  Stäbe  in  das  Fachwerk.  Die 
Länge  8  eines  Stabes,  dessen  Temperatur  um  t'  zunimmt,  wächst  um 
it'Sf    und    es    muss  deshalb  die  Temperatur  eines  um  ci«  zu  kurzeu 


Ausnahmefäile.  37 

Stabes  um  t' =  —  erhöht,   diejenige  eines  um   CJ9  zu  langen  Stabes 

s 

§        <*> 
um  f  =  —  erniedrigt  werden. 

Nach  Einsetzen  sllmmtlioher  Stäbe  denke  man  die  ursprünglichen 
Stabtemperaturen  wieder  hergestellt,  schreibe  also  den  erwärmten  Stäben 
die  Temperaturänderung  ( — i'\  den  abgekühlten  die  Temperaturerhöhung 
(-}-  <0  '^u*  ^A  erkennt  dann,  doss  man  den  fraglichen  Bearbeitungs- 
fehlem Rechnung  trägt,  wenn  man  die  in  die  früheren  Ent Wickelungen 
eingeführten  Temperaturänderungen  i  für  die  um  o«  zu  langen  oder 

zu  kurzen  Stäbe  um  ^  =  -  -   vergrössert   beziehungsweise  verkleinert. 

Werden  überzählige  Stäbe  absichtlich  mit  unrichtigen  Längen  ein- 
gesetzt, so  bezeichnet  man  das  Stabgebilde  als  ein  Fachwerk  mit  künat- 
Ucher  Anspannung. 

g.  Aufnahmefälle. 

2L  —  Alle  vorstehenden  Entwickelungen  sind  an  die  Voraus- 
setzung gebunden,  dass  es  zulässig  sei,  bei  der  Aufstellung  der  Gleich- 
gewichtsbedingungen die  Formänderung  des  Fachwerks  zu  vernach- 
lässigen; sie  gelten  also  nur  für  Stabgebilde,  deren  Knoten  sehr  geringe 
Verschiebungen  erleiden,  und  führen,  auf  Träger  von  ungenügender 
Steifigkeit  (z.  B.  mangelhaft  versteifte  Kettenbrücken)  angewendet,  mit- 
unter zu  ganz  unrichtigen  Ergebnissen.  Es  giebt  aber  auch  Fälle,  in 
denen  bereits  sehr  geringe  elastische  Formänderungen  die  angenäherte 
Berechnungs  weise  unbrauchbar  machen,  und  hierzu  gehören  die 
im     ersten     Bande,     Abschnitt   XIII, 

als  Fachwerke  von  unendlich    kleiner        .  g 

Verschiebbarkeit  bezeichneten   Stabge-       f  ^        ^         ^         ^ 

bilde,   deren  Knotenpunkte  sich  selbst       f*  ^  ** 

dann  gegeneinander  (wenn  auch  nur 
unendlich  wenig)  verschieben  würden, 
wenn  sämmtliche  Stäbe  und  Stützen 
starr  wären.  Ein  besonders  einfaches 
Fachwerk  dieser  Art  stellt  Fig.  80  dar. 
Die  Achsen  der  beiden  wagerechten 
Stäbe  ac  und  hc  fallen  in  dieselbe  Ge- 
rade, a  und  h  sind  feste  Auflager-  ng.  so. 
gelenke.     Die  um  a  und  b  mit  den 

Halbmessern  «  geschlagenen  Kreise  haben  ein  Bogenelement  gemein,  inner- 
halb dessen  sich  c  frei  bewegen  kann.   Wird  das  Fachwerk  durch  eine  senk- 


38  EinleitiiDg. 

rechte  Last  P  beanspnicht,  und  verschiebt  sich  jedes  der  beiden  Auflager- 
gelenke  um  die  gleiche  wagerechte  Strecke  ^,  so  entstehen  in  den  Stäben 
ae  und  hc  gleich  grosse  Spannkräfte  S,     Man  erhält: 

25sin  Aa  =  P; 
sinAa  =  V^l — cos'Aa;     cosAa  =  — ; — -— ;     As  =  — — -;    also 

*^   1  8^{EF+Sy  \  ' 

und  diese  Gleichung  liefert  für  8  einen  bestimmten  endlichen  Werth, 
welcher  desto  grösser  ist,  je  grösser  E  und  F  sind.  Werden  die  Wider- 
lager und  die  Stäbe  vollkommen  starr  angenommen,  so  ergiebt  sich 
(wegen  $  =  0;  A»  =  0;  sinAa  =  0)  für  die  Spannkraft  S,  selbst 
bei  sehr  kleiner  Last  P,  der  unrichtige  Werth  S=oo, 

Zu  einem  ähnlichen  Ergebnisse  führt  die  genauere  Berechnung  des 
auf  Seite  208  und  211  des  ersten  Bandes  angeführten  Paskarschen 
Sechsecks.  Gleichgewicht  tritt  hier  selbst  bei  starren  Stäben  im  All- 
gemeinen erst  nach  einer  gegenseitigen  Verschiebung  der  Knotenpunkte 
ein.  Da  diese  Formänderung  aber  unendlich  klein  ist,  so  darf  bei 
Aufstellung  der  Gleichgewichtsbedingungen  die  ursprüngliche  Gestalt 
des  Fachwerks  beibehalten  werden,  und  es  ergeben  sich  dann  (nach 
Band  I,  Abschnitt  XUI)  für  die  Spannkräfte  8  unendlich  grosse  oder  un- 
bestimmte Werthe.  Werden  aber  die  elastischen  Verschiebungen  be- 
rücksichtigt, so  liefern  die  Gleicbgewichtsbedingungen  für  jede  Spann- 
kraft 8  einen  ganz  bestimmten  endlichen  Werth.  Immerhin  ist  es  rath- 
sam,  derartige  bereits  ausgeführte  Fach  werke  zu  vermeiden,  wegen  der 
verhältnissmässig  grossen  Anstrengungen,  welche  die  Stäbe  selbst  bei 
geringer  Belastung  erleiden. 


B.    Gesetze  fUr  beliebige  Isotrope,  feste  Korper. 

a.    Vorautsefaungen  und  Erklärungen.    Gesetz  der  virtuellen  Verschiebungen. 

22.  —  Wir  werden  in  diesem  Buche  ausser  Fachwerken  noch  Träger 
untersuchen,  die  aus  irgendwie  miteinander  befestigten  geraden  oder 
krummen  Stäben  zusammengesetzt  sind  und  Siabwerke  genannt  werden 
mögen.  Die  Theorie  derselben  leiten  wir  durch  Entwickelung  einiger 
Gesetze  ein,  welche  für  beliebige  feste  Körper,  die  nur  elastische,  ver- 
schwindend kleine  Formänderungen  erleiden,  gelten. 

28.  —  An  irgend  einer  Stelle  eines  im  Gleichgewichte  befindlichen 
festen  Körpers  denken  wir  uns  ein  unendlich  kleines  Theilchen  abge- 


Allgemeinere  ünterauchuiig  fester  Körper.  39 

grenzt.  Die  auf  die  Seitenflächen  desselben  wirkenden  Kräfte  sollen 
Fläehenkräfte  genannt  und  insbesondere  als  innere  Kräfte  oder  Ober' 
fiächenkräfte  bezeichnet  werden,  je  nachdem  die  durch  sie  beanspruchten 
Flächen  im  Innern  des  Körpers  liegen  oder  zur  Oberfläche  gehören; 
ausser  ihnen  wird  an  dem  Körpertheilchen  im  Allgemeinen  noch  eine 
auf  die  Masse  desselben  wirkende  äussere  Kraft  angreifen,  welche  eine 
Massenkraft  heisst  (z.  B.  die  Erdanziehung,  Ergänzungskräfte  der  rela- 
tiven Bewegung). 

Nehmen  wir  nun  an,  es  erleide  ein  anfänglich  im  Gleichgewichte 
befindlicher  Körper  durch  Hinzutreten  äusserer  Kräfte  und  durch  Tem- 
peraturänderung eine  Umgestaltung.  Dieselbe  hört  auf,  sobald  sich  ein 
neuer  Gleichgewichtszustand  gebildet  hat  und  bestehen  bleibt;  während 
ihrer  Erzeugung  werden  die  Flächenkräfte  des  betrachteten  Körper- 
theilchens  eine  bestimmte  Arbeitssumme  verrichten,  und  von  dieser  ist 
besonders  derjenige  Theil  von  Wichtigkeit,  der  nur  von  der  Form- 
änderung des  Körpertheilchens  abhängig  ist,  der  also  verschwindet, 
wenn  sich  das  Theilchen  bewegt,  ohne  seine  Gestalt  zu  ändern.  Man 
nennt  diesen  Theil  der  Gesammtarbeit  der  Flächenkräfte  die  Form- 
änderungsarbeit  des  Körpertheilchens;  ihre  Integration  über  den  ganzen 
Körper  liefert  die  Form  änderungsarbeit  des  Körpers.  Bei  der  Berech- 
nung dieser  Arbeit  ist  zu  beachten,  dass  die  Flächenkräfte,  deren 
schliessliche  Werthe  wir  ganz  allgemein  mit  i?  bezeichnen  wollen,  sich 
im  Verlaufe  jener  Umgestaltung  ändern. 

Denkt  man  sich  hingegen  die  Flächenkräfte  während  der  ganzen 
Dauer  der  Formänderung  mit  ihren  Endwerthen  R  wirkend  und  be- 
stimmt die  von  den  R  geleistete  Form  änderungsarbeit  unter  der  Voraus- 
setzung einer  tvillkürlichen  Formänderung,  die  man  sich  zwar  als  mög- 
lich vorstellen  kann,  die  aber  nicht  von  den  die  Kräfte  R  erzeugenden, 
sondern  von  irgend  welchen  anderen  Ursachen  herrührt,  so  erhält  man 
einen  Ausdruck  dA^,  welcher  die  virtuelle  Formänderungsarbeit  des 
Körpertheilchens  heisst,  während  jene  willkürliche,  mögliche  Umge- 
staltung eine  virtuelle  Formänderung  genannt  werden  soll. 

Wir  fassen  jetzt  eine  unendliche  kleine  virtuelle  Formänderung 
eines  im  Gleichgewichte  befindlichen  Körpers  und  insbesondere  die  Be- 
wegung und  Umgestaltung  eines  Körpertheilchens  ins  Auge  und  be- 
zeichnen die  virtuelle  Arbeit  der  auf  dieses  Körpertheilchen  wirkenden 
Massenkraft  mit  dA^,  diejenige  der  Flächenkräfte  mit  dAf.  Letztere 
Arbeit  besteht  aus  zwei  Theilen;  der  eine,  dA^y  hängt  nur  von  der 
Umgestaltung  des  Körpertheilchens  ab,  der  andere,  nämlich  c^^/ — dA^ 
von  der  Bewegung  des  Massenmittelpunktes  und  der  Drehung  des 
Körpertheilchens  um  diesen  Punkt.  Somit  stellt  dA^-^r  dAy — dAp 
diejenige    virtuelle  Arbeit    vor,    welche    sämmtliche    auf   das   Körper- 


40  Einleitung. 

theilohen  wirkenden  Kräfte  verrichten,  wenn  dessen  Bewegung  ohne  eine 
Formyeränderang  vor  sich  geht.  Diese  Arbeit  muss  aber  =  Null  sein, 
da  die  Mittelkraft  der  auf  das  Körpertheilchen  wirkenden  Krftfte  (des 
vorausgesetzten  Gleichgewichtszustandes  wegen)  zu  Anfang  =  Null  ist 
und  auch  während  der  ganzen  Dauer  der  gedachten  unendlich  kleinen 
Bewegung  bis  auf  eine  verschwindende  Grösse  den  Werth  Null  behält. 
Es  folgt  mithin  dA^-\' dAf='dA,  und,  wenn  entsprechende 
Gleichungen  für  sämmtliche  Körpertheilchen  gebildet  und  hierauf  addirt 
werden, 

(37)  A^-\-Ay=A^. 

Da  sich  nun  in  dem  Ausdrucke  A/  die  Arbeiten  der  inneren 
Flächenkräfte  gegenseitig  tilgen,  weil  auf  die  Flächen,  in  denen  an- 
einander grenzende  Körpertheilchen  zusammenhängen,  bei  gleichen  Ver- 
schiebungen entgegengesetzt  gleiche  Kräfte  wirken,  so  leuchtet  ein,  dass 
Af  die  virtuelle  Arbeit  der  Oberflächenkräfte,  mithin  A/  -f-  A^^  die  9»r- 
tuelle  Arbeit  sätnmtlicher  äusseren  Kräfte  vorstellt,  und  es  drückt  des- 
halb die  Gleichung  (37)  das  Gesetz  aus: 

Bei  einer  verschwindend  kleinen  virtuellen  Formänderung  eines 
im  Gleichgewichte  befindlichen  Körpers  ist  die  virtuelle  Arbeit 
der  äusseren  Kräfte  gleich  der  virtuellen  Formänderungsarbeit. 

Die  Ableitung  dieses  Satzes  nimmt  an,  dass  alle  anfänglich  sich 
deckenden  Seitenflächen  von  aneinander  grenzenden  Körpertheilchen  auch 
während  des  ganzen  Verlaufs  der  Formänderung  sich  decken,  weil  nur 
dann  die  Arbeiten  der  auf  diese  Flächen  wirkenden  Kräfte  sich  auf- 
heben. Besteht  nun  der  betrachtete  Körper  aus  mehreren  einander 
berührenden  Theilen,  von  denen  jeder  einzelne  der  gemachten  Annahme 
entspricht,  und  finden  gegenseitige  Verschiebungen  von  anfänglich  zu- 
sammenliegenden Berührungsflächen  je  zweier  Theile  statt,  so  müssen, 
wenn  das  bewiesene  Gesetz  gelten  soll,  alle  diese  Flächen  zur  Oberfläche 
gezählt  werden,  d.  h.  es  sind  die  auf  diese  Flächen  wirkenden  Kräfte, 
soweit  sich  ihre  Arbeiten  nicht  tilgen,  zu  den  äusseren  Kräften  zu 
rechnen.  So  sind  z.  B.  bei  aufeinander  reibenden  Theilen  eines  Körpers 
die  an  den  Berührungsstellen  wirkenden  Reibungs widerstände  als  äussere 
Kräfte  aufzufassen. 

24.  —  Um  einen  allgemeinen  Auisdruck  für  A^  abzuleiten,  be- 
ziehen wir  den  Körper  auf  ein  rechtwinkliges  Koordinatensystem  und 
denken  an  irgend  einer  Stelle,  aber  innerhalb  eines  Körpertheiles,  dessen 
Spannungen  sich  stetig  ändern,  ein  Parallelopipedon  von  den  anfäng- 
lichen Kantenlängen  dXy  dy,  dz  abgegrenzt. 

Die  Spannung  in  der  zur  a;-Achse  senkrechten,  den  Punkt  (x,  y,  z) 
enthaltenden  Seitenfläche  dydz  sei  in  die  Seitenspannungen 


^gemeinere  ünteFsachuDg  fester  Köxper. 


41 


a^    parallel  der  o;- Achse  und  positiy,  wenn  im  Sinne  von  ( — x)  wirkend, 


'»m 


» 

9> 

y 

91 

»> 

t9 

»» 

>» 

}» 

»  (-y) 

»f 

>> 

n 

Z" 

>9 

»} 

»9 

>> 

>> 

l> 

»  (-») 

f> 

Fig.  31. 


zerlegt,  *nnd  in  gleicher  Weise  mögen  die  Spannungen  in  den  dem 
Punkte  (x,  y,  z)  anliegenden  Seitenflächen  dzdx  und  dxdy  durch  ihre 
Seitenspannungen 


*y«i 


'yv> 


gegeben  werden.    Die  a  sind  Zug-  oder  Druckspannungen,  die  t  Schub- 
spannungen (Band  I,  Seite  56). 

Durch  Multiplikation  dieser  Spannungen  mit  den  entsprechenden 
Flächeninhalten  gelangt  man  zu  den  Kräften,  welche  jene  Flächen  be- 
anspruchen.    Auf  die  Fläche  dydz  wirken  z.  B.  die  drei  Kräfte: 

a^dydz,     '^»ydydz,     x^dydz. 

Wird  die  Momentensumme 
aller  am  Parallelopipedon  dxdy  dz 
angreifenden  Kräfte  in  Bezug  auf 
die  der  y-Achse  parallele  Schwer- 
achse  des  Körpertheilchens  gleich 
Null  gesetzt  und  hierbei  davon 
abgesehen,  dass  sich  die  Span- 
nungen in  gegenüberliegenden  Sei- 
tenflAchen  um  Differentiale  unter- 
scheiden, weil  die  Berücksichtigung 
dieser  unterschiede  zu  unendlich 
kleinen  Grössen  der  vierten  Ord- 


Flg.  SS. 


42  Einleitang. 

nnsg  fuhren  wttrde,  welche  gegen  die  der  dritten  Ordnung  verschwinden, 
80  erhftlt  man,  (mit  Hinweis  auf  Fig.  32,  in  der  die  Projektion  des 
Körpertheilchens  auf  die  (zx^Ehene  dargestellt  ist)  die  Gleichung: 

('z„dxdy)dz  =  ('r:„dydz)dx     (vergl.  auch  Band  I,  §  12), 

und  hieraus  und  aus  ähnlichen  Momentengleichungen  für  die  der  a;-Achse 
und  2^- Achse  parallelen  Schwerachsen  des  Körpertheilchens  folgt: 

weuhalb  die  kürzere  Bezeichnung  eingeführt  werden  soll: 

T,  ——  Ty,  ——   w^{       Ty Tjjp ^xm\       ^*  "~~"  ^«y ^^» 

wobei  zu  bemerken  ist,  dass 

Es  ändere    sich  nun  die  ausgliche  Länge  dx  um    die  Strecke 

Ada;  =  A' (-——)  + A"  (-—)   so    zwar,    da8S    sie    die    dem  Punkte 

(^9  Vj  ^)  anliegende  Fläche  gegen  den  Massenmittelpunkt  M  im  Sinne 

der  ( — x)  um  A'  (-^)  verschiebt  und  die  gegenüber  liegende  Fläche 

/,  /  dx  \ 
im  Sinne  der  {-{- x)  um  A    (~^~  )•     Die  auf  jene  Flächen  wirkenden 

Kräfte: 

a^fdydz    und    la^-^—^dxjdydz 

lidem  dann  zur  virtuellen  Formänderungsarbeit  den  Beitrag: 

und  hierfür  darf  man  nach  Streichung  der  kleinen  Grösse  vierter  Ord- 
nung :       ,      dx dy dz  A"  \-r-dx)  setzen : 
dx  V.  2        / 


^dx 
Cg,dydz^dx^=  a, — - — dV 

ax 


worin  dV=  dxdydz  den  Inhalt  des  Körpertheilchens  bedeutet. 

Hieraus  und  aus  ähnlichen  Betrachtungen  folgt:  Aendem  sich  die 
anfänglichen  Längen  dx,  dy,  dz  um  Strecken  ^dx,  ä^dy,  Adz  und 
bezeichnet  man  die  in  der  Folge  Dehnungen  genannten  Verlängemngs* 
Verhältnisse  mit 
,     ,  /idx  ^dy  ^dz 

(38)  «.  =  — i — ,       ß*  =  -ir— »        e.= 


dx    '         '         dy    '  '         dz 


Allgemeinere  Untersnchung  fester  Körper.  43 

80  ist  der  von  den  Spannungen  a«,  a,,  a«  abhängige  Theil  der  vir- 
tuellen Formänderungsarbeit  dA^  des  Eörpertheilchens  {dxdydz) 
gleich 

(39)  (<y.e,  +  cj^s,  +  cj.6.)(iF.   . 

Gleichzeitig  mit  den  Dehnungen  entstehen  Winkeländerungen  und 
in  Folge  dessen  leisten  auch  die  Schubkräfte  Arbeit.  £$  sei,  mit  Be- 
zugnahme auf  Fig.  31 

Y«  die  Aenderung  des  Winkels  YOZ, 

Yy     >>  »  >»  »>  ^UJLf 

T*     i>  »>  »  »  JLU  !• 

Man  nennt  Y*i  Yy>  T»>  ^^^  Gleitungen  im  Punkte  a?,  y^  z\  sie  seien 
positiv  oder  negativ,  je  nachdem  sie  Verkleinerungen  oder  Vergrösse- 
rungen  der  Winkel  YOZ,  ZOX,  XO  Y  vorstellen.  5ei  Berechnung 
der  in  Folge  der  Gleitungen  von  den  Schubkräften  verrichteten  vir- 
tuellen Formänderungsarbeit  darf  man  wieder  die  Spannungsunter- 
schiede in  den  einander  gegenüber  liegenden  Flächen  vernachlässigen 
und  den  Punkt  xyz  an  Stelle  des  Massenmittelpunktes  als  ruhend  an- 
nehmen. 

Aendert  sich  der  Winkel  YOZ  um  y«»  so  verschiebt  sich  die 
Fläche  YO'  im  Sinne  OZ  gegen  die  Fläche  OY'  um  Yx^y,  wobei  die 
in  YO'  und  senkrecht  zvl  dx  wirksame  Schubkraft  T^dxdz  die  vir- 
tuelle Arbeit  %dxdz'^^dy  verrichtet,  oder  es  verschiebt  sich  die  Fläche 
ZO'  im  Sinne  OY  gegen  die  Fläche  OZ'  um  die  Strecke  y^dz,  bei 
welcher  Bewegung  die  in  ZO'  und  senkrecht  zu  e^o;  wirkende  Schub- 
kraft T^dxdy  die  Arbeit  ii^dxdyi^dz  leistet.  In  beiden  Fällen  wird 
die  Arbeit 

T,Y«  dx  dy  dz  =  t,  y*  ^  ^ 

erhalten,  und  ebenso  ergeben  sich  für  die  den  Gleitungen  y,,  Yy  ^^^' 
sprechenden  Arbeiten  die  Ausdrücke  '^^'^pdV  und  '^»y^dV,  so  dass  die 
gesammte  virtuelle  Formänderungsarbeit  der  an  dem  Theilohen  (dxdydz) 
angreifenden  Flächenkräfte  gleich 

dA^  =  (a,  e,  +  cj^  Sy  +  a.s.  +  z^y^  +  r^Yy  +  '^.yi!)dV 

ist.     Für  den  ganzen  Körper  erhält  man: 

(40)       A,  =  j  (<ya,  e«  +  <yy  6y  +  cJ.  s.  +  T,  Y«  +  T^Yy  +  -^.T.)  d  V. 

Bei  unstetigen  Spannungen  muss  der  Körper  in  Theile  zerlegt  werden, 
innerhalb  welcher  alle  Spannungen  stetig  sind.  Die  Werthe  A^ 
werden  für  die  einzelnen  Theile  gesondert  berechnet  und  schliesslich 
addirt. 


44  Einleitung. 

Setzt  man  (nach  N.  23)  Ä^  gleich  der  virtuellen  Arbeit  der  äusseren 
Kräfte  Qj  so  erhält  man: 

(41)  S  QJ>^  =  1  (cj^s.  +  a^e,  +  a.e.  +  T.y.  +  x^y,  +  T,y.)d  F, 

wo  S«  die  den  Dehnungen  e«,  s,,  s,  und  Gleitungen  Y«i  Yyi  Y«  ^^^* 
sprechende  V^^hiebung  des  AngrifiGspunktes  m  der  Kraft  Q,^  im  Sinne 
von  Q^  bedeutet,  d.  i.  die  Projektion  des  Weges  von  m  auf  die  Bich- 
tung  von  Q^.  Zu  erinnern  ist  daran,  dass  bei  Ableitung  der  Glei- 
chung (41)  hinsichtlich  der  äusseren  und  inneren  Kräfte  nur  die  Er- 
füllung der  Gleichgewichtsbedingungen  vorausgesetzt  wurde,  und  dass  die 
Dehnungen,  die  Gleitungen  und  die  ihnen  entsprechenden  Verschiebungen 
h  von  den  Kräften  Q  und  den  Spannungen  a  und  t  unabhängig  zu 
denken  sind  und  von  irgend  welchen  anderen  Ursachen  herrühren 
können. 

26.  —  Wir  setzen  jetzt  fest,  dass  e«,,  Sy,  e„  y„  y^,  f.  die  bei 
einer  gegebenen  Angriffsweise  des  Körpers  entstehenden  wirklichen  Deh- 
nungen und  Gleitungen  sind,  bezeichnen  mit  Q,  a«,  Oy,  a«,  t«,  t^,  t« 
die  äusseren  Kräfte  und  Spannungen  eines  nur  gedachten  Belastungs- 
zustandes, wenden  auf  den  letzteren  und  auf  den  wirklichen  Form- 
änderungszustand  die  Gleichung  (41)  an,  und  erhalten  die  Beziehung: 

(42)  Se«8,H  =  j  (<y.6.  +  ay 6y  +  a.6.  -f  t,y.  +  -Cy Yy  +  T.y.)  d  T, 

welche  der  für  das  Fachwerk  abgeleiteten  Gleichung  (13)  gegenüber 
zu  stellen  ist,  und  in  welcher  5«  die  Projektion  des  wirklichen  Weges 

des  Punktes  m  auf  die  gedachte  Kraft  Q^  bedeutet. 

Die  wirklichen  Dehnungen  und  Gleitungen  sollen  hier  nur  für  den 
isotropen  (d.  h.  in  allen  Punkten  gleichbeschaffenen)  Körper  angegeben 
werden.  Bs  wird  ein  spannungsloser  Anfangszustand  angenommen.  Die 
anfängliche  Temperatur  ändere  sich  im  Punkte  (a;,  y,  z)  um  t 

Die  Seite  dx  des  Körpertheilchens  (dxdydz)  erleidet,   wenn  die 

Spannung  a,  allein  wirkt,   die  Dehnung  — - —  =  -^»     während    die 

dx  h 

tidx 
Temperaturänderung    den    Einfluss   —- —  =  e^  erzeugt  und  in  Folge 

dx 

.  ,        ^dx  o^  -4-  Cg  ,.    1-    1.    ITT    11 

von  Cy  und   a,  entsteht:  — ; —  = ^^— r= — ,    wobei  —  die  Werth- 

'  dx  mE  m 

Ziffer  der  Querdehnung  (abgerundet  \  für  Eisen  und  Stahl)  bedeutet.*) 
Das  Zusammenwirken  aUer  Ursachen  ruft  die  Dehnung  hervor: 


*)  Vei^L  Band  1,  §  12. 


Allgemeinere  ünteTSuchung  fester  Körper. 


46 


(48) 


6.= 


<Jt+<J. 


<.K 


E 

5 

E 


mE 


-|- ft<  und   ebenso  ergiebt  sich: 


mE 


-  +  s^ 


E 


<J.+  <Jy 


mE 


+  «^ 


während    die    nnr    von    den  Schnbspannungen   abhängigen   Oleitangen 
die  Werthe  annehmen: 


(44) 
wobei 


T.= 


G' 


Tr  = 


(45) 


G  = 


G' 


mE 


T.= 


G  ' 


2  (m  +  1) 
die  Sehüb-Elagticitätsziffer  (auch  Gleitmodul  genannt)  bedeutet."') 


b.  Anwendung  der  CJeJchung  (42). 

26.  —  Wir  werden  bei  Berechnung  der  Stabwerke  die  Olei- 
chung  (42)  in  derselben  Weise  benutzen  wie  die  Gleichung  (18)  bei 
Untersuchung  des  Fachwerks.  Zunächst  werden  wir  die  nach  bestimmten 
Biehtungen  wirkenden  Seitenkräfte  C  der  Stützenwiderstände  sowie  die 
Spannungen  c  und  t  als  lineare  Funktionen  der  gegebenen  Lasten  P 
und  gewisser  statisch  nicht  bestimmbarer  Grössen  X\  X*\  X*' 
darstellen,  und  zwar  in  der  Form: 

rc  =  Co  —C'X'  —  C"X"  —  Cf"X"'  — 


•  •  • 


(46) 


Cm  ==  <y«n  Ö«  A    <J-    JL     Ca     -A      


'«0 


(Jy  =  c^  —  Cy  X  —  Cy  X   —  Cy    X    — 

a.  =  0.«  - «;  JT'  -  ö/'r-  -  «rr^^  - 


Ty    -A      Ty      -A.       


T.  =  T^— T.X   — T^    X     — T,     X      — 

Die  mit  dem  Zeiger  0  behafteten  Werthe  sind  Funktionen  ersten  Grades 
der  Lasten  P  und  unabhängig  von  den  Grössen  X! ^  X'\  ....  Die 
Werthe  C\  C"  .  .  .  ,  c\  a"  .  .  .  ,  t',  t"  .  .  .  sind  unabhängig  von  den 
P  und  X 

Es  bedeuten: 


*)  Yeigl.  n.  A.  Qraahof^  Theorie  der  Elasticität  und  Festigkeit,  2.  Auflage, 
Berlin  1878,  Seite  24  und  80. 


46  Einleitung. 

C\  a\  t'  die  Sttttzenwiderstände  und  Spannangen 

für  den  Znstand  X'  ==  —  1 , 
C  \  c\  'z"  die  Stützenwiderstände  and  Spannungen 
für  den  Znstand  X'  =  —  1  u.  8.  w. 
Wird  nnn  die  Gleichung  (42)  der  Beihe  nach  auf  die  Belastungs- 
zustände:  X!  =  —  1,  X''  =^ —  1,  .  .  .  angewendet  und  jedesmal  auf 
den  wirklichen  Versohiebungszustand,   so  ergeben  sich  die  zur  Berech- 
nung der  Grössen  X",  X^\  .  .  .  ausreichenden  Bedingungen: 


(47) 


L"  =  I  (a/'e.  +  aj\  +  a/'s,  +  t,"  y, + V  y^ + t/'  y.)  d  V 


unter  L\  Li'  .  .  .  die  den   Zuständen  X' =  — 1,  X"  =  — 1,  .  .  . 
entsprechenden  virtuellen  Arbeiten  der  Auflagerkräfbe  verstanden. 

27.  —  Wird  die  durch  bestimmte  Dehnungen  und  Gleitungen 
^ari  Sy»  &«»  Tci  Yy»  Y«  bedingte  gegenseitige  Verschiebung  S«,  zweier 
Punkte  m  und  m^  des  Körpers  gesucht,  so  bringe  man  in  m  und  m^ 
zwei  entgegengesetzt  gleiche,  in  die  Gerade  mm<^  follende  und  von  ein- 
ander weg  gerichtete  Kräfte  Eins  an  (Fig.  9)  und  stelle  für  diesen 
gedachten  Belastungszustand  und  für  den  wirklichen  Verschiebungssu- 
stand  die  Gleichung  (42)  auf.     Man  erhält: 

(48)       1  •  5^  +  Z  =  j  (<J-r6*  +  ö;6y  +  ö^e.  +  T,Y.  +  t^y^  +  t.y.)  d  F, 

worin  a,  t  und  C  Spannungen  und  Stützenwiderstände  bedeuten,  welche 
mit  der  Belastungseinheit  des  Punktepaares  m,  m^  im  Gleichgewichte  sind. 
Auf  diese  Weise  lassen  sich  alle  die  Aufgaben  behandeln,  welche 
in  No.  9,  10,   14  für  das  Fach  werk  gelöst  worden  sind. 


c.  Pas  Clapeyron'tche  Gesetz  und  die  Sätze  von  MaxweH  und  Betti. 

28,  —  Es  wird  vorausgesetzt,  dass  die  äusseren  und  inneren  Kräfte 
allmählich  von  Null  aus  wachsen,  dass  also  auch  die  Umgestaltung  des 
Körpers  allmählich  vor  sich  geht,  ohne  das  Schwingungen  entstehen. 
Für  jede  der  unendlich  kleinen  Formänderungen,  in  welche  sich  die 
ganze  Formänderung  zerlegen  lässt,  gilt  die  Gleichung  (42)  und  es  er- 
giebt  sich  daher  die  Beziehung 

(49)     2  J  Qdh  = /(a.d6.+ayd6^+a.dc.+T.dY.+Ty(iTy+T.dY.)dF, 


Allgemeinere  üntersnohung  fester  Körper.  47 

^0  Q9  ^«f  ^if»  ^mj  '^mf  'fy»  'C,  die  Werthe  der  äasseren  Kräfte  und 
Spannungen  in  dem  Augenblicke  bedeuten,  in  welchem  die  Verschie- 
bungen 5  um  dh  zunehmen  und  die  Dehnungen  und  Oleitungen  um 
ds.,  d«y,  dc„  dy,,  dy^,  dy^ 

Der  Ausdruck  auf  der  linken  Seite  der  Gleichung  (48)  giebt  die 
meehanisehe  Arbeit  der  äusseren  Kräfte  Q  an,  der  Ausdruck  rechts  die 
wirkliche  Formänderungsarbeü  Ä  des  Körpers.  Behält  der  Körper  in 
jedem  Punkte  die  anfängliche  Temperatur,  ist  also  ^  =  0,  so  er- 
giebt  sich: 

c«e.  =  -l(c^a.-^da,-i-d0.);       d^.  =  ^x., 

dt^  =  —  {d(5^ da. day);        dY.  =  — t.,  also 

=  -^  \<5^dc^  +  a^da^  +  Ma.  — —  ««(a^a.  +  a.a.  +  a.ay)J 

und  hieraus  durch  Integration: 

(50)     A  =  ^f[cj  +  ö,«  +  «-"  -  ^  K«'  +  «-<^-  +  «-«»)]  -^ 

Nun  gilt  aber  auch  andererseits  die  Oleichung: 

und  diese  lässt  sich  leicht  umformen  in 

2^8  =  2^. 

Da  nun,  nach  (50),     2    Qdi  =  A  ist,  so  ergiebt  sich: 


48 


Emleitang. 


JQdh  = 


Qi 


and    hieraus    folgt,    dass  das  in  No.  8  für    das  Fach  werk  bewiesene 
Clapeyran'sehe  Gesetz  anoh  für  den  isotropen  festen  Körper  gilt. 

Ans  der  Gültigkeit  des  Clapejron'schen  Gesetzes  folgt  aber  auch 
ohne  weiteres  diejenige  des  in  No.  1 7  fUr  den  Fall  t  =  0  nnd  L  =  0 
abgeleiteten  MaxweU^Bohen  Lehrsatzes, 


—  um  den  Maxwell*schen  Satz  noch  anf  eine  ähnliche  Weise 
wie  in  No.  18  als  besonderen  Fall  des  allgemeineren  Gesetzes  von  Betti 
herzuleiten,  nehmen  wir  an,  dass  anf  den  Körper  zuerst  beliebige  Be- 
lastungen Pm  wirken.  Den  Körper  denken  wir  durch  drei  einander 
rechtwinklig  schneidende  Flächen-Schaaren  in  unendlich  kleine  Theilchen 
zerlegt,  in  deren  Seitenflächen  nur  Normalspannungen  auftreten,  welche 
dann  Hauptspannungen  heissen  und  mit  Jj',  c^\  a^'  bezeichnet  werden 
sollen.     Die  entsprechenden  Dehnungen  sind  (wegen  ^  =  0) 


(51) 


die  Gleitungen  sind  =  0 . 

Jetzt  ersetzen  wir  die  Belastungen  P^  durch  andere  Belastungen 
P^,  behalten  aber  die  vorhin  angenommene  Zerlegung  des  Körpers  bei. 
Es  treten  dann  Normalspannungen  c^',  c^'\  c^"  auf,  und  diese  erzeugen 
Dehnungen: 


(52) 


ff  I  //  ^      t        *f       \        ^    ff\\ 


Ausserdem   werden  durch  die  P»  Schubepannungen  x'  und  Oleitungen 
y"  hervorgerufen. 

Bezeichnen  wir  nun  mit  (8^J  den  Weg  irgend  einer  Belastung  F^ 
für  den  Fall,  dass  auf  den  Körper  nur  die  Belastungen  P«  wirken,  und 
mit  (5mn)  ^en  Weg  irgend  einer  Belastung  P„  in  Folge  ausschliesslicher 
Wirkung  der  P«,  und  wenden  wir  die  Gleichung  (42)  zuerst  an 


Allgememere  Untersuchung  fester  Körpei*.  49 

auf  den  Belastungszustand  (P„)  und  den  hiervon  unabhängigen, 
den  Belastungen  P„  entsprechenden  Verschiebungszustand , 

£odann: 

auf  den  Belastungszustand  (P„)  und  den  hiervon  unabhängigen, 
den  Pm  entsprechenden  Verschiebungszustand, 

so  erhalten  wir,  da  die  Stützen  widerstände,  der  Voraussetzung  gemäss, 

keine  Arbeit  verrichten,  die  Gleichungen: 

bei    deren  Aufstellung    zu  beachten  ist,    dass  den  Gleitungen  7"  die 

Schubspannungen  t'  =  0  gegen  tiberstehen  und  den  Schubspannungen  t  ' 

die  Gleitungen  7'  =  0.    (In  der  ersten  Veröffentlichung  dieses  Beweises  in 

des  Verfassers  Buch:  ,,Die  neueren  Methoden  der  Festigkeitslehre  u.  s.  w." 

Seite  176  wurden  die  c'  irrthUmlich  als  Hauptspannungen  bezeichnet.) 

Mit  Hilfe  von  (51)  und  (52)  lässt  sich  nun  leicht  nachweisen,  dass 
/    //    I       f    ff    t       f    ff  ff    f    t       ff    f   i       ff    f 

ist,  und  deshalb  auch 

2P.(8«.)  =  SP„(8.J. 

Hieraus  aber  folgt,  wie  auf  Seite  34,  als  besonderer  Fall: 


'm»  '-'um* 


d.   Die  Castigliano'schen  Sätze. 

30.  —  Betrachtet  man  die  statisch  nicht  bestimmbaren  Grössen  X 
(welche  sich  stets  auf  Kräfte  zurückführen  lassen)  ebenso  wie  die  P  als 
unabhängige  Veränderliche  der  Gleichungen  (46),  d.  h.  rechnet  man 
die  X  vorübergehend  zu  den  Belastungen,  so  dürfen  die  Werthe 
g',  a",  .  .  .  t',  V,  ...  als  Diiferentialquotienten  der  0  und  x  aufgefasst 
werden;  denn  es  ist 

cc^  f     cc^  ,^    '(?(;,  f     cx^  

CX  ex  CA  CX 

Die  Gleichungen  (47)  lassen  sich  dann  auf  die  gemeinsame  Form 
bringen 

(03)  -  L.  =j  (e.  —  +  e,  -. -^-  +  e.  --- 


Möller- Breslau,  Graphiache  Statik.    IL  1. 


50  Eiüleitimg. 

wobei  X  irgend  eine  der  atatisch  nicht  bestimmbaren  OrOssen  und  Lx 
die  virtuelle  Arbeit  der  Auflagerkrftfte  für  den  Zustand  X=  —  1  be- 
deutet. Fahrt  man  für  die  Dehnungen  und  Oleitungen  die  durch  (43) 
und  (44)  gegebenen  Werthe  ein,  so  gelangt  man  zu  dem  übersicht- 
lichen Gesetze: 

(54)  ^;^-  -  Lx  =  0, 


WO 


(55)  A,  =  Ä  -{-jic,  +  <J,  +  (J.)  U  d  V 


und  A  gleich  der  wirklichen  Formttnderungsarbeit  ist.  (Siehe  Glei- 
chung 50.) 

Verrichten  die  Sttttzenwiderstftnde  keine  Arbeit  (Lx  =  0)  und  findet 
an  keiner  Stelle  des  Körpers  eine  Aenderung  der  anfänglichen  Tempe- 
ratur statt  (<  =  0),  80  geht  (54)  über  in 

(56)  ^  =  0 

und  diese  Gleichung  sagt  aus: 

dasB  die  statisch  nicht  bestimmbaren  Grössen  X  die  Form- 
änderungsarbeit A,  welche  als  Funktion  der  zuerst  unabhängig 
veränderlich  gedachten  Werthe  X  darzustellen  ist,  zu  einem 
Minimum  machen. 

Dieses   Gesetz    der    kleinsten  Formänderungsarbeit    ist    zuerst  von 
Castigliano  scharf  bewiesen  worden. 
Setzt  man  in  Gleichung  (41): 

wobei  2Pm8m  die  virtuelle  Arbeit  der  Belastungen  P^  nnd  L  diejenige 
der  Sttttzenwiderstände  bedeutet,  und  beachtet,  dass  Gleichung  (41) 
auch  für  den  Fall  gilt,  dass  die  8,  e„  e,,  «,,  r„  x^  x,  von  den  Kräften  Q 
unabhängig  sind,  so  findet  man  durch  theilweise  Differentiation  jener 
Gleichung  nach  P^,  bei  unveränderlich  angenommener  Formänderung: 

^-+  ^P^~JV'  ^P.  '^''  ?P. +''  dK 

und  diese  Beziehung  lässt  sich  umformen  in 

sie  liefert,  falls  die  Stützenwiderstände  keine  Arbeit  leisten  und  t  =  0 


dV 


Allgemeinere  Untersuchung  fester  Körper.  61 

ist,  das  ebenüeills  von  Castigliano  bewiesene  Gesetz: 

(58)  8^  =  ^- 

Dasselbe  l&sst  sich  auch  wie  folgt  ableiten.  Auf  einen  Körper  mögen 
die  Belastungen  P«,  P»,  ....  P^,  ...  .  wirken;  ihre  Wege  seien 
5«,  5^,  ...  S^,  .  .  .  (yergl.  Seite  81).    Im  Falle  L  ==  0  und  f  :^  0  ist 

^*  =  8^P.  +  »**P*+  .  •  .  +»*«P-»+  .  .  . 


Wachst  P^  um  ^P«,  während  die  übrigen  Belastungen  ungeändert 
bleiben,  so  nehmen  S«,  5»,  ...  5«, ...  zu  um 

^8.  =  8,^3P,^;     ^86  =  8*„?P^; .  .  .  ^8«  =  8,^?P^;  .  .  . 

und  die  Formftnderungsarbeit  Ä^  welche  ebenso  gross  ist  wie  die  me- 
chanische Arbeit  der  äusseren  Kräfte,  wächst  um 

^Ä  =  P.Z\  +  P»98,  +  .  .  .  +  p^?8^  +  . . . 
Man  erhält 

^Ä  =  (h^  p^  4-  8^  p^  4- . . .  +  8_  p^  4- . . .)  ^  P^ , 

wofür  man  (nach  dem  Gesetze:  8«,„  =  8««)  auch  schreiben  darf: 
^^~p~  ^^^  8p,.P<,  +  öip^Pft  -j-  .  .  .  -j-  ö^^P„  -{-...=  o^. 

Da  die  Gleichung  (41)  hinsichtlich  der  äusseren  und  inneren  Kräfte 
nur  die  Erfüllung  der  Gleiohgewichtsbedingnngen  verlangt,  so  ist  es 
erlaubt,  bei  Anwendung  der  Formeln  (57)  und  (58)  die  statisch  nicht 
bestimmbaren  Grössen  X  als  willkürliche  Veränderliche  aufzufassen. 
Differentiirt  man  also  nach  P^,  so  darf  man  nicht  nur  alle  übrigen 
Belastungen  sondern  auch  sämmtliche  X  als  unveränderlich  ansehen. 

Wendet  man  die  Castigliano' sehen  Sätze  auf  das  Fach  werk  an 
(welches  ja  nur  ein  besonderer  Fall  des  eben  untersuchten  Körpers  ist) 
so  hat  man  zu  setzen: 

(59)  A,=  :Sy~^,  +  SttSs. 


Literatur  zur  Einleitung. 


1.  Lam^,  LeQons  sur  la  theorie  mathematigue  de  Velasticiii  des  eorps  solides, 
Paris  1852  imd  1866  (2.  Auflage). 

2.  Clerk  MaxweU,  On  the  calculation  of  ihe  equilibrium  and  stiffness  of 
frameSf  Philosophical  Magazine,  Band  27  (1864),  Seite  294.  Diese  Abhand- 
lung enthält  die  erste  allgemeine  Theorie  des  statisch  unbestimmten  Fach- 
werks,  allerdings  nur  für  den  Fall  eines  spannungslosen  Anfangszustandes 
und  unter  der  Voraussetzung,  dass  keine  Temperaturänderungen  eintreten. 
Die  Grundlage  bildet  das  in  unserem  Buche  (Seite  32)  der  Maxwell'sche 
Lehrsatz  genannte  Gesetz,  welches  aber  nur  für  Verschiebungen,  nicht  auch 
für  Drehungen  bewiesen  wird. 

3.  Mohr,  Beitrag  zur  Theorie  des  Fcuihwerks,  Zeitschr.  des  Hannov.  Arch. 
und  Ing. -Vereins  1874  und  1875  foitgesetzt  im  Civilingenieur  1885.  In 
dieser  Arbeit  wird,  vom  Gesetze  der  virtuellen  Verschiebungen  ausgehend, 
die  erste  vollständige  Theorie  des  statisch  unbestimmten  Fachwerks  auf- 
gestellt und  dabei  auch  der  Satz  von  der  Gegenseitigkeit  der  elastischen 
Formiindeningen  entwickelt,  letzterer  zwar  auch  nur  für  Verschiebungen, 
jedoch  in  einer  Weise,  welche  die  Verallgemeinerung  dieses  Satzes  durch 
blosse  Aenderung  der  Bedeutung  der  Buchstaben  möglich  macht. 

4.  Castigliano«  Theorie  de  Viquilihre  des  systemes  elastigues,  Tuiin  (bei 
Kegroj  1879.  An  der  Spitze  dieses  hervorragenden  Werkes  steht  der  mit 
Hilfe  des  Clapeyron'schen  Gesetzes  entwickelte  Satz  von  der  Abgeleiteten 
d(»r  Formändeningsarbeit  (Gleichung  58  auf  Seite  51  unseres  Buches)  sowie 
der  aus  diesem  folgende  Satz  von  der  kleinsten  Formänderungsarbeit. 
Castigliano  wendet  sein  Verfahren  auch  auf  die  Unteisuchung  von  Stab- 
gebilden an,  welche  auf  Biegung,  Torsion  und  Abscheei-ung  beansprucht 
weixlen. 

5.  Fränkel,  entwickelt  in  der  Abhandlung:  Das  Frincip  der  kleinsten  Arbeit 
der  inneren  Kräfte  elastischer  Systeme  und  seine  Anwendung  auf  die  Lösung 
baustatischer  Aufgaben,  (Zeitschrift  des  Hannov.  Arch.  u.  Ing. -Vereins  1882) 
—  unabhängig  von  Castigliano  —  den  Satz  von  der  kleinsten  Formänderungs- 
arbeit, und  zwar  ebenfalls  zuei"st  für  das  Fachwerk,  dann  aber  auch  für 
den  isotropen  festen  Körper. 


Literatur  zur  Einleitun«,'.  53 

6.  Caatigliano,  Intomo  ad  unaproprietä  dei  sistemi  el{i8tici,  Atti  delle  Scienzi 
di  Torino,  Band  17  (1882)  Seite  705;  enthält  die  ei-ste  allgemeine  (d.  b.  fin- 
den beliebig  geformten  isotropen  elastischen  Körper  giltige)  Entwickeluug 
des  Maxweir sehen  Satzes,  sowie  einen  Bericht  über  das  auf  Seite  34  u.  48 
unsei'es  Buches  abgeleitete  Gesetz  von  Betti.  Letzteres  schliesst  den  Max- 
weirschen  Satz  als  besonderen  Fall  ein  und  wii-d  von  Betti  in  der  Form 
gegeben : 

I  p  {Xh  +  Ir'  +  Zw')  dS+  I  (Lti'  -1-  Mv  +  Nw')  ds 

S  H 

=  /  ?  (X'u  4-  F'r  +  Z'ir)dS-{-  \  (f/u  +  M'r+N'ir)  ds. 

Dabei  bedeuten:  p  XdS,  p  YdS.  pZdS  die  an  einem  Körpertheilchen 
dS=^dxdy dz  angreifenden,  den  Koordinatenachsen  x.  //,  z  paralleleu 
Massenkräfte  (p  =:  Dichtigkeit  an  der  Stelle  xyz)^  feiner  Lds^  Mda,  Nds 
die  auf  ein  Oberflächentheilchen  d8  wirkenden  ebenfalls  den  Koordinaten- 
achs<m  x,  y,  z  parallelen  äusseren  Kräfte,  und  u,  v,  w  die  von  allen  diesen 
Kräften  herrührenden  Verschiebungen  eines  Punktes  (xyz)  im  Sinne  der 
X,  y,  ar,  während  u\  v\  w'  durch  die  Kräfte  pX'dS^  p  Y'dS,  pZ'dS. 
L'ds^  M'ds.  N'ds  erzeugt  werden. 

7.  Swain»  On  the  appUcation  of  ihe  pnncipU  of  Virtual  velocities  io  the 
deteriniuation  of  ihe  deflection  and  «tresses  of  frames.  Journal  of  the 
Franklin  Institute,  1883,  Febr.  bis  April.    Seite  102,  194,  250. 

8.  Melan,  lieber  den  Einfluss  der  Wärme  auf  elastische  Systeme.  Woch(^n- 
schrift  des  Österreich.  Arch.  u.  Ing.-Ver.  1888,  S.  183  u.  202.  Erweiteiimg 
des  Castigliano'schen  Satzes  von  der  kleinsten  Formändeningsarbeit. 

9.  Mtdler-Breslan,  Der  Satz  von  der  Abgeleiteten  der  ideellen  Formände- 
rungsarheit.  Zeitschr.  des  Arch.  u.  Ing.-Ver.  zu  Hannover,  18S4,  S.  211. 
Erweiterung  der  Sätze  Castigliano's. 

10.  Krohn,  Der  Satz  von  der  Gegenseitigkeit  der  Verschiebungen  und  Anwen- 
dung derselben  zur  Berechnung  statisch  unbestimmter  Fachwerkträger ; 
Zeitschrift  des  Hannov.  Arch.  u.  Ing. -Vereins  1884.  Herleitung  des  Max- 
weU'schen  Satzes  und  Anwendung  desselben  auf  die  Bereclinimg  statisch 
unl)estimmter  Fachwerke. 

11.  Melan,  Beitrag  zur  Berechnung  statisch  utibestimmter  Stabaysteme.  Zeit- 
schrift des  Österreich.  Arch.  u.  Ing.-Ver.  1884,  S.  100. 

12.  Weyrauch,  Arbeitsbedingungen  fär  statisch  unbestimmte  Systeme,  Wochen- 
blatt für  Arch.  u.  Ing.  1884,  S.  200. 

18.  Mttller-Breslan,  Bedingungsgleichungen  für  statisch  unbestimmte  Körjjcr. 
AVochenblatt  für  Arch.  u.  Ing.     1884. 

14.  Weyrauch,  Theorie  elastischer  Körper.    Leipzig  (bei  Teubner)  1884. 

15.  MttUer-Breslaii,  Die  neueren  Methoden  der  Festigkeitslehre  und  der  Statik 
der  Baukonstruktionen,  Leipzig  1886  (Baumgärtner's  Buchhandlung).  Hier 
wird  darauf  hingewiesen,  dass  der  Maxweirsohe  Satz  nicht  nur  für  Ver- 
schiebungen, sondern  auch  für  Drehungen  gilt. 


54  Literatur  zur  Einleitung. 

16.  Forchheimer,  Die  Gegenseitigkeit  der  Versehiebungeti,  Zeitschr.  des  Öster- 
reich. Ing.  u.  Arch.  Vereins  1886;  giebt  u.  A.  eine  sehr  übersichtliche,  auf 
das  Glapeyron'sche  Gesetz  sich  stützende  und  auf  Seite  32  dieses  Buches 
wiedeigegebene  Ableitung  des  Maxweirschen  Satzes,  von  der  dasselbe  gilt 
wie  von  der  Beweisführung  Mohr's. 

17.  Land.  Die  (xegenaeitigkeit  ektstiseher  Formänderungen  u.  s.  w.  Wochen- 
blatt für  Baukunde  1887.    Seite  14. 


ERSTE  ABTHEILUNG. 

Formänderung  ebener  Fachwerke.  —  Untersnchnng  der  ebenen, 

statisch  unbestimmten  Fachwerke. 


I.  Abschnitt. 

Bestimmung  der  Formveränderungen  ebener 
Fachwerke,  mit  Anwendungen  auf  die  Unter- 
suchung statisch  unbestimmter  und  statisch 

bestimmter  Träger. 

§  1. 

yerscliie1)iiiig8pläne  nach  dem  TerfSftliren  ron  WUliot. 

31.  —  Ein  statisch  bestimmtes  ebenes  Fachwerk  sei  durch  ge- 
gebene Lasten  beanspracht  und  gegebenen  Temperaturänderungen  aus- 
gesetzt. Die  in  den  Stäben  hervorgerufenen  Spannkräfte  S,  welche 
(nach  Seite  6)  von  den  Temperaturänderungen  unabhängig  sind,  seien 
mit  Hilfe  der  im  ersten  Bande  unseres  Buches  entwickelten  Verfahren 
gefunden,  auch  seien  die  Aenderungen  A«  sämmtlicher  Stablängen  s 
mittels  der  Gleichung 

^8  =  -^''^,^^    ets  (vergl.  S.  2) 

berechnet.  Gesucht  seien  die  Verschiebungen  der  Knotenpunkte.  — 
So  lautet  die  Aufgabe^  deren  geometrische  Lösung  das  Ziel  unserer 
nächsten  Untersuchungen  ist. 

Die  Knotenpunkte  werden  wir  mit  kleinen  Buchstaben,  welche  die 
Stelle  von  Ordnungsziffern  vertreten,  bezeichnen,  die  Stäbe  hingegen 
mit  arabischen  Ziffern.  Die  Längen  der  Stäbe  1,2,...  seien  =  «i,  «s»  •  •  •» 
für  ihre  Aenderungen  A^],  A^^f  •  •  •  mögen,  um  übersichtliche  Figuren 
zu  erhalten,  die  kürzeren  Zeichen  AI,  A2;  .  .  .  eingeführt  werden. 

Wir  beginnen  mit  der  Behandlung  des  einfachsten  und  wichtigsten, 
fast  alle  Anwendungen  umfassenden  Falles,  nämlich  mit  der  Unter- 
suchung eines  Fachwerks,  welches  man  in  der  Weise  erzeugen  kann, 
dass   man  zu  einem  Stabdreieck  abc  (Fig.  33)  zwei  neue  Stäbe  fügt. 


58 


Ereter  Abschnitt.  —  §  1. 


die  in  einem  neuen  Knoten  d  miteinander  verbunden  sind,  hierauf  an 
zwei  beliebige  Knoten  dieses  Stabgebildes  wieder  zwei  neue  Stäbe  mit 

einem  neuen  Knoten  e  anschliesst,  u.  b.  f. 
Die  Bestimmung  der  durch  gegAene  Aende- 
rungen  der  Stabl&ngen  herrorgerufenen  Ver- 
schiebungen der  Knotenpunkte  eines  der- 
artigen Fachwerks  stützt  sich  auf  die  LOsnng 
der  folgenden  Aufgabe. 

82.  Brate  Hauptanfkabe«  Der  Knoten- 
punkt c  ist  mit  den  Knoten  a  und  h  durch 
zwei  Stäbe  1  und  2  verbunden,  deren  Längen 
8^  und  B^  sich  um  die  gegebenen  Strecken  AI  und  A2  ändern,  wäh- 
rend sich  die  Punkte  a  und  h  in  die  neuen  Lagen  d  und  h'  bewegen. 
Gesucht  ist  die  Verschiebung  cc  des  Punktes  e  (der  mit  a  und  h  nicht 
in  derselben  Geraden  liegen  darf).     Fig.  84  a. 

Um  die  neue  Lage  von  c  durch  Zeichnung  zu  bestimmen,    löse 
man  bei  c  die  Verbindung  beider  Stäbe,  verschiebe  den  Stab  1  parallel 


Fig.  33. 


i>C' 


Fig.  34 1 


Fig.  34  b. 


mit  sich  selbst  in  die  Lage  ac^  und  den  Stab  2  parallel  mit  sich 
selbst  in  die  Lage  h'c^.  Hierauf  ändere  man  die  Längen  der  Stäbe 
in  der  vorgeschriebenen  Weise.     Wird  z.  B.  der  Stab  1  gedehnt,   der 

Stab  2  verkürzt,  so  verlängere  man  aC|  um  0^05==  AI  und  bringe 

von  h'e^  die  Strecke  c^c^  =  A2  in  Abzug.  Nun  schlage  man  mit  den 
neuen  Stablängen  ae^  und  h'e^  als  Halbmesser  Kreisbögen,  deren 
Mittelpunkte  a  und  h'  sind.  Der  Schnittpunkt  e  jener  Bögen  giebt 
die  gesuchte  neue  Lage  des  Punktes  c  an.  In  dem  hier  vorausgesetzten 
Falle  verschwindend  kleiner  Verschiebungen  dürfen  die  Kreisbügen  c^e 
und  c^c  durch  die  auf  den  Geraden  ac^  und  h'e^  errichteten  Lotbe 
ersetzt  werden. 


Verschiebungspläne. 


59 


Es  empfliehlt  sieb  nun,  die  Verschiebung  cc  in  einer  besonderen 
Figur  und  in  gehöriger  Vergrösserung  darzustellen.  Von  einem  beliebig 
gewählten  Punkte  0  aus  (welcher  der  Ursprung  oder  der  Pol  genannt 
wird,  Fig.  84b)  trage  man  die  gegebenen  Verschiebungen  Oa  =  aa 
und  Oh'  =^hh'  der  Punkte  n  und  h  nach  Grösse,  Richtung  und  Sinn 
auf.  An  die  Polstrahlen  Oa  und  Ob'  füge  man  in  a  und  h'  die  den 
St&ben  1  und  2  parallelen  Lftngenänderungen  AI  und  A2  und  errichte 
in  den  Endpunkten  der  letzteren  Lothe,  deren  Schnittpunkt  c  dann  die 
verlangte  Verschiebung  des  Punktes  e  bestimmt;  dieselbe  wird  nach 
Grösse,  Richtung  und  Sinn  durch  den  Polstrahl  Oc   dargestellt. 

Besonders  zu  achten  ist  auf  den  Sinn,   in  welchem  die  L&ngen- 
änderungen  AI  und  A2  anzutragen  sind.     Man  merke  Folgendes: 

Ist  der  Kneten  c  mit  a  durch  einen  Stab  1  verbunden,  welcher 
gedehnt  wird,  so  verschiebt  sich  e  gegen  a  im  Sinne  ac,  und  es 
muss  desshalh  AI  an  a   im  Sinne  ac  gefügt  werden. 

Ist  der  Knoten  c  mit  b  durch  einen  Stab  2  verbunden,  welcher 
verkürzt  wird,  so  verschifft  sich  c  gegen  b  im  Sinne  cb,  und 
es  muss  deshalb  ä2  an  b'  im  Sinne  cb  angetragen  werden. 
Durch  wiederholte  Lösung  der  eben  behandelten  Aufgabe  ist  man 
im  Stande,    die  Verschiebungen  der  Knotenpunkte  einer  gegliederten 
Scheibe  von  der  in  No.  31  beschriebenen  Art  für  den  Fall  zu  bestimmen, 
dass  die  Richtungslinie  eines  Stabes  (der  im  allgemeinen  einem  der  bei- 
den Dreiecke  abe  und  abd,  Fig.  83,  angehören  muss)  ungeändert  bleibt 
und  die  Verschiebung  eines  Punktes  der  Mittellinie  dieses  Stabes  gleich 


k    i*j   j 


Fi«.  35«. 


Flg.  35  b. 


Null  ist.     Als  Beispiel   wählen  wir  das  in  der  Figur  35a  dargestellte 
Fachwerk  und  setzen  voraus,  dass  der  Punkt  a  und  die  Richtung  des 


60  Ei-ster  Abschnitt.  —  §  1. 

« 

Stabes  1  festliegen.  Die  in  der  Figur  mit  dem  Zeichen  (-|-)  versehenen 
Stäbe  3,  5,  6  mögen  Dehnungen,  alle  übrigen  aber  Verkürzungen  er- 
leiden. 

Punkt  0  in  Fig.  85b  ist  der  beliebig  angenommene  Pol.  Die 
Verschiebung  von  a  ist  gleich  Null,  mithin  fällt  der  Punkt  a  mit 
0  zusammen.  Die  Verschiebung  Ob'  des  Punktes  h  ist  gleich  der  Ver- 
kürzung AI  des  Stabes  1.  Der  Knoten  c  wird  mit  a  durch  den  Stab  2 
und  mit  h  dui'ch  den  Stab  3  verbunden,  er  nähert  sich  a  um  A2  und 
entfernt  sich  von  b  um  A8.  Trägt  man  also  an  a  im  Sinne  ca  die 
Strecke  A2  ||  2  an  und  an  b'  im  Sinne  bc  die  Strecke  A8  |{  8  und 
errichtet  auf  diesen  Strecken  in  ihren  Endpunkten  Lothe,  so  bestimmt 
deren  Schnittpunkt  die  Verschiebung  Oc  des  Punktes  c.  Der  Knoten 
d  ist  mit  a  und  c  durch  4  bezieh.  5  verbunden,  seine  Verschiebung 
Odr  erhält  man,  wenn  man  A4  {|  4  an  a'  im  Sinne  da  anträgt,  ferner 
A5  II  5  an  c  im  Sinne  cd,  und  auf  A4  und  A5  in  deren  Endpunkten 
Lothe  errichtet,  deren  Schnittpunkt  der  Punkt  d'  ist.  Auf  dieselbe 
Weise  wird  Punkt  e   bestimmt. 

Die  Figur  35  b,  deren  Polstrahlen  Ob\  Oc\  ....  nach  Grösse, 
Richtung  und  Sinn  die  Verschiebungen  der  Knoten  5,  c,  .  .  .  .  dar- 
stellen, nennen  wir  den  Verschiebungsplan  des  Fachwerks  abcde  oder 
auch  —  nach  dem  Erfinder  des  vorstehenden  Verfahrens  —  einen 
Williot'BchQn  Verschiebungsplan . 

83.  Zusaznmensetsung  der  Versohiebungeii  in  Folge  von 
zwei  getrennt  betrachteten,  verschwindend  kleinen  Bewegungen. 
—  Bewegung  einer  starren  Scheibe.  Will  man  die  Form  Veränderung 
einer  irgendwie  gestützten,  gegliederten  Scheibe,  die  aber  äusserlich 
statisch  bestimmt  sein  möge,  untersuchen,  so  nehme  man  zuerst  die 
Richtung  eines  Stabes  und  einen  Punkt  der  Achse  dieses  Stabes  als 
festliegend  an,  zeichne  den  Verschiebungsplan  auf  die  vorhin  beschrie- 
bene Weise,  und  ertheile  hierauf  der  Scheibe  —  die 
jetzt  als  starr  anzusehen  ist  —  eine  Bewegung, 
durch  welche  die  wirklichen  Auflagerbedingungen 
erfüllt  werden.  Den  Weg,  den  irgend  ein  Kno- 
tenpunkt m  in  Folge  dieser  zweiten  Bewegung 
zurücklegt,  stelle  man  durch  einen  Polstrahl  w"  0 
(Fig.  86)  dar,  der  fiach  dem  Pole  hinzeigt,  weil 
hierdurch  die  Zusammensetzung  dieser  Verschiebung 
rig  36  mit    der    zuerst    gefundenen  elastischen  Verschie- 

bung Oin  erleichtert  wird.  Denn  es  giebt  nun 
die  Strecke  wt'W  nach  Grösse,  Richtung  und  Sinn  den  Weg  des  Kno- 
tens m  für  den  Fall  an,  dass  die  beiden  getrennt  betrachteten  Be- 
wegungen gleichzeitig  erfolgen. 


Verechiebungspläne. 


61 


Die  Verschiebungen  der  Punkte  einer  starren  Scheibe  erhält  man 
unmittelbar  durch  Anwendung  des  Satzes,  dass  sich  jede  verschwindend 
kleine  Bewegung  einer  starren  Figur  auf  eine  Drehbewegung  um  einen 
festen  Punkt  ^  zurttckfQhren  lässt.  Stellen  nämlich  die  Polstrahlen 
a  0,  }}'  0,  c'  0,  .  .  .  (Fig.  37)  nach  Grösse,  Richtung  und  Sinn  die 
Verschiebungen  der  Knoten  a,  ft,  c,  .  .  .  dar,  so  muss  sein 
(l)  a"0_La^;     h"  O  X^h%',     c"0  J_c^^ ; 


denn  die  Richtung  der  Verschiebung  eines  jeden  Punktes  einer  starren 
Figur  ist  rechtwinklig  zu  der  Geraden,  welche  diesen  Punkt  mit  dem 
augenblickliehen  Drehpunkte  verbindet,  und  weiter  ergiebt  sich 


(II)  a  0\VO\c   O. =a%\h''S^\v,%\ ; 

weil  sich  die  Verschiebungen  der  Punkte  a,  6,  c,  .  .  .  zu  einander  ver- 
halten wie  die  entsprechenden  Geschwindigkeiten  und  die  letzteren  wie 
die  Entfernungen  der  Punkte  vom  Drehpol  ^. 

Aus  den  Beziehungen  (I)  und  (II)  folgt  aber: 

1.  Verbindet  man  die  Punkte  a\  b'\  .  .  .  des  Verschiehungs- 
planes  so  durch  gerade  Linien,  dass  Jedem  Fachwerkstabe  ik 
eine  Gerade  i'k"  entspricht,  so  bilden  diese  Geraden  eine  Figur, 
welche  der  sich  bewegenden  starren  Scheibe  ähnlich  ist, 

2.  Die  Verbindungsgerade  zweier  beliebiger  Punkte  m,  n  der 
Scheibe  ist  rechtwinklig  zu  der  Verbindungsgeraden  der  ent- 
sprechenden Punkte  m",  n\  (Fs  ist  beispielsweise  in  Fig.  37: 
ä"^"  J_  ö6;  a"e"  J_  ae.) 

Hat  man  also  mit  Hilfe  der  Auflagerbedingungen  zwei  Punkte  der 
Figur  a'b"c'  .  .  .  bestimmt,  so  ist  man  im  Stande  diese  Figur  zu 
zeichnen. 


62 


Erster  Abschnitt.  —  §  1. 


Es  sei  noch  hervoigehoben,  dass  sich  die  vorstehenden  Ergebnisse  auch 
aus  den  in  No.  82  entwickelten  Gesetzen  ableiten  lassen.  Weixlen  beispielsweise 
die  Aenderungcn  A5,  A6,  A7  der  Seiten  des  Stabdreiecks  c  (7«  in  Fig.  85  a  gleich 
Null  angenommen,  so  entspricht  diesem  Dreieck  in  der  Fig.  85b  ein  ähnliches 
Dreieck  c  ^  e\  dessen  Seiten  rechtwinklig  zu  den  entsprechenden  Seiten  des 
Dreiecks  cde  sind.  Auch  aus  Fig.  34  folgt  ohne  weiteres,  dass  der  Yerbindungs- 
geraden  zweier  starr  mit  einander  verbundener  Punkte  a  und  e  (wegen  AI  =  0) 
im  Yerschiebungsplane  eine  zu  ac  rechtwinklige  Gerade  ac  entspricht. 

84.  Faohwerkträger  mit  einem  festen  und  einem  beweg- 
lichen Anflagergelenk.    Gesucht  ist  der  Verschiebungsplan  des  in  der 

Fig.  38  a  dargestellten  Trägers,  der  bei 
a  ein  festes  und  bei  g  ein  auf  schräger 
Bahn  geführtes  Auflagergelenk  besitzt. 
Die  mit  dem  Zeichen  (-]-)  Tersehenen 
Stäbe  mögen  Verlängerungen  erleiden. 
Wird  zuerst  die  Richtung  des 
Stabes  1  als  festliegend  vorausge- 
setzt, 80  lassen  sich  die  von  den 
gegebenen  Aenderungen  der  Stab- 
längen herrührenden  elastischen  Ver- 
schiebungen Oh\  Oc\  .  .  .  Og  der 
Knotenpunkte  h,  c,  ,  .  .  g  auf  die  in 
No.82  beschriebene  Weise  bestimmen. 
Dieselben  müssen  noch  mit  denjenigen 
Verschiebungen  h"0,  c'O,  .  •  .  g' 0 
zusammengesetzt  werden^  welche  die 
Knotenpunkte  erfahren,  wenn  das 
starre  Fachwerk  so  um  a  gedreht 
wird,  dass  sich  f^r  den  auf  einer 
festen  Geraden  geführten  Punkt  g 
eine  Gesammtverschiebung  g"  g'  er- 
giebt,  welche  zu  dieser  Geraden  pa- 
rallel ist.  Die  Yon  den  Punkten 
a\  }}\  c\  .  .  .  g"    gebildete,    der 

Figur     abcdefg     ähnliche     Figur 

// 1  ff  ff  jff  ff  jfff  '/   •  j    a  1     j      I 

a  b  e  d  e  f  g     ist  demnach  durch 

die  Bedingungen  bestimmt,  dass  a' 
mit  a  zusammenfallen  muss,  weil  a 
ruht,  und  dass  femer  a"  g"  \  ag 
und  g''g'  parallel  zur  Bahn  des  Auf- 
lagergelenkes g  sein  muss.  Die  (in 
der  Fig.  nicht  ausgezogenen)  Strecken  h"b\  c'c\ . . .  g''g'  stellen  nach  Grösse, 
Richtung  und  Sinn  die  gesuchten  Verschiebungen  der  Knotenpunkte  6, 
Cf  •  .  •  g  dar. 


Fig.  38. 


Verschiebungspläne. 


63 


Meistens  ist  es  zweckmässig,  zuerst  einen  Knotenpunkt  in  der  Nähe 
der  Trägermitte  and  einen  yon  diesem  Punkte  ausgehenden  Stab  fest* 
znhalten«  weil  sich  nach  dem  in  Fig.  88  befolgten  Ver&hren  für  die 
Yom  festen  Auflager  entfernter  liegenden  Knotenpunkte  zuweilen  sehr 
groese  elastische  Verschiebungen  ergeben.  Als  zweites  Beispiel  ist  des- 
halb in  Fig.  39  der  Verschiebungsplan  eines  ein&chen  Fachwerkbalkens 
vorgeßlhrt  worden.  Zuerst  wurde  der  Knoten  a  und  die  Richtung  des 
Stabes  1  festgehalten,  und  die  Lage  der  Funkte  b\  c\  >  .  .  .  h'  ermittelt, 
wobei,  der  Deutlichkeit  der  Figur  wegen,  die  Zeichen  AI,  A2,  .  .  .  durch 
die  blossen  Zi£fem  1,  2,  ...  ersetzt  worden  sind.  Hierauf  wurde  die 
der  Figur  hgadechf  ähnliche  Figur  }i' g" a  ä' e' c' }>'  f  mit  Hilfe 
der  Bedingungen  bestimmt,  dass 

erstens  V  mit  V  zusammenfallen  muss,  weil  die  Verschiebung 
Ton  h  gleich  Null  ist, 

zweitens  t'  e  wagerecht  sein  muss,  weil  sich  e  auf  einer  Wage- 
rechten bewegt, 

drittens  r  e"  J,  he  sein  muss. 


-C<r' 


Flg.  39. 


Damit  sind  die  Verschiebungen  2^  6 ,  c  c ,  .  .  .  der  Knotenpunkte 
6,  0,  .  .  .  gegeben. 


64 


Erster  Abschnitt. 


§  1. 


Projicirt  man  die  Punkte  h' ,  g\  a',  d',  e  in  h^,  g^^  Oq,  cIq,  e^ 
auf  die  Senkrechten  durch  die  entsprechenden  Knotenpunkte  h,  g,  a,  d,  e 
und  verbindet  h^  und  e^  durch  eine  Gerade,  welche  jene  Senkrechten 
in  f/",  a'",  dt"  schneiden  mögen,  so  geben  die  Strecken  g"  go,  a"  Oq^ 
d'"  <Jq  an,  um  wie  viel  sich  die  Knotenpunkte  g,  a,  d  in  senkrechter 
Richtung  verschieben.  Man  nennt  diese  Projektionen  der  Gesammt- 
Verschiebungen  auch  Durchbiegungen  und  beispielsweise  g"'  gg  die  senk- 
rechte Durchbiegung  des  Fachwerks  an  der  Stelle  g. 

Das  Polygon  hQ  g^  a^  d^  e^  heisst  Biegungspdygon  oder  BiegungsUnie 
der  unteren  Gurtung  und  die  Gerade  h^  e^  die  Schlusslinie.  Wird  nur 
das  Polygon  h^  g^  Oq  ^^  e^  verlangt  (was  häufig  der  Fall  ist),  so  braucht 
in  dem  hier  vorliegenden  wichtigen  Falle  eines  Trägers  mit  wagerechter 
Auflagerbahn  die  Figur  li' g' a  i' e' c' })' f  nicht  gezeichnet  zu  werden. 

36.  Gerber'soher  Faohwerkbalken.  Es  sind  zwei  Fälle  zu 
unterscheiden.  1.  Die  Koppelträger  cd  und  gh  werden  gelenkartig 
mit  den  gestützten  Theilen  verbunden.  2.  Jeder  Koppelträger  wird 
(wie  ein  einfacher  Balken)  an  dem  einen  Ende  mit  einem  festen,  an 
dem   anderen    mit  einem   beweglichen  Auflagergelenke  versehen,      tm 


«•«^•♦i»      -IP,--   >; 


O^' 


Fig.  40. 


ersten  Falle  darf  auf  den  Pfeilern  nur  ein  festes  Lager  angeordnet 
werden;  alle  flbrigen  Lager  müssen  beweglich  sein.  Im  zweiten  Falle 
erhält  jeder  der  gestützten  Theile  ein  festes  und  ein  bewegliches  Auf- 
lagergelenk.    (Vergl.  Band  I,  Abschnitt  X,  §  42.) 


Verschiebungspläne.  65 

Ein  Betspiel  für  die  erste  Anordnung  zeigt  die  Figur  40.  Die 
KoppeltrSger  //  und  IV  sind  mit  den  gestützten  Theilen  I  und  /// 
durch  die  Gelenke  c,  d,  g  yerbunden.  Das  Auflagergelenk  a  ist  fest, 
während  sich  die  Auflagergelenke  6,  e,  f,  h  auf  wagerechten  Bahnen 
bewegen  können.  Die  Darstellung  der  durch  gegebene  Aenderungen 
der  Stablftngen  bedingten  Verschiebungen  der  Knotenpunkte  erfolgt 
zweckmässig  in  vier  getrennten  Figuren,  entsprechend  den  vier  Schei- 
ben J,  //,  Uly  IV,  Zuerst  nehme  man  von  jeder  Scheibe  einen  be- 
liebigen Punkt  und  die  Richtung  eines  durch  diesen  Funkt  gehenden 
Stabes  als  festliegend  an,  bestimme  die  elastischen  Verschiebungen  der 
Knotenpunkte  auf  die  in  No.  82  angegebene  Weise  und  ertheile  hierauf 
den  nunmehr  als  starre  Gebilde  anzusehenden  Scheiben  Bewegungen, 
durch  welche  die  Auflagerbedingungen  erfüllt  werden  und  der  Zusammen- 
hang der  Scheiben  in  den  Punkten  c,  d,  g  wieder  hergestellt  wird. 
Der  erste  Theil  dieser  Untersuchung  —  die  Bestimmung  des  irgend 
einem  Knoten  m  entsprechenden  Punktes  m  —  ist  bereits  durch  mehrere 
Beispiele  erläutert  worden,  und  es  sind  deshalb  in  die  Fig.  40  nur  die 
wichtigsten  dieser  Punkte  eingetragen  worden,  nämlich: 

die  Punkte  c,  i  des  Verschiebungsplanes  für  die  Scheibe  //, 

>»      »»    ^  >  ^  I  r  >  ^  »»  »»  >>    I»      f>    s^iL^ 

f»       u    g  ^         >»  »I  >>    »»      >>     ■*  '^ • 

Der  Verschiebungsplan  für  die  Scheibe  /  wurde  überhaupt  fort- 
gelassen, da  dieses  Trägerstück  ein  festes  und  ein  bewegliches  Auflager- 
gelenk besitzt,  mithin  ganz  nach  No  84  behandelt  werden  kann.  Es 
bleibt  jetzt  nur  noch  zu  erläutern,  wie  die  den  Figuren  cid,  defg^  gkh 
ähnlichen  Figuren  c'i" i\  d!'e"f' g'\  g"k"h"  zu  bestimmen  sind. 

Der  Punkt  c'  des  Planes  //  ist  durch  die  dem  Plane  I  zu  ent- 
nehmende Verschiebung  c' c  des  Gelenkes  c  gegeben;  von  d!'  ist  vor- 
läufig nur  bekannt,  dass  c'i'  _\_cd  sein  muss.  Im  Plane  ///  liegt  e" 
auf  der  Wagerechten  durch  e',  und  f  auf  der  Wagerechten  durch  f\ 
weil  sich  die  Auflagergelenke  e  und  f  auf  wagerechten  Bahnen  bewegen. 
Bedeuten  Wi  und  w^'  die  in  senkrechter  Richtung  gemessenen  Abstände 
der  Punkte  d!'  und  e\  beziehungsweise  e"  und  f\  ferner  u>^,  w^  die 
in  wagerechter  Richtung  gemessenen  Entfernungen  der  entsprechenden 
Punkte  d,  e,  f,  so  verhält  sich 

und  mittels  dieser  Beziehung  lässt  sich  w^'  =  w^'  —^    bestimmen    und 

damit  auch  die  Lage  der  in  Fig.  40  strichpunktirten  Wagerechten,  auf 
welcher  der  Punkt  d^'  liegen  muss.  Diesen  Punkt  selbst  aber  flndet 
man,   indem   man  c'  et  aus  dem  Plane  //  in  den  Plan  ///  überträgt 

Müller-BretUn,  Onphlaohe  Stetik  U.  1.  5 


66  Erster  Abschnitt.  ~  §  1. 


nnd  c  ä!  \_cd  zieht  Ist  noch  mit  Hilfe  der  Geraden  i' %'  _[_ d9  der 
Punkt  e'  ermittelt  worden,  so  sind  zwei  Punkte  der  Figur  i'tf'g" 
bekannt,  und  damit  ist  diese  Figur  vollständig  bestimmt.  —  Nun  über- 
trägt man  ü'  aus  ///  in  den  Plan  //  und  zeichnet  die  Figur  e'Cd'\ 
macht  hierauf  in  IV  die  Strecke  g  g'  gleich  und  parallel  der  ebenso 
bezeichneten  Strecke  des  Planes  ///,  zieht  g"h"  ^gh  bis  zur  Wage- 
rechten durch  K  und  erhält  auf  diese  Weise  zwei  Punkte  der  nunmehr 
bestimmten  Figur  g"k''K\ 

Ein  Beispiel  für  die  zweite  Anordnung  ist  in  der  Fig.  41  darge- 
stellt worden.  Bei  a  und  g  wird  der  Träger  durch  feste,  bei  b  und  f 
durch  bewegliche  Auflagergelenke  (letztere  mit  wagerechten  Bahnen) 
unterstützt.  Der  Koppelträger  II  ist  bei  e  durch  ein  Qelenk 
mit  I  verbunden    und    erhält  bei  d  ein  wagerechtee   Gleitlager.     Di^ 


Vd' 

im 


Fig.  41. 

Verschiebungspläne  für  die  Scheiben  /  und  ///  werden  nach  No.  34 
gezeichnet.  Von  der  Scheibe  //  nehme  man  zuerst  wieder  einen  be- 
liebigen Punkt  und  die  Richtung  eines  durch  diesen  Punkt  gehenden 
Stabes  als  festliegend  an,  und  ertheile  hierauf  dieser  Scheibe  eine  Be- 
wegung, durch  welche  bei  c  der  Zusammenhang  der  Scheiben  J  und  77 
wieder  hergestellt  und  der  Bedingung  genügt  wird,  dass  die  senk- 
rechten Projektionen  der  Verschiebungen  der  Punkte  d  und  e  gleich 
gross  werden.  Hiemach  findet  man  die  der  Figur  ckd  ähnliche  Figur 
c*k" d"  auf  die  folgende  Weise.  Man  macht  die  Strecke  c'c  nach 
Grösse,  Bichiung  und  Sinn  gleich  dem  durch  den  Verschiebungsplan 
für  die  Scheibe  7  gegebenen  Wege  des  Knotens  c  und  die  Strecke  e'  d[ 
gleich  der  aus  dem  Plane  ftlr  die  Scheibe  777  zu  entnehmenden  Ver- 
schiebang  des  Punktes  e.  Hierauf  zieht  man  c'd"  _\_^cd  bis  zur  Wage- 
rechten durch  e'  und  erhält  in  der  Strecke  d^'i  nach  Grösse,  Rich- 
tung und  Sinn  die  Verschiebung  von  d.  Die  Figur  c"lc' cf'  ist  durch 
die  beiden  Punkte  c"  und  d"  vollständig  bestimmt. 

86.  Bogenträger  mit  drei  Gfrelenken.  Die  beiden  gegliederten 
Scheiben  7  und  77,  welche  bei  a  und  b  feste  Auflagergelenke  besitzen 
und    bei  c    durch    ein   Gelenk    miteinander    verbunden    sind,    werden 


Yerschiebungspläne. 


67 


zuerst  getrennt  untersacht,  wobei  Ton  jeder  Scbeibe  ein  beliebiger  Punkt 
und  die  Richtung  eines  durch  diesen  Punkt  gehenden  Stabes  als  fest» 
liegend    angesehen    werden. 

Hierauf  werden  den  als  starr  j f 

anzusehenden  Scheiben  Be- 
wegungen ert heilt,  welche 
die  Auflagerbedingungen  be- 
friedigen und  den  Zusam- 
menhang der  Scheiben  bei 
c  wieder  herstellen.  Fig.  42 
giebt  nur  die  Lage  der  den 
Gelenken  a,  &,  c  entsprechen- 
den Punkte  a\  b\  c  der 
beiden  Verschiebungepläne  / 
und  //  an ;  die  den  übrigen 
Knoten  m  entsprechenden 
Punkte  m  wurden  fortge- 
lassen. Zur  Bestimmung 
der  den  Figuren  acd  und 
bee  ähnlichen  Figuren  a'c'd"  und  h"e'e 
dingungen  zur  Verfügung: 


Flg.  42. 


stehen  die  folgenden  Be< 


ff  / 


2. 
3. 

4. 


1.    Die  Verschiebung  a  a    von  a  ist  gleich  Null;  mitbin  muss 
a    mit  a    zusammenfallen. 

Aus  gleichem  Grunde  muss  h"  mit  h'  zusammenfallen. 

Im    Plane  /   muss    sein:    a"c"_[_ac    und    im    Plane    //: 

Die   Pläne  I  und  II  müssen    für  die  Verschiebung  von  c 
denselben  Werth  c'c   liefern. 

Man  lege  nun  im  Plane  I  durch  a  eine  zu  <zc  rechtwinklige  Ge- 
rade, ziehe  durch  c  zu  ac  eine  Parallele,  welche  jene  Gerade  in  h 
schneidet  und  bestimme  auf  diese  Weise  die  Projektion  kc  der  Ver- 
schiebung c"c  auf  die  Richtung  ac.  Diese  Projektion  übertrage  man 
in  den  Plan  //,  errichte  hier  in  k  auf  ck  ein  Loth  und  bestimme 
dessen  Schnittpunkt  c"  mit  der  durch  h"  rechtwinklig  zu  6  c  gezogenen 
Geraden  b"c\  Jetzt  ist  die  Figur  b"c'e'  gegeben,  da  zwei  Punkte 
derselben  bekannt  sind.  Ueberträgt  man  noch  kc'  aus  dem  Plane  II 
in  den  Plan  J,  so  kennt  man  auch  zwei  Punkte  {a"  und  c")  der  Figur 
a'c'd*\  kann  also  auch  diese  Figur  zeichnen.  Auch  lässt  sich  im 
Plane  II  die  Projektion  ic  von  c'c  auf  die  Richtung  bc  finden  und 
in  den  Plan  I  übertragen,  worauf  dann  c"  mittels  c'i  _}_  ci  bestimmt 
werden  kann. 

5* 


68 


Ereter  Abschnitt.  —  §  1. 


87.  —  Dem  in  No.  3 1  beschriebenen  und  als  Fachwerk  einfachster 
Art  bezeichneten  Stabgebilde  lässt  sich  ein  sehr  wichtiges  Scbeibenge- 
bilde  von  ähnlicher  Bntstehungsweise  an  die  Seite  stellen.  Man  erhfilt 
dasselbe,  indem  nmn  drei  gegliederte  Scheiben  I,  II,  III  durch  drei 
Gelenke  g^^  g^^  g^  zu  einem  Scheibendreieck  vereinigt  (Fig.  43)^ 
an  dieses  zwei  weitere  Scheiben  IV  and  F,  die  in  einem  Oelenke  g^ 
aneinanderhängen,  mittels  zweier  Gelenke  g^  nnd  g^  anscbliesst,  in  der- 
selben Weise  zwei  neue  Scheiben  VI  und  VII  hinzuftlgt  und  so  fort- 
fährt. Sind  sämmtliche  Scheiben  Fach  werke  von  der  in  No.  31  ange- 
gebenen Art,  so  ist  es  möglich,  den  Verschiebungsplan  des  Gebildes 
durch  wiederholte  Losung  der  in  No.  82  behandelten  Aufgabe  zunächst 
unter  der  Voraussetzung  zu  erhalten,  dass  nnr  die  Richtung  eines  Stabes 


Sa  9n 

Fig.  48.  Flg.  44. 

(der  im  Allgemeinen  dem  Scbeibendreiecke  /  //  ///  angehören  muss)  und 
ein  Punkt  in  der  Achse  dieses  Stabes  festliegen,  und  hierauf  können  dann 
mit  Hilfe  von  No.  33  auch  solche  Fälle  erledigt  werden,  in  denen  das  Ge- 
bilde in  anderer,  aber  ebenfalls  statisch  bestimmter  Weise  gestützt  wird. 
Soll  z.  B.  das  in  Fig.  43  dargestellte  Fach  werk  untersucht  werden ,. 
und  gehört  der  Stab,  dessen  Richtungslinie  zunächst  festgehalten  wird, 
der  Scheibe  7  an,  so  denke  man  die  übrigen  Scheiben  auf  die  in  der 
Fig.  44  angegebene  Weise  durch  Stäbe  ersetzt  und  schreibe  diesen 
Stäben  Längenänderungen  zu,  welche  mit  den  wirklichen  gegenseitigen 
Verschiebungen  ihrer  Endpunkte  übereinstimmen,,  so  dass  z.  B.  die- 
Längenänderung  des  gedachten  Stabes  g^g^  gleich  der  gegenseitigen 
Verschiebung  des  der  Scheibe  //  angehörenden  Pnnktepaares  g^ ,  g^  ist. 
Es  liegt  jetzt  ein  Fach  werk  von  der  in  No.  31  beschriebenen  Art  vor;, 
man  ist  im  Stande,  der  Reihe  nach  die  Verschiebungen  der  Gelenke 
^8»  9h>  9b^  9i^  9%^  99*  9io*  9iu  9i2  anzugeben,,  und  hierauf  mit  Hilfe 
von  No.  33   die   wirklieben  Auflagerbedingungen  zu  befriedigen.     Um. 


Yersohiebungspläne. 


69 


^en  zweiten  Theil  dieser  Aufgabe  lösen  zu  können,  müssen  die  Stütz- 
punkte in  passender  Weise  mit  den  Gelenken  durch  Stäbe  verbunden 
gedacht  werden.  Besitzt  z.  B.  das  Scheibengebilde  zwei  Auflagergelenke 
«  und  h  (von  denen  das  eine  fest,  das  andere  beweglich  sein  muss),  so 
flind  noch  die  Stäbe  agnf  o^^igj  ^9iot  ^9it  hinzuzufügen. 

Der  auf  dem  angegebenen  Wege  erhaltene  Verschiebungsplan  soll 
kurz  der  Plan  I  heissen;  er  enthält  die  den  wirklichen  Auflagerbe- 
dingungen entsprechenden  Verschiebungen  m'm  sämmth'cher  Knoten- 
punkte m  der  Scheibe  I,  die  Verschiebungen  g^'g'  sämmtlicher  Mittel- 
gelenke g  und  die  Verschiebung  des  beweglichen  Auflagergelenks. 

Um  nun  die  zur  Anfertigung  des  Planes  /  erforderlichen  Längen- 
ändernngen  der  gedachten  Stäbe  zu  erhalten,  muss  im  Allgemeinen  für 
jede  einzelne  Scheibe  ein  besonderer  Verschiebungsplan  unter  der  Vor- 
aussetzung gezeichnet  werden,  dass  die  Richtung  eines  Stabes  der  frag- 
lichen Scheibe  und  ein  Punkt  in  der  Achse  dieses  Stabes  festliegen. 
Fig.  45  stellt  einen  Theil  des  auf  diese  Weise  für  die  Scheibe  III  er- 
haltenen Planes  (kurz  Plan  III  genannt)  vor;  er  dient  zur  Bestimmung 
der  Aenderungen  A(^i^,),  ^(gsgn),  ^(gugO  der  Entfernungen  g^g^, 
999iif9ii9i-  Behufs  Ermittelung  vonA(^i^,),  projicire  man  die  Polstrahlen 
Ogi  und  Og^'  in  0  g^  und  Og^  auf  eine  zur  g^g^  parallele  Gerade  1 — 8. 
Es  stellt  dann  Og^  die  Verschiebung  von  g^  in  der  Richtung  g^g^  dar, 
femer  Og^  die  Verschie- 
bung von  g^  in  derselben 
Richtung  und  es  giebt 
mithin  die  Strecke 

9i99  =^(gi9i) 
die  gegenseitige  Verschie- 
bung  des    Punktepaares 

9it  9i  ^°y  s^®  ^^^  densel- 
ben Sinn  wie  die  Strecke 
g^g^  und  bedeutet  des- 
halb eine  Verlängerung 
•des  gedachten  Stabes ^1  ^3 . 
Auf  dieselbe  Weise  wird 
derWerth  A(^,^,i)  durch 
Projiciren  der  Punkte  g^' 
und  <^||  auf  die  zur 
9z9\i  Parallele  Gerade 
3  — 11  gefunden  und  A(^,  ^n)  mittels  der  Projektionen  von  g^'  und 
yi/  auf  die  Gerade  1—11.  Für  ^g^gn)  ergab  sich  in  der  Fig.  45 
ein  positiver  Werth,  für  ^{g^gn)  hingegen  ein  negativer,  so  dass  dem 
gedachten  Stabe  g^gn  eine  Verkürzung  zuzuschreiben  ist. 


Flg.  45. 


70 


Erster  Abechnitt.  —  §  1. 


Der  in  Fig.  45  für  die  Scheibe  JII  gezeichnete  Einzelplan  lässt 
sich  mit  Vortheil  yerwerthen,  nm  nach  Vollendung  des  Planes  /  die 
wirklichen  Verschiebongen  r'r  sämmtlicher  Kröten  r  dieser  Scheibe 
darzustellen.  Zn  diesem  Zwecke  übertrage  man  die  im  Plane  I  für 
die  Gelenke  g^y  g^,  g^  gefundenen  wirklichen  Verschiebungen  gi'gif 
9i'9$i  9\\  9\\  ^  ^®^  ^\wa  III  und  zeichne  hierauf  die  der  Scheibe  /// 
ähnliche  Figur  gi' g^' r" 9ii\  welche  bereits  durch  zwei  der  Punkte 
9\'^  9z' i  9\\  bestimmt  wird,  so  dass  man  die  Schürfe  der  Zeichnung 
leicht  prüfen  kann.  Hat  man  nämlich  9\  g^  ^  9i' 9z  ^  9\\' 9\\  ^^^ 
Plan  /  in  Plan  III  übertragen,  so  muss  bei  sorgfältiger  Zeichnung  sein: 

9\9z    1.9\9t^  9z'9\\     \-.9z9\x  "^^^  9\\  9i     \^9\\9\' 

ZahlenbeispieL    Znr  Erläuterung  untersuchen  wir  den  auf  Tafel  1  im 

MaaBSstabe   1 :  100    angetragenen   Dachbinder,    und    zwar  zunächst  mit   Hilfe 

des  allgemeinen  Verfahrens.     Auf  die  im  vorliegenden  und  in  vielen  anderen 

f^en  möglichen  Vereinfachungen  werden  wir  an  geeigneter  Stelle  hinweisen. 

Die  von  dem  Eigengewichte  des  Dachstuhls  und  dem  Schnee  herrührende 

senkrechte  Belastung  jedes   der  mittleren  Knotenpunkte    betrage    1125*,   jedes 

Eadknotens:   1 1125*.     Der   auf   jedes  Feld    der   linken  Dachhälfte   wirkende 

Winddruck  sei  =  700*.    Die  mit  HiKe  eines  Cremona'schen  Kräfteplanee  (der 

hier   nicht   wiedergegeben    worden    ist)    erhaltenen   Spannkräfte  S^    sowie   die 

Stablängen  «,    Querschnitte  F  (ohne  Abzug   für  Nietlöoher)   und  Längenände- 

Ss 
rungen  A«=  sind  in  der  folgenden  Tabelle  zusammengestellt  worden.   Tem- 


peraturänderung< 

m   blieben  unberücksichtigt 

Die   ElasticitätszifPer  wurde   (für 

Schweisseisen):  . 

fi?=  1800000 

*  f.  d.  qcm  angenommen.*) 

Zur  besseren  Uebersicht 

Linke 

Trägerhälfte 

Rechte  Trä§ 

rerhälfte 

Stab 

S 

F 

8 

A« 

Stab 

S 

F 

8 

^8 

1 

-9910 

44 

212 

—  0,27 

1' 

—  9530 

44 

212 

—  0,26 

2 

—  9110 

44 

212 

—  0,24 

2' 

—  8730 

44 

212 

—  0,23 

8 

—  8320 

44 

212 

—  0,22 

8' 

—  7940 

44 

212 

—  0,21 

4 

—  7520 

44 

212 

—  0,20 

4' 

—  7140 

44 

212        —0,19 

5 

1-8970 

13 

245 

+  0,94 

5' 

+  6970 

18 

245 

+  0,73 

6 

h7470 

18 

245 

+  0,78 

6' 

--6170 

13 

245 

+  0,65 

7 

h4110 

12 

254 

+  0,48 

8 

h4210 

12 

245 

+  0,48 

8' 

+  2820 

12 

245 

+  0,32 

9 

f-5710 

12 

245 

+  0,65 

9' 

+  8620 

12 

245 

+  0,41 

10 

-1500 

9 

122 

—  0,11 

10' 

—    800 

9 

122 

—  0,06 

11 

+  1500 

5 

245 

+  0,41 

11' 

+    800 

5 

245 

+  0,22 

18 

—  3000 

16 

245 

-0,26 

12' 

—  1600 

16 

245 

—  0,14 

18 

+  1500 

5 

245 

+  0,41 

18' 

+    800 

5 

245 

+  0,22 

14 

—  t500 

9 

122 

—  0,11 

14' 

—    800 

9 

122       —  0,06 

l 

cilogr. 

gcm» 

em. 

mm. 

kilogr. 

qem. 

cm* 

fffffi. 

*)  Bei  Berechnung  von  Formveränderungen  empfiehlt  es  sich  im  Allgemeinen, 
E  nicht  zu  hoch  anzunehmen,  um  den  schwierig  zu  berechnenden  Einfluss  der  Ver- 
schwächung  durch  Niete  und  das  Nachgeben  der  Verbindungen  zu  bei-ücksichtigen. 


Yerschiebungspläne.  71 

worden   die  As   (in  Millimetem)  auch   in   das  Trägemetz  auf  Tafel  1    einge- 
schrieben. 

Der  zu  untersuchende  Träger  besteht  aus  den  beiden  gegliederten  Scheiben 
aeh  und  iqh^  welche  kurz  mit  /und  II  bezeichnet  werden  sollen  und  die  mittels 
des  Gelenkes  h  und  des  Stabes  ai  mit  einander  verbunden  sind. 

Zuerst  wurde  in  Fig.  47  der  Yerschiebungsplan  für  die  Scheibe  I  unter 
der  Voraussetzung  aufgetragen,  dass  der  Knoten  a  und  die  Richtung  des  Stabes 
ah  festliegen.  Sämmtliche  Verschiebungen  wurden  in  zwanzigfacher  Vergrosse- 
rung  gezeichnet  0  ist  der  beliebig  angenommene  Pol.  a  Wlt  mit  0  zusammen. 
Die  Verschiebung  Ob'  des  Punktes  b  ist  ^eich  der  Längen&nderung  Al2  des 
Stabes  12.  Die  Punkte  c',  d\  e  ferner  f^  g\  K  wurden  nach  dem  in  No.  32 
beschriebenen  Verfahren  bestimmt.  Hierauf  wurde  der  (roth  ausgezogene)  Ver- 
schiebxmgsplan  //  für  die  Scheibe  II  in  Angriff  genommen,  vorerst  für  den 
Fall,  dass  Punkt  t  und  die  Richtung  des  Stabes  ik  festgehalten  werden.  Nach 
Ermittelung  der  Punkte  k\  T,  m\  q  und  n\  p\  V  konnte  die  Aenderung  A(At) 
der  Entfernung  A«  als  Projektion  der  Strecke  }{%  auf  eine  zu  \%  parallele  Ge- 
rade angegeben  werden  und  ebenso  die  Aenderungen  A(t9)  und  A(^g)  der  Ab- 
stände iq  und  hq*  [Im  vorliegenden  Falle  wäre  allerdings  hierzu  die  Aufzeich- 
nung des  Planes  II  nicht  nöthig  gewesen,  denn  es  ist  offenbar  A(^i)  gleich  der 
Summe  der  Längenänderungen  der  Stilbe  9'  und  8',  d.  h.  A(A»)  =  +  0,41  +  0,82 
=  +  0,73*"  und  ebenso  findet  man  ohne  weiteres:  A(Äg)=A4'+  A3'-j-A2' 
+  A1'=-- 0,19  — 0,21- 0,28  — 0,26  =  — 0,89--  \md  A(#^)  =  A6' +  A5' = 
+  0,65  +  0,73  =  +  1,38—]. 

Jetzt  war  es  möglich,  den  Plan  /  zu  vollenden.  Mit  Hilfe  von  A(^i)  und 
A7  wurde  die  Lage  von  i\  femer  mittels  ^(A^)  und  A(»g)  die  Lage  von  g'  ge- 
funden und  hierauf  den  Auflagerbedingungen  genügt  Da  e  festliegt  und  q  auf 
einer  Wagerecüten  geführt  wird,  so  fällt  t  mit  t  zusammen,  während  q  der 
Schnittpunkt  der  rechtwinklig  zu  «g  gezogenen  Geraden  i'  q  mit  der  Wage- 
rechten  durch  q  ist.  Durch  die  Punld»  e'  und  q  ist  die  dem  gegebenen  Fach- 
werke ähnliche  Yi^x  e' ^'h" g'H'  f  aC q'  vollständig  bestimmt,  und  damit  sind 
auch  die  Verschiebungen  sämmtlicher  Knoten  der  Scheibe  I  sowie  diejenigen  der 
Punkte  t  und  q  gegeben. 

Behu&  Darstellung  der  Verschiebungen  der  Knotenpunkte  der  Scheibe  // 
wurden  die  Verschiebungen  q  q  und  W  aus  Plan  /in  //  übertragen  und  auf 
diese  Weise  zwei  Punkte  der  Figur  qmtc'p'Ji'nx'V*  gefunden.  Bei  sorg- 
fältiger Zeichnung  muss  q^Ü'  S^qk  sein,  femer  muss  die  Verschiebung  {"% 
mit  der  bereits  im  Plane  /  erhaltenen  Verschiebung  x'x  nach  Grösse  imd 
Richtung  übereinstimmen.  [Wegen  der  geraden  Gurtung  Ixlc  hätte  man  auch 
im  Plane  I  einen  Punkt  Ap'  mit  Hilfe  von  A12'  und  A(Äifc)  =  — 0,19  —  0,21 
=  —  0,40—  ermitteln  können,  hierauf  n  mittels  A13'  und  A8',  p  mittels 
Ad'  und  A14'  sodann  V  und  m'.  Plan  //  kann  also  bei  Untersuchung  des 
vorliegenden  Trägers  entbehrt  werden;  er  ist  aber  nöthig,  sobald  ä,  /?,  A?,  m,  q 
oder  ^  n,  i  oder  /,  /,  q  nicht  in  einer  Geraden  liegen. 

Vergleichende  Messungen  zeigen,  dass  im  vorliegenden  Falle  von  allen 
Engten  des  Trägers  der  Punkt  g  die  grösste  Verschiebung  erfiOirt.  Man  findet 
g' g  =  7,6—.    Die  wagerechte  Verschiebung  des  Punktes  q  ist:  qq  =  6,5—. 

Die  Figuren  49  bis  52  zeigen  weitere  Arten  von  Fach  werken, 
deren  Ver8chiebnngq>lftne  auf  dem  im  yorstehenden  Beispiele  angegebenen 
Wege  erhalten  werden  können. 


72 


Erster  Abschnitt.  —  §  1. 


Der  einfache  Fachwerkbalken  in  Fig.  49  besteht  aus  den  beiden 
Scheiben  abe  and  bde  (deren  Bfinder  darch  Schraffimng  hervorgehoben 


wurden)  und  dem  Stabe  ce.     Die  sich  schneidenden  Diagonalen  und 
Vertikalen  sind  an  den  Ereuzungsstellen  nicht  miteinander  verbunden. 
Fig.  50  stellt  einen  versteiften  Gelenkbogen  (vergL  Band  /,  Ab- 
schnitt XII)  dar,  welcher  in  die  Scheiben  I  und  II  und  den  Stab  ce 


^^^kP^Ä^W^^^^^^SRö. 


Flg.  50. 


Flg.  51. 


zerlegt  werden  kann,  Fig.  51  einen  Fachwerkbogen  mit  drei  Gelenken, 
dessen  Kämpfer  durch  eine  Stange  verbunden  sind. 

Soll    die  Formveränderung   des  in  Fig.  52   abgebildeten  Trägers 


Flg.  52. 


untersucht  werden,  so  nehme  man  zunächst  den  Punkt  c  und  die  Rich- 
tung des  Stabes  ce  als  festliegend  an,  ermittele  e,  sodann: 


Veisciiiebiiiigspl&iie.  73 

i  mit  Hilfe  yon  A(dc)  und  tk{dt) 

h'  „  „  „  A(6c)  „  A(*d)  =  A5  +  A6+A7+A8 
«  „  „  „  A(ac)  „  A(a6)  =  Al+A2  +  A8  +  A4, 
und  ebenso  bestimme  man  f  und  g\  Nun  befriedige  man  die  Auf- 
lagerbedingungen, übertrage  die  hierbei  gefundenen  Verschiebungen 
}/'b\  d" d\  f"f\  g'g  der  Punkte  6,  d,  f^  g  in  die  nach  No.  82  für 
die  einzelnen  Scheiben  angefertigten  Plftne  und  zeichne  in  diese  letzteren 
schliesslich  die  den  Scheiben  ah,  bd,  df,  fg  ähnlichen  Figuren  a'b'\ 
b  a  ,  a  f  ,  f  g    em. 

88.  Faohwerktrftger  versohiedener  Art.  Liegt  ein  Fachwerk 
Yor,  von  anderer  als  in  den  yorstehenden  Untersuchungen  beschriebener 
Art,  so  verwandele  man  dasselbe  —  am  besten  durch  Aenderung  der 
Stützung  —  zunächst  in  ein  solches,  dessen  Verschiebungsplan  durch 
wiederholte  Lösung  der  in  No.  82  yorgeführten  Hauptaufgabe  erhalten 
werden  kann,  nachdem  man  vorher  nOthigenfalls  für  einzelne  Theile 
(Scheiben)  besondere  Pläne  zur  Bestimmung  der  gegenseitigen  Ver- 
schiebungen derjenigen  Gelenke  gezeichnet  hat,  in  denen  diese  Theile 
aneinandef  hängen.  Hierauf  beseitige  man  die  neu  hinzugefügten  Stützen, 
und  schreibe  den  starr  zu  denkenden  Gliedern  des  nunmehr  beweglichen 
Fachwerks  Verschiebungen  und  Drehungen  zu,  durch  welche  die  wirk- 
lichen Auflagerbedingungen  erfüllt  werden.  Die  folgenden  Beispiele 
werden  genügen,  dieses  Verfahren  zu  erläutern. 

1.  Beispiel.  Das  in  Fig.  58  dargestellte  Fach  werk  besteht  aus 
zwei  gegliederten  Scheiben  /  und  //,  die  im  Gelenke  e  aneinander 
lü&ngen  und  durch  die  Stäbe  4  und  7  mit  dem  Kopfe  e  der  Pendel- 
sänle  5  verbunden  sind.  Bei  a  ist  ein  festes,  bei  g  ein  auf  wagerechter 
Bahn  bewegliches  Auflagergelenk  angeordnet.  Will  man  die  Verschie- 
bungen der  Knotenpunkte  dieses  Fachwerks  ermitteln,  so  bestimme  man 
zunächst  mit  Hilfe  von  Einzelplänen  (i)  und  (/i),  die  nach  No.  82  für 
die  Scheiben  /  und  II  aufgetragen  werden,  die  Aenderungen  AI,  A2, 
A8,  A9  der  kurz  mit  1,  2,  8,  9  bezeichneten  Strecken  a&,  ac,  dg^  cg. 
Hierauf  nehme  man  an,  der  Knoten  g  sei  frei,  setze  dafür  aber  b  in 
der  Bichtung  ab  geführt  voraus  und  zeichne  den  Plan  Fig.  58  A. 

0  ist  der  beliebig  angenommene  Pol.  a  und  f'  fallen  mit  0  zu- 
sammen, da  a  und  f  feste  Punkte  sind.  Die  Wagerechte  0&'  =  Ai 
giebt  die  Verschiebung  von  b  an.  Mittels  A2  und  A8  wird  nach  No.  82 
der  Punkt  c  bestimmt,  hierauf  der  Beihe  nach:  e  mittels  A4  und  A5, 
d^  mittels  A6  und  A7,  g'  mittels  A8  und  A9*). 


*)  Anstatt  Scheibe  /  in  (  zu  führen,  kann  man  auch  die  Richtung  des 
Stabes  ah  festlegen.  Der  Plan  (i)  wird  dann  überflüssig,  da  man  die  Knoten- 
punkte der  Scheibe  I  schrittweise  durch  je  zwei  Stäbe   an  den  Stab  ah  an- 


74  Erster  Abschnitt.  —  %  i. 

Jetzt  Tsrwaadele  man  du  Fwbwerk  dorch  Beaeitigang  der  Foh- 
mag  des  Fnnktea  b  in  eine  zwuiglBn&ge  kincmatiMhe  Kette,  drebe  die 


Scheibe  1  so  um  das  Anflagergelenk  a,  dass  der  Pnaht  ff  eine  (im 
Plane  A  durch  einen  Strahl  ff"0  darznetellende)  Verschiebung  erfilhrt, 
die,  mit  der  Torbin  gefundenen  Og'  nuammengeeetzt,  eine  wagereobte 
Gesammtrerschiebong  g'ff  ergiebt,  and  bestimme  schlieaglicb  anch  die 
Ton  den  Knotenpunkten  d,  c,  e,  b  bei  dieser  Bewegung  beechriebeuea 
W^e:  d"0,  e' 0,  t'O,  b"0. 

Zn  einer  einfachen  LOsnng  dieeer  Aufgabe  ftthren  die  im  ersten 
Bande  (Abschnitt  XIV)  mitgetheiltenÜntorsnchnngen  kinematischer  Ketten. 
Die  dort  fOr  die  Geschwindigkeiten  der  Ponkte  solcher  Ketten  abge* 
leiteten  Oesetie  gelten  anch  fDr  die  Verechiebangen  dieeer  Ponkte,  eo- 
bald  nnr  voransgesetit  wird,  dasa  alle  diese  Verschiebongen  in  dem- 
selben Zeitthetlchen  erfolgen  nnd  sieb  mithin  ni  einander  verhalten, 
wie  die  entsprechenden  Oeschwindigkeiten. 

Stellt  man  also  die  vorlftufig  willkürlich  anzunehmende  OrDsee 
der  Verschiebung  des  Punktes  b  durch  eine  Strecke  bh^  dar,  welche, 
von  b  ans,  auf  dem  nach  dem  augenblicklichen  Drehpunkte  (Dr^poU)  a 

schliessen  kaou.  Plan  {11)  ist  auch  bei  der  oben  angenommenen  StütEongsart 
entbehrüch,  doch  möge  wiedeibolt  werden,  dass  die  Anfertigung  von  SÜniet- 
plinen  für  die  veischiedenen  Scheiben  den  Vorzog  der  grösseren  Uebeisichtlicb' 
keit  besitzt 


YerBchiebiuigspläQe.  75 

gezogenen  Strahle  ba  abgetragen  wird,  nnd  zieht  man  bQÜQ  \\  be  bis  zam 
Polfltrahle  ea,  so  giebt  ccq  die  GrOsse  der  Verschiebung  von  e  an. 
Macht  man  weiter  b^eQ  ||  6e,  so  erhält  man  in  der  Strecke  ee^  die  Grösse 
der  Verschiebung  des  Pnnktes  e,  der  um  f  sich  drehenden  PendelsKnle, 
nnd  hieranf  kann  man  mittels  CqcIq  \\  cd  und  e^dQ  \\  ed  die  Verschie- 
bung dd^  von  d,  sodann  mittels  e^gQ  \\  eg  und  d^g^  ||  dg  die  Verschie- 
bung gg^  von  g  bestimmen.  Die  Richtungen  der  Verschiebungen  der 
Punkte  hy  e,  fy  dy  g  sind  rechtwinklig  zu  den  entsprechenden  Strecken 
^^09  ^^09  ^^0*  ^^o>  99o  (welche  letztere  deshalb  „um  90°  gedrehte  Ver- 
sdikbungefif'  genannt  werden  sollen)  und  damit  sind  die  Richtungen 
der  Strahlen  bestimmt,  die  im  Plane  Ä  die  Punkte  g",  i\  c    .  .  .  . 

mit  dem  Pole  0  verbinden.  Es  ist  ^"O  _[_  9%^  ^'^  _L  ^^o»  ^' ^  -L  ^<^o 
u.  s.  w.  Die  Länge  des  Strahles  g" 0  folgt  aus  der  Bedingung,  dass 
g"  auf  der  Wagerechten  durch  g'  liegen  muss,  und  hierauf  ist  i'  ge- 
geben durch  g' i'  J_  ^<^i  c"  durch:  c' i'  _L  cc?  oder  g" c'  _L  pc,  femer 
6"  durch:  c'll'  \_cby  sodann  e'  durch  }!'  e'  \^be  oder  i'  e'  J_  de. 

Wir  theilen  noch  drei  andere  Verfahren  mit,  die  Punkte  i\  e\ 
b'\  e"  zu  ermitteln: 

1.  Man  zeichne  einen  Linienzug  gxd^e^b^e^^  dessen  Seiten  den 
entsprechenden  Seiten  des  Zuges  ^o^o^o^o^o  P&rallel  sind  (so  dass  also 
9x^1  II  gdy  d^e^  ||  de,  .  .  .  .)  und  dessen  Ecken  auf  den  Geraden  gg^, 

dd^y  ee^ liegen.     Macht  man  hierbei  ggi  =g"Oy    so    ist   auch 

d^'0=^ddiy  e"0  =  e^,,  u.  s.  w. 

2.  Man  bestimme  die  Pole,  um  welche  sich  die  einzelnen  Glieder 
der  bewegten  zwangläufigen  Kette  gegen  das  ruhende,  kurz  mit  w  be- 
zeichnete Widerlager,  dem  die  festen  Punkte  a  und  f  angehören,  drehen. 
Der  Pol  (I'tv)  der  Scheibe  1  fällt  mit  a  zusammen,  der  Pol  (I'II) 
Ton  I  gegen  //  mit  dem  Gelenke  e.  Die  Glieder  /,  4,  5  der  Kette 
bilden  mit  dem  Widerlager  zusammen  ein  Gelenkviereck,  und  es  liegt 
daher  der  Pol  (4  •  w)  von  4  gegen  w  im  Schnittpunkte  der  Geraden 
ah  und  fe.  Ebenso  folgt,  dass  der  Pol  (4-/i)  von  4  gegen  //  der 
Schnittpunkt  der  Geraden  ab  und  de  ist,  und  nun  lässt  sich  der  Pol 
(//  •  tc)  von  //  gegen  w  mittels  der  Bedingungen  finden,  dass  die  drei 
Punkte  (/*tr),  (I'II)  und  {II  -  w)  in  einer  Geraden  liegen  müssen, 
desgleichen  die  Punkte  (4  •  II)y  (4  •  ir),  (11 -w).  Durch  den  Pol  (71  *  w) 
sind  die  Richtungen  ggQ  und  ddQ  gegeben,  und  man  ist  jetzt  im  Stande, 
die  Punkte  /',  d"y  e'\  b'\  e  auf  die  zuerst  beschriebene  Art  zu  be- 
stimmen« 

3.  Man  nehme  die  Verschiebung  des  Punktes  b  der  um  a  sich 
drehenden  Scheibe  1  zunächst  beliebig  gross  an  und  stelle  sie  in  einem 
besonderen  Plane  (Fig.  58 B)  durch  einen  zur  Geraden  ba  rechtwinkligen 
Polstrahl  b'" 0  dar,    wobei  es  gleichgiltig  ist,    ob  iS"  unterhalb  oder 


76  Erster  Abschnitt.  —  §  1. 

oberhalb  des  Poles  0  liegend  gewählt  wird.  Hierauf  bestimme  man 
die  gleichzeitig  von  den  Punkten  c,  e^  d,  g  beschriebenen  Wege,  indem 
man  die  Reihe  zieht: 


///  /'/    I    ,  1       ///  /// 


ae. 


0    c    _[_  üc     und     a    e 

b    e    J_be       „       f  e    ±^fe,*) 

/ff      -mfff  I  m  ttf     .^/f  - 

c    d    j_ca      „       €   a    ed, 

ff*      fft       I  -///     Ht  • 

^  9  JL.^9  .»  ^  9  J_äg. 
Die  Strahlen,  welche  die  Punkte  b"\  c'\  e'\  i'\  g"  mit  dem 
Pole  0  verbinden,  stellen  nach  Grösse  und  Richtung  die  Verschiebungen 
der  Punkte  6,  c,  e,  (f,  g  dar.  Nun  ermittele  man  im  Plane  {Ä)  mit 
Hilfe  von  g"0\g'"0  diejenige  Verschiebung,  welche^  erfahren  muss, 
damit  die  Auflagerbedingung  bei  g  erfüllt  wird,  und  hierauf  die  zuge- 
hörigen Verschiebungen  c"0,  d"0,  .  .  .  indem  man  eine  Figur  g'* c' i' . . . 

zeichnet,  deren  Seiten  parallel  sind  den  entsprechenden  Seiten  der  Figur 

V  V  j'/' 

g    c    a     .... 

Die  Figur  (B)  ist  ofienbar  nichts  weiter  als  der  TTi^/iot'sche  Ver- 
schiebungsplan deijenigen  kinematischen  Kette,  in  welche  das  zu  unter- 
suchende Fachwerk  durch  Beseitigung  des  beweglichen  Auflagers  g 
übergeht**). 

üeberträgt  man  schliesslich  die  auf  einem  der  beschriebenen  Wege 
gefundenen  Verschiebungen  b"b\  c  i\  d"d[,  g"g'  aus  dem  Plane  {A) 
in  die  für  die  Scheiben  (/)  und  (//)  angefertigten  Einzelpläne,  und 
zeichnet  in  (J)  die  der  Scheibe  abc  ähnliche  Figur  ab"c'  (deren 
Punkt  a  mit  dem  Punkte  d  dieses  Planes  zusammenfallt)  sodann  in 
(//)  die  der  Scheibe  cdg  ähnliche  Figur  c' i' g\  so  ist  man  im  Stande, 
die  Verschiebungen  m  %n  sämmtlicher  Knoten  m  der  Scheiben  /  und  // 
anzugeben. 

Auf  ähnliche  Weise  wie  das  eben  untersuchte  Fachwerk  kann  auch 
das  in  Fig.  54  dargestellte  behandelt  werden.  Es  ist  zweckmässig,  zu- 
nächst den  Punkt  a  und  die  Richtung  von  ab  festliegend  anzunehmen 
und  sich  die  Führung  des  Gelenkes  m  beseitigt  zu  denken.  Hierauf 
drehe  man  die  Scheibe  /  so  um  a,  dass  der  Punkt  m  eine  wagerechte 
Gesammtverschiebung  m  ni  erfährt.  Die  Pole,  um  welche  sich  die 
Scheiben  //  und  ///  in  Folge  dieser  zweiten  Bewegung  drehen,  sind 
in  der  Fig.  54  angegeben  worden***).    An  ihrer  Stelle  können  auch  die 

♦)  f*  fäUt  mit  a "  zusammen. 

^i*)  Dass  es  sich  bei  Aulzeichnung  der  Figur  (B)  in  der  That  nur  um  die 
wiederholte  Lösung  der  in  No.  82  vorgeführten  Hauptaufgabe  handelt,  lehrt  ein 
Blick  auf  Fig.  84.  Ist  AI  =0  und  A2  =  0,  so  entsprechen  den  Geraden  ac  und 
c6  in  Fig.  34  a  die  zu  ihnen  rechtwinkligen  Geraden  a'c'  und  cH  des  Versohie- 
bungsplanes  Fig.  34  b.    Veigl.  auch  den  Anfang  von  Seite  62. 

♦♦♦)  Das  Zeichen  oo  (4  •  ZT)  beutet  an,  dass  der  Pol  (4  •  II)  mit  dem  unendlich 
fernen  Schnittpunkte  der  Stäbe  3  und  7  zusammenfällt. 


Verschiebungspläoe. 


77 


tun  90°  gedrehten  Yerschiebnngen  oder  ein  Williot*scher  Plan  benutzt 
werden,  und  es  wird  dem  Leser  empfohlen,  znr  üebnng  die  betreffenden 
Figuren  selbst  zn  entwerfen*). 


anpj 


am/ 
"Ä-^r 


fi.  Setsptei.  Fig.  55  zeigt  einen  statisch  bestimmten  Bogen- 
trftger  mit  drei  Oefinnngen.  Derselbe  besteht  ans  vier  gegliederten 
Scheiben,  die  in  den  Gelenken  e,  g,  i  aneinander  h&ngen.  Die  Scheiben 
/  und  //  sind  durch  zwei  Stäbe  mit  dem  Kopfe  der  PendelsKule  ef 
verbunden,  in  gleicher  Weise  ///  und  IV  mit  der  Säule  Im.  Bei  a 
und  n  sind  feste  Auflagergelenke  angeordnet. 

Wird  der  Verschiebungsplan  dieses  Trägers  verlangt,  so  setze  man 
zunächst  voraus,  es  sei  bei  g  die  Verbindung  der  Scheiben  //  und  /// 


Fig.  55. 

gelöst,  nehme  dafür  aber  den  Punkt  h  in  der  Richtung  ab  geführt  an 
und  den  Punkt  k  in  der  Richtung  nk.    Für  diese  Stützungsart  ermittele 

*)  Bei  Polbestimmungen  müssen  häufig  Gei-ade  durch  die  Schnittpunkte 
von  ausserhalb  des  Zeichenblattes  sich  treffenden  Linien  gelegt  werden,  was  zwar 
keinerlei  Schwierigkeiten  bietet,  immerhin  aber  umständlich  genug  ist,  um  dann 
die  Beyorzugung  anderer  Verfahren  zu  veranlassen. 


78  Erster  Abschnitt.  —  §  1. 

man  (genan  wie  im  Beispiel  1)  die  Verschiebangen  der  Punkte  6,  c, 
e,  d,  g  der  linken  Trftgerhälfte  tmd  der  Pnnkte  k,  t\  l,  h,  g  der  reehten 
Hälfte  —  am  besten  in  zwei  besonderen  Figuren  (L)  und  (£);  deren 
Pole  Ol  und  Or  seien.  Hierauf  drehe  man  die  Scheiben  I  und  IV  so 
um  die  Gelenke  a  bezieh,  n^  dass  der  Zusammenhang  der  Scheiben  II 
und  III  in  g  wieder  hergestellt  wird. 

Der  erste  Theil  dieser  Untersuchung  mOge  für  den  Punkt  g  der 
linken  Trägerhälfte  die  Verschiebung  Oig'  (Plan  L)  ergeben  haben  und 
für  den  Punkt  g  der  rechten  Hälfte  die  Verschiebung  Org'  (Plan  R). 
In  Folge  der  zweiten  Bewegung  dreht  sich  die  Scheibe  //  um  den 
Pol  (II  »w),  dessen  Lage  in  der  auf  Seite  74  beschriebenen  Weise  ge- 
funden wird,  und  es  muss  deshalb  der  Strahl  /'  0,  rechtwinklig  zu  der 
durch  die  Punkte  (//•  tc)  und  g  bestimmten  Geraden  sein.  Im  Plane 
R  hingegen  ist  g"Or  rechtwinklig  zur  Geraden^  —  (III 'w).  Da  nun 
beide  Pläne  Verschiebungen  g"g'  liefern  mtlssen,  die  nach  Grösse,  Sich- 
tung und  Sinn  übereinstimmen,  so  lässt  sich  die  Lage  der  Punkte  g" 
in  folgender  Weise  ermitteln. 

Man  mache  in  (L)  die  Strecke  g's  gleich  und  parallel  dem  Strahle 
g'Or  des  Planes  (R)  und  lege  durch  den  Punkt  s,  rechtwinklig  zu 
g  —  (III  •  iv)  eine  Gerade.  Dieselbe  schneidet  die  gegebene  Bichtung 
des  Strahles  g"  Oi  in  g'\  Hierauf  mache  man  in  (R)  die  Strecke  Org" 
gleich  der  Strecke  sg"  in  (L). 

Jetzt  ist  man  im  Stande,  genau  wie  bei  Aufgabe  1  die  der  Ver- 
schiebung g" Ol  entsprechenden  Wege  d" Oi^  c'O^  .  .  .  .  der  Punkte 
(^,  c,  .  .  .  zu  bestimmen,  desgleichen  die  Verschiebungen  ä"0„  t"0„  .  .  . 
der  Punkte  A,  t,  .  .  .  . 

3.  Seispiel*  Es  soll  der  Verschiebungsplan  einer  durch  einen 
Balken  mit  Mittelgelenk  versteiften  Kette  gezeichnet  werden.  Fig.  56. 
Bei  b  ist  ein  festes,  bei  p  ein  auf  einer  Wagerechten  geführtes  Auflager- 
gelenk angeordnet.  Die  ebenfalls  auf  wagerechten  Bahnen  beweglichen 
Gelenke  a  und  x  der  Tragkette  aox  sind  durch  Rückhaltketten,  deren 
Längen  sich  um  die  gegebenen  Strecken  A'  und  A^'  vergrössern,  mit 
festen  Punkten  der  Widerlager  verbunden. 

Von  dem  beliebig  angenommenen  Pole  0  aus  (Plan  Ä)  wird  A' 
aufgetragen,  und  im  Endpunkte  dieser  der  linken  Rückhaltkette  paral- 
lelen Strecke  ein  Loth  errichtet,  welches  die  Wagerechte  durch  0  in  a 
schneidet.  Oa  stellt  die  Verschiebung  von  a  dar.  An  a  wird  die 
Verlängerung  AI  des  Kettengliedes  1  angetragen  und  in  dem  auf  AI 
im  Endpunkte  errichteten  Lothe  der  Ort  des  Punktes  c    gefunden. 

Es  empfiehlt  sich  nun,  den  Punkt  c  zunächst  beliebig  anzunehmen 
und  ge Wissermassen  vorauszusetzen,  es  werde  der  Punkt  c  in  der  durch 
den  Strahl  Oc    angegebenen  Richtung  geführt;   dafür  aber  denke  man 


Yerschiebimgspläne. 


79 


die    wagerechte  Führang    des  Punktes  x  beseitigt.     Denn    durch   die 
Annahme    eines    beetimmten  c    sind    die  Verschiebnngen    sämmtlicher 


^/JW* 


ßr"V^»7M 


Flg.  56. 


Knoten  des  Fachwerks  gegeben,  da  man  schrittweise  finden  kann: 

Punkt  d'  mittels  ^(pd)  und  A2, 

e  „  A(6<?)  „  ^(de), 
f  „  Mdf)  „  A(e/), 
g  „  ^(dg)  „  ^(fg\ 
ä'       „        A4  „     A3, 

n.  8.  f.  die  Punkte  i\  k\  l\  m\  n\  o,  hierauf: 


»» 
ff 


80  Erster  Abschnitt  ~  §  1. 

Punkt  p    auf  der  Wagerechten  durch  0  mittels  Anj9, 
q    mittels  A(ng)  und  ^{'pq)*) 
^  b.{nr)    „     A(5r) 

,y        /        ,,       A9         „     AlO  u.  8.  w.  bis  Punkt  U). 

Schliesslich  erhält  man  den  Punkt  x\  indem  man  in  0  und  «/  die 
Strecken  bl'  (parallel  zur  rechten  Bflckhaltkette)  und  A15  anträgt  und 
in  den  Endpunkten  dieser  Strecken  Lothe  errichtet. 

Jetzt  wird  die  vorübergehend  angenommene  Führung  des  Punktes  c 
wieder  beseitigt,  und  hierdurch  das  Fachwerk  in  eine  zwangläufige 
kinematische  Kette  verwandelt,  der  eine  Bewegung  zu  ertheilen  ist, 
durch  welche  der  Punkt  x  eine  Verschiebung  x' 0  erfährt,  die  mit 
Ox  zusammengesetzt  eine  wagerechte  Gesammtverschiebung  x' x  er- 
giebt.  Die  Pole,  um  welche  sich  die  einzelnen  Glieder  des  Fachwerks 
bei  dieser  zweiten  Bewegung  drehen,  werden  wie  folgt  ermittelt. 

Der  Pol  (/'tr)  der  Scheibe  /  gegen  das  Widerlager  fällt  mit  h 
zusammen^  der  Pol  (1*11)  mit  n,  während  (II  »w)  durch  den  Schnitt- 
punkt der  Geraden  (/•«?)  —  (I  *  IT)  mit  der  Senkrechten  durch  p  be- 
stimmt ist,  weil  sich  p  auf  einer  Wagerechten  bewegt. 

Die  Stäbe  5,  4,  6  bilden  mit  der  Scheibe  I  ein  Gelenkviereck, 
und  es  ist  deshalb  der  unendlich  ferne  Schnittpunkt  von  4  und  6  der 
Pol  von  5  gegen  /;  derselbe  liegt  in  der  Senkrechten  durch  6,  denn 
die  Pole  (5  •«?),  (5  •/),  (/«m^)  fallen  in  eine  Gerade.  Da  nun  die  Ver- 
schiebungsrichtung des  Punktes  c  rechtwinklig  zur  Achse  des  um  a  sich 
drehenden  Stabes  1  ist,  und  c  auch  dem  Stabe  3  angehört,  so  ist  der 
Schnittpunkt  ^  von  1  mit  der  Senkrechten  durch  h  der  Pol  von  ft 
gegen  U7,  und  es  bewegt  sich  deshalb  h  rechtwinklig  zur  Geraden  ^A. 
Daraus  ergiebt  sich  aber,  dass  (5  •  w)  mit  $  zusammenfällt  und  ebenso 
kann  gefolgert  werden,  dass  sich  $  auch  mit  (7  •  w)  deckt. 

Ganz  ähnlich  lässt  sich  beweisen,  dass  der  Schnittpunkt  $'  der 
Geraden  $o  mit  der  Senkrechten  durch  p  der  gemeinschaftliche  Pol 
der  Stäbe  9,  11  und  13  ist,  denn  die  Pole  (9-tr),  (11 -u?),  18 -u^) 
liegen  auf  der  Geraden,  welche  durch  (//  •  w)  und  die  unendlich  fernen 
Schnittpunkte  der  Stäbe  8  und  10,  10  und  12,   12  und  14  geht 

Legt  man  nun  durch  $  und  den  oberen  Endpunkt  einer  der  lin- 
ken Trägerhälfte  angehörenden  Hängestange  eine  Gerade,  desgleichen 
durch  {I'U))  und  den  unteren  Endpunkt,  so  erhält  man  im  Schnitt- 
punkte beider  Geraden  den  Pol  dieser  Stange.  Auf  diese  Art  ist  in 
Fig.  56  der  kurz  mit  (4)  bezeichnete  Pol  (4  •  w)  des  Stabes  4  bestimmt 


*)  L(pq)  xmd  A(n^)  werden  einem  für  die  Scheibe  II  gezeichneten  be- 
sonderen Plane  entnommen.  Im  Plane  (Ä)  haben  wir,  um  eine  übersichtliche 
Figur  zu  erhalten;  nur  die  Pxmkte  a ,  c ,  (T,  n ,  p  q%  m>\  x  angegeben. 


Yerschiebungspläne. 


81 


worden;  der  Beweis  folgt  daraus,  dass  die  Pankte  (5  -to),  (4  •  5),  (4  •  w) 
in  einer  Geraden  liegen,  desgleichen  die  Punkte  {I'w\  (4*/),  (4-u'). 
Aehnlich  werden  die  Pole  der  Hängestangen  der  rechten  Hälfte  ermittelt. 
An  Stelle  der  Punkte  $  und  {I'w)  treten  hier  die  Punkte  ^'  und 
(II  »w).  In  der  Figur  sind  die  kurz  mit  (12)  und  (14)  bezeichneten 
Pole  (12*tr)  und  (14 'tr)  der  Stäbe  12  und  14  angegeben  worden. 
Pol  (8)  von  8  ist  der  Schnittpunkt  der  Geraden  ?ß$'  und  (/•  ir)  —  (//.  w). 
Der  Pol  von  (15  •  m;)  gehört  der  Geraden  $'  (14)  und  der  Mittellinie  der 
rechten  Bückhaltkette  an. 

Um  die  Verschiebungen  zu  ermitteln,  welche  die  Punkte  der  be- 
trachteten Kette  erfahren,  ziehe  man  im  Plane  Ä  den  Strahl  x"  0  recht- 
winklig zur  rechten  Rückhaltkette  bis  zur  Wagerechten  durch  x\  hierauf 
x"  w''  I  X  w  und  0  w"  rechtwinklig  zu  der  Geraden,  welche  den  Punkt 
w  mit  dem  Pole  ^  yerbindet.  Den  Punkt  v'  findet  man  mittels  der 
Bedingungen  v' w" ^vw  und  r'0j_»(14)  und  den  Punkt  n  mit 
Hilfe  von  v' n  \_vn  und  n"  0 _[_«(/•  u?),  womit  je  zwei  Punkte  der 
den  Scheiben  n^q^  und  nnib  ähnlichen  Figuren  n' p" q'  und  n' tn' a" 
bestimmt  sind.  Bei  richtiger  Zeichnung  muss  hierbei  p"  in  die  Wage- 
rechte durch  0  fiftUen. 

Damit  Fig.  {Ä)  deutlich  bleibe,  haben  wir  die  bereits  gefundenen 
Pankte  x"  w'  v'  n" p"  in  eine  besondere  Fig.  {B)  übertragen  und  in 
dieser  die  Ermittlung  der  fraglichen  Verschiebungen  fortgesetzt.  Nach 
Anftragung  der  Figuren  n' p" q  und  n  m" a  wurden  der  Beihe  nach 
bestimmt: 

mittels:    u   w'  ^uw    und 

I     8U 

I     08 

J_/0 
±_hl 
J_CÄ 

Bei  sorgfllltiger  Zeichnung  muss  eine  von  c"  aus  rechtwinklig  zu  ea 
gezogene  Gerade  den  Pol  0  des  Verschiebungsplanes  treffen.  Femer 
muss  sein: 

u"0_\^u^\  8"0\_8^\  o'0\_o^\  ^'0\_l%  Ä"ö_LÄ5ß. 
4*  Beispiel.  Fig.  57  stellt  eine  gegliederte  Scheibe  der  folgen- 
den Erzeugungsweise  dar.  An  ein  aus  vier  Stäben  bestehendes  G^lenk- 
viereck  1,  2,  8,  4  werden  die  Knoten  5,  6,  7,  ....  n  so  angeschlossen, 
daas  5  verbunden  wird  mit  4  und  2,  6  mit  5  und  3,  7  mit  6  und  4, 
.  .  .  .  n  mit  n  —  1  und  n  —  8,  worauf  schliesslich  noch  der  Stab  n  1 
hinzugefügt  wird.  In  Fig.  57  ist  n  =  8.  Wird  der  Verschiebungsplan 
für  den  Fall  gesucht,  dass  der  Knoten  1  und  die  Richtung  des  Stabes 
1 — 2  festliegen,    so  nehme  man  zuerst  an,    es  sei  der  Knoten  8  auf 

X filler-Breslfta,  Orftphisch«  Statik.  IL  1.  6 


U 


//     // 

f             8     U 

// 
0 

y                     0        8 

t'            ,: 

r  o' 

h"           , 

h"  r 

ff 

c  K' 

u    t 

ff     tf 

8   r 
ff   ff 
0   n 

1  ff  ff 


rf" 


ut 
sr 
on 
Ih 

cd. 


82  Krater  Abschnitt.  —  §  1. 

irgend  einer  festen  Geraden  geführt,  der  Stab  1 — 8  hingegen  beseitigt. 
Trägt  man  dann  vom  Pole  0  des  Verscbiebangsplanes  aus  die  (in  Fig.  57 


Flg.  57. 

positiv  vorausgesetzte)  Längenänderung  A(2 — 8)  des  Stabes  2 — 8  auf 
und  errichtet  im  Endpunkte  derselben  ein  Loth,  so  ist  dieses  der  Ort 
des  Punktes  8^  Dieser  Punkt  selbst  wird  beliebig  angenommen;  die 
Gerade,  welche  ihn  mit  0  verbindet,  giebt  die  Richtung  an,  in  welcher 
8  vorläufig  geführt  wird. 

Nun  bestimmt  man  der  Reihe  nach  die  Punkte  4',  b\  6',  l\  8\ 
beseitigt  hierauf  die  Führung  des  Knotens  8  und  ertheilt  den  nunmehr 
starr  zu  denkenden,  zwangläufig  miteinander  verbundenen  Stäben  Be- 
wegungen, durch  welche  die  Bedingung  erfüllt  wird,  dass  die  gegen- 
seitige Verschiebung  der  Punkte  8  und  1  gleich  der  Längenänderung 
A(l — 8)  des  Stabes  1 — 8  ist.  Dazu  ermittelt  man  mit  Hilfe  der  um 
90°  gedrehten  Verschiebungen  8—80,  4 — 4^,  ....  8 — 80  die  zur  Ge- 
raden 8 — 80  rechtwinklige  Richtung  des  Strahles  8^'  0  und  bestimmt 
auf  diesem  den  Punkt  8''  mittels  der  Bedingung,  dass  die  Projektion 
der  Gesammtverschiebung  8''  8'  des  Punktes  8  auf  eine  zum  Stabe 
(1  —  8)  parallele  Gerade  gleich  der  (in  der  Fig.  57  negativ  ange- 
nommenen) Längenänderung  A(l — 8)  dieses  Stabes  ist.  Jetzt  kann 
man  7"  finden  mittels  7"— 8"  J_  7— 8  und  7"Oj^7— 70,  hierauf 
6'',  5",  ....  Damit  sind  die  Gesammtverschiebungen  m"  m  sämmt- 
licher  Knoten  m  bestimmt. 

Dem  eben  betrachteten  Stabgebilde  entspricht  ein  Scheibengebilde 

von   ähnlicher  Entstehungsweise.     Ein  Beispiel  bietet  der  in  Fig.  54 

dargestellte  ^Träger.     Die   Glieder  /,  4,   5   bilden  mit  dem   die  festen 

Punkte  a  und  /'£verbindenden   starren  Widerlager    ein  Gelenkviereck, 

an  das  der  Knoten^d  mittels  //  und  7  zwangläufig  angeschlossen  wird, 

hierauf  i  mittels  12  und  18,  sodann  l  mittels  15  und  ///,  welches  letzte 

Glied  schliesslich  bei  m  eine  Führung  erhält. 

5.  Beispiel*  Es  soll  noch  eine  sehr  lehrreiche  Aui^bo  mitgetheilt  uud 
auf  zweierlei  Art  gelöst  werden.  Die  zweite  Lösung  wird  nach  einem  Verfahren 
erfolgen,    das  selbst  in  den  schwierigsten  Fällen  übersichtlich  ziun  Ziele  führt. 


Verschiebiuigspläne. 


83 


An  ein  ans  Stäben  gebildetes  Gelenkfünfeck  1—2—8 — 4—5  seien  weitere 
Knoten  6,  7  8,  ....  m,  ....  n  durch  je  zwei  Stäbe  in  der  "Weise  ange- 
Bchlosseo,  dass  6  verbanden 
wird  mit  5  und  2,  7  mit  6 
und  3,  .  .  .  . ,  m  mit  (m  —  1) 
und  (m  —  4),  .  .  .  .,  n  mit 
(n  — 1)  und  («— 4).  Der  Kno- 
ten 1  und  die  Richtung  des 
Stabes  1 — 2  liegen  fest;  m  werde 
in  einer  ruhenden  Geraden 
»Wo  mo  geführt,  ebenso  n  in  w^wo- 
Es  soll  der  Verschiebungsplan 
gezeichnet  werden. 

In  Fig.  58a  ist  fit=8 
und  n  =  1 1.  Vom  Pole  0  aus 
(Fig.  58  b)  wurden  die  Längen- 
änderungen  A  ( 1  —  2)  und  A  ( 1  —  5) 
der  Stäbe  1—2  und  1—5  auf- 
getragen und  an  A(l — 2)  die 
Strecke  A  (2 — 3)  gesetzt  Die  in 
den  Endpunkten  von  A(2— 3) 
und  A(l— 5;  auf  diesen  Strecken 


Fig.  58  a. 


Fig  58  b. 


6* 


84  Erster  Abschnitt.  —  §  1. 

errichteten  Lothe  sind  die  Oerter  von  8'  beziehungsweise  5'.  "Werden  die 
Punkte  3'  und  5'  vorläufig  willkürlich  angenommen,  wird  also  gewissermaassen 
zunächst  vorausgesetzt,  es  seien  die  Knoten  3  und  5  (statt  8  und  11)  in  festen, 
den  Polstrahlen  0  3'  und  0  b'  parallelen  Geraden  geführt,  so  lassen  sich  die 
Punkte  4',  6',  7',  8',  9',  K/,  11'  schrittweise  bestimmen,  da  4  durch  zwei 
Stäbe  mit  3  und  5  verbunden  ist,  desgleichen  6  mit  2  und  5,  u.  s.  f. 

Jetzt  hebe  man  die  Führung  der  Punkte  3  und  5  wieder  auf,  und  drehe 
die  Stäbe  2 — 3  und  1—5  so  um  die  in  Ruhe  bleibenden  Gelenke  1  und  2, 
dass  8  eine  Verschiebimg  8"  0  erfährt,  die,  mit  0  8'  zusammengesetzt,  eine 
zur  Führung  8o8o  parallele  Verschiebung  8"  8'  ergiebt  und  ebenso  fair  den 
Punkt  11  eine  zu  llo— IIa  parallele  Gesammtverschiebung  1 1"  1 T  erhalten  wird. 
Behufs  Darstellung  dieser  Bewegung  zeichne  man  im  Plane  Fig.  58  b  eine 
Figur  1"— 2" — 8"— 4".  .  .  8".  .  .  11",  deren  Seiten  rechtwinklig  zu  den  ihnen 
entsprechenden  Stäben  des  Fachwerks  1—2 — 8—4  ...  8  ...  11  sind,  deren 
Punkte  1",  2"  mit  0  zusammenfallen,  und  deren  Punkte  8",  H"  in  gegebenen 
Geraden  (^g)  bezieh,  (g^)  liegen.  Die  zu  80—80  parallele  (g^)  ist  durch  den 
Punkt  8'  bestimmt,  die  zu  lfo=llo  parallele  (^n)  durch  den  Punkt  11'.  Diese 
rein  geometrische  Aufgabe  lässt  sich  mit  Hilfe  des  folgenden  (bereits  im  ersten 
Bande  mehrfach  benutzten)  Satzes  der  Geometrie  der  Lage  lösen. 

Äendert  ein  n-Eck  in  der  Weite  seine  Form,  da 88  sämtnüiche 
Seiten  desselben  durch  feste  Punkte  einer  und  derselben  Geraden 
gehen  (die  im  vorliegenden  Falle  die  unendlich  ferne  Gerade  ist) 
während  n  —  1  Eckpunkte  gerade  Linien  beschreiben,  so  bewegt  sich 
auch  der  letzte  Endpunkt  in  einer  Geraden. 

Man  nehme  auf  der  zum  Stabe  2—8  rechtwinkligen  Geraden  0  3"  zu- 
nächst zwei  beliebige  Punkte  (81",  8,")  versuchsweise  an,  ebenso  auf  der  zu 
1—5  rechtwinkligen  0  5"  zwei  beliebige  Pimkte  (5i,  5j),  ziehe  durch  3i"  und 
Bi'  gerade  Linien  rechtwinklig  zum  Stabe  8—4  und  bestimme  auf  denselben 
die  Schnittpunkte  4i.i,  4i.,,  A^-i^  4t. <  der  durch  5]  und  5,  rechtwinklig  za 
5^4  gelegten  Geraden.    Es  sind  dann 

[0,  8^",  4i.i,  5i];    [0,  3i",  4i.,,  5,];    [0,  8,",  4,.i,  5,];    [0,  3,",  4,.„  5,] 

vier  versuchsweise  Lösungen  für  das  verlangte  Viereck  0,  8",  4",  5". 

Der  ersten  Lösung  entsprechen  die  Punkte  61,  7i.i,  81-1, 

„    zweiten     „  „            „        „       6^,  7i.|,  81.2, 

„    dritten      „  „            „        „       6|,  7j.i,  81. 1, 

„    vierten     „  .,            „        ,^       62,  if%i  ©j.,. 

Die  Bestimmung  von  6i,  7x.i,  81.1  erfolgt  der  Reihe  nach  mittels: 

5i-6x±5— 6,     0-61 J.  2-6,     61— 7i.ii.6-7,     3i"-7i.i  ±3-7, 
7i.i— 8i.,±7— 8,    4i.i— 81.1  ±4—8, 

und  in  gleicher  Weise  findet  man  6s, S,.,. 

In  den  Punkten,  in  denen  die  Geraden  81.1 — 81. t  und  8,.i — S^.j  die  ge« 
gebene  (g^)  schneiden,  erhält  man  die  zu  (3i",  3,")  gehörenden  Lösungen  (8,",  8,") 
und  ifft^nn  nun  in  der  Geraden  7i.i — 7i.2  den  Punkt  7i"  bestimmen,  in  der 
Geraden  7,.i— 7,.,  den  Punkt  7,",  hierauf  61",  6,"  und  5r,  5,".  (Die  Er-^ 
mittelung  von  4i"  und  4,"  ist  übeillüflsig.) 

Weiter  lässt  sich  jetzt  angeben: 

9x"  mittels  81"—  9i"±   8—  9  und  5r—  9i"±  5—  9 

10,"   „    v-ior±  9-10  „  6r-ior±6— 10 
iir   ,,   iOi"-iii"±  10-11  „  7r-ii,"±7-ii 


Yerschiebungspläne.  85 

und  ebenso  9j",  10,",  11,",  worauf  11"  bestimmt  ist  als  Schnittpunkt  der  Ge- 
raden llj"— 11/'  mit  der  zur  Führung  11^ — 11©  parallelen  g^i.  Hat  man  aber 
11"  gefunden,  so  kann  man  auch  10",  9",  8",  7",  6",  5",  4",  3"  ermitjkeln, 
denn  es  liegen  10^",  10,",  10"  in  einer  Geraden,  desgleichen  9/',  9,"  9"  u.  s,  w. 

Die  mitgetheilte  Lösung  gilt  für  jedes  m  imd  n  und  bezieht  sich  auch 
auf  gegliederte  Scheiben  von  der  in  Abschnitt  XIY  des  ersten  Bandes  be- 
schriebenen Art.  Wird  die  Führung  des  Knotens  11  durch  einen  Stab 
ersetzt,  der  11  mit  1  verbindet,  so  liegt  11"  auf  einer  zum  Stabe  11 — 1 
rechtwinkligen  Geraden,  deren  Abstand  von  11'  gleich  der  I^ngenänderong 
dieses  Stabes  ist  (Veigl.  Beispiel  4,  worin  der  Ort  von  8"  auf  diese  Weise 
bestimmt  wurde.)  Auch  wenn  an  die  Stelle  der  Stäbe  gegliederte  Scheiben 
treten,  führt  das  entwickelte  Verfahren  zum  Ziele. 

Zu  emer  anderen,  ebenfalls  allgemeinen  Lösung  führt  die  folgende  Be- 
trachtung. 

Beseitigt  man  wie  vorhin  die  Stützungen  der  Punkte  8  und  11  (Fig.  58  a), 
nimmt  dafür  aber  an,  es  sei  jeder  der  Knoten  8  und  5  mit  einem  aussej:halb 
des  Fachwerks  liegenden  festen  Punkte  durch  einen  Stab  verbunden,  und  legt 
man  diesen  Stäben  (die  zur  Unterscheidung  von  den  wirklichen  Fachwerk- 
stäben als  gedachte  bezeichnet  werden  mögen)  beliebige  Längenänderungen 
Ao;  und  Ajy  bei,  so  lassen  sich  die  Verschiebungen  sämmtlicher  Enot^apunkte 
dui'ch  wiederholte  Losung  der  ersten  Hauptau^abe  (No.  32)  bestimmen.  Punkt  8 
wird  sich  im  allgemeinen  von  der  Führung  8o — 8o  entfernen;  die  Projektion 
seiner  Verschiebung  auf  eine  zu  80—80  rechtwinklige  Gerade  wird  einen  end- 
lichen Werth  dg  annehmen,  und  ebenso  wird  sich  auch  für  die  Projektion  der 
Verschiebung  von  11  auf  eine  zu  Ho— 11©  rechtwinklige  Gerade  ein  endlicher 
Werth  Ä,j  ergeben. 

Zwischen  dg,  du  imd  den  Aenderungen  der  Stablängen  bestehen  nach 
No.  4  Beziehungen  ersten  Grades,  die  sich  auf  die  Form 


(I) 


/dg  =ao  Aa?  +  ßo  Ay-f  dg' 
l  du  =  ttu  Aa?  +  ^i  Ay  +  d^' 


bringen  lassen,  worin  d^'  und  ^n'  von  den  Längenänderungen  der  wirklichen 
Stäbe  abhängig  sind  und  diejenigen  Werthe  bezeichnen,  welche  dg  imd  du 
für  den  Fall  annehmen,  dass  die  beiden  gedachten  Stäbe  starr  vorausgesetzt 
werden  (Zustand  Aa:  =  0  und  Ay  =  0).  Verschwinden  auch  die  Längenände- 
rungen der  wirklichen  Stäbe  (was  kurz  durch  A«  =  0  angedeutet  werden  soll) 
so  eigiebt  sich  dg'ssO,  dii'=0. 

Weiter  bedeuten: 
Og,  ttj!  die  Werthe  von  dg,  du  für  den  Zustand:    Aa:  =  l,   Ay  =  0,   A«  =  0; 
p87  Pu    «  ,»  »     dg,  du    „       „  „  Aa?  =  0,   Ay  =  1,    A*  =  0; 

und  es  können  somit  die  sechs  Eoefficienten  der  rechten  Saiten  der  Gleichungen  I 
mit  Hilfe  von  drei  Verschiebungsplänen,  welche  den  drei  angeführten  Zu- 
ständen ent^rechen ,  bestimmt  werden ,  worauf  die  Bedingungen :  dg  =  0  und 
öi,  =  0,  d.  h. 

«8  Aa?  +  ßg  Ay-f-V  =0 

aitAa:4-  Pn  Aa?  +  öii'  =  0 

diejenigen  Längenänderungen  Ao;  und  Ay  liefern,  welche  den  beiden  gedachten 
Stäben  zugeschrieben  werden  müssen. 


86 


Erster  Abschnitt.  —  §  2. 


Eb  leuchtet  ein,  dass  sich  auf  diesem  Wege  die  Ermittlung  der  Ver- 
schiebungen der  Knoten  jedes  statisch  bestimmten  Fachwerks  auf  die  wieder- 
holte Lösung  der  ersten  Hauptaufgabe  und  die  Auflösung  einer  Gruppe  von 
Gleichungen  ersten  Grades  zurückführen  lässt. 


§  2. 

Darstellung  der  Formyerindemng  toh  Stabzflgen  mit 

gelenkartigen  Knoten. 

89.  —  Werden  gerade  Stäbe  so  aneinander  gereiht,  dase  jeder  Stab 
nur  mit  dem  vorhergehenden  und  dem  nachfolgenden  zusammenhängt, 
80  entsteht  ein  Gebilde,  welchem  wir  den  Namen  Stdbzug  beilegen.  Die 
Knotenpunkte  bezeichnen  wir  mit  den  Ziffern  0,  1,  2,  .  .  .  (m — 1), 
m,  (m -j-  1),  .  .  .  n,  die  Stablängen  mit  5^,  5,,  •  .  .  «m»  •  •  •  8^  and 
die  Winkel,  welche  die  Mittellinien  aufeinander  folgender  Stäbe  ein- 
sehlieesen,  mit  ^i,  ^j,  .  .  .  ^^,  .  .  .  X-i*     Fig*  ^^' 

Greifen  alle  äusseren  Kräfte  in  den  Knotenpunkten  an,  und  sind 
die  Stäbe  durch  reibungslose  Gelenke  miteinander  verbunden  —  was 


'yr-/ 


Flg.  59. 


beides  hier  vorausgesetzt  werden  mOge  —  so  wird  jeder  Stab  nur  auf 
Zug  oder  Druck  beansprucht;  seine  Mittellinie  bleibt  gerade,  und  die 
gegenseitigen  Verschiebungen  der  Knotenpunkte  des  Gebildes  sind  be- 
stimmt durch  die  Aenderungen  A^^,  Asj,  .  .  .,  A^^,  A^,,  .  .  .  der 
Längen  s  und  Winkel  ^.  Eine  ttbersichtliche  Darstellung  dieser  Ver- 
schiebungen ist  u.  A.  von  Werth  ftlr  die  Theorie  des  Fachwerks,  dessen 
Knotenpunkte  häufig  durch  Stabzüge  mit  leicht  zu  berechnenden  Winkel- 
ftnderungen  A^  verbunden  werden  kOnnen. 

Zunächst  werde  angenommen,    es  seien  sämmtliche  As  und  A^ 
bekannt,  auch  werde  vorausgesetzt,  dass  die  Richtung  der  Achse  irgend 


Stabzüge  mit  gelenkartigen  Knoten. 


87 


eines  Stabes  und  ein  Pnnkt  dieser  Aehse  festliegen,  beispielsweise  die 
Richtung  des  Stabes  8^  und  der  Knotenpunkt  0.  Die  übrigen  Stäbe 
(«g,  «3,  ...««,,..  .  äJ  werden  sich  um  gewisse  Winkel  vj^gt  +s»  •  •  • 
^«,,  .  .  .  ^»  drehen,  und  zwar  ist: 

Wir  betrachten  nun  einen  beliebigen  Stab  8,  dessen  Endpunkte  die 
Ordnungsziffem  a  und  h  tragen  mögen.  Fig.  60.  Der  Weg  aa  des 
Punktes  a  sei  gegeben.     Behufs   Bestimmung  der  neuen  Lage  b'  des 


Fig.  60  ft. 


Flg.  60  b. 


Punktes  h  verschieben  wir  den  Stab  ab  parallel  mit  sich  selbst  in  die 

Lagea'5|,  ftndem  seine  Länge  um  das  gegebene  Maass  6i6|  =  A5  und 
drehen  ihn  schliesslich  um  den  gegebenen  Winkel  ^.  Hierbei  beschreibt 
b^  den  Kreisbogen 

b^b'  =  (8  +  ^8)    ^, 

der  aber  —  wegto  der  Beschränkung  unserer  Untersuchung  auf  sehr 
kleine  Verschiebungen  —  durch  ein  in  b^  auf  ab^  errichtetes  Loth 
Ton  der  Länge 

g  =  8^ 
ersetzt  werden  darf. 

Es  empfiehlt  sich  nun,  die  Knotenpunktsverschiebungen  (wie  im  §  1) 
in  einer  besonderen  Figur  und  in  gehöriger  Yergrösserung  von  einem 
beliebig  gewählten  Pole  0  aus  aufeutragen,  so  zwar,  dass  jede  Ver- 
schiebung nach  GrOsse,  Bichtung  und  Sinn  durch  einen  vom  Pole  aiM- 
gehenden  Strahl  dargestellt  wird.  In  Fig.  60b  bezeichnet  Oa  die  ge« 
gebene  Verschiebung  des  Punktes  a;  an  diese  wurde  die  dem  Stabe  8 
parallele  Strecke  As  angetragen  und  hieran  die  zu  s  rechtwinklige 
Strecke  p;  es  stellt  dann  der  Strahl  Ob'  die  gesuchte  Verschiebung 
des  Punktes  b  yor. 

Auf  diese  Weise  sind  in  Fig.  59b  die  Verschiebungen  der  Knoten- 
punkte des  in  der  Fig.  59a  abgebildeten  Stabzuges  schrittweise  ermittelt 
.worden.     Die  Werthe  A«  und  p  =  «v);  wurden  in  der  Beihenfolge 

A«i,  Aäj,  Pj,  A«5,  Ps,  .  .  .  .,  A«^,  p-,  .  .  .  .,  A«^,  p^ 


88  Erster  AbBchnitt.  —  §  2. 

nach  Grösse,  Richtang  and  Sinn  aneinander  gesetzt,  wobei  allgemein 
^^m  II  9mi  pM  J.^«-  Anstatt  der  Zeichen  A^^,  A«^»  •  -  •  •  wurden  die 
kürzeren  A  1 ,  A  2 ,  .  •  .  .  gebrancht.  Die  (in  der  Figur  nicht  ausge- 
zogenen) Polstrahlen  0  l\  0  2\  0  8',  ...  .  stellen  nach  GrOese,  Rich- 
tung und  Sinn  die  gesuchten  Verschiebungen  der  Knoten  1,  2,  3  .  .  . 
dar.  In  Fig.  59  geben  kleine  Pfeile  den  Drehungssinn  der  einzelnen 
Stäbe  an.  Einem  positiven  ^  entspricht  im  vorliegenden  Falle  eine 
Drehung  nach  links,  einem  negativen  eine  Drehung  nach  rechts.  Die 
an  die  Stäbe  gesetzten  (-{-)  und  ( — )  bedeuten  die  Vorzeichen  der  ent- 
sprechenden A«.  Die  ein  (-{-)  tragenden  Stäbe  werden  gedehnt,  die 
übrigen  verkürzt. 

Wird  der  Stabzug  in  einer  anderen  als  der  eben  vorausgesetzten 
Art  gestützt,  so  nehme  man  zuerst  die  Richtung  irgend  einer  Stabachse 
und  einen  Punkt  derselben  als  festliegend  an,  zeichne  den  Verschiebungs- 
plan  auf  die  beschriebene  Weise  und  ertheile  hierauf  dem  nunmehr  als 
starres  Ganzes  zu  betrachtenden  Gebilde  eine  Bewegung,  durch  welche 
die  wirklichen  Auflagerbedingüngen  befriedigt  werden.  Die  Verschie- 
bungen, welche  die  Ejiotenpunkte  in  Folge  dieser  zweiten  Bewegung 
erfahren,  werden  —  genau  wie  im  §  1  (No.  38)  —  durch  Strahlen 
m"  0  dargestellt,  die  nach  dem  Pole  hinzeigen,  und  deren  Zusammen- 
setzung mit  den  Strahlen  0  ni  die  Gesammtverschiebungen  ni'  m  liefern 
(Fig.  36,  S.  60). 

Wir  werden  die  Ergebnisse  der  vorstehenden  Betrachtungen  haupt- 
sächlich auf  die  Darstellung  der  Formänderungen  von  gegliederten 
Scheiben  anwcDden,  die  sich  in  Dreiecke  zerlegen  lassen.  Die  Winkel  ^, 
zwischen  den  aufeinander  folgenden  Seiten  der  die  Knotenpunkte  der- 
artiger Scheiben  verbindenden  Stabzttge  sind  entweder  Dreieckswinkel, 
oder  sie  setzen  sich  aus  solchen  zusammen,  und  es  erfordert  daher  die 
Berechnung  der  A^  nur  die  Lösung  der  folgenden,  auch  für  spätere 
Untersuchungen  sehr  wichtigen  Aufgabe: 

40.  —  Zweite  Hauptaufgabe.     Gegeben  seien  die  Aenderungen 

A«i,  A«s,  A53  der  Seitenlängen  «1,  9},  b^  eines  Dreiecks  ABC,  ge- 
sucht die  Aenderungen  Aa|,  Attj,  Aaj  der  Winkel  cl^,  oe^,  o^. 
Fig.  61a. 

Zu  einer  sehr  einfachen  Darstellung  der  Aa  gelangt  man  mit  Hilfe 
eines  Williot'schen  Verschiebungsplanes.  Man  nehme  A  und  die  Rich- 
tung der  Seite  ^^  als  festliegend  an.  Dann  fällt  A'  mit  dem  Pole  O 
zusammen  (Fig.  61b)  und  ÄJi  =  A53  giebt  die  Verschiebung  von  B  an. 
In  A'  und  B'  trage  man  die  Strecken  Asj  und  A^^  an  und  errichte 
auf  diesen  in  ihren  Endpunkten  Lothe,  deren  Schnittpunkt  C'  die  Ver- 
schiebung OC'  von  C  bestimmt.     Denkt  man  sich  nun  den  Punkt  C' 


Stabzüge  mit  gelenkartigen  Knoten. 


89 


auf  dem  in  No.  89  beechriebenen  Wege  mitielB  der  dem  Stabe  8^  ent- 
sprechenden Wertbe  Aa^   and  Ps=^s^»  gefunden,    80  erkennt  man, 


■       I        ' 


Flg.  61  < 


Flg.  61b. 


dass  das  Loth  C'C^  von  C'  anf  Asg  gleich  P|  ist.  Der  Stab  8^  dreht 
sich  aber,  da  8^  festliegt,  nm  Aa^;  es  erg^ebt  sich  daher: 

und  ebenso  findet  man  (indem  man  den  Pol  von  ä'  nach  B'  verlegt, 
also  B  als  ruhend  ansieht): 

Wir  bezeichnen  nnn  den  Schnittpunkt  von  A5|  und  A«,  mit  C^,  errich- 
ten in  einem  beliebigen  Funkte  0  der  ä'B'  auf  dieser  Geraden  ein 
Loth,  ziehen  durch  C^,  C^,  C^  Parallelen  zu  ä'B',  welche  jenes  Loth 
in  1,  2,  8  schneiden  und  erhalten: 


0  1 :  A«j  =  Ä :  5^ ;     0  1  =  A«^  — ; 


Ö2  =  ^ä; 


Ö8  =  ^Ä, 

8m 


wo  A  die  ZU  AB  rechtwinklige  Hohe  des  Dreiecks  ABC  bedeutete 

Weiter  projiciren  wir  die  Strecken  C^C'  und  C^C'  auf  eine  zur 
A* B^  parallele  Gerade  und  finden  für  die  Projektionen  die  Werthe: 

C^C' Bm(ti==g^Bm(ti==82sm(ti^0Li==^<iih  xxnd  C^C  sin(X2  =  Aa2A, 

deren  algebraische  Summe  ==  —  Aot^A  ist,  weil  die  Summe  der  Dreiecks- 
winkel auch  nach  der  Formänderung  180°  beträgt,  mithin 

Aa^  -j-  Aocg  +  Aa,  =  0  ist. 

Ersetzt  man  in  Fig.  61b  die  Längenänderungen   As^,   Asj,   A^j 

Atf«  A^*  Atfa 

durch    die    Vexhältnisszahlen   —7-=-,     — r^,     —7^    (welche  nach  eiaem 

h  h  h 

JZoAJaiiniaassstabe  durch  Strecken  dargestellt  werden),    so  liefert  diese 
Figur  die  Werthe  Ao^,  Ao,,  Ao^. 


90  Erster  Abschnitt.  —  §  2. 

Es  braucht  übrigenB  nur  das  durch  die  Punkte  1,  8,  2  bestiminte 
Viereck  CiC^C^&  gezeichnet  zu  werden.  3  wird  beliebig  gewühlt; 
1  und  2  haben  yon  8  die  Abetfinde: 


81 

— 

A«i 
»1 

• 

9 

28  — 

A», 

Behufs  Vermeidung  yon  Fehlem  bei  der  Feststellung  Yon  Vor- 
zeichen der  Aa,  yersehe  man  die  Strecken  C^C  und  C^C'  mit  Pfeilen, 
die  nach  C'  hinzeigen.  Diese  Pfeile  geben  an,  in  welchem  Sinne  sich 
die  Seiten  8^  und  s^  gegen  die  Seite  ^3  drehen.  In  dem  in  der  Figur 
dargestellten  Falle  dreht  sich  8^  nach  rechts,  «^  nach  links;  Aa^  und 
Aa,  sind  also  positiy,  w&hrend  sich  für  A  03  ein  negativer  Werth  ergiebt. 

Aus  der  Fig.  61b,  deren  Längenabmessungen  wir  uns  durch  h 
diyidirt  denken,  Iftsst  sich  auch  eine  ein&che  Formel  ableiten.  Es  ist 
nämlich: 


—  Aag  =  CjCj  cos  tti  +  ^8^1  <508 Oj 

^   ^       \  8^  «3  /  Sin  a^        **    *       \  81  «3  /  sm  o, 

und  es  folgt  daher: 

(1)         A«,  =  (^_J^)cotg«,  +  (-^-^)ootg«.. 

A3  Äj     ^  >•    ^3  ^2 

Sind    die    Längenänderungen    lediglich    Folge    von    Spannkräften 
Su  S^,  8^y  welche  die  Spannungen 


Ol  Sa  Si 


8 


''-  F,'     "«""i?','      *~  F, 


erzeugen,  so  hat  man 

A«i  öj        A52  ffg        Aä3         O3 

Bei  gleich  grossen  Elasticitätsziffem  (E)  ergiebt  sich 

1^Aa3  =  (<J3 —  a,)  cotg  a^  +  (a^—c^)  cotg  a, 
£ Aa,  =  (ög  —  a^)  cotg  a^  +  (<Jf  —  c^i)  cotg  Og 
^Aa^  =  (öl  —  <jg)  cotg  03  +  (^1  —  «y»)  cotg  o,. 

In  diesem  Falle  ist  es  zweckmässig,  die  Werthe  ^Aa  (an  Stelle  der  Aa) 

A« 
durch  Zeichnung  darzustellen,  also  in  Fig.  61b  die  h    durch  die 

8 

entsprechenden  a  zu  ersetzen.  Man  gelangt  dann  zu  dem  in  der  Fig.  62 
angegebenen  Verfahren,  das  einer  weiteren  Erläuterung  nicht  mehr  be- 
darf. Zu  achten  ist  auf  die  Vorzeichen  der  Spannungsunterschiede 
^1 — ^3  und  ög — a,.     In  Fig.  62b  wurden  beide  Werthe  positiv  an- 


Siabzüge  mit  gelenkartigen  Knoten. 


91 


genommen,  in  Fig.  62c  der  entere  positiv,  der  andere  negativ.  In 
letzterer  Figur  C^  mit  3  zusammenfallend  gewählt.  Hinsichtlicli  der 
Vorzeichen  der  Winkeländernngen  stimmt  Fig.  62  b  mit  Fig.  61b  überein. 


u. .-M^^j.... 


-SAag 


•fJS^a. 


Flg.  62a. 


Flg.  6Sb. 


Fig.  62  0. 


In  dem  in  der  Fig.  62  c  dargestellten  Falle  erfährt  sowohl  a^  als  auch 
5^  eine  Drehnng  nach  rechts;  es  ist  mithin  Aa^  negativ,  Attj  positiv* 

Will  man  die  Werthe  j^Aa  herechnetij  so  führt  man  zweckmässig  die 
Hilli^gTÖssen  ein: 

«1  =  cotg  «1  (a,  —  a,);    »«  =  cotg  o,  (ffs  —  ^i);    »s  =  cotg  a,  (ffj  —  ff,) 
xmd  hat  dann: 

j^A  01  =  cdg  —  tt, ;    i?Aa,  =  tt|  —  u,;  j^Aa^sfo,  —  Oi. 

Zur  besseren  Übersicht  schreibe  man  anf  jede  Breieck- 
seite die  betreffende  Spannung  nnd  in  jeden  Winkel  dessen 
Gotangente,  wie  dies  Fig.  63  angiebt.  Für  das  dort  dar- 
gestellte (mit  dem  Breieck  11—12—18  des  anf  Tafel  2  ab- 
gebildeten Fischbanchträgers  übereinstimmende)  Breieck, 
in  dessen  Seiten  die  Spannungen: 

—  141,  +  463,  —  17  higr  f.  d.  qem 

herrschen,  erhalt  man: 

öj  =  0,496  {+  463  -f    17)  =  +  238 ; 

w,  =  1,079  (—    17-1- 141)  =  4- 184; 

0».  =  0,295  (—  141  —  463)  =  —  178; 
^Aai  =  — 178  — 134  =  — 312*  f.  d.  qem\     jBAa,  =  +  238+ 178  =  +  416 
jrAa,=  134  —  238  =  —  104. 

Sehr  zweckmässig  ist  es  auch,  die  Werthe  co  zeichnerisch  zu  ermitteln 
und  hierzu  ein  in  möglichst  grossem  Maassstabe  angefertigtes  Trägernetz  zu 
benutzen,  i^g.  64  (Tafel  2,  welche  zwei  Breiecke' des  auf  dieser  Tafel  abge- 
bildeten Fischbauchtra;fers  darstellt)  giebt  eine  Anordnung  an,  die  recht  über- 
sichtlich ist.  Bie  auf  den  Stäben  stehenden  rothen  Zahlen  bedeuten  die  Span- 
nungen in  hlgr  f.  d.  qem,  Bie  Spannungsunterschiede  in  den  die  Winkel  a^, 
0,,  Og  einschliessenden  Seiten  sind  für  das  Breieck  J: 

+  463  +  17  =  +  480;    —  17  +  141  =+ 124;     —  141  —  463  =  —  604 
und  für  das  Breieck  //: 

—  128  +  141  =  + 13;     —141 +  576  =  +  435,    —  576  + 128  =  — 448; 


92  Erster  Abschnitt  —  §  2. 

dieselben  werden  beziehungsweise  mit  cotg  ai,  ootg  o^,  cotg  a,  multiplicirt 
Die  Ergebnisse  sind  für  das  Dreieck  Z: 

ä)i  =  +  238;    «,  =  +  134;    «8  =  — 178 
und  für  das  Dreieck  //: 

Wi  =  +  13;      öi  =  +177;    «,  =  —183. 
Die  Strecken,  welche  diese  Werthe  «  darstellen,  wurden  in  Fig.  64  durch 
Doppellinien  bezeichnet.    Der  Spannungsmaassstab  lautet:  4"""  =  100*f.  d.  gern; 
nur  für  «I   im  Dreieck  //  wurde  der  Maassstab  l""  =  1*  f.  d.  gern  gewählt. 

Ist  für  jedes  Dreieck  nur  eine  Winkeländerung  Aa 
zu  bestimmen  [ein  Fall,  der  vorliegt,  wenn  das  Fach- 
werk in  Fig.  77  (Seite  95)  durch  den  mittels  kraftiger 
Linien  angedeuteten  Stabzug  ersetzt  werden  soll]  so 
gewährt  die  folgende  Darstellungsweise  die  beste 
Üebersicht.  Tom  Scheitel  A  Fig.  65  des  fraglichen 
Winkels  ai  wird  auf  die  gegenüberiiegende  Seite  ein 
Loth  gefällt,  und  auf  diesem  werden  die  absoluten 
Werthe  der  Spannungsunterschiede  aufgetragen,  indem 

AAi=i<Ji  —  a,    und    AA^  =  ai  —  ex, 
gemacht  wird.  Zieht  man  nun  Ai  B  \\  «i,  ebenso  A^  C  ||  «|, 

so  ist  ^iB=(ai — a,)  cotg  a,  und  ^C=(ffx—  ex,)  cotg  a,. 
Tf^'  ^'  Die  Vorzeichen  werden  an  die  Strecken  geschrieben. 

In  Fig.  65  ist  (Xi>a,  und  a,>>9|  vorausgesetzt  worden. 

Dann  folgt:  E^ol^  =  Ä^^A^C. 

Temperaturänderungen  können  saeb  Seite  2  durch  VergrOssemng 

der  Spannungen  a  =  — nmeJ^^  berücksicbtigt  werden.     Ist  beispiels- 

weise    für   einen    schweisseisemen   Stab:    5=20000^    ^=50  qem.^ 

S 
also  -—=400,  und  wird  der  Stab  um  30     0.  erwärmt,  so  ist  dem- 

selben  bei  Ermittlung  der  ^Aa  nach  dem  zuletzt  beschriebenen  Ver- 
fahren eine  Spannung  a  =  400  +  sEt  =  400  +  22  •  80  =  1060*  f.  d. 
qetn  zuzuschreiben^  wobei  e  =  0,000012  und  j&=:  1800000  ange- 
nommen wurden.  Im  Falle  einer  Abkühlung  um  80^  erhält  man 
a  =  400  —  22  •  80  =  —  260. 

4L  Untersuchung  der  Formänderung  eines  Faöhwerkbalkens. 
ZahlenbeispieL  (Figuren  auf  Tafel  2.)  Es  sollen  die  Verschiebungen 
der  Knotenpunkte  der  unteren  Gurtung  des  auf  Tafel  2  abgebildeten 
Hauptträgei's  einer  zweigleisigen  Eisenbahnbrücke  für  die  in  Fig.  66 
angegebene  Probebelastung  bestimmt  werden.*)  Die  durch  diese  Be- 
lastung erzeugten  Spannkräfte  sind  in  Fig.  67  ai^  folgende  Weise  er- 
mittelt worden. 

Mit  beliebiger  Polweite  H  wurde  in  Fig.  66  zu  den  Achsenbe- 
lastungen eine  Seillinie  gezeichnet  und  in  diese  ein  Polygon  I II III . .  ,  X 

*)  Bei  Belastungsproben  handelt  es  sich  stets  um  die  Elrmittlung  der  von 
der  beweglichen  Belastung  allein  hervorgerufenen  Durchbiegungen. 


Stabzüge  mit  geleDkartigen  Knoten.  93 

einbeschrieben,  dessen  Ecken  den  in  der  oberen  Gartang  liegenden 
Angrifbpankien  0,  2,  4,  ....  18,  20  der  Zwischenträger  entsprechen. 
Hieraaf  warden  in  Fig.  67  mittels  eines  Büschels,  dessen  Strahlen  /, 
//,...  X  parallel  den  gleichbezeichneten  Polygonseiten  sind,  aaf  einer 
vom  Mittelpankte  0  des  Büschels  am  H  entfernten  Senkrechten  die 
Knotenlasten  Pg»  ^4»  ^6'  •  *  •  •  As  abgeschnitten  and  durch  einen 
zar  Schlasslinie  des  Seilpolygons  parallelen  Strahl  8  die  an  den  Stutz- 
punkten 0  und  20  angreifenden  Auflagerdrttcke  Ä  und  B  bestimmt. 
Schliesslich  wurde  ein  Cremona*6cher  Krftfteplan  gezeichnet.  In  dem- 
selben bedeuten: 

^1)   ^3>   ^5»  •  •  •  die  Spannkräfte  der  oberen  Gurtung, 
^1»   C/,,   C/;,  •  •  •    „  „  „     unteren       „ 

/>,,  D3,  />4,  .  .  .    „  „  ^     Fflllungsstäbe. 

Die  Figuren  68  und  69  bieten  eine  übersichtliche  Zusammen- 
stellung der  Stablängen  (in  cm)^  Querschnittsinhalte  (9cm),  Spannkräfte 
{Tennen)  und  Spannungen  (kilogr.  f.  d.  qcm).  Die  in  den  Figuren  70 
bis  75  abgebildeten  Querschnitte  wurden  toU  gerechnet;  die  Elastidtäts- 
Ziffer  wurde  (für  Schweisseisen)  =  1800000*  f.  d.  qcm  angenommen. 

Der  Füllungsstab  1 — 2  erhält  den  Querschnitt:  Fig.  72  mit  F=  52  qem 
Die  Füllungsst.    2— 3,  3— 4  erhalten  ,      Fig.  78    ,    F=  60    „ 

4— 5,  5— 6,  6-7,  7—8  „      Fig.  74    „    i?'=68    „ 
8—9,9—10  „      Fig.  75    „    i^=90    „ 

Fig.  76  zeigt  den  Verschiebungsplan  der  einen  Sfcabzug  bildenden 
unteren  Gurtung.  Die  nach  No.  40  ermittelten  Werthe  ^Aa  der  an 
dieser  Gurtung  liegenden  Dreieckswinkel  a  sind  in  die  betreffenden 
Winkel  eingeschrieben  worden;  sie  bestimmen  die  Aenderungen  A^  der 
Stabzugswinkel  ^.  Zuerst  wurde  der  Knoten  9  und  die  Richtung  des 
Stabes  7 — 9  festliegend,  der  Stabzug  aber  sonst  frei  angenommen.  Es 
entspricht  dann: 

dem  Stabe  7—5  der  Werth  Jg?\^7_5=  £:A%  =  +  212  +  868  +  294 

=  +  869*  f.  d.  qcm. 
5—3     „         „        £:vp5_3  =  +  869  +  (301  +  489-f-426) 

=  +  2035, 
3—1     „         „       f?\^3_i  =  2035 +  (447 +  541 +  412) 

=  +  8435, 
1—0    „         „       ^\^i^  =  3435 +  (2170 +  926) 

=  +  6581, 

und  ebenso  ergeben  sich  für  die  rechts  an  9  sich  schliessenden  Stäbe- 
der  Reihe  nach  die  Wertbe: 

JE;^=850;   1754;  2483;  3421;  4943;  8389. 


>»    99 


ff  »> 


>>    >> 


94  Erster  Abschnitt.  —  §  2. 

Alle  auf  der  linken  Seite  des  mhenden  Stabes  7 — 9  befindlichen 

Stäbe  erfahren  eine  Drehung  nach  rechts,  die  auf  der  rechten  Seite 
eine  Drehnng  nach  links. 

Für  den  Stab  0  —  1  erhält  man  nun 


8'E^  6581 

^^   ^  ^  E  1800000  '  * 


mm 


für  den  folgenden  Stab:  p  =  6,21"""u.  s.  f.     Diese  Werthe  wurden  in 
Fig.  66  (in  Klammem)  an  die  einzelnen  Stäbe  geschrieben;  desgleichen 

wurden  die  Längenänderungen  ^^==^  ^Tp^=~^    angegeben.    Für  den 

El  F        E 

AHO        071 

Stab  0—1  ergiebt  sich  z.  B.:  A»o_i  =  ,  -  l;r^  —  0,072'*  =  0,72"^. 

*  ®   *       1800000  . 

Nach  Erledigung  dieser  Rechnungen  konnte  der  Verschiebungsplan 
aufgetragen  werden.  An  die  Strecke  7' — 9'=  As ^„g  =  0,94""" 
(Maassstab  2:1)  wurden  links  der  Reihe  nach  angetragen: 

As7^5  =  0,98--,    P7-5  =  1J7-,    Asg^a  =  1,00--,    p^.,  =  4,25-", 

U.    8.    W. 

und  rechts  die  Strecken: 

A^e-n  =0,95-,  p^.^^  =  1,70-,  A^ii^^j  =  0,93-,  Pn-i8=3,58- 

U.    8.    f. 

Die  Endpunkte  der  Strecken  P7.5,  P5.3»  •  •  •  bestimmen  die  Punkte 
5',  8',  .  .  .  .,  denjenigen  yon  P9-11,  Pn-ist  •  •  •  die  Punkte  iT,  18', . .  . 

Schliesslich  wurde  zur  Erfüllung  der  wirklichen  Auflagerbeding- 
ung^n  geschritten  und  die  dem  Stabzuge  0  —  1 — 8  —  5  ...  19 — 20 
ähnliche  Figur  O" — l" — 3" — 5"  .  .  .  19" — 20"  gezeichnet  Der 
Punkt  0"  fällt  mit  O'  zusammen,  weil  Knoten  0  festliegt,  während  20" 
auf  der  Wagerechten  durch  20'  liegen  muss,  da  der  Knoten  20  auf 
einer  wagerechten  Auflagerbahn  geführt  wird;  O" — 20"  ist  recht- 
winklig zu  0—20.*) 

Damit  sind  die  Verschiebungen  l"  l',  8"  8',  .  .  .  .  der  Knoten 
1,  8,  .  .  .  .  nach  Grösse,  Richtung  und  Sinn  bestimmt. 

In  Fig.  76  wurde  noch  die  ßiegungslinie  der  unteren  Ourtung 
eingetragen.  Die  Eckpunkte  0^,  1q,  Sq,  ....  derselben  liegen  senk- 
recht unter  den  entsprechenden  Knoten  0,   1,  8,  ...  .  und   auf  den 


♦)  Probe:  Die  Verschiebung  20"  —  20'  muss  im  vorliegenden  Falle  gleich 
der  Summe  der  Längenänderungen  As  der  Stäbe  der  oberen  Gurtung  sein.  Da 
diese  Stäbe  gleiche  Länge  und  gleichen  Querschnitt  haben,  so  findet  man: 

-00" -20'  -  -i-  2S-   360  •1592000"  _  

^^       ''°-J5F^^-T8Ö0000-278    -*'^^     -^^'^     • 


Stabzüge  mit  gelenkartigen  Knoten. 


95 


Wagerechten  durch  die  Punkte  O',  l',  8',  ....  ;  die  gröaste  senkrechte 
Verschiebung  (28,8"*")  erfährt  der  Knotenpunkt  9.  Wird  nur  das 
Biegungspolygon  gesucht,  so  braucht  die  Figur  O" — i" — 2"  .  .  .  20" 
nicht  gezeichnet  zu  werden. 

Will  man  die  Verschiebungen  sämmtiicher  Knotenpunkte  haben,  so  muss 
man  den  in  Fig.  77  kräftig  ausgezogenen  Stabzng  0—1—2—8  .  .  .  18—19—20 
untersuchen.    In  Fig.  77  sind  die  Läugenänderungen  der  Stäbe  (in  mm)  und  in 


Fig.  78  die  Werthe  J&Aa  (in  Idg  f.  d.  gern)  angegeben  worden.  Dem  Leser  wird 
empfohlen,  diese  Auj^be  zu  lösen.  Es  ist  zweckmässig,  zuerst  den  Knoten  10 
und  die  Richtung  des  Stabes  10— 9  als  ruhend  anzusehen. 

42.  —  Wir  wollen  die  im  Vorstehenden  gelehrte  Darstellungs- 
weise der  Verschiebungen  kurz  das  Stdbzugverfahren  nennen;  dasselbe 
liefert  übersichtlichere  Figuren  als  das  Verfahren  von  Williot  und  ver- 
dient namentlich  dann  den  Vorzug,  wenn  die  nach  Williot  zur  Be- 
stimmung der  Punkte  wl  auf  den  A^  zu  errichtenden  Lothe  sich  unter 
sehr  spitzen  Winkeln  schneiden.  Dagegen  erfordert  das  Stabzugver- 
fahren etwas  mehr  Zeit,  es  sei  denn,  dass  die  Winkeländerungen  noch 
anderweitig  gebraucht  werden,  was  beispielsweise  der  Fall  ist,  wenn 
fCLrJein  unter  der  Voraussetzung  gelenkartiger  Knoten  berechnetes,  in 
Wirklichkeit  aber  vernietetes  Fachwerk  die  von  den  festen  Verbindungen 
herrührenden  Spannungsänderungen  nachgewiesen  werden  sollen  —  eine 
Aufgabe,  die  sich,  wie  in  der  zweiten  Abtheüung  dieses  Bandes  gezeigt 
werden  wird,  mit  Hilfe  der  Winkeländerungen  besonders  einfach  lösen 
lässt.  Hierbei  wird  allerdings  vorausgesetzt,  dass  diese  Zusatzspannungen 
(welche  auch  Nebenspannungen  heissen)  und  die  Verschiebungen  für  ein 
und  denselben  Belastungszustand  verlangt  werden,  ein  Fall,  der  häufig 
eintritt. 

Auch  die  Anwendung  eines  gemischten  Verfahrens  ist  oft  am  Platze. 
So  kann  es  z.  B.  vortheilhaft  sein,  bei  Untersuchung  der  in  den  Figuren 
50  bis  56  dargestellten  Träger  die  für  die  einzelnen  Scheiben  erforder- 


96 


Erster  Abschnitt.  --  §  2. 


liehen  8oDderpläne  sach  dem  Stabzagverfahren  lu  zeichnen,  während 
es  im  übrigen  zweckmBssig  ist,  den  früher  befolgten  Weg  einzuschlagen. 

48.  ZeiolmeriBohe  Ermittlung  der  Werthe  p.  Wir  betrachten 
(wie  in  No.  89)  einen  Stabzng  0 — 1  —  2 —  ...  — n  Pig.  79,  dessen 
Knoten  0  nnd  Stabrichtnng  0 — 1  festliegen  nnd  suchen  die  nur  von 
den  Winkeländerungen  A^  abhängigen  Verschiebungen,  nehmen  also 
an,  e9  seien  sämmtliche  A5=  0.  Der  Verschiebungsplan  besteht 
dann    aus    einem    Linienzuge  0  —  2' —  3'  —  .  .  .  —  n\    dessen  Seiten 

02'  =  p2  =  «1  A^2»  2^8^  =  Ps  ^^  ^s  ^^8>  *  •  •  beziehungsweise  recht- 
winklig zu  den  Stäben  5|,  «3,  ...  sind,  und  der  offenbar  bestimmt  ist, 
sobald  die  Projektionen  8^',  83',  .  .  .  der  Verschiebungen  02',  08',  .  .  . 
auf  eine  Gerade  AB  (deren  Richtung  aber  keiner  der  Stabachsen  parallel 
sein  darf,  damit  sie  von  keiner  Seite  p  rechtwinklig  geschnitten  wird) 
gegeben  sind. 

Die  Seitenverschiebungen  h'  lassen  sich  sehr  leicht  finden.  Dazu 
nehmen  wir  zunächst  an,  es  ändere  sich  nur  der  Winkel  ^j ,  es  drehe 


Flg.  79. 

sich  also  der  Stabzug  1  —  2 —  ...»  um  A^,.  Punkt  m,  der  vom  Dreh- 
punkte 1  den  Abstand  e  haben  möge,  verschiebt  sich  in  einer  zur  Geraden 
1 — m  rechtwinkligen  Richtung  und  um  eine  Strecke:  S^'i^^^^^^n 
deren  Projektion  h'^.^  auf  die  zur  AB  parallele  mm^  durch  die 
Gleichung: 


Stabzüge  mit  gelenJ^aitigen  Esotes.  97 

beetimmt  ist,  worin  x^  den  Abstand  des  Knotens  1  Yon  der  Geraden 
mm^  bedeutet.     Man  erhält: 

nndy  wenn  sftmmtliche  Winkel  die  Torgeschriebenen  Aendemngen  A^ 
er£shren: 

(8)         8'.  =  iCiA^i+a;,A5'j-f- . . .  iF«.,A^«.,  =  S^rAS". 

1 

Die   Winkelftndemngen   A^^,   A^«^i,  .  .  .  sind  ohne  Einflnss  auf  die 
Bewegung  yon  m. 

Der  auf  der  rechten  Seite  der  Gleichnng  (3)  stehende  Ansdruck 
Iftsst  sich  nnn  denten  als  das  auf  den  Punkt  m  bezogene  statische  Mo^ 
ment  von  Kräften  A^^,  A%  ....  A^^-i»  todehe  in  den  links  von  m 
gelegenen  Knotenpunkten  angreifen  und  die  Richtung  AB  haben,  und 
hieraus  (nnd  ans  Band  I)  ergiebt  sich  das  folgende  Ver&hren,  die 
Werthe  p  dnrch  Zeichnung  zu  bestimmen. 

Man  zeichne  za  den  Gewichten'*')  A^j,  A^^,  . . .  A^-i  mit  der  Pol- 
weite 1  (2aA20neinheit)  ein  Seilpolygon,  dessen  erste  Seite  zweckmässig 
rechtwinklig  zu  ^B  angenommen  wird.  Die  den  Knotenpunkten  2, 
3,  ...  m,  ...  n  entsprechenden,  parallel  za  AB  gemessenen  Abstände 
des  Seilpoljgons  von  der  Seite  I  ßind  dann  beziehungsweise  =  h^\ 
\\  .  .  .  S./,  . . .  5/.  Zieht  man  also  durch  die  Punkte  1,  2,  ...  m,  ...  n 
des  Seilpolygons  Parallelen  zur  Seite  I  und  zeichnet  einen  Linienzug 
0'2\  .  .  m' .  .  .  M^  dessen  Ecken  in  jenen  Parallelen  liegen,  und  dessen 
Seiten  rechtwinklig  zu  den  entsprechenden  Seiten  des  Stabzuges  sind, 
so  erhält  man  die  Werthe: 

Pf=0'— 2',  p8=2'— 3',  .  .  .  ,  p„=(n— 1)'  — n. 
Will  man  diese  Strecken  p  in  v-facher  Vergrössemng  erhalten,  so  er- 
setze man  die  A^  durch  die  Gewichte  vA^  oder  die  Polweite  1  durch 

die  Pol  weite  — • 

V 

In'  Fig.  79  wurde  angenommen,  dass  die  Winkel  ^«-i  und  ^^ 
abnehmen,  alle  übrigen  ^  hingegen  eine  VergrOsserung  erfahren. 

Wir  empfehlen  dem  Leser,  die  auf  Tafel  2  in  Fig.  76  angegebenen  Werthe  p 
durch  Zeichnnng  zu  bestimmen,  nnd  die  Ergebnisse  mit  den  durch  die  Rechnung 
gewonnenen  zu  vergleichen.  Sollen  die  p  im  Maassstabe  2 : 1  erhalten  werden,  so 
sind  (wenn  die  Polweite  =  1  gewählt  wird)  die  Knoten  des  im  Maassstabe  1 :  800 

gezeichneten  Fachwerks  mit  den  Gewichten  2  •  300  Aä  =  — r-^ = zu 

1800000        3000 

belasten.    Dem  Knoten  1  entspricht  z.  B.  ^Ad  =  2170 -f  926  ss  8096,  nnd  es 

ist  daher  seine  Belastung  =  1,082. 

*)  Der  Ausdruck  Gewicht  ist  hier  natürlich  in  mathematischem  Sinne  zu 
nehmen.  Die  A^  sind  Zahlen,  ihre  Auftragong  macht  die  Anfertigung  eines  be- 
sonderen Zahlenmaassstabes  nöthig. 

M&ller-BreaUn,  Onphiaehe  BUtik.    n.  1.  7 


9g  Erster  Abschnitt  —  §  2. 

44,  Iiängenändening  einer  Stabnigselme.  Eine  fOr  die  Folge 
wiohtige  Anfgabe  besteht  darin,  die  Längen&ndemng  der  zwei  Knoten 
0  nnd  n  eines  Stabzages  (Fig.  80)  yerbindenden  Sehne  durch  die  Längen- 
ftndenmgen  A«  und  Winkeländeningen  A^  auszudrücken.  Wir  bezeich- 
nen den  Abstand  irgend  eines  Knotens  m  Yon  der  Sehne  0  —  n  mit  y«,, 
den  Neigungswinkel  des  Stabes  ««  gegen  die  0 — n  mit  9«.  und  setasen 
*-  cos  9«  =  €^. 

Die  Vergrösserung  yon  ^^  ^^  ^^m  erzeugt  für  sich  allein 
^l  =  ym^^m}  ein  Ergebnis,  das  ohne  weiteres  aus  No.  43  (und  auch 
aus  Fig.  80)  folgt,  während  der  Aenderung  der  Stablänge  ««.  um  A«^ 
AI  =  A«Meos9M  entspricht.     Im  ganzen  entsteht  daher: 

A/  =  sV^A^«  +  S  A5«  cos  9«*) 


«.—^ 


l< i  ^   äjW» 

Fig.  80. 

und  für  den  Fall  ^  ==  0  (wegen  A5  =  -^ J: 

(4)         AZ="iy.AX  +  2-^««. 

1  1    Ml 

m 

Will  man  diese  Formel  auch  dann  anwenden,  wenn  Temperaior- 
änderungen    berücksichtigt    werden    sollen,    so    muss    die    Spannung 

a  =  -^  um  den  Betrag  eEt  erhoben.    Vergl.  den  Schluss  Yon.No.  40. 

Der  Ausdruck  2yA^  Iftsst  sich  als  das  auf  die  Sehne  0 — n  be- 
zogene statische  Moment  von  Gewichten  A^^,  A%,  .  .  .  deuten^  welche 
in  den  Knoten  1,  2,  .  .  .  des  Stabzuges  angreifen  und  parallel  zu  0 — n 
sind.  Es  ist  also  möglich,  diesen  Ausdruck  mit  Hilfe  eines  Seilpoly- 
gons  darzustellen. 


M-l  ll»=»-l 


*)  S^mA^m  =  2y«.A^m  bedeutet  die  Summe  der  Werthe  yi  A^i,  yt^^  •  •  • 
bis  y»-iAd».|. 


Die  Biegongslinie. 


99 


§3. 

Die  Biegungsllnle  als  Sellpolygon  betrachtet. 

46.  AufßBkBsung  eines  beliebigen  Polygons  als  Seilpolygon. 
Jeder  ans  Geraden  bestehende  Linienzng  0  —  1 — 2 — 8 — .  .  .  (Fig.  81) 
lässt  sich  als  das  Seilpol jgon  endlicher  Erftfte  P|,  P,,  P3,  .  .  .  deuten, 
die  in  den  Punkten  1, 
2,  B,  .  .  .  angreifen,  nnd 
deren  Richtungen  inner- 
halb gewisser  Grenzen 
willktirlich  gew&hlt  wer- 
den dürfen.  Das  Grössen- 
yerhaltniss  dieser  ErftfLe 
ist  durch  die  Seiten 
eines  zweiten  Linienzuges 
AB  CD  .  .  .  bestimmt, 
dessen  Ecken  auf  den 
durch  einen  beliebigen 
Pol  O  parallel  zu  den  Ge- 
raden 0  —  1,  1  —  2,  2 — 8,  .  .  .  gezogenen  Strahlen  I,  II,  III,  .  .  . 
liegen,  und  dessen  Seiten  AB,  BC,  CD,  ...  die  Richtungen  der  Kräfte 
Pj,  P,,  P3,  .  .  .  haben.     Es  verhält  sich: 

PiiP^iP^i  .  ,  .  =ÄB:  BC:  C^:  .  .  . 

Sollen  alle  Kräfte  endlich  werden,  so  darf  die  Richtung  keiner  Kraft 
in  eine  der  beiden  angrenzenden  Seiten  des  Linienzuges  0 — 1 — 2 — 8 — . . . 
fallen,  es  darf  also  z.  B.  P^  weder  die  Richtung  von  II  noch  die  yon 
///  haben. 

Wird  ein  Linienzug  0 — 1 — 2 — 8 —  .  .  .  als  das  Seilpolygon 
paralleler  Kräfte  betrachtet  (Fig.  82),  so  bestehen  zwischen  der  Pol- 
weite H,  den  Kräften  P  und  den  in  der  Richtung  der  P  gemessenen 
Abständen  "viif  'iQtf  "^Isf  •  •  •  ^^^  Punkte  1,  2,  8,  .  .  .  yon  einer  beliebigen 
Geraden  AB  einfache  Beziehungen,  die  es  gestatten,  die  P  durch  die 
i|  auszudrücken.  Legt  man  nämlich  durch  den  Punkt  2  eine  Parallele 
zu  AB,  welche  die  Richtung  von  P,  in  %'  trifft  und  verlängert  1 — t 
bis  %",  so  erhält  man: 


8" -3' =  (11, -7),) 


*8 


X,' 


8  —  8'='»i3  —  tj,,    also 

X. 


8"  —  8  =  8"— 8'  — 8  —  8'  =  ('«i,  — T),) 


\ 


(■»1»  —  •»!»). 


wobei  \  nnd  X,   die  Projektionen   der   Seiten  1 — 2  und  2 — 8  anf 


100 


Elster  Abschnitt.  ~  §  3. 


eine  zai  Bichtnng  der  P  rechtwinklige  Gerade  bedeuten.     Weiter  fin- 
det man: 

X. 


3   — 3:X3=Pg:^,  mithin:   3   — 8  =  P, 


H 


Flg.  82. 


nnd  daraus  folgt  dann: 


—  ii      "n^  — 


H 


und  allgemein: 
(1) 


p^=H  r  '^'"  ~  '^'"-'  _  v+i—'^- 1 


40«  Die  Biegungsliiiie.  An  der  Hand  der  vorstehenden  Betrach- 
tungen möge  nun  die  Biegungslinie  eines  Stabzuges  0 — 1 — 2 —  . . .  m . . . 
(Fig.  83)  als  Seilpolygon  paralleler  Eröfte  gedeutet  werden. 

Den  in  einer  senkrechten 
Ebene  angenommenen  Stab- 
zug   beziehen    wir   auf  ein 

beliebiges   rechtwinkliges 
Achsenkreuz   x,   y,    dessen 
Wahl   an    die  einzige  Ein- 
schränkung   gebunden    ist^ 
dass    keiner  der  Neigungs- 
winkel ß|,  ßt»  ßs  *  >  .  der 
Stftbe  8i,  9|,  ^8  •  •  *  g^^^ 
die  X-Achse  gleich  90^  sein 
darf.      Sodann    setzen    wir 
voraus,    es    seien  die  Ver- 
schiebungen  sämmtlicher 
Knotenpunkte    in  je   zwei    den  Achsen  x  und  y  parallele  Seitenver- 
schiebungen  Ax  und  Ay  (das  sind  die  Aenderungen  der  Coordinaten 


Fig.  sa. 


Die  BiegongsUme.  101 

X  and  y)  zerlegt  und  denken  uns  die  Ay  anf  den  durch  die  Knoten- 
punkte parallel  zur  y-Acbse  gelegten  Geraden  yon  einer  beliebig  an- 
genommenen Geraden  AB  aus  aufgetragen.  Den  Linienzug,  welcher 
die  Endpunkte  der  Ay  yerbindet,  nennen  wir  die  Biegungslinie  und  die 
▼on  dieser  Linie»  yon  der  AB  und  den  Ay^,  Ay,  begrenzte  Flftche  die 
Biegungsfläche  für  die  Richtung  y.  Die  der  y-Achse  parallelen  Kräfte, 
deren  Seilpolygon  die  Biegungslinie  ist,  bezeichnen  wir  mit  u>-^yW^^  .  .  . 
ir«,,  .  .  .  ;  sie  sind,  wenn  die  Pol  weite  =  1  gemacht,  bestimmt  durch: 

(9\      ..  —  ^y^  —  ^y^-x      ^ym+i  —  ^ym 

Differentiiren  wir  nun  die  Gleichung 

y— i  — y-  =  «-.8inß« 

und  ersetzen  (da  es  sich  hier  nur  um  yeracfawindend  kleine  Verschie- 
bungen handelt)  das  Differentialzeichen  durch  das  Zeichen  A,  so  er- 
halten wir: 

Ay«-i  —  Ay«  =  A*«  sin  ß«  +  5«  cos  ß«  Aß« 

und  (nach  Diyision  durch  X«,  =  «•,  cos  ß«) : 

Ay^  — Ay^.i  _       A«« 

> — ; —  tg  P-  —  A(5«. 

Ebenso  ergiebt  sich: 

Ay,.^.,  — Ay«  _        A««+^ 

weshalb  entsteht: 

u>^=^-  Aß.  +  Aß,+  . -  ^  tg  ß.  +  ~^iii  ß«+.. 

Nun  ist  aber:  ß«.+ 1  +  1 80°  —  ß«  =  X, 

mithin :  A  ß«+ 1  —  A  ß«  =  AX, 

und  es  findet  sich  schliesslich 

(8)        «,.  =  AX-4^tgß.  +  ^^^=±ltgß„+.. 

Für  ß^=90**  oder  ß^^i  =  90**  wird  w^  unendlich  gross,  und 
es  leuchtet  ein,  dass  die  zu  Anfang  der  Untersuchung  hinsichtlich  der 
Lage  des  Achsenkreuzes  gemachte  Einschränkung  geboten  ist,  wenn  alle 
w  endlich  sein  sollen. 

Bleiben  die  anfänglichen  Stabtemperaturen  ungeftndert,  ist  also  fQr 

o    ,       A«  8  c 

jeden   Stab:    —====-—==—,    und   besitzen   sämmtliche  Stäbe    die 


102  Enter  AbBdmitt  —  §  3. 

gleieha  ESattieitfttBziffer  ^^  so  ist  es  zweckmissig,  die  Biegoogslmie  als 
das  SeUpoljgon  tob  Kriften 

(4)         w^  =  ^AX  —  <J.  tg  ß.  +  a^+i  tg  ß^+, 

KobxdamBa.  Wählt  man  dann  die  Polweite  E^  so  erhftlt  man  die  Ay 
in  demselben  Maassstabe,  in  welehem  der  Stabzng  gezeichnet  ist.  Will 
man  die  Ay  in  v-mal  grosserem  Maassstabe  darstellen«  so  mache  man 

E 
die  Polweite  =  — •   Es  ist  dieses  VerÜEdiren  —  bei  überall  gleichem  E — 

aneh  dann  zu  empfehlen,  wenn  TemperatnrSndemngen  berücksichtigt 
werden  sollen;   man  mnss  dann  aber  die  Spannungen  a  =  — am  %Et 

yergrOssem.     VergL  den  Schloss  Yon  No.  40. 

Nach  AnfEeicbnang  des  Seilpolygons  sind  die  Ay  bestimmt,  sobald 
die  Scblnsslinie  AB  gegeben  ist,  sobald  also  beispielsweise  zwei  Ver- 
schiebongen  Ay  bekannt  sind. 

ZahlenbeiBpiel  (Figuren  auf  Tafel  2).  Es  sollen  die  senkrechten  Seiten- 
▼erschiebongen  der  Knotenpunkte  der  oberen  Gortong  des  in  Fig.  84  abgebildeten 
Fiflchbauchträgers  bestimmt  werden.  Die  Belastung  ist  in  Fig.  66  angegeben; 
den  Eräfteplan  zeigt  Y\g.  67*).  Die  Stablängen  s  und  Querschnittainhalte  F 
sind  in  Fig.  68  zusammengestellt,  die  Spannkräfte  S  und  Spannungen  a  in  Fig.  69. 
Die  rothen  Zahlen  in  Fig.  84  bedeuten  die  nach  No.  40  ermittelten  Werthe  E^ol 
(hgr  f.  d.  qcm)  der  Dreieckswinkel,  aus  denen  sich  die  Winkel  ^a,  ^4,  .  .  .  zu- 
sammensetzen.   Es  eigiebt  sich: 

^A^,  = +  1719 +  1373+243=3335* f.  d.g<?m;  ^A^4  =  298  + 713 +  25  =  1036; 
jBA%=l871;  ^A^g  =  457;  £rA:^,^=  1246;  J^A5„=581;  -&A^u=1025; 
jE?A!^j»=1150;    -&Aäjg=3858. 

Da  die  Neigungswinkel  sämmtlicher  Obei^gurtstäbe  gegen  die  wagerechte 
«-Achse  gleich  Null  sind,  so  folgt  aus  Qleich.  (4), 

Die  Gewichte  Wm  wurden  im  Maassstabe:  1000*  f.  d.  ^cm  =  5"*"  auf- 
tragen. Der  Längenmaassstab  der  Trägerzeichnung  ist  1 :  800,  der  für  die 
Verschiebungen  ist  600  mal   so  gross  (nämlich  2:1),   und  es  wurde  daher  die 

Polweite    -^=  ^^^^  =3000*  f.  d.  gcw  =  15--  gewählt.     Nach    Auf- 
600  600 

Zeichnung  des  Seilpolygons  wurde  die  Schiusalinie  AB  mittels  der  Bedingungen 

festgelegt,   dass  die   senkrechten  Verschiebungen   der  Knoten  0  und  20  gleich 

Null   Snd.    Die   für  die  Durchbiegungen   gefundenen  Werthe   wurden  in  die 

Figur  eingeschrieben. 

Im  vorliegenden  Falle  lassen  sich  auch  die  wagerechten  Verschiebungen 

der  Knoten  2,  4,  .  .  .  der  oberen  Gurtung  sehr  schnell   angeben.     80  erfährt 


*)  Vergl.  No.  41;   dort  ist  die  Formänderung  der  unteren  Gurtung  dieses 
Trägers  untersucht  worden. 


Die  Biegongslinie. 


103 


8  eine  Yerschiebong  nach  links,  welche  gleich  der  Summe  der  (in  die  lig.  84 
eingetragenen)  Verkürzungen  der  Stäbe  0 — 2,  2—4,  4 — 6,  6  — 8  ist,  also 
=  1,09 +  f, 12  + 1,16  +  1,17=4,54— .  Für  den  Knoten  18  erhält  man  die 
wagerechte  YerBchiebung:  10,82"*^.  Das  ganze  Verfahren  ist  sehr  übersichÜich 
nnd  liefert  aach  recht  zaverlässige  Ergebnisse. 

Wir  empfehlen  dem  Leser,  zur  XJebnng  auch  die  Biegongslinie  der  unteren 
Oortnng  dieses  TrSgers  durch  ein  Seilpolygon  darzustellen.  Zuerst  müssen  die 
den  einzelnen  Stäben  entsprechenden  Werthe  9tgß  berechnet  werden,  wobei 
die  Vorseichen  streng  zu  beachten  sind.  Für  die  Stäbe  0—1  bis  7 — 9  ist  ß 
negativ,  für  11  —  13  bis  19—20  positiv  (veigL  auch  die  Textfignr  88  auf  S.  100). 
Man  erliält  mit  den  in  der  Fig.  68  angegebenen  Höhenzahlen: 


für  den  Stab  0—1:     atgß 


=-.«iÄ=_ 


258 


n 


n 


tt 


.       o         *   a  ,^«2,546-1,268 

1-8:       <7tgP  =  — 492-^ r-jr-? =  — 


8,0 


210 


+  219;    +264. 


für  die  folgenden  Stäbe  der  Reihe  nach: 

otgp  =  — 151;    —98;    —47;    0;    +47;    +98;    +151; 

Die  J^A^  sind  für  die  Knoten  1,  3,  5,  ....  19: 

8096;    1400;     1166;    869;    850;    904;    679;    988;    1522;    8446, 

und  es  ergeben  sich  mithin  für  die  Gewichte  Wm  nach  Gleichung  (8)  die  Werthe 
{Jdgr  f.  d.  qem) 


wi  =  3096  +  253  —  210  =  3189 
w^  =  1400  +  210  —  151  =  1459 
«75=1166+151—  98  =  1219 
w,=  869+  98—  47=  920 
»,=    850+47+     0=    897 


iPu=  904—  0+47=  951 
frj,=  679—  47+  98=  780 
fr,5=  988—  98  +  151  =  1041 
•r„  =  1522  —  151  +  219  =  1590 
iTrt  =  8446  —  219  +  264  =  3491. 


Die  Pol  weite   wähle  man  wie  vorhin  =  3000*  f.  d.  qcm;   man  erhält  dann  die 
senkrechten  Verschiebungen  im  Maassstabe  2:1. 

Will  man  die  senkrechten  Verschiebungen  eämmUieher  Knotenpunkte  des 
Tragers  mit  Hilfe  eines  Seilpolygons  darstellen,  so  betrachte  man  den  in  Hg.  77 
Seite  95)  durch  kräftige  IJnien  daigestellten  Stabzug.  Dieser  letztere  Weg 
führt  aber  nur  dann  zum  Ziele,  wenn  alle  Füllungsstäbe  (wie  im  vorliegenden 
Beispiele)  eine  gegen  die  Senkrechte  geneigte  Lage  haben: 

Wollte  man  die  senkrechten  Verschiebungen  der  Knotenpunkte  beider 
Gurtungen  des  in  ¥ig.  85  abgebildeten  Trägers  durch  ein  Seilpoiygon  dar- 
stellen, und  zu  diesem  Zwecke  den  Stabzug  0  —  1  —  2  —  3  —  4  —  5  —  .... 
9  —  11  — 10—18—  ....  16  untersuchen, 
so  würde  man  unendlich  grosse  tr-Kräfte 
erhalten,  da  den  senkrechten  Stäben 
Winkel  ß  =  90*'  entsprechen.  Hat  man 
aber  für  dieses  Fachwerk  die  Biegungs- 
linie der  einen  Gurtong  ermittelt,  so 
findet  man  diejenige  der  anderen  sehr 
schnell  mit  Hilfe  der  Bedingung,  dass  sich  die  senkrechten  Verschiebungen 
entsprechender  Punkte  (z.  B.  1  und  0,  3  und  2,  u.  s.  w.)  nm  die  liüigen- 
änderong  des  Verbindungsstabes  unterscheiden.  Verschiebt  sich  also  beispiels- 
weise 4  um  84  nach  abwärts  und  verkürzt  sich  der  Stab  5  —  4  um  A«,  so 
ist  ^  =  84  + A«. 


Flg.  85. 


104 


Erster  Abschnitt.  —  §  8. 


47«  —  Fflr  das  einfache  Dreieeknetz  mOge  noch  eine  andere 
Berechnnngsweise  der  w  gezeigt  werden,  wobei  dahingestellt  bleiben 
m5ge,  ob  dieses  Fachwerk  einem  einfachen  oder  einem  Gerber'schen 
Balken,  einem  Bogen  mit  drei  (Gelenken  oder  einer  anderen  Trftgerart 
angehört.     Wir  unterscheiden  drei  F&lle. 

X»  F€Mm  Sämmtliche  Stäbe  schliessen  mit  der  2: -Achse  Winkel 
ein,  die  kleiner  oder  grOsser  als  90°  sind  (Strebenfaehwerk).  Oesucht 
sind  die  Verschiebungen  Ay  der  Knotenpunkte  beider  Gurtungen. 

Mit  Bezugnahme  auf  die  aus  Fig.  86  zu  ersehende  Bezeichnung 
der  Knotenpunkte  sollen  bedeuten: 

0«,  die  Länge  des  einem  Knotenpunkte  m  der  unteren  Gurtung 

gegenttberliegenden  Obergurtstabee, 
u^  die  Länge  des  einem  Knotenpunkte  k  der  oberen  Gurtnng 

gegenttberliegenden  üntergurtstabes, 
d^  die  Länge  der  Diagonale  (m  —  1)  —  m, 
X^  die  Projekton  Yon  (i»»  auf  die  a;-Achse, 
ß«  den  Neigungswinkel  von  0«.  gegen  die  x-Achse 


9- 


n 
n 


n 


n 
n 


n 


n 


Fig.  86. 


Wir    denken    uns  das  Dreieck  (m — 1) — tn — (m-f-1)  in   den 
Punkten    (m  —  1)  und  (m  -|-  1)  mit  den  im  Sinne  der  ( —  y)  ange- 


nommenen Kräften  ^  und  ^^ 


belastet,  Fig.  86  b,  und  im  Punkte  m 


Die  Biegongsiinie.  106 

geBtütsEt  nnd  wenden  anf  dieBen  Belashmgsznstand  nnd  den  wirklichen 
Versehiebongszostand  die  anf  Seite  11  der  Einleitung  entwickelte  Ar- 
beitsgleiehnng  ^Qh  =  ^8äk8  an.  Da  sich  m —  1  gegen  m  im  Sinne 
der  (+  y)  nm  ä^y^-i  —  ^y«.  Terschiebt  und  (m  -f-  1)  gegen  m  um 
^y«.+i  —  ^ymf  so  ist  die  Yirtnelle  Arbeit  der  äusseren  Kräfte  (mit 
Bücksicht  anf  Gleichung  2,  Seite  101): 

S  ^8  =  —  —  (Ay^.i  —  AyJ  —  r (Ay«+i  —  AyJ  =  w^. 

Die  absoluten  Werthe  der  in  den  drei  Stäben  o«»  d^,  <f|„^i  in 
Folge  der  gedachten  Belastung  entstehenden  Spannkräfte  seien  =  (JL^, 
m?  (^;  sie  kennen  auf  die  in  Fig.  86  o  angegebene  Weise  ermittelt 
werden,  worauf  dann 

(5)         tc^  =  :SQh  =  S^A«  =  —  (1.1  Ao^  +  iijAd^  +  (x,  Ad^+i 

erhalten  wird.  Das  erste  Glied  ist  negatiy,  weil  der  Stab  o^  durch  (jl^ 
gedrückt  wird. 

Bezeichnet  man  nun  mit  h^  die  parallel  zur  y -Achse  gemessene 
Hohe  des  Fachwerks  im  Punkte  m,  so  findet  man: 

1  sec  &m 

(ij:  — =X«secß^:Ä»,  und  hieraus  (jLi=-— — , 

1  sec  Om 

^  'Vi 

seco.+i 
ebenso:  V^  =  — /        » 

weshalb  der  oben  für  tr«.  angegebene  Ausdruck  übergeht  in: 
,^v  —  Ao«  sec  ß«  +  Ad^  sec  9«  +  Ad^+i  sec  9«+» 

(3anz  ähnlich  wird  entwickelt: 

+  Attfc sec  TTfc  —  Adfc  sec  9» —  Ad»+i  sec  9»+i 
(7;        «^=: — 

Die  Pol  weite  ist  =  1   (ZsA^einheit)  oder  =  —  zu  wählen,   je 

nachdem  die  Ay  in  demselben  oder  im  v-fachen  Maassstabe  der  Träger- 
zeidmung  dargestellt  werden  sollen. 

Es  dürfte  hier  noch  eine  Bemerkung  über  die  Vorzeichen  der 
Winkel  ß,  y,  9  am  Platze  sein. 

Liegt  die  durch  den  Knoten  r  parallel  zur  y- Achse  gezogene  Ge- 
rade zwischen  den  Knoten  (r —  1)  und  (r  -f- 1),  wo  r  eine  beliebige 


106 


£rBter  Abschnitt  —  §  8. 


Ordnungsziffer  bedeutet,  so  genügt  die  Festsetzung,  dass  unter  ß,  f,  9 

die  9pUzen  Neigungswinkel  der  Stftbe 
fi>^®^  ^^  a; -Achse  zu  yerstehen  sind. 
Ob  diese  Winkel  nach  oben  oder  unten 
poeitiT  gezfthlt  werden,  ist  gleichgültig, 
weil  die  Ausdrücke  fllr  w^  und  Wu  nur 
die  Sekanten  enthalten  und  seo  ( —  a) 
=  sec  (+  a)  ist.  —  Anders  in  dem  in 
Fig.  87  dargestellten,  zuweilen  bei  Bogen- 
trftgem  yorkommenden  Falle.  Bedeutet 
hier  r  einen  Knotenpunkt  der  unteren 
Ourtung,  so  ist  sec  9^  positiv  oder  nega* 
tiy,  je  nachdem  r  —  1  links  oder  rechts 
Ton  r  liegt,  und  sec  9^+1  positiT  oder 
negativ,  je  nachdem  sich  r  -\-  1  rechts 
oder  links  von  r  befindet  Auch  ist  zn 
beachten,  dass  die  U7-Kräfte  in  der  Reihen- 
folge .  .  .  M^r^if  M'r)  M'r+u  •  •  •  durch  das 
Seilpolygon  verbunden  werden  müssen, 
und  dass  K  der  in  der  Richtung  der  y 

gemessene  Abstand  des  Knotens  r  von  der  Verlängerung  des  Stabes 

(r  —  1)  —  (r  +  1)  ist. 

Zur  Abkürzung  führen  wir  die  Bezeichnungen  ein: 
^0  =  Ao  sec  ß,     äi^'u  =  äkU  sec  y,     A'd  =  Ad  sec  9 
und  schreiben: 


Flg.  87. 


(8) 


(9) 


A'o,  -f"  ^'<'«  ~1~  A'**«*! 

Am 

+  A't*i  —  A'dfc  —  A'(fi+ , 


UfM  = 


K 


Für  das  Fftchwerk  in  Fig.  86  haben  A  0,  A'u,  b!d  dieselben  Vorzeichen 
wie  die  Längenftnderungen  Ao,  A«,  Ad;  sie  sind  also  positiv  oder 
negativ  je  nachdem  die  entsprechenden  Stftbe  gedehnt  oder  verkürzt 
werden.  Wendet  man  aber  die  Gleichungen  (8)  und  (9)  auf  das  Fach- 
werk in  Fig.  87  an,  so  hat  (wenn  r  einen  Knoten  der  unteren  Ourtung 
bedeutet)  A^  dasselbe  oder  das  entgegengesetzte  Vorzeichen  wie  Ad^ 
je  nachdem  r  —  1  links  oder  rechts  von  r  liegt,  und  A'dr+i  dasselbe 
oder  das  entgegengesetzte  Vorzeichen  von  Adr^-i  J6  nachdem  r -{-  1 
rechts  oder  links  von  r  liegt. 

Die  A'^o,  b!u^  tkd  bestimme  man  durch  Zeichnung  und  benutze 
hierzu  ein  in  groesem  Haassstabe  angefertigtes  TrBgemetz. 


Die  BiegUDgslmie. 


107 


ZahienbeispieL  Es  sollen  die  senkreohten  Yerschiebuiigeii  sammtlioher 
Xnotenpunto  des  in  Fig.  88  daigestellten  schmiedeeiseinen  Netzwerks  unter  der 
Toranssetzong  bestimmt  werden,  dass  in  jedem  Knoten  der  unteren  Gurtung  die 
Last  12^  angreift  \md  E  den  überall  gleichen  Werth  1800000*  f.  d.  qcm  hat. 
Der  TiBger  ist  symmetrisch  in  Bezug  auf  die  Senkrechte  durch  die  Mitte.  Es 
genügt  deshalb,  die  eine  Hälfte  zu  untersuchen. 

In  die  rechte  Hälfte  des  Trägemetzes  wurden  die  Spannkräfte  in  Tannen 
und  die  Querschnitte  in  qem  (eingeklammerte  Zahlen)  eingetragen,  und  in  die 


f-ftL..-. 


--  W'O,7Z0O^»' 


/'J5^*//'^*V 


Fig.  88. 


linke  Hälfte  die  180-faohen,  mit  den  Sekanten  der  Stabneigungswinkel  mul- 
tiplicirten  Längenänderuugen  (in  cm).  Für  einen  wagerechten  Gurtungsstab  ist 
A'o  =  Ao  bezieh.  A«=Aii,  z.  B.  für  den  Stab  1—3: 

.CAA'  Oo  48000*.  400«»       ^_,^ 

Für  einen  Füllungsstab  erhält  man  (wegen  <{  =  X  sec  45  <>  ^  >  V^- 

22>X 


180Ad  =  180Ady  =  ^-^-^^^ 


lOOOOF 


z.  B.  für  den  Stab  1—2: 

180A'il  = 


2 -84000* '200 


10000*50 
Die  Gleichungen  (8)  und  (9)  liefern  nun: 


=  27,2- 


«^4  =  t4t  [+  28,8  4-  22,7]  =  0,2575 
iP5  =  ^  26,2  =0,1810. 


+  24,0  +  22,7  —  27,2]  =  0,0975 

4-  27,4  +  27,2  —  18,0]  =  0,1880 

+  25,8  +  18,0  —  22,7]  =  0,1080 
Die  Werthe  w  und  die  Polweite  U  sind  Zahlen,  Wählt  man  J7=  1,  so 
liefert  das  Seilpolygon  die  180  fachen  Durchbiegungen  im  Maassstabe  der  Träger- 
zeichnung (d.  i.  in  1 :  250).  In  Fig.  88  wurden  die  Durchbiegungen  im  Maass- 
stabe 1:1  daigestellt  und  deshalb  die  Polweite  J7=(|f  =  0J2  angenommen. 
Der  Maaasstab  für  die  Zahlen  w  lautet:  1  =  50' 


108 


Erster  Abschnitt  —  §  3. 


XL  XkM*  Gesucht  sind  die  senkrechten  Verschiebungen  der 
Knotenpunkte  der  unteren  Ourtung  eines  (in  senkrechter  Ebene  ange- 
nommenen) Fach  Werks  mit  Vertikalen  (Ständerfackwerk). 


Fig.  90. 


Wir  bezeichnen  (Fig.  89  und  90)  mit 
0«,  die  Länge  des  Obergurtstabes 


im  m 


ten 


Felde, 


!«,„„„  „    üntergurtstabes 

d«,    n       n        doi'  Diagonale 

Am    »        »  »    Vertikale  mm^ 

ß«  den  Neigungswinkel  von  o^  gegen  die  Wagerechte, 


Xm  die  Feldweite. 
Sodann  führen  wir  (wie  auf  Seite  106)  die  Abkürzungen  ein 

A'o  =  Ao8ecß;       A'f«  =  Au8eoY;       A'd  =  A{2  8ec9 

und  heben  hervor,   dass  im  vorliegenden  Falle  A'o,  A'ti,  b!d  stets  die- 
selben Vorzeichen  haben  wie  Ao,  Au,  Ad. 

Zunächst  sei  die  in  Fig.  91  dargestellte  Anordnung  der  Füllungs- 
stftbe  (linkssteigende  Diagonalen  zu  beiden  Seiten  der  Vertikale  mttii 
vorausgesetzt.  Der  Kr&fteplan  für  den  in  der  Fig.  91b  angegebenen, 
gedachten  Belastungs&ll  liefert  für  die  Gnrtstäbe  o«»,  u^^n  und  die 
Diagonalen  d^^  d^^i  folgende  Spannkräfte  (JL  (ohne  Vorzeichen): 


1^1  = 


sec  ß, 


sec  9« 


,,    _  secTm+i  . 
„    _  sec  9^4.1  ♦) 

''*~~x — 


*)  Veigl.  Seite  105. 


Die  Biegangslinie. 


109 


Fttr  die  Spannkraft  (x^  der  Vertikale  mm  erh&lt  man 


1^5- 


Am+I 


=  A'«+i:Ä^       also       |Xß  = 


^m  +  \ 


^••  +  1  «„, 


Flg.  91». 


/^t. 


Flg.  91 0. 


worin  V«,+  i  den  Abstand  des  anteren  Knotens  m-\-  1  von  dem  Punkte 
bedeutet,  in  welchem  die  (m  -f- 1)^  Vertikale  die  Verlängerung  des  Stabes 

o^  schneidet,     In  der  (m — !)*•"  Vertikale  entsteht  |jig=— •    Die  in 

der  Fig.  91b  durch  gestrichelte  Linien  bezeichneten  Stäbe   sind  span- 
nnngslos. 

Mit  Rücksicht  auf  die  in  die  Fig.  91b  eingetragenen  Vorzeichen 
der  Spannkräfte  |JL  erhält  man  nun  (nach  Gleich.  5,  Seite  105): 

d.  L 


(10) 
rng.  91.] 


worin 


ö— 1  =  AÄ«., 


nnd       2»M  =  AA«, 


Ä,»+l 


Die  Werthe  a^.i,  ^«,  (welche  dasselbe  Vorzeichen  haben,  wie  AA^-i 
bezieh«  ühj)  werden  zweckmässig  anf  die  in  Fig.  91a  angegebene  Weise 
durch  Zeichnung  bestimmt;  auch  ist  es  häufig  zweckmässig,  die  Multi- 
plicationen  der  Längenänderungen  mit  den  Sekanten  zeichnerisch  aus- 
zuftkhren  und  die  Olieder  des  Elammerausdruckes  mit  dem  Zirkel  zu 
addiren.     Nur  achte  man  hierbei  auf  die  Vorzeichen! 

Durch  Betrachtung  des  Spiegelbildes  der  Fig.  91  ergiebt  sich  ftir 
die  in  der  Fig.  92  dargestellte  Anordnung  der  Ffillungsstäbe  (und  mit 
der  dort  ftlr  V«..!  angegebenen  Bedeutung): 


110 


Erster  Abeclmitt.  —  §  8. 


(11) 


worin       ai+ ,  =  AÄ«+ ,  und     6^  =  AÄ^     J""'  • 


kA*w-: 


imf/ 


Flg.  91 


Ist  links  von  der  Vertikale  mm  eine  linkssteigende  Diagonale  und 
rechts  davon  eine  rechtssteigende  angeordnet,  Fig.  93,  so  erhftlt  man: 


L.Ä.-Hi...>!   . 


y». 


/»•/ 


m-/ 


,' 

''     Vm' 

"^ 

r/ 

J 

/ 

A' 

*-/ 

/l..-., 

/  '»*1«., 

^fl^y 


^*f 


mtt 


Fig.  98  a. 


Flg.  93  b. 


Flg.  980. 


secß«  _secß^^HM_.  sec  9^  secy^^.! 


f^i  = 


^•6  = 


Am 


l^  = 


1^ 


AM       ' 


t^4  = 


1 


IXj  sin  ß«  —  [Xg  sin  ß^+,  ==  —  (tg  ß^  —  tg  ß^+i); 


^=^1 


K^ 


^+1 


mithin : 


Die  Biegungslinie. 


111 


(12) 


worin     c„  =  AÄ«(tgß«  —  tgß«+i);     ai„_i  =  AÄ„.i-r^; 


«■•+1  =  AÄ»+i-r- 


+1 


Liegt  der  in  Fig.  98  a  dargestellte  Werth  c^  oberhalb  der  VerlängeroDg 
von  Om  (ist  also  ß^+i  ^  ß«)  so  hat  c^  das  entgegengesetzte  Vorzeichen 
von  AA«. 

Bei  der  in  Fig.  94  abgebildeten  Anordnung  ergiebt  sich  für  die 
rnf*  Vertikale  die  Spannkraft 

(jLj  =  |i,  sin  9^  +  1X4  sin  9^+1  =  —7 —  sm9«H sm  9^+1 


^     ^*t  m^l 


Hg.  94». 
nnd  man  findet  deshalb: 


Fig.  94  b. 


ng.  94c. 


(13) 


«^n.  =  T-  [+  A'«*-  +  A  Wm+l  AX  —  AX  +  1  +  «J 


t««-  •*•!  I  worin  «^  =  ^h^  {ig  9«  +  tg  9«+i). 
XZX  jPall«  Ständerfaehwerk;  gesucht  sind  die  senkrechten  Ver- 
schiebungen der  Knotenpunkte  der  oberen  Ourtung.  Man  gelangt  auf 
dem  Torhin  eingeschlagenen  Wege  zu  den  folgenden,  den  in  Fig.  95, 
96,  97,  98,  dargestellten  Anordnungen  der  Ftlllungsstäbe  entsprechen- 
den Formeln: 


(14) 

[Hg 


.  9b.i      I 


«'•  =  -jr-[— Ao^  +  A'f4^+i  +  AX— AV^+i— J.+Oi^+i] 


worin       b^  =  AA^ 


a«+i  =  Aä«+ 


Bister  Abachnitt  —  §  8. 


I  worin         bm^  ^flm 


».t, 


=  A*.-, 


"-711 

^^--'•^ 

.•1 

'"^ 

y 

«. 

'id 

'-^' 

■■-J 

■^., 


Hat  man  die  Biegnngslinie  der  einen  Qartang  bestimmt,  so  findet 
man  di^enige  der  anderen  mittels  der  Bedingung,  dass  mch  die  beiden 


Die  Biegongslinie. 


113 


senkrecht  ttbereinander  gelegenen  Knotenpunkte  m  gegen  einander  um 
äkh^  Terschieben. 

Ein  Zahlenbeispiel  findet  sich  in  No.  49. 

Die  Berechnung  der  Weithe  Wm  mit  Hilfe  der  Gleichungen  (8)  —  (17)  ist 
dem  in  No.  46  angegebenen  Yer&hren  Yorzoziehen,  sobald  die  Aenderangen 
der  Dreieckswinkel  nicht  ohnehin  zu  anderen  Zwecken  (z.  B.  Untersuchung  Ton 
Nebenspannnngen)  berechnet  werden  müssen. 


Anmerkungen  zu  No,  47. 

1.  —  liegt  ein  Fachwerk  von  der  unter  Fall  I  behandelten  Art  vor, 
und  wird  nur  die  Biegungslinie  der  oberen  Gurtung  verlangt,   so  ist  es  zu- 
weilen zweckmässig,  die  den  Knoten  der  unteren  Gurtung  entsprechenden  Ge- 
wichte w  auf  die  benachbarten  oberen 
Knotenpunkte   zu  vertheüen.     Von  Wm 
in  Fig.  99  kommt  auf  den  Knoten  (m — 1) 


der  Theil:    W  =  Wm 


(m-f  1)  der  Theil:  Wm'  =  tPm 
Yertheilung  von  Wr  liefert: 


und  auf 
^.  Die 


Xr-.;i 


Fig.  99. 


Wr    = —  Wr '—  nnd  Wr  =-\-  Wr • 

a  a 

Nun  wird  wj'  zu  Wm^i  addirt,  Wm  zu 
Wm+i  u.  s.  w.,  so  dass  sich  z.  B.  für 
den  oberen  Knoten  (m  —  1)  im  ganzen 
eigiebt: 

Dieses  Yeriahren  ist  namentlich 
dann  am  Hatz,  wenn  die  durch  einen 
Knoten  r  der  unteren  Gurtung  parallel 
ziur  Yerschiebungsrichtnng  ge- 
legte Gerade  nicht  zwischen 
r  —  1  und  r  4"  1  hegt  Bei 
derartigen  Fachwerken  kann 
es  vorkommen,  dass  einzelne 
Stabachsen  mit  der  Yerschie- 
bungsrichtung  zusammenfal- 
len, wie  beispielsweise  d^  in 
fig.  100.  Man  berechne  dann 
die  Werthe  w  zunächst  ohne 
Rücksicht  auf  diejenigen  Fül- 
lungsst&be,  welche  die  Rich- 
tung der  w  haben  und  deren 
Einflufls  auf  die  w  dann  nach- 

trSglich  gesondert  anzugeben  ist    So  findet  man  für  das  Fachwerk  in  Fig.  100 
un'ter  der  vorläufigen  Annahme  A<?5  =  0  die  Werthe: 

ICailer-BretUv,  OnphlMhe  BUtUc    IL  1.  8 


m,  100. 


114  Erster  Abechzuti.  —  §  3. 

«.,  =  j^  (-  a\  +  A'ci,  +  A'd,):        «^.  =  j^  (+  A'«,  -  A'(i,  -  AVJ 
i*'«  =  T-  (—  ^'ö4  +  A'cii);  iTj  =  —  (+  A'ttj  —  AVft) 

«»e  =  T-  (—  A'ot  +  A'de  +  A'd,)        u.  s.  w. 

sodann:  m^^  =  ir»'  +  ir,;  1^5  =  «74  +  «'s  +  W 5  ^i  =  w^i  +  Wt  +  i^s" ;  u.  8.  w. 
wobei  zu  beachten  ist,  dass  ^'d^  das  entgegengesetzte  Vorzeichen  von  ^d% 
hat,  weil  der  Knoten  3  links  Ton  der  Senkrechten  durch  2  liegt  (veiigl.  Seite  106). 

Der  Einfloss  von  Ld^  auf  to^  ist  =  —  \L^^di^  worin  114  den  mittels  des  Kräfte- 
planes  in  Fig.  100  c   bestimmten  Werth  bedeutet    «^  ist  unabhängig  von  Ld^ 

—                   Ldt. 
und  der  Einfluss  von  ^d^  auf  tr«  ist  =-| ^,  weshalb  schliesslich  erhalten 

wird: 

«^t  =  ^%   +  «'s  +  — T^  ;     «^6  =  «^4  +  «^5  +  K'i"  —  M-«  A<i;    «V  =  W  +  M^T  +  W^s"- 

Ol 

Aehnlich  wird  verfahren,  wenn  die  BiegongsUnie  der  unteren,  Ourtung 
gesucht  wird.  Die  den  oberen  Knoten  entsprechenden  Gewichte  %€m  werden 
in  den  angeführten  Sonderfällen  zweckmässig  auf  die  Knotenpunkte  der  unteren 
Gurtung  vertheüt 

2.  —  Es  verdient  hervorgehoben  zu  werden,  dass  die  Spannkräfte  \k  durch 
parallele  äussere  Kräfte  erzeugt  werden  und  sich  in  Folge  dessen  auch  mit 
Hilfe  der  im  ersten  Bande  (IX.  Abschnitt)  für  den  einfachen  Fachwerkbalken 
entwickelten  Formeln  berechnen  lassen.  So  sind  z.  B.  die  Spannkräfte  in  den 
Stäben  Om-,  dm^  dm-\.\  des  in  der  (Fig.  86)  daigestellten  Fachwerks,  falls  auf 
dieses  nur  äussere  Kräfte,  welche  die  Richtung  der  %d  haben,  wirken: 

Om  = V ;      Dm=[-T 7 soc 9«, ; 

Am  \    Am.  Am-i     / 

—  /  Mm  Mm+l  \ 

und  es  ergeben  sich  (da  die  gedachten  Lasten  -r —  und  -r die      Momente: 

If^. 1  =  0,  Mm=t,  Mm+\=0  erzexigen)  für  die  Spannkräfte  jjli,  |a,,  y^  die 

Werthe: 

secßm                    ,   sec<pi„                        sec9m+i 
M-i  = 1 — 5        »^i  =  -i 1 ;        f^»  =  i 7 

Am  A«H  Am 

Auch  leuchtet  ein^  dass  die  Glieder  des  Ausdrucks: 

__  AomSecßm    .    AdmSecym    .    Arf,„+isec9m+i  __        A'om    ■     ^'dm 

hm  hm  hm  hm  Am 

als  diejenigen  Spannkräfte  gedeutet  werden  dürfen,  welehe  in  den  Stäbe»  Om, 
dm,  dm+i  entstehen,  wenn  Mm-i  =  0  und  3fm+i  ==  0  angenommen  werden, 
wShrend  Mm  der  Reihe  nach  die  Werthe  ^Om,  ^dm,  A(fm+i  beigelegt  werden. 
Bestimmt  man  nun  diese  Spannkräfte  mit  Hilfe  des  im  §  36  des  ersten 
Bandes  mitgetheilten  Zimmermann'schen  Verfahrens,  so  gelangt  man  zu  der 
in  Fig.  101  angegebenen  Darstellung  der  Glieder  von  Wm.  Es  wurde  auf  der 
durch  den  Knoten  2  in  der  Richtung  von  w^  gelegten  Geraden  abgetragen: 


Die  Biegungslmie. 


116 


sodann  wurden  durch  /<,  I,  k  zum  Obergurtstabe  o,  die  Parallelen  hh\  «i',  ä;X;' 
gezogen  und  erhalten: 

*1  ^  *t 

Trägt  man  an  SteUe  der  Werthe  4^,  4^,  -^  die  Werthe  Ao,-^, 

A,  X|  Ag  A^ 

A<2| -r— ,  A(^-r—  auf,   wo  «  eine   beliebige,   aber  für  alle  Knotenpunkte  gleich 

gross  angenommene  Strecke   bedeutet,   und   zeichnet  man  das  Seilpolygon  der 
Erftfte: 


Wm 


t€h 


r  ^' 


'dm+l   "j 


80  geben   die  Oidinaten   desselben  die  mit  e  multiplicirten  Verschiebungen  an. 

Sind  die  Strecken  X^,  X,,  X,,  .  .  .  .  gleich  gross  (=X)  oder  hat  die  Mehrzahl 

derselben    die   gleiche   Grösse  X,    so   wähle 

man  0  ^  X.    Die  schliesslich  nöthig  werdende 

Division     der    Ordinaten    des    Seilpolygons 

durch  e  bezieh.  X  kann  natürlich  auch  durch 

Wahl   einer  geeigneten  Polweite  imigangen 

werden. 

Aehnliche  Untersuchungen  lassen  sich 
auch  für  das  Fachwerk  mit  Vertikalen  durch- 
führen. So  folgt  z.  B.  aus  der  für  die  Ver- 
tikale mm  in  Fig.  93  bei  unten  angreifender 
Belastung  gefundenen  Formel 

F«  =  X^(tgP-.~tgß«+0 

ohne  weiteres,  dass  die  Längenänderung 
A^M  dieser  Vertikalen  nur  auf  das  Gewicht 
iT«.  i^infliiaa   besitzt,    Und   dass    die   Grösse 


■4C 

I 

1 
I 


Fig.  101. 


dieses  Einflusses: 


jAÄm 
hm 


(tgp«  — tgp«+i)  ist.     Es   lässt  sich   dieser  Werth   als 


diejenige  Spannkraft  deuten,  welche  in  der  fraglichen  Vertikale  entsteht,  sobald 
das  Moment  Mm^=^hm  wird. 

Für  die  Vertikale  mm  in  Fig.  95  wurde  bei  oben  angreifender  Belastung 
gefunden: 

Mm-l  Mm     r.  ^(tgßm  +  teY*»+l) 


rm= 


b- 


Am  Am 

ein  Ausdruck,  der  sich  leicht  umformen  lässt  in: 

Mm-l  Mmh  m~l 


■J. 


Fm  = 


Am  ^mhm 

und  aus  dem  dann  gefolgert  werden  kann,  dass  der  Einfluss  von  A^  auf  den 
Werth  vm-i  gleidi  -^  ist  und  auf  Wm  gleich  (  — -^^^O- 

*^m  \  Am  Am      ' 

8* 


116 


Erster  Abschnitt  —  §  8. 


48.  Bestiinmimg  der  LäDgenflnderung  einer  StabBugsehne. 
Wir  betrachten  einen  Stabzag  0  —  1  —  2  —  •...  —  n,  der  in  einer 
senkrechten  Ebene  liegen  mOge,  nnd  dessen  Sehne  On  mit  der  Wage- 
reohten  den  Winkel  a  bildet  Die  senkrechten  Seitenyerschiebnxigen 
seien  mit  Hilfe  eines  Seilpolygons  gefunden,  dessen  Gewichte  w^  nach 
No.  47  (also  ohne  Zuhilfenahme  der  WinkMnderungen)  berechnet  worden 
sind.    Oesncht  sei  die  Aenderong  Hl  der  Länge  l  der  Sehne  On.  Bedeutet: 

if)«  die  Länge  des  yom  Knoten  m  auf  die  Sehne  On  gefüllten 
LotheSy 

9m  den  Neigungswinkel  des  Stabes  8^  gegen  On, 
so  ist  nach  Seite  98: 


f»-i 


M  =  St]«  AX  +  SA««  cos  9«, 

nnd  [diese  Beziehaog  wird  zweckmässig  so  umgeformt,  dass  A/  durch 
die  bereits  bei  Ermittlung  der  Biegungslinie  benutzten  Werthe  w  aus- 
gedrückt wird.     Dazu  führen  wir  ein: 

tg  ß«+i  (nach  Gleich.  (8)  auf  Seite  101), 


A%  =  IT«  +  -7—  tg  ß«  — 


9m        ^  ^m-i-l 

"flm  =  tfm  COS  a,     9«  =  ß,,  —  a. 


tt/' 


WO  ß«,  den  Neigungswinkel  des  Stabes  e^  gegen  die  Wagerechte, 

y«  den  in  senkrechter  Richtung  gemessenen  Abstand  des  Kno- 
tens  m  Ton  der  Geraden  On 
bedeutet,  und  erhalten: 


wenn 


A/  =  cos  a  I  2y«M^«  +  c  J, 


A««  cos  (ß«  —  a) 


cosa 


Die  BiegoDgsiiiiie. 


117 


Der  Stab  ««  liefert  za  dem  Werthe  c  die  drei  Glieder: 

^*- *    ft  I         ^*- *    ft         I     A««.  cos  (ß«  —  a) 


«1» 


cosa 


deren  Summe  1  wegen  y^  —  y«,.i  =  X^  (tgß« — tga)  =  — ^ 1 

L  COS  OL  J 

gleich 


cos  a 


[tg  ß^sin  (ß«  —  a)  +  cos  (ß«  —  a)]  =  A*«  sec  ß« 


ist,  weshalb  sich  ergiebt:    c  =  2  A^^  sec  ß«,  and 


(18) 


A/  =  cos  a  r  Sy^M^«  +  2 A«^sec  ß^J 


Diese  Formel  ist  ansserordentlicb  bequem,  weil  sowohl  die  m'  als  auch 
die  Äff  sec  ß  bereits  zur  Bestimmung  der  Biegungslinie  berechnet 
worden  sind. 

Gleichung  (18)  setzt  voraus,  dass  keiner  der  Winkel  ß  gleich  90^ 
ist.  Will  man  nun  die  Aenderung  A2  der  Sehne  AB  des  in  der 
Fig.  103  dargestellten  Fachwerks  mit  Endvertikalen,  für  dessen  obere 
Gurtnng  die  Biegungslinie  bereits  nach  No.  47  bestimmt  sei,  durch  die 
Werthe  w  ausdrücken  —  eine  für  die  Folge  wichtige  Ausfgabe  —  so 


jt'^ '. 


I0L 


4 


'«V-r 


IV 


Fig.  108. 


denke    man    sich  die  starren  Stäbe  Oä\  A'A,  nBl",  B'B  hinzugefügt. 
A^A  und  B'B  erhalten  die  Richtung  AB,  und  es  ergiebt  sich  dann 

M  =  ^(AB)  =  ^{A'B')\ 
so  daaa  die  Aufgabe  zurückgeführt  ist  auf  die  Bestimmung  der  Aenderung 


118 


Erster  Abschnitt.  —  §  8. 


der  Länge  der  Sehne  Ä^  eines  Stabznges  ^'012  .  .  .  m  .  .  .  nB\ 
dessen  An&ngspnnkt  und  Endpunkt  in  der  fraglichen  Sehne  liegen. 
Man  erhält 

(19)  A/  =  Sy«ir^  +  SAö^. 

•  1 

worin  A'om  =  ^^«s^  ßmi  v^rgl.  Seite  106. 

Für  den  in  der  Fig.  103  dargestellten  Fall,  welcher  der  Fig.  98, 

Seite  112  entspricht,  ist: 


(20) 


M^o  =  —  (A'fii  —  A'dj  —  <?o  +  «i) 

\  1 

i^»  =  ^  (A  u»  —  A'c^»  —  <?*  +  fl*-i) 


worin :  c^  =  AAq  (tgTi — *^g*)  (wenn  Yj  nach  oben  positiy  gezählt  wird)  nnd 
aj  =  AAi  ^*    Vergl.  Fig.  108,  in  welcher  Cq,  a^,  c»,  a».i  beziehungb- 

weise  dieselben  Vorzeichen  haben,  wie  A^q,  AA^,  AA»,  A^».i. 

Hinzugefügt  werde,  dass  w^  nnd  k^,.  nur  zur  Berechnung  von  A/, 
nicht  aber  bei  Au£seichnung  der  Biegungslinie  A^SB^  gebraucht  wer- 
den, und  dass  die  Schlusslinie  durch  die  Aenderungen  AAq  und  AA^  der 
Längen  der  Endvertikalen  bestimmt  ist.  In  Fig.  103  wurde[AA0  positiv, 
AAt»  negativ  angenommen;  es  erfährt  dann  bei  ruhenden  Punkten  A 
und  B  der  Knoten  0  eine  Verschiebung  nach  oben,  Knoten  ti  eine  solche 
nach  unten. 

Hat  man  die  senkrechten  Verschiebungen  der  Knotenpunkte  beider 
Gurtungen  des  in  Fig.   104  abgebildeten  Fachwerks,   dessen  FüUungs- 


Fig.  104. 


Stäbe  mit  Ausnahme  der  Bndvertikalen  schräg  stehen,  nach  No.  47, 
Fall  I,  ermittelt,  also  w^  bis  U7».i   nach  Oleich.  (8)  und  (9)  berechnet. 


Die  BiQgüngjBliine. 

80  bestimmt  man  A^  mit  Hilfe  der  Gleicknng: 

(21)  AZ  =  Sy«ii;«  +  iA'(f« 

e  1 

worin  sn  eetsen  ist: 

M^O  =  T-  (A'«0  —  ^'«^1  ^o) 


119 


Wn  =  T-  (A'm« A'd»  —  Cn). 

Cq  und  e^  haben  die  in  Fig.  108  angegebene  Bedentnng.    Die  Summe 
SA'd«,  erstreckt  sich  über  alle  schrägen  FoUnngsstäbe  (d^  bis  d^). 

Afufgdbem  Es  soll  die  Biegnngslinie  der  unteren  Oortnng  des 
in  der  Fig.  105  dargestellten  Fachwerkträgers  bestimmt  werden.  Bei 
(0)  hat  der  Träger  ein  festes,  bei  (5)  ein  bewegliches  Anflagergelenk. 
Letzteres  wird  auf  einer  anter  dem  Winkel  ^  geneigten  Geraden  geführt. 

Nachdem  die  Gewichte  tr^  bis  u?^  mittels  Formel  (10)  berechnet 
worden  sind,  wird  mit  der  Pol  weite  1  das  Seilpolygon  III III IV  V 
gezeichnet  nnd  die  Schlnsslinie  eingetragen.  Diese  Linie  ist  durch  die 
Bedingungen  bestimmt ,  dass  der  Knoten  (5)  die  senkrechte  Verschie- 
bung $5  =  —  AZ  sin  ^  erfährt,  wo  A/  die  Aenderung  der  Stabzugsehne 


Fig.  106. 

0 — 5  bedeutet,  und  dass  femer  5o  =  0  ist.  Für  AZ  aber  ergiebt  sich, 
wenn  0 — 5  als  Sehne  des  Stabzuges  0 — 1  —  2 — 8 — 4 — 5  au%efiisst 
wird,  der  Werth: 

AZ  =  — Sy^u;,  +  SA'ii«,*) 
1  1 

und  zwar  ist  das  erste  Glied  negativ,  weil  die  Knoten  1,  2,  8,  4  unter- 


*)  Die  Bedeutmig  yon  L'u  ist  auf  Seite  106  erklärt. 


120 


Erster  Abschnitt  —  §  3. 


halb  der  Sehne  0 — 5  liegen.  Werden  nnn  u^j,  u^i,  u;,,  1^4  als  wage- 
rechte  Kräfte  betrachtet,  die  Yon  0  —  5  beziehungsweise  die  Abstände 
OLifif  ay^,  OLy^f  ay^  haben,  wo  a  eine  beliebige  Zahl  bedeutet,*)  und 
wird  zu  diesen  wagerechten  Kräften  mit  der  Polweite  1  ein  Seilpolygon 
gezeichnet,  so  besteht  zwischen  der  Strecke  fr,  welche  die  änssersten 
Seiten  dieses  Polygons  auf  der  Verlängerung  von  0 — 5  abschneiden 
und  den  Gewichten  w  die  Beziehung: 

*  *  6 

i  •b  =  ^ay^w^y  und  hieraus  folgt:  ^y^w^= — • 

1  i  (X 

Da  dem  Seilpolyon  III...  und  t  II' .  .  .  dieselbe  Polweite  entspricht, 
so  ist  /  J_  J,  i/  _L  JJ,  .  .  .  .  In  Fig.  105  wurde  a  =  2  gewählt, 
weshalb  sich  schliesslich 

85  =  —  AZ  sin  ^  =  sin  ^  (^  6  —  S  A'w«) 

1 

ergiebt.     Fig.    105   setzt  voraus,   dass  S5  negativ  ist,   dass  sich  also 

Punkt  (5)  nach  oben  verschiebt. 

Werden  die  5  in  v-facher  VergrOsserung  dargestellt  (werden  also 

die   Polweiten  1    durch  die  Polweiten  1 :  v  ersetzt)  so  müssen  in  die 

Formel  für  h^  natürlich  auch  die  v-fachen  Werthe  A'u  eingeführt  werden. 

40.     AufflMBUxig    der   Biegungsfläche    alB    Momentenflfidhe. 
Bereclinuxig  der  I>iirchbieg:!xngen.     Es  sei  0'l'2'^  .  .  .  m'  .  .  .  n 

(Fig.  106)  die  Biegungslinie  des 
Stabzuges  0 — 1 — 2 —  . . .  m  . . .  it 
für  die  Verschiebungsrichtung 
ÄA'  und  AB  die  Schlusslinie. 
Die  Durchbiegung  an  der  Stelle 
m  sei  5m,  und  der  zwischen  dem 
Seilpolygon  .und  der  Geraden  O'n 
gelegene  Theil  von  S^  möge  mit 
iQm  bezeichnet  werden.  Den  Stab- 
zug denken  wir  uns  in  einer  senk- 
rechten Ebene. 

Die  von  der  Biegungslinie 
und  der  Geraden  O'n  einge- 
schlossene Fläche  lässt  sich  als 
die  Culmann''sche  Momentenfläche 
eines  einfachen  Balkens  A' ß' 
deuten,  dessen  bewegliches  Auf- 
lagergelenk   auf    einer    zu    AA' 


m/ 


*mr 


L W 


Fig.  106. 


*)  Je  flacher  der  Stabzug  ist,  desto  grösser  muss  a  gewäht  werden,  damit 
eine  deutliche  Figur  erhalten  wird. 


Die  Biegongslinie. 


121 


rechtwinkligen  Bahn  geführt  wird,  dessen  Stützpunkte  auf  den  durch 
0  und  n  zur  Verschiebungsrichtung  gezogenen  Parallelen  liegen  und 
der  mit  m7^,  fr^,  .  .  .  «7«,  .  .  .  ta^^i  belastet  ist.  Sind  die  w  mittels  einer 
der  Qleicbungen  (8)  oder  (6)  bis  (17)  berechnet  worden,  so  igt  die 
Polweite  des  Seilpolygons  gleich  der  Zahl  1,  und  es  besteht  dann 
zwischen  dem  Biegungsmomente  jUC»  des  Balkenquerschnitts  m  und  der 
Verschiebung  iQ^  die  Beziehung: 

(22)  1  •  •Jq.H  =  IC.-. 

Wurde  w^  ans  Gleich.  (4),  Seite  102,  gefunden,  so  ist  die  Pol  weite 
=  Ej  und  es  ergiebt  sich: 

(28)  1-  =  ^- 

Hiermit  ist  die  Bestimmung  der  Durchbiegungen  irj  auf  die  Be- 
rechnung der  Biegnngsmomente  eines  einfachen  Balkens  zurückgef&hrt. 
Sind  die  Verschiebungen  \  und  5»  bekannt,  so  findet  man  nach  Er- 
mittlung der  IT)  die  5  mit  Hilfe  von: 


3/m 


K  =  ''lm  +  h  ~f~  +  S 


l 


Die  BerechnuDg  der  Momente  ist  namentlich  dann  sehr  einfach  (und 
meistens  schneller  zum  Ziele  führend  als  die  Aufzeichnung  des  Seilpolygons) 
wenn  der  Balken  Ä  ^  symmetrisch  belastet  wird  und  die  u^-Eräfte  in  gleichen 
Abständen  X  wirken.  Man  beachte  dann  das  im  §  20  des  ersten  Bandes  gelehrte 
Verfahren  und  berechne  zuerst  die  Verhältnisse  lf„  |  X.*) 

SSahlenbeispieL  Für  den  auf  Seite  107  (Fig.  88)  untersuchten  Fach- 
werkbalken  wurde  erhalten: 

«71  =  0,0975;      «7,  =  0,1830;      1^5  =  0,1030;     1^4  =  0,2575;     «^5  =  0,1310, 
und   zwar  entsprechen   diese  Werthe  den   180 -fachen  Längenänderungen   der 
Stäbe.     Die  w  wurden  mittels  der  Oleichungen  (8)  und  (9)  berechnet,  weshalb 
nach  (22): 

Mtc,m    X  {M^,m  I  X) 

180     "■         180 


tj«  = 


T/      "k.      ^s      ^      '^s      ^^     ^j      f^t     'P/ 

J-i — :: — \  \\  ^\ i i i t     , 

t    %   1'    1^    '*^    T    1     '  i 


Fig.  107. 


und  mit  X  =  2000"^: 


100 


t)-  =  -j^(lf-.«|X)  Miüimtter, 


♦)  Jf|X  = 


M 


122 


ETBtei  Abaohiiitt  —  §  3. 


IHe  Berechnnng  der  Qaerkrifte  <)  und  der  (JfJ  |  i.)  gesohiebt  i 
folgendem  Ansatz: 

^.  =  )  10.  =  0,0655                 I      (Ä.. ,  I  1)  =  ft  =  0,1065 
+  0,2575  =  «■«  ■ 


9.  =  0,3230 
+  0,1030  = 

«-. 

Ä  =  0,4280 

+  0,1830  = 

"t 

ft  =  0,6090 
4-  0,0975  = 

•"i 

<if-,U)  = 


e,  =  0,7085 
Hierauf  ertiält  man  (da  B, 
biegungen: 


8i  =  ih  = 


(«-..|X)=  2,1300. 

=  0  and  8,  =  0  ist,  Terj^.  Yi%.  lOfl)  die  Dnrdi- 


100 


.  0,7065  =  7,85—;      9,  =  — -  •  l,8t95  =  14,«' 


';     8.  =  22,9— ;     a»  =  23,7—; 

mit  den  in  ¥^.  88  durch  Zeichnung  ermittelten  Verachi^^ 


8,=  19,85 
dieselben  stimme: 
bnngen  überein. 

50,  AnfiBrnben.  Die  folgenden  fieüpiele  uigen  die  Anwendong 
der  in  No.  45^-46  entwickelt«!  Gesetze  aaf  die  ErmittlDiig  der  Bie- 
gnngslioien  der  wicbtigsteo  itatiidi  bestimmten  Trager.  Die  Form  der 
Lösungen  wKblen  wir  so,  dass  anoh  die  rechnerische  Bestimmong  der 
Darohbiegnngen  erledigt  wird,  indem  wir  angeben,  in  welcher  Weise  die 
Biegnngslinien  am  zweckmAssigsten  als  Momentenlinien  gedeutet  werden. 
Wir  setzen  Toraos,  dass 
die  Werthe  w  mittels  der 
Qleichnng  (8)  oder  mit 
HUfe  von  (6)  bis  (17) 
berechnet  worden  sind. 
Wird  Qleichnng  (4)  an- 
gewendet, BD  liefern  die 
folgenden  Kegeln  die  E- 
fochen  Durchbiegungen. 
1,  Beispiel.  Oe- 
sQOht  sind  die  Dnroh- 
biegnngen  &■,  ig,  .  .  .  . 
des  in  Fig.  lOS  darge- 
stellten Frnträger». 

Man  zeichne  das  Seil- 

poljgon     der    gedachten 

ErAfte  w^  bis  u?,  (welche 

in  Fig.  108  negatir,  als» 

nach  oben  gerichtet  angenommen  wnrden)  ond   mache  die  erst«  Seite 

desselben    zur  Schlnsslinie.     Der   neben  &g   stehende    Ffül    giebt    die 


Die  Biegangslinie. 


123 


Richtung  der  positiven  Verechiebnngen  an.  Die  schraffirte  Biegangs*- 
fl&che  läset  sich  als  Momentenfläche  eines  Balkens  AB  deaten,  der  bei 
B  eingespannt,  sonst  aber  frei  und  mit  uf^,  f^^,  .  .  .  belastet  ist.  Hat 
man  also  die  Momente  M^i,  Jf,^,  .  .  .  dieses  Balkens  berechnet,  so 
findet  man: 

2.  JBei^piel.  Gesucht  sind  die  senkrechten  Verschiebungen  der 
Knotenpunkte  der  unteren  Gurtung  des  in  der  Fig.  109  abgebildeten 
Faehwerkbalkens  mit  überstehenden  Enden.  Ob  Ä  oder  B  auf  einer 
wagerechten  Bahn  yerschiebbar  ist,  ist  gleichgültig. 

Man  bestimme  (durch  Zeichnung  oder  Rechnung)  die  Momenten- 
linie C'a'NB'D'  eines  bei  C'  und  D'  frei  aufliegenden  Balkens,  auf 
welchen  die  Lasten  u^^ ,  u^^ ,  .  .  . 
(die  in  Fig.  109  theils  positiv, 
also  abwärts  wirkend,  theils  ne- 
gativ, mithin  aufwärts  gerichtet, 
angenommen  wurden)  wirken, 
bringe  hierauf  die  Auflagersenk- 
rechten in  Ä'  und  B^  mit  der 
Momentenlinie  zum  Schnitte  und 
lege  durch  diese  beiden  Punkte 
die  Schlusslinie.  Die  in  der  Figur 
sehrafflrte  Fläche  ist  die  ver- 
langte Biegungsfläche.  Beispiels- 
weise sind  die  Senkungen  der 
Knotenpunkte  0  und  5  gleich 
5^  besieh.  S^. 

3»  Seispiel.  Es  soll  die  Biegungsfläch^  der  oberen  Gurtung 
des  6^r^'schen  Balkens  in  Fig.  110  ermittelt  werden.  Die  Verthei- 
lusg  der  auf  wagerechten  Bahnen  beweglichen  Auflagergelenke  ist 
gleichgültig. 

Nach  Berechnung  der  w,  welche  theils  positiv,  theils  negativ  aus- 
fallen, werden  die  folgenden  Momentenlinien  aufgetragen: 

C'  Nif  für  den  einfi^hen  Balken  C'  D'  mit  den  Lasten  w^  bis  tr^. 


Fig.  109. 


}> 


»} 


»} 


W 


4     M 
18  " 


W 


19> 
15« 


Jj  LEi     „      „         ,,  ,  „      DE 

E  RF    „      „         „  „      E'F'    „      „        „      M^ij  „  Wy 

Hierauf  werden  die  Senkrechten  durch  die  Punkte  Ä  und  B  mit  der 
Momentenlinie  D' LE'  in  J!  und  B^  zum  Schnitte  gebracht,  die 
Strecken: 

J!  Ä'  =  6'  =  Senkung  des  Punktes  -4, 

B 


gg'  =  8"  = 


»> 


99 


99 


124 


Etster  Abschzdlt  —  §  8. 


abgetragen  und  sohliesslich  der  durch  Ä'  uud  El'  gehende  Linienzug 
C'D"E"F'^  dessen  Ecken  senkrecht  unter  D  und  E  liegen,  einge- 
zeichnet. 


Fig.  110. 

Die  Fläche  zwischen  diesem  Linienzuge  und  den  Momentenlinien 
ist  die  gesuchte  Biegungsfläche. 

Bei  starren  Stützen  Äq  und  Bq  sind  h'  und  h"  beziehungsweise 
gleich  den  Längenänderungen  der  Vertikalen  AÄq  und  ^^o*  Erleiden 
diese  Stäbe  Verkürzungen,  so  liegen  Ä'  und  If'  oberhalb  j!  und  If^ 
sonst  unterhalb. 

^*  Seispiel.  Gesucht  ist  die  Biegungslinie  für  die  obere  Onr- 
tung  des  in  Fig.  111  dargestellten  Fachwerkbogens  mit  drei  Gedenken. 
Die  Werthe  to^  bis  w^  und  w^  bis  w^  seien  nach  No.  46  mit  Hilfe 
der  Winkeländerungen  A^  berechnet  worden.  Ist  auch  w^  bekannt,  so 
lässt  sich  die  Momentenlinie  des  durch  die  Lasten  w  beanspruchten  ein- 
fitchen  Balkens  Alf  ermitteln,  worauf  die  Durchbiegungen  S«,  =  J^.» 
gegeben  sind.  Um  w^  berechnen  zu  können,  muss  man  die  Winkel- 
änderung A^4  haben,  und  diese  lässt  sich  wie  folgt  bestimmen. 

Nach  Gleich.  (4),  Seite  98  ist  die  durch  die  Aenderungen  der 
Winkel  ^  und  der  Spannungen  a  in  den  Gurtstäben  bedingte  Aende- 
rung  A^  der  Stützweite  AB  zunächst  für  den  Fall  t  =  0: 

M  =  Vi  A^i  +  y^  A^,  +  y,  A^j  +  y4  A^4  +  ys  ^^6  +  ^6  ^%  +  y?  ^^7 

und   man  erhält  somit,  bei  gegebener  Verschiebung  A^,  für  A^4  den 
Werth: 


Die  Biegungslinie. 


ISO 


(24) 


A^4  = 


1  S  1       iSr 

^4 


Bei  starren  Stützen  ist  A/=0.     Sind  die  Kämpfer  A  nnd  B  durch 
eine  Zugstange  vom  Querschnitte  Fq  Terbunden,  so  ist  AZ  gleich  der 


Verlängerung  dieser  den  Horizontalschub  H  des  Bogens  aufiiehmenden 

Hl 


Stange;  es  folgt  dann  A/  = 


EFn 


Bollen  Temperaturänderungen  be- 


rficksichtigt  werden,  so  sind  die  Spannungen  a  in  Gleich.  (24)  zu  er- 


Fig.  111 


setzen    durch    die    Werthe  a^+s^d    während    für  A{    der^Werth 

Hl 

-|-  %t^l   einzuführen    ist.     Hierbei    bedeutet    C  die  ^Temperatur- 


EF^ 


126 


Erster  Ihschnitt  -r  §  3. 


ftnderung  für  den  Stab  8^  der  oberen  Gartnng  und  ^  die  Temperatar- 
änderong  für  die  Stange  AB. 

Will  man  die  Biegnngslinie  ermitteln,  ohne  die  Winkeländemngen 
zu  berechnen,  so  bestimmt  man  tTj  bis  w^  (Fig.  112)  und  uf^  bis  w^^ 
mit  Hilfe  der  in  ^o.  47  entwickelten  Formeln  und  wendet  dann  die 
Beziehung : 

•  It  u 

1  '  S  1 

an.     Man  erhält: 


it 


u 


A2  —  ^y^w^  —  Sy^u^M  —  2  A'(^^ 


Wn 


Vi 


Zahlenbeispiel.  (Figuren  auf  Tafel  2).  Es  soll  die  Biegungs- 
linie der  unteren  Gurtung  des  in  Fig.  1 1 8  abgebildeten  Fachwerkbogens 
mit  drei  Gelenken  für  den  Fall  bestimmt  werden,  dass  auf  den  Tr&ger 
nur  eine  im  Scheitelgelenk  angreifende  Einzellast  1000^  wirkt. 

Sämmtliche  Stäbe  sind  aus  Winkeleisen  zusammengesetzt;  die  In- 
halte ihrer  Querschnitte  (ohne  Abzug  für  Nietlöcher)  sind  in  der  fol- 
genden Tabelle  sowie  in  Fig.  113  zusammengestellt  worden. 


» 

Form 
des 
Quer- 
schnitts 

Winkoieisensorte 

Inhalt 
des 
Quer- 
schnitts 

Obere  Gurtung 

nr 

80-80-  lO*^ 

80*** 

untere*      „ 

JL 

90-90.11  „ 

74  „ 

Bndvertikale 

nr 

90-90-11  „ 

37  „ 

Vertikale  bei  (1) 

ir 

80  .  80  -  10  „ 

80  „ 

„    (2)  (3)  (4) 

nr 

60-60. 10  „ 

22  ,. 

!*•  Diagonale 

ir 

90-90- 11  „   : 

87  „ 

2**  und  5**  Diagonale 

-ir 

80-80.  10  „ 

30  „ 

3*«  Diagonale 

ir 

70-70-10  „ 

26  „ 

4**         ,. 

Die  in  die  linke  Hälfte  des  Ti 

^gernetzei 

60-60-10  „ 
\  (Fig.  118)  eingesc 

22  „ 
ihriebenen 

Zahlen  geben  die  Spannkräfte  (in  küogr.)  an;  dieselben  können  u.  A. 

*)  Die  Stäbe  Al^  6 — 7,  7  —  8  und  18£,   werden  hier   zweckmässig  mit 
^it  <^i  c'bi  ^\a  bezeichnet. 


Die  Biegongalinie.  127 

sehr  scbnell  mit  Hilfe  eines  Cremona*schen  Kräfteplanes  erhalten  werden. 
[Der  vorliegende  Trfiger  wurde  im  ersten  Bande,  §  46  und  §  47,  für 
▼erschiedene  Belastnngsweisen  nntersnoht.  Die  in  Fig.  118  angegebenen 
Spannkräfte  stimmen  mit  den  früher  mit  Sa  bezeichneten  überein  und 
sind  —  in  Tarmen  ausgedrückt  —  in  der  Tabelle  am  Anhang  von 
§  47,  Band  I,  enthalten.  Die  dort  fehlende  Spannkraft  im  ersten 
Stabe  des  Untergurts  findet  man,  indem  man  den  Horizontalschub 
J7=  1875''  mit  der  Sekante  des  Stabneigungs winkeis  multiplicirt;  es 
ergiebt  sich  der  Druck:  1875  |^#  =  2081*.] 

Die  schwarzen  Zahlen  in  der  rechten  Hälfte  des  Trägemetzes 
(Fig.  113)  bedeuten  die  Stablängen  (in  cm),  während  Fig.  114  eine 
übersichtliche  Zusammenstellung  der  10000-fachen  Längenänderungen 
(aufgetragen  im  Maassstabe  1  :  40)  bietet.  Diese  Werthe  sind  für 
E=  1 800 000**  f.  d.  qcm  (Schweisseisen)  berechnet  worden,  und  es  er- 
gab sieh  beispielsweise  für  den  ersten  Stab  der  oberen  Gurtung: 

.^^^^4  10000 -OjOi  ,    10000 -315 -800  ,    ^^  ^^ 

10000  Ao,  = i-?-  =  -J =  4-  17,5'* 

^  EF  ^     1800000-80  ^      ' 

=  +  175 

für  die  Diagonale  des  ersten  Feldes: 

^,,  10000 'D.d.  10000.509-485 

10000  Ai,  = i-i  = =  —  87,1 

^  EF  1800000-37 

=  —  371' 

und  für  die  End vertikale: 


10000  AAo 


10000.  FoÄo  ,    10000-400.525  ,    „^  ^ 


EF  '       1800  000-37 

=  +  815'^. 
!Nach  Berechnung  dieser  Längenänderungen  wurden  die  10  000 -fachen 
Werthe  A'«,  ^'d  (vergl.  Seite  108)  durch  Zeichnung  ermittelt.  Für 
den  ersten  Stab  der  unteren  Gurtung  wurde  z.  B.  der  durch  eine  kräftig 
ausgezogene j  mit  dem  fraglichen  Stabe  zusammenfallende  Linie  darge- 
stellte Werth  10000  A'«  =  —  555"^  gefunden,  für  die  erste  Diago- 
nale: 10000  A'(i  =  —  600**".  Die  Gewichte  w  wurden  mittels  Glei- 
chung (10),  Seite  109,  bestimmt,  da  die  FtiUungsglieder  die  in  der 
Fig.  91  dargestellte  Anordnung  haben.  Es  ist  im  vorliegenden  Falle 
A'o  =  Ao  und  h„  =  a„y  vergl.  Fig.  91,  also: 

v^m==j-(— 1^0^  +  A'tt«+i  +  A'tf«  —  A'rf^+i  —  a^.i  +  aj. 

Die  10000-fachen  Werthe  a  sind  ebenfalls  in  der  Fig.  114  ange- 
geben*).    Man  erhält  (mit  Weglassung  des  Faktors  10000) 

•)  Die  Strecke,  welche  og  darstellt,  wurde  ^  weil  sehr  klein  —  nicht  ein- 
gezeichnet. 


128 


Erster  Abschnitt  —  §  8. 


—  175—600  —  600  +  477—400+201 

-372  —  633—477  +  800—201+  77 
u^,=y^[--529  — 663  — 800— 104—  77—   11 


=—0,29 
=—0,49 
=—0,89 
=  —  1,15 


—  473—616+104-601+   11—  53 
SA  «=—(577 +  600+633+663+616)  •  2=— 6178. 

Da  nnn  im  vorliegenden  Falle: 

M=2  Syf«7  +  yg  iTg  +  S  A'u  =  0 
1 

ist,  80  folgt 

(2yfr)2  +  SA'u 


yiirj  =  —   417,6« 
y,iii,  =  - 1254,4 
y.tr»  =  —  2990,4 
y4iP4  =  — 4416,0 

2yfr=  — 9078,4 


=  + 


9078,42  + 6178 


=  +6,08. 


y«  4000 

Die  Ordinaten  ^i,  Sj»  •  •  .  der  gesuchten  Biegnngslinie  sollen  zu- 
n&chst  berechnet  und  zu  diesem  Zwecke  als  Biegungsmomente  eines  mit 
tv^f  uf^t  '  '  •  belasteten  einfachen  Balkens  gedeutet  werden.  Für  die 
Werthe  (IC  |  ^)  erhält  man  dann  folgenden  Ansatz: 


—  1,15=11^4 

<>4  =  +  1.8Ö 

—  0,89  =  tt?a 

ft  =  +  1,00 

—  0,49  =  M7g 

Ä  =  +  0,51 

—  0,29  =  iTj 


iM^.^\\)  =  Qi  =  0,22 

+  0,51  =  g, 
(3C.,  I  X)  =       +  0,78 

+  i.OO  =  ft 
(3f^.,  I  X)  =       +  1,73 

+  1,89  =  Q^ 

(JC.4U)=       +8.62 

+  8,04  =  gg 

(M^.^\\)=       +6,66 


ft  =  +  0,22 

Da  nun  in  die  Formel  für  w  die  10000-fachen  Längenänderungen 
eingeführt  wurden,  so  ergiebt  sich: 

JC  X  (M^^  I  X)         8000  {M^^  I  X) 


8»,= 


10000 


10000 


10000 


also: 


5,  =  0,8    0,78  =  0,219 
8^  =  0,3 -3,62  =  1,086 


5^  =  0,8.0,22  =  0,066 
83  =  0,8.1,78  =  0,519' 
5g  =  0,8  •  6,66  =  1,998' 

Will    man    diese  Werthe    durch  Zeichnung    finden  und  zwar  im 
Maassstabe  25  :  1,  so  ist  für  das  Seilpol jgon  der  Gewichte  w  die  Pol- 

114 

weite   10000- =  —- anzunehmen,  weil  der  LSngenmaassstab 

300      25         3  ® 

der  Trägerzeichnung  =  1  :  800  ist     Die  Werthe  w  und  die  Polweite 

sind  Zahlen,  für  welche  in  Fig.  118  der  Maassstab  1  =  12"*  gewählt 

wurde. 


Die  Biogiingslime.  129 

Nach  Ermittlung  der  Biegnngslinie  der  unteren  Gnrtung  ist  die- 
jenige der  oberen  Gurtang  durch  die  Bedingung  bestimmt,  dass  sich 
der  Abstand  zweier  senkrecht  übereinander  gelegenen  Knotenpunkte  m 
um  die  Strecke  AA.»  ftndert.  Für  den  oberen  Knotenpunkt  2  ergiebt 
sich  hiemach  eine  senkrechte  Verschiebung  von  0,219  —  AA2  =  0,219 
—  0,012  =0,207"^.  In  Fig.  118  sind  die  auf  zwei  Stellen  abgerun- 
deten Werthe  der  Durchbiegungen  zusammengestellt  worden. 

51.  Vollständige  Bestimmimg  der  Verschiebimgen«  Durch 
Au£seichnung  einer  Biegungslinie  erhfilt  man  zunächst  nur  die  Projek- 
tionen der  Verschiebungen  der  Knotenpunkte  auf  eine  feste  Richtung, 
nicht  aber  diese  Verschiebungen  selbst.  Wird  also  die  vollständige  Be- 
stimmung der  FormKnderung  eines  Fachwerks  verlangt,  und  will  man 
diese  Aufgabe  mit  Hilfe  des  Seilpolygons 
lOsen,  so  muss  man  zwei  Biegungslinien 
zeichnen.  Wurde  hierbei  der  Träger  ein- 
mal auf  ein  Achsenkreuz  (x^yy^),  dann 
auf  die  Achsen  (x^^y^)  hezogen,  Fig.  115, 
und  sind  mtn^  und  mni^  die  für  den 
Knoten  m  erhaltenen  Ordinaten  der  für 
die  Richtungen  yi  und  yj  ermittelten 
Biegungslinien,  so  ist  die  Verschiebung 
tnm  des  Punktes  m  bestimmt  durch 
nii  ni  JL  ♦**!  ♦'*»  wij  m'  J_  m^  m.  Es  müge 
aber  noch  eine  andere  Darstellungsweise  der  Verschiebungen  (die  meistens 
den  Vorzug  verdienen  wird)  gezeigt  werden,  darin  bestehend,  dass  nach 
Auftragung  einer  Biegungslinie  das  im  §  2  gelehrte  Stabzugverfahren 
zu  Hilfe  genommen  wird«    In  Fig.  116  ist  dieser  Weg  erläutert  worden. 

Gegeben  seien  die  Verschiebungen  Ay  des  auf  ein  rechtwinkliges 
Achsenkreuz  (a;,y)  bezogenen  Stabzuges  0 — 1  —  2  —  3 — ....;  ausser- 
dem sei  die  Verschiebung  Lx  irgend  eines  Knotens  bekannt.  Es  werde  die 
vollständige  Darstellung  der  Verschiebungen  sämmtlicher  Knoten  gefordert. 

AB  sei  die  Schlusslinie  der  Biegungslinie  0"l"2"3" Die 

Punkte  O",  l",  2"  .  .  .  projicire  man  durch  Parallelen  zu  AB  auf  eine 
zur  y- Achse  parallele  Gerade,  welche  von  der  Scblosslinie  in  A  ge- 
schnitten werde,  und  ziehe  durch  A  und  durch  die  Projektionen  0''\ 
l'",  2'"  .  .  .  der  Punkte  O",  l",2",  .  .  .  Parallelen  ^^»^o'^i'^s»  •  •  •  •  ^^^ 
d;- Achse.  Auf  der  gA  nehme  man  den  Pol  0  des  verlangten  Ver- 
schiebungsplanes beliebig  an  und  bestimme  nun  zunächst  die  Verschie- 
bung desjenigen  Knotens,  dessen  Aa;  bekannt  ist. 

In  Fig.  116  wurde  Aa;,  als  gegeben  angenommen  und  der  Strahl 
02^  welcher  die  Verschiebung  des  Punktes  2  nach  Grösse,  Richtung 
und  Sinn  darstellt,  eingezeichnet;   sein  Endpunkt  %'  liegt  auf  der  Ge- 

MüUer-Brealftu,  Gnphiflclie  SUtik.    n.  1.  9 


130 


Erster  Abschnitt  —  §  S. 


raden  g^  (weil  die  Projektion  Yon  02'  auf  die  Biohtang  y  gleich  Ay, 
«ein  moBs)  und  im  (negativ  voraasgesetzten)  Abstände  Aa;,  von  der 
durch  0  parallel  zur  y- Achse  gezogenen  (Graden  00', 

Trftgt  man  nnn  an  2'  die  dem  Stabe  8^  parallele  Strecke  A2  an, 
welche  gleich  der  Aendemng  der  Lftnge  b^  ist  nnd  den  Sinn  2 — 1 
oder   1 — 2  erhftlt,    je  nachdem    der  Stab  8^  gedehnt    oder    verkllrzt 


*jp^ 


Flg.  116. 

wird,  und  errichtet  man  im  Endpunkte  von  A2  auf  A2  ein  Loth  (p,), 
welches  die  Gerade  ^|  in  l'  schneidet,  so  giebt  der  Polstrahl  0\'  nach 
Or&sse,  Richtung  und  Sinn  die  Verschiebung  des  Knotenpunktes  1  an, 
wie  ohne  weiteres  aus  dem  im  §  2  gelehrten  Stabzugverfahren  hervor- 
geht. Auf  dieselbe  Weise  wurde  die  Lage  des  Punktes  O'  bestimmt 
und  —  wieder  von  2'  aus  —  der  Reihe  nach  3',  4',  b\  %'  festgelegt. 
In  Fig.  116  ist  vorausgesetzt  worden,  dass  alle  Stäbe  mit  Ausnahme 
von  «5  Verkflrzungen  erleiden. 

Will   man  die  Ax  durch  Reclinung   bestimmen,   so  differenzire  man  die 
und  ersetze  das  Differentialzeichen  durch  das  Zeichen  A.    Man  eiiiält: 

28m^8m  =^  2  (Xm^l  —  Xm)  (^Xm-l  —  ^Xm)  +  2  (y»»-i  —  yj  (Ay«-!  —  Ay«) 

und  hieraus 

A«„-i  —  ^Xm  =  A««,  sec  ß^  —  (^ym-i  —  Ay«)  tg  ß,», 

wo  ßjN  den  Neigungswinkel  des  Stabes  Sm  gegen  die  o?- Achse  bedeutet  Kennt 
man  also  einen  der  beiden  Werthe  Axm^i  nnd  Axm,  so  kann  man  auch  den 
anderen  angeben,  so  dass  es  möglich  ist,  mit  Hilfe  der  vorstehenden  Formel 
und  mittels  des  in  Nr.  49  zur  Bestimmung  der  Ay  entwickelten  Verfahrens 
sämmtliche    Seitenverschiebungen   Ax,    Ay    eines   Stabzuges    durch   Beehnung 


Die  Biegungslinie. 


131 


zu  finden,  sobald  ein  Werth  äx  und  zwei  Werthe  Ay  bekannt  sind.  Ein 
anderes  rechnerisches  Verfahren  lässt  sich  leicht  durch  Projiciren  des  im  §  2 
eingeführten,  durch  Aneinanderreihung  der  A«  und  p  entstandenen  Linienzuges 
auf  zwei  rechtwinklige  Achsen  x  und  y  ableiten. 

62.  EinfOhrung  stellvertretender  Stabsttlge.  Die  in  der  Fig.  116 
gezeigte  DarstelluDgsweise  der  Verschiebungen  wird  besonders  übersicht- 
lich, sobald  sämmtliche  A«  =  0  sind,  weil  der  Verschiebnngsplan  dann 
ans  einem  Linienzage  0'l'2'  .  .  .  .  besteht,  dessen  Eckpunkte  O',  l', 
2',  ....  in  den  Geraden  ^o»  ^i»  ^t»  •  •  *  •  liegen^  nnd  dessen  Seiten 
O' — l',  l' — 2',  .  .  .  rechtwinklig  za  den  entsprechenden  Stabrichtungen 
0 — 1,  1  —  2,  .  .  .  .  sind.*)  Anch  ist  zu  beachten,  dass  sich  im  Falle 
des  Verschwindens  der  A«  für  die  Gewichte  w  (nach  Gleich.  3,  S.  101) 
die  van  der  Lage  des  Achsenkreuzes  x,y  unabhängigen  Werthe 

M?«  =  AX 

«rgeben,  nnd  es  liegt  daher  der  Gedanke  sehr  nahe,  dass  es  zuweilen 
Tortheilhaft  sein  dürfte,  den  elastischen  Stabzug  behufs  Darstellung  der 
Verschiebungen  seiner  Knotenpunkte  durch  einen  aus  starren  Gliedern 
bestehenden  zu  er- 


A 


eetzen.**) 

Zu  einem  sol- 
chen stellvertreten- 
den Btabzuge  ge- 
langt man,  indem 
man  zwischen  je 
2wei  aufeinander 
folgenden  Knoten- 
punkten m  —  1,  m 
einen  neuen  Knoten 
fito  annimmt  und 
diesen  sowohl  mit 
m  —  1  als  auch  mit 
m  durch  starre  (in 
Fig.  117  gestrichelt 
angegebene)  Stäbe 

Terbindet.    Der  neue  Randwinkel  bei  m  sei  (X^  =  ^«  +  Wm  +  Hm+i,  der 
Bandwinkel  bei  m^  sei  t^.     Die  Aenderungen  von  t^  und  o^  sind: 


Big.  117. 


*)  Vergl.  auch  Seite  96,  Fig.  79.    Dort  wurde  dieses  Gesetz  bereits  auf 
anderem  Wege  abgeleitet. 

**)  Der  Umstand,  dass  t^«,  =  A^«  von  der  Lage  des  Achsenkreuzes  (x,  y)  un- 
abhängig ist,  yereinlacht  auch  die  Anwendung  zweier  Biegungslinien.  Schliessen 
die  beiden  Richtungen,  welche  den  Gewichten  w  zugeschrieben  werden  sollen, 

9* 


132  Erster  Abechnitt  —  §  3. 

A  T«  =  -—  (cotg  K«  +  COtg  6)  J 

Aa«  =  AX  +  Aa)«+AK«+i  =  AX ^cotgx^ ^^^^  cotg  «„+i. 

Betrachtet  man  die  At  nnd  Aa  als  Kräfte,  welche  in  der  Richtnng  r 
wirken,  und  verbindet  man  dieselben  dnrch  ein  Seilpolygon  mit  der 
Polweite  Eins,  so  ist  dieses  Seilgoljgon  die  Biegnngslinie  des  ans 
starren  Oliedem  bestehenden  Stabznges  für  die  Richtung  r,  und  das 
eingeschriebene  Polygon,  dessen  Ecken  den  Knoten  .  .  .  (m — 2),  (m — 1), 
m,  (m-{-l)  .  .  .  entsprechen,  ist  die  Biegnngslinie  des  elastischen  Stab- 
zuges .  .  .  (m — 2)  (w — 1)  m  (m+1)  .... 

Die  Punkte  tnQ  wird  man  so  annehmen,  dass  die  Cotangenten  der 
Winkel  x  und  o  ronde  Zahlen  sind.  Wählt  man  z.  B.  ci)^  =  >c^  =  4ö°, 
so  erhält  man  sehr  einfach: 

Hat  die  Elasticit&tsziffer  E  für  alle  Stäbe  denselben  Wertb,  so 
ersetze  man  die  Gewichte  At  und  Aa  durch  die  Gewichte  E^x  bezw. 
E^OL  und  die  Polweite  1  durch  die  Pol  weite  E.  Sollen  dann  Tem- 
peraturänderungen unberücksichtigt  bleiben,  so  treten  in  den  vorstehen- 


den Winkel  ^  ein,  so  denke  man  das  Eräftepolygon  nach  AufzeichnuDg  der 
ersten  Biegaogslinie  um  ^  gedreht,  um  einzusehen,  dass  jede  Seite  des  zweiten 
Seilpolygons  mit  der  entsprechenden  Seite  der  ersten  Biegungslinie  den  Winkel 
^  bilden  muss.  Mit  Rücksicht  auf  die  käuflichen  Winkelbrettchen  wird  man 
für  4>  einen  der  Winkel:  30**,  60°,  45°,  90°  wählen.  Auf  weitere  Beziehungen 
zwischen  den  beiden  Biegungslinien  gehen  wir  nicht  ein,  da  sich  der  Linien- 
zug 0'1'2'3'  .  .  .  ebenfalls  schnell  zeichnen  lässt  und  die  Verschiebungen  sofort 
nach  Grösse  und  Richtung  liefert,  so  dass  man  die  Zusammensetzung  der  Seiten- 
verschiebungen (nach  Fig.  116)  spart. 

'  *)  Es  ist  darauf  zu  achten,  dass  keiner  der  hinzugefügten  starren  Stäbe 
die  Richtung  r  erhalten  darf,  wenn  ausser  der  Biegungslinie  noch  die  voll- 
standige  Darstellung  der  Yerschiebungen  mit  Hilfe  des  Linienzuges  0'1'2'  .  .  . 
(Fig.  116)  ohne  jede  weitere  Zwischenrechnung  erfolgen  soll.  Diese  Zwischen- 
rechnung, welche,  wie  leicht  einzusehen  ist,  in  der  Ermittlung  des  Werthes  p 
für  jeden  in  die  Richtung  r  fallenden  Stab  bestehen  würde,  ist  zwar  nicht 
schwierig,  immerhin  aber  umständlicher  als  die  Annahme  besonderer  Winkel 
«>  und  X  für  diese  Stelle  des  Stabzuges.  Wird  nur  die  Biegungslinie  für  die 
Richtung  r  verlangt,  so  dürfen  Stäbe  von  der  Richtung  r  vorkommen,  denn  es 
entsprechen  dann  den  beiden  Endpunkten  solcher  Stäbe  im  Sinne  r  gleichgrosse 
Verschiebungen.  Zu  beachten  ist  auch,  dass  die  Gewichte  Ar  und  Aa  in  der 
Reihenfolge  .  .  .  At«.i,  Aocm-I)  At»,,  Aa«)  Atm+i,  Aocm+i  •  •  •  durch  das  Seil- 
polygon verbunden  werden  müssen. 


Die  Biegungslinie. 


133 


den  Formeln  an  die  Stelle  der  Verlängerungsverhältnisse  Hals  die  Span- 
nungen a,     Ist  G)  =  )c=  45°  80  erhftlt  man: 

Fttr  die  in  der  Fig.  118  angegebene  Lage  der  eingeschalteten  Punkte 
«Mq  ergiebt  sich: 

At^  = (cotg  x^  +  cotg  G)  J 

Ao^  =  AX  4-  -r^ cotg  x«  +  -—=±1  cotg  o^+i. 


^«Ü 


*m+l 


;»-^^ 


Fig.  118. 


Welche  der  beiden  Anordnungen  (Fig.  117  oder  Fig.  118)  gewählt 
wird,  ist  für  das  Ergebniss  gleichgiltig.  Man  strebe  zur  Erzielung 
übersichtlicher  Eräflepoljgone  nach  Möglichkeit  gleiche  Vorzeichen  der 
Gewichte  w  an.    Z.  B.  wird  man 

bei  ein&chen  Balkenbrücken  in  der  ^  .    y-  ,  ^5^  «^a, ,-     «&// 

Begel  für  die  Aa  der  oberen  und 
auch  der  unteren  Gurtung  positive 
Werthe  erhalten  und  sich  infolge- 
dessen bei  Untersuchung  einer  obe- 
ren Gurtung  für  die  in  Fig.  118 
gegebene  Anordnung  entscheiden, 
weil  die  A«  und  c  der  Obergurt- 
si&be  negativ  sind.  Bei  einer  unte- 
ren Gurtung  wird  besser  nach  Fig.   117  verfahren. 

Eine  andere  Behandlungsweise  des  siellvertretenden  Stabzuges 
schliesst  sich  der  auf  Seite  104  bis  112  gelüsten  Aufgabe  an:  die  Ge- 
wichte tü^  zu  bestimmen,  ohne  vorher  die  Winkeländemngen  A^  zu 
berechnen.  Dieses  Verfahren  kommt  natürlich  nur  dann  in  Frage,  wenn 
die  Winkeländerungen  nicht  ohnehin  zu  anderen  Zwecken**)  angegeben 
werden  müssen;  dasselbe  möge  an  dem  in  Fig.  119  dargestellten  Bei- 
spiele erläutert  werden. 

Gesucht  sei  die  Biegungslinie  (für  die  Richtung  r)  der  Gurtung 
.  .  .  (fit — l)fit(m-4-l).  ••  eines  einfachen  Dreiecknetzes.  Die  den  ein- 
geschalteten Knoten  ihq  entsprechenden  Gewichte  Ar«,  werden  wie  vor- 
hin berechnet,  das  Gewicht  tr^  für  einen  Knoten  m  der  Gurtung  hin- 
gegen nach  der  auf  Seite  105  bewiesenen  Gleichung: 

«7«.  =  2|j.-  A9. 

^)  Veigl.  6.  102.  Dem  Einfliiss  von  Tempeiataninderangen  t  kami  man 
auch  Bechnmig  tragen,  indem  man  a  ersetzt  durch  a-\-t  Et, 

**)  Z.  B.  Bestimmung  von  Nebenspannmigen.    Vei^l.  auch  Seite  95. 


134 


Elster  Absohnitt 


§3. 


Hierin  bedeutet  |jl  die  Spannkraft,  welche  in  einem  Stabe  des  in  Fig. 
119^  herausgetragenen  Fachwerktheiles  in  Folge  der  drei  unter  sich  im 

Qleichgewichte  befindlichen  parallelen  äusseren  Kräfte  — ,  — ,  ( {-—r) 

e    e     \  e        e  / 

entsteht  und  A«  die  Längenänderung  des  Stabes  für  denjenigen  Be- 
lastungszustand, fär  welchen  die  Biegungslinie  gesucht  wird,  e  und  e' 
sind  die  gegenseitigen  Abstände  jener  8  Kräfte,  deren  Richtung  ge- 
legentlich der  früheren  Ableitung  der  Gleichung  u>^='2[Lji8  parallel 
den  u>  vorausgesetzt  wurde,  jetzt  aber  willkürlich  gewählt  werden  darf, 
weil  ja  die  Grösse  der  w  eines  aus  starren  Gliedern  bestehenden  Stab- 
zuges unabhängig  Yon  der  Richtung  r  ist.     Die  Summe  2  erstreckt 


Fig.  119. 

sich  über  die  in  der  Fig.  119^  mit  den  Ziffern  1,  2,  8,  ...  6,  7  be- 
zeichneten Stäbe,  deren  Spannkräfte  |JL  in  Fig.  119°  mittels  eines 
Cremona*schen  Kräfteplanes  dargestellt  wurden.  Für  die  Fachwerkstäbe 
8  und  5  ergaben  sich  Zugkräfte  (i,  ftlr  die  übrigen  Druckkräfte.  Sind 
also  die  Längenänderungen  der  Stäbe  1,  2,  3  .  .  .  bezieh.  =  A^,  4|, 
A3,  ...  so  folgt: 

Es  wird  sich  empfehlen ,   die  Richtung  der  Kraft  —  so  zu  wählen,  dass 

e 

e  einen  festen,  durch  eine  runde  Zahl  ausdrückbaren  Werth  annimmt. 
Bei  Ermittlung  der  verschiedenen  w  sind  also  verschiedene  Krafb- 
richtungen  anzunehmen. 

Eine  wichtige  Anwendung  der  steüpertretenden  Stabzüge  findet  sich 
in  No.  75, 

Tfebungsauf  gäben  zu  den  %%  1  bis  3. 

1»  Aufgabe*  Es  soll  die  Aendenmg  A^»  des  Rand  winkeis  d»  des  in 
Fig.  120  dargestellten  Fachwerks  mit  Hilfe  eines  Williof sehen  Yerschiebangs* 
planes  bestimmt  werden. 


Die  Biegung iuie.  13& 

LSmng.  Han  aehine  den  Paukt  a  und  die  BiolituDg  des  Stabee  at  al» 
lesükgend  an,  ermittle  naoh  No.  88  1^.  ÖS)  der  Beibe  nach  die  Venchiebiuigen 
06',  Oe',  Oi-,  Oe  der  Punkte  h,  e,  d,  t  ond  denke  hierauf  die  Verschieliung 
Ton  t  nach  dem  StabiogvetlahTen  beetimmt.  Man  eiiennt  dann,  dass  das  Loth 
Ton  i  Kai  AT  ^eioh.  «,&äi  ist  ond  findet 


Der  SrehnngBsinn  von  «,  gegen  ■,  ist  in  der  Figoi  darch  einen  Pfeil  angagebea 
worden;  hiernach  ist  A3»  positdT.  Wir  setzten  yoraus,  dasa  die  Stäbe  2,  4^  K  ge- 
dehnt, die  übrigen  veikürzt  «erden. 


n«.  111. 

2.  Aufgabe.  Behofa  Dsretellnng  der  Biegongslinie  der  oberen  OurtODg 
des  in  Fig.  ISI  abgebildeten  Facbwerks  soll  das  Oewioht  vt  mit  Hilfe  eines 
Williot'scben  Planes  dargestellt  werden  nnd  swar  ohne  gesonderte  Ermitthing 
Ton  Ad». 

LSttitig,  Han  füge  die  zn  w»  parallelen  starren  beliebig  langen  Stäbe 
8  nnd  1]  hmzn,  femer  die  starren  StSbe  9  und  10.  Dann  ist  (wenn  die  Pol- 
wette  I  gewählt  wird)  ick  —  As»,  welcher  Werth  non  anf  die  soeben  gezeigte 
Weise  bestimmt  wird.  Man  nehme  hierbei  a,  und  die  Richtong  des  Stabes  9 
als  festliegend  an. 

8.  Aufgabe    Kit  Beiugnahme  anf  Fig.  121  beweise  mau,  dass,  sob^d 

die  Folweite  ^  E  gewählt  wird  ond  ^  -=-  ist,  das  Oewioht  wt  nach  der 

Formel 

tp*  =  cotg«,  (0  — o,)*)  +  colg 0,(0,  — a,)4-ootgn, (0,-0,)  + ■»*«"»  (".—  »») 

+  00%  «,  (o,  —  o,)  +  cotg  a,  (o,  —  o,)  +  ootg  «,  (ff,  —  o^)  +  cotg  0,  (0  —  3,) 
berechnet  werden  darf. 

LOiunff.  Hau  gelangt  zur  vorstehenden  Formel  ohne  weiteres,  indem 
man  nach  Ol.  (!)  Seite  90  die  Aenderungen  der  Droiecfcswinkel,  ans  denen  sioh 

*)  Zar  besseren  Uebersicht  wurden  die  Spannungen  0  der  Stäbe  8  und  11 
mit  aufgeführt. 


136 


Erster  Abschnitt  —  §  3. 


xik  zusammensetzt,  bestimmt  nnd  dieselben  addiri  Die  Multiplikationen  mit 
cotg.  weiden  zweckmässig  zeichnerisch  ausgeführt  Man  könnte  auch  den  Ans- 
dmok  nach  den  Spannungen  a  ordnen.    Der  Einfluss  von  a,  auf  m?»  ist  dann 

=  9|  — ^,  wo  8,  die  L2lnge  des  Stabes  2  und  r,  das  Loth  von  h  auf  2  bedeutet 

Wie  stellt  man  den  Einfluss  der  Spannung  eines  von  b  ausgehenden  Stabes  z.  B. 

den  von  a^  am  bequemsten  dar? 

4»  Aufgabe»    Gesucht  sei  die  Biegungslinie  (für  die  Richtung  r)  eines 

Stabzuges,   dessen  A<  und  Ad  gegeben   sind;   einzelne   Stäbe   haben  aber  die 

Richtung  r. 

Lösung,  flllt  Sm 
mit  der  Richtung  r  zu- 
sammen, 80  schalte  man 
nach  Flg.  122  zwischen 
m  —  1  und  m  mittels 
starrer  Stäbe,  welche  mit 
8m  Winkel  von  45*  ein- 
schliessen,  einen  neuen 
SüiotenfHo  ein,  dessen  Ge- 
wicht WmQ  =  —  2 ist. 

Für  Wm-i  und  Wm  erhalt 
man: 


Ufm-l  =  Ad»-i  + 


8m 


Fig.  122. 


Ufm  =  ^fim  + 


Af- 

Bm 


Ist  ^8m  positiv,  SO  ist  iOmo  üu  Sinuc  (— r)  anzunehmen.  Figur  122  setzt  also 
voraus,  dass  der  Stab  8m  gedrückt  wird.  Zu  beachten  ist,  dass  die  Gewichte 
in  der  Reihenfolge  itm-i,  Wm^^  Wm  durch  das  Seilpolygon  verbunden  werden 
müssen  wie  dies  in  Fig.  122  angedeutet  ist 

5.  Aufgabe.  Es  soll  der  Yerschiebungsplan  für  die  untere  Gurtong 
0^2—4  —  6  des  in  der  Fig.  128  daiigestellten  Trägers  mit  Hilfe  eines  stellver- 
tretenden, aus  starren  Glie- 
dern bestehenden  Stabzuges 
0—1  —  2—3—4  —  5—6  ge- 
zeichnet werden. 

Die  Lösung  besteht  da- 
rin, dass  zuerst  nach  No.  52 
die  Biegungslinie  für  die  zur 
Bahn  des  beweglichen  Auf- 
lagers rechtwinklige  Richtung 
r  gezeichnet  wird,  weil  dann 
die  Schlusslinie  O^G"  sofort 
gegeben  ist.  Eierauf  wird  der 
Linienzug  6'5'4'8'2'1'0'  nach 
No.  51  bestimmt  Die  Strah- 
len 00',  02',  04'  stellen  nach 
Grösse,  Richtung  und  Sinn  die 
Verschiebungen    der   Punkte 


Einfinsslinien  und  EinfLusszahleii.  137 

0,  2,  4  dar.  —  Von  den  drei  für  diesen  Träger  in  diesem  Buche  mi1;getheilten 
Yerfahren  (veigl.  Fig.  88,  105,  123)  ist  das  erste  im  allgemeinen  das  einfachste. 
Die  Losung  in  Fig.  105  verdient  den  Vorzug,  sobald  die  lothrechten  Yerschie- 
bungen  8  durch  Rechnung  bestimmt  werden  sollen  und  die  zuletzt  angegebene 
(Fig.  123)  wird  Tortheilhaft,  sobald  die  Winkeländerungen  noch  zu  anderen 
Zwecken  (z.  B.  zur  Ermittlung  von  Nebenspannungen)  gebraucht  werden. 

ß»  Aufgabe»  Ein  Fachwerk  sei  in  der  Weise  erzeugt,  dass  zu  einem 
Stabdreieck  ahe  zwei  neue  Stäbe  gefügt  werden,  die  in  einem  neuen  Knoten 
d  miteinander  verbunden  sind,  hierauf  an  zwei  beliebige  Knoten  dieses  Stab- 
gebildes wieder  zwei  Stäbe  mit  einem  Knoten  e  angeschlossen  werden  u.  s.  f. 
Es  sollen  die  Winkeländerungen  dieses  Fachwerks  berechnet  werden. 

Die  Lösung  stützt 
sich  auf  die  Gleichung 

A«i  =  AAax-j-  ^costtg 

+  A^gCoso«, 
welche  einen  besonderen 
Fall  der  auf  8.  98  für 
M  abgeleiteten  Formel 
darstellt,  und  durch 
welche  die  Aenderung 
der  Seitenlänge  Si  eines 
Dreiecks  (Fig.  125)  be- 
stimmt ist,  sobald  die  Fig.  I2i.  Fig.  125. 
Aendemngen  des  Gegen- 
winkels und  der  beiden  anderen  Dreieckseiten  bekannt  sind. 

Liegt  beispielsweise  das  Fachwerk  in  Fig.  124  vor,  so  berechnet  man  auf 
die  in  No.  40  gezeigte  Weise  die  Winkeländerungen  der  Dreiecke  acb  und  abd 
und  drückt  hierauf  die  Aenderung  der  Entfernung  cd  durch  die  Längenände- 
roDgen  Aac  und  ^ad  der  Seiten  ae  und  ad  imd  durch  die  Winkeländerung 
A(ead)  =  ^(cab)  —  ^(dab)  aus.    Jetzt  bestimmt  man   die  Winkeländerungen 

der  Dreiecke  aedj  cdb  und  ede,  drückt  Ae&  durch  Aee,  Acb  und  A(eeb)  aus,  u.s.  w. 
Auf  diesem  Wege  lassen  sich  z.  B.  sämmtliche  Winkeländerungen  der  in 
den  Figuren  49  und  50  abgebildeten  Fachwerke  berechnen,  wie  denn  überhaupt 
leicht  einzusehen  ist,  dass  sich  mit  Hilfe  der  Formel  für  A«i  und  mittels  der  in 
No.  37  u.  38  durchgeführten  allgemeineren  Untersuchungen  die  in  den  §§  2  u.  8 
angegebenen  Darstellungsweisen  auf  ähnliche  Art  erweitem  lassen,  wie  dies  im 
§  1  mit  dem  von  Williot  ursprünglich  auch  nur  für  einen  sehr  einfachen  Fall 
gegebenen  Verfahren  geschehen  ist 

§4. 

EinflassUnien  nnd  Einflnsszahleii  ffir  elastische 

YerschlebimgeiL 

68«  —  Mit  Hilfe  der  in  den  vorigen  Paragraphen  gelehrten  Ver- 
fahren ist  man  im  Stande,  die  Formänderung  eines  statisch  bestimmten, 
irgendwie  belasteten  Fachwerks  festzustellen.  Es  bedürfen  aber  diese 
Untersuchungen  noch  einer  Erg&nzung  ftlr  den  Fall,  dass  der  Einfluss 
der  am  Fach  werk  angreifenden  Lasten  /\,  P^»  -  *  -  ^^^  irgend  eine  der 


138 


Erster  Absclmitt  —  §  4. 


die  FormUndening  bestimmenden  GrOesen  gesondert  angegeben  werden 
soll,  etwa  za  dem  Zweck,  die  Grenzwerthe  dieser  GrGsse  (für  welche 
natürlich  das  Gesetz  von  der  Zusammenz&hlung  der  einzelnen  Wirkungen 
gelten  muss)  zu  ermitteln.  Zwar  kOnnte  man  diese  Aufgabe  in  der 
Weise  behandeln,  dass  man  das  Fachwerk  zuerst  nur  mit  P,  belastet, 
dann  nur  mit  P^,  u.  s.  w.  und  fOr  jeden  dieser  Fälle  einen  Yerscbie- 
bungsplan  zeichnet;  doch  ist  dieses  Verfahren  so  umständlich,  dass  die 
Aufsuchung  einer  anderen  LOsung  geboten  erscheint.  Die  Handhabe 
hierzu  bietet  der  Maxwell^sche  Satz  von  der  Gegenseitigkeit  der  elas» 
tischen  Formänderungen  (S.  80),  dessen  Anwendung  zunächst  an  zwei 
Beispielen  gezeigt  werden  soll. 

!•  Aufgabe.  Gesucht  ist  die  Einflusslinie  für  die  Senkung  5« 
des  Knotenpunktes  m  eines  durch  lothrechte  Lasten  F  beanspruchten 
Fachwerkträgers. 

Man  nehme  das  gewichtslose  Fachwerk  nur  mit  einer  in  m  an- 
greifenden lothrechten  Kraft  Eins  belastet  an,  ermittle  die  herbei  ent- 
stehenden Spannkräfte  i^ 
und  Längenänderungen 
A«  und  bestimme  (nach 
einem  der  inden§§  1 — 8 
angegebenen  Yerfieihren) 
die  diesen  A«  entspre- 
chende Biegungslinie 
derjenigen  Gurtung  (bei- 
spielsweise ACß)^  an 
welcher  die  Lasten  P  an- 
greifen sollen.  Ist  nun 
die  bei  k  gemessene 
Ordinate  dieser  Biegungslinie  ='V]»>  so  yerschiebt  die  in  m  angreifende 
Last  Eins  den  Knoten  k  im  lothrechten  Sinne  um  f\t,,  und  es  wird  des- 
halb (nach  dem  Maxweirschen  Satze)  eine  in  k  angreifende  Last  Eins 
den  Knotenpunkt  m  ebenfalls  um  'ri^  verschieben.  Hieraus  folgt  aber, 
dass  die  gezeichnete  Biegungslinie  die  Einflusslinie  für  h„  ist. 

Die  Lasten  P|,  P^,  Pg  denen  die  Ordinaten  iq^,  ir)^'  'Ha  entsprechen, 
verursachen  beispielsweise  bei  m  die  Senkung 

Beispiel.  In  Fig.  113  auf  Tafel  2  wurden  die  senkrechten  Yerschiebiingen 
der  KnoteDpnnkte  eines  Bogenträgeis  mit  drei  Gelenken  für  den  Fall  aufge- 
tragen, dass  im  Scheitelgelenk  eine  Last  l'sslOOO''  wirkt  Die  für  die  untere 
und  obere  Gurtung  erhaltenen  Biegongslinien  sind  daher  die  Einflusslinien  für 
die  lothrechte  YerschiebuDg  $  des  Scheitelgelenks;  mit  Hilfe  der  ersteren  kann 
der  Einfluss  von  Lasten  festgestellt  werden,  welche  in  den  unteren  Knoten- 
punkten  angreifen,   mittels  der  zweiten  der  Einfluss  der  Belastung  der  oberenr 


EinfluBslinien  und  Einfiiisszahlen. 


139 


Knoten.     Ist   die   oben   angreifende  YerkehislaBt:  p  =  0,665'  f.  d.  Meter  und 

p]k  =  0,665*3,0  =  2'  f.  d.  Knotenpunkt,   so  folgt  fiir  volle  Belastung  (also  mit 

Vernachlässigung  der  kleinen   negativen  Beitragsstrecken   an   den  Trägerenden) 

^^z=p\  [2,00  +  2  (1,10  +  0,52  +  0,21  +  0,04)]  =  11,5*^. 

Von  der  ständigen  Belastung  ^X  =0,37  •3,0=  1,11'  eines  Feldes  möge 
der  Theil  ^«X=:0,27  (Gewicht  der  Hälfte  eines  Feldes  des  Hauptträgers)  an 
der  unteren  Gurtung  angreifend  angenommen  werden,  der  Theil  ^o^  =  0,84'  an 
der  oberen  Gurtung.  Die  Durchbiegung  in  Folge  der  ständigen  Belastung  be- 
tragt dann: 

«,  =  ^«X  [2,00  +  2  (1,09  4-  0,52  +  0,22  +  0,07)] 
+  ^oX  [2,00  +  2  (1,10  +  0,52  +  0,21  +  0,04  —  -^^y^)]  =  6,4--. 


2.  Avfgdbe*  Ein  Fachwerk  sei  mit  beliebig  gerichteten  Erftften 
Pj,  P^s  .  .  .  belastet  Gesucht  sei  die  Projektion  5^  der  Verschiebung 
eines  Knotens  C  auf  eine  feste  Richtung  r.  Der  Einflnss  jeder  La8t2P 
soll  gesondert  angegeben  werden. 

Man  zeichne  den  Verschiebongsplan  für  den  Fall,  dass  auf  das 
Fachwerk  nur  eine  Last  P^  =  1  wirkt ,  welche  in  C  angreift  und  die 
Bichtnng  r  hat.  Für  irgend  einen  Knoten  m  ergebe  dieser  Plan  die 
Verschiebung  m'  fn\  deren  Projektion  auf  die  Richtung  von  P«,  mit 
+  h^r  bezeichnet  werden  möge,**)  wobei  das  obere  oder  untere  Vor- 
zeichen gelten  soll,  je- 
nachdem  der  Sinn  je- 
ner Projektion  mit  dem 
Sinne  von  P«,  überein- 
stimmt oder  nicht. 

Nun  ist  aber  nach 
dem  Mazweirschen 
Satze  die  gesuchte  Ver- 
schiebung hrmj  welche 
Punkt  C  in  der  Rich- 
tangrund in  Folge  von 

P«,  =  1  erfährt,  ebenso  gross  wie  die  bereits  dargestellte  Verschiebung 
h^r  welche  der  Punkt  m  in  der  Richtung  P^  und  in  Folge  von  Pr=  i 
erleidet  und  daraus  folgt,  dass  der  Einfluss  yon  P„  auf  die  Verschie- 
bung 5^  gleich  Pm^mr  ist.  Auf  die  gleiche  Weise  findet  man  die  Ein- 
flüsse der  Lasten  P|,  P,,  .  .  .  so  dass  man  schliesslich 

hr  =  Py^ir  +  P^\r  +  •   •    •  +  Pm^rnr  +  •   •   • 


*<X  3b"*' 


Fig.  127. 


*)  Die  Knotenpunkte   an  den  Trägerenden  sind  nur  mit  -q-^o^  belastet. 
)  Nach  der  auf  Seite  81  eingeführten  Bezeichnungsweise. 


«* 


140  EiBter  Abschnitt  —  §  5. 

erhält.  Die  Grössen  5^^,  5^^,  .  .  •  nennen  wir  kurz  die  den  einzelnen 
Lasten  P|,  P^  .  .  .  entsprechenden  Einflusazahlen;  sie  ergeben  sich 
sämmtlich  ans  dem  ftlr  P^  =  1  gezeichneten  Verschiebangsplane. 

54.  —  Das  in  den  vorstehenden  Beispielen  angewandte  Verfahren 
ist  ein  allgemeines  nnd  fahrt  auch  dann  zum  Ziele,  wenn  die  h  nicht 
Verschiebungen  und  die  P  nicht  Einzellasten  bedeuten,  sondern  diese 
Buchstaben  zur  Bezeichnung  der  auf  Seite  81  erklärten  Begriffe  „Weg 
einer  B^attung^'  und  „Belastung''  dienen.  Stets  wird  man  die  darzu- 
stellende Grösse 

mittels  des  Maxweirschen  Satzes  umformen  in 

K  =  KrPm  +  KrPh  +••••"!"  ^mrPm  +  •   •   •   • 

und  dann  die  Einflusszahlen  S«^,  5»^,  .  .  .  .  S^^,  .  .  .  einem  fär  den  Zu- 
stand Pr=  1  gezeichneten  Verschiebungsplane  (an  dessen  Stelle  häufig 
eine  Biegungslinie  treten  darf)  entnehmen.  E$  verdient  hervorgehoben 
zu  werden,  dose  diese  Regel  auch  für  etatieeh  unbestimmte  Fach" 
werke  gut. 


§  6. 

Das  stattsch  unbestimmte  Faehwerk. 

a.  Berecltnym  iler  statisch  wicht  bestimmbaren  GrBtten  mittels  des  Waxweirschen  Satze«, 

66.  —  Wir  haben  bereits  in  der  Einleitung  gezeigt,  dass  die  Be* 
rechnung  eines  statisch  unbestimmten  Fachwerks  in  die  Lösung  zweier 
Aufgaben  zerfällt.  Erstens  sind  die  Spannkräfte  der  Stäbe  und  die 
Stützenwiderstände  mittels  der  Oleichgewichtsbedingungen  durch  die 
gegebenen  Lasten  P  und  gewisse  statisch  nicht  bestimmbare  Grössen  X 
auszudrücken ;  und  zweitens  sind  die  Grössen  X  mit  Hilfe  von  Glei- 
chungen zu  berechnen,  welche  man  erhält ,  indem  man  die  Formver- 
änderung  des  statisch  bestimmten  Fachwerks,  in  welches  das  unbe- 
stimmte im  Falle  des  Verschwindens  sämmtlicher  Grössen  X  übergeht, 
gewissen  Bedingungen  unterwirft. 

Der  einzuschlagende  Weg  ist  meistens  sehr  leicht  zu  finden,  wie 
die  folgenden  Aufgaben  zeigen  werden,  bei  deren  Lösung  wir  von  den 
in  der  Einleitung  angestellten  allgemeineren  Untersuchungen  zunächst 
nur  den  Maxwell^schen  Satz  zu  Hilfe  nehmen,  während  wir  uns  im 
übrigen  lediglich  auf  die  §§  1 — 3  stützen.    Denn  es  kommt  uns  besonders 


Das  statisch  unbestimmte  Fachwerk. 


141 


darauf  an,  za  zeigen,  dass  die  Berechnung  eines  gegebenen  statisch 
unbestimmten  Fachwerks  für  denjenigen  eine  sehr  leichte  Aufgabe  ist, 
welcher  sich  mit  der  Darstellung  der  Formänderungen  statisch  bestimmter 
Fachwerke  vertraut  gemacht  hat  und  das  von  uns  kurz  als  Maxweirscher 
Satz  bezeichnete  allgemeine  Gesetz  kennt.*)  Später  werden  wir  auch 
die  übrigen  in  der  Einleitung  angegebenen  Verfahren  yerwerthen. 

66.  tTntenmohung  eines  über  Bwei  Oeffiiiuigen  geetreokten 
Balkens  ACJB^  Fig.  128,  welcher  durch  lothrechte  Lasten  P  bean- 
sprucht wird. 

Der  naheliegendste  Bechnungsgang  ist  der  folgende.  Wäre  der 
Widerstand  X  der  Mittelstütze  bekannt,  so  liessen  sich  die  in  A  und 
B  angreifenden  Stützendrücke  und  sämmtliche  Spannkräfte  S  des  aus 
aneinandergereihten  Dreiecken  bestehenden  Fachwerks  angeben. 

Nimmt    man  zunächst 
X=0  an,  so  entsteht  ein                             ^^^S 
einfacher  Balken  AB^  des- 
sen   Stützenwiderstände  A^    -r — r^ fc»  -HPirr —  1x>    ^fe  J**«- 128. 

2P6        ,  „         SPa 

= : —  und  Bn  = , 

sind,  und  dessen  Spannkräfte 
Sq  leicht  gefunden  werden 
können,  beispielsweise  mit- 
tels eines  Cremona'schen 
Kräfteplanes.  Dieser  ein- 
fache Balken  wird  an  der 
Stelle  C  eine  lothrechte 
Durchbiegung  Sq  erfahren, 
deren  Grösse  sich  nach  einem 
der  in  den  §§  1 — 8  gezeigten 
VerfiEthren    ermitteln    lässt. 

(Das  gestrichelte  Polygon  in  Fig.  129  sei  die  Biegungslinie  der  Gur- 
tnng  A  CB).  Denkt  man  jetzt  die  Kräfte  P  beseitigt  und  belastet  den 
einfachen  Balken  AB  nur  mit  einer  in  C  angreifenden,  nach  oben  ge- 
richteten Last  Xj  so  wird  der  Punkt  C  im  lothrechten  Sinne  um  b' X 


Fig.  129. 


Fig.  ISO. 


♦)  Die  Untersuchung  von  Fachwerken,  welche  erst  entworfen  werden  sollen, 
ist  nur  insofern  umständlicher,  als  die  statisch  nicht  bestimmbaren  Grossen 
von  den  zunächst  unbekannten  Stabquerschnitten  abhängen.  Im  allgemeinen 
wird  man  die  Querschnittsgrössen  zuerst  schätzungsweiBe  annehmen,  hierauf 
die  X  imd  S  ermitteln,  die  erforderlichen  Querschnitte  bestimmen  und  im  Falle 
grosserer  Unterschiede  zwischen  den  gerechneten  und  den  geschätzten  Quer- 
schnitten das  ganze  Verfahren  wiederholen.  Vereinfachend  wirkt  hierbei  der 
Umstand,  dass  der  Einfluss  der  Belastung  auf  die  Grössen  X  nur  von  dem  gegen- 
seitigen Verhältniss  der  Querschnitte  abhängt    Vergl.  auch  No.  74. 


142  Erster  Abschnitt.  —  §  5. 

gehoben,  wobei  h'  die  mit  Hilfe  eines  zweiten  Verschiebimgsplanes  za 
bestimmende  lothrechte  Senkung  bedeutet,  welche  C  erfährt,  sobald  der 
einfache  Balken  AB  nur  durch  eine  in  C  angreifende,  lothrechte,  ab- 
wärts gerichtete  Last  Ton  der  OrOsse  1  beanspracht  wird.  Sind  nun 
die  Stützen  des  in  Fig.  128  abgebildeten  Trttgers  ToUkommen  starr,  so 
mnss  die  lothrechte  Verschiebong  von  C  gleich  Null  sein,  urd  es  folgt 
hieraas  die  Bedingung:  Sq  —  h'X=0,  aus  welcher  sich 

ergiebt.  Würde  sich,  bei  nachgebenden  Widerlagern,  Punkt  C  gegen 
die  relativ  festliegend  gedachte  Gerade  AB  in  lothrechter  Bichtung  um 
i„  nach  unten  verschieben,  so  w&re  Xaus  der  Gleichung  \  —  h'X=i^ 
zu  berechnen.  Nach  Bestimmung  von  X  kOnnen  die  Spannkräfte  8  in 
den  Stäben  des  Balkens  ACB  mittels  der  Formel 

S=So—S'X 
gefunden   werden,   unter  S^  die  Spannkraft  für  den  in  Fig.  130  dar- 
gestellten Belastungsfall  X=  —  1  verstanden,  und  ganz  ebenso  erhält 
man  die  Stützen  widerstände :  A  =  Aq — A'X',  B  =  Bq  —  B^X', 

Den  Einfluss  von  Temperaturänderungen  wird  man  stets  gesondert 
bestimmen;  man  wird  also  die  Verschiebung  5^  des  durch  die  Lasten  P 
beanspruchten  Balkens  AB  (Fig.  129)  unter  der  Voraussetzung  ermit- 

teln,   dass  die  Stäbe  die  Längenänderungen  A^^  = -^—-erfahren,  und 

schliesslich  wird  man  mit  Hilfe  eines  dritten  Verschiebungsplänes  diejenige 
lothrechte  Verrückang  5«  feststellen,  welche  der  Punkt  C  des  einfachen 
Balkens  ^^  erfährt,  sobald  sich  die  Stablängen  um  As«  =  et«  ändern. 
Der  entsprechende  Widerstand  der  Mittelstütze  ist  dann: 

A.—  1  ^,  , 

er  erzeugt  im  Träger -4 C^  (Fig.  128)  die  Spannkräfte:  Ä  =  — S'X,. 
Im  Falle  gleichmässiger  Erwärmung  sämmtlicher  Stäbe  ist  5«  =  0,  so- 
bald die  drei  Punkte  A,  B,  C  in  derselben  Wagei*echten  liegen. 

Unsere  Aufgabe  ist  hiermit  gelöst.  Die  Auflösung  leidet  aber 
noch  an  einer  Weitläufigkeit,  die  darin  besteht,  dass  5^  für  jeden  zu 
untersuchenden  Belastungsfall  von  neuem  bestimmt  werden  muss.  Diese 
Schwierigkeit  lässt  sich  nun  durch  Anwendung  des  Maxweirschen  Satzes 
leicht  heben.  Bezeichnet  man  nämlich  mit  h'^  die  dem  Knoten  m  ent- 
sprechende Ordinate  der  in  Fig.  130  für  den  Zustand  X= — 1  ge- 
zeichneten Biegungslinie,  so  darf  man  schliessen:  Eine  in  C  angreifende 
lothrechte  Last  Eins  senkt  den  Punkt  tn  um  5'mi  und  es  wird  daher 
eine  in  tn  angreifende  Last  Eins  den  Punkt  C  ebenfalls  um  h'  senken 


Das  statisch  unbestimmte  Fachwerk. 


143 


und  eine  Last  P^  wird  auf  die  Senkung  \  den  Einfluss  \  =  Pm^'m 
aasüben.     Darana  folgt  aber 

h,=P,h\+P,i\  +  .  .  .  +P^8'^+  .  .  .*) 
und  es  ist  daher  der  ßinflnss  der  Lasten  P  auf  X 

X  =  -^ [P^h\  +  P^i\  +  .  .  .  +  P«8 «  +  ...]  =  |.-  2P«8'«. 

Man  darf  aussprechen: 

Die  fttr  den  Znstand  X=  —  1  gezeichnete  Biegnngslinie  der 
ZOT  Aufnahme  der  Lasten  bestimmten  Gnrtnng  ist  die  Einflusslinie 
für  X.     Der  Multiplikator  dieser  Linie  ist  =  1 1  &'. 

67.  Untersuchung  eines  Faohwerkbogens  mit  K&mpferge- 
lenken  und  ohne  Scheitelgelenk,  Fig.  131.  Der  Träger  sei  durch 
beliebig  gerichtete  Lasten 
P  beansprucht.  Die  an  den 
festen  Auf lagergelenken  Ä 
und  B  angreifenden  Wider- 
stände seien  in  die  zur  Ge- 
raden AB  rechtwinkligen 
Seitenkräfte  A  und  B  und 
die  in  die  Gerade  A  B  fal- 
lenden Seitenkräfte  C  und 
X  zerlegt. 

Wird  X=0  ange- 
nommen, wird  also  das  feste 
Auf  lagergelenk  durch  ein 
in  der  Richtung  AB  be- 
wegliches Lager  ersetzt,  so 
geht  das  Fachwerk  in  ein 
statisch  bestimmtes  über 
(Fig.  132).  Die  Auflager- 
kräfte  Aq^  Bq,  Cq  und  die 
Spannkräfte  Sq  lassen  sich 
für  diesen  Zustand  leicht 
angeben. 

Um  X  zu  ermitteln, 
wird  das  erhaltene  statisch 
bestimmte  Fachwerk  mit 
einer  Kraft  X= —  1  belastet  (Fig.  183),  welche  die  Spannkräfte  S'  und 

Aenderungen   (As)  =  — —  der  Stablängen  herrorraft;    dann  wird  für 

diese  Angriffsweise  ein  Yerschiebungsplan  gezeichnet. 
*)  Yergl.  auch  Seite  188. 


m/ 


Flg.  131— ISS. 


144  Bnter  Abschnitt.  —  §  5. 

Dieser  Plan  mOge  für  den  Punkt  B  die  za  AB  parallele  Ver- 
schiebung B''B'  =  h'  liefern  und  ftlr  irgend  einen  Knotenpunkt  tn  die 
Verschiebung  tn'tn.  Bezeichnet  hj  die  Projektion  der  Strecke  m'm 
auf  die  Richtung  von  P«,  so  folgt: 

Eine  in  B  und  im  Sinne  AB  angreifende  Kraft  1  verschiebt  den 
Punkt  m  im  Sinne  von  P«,  um  h'„,  und  es  wird  deshalb  eine  in  m 
angreifende  Last  P„=l  eine  Verlängerung  der  Stützweite  AB^=l 
um  5'm  yerursachen  und  eine  Last  P«  eine  Verlängerung  um  P^S'«». 
Da  nun  eine  von  B  nach  A  gerichtete  Kraft  X  eine  Verkürzung  von 
AB  um  Xh'  herbeiführt,  so  beträgt  die  Aenderung  tou  l  im  ganzen: 

Hieraus  folgt  aber  für  das  Bogenfechwerk  in  Fig.  131  für  den  Fall 
unbeweglicher  Widerlager  (d.  h.  für  A2  =  0): 

JC=— j, 

Geben  die  Widerlager  nach  und  yerschiebt  sich  hierbei  B  gegen  A 
um  i^9  so  ändert  sich  Xum  einen  Werth  AX,  der  durch  die  Gleichung 

6^  =  — AX8' 

gegeben  ist.  Den  Einfluss  Xt  einer  Temperaturänderung  findet  man, 
indem  man  die  Aenderungen  li8t  =  sta  der  Stablängen  berechnet,  die 
hierdurch  bedingte  Vergrösserung  S«  der  Strecke  AB  mit  Hilfe  eines 
Verschiebungsplanes  bestimmt  und  die  Bedingung  0  =  5«  —  Xth'  auf- 
stellt.    Es  ergiebt  sich: 

AX  =  —  1  -^und  Xt^=l  -j^r- 

Bei  gleichmässiger  Erwärmung  ist  ht  =  &tL 

Sobald  X  bekannt  ist,  können  sämmtliche  Spannkräfte  S  des  Bogen- 
fachwerks  mittels  der  Formel 

S=So  —  S'X 

berechnet  werden.  Für  die  Stützenwiderstände  erhält  man:  A  =  Aq, 
B  =  Pq,  C  =  Cq  -\-  X. 

68.  Der  Binder  eines  Freidaohes  (Fig.  184)  sei  bei  B  und  C 

mittels  fester  Auflagergelenke  und  ausserdem  noch  durch  eine  Stange 
AD  gestutzt,  welche  bei  D  gelenkartig  mit  dem  Widerlager  Ter- 
bunden  ist. 

Der  Träger  wird  statisch  bestimmt,  sobald  der  Stab  AD  (dessen 
Spannkraft  =  X  sei)  weggenommen  wird.  Für  diesen  Zustand  X=  0 
werden  die  Spannkräfte  Sq  ermittelt  und  hierauf  wird  der  Verschiebungs- 
plan für  den  in  Fig.  136   dargestellten   Zustand  X= — 1,   dem  die 


Das  statisch  unbestimmte  Fachwerk. 


145 


Spannkrftfte  8'  entsprechen  mOgen,  aufgezeichnet.  *)  Die  Verschiebnng 
iron  A  sei  dargestellt  durch  den  Polstrahl  0A\  diejenige  von  m  durch 
Om,  Die  Projektion  von  OA'  auf  die  Richtung  von  AD  sei  5'  (positiv 
im  Sinne  der  in  Fig.  186  angenommenen 
Kraft  1),  diejenige  von  Om  auf  P^  sei 
S^M  (positiv  im  Sinne  von  P«,)-  Dann  kann 
wie  in  der  Torigen  Aufgabe  mittels  des 
Maxweirschen  Satzes  die  Beziehung  ge- 
funden werden: 

yro  l  die  L&nge  des  Stabes  AD  bedeutet« 
Besitzt  dieser  Stab  den  Querschnitt  F^^ 
und  die  £lasticitätsziffer  E^,  so  ist  seine 
durch  die  Spannkraft  X  hervorgebrachte 
Längen&nderung : 


XI 
M  = , 


und   man    erhält    schliesslich   für  X  den 
Werth: 

2P.8'. 


X  = 


»'  +  -.. 


/ 


E,F, 

Wird  noch  der  £influ8s  einer  Aende- 
rung  der  Temperatur  gesucht»  so  be- 
stimmt man  mit  Hilfe  eines  zweiten  Ver- 
schiebungsplanes  die  von  den  Aenderungen 
^8  =  tt8  herrührende  gegenseitige  Ver- 
schiebung hf  des  Punktepaares  Ay  D  und  stellt  die  Bedingung  auf: 

M  =  i,  —  X,i\ 

in  welche  für  A/  jetzt  der  Werth: 

^      e~f"^^^^^ 

einzusetzen  ist,   unter  e^  und  t^  die  Ausdehnungsziffer  und  die  Tem« 
peraturänderung  des  Stabes  AD  verstanden.     Man  findet: 

6( 6j  ti  l 


x  = 


5'  + 


/ 


El  Fl 


*)  BeispielsweiBe  nach  dem  in  No.  32  angegebenen  Verfahren. 

Mftller-BresUn,  Oraphiaohe  SUtik.    II.  1.  tO 


146  Erster  Absohnitt  —  §  5. 

69.  Untersuchung  des  in  Fig.  137  dargestellten  Daohstuhls 
einer  dreisohiffigen  HaUe.  Bei  A  ist  ein  festes,  bei  B  ein  auf  wage- 
rechter  Bahn  bewegliches  Auf  lagergelenk  angeordnet.  CD  und  ^Fsind 
S&nlen  mit  Eopf-  und  Fassgelenken  (sogenannte  Pendelsäulen  oder 
Schwingstützen).  Die  lothrecht  wirkenden  Widerstände  X«  nnd  X»  der 
S&ulen  sollen  als  die  statisch  nicht  bestimmbaren  Grössen  eingefQhrt 
werden;  ihre  Angriffspunkte  erhalten  die  Ordnungsbuchstaben  a  und  h*) 

Den  Znstand  X«  =  0,  X»  =  0  (den  wir  kurz  den  Zustand  X  =  0 
nennen  wollen)  zeigt  Fig.  138;  die  Zustände  X«  =  —  1  und  X^=: —  l 
sind  in  den  Figuren  139  nnd  140  dargestellt  worden.  In  allen  drei 
Fällen  handelt  es  sich  um  die  Untersuchung  eines  einfachen  Fachwerk* 
balkens  ÄB\  die  Stützenwiderstände  und  die  Spannkräfte  {S^^  5«,  S^ 
lassen  sich  also  leicht  ermitteln.  Ist  dies  geschehen,  so  werden  die  von 
den  Spannkräften  S^  und  S^  sowie  von  Temperaturänderungen  t  henror- 
gerufenen  Längenändemngen 

Ad«  = .  Aä*  = ,  li8*  =  tts 

•        EF  EF 

berechnet  nnd  die  durch  diese  A«  verursachten  Verschiebungen  der  Kno- 
tenpunkte ermittelt. 

Der  erste  dieser  Pläne  liefert: 
8^,=  Verschiebung  von  m  im  Sinne  von  P«**)  in  Folge  X«  =  —  1 
o.a  ==  „  „    a    ,,       ,,        ,,  -Xa=      ly)  „     X.  =  — 1 

0»a  =  n  II      ^      »»         i>  »I    X>^         1         „       A«  =  1. 

Der  zweite  Plan  liefert: 
8^5  =  Verschiebung  von  m  im  Sinne  von  P^       in  Folge  X*  =  —  1 
ö«i  =  })  u    ö    I»       t»        »»    Xa=      1     „     Xj  =  —  1 

Ow  ==  u  »»     ^     ♦>       »»         »>    X5==-       1      „     Xft  =  — 1; 

der  dritte  Plan  endlich: 
h^t  =  Verschiebung  von  m  im  Sinne  von  P«,  in  Folge  der  t 

öfl«  n  »>       ^      >>  ♦»  if    -^a 1       >j  » 

öfr«  =  ff  f,        V      .,  ,,  „     -X>=         1       „  t 

(Nach  dem  Maxweirschen  Satze  muss  sich  h^h  =  Km  herausstellen,  eine 
Bedingung,  die  zur  Prüfung  der  Zuverlässigkeit  der  Zeichnung  benutzt 
werden  kann). 


*)  Wir  wählen  jetzt  dieselben  Bezeichnungen  wie  in  der  Einleitung. 
**)  Abgekürzte  Ausdnicksweise  an  Stelle  von:  0««  =  Projektion  der  Ver- 
schiebung von  m  auf  die  Richtung  von  P«,  positiv  im  Sinne  von  P»,.  Zu  be- 
achten ist,  dass  der  zweite  Buchstabe  des  an  S  gesetzten  Doppeizeigers  stets 
auf  die  Ursache  der  Verschiebung  hinweisen  soll  und  mit  dem  Zeiger  der  Be- 
lastung X  übereinstimmt. 

t)  Diese  Verschiebung  wird  also  positiv  gezählt  im  Sinne  der  in  a  (Fig.  139) 
angenommenen  Last  1. 


Das  statiscli  unbestiinmte  Fachwerk. 


147 


Die  GleichuDgen  zur  Berechnung  der  X  ergeben  Bich  nnn  wie  folgt. 

Die  auf  das  Fach  werk  AB  wirkenden  Belastungen  P«,i  X^^  Xf,  werden 
im  Verein  mit  Temperaturänderungen  t  und  etwaigen  anderen  Ursachen 
(z.  6.  Bewegungen  der  Widerlager  A  und  B)  die  Punkte  a  und  h  im 
Sinne  JT.  =  —  1  und  X*  =  —  1  um  Strecken  8.  und  8*  verschieben, 
welche  geradlinige  Funktionen  der  P,  X«,  JT»,  t  sind*)  und  sich  auf  die 
Form  bringen  lassen: 

8.  =  2P«,80«»  —  -X.8,.  —  Xi,\^  +  8«,  +  8«^, 

8»  =  SP«8fr^  —  X«8ft«  —  Xi,\i,  +  '*«  +  ^»t»» 

wobei  die  Grössen  8«»  und  8»«  den  Einfluss  jener  ,, anderen  Ursachen^ 

zum  Ausdruck  bringen.     Die  Koefficienten  der  X  sind,  bereits  vorhin 

erklärt  worden  (8.^  ist  z.  B.  der  Werth,  den  8«  annimmt,   wenn  nur 


Fig.  187  n.  las. 


Flg.  1S9  n.  140. 


die  Ursache  X«  =  —  1  wirkt)  und  ganz  ebenso  lassen  sich  die  8««,  und 
8».  deuten,  welche  bezw.  den  Einfluss  von  P»=  1  auf  8«  und  8^  darstellen. 
Nun  ist  aber  nach  dem  Maxweirscben  Satze  die  Verschiebung  8««, 
welche  a  im  Sinne  Xa= —  1  und  in  Folge  der  Last  Pm=  1-  erfahrt,  ebenso 
gross  wie  die  Verschiebung  8|„«vonm  im  Sinne  von  P«.»  hervorgerufen 
durch  X«= — 1,  und  in  gleicher  Weise  ergiebt  sich  8»m  =  8m»,  so  dass 
obige  Gleichungen  übergehen  in 

8a  =  2P,.8Ma X.8aa XjS.j  +  ^mi  +  ^au> 

8»  =  2P«,8«,»  —  X«8j.  —  X*8»ft  +  8»,  +  8»^. 

*)  Diese  Eigenschaft  ist  in  der  EinleitoDg  erörtert  worden;  sie  folgt  aber 
auch  ohne  weiteres  aus  den  Untersuchungen  in  den  §§  1 — 3;  denn  zwischen 
den  auf  feste  Richtungen  projicirten  Verschiebungen  ^  und  As  bestehen  nur 
Beziehungen  ersten  Grades,  ebenso  zwischen  den  As  und  den  Lasten. 

10* 


148  Erster  Abschnitt  —  §  5. 

Die  auf  der  rechten  Seite  stehenden  5  sind  mit  Ausnahme  der  5«^ 
und  5»^  durch  die  Torhin  angeführten  drei  VerschiebungsplSne  bereits 
bestimmt;  für  S«  und  \  sind  die  lothrechten  Verschiebungen  der  Stütz- 
punkte a  und  b  einzuführen. 

Setzen  wir  bei  A  und  B  starre  Widerlager  voraus,  nehmen  wir 
femer  an,  dass  weitere  Ursachen,  welche  „Stürungsglieder*'  S.«,  h^^ 
erzeugen,  nicht  vorhanden  sind,  so  ist  K^  =  0,  5(^  =  0.  Vernach- 
lässigen wir  noch  die  Zusammendrückung  der  Grundpfeiler  der  Säulen 
und  des  Bangrundes,  so  ist  S«  gleich  der  Verkürzung  der  durch  X^  auf 
Druck  beanspruchten  Säule  CD^  vermindert  um  die  Verlängerung,  welche 
diese  Säule  in  Folge  der  Temperaturerhöhung  erfährt.*) 

Es  ergiebt  sich: 

worin  ^«,  F^,  t^,  e«}  K  bezieh,  die  Elasticitätsziffer,  den  Querschnitt,  die 
Temperaturerhöhung,  die  Ausdehnungsziffer  für  t=  1^  und  die  L^nge 
der  Säule  CD  bedeuten:  und  ebenso  folgt: 

^*  ~  ~ä^~c^ eft/jÄj, 

Jetzt  können  die  Grössen  X«,  X»  aus  den  beiden  für  5«  und  6^ 
abgeleiteten  Gleichungen  berechnet  und  hierauf  die  Spannkräfte: 

S  =  Sq  —  SftX^  —  OftX^. 
bestimmt  werden. 

60«  Uebungsaufgaben.  Der  im  vorstehenden  Beispiele  einge- 
schlagene Weg  führt  bei  jedem  statisch  unbestimmten  Fachwerker 
welches  sich  durch  Beseitigung  von  überzähligen  Stäben  und  Auflager- 
bedingungen in  ein  statisch  bestimmtes  verwandeln  lässt,  zum  Ziele. 
Treten  mehrere  statisch  nicht  bestimmbare  Grössen  X«,  X»,  X,,  .  .  .  auf» 
so  erhält  man: 


*)  Es  ist  streng  darauf  zu  achten,  dass  bei  der  Untersuchung  des  Ein« 
flusses  der  Bewegungen  der  Stützen  auf  die  Glieder  $«»  und  ^^w  nur  die  Wi- 
derlager des  statisch  bestimmten  Trägers  (hier  der  einfache  Balken  AB)  m 
Betracht  kommen;  die  X«  und  Xb  sind  gewissermassen  Lasten,  welche  ausser 
den  P  auf  diesen  statisch  bestimmten  Träger  wirken.  Die  Bewegungen  der 
überzähligen  Stützenpunkte  {C  und  E)  werden  bei  Aufstellung  der  Bedingungen 
berücksichtigt,  denen  die  Verschiebungen  S«  und  d»  schliesslich  unterworfen  wer- 
den. Als  weitere  Ursachen  von  Störungsgliedem  $««  und  d»v  kommen  in  Wirk- 
lichkeit nur  noch  künstliche  Anspannungen  und  unrichtige  Ablängungen  von 
Stäben  in  Betracht;  diese  lassen  sich  aber  nach  Seite  86  bei  Wahl  der  Tem- 
peraturen t  berücksichtigen.  In  der  Regel  werden  die  Glieder  da»  und  ^^w  ge- 
strichen, da  sie  sich  schwierig  schätzen  lassen.  Vei^l.  auch  Seite  22  den 
letzten  Absatz. 


Das  statisch  unbestimmte  Fachwerk. 


149 


8.= 


ma 


I'- 


2P,8, 

2P.8,» 

SP-S 


mc 


-XfcSaj  —  X^5.^ — . . . .  +  8.,  -{■  8 

^k^bb  ^e\c  •  •  •  •  +  S»,  +  5* 

^bKb ^cK» .  .  .  .  +  8c«  +  8, 


aw 


ew 


Die  als  Coefficienten  der  P  und  X  auftretenden  8  sind  bestimmt, 
sobald  die  den  Belastnngsznständen  X«  =  —  1,  X»= — 1,  X^,= — 1... 
entsprechenden  Verschiebungen  der  Knotenpunkte  ermittelt  worden  sind. 


Fig.  141. 


Fig.  142. 


Fig   143. 


Fig.  144 


^!^^^ 


y^^. 


Fig.  145. 


Die  8«^,  8«^,  8«^  .  .  .  werden  in  der  Regel  =  0  gesetzt.  Will  man 
sie  berücksichtigen,  so  beachte  man,  dass  (nach  Seite  35)  8««  =  —  X«, 
\^  =  —  X^  .  .  .  ist,  wobei  X«  die  virtuelle  Arbeit  der  Stützenwider- 
stftnde  des  statisch  bestimmten  Hauptnetzes  für  den  Belastungszustand 
-X^  =  —  1  ist,  L»  für  den  Zustand  -Xi  =  —  1,  u.  s.  w.  Die  8«,  8», 
8« .  .  .  werden  schliesslich  gewissen  Bedingungen  unterworfen  und  hierauf 
werden  die  Gleichungen  (I)  aufgelöst.  Btm  Leser  wird  empföhlen,  an 
dieeer  Stelle  das  in  der  Einleitung  vorgeführte  Beispiel  noch  einmal  an  der 


160 


Erster  Abscbnitt  - 


Band  des  MaxweU'echtn  Satzei  durehsugehen  und  dann  die  in  den  Fi- 
guren 141  Ms  145  abgel^ldeten  Faehwerke  in  derselben  Weise  xv  behandeln. 
Welche  QrOesen  ah  stKÜsoh  nicht  bwtimmbar  einznftthren  siod,  ist  ia 
den  Fignren  angegeben  woiden.  Feste  Anfla^rgelenke  Bind  mit  (ft) 
bezeichnet. 

ei.  Usber  dl«  Wahl  der  OrOssen  X  In  der  Regel  wird  es 
nicht  schwer  &llen,  diejenigen  Spannkrifle  und  Stfltzen  widerst  finde 
eine«  statisch  an  bestimmten  Fachwerks  heraoEznfiDden ,  welche  zweck- 
mässig m  den  mit  Hilfe  Ton  Eluticitatsglelchnngen  zn  bestimmenden 
QrOesen  X  gewihlt  werden.  Vor  allem  wird  man  danach  streben,  dass 
das  statisch  bestimmte  Fachwerk,  welches  dni'ch  Beseitigung  der  als 
überzählig  bezeichneten  Stäbe  und  Änflagerbedingnogen  gewonnen  wird, 
möglichst  einbch  ist.  So  leuchtet  z.  B.  obnes  weiteres  ein,  dass  die  in 
No.  57  darchgefahrte  Verwandlung  des  Bogene  mit  zwei  festen  Ge- 
lenken in  ein  Facbwerk  mit  einem  festen  nnd  einem  beweglichen  Ge- 
lenke zweckmässiger  ist  als  die  Vernandlnng  in  einen  Bogentrtlger  mit 
drei  Gelenken,  za  welcher  man  dnrch  Wegnahme  eines  Qnrtsiabes  ge- 
langt wBre;  denn  die  Darstellnng  der  Formäcdemng  ist  fUr  diesen 
Bogentiltger  etwas  umständlicher  ala  flir  das  Fachwerk  in  Fig.  132. 


Sodann  ist  hervorzuheben,  dass  nicht  jeder  Stab  und  jede  Anf- 
lagerbedingnng  eines  statisch  unbestimmten  Facbwerks  als  flberzEhlig 
bezeichnet  werden  dflrfen.  Wollte  man  z.  B.  bei  dem  in  Fig.  146  ab- 
gebildeten sichelförmigen  Bogentrfiger,  dessen  Gnrtftäbe  EO  und  JF 
sich  in  einem  Punkte  C  der  Geraden  AB  schneiden,  die  Spannkraft 
de«  SchrBgstabeB  EF  zur  GrSsse  X  wOhlen,  so  wUrde  man  mit  X=  0 
einen  Bogentrftger  mit  einem  Gelenkviereck  erhalten,  der  zwar  im 
allgemeinen  steif,  im  Torliegenden  Sonderfalle  aber  yon  unendlich 
kleiner  Beweglichkeit  wKre,  da  die  drei  Punkte  A,  C,  B  ia  dieselbe 
Gerade  fallen.  Dass  EF  ein  nothwendiger  Stab  ist,  mithin  nicht 
entfernt  werden  darf,  erkennt  man  auch,  wenn  man  die  Spann- 
kraft D  des  Stabes  EF  mittels  des  Bitter'soben  VerßUirens  berechnet. 


Das  statiBch  unbestimmte  Fachwerk. 


161 


d.    h«    die    Summe    der    anf   den    Drehpunkt  C   bezogenen    Momente- 

der  am  Trägertheile  links  vom  Schnitte  it  angreifenden   Kräfte  =  0 

setzt.     In   cUeser  Qleichnng   kommen  ausser  D  nur    noch  die  Lasten 

Pi,  P|  und  der  Stützen  widerstand  Ä  vor,  und  für  den  letzteren  findet 

SP6 
man  aus  der  Momentengleichung  für  den  Punkt  B  den  Werth  A  =  — = — , 

so  dass  für  D  ein  nur  von  den  Kr&ften  P  abhängiger  Ausdruck  er- 
balten wird,  der  nur  bei  ganz  bestimmter  Lastvertheilung  verschwindet. 

Ein  besonders  lehrreiches  Beispiel  bietet  der  Träger  in  Figur  147*),. 
welcher  drei  feste  Auflagergelenke  A,  P,  C  und  zwei  Mittelgelenke  2> 
und  E  besitzt  und  einfach  statisch  unbestimmt  ist.  Er  sei  so  geformt^ 
dass  sich  die  Geraden  AD  und  CE  in  einem  Punkte  F  der  Senkrechten 
durch  B  schneiden. 

Sind  die  Scheiben  I  und  II  ^ 

unbelastet  I  so  gehen  die  Wider- 
stände der  Stützen  A  und  C  be- 
ziehungsweise durch  die  Gelenke 
D  und  E.  Zerlegt  man  nun  den 
Widerstand  der  Mittelsttttze  in 
die  senkrechte  SeitenkrafI;  B  und 
in  die  wagerechte  H^  und  be- 
lastet die  Scheibe  III    mit  einer 

Kraft  P,  80  erhält  man  (mit  den  in  die  Figur  eingetragenen  Hebel- 
armen h  und  r)  die  Gleichgewichtsbedingung 

und  erkennt,  dass  H  im  allgemeinen  nicht  =  0  gesetzt  werden  darf; 
und  in  der  That  führt  die  Beseitigung  der  wagerechten  Stützung  des 
Punktes  B  zu  einem  Fachwerke,  welches  zwar  die  erforderliche  Anzahl 
Ton  Stäben  und  Auflagerbedingungen  besitzt,  trotzdem  aber  verschieb- 
lich ist,  wie  am  sichersten  und  einfachsten  mit  Hilfe  der  im  Band  I  Ab- 
schnitt XIII  eingeführten  Figur  F^  nachgewiesen  werden  kann.  Zu  diesem 
Zwecke  ersetzen  wir  zunächst  die  steifen  Scheiben  I,  11  und  III,  deren 
Gestalt  für  die  anzustellende  Untersuchung  gleichgiltig  ist,  durch  ein- 
facher geformte.  Dämlich  I  und  II  durch  je  einen  Stab  und  III  durch 
ein  Dreieck  (Fig.  148);  sodann  verbinden  wir  jedes  feste  Auflagergelenk 
durch  zwei  Stäbe  und  das  bewegliche  Auflagergelenk  durch  einen  in  die 
Richtung  des  Stützenwiderstandes  B  fallenden  Stab  mit  dem  die  6e- 
sammtheit  der  Widerlager  vorstellenden  Dreiecke  HJK  und  erbalten 
auf  diese  Weise  ein  sehr  leicht  zu  übersehendes  Fachwerk.     Dass  sich 


Fig  147. 


*)  Yerg^  auch  Fig.  148,  Seite  149. 


162 


Erster  Abschnitt  —  §  5. 


/     V   !   /    \ 


nun  für  dieses  Stabgebilde  eine  Figur  (F')  zeichnen  Iftsst,  welche  der 
Fachwerksfigor  {JP)  unähnlich  ist,  lehrt  ein  Blick  auf  die  Abbildung 
148'*');  und  damit  ist  bewiesen,  dass  jenes  Fach  werk  beweglich  ist. 
Die  Beweglichkeit  ist  allerdings  —  starre  St&be  vorausgesetzt  —  eine 
unendlich  kleine,  der  Träger  ist  aber  in  Folge  dessen  unbrauohbar. 

Es  möge  schliesslich  noch  darauf 
>t^  hingewiesen    werden,    dass    im  allge- 

meinen ein  statisch  unbestimmtes  Fach- 
werk  mit  Hilfe  der  Figur  jP'  auf  Be- 
weglichkeit untersucht  wei*den  muss, 
noch  ehe  auf  die  Frage,  welche  GW^- 
sen  mit  X  zu  bezeichnen  sind,  ein- 
gegangen wird;  denn  es  kann  vor- 
kommen, dass  die  Beweglichkeit  nicht 
Fig.  148.  erst  durch  Beseitigung  von  Stäben  oder 

Auflagerkräften  herbeigeffihrt  wird, 
sondern  schon  vorher  besteht.  Beispiele  hierfür  bieten  die  Figuren  149 
und  150.  Erstere  stellt  ein  ebenes  Stabgebilde  von  endlicher  Beweg- 
lichkeit vor,  was  leicht  zu  erkennen  ist,  weil  das  Gebilde  aus  der  Form 
a  in  die  Form  h  gebracht  werden  kann,  und  letztere  zeigt  ein  ebenes 


urj 


*M 


Fig.  149. 


Flg.  16a 


Fach  werk,  welches  selbst  dann  von 

unendlich    kleiner    Beweglichkeit 

sein  würde,  wenn  sämmtHche  Stäbe 

starr    wären;    denn    die    Scheibe 

\ — 2  —  8 — 4  kann  sich  so  lange  um  den  Punkt  C,  in  welchem  die 

Achsen  der  an  der  Scheibe  angreifenden  Stäbe  zusammentreffen,  drehen, 

bis  jene  Achsen  nicht  mehr  durch  einen  Punkt  gehen,  was  nach  einer 

unendlich  kleinen  Drehung  der  Scheibe  der  Fall  sein  wird.     Bezüglich 


*)  Die  Punkte  Ä^  C\  H\  J*,  JT  wurden  beziehw.  mit  A,  Cy  JT,  J",  K  zu- 
sammenfallend angenommen. 


Das  statisch  unbestiinmte  Fachwerk.  153 

der  Stabgebilde  von  unendlich  kleiner  Beweglichkeit  verweisen  wir 
noch  auf  die  in  der  Einleitung,  Seite  87,  angestellten  Betrachtungen. 
Dort  wurde  gezeigt,  dass  bei  solchen  Fachwerken  die  Vernachlässigung 
der  Längenftnderungen  der  Stäbe  nicht  erlaubt  ist,  auch  henrorgehoben, 
dass  derartige  Stabwerke  als  Träger  ungeeignet  sind. 


b.  Vereinfachung  der  mittels  des  ilaxweil'tchen  Satiei  abgeleiteten 

Elasticitittgieichungen. 

02.  Allgemeines.  Die  Elastidtätsbedingungen  I  auf  Seite  149 
(b.  auch  Seite  85,  Qleich.  85)  lassen  sich  stets  so  umformen,  dass  in 
jeder  Bedingung  nur  eine  unbekannte  X  vorkommt,  welche  dann  ohne 
weiteres  aus  dieser  Qleichung  berechnet  werden  kann.  Um  dies  zu  er- 
reichen, muss  man  die  statisch  nicht  bestimmbaren  Ghrössen  so  wählen, 
dass  alle  diejenigen  Coefficienten  h  der  X  verschwinden,  welche  einen 
aus  zwei  verschiedenen  Buchstaben  gebildeten  Zeiger  haben,  nämlich: 
8,ft  =  8».,  8.^  =  8^.,  8»,  =  8,»,  u.  s.  f. 

Es  ergeben  sich  dann  die  einfachen  Beziehungen: 

Sa  =  2  Fjb^^  —  XJha^  -f-  8a#  +  \w 
\  =  SP^8^»  —  -^ftS^ft  +  ^ht  +  \w 


(11) 


Diese  Umformung  bezweckt  nicht  allein  die  Umgehung  der  an  und 
für  sich  einfachen  Aufgabe,  Gleichungen  mit  mehreren  unbekannten  auf- 
zulösen, sondern  auch  die  Vermeidung  grosserer  Fehler,  die  bei  An- 
wendung der  Bedingungen  (I)  meistens  unausbleiblich  sind,  sobald  die 
Verschiebungen  8  auf  zekknerischem  Wege  ermittelt  werden.  Liegt 
beispielsweise  ein  zweifach  statisch  unbestimmtes  Fachwerk  vor,  fUr 
welches  der  Einfluss  einer  Einzellast  Pm  auf  die  Grössen  X^  und  X^  an- 
gegeben werden  soll,  so  hat  man  (wenn  8.  =  0  und  8^  =  0  sind): 

0  =  Pt^imu, ^mKa ^hKb 

0  =  Pm^mh ^\a ^h^hb 

und  hieraus: 

^a    S^«S»ft S^»Sa»  X»    8^»Sa» S«„a8fta 

Man  erhält  also,  falls  die  Glieder,  aus  denen  die  vorstehenden  Brüche 
bestehen,  positiv  sind,  die  X:P  als  Verhältnisse  von  unterschieden 
und  kann  schon  bei  geringen  Zeichenfehlem  zu  ganz  unrichtigen  Er- 
gebnissen gelangen.  Wurden  z.  B.  für  Zähler  und  Nenner  von  X^  :  P»» 
die  Werthe   151,87  —  149,12  =  2,75   und   223,81  —  220,58  =  8,23 


164  Erster  Abschnitt  —  §  5. 

anstatt  der  genaueren:   151,58  — 149,34  =  2,24  nnd  224,67  —  220,68 
=  3,99  erhalten,  so  findet  man 

A  =  ^'-  =  0,85  statt  A  =  -  "^'-t  =  0.56, 
P^         3,23  '  P^         3,99  •     ' 

bekommt  also  trotz  den  geringen  Fehlern  in  den  einzelnen  Zahlen  einen 
um  52%  zu  grossen  Werth  X^iP^, 

Nach  den  Erfahrungen  des  Verfassers  empfiehlt  sich  die  Anwendung 
der  Gleichungen  (I)  bei  mehrfach  statisch  unbestimmten  Fach  werken  nur 
dann,  wenn  die  Verschiebungen  5  durch  Rechnung  ermittelt  werden 
und  zwar  auf  mehrere  Decimalstellen,  die  erst  nach  Bestimmung  der 
X  zum  Theil  abzuwerfen  sind.  Meistens  kommen  nur  parallele  Lasten 
in  Betracht,  in  welchem  Falle  nur  die  Berechnung  von  Biegungslinien 
nach  dem  in  No.  49  gelehrten  Verfahren  verlangt  wird. 

Entscheidet  man  sich  aber  für  die  Anwendung  von  Versohiebungs* 
planen,  so  forme  man  die  Gleichungen  (I)  auf  die  im  folgenden  ge- 
lehrte Weise  in  II  um.  Dabei  wird  sich  zeigen,  dass  diese  Umwand- 
lung bei  Fachwerken  Von  niedrigerem  Grade  statischer  Unbestimmtheit 
(und  diese  kommen  ja  fiftst  allein  Tor)  sehr  einfach  ist.  Je  grOseer  die 
Anzahl  der  X,  desto  umständlicher  wird  es,  die  Gleichungen  (II)  her- 
beizuführen. 

Vorausgeschickt  werde  noch,  dass  in  den  nachstehenden  Unter- 
suchungen die  X  entweder  Einzelkrfifte  oder  Momente  von  an  starrea 
Scheiben  angreifenden  Erfiftepaaren  bedeuten.  Im  ersten  Falle  bezeichnet 
das  zugehörige  h  eine  Verschiebung,  im  zweiten  einen  (im  Bogenmaass 
ausgedrückten)  Drefaungswinkel.  Ist  also  z.  B.  X^  eine  im  Punkte  a  «Dr 
greifende  Einzelkraft,  so  bedeutet  5«  die  Projektion  der  Verschiebung^ 
von  a  auf  die  Richtung  X^,  Stellt  JT.  das  Moment  eines  an  einer 
stan'en  Scheibe  [d]  angreifenden  Erftftepaares  vor,  so  giebt  &«  den 
Winkel  an,  um  den  sich  die  Scheibe  [a]  dreht.  Die  5«,  S»,  .  .  •  werden 
in  entgegengesetztem  Sinne  positiv  gezählt  wie  die  zugehörigen  Grössen  X» 
Bezüglich  der  übrigen  Bezeichnungen  verweisen  wir  auf  Seite  35  (vgl. 
auch  No.  59).  Greifen  zwei  Einzelkräfte  X^  X,  an  demselben  Punkte 
an,  so  wählen  wir  für  diesen  den  Buchstaben  r  oder  9,  je  nachdem 
wir  den  Punkt  als  den  Angriffspunkt  von  Xr  oder  von  X«  besonders 
ins  Auge  fassen. 

Schliesslich  machen  wir  darauf  aufmerksam,  dass  in  den  folgenden 
Beispielen  bei  unverschieblichen  Widerlagern  mit  den  Grössen  h^^^  5»^, . . » 
auch  stets  die  S«,  5»,  .  .  .  verschwinden,  so  dass  sich  für  den  Einfiusa 
der  Lasten  P  auf  die  Grössen  X  die  Formeln  ergeben: 

(in)  x„  =  ^^^;   x»=^^-*-» 


Km  S| 


.     .     .     • 


Das  statisch  unbestimmte  Fachwerk. 


156 


nnd  für  den  Einflass  von  Temperaturänderangen  die  Ausdrücke: 
(IV)  X.=  l-|^;  X..=  l    ^*' 


•    •    •    • 


Flg.  151. 


68.  Bas  Bweifach  Btatifloh  unbestiminte  Fachwerk.  Als  statisch 
nicht  bestimmbare  Grössen  lassen  sieb  hier  stets  zwei  in  einem  und 
demselben  Punkte  angreifende  Einzelkräfte  X«  und  X«  einführen.  Die 
Gleichungen  II  gelten,  sobald  5^«  =  S««  =  0  ist.  Um  dies  zu  er* 
reichen,  nehme  man  die  Richtung  von  X«  willktLrlich  an,  bestimme  die 
Verschiebung  a<ii,  welche  a  in  Folge  des  Be- 
lastungszustandes Xa= —  1  erleidet  und  nehme 
X»  rechtwinklig  zu  aa^  an.  Dann  wird  S»«  =  0, 
denn  es  bedeutet  ita  ^lo  Verschiebung,  welche 
b  in  der  Richtung  X»  erföhrt,  wenn  nur  die 
Ursache  X^= — 1  wirkt.  Trägt  man  nun  den 
Verschiebungsplan  tür  den  Zustand  Xi,= — 1 
auf,  so  muss  sich  bei  sorgfältiger  Zeichnung 
für  den  Punkt  h  eine  zu  X«  rechtwinklige 
Verschiebung  hb^  ergeben,  denn  sobald  5»«  =  0 
ist,  muss  auch  5«ft=0  sein,  weil  86.= S^j  ist. 

1.  Beispiel, 
Der  in  Fig.  152  dar- 
gestellte, über  zwei 
Oeffnungen  gespannte 
Bogenträger,  welcher 
bei  A  und  C  feste,  bei 
B  ein  bewegliches  Auf- 
lagergelenk besitzt,  ist 
zweifach  statisch  unbe-  j^-- 
stimmt.  Als  Grössen  X 
sollen  die  nach  festen 
Richtungen  wirkenden 
Seitenkräfte  XaUndXb 
des  in  A  angreifenden 
Stützen  Widerstandes 
eingeführt  werden.  Im 
FalleX«=Ou.X»— 0 
geht    der    Träger    in 

einen  statisch  bestimmten  Balken  mit  den  Stützen  B  und  C  und  einem 
auskragenden  Arme  BA  über.  Für  diesen  Balken  wird  nach  willkür- 
licher Wahl  der  Richtung  von  X.  der  dem  Zustande  X.  =  — 1  ent- 
sprechende Verschiebungsplan  gezeichnet,  welcher  für  a  die  Verschiebung 
aa^  und  für  irgend   einen   Knoten  m  die  Verschiebung  tniUi  ergeben 


Flg.  158.  158.  154. 


166 


Erster  Abschnitt  —  §  5. 


mOge.  Nan  wird  X^  rechtwinklig  zu  aai  angeDommen  und  der  Ver- 
echiebungsplan  lür  X»  =  —  1  aufgetragen;  derselbe  liefert  für  den 
Punkt  b  eine  zu  X^  rechtwinklige  Verschiebung  bb^  und  far  m  die  Ver- 
schiebung tnm^.  Nach  Bestimmung  der  in  die  Figur  152  eingetragenen 
Projektionen  5««,  S»»,  5««,  5«»,  (von  denen  5«.  negativ  ist)  erhält  man 
den  Einfluss  von  P^: 


X  =  P. 


8.. 


X,  =  F^ 


mb 


^bh 


Wird  sämmtlichen  Stäben  die  gleiche  Temperaturfinderung  t  zuge- 
schrieben, und  liegen  Ä,  B^  C  m  einer  zur  Bahn  des  Lagers  B  paral- 
lelen Geraden,  so  erfährt  der  Endpunkt  Ä  des  Balkens  ABCiw  Folge  i 
eine  wagerechte  Verschiebung  von  der  Grösse  Ul  (wo  l  =  AC)f  deren 
Projektionen  auf  die  Richtungen  von  X«  =  —  1  und  X^  =  —  1  be- 
ziehungsweise 5««  =  s/2  und  5*1  =  et;  cos  9  sind  (wo  9  den  Neigungs- 
winkel von  Xi  gegen  die  Wagerechte  bedeutet)  und  es  ergiebt  sich 
deshalb: 

ttl  et/ cos  9 

JCfc,  =  1  — r 

Obb 


X.,=  l 


8..' 

2.  Seispiel.  Der  Fachwerkbogen  in  Fig.  155  ist  bei  Ä  und  B 
fest  gelagert  und  besitzt  einen  überzähligen  Stab  CD;  er  ist  also  zwei- 
fkch  statisch  unbestimmt.  Wir  verwandeln  das  feste  Gelenk  in  ein  be- 
wegliches, denken  uns  aus  dem  Stabe  CD  ein  Stück  EF  herausge- 
schnitten, führen  die  Punkte  E  und  F  in  der  Geraden  CD,  fügen  die 


FIc.  155. 


Flg.  156. 


starren  Stäbe  EO,  FG,  GH  und  AH  hinzu  und  bringen  in  H  zwei 
Kräfte  X^  und  X^  an,  welche  wir  so  bestimmen,  dass  die  gegenseitige 
Verschiebung  des  Punktepaares  CD  ebenso  gross  wird  wie  die  Längen- 
ändemng  des  überzähligen  Stabes  und  dass  femer  (unbewegliche  Widerlager 
vorausgesetzt)  die  Verschiebung  des  Punktes  A  den  Werth  Null  annimmt. 
Dann  stimmen  die  Spannkräfte  der  Träger  in  den  Figuren  155  und  156 
miteinander  überein.  Die  Spannkraft  des  Stabes  AH  giebt  den  wage- 
rechten Widerstand  des  festen  Auflagergelenks  ^  an.    Zu  beachten  ist, 


Das  statisch  unbestimmte  FachwerJt. 


167 


das8  GH_\_  CD  und  /__  EGH=  l_  FGH  sein  mnae,  damit  sich  für 
die  Stäbe  CE  and  FD  gleich  grosse  Spannkräfte  ergeben;  auch  em- 
pOehlt  es  sich,  den  Stäben  CE  und  FD  Querschnitte  F\  F"  und  Tem- 
peraturänderungen  t',  C  zuzuschreiben,  welche  zur  Folge  haben,  dass  die 
Summe  der  Längen änderungen  von  CE  und  FD  gleich  der  LSngen- 
änderung  des  überzähligen  Stabes  CD  ist.  Entsprechen  dem  letzteren 
daher  die  Werthe  F,  %  und  ist  CD  =  8f  CE  =  s\  FD  =  8\  so  muss 


sein: 

-^  +  1^  =  —  und  t's  +  fs'  =  t8. 

Es  wird  dann  ausser  der  Verschiebung  des  Punktes  Ä  die  gegen- 
seitige Verschiebung  des  Punktepaares  EF  gleich  Null  gesetzt  und  hier- 
aus 5«  —  0,  S»  =  0  gefolgert.  Wählt  man  nun  nach  willkürlicher  An- 
nahme der  Bichtung  Ton  X«,  die  Kraft  Xi,  rechtwinklig  zu  der  Ver- 
schiebung, welche  a  in  Folge  von  JT«  =  —  1  erfährt,  so  gelten  wie 
vorhin  die  Gleichungen: 


X.=  P^ 


hau 


X,  =  P^ 


Schreibt  man  sämmtlichen  Stäben  die  gleiche  Temperaturänderung  t 
zu  (mit  Ausnahme  der  Stäbe  CE  und  FD^  für  welche  1^  bezieh.  ^"^ 
anzunehmen  sind)  so  erhält  man  wie  im  vorigen  Beispiele: 

eil      ..  .  &tl  cos  9 


X.,  =  1 


8 


X*  =  —  1 


bb 


Das  Minuszeichen  ist  erforderlich,  weil  Xj,  jetzt  einen  anderen  Bichtungs- 
pfeil  besitzt. 

S.Beispiel.  Träger 
mit  einem  festen  und  drei 
beweglichen  Auflagergelen- 
ken, Fig.  157.  Das  Ver- 
^Eihren  ist  in  der  Abbildung 
angegeben  worden.  Die 
Stäbe  ÄE  und  CF  sind 
rechtwinklig  zu  den  Bahnen 
der  Auflager  Ä  und  (7;  ihre 
Endpunkte  E  und  F  werden 
in  den  Bichtungen  ^l^und 
CF  geführt 

64«  Bas  dreifach  sta- 
tisch unbestimmte  Faohwerk.     Man  schliesse   an  das  statisch  be- 
stimmte Fach  werk,  in  welches  das  unbestimmte  in  Folge  Beseitigung  der 


Flg.  157,  1&8. 


168 


Erster  Abschnitt.  —  §  5. 


überzähligen  Stftbe  und  Aaflagerbedingnngen  übergebt,  auf  irgend  eine 
Weise  eine  starre  Scheibe  an  nnd  belaste  diese  mit  einem  Kräftepaare, 
dessen  Moment  =  X^  ist,  femer  mit  zwei  in  demselben  Pankte  (&,  c) 
angreifenden  Einzelkräften  X»  nnd  X«.  Hierauf  nehme  man  die  Werthe 
S«  (Drehungswinkel  der  Scheibe),  5»  (Verschiebung  von  h  im  Sinne 
X»  =  —  1)  und  hc  (Verschiebung  von  c  im  Sinne  X,  =  —  1)  so  an, 
dass  die  an  der  Scheibe  angreifenden  Kräfte  auf  das  statisch  bestimmte 
Fachwerk  genau  dieselbe  Wirkung  ausüben,  wie  die  beseitigten  über- 
zähligen Glieder.  Wählt  man  nun  den  Pol,  um  den  sich  die  Scheibe 
in  Folge  des  Belastungsfalles  X«  =  —  1  dreht,  zum  Angriffspunkte  von 

X^  und  X«,  so  erzielt  man,  dass 
8j^  =  0  und  hca  =  0  wird,  und 
es  müssen  sich  dann  bei  sorg- 
fältiger Zeichnung  oder  Rechnung 
die  Drehungs Winkel  5«^  und  5.^, 
welche  die  Scheibe  in  Folge 
Xi = — 1  und  X;, = — 1  erfuhrt, 
ebenfalls  =  0  ergeben.  Nimmt 
man  schliesslich,  bei  willkürlich 
gewählter  Richtung  von  X»,  die 
Richtung  von  X«  rechtwinklig  zu 
der  Verschiebung  an,  welche  der 
Punkt  Q>,  c)  in  Folge  der  Ursache 
Xt= — 1  erfährt,  so  wird8<.ft=0 
und  damit  auch  6(J=0,  und  es 
gelten  dann  die  Gleichungen  II. 
1.  Beispiel.  Liegt  der  in 
Fig.  159  dargestellte,  in  der 
Regel  als  Fachwerkbogen  mU  ein' 
gespannten  Enden  bezeichnete  Trä- 
ger vor,  so  ersetzt  man  das  linke 
Widerlager  durch  die  starre 
Scheibe  ^^X  nnd  den  nach  Lage 
und  Grösse  vorläufig  unbekannten 
Kämpferdruck  X  durch  einKräfte- 
paar  mit  dem  Momente  X«  und 
durch  zwei  nach  festen  Richtungen 
wirkende  Einzelkräfte  X»  und  X«. 
Hierauf  zeichnet  man  den  Verschiebungsplan  für  den  Belastungszustand 
Xa  =  —  1 9   indem  man  in  Ä  und  B  zwei  entgegengesetzt  gleiche  im 

Abstände  e  von  einander  wirkende,  parallele  Kräfte  von  der  Grösse  — 

e 


Fig.  159,  160,  161,  162,  168. 


Das  statisch  unbestimmte  Fachwerk. 


169 


annimmt,  Gestimmt  die  Verschiebangen  ÄAi  und  BB^  von  A  and  B 
und  wählt  hierauf  den  Angri&pankt  L  von  Xj,  und  Xc  so,  dass  LA  \  ÄA^ 
und  LB  \_BBi  ist.  Dann  ist  L  der  Drehpol  der  Scheibe  fdr  den  Za- 
stand  X.  =  —  I ;   es  ergiebt  sich  8»,  =  0,   8,.  =  0  und  deshalb  auch 

Oah  =^^  ^>    8.^  =  0. 

Die  Richtung  von  X«  wird  willkürlich  gewählt  und  die  Richtung 
von  X«  rechtwinklig  zu  der  Verschiebung  angenommen,  welche  L  in 
Folge  X*  =  —  1  erfährt,  damit  8.»  =  8*^  =  0  werde.  Schliesslich  wer- 
den bei  starren  Widerlagern  die  Werthe  8«,  8»  und  8«,  =  0  gesetzt  und 
die  Gleichungen  (II)  aufgelöst.  Für  den  Einfluss  von  P^  gelten  die 
Oleichungen  III,  für  denjenigen  Ton  t  die  Gleichungen  IV  (S.  154  u.  155). 

2.  BeispieL  Soll  der  in  Fig.  164  abgebildete,  über  8  Oeff- 
nungen  gespannte  Bogenträger  mit  den  festen  Auflagergelenken  A,  D 
und  den  beweglichen  Auflagergelenken  jB,  C  untersucht  werden,  so  er- 
setze man  die  Stützen  A  und  C  auf  die  in  der  Figur  angegebene  Weise 
durch  eine  starre  Scheibe  AF  und  einen  zur  fiahn  des  Auflagers  C 
rechtwinkligen  Stab  CF^  belaste  die  Scheibe  mit  einem  Kräftepaare  X« 
und  zwei  in  demselben  Punkte  L  angreifenden  Einzelkräften  X«,  X«  und 


Fig.  164. 

Terfiahre  wie  bei  Lösung  der  vorigen  Aufgabe.  Behufs  Bestimmung 
des  Punktes  L  ermittle  man  für  den  Zustand  X^  =  —  1  die  Ver- 
schiebungen von  A  und  C,  hierauf  die  Verschiebung  von  F  und  trage 
AL  und  FL  rechtwinklig  zu  den  Bewegungsrichtungen  der  Punkte  A 
bezieh.  F  ein.  Bei  starren  Widerlagern  sind  8.,  8»  und  8«  gleich  Null 
zu  setzen. 

65.  Bas  vierflaoh  statiBoli  unbestimmte  Fachwerk.  Man  lasse 
die  Kräfte  X«,  X»,  X«,,  X^  auf  eine  aus  zwei  starren  Scheiben  I,  II  und 
zwei  starren  Stäben  l',  it  gebildete  kinematische  Kette  (Fig.  165)  wir- 
ken, welche  mit  dem  statisch  bestimmten  Hauptsysteme  so  verbunden 
wird,  dass  sich  die  von  den  Ursachen  X«  =  —  1,  X^  =  —  1,  X«  =  —  1, 


160  Erster  Absohnitt  —  §  ö. 

^«  ^  —  1  herroFgerafenen  Spannkräfte  S,,  St,  S„  St  eindeutig  and  auf 
möglichst  einfache  Weise  mittels  der  Oleichgewichtobedingnngen  be- 
etimmen  lassen.  Die  Scheibe  I  belaste  man  hierbei  mit  den  Einzel- 
brftften  X.  und  X/),  die  Scheibe  //  mit  den  Einielkraften  X.  nnd  X^. 
Die  ganze  Anordnung  wfthle  man  so,  dass  man  die  Belastangszustände 
X,  =  — 1  und  Xt=  —  1  vollständig  erledigen  kann,  ohne  die  Lage 
der  Scheibe  U  zn  kennen. 

Die  Lage  von  X^  darf  willkürlich  angenommen  werden;  X»  rnnse 
dnrch  den  Pol  /,  gehen,  am  den  sich  die  Scheibe  /  in  Folge  der  Be- 
lastung X,  =  —  l   dreht.     Man  erreicht  dann:  8»,  ^Sa,=  0. 

Nach  Bestim- 

<?^  mnngderVeischie- 

/,'  bangen  inFolgeder 

^  '  UreaoheX,= — 1, 

welche      fOr     die 

Scheibe  I  den  Pol 

/» liefern  mSge,  gebe 

man  der  Scheibe  // 

eine    solche   Lage, 

dass    die  Pole  //, 

nnd  Ilt  um  welche 

sich  //  bei  Eintreten 

der    Belaatungsm- 

stände  X,  ^  —  1 

andX^^ —  1  dreht, 

zosam  men&llen, 
nnd  diesen  gemein- 
schaftlichen  (in  der 
Fig  ,65.  Fig.  I65)mit£be. 

zeichneten  Pol  wähle 
man  zum  Ängri&ponkte  der  Krftfte  X,  und  Xc  Dann  wird  nSmlich 
8,,  =  0,  8,»  ^  0,  8^,  ^  0,  Sit  ^  0  nnd  in  Folge  dessen  auch  8,,  =  0, 
8t,  ^  0,  8.J  :=  0,  hi4  =  0.  Schliesslich  nehme  man  bei  willkürlicher 
Wahl  der  Richtung  Ton  X.  die  Kraft  Xj  rechtwinklig  zu  der  Ver- 
schiebung an,  welche  Punkt  L  in  Folge  X,  =  — 1  erfahrt,  damit 
84,  =  8,j=0  werde.  Die  Gültigkeit  der  Elastioittttsgleichnngen  II  ist 
hiermit  erreicht. 

Die  Lage  des  Punktes  L  bestimmt  man  am  schnellsten  mit  Hilfe 
des  im  I.  Bande  Abschnitt  XIII  abgeleiteten  Satzes  von  ^en  drei 
Polen.     Die  Pole  {/  ■  f)  Ton  I  gegen  /'  und  (f  •  II)  von  l'  gegen  II 

•)  Die  Kraft  X,  darf  auch  durch  ein  Eräftepaar  ersettt  weiden. 


Das  statisch  unbestimnite  Fachwerk. 


161 


fallen  mit  Gelenk  B  bezieh,  dem  Schnittpunkte  von  AB  und  CD  zn- 
sammen,  Pol  (I'll)  mit  A.  Die  dnrch  7«  and  (I'f)  ferner  durch  /^ 
und  (/•/")  gelegten  Geraden  sind  die  Oerter  der  Pole  //  und  //,  nm 
welche  sich  f  in  Folge  von  X«  =  —  1  bezw.  Xi,  =  — 1  dreht,  und 
welche  mit  (l'  'it)  in  derselben  Geraden  liegen.  Da  nun  weiter  die 
8  Pole  (I-II)y  Imt  lim  in  einer  Geraden  liegen  müssen,  desgleichen  die 
Pole  (I'II)  Ibn  Ilbi  80  ergiebt  sich  die  folgende  Bestimmongsweise  der 
gesncfaten  Kette. 

Man  nehme  (I'II)  in  der  Geraden  7«  —  7^  an,  wfthle  die  Lage 
des  Stabes  BC  nach  Belieben,  bestimme  die  Pole  ij  und  7/  nm  welche 
sich  l'  in  Folge  X.  =  —  1  und  X^  =  —  1  dreht,  bringe  die  Geraden 
7/  —  7/  und  ^^  in  (7^  77)  zum  Schnitt  und  stelle  nun  die  (durch 
den  Punkt  I*  •  II  gehende)  Richtung  des  Stabes  CT),  dessen  Länge  will- 
kürlich ist,  fest  Schliesslich  findet  man  L  als  Schnittpunkt  der  Ge- 
raden 7/  —  Ih   nnd  J.  —  /^. 

BeispieL  Li  Fig. 
166  ist  das  beschriebene 
Verfahren  auf  einen  über 
drei  Oeffiaungen  gespann- 
ten Bogentr&ger  mit  den 
festen  Gelenken  A  und  E 
und  den  auf  wagerechten 
Geraden  beweglichen  Ge-  A^ 
lenken  B,  C  und  7>  ange- 
wendet worden.  Die 
Seheibe  I  wurde  mit  dem 
Kräftepaare  X.  und  der 
Einzelkraft  X»  belastet. 
Die  Einführung  eines 
Kräftepaares  X«  bietet 
den  Vortheil,  dass  sich 
die  Spannkräfte  5«  und 
Längenänderungen  A«. 
für  den  Zustand  X« = —  1 
angeben  lassen,  ohne  dass  {y 
über  die  Länge  des  Stabes  ^-— 
CG  etwas  festgesetzt  zu 
werden  braucht,  denn 
wie  lang  auch  CQ  gewählt  wird,  stets  werden  durch  die  Scheibe  7  in 
Folge  X^  =  —  1  auf  die  Punkte  A  und  C  des   statisch    bestimmten 

Hauptsjstems  zwei  entgegengesetzt  gleiche  lothrechte  Kräfte  —  Über- 


—  e  — 


rig.  166. 


Mftller-Brealaai  OraphUche  Statik.    II.  1. 


11 


162  Erster  Abschnitt  —  §  5. 

tragen ,  wobei  e  ^  dem  wagerechten  Abstände  Ä  C  ist.  Hat  man  nnn 
fttr  diesen  Belastnngszustand  die  Verschiebnngen  der  Pankte  A  nnd  C 
ermittelt,  so  kann  man  durch  eine  passende  Wahl  des  Punktes  G  eine 
bequemere  Lage  des  Poles  erzielen,  um  den  sich  /  dreht  und  durch  den 
ddnn  Xi,  gehen  muss.  Ist  der  Belastungsfall  X«  =  — 1  erledigt,  so 
untersucht  man  den  Zustand  X^  =  —  1.  Hierbei  braucht  man  die  Lagen 
der  Stäbe  /'  und  it  noch  nicht  zu  kennen  und  wird  diese  nachträglich 
so  wühlen,  dass  der  Angriffspunkt  L  (d.  i.  der  Pol  //«  und  zugleich 
der  Pol  //ft)  günstig  liegt,  wobei  zu  beachten  ist,  dass  man  den  Stab 
DF  auch  nach  Fig.  166''  durch  zwei  Stäbe  2>J  und  FJ  ersetzen  darf, 
deren  gemeinsames  Oelenk  J  in  lothrechter  Richtung  geführt  wird.  Bei 
starren  Widerlagern  wird  schliesslich  8^  =  0,  8*  =  0,  8^  =  0,  8^  =  0 
gesetzt. 

66«  Träger  von  höherem  Grade  ataÜBoher  Unbestinimtheit. 
Ist  die  Anzahl  der  statisch  nicht  bestimmbaren  Werthe  X  grösser  als 
4,  80  ist  es  möglich,  das  gesteckte  Ziel  durch  wiederholte  Lösung  der  in 
Fig.  165  behandelten  Aufgabe  zu  erreichen:  die  Pole  //«  und  //»  mitein- 
ander zur  Deckung  zu  bringen,  um  dies  an  einem  Beispiele  zu  zeigen, 
denken  wir  uns  den  Bogenträger  in  Fig.  1 66  rechts  von  ^noch  um  mehrere 
Oe&ungen  verlängert  und  nehmen  an,  dass  über  sämmtlichen  Mittel- 
stützen bewegliche  Lager  mit  wagerechten  Bahnen  angeordnet  sind,  an 
beiden  Enden  hingegen  feste  Auf lagergelenke.  Die  beweglichen  Auflager 
seien  beseitigt,  an  ihre  Stelle  mögen  lothrechte  Stäbe  treten,  an  welche 
in  gleicher  Weise  wie  an  die  Stäbe  CG  und  DF  noch  weitere  starre 
Stäbe  und  Scheiben  angereiht  werden  sollen.  Ebenso  wie  nun  die 
Scheibe  II  in  Abb.  166  an  den  Stab  DF  und  an  die  Scheibe  /  so  an- 
geschlossen wurde,  dass  sich  //  in  Folge  der  beiden  Belastungszustände 
X.  =  —  1  und  Xj  =  —  1  um  denselben  Pol  L  dreht,  denken  wir  uns 
weitere  Scheiben  ///,  IV,  V  hinzugefügt,  deren  Anzahl  mit  derjenigen 
der  rechts  von  E  sich  anreihenden  Trägeröffnungen  übereinstimmt,  die 
sämmtlich  mit  /  und  mit  je  einem  der  von  den  beseitigten  Stützpunkten 
ausgehenden  lothrecbten  Stäben  so  verbunden  sind,  dass  jeder  Scheibe 
für  die  beiden  Belastungszustände  X„  =  —  1,  Xt  =  —  1  derselbe  Dreh- 
pol entspricht,  und  zwar  falle  ///«  mit  IIIj,  in  M  zusammen,  7F.  mit 
IVb  in  N  usw.  Es  bleiben  dann  alle  etwa  noch  an  die  Punkte  L,  M, 
N,  .  .  .  anzuschliessenden  Stäbe  und  Scheiben  bei  Eintreten  jener  bei- 
den Belastungszustände  in  Ruhe,  und  es  folgt,  wenn  an  diesen  Qliedem 
Kräfte  X,,  Xy,  X^,  ...  angreifen:  8,«  =  8^,  =  0,  8,«  =  8./  =  0,  .  .  . 
5,5  =  8»,  =  0,  hfl,  =  8^/  =  0,  .  .  .  Gesetzt  nun,  es  sei  der  Träger  fünf- 
fiEtch  statisch  unbestimmt,  ein  Fall  der  vorliegt,  wenn  rechts  von  E  in 
Fig.  166  noch  eine  Oeffnung  hinzutritt.  Dann  kommen  nur  die  Scheiben 
II  und  ///  in  Betracht ;  man  füge  die  inVeinem  Gelenke  T  aneinander- 


Das  statisch  unbestimmte  Fachwerk.  163 

bftngenden  Olieder  L  T  und  TM  hinzu,  bestimme  die  Pole  S«  und  S«i, 
um  welche  sich  die  Scheibe  S  =  TM  in  Folge  von  -X"^  =  —  1  bezieh. 
^«1  =  —  1  dreht  und  belaste  S  mit  einer  in  die  Gerade  S«S<2  fallenden 
Einzelkraft  X«.  Dann  ergiebt  sich  5««  =  5«,«  =  0  und  5«  ^  =  S^«  =  0, 
und  es  gelten  die  Oleichungen  (5),  weil  sämmtliche  S,  die  in  den  Glei- 
chungen 4  in  Verbindung  mit  den  X  auftreten  und  deren  Zeiger  aus 
zwei  ungleichen  Buchstaben  bestehen,  verschwinden. 

W&re  der  Träger  sechsfach  statisch  unbestimmt,  so  wUrde  man 
an  die  Scheiben  //,  III,  IV  eine  Scheibe  S'  auf  irgend  eine  Weise  so 
anzuschliessen  haben,  dass  die  Dreh  pole  S'«  und  S'«i  sich  decken,  und 
hierauf  wQrde  man  diesen  gemeinschaftlichen  Pol  zum  Angriffspunkte 
von  zwei  Einzelkräften  X^  und  Xf  wählen,  wobei  die  Richtung  von  Xf 
rechtwinklig  zu  der  Richtung  der  Verschiebung  sein  muss,  welche  der 
Angriffispunkt  dieser  Kraft  in  Folge  X,  =  —  1  erfahrt.  Die  Möglichkeit 
nun,  im  Falle  noch  höheren  Gi*ade8  statischer  Unbestimmtheit,  weitere 
Scheiben  S'\  S"^  ...  so  anzureihen,  dass  S"«  mit  S'^j  zusammenfällt, 
^"\  mit  9!"d  usw.  bildet  die  Handhabe  zur  planmässigen  Ausbildung 
unseres  Verfahrens;  denn  alle  an  die  gemeinschaftlichen  Pole  ange- 
schlossenen folgenden  Stäbe  und  Scheiben  bleiben  nicht  nur  beim  Ein- 
treten der  Zustände  Xa  =  — 1,  -Xi  =  —  1,  sondern  auch  in  den  Be- 
lastungsfällen X^  =  —  1  und  Xi,=  —  1  in  Ruhe. 

Der  Verfasser  hält  übrigens  bei  in  höherem  Grade  statisch  unbe- 
stimmten Fach  werken  die  in  No.  67  bis  70  durch  Aufgaben  erläuterte 
Berechnungs weise  für  unbedingt  zweckmässiger,  und  hat  sich  aus  diesem 
Grunde  auch  damit  begnügt,  von  den  verschiedenen  möglichen  Ver- 
fahren, die  Gültigkeit  der  Gleichungen  //  auf  Grund  kinematischer 
Untersuchungen  herbeizufuhren,  nur  das  eine  anzugeben. 

c.  Anwendung  der  Eiasticitätsgieichunjen: 


(V) 


welche  voraussetzen,  dass  sämmtliche  Spannkräfte  8  und  (nach  festen 
Richtungen  wirkenden)  Stützenwiderstände  C  des  statisch  unbestimmten 
Fach  Werks  auf  die  Form  gebracht  worden  sind: 

s=s,  —  s'x'  —  s"x"  —  s'"x:"  —  . . . 

C  =  £o  —  C'X  —  C"X''  —  C"'X"  —  . .  . 
wobei  X\  X",  X'"  ...  die  statisch  nicht  bestimmbaren  Grössen  be- 
deuten. *) 


*)  Vergl.  Seite  25  bis  27. 

11 


164  Erster  Abschnitt  ^  §  5. 

^m  I  &«»')•••  siiid  die  Verschiebangen,  welche  der  AngrifiBpunkt  m 
einer  Last  P«,  erföhrt,  sobald  auf  das  Fach  werk  beziehungsweise  nnr 
die  Ursache  X'  =  —  1  oder  nar  die  Ursache  X"'  =  —  1  a.  s.  w.  wirkt, 
wfthrend  L\  L'\  ...  die  virtuellen  Arbeiten  der  Stützenwiderstftnde 
C ,  C  ...  bedeaten.  Alle  in  den  obigen  Gleichungen  enthaltenen, 
von  den  S\  8'\  S*"  .  .  .  abhftngigen  Summenansdrücke  erstrecken  sich 
über  sämmtliche  Stäbe  des  Fachwerks,  über  die  nothwendigen  und  über- 
zähligen.    Der  Werth  p  ist 

8 

^~  ef' 

Meistens  werden  die  Widerlager  starr  angenommen  und  die  virtuellen 
Arbeiten  L  =  0  gesetzt. 

Die  Anwendung  der  vorstehenden  Oleichungen  ist  namentlich  dann 
zu  empfehlen,  wenn  die  Werthe  X',  X"  .  .  .  durch  Rechnung  bestimmt 
werden  sollen,  was  (wie  schon  auf  Seite  153  hervorgehoben  wurde)  im 
allgemeinen  geboten  ist,  sobald  nicht  jede  Grösse  X  mittels  einer  ein- 
zigen Gleichung  gefanden  werden  kann.  In  der  Hegel  hat  man  es  mit 
lothrechten  Lasten  zu  thun;  die  5«,',  h^\  im\  •  -  •  sind  dann  Ordinaten 
von  Biegungslinien,  deren  Berechnung  sich  (nach  No.  49)  stets  auf  die 
Ermittlung  von  Angriffsmomenten  einfacher  Balken  zurückführen  lässt. 
Aber  auch  der  Einfluss  schräg  gerichteter,  nicht  paralleler  Kräfte  P 
kann  auf  dem  am  Schluss  von  No.  51  angegebenen  Wege  leicht  durch 
Rechnung  erledigt  werden,  nachdem  die  den  Zuständen  X*  =^ — 1, 
X"  =  — 1,  .  .  .  entsprechenden  Biegungslinien  für  irgend  eine  Ver- 
schiebungsrichtung bestimmt  worden  sind»  Wenn  wir  also  in  den  fol- 
genden Beispielen  durchweg  lothrechte  Lasten  annehmen,  so  geschieht 
dies  nur  der  kürzeren  Darstellungsweise  wegen.     Vergl.  auch  No.  75. 

67.  Untersuohiing  eines  über  drei  Oeffniingen  gespannten 
Bogenträgers,  Fig.  167,  mit  Scheitelgelenken  in  den  Seitenüffhungen, 
festen  Kämpfbrgelenken  und  wagerechten  Gleitlagern  über  den  Mittel- 
pfeilem. 

Der  Träger  ist  einfach  statisch  unbestimmt;  als  statisch  nicht  be- 
stimmbare Grösse  wird  zweckmässig  der  Horizontalsohub  X  eingeführt. 
Die  Spannkräfte  S  sollen  in  der  Form 

S  =  Sq  —  s'x 

dargestellt  werden.  Wird  X=0  gesetzt,  so  geht  der  Bogen  in  einen 
Oerber'&chen  Balken  über,  dessen  Spannkräfte  8q  sich  leicht  bestimmen 
lassen.  S'  bedeutet  den  Werth,  welchen  S  annimmt,  sobald  X= — 1 
gemacht  wird.  Diesen  Belastungszustand  zeigt  Fig.  168.  In  ^  und  B 
greifen  die  wagerechten,  nach  aussen  gerichteten  Kräfte  1  an;  ausser- 
dem müssen  —  damit  sich  die  Bogentheile  AE  und  BF  nicht  um  die 


Das  statisch  unbestimmte  Fachwerk. 


165 


Gelenke  E  und  F  drehen  —  die  lothrechten,  nach  unten  gerichteten 

2h 
Kräfte  — —  angebracht  werden.    Letztere  bedingen  bei  C  und  D  gleich 

grosse,  nach  oben  wirkende  Widerstände. 

Nachdem  die  Spannkräfte  8'  für  sämmtliche  Stäbe  bestimmt  wor- 
den sind  (beispielsweise  mit  Hilfe  eines  Cremona*schen  Kräfteplanes) 
kann  X  mit  Hilfe  der  Elasticitätsbedingnng 


ng.  167. 


P!g.l66. 


ng.169. 


berechnet  werden.     Am  besten  bestimmt  man  getrennt: 


den  Einflass  einer  Last  P: 


Temperaturändening 


X  = 


X,= 


P8' 


Ton  Verschiebungen  der  Stützen  AX= 


S5'«p 

^8'ti8 

Sä'«P 


SiS'«p 


Die  Werthe  Xt  und  AX  können  bereits  nach  Ermittlung  der  S^ 
anegerechnet  werden.  L^  bedeutet  die  virtuelle  Arbeit  der  an  den 
Stfltspunkten  A,  B,  C,  D  angreifenden  äusseren  Kräften  des  Zustandes 
X=  —  1.    Wird  z.  B.  der  Einfluss  einer  Yergrösserung  der  Bttttcweiie 


166  Erster  Abschnitt.  —  §  5. 

AB  um  ^l  gesucht,  ferner  der  Einfloss  Yon'^Senlniiigen  der  Punkte  C 
und  D  um  Strecken  yf  and  y]",  so  hat  man  za  setzen: 

•i 
weil  den  in  A  und  B  angreifenden  wagerechten  Krftfken  1  die  positive 
virtuelle  Arbeit  1  •  Hl  entspricht  und  den  nach  oben  gerichteten  Kräften 

-j —  die  negative  Arbeit  ( : —  yf —  f{j' 

Zur  Bestimmung  von  X  in  Folge  von  P  muss  —  da  P  an  der  oberen 
Gurtung  angreift  —  die  Biegungslinie  dieser  oberen  Gurtung  ermittelt 
werden,  und  zwar  ftlr  den  Zustand  X= —  1.  Entscheidet  man  sich 
beispielsweise  ftir  den  in  No.  46  (Seite  100)  angegebenen  Weg,  so  be- 

rechne  man  die  von  den  Spannungen  a' = -^abhängigen Aenderungen 

ü'^  der  Bandwinkel  ^,  schreibe  den  Knoten  1,  2,  3  .  .  .  die  Gewichte 
Wi  =  A'^^,  w^  =  A'^s,  fTg  =  A'^g,  ...  zu  (denn  die  obere  Gurtung 
ist  wagerecht  und  es  verschwinden  in  Gleich.  3,  Seite  101  die  Glieder 
mit  A«)  und  verfahre  im  übrigen  nach  Beispiel  8  auf  Seite  123.  In 
Fig.  169  wurden  die  Gewichte  tr^,  w^t  tTj,,  w^^  positiv,  die  anderen 
w  negativ  vorausgesetzt. 

Die  Linienzüge  A'LBf,  E'CBD'F^  und  F' TB"  sind  die  Momen- 
tenkurven einfacher  Balken  A' E\  E'F"  und  F'B',  welche  bezieh w.  be- 
lastet sind  mit  w^,  tr,,  mit  w^  bis  Wn  und  mit  tr^g»  ^is*  ^^^  Schluss- 
linienzug  Ä' E" F^'  Bl'  ist  bestimmt  durch  die  Längenänderungen  der 
Vertikalen  AA^^  CCq^  DDq  und  BB^;  es  ist  nämlich: 

Diese  Vertikalen  werden  gedrückt,  und  es  liegen  daher  die  Punkte 
Ä\  C'\  Bf',  Bl'  oberhalb  Ä,  0\  D\  B,*)  Die  in  Fig.  169  schraffirte 
Fläche  ist  die  gesuchte  Biegungsfläche  und  gleichzeitig  Einflussfläche 
fOr  X  (mit  dem  Multiplikator  1  :25'''p);  der  mittlere  Theil  derselben 
ist  negativ,  weshalb  Lasten,  die  in  den  Knoten  6  bis  8  angreifen, 
einen  negativen  Horizontalschub  X  hervorbringen. 

Hinzuzufügen  bleibt,  dass  der  für  Xt  abgeleitete  Ausdruck  sich  für 
den  in  der  Regel  vorausgesetzten  Fall  einer  gleichmässigen  Erwärmung 
des  Bogens  noch  vereinfiEichen  lässt.  Zu  diesem  Zwecke  schreiben  wir 
den  Stablängen  «  des  bei  B  auf  wagerechter  Bahn  verschiebbar  ge- 
dachten Bogens  die  verschwindend  kleinen  Aenderungen  A«  =  q«  zu, 
wobei  (i>  fUr  alle  Stäbe  gleich  sein  soll,  und  wenden  auf  diesen  Ver- 

*)  Wir  erinnern  daran,  dass  wir  die  lothrechten  Verschiebimgen  stets  nach 
imUn  poeitiv  zählen. 


Das  statisch  unbestimmte  Faohwerk.  167 

BchiebnngsziiBtand  und  auf  den  BelastongsziiBtand  JS*  =  —  1  das  Gesetz 
der  virtaellen  Verschiebungen  an.  Wir  erhalten  dann,  da  sich  1=1^  -{-^h 
nm  Ll  =  ol  ändert,  die  Beziehung 

i'Oi  =  :ss'o8,  d.  h.  :ss'8  =  i 

und  finden  nun  (falls  neben  t  auch  e  einen  festen  Werih  besitzt) 

_  6t2S'8  _     ttl 

68.  Kette,  Yerstelft  durch  einen  Gtorber^sohen  Balken.    Wir 

knüpfen  an  die  im  ersten  Bande  (§  49)  durchgeführte  Unter- 
suchung an,  welche  lehrte,  dass  eine  über  beliebig  viele  Oefhungen 
gespannte  Kette  mit  durchgehendem  Yersteifangsbalken  ein  statisch  be- 
stimmtes Tragwerk  ist,  sobald  der  Versteifungsbalken  ebensoviel  Mittel- 
gelenke erh&lt  ab  die  Brücke  Oeffhungen  besitzt,  und  die  Mittelgelenke 
so  yertheilt  sind,  dass  nach  Weglassung  irgend  eines  derselben  (welches 
wir  kurz  das  Qelenk  Cf  nennen  wollen)  der  Versteifungsbalken  ein 
Oerber*scher  wird.*)  Wir  zeigten  auch,  dass  nach  Bestimmung  des 
Horizontalzuges  H  der  Kette  die  Spannkr&fte  Z  der  Hftngestangen  sich 
mittels  des  Gesetzes  leicht  angeben  lassen,  dass  die  Kette  das  Seilpoly- 
gon der  Kräfte  Z  ist,  womit  dann  alle  am  Balken  angreifenden  Kräfte 
bestimmt  sind;  und  schliesslich  ermittelten  wir  J7,  indem  wir  das  An- 
grifimoment  für  den  Balkenquerschitt  G'  gleich  Null  setzten.  Fehlt 
nun  das  Gelenk  0\  wird  also  die  Kette  durch  einen  Gerber'schen  Balken 
yersteiffc,  so  entsteht  ein  einfach  statisch  unbestimmtes  Tragwerk,  als 
dessen  statisch  nicht  bestimmbare  Grösse  X  am  zweckmässigsten  der 
Horizontalzug  der  Kette  gewählt  wird.  Zur  Berechnung  von  X  dienen, 
wenn  sämmtliche  Spannkräfte  S  auf  die  Form 

8  =  8q—8'X 

gebracht  werden,  die  Formeln: 

PI'     -.^ 
Einfluss  einer  Einzellast:  JS'  = 


^S'tta 
Temperaturänderung:  X  = 


r 

von  Vei-schiebungen  der  Stützen:  AX  =  — 


Sä'«p 


*)  Wie   beim  Gerber'schen  Ballren  die  Gelenke  über  die   yerschiedenen 
OefiEhungen  zu  yertheilen  sind,  lehrt  Abschnitt  VI  von  Band  I. 

**)  Es  handelt  sich  hier  nur  um  diejenigen  Lasten,  welche  nach  Ansfohrong 
der  Versteifong  der  Kette  angebracht  werden,  in  der  Begel  also  nur  um  di^ 
bewegliche  Belastung.    Veigl.  Band  I,  §  49. 


168 


Erster  Abschnitt  —  §  S 


Daa  Verfithren  mOge  an  dem  in  Fig.  170  Bbgebildeteii  TrSger  er- 
läutert werden.  Der  Yei'stoifongBb&lken  beeitzt  liier  zwei  in  der  Mittel- 
Sffonng  liegende  Gelenke  0  nod  J.  Um  den  Belaatangaztutand  X=  —  1 
in  erhalten,  denke  man  in  den  Kettengliedern  Drücke  S/,  S^',  3^',  .  .  . 
erzeugt,  denen  «n  Horizontalschnb  von  der  GrSsse  Eiru  eutspricbt. 
Fig.  170**  giebt  an,  wie  diese  Kräfte  and  die  zugehcrigen  Drücke 
^'i  ^101  i^ii'  ■  ■  ■•  '°  ^B"  Hftngestangen  dargestellt  werden  kOnnea, 
wobei  es  genUgte,  die  linke  TrBgerbBlfte  zu  behandein.  Die  Drücke 
Sf',  5,„',  ^,i' .  .  .  bilden  die  Belastangen  des  Verst^fongsbaltens,  dessen 
Statzenwiderat&nde  A',  S^,  (f ,  D'  nach  Abschnitt  VI,  Band  I,  m  be- 


Jli 


stimmen  sind,   worauf  die  Spannkräfte  ^  der  Stäbe  des  Balkens  mit 
Hilfe  einee  Cremona'sohen  Kräfteplanes  gezeichnet  werden  kennen.    Ist 

dies  geschehen,  so  werden  die  Spannungen  a'  =  — oder  die  Lftngen- 
änderongen  (As)' ^ — -^  sämmtlicher  Balkenstäbe   berechnet,    hierauf 

nach  No.  46  oder  No.  47  die  Gewichte  w  ermittelt  und  die  in  Fig.  170^ 
sohrafGrte  Biegungsfllche  der  Qnrtung  A^  D^  bestimmt.     Dieselbe  ist 

die  EinfluBsfläche  für  X  (^Multiplicator  =   _    ,,     J  und  wird  begrenzt 


Das  statisch  uDbestimmte  FachwerL  169 

durch  die  Momentenlinien  ÄäG\  G' L' J\  J' C' D'  der  mit  den 
entsprechenden  Gewichten  tr  belasteten  einfachen  Balken  J!(^,  G'  J\ 
v'D'nnd  den  Schlasslinienzag  XG"J"D\  welcher  bestimmt  ist  durch 

die  Verkürzungen  'Wll  und  C" C  der  Vertikalen  B^B  und  C^C*) 
Zu  beachten  ist,  dass  sich  der  Ausdruck  1L8'^^  auf  sämmtliche  Stäbe 
des  Tragwerks  (Balkenstäbe,  Hängestangen,  Glieder  der  Tragketten  und 
Bttckhaltketten)  bezieht. 

Bei  der  Berechnung  von  Xi  wird  meistens  angenommen,  dass  sich 
die  dem  spannungslosen  Anfangszustande  entsprechenden  Temperaturen 
sftmmtlioher  Stabe  um  den  gleichen  Betrag  %  ändern.  Es  stellt  sich 
dann  heraus,  dass  der  Einfluss  der  Temperaturänderungen  der  Balken- 
stäbe und  Hängestangen  ein  yerhältnissmässig  sehr  geringer  ist,  und 
dass  es  genügt,  im  Zähler  des  für  Xt  erhaltenen  Ausdruckes  nur  die 
Glieder  der  Tragketten  und  Bückhaltketten  zu  berücksichtigen.  Für 
ein  unter  a  gegen  die  Wagerechte  geneigtes  Glied  der  Tragkette  er- 
hält man  S'  =  —  1  •  sec  a,  und  ftlr  die  Glieder  der  Bückhaltketten  er^ 
geben  sich  z.  B.  bei  der  in  Fig.  171  yeranschaulichten  Anordnung  die 
Werthe  S'  =  —  1  sec  a\     Daraus  folgt  dann: 

Xt  =  —  "25^1  ^*  sec  a  +  2  (j?.  +  «»)  sec  a  )  |, 

worin  Sa  =  KKi  und  s^  ^=  K^K^.    Die  Summe  2«  sec  a  erstreckt  sich 
nur  über  die  Glieder  der  Tragkette.    In  Folge  einer  Erhöhung  der  Tem- 
peratur wird  der  Horizontalzug  der  Kette 
Terkleineri. 

Verschiebungen  der  Widerlager  bleiben 
meistens  unberücksichtigt,  obgleich  Längen- 
■änderungen  schlanker  Mittelpfeiler  und  ein 
Nachgeben  der  Verankerungen  von  merk- 
lichem Einfluss  auf  X  sein  können.  Es  senke 
eich  z.  B.  der  Stützpunkt  E  um  7]^,  Fum  if],» 
4iuch  yerschiebe  sich  der  Stützpunkt  K  im 
Sinne  KK^  um  i^g  und  der  entsprechende  .g.    ^^^ 

Stützpunkt  des  rechten  Endpfeilers  um  t[^. 
In  den  Punkten  E  und  K  greifen  beim 
Eintreten  des  Zustandes  X=  —  1  die  Stützenwiderstände  an: 


*)  Die  Vertii^alen  A^A  und  DqD  des  in  der  Fig.  170  abgebildeten  Trägers 
.sind  für  den  Belastongszustand  X=  —  1  spannongslos;  ihre  LängenSnderangen 
.sind  also  =0. 


170  £iBter  Abschnitt  —  §  5. 

-^  =  1  (tg  «4  +  ig  OL^)f  nach  abw&rts  gerichtet 
K^  =  1  seo  OL  ,      „     oben  „       *) 

und  entsprechend  gleiche  Widerstände  wirken  bei  F  und  N. 
Die  TiHaelle  Arbeit  dieser  Anflagerkräfte  ist: 

Ii'  =  (tga4+tga5)(7]i  +  Tf),) -f  sec  a  (Tf),  +7]J 
und  man  erhält  daher: 

^X=—  25>Tr  [(^««4  +  tgas)  ("^1  +  •*]2)  +  seca  (ti3  +  tq jj . 

69.  Kette,  über  eine  OefOaung  gespannt  nnd  duroli  einen 
Bogentrfiger  mit  2  Kftmpfergelenken  Yerateift,  Fig.  172.  Dieses 
Tragwerk  ist  zweifach  statisch  unbestimmt.  Als  statisch  nicht  bestimm- 
bare Grössen  werden  zweckmässig  der  Horizontalzug  X'  der  Kette  und 
der  Horizontalschub  X^'  des  Bogens  eingeführt.  Die  Spannkräfte  werden 
auf  die  Form  S  =  S^—S'X^  —  S"X"  gebracht. 

Fig.  175  zeigt  den  einfachen  Balken  AB,  in  welchen  das  Fach- 
werk im  Falle  X'  =  0  und  ^T'' =  0  übergeht,  während  die  Figuren 
178  und  174  diesen  Balken  im  Belastungszustande  X' =  —  1  bezieh. 
X"  =  —  1  darstellen. 

Bei  Eintreten  des  Zustandes  X'  •= —  1  greifen  am  Balken  AB 
die  lothrechten  Lasten  8^\  S^\  ...  an  (d.  h.  die  Drttcke  in  den  Hänge- 
stangen, welche  genau  so  bestimmt  werden  wie  im  vorigen  Beispiele), 
und  im  Belastungsfalle  X"  =  —  1  befindet  sich  der  Balken  unter  dem 
Einflüsse  zweier  wagerechter  Kräfte  1.  Nach  Berechnung  der  den 
Spannkräften  S'  und  8"  entsprechenden  Knotenpunktsgewichte  to  und 
w"  werden  die  Biegungslinien  {h'  und  h'')  als  Momentenlinien  einfacher 
Balken  AB  ermittelt*'*')  und  schliesslich  die  Elasticitätsgleichungen 
aufgelöst: 

jrS^'5'p  +  :r'SÄ"«p  =P8"  +  S5"e<»  — X". 


*)  Wir  setzen  voraus,  dass  bei  Ki  und  JT,  bewegliche  Lager  angeordnet 
sind.  Der  Widerstand  des  auf  wagerechter  Bahn  geführten  Stützpunktes  K^ 
ist  lothrecht,  der  Widerstand  bei  Ki  halbire  den  Winkel  KKiK^.  Dann  wird 
jedes  der  beiden  Kettenglieder  KKi  und  Ifilf,  durch  eine  Spannkraft 
Xseca'  beansprucht,  wo  a  den  Neigungswinkel  von  KiK^  gegen  die  Wage- 
rechte bedeutet  In  K  greift  also  ein  von  K^  nach  Ki  gerichteter  Widerstand 
XBQCa'  an  und  im  Falle  X=  —  1  ein  von  K^  nach  Ki  gerichteter  von  der 
Grosse  Iseca'. 

**)  In  Fig.  173  und  174  wurden  die  Längenänderungen  der  Endständer 
äAq  und  BBo  vernachlässigt. 


Das  statisch  unbestiminte  Fachwerk. 


171 


worin 


Man  erh&lt  den  £infln8s  der  Belastung 


G) 


N      '  N     '  N 


ng.172. 


lig.  178. 


Vlg.  174. 


Flg.  17&. 


femer  den  EinflnsB  einer  Temperatar&ndernng: 
und  den  Einflnss  einer  Bewegung  der  Stützen: 

Die  von  8'  abh&ngigen  Snmmenaosdrücke  erstrecken  sich  über  die 
Stäbe  des  Bogens,  die  Hftngestangen,  die  Tragkette  und  die  Bückhalt- 


172 


Erster  Absohnitt  —  §  5. 


ketten,  die  von  S"  abhängigen  nur  über  den  Bogen,  da  für  die  Ketten- 
glieder nnd  Hftngestangen  8''  =  0  ist. 

Wird  eine  gleichmässige  Temperatarttnderang  angenommen,  so  darf 
man,  wie  im  vorigen  Beispiele, 


rig.  177. 


ng.  179. 


rrn 


Fig.  178. 


Fig.  180.  Fig.  181. 

^S'&ts  =  2«  sec  a  +  2«'  sec  ol 

setzen,  worin  sich  2«8eca  nur  über  die  Glieder  der  Tragkette  er- 
streckt und  a'  die  Länge  einer  Bückhaltkette  (bis  zur  Ankerplatte 
gemessen  1)  bedeatet.  Dabei  ist  yoransgesetzt,  dass  die  Bückhaltkette 
entweder  geradlinig  oder,  wenn  gebrochen,  derart  mit  Zwischenstütsen 
yersehen   ist,    dass  die  Spannkraft  in  der  ganzen  Kette  gleich  groas 


Das  statisch  unbestimmte  Fach  werk.  173 

ist.    Yergl.  Fig.  171.    Weiter  darf  man  (ähnlich  wie  beim  ersten  Bei- 
spiel, Fig.  167) 

setzen. 

Sollen  ÜX'  und  HX"  unter  der  Voraussetzung  berechnet  werden, 
dass  sich  die  Stützpunkte  C  und  D  um  r^^  bezieh,  irj,  senken,  dass 
femer  die  Ankerplatten  links  und  rechts  in  der  Richtung  der  Bttck- 
haltketten  um  ^i^  bezieh.  7]^  nachgeben  und  /  sich  um  Hl  ändert,  so 
hat  man  zu  setzen: 

L'  =  1  •  (tg  Oo  +  tg  a)  (-»ii  +  -»lg)  +  1  •  sec  a  (7)8  +  fiJ 
L"  =  \  '  Hl  (Vergl.  das  vorige  Beispiel). 

70.  Uebnngaaiifgaben.  Die  durch  einen  eingehen  Balken  yer- 
steifte  Kette  in  Fig.  176  ist  einfach  statisch  unbestimmt.  Kennt  man 
den  Horizontalzug  X,  so  kann  man  die  Spannkräfte  in  den  Hänge- 
stangen mittels  der  Bedingung  finden,  dass  die  Kette  das  Seilpolygon 
dieser  Kräfte  ist. 

Figur  177  stellt  ein  dreifiEush  statisch  unbestimmtes  Hängewerk 
(System  Ordish'Lefeuvre)  dar.  Sind  die  Spannkräfte  X^,  X'\  X'"  der 
lothreohten  Hängestangen  bekannt,  so  sind  die  in  den  Tragketten  AC^ 
CD,  EB,  ED,  AD,  DB  und  in  den  Rückhaltketten  auftretenden  Kräfte 
gegeben.  Die  durch  eine  gestrichelte  Linie  angedeutete  Kette  hat  nur 
das  Gewicht  der  Tragketten  aufzunehmen.  Bei  symmetrischer  Anord- 
nung ist  die  Biegungslinie  für  X!"  =  —  1  das  Spiegelbild  der  Biegungs- 
linie für  X'  =  —U 

Ein  ähnliches  Hängewerk  zeigt  Figur  178;  dasselbe  ist  4 -fach 
statisch  unbestimmt.  Die  Belastungszustände  ^  =  —  1,  X"  =^  —  1» 
-3^"  =  — 1,  jr"'  =  —  1  des  Versteifungsbalkens  sind  in  der  Figur 
dargestellt  worden;  es  ist  zu  beachten,  dass  am  festen  Auflager  A 
schräge  Widerstände  hervorgerufen  werden. 

Das  Balkenfachwerk  in  Fig.  179  besitzt  in  jedem  Felde  zwei  sich 
kreuzende  Diagonalen,  welche  aber  beide  im  Stande  sind,  Zug-  und 
Druckkräfte  zu  übertragen.  Hat  das  Fachwerk  also  n  Felder,  so  ist  es 
n-ÜMh  statisch  unbestimmt.  In  der  Figur  ist  der  Kräfteplan  für 
X!"=^ — 1  vorgefahrt  worden;  die  Wirkung  dieser  Kraft  erstreckt  sich 
nur  über  die  Stäbe  9,  10,  11,  12,  13,  und  es  treten  daher  nur  zwei 
Gewichte  u>  auf,  nämlich  w^"'  und  w^''\  welche  am  besten  nach  No  47 
Gleich.  10  berechnet  werden.  Man  erhält  für  w^'"  einen  positiven,  für 
w^'"  einen  negativen  Werth  und  gelangt  daher  zu  der  in  der  Abbil- 
dung angedeuteten  Biegungslinie  (S'^').  Ebenso  werden  die  Zustände 
X'  =  —  1,  X"  =  —  1,  u.  s.  untersucht. 


174  Ereter  Abschnitt.  —  §  5. 

Die  Figuren  180  und  181  zeigen  zweifach  statisch  unbestimmte 
Tragwerke,  welche  in  ähnlicher  Weise  behandelt  werden  wie  die  ver- 
steiften Kettenbrücken  in  Fig.  170,  172,  176. 

Wir  heben  zum  Schluss  noch  einmal  herror,  dass  bei  Anwendung 
der  Gleichungen  V  auf  Seite  168  die  Summe  2  sich  über  sftmmtliche 
Stäbe  erstreckt,  über  die  noth wendigen  und  überzähligen.  So  ent- 
sprechen beispielsweise  dem  überzähligen  Stabe  des  ersten  Feldes  des 
Trägers  in  Fig.  179  die  Werthe:  5'=— 1;  5"=0;  5''"  =  0;  5""=0; 
u.  8.  w.  dem  des  zweiten  Feldes:  5'  =  0 ;  5"  =  —  1 ;  S'"  =  0;  8'"'  =  0 
u.  s.  w.     Man  vergl.  auch  Seite  26  der  Einleitung. 

§  6. 
Allgemeines  Aber  das  Auftragen  der  Einflnssllnlen. 

71«  Sind  die  Einflusslinien  für  die  Grössen  X  eines  durch  parallele 
Lasten  P  beanspruchten  Fachwerks  nach  einem  der  in  No.  56  bis  69 
angegebenen  Verfahren  bestimmt  worden,  so  lassen  sich  die  Binfluss- 
linien  der  Spannkräfte  S  und  Stützenwiderstände  C  mittels  der  zwischen 
den  8t  C  und  X  bestehenden  Beziehungen  ersten  Grades  darstellen. 
Soll  beispielsweise  die  Einflusslinie  für  eine  Spannkraft 

S  ^=  8q  —  SaXf^  —  8iXi  —  SfXg  —  .... 

aufgetragen  werden,  so  nehme  man  zuerst  sämmtliche  X=  0  an,  zeichne 
die  ^0 -Linie  des  statisch  bestimmten  Hauptsystems  auf  die  im  I.  Bande 
gezeigte  Weise  und  verkleinere  die  Ordinaten  derselben  um  die  Summe 
der  beziehungsweise  mit  Sat  Si,,  iS^«,,  .  .  .  .  multiplicirten  entsprechenden 
Ordinaten  der  Binflusslinien  für  ^«,  X»,  X^  .  .  .  .,  wobei  es  sich  em- 
pfiehlt, die  Multiplikation  mit  Hilfe  von  Winkeln  a,  ß,  y  .  .  .  .  aus- 
zuführen, welche  der  Reihe  nach  durch 

ig  OL  =  8a,  tgß  =  Ä4,  tgY  =  S„  .  .  .  . 
bestimmt  sind.*) 

In  Fig.  182  ist  dieses  allgemeine  Verfahren  an  einem  Bogenträger 
mit  festen  Kämpfergelenken  (Ä,  B)  und  auf  wagerechter  Bahn  beweg- 
lichem Auf  lagergelenke  C  erläutert  worden.  Als  statisch  nicht  bestimm- 
bare Grössen  sind  eingeführt:  der  Horizontalschub  Xa  und  der  Wider- 
stand X^  der  Mittelstütze.  Gesucht  sei  die  Einflusslinie  fQr  die  Spann- 
kraft 8  im  iStabe  t  —  k  der  oberen  Gurtung.  Werden  X^  und  X^=0 
gesetzt,  so  liegt  ein  einfacher  Balken  AB  vor,  und  es  besteht  deshalb 
die  5o-Linie  aus  zwei  Geraden  ÄC  und  CB,   welche  nach  Fig.  182^ 

•P 
durch   Auftragung  von  AJ=^  —  1  — ^  bestinunt  sind,   wobei  r^  das 

»  m 


*)  Auch  der  Proportionalcirkel  leistet  gute  Dienste. 


Das  statisch  unbeatioimte  Fachverk.  176 

Lolh  Tom  Knotenpunkt  m  auf  den  Stab  ik  bedeutet.  Die  den  Be- 
iMtongMOHtanden  Jf,  =  —  1  nnd  JT,  =  —  l  entsprechenden  Spann- 
kräfte S,  nnd  St  atellen  eich  hier  negativ  heraus,  wfihrend  X,  und  X» 
nur  positive  Werthe  besitzen;  das  Glied:  — (S.X.  +  ÄjX»)  ist  also 
positiv;  addirt  man  dasselbe  zu  dem  negativen  Werthe  Sg,  so  erhalt 
man  fflr  P=  1: 

S  =  So  —  S,X,.  ~  S,X,  =  Pti 

und  gelangt  zu  der  In  der  Fig.  182°  voll  schrafGrten  Einflaseflache  für 

8.    Dieselbe  ermöglicht  fOr  jeden  Belastungszustand  die  Ermittlung  Ton 

S='SP7t. 


72.  Die  ziemlich  umfangreiche  Arbeit,  welche  die  Äuftragung  der 
Binflusalinien  für  aSmmtliche  Spannkräfte  i9  eines  mehrfach  statisch  an- 
bestimmten Fachwerks  verursacht,  lasst  sich  durch  Verwerthung  der 
mischen  den  einzelnen  Orfissen  S  stattfindenden  statischen  Beziehungen 
meistens  erheblich  abkürzen.  In  der  Hegel  liegen  Fachwerke  vor,  die 
ans  aneinander  gereihten  Dreiecken  besleben ;  es  ist  dann  zn  empfehlen, 
die  Spannkräfte  in  den  Fullnngsstaben  durch  die  GnrtkrHfte  auszu- 
drtickea.  Bei  belasteter  oberer  Qnrtung  betrachte  man  einen  onteren 
Knotenpunkt  m  (Fig.  188),  nehme  zuerst  f.,,  =  +  1  und  ü".^,  =  0 
an  und  bestimme  mit  Hilfe  des  in  Fig.  18S*  dargestellten  Kräftepol^- 
gons  die  entsprecbenden  Spannkräfte:  —  >c.  (Drock)  nnd  +  ■x^^.,  (Zug) 
der  Wandglieder  2>.  und  D^+,.  Ganz  ebenso  ermittle  man  fUr  den 
Zustand   ü„^i  =  0  und  (7„+i=+l  die  Spannkräfte  +  v„  und  —  v,+, 


176 


Erster  Abschnitt  —  §  6. 


jener  Glieder,    um    hierauf  die  für   jeden  BeUutnngszaatand  gültigen 
Formeln  zu  erhalten: 

i>m  =  —  yc^  ü;-!  +  v^  i/«+,  =  ^^f—2^  u^t  ^  u\ 

Die  £infln68linien  für  die  Elammeransdrttcke  wollen  wir  kürz  die 
Binflnsslinien  ftlr  D^  beziehungsweise  D^+i  nennen  und  die  Faktoren 
v«  und  v«,+i  als  MtdHplikatoren  dieser  Linien  bezeichnen.  Die  D«- Linie 
erhält  man,  wenn  man  die  mit  vc^ :  v«  multiplicirte  CT^.i- Linie  yon  der 


^ 


-«^^.^p^., 


fUf^m-f 


Fig.  183. 


Flg.  184. 


C/^^i-Llnie  in  Abzug  bringt,   und  ganz  entsprechend  erg^ebt  sich  die 

Z)«,^i- Linie.     Zur  Ausführung    der  Multiplikationen    mit    x«, :  v^    nnd 

>Cm+i  :  v.,4.1  benutze  man  Hilfswinkel  oder  den  ProportionalcirkeL 

Bei  belasteter  unterer  Gurtung  drücke  man  die  Spannkr&fte  D  durch 

die  Spannkräfte  0  aus. 

Die  oben  für  D«.  und  Dm-t-i  abgeleiteten  Gleichungen  gelten  auch  für  den 
Fall  belasteter  unterer  Gurtung  so  lange  im  Knoten  m  keine  Last  angreift.  Liegt 
die  Lasteinheit  bei  m,  so  treten  rechts  noch  Glieder  p«,  bezieh,  p^+i  hinzu, 
die  der  Fig.  184c  zu  entnehmen  sind.  Hierauf  ist  zu  achten,  wenn  beide  Gurte 
belastet  sind.    Yergl.  auch  das  ähnliche  allgemeine  Verfahren  in  Band  I,  §  35. 

Sind  nicht  nur  die  Lasten,  sondern  überhaupt  alle  äusseren  Kräfte 
(also  auch  die  Stützenwiderstände)  einander  parallel,  ein  Fall  der  bei 
Balken  auf  mehreren  Stützen,  sowie  bei  den  Versteifungsbalken  von 
Kettenbrücken  in  der  Regel  vorliegen  wird,  so  gehe  man,  falls  sämmt- 
liche  Wandglieder  gegen  die  Richtung  der  Lasten  geneigt  sind  (Fig.  184), 
Ton  den  bereits  im  I.  Bande  benutzten  Gleichungen  ans: 

I>«  cos  9«  =  —  V^.x  cos  Y«_i  —  0«  cos  ß« 
2)«+i  cos  9«+i  =  —  IT^+i  cos  Yi.+,  —  0^  cos  ß, 


'••• 


Das  statisch  unbestimmte  Fachwerk. 


177 


Sind  dann  mittels  des  in  No.  71  beschriebenen  Verfahrens  die  Ein- 
flusslinien  für  die  0  cos  ß  und  U  cos  y  gefanden  worden,  so  sind  aach 
die  Einflnsslinien  für  die  D  cos  9  bestimmt. 

Für  das  in  Fig.  185  dargestellte,  von  parallelen  äusseren  Kräften 
^gegriffene  Fachwerk,  dessen  Stäbe  zum  Theil  in  die  Kraftrichtung  fal- 
len, gelten  die  Beziehungen: 

M  *) 

—  0«  cos  ß,.  =  +  U^+i  cos  Y^+,  =  —-- 

D„  cos  9^  = 

h'„.x\  M„,.i     Ä„_i         -^«1  r     i.  fw.  j. 

V^  =  -r —   — -7 7—    Last  am  Obergurt 

A„     L  Ä«,_i      Ä^_i         h^  J 

h    «+i    r  JC  -äC+l  ^m+\  1  T        i.  TT    X  _i. 

F«  =  -r — ^   — v~     *  I'' —    ^*®^  *°^  Untergurt; 


>»</ 


Fig.  186. 


aus  denen  hervorgeht,    dass  es  zweckmässig   sein  wird,    zunächst  die 


Einflussflächen    für    die   Werthe 


M 


darzustellen,   um   in  dem  Unter- 


M 


schiede  zweier  aufeinanderfolgenden  —-Flächen  eine  D  cos  9 -Fläche  zu 

erhalten.     Auch    die    F^- Fläche    ist    durch    zwei    aufeinanderfolgende 

M 

— — Flächen,  von  denen  aber  die  eine  mit  einem  Höhen  verhältniss  mul- 


*)  Mm  bedeutet  das  AngriJfsmoment  für  den  Knoten  m;  dasselbe  wird  in 
der  Form  :Mm  =  M^—  M'^  X'  —  M''^  X"  —  ....  dargesteUt,  wenn  X',  X", . .  . 
die  statisch  nicht  bestinmibaren  Grössen  sind.  Die  Formeln  für  0,  D  und  V 
sind  im  I.  Bande,  §  85  u.  39,  abgeleitet  worden.  Die  Ausdrücke  für  die  V 
wurden  oben  in  anderer  Form  geschrieben  wie  früher.  Die  Formeln  für  0  und 
ü  gelten  bei  beliebig  gerichteten  äusseren  Kräften 

M&ller-Breslaa,  Onphische  Statik.    II.  1.  12 


178 


Erster  Abschnitt.  —  §  6. 


tiplicirt  werden  muss,  bestimmt;  femer  treten  bei  den  F-Fläcben  Mul- 
tiplicatoren  aaf. 

Bei  gerader  Ourtung  wird  die  Ermittlung  der  Kräfte  V  wesent- 
lich einfacher.  So  findet  man  z.  B.  für  den  in  Fig.  186  dargestellten 
Fall  einer  geraden  anteren  Qurtung  die  Gleicbgewicbtsbedingung: 

(V^  —  P) 8in  a^-jr  D^ ein  ^^  =  0 

und  hieraus: 

D^sm^^.  Bin^^       f      r,        ^     ,    Pcos9«sina^\ 

sm  OL^  sin  a«,  cos  9m  ^  siii  Vm       ^ 

So  lange  die  über  den  Träger  wandernde  Lasteinheit  ausserhalb 
der  Felder  X«,  und  X«,+i  liegt,  unterscheidet  sich  die  Einflussfläche  für 
den  Elammerausdruck  yon  der  D^cos  9M-Fläch0  nur  durch  das  Vor- 
zeichen ;  an  der  Stelle  m  ist  zu  der  in  entgegengesetztem  Sinne  zu  nehmen- 


den Ordinate  der  D«,  cos  9M-Linie  noch  der  Betrag: 


1  •  cos  9^  sin  ou 


zu 


8in^„ 

addiren.    Ist  die  untere  Guiiiung  rechtwinklig  zur  Richtung  der  Lasten, 

sin  ^m 

so   wird  -; =  tg  9„. 

sm  (Xm  cos  9m 

Besonders  einfach  wird  die  ganze  Untersuchung  für  Parallelträger, 
deren  äussere  Kräfte  rechtwinklig  zu  den  Gurtungen  sind.  Hier  kommt 
es  nur  darauf  an,  die  Momente  und  Querkräfte  zu  bestimmen,  aus  denen 
sich  dann  sämmtliche  Stabkräfte  berechnen  lassen. 


JlZ" 

\/ 

• 

A         ^ 

Flg.  187. 


Fig.  188. 


Für   das  in  Fig.   187   dargestellte  Fach  werk    ergiebt    sich  z.  B., 
wenn  Qn^  die  Querkraft  für  das  m^  Feld  bedeutet, 

—  0«Ä  =  +  17«+!  h  =  IL;         D„  sin  9«  =  Q^ 
Vm  =  —  Qmt  Last  oben, 
V„,  =  —  Qm^u  littst  unten. 


Das  statisch  unbestimmte  Fachwerk.  179 

Da  nun  ö«  ==  "r~  C-^-»  —  ^«-i)  ißt,    so  kann   man   nach  Ermitt- 

Inng  der  If- Flächen  jede  ^X- Fläche  als  den  Unterschied  zweier  auf- 
einanderfolgender 3f-Flächen  gewinnen,  oder  man  zeichnet  znerst  die 
^X-Fl&chen  und  benutzt  hierauf  die  Beziehung 

um  aus  der  einen  If-Flftche  schrittweise  alle  übrigen  abzuleiten. 

Liegt  das  Fachwerk  in  Fig.  188  vor,  und  sind  m  —  1  und  m+  1 
Knotenpunkte  der  belasteten  Gurtung,  ferner  Q  die  Querkraft  für  das 
Feld  (m —  1)  —  (»•  +  1),  so  beachte  man  die  Beziehungen: 

D^  sin  9«  ==  —  l>«+i  sin  9^+1  =  +  ö- 

78.  Auf  eine  sehr  übersichtliche  Weise  lassen  sich  die  Einfluss- 
flftchen  für  die  Spannkräfte  einfach  statisch  unbestimmter  Träger  ge- 
winnen; denn  hier  erscheint  ^S^  in  der  Form 


=  5^,  —  8  X  =  8  ( -^7 X  j , 


8' 

und  es  ist  daher  möglich,  wenn  S'  als  Multiplikator  herausgezogen  wird, 
jede  <9-Fläche  als  den  Unterschied  der  X- Fläche  und  einer  meistens 
yon  nur  wenigen  Geraden  begrenzten  5o/5'-Fläche  (deren  Aufzeichnung 
ebenso  schnell  vor  sich  geht,  wie  die  der  5q -Fläche)  darzustellen. 

Wir  werden  meistens  die  X  und  die  'r{  =  SqI8'  (Figur  189*) 
von  derselben  Geraden  N'N  aus  auftragen  und  erhalten  dann  die  8- 
Fläche  (deren  Ordinaten  mit  yi  bezeichnet  werden  mögen)  gewisser- 
massen  auf  die  X-Linie  als  gebrochene  Null-Achse  bezogen.^  Gie'bt 
man  aber  der  Einführung  einer  allen  j9-Flächen  gemeinsamen  geraden 
Nulllinie  (die  bei  lothrechter  Belastung  meistens  wagerecht  gewählt 
wird)  den  Vorzug,  so  gelangt  man  zu  der  Darstellungs weise  in  Fig.  189^, 
in  welcher  die  Ordinaten  rf  von  der  X-Linie  aus  aufgetragen  wurden, 
und  aus  welcher  ohne  weiteres  das  Gesetz  abgelesen  werden  kann,  dass 
innerhalb  eines  Gebietes,  in  welchem  die  8qI8' 'Linie  der  Fig.  189*  gerad- 
linig verläuft,  entsprechende  Seiten  der  5-Linie  und  X-Linie  sich  in 
Punkten  einer  Geraden  schneiden,  welche  durch  den  Nullpunkt  der 
iS^Q/^'-Linie  geht  und  parallel  zu  Pist.*)    Auf  Grund  dieser  Eigenschaft 


*)  Die  £^Linie   ist  also   innerhalb   eines   von  einer  geraden  So- Linie   be- 
herrschten Gebietes  affin  mit  der  X-Iinie. 

12* 


180 


Erster  Abschnitt  —  §  6. 


läset   sich  die  ^Linie  aus  der  X-Linie  ableiten,   sobald  eine  Ordinate 
und  die  Nullpunkte  der  S^j/Ä'-Linie  bekannt  sind.*) 


m 


Hg.  189. 


^BeUpUH.  Fttr  den  in  Fig.  190  abgebildeten,  einfoch  statisch 
unbestimmten  Bogentrftger  sei  nach  dem  in  No.  67  beschriebenen  Ver- 
fahren die  Einflusslinie  für  den  Horizontalschab  X  ermittelt  und  von 
der  geraden  Nulllinie  J! B'  aus  aufgetragen  worden.**)  Es  soll  die  Ein- 
flussfläche  für  die  Spannkraft  0  des  dem  Knotenpunkte  m  gegenüber- 
liegenden Stabes  der  oberen  Gurtung  gezeichnet  werden. 

Den  Belastungszustand  X= — 1  zeigt  Fig.  198.  In  ^  und  B 
wurden  Kräfte  {K')  angebracht,  deren  wagerechte  nach  aussen  gerichtete 
Seitenkräfte  von  der  Grösse  1  sind  und  welche  durch  die  Gelenke  E 
und  F  gehen  müssen,  damit  sich  die  Bogentheile  ÄE  und  BF  nicht 
um  E  bezieh.  F  drehen.    Sodann  wurden  die  einander  gleichen  Kräfte 


*)  Wir  erinnern  hier  u.  A.  an  die  Ermittlung  der  Nullpunkte  der  5o-Linien 
mit  Hilfe  von  Polbestimmungen  kinematischer  Ketten.    Band  I,  XTTT.  Abschnitt 
♦♦)  In  Figur  190   vernachlässigten   wir  die   dem  Zustande  X=  —  1  ent- 
sprechenden Längenänderungen  der  von  den   Stützpunkten  Ä^  C,  D,  B  aus- 
gehenden lothrechten  Füllungsstäbe.    Vergl.  Fig.  169,  Seite  165. 


Das  statisch  unbestimmte  Fachwerk. 


181 


(C')  und  (Z)')  hinzagefügt,  welche  den  (K')  das  Gleichgewicht  halten« 
Der  aus  drei  Geraden  bestehende  Linienzag  Ä,  C^^  D^^  B  ist  das  Seil- 
polygon (Mittelkraftspolygon)  der  Kräfte  K\  C\  D\  E! , 

Ein  behufs  Bestimmung  der  Spannkraft  0'  durch  das  Faohwerk 
geführter  Schnitt  tt  trifft  die  Seilpolygonseite  CiD^,  welche  die  Lage 
der  Mittelkraft  (R)  der  links  von  tt  wirksamen  äusseren  Kräfte  K'  und 


r&y  (DJ 

Fig.  190,  191,  192,  193. 


C'  bestimmt.  Misst  man  also  den  lothrechten  Abstand  y^  des  Punktes 
m  von  der  Seite  C^B^  und  erwägt,  dass  die  wagerechte  Seitenkraft  von 
E  die  GrGsse  1  besitzt,  so  lautet  die  Bitter'sche  Momentengleichung 
fttr  den  Drehpunkt  m: 

O'r^  —  1  •  y„.  =  0,  woraus  0'  =  -}-  1  — , 


182  Erster  Abschnitt.  —  §  6. 

weshalb  schliesslich 

erhalten  wird. 

[Die  Torstehende  Beschreibung  der  Bestimmungsweise  der  Spann- 
kräfte S'  berücksichtigt  eine  beliebige  Neigung  der  vom  Schnitte  ii  ge- 
troffenen Seite  des  Mittelkraftspoljgons ;  sie  liefert  z.  B.  für  den  Ober- 

gurtstab  des  ersten  Feldes:    0  = — 1-^— ,  für  den  Untergurtstab  des 
b'^  Feldes:    C^'==  — 1-^,   für  die  vom  Schnitte  it  getroffene  Dia- 


rn 


gonale:    D  = —  1 ,  wo  r<  das  Loth  von  i  auf  D    bedeutet.] 

Im  Falle  X=0  geht  der  Trüger  in  einen   Gerber^schen  Balken 
über,  und  es  besteht  deshalb  (nach  Band  J,  §  41)  die  Einflusslinie  fEü: 

*"-  Oo  aus  4  Geraden  Ä E'\  E"C'm\  m" D' F"  und  F" B'  (Fig.  191), 

deren  Nullpunkte  den  Auflagergelenken  entsprechen  und  deren  Schnitt- 
punkte in  den  Senkrechten  durch  E,  m,  F  liegen.  Die  Gerade  D^m" 
muss  auf  der  Senkrechten  durch  C  die  Strecke: 


t/m  ^      r„y  y« 


f 
abschneiden.     Bringt  man  nun  von  der  — ^  •  Oq- Fläche    die   X- Fläche 

in  Abzug,  so  erhält  man  die  in  Fig.  191  durch  Schraffirung  hervorge- 
hobene 0-Fläche;  der  Multiplikator  derselben  ist  =  ynjr^^  Lothrechte 
Lasten  P  erzeugen: 

In  Fig.  192  ist  die  0-Fläche  noch  einmal,  auf  eine  wagerechte 
Nulllinie  bezogen,  dargestellt  worden.  Nach  Auftragung  der  JST-Linie 
wurde  die  Gerade  D'm    mit  der  Senkrechten  durch  C'  in  J  zum  Schnitt 

gebracht,  die  Strecke  JiT^'  =  1  — ^  abgetragen  und  mittels  der  Geraden 

J"D'  der  Punkt  m'  der  0-Linie  bestimmt.  Zur  Festlegung  der  Punkte 
F"  und  E"  dienten  die  aus  dem  Verlauf  der  O^ -Linie  (welche  man 
für  diesen  Zweck  nur  zu  skizziren  braucht)  gefolgerten  Bedingungen, 
dass  sich  die  Geraden  m'F"  und  mF'  in  einem  Punkte  der  Senk- 
rechten durch  D'  schneiden  müssen  und  die  (in  unserer  Figur  nicht 
ausgezogenen)  Geraden  m  E'*  und  m  E'  in  einem  Punkte  der  Senkrechten 


Das  statisch  unbesümmte  Fachwerk. 


183 


durch  C\  nnd  schliesslich  wurden  die  sechs  Zweige  der  0-Linie  in  der 
auf  Seite  180  beschriebenen  Weise  (vergl.  auch  Fig.  189)  aus  den  ent- 
sprechenden Zweigen  der  X-Linie  abgeleitet. 

Die  Darstellungsweise  in  Fig.  1 9 1  ist  unbedingt  die  übersichtlichere 
und  verdient  stets  den  Vorzug.  Nach  den  Erfahrungen,  welche  der 
Verfasser  bei  den  von  ihm  selbst  und  von  den  Hörern  seiner  Vorträge 
durchgeftlhrten  Berechnungen  gesammelt  hat,  empfiehlt  sich  folgendes 
Vorgehen, 

Man  vertheile  die  Zeichnungen  im  allgemeinen*)  auf  4  Blätter, 
welche  der  Reihe  nach  zur  Auftragung  der  Einflusslinien  für  die  Ober- 
gurtstäbe, Untergurtstäbe,  Diagonalen  und  Vertikalen  benutzt  werden. 
Auf  jedem  dieser  Blätter  bestimme  man  mit  Hilfe  einer  einzigen  X- 
Linie  nach  dem  in  Fig.  191  angewandten  Verfahren  die  Einflusslinien 
für  die  in  Frage  kommenden  Spannkräfte,  und  trage  schliesslich  jede 
Einflusslinie  von  einer  besonderen,  geraden  Nulllinie  aus  auf,  wo- 
bei die  Ordinaten   der  nach  Fig.  191  angefertigten  Zeichnung  zu  ent- 


/^ 


F-r. 


Fig.  194. 

nehmen  sind.  Nun  gebe  man  die  gefährlichsten  Zugstellungen  (welche 
am  besten  durch  Versuche  bestimmt  werden)  an  und  schreibe  neben 
jede  Einflusslinie  die  folgenden  Werthe: 

1.  den  Multiplikator  (den  wir  von  jetzt  an  stets  mit  [X  bezeichnen 
werden), 

2.  die  den  Lasten  P  entsprechenden  Werthe  2P7),  wobei  es  sich 
empfiehlt,  durch  einen  an  das  Zeichen  2  gesetzten  Zeiger  -|-  oder 

—  anzudeuten,  dass  es  sich  um  den  Einfluss  der  auf  den  posi- 
tiven oder  den  negativen  Beitragsstrecken  liegenden  Lasten  P 
handelt, 

3.  diejenigen  Grössen,  durch  welche  der  Einfluss  der  ständigen  Be- 
lastung bestimmt  wird.  Bei  ungleichen  Feldweiten  ist  es  am 
zweckmässigsten,    die    Inhalte   F  und    F   des    positiven    bezieh. 


*)  Auf  Vereinfachungen,  die  sich  an  der  Haud  der  Betrachtungen  in  No.  72 
ergeben,  werden  wir  in  dem  von  den  wichtigsten  Trägem  handelnden  Ab- 
schnitt n  hinweisen. 


184  Ei-ster  Abschnitt  —  §  6. 

negativen  Theiles  der  Einfinssfläche  zu  berechnen  nnd  die  von  der 
ständigen  Belastung  {g  für  die  Längeneinheit)  herrührende  Spann- 
kraft Sf  mittels  der  Formel  Sf  =  g  (F — F)   zu  ermitteln ,   wo- 

+ 
bei  die  unter  den  F  stehenden  +  und  —  nicht  Vorzeichen  son- 
dern nur  Zeiger  bedeuten.  Haben  sämmtliche  Felder  die  gleiche 
Länge  X  so  ist  die  Rechnung  mit  Knotenlasten  g\  vorzuziehen. 
Man  bestimme  dann  die  Summe  aller  positiven,  an  den  Knoten- 
punkten gemessenen  Ordinaten,  desgleichen  die  Summe  aller  nega- 
tiven Ordinaten,  bezeichne  diese  Summen  kurz  mit  2  und  2  und 

setze  schliesslich  Sg  =  ^X  (S  —  S).  "** 

+       - 

Auf  diese  Weise  erhält  man  sehr  übersichtliche  Kräftepläne,  die 
von  Jedermann  schnell  geprüft  werden  können. 

Die  Formeln  zur  Berechnung  der  Grenzwerthe  der  Spannkräfte 
lauten  mit  den  vorstehenden  Bezeichnungen  und  mit  Berücksichtigung 
des  Einflusses  (5i  =  ±  Ä'' Jfi  =  ±  |JlX<)  einer  Erwärmung  bezieh.   Ab- 

und  bei  gleichlangen  Feldern: 

I    _S=n[+2P7i+<?X(S  — 2)  +  jr.] 

^^^  \     .,.S=(Ji[-SP^+j,X(S  — S)  — X.]. 

Es  ist  darauf  zu  achten,  dass  die  neben  die  Einflusslinien  zu  schreiben- 
den: (Ji,  2Pi],  SPifj,  P,  F,  S,  S  die  absoluten  Werthe  der  fraglichen 

+  —  +    -     +    - 

Grössen  vorstellen. 

Aehnlich  verfahre  man  bei  mehrfach  statisch  unbestimmten  Fach- 
werken. Den  Maassstab  für  die  Einflusslinien  (den  man  für  die  Gurt- 
kräfte und  die  Spannkräfte  in  den  Füllungsstäben  im  allgemeinen  ver- 
schieden annehmen  muss)  wähle  man  nicht  zu  gross,  damit  man  mög- 
lichst viele  Ordinaten  mit  dem  Cirkel  addiren  kann.    Bei  Bestimmung 

der  SPt)  und  ^Pf\  beachte  man  das  auf  Seite  120  des  L  Bandes  gesagte. 

+  - 

Bei  gleichförmiger  Verkehrslast  p  erhält  man  (mit  der  Bezeichnung 

^^g+P)'  r  1 

S=\f.\qF—gF+X,^ 


(8) 


max' 


I      «*-5=p.[(7F  — gP— Xe] 


wofür  man  bei  gleichlangen  Feldern  auch  setzen  darf:"") 


*)  Band  I,  Seite  118. 


Das  statisch  unbestimmte  Fachwerk.  185 


(4) 


mtix 


min 


Noch  sei  hervorgehoben,  dass  es  manchmal  zweckmässig  ist,  den 
Einfloss  Sg  der  ständigen  Belastung  nach  Ermittlung  von  X^  gesondert 
mit  Hilfe  eines  Cremona^schen  Eräfteplanes  zu  bestimmen,  und  im  Falle 
gleichförmiger  Verkehrslast  die  folgenden  für  alle  Träger  von  unver- 
änderlicher Gliederung  und  Stützungsart  (Vgl.  Seite  6  u.  7)  geltenden 
Beziehungen  zu  benutzen. 

Die  Spannkraft  „„^cS  entsteht,  wenn  die  positiven  Beitragsstrecken 
mit  g,  die  negativen  mit  g  belastet  werden,  und  die  Spannkraft  ^inS 
erhält  man,  wenn  man  die  positiven  Beitragsstrecken  mit  g  und  die 
negativen  mit  q  belastet.  Die  Zusammenzählung  beider  Belastungen 
führt  zur  gänzlichen  Belastung  des  Trägers  mit  q  -\-  g-  Hat  man  nun 
S,  in  der  Form 

(5)  S,  =  gC, 

dargestellt,   wo  Cq  den  Werth  bedeutet,   den  S^  im   Falle  ^=1    an- 
nehmen würde,  so  findet  man 

(6)  .a.S -\- ^,nS  =  (q  +  g)  C^ 

kann  also  nach  Berechnung  des  einen  Grenzwerthes  ohne  weiteres  den 
anderen  angeben. 

Ist  die  Berechnung  von  ,^^8  einfacher  als  die  von  muSf  so  wird 
man  den  Einfluss  von  p  in  der  Form 

(7)  n^S,=pC^ 
ermitteln  und  erhält  dann 


/gj  I      ««5'  =  ^Co+^Ci 


mim8 gCp  pCi 

Probe:  ,^5  +  ^S  =  (^  +  2)  Cq. 
Sollte  die  Berechnung  von  n^inS  die  einfachere  sein,  so  suche  man 

(9)  ^inS  =  —pC^ 

auf,  um  dann  zu  erhalten: 


/jQN  j    ^inS  —  gC^ — pC^ 


Die  Gesetze  (6)  bis  (10)  gelten  nicht  nur  für  Spannkräfte,  sondern 
auch  für  die  nach  festen  Richtungen  gebildeten  Seitenkräfte  von  Stützen- 


186  Erster  Abschnitt  —  §  6. 

widerstanden  y  für  Angriffsmomente  und  Querkräfte;  sie  gestatten  in 
vielen  Fällen  eine  wesentliche  Abkürzung  der  Rechnung.  Zu  beachten 
ist,  dass  die  nach  den  Oleichungen  (8)  und  (10)  berechneten  Grenz- 
werthe  S  noch  um  den  Einfluss  St  einer  Temperaturändenmg  zu  ver- 
grössem  sind. 


Annahmen,  behufs  Vereinfachung  der  Berechnung  von  neu  zu  entwerfenden 

statisch  unbestimmten  Trägem. 

74«  Die  genaue  Berechnung  von  neu  zu  entwerfenden  statisch 
unbestimmten  Fachwerken  wird  durch  den  Umstand  sehr  erschwert, 
dass  die  Grössen  X  von  den  vorläufig  unbekannten  Stabquerschnitten 
oder  —  wenn  es  sich  nur  um  den  Einfluss  der  Belastung  handelt  — 
von  dem  gegenseitigen  Verhältnisse  dieser  Querschnitte  abhängen.  Es 
müssen  deshalb  im  allgemeinen  die  Querschnittsflächen  zunächst  ab- 
geschätzt und  hierauf  an  der  Hand  der  Ergebnisse  der  schärferen  Unter* 
suchung  geändert  werden.  Bei  wesentlichen  Abweichungen  zwischen 
den  so  erhaltenen  und  den  zuerst  angenommenen  Querschnitten  muss 
die  ganze  Bechnung  wiederholt  werden. 

In  allen  wichtigen  Fällen  lässt  sich  nun  eine  Abkürzung  (ohne 
dass  die  Ergebnisse  der  Bechnung  an  Zuverlässigkeit  einbüssen)  dadurch 
erzielen,  dass  bei  der  Berechnung  der  Grössen  X  die  Formänderungen 
der  Füllungsglieder  des  statisch  bestimmten  Hauptsjstems  vernachlässigt 
und  hinsichtlich  der  Gurtungen  vereinfachende  Annahmen  (z.  B.  Ein- 
führung eitaes  gleichen  Querschnitts  für  die  Stäbe  einer  oder  auch  beider 
Gurtungen)  gemacht  werden. 

Es  liege  z.  B.  der  in  No.  57  untersuchte  Fach  werkbogen  vor.  Be- 
hufs Bestimmung  von  X  muss  für  den  Zustand  X  =  —  1 ,    welchem 

S's 
die  Längenänderungen  (As)'  =  --—  entsprechen,  ein  Williot'scher  Ver- 

schiebungsplan  gezeichnet  werden.  Hierbei  weise  man  jedem  Füllungs- 
stabe zunächst  den  Werth  (As)'  =  0  zu,  was  zur  Folge  hat,  dass  einem 
zwei  Knoten  i  und  k  verbindenden  Wandgliede  ik  im  Verschiebungs- 
plane eine  zu  ik  rechtwinklige  Gerade  tk'  entspricht,  und  ferner  nehme 

man  für  alle  Gurtstäbe  gleich  grosse  Werthe  ~  -  -  an.    Setzt  man  nun 

(As)'  =  S's  (  anstatt  As'  =  -— —  )  so  liefert  der  Verschiebungsplan  die 

EF'fsichen  Knotenpunktsverschiebungen;    es  bleibt  aber  die  Gleichung 

X= r,—^  bestehen,    da  in  Zähler  und  Nenner   die  in   gleichem 

o 


Das  statisch  unbestimmte  Fachwerk.  187 

Maasse   vergrösserten   Verschiebangen  8'«  und   8'    eingeführt    werden. 
Hingegen  ist  die  (einer  gleichmässigen  Temperaturerhöhung  entsprechende) 

ttl  zEFtl 

Formel  Xt  =  l  -r,-  zu  ersetzen  durch  X^  = r? Meistens  sind 

ö  ö 

die  Feld  weiten  annähernd  gleich  und  dann  empfiehlt  es  sich,  den  Werth 
für  alle  ßurtstäbe   gleich   gross  anzunehmen  und  mit  (A«)'  =  8' 


8 


EF 


zEFtl 
zu  rechnen.     Der  Einfluss   von  t  ist  jetzt:  -Xe  = ^t — •    Will  man 

für  die  obere  und  die  untere  Gurtung  verschieden  grosse  Querschnitte 

F.  und  F^  einführen  und  einem  Obergurt-Stabe  den  Werth  (As)'  =  S' 

F 
zuweisen,    so  muss  man  für  einen  Untergurtstab  {i^s)'  =  S' —^   an- 

eEFjl 

nehmen  und  X  = ^, —  setzen.     Hervorzuheben  bleibt  aber,  dass 

so 

im  allgemeinen  unter  F^  und  F^  nicht  die  mittleren  Querschnitte  der 
oberen  und  unteren  Gurtung  zu  verstehen  sind  und  unter  8  nicht  eine 
mittlere  Stablänge,  sondern  dass  häufig  die  Längenänderungen  gewisser 
Stäbe  von  ganz  hervoritigendem  Einflüsse  auf  die  Formändeiiing  des 
Fach  Werkes  sind  und  die  Abmessungen  dieser  Stäbe  daher  besonders 
ins  Gewicht  fallen.  Erhält  z.  B.  der  betrachtete  Bogenträger  im  Scheitel 
eine  wesentlich  geringere  Höhe  wie  an  den  Kämpfern,  so  muss  man 
für  jPo,  F^  und  8  die  Gurtquerschnitte  und  die  Stablänge  im  Scheitel 
wählen. 

Indem  wir  hinsichtlich  der  bei  den  wichtigsten  Fachwerken  einzu- 
führenden Annahmen  auf  den  folgenden  Abschnitt  verweisen,  heben  wir 
noch  hervor,  dass  die  dort,  bevorzugte  Benutzung  der  Biegungslinien 
den  Vortheil  bietet,  bereits  bei  Berechnung  der  Werthe  w  häufig  das 
besondere  Gewicht  einzelner  Stäbe  erkennen  zu  lassen.  Es  ist  dieser 
Weg  nach  den  Erfahrungen  des  Verfassers  unbedingt  dann  vorzuziehen, 
wenn  nur  Lasten  gleicher  Bichtung  in  Betracht  kommen,  wenn  es  sich 
also  beispielsweise  um  den  besonders  wichtigen  Fall  lothrechter  Lasten 
handelt. 

In  der  Regel  greifen  die  Lasten  P  in  den  Knotenpunkten  des 
statisch  bestimmten  Hauptsjstems  an,  und  dieses  Hauptsjstem  ist 
meistens  ein  einfaches  Dreiecknetz.-  Werden  die  Gleichungen  (V)  auf 
Seite  163  angewendet,  so  handelt  es  sich  zunächst  darum,  die  den 
Belastungszuständen  X'  =  —  1,  X"  =  —  1,  .  .  .  entsprechenden  Bie- 
gungslinien (5',  5''  .  .  .)  dieses  Dreiecknetzes  zu  bestimmen. 

Bezeichnet  nun  M'^  das  durch  die  Ursache  X'  =  —  1  hervorge- 
rufene Angrififsmoment  für  den  Knotenpunkt  m,  so  ergiebt  sich  für  den 


188 


Erster  Abschnitt  —  §  6. 


dem  Pankte  m  gegenüberliegenden  Gortstab  5«.  die  Spannkraft  S'^  = 
"^  -_ — ,  wobei  r^  die  Länge  des  Lothes  von  m  auf  8^  bedeutet.    Das 


rm 


obere  Vorzeichen  bezieht  sieb  auf  die  obere,  das  untere  auf  die  untere 
Ourtung.     Das  Gewicht  u/^  des  Knotens  m  ist  (nach  No.  47) 


(1) 


r. 


und  ebenso  erhält  man  für  die  Zu- 
stände X''  =  —  1,  X'"  =  —  1,  . . . 
die  Gewichte 


^m 


tr 


/// 


/// 


l^m       = 


M^      8^ 


Fig.  195. 


üat  E  für  alle  Stäbe  denselben 
Werth,  so  multiplicire  man  die  w\ 
w\  .  .  .  mit E,  Ausserdem  empfiehlt 
sich  stets  noch  die  Multiplikation 
mit  einer  vorläufig  beliebigen  Quer- 
schnittsgrösse  Fe  (die  aber  für  alle 


w  gleich  genommen  werden  muss)  womit  sich  dann 

Mjs^   Fe  „         Mj's^      Fe 


(2) 


to 


2 


r^-      F^  '  ^'"  rj        F^  ' 

ergiebt.  Legt  man  diese  Gewichte  der  Berechnung  der  Ordinaten  h\ 
8",  .  .  .  der  den  Zuständen  X'  =  —  1,  Jf"  =  —  1,  .  .  .  entsprechenden 
Biegungslinien  zu  Grunde,  so  muss  man  alle  Glieder  der  Gleichungen  V 
(mit  Ausnahme  der  Glieder  SP^8'„,  SP^5^"  .  .  .  .)  mit  EFc  multipli- 
ciren.  Auch  ist  zu  beachten,  dass  eine  weitere  Multiplikation  mit  v 
erforderlich  wird,  sobald  die  Werthe  w\  u>' . , ,  aus  irgend  einem  Grunde 
mit  V  multiplicirt  werden.*) 

Wendet  man  diese  Regeln  beispielsweise  auf  das  einfach  statisch 
unbestimmte  Fachwerk  an,  so  erhält  man  zur  Berechnung  von  X  die 
Gleichung : 


*)  "Wäre  z.  B.  das  Fachwerk  in  Fig.  195  ein  Parallelträger  von  der  Höhe 
Ä,  und  hätten  sämmtliche  Gurtstäbe  die  gleiche  Länge  X,  so  wäre-^  =  -7r-. 

Man   würde   dann   die  u;\  %o\  ....  mit  v  =  -y-  luuJtipliciren   und   einfacher 


%o  =  M\ 


Fe_ 

F„ 


u.  s.  w.  setzen. 


Das  statisch  unbestimmte  Fach-werk.  189 

EF,L!  =  SP^SJ  —  X^S'^'s  -^  +  EF.'SetS's 

F 

und  findet  bieraas  für  den  Einfloss  einer  Last  P,  für  den  Einflnss  von 
Temperatnrändemngen  und  für  den  Einfluss  von  Verschiebungen  der 
Widerlager  der  Beibe  nach  die  Werthe: 


I 


X=P„    J"    ;     X,  = '^ — ,  A.Y  = 


SR    '        '  SR  '  SR 

(3) 

wo  SR  =  25'*«-^ 

F 

Diese  Gleichungen  (2)  und  (3)  werden  wir  im  folgenden  Abschnitte 
vorzugsweise  anwenden. 

Verwertbung  von  stellvertretenden,  aus  steifen  Gliedern  gebildeten  StabzOgen. 

76.  Bedeutet  X  die  Spannkraft  eines  Stabes  ik,  der  als  über- 
zählig bezeichnet  werden  darf,  durch  dessen  Beseitigung  also  das  0-fach 
statisch  unbestimmt  angenommene  Fachwerk  seine  Steifigkeit  nicht  ver- 
liert, und  werden  alle  Spannkräfte  auf  die  Form 

(1)  S  =  @o  — @'^ 

gebracht,  unter  @q  und  ©'  die  den  Zuständen  X=0  und  X= — 1 
entsprechenden  Werthe  von  S  verstanden,  so  lautet  die  Arbeits- 
gleichung für  den  Zustand  X  =  —  1 : 

(2)  0  =  S@'Aä, 

wobei  vorausgesetzt  wird,  dass  Bewegungen  der  Widerlager  ausge- 
schlossen sind  und  die  Summe  in  (2)  auch  den  Stab  ik,  dem  @'  =  —  1 
entspricht,  umschliesst.  Die  Einführung  von  A5  =  iS^p  =  (@o  —  @'-X)p, 
wo  g=^s:EF,  und  die  Beachtung  der  Gleichungen  (30)  auf  Seite  27 
liefert  den  Ausdruck 

in  welchem  hj  die  Verschiebung  bedeutet,  die  der  Angriffspunkt  m 
von  Pm  im  Sinne  von  P«,  erfahrt,  sobald  auf  das  nunmehr  (z  —  l)fach 
statisch  unbestimmte  Fach  werk  nur  die  Ursache  X=  —  1  wirkt.*) 

Auf  Grund  dieses  Gesetzes  darf  die  Einflusslinie  für  jede  Stabkraft 
und  —  wie  ohne  weiteres  einleuchtet  —  auch  für  jeden  nach  einer 
festen  Richtung  wirkenden   Stützenwiderstand   als  Biegungalinie  (deren 


♦)  Gleichung  3  hat  dieselbe  Form  wie  die  früher  für  das  einfach  statisch 

2P8' 
xmbestimmte  Fachwerk  aufgestellte  Beziehung:  JC=        ,     ;  vgl.  S.  166  u.  167. 


190 


Erster  Abschnitt  —  §  6. 


Multiplikator  in  dem  hier  betrachteten  Falle  =  1  :  2@'^p  ist)  gedeutet 
werden,  wobei  nur  die  Einscbrftnkung  besteht,  dass  das  Fach  werk  in 
Folge  Beseitigung  des  fraglichen  Stabes  nicht  seine  Steifigkeit  und  in 
Folge  Aufhebung  des  fraglichen  Stützenwiderstandes  nicht  seine  Stand- 
festigkeit einbüsst.^)  Zu  beachten  ist  allerdings,  dass  die  Anwendung 
der  Gleichung  (B)  zur  Aufsuchung  der  X-Linie  die  Aufbragung  der 
Biegungslinie  für  ein  durch  die  Ursache  X=  —  1  belastetes  (z  —  l)fach 
statisch  unbestimmtes  Fach  werk  erheischt;  sie  bietet  nur  in  ganz  be- 
stimmten Fällen  (die  wir  bei  den  späteren  Anwendungen  behandeln 
wollen)  einen  Ersatz  für  den  früher  gewiesenen  Weg:  die  Einflusslinien 
für  z  passend  ausgewählte  Grössen  X\  X'\  .  .  .  mit  Hilfe  von  z 
Biegungslinien  eines  statisch  bestimmten  Fachwerks  zu  ermitteln  und 
hierauf  die  Einflusslinien  aller  übrigen  Grössen  mittels  der  Gleichge- 
wichtsbedingungen zu  gewinnen. 


0^' 


ie 


/     i 


^4^1  \\\\\  W  \W\  j 


T9 


Fig.  196. 

Trotzdem  ist  die  in  Gleich.  (8)  ausgesprochene  Deutung  jeder 
Einflusslinie  als  Biegungslinie  stets  von  Vortheil,  denn  sie  gestattet  eine 
unmittelbare  Yerwerthung  der  in  No.  51  behandelten  Beziehungen  zwi- 
schen den  vollständigen  Verschiebungsplänen  und  den  Biegungslinien  — 
Gesetze,  die  uns  bei  Beachtung  des  in  No.  52  gelehrten  Kunstgriffs 
der  Einführung  von  stellvertretenden  steifen  Stabzügen  in  den  Stand 
setzen,  nach  Auftragung  der  Einflusslinien  für  eine  feste  Lastrichtung 
schnell  Figuren  zu  zeichnen,  welche  auch  die  Wirkung  anders  gerich- 
teter Kräfte  P  bestimmen. 

Zwei  Beispiele  werden  genügen,  dieses  Verfahren  zu  erläutern. 
In  Figur  196    handelt    es  sich  um   die  Ermittlung  des  rechtsseitigen 


*)  Vei^l.  No.  61. 


Das  statisch  uabestinimte  Fachwerk. 


191 


wagerechten  Sttttzen Widerstandes  H  eines  Bogenträgers  mit  festen  Käm- 
pfergelenken. Nach  Einschaltnng  der  Knotenpunkte  1,  3,  5y7y...l5 
sei  die  einer  lothrechten  Belastung  entsprechende  Einflusslinie  nach  einem 
der  früher  beschriebenen  Verfahren  aus  der  dem  Zustande  X  =  —  1 
entsprechenden  Biegungslinie  des  aus  starren  Gliedern  bestehenden  Stab- 
znges  0-1-2-8-4- ... -16  abgeleitet  und  der  besseren  üebersicht  wegen 
Ton  einer  wagerechten  Oeraden  aus  aufgetragen.  Zieht  man  dann  durch 
die  Punkte  0,  1,  2,  .  .  .  der  IT-Linie  wagerechte  Geraden  g^,  g^^  g^y  '  '  * 
w&hlt  in  gQ  einen  beliebigen  Pol  O^O'  und  zeichnet  von  O'  aus  einen 
Linienzug  O'  l'  2'  8' .  .  .  16',  dessen  Seiten  rechtwinklig  zu  den  ent- 
sprechenden Seiten  des  Stabzuges  0  1  2  8  ...  16  sind,  und  dessen  Eck- 
punkte in  den  Geraden  ^j,  ^s»  j^s»  -  *  •  liegen,  so  sind  die  Polstrahlen 


Flg.  197. 


Ol',  02',  03',  .  .  .  proportional  den  Verschiebungen,  welche  die  Punkte 
l',  2',  8',  ...  in  Folge  des  Belastungszustaudes  H==^  —  1  erfahren,  und 
ihre  Richtungen  stimmen  (auch  dem  Sinne  nach)  mit  den  Verschiebungs- 
richtungen ttberein.  Greift  also  in  2  eine  Last  P,  ^°  ^^^  ^^  ^a  ^^® 
Projektion  des  Strahles  02'  auf  die  Richtung  von  P^,  so  ist  der  Ein- 


fluss  von  Pj,  auf  H: 


H.  ^=  Pj  wj . 

Fig.  197  zeigt  die  Einflusslinie  für  die  Spannkraft  TT  im  Unter- 
gnrtstabe  eines  Bogenträgers  der  eben  behandelten  Art,  setzt  aber 
Torans,  dass  die  Berechnung  des  Trägers  auf  Grund  der  Annahme  starrer 


192  Erster  Abschnitt  —  §  6. 

Füllungsglieder  dnrchgeftlhrt  werden  darf.  Bei  Bestimmung  der  einer  loth- 
rechten  Belastung  entsprechenden  IT-Linie  und  der  hieraus  nach  No.  73 
abgeleiteten  {/-Linie  wird  dann  nur  die  Einschaltung  von  zwei  Knoten- 
punkten (1  und  9)  und  von  vier  starren  Stäben  erforderlich.*)  Der 
Linienzug  O'  l'  2'  3'  .  .  .  9'  lO'  muss  sich  bei  sorgfältiger  Ausführung 
der  Zeichnung  schliessen,  weil  er  als  Verschiebungsplan  für  den  Zu- 
stand ü= — 1  aufgefasst  werden  kann  und  für  diesen  Belastungsfall 
die  Punkte  0  und  10  festliegen.  Die  Lasten  P^  und  P^  in  Fig.  197 
erzeugen,  wenn  die   U-Liaie  einen  Multiplikator  (x  besitzt, 


Literatur  zum  I.  Abschnitt. 


1.  Mohr,  Beitrag  zur  Theorie  des  Fachwerks,  Zeitsclir.  d.  Arch.  u.  Ing.  Ver. 
zu  Hannover  1875,  S.  17.  Hier  wird  zum  ersten  Male  die  Biegungslinie 
des  Fachwerks  als  Seilpolygon  behandelt. 

2.  Williot,  Notations  pratiques  sur  1a  statique  graphique,  Publications  seien- 
tifiques  industrielles,  1877;  enthält  die  Begründung  der  von  uns  als  das 
Williot'sche  Verfahren  bezeichneten  Darstellungsweise  der  Yerschiebungen. 

3.  Herzmanaky,  Durchbiegung  eiserner  Fachwerhe,  Zeitschr.  d.  österr.  Ing. 
u.  Arch.  Ver.  1878,  S.  185—189. 

4.  Steiner,  F.,  Studien  über  Fachwerker  Techn.  Blätter  1880,  S.  ISi.  Unter 
anderem  wird  die  lothrechte  Biegungslinie  einer  wagerechten  Gurtung  als 
Seilpolygon  der  Winkeländerungen  A5^  dargestellt 

5.  Skibinski«  Das  Deformationspolygon  und  dessen  Anwendung  zur  graphi- 
schen Berechnung  statisch  unbestimmter  Fachwerke,  Zeitschr.  d.  österr.  Ing. 
u.  Arch.  Ver.  1888,  S.  28. 

6.  Mohr,  Beitrag  zur  Theorie  des  Fachwerks,  Civilingenieur  1885. 

7.  MtÜler-Brefllan,  Beitrag  zur  Theorie  des  Fachwerks,  Zeitschr.  d.  Arch. 
u.  Ing.  Ver.  zu  Hannover,  1885.  Berechnung  der  Gewichte  w  auf  die  im 
§  8  des  vorliegenden  Buches  gezeigte  Weise  und  (wohl  die  erste)  ganz  allgemeine 
Benutzung  der  Biegungslinien  zur  Berechnung  statisch  unbestimmter  Fachwerke. 

8.  Müller-Breslan,  Die  neueren  Methoden  der  Festigkeitslehre,  1886.  (Zweite 
Auflage:  1893.)  Die  §§  5—11  behandeln  die  Darstellung  und  Verwerthung 
der  Biegungslinien. 

9.  MüUer-Breslau,  Beitrag  zur  Theorie  der  ebenen  Träger,  Schweiz.  Bauz. 
1887,  Band  IX,  S.  121;  Band  X,  S.  129  und  1888,  Bd.  XI,  8.  45.  In  diesen 
Aufsätzen,  welche  sich  mit  statisch  bestimmten  Trägern  beschäftigen  (vgl. 
§  6  des  vorliegenden  Buches)  wird  zum  ersten  Male  auf  die  Darstellung 
der  Verschiebungen  (u.  Geschwindigkeiten)  kinematischer  Ketten  mittels  des 
"Williot'sohen  Verfahrens  hingewiesen. 


*)  Kommen  lothrechte  Füllungsstäbe   vor,  so  beachte  man  die  Lösung  der 
Aufgabe  4  auf  Seite  186. 


Literatui*  zum  I.  Abschnitt.  193 

\0,  Mohr,  üeber  Geschwindigkeitspläne  und  BesehJeunigungspläne,  Civil- 
iDgenienr  1887.  Zeigt  die  Anwendung  des  Williot'schen  Verfahrens  auf  die 
Darstellung  der  Geschwindigkeiten  und  schliesslich  auch  der  Beschleunigungen 
kineniatificher  Ketten. 

11.  Müller-Breslau,  Berechnung  statisch  bestimmter  ebener  Träger  mit  Hilfe 
der  geometrischen  Bewegungslehre,  Zeitschr.  d.  Arch.  u.  Ing.  Ver.  zu  Han- 
nover 1888,  S.  91.  Zeigt  u.  A.  öie  Berechnung  der  Fachwerke  mit  Hilfe 
von  Williot'schen  Verachiebungsplänen. 

12.  OvozEa,  Sul  caleolo  delle  deformazioni  dei  sistemi  artieolati,  Atti  della 
Academia  delle  Scienze  di  Torino,  vol.  XXIII,  1888. 

13.  Ovazza,  Sul  caleolo  delle  freccie  elastiee  delle  travi  reticolari,  Atti  della 
Academia  delle  Scienze  di  Torino,  vol.  XXIII,  1888. 

14.  Müller -Breslan,  Beitrag  zur  Theorie  der  ebenen,  elastischen  Träger, 
Zeitschr.  d.  Arch.  u.  Ing.  Ver.  zu  Hannover,  1888,  S.  605.  Einführung  des 
Stabzugverfahrens;  vergl.  §  2  des  vorliegenden  Buches. 

15.  Land,  Kinematische  Theorie  der  statisch  bestimmten  Träger,  Zeitschr.  d. 
österr.  Ing.  u.  Arch.  Ver.,  1888,  S.  11  u.  162  stützt  sich  hauptsächlich  auf 
die  Anwendung  der  Williot'schen  Verschiebungspläne  kinematischer  Ketten. 
Ein  Anhang  beschäftigt  sich  mit  den  Biegungslinien  elastischer  Stabzüge; 
dabei  ist  die  Ersetzung  der  elastischen  GebUde  durch  Gliederketten  aus 
starren  Scheiben  beachtenswerth.  Diese  Umwandlung  verdankt  ähnlichen 
Gründen  ihre  Entstehung,  wie  der  von  uns  in  No.  52  Seite  131  des  vor- 
liegenden Buches  eingeführte  stellvertretende  Stabzug;  während  aber  die 
Form  dieses  Stabzuges  einmal  angenommen  und  dann  für  alle  Belastungs- 
zustände  beibehalten  wird  (was  namentlich  für  die  Anwendungen  in  No.  75 
sehr  wichtig  ist),  ändert  die  von  Land  benutzte  Gliederkette  mit  wechseln- 
der Belastung  ihre  Gestalt. 

16.  Müller -Breslan,  Beiträge  zur  Theorie  der  ebenen,  elastischen  Träger, 
Centralblatt  der  Bauverwaltung,  1889,  zeigt  n.  A.  die  auf  Seite  153 — 168 
des  Yorlieg.  Buches  angegebenen  Umformungen  der  Elasticitätsgleichungen. 


♦  ••■  » 


Mällcr-Brenlao,  Graphiaclie  Statik.    IT.  1.  13 


IL  Abschnitt 

Formeln,  Regeln  und  Beispiele 
für  die  Berechnung  der  wichtigsten  statisch 

unbestimmten  Fachwerke. 

76.  Mit  Hilfe  der  im  §  5  enthaltenen  Untersuchungen  läast  sich 
die  Berechnung  jedes  ebenen  statisch  unbestimmten  Fachwerks,  das 
durch  Kräfte  von  beliebiger  Richtung  beansprucht  wird,  durchführen. 
Zweck  des  vorliegenden  Abschnitts  ist  es  nun,  die  aus  jenen  allge- 
meinen Betrachtungen  für  die  wichtigsten  Trägerarten  und  für  den 
Fall  lothrechter  Lasten  sich  ergebenden  Formeln  und  Regeln  in  mög- 
lichst übersichtlicher  Weise  zusammenzustellen  und  zu  erläutern.  Dabei 
söU  von  allen  die  Rechnung  vereinfachenden  Annahmen,  soweit  dieselben 
zulässig  sind,  Gebrauch  gemacht,  und  der  Werth  der  angenäherten 
Theorie  durch  vergleichende  Zahlenrechnungen  geprüft  werden. 

§  7. 
Der  Bogen  mit  zwei  Grelenken. 

a.   Bestimmung  det  Horizontaischubs. 

77.  Allgemeines  Verfahren.  Wirkt  auf  einen  Fachwerkbogen 
mit  2  Eämpfergelenken  und  ohne  Scheitelgelenk  eine  Einzellast  P  in 
den  Abständen  a  und  b  von  den  Auflage rlothrechten  (Fig.  ^98),  so  ent- 
stehen Stützenwiderstäude,  deren  jede  sich  in  eine  lothrechte  Seitenkraft 
A  bezieh.  B  und  in  eine  Seitenkraft  It  nach  der  Richtung  der  Schluss- 
linie AB  zerlegen  lässt.  Die  wagerechte  Seiten  kraft  von  H'  (d.  i.  der 
Horizontal  schuh)  ist 

7/  =  H'  cos  a, 

wobei  a  den  Neigungswinkel  der  Schlusslinie  bedeutet. 


Der  Bogen  mit  zwei  Gelenken. 


195 


Die  Kräfte  A  und  B  stimmen  mit  den  Auflager  widerständen  einefl 
einfachen  Balkens  überein  und  sind 


A  = 


Fb 

I 


B  = 


Fa 

l 


Die  statisch  nicht  bestimmbare  Kraft  H  ist  von  den  Längenände- 
rungen sämmtlicher  Stäbe  abhängig  und  wird,  falls  die  für  das  Er- 
gehniss  umcesentlichen  Formänderungen  der  FiiUungsstäbe  vernachlässigt 
tcerden,  wie  folgt  ermittelt. 

Man  berechne  für  jeden  Gurtstab  die  Ausdrücke: 

(1)  tv„  =    *"  J*    --'   und-  z^  =y^w. 


r«. 


my 


wobei  s^  die  Länge  des  Gart- 
stabes  bedeutet, 
m    die    OrdnungszifPer 
des  gegenüberliegen- 
den   Knotenpunktes, 
r„   das    Loth    von    m 

auf  8„, 
y^  den  lothrechten  Ab- 
stand des  Punktes  m  ^v       \  \\\  j^      \  n^^  f*«-  ^^• 
von  der  Schlusslinie, 
F^    die    Querschnitts- 
üäche  des  Stabes  s^, 
F„  eine  beliebige,  aber 
für  alle  Stäbe  gleiche  Quer- 
scbnittsflfiche,    welche    im 
allgemeinen  gleich  dem  am 
häufigsten    vorkommenden 
Gurtquerschnitte      gesetzt 
wird,  damit  möglichst  viele 
der  Verhältnisse  F^:  F„=  1 
werden. 

Nun    bestimjne    man  .    X '»sT     l  I        Js*  /  *^8  ^^' 

(durch  Rechnung  od.  Zeich- 
nung) die  Biegungsmo- 
mente  M^i ,  M^ , . . .  M^^, . . . 
für   einen  einfachen  (d.  h. 

einen  bei  A'  und  B\  Fig.  199,  frei  aufliegenden)  Balken,  dessen  Stütz- 
punkte lothrecht  unter  A  bezw.  B  liegen,  und  auf  welchen  lothrechte, 
durch  die  entsprechenden  Knotenpunkte  des  Bogens  gehende  Lasten  n'if 
1^2,  ..  .  ta„,  .  .  .  wirken,  worauf  man  für  eine  im  Knoten  k  des  Bogens 

13* 


Fig.  199. 


196 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  7. 


angreifende  Last  P  den  Horizontalschnb  erhält. 


(2) 


H^  =  P 


S«» 


Darin  ist:  S««  ^  «o  "1~  ^»  ~l~  *»  "i"  •  •  •  4"  ^»• 

Es  folgt  dieses  Verfahren  aus  Gleichung  Y  Seite  163.     Hiernach  wird 

jy^  ==  P       *    ,  WO  p  = -^rs»  femer  Ö*  die  Ordinate  der  Biegungslinie  für  den 

Znstand   Jf=  — 1  und    S'   die  Stabkraft   für  H=—l    ist     Man   erhält   für 

einen  Stab  der  oberen,    bezw.  unteren  Gurtung:    5'  = und  S'  =  +  — , 

r  r 

80  dass  der  Nenner  des  für  Hh  angegebenen  Bruches  nach  Multiplikation  mit 


EFc  in  EFe'^S'* 


8 


=  S 


y*s     F, 


EF  r«       F 

No.  74  als  Momentenlioie   eines  mit   den  Gew^ichten  Wm  = 


=  Sar  überseht.    Die  Ö'-Linie  darf  nach 

Jb.  m8m        Fe 


be- 


rm"        F^ 

lasteten  einfachen  Balkens  au^efasst  werden,  wobei  M'm=ym  das  AngrifOs- 
moment  in  Folge  H=-  —  1  ist.  Damit  ergeben  sich  die  oben  angeführten  Ge- 
wichte Wm* 

Die  anf  diese  Weise  berechneten  Werthe  H^,  H^,  .  .  .  bestimmen 
in  Figar  200  die  ans  Geraden  bestehende  Einflasslinie  für  den  Fall 
oben  angreifender  Lasten,  und  ganz  entsprechend  würden  JS^j,  j9^,  .  .  . 
die  Einflnsslinie  für  unten  wirkende  Lasten  liefern.  Der  erstere  Fall 
liegt  in  der  Regel  vor,  nnd  es  ist  dann  meistens  znlttssig,  auch  die 
ständige  Last  ausschliesslich  auf  die  oberen  Knotenpunkte  za  vertheilen. 
Man  kommt  dann  mit  der  Einflasslinie  A"  S"  B"  in  Fig.  200  aus. 
Will  man  die  JS'-Linie  durch  Zeichnung  bestimmen,  so  nehme  man 

die  Polweite  tcj^  des 
die  Gewichte  w  ver- 
bindenden Seilpolj- 
gons  so  an,  dass 
dessen  Ordinate  f^k 
(Fig.  201)  den  Hon- 
zontalschub  Ht  an- 
giebt.  Stellt  man 
dann  die  Lastein- 
heit durch  eine 
Strecke  c  dar,  so 
erhält  man  (wegen 
M^jt  =  Wj,f\^  die 
Bedingung 


Fig.  201. 


CWh'^k 


H,  =  -^-^  =  T. 


^S^m 


'1* 


Der  Bogen  mit  zwei  Gelenken. 


197 


und  hieraus  folgt  die  Polweite 


2^. 


Wh  = 


Drückt  man  bei  Berechnung  der  z„  alle  Abmessungen  in  Metern 
au8,  so  muss  man  auch  r  in  Metern  angeben.  Wird  beispielsweise 
der  Kräflemaassstab  50*""*  =  1'  gewählt,  und  ist  die  Trägerzeichnung  ji^ 
Maassstabe  1:75  gefertigt,  so  wird  die  Lasteinheit  durch  eine  Strecke 
Ton  der  Länge  c  =  75*0,050  =  3,75**  dargestellt,  und  man  muss  dann 

t^A  =  -^Tzy-  Wählen.     tVß,  und  w„t  enthalten  dieselbe  Einheit;    sie  sind,, 
3,75 

wenn  die  Oleichung  (1)  angewandt  wird,  Zahlen  und  bedingen  die  An- 
fertigung eines  besonderen  Zahlenmaassstabes.*) 

Man  könnte  auch  den  Ausdruck  ^Zm  =  ^ymWm  als  das  anf  die  Achse  AB 
bezogene  Moment  von  Kräften  itm,  welche  parallel  zu.  AB  sind,  auffassen  und 
mittels  eines  Seilpolygons  bestimmen,  jedoch  führt  die  Bei*echnung  von  ^z^^ 
schneller  und  übersichtlicher  zum  Ziele.  Ebenso  unzweckmässig  wäre  es,  die 
Gewichte  ir»  durch  Zeichnung  zu  ermitteln. 

Hinsichtlich  der  Werthe  w  und 
z  ist  noch  folgendes  zu  bemerken. 
Werden  die  Gurtungen  nach  Fig.  202 
am  Auflager  zusammengeführt,  so 
weise  man  den  Stab  s^  dem  loth- 
recht  über  2  gelegenen  Punkte  1 
des  Stabes  8^  zu.  Bezeichnet  dann 
r^   die  Länge  des  Lotbes  von   1  auf 


8 


1» 


so  findet   man  für  den  Paukt  2 
des  Balkens  AB  das  you  den  Stäben 


und  «2  herrührende  Oewicht: 


(8) 


w. 


_  yi»i 


r, 


< 


F 

--  + 


_  Vx  \    F. 


F, 


+ 


El 
F» 

F, 


ferner: 


Beim  Ständerfachwerk  in  Fig.  203  geben  wir  zwei  lothrecht  über- 
einandergelegenen  Knotenpunkten  dieselbe  Ordnungsziffer  und  bezeichnen 
die  lothrechten  Abstände  der  Knotenpunkte  von  der  Schlusslinie  mit 

^MM  für  den  unteren  Knoten  m  und  mit 

ymc    91      M     oberen         „        m. 


*)  In  Folge  von  Kürzungen  wird  die  Einheit  der  tch  und  Wm  später' zu- 
weilen eine  andere  werden. 


198 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  7. 


K---^-H 


\^,    y^      j^ 


s' 


Fig.  208. 


Ferner  nennen  wir: 
h^  die   lothrechte   TrMgerhöhe 

in  w, 
ßm»  Tm  den  Neigungswinkel  des 

m**°  Stabes  der  oberen  bezw. 

unteren  Ourtung  gegen  die 

Wagerechte, 
A^  die  Weite  des  m*««»  Feldes 
F„^  den  Querschnitt  des  m**" 

Obergurtstabes, 
Ftt^  den  Querschnitt  des  »i*®** 

Üntergurtstabes, 
und  erhalten  für  den  oberen  Kno- 
tenpunkt m,  welchem  der  («i  +  1 )  *• 
Stab  der  unteren  Gurtnng  gegen- 


überliegt, (aus  Gleich.   1   nach  einfacher  Umformucg): 


Wm  =  Vmo  -r-2     8ec^  Y«+i  — 


sec**Y«+, 


F. 


h\ 


-'"(m+l) 


während  dem  unteren  Knoten  m  entspricht: 


M?. 


sec'  p 


1/*     > 


Durch  Zusammenfassung  der  in  dieselbe  Lothrechte  fallenden  Ge- 
wichte tc  ergiebt  sich: 

F. 


(4) 


U'-.  =  TT"  (  y— ^-  se^^'ß«  -ET-  +  y«o>^«+i  sec«Y„+,  -      ^— ) 
^m  =  7i-(i^*i-X-.8ec»ß«.— "   +y^m,X,+i8ec^Y^+t         "     )• 

l  n   m     ^  -Tom  -r.  („+,)/ 


:^; 


3' 


i<--. 


Fig.  204. 


Flg.  205. 


Bildet  der  Ständer  bei  m,  Fig.  204»  die  Grenze  zwischen  den  links- 
und  rechtssteigenden  Diagonalen,  so  liegen  dem  Knoten  m  zwei  Ober- 


I 


«  •'  I« 


Der  Bogen  mit  zwei  Gelenken.  199 

gnrtstäbe  gegenüber  und  man  erhält: 

(5)  M?«=|^(x«8ec^ß^-_- +  X„+iSec*ß„+i        -^^— );  z^  =  y^ 

Ebenso  ergiebt  sich  für  den  Fall  in  Fig.  205: 

(6)  «r„=  ^(x^sec'Y«  -'  +X.+1  sec«Y^+,  — -^^— );   z^^^y^^w^. 

Liegt  die  Lothrechte  durch  einen  Knoten  r  rechts  von  r-\-\  (oder  links 
von  r  —  1)  —  vergl.  Fig.  99  auf  Seite  118  —  so  ist  bei  der  zeichnerischen 
Bestimmung  der  Momente  Mw  zu  beachten,  dass  die  Gewichte  in  der  Reihen- 
folge iTr-i,  tPri  «»r+i  dufcli  das  Scilpolvgon  verbunden  werden   müssen.     "Will 

man  rechnen,  so  vertheile  man  im  Falle      ^    -  angreifender  Belastimg    sämmt- 

unten 

oberen 
liehe  Gewichte  w  auf  die       ^  Knotenpunkte.     Auf  die  Punkte  r  —  1    und 

unteren 

r  +  1  würden  z.  B.  bei  Zerlegung  von  icr  die  Antheilo:  —  wv-. —   ,        und + irr 

Ar — Ar+I 

(1  —  ^ — ^-^* — I  kommen.    Dieses  Verfahren  ist  zuweilen  auch  daun  zuempfeh- 
/r Ar+l/ 

len,  wenn  r  zwischen  r  —  1  und  r+1  Ji^*g^- 

78.  EinfluBB  der  Temperatur.  Wächst  die  bei  der  Aufstellung 
des  Bogens  herrschende  Temperatur  überall  um  den  gleichen  Betrag  ^ 
so  ändert  sich  der  Horizontalschub  um 

(7)  Ilt  = ^, 


Zm 

Meistens  genügt  es,  mit  i:=d:  35°  Gels,  zu  rechnen.  Dann  ist 
für  Schmiedeisen  und  Stahl  (mit  6E=2iO'  für  das  qm.): 

IF 
(8)  Ht  =  ±  8400  V.  -'-  sec*  a  Tonnen, 

worin   die  Abmessungen  in  Metern  einzuführen  sind. 

Die  Formel  (7)  folgt  aus  Gleich.  (Y),  Seite  163.    Danach  ist  H,  =  ^'^  ,\  * 

=: -/T Wendet  man   nun  das  Gesetz  der  vii'tuellen  Verschiebungen 

auf  den  Zustand  H=  —  1  an ,  und  führt  als  mögliche  Formändoningen  die 
Aenderungen  A8  =  tt8  der  Stablängen  ein,  ferner  die  ihnen  entsprechende 
Aendening  e^Zseca  der  AVeite  ^B  =  ?seca,  so  erhält  man:  1  seca-ctseca 
=  S5'e<«  und  gelangt  zur  Formel  (7). 

79.  Der  Sichelträger,  Fig.  206.  Bei  der  Ermittlung  der  i/- 
Linie  sichelförmiger  Träger  empfiehlt  sich  die  Annahme  eines  überall 
gleichen  Gurtquerschnitts.  Man  versteht  dann  unter  F,  den  Mittelwerth 
aller  F^  und  F^  und  setze  die  in  den  Gleichungen  (1),  (3),  (4)  auf- 
tretenden Querschnittsverhältnisse  =  1 .  Haben  alle  Felder  gleiche  (oder 
annähernd  gleiche)  Weite,   so  weichen  (bei  nicht  zu  grosser  Pfeilhöhe) 


200 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  7. 


auch  die  Längen  der  Gurtstäbe  wenig  von  einander  ab,  and  es  ist  dann 

rathsam ,   für  s^  -^  einen  festen  Mittelwerth   einzuführen  und  sämmt- 

liehe  %o  und  z  durch  diesen  Werth  zu  diyidiren.     Man  setze  also  z.  B. 
fllr  den  in  Fig.  206  dargestellten  Träger 


(9) 


wv 


«-.  =  y«M;- 


berechne  dann  aber  Hi  mittels  der  Formel: 

6  EIF^  sec^  OL 


(10) 


H,= 


^^Zm 


t*). 


Zahlenbeispiele.  L  Die  Knotenpunkte  der  Gurtungen  des  in  Fig.  206 
abgebildeten  Sichelträgers  liegen  in  Parabeln  von  4,0  bezieh.  2,5**  Pfeilhöhe. 
Die  Stützweite  ist  =  iO"» ,  die  Feldweite  =  2"* .  Die  Ordinaten  y,  Strecken  r, 
Gewichte  w  und  Grössen  z  sind  in  der  folgenden  Tabelle  angegeben.  Für  «t, 
bis  M^io  und  ar,  bis  Ziq  gelten  die  (Heich.  (9),  während  «;,  und  Zi  nach  den  Gleich. 
(5)  zu  berechnen  sind.  Der  ei-ste  Untergurtstab  ist  als  hall>er  Stab  behandelt 
woiden. 


m 

1 
2 
3 
4 
5 
6 
7 
8 
9 
10 


ym 


0,475 
1,440 
1,275 
2,560 
1,875 
3,360 
2,275 
3,840 
2,475 
4,000 


rm 

0,20 
0,52 
0,63 
0,94 
1,01 
1,26 
1,29 
1,45 
1,44 
1,525 


Ausnahmefälle 


5,33 
3,21 
2,90 
1,84 
2,12 
1,37 
1,88 
1,19 
1,72 


7,67 
4,10 
7,42 
3,45 
7,11 
3,11 
7,01 
2,95 
6,88 


ff 


_  0,475        1^0J2^  _ 
'~  0,20»^  2   0,22»  -^^'^^    ^ 


0,475«   ,    1    0,72»        , ,  ^^ 
^i  =  V.  er..-  +  «   A-^«.  =  1 1,00 


0.20'* 


2   0.22» 


2;?«  =  2  'S ^  +  ^10  =  2  •  53,82  +  6,88  =  1 14,52. 


Für  den  mit  den  Gewichten  w  belasteten  Balken  AB'  wurden  jetzt  von 
der  Mitte  aus  die  Querknifte  nach  der  Formel  Qm  =  Qm+i  +  ^m  berechnet, 
hierauf   die  Momente  Ifw  =  Ifm-i  +  ^i«X'  und   schliesslich   die  Ordinaten   Hm 

—  _^*  .♦♦♦)  der  if-Linie.   Wegen  X'  =  1  ist  Mm=Mn..i  +  Qm.   ^Mlre  X'  nicht 

^Zm 


♦)  Streng  genommen  wäre  X  durch  den  Mittelwerth  von  (»••«-) 


zu  er- 


setzen, doch  erwäge  man  die  Schwierigkeit,  t  zutreffend  zu  schätzen  imd  rechne 
daher  so  einfach  wie  möglich.  Aus  diesem  Grunde  wird  man  auch,  falls  a  klein 
ist,  sec»  a  =  1  setzen. 

*♦)  Die  Ordinate  des  lothrecht  über  1  gelegenen  Punktes  1'  der  oberen 
Gurtung  ist  =0,72  und  das  Loth  von  1'  auf  die  Verlange ruug  des  ersten  Unter- 
gurtstabes  =0,22. 

♦*♦)  ßoi  den  Mm  und  Qm  haben  wir  den  Zeiger  tr  hier  fortgelassen. 


t  2wei  Cttlenken. 


=  I,  aber  kontibuit,  no  wüide  man  trotzdeot  Ik'  =:  I  setzeo,  dafür  aber  Sz.  durch 
X'  3ivi£n)n.    Wir  schreiben  iea  vollständigen  Ansatz  der  Rectiniing  hin. 
,  =    39,98  =  ^1 

+  JOfii_ 

,  =   60.61 

15.82 

,  =    75,93 

J2._ll 

«  =   88,0.1 

9,21 

,  =    97,25 

_7.^ 

,  —  104.62 

_5,2S 

,  =  109,87 


1«',.= 

0,86 

+ 

1,IB 

ft= 

1,05 

1,83 

ft  = 

3,88 

1.87 

ft  = 

5,25 

2,12 

e.^ 

7,sr 

1.84 

«.= 

9.21 

2,90 

p.^ 

12,11 

3.21 

ft  = 

15^82 

5,33 

ft  = 

20;65 

19,31 

«,= 

89,98 

=  113,75 

^.05_ 

=  "11530 

0.86 

=  116.66" 


113,75 
114,52  " 


116,66 

'  114,52  " 


Fig.  106. 

Die   gleichfÖiTiiig  angynominene  sländige  Belastiing  sei  y  =  1.45'  f.  d.  m, 
»Iso  für  ein  Feld;  pX  =  2,90';  nie  erzeuj^: 

H,  =  gl  {2  (th  +  //,  +  Ä«+  Ht)-\-H„)  =  2,90  ■  T.42  =  21.5'. 
En  Tom  rechten  Auflager  bis  zum  Querträger  12  vorgeschohener  Lasten- 
BOg  (mit  den  in  der  Fig.  angegebenen  Achaend rücken  und  Eadstanden)  ruft  hervor: 
/f=2Pi]  =  39.0'. 
Der  Einlluss  einei-  gleichmSssigen  Temperaturerhöhung  um  t  =  85"  C.  ist 
Dach  Qleioh.  10: 


202 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  7. 


2,0-114,52  ^^^^'^ 

wobei  Fe  den  mittleren  Gurtquerschnitt  in  qm.  bedeutet. 


IL  In  neuerer  Zeit  sind  mehrfach  Sichelträger  von  bedeutender  Pfeilhöhe 
ausgeführt  worden,  z.  B.  für  die  Douro- Brücke  bei  Porto  und  den  Garabit- 
Viadukt  Es  ist  hier  zulässig,  die  Werthe  y«,  Sm  und  ß«,  zur  Vereinfachung 
der  Rechnung  auf  eine  durch  die  Mitten  der  Höhen  hm  geführte  Bogenachse  zu 
beziehen  und,  mit  Hinweis  auf  Figur  207,  die  (ihMchungen  4  zu  ersetzen  durch 


irm  = 


2y. 


8' 


Fe 

Jf$H 


hm        Am 

Zm  =  ym  ICm  - 

Kürzt  man  säromtliche  w  durch  2, 
und  nimmt  man  für  Fm  einen  festen 
Mittel worth  F«  an,    so  erhält  man: 

^  4  V  ym         frm 

11}  »«•-  — T,-  Ar 

/im        Am 

und  für  den  Eiutluss  von  f. 


Zm  =  ym  IT. 


12)        //,__^^^^        f. 

Wir   wenden   die  Fonneln  (11) 

und   (12)    auf   die   Berechnung  des 

Horizontalschubes  der  Eisenbahnbrücke  über  den  Douro  bei  Porto  an.    Figur  208 

stellt   die    Hälfte   des   sichelförmigen   Bogenträgers   dar.     Die   folgende   Tat>olle 

giebt  an: 

die  in  den  Mitten  der  Felder  gemessenen  lothrechten  Höhen  ä«, 
die  Längen  Sm  der  Verbindungslinien  der  Mittelpunkte  der  aufeinander- 
folgenden Vertikalen, 
die  Ordinaten  der  Mittelpunkte  der  Streckern  «m, 
die  Feldweiten  Xm,  Gewichte  tcm  und  Werthe  Zm- 


m 

ym 

Sm 

1            hm 

Am 

yms^m 

'"-""PmX^m 

Zm  —  ym  tCm 

1 

1 

8,20 

8,51 

2,17 

5.60 

13,35 

42,74 

2 

9,33 

8,07 

5,19 

5,55 

5,91 

55,14 

3 

15,06 

8,17 

6.79 

5,95 

5,03 

75,75 

4 

20,61 

8,62 

8,02 

6,65 

4,64 

95,65 

5 

24,45 

3,72 

8,64 

3,00 

1,87 

45,70 

6 

28,23 

10,01 

9,01 

8,45 

4,88 

137,90 

7 

33,15 

10,14 

9,38 

9,10 

4,74 

157,25 

8 

37,13 

10,81 

9,63 

9,70 

4,66 

173,15 

9 

40,09 

10,68 

9,80 

10,40 

4,71 

188,92 

10 

41,90 

10,47 

9,89 

10,40 

4,55 

190,46 

11 

42,50 

10,40 

9,93 

10.40 

4,48 

190,51 

'S.Zm 

10 

-2  2;?m  + 

Zu       2    1 

162,66+  1 

90,51  =  2515,1 

B3. 

Der  Bogen  mit  zwei  Gelenken 


1 

2f 

'" 

Querkräfte 

.K                    Momente 

^^2515783 

11 

Qu 

=  iw„:=2,24 

1   >M,  =  Ö,  2,8  =158,42 

0,068 

10 

Qu 

6,78 

2     .Jf,  =  if,  +  V.5ia8  =  399,65 

0,159 

9 

^q'i<,  +  ^*  = 

1,50 

3   ■Jf.=3f,  + 0.5,71  =  613,86 

0,244 

S 

9^i6,ie 

4   ;              3f=  817,29 

0,325 

7 

20,90 

950.84 

0,378 

6 

25.78 

6 

1098.56 

0,487 

5 

27.65 

7 

1281,85 

0,509 

4 

32.29 

« 

1483,76 

0,570 

8 

37,32 

(1 

1549,33 

0,615 

2 

49,23 

10   1                       1619,95 

0,644 

' 

56,5S 

11 

1H43,24 

0,653 

Flg.  !oa. 

Nach  Aufzeichnung  d^r  Eintlusslinie  fiir  H  misst  mau,  entsiirechend  den 
ÄDgri^pnnL'ten  C,  D,  E,  F  der  Fahrbahnl>elastiiD^',  die  Ordinaten 

0,878  0,592  0,630  0.649, 

wählend   Sfgrig    in    seiner  VerÖffeiitlichnng:    Le   pont    aur  le   Douro   i  Porto 


206 


Zweiter  Atechnitt.  —  §  7. 


Zur  Erleichterung  der  Benutzung  dieser  Formel  diene  die  folgende  Tabelle, 
welche  gestattet,  zwischen  Kämpfer  und  Scheitel  10  Punkte  der  ff-Linie  schnell 
festzulegen.  Im  Allgemeinen  wird  man  diese  Punkte  durch  eine  krumme  Linie 
verbinden  und  in  diese  ein  Polygon  beschreiben,  dessen  Ecken  den  Querträgem 
entsprechen. 


a 

a 

l 

«1 

«1 

T 

«1 

a« 

0,05 

0.0496 

0,88 

0,30 

0,1527 

1,68 

0,10 

0,0813 

0,72 

0,35 

0,1619 

1,82 

0,15 

0,1057 

1,02 

0,40 

0,1683 

1,92 

0,20 

0,1251 

1,28 

0,45 

0,1720 

1,98 

0,25 

0,1406 

1,50 

0,50 

0,1733 

2,00 

Für   den   in  Figur  206    dai'gestellten   parabolischen  Sichelträger  ist  z.  B. 
/;,  =  4,0"*;  fu  =  2fi*^;  ^  =  20*",  mithin 

30 


^-"299"** 


299 


a 


und  man  erhält  demnach  für  —  =  0,1    0,2    0,8    0,4    0,5  die  Werthe 

H  =  0,50  0,75  0,89  0,97  1,01, 

welche  sich  von  den  vorhin  berechneten: 

H=0,bS  0,77  0,91  0,99  1,02 

nur  unwesentlich  unterscheiden. 

Für  den  von  Temperaturändeningen  parabelförmiger  Bögen  herrührenden 
Horizontalschub  Ht  findet  man,   indem  man  in  Gleich.  (10)  den  Werth  X^Zn* 


m 


durch  /  (  -~-sec*  ß  + ^^sec^YI  <!^^  ersetzt,  die  einfache  Fonnel: 


(15) 


Hi  =  tEFct 


8 /« (/o«  +  M  +  32  foV«' 
und  beispielsweise  für  den   Bogenträger  in  Fig.  206  (mit  eJ^=240;  ^  =  35°): 

3  •  20»  (4,0  —  2,5)« 


Ä  =  240i?'c35 


=  759  i?V  Tonnen. 


3  •  20*  (4,0^*  +  2,5*)  +  32  .  4,0*  •  2,5* 
Vorhin  ergab  sich  der  hiervon  nur  wenig  verechiedene  Werth  Ht  =  733  Fe. 

8L    Bogenträger  mit  fast  wagereohter  oberer  Ghirtung.    Zu 

den  am  häufigsten  ausgeführten  Arten  von  Bogenträgern  gehört  der  in 
Figur  210  dargestellte  Träger  mit  annähernd  oder  genau  wagerechter 
oberer  Gurtung.  Meistens  wird  die  Höhe  im  Scheitel  sehr  klein  ge- 
wählt, und  es  stellt  sich  dann  heraus,  dass  die  Querschnittsverhältnisse 
der  dem  Scheitel  zunächst  gelegenen  Gurtstäbe  von  wesentlichem  Bin- 
fluss  auf  die  Ergebnisse  sind.  Die  Gewichte  w  der  Knoten  in  der  Nähe 
der  Auflager  spielen  eine  untergeordnete  Bolle.  Wir  empfehlen  bei 
Berechnung  der  ^-Linie  folgende  Annahmen: 


Der  Bogen  mit  zwei  Gelenken. 


207 


Man  benutze  die  Oleichnngen  (4),  ersetze  die  veränderlichen  Glie- 

^«  Fe  Fg 

der  sec'ßi,,  —  —  und  sec'y^+i     -  - —  durch  die  festen  Werthe  — ^  bezw. 

J'om  -^«m+l  Fo 

Fe 

' ,  nehme  die  willkürliche  Querschnittsfläche  Fc  =  F^  an  und  kürze 


F. 


die  w  und  z  durch  die  (konstant  gedachte)  Feldweite  X.     Man  erhält 
dann: 

(16)      w^  =  yy^^  +  y„,  -^ j  jj- und  z^  =  \y\^  +  y\. ^J  ^, 

wo  für  jp; :  F^  das  Verhält- 
nis» der  Querschnitte  der 
oberen  und  unteren  Gurtung 
in  der  Nähe  des  Scheitels 
einzusetzen  ist. 

Für  den  Knotenpunkt  0 
und  für  den  Scheitel  8  hat 
man  bezw.  zu  setzen: 


Fig.  210. 


(17) 


(18) 


tr. 


1 


w,= 


F. 

2y.      F. 
h*.     F. 


F. 


n  0       Tu 


(19) 


Der  Binfluss  einer  Teinperaturänderung  ist: 

eEFJt 


H*=- 


X2 


ZahienbeispieL  I.  Für  den  schmiedeeisernen  Bogentniger  in  Fig.  211 
erhüF  man  mit  Fo'-Fu=  l  (ein  Querschnittsverhältniss,  für  welches  der  Vor- 
fassei  in  einer  ganzen  Koihe  von  Fällen  recht  befriedigende  Ergebnisse  er- 
zielt hat): 


Fig.  Sil. 


208 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  7. 


_  0,9  +  8,0  _  _0,9*+3,0«_ 

^1  — 2T*~  '         ^~"        2  1»  -2,224 


1,6  +  3,0 
«^«  =     '  ^J'    =  2,85 

ebenso  ir,  =  6,30;    «^4  =  15,00 
schliesslich  ir»  = —^^—^  =  20,00 


1,6« +  3,0« 
«i=-^r^- 5,898 

2r,  =  16,556;«r4  — 41,000 
2 . 2,5« 


«6  = 


0,5« 


=  50,00 


zo  =  1,000 


SiTi«  =  66,678 
0 


^2m=  2  •  66,678  +  50,000  =  183,356. 

Die  Momente   des   mit  den  Gewichten  uf  belasteten   Balkens  A'B^  sind, 
wenn  die  Feldweite  X  =  1  gesetzt  wird  (vergl.  das  ZahlenbcLspiel  auf  S.  214): 

iri  =  84,53;     lf8  =  68,18;    Af8  =  99,48;    ir*^^  124,48;    ir8  =  184,48. 

183  856 
Der  durch  X  dividirte  Werth  2  z«,  ist  -  — '-  -  =91,678,   und   es  ei-giebt 

sich  daher: 

_    34,53    _  68,18    _ 

^*-  91,678-^'^^'     ^«"-l)i;678'-^'^*' 

ebenso  JHi  =  1,0» ;    H^  =  1,36;    H^  =  1,47. 

Ist  die    ständige   Belastung  g  =  1,45'  f.  d.  t»,   so  ist  die  Belastung  eines 
Knotens: 

^X  =  1,45  •  2,0  =  2,9'. 

Der  Horizontalschub  in  Folge  des  Eigengewichtes  beträgt  dann: 

H,  =  g\  [2  (Hl  +  If,  +  Äs  +  ^4)  +  Hol  =  2,9  •  8,61  =  25,0*. 

Der  Einfluss  einer  Temperaturändenmg  um  t  =  85°  ist: 


m= 


tEtlFo 

X2«m 


240-35-20F«        ^^^  ,,   ,  ,  ... 

-2,ÖVi83;356-  =  ''^  ^^  (abgerundet). 


//.   Will  man  die  Untersuchung  für  verschiedene  QuerBohnittsverhältnisse 
F»:Fu  durchführen,   so   berechne   man  (unter  der  Voraussetzung:   X=:l)^die 

Momente  Mm  in  Folge  der  Gewichte:  Wm  =  -/'"l-  und  die  Momente  MJ'  in  Folge 

nm 

der  WwT  =  t— r  und  bestimme  Hm  mittels  der  Formel : 
hm* 


(20) 


Bm  = 


Mm'  +    ^[    Mm 


t{^'- 


+ 


'■•) 


2v 
Für  den  Scheitel  ist  w»  =  -^  und    «?,"  =  0;    z,'  =  y,ir!  und   »,"  =  0.    Der 

TJHnflnfta  von  t  ist: 

(21) 


Ht  =  - 

X 


tEtlF. 


(^^-'+-fe^^"") 


Der  Bogen  mit  zwei  GelenkeD. 


209 


Man  erhalt: 


m 


ICm 


tOm 


Mm 


Mn 


0 

1 

2 
3 
4 
5 


0,20 
0,82 
2,60 
6,67 
20,00 


0 

1,000 

0,68 

0,184 

2,041 

20,29 

14,24 

1,53 

1,306 

4,592 

40,38 

27,80 

3,70 

5,444 

11,111 

59,65 

39,83 

8.33 

16,000 

25,000 

76,^2 

48,16 

0 

50,000 

0 

86,32 

48,16 

95,868 
87,488 


Die  nach  Gleichung  (20)  berechneten  Werthe  Hm  sind   für  verschiedene 
Verhältnisse  B\ :  F»  in  der  folgenden  Tabelle  zusammengestellt  worden. 


m 

!       0,7 

1 

1       0.39 

0,8 

0,9 

1,0 

1,1 

1,2 

1 

0,39 

0,38 

0,38 

0,37 

0,37 

2 

,       0,77 

0,76 

0,75 

0,74 

0,73 

0,73 

3 

1,13 

1,11 

1,10 

1,09 

1,07 

1,06 

4 

1,42 

1,40 

1,38 

1.36 

1,34 

1,32 

5 

1       1,55 

1,52 

1,49 

1,47 

1.44 

1,42 

Der  Einfluss  von  e  =  85*  C.  wird  der  Reihe  nach  (abgerundet): 
Ht=^h\^Fo\    510  Fo;    480 Fp;    460  F«;     440  F«;    420  Fo. 

In  der  Nähe  des  Scheitels  weichen  also  die  tf-Dnien  wesentlich  von  ein- 
ander ab.  Den  Einfluss  dieser  Unterschiede  auf  die  Spannkräfte  werden  wir 
später  besprechen.    Vergl.  No.  85. 

82.  Bogentrftger  von  nahesu  imyeränderlloher  Höhe,  Die  in 
den  Figuren  212  nnd  213  dargestellten  Bogenträger  mit  annähernd 
konstantem  r«.,  welche  häufig  der  Kürze  wegen  Parallelträger  genannt 
werden y  sind  meistens  so  gebildet,  dass  die  oberen  und  unteren  Kno- 
tenpunkte in  Kreisbögen  mit 
gemeinsamem  Mittelpunkte  lie- 
gen. Bedeutet  dann  h  den  Un- 
terschied der  beiden  Kreishalb- 
messer, so  darf  man  r„  durch  h 
ersetzen  und,  bei  gleichen  (oder 
annähernd  gleichen)  Feldweiten, 
die  Formeln 


Fig.  212. 


U 


h'm    F^ 


;  z  =  y^w^\ 


H,= 


tElF, 


\^z. 


t 


Hg.  213. 


anwenden.  Man  vergl.  die  Begründung  von  (9)  und  (10).  Kürzt  man 
alle  w  und  z  durch  1  :  A '«.  und  nimmt  einen  überall  gleichen  Gurt- 
querschnitt an,  so  erhält  man  sehr  einfach: 

Möller-BretUii,  Oraphitche  SUtlk.    II.  1.  14 


210 


Zweiter  Abschnitt  —  §  7. 


(22) 


,        ^        tEFJh\ 


In  den  Formeln  für  Ht  bedeutet  F^  einen  mittleren  Gnrtquerschnitt. 

Die  Gleichungen  (22)  liefern  auch  dann  noch  brauchbare  Werthe, 
wenn  die  TrägerhOhe  h  sich  vom  Scheitel  nach  dem  E^mpfer  hin  etwas 
ändert.  In  den  Ausdruck  ftlr  Ht  muss  dann  ein  Mittelwerth  h  einge- 
setzt werden. 

Will  man  für  die  obere  und  untere  Ourtung  verschiedene  mittlere 

Querschnitte  F^  und  F^  einführen,    so  wfthle  man  Fe=^Fo  und  setze 

für  einen  Knoten  tn  der  unteren  und  einen  Knoten  k  der  oberen  Ghir* 

tung  bezw.: 

jr  ^ 

(28)       w^  =  y^;    Zm  =  y^m  und  wu  =  yu^',  ^*  =  y**-ir- 

Für  Parabelhögen  lassen  sich  die  gewonnenen  Ergebnisse  noch  erheblich 
vereinfachen.  Dazu  nehmen  wir  mit  Bezugnahme  auf  Fig521i  an,  es]  folgen 
die  Gurtungen  den  Gesetzen: 

y»  =  .y  +  Ä«  bezw. 
y«  =  y  —  hu, 
wobei 

ifx  (l  —  x) 

y  = ^i — - 

die  Gleichung  einer  Pa- 
rabel von  der  Pfeühöhe 
f  ist  Sodann  ersetzen 
wir  (alinlich  wie  in 
No.  80)  die  Einzellasten 
w  durch  eine  stetige  Be- 
lastmig,  welche  an  der 
Stelle  X  die  Höhe 

«^  =  y-  +  yo 


k-  - 


a 


-> 


>.»  %^»  •  •  *••  »««tf 


i - 


if---*  -f 

m        i 


mm  •  t^fm  tf  •««•  •*»*^^«*4 


x\ 


I 

JE. 


Flg.  SU. 

Fo 


Fu 


=  y  —  Äm  +  (y  +  *«)  "TT"  ^**i  ^^^  welcher  dann  die  Momentengleichung 

Tu 


dx»    "      ^'~  f 


^(■+*)- 


*'^+*- 


entspricht    Duich  zweimalige  Integration  dieser  Beziehvmg  finden  wir 

lf-  =  -^(afP-2/a;»  +  a!«)(l  +  -^)  +  l^Ä.^-*.)x(/-ar), 

wobei  die  Eonstanten  mittels  der  Bedingung  bestimmt  werden ,  dass  x  :=  0 
und  x=^l  den  Werth  if  =  0  liefern  müssen.  Das  Moment  Mw  dividiren  wir 
durch 


«  =  [[(y  -  *-)• 


+  (y+*.) 


'*]"- 


8^/      Fo  +  Fu 


(24) 


0  =  1  -h 


5    hoFo  —  huFu 


+ 


15  Fu 

15   h\Fo+hKFu 


c»,  wo 


2      f  (/;  +  !?•«)     '     8     r{Fo-^Fu) 


Der  Bogen  mit  zwei  Golenken. 


211 


Der  von  einer  Temperaturänderung  t  herrührende  Werth  H  ist: 

e,EFolh*t 


(25) 


H,= 


gj^  ,d.    i. 

lbtEth*FoF^ 


Sr(Fo  +  Fu)iA 

Indem  wir  dann  schliesslich  x  durch  a  ersetzen,  erhalten  wir  den  Einfloss 
einer  Einzeltetft  P  auf  H: 

(26)        j=P-^-=-^--«(/_a)Ll'  +  «(/-«)  +  y-^r+^ 

Die  nach  Gleichung  (26)  aufgetragene  ^-Linie  weicht  so  wenig  von  einer 
Parabel  ab,  dass  der  Gedanke  nahe  liegt,  sie  durch  eine  Parabel  zu  ersetzen, 
80  zwar,  dass  beide  Linien  mit  der  Nulllinie  gleichgrosse  Flächen  einschliessen. 
Die  Bedingung  hierfür  lautet: 


] 


Z2l 


8 


=ih 


dx 


und  liefert  für  Z  den  Werth: 
(27) 


(28)         V  = 


f(F^  +  Fu)  +  1,25  (KFo  —  KF^) 


f(Fo  +  Fu)  +  2,5  (KFo  -  KFu)  +  4t  (h\Fo-\-h\Fu) 


Die  Gleichung  der  parabelförmigen  IT-Linie  ist: 

(29)  ^=^^5 

sie  liefert  auch  für  flache  Kreiehögen  sehr  zuverlässige  Ergehnisse, 

Für  den  in  Fig.  212  daigestellten  Fall  ist  A«  =  %  und  lb»  =  0.  Man  findet: 

f{Fo  +  Fu)  +  \,VihFo 


(30) 


f(Fo  +  Fu)-\'2fihFo[\  +  0,lbj^ 


Ht  — 


IbtEth^FoF, 


^f\_f{F,+  Fu)  +  2fihF,(l  +  0Jbj^'j 


Setzt  man  einmal  F»  =  Fu-,  sodann  Po  =  2F«,  so  erhält  man,  wenn  f=Ah 
ist,  v  =  0,84  bezw.  v  =  0,81  und  erkennt  hieraus,  dass  das  QuerschnittsTeihält- 
niss  FoiFu  in  der  Regel  keinen  wesentlichen  Einfluss  auf  H  haben  wird.  Mit 
der  zulässigen  Vereinfachung  Fo  =  P»  gehen  die  Gleichungen  (28)  für  den  Träger 
in  Fig.  212  über  in: 

8f4-5Ä 


(31) 


Sf+2fih(^  +  Sj)  ' 


Flg.  212. 


Ä  = 


IbtEth^Fc 


wo  jetzt  Pj  einen  Mitteiwerth  der  Querschnitte  P,  und  Fu  bedeutet.*) 


*)  Maasagebend  sind  hauptsächlich  die  Querschnitte  in  der  Nähe  des  Scheiteis. 

14* 


212 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  7. 


Für    den    zweiten    wichtigen    Sonderfall    in    Fig.    213    ergiebt   sich    mit 
'-Fo  =  Fu  =  Fc  (wegen  ä.  =  ä«=Jä): 


(82) 


V  = 


Flg.  218. 


1  + 


15     Ä* 


und  J¥«  = 


16f« 


82     P 

Der  Verfasser  empfiehlt  die  Anwendung  parah^förmiger  H-Linien  auf  das 
dringendste,  Yergl.  des  Verfassers :  Theorie  und  Berechnung  der  eisernen  Bogen- 
brücken,  Berlin  1880,  Seite  84. 


b.   EnliiWung  d<r  8|>aniikrafte. 

88.  Allgemeine  Besiehungen.  Nach  BestimmQng  des  Horizontal- 
schnbes  H  lässt  sich  das  Angriffiamoment  JC  für  den  Knotenpunkt  m 
(Fig.  198)  in  der  Form  darstellen: 

(88)  M^  =  M^^  —  Ity^  cos  a  =  M^^  —  Hy^ 

wo  Jlfo«,  den  Werth  des  Momentes  für  den  Fall  H=0  bedentet,  d.  L 
das  Angrifismoment  für  den  Knoten  m  eines  einfachen  Balkens  AB. 


im^f 


Fig.  215. 


Fig.  216. 


Durch  Jf«,  aber  ist  die  Spannkraft  des  dem  Knoten  m  gegenüberliegen- 
den Onrtstabes  bestimmt.  So  erhält  man  für  die  Gnrtkräfte  0^  und 
Ujj  in  Fig.  198  die  Werthe: 

0,  =  -- ^und   C^,  =  +  -f  . 

Soll  die  Spannkraft  J)  in  Fig.  215  aus  der  Momentengleichung 
für  den  Schnittpunkt  i  der  Gurtkräfte  TJ  und  0  ermittelt  werden,  so 
findet  man: 

(84)  Mt—Drt=0  wo  Mi=M,t  —  Hyt 

und  M^i,  das  Angriffsmoment  der  links  vom  Schnitte  t  —  t  wirksamen 
lothrechten  Kräfte  A  und  P  in  Bezug  auf  den  Punkt  t  bedeutet,  während 
—  Hyi  den  Einfluss  von  H'  angiebt;  r<  ist  der  Hebelarm  von  2>. 


Der  Bogen  mit  zwei  Gelenken.  213 

Bei  Berechnnng    der  Angriffsmomente    und   Spannkräfte    für  das 
Ständerfachwerk  (Fig.  216)  führen  wir  die  Bezeichnungen  ein: 

M^  =  Angrififsmoment  für  den  oberen  Knotenpunkt  m 
ü^«=       9)  ,j  99      9,    unteren         „  w 

und  finden  dann: 

(85)  ö^  =  —  .  ---o   ;  c^^  =  +  -.--     ' 


hm  cos  ß^  '      *"  Ä^,,  cos  Y« 

Die  Spannkräfte  in  den  Füllungsstäben  kann  man  wie  vorhin  mittels 
der  durch  Formel  (34)  dargestellten  Bitter^schen  Momentengleichung  be- 
stimmen, oder  auch  auf  die  folgende  Weise: 

Man  führt  durch  0«,»  D^t  U^  einen  lothrechten  Schnitt,  setzt  die 
Summe  der  links  vom  Schnitte  wirkenden  wagerechten  Kräfte  =  0, 
erhält  dann  zunächst 

Dm  cos  9«  +  0^  cos  ß^  +  Um  cos  Ym  +  //  =  0, 

drückt  nun  0  und  ü  mittels  Gleich.  (35)  aus  und  berücksichtigt  schliess*^ 
lieh,  dass 

isty  weil  sich  beim  Uebergange  vom  unteren  zum  oberen  Knoten  m  nur 
der  Einfiuss  von  //  auf  das  Moment  ändert.  Man  gelangt  dann  zu 
der  übersichtlichen  Formelgruppe: 


(86) 


O^COSß«  = — -;    U^co8y^=  +  — 

"m  n^-l 

^         ^  Ml         Ml.,         Ml        Ml,, 


hm  h^^i  h^  A^_i 

Hiemach  ist  man  z.  B.  im  Stande,  mit  Hilfe  der  Einflusslinien  für 
die  Grössen:  M**:h  und  M'' :  h  sämmtliche  Spannkräfte  0,  üf  D  zu 
bestimmen. 

Auch  die  Spannkräfte  in  den  Ständern  lassen  sich  durch  die  Mo- 
mente M*  und  if"  ausdrücken.  Greift  die  Belastung  oben  an,  auf 
welchen  Fall  wir  uns  hier  beschränken  wollen,  so  folgt  aus  dem  Gleich- 
gewicht der  am  unteren  Knotenpunkte  m  angreifenden  Kräfte: 

Vm  +  D^  sin  9«  +  Un,+i  sin  y^+i  —  Um  sin  y^  =  0, 

und  aus  dieser  Bedingung  erhält  man,   wenn  man  D^y   Um+i  und   U^ 
mittels  der  Gleichungen  36  bestimmt  und  die  Beziehungen 

tg  9«  +  tg  Ym  =  -^  und  tg  9^  +  tg  y^+,  =  -^~ 
beachtet,  die  einfache  Formel: 
(87)  F.=  ^-^(^--     ^-_^). 


214 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  7. 


Darin  bedeutet  A'^-i  die  obere  der  Strecken,  in  welche  A«^i  durch 
die  Verlängerung  des  Stabes   U^+i  zerlegt  wird. 

Auf  ähnliche  Weise  können  auch  die  Spannkräfte  D  des  Streben- 
fachwerks  dargestellt  werden.  Man  denke  sich  die  punktirten  Ständer 
eingeschaltet,  Fig.  217,  und  findet: 

hm  "" 


(38) 


Dm  cos  9^  =  -_  -  — 


Kt—\ 


f^m 


■«li— 2 


In  m—2  -«*••- 1  — 

D^.i  cos  9^1  = =  - 

^m^2  ««fr-l  »m-l 


^.1 


Werden  in  jedem  Felde  zwei  sich  kreuzende  steife  Diagonalen  an- 
geordnet  (Fig.  218);    80  ist  die  genaue  Berechnung  der  Spannkräfte 

eine  ausserordentlich  mühsame  Arbeit,  weil 
ausser  H  noch  in  jedem  Felde  eine  statisch 
nicht  bestimmbare  Orösse,  nämlich  die  Spann- 
kraft in  einer  der  beiden  Diagonalen,  auftritt. 
Wir  begnügen  uns  deshalb  hier  mit  einem  An- 
näherungBverfahren.  *) 

Es  bedeuten:    D  die   Spannkraft,   d  die 
Fig.  217.  Länge  und  F  den   Querschnitt  der  linksstei- 


Fig.  218. 


Flg.  219. 


genden  und  D\  d\  F'  die  entsprechenden  Werthe  der  rechtssteigenden 
Diagonale  irgend  eines  Feldes,  femer  seien  für  die  übrigen  Stabläagen 
und  die  Winkel  die  in  der  Fig.  219  angegebenen  Bezeichnungen  ge- 
wählt.    Auf  die  Aenderung  Ay  der  Winkel  y  haben  die  Längenände- 


*)  Das  genauere  Verfahren  findet  sich  in:  Mittler' Breslau,  Theorie  und 
Berechnung  der  eisernen  Bogenbrücken  (Berlin  1880)  Seite  72.  Eine  nachträg- 
liche schärfere  Berechnung,  die  allerdings  wesentlich  mühsamer  ist,  dürfte 
meistens  nicht  zu  entbehren  sein.  Mit  Rücksicht  hierauf  ist  die  Anordnung  des 
Gitter^^erks  nach  Fig.  218  wenig  zu  empfehlen. 


Der  Bogen  mit  zwei  Gelenken.  215 

rnngen  A<2  und  Ld'  einen  hervorragenden  Einfluss,  und  es  sei  deshalb 
ans  der  Gleichung 

d*=Äj  -|-nf —  25oWiCos  Yi, 

unter  Vernachlässigung  von  A^«,  An^  die  Beziehung 

2(2  Ad  =  25oWiSin  Yi  AYj 

gebildet  und  hieraus  (und  auf  ähnliche  Weise)  sei  erhalten: 

d^d        ,  d'tld'      ,  dtid        ,  d'Ai' 

AYi  = ;  Ay2= ; ;  Ay8= -. ;  Ay4= : 

«o«iSinYi  «„niSinYg  s^n^^m'^^  «o^gSiaY* 

Da  nun  die  Summe  der  Viereckswinkel  Yi*  t^y  Ys»  T4  ^^^  °^^ 
der  Formänderung  =360°  ist,  so  ergiebt  sich  AYi  +  ^Y»  +  ^Ys 
+  AY4  =  0  und  hieraus  folgt  dann: 

^^^  g^WasinYa  +  gp^iSinYi ^'^^'  gpfig  sin  Y4  +  ^*«>»i  sin  Y« 

sin  Yi  sin  Ys  sin  Y2  sin  Y4  ' 

oder,  da  der  Inhalt  des  Vierecks  sowohl  =  \  (5^11,  sin  Ys  +  9^^\  sin  Yi) 
wie  auch  =  \  (Soti^  sin  Y4  +  ^«Wj  sin  Y2)  gesetzt  werden  darf, 

^d  d'     sinYiSinYs 

Ld '  d      sin  Yg  s^in  Y4 

Bd  ,       D'd' 

Nach  Einführung   von  Ad  =  und  Ad  =         .   ergiebt  sich 

D    d'*      F     sin  Yi  sin  Ys 

D'  d^      F'     sinYgSiuYs 

und,  wenn  s^  ||  8^  ist,  wenn  also  sin  Yi  =  sin  Yg  nnd  sin  Ys  =  sin  Y4  ist, 

<^^)  -D^=—d^     -V' 

Man  nehme  (wenigstens  bei  der  ersten  Berechnung)  F=  F'  an, 
und  benütze  die  vorstehende  Gleichung  auch  dann,  wenn  9«  und  s,,  nur 
annähernd  parallel  sind. 

Werden  nuU;  vom  Kreuzungspunkte  J  der  Diagonalen  aus,  auf 
diesen  die  Strecken  JC  und  JE  (Fig.  218)  so  angetragen,  dass 
JC:JE  =  d'*F:d^F'  ist,  und  wird  das  Parallelogramm  JF  gezeich- 
net, so  giebt  JF  die  Richtung  der  Mittelkraft  D  aus  den  Spannkräften 
2>  und  D'  an.  Sind  0  und  u  die  Schnittpunkte  der  Geraden  JF  mit 
den  Gurtungen,  ferner  Mo  und  Mu  die  für  die  Punkte  0  und  u  be- 
rechneten Angriffismomente,  so  ergeben  sich  die  Spannkräfte  für  die 
Gurtungen: 

(40)  0  =  —  -^  und   U=+  ^* 


ru  r« 


wenn  r«  das  Loth   von  Punkt  0  auf  die  untere  Gurtung  und  r«  das 
Loth  von  u  auf  die  obere  Gurtung  bedeutet. 


216 


Zweiter  Absclmitt.  —  §  7. 


Die  Spannkräfte  D  und  D'  werden  durch  Zerlegung  von  2)  ge- 
funden, und  bei  Berechnung  von  %  verehrt  man  genau  so,  als  be- 
finde sich  in  dem  fraglichen  Felde  nur  eine  die  Punkte  o  und  u  ver- 
bindende Diagonale. 

Behufs  Ermittlung  der  ^-Linie  nach  No.  7  7  werden  den  Punkten 


SoV* 


F. 


zugeschrie- 


0  und  u  die  Gewichte  ir,  =    **a*  -=^  und  tv^  =      .^ 

ben,  femer  die  Werthe  J?o  =  w?oyo;  «« =  «^«y»-  Die  Berechnung  von 
Hi  erfolgt  dann  nach  Gleichung  7.  In  der  Regel  sind  die  in  No.  82 
angeführten  Vereinfachungen  Wo  =  y«  und  to^  =-  y^  zulässig  oder  — 
was  noch  mehr  zu  empfehlen  ist  —  die  Benutzung  der  parabelförmigen 
IT-Linie. 

Zur  Bestimmung  der  Grenzwerthe   der  Spannkräfte  bedient  man 
sich  im  Allgemeinen  am  zweckmässigsten  der  Einflusslinien. 

84.  EinfluBslinien  fOr  die  Angriflfsmomente  und  Spannkräfte. 
Die  Einflussfläche  für  das  Angrifflimoment 


(41) 


M„  =  M^„  —  Hy„  =  ymy HJ 


ergiebt  sich  —  wenn  y,„  als  Mul- 
tiplikator angesehen  wird*)  — 
als  der  Unterschied  der(l/,«, :  y  J- 
Fläche  und  der  F-Fläche.  Nach 
Aufzeichnung  der  ^-Linie^'iS'B' 
(Fig.  220)  trage  man  auf  der 
Lothrechten  durch  Ä  die  Strecke 


ÄÄ'  =  1 


Vm 


ab**),      ver- 


JfQFlaa^,^.y^ 


Fig.  220. 


binde  A"  und  B'  durch  eine 
Gerade,  bestimme  auf  dieser 
senkrecht  unter  m  den  Punkt 
m  und  ziehe  Äni.  Die  schraf- 
firte  Fläche  ist  dann  die  Ein- 
flussfläche für  jSf«***);  sie  ge- 
stattet    die    Berechnung     der 


*)  Vergl.  Seite  174.    Wir  werden  die   Multiplikatoren  der  Einflussflächen 
mit  (i  bezeichnen  und  stets  an  die  betreffenden  Flächen  setzen. 


Xm 


**)  Die  zeichnerische  Bestimmung  von  1  •  —  ist  in  der  Figur  220  ange- 

beutet  worden.    Der  Verfasser  zieht  die  Berechnung  vor. 

♦♦*)  Wäre  ÄÄ'  =  1  •  xm,  so  wäre  das  Dreieck  ÄmB  nach  Band  1,  S.  134, 
die  Einflossfläche  für  das  Moment  Mom- 


Der  Bogen  mit  zwei  Gelenken. 


217 


Grenzwerthe  „^M»»  nnd  ^^M^  in  der  Form: 

wobei  2Pt],   SPy),   /*  und  F  die   auf  Seite  188   erklärte  Bedeutung 

+  -  +  - 

haben;  dort  ist  auch  gezeigt,  dass  man  im  Falle  gleich  langer  Felder 
auch  setzen  darf: 

,(^-/')  =  ,X(2-^). 

Figur  220  setzt  voraus,  dass  m  der  oberen  Gurtung  angehört  und 
die  Belastung  oben  angreift.  Ist  m  ein  Knoten  der  unbelasteten  Gur- 
tuDg  (Fig.  221),  so  beachte  man,  dass  jedem  Felde  F^F^  eine  gerade 
Einflnsslinie  L^L^  entsprechen  muss. 

Durch  die  Momente  if«, 
sind  die  Spannkräfte  in  den 
Gurtungen  bestimmt. 

Bei  Untersuchung  eines 
Füllungsstabes  gehen  wir,  mit 
Bezugnahme  auf  Fig.  215,  von 
der  für  jeden  Neigungswinkel 
des  Stabes  gültigen  Gleichung 
Dri  =^±Mi  aus  und  ermitteln 
zunächst  die  Einflussfläche  für 
M,  =  M,,  —  Hy^.  Nach  Auf-  ^ 
Zeichnung  der  ^-Linie  machen 

wir  A'ä"  =  1  .  -^,  Fig.  222, 


Vi 


J^ftäehe^./t*^ 


Fi«.  221. 


ziehen  die  Gerade  A" h\  be- 
stimmen auf  dieser  senkrecht  unter  %  den  Punkt  t',  verbinden  i  and 
A'  und  tragen  schliesslich  die  dem  Felde  F^F^  entsprechende  Gerade 
LjZ,  ®^n.  Fassen  wir  jetzt  die  in  Fig.  222  schraffirte  Fläche  als  Bin- 
flussfläche  für  die  Spannkraft  T>  auf,  so  ist  der  Multiplikator  derselben 


P-  = 


Vi 


Die  Einflussflächen  für  D  und  Mi  haben  gleiche  oder  entgegenge- 
setzte Vorzeichen,  je  nachdem  die  Spannkraft  D  in  Fig.  215  links  oder 
rechts  um  t  dreht.  Bei  Feststellung  dieser  Vorzeichen  schlage  man 
zur  Vermeidung  von  Irrthümem  folgenden  Weg  ein.     Man  nehme  eine 


218 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  7. 


rechts    von  F^   gelegene  Last  P  an,  und  setze  zunächst  H=0,    be- 
trachte   abo    den  Trftger  als  einfachen  Balken.     Am   linken  Auflager 

greift  dann  nur  A  =  P  -—  an ,    und    man    erhält   aus   der  Gleichung 


D'I'iae^i^'f^ 


Linie 


Flg   222. 


Flg.  223. 


I'Q^ 


N 

pr  T  ^\  >i 

M 

( 

V\   \      \ 

5---» 
•«I 

•             '  -  - ^ 

t                         >*  9      ^m^%  1  f  1 1 1 1    i  iLl^^ 

iL  3l??iT?5^l^!l  jfll  Ii1U*»tt-7« 
öf  T    jm||i^jjpjiiM^ 

Fig.  224. 


Flg.  225. 


Ax,  —  Dri=0  mit  P=  1  den  Werth: 

Xi  ,        b      Xi  ^    h      Xt 


Der  Bogen  mit  zwei  Gelenken. 


219 


wo  t\^,  die  unter  P  gemessene  Ordinate  der  Geraden  B'A''  bedeutet. 
Für  den  Einfluss  von  it^^HsecoL  hat  man  nun:  -BTyi  +  Z>r<  =  0, 
woraus  D  =  —  ji.jy,  weshalb  sich  im  Ganzen 

ergiebt,  woraus  für  den  vorliegenden  Fall  folgt:  dass  D  positiv  ist,  so 
lange  fi^'^  H  ist.  Brwägt  man  übrigens,  dass  die  Gerade  B'ä"  die 
mit  Xtiyt  multiplicirte  ^-Linie  ist,  so  braucht  man  zur  Entscheidung 
der  Vorzeichenfrage  nur  den  Einfluss  von  A  und  H*  =  H  oeoa  zu 
prüfen.  So  findet  man  in  dem  in  Fig.  223  dargestellten  Falle,  dass 
A  sowohl  wie  H  eine  Zugkraft  D  hervorbringen,  und  folgert  dann,  dass 
die  Ordinaten  der  Geraden  B'A"  zu  denjenigen  der  J^-Linie  zu  fügen 
sind,  und  dass  die  Einflussfläche  rechts  von  F^  positiv  ist.  Auf  die- 
selbe Weise  prüfe  man  die  Figuren  224  und  225. 

Bislang  haben  wir  vorausgesetzt,  dass  der  Punkt  i  auf  dem  Zeichen- 
blatte liegt.  Fällt  er  über  dassell)e  hinaus,  so  lässt  sich  der  zur  Fest- 
legung der  Geraden  B'a''  dienende  Werth  a;, :  y^,  sowie  der  Multipli- 
kator |JL  =  yi :  Vi  wie  folgt  ermitteln.  Man  verlängere  die  Gurtstäbe  O 
und  U  (Fig.  226)  und  ziehe  an  beliebiger  Stelle  eine  Gerade  ST  pa- 
rallel zu  dem  links  an  den  fraglichen  Füllungsstab  D  sich  anschliessen- 
den Wandgliede  F^F',  Hierauf  lege  man  durch  S  und  T  Parallelen 
zu  AF^  und  AF',  bestimme  deren  Schnittpunkt  t«  und  messe  die  in 
der  Fig.  226  mit  ir)<,  ^i,  p<  bezeichneten  Strecken,  p^  bedeutet  das  Loth 
von  S  auf  den  Stab  D,     Man  erhält  dann: 


=  -^  und  -^  = 


Jii. 


Der  Punkt  t  liegt  in  der 
Geraden  Ai^,  was  bei  der 
Yorzeichenbestimmung  zu 
beachten  ist. 

Auf  ähnliche  Weise  liesse 
sich  auch  die  von  der  Ge- 
raden A'B"  (Fig.  222)  auf 
der  Lothrechten  durch  B  ab- 

geschnittene  Strecke  1  •  — ^ 


Fig.  226. 


ermitteln,  doch  ist  dies  nicht  nöthig,  da  man  die  Gerade  A' B''  schneller 
auf  andere  Weise  bestimmen  kann.  Man  muss  nur  daran  denken,  dass 
der  Geradenzug  A'L^L^B'  die  Einflusslinie  für  die  Spannkraft  D  des 
einfachen  Balkens  AB  ist. 

In  Fig.  227  ist  beispielsweise  die  Z>- Fläche  eines  rechtssteigenden 


220 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  7. 


Füllimgsstabes  dargestellt  worden.  Punkt  i  liege  ausserhalb  des  Blattes; 
daher  wurde  X| :  y<  =  ^< :  iq^  gefunden.  Die  Hilfslinien  zur  Ermittlung 
von  t«  sind  wieder  ausgelöscht  worden,  t«  ergab  sich  oberhalb  der  Ge- 
raden AB,   und  es  liegt   daher  auch  t  oberhalb  AB.     Die  Kräfte  A 

und  It  ^  HsecoL  erzeugen  in  D  Drücke,  weshalb  A'A"  =  1  —^    nach 

oben  aufgetragen  wurde. '^)  Zur  Festlegung  der  Geraden  L^L^  und 
A'Li  wurden  zwei  Ver&hren  angewandt,  erstens  die  Bestimmung 
des  Nullpunktes   N  auf   dem    im   I.  Bande,    §  80,    gezeigten   Wege, 


JD^^ffächeyU^i^ 


Flg.  227. 


zweitens  durch  Ermittlung  der  Strecke  L^  1\  welche  die  Geraden 
B' A"  und  A' B"  auf  der  Senkrechten  durch  den  der  belasteten  Qur- 
tung  angehörenden  Endpunkt  F^  des  Stabes  D  abschneidet.  Wir  wiesen 
früher  das  Gesetz  nach :  Zerlegt  man  P  =  1  nach  den  Richtungen  von 
0  und  D  und  ist  die  zu  D  parallele  Seitenkraft  =  [Z>] ,  so  ist  L^  T 
=  [/>],  vorausgesetzt,  dass  die  Einflnssfläche  den  Multiplikator  1  hat**). 


*)  Die  .ff-Linie  wollen  wir  stets  nach  unten  liegend  zeichnen. 
**)  Vergl.  Band  I,  §  80. 


Der  Bogen  mit  zvei  Qelenken. 


221 


Da  nan  im  vorliegenden  Falle  ein  Multiplikator  |JL  =  -^-  eingeführt  ist. 


An  die  Stelle  von 


1  r 

80   mnss  F=  1  ersetzt   werden  durch  —  =  1  — 

V-  Vi 

[2>]  tritt  jetzt  der  in  Fig.  227  gefundene  Werth  Z.     Die  zweite  Be- 
stimmungsart  der  Geraden  A'Ly^  und  L^L^  verdient  natürlich  den  Vorzug. 


Femer  ist  zu  beachten,  dass  die  Strecke  A'A"-=  1  •— ^  =  D^  — 

Vi  Vi 

ist,    wo  Da  den    absoluten  Werth    der  von  einem  Stützen  widerstände 

Ä=\  im  fraglichen  Wandgliede  erzeugten  Spannkraft  bedeutet,  und 


ebenso  lässt  sich  B'B"  =  D^ aus  der  durch  5=1  hervorgerufenen 

Vi 

Spannkraft  Db  berechnen ,  während  schliesslich   1  -^  =  Dr  gleich  dem 

absoluten  Werthe  der  Spannkraft  in  Folge  einer  in  A  angreifenden,  von 
A  nach  B  gerichteten  Belastung  1  sec  a  ist.  Hiemach  kann  man  den 
Linienzug  A'L^L^B'  mit  Hilfe  von  zweien  der  drei  Strecken:  A'A" 
=  Dji :  Dh,  B' B"  =  DbI  Dm  und  Z  bestimmen.*) 

Die  Benutzung  der  Spannkräfte  2>^,  Db,  Dh  liefert  wohl  die  über- 
sichtlichsten und  schärfsten  Zeichnungen,  vorausgesetzt,  dass  man  die 
geringe  Mühe  nicht  scheut,  diese  Werthe  durch  Bechnung  zu  bestimmen. 
Man  gehe  dann  von  den  Gleichungen  (36)  und  (88)  aus. 

Als  Beispiel  sei  hier  die 
Ermittlung  der  Dai  Dbj 
Dh  für  den  auf  S.  201  dar- 
gestellten Sichelträger  mit- 
getheilt;  denn  gerade  für 
diese  Träger  ist  das  frag- 
liche Verfahren  besonders 
am  Platze.  Durch  die  un- 
teren Knotenpunkte  1',  3', 
5',  7',  .  .  .  .  wurden  senk- 
rechte Geraden  gezogen, 
welche  die  obere  Gurtung 
in  1,  3,  5,  7,  .  .  .  schneiden**).  Aus  den  Angriösmomenten  ifi,  if,,  if,,  M^^  M^y . . . 
findet  man  dann  für  jeden  Belastungszustand  für  eine  linkssteigende  Diagonale: 


!»•« 


Fi«.  22S. 


*)  Vergl.  auch  Band  I,  §  30;  dort  wurden  die  Da  und  Db  mit  />'  bezw.  D" 
bezeichnet. 

**)  Der  bequemeren  Schreibweise  der  Momente  wegen  ist  die  Bezeichnung 
der  unteren  Knotenpunkte  anders  gewählt  wie  in  Fig.  206.'^ 


} 


222 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  7. 


Dm  COS  9.,  = -Y^  —      v^-^ 

und  für  eine  rechtssteigende  Diagonale: 

M(m-l)  Mm 


Dm  GOe(pm  = 


z.  B.  Dj  cos  qpj  =  -— • ~- 

z.  B.  D4  cos  ©4  =  -T-^ ;-=- 


*•»  — l  Am 

Den  Zuständen  ^  =  1,  JE^  =  1,  /f=l,  entsprechen  nun  für  den  Knoten  m 
der  Reihe  nach  die  Werthe: 

Mm=l'Xm^      ifm=l-af'm,       3f m  = 1  '  ym 

ao^dass  man  z.  B.  für  D»  und  D«  die  Gleichungen  erhält: 

Einfluas  von  A  =  l;  D5 cos 95  =  -r^ r^;  D4CO8  94  =  -^ —-; 

Ä»         /I4  At         A4 


»? 


ij 


,,    S=l;  I>.cos95  =  -Tj-  — -^;D4Coe94  =  -T^  — -T^; 


A4 


;.,      A4 


„    ir=i;DeC0S95  =  -^--|5.;Z)4C0S94  =  ^--|^. 

/»4  /«5  /t4  /If 


Die  Ei^ebnisse  der  Rechnung  sind  iu  den  folgenden  Tabellen  zusammen- 
gestellt worden. 


m 

Xm 

«  m  =  /  —  Xm 

^ 

.Vm 

Xm 

hm 

Xm 
hm 

lfm 

hm 

1 

1,0 

19,0 

0,245 

0,72 

4,082 

77,550 

2.989 

2 

2,0 

18,0 

0,565 

1,44 

8,540 

81,858 

2,549 

8 

8,0 

17,0 

0,725 

2,00 

4,188 

28,448 

2,759 

4 

4,0 

16,0 

0,985 

2,56 

4,061 

16,244 

2,599 

5 

5,0 

15,0 

1,085 

2,96 

4,608 

18,825 

2,728 

6 

6,0 

14,0 

1,285 

8,86 

4,669 

10,895 

2,615 

7 

7,0 

18,0 

1,825 

8,60 

5,288 

9,811 

2,717 

8 

8,0 

12,0 

1,465 

8,84 

5,461 

8,191 

2,621 

9 

9,0 

11,0 

1,445 

8,92 

6,228 

7,612 

2,718 

10 

10,0 

10,0 

1,525 

4,00 

6,557 

6,557 

2,628 

Einfluas  von 

A=:l 

ß  =  l 

H=i 

D,  COS9,  = 

+  0,542 

+  45,692 

—  0,890 

D,  CO69,  == 

+  0,598 

—    8,410 

—  0,210 

D4  CO894  = 

+  0,077 

+    7,204 

—  0,160 

Dft  CO89,  = 

+  0,547 

—    2,419 

—  0,129 

De  C08  9e  = 

—  0,061 

+    2,980 

—  0,118 

Dt  cos  9,  — 

+  0,614 

—    1,084 

—  0,102 

Ds   006  98   = 

—  0,178 

+    1,620 

—  0,096 

D9  CO89,  = 

+  0,767 

—   0,579 

—  0,092 

D,oCOS9io  = 

—  0,829 

+    1,055 

—  0,090 

Mit  Hilfe  dieser  Werthe  lassen  sich  die  Einflusslinien  für  die  Spannkräfte 
D  oder" —  was   zweckmässiger  ist  —  für  die  D  00S9  sehr  schnell  auftragen. 


Der  Bogen  mit  zwei  GaleolieD.  223 

Fig.  229>>  seigt  die  J),  cos  9,-Fläohe.  Die  Einflüsse  tod  ä  und  H  haben  gleiche- 
VorMiohen  und  ea'wurde  daher  A'A"  =  1  ■  ■■'  =  1,85  auf  der  entgegenge- 
setzten Seite  der  £^-Fläche  at^tragen,  damit  sich  die  Einflttsae  von  A  und  H 
sommiren.  Die  Oentde  A' K"  konnte  nicht  mittels  der  Streolce  ^-8"=  n^™=" 
^  16^8  fee^elflgt  werden,  da  dies  zu  viel  Platz  etfordert  hätte,  sondern  wurde 
bestimmt  mit  Hilfe  von  Fi,  =  -f^  ■  16,88  =  Öfl6-  Der  Multiplikator  der  ge- 
aeicbnet«n  ETmflnssfiäche  ist  |i  =  0,096. 


Wir  wollen  an  der  vorliegenden  Figur  noch  die  Berechnung  der  Spann- 
kräfte in  Folge  einer  gleichförmigen  BelsNtong  erlSatem  und  □ohmen  zu  diesem 
Zwecke  eine  ständige  Belastung  g  =  l,4y  f.  d.  m.  der  Stützweite  und  eine 
bewe^iohe  p  ^  2,8'  an.  Die  Knotenlasten  sind  dann:  pX  =  l.iö  -  2,0  =  2,9' 
und  p\  =  2,0  2,0  =  5,2'.  Um  _»i),  zu  erhalten  weiden,  die  Knoten  redits 
von  Dt  nur  mit  g'k  belastet,  die  Knoten  links  davon  mit  q\=:[g  -\-  p)X^i,\: 
Man  misst  nun: 

S  =  »h  +  1i  +  ^  =  7,92;     S  =  ij,  +  ii„-|-i)„  +  i)„  +  il„4-,l,»  =  9,10 


224  Zweiter  Abschnitt.  —  §  7. 

und  erhält: 

««,  Dg  cos  98  =  »A  (?3iS  —  yX3\*)  =  0,096  (8,1  •  7,92  —  2,9  •  9,10)  =  +  3,6*. 

Yertanscht  man  g  und  q^  so  findet  man: 
^D^  cos 98  =  »Jt  (^^^  —  g3^2\  =  0,096  (2,9  •  7,92  —  8,1  •  9,10)  =  —  4,9'. 

Zu    diesen   Werthen    tritt   noch   in   Folge   Erwärmung   bezw.   Abkühlung 

Dg  cos  9  8  =  +  »1  Hi.**) 

In  den  vorstehenden  Untersuchungen  wurden  sämmtliche  Einflussflächen 
aus  derselben  J7-Linie  mittels  Ziehen  weniger  Geraden  abgeleitet.  Dieses  ein- 
fache Verfahren  führt  bei  den  Gurtstäben  stets  zum  Ziele,  versagt  aber  zu- 
weilen bei  Berechnung  der  Spannkräfte  in  den  Wandgliedem ;  denn  hier  kann 
es  bei  sehr  nahe  an  der  Geraden  AB  liegenden  Punkten  i  vorkommen,  dass 
die  Werthe  Xi.yi  (bezieh.  Da' Da),  welche  bei  endlichem  «<  mit  y<  =  0  un- 
endlich werden,  sehr  gross  ausfallen,  und  dass  infolgedessen  die  fraglichen 
Einflussflächen  zu  viel  Platz  beanspruchen.  Das  Herausziehen  eines  Multipli- 
kators muss  dann  unterbleiben;  die  Einflussfläche  ist  zunächst  für  H=0  auf- 
zutragen, und  hierauf  muss  der  Einflttss  von  H  mit  Berücksichtigung  der 
Vorzeichen    hinzugefügt    werden.      In    dem    zuletzt    durchgeführten    Beispiele 

(Q  -170  \  Q 

statt -^-j  und  FLi  =-^  •  1,62 

statt  -—  •  ^      1  machen ,  xmd  schliesslich  würde  man  die  H-Linie  durch  die 

(0,096  ^)- Linie  ersetzen,  wobei  die  Multiplikation  der  Ordinaten  H  mit  0,096 
nach  Seite  174  am  übersichtlichsten  mit  Hilfe  eines  Kinkels,  dessen  Tangente 
=  0,096  ist,  außgefülirt  wird. 

Der  Verfasser  pflegt  dieser  letzteren  Darstellungsweise  nach  Möglichkeit 
aus  dem  Wege  zu  gehen,  indem  er  gleich  von  vornherein  die  ff-Iinie  nach  zwei 
verschiedenen  Maassstäben  (unter  umständen  auch  noch  nach  einem  dritten 
sehr  kleinen  Maassstabe)  aufträgt  und  dann  die  'grössere  IT-Linie  zur  Unter- 
suchung aller  Gurtstäbe  benutzt,  die  kleinere  zur  Berechnung  der  Füllungs- 
glieder. Nur  bei  den  Wandgliedem  von  Sichelträgem  sind  diese  Maassregeln 
zuweilen  fruchtlos. 

Bezüglich  der  Einführung  wagerechter  Nullachsen,  sowie  der  übersicht- 
lichen Zusammenstellung  der  Einflussflächen  und  der  Ergebnisse  der  Rechnimg 
verweisen  wir  auf  No.  73. 


c.  Voilsttndiges  Zahlenbeispiei.   Berechnung  eln<r  Elsenbahnbrilcke  mit  Bogentrigefw. 

(Tafel  3  und  4.) 

86.    Eine  eingleisige  Eisenbahnbrücke   soll  zwei  Hauptträger  mit  den  in 
Fig.  230  auf  Tafel  3  angegebenen  Längenabmessungen   erhalten.     Die  Knoten- 


( 


*)  Vergl.  Seite   184.    Genauer   ist  «««D  cos  <p  =  tx /gF  —  gF\',   doch  ist 

der  oben  angegebene  Weg  schneller  zum  Ziele  führend  und  sein  Eigebniss  ge- 
nügend scharf. 

**)  Wie  man  Ht  in  die  Rechnung  einführt,   darüber  giebt  das  in  No.  85 
behandelte  vollständige  Zahlenbeispiel  Auskunft. 


Der  Bogen  mit  zwei  Qelenken. 


226 


Fig.  231. 


punkte  der  unteren  Gortongen  liegen   auf  einer  Parabel;   die   obere  Gnrtung 

ist  wageredit.     Das  Gewicht   der  nach  Fig.   281    angeordneten  Brückenbahn 

betiSgt   TOO'vf.   d.   Meter  Gleis   und   das 

Gewicht  der  beiden  Haupttriiger  und  des 

Qnerverhandes  wird  nach  Band  I,  Anhang 

mit  150  +  30i  =  150  -f  80  •  20  =  750*»  in 

Bechnong  gestellt    Es  ist  dann  für  jeden 

Hanptträger  g  =  i  (700  +  750)*^,  mithin  die 

ständige     Belastung     eines     Trägerfeldes: 

gl  =  1450^  =  1,45'.    Die  Baddrücke  und 

Badstände  der  Fahrzeuge  sind  in  Fig.  242 

(Tafel  8)   angegeben    worden.   —   Gesucht 

sind  die  Spannkräfte   und  Querschnittsab- 

messungen  des  Hauptträgezs. 

1.  Die  H'Linie  des  vorliegenden  Trägers  wurde  bereits  in  No.  Sl  (Seite  207, 
Fig.  211)  berechnet  Das  Querschnittsverhältniss  Fo'.Fu  ist  gleich  1  gewählt; 
demselben  entsprechen  die  in  Fig.  240  eingeschriebenen  Werthe  H. 

2.  Die  Sptmnkräfte  Sg  in  Folg^  der  Händigen  Belastung  wurden,  nach 
Berechnung  von  ^,=  12,5''^)  in  Fig.  282  mittels  eines  Cremona'schen  Kräfte- 
planes  bestimmt  und  hierauf  in  die  Fig.  288  eingetragen. 

8.  Die  Spannkräfte  Sp  in  Folge  der  beweglichen  Belastung  sind  mit  Hilfe 
von  Einflusslinien  nach  dem  in  No.  84  gelehrten  Verfahren  bestimmt  worden. 
Dabei  waren  einige  Yereinfachimgen  möglich,  die  sich  aus  der  gewählten  Träger- 
form  ergeben. 

Liegt  in  Fig.  221    der  Punkt  m  der  unteren  Gurtung  auf  einer  Parabel 

von  der  Gleichung  y^=  —  -  ^ ,  so  erhält  man  für  den  Abstand  des  Punktes 

—T-  =  1 ;-  =  1  --,;  und 

l  ym    l  4/" 


m    von  der  Geraden  Ä B>    den  Ausdruck:  A'Ä 


es  ist  daher  der  Ort  von  m  eine  zu  Ä  B^  parallele  Gerade.  Im  vorliegenden 
Falle  ißt  J  =  20*  und  f=2,5"*,  mithin —  =  2,0*,  und  durch  diesen  Werth  sind 

sämmtliche  0-Flächen  bestimmt;  vergl.  Fig.  240,  in  der  die  0, -Fläche  durch 
Schraffirung  hervorgehoben  ist,  und  welche  die  Ordinaten  der  aiif  wagerechte 
Nulllinien  bezogenen  0-Flächen  liefert. 

Fig.  241  enthält  die  Darstellung  der  Einflussflächen  für  L\,  C/-„  U^,  ü^. 
Behufs  Ermittlung  der  (schraffirten)  C^j- Fläche  wurde  ^4"  gleich  dem  für 
den  obeFen  Knotenpunkt  4  berechneten  Werthe  a:4:yo4  =  X4:Äo  =  f '  gemacht, 
sodann  auf  der  Geraden  4"  B  der  Punkt  4'  lothrecht  unter  4  bestimmt  und 
die  Gerade  A4*  gezogen.  Da  nun  y^  den  festen  Werth  ho  besitzt  und  die 
Trägerf eider  gleich  lang  sind,  so  zerlegen  die  den  Knotenpunkten  1,  2,  8  ent- 
sprechenden Punkte  1",  2",  8"  die  Strecke  ^44"  in  gleiche  Theile**),  mid  damit 
sind  die  iänflussflächen  für  27,,  Uf^  L\  bestimmt  Für  den  ersten  Stab  der  unteren 


♦)  Vergl.  Seite  208;  dort  wurde  für  ^X  =  2,90'  der  Werth  Äp  =  25,0'  ge- 
fundeo. 

^  Hieraus  folgt,   dass  die  Punkte  1',  2',  8',  4'  auf   einer  Parabel   liegen, 


deren  Pfeil  =  1 


/ 


4^0 


ist. 


Möller-Breilftii,  OnpbiMhe  BUtlk.  II.  i. 


15 


226 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  7. 


Gurtung  erhält  man  t/i  =  ff  secYi  =  1,097  JET  und,  da  die  in  Fig,  240  oberhalb 
der  if-Linie  eingezeichnete  Laststellong  den  Horizontaischub  Ji^  =  2P-i)  =  48,2' 
erzeugt,  Uip  =  1,097  •  43,2  =  47,4«. 

Die  Ermittlung  der  Spannkräfte  in  den  Fällungsstäben  wird  durch  den 
Umstand  vereinfacht,  dass  sich  die  Gurtstäbe  Om-i  und  Um  iu  demselben 
Punkte  «  schneiden  wie  Om  und  Um-  Hat  man  also  in  Fig.  234  die  D4-FlaGhe 
mit  Hilfe  von  AA^^^Xi^iho  als  den  Unterschied  der  von  Geraden  begrenzten 
Fläche  ÄLiL^BA  und  der  ^-Fläche  erhalten,  so  findet  man  die  F,-Flache 
(indem  man  Ltljt  durch  L'L"  ersetzt)  als  den  Unterschied  der  Fläche  AL'L"BA 
und  der  JET-Fläche.  Links  von  Fq  und  rechts  von  F^  stimmen  also  die  Einiluss- 
flächen  für  D4  xmd  Fg  überein;  die  Vorzeichen  sind  jedoch  entgegengesetzte, 
auch  sind  die  Multiplikatoren  verschieden,  nämlich  fi,  =  ^:r4  für  die  D4-Fläche 
und  fi,  =  ^ :  {xti  —  a:g)  ftir  die  Fg-Fläohe.  Es  liefert  also  die  Fig.  244,  welche 
die  auf  die  J?-Lime  als  gebrochene  Nullachse  bezogenen  D-Flächen  enthält,  auch 
sämmtliche  F-Flächen*). 


^ 


Flg.  234. 


Nach  Aufzeichnung  der  Einflussflächen  wurden  auf  den  Tafeln  3  und  4 
die  gefährlichsten  Zugstellungen  durch  Probiren  bestimmt  und  die  denselben 
entsprechenden  Werthe  2Pv)  und  !SPV)  ermittelt;  letztere  sind  nebst  den  Multi- 
plikatoren auf  den  Tafeln  angegeben.  Die  Multiplikation  der  Ordinaten  v)  mit 
den  P  ist  mit  Hilfe  von  Maassstäben  ausgeführt  worden.  80  wurde  z.  B.  auf 
Tafel  3  die  .F-Iinie  im  Maassstabe  l*  =  25"^  auftragen  und  hierauf  wurden 


*)  Wir  heben  noch  hervor,  dass  sich  die  F«-Fläche,  wegen  Vo  =  A  — 
HtgYi  =  tgYi  (Acotgyi  —  H),  auch  als  den  Unterschied  der  A  ootgYi- Fläche 
und  der  jB-Fläche  deuten  lässt  Der  Multiplikator  ist  =ltgYi  =  3,0: 6,67  = 
0,45.    Die  A  cotg  Vi-Fläche  ist  ein  Dreieck  AAiB^  welches  bestimmt  ist  durch 

ÄÄ^  =  1  cotg  Yi  =  6,67  : 3,0  =  2,22. 


Der  Bogen  mit  zwei  Gelenken.  227 

die  den  Raddrücken  6,5*  and  4,5'  entsprechenden  Ordinaten  der  Einflnsalinien 
mit  den  Maassstäben  6,5'  =  25"*"*  bezw.  4,5'  =  25"^  gemessen.  Für  die  Füllungs- 
stäbe  wurden  auf  Tafel  4  kleinere  Maassstäbe  gewählt 

Die  Berechnung  der  von  der  beweglichen  Belastung  herrührenden  Spann- 
kräfte Sp  erfolgte  nach  den  Formeln: 

+  - 

Die  £igebnisse  wurden  in  Fig.  236  zusammengestellt. 

4.  E%nflu8$  der  Temperaturänderung,  Ausser  den  Spannkräften  Sg  und 
Sp  entstehen  in  Folge  einer  (hier  gleichmässig  vorausgesetzten)  Aendemng  der 
Aufstellungstemperatur  um  f  noch  Spannkräfte  St^  deren  absolute  Werthe 

sind.  Hinsichtlich  der  Vorzeichen  ist  zu  beachten,  dass  ein  positives  Ht  in  der 
oberen  Gurtung  und  in  den  Vertikalen  Zugspannungen,  in  den  übrigen  Stäben 
Druckspannungen  erzeugt  Wird  <  =  ±  35°  C.  angenommen,  so  ist  (nach  Seite  208) 
abgerundet  ir«  =  ±460jP«,  wo  für  Fo  zur  Sicherheit  der  grösste  Obeigurtquer- 
schnitt  (der  immer  einem  der  mittelsten  Felder  angehören  wird)  gesetzt  werden 
soll;  derselbe  wird  wie  folgt  berechnet 

Die  obere  Gurtung  wird  vorwiegend  auf  Druck  beansprucht  Ist  also  a 
die  zulässige  Spannung,  so  muss  sein: 

—  a^o  =  «w-0  =  —  jJtSPtj  +  0,+ 0«  =  —  jJtSPtj  +  0,  — pLJHi 

=  —  jjl^SPt)  +  0,  —  ji  460  Fo 
und  hieraus  folgt: 

Fo  = 


ff  —  460  |x 
Für  das  5.  Feld  ist  \l  =  5,0,  SPtj  =  8,9,  0,  =  —  10,0  mithin,  wenn  a  =  700*»  f. 

d.  gern  =  7000*  f.  d.  qm  gestattet  wird, 

7000  —  460-5,0  * 

Für  das  4.  Feld  eigiebt  sich: 

^.=   4g_104±M        0,0097  <  0,0116 
7000  —  460-4,0         '  ' 

und  man  findet  dalier 

Ht  =  ±  460  Fommx  =  ±  460  •  0,0116  =  ±  5,3*  und  Si  =  ±  5,3  |i. 

Die  hiernach  berechneten  Spannkräfte  8t  sind  in  die  Fig.  235  eingetragen 
worden;  die  oberen  Vorzeichen  gelten  für  den  Fall  einer  Zunahme  der  Tem- 
peratur. 

5.  Die  Gesammtspannkräfte,  welche  durch  Zusammenzählung  der  Ein- 
flüsse der  ständigen  und  beweglichen  Belastung,  sowie  der  Temperatnränderung 
eihalten  werden,  sind  in  die  Fig.  287  eingeschrieben  worden. 

6.  üeber  die  gewählten  StabguersehnUte  und  die  grössten  Beanspruchun- 
gen giebt  die  folgende  Tabelle  Aufschluss.  Zu  derselben  ist  zu  bemerken, 
dass  die  untere  Gurtung  in  der  Nähe  des  Scheitels  denselben  Querschnitt  er- 
halten hat  wie  die  obere  Gurtung,  damit  die  in  die  Rechnung  eingeführte 
Annahme  f « :  F«  =  1  erfüllt  werde.    Bei  den   vorzugsweise  auf  Druck  bean- 

15* 


228 


Zweiter  Abschnitt  —  §  7. 


spraohtem  Gnitstaben  und  Yeitikalen  worden  die  NieÜÖdter  nicht  in  Abzug 
gebracht,  wdd  aber  bei  den  von  gtöeseran  Zngkitften  ergriffenen  Diagonalen. 


Obere  Gurtung.    (i*p=  Querschnitt 


Feld 

Winkeleisen- 
sorte 

Inhalt  des  ToUen 
Querschnittes  F 

GroRste  Spann- 
kraft S 

s 

^       F 

5  n.  4 

8 
2  n.  1 

10 -15 -1,2  cm. 

10  10  1,0  „ 

7-  70,9  „ 

114  qem. 
76    „ 

47     „ 

81000»» 

50000 

30000 

710*»  f.  d.  qcm, 

€80    „  „    „ 
«40    „  „    „ 

Untere  Gurtung. 


/JL 

hr 


Querschnitt) 


Feld 

WinkeleiBen- 
sorte 

Inhalt  des  vollen 
Quei^ohnittes  F 

Gröeste  Spann- 
kraft S 

S 

5  u.  4 
8,  2U.1 

10-15-1,2  em. 
10-10.1,8   „ 

114  qcm. 
97    „ 

66000*» 
67000 

580*»  f.  d.  qem. 

690     n   »     T» 

DiagonaUn.    (T  P  =  Querschnitt) 


Feld 

Winkeleisen- 
sorte 

Inhalt  des  vollen 
Querschnittes  F 

Grösste  Spann- 
kraft 8 

^      *^ 

^-^_2cßj" 

5  u.  4 
3 
2 
1 

14*14-1,4  cm. 

11  11 -1,3   „ 
9-9.1,3    „ 
9-9.1,1    „ 

74  qcm. 
54    „ 
43    „ 
87     ,, 

39  000*» 
29  000 
27  000 
21000 

580*»  f.  d!  ^cm. 

ÖOO    „  „    „ 
720    „  „    „ 
650    „  „    „ 

Vertikalen.    (H  F  =  Querschnitt) 

Winkeleisensorte  durchweg  7,5  -  7,5  - 1,2;  jP  =  33  qem;  5=  21  000*» 

21000 


CT  = 


83 


=  640*»  f.  d.  qcm. 


Die  Knickfestigkeit  der  gedrückten  Stäbe  wird  am  besten  mittels  der  Euler'schen 
Formel  beurtheilt  Hiemach  soll  das  kleinste  Trägheitsmoment  J  des  Querschnitte 
bei  5 f acher  Sicherheit  mindestens  sein: 

5  58«_         hSs* 
TZ^E  ~  10-2000000 
wo  $  die  Stablange  in  cm.  bedeutet   Für  die  erste  Diagonale  ist  z.  B.  erforderiich: 

5-10000-290' _ 
10-2000000""       ' 

hingegen  vorhanden:  J=  2  - 139,7  =  279,4.  Auf  dieselbe  Weise  überzeugt  man 
sich,  dass  auch  die  übrigen  Stäbe  genügende  Sicherheit  gegen  Knicken  bieten. 


*)  d  =  Nietdurchmesser  =  2,2  em.;    8  =  Eisenstärke  =:  1,4,   1,8  und 

1.1   CM. 


Der  Bogen  mit  zwei  Gelenken.  229 

7.  EimfluM  des  QuerschnüttverhäUniasea  F^iF«.  Es  sollen  noch  einige 
Bechnungaeigebnisse  mitgetheilt  weiden,  welche  den  .EinÜTifis  des  Queischniits- 
verhiütnisaes  F« :  Fu  auf  die  Spannkräfte  klarlegan.  Nimmt  man,  anstatt 
F«:F«=?1,  eiunal  F^:Fm  =  OJ  sodann  1V:F«  =  1)2  an,  so  eiMlt  man  die 
lolgenden  Ordinaten  der  H-*Iinie  und  WerÜhe  Hg  nnd  M:*) 

^»  =  (o;37)**^'  ^^^(olisr  ^»  =  {l!oe)'  ^*  =  (i;32)'  ^  =  (1,42) 

^'^(s^s)  ^^  =  (12^2)'  ^'  =  (410)  ^* 

und  hieraus  ergeben  sich  für  den  am  stärksten  beanspruchten  Obeigurtstab  Os 
die  Werthe: 

Der  erforderliche  Querschnitt  Fe  ist  daher  (vgl.  Seite  227) 
für  A-07  F  ^^0'7,0  +  7,5_ 

für  ^•-12  5,0  >  104  +  12,5  _ 

während  sich  für  F« :  F«  =  1,0  der  Werth  F^  =  0,0116  qm.  er^. 
Der  Horizontalschub  in  Folge  einer  Temperatuiänderung  wird 


„  _  .  /540  .  0,0099\  _  ,   /5,8V 
■"*  ~"  *  U20  •  0,0127/  ""  ■*■  [bfil ' 


er  stimmt  also  mit  dem  für  Fo :  F«  ="•  1  berechneten  Hg  =  ±  5,3'  überein,  so  dass 
die  in  Fig.  235  zusammengestellten  Spannkräfte  St  gütig  bleiben. 

Für  den  üntergurtstab  ü^  (der  stärker  beansprucht  wird  als  ü^)  findet  man 

?^  =  (u;?)'  ^'  =  -(?;S);  &  =  -i7.'»;  ^=3.87 

^u,=-  (i-sp.) + s, + & = -  g;;). 

Diesen  Spaniüaäften  würden  bei  einer  zulässigen  Inanspruchnahme  von 
0  =  700**  f.  d.  2«*».  die  Querschnitte 

genügen.  Es  ist  jedoch  erforderlich,  das  in  die  Rechnung  eingeführte  Quer- 
sehnittsverhäUniss  Fo :  Fu  auch  der  Ausführung  zu  Gründe  zu  legen,  oder  sich 
dock  demselben  möglichst  zu  nähern,  da  dieses  Yerhältniss  von  bedeutendem 
ISnflnss  auf  die  Beanspruchung  namentlich  der  oberen  Gurtung  ist;  und  es  em- 
pfiehlt sich  daher,   die  soeben  berechneten  Querschnitte  Fn  zu  ersetzen  durch 

F        99  F        127 

JPt.  =  ^  =  7r-;r  =  142  qcm.  bezw.  durch  Fu  =  -r-~  =  :r «  =  106  ^<^' 

Für  die  Ausführung  wäre  nun  streng  genommen  derjenige  Werth  F# :  Fu 
zu  ermitteln,  der  den  billigsten  Träger  liefert,  welche  Forderung  man  im  vor- 
liegenden Falle  auch  durch  die  des  kleinsten  Trägergewichtes  ersetzen  darf. 
Die   genaue  Beantwortung  dieser  Frage   würde   aber  sehr  mühsame  und  zeit- 


^  YeigL  No.  81,  Seite  209. 

**)  In   den   folgenden   Werthangaben    bezieht   sich   die    obere    Zahl   auf 
F9 : Fu  =  0,7,  die  untere  auf  Fo'.Fu^^  1,2. 


230 


Zweiter  Abschnitt  —  §  7. 


raubende  Beohnnngen  verlangen  und  kann  daher  nur  angenähert  gegeben 
werden.  Dazu  beachte  man,  dass  von  den  äusseren  Kräften  nur  der  Horizontal- 
schub H  von  Fo :  jP«  abhängt  und  der  Einfluss  einer  Aenderung  von  H  desto 
grösser  wird,  je  grosser  |x  ist  Da  die  Werthe  |i  der  Ourtstäbe  nach  den 
Kämpfern  hin  abnehmen,  so  werden  auch  die  unterschiede  der  Stabkräfte  für 
verschiedene  F«:  F«  in  den  äusseren  Feldern  kleiner  sein  als  in  den  mittleren. 
Dies  zeigt  in  der  That  die  folgende  Tabelle,  welche  die  absoluten  Werthe  der 
grössten  Spannkräfte  angiebt 


F^lFn 

0, 

0, 

0, 

0, 

0. 

u. 

ü. 

u. 

u. 

u^ 

0,7 

69 
81 
89 

68 
71 
78 

46 
50 
50 

29 
30 
32 

13 

69 

76 
66 
64 

73 
65 
64 

70 
64 
68 

72 
67 
65 

1,0 

18 
14 

61 
57 

1,2 

Tonnen. 

Da  nun  weiter  eine  Aenderung  von  H  auf  die  Spannkräfte  in  den  Fällungs- 
stäben einen  bedeutend  geringeren  Einfluss  hat  als  auf  die  Gurtkräfte,  so  ist 
ersichtlich,  dass  es  hauptsächlich  darauf  ankommen  wird,  das  Gewicht  der 
Gurtungen  der  Mittelfelder  miteinander  zu  vergleichen.  Dieses  Gewicht  ist 
proportional  F«  -{-  F«,  weshalb  wir  noch  folgende  Zusammenstellung  geben, 


FoiFu 

F. 

F. 

Fo+Fn 

0,7 

99 

142 

241 

0,8 

105 

181 

236 

0,9 

111 

123 

234 

1,0 

116 

116 

282 

1,2 

127 

106 

288 

gem. 

aus  welcher  hervoiigeht,  dass  sich  wesentliche  unterschiede  in  den  Gewichten 
der  für  die  letzten  vier  Querschnittsverhältnisse  berechneten  Träger  nicht  heraus- 
stellen werden.*)  Das  Ergebniss,  dass  in  der  Nähe  von  F«:F«=1  eine  Aen- 
derung dieses  Werthes  nur  eine  geringe  Aenderung  von  F«  -[-  F«  nach  sich  zieht, 
fand  der  Verfasser  auch  in  anderen  Beispielen  bestätigt,  und  dies  ist  der  Grund, 
der  ihn  veranlasste,  dem  Werthe  F« :  F»  =  1  den  Vorzug  zu  geben,  um  so  mehr 
als  die  gleichartige  Ausbildung  der  beiden  Gurtungen  in  der  Nähe  des  Scheitels 
(Verwendung  derselben  Eisensorten)  nur  Vortheile  bietet. 

8.  Berüeksichiigung  der  Längenänderufigen  der  Füllungsstäbe  bei  Er^ 
mitüung  der  H-IAnie,  Bei  Berechnung  der  H-Iinie  wurden  bislang  die  Form- 
änderungen der  Wandglieder  vernachlässigt  xmd  auch  hinsichtlich  der  Querschnitts- 
änderung der  Gurtungen  Annahmen  gemacht,  welche  der  Wirklichkeit  nicht  ganz 
entsprechen.    Es  erscheint  daher  nicht  unwichtig,  die  Zulässigkeit  jener  Voraus- 


*)  Man  erwäge  auch,  dass  sich  bei  Ausarbeitung  des  Entwürfe  stets  Ab- 
weichungen zwischen  den  berechneten  und  schliesslich  gewählten  Querschnitten 
eilgeben  werden.    Z.  B.  haben  wir  vorhin  F=116  durch  F=  114  ersetzt 


Der  Bogen  mit  zwei  Gelenken.  231 

setzimgen  zu  prüfen.    Wir  wollen  die  genauere  Berechnung  der  H-IAme  nach 

drei  verschiedenen  Verfahren  durchführen. 

Erstes    Verfahren.     Es   werden    die   Spannkräfte    S'   für   den    Zustand 

H  =  —  1  (Figur   246,   Tafel  4)    und   die   denselben    entsprechenden  Längen- 

S'a*) 
änderungen  ä$  =  ^=r=     (Fig.  247)  berechnet,  am  besten  für  ^=1,  und  nun 

wird  für  diesen  Zustand  ein  'Williot'scher  Yerschiebungsplan  gezeichnet.  Der 
Knotenpunkt  V  und  die  Richtung  des  Stabes  Vb  (yergl.  Fig.  245)  werden  zu- 
nächst festliegend  gedacht;  es  fällt  dann  F'  und  (da  der  Stab  Vb  spannungslos 
ist)  auch  5'  mit  dem  Pole  0  zusammen.   Nach  Bestimmung  der  Punkte  4',  IV\ 

8',  iU', 0',  A\  welche  auf  die  in  No.  32  beschriebene  Weise  erfolgt, 

ist  man  im  Stande,  die  Biegungsiinie  für  den  Zustand  i7= — 1  zu  zeichnen 
und  die  Aenderung  ^a  der  Stützweite  anzugeben.  Diese  letztere  ist  doppelt  so 
gross,  wie  die  wagerechte  Verschiebung  von  A  gegen  den  Knotenpunkt  V 
nämlich 

8^  =  2  •  2200  =  4400**. 

Aus  den  in  die  Fig.  245  eingeschriebenen  Ordinaten  fig?  ^i?  •  •  •  •  <ier  Biegungs- 
linie erhält  man  nun  die  Ordinaten 

Sm  =  1  -r—  , 

oa 

der  H-Iinie,  nämlich 

_5980_  ^_6400_ 

^*  ""  440Ö  "  ^'^^'  ^*  -  4400  -  ^'^^' 
dieselben  weichen  von  den  früher  berechneten  Werthen: 

0;  0,38;  0,74;  1,09;  1,36;  1,47 

nur  unwesentlich  ab.  Man  findet  nun  weiter  IT,  =  12,6'  (statt  12,5')  und  für 
den  Stab  Oft:2Pv)  =  8,3'  (statt  8,90)  erhält  also  nahezu  dieselben  Spannkräfte 

Sg  und  S,  wie  früher. 

Nur  für  Ht  findet  man  einen  wesentlich  anderen  Werth,  nämlich  (nach 
Seite  144) 

o^  o^  4400 

Im  Obei^gurtstabe  O5  verursacht  also  eine  Temperaturänderung  um  t  = 
35*»  Geis,  eine  Spannkraft:  Ä  =  qF5  •  3,8  =  T19*  (statt T  26,5*).  Worin  diese 
Abweichung  ihren  Grund  hat,  ist  bereits  auf  Seite  204  gelegentlich  der  Unter- 
suchung der  Douro- Brücke  hervorgehoben  worden;  es  ist  ein  Vorzug  der 
Näherungstheorie,  für  Ht  stets  zu  grosse  Werthe  zu  liefern,  da  gerade  die 
Schätzung  von  t  auf  sehr  unsicherer  Grundlage  beruht,  und  es  sich  deshalb 
dringend  empfiehlt,   nicht  zu  günstig  zu  rechnen.    Zu  beachten  ist  auch,   dass 


*)  In  diese  Formel  sind  die  vollen  Querschnitte  einzusetzen;  dieselben 
sind  in  Figur  238  auf  Tafel  3  zusammengestellt  worden,  die  Stablängen  in 
Hg.  289. 

**)  Die  Multiplikation  des  Zählers  mit  E  ist  erforderlich,  weil  ^a  für  i^^=  1 
berechnet  wurde.  Zu  beachten  ist  femer,  dass  {  in  dm  und  £  in  Tonnen  f.  d. 
qdm  auszudrücken  sind. 


232 


Zweiter  Abechnitt  —  §  7. 


ein  Ausweichoa  der  Widerlager   um  äl   eine  Aenderong  von  H  um  Ai7  = 

—  1 -^ —  verorsacht,    so   dass    beispielsweise    dem  kleinen  Werthe  AZ  =  5"" 

=  0,05'"'  bereits 

200000.0,05  _      ^., 

^^= 44ÖÖ -"■ 2'* 

entspricht. 

Ms  zweites  Verfahren  wählen  wir  das  im  §  2  beschriebene  Stabzttg^^er- 
&hren  und  berechnen  zu  diesem  Zwecke  zunächst  die  Aenderungen  Ad  der 
oberen  Randwinkel  d.    In  Fig.  248  geben  die  auf  den  einzelnen  Stäben  stehen- 

den  Zahlen  die  Spannungen  a'  =  -^  für  den  Zustand  IT  =  —  1   in  lEoanen 

für  das  qdm  an  und  die  in  die  Winkel  eingeschriebenen  Zahlen  die  Gotangenten 


rrÄazT: tttsti rr??s3~T-— — tthestt — .^rs.*««! 1 rza 


^i 


Fig.  243. 


dieser  Winkel*).    Die  Aenderung  von  dg  wird  beispielsweise  (für  ^=1) 

Adg  =  2,222  (2,43  +  8,07)  +  0,450  (2,43  +  1,52)  +  0,150  (2,96  -\- 1,52)  +  2,122 
(2,96  —  2,85)  +  0,800  (—  0,76  —  2,35)  =  +  15,08, 

und  auf  diese  Weise  erhalt  man: 

Ado  =  — 2,42;  Adi  =  +  5,33;  Ad,  =  +  7,93;  Ad,  =  +15,03;  Ad4  = +  88,54; 

AdB  =  + 46,94. 

Wird  nun  zunächst  der  Stab  F5  festgehalten,  so  sind  die  Drehungswinkel  ^ 
der  Obergurtstäbe  (5)  (4)  . . .  (1)  sowie  der  Endvertikale  (^): 

^5  =  J  Ada  =  28,47;  ^4  = +5  + Ad4  =  57,01;  i^i,  =  11*4+ Ad,  =  72,04  u.  s.  w. 

vl>,  =  79,97;  +1  =  85,80;  vl>o=  82,88 


*)  Fig.  248  wurde  verzerrt  gezeichnet,  damit  die  Zahlen  in  der  Naiie  des 
Scheitels  Platz  fanden. 


Der  Bogen  mit  zwei  Gelenken.  233 

and  die  den  Stäben  entsprechenden  Werthe  p  (d.  i.  Drehongswinkel  mal  Stab- 
lange*) 

Pt  =  20-23,47  =  469,4**;  p*  =  20-57,01  =  1140,2*ü;  p,  =  20-72,04  =  1440,8*-; 
p,  =  20 •  79,97  =  1599,4'"*;  Pi  =  20-85,30  =  1706*»;  Po  =  30-82,88  =  2486,4**. 

Berechnet  man  nun  noch  .die  (in  Fig.  247  zusammengestellten)  Längen- 
änderungen A(5)  =  -^87,7,  A(4)  =  — 70,2, A(l)=3:— 18,8,  AÄ»  =  — 40,9 

der  Stäbe  (5),  (4X (1),  K  und  reiht  (nach  Fig.  245)  die  Strecken 

A(5),  P5,  A(4),  P4,  A(3),  p„ AÄo,  Po 

aneinander,  so  erhält  man  dieselben  Punkte  4',  3',  ....  Ä'^  deren  Lagen  vor- 
hin mittels  des  Wüliot'schen  Yer&hrens  festgelegt  worden  sind.  Das  Stabzug- 
verfahren  erfordert  etwas  mehr  Zeit,  liefert  aber  übersichtlichere  und  vor  allem 
genauere  Zeidmungen. 

Das  dritte  Verfahren  besteht  in  der  Herleitung  der  Biegungslinie  aus  den 
Momenten  Afeines  einfachen  Balkens,  der  mit  den  Gewichten  A^i,  A^„  . . .  A^5, 
belastet  wird.    Man  findet  für  diese  Momente  die  Werthe 

lfi  =  1706»0;  3f,  =  8305,4;  Jf,  =  4746,2;  3f4  =  5886,4;  Jf5  =  6855,8 

fügt  zu  denselben  die  Verkürzung  (40,9)  der  Endvertikale  (Fig.  247)  und  erhält 

«1  =  1746,9;  «,=3346,3;  «,==4787,1;  «4  =  5927,3;  «5  =  6396,7. 

Die  dem  Zustande  H=  —  1  entsprechende  Aenderung  der  Stützweite  wird 
nach  Gleich.  (4)  auf  Seite  98  (mit  E=X) 

«^  =  ÄeSA^  +  XSa' 

=  80  [46,94  +  2  (88,54  -h  15,03  +  7,93  +  5,33  —  2,42)] 
—  20  (4,39  +  3,51  +  3,07  +  2,43  +  0,91)  2  =  4400,4 

und  es  eigiebt  sich  daher: 

„        «o         40,9        ^^^     _        1746,8       ^,^ 

^-=«7=44Öö;4=^'^^'  ^^=  44ÖÖ;4  =^'^^'  ^ 

Ein  viertes  Verfahren  würde  in  der  Berechnung  der  «-Linie  aaf  dem  in 
No.  47  gezeigten  Wege  bestehen.  Die  Gewichte  w  werden  hier  unmittelbai:  aus 
den  Längenänderungen  der  Stäbe  berechnet,  während  die  Bestimmung  von  «^  nach 
No.  48  zu  erfolgen  hat  Wir  halten  die  Durchführung  der  Zahlenrechnung  für 
entbehrlich,  da  dieses  Verfahren  bereits  auf  Seite  126  bis  128  durch  ein  Bei- 
spiel erläutert  worden  ist 


d,  EinfPhrung  der  KämpferdriicMinie  und  der  zweiten  g-Linie. 

86.  Die  B^ämpferdrucklinie  ist  der  geometrische  Ort  des  Punktes 
F,  Fig.  248,  in  welchem  die  von  einer  Einzellast  hervorgemfeDen  Kämpfer- 
drttcke  K^  and  K^  diese  Last  treffen;  zur  Bestimmung  derselben  zeichne 
man  die  Einflosslinien  fttr  die  Stützenwiderstände  A  nnd  H  und  setze  Ä 
mit  Zr=Wseca  zar  Mittelkraft  Ki  zusammen.  Der  in  senkrechter 
Bichtong  gemessene  Abstand  y)  des  Punktes  ^von  der  Oeraden  ^^  ist 


*)  Vergl.  Seite  87.    Nicht  zu  verwechseln  mit  der  im  §  5  eingeführten 

8 

Bezeichnung  ?  =  Yrp' 


234 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  7. 


durch  die  Gleich.  ri:a  =  A:H  gegeben.    Mit  A  =  — —  folgt  hieraus: 


(42)        if)  = 


P    ab 


H     l 


In  Fig.  248   haben  wir  der  Einfachheit  wegen  die  IT-Linie  und 
auch  die  Kftmpferdrucklinie  stetig  gekrümmt  gezeichnet.     Meistens  ist 

die  IT-Linie  ein  Vor 
Ijgon,  dessen  Ecken 
den  Quertrftgem 
entsprechen,  und  es 
setzt  sich  dann  auch 
die  K&mpferdruck- 
linie  Ä^  Bq  nach 
Fig.  250  aus  einzel- 
nen Eurrenstficken 
zusammen,   die  in 

den  Trennungs- 
punkten 2q,  4^,... 
keine  gemeinschaft- 
lichen    Tangenten 
besitzen. 

Wird  die  Ein- 
flusslinie   für    den 
Horizontalschub  H  eines  Trägers  von  nahezu  unveränderlicher  Hohe  h 
durch    eine  stetig  gekrümmte  Parabel  ersetzt,    deren  Gleichung  nach 
Seite  211 


Fig.  248. 


lautet,  so  ergiebt  sich 

(48) 


•»1  = 


3v' 


und  hieraus  folgt  dann,   dass  die  Kämpferdrucklinie  eine  zur  Sehluss- 
linie  AB  parallele  Gerade  ist. 

87«  BelastungBBCheiden.  Im  I.  Bande  wurde  die  Kämpferdruck- 
linie  des  Dreigelenkbogens  zur  Ermittlung  von  Belastungsscheiden  be- 
nutzt; sie  lieferte  gewisse  ausgezeichnete  Punkte  der  Einfiuselinien  und 
führte  zu  mancher  Vereinfachung  bei  Auftragung  dieser  Linien.  In 
ähnlicher  Weise  lässt  sich  natürlich  auch  die  Eämpferdrucklinie  des 
Bogens  mit  zwei  Gelenken  verwerthen.  Wird  z.  B.  die  Einflusslinie 
für  das  Angriffsmoment  M^  gesucht,  so  lege  man  durch  das  linke  Ge- 
lenk und  den  Knotenpunkt  m  eine  Gerade  und  bestimme  den  Schnitt- 


Der  Bogen  mit  zwei  Gelenken. 


236 


punkt  E  derselben  mit  der  Kämpferdmcklinie.  Einer  durch  E  gehenden 
Last  entspricht  ein  durch  m  gehender  Kämpferdruck  f^  und  mithin 
ein  Moment  M^  =  0,  woraus  dann  folgt,  dass  lothrecht  unter  E  der 
Nullpunkt  Eq  der  gesuchten  Einfiussfläche  liegen  muss,  und  damit  ist 
der  Linienzug  ÄniB'  und  in  Folge  dessen  auch  die  schraffirte  Jf«,* 
Fläche  bestimmt.  Es  verdient  indess  hervorgehoben  zu  werden,  dass 
die  Ermittlung  der  Einflussfl&chen  auf  dem  in  No.  84  gewiesenen  Wege 
im  allgemeinen  den  Vorzug  verdient,  weil  die  Aufzeichnung  der  Kämpfer- 
drucklinie des  Zweigelenkbogens  in  der  Regel  wesentlich  umständlicher 
ist  als  die  des  Bogens  mit  drei  Gelenken.  Auch  liefert  das  frühere 
Verfahren  schärfere  Zeichnungen. 

88.  Die  zweite  i^-Lixiie«  Die  Verkehrslast  eines  Bogenträgers 
sei  von  B  aus  um  die  Strecke  ^  vorgerückt  und  erzeuge  in  dieser  Lage 
(Flg.  249)  am  linken  Auflager  die  Widerstände  Ä  und  H,  Letztere 
seien  an  der  Stelle  ^  als  Ordinaten  aufgetragen;  ihre  Endpunkte  be- 
schreiben, während  die  Last  von  ^  bis  ^  vorgeschoben  wird,  zwei 
Linien,  welche  zur  Unter- 
scheidung von  den  Einfluss-  k. «» .>! 

linien  für  A  und  fTdie  zweUe  ,  tVV  I  1 1    i 

A'Ume  bezw.  die  zweüe  H-  -Ttt    Ul ttt-J 

Urne  genannt  werden  sollen, 
und  zuweilen  mit  Vortheil 
zur  Berechnung  der  grössten 
Spannkräfte  in  denFttllungs- 
Btftben  verwendet  werden 
können.  Die  zweite  ^-Linie 
vnirde  bereits  (unter  der 
Bezeichnung:  ^-Polygon)  im 
I.  Bande  bei  der  Berechnung 

der  Balkenbrücken  benutzt;  ihre  zeichnerische  und  rechnerische  Ermitt- 
lung findet  sich  dort  auf  Seite  137  bis  139,  145  bis  152  und  187 
(Oleich.  6).  Die  zweite  /T- Linie  aber  bestimmt  man,  indem  man  H  für 
verschiedene  Zugstellungen  mit  Hilfe  der  Einflusslinie  für  H  berechnet. 

Die  Anwendung  dieser  beiden  Linien  ist  zu  empfehlen,  sobald  sich 
für  die  Mehrzahl  der  Füllungsstäbe  nur  eine  Belastungsscheide  ergiebt 
und  diese  in  dem  Felde  F^  F^  (Fig.  222  bis  225)  liegt,  welches  der 
durch  den  fraglichen  Stab  und  ausserdem  noch  durch  zwei  Gurtstäbe 
geführte  Schnitt  trifft,  ein  Fall,  der  namentlich  bei  parabelförmigen 
Sichelträgem  vorkommt.  Hier  sind  die  Belastungsgesetze  meistens  die- 
selben wie  für  den  einfachen  Balken,  weil  der  Einfluss  von  H  verhält- 
nissmässig  gering  ist,  und  es  stellt  sich  in  der  Regel  heraus,  dass  in 
einer  linkssteigenden  Diagonale  D  (Fig.  249)  der  grösste  Zug  bezw. 


Fig.  249. 


236  Zweiter  Abschnitt  —  §  7. 

der  grösste  Druck  auftritt,  je  nachdem  die  Belastiuig  Ton  B  aas  bis  F^ 
oder  von  A  aus  bis  F^  rekht.*) 

Wegen  der  TerhältnissmttsBig  kleinen  Feldweiten  der  BogenbrUeken 
erweisen  sieh  in  der  Begel  die  im  I.  Bande  als  GrundMhmgen  beaeioh* 
netten  Lagen  der  Verkehrslast  als  die  ungünstigsten;  d.  h.  es  ist  die 
erste  Achse  des  von  B  aus  vorrückenden  Zages  über  F^  su  setzen  und 
die  erste  Achse  des  von  Ä  aus  auffahrend«!  über  F^.  Will  man  bei 
grösseren  Feldweiten  sicher  gehen,  so  nehme  man  die  erste  Achse 
etwas  stärker  belastet  an.  Man  vergl.  das  im  I.  Bande  in  No.  148  über 
die  Berechnung  von  Balkenbrücken  gesagte. 

Sind  nun  2>^  und  Da  die  Spannkräfte,  welche  in  dem  fraglichen 
Fttllungsstabe  D  in  Folge  ^=1  bezw.  £r=  1  hervorgerufen  werden, 
so  ist  der  Einfluss  der  von  B  bis  F^  vorgeschobenen  Verkehrslast: 

und  ebenso  erhält  man  den  Einfluss  der  von  Ä  bis  i^\  reichenden  Be- 
lastung : 

^D  =  BDj,'\-HDh 

wo  B  und  IT  die  am  rechten  Auflager  hervorgerufenen  Widerstände 
sind  und  Dß  die  Spannkraft  in  Folge  ^  =  1  bedeutet. 

89.  Zahlenbeispiel.  Es  liege  der  in  Fig.  250  daigestellte  Tiäger  vor, 
dessen  iT-Linie  auf  Seite  201  ermittelt  wurde.  ^2o4o . .  •  B^  ist  die  Kämpfer- 
drucklinie;  sie  wurde  nach  No.  86  bestimmt;  ihre  äussersten  Theiie  sind  gerade 
Linien  ^o2o  und  J9ol8o,  welche  bezw.  durch  B  und  A  gehen,  wie  sich  leicht 
aus  Gleichung  42  folgern  lässt. 

Die  ständige  Belastung  sei  ^  =  1,45'  f.  d.  m.,  also  für  ein  Feld:  g\  = 
1,45  •  2,0  =  2,9';  die  bewegliche  Belastung  bestehe  aus  einem  Eisenbahnzuge  mit 
den  in  Fig.  250  angegebenen  Achsenlasten  und  Radständen.  Die  in  die  Figur 
eingeschriebenen,  den  Knoten  der  oberen  Gurtung  entsprechenden  Oidinaten  der 
zweiten  ^-linie  wurden  mit  Hilfe  der  Tabelle  I  auf  Seite  810  des  I.  Bandes 
berechnet,  und  die  Ordinaten  der  zweiten  Jff-Iinie  auf  die  in  No.  79  an  einem 
Beispiele  gezeigte  Weise  aus  der  Einflusslinie  für  H»  Gesucht  seien  die  Grenz- 
werthe  der  Spannkraft  Dg.  Die  Einflüsse  D^,  Da,  Du  von  ^  =  1,  B  =  l,  H=l 
sind  bereits  auf  Seite  222  berechnet  worden. 

Zunächst  ist  anzugeben,  bei  welchen  Laststellungen  diese  Grenzwerthe 
entstehen.  Bewegt  sich  über  den  Träger  eine  Einzellast  von  J3  bis  8,  so  be- 
schreibt der  zugehörige  linke  Kämpferdruck  den  Winkel  BqA%^\  er  dreht  stets 
links  um  den  Schnittpunkt  t  von  0  und  CT,  und  es  kann  ihm  daher  nur  durch 
einen  rechts  um  i  drehenden,  am  linken  Trägerstücke  angreifenden  Druck  D^ 
das  Gleichgewicht  gehalten  werden.  Rückt  die  Last  von  ^  bis  6  vor,  so  be- 
schreibt der  rechte  Kämpferdruck  den  Winkel  ^oB6o,  er  dreht  links  um  t  und 
erzeugt  einen  Zug  Dg,  welcher,  am  rechten  Tragerstücke  angreifend,  rechts  um 
i  dreht  Es  entsteht  also  minD  oder  »m^D,  je  nachdem  der  Eisenbahnzug  von  B 
bis  8  oder  von  A  bis  6  vorgerückt  ist. 


*)  Ob  dieser  Fall  vorliegt  oder  nicht,  kann  auch  mit  Hilfe  der  Kämpfer- 
drucklinie  entschieden  weiden,  vergl.  No.  89. 


Der  Bogen  mit  zwei  (Gelenken. 


237 


Der  Tcm  B  bis  zum  Knoten  8  vorgeschobene  Eisenbahnzug  erzeugt  am 
linken  Auflager:  A  =  25,7  und  H=  59^  In  Folge  von  A=^l  würde  entstehen: 
i)^C06ips  =  —  0,178  und  J5r=l  würde  erzeugen:  Dg  cos  99  =  —  0,096.  Daher 
entsteht  in  IMge  der  Yerkehrslast: 

1,^  De  008  9s  =  —  0,1 78  •  25,7  —  0,096  •  59  =  —  10,24'. 

Zar  Hervorbtingnng  von  mtaDg  muss  der  läsenbahnzug  von  Ä  bis  6  vor- 
gerückt werden;  es  entsteht  dann  am  rechten  Auflager:  ^  =  9,0^,  ^=31'*) 
tiBd  man  eiitält  (da  B  =  1  den  Eintluss  Dg  cos  98  =  4-  1^620  ausübt): 

«o^Dg  cos  98  =  +  1,620  •  9.0  —  0,096  •  81  =  +  ILÖO*. 


jfniek   -^ 


«^^r^ 

-"  ^*^^ 


%P^ 


«»'' 


w 


■^ 


.-V 


Flg.  250. 

Der  Einiluss  der  ständigen  Belastxmg  wird  nun  wie  folgt  bestinunt    Die 
rechts  vom  Schnitte  tt  in  den  Knotenpunkten  8  bis  18  angreifenden  Lasten  g\ 

erzeugen:  ^  =  ^X  (^^  +  —  +  —  +  —  +  —  +  ^  J  =  2,1  g\  =  6,1»  und  die  links 

(1         2         8         4  \ 
TV  +  Tg  +  Tg  +  TqJ  =  1,0  ^X  =  2,9  her- 
vor; femer  ist  nach  Seite  201  der  von  der  gesammten  ständigen  Last  hervor- 
gerufene Horizontalschub  if,  =  21,5',  weshalb  der  "RinflTiRa  von  g  auf  Dg:. 

Dg  cos  98  =  —  0,178  .  6,1  +  1,620  •  2,9  —  0,096  •  21,5  =  +  1,58' 
gefanden  wird.    Im  ganzen  erzeugt  also  die  Belastung: 

•A,  Dg  cos  9g  =  —  10,24  +  1,58  =  —  8,7« 
mmmD^  COS  9g  =  +  1 1,60  +  li58  =  +  13,1' 

wozu   noch  der  Binfluss  der  Temperaturänderung  mit  Dg  cos  9^  =  —  0,096  J3f' 


*)  Diese  Werthe   sind  den   Spiegelbildern  der  in  Fig.  250   gezeichneten 
Linien  zn  entnehmen;  sie  erscheinen  in  Fig.  250  unter  dem  Knoteiq^vnkte  14. 


238 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  7. 


=  70,096*788  Fe  hinzutritt,   wenn  Fe  den  Mittel werth  der  Gortquerschnitte 
bedeutet. 

In  derselben  Weise  dürfen  die  Spannkräfte  i)«,  D5,  i)«,  D,,  D^  Dyt^  be- 
rechnet werden.  Für  D^  und  £>,  gelangt  man  zu  anderen  Belastungsgesetzen; 
es  verdient  dann  die  Anwendung  der  Einflusslinien  den  Yorzug.*) 

90.  Nftherongaformel  für  die  zweite  JEF-Linie  im  Falle  gleiohmftasiger 
Belastimg.    Die  Yerkehrslast  sei  =^  f.  d.  Längeneinheit  der  Stützweite  l  und 

bedecke  die  Strecke  £,  Fig.  251 ; 

II 


einem  Lasttheilchen  pdx  ent- 
spreche    der    Horizontalschub 

5 


d£r.    Dann 


ist  H=jdH, 


und 


es  lässt  sich  H  als  Funktion  von 

S   darstellen,     sobald   dH  als 

Funktion    von   x    ausgedruckt 

werden   kann,     eine   Aufgabe, 

deren  Lösung  für  den  in  No.  80 

behandelten   parabelformigen 

Sichelträger  und  den  in  No.  82 

untersuchten  Bogenträger   mit 

nahezu  unveränderlicher  Höhe  k 

zu  einfachen  Eigebnissen  führt 

a.    Der  parabolische  SicheUräger.    Ersetzt  man  in  Gleich«  14  (Seite  205) 

P  durch  pdx^  femer  a  durch  { —  x  und  h  durch  or,  so  erhält  man 


äH=        '^' 


und,  indem  man  diesen  Ansdraolc  von  o  bis  £  integrirt: 

'  j^  8  P^ y.  +  f')  W*  +  1«  f-f') '  -  f'f»<^"] 


(44) 


8  P  (A*  +  /■-')  +  32/'.«/;» 


wo  a' =  I  i-^  +  ^  log  nat  ^  —  2_-§!  log  nat 


S 


A) 


«nda"  =  ||;(8-2|) 


Zur  Erleichterung  der  Berechnung  diene  die  folgende  Tabelle,  in  welcher 
die  Werthe  a  und  a '  für  g  =  0  bis  S  =  0,6  {  angegeben  sind  und  zwar  für 
10  Theüpunkte  der  halben  Stützweite.  Der  Verlauf  der  zweiten  JET-Linie  für 
$>-0,5Z  eigiebt  sich  aus  der  folgenden  Betrachtung. 

Ist  C^Ep  (Fig.  251)  die  Ordinate  der  gesuchten  Linie  für  £  =  0,5  /,  so  ent- 
spricht der  vollen  Belastung  die  Ordinate  AÄ*  =  2CoEm'  Bedeckt  nun  die 
Last  von  B  aus  die  Strecke  { —  £,  so  nehme  man  zunächst  gänzliche  Belastung 
des  Trägers  an  und  bringe  den  Einfluss  einer  von  A  aus  um  S  vorgeschobenen 
Belastung  in  Abzug,  indem  man  von  einer  durch  A'  za  AB  gezogenen  Paral- 


*)  Die  Berechnung  von  i>,  ist  überflüssig,  da  man  am  Bogenende  ein  volles 
Stehblech  anordnen  wird. 


Der  Bogen  mit  zwei  Gfelenken. 


239 


lelen   aus  die  Strecke  CE'^^CE  abträgt     Es  ist  dann  E'  ein   Punkt  der 
zweiten  JT-Iinie. 


l 

a 

00 

OL 

5 
/ 

OL 

a" 

0,05 

0,00140 

0,0097 

0,80 

0,02920 

0,2880 

0,10 

0,00471 

0,0878 

0,35 

0,03707 

0,3757 

0,15 

0,00941 

0,0810 

0,40 

0,04584 

0,4698 

0,20 

0,01 520 

0,1887 

0,45 

0,05886 

0,5670 

0,25 

1 

0,02185 

0,2088 

1 

0,50 

0,06250 

0,6667 

In  Folge  gänzlicher  Belastung  (£  =  /)  entsteht: 

^^P^'(ra  +  />)(8P  +  16f.^) 


(45) 


Ersetzt  man  in  dieser  Formel  p  durch  g^  so  erhält  man  den  Einfloss  der 
ständigen  Belastung.  Für  den  in  No.  79  in  anderer  Weise  behandelten  Sichel- 
träger, .eigiebt  sich  z  B.  wegen  ^=1,45*: 

,^  1,45  •  20«  (4,0  +  2,5)  (8  -  20«  +  16  ■  4,0  »  2,5)  ^ 
'•         8  [8 .  20«  (4,0»  +  2,5«)  +  32  •  4,0«  •  2,5«]  ' 

ein  'Werth,''der  von  dem  früher  erhaltenen  IT,  =  21,5'  fast  gar  nicht  abweicht. 

b.  Bogenträger  von  nahezu  unveränderlicher  Höhe  h  (Fig.  212  und  218 
auf,  Seite  209).  Hier  empfiehlt  es  sich,  von  der  parabelförmigen  Einflusslinie 
für'J?  auszugehen  und  Gleich.  29  auf  Seite  211  zu  benutzen.  Man  erhält  dann 
für  ein  LasttheUchen  pdx: 

JTT      Bpdx'x{l  —  Ä?)v 
4fl 
und,  indem  man  diesen  Ausdruck  von  0  bis  E  integrirt, 

Zur  Erleichterung  der  Berechnung  der  iT-Linie  diene  die  folgende  Tabelle, 
•deren  Werthe  nooh  mit-^v  zu  multiplidren  sind. 


5 

i 

H 

5 

H 

0,05 
0,10 
0,15 
0,20 
0,25 

0,00725 
0,02800 
0,06075 
0,10400 
0,15625 

0,80 
0,85 
0,40 
0,45 
0,50 

0,21600 
0,28175 
0,85200 
0,42525 
0,50000 

pZ« 

•  =- — V 

In  Folge  gänzlidier  Belastung  des  Bogens  entsteht 

(4T)  H,^^. 


240 


Zweiter  Abschnitt 


§7. 


und  in  Folge  der  ständigen  Belastung 

(48) 


Die  Ziffer  v  ist  nach  einer  der  Gleichungen  28,  30,  31,  82  (Seite  211  u.  212) 
zu  berechnen. 

Aufgabe*  Gesucht  sei  die  durch  eine  gleichfönnige  Belastung  hervor- 
gerufene Spannkraft  mmeeDp  des  linkssieigenden  Piillungsstabes  eines  Trägers  von 
nahezu  unveiändeilicher  Höhe  h.  Fig.  252.  Es  sollen  die  zweiten  Linien  für 
A  und  H  sowie  die  Kämpf erdrucklinie  benutzt  werden;  wobei  es  erlaubt  sei,  die 
Lasten  unmittelbar  am  Bogenträger  angreifend  anzunehmen*). 


Fig.  252. 

Die  KämpferdrucMinie  ist  nach  No.  86  eine  wagerecfate  Gerade  im  Ab- 
stände 4/':3v  von  der  AB\  sie  wird  von  der  durch  das  Gelenk  A  und  den 
Schnitipunkt  t  der  Stäbe  0  und  V  gelegten  Geraden  in  B  gesduiitten.  Die 
Senkrechte  durch  E  ist  eine  Belastungsscheide,  denn  eine  durch  E  gehende 
Last  ruft  am  linken  Auflager  einen  Kämpferdruck  hervor,  der  die  Richtung 
Ai  hat  und  das  Moment  Mt  =  0  erzeugt.  Lasten  rechts  von  E  verursachen 
bei  A  Kämpferdrücke,  welche  links  um  t  drehen  und  den  fraglichen  Stab  D 
auf  Druck  beanspruchen,  denn  eine  am  Trägeratück  links  vom  Schnitt  tt  an- 
greifende Zugkraft  würde  ebenfalls  links  um  i  drehen.  Durch  Lasten,  welche 
zwischen  E  und  Ff  aufgebracht  werden,  wird  D  gezogen,  während  Lasten  links 
von  Fl  wieder  Drücke  D  hervorbringen.  Dies  letztere  einzusehen,  stelle  man 
für  die  rechts  von  tt  angreifenden  Kräfte  die  Momentengleichung  in  Bezug  auf 
i  auf.  Die  Aufsuchung  der  Belastungsscheide  zwischen  Fi  Ff  darf  man  sparen; 
man  rechnet  genügend  genau,  wenn  man  behufs  Erzeugung  von  maxD  den  Trager 
zwischen  E  und  der  MUte  C  des  Feldes  Fi  F,  belastet  und  den  auf  den  Quer- 
träger Fl  entfallenden  Theil   der  Belastung  des  Feldes  Fi  Ff   unberücksichtigt 


*)  Rechnet  man  mit  gleichförmiger  Belastung  (die  stets  einer  Schätzung 
unterliegt),  so  ist  die  Annahme  unmittelbarer  Belastung  immer  zulässig.  Man 
gestalte  dann  überhaupt  die  ünter^chung  möglichst  einfach. 


Der  Bogen  mit  Ewei  Orienten. 


241 


lisst,  also  links  von  tt  nnr  die  ausseien  Krafte  A  nnd  H  annimmt  Dabei  ist 
A  ^eich  dem  unterschiede  der  bei  C  nnd  E  gemessenen  Ordinaten  der  zveiten 
^-Linie,  und  ganz  entsprechend  wird  ancli  H  gefanden.  Schliesslich  eriialt  man 
mit  den  auf  Seite  221  eingeführten  Bezeichnnngen  Da  nnd  Du: 

m«D  =  Dj.A-^DaB.'^ 

Man  tonnte  auch  A  nnd  H  zum  Eftropferdmcke  K  zusammensetzen  und  hierauf 
nach  Band  I,  No.  184  verfahren. 

Wird  Htoü  gesacht,  so  werden  die  Mnflüsse  der  auf  den  beiden  ne^tiven 
Beitragsstrecken  A^C  und  EB,  aufzubringenden  Belastungen  getrennt  ermittelt 
and  dann  zosammengezählt  Wird  die  Strecke  A^C  belastet,  so  handelt  es 
sich  um  die  Bestimmung  der  am  rechten  Auflager  herrorgerufenen  'Widerstände 
B  und  H. 


«.  Fwtlii  tir  4\9  ll«m>nl«  gtelchiiilMlfl  lwlrt«tBr  BogtnWgw,  Amn  J-Uale 

«Im  Paralttl  tot 

M.   Es  handle  sich  um  Bogentiüger  von  nahezu  unTeiänderiichei  Höhe 
A  (P^.  212  u.  213  Seite  209),  deren  JT-Linie  nach  S.  211  eine  Parabel  von  der 

Ffeilhöhe  — -  »  =;  — -;  ist,  wobei  zui  Abkürzung 


Pfi i iiiiiiimTMTnr 


gesetzt  werden  möge.    Die  Kämpferdmcbtinie  ist   eine  wagerechte  Gerade  i 
AbStande  jf  von  der  AB:-') 


*)  Wir  erinnern  daran,   daaa  es  häußg  zweckmässiger  ist,  DCOS9  zu  1 
rechnen. 

**)  Es  wird  wie  in  der  Anfgahe  auf  Seite  240  die  zulässige  Annahme  t 
mittal^rer  Belastung  gemacht. 

Iiail*i-Bi*il>D,  OnpUMlHSUtlk.    u.  1.  16 


242  Zweiter  Abschnitt  —  §  7. 

Gesucht  seien  die  Gienzwerthe  der  Momente  U*  und  Jf*  für  die  Knoten- 
punkte 0  der  oberen  und  u  der  unteren  Gurtung. 

Wir  bestimmen  zunächst  den  Einfluss  der  ständigen  Belastung  g^  weldie 

den  Horizontalschub  J7,  =  ^^  v  hervorbringt,  legen  durch  die  Eämpfeigelenke 

A  und  B  eine  Parabel  ASB^  deren  Pfeilhöhe 

ist  und  messen  die  senkrechten  Abstände  c^  und  Cu  der  Punkte  o  und  u  von 
jener  Parabel.    Degt  o  oberhalb  und  u  unterhalb  der  Parabel  ASB^  so  ist: 

(49)  {  L 

Gelingt  es  nun,  die  Momente  mumM^p  imd  mtnM^p  in  der  Form 

darzustellen,  so  sind  die  Grenzwerthe  von  M^  und  Mm  (nach  der  aiof  Seite  185 
durchgeführten  Untersuchung): 

„^M*  =  —  g  —  Co  +pC»  +  Äy» 


(51) 


wo  ff«  den  absoluten  Werth  des  Horizontalschubes  in  Folge  einer  Temperatar- 
änderung bedeutet. 

Zur  Ermittlung  von  mtnM^p  legen  wir  durch  A  und  o  eine  Gerade,  welche 
die  Kämpf eidrucklinie  in  der  Belastungsscheide  E  schneidet,  bestimmen  senkrecht 
unter  E  den  Punkt  N  der  J7-Parabel  und  erhalten  in  dem  schraffirten  Parabel- 
abschnitte den  zur  negativen  Beitragsstrecke  BoE  gehörigen  Theil  der  IP-Flache. 
Der  Inhalt  dieses  Abschnittes  verhält  sich  zum  Inhalt  der  J7-FiSche  wie  £  S :  Z', 

ist  also  =  -;!  •  I  •  — ^  V  •  l  =  -^  und  daraus  folgt,  dass  die  von  B«  bis  E  reichende 
*•  lo/  8»/ 

Belastung  das  Moment 

(58)  ^M',  =  -p^^^  =  -£^ 

erzeugt  Schneidet  nun  eine  durch  B  und  o  gelegte  Gerade  die  Eämpferdrack- 
linie  innerhalb  der  Stützweite  in  E'.  wie  dies  Fig.  258  voraussetzt,  so  muss  noch 
die  Strecke  A^E'  belastet  werden,  und  es  entsteht  dann: 

(54)  «*-Afo,  =  -^(5J +  £.'») 


In  diesem  Falle  ist 


(55)  a  =  ^^(5l+5o'«). 


Der  Bogen  mit  aswei  Gelenken. 


243 


Liegt  E'  links  von  Ai    so   ist   in   vorstellender  Gleichung  S«'  =  0  zu 
setzen. 

Ganz  ebenso  erhalt  man  für  Cm  den  Ausdruck 


(56) 


Cn 


(ö +  &.'•). 


ÄnmerbHng.  Weitere  analytische  Untersuchungen  dieser  Art  findet  der 
Leser  in  des  Verfassers  ,,Theorie  und  Berechnung  der  eisernen  Boge&brucken^, 
Berlin  1880.  Dort  ist  allerdings  nur  der  Fall  v=:l  behandelt  worden,  und  es 
unterscheiden  sich  daher  die  gewonnenen  Formeln  von  den  hier  abgeleiteten 
dadurch,  dass  ^  an  die  Stelle  von  f  tritt  Dem  Leser  wird  es  hiernach  keine 
Schwierigkeiten  bereiten,  auch  die  in  dem  angeführten  Buche  für  EinzetUuten 
gegebenen  einfachen  und  bequemen  Gleichungen  für  den  Fall  eines  von  1  ver- 
schiedenen Werthes  v  umzubilden. 


ö 


§8. 

Zireigeleiikbogen  mit  gesprengter  Zagstange  und  rerwuidte 

Trigerarten. 

ra.  Eine  ftlr  Daohstflhle  wiehtige  Anordnung  des  Bogens  mit  zwei 
Oelenken  ist  die  in  Fig.  255  dargeateUte.  Die  Eftmpfer  Ä  und  B  sind 
durch  ein  Zugband  Ter-  .  ^  

bunden,      welches     an       •  *        ^      --'/?*  iT 

dem    Pachwerkbogen  --  -i-^-'T'-^k^ 

durch  senkrechte  Stäbe 
befestigt  ist;  das  Auf* 
lager  Ä  ist  fest,  das 
andere  (^)  wird  auf  einer 
wagerechten  Oeraden 
geführt.  Zur  Bestim- 
mung der  Sttttcenwider- 
etSnde  sind  die  Gleich- 

gewifihtsbedingungsn 
ausreicbend;  der  Trftger 
▼erhalt  sich  in  dieser 
Besdehung  wie  ein  ein- 
facher BaUken;  er  ist 
jedoch  irmerUeh  statisch 
utibutimmt.  Als  statisch 

nicht  bestimmbare 
Or068ewirdKweckm8s8ig  ^^  **' 

die  wagerechte  Projektion  H  der  SfMumkraft  des  Zugbandes  eingeführt; 
diesalbe  ist  für  alle  Glieder  gleioh2gross.  Zieht  man  tob  einem  Punkte 
0  aus  ParaUelen  zu  den  Stäben  /,  //,  ZT/, ...  so  schneiden  diese  auf 

16* 


244  Zweiter  Abschnitt  —  §  8. 

einer  im  Abstände  H  Ton  0  eingetragenen  Senkrechten  die  Spannkrifte 
Z  der  Hftngestangen  ab,  und  die  LSngen  der  ron  0  ansgehenden  Strahlen 
geben  die  Spannkräfte  Si^  8uj  Smy  •  •  •  der  Stäbe  J,  //,  ///,  ...  an. 
Damit  sind  alle  am  Fachwerkbogen  angreifenden  Kräfte  bekannt. 

Will  man  die  Stabkräfte  ans  den  Momenten  M  berechnen,  so  führe 
man  dnreh  m  einen  senkrechten  Schnitt  nnd  zerlege  die  Spannkraft  der 
geschnittenen  Zugstange  in  eine  senkrechte  nnd  eine  wagerechte  Seiten- 
kraft; die  erstere  geht  durch  den  Drehpunkt  m,  und  die  letztere  übt 
das  Angrifonoment  —  Hy^  aus.  Da  nun  die  äusseren  Kräfte  mit 
denen  eines  einfachen  Balkens  übereinstimmen,  so  erhält  man 

(1)  H»  =  3^«.  —  ^Vm 

d.  i.  dieselbe  Gleichung,  welche  auf  Seite  212  für  den  Bogen  mit  festen 
Kämpfergelenken  gefunden  wurde.  Nur  bedeutet  jetzt  y  nicht  mehr 
den  Abstand  des  fraglichen  Knotenpunktes  von  der  Geraden  AB  sondern 
Ton  dem  Zugbande. 

Wird  behufs  Berechnung  einer  Spannkraft  D  das  Angriffsmoment 
für  den  Schnittpunkt  »  der  an  2>  grenzenden  Gurtstäbe  0  und  U  ge- 
sucht, so  misst  man  den  senkrechten  Abstand  y<  des  Punktes  %  von 
demjenigen  Gliede  der  Zugstange,  welches  der  durch  0,  2>,  27  geführte 
Schnitt  tt  trifft  und  erhält: 

(2)  M,  =  Jf,,  —  Hy,, 
oder  allgemeiner 

M,^M,,±Hy,, 

wobei  das  Vorzeichen  von  der  Lage  des  Punktes  i  abhängt. 

Es  bedarf  jetzt  nur  eines  Hinweises  darauf,  dass  die  in  No.  84 
gelehrten  Verfahren,  die  Einflussfiächen  für  senkrechte  Belastung  aus 
ein  und  derselben  J5'-Linie  deren  Bestimmuny  in  No,  93  gezeigt  werden 
wird,  zu  ermitteln,  auch  auf  den  vorliegenden  Fall  angewendet  werden 
dürfen;  man  hat  nur  auf  die  andere  Bedeutung  tou  y  zu  achten. 

Hinsichtlich  der  Gestalt  des  Stabzuges  /,  //,  III,  ...  ist  die  vor- 
stehende Untersuchung  an  keinerlei  Voraussetzungen  gebunden.  Dieser 
Stabzug  darf  auch  nach  unten  gesprengt  werden ;  es  entstehen  dann  Träger 
der  in  den  Fig.  256  bis  259  dargestellten  Art.  Die  senkrechten  Zwischen- 
stäbe werden  hier  auf  Druck  beansprucht.  Die  Tragwerke  in  den 
Figuren  258  und  259  bezeichnet  man  auch  als  verspannte  Balken,  und 
den  Träger  in  Fig.  257  als  versteifte  Kette,  und  man  nennt  dann  das 
Dreieckfachwerk  ACBA  den  VereteifungsbdUcm  der  Kette  ASB.  Nicht 
unzweckmässig  dürfte  es  sein,  den  mit  dem  Dreieckfach  werk  durch  senk- 
rechte Stäbe  verbundenen  Stabzug  in  allen  den  hier  vorgeführten  Fällen 
die  dritte  Gurtung  zu  nennen  und  festzusetzen,  dass,  £eü1s  kurz  von  der 


Zweigelenkbogen  mit  geepiengter  Zugstange  n.  s.  w. 


246 


oberem  und  der  unteren  Gnrtong  gesprochen  wird,  hienmter  die  Onr- 
tnngen  des  Dreieckfachwerks  zu  Torstehen  sind.  Die  dritte  GKirtang 
kann  anch  oberhalb  des  Dreieok&ohwerks  liegen;  sie  wird  dann  auf 
Druck  beanspmcht,  während  die  Zwischenstäbe  (eine  durchweg  nach 
unten  hohl  liegende  dritte  Ourtung  Torausgeeetzt)  Zugspannungen  er- 


Tn 


Flg.  296. 


m 


^ 


\y\\    M 


^ 


^ 


f-sec^ 


Flg.  S58. 


Fig.  269. 


leiden.  Bezeichnet  man  für  diesen  in  Figur  260  dargestellten  Fall  mit 
ß  die  wagerechte  Seitenkraft  des  in  der  dritten  Gurtung  auftretenden 
Druckes,  so  bleibt  die  Gleichung  M^  =  M.^  —  Hy^  gültig.  Für  Jf, 
erhält  man  je  nach  der  Lage  des  Punktes  i  gegen  den  vom  Schnitte 
i  —  t  getroffenen  Stab  der  dritten  Gurtung:  Mi=^M^±Hyi. 

Den  in  Fig.  260  abgebildeten  Träger  pflegt  man  auch  einen  durch 
einen  Balken  versteiften  Stabbogen  zu  nennen  und  bezeichnet  dann 
das  Dreieckfachwerk  als  den  Vereteifungebalken  des  Stabhogens,  *)  Dieser 
Balken,  welcher  zugleich  bestimmt  ist,  den  Horizontalschub  des  Bogens 


r 


Fig.  260. 


aufisunehmen,  erhält  meistens  (abgesehen  von  den  Endfeldem)  parallele 
Gurtungen.  Die  Untersuchung  der  Füllungsstäbe  gestaltet  sich  dann 
besonders  einfach.  Es  handele  sich  z.  B.  um  die  linkssteigende  Diago- 
nale D  des  Trägers  in  Fig.  261.  Führt  man  den  Schnitt  tt^  zerlegt 
den  Druck  J7sec  a  des  von  U  getroffenen  Stabes  der  dritten  Gurtung 
in  die  Seitenkräfte  H  (wagerecht)  und  Htga  (senkrecht)  und  setzt 

*)  Unseres  Wissens  ist  diese  TrSgerart  zuerst  von  dem  verstorbenen 
österreichischen  Ingenieur  Langer  gegeben  worden  und  dürfte  daher  wohl  am 
besten  Langer^eeher  Balken  genannt  werden. 


246 


Zweiter  Abschnitt  —  §  8. 


man  schliesslich  die  Summe  aller  links  TOm  Schnitte  tt  wirkenden  loth- 
rechton  Krftffce  =  0,  so  erhält  man: 

t 
A  —  SP—  2>  sin  9  —  Hig  a  =  0, 

wo  2  P  die  Summe  der  links  vom  Schnitte  t  angreifenden  Lasten  be- 
dentet.     Hierin  ist  nim 

A  —  2P=Q, 

0 

die  Qnerkraft  fttr  den  Schnitt  tt  eines  einfachen  Balkena  AB^  nnd  es 
ergiebt  sich  daher 

D  sin  9  ==  9,  wo 

(8)  Q=Qo  —  HigOL  =  igaL{Q.QoXgoL  —  H). 


h  " -- 


Flg.  261. 

Man  nennt  Q  die  Qnerkraft  ftlr  den  Schnitt  ft  des  Vereteifunga- 
balkens,  betrachtet  ig  a  als  Multiplikator  und  erhält  dann  die  Einfluss- 
fläche  ftir  9  als  den  Unterschied  der  Qo  cotg  a-Fläche  und  der  J7-Fläche. 
Macht  man  also  (Figur  261)  ^'^"  =  1  cotga,  zieht  A"B\  hierauf 
A'Li  II  B^A"y  schliesslich  L^L^^  so  ist  die  schraffirte  Fläche  die  ^Fläche; 
denn  wäre  A'A"=s  1,  so  würde  nach  Band  I,  Seite  182  der  Linien- 
zug ÄLyL^tf  die  auf  die  Achse  Ätt  bezogene  Q^-Linie  sein. 

Auf  dieselbe  Weise  werden  die  Spannkräfte  in  den  Follungsstäben 
der  in  den  Figuren  258,  259,  270  abgebildeten  Versteifnngsbalken 
bestimmt. 


Zweigeleiücbogen  mit  gesprengter  Zugstange  u.  s.  w.  247 

08.    Die  Bestimiirang  der  BinflusBlInie  für  M  unterscheidet 
sich  yon  der  in  No.  77  gelehrten  Weise,  die  IT-Linie  eines  Zweigelenk- 

bogens  zu  berechnen,  nur  dadurch,  dass  die  Summe:  S  ,  welche 

Er 

sich  bisher  nur  auf  die  Stäbe  des  Bogens  bezog,  und  für  welche  der 

Ausdruck— —20«,  gefunden  wurde,  nm  die  der  dritten  Gurtung  und 

den  senkreekten  Zwisehenstäben  entsprechenden  Glieder  yermehrt  werden 
musB.  Bind  nun  a^,  04,  ...  die  Neigungswinkel  der  Glieder  der  dritten 
Gurtung,  so  sind  die  Spannkräfte  S  und  Z, 

(4)  iS^i  =fl'sec  a^;     Ä,  =  /rseca,;  .  .  .*) 

(5)  Zj  =  FCtg  tti  —  tg  a,);     Z,  =  If  (tg  a,  —  tg  03);  ... 

und  man  erhält  für  die  allgemein  mit  S^  bezeichneten  Spannkräfte  des 
Zustandes  H=^ — 1  die  absoluten  Werthe: 

/  ^^  ^^  ®®^  ^  ^^^  ^^  ****  Glied  des  Zugbandes, 

\  Sj  =  (igoir  —  tg  ar+\)  für  die  r**  Zwischenstange. 

Sind  also  die  Längen  dieser  Stäbe  =  Sr  bezw.  Zr  und  ihre  Querschnitte 
=  F,r  beaw.  =  F^r  so  ergiebt  sich: 

^'^  ^  EF        EF,       "^         EF,r     ^  EF,r 

Man  darf  nun  stets  die  Annahme  machen,   dass  sich  der  Quer- 

ZTsec  OLr 
schnitt  der  dritten  Gurtung  so  ändert,  dass  die  Spannung  c  = = 

einen  festen  Werth  annimmt.  Erfordert  also  H  den  Querschnitt  F^ 
(d.  i.  der  Querschnitt  eines  wagerechten  Gliedes  der  dritten  Gurtung), 
so  wird  F,r  =  Fj,  sec  oc^,  und  man  erhält,  wenn  man  für  alle  Zwischen- 
stäbe denselben  Querschnitt  F,  annimmt, 

(8)      S^  =  ^js^^+  JsX,8ec«a,H-^^S^.(tga,-tga,+.)»}- 

wo  \r  die  Horizontalprojektion  von  s^  bedeutet  (Fig.  255®). 

Die  Bestimmung  der  i?- Linie  geschieht  jetzt  nach  folgender  Hegel: 
Man  berechne  die  Momente  M^,^  eines  mit  den  Gewichten 

1/  s       F 
w^=      ,**    -^  belasteten  einfachen  Balkens  A' B'  (vergleiche 

^m        F^ 


*)  Es  sind  dies  die  absoluten  Werthe.  Die  unterhalb  des  Dreieckfachwerks 
liegende  dritte  Gurtung  (Fig.  255  bis  259)  wird  gezogen;  ist  sie  nach  oben  ge- 
sprengt, 80  werden  die  lothrechten  Zwischenstäbe  auf  Zug  beansprucht,  sonst  auf 
Drock.  liegt  die  dritte  Gurtong  oberhalb  des  Dreieekfachwerks,  Fig.  260,  so 
wird  sie  gedrückt;  die  Zwischenstäbe  werden  dann  gezogen. 


248  Zweüer  Abschnitt  —  §  8. 

Fig.  198  bis  200)  und  dwidirs  sie  durch 
(9)  3l  =  2^^  +  ^SV8ec«a.  +  -|^S^r(tga,  — tg(v+0"» 

wobei  z^  =  y^w^.     Das  Ergebniss  ist:  H^== 


3t 

Die  beiden  letzten  Glieder  des  Ausdmckes  für  91  sind  von  ver- 
hftltnissmttsBig  geringem  Einfloss  auf  H  und  lassen  sich  meistens  er- 
heblich yereinfitcben.  Liegen  z.  B*  die  Knotenpunkte  der  dritten  Our- 
tung  in  einer  Parabel  mit  der  Gleichung 

y.  =  4A  ""^^^7^^   (^^-  255) 

und  folgen  aach  die  Längen  z  der  Zwischenstäbe  dem  Gesetze: 

x(l  —  x) 


z  =  if. 


l 


80  darf  man  stets  genügend  genan  setzen: 

Sz.(tg«. -  tg«.,.)'  =  X,S.,  ^^g  '^  -  *g  '^■>'  =  xjzäx  [^J 

o 

=  \j  zdx  {-^)   =  X.  (j^  jzdx  =  -^  X,  -|^, 


wo  \  den  Mittelwerth  der  annähernd  gleich  grossen  Feldweiten  X,  be- 
deutet, und  man  erhält  dann  den  schnell  zu  berechnenden  Aosdrack: 

nm      n>       ^      .L-^'/^i  _i_  ^*    /J\   ,    128    F..    ftf, 

(10)  3l  =  S^.  +  _i(^H-__j  +  ___X»-^. 

Fttr    den  Fall    eines  Zweigelenkbogens    mit  wagereehter  Zugstange 
(/6  =  0  in  Fig.  255)  ergiebt  sich 

(11)  5R  =  2^^  +  ^Z, 

ein  Werth,  der  auch  bei  geringer  Sprengung  des  Zugbandes  g^ügend 
genau  ist  und  daher  auch  für  die  in  den  Fig.  256  und  275  dargestellten 
Träger  brauchbar  bleibt.  Bei  Berechnung  von  Dachbindern  dieser  Art  ist 
es  sogar  zulässig,  3t  ^^z^  zu  setzen,  weil  ja  die  Bestimmung  des 
grössten  Sohneedruokes  und  besonders  des  Winddrucks  auf  einer  nem- 
lieh  unsicheren  Schätzung  beruht. 


Zweigelenkbogen  mit  gesprengter  Zugstange  u.  s.  w.  249 

Eürznngen  der  Werihe  w^  und  z^  ziehen  natürlich  auch  eine  ent- 
sprechende Aenderung  der  beiden  letzten  Glieder  des  Ausdruckes  91 
nach  sich.  Ninunt  man  z.  B.  bei  Untersuchung  des  in  Fig.  261  dar- 
gestellten Tr&gers  für  alle  Obergurtstfibe  denselben  Querschnitt  F^  an 
und  ftlr  alle  üntergurtstäbe  denselben  Querschnitt  F^y  und  setzt  man 
die  willkttrliche  Querschnittsfläche  F^  =  F^^  so  empfiehlt  es  sich,  einem 
Knotenpunkte  m  der  unteren  Gurtung  das  Gewicht 

(12)  .  .  .  ir«  =  y^  (statt  w^=^^  =  ^^) 

zuzuschreiben  und  einem  oberen  Knotenpunkte  k  das  Gewicht: 

(18) «^  =  y.-^  (statt  «^  =  -^  -^). 

Diese  besonderen  Werthe  tr  sind  aus  den  allgemeineren  durch 
Division  mit  X :  A'  erhalten  worden,  und  es  müssen  daher  auch  die  beiden 
letzten  Glieder  von  91  mit  \:h^  dividirt  werden.     Man  erhält: 

(14)3l=Syi+gSy2+y[^2V8ecV+^3^,(1«a,-tga,W»] 

wofür  man  stets 

(15)   3l  =  Sy.  +  _Sy,  +  -|^i,(^l+_-^;+__X-g-J 

setzen  darf;    auch  ist  es  in  der  Regel  erlaubt,  das  zweite  Glied  des 

(16   f^\ 
1  +  —  -3- )  zu  streichen.    Man 

erhält  dann: 

(16)  5^  =  2^-  +  :^2y2+*^^-^. 

94.  Der  BixifluBB  einer  Temperaturftndenmg  auf  J^  ist  durch 
die  allgemeine,  für  jedes  einfach  statisch  unbestimmte  Fachwerk  gültige 
Gleichung  gegeben: 

EF 

wo  8'  die  Stabkraft  für  H=  —  1  ist.     Sind  s  und  i  für  sämmtiicke 
Stäbe  gleich  gross,  so  wird  ^^  =  0 ;  denn  setzt  man  in  die  dem  Span- 


*)  Fär  die  Stäbe  ÄC  und  EB^  deren  Spannkräfte  nur  von  den  Stiitzen- 
dräcken  abhängen,  ergiebt  sich  iS'  =  0;  dte  dritte  Onrtong  reicht  nur  von  C 
bis  E.    Ihr  Ffeü  ist  =/^»,  ihre  Spannweite  =Z». 


260  Zweiter  Abfiolmitt  —  §  8. 

nnBg8sii8taiide  jEr=  —  1  entsprechende  Arbeitsgleichnng 

welche  fttr  beliebige  mögliche  A«  gilt,  A9  =  o«,  wobei  o  eine  Kon- 
stante ist,  d.  h.  nimmt  man  an,  dass  die  geänderte  Form  des  Fach- 
werks der  ursprünglichen  ähnlich  ist,  so  findet  man 

2ä'«  =  0. 

Wird  nun  Toransgesetzt,  dass  sich  die  dem  spannnngslosen  An- 
fangsznstande entsprechenden  Wärmegrade  der  Stäbe  des  Dreieckfitch- 
werks  nnd  der  Zwischenstäbe  am  t  ändern,  diejenigen  der  dritten  Gnr- 
tnng  hingegen  nm  t-^-äty  so  erhält  man  für  fT«  den  Werth 

EF 

wobei  sich  2/  über  sämmtliche  Stäbe  erstreckt,  hingegen  2xf  nur  über 
die  dritte  Gurtung.  Erstere  Summe  ist  =  0,  und  letztere  geht  für 
den  Fall  einer  gezogenen  dritten  Ourtung  [wegen  jS^r  =  H*  i^sec  o^.  und 
Ä>'  =  —  sec  0^.]  in  — SVsec'a^  über,  weshalb  sich 

.     V  _       eAfSVsec^g^ 

EF 

giyji^,A<2Vsec'tt^ 

F  Ff  \* 

ergiebt,  und  hieraus  folgt:  wird  die  dritte  Gurtung  stärker  erwärmt 
als  die  übrigen  Theile  des  Bogens,  so  nimmt  der  Horizontalst«^  ab;  im 
Gegenfalle  wächst  jETum  ein  positives  Ut^  Für  den  in  der  Fig.  260  dar- 
gestellten ^räger  findet  man,  dass  der  HorizontalcIrucA;  H  zu-  oder  ab- 
nimmt, je  nachdem  die  dritte  Gurtung  mehr  oder  weniger  erwärmt 
wird,  als  der  Versteifungsbalken. 

Es  ist  nun  stets  zulässig,  die  Formel  (18)  durch  die  einfachere: 

(19)  g.  =  T     ^' 

ZU  ersetzen;  denn,  da  die  Wahl  von  A^  einer  groben  Schätzung  unter- 
liegt, so  hat  es  natürlich  keinen  Zweck,  die  übrigen  Glieder  allzu  pein- 

lieh  zu  berechnen.    Für  z^  ist  in  (19)  der  Werth  «^  =  — \ =-  ein- 

znführen.  Eine  Kürzung  der  z  bedingt  auch  eine  entsprechende  Aen- 
derung    des  Zählers    von  i^.     Setzt    man  z.  B.    für   den  Tri^^er   in. 


Zweigelenkbogen  mit  gesprengter  Zugstange  u.  s.  w. 


251 


F  F^ 

Figur  261,  u?^  =  y-  und  iri,  =  y»^,  ferner  ««,  =  yi,  2r»  =  yJ—^,    so 

8  \ 

muss  man  den  Ztthler  von  fli  in  Oleich.  (19)  durch  -y  =  -j-j  dividiren; 
68  ergiebt  sich  dann: 

(20)  M  =  T 


sEFAh^Ht 


95.  Nahemngsformeln  für  den  durch  einen  Balken  mit  parallelen 
Ourtungen  versteiften  Parabelbogen.  Wir  bezeichnen  mit  ho  und  hu  die 
Abstände  der  Onrtongen  von  der  die  Bogenenden  AB  verbindenden  wage- 
rechten Geraden,  mit  y  die  auf  die  Gerade  AB  bezogene  Ordinate  des  Bogens 
an  der  Stelle  x;  sodann  betrachten  wir  den  Bogen  als  stetig  gekrümmt  und 
setzen  für  eine  Einzellast  P  (unter  Yemachlässigong  der  Dehnung  der  Hänge- 
stangen*): 


H=P 


5,..x  +  J:sy..x  +  Ä.J^(i  +  f^) 


=  F 


M„ 


wobei 1-^  =  y-  +  y*  -^^  =  y'  +  Ä«  -I-  (y  —  Äo)  ^- 


dx* 


,    ,       ^fxil  —  x) 


Flg.  262. 


♦)  Dafür  wollen  wir  die   Abmessungen  h  und   ff,  (Fig.  261)   durch  die 
grösseren  l  und  f  ersetzen. 


262 


Zweiter  Abschnitt  —  §  8. 


Man  veigleiche   die  ähnliche  Entwicklung  in  No.  82,  Seite  210;  in  der- 
selben  Weise  wie  dort  ergiebt  sich 

^=87^^P"-^>r  +  ^^^-")+2  7      F.  +  F.    J- 

_     .  hKFu—KF.      \bK^Fu+K^Fo  .  15*«/       16f«\      FuF. 
"""   "^2  f{Fu  +  Fo)  ^  8    f*(F^  +  Fo)  "^'8  M^"*"  8  W 


(21) 


wo 


f{Fu  +  Fo)    '    8    P{Fu  +  Fo)    '   S  P\    '   S  l^JF^Fu+F.) 

Die  hiemach  aui^tragene  H-Linie  weicht  nur  wenig  von   einer  Parabel 
ab;  sie  darf  durch  eine  Parabel  von  der  Pfeilhöhe 


(22) 

ersetzt  werden,  wobei 


(23)    v  = 


16^ 


f(Fu  +  Fo)  +  1,25  (huFu  —  KFo) 


f  (F.+F.)+2,5  (huFu  -  A.Fo)+ 15  (VF«+ VJF;)+  y  j(^+Y^) 


FuFg 

~Fi' 


ist    Sollen  die  LängenAnderungen  der  Hängestangen  berücksichtigt  werden,  so 
tritt  im  Nenner  noch  das  Glied 


15  V  128  FuFo  Xr  ___      hnp  FuF. 
■*■  8   f    8     Fm     ^  ""^    Z*       F, 


hinzu.     Für   die   in  den  Figuren  263  und  264  daigestellten  SonderfiUle   er- 
hält man: 


(25) 


)»  = 


Kt+O-^'^sfc 


(86) 


''(k  +  0  +  1'25* 


(Kg.  268). 


Kfe+')+»«+¥>'['+('+V'?)ft 


] 


(Fig.  264). 


^***/Ar* 


liff.  268. 


In  Folge  einer  von  B  aus  um  die  Strecke  S  yoigeschobenen  gleichförmigen. 
Belastung  ji  entsteht: 


(27) 


«=f?'?(-4)'' 


*)  Yergl.  Seite  289,  Gleichung  46. 


Zveigelenkbogen  mit  gesprengter  Zugstange  n.  s.  w. 


253 


Der  Ijünflnas  einer  den   ganzen  Träger  bedeckenden  gleichförmigen  Be- 
lastoDg  ist: 


(28) 


(2») 


Die  ständige  Belastung  erzeugt: 

In  Folge  einer  Temperaturänderong  entsteht: 


H.=^-'4^ 


^^^^  ^'    "  8   f  f(F^  +  Fu)  +  1,25  (huFu  -  KFo) 

wobei  zu  beachten  ist,  dass  der  Horizontaldrueib  H  in  der  dritten  Oxutang 
vei^grössert  mrd,  sobald  diese  Gtutung  um  A^  mehr  erwärmt  wird  als  die  übrigen 
Theüe  des  Fachwerks. 

Für  den  Fall  einer  gleichförmigen  ständigen  und  beweglichen  Belastung 
lassen  sich  sehr  einfache  Formeln  gewinnen,  welche  den  in  No.  91  für  den 
Zweigelenkbogen  abgeleiteten  ähnlich  sind. 

1.    Jngriffsmomente.    Wäre  i7=0,  so  würde  sich  für  den  Enotenpimkt 

u  (Fig.  265)  in  Folge  der  ständigen  Belastung  das  AngrifGsmoment  lf«*^  =  j^-^ 

ergeben,    und  es  entsteht  daher  mit  Berücksichtigiing  von  Hf=~^  v  das 

of 

Moment: 
(81) 


M^-^g^-^^W  +  hJj. 


XX 


wonras,  wegen  y  =4/-=^,  nach  Division  durch  ä**) 


•"»j.-  :    -^; 


4f  — *  <~— — — — jif—      .^~. 


1 


Flg.  265. 


15  tE^tK^F  F 
♦)  Abgeleitet  aus  Ä  =  3^«/^  jl.  p\^ '  welche  Formel  der  Gleichung  (25) 

auf  Seite  211  entspricht. 

M 

**)  Wir  berechnen  die-^-,  weil  die  Spannkräfte  in  den  Ourtstäben  diesen 

Werthen  proportional  sind. 


254 


Zweiter  A1>sclmitt  —  §  8. 


(82) 


(88) 


Ebenso  erhalt  man  für  einen  Knotenpunkt  der  oberen  Gurtong: 

Zeichnet   man   also  eine  Parabel  A'S'B\  deren  Pfeil  ^——-(v  —  1)  ist, 


%h 


zieht  die  z\k  A' B'  parallelen  Geraden  CD  und  EF  in  den  Abständen 


Sfh 


bezw.  -r-A£-  von  der  A'B\  und  misst  entsprechend  u  und  o  die  Abstände  y« 
ofh 

und  Fo  der  Parabel  von  jenen  Gei'aden,  so  findet  man 


(84) 


3r/__ 


=  -irr«, 


J^O'« 


=+^r«, 


denn   die   auf  ^'^'  bezogene   Ordinate  der  Parabel  an  der  Stelle  x  kt  sst 

"»' — »Ä — ^*^  ^ kh —      ^^^  ®        voraus,  dass  v>l  ist    Er- 

giebt  sich  v  <  1,  so  liegt  S*  oberhalb  A'B\ 

Behu&  Ermittlung  von  M^p  bringen  wir  die  untere  Gurtung  des  Ter- 
steifungsbalkens  in  Am  und  Bu  mit  den  Auflagersenkrechten  zum  Schnitt, 
bestimmen  den  lothrecht  über  u  gelegenen  Punkt  u   des  Bogens  und  folgern 

aus  der  Gleich.  W=iMo  —  -ffy«. 


tdt4 


-— <i 


in  welcher  Jf«  das  Moment  für  den 
Querschnitt  x  eines  einfachen  Bal- 
kens bedeutet,  dass  Mm  dieselbe 
Form  hat  wie  das  Moment  für  dea 
Punkt  u  eines  in  den  Punkten  Am 
und  Bu  gestützten  Zweigelenk- 
bogens.  Diesem  Zweigelenkbogeii 
muss  natürlich  der  für  den  ver- 
steiften Bogen  gefundene  Wertii  v 

(Gleich.  23,  Seite  252)   zugeschrieben  werden.    Die  Eämpferdruoklinie  ist  eine 

4f 
Wagerechte  im  Abstände  -^  von  der  AuBu  und  werde  von  den  Geraden  AmU 

und  BuU   in  Punkten  E,  E*  geschnitten,  deren  Abstände   von  den  Auflager- 
senkrechten  im  und  £»'  sind,  Fig.  266. 


Fl«.  266. 


Dann  eigiebt  sich 


^  =  - 


pCui  wo 


(35) 


^  _  y.(6,»  +  r>»)v 
^""  Sflh 


Die  beiden  Grenzwerthe  von  M^:h  sind  nun 

iMtt 


(86) 


M, 


=  '-gYu-'pCm 


=  —  gYu  +  pC 


Zweigelenkbogen  mit  gesprengter  Zugstange  u.  s.  w. 


266* 


and  ebenso  eigiebt  sich: 


(87) 


(88) 


mim 


M^ 


Af 


=  +  gYo—i)C^ 


=  + jFo+pCo,  wo 


C.= 


y*(e.'  +  5V)v 


%flh 

Die  ErmitÜimg  von  £«  und 
fo  zeigt  die  ohne  weitere  Eitiä- 
rung  verständliche  Figur  267.  Liegt 
E'  links  von  A^  so  ist  S'==0  zu 
setzen,  hingegen  E  =  0,  wenn  E 
rechts  von  B  fällt  —  Durch  die 
vorstehenden  Fonneln  sind  die 
Spannkräfte  in  den  Gurtungen 
bestimmt. 

2.  Querkräfte.  Wird  zunächst  ff,  =  0  angenommen,  so  entstehen  Momente 
Jfo#i  welche  gleich  den  Ordinaten  eines  in  eine  Parabel  vom  Pfeil  ^  einge- 
schriebenen  Polygons  sind  und  für  das  m^  Feld  eigiebt  sich  die  Querkraft: 


Fig.  867. 


Q^mg 


Momg  —  Jg(»(m— l)y  ^__ 


=  i%^.    Fig.  268. 


ÜESEI! 


JllJ--i"it-f-* 


Fig.    168. 


Mit  BeraokBiohtigang  von  Hg  erhält  man  also: 


gi^ 


flUr  =  ©•■•y  —  ^tg  «•  =  tgßm  — ^  V  tg  ou. 

imcl  wogen  i«a«:tgfr„  =  f:^, 

(89)  Qmg  =  -  Qom,  (v  -  1). 

Man  hat  also  nur  nöthig,  die  im  entoa  Bande  Seite  128  für  die  Quer- 
kiSfte  Qog  des  einfachen  Balkens  gewonnenen  Wertiie  mit  —  (v  ~  1)  vx  mul- 


♦  266 


Zweiter  Abschnitt  —  §  8. 


tipliciren  und  gelangt  zu  der  in  Fig.  268  dai^gestellten  Querkiaftsfiftdie.  Will 
man  rechnen,  so  setze  man 

(40)  Qmp^  —  gxJ'i^  —  l). 

Die  Bestimmung  des  Einflusses  der  beweglichen  Belastung  p  geschieht  sehr 
übersichtlich  wie  folgt. 

4f 
Im  Abstände—^  von  der  AB  wird  die  Wagerechte  A'B'  gezogen,  und 

durch  A  eine  Parallele  zum  mten  Stabe  {F'F")  der  dritten  Gurtung  gelegt 
(Fig.  269),  welche  die  A'B'  in  E  schneidet  Eine  durch  E  gehende  Last  P 
erzeugt  —  eine  stetig  gekrümmte  J7-Linie  vorausgesetzt  — 

„      SPab        Pb  a       Pb     ^  ^     . 

^=-^fl   >'=-y;^  =  -yCotgflu=^cotgou. 


':^jAid^^*^ 


Flg.  269. 


und  bringt  die  Querkraft 

?-  =  ^  — -fftgo«  =  0 
hervor.    Eine  links  von  E  liegende  Last  P'  verursacht  J3^=^ootga    und  die 

Querkraft  p«=^--^cotga'tgou.=  ^(l  —  ^^],  welche   positiv  ist,    weü 

tg  Om  <  tg  a  ist,  während  Lasten  rechts  von  E  negative  Querkräfte  Qm  erzeugen. 
Liegt  aber  P  links  von  m  —  1,  so  entsteht 

g.n  =  ^  — P— -fftg  ou.  =  —  B  —  irtga^ 
und  hieraus  darf  man  schliessen,  dass  zur  Endelung  von  mmmQmp  nur  die  zwischen 
dem   Schnitte  tt  und   der  Senkrechten   durch  E  gelegenen  Knotenpunkte'  (mit 
je  pX)  zu   belasten  sind.*)    Zeichnet  man  nun  die  Einflusslinie  für  H  und  A 

*)  Wir  machen  die  zweckmässige  (etwas  zu  ungünstige)  Annahme  fester 
Kiiotenlasten  jpy.    Veigl.  Band  I  Seite  118. 


Zweigelenkbogen  mit  gesprengter  Zugstange  xl  s.  w.  257 

unter  der  Voranssetzimg,  dass  sich  über  den  Träger  die  Last  1  •  X  bewegt  und 
addirt  die  unter  den  belasteten  Knotenpunkten  gemessenen  Ordinaten  H  und  A^ 
so  erhält  man 

wobei  in  dem  in  der  Fig.  269  dargestellten  Falle 

3^  =  ^,  +  ^  +  J,  +  Je;    ^H=^Hn  +  H,  +  H^  +  H. 
ist    Die  beiden  Grenzwerthe  7on  Q  sind  nun 

-0.0-.=  -  ^a?*"  (v  —  1)  + 1>  (^^  -  lg  o^  3fl) 
^ft,=  -^ar«"(v-l)-p(S^-tga^SJ50; 

durch  dieselben  sind  die  Spannkräfte  der  beiden  Diagonalen  Dr  und  Di  be- 
stimmt. 

Die  vorstehend  abgeleiteten 
Formeln  lassen  sich  auch  zur  Be- 
rechnung der  Spannkräfte  des  in 
der  Fig.  270  daigestellten  Trägers 
benutzen.  In  den  Gleichungen  (31) 
bis  (SO)  zur  Bestimmung  von  E 
mu88  mun  h^  mit  hu  vertauschen^  n«.  S70. 

Fm  mit  Fm* 

96.  Zahlenbeispiel.  Es  soll  die  H-Iinie  des  in  Fig.  271  dargestellten 
Trägers  zunächst  angenähert,  sodann  aber  mit  Berücksichtigung  der  Längen- 
ändenmgen  sänmitlicher  Stäbe  ermittelt  werden.  Die  Enotenpxmkte  der  dritten 
Gurtung  liegen  in  einer  Parabel,  deren  Pfeil  f  =6,12**  ist.**) 

1.  VemaeJdä99igung  der  Längenänderungen  der  FWungsetähe,  Die  Ge- 
wichte w  der  einzelnen  Knotenpunkte  des  Yersteifungsbalkens  sind  nach  den 
Gleich.  (12)  und  (18)  zu  berechnen,  worauf  92  durch  Gleich,  (16)  und  H  durch 
die  Formel 

Mm 


H  =  P 


^ 


bestimmt  ist    Geschätzt  seien:  ^  =  0,87 ;    ^  =  0,40.    Man  erhält 

fax  einen  unteren  Knotea  «i;  ww=sfM 

F 
für  einen  oberen  Knoten  h\  tr»  s:  yib  — ^  =  0,37  yi, 

und  wenn  die  den  Knoten  1,  3,  5,  7,  .  .  .  entsprechenden  w  auf  die  AngrifEs- 
punkte  2,  4,  6,  .  . .  der  Querträger  Tortheilt  werden: 

w^  z=  1,87  +  4  •  1,435 . 0,37  =  2,14 

fp^  =  t .  1,435  •  0,37  +  8,40  +  \  •  2,795  •  0,87  =  4,18 
w^  =i'  2,795 . 0,87  +  4,59  +  {  •  8,815  •  0,37  =  5,80 
M,  =  1 . 3,81 5  •  0,37  +  5,44  +  i  -  4,495  •  0,37  =  6,95 
Ml,»  =s  4 . 4,496  •  0^7  +  5,»5  +  i  •  4,885  •  0.37  =^7,64 
Wit=^\'  4385  -  0,37  +  642+  I  -^^  *  <^d7  =  '^^^ 


*)  Figur  271   ateUt  den  Hanpttxäger  einer  1889  in  Hannover  nach  den 
Plänen  des  Yerfassers  erbauten  Straumkrücke  iÜMr  die  Ihme  dar. 
Kftller-Bretlan,  Gnpbiaohe  Statik.    IL  1.  17 


258 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  8. 


Die  AngrifEsmomente  Jf»  des  mit  diesen  Gewichten  w  belasteten  Balkens 
A'B'  sind,  wenn  die  Feldweite  X  =  l  gesetzt  wird:*) 


Mt^  =  30,65 
Nun  findet  man: 


M^=    83,49 
M^  — 102,02 


M^it  =  117,54 


9l  =  3y«»  +  ^3y»«+^*J  =  2(l,87«+3,40»+4,59»+5,44«+5,95«)+6,12» 
+•  0,87  .  2  (1,435»  +  2,795»+ 8,815»+4,495«+4,885«)  +  -^4t^^  0,40=296,20 

0,1^0 


(MinaUninMeitm 


»"f«k^J 


yr  \f  yr 


n  4  <^  <^  <-  <• 


Flg.  271. 

nnd  (da  die  M^  vorhin  für  X  =  1  berechnet  worden  sind)  mit  P=  1: 


Ja«9  .  X       3f««  •  8,125 AI««       I 

""  296,20  "~  ~296,20     ""  94,78 '  * 


80,65 


ir,  =  ^j^  =  0,82;  £r4  =  0,62;  jEre  =  0,88;  fli  =  l,08;  jErio  =  1,20;  jET,,  =  1,24. 

2.  Berüclmehtigung  der  Längenänderungen  sämmüicker  Stäbe.  Die  In- 
halte der  Stabqnerschnitte  (ohne  Abzug  für  Nietlöcher)  sind  in  Fig.  272  zu- 
sammengestellt worden.  Zur  Ermittlung  der  jET-Linie  soll  Gleichung  (F)  auf 
Seite  168  benutzt  werden.    Dieselbe  liefert 


XZfw ■*  •• 


«- 


sy 

EF 


wo  jS^'  die  Stabkraft  in  Folge  jEr=  —  1  und  d«,  die  durch  diesen  Belastongs- 
zustand  verursachte  lothrechte  Verschiebung  des  Knotenpunktes  m  bedeutet. 
Die  Summe  2  umf asst  sämmtLiche  Stäbe  des  Fachwerks.  Den  Eräfteplan  für 
i7  =  —  1  zeigt  Fig.  278*.    Man  denke  sich  in  den  Stäben  der  dritten  Guitung 


*)  Yergl.  Seite  208.    Die  rechnerische  Bestimmung  der  3/«  ist  der  zeich- 
nerischen Ermittlung  unbedingt  vorzuziehen. 


Zweigelenkbogen  mit  gesprengter  Zugstange  n.  s.  w. 


259 


Zugkräfte  Ä^i,  5',,  .  .  .  hervorgerufen,  deren  wagerechte  Seitenkraft  =  1  ist, 
bestimme  die  in  den  lothrechten  Zwischenstäben  hierdurch  erzeugten  Drucke, 
S'  =  Z'  (welche    beim  Parabelbogen   von  Reicher  Feldweite   den  konstanten 

Werth —  =—         ]      =  —  0,11  annehmen)  und  zeichne  hierauf  für  den  mit 

den  Kräften  S\  und  Z'  belasteten  Yersteifungsbalken  einen  Gremona'schen  Plan. 


4fiS 


Fig.  272. 


Die  Ergebnisse  sind  in  die  Fig.  278i>  eingeschrieben,  ebenso  (in  Klammem)  die 
den  Stäben  der  dritten  Gurtung  entsprechenden  Werthe-^^*  Bei  Berechnung  der 
letzteren  wurde  die  für  alle  Stäbe  gleiche  Elasticitätsziffer  E^   deren  Grösse 

8**8 

auf  das  Yerhältniss  8» :  2  -=;^  ohne  Einfluss  ist,  =  1  gesetzt     Als  Einheiten 

wurden  die  Tonne  und  das  cm  gewählt,  so  dass  sich  beispielsweise  für  das  dritte 
Feld  der  Werth 


ig'»g_  1,07» '884 
EF~     1-519 


=  0,788 


ergab. 


Jetzt  wurden  für  den  Zustand  J7=  —  1  die  Längenänderungen  A«=: 


5j 
EF 


der  Stäbe   des  Yersteifungsbalkens   berechnet  und  in  Fig.  274*)  zusammenge- 

S'*8 

stellt   (nicht  eingeklammerte   Zahlen),    desgleichen    die   Werthe  =,Sf^Ag 

(eingeklammerte  Zahlen).     Für  den  zweiten  üntergurtstab  wurden    z.  B.   er- 
halten: 

A«  =  ii^,^!^  =  0,7282  =  0,78  xmd  S'A«  =  1,20 -0,7282  =  0,874.**) 
1  ■  515 

Die  Durchbiegungen  hm  lasseti  sich  als  Momente  Jf«  eines  einfachen 
Balkens  Ä'B'  (Fig.  271)  deuten,  welcher  mit  Gewichten  w  belastet  wird,  zu 
deren  Berechnung  die  Gleictiungen  (6)  und  (7)  auf  Seite  105  dienen.    Wogen 

^M     _.  .«  _j 1>97     _ 

\  •  8,125 


sec  91  =  — -^—^ —  =  1,46  und  sec  9  =: ,  "„  Joe  =  1»  26  ergeben  sich,  wenn  die 


1,12 


*)  Diese  Figur  ist  verzerrt  gezeichnet  worden,  um  Platz  für  die  Zahlen 
zu  gewizmen. 

**)  Die  Stablängen  (in  Metern)  sind  in  Fig.  271  angegeben. 

17* 


260 


Zweiter  Abodmitt.  -•  §  8. 


überall  gleiche  Abmessang  h  snnäohst  =  1  gesetzt  wild,  für  die  unteren  Knoten 
die  Werthe: 

IT,  =  2,61  +  1,49  •  1,46  —  2,32  •  1,26  =  1,8622 


w^  =  4,09  +  (2,82  —  1,83) 
iTt  =  5,54  +  (1,88  —  1,80) 
w,  =  6,55  +  (1,30  —  0,59) 
tt'io  =  9,69  +  (0,59  —  0,20) 
K-,9  =  9,96  +  (0,20  +  0,20) 


1,26  =  4,7074 

1,26  =  6,2078 

1,26  =  T,4446 

1,26  =  10,1814 

1,26  =  10,4640 


^^^^^^ 


S'P   w  i^'^i^  (if  Z'^V  ^^  Uf-*P9  Af  ^-^4»  wy  Ul^^^MfftU 


^k- 


Fig.  275. 


^»  f^mj    rff,ss7J      (z^xw      fx%ei$j     m,0sü)      (so,i§fj 


{^mi 


a  9S4J      ^ 


T 


T 


T 


T 


n»  2^ 


T 


und  für  die  e^rea  Knotenpunkte: 

HH  =  — M9  •  U6  =  — 2,18 
IT,  ==  0,78  ♦) 
%Pg  =  1,41 


wx  =1,93 
fr,  =2,28 
«^11  =  2,45. 


*)  An  jedem  Knoten  3,  5,  7,  ...  .  greifen   zwei  Diagonalen  'an,   deien 
lüngenänderangen  en^g^^ngeeetzt  gleiok  aind  und  sieh  daher  tilgen. 


Zweigelenkbogen  mit  gesprengter  Zugstange  u.  s.  w.  261 

"Werden  die  Gewichte  der  oberen  Knoten  auf  die  Querträger -Angrifb- 
punlrte  2,  4,  6,  .  .  .  vertheilt,  so  erhält  man  für  diese  letzteren  die  Gewichte: 


tr^  =  4,7074  +  i  (0,73  +  1,41)     =  5,78 
fr.  =  6,2078  +  i  (1.41  +  1,93)     =  7,88 

denselben  entsprechen  mit  X  =  l  die  Momente: 


iTs  =  7,4416  + 1  (1,93  +  2,28)  =    9,55 

fr„  =  10,1814+4  (2,28  +  2,45)  =  12,55 
iTi,  =  10,4640+  }  (2,45  +  2,45)  =  12,91, 


M^  =  43,045 
M^  =  85,260 


1/^=121,695 
M^  =  150,250 


M^io  =  169,255 
Af.^j  =  175,710. 


Die  Zusammenzählung  der  in  die  Figuren  273  und  274  eingeschriebenen 
(eingeklammerten)  Werthe  -^tet  giebt  für  beide  Trägerhälften: 

S*^8 

S^-pi  =  362,937 

und  hierzu  tritt  noch  für  die  Hängestangen,  für  welche  durchweg  5'  =  — 0,11 
und  F=  -f  90  qcm  ist,  das  Glied: 

^'^^  ■  [2  (1,87  +  3,40  +  4,59  +  5,44  +  5,95)  +  6,12]  =  0,00654*) 


1-90 
weshalb 


S  -^^  =  862,937  +  0,654  =  363,59. 


Da  nun  bei  Berechnung  der  M^  sowohl  /» =  1  als  auch  X  =  1  gesetzt 
wurde,  so  folgt  jetzt  für  P=l 

„^   M^        \  _M^'  312,5  _     M^        , 
363,59  '  h       363,59  •  120       139,62  '     ^ 

Ja;  =  Y|^  =  0,31;  ir4=0,61;  ^e=0,87;  ir,  =  l,08;  irio=l,21;  iri,  =  l,26. 

Diese  genaueren  Werthe  weichen  von  den  vorhin  berechneten  nur  un- 
wesentlich ab. 

Wir  empfehlen  dem  Leser,  zur  üebung  die  3M-Linie  noch  mit  Hilfe  eines 
Williot'schen  Planes  oder  mittels  des  Stabzugverfahrens  zu  bestimmen. 

97.  Einfloss  schräger  Lasten.  Wir  schliessen  diesen  §  mit  einer 
üntersacbang  des  Einflusses  schräger  Lasten  auf  einen  Zweigelenkbogen 
mit  gesprengter  Zugstange  (Dachbinder)  nnd  machen  aaf  diejenigen 
Annahmen  aufmerksam,  welche  zur  Vereinfachung  des  im  §  5  er- 
ledigten strengeren  Verfahrens  gemacht  werden  dürfen.  Der  allgemeine 
Ausdruck  für  H  in  Folge  einer  Einzellast  P«,  ist  (nach  der  ersten  der 
Gleichungen  V  auf  Seite  163): 

(41)  H  =  P^-^ 


EF 


*)  Man  übersieht  hier  recht  deutlich  den  geringen  Einfluss  dieses  Oliedes. 


262 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  8. 


worin  8'  die  dem  Zustande  H= —  1  entsprechende  Spannkraft  irgend 
eines  Stabes  des  Fachwerks  ist,  and  ij  die  Verschiebung  bedeutet, 
welche  der  Angrififsponkt  m  der  Last  P«,  im '  Sinne  von  P^  erfährt,  so- 
bald nur  die  Ursache  H=  —  1  wirkt.  Die  Ermittlung  der  Ver- 
schiebungen i\  die  in  Fig.  275  mit  Hilfe  eines  Williotschen  Planes 
erfolgte,  darf  stets  unter  der  Voraussetzung  starrer  Füllungsstäbe  durch- 
geführt werden ;  auch  ist  es  zul&ssig,  sämmtlichen  Gurtstäben  denselben 


-o 


(b) 


— — — -t-A JO 


Flg.  275. 


Querschnitt  F^  zuzuschreiben.    Setzt  man  dann  bei  der  Berechnung*  der 

S'b 
Längenänderungen  A«  =  — — -  der  Gurtstäbe  sowohl  j&  =  1  als   auch 

^0=1,   so   muss  man  in  Gleich.  (41)  den  Nenner  durch  den  Werth 

F 
2iS^'*«    "'    ersetzen.     In  Fig.  275  liegt  ein  symmetrischer  Träger  vor. 

Es  wurde  bei  Aufzeichnung  des  Verschiebungsplanes  zunächst  der  Mittel- 
punkt und  die  Richtung  des  Stabes  s^  als  festliegend  angesehen 
hierauf    6'4'  =  A5*)    gemacht    und   5'4'J_54,    5'6'J_5  6   gezogen. 


♦)  Wir  erinnern  an  die  Bezeichnung  Aff5  =  A5. 


Zweigelenkbogen  mit  gesprengter  Zugstange  lu  s.  w.  263 

Die  Ansohliessniig  der  Pnnkte  8',  1^  O',  A'  erfolgte  nach  No.  82.  — 
Die  Punkte  8',  10',  B'  liegen  in  Bezug  anf  die  Senkrechte  durch  h' 
symmetrisch  zn  2',  l',  A!  \  und  ebenso  würde  man,  falls  aaoh  in  den 
Knoten  1,  8,  5,  7,  9,  (7,  D  Lasten  angreifen  sollten,  die  symmetrisch 
zn  8'  and  l'  gelegenen  Pnnkte  l\  9',  eintragen  und  endlich  C\  D\ 
welche  in  Fig.  275  fortgelassen  sind,  bestimmen.  Behufs  Erftlllung 
der  wirklichen  Anflagerbedingnngen  musste  schliesslich  der  Verschie- 
bangspol  aus  dem  Mittelpunkte  Yon  A5  .in  den  dem  festen  Auflager  Ä 
entsprechenden  Punkte  ä'  gelegt  werden,  worauf  sich  beispielsweise 
die  Verschiebung  h^'  des  Knotens  2  im  8inne  yon  P^  gleich  der  Pro- 
jektion des  Strahles  ä'2,'  und  die  Sichtung  Ton  P,  ergab.*) 

Wären    nun  Zugstange    und  Zwischenstftbe  nicht  Torhanden,    so 
würde  sich 


^S'^8^  =  hB=A'B' 

ergeben,  d.  h.  gleich  der  Verschiebung,  welche  B  in  Folge  des  Belastungs* 
zustandes  IT  =  —  1  erfährt.     Im  vorliegenden  Falle  ist  aber 

25'»«-^  =  8,'  +  S.S'««^, 

wobei    sich    das  Zeichen  2,  über  die  Glieder  der  Zugstange  und  die 
Zwischenstäbe  erstreckt  und  hierfür  darf  stets 

F  ,         F 

2S'».-J-  =  8,'  +  i^ 

gesetzt  werden,**)  womit  sich 


H=P^ 


h^^l  ^' 


F, 


ergiebt,   oder,   falls  man  die  Lasteinheit  durch  eine  Strecke  von  der 

Fe 
Länge  8^  + 1  -~-  darstellt. 

Will  man  die  Punkte  b\  6',  4',  ...  in  Fig.  275*  aus  der  nach 
No.  98  für  die  lothrechte  Lastenrichtung  ermittelten  Biegungslinie  ab- 
leiten, was  manchmal  Yortheilhaft  ist,   so  beachte  man  die  Beziehung: 


*)  Die  bei  unsymmetrischem  Träger  nach  No.  83,  Seite  61,  zu  zeichnende 
Figur  A"  0"  1"  .  .  .  B"  schrumpft  hier  zu  einem  mit  A'  sich  deckenden  Punkte 
zusammen. 

♦♦}  Veigl.  Seite  248,  Gleich.  (11). 


264 


Zweiter  Abschnitt  —  §  8. 


tp^n  ==  — —  (absolid  genommen).     Hat  man  also  die  Gewichte  w  nicht 

mittels  der  Gleichongen  anf  Seite  247  berechnet,  sondern  von  den 
später  gezeigten  Vereinfachungen  Gebranch  gemacht,  so  mnss  man  bei 
Aufzeichnung   des    Linienzuges  5',  4',  2\  0\  l\   A'  die   Lftngen&nde- 

rungen  A«  =  irr  auftragen    und  auch  das  Glied  l  — ^—  entsprechend 

ändern.    Liegt  z.  B.  ein  Sichelträger  vor  und  wird  nach  Seite  200  das 

Ge¥richt  w^  =  -^-  I  statt  -^-g — I  eingeführt,    so    folgt   fttr   den  dem 

Knoten  m    gegenüberliegenden    Gurtstab:    A««,  =  — —  und    es    muss 

l     F^  F^ 
=—  an  die  Stelle  von  ^^f"  treten,    wo  8^  die    mittlere    Gurtstab- 

länge  bedeutet.  Sind  sämmtliche  Füllungsstäbe  mit  Ausnahme  eines 
etwa  Torhandenen  Endständers  gegen  die  Lothrechte  geneigt,  so  be- 
stimme man  4',  3',  2',  O',  indem  man  5'  —  4'  JL  5 — 4,  4' — 8'J_4 — 8, 
8'— 2'^8  — 2,  2'— l'J_2  — 1  und  l'— o'Xl— 0  zieht,  worauf^' 
am  schnellsten  mit  Hilfe  von  A^e  =  A0  festgelegt  wird. 

Schliesslich  sei  noch  daran  erinnert,  dass  sich  die  Punkte  4\  2\ 
0\  Ä  auch  nach  dem  Stabzug  verfahren  ermitteln  lassen,  wie  das  in 
No.  85  durchgeführte  Zahlenbeispiel  gezeigt  hat. 

Wird  die  Zugstange  durch  geneigte  Stäbe  mit  dem  Fachwerkbogen 
verbunden,   Fig.  276"*"),  so  führe  man  die  Spannkraft  X  irgend  eines 


Fig.  276. 


Gliedes  derselben  als  statisch  nicht  bestimmbare  Grösse  ein,  ermittle 
die  von  der  Ursache  X= —  1  hervorgerufenen  Spannkräfte  und  Längen- 
änderungen und  zeichne  —  wie  in  Figur  275  —  einen  Williotschen 
Verschiebungsplan.     Die  Bestimmung  der  S^  für  die  Glieder  der  Zug^ 


*)  In  dieser  Weise   sind  z.  B.  die  Dachbinder  der  Queens-Street-Station 
der  North  British  R.  in  Glasgow  azigeordnet 


Kette,  Yeisteift  durch  einen  Fachwerkbalken.  265 

Stange  und  für  die  Zwischenst&be  hat  hierbei  nach  Fig.  276^  zu  er* 
folgen.'*')  Zu  betonen  ist,  dass  alle  Yorhin  als  znlässig  bezeichneten 
Annahmen  anoh  für  den  Fall  schräger  Hängestangen  statthaft  sind^ 
die  Berechnung  Ton  X  darf  dann  bei  der  üblichen  geringen  Sprengung 
der  Zugstange  mittels  der  Formel 

X  =  P^ =-— -  (vergl.  Seite  268) 

»••  +  '7f 

erfolgen. 

Hinsichtlich  der  bei  der  Berechnung  von  Dachbindern  in  Betracht 
zu  ziehenden  Belastungsfälle  wird  auf  Band  I,  §  39  Terwiesen. 


§9. 
Kette,  rerstelft  dureh  einen  FachwerkbalkeiL 

98.  Eine  sehr  wichtige  Trägerart,  deren  Berechnung  sich  von  der 
Untersuchung  der  im  Torigen  §  behandelten  Stabgebilde  nur  wenig 
unterscheidet,  ist  die  in  Fig.  277  dargestellte,  durch  einen  einfachen 
Balken  yersteifte  Kette.  Bei  R  und  T  seien  auf  wagerechter  Bahn 
geführte  Auflager  angeordnet;  die  Hängestangen  seien  lothrecht. 

Da  es  zweckmässig  ist,  den  Versteifungsbalken  nur  durch  die  beweg- 
liche Belastung  zu  beanspruchen,  so  wird  man  das  Bauwerk  zunächst  als 
unversteifbe  Kettenbrücke  ausführen  und  die  Dreiecke  des  Versteifungs- 
balkens erst  dann  schliessen,  wenn  die  Kettenglieder  und  die  Hänge- 
stangen die  der  ständigen  Belastung  entsprechenden  Längenänderungen 
erfahren  haben. 

Die  Aufsuchung  der  Form  der  meistens  durch  drei  angenommene 
Punkte  B,  TT,  T  geführten  Kette  und  die  Ermittlung  der  Spannkräfte 
in  Folge  der  ständigen  Belastung  ist  bereits  im  I.  Bande  (S.  404 — 408) 
unseres  Buches  beschrieben  worden,  und  wir  fügen  nur  noch  hinzu, 
dass  auf  dem  dort  angegebenen  Wege  die  Gestalt  der  durch  die  ständige 
Belastung  gespannten  Kette  —  nicht  diejenige  der  spannungslosen  — 
gefunden  wird,   dass  also  die  Längen,  welche  den  Kettengliedern  und 

«                      .     ,     ^    ,                   ,        .   ,                 S^s       , 
Hängestangen  m  der  Werkstatt  zu  geben  smd,  =s =-=-  sem  müssen, 


*)  Die  unterschiede  in  den  Spannkräften  der  einzelnen  Glieder  werden 
stets  gering  sein;  durch  entsprechende  Neigung  der  Hängestangen  lässt  sich 
sogar  erreichen,  dass  in  allen  Theilen  der  Zugstange  dieselbe  Spannkraft  X 
auftritt. 


266  Zweiter  Al)echmtt.  —  §  9. 

wenn  allgemein  8  die  Länge  des  fraglichen  Stabes  anf  Omnd  der  er- 
wähnten Formbestimmnng  und  8,  die  Spannkraft  in  Folge  der  ständigen 
Belastung  bedeutet.  Dass  ausserdem  nooh  der  unterschied  zwischen 
An&tellungs-  und  Werkstattstemperatur  berücksichtigt  werden  muss, 
ist  selbstverständlich,  ebenso  dass  bei  Bemessung  der  Pfeilerhohen  der 
Verkürzung  Rechnung  zu  tragen  ist,  welche  die  Pfeiler  in  Folge  der 
ständigen  Belastung  erfahren  werden. 

Wird  nur  ein  Theil  (g,)  der  ständigen  Belastung  (g)  vor  Aus- 
führung der  Versteifung  aufgebracht,  der  Best  (g^)  erst  nach  Einfügung 
des  Balkens,  so  ist  in  der  yorstehenden  Betrachtung  jS^^  an  die  Stelle 
Yon  Sg  zu  setzen.  Die  beschriebene  Formbestimmung  liefert  die  Ge- 
stalt der  mit  g,  belasteten  Kette  und  der  Einfluss  von  g^  muss,  ebenso 
wie  derjenige  der  beweglichen  Belastung,  nach  den  in  den  folgenden 
Untersuchungen  abgeleiteten  Verfahren  festgestellt  werden. 

Andererseits  könnte  man  aber  auch  ausser  der  gesammten  stän- 
digen Belastung  (g)  noch  eine  Belastung  g'  auf  die  unyersteifte  Brücke 
bringen  und  nach  Vollendung  des  Versteifongsbalkens  wieder  entfernen. 
Es  würde  dann,  bei  Untersuchung  der  nach  der  Versteifung  hinzu- 
tretenden Lasten,  g'  als  eine  negative  Belastung  aufzufassen  sein. 

Aehnliche  Verhältnisse  lassen  sich  natürlich  bei  jedem  statisch  unbe- 
stimmten Träger  herbeiführen.  So  könnte  man  z.  B.  einen  Zweigelenkbogen 
zmiächst  mit  Scheitelgelenk  ausführen  und  dieses  Gelenk  nach  Aufbringung 
der  gesammten  ständigen  Belastmig  g  oder  eines  Theiles  von  g  veinichten; 
auch  eine  später  wieder  zu  beseitigende  Belastung  g'  könnte  zuweilen  von  Vor- 
theil  sein. 

Die  Untersuchung  des  Einflusses  der  nach  erfolgter  Versteifung 
der  Kette  auf  den  Balken  gebrachten  Belastungen  beginnen  wir  wie 
immer  mit  der  Betrachtung  der  Wirkung  einer  Einzellast. 

99.  Der  Horizontalsug  H  in  Folge  einer  Einsellast.  Verbindet 
man  die  senkrecht  über  den  Balkenstützen  A,  B  gelegenen  Punkte  A'\ 
B"  der  Kette  durch  eine  Gerade  (die  Schlusslinie)  und  bezeichnet  die 
Strecke,  welche  Kette  und  Schlusslinie  auf  der  Lothrechten  durch  irgend 
einen  Knotenpunkt  m  abschneiden,  mit  y^  (Fig.  277),  so  ist  das  auf 
m  bezogene  Angriffsmoment: 

M^  =  Mo^  —  7/y„, 

wo  ifo«  den  Werth  von  M^  für  den  Fall  bedeutet,  dass  der  von  den 
Lasten  P  ergriffene  Balken  nicht  an  der  Kette  hängt,  sondern  nur  in 
A  und  B  gestützt  wird.  Für  den  Zustand  11=  —  1  ergiebt  sich 
Mj  =  y^  und  hieraus  folgt,  dass  die  Berechnung  des  von  einer  Ein- 
zellast P  hervorgerufenen  Horizontalzuges  H  sich  von  der  Ermittlung 
der  Werthe  H  für  die  im   vorigen  §  behandelten  Trägerarten  nur  in- 


Kette,  Terateift  durch  einen  Fachwerkbalken. 


sofern  nnterscheidet,  als  die  im  Nenner  des  allgemeinen  Aosdiraoks  i 

'    EF 

Die  Spannkraft  der  nnter  a'  geneigten  liokeu  BQckhaltkette  ist 
=  ffsec  a'  und  nimmt  tüx  H=  —  1  den  Werth  S'=— seca'  an. 
Ist  also  die  Länge  dieser  Rette  ^=  s'  und  der  Querschnitt  F^  F^  sec  a, 
wo    J»    den    inr    Äafnabme    der    Spannkraft    S  ^^  H,^    bestimmten 


Hg.  S77. 


ergiebt    sieb 
'vr~  •  wobei  allerdings  voransgesetzt  wird,   dass   sKmmt- 


Sebeitel- Querschnitt    der  Tragkette  RWT  bedeutet,    so 

S'*s  «'seoa 

EF  ~  ~E~f7 

liehe  Glieder  der  RUckbaltkette  gleich  gespannt  sind,  daes  also  die 
Stntznng  derbelben  anf  die  in  Figar  171  (Seite  169)  dargestellte 
Weise  erfolgt.  Bezeichnen  s  und  a  die  entsprechenden  Werthe  der 
lecbtea  Rflckhaltkette ,  so  führen  die  vorstehenden  Betracfatnngen  zn 
der  folgenden  Bestimmnngsweiee  der  Einflasslinie  für  H. 


I 


268  Zweiter  Abschnitt.  —  §  9. 

Man    berechne    die    Momente  M^    eines    mk    den    GewiehUn 

w^=  ^^  -"-  belasteten  einfachen  Balkens  ä' B'  (unter  F.  eine 

beUtbig   grosse^    aber   konstante  Quersehnittsfläche   verstanden)   und 
dividire  dieselben  durch 

F 

(1)       31  =  S««  4"  IT  C2  V  ««?*  a^  +  «'  See  ol  +  s"  see  9,") 

F 

4-  ~^'  ^Zr  (tg  dr  —  tg  Oh-i;*, 

worin  Zm  =  ym^m'     I^(^  Ergebniss  ist   H=-^»*) 

Die  zweite  der  Sammen  in  Oleichnng  (1)  erstreckt  sich  über  sftmmt- 
liche  Glieder  der  Tragkette,  die  dritte  über  alle  Hängestangen.  Für 
beide  Sammen  lassen  sich  einfache,  genügend  genaue  Näherangsformeln 


*-v\A 


Flg.  278. 


Fig.  279. 


und 


ableiten.  Zu  diesem  Zwecke  betrachten  wir  die  Kette  als  stetig  ge- 
krümmte Parabel  und  setzen  mit  Bezugnahme  auf  die  Bezeichnungen 
in  Fig.  279: 

,        if^xiL  —  x)     ,    ex 

^  = — r« ^~r 

o 

ferner     2  ^,  (tg  a,  -  tg  «,+.)  *  =  ^^  2  (ä'  -  y ')  X  (^8  «.  -  tg  <k^,^  « 


*)  Die  Bezeichnungen  sind  dieselben  wie  im  vorigen  §;  sie  wurden  über- 
dies in  die  Figuren  277  und  278  eingetragen.  Die  Knotenpunkte  des  Balkens 
und  der  Kette  wurden  für  sich  nummerirt;  .  .  .  m  —  1,  m,  m  + 1  •  •  •  sind  die 
Ordnungsziffem  der  Knotenpunkte  des  Balkens,  ...r  —  1,  r,  r+1...  die- 
jenigen der  Knotenpunkte  der  Kette. 


wo 


8    sec  a  . 


Kette,  Teisteift  dmxsh  emen  Fachwerkbalken.  269 

=  %)''-(»--|^.-T>     ' 

Wir  orhalieii  dann: 

Das  Ton  deu  Abmeasongen  der  Hängeetangen  abhängige  letzte 
Glied  Yoa  9t  darf  in  der  Begel  gestrichen  werden;  sein  Einfluss  ist 
sehr  gering.  Bei  Berechnung  der  Werthe  w^  und  z^^  ist  es  zulässig, 
allen  Qnrtstäben  denselben  Querschnitt  zuzuschreiben.    Man  setze  daher 

und  Terstehe  unter  dem  bislang  willkürlichen  F^  den  Mittelwerth  der 
Gurtquerschnilte. 

Erfolgt  die  Versteifung  der  Kette  durch  einen  nach  Fig.  282  (S.  274) 
angeordneten  Parallelträger  Ton  der  Höhe  hj  so  nimmt  bei  gleichlangen 

Feldern  der  Ausdruck  — ?-  den  festen  Werth  -7-^-   an.     Setzt  man  dann 

(5)  «»-  =  y-    und    ««  =  yti,«p«  =  yi, 
so  muss  man  mit 

(6)  3l  =  Sy.4-  — |^_,„  + -^-J 

rechnen. 

Für  die  dordi  einen  Parallelträger  versteifte  Xette  ist  aber  noch  eine 
weitere  Yereinfaohnng  mög^h»  bestehend  in  der  EJnfnhmng  einer  parab^- 
föimigen  J7- Linie.  Die  Entwicklung  ist  ähnlich  der  in  No.  92  für  den  Hori- 
zontaÜaehub  eines  Zweigelenkbogens  gegebenen  Ableitung.  Man  betrachte  die 
Kette  als  stetig  gekrümmte  Parabel,  deren  Gleicbnng 

y  = p 

ist,  (Ftg.  880),  und  ersetze  die  Einzelgewichte  w  duioh  eine  stetige  Beketung, 
•0  zwar  dass  das  Balkentkeilchen  dx  mit  2ydx  belastet  wird,  wobei  die 
Ziffer  2  ansdrockt,  dass  an  der  Stelle  dx  die  Gewichte  zweier  Knoten  (eines 
oberen  und  eines  unteren)  zu  berücksichtigen  sind.    Man  erhäkt  dann  an  der 


270 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  9. 


AngriCbstelle  von  P  das  Moment 


Jf,  =  |^(aP-2/a»  +  a«)*) 


und  findet  nun:    H^ 


9? 


wo 


9?  =  2fy» 


dx  +  h* 


Fk 


15 


Fk 


Der  unwesenÜiohe  Einfluss 
der  Hängestangen  ist  hierbei 
Temaohlässigt  worden.  Ersetzt 
man  die  auf  diese  "Weise  er- 
haltene JJ- Linie  durch  eine 
Parabel  (veiigl.  Seite  211)  so 
findet  man  den  Pfeil  derselben: 


J 


Z  = 


17) 

(8)    v  = 


wo 


.     15    ^«     8o      Fe 

"^16  f»     /     Fk 


Flg.  280. 


Die   Gleichung  der  Para- 
bel ist 


(d) 


H= 


Der  Werth  «o  ^^  ^^^  Gleich.  (8)  zu  berechnen.    Fe  bedeutet  den  mitt- 
leren Querschnitt  der  Baikengurtung,  Fh  den  Querschnitt  der  Kette  im  Scheitel. 

100.  HorisontalBug  in  Folge  einer  Temperatur&ndemng.  Eine 
gleichmässige  Aendemng  der  Aafstellnngstemperatur  nm  t°  erzengt: 


(10) 


Ä  = 


EF 


'S.S'l 


8 


Fe 


91 


WO  31  der  darch  Gleicbang  (1)  auf  Seite  268  bestimmte  Werth  ist. 
Zablenrechnnngen  beweisen,  dass  der  Einfluss  der  Spannkräfte  8'  der 
Stäbe  des  Balkens  auf  die  Samme  ^8' 8  ganz  an  wesentlich  ist,  nnd 
dass  es  genügt,  in  den  Zähler  der  Gleichung  (10)  nur  die  den  Ketten- 
gliedern nnd  den  Hängestangen  entsprechenden  Wertbe  8'$  einzusetzen« 


*)  Yeigl.  den  Ausdruck  für  Jf«  auf  Seite  210.  An  die  Stelle  von  x  ist 

F  \  I       F  \ 

a  getreten;  f  wurde  durch  2f  ersetzt;  die  Glieder  — ^  und  -5-  (  h^  -^ ä,  )  • 

Fm  2    \  Fu  ■  ' 

ap(/  — a?)  wurden  gestrichen. 


Kette,  versteift  durch  einen  Fachwerkbalken.  271 

Wir  fahren  ein: 
für  die  Tragkette:  SS' 8  =  —  S  sec  a«  =  —  SX  sec*  a 

Bückhaltketten:     SS' 8  =  —  («'  sec  a'  +  «"  sec  a'') 
H&ngestangen:       SS's  =  —  Sz^  (tg  ot^  —  tg  o^.+i) 


9»         >t 
99  99 


=-(f)/V-/)-=-4f'.(»'-l'.-i) 

und  erhalten: 

r,n      H-_      «-E^^.'f.     ,   Sf,(dh'  —  2f,  —  l,bc)-\ 

wobei  91  nnd  Sq  nach  Gleichung  (2)  and  (3)  zu  berechnen  sind. 

Das  Vorzeichen  deutet  an,  dass  in  Folge  einer  Erhöhung  der  Auf- 
etellungstemperatar  der  Horizontalzug  der  Kette  abnimmt. 

Wird  die  Kette  durch  einen  Parallelträger  versteift,  so  lässt  sich  Gleich.  (11) 
noch  erheblich  vereinfachen.  Man  ersetze  dann  nach  Streichung  des  unwesent- 
lichen Einflusses  der  Hängestangen  und  Einführung  eines  mittleren  Gortquer- 
Schnittes  den  Werth 


«=2'-=f +^*. 


durch 


•"  -  2 j -fci— + >r  »0  - 15  Ä«  +  Fi  ••' 


o 

xmi  dann  zu  erhalten: 


ff.^^.EF.t^^''^ 


16/^    /    F>       .     15   A«  gp   Fe 

"^    16    P    l    Ft 
oder  nach  einfacher  Umformung: 

(12)  Ä  =  —  e  EFkt  (1  —  v), 

wo  V  nach  Gleich.  (8)  auf  Seite  270  zu  berechnen  ist. 

lOL    Büiflussllflohen.     Die  Einflnssflilcfaen  für  die  Momente 
H»  =  -Äfo^  —  Hy^    und     M^+i  =  ifo«,+i  —  ^y-.+i 

sind  in  den  Figuren  277^  und  277 **  (für  den  Fall  in  den  oberen  Balken- 
knoten angreifender  Lasten)  dargestellt  worden.    Ihre  Au&eichnung  be- 


272 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  9. 


darf  keiner  weiteren  Erläaterang  mehr,  da  sie  nach  den  in  den  §§  7 
nnd  8  für  die  3f-Flllchen  gegebenen  Regeln  erfolgt.  Nach  Berechnung 
der  Momente  Jf«,  iC+i  findet  man  die  Spannkräfte  in  den  Gnrtnngen: 


ü.  =  +  -^;    0.+,= 


M^ 


+1 


''••+1 


(vergl.  Fig.  277^). 


Anch  die  Ermittlung  der  Spannkräfte  in  den  Füllnngsstäben  ge- 
staltet sich  ganz  ähnlich  wie  beim  Zweigelenkbogen  und  bei  den  im 
§  9  untersuchten  Trägerarten.  Wir  führen  durch  Ä  und  B  (Fig.  281) 
lothreohte  Schnitte,  welche  die  Tragkette  in  A''  bezieh.^''  treffen, 
zerlegen  die  Spannkräfte  8i  und  S^  der  äussersten  Kettenglieder  in  die 


lothrechten  Seitenkräfte  A^,  Bo  und  die  in  die  Schlusslinie  fallenden 
Seitenkräfte  H\  und  finden  zunächst  aus  der  «uf  B''  bezogenen  Mo- 
mentengleichung : 

(A.  +  AJl  —  Fb  =  Q, 

Ph 
dass  A^^A^  ebenso  gross  ist»  wie  der  Sttttsenwideniand  ^  =  -t— 

eines  einfachen  Balkens  AB,  und  dass  femer  B^-^  B^  =  B  =  —r—  ist. 
Soä$am  Ittbren  wir  behu&  Bestimmung  ▼on  2>  den  Sekaitt  it^  wlUeD 


Kette,  versteift  durch  einen  Fachwerkbalken.  273 


den  Treffponkt  i  von  0  und  U  zum  Drehpunkt,  bestimmen  die  Strecke 
tfi^  welche  der  Eettenstab  S  und  die  Schlnsslinie  A''B''  auf  der  Loth- 
ipeohten  durch  i  abschneiden,  zerlegen  die  Spannkraft  S  (welche  auf  die 
in  der  Fig.  281  angegebene  Weise  in  ihrer  Bichtung  verschoben  wird) 
in  eine  lothrechte  Seitenkraft  und  in  die  zur  Schlusslinie  parallele 
^=jEr8ecT  (wo  T  den  Neigungswinkel  der  Schlusslinie  bedeutet)  und 
erhalten  die  Momentengleichung 

(18)  Moi  —  Hy,-\'Dr,  =  0. 

Hierin  bedeutet  Moi  das  auf  den  Punkt  t  bezogene  Angriffsmoment 
für  den  Fall,  dass  ^^  ein  einfacher,  nicht  an  der  Kette  hängender 
Balken  ist,  ein  Balken  also,  dessen  Stützen  widerstände  A^-\'Ä^  =  Ä 
und  B^,  -{'  Bu  =  B  sind;  r<  aber  ist  der  Hebelarm  von  D  in  Bezug 
auf  i.  Die  Oleichung  (13)  hat  dieselbe  Form  wie  Gleichung  84  auf 
Seite  212,  und  hieraus  folgt  die  aus  der  Figur  281  ersichtliche  Be- 
stimmungsweise der  D- Fläche.  Man  vergleiche  die  Figuren  222  bis 
225  auf  Seite  218  und  beachte  behufs  Feststellung  der  Vorzeichen, 
dass  bei  der  in  Fig.  281  angenommenen  Lage  des  Punktes  i  der  Ein- 

fluBS  von  H  auf  D  gleich  -}-  H—  (also  positiv)  ist,  während  sich  im 

Falle  H=0  die  Momentengleichung 

—  (^  +  X)x,  +  Dn=0 
und  hieraus  der  ebenfalls  positive  Werth 

2)  =  +  ^-'- 

ergeben  würde. 

Es  leuchtet  ein,  dass  sich  auch  die  anderen  im  §  7  zur  Bestim- 
mung der  2>- Flächen  angegebenen  Verfahren  auf  den  vorliegenden 
Fall  anwenden  lassen;  wir  führen  dies  aber  hier  nicht  weiter  aus,  em- 
pfehlen vielmehr  dem  Leser,  diese  leichte  Arbeit  selbst  vorzunehmen 
und  weisen  nur  noch  auf  den  wichtigsten  Sonderfall  hin,  nämlich  den 
in  Fig.  282  abgebildeten  Versteifungsbalken  mit  parallelen  Gurtungen. 
Hier  ergeben  sich  die  Spannkräfte  in  den  FüUungsstäben  in  bekannter 
Weise  aus  den  Querkräften  Q,  und  es  genügt  daher,  die  Ermittlung 
der  ^Fläche  für  irgend  ein  Feld  F^F^  zu  zeigen.*) 

Sind  Ml  und  Jf,  die  Angriffsmomente  für  die  Knoten  F^^  F^, 
so  besteht,   da  auf  den  Balken  nur  lothrechte  Kräfte  wirken,  die  Be- 


*)  BOdet  die  vom  Schnitte  t  getroffene  Diagonale  (D)  mit  der  Wagereohten 
den  Winkel  9,  so  ist  D  sin  9  =^9. 

Müll  er- Breslau,  Oraphlache  StotUc.    II.  1.  lg 


274 
ziehtmg 

Q  = 


Zweiter  Abschnitt  —  §  9. 


M^  —  Mi  _  Jfoa  —  gy>  —  l/pi  +  gyi  _  ^        rr  y«— Vi 

r — r —  Vo -"  ^[^ 


WO  Qq  die  Qnerkraft  für  das  Feld  i^^^s  ^^^^  eiii£Eu:hen  nicht  an  der 
Kette  hangenden  Balkens  AB  bedeutet.  Trägt  man  die  Ordinaten 
y^y^  ^^^  ^^S*  282^   yon  einer  wagerechten  Schlnsslinie  ans  auf  and 


Flg.  S82. 


bezeichnet  man  die  Neigungswinkel  der  auf  diese  Weise  erhaltenen 
nenen  Eettenlinie  mit  a\  so  erhält  man  die  Gleichung 

(14)  Q  =  Qo  —  Higa=tgOL'  (Q^  cotg  a  —  10, 

welche  dieselbe  Form  hat  wie  Gleichung  (3)  auf  Seite  246;  sie  führt 
zu  der  in  Figur  282®  angegebenen  Darstellungsweise  der  Q-FlSohe. 
Figur  282^  zeigt  schliesslich  die  EiDflussfläche  für  den  Auflagerdruck 
A^,  unter  der  Voraussetzung,  dass  bei  A  ein  Querträger  angeordnet  ist; 
sie  gilt  fUr  Ti'äger  beliebiger  Gurtform  und  folgt  ohne  weiteres  daraus. 


Kette,  versteift  durch  einen  Fachwerkbalken.  276 

dass  dem  Balkenqnerschnitte  Ä  die  Qnerkraft  Q  =  A^  entspricht.  Fehlt 
der  Endquerträger,  wird  also  der  erste  Zwischenträger  unmittelbar  anf 
das  Widerlager  gelegt,  so  ist  das  Dreieck  A' J' B'  durch  das  Dreieck 
A'f'B'  zu  ersetzen.*) 

102.  Formeln  für  den  gleichmäsfidg  belasteten  Yersteifongsbalken  mit 

parallelen  Gnrtnngen.    Wird  die   statische  Berechnung  auf  Grund  der  stets 

zulässigen  Annahme   durchgeführt,   es   liegen   die  Knoten   der  Kette   in   einer 

4  fx  (i x) 

Parabel ,  deren  Gleichung  y  =  — - — ^ ^  ist,  Fig.  280,  und  wird  femer  die 

auf  Seite  270  abgeleitete  parabelfönnige  ff- Linie  benutzt,  so  lassen  sich  die 
von  einer  gleichförmigen  Belastung  verursachten  Momente  M  xmd  Querkräfte  Q 
auch  schnell  durch  Rechnung  bestimmen.  Die  bezüglichen  Formeln  und  Begeln 
sollen  hier  zusanmiengestellt  werden;  sie  werden  in  ähnlicher  Weise  entwickelt, 
wie  die  auf  Seite  241 — 243  imd  258—257  für  den  Zweigelenkbogen  bezw.  den 
versteiften  Stabbogen  hergeleiteten  Gesetze. 

1.  Kette  und  Hängestangen.  Es  möge  der  allgemeinere  Fall  vorausgesetzt 
werden,  dass  nur  ein  Theil  (^«)  der  ständigen  Belastung  g  vor  Ausführung 
der  Yersteifung  aufgebracht  werde,   der  Best  gn  =  g  —  g^  hingegen  erst  nach 

Vollendung  des  Balkens.    Die  Belastung  g^  erzeugt:    Hi  =    ^  ,  während 

gn  nur  H%  =    Q       hervorbringt.    In  Folge  gänzlicher  gleichförmiger  Belastung 

8/ 

des  Balkens  mit  p  entsteht  Hp-=----^  und  in  Folge  einer  Erniedrigung  der 
•Aufetellungstemperatur  Ht^-^-tEFhtil — v),  weshalb  der  Grösstwerth  von  JH": 

(15)  H^=^^\g,  +  {gn+p)>i\  +  tEFi,t{l--y) 

ist.  Die  grösste  Spannkraft  in  einem  unter  a  geneigten  Gliede  der  Kette 
ist  nun 


(16)  £Ua»=HM»8eoa 

und  die  grösste  Spannkraft  in  einer  Hängestange: 


(17)  Zma»  =  i/m«  (tg  «r  —  ig  Or+l)  =  H, 


2.  Momente  und  Querkräfte  des  gänzlich  hdastetm  Balkens,  Ist  der  ganze 
Balken  mit  p  für  die  Längeneinheit  belastet,  so  entsteht  an  der  Stelle  x  das 
Ifoment 

(18)  ir,=^^iF^(i-v) 


*)  Die  Auflager  des  Versteifungsbalkens  und  des  ersten  Zwischenträgers 
sind  bündig  liegend  angenommen. 

*♦)  Wir  vernachlässigen  hier  den  Umstand,  dass  die  Stützweite  der  Kette 
in  der  Regel  etwas  grosser  ist  als  die  des  Balkens. 

18* 


276 


Zweiter  Absohnitt.  —  §  9. 


und  im  Felde  FiF^  (Fig.  286)  dessen  Mitte  von  der  TrSgeimitte  den  Abstand  x" 
haben  möge,  die  Querkraft: 

9,  =  ^  — pa:  — JBptga    =px    — '%^^*- 

Der  Winkel  a",  den  das  Kettenglied  des  fraglichen  Feldes  mit  der  vorerst 
in  eine  wagerechte  Lage  gebrachten  Schlusslinie  Ä'^B"  bildet,  ist  ebenso  gross, 
wie  der  Neigungswinkel  einer  an  der  Stelle  x  an  die  Parabel  vom  Pfeile  f  ge- 
legten Tangente,  weshalb 


^  dx        l^   ^  '        P   \  2  /         /« 


X 


»* 


und 
(19) 


Qp  =  pa:"(l— v). 


Kf  und  Qp  sind  also  ebenso  gross  wie  Moment  und  Querkraft  für  den 
Querschnitt  x  eines  nicht  an  der  Kette  hängenden,  nur  bei  A  und  B  auf- 
liegenden Balkens,  der  gleichmässig  mit  p  (1  —  v)  für  die  Längeneinheit  be- 
lastet ist 

Den  Einfluss  Mg  bezieh.  Qg  der  ständigen  Belastung  erhält  man,  indem 
man  p  durch  gn  ersetzt. 


k S ** 


Fig.  283. 


3.  Gp-enzioerthe  der  Momente  in  Folge  der  beweglichen  Belastung.  Um  das 
Moment  mtnMpm  für  einen  (oberen  oder  unteren)  Knoten  m  an  der  Stelle  x  zu 
bestimmen  (Fig.  283,  in  welcher  der  Parallelträger  durch  eine  Gerade  ersetzt  ist) 

4f 
mache  man  5"r  =  -^,   ziehe  T8\\B"Ä'\   lege   durch  den  Kettenpunkt  m' 

(senkrecht  über  m)  die  Geraden  A"E  und  B^'E*  imd  belaste  den  Balken  rechts 
von  E  und  links  von  E'.    Es  entsteht  dann  (veigl.  Seite  242): 


Kette,  vereteift  durch  einen  Fachwerkbalken. 


277 


(20) 


-*Jf,  =  -^(5'  +  6"), 


während  die  BelastuDg  der  positiyen  Beitragstrecke  EE^  hervorbringt: 

px  (l  —  x) 


(21) 


»JMi=  +  -f^(p  +  e'o  + 


2 


(1-v), 


weil   mlmM,  +  maxM,  =  Mp    ist. 

Die  Ergebnisse  der  Gleich.  (20)  lassen  sich  anch  recht  übersichtlich  wie 
folgt  durch  Zeichnung  darstellen.  Man  trage  von  der  Geraden  AB  (Fig.  288) 
ans  eine  kubische  Parabel  BJ  auf,  deren  Gleichung 


r= 


e; 


ist,  und  verbinde  den  lothrecht  unter  E  liegenden  Punkt  Eq  dieser  Parabel  mit  Ä. 
Die  Gerade  AE^  schneidet  dann  auf  der  Lothrechten  durch  m  die  Strecke 

y    _  pyvS' 


FD  =  Y-?^  = 


AI 

8v 


(absolut  genommen) 


ab,  und  es  ist  deshalb  D  ein  Punkt  der  «,«,1^- Linie,  zunächst  allerdings  unter 
der  Voraussetzung,  dass  nur  eine  Belastungsscheide  E  in  Betracht  konmit 
Bestimmt  man  aber  die  Punkte  D  für  alle  Querschnitte,  die  zwischen  A  und 
der  Stelle  C  liegen,  welcher  g=:0  entspricht,  zeichnet  dann  das  Spiegelbild 
C'  B  der  so  erhaltenen  Kurve  xmd  addirt  schliesslich  zwischen  C'  und  C  die 
Ordinaten  beider  Kurven,  so  erhält  man  die  endgültige  mk^Mp-Ume.  Dieselbe 
wurde  in  Fig.  283  durch  Schraffirung  hervoigehoben.  Behufs  Aufzeichnung 
der  kubischen  Hilfsparabel  berechne  man  für  iigend  eine  Abscisse  Ei  die  Or- 

6/ 
Y=  Yt  -tT '     ^^^  bequeme   Konstruktion  dieses  Ausdrucks  ist  in  der  ohne 


dinate   Fi  = 


und  bringe  dann  die  Gleichung  der  Parabel  auf  die  Form: 


6i' 


weiteres  verständlichen  Fig.  284   angegeben;   die  Geraden  LM  imd   NO   sind 
parallel  zur  Abscissenachse. 

Die  Ordinaten  F  wachsen  sehr 
schnell,  weshalb  es  sich  empfiehlt, 
ii  nicht  grösser  anzunehmen,  als 
gerade  erforderlich,  damit  die 
Zeichnxmg  nicht  zu  viel  Raum  be- 
ansprucht. Am  besten  ist  es,  die 
Punkte  der  kubischen  Parabel  nur 
für  diejenigen  Querschnitte  zu  be- 
stimmen, für  welche  die  Momente 
gesucht  werden.  Man  vergleiche 
das  auf  Tafel  5  durchgeführte 
Beispiel. 

Will  man  die  Momente  rech- 
nen,   so    setze   man   (indem   man  Tig.  284. 
zunächst  nur  die  Belastungsscheide 
E  berücksichtigt): 


278 


Zweiter  Abschnitt  —  §  9. 


und  beachte,  dass  y  = 


4fx(l  —  x) 


femer 


{Z-£):ar  =  i^:y 


ist    Man  erhält  dann  für  die  Kurve  ADC  (Fig.  283)  die  Gleichung 


(22) 


min^p  —  — 


_     px[8v«' —  q« 


54v«ar'* 


lig.  285. 


worin   x'=l  —  x  ist     Die   Berücksichtigung  der   zweiten  Belastungsscheide 

erfolgt  in  derselben  Weise  wie  beim  zeichnerischen  Verfahren.    Der  Punkt  C 

l  l 

(Fig.  288)  liegt  bei  x  =  l ^   und  der  Punkt  C'  bei  a;  = 


4.    Die  Momente  Mt  in  Folge  einer  Temperaturänderung  sind: 


(23) 


-„    _-  SHtf  a?(^  — a?)  , 


Mt  =  +  Hty  =  + 


sie  sind  ebenso  gross  wie   die  Momente   eines  nicht  an  der  Kette  hangenden 


einfachen  Balkens  AB^   welcher  gleichmässig  mit  4. 


SHtf 


für  die  Längenein- 


heit belastet  ist 

5.  Die  Oesammtmomente : 

mtnM  =mim^p  —  Htff  +  Mg 
n^M^ma^Mp  +  Hty  +  ^9 

=^  —  miHMf  +  Mp-\'Hty+Mg 

lassen  sich  nun  sehr  übersichtlich  wie  folgt  darstellen. 

Man  zeichne  zuerst  die  Linie  AD  SB,  deren  Ordinaten  die  grössten  nega* 
tiven  Momente  minMp  angeben  und  addire  hierzu  die  Ordinaten  einer  Parabel 
ASiB  von  der  Pfeilhöhe. 


ÄiJ^-Ä/'+^^U-v). 


Je  nachdem  Htf 


>  gn^ 

<    Sf 


(1  —  v)  ist,  wird  diese  Parabel  imterhalb  oder 


oberhalb  der  AB  aufgetragen-,  ihre  Ordinate  an  der  Stelle  x  ist 

x{l  —  x) 


EDi  =  —  Äy  +  gn 


(l-v)  =  -JBiy  +  30 


und  es  ergiebt  sich  daher:  i„,„lf=  —  DDi. 

Jetzt  zeichnet  man  eine  zweite  Parabel  AS^B,  welche  die  Pfeilhöhe 


Kette,  veiBteüt  durch  einen  Fachwerkbalken.  279 


P 


S,J^  Htf+  (p  +  g.)  -g^  (1  -  V) 

hat  und  deren  Ordinate  an  der  Stelle  x 

x{l  —  x) 


ist,  weshalb  man  ma»M=-\-  DD^  erhält 

6.     Das  grÖBste   äUer  Bätken- Momente    entsteht   sehr  nahe   der   Stelle 

X  =  —  L    Es  kommt  dort  nur  eine  Belastungsscheide  in  Betracht,  und  es  ist 
daher  (wegen  y  =  —  f): 

M=^M,  +  M,  +  Htg  =  -  ^M,  +  M,  +  M,  +  -^^^ 


^pxlS^tx-iy        pxx'  gnxx'  ^N,    ÖÄ/^ 

1  3 

Mit x=^—-l  xmd  x*  =-—l  geht  dieser  "Werth  über  in 
4  4 

<2*)     ^=|U(>-|)+l(p+i'.)'»(i-v)+|Är. 

Für  den  Gurtquerschnitt  des  Yersteifungsbalkens  ergiebt  sich  nun  an  der 
betrachteten  Stelle  der  Werth 

wo  9  die  zulässige  Spamiung  bedeutet.    Es  empfiehlt  sich,  den  auf  diese  Weise 
gefundenen  Querschnitt  der  Berechnung  der  Ziffer  v  zu  Grunde  zu  legen,  weil 
die  Momente  mit  abnehmendem  v  wachsen  und  es  deshäib  rathsam  ist,   den 
Werth  V  eher  etwas  zu  klein  als  zu  gross  zu  nehmen.    Wir  setzen  daher: 

7.     Grenzwerthe   der   Querkräfte   in  Folge   der   beweglichen   Belastung, 
Nachdem    die    Schlusslinie    A" B"    in    wagerechte   Lage   gebracht   worden   ist 

(Fig.  282  u.  286),  wird  im  Abstände  5^ß^=4f:8v  die  Wagerechte  SS'  einge- 
tragen.*) Hierauf  wird,  behufs  Ermittlung  der  Querkraft  mmxQp  des  Feldes 
FiF^  durch  A"  eine  Parallele  zu  dem  Kettengliede  F*  F"  gezogen,  der  Schnitt- 
punkt E  dieser  Geraden  mit  SS'  bestimmt  und  (vorausgesetzt  dass  E  links  von 
B"  liegt)  der  Balken  zwischen  E  und  der  Feldmitte  belastet  Für  diesen  Be- 
lastungszustand weiden  nun  mit  Hilfe  der  zweiten  ^- Linie  und  der  zweiten 
JET-Linie  die  Werthe  A  und  H  dargestellt  und  dami  wird  gefunden: 

(26)  ^0,  =  ^  — JEftga" 

wo  a"  den  Winkel  bedeutet,  welchen  F'F"  mit  der  Wagerechten  einschliesst 
Die  zweite  ^-Linie  ist  eine  Parabel,  deren  Scheitel  bei  B^  liegt,  xmd  die  zweite 
JEF- Linie  wird  in  derselben  Weise  bestimmt  wie  beim  Bogen  mit  zwei  Ge- 
lenken (Gleich.  46,  Seite  239);  nur  mit  dem  Unterschiede,  dass  v  einen  an- 
deren Werth  annimmt     Vergleiche  auch  die   auf   Seite  240  gelöste  A^i^g&be. 


*)  Damit  Figur  286   recht  deutlich  werde,   nahmen  wir  die  Balkenachse 
zusammenfallend  mit  der  Geraden  jS'iS^'  an. 


280 


Zweiter  Abschmtt.  —  §  9. 


Liegt  E  rechts  toh  jBq,  so  wird  der  Balken  von  der  Mitte  des  Feldes  FiF%  bis 
B  belastet 

Zur  Berechnung  von  minQp  dient  schliesslich  die  Gleichung 

(27)  minQp  +  -.«&  =  Op  =  i?  a:"  (l  —  v). 

Ein  zweites  Verfahren, 

-^_4r...^_-,-L.-.^ U, .^^  m^Jip  zu  ennitteln,  ist  auf 

^kz-T^yfrr" — c ~ j/T-tt  Seite  256  und  257  erläutert 

worden;  dasselbe  setzt 
gleicheFeldweiten  und  feste 
Werthe  der  Enotenlasten 
voraus;  und  ein  drittes  Ver- 
fahren, ebenfalls  für  gleich- 
lange Felder  und  feste 
Enotenlasten,  eigiebt  sich 
wie  folgt: 

Belastet  man  r  Knoten- 
punkte, von  B  aus  gezählt, 
Fig.  287,  mit  je  pX,  so 
entsteht 

prX(r-f  1)X 


Fig.  286. 


(28)     Ar^ 


21 


Fig.  287  a.  288. 


und  (nach  der  Formel  9,  Seite  270,  mit  l  =  n\): 

^'•  =  -^^[l(n-l)  +  2(n-2)  +  3(«-8)  +  ....  +  r(n-r)]x« 
_  pX»v 


(29) 


Sfl 


r(r+l)(8n— 2r--l), 


Kette,  veiBteift  durch  einen  Fachwerkbalken.  281 

wofür  man  mit  Rücksicht  auf  Gleich.  28  auch  schreiben  darf 

(80)  ff,=^Mi=Ml:zri, 

Zur  zeichnerischen  Bestimmung  der  Werthe  Ar  nnd  Hr  mache  man  (nach 

pl 

Rg.  287)  -4ot/=-^,    bestimme  senkrecht  unter  r  +  1  auf  der  Geraden  BoJ 

den  Punkt  £,  ziehe  LR^Ä^Bo  und  verbinde  E  mit  B»,  Die  Geraden  BoÄ4t 
und  BitR  schneiden  auf  der  Senkrechten  durch  r  die  Kraft  r"r=Är  ab. 

Verlängert  man  jetzt  BoÄo  um  ^C=  0,5  y  —  X),  macht  CD  =  2/^:  v  und 
bringt  die  Gerade  Dr*  mit  der  Wagerechten  durch  r  in  r"  zum  Schnitt,  so 
erhält  man  rr"=^.Hri  welcher  "Werth  nun  von  einer  Wagerechten  A'B'  aus 
als  Ordinate  auftragen  wird. 

SoU  nun  die  Querkraft  mtaQr  für  das  Feld  F^F^  bestimmt  werden,  so 
suche  man  mit  Hilfe  von  Ä* E)\F' F"  die  Belastungsscheide  E  auf  und  nehme 
nur  die  zwischen  E  xmd  dem  Schnitte  tt  gelegenen  Knoten  belastet  an.  Es 
seien  dies  die  Knoten  r,  (r —  1),  ....  ä?+  1.    Dann  entsteht 

A=iAr  —  Au\    H=Hr-Hk]    n^Q,==A-Htga\*) 

8.    Die  Querkräfte  Qt  in  Folge  einer  Temperaturänderung  sind 

ft  =  H-Ätga   =  +  — Y^— iT  ; 

sie  sind  ebenso  gross  wie  die  Querkräfte  eines  nicht  an  der  Kette  hängenden 

einfachen  Balkens  AB^  welcher  gleichmässig  mit  ip  — '—-^  f.  d.  Längeneinheit 

belastet  ist 

0.    Die  Gesammtquerhräfte: 

mmaQp  =  maxQp  H           ^         X    +  ß^**) 
minQp  =  mtmQp J^ x"  +  Qg 

=  -^Qp  +  Qp--^^x'  +  Q. 

lassen  sich  jetzt  übersichtlich  wie  folgt  darstellen. 

Man  trage  von  der  Wagerechten  A'B'  aus  (Fig.  289)  die  Querkräfte 
mmQp   auf   und    addire    zu   denselben    die   Querkräfte    eines  gleichmässig  mit 

^»(1  — v)H ^j-^  für  die  Längeneinheit  belasteten  Balkens,  welche  letztere 

in    bekannter  Weise   mittels    einer   Geraden   JiM   gewonnen    werden,    wobei 

A'M=:^  l  TmdJiA'  =  g^il  —  v)4-+  ^^f'    ist    Das  Ergebniss  ist: 


*)  Dieses  Verfahren  lässt  sich  selbstverständlich  auch  beim  Zweigelenk- 
bogen  mit  annähernd  konstanter  Höhe  A,  sowie  bei  dem  im  vorigen  §  behandelten 
Versteifnngsbalken  mit  parallelen  Gurtungen  anwenden. 

♦*)  Hi  sei  der  absolute  Werth  des  Horizontalzuges  in  Folge  einer  Temperatur- 
änderung. 


282                                     Zweitor  Abschnitt.  —  §  9. 

Ersetzt  man  die  Gerade  J,M  dnrch  die  mit  Hilfe  voi 
7?=  ^^  -  (!I.  +  r)  (1  -  ■)  y 

..«,  +  2\^.^  =  _rf,+  -!^»--r(l-.)»- 

-y.a 

=  _9,+  ^.--?,-«,=- 

--.«. 

rig.  m. 

103,  ZahlenbeUpiel  (Tafel  5).  Es  soll  eine  vereteifte  Kettenbriicte 
mit  folfrenden  Abmessimgeo  ijerechuet  werden: 

Stützweite  der  Kette  /,  =  75-,  des  Balkens  i  =  T2";  Pfeil  der  Kette,  ge- 
messen bis  zur  Sclilusslinie^^9,0"  <fi  =:nuid  9,7");  Länge  der  unter  b'=  35° 
geneigten  RücUialtkettc  «'  =  27";  Höhe  des  Versteif ungsbalkens  h  =  2,0"; 
Feldweit«  X  =  S'. 

Die  ständige  Belastung  für  jeden  der  beiden  die  Brückeubahn  stiitzeodea 
Haupttrager  sei  jj -_=  2,8'  f.  d.  Meter,  die  bewegliche  p^l,5',  Es  sei  in  Aus- 
sicht genommen,  die  Brücke  zuerst  unverstcift  auBznföhren  (ret^l.  Seite  266) 
weshalb  g,^g^=  2,8'  und  g^  =  0.    Die  Temperaturänderung  sei  I  ^  +  40°  Cela. 

1.  Ah»c\tittK«g  dM  $u(r*cAn(Mst>erAdIt»issM  F<:Ft(f<  =  OurtqiierBchnitt 
des  Balkens,  F»  =  Quersclinitt  der  Kette  im  Scheitel)  behufs  Beredmong  der 
Ziffer  t.    Es  ist 


^    \«,  P    l    Fi  '     '  Ft 

Schützt  man  zuerst  F„:  Fi,  =  0,40  bis  0,45,  so  erhält  aua  t 
=  0,957,  also  rund  »  =  0,96.    Aus  der  Formel 


«=-.^lp.  +  {y-  +  f.)v] 


Kette,  versteift  durch  einen  Fachwerkbalken.  283 

folgt  nun  der  erforderliche  Eettenquerschnitt  im  Scheitel 

^  _   ^  [^^  +  to»  4- jt>)  v] 
8/^[cj  — e^^(l-vj] 
und,  wenn  für  eine  schweisseiseme  Flacheisenkette  die  Beanspruchung 

a  =  1000*'  f.  d.  qcm  =  10000*  f.  d.  qm 
zugelassen  und  tE  =  2W  f.  d.  qm  gesetzt  wird: 

72' (2,8  +  1.5  •  0.961  _oo317<«. 

**  -    8  . 9  [10000  -  240".IÖ^."Ö:Ö4]  "  °'*'^"  2«- 

Der  Neigungswinkel  a  der  äussersten  Glieder  der  parabelförmig  gerechneten 
Kette  ist  durch 


sec 


.,=j/.+'-«!=)ATr=|^ 


0  0317      .- 
bestimmt,  und  es  muss  daher  der  Kettenquerschnitt  bis  zu  jF*  sec  a,  =  -^- —  t/^ 

=  0,0856  9m  anwachsen.  Im  vorliegenden  Falle  empfiehlt  es  sich,  der  Kette 
den  überall  gleichen  Querschnitt  0,0356  ^m  zu  geben,  also  auch  ^jb  =  0,0356 
zu  setzen. 

Nun  ergiebt  sich  der  Horizontalzug  in  Folge  der  Temperaturänderung: 

Et  =  zEFht  (1  —  v)  =  240  •  0,0856  •  40  •  0,04  =  13,7' 

und  der  Gurtquerschnitt  des  Balkens  nach  Gleich.  25  (wegen  ^,=z=0): 

'••=Ä»-f[-i(-ir+<-)]+^f- 

Wird  a=r750*»'  f.  d.  qem  =  lbW  f.  d.  qm  gestattet,  so  folgt: 
Hiemach  ist: 

f = St = °'«» '^"'^  ^ = T+öro9l-o;r38- = «'«'^^«' 

also  rund  v  =  0,96,  übereinstimmend  mit  dem  zuerst  gefundenen  Werthe  von  v. 
Eine  Wiederholung   der  Rechnung   ist   daher  nicht   erforderlich,   und   es  darf 
die  Untersuchung  des  Versteifungsbalkens  mit  v  =  0,96  durchgeführt  werden. 
Ber  grösste  Horizontalzug  der  Kette  ist 

^fl  =  -g^  (öT  +  p  V)  +  Ä  =  -g^  (2,8  +  1,5  .  0,96)  +  13,7  =  819' 

und  der  grösste  Zug  in  einer  Hängestange: 

-^=  Ä«,  (tg eu- lg  a«+.)  =  Ä^ -?^';^- =  319 -il^l^  =  14«. 


Für  die  Rückhaltkette  erhält  man: 

^tmax  — —  -uaiaa}  SOC  öü     —  öo"  , 

und  der  Druck  auf  den  Kettenpfeiler  ist: 

H^  (tg  35'^  +  tg  a,)*)  =  319  [0,7  +  0,5]  =  883*. 


4f 
*)  Genügend  genau  ist  tg  a^  =  -j- 


284  Zweiter  Abecfanitt  —  §  0. 

2.   Spannkräfte  in  den  Gurtnngen,   Fig.  290.    Die  zur  ErmitÜimg  der 
Belastongsscheiden  dienende  Wagerechte  SS'  liegt  im  Abstände 

8v  8*0,96  ' 

von  der  A"B"\  ihre  Schnittpunkte  lo,  2»,  So,  .  •  .  .  mit  den  Geraden  A"l'j 
A"2\  A"S",  .  .  .  bestimmen  die  den  Knotenpunkten  1,  2,  8,  .  .  .  entsprechen- 
den Belastungsscheiden.  In  Fig.  290  wurde  die  Kette  parabolisch  angenommen. 
Auf  der  Senkrechten  durch  B"  wurde  die  Strecke  ^"0"  =  4/^=S6*  aufge- 
tragen und  in  24  gleiche  Theile  zerlegt.  Die  von  den  Theilpunkten  1",  2", 
8",  .  .  .  nach  A"  gezogenen  Strahlen  schneiden  dann  die  Senkrechten  durch 
1,  2,  8,  ...  in  den  Kettenpunkten  1',  2\  8'  .  .  .  und  die  Gerade  SS^  in  den 
Punkten  1«,  2o,  80,  .  .  .  . 

M 

Die  Werthe'-r-  wurden  nach  dem  auf  Seite  276  bis  279  zur  Ermittlung 
h 

der  Momente  M  benutzten  Verfahren  bestimmt  Punkt  1«  liegt  im  Abstände 
Si  =  45,91"*  von  der  Senkrechten  B"B'^  und  es  ist  daher  die  zugehörige  Ordi- 
nate der  nach  Fig.  284,  Seite  277  aufzutragenden  kubischen  Hilibparabel: 

Die  Pfeilböhen  der  gemeinen  Parabeln  A'LiB*  und  A^L^B^  sind  (wegen 
ffn  =  0)y  bezw. 

-^^  =  -iM-l?^r=  61,65  Tonnen  =  rund  62  Tonnen 
h  2,0 

und 

Äf    ,  pP  ,^        V      ^,  aK   I    1,5 -72* -0,04  j  n.  m 

'  +^(l-v)  =  61,65  +  -^———^~  =  rund  81  Tonnen. 


h      •    8Ä  '         '  '       •  8-2,0 

Die  Zeichnung  liefert  für  die  Knoten  1,  2,  8,  ...  12: 

^  =  4-82;  +59;  +80;  +97;  +108;  +115;   +118;  +118;  +115; 
+  111;  +  109;  +  108  Tonnen 
-.M-^  =  — 29;  —53;  —72;  —86;  —95;   —101;    —102;  —101;  —97; 

—  93;  —90;  —89  Tonnen. 

Durch  diese  Werthe  sind  die  in  Fig.  298  zusammengestellten  Spannkiafte 
in  den  Gurtungen  bestimmt. 

8.    Spannkräfte  D  in  den  Diagonalen.     In   einer  unter  dem  Winkel  9 
gegen  die  Wagerechte  geneigten  Diagonale  entsteht  die  Spannkraft 

D  =  +  ^^, 

~  sm9 

wo  Q  die  Querkraft  für  das  fragliche  Feld  bedeutet  Das  obere  Vorzeichen 
gilt  für   eine   linkssteigende,    das   xmtere  für  eine   rechtssteigende   Diagonale. 

Da  9  für  sämmtliche  Diagonalen  gleich  gross  ist  1-^ =  1,8028],  so  wurden 

an  Stelle  der  Querkräfte  Q  sofort  die  Werthe  Q'  =   .^     dargestellt  und  zwar 

nach  dem  auf  Seite  280,  Fig.  287  und  288  für  die  Ermittlung  der  Kräfte  Q  an- 
gegebenen Verfahren.  Hiemach  sind  die  Ordinaten  der  für  feste  Knotenlasten 
pX  aufgetragenen  zweiten  (^ :  sin 9)-Linie  durch  die  Strecke  (11g.  291) 


Kette,  versteift  durch  einen  Fachwerkbalken.  286 

i;;j=^=  ^''^•^''•^'«°^»  =  97,85« 

2  sin  9,  2  ' 

bestimmt  Die  Ordinaten  der  zweiten  (JJ:  sin  9)-Linie  wurden  nach  Fest- 
legung des  Punktes  D   [nüttels  J^=:  i  p  —  X)  =  4"  (72  —  8)  =  84,50-  und 

05"= -^  =  -^^=18,75-]   auf  die   früher  beschriebene  Weise  (Fig.  287) 

aus  den  Werthen  ^:8in9  heigeleitet;  die  Hil&linien  sind  grösstentheils  wieder 
ausgelöscht  worden.  Für  ^ :  sin  9  imd  J?:  sin  9  wurden  auf  Tafel  5  die  kürzeren 
Zeichen  A'  und  JET'  eingeführt 

Wird  nun  beispielsweise  maxQp'  für  das  dritte  Feld  gesucht,  so  zieht  man 
von  ^"  aus  zu  dem  Kettengliede  III  eine  Parallele,  bringt  diese  mit  der  Wage- 
rechten 88'  in  /I/o  zum  Schnitt  und  erhält  in  der  Senkrechten  durch  III^  eine 
Belastungsscheide.*)  Hierauf  nimmt  man  die  zwischen  dem  fraglichen  Felde 
und  JiJo  gelegenen  Knotenpunkte  8,  4,  5,  6,  7,  8,  9,  10  mit  je  ^X  belastet  an 
imd  findet  für  diesen  Zustand: 

=  ^,'  —  Au';  -^  =  S,'  —  Ä„',  mithin 


sm  9  sm  9 

~C,'  =  (A'  -  Ai*)  -  W  -  -ffii')  te  «•• 

Der  Kürze  wegen  haben  wir  auf  Tafel  5  den  Werth  u4j'  —  Au^  mit  Aai 
bezeichnet  und  den  Werth  (JBTj'  —  An')  tg  a^  mit  Tni'  Die  letztere  Kraft  ist 
mittels  der  zum  Kettengliede  III  rechtwinkligen  Geraden  IIV  bestimmt  worden. 

Auf  dieselbe  Weise  wurde  die  Kraft  mamQp*  für  alle  Felder  der  linken 
Balkenhälfte  in  der  Form  dargestellt: 

««rÖW=^/—  Ti\  maMQ^,n  =  An—  Tn',  u.  s.  w. 

wobei  zu  beachten  ist,  dass  nur  den  Feldern  /  bis  VIII  Belastungsscheiden 
2i  .  .  .  .  FJZJo  entsprechen.  Für  das  IX^  Feld  entsteht  maxQp  sobald  sänmit- 
liche  rechts  von  diesem  Felde  gelegenen  Knoten  belastet  sind,  weshalb 
Aix^A^*  und  2£r=irotga,,  und  ebenso  folgt  ^x  = -Aio',  Ix  =  ifio' <g  «lo 
u.  s.  w. 

Die  so  gewonnenen  Kräfte  mmxQp  sind  in  Fig.  292  im  Maassstabe  1"*"*  =  1* 
von  der  Geraden  A  M  aus  nach  unten  aufgetragen  worden.  Hierauf  wurde  die 
Gerade  JiM  mittels 

ÄJ,  =  ^-^  =   *-'i-''^'   .  1,8028  =  12,85. 
*       ;sm9  72 

festgelegt  und  für  jedes  Feld  die  Kraft  .^Q'  nach  dem  auf  Seite  281,  Fig.  289, 
angegebenen  Verfahren  bestimmt 

Zur  Ermittlung  der  mtnQ^  müsste  die  Gerade  JiM  durch  eine  Gerade  J^M 
(Fig.  289)  ersetzt  werden,  wobei 

AJ^=z4^ ^(1  — v)-4-   =11,96' 

zu  machen  wäre.  Es  unterscheiden  sich  aber  die  Ordinaten  der  Geraden  JiM 
und  J^M  BIO  wenig  voneinander,  dass  es  im  voiiiegenden  Falle  erlaubt  ist, 
,^g»  =  — 1„«^'  zu  setzen. 


*)  Ist  die  Kette  paitibelfönnig,  so  sind  die  von  ^"  aus  nach  den  bereits 
in  Fig.  290  benutzten  Punkten  1",  8",  5",  7",  ....  gezogenen  Geraden  be- 
ziehungsweise parallel  zu  den  Kettengliedern  /,  //,  III^  IV^  . 


286 


Zweiter  Abschnitt  —  §  9. 


Die  Ergebnisse  lauten  für  die  Felder  1,  2,  8, ....  12: 

Ö'  =  +  39*;  33«,  29';  26';  24';  28';  28':  24';  25*;  25*;  25*;  25'; 


denselben  entsprechen  die  in  die  Figur  293  eingeschriebenen  Spannkräfte  D. 

Der  Widerstand  A  am  linken  Auflager  des  Balkens  ist,  falls  kein  End- 
querträger angeordnet  wird: 

^  =  Dl  sin  9,  woraus  maxA  =  -f  21,6';  mi»Ä  =  —  21,6*. 

Der  positive  Widerstand  ist  nach  oben  gerichtet,  der  negative  Werth  A  muss 
durch  einen  Anker  aufgenommen  werden. 

Ist  ein  Endquerträger  vorhanden,  so  entsteht 


.^  =  21,6  +  ^  =  21,6  +  -^^ 


+  24', 


während  mit»A   den   oben  angegebenen  Werth  behält,   weil   bei   der  Belastung, 
welche  mtt^A  erzeugt,  der  Ejioten  0  unbelastet  bleibt 

Wir  empfehlen  dem  Leser,  auf  Grund  der  angegebenen  Spannkriifte  nun- 
mehr die  Längenänderungen  sämmtlicher  Stäbe  zu  berechnen,  die  genauere 
Einflusslinie  für  H  als  Biegungslinie  für  den  Zustand  H  =  —  1  darzustellen 
und  für  einige  Momente  und  Querkräfte  die  Einflussflächen  abzuleiten.  Diese 
schärfere  Ermittlung  der  JET- Linie  erfolgt  genau  wie  bei  dem  in  No.  96  behan- 
delten Zahlenbeispiele,  und  es  dürfte  deshalb  überflüssig  sein,  hier  näher  darauf 
einzugehen. 

104.  Der  Stabbogen  mit  darüber  liegendem  Versteiftuige- 
balken,  Flg.  294,  lässt  sich  als  umgekehrte  versteifte  Kette  deuten 
und  mit  Hilfe  der  im  vorstehenden  entwickelten  Verfahren  untersuchen. 
Die  Glieder  des  Stabbogens  und  die  senkrechten  Zwischenstäbe  werden 
natürlich  BJif  Druck  beansprucht;  auch  muss  man  zur  Bestimmung  der 

Punkte  A''  und  B" 
die  äussersten  Glieder 
des  Bogens  über  B 
und  T  hinaus  ver- 
Iftngem.  Endlich  sind 
bei  Berechnung  des 
Horizontalscbubes  H 
mit  Hilfe  der  für  den 

Horizontalzug    der 
Kette  abgeleiteten  For- 
meln   die   Längen  s' 
und  s"  der  Bückhalt- 
ketten gleich  Null  zu 
setzen. 
In  Fig.  294  ist  ein  bei  A  und  B  auf  den  Pfeilern  gelagerter  Balken 
gezeichnet  worden,  in  Fig.  295  ein  an  den  Enden  mit  den  Kämpfer- 
gelenken   durch    senkrechte    Stäbe    verbundenes  Yersteifungsfachwerk. 


^;^^ 


i' 


Vlg.  M4. 


stabbogen  mit  darüber  liegendem  Versteifungsbalken. 


287 


Während  das  erstere  Tragwerk  Lasten  beliebiger  Richtung  aufzunehmen 
yermag,  ist  letzteres  nur  senkrechten  Lasten  gewachsen.  Damit  es  fähig 
werde,  auch  wagerechte  Lasten  auf  die  Pfeiler  zu  übertragen,  lege  man 
einen  Knoten  des  Versteifnngsbalkens  auch  im  wagerechten  Sinne  fpst, 
z.  B.  i^  in  Fig.  295 \  Führt  man  dagegen  den  Stabbogen  bis  an  den 
Balken  heran,  Fig.  296,  so  erhält  man  ein  Fachwerk,  welches  nur  in 
den  Punkten  B  und  T  gestützt  zu  werden  braucht;  dasselbe  ist  steif 
und  einfach  statisch  unbestimmt. 


a it---i  — y 


Fig.  295. 


Flg.  295  a. 


Fig.  295  b. 


Flg.  29«. 


Für  den  in  Fig.  295  daxgestellten  Träger  ist  die  Anzahl  der  Knoten- 
punkte k  =  27,  der  Stäbe  « =  50  und  der  Seitenkräfte  der  Stützenwiderstände 
a  =  4*),  mithin 

2k  =  8  +  a  (d.h.  54  =  50  +  4), 

80  dass  man  versucht  sein  könnte,  den  Träger  für  einen  statisch  bestimmten 
zu  halten.  Ein  Blick  auf  die  in  Fig.  295^  eingetragene  Figur'  F"  lehrt  aber, 
dass  hier  ein  bewegiiohes  Stabgebilde  vorliegt,  ein  Tragwerk,  welches  sich  nur 
in  gewissen  Belastungsfällen  als  brauchbar  erweist,  dann  aber  statisch  unbe- 
stimmt ist;  und  zwar  ist  leicht  einzusehen,  dass  einer  am  Yersteifungsbalken 
angreifenden  wagerechten  Last  erst  dann  von  den  Spannkräften  der  an&nglich 


*)  Wir  erinnern  daran,  dass  bei  Ermittlung  der  Zahl  a  der  Widerstand 
eines  festen  Auflagers  in  zwei  Seitenkräfte  zerlegt  werden  muss.  Einem  be- 
weglichen Auflager  entspricht  a  =  1. 


28S  Zneiter  Abschnitt.  —  g  9. 

senkrecht  Btohendea  ZwisoheostSbe  das  Oleichgenicht  gehalten  werden  kann, 
wenn  diese  Stäbe  in  Fulge  einer  Verschiebung  des  Balkens  eine  geneigte  Lage 
angenommen  haben.  Fällt  der  Stabbogen  mit  der  Geraden  B  T  zasamnien 
(f=Q),  Bo  ist  das  Fachwerk  ein  solcheH  von  endlicher  BewegÜcbkeit;  Oleich- 
gewicht ist  in  diesem  Falle  bei  einer  wagerechten  Belastnng  des  VerataifungB- 
balkeoB  überhaupt  nicht  möglich.  Sonst  ist  die  Bewe^chkeit  —  starre  Stäbe 
TOransgcsetzt  —  eine  unendlich  kleine,  und  es  liegt  einer  der  auf  Seite  B7  her- 
Torgehobetien  Ausnahmefälle  vor. 

Haben  Stabbogen  an<j  Versteifangsbalkeii  einen  Enotenpnnkt  ge- 
mein und  wird  trotzdem  das  eine  Balkenauflager  fest  gemacht  (Fig.  297), 
so  entsteht  ein  steifes,  zweifoch  etatiscb  unbestimmtes  Fachwerk.  Als 
statisch  nicht  bestimmbare  GrSsBen  fDhrt  man  zwechm&ssig  die  wage- 
rechten  An  Säger  widerstftnde  H,  und  E,  ein;    man    berechne    sie  mit 


Hilfe  des  im  §  5  gelehrten  allgemeinen  Verfahrens  and  leite  die  ESd- 
flnsslinie  für  H,  and  H^  ans  den  BJegnngslinien  fQr  die  Znst&nde 
H,  =  —  i  nnd  ff.  :=  —  1  ab. 

Eine  solche  zweifache  atatische  Unbestimmtheit  entsteht  natQrlicb 
auch  dann,  wenn  eine  der  Hängestangen  der  in  Fig.  277  dargeateUten 
varateiften  Kettenbrücke  die  Lfinge  Null  erhalt;  und  man  kann  hieraus 
schon  Bchliesaen,  dass  im  Falle  sehr  kurzer  mittlerer  HBngeatangen  die 
unter  der  Vorauasetzung  einer  einfachen  statischen  Unbestimmtheit  ge- 
wonnenen Ergebnisse  nicht  mehr  ganz  scharf  sein  können,  eine  Tbat- 
Sache,  die  sich  auch  in  der  Weise  erklären  ISast,  daas  die  Neigungs- 
winkel sehr  knrier  StAbe  schon  bei  einer  geringen  FormTeübiderang 
des  Fachwerks  sich  wesentlich  Bndem  kOnnen,  was  dann  zur  Folge 
hat,  dasa  die  Annahme  verschwindend  kleiner  Winkeländernngen  nicht 
mehr  zutrifft. 


Bogen-  und  Kettenbrücken  mit  mehreren  Oeffiinngen.  289 

§  10. 

Einfiieli  statlseli  nnbesthninte  Bogen-  und  Kettenbrficken 

mit  mehreren  Oefhimgen. 

106.  Die  nächste  üntersnchnng  beschäftigt  sich  mit  einer  Beihe 
einfctch  staUseh  unbestimmter  Bogen'  und  Kettenbrücken  mit  mehreren 
Oeffnungen,  deren  Berechnung  sich  eng  an  die  üntersachnngen  der 
Yorigen  Paragraphen  anschliesst.  Als  statisch  nicht  bestimmbare  Grösse 
wird  durchweg  der  Horizontalschub  (bezieh.  Horizontalzug)  H  eingeführt 
und  zur  Ermittlung  von  H  in  Folge  einer  senkrechten,  in  m  angreifen- 
den Last  Pm  wird  die  Gleichung 

8« 


//=P« 


2S'h  ^' 


F 

benutzt,  wobei  h'  die  mit  EF^  multiplicirte  senkrechte  Verschiebung 
bedeutet,  welche  m  bei  Eintreten  des  gedachten  Belastungszustandes 
J{=  —  1  erfahren  würde,  während  S'  die  Stabkraft  für  den  Zustand 
H=  —  1  ist.  Die  zu  betrachtenden  Tragwerke  lassen  sich  in  zwei 
Gruppen  scheiden;  bei  den  Gebilden  der  einen  Gruppe  besteht  das 
statisch  bestimmte  Hauptnetz  aus  einer  Reihe  von  Einzelbalken,  während 
die  anderen  im  Falle  H=0  in  Gerbersche  Balken  übergehen. 

a.  Das  statisch  bestimmte  Hauptnetz  besteht  aus  einer  Folge  von  Einzelbalken. 

106.  Bogenbrüoke  mit  mehreren  Oeffiiimgen.  Die  über  einem 
Mittelpfeiler  zusammentreffenden  Bögen  erhalten  dort  ein  gemeinschaft- 
liches, auf  wagerechter  Bahn  geführtes  Eämpfergelenk,  damit  diese 
Pfeiler  nur  senkrechte  Drücke  erfahren.  An  den  Enden  sind  feste 
Kämpfergelenke  angeordnet,  Fig.  298. 

Liegen  sämmtliehe  Gelenke  in  einer  wagerechten  Geraden,  so  sind 
die  senkrechten  Stützen  widerstände  A,  B,  C  unabhängig  von  H  und 
ebenso  gross  als  bestände  das  Tragwerk  aus  einzelnen  Balken  ACj^, 
CjCg,  .  .  .  Man  erhält  z.  B.  für  die  in  Fig.  298  angenommene  Be- 
lastung: 

Um   die  ^- Linie  zu  bestimmen,  berechne  man  für  jede  einzelne 

f/Ä     F 
Oeffnung  die  den  Gewichten  w  =  — ^ — -f-    entsprechenden     einfachen 

Balkenmomente  M^  —  genau  wie  beim  Zweigelenkbogen  (Seite  195)  — 

Mäller-BresUn.  Orftphlacho  Statik.    IL  1.  19 


290 


Zweiter  Abschnitt  —  §  10. 


und  dividire    dieselben  durch  die  über  die  Enotenponkte  sämmüicher 
Oefihungen  anfizadehnende  Snmme:  2z  =  2yw.   Man  erhält  für  P=  1 : 


H= 


2^ 


Aus    der    durchweg    positiyen  JJ-Linie  werden  alle  übrigen  Ein- 
flusslinien ganz  in  derselben  Weise  abgeleitet  wie  beim  Zweigelenkbogen. 


Flff.  298. 

In  Fig.  298  ist  beispielsweise  die  JC-Fläche  für  einen  Knoten- 
punkt m  der  Mittelöffnung  C^C^  dargestellt  worden;  sie  unterscheidet 
sich  Ton  der  ilfM*Fläche  eines  Zweigelenkbogens  C^C^  (abgesehen  von 
den  kleineren  Ordinaten  der  ^-Linie)  nur  dadurch,  dass  sie  links  von 
Ci  und  rechts  Ton  C^  einen  aus  den  negativ  zu  nehmenden  J7-Flächen 
bestehenden  Zuwachs  erhält.  Denn  Lasten,  welche  ausserhalb  der  Oeff- 
nung  CiC^  liegen,  beeinflussen  das  zweite  Glied  des  Ausdruckes 

M^  =  M^^  —  Hy^. 

Für  den  in  Folge  einer  gleichmässigen  Zunahme  der  Anfangstem- 
peratur um  t^  entstehenden  Horizontalschub  findet  man  (vgl.  S.   199) 

wo  2Z  die  Summe  der  Stützweiten  sämmtlicher  Oeffnungen  bedeutet. 
107.  Kette»  versteift  durch  mehrere  Einselbalken.  Der  in 
No.  106  behandelten  Bogenbrücke  kann  man  die  in  Fig.  299  dargestellte, 
durch  Einzelbalken  versteifte  Kettenbrücke  an  die  Seite  stellen.  Jeder 
Balken  erhält  ein  festes  und  ein  bewegliches  Auflager.  Behufs 
Ermittlung    der  J7- Linie    berechne    man    auch  hier  für  jede  einzelne 


Oeffnung    die    den    Gewichten  w 


r«    F 


entsprechenden    einfEUshen 


Balkenmomente  IC  ui^d  dividire  dieselben  durch  den  Ausdruck 


Bogen-  und  Kettenbrücken  mit  mehreren  Oeffnungen. 


291 


9?  =  2;2f  +  — ^  (SX^  sec*  OLr -{- s'  sec  OL  ■-{-  b"  sec  a") 

dessen    Snmmen    sich    über    sftmmtliche   Oeffnungen    erstrecken.     Man 
erhält  fUr  P  =  1 : 

3f^ 


77  = 


5R 


Ans  der  durchweg  positiven  /f-Linie  werden  die  übrigen  Einflass- 
linien  in  derselben  Weise  abgeleitet  wie  im  §  9,  No.  101.  In  Fig.  299 
ist  als  Beispiel  die  3C-Fläche  für  einen  Knotenpunkt  der  Mittelöfifhung 
gezeichnet  worden. 


Flg.  299. 

Für  den  Horizontalzag  in  Folge  einer  Temperaturändernng  erhält 
man  nach  Seite  270  und  271: 


fl;  = 


zEF.i^S's 


zEFA 


[SX,  sec*  a  +  s'  sec  ol  +  «"  86C  ol' 


SR  3? 

+  ^Zr  (tg  a^  —  tg  a^+i)]. 
Die  in  den  vorstehenden  Formeln  noch  enthaltenen  Snmmenaus- 
drücke  darf  man  für  die  einzelnen  Oeffnungen  nach  den  Foimeln  berechnen : 

64/";(3ä'  — 2/'i  — l,5c)X 


^Zr  (tga,  — tga^+,)*  = 


S^^(tga^  — tga^+i)  = 


3/J 
8fi  (8ä'— 2fi—  1,5c) 


3/, 


wo^i,  /\  und  c  die  in  Fig.  279  auf  Seite  268  angegebene  Bedeutung  haben. 
Die  im  §  9  für  Versteifungsbalken  mit  parallelen  Gurtungen  nach- 
gewiesenen Vereinfachungen  sind  natürlich  auch  bei  der  Kettenbrücke 
mit  mehreren  Oeffnungen  ausführbar. 


19* 


292 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  10. 


108.  Hängebrücke  über  drei  OefOiiingen,  bestehend  ans  drei 
Scheiben»  Fig.  800»  801.  Jede  Scheibe  ruht  auf  zwei  Oleitlagern. 
An  den  beiden  äusseren  Scheiben  greifen  die  Rückhaltketten  8i  and  S^ 
an,  80  dass  jede  dieser  beiden  Scheiben  durch  drei  Widerstände  gestützt 
wird,  deren  Sichtungen  sich  nicht  in  einem  und  demselben  Punkte 
schneiden.  Die  mittelste  Scheibe  wird  durch  vier  Kräfte  gestützt,  näm- 
lich durch  die  an  den  beiden  beweglichen  Auflagern  auftretenden  Wider- 
stände und  durch  die  Spannkrtlfte  S^  und  8^,  welche  an  den  mit  Hilfe 
der  Stäbe  82  und  8^  festgehaltenen  Gleitlagern  C  angreifen.  Das  Tor- 
liegende  Tragwerk  ist  deshalb  ein&ch  statisch  unbestimmt;  es  unter- 
scheidet sich  von  dem  im  I.  Bande,  §  47,  Seite  389  untersuchten 
Hängewerke  nur  dadurch,  dass  das  Scheitelgelenk  fehlt.  Als  statisch 
unbestimmte  Grösse  wird  wieder  der  Horizontalzug,  d.  i.  die  überall 
gleiche  wagerechte  Seitenkraft  H  der  Eettenstäbe  81  ^  82,  8^9  8^^  8^^ 
8^  eingeführt.  Man  findet  dann  für  die  MittelOffhung,  mit  den  aus 
der  Figur  ersichtlichen  Bezeichnungen,  die  Angrifiismomente 

M^  =  Mq^  —  Hij„ 


wo  JfoM  tind  Mqu  die  Angriffs momente  für  die  Punke  m  und  k  eines 
einfachen  Balkens  von  der  Stützweite  l  bedeuten.  Berücksichtigt  man 
bei  Ermittlung  der  Durchbiegungen  h'  für  den  Zustand  H= —  1  nur 
die  Formänderungen  der  Ourtungen,  so  erhält  man 

w   =        ^^^  =   I       ^'"^'" 

Will  man  auch  die  Formänderungen  der  Füllungsglieder  berück- 
sichtigen, 80  bedient  man  sich  am  zweckmässigsten  der  Formeln  6  und  7 
auf  Seite  105.  Die  Vertikalen  sind  für  den  Belastungsfall  H= — 1 
spannungslos,  sie  haben  also  keinen  Einfluss  auf  die  Durchbiegungen  h\ 


Bogen-  und  Kettenbnicken  mit  mehreren  OeShnngen. 


293 


Für  die  über  die  Seitenöfinung  gelegte  Scheibe  findet  man,  nach 
Zerlegung  Ton  8^  in  A'  und  It  (Fig.  801)  und  Ton  8^  in  B'  und 
H^j  die  Qleichgewichtsbedingungen 

(Ä  —  Ä')l  =  Fb  (^  +  J5')Z  =  Pa 
^'  =  ir(tgai  — tga)  J9'  =  lf(tga,  — tga) 


mithin 


Pb 
A  =  —  +  H(ig(i^  —  tg(i) 

Pa 


^  =  -1 J5r(iga,  — tga). 

Die  Angriffsmomente  sind 

Die  Spannkraft  in  einer  Diagonale  ist 


f cu ^* if > 

Fig.  801. 

WO  Vi  das  Loth  von  t  auf  D  bedeutet.  M^^^  Mqj,,  Dq  sind  die  Werthe  für 
den  einfachen  Balken  AB,  Damit  sind  auch  die  Gewichte  tv  bestimmt. 
Zu  beachten  ist,  dass  in  der  Formel 

8« 


H=P^ 


F 


die  im  Nenner  stehende  Summe  die  drei  Scheiben  und  die  6  iSt&be  8^ 
bis  S^  umfasst.  Bezüglich  des  Einflusses  der  ständigen  Belastung  g 
und  einer  Belastung  g'  wird  auf  Seite  266  verwiesen. 

b,  Pas  ttatlsch  bestimmte  Hauptnetz  ist  ein  Gerbertcher  Balken. 

109.  AxLaleger-Bogenbrüoke  mit  drei  Oeffiiiingen«  Das  Trag- 
werk in  Figur  802  besteht  aus  einem  Zweigelenkbogen  AB  mit  Aus- 
legern AGi  und  BO29  welche  zur  Unterstützung  der  Einzelbalken 
COi  und  G^D  bestimmt  sind.     Wird  eines  der  beiden  festen  Lager 


I 


294 


Zweiter  Abschnitt.  -—  §  10. 


A,  B  in  ein  auf  wagerechter  Bahn  bewegliches  verwandelt,  so  ent- 
steht ein  Gerberscher  Balken  (Znstand  jEr=  0),  dessen  Angri&- 
momente  mit  Mo  bezeichnet  werden  mögen,  und  dessen  senkrechte 
Stützenwiderstände  =  A,  B,  C,  D  seien.  Durch  Hinzutreten  der  Wider- 
stände H  werden  die  senkrechten  Anflagerkräfte  sowie  die  Spannkräfte 
in  den  äusseren  Oefinungen  CA  und  BD  nicht  geändert.  Nur  im 
mittleren  Theile  AB  sind  die  Stabkräfte  <S^  abhängig  Ton  H;  sie  lassen 
sich  auf  die  Form  bringen:  8=Sq  —  S'H  wo  8q  den  Werth  Ton  S 
flir  jy=0   bedeutet  und  S'  die  Spannkraft  in  Folge  H= — 1  ist. 


Fig.  302. 

Zur  Ermittlung  der  ^-Linie  benutzen  wir  wieder  das  Gesetz: 


F 


wo  h'  die  mit  EF^  multiplicirte  Ordinate  der  Biegungslinie  für  den 
Zustand  H=  —  1  vorstellt.  Diese  Biegungslinie  besteht  zwischen  A 
und  B  aus  einem  Polygon,  welches  genau  so  bestimmt  wird,  wie  für 
einen  gewöhnlichen  Zweigelenkbogen  AB,  femer  aus  den  Geraden  ÄG^'^ 
Gl' C'  und  B' G^\  (^%  D\  welche  den  bei  Eintreten  des  Zustandes 
H=  —  1  spannungslos  bleibenden  Auslegern  und  Einzelbalken  ent- 
sprechen. Wird  die  Biegungslinie  des  Theiles  AB  durch  Aufzeichnung* 
eines  Seilpolygons  gewonnen,  so  erhält  man  die  Geraden  ÄG^'  und 
B'  G^'  als  die  äussersten  Seiten  dieses  Polygons.  Meistens  führt  jedoch 
die  Berechnung  der  J7-Linie  mittels  der  Formel 

^=-^(vergl.  §  7). 

schneller  zum  Ziele.  In  diesem  Falle  empfiehlt  es  sich,  behu&  Ver- 
längerung der  JJ-Linie  über  A'  und  B'  hinaus,  sämmtiüche  Gewichte 


Bogen-  und  Kettenbrücken  mit  mehreren  Oeffiaungen.  295 

l 

w  zar  2tt7  zn  vereinigen,   das  Moment  2tc  —r-  zn  berechnen,  welches 

4 

dieses  Gewicht  in  der  Mitte  eines  einfachen  Balkens  A'B'  heryorbringt, 

hierauf  senkrecht  zu  ^  ^    die  Strecke  RT=  ani^atragen  und 

die  Geraden  TA'  und  TB'  zu  ziehen.  Es  ist  dann  A' G^"  die  Ver- 
längerung der  Geraden  TA'  und  B' G^'  ^*®  Verlängerung  von  TB\ 
Lasten  P,  welche  links  von  A'  oder  rechts  von  B'  aufgebracht  werden, 
rufen  einen  negativen  Horizontalschub  H  hervor. 

Hätte  beispielsweise  der  mittlere  Theil  AB  die  Abmessmigen  des  in 
Fig.  211  auf  Seite  207  dargestellten  Zweigelenkbogens,  so  würde  zwischen  A 
und  B  die  in  Fig.  211  dargestellte  £-Linie  ohne  jede  Aendenmg  beizubehalten 
sein.  Man  würde  dann  2 ir  =  («^o  +  «'i  +  «'t  +  «^s  +  «'J  2  -|-  «75  =  (0,33*) 
+  0,88  +  2,35  +  15,00)  2  +  20,00  =  57,12  erhalten,  mithin 

—  _Sirg_     5742  »20     _ 
^^"-42;?-     4. 183,356     ""  ^'^®- 

Der  Horizontalschub  in  Folge  einer  Temperaturänderung  ist  ebenso 
gross  wie  der  eines  Zweigelenkbogens  AB. 

Behufs  Herleitung  der  übrigen  Einflusslinien  aus  der  IT- Linie 
beachte  man,  dass  sich  die  Mittelöffnung  bei  unbelasteten  Seiten- 
öffnungen genau  wie  ein  gewöhnlicher  Zweigelenkbogen  verhält.  Will 
man  also  beispielweise  die  3fM-Fläche  zeichnen ,  so  trage  man  (wie  in 


^11» 


Fig.  220,  Seite  216)  A'J=\-^  auf,  ziehe  J5',  bestimme  m   loth- 

recht  unter  m,  verbinde  m   mit  A    und  subtrahire  die  JJ-Fläche  von 

dem  die ^-Fläche  vorstellenden  Dreiecke  A'm'B',    Der  unterschied 

beider  Flächen  ist  die  if^^Fläche  des  Zweigelenkbogens  AB\  der  Mul- 
tiplikator ist  =  y«,*  Verlängert  man  nun  die  Geraden  m  A'  und  m  B' 
bis  zu  ihren  Schnittpunkten  Gi^  G^'  mit  den  Senkrechten  durch  G^^ 
G^j  und  zieht  man  schliesslich  die  Geraden  G^'C'^  G^B'  so  giebt  der 
Linienzug  C'  G^'  A' m  B'  G^'  D'  die  auf  A' B'  als  Nulllinie  bezogenen 

— ^— -Linie  des  Gerber'schen  Balkens  CABD  an,  und  die  in  Fig.  802 

y- 

schraffirte,  zwischen  dieser  Linie  und  der  jQT-Linie  gelegene  Fläche  ist 
daher  die  gesuchte  3f«,- Fläche. 

UO.  Stabbogen,  versteift  durch  einen  Qerber'sohen  Balken. 
Ganz  ebenso  wie  der  in  No.  109  untersuchte  Träger  werden  die  in  den 
Figuren  803  und  804  dargestellten  Stabgebilde  behandelt.  Zuerst 
werden  die  Einflusslinien  fOr  die  Mittelöffnung  genau  so  gezeichnet,  als 


V  1 

♦)  Der  Werth  «»0  =  -^  =  -r-rr  =  0,33  wurde  früher  nicht  gebraucht,  da 

er  ohne  Einflnss  auf  die  Momente  Jf»  ist. 


296  Zweiter  Abwimitt  —  §  10. 

w&TWi  die  SeitenSffiiangeii  gar  nicht  Torbanden,  und  schliesslich  werden 
de  Ober  A!  tmd  B'  hinaus  anf  die  vorhin  beschriebene  Weise  rei- 
längert     In  Fig.  808  ist  eine  ^FlOohe  eingeieiclmet  worden. 


§11. 
Faehverkbf^D  mit  eingespannten  ESmpfem. 

111.  Der  bereite  auf  Seite  158  in  gani  allgemeiner  Weise  be- 
handelte Bogentr&ger  mit  eingespannten  Enden  ist  dreifach  statisch 
nnbestimmt  nnd  erfordert  daher  die  Anfstellnng  TOn  drei  Glasticitate- 
bedingangen.  Diese  soll  hier  nach  zwei  verschiedenen  Verfahren  er- 
folgen, von  denen  das  erste  an  die  Voranssetzung  senkrechter  Lasten 
gebonden  ist,  wElhrend  die  zweite  ünteranchnng  Einzelkräfte  beliebiger 
Bichtnng  berücksichtigen  wird.  Besonders  hervorznbeben  ist,  dass  bei  der 
Herleitong  der  ElasticitBtsgleichnngsn  die  Ltlngenlndernngen  der  Fdl- 
InngSBtäbe  in  der  Regel  vemachl&ssigt  werden  dfirfen.  Bmio  Bogen  mit 
eingespannten  EBnipfem  erweist  sich  der  Einfloss  der  Temperatarftnde- 
mngen  (welche  doch  nar  geschätzt  werden  können)  als  so  bedeutend, 
dass  eine  alizn  peinliche  Ermittlong  der  Übrigen  Einätlsse  noch  viel 
weniger  am  Platze  ist,  wie  beim  Zweigelenkbogen.  Aach  die  Annahme 
eines  Überall  gleichen  oder  nach  einem  einfachen  Gesetze  sich  ändernden 
Gnrtqnerschnitts  ist  znr  Vereinfachung  der  Bechnong  meistens  anznratben. 


Fachwerkbogen  mit  eingespannten  Kämpfern. 


297 


a.  EfitM  Verfahrm, 

112«  EinfluBS  einer  senkreohten  EinBeUast  (Fig.  305).  Die 
Einzellast  P  erzeugt  Stützenwiderst&nde  (Eftmpferdrücke)  K^  und  K^, 
welche  P  in  demselben  Punkte  C  treffen,  und  deren  Schnittpunkte  mit 
den  Senkrechten  durch  die  äussersten  Stützpunkte  A  und  B  mit  F^ 
und  F^  bezeichnet  werden  mögen.  Der  Linienzug  F^CF^  heisst  das 
Mütelkraftspolygon  und  die  Gerade  F^F^  die  Schlusslink. 

Der  senkrechte  Abstand  NQ  eines  Punktes  des  Mittelkraftspolygons 
von  der  Schlusslinie  ist  gleich  dem  durch  den  Horizontalschub  H  des 
Bogens  diyidirten  Biegungsmomente  Mo  eines  durch  die  Last  P  bean- 


Flg.  S05. 

spruchten  einfachen  Balkens  A'B\  dessen  Stützweite  =  l  ist  und  der 
an  den  Enden  frei  aufliegt.^     Es  folgt  deshalb 

*)  Man  betrachte  FiCF^  als  Culmann'sche  Momentenfläche  des  einfachen 
Balkens  Ä'B\ 


298  Zweiter  Abedmitt  —  §  11. 

Pab 

IH    ' 
und  hiernach  ist  das  Dreieck  F^  CF^  nnd  somit  auch  die  Bichtnng  Yon 
Ky  und  K^  bestimmt,  sobald  die  Schlnsslinie  F^F^  und  der  Horizontal- 
schnb  H  gegeben  sind. 

Wir  beziehen  den  Bogenträger  auf  eine  senkrechte  Achse  Ä^  und 
eine  schräg  liegende  Achse  ^,.  Neigung  der  Ä^  und  Lage  des  Ur- 
sprungs 0  seien  Torläufig  beliebig.  Die  Lage  der  Schlusslinie  be- 
stimmen wir  durch  Angabe  ihres  Schnittpunktes  F.  mit  der  Achse  Ä^ 
d.  h.  durch  Angabe  der  Strecke  z.  in  Fig.  805 ^  femer  durch  die 
Strecke  e^  welche  die  zur  Schlusslinie  parallele  Gerade  JiJ%  auf  der 
Senkrechten  durch  B  abschneidet. 

Behu&  Ermittlung  des  Angrifbmomentes  if«,  für  irgend  einen 
Knotenpunkt  m  führen  wir  durch  m  einen  senkrechten  Schnitt,  zer- 
legen den  Ton  diesem  Schnitte  in  N  getroffenen  Eämpferdruck  (hier  K^) 
im  Punkte  N  in  eine  senkrechte  und  eine  wagerechte  Seitenkraft  und 
erhalten:  M^  =  H'~Nm. 

Sind  nun  y^  und  x^  der  senkrechte  bezw.  wagerechte  Abstand 
des  Punktes  m  yon  den  Achsen  A^  und  A^,  so  ergiebt  sich 

Nm='NQ  —  y^  —  z, 
z — Zo        e         .  € 


=  — ,     also  «=  — ar«  +  ^, 
x^  l  l 

mithin  (wegen  H'  NQ  =  M^: 

(1)  M^  =  M^  —  Hy^ —  x^  —  Bz., 

Lidem  wir  nun  die  Bezeichnungen  einführen 


(2)  Hz,  =  X';  -4^  =  Z";    H=X 


fft 


erhalten  wir  die  Gleichung 

(8)  M^  =  M^  —  X'  —  X"x^  —  X'"y^ , 

welche  die  Berechnung    der  Momente  if«,    gestattet,    B(Mid    die  drei 
statisch  nicht  bestimmbaren  Grössen  X\  X'\  X'"  gefunden  sind. 

Zur  Berechnung  der  X  bedienen  wir  uns  der  Gleichungen  (V)  auf 
Seite  168.  Wir  nehmen  starre  Widerlager  an,  setzen  also  Zr'  =  0, 
L'  =  0,  L'"  =  0.  Auch  yemachlftssigen  wir  die  Formänderung  der 
Füllungsstäbe. 

Die  Spannkraft  des  einem  Knotenpunkte  m  gegenüberliegenden 
Gurtstabes  ist 

(4)  S=T  — 


Fachweikbogen  mit  eingespannten  Kämpfern.  299 

und  zwar  gilt  das  obere  Vorzeichen  für  die  obere,  das  untere  für  die 
untere  Gurtung.  Den  Zuständen  X'=  —  1,  X"=  —  1,  X"'=  —  1 
entsprechen  die  Momente: 

(5)  Mj=  +  1;  Mj'  =  +  x^',  Jt.'"  =  +  y. 

und  die  Stabkräfte: 

(6)  s'  =  T  —  ;  Ä"  =  T^=^;    S'^'^T-^' 

T  T  T 

Wählen  wir  nun  das  Achsenkreuz  A^  Äy  derart,  dass  die  Summen 

25-5"-^;    ^8'8'"-^;    28" 8"'-^ 
EF  EF  EF 

Torschwinden,  dass  also  die  Bedingimgen: 

0)         2---t?^  =  0;    S  ^^"'".  =0;    S   "'^"'^  =  0 
EF,rJ  EF,r„*  '         EF^rJ 

erfttllt  werden,  so  gehen  die  Oleichnngen  (V)  ftlr  eine  Einzellast  P  über  in: 

^"  S  ^  '■    -  =PS'  +2S'6<« 

(8)  {    X"  2  -^^^  =  P8"  +  SS"tt8 

wo  h\  h'\  i'"  die  an  der  Stelle  P  gemessenen  Ordinaten  der  den  Zu- 
stftnden  X'=  —  1,  X"=  —  1,  X'"=  —  1  entsprechenden  Biegungs- 
linien bedeuten. 

Zur  weiteren  Vereinfachung  der  Bechnung  schreiben  wir  sämmt- 
lichen  Ourtstftben  denselben  Querschnitt  F  (Mittelwerth  der  FJ)  zu  und 
setzen  feste  Werthe  E,  e,  t  voraus.     Multipliciren  wir  dann  die  Glei- 


wir  mit  aer  uezeicnnung:  - 
den  Einfluss  einer  Einzellast  P: 


chungen  (8)  mit  EF,  so  erhalten  wir  mit  der  Bezeichnung:  Vy  =*t>J**) 


(9)         r  =  P^;   X"=p4^r;    X"'  =  P^^ 


femer  den  Einfluss  einer  gleichmässigen  Erwärmung  um  t^: 

^._  ^EFt^S's         ,._&EFt^S^        ,„_zEFt^8^ 

*)  In  den  angezogenen  Gleichungen  (V)  ist  p  =  -i;f^- 

**)  Sollen  yeischieden  grosse  Gortquerschnitte  Fm  berücksichtigt  werden, 

8        F 

so  mnss  ir«,'  =  — ^  -^—  gesetzt  werden. 


Zweiter  Abaobnitt  —  §  11. 


Die  Bedingangeii ,   welche  durch   geeignete  Wahl  der  Logen  der 
Achsen  .4.,  A,  zu  erfüllen  sind,   Unten: 


(11) 


Sa;,w.'  =  0,    Sy.»«'  =  0,     S:r_y.w«'  =  0. 


Wird  dem  Knotenpunkte  m  das  Gewicht  loj  beigelegt,  so  fordern 
die  Gleichungen  (11): 

1.  Der  Ursprung  0  moss  mit  dem  Schwerpunkte  der  Gewichte 
IC    zosammen fallen. 

2.  Die  Bichtnng  der  Achse  A,  mass  so  gewählt  werden,  dasa 
daa  Centrifngalmoment  der  Gewichte  w'  gleich  Nnll  ist. 

In  der  Bagel  wird  der  Bogen  symmetrisch  sein  in  Bezog  auf  die 

Senkrechte  durch  die  Mitte.     Dann  ßUlt  die  Achse  A^  mit  der  87m- 

metrieachse  zasammen  and 


die  Achse  A,  mit  der  wage- 
rechten  8chweraohee  der  Ge- 
wichte w'. 

Einen  steigenden  Bogen 
leite  man,  falls  der  unter- 
schied in  der  Höhenlage  der 
Kampfer  gering  ist,  nach 
Fig.  806  ans  einem  aym- 
metrischen  Bogen  ab  und 
schreibe  den  einander  ent- 
sprechenden Knotenpunkten 
beider  Bogenhälften  gleiche 
«#■  «»■  Gewichte  u>'  zu.*)    Uan  er- 

reicht hierdurch,  dass  die 
Achse  Af  mit  der  Mittelsenkrechten  und  die  A,  mit  der  zu  A'B'  paral- 
lelen Schwerachse  der  Gewichte  w'  zuBammenfUUt. 

üanz  allgemein  findet  man  die 
Achsen  A,,  A^  wie  lolgt  Man  be- 
zieht den  Bogen  znnächat  anf  ein 
beliebiges  rechtwinkliges  Achsen- 
kreuz x\  y  mit  wagerechter«' -Achse 
(Fig.  307)  berechnet  die  Sommeu; 


bezeichnet  mit  |,  i]  die  Eooidinaten 
von  0  in  Bezug  auf  x\  y',  mit  a 
den  Neigungswinlel    der  Am  gegen 


*}  Diese  Annahme  ist  ebenso  zuläs^,  wie  die  Annahme  F:F„: 


Fachwerkbogen  mit  eingaspannten  Kämpfern.  30I 

die  x'-Achse  xmd  hat  dann: 

a:  =  6  —  x' 

y  =  y'  — »'<««  — (tj  — 5  tga). 
Die  Gleichungen  2u;'a:  =  0,  '2«7'y  =  0,  :SM>'a?y  =  0  liefern  nun: 


(12) 


^  6  2  «7' a:'  — 'S  IT' a?'« 


Schliesslich  bestimmt  man  noch 

Sir'a:«  =  2u;'a?'"  — 5"2ir' 
Sir'y«  =  "Sir'y'«  —  tf^w'  —  tg«  a  Sir'a:«. 
Natürlich  kann  man  auch  die  auf  der  Barstellung  von  Momenten  zweiter 

Ordnung  beruhende  Ermittlung  von  tga   auf  zeichnerischem  Wege   mit  Hilfe 

von  Band  I,  §5—7  ausführen. 

Nach  FestleguDg  der  Achsen  Ay^  A^  bestimme  man  die  Zähler  der 
für  X ,  X!\  X!"  gefundenen  Ausdrücke  (9)  wie  folgt. 

Man  erwöge,  dass  den  Zuständen  X'=— 1,  X"=— 1,  X"'=—\ 
die  Momente 

(13)  M:=U    MJ'  =  ^;    Jfr=^ 

entsprechen,  und  dass  sich  die  mit  EF  multiplicirten  Durchbiegungen 
i  ,  h\h'"  als  die  Momente  eines  einfachen  Balkens  A'B'  (des  statisch 
bestimmten  Hauptsystems)  deuten  lassen,  welcher  beziehungsweise  be- 
lastet wird  mit  den  Gewichten: 

Wm  = ö- ;    t€^  = o- ;    tc«    = j —  *),  d.  h.  mit 

f  f  f 


(14)         ir^=—       ;      U?^    = r-;      IT«     = =-. 

rj  rj  rj 

Bezeichnet  man  also  die  unter  P  gemessenen  Ordinaten  dieser  ein- 
fachen Momentenlinien  mit  Jf«,',  3f„",  JC"  so  erhält  man:  EFb'=  Mj\ 
EFh"=Mj'\  EFh'"=Mj"  und  findet  schliesslich  für  die  Einfluss- 
linien der  Grössen  X',  X",  X"'  die  Gleichungen: 


(15)       r  =  P^  ;    X"  =  P--^^„  •    X'"  =  P-^^^ '  **) 


F 
*)  Vergl.  Seite  188,  Gleichung  (2),  in  welcher  -^=  1  zu  setzen  ist. 

♦♦)  Die  Gleichung  für  if  =  X"'  stimmt  mit  der  im  §  7  zur  Berechnung 
des  Horizontalschubes  eines  Zweigelenkbogens  erhaltenen  Formel  überein.  Nur 
ist  jetzt  y  auf  eine  andere  Achse  bezogen.  "Wir  machen  noch  auf  die  im  §  7 
für  verschiedene  Sonderfälle  gezeigten  Umformungen  und  Kürzungen  der  Ge- 
wichte w  aufmerbBam;  dieselben  sind  natüilich  auch  bei  eingespannten  Bogen- 
trägem  brauchbar. 


302  Zweiter  Abschnitt.  —  §  11. 

Aus  den  Einflusslinien  ftlr  die  Grössen  X\  X!\  X"'  kann  man 
jetzt  alle  übrigen  Einflusslinien  ableiten  und  zwar  lassen  sich  hierzu 
verschiedene  Verfahren  anwenden. 

1.    Mit  Hilfe  der  Gleichungen 


*^m  *^m  "m  *^m  "m 

ermittle  man  die  (Jf :  ^)- Linien  und  hieraus  nach  Seite  218  und  214 
die  Einflusslinien  für  die  Stabkräfte. 

An  Stelle  von  — —  schreibe  man  — — r— ,   wo  d  eine  beliebig  an- 

Am  d     h^ 

X' 

zunehmende  Strecke  bedeutet.     Die  Multiplikation  der  -— - ,  X",  X!" 

d 

mit  -— ,  -f -  ,  -^--  führe  man  (nach  Seite  174  und  175)   mit  Hufe 
Ä«        n^        h^ 

von  Winkeln  aus,  deren  Tangenten  gleich  den  Multiplikatoren  sind. 

2.  Man  bestimme  für  verschiedene  Lagen  der  Einzellast  P=  1 
die  Mittelkraftspolygone  F^CF^  (Fig.  805)  und  benutze  diese  zur  Be- 
rechnung der  Ordinaten  (Jlf :  ^)- Linien. 

3.  Nach  Aufzeichnung  der  Einflusslinien  für  die  Gurtkrftfte  be- 
stimme man  die  Einflusslinien  für  die  Spannkr&fte  in  den  Füllungslinien 
nach  No.  72. 

4.  Man  nehme  die  Lasteinheit  P  der  Beihe  nach  in  sämmÜichen 
Querträgerangriffspunkten  an,  zeichne  für  jeden  einzelnen  dieser  Be- 
lastungszustftnde  einen  Cremona'schen  Eräfteplan  und  bestimme  die  Ein- 
flusslinien der  Stabkräfte  mit  Hilfe  dieser  Kräftepläne. 

118.    Die  Aufgabe,   das  Mittelkraftspoljgon  F^CF^  (Fig.  805)  zu 

X' 

zeichnen,  lässt  sich  —  ausser  durch  Bestimmung  der  Werthe  z^  =  -— 

X" 

und  e  =  —=r  l  —  noch  in  folgender  Weise  lösen. 

Verbindet  man  die  Gewichte  to'  und  tc"  durch  Seilpolygone 
(Fig.  805),  deren  Pol  weiten  Wi  und  tOn  sein  mögen*),  so  erhält  man 
nach  Eintragung  der  Schlusslinien  «',  s"  die  Momente 

Mj  =  wit\',    Mj'  =  wn-q ".     (Fig.  80  5  «  '»•  •). 

Die  äussersten  Seiten  des  ersten  Seilpolygons  schneiden  sich  auf 
der  Achse  A^f  da  ja  diese  Gerade  die  senkrechte  Schwerachse  der  Ge* 


*)  Zum  ersten  Seilpolygon  haben  wir  in  Fig.  805  c^  das  zugehörige  Erafte- 
polygon  theilweise  gezeichnet. 


Fachwerkbogen  mit  eingeepannten  Kämpfern.  303 

wichie  w'  ist,  und  man  findet: 


Sf^'  :wi  =  m:k  also  Sm?'  =  «^j-r-   und  (nach  Gleich.  15) 

m 
Die  äossersten  Seiten  des  zweiten  Seilpolygons  schneiden  auf  der 

Achse  ^y  die  Strecke  t?  = ab;    sie  sind  einander  parallel,    weil 

die  Summe  der  Gewichte  m?"  (nämlich  Str"  =  ^xw')  gleich  Null  und 
deshalb  die  Mittelkraft  der  tv''  unendlich  klein  und  unendlich  fem  ist. 
Es  ergiebt  sich  nach  (15): 


X"  =  P 


•*) 


// 


V 

und,  wenn  die  Lasteinheit  P  durch  eine  Strecke  von  der  Länge  v  dar- 
gestellt wird: 

X   =ifi   ;    Jr= Tf]  =ny\  , 

m 

wobei  n  nach  Fig.  294  mittels  der  parallel  zu  den  äussersten  Seiten 
des  ersten  Seilpoljgons  gezogenen  Geraden  g^  und  g^  (Fig.  305®)  be- 
stimmt werden  kann. 

Zerlegt  man  nun  die  Eämpferdrücke  K^,  K^  nach  senkrechter 
Richtung  und  nach  der  Richtung  der  Achse  A,^  und  bezeichnet  man 
die  senkrechten  Seitenkräfte  mit  A  und  B  (Fig.  805^),  so  findet  man 
leicht: 

Pah 


A\H={cD-\--^  a\:a,   wo  CD  = 


weshalb 


^=^+^=^+^-=f+^" 


und  hieraus  folgt,  dass  das  Seilpoljgon  der  Gewichte  tr  die  Strecke 
p  =  P,  welche  seine  äussersten  Seiten  auf  der  Last  P  abschneiden  in 
die  Theile 

ir]^  =  -4    und    tq^  =  J5 

zerlegt.  Hat  man  also  den  Horizontalschub  H  mit  Hilfe  eines  die 
Gewichte  w'"  verbindenden  Seilpolygons  durch  eine  Strecke  t\*'  dar- 
gestellt (was  möglich  ist,  weil  nach  Gleichung  15  die  Kraft  X"'  =^  H 
proportional  f\"  ist),  so  ist  man  im  Stande,  die  Eämpferdrficke  nach 
Grösse  und  Richtung  anzugeben,  und  braucht  jetzt  nur  noch  einen  Punkt 
des  Linienzuges  F^CF^  zu  bestimmen  (Fig.  808). 

Besonders  einfach  gestaltet  sich  nun  die  Bestimmung  der  Schnitt- 
punkte R  der  Eämpferdrücke  mit  der  Achse  A».    Wir  bezeichnen  die 


304 


Zweiter  Abschnitt  —  §  11. 


Entfernung  des  Punktes  R^   von  der  A^  mit  ^  und  berechnen 

Strecke,  indem   wir  die  Samme  der  Momente   der  im  Oleichgewichte 

befindlichen  Kräfte  K^^  K^y  P  in  Bezug  auf  F^  gleich  Null  setzen. 

Vorher  ersetzen  wir  jedoch  P  durch  die  beiden  in  Fi  und  F^  angreifen- 

Pb  Pa 

den  Seitenkräfbe  — r-  und  — j—  zerlegen  Ki  und  K^  auf  die  in  Fig.  297 

angegebene  Weise,  verschieben  die  in  die  Achse  A^,  fallende  Seitenkrafb 


Fig.  ao8. 


Ton  Kl  nach  0  und  zerlegen  sie  dort  nach  wagerechter  und  senkrechter 
Richtung.     Die  fragliche  Momentengleichnng  lautet  dann: 

Pb 

A^+Hz, r-A:=0,  d.h. 

TQ^^  +  nTf]'  — PyÄ:=0; 

sie  liefert,  wegen  v  —  =  n : 

tn 


5  =  JL(6- 

7\a    \ 


71^    \       l  ^  )  7]^     ' 

WO  t)^  in  Fig.  305  die  Strecke  bedeutet,  welche  das  Seüpolygon  der 
Gewichte  u/  und  die  letzte  Seite  dieses  Polygons  auf  der  Last  P  ab- 
schneiden. Die  hieraus  sich  ergebende  zeichnerische  Bestimmung  des 
Punktes  P^  zeigt  Fig.  808 ;  die  von  dem  im  festen  Abstände  n  Yon  O 
gelegenen  Punkte  T  aus  gezogene  Qerade  TPi  ist  parallel  zur  Ge- 
raden g. 


Fachwerkbogen  mit  eingespannten  Kämpfern.  305 

Auch  der  Funkt  F^  lässt  sich  schnell  festlegen.     Man    trage  zu 

diesem  Zwecke  vom  unteren  Endpunkte  von  K*  die  Strecke  t),  —  nach 

m 

oben  auf,  ziehe  die  Gerade  g  und  hierauf  OF^  ||  g'.  Der  Beweis  ist 
leicht  zu  finden. 

Besonders  einfach  gestaltet  sich  die  doppelte  Bestimmung  der  Lage 
von  JTg,  wenn  man  die  willkürliche  Polweite  des  Seilpolygons  //  so 
wählt,  dass  9  =  m  wird  (was  durch  zweimaliges  Aufzeichnen  dieses  Seil- 
polygons zu  bewirken  ist).     Dann  wird  t),  —  =  ij^  und  n^k. 

tn 

114.  Wir  wenden  nun  das  im  Vorstehenden  entwickelte  Verfahren  auf 
einen  symmetrischen  Bogenträger  (Fig.  309*)  an  und  stützen  uns  hierbei  auf  die 
im  ersten  Bande  unseres  Buches,  Seite  23  u.  24,  Fig.  26,  gezeigte  Darstellung 
der  höheren  Momente  paralleler  Kräfte. 

Die   durch   Rechnung   zu  bestimmenden  Gewichte  w'  = — r-*)   werden 

r" 

zunächst  als  lothreehte  Kräfte  aufgefasst  und  in  der  Reihenfolge  jt/,  m»,',  w^^  . .  . 

durch  den  Seilzug  I  (Pol  Oj,  Polweite  tci)  verbunden.    Die  Polweite  wj  darf 

beliebig   gross    angenommen    werden.     Die   Seiten    des  Seilpolygons  /  schnei- 

den   auf  der  Achse  A^  die  den  Gewichten  to'*  proportionalen  Strecken  

wi 

ab,  welche  für  die  Knotenpunkte  der  linken  Tragerhälfte  positiv  sind,  für  die- 
jenigen der  rechten  negativ.  Betrachtet  man  diese  Strecken  als  senkrechte, 
an  die  Stelle  der  w*  tretende  Kräfte,  verbindet  sie  durch  ein  Seilpolygon  II 
(Pol  OiT,  beliebige  Polweite  =  tr/j),  und  misst  man  senkrecht  unter  der  in  Frage 
kommenden  Last  P  die  durch  den  Seilzug  //  und  dessen  äusserste  Seiten  be- 
stimmten Strecken  t)^,  t^b,  v,  so  erhält  man 

und  für  den  Kräftemaassstab  P=  r: 

Da  die  ar- Achse  wagerecht  ist,  so  sind  A  und  B  die  senkrechten  Stützen- 
widerstände. 

Jetzt  wird  die  Achse  Am  als  wagerechte  Schwerachse  der  Gewichte  w'  be- 
stimmt Hierbei  empfiehlt  es  sich,  zur  Erzielung  einer  recht  deutlichen  Zeich- 
nung den  Bogen  verzerrt  aufzutragen. 

In  Fig.  309*  wurden  die  Höhen  verdoppelt,  auch  sind  die  Gewichte  te*  zu- 
nächst in  der  Reihenfolge  Wi\  w^\  w^^  ir,',  u»4',  \  tre'**)  durch  einen  Seilzug  III 
(Pol  0x27,  beliebige  Pol  weite  wut)  verbunden  worden,  um  eine  Durchkreuzung 
aufeinander  folgender  Seiten  zu  vermeiden.  Der  Schnittpunkt  der  äussersten 
Polygonseiten  bestimmt  die  ^,   und  auf  dieser  Achse  werden  von  den  Seiten 

des   Seilzuges    die   den   Gewichten  m>"'   proportionalen   Strecken ^  abge- 

schnitten,  welche  positiv  oder  negativ  zu  nehmen  sind,  je  nachdem  sie  ober- 
halb   oder    unterhalb    der  A»   liegenden   Knotenpunkten    entsprechen.     Diese 


♦)  Vei^l.  die  Fussnote  auf  Seite  299. 
**)  \  w't^  ^®il  ii^i'  die  Hälfte  des  symmetrischen  Bogens  betrachtet  wird. 

Müller-BreiUn,  Onpbiiche  BtaUk.    U,  1.  20 


306 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  11- 


Vig.  809. 


Fachwerkbogen  mit  eingespannten  Kämpfern.  307 

Strecken  wurden  (an  Stelle  der  to')  als  wagerechte  Kräfte  au%efasst  und  durch 
einen  Seilzug  IV  (Pol  Ojf,  beliebige  Polweite  wir)  verbunden,  dessen  äusserste 
Seiten  auf  der  A^  eine  Strecke  u  abschneiden,  für  welche  die  Beziehung  gilt: 

^  to\2y 
utciv=^  2 =^  2y.  . 

iCUI 

Hieraus   folgt  für   eine   Bogenhälfte  Str'y*  =  Jw/i/ir/ru   und   für   den 
ganzen  Träger: 

"Sii^'^'  =  \  waiwiru. 

Um  nun  die  zur  Ermittlung  von 

Mt0 


H  =  X"'  =  P 


Si^'y' 


dienenden    Momente   Mj"    zu   bestimmen,    wurden    die   Strecken  — ^ —   (an 

Steile  der  w)  als  senkrechte  Kräfte  aufgefasst  und  durch  ein  Seilpolygon  V 
(Pol  Or,  Polweite  wr)  verbunden,  jetzt  aber  in  der  Reihenfolge  1,  2,  3,  .  .  .*). 
Ist  rf"  die  Ordinate  dieses  Seilzuges,   so  ist  das  Biegungsmoment  des  mit  den 

Oewichten  — - — belasteten  Balkens  A' B'  gleich  itfi)'",  und  man  erhält  daher 

für  einen  durch  die  Gewichte  w" ^-wy  beanspruchten  Balken: 

Mj**  =  \  ¥fuiwrt{'\  weshalb 

H=P —         —  = in   . 

Wir '  u  wir  u 

Wählt  man  also  trr= (z.  B.  wrr=^iv  und  tcr  =  iu  wie  dies  in 

V 

Yig.  809^    geschehen  ist)'*^)  so  findet  man: 

und  ist  jetzt  im  Stande,  für  jede  ISnzellast  F  die  Kämpferdrücke  Ki  und  Kf 
xa.  ermittdn.  Um  die  Lagen  dieser  Kräfte  anzugeben,  bestimmt  man  mit  Hilfe 
•der  zur  ersten  Seite  des  Seilzuges  I  parallelen  Geraden  ED  die  Strecke  n  und 
trägt  dieselbe  auf  der  Achse  Ap  von  0  aus  nach  T  hin  ab.  Nun  dreht 
man  die  vom  Seilzug  I  und  dessen  letzter  Seite  auf  P  abgeschnittene  Strecke 
-!)•  um  90°  nach  links,  verbindet  ihren  Endpunkt  mit  dem  Endpunkte  der 
Strecke  hia  durch  eine  (strichpunktirte)  Gerade  und  zieht  zu  dieser  von  T  aus 
•eine  Parallele;  dieselbe  schneidet  die  ^^  im  Durchgangspunkte  von  Ki, 

115.  SinfluBS  einer  Temperatorftaderang.  Zar  Berechnung 
-der  Ton  einer  Temperatnrttndemng  herrührenden  Werthe  X  könnten 
•die  Gleicbangen  (10)  tind  (6)  benutzt  werden;  der  folgende  Weg  yer- 
«dient  jedoch  den  Vorzag. 


*)  Im    zugehörigen   Kräfteplan   ist   die   Reihenfolge    der  Strahlen  durch 
'liSera  angegeben. 

**)  i^r  ist  die  einzige  Polweite,  welche  nicht  willkürlich,  sondern  durch  die 
vorhei^gehenden  Polweiten  bestimmt  ist    Der  Maassstab,  in  welchem  die  tc'  auf- 
getragen werden,   ist,   so  lange  nur  der  Einfluss  von  Lasten  in  Frage  kommt 
^nicht  auch  der  von  Temperaturänderungen)  ganz  gleichgültig. 

20* 


I 


308 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  11- 


,/// 


Wir  denken  die  Spannkräfte  5'"  =  q:  1  ^"* 


r^ 


durch  zwei  entgegen- 


gesetzt gleiche,  nach  aussen  gerichtete  Kr&fte  von  der  Grösse  1  sec  a 
(Fig.  310)  hervorgerufen,  welche  mit  der  Achse  A^  (deren  Neigungs- 
winkel =  a  sei)  zusammenfallen  und  deren  Angriffspunkte  L^  und  L^ 
mit  den  Bogenenden  durch  starre  Stäbe  verbunden  seien.*)  Sodann 
fassen  wir  1  sec  a  als  eine  Spannkraft  (und  zwar  als  einen  Druck)  auf, 
der  in  einem  die  Knoten 

Li  und  Zr,  verbindenden  Li 

Stabe  auf  irgend  eine 
Weise  erzeugt  wird  und 
wenden  auf  das  nunmehr 
nur  von  inneren  Kr&ften 
beanspruchte  und  in  kei- 
nem Punkte  gestützte 
Fachwerk  das  Gesetz  der 
virtuellen  Verschiebungen 
an,  indem  wir  den  Stab- 
längen 8  die  Aendeiiingen  o  •  8  zuschreiben,  wo  o  einen  festen  Werth 
vorstellt.     Wir  erhalten  dann  die  Arbeitsgleichung 


Flg.  310. 


25    (d«  +  2ä    oä — 1  8eca-a)X|Xg  =  0 

1 

wobei  sich  das  erste  Glied  auf  die  Stäbe  des  Bogenfachwerks  bezieht, 
das  zweite  auf  die  hinzugefügten  starren  Stäbe,  mit  Ausnahme  von 
L^L^f  das  dritte  schliesslich  auf  den  Stab  L^L^,  Wird  o  gehoben 
und  werden  die  Punkte  JD^,  L^  so  angenommen,  dass  ^S"'8  =  0  wird, 

so  ergiebt  sich  

Sßf"'«  =  XjXj  sec  OL 

und  wir  erhalten  sehr  einfiäch: 

BEFtr'  sec  OL 


(16) 


xr  = 


ff/ 


WO  t"  die  Länge  der  Strecke  L^L^  bedeutet. 

Zur  Bestimmung  des  Punktes  L^  bezeichnen  wir  die  Längen  der 
Stäbe  ÄL^j  CL^,  AC  mit  a,  6,  c,  die  durch  die  Kraft  1  sec  a  in  diesen 
Stäben   erzeugten  Spannkräfte*  mit  Sj'\  5/",  5/"  und  suchen  die  Er- 


♦)  Diese  Kräfte  erzeugen  das  Angriffemoment  Mm  =  1  sec  a  (y^,,  cos  a)  =  y«, 
und  die  Stabkraft  An'"  =  +  — •     Biese  Formel  gilt  auch  für  die   FüUungs- 

fm 

Stäbe;  an  Stelle  der  Knoten  m  treten  die  bekannten  Drehpunkte  der  Ritter*schen 
Momentengleichungen. 


Fachwerkbogen  mit  eingespannten  Kämpfern. 


309 


füllnng  der  Gleichung 

herbeizuführen.  Geht  der  erste  Füllungsstab  des  Bogenfachwerks  durch 
den  Punkte,  so  ergiebt  sich  der  in  Fig.  311  dargestellte  Eräfteplan, 
in  welchem  S,'"  die  Spannkraft  im  ersten  Gliede  der  unteren  Gurtung 
bedeutet.  Mit  den  aus  der  Figur  zu  entnehmenden  Bezeichnungen  der 
Winkel  folgt,  wenn  AE  und  AE'  so  gezogen  werden,  dass  <^  LiEA=^ 
und  <iLiE'A=^  wird: 


—  S"'           8m(q>  — y)           CE       CE 

Sr           sin  (180°  —  +)       AC         c 

and  hieraus: 

—  S.'"          Binp         LiE'        LiE' 
V            sinß         JL^            a 

S^a  +  Sr  (CE  +  L,E')  +  S^c  =  0. 


^Ik^^ecof 


Fig.  311. 

Die    oben    aufgestellte   Bedingung    wird  hiernach  erfüllt,    sobald 

CE-^-l^E'  =  h,  d.  h.  sobald  ß  =  ^  wird. 

Aehnlich  folgt:  Geht  der  erste  Füllungsstab  von  (7  aus  (Fig.  312), 
so  muss,  damit  aSl"  +  hSi''  +  c5;"=0  werde,  der  Winkel  L^LiC=<^ 

sein. 

In  derselben  Weise  wird  der  Pankt  L^  bestimmt  und  damit  die 

Lange  der  Strecke  LjLji  =  r"  gefunden.  Man  vergleiche  Fig.  318,  in 
welcher  die  äussersten  Füllungsstäbe  durch  A  bezieh.  B  gehend  ange- 
nommen wurden. 


310 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  11. 


Durch  eine  Reihe  ganz  Ithnlicher  Schlussfolgeningen  wird  für  die 
im  Zahler  des  Ansdmckes  fQr  X"  stehende  Samme  der  Werth 


(17) 


26'"5  =  r'  und  damit  X/'  =  ^— 


// 


gefunden,  wobei  l"  den  gegenseitigen  Abstand  der  auf  der  Achse  A^ 
gelegenen  Punkte  N^  und  N^  bedeutet,  welche  erhalten  werden,  so- 
bald man  von  Ä  und  B  aus  Gerade  zieht,  die  mit  der  Achse  Ä^  die 
Winkel  ^  und  ^'  bilden. 


Flg.  813. 

Um  schliesslich  noch  die  Summe  ^S' 8  in  einfacher  Weise  zu  be- 
rechnen,   denken    wir    uns    die    Momente   Jf'=l    und    Spannkräfte 

Sj  =  7  —  durch  an  den  Bogenenden  angreifende  rechts  drehende  Eräfte- 

paare  hervorgebracht,  welche  aus  zur  Achse  A^  parallelen  Erftften  von 
der  Grösse  1  bestehen   und  deren  Arm  =  1  ist,  Fig.  814.     Sind  E^^ 


T\fi.  814. 


J^g,  J^,  Jg  die  Schnittpunkte  dieser  Kräfte  mit  den  Geraden  AL^^  und 
BL^i  so  folgt  aus  den  vorstehenden  Untersuchungen 

^S'a  =  J^J^  —  E^  E^  =  cotg  vp  +  cotg  vj>' 


1 


Fachwerkbogen  mit  eingespannten  Kämpfern.  3J[l 

und  es  ergiebt  sich  daher: 

(18)  x:=  ^^^^<^Q^g^+<^Qtg^O 

FOr  den  in  Bezog  auf  die  Senkrechte  durch  die  Mitte  symmetri* 
sehen  Bogen  ist  l"  =  0  also  auch  X"  =  0.  Ist  ausserdem,  was  ebenfalls 
in  der  Regel  (zum  mindesten  annähernd)  zutreffen  wird,  \]>  =  vp'  =  90^ 
also  cotg  ^  =  cotg  4^'  =  0,  so  folgt  auch  X'  ^^=0  und  (wegen  a  =  0) 


(19)  xr  =  H,  =  ~~ 


sEFtr 


ifff 


worin  l  die  gegenseitige  wagerechte  Entfernung  derjenigen  Punkte 
der  Eftmpfer  bedeutet,  von  denen  die  ftussersten  Fttllungsstftbe  aus- 
gehen.'*') In  diesem  wichtigen  Falle  erzeugt  also  die  Temperaturände- 
rung zwei  in  die  Achse  A^.  fallende  Eämpferdrücke  von  der  Grösse  H^. 

Wird  die  Gestalt  eines  leicht  ansteigenden  Bogens  nach  Seite  800 
aus  einer  symmetrischen  Grundform  entwickelt,  so  ist  es  ebenfalls  zu- 
lässig, als  Folge  der  Temperaturänderung  einen  mit  der  ^.- Achse 
zusammenfallenden  Kämpfer  widerstand  anzunehmen.  Die  Grösse  des- 
selben ist  (wegen  jBT,  =  H^  sec  a  =  AV"  sec  a) 


,/// 


/«^x  T^        ^EFtl    seca 

(20)  K,  =  - 


2  ff* 

Wird  der  Einfluss  der  Belastung  nach  No.  114  mit  Hilfe  von  Seilpoly- 
gonen dargestellt,  so  wii^  man  auch  die  in  den  Nennern  der  Werthe  Xt\  Xi\ 
XT'  auftretenden  Sunmienausdiücke  mittels  jener  Seilzüge  berechnen.  Man  muss 
dami  auf  die  Einheiten  der  in  Frage  kommenden  Grössen  achten.  Für  den  in 
Fig.  309  untersuchten  Bogen  ist  z.  B. 

„        zEFtr'         iEFtr 

Jat  - 


2///    ~~~      ^      •  » 

und  2  yS,  Wm'  =  4  irm  wiru^  weshalb 

tEFtr' 


Ht  =  2 


wniwiru 


9m 


Nun  ist  ir,«'=-7-  der  reeiprok**  TTerth  einer  Länge,   also  !SyJ,u7«,'  eine 

1*11» 

Länge  und  man  muss  deshalb  eine  der  drei  Strecken  irur,  tcir-,  u  (gleichgültig 
welche)  mit  dem  Ifaassstabe  messen,  in  welchem  die  w'  aufgetragen  worden 
sind,  öie  andern  beiden  aber  mit  dem  Längenmaassstabe  der  Zeichnung. 


♦)  Für  den  Träger  in  Fig.  306  ist  Z'"  =  A' b\ 


312 


Zweiter  Abschnitt  —  §  11- 


b.   Zureitet  Verfahren, 

116.  Wir  entwickeln  noch  ein  zweites  Verfahren,  welches  auch 
über  den  Einflass  schräger  Lasten  Anfsehlass  giebt  und  sich  eng  an 
die  in  No.  64,  Seite  158,  gegebene  allgemeine  Lösung  anlehnt.  Zu 
dem  Zwecke  ersetzen  wir  das  linke  Widerlager  durch  eine  starre  Scheibe 
(Fig.  815*),  und  ftlgen  in  dem  vorläufig  beliebig  angenommenen  Punkte 
0  derselben  zwei  sich  aufhebende  Kräfte  JT^  hinzu,  welche  dieselbe 
Richtung  und  Grösse  haben,  wie  der  linke  Kämpferwiderstand  K^ .  Die 
eine  dieser  beiden  Kräfte  bildet  mit  dem  Kämpferwiderstande  Ki  ein 
Kräftepaar,  dessen  Moment  K^c  wir  mit  X^  bezeichnen;  die  andere  zer- 
legen wir  in  X^  (senkrecht)  und  X«  (mit  vorläufig  willkürlicher  Rich- 
tung). X«,  X»,  X„  führen  wir  als  die  statisch  nicht  bestimmbaren 
Grössen  ein.  Sind  dieselben  bekannt,  so  lässt  sich  Ki  wie  folgt  finden: 
Zunächst  stellt  man  Grösse  und  Richtung  von  K^  mittels  des  Kräfte- 


Flg.  815. 


zuges  Xc  Xj,  in  Fig.  315^  fest.  Nun  bestimmt  man  die  in  Fig.  315* 
mit  Z  bezeichneten  senkrechten  Kräfte,  welche  ein  dem  Kräftepaare 
(Xi,  Ki)  gleichwerthiges  Paar  bilden,  mittels  der  Bedingung  Zk  =  X., 
bildet  hierauf  in  Fig.  315^  die  Mittelkraft  L  von  Z  und  K^  und  zieht 
durch  0  zu  L  eine  Parallele;  sie  schneidet  die  Senkrechte  durch  Ä  im 
Durchgangspunkte  JF\  des  Kämpferdruckes  -fiT^. 

Bei  Aufstellung  der  Elasticitätsbedingungen  legen  wir  dem  Punkte 
0  die  Ordnungsziffern  h  oder  c  bei,  je  nachdem  wir  0  als  den  An- 
griffspunkt von  Xb  oder  X^  bezeichnen  wollen.  Zur  Berechnung  des 
Einflusses  einer  in  m  angreifenden,   beliebig   gerichteten   Last  P«,  be- 


Facliwerkbogen  mit  eingespannten  Kämpfern.  313 

nutzen  wir  die  Gleichungen: 


(21)         X.  =  P,  -"-•- ,    X,  =  P^   ^-'- ,    X  =  P-    ^' 


in  denen  die  &  die  in  der  Einleitung  erklärte  Bedeutung  haben,  und  deren 
Gültigkeit  voraussetzt,  dass  der  Angriffspunkt  von  X»,  X^  und  die 
Kichtung  von  X^  nach  den  auf  Seite  158  und  159  (im  Beispiel  1)  gegebenen 
Regeln  bestimmt  werden.  (Erzielung  von  5«j  =  8j.  =  0;  8.^  =  8^.=rO ; 
Sic  =  8,»  =  0). 

Wir  fassen  (Fig.  316)  den  Stabzug  0—1  —  2  —  8—4 8—9 

mit  der  ruhenden  Seite  0  —  1  ins  Auge,  und  schliessen  an  diesen  den 
(vorläufig  noch  nicht  gegebenen)  Punkt  0^  10  mittels  der  starren  Stäbe 
9  — 10  und  8 — 10  an.  Das  Dreieck  8  —  9  — 10  ist  dann  die  das 
linke  Widerlager  vertretende  Scheibe.  Die  Stablängen  bezeichnen  wir 
mit  dif  dj,  d^  ...  und  die  in  demselben  Sinne  zu  messenden  Winkel 
zwischen  den  aufeinander  folgenden  Seiten  mit  a^,  a^,  a^  »  ,  , 

Werden  die  Formänderungen  der  Füllungsstäbe  vernachlässigt,  was 
meistens  erlaubt  ist,  so  sind  die  Verschiebungen  der  Knotenpunkte  durch 
die  Aenderungen  Aa  der  Winkel  a  vollständig  bestimmt.  Dabei  ist 
mit  den  geläufigen  Bezeichnungen  8„  und  r„: 

(22)  Aa^  =  +  -^-'"    bezieh.  Aa„.  =  —  —  - 

T  f 

je  nachdem  a^  ein  Dreieckswinkel  ist  oder  nicht. 

M^  3/",,,  Sf^ 

Dem  Angriffsmomente  M^  entspricht  ^S«  =  -f        und  A  «^ = -f-  — -— , 

wobei  sich  das  obere  Vorzeichen  auf  die  obere  Gurtung  bezieht,  das 
untere  auf  die  untere  Gurtung.  Ist  a  ein  Dreieckswinkel,  so  ist  8  ein 
Untergurtstab,  anderenfalls  ein  Obergurtstab,  so  dass  allgemein: 

(23)  Aa„  =  +  -f"^  und  £F.Aa,  =  ^'''  |s 

WO  Fo  eine  beliebig  grosse,  aber  konstante  Querschnittsgrösse  bedeutet. 
Rechnen  wir  also  mit 

(24)  Aa^=  *r    l'  M^ 

so  erhalten  wir  die  JSJF^- fachen  Verschiebungen,  eine  Vergrösserung, 
die  auf  das  Ergebniss  der  Gleichungen  21  ohne  Einfluss  ist,  da  in 
diesen  nur  Verhältnisse  von  Verschiebungen  vorkommen. 


314  Zweiter  Abeclmitt.  —  §  11. 


Fach  werkbogen  niit  eiDgespanuten  Kämpfern.  315 

Den  Zaständen  Xa  =  —  1,  X5  =  —  1,  X^  =  —  1  entsprecben 
die  Momente: 

und  in  Folge  dessen  die  Winkeländeningen: 

r    F  ^r    F  r      F 

deren  absolute  Werthe  mit  den  im  ersten  Verfahren  benutzten  6e* 
Wichten  wj,  wj\  wj"  übereinstimmen,  wobei  nur  zu  beachten  ist, 
dass  jetzt  y  rechtwinklig  zu  X,  gemessen  werden  muss.*) 

Die  Au&eichnung  der  Verschiebungspläne  geschieht  nun  in  folgen* 
der  Weise. 

/.  Versehi^mngsplan  für  den  Zustand  X^  =  —  1.  Man  betrachte 
die  Winkeländerungen  —  ^olJ  als  lothrechte  nach  abwärts  gerichtete 
Kräfte  und  verbinde  sie  durch  einen  Seilzug  /,  dessen  erste  Seite 
wagerecht  anzunehmen  ist  und  dessen  Polweite  trj  willkürlich  ge- 
wählt werden  darf.  Durch  die  den  Knotenpunkten  1,  2,  3,  ...  9 
des  Stabznges  entsprechenden  Punkte  des  Seilzuges  lege  man  wage- 
rechte Gerade  ffn  g^,  g^f  •  •  •  nnd  zeichne  von  dem  beliebig  in  gi  an- 
genommenen Punkte  l'  aus  einen  Linienzug  l'  2'  3'  4'  ...  .  9^  dessen 
Seiten  rechtwinklig  zu  den  entsprechenden  Seiten  des  Stabzuges  1  —  2 
— 3 — 4  ....  9  sind.  Die  yon  dem  mit  l'  zusammenfiällenden  Pole 
0.  nach  den  Punkten  2\  S\  4'  .  .  .  gezogenen  Strahlen  stellen  dann 
die  Verschiebungen  der  Knoten  2,  8,  4,  .  .  .  nach  Grösse  und  Richtung 
dar,  und  man  findet  daher  den  einer  Einzellast  P»,  entsprechenden  Werth 
h^„  als  Projektion  des  Strahles  O^m'  auf  die  Richtung  yon  P«,  und 
zwar  in  einem  Yon  der  Polweite  Wj  und  den  Werthen  E,  F  abhängigen, 
vorläufig  gleichgültigen  Maassstabe.  Da  nun  der  (die  Ziffer  10  tragende) 
Punkt  0  in  Ruhe  bleiben  soll,  muss  lO'  mit  0«  zusammenfallen  und 
es  ist  mithin  die  Lage  von  10  durch  die  Bedingungen:  9  —  10_L9' — lO', 
8 — 10_L8' — 10'  bestimmt;  auch  leuchtet  ein,  dass  Punkt  10  in  der 
senkrechten  Schwerachse  der  Gewichte  — Aa'  =  tr'  liegt,  wodurch 
das  Zusammenfallen  von  X^  mit  der  früher  benutzten  Achse  A^  be- 
wiesen ist. 

Ein  zweites  Verfahren  der  Aufzeichnung  des  Linienzuges  l'  2'  3'  . . . 
besteht  in  der  Berechnung  der  Drehungswinkel  ^  und  Werthe  p  =  vpc^ 


*)  Es  wird  sich  später  zeigen,  dass  die  Richtung  von  Xc  mit  der  Rich- 
tang  der  Achse  Ax  in  Fig.  805  zusammenfällt  Wäre  die  wagerechte  Pro- 
jektion von  Xe  (d.  i.  H)  als  statisch  nicht  bestimmbare  Grösse  eingeführt 
worden,  so  würde  die  üebereinstimmung  der  Aa"'  mit  den  früheren  u?'"  eine 
vollständige  sein. 


316 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  11. 


für  die  einzelnen  Stäbe  d^^  d^  .  .  ,    Man  erhält: 

+1  =  Aa^;  ^,  =  v|>i  +  Aa^;  4^3  =  +«  +  ^«aJ 

pi  =  <^i^i;  p«  =  ^%  +2;  Ps  =  ^8 4^3; 

und  macht  nun: 

1'  — 2'  =  pi;    2'  — 3'  =  p,;    3' —  4' =  p^  ; 

Ein  drittes  Verfahren  stützt  sich  auf  den  Umstand ,  dass  die 
Strecken  p  nur  von  den  Aa  und  d  abhängen,  nicht  aber  von  der  Ge- 
stalt des  Stabzuges.  Beibt  man  also  die  Btablängen  d  wagerecht  an- 
einander,   wie   dies  die  in  kleinerem  Maassstabe  gezeichnete  Fig.  317 

zeigt,  so  findet  man  die 

-^.ae^  -^.ofg  -^(Xg  -4ctt  -i^cc^-Ja^   -Jce^ 


-Jet, 


i,\    d^jaXd, 


4,.  d, 


yri 


Flg.  3t7. 


Wcrthe  p  als  die  Unter- 
schiede aufeinander  fol- 
gender Ordinaten  eines 
die  Gewichte  — Aa  ver- 
bindenden Seilpolygons« 
Schliesslich  könnte 
man  viertens  die  Punkte 

1',  2',  3' mit 

Hilfe  eines  Williot*schen 

Yerschiebungsplanes 
festlegen.   .  . 

Das  erste  Verfahren 
lä&st  im  Stich,  sobald 
der  Stabzug  lothrechte 
Stäbe  enthält,   und  es 

führt  zu  ungenauen  Ergebnissen,  falls  Stabrichtungen  vorkommen,  die 

von  der  Lothrechten  nur  wenig  abweichen. 

Man  denke  sich  z.  B.  den  Stab  7 — 8  der  lothrechten  Lage  genähert,  um 
einzusehen,  dass  eine  genaue  Bestimmung  des  Punktes  8'  in  Folge  des  ent- 
stehenden schleifenden.  Schnittes  schwierig  ist.  Man  würde  dann  p,  berechnen 
oder  von  dem  Seilpolygon  in  Fig.  317  das  Stück  6—7 — 8  aufzeichnen,  welches 
durch  pe  luid  Ao^  bestimmt  ist.  Besitzen  mehrere  Stäbe  eine  solche  Lage,  so 
wird  man  von  der  Anwendung  des  ereten  Verfahrens  ganz  absehen.  Am  über- 
sichtlichsten ist  die  Bestimmung  der  p  nach  Fig.  317. 

Nach  Ermittlung  von  5^«  findet  man  den  Einfluss  von  P«,  auf 
Xa  mittels  der  ersten  der  Gleichungen  21,  in  der  5«.  den  Drehungs- 
winkel (vp)  der  Scheibe  8 — 9  — 10  für  den  betrachteten  Belastung»- 
zustand  -XT«  =  — 1  bedeutet.     Nun  entspricht  dem   Stabe  9 — 10  der 

9'  — 10'  5. 


Werth  p9  =  9'  —  10'  also  der  Drehungswinkel  4^g  = 
und  man  erhält  daher: 


9—10 


Fach  werkbogen  mit  eingespannten  Kämpfern.  317 

und  für  die  dnrch  die  Gleichung  Zk=Xa  bestimmte  Kraft  Z  den  Werth: 

Einer  in  5  angreifenden  lothrecbten  Last  F^  entspricht: 

Z  —  j^-- 

d.  L  ein  Werth,  zu  dessen  Ermittlung  die  Aufzeichnung  des  Seilzuges  / 
genügen  würde. 

//.   Versehiebungsplan  für  den  Zustand  Xi,  =  —  L    Die  Gewichte 
—  Aa  = —5---  werden  durch  die  Gewichte  — Aa   = , —  „ 

r      r  r         F 

(welche  rechts  von  0  positiv  also  abwärts  gerichtet  sind)  ersetzt  und  nun 
wird  das  vorhin  beschriebene  Verfahren  wiederholt.  Der  die  neuen  Ge- 
wichte verbindende  Seilzug  //  kann  aus  dem  Seilzuge  I  in  derselben  Weise 
abgeleitet  werden  wie  in  Fig.  809.  Nur  muss  die  Lage  des  Poles  Ou 
(bei  beliebig  anzunehmender  Polweite  it/j)  so  gewählt  werden,  dass  die 
erste  Seite  des  Seilzuges  II  wagerecht  liegt.  Nach  Eintragung  des  vom 
Pole  Ot  aus  gezeichneten  Linienzuges  l'  2'  8'  ....  B'  9'  findet  man 
den  einer  schrägen  Last  P«,  entsprechenden  Werth  S«»  als  Projektion 
von  O^m  auf  die  Bichtung  von  P«,  und  die  Verschiebung  5»»  des  An- 
griffspunktes 6^10  von  Xi,  als  Projektion  des  Strahles  0^  lO'  auf 
die  Bichtung  von  X»  =  —  1.  In  Folge  dessen  findet  man  den  Einflnss 
der  schrägen  Last  P«: 

xr   p       ^"i 

-A*  —  ■*!»      t 

und  den  Einfluss  einer  lothrechten  Last  P. 


8... 


-Aj P5  -.—  • 

Obb 

Zur  Ermittlung  des  letzteren  Werthes  würde  die  Aufzeichnung  des 
Seilzuges  //  genügen. 

Noch  sei  aus  dem  Zusammenfallen  der  Punkte  8',  9',  lO'  der 
Schluss  gezogen  9  dass  sämmtliche  Punkte  der  Scheibe  8  —  9 — 10  bei 
Eintreten  des  Zustandes  Xi,=  —  1  dieselbe  Verschiebung  0^8'  =  0|,9' 
=  OjlO'  erfahren,  dass  also  der  Drehungswinkel  S.t  =  0  wird  — 
eine  Bedingung,  an  welche  die  Gültigkeit  der  Gleichungeji  (21)  be- 
kanntlich gebunden  igt. 


318  Zweiter  Abschnitt.  —  §  11. 

IIL  Verschiebungsplan  für  den  Zustand  Xg  =  —  1.  Da  die  Ver- 
schiebung 5«^,  welche  der  AngrifiPspoDki  c  von  Xc  im  Sione  von  X« 
und  in  Folge  von  X^  =  —  1  erfährt,  gleich  Null  sein  soll,  so  muss  die 
Richtung  von  Xc  rechtwinklig  zum  Strahle  Oi,  10^  des  soeben  gezeich- 
neten Versehiebungsplanes  angenommen  werden.    Ist  dies  geschehen,  so 

werden  die  Gewichte  ti"oL^=^y^-^  ~-=^y„w^  (absolut   genommen) 

bestimmt  oder  aber  es  werden  —  was  meistens  bequemer  ist  —  Ge- 
wichte ermittelt,  welche  den  Werthen  y^w^  proportional  sind,  beispiels- 
weise   die    in    der    Figur   816   (im  Kiäfteplane  der  w)  dargestellten: 

—  ymt^mf  wo  ß  eine  beliebige  runde  Zahl  bedeutet.     Die  algebraische 

Summe  dieser  theils  positiven  theils  negativen  Gewichte  muss  gleich 
Null  sein  (eine  sehr  scharfe  Zeichenprobe!).  Da  nämlich  die  Bichtung 
von  Xc  durch  die  Bedingung  5«^  =  0  bestimmt  wurde,  so  muss  nach 
dem  Maxwellschen  Satze  auch  S^^  =  0  sein,  d.  h.  es  muss  die  Ver- 
schiebung des  Angriffspunktes  b  von  X^  in  der  Richtung  von  X^  und 
hervorgerufen  durch  Xc  =  —  1  gleich  Null  sein.  Hieraus  folgt  aber: 
OciO'  J^Xj,,  was  nur  der  Fall  ist,  wenn  die  äussersten  Seiten  des  Seil- 
zuges ///  zusammenfallen. 

Man  erhält  schliesslich  fttr  eine  schräge  Last  P«,  und  eine  senk- 
rechte Last  F5 :  > 

^  und  Xc  =  P^,  4'^ 

WO  hcc  die  Projektion  von  0..10'  auf  die  Richtung  von  Xc  bedeutet. 
Die  gestellte  Aufgabe  ist  somit  gelöst;  und  es  möge  nur  noch 
daran  erinnert  werden,  dass  man  die  den  Linienzug  0^2'  8'  ...  .  lO' 
bezieh.  0^2'  8'  ....  lO'  bestimmenden  Strecken  p  auch  in  der  bei 
Herleitung  des  Verschiebungsplanes  fttr  X«  =  —  1  beschriebenen  Weise 
durch  Rechnung  oder  mit  Hilfe  eines  gestreckten  Stabzuges  (Fig.  817) 
oder  mittels  eines  Williotschen  Planes  ermitteln  kann  —  und  dass  diese 
Abänderung  des  in  der  Fig.  816  befolgten  Verfahrens  zuweilen  geboten  ist. 

Es  verdient  hervoigehoben  zu  Werden,  dass  ganz  hesondere  Soigfalt  auf 
die  Bestimmung  der  Lage  des  Punktes  0  und  der  Richtung  der  Kraft  X,  zu 
verwenden  ist.  Etwa  hierbei  begangene  Zeichenfehler  sind  von  grossem  Einfluss. 
Will  man  diesen  Theii  der  Aufgabe  durch  Rechnung  lösen,  so  beachte  man« 
dass  (wegen  'SyM7'  =  0)  der  Punkt  O  mk  dem  Schwerpunkt^  der  Gewichte  w' 
und  die  Kraft  X«  mit  der  früher  benutzten  Achse  A«  zusammen&Ut,  weshalb 
die  auf  Seite  318  abgeleiteten  Formeln  brauchbar  sind;  die  y  dürfen  hierbei  zu- 
nächst lothrecht  gemessen  werden. 

Andererseits  liefern  die  vorstehend  entwickelten  Yerschiebungspläne  einen 
Beitrag   zur  Lehre   vom  Schwerpunkte   und   den  Momenten   zweiter  Ordnung. 


X,  =  P.-^  und  X,  =  P^i  -r- , 


Fachwerkbogen  mit  eingespannten  Kämpfern.  319 

Mit  Hilfe  des  Linienzuges  0,  1'  2'  ....  .  (den  man  dann  um  90°  nach  links 
drehen  wird)  vermag  man  den  Schwerpunkt  0  einer  Gruppe  von  Punkten  zu 
bestimmen,   welche   mit   den  Gewichten  tc    belastet  sind   und   die   Linienzüge 

0hl'  2' ,  0«  1'  2' können  zur  Ermittlung  der  Trägheitsmomente 

^w'a^  und  ^w'y^  benutzt  werden.    Man  findet  nämUch: 

^hh  —  ^ ;  ^oc  —  ^  — =^; 

V!l         tüJZ  tCl  WIU 

also  für  ir/^ tonz=. ufin=  1  und  p  =  1 : 

IV.  Einfluss  einer  Temper aturänderung.  Wir  gehen  von  den 
Formeln  ans: 

(25)  X.,=  i-^;  X„=l^;X,,=  i^ 

ö«a  0*6  0«« 

in  welchen  \t  den  Yon  der  Temperatnränderang  hervorgemfenen 
Drebnngswinkel  der  Scheibe  8  —  9  — 10  bedeutet,  w&hrend  \^  und  8,< 
die  von  der  gleichen  Ursache  herrührenden  Verschiebungen  des  Punktes 
10  im  Sinne  von  X^  bezw.  X^  sind. 

Wir  nehmen  eine  gleichmässige  Erwärmung  des  Trägers  an  und  machen 
zur  Vereinfachung  der  Becbnung  die  stets  zulässige  Annahme,  dass  sich 
auch  die  Strecken  1 — 0  und  8 — 9  in  demselben  Maasse  ausdehnen  können, 
wie  die  Fachwerkstftbe.    Es  sind  dann  alle  Winkeländerungen  =  0  und 

der  Stabzug  1  —  2 — 3 8  nimmt  eine  Form  an,    welche  der 

anfUngliehen  Gestalt  ähnlich  ist.  Man  erhält  5.f  =  0,  ferner,  da  die 
Verschiebungen  yon  10  mit  denen  des  Punktes  8  übereinstimmen: 

wo  U  lind  l,  die  Projektionen  der  Strecke  8 — 1  auf  die  Richtungen 
von  Xi  und  X,  bedeuten.     Hiemach  ergiebt  sich: 

^         TT      _     «^^6  xr      _     e</c 

Xmt  0 ;    X^t  ""£         1      -^et  *         • 

Sollen  hierein  die  in  Fig.  816  dargestellten  Strecken  5»»  und  5«« 
eingesetzt  werden,  so  ist  zu  beachten,  dass  jene  Verschiebungspläne 
die  ^F«- fachen  Verschiebungen  liefern,  dass  also  die  Zähler  der  Aus* 
drücke  fQr  X»«,  X«  mit  EF^  multiplicirt  werden  müssen.  Weitere 
Umformungen  sind  dadurch  bedingt,  dass  die '  Pol  weiten  der  Seilzüge 
//,  III  (welche  letztere  die  Biegungslinien  für  Xj== — 1  und  X^= — 1 
vorstellen)  nicht  =  i  sondern  =  Wa  bezieh.  Wjn  sind,  dass  also  die 
entsprechenden  Verschiebungen  noch  mit  Wn  bezieh.  Wm  zu  multipli- 
ciren  sind.    Schliesslich  wurden  die  Gewichte  to'  =  xw'  und  u/'^  =  yw 

durch  die  Gewichte       -  -  und  — - —  ersetzt;    was  eine. weitere  Mul- 

VOi 

tiplication  mit  Wi  bezieh,  -r-  zur  Folge  hat.     Man  erhält  daher: 

P 


320  Zweiter  Abschnitt.  —  §  11. 

_           6EFUt         ,    ^         -  eEF.l.t 
-*»«  =^ ^^ —  quci  JL^f  =  p 


Von  den  in  den  Nennern  erscheinenden  drei  Strecken  (trj,  tcn,  h^^ 
bezieh.  Wj,  Wjat  8««)  müssen  je  zwei  mit  dem  Lftngenmaassstabe  ge- 
messen werden  (z.  B.  ttu  and  S»»  femer  tcm  und  S««)  and  je  eine 
(nämlich  beidemale  Wj)  mit  dem  Maassstabe,  nach  welchem  die  Gewichte 
tv    angetragen  worden  sind.*) 

2^Mchnet  man  die  Verschiebungspläoe  nach  dem  Verfahren  Ton  TVilliot, 
so  fassf  man  die  den  Zuständen  Xm  =  —  1,  X*  =  —  1,  Xs  =  —  1  entprechen- 
den  Spannkräfte  Smt  St,  Se,  als  Zahlen  aof.  Die  mit  EFe  mnltiplicirten  Langen- 
ändeningen 

ASm  =  SaSat     ^8h=  SbSh,    A«c  =  &A«« 

sind  dann  L&ogen,  welche  in  einem  geeigneten  —  vom  Maassstabe  der  Zeichnung 
unabhängigen  —  Maassstabe  aufgetragen  werden,  mit  dem  auch  die  d^^,  5re  ge- 
messen werden.    Man  erhält  dann: 

Xki  =  e^EFct-^;  X^,  =  gEF.t    '* 


117.  Der  Rämpferdmck ,  dessen  Zerlegung  die  Unbekannten  X«, 
X»,  X,  liefert«,  ist  die  Mittelkraft  der  Spannkräfte  in  den  drei  am 
Widerlager  angreifenden  Stäben.  Ersetzt  man  diese  drei  Stäbe  durch 
drei  andere,  von  irgend  einem  Schnitte  it  getroffene  Stäbe,  Fig.  318, 
so  gelangt  man  zn  der  folgenden  LOeong,  die  sich  von  der  eben  be* 
schriebenen  nur  anwesentlich  onterscheidet  and  deshalb  nur  einer  knizen 
Erläntening  bedarf. 

Man  betrachte  zunächst  den  links  vom  Schnitte  tt  gelegenen  Theil 
des  Bogenträgers,  Fig.  319,  ersetze  die  Spannkräfte  in  den  durch- 
schnittenen Stäben  wieder  durch  ein  Kräftepaar  X«  und  zwei  Einzel- 
kräfte Xfr  und  X«  und  stelle  sich  vor,  es  greifen  X^,  X»  und  X«  an 
einer  starren  Scheibe  /  an,  welche  mit  den  durchschnittenen  Stäben 
durch  drei  in  der  Linie  tt  liegende  Gelenke,  von  denen  auch  zwei  zu- 
sammenfallen dürfen,  befestigt  ist.  Diese  Scheibe  wird  sich  beim  Ein- 
treten des  Belastungszustandes  X«  =  —  1  um  einen  leicht  zu  bestim- 
menden Pol  (/)  drehen. 

In  derselben  Weise  verfahre  man  mit  dem  rechten  Trägertheile, 
Fig.  320,  und  ermittle  den  Pol  (//)  der  Scheibe  II  ftlr  den  Zustand 
X«  =  —  1.  Nun  suche  man  den  in  der  Verbindungsgeraden  der 
Pole  (/)  und  (//)  liegenden  Pol  (///)  von  I  gegen  II  auf  und  wähle 
diesen  Punkt  zum  Angriffspunkte  von  X»  und  X«;  er  spielt  dieselbe 
Rolle  wie  der  Punkt  0  in  Fig.  315  und  möge  bezeichnet  werden 


*)  Vergl.  den  Schluss  von  No.  115,  Seite  811. 


Fachwerkbogen  mit  eingespannten  Kämpfern. 


321 


mit  hj  als  Angrifbpnnkt  der  an  /  angreifenden  Kraft  X^, 


ff 


>> 


// 


1» 


it 

ff 


Hg.  818. 


i! 
I 


Fig.  319. 


Hg.  320. 


Es  bedeutet  danp,   mit  den  anf  Seite  31  und  32  erklärten  Begriffen, 
\m  die  gegenseitige  Verschiebung  des  Pnnktepaares  hiha  im  Sinne  der 

Belastung  X^=^ — 1  und  in  Folge  der  Belastung  X„  =  — 1, 
5«.«  desgleichen    des    Punktepaares  C/  Cn  im   Sinne  X«  =  —  1    und  in 

Folge  von  X,  =  —  1 , 
^«*  desgleichen    des    Punktepaares  Cx  Cjj   im   Sinne  Xg  =  —  1    und  in 

Folge  von  JT»  =  —  1. 
Da  nun  der  Punkt  (///)  im  Belastungsfalle  X^==^^l  als  gemein- 
schaftlicher Punkt    der    beiden   Scheiben  I  und  //  angesehen    werden 
darf,  so  ist 

8j,  =  0  und  8,.  =  0. 

Soll  auch  5eft  verschwinden,  so  muss,   nach  willkürlicher  Annahme  der 

MtlUr-BreiU«,  Onphtoche  SUtik.    II.  1.  21 


322 


Zweiter  Abschnitt  —  §  11. 


Biohtnng  ron  X^,  die  Bichtnng  von  X,  rechtwinklig  zn  der  Geraden 
Ci  Ca  gewählt  werden,  wo  c/  und  Cn  die  Endpunkte  der  Strecken  Ocx 
und  Ocn  sind,  welche  die  Verschiebungen  der  Punkte  Ci  und  Cu  für 
den  Belastungszustand  X^  =  —  1  darstellen. 

Als  Bechen-  und  Zeichenproben  stehen  die  Bedingungen 

*.*  =  0,  K.  =  0,  \,  =  0 

zur  Verfügung,  welche  der  Reihe  nach  aussagen:  es  müssen  die  Winkel, 
um  welche  sich  die  Scheiben  /und  //in  den  BelastungsfUlen  Xb= — 1 
und  X^,  =  — 1  gegeneinander  drehen,  gleich  Null  sein,  und  es  muss 
die  Gerade  bj  hn  mit  Xt  einen  rechten  Winkel  bilden,  wo  &/  und  ha 
die  Endpunkte  der  Strecken  Ohi  und  0ha  sind,  durch  welche  die  Ver- 
schiebungen der  Punkte  6/ und  ha  für  den  Belastungszustand  X«= — 1 
dargestellt  werden. 

Wir  heben  noch  henror,  dass 


EF 


EF 


EF 


den  Winkel  bedeutet,  um  den  sich  die  Scheibe  I  gegen  die  Scheibe  // 
dreht.  Die  Summe  2/  bezieht  sich  hierbei  auf  den  Trftgertheil  links 
vom  Schnitte  tt  (wobei  die  linken  Abschnitte  der  durch  den  Schnitt  tt 


Flg.  821. 

getheilten  Stäbe  mitzurechnen  sind)  und  die  Summe  Sa  umfasst  das 
Stabwerk  rechts  von  tt;  die  erste  Summe  ist  gleich  dem  Drehungs- 
winkel der  Scheibe  i,  die  zweite  gleich  dem  Drehungswinkel  von  IL 
Das  Verhältniss  der  beiden  Strecken  ei  und  eat  in  welche  die  Strecke 
(/)(//)  durch  deü  Pol  (HI)  zerlegt  wird,  ist 

ei 


ea 


*TZ 


EF 
EF 


Fach  werkbogen  mit  eingespaanten  Kämpfern. 


323 


In  Fig.  321  ist  der  Schnitt  tt  durch  einen  Knotenpunkt  der 
oberen  Qurtung  geführt  worden.  Punkt  G  erfahre  als  Punkt  der 
Scheibe  I  die  zum  Polstrahle  G  (1)  rechtwinklige  Verschiebung  5/  und 
als  Punkt  der  Scheibe  //  die  zu  G  (II)  rechtwinklige  Verschiebung  ha- 
Macht  man  dann  (/)  Fj  =  (/)  G  und  (//)  Fn  =  (11)  G  und  errichtet 
man  auf  der  Geraden  (I)  (II)  in  den  Punkten  Fj  und  Fu  die  Lothe 
FjEx  =p  5x  und  FnEu  =  S/j,  so  bestimmt  der  Schnittpunkt  E  der 
beiden  Geraden  (I)  Ej  und  (II)  En  den  Pol  (///).  Es  ist  E(in) 
±  (/)  (11). 


Fig.  822. 


Besitzt  der  Träger  eine  Symmetrieachse  tt,  so  halbirt  der  Pol  (///) 
die  Strecke  (/)  (//),  Fig.  322.  Ist  eine  Scheitelvertikale  vorhanden, 
80  halbire  man  sie  durch  einen  längs  der  Achse  geführten  Schnitt  und 
weise  je  eine  Hälfte  derselben  jedem  der  beiden  Trägerthetle  zu.  Be- 
züglich der  Einzelheiten  dieser  Untersuchung  verweisen  wir  auf  den 
zweiten  Theil  des  folgenden  Zahlenbeispiels. 


/' 


Flg.  323. 


Fallen  die  beiden  Kämpfer  zusammen,  so  entsteht  der  Fachwerk- 
ring,  Fig.  323,  dessen  Berechnung  mithin  durch  die  vorstehenden  Be- 
trachtungen ebenfalls  erledigt  ist. 

21* 


324 


Zweiter  Abfichnitt  —  §  11. 


c  Zahteiibeitplel.    Erttir  Tli»ll. 

118.  Aufjg^abe.  Es  sollen  die  Einflosslinien  für  den  in  Fig.  824  dargestellten 
Bogentrager  ermittelt  werden.  Spannweite  nnd  Pfeilhöhe  der  unteren  Gurtnng 
sind  00^  und  15"*,  lAnge  der  Scheitelvertibüe  1,5"*,  der  Vertikale  am  Kämpfer 
3,95**.  Die  Knotenpunkte  0, 1,  2, ... .  beider  Gartungen  liegen  in  Parabeln;  ihre 
auf  die  Sohlusslinie  Ä  B  der  unteren  Gurtung  bezogenen  Ordinaten  y'«  und  y « 
sowie  die  Höhen  hm=^y9m  —  y'«»  sind,  auf  zwei  Decimalstellen  abgerundet,  in 
der  Tabelle  I,  Seite  826,  zusammengestellt  worden.  Die  Verkehrslast  wird  nur 
auf  die  Knotenpunkte  1,  8,  5,  7,  9,  9',  7^,  .  .  . .  übertragen,  sie  sei  gleichmassig 
vertheilt  und  p  =  2,5'  f.  d.  m.  Ebenso  gross  sei  die  gleichförmig  vertheilt  an- 
genommene stiUidige  Belastung  g.*) 


f       \        f       [       i       i 


rr 


^, 


^jt 


^^    ^; 


Flg.    324. 


ir,       «^ 


^* 


T 


119.    Die  Gewichte  Wm  sollen  zunächst  unter  der  Voraussetzung  starrer 
Füllungsstäbe  berechnet  werden.    Es  ist  dann  (nach  Gl.  14  auf  Seite  111): 


Wm  =  -r~  (—  Ä  om  sec  ß«  +  A  ««+1  sec  y«+i) 

flm 


sec  ßm  +  -  ^  ^  sec  ym+ij 


EFom  ^^    '      EFu(m^\) 

und,  da  o»  =  X  sec  ß,»,  Um+\  =  X  sec  y«+i  , 

Om  = ^j —  sec  ß«,  Um^\  =  +  -r—  8e<5  Y^+i » 

ffm  ftm 


*)  Diese  Annahme  machen  wir  hier  der  Einfachheit  wegen.     Bei    einer 
Bogenbrücke  mit  grösserer  Pfeilhöhe  wächst  g  nach  dem  Kämpfer  hin. 


Fachwerkbogen  mit  eingespannteD  Kämpfern.  325 

(1)  u?m  =  -rr\    Mm  ^« h  Mm  -=r^ 

hm    L  JCäJfom  /Si'H(M-f-l)   -I 

WO  3f  1  das  Angriffismoment  für  den  m^**  Knotenpunkt  der  unteren  Gurtung, 
Mm  desgl.  für  den  m*"  Knotenpunkt  der  oberen  Gurtung  bedeutet. 

Wegen  der  grossen  Reilhöhe  wachsen  die  Gurtquerschnitte  Fo  und  Fu  vom 
Scheitel  nach  dem  Kämpfer  ziemlich  stark  an,  und  es  möge  deshalb  die  für  die 
Rechnung  besonders  bequeme  Annahme  gemacht  werden, 

Fmm  =  F,  SeC  »  P«,   Fm{m^\)  =  F# SCC  »  Y»i+1 

WO  F,  den  Gurtquerschnitt  im  Scheitel  des  Bogens  bedeutet.    Es  geht  dann 
Gleich.  (1)  über  in 

(2)     '^-=iöri^k^^*-+^"^ 

und  nach  Heben  des  konstanten  Faktors   -v-^=-  in 

EF, 

(8)  Wm^-^^Ml  +  M'i). 

Bei  Ermittlung  des  Einflusses  der  Temperaturänderung  ist  später  daran  zu 
denken,  dass  die  auf  Grund  der  Gleich.  8  gewonnenen  Verschiebungen  noch  mit 

multipliciert  werden  müssen. 

EFa 

Wir  wenden  zur  Ermittlung  der  Kämpferdrücke  das  unter  a  beschriebene 
Verfahren  an,  wollen  aber  die  Ordmaten  der  Seillinien  durch  Rechnung  bestimmen. 

hl. 


120.  Znstand  JC'  =  —  1.  Es  ist  Jlf  1 = Jif  i  =  + 1,  mithin  u^'« s=  -^,  wofür 


(4)  Wm  =  -j^ 

gesetzt  werden  darf.  Nach  Berechnung  der  Momente  M'  eines  mit  den  Ge- 
wichten wm  belasteten  Balkens  von  der  Stützweite  /=r  60*  Fig.  305  c  erhält  man 

(5)  A"  =  -^4  • 

Die  Berechnung  der  M'  erfolgt  am  schnellsten  nach  dem  auf  Seite  201 
beschriebenen  Verfahren  mit  Hilfe  der  Querki-äfte  Q'm^=^Q*mJ^\'\-iCm  nach  der 

M*  Af' 

Formel  — r-^  =  — ^^  +  Q'm  und  ist  in  der  Tabelle  I  übersichtlich  zusammen- 

gestellt  worden.  X*  wurde  nur  für  die  Knotenpunkte  1,  8,  5,  7,  9  ausgerechnet, 
da  es  im  vorliegenden  Falle  zulässig  ist,  auch  die  ständige  Belastung  ausschliess- 
lich auf  diese  Knotenpunkte  zu  veitheilen. 

121.  Zustand  X"  =  —  1.   Es  ist  3f «  =  3/i  =  1  •  Xm,  mithin  w'm  =  ^, 

hm 

wofür 

(6)     t".  =  i:- 

gesetzt  werden  darf.  Für  die  linke  Trägerhälfte  sind  die  w"  positiv,  für  die 
rechte  negativ.  Für  einen  mit  den  tr'  belasteten  einfachen  Balken  von  der 
Stützweite  /  (Fig.  805 e)  eigiebt  sich  ün  vorliegenden  Falle,  wegen  der  sym- 
metrischen Tiägerform,  in  der  Mitte  das  Moment  jlf":=0.  Es  darf  deshalb  die 
If''.  Linie  der  einen  Trägerhälfte  auch  als  Momcntenlinie  eines  Balkens  von  der 


326 


Zweiter  Abschnitt  —  §  11. 


II 

^ 

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O         O         -^         OJ          -f 
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o      o      o      o      o 

öfo5 
II 

Stützweite  l                           Stützweite  \l                                                    u.  8.  w. 

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0,957 

0,879 

0,756 

0,591 

1-^ 

0,950 
0,850 
0,750 
0,650 
0,550 

5 

1 

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1 

^   5      ,00 

1          • 

4       II 

0,04374 

0,107 

0,129 

0,106 

0,041 

1 

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OOiA'^kAOO'p-lCa^C« 
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Facbwerkbogen  mit  eingespannten  Kämpfern. 


327. 


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328  Zweiter  Abschnitt.  —  §  11. 

Stützweite  \  l  au^efasst  werden.    Der  Stützenwiderstand  Ä"  ist  dann 


und  die  Querkraft  für  das  Feld  Ol 

Q    =:A        -Wo   » 

Aus  den  Momenten  M'*  findet  man 

2«;"a:  2  2^^ 

Die  Tabelle  I  enthält  die  Ausrechnung  der  Werthe  X**  und  die  aus  ihnen 
folgenden  lothrechten  Seitenkräfte  der  Kämpf  erdrücke  fürP=l,  nämlich  (vergl. 
Seite  308) 

(8)  ^  =  ly  +  -X"  und  5=1  — X 

Für  die  rechte  Trägerhälfte  erhält  man  dieselben  Berthe  X^\  nur  sind  dieselben 
negativ. 

122.  Zustand  X'*'  =  —  1.  Bezeichnen  y«  und  y«  die  Ordinaten  der  Gurt- 
knoten in  Bezug  auf  eine  mit  X"'  zusammenfallende  x- Achse,  so  ist  MZ  =  1  -  y« 
imd  Mit  =  1  -  y«  tind 

(9)         «^«"'  =  -^(y-4-y-). 

Die  neue  a;- Achse  muss  so  bestimmt  weixien,  dass  2trM'"  =  0  wird;  ihr 
Abstand  Cu  von  der  Schlusslinie  AB  der  unteran  Gurtnng  ist 


(10) 


0 

y«'+yp') 

1 
Vi, 

Cu  — 

^2    ^ 

Die  Untersuchung  des  Zustandes  X'"  =  —  1  ist  in  Tabelle  II  durchgeführt 
worden.    Aus   der  Summe  der  Glieder  der  dritten  Spalte  und  der  vorhin  ge- 

fundenen  Summe  2  -j-r-  =  2,45  ei-giebt  sich  c^  =    »  \  .^    =  12,99-',  und  die 

Summe  der  auf  Grund  dieses  Werthes  berechneten  Gewichte  tr'", 

Sm^'"==  — 6,208  +  6,206, 

weicht  nur  unwesentlich  von  Null  ab. 

Aus  den  Momenten  3f '"  ergeben  sich  für  den  Horizontalschub  die  AVerthe 

(11)  H^X    —       ^i  ^       ""2-58,586 


2S(yi  +  yJ)~- 

M"'  1  Af'"  l 


""      X  2  ♦  58.536  X        39,024 

3,0 

188.    Berechnung   der   Lage   der   Kämpferdrftcke.    Um   die  Kämpfer- 
drücke möglichst  genau  aufzeichnen  zu  können,  empfiehlt  es  sich,  die  Ordinate  y* 


Faohwerkbogen  mit  eingespannten  Kämpfern. 


329 


der  Kämpferdnicklinie  und  die  Schnittpunkte  der  Kämpferdrücke  mit  der  a;-Achse 
durch  Rechnung  zu  bestimmen.  Mit  den  aus  der  Fig.  825  ersichtlichen  Be- 
zeichnungen findet  man 


(12)  /  =  ^,e"  =  -^^* 


Das  Angriffsmoment  für  den  Punkt  0  ist,   nach  Gleich.  (3),  Seite  298  (wegen 
a?m  =  0  und  y,,  =0): 


andrerseits  ist  aber  auch 


mithin  ei^giebt  sich  (für  P=  1) 


/       2 


Nun  ist 


folglich 


a 


(13)  BV^~-X\ 


yi-(e  +  r}^ 


(14) 


Hyk  =  Be-]r-  a-  X\ 


Flg.  335. 


und  für  die  Knotenpunkte  1,  3 

Hyu  =  0,00626 
=  0,048 
=  0,121 
=  0,244 
=  0,409 


5,  7,  9  der  Reihe  nach 

27  +    1,5  —  1,46327  =  0,20575 
21+    4,5  —  4,224      =1,179 
15+    7,5-6,637      =2,678 
9  +  10,5  —  8,498      =  4,198 
3  +  13,5  —  9,533      =  5,194. 


I. 


330 


Zweiter  Abschnitt  —  ^11. 


Aus  diesen  Werthen  ergeben  sich 

fürm=l  3  5  7  9 

die  Strecken  yt=   6,09-  5,78"«  5,50-  5,26-  5,18- 

«'=   0,21-  1,23-  3,05-  5,55-  8,79- 

ö"  =  32,87-  27,42-  22,18-  17,20-  12,70-. 

In  Fig.  326  auf  Tafel  6  sind  die  Eämpferdrücke  dargestellt  worden. 

124.  Beaehnngen  sswiachen  den  Spannkrftften  XJ,  0,  D,  V  und  den 
Momenten  ilf *,  Fig.  327.  Durch  die  AngrifEBmomente  M*  für  die  Knotenpunkte 
der  oberen  Gurtung  sind  die  Spannkräfte  17  ohne  weiteres  bestimmt;  es  empfiehlt 
sich,  die  Einflusslinien  für  die  wagerechten  Seitenkräfte 

(15)  (7«+iC0SY«+i  =  +  -T-^ 

ftm 

aufzutragen.    Für  die  obere  Gurtung  erhält  man  dann 

Om  COS  ßm  =  —  i7,»  +  l  COS  ym  +  i  —  H 


I 

1 


(16) 


Om  COS  P„  =  — 


Diese  Gleichung  gilt  auch  für  Oio> 


hm 


—  H. 


e«-2r 


Y 


Fig.  327. 


Flg.  328. 


Die  Spannkräfte  D«  sind  bestimmt  durch 


(17) 


Dm  cos  9»  = 


Ml. 


Ml. 


hm  hm—l 

und  die  Spannkräfte  V  (mit  Ausnahme  von  K«  und  FjJ  durch 

h'm-i 


(18) 


KfwXfM  =  Mm-] 


Mm 


hm 


Zu  dieser  Formel,  die  wir  früher  nur  für  senkrechte  äussere  Kräfte  herge- 
leitet haben,  gelangt  man  am  schnellsten  durch  Betrachtung  des  Gleichgewichts 
der  am  unteren,  unbelasteten  Knotenpunkte  m  angreifenden  Kräfte.  Zerlegt  man 
17m  4.1  und  Um  nach  Fig.  328  in  ihre  wagerechten  und  senkrechten  Seitenkräfte 
imd  wählt  man  den  oberen  Knotenpunkt  m  —  1  zum  Drehpunkt,  so  findet  man 

KwX»,  =  Um  cos  fm  '  Ä»-l  —  Um-hl  COS  Y»+i  h'm~l 


FachwerkbogeD  mit  eingespannten  Kämpfern. 


331 


und    aus   dieser   Gleichung   findet   man    mit  Hilfe   der  Formel  15   sofort  die 
Gleichung  18.*) 

Die  Berechnung  der  Strecken  h'm-\  gestaltet  sich  besonders  einfach«  da  die 
Knotenpunkte  der  untei'en  Gurtung  in  einer  Parabel  vom  Pfeile  f  =  15,0*"  liegen. 
Es  ist  nämlich 


8  f\ 
tg  Y«  —  tg  Y« +1  =  Konstante  =  — ^  - 


mithin 


h'm-i^hm-i—  y^  (tgYm-     tgY«+i)=Ä— i TT"  =  ^"»-^  ~  "önt 


(19) 


Man  erhält  für 


m  =  l 
hm-\  =  3,65 

*'—  =  1,05 


Am 


8 


Ä'—i  =  Ä«-i  =  0,30. 


6 


8,18    I    2,77        2,40        2,08    I    1,81    >    1,59 
1,04    I    1,03    I    1,01        0,99    I    0,96    ,    0,92 


8 
1,42 

0,89 


9 
1,30- 

0,86 


Die  Spannkraft  in  der  Scheitelvertikale  ergiebt  sich,  da  der  obere  Knoten- 
punkt 10  unbelastet  ist,  ohne  weiteres  aus  Oio  (Fig.  830),  und  für  die  Spann- 
kraft Vq  finden  wir  durch  Untersuchung  des  Gleichgewichts  am  oberen,  unbe- 


*)  Greifen  die  Lasten  in  den  Knotenpunkten  der  unteren  Gurtung  an,  so 
betrachte  man  den  Gleichgewichtszastand  der  am  oberen  Knotenpunkte  m  an- 


I 
I 


X^m.*i    ^ 


'^m^l ^ 


Fig.  329. 


greifenden  Kräfte.    Man  findet  dann  aus  der  Momentengleichung  für  den  unteren 
Knotenpunkt  (m-f  1)  (Fig.  829) 

>mX«+l  =  Om+l  cos  ß«+l  •  Äw+l  —  Om  COS  ?mÄ"m+l 


und ,  da  Om  cos  ß.^  =  —  ^7^  ist , 


(18  a) 


hm 


K'm 
h^ 


+1 


332 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  11. 


lasteten  Knotenpunkte  0  nach  Fig.  831  die  Gleichung 

TpXi  +  Oo  cos  Po  •  ÄJ  +  ^1  cos  9i .  Äj  =  0 
(20)  Fo  Xi  =  —  0,095  Oo  cos  ßo  —•8,48  D^  cos  9|. 


\ 


Fig.  330. 


k A^, •> 


Fig.  831. 


-^D,c»f, 


125.  Einflnsslinien  fftr  die  Momente  M*.  Bedeutet  v)  den  in  senkrechter 
Richtung  gemessenen  Abstand  eines  Knotenpunktes  tn  von  dem  zu  einer  Last  1 
gehörigen  Mittelkraftspolygon  (Fig.  325),  so  ist  der  Einfluss  dieser  Last  1  auf  das 
Angriffsmoment  Mm  nach  Seite  298 

es  ist  positiv  oder  negativ,  je  nachdem  m  unterhalb  oder  oberhalb  des  Mittel- 
kraftspolygons liegt.  Auf  diese  Weise  kann  man  die  Einflüsse  der  in  den  Knoten- 
punkten 1,  8,  5  ...  angreifenden  Lasten  1  auf  sämnitliche  Angriffsmomente  Mm 
schnell  ermitteln.    Auch  die  Anwendung  der  Formeln 

Mm  =  Bx**  —  Hym  (für  die  Knotenpunkte  rechts  von  der  Last) 
Mm  =  Ax'  —  Hym  (für  die  Knotenpunkte  links  von  der  Last) 

führt  bei  gleichen  Feldweiten  sehr  schnell  zum]  Ziele,  weil  sich  die  Werthe 
Bx"  und  Ax'  von  Knotenpunkt  zu  Knotenpunkt  um  die  konstanten  Betrage  BX 
und  A  \  ändern.  Die  Ergebnisse  der  Rechnung  sind  für  alle  Momente  M*  in  der 
Tabelle  III  zusammengestellt  worden.  Die  Tabellen  IV,  V,  VI  und  VII  enthalten 
die  mittels  der  Formeln  15  bis  20  berechneten  Ordinaten  der  Einflusslinien  für 
die  t/'cosY,  Ocosß,  DCOS9  und  V\. 


Fachwerkbogen  mit  eingespannten  Kämpfern. 


333 


CO 


iCi 


a> 


k' 


a 

B 

o 

:4 


lA 


00 


iOO»OOQ-^t«QOOOO»aO 
i^000000-^*^00 

ooooooooooo 


+++ 


I  I 


O'^C000C4'^C0r<-C000O 
OOOOOOOOOOO 

+++; I I I I I I 


iO0>OO<IOOC^OiAOäCO;O 

oooo;D030)eoe4ooca^<i4( 

«OOOv^eOOOfHOOCQOO^OO 
"»-lOOOO-ti^T-iT-i^O 

+++I ! I I I I ; I 


I^C4e4QOiA0OC9i-ti-4'^iA 
aot«04000»fHOOO'^t« 

'-OO'tH-fH^-^C^Ol^-^i-tO 


++ 


MM 


ioeo0t<-coa>-^03eot«o 
iAOCMr-QOoo-^0»Q'^>n 
r-<i4(eoo)oom«!t«0t5<0'^ 

OO-fH^OÜC^C^C^^OO 


+  1 


;  + 


O-^000)iA;00)00OOO 
<fHO<IO<IC<ICIC<lfHOO'*HO 


I    i 


+++ 


+ 
i 

CO 

o 
o 

+ 

II 


ooe^OOi-'CO"^'»Hr-Oiß 
t-0-rt*Ooocoo»'^»ß 
^T-i>oi^QO«Pfc«eooOt<- 


•  I 


f+++l 


tot^cQOoooomeoeooco 
0^e07^eQoa)aoo)0994-<>i«« 


T-i  CO  O  <o  1^  -^  lA 

(O^eoiHOcsiv^OO 


oo 

o 


I I+++++1 I 


S-^Oao«0cocor«omo 

lOeSt-t-c^oo-^fHoe^i« 

iftOOO-p-iT-iOOOOOO 


f-H-++l  I  I 


O'^Ot*'«<*'00*HC0r-0ÄC<i 
t^eo^kOootHCOi-tcxiooo 
'•^•^«©»'»H^OOOOO 

©»oooooooooo 


+++++++ 


I 


«»••••••«««•«••«f«»' 


^1^:^!«^:^:^^:^:^:^ 


CO 


lA 


tO 


CO 


»r*OOC<IOOCCt>-00'^OOiO 

eo(M<pi40->->cO'^iACD<oin 
ooooooooooo 

OOOOOOOOOOO 


+++;  I 


0<O^COe0003t<-6'9t^CO 

Oi-'HOO'fHc^ic^eoeQcoo 

OOOOOOOOOOO 


+++ 


I  I  I 


^fHeiiA<o<oooinfH«i«^ 

i-i-^iO-^-^COOSOOOiO«© 

^040i-«coio«oooaor«iA 
OOOOOOOOOOO 

+++I  i  M  M  M 


ooi>-e4r«cof0eocoeor«O 
t«Qaot«;oe9C4i"«Ooooo 
'^o40cocoo>'*Hcqt^oao 

000000'*H'*Hv-(00 


++i  I 


■«^«OOC^i-iOoeoOACOO 
0>^0000OO0)C4C0C4O 
•-tH"^t-OC<iC»lcaoai*00 

OOOO'-^^^i^^hOOO 


+ 


I 


+ 


e<9  (o  CO  t« 

9?  CO  t*  CO 

"^  COOO  O 

^      »•      »•      •■ 

O  O  O  1-I 


h*  in  T-i  00  CO  o> 

•«^  t<-  CO  O  lA  00 

.^-1  o  00  "^  04  •»-(  eo 

#«       »^       «^      r*       r«       ^      #• 

•»-i  -»-i  O  O  o  -^  o 


I  I 


I  I+++ 


04  o>  00  CO  t- 

CO  r-  lA  C>i  lA 


00  00  !>■  tf>  O 
00  CO  CO  d  00 


•-»««f-Ot-cOcoeocoOiA 
^^vnth^-iOOOvhOOO 

MM  1++++ 


C0O00iA^'^9>i-«fc«<0'i# 

■^eoooooe^joococot^t^co 
tACOA-^e^T-iao-^Oc^iA 

»h^^OOOt-iOOOOO 

I I    i    !+++++ I I 


kAYHYH«oooYH^-ooO^»oo 

^OiAOOOlOiAO'AQOO» 

"^o»c4co»A'<*eiir-»o*^e4 
OOOOOOOOOOO 


I++-H-4 


iA'^^tAi^coe^oor«o>iA 

09Cli-iOat<-iAOOOTHCOiA 
COtHiHOOOOOOOO 

OOOOOOOOOOO 

-H-+++++1  I  I 


..    ••    ••    ••    .«   ••    ••    ••    •■    ••    •• 

e 


V.      Om  COS  ß«,  = 


hm 


—  U. 


Last  in 


00  cos 

01  cos 
0,  cos 
Oi  cos 
O4  cos 
Oö  cos 
Oe  cos 
O7  cos 
Og  cos 
Ob  cos 
Oiocos 


9 


9' 


r 


5' 


I 


3' 


1' 


ßo 
ßi 
ß. 
ßs 
ß* 

ß5 
36 
ß7 

ße 

ß9 

ßio 


+  0,59 
—046 
—0,14 
—0,13 
—0,11 
—  0,09 
—0,07 
—0,04 
—0,02 
+  0,00 
+  0,02 


+  1.21 

+0,72 
+0,05 

—  0,84 
!— 0,73 
I  -  0,60 
'—0,46 
-0,81 

—  0,15 
-0,02 
+  0,09 


+  1,06+0,34 
+  0,84+0,38 
+  0,50+0,36 


-0,00 

—  0,71 

—  1,67 
-1,33 

—  0,95 
-0,56 


+  0,23 

—  0,04 

—  0,50 

—  1,19 

—  2,13 

—  1,46 


—  0,21—0,82 
+  0,081-0,27 


-0,57—1,19 

—  0,34  j— 0,89 

—  0,13-0,57 
+0,031—0,27 
+  0,12—0,00 
+  0,07  +  0,20 
-0,141+0,29 

—  0.57 1+0,22 
-l,26i-0,06 

-2,19      0,58 
-1,30      1,30 


-1,27 

—  1,00 
—0,72 
-0,42, 
—0,13 
+0,13, 
+0,831 
+0,42 
+  0,87| 
+  0,14! 

—  0,27 


—0,90 

—0,73 

—0,54 

—0,34 

—0,14 

+0,05 

+0,21 

+0,32 

+0,34 

+0,27i 

+0,08' 


—0,41 
—0,34 
—0,26 
—  0,17 
—0,08 
+  0,01 
+0,08 
+  0,14 
+  0,17 
+  0,15 
+  0.09 


—0,07 
-0,06 
—0,05 
—0,03 
—0,02 
—0,00 
+  0,01 
+  0,02 
+  0.03 
+  0,03 
^+0,02 


VI.      DmQ0^9m=- 


Ml 

hm 


Ml. 

hm^l 


Last  in 


Dl  cos  9i 
D2  cos  9j 
Dg  cos  98 
2)4  cos  94 
Ds  cos  95 
/>6  cos  9a 
J)f  cos  97 
Dg  cos  98 
Dg  cos  99 
Diocos9xo 


+  0,75 

—  0,01 
-0,02 
-0,02 
-0,02 

—  0,02 

—  0,02 
—0,02 
—0,02 
-0,02 


+0,49 
+  0,67 
+  0,89 
-0,11 

—  0.13 
-0,14 
—0,15 

—  0,15 

—  0,14 

—  0,11 


9' 


r 


5' 


3' 


1' 


+0,22 
+  0,34 
+  0,50 
+  0,71 
+  0,96 
-0,35 

—  0,38 
-0,38 

—  0,85 

—  0,29 


—  0,05 
+  0,03 
+  0,13 
+  0,27 
+  0,46 
+  0,69 
+0,95 
—0,67 

—  0,64 

—  0,56 


-0,23 

—  0,21 
-0,16 
-0,08 
+  0,04 
+  0,21 
+  0,43 
+  0,68 
+  0,94'+ 

—  0,89  + 


+ 
+ 


0,31 
0,31 
0,30 
0,27 
0,20 
0,09 
0,07 
0,28 
0,51 
0,73 


—  0,27 

—  0.29 

—  0,30 
-0,29 

—  0,26 

—  0,20 
-0,09 
+  0,05 
+  0,23 
+  0,41 


—  0,17 
—0,19 

—  0,20 
-0,20 
—0,19 

—  0,16 
—0,11 

—  0,03 
+0,08 
+0,19 


—0,07 
-0,08 

—  0,09 
-0,09 
-0,09 

—  0,08 
-0,06 

—  0,08 
+  0,02 
+  0,06 


—  0,01 
—0,01 
—0,01 
—0,02 

—  0,02 
—0,01 
—0,01 

—  0,01 
+  0,00 
+0,01 


vn.    r«.x. 


Last  in       1 


Vi\ 

y,x 

FgX 
F4X 
V5X 

FsX 
FgX 


-2,66 
—  2,92 
+  0,08 
+  0,07 
+  0,07 
+  0,07 
+  0,06 
+0^ 
+0,04 
+  0,02 


9' 


r 


5' 


8' 


1' 


1,83—0,85 
2,23—1,25 
2,40—1,47 
2,54—1,68 
0,45—1,85 
0,42—1,94 
0,38+0,98 
0,32  +0,85 
0,25+0,68 
0,16+0,48 


+  0,13! 
-0,171 

—  0,42: 

—  0.69! 

—  0,95 
-1,17 
-1,34, 
-1,38| 
+  1,35. 
+  I1O3 


+  0,87 
+  0,73 
+0,48 
+0,19 
-0,11 
—0,41 

—  0,71 
—0,95 

—  1,10 

—  1,15 


+  1,18 
+  1.18 
+  0,97 
+  0,72 
+  0,43 
+  0,13 

—  0,19 
^^0,51 
—0,76 

—  0,95 


+  1,06 
+  1,13 
+0,98 
+0,80 
+  0,58 
+  0,85 
+0,08 

—  0,20 

—  0,43 

—  0,64 


+  0,69 
+0,75 
+  0,67 
+  0,56 
+0,44 
+  0,80 
+  0,18 
—0,05 
—0,20 
—  0,34 


0,30 
0,88 
0,80 
0,26 
0,21 
0,15 
0,08 
0,00 
0,07 
0,09 


+  0,05 
+0.06 
+0,05 
+  0,04 
+0,04 
+0.03 
+0,02 
+0,00 
—0,01 
—0,02 


■■ 
» 

•: 


334 


Zweiter  Abschnitt  —  §  11. 


Fachwerkbogen  mit  eingespannten  Kämpfern.  335 

126.  Einflaas  einer  Temperatnrändeximg.  Aendert  sich  die  dem  span- 
nungslosen  Anfangsznstande  entsprechende  Temperatur  um  t",  so  entsteht  nach 
No.  115 

(21)        H,^xr=  ,    ^      ^^^'"       ^     , 

-X"  =  0,  T  angenähert  =  0. 

Der  im  Nenner  von  X«'"  stehende  Faktor  -^-=-  ist  derselbe,  der  auf  Seite  825 

EF, 

beim  Uebeigang  von  Gleich.  2  zur  Gleich.  3  gehoben  worden  war.   Für  V  darf 

/  =  60"  gesetzt  werden.    Es  entsteht  dann,  mit  e^=250  t/qm  für  Flusseisen, 

(22)  m  =        '^^^''       =    '^^'^^-^'^   =  42,7  F.t. 

4   »   /  .   .     .^  2.58,536  *^»'-^''' 

wo  Fg  den  Gurtquersohnitt  im  Scheitel  der  Brücke  bedeutet*)  In  der  Regel 
genügt  es,  mit  «  =  +  85°  C.  zu  rechnen.  Dies  würde  Ä<  =  ±  15001^.  liefern. 
Wir  wollen  aber,  da  der  Einfluss  der  Füllungsglieder  diesen  "Werth  erheblich 
verkleinert,  nur 

Z/<  =  ±1400Jp; 

annehmen.  Die  Berechnung  von  F,  soll  mit  HUfe  der  auf  Seite  185  abgeleiteten 
Näherungsformeln  (4)  erfolgen. 

Die  Summe  der  positiven  Ordinaten  der  Einflusslinie  für  Oio  cos  ßjo  ist 

:S  =  2  (0,02  +  0,09  +  0,08)  =  0,38 

+ 

die  Summe  der  negativen  Ordinaten 

2  =  2  (0,27 +  1,80)  =  8,14. 

Die  Knotenlast  setzt  sich  zusammen  aus  der  ständigen  Last  2,5  *  6,0  =^15'  und  der 
ebenso  grossen  Verkehrslast  15*.   Der  grösste  Druck  Oio  ist,  wegen  sec  p,o  =  1,00, 

•*»0i«  =  —  80 .  3,14  +  15  . 0,88  =  —  88,5*;  ».«rO  <  «fc.O. 

Der  Cinfluss  von  Ht  auf  Oio  ist 

Äjo  1,5 

Wird  eine  Beanspruchung  von  a  =  950  kg/qcm  =  d500  t/qm  gestattet,  so  eigiebt 
sich  F0  aus  der  Gleichung 

88,5  +  1880  F»  =  9500  F,. 

Man  erhalt  K  =  0,0116  qm. 

Ganz  ebenso  findet  man  für  J/^o  cos  Yiq  =  üi^  die  Werthe 


2  =  1,22,  2  =  3,04 

+  — 

«/•r,o  =  —  30  •  3,04  +  15  •  1,22  —  - 


Ht  •  yo9 


=  _73„1^^^^,  =  ^  73-3110 F.. 

1,0« 


*)  Da  die  Quei'schnitte  der  beiden  Gurtungen  nicht  gleich  gross  ausfallen, 
so  setze  man  für  F,  den  Mittelwerth  der  beiden  Gurtquerschnitte. 


336 


Zweiter  Abschnitt  —  §11* 


Aus  der  Gleichmig 

73 +  81 10  F.  =  9500  i?; 

folgt  F«  =  0,0114  qm.     Der  mittlere  Oortqnerschnitt  betrSgt  also  im  Scheitel 
nind  F«=:  0,012  qm  und  es  darf  daher  mit 

JTf  =  ±  1400  0,012  =  17* 

gerechnet   werden.     Dieser   Horizontalschab    erzeugt    die    folgenden   Momente 

für  Knotenpunkt        0  12  8  4 

lf  =  + 158,68;  ±113.22;  +76,84;  ±44,88;  ±  17,17  «m 

für  5  6  7  8  9  10 

M*  =  +     6,29;  +   25,50;  +40,46;  +51,17;  +57,46;  +59,67  fm 

und  aus  diesen  Momenten  eigeben  sich  mit  Hilfe  der  Formeln  15  bis  19  die  in 
Tabelle  VIII  zusammengestellten  Spannkräfte  in  Tonnen. 


Vm.  Einfloss  der  Temperaturänderung. 


1 

tn 

±  Um  cos  Y« 

±OmOOS^m 

±  Dm  COS  9., 

+  r«x 

0 

56* 

26* 

1 

39' 

50 

6* 

35 

2    ' 

33 

42 

8 

83 

8 

25 

34 

8 

81 

4 

17 

24 

10 

27 

5 

7 

14 

4 

23 

6 

3 

4 

10 

18 

7 

13 

7 

11 

12 

8 

24 

15 

8 

5 

9 

82 

21 

6 

2 

10 

88 

23 

8 

127.  QnerBclmittsbereolmiiiig.  Es  genügt  hier,  die  Berechnung  eines 
Stabquerschnittes  zu  besprechen.  Wir  wählen  die  Diagonale  D^  Die  Einfluss- 
linie für  De  cos  <p^  liefert  2  =  0,90,  2  =  1,05.    Es  eigiebt  sich  also  einschliess- 

+  — 

lieh  des  Einflusses  der  Temperaturänderung 

-«.De  cos  9e  =  —  30  •  1,05  +  15  •  0,90  —  10  =  —  2«*, 
^^De  =  —  28  sec  9e  =  —  28  •  1 ,03  =  —  29  *. 

•.a«I>6  ist  kleiner  als  mtnD^.    Das  erforderliche  Trägheitsmoment  des  Queischnitts 

ist  bei  5-facher  Knicksicherheit  nach  der  EuUr'schen 

^1  I  J^  =  2,5  Dd «  cm*, 

"**  '^™*  wo  d  die  Länge  der  Diagonale  in  Metern  bedeutet   Maa 

erhält 
'*«•  ^^-  Jmin  =  2,5  .  29 . 9,58  =  695  cm«. 

Zwei  gleichschenklige  Winkeleisen  von  den  Abmessungen  12*1,1  cm,  Fig.  332, 
besitzen  Jmtm  =  2  •  340  =  680,  genügen  also.  Der  Querschnittsinhalt  ist  F=2  •  25,4 
=  50,8  qcm  und  die  Beanspruchung 

29 
ff  =  z-^  =  0,57  t/qcni  =  570  kg/qcm. 

Oü,o 


Fachwerkbogen  mit  eingespannteii  Kämpfem. 


337 


Die  auf  diesem  Wege  gewonnenen  Querschnitte  sind  in  der  Tabelle  IX  zu- 
sammengestellt woixien  unter  Beifügung  der  Werthe 

8  Stablänge  in  cm 

—  —  SS»  -■  — -         -   ■       -   -  —  ■  • 

F        Querschnittsinhalt  in  qcm 

Die  Stablängen  sind  für  die  Gurtungen,  Diagonalen  und  Vertikalen  mit  o,  w,  d,  h 
bezeichnet  worden. 


«w- 


79.  io 


tvn- 


J¥.lP 


ent- 


t9-ty.l,Z. 


Flg.  334. 


IX.   Qaerschnitte. 

a)  Gurtungen. 


F    0 


I    0 

F 


L 


4  Winkeleisen  13-1,2 

1  Platte  34    1,1 

2  Platten  16 -1,1  Fig.  883 


193 


259 


193383 


1,3 
2,0 


F 


u 


Winkeleisen  18  •  1,2 
Platten  34-1.0 
„      16 -1,0  Fig.  834 


252 
252 


414 
394 


n 


1,6 
1,6 


0, 
O, 

0, 

O,   I 

o. 


11 


Winkeleisen  18 
13 
18 
13 
13 
13 
18 
13 
13 


^1 

11 


•M 

189 

•1,2  120 

^1,2 

120 

1,2 

120 

•li2 

120 

•1.2 

120 

•1,2 

120 

•M 

139 

•1,2 

120 

369 
354 
342 
330 
321 
312 
307 
302 
300 


2,6 
3,0 
2,8 
2,8 
2,7 
2,6 
2,6 
2,2 
2,5 


1 


4  Winkeleisen  13-1,2 

1  Platte  34-1,0 

2  Platten  16 -1,0  Fig.  835 


186 
186 


375 
358 


U,\  4 

u,    „ 


Winkeleisen  13 
13 
13 
13 
13 
13 


„ 
,1 
11 
11 


•1,4   139 

342 

•1,4  139 

329 

-1,4  139 

318 

- 1,4  1139 

309 

•1,4   139 

303 

-1,2  120 

300 

b)  Füllungsstäbe. 


2,0 
1,9 


2,5 
2,4 
2.3 
2.2 
2,2 
2,5 


F 


d 
F 


2>iol 


2  Winkeleisen  12 


11 

,, 

,1 

51 

11 
11 

11 
11 
•1 


11 


11 


11 


11 


11 

11 


11 


11 


12 

1 
45  320  6,3 

12 

45  314  6,2' 

12 

45  311 

6il 

12 

45  '310 

6,1 

12 

45|310 

6,1 

12 

45  310 

6,1 

13- 

li2 

54  312 

5,2 

13. 

1)2 

54  315 

5,2 

13. 

1,2 

54  321 

5,3 

14- 

1,3 

63  '330 

5,7 

V 


2  Winkeleisen 


11 


1^ 
11 


,1 


1' 


101     1, 


J1 
1) 


11 


11 


11 


n 


11 


11 


11 


15 

•li4 

81 

15 

•1,4 

81 

13- 

li2 

60 

13 

1,2 

60 

11 

I1O 

42,5 

11 

1,0 

42,5 

9- 

1,1 

37,5 

9- 

1,1 

37,5 

8' 

1,0 

30 

8- 

1,0 

30 

8' 

1,0 

30 

395 
348 
307 
270 
238 
211 
189 
172 
160 


4,9 
4,3 
5,1 
4,5 
5,6 
5,0 
5,1 
4,6 
5,3 


1525,0 
150,5,0 


Hüller-BreBlau.  Graphische  Statik.    II.  1. 


22 


338 


Zweiter  Abschnitt  —  §  11. 


d,  Zahlenbtisptoi,  »wHer  Thtil. 

128.  Im  Anschluss  an  die  vorstehende  Querschnittsberechnung  stellen  wir 
uns  jetzt  die  Aufgabe,  die  Kämpf  erdrücke  mit  Berücksichtigung  der  Längen- 
änderungen sämmtlicher  Stäbe  zu  berechnen.  Als  statisch  unbestimmte  Grossen 
.sollen  die  auf  den  Scheitelquerschnitt  des  Bogens  wii-kenden  JS^,  JT»  und  Xc  ein- 
geführt werden,  Fig.  336,  vergl.  auch  Fig.  818  bis  320.  Da  ein  synunetrischer 
Träger  vorliegt,  so  nehmen  wir  Xh  senkrecht  und  Xc  wagerecht  an. 


Fig.  336. 

Die  Gewichte  ic  sind  nach  der  Formel 
(23)    Wm-=  -T—  I  —  ^Om  soc  ß«  -\-  Am«+i  soc  y«+i  -f  ddm  scc  <p„  —  Acfm+i  sec  C^m+\ 

—  ahm — ^^^  +  A//.H+1   . 
zu  berechnen,  mit  Ausnahme  von  u?c*)  und  itiq,  für  welche  man  die  Werthe 

(24)  WC  =  4^  und 

(25)  i  M'iQ  =  V—  [—  ^  ''w  s®^  ?w  +  ^  ^"  ^^  ^10  "■  ^*io  ^  ^wl 


*)   Mit  C  ist   der  linke  Endpunkt  des  Gurtstabes  O©  bezeichnet   worden. 
Fig.  387. 


Fach  werkbogen  mit  eiDgespannten  Kämpfern. 


339 


erhält,  ^trio  ist  das  auf  eine  Bogenhälfte  entfallende  Gewicht  des  Knoten- 
punktes 10.  Bei  der  Berechnung  von  Wo  denke  man  die  Stützpunkte  C  und  A 
in  Fig.  337  durch  einen  starren  Stab  verbunden,  der  die  Rolle  einer  Diagonale 
spielt.  Der  für  alle  Stäbe  gleich  grosse  Elasticitätsmodul  E  darf  =  1  gesetzt 
werden. 


129.  Znatand  X«  =  — 1.  Die  Tabelle  X  enthält  die  durch  die  Mo- 
mente 3f*  =  —  1  bestimmten  und  mit  Hilfe  der  Gleichungen  15  bis  18  auf 
Seite  330  berechneten  Spannkräfte  sowie  alle  zur  Berechnung  der  Ge- 
wichte IT«  erforderlichen  "Werthe. 


Tabelle  X, 


m 

Oa 

0 

F 

A0.  =  &|; 

Oa^Ou 

secß 

A  0  sec  ß 

0 

+  0,329 

1,3 

+  0,43 

+  0,141 

1,30 

+  0,56 

1 

+  0,867 

2,0 

—  0,78 

—  0,268 

1,28 

+  0.93 

r 

2 

+  0,401 

2,6 

+  1,04 

--0,417 

1,23 

+  1,28 

3 

+  0,437 

8,0 

—  1,81 

--0,572 

1,18 

+  1,55 

4 

+  0,479 

2,8 

+  1.34 

--0,642 

1,14 

+  1,53 

o 

5 

+  0,521 

2,8 

+  1,46 

--0,761 

1,10 

+  1,61 

2 

6 

+  0,566 

2,7 

+  1,53 

-  -  0,866 

1,07 

+  1,64 

£ 

7 

+  0,604 

2,6 

+  1,57 

--0,948 

1,04 

+  1,63 

o 

8 

-f  0,638 

2,6 

+  1,66 

--1,059 

1,02 

+  1,69 

9 

4-  0.665 

2,2 

+  1,46 

-  -  0,97 1 

1,01 

-1,47 

10 

1    4-0,667 

2,5 

+  1,67 

--1,114 

1,00 

+  1,67 

Summe: 

7,759 

Summe : 

15,56 

22* 


340 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  11. 


1 

n 

Uu 

1 

• 

1 

u 

F 

Au-   ^- 

UAu 

secY 
1,38 

A  u  sec  Y 

1 

—  0,349 

1,6 

—  0,56 

+  0,195 

—  0,77 

tu 

2 

—  0,376 

1,6 

—  0,60 

+  0,226 

1,31 

—  0,79 

c 

3 

-  0,407 

2,0 

—  0,81 

>-  0,830 

1,25 

—.1,01 

4 

—  0,440 

1,9 

—  0,84 

+  0,370 

1,19 

—  1,00 

w 

5 

—  0,479 

2,5 

—  1,20 

+  0,575 

1,14 

—  1,37 

p 

6 

—  0,521 

2,4 

—  1,25 

+  0,651 

1,10 

—  1,38 

o 

7 

—  0.561 

2,8 

—  1,29 

+  0,724 

1,06 

—  1,37 

8 

-  0,598 

2,2 

—  1,32 

—  0,789 

1,03 

—  1,36 

9 

—  0,631 

2,2 

—  1.39 

—  0,877 

1,01 

—  1,40 

10     , 

-  0,658 

2,5 

—  1,65 

+  1.086 

1,00 

—  1,65 

Summe : 


5,823 


1 
1 

D 

d 
F 

A.  =  Z>| 

D^d 

sec  9 
1,07 

Ad  sec  9 

1 

0,037 

6,3 

0,23 

+  0,009 

—  0,25 

2 

—  0,040 

6,2 

—  0,25 

—  0,010 

1,05 

—  0,26 

a 

3 

—  0,046 

6,1 

—  0,28 

—  0,013 

1,04 

—  0,29 

4 

-     0.051 

6,1 

—  0,31 

+  0,016 

1,03 

—  0,32 

0 

-     0,055 

6,1 

—  0,34 

+  0,019 

1,03 

—  0,35 

1 

6 

-  0,057 

6,1 

—  0,35 

—  0,020 

1,03 

—  0,86 

7 

0,054 

5,2 

-     0,28 

+  0,015 

1,04 

—  0,29 

8 

0,046 

5,2 

-     0,24 

—  0,011 

1,05 

-  0,25 

9 

-    0,035 

5,3 

-  0,19 

+  0,007 

1,07 

-    0,20 

10 

-    0,010 

4,7 

-  0,05 

+  0,000 

1,10 

—  0,05 

Summe:  ;     +0,120 


Vm 

hn. 

.  ,                rmflm 

V   Afc 

Am— 1 

AÄ    *'"-l 

K.-1 

^^''-r 

0 

F 

ahm-^        JP 

'  m-^f^m 

X 

AÄ«      ^ 

A 

+  0,035 

4,9 

+  0,17 

+  0,006 

2,10*) 

+  0,36 

1 

+  0,016 

4,3 

—  0,07 

--0,001 

1,22 

+  0,08 

1,32 

-  -  0.09 

2  1'—  0,012 

5,1 

—  0,06 

--0,001 

1,06 

+  0,06 

1,16 

-  -  0,07 

8.  +  0,009 j  4,5 

+  0,04 

--0,000 

0,92 

—  0,04 

1,02 

-  -  0,04 

'rt 

4  ,—  0,003,5.6 

+  0,02 

--0,000 

0,80 

—  0,01 

0,90 

--0,02 

5 

—  0,005  5,0 

—  0,02 

—  0,000 

0,69 

—  0,02 

0,79 

—  0,02 

6 

-  0,014 

5,1 

-    0,07 

—  0,001 

0,60 

—  0,04 

0,70 

—  0,05 

> 

7 

—  0,025 

4,6 

—  0,12 

—  0,003 

0,53 

—  0,06 

0,63 

—  0,07 

8 

-  0,038 

5,3 

0,20 

—  0,008 

0,47 

—  0,09 

0,57 

—  0,11 

9    -  0,048 

5,0 

-    0,24 

—  0,012 

0,43 

—  0,10 

0,53 

—  0,13 

10  —  0,058 

2,5**) 

0,14 

+  0,008 

0,51 

—  0,18 

Summe: 

+  0,040 

A', 


2,  SO 


*)  -^  =  -j-^ö"  +  *g  ft  =  1,15  +  0,95  =  2,10. 
**)  Es  ist  nur  die  halbe  Scheitelvertikale  in  Hechuung  gestellt  worden. 


Fachwerkbogen  mit  eingespannten  KänipftMu. 


341 


Die  Gewichte  ir«  für  den  Zustand  X«  =  —  1  sind  mm 

0  17 
itfca=     '^f.   =  +  0.08  (nach  Gleich.  24) 

—  0,56  —  0,77     -  0,00  +  0,25       0,86  +  0,09)  =     -  0,34 

—  0,93  —  0,79  —  0,25  +  0,26  —  0,08  +  0,07)  =     -  0,49 

—  1,28       I.Ol   -  0,26  +  0,29  —  0,06  +  0,ü4)  =  —  0,74 
--  1,55  -  1,00     -  0,29  +  0,82  -   0,04  +  0,02)  =  -    0,94 

- 1,58  —  1.37  —  0.32  +  0.85  —  0,01  —  0,02)  =  —  1.22 

1,61       1,38  —  0,85  +  0,86  +  0,02  —  0,05)  =  —  1,43 

-  1,64  —  1,37    -  0,36  +  0,29  +  0,04  -    0,07)  =   -  1,65 

- 1,68  —  1,36  —  0.29  +  0,25  +  0,06  —  0,1 1)  =    -  1,79 

—  1,69     - 1,40  —  0,25  +  0,20  +  0,09  —  0,13)  =   -  1,99 

—  1,47  —  1,65  —  0,20  +  0,05  +  0,10  —  0,18)  =       2,17. 

linie  für  den  Zustand  X»  =  —  1  lässt  sich  als  die  Momenten- 
linie eines  Freiträgers  CG  deuten,  dessen  Einspannungsstelle  dem  Scheitelquer- 
schnitt des  Bogens  entspricht,  Fig.  338,  *)  und  der  mit  den  Gewichten  —  ir«  be- 
lastet ist.     Nach  Berechnung  der  Querkräfte: 


tCom 

— 

1      . 
8.95  ^ 

Wia 

— 

1 
3,48"  ^ 

irja 

— 

1 
8,07"  ' 

t^s« 

— 

1 

2,70  ^ 

tO^a 

= 

l 
2.38  ^ 

IC^a 

= 

1 
2,11   ^ 

tr^a 

= 

1 
1,89  ^ 

tCta 

= 

1 
1,72  ^ 

W^a 

— 

1 
1,60'  ' 

W^a 

1 
1.52  ^ 

Die 

Biegimgs 

9o  =  -  -  0,08 

Ci  =  —  0,08  +  0,34  =  0,26 

ft  =       0,26  4-  0,49  =  0,75 


^4  =  2,43 
^5  =  3,65 
Qt  =  5,08 


(>g=      0,75+0.74  =  1,49     |     ft  =  6,73 

Mo 


^8  —  8,52 
Co  =10,51 
^10—  12.68 


findet  man  M^  =  —  0,08  •  2,0  also  -       —  —  0,08  •  j  =  —  0,05 

A 

Jf,:X  =  — 0,05  +  0,26  =  0,21  i  M^.X^    8,53 

J|f,:X=       0,21+0,75  =  0.96  3f«:A=  13.61 

Jlf,  :X=       0,96  +  ^49  =  2,45  .  if, :  X  =  20.34 

Jlf^  :  X  =      2,45  +  2,43  =  4,88  ; 


3/« 

:X 

=  28,86 

3/9 

:X 

-  39,37 

Mio 

:X 

=  52,05 

Nun  ist 


8 


iJi«  =  S5J  --  =  SÄ«^5a 


=  SOAo  +  S  C'^Au  +  SDAd  +  S  TA» 

=  2  [7,759  +  5,828  +  0,120  +  0,040]  =  2  •  13,74 

und  man  erhält  daher  aus  den  die  Durchbiegungen  dm«  (für  JE7=:1)  voi-stellenden 
Momenten  Mi 

Mn. 
^ma  .  J/m  X  Mm  I  X 


Xa  =  P. 


'"  8„„        ^2.13,74  2-13,74 


9.16 


8.0 


♦)  Vergl.  auch  Seite  122,  Fig.  108. 


342 


Zweiter  Abschnitt  —  §  11. 


Den  in  den  Knotenpunkten  1,  S,  5,  7,  9  angreifenden  Lasten   entspricht 
also  der  Reihe  nach 


^..,=^^  =  2,225 


^0  .9 


946 
89,87 

946 


=  4,298. 


SiZZZ^sl^l 


Fig.  888. 


Wir  wenden  uns  jetzt  zur  Bestimmung  des  Poles  (I),  um  den  sich  eine 
nach  Seite  321,  Fig.  819  an  die  Scheitelvertikale  angeschlossene  starre  Scheibe  / 
dreht,  und  ermitteln  zunächst  die  wagerechte  Verschiebung  8a  des  oberen  Knoten- 
punktes 10  nach  dem  in  Nr.  51,  Seite  129,  beschriebenen  Verfahren.  Aus  der, 
einen  Sonderfall  der  Fig.  116,  Seite  130,  bildenden  (nur  als  Skizze  anzusehenden) 
Figur  838  folgt  die  einfache,  leicht  zu  beweisende  Gleichung 

10  0 

8a  =  S  Ao«  sec  p«  +  28«.  (tg  ß-  —  tg  ^m~\)  +  8io«  tg  p,o. 


Da  nun  die  Knotenpunkte  0,  1,  2,  ...  10  der  oberen  Ourtung  in  einer  Parabel 


Fachwerkbogen  mit  emgespannten  Kämpfern.  343 

von  der  Pfeilhöhe  f«  =  12,55  und  der  Spannweite  /s=60"*  =  20X  liegen,  und 
da  femer  die  Feldweite  konstant  ist,  so  ergiebt  sich 

*   fl        *   o  0*0  ^f-^        8. 12,55        0,2510 

tgP«-tgp^,i  =  2tgg,o=  -/r    =      20'X     "^       X 
und 

«*  =  15,56  +  (i^..  +  ^  «10.  )  — -^  =  15,56  +  (I  ^  +  ~f)  0,2510 

wo  Mm  die  vorhin  berechneten  Momente  in  Folge  der  Gewichte  u;«  sind. 
Es  eigiebt  sich  (für  E=\) 

«*  =  15,56  +  (119,16  +  26,02)  0,2510  =  52,00. 

Bezeichnet  man  den  Abstand  des  Poles  (I)  vom  Knotenpunkte  10  mit  8  und  be- 
achtet man,  dass  sich  die  Scheibe  I  in  Folge  von  X«^  —  1  um  den  Winkel 
I  8«a  dreht,  so  findet  man  für  die  Verschiebung  des  Ponktes  10  den  Werth 
|5«a<.    Da  nun  andrerseits  die  Verschiebung  des  Punktes  10  durch  die  Strecke 

8« 


G10"  =  -^'  , 

dax^estellt  wird,  so  ergiebt  sich  die  Gleichung 

8* 


i^am8  = 


sin\{) 
und  man  findet  daher 

•    .  ^*  52,00 

e.  =  .8.n  +  =  _-=  ^3^  =  8,78- 

c»  =  16,5  — 8,78  =  12,72" 

während  sich  vorhin  (?«  =  12,99"*  ergab.    Die  Lage  der  Kraft  Xc  ist  nunmehr 
bekannt,  Fig.  836. 

180.    Eine  zweite  Besümmangaweise  von  c«  ergiebt  sich  aus  der  Be- 
dingung 

wo  Sc  die  Spannkräfte  in  Folge  von  ^ ' 

Xr  =  —  1  bedeuten.   Fügt  man  zu  der  y^yy"""^^   ^ 

Kraft  X,  =  — -1    in   beliebiger  Höhe  X^^  y^    /       ^ n^    '^ 

(z.  B.  in  der  Höhe  10-,  Fig.  389)  zwei  /     /   "^T       ^  '  ^   "^ 

sich  aufhebende  Kräfte  1  hinzu  und  be-         \^     /  \f9'^ 

zeichnet  man  die  Spannkräfte  in  Folge  \/ i 

der  durch  einen  gefiederten  Pfeil  dar-  ^ 

gestellten   Kraft  1   mit  S\    und   den  Pig,  389. 
Hebelarm  des  ausser  dieser  Kraft  noch 
angreifenden  Kräftepaares  mit «,  so  ist 

5e  =  5'  +  S.-« 

und  man  erhält 

^    EF    ^        EF^ 
woraus  (wegen  ((.„  =  2  •  13,74) 

_____0 —  ___? 

^  Ka      "         18,74     ' 


344 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  11. 


In  der  Tabelle  XI  sind  die  Spannkräfte  S**)^  die  aus  Tabelle  X  über- 
nommenen LÄngenänderungen  A««  in  Folge  X«^  —  1  und  die  Produkte  S'^Sa 
zusammengestellt  worden.    Man  erhält 

14,7572  +  20,6182  +  1,6929  +  0,2690 

'  = 13J4 =  "^ 

also,  wie  vorhin,  c«  -  10,0  + 2.72  =  12,72»". 


Tabelle  XI. 

Gurtungen. 

0'            Ao. 

1 
1 

O'Ao« 

1 

U' 

AWa 

17' Au. 

0, 

+  8,29 

+  0,43 

+  1,4147     1 

0. 

+  2,68 

+  0,73 

+  1,9199    . 

,  f^i 

—  2,11 

—  0,56 

+  1,1816 

0, 

+  1.84 

—  1,04 

+  1,9136 

L\ 

—  1,38 

—  0,60 

+  0,8280 

0» 

—  1,03     —1,81 

+  1,3493 

u» 

-0,62 

—  0,81 

—  0.5022 

0, 

+  0,19      +  1,34 

+  0,2546 

V, 

+  0,15 

—  0,84 

—  0,1260 

0. 

—  0,65 

+  1,46 

—  0,9490 

Ut 

+  0,95 

—  1,20 

—  1,1400 

0, 

—  1,47 

—  1,53 

—  2,2491 

Ut 

+  1J5 

—  1,25 

—  2,1875 

0, 

—  2,21 

+  1,57 

—  3,4697 

u, 

+  2,52 

-  1,29 

—  3,2508 

0. 

—  2,81 

-  1,66 

—  4,6646 

u» 

+  3,22 

—  1,32 

—  4,2504 

0, 

—  3.28  1  +1,46 

—  4,7158 

i  ^» 

+  8,77 

—  1,89 

—  5,2403 

0,0 

—  3,33  i 

+  1,67 

—  5,5611 

:  r,o 

+  4,20 

—  1,65 

—  6,9300 

Summe: 

—  14,7572 

Summe: 

—  20,6182 

Füllung 

jsstäbo 

• 

1 

D' 

Sda 

D'iida 

1 

1 
1 

r' 

I 

r'AA. 

r. 

—  0,634 

+  0,17 

—  0,1078 

D, 

—  0,510 

—  0,23 

—  0,1173 

Vt 

—  0,732 

—  0,07 

—  0,0512 

/>, 

+  0,584      —  0,25 

—  0,1460 

r. 

—  0,698 

+  0,06 

—  0,0416 

i>s 

--0,653      —0,28 

—  0,1828     ' 

r. 

—  0,630 

+  0,04 

—  0,0252 

A 

+  0,723  1  —0,31 

—  0,2241 

r* 

—  0,545 

+  0,02 

—  0,0109 

A 

--0,783 

—  0,34 

—  0,2662 

Vt 

-  0,449 

;  -0,02 

-  -  0,0090 

i>6 

+  0,807 

—  0,35 

—  0,2825 

r» 

—  0,357 

1  -  0,07 

-  -  0,0250 

A 

--0,776 

—  0,28 

—  0,2173 

r, 

-  0,150 

—  0,12 

--0,0180 

A 

--0,659      —0,24 

—  0.1582 

y»  ; 

—  0,010 

!  —0,20 

—  0,0020 

A 

+  0,479      —  0,19 

—  0,0910 

r»  ■ 

+  0,174 

—  0,24 

—  0,0418 

r>u.  i 

+  0,149 

,  —0,05 

—  0,0075 

1  ^1«  ; 

+  0,289 

1  -0,14 

—  0,0405 

Summe: 

—  1,6929 

Summe: 

—  0,2690 

131.    Für  den  Zastand  X*  =  —      ,    den  wir    an   Stelle   des   Zustandes 


X 


Xh^=  —  1  unterauchen  wollen,  ergeben  sich  die  Momente  M*^  =  —  -  und  —  für 

♦)  Die  Berechnung  der  S'  erfolgte  wieder  mit  Hilfe  der  Formeln  15  bis  20 
auf  Seite  330. 


Fachwerkbogen  mit  eingespaanteii  Kämpfern. 


345 


die  linke  Bogenhälfte  —  die  in  der  Tabelle  XII  angegebenen  Spaimkräfte  Sb  und 
Läugenänderungen  ^8b^ 

Tabelle  XII. 


1 

Ob 

0 

F 

00 
^Ob  =  -^ 

Ob-  ^Ob 

sec  ß 

i 

i 

1    AoftSecß 

1 

0 

+  8,29 

1,3 

+  4,28 

14,081 

1,30 

+    5,56 

fcc 

1 

+  3.31 

2,0 

+  6,62 

21,912 

1,28 

+    8,47 

2 

+  3,21 

2,6 

+  8,35 

26,803 

1,23 

+  10,27 

X 

3 

—  3,06 

3.0 

—  9,18 

28,091 

1,18 

+  10,83 

C 

4 

+  2,87 

2,8 

—  8,04 

23,075 

1,14 

—    9,17 

c 

5 

+  2,61 

2,8 

—  7,31 

19,079 

1,10 

+    8,04 

<3) 

6 

+  2,26 

2,7 

+  6,10 

13,786 

1,07 

—    6,53 

o 

7      1 

—  1,81 

2,6 

+  4,71 

8,525 

1,04 

+    4,90 

8      1 

'     —1,28 

2,6 

+  8,83 

4,262 

1,02 

+    3,40 

9 

1      +  0,66 

2.2 

+  1,45 

0,957 

1,01 

+    1,46 

Summe:  i    160,571 


u 

Uu 

■ 

1 

Üb 

F 

Al/6-    ^.- 

T\  •  Sub 

1 
i 

sec  Y 

A  Ub  sec  Y 

1 

—  3,49 

1,6 

—  5,58 

19,474 

1,38 

—  7,70 

2 

-8,39 

1,6 

—  5,42 

18,374 

1,31 

—  7,10 

3     ' 

—  3,26 

2,0 

—  6.5J 

21,255 

1,25 

—  8,15 

4     , 

—  3,09 

1,9 

—  5,87 

18,138 

1,19 

—  6,99 

c 

5    ' 

—  2,87 

2,5 

—  7,18 

20,607 

1,14 

—  8.19 

6 

—  2,61 

2.4 

—  6,26 

16,339 

1,10 

—  6,89 

7     1 

—  2,24 

2,3 

—  5,15 

11,536 

1,06 

—  5,46 

¥^ 

8 

-1,80 

2,2 

—  3,96 

7,128 

1,03 

—  4.08 

9     1 

-1,26 

2,2 

—  2,77 

3,490 

1,01     ! 

—  2,80 

10    1 

—  0,66 

2,5 

—  1,65 

1,089 

1,00     1 

—  1.65 

Summe:       137,430 


CS 

o 

5 


1 

2 
3 
4 

5 
6 

7 

8 

9 

10 


Dt, 


+ 
+ 
+ 
+ 
+ 
+ 
+ 
+ 


0,058 
0,021 
0,011 
0,074 
0,156 
0,261 
0,887 
0,519 
0.634 
0,724 


d 
F 

6,3 
6,2 
6,1 
6,1 
6,1 
6,1 
5,2 
5,2 
5,3 
4.7 


Ac7i  = 


F 


—  0,37 

—  0,13 
+  0,07 
+  0,45 
+  0,95 
+  1,59 
+  2,01 
+  2,70 
+  3,36 
+  3,40 


Db'  ^db        sec 9    j  Adb  sec  9 


0,021 
0,003 
0,008 
0,033 
0,148 
0,415 
0,779 
1,401 
2,130 
2,462 


1,07 
1,05 
1,04 
1,03 
1.03 
1,03 
1,04 
1,05 
1,07 
1.10 


—  0,40 

—  0,14 
+  0,07 
+  0,46 
+  0,98 
+  1,64 
+  2,09 
+  2,84 
+  3,60 
+  3,74 


Summe : 


7,400 


1 


346 


Zweiter  AbBchsitt  —  §  11* 


1 

1 

1      V 

hm 
F 

V'Ah 

X 

h'm-l   .  - 

X    ^*- 

hm-l 

X 

*^A*. 

0 

—  0,017 

4,9 

—  0,08 

0,001 

2,10 

—  0,17 

li 

—  0,183 

4,3 

—  0,79 

0,145 

1,22 

—  0,96 

1,32 

-1,04 

a 

2 

-  0,227 

5,1 

—  1,16 

0,263 

1,06 

—  1,23 

1,16 

—  1,35 

9 

1 

3 

—  0,263 

4,5 

-  1,18 

0,810 

0,92 

—  1,09 

1,02 

-  1,20 

4' 

—  0,318 

5,6 

—  1,75 

0,548 

0,80 

—  1,40 

0,90 

—  1,58 

5 

—  0,350 

5,0 

-1,75 

0,613 

0,69 

-1,21 

0.79 

• 

—  1,38 

> 

6 

-  0,387 

5,1 

—  1,97 

0,762 

0,60 

—  1,18 

0,70 

—  1,38 

7 ,  —  0,413 

4,6 

—  1,90 

0,785 

0,53 

—  1,00 

0,63 

—  1,20 

8  !  —  0,407 

5,3 

—  2,16 

0,879 

0,47 

—  1,02 

0,57 

—  1,23 

911—0,880 

5,0 

—  1,90 

0,722 

0,43 

—  0,82 

0,53 

—  1,01 

Samme: 

5,028 

Für  die  Gewichte  wt  erhält  man  die  Werthe: 

«.«  =  — «f  =-0,04 


»^76  = 


3,95 

1 
3,48 

1 
3,07 

1 

2,70 
1 

2,38 

1 
2,11 

1 

1>9 
1 


1,72 
1 

1,60 
1 


l,5i 

Die  Momente 
für  A  =  1  (in  derse 


—  5,56  -  7,70  —  0,00  +  0,40  +  0,17  —  1,04)  =  —  3,48 

—  8,47  —  7,10  —  0,40  +  0,14  +  0,96  -  1,35)  =  —  4,66 

—  10,27  -  8,15  —  0,14  —  0,07  +  1,23  — 1,20)  =  —  6,06 

—  10,83  —  6,99  +  0,07  —  0,46  +  1,09  —  1,58)  =  —  6,93 

—  9,17  -  8,19  +  0,46  —  0,98  +  1,40  —  1,38)  =  —  7,50 

—  8,04  —  6,89  +  0,98  —  1,64  +  1,21  —  1,88)  =  —  7,47 

—  6,53  —  5,46  +  1,64  —  2,09  +  1,18  —  1,20)  =  —  6,59 

—  4,90  —  4,08  +  2,09  —  2,84  +  1,00  —  1,23)  =  —  5,79 

—  3,40  -  2,80  +  2,84  —  8,60  +  1,02  —  1,01)  =  —  4,34 

—  1,46  -  1,65  +  3,60  —  3,74  +  0,82)  =  —  1,60. 

Mm  eines  mit  den  Gewichten  fci  belasteten  Freiträgers  sind 
ben  Weise  berechnet  wie  auf  Seite  341) 


Mc=^  0,03 
Mi=  3,55 
Jlf,  =  11,73 
M^  =  25,97 


lf4=  47,14 
M^=  75,81 
lf«  =  111,95 


Jf,  =203,20 
M9  =256,06 
irio  =  310,52. 


Mf  =  154,68 

Da  nim  Xh  proportional  Mm  ist  und  für  eine  mit  dem  Sdieitel  zusammen- 
fallende Last  1  den  Werth  J^  =  0,5  annehmen  muss,  so  entsprechen  den  in 
den  Knotenpunkten  1,  8,  5,  7,  9  angreifenden  Lasten  1  der  Beihe  nach  die 
Werthe 


Fachwerkbogen  mit  eingespannten  Kämpfern. 


347 


-X»i  = 


8,55 


2  •  310,52 


=  0,00572 


^»  =  o  ^of^.n  =  0,042 
•        2  •  310,52         ' 


X»5  =  0,122 
Xn  =  0,249 
Xt9  =  0,412. 


Andrerseits  mnss  auch  sein 


Mm 


Mm 


S5J 


^Sh^Sb 


EF 


wo  nach  Tabelle  Xu 

Sä A«»  =  2  (160,571  +  187,430  +  7,400  +  6,028)  =  2  •  310,43. 

Dieser  Werth  stimmt  mit  2  •  Ifio  in  befriedigender  Weise   überein.     Noch  sei 
hervorgehoben,  dass  für  alle  linlrä  vom  Scheitel  gelegenen  Lasten 

B  =  Xi,  und  A=^\—Xh    ist. 

182.  ZnstaBd  X«  =  —  1.  Tabelle  XIII  enthält  die  Spannkräfte  5«  in  Folge 
der  in  der  Höhe  c»  =  12,72"*  angreifenden  Belastung  jr«  =  —  1  sowie  die  zu- 
gehörigen A««. 

TabeUe  Xm. 


i 

1 

0 

0 

F 

A            ^^ 

,0- Ao 

secß 

Aosec^ 

0 

+  4,19 

1,8 

-f-5,45 

22,886 

1,80 

+  7,08 

1 

-  -  3,68 

2,0 

+  7,26 

26,854 

1,28 

+  9,2» 

2 

-  -  2,98 

2,6 

+  7,62  • 

22,327 

1,28 

+  9,37 

3 

3 

--2,22 

8,0 

+  6,66 

14,785 

1,18 

+  7,86 

4 

-  -  1,50 

2,8 

+  4,20 

6,300 

1,14 

+  4,79 

o 

5 

--0,77 

2,8 

+  2,16 

1,663 

1,10 

+  2.88 

2 

6 

-  -  0,07 

2,7 

+  0,19 

0,013 

1,07 

+  0,20 

7 

—  0,57 

2.6 

—  1,48 

0,844 

1,04 

—  1,54 

o 

8 

—  1,07 

2,6 

-2,78 

2,975 

1,02 

—  2,84 

9 

-1,42 

2,2 

—  3,12 

4,480 

1,01 

—  8.15 

10 

—  1,52 

2,5 

-3,80 

5,776 

1,00 

—  3,80 

Summe : 

108,303 

u 

üu 

V 

F 

At*  = 

F 

Utiu 

See  Y 

Atfsec  Y 

1 

—  8,07 

1,6 

—  4,91 

15,074 

1,38 

—  6,78 

U* 

^m 

2 

—  2,41 

1,6 

—  3,86 

9,803 

1,31 

—  5,06 

8 

—  1,78 

2,0 

-  3,46 

5,986 

1,25 

—  4,32 

»    _ 

3 

4 

—  1,04 

1,9 

-1,98 

2,059 

1,19 

-  2,86 

O 

5 

—  0,35 

2,5 

—  0,88 

0,808 

1,14 

—  1,00 

£ 

6 

+  0,38 

2,4 

+  0,79 

0,261 

1,10 

+  0,87 

0) 

7 

--1,09 

2,3 

+  2,51 

2.736 

1,06 

—  2,66 

8    ' 

--1,59 

2,2 

+  3,50 

5,565 

1,08 

+  3,60 

9    1 

-  -  2,07 

2,2 

+  4,55 

9,419 

1,01 

+  4,60 

10    i 

• 

+  2,40 

2,5 

4-6,00 

14,400 

1,00 

+  6,00 

Summe : 

65,111 

348 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  11. 


d 

Dd 

D 

F 

F 

Dld 

sec9 

A(2sec  9 

1 

+  0,418 

6,3 

+  2,60 

1,074 

1,07 

+  2,78 

2 

+  0,474 

6,2 

+  2,94 

1,394 

1,05 

+  3.09 

a 

3 

+  0,527 

6,1 

+  3,21 

1,692 

1,04 

+  3.34 

"5 

4 

+  0,584 

6,1 

+  3,56 

2,079 

1,03 

+  3,67 

5 

+  0,633 

6,1 

•  +  3,86 

2,443 

^     1,03 

+  3,98 

1 

6 

+  0,652 

6,1 

—  3,98 

2,595 

1,03 

+  4,10 

■  •M 

P 

7     1 

—  0,635 

5,2 

—  3,30 

2,096 

1,04 

+  3,43 

8    ' 

--0,528 

5.2 

+  2,75 

1,452 

1.05 

—  2.89 

9 

+  0,876 

5,3 

+  1,96 

0,787 

1,07 

+  2,10 

10     , 

+  0.021 

4,7 

+  0,10 

0,002 

1,10 

+  0,10 

Summe:        15,564 


d 

> 


0'  -0,550 
li  —0,687 
i.  —  0,657 
31  —  0,603 

4  —0,541 

5  —0,458 

6  —0,353 
7'  —  0,223 
8  —0,090 


9 
10 


+  0,047 
+  0,132 


4,9 
4,3 
5,1 
4,5 
5,6 
5,0 
5,1 
4,6 
5,3 
5,0 
2.5 


—  2,70 

1,318 

—  2,95 

.   2,027 

—  3,35 

2,201 

—  2,71 

1,634 

—  3,03 

1,639 

—  2,29 

1,049 

—  1.80 

0,685 

—  1,03 

0,230 

—  0,48 

0,043 

+  0,24 

0,011 

+  0,33 

0,044 

Summe : 

10.831 

2,10 
1,22 
1,06 
0,92 
0,80 
0,69 
0,60 
0,53 
0,47 
0,43 


—  5,67 

—  3,60 

—  3,55 

—  2,49 

—  2,42 

—  1,58 

—  1,08 

—  0,56 

—  0,23 
+  0,10 


1,32 
1,16 
1,02 
0,90 
0,79 
0,70 
0,63 
0,57 
0.53 
0,51 


—  3.89 

—  3,89 

—  2,76 

—  2.73 

—  1,81 

—  1.26 

—  0,65 

—  0,27 
+  0,13 
+  0.17 


Für  die  Gewichte  tce  erhält  man  die 

2.70 
•^^-  =  ~    2,0 

tfi^c  —  -^Q  -  [—  7,08  —  6,78  +  0,00 

Wie  =  J—[—  9,29  —  5,06  +  2,60 
o,4o 

'''-"  "^  '3,07  f  ~  ^'^^  "■  ^'^^  +  ^'^'^ 


2,70 
1 

2,38 
1 


[—  7,86  —  2,86  +  3,21 
[—  4,79  —  1,00  +  3,56 


w,c  =  "2  jY  [-  2,38  +  0,87  +  3,86 


1 


w;^  =  -^  [-  0,20  +  2,66  +  3,98 
^      [+1,54  +  3,60  +  3,30 


trTc 


1,72 


Weiihe: 

—  -  1,85 

—  2,60  +  5,67  - 

-  3.89]  =  —  3,72 

—  2,94  +  8,60  - 

-  8,89]  =  —  4,30 

—  3,21  +  8.55- 

-  2,76]  =  —  4,29 

—  8,56  +  2,49  - 

-  2,73]  =  —  4,00 

—  3,86  +  2,42  - 

-1,81]— —2,80 

3,98  +  1,58  - 

-  1.26]  =  —  0,62 

—  3,30+1,08- 

-0,65]  =  +1,89 

-  2,75  +  0,56  - 

-  0,27]  =  +  3,48 

Fachwerkbogen  mit  eingespannten  Kämpfern.  349 

if^sc  =  ^  gQ  [+  2,84  +  4,60  +  2,75  —  1,96  +  0,23  +  0,13]  =  +  5,37 
«V  =  -^  [+  3,15  +  6,00  +  1,96  —  040  -  0,10  +  0,17]  =  +  7,34 

i  ti^ioc  =  -^\^  [+  3,80  +  0,10  -  0,33  .  0,46*)]  =  +  |^  =  +  2,500. 

Das  Gewicht  ^Wmt  hat  keinen  Einfluss  auf  die  Momente  M  des  mit  den 

Gewichten  to  belasteten  Freiträgei-s;  es  wuixie  aber  berechnet  um  die  Probe 

9 

Sit«  +  «rce  +  i  irjoc  =  +  20,58  —  20,58  =  0 
0 

ausführen  zu  können.    Aus  den  Momenten 


Mo=  0,90  X 
Mi=  5,97  X 
M^  =  1 5,34  X 
Mi  =  29,00  X 

ergeben  sich  die  Werthe 


JI/4=    46,66  X  ;  Ms  =  121,10  X 

M6=    66,62  X  !  M9  =  130,94  X 

M^=    87,20  X  1  JV/io  =  133,44  X 

Mj  ^  105,89  X  I 


^  _         M  M 


wo  nach  Tabelle  XIII 

^Sc^Sc  =  2  (108,803  +  65,111  +  15,564  +  10,831)  =  2  •  199,809. 
Für  die  Knotenpunkte  0,  1,  3,  5,  7,  9  erhält  man 

X.i  =  0,0448  X,T  =  0,795 

Xe„  =  0,218  Xc9  =  0,983 

XcB  =  0,500         I 

188.    Die  Gleichung  der  Kämpferdmcklinie  ergiebt  sich  aus  der  Gleich- 
gewichtsbedingung (Fig.  336) 

Xci/k  =  Xbe-\-  Xa- 
Man  findet  für  die  Knotenpunkte  1,  3,  5,  7,  9  der  Reihe  nach 

X.i/*  =  0,1773  I  y*  =  3,96'» 

Xcyk=\M9  '  ;;;fc  =  5,27- 

Xci/h  =  2,761  1  ijk  =  5,52- 

Ä'ry*  =  4,466  ^jfc  =  5,62~ 

Xcfjk^b.bSi  \  y*  =  5,63-. 

Bezogen  auf  die  Schlusslinie  AB  der  unteren  Gurtung,  erhält  man  die  Ordi- 
nalen (y'*  =  y*  +  c«): 

y'4  =  16,68•^  17,99«;  18,24";  18,84";  18,35" 
dieselben  weichen  von  den  früher  erhaltenen  Ordinaten 

y't=  19,08";  18,77";  18,49";  18,25";  18,17" 
nur  in  der  Nähe  des  Kämpfers  wesentlich  ab. 

184.   EinflnsB  der  Temperatnrändemng.     Aendert  sich  die  dem  span- 
mingslosen  Anfangszustande  des  Bogens  entsprechende  Temperatur  überall  um 


*)  0,46  =  tg  9.0  =  -^ 


350 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  11. 


denselben  Betrag  t^  so  entsteht  ein  Kämpf  erdruck  Xet-,  der  sehr  annähernd  iu 
der  Höhe  c»  =  12,72'"  über  der  Schlusslinie  AB  der  unteren  Gurtung  liegt  und 
den  "Werth 

kg 


__tEtr'     __ 

~~     "«•     *     ""  2 .  199,809 


400 


besitzt  wo  (nach  Fig.  812  auf  Seite  809) 

r'=zl  +  2cu cos ^  =  6000  +  2  •  1272  •  0,026  =  6066  cm 
ist.*)    Mit  ^  =  +  85°  Geis,  ergiebt  sich 

25  •  35  •  6066 


Xet  — 


400 


=  13300  kg. 


Früher   erhielten   wir  Afl«  =  17000  kg,   ein  Werth  der  erst  bei  *  =  35 


17000 


13300 

=  45*  Gels,  entstehen  wird.    Man  vergl.  die  auf  Seite  204  an  die  Berechnung 
des  Horizontalschubes  Ht  der  Douro-Brücke  bei  Porto  geknüpfte  Bemerkung. 


e.  Naheningtforreetn  zur  Berechnung  der  Kampterdriicke. 

185.  Formel  fttr  Xi.  Um  zu  einfachen,  geschlossenen  Formeln  für  die 
Unbekannten  Xa>  Xh  und  X«  zu  gelangen,  ersetzen  wir  die  Einzelgewichte  tp«, 
Whi  Wc  durch  stetige  Belastungen. 


Flg.  840. 


8  1 

*)  Wir  haben  die  Werthe    --  (Seite  837)  in  —  ausgedrücki  Man  erkennt, 
dass  man  genügend  genau  V"=zV  setzen  darf. 


Fachwerkbogen  mit  eiDgespannten  Kämpfern.  351 

An  Stelle  der  lOa  nehmen  wir  die  in  Fig.  840  daigestellte  trapezförmige 
Belastungsfläche  an,  deren  Höhe  am  Kämpfer  =a,  und  im  Scheitel  =  1  sein 
möge.    Im  Abstände  xa  von  A  ist  die  Belastungshöhe 

h 
Der  Freiträger  AG  wird  dann  an  der  Stelle  xa  durch  das  Moment 

ax\  x\ 


3^=-^  +  (l-a) 


2      '  '  '6^ 

beanspracht,   wo  l^=:\l  ist.    Der  Inhalt  der  Belastungsfläche  ist,   für  beide 
Bogenhäiften, 

und  man  erhält  daher  (für  XA=^a<,l^ 


(1  +  «)  Ix 


Für  den  vorhin  untersuchten  Bogenträger  ergab  sich  am  Kämpfer  »«  =  0,34, 
in  der  Nähe  des  Scheitels  $^«  =  247.    Das  Yerhältniss  dieser  beiden  Werthe  ist 

und  es  folgt  daher  (mit  /j  =30"^) 

Xa  =  ^  (2,069  +  3,621  y)  • 
Dies  giebt  für  _«_  ^  q^^    ^^  ^  ^  ^2431  im 

=  0,3  =  0,284 

=  0,5  =  0,970 

=  0,7  =  2,256 

=  0,9  =4,316, 

d.  8.  TVerthe,  die  mit  den  früher  gefundenen  befriedigend  übereinstimmen. 
Jedenfalls  wird  die  Formel  bei  einer  vorläufigen  Querschnittsberechnung  recht 
gute  Dienste  leisten;  es  kommt  dann  nur  darauf  an,  das  Verhältnias  a.  der  Ge- 
wichte Wm  für  die  Knotenpunkte  am  Kämpfer  und  im  Scheitel  von  vornherein 
zu  schätzen. 

186.    Formel  für  Xi.    Wir  nehmen  die  Belastungshöhe  an  der  Stelle  x 

^®^^  (db  =  (da  O:  =  (da  (^1  — -  xa) 


[a-|.(i_a)^^](^-a:^ 


) 


*)  Da  die  Querschnittsabmessungen  bei  einem  neu  zu  entwerfenden  Bogen 
nicht  bekannt  sind,  so  muss  man  a  zuuächst  schätzen.    Man  nehme  etwa 


hiV  ^^  f 


wo  hm  und  ht  die  Werthe  von  h  im  Scheitel  nnd  am  Kämpfer  bedeuten.     Im 
vorliegenden  Falle  liefert  diese  Formel  zufällig  ebenfalls  a=- 0,16. 


352  Zweiter  Abschnitt.  —  §  11. 

au,  und  erhalten  M  durch  zweimalige  Integration  der  Differentialgleichung 


d 


^  =  [a  +  (1  -  a)  -^^  ]  (?,  -  xa). 


Die  Integrations-Konstanten  weixien  mit  Hilfe  der  Bedingungen  bestimmt: 

a-^  =  0  muss  liefern       -  =  0 

uxa 

TA  =  0       „         „  Af  =  0. 

Es  ergiebt  sich 

x\  3C^.  x\ 

Da  nun  Xh  proportional  M  ist  und  für  xa  =  h  den  Werth  0,5  annehmen  muss, 
so  folgt  für  a?^  =  a  <  ?i 


A^ 


n.^  /**  rt* 

a/.-  +  (t-2a);    -(l-a),|^ 


0^  /*  /a  78 

'    «'.2  +(i-2«)-v-(i-«);v 

und  schliesslich 

<*)  '^'»  =  -3T+-1  7.'"  [3  «  +  (1  -  2 «)  {  -  0,5  (1  -«)-!*-]• 

Lasten,  welche  rechts  vom  Scheitel  liegen,  nifen  negative  Werthe  Xh  hervor. 
Vergl.  Fig.  336;  die  Linie  A'DD'B*  ist  die  Einflusslinie  für  JT*.  VeiBchiebt 
man  den  Zweig  D'B'  um  die  Strecke  1  nach  unten,. so  entsteht  die  stetige 
Kurs'e  ÄDB'\  und  diese  ist  die  Einflusslinie  für  den  senkrechten,  rechtsseitigen 
Stützenwiderstand  B. 

Für  ar=0,16  ergiebt  sich: 


Xi=    ~ 
und  für  ^ 


=  ;|;[0,324  4-^(0,460-0,284-;;)] 
=  0,1     X*  =  0,00367 


=  0,3  =0,0893 

=  0.5  —0,121 

=  0,7  =  0,248 

=  0,9  =0,411, 

welche  "NVerthe  mit  den  früher  gefundenen  ebenfalls  befriedigend  übereinstimmen. 

187.    Formel  für  c.    Die   mit  der  Kraft  Xe  zusammenfallende  or -Achse 
habe  vom  Mittoli)unkte  der  Schoitelvei-tikale  den  Abstand  c.    Es  ist 

J  (i^«w«  4-  y'u^^dxA 
f-c-.--—-        ■■ 

J  ((i)a  +  Wa)  dXA 
o 

WO,  mit  den  in  die  Figur  340  eingetragenen  Bezeichnungen, 

2       -v=f-r  /7. 


Fachwerkbogen  mit  eingespannten  Kämpfern.  363 

ist.    Es  ergiebt  sich  also 

h  h 

""  r""  V       "0,5(1 +  a)/,~"6(l  +  ä)'^ 

J  tüadXA 

0 

und  l-fSa 

W  -  =  -6(r4--aT^- 

Für  unser  Beispiel  ist  f.  =  12,55-,  fu  =  15,00-,  /^=  4  (/;  +  /«)  =  13,775-  und 
a  =  0,1 6i  mithin 

c  =  2,93-  und  c«  =  12,82-, 

während  wir  auf  Seite  828  und  343  die  Weithe  c»  =  12,99-  und  c«  =  12,72-  fanden. 

138.    Formel   fttr  X«.    Ist  M  das  Angriffsmoment  an  der  Stelle  X  des 
Freiträgers  AO  \r  Folge  einer  dem  Gesetze 

^e  =  Cd«  (yo  +  y«)  =  2  co„y  =  2  j^l  —  (l  —  a)  -^ J  y^  —  fjr) 
folgenden  stetigen  Belastung,  so  ist 

x  =  -         "" 


2/(yS  +  yS)«adar 


Integiirt  man  die  Differentialgleichung 

und  bestimmt  man  die  beiden  Integrationskonstanten  mit  Hilfe  der  Bedingungen : 

a:  =  0  muss  liefern  — —  =z  0 

dx 

x  =  li    „  „  Jf=0 

so  erhält  man 


m-$)-'i~{'-m''- 
'[4('-^)-^-('-r.)]'.-- 


Da  nun  ,    Ä,        ^    x* 


ist,  so  folgt 


2        "  /i» 


ar'     .    -  „  37* 


yo»  +  y.«  =  Ä:i«-V^^,  -f  Vt;^ 


wo  Ari*r=2c»  +  JÄ.« 

^•>*  -=  2  c  (fo  +  r«)  —  Ä.  (Äi  -//.) 

Es  eigiebt  sich  dann 

Mfiller-BresUa,  Onphlache  SUtik.    II.  1.  23 


354 


Zweiter  Abschnitt.  —  §11- 


und  für  eine  bei  x=^e  gelegene  Last  1 : 


WO 


Ar»  =  h'  (1  +  a)  -  J  V  (1  +  3a)  +  -^-  Je,*  (1  +  5a). 


Drückt  man  r,  fo  und  f«  durch  f,  ä,  und  A*  aus.  so  erhält  man 

und  gelangt  schliesslich  zu  der  Formel  (für  x>Ö): 

(7)  A^^  =  Yi— ^{y,-~[t.+  /-{y.-Y5^)]} 

2  (-2  +  10a  +  3a«) 


wo 


(7») 


Yi 


ß 


15(1  + 3a) 


Y9  = 


r.(l--a)(l+8a) 


_   15(l  +  a) 
9(1  —  a«) 

Y.=       .r- 

ß-.^(7  +  42a+15a»)  +  --^^+-^  [Ä.«(ll  +  5a)  +  Ä.Ät(3  +  5a) 

+  Ä*Ml  +  5a)]. 
Für  imser  Zahlenbeispiel  ist 

f=  18,775",  /i  =  30",  Ä,=  l,5",  Äfc  =  3,95",  a  =  0,16; 

man  findet  ß  =  7,12577  imd 

X  =  l,032  — yV  {3,1 15- ^[0,872  +  ^(2,442 -1,231  y-)]}. 

Es  ergeben  sich  daher  die  folgenden  Ordinaten  der  Xc- Linie  und  der  KÜmpfer- 
dnicklinie: 


e 

Xc 

y**)    ;y'*  — c«  +  /^i  — 12,82" +  yji. 

0,9 
0,7 
0,5 
0,3 
0,1 

0.0198 

0,184 

0,476 

0,792 

1,002 

6,23" 

6,03 

5,85 

5,67 

5,54 

19,05" 

18,85 

18,67 

18,49 

18,86 

*)  Nach  der  auf  Seite  349  abgeleiteten  Fomiel 


y*  = 


a: 


Fachwerkbogen  mit  eingespannten  Kämpfern.  355 

139.   Die  Formel  fttr  X<  in  Folge  einer  Temperaturändernng  lautet 


Xet 


2Ao»  +  y-')«a     ^"^ 


0  EF.K^ 

denn   es   ist  zu  beachten,    dass  der  AVerth  10«  =  1  im  Scheitel  mit  \:EF»hg'* 
multiplicirt  werden  muss.    Man  erhält 

(8)  Xet  =  2zEt-l^  F.. 

Zwischen  k  und  ß  besteht  die  Beziehung 


(9)  k^  == 


90  (1  +  a) 
Für  unserZahlenbeispiel(a=r  0,16,  f=13,8,  //,«=:2,25,  f  =  35^  eJ5;  =  25, 

F,  =  120  qcm)  ergiebt  sich  k^  =  -'      '      '   —-  =  28,3  und 

90  •1,16 

.Yc»  =  16700  kg. 

Dieser  WeiUi  darf  natürlich  nur  mit  der  in  Nr.  126  unter  Yemachlässigong  der 
Längenände rangen  der  Füllungsstäbe  gefundenen  Zahl  Xet  =  17000  kg  verglichen 
werden. 

140.  Für  den  Sonderfall  a  ==  1,0  erhält  man  nach  einer  einfachen 
Zwischenrechnung  für  eine  Last  P  =  1 : 

1    a* 
(10)  Xa  =  -^-  ^- 

CO        A-.=  i^-(,-^-)^ 

(12)  X,y^  =  Xte  +  X«  =  ^'**  • 

Die  Strecken  za  und  zbi  welche  die  ar- Achse  und  die  Kämpferdrücke  Ki 
und  Ä",  auf  den  Senkrechten  durch  A  imd  B  abschneiden,  Fig.  341,  sind  durch 
die  Gleichungen  bestimmt 

XcZb  =  Xh^i  —  Xa  =  77V 

XcZA   =  1  •  (t   Xbfi   Xa   =  .  f  «  • 

4/1- 

ond  man  findet  daher 

i/k         0  yjc         a 

Ist  also  die  Kämpferdrucklinie  bekannt,  so  kann  man  die  Schnittpunkte  Fi 
und  F%  der  Kämpfei*drücke  Ki  und  K^  mit  den  Senkrechten  durch  A  und  B 
wie  folgt  bestimmen.  Man  verbindet  den  Punkt  C  der  Kämpf erdmcklinie  mit 
den  Punkten  J^  und  J,,  in  denen  die  a:- Achse  die  Senkrechten  durch  A  und  B 
trifft  durch  Gerade  und  zieht  OFi  \\  CJi  und  OFj  \\  CJ^.  Dieses  einfache  Ge- 
setz ist  nur  an  die  Annahme  eines  konstanten  Werthes  (o«  gebunden; 
es  ist  also  nicht  nothwendig.  dass  die  Mittellinie  des  Bogens  para- 
bolisch ist. 

Liegt  P  sehr  nahe  an  A^  so  ist  die  Ennittlung  des  Punktes  Fi  unbequem. 
Man  bestimmt  dann  die  Richtung  von  Ki  zweckmässiger  durch  Berechnung  dos 
Schnittpunktes  L^  von  TT,  mit  der  ar- Achse.     Man  findet 

23* 


Zweiter  Abachoitt.  —  §  11. 


D  setze  I 
(15) 


Die  weiteren  Entwicklungen  setzen  einen  Parabelbogen  voraus.    Für  diesen  ist 


ferner  nach  Gleich.  5 


md  nach  Gleich.  6 


£,^- 


-X« : 

Flg.  341. 


Führt  mau  die  Strecken 

ein,  so  lindet  man  schliesslich 
(16)  A 


15    o't' 

■  32    /■(,'   ' 


3     Sh.'  +  ih.ht+Shi* 


Für  y»  erhält  man  den  lonstanten  IVerth 
II»)  !"=  ,'.,' 


Fachwerkbogen  mit  eingespannten  Kämpfern. 


357 


Beim  Parabelbogen   ist   also  für  a  =  1   die  Kämpferdrucklinie  eine  wage  rechte 
Gerade. 

Der  Horizontalschub  in  Folge  einer  Temperaturänderung  ist  (nach  Gleich.  8 
mit  dem  oben  für  k^  angegebenen  Werthe) 

Xet  =  -%^Et^-^]-^Fe 
8  p 


Xct  =  etEtF.  y^  V 


wofür  man  auch  rund 

(19) 

setzen  darf. 

Für  unser  Zahlenbeispicl  ergiebt  sich  mit  a  =  1 

v  =  0,92,  c  =  4,59"»,  f«  =  1146~   y*=7,99"',  /*  =  19,15' 
ferner  für 


a:l 

Xa 

X^ 
0,007 

Xc 

0,1 1 

0,075 

0,034 

0,3 

0,675 

0,061 

0,244 

0,5 

1,875 

0,156 

0,528 

0,7 

3,675 

0,282 

0,778 

0,9 

6,075 

0,425 

0,920 

Xc«  =  6  •  25  •  35 


120 -jl^  0,92  =  6850  kg. 


Die  Werthe  c,  c»,  Xa  und  Xot  weichen  von  den  früher  gewonnenen  er- 
heblich ab,  während  die  von  den  senkrechten  Lasten  herrührenden,  auf  Tafel  6, 
Fig.  342,  dargestellten  Kämpfei*drücke  mit  den  früher  ermittelten  befriedigend 
übereinstimmen.  Diese  Uebereinstimmung  herrscht  aber  nur  bezüglich  der 
Grösse  dieser  Kräfte,  die  Unterschiede  der  Lagen  sind  so  wesentliche,  dass 
die  Annahme  a  =  1 ,0  höchstens  für  eine  ganz  rohe  Uebei-schlagrechnung  brauch- 
bar ist.  Ein  gutes  Bild  von  der  Zulässigkeit  der  verachiedenen  Näherungsver- 
fahren liefert  die  folgende  Untersuchung. 

141.  Vergleichnng  der  auf  verschiedenen  Wegen  geftindenen  Werthe 
mimOio  ^TOi^  minüi.  Dic  nächstfolgende  Tabelle  enthält  die  Ordinaten  der  Einfluss- 
linie für  das  Moment  If;  bezogen  auf  den  oberen  Knotenpunkt  0  imd  zwar: 

I   nach   dem   im   ersten  Theile   unseres  Zahlenbeispiels   durchgefühi-ten 
Verfahren  ( ir'  =  -  ,- ) , 

II   auf  Grund  der  im  zweiten  Theile  durchgeführten  genaueren,  die  Längen- 
änderungen sämmtlicher  Stäbe  berücksichtigenden  Untersuchung*) 

III  auf  Grund  der  für  a  =  0,16  berechneten  "Wei*the  Jf«,  X*,  Xc, 

IV  auf  Grund  der  Annahme  a  =  l. 


*)  Die  Ordinaten  sind  für  eine  links  vom  Scheitel  gelegene  Last  P  =  1 
mittels  der  Formel  Ml  =  Xa  + Xhli  + Xc(cu  —  ijo)  — Pxa  berechnet  worden. 
Liegt  P  rechts  vom  Scheitel,  so  wird  Xb  negativ  und  das  Glied  Pxa  fällt  fort. 


358 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  11. 


Jf^- Linie. 


TASt   1 

in 

! 
I                       1 

II 

1 
lU 

1 
1 

1             IV 

i 

1 

-  2,470  1 

—  2,413 

—  2,789 

-  2,470 

3 

5,590 

5,561 

—  5,905 

—  4,786  • 

5 

—  6,105 

—  6,024 

—  6,178 

—  4,638 

7 

—  4,473 

—  4,333 

—  4,279 

—  3,256 

9 

—  1,705 

1 

—  1,721 

—  1,466 

— 1,542 

9' 

+  0,755' 

+  0,559 

+  0,874 

—  0,042 

7;      , 

--  1,887, 

+  1,727] 

+  1,841, 

■ 

+  0,824 

5'     , 

+  1,635 

+  1,656 

—  1,56^ 

+  1,002 

3' 

• 

+  0,880, 

+  0,919 

+  0,737 

+  0,604 

1' 

+  0,150 

+  0,244 

+  0,189 

+  0,110 

Summe 

—  20,848  +  5,267 

—  20,052  +  5,105 

1—20,617  +  5,203 

—  16,684  +  2,540 

Xet=^ 

!            17,0« 

13,3' 

16,7« 

6,8* 

Cu     yoQ 

12.99  —  3,95 

8,77- 

8,87* 

7,21" 

1 

-9, 

04"        1 

! 

1 

Die  standige  Belastung  eines  Knotenpunktes  beti'ägt  15',  die  bewegliche  ebenfaUs 
15'.    Da  nun  j^.^^^^^        3^.  ^  3^ 


*  Äo  3,95 

ist,  so  ergiebt  sich  der  EinAuss  der  Belastung: 


=  0,35  Mt 


1    minUi  =  0,Sb 
II     nUnUi  =  0,3b 


—  20,843  •  30  +  5,257  •  15 

—  20,052-80  +  5,105.15 

—  20,617  •80  +  5.203.15 

—  16,684.30  +  2,540.15 


=  —  186' 
=  —  183' 
=  —189« 
=  —  163« 


IV    «<«  1^1=  0,35 
und  der  Einfluss  der  Temperaturänderung 

I     V\=±  0,35  .  17,0  .  9,04  =  ±  54« 
II     1^1  =  + 0,35 -13,3.  8,77  =  ±41« 

III  üi  =  +  0,35  .  16,7  .  8,87  =  ±  52' 

IV  (7i=:±0,85.    6,8«  7,21  =  ±17'. 
Im  ganzen  entsteht  also 

im  Falle  I  II  HI  IV 

^,^6^,  =  —  240'      —224«      —241'      —180«. 
Für  die  Spannkraft  minOio  erhalt  man  mittels  der  in  der  Tabelle  angegebenen 
Ordinaten  der  Einflusslinie  (wegen  cos  ßto  =  1,0) 


Last  in 


II 


III 


IV 


1 

3 
5 
7 
9 

,  +  0,02 

+  0,09 
+  0,08 

—  0,27 

—  1,30 

+  0,05 
+  0,15 

+  0,14                 . 

—  0,28 ' 

,-1,37, 

+  0.01 
+  0,08 
+  0,04 

—  0,35 

—  1,42 

+  0,04 
+  0,17 
+  0,10 

—  0,46 
-1,70 

Summe 

+  0,19     —1,57 

+  0,34     —  l,65l 

+  0,13 

—  1,77 

+  0,31 

—  2,16 

17, 

2,C 

1, 

0'     : 

)1 

5" 

13,3' 
2,28 

1              1,5 

16, 
2,1 

1,. 

7« 

8 
5 

6,1 
8,8 

1             1,- 

J' 
4 
5 

Fachwerkbogen  mit  eingespannten  Kämpfern.  359 


in  Folge  der  Belastung 

I     ^f^Oio  =  2  [—  1,57  •  30  +  0,19  •  15]  =  _  88,5' 

-  1.65  .  80  +  0,34  •  15]  =  —  88,8* 
—  1,77  •  30  +  0,13  .  15]  =  —  102,8 

-  2,16  •  30  +  0,81 .  15]  =  —  120,3 


n     «,hOio  =  2 

III  minOi9  =  2 

IV  ^inOio  =  2 


t 


t 


und  in  Folge  einer  Temperaturänderung 
I    -.-O.,  =  ±  '-^'^.-^  =  +  22,8«     '     m    .„0„  =  ±A«^V/-^®-=±24,3' 


it"         r\         _L    6,8  •  8,84  lAtit 

1^0 


1,5  -      '         :  """*''       -         1,5 

II    «*«0,o  =  ±    ~^,  -^^-  =  ±  20,2* 

1,5 

Es  ergiebt  sich  also  im  ganzen 

im  Falle  I  II  III  IV 

^,«Oi>  =  --lll*        -109*        -127*        —138*. 

Die  TJebereinstimmung  der  nach  I  und  III  berechneten  Werthe  mit  den 
nach  II  (d.  i.  unter  Berücksichtigung  der  Längenänderungen  sämmÜicher  Stäbe) 
gefundenen  kann  als  befriedigend  bezeichnet  werden,  denn  man  darf  nicht  ausser- 
acht  lassen,  dass  der  ohnehin  auf  einer  ziemlich  rohen  Schätzung  beruhende 
Einfluss  der  Temperaturänderung  eine  grosse  Rolle  spielt.  Dagegen  müssen  die 
Abweichungen  der  Ergebnisse  II  und  IV  als  zu  gross  bezeichnet  werden,  so  dass 
die  Annahme  a  =  1  nicht  zu  empfehlen  ist 

Schliesslich  werde  noch  hervoi^gehoben ,  dass  sich  der  Bogen  mit  einge- 
spannten Kämpfern  nur  bei  verhältnissmässig  grosser  Pfeilhöhe  zur  Ausführung 
empfiehlt,  weil  geringe  Pfeilhöhen  stets  beträchtliche  Spannungen  durch  Tempe- 
raturänderungen im  Gefolge  haben. 

§  12. 
Durchgehender  Balken  mit  drei  Stfitzpunkten. 

142.  Die  Einflusslinie  f&r  den  Widerstand  C  der  MlttelstfLise, 
mit  deren  Anfzeichnang  die  üntersucbang  des  Trägers  zweckmässig  be- 
gonnen wird,  erhält  man  nach  No.  56,  Seite  141,  indem  man  für  den 
Znstand  C  =  —  1  die  Biegangslinie  der  zur  Aufnahme  der  Lasten  be- 
stimmten Gurtung  zeichnet  und  ihre  Ordinaten  (?))  durch  die  demselben 
Zustande  entsprechende  Senkung  (c)  des  Stutzpunktes  C,  welcher  auch 
der  anderen,  unbelasteten  Gurtung  angehören  kann,  dividirt.  In  Fig.  843 
ist  die  fragliche  Biegungslinie  als  Seilpolygon  von  Gewichten  to  aufge- 
fasst  worden.  Dreieck  A'B'C'  stellt  die  Momentenfläche  des  mit 
C  =  —  1  belasteten  einfachen  Balkens  vor;  i/„  sei  das  Moment  an  der 
Stelle  m.    Dann  ergiebt  sich  mit  der  stets  zulässigen  Vernachlässigung 

der  Formänderungen  der  Füllungsstäbe :  tr^  =    ,     *"     ,  wofür  bei  kon- 


r^EF, 


stantem  E 


e 
'  m         *  m 


Zweiter  Abschnitt  —  §  12. 


gesetzt  werden   möge,   anter  F^  eine  beliebige  Querschnittsfläcbe  ver- 
standen.    Diese  Abändening  der  w  ist  aaf  Ana  Ergebnis» 


Durchgehender  Balken  mit  drei  StützpuDkten.  361 

welches  nnr  von  dem  Verhältniss  t|  :  c  abhängig  ist,  ohne  Einfluss  und 
aus  demselben  Grunde  leuchtet  ein,  dass  sowohl  die  Höhe  des  Momenten- 
dreiecks Ä  B' C'  als  auch  die  Pol  weite  des  Seilzuges  willkürlich  ge- 
wählt werden  dürfen.  Aus  der  C-Linie  lassen  sich  nun  mit  Leichtig- 
keit alle  übrigen  Einflusslinien  ableiten. 

Anmerkung.  Die  Gewichte  w  erscheinen  in  derselben  Form  wie  beim 
Zweigelenkbogen ,  §  7;  die  früher  für  gewisse  Arten  des  Fachwerks  gezeigten 
Umformungen  der  to  lassen  sich  natürlich  auch  hier  verwerthen.  Es  empfiehlt 
sich  in  der  Regel,  Fe :  jP«  =  1  anzunehmen.  Für  Parallelträger  mit  gleichlangen 
Feldern  setze  man  Wm  =  f/m. 

Noch  sei  hervorgehoben,  dass  wir  es  in  P'ig.  343  c,  des  kleinen  Maassstabes 
wegen  unterliessen,  den  Seilzug  durch  ein  einbeschriebenes  Polygon,  dessen  Ecken 
den  Querträgera  entsprechen,  zu  ersetzen. 

148.  Bie  EinfluBsfläche  für  den  Widerstand  A  der  linken 
Stütse  (Fig.  843^)  wird  als  Unterschied  des  Dreiecks  B"JÄ\  dessen 
Seite  B" J  durch  C"  geht,  und  der  C- Fläche  erhalten;  ihr  Multipli- 
kator ist  [JL  =  — ,  wo  V  =  A"  J,    Wäre  nämlich  der  Balken  nur  in  A 

und  B  gestützt,  so  bestände  die  ^-Fläche  aus  einem  Dreiecke  Ä'JB" 
von  der  Höhe  Ä'J  =  1 ,  und  von  diesem  Dreieck  muss  nun  der  Ein- 
fluss von  C  so  in  Abzug  gebracht  werden,  dass  einer  im  Stützpunkte  C 
angreifenden  Last  die  Ordinate  ^  =  0   entspricht.     Der  Multiplikator 


i"  T  .    .  ...         Mtr 


—  ist  erforderlich,  weil  A  J^=^v  ist,  statt  A  J=^\, 

V 


144.  Die  if^-Fläche  (Fig.  343«)  erhält  man,  indem  man  auf 
der  Geraden  B"  C"  senkrecht  unter  in  den  Punkt  m"  bestimmt  und 
die  Gerade  Ä'm"  zieht.  Wäre  Ä' J  =^  x^,  so  wäre  das  Dreieck 
Ä' m  B"  die  Jf^- Fläche  des  einfachen  Balkens  AB  und  Dreieck  A"m" C" 
die  iC- Fläche  des  einfachen  Balkens  AC,  Da^'V=t7  ist,  muss  der 
Multiplikator  [JL  =  a;^  :  t;  eingeführt  werden.  Zu  demselben  Ergebniss 
führt  die  üeberlegung,  dass  rechts  von  m  gelegene  Lasten  das  Moment 
^V^  =  ^ar„  hervorrufen,  weshalb  sich  rechts  von  m  die  Jlf«,- Fläche  von 
der  ^-Fläche  nur  durch  den  Multiplikator  unterscheidet.  Durch  die 
Momente  If«,  sind  die  Gurtkräfte  gegeben. 

146.  Die  D-Fläohe  in  Figur  343'  ergiebt  sich  aus  ähnlichen 
Ueberlegungen  wie  sie  in  No.  143  und  144  angestellt  worden  sind. 
Der  auf  die  Ä' B^'  als  Nullachse  bezogene  Linienzug  Ä'LiL^B*'  lässt 
sich  als  die  D- Linie  des  einfachen  Balkens  AB  auffassen,  und  der 
auf  die  Nullachse  Ä' C"  bezogene  Linienzug  Ä' Ly^L^C"  als  D-Linie 
des  einfachen  Balkens  Ä' Cf\  Die  Geraden  Ä' Ly^  und  B" L^  müssen 
sich  daher  senkrecht  unter  dem  Schnittpunkte  /  der  Gurtstäbe  0  und  U 


362 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  12. 


treffen,  und  die  Pankte  X^ ,  X^  in  denen  L^  L^  von  den  Geraden  A  B 
und  A''C"  geschnitten  wird,  müssen  senkrecht  unter  den  Belastungs- 
scheiden  A\  und  E^  liegen,  welche  man  erhält,  wenn  man  D  als 
Füllungsstab  eines  einfachen  Balkens  AC^  oder  eines  einfachen  Balkens 
AD  ansieht.  Damit  ist  der  Punkt  Lj  auf  dreifache  Weise  bestimmt. 
Treten  nur  rechts  von  r  Lasten  auf,  so  greift  links  von  dem  durch 
die  Stäbe  0,  i),  U  geführten  Schnitt  nur  die  äussere  Kraft  A  an  und 
die  Momentengleichung  in  Bezug  auf  Punkt  i  lautet: 

—  Dri  —  AXi=  0; 

sie  liefert:   D  =  —  A-  -  und  führt  zu  den  in  der  Figur  848'  ange- 
gebenen  Vorzeichen  der  Z)-Fläche.    Auch  lehrt  sie,  dass  der  Multiplikator 

-    ^<    _  .P^_ 


^ 


ist,   wo  Dji  der  absolute  Werth  der  durch  A=  1  im  fraglichen  Fül- 
Inngsstabe  erzeugten  Spannkraft  bedeutet. 

Eine  vierte,  besonders  einfache  Bestimmungs weise  des  Punktes  L^ 
ergiebt  sich  schliesslich  aus  dem  früher  bewiesenen  Gesetze,  dass  die 
Strecke  L^H  \m  Falle  (Ji  =  1  gleich  der  durch  Zerlegung  von  P=  1 
nach  den  Richtungen  von  U  und  B  gewonnenen  Seitenkraft  [j9]  sein 
muss'*'),  bei  Auftreten  eines  Multiplikators  fj.  also  gleich  der  Seiten- 
kraft einer  Last        (Fig.  343«). 

146.    Die  Einflussfläohe  für  die  Querkraft  Q  im  Felde  F^F^ 

zeigt  Fig.  344;  ihre  Aufzeich- 
nung empfiehlt  sich  bei  Unter- 
suchung von  Parallelträgem ; 
da  hier  die  Spannkräfte  in  den 
Füllungsstäben  durch  die  Qner- 
kräfte  Q  bestimmt  sind.  Nach 
Eintragung  der  Geraden  B"j 
wird  A" L^  H  B" L^  gezogen. 
Der  Multiplikator  ist  =  1  :  r. 
Der  Beweis  wird  wie  in  No.  145 
geführt. 

Den  Kräftemaassstab  wird  man  in  Figiir  343  und  344  zweckmässig  so 
wählen,   dass   die  l^asteinheit  durch   eine  Strecke  von  der  Länge  v  dai^gestellt 


^  FldcAe,yi^  ^ 


Fig.  844. 


♦)  Vergl.  Band  1,  Seite  240,  Fig.  226.    Bei  obenliegender  Fahrbahn  erfolgt 
die  Zerlegung  nach  den  Richtungen  0  und  D. 


Durchgehender  Balkea  mit  drei  Stützpunkten. 


363 


wird.    Dann  wiiti  der  Multiplikator  der  ^-Fläche  und  $- Fläche  =1,  der  J/«- 
Fläche  =ar,H  und  der  D- Fläche  =  Da. 

147.  Gehört  der  Stützpunkt  C  nicht  der  belasteten  Ourtnng  an, 
so  ist  C"  kein  Punkt  der  dem  Seilznge  Ä'  C" B"  einbeschriebenen  C- 
Linie.  Die  Gerade  B"J  gebt  aber  nach  wie 
vor  durch  den  Punkt  C'\  und  c  bedeutet  auch 
hier  den  Abstand  des  Punktes  C"  von  der 
Scblusslinie  Ä' B",  Vergl.  Fig.  345,  welche 
einen  Theil  der  ^-Fläche  darstellt. 


148.  Der  BinfluBs  einer  Temperatur- 
änderang  auf  den  Stützen  widerstand  C  ist 
ganz  allgemein: 


C.=  l 


et 


8«' 


Fig.  845. 

WO  h^t  und  S«e  die  Senkungen  bedeuten,  welche  der  Knotenpunkt  C 
des  einfachen  Balkens  ^^  in  Folge  einer  Erw&rmung  bezieh,  in  Folge 
der  Belastung  C  =  —  1  erfahrt.  Wird  eine  gleichmässige  Erhöhung 
der  Aufsteliungstemperatur  vorausgesetzt  und  der  Abstand  des  Punktes  C 
von  der  Wagerechten  AB  mit  e  bezeichnet,  so  ergiebt  sich  h^t=-^^^' 
Für  8,,  ist  der  Werth 

einzuführen,  unter  Wp  die  Pol  weite  des  Seilzuges  Ä'  C"  B"  verstanden. 
Es  muss  nämlich  die  Ordinate  c  des  für  den  Zustand  C  =  —  1  ge- 
zeichneten Seilpolygons  multiplicirt  werden:  mit  1  :  EF^y  weil  die  EF^- 
fachen  Gewichte  w  benutzt  worden  sind,  mit  mVi  weil  die  Polweite  nicht 

=  1    gewählt   worden  ist  und  mit  ~i~~r7;"~  •  y»»    weil  die  Höhe    des 

Momentendreiecks  Ä  C' B'  für  den  Zustand  C=  —  1  gleich  -,— ^,^— 
statt  =  ijn  ist.     Infolgedessen  ergiebt  sich  der  Stützenwiderstand 

(1) 


cl^l^  Wp 

dessen  Einfluss  auf  die  Stabkräfte  am  besten  mit  Hilfe  eines  Gremo- 
na'schen  Kräfteplanes  untersucht  wird.  In  der  vorstehenden  Formel 
ist  Wp  als  Zahl  aufzufassen,  welche  mit  dem  Maassstabe  gemessen  wird, 


nach    welchem    die   Zahlen  w 


aufgetragen    worden  sind.      Die 


Strecken  e,  y«»  ^i*  ^s»  ^  messe    man    mit   dem  Längenmaassstabe  der 
Zeichnung. 


364  Zweiter  Abschnitt.  —  §  12. 

In  der  Regel  wird  beim  durchgebenden  Balken  der  Einflass  einer 
Temperaturänderung  gar  nicht  berücksicbtigt  und  für  nnwesentlicb 
erachtet.  Dies  letztere  trifft  aber  nur  bei  gleichförmiger  Erwärmung 
zu,  und  es  möge  daher  noch  der  wichtige  Fall  betrachtet  werden,  dass 
die  obere  Gurtung  in  Folge  Sonnenbestrahlung  eine  um  A^  höhere  Tem- 
peratur annimmt  als  die  untere.  Man  rechnet  dann  genügend  genau, 
wenn  man  den  Füllungsstäben  und  der  unteren  Gurtung  den  Werth 
^  ^  0  zuschreibt  und  die  Längenänderungen  der  Obergurtstäbe  (zu- 
nächst   für   e  =  1)    nach    der  Formel  A5  =  «A^  bestimmt.     Nun   er- 

As  ^A^ 

mittle  man  die  Gewichte  tVt  =  —    —  = der  unteren  Enoten- 

r  r 

punkte,  verbinde  dieselben  durch  ein  Seilpoljgon  (Polweite  =  Wt^  und 

messe  unter  C  die  Ordinate  c<  (Fig.  318*).  Man  findet  dann  8^,= — sir^pc^ 

(2)  c,  =  -  ll'l^Mj^b  +  y_  Jf-  A  t 

Wtp  ist  eine  Zahl,  welche  mit  dem  Maassstabe  gemessen  werden  muss, 
nach  welchem  die  Zahlen  Wi  aufgetragen  worden  sind.*)  Ist  die  obere 
Gurtung  um  A^  knlter  als  die  untere,  so  entsteht  ein  positives  C«. 

Es  möge  noch  für  die  Iq  Fig.  346  dargestellte  Trägerform  eine  Nähenmgs- 
formel  für  Ct  aufgestellt  werden.    Dazu  gehen  wir  von  dem  Ausdrucke 

(3)  C.  =  -^^, 

EL 

aus,  wo  S'  die  durch  die  Belastung  C= —  1  in  den  Stäben  des  einfachen  Bal- 
kens AB  hervorgerufenen  Spannkräfte  bedeuten.  Wir  berücksichtigen  nur  die 
Längenänderungen  der  Gurtstäbe,  imd  erhalten  für  diese  Stäbe  die  Werthe 

S'  ^=-\-  -TTzl:  f\T  (^^°^^  Seitenöffnung) 
(«1  ~r  '2/  '* 

_        Ix 

S'  =  H^  —j — ri~,  -  (rechte  SeitenöfFnung). 
(«1  + '«)  Ä 

Die  oberen  Vorzeichen  gelten  für  die  obere,  die  unteren  für  die  untere  Gurtung. 
Es  ergiebt  sich  also,  bei  unendlich  kleiner  Feldweite 

"        EF  ~'  (li  +  y-  L*"  /  h^EF  ^  '  J  h^EFJ 

0  o 

Diesen  Ausdruck  schreiben  wir  in  der  Fonn 


2S'«— ? 


EF 


=-EFji?Ti;-+w  (^^'ß'-<^^+h^A^<^4 


*)  In  der  Regel  empfiehlt  es  sich,  für  die  verhältnissmässig  grossen  Ge- 
wichte tvt  einen  anderen  Maassstab  zu  wählen  wie  für  die  Gewichte  ir. 


Durchgehender  Balken  mit  drei  Stützpunkten. 


365 


wo  Ft  und  K  die  AVerthe  von  F  und  h  über  der  Mittelstütze  bedeuten,  während 


(0  = 


h^F 


ist  Die  Querschnittsinhalte  F  mögen  sich  mit  x  so  ändern,  dass  cd  eine  lineare 
Funktion  ist,  welche  an  den  Trägerenden  die  Werthe  «j  bezw.  o,  annimmt.*) 
Dann  ist 


und  man  erhält 


Fig.  846. 


Weiter  ergiebt  sich,  für  die  um  A^  em-ärmte  obere  Gurtung 


is.A<.=- _-L/.y---  +h]-j^-} 


Da  nun 


In 


1  — 


^1 


—  1 


so  gelangt  man  schliesslich  zu  der  Formel 
(4) 


7,4i, +  /,4ij 


C,  =  -  6  eBF.At  ML-y.)  -  ,  ,    ^ryT,   ,      ,  , 

h  h        h  (3  +  o,)  +!t(3  +  a,) 


h  h 

wo  (mit  den  abkürzenden  Bezeichnungen  — ^  =  Tj  und     '  =  t^) 

Äi  /r, 


(5) 


(6) 


(Zi  SS  — ,    QCa  nz;    —  -  • 


♦)  Es  ist  dies  dieselbe  einfache  Annahme,  die  in  No.  135  bei  der  Berechnung 
des  Biogens  mit  eingespannten  Kämpfern  gemacht  wui^e. 


366  Zweiter  Abschnitt  —  §  12. 

Das  Biegungsmoment,  welches  Q  über  der  Mittelstütze  erzeugt,  ist 

es  ruft  in  der  oberen  oder  unteren  Gurtung  die  Spannkraft 

und  die  Si)amuuig 

.     M 

a  =  ± 

hervor.    Man  erhält  also  über  der  Stütze  die  Beanspruchung 

('7\  ^       ^a.ip  A4  'i^^i  +  ^^i 

^  -  M3  +  a»)  +  /<(3  +  a,) 

Der  Stützenwiderstand  ist  absolut  genommen. 

(8,      a=oF.ML±R. 

Ist  /j  =:  /,  =  /,  i{>,  r=  vj>,  =  4^,  a,  =  a<  =  a 

so  ergiebt  sich 

(9)  a  =  6e^A«3*-^ 

(10)  G  =  2aF.*-'- 

Für 

T  =  l  2  3  4  5  6  7  8  9         10 

erhält  man 

^^  =  0.500  0,614  0,676  0.717  0,747  0  770  0.788  0,808  0,816    0,830 

Für  Ä,  =  0  also  für  t  =  oo   wird  vj>  =  1. 

Es  sei  z.  B.  1^  =  1^  =  30*^,  ä,  =  4,5"',  ä,  =ä,  =  2,25"*,  alsoÄ.:Äi  =  2 
und  vj>  =  0,614 ;  femer  Fi  =  100  qcm  und  F,  =  300  qcm,  mithin  a  =  3  •  2*  =  12. 
Dann  ergiebt  sich  für  Af  =  20"  und  für  Flusseisen 


femer 


a  =  6  •  25  •  20  «— r  .\  =  ^'  1 20  kg/qcm 

ö  -j-  12 

Ci  =  —  2  •  120 .  300  4'^-  =  —  10800  kg. 

SO 


Die  vorstehenden  Fonneln  gelten  auch  für  den  Fall  einer  geneigten  oberen 
Gurtung,  weil  sec  3  so  wenig  von  1  abweicht,  dass  man  Afsec^  konstant  an- 
nehmen darf. 

Wir  erinnern  wieder  daran,  dass  der  voi'stehenden  Rechnung  die  ungünstige 
Voraussetzung  starrer  FüUungsstäbe  zu  Grunde  liegt.  Dafür  ist  der  durch 
Formel  (1)  gegebene  Einfluss  einer  gleichmäs-sigen  Erwännung  vernachlässigt 
woixien.  Will  man  nach  Berechnung  sämmtlicher  Stabquerschnitte  Ct  genauer 
bestimmen  (was  immer  zu  empfehlen  ist)  so  benutze  man  die  Formel  (1).  Dass 
dies  nicht  ganz  überflüssig  ist,  haben  wir  in  dem  im  §  11  durchgeführten  Zahlen- 
beispiele gesehen. 

149.  Bei  der  Drehbrücke  .,Neuhof**  über  den  Reiherstieg  bei  Hainbui^- 
Neuhof  hat  die  Maschinenbaugesellschaft  Nürnberg  die  in  der  Figur  347  darge- 


Durchgehender  Balken  mit  drei  Stützpunkten. 


367 


stellte  eigenartige  Anordnung  der  Füllungstäbe  gewählt.  Es  mögen  die  Formeln 
für  die  Gewichte  tr  mit  Bemcksichtigung  der  Längenändenmgen  der  Füllungs- 
stäbe aufgestellt  werden.  Zu  beachten  ist  zunächst,  dass  im  Belastungsfalle 
C  =  —  l  sämmtliche  Vertikalen  spannungslos  sind,  dass  also  die  Gewichte  tom  und 


Fig.  S47. 

tc?*  der   dem   gewöhnlichen  Strebensystem  angehörigen  Knotenpunkte  m  und  k 
nach  den  auf  Seite  105  abgeleiten  Formeln 

—  ^Om  SeC  ßw  +  A//^  SeC  (pm  -^  ^dm+\  SeC  fm  +  l 

hm 


Wm 


+  ^Uk  —  ^dk  sec  9fc  —  Aefjt+i  sec  (pk-k-i 

«•*= k, 


zu  berechnen  sind. 


j 
X 


± 


■  -     I         ■  > 

1' 


X' 


Fig.  348. 


Flg.  349. 


Um  M7«  für  den  Knotenpunkt  a  zu  finden,  berechne  man  für  den  in  Fig.  848 
dargestellten  Belastungsfall  die  Stabkräfte  |a;  man  findet 

für  den  Stab  o  den  Werth  |jl  =  —  - 


1?       1" 


»1 


d  ys 


u 


^^ 


»^       ff       «« 


^'\ 


ha 

secqp 

"T„  ■ 

cotg  9" 

"X  " 
1_ 

•  A  Sin  9 


,    /    l      ,    cotg  9     \ 


368  Zweiter  Abschnitt.  —  §  13. 

und  hierauf,  mittels  der  auf  Seite  105  abgeleiteten  Formel 

—  A  0  sec  p  +  A  d  See  9  +  A  (T  sec  qp'         cotg  9" 

«.,= — ^^    .  +__^_ 

(Ad'  See  9'  —  A(f'  sec  9"  —  Au'). 

In  derselben  Weise  werden  die  Gewichte  Wd  und  ir,  berechnet 

Nun  bestimmt  man  für  den  in  Fig.  349  angegebenen  Belastungszustand 

für  den  Stab  u   den  Werth  |i  =  +  £2^ 


V  *.1  17 


17  ?7  77 


,    cotg  9 


77 


77  77  77 

und  findet  schliesslich 


X" 

_,  cotg  9' 

cT  „        „      |i  = ^^8ec9 

j'"  cotg  9  ,,, 

d  „        „      fji  = ^„^— sec9 

„  /,    cofg9'       cotg  9"  \ 

d  ,7      „    tt-|^+— ^. j^,— ; 


sec  9 


/*/ 


^,  =  ^^  (A^-  +  Ad"  sec  <p"  -  AcT  sec  9 )  +  ^^ 

( A  u"  —  A  (f'  sec  9"  —  A  d"'  sec  9'"). 

In  dei'selben  Weise  berechnet  man  u;«,  tr/  und  Wp. 

Die  vorstehende  Entwicklung  zeigt,  dass  die  Berechnung  der  Gewichte  w 
für  Ausnahmefälle  nicht  die  geringsten  Schwierigkeiten  bereitet.  Man  denke 
aber  auch  daran,  dass  für  solche  Fälle  noch  das  sehr  allgemeine  Wiüiotsche 
Verfahren  zur  Verfügung  steht.  Im  vorliegenden  Falle  giebt  der  Verfasser 
allerdings  der  Vei'wendung  der  Gewichte  w  den  Vorzug,  weil  nach  Berechnung 
der  für  beide  Verfahren  erforderlichen  Längenänderungen  Ao,  Au  und  Ad  die 
Ausrechnung  der  Werthe  w  so  wenig  Zeit  in  Anspruch  nimmt,  dass  die  grössere 
Einfachheit  und  Genauigkeit  der  Seillinie,  gegenüber  dem  zeichneriscb  viel  um- 
ständlicheren und  mit  grösseren  Fehlem  behafteten  Verfahren  von  WiUiot,  die 
geringe  rechnerische  Mehrarbeit  wieder  ausgleicht.  Auch  lassen  sich  die  Seil- 
linien stets  schnell  durch  Rechnung  bestimmen. 


§  13. 

Durchgehender  Balken  mit  ?ier  Stutzpunkten. 

160.  Die  Widerstände  der  Endetütsen.  Als  statisch  nicht  be- 
stimmbare Grössen  führen  wir  die  Widerstände  Xa  =  Ä  und  Xi=  B 
der  Endstützen  ein,  weisen  den  Angriffspunkten  derselben  die  Ordnangs* 
Ziffern  a  und  b  zu  und  erhalten  mit  den  auf  Seite  146  erklärten  all- 
gemeinen Bezeichnungen: 


(1) 


Durchgehender  Balken  mit  vier  StiitzpuDkten. 


369 


wo  h„,  S»  die  lothrechten  Verscliiebungen  sind,  welche  die  Punkte  a  und 
b  in  Folge  der  Nachgiebigkeit  der  Widerlager  gegen  die  dnrch  die  beiden 
mittleren  Stützpunkte  bestimmte  Gerade  erfahren;  sie  werden  in  der 
Kegel  gleich  Nall  gesetzt. 

Das  statisch  bestimmte  Haaptsystem  (Zustand  A  =  0,  B  =  0)  ist 
ein  Balken  mit  über  die  Stützen  C,',  Cg'  ragenden  Enden;  seine 
Biegungslinien,  gezeichnet  für  die  Zustände  A  =  —  1,  B  =  —  1,  liefern 
die  Verschiebungen  8«,,  8..,  85«,  8«»,  8«^,  845. 


/Prj 


Fig.  S»). 


Die  Momentenfische  des  Zustandes  A  =  —  1  besteht  aus  einem 
Dreieck  /  (Fig.  350^)  von  der  Höhe  — /|,  mit  dessen  Hilfe  die  tr- 
Kräfte  genau  so  berechnet  werden,  wie  im  vorigen  Paragraphen.  Bei- 
spielsweise ist  bei  Vernachlässigung  der  Formänderungen  der  Füllungs- 


stäbe das  Gewicht  des  Knotens  Je:  u/ = o- 


F, 


Die  Gewichte 


tc  sind  negativ;  es  entspricht  ihnen  also  ein  nach  oben  gebrochener 
Seilzug  I*),  dessen  rechte  Endseite  als  Biegungslinie  des  spannungslosen 
Trägertheiles    C^B^  —  der    nur    eine  Drehung    aber    keine  Formver- 


♦)  In  Fig.  350  zeichneten   wir  der  Einfachheit  wegen  Seilkurven.    Auch 
haben  wir  die  Höhen  der  Momentendreiecke  in  kleinerem  Ma&ssstabe  aufgetragen. 
Mfiller-BresUn,  Oraphische  Stotlk.    IL  1.  24 


370  Zweiter  Abschnitt.  —  §  13. 

Änderung  erfährt  —  aufzufassen  ist.  Nach  Eintragung  der  durch  die 
Stützpunkte  C/Cj'  bestimmten  Schlusslinie  ergiebt  sich  die  in  Fig.  321^ 
schraffirte  Fläche  als  Biegungslinie  für  den  Zustand  ^  =  —  1 ;  sie 
liefert  die  Verschiebungen  h„„f  h^a,  ^ba- 

Ganz  in  derselben  Weise  wird  die  Biegungsfläche  für  den  Zustand 
B  ^=  —  1  erhalten  und  damit  8^,  S^t,  8„j,  gewonnen  (wobei  die 
Zeichenprobe  S^^sSi,«  zu  beachten  ist),  so  dass  jetzt  alle  Werthe  ge- 
geben sind,  durch  welche  der  Einfluss  einer  Last  P„  bestimmt  ist. 
Dieser  ergiebt  sich  aus  den  Gleichungen 


f   0  =  P« 


Äht,^ Bhi 


und  zwar  erhält  man  A  und  B  als  lineare  Funktionen  der  Veränder- 
lichen S„„,  8«ft.     Beispielsweise  wird 

(3)  A  =  K^h^a  +  K.h^b 

wo  Ka  und  Kb  feste,  von  der  Lage  der  Last  P  unabhängige  Werthe 
sind,  und  dafür  darf  man  auch  schreiben:  A  =K^  (8^a-|-  K'h^^  wo  K' 
einen  neuen  Festwert h  bedeutet.  Da  nun  nach  diesem  Gesetze  A  pro- 
portional der  um  K'h^i,  vermehrten  Ordinate  8^„  ist,  da  femer  einer 
im  Stützpunkte  C^  oder  C^  angreifenden  Last  P  der  Werth  ^  =  0  ent- 
spricht, und  da  endlich  die  im  Stützpunkte  A  wirksame  Last  P  den 
Gegendruck  A  =  P  hervorruft ,    so   ergiebt  sich  die  folgende  einfache 

Darstellungsweise  der  ^-Fläche  (Fig.  3500- 

"      ip 

Man  zeichne  den  Seilzug  II  der  Gewichte  w'  ■= — jj — ^  mit  be- 

i/'ä     F 
liebiger  Polweite  und   führe   hierauf  das  die  Gewichte  w  =  -=— ^ — ~- 

verbindende  Seilpolygon  /  durch  die  Punkte  1,  2  und  3,  in  denen  das 
Polygon  II  die  Senkrechten  durch  die  Stützen  C^,  Cg,  B  schneidet.  Die 
von  beiden  Seilzügen  eingeschlossene  Fläche  ist  die  gesuchte  ^-Fläche. 
Mit  den  aus  Fig.  350'  ersichtlichen  Bezeichnungen  t[  und  e?  erhält  man: 

(4)  A  =  ^-'P 

und,  wenn  die  Lasteinheit  P  durch  eine  Strecke  von  der  Länge  v  dar- 
gestellt wird,  was  hier  vorausgesetzt  werden  möge,  A=^t\. 

Das  Seilpolygon.  I  lässt  sich  sehr  schnell  zeichnen,  weil  die  rechte 
äusserste  Seite  durch  die  Punkte  2  und  3  festgelegt  ist.  Bringt  man 
diese  Seite  mit  der  Mittelkraft  der  zwischen  den  Stützpunkten  C^  und  C^ 
liegenden  Gewichte  w  zum  Schnitt,  so  bestimmt  dieser  Schnittpunkt 
und  der  Punkt  1  die  Lage  der  durch  1  gehenden  Seite  des  Polygons  i. 


Durchgeheader  Balken  mit  vier  Stützpunkten. 


371 


151.  Temperaturanderungen.  um  noch  die  wichtige  Aufgabe 
des  Einflusses  der  ungleichen  Erwärmung  der  beiden  Gurtungen  zu 
lösen,    zeichnen    wir   das   Seilpolygon  (///)    (Fig.  350)    der  Gewichte 

Wt= ,  wo  s  die  Stablängen  der  um  A^  stärker  erwärmten  Gurtung 


r 
bedeuten,  bestimmen  die  Strecken  S«,  und  hf,^  und  lösen  die  Gleichungen 

Athaa  -\-  Bth„f,  =  eKtU'ni 

wo  Wui  die  Polweite  des  Seilpolygons  III  bedeutet.    Die  Multiplikation 
mit  dem  Ausdehnungskoefficienten  e  ist  erforderlich,  weil  Wt  nicht  gleich 

= sondern  = gesetzt  worden  ist. 


r  r 

Man  erhält 


r 


Bt  =  sivjjj 


Kt  —  Kt 


\a 


=  ^if'm 


'aa 


h 


hb 


[.    \a    ^«6_1 
h„a     8^6  J 


Fig.  351. 


■-'..^. 


Bestimmt  man  nun  mittels  der  durch  die  Punkte  1  und  2  der  Seil-» 
polygone  /  und  //  gelegten  Geraden  die  Strecken  tq««,  Tr)„6  und  iqta  =  tq^j, 
Fig.  351,  ßo  findet  man,  da  ja  /und  Hin  einem  gewissen,  hier  gleich- 
gültigen Maassstabe  die  Biegnngslinien  für  die  Belastungszustände 
A=^  —  1  und  ß  =  —  1  vorstellen. 


ha  "^ba 


aa 


= und 

IQ«« 


a_        Ogfc    '^iba         '^ab    ''lab 

8—         8*6  *^«a         '^bb  \ 


Da  nun  weiter 


'aa 


bb 


\ta 


Wn-'^hb 


ist,  wo  Wn  die  Pol  weite  des  Seilpolygons  bedeutet,  so  erhält  man  schliessr 

lieh  den  einfachen  Ausdruck 

24* 


372 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  13. 


B,  =  tEF, 


^lU     ^ht'^iua Ö«,t]6„ 


und  auf  dieselbe  Weise  findet  man 

^n  ^iii  ^iii  ^^^^  Zahlen,  welche  mit  dem  Maassstabe  gemessen  werden, 
in  welchem  die  entsprechenden  Gewichte  w\  w\  Wt  aufgetragen  worden 
sind. 

162.  Untersuchung  einer  SeitenöfiEhung,    Aus  der  Einflusslinie 
für  Ay  welche  zweckmässig  auf  eine  wagerechte  Nulllinie  {JCx'C-i'B" 


Flg.  352. 


in  Fig.  352)  bezogen  wird,  lassen  sich  nun  alle  zur  Berechnung  der 
ersten  Oeffhung  erforderlichen  Einflussflächen  auf  dieselbe  Weise  ab- 
leiten  wie  dies   im  §  12   für  den  Träger  mit  drei  Stützen  geschehen 


Durchgehender  Balken  mit  vier  Stützpunkton.  373 

ist.  Die  Figuren  352^'®»^  sind  ohne  weiteres  verständlich,  wenn  be- 
achtet wird,  dass  der  Einflnss  der  rechts  vom  Schnitte  tt  gelegenen 
Lasten  auf  das  Moment  M^,  die  Querkraft  Qm+i  und  die  Spannkraft  I> 
proportional  dem  Stützenwiderstande  A  ist,  weil  dann  links  von  tt  nur 
die  äussere  Kraft  Ä  angreift,  und  dass  alle  Einflussflächen  in  die  einem 
einfachen  Balken  AC^  entsprechenden  übergehen  müssen,  sobald  die 
gebrochene  ^- Linie  durch  die  Gerade  Ä' C^'  (d.  i.  die  ^- Linie  des 
einfachen  Balkens  ACi)  ersetzt  wird. 

Um  die  MncFläche  zu  erhalten,  bestimme  man  m'  senkrecht  unter 
m  und  ziehe  die  Gerade  Ä'm\     Multiplikator  =  x^^. 

Die  Q' Fläche  für  das  (m  +  1)*«  Feld  entsteht  nach  Ziehen 
der  wagerechten  Geraden  Ä' L^  durch  Eintragung  der  Geraden  L^L^. 
Multiplikator  =  1. 

Der  Punkt  L^  der  D-Fläche  ist  in  Fig.  352^  auf  vierfache  Weise 
bestimmt  worden,  nämlich  mittels  der  Bedingung,  dass  der  Schnitt- 
punkt t"  von  L|v4"  und  B"J  senkrecht  unter  dem  Treffpunkte  i  der 
Gurtstäbe  0  und  U  liegen  muss,  sodann  mit  Hilfe  der  den  einfachen 
Balken  ACi,  AC^,  AB  entsprechenden  Nullpunkte  iV^,  N^y  ^s*) 
Das  einfachste  aber  ist,  die  Strecke  HL^  mit  Hilfe  von  [D],  vergl. 
Fig.  348  f  u.  ^,  zu  ermitteln. 

In  Fig.  850®  wurde  noch  mittels  der  ^- Linie  die  Einflussfläche 
für  das  Moment  Mci  {Stützenmoment),  welches  wir  in  der  Folge  kürzer 
mit  Mi  bezeichnen  wollen,  bestimmt;  der  Multiplikator  ist  =li;  und 
in  derselben  Weise  Hesse  sich  mit  Hilfe  der  ^-Linie  die  Einflussfläche 
für  das  Stützenmoment  Mc2  =  Mn  herleiten. 

Zwischen  den  Momenten  Mj  und  Mn  besteht  eine  für  die  folgen- 
den Untersuchungen  wichtige  Beziehung.  Bringt  man  nämlich  nur  eine 
rechts  von  C^  und  im  Abstände  s  von  Cg  angreifende  Last  auf  (Fig.  353), 

^5  « 
so  entspricht  dieser  nach  Fig.  350®  der  Werth  h^„  =  — ^  —  und  die  erste 

's 
der  Gleich.  (1)  geht   (wegen  Kb  =  ^ba)  mit  8«  =  0,  8„,  =  0  über  in: 

0  =  P8,.    f-—AK„  —  Bh,„; 
's 

sie  lässt  sich  mit  Hilfe  der  Gleichungen 

Al^  =  Mi  und  Bl^  —  P^  =  Mn 
umformen  in  Mn  ^3    8.a 

Mi  /j       Sfca 

und  führt  zu  dem  wichtigen  Gesetze: 


♦)  Die  Hilfslinien  wiii-den  in  Fig.  352  foi*tgelassen.  Vergl.  dafür  Fig.  343  a  u.  f. 


374 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  13. 


Wird  nur  eine  Aussenöffnung  belastet  f  so  nimmt  das  Ver- 
hältniss  Mn :  Mi  einen  von  der  Grösse  und  Lage  der  Lasten 
unabhängigen  Werth  an,*) 

Die  Momentenlinie  der  Oeffnnng  /g  besteht  also,  falls  nur  die  OefiT- 
nung  ^5  belastet  wird,  aus  einer  durch  einen  festen  Punkt  L  gehenden 
Geraden,  und  die  Lage  dieses  Punktes  kann  auf  die  in  Fig.  353  ge- 
zeigte Weise  ermittelt  werden.     Man  findet  nämlich: 

—  Mu :  Mi  =  /  :  «  =  cotg  ß  :  cotg  a  =  ( -^^— )  '•  (  ~¥^~  )  * 


Fig.  Sb3. 

Ganz  in  derselben  Weise  lässt  sich  mit  Hilfe  von  S»»  und  S«»  der 
feste  Punkt  R  bestimmen,  durch  welchen  im  Falle  ausschliesslicher 
Belastung  der  Oeffnung  l^  die  Momentengerade  der  Oeffhung  I2  geht. 
Man  nennt  die  Punkte  L  und  R  Festpunkte,  die  ihre  Lage  bestimmen- 
den Lothrechten  sind  in  Fig.  350  c  und  e  (strichpunktirt)  eingetragen 
und  mit  (L),  (R)  bezeichnet  worden. 

In  der  Folge  werden  wir  für  die  Verhältnisse  zwischen  den  Strecken, 
in  welche  die  Oeffnung  Z,  durch  die  Festpunkte  zerlegt  wird,  die  Be- 
zeichnungen einführen : 


e 
e 


LC, 


5<; 


RC^ 


y.. 


LCi  RC2 

Wir  erhalten  dann,  je  nachdem  nur  die  rechte  oder  nur  die  linke 
Aussenöffnung  belastet  wird, 

Mu  =  —  x-Mj  bezw.  Mi= — ycMju. 

Wenn    man    die  ^-FJäche    nach   dem   in  Fig.  350'  angegebenen 
Verfahren  zeichnet,  so  stellen  die  Seilpolygone  I  und  II  die  Biegungs- 


*)  Kennt  man  also  den  zur  Oeffnung  l^  gehörigen  Zweig  der  3f/- Linie, 
so  kann  man  sofort  den  entsprechenden  Zweig  der  Ifrr- Linie  zeichnen,  oder 
umgekehrt.  Hat  man  innerhalb  Oeffnung  l^  einen  Belastungszug  so  aufgestellt, 
dass  Mi  (absolut  genommen)  möglichst  gross  ist,  so  entspricht  derselben  Zug- 
stellung auch  ein  Gr()sstworth  von  MtI' 


Durchgehender  Balken  mit  vier  Stützpunkten. 


375 


linien  für  die  BelastoDgszustände  A  =  —  1  und  B^  —  1  in  ver- 
schiedenen Maassstäben  vor.  Dies  macht  aber  nichts  aus,  da  es  bei 
der  Bestimmung  der  Festpunkte  nur  auf  die  Verhältnisse  5«« :  h^^  tmd 
Sfrb :  hah  ankommt. 

168.    XTntersucshTmg  der  MittelöfiChiing.     a.  Querkräffce.    Für 
das  m^  Feld  ergiebt  sich  nach  Band  I,  Seite  162,  Gleich.  2 


(6) 


_  .     Mn — M, 

*2 


WO    Qom    die    Querkraft    f(ir    das    m^    Feld    eines    einfachen    Balkens 
/ — II    bedeutet.      Die    aus    Gleich.    6    gefolgerte    Darstellung     der 


Flg.  354. 

^M*  Fläche  zeigt  Fig.  354;    sie   erfordert  nach  Auflragung   der   durch 
die  Einflusslinien  für  Mi  und  M^  bestimmten  -^  (Mji — 3//) -Linie  nur 


l 


2 


das  Ziehen  der  parallelen  Geraden  7J"  und  IlX  und  der  Geraden  L^L^; 
die  letztere  ändert  ihre  Lage  von  Feld  zu  Feld,  die  anderen  Linien 
können  für  die  ganze  Mittelöffnung  benutzt  werden. 

b.  Momente.    Zwischen  den  Querkräften  und  den  Momenten  be- 
stehen Beziehungen  von  der  Form 


(7) 


,.      ^Im  J/m-l 


*»n 


Bei  gleichlangen  Feldern  kann  man  also  mittels  der  Gleichung 

die  J/:  X -Flächen  schrittweise  aus  den  Q-Flächen  herleiten,  indem  man 
von  der  bereits  durch  die  M/:  Z^- Fläche  bestimmten  ifj:  X-Fläche  ausgeht. 


376 


Zweiter  Abschnitt  —  §  13. 


Zu  einer  anderen  Darstellung  der  Einflusslinien  für  die  Momente 
gelangt  man,  wenn  man  den  Einfluss  einer  Einzellast  P  auf  sämmt- 
liche  Querschnitte  verfolgt.  Fig.  355*  zeigt  die  Momentenfläche  für 
den  im  Punkte  C  mit  F  belasteten  Balken;  sie  ist  bestimmt  durch 
die  Stützenmomente  Jfj  =  r^i  und  Mu  =  '"Qu  und   durch   das   Moment 

—       sr 

CS  =  P——.  welches  P  im  Querschnitte  C  eines  einfachen  Balkens  III 


l 


2 


erzeugen   würde.     Die  Punkte  8  liegen   in  einer  Parabel,  deren  Pfeil- 

7  7 

höhe  für  P  =  1  gleich  -^  ist.     Es  empfiehlt  sich,  den  Werth  1      ^ 


4     ""  "  '  4 

als  Moment  aufzufassen   und   den  Maassstab  hierfür  nicht  zu  klein  zu 


k Z 


Fig.  355. 


wählen.  Der  Einfluss  von  P=  1  auf  das  Moment  für  irgend  einen 
Querschnitt  E  ist  M=Pfl.  Zeichnet  man  also  die  Momenten  flächen 
für  alle  Lagen  von  P  =  1 ,  so  erhält  man  sämmtliche  Ordinaten  der 
Einflusslinien  für  die  Momente.  Wir  wollen  aber  die  in  Fig.  355  dar- 
gestellte Konstruktion  nur  zur  Ermittlung  der  Ordinate  iq«  des  Punktes  C 
benutzen,  den  wir  in  der  Folge  kurz  die  Spitze  nennen  wollen.  Die 
Zweige  IC  und  CII  (Fig.  855^)  lassen  sich  dann  sehr  schnell  mit 
Hilfe  der  folgenden  einfachen  Betrachtung  zeichnen. 


Durchgehender  Balken  mit  vier  Stützpunkten. 


377 


In  Fig.  356  haben  wir  den  Ort  der  Spitzen  C  und  die  Zweige 
CII  einer  Mittelöflfnung  mit  10  gleichlangen  Feldern  dargestellt.  Für 
den  mit  der  Stütze  I  zusammenfallenden  Querschnitt  ist  dieser  Zweig 
die  M/- Linie.  Liegt  nun  die  Last  P=  1  im  Knotenpunkte  4,  so  ist 
für  die  ersten  4  Felder: 

^1  =  ^2  =  ^3  -=  94 


und  daraus  folgt,  wegen  Q„  = 


)  bei  konstantem  \ 


(8) 


M^  —  Mi=M^  —  M^  =  3/3  —  M2  =  M^  —  3/3. 


Flg.  856. 

Es  wird  also  der  Abstand  C^D^  des  Orts  der  Spitzen  von  der  A//- Linie 
durch  die  rechten  Zweige  der  Einflusslinien  für  A/3,  M2  und  M^  in 
vier  gleiche  Theile  zerlegt  und  ganz  allgemein  der  Abstand  C„D^  in 
m  gleiche  Theile. 

Tritt  die  Last  auf  die  rechte  Seitenöffnung  über,  so  ist  die  Quer- 
kraft Q  für  sämmtliche  Felder  der  Mittelöffnung  gleich  gross.  Besitzt 
also  die  rechte  Seitenöffnung  n  gleich  weite  Felder,  so  hat  man  zur  Be- 
stimmung der  zu  l^   gehörigen  Zweige   der  Einflusslinien  für  Mi,  M2, 

i/3 Mn.i  nur  nöthig,  die  von  den  Einflusslinien  für  Mj  und  M^ 

auf  den  Senkrechten  durch  die  Knotenpunkte  abgeschnittenen  Strecken 
in  n  gleichlange  Theile  zu  zerlegen.  In  Fig.  857  ist  dies  für  den  Fall 
dargestellt  worden,  dass  die  Oeffiiung  /-//  6  gleichlange  Felder  besitzt. 

Sind  die  Feldweiten  nicht  gleichlang,  so  findet  man  an  Stelle  von 
Gleich.  8  die  Beziehung 


378 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  13. 


(9)  (üf,  -  Mj) :  (M^  —  A/,) :  (M^  —  M^) :  (i/,  —  M,)  =  X,  :  X,  :  X, :  X,; 

man  mnss  also   die  Strecke  D^C^  in  Theile  zerlegen,   die,   von  nnten 
nach  oben  gezählt,  sich  zn  einander  verhalten  wie  X^:X2:X3:X4. 


J^ffLime 


T 


-f- 


3 

-+- 


« 


-4- 


Fig.  357. 


Fig.  358,  die  sich  anf  eine  Mittelöffnnng  mit  6  Feldern  bezieht,  zeigt 
die  Ausführung  dieser  Theilung.  Es  empfiehlt  sich,  mindestens  zwei 
Schaaren  von  Parallelen,  für  grössere  und  kleinere  Ordinaten  zu  be- 
nutzen. 

In  derselben  Weise  werden   die  linksseitigen  Zweige  der  Jtf- Linie 
bestimmt. 


J>s 


/  /  /  ''^^^ 


/  /  / 


Flg.  358. 


Kennt  man  aber  die  Einflusslinien  für  die  Momente  if,  so  bereitet 
die  Darstellung  der  Einflusslinien  für  sämmtliche  Stabkräfbe  nicht  die 
geringsten  Schwierigkeiten.  Wir  verweisen  besonders  auf  das  ausführ- 
liche Zahlenbeispiel  im  §  11*)  und  machen  nur  noch  auf  eine  Verein- 
fachung aufmerksam,  die  bei  dem  in  der  Regel  vorliegenden  Falle  einer 


•)  Im   vorliegenden  Falle  sind  natürlich  die  Momente  Mm  für  zwei  senk- 
recht übereinander  liegende  Punkte  m  gleich  gross;   "Sl^  z=M**, 

W%  IM 


Durchgehender  Balken  mit  vier  Stützpunkten.  379 

geradlinigen   oberen   oder  unteren  Gurtung  zu   einer  erheblichen  Zeit- 
ersparnise  führt. 

Ist  die  eine  Gurtung,  beispielsweise  die  obere  Gurtung,  geradlinig 
und  ß  ihr  Neigungswinkel,  Fig.  359,  so  besteht  zwischen  V^  und 
-Om+i  die  Beziehung 

Vm  cos  ß  +  Z>«+,  cos  (ß  +  9«+,)  +  P,„  cos  ß  =  0 

und  aus  dieser  folgt 

V  P 

=  ^m+l  COS  9^+1 ■ 


Y 

COS  (ß  +  9^+1) 


wo  y  = 


COS  ß  cos  9,^+1 


Flg.  359. 


So  lange  also  der  Knotenpunkt  m  unbelastet  ist;  stimmt  die  Einfluss- 
linie für  —  ^m  *•  T  ™i*  ^^^  Einflusslinie  für 

£),„+i  cos  9„.+i  =      —    —  1." 

überein.  An  der  Stelle  m  unterscheiden  sich  die  Ordinaten  dieser  beiden 
Linien  um  den  Werth  1  :  y« 

Wir  wollen  noch  zwei  andere  Verfahren  zur  Ermittlung  der  Ein- 
flusslinien der  Stabkräfte  angeben. 

Das  erste  setzt  gleiche  Feld  weiten  Toraus  und  beruht  auf  Ver- 
werthung  des  in  Band  I,  §  33  mitgetheilten  Zf mm^r mann' sehen  Ver- 
fahrens. Es  ist  in  Fig.  360  für  einen  Theil  eines  Ständerfach werks 
mit  obenliegender  Fahrbahn  dargestellt  worden.  Mit  Hilfe  der  Ordi- 
naten vj'  und  7]"  der  if^:X- Linie  und  *V,„_i :  X- Linie  sind  die  irgend 
einer  Lastlage  P  entsprechenden  Ordinaten  t]^  und  r^v  der  D^- Linie 
und   F^- Linie  bestimmt  worden. 

Ein  anderes  Verfahren  bringt  die  Spannkräfte  S  in  den  Stäben 
auf  die  Form 


380 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  13. 


wo  Sq  die  Spannkraft  für  lf/=  0  und  Mu  =  0  ist,  d.  h.  für  den  Fall, 
dass  die  Mittelöfifnnng  durch  Beseitigung  der  den  Mittelstützen  C^  und 
C,  gegenüberliegenden  Qurtstäbe  in  einen  einfachen  Balken  verwandelt 

wird,  während  Sj  und  Sji  die 
Spannkräfte  für  die  in  den  Fi- 
guren 361  und  362  darge- 
stellten Belastungszustände 
Mi=  1  und  Mii=  1  bedeuten. 
154«  Die  bei  der  Unter- 
SQchung  von  Eisenbahnbrücken 
zu  leistenden  zeichnerischen  Ar- 
beiten werden  erheblich  verein- 
facht, wenn  man  die  im  I.  Bande 
auf  Seite  168  unter  No.  99 
gegebenen  und  begründeten 
Rathschläge  befolgt.  Danach 
empfiehlt  es  sich,  bei  der  Unter- 
suchung der  in  den  Stäben  der 
Mittelöffnung  durch  möglichst 
ungünstige  Belastung  der  Mit- 
telöffnung hervorgerufenen  Be- 
anspimchungen ,  einzelne  Theile  von  Fahrzeugen  zu  vernachlässigen, 
welche  auf  die  Seitenöffnungen  zu  stehen  kommen.  Man  braucht  dann 
von  den  Einflusslinien  für  die  Momente,  Querkräfte  und  Stabkräfte  S 
der  Mittelöffnung    nur  die  zwischen   den   Stützen  I  und  //  liegenden 


Fig.  860. 


Flg.  361. 


Flg.  362. 


Zweige  zu  zeichnen,  und  findet  die  ungünstigste  Wirkung  der  Belastung 
der  Seitenöffnung  auf  die  in  Rede  stehenden  M,  Q  und  S  sehr  schnell 
wie  folgt.  Man  stellt  über  der  rechten  Seitenöffnung  den  Eisen bahnzug 
so  auf,  dass  ein  möglichst  grosses  Moment  Mn  entsteht;  vernachlässigt 
hierbei  den  etwa  über  der  Mittelöffnung  stehenden  Theil  des  äussersten 
Fahrzeugs  und  zeichnet  mittels  des  Festpunktes  L  die  in  Fig.  353 
schraffirte  Momentenfläche;  diese  giebt  den  Einfluss  der  behandelten 
Belastung  auf  das  Moment  für  jeden  Querschnitt  der  Mittelöffnung  an. 


Durchgehender  Balken  mit  vier  Stützpunkten.  381 

Mij—Mi 


Die  für  das  TrUgerstück  C^  C^   konstante  Querkraft  ist  Q  = 


'« 


und  der  Einflnss  auf  die  Stabkräfte  8  der  Mittelöffnung  ist  S=SjMi 
-f-ftxlf//.  Und  ganz  in  derselben  Weise  wird  der  Einfluss  der  Be- 
lastung der  linken  Seitenöffnung  untersucht. 

165«  Die  Widerstände  der  MittelstätBen.  Es  seien  r —  1,  r, 
r  -\-  1  drei  aufeinander  folgende  Stützpunkte  eines  über  beliebig  viele 
Stützen  greifenden  Balkens,  Mr-u  ^n  Mr+i  die  Stützenmomente,  CV.i, 
Cr,  Cr+\  die  Stützenwiderstände.  C^r  bedeute  den  Werth,  welchen 
Cr  annehmen  würde,  wenn  sämmtliche  Stützenmomente  gleich  Null 
wären,  wenn  also  die  Trägerstücke  /^  und  Ir+i  in  einfache  Balken  ver- 
wandelt würden.  Üeben  die  ein- 
fachen Balken  Ir  und  Ir+i  auf  die         ^ . 

Stütze  r  die  Drücke  Br  und  Ar+i  ''[        ^^  \  " T"" 

aus,  so  ist  fr/  'fT^  ^^/ 

Nun    ist    die  Querkraft    für  Fig.  3G3. 

einen     unmittelbar     rechts     oder 
links  von  r  gedachten  Querschnitt  des  durchgehenden  Balkens: 

Q2  =  +  ^r+i  H ^=7 bezieh.  Qi  =  —  BrA 

und  man  erhält  daher  wegen  Q^  =  Q^ -\-  Cr,  den  allgemeinen  Ausdruck: 

*f  'r+l 

Hiemach  ergiebt  sich  für  den  Stützenwiderstand  C\  des  Trägers 
mit  drei  Oeffnungen  (da  das  Moment  M  für  die  Endstütze  gleich  0  ist) 
der  Werth 

und  es  ist  deshalb  die  C^- Linie  bestimmt  durch  die  in  Fig.  364  dar- 

B 

— * 

I 


Fig.  364. 


gestellte  0«i- Linie,  und  die  Einflnsslinien  für  Jlf/ und  Mu.    In  gleicher 
Weise  wird  auch  die  Cg- Linie  ermittelt. 


382 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  14. 


166.  Die  Einflusslinie  für  die  Vertikale  über  der  Mittelstütse 

erhält  man  mit  Hilfe  einer  Bedingung  für  das  Gleichgewicht  der  am 
oberen    oder    unteren    Knotenpunkte    (Fig.  365)    angreifenden   Kräfte. 

Ist  die  obere  Gurtung  geradlinig,  so 
zerlege  man  die  in  n  angreifenden  Kräfte 
rechtwinklig  zu  0  und  nach  der  Rich- 
tung von  0  und  setze  die  Summe  der 
rechtwinklig  zu  0  wirkenden  Kräfte 
gleich  Null.  Man  erhält  dann  F«  aus- 
gedrückt durch  D^,  D^  und  P«.  Sonst 
betrachte  man  den  unteren  Knotenpunkt, 
bilde  die  in  der  Richtung  der  einen 
unteren  Gurtung  und  rechtwinklig  hierzu 
wirkenden  Seitenkräfte  und  setze  wieder 
die  Summe  der  letzteren  gleich  Null. 
Man  erhält  dann  V  ausgedrückt  durch 
C/\  und  C  oder  U^  und  (7. 
Andere  Behandlungs weisen  des  durchgehenden  Balkens  auf  4  Stützen 
findet  man  in  den  folgenden  Paragraphen. 


Fig.  365. 


Darchgehender  Balken  mit  beliebig  yicien  Stützen. 

157.  Die  Elasticitätsgleichimgen.  Ein  über  (n  -{-  1)  Stütz- 
punkte greifender,  nirgends  durch  ein  Gelenk  unterbrochener  Balken 
ist  in — l)-fach    statisch    unbestimmt,    weil    es  der  Beseitigung  Ton 


I /  , H 1 


r-t 


—  l,.  . 


'/'*/ 


kr  z 


u 


i_l_L 


r  r 


y>-i 


\ 


^r 


t^- 


-'-a 


Flg.  366. 


(n  —  1)  Stützen  bedarf,  um  diesen  Träger  in  einen  statisch  bestimmten 
zu  verwandeln.  Die  Untersuchung  dieses  Balkens  soll  zunächst  ganz 
allgemein  durchgeführt  werden,  ohne  Rücksicht  darauf,  ob  ein  Fach- 
werk oder  ein  voll  wandiger  Träger  vorliegt. 


Durchgehender  Balken  mit  beliebig  vielen  Stützen. 


383 


Drei  beliebige  aufeinander  folgende  Stützpunkte  mögen  die  Ord- 
nungsziffern r —  1,  r,  r -j-  1  tragen,  ihre  wagerecfaten  Abstände  seien 
Ir,  Ir+u  Pig-  366.  Die  Geraden  r  —  (r — 1)  und  r — (r-j-l),  welche 
den  Punkt  r  mit  den  benachbarten  Stützpunkten  verbinden,  nennen  wir 
das  r**  Geradenpaar^  und  den  Winkel,  um  welchen  sie  sich  in  Folge  des 
Nachgebens  der  Widerlager  gegen  einander  drehen,  bezeichnen  wir  mit 
T^.  Bedeutet  5^  die  nach  oben  positiv  genommene  lothrechte  Verschie- 
bung des  Stützpunktes  r  gegen  die  Punkte  (r —  1)  und  (r-f-  1),  so 
besteht  die  Gleichung 


(1)         Ct, 


8,.  — d.  Ii.  T,. 


welche    gestattet,    aus    einem    gegebenen   h, 
schliessen.     Drückt   man 
nun  andrerseits  t^  durch 
die  auf  den  Balken  wir- 
kenden  Kräfte    und    die 

Tem  peratur  änderun  gen 
aus,    so  erhält  man  eine 

Elasticitätsbedingung , 
und  es  leuchtet  ein,  dass 
sich  durch  Wiederholung 
dieses  Verfahrens  ebenso 
viele  Gleichungen  auf- 
stellen lassen,  als  Mittel- 
stützen vorhanden  sind  — 
im  ganzen  also  (n —  1) 
Bedingungen. 

Als  statisch  nicht  be- 
stimmbare Grössen  sollen 
die  Stützenmoniente  3/,, 

3/2,     .    .    .    Mr,U    ^rj    Mr+l, 

...  3f„_i  eingeführt  wer- 
den, und  es  kommt  daher 
zunächst  darauf  an,  die 
Biegungslinien  für  die 
Zustände 


auf    die   Drehung  t^  zu 


Fig.  367. 


3fj  — ■  —  1 ,  Afj  —  —  I , 


3/.  =  — 1,  3f„.i  =  — 1 


au&utragen,  sowi^  die  gegenseitigen  Drehungen  der  den  Mittelstützen 
1,  2,  .  .  .  r — 1,  r,  r+l,  .  .  .  n — 1  entsprechenden  Geradenpaare  zu 
ermitteln.     Hierbei  bezeichnen   wir  allgemein  mit  Tp,  die  gegenseitige 


384  Zweiter  Abschnitt.  —  §  14. 

Drehung  des  p^^  Geradenpaares  in  Folge  ifg= — 1  und  erinnern  an  die 
in  der  Einleitung  bewiesene  Beziehung 

Fig.  367**  zeigt  die  Momentenfläche  für  den  Zustand  Mr=^ — 1, 

erzeugt  durch  die  aus  vier  Kräften  (-7-,  -7 — )  bestehende  Belastungs- 

einheit  des  r**^  Geradenpaares.*)  Fig.  367®  sei  die  zugehörige  Biegungs- 
linie, d.  i.  das  Seilpolygon  der  in  bekannter  Weise  aus  dem  Momenten- 
dreiecke A^  berechneten  Gewichte  1^**);  die  äussersten  Seilseiten  sind 
als  Biegungslinien  der  links  von  r  —  l  und  rechts  von  r  -{-  1  gelegenen, 
bei  Eintritt  des  Zustandes  Mr'=  —  1  spannungslosen  Balkenstücke 
aufzufassen,  und  es  leuchtet  zunächst  ein,  dass  der  fragliche  Belastungs- 
fall nur  auf  die  gegenseitige  Drehung  des  (r — l)*®**,  r**"*  und  (r-|- 1)*®° 
Geradenpaares  von  Einfluss  ist,  dass  sich  also 


ergiebt.  Drückt  man  demnach  die  Drehung  t^  durch  die  Lasten  P, 
die  statisch  nicht  bestimmbaren  Grössen  M  und  die  TemperaturSnde- 
rungen  aus,  so  erhält  man  mit  Rücksicht  auf  die  Gleichungen  (3)  die 
der  Stütze  r  entsprechende  Elasticitätsbedingung : 

WO  Xrt  den  Einfluss  der  Temperaturänderung  bedeutet. 

Die  Werthe  8„^,  T^(r-i)  =  V-d»-»  '^r,-.  T^(r+i)  =  T(^+i)r  sind  durch 
die  Biegungslinie  in  Figur  367®  gegeben;  während  sich  t^i  mit  Hilfe 
eines  die  Gewichte  m\  verbindenden  Seilpolygons  in  der  Form 

(5)         t..  =  Ch-^^ 

darstellen  lässt,  Fig.  367®.  Werden  noch  die  für  den  Fall  sehr  kleiner 
Formänderungen  —  der  hier  ausschliesslich  ins  Auge  gefasst  wird  — 
giltigen  Beziebungen 


(6J 
eingeführt,  so  geht  (4)  über  in: 


♦)  Vergl.  Seite  31—33. 

*♦)  Für  das  Fachwerk  erfolgt  die  Berechnung  der  w  nach  §  12,  No.  117. 
Es  ist  in  der  Regel  zulässig,  den  Einfluss  der  Füllungsstäbe  zu  vernachlässigen. 
Für  den  vollwandigen  Balken,  für  den  obige  Gleichungen  ebenfalls  gelten,  wiixi 
die  Ermittlung  der  Gewichte  w  in  der  zweiten  Abtheilung  dieses  Bandes  gezeigt 
werden. 


Durchgehender  BalJien  mit  beliebig  vielen  Stützen.  385 

(7)        J/...  A  +  jtf  r J:-  +  ^)  +  Mr^,  -^  =  .V.,  wo 


(8) 


.V,  =  -  {  2P»S„,  +  -TT-  (K  +  c,.)  }• 


Dabei  ist  das  Vorzeichen  des  Gliedes  2PM5Mr  umgekehrt  worden, 
iceil  von  jetzt  an  unter  8„^  stets  der  absolute  Werth  der  fraglichen  Or- 
dinate der  BiegungsUnie  verstanden  werden  soll. 

Wir  wollen  in  diesem  Paragraphen  voraussetzen,  dass  die  Stützen- 
verschiebungen hr  gegebene,  durch  Beobachtung  gefundene  Grössen 
sind,  sie  mögen  also  von  Ursachen  herrühren,  die  sich  der  Vorausbe- 
rechnung entziehen,  wie  beispielsweise  das  Nachgeben  der  Fundamente. 
Wären  die  5^  abhängig  von  den  Stützendrücken,  so  müsste  man  diese 
Drücke  auf  die  in  No.  155  beschriebene  Weise  durch  die  Stützenmo- 
mente ausdrücken.  Ist  dann  5^  nur  abhängig  von  Cr,  so  treten  in 
der  Gleichung  7  ausser  den  Momenten  3fr- n  ^r  und  Mr+\  noch  die 
Momente  Mr. 2  und  Mr^%  auf.  Eine  allgemeine  Untersuchung  dieses 
Falles  soll  in  der  zweiten  von  den  vollwandigen  Systemen  handelnden 
Abtheilung  dieses  Bandes  gegeben  werden ;  sie  ist  für  den  vollwandigen 
Balken  wichtiger  als  für  den  gegliederten;  ihr  Hanptanwendungsgebiet 
bilden  die  Schiffbrücken  und  die  durchlaufenden  gelenklosen  Schienen- 
träger der  Eisenbahnbrücken. 

Die  (n — 1)  Gleichungen,  welche  sich  nach  Art  der  Gleichung  7 
aufstellen  lassen,  nennen  wir  die  Grundgleichungen;  wir  werden  sie 
später  meistens  in  der  bequemeren  Form  schreiben: 

(9)         a,  JJf,_ ,  +  ß,  Mr  +  a,+ ,  3/",+ ,  =  K 
wobei  also: 

Ehe  wir  uns  mit  der  Auflösung  dieser  Gleichungen  beschäftigen, 
machen  wir  darauf  aufmerksam,  dass  bis  jetzt  stillschweigend  voraus- 
gesetzt worden  ist,  es  seien  die  Biegungslinien  mit  der  Pol  weite  1  ge- 
zeichnet und  die  Gewichte  iv  aus  den  Längenänderungen  der  Fachwerk- 
stäbe berechnet.  Wählt  man  nun  die  Polweite  =  tcp,  giebt  dem  Drei- 
eck Ar  die  beliebig  gewählte,  aber  für  alle  Stützpunkte  feste  Höhe  y^, 

ys    F,  ys 

—  — -„ statt  xo  =  —^ — 

r*    F  r^EF 

80  muss  man  die  Werthe  (7,  c  und  h^r  uoch  mit  Wp :  EF^yc  multipli- 

ciren,   oder  —  was  auf  dasselbe  hinauskommt  —  das   Glied  5^  +  ^n 

durch  jenen  Ausdruck  dividiren.     Sind  ausserdem  die  Gewichte  Wt  für 

e=  1  berechnet  (Seite  87 1)   worden,    so   muss  r«  in   (8)  noch   mit  8 

Müller-Brealftii,  OraphiBche  Statik.    11.  1.  25 


und  setzt  man  schliesslich  '^  =  -72~-Er  statt  «^  =  7^17^  (Seite   859), 


386  Zweiter  Abschnitt.  —  §  14. 

multiplicirt  werden  und  man  erhält,  wenn  die  Polweite  des  die  Ge- 
wichte Wt  Terbindenden  Seilzuges  =trtp  angenommen  wird: 

Die  Strecken  5^^,  y^,  K,  Cn,  /r»  lr+\  werden  mit  ein  und  dem- 
selben Längenmaassstabe  gemessen,  Wp  und  Wtp  sind  (ebenso  wie  die  tr) 
Zahlen.     EF„  ist  eine  Kraft,  Nr  ein  Moment. 

Solange  nur  der  Einflora  der  Lasten  P  untersucht  wird,  hat  man 
lediglich  darauf  zu  achten,  dass  sämmtliche  Momentendreiecke  A  die- 
selbe Höhe  ye  erhalten  und  sämmtliche  Seilzüge  mit  der  gleichen  Pol- 
weite Wp  gezeichnet  werden;  wie  gross  y^  und  Wp  gewählt  werden,  ist 
dann  gleichgültig. 

168.  Die  Festpunkte  X  und  S.  Erstes  Verfahren  zur  Auf- 
lösung der  Elasticitätsgleichungen«  Wir  verfolgen  jetzt  nur  den 
Einfluss  der  Lasten  P,  nehmen  also  5^=0  und  c^«  =  0  an;  auch 
setzen  wir  zunächst  voraus,  dass  nur  ausserhalb  der  Oeffhungen  Iry  Ir+i 
Kräfte  P  auftreten.  Die  Momentenlinien  der  Balkentheile  7^,  Z^+i  be- 
stehen dann  aus  zwei  durch  die  Stützenmomente  3fr- 1,  Mr,  Mr+i  be- 
stimmten Geraden  mit  den  Nullpunkten  Lr,  L^+i,  und  zwischen  jenen 
drei  Momenten  gelten  die  Gleichungen: 

(12)  a^Mr^,  +  ^rMr-\-OLr+iMr+i  =  0 

(13)         Mr-^  =  —  Mr—;  Mr+,  =  —  Mr—  (s.  Fig.  368), 

0  a 

aus  denen  sich  die  einfache  Beziehung 

0  a 

ergiebt.  Mit  Hilfe  derselben  lässt  sich  die  Lage  des  einen  Nullpunktes 
leicht  bestimmen,  sobald  die  des  anderen  gegeben  ist.  Bringt  man 
nämlich  die  Senkrechten  durch  Lr  und  L^+i  mit  den  Kussersten  Seiten 
der  für  den  Belastungsfall  Mr  =  —  1  gezeichneten  Biegungslinie  in  Z,/ 
und  Lr+i    zum  Schnitt,  so  findet  man: 


a 


Z  Lr'r  (r— l)'  =  a  =a^  — *);  Z  L^+i'r  (r  +  1)'  =  a"=a^+, 
also:  ß^  =  a' -f- a" 


h' 


*)  Man  denke  daran,  dass  es  sich  hier  um  sehr  kleine  Formänderungen 
handelt  In  Fig.  868  wui-den  nur  die  Punkte  (r  —  1)',  /,  (r+l)'  und  die 
äussersten  Seiten  der  fraglichen  Biegungslinie  gezeichnet    Vergl.  auch  Fig.  867c. 


Durchgehender  BaUcen  mit  beliebig  yielen  Stützen. 


387 


'       ei 


nnd  hieraus  folgt,  da9i  die  drei  Punkte  Lr,  r,  Lr^i    in  einer  Geraden 
Hegen*) 

Wir  setzen  voraus,  dass  nur  die  r^  Oeffnnng  belastet  wird,  and  dass 
die  Stützen momente  Mr.\  und  Mr  anf  irgend  eine  Weise  gefunden  sind. 
Innerhalb  einer  unbelasteten  Oeffnung  besteht  die  Momentenlinie  aus 
einer  Geraden,  Fig.  369.  Die  Nullpunkte  dieser  Geraden  seien  links  von 
der  belasteten  Oeffnung:  X^,  L^,  X5, . . .  rechts  davon:  i?«,  i?«.!,  i?«.2 . . . 
Der  Punkt  L^  fällt  mit 
dem   Stützpunkte   0   zu-  l  '^l  J_       ^ 

sammen;  seine  Lage  ist 
also  bestimmt,  und  damit 
sind  auch  schrittweise 
mittels  des  soeben  be- 
wiesenen Gesetzes  die 
Punkte  L,,  Zr^,  .  .  .  ge- 
geben, und  ganz  auf 
dieselbe  Weise  kann  man, 
von  Rn  ausgehend,  der 
Reihe  nach  i^».i,  Bn.%, ... 
finden. 

Die  Lage  der  Punkte  L  und  R  ist  ganz  unabhängig  von  der  Be- 
lastung des  Balkens;  sie  ist  vollständig  bestimmt  durch  die  den  Zu- 
ständen Jifi  =  — 1,  M^'=^  —  1,  ...  entsprechenden  Biegungslinien.  Es 
führen  deshalb  diese  Punkte  den  Namen  Festpunkte;    ihre  Ermittlung 


/^V 


rr^/j ' 


Fig.  368. 


^^.. 


Fig.  369. 


ist  die  erste  Arbeit,  welche  bei  Untersuchung  eines  über  mehrere 
Stützen  greifenden  Balkens  auszuführen  ist.  Kennt  man  die  Punkte  L 
und  R^  so  ist  man  nach  Figur  869  im  Stande,  den  Einfluss  der  Be- 
lastung irgend  einer  Oeffnung  auf  die  Momente  aller  übrigen  Oeff- 
nungen  schnell  anzugeben,  sobald  die  Momente  für  die  jene  belastete 
Oefiiaung  begrenzenden  Stützpunkte  gefunden  sind. 


♦)  Ein  Sonderfall  dieser  Beziehung  wurde  bereits  im  §  13  gefunden. 

25* 


388  '  Zweiter  Abschnitt.  —  §  14. 

Wir  bezeichnen  nun  mit  a^  und  K  bezieh,  a/  nnd  5/  die  Strecken, 
in  welche  die  Oeffnung  K  dnrch  den  Festpunkt  Lr  bezieh,  den  Fest- 
punkt Br  zerlegt  wird,  Fig.  370,  setzen 

...x  hr^ ^/^ / 

Or  ttr 

und  erhalten  für  den  Fall,  dass  nur  rechts  von  r  Lasten  auftreten, 
dass  also  die  Momentenlinie  der  Oefifnung  lr  eine  durch  den  Punkt  Lr 
gebende  Gerade  ist,  die  Beziehung: 

Mr=  —  x^ilC  1 , 
welche  in  Verbindung  mit  der  Eiasticitätsbedingung : 

(lr.lMr-2  +  ßr-l^r-1  +  (X,rMr=  0 

ZU  der  Gleichung 

(15)  OLr.iMr.2  +  ßr-1-a^.-l  =  ^irO^Mr^l 

führt,  und  diese  letztere  bleibt  auch  bestehen,  wenn  zwischen  r —  t 
und  r  Lasten  hinzutreten,  weil  hierdurch  das  VerhAltniss  zwischen  den 
Momenten  Mr^-i  und  if^_,  nicht  beeinflusst  wird.  Die  Gültigkeit  der 
Gleichung  (15)  ist  nur  an  die  Bedingung  gebunden,  dass  der  Träger 
zwischen  0  und  r —  1  unbelastet  bleibt;  und  ganz  ebenso  lässt  sich 
zeigen,  dass  zwischen  3/^  und  Mr+i  die  Beziehung  besteht: 

(16)  OLr+lMr+i  +  f^rMr  =  K-' Oir^r, 

sobald  rechts  von  r  keine  Lasten  auf  den  Balken  wirken.  Ist  also 
nur  die  Oe£fnung  lr  belastet,  so  gilt  sowohl  (15)  als  (16)  und  die 
beiden  Elasticitätsbedingungen : 

arMr-l  +  ^rMr  +   dr+l  Mr+l  =  ^P^h„r 

gehen  über  in 


(17) 


«r  dr 

«r  dr 


sie  führen  zu  einer  sehr  einfachen  Darstellung  der  Momente  J/r-i  und  Mr^ 

Trägt  man  nämlich  Mr^i  und  Mr  bei  (r  —  1)  und  r  als  Ordinaten 

auf,   Figur  370,    und   verbindet  die  Endpunkte  derselben  durch   eine 

Gerade,  so  sind  die  Ordinaten  dieser  Geraden  an  den  Stellen  Lr  und  P,.: 

Cr  V  'r 

f 


Durchgehender  Balken  mit  beliebig  vielen  Stützen. 


389 


woraus  mit  Beachtung  der  Gleichungen  t7: 

(18)      r=— 5^sp»8„„_„;  r  =  — "' 


dr 


"^■^m^mrf 


und  diese  Werthe  lassen  sich  leicht  zeichnerisch  bestimmen.  In  Fig.  370 
ist  beispielsweise  die  Ermittlung  von  Y  und  Y'  für  den  Fall  einge- 
tragen, dass  nur  eine  Einzellast  P  wirkt,  und  damit  ist  die  Aufgabe 
gelöst,  die  Zweige  (r —  1)  —  r  der  Einflusslinien  für  3/^.i  und  M^  zu 
zeichnen. 


Flg.  370. 

Will  man  den  Einfluss  der  Last  P=  1  nicht  nur  auf  Mr-i  und 
Mr  sondern  auf  sämmtliche  Momente  der  Oeffhung  Ir  haben,  so  muss 
man   die  in  Fig.  370   dargestellte   durch   Schraffirung   hervorgehobene 

Momentenfläche  auftragen;  dieselbe  ist  bestimmt  durch  z  =  P-—^  denn 

das  Dreieck  ECE'  ist  die  Momentenfläche  eines  einfachen  Balkens  Ir. 
Die  Strecke  z  aber  wird  als  Ordinate  einer  Parabel  erhalten,  deren 
Pfeil  =0,25  Plr  ist. 

Jetzt  lassen  sich  alle  bei  der  Untersuchung  des  Balkens  auftreten- 
den Fragen  auf  dieselbe  Weise  erledigen  wie  bei  dem  im  §  18  be- 
handelten, auf  4  Stützen  ruhenden  Balken.  Wir  verweisen  besonders 
auf  die  in  den  Figuren  355  bis  357  dargestellten  Verfahren.  An  die 
Stelle  von  Mi  und  Mu  treten  Mr.\  und  if^.  Ebenso  können  für  die 
Qnerkräfte  die  früheren  Untersuchungen  benutzt  werden.  Die  ()-Flächen 
für  die  Oeffnung  Ir  lassen  sich  z.  B.  nach  dem  in  der  Fig.  354  dar- 
gestellten Verfahren  aus  der  Einflusslinie  für  den  Ausdruck  (Mr — Mr^\)*Ar 
herleiten. 

Den  Einfluss  der  Belastung  der  übrigen  Oe&ungen  auf  die  Stab- 
kräfte der  Oeflhung  Ir  kann  man  auch  mit  Hilfe  der  Gleichung  finden 

(19)  S  =  Sr^l  Mr,X  +  SrMr, 


390 


Zweiter  Abschnitt  —  §  14. 


welche  der  auf  Seite  381  benutzten  Gleichung  entspricht.  Wird 
z.  B.  der  Einfluss  der  Belastung  einer  rechts  von  Ir  gelegenen  Oeff- 
nung  l,  gesucht,  so  bestimme  man  mittels  des  von  Stütze  (v  —  1)  bis 
Stütze  V  laufenden  Zweiges  der  if,_i -Linie  das  Moment  M^-i,  hierauf 
mittels  eines  nach  Fig.  369  durch  die  Festpunkte  L^.i,  L^~t^  •  •  •  • 

geführten  Geradenzuges  die  Momente  Mr,-2j  ^«»s» >  ^ry  ^r~i 

und  setze  die  letzteren  in  die  Gleichung  (19)  ein. 

Auch  leuchtet   ein,    dass   man  durch  Anwendung  der  Gleichung 

S  =  S,-\-Sr.iMr.i'^SrMr  (eutsprecheud  der  Formel  auf  Seite  379) 

die  zwischen  (r —  1)  und  r  gelegenen  Zweige  der  5-Linien  gewinnen  kann. 

Ganz  besonders  einfach  gestaltet  sich  die  Untersuchung  eines  End- 
feldes. So  kann  man  z.  B.  alle  zur  Behandlung  der  Oeffnung  l^  er- 
forderlichen Einflusslinien  auf  die  im  §  13  in  No.  152  gezeigte  Weise 
aus  der  Einflusslinie  für  den  Widerstand  A  der  Endstütze  herleiten, 
nachdem  man  die  ^- Linie  mit  Hilfe  der  if|- Linie  bestimmt  hat.  Es 
liegt  hier  die  um  kehrung  der  in  No.  152  gelösten  Aufgabe  vor;  dort 
wurde  die  Jf|- Linie  aus  der  ^- Linie  entwickelt. 

150.  Zweites  Verflahren  Eur  Auflösung  der  Orundgleichxmgeii: 

Wir  setzen  einen  beliebigen  Belastungs-  und  Temperaturzustand  vor- 
aus,  denken  die  Stützenmomente   nach  Fig.  871  als  Ordinaten  aufge- 


Fig.  871. 


tragen,  ihre  Endpunkte  durch  die  Geraden  g^  g^j  •  .  .  verbunden  und 
nennen  den  auf  diese  Weise  entstandenen  Linienzug  kurz  das  M-PcHy^on, 
Pig.  371  stellt  das  (r— 1)*«  und  r^  Feld  dieses  Polygons  dar.  Wird 
die  Senkrechte  Ir  so  gezogen,  dass  sich  die  Strecken,  in  welche  sie  /^ 


Durchgehender  Balken  mit  beliebig  vielen  Stützen.  391 

zerlegt,  zu  einander  verhalten  wie  a^  zu  ß^,  so  ist  die  von  der  Geraden 
gr  auf  der  Senkrechten  I^  abgeschnittene  Ordinate: 

(20)  y_,    -^r-l«r  +   3Cßr 

und  die  r*®  Grundgleichung  lässt  sich  mithin  auch  schreiben: 

(21)  (a,  +  ß,)    Y-^rOLr^^Mr^^  =  Nr. 

Zieht  man  nun  die  Senkrechte  Ilr  so,  dass  sie  die  Strecke  lr^x-{-OiX 
im  Yerhältniss 

(22)         c':c  =  (a,+  ß,):a.+, 

theilt,  so  schneidet  die  Gerade  U' C\  welche  die  Endpunkte  von  Tund 
Mr^x  verbindet,  auf  Ilr  die  Ordinate 

(28)  T  =    ^g'  +  ^r-fig   ^     r(a.  4- ß,)+ 3/^^.1  a,^i 

0  -{-c  a^  +  ß^  +  a^+, 

ab,  und  es  folgt  aus  der  Vergleichung  dieses  Ausdruckes  mit  der  Be- 
ziehung (21)  das  Gesetz: 

Die  mit  Hufe  der  Senkrechten  Ir  bestimmte   Gerade    U' C' 
schneidet  auf  der  Senkrechten  11^  das  gegebene  Moment  ab: 

(24)       e:x=  7;  = :t-^ 

Jetzt  werde  angenommen,  es  sei  ein  Punkt  L/  der  Geraden  g^  ge- 
geben. Denkt  man  durch  Z//  verschiedene  Geraden  gr  gelegt,  so  kann 
man  zu  jeder  derselben  die  zugehörige  Gerade  gr+i  finden,  indem  man 
von  dem  Punkte  ü\  in  welchem  die  gr  von  der  /^  geschnitten  wird, 
durch  den  festen  Punkt  Er  die  Gerade  U' Er  C  zieht  und  C'  mit  B' 
verbindet.  Alle  die  Geraden  ^^^.i,  welche  in  dieser  Weise  zu  verschiedenen 
Geraden  gr  gezeichnet  werden  können,  schneiden  sich  in  einem  Punkte 
L'r+u  welcher  auf  der  durch  die  Punkte  LJ  und  Er  bestimmten  Geraden 
liegt  und  gefunden  wird,  indem  zu  einer  beliebigen  gr  die  zugehörige 
^r+i  gezeichnet  und  mit  der  Geraden  Lr  Er  zum  Schnitt  gebracht  wird.*) 

üebersichtlicher  aber  verfährt  man,  wenn  man,  von  dem  senk- 
recht unter  L/  gelegenen  Punkte  Lr  ausgehend,  zunächst  auf  die  Lage 
von  LrJ^i  schliesst.     Man  legt  durch  Lr  eine  beliebige  Gerade,   welche 


♦)  Es  folgt  dies  aus  dem  bekannten  Satze  der  Geometrie  der  I^e:  Be- 
wegen sich  die  Ecken  {ü\  B\  C)  eines  Dreiecks  auf  drei  Sti-ahlen  (Ir^  B' B^ 
C'C)  eines  Strahlenbüschels,  und  gehen  hierbei  zwei  Seiten  {gr  und  VC)  des 
Dreiecks  durch  feste  Punkte  {Lr  und  JE?/)?  so  geht  auch  die  dritte  Seite  d^r+i) 
durch  einen  festen  Punkt  (Z/r+i')^  welcher  mit  den  beiden  anderen  festen  Punkten 
in  einer  Geraden  liegt. 


392 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  14. 


die  Senkrechten  /^  und  b' B  in  TJ'  bezw.  B  schneidet,  führt  hierauf 
durch  U"  und  Er  eine  Gerade  bis  zu  ihrem  Schnittpunkte  C"  mit  der 
Senkrechten  durch  C  und  zieht  schliesslich  die  Gerade  C" B'\  Letztere 
bestimmt  dann  den  Punkt  L«.+i. 

Mit  Hilfe  der  vorstehenden  Entwicklungen  ist  man  im  Stande,  das 
3f- Polygon  zu  zeichnen.  Die  Gerade  ^i  Fig.  372  geht  (wegen  i/^  =  0) 
durch  den  Stutzpunkt  0;  es  fällt  also  L^   mit  0  zusammen.     Aus  der 


ft'¥ 


Lage  von  L^  schliesst  man  in  der  vorhin  beschriebenen  Weise  auf  die 
Lage  von  L^,  sodann  auf  die  von  L^,  L^  .  .  .,  und*zeichnet  den  Linien- 
zug Li  Li  Li  ,  .  . ,  dessen  Seiten  auf  den  Senkrechten  II^ ,  11^ ,  11^  ,  ,  , 
die  gegebenen  Momente  7\ ,  Tg ,  T^  ...  abschneiden.  Jetzt  ist  in  jeder 
Oeffnung  ein  Punkt  L^  des  il/- Polygons  bekannt,  und  da  die  Gerade 
g„  nicht  nur  durch  L^'  sondern  auch  durch  den  Stützpunkt  n  gehen 
muss,  so  ist  der  Linienzug  g^  ffm-u  •  •  •  ^i   bestimmt. 

Man  kann  natürlich  auch  in  der  Weise  vorgehen,  dass  man  nicht 
von  2/j,  sondern  von  dem  in  der  letzten  Oeffnung  gegebenen,  mit  Stütz- 
punkt n  zusammenfallenden  Punkte  F^  ausgeht,  in  den  vorhergehenden 

Oeffnnngen  Punkte  B^.u  Bn^j, /?i   auf  ähnliche  Art  bestimmt, 

wie  vorhin  die  Punkte  Lg»  -^3»  •  •  •»  hierauf  mit  Hilfe  der  Th-i,  T„_j,  . . . 
einen  Linienzug  i?'n-i»  i?'n-s  •  •  •  zeichnet  und  schliesslich  g^  durch  Li 
und  i?i'  legt.  Zur  Ermittlung  der  Punkte  B  sind  (an  Stelle  der  /^) 
Senkrechte  J/  zu  bestimmen,  welche  /r+i  im  Verhältniss  ot^+i :  ß^ 
theilen,  Fig.  373. 

Es  ist  leicht  einzusehen,  dass  die  Punkte  L  und  B  mit  den  früher 
benutzten  Festpunkten  übereinstimmen.  Zu  diesem  Zwecke  nehme  man 
nur  eine  einzige  Oeffnung  belastet  an  und  streiche  die  von  den  Tem- 
peraturänderungen und  Stützensenkungen  abhängigen  Glieder  der 
Werthe  T,  Dann  gehen  die  Geraden  g  der  links  von  der  belasteten 
Oeffnung  gelegenen  Oeffnnngen  durch  die  Punkte  L  und  die  Geraden  g 


Durchgehender  Balken  mit  beliebig  vielen  Stützen. 


393 


der  rechtsseitigen  Oeffnnngen  durch  die  Punkte  B.  Hieraus  folgt, 
dass  man  die  beiden  hier  mitgetheilten  Verfahren  zur  Ermittlung  der 
Stützenmomente  auch  miteinander  vereinigen  kann,  so  zwar  dass  man 
die  Punkte  L  und  E  auf  die  früher  gezeigte  Weise  mit  Hilfe  der 
Biegungslinien  bestimmt  und  nun  das  Jf- Polygon  aus  den  Momenten  T 
ableitet.  Dieser  Weg  ist  sehr  zu  empfehlen  bei  Aufsuchung  des  Ein- 
flusses von  Temperaturänderungen  auf  einen  im  übrigen  nach  No.  131 
mittels  Einflusslinien  zu  behandelnden  Träger.  Die  Momente  T  sind 
hier  durch  die  Gleichung  bestimmt: 

—  1  eEFMr-\-lr+x)       Vc 


Tr  = 


Oft 


i-?„ 


^r-\-  ^r-h  (X^+l  KK+l  ^iP 

Werden  negative  T  in  Fig.  872  oberhalb  der  Achse  0  —  n  auf- 
getragen, so  sind  auch  die  Stützenmomente  negativ,  sobald  sie  durch 
oberhalb  der  0  — n  liegende  Ordinaten  dargestellt  werden. 

.  In  Figur  373  ist  noch  gezeigt  worden,  wie  die  Senkrechten  J^, 
77^,  7/  mit  Hilfe  der  Biegungslinie  für  den  Zustand  Jtf"^  =  —  1  gefunden 
werden  können.  77^  geht  durch  den  Schnittpunkt  der  äussersten  Seil- 
seiten, Ir  und  7/  gehen  durch  die  Punkte,  in  denen  die  Endseiten  von 
den  Schlusslinien  (r  4"  1)'  —  ^'  bezieh,  (r —  1)'  —  /  getroffen  werden. 
Der  Beweis  ist  leicht  zu  führen. 

Es  sei  schliesslich  noch 
hervorgehoben,  dass  das 
zweite  Verfahren,  die  Elas- 
ticitätsbedingungen  aufzu- 
lösen, insofern  von  grosser 
allgemeiner  Bedeutung  ist, 
als  es  die  zeichnerische  Be- 
handlung von  Gleichungen 
gestattet,  welche  dieselbe 
Form  haben,  wie  die  Be- 
ziehungen 

und  Gleichungen  dieser  Art 

begegnet  man  in  der  That  bei  statischen  Untersuchungen  sehr  häufig. 
Eine  besonders  wichtige  Anwendung  wird  der  den  Nebenspannungen 
gewidmete  Theil  unseres  Buches  bringen. 

160.  Angenäherte  Ermittlung  der  StütBenmomente.  Zu  be- 
deutenden Vereinfachungen  gelangt  man,  wenn  man  bei  der  Berechnung 

g 

der  Gewichte  w  (Seite  885)  die  Werthe  ,  konstant  annimmt  und 


Fig.  373. 


394 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  14. 


die  Einzelkräfte  w  durch  eine,  unendlich  kleinen  Stablängen  entsprechende, 
stetige  Belastung  ersetzt,  ein  Verfahren,  das  nach  den  Erfahrnngen  des 
Verfassers  bei  Parallelträgem  und  bei  Trägem  mit  schwach  gekrümmten 
Gartangen  recht  befriedigende  Ergebnisse  für  den  Einflass  der  Lasten  P 
liefert.  Die  in  Fig.  874^  dargestellte  Momentenfläche  für  den  Zustand 
Mr  =  —  1  wird  als  Belastungsfläehe  aufgefasst.     Das  zagehörige  Seil- 


Fig.  874. 


polygen  (Polweite  =  1)  zeigt  die  Fig.  374*;  es  liefert  die  Werthe  h^r, 
drf  dr+if  Cr-    Dic  Belastungsfläche  besteht  aas  zwei  Dreiecken  von  den 


Inhalten  --  and 


l 

-^;  sie  erzeugt  an  der  Stelle  r  eines  einfachen  in 


den  Punkten  r  —  1  und  r  -\-  1   unterstützten   Balkens  das  Biegungs- 
moment 

Betrachtet    man    die    beiden  Dreiecke    als  Belastungsflächen    einfiEtcher 
Balken  von  den  Stützweiten  /^  und  /^^i,  so  findet  man  für  die  in  r — 1 


Durchgehender  Balken  mit  beliebig  vielen  Stützen.  395 

und  r-}- 1  angreifenden  Stützen  widerstünde  die  Werthe  —  Ir  und  —  ^^+1. 

6  6 

Da  nun  die  Qaerkräfte  für  die  Balken -Qnerschnitte  bei  (r —  1)  und 

(r  -{-  1)  gleich    den  entsprechenden  Stützenwiderständen  sind  und  da 

dM 
weiter  allgemein  ^  =  —  —  ist,  so  ergeben  sich  nach  Fig.  874*  die  Be- 

dx 

Ziehungen 

dr  'r  j      "r+I  'r+\ 

=  -—  und ==  — - — 


Ir  6  lr+\ 

und  die  auf  Seite  385  abgeleitete  Gleichung  7  geht  über  in 

(25)  Mr,Jr  +  2  Mr(lr  +  /.+  ,)  +  Mr+Jr+r  =  iV, 

WO  (26)         JV,  =  — 6SP„8„^ 

Dabei  ist  S^r  das  Biegungsmoment  für  den  Querschnitt  m  eines  mit 
der  Dreiecklast  \  Ir  belasteten  einfisu^hen  Balkens  Ton  der  Stützweite  Ir. 
Man  findet 

•"•"'6  ^  //  2  *  3  ~    6    \/,         Ir^J' 

Bezeichnet  man  also  den  nur  von  dem  Verhältniss  ^ :  Ir  abhängigen 
Klammerausdruck  mit  tOj),  wobei  der  Zeiger  D  an  die  Dreiecklast  ei- 
innem  soll,  und  nimmt  man  in  jeder  der  beiden  OefTnungen  eine  Einzel- 
last an,  so  erhält  man  die  Gleichung 

(27)  Mr,Jr  +  2  Mrilr  +  ^r+l)  +  ilf.+  l^.+  l  =  "  Plr' iOj,  — P' K+l' (^D 

wo 


(28) 


"^=v-^. 


3 


k'     r 


8 


Wl>  =   .  .3 


/  7^ 


Die  Werthe  tOj^  und  Od'  sind  in  der  Tabelle  auf  Seite  396  für  9  Theil- 
punkte  angegeben.  Man  wird  die  mit  ihrer  Hilfe  für  die  Stützen- 
momente berechneten  Einflusslinien  zunächst  als  stetig  gekrümmte 
Kurren  zeichnen  und  schliesslich  Polygone  einbeschreiben,  deren  Ecken 
den  AngrifEjBpunkten  der  Querträger  entsprechen. 


396 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  14. 


Tabelle. 


5 

/ 

r 

l 

(i)i> 

(i)D 

i 

0,1 

0,099 

0,171 

0,9 

0,2 

0,192 

0,288 

0,8 

0,3 

0,273 

0,357 

0,7 

0,4 

0,336 

0,384 

0,6 

0,5 

0,875 

0,875 

0,5 

0,6 

0,884 

0,336 

0,4 

0,7 

0,357 

0,273 

0,3 

0,8 

0,288 

0,192 

0,2 

0,9 

0,171 

0,099 

0,1 

Zu  einer  einfachen  Bestimmnng  der  Festpunkte  L  und  R  führt 
die  folgende  Untersuchung.  Die  Stützenmomente  bestimmen  nach 
Fig.  375  einen  Linienzug  .  .  .  .  ^^,  ^r+i,  •  •  •  •  welcher  auf  den  in  den 

Abstanden  -~  und  -^^  von  r  eingetragenen  Senkrechten  d"  und  (Z^+i' 
o  o 

die  Momente 

^'  — v"^~r 


k--^-- 


tÖKl-^ 


—  ^/ 


->f 


lig.  375. 


abschneidet.    Die  Verbindungslinie  der  oberen  Endpunkte  der  Y",  Jh-i' 
bestimmt  auf  der  verschränkten  Stutzensenkrechten  fr,  die  von  d"  den 


u 


K 


Abstand  — —  und  von  dr+i   den  Abstand  -^  hat,  eine  Strecke  T^  fttr 


8 


Durchgehender  Balken  mit  beliebig  vielen  Stützen. 


397 


welche  sich  der  Werth  ergiebt 

und  man  erhält  daher  den  nur  Ton  der  Belastung  der  beiden  OefT- 
nungen  Ir  und  Z^+i  abhängigen  Werth 

Kennt  man  also  die  Lage  der  Geraden  g^j  so  ist  man  im  Stande,  mit 
Hilfe  von  Nr  die  Lage  der  Geraden  g^+i  anzugeben.  Sind  die  beiden 
Oeffnungen  unbelastet,  so  ist  T^  =  0. 

Wir  setzen  nun  voraus,  dass  nur  rechts  von  r  +  1  Lasten  an- 
greifen. Die  Geraden  g^  und  ^^^.i  gehen  dann  nach  Seite  390  durch 
die  Festpunkte  L^  und  Lr+i.  Da  der  Maassstab,  in  welchem  die  M 
aufgetragen  werden,  gleichgültig  ist,  so  können  wir,  wenn  der  Fest- 
punkt Lr  gegeben  ist,  die  Lage  von  Lr^i  wie  folgt  finden.    Wir  legen 


7=Ätr 


Flg.  376. 


7^/ 


durch  Lr  die  beliebige  Gerade  gr  und  bringen  sie  mit  dr  und  der 
Senkrechten  durch  den  Stützpunkt  r  m  U  und  B  zum  Schnitt.  Hierauf 
legen  wir  durch  U  und  den  Schnittpunkt  der  Geraden  Vr  und  r(r+l) 
eine  Gerade,  welche  die  dV+i  in  ^V  trifft  und  ziehen  die  Gerade  WB, 
sie  schneidet  die  Achse  r  {r  -{-  1)  im  Punkte  Lr+u  Auf  diese  Weise 
kann  man,  von  dem  mit  dem  Stützpunkte  0  zusammenfallenden  ersten 
Festpunkte  L^  ausgehend,  alle  Festpunkte  L  und  dann  ganz  ebenso 
von  Stütze  n  ausgehend  alle  Festpunkte  R  bestimmen.*) 


*)  Auch  die  in  der  Fig.  372  dargestellte  Konstruktion  der  Stützenmomente 
mit  Hilfe  derWei^the  T  lässt  sich  leicht  den  vereinfachten  Annahmen  anpassen ^ 
die  Senkrechten  v  spielen  dieselbe  Rolle  wie  die  Senkrechten  //  in  Fig.  371. 


398  Zweiter  Abschnitt.  —  §  14. 

Sehr  einfach  gestaltet  sich  anch  die  Berechnung  der  Strecken  a,  6» 
a'y  h\  in  welche  die  Stützweiten  l  durch  die  Festpunkte  zerlegt  werden. 
Sind  n&mlich  die  Oeffnungen  \  bis  l^^x  unbelastet,  so  gelten  die 
Gleichungen 


und  in  diese  ist  einzusetzen: 


Mr.\  =  3fr-i— J     -Wi.+  1  =  ^r  ^    * 


T— ,  3fr+i  =  —  i/i.  — 
Es  ergiebt  sich  daher 

und  man  erhält  die  einfache  Formel 


^r+1  «  /7       I      7        X  7       ^r 


2ar  +  Wl)  —  ^r 


K 


mit  deren  Hilfe  man  die  Zahlen  -r-  schrittweise  berechnen  kann.    Aus 

o 

der  ersten  Gleichung  folgt 


\         2  a,  +  /,) 

Sind  die  Festpunkte  gefunden,  so  ermittelt  man  den  Einfluss  einer 
über  der  Oeffnung  l^  ruhenden  Last  P  auf  die  Momente  Jf^.i  und  Mr 
mit  Hilfe  der  Gleichungen  (17).     Diese  gehen  jetzt  über  in 


I 


V^Mr.^  +  1fr  =  ^  =  —  PK*1>D 


und  liefern,  da  x^  = ,    x^  =  — ,-  ist,  mit  der  Bezeichnung 

Ir  —  ar  —  ar=c^  (Fig.  377) 
den  Werth 

iWr  =  PI  Oj) a)i)    j  =  P (Or  Wi) «rÖD  ). 

\     Cr  Cr  ^  Cr 

Errichtet  man  auf  der  Achse  (r  —  1)  r  im  Punkte  Rr  das  Loth 


BrBr=Or   ^ud  legt  man  durch  Lr  und  i?/  eine  Gerade,  Fig.  377, 
so  schneidet  diese  auf  den  Stützensenkrechten  die  Strecken 


Durchgehender  Balken  mit  beliebig  vielen  Stützen. 


399 


Cr  Cr 

ab  und  man  erhält  daher  schliesslich  den  einfachen  Werth 

Mr  =  P  (fr(^D VrOv)' 

Und  ganz  ebenso  findet  man 

WO  kr  die  in  Fig.  877  mit  Hilfe  der  Geraden  Lr  Er  bestimmte  Strecke 
bedeutet. 


Flg.  377. 


ZalUenbeispiel.  Gesneht  sind  die  Einflusslinien  für  die  Stützenmomente 
des  in  der  Figur  378  dargestellten  Balkens. 

Zj  =:  21-,  k  =  33-,  h  =  80-,  ^4  =  24-,  h  =  21-. 

In  Figur  878»  sind,  von  Li  aus,  die  Festpunkte  L,,  Zs,  L^,  L^  und,  von 
i?5  aus,  die  Festpunkte  A4,  Ä,,  Ä„  B^  mit  Hufe  des  auf  Seite  897  (Fig.  876) 
beschriebenen  Verfahrens  bestimmt  worden.  Sodann  wurden  in  Fig.  378^  die 
Strecken  /",  h  und  0  ermittelt    Die  Ergebnisse  lauten: 

für  die  erste  OefPnung  /^jss   4,48- 

für  die  zweite  Oeffnung  \    f—ioii*^  f  t?t  =  3,10- 
f  =    959-  J  *'»  ~  2,48- 

für  die  vierte  Oeffnung    *.    J ~    688-  f  ^'^ ^^  1,64- 
für  die  fünfte  Oeffnung        k^  =   5,24-. 


400 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  14. 


Flg.  378. 


DnrcbgebeDder  Balken  mit  beliebig  vielen  Stützen. 


401 


Von  der  Einflusslinie  eines  Stützenmomentes  wurden  nur  die  beiden  Zweige 
gezeicbuet,  welcbe  den  durch  den  fraglichen  Stützpunkt  getrennten  Oeffhungen 
angehören.    Die  Gleichungen  dieser  Linien  sind: 


M^ 


Ma 


M, 


M, 


linker  Zweig     Jtf|  =  —    4,48  t^D 

rechter  Zweig  ifj  =  —  11,03  «i)'  +  8,10  «i) 

linker  Zweig     if,  =  —  10,17  o>j>  +3,10  »d' 
rechter  Zweig  Jf,  =  —   8,41  Wi)'  +  2,48  od 

Imker  Zweig     Ifj  =  —   9,59  wd  +  2,48  «d' 
rechter  Zweig  Jfj  =z=  —   6,14  (i>d'  +  1,64  wd 

linker  Zweig     M^  =  —   6,88  «d  +  1,64  «i)' 
rechter  Zweig  lf4  =  —   5,24  ud' 

Mit  Hilfe  dieser  Gleichungen  und  der  Tabelle  auf  Seite  896  sind  die  Ordinaten 
für  9  TheUpunkte  mittelst  der  Crtlle'schen  Rechentafel  (Verlag  von  Reimer  in 
Berim)  ermittelt  worden.   Das  Verfahren  führt  ausserordentlich  rasch  zum  Ziele. 

10L     NflOieraxigsformeln  fOr  gleiohförmige  Belastung*     Der 

Einflnss  einer  über  der  Oeffnung  Ir  stehenden  Einzellast  P  auf  das 
Glied  Nr  der  Oleicbnng  25  auf  Seite  395  ist 


(85) 


K  =  —  Plli^t,  =  —  PI;  (-1  —  1-) 


1^-  a  ^^^ 


T^f  I 


TTT] 


ülÜiii 


TÜTT 

7? 


iii 


K-^-- 


^ 


— >l 


A'  - 


-   ^. 


—^ 


WWWWWT^^ 


!l|iini''|'llll||!liH!!|||!l|i|]1! 


ül 


Tig.  879. 


Fig.  SSO. 


und   es  ergiebt  sich  daher  für  eine  zwischen  den  Grenzen  ^  =  e^undi 
^  =  cf  (Fig.  379)  aufgebrachte  gleichmässige  Belastung  der  Werth 


(36) 


p(d'  —  e^(2li  —  d'  —  e'^ 


Nr=  — 


4/. 


Muller-Brealftu,  anphlsche  Statik.    IL  1. 


26 


402  Zweiter  Abschnitt.  —  §  14. 

Qitd  ganz  ebenso  erhält  man 

(87)  K.X  — ^; 

Einer  gleichfSnnigen  Belastung  der  ganzen  Oeffnnng  (Fig.  880)  entspricht 

(88)         JV,.,  =  JV;  =  — -^ . 

Anmerkung.  Die  ans  der  Festigkeitslehre  bekannten  Clapeyron'schen 
Gleichungen 

Mr-Xlr  +2Mr  (ir  +  Ir+l)  +  Mr+llr+l  =  Nr 

gelten  streng  genommen  nur  für  den  voliwandigen  Balken  konstanten  Quer- 
schnitts und  sollen  in  der  zweiten  Abtheilung  dieses  Bandes  noch  ausführlicher 
behandelt  werden.  Sie  liefern  aber  auch  für  Fachwerkträger  mit  parallelen  oder 
leicht  gekrümmten  Gurtungen  brauchbare  Werthe  und  eignen  sich  daher  be- 
sonders zur  schnellen  überschläglichen  Berechnung  der  Querschnittsabmessungen 
in  solchen  Fällen,  in  denen  eine  genauere  Berechnung  der  statisch  unbestimmten 
Grössen  unter  Berücksichtigung  der  Längenänderungen  sämmtiicher  ^Stäbe  be- 
absichtigt wird. 

§  16. 

Yersehiedene  Arten  statiseh  unbestimmter  Bogen-,  Balken- 

nnd  Eettenbrficken. 

162.  Dreifach  statiflch  unbestimmte  Bogqnbrüeke  mit  drei 
Oeffimngen,  Fig.  881  und  882.  Als  statisch  unbestimmte  Grössen 
werden  zweckmässig  die  auf  den  Scheitelqaerschnitt  wirkenden  Erftfte 
X^,  X»,  X«  eingeführt.  Das  statisch  best^nmte  Hauptsystem  besteht 
dann  aus  zwei  Auslegerbalken.  Damit  5«»,  S^«  und  S«.  gleich  Null 
werden,  ist  nach  der  in  No.  117  gegebenen  Anweisung  zu  Terfaliren. 
Ein  Zahlenbeispiel  möge  die  Ermittlung  der  Ei^iflusslinien  für  die 
Werthe  X«,  X^,  Xc  eines  symmetrischen  Trägers  erläutern.  Einem 
senkrechten  Xt  entspricht  hier  ein  wagerechtes  X«.  Bei  der  Berech- 
nung der  Gewichte  w  empfehlen  sich  im  ersten  Bechnungsgange  (und 
nur  dieser  soll  hier  Torgeführt  werden)  dieselben  Annahmen,  wie  beim 
Bogen  mit  eingespannten  Kämpfern. 

Wir  setzen  also  für  m  =  1  bis  5  und  m  =  7  bis  18  nach  Gleich.  8 

auf  Seite  825 

...                     Ml^MZ 
(1)         w^  = -^,- , 

für  m  =  6  und  m  =  14 
(2)         Wq  =  — -y^  (weil  zu  6  zwei  üntergurtstäbe  gehören) 

W         ^ii=^-ä^(r,     «14     ^     Obergurtstäbe         „      ) 


Vei8(^edene  Arten  statiach  unbestimmter  Bogoib-,  Balken-  u.  Kettenbrücken.   403 


und  rechnen  ^u*,«  znr  linken  nnd  ^iTj^  znr  rechten  TrKgerhOlfte.    Die 
zu  diesen  Gewichten  u>  gehBrigen  Seillinien  liefern  die  Durchbiegungen 


1  MawBStabe,  der  voranseetzt,  dase  - 


>  F,  den  mittleren  Oartquerechnitt  im  Scheitel  der  BrOcke  bedeutet; 


▼ergl.  Seite  325.     In  die  Formeln 
(4)         X,  =  P^^,  X,=  pJ 


fuhren  wir  die  Werthe  ein 


<5) 


404 


Zweiter  Abschnitt  —  §  15. 


Da  nmi  für  einen  Obergnrtttab 


SU 


M 


m:    X 


EF         V    EF.         h^    EF. 
und  fOr  einen  üntergnrtBtftb 


SU         M'J    Xsec'Y 


Mi 


Ä'         EF^ 


Ä'    [EF. 


EF 
ist,  80  ergiebt  sich 

(6)         Ka  =  2««.,  Sftft  =  S«i»j,  8c«  =  2«^, 


wo 


(7) 


j^L+^  für  „  =  1  bis  5  und  «  =  7  bis  14, 

/Im 


»«  = 


«1«  = 


2Jf; 
hl 

hl 


14 


^^I^^I5]?1.>1       T> 


i3E>'n/i  — " 


/— /a 


>s^i»a^ 


Flg.  382. 


Dass  5«»  und  S^«  gleich  Null  sind,    folgt  ohne  weiteres  ans  der 
Symmetrie.     Die  Bedingung 


geht  über  in 


EF 


S  ^'^'  =  0 


Ä« 


und  lautet,  mit  BUcksicht  auf  die  für  >n=  6  und  m=  14  bestehenden 
Ausnahmen 


( 


m:m:  +  itf:  jf 


).+«(^^).+(^)„=«> 


(8) 


die  Summe  2  umfasst  m  ==  1  bis  5  und  m=  7  bis  18. 


Verschiedene  Arten  statisch  unbestimmter  Bogen-,  Baiken-  u.  Kettenbrücken.    405 


Bei    der   Berechnung    des   Einflnsses    der  Temperaturänderungen 


ist  der  waggehobene  Werth 


EF. 


(9) 


Xaf  


».• 


x^.= 


einzuführen.     Man  erhält 

^   EF.Kt 
X2z 


X^t  wird,  der  Symmetrie  wegen,  gleich  NoU.  Die  Ermittlnng  der  bei 
gleichmftsaiger  Erwärmung  entstehenden  Verschiebungen  8«,  und  S««  soll 
zunächst  an  der  allgemeineren  Figur  888  erläutert  werden.  Man  wähle 
das  Eämpfergelenk  0  zum  Pole  eines  TP»/!^io^*8chen  Verschiebungsplanes 
und  stelle  die  Längenänderungen 

tkB^  =  %t8i^    tk8^=^ti8^^    £k8^=^6t8^ 

durch  die  Strecken  «|,  «,'  't  ^^*  ^^^  erhält  dann  die  Verschiebung 
Ol'  des  wagerecht  geführten  Punktes  1,  indem  man  in  1  auf  Ol  ein 
Loth  errichtet  und  mit  der  Wagerechten  durch  0  zum  Schnitt  bringt« 


^" 


/y 


±.I^^--ZZ ^ 


Flg.  883. 


Macht  man  nun  TT"  =  12 1|  1 2  und  errichtet  in  2''  und  2  auf  l'  2'' 
und  02  Lothe,  so  treffen  sich  diese  im  Punkte  2\  Von  2'  aus  trage 
man  die  senkrechte  Strecke  2'  3"  ==  2  8  an  und  bringe  das  in  8  auf 
08  errichtete  Loth  mit  der  Wagerechten  durch  8"  in  8'  zum  Schnitt. 
Bezaidmet  man  dann  die  Strecken  8'^ 3'  und  28  mit  e  und  h„  ao  ergiebt 


406  Zweiter  Abschnitt  —  §  15.  . 

.sich  für  den  Winkel,  um  den  sich!  die  SoheitelTertikale  dreht;'  der  Werth 

^=  -—r  ^nid  ^8  drehen  sidi  daher  die  nach  No.  117  mit  den  Scheiteln 
K 

der  beiden  Trägerhftlften  befestigt  gedachten  starren  Scheiben  gegen- 
einander nm 

■  »  • 

Das  Zeichen  —  ist  zn  nehmen,  weil  sich  die  ScheitelTertikale  2  —  3 
nach  links  also  im  Sinne  Ton  X«  dreht,  während  S.«  im  entgegenge- 
setzten Sinne  positiT  ^ez&hlt  wiird  wie  X«.       '' 

'  Die  wagerechte  Verschiebung  des  Punktes  2  wird  ^UTCh  daß  vom 
Punkte  2  auf  diö  Senkrechte  durch  0  gefällte  Loth  d  dargestellt;  sie 
Ist  also'=  ttdf  und  'Sie  Verschiebung  des  Aiigriffspunktes,  L  der  Kraft 
Xc  beträgt,  wenn  die  Strecke  2L  mit  k  bezeichnet  wird, 

»     '     •  ■    •     '   .      •  ^  ■  .       hff. 

so  da$s 'sich' schliesslich,  ergiebt ,  .  ,     .  .'.'"- 


h,,  =  2tt(d  +  k-^y 


Liegen  die  Punkte  1  und  2  in  einer  Wagerechten,  wie  bei  dem  in 
Fig.  881  dargestellten  ScHiderfiille,  so  wird  mit  den  aus  Fig.  388  er- 
sichtlichen Bezeichnungen: 


(10) 


8.*==  — 2«^-^,  K.  =  2a(i^—^y 


Einflnssliinie  fttr  Xa.    Im  Belastungsfalle  Xa  =  —  1  entsteht  am  linken 

Endanflager  ein  abwärts  gerichteter  Widerstand  -=- .    Die  AngrifEsmomente  sind 

h 

für  die  SeitenöfBaung  Mma  =  Mma  =  —  1 


„    „    Mittelc^nung  3f «.  =  Mma  =  —  1. 

Berechnet  man  nun  die  Gewichte  Wma  und  Werthe  2rMa  nach  den  Formeln  (1)  bis  (3) 
und  (7)  und  dividirt  diese  Grössen  durch  den  sich  später  hebenden  Faktor  2,  so 
erhält  man 

für  m  =  l  bis  5    Wma^ r~Tt~  =  --"-FTi-5  ^-»•  =  — -^mu»«,« 

»1      nm  OAot  O 

für  m  =  6  bis  14  Wma  = zj-]  iemm  =  +  ^,- 

und  für  den  ganzen  Trager  , 

•  ••  f'**i''-  • 

(ii)         8«  =  S«^  =  -^S«.ifr,.+.2S-|i--l:-ji.,    .... 

Die  Höben  Ä«  und-  Gewichte  %Oma  sind  in  den  Tabellen  I  und  ll '^^usamiüenge- 
stellt  Jv^dtden.    Die  Berechnnng  der  Träg^rform  iirt  in  Band  I,- Seife  486,  als 


Verschiedene  Arten  statisch  unbestimmter  Bogen-,  Balken-  n.  Kettenbrücken.    407 


Beispiel   zur  Linienführung  der  Gurtungen  gebracht  worden, 
sich  nach  Gleich.  11  der  Werth 

«— =  Y  0,908  +  2  .  2,041  +  0,694  =  5,079. 


Für  8a  o  ergiebt 


m 


0 
1 
2 
3 
4 
5 


K. 


1,20 
1,33 
1^5 
2,51 
3,64 
5,19 


U 


1,44 
1,77 
3,06 
6,30 
13,2 
26,9 


Tabelle  I  Seitenöffhimg. 


Äi 


trmo  =  — 


0,694 
0,565 
0,327 
0,159 
0,076 
0,037 


m 

6  Am 


mwa 


0 

0,094 

0,109 

0,079 

0,051 

0,031 


0,094 
0,218 
0,237 
0,204 
0,155 


—  2m  tr« 

1 


=  0,908 


U>mh=^^tOmi 


0 

0,75 
0,87 
0,63 
0,41 
0,25 


2  •  5,93  w. 


0 
-1,11 
-—  1,23 

—  0,94 

—  0,60 
-0,37 


1 

Tabelle  II  Mittelöfihimg. 

m 

A«. 

1     .- 

1 
"-     -hl 

m        Ufmh  —  m  Wma 

2,54  —  hm 

6 

7,20 

5,19 
3,75 
2,74 
2,07 
1,64 
1,38 
1,24 

1,20 

0,139 

0,019 

0,037 
0,071 
0,133 
.  0,233 
0,372 
0,526 
0,650 

8 

7 
6 
5 
4 
3 
2 
1 

0 

—  0,15 

—  0,26 

—  0,43 

—  0,67 

—  0,93 

—  1,12 

—  1,05 

—  0,65 

0 

+  0,05?) 

7 
8 
9 

10 
11 
12 
13 

0,193 
0,267 
0,365 
0,433 
0,610 
0,725 
0,806 

0,833 

-0,10 

—  0,09       ' 

—  0,03 
+  0,11 
+  0,33 
+  0,61 
+  0,85 

14 

0,694 

+  0,10») 

4,282') 

.2;041*)' 

1 

0  4,282  =  2 

7 


Ä-' 


"     1 

»)  2,041  =  3  3^-, 

6    nm 


')    tCßt 
*)    «^14 


=  2^  = 


hl 
hü 


0,05; 
=  0,10. 


Die  ^a- Linie  darf  als  die  Momentenlinie  eines  mit  den  Gewichten  Wa  be- 
lasteten Balkens  CAD  aufgefasst  werden,  der  bei  C  frei  aufliegt,  bei  D  einge- 
spaimt  und  bei  A  durch  ein  Gelenk  unterbrochen  ist.  Für  den  mit  iti«  bis  w^ 
belasteten  Koppelträger  CA  erhält  man  in  C  und  A  die  Stützendrücke*) 

__       0,09  .  5  +  0,11  •  4  +  0,08  .  3  +  0,05  •  2  +  0,03  _ 
^  =  —  0,15 


*)  Die  Gewichte  w  wurden  auf  zwei  Decimalstellen  abgerundet. 


408 


Zweiter  Abschnitt  —  §  15. 


femer  die  Querkräfte 

^i  =  — 0,21,    C,  =  — 0,21  +  0,09  =  — 0,12,    ft  =  — 0,01,    ^^  =  +  0,07, 
C,  =  +  0,12,    e.  =  +  0,15 

und  Werthe  M.X 

lfi:X  =  — 0,21,    ir,:X  =  — 0,21—0,12  =  — 0,83,    Jf,:X  =  — 0,84, 
lf4:X  =  — 0,27,    Jf»:X  =  — 0,15,    Jf»:X  =  0. 

Für  den  mit  w^  bis  wna  nnd  ausserdem  in  A  mit  —  0,15  belasteten  FreitrSger 
AD  findet  man 

ft  =  0,15  +  0,02  =  0,17,  Q^  =  0,17  +  0,04  =  0,21,  ft  =  0,21  +  0,07  =  0,28 
fto  =  0,41,    fti  =  0,64,    ft,  =  l,01,    ft.=  l'54,    ^4  =  2,19 
femer 

jrT:X  =  0,17,    jr,:X  =  0,17 +  0,21  =0,38,    Jf» :  ^  =  0,88  +  0,28  =  0,66, 
jrio:X  =  l,07,  Jfji:X  =  l,71,  Jf„:X  =  2,72,  Jfu.X  =  4,26,  Jfi4:X  =  6,45. 

Nun  erhält  man 


^aa  ^mm  ^  d< 


aa 


X«i  =  — 0,124 
Xi,  =  — 0,195 
JTfl,  =  —  0,201 
Xi4  =  — 0,160 
Xw  =  —  0,089 


X^  =  +  0,100 
Xoi  =  +  0,225 
X,^  =  +  0,390 
X.io=  + 0,682 


Xaii=  + 1,011 
i„  =  +  M08 
X,„  =  + 2,518 
-Xoi4^  +  3,812. 


EinflitBBlime  fOr  X^.    In  Folge  von  Xh^=^  —  1  entsteht  am  linken  End- 
auflager der  abwärts  gerichtete  Stützenwiderstand  1  -r^,  weshalb 

*i 

für  die  Seitenö&ung  Mmh  =  Mmh  = j-Xm 

„     „    MittelöfiFnunglfI,j  =  Jfj;6  =  — l-a?'«. 
Mit  Xm  =  mX  und  x'm  =  fnX  ergeben  sich  also  die  Gewichte 


und  dafür  nehmen  wir 

für  die  Seitenöffhung  tr«»  =  —  8 


m 


ehi 


=  9Wmi 


n        11 


MittelöfEnung  u^«,»  =^  — 


tn 

hm 


Die  Berechnung  von  6»»  ist  überflüssig,  da  Xb  in  der  Mitte  des  symmetrischen 
Tragers  den  Werth  0,5  hat  Man  berechnet  also  genau  wie  voriiin  die  durch 
die  Gewichte  wh  hervoigeruf enen  Momente  M  und  findet  dann  aus  der  Gleichung 

Xbm  Mm 


■X*14 

X^m  =  0,5 


Mm 


U 


Verschiedene  Arten  statisch  unbestimmter  Bogen-,  BaUcen-  u.  Kettenbrücken.    409 


Auf  diese  Weise  erhält  man; 

JCj,  =  —  0,030 
JSi,  =  —  0,047 

J^s  =  -  0,048 
JKi*  =  —  0,058 


Xi^  =  +  0,024 
X*s  =  +  0,052 
Xit  =  +  0,089 
Xki.  =  +  0,136 


Ami  =  +  0,200 
X6i,  =  +  0,284 
^1,  =  +  0,386 
Xii^  =  +  0,500. 


Xh  =  —  0,021 

Für  die  rechte  Trägerhälfte  eigeben  sich  dieselben  Ordinaten  mit  den  entgegen- 
gesetzten Vorzeichen. 

Ermittliuig  der  Lage  von  X-    Fig.  382.    Am  linken  Endauflager  wird 
durch  die  im  Abstände  Cm  von  den  Kämpfern  angreifende  Belastung  Xt:=  —  1 

der  Widerstand  C= — 1-^  hervorgerufen,   und  es  eigiebt  sich  daher  mit  den 

n 
aus  der  Figur  382  ersichtlichen  Bezeichnungen 


für  fii==l  bis  5    Jf;=:3/;  =  — 


c^x 


c^m 


„    m  =  6  ,,    14  Ml  =  +  1  'Co 

Da  nun 

für  m  =  1  bis  5    Ma  =  Ml  =  —  1  —  = -- 

n  6 

„      Iff  =  6     „     14    Mm  ^  Ma  ^  —  1 

ist,  80  geht  die  Gleichung  8  auf  Seite  404  über  in 

*  m    <?!.*'*        Ü  i/"»          15.    1            Cm         V\A 
2  2_-il T^I. co^— 2— ?^  =  0 

16    6»«>       Tlu«        •  7  Ä«>  V       AM* 

und,  wegen  yM  =  c.  — A»,  in 

1»  /"l  1\"1 

Es  folgt  also,  mit  <:«  =  A«  —  e«  =  7,2  —  c« 


(12) 


c#  = 


16  '*      1 

O      1 7    nm 

"  1        i       i~6 

6  Ä«"  /I14'  ö     1 


_  2,4  »  0,908  +  4,282  ^ 

^'  ""  2  .  2,041  +  0,694  +  i  •  0,908         ' 
<?.  =  7,2  — 1,27  =  5,98*. 

EinfluMlinie  ftlr  X.    Setzt  man  die  für  Jf«  angegebenen  Werthe  in  die 
Gleichung  1)  2)  3)  und  7)  ein,  so  erhält  man  mit  ym  =  c«  — Am  =  1i27  —  hm 

für   m  =  1    bis    5:       ICme  =  —  2  ^*    ^  =  2  CntCmm  =  12,0  iCma 


für  m  =  6 


a^«  =  2 
1^00  =  2 


6ÄJ 


c««    m« 


Co 

V 

£:!_ 

V 


410  Zweiter  AbschDitt.  —  §  15. 

für  m  =  7  bis  18:   Wmc=^ — ^«  O — 

fürm  =  14  «,^,.  =  2^V  =  2^^^"  •' 

und  es  ergiebt  äcb  daher  für  den  ganz/en  Träger 

+  2*^-4^  +  2 

'»1«  '•li  - 

0  6  IS      1  1  U     1 

Ol.  6  Am'  »14  7    nm 

und,  mit  Beachtung  von  Formel  12: 

2  5  "1 

Öe.  =  —  -r-  c-Ät^mw;«.  —  2c.S  ^—  +  16  =  81,95. 

01  1    flm 

Die  5m «-Linie  der  Trägerstucke  CA  und  ^B  darf  als'  die  Momentenlinie 
der  mit  den  Gewichten  Wt  belasteten  einfachen  Balken  CA  und  AB  betrachtet 
werden.  £s  folgt  dies  daraus,  dass  $««  =  0  ist,  dass  also  die  beiden  Scheitel- 
vertikalen  (14)  der  das  statisch  bestimmte  Hauptsystem  bildenden  Auslegerbalken 
sich  im  Belastungsfalle  2r«  =^  ^  1  niiht  gegeneinander  drehen  tind  in  senkrechter 
Richtung  dieselben  Yerrückongen  erfahren.  Diese  Eigens<Äaft  kann  auch  zur 
Berechnung  von  cw  benutzt  werden.  Für  den  Querschnitt  D..<les  mit.  den. t0«.be^ 
lasteten   einfachen   Balkens  ^^  ist  nämlich  das  Biegungsmoment  gleich   dem 

'    ~  •  -'     1  '   — 

statischen  Momente  der  Gewichte  u^c,  w^e  >  •  .  u^ite  und  — n^uc^zogen  auf  die 

Stütze  A,  d.  i.  '■'^''     "''     '"  ^ '      "^      •  -        ^ 

^  1 

während  sich  für  D  als  Querschnitt  des  Trägers  CAD  das  Moment  eigiebt 

.1  *i  e 

Setzt  man  diese  beiden  Werthe  einander  gleich,  so  findet. man 
*         m  .         "  ,         "  1 

und,  wegen  (m'-\-  tn^X^i^ht  nach  Einführung  der  ir«: 

-^3mir««  +  2r-j  +  5 — j-, 1 j-j^^  =  0  oder 

das   ist  dieselbe  Gleichung,   die   auf  Seite  409  auf  anderem  Wege  gewonnen 
wurde. 


Verschiedene  Arten  statisch  unbestimmter  Bogen-,  Ballten-  u.  Kettenbrücken.    44) 


Die  Berechnung  der  Momente  der  Balken  CA  und  AB  liefert: 


Ml '.  A  —  —  2,48 

Jz]  !  A  =  —  .3^o4 

3f,:X  =  — 3,98 
3f4:X  =  — 8,17 
Jkfö:V=  — 1,7T 

und  es  ergiebt  sich  daher 

X  = 

Xi  =  —  0,238 
Xi  =  —  0,361 
Xs  =  —  0,374 
X4  =  —  0,298 
-Ycs  =  —  0,166 


M^  :X  =  +1,73 
Jfg  :X  =  +  3,56 

M^  :X:==-|-5,48 
^fxo :  X  =  +  7,43 


if„:X  =  +  9,27 
jri2iV::=  + 10,78 
3fj,:X==  + 11,68 
lf,4:X  =  + 11,73 


lf:X 


3f:X 


8«, :  X         10,65 

X7  =  +  0,162 
X,  =-)t  0,334 
Xb  =  +  0,515 
Xio  —  +  0,693 


=  0,0939 


M 


Xeii  =  +  0,870 
X„  =  + 1,012 

Xis  =  +  1,097 
Xi,  —  +  1,101. 


Einflusslinie  fttr  den  Widerstand  C  der  linken  Endsttttze.  liegt  die 
Last  P=l  im  Abstände  |  von  der  Stutze  A  und- wird  gnaeh  links- positiv  |^* 
rechnet,  so  folgt  :...:. 

Ch  =  1 .  g  +  Xi,  +  Xi+ X(?M 
und  hieraus 

•         e==-^ft  +  24X+X.+  5,93X>     '  •     - 


j  t 


Liegt  P  rechts  von  der  Mitte  des  Trägei-s,  «0  ist  das  OJied  jE  stq.  streichen,  J)^ 
mit  Hilfe  dieser  Gleichung  berechnete  C-Linie  ist  in  K^.  381  dargestellt  wöMen. 
.1 .  Die  weiteire  UntersuchuAj^  doi^  MitteTöf&iung  erfolgt  nun  nach-  dem  im  §  11 
in  dem  Zahlenbeispiele  angegebenen  Yerfahren.  Man  berechne  der  Reihe  nach 
die  Einflussiinien  für 


M\ 


und 


Mm  Mm 

— =  Um+l  cos  Y».+|,  Om  = 7 -ff. 

nm.  hm, 

Mm  Mm-\ 


Dm  cos  9«  =  -£ 

hm  hm  - 1 

;  i  , 

und  schliesslich  jiie  Einflussiinien  für 

\  Vm  cotg  9,^+1  s=  —  Dm+i  COS  9«+i  —  Pcotg  9„4i. 

Diä  Seitenöffhung  wird  in  derselben  Weise  untersucht  wie  die  Seitenöffnung 
eiues  auf  4  Stützen  ruhenden  Balkens  (Fig.  352,  Seite  872);  aus  der  C-Linie 
laäjsen  sich  hier  ;die  Einflusslinien  für  alle  Stabkräfte  schneli  herleiten.  Die  Ein- 
flus^mie.  für  di^  Vertikale-über  der  Mittelstütze  wird  jjach  dera-auf^Bütte  3S2 
beschriebenen  Verfahren  bestimmt;  man  beni^tzedie  Gleichgewichtsbedingung 
für  den  oberen  ^otenpunkt  6. 

Der  EinflnsB  einer  gleichmftsugen  Erwärmnng  um  85**  ist  (für  Fluss- 
eifien)  abgeliindet  und^liuf  Tonnen  iind  Meter  bezogen    "  --  ^ 

JLat  —  —  ^T"Tä 


=  —  2 


6,0     250 « 85    P^ 
18,0       .3,0 '  5^0 


=  —  400  P. 


412 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  15- 


^-'(«.-f)-^ 
=j(«_  »•)">»'•• 


3    32 


=  4000  F,. 


Der  Einfluss  der  Temperatoränderaogen  ist  verhältnissmässig  gross,  und  es 
empfiehlt  sich  daher  stets  die  Anwendong  der  genaueren,  die  Formänderungen 
sämmtlicher  Stäbe  berücksichtigenden  Formeln 


Xaf  = 


SÄ.« 


8 


Xct  = 


EF 


"Sä 


EF 


Ausser  der  gleichmässigen  Erwärmung,  welche 

Ä«,  =  —  2  -p  £f  und  Äc«  =  2  (i,  —  -y-)  e« 

liefert,   prüfe  man  noch  den  Einfluss  einer  ungleichmässigen  Erwärmung  der 
beiden  Gurtungen.    Dann  ist 

^tn  =  ^ttSuB  und  d««  =  2c^5«t 
zu  setzen. 

168.  Der  Balken  auf  4  StütBen,  der  bereits  im  §  13  (Fig.  350) 
nntersncht  worden  ist,  kann  auch  auf  dem  in  No.  162  eingeschlagenen 
Wege  berechnet  werden.     Es  ist  X«  =  0. 

164.    Die  Bweiflaoh  atatisoh  unbestimmte  Bogenbrüoke  mit 


ng.a84. 


Vetschiedene  Arten  statisch  aabestimmter  Bogen-,  Balken-  n.  Kettenbrücken 


413 


drei  Oefbnmgen,  Fi^.  884,  wird  in  Kbnlicher  Weise  nntersticlit  wie 
der  in  Ho.  162  behandelte  TiHger.  Es  ist  X.::=  0,  nnd  ausserdem  ist 
der  Angritbpankt  von  X*  and  X,  voa  Tomberein  gegeben. 

168.    Bingelankbalken  mit  dr«i  OcShungen.    Fig.   885.     Ea 


«ird  X,^f),  nnd  man  erb&lt  nacb  Zeicbnnng   der^Biegnugslinie  fDr 
X^='  —  1  den  Ginflnss  Ton  P 


4U 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  15. 


Ax  =  P 


In  den  Figuren  B85  sind  aus  der  X^*  Linie  die  EinflössHnfen  für  die  Mo- 
mente M^  abd  34»  ^  den  Sttttzenwiderstand  A  nnd  die  Bpimnkrftftel)  nnd 
D'  hergeleitet  worden.  Der  Erftftemaassstab  ist  h^^  =  P=  1.  Der  Ein- 
flnss  einer  gleichmässigen  Erwärmung  ist  eijitweder  gleich  Null >  oder  (falls 
der  Träger  unsymmetrisch  ist  und*  die  ; Auflager  nicht  in- derselben 
Wagereehten  liegen)  unwesentlich,  üngleichmässfge  Erwärmung,  z.  B. 
Sonnenbestrahlung  4er!  oberen  Gurtung,  kann  dagegen  gi^öss^re  Spann- 
kräfte hervorbringen.     Man  berechne  d^nn  JT^f  mittelsj  der  Formel 

-Aji  — 


"2.81 


8   I 

'ef 


und  berücksichtige  die  Längenänderungen  sämmtlicher  StäbeL 

166.    Der  Eingelenkbogen,   Fig.  386.     Das  statisch  bestimmte 
Hauptsjstem    besteht   au6  zwei  Freiträgern;    die  Untersuchung  dieses 


1 
1 

S 

M 

u 

<r 

pJ 

y1\ 

y 

^ 

XJ 

\ 

X     \ 

K 

/   \ 

§^y\y 

/  ? 

^    \     .     \ 

\M>^ 

/                     ^ 

/                        \ 

'nV\M 

/ 

V 

Fig.  386. 


Trägers  untersclieidet  sich  also   von  der  im  §  11,   No.  116.  durcjbge* 
führten  nur  dadurch,  dass  X.  =  0  ist  und  der  Angrifl&punkt  von  X^ 


Verschiedene  Arten  statisch  unbestimmter  Bogen-,  BaDcen-  u.  Kettenbrücken.    415 

and  Xc  mit  dem  Scbeitelgelenk  zasammenftUt.  Fig.  386  zeigt  einen 
Tbeil  des  Verscbiebnngsplanes  für  Xi,  =  —  1.  Die  Strahlen  Oc^  und 
Oc^'  stellen  die  Verschiebungen' dar,  welche  das  Scheitelgelenk  als 
Punkt  des  linken  oder  rechten  Freitrftgers  erführt.  Otn  ist  die  Ver- 
schiebung des  Angriffspunktes  m  von  P«.    Wählt  man  X«  J|_  CiC^\  so  ist 

8«* 


Xi  Pm 


h 


hb 


Näherangsformeln.  Für  einen  symmetrischen  Bogen  mit  parabelförmigen 
Gortungen  lassen  sich  auf  dem  im  §  11  unter  e^  Seite  850,  eingeschlagenen 
Wege  genügend  genaue  Formeln  zur  Berechnung  der  von  senkrechten  Lasten 
hen-orgerufenen  Kräfte  Xb  und  X  herleiten.    Das  Scheitelgelenk  habe  von  der 


Fig.  387. 

oberen  Gurtung  den  Abstand  «o,  von  der  unteren  den  Abstand  ««;  bezüglich  der 
übrigen  Bezeichnungen  verweisen  wir  auf  Fig.  387  und  auf  die  Untersuchung 
im  §  11.    Für  X*  gilt  die  auf  Seite  852  für  P=  1  abgeleitete  Formel 

und  für  Xe  erhält  man  (vergl.  Seite  853) 


X,= 


Af 


wo 


(0  ==:  a  +  (1  —  a) 


xa 


416  Zweiter  Abschnitt.  —  §  15. 

und  M  durch  die  Gleichung  erklärt  wird 


dar« 


Uj^  —  ^^^rU  7-,  +  «- J 


Da  3f  das  Biegungsmoment  eines  an  der  Stelle  xa  =■  h  eingespannten,  durch  die 
stetige  Belastung  u  beanspruchten  Freitragers  ist,  so  sind  die  Integrationskon- 
stanten der  vorstehenden  Diffei-entialgleichung  durch  die  Bedingungen  bestimmt. 

ap^  =  0  muss  liefern  -— ^ —  =  0 

Man  erhält 
lf=(^^±P[80,  +  10(l-8a)^-5(2-3a)^^+8(l-a)|f]^ 

ferner 

+  /i  («-»  +  «.•)(!  + et). 
Es  ergiebt  sich  also  schliesslich  für  eine  an  der  Stelle  «^  =  a  liegende  Last  Pr=  1 
der  Werth 

X  =  ^[y(r.  +  /-.)T  +  6(e.-e.)T'] 
wo     *«  =  2  (/;•  +  f.»)  (1  +  5a)  +10  (/»«.  -  f.*,)  (l  +  3o)+80 (A.'+«,»)(l+a) 

r  =  [80a  +  10(l-8a)|--5(2-3a)-^  +  3(l-a)-^].^ 

Der  Einfluss  einer  gleichmassigen  Erwärmung  um  f*  ist,  wenn  F»  den  mittleren 
Gurtquerschnitt  in  der  Nähe  des  Scheitels  bedeutet,  Xbt^=0  und 

_               2&EthF,Ih^ 
Act  — r 

0 

k^ 

Sonderfall  «o  =  ««  =  ^A«.    Fig.  388. 

^«  =  -^f?[30ot  +  10(l-3a)-^~5(2-3a)|l  +  8(l-a)-^] 

wo 

V  =  4fMl  +  5a)H-Ä,«(ll+5a)  +  Ä.Ä*(3+5a)  +  Ä*Ml  +  5a). 

Der  Einfluss  einer  gleichmassigen  Erwärmung  ist 

^''  = ^ 


Verschiedene  Arten  statisch  unbestimmter  Bogen-,  Balken-  u.  Kettenbrücken.    4  j  7 


Für  a  =  1  erhält  man 


wo 


Hierzu  gehört 


24/- /.»V  /.  ^/,«/ 


Xet  = 


24  f 
6      *-*.»  ^g 


1  + 


8Ä.«  +  4Ä.Ä*+3Äfc« 


Xö  = 


12^ 

T-#(»-f)- 


Flg.  388. 


Für  a  =  0  ergiebt  sich 


^•=i7f^['»-"f  +  «a 


Xct  =  l^tEF,t^^ 


wo 


V  = 


1 


1  + 


Hierzu  gehört 


llh.^  +  Sh.hk  +  hk' 
4tP 


^-$0-°'^t)- 


Die  folgende  Tabelle  enthält  für  die  Grenzfälle  a  =  1   und  a  =  0  die  Werthe 

f  Vh 

Xh  und  Xc  -V-  sowie  die  Zahlen  -v  ^i  ^^  y*  ^^  Ordinate  der  durch  die  Gleichung 
^h  f 


yk  =  (h  —  ö) 

Hüller-Breilav,  Oraptaische  Statik.    IL  1. 


27 


418 


Zweiter  Abschnitt  —  §  15. 


bestimmten  Kämpferdrucklinie.  Die  Zahlen  beweisen,  dass  der  Einfluss  von  a 
recht  erheblich  ist  Da  nun  beim  Eingelenkbogen  die  Steifigkeit  vom  Scheitel 
nach  dem  Kämpfer  stärker  zunimmt  wie  beim  gelenklosen  Bogen,  so  wird  es 
sich  empfehlen,  bei  der  ersten  Ueberschlagsrechnung  a  noch  kleiner  zu  wählen 
als  nach  dem  auf  Seite  351  in  der  Fussnote  gemachten  Vorschlage.  Den  Einfluss 
der  Temperaturänderung  wird  man  auf  jeden  Fall  noch  einmal  genauer  mittels 
der  Formel 


Xtit^=^ 


^Jh 


3Ä 


8 


EF 


berechnen,  deren  Nenner  sich  über  die  Stäbe  der  einen  Bogenhälfte  erstreckt. 


a 

1 

X 

f 

y* 

V 

f 

h 

a  =  l 

a  — 0 

a  =  l 

a  =  0 

a  =  l 

a  =  0 

0,0 

0 

0 

■ 

0 

0 

0,600 

0,400 

04 

1     0,007 

0,001 

0,0117 

0,0023 

0,558 

0,879 

0,2 

0,028 

0,007 

0,0437 

0,0162 

0,518 

0,855 

0,8 

0,061 

0,023 

0,0917 

0,0491 

0,464 

0,327 

0,4 

0,104 

0,051 

0,1520 

0,1087 

0,411 

0,296 

0,5 

0.156 

0,094 

0,2214 

0,1797 

0,853 

0,261 

0,6 

0,216 

0,151 

0,2970 

0,2743 

0,291 

0,220 

0,7 

0,282 

0,223 

0,3767 

0,8833 

0,224 

0,174 

0,8 

0,852 

0,307 

0,4587 

0,5018 

0,153 

0,122 

0,9 

0,425 

0,401      1 

0,5417 

0,6251 

0,079 

0,064 

1^ 

0,500 

0,500 

0,6250 

0,7500 

0 

0 

167.  Dreifach  statiBch  unbestimmte  Kettenbrücke  mit  drei 
OefOiungen.  Fig.  889.  Die  Ketten  CÄqj  ÄqBq  und  BqD  werden 
durch  eine  auf  vier  Stützpunkten  ruhende  gegliederte  Scheibe  versteift, 
und  sind  mit  den  Endpunkten  dieser  Scheibe  befestigt.  Die  Veranke- 
rung der  Kette  wird  also  erspart  und  man  kommt  mit  schwachen 
Widerlagern  aus.*)  Das  ganze  System  besitzt  nur  ein  festgehaltenes 
Auflagergelenk  und  drei  in  wagerechten  Bahnen  geführte  Stützpunkte. 
Trennt  man  den  Yersteifungsbalken  in  der  Mitte  durch  einen  senk- 
rechten Schnitt,  Fig.  890,  und  bringt  man  (nach  No.  117)  an  den 
Scheiben  I  und  //  die  Kräfte  X«,  Xi,,  X^  an,  so  besteht  das  statisch 
bestimmte  Hauptsystem  aus  zwei  Auslegerbalken,  die  durch  die  Kette 
miteinander  verbunden  sind.  Den  in  Fig.  890  angenommenen  wage- 
rechten Verbindungsstab  hat  man  sich  unendlich  klein  zu  denken.    Bei 


*)  Dafür  ist  allerdings  der  Eisenverbrauch  verhältDissmässig  gross.  Das 
System  wirkt  aber  in  ästethischer  Beziehung  recht  vortheilhaft;  es  wurde  von 
meinem  ehemaligen  Hörer,  Herrn  Diplom -Ingenieur  Eyde  bei  der  Mühlenthor- 
Brücke  in  Lübeck  zur  Ausführung  gebracht  Veigl.  die  Mittheilungen  über  den 
Elbe-Trave-Kanal  in  der  Zeitschrift  d.  Yer.  deutsch.  Ing.  1900. 


Tersohiedene  Arten  statisch  uDbestimmter  Bogen-,  B^sn-  u.  Kettenbrücken.    4 1 9 

D11B71D metrischer  Anordsang  des  Tragwerlcs  wird  die  Erfüllung  der 
Oleichongen  8„^0,    J.,  =  0,    J„  =  0 

anf  die  in  No.  117  beschriebene  Weise  herbeigeiUhrt.  Ist  der  TrSger 
Bymmetrisch,  so  werden  die  beiden  ersten  Bedingnngen  durch  ein  senk- 
rei^tes  X^  nnd  ein  wagerecfates  X,  befriedigt.  Der  Abstand  c  der  Kraft 
Xc  TOm  Scheitel  der  Kette  wird  mittels  der  Gleicbang 


bestimmt.  Der  Gang  der  Becbniuig  ist  derselbe  wie  in  dem  in  No.  162 
dnrchgefnhri»n  Zahlenbeispiele.  In  den  BelastangsfHllen  X,=  —  1  und 
Xi  =  —  1  werden  nnr  die  Stabe  des  Versteifungsbalkens  beanspracht; 
die  Kette,  die  Hftngestangen  nnd  der  Ständer  AqA  bleiben  spannnngslos. 
Es  Bind  also  nnr  ftlr  den  Einflnes  Ton  X,  neue  Formeln  anfsiiGteUen. 
Der  Einflnss  der  statisch  nnbestimmten  GrQssen  X  anf  den  Wider- 
stand C  der  Endstütse  und  auf  die  Momente  M"  nnd  M"  fttr  die  oberen 
ond  unteren  Knotenpunkte  des  Versteifungebalkeus  ist  mit  den  in  den 
Figuren  369  bis  891   angegel)enen  Bezeichnungen; 


h 


L 


'  i,  ' 


für  die  SeitenQflhung: 

M'=Cx  +  X.!,.  =  X,^-\-X,^  —  X.(^  —  V.) 

27* 


M-=Cx-i-X.y.  =  X.- 


420 


Zweiter  Abschnitt  —  §  15. 


und  ftlr  die  MittelOffinmg 

M'  =  X.  +  X,x  —  XAe  —  Vo) 


Flg.  391. 

Nähenmgsformeln.  Ist  der  Yersteifangsbalken  ein  Paralleltrager  mit 
konstantem  Gurtquerschnitte,  so  lassen  sich  einfache  Naherongsformeln  aufstelleny 
die  auch  im  Falle  schwach  gekrümmter  Gurtungen  zur  ersten  Abschätzung  der 
Querschnittsverhältnisse  benutzt  werden  können.  Die  Endpunkte  C  der  Kette 
sollen  in  der  Mitte  zwischen  den  beiden  Gurtungen  angenommen  werden.  Wir 
rechnen  mit  unendlich  kleinen  Feldweiten,  setzen  also 

und  erhalten,  da  für  die  Seitenö&ung  Jf  ^  =  If^  =  — -^  und  für  die  Mittelöff- 
nung  MI  =  MZ  =  —  1  ist 

(1)  jEFä«».«  =  4f^dx  +  Afdx  =  '^  ft  +  3«. 

0  0 

Xlm 

Nun  ist  weiter,  für  die  Seitenöffnung  Mb  =  Mb  = j^  und  für  die  Mittel- 
Öffnung  Ml  =  Ml  =  ''X 

EFh^^bb=f(Mt'  +  MV)dx  =  il^^dx  +  4fx'^dx 

0  0 

(2)  J^FÄ«8»»  =  -iv(^  +  W- 

Zur  Berechnung  der  Lage  von  X,  dient  die  Bedingung  d««  =  0,  das  ist 

EFK'nuc=({MlMl-{-MlM't)dx  =  0, 

Es  genügt,  diesen  Werth  für  die  Hälfte  des  symmetrischen  Trägers  zu  berechnen. 
Für  die  Seitenöf&iung  ist 


^-^•=-f(f-^-) 

M       ••  •  X  ( cx  \ 


Verschiedene  Arten  statisch  unbestimmter  Bogen-,  Balken-  u.  Kettenbrücken.    42 1 

für  die  MittelÖffhung 

ir:jf:  =  --l.(c-y.) 

If  J  Af  ?  =  —  1  •  (c  —  y») 
and  man  erhält  daher  (wegen  y*  -j~  y»  =  2y)  die  Gleichung 

h  h 

(3)  ff(^-y\dx+f(e^tf)dx  =  0 

0  0 

und  nach  Ausführung  der  Integration  unter  der  Voraussetzung  einer  parabel- 
förmigen  Kette 

Hieraus  folgt  die  einfache  Gleichung 

^*)        '-*' k  +  Sl,     * 

Zu  dem  Werthe 

liefern  auch  die  Ketten,  die  Hängestangen  und  die  Ständer  A^A  einen  Beitrag. 
Es  ist  aber  für  unsero  Zwecke  zulässig,  den  Einfluss  der  Hängestangen  und 
Ständer  zu  vernachlässigen  und  die  Annahme  Fa  =  FjbSeca  zu  machen,  wo 
Fa  den  Querschnitt  eines  um  a  gegen  die  Wagerechte  geneigten  Kettengliedes 
und  Fh  den  Querschnitt  der  Kette  im  Scheitel  bedeutet  Der  Zug  in  einem 
Kettengliede  ist  gleich  2!^  sec  a;  es  ist  also  Sc  =  —  1  •  sec  ot,  und  man  erhält  für 
den  Beitrag  der  Kette  zu  dem  Werthe  EFh^^t»  nach  Seite  268  für  eine  Seiten- 
ö£&iung  und  die  halbe  MittelÖffhung  den  Ausdruck 

+  '-('+X^)]- 
Für  die  linke  Hälfte  des  Yersteifungsbalkens  ist  der  Beitrag  zu  EFh*^cc'- 

{EFh^^cc)^  =  f(  Ml""  +  mV)  dx, 

0 

wo  für  die  SeitenÖf&iung 

«r+»r-(f-,+i)'+(f-,-A)* 

^  Man  beachte,  dass  J  yxdx  das  auf  die  Senkrechte  durch  C  bezogene 

statische  Moment  der  Fläche  ist,  die  von  der  Parabel  CA^i  dem  Ständer  A^A 
und  der  Balkenachse  begrenzt  wird;  man  erhält 

r^    ^        h,li     21,        2    -  ,     /i 


422  Zweiter  Abschnitt.  —  §  15. 

und  für  die  Mittelöffnung 

und  es  ergiebt  sich  daher  mit  Rücksicht  auf  Gleich.  8 
(EFh^^c.)B  =  2  fy^dx -  2  y-  fyxdx+2fy^dx  -  2c  fydx+ -^(k  +  k) 

0  0  0  0 


0  0 

Da  nun  für  die  Seitenöf&iung 


X         , 
yr=hp—^y 


ist  und  für  die  Mittelöffhung 

y  =  Äp  — y"i 

so  folgt  mit  Rücksicht  auf  Gleich.  4: 
h  h 


=  y(^i+3/t)Äp(2c-Ä,)  +  -^(/iV, +  /;•«. 


=  y  (^1  +  3/,)ÄplZc  -  Ä,j -h - 
Mithin  wird 

und,  da  wir  nur  die  Hälfte  des  Balkens  berücksichtigt  haben, 

(5)  y  ^FÄ«5e.=  ^  {f,n,  +  f.'W  -  y  (»^  -  ^)'(^,  +^h)+\  h^l,  +  4) 


wonn 


•        .=,(.+^£l+id)  +  ,(,  +  -JVL) 


+:£■*'*•' 


Nun  lassen  sich  die  E^infiusslinien  für  die  Grössen  Xo^  Xk  und  X^  sehr 
schnell  ermittebi.    Die  Gewichte 

M^  +  W     X 


tp 


ersetzen  wir  wieder  durch  eine  stetige  Belastung 


«0  = 


h^EF    ' 


multipliziren  diese  mit  —  A'J^i'^  und  erhalten  der  Reihe  nach  für  die  Seiten- 


*)  Dieser  Werth  für  die  Summe  des  zweiten  und  vierten  Gliedes  der  vor- 
stehenden Gleichung  folgt  ohne  weiteres  aus  Gleich.  3. 


Verschiedene  Arten  statisch  unbestimmter  Bogen-,  Baiken-  u.  Kettenbrücken.    423 


öfi&iung  die  folgenden  Belastungsordinaten,  die  wir  als  Mittelwerthe  von  M^  und 
üf**  mit  M  bezeichnet  haben.  Es  sind  dies  gewissermassen  die  auf  die  Balken- 
achse bezogenen  Momente 

Ma  =  -^  (Ma  -["  Ma)  = f 


k H-U ^ 


Fig.  392. 

und  für  die  Mittelöffnung 

lfa  =  — 1,   lf6  =  — Ix,    Mc  =  c  —  y. 
Die  so  gewonnenen  Belastungsflächen  sind  in  den  Figuren  892*.  ^i«  durch  Schraf- 
finmg  hervorgehoben  worden,   die  ihnen  entsprechenden  Momente  geben  durch 


424  Zweiter  Abschnitt  —  §  15. 

die  entsprechenden  Werthey  J&jPÄ«eS..,    —EFh^^bh^   y  J&F仫« dividirt,  die 

Ordinaten  der  Einflusslinien  für  Xi,  J&,  X  an.  Bei  der  Berechnung  von  X« 
und  Xh  handelt  es  sich  um  die  ErmitÜiiDg  der  Momente  für  einen  Balken  CAD^ 
der  bei  D  eingespannt,  bei  C  frei  aufliegend  ist  und  bei  ^  ein  Gelenk  besitzt; 
während  die  Ordinaten  der  X- Linie  sowohl  über  der  SeitenöfEnung  als  über  der 
Mittelöffnnng  den  Biegungsmomenten  einfacher  Balken  CA  und  AB  von  den 
Stützweiten  ^  und  7  =  22,  proportional  sind.  Man  veigl.  auch  das  Zahlenbeispiel 
in  No.  162.  Da  sich  die  Belastungsflächen  aus  Rechtecken,  Dreiecken  und  Pa- 
rabelabschnitten zusammensetzen,  so  können  die  in  der  Tabelle  auf  Seite  425 
für  zwanzig  Theilpunkte  der  Stützweite  beredineten  Zahlen  benutzt  werden. 
Die  Zeiger  Jff,  D,  P  weisen  auf  das  Rechteck,  das  Dreieck  und  den  Parabelab- 
schnitt als  Belastungsfläche  hin;  die  grösste  Belastungshöhe  ist  mit  z  bezeichnet 
Durch  die  über  der  Tabelle  stehenden  Figuren  nnd  die  darunter  stehenden  Formeln 
dürfte  die  Tabelle  genügend  erläutert  sein.*)  Die  Anwendung  dieses  Verfahrens 
auf  den  vorliegenden  Fall  liefert  für  die  Seitenöfihung  die  Gleichtmgen: 


Xa  =  — 


Xt  =  — 


6  4^FA«.„.  ^^^«  +  ^'*' 


^—L 6 +"'  TJ  EFh^Sc. 

WO  —  EFh^^ec  durch  die  Gleichung  5,  bestimmt  ist. 

Um  X«  für  die  Mittelöf&iung  zu  berechnen,    beachte  man,   dass  der  Koppel- 

2      L 
träger  CA  in  Fig.  392«  in  A  auf  den  Freiträger  AD  den  Druck—  -  -^  ausübt 

o       2 

An  der  Stelle  x  des  Freiträgers  entsteht  also 


Z,  X 


s 


Dividirt  man  diesen  "Werth  durch  —  JFJP'ä'ö««,  so  erhält  man 

und  ganz  ebenso  entwickelt  man  die  Oleichang 

Für  die  Mittelöfbiung  erhält  man 

"^       L     3  2         J  EFh^^cc  ' 

*)  Die  Zahlen  cod  haben  wir  bereits  bei  der  Berechnung  der  durchlaufenden 
Balken  auf  Seite  896  benutzt. 

**)  Die  für  Xm  und  Xh  gefundenen  Gleichungen  gelten  auch  für  den  Balken 
auf  vier  Stützen;  die  für  Xb  erhaltene  auch  für  den  in  No.  165  untersuchten 
Eingelenkbalken. 


Yeischiedene  Arten  statisch  unbestiminter  Bogen-,  Balken-  u.  Kettenbrücken.    426 

Tabelle  der  Werthe  Ob,  f^D,  <*>p»  <>>p* 


jiilgl^^ 


Zw  =  9 


X 

T 


Zm 


X* 


A  =  B^ 


zl 


'*~"6  ~  2 


zl  _B 
'*~12~8 


4zx(l — x) 


Ä  =  B  = 


zl 


M  = 


iäS 


Zt^ 


Zl* 


«dp 


Zt^ 

12 


(dp 


3" 


X 

T 


a?        0?" 


X  0?' 

W2>  —  -^  p 


X  X* 

""-T—W 


Ci>p'  =  2wi) — wp 


0,05 
0.10 
0,15 
0.20 
0,25 


0,0475 
0,0900 
0,1275 
0,1600 
0,1875 


0,0499 
0,0990 
0,1466 
0,1920 
0,2344 


0,0500 
0,0999 
0,1495 
0,1984 
0,2461 


0,0498 
0,0981 
0,1488 
0,1856 
0,2227 


0,30 
0,35 
0,40 
0,45 
0,50 


0,55 
0,60 
0,65 
0,70 
0,75 


0,2100 
0,2275 
0,2400 
0,2475 
0,2500 


0,2730 

0,2919 

0,8071 

0,3350 

0,8360 

0,3744 

0,3589 

0,4090 

0,3750 

0,4375 

0,2475 
0,2400 
0,2275 
0,2100 
0,1875 


0,3836 
0,3840 
0,8754 
0,8570 
0,3281 


0,4585 
0,4704 
0,4715 
0,4599 
0,4336 


0,2541 
0,2793 
0,2976 
0,8089 
0,3125 


0,3089 
0,2976 
0,2793 
0,2541 
0,2227 


0,80 

0,1600 

0,2880 

0,85 

0,1275 

0,2359 

0,90 

0,0900 

0,1710 

0,95 

0,0475 

0,0926 

0,3904 
0,3280 
0,2489 
0,1355 


0,1856 
0,1488 
0,0981 
0,0498 


Die  Zahlenwerthe  up  und  f^s  dieser  Gleichung  entsprechen  der  Stützweite  1  =  21,. 

l  i       \ 
Ist  z.  B.  li=li  und  /i=/t  -i-  =  -rA»  ^  ergtobt  sich 

"  4 


9  /•     ^  /• 


und 


l^™^-i&'.'+"+'-^('+Tf+-^)- 


Für  f,  =7,  =  82»,  ft  =  8",  f,  =  2,0-,  fc=  2,0-,  Äp=  10-  wird  »p  —  c= 4,6-  und 


y  EFh*  -^  =  22,583  +  8,81  -^ 


426 


Zweiter  Abschnitt  —  §  15. 


also  für 


^=0,5in,    i--^-^ 


27 


>'  =  0,62F»,  „          =28 

F=0,78F*,  „          =29 

jP=0,85F*,  „          =80. 

Ist  F=  0,62  Fhi  so  ergiebt  sich  für  die  SeitenöfFnung 

^       32  r  4,5    ,       ,  2,01 

18«2>+ 16<i)i»' 

""  2r"~ 

und  für  die  Mittelöffnung 

„       4-82r.        ,8  4,51 

256ci>'i>— 216(d£ 


Xc  = 


21 


Xa :  ^1  und  Xt  sind  nur  von  dem  Yerhältniss  /^ :  l^  abhängig.    Man   erhält  für 

Xa  ^D 


für  die  Seitenöffnung 


X^  = 

Xa 


16 

(dp 


8 


für  die  Mittelöffnung 


^1 


M^+»f)f 


'T[('+'t)f-f] 


Die   hiemach  berechneten  Werthe  sind  in  der  folgenden  Tabelle  zusammen- 
gestellt worden. 


Seitenöffhung 

Mittelöffnung 

X 

h 

X. 

Xt 

Xc 

X 

h 

X. 

X 

T       ^ 

0,2 

0,4 
0,6 
0,8 

—  0,884 

—  0,672 

—  0,768 

—  0,576 

—  0,024 

—  0,042 

—  0,048 

—  0,036 

—  0,048  ' 

—  0,105  ; 

—  0,146 

—  0,125 

0,2 
0,4 
0,6 
0,8 
1,0 

+    1,04 
+    2,56 
+   4,56 
+    7,04 
+  10,00 

-  0,064 

-  0,152 

-  0,258 

-  0,876 

-  0,500 

0,1 
0,2 
0,3 
0,4 
0,5 

+  0,270 
+  0,617 
+  0,988 
+ 1,159 
+  1,288 

Den  EinfliuM  von  Temperatarändernngeii  berechne  man  mit  Hilfe  der 
genaueren  Formeln 

JLat ,    J^t 


^Sa 


8 


SÄ 


8 


EF  ^   EF 

und  berücksichtige  die  Längenänderungen  sämmtlicher  Stäbe.  Xht  wird  =0, 
weil  der  Träger  symmetrisch  ist  Die  Lage  von  Xd  bestimme  man  mittels  der 
Bedingung 

^    Sa8c8         ^ 

^~EF'-^' 


Verschiedene  Arten  statisch  unbestimmter  Bogen-,  Balken-  u.  Kettenbrücken.    427 

Für  den  ersten  Bechnungsgang  empfiehlt  sich  die  folgende  Entwicklung.  Man 
schreibe  den  Gliedern  der  Kette  die  Temperaturänderung  /*,  der  oberen  Gurtung 
den  "Werth  to  und  der  unteren  Gurtung  den  Werth  tu  zu  und  lasse  die  Füllungs- 
glieder, die  Hängestangen  und  die  Ständer  A^A  ausser  acht    Man  erhält  dann 

y8ae=S5aCf«=  j^  j  MUx  -  ^  J  MUx 

0  0 

und,  wegen  Ml  =  Ml  =  Ma^ 

k^k 


1   ^         t(tu  —  to) 


-TT  Ä«|  =  ZX^ "ZL  I  Jlif^clx. 


Das  Integral   stellt  den  Inhalt  der  in  Figur  392*  schraffirten  Jf«- Fläche  dar, 
weshalb 

1  »         tit»  —  to)  (h 


ir^at  = 


iU--) 


2    "•  h 

und 

Weiter  ist 

,  .  ,  k+k  k+k 

1         ^+'i  ^+^j        s.t  r  tt  c 


und,  wegen  Ml=  Me-\--^hund  Me  =  Mc r-Ä, 


k+k 


Y  Ä,,  =  —  gtj,8o  +  Y  e  (^  +  ^)  (l,  +  h)+  ^^^\    ^"^  fMcdx, 

0 

Das  Integral  stellt  den  Inhalt  der  in  Fig.  S92<'  schraffirten  If«- Fläche  dar,  und 
man  erhält  daher 


i.8.,  =  -efc*o+4-e(/«  +  M(?i  +  W+'^'- 


2  ^v,  -.-^p  ,     2  ''^•*  '  ••'^^'*    '■'-''  h 


^-^[J(f^h+m 


-(Äp-c)(i  +  ^)] 


Das  letzte  Glied  darf  als  belanglos  vernachlässigt  werden;  auch  ist  es  zulässig, 
$o  durch  /i  -f~  ^  2^  ersetzen;  es  handelt  sich  ja  nur  um  eine  Annäherung  und 
die  Einführung  der  Zahlenwerthe  U  und  f«  beruht  ohnehin  auf  einer  ziemlich 
groben  Schätzung.*)    Man  erhält  also  schliesslich 

xind  _         ^et 

JLtt=— — • 

Occ 


*)  In  unserem  Zahlenbeispiele  würde  die  Summe  der  beiden  letzten  Glieder 
_  £(28<^  +  25^)(/i  +  M  ggj^^  ^^^  ^^^ür  darf  man  setzen  -1  t{tu  +  t,)  (h  +  h)- 

2S  •  384  * 


428  Zweiter  Abschnitt  —  §  15. 

In  unserem  Zahlenbeispiele  ist 

folglich  (für  Flnsseisen  und  bezogen  auf  Tonnen  und  Meter) 

X.i  =  281,25  (/«  —  ^J-F 
Xi  =  c£rF(t«  +  fo— 2**)-|^  =  250if(<«^-fo-2f«)y 
Im  Falle  u=^iu^=ih  wird  X«i  =  0  und  X^  =  0. 

Liegt  die  obere  Gurtung  oberhalb  der  Fahrbahn,  so  ist  sie  ebenso  wie  die 
Eette  der  Sonnenbestrahlung  ausgesetzt  Setzt  man  für  diesen  Fall  t»==0, 
f^  =  /^  =  15  o^  so  erhält  man 

wo  Ft  einen  mittleren  Gurtquerschnitt  bedeutet 

Da  nun  c  =  5,5"*  und  1^  =  2,0"*  ist,  so  entstehen  in  der  MittelÖfifhung  die 
Gurtkräfte 

t;^=  -^  =  +  0,5  A.,  —  0,5  Xri  (5,5  —  yo) 
h 

O  =  -^  =  -0,5X.t  +  0,5X.«(5,5  — y«). 

In  der  Mitte  des  Trägers  ist  yo  =  l,0'",  y«  =  3,0'"  also 

^■=  +  3200^,,    0  =  — 2800F*. 
Ueber  der  Mittelstütze  ist  y^  =  9,0'",  y«=  UjO""  und 

V=  4- 1200  Fe,    0  =  —  600  Fe. 

"Wäre  in  der  Mitte  F«  =  1,25  F«  und  über  der  Mittelstütze  F*  =  2  F«,  so  würden 
sich  an  diesen  Stellen  in  der  oberen  Gurtung  die  Spannungen 

2800                                                           600 
ffa  =  --— -t/qm  =  224  kg/qcm  und  ffo  = 5^  =  —  80  kg/qcm 

ergeben.  Man  erkennt,  dass  ungleichmässige  Erwärmung  ziemlich  erhebliche 
Spannungen  hervorbringt.  Die  genauere  Rechnung  liefert  geringere  Werthe, 
da  da«  und  9««  grosser  ausfallen. 

168.  ZweiflBioh  staÜBoh  xinbeBtimmter»  durch  einen  Balken 
mit  parallelen  Ghutungen  versteifter  Stabbogen,  Fig.  898.  Im 
Bogen  entsteht  oberhalb  des  Versteifangsbalkens  der  Horizontalschab  X„ 
unterhalb  des  Balkens  der  Horizontalschub  X^.  Bei  starren  Wider- 
lagern lauten  die  Elasticit&tsgleichungen 


Im  Belastungsfalle  Xa  =  —  1  bleiben  die  in  Fig.  393*  durch  gestrichelte 
Linien  dargestellten  Stäbe  spannungslos. 

Der  Einfluss  der  Längenänderungen  der  Diagonalen  des  Yersteifungsbalkens 
auf  die  GröBsen  7«  und  X^  ist  leicht  zu  berücksichtigen.  Es  sollen  daher  die 
Gewichte  uf  mittels  der  Formeln  6  und  7    auf  Seite  105   berechnet  weiden. 


Yerschiedene  Arten  statisch  unbestimmter  Bogen-,  Balken-  n.  Kettenbrücken.    429 
unteren  i  ^^^^^^  ^'^^  ^^^  Länge  2  X  ergiebt  sich 

^dfüx  eine  {^^^igj,,}  Diagonale 

WO  F  und  Fd  die   konstant  angenommenen   Querschnitte   der  Ourtungen   und 

Diagonalen   bedeuten.    In  den  Stäben  des  über  dem  Balken  liegenden  Bogens 

entstehen  die   Spannkräfte  Sa  =  —  sec  ou«.    Der  Bogen   habe   im  Scheitel  den 

Querschnitt  Fb]  für  den  um  a«  geneigten  Stab  des  Bogens  sei  F  =  FbSQoaL^  so 

,        8m*s       sec'aX     .  , 
dass    „„  =    „„     wird. 
EF         EFh 


-4^ 


Ts    ^     1     s     7     9     3     ti    V     n    Ja    ^     ts    ie    V 


^-i 


^ 


T^ 


..-''^^/'V^'-'^-' 


.^^ 


l.ife_:i^_^. 


;?.  i#  i^ 


aL.a.jj,^-:iiA.aL^^aiji5i.aA3Lai.5L^ai 


J^Lini* 


Fig.  393. 


Man   erhält  nun  nach  Gleich.  6,   Seite  105,   für  einen  Knotenpunkt  der 
unteren  Gurtung 


430  Zweiter  Abschnitt.  —  §  15. 

2X 


und  nach  AVeglassung  des  konstanten  Faktors 


h^EF 


1  F    d^ 

u^-  =  y«  +  y  (t«a,n  — tgou+i)X  ^-j^y. 

Zu  demselben  Ausdrucke  führt  die  Gleich.  7,  Seite  105,  für  einen  Enotenponkt 
der  oberen  Gurtung.    Dem  Knotenpunkte  3  entspricht 

1   .        .    F    d} 
ir.  =  -ytga,X  — -. 

Liegen  die  Knotenpunkte  des  Bogens  in  einer  Parabel,  was  hier  vorausgesetzt 
werden  möge,  so  ist 

tg  a«,  —  tg  flu+1  =  -f--, 

I  <Ä*  ^*  f  ^ 

^  '  I  Vt  —  hFtP 

Für  $«0  eiigiebt  sich  der  Werth 

"•  SF       7  Ä«     EF^     i^^h*     EFä^     4  EFt' 

und  wenn  (genügend  genau) 


gesetzt  wird, 

2X» 


(8)        «..= 


EFh^ 


[^y*  10  F   d^        1       Ä*    F    I 

X     ^     4  ^        Fd   X«  ^  2    •  X»    Fft  J 


Schätzen   wir  Fd  =  0,85  F  und  Fb  =  2,5  JP,   so   erhalten  wir  mit  den  in  die 
Fig.  892  eingetragenen  Abmessungen 

4A_  =  4.4,9  — =.--,     -.-  =  —.1,40  =  4,0 

f/j».  =  y«  +  0,4 

ITg  =  f€^i7  =  2,6. 

2y««  =  2  (2,8»  +  4,8«  +  6,0«)  +  6,4«  +  2  (2,4«  +  4,0«  +  4,8«)  =  264,32 

4 

4  XS  i^  «o«  =  -^  (1,3«  +  1,1*  +  0.9«  +  0,7«  +  0,5«  +  0,8«  +  0,1«)  =  6,07 

4  0,U 

Betrachtet  man  die  Gewichte  le  als  Lasten  eines  einfachen  Balkens  A  B  und 
berechnet  die  zugehörigen  Biegungsmomente  Mm  unter  der  Annahme  X  =  1,  so 
besteht  zwischen  den  Mm  und  den  Durchbiegungen  d«,«  die  Beziehung 


*)  Veigl.  Seite  249.    Für  unser  Beispiel  ist  1  +  -^  4t  =  1-07. 


Verschiedene  Arten  statisch  unbestimmter  Bogen-,  Balken-  n.  Kettenbrücken.    43 1 
Für  die  Momente  Mm  erhält  man  die  folgenden  Wertbe 


Ms  =  142,0 
lfe'=  166,6 
Jf/=  186,0 


M^  =201,0 
M^'  =209,6 
Jlfio'=  218,0. 


lfi'=  28,0 
J//=  56,0 
M^^  84,0 
Jf4'=  114,6 

In  Fig.  393^  sind  die  im  Belastungsfalle  Xk  =  —  1  spannungslos  bleibenden 
Stäbe  durch  gestrichelte  Linien  dargestellt  worden ;  der  obere  Bogen  ist  spannungs- 
los xmd  wurde  weggelassen.    Man  erhält  für  einen  |  ylf I^^ }  Gurtstab  von  der 

Länge  2X 

_       _  t)^         .  _.  t)«    2X 


für  die  Diagonalen  der  ersten  beiden  Felder 

d  d^ 

Ä  =  — tgai-r-,       A»t  =  — tgotj 


Ä  =  +  tg«,— ,       Afi*  =  +  tga, 


Ä  '  "        '    ^    '  hEFä 

für  den  imteren  Bogen 

8b  =  —  secou.,      ^8b  =  —  seca«, 


EFb 


und  gelangt  [nach  Division  der  Gewichte  io  mit 1  zu  den  Formeln 

^  \  EFh^J 

X  F  d^  X*   F  d* 

«<'i  =  TQi  +  Y  (*g  *i  —  tg  «2)  ;pr  -j^T  =  ^1  +  ^  A  TT  ^  "XT  =  "'i« 

w  ^  fr,  =  7),  +  Ytga,  — —  =1^18 


tcm  =  rim  (gültig  für  m  =  8  bis  m  =  17) 


] 


8  '•  2X 

(6)  8a6  =  25.56 -^y  =  'Sy^7,^-^^p;^. 

Die  Einsetzung  der  Zahlenwerthe  liefert 

u?i  =  wi9  =  tii  +  0,4  =  2,8 

IT,  =  Wie  =  8,6  H ^ — - — '—  •  4  =  7,0 

^r^'i  =  2  •  1,9«  +  9  •  8,6»  +  8  •  5,1«  =  881,94 

^/x      a  .     X      .       V  1,9« +1,7«  6,5 

^^   X{tg«a,  +  tg««,)  =  -^^  =  ^ 

i'y^tj«  =  3,6  (2,8  +  4,8  +  6,0)  2  +  8,6  •  6,4  +  5,1  (2,4  +  4,0  +  4,8)  2  =  235,20 
4 

8*6  =  -^^  [110,65  +  8,67  +  0,60]  =  120  -^^ 

^''''^'EFh*"''^'^' 


*)  An  Stelle  von  {  h  in  Gleich.  (3)  setzen  wir  2X;  rechnen  also  mit  sec  a  =  1. 
Da  F :  Fb  ohnehin  geschätzt  werden  muss,  ist  dies  zulässig. 


432  Zweiter  Abschnitt  —  §  15. 

Die  Momente  Jf "  in  Folge  der  Gewichte  w  sind  für  X  =  1 


Mi"=   42,3 
3£f    ==    82^8 


Mt   =  167,5 
Jfe"  ==  186,7 


if,"  =  115,3      !      Jf/'  =  202,3 
lf/'=  143,2 


Ms"  =212,8 
Jf,"  =  219,7 
Jf,o"=  221,5 


Zwischen  den  Momenten  Mm"  nnd  den  Durchbiegungen  8m  »  besteht  die  Beziehnng 

"•'  ~  EFh*         ' 
Die  Gleichungen  (1)  gehen  also  über  in 

96.3  X  + 78,4  Jii=3fJ  +-^^^^- 

78.4  Xa  +  120  Xö  =  if^"  +  -^^  Ä* 

sie  liefern  für  den  £influ8S  der  Last  Pm=l  die  Werthe 

...  i  Xa  =  0,0222  Mm'  —  0,0145  MJ' 

^^  \Xb  =  0,0 J  78  Mm"  -  0,0145  ifj 

und  für  den  Einfiuss  der  Temperaturänderungen  die  Werthe 

EFh* 
Xai  =  ■=j^  (0,0222  Äai  —  0,0145  «6*) 

Xi,  =  -yj^  (0,0178  Ä6,  —  0,0145  ««,) 

Die  mit  Hilfe  der  Gleichungen  (7)  berechneten  Ordinaten  der  EiDÜusslinien  für 
Xa  und  Xb  sind  in  die  Figur  393  eingetragen  worden. 

Belastet  man  jeden  Knotenpunkt  mit  gX,  so  entsteht 

Xa  =  14,5gX,    Xt=15,2gX. 

Die  Werthe  mamXa  und  maxXb  weichen  also  nur  wenig  von  einander  ab. 
In  Folge  einer  gleichmässigen  Erwärmung  findet  man 

8„«  =  2ciÄ«  =  0,     ^bt  =  ^itSb8  =  etl*), 
mithin 

Aa/  =  — 0,0145  e^^F    ^** 


Xbt  =  +  OyOnStEtF 


2X« 
2X« 


und  für  &E=2bO  (Flusseisen)  *  =  35^  ;  =  60'",  ä:X  =  — 

Xai  =  — 950F 
Xbt  =  + 1160  F. 

Für  den  oberen  Knotenpunkt  3  des  Yersteifungsbalkens  erhält  man  das  Angnfiis- 
moment 

3/,*  =  —  11601''.  5,1 

und  in  dem  gegenüberliegenden  Gurtstabe  die  Spannkraft 

1,5 


*)  Die  Spannkräfte  in  den  Vertikalen  sind  hierbei  berücksichtigt  worden. 
Man  vergl.  die  Untersuchung  von  Ht  auf  Seite  199. 


Verschiedene  Arten  statisch  unbestimmter  Bogen-,  Balken-  u.  Kettenbrücken.    433 

Wäre  der  Querschnitt  dieses  Gurtstabes  zufallig  gleich  dem  Mittelwerthe  F^  so  würde 
in  ihm  in  Folge  der  gleichmässigen  Erwärmung  die  Spannung  a  =  —  394  kg/qcm 
entstehen. 


§  16. 

Beispiele  fttr  die  Einffiltrung  eines  statiseli  unliestiiiimteii 

Hauptsystems. 

160.  Wird  ein  n-fach  statisch  unbestimmtes  Fachwerk  durch  Be- 
seitigung von  k  überzähligen  Steifigkeitsbedingungen,  denen  die  statisch 
unbestimmten  Grössen  Xat  Xj,,  .  .  .  Xjt  entsprechen  mögen,  in  ein  (n — A;)- 
fach  statisch  unbestimmtes  System  verwandelt,  so  bestehen  zwischen 
den  Grössen  X  die  A;-G]eichungen 

Lb-\-  ih  —  Sil  =  SP^S^j  —  X„hf,a  —  Xf,hf,i,  —  ...  —  Xj^hif, 


-^fc  +  Sfc  —  hift  —  2 Pm^mk  —  -ST« hf,„  —  -STjSift  —  .  .  .  —  X^h 


ki  \ 


welche  die  Berechnung  von  JT«,  JT»,  ...  Xf,  gestatten,  vorausgesetzt, 
dass  die  Grössen  X^+i  bis  X^  bereits  bekannt  sind.  An  die  Stelle  des 
statisch  bestimmten  Hauptsystems  ist  ein  (n — A;)-fach  unbestimmtes 
System  getreten.  Dass  diese  Einführung  eines  unbestimmten  Haupt- 
systems zuweilen  sehr  nützlich  ist,  wird  die  Lösung  der  folgenden 
Aufgaben  zeigen. 

170.  Kettenbrücke  über  drei  Oeffhungen  mit  durchlaufen- 
dem Versteifiingsbalken  und  Hückhaltketten.  Fig.  394.  Es 
handele  sich  um  den  ersten  Rechnungsgang,  und  es  möge  der  Hori- 
zontalzug Xe  der  Kette  in  Folge  einer  Einzellast  P==  1  und  einer 
gleichmässigen  Erwärmung  unter  der  Voraussetzung  bestimmt  werden, 
dass  für  den  Balken  die  in  No.  160  (Seite  393)  eingeführten  An- 
nahmen gemacht  werden  dürfen  und  der  Quer6chnitt  eines  unter  a 
gegen  die  Wagerechte  geneigten  Kettengliedes  Fa  =  F^secoL  ist,  wo 
Ft  den  Querschnitt  der  Kette  im  Scheitel  bedeutet.  Die  ganz  un- 
wesentlichen Längenänderungen  der  Hängestangen  sollen  vernachlässigt 
werden.  Die  Kettenlinien  seien  durch  stetig  gekrümmte  Parabeln  er- 
setzt. Die  Bezeichnungen  sind  aus  der  Figur  zu  ersehen;  man  achte 
darauf,  dass  für  die  Kette  über  der  Seitenöffnung  der  auf  die  Sehne 
DqBq  bezogene  Pfeil  mit  fo  und  der  zur  Sehne  C^A^^  gehörige  mit  f^ 
bezeichnet  worden  ist.  Man  begeht  aber  keinen  wesentlichen  Fehler, 
wenn  man  in  den  folgenden  Formeln  f^  und  Iq  dnrch  f^  und  l^  ersetzt. 

Wäre  die  Kette  durch  drei  Einzelbalken  versteift  (Fig.  299, 
Seite  291),  so  wäre  das  durch  die  Ursache  X,  =  —  1  hervorgerufene 

Müller-Breslau,  Graphische  Statik.    IL  1.  28 


434 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  16. 


AngriffiBmoment  für  irgend  einen  Knotenpunkt  der  oberen  oder  unteren 
Gartang: 

wo  y  die  dem  Knotenpnnkte  entsprechende  Ordinate  der  Kette,  be- 
zogen aaf  den  Sehnenzag  CiA^B^D^  bedeutet.  Da  nun  aber  der 
Versteifungsbalken  ein  durchlaufender  ist,  so  tritt  an  die  Stelle  des 
Sebnenzuges  C^AqBqDi  der  durch  die  Stützenmomente  c  bestimmte 
Linienzug  C^AiBiD^,  Für  die  Strecke  c  ergiebt  sich  nach  Gleich.  25, 
Seite  895,  die  Beziehung 


Fig.  394. 


WO  N  nach  Gleich.  38,  Seite  402,  für  eine  gleichförmige  Belastung  zu 
berechnen  ist,  die  für  die  Längeneinheit  der  SeitenOlfhung  Zi  und  der 
Mittelöffnung  e  beträgt,  und  durch  die  Gleichungen 


1-A 


^ih' 


8 


i'f  = 


zV 
8 


bestimmt  ist.     Man  erhält  also 

8 


8 


N=  — 
und  absolut  genommen, 


z.  L  '        zV 


^  ^  2?,  +  3; 


Damit  sind  die  Momente 


m: =M:=fi 


Beispiele  für  die  Einführung  eines  statisch  unbestimmten  Hauptsystems.     435 

für  den  Belasttmgsziistand  Xc  =  —  1  des  statisch  nnbestimmten  Haupt- 
sjstems  gefonden,  und  die  Berechnung  yon 

auf  eine  sehr  einfache  Aufgabe  zurückgeführt.  Bezeichnet  man  mit  h 
die  Höhe  des  Balkens  und  mit  F  den  mittleren  Ourtquerschnitt,  so 
«rhält  man,  mit  Beachtung  der  Entwicklungen  auf  Seite  268, 

5..=/(iC'+ iC-)  g^+ ^/.r.  « ..  + 1^ 

0  0 

wo 

<2)     ,.  =  2/.(l+^-^  +  -^)+z(l+^^)  +  2,'8ec«'. 

/  bedeutet  die  Länge  einer  Bückhaltkette  C^i^o^o  ^^^  ^  ^^^  Neigungs- 
winkel des  obersten  Gliedes  C^R^^  yergl.  Seite  169.  Für  die  beiden 
Integrale  ergeben  sich  die  Werthe 


0  0 

I  l 


jy^Ux=f(3,  —  c)*dx  =  f^ri-^-{-eU 

0  0 

und  es  folgt  schliesslich  mit  Beachtung  von  Gleich.  (1)  die  Formel 

<8)      ^%.  =  -^V2A*/.+/'»0-^(2/x+80+i^-^. 

Die  5^0- Linie  ist  die  Biegungslinie  des  Balkens  für  den   Belastungs- 
austand X  =  —  1.     Die  endlichen  Gewichte  tc^  ersetzen  wir  durch 

,         .     dx  2,t\dx 

EFh^ 
und  erhalten  die  Werthe  —  - —  S^c  als  Ordinaten  einer  Seillinie  die  mit 

4er  Polweite  1   zu  der  in  Fig.  894    schraffirte  Bela8tnungsfl8.che  ge- 

EFh^ 
zeichnet  ist.     Wird  die  Polweite  gleich  — - —  8,^  gewählt,  so  ist  die 

28* 


436  Zweiter  Abschnitt.  —  §  16. 

SeiUinie  die  Einflnsslinie  für  X«.  Da  die  Belastungsfläche  aus  Drei- 
ecken, Parabelabschnitten  nnd  einem  Rechtecke  besteht,  führt  die 
Rechnung  ebenfalls  schnell  zum  Ziele.     Mit  der  Bezeichnung 

(4)         ^(2A*/i+f»0-y(2/x+8/)+^-^  =  *' 

ergiebt  sich  für  die  Seiten5ffnang,  deren  Belastnngsfläcbe  gleich  dem 
Unterschiede  des  Parabelabschnittes  C^SAq  and  des  Dreiecks  C^AqJ^ 
ist,  nach  der  Tabelle  auf  Seite  425 

(5)      j:. = ±  (i-  o;f,i, » -  ^  o^ci, ») 

nnd  für  die  Mittelöffnnng 

(6)         X.  =  ^  (-^  o/fi»  -  -i-  6>«ci»). 

In  Folge  einer  gleichmässigen  Erwärmung  um  t  entsteht 


(7)         X,,  = 


'CO 


wo,  für  die  obere  bezw.  untere  Ourtung  des  Balkens 


s.  =  _»-.  s.=+« 


O 

e 


und  für  die  Kette 

5^  =  —  1  •  sec  a. 

Da  M:  =  M:  ist,  wird  für  den  Balken  S5,a  =  0.    Für  die  Kette  ist 
S5^e*  =  —  «•»  mithin 


(8)         X,  =  — 


2k 


8 


2^hlenb€ispiel.     Es  sei  /^  = -— /  =  80"',   /i  =  —  f=2'*^   «  =  9"»y 

2  4 

h  =  1,5 "»,  *  =  12"*,  sec  a  =  1,05.    Dann  ergiebt  sich  (wenn  Za  =  ^  und  /«  =  f, 

gesetzt  wird) 

c  =  — /i=4,5- 


30      V  V 


wo 


1  1 


t  +  J^.J^J^JL  1+032^ 

^  139  2/i  /i«  F*       ^^^''*^:Fvr 


Beispiele  für  die  Einfühnrng  eines  statisch  unbestimmten  Hauptsystems.     437 


Man  erhält  also 

für  die  Seitenöffnung  Xc  =  (1,079  wj»'  —  1,214  wj))  v 
für  die  Mittelöffnung  Xc  =  (17,266  «/  —  14,568  Wi?)  v 
und   ist  nun   im  Stande,   die  Xc- Linie  mit  Hilfe  der  auf  Seite  425  stehenden 
Tabelle  für  verschiedene  Werthe  von  v  schnell  zu  berechnen. 
Die  Angriffsmomente  für  den  Versteifungsbalken  sind 

Jf  =  lf«  =  3f,  — Xt), 

wo  Mo  das  Moment  für  den  nicht  an  der  Kette  hängenden,  zweifach  statisch  un- 
bestimmten durchlaufenden  Balken  bedeutet.  Die  Momente  Mo  werden  am 
zweckmässigsten  nach  dem  in  No.  160  angegebenen  Verfahren  ermittelt;  sie 
sind  unabhängig  von  v. 

Gleichmässige  Erwärmung  erzeugt 


Xet  =  —  Z  JE  Fht 


30    80    Ä«   F 


139  21,  fi»  Fk 

und  dieser  Ausdruck  lässt  sich  umformen  in 

Xc«  =  — e^F*<(l  — v). 


Für 

erhält  man 
und  mit 


F:Fk  =  0,A  0,5      0,6      0,7 

v  =  0,89  0,86    0,84     0,82 

tJS?=250,  ^  =  35'» 

—  -^'''=963,  1225,     1400,     1575. 


Den  einzusetzenden  "Werth  v  ermittle  man  mit  Hilfe  von  Versuchsrechnungen. 
V  hängt  u.  A.  von  dem  Verhältniss  der  ständigen  Belastung  zur  Verkehrslast  ab 
und  ist  für  Kabelbrücken  kleiner  als  für  Kettenbrücken. 

171«    Ganz  in  derselben  Weise  wird  das  in  Fig.  895  dargestellte 
Tragwerk  nntenacht.    Der  durchlaufende  Balken  ist  nur  in  der  Mittel- 


K-Jß-^ 


Flg.  895. 


Öffnung  mit  der  Kette  durch  Hängestangen  befestigt. 
zur  Berechnung  von  c  lautet 

und  liefert,  absolut  genommen, 

(1)  c  = 


2fl 


2/1  +  3; 


Die  Gleichung 


438  Zweiter  Abschnitt.  —  §  16. 

Weiter  wird 

(2)        ».  =  z(l+-^-p)  +  2«'8eca' 

WO  8   die  Länge  einer  Rttckhaltkette  A^T  bedeutet. 

X 

üeber  der  Seitenö£fnnng  wird  ij  =  c  — ,  mithin  ist 

h 


/ 


h 

^1  j^ ^  ^1 

^  "~3~ 


und 

wofür  man  mit  RtLcksicht  auf  Gleich.   1  auch  setzen  darf 

Die  Gleichung  der  X«- Linie  lautet 


(4) 


für  die  SeitenOffhung  X^  = -t^d 

0 


„    MittelöfEnnng  X  =  ^  (y  «pYJ»  —  y  Oaci»)  • 


Der  Einflnss  einer  gleichmfissigen  Erw&rmmig  am  t    ist 

(5)         X,.  = ^, 

Bei  der  Berechnung  der  Seitenöffnung  achte  man  darauf,  dass  sich  die 
Einflusslinien  für  sämmtliche  Stabkräfte  nach  dem  im  §  18  beschriebenen 
VerÜEÜiren  aus  der  Einflusslinie  fUr  den  Widerstand  C  der  Endstütze 
herleiten  lassen;  und  diese  Linie  findet  man  mit  Hilfe  der  Einflusslinie 
für  das  Stützenmoment. 

172.  Die  Kettenbrücke  über  swei  OefBiungen  mit  duroh- 
laufendem  Versteifoxigsbälken,  Fig.  896,  wird  in  derselben  Weise 
behandelt.     Die  Strecke  c  ist  bestimmt  durch  die  Gleichung 

(1)         2c{l'\-T)  =  —  2fl—  2fl,  woraus  c  =  —f. 

Weiter  erhält  man 

(2)         ,,=  2;(l+y-(v  +  -f^)  +  2a'8eca' 


l 


2Jyi»dx=2J(y  —  f^ydx=^f*l 


Beispiele  für  die  Einführung  eines  statisch  unbestimmten  Hauptsystems.     439 


(8)         i«  =  |/^i  +  i^ 


^\g 


=i^(i"'^'*-T"^^'0 


-— /4  — ^ — ^4 — ^ 


Flg.  896. 


und  dieser  Werth  Ifisst  sich  amformen  in 

(4) 


X  =  Y^y  (2op'  — (02,)v 


wo 


(5) 


1 


1  o.A^^^Z 


Der  Einfluss  einer  gleichmässigen  TemperatnrändeniDg  um  t^  ist 

(6)         X,,  =  —  eEF,t{l  —  ^y 


§17. 

Aufgaben  fiber  statisch  unbestlinnite  mehrthellige 

Fachwerkbalken. 

178.  Im  ersten  Bande  (No.  229  bis  230)  haben  wir  die  ange- 
näherte Berechnung  statisch  unbestimmter  mehrtheiliger  Fach  werke  nach, 
dem  zur  Zeit  fast  allein  üblichen  Verfahren  der  Zerlegung  in  statisch 
bestimmte  Theilsysteme  gezeigt  und  bereits  dort  darauf  hingewiesen, 
dass  die  genauere  Berechnung  nicht  immer  entbehrt  werden  kann, 
weil  diese  Zerlegung  öfter  zu  wenig  befriedigenden  Ergebnissen  führt. 
Es  soll  daher  die  strengere  Untersuchung  dieser  in  neuerer  Zeit  wieder 
mehr  in  den  Vordergrund  getretenen  Systeme  an  zwei  Beispielen  erläutert 


440  Zweiter  Abschnitt.  —  §  17. 

werden.  Vorweg  heben  wir  hervor,  das8  die  Längenändemngen  der 
Fdllongsstäbe  nicht  vemacblSssigt  werden  dürfen.  Bei  den  vom  Verfasser 
antersachten  mebrtheiligen  Netzwerken  lieferte  eine  znerst  anf  Grand 
der  Zerlegung  in  statisch  bestimmte  Theilsysteme  durchgeführte  Be^ 
rechnung  Stabquerschnitte ,  die  sich  znr  Einführung  in  den  genaueren 
Rechnungsgang  eigneten.  Denn  es  kommt  bei  der  Aufstellung  der 
Elasticitätsgleichungen  nicht  auf  die  Querschnittsinhalte  selbst  an, 
sondern  nur  auf  das  gegenseitige  Verhältniss  dieser  Inhalte.  Die 
Spannungszustände  X  =  —  1  sind  namentlich  für  Netzwerke  mit  pa- 
rallelen Gurtungen  ganz  ausserordentlich  einfach,  so  dass  die  genaue 
Berechnung  dieser  Fach  werke  keineswegs  umständlicher  ist,  als  die  vieler 
anderer  mehrfach  statisch  unbestimmter  Systeme. 

1.   Untertuchung  einet  zweitheiligen  Netzwerks  mit  gebrochenen  Owtongen. 

Figuren  auf  Tafel  7. 

174.  Es  soll  der  in  Fig.  397  dargestellte  Fachwerkträger  unter- 
sucht werden.  Stützweite  36**,  Höhe  in  der  Mitte  6"*,  an  den  Enden 
2*",  Feldweite  Sjö"*.  Die  Knotenpunkte  der  Gurtungen  liegen  in  Pa- 
rabeln. Der  Träger  ist  einfach  statisch  unbestimmt.  Als  statisch 
nicht  bestimmbare  Grösse  möge  die  Spannkraft  X  des  Stabes  ll'  ein- 
geführt werden. 

Zuerst  wurden  in  Fig.  400  die  Spannkräfte  (Sj)  für  den  Zustand 
X  =  —  1  ermittelt,  und  zu  diesem  Zwecke  der  Reihe  nach  die  Kräfte- 
polygone für  die   Knotenpunkte  l,  l\  k,  k\  t,  »', gezeichnet. 

Zugkräfte  wurden  blau,  Drücke  roth  ausgezogen.  Die  Gurtkräfte 
wechseln  von  Fach  zu  Fach  die  Vorzeichen,  ebenso  die  Spannkräfte  in 
den  Schrägstäben.  Es  genügte,  die  Stabkräfte  der  linken  Trägerhälfte 
darzustellen;  rechts  von  der  Mitte  ergeben  sich  dieselben  Werthe,  nur 
mit  entgegengesetzten  Vorzeichen.  Die  Ergebnisse  wurden  in  die 
Figur  402  eingeschrieben  (blaue  Zahlen). 

Die  nächste  Arbeit  bestand  in  der  Aufzeichnung  der  Biegungslinie 
für  den  Zustand  JC= — 1.  —  Ist  nämlich 

8,,  die  gegenseitige  Verschiebung  des  Punktpaarea  /,  /'  in  Folge 

X=  —  1  und  im  Sinne  X=  —  1, 
h^i  die  Verschiebung  des  Angriffspunktes  »n  einer  Last  P«,  im 

Sinne  von  P^  und  in  Folge  von  X=  —  1, 

so  ist  der  Einfluss  von  P^  auf  X: 

(1)         X=P.^'-' 


II 


Aufgaben  über  statisch  unbestimmte  mehrtheilige  Fachwerkbalken.      441 

Wird  also  die  Lasteinheit  durch  eine  Strecke  von  der  Länge  ha  dar- 
gestellt, so  erzeugt  eine  in  m  angreifende  Last  Eins  im  überzähligen 
Stabe  die  Spannkraft  X  =  b^i.  Die  fragliche  Biegungslinie  ist  dann 
gleichbedeutend  mit  der  X- Linie;  ihre  Ermittlung  mnss  durch  eine 
Querschnittsabschätzung  eingeleitet  werden,  und  zwar  kommt  es  hierbei 
nur  auf  das  gegenseitige  Verhältniss  der  Stabquerschnitte  an,  weil  in 
Gleich.  (1)  nur  das  Verhältniss  zwischen  zwei  Ordinaten  der  Biegungs- 
linie vorkommt.  Aus  demselben  Grunde  darf,  falls  E  ftlr  sämmtliche 
Stäbe  den  gleichen  Werth  besitzt,  was  hier  vorausgesetzt  wird,  jE^=^  1 
angenommen  werden.  Die  Zahlen  in  der  linken  Hälfte  der  Figur  401 
geben  nun  die  Stablängen  in  dm  an,  in  der  rechten  Hälfte  die  abge- 
schätzten Querschnittsverhältnisse  und  die  rothen  Zahlen  in  Figur  402 
schliesslich  die  hiernach  berechneten  Längenänderungen  der  Stäbe  für 
den  Zustand  X= — 1.  Beispielsweise  entspricht  einem  Schrägstabe 
des  dritten  Faches: 

Die  Einheiten  sind  gleichgültig,  da  es  sich  nur  um  das  Verhältniss 
hmi  •  hu  handelt.  Die  Bestimmung  der  Biegungslinie  erfolgte  mit  Hilfe 
eines  Williotschen  Verschiebungsplanes.  Zuerst  wurde  Punkt  a,  und 
die  Eichtung  des  Stabes  aa  festliegend  angenommen  und  aa  gleich 
der  Längenänderung  AO  des  Stabes  0  gemacht.  An  a  und  a  wurde 
b  mit  Hilfe  von  AI  und  A2  angeschlossen,  hierauf  der  in  Bezug  auf 
die  Wagerechte  durch  die  Mitte  von  aa  symmetrisch  zu  b  liegende 
Punkt  b'  bestimmt,  sodann  c  fest  gelegt  mittels  A3  und  A4,  nun- 
mehr c  symmetrisch  zu  c  liegend  gefunden  u.  s.  w.*)  Man  vergleiche 
die  ausfuhrliche  Beschreibung  des  Williotschen  Verfahrens  im  §  1  und 
namentlich  die  Untersuchung  in  No.  34  (Fig.  89),  in  welcher  die  Her- 
leitung der  Biegungslinie  aus  dem  Verschiebungsplane  eingehend  er- 
örtert worden  ist.  In  Figur  398  stellt  die  ausgezogene  Zickzacklinie 
die  Biegungslinie  für  den  Fall  Fahrbahn  unten  vor,  die  strichpunktirte 
für  den  Fall  Fahrbahn  oben,  beide  bezogen  auf  die  Gerade  al  als  Null- 
achse. Da  im  Verschiebungsplan  der  Punkt  V  oberhalb  l  liegt  (also 
ebenso  wie  im  Fach  werke),  so  ist  die  gegenseitige  Verschiebung  hu  des 
Punktpaares  /,  V  positiv,  und  es  entsprechen  daher  nach  Gleichung  (1) 
den  positiven  S«,?}  d.  h.  den  abwärts  gerichteten  Verschiebungen,  auch 
positive  Werthe  X  In  Figur  398  sind  die  positiven  und  negativen 
Zweige  der  als  JT- Linien   aufzufassenden   Biegungslinien    durch    blaue 


*)  Die  Hilfslinien  sind  mit  Ausnahme  der  zur  Bestimmung  von  a  dienenden 
wieder  weggelöscht  worden.  Der  Maassstab  wurde  so  gewählt,  dass  eine  Ijängen- 
änderung  As  =  10  durch  eine  Strecke  von  5"""  Länge  dargestellt  wiid. 


442  Zweiter  Abschnitt.  —  §  17. 

bezieh,  rothe  Schraffinmg  besonders  kenntlich  gemacht.  Da  sich  die 
Strecke  8«  =  42,7*"'  ergab,  so  ist  der  Maassstab  für  die  X- Linien: 
1*=42,7'^. 

Nach  AnfzeichnuDg  der  X-Linien  lassen  sich  die  Einflusslinien  fttr 
die  übrigen  Stabkräfte  leicht  bestimmen.  Wir  begnQgen  nns  damit, 
die  Untersnchnng  eines  FOllnngsstabes  und  eines  Oartstabes  durch- 
zuführen. 

1.  ErmiUlung  der  Spannkraft  D  im  FüUungsstabe  h'  g,  Fig.  403. 
Bezeichnet  Dq  den  Werth  von  D  für  den  Fall,  dass  das  Fachwerk 
durch  Beseitigung  des  Stabes  iV  statisch  bestimmt  gemacht  wird,  so 
gilt  für  jeden  Belastungszustand  die  Gleichung: 

(2)         D  =  Do  —  S,X  =  Do+  0,43  X 

Zur  Bestimmung  der  X)^- Linie  wurde  das  Band  I  No.  215  beschrie- 
bene Verfahren  benutzt  und  zu  diesem  Zwecke  das  statisch  bestimmte 
Hauptsjstem  durch  Beseitigung  des  Stabes  h'g  in  eine  zwangläufige 
kinematische  Kette  verwandelt.  Es  wurde  zunächst  die  starre  ge- 
gliederte Scheibe  ad g'hga  ruhend  angenommen,  dem  Punkte  Ji  eine 
Geschwindigkeit  von  vorläufig  willkürlicher  Grösse  ertheilt  und  nun 
der  Reihe  nach  die  Geschwindigkeit  von  t,  von  %  u.  s.  w.  nach  dem 
Williot*schen  Verfahren  bestimmt.  Die  Punkte  ^,  g\  h  des  Geschwindig- 
keitsplanes Fig.  404*  fallen  mit  dem  Pole  zusammen;  g'h'  ist  recht- 
winklig zur  Richtung  des  Stabes  g'k'  ebenso  h'i_\_hU,  hij^hi  u.  s.  w. 
Die  ausgezogene  Zickzacklinie  in  Fig.  404^  liefert  —  bezogen  auf  die 
Nullachse  la  —  die  senkrechten  Seitengeschwindigkeiten  der  Punkte 
der  unteren  Fachwerksgurtung,  die  strichpunktirte  diejenigen  der  Punkte 
der  oberen  Gurtung.  Entspricht  dem  Punkte  i  beispielsweise  die  Ordi- 
nate 5o  und  bezeichnet  h  die  Projektion  der  Geschwindigkeit  g'h'  auf 
die  Richtung  des  Füllungsstabes  D,  so  ist  der  Einfluss  einer  in  i  an- 
greifenden senkrechten  Last  1'  auf  die  Spannkraft  Dq  (nach  dem  Gesetz 
der  virtuellen  Verschiebungen):  durch  die  Gleichung  bestimmt: 

Do»  +  1  •  8,  =  0 
und  man  erhält  —  für  den  Kräftemaassstab  1'  =  8  — 

2>o  =  —  8*- 

Die  beiden  Linienzüge  in  Fig.  404^  sind  also  die  Einflusslinien 
für  Dg,  der  ausgezogene  für  Fahrbahn  unten,  der  strichpunktirte  für 
Fahrbahn  oben.  Rechts  von  g,  g'  foUen  beide  Einflusslinien  zusammen. 
Die  positiven  und  negativen  Zweige  dieser  Linien  wurden  wieder  durch 
blaue  bezieh,  rothe  Scfaraffirung  kenntlich  gemacht.  Der  Maassstab 
lautet:  25"""=  1*. 


Aufgaben  über  statisch  unbestimmte  mehrtiieilige  Fach-werkbalken.      443 

In  den  Figuren  405*  nnd  406*  sind  nun  die  ans  den  D^-Linien 
mittels  der  Gleichung  (2)  abgeleiteten  D- Linien  dargestellt  worden. 
Dabei  geschah  die  Ermittlung  der  Werthe  0,43  X  mit  Hilfe  einer  Ge- 
raden, welche  in  Fig.  398^  auf  die  Weise  bestimmt  wurde,  dass  durch 
den  oberen  Endpunkt  von  hu  parallel  zur  Nullachse  eine  Gerade  ge- 
zogen und  auf  dieser  von  der  Senkrechten  durch  a  aus  die  dem  Stabe 
h'g  entsprechende  Spannkraft  81  =  0,43  abgesetzt  wurde.  Diese  Spann- 
kraft ist  dem  ebenfalls  im  Maassstabe  25**^=  1'  gezeichneten  Erttfte- 
plane  des  Zustandes  X= — 1,  Figur  400,  entnommen  worden.  Der 
Verschiedenheit  der  Maassstäbe  der  J^- Linien  in  Figur  398  und  der 
D- Linien  ist  hierdurch  Rechnung  getragen,  und  es  konnten  daher 
die  Ordinaten  der  Dq- Linien  mit  denjenigen  der  0,43  X- Linie  ohne 
Weiteres  (mit  Berücksichtigung  der  Vorzeichen!)  addirt  werden.  Bei- 
spielsweise ist,  absolut  genommen, 

ifl,=  8,  — 8/  (Fig.  405*,  404^  und  898») 

und  t\i  negativ,  weil  8^  >  8/.*) 

Dem  hiermit  erledigten  genaueren  Verfahren  ist  nun  folgendes 
Näherungsverfahren  gegenübergestellt  worden.  Es  wurde  vorausgesetzt, 
dass  Diagonale  hg'  spannungslos  sei,  dass  also  der  durch  h'g  geführte 
senkrechte  Schnitt  im  ganzen  nur  drei  beanspruchte  Stäbe  treffe.  Die 
Einflusslinie  besteht  dann  sowohl  für  Fahrhahn  unten  als  auch  ftkr  Fahr- 
bahn oben  aus  drei  Geraden  ÄL^^  L^L^,  L^B  (Fig.  405^  und  406^) 
und  wird  erhalten,  indem  man  Strecke  ÄJ  gleich  der  Spannkraft  D^ 
macht,  welche  im  fraglichen  Füllungsstabe  durch  einen  Auflagerwider- 
stand ^  =  1  hervorgerufen  wird ,  und  indem  man  femer  die  Strecke 
L^H  gleich  der  Seitenkrafb  [Z>]  macht;  die  in  Fig.  407  durch  Zerlegung 
der  Lasteinheit  nach  den  Eichtungen  U  und  D  gewonnen  wurde.  Die 
Bestimmung  von  Dj  erfolgte  in  Fig.  407  nach  dem  Culmann^schen 
Schnittverfahren;  die  Schnittpunkte  {U,  Ä)  und  (0,  D)  in  Figur  403 
wurden  durch  die  Gerade  {L)  verbunden,  hierauf  wurde  ^=1*  nach 
den  Richtungen  U  und  L  zerlegt,  schliesslich  L  nach  den  Richtungen 
0  und  D.  Nachdem  auf  diese  Weise  der  Linienzug  ÄL^L^B  festge- 
legt war,  wurde  angenommen,  dass  Lasten,  welche  in  den  Knoten- 
punkten Ar,  t',  A,  /,  /*,  e'y  d,  c\  b  des  die  fragliche  Diagonale  D  nicht 
enthaltenden  Strebenzages  angreifen,  auch  keinen  Einfluss  auf  die  Spann- 
kraft D  haben  —  sie  wirken  gewissermaassen  auf  das  andere  Theilfach- 


*)  Für  den  Fall  obenliegender  Fahrbahn  werden  die  Ordinaten  der  D-Linie 
bei  r  und  a  nicht  genau  gleich  Null;  sie  ergaben  sich  aber  —  selbst  in  der 
vom  Verfasser  im  doppelten  Maassstabe  hergestellten  Zeichnung  —  so  klein,  dass 
sie  =0  gesetzt  werden  durften. 


444  Zweiter  Abschnitt.  —  §  17. 

werk  —  und  aus  dieser  Annahme  ergeben  sich  schliesslich  die  in  den 
Figuren  405^  und  406^  schraffirten  angenäherten  D- Flächen. 

Wir  wollen  nun  die  Ergebnisse  der  genaueren  und  genäherten 
Rechnungsweise  prtlfen  und  setzen  hierbei  einen  Zug  von  LokomoÜTen 
nüt  den  aus  den  Figuren  ersichtlichen  Radständen  und  Achsenbelastnngen 
voraus.  Die  Mittelachse  des  Tenders  ist  von  der  Mittelachse  der  Loko- 
motive um  die  doppelte  Feldweite  entfernt  —  eine  sehr  ungünstige  An- 
nahme. Den  eingezeichneten  Zugstellnngen  entsprechen  die  folgenden 
Werthe: 

Fiihrbahn  unten.  Fahrbahn  oben. 

j  _Z),  =  SPti  =  +  3l'  I    ^asD^=  +  24' 

^'°"^U..J^,  =  -SP.)  =  +11'     ;    ^,.Z),  =  _19' 


D,  =  +  1 9'  (Fehler21o/o) 


angenähert   (  ^».  =  +  25.5' (F....r  ,..„> 

Die  ständige  Belastung  sei  ^  ==  1,74'  f.  d.  Mtr.  also  =  1,74  •  3,6 
=  6,3'  für  jeden  Knotenpunkt.  Es  stellt  sich  heraus,  dass  die  ge- 
naueren und  genäherten  Einflusslinien  dieselben  Ergebnisse  liefern, 
nämlich : 

für  Fahrbahn  unten  Dg  =  6,3  •  0,62  =  4* 

für  Fahrbahn  oben    D,  =  0. 

2.  Spannkraft  in  einem  Gurtstabe.  Der  einzuschlagende  Weg  ist 
derselbe  wie  bei  Untersuchung  der  Füllungsstäbe.  Durch  Beseitigung 
des  Stabes  i'h\  nach  dessen  Spannkraft  0  (Fig.  408)  gefragt  sei,  wurde 
das  statisch  bestimmte  Hauptnetz  in  eine  zwangläufige  kinematische 
Kette  verwandelt  und  nun  wurden  mit  Hilfe  eines  Geschwindigkeits- 
planes (Band  I,  Seite  508  u.  Fig.  499^)  die  Oq- Linien  für  die  beiden 
Fälle  Fahrbahn  unten  und  Fahrbahn  oben  gezeichnet.  Die  Geschwin- 
digkeit hi'  des  Punktes  i'  wurde  so  gewählt,  dass  die  Projektion  von 
hi'  auf  die  Richtung  von  0  gleich  25"**  ist.  Der  Kräftemaassstab  fQr 
die  Oq- Linien  lautet  dann:   1*  =  25""". 

Dem  Stabe  i'h'  entspricht  Si  =  —  0,30,  weshalb 

0  =  Oo  —  i^/X  =  Oo  +  0,30  X, 

und  hierdurch  ist  die  O-Linie  gegeben;  sie  wurde  in  kleinerem  Maass- 
stabe (1*=12,5"'*)  gezeichnet  —  für  Fahrbahn  unten  in  Fig.  410*, 
für  Fahrbahn  oben  in  Fig.  411*.*) 

Die  Figuren  410^  und  411^  enthalten  die  Ergebnisse  der  Nähe- 
rungstheorie;   es  wird  genügen,   die  Entwicklung  von  410^  zu  geben. 

*)  Zur  Umsetzung  der  Strecken  aus  dem  Maassstabe  1*  =  25'*'*  in  den 
Maassstab  1*=12,5'""'  diente  der  Winkel  oberhalb  Fig.  400. 


Aufgaben  über  statisch  unbestimmte  mehrtheilige  Fachwerkbalken.      446 

Der  fragliche  Gurtstab  liegt  in  dem  einen  der  beiden  Tbeilfachwerke 
dem  Knotenpunkte  h  gegenüber,  in  dem  anderen  dem  Knoten  i.  Be- 
deuten Mxt  Mi  die  Angriffsmomente,  bezogen  auf  h  bezieh,  i  und  r«, 
Vi  die  Lothe  von  h  und  i  auf  0,  so  ergiebt  sich  —  jenachdem  die 
Spannkraft  im  Stabe  ih'  oder  im  Stabe  %h  gleich  Null  angenommen 
wird  — 

—  0  = oder  —  0  =  — -  • 

Die  Einfiusslinie  für   Mj^ :  r«  besteht  aus  den   Geraden  Ä  H  und 
HB''y  sie  ist  bestimmt  durch 

x^Xj!  (8  .  3,6)  (7  . 3,6) 


•""   ^^^ — i ^^^^ — ~, — 7. — ir~zi — .  ^  ^ — =  1,42 

Irj,  (10 -3,6) -5,34  ' 

während  die  aus  den  Geraden  ä'  J  und  JB'  bestehenden  {Mi :  r,)-Linie 
durch  die  Strecke 

Xixl  (2.  3,6)  (8 -3. 6) 


Ivi  (10 -3,6).  4,51 

gegeben  ist.  Mit  üilfe  der  {M^ :  rA)-Linie  wird  der  Einfluss  der  in  den 
Knotenpunkten  A;,  \  f,  d,  h  angreifenden  Lasten  gefunden,  mittels  der 
(Mi :  r<)- Linie  der  Einfluss  der  übrigen  Knotenlasten;  schliesslich  werden 
die  Endpunkte  der  auf  diese  Weise  bestimmten  Ordinaten  durch  gerade 
Linien  verbunden.  Ganz  ebenso  wird  die  Fig.  411^  erhalten.  Den  in 
die  Figuren  eingezeichneten  Zugstellungen  sowie  der  ständigen  Last 
g=  1,74'  entsprechen  die  Werthe: 

Fahrbahn  unten.  Fahrbahn  oben. 


,    .,       —  2P7)  =  —  125' 
genau  ^     '  ' 


^(i 


,^       j,XS7;=  — 48' 

= 119'    (Fehler  5o/o) 

43' 


0,  =  — SP7)=  — 114^ 
0,  =  — (7X27)  =  — 41' 

0,  =  — 112* 
a  =  —  42'. 


Die  Uebereinstimmung  zwischen  der  angenäherten  und  genaueren 
Rechnung  ist  also  hier  eine  befriedigende. 

Die  gewöhnliche  Zerlegung  in  zwei  Theiif achwerke,  von  denen  jedes  für 
die  Hälfte  der  Belastung  zu  berechnen  ist,  würde  wenn  in  jedem  Tbeilfachwerke 
die  wirkliebe  Richtung  des  Gurtstabes  %}C  beibehalten  wird,  zu  der  Formel 


2  \  r<  r*  / 


führen  und  hierein  wird  man  zweckmässig,  um  allen  überflüssigen  Feinheiten 
aus  dem  Wege  zu  gehen,  für  Mi  und  M\  gleichzeitig  die  Grösstwerthe  einführen, 
trotzdem   diese   bei  verschiedenen  Zugstellungen  entstehen.    "Wir  würden  dann 


446  Zweiter  Abschnitt  —  §  17. 

nach  Band  I,  Seite  142*)  erhalten 

Mi  =  702«"    Mh  =  918'-  also 

2  \  4,51  ^  5,34  / 

während  sich  vorhin  eigab 

für  Fahrbahn  unten  0  =  —  125  —  48  =  —  168' 
für  Fahrbahn  oben    0  =  -  114  —  41  =  —  155'. 

Es  leuchtet  ein,  dass  Formel  3  jedenfalls  der  Abschätzung  der  Qaerschnitts- 
abmessungen  zu  Grande  gelegt  werden  darf,  falls  eine  schärfere  Untersuchung 
verlangt  werden  sollte.  Nach  Ansicht  des  Verfassers  ist  die  Gleich.  3  aber  auch 
für  die  endgUtige  Berechnung  genügend  genau. 

"Wesentlich  anders  verhält  es  sich  mit  den  FüUungsstäben.  Hier  befrie- 
digte schon  das  Ergebniss  der  genäherten  Einflusslinien  nicht  sonderlich,  und 
noch  ungenauer  wird  die  Rechnung  auf  Grund  der  Zerlegung  in  Theilfachwerke 
mit  den  halben  Lasten. 

Betrachten  wir  beispielsweise  behufs  Bestimmung  von  mamDp  im  Stabe  h'g 
das  Theilfachwerk  Ik'ih'g  .  .  .,  Fig.  412.  Der  Eisen bahnzug  sei  bis  h*  vorge- 
schoben und  die  den  Schrägstab  D  auf  Druck  beanspruchende  Belastung  des 
Knotens  i  sei  vernachlässigt  —  eine  jedenfalls  sehr  ungünstige  Voraussetzung. 
Es  entsteht  am  linken  Auflager  A  =  26'  und 

mtMt'p  =  "i~  «*  j      ) 

während  sich  vorhin  maxDp  =  +  31'  ergab.    Der  Fehler  beträgt  also  41 7o- 

Hinzugefügt  werde  noch,  dass  sich  nach  Aufzeichniing  der  X-Linie 
die  übrigen  Einflusslinien  ausser  auf  die  vorhin  beschriebene  Art  noch 
nach  verschiedenen  anderen  Verfahren  zeichnen  lassen.  So .  könnte  man 
nach  Ermittlung  der  0- Linien  und  17- Linien  die  D- Linien  auf  die 
in  Band  I,  Seite  242  angegebene  Weise  bestimmen,  desgl.  nach  Seite  176 
des  vorliegenden  Bandes.  Drittens  ist  es  möglich,  mit  Hilfe  der  für 
die  Knotenpunkte  l\  l,  k\  k,  ,  ,  .  aufzustellenden  Gleichgewichtsbe- 
dingungen schrittweise  die  Einflusslinien  für  die  Spannkräfte  in  den 
Stäben   19',  20',  19,  20  u.  s.  w.  herzuleiten. 

Ein  viertes  Verfahren  besteht  darin,  die  Lasteinheit  der  Reihe  nach 
in  den  sämmtlichen  Knoten  anzunehmen  und  für  jeden  dieser  Belastungs- 
föUe  einen  das  ganze  Fach  werk  umfassenden  Ej*äfteplan  zu  zeichnen. 


*)  An  der  angezogenen  Stelle  sind  die  Maximalmomente  eines  Balkens  von 
SB*  Stützweite  und  3,6*"  Feldweite  berechnet  worden,  g  ist  =  1,74'  f.  d.  Meter. 
Der  Eisen  bahnzug  stimmt  mit  dem  im  vorliegenden  Beispiele  eingeführten  nicht 
ganz  überein;  man  wird  aber  auch,  falls  man  Gleichung  8  anwendet,  mit  den 
sonst  üblichen  Eadständen  rechnen,  nicht  mit  den  besonderen  auf  Tafel  7  an- 
genommenen. 

**)  "Wir  haben  in  Fig.  412  ma^Dp  kinematisch  ermittelt.  Beseitigt  man  D 
und  schreibt  man  dem  Punkte  h"  die  lothrechte  Geschwindigkeit  h'h"  zu,  so 
entsprechen  den  Punkten  i  und  l  die  Geschwindigkeiten  ii"  und  IV\  "Wählt 
man  h'\  so  dass  das  Loth  von  h"  auf  D  gleich  Ä  ist,  so  ist  das  Loth  von  V  auf 
A  gleich  wHMxDp^ 


Aufgaben  über  statisch  unbestimmte  mehrtheilige  Fachwerkbalken.      447 

Die  80  gewonnenen  Pläne  enthalten  dann  die  Ordinalen  aller  Einflnss- 
linien.  In  Figur  899  auf  Tafel  7  ist  ein  Theil  eines  solchen  Planes 
gezeichnet  worden;  er  entspricht  einer  in  h  angreifenden  Last  1. 

2.   UiitertHchung  einet  dreifach  statisch  unbettimmten  viertheiiigen  Netzwerfcs, 

175.  Allgemeines  über  die  Bereehnmig  der  Formänderungen. 

Das  in  Fig.  413   dargestellte    viertheilige  Netzwerk  von  30"*  Spann- 


#  <^    ^  ^   ^    ^J   f  ^  S  Oj,   g    ^'  .^  ^  ^   ^'  ^  ^  -^  ^'  ^f  ^  ^  ^  *^  ^'  ^  ^'  *f 


1  Ji^  Jt -u^  ^  n^   ^ -u^  S  -»^  ß  -Ug    7  u^  S  Tu^  B  ■U'^ 


Fig.  418. 

weite,  2**  Feldlftnge,  4**  Höhe  und  unten  liegender  Fahrbahn  ist  im 
I.  Bande  in  Ko.  230  nach  dem  angenäherten  Verfahren  der  Zerlegung 
in  vier  statisch  bestimmte  Systeme  berechnet  worden  und  soll  nunmehr 


Fig.  414. 


genauer  untersucht  werden.  Als  statisch  bestimmtes  Hauptsystem  be- 
trachten wir  den  in  Fig.  414  abgebildeten,  durch  Beseitigung  der  drei 
Vertikalen  v\  v^  und  r/  erhaltenen  Träger;  seine  Knotenpunkte  sind  der 


448 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  17. 


Reihe  nach  zweistäbig  an  die  linke,  ans  aneinander  gereihten  Dreiecken 
bestehende  steife  Endscheibe  angeschlossen,  nnd  es  lassen  sich  daher 
die  elastischen  Verschiebungen  der  Knotenpunkte  leicht  zeichnerisch 
ermitteln,  am  besten  wohl  mit  Hilfe  eines  Williot'schen  Verschiebungs- 
planes. Aber  auch  die  analytische  Berechnung  der  Verschiebungen 
gestaltet  sich  sehr  einfach  und  möge  hier,  ihrer  grösseren  Genauigkeit 
wegen,  bevorzugt  werden. 

Zunächst  ändern  wir  die  Stützung  des  Hauptsystems  in  der  Weise, 
dass  wir  den  unteren  Knotenpunkt  0  des  Stabes  v  und  die  Richtung 
dieses  Stabes  festhalten  und  berechnen  die  vertikalen  Verschiebungen 
^lit  fli  •  '  *  f\m  '  '  '  der  Knoten  1,  2,  .  .  m,  .  .  .  .  der  unteren  Gur- 
tung, nach  dem  in  No.  9,  Seite  13  und  14  entwickelten,  zu  der 
Gleichung  8^  =  25'Aä  führenden  Verfahren.  Fig.  413  giebt  Auf- 
schluss  über  die  Bezeichnung  der  Stablängen*);  in  die  Figuren  415, 
416,   417,   418  und   419  sind    die  Spannkräfte    eingetragen    worden, 


/j 

1 

+Jt 

m*x 

Lt^Oj 

/\ 

.1 

W 

f\ 

u 

/ 

\ 

+ 

-,* 

/ 

-y                      \ 

7  Ci^uJ    km 


OLU.J 


Fig.  415  bis  420. 


welche  eine  der  Reihe  nach  in  den  Knotenpunkten  1,  2,  8,  4^  5  an- 
genommene Last  1  in  den  Stäben  des  Hauptsystems  erzeugt.  Mit 
Hilfe  dieser  Werthe  erhält  man 


*)  Die  Bezeichnung  ist  so  gewählt  worden,  dass  die  vier,  die  beiden  End- 
scheiben verbindenden  Strebenzüge 

cL^  d^  d^  *  .  .  .  rfia ,     d^  di  dj    »  *  .  e^g 
und  dnd^d^.  .  .  .  «ig,     a^d^d'f  .  .  .  d^^ 

gut  hervortreten. 


Aufgaben  über  statisch  unbestimmte  mehrtheilige  Fachwerkbalken.      44g 

Tfji  =  0,5  ]/2  (A^a  —  A55)  +  Ap.  —  0,5  Ar, 

71j=ti,5y2A«,— 0,5>^A58— V2A54+A1?«— l,5Af?+V2Adg— Awi, 
7)3=  >/2  (A«i  —  A«4)  4-  1,5  y2  (A^j  —  Aäj)  +  Ar.  —  2  Ar.  —  0,5  Ar 

+  y'2Arf,— (Af*i  +  A«,), 
•»14=  2  >  2  A«i+  1,5  V2  Aäj—  2,5  V2  Aäj,  — y2  Aä4—  2  Ar^  +  Ar« 

+  0,5  Ar  +  V2  (Acf^'  —  Arf,')  —  (Amj  +  Aw,  +  A«,)  +  2  Aoj, 

1]^=  2  V2(A»i  —  A«^)  +  2,5  V2(A5,—  ^8^)  —  2  Ar,  +  8  Ar.  -  0,5  Ar 

+  V2(A(f/  — AO  — (A«i+Af*,+  A«i3+AuJ  +  2(Aoi+Ao,). 

Die  übrigen  Verschiebungen  r^  findet  man   mit  Hilfe  der  mittels 
Fig.  420  abgeleiteten  Formel 

flm+i  —  -»l«.  =  2 1/2  (A5i  +  A«,  —  Aä3  —  AäJ  +  2  (Ar.  —  Ar,) 

+ 1/2  (Ad^+,  —  Arf^+O  —  (Au)  +  2  {[Ao]  —  [Af*]} 


wo 


(Att)  die  Längenändemng  der  Strecke  m  (m  4~  4) 


1  (m— 2) 


bedeutet. 

Zur  Berechnung  von  tii^  —  r^^^  betrachten  wir  den  in  Fig.  421 
dargestellten    Belastungszustand.      In    den    Diagonalen    entstehen    die 


/  ',  *  * 

* 

^^^os  e  4J, 

^ 

^^? 

'y 

^« 

^i 

«  «r  «  /f 

t' 

K 

>^ 

/                   N^ 

>< 

? 

>^ 

^ 

>< 

« 


/  «*,        »a  •y  »Ir  f  «V     »X         «V   ^  "-^  '  ">     Hr        "^  ^  "^i^-*  "i     ^m       K 


Fig.  421. 

Spannkräfte  +0,5y2;  in  der  oberen  Gurtung  werden  die  Stäbe  Oj, 
0^1  ©et  H  ™i*  4"  ^  beansprucht,  in  der  unteren  Gurtung  die  Stäbe  1/3  ^ 
ttf  und  u^  mit  —  1 ;  die  übrigen  Gurtstäbe  sind  spannungslos.  Von 
den  Stäben  der  Endscheiben  werden  nur  die  folgenden  beansprucht: 

«j  und  «3'  mit  +  0,5  yT, 
«d     »     U      yt     —  ^fi  V2^  ^ßd  r  mit  +  ^,5. 
Es  ergiebt  sich  daher 

ii^g—  i1j5  =  0,5  y2  (A«i+  A^a'  —  A53—  Aä/)_+  0,5  Ar  +  A(ii+  Ao^ 
H-Aoe'+Aoa'— A«3— Ai/7-Am/  +  0,5V2(— Ac^Z  +  Aii/— Arfe' 
+  .  .  .  +  A(fie')  +  0,5  yi  (—  A(i3+  AJ5—  Arf7+ —  Ae/i^). 


Mnller-Breilan,  antphlsche  SUtlk.    IL  1. 


29 


450  Zweiter  Abschnitt.  —  §  17. 

176.  Bereohnung  von  X.,  X^  und  X>.  Als  statiscb  nnbeBÜmmte 
Grössen  führen  wir  nicht  die  Spannkräfte  F/,  Vj,  V*  in  den  drei 
überzähligen  Stäben  »/,  i?/,  v  sondern  drei  Werthe  -X.,  -Xi,  X^  ein, 
die  mit  den  Grössen   F«',   Fj,  F'  durch  die  Gleichungen 

Vq    ^^  Xa  — ~  -Aft  -Aß 

f;=+x.— X»— X, 

F'  =  2X 
yerbunden  sind.*)     Im  Belastungsfalle  X^=^  —  1  ist  also 

F;  =  +  1      f;  =  —  1     F'  =  0. 
Dem  Zustande  X^  =  —  1  entsprechen  die  Werthe 

f;  =  +  i   f;  =  +  i    f'  =  o 

und  der  Zustand  X«  =  —  1  erzeugt 

F;  =  +  1      F;  =  +  1      F'  =  —  2. 

Die  Tabelle  I  enthält  die  Werthe  5«,  5^  und  iS^,  für  sämmtliche  Stäbe 
und  man  erkennt  sofort,  dass 

8 

EF 

ist,  weil  sich  für  die  einander  entsprechenden  Stäbe  der  linken  und 
rechten  Hälfte  des  Trägers  gleiche  Spannkräfte  S^  und  entgegengesetzt 
gleiche  Spannkräfte  S^  ergeben.     Weiter  findet  man 

während  5.«  im  allgemeinen  einen  endlichen  Werth  annimmt. 

um  die  Bechnung  thunlichst  weit  mit  Buchstaben  durchführen  zu 
können,  haben  wir  die  Querschnittsverhältnisse  i^« :  jP  für  die  Gurtungen 

mit  a,,  ot,,  ....  für  die  Diagonalen  mit  —j—,    — ^,  ....  und 

\2       >2 

für  die  Glieder  der  Endscheiben  mit  v,  v',  — z-=-  bezeichnet    und    diese 

V2 

Zeichen  in  die  Tabelle  eingetragen.**)    F^  ist  ein  beliebiger,  konstanter 

Querschnittsinhalt.   Zwei  in  einem  unbelasteten  Knotenpunkte  zusammen- 

stossende  Diagonalen   erhalten  gleiche  Querschnitte   also  auch  gleiche 

Werthe  ß.     Die  Querschnitte    der  einander  entsprechenden  Stäbe  der 


.,  =  SÄ'.^,:^r^=0 


*)  Vergl.  No.  13,  Seite  25. 
**)  Die  Querschnittsverhältnisse  Fe '  F  ninde  man  gut  ab.    Die  Einführung 

runder  "Werthe  Fe  >^2 :  F  für  die  Diagonalen  erleichtert  die  Rechnung  ausser- 
ordentlich. 


Aufgaben  über  statisch  unbestimmte  mehrtheilige  Fachwerkbalken.     451 


öl 

o, 

04 
05 
09 

<h 

o,' 

o: 

Ol' 

V 
Vo 


Fe 


«1 

«1 

«1 

«4 

«6 

«• 

«T 

«7 

«• 

«6 

«4 

o» 

«1 


Tabelle  I. 

a)  Gurtungen  und  Ständer. 


F 


8 
Sc 


So 


So 


1,0 
0,6 
0,4 
0,4 
0,8 
0,3 
0,3 
0,8 
0,3 
0,3 
0,4 
0,4 
0,6 
1,0 

0,6 
1,5 
1,5 


—  1 

—  1 

+  1 

1 

—  1 

1 

+  1 

—  j 

_  —  1 

—  1 

+  1 

-- 1 

+1 

i 

+  1 

—  1 

1 

+  1 

+  1 

—  1 

+1 

+  1 

+  1 

+  1 

+  1 

+  1 

—  1 

+  1 

+  1 

+  1 

+  1 

0 

0 

+  2 

—  1 

—  1 

+  1 

-|-  1 

—  1 

Se 


Wl 
**• 

Vo' 


F 


«1 
«• 

«4 

a» 

Oft 

«1 

«7 
«6 
«5 
«4 
«8 
«1 


Fo_ 
F 


1,0 
0,6 
0,4 
0,4 
0,3 
0,3 
0,3 
0,3 
0,8 
0,3 
0,4 
0,4 
0,6 
1,0 

0,6 
1,5 
1,5 


8 

8e 


Sa 


+ 
+ 
+ 
+ 
+ 
+ 
+ 

+ 


Ä 


+ 
+ 


+ 
+ 


+ 
+ 


+ 
+ 

+ 

+ 


Sc 


+  1 

—  1 

—  1 

+  1 

+  1 

—  1 

—  1 

+  1 

+  1 

—  1 

—  1 

+  1 

+  1 

—  1 

—  2 

+  1 
+  1 


b)  Diagonalen. 


dt 

d, 
ds 
ds 
di9 

di4 

d, 
ds 
dl 
d^ 

d^i 

«4 


FcV^ 


FcY^ 


vT 


ß. 

1,3 

ß. 

2,4 

ß. 

2,4 

ßio 

5,7 

ß.. 

5,7 

ß. 

2,4 

ß. 

2,4 

ß. 

1,8 

ßs 

1,5 

ßr 

3,3 

ßr 

3,3 

ß. 

4,8 

ß. 

4,8 

ß. 

2,1 

ß. 

2,1 

v" 

1,2 

v" 

1,2 

»" 

1,2 

v" 

1,2 

1 

2 
2 
2 
2 
2 
2 
1 

2 

2 
2 
2 
2 
2 
2 

0,5 
0,5 
0,5 
0,5 


Sa 


V2 


+ 
+ 
+ 

+ 

+ 

+ 
+ 
+ 


0 

0 
0 
0 


St 

yT 


Sc 


V2 


FcV2 


F 


0 
0 
0 
0 
0 
0 
0 
0 

—  1 

+  1 

—  1 

+  1 

—  1 

+  1 

—  1 

0 
0 
0 
0 


—  1 

+  1 

—  1 

+  1 

—  1 

+  1 

—  1 

+  1 

0 
0 
0 
0 
0 
0 
0 

+  1 

—  1 

—  1 

+  1 


dio^ 
di%[ 

die 
d,' 

^. 
''..; 

# 

H 

^4 


ß4 
ß4 

ßs 
ßa 
ßs 
ßs 

ß4 
ß4 

ß« 
ß5 
ß9 

ßo 

ßT 

ßr 

ß. 


Fclf^ 
F 


1,8 
1,8 
4,2 
4,2 
4,2 
4,2 
1,8 
1,8 

2,1 

2,1 
4,8 
4,8 
3,3 
3,3 
1,5 

1,2 
1,2 
1,2 
1,2 


Y2- 


Sa 


Sj, 
V2 


1 
2 
2 
2 
2 
2 


2 
2 
2 
2 
2 
2 
2 

0,5 
0.5 
0,5 
0,5 

29* 


+ 
+ 

+ 
+ 

+ 
+ 
+ 


0 
0 
0 
0 


0 
0 


0 
0 
0 
0 
0 

—  1 

+  1 

—  1 

+  1 

—  1 

+  1 

—  1 


5. 
V2 


—  1 

+  1 


0    — 1 


+  1 

—  l 

+  1 

—  l 

+  1 

0 

0 
0 
0 
0 
0 
0 


0    -1 

0  +1 

01  +  1 
0—1 


452  Zweiter  Abschnitt  —  §  17. 

oberen  nnd  unteren  Gnrtnng  unterscheiden  sich  von  einander  so  wenige 
dass    es    stets    zulässig    ist,    ihnen    gleiche  Werthe  F^ :  F  beizulegen. 
Die  dritte  Spalte  der  Tabelle  enthält  di&  Verhältnisszahlen  « :  ««>  wo 
8c  die  Feldlänge,  d.  i.  die  Länge  eines  Gurtstabes,  bedeutet. 
Mit  diesen  Bezeichnungen  ergiebt  sich  nun 

und  dieser  Werth  wird  gleich  Null  sobald 

ist,  eine  Bedingung,  welche  sich  stets  durch  geringfügige  und  für  die 
Endergebnisse  der  Untersuchung  belanglose  Aenderungen  der  auf  Grund 
der  angenäherten  Berechnung  gewonnenen  Querschnittsflächen  erfüllen 
lassen.'*')  Die  Zahlen  werthe  der  vierten  Spalte  der  Tabelle  genügen 
der  vorstehenden  Bedingung,  und  es  sind  daher  die  drei  Elasticitäts- 
gleichungen  von  einander  unabhängig.  Der  Einfluss  einer  im  Knoten- 
punkte m  angreifenden  Last  P«  =  1  auf  die  statisch  unbestimmten 
Grössen  ist  also 

-jr    Oma         .  y    Ow»^  ^   _^ 

0««  Oh  Occ 

und  hierein  ist,  mit  den  Bezeichnungen 

ßs+2ß5+2ß,  +  2ß,  =  4;i 
ß2+4ß6+2ßio=3ß,+  4ß8  =  4;, 
zu  setzen: 

WW  st     F  ^ 

JPJP  st    W  ' 

:^8„  =  SSjf  9-=4Sa.  +  4v'+8(v  +  v'^  +  84.,, 

Sg  8e     I^  i 


me 


♦)  Die  zunächst  nach  der.  Näherungstheorie  berechneten  Stabquerschnitte 
und  die  ihnen  entsprechenden  Werthe  a,  p  und  v  sind  in  der  Tabelle  VUI  zu- 
sammengestellt worden;  Fe  wurde  gleich  100  qcm  gewählt  Es  ergaben  sich  die 
nur  wenig  von  einander  abweichenden  "Werthe 

ß.  +  ^ße  +  2ß,o  =  1,33  +  4  •  2,57  +  2  •  5,66  =  22,93  und 
8ß4  +  4 Ps  =  3  . 1,77  +  4  . 4,04  =  21,47. 
Der  Querschnitt  von  d^  wurde  nun  gleich  29  qcm  (statt  25)  angenommen;  sodann 
wurden  die  Werthe  ß,  v  und  v'  so  abgerundet,  dass  sie  den  Theiler  8  erhielten. 

7 

Ebenso  wnrde  dafür  gesorgt,  dass  Sa  ohne  Rest  durch  3  getheilt  werden  konnte. 

Diese  Maassnahmen  erleichtem  die  Zahlenrechnungen,  da  t},ea,  T|je»nnd  %»•  durch 
30  getheilt  werden  müssen. 


Aafgaben  über  statisch  unbestimmte  mehrtheilige  Faohwerkbalken.      453 
Man  erhält 

Sa^  =  8.8,    4^1=21,9,    4^2  =  22,2. 

EF.  EF^  FF 

^8..  =  372,0,    ^^^8*,=  194,4,     -~^8,,=  211,2. 

EFc 

An  Stelle  der  Darchbiegnngen  8«  berechnen  wir  die  Werthe h^, 

Sc 

indem  wir  die  Längenänderangen  As  =  -=^  ersetzen  durch ^$ 

EF  8c 

9     Fe                                                EF^ 
=  S — •-— -.    Den  sich  hebenden  Faktor streichen  wir.    Zunächst 

Sc       F  8, 

nehmen  wir  das  statisch  bestimmte  Hauptsjstem  i^uf  die  in  Fig.  421 
angegebene,  Art  gesttltzt  an,  berechnen  für  die  Zustände  X^  =  — 1, 
JTft  =  —  1  und  Xc=  —  1  die  Durchbiegungen  ir]  und  finden  dann  für 
den  im  Abstände  x„  vom  linken  Stützpunkte  liegenden  Knotenpunkt  m 

8^  =  1^^  —  ^16~~f" 

Die    senkrechten  Verschiebungen  der  Stützpunkte  Ä  und  B  stimmen 

mit  denen  der  Knotenpunkte  0  und  16  überein ,  weil  die  Ständer  O^i 

und  16^  in  den  hier  in  Frage  kommenden  drei  Belastungsfällen 
spannungslos  sind. 

Mit  Hilfe  der  auf  Seite  449  abgeleiteten  Formeln  ergeben  sich  die 
folgenden  Werthe  ir). 

Znstand  X«  =  —  1 
•>li.  — v'=l,5 

irij.=             v'-2ßa--    tti                                                                =-  2,1 

•»l6.='»)2.  +  4v'--8ße-4a,  +  3(a,-a,)+    (ol,-ol,)                   =-  18.6 

•*lio.='»)««+4v'--8ßio-4a.+4(aa-a,)+4(a»-ae)+2(a«-aT)=-  61,0 

•»lu«='»lio.+  4v-8ß8-4ai+3(a.2-a8)+   (a^-a»)                   =-  77,5 

^8.=      +3v'+4ß,-.(a,-a,)  =+  10,1 

•»)7a='*l3-+4v'+8ß7-4(ai-a,)-3(a8-a,)-    (a^-oO-  =+  40.9 

•*liia='>l7«+4v'+8ß,-4(a,-a,)-4(a3-a0-8(a5-a«)  ==+  83,7 

Tli5.=T1iia+4v'+8ß5-3(a,-aa)-   (aa-aO  =+105.3 

y\*a=  -   +3v'-6ß4-8ai+   (Oa-o.)  =-     9,1 

•»l8a=>  +  4v-8ß8-4ai+4(a2-a,)+3(a4-a5)+(a8-aT)=-  39,6 
•*ltj.='5Q8.+4v'-8ß8-4aj+4(aa-a3)+8(a4-a5)+(a«-a,)=-  70,1 


451 


Zweiter  Abschnitt  —  §  17. 


+5v'+8ß5— 8(ai— a,)—  (a,— aj 
^5.+4  v'+8  ßj— 4  (ai— o,)— 4  (otj— aj 
'^9-+4  v'+8  ß^— 4  (a,  — o,)— 3  («3  —  aj 


'*ii6«—  "»ilö 


'^2>     = 
**llO»  = 

**l7»    = 
"^166  = 


=  — 2a- 

1i6=  105,8  —  91,5  =  18,8 

Znstand  X^  =  —  1 
1i»  =  v'=  1,5 


a. 


■3(a5— Oe) 
2(4^1+^2)  =  — 91,5 


+  28,1 
+  65,9 
+  96,7 


14» 
**ll2* 


%4c 


=  +  0,5 

1>*  +  as— Os+a*— «5  =  +  0,8 
'neb  =  +  0,8,     Tfjj^j  =  7]jj  =  +  0,5 

—  V  — 4ß3— (a,  +  a,)  =_    9,1 

'nsb  —  8ß7  — (a8+a4+a5+a6)  =  — 36,9 
•>l7»  —  Ößs— (a7  +  a7  +  ae+a5)  =  — 76,5 
Int— 8ß5—(a4+ «3  +  0,+ a,)  =  — 95,7 

=  — v'+ai  — Oj+Oa  =  —  0,7 

=  ^46    —«4+  «6—  «6+07  =  — 0,8 

=  '*l4*  =  —  0,7 

=  v'    +8ß5+ai+a2  +  a8+a^=  +  20,7 
=  lö  6  +  8  ß»  +  «5  +  tte  +  a^  +  «7  =  +  60, 8 

=  "»Is»  +  8  ß7  +  «6  +  ag  +  a^  +  Oj  =  +  88.1 

7 

1i6*  — 1,5»  =  Sa  +  2^1  =       47,1 

1 

1i6»  =  —  95,7  +  47,1       =  —  48,6 

Znstand  X^  =  —  1 
'nic  =  —  v'  —  v  =  —  2,1 
=  — 2v"-8v  — v'— 2ß,  — a,  =—    9,8 

--flic  —  Sße  —  (aj+a8+a4+a5)  =  — 30,2 

'nee  —  Ößio  — (a6+a7  +  «7  +  aö)  =  — 77,0 

=  1io«— Sße  —  («4+03 +  «2+ «1)  =  — 97,9 

:v'— V— a,  +  ttg  =  +  0,5 

^''Is.    —  «8+ «4— «0+ «6= +  0,5 

'nie  — a6+a5=  +  0,5 

•*i  1 1  c  —  a^  +  ttg  —  a,  +  a  1  =  +  0 , 9 

2v"  +  v'  +  v+6ß,+  a,+  a,+  a3  =  +  i7,8 

'n^c  +  Sßs  +  «4  +  «5  +  «6  +  «7  =  +  52,2 

•^se  +  8ßg  +  a^  +  ttß  +  a5+  a4  =  +  87,1 


Au^ben  über  statisch  unbestimmte  mehrtheilige  Fachwerkbalken.     455 


—  1.7 

—  1,7 

—  1,7 


•»Is.  =  —  v'  —  v  +  a,  — 0,4-0,-04  = 
"^ic  ='*i5.  +«5  —  0«  = 

'"11»«=  lg«'  +«6 — *5~l~"< — «3  = 

"Hie.  —  "»115.  =  V  +  2  v"  +  So  +  2«|<,  =  50,7 

1 

•*ii6c=  0,9 +  50,7  =  51,6. 
Die  aus  den  Werthen  t)  berechneten  Grössen 


^'^-tS"^"~T'^''') 


sowie  die  in  der  weiteren  Untersuchung  gebrauchten  Ausdrücke 

-'s ^^^  -^«    \    ^e 
Y^  ==  Jl^       Xe 

sind  in  der  Tabelle  II  zusammengestellt  worden. 


M  —  ^»    I     -^* 
■*2  ^^^  -^«  -^6 


Tabelle  n. 


m 

jsr. 

X, 

X, 

1^1 

Y, 

Yt 

Y, 

1 

+  0,003 

+  0,016 

—  0,018 

+  0,019 

—  0,013 

—  0,015 

— 

h  0,021 

2 

—  0,009 

+  0,027 

—  0,068 

—  0,018 

—  0,036 

—  0,077 

- 

-  0,059 

3 

+  0,021 

—  0,006 

—  0,038 

+  0,015 

—  0,027 

—  0,017 

— 

-  0,059 

4 

—  0,033 

+  0,055 

—  0,025 

+  0,022 

—  0,088 

—  0,008 

—  0,058 

5 

+  0,051 

+  0,181 

—  0,081 

+  0,232 

1 

-  0,130 

—  0,030 

+  0,132 

6 

—  0,064 

+  0,096 

-  0,232 

+  0,032 

—  0,160 

—  0,296 

+  0,168 

7 

+  0,094 

—  0,081 

—  0,104 

+  0,013 

+  0,175 

—  0,010 

+  0,198 

8 

—  0,125 

+  0,121 

—  0,125 

.  —  0,004 

—  0,247 

0 

—  0,250 

9 

+  0,156 

+  0,452 

—  0,146 

;  +  0,608 

—  0,296 

—  0,010 

—  0,302 

10 

—  0,18ö 

+  0,162 

—  0,518 

—  0,024 

—  0,348 

—  0,704 

+  0,332 

11 

+  0,199 

—  0,219 

—  0,169 

—  0,020 

+  0,418 

+  0,030 

+  0,368 

12 

—  0,217 

+  0,188 

+  0,225 

—  0,029 

—  0,405 

+  0,008 

—  0,442 

13 

+  0,229 

+  0,662 

-  0,212 

+  0,891 

—  0,433 

+  0,017 

+  0,441 

14 

—  0,241 

+  0,228 

—  0,682 

—  0,013 

—  0,469 

—  0,928 

—  0,441 

15 

+  0,247 

—  0,251 

—  0,232 

1  —  0,004 

1 

+  0,498 

+  0,015 

— 

h  0,479 

177.    Spannkräfte  in  den  Stäben  der  Endscheiben«     Für  die 

Spannkräfte  in  den  Stäben  p/,  r/,  vj,  s^',  8^\  8^\  s^  der  rechten  End- 
•ftcheibe  gelten  die  Formeln 


456 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  17. 


IV  =  —  2Xe,   F'a  = — Xf,  —  Xt, — Xcf  Tu  — ~r-Xa     X^      X^ 
S^'  sin  9  =  —  5,'  sin  9  =  +  X 
5'/  sin  9  =  —  ^3 '  sin  9  =  i  (B  +  F' )  =  0. 5  ^  —  X„ 

wo  B  den  Widerstand  der  rechten  Stütze  bedeutet.  Die  Einflosslinien 
für  die  Spannkräfte  V  und  S  der  linken  Endscbeibe  sind  die  Spiegel- 
bilder der  Einflusslinien  der  entsprechenden  Kräfte  V'  und  S'  der  rechten 
Scheibe.  In  der  Tabelle  III  sind  die  Ordinaten  der  Linien  ftlr  F«,  F» 
und  j8'4  zusammengestellt  worden.    Die  54sin9-Linie  und  die  F^- Linie 

Tabelle  III. 


m 

Vu 

Vo 

;S'4  8in9 

m 

Vu 

Vo 

S^  sin  9 

1 

+  0,730 

+  0,236 

+  0,251 

9 

+  0,279 

+  0,091 

+  0,113 

2 

+  0,218 

+  0,695 

—  0,282 

10 

+  0,072 

+  0,200 

—  0,049 

3 

—  0,221 

—  0,679 

—  0,205 

11 

—  0,049 

-  0,151 

--0,069 

4 

—  0,630 

—  0,196 

+  0,608 

12 

—  0,113 

—  0,047 

--0,142 

5 

+  0,587 

+  0,189 

+  0,181 

18 

+  0,065 

+  0,023 

-  -  0,045 

6 

—  0,170 

-r0  542 

—  0,201 

14 

+  0,082 

+  0,050 

—  0,018 

7 

—  0,150 

—  0,462 

+  0,137 

15 

+  0,005 

—  0,001 

—  0,001 

8 

—  0,872 

-  0,121 

+  0,375 

1 

zeigt  Fig.  422;  vergleicht  man  sie  mit  den  im  I.  Bande  auf  Seite  529 
nach  dem  Näherungsverfahren  gewonnenen  Linien,  so  findet  man  eine 
recht  gute  Uebereinstimmung.  Um  die  Vergleichung  zu  erleichtern, 
haben  wir  die  Geraden,  in  denen  die  Punkte  der  angenäherten  Einfluss- 
linien liegen,  mit  eingezeichnet;  sie  schneiden  auf  der  Senkrechten 
durch  A  die  Strecken  0,25,  0,50  und  0,75  ab."*")  Als  Lasten  sind 
drei-  oder  yierachsige  Lokomotiven  von  1,2"*  Badstand  und  16'  Achs- 
druck angenommen  worden.  Die  ständige  Belastung  beträgt  ^=  1,67» 
also  3,2'  für  jeden  der  Knotenpunkte  2  bis  14  und  2,4'  fttr  jeden  der 
Punkte  1  und  14.  Den  Einfluss  des  Eigengewichts  ermittelt  man  in 
der  Weise,  dass  man 

^-,  =  +  0,20',    A^,,=:  +  5,41',    X,  =  -f  6,60* 

bestimmt  und  hierauf  die  Formeln  1  benutzt.  Man  erhält  auf  diesem 
Wege  die  folgenden  grössten  Stabkräfte,  denen  die  nach  dem  Näherungs- 
verfahren  gewonnenen  in  Klammer  beigefügt  worden  sind. 


F  = 


min 


V   = 


max 


max 


V.= 


S^  sin  9 


^j.  +  ^»  =  —  108,5  —  13,2  =  —  122'  (—  122') 
V.,-{-r,,  =  -\-    42,2+    1,4  =  +    44«  (+450 
V>p-\-V.,  =  +    41,8+    1,0  =  +    42' (+48') 

=  +    42,5+    5,0  =  +    47,5' (+47,5') 
^Si  Bin  9  =  i  r=  —  61«  (—61'). 


*)  Man  achte  darauf,   dass  wir  im  I.  Bande  die  ^Si- Linie,   jetzt  aber  die 
i8^iSin9-Linie  daiigestellt  haben. 


Angaben  über  statisch  unbestimmte  mehrtheilige  Fachwertbalken,      457 


458  Zweiter  Abschnitt.  —  §  17. 

Dm  üebereinstimmung  der  genauen  und  angenäherten  Werthe  ist 
eine  ganz  vorzügliche,  und  es  folgt  daraus  ohne  weiteres,  dass  auch  die 
Of  U  und  D  nach  dem  Nähernngsverfiethren  berechnet  werden  dürfen. 
Wir  wollen  aber  trotzdem  die  genauere  Berechnung  auch  für  die  übrigen 
Stäbe  durchführen  und  noch  verschiedene  Vergleichungen  mit  den  an- 
genäherten Ergebnissen  vornehmen.*) 

178«  Die  Spannkräfte  in  den  Diagonalen  ergeben  sich  aus  den 
Oleichgewichtsbedingungen  für  die  einzelnen  Knotenpunkte.  Für  die 
Spannkräfte  D^,  2>g,  2>4^  D^'  gelten  die  Formeln 

Z>j  sin  9  =  Do,  sin  9  -f  X«  +  X«  =  D^j  sin  9  -}-  ^s 
D,  sin  9  =  D03  sin  9  —  X«  +  A"»  =  D^j  sin  9  —  Y^ 
D^'sin  9  =  D«4'sin  9  +  X.  —  X,  =  Do4'sin  9+^4 
D5'sin  9  =  D05' sin  9  —  X«  —  X*  =  Dog'sin  9  —  1\. 

Die  Do-Linien  lassen  sich  nach  dem  im  I.  Bande  angegebenen  Verfahren 
ermitteln.    Fig.  414  zeigt  die  Einflusslinien  für  Do2sin9  und  Dos  sin  9* 

Die  übrigen  Kräfte  D  sind  durch  die  Gleichungen  bestimmt 

Dg'  =  —  D4',     D3'  =  —  D5',     D4'  =  —  De,  u.  8.  w. 
Dq  sin  9  =  —  D4  sin  9  =  D,  sin  9  —  P, 
D7  sin  9  =  —  D5  sin  9  =  D3  sin  9  —  P3 
Dg'sin  9  =  —  Dg'sin  9  =  D4'8in  9  —  P4 

U.    8.    W. 

wo  Pj,  P3  .  .  die  in  2  oder  8  u.  s.  w.  angreifende  Knotenlast  be- 
deutet. Die  Tabelle  IV  enthält  die  Ordinaten  der  Einflusslinien  für 
alle  linkssteigenden  Diagonalen.  Die  D3  sin  9 -Linie  ist  in  Fig.  422 
dargestellt  worden;  sie  weicht  nur  unwesentlich  von  der  im  I.  Bande 
nach  dem  genäherten  Verfahren  der  Zerlegung  des  Netzwerks  in  statisch 
bestimmte  Theilsysteme  gewonnenen  ab.  Für  die  mm,D  sin  9  ergeben 
sich  die  folgenden  Werthe,  denen  die  nach  dem  NäherungsverÜEÜiren. 
gewonnenen  in  Klammem  beigefügt  worden  sind.**) 


*)  Herr  Professor  G.  Mehrtene  hat  in  der  Deutschen  Bauzeitong  1902,. 
Seite  75,  die  von  mir  im  ersten  Bande  dieses  TS^erkes  durchgeführte  Näherungs- 
berechnung  als  einen  ^^unzureichenden  Nothbehelf^  bezeichnet  und  damit  nur 
gezeigt,  dass  er  selbst  die  Spannkräfte  eines  derartigen  Systems  noch  nie  genau 
untersucht  hat. 

*'*')  Yergl.  Band  L  Seite  589  und  530.  Die  dort  angenommene  Belastung 
haben  wir  etwas  geändert,  indem  wir  der  Einfachheit  wegen  die  Mittelachse  des 
Tenders  an  einen  Knotenpunkt  ruckten. 


Angaben  über  statisch  unbestiininte  mehrtheilige  Fachwerkbalken.      459 


TabeUe  IV. 


m 

2>,8m9 

D^^n<p 

D^SUKp 

2>B'sin9  De  sin  9 

1                               1 

DjSmtp  Dg' sin  9  Dg' sin  9 

1 

D,oSin9 

1 
2 
8 
4 
5 

—  0,015 
+  0,923 

—  0,017 

—  0,008 

—  0,030 

-  0,004 

—  0,014 
+  0,890 

—  0,029 

-  0,020 

+  0,004 
+  0,009 

—  0,024 
+  0,825 

—  0,018 

—  0,019  -0,015 

—  0,0181-0,077 

—  0,015  —  0,017 

—  0,022  —  0,008 
+  0,768  —  0,080 

—  0,004 

—  0,014 

—  0.110 

—  0,029 

—  0,020 

+  0,004 
+  0,009 

—  0,024 

—  0,175 

—  0,018 

—  0,019 

—  0,018 

—  0,015 

—  0,022 

—  0,232 

—  0,015 

—  0,077 

—  0,017 

—  0,008 

—  0,030 

6 
7 
8 
9 
10 

+  0,704 
—  0,010 

0 
+  0,010 
+  0,296 

—  0,023 
+  0,608 

—  0,003 
+  0,013 
+  0,031 

—  0,015 

—  0,019 
+  0,500 
+  0,019 
+  0,015 

—  0,082 

—  0,013 
+  0,004 
+  0,392 
+  0,024 

+  0,704 
—  0,010 

0 
+  0,010 
+  0,296 

—  0,023  —  0,015  —  0,032 
+  0,608  —  0,019-0,018 

—  0,003  +  0,500  +  0,004 
+  0,018  +  0,019  +  0,892 
+  0,031  +  0,015  +  0,024 

—  0,296 

—  0,010 
0 

+  0,010 
+  0,296 

11  +0,030 

12  +0,008 

13  1+  0,017 

14  +  0,077 

15  +  0,015 


+  0,232 
+  0,022 
+  0,016 
+  0,019 


+  0,018 
+  0,175 
+  0,024 
—  0,009 


+  0,019  —  0,004 

I 


+  0,020 
4-0,029 
+  0,109 
+  0,018 
+  0,004 


+  0,080 
+  0,008 
+  0,017 
+  0,077 
+  0,015 


+  0,232 
+  0,022 
+  0,016 
+  0,019 
+  0,019 


+  0,018 
+  0,175 
+  0,024 

—  0,009 

—  0,004 


+  0,020 
+  0,029 
+  0,109 
+  0,018 


+  0,030 
+  0,008 
+  0,017 
+  0,077 


+  0,004  +  0,015 


,«,D,  sin  9  =  ,^Z>2,  sin  9  +  D,|,  sin  9  =  54,4  +  6,4  =  60,8'  (60,0*) 

^Dj  sin  9  =  47,8  +  5,6  =  58,4'  (52,1') 
.«.D^  sin  9  =  41,3  +  4,8  =  46,1'  (45,5') 
«„Dß'sin  9  =  85,5  +  4,0  =  89,5*  (39,6') 
.«.De  sin  9  =  28,1  +  8»2  =  81,8'  (31,0') 
D^  sin  9  =  22,5  +  2,4  =  24,9'  (24,9') 
^D^'sin  9  =  17,9  4-  1,6  =  lÖ,ö'  (20,2') 
.«.D/ sin  9=  18,4  +  0,8  =  14,2' (16,8') 
Djoßin  9  =  10,2  +  0     =  10,2'  (12,4'). 


ma»' 


maae- 


max- 


179.    Die  Spannkräfte  in  der  oberen  GuAiuag«     Man  erhält, 
da  9  =?  45**  ist, 

Ol  =  S^  sin  9  —  D3  sin  9 

0,  =  Ol  +  D/  sin  9  —  D4'  sin  9  =  Oj  —  2D4'  sin  9 

03=0, —  2 Dg' sin  9,  0^=03 — 2D3  8in9,  u.  s.  w. 

Tabelle  V  enthält  die  nach  diesen  Formeln  berechneten  Ordinaten  der 
0-Linien.  In  Tabelle  VI  haben  wir  diese  Linien  nach  dem  Nähemngs- 
ver&hren  berechnet  nnd  zwar  für  eine  Lasteinheit  von  P=  120.  Die 
angenäherte  S^  sin  9-Linie  zeigt  Fig.  428;  die  Werthe  D  sin  9  sind  der 
Tabelle  anf  Seite  580  des  ersten  Bandes  entnommen  worden;  sie 
mnssten  mit  4  mnltiplicirt  werden,  da  jene  frühere  Untersuchung  die 
Lasteinheit  P  =  80  voraussetzte.  Dieses  Näherungsverfiahren  führt 
ausserordentlich  rasch  zum  Ziele  und  liefert  vorzügliche  Ergebnisse. 
Bei    der  Berechnung    von  0|  wurden    dieselben  Achslasten  und  Rad- 


460 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  17. 


stände  angenommen,  wie  bei  der  Ermittlung  der  F,  S  und  D.  Die 
übrigen  Werthe  0  sind  für  den  neuen  preussischen  Belastuugezug^ 
(Band  I,  Seite  388)  berechnet  worden.    Man  yergleiche  die  Figur  422, 


S^smf 


Flg.  423. 

Tabelle  V. 


* 

•  m 

-0, 

-0, 

-0, 

-0, 

-O5 

~'(h 

-0, 

1 

0,228 

0,236 

0,198 

0,168 

0,160 

0,168 

0,130 

2 

0,668 

0,686 

0,650 

0,496 

0,468 

0,486 

0,450 

3 

1,102 

1,054 

1,024 

0,990 

0,770  . 

0,746 

0,716 

4 

r-  0,254 

1,396 

lj352 

1,336 

1,278 

0,928 

0,884 

5 

0,149 

0,113 

1,649 

1,589 

1,549 

1,513 

1,049 

6 

0,495 

0,465 

0,401 

1,809 

1,763 

1,733 

1,669 

7 

0,754 

0,716^ 

0,690    J 

0,670 

1,886 

1,848 

1,822 

8 

—  0,128 

0,872 

0,880 

0,88a 

0,874 

1,874 

1,882 

9 

0,117 

0,155 

0)939 

0,959 

0,985 

1,023 

1,807 

10 

0,263 

0,298 

0,341 

0,933 

0,995 

1,025 

1,073 

11 

0,313 

0,349 

0,389 

0,449 

0,913 

0,949 

0,989 

12 

—  0,003 

0,347  . 

0,405  . 

0,421 

0,465 

.    0,815 

0)873 

13 

0,054 

0,102 

0,320 

0,354 

0,386 

0,434 

0,652 

14 

0,087 

0,069 

0,095 

0,249 

0,287 

0,269 

0,295 

15 

0,087 

0,029 

0,037 

0,067 

0,105.. 

0,097. 

0,105. 

Aufgaben  über  statisch  unbestimmte  mehitheilige  Fachwerkbalken.     461 


o 

04 


I! 


lA 


eo 


09 


PO 


lA 


00 


C^ 


•^•^O  O  »O  »ftOOOO.OO  00 


I     I 


I  I 


I     I 


Oi 

Od 

O) 

oa  -^ 

00 

CO 

00 
CO 

00 
CO 

CO 
CO 

1 

1 

o 

1 

lA  O 

• 

lA 

lA 

lA  O 

kA 
00 

1  1 

t^ 

t-g 

O) 

O) 

O) 

^18 

lA 

O 

lA 

O 

+ 

+ 

1 

Od  CO    lA  lA 

00    ^  ^ 


lA 


lA  04 

I   I 


00 
00 

CO 
CO 

CO 
00 

CO  00 
00  00 

tH 
C9. 

Tl 

t4 

- 

• 

• 

1 

•1 

00 

00 

CO"^ 
,1H 

tH 

\ 

1 

"■ 

lA  lA  O    iA 

Tl  tH  OJ    O 


+     + 


kA 
O 


»A 

O 


»A  O    lA 
O  G<9    »4 

Tl   tH      ©< 


kA 
Ol 


MI      I 


t«  OÖ-  kA 
Tl  CO    00 


kA 
CO 


kA    CO       T-4  T^  Tl 

00  00    d  C«)  d 

▼-«    C4  C«)  Ol 


^^^^^^^ 


kA  kA  kA 


t<»  C4    O) 

kA  kA    O 
iH    CM 


O) 
O 
C4 


o 

04 


O) 

o 

04 


t    I     I  I  I     II 


O)  CM 


-•^  00    o» 
CM  CO    00 


Od 

00 


O) 

00 


Od  CM    t« 

00  t^      T-l 


r   II  i    I    I    1+ 1 


CO 
CM 


00  -^    tH 
04  00    CO 


CO 


"»-I  CO    lA 
CO  kA    O 


o 


+  + 


+ 


kA  O    kA 

oa  o  CM 


kA 
CM 


kA 
CM 


*A  O    kA 
CM  «^    00 


kA 

00 


kA 

00 


I     1  + 


^4 

00  ■ 

1 

00 

1 

00     00  CM  lA 

1    + 

1»-    t^ 

kA    kA 

Od 
CM 

04 

O)  00  Tl    w 
04    CM    CM 

+  1 

CM 

T-i  00  CO 
CM     T-i 

+ 

9"        q 

05^ 


a-      8- 

a        a 

00         oS 


le« 


O  ^  O  cf  O  cj  o  ^  o 


CM  CM  CM  CM  CM 


I        I        I        I 


CM 


462 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  17. 


in  der  die  Einflusslinien  für  0|  und  0^  abgebildet  sind.  Alle  einge- 
klammerten Zahlen  sind  Ergebnisse  der  angenäherten  Berechnung. 
Man  erhält 

^Oi  =  ^0,,  +  0,,  =  -  85,4  —  12,2  =  —  98*  (—  950 

^0^  =  —  121,0  —  21,8  =  —  148'  (—  189') 

^^Öj  =  —  157,9  —  29,8  =  —  188'  (—  187*) 

^^0^  =  —  184,9  —  36,2  =  —  221'  (—  221') 

^05  =  —  204,1  —  89,4  =  —  244'  (—  245') 

^^Oe  =  —  219,4  —  42,6  =  —  262*  (—  258') 

^A  =  — 213,2  — 44,2  =  — 257' (—254'). 

180«    Die  Spannkräfte  in  der  unteren  Gurtung  wurden  mit 
Hilfe  der  Formeln 

üi  =  /S^  sin  9  —  i>j'  sin  9 

U^  =  I7i-+  2>,  sin  9  —  2)4  sin  9  =  üi  +  2  Dj  sin  9  —  P, 
U^=  CT,  +  2  2)3  sin  9  —  P,  u.  8.  w. 
untersucht.     Zur  Probe  wurde  U>i  noch  mittels  der  Gleichung 

^7=^o7— -är.  +  x,  +  x 

Tabelle    VII    enthält    die    Ordinaten    der    Einflusslinien. 


berechnet. 
Man  findet 


Ui  =  ^üi,  +  U^,  =  70,1  +  9,0  =  79' 
U^=  92,7  +  18,6  =  111' 
Cr3=  126,1 +  26,6  =  158' 
ü;=  147,8 +  33,0  =  181' 
U^=  167,1  +  87,8  =  205' 
17^=197,7  +  41,0  =  239' 
17^=215,9  +  42,6  =  258' 

TabeUe  VII. 


in 

U^ 

ü. 

u. 

U, 

Us 

u. 

u, 

1 

0,232 

0,202 

0,194 

0,202 

0,164 

0,134 

0,126 

2 

—  0,250 

0,596 

0,568 

0,586 

0,550 

0,396 

0,368 

8 

0,190 

0,156 

0,936 

0,888 

0,858 

0,824 

0,604 

4 

0,586 

0,570 

0,512 

1,162     ' 

U18 

1,102 

1,044 

5 

0,949 

0,089 
1,175 

0,849 
1,129 

0,813 

1,849 

1,289 

1,249 

6 

—  0,233 

1,099 

1.035 

1,443 

1,397 

7 

0,124 

0,104 

1,320 

1,282 

1,256 

1,286 

1,452 

8 

0,379 

0,379 

0,373 

1,373 

1,381 

1,381 

1,375 

9 

0,505 

0,525 

0,551 

0,589 

1,373 

1,393 

1,419 

10 

—  0,025 

0,567 

0,629 

0,659 

0,707 

1,299 

1,361 

11 

0,089 

0,149 

0,613 

0,649 

0,689 

0,749 

1,218 

12 

0,171 

0,187 

0,231 

0,581 

0,639 

0,655 

0,699 

13 

0,154 

0,188 

0,220 

0,268 

0,486 

0,520 

0,552 

14 

—  0,005 

0,149 

0,187 

0,169 

0,195 

0.349 

0,887 

15 

0,003 

0,038 

0,071 

0,068 

0,071 

0,101 

0,139 

Aufgaben  über  statisch  unbestimmte  mehrtheilige  Fachwerkbalken.     463 


ISl.  Eine  sehr  schnell  zum  Ziele  führende  angenäherte  Berechnung 
der  grössten  Gurtspannkräfte  ist  die  folgende.  Man  ermittle  mit  Hilfe 
der  im  I.  Bande  auf  Seite  589  abgedruckten  Tabelle  der  grössten 
Biegungsmomente  den  Werth 


3fc.         882 

-^  =  ——=208', 


femer  den  Werth 


-K 


8F 


gr 


4,0 
1,6-30« 


=  45', 


h  Sh  8-4,0 

zeichne  über  der  Stützweite  l  eine  Parabel  vom  Pfeile  45'  und  stelle 
die  ^,taxMp :  h'LmiQ  nach  Band  I  Fig.  526  durch  zwei  Parabektücke 
und  eine  gerade  Linie  von  der  Länge  0,12  Z==:  3,6"*  dar.    Dann  setze 


i    ^6  — 


-,  u.  8.  w.     Man  erhält,  Fig.  424: 


manO,=-      ^   _,  ^ 

0^  =  — 253',  Oe=  — 252',  05=  — 244',  0^=  — 225*, 

03  =  — 194',  0,  =  — 153',  Ol  =  —100', 

das  sind  Zahlen,  die  von  den  vorhin  ermittelten  nur  wenig  abweichen. 


1 
1 

1  i 

^^^ 

\ 

i 

^y'^i 

k 

4 
« 
t 

X     s 

k 

§ 

1 

\ 

5 

\ 

r 

21. 

^^ 

^■""••«„^^  1 

' 

\ 

— i 

' 

[_       ' 

' 

A 

Fig.  424. 

182.  Einfluss  einer  ungleiohmässigen  Erwärmung.  Schreibt 
man  allen  Stäben  der  unteren  Gurtung  die  Temperatur  t^,  den  Stäben 
der  oberen  Gurtung  die  Temperatur  to  und  den  Ständern  (r)  und 
Streben  (s  u.  d)  die  Temperatur  t,  zu,  so  entsteht 

JCat 


^SJ 


8 


Sc 


EF 


2& 


s    F. 


8. 


WO  2,  2,  2  sich  der  Reihe  nach  auf  die  untere  und  die  obere  Gurtung 

und  auf  die  Füllungsglieder  beziehen;  und  ähnliche  Ausdrücke  erhält 
man  für  X^  und  X^. 


464 


Zweiter  Abschnitt  —  §  17. 


Mit  Hilfe  der  Tabelle  I  findet  man  nan 

S5j5  =  2,0,    S5,Ä  =  2,0,    2S^8~ — 4, 

mithin 

J5r.,  =  0,    X„=0 

_   _iEF,    2<.4-2t,  — 4<. 
^K j  ;• 

1 

Für  unser  Zahlenbeispiel  ergiebt  sich,  wegen  F^  =  0,01  qm,  s^.  =  2,0*" 
und  &E=2bO*l^ 

1,25(2«,  + 2f«  — 40 


X..= 


194,4 


Macht  man  die  wohl  am  nächsten  liegende  Annahme 

80  erhält  man  X^t  =  0.  Nimmt  man  an:  t^  =  0,  to  =  2b°,  «^=5°, 
so  erhält  man  trotz  der  sehr  ungünstigen  Voraussetzung  den  vemach- 
lässigbaren  Werth  X^t  =  0,2^  Temperaturänderungen  spielen  also  gar 
keine  Rolle. 

IBS.  Untersuohimg  der  Diirchbiegttxigen.    Uebtingsaiifgaben. 

Wir  beginnen  mit  der  Berechnung  der  Biegungslinie  für  den  in  Fig.  425 


dargestellten  Belastungsfall.  Dieser  ist  so  gewählt,  dass  die  vier  ver- 
schiedenen Theilsysteme  möglichst  ungleichmässig  belastet  werden.  Der 
Strebenzug  d^'  d^  d^'  .  .  •  .  wird  sogar  nur  durch  das  Eigengewicht  be- 
ansprucht. Die  auf  die  einzelnen  Knotenpunkte  ent&llenden  Lasten 
sind,  einschliesslich  des  Eigengewichts,  der  Beihe  nach 

11,4'  21,2'  12,2'  3,2*   12,8'  32,0'  12,8'  3,2'  12,2'  21,2'  11,4'; 

sie  erzeugen  in  den  Ständern  die  mittels  der  Einflusslinien  berechneten 
Spannkräfte 

r=  — 102,0',    ^,.  =  +24,4',    F,  =  28,8*. 


Aufgaben  über  statisch  unbestimmte  mehrtheiJige  Fachwerkbai ken.      465 


Die  übrigen  Spannkräfte  sind  mit  Hilfe  der  für  die  einzelnen  Knoten- 
punkte aufgestellten  Gleichgewichtsbedingungen  berechnet  und  in  der 
Tabelle  VIII,  Spalte  S\  zusammengestellt  worden;  sie  erzeugen  die 
Längenänderungen 


A'«  = 


JiF 


Tabelle  Vin. 

a)    Guitungen  und  Ständer. 


Ol 
0^ 


8 
8c 


S' 


EFc^'s 


s 


ma» 


98 
143 
Os  I  188 
04  221 

07 


V 


244 
262 

257 

122 
42 
44 
t 


125 1 

180 ' 
275  j 
275' 
328! 
328' 
328 


0,80 
0,56 
0,36 
0.86 
0,30 
0,30 
0.30 


166  0,60 

66  1,51 

66  1,51 

qcm 


+ 
+ 


73 
83 
114 
178 
193 
201 
207 

102 
28,8 
24,4 
t 


—  58 

—  46 

—  41 

—  64 

—  59 

—  60 

—  62 

—  61 
+  43 

+  37 
t 


«1 

1*4 


79 
111 
153 
181 
205 
239 
258 


100 
140 
228 
228 
260 
325 
325 


Fr 

F 


EFctis 


1,00 
0,71 
0,44 
0,44 
0,38 
0,31 
0,31 


Fe  =  100  qcm 


+  18 
+  103 
+  136 
+  142 
+  160 
+  192 
+  200 


+  18 
+  73 
+  66 
+  62 
+  61 
+  60 
+  62 


b)  Diagonalen. 


Ommjt'    F 

86  '1O8 

FcV^ 

8 

^'      ^'^^^''\       .         ^ 

FrV^ 

8 

Ä' 

EFcti'8 

F 

1,31 

8c  V^ 

/2 

«c/2    , 

^max     X- 

F 

8c  Vi 

8cV^ 

</, 

1 

+  53,2    +70    d,' 

64     80      1,77 

1 

-    4,8 

—     8 

d* 

44      55 

2,57 

2 

—  32,0    —16    d^' 

64  .80      1,77 

2 

+    4,8 

+  17 

rfe 

44 

55 

2,57 

2 

+  32,0'   —16    <■  28  ,35'    4,04 

2 

-    1,6 

—  13 

rf,     14 

25 

5,66 

2 

0 

0      < 

28     35'    4,04 

2 

+    1,6 

+  ia 

'k 

76  ;  95 

1,49 

2 

+  22,2 

+  66    'rfa' 

56     70'    2,02 

2 

—  15,6 

—  63 

dt 

35      44 

3,22 

2 

-10,0 

-  64    ^5' 

56     70  1    2,02 

2 

+  15,6 

+  63 

(2,  ,  35  i  44 

3,22 

2 

+  10,0 

+  64  W    20     25  ,    5,66 

2 

—    2,8 

—  31 

rf,     20      26 

5,66 

2 

+    2,8i   +31    d; 

20  1  25      5,66 

2 

+    2,8 

+  31 

s,  ,  86    115 

1,23 

0,5 

-  51 

—  31 

, 

«j 

86    115 

1,23 

0,5 

—  51 

+  31 

»»i  67 

115 

1,23 

0,5 

—    2.6 

2 

«1 

67 

115 

!    1,23 

0,5 

+    2,6 

+    2   , 

1 

Die  erste  Spalte  der  Tabelle  VIII  giebt  die  absoluten  Werthe  der  für 
die  Querschnittsberecbnung  massgebenden  grössten  Spannkräfte  an,  sie 
enthält  also  eine  Zusammenstellung  der  in  No.   177  bis  180   berecb- 


Müller-BreilftQ,  Gnphische  SUtik.    11.  1. 


80 


466 


Zweiter  Abschoitt.  —  §  17. 


EF,b!s 
neten  Werthe.    An  Stelle  der  A  8  wurden  die  Werthe  bezieh. 


EF^L's    . 


Sc 


V2b, 


in  Tonnen  angegeben.     Mit  Hilfe  dieser  Zahlen  findet  man 


nun  mittels  der  in  No.   175  abgeleiteten  Formeln  die  Verschiebungen 

71^  =  0,5.2(31  +2) +  87 +  0,5.61  =  100,5 

7jj=  1,5  .  2  .  31  +  0,5  .  2  •  2  —  2  .  2  +  37  +  1,5  .  61  +  2  .  70  —  18 

=  280,5 
il3=2(— 31  — 2) +  1.5.  2  (81 +  2) +  87— 2 -48  +  0,5.  61 +  2.  66 

—  (18  +  73)  =  85,5 
7)4=  —  2  .  2  .  31  +  1,5  .  2  .  81  +  2,5  .  2  .  2  —  2  .  2  —  2  .  43  +  87 

-0,5-61  +  2  (17  +  8)  —  (18  +  73  +  66)  —  2  .  58  =  —  827,5 
1)5  =  2  .  2  (—  31  —  2)  +  2,5  .  2  (81  +  2)  —  2  .  48  +  3  .  37  +  0,5  •  61 

+  2  (63  +  63)  — (18  +  73  +  66  +  62)  —  2  (58  +  46)  =  —  56,5 
1),  =  •»),—  12*)  +  2  (16  +  16)  —  (73  +  66  +  62  +  61) 

+  2  (—  58  —  46  —  41  —  18)  =  —  255,5 
Y)^  =  1Q3  —  12  +  2  (64  +  64)  —  (66  +  62  +  61  +  60) 

+  2  (—  58  —  46  —  41  —  64  —  18  —  78)  =  —  519,5 
7)8  =  7i4—  12  +  2  (13  +  13)  —  (62  +  61  +  60  +  62) 

+  2  (—  58  —  46  —  4 1  —  64  —  59  —  18  —  78  —  66)  =  —  1382,5 


Fig.  426. 


Für  irjjg  ergiebt  sich  mit  Hilfe  des  in  Fig.  426  dargestellten  Belastungs- 
falles der  allgemeine  Ausdruck 

11^^=7,5  >^2(A«i  +  A^,)— 8 /2'A53— 7  "/2As4+0,5/2(A/j—A./4) 

—  8  Ar,  +  7  Ap,.  +  7  Aoi  +  6  (Ao,  +  Ao,  +  Ao^)  +  5  AO5 

+  4  (Aoe  +  A07  +  Ao/)  +  3  Ao/+  2  (Ao/+  Ao/+  Ao,')  +  Ao,' 

—  7  (Awj  +  A«,)  —  6  Amj  —  5  (AM4  +  AW5  +  At/ß)  —  4  Aw^ 

—  3  (Awy'  +  AUß'  +  Attg')  —  2  A W4'  —  (Af/3  +  Au,  +  Auj ) 

+  0,5/2(A(/3  — A(i5+Arf7  — Ae^e+Arfi,  — Arfi3  +  Ad,5) 

— 0,5/2(A(f/— Ad^+Ac^e'- A(?8'+Arfio'— ^^i2'+^^i4'— ^^le'). 
Da  nun  ein  symmetrischer  Belastungsfall  Yorliegt  und  ausserdem 

*)  2  (t^vu  —  Af>^)  =  2  (87  -    43)  =  —  12. 


Aufgaben  über  statisch  unbestimmte  mehrtheilige  Fachwerkbalken.      467 

A5i  =  —  äkS^,  und  Aa3  =  —  A«4  iat,  80  geht  die  vorstehende  Formel 
über  in 

%e=  — ÖAt7o+7Ar«+7(+Aoi+Ao2  — Auj— A«4+Ao5+Aoe  —  Am^) 

+  8(—  Awi— Ai/jH- Aoj  + A04  — Af/g  —  Awg  +  A07) 

+  0,5  V2(+  A(i3- A(iö+  A(i,-  Arfj>+ A(?/- Arfß'+Arfj'). 

Die  Einsetzung  der  Zahlenwerthe  liefert 

iflje=  —  8  •  48  +  7  •  87 -j- 7  (— 58  —  46  —  66  —  62  —  59— 60— 62) 

4-8(— 18  — 73  — 41  — 64  — 61— 60  — 62) 
.      +  0,5  . 2  (+  66  +  64  +  64  —  81  —  31—63  —  63) 

d.  i.  abgerundet  ijie  =  —  6000. 

Der    mit  u4=  107,2'  belastete  untere  Theil  des  Endständers,    dessen 
Querschnitt  180  qcm  beträgt,  wird  um 

Ss         107,2.100        ^^„,«-,, 

^«  =  -;7^  =  o,  *      ,^^  =  0,03"-*) 

EF        2150-180  '  ^ 

verkürzt,  und  es  ergeben  sich  daher  die  Senkungen  5  der  Knotenpunkte 
ans  der  Formel 


*-=^G--''"t)  +  «'" 


,03'"" 
EF.        2150-100 


wo 


8c  200 

Man  findet  der  Beihe  nach 

8==3,1'"'"  8,5—  10,4"'"'  10,3—  16,5""  18,4""  19,7""  15,4' 
und  erkennt,  dass  sich  bei  den  unbelasteten  Knotenpunkten  4  und  8  in  der 

Gurtung  Knicke  von  —  (10,4  +  16,5)  —  10,8  =  8,2""  bezieh.  19,7 

—  15,4  =  4,8""  Pfeil  bilden,  die  bei  der  kurzen  Feldweite  genügen, 
um  in  einer  gelenklosen  steifen  Gurtung  erhebliche  Biegungsspannungen 
hervorzurufen.  Aus  diesem  Grunde  ist  das  untersuchte  Netzwerk  nur 
für  Träger  mit  Bolzengelenken  zu  empfehlen. 

Weiter  möge  noch  die  Durchbiegung  \  für  den  in  Fig.  427  ab- 
gebildeten Belastungsfall  angegeben  werden.  Da  \  nur  von  den  Längen- 
änderungen des  den  Strebenzug  d^^  ^5',  d>i\d^  .  .  .  .  enthaltenden 
Theilsjstems  abhängig  ist,  so  wenden  wir  die  Foimel 

»3  =  25'^ 
®  EF 

auf  die  wirklichen  Spannkräfte  S  und  auf  die  Spannkräfte  S'  in  Folge 


♦)  Es  wurde  für  Flusseisen  ^=2150000  *^/gf»  =  2150  Vje«  gesetzt. 

80* 


468 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  17. 


einer  am  Theilsysteme  in  8  angreifenden  Last  1  an.  Ersetzen  wir 
diese  Last  1  durch  eine  Last  von  der  Grösse  8,  so  nehmen  die  S'  die 
in  die  linke  Hälfte  der  Figur  eingeschriebenen  Werthe  an  und  wir  er-, 
halten  daher 

858=S5'Afi=2[l-Aoi  — 7(A08+A<?s+A04+A05)— 15(Aoe+Ao7) 

+  3  (A«i+  Aw,  +  A1/3)  +  1 1  (AK4  +  A1/5  +  Af/e  +  A«,) 

+  4  VT (—  A(//  +  Arf/  —  A(^e'  +  ^r'g')  —  Ar,  —  3 Af7, 
+  2  Ar  +  Y2  (A^i—  A«,)  —  3  y2  (As»—  A«J]  +  8,. 


H'iH 


*f    *». 


1.45-1.^5-4*  fr  J*t5-J 


n      //     //      //     //* 

Fig.  427. 


ir     IT     ir     ir    iT^ 


Hierin  sind  Ao,  Au,  A(^,  .  .  .  Mittelwerthe  aus  den  Längen&nderungen 
der  einander  entsprechenden  Stäbe  der  linken  und  rechten  Trägerhälfte. 
Beispielsweise  erfährt  der  Stab  0^  durch  die  angegebene  Verkehrslast 
und  durch  das  Eigengewicht  einen  Druck  von  75*,  Stab  0/  einen  solchen 

von  65';  wir  schreiben  also  beiden  Stäben  den  Druck— - (75  +65)  =  70' 

zu.  Auf  diese  Weise  sind  die  in  die  rechte  Hälfte  des  Trägemetzes 
eingetragenen  Spannkräfte    bestimmt    worden.     Die  f(ir  die  geneigten 

Stäbe  angegebenen  Werthe  sind  noch  mit  r2  zu  multipliciren.  &,  be-^ 
deutet  die  Verkürzung  des  untersten  Theiles  des  Endständers.  Man 
erhält  schliesslich 

8g  =  23—  =  — ^  /. 
®  1300 

Die  in  Fig.  425  dargestellte  Biegungslinie  lässt  sich  durch  Hin* 
zufügung  eines  Mittelständers,  der  mit  den  ihn  kreuzenden  Diagonalen 
befestigt  werden  muss,  erheblich  verbessern.  Es  werden  gewissermassen 
die  vier  Theilsysteme  an  der  Stelle  8  mit  einander  verbunden  und  ge- 
zwungen, sich  bei  8  gleichstark  durchzubiegen.  Die  Berechnung  dieses 
fünffach  statisch  unbestimmten  Systems  ist  ziemlich  einfach  und  keines- 
wegs zeitraubend,  sie  sei  dem  Leser  als  Uebungsaufgabe  empfohlen. 
Mit    der    Anzahl    eingeschalteter    Ständer    bessert    sich    einerseits    die 


Aufgaben  über  statisch  unbestimmte  mehrtheilige  Fachwerkbalken.      469 

üebereinstimmaDg  der  Biegangslinien  der  Theilsysteme,  während  anderer- 
seits die  Schwierigkeiten  der  genauen  Berechnung  wachsen. 

Als  weitere  üebnngsanfgaben  empfehlen  wir  die  Untersuchung 
des  in  Fig.  429  dargestellten  fünffach  statisch  unbestimmten  sechs- 
theiligen   Netzwerks,    dessen    Elasticitätsbedingungen    sich    leicht    von 


Fig.  428. 


Fig.  429. 


Fig.  430. 


einander  unabhängig  machen  lassen  und  schliesslich  des  in  Fig.  430 
abgebildeten. einfach  statisch  unbestimmten  Systemes,  dessen  Uauptsjstem 
im  Band  I,  No.  228,  untersucht  worden  ist. 


§  18. 

Untersuchung  der  Formreränderung  eines  riertlielllgen 
statisch  bestimmten  Netzwerks  Hehrtens'scher  Bauart. 


184.  Die  Besprechung  des  Verschiebungsplanes  des  in  Fig.  482  darge- 
stellten Netzwerks  muss  ich  durch  eine  Bemerkung  einleiten,  die  sich  auf  einen 
zwischen  Herrn  Professor  G.  Mehrtens  und  mir  in  der  Deutschen  Bauzeitung 
stattgehabten  Meinungsaustausch  bezieht.*)  Die  Veranlassung  hierzu  gab  die  im 
ersten  Bande  dieses  Werkes  an  einem  mehrtheiligen  Fachwerke  Mehrtens'scher 
Bauart  von  mir  geübte  Kritik.  Ich  hob  auf  Grund  emer  allgemeinen  Untersuchung 
des  statisch  bestimmten  mehrtheiligen  Netzwerks  und  der  Berechnung  eines  Sonder- 
falles (I,  No.  227)  hervor,  dass  der  Schlusssatz  einer  von  Hen*n  Mehrtens  über 
derartige  Fachwerke  veröffentlichten  Abhandlimg  in  allen  Punkten  unrichtig  sei, 
und  betonte  besonders,  dass  von  dem  seitens  des  Herrn  Mehrtens  den  Netzwerken 
semer  Bauart  zugeschriebenen  Vorzuge,  alle  Lasten  gleichmäsaig  über  das  ge- 
sammte  Stabwerk  zu  vertheilen,  gar  keine  Rede  sein  könne.  Ich  zeigte,  dass  in 
der  Diagonale  2),  des  als  Beispiel  untei'suchten  vtertheiligen  Trägers  sogar  eine 
Spannkraft  erzeugt  wird,   die  ebenso  gross  ist,  als  in  der  Diagonale  eines  ehi- 


*)  Deutsche  Bauzeitung  1901,  No.  80  u.  No.  90  und  1902,  No.  12. 


470  Zweitor  Abschnitt.  —  §  18- 

tbeiligea  Systems  gleicher  Spannweita  und  wies  darauf  hin,  dass  man  mit  mehr- 
theiligen   Facbwerten   vor  allem   das   Streben  nach  Yerkleiaerong  dar  Bean- 


spnu^mig  der  Wandglieder  verbinden  müsse.    Nach  einem  erfolglosen  Versuche, 
die  Behauptung  einer  gleiclunässigeD  BeanRpruchung  seines  Stabwerks  zu  recht- 


Formverändenmg  eines  statisch  bestimmten  mehrtheiligen  Fachwerkbalkens.  471 


1'      *'       a' ♦' 


Fig.  4S2. 


S's 

S's 

Smtax 

F 

8 

S' 

F 

Smax 

F 

8 

S' 

F 

Ol 

111 

140 

200 

—  108 

—  154 

«1 

76 

95 

200 

—  40 

—  84 

Oi 

177 

235 

200 

—  162 

—  138 

te. 

138 

175 

200 

—  14 

—  16 

09 

188 

235 

200 

—  83 

—  71 

w* 

178 

225 

200 

hl77  +157 

04 

233 

325 

200 

—  80 

-   49 

M4 

230 

290 

200 

-228 

--157 

Os 

257 

325 

200 

-245 

—  151 

f» 

212 

290 

200 

hl42 

+  98 

Ofi 

302 

380 

200 

—  293 

—  154 

«• 

254 

325 

200 

hll3 

--  70 

0, 

275 

380 

200 

—  210 

—  111 

«7 

258 

325 

200 

-246 

--151 

Os 

286 

380 

200 

-146 

77 

Wh 

288 

360 

200 

1-281 

--156 

09 

262 

880 

200 

—  248 

—  131 

«9 

233 

310 

200 

1-180 

--116 

Oio 

300 

380 

200 

270 

-142 

t#,o 

248 

310 

200 

hl07 

--  69 

Oll 

209 

285 

200 

—  159 

112 

te,i 

208 

290 

200 

-190 

--181 

Ol% 

226 

285 

200 

—  68 

48 

i«it 

231 

290 

200 

h209 

--144 

0,8 

138 

200 

200 

—  133 

—  133 

<*19 

102 

150 

200 

h  80 

--107 

Ou 

160 

200 

200 

—  149 

—  149 

«14 

119 

150 

200 

—  40 

+  53 

^1*) 

53 

70 

283 

+  38 

+  154 

d,o 

61 

80 

566 

+  16 

+  111 

566 

+  307 

^'n 

97 

125 

566 

78 

—  853 

^« 

157 

200 

566 

+  153 

+  433 

rf,j 

79 

100 

566 

—  64  j  —  362 

</> 

108 

135 

566 

—  56 

—  235 

diz 

85 

115 

566 

+  46 

+  226 

d. 

37 

50 

566 

—   3 

—  34 

141 

+  M 

<f5 

117 

150 

566 

+  117 

+  441 

du 

90 

115 

424 

+  11 

+  40 

^e 

48 

60 

566 

+  34 

+  321 

566 

+  54 

dl 

95 

125 

566 

—  65 

—  294 

141 

—  99 

</« 

57 

80 

566 

—  39 

—  276 

dis 

142 

150 

424 

105 

—  297 

d. 

96 

125 

566 

+  72 

+  326 

566 

—  396 

.)  Die  Spannkraft  D  ist  für  eine  |^^  Diagonale  als  ^.  posi- 
tiv  angenommen.    Yergl.  Band  I,  Seite  516. 


472  Zweiter  Abschnitt.  —  §  18. 

fertigen'*'),  erklärt  Herr  Mehrtens  schliesslich:  „Er  habe  durchaus  nicht  an  eine 
gleichmässige  ^/yannikra/'evertheilung  gedacht,  sondern  die  konstruktiven  Mängel 
der  ungleichmässigen  Formänderungen  im  Auge  gehabt,  die  daraus  entspringen, 
dass  die  einzelnen  Theils^'steme  der  Wand  bei  den  in  Yeigleich  gezogenen  un- 
bestimmten Anordnungen  die  wandernden  Einzellasten  nicht  gleich  massig  über- 
tragen. Bei  der  übb'chen  Zerlegung  in  Theilsysteme  erscheine  sogar  nur  dasjenige 
Wandsystem  gespannt,  in  welchem  die  Knotenlast  F  liegt;  alle  anderen  IrVand- 
systeme  seien  spannungslos. ^'  Mit  seinen  mehrtheiligen  Wandgliederungen  be- 
hauptet nun  Herr  Mehrtens,  bessere  Wirkungen  zu  erzielen;  dass  er  sich  aber 
auch  in  diesem  Punkte  irrt,  beweist  der  in  Fig.  4SI  für  einen  Träger  seiner 
Bauart  (Fig.  432)  —  dasselbe  viertheilige  Netzwerk,  dessen  Beanspruchung  in 
Band  I,  No.  227  untersucht  worden  ist  —  gezeichnete  Verschiebungsplan.  Die 
beigegebene  Tabelle  enthält  die  absoluten  Werthe  der  mittels  Einflusslinien  und 
auf  Grund  der  im  Band  I  angegebenen  Belastungen  gefundenen  grössten  Spann- 
kräfte S^  femer  die  Querschnitte  und  Längen  der  Stäbe,  die  Spannkräfte  S'  in 
Folge  der  in  Fig.  432  dai^estellten  Belastung  (Zugstellung  für  maxDs)  einschliess- 

lieh  der  Wirkung  des  Eigengewichts  und  die  Werthe  JS7A8  =  — =7-  in  t\cm.   Das 

feste  Auflager  liegt  bei  Stütze  0.  Die  senkrechten  Verschiebungen  der  Knoten- 
punkte 1  und  2  wurden  mit  Hilfe  der  Fonnel  Öss^ä'A«  berechnet,  ihre  wage- 
rechten Verschiebungen  sind  Ami  und  Aui -|- ^%-  ^^^  Bestimmung  der  Ver- 
schiebungen der  übrigen  Knotenpunkte  wurde  das  Wüliot'sche  Verfahren  benutzt. 
Als  Zeichnungsproben  standen  die  Bedingungen  zur  Verfügung,  dass  die  gegen- 
seitige senkrechte  Verschiebung  der  Knotenpunkte  16  und  17  gleich  der 
Längenänderung  des  Stabes  16 — 17  und  die  Senkung  des  Punktes  17  ^eich  der 
Verkürzung  des  Stabes  YIB  sein  muss.  Ausserdem  wurde  die  Senkung  des 
Knotenpunktes  5  nachti-äglich  noch  gerechnet;  sie  stimmte  mit  der  zeichnerisch 
gefundenen  genau  überein. 

Das  Ergebniss   dieser  Untersuchung   ist   ausserordentlich   ungünstig.     Die 

grösste  Durchbiegung  beträgt  43"'",  also  — --  der   Stützweite.     Die   in  Fig.  432 

700 

dargestellten  Biegungslinien  der  Gurtungen  bilden  einen  Zickzack,  gegen  den  sich 
die  Knicke  in  der  für  das  unbestimmte  System  gefundenen  und  in  demselben 
Massstabe  gezeichneten  IJnie  recht  winzig  ausnehmen.  Neun  Knotenpunkte  be- 
wegen sich  aufwärts.  Die  Strecke,  um  die  Punkt  1'  nach  oben  rückt,  ist  grösser 
als  die  grösste  Durchbiegung  des  vorhin  untersuchten  unbestimmten  Systems.  Die 
gegenseitige   senkrechte  Verschiebung  der  Punkte  1  und  1'   beträgt  60"^  d.  i. 

•j^  der  Stützweite.    Und   ebiönso  gross   ist   auch  die  gegenseitige  senkrechte 

Verschiebung  der  nur  4"*  von  einander  entfernt  liegenden  Knotenpunkte  8  und  5. 
Der  erste  Knotenpunkt  neben  dem  festen  Auflager  senkt  sich  bereits  um  SO**. 
Dies  hat  eine  ganz  unzulässige  Drehung  des  Stabdreiecks  0 — 15  —  1  zur  Folge 
und  bewirkt,  dass  sich  der  Knotenpunkt  15  um  rund  40"^  in  wagerechter  Rich- 
tung verschiebt.   Da  nun  die  wagerechte  Verschiebung  des  oberen  Endpunktes  0' 


♦)  S.  Deutsche  Bauzeitung  1901,  No.  80.  Dort  verlangt  Herr  Mehrtens, 
dass  man  eine  gleichmässige  Vertheilung  der  Lasten  immer  dann  anerkenne, 
wenn  sämmtliche  Stäbe  an  deren  Uebertragung  theihiehmen,  ohne  Bücksicht  auf 
das  Gesetz,  das  diese  Theilnahme  regelt  und  ohne  zu  i)rüfen,  ob  hierbei  nicht 
etwa  die  grösste  Unregelmässigkeit  herrscht. 


HerleituDg  der  Biegungslinien  aus  den  Momentenlinien.  473 

des  Endständers  verhältnissmässig  gering  ist,  so  zeigt  der  nur  4"*  hohe  Endständer 
in  der  Mitte  einen  KnicJi  von  rund  35**  Pfeil.  Beim  Anblick  dieser  beiden 
merkwürdigen  Biegungslinien  wird  man  unwillkürlich  an  die  bekannte  Nürnberger 
Scheere  erinnert. 

Unsere  Untersuchung  zeigt,  dass  der  in  Fig.  432  dargestellte  Träger  in 
jeder  Hinsicht  eine  verfehlte  Konstruktion  ist.  Zu  den  ungünstigen  statischen 
Eigenschaften  tritt  noch  —  bei  der  Vergleichung  mit  dem  unbestimmten  Netz- 
werke —  trotz  der  kleineren  Spannweite  ein  Mehrgewicht  von  etwa  25  v.  H., 
femer  der  aus  der  unsymmetrischen  Gestalt  für  Zeichenstube  und  Werkstatt 
entspringende,  die  Herstellungskosten  unnöthig  erhöhende  grossere  Arbeitsaufwand. 


§  19. 

Herleltang  der  Biegungslinien  aus  den  Momentenlinien. 

186.  Wir  schliessen  unsere  Untersachung  des  ebenen  Fachwerks 
mit  der  Angabe  eines  Verfahrens:  die  Biegungslinien  in  der  Weise  aus 
den  Momentenlinien  herzuleiten,  dass  die  Ermittlung  der  Durchbiegungen 
für  eine  Heihe  von  Belastungsfällen  immer  nur  die  Neubestimmung 
der  Momentenlinie  erfordert,  während  alle  von  den  Querschnittsab- 
messungen und  Stablängen  abhängigen  Grössen  nur  einmal  berechnet 
werden  müssen. 

Zu  diesem  Zweck  setzen  wir  voraus,  es  seien  die  Stabkräfte  durch 
die  auf  die  Knotenpunkte  .  .  .  (w — 1),  m,  (tn -f-l)  .  .  .bezogenen 
Angriffsmomente  . . .  ICi,  M^^  i^m+iy  •  •  •  ausgedrückt  und  auf  die  Form 

(1)     8= +  ^.-lif^-i  +  +«3C  +  +«.+iiL+i  +  ..... 

gebracht,  unter  ^  Wertbe  verstanden,  welche  von  dem  jeweiligen  Be- 
lastungszustande unabhängig  sind.  Es  ist  dann  nach  Seite  115  der 
Einfluss  der  Aenderung  A«  einer  Stablänge  8  auf  die  Gewichte  wx 

(2) ,  fr„.i  =  ^«-lA«,  w^  =  +»Aä,  i^„+i  =  4^«+i A«, 

Ss 
oder,  wenn  Aä  =  gesetzt  und  S  mittels  Gleich.  (1)  bestimmt  wird: 

EF 

fll  O 

w^  =      ^."^      (.  .  .  ^^-iM^  +  +«lf^  +  +^+iiL+i  .  .  ,) 

Bildet  man  auf  diese  Weise  die  Beiträge,  welche  die  einzelnen 
Stäbe  zu  den  Gewichten  w  liefern,  so  gelangt  man  schliesslich  zu  Aus- 
drücken von  der  Form: 

^m= + h  ^ h  — 1- 

»(iH-l)».  "m,m  »(■•+1)1» 


474 


Zweiter  Abschnitt.  —  §  19. 


worin  die  Werthe  a  von  der  Oestalt  des  Fachwerks  und  den  Qner- 
schnittsabmessuDgen  abhängig  sind,  nicht  aber  von  dem  Belastungs- 
znstande. 

Anstatt  nun  die  Durchbiegungen  mit  Hilfe  eines  Seilpolygons  zu 
bestimmen,  welches  mit  der  Polweite  Eins  zu  den  Gewichten  w  ge- 
zeichnet wird,  kann  man  auch  in  der  Weise  verfahren,  dass  man  das 
Gewicht  w^  (und  ebenso  alle  übrigen  iv)  durch  die  Gewichte 

A»*l-1>     ■«*»»     ^m  +  l9 

in  den  Abständen 

^{m-l)mt    ^(m+l)m 

vom  Pole  0  ersetzt.     Denn    die    nach  den  Endpunkten  der  Gewichte 

Mm-i,  M^,  M^^if gezogenen   Strahlen  zerlegen  fr«,  in 

die  Abschnitte: 


öc«t- 


(«-1)1 


<imm 


^'(w+Om 


Fig.  488  a. 


Fig.  483  b. 


Fig.  488  c. 


Vergl.  Fig.  488^,  in  der  ein  von  drei  Momenten  abhängiges  Gewicht  w 
vorausgesetzt  wurde.  Treten  negative  Werthe  a  auf,  so  werden  die 
entsprechenden  M  als  negative  Gewichte  aufgefasst,  wie  dies  die  in  der 
Begel  vorliegende  Figur  488°  angiebt. 

Durch  die  im  Vorstehenden  beschriebene  Aenderung  des  Eräfte- 
zuges  ist  das  gesteckte  Ziel  erreicht.  Die  von  den  Lasten  unabhängigen 
Werthe  a  werden  ein  fUr  allemal  berechnet,  und  die  Untersuchung 
eines  neuen  Belastungszustandes  erfordert  nur  die  Aufzeichnung  der 
neuen  Momentenlinie.     Ein  Beispiel  möge  das  Verfahren  erläutern. 


HerleituDg  der  Bieguagslinien  aas  den  Momentenlinien. 


475 


186.  Zahlenbeispiel*  Es  liege  der  in  Fig.  485  dargestellte  Hauptträger 
einer  Eisenbahnbrücke  von  86"*  Spannweite  mit  10  Feldern  vor. 

Die  Spannkraft  in  einem  Stabe  der  oberen  Gortung  ist  (Fig.  484): 

M» 


0,  =  - 


rm 


und  die  Aendening  der  Stabiftnge  Om  bat  nur  JSinfluss  auf  »••;  sie  erzeugt: 

AOm  OmOm  MmOm 


Ufm  = =  — 


=  + 


fm  JEFmU'm  E  FmTm 

und  man  erhalt,  mit  den  in  der  folgenden  Zusammenstellung  angegebenen 
Querschnittsabmessungen ,  zunächst  für  £  =  1  die  nachstehenden  Beiträge  zu 
den  Gewichten  Wx^  w^  tr». 


Stab 

Om                     Tm 

Fm 

Ol 

ö, 

0% 

7,31 

7,28 
7,20 

8,58 
4,58 
4,92 

0,0160 
0,0820 
0,0320 

Wi       85,64  Ml 
IT,  =  10,77  3f, 
fr5=    9,30  ifß 

Mf 

ter 

qm 

Dem  üntergurtstabe  Ur  entspricht  (wegen  ric 

,  d.  i. 


=  Äifc) 


Stab 


"4 


MkUh 


frfc  = 


EFkhl 


Uk 


Vk 


Fk 


7,20 
7,20 


4,28 
4,92 


0,0240 
0,0820 


IT,  =  16,88  3f, 
«?4=    9,80  3f4 


--^•: 


Für  die  Diagonale  des  m^^  Feldes  ergiebt  sich: 

dm 


^-  =  (±-^  +  ^) 


wobei  die  oberen  Vorzeichen  für  eine  linkssteigende,  die  unteren  für  eine  rechts- 
steigende Diagonale  gelten.    Aus  der  Gleichung  für  Dm  folgt 


irm  =  + 


-   ■  -^— ^— 

hm  An» 


dm I       Dm  dm         dm 


dl 


EFmhm        Am 


—  ^dm    dm  _  -p       Dm  dm        dm 

hm~l   Am  EFmnm-l     Am 


dl 


J  Mm  — 


dl 


E  Fm^mhm~lhm 

dl 


E  Fm^mhm-lhm 


3fi»+ 


EFm^mhm^X 


Mm-l 


Mm- 


476 


Zweiter  Abschnitt,  t-  §  19. 


Stab 

dm 

F- 

dx 

4,69 

0,0210 

«»1=  28,61  3fi 

rf. 

5,59 

0,0150 

IT,  =  49,05  3f,— 

•  57,68  Ifi",  iTi 

—  57,68  if,+  67,82  Ifi 

rf. 

5,59 

0,0070 

fr,    90,99  M^  — 

•  97,80  3f,;  ir. 

—  97,80  3f8  +  105,lllf, 

^4 

6,10 

0,0060 

1^4  =  120,591/4  — 

- 128,98  Jf,;  fr,= 

— 128,98  3f4  + 137,95  Jfj 

d. 

6,10 

0,0060 

«^5  =  120,59  M^  - 

1 20,59  If«;  ^»4  = 

— 120,59  lf5  + 120,59  3f 4 

f.  ¥00 


Flg.  435. 


F  —  —  .^^^  also  «i,   —  —  -^  —  —   ^0^0 
Fo--      ,      also«.,-       -^-       -— - 


=  + 


Dem  linken  Endständer  entspricht 

X 

und  mit  Fq  =  0,0160  gm: 

%Oi  =  14,47  Ifi. 

Für  den  Pfosten  mm  in  Fig.  435  würde  man,  wenn  Km  die  Belastung  des 
Knotens  m  bedeutet,  erhalten: 


Herleitung  der  Biegongslinien  ans  den  Momentenlinien. 


477 


Vm  =  H"  -BT»,  =  Qm+l Qm  = 


Mm+l  —  M^  Mm—Mm^ 


mit 

worein  zu  setzen: 


A 


AÄm  = 


EF 


im 


EF\ 


(-4/m+l  —  Z  Mm  —  Mm-  l). 


Eine  derartige  ninständliche  Berücksichtigung  der  Längenänderimgen  Mi 
der  Zwischenpfosten  ist  jedoch  (im  vorliegenden  Falle  entbehrlich.  Man  denke 
sich  diese  Stäbe  'vielmehr  beseitigt,  zeichne  eine  Biegungslinie,  welche  die  loth- 
rechten  Verschiebungen  der  Knoten  1,  3,  5,  7,  9  der  unteren  Gurtung  und  der 
Knoten  0,  2,  4,  6,  8,  10  der  oberen  Gurtung  angiebt  und  beachte  schliesslich,  dass 
sich  die  Verschiebungen  von  zwei  durch  einen  lothrechten  Stab  verbundenen 
Knoten  um  die  Längenänderungen  dieses  Stabes  nnterscheiden  (vgl.  S.  103). 

Die  Zusammenzählung  der  an  denselben  Knotenpunkten  angreifenden  Ge- 
wichte ic  ergiebt  nun: 

tt»i  =  35,64  Ifi  +  28,61  Jfj  -  57,68  Af,  +  67,82  M^  +  14,47  M^,  d.  i. 

Wi  =  146,55  Ml  —  57,68  M^  uiid  ebenso: 

ir,  =  —  57,63  Ml  -f  170,54  M^  —  97,80  M^ 

1^8  =  —  97,80  Jf,  +  239,71  Af,  —  128,98  M^ 

«^4  =  -  128,98  Ms  +  250,48  if^  —  120,59  M^ 

iTfi  =  —  120,59  J/4  +  250,48  Ms  —  120,59  M^*) 

imd  z^'ar  gelten  diese  Werthe  f ür  ^  =  1 .  "Wird  beispielsweise  ^  =  1  SOOOOQ^/qcm 
=  18000000Vgm  gesetzt,  so  sind  sämmÜiche  w  durch  18000000  zu  dividiren. 

Die  Momente  M  werden  zweckmässig  mit  Hilfe  eines  Seilpolygons  auf 
die  Form 

Mm  =  Hlfm 

gebracht,  wo  H  die  Polweite  bedeutet.  "W^'ird  H  in  Tonnen  ausgedrückt,  so- 
müssen  die  y  im  Längenmaassstabe  der  Trägerzeichnung  gemessen  und  in  Metern 
ausgedrückt  werden.    Die  Gewichte  tr  sind  Zahlen. 

Li  unserem  Beispiele  wählen  wir  für  den  Träger  den  Maassstab  1 :  400  und 
für  die  Durchbiegungen  den  Maassstab  1:1;  femer  J5r=135*.  Wir  müssen 
dann  in  die  für  die  Gewichte  w  gefundenen  Ausdrücke  setzen: 

400        ^ym 


und  erhalten: 


"*  18000000 

wi  =  146,55  ^^  -  57,68 


und  auf  dieselbe  Weise: 


ir,  =  — 

5,78 

-\- 

ir,  =  — 

y« 

3,41 

+ 

«»4  =  — 

y« 

2,58 

-- 

fr6  =  — 

?/4 

2,76 

+ 

ys 


ys 


1,95 
1,39 

1,33 

ys 
1,33 


3,41 
2,58 

ys 

2,76 

_y« 

2,76 


1 

1000 

8yj  _ 

yi         ys 

1000 

2,27         5,78 

^6  =  — 

y»    1    ye 

2,76    '    1,33 

.V7 

2,76 

1^7=  — 

ye      ,      t/1 
2,58    •    1,39 

ye 

2,58 

fr8  =  — 

yi    ,     ye 

3,41     '     1,95 

y9 

3,41 

M^O  — — 

y*    1    y9_. 

*)  Bei  Berechnung  von  tct  denke  man  an  den  Einfluss  von  De- 


478 


Zweiter  Abschnitt  —  §  19. 


Die  in  den  Nennern  stehenden  Zahlen  geben  die  Polweiten  a  der  Gewichte  y 
in  Metern  an,  sie  werden  im  Maassstabe  1 :  400  aufgetragen. 

Nach  Eriedigung  dieser  vorbereitenden  Rechnungen,  welche  für  jedes 
Fachwerk  nur  einmal  auszuführen  sind,  ist  man  im  Stande,  die  Biegungslinien 
I,  II,  III ....  für  irgend  einen  Belastungszustand  schnell  aus  dem  die  Mo- 
mentenlinie vorstellenden  Seilpolygone  abzuleiten. 

Die  Sichtung  der  Seite  /  wird  willkürlich  angenommen.  Mit  Hilfe  von 
yi  und  y^  wird  die  Richtung  der  Seite  //  festgestellt,  hierauf  mittels  yi,  y^,  y, 
die  Richtung  von  II  u.  s.  w.  Man  vergleiche  Fig.  485^,  welche  durch  wieder- 
holte Anwendung  des  in  Fig.  4S3<^  dargestellten  Verfahrens  entstanden  ist  und 
einer  weiteren  Erläuterung  kaum  bedarf.  Die  Funkte  1,  2,  8,  .  .  .  dieser  Figur 
sind  in  so  grossen  Abständen  von  einander  angenommen  worden,  dass  die  den 
einzelnen  Knoten  entsprechenden  Eräftezüge  ym-i,  ym^  yw+i  gut  überschaut 
weitien  können. 

187.    Das  in  No.  184  beschriebene  Verfahren  zur  Ermittlang  der 

Biegnngslinien  gilt  auch  für  den 
Fall  beliebig  gerichteter  Süsserer 
Kräfte»  denn  seine  Anwendung  er- 
heischt nur  die  Bestimmung  der 
Stabkrttfte  mit  Hilfe  der  Angriffs- 
momente. Für  das  in  Fig.  436 
dargestellte  Ständerfachwerk  gelten 
die  in  No.  88  und  No.  124  abge- 
leiteten Formeln,  die  wir  hier  noch 
einmal  übersichtlich  zusammenstellen 
"«•  ««•  wollen. 


(1)       0^  =  — 


Ml 


Ä«  cos  ß«  ' 

(2)     D,  cos  9«  =  -r^  — 


r;    ^»  =  + 


iC.i 


A«-iCosY^ 


3/:., 


Ml 


3C_i 


hm 


(8) 


(4) 


V^  = 


m:u 


ff 


m-l 


3C+I 
"      X. 


(Fahrbahn  oben.) 


gültig  fOr  Fahr- 
bahn oben  und 
Fahrbahn  unten. 


(Fahrbahn  unten.) 


Die  Strecken  V»,.!  und  /^"m+i  sind  durch  die  Verlängerungen  von 
Om  und  Ut^^i  bestimmt.  Aus  den  Gleichungen  1 — 4  ergeben  sich  die 
folgenden  Einflüsse  der  Längenänderungen  Ao^i  Au^t  Ac?^,  AA^  auf  die 
Gewichte  w„. 


h„  cos  ß 


Arf. 


M'm  = 


—  >      t^m-l  =  


t 


gültig    für    die 
Biegungslinien 
der  oberen  und 
unt.  Gurtung. 


Herleitimg  der  Biegungslinien  aus  den  Momentenliaien.  479 

Am  I  nur  für  die  Biegungslinie  der  oberen 

Gurtnng  gültig. 


w^  =  — 


M^«.  =  + 


AÄ«Ä   „,^.1 


M^m+l  =  


AÄ.. 


W+1 


1 


^m-hi^^m         I  nur  für  die  Biegungslinie  der  un- 


teren Gurtung  gültig. 


Mit  Hilfe  dieser  Gleichungen  ist  es  möglich,  die  Gewichte  w^  durch 
die  Momente  M*  und  J/**  auszudrücken. 


Literatur  zum  n.  Abschnitt. 


Mohr,  Beitrag  zur  Theorie  des  Fachwerks.    Zeitschr.  des  Archit.  u.  Ing.-Ver, 

zu  Hannover  1874  S.  509  u.  1875  S.  17.     Grundlegende  Arbeit,   welche 

bereits  am  Schluss  unserer  Einleitung  erwähnt  worden  ist. 
Fr&nkel«  Anwendung  der  Theorie  des  augenblicklichen  Drehpunktes  auf  die 

Bestimmung  der  Formänderung  von  Fachwerken  u,  s.  w.    Civiüngenieur 

1875,  S.  121. 
Winkler«  Beitrag  zur  Theorie  der  Bogenträger,    Zeitschr.  des  Archit.  u.  Ing.- 

Ver.  zu  Hannover,  1879,  S.  199. 
Mohr,  Beitrag  zur  Theorie  der  Bogenfachwerkträger.    Zeitschr.  des  Archit.  u. 

Ing.-Ver.  zu  Hannover,  1881,  S*.  243. 
Müller -Breslau,  Theorie  der  durch  einen  Balken  versteiften  Kette.    Zeitschr. 

des  Archit.  u.  Ing.-Yer.  zu  Hannover,  1881  S.  57  und  1883  S.  347.    Enthält 

die  erste  genauere  Theorie  dieser  Trägei-art. 
MüUer- Breslau,   Theorie  des  durch  einen  Balken  verstärkten  steifen  Bogens, 

Civiüngenieur  1883,  S.  18.     Sonderdruck   im  Verlag  von   Arthur  Felix 

in  Leipzig. 
Müller-Breslau,  Influenzlinien  für  continuirliche  Träger  mit  drei  Stützpunkten, 

Wochenblatt  f.  Archit.  u.  Ing.  1888,  S.  858. 
Müller-Breslau,  Zur  Theorie  der  Versteifung  labiler  und  flexibler  Bogenträger» 

Zeitschr.  f.  Bauwesen  1883,  S.  812. 
Swain,  On  the  application  of  the  principle  of  Virtual  velocities  to  the  deter* 

wination  of  the  deflection  and  Stresses  of  frames.   Journal  of  the  Franklin 

Institute  1883,  Febr.  bis  April,  S.  102,  194,  250. 
Stelzel,  Berechnung  der  Ferdinamlsh rücke  in  Graz.    Enthalten  in  der  Schrift: 

V.  Gabriely  u.  "Winter,   Ferdinandsbrücke   in   Graz,   Mittheilungen  des 

Polytechnischen  Klubs  in  Graz  1883. 
MüUer* Breslau,   Beitrag   zur    Theorie  des   durch   einen   Balken   versteiften 

Bogens.    Zeitschr.  f.  Bauwesen  1884,  S.  323. 


480  Literatar  zum  IL  Abschnitt. 

Krohn,  Der  Satz  vo7i  der  Gegenseitigkeit  der  Verseht ehtifi gen  und  Auirendung 
desselben  zur  Berechnung  statisch  unbestimmter  Fachwerkträger.  Zeitschr. 
des  Arohit.  u.  Ing.-Ver.  zu  Hannover  1884,  S.  269.  Verwerthet  den  Max- 
weirschen  Satz  in  Verl)indung  mit  dem  Williot'schen  Verschiebiingsplan. 

Müller-Breslau,  Vereinfachung  der  Theorie  der  statisch  utibesiimmten  Bogen- 
träger.  Zeitschr.  des  Archit  u.  Ing.-Ver.  zu  Hannover  1884,  S.  575.  Ein 
Sonderdruck  erschien  bei  Schmorl  u.  von  Seefeld  in  Hannover. 

Müller^Breslan,  Beitrag  zur  Theorie  des  Faehwerks.  Zeitschr.  des  Archit.  u. 
Ing.-Ver.  zu  Hannover  1885.  Enthält  die  Zurückführung  der  Einflusslinien 
statisch  unbestimmter  Grössen  auf  Biegungslinien,  ohne  hinsichtlich  dieser 
Grössen  eiDSchränkende  Voraussetzungen  zu  machen. 

Melan«  Beitrag  zur  Berechnung  statisch  unbestimmter  Stabsysteme.  Zeitschr. 
des  österr.  Archit.  u.  Ing.-Ver.  1884,  S.  100. 

Melan,  Theorie  der  eisernen  Dogenbrüeken  im  Handbuch  der  Ingenieurwissen- 
schaften, IL  Band,  IV.  Abtheilung.    1888. 

Land«  Veber  die  Ermittlung  und  die  gegenseitigen  Beziehungen  der  Einfiuss- 
Unten  für  Träger.  Zeigt  u.  A.  die  Bestimmung  der  Festpunkte  durch- 
gehender Balken  mit  Hilfe  von  Biegungslinien  (Seite  387,  Fig.  368  unseres 
Buches).  Das  von  uns  in  Fig.  189  gegebene  allgemeine  Gesetz  wird  von 
Land  für  einige  Sonderfälle  entwickelt.    Zeitschr.  f.  Bauwesen  1890,  S.  165. 

Müller-Breslau,  Ueber  einige  Aufgaben  der  Statik,  welche  auf  Gleichungen  der 
Clapeyronschen  Art  führen.  Enthält  die  auf  Seite  390  dieses  Buches  ge- 
gebene Lösung  der  Gleichungen  airMr~\'\-'^rMr'\-  «r+i  -Wr+i  =  Nr  nebst 
verschiedenen  Anwendungen.  Centralblatt  d.  Bauverwaltg.  1891.  Sonder- 
druck bei  Ernst  u.  Sohn,  Berlin. 

Müller-Breslau,  Berechnung  statisch  unbestimmter  Auslegerbogenbrücken,  Cen- 
tralblatt d.  Bauverwaltg.,  1898. 


Druck  von  Qriznme  &  Trömel  in  Leipzig. 


Ueberslcht  nnd  Eintheilung  des  Werkes 

Die  Graphische  Statik  der 
Bauconstructionen 


von 


Heinrich  F.  B.  Müller -Breslau. 

Hiervon  bisher  vorliegend: 
Band  I: 

Zusammensetzung  nnd  Zerlegung  der  Kräfte  in  der  Ebene. 
Trägheitsmomente  und  Gentrifngalmomente  ebener  Quer- 
schnitte. Spannungen  in  geraden  Stäben.  Theorie  der  statisch 
bestimmten  Träger  mit  Ausschluss  der  Untersuchung  der 
Formänderungen.  3.  wesentlich  vermehrte  Auflage  1901. 
Mit  541  Textfiguren  und  7  lithographischen  Tafeln.  Brosch. 
18  Mk.     In  Halbfranz  geb.  20  Mk. 

Band  II,  Abth.  1: 

Formänderung  ebener  Fachwerke.  Das  ebene  statisch  unbe- 
stimmte Fach  werk.  3.  verbesserte  Auflage  1903.  Mit  436 
Textflguren  und  7  lithographischen  Tafeln.  Brosch.  16  Mk. 
In  Halbfranz  geb.  18  Mk. 

Band  II,  Abth.  2,  Lieferang  1: 

Formveränderung  des  geraden  Stabes.  Der  Balken  auf  meh- 
reren Stützen.  Mit  110  Textflguren  und  2  lithograph.  Tafeln. 
Brosch  3  Mk. 


Band  II  Abth.  2  Liefg.  2  (Schluss  von  Bd.  II,  Abth.  2),  sowie 
Band  III  (Theorie  des  Erddrucks,  Untersuchung  der  Stutz- 
mauern, Gewölbetheorie,  Steinerne  Pfeiler  und  Widerlager) 
sollen  so  bald  als  möglich  nachfolgen. 


Als  vortrefflich  geeignet  zur  Einführung  in  die  Lehren  der 
Graphischen  Statik  ist  ferner  zu  empfehlen: 

Die  Geometrie  der  Lage. 

Vortrage  von 

Dr.  Theodor  Reye. 

Abth.  I.     4.  Aufl.     Mit  90  Textfiguren.     Broschirt  8  Mark. 

lu  Halbfranz  gbdn.   10  Mark. 

Inhalt:  Einleitung.  1.  Die  Methode  des  Projicirens  und  Schneidens. 
Die  sechs  Grundgebilde  der  neueren  Geometrie.  2.  Unendlich  ferne  Elemente. 
Dos  Beziehen  der  Grundgebilde  auf  einander.  3.  Das  Princip  der  Redprocität 
oder  Dualität.  Einfache  und  vollständige  necke,  nseite,  nkante  u.  s.  w.  4.  Das 
Beziehen  vollständiger  necke,  nseite  und  nkante  aufeinander.  Harmonische 
Gebilde.  5.  Projective  Verwandtschaft  einförmiger  Grandgebilde.  6.  Curven, 
Büschel  und  Kegel  zweiter  Ordnung.  7.  Folgerungen  aus  den  Lehrsätzen  des 
Pascal  und  des  Brianchon.  8.  Pol  und  Polare  in  Bezug  auf  Curven  zweiter 
Ordnung.  9.  Durchmesserund  Axen  der  Curven  zweiter  Ordnung.  Gleichungen 
derselben.  10.  Regelnchaaren  und  Begelfläclien  zweiter  Ordnung.  11.  Pro- 
jective Verwandtschaft  von  Elementargebilden.  12.  Involutionen.  13.  Me- 
trische Relationen  von  Involutionen.  Brennpunkte  der  Curven  zweiter  Ord- 
nung. 14.  Aufgaben  zweiten  Grades.  Imaginäre  Elemente.  15.  Hauptaxen 
und  Symmetrie-Ebenen,  Focalazen  und  cyclische  Ebenen  eines  Kegels  zweiter 
Ordnung.  —  Conttructions-Aufgaben  und  Lehrsätze.  Harmonische  Gebilde.  Pro- 
jective Verwandtschaft  einförmiger  Grundgebilde.  Curven,  Büschel  u.  Kegel 
zweiter  Ordnung.  Pol  und  Polare;  Durchmesser  der  Curven  zweiter  Ordnung. 
Das  Princip  der  reciproken  Radien.  Regeischaaren  und  Regelflächen.  Pro- 
jective Elementargebilde;  geradlinige  Flächen  dritter  Ordnung.  Involutionen. 
Brennpunkte  der  Curven  zweiter  Ordnung.  Aufgaben  zweiten  Grades.  Focal- 
azen und  cyclische  Ebenen  von  Kegeln  zweiter  Ordnung.  Polvierecke  und 
Polvierseite  von  Kegelschnitten  Lineare  Systeme  und  Gewebe  von  Kegel- 
schnitten. Lineare  Kegelschnitt -Systeme  und  -Gewebe  dritter  und  erster 
Stufe.     Das  Kegelschnittnetz  und  die  Schaarschaar. 

Abth.  II.     3.  Aufl.     Mit  26  Textfiguren.     Broschirt  9  Mark. 

In  Halbfranz  gbdn.  11  Mark. 

Inhalt:  1.  Collineation  und  Correlation  von  Grundgebilden  zweiter  Stufe. 
2.  Collineare  und  reciproke  ebene  Curven.  3.  Perspective  Lage  collinearer 
Felder  und  Bündel.  Ausgeartete  Collineationen  und  Correlationen.  4.  Col- 
lineation und  Correlation  räumlicher  Systeme.  .*>.  Flächen  zweiter  Ordnung, 
ihre  Enseugung  und  Classificirung.  6.  Polarentheorie  der  Flächen  zweiter 
Ordnung.  Durchmesser,  Mittelpunkt  und  Hauptaxen  derselben.  7.  Affinität, 
Aehnlichkeit  und  Congruenz  ebener  Felder.  Affine  Kegelschnitte.  8.  Affinität, 
Aehnlichkeit,  Congruenz  und  Symmetrie  räumlicher  Systeme.  Affine  Flächen 
zweiter  Ordnung.  9.  Conjective  collineare  Grundgebilde.  Involutorische  Col- 
lineationen in  der  Ebene  und  im  Räume.  10.  Symbolisches  Rechnen  mit 
geometrischen  Verwandtschaften.  Vertauschbare  Collineationen  und  Cor- 
relationen. 11.  Cyclische  Collineationen.  12.  Harmonische  Verwandtschaften, 
insbesondere  harmonische  Projectivitäten  und  Collineationen.  Vertauschbare 
involutorische  Verwandtschaften.  13.  Conjective  reciproke  Felder.  Polare 
Felder  und  Bündel.  14.  Conjective  reciproke  Räume.  Räumliche  Polarsysteme. 
15.  Der  Axencomplex  eines  räumlichen  Polarsystemes.  Coaxiale  Flächen  zwei- 
ter Ordnung.     16.  Die  Focal curven  eines  räumlichen  Polarsystemes.   Confocale 


Flächen  zweiter  Classe  und  ihre  Focalaxen.  17.  Weitere  Eigenschaften  der 
confocalen  Flächen  hinsichtlich  ihrer  Erümmungslinien,  Focalcurven,  Focal- 
axen, Kreisschnitte  und  Normalen.  18.  Der  lineare  Strahlencomplex  und  das 
Nullnystem.  Durchmesser,  Hauptaze  und  Axencomplex  des  NuUsystemes. 
19.  Die  lineare  Strahl encongruenz.  Projective  Beziehung  des  linearen  Strahlen- 
complexes  auf  den  Punktraum.  20.  Die  Strahlencongrucnzen,  welche  durch 
collineare  BQndel  oder  Felder  erzeugt  werden.  Raumcurven  und  Ebenen- 
büschel dritter  Ordnung.  21.  Proiective  Beziehungen  und  Polarität  der  cubi- 
schen  Raumcurven  und  Ebenenbüschel.  22.  Gonjugirte  Punkte  bezüglich  einer 
cubischen  Raumcurve.  23.  Bündel  cubischer  Raumcurven.  Invariante  Be- 
ziehungen cubischer  Raumcurven  zu  Polarsystemen  und  cubischen  Ebenen- 
büscheln. 24.  Projective  Ver'vandtschaft  einer  Congruenz  erster  Ordnung  und 
eines  ebenen  Feldes.  Biquadratische  Rogelflächen,  erzeugt  durch  projective 
Ebenenbüschel  zweiter  Ordnung.  25.  Geometrische  Verwandtschaften  zweiten 
Grades.  26.  Lineare  Strahlencomplexe  als  Träger  anderer  linearer  Gomplexe. 
Anhang.  Aufgaben  und  Lehrsätze.  Gollineation  und  Correlation.  Flächen 
zweiter  Ordnung.  Polare  Felder  und  Bündel;  räumliche  Polarsysteme.  Pol- 
fünfecke und  Polsechsecke  eines  räumlichen  Polarsystemes.  Der  Axencomplex. 
die  Normalen  und  der  Focalcomplex  einer  Fläche  zweiter  Ordnung.  Ver- 
schiebungssehnen u.  Hauptaxe  congruenter  Bäume  und  das  zugehörige  Null- 
system. Gubische  Raumcurven  und  geometrische  Verwandtschaften  zweiten 
Grades.  Gubische  Ordnungscurven  eines  NuUsystemes  oder  linearen  Strahlen- 
complexes  Zwei  merkwürdige  periodische  Bewegungen  eines  starren  Körpers. 
Lineare  Strahlencomplexe  und  ibre  Büschel,  Bündel  und  Gebüsche.  Projec- 
tive Erzeugung  quadratischer  Strahlencomplexe. 

Abth.  111.    3.  Aufl.     Broschirt  6  M.     In  Halbfrauz  gbdu.  8  M. 

Inhalt:  1.  Strahlencomplexe  zweiten  Grades,  erzeugt  durch  collineare 
Räume.  2.  Büschel  von  Flächen  zweiter  Ordnung;  Schaaren  von  Flächen 
zweiter  Glasse.  Raumcurven  und  Ebenenbüschel  vierter  Ordnung  erster  Art. 
3.  Projective  Beziehungen  der  /''•-Büschel  und  der  Kegelschnittbüschel.  4.  Er- 
zeugniss  eines  F'-Büschels  mit  einem  zu  ihm  projectiven  Ebenenbüschel.  Die 
vier  Hauptarten  der  ^'-Büschel.  5.  Achnliche,  concentrisch  und  ähnlich 
liegende  Flächen  zweiter  Ordnung  und  ihre  Normalen.  6.  Strahlencongruenzen 
zweiter  Classe,  erzeugt  durch  collineare  Flächen  zweiter  Ordnung.  7.  Flächen 
dritter  Ordnung,  ihre  Abbildung  auf  einer  Ebene  und  die  zugehörigen  Bündel- 
netze. 8.  Ebene  Gurven  dritter  Ordnung.  9.  Die  27  Geraden  und  die  Kegel- 
schnitte der  allgemeinen  cubischen  Fläche.  10.  Die  zweite  Steiner'sche  Er- 
zeugung der  cubischen  Fläche.  Die  Regelfläche  dritter  Ordnung.  11.  Polaren- 
theorie der  cubischen  Fläche.  12.  Polaren  von  Geraden  und  Ebenen  bezüglich 
der  cubischen  Fläche.  13.  Die  Polhexagder  der  cubischen  Fläche  und  das 
Pentaeder  ihrer  Kernfläche.  14.  Büschel  und  Bündel  coUinearer  Räume; 
lineare  Gomplexe  von  projectiven  Ebenenbüscheln  und  coUinearcn  Bündeln. 
Die  cubische  Raumverwandtschaft.  15.  Bündel  von  Flächen  zweiter  Ordnung. 
16.  Das  ^"-Gebüsch,  seine  projective  Beziehung  auf  ein  räumliches  System 
und  die  Steiner'sche  Fläche  vierter  Ordnung.  17.  Besondere  Fälle  des  F*- 
Gebüsches.  18.  Die  Strahl  encongruenz  zweiter  Ordnung  zweiter  Classe  und 
die  Kummer^sche  Fläche  vierterOrdnung  mit  sechszehn  Knotenpunkten.  19.  Das 
F*-Gebüsch  mit  einer  Basisgeraden. 

Anhang.  Aufgaben  und  Lehrsätze.  TetraSJrale  quadratische  Strahlen- 
complexe. Specielle  i^*-Büschel  und  tetraedrale  Gomplexe.  Flächen  dritter 
Ordnung.  Die  acht  associirten  Schnittpunkte  von  drei  Flächen  zweiter  Ord- 
nung. Der  .F*-Bündel  mit  Poltetraßder.  Das  F'-Gebüsch;  specielle  Flächen 
vierter  Ordnung.  Das  F*-Gebüsch  mit  Poltetraßder.  Vertauschbare  Col- 
lineationen  und  Corrclationen,  und  solche,  die  eine  gegebene  Gollineation 
oder  Correlation  umkehren. 

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Femer  erschienen  in  unserm  Verlag: 

Die  neueren  Methoden 

der  Festigkeitslehre  and  der  Statik  der  BaDkonstmktionen. 

Von  Heinrieh  F.  B.  MQIIer-Breslau, 

Qeh.  Reg.-Bath  and  Prof.  an  der  Kgl.  TechD.  Hochschule  in  Berlin,  ord.  Mitglied 

der  Königl.  Akademie  des  Bauwesens. 

Zweite  Aufl.  Mit  188  Textabb.  Gr.  8«.  Brosch.  7  M.  20  Pf.,  in  Halbfrz.  geb.  9M.  20  Pf. 

Bekanntlich  ein  ausgezeichnetes  Werkchen,  wichtig  für  jeden,  welcher  sich 
mit  dem  jetzigen  Standpunkte  der  Festigkeitslehre  vertraut  machen  will. 


Das  Centralblatt  der  Bau  Verwaltung,  Berlin,  sagt  hierüber  In  einer  Besprechung: 
Der  mit  dem  Entwerfen  Ton  Tragwerken  aller  Art  besohUUgte  Ingöiieur  wird  wohl 
ausnahmslos  die  Werke  dieses  ausgeMlchnetcn  Lehrers  und  Forschers  im  täglichen  Ohebrauch 
haben.  Insbesondere  möchten  wir  aber  erw&hnen,  dase  gmns  besonders  das  Jetxt  in  zweiter 
Auflage  erschienene  Buch:  „Die  neueren  Methoden  der  Festigkeitslehre  u.  s.  w.**  Tonüglich 
geeignet  cur  Einführung  in  diesen  Wissenszweig  ist. 

HaDdboeh  der  FDndieroDgsmetliodeo  ""  """^XülJStTitu^ 

Zweite,  völlig  neu  bearbeitete  Auflage.  Grösstes  Lex.-8*.  Mit  580  Textabbildungen. 

Preis  broschiei-t  15  M.,  in  Halbfrz.  geb.  17  M. 

Biese  neue  Auflage  des  voi*stehenien  anerkannt  trefflichen  Buches  ist  völlig 
umgearbeitet  und  steht  das  Werk  somit  jetzt  wieder  auf  der  Höhe  der  alier- 
neuesten  Fortschritte.  Die  Anzahl  der  Textbogen  hat  sich  von  12  auf  über  20 
vermebi't.     Bie  Anzahl  der  Abbildungen  von  166  auf  580. 

Inhalt:  Der  Baugrund.  Die  zur  Verwendung  kommenden  Maschinen  und  Apparate. 
Kalk,  Cement  und  Beton.  Spundwftnde  und  Fangedimme,  Ausführung;  auf  Sand  und  Stein- 
sohüttung,  auf  Betonschüttung,  auf  Pfahlrost  und  Schraubenpfihlen,  in  Caissons  und  Schwimm- 
pfeilem,  auf  Senkbrunnen,  Pneumatische  Fundierungen.  Gefrierverfkbren.  Sicherung  gegen 
Senkungen  und  gegen  Erdbeben.    Kosten  der  verschiedenen  Methoden. 

Aug.  Bitter, 

Oeh.  Reg.-Rath  und  Professor  an  der  Könlgl.  Technischen  Hochschule  Aachen. 

Lelirbaeh  der  Aoalytiseheo  Nechanik. 

Dritte  Auflage.    Mit  224  Textiiguren.    Brosch.  8  M.,  geb.  10  M. 

Lehrkeh  der  IngeDieor-Nechanik. 

Dritte  Auflage.    Mit  612  Te.xtfigureu.    Brosch.  16  M.,  geb.  18  M. 

Lehrboeii  der  TeehDiseben  Meehanik. 

Achte,  neu  durchgesehene  und  vermehrte  Auflage.   1900.  Mit  fast  900  Textabbild. 

Brosch.  20  M.,  geb.  22  M. 

Feiner  von  demselben  Verfasser: 

Elementare  Theorie  and  Bereehuung 

Eiserner  Dach-  nnd  BrnekeB-KonstraktioneD. 

Fünfte,  neu  durchgesehene  Auflage.     Mit  495  Textabbildungen.    Gr.  8®.  Brosch. 

10  M.,  in  Halbfranz  geb.  12  M. 

Das  Gesetz  der  statischen  Momente  lässt  sich  bekanntlich  auf  einfache 
"Weise  für  Bestimmung  der  Spannungen  benutzen,  welche  durch  Belastung  hervor- 
gebracht werden.  Das  Buch  behandelt  die  Resultate  dieser  Methode,  wobei 
Aufgabenberechnusgen  und  Anwendungen  auf  ausgeführte  Konstruktionen  der 
Natur  der  Sache  nach  einen  grossen  Raum  einnehmen.  Hierbei  sind  aiie  Arten 
von  Trägern  ausfDIiriicIi  und  grUndllcli  durcligereclineL 


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