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REESE LIBRARY
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UNIVERSITY OF CALIFORNIA.
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DIE
HEILIGE SAGte DER POLYNESIER.
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DIE
KOSMOGONIE UND THE060NIE.
ADOLF BASTIAN.
LEIPZIG :
F. A. BROCKHAUS.
1881.
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fol QLüo
da
Das Becht der Uebersetzung ist yorbehalteu.
REESE
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Ol /f
Als Vorrede
mögen hier diejenigen Worte wiederholt werden, die es
mir vergönnt war an den Anthropologischen Congress zu
richten, als ich kurz vor Schluss seiner Sitzungen während
des Monats August in Berlin eintraf:
„Meine Herren, gestattep Sie mir, ein paar Worte an
Sie zu richten, am Schlüsse einer im ethnologischen Interesse
unternommenen Reise, die in ihren materiellen Resultaten als
im ganzen befriedigend betrachtet werden kann, die mir aber
auf der andern Seite leider eine schon früher aufgedrängte
Ueberzeugung neu bestätigt hat, dass nämlich der Gedanke
aufgegeben ■ werden muss, in unserer Zeit bereits für die
Ethnologie, wie sie uns als Ideal vorschwebt, einen fass-
lichen Abschluss zu gewinnen. In dem jungen Studiums-
zweige der Ethnologie war uns ein glänzender Hoflfnungs-
stem aufgegangen, um in dem Wirrsal einer unstet
zerrissenen Weltanschauung das neue Wort einer Lo-
sung zu gewinnen. Sie schien zu versprechen, auch
die Wissenschaft vom Menschen, die als die höchste
und letzte Blüte der übrigen aufgefasst wurde, auf eine
aus thatsächlichen Beweisstücken festgemauerte Basis zu
stellen, auch sie mit Hülfe der Induction emporzubauen
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VI Vorrede.
und so auch ihren Entscheidungen in socialen und reli-
giösen Fragen dieselbe Sicherheit und Bestimmtheit zu ge-
währen, wie sie unsere heutige Cultur in den übrigen
Naturwissenschaften, und damit in diesen eine, so weit
sie reicht, unerschütterliche Stütze gefunden hat. Es war
ein lockendes Zauberbild, was zu ethnologischen For-
schungen anfeuerte, und anfangs schien auch alles einfach
und glatt genug. Damals, als vor nicht vielen Decennien
das Studium der Volkerkunde zuerst ernstlich in die Hand
genommen wurde, hatten wir seit dem Entdeckungszeit-
alter angefangen, in. weit entlegenen Fernen fremder Erd-
theile abgegrenzt gruppirte Völkermassen zu erkennen,
wir konnten ihren Umherbewegungen einigermassen folgen,
wir vermochten gleichsam durch das Teleskop hier und
da eigenthümliche Charakterzüge zu unterscheiden, die
sich in den allgemeinsten Umrissen abzeichneten und die
deshalb in ethnologischen Hand- oder Lehrbüchern ganz
bequem auf ein paar Seiten oder Kapiteln sich erledigen
Hessen. So machte man sich wohlgemuth ans Werk, die
Geister wurden gerufen, und nur zu bald drängten sie
sich allzu dicht. Denn als sich nun beim Nähertreten
die Einzelheiten der Detailaufgaben schärfer zu markiren
begannen, da häuften sich Arbeiten ohne Zahl, sie thürmten
sich Berge hoch empor, und wenn mit aller Kraftan-
spannung vielleicht der erste Rücken erklommen war,
dann sah man jenseits höher und höher ansteigend neue
Keihen von Hochgebirgen streichen mit himmelragenden
Gipfeln. Ein Blick darauf und der Gedanke, dass, um
der comparativen Verhältnisswerthe für die Berechnungen
gewiss zu sein, jedes Thal hier durchschritten, jeder
Kamm zu messen, jeder Organismus in seine mikrosko-
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Vorrede. . VII
pischen Gewebe zu zersetzen sein würde, musste die kühn-
sten Vorsätze entmuthigt niederschlagen. Ob es uns noch
gelingen wird, von einer der Hohen einen Fernblick auf
das verheissene Land zu werfen, es an den Grenzen des
Horizontes, wenn auch nur als Fata-Morgana, zu erschauen?
Seinen Boden betreten wird von den Mitlebenden jeden-
falls keiner. Wenn wir nun darauf verzichten müssen,
diesen durch eine vergleichende Psychologie zu krönen-
den Tempel des Kosmos selbst zur Vollendung zu bringen,
wenn wir die Last des Fortbaues auf die Schultern der
kommenden Generationen zu wälzen haben, dann tritt
damit desto gebieterischer die dringende Pflicht an uns
heran, solcher Nachwelt vor allem die Rohmaterialien
zu bewahren und zu überliefern, ohne welche das Ganze
sich wieder in einen Luftbau philosophischer Deductio-
nen auflosen würde. Und hier, meine Herren, wird sich
einst, wie ich fürchte, eine schwere und bittere Anklage
gegen uns erheben, weil wir in der heutigen Epoche des
Contactes mit den Naturvolkern noch vieles hätten sam-
meln und retten können, was durch Unbedacht und Sorg-
losigkeit vor unsem Augen zu Grunde gegangen ist, was
noch jetzt in jedem Jahre, an jedem Tage, mochte ich
sagen, und jeder Stunde, während wir unthätig zuschauen,
dahinschwindet. Jede solcher Lücken aber wird auf das
schmerzlichste empfunden werden, wenn es gilt, in kom-
menden Tagen für die Inductionsformeln einen statisti-
schen Ueberblick zu gewinnen von der ganzen Mannich-
faltigkeit der Variationen, unter denen das Menschen-
geschlecht auf. der Erde in die Erscheinung getreten ist.
Der Vorwurf wird dann auf die jetzt lebende Generation
fallen für Verluste, die später unersetzlich sind.
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VIII Vorrede.
Ueberall auf meiner jetzigen Reise, mehr noch als auf
den frühern, bin ich unter Trümmern und Ruinen ge-
wandert. Nicht nur den monumentalen, die als schwei-
gende Zeugen dastehen versunkener Culturen, deren
Räthselwort noch nicht gesprochen ist, sondern auch
leichter ephemerer Gebilde, die, wenn einmal zerfallen,
für immer dahingegangen und uns unwiederbringlich
verloren sind. Dass in diesen Sachen nichts a priori als
unscheinbar verworfen werden darf, dass es hier kein
Kleines und kein Grosses . gibt, brauche ich Ihnen als
Männern der Naturforschung nicht zu sagen. Wie der roh
ungeschliffene Stein unter Umständen von weit höherer
Bedeutung sein kann, als die aus solchem Stein gefertigte
Figur, wie die mit den Füssen getretene Flechte viel-
leicht für die Pflanzenphysiologie reichere Erläuterungen
einschliesst, als die duftige Blume, so auch mag mancher
Brauch, mancher Gedanke des einfachen- Naturvolkes,
gerade weil in dieser Einfachheit um so durchsichtiger,
für die vergleichende Psychologie der Zukunft von höherer
Bedeutung werden, als die complicirten Ornamente fort-'
geschrittener Culturen. Da sich mm im voraus die Trag-
weite nicht abwägen lässt, so muss zunächst der Grund-
satz gelten, um nicht etwa in dem Unscheinbaren das
qualitativ Kostbarste zu übersehen , zunächst Alles zu sam-
meln, anthropologisch und prähistorisch sowol wie ethno-
logisch. Dass es indessen mit solchem Sammeln wieder
seine Bedenklichkeiten hat, ist bekannt. Die von einem
Laien zurückgebrachten Steine und Pflanzen bieten für
den Botaniker oder Geologen selten viel Brauchbares, und
so werden auch wir allmählich daran zu denken haben,
ethnologisch geschulte Reisende auszusenden. Es ist mir
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Vorrede. IX
das besonders klar geworden durch ein paar eclatante
Beispiele meiner letzten Reise, und nicht am wenigsten,
als ich auf meiner Bückkehr kurz an einigen Punkten
Polynesiens verweilen konnte.
Der polynesische Gedankenkreis ist nächst oder neben
dem buddhistischen der ausgedehnteste, den wir auf der
Erde besitzen. Es handelt sich hier nicht um amerikanische
oder afrikanische Zersplitterung) sondern eine überraschende
Gleichartigkeit dehnt sich durch die Weite und Breite des
Stillen Oceans, und wenn wir Oceanien in der vollen Auf-
fassung nehmen mit Einschluss Mikro- und Melanesiens
(bisMalaya), selbst weiter. Es lässt sich sagen, dass ein
einheitlicher Gedankenbau, in etwa 120 Längen- und TOBrei-
tengraden, y^ unsers Erdglobus überwölbt. Eine solch impo-
sante Erscheinung dürfte gerade nicht von vornherein zu
ignoriren sein, selbst wenn wir es hier, wie viele meinen,
nur mit wilden Menschenfressern zu thun haben sollten.
Ich mochte nun die Frage an Sie richten, meine Herren,
was wir von dieser gewaltigen Gedankenschopfung, die,
wie gesagt, etwa ein Viertel unsers kleinen Erdplaneten
deckt, eigentlich wissen? Wir haben allerdings in Reise-
beschreibungen und Abhandlungen über Polynesien man-
cherlei mythologische Erzählungen aus verschiedenen
Inselgruppen, aber alle diese sind, leicht erkenntlich, die
populären Entstellungen der religiösen Ideen, und nur zu
oft ganz offenkundig die reinen Tagesproductionen des
Volkswitzes. Man hat alles dieses promiscue aufgerafft
und hat daraus ein Gemisch zusammengerührt, das ein
ebenso unverdauliches Gericht bildet, als wenn ein Fremd-
ling an unsern Küsten aus Brocken der Religionsvor-
steUungen, aus entstellten Heiligenlegenden, aus Sagen
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X Vorrede.
des Volksaberglaubens u. s. w. eine Mengung herstellen
und diese seinen Landsleuten auftischen würde als eine
Geschmacksprobe europäischer Weltanschauung. Unsere
Volkssagen erhalten ihre Bedeutung erst durch den Rück-
blick auf die Eddas; die verworrene Mythologie Indiens
ist uns erst klar geworden seit Auffindung der Veda, und
auch bei den Griechen lag der Kern der Religion nicht
in den mythologischen Götterfiguren, die ungestraft auf
der Bühne verspottet werden durften, sondern in jenem
heiligen Liede, das uns aus hesiodeischen Theogonien
wiederklingt, aus orphischen oder dionysischen Gesängen
oder in den Mysterien verborgen lag. Ein gleiches
Verhältniss wiederholt sich überall auf der Erde, in Asien,
in Amerika, in Afrika, und ebenso in Polynesien. Die
Berichte über die Mythologien der Naturvölker bieten im
allgemeinen Zerrbilder ohne Sinn, solange wir nicht den
religiösen Hintergrund kennen, auf dem sie spielen. Diesen
kennen zu lernen, ist aber nicht leicht, da die Priester,
die bei den Naturvölkern zugleich die Gelehrten repräsen-
tiren, ihre Lehren in mystische Symbole zu hüllen pflegen,
die nur den Eingeweihten verständlich sind. Es ist das
ein Sachverhältniss, das noch nicht genugsam hervor-
gehoben worden ist. Wir treffen nur selten Reisende,
die etwa durch die eine oder andere Besonderheit darauf
aufmerksam geworden sind. Selbst dann aber konnten
sie gewöhnlich wenig daran ändern, denn bei flüchtigem
Durchreisen gelingt es schwer, in das tiefere Wesen reli-
giöser Vorstellungen einzudringen, da es erst eines längern
Aufenthaltes im Lande bedarf, um genügende Vertraut-
heit zu gewinnen zur Mittheilung solcher unter dem
Siegel der Verschwiegenheit vererbten Ueberlieferungen.
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Vorrede. XI
Um speciell bei Polynesien zu bleiben, so kann man
sagen, dass in der ganzen Literatur, die wir seit der Ent-
deckung besitzen, etwa seit 100 Jahren, sich diesen Kern
der Religionsanschauung betreflPend nur ein paar zusam-
menhangslose Fragmente zerstreut finden bei einem halben
Dutzend Schriftstellern, und jetzt haUt uns auch dort,
auf allen Seiten ein ,zu spät' entgegen, da die Träger
der unverfälschten Traditionen bereits im raschen Aus-
sterben begriffen sind und das, was sie durch lange Ueber-
lieferungen bei sich fortgepflanzt hatten, eine Art in der
Erinnerung aufbewahrte Bibliothek, mit dem letzten des
Stammes begraben wird. Es ist mir deshalb lieb, mit-
theilen zu können, dass ich, durch ein Zusammentreffen
glücklicher Umstände begünstigt, wenigstens ein paar
dieser Documente noch gesichert habe, aus denen ich hoffe,
mit der Zeit den Gedankenkreis Polynesiens, einen der
wunderbarsten, der von dem Menschengeist auf der Erde
geschaffen ist, einigermassen wieder reconstruiren zu konneu.
Zum Schluss, meine Herren, mochte ich die Gesell-
schaft um ihren ganzen Einfluss bitten, damit der Ethno-
logie diejenige Forderung werde, die ihr hohes Ziel ver-
langt. Es ist allerdings in der letzten Zeit vieles, beson-
ders im Vergleich zu früher, und viel Dankens werthes
geschehen, aber es bedarf in der That aussergewohnlicher
Anstrengungen, denn wir haben doppelt zu arbeiten, ein-
mal um das Vernachlässigte der Vergangenheit nachzu-
holen, und dann, für die Zukunft aufzuspeichern. Es ist
dabei in dieser späten Arbeitsstunde im Gedächtniss zu
halten, dass, was geschehen kann, jetzt geschehen muss.
Wenn es jetzt nicht geschieht, dann ist die Möglichkeit
einer Ethnologie für immer annullirt.
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XII Vorrede.
Wir stehen hier an der Wiege einer kaum geborenen
Wissenschaft, über welche noch viele Jahrhunderte dahin-
roUen werden, bis sie zur Mannheit herangewachsen ist,
die aber dann auch ganz und voll das darstellen wird,
was man die Wissenschaft des Menschen vom Menschen
genannt hat, die tiefsten Geheimnisse des Daseins wenn
nicht erschliessend, so doch berührend. Wir können in
der Mitwirkung an diesem grossen Werke, an dem Bau
der Ewigkeiten, wie der Dichter singt, zwar nur die be-
scheidene Rolle von Handlangern und Kärrnern spielen,
um die ersten Baustoffe herbeizuschaffen, aber wir fühlen
uns getragen von den Wogen der grossen Volkergedanken,
die unter fest normirten Gesetzen zu ihrer Bestimmung
heranreifen, jeder Einzelne als integrirender Theil der
Gesellschaft, In diesem Sinne, meine Herren, lassen Sie
uns zusammen wirken, dass der Ethnologie ihr volles
Recht werde."
Ueber das Buch selbst ist an dieser Stelle nichts
hinzuzufügen, da das darauf Bezügliche sich aus dem In-
halt ergibt. Mitunter habe ich dem Text in den Anmer-
kungen einige Parallelen beigesetzt , wie sie sich hier und
da von selbst ergaben, doch nur als gelegentliche Weiser
der Wege, die nach den verschiedenen Richtungen hin in
diesen Untersuchungen weiter zu verfolgen sein werden.
Das Material dafür zu suchen darf indess nicht verzögert
werden, denn vielleicht sind es bereits letzte Klänge aus
einer versinkenden Welt, die wir hier hören.
Berlin, im November 1880.
Der Verfasser.
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IKHALT.
»eite
Vorrede V
Einleitung 1
I. Neuseeland 17
II. Hawaii 63
Zur Ethnologie 217
Anmerkungen 223
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EII^LEITUI^G.
iür die Ethnologie liegt die Hauptaufgabe darin, die
Volker in den verschiedenen Wandlungen ihrer Welt-
anschauung zu sjtudiren, um aus dem allgemeinen Ueber-
blick derselben ein Facit für die Weltanschauung der
Menschheit, als solcher, zu ziehen, und eine Weltgeschichte,
die „Realisirung der Idee des Geistes" (bei Hegel), auf
dem Gesammtumfange des Globus anzubahnen.
Ein jeder Gesellschaftskreis projicirt seine im wech-
selsweisen Gedankenaustausch erweckte und geforderte
Geistesthätigkeit an den psychischen Horizont, der ihn
umzieht, und dort, in vergrosserten Reflexbildern, können
die Wachsthumsgesetze der Gedankenschöpfungen, die
sich in den dunkeln Tiefen der Individualität dem Ein-
blick entziehen, vergleichenden Betrachtungen unterzogen
werden.
Das System der Weltauffassung reconstruirt sich vor-
zugsweise aus den socialen Institutionen, als nothwendigen
Vorbedingungen gesellschaftlicher Existenz überhaupt, so-
wie den dadurch geforderten Moralgeboten, aus künst-
lerischen Regungen, die, das Leben verschonend, seine
Ideale adeln, und dann aus dem religiösen Sehnen, um
auf die in den Rathseln des Daseins gestellten Fragen
eine Antwort zu finden.
Bastian. X
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2 Einleitung.
Der erste dieser Factoren wird aus den praktischen
Bedürfnissen des Verkehrs dem Reisenden gewohnlich
schon bald mehr oder weniger eingehend bekannt, der
zweite kann bei richtig angestellten Sammlungen später
mit Müsse genauerer Inspection in den Museen unter-
worfen werden, der dritte dagegen erhält nur selten seine
richtige Aufklärung und täuscht unter falscher Beleuch-
tung durch unrichtige Proportionen, die es dann schwierig
bleibt, wenn bei Discussionen darüber eine Frage sich
zur brennenden erhitzt, im Gebote des Augenblicks so-
gleich schon wieder richtig ins Gleis zu setzen.
Die meisten derjenigen Darstellungen, die als Religion
der Naturvolker vorgeführt werden, bieten groteske Zerr-
bilder, denen Sinn und Verstand abgeht. Das Warum
ist nicht weit zu suchen. Der Reisende, der ein fremdes
Laijd betritt, bewegt sich dort unter fremden Verhält-
nissen, ein Fremder mit Fremden in fremder Sprache
redend. Seine Erkundigungen auf religiösem Gebiete
locken also nur die populären Versionen der im Tages-
geschwätz umhergeworfenen Figuren hervor, während der
religiöse Hintergrund, auf dem sie spielen, verhüllt bleibt,
und sich auch für den durch längern Aufenthalt Ver-
trautern nur ausnahmsweise lüftet.
In gewisser Hinsicht liesse sich sagen, dass der Natur-
mensch sich um so fester durch religiösen Bann gefesselt
fühlt, je enger und beschränkter der Gesichtskreis ist, in
dem er lebt, wogegen mit dessen Lockerung durch neue
Einflüsse, damit auch Zweifel und Freiheitsbestrebungeu
eindringen. Im letztern Falle wird der Reisende leicht
durch widersprechende Mittheilungen, für deren Anord-
nung die Controle fehlt, verwirrt, im erstem wird er
sich meist dunkler Verschlossenheit gegenüber finden.
Und wenn es ihm auch vielleicht gelingt, durch längeres
Zusammensein mit einem Anhänglichkeit gewinnenden Be-
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Einleitung. .3
gleiter, in dessen Geistesnatur. Einblicke zu erhaschen, so
hätte er damit immer nur die individuelle Auffassung in
Auslegung des religiösen Voratellungskreise.s erlangt, noch
nicht seine Gesammtspiegelung. Als solche ist erst die
im Process geschichtlicher Entwickelung hervorgewachsene
Weltanschauung zu betrachten, die mikrokosmische Wieder-
schopiung des Makrokosmos. Wo aber sie suchen^ sofern
sich nicht, wie bei den Culturvolkern, in schriftlichen Auf-
zeichnungen der Literatur deutlich fixirbare Materialien für
den Aufbau bieten? Die in der geistigen Zeitatmosphäre
flutenden Gedanken gehören jedem,. der sie athmet, aber
unbewusst, solange nicht zum Bewusstsein gebracht, und
dieses Bewusstwerden derselben markirt stets den kri-
tischen Umschwung einer Culturepoche.
Wenn als das geheiligte Gefäss der Gottheit, worin
ihre Offenbarung niedergestiegen ist, ein Prophet das die
Zeit bewegende Schlagwort ausspricht, und wenn er damit,
als ein Zoroaster oder Mohammed, den Geschichtslauf der
kommenden Culturperiode, an deren Spitze er steht, mit
seinem gefeierten Namen überschatten wird, dann hat er
nicht den Gedanken seines individuell beengten Selbst
verkündet, sondern eben diese in psychischer Atmosphäre
wogenden Ideen, die, zur Blüte gereift, bereits zum Ab-
schluss drängten, und die jetzt in einem aufmerksamer
ihren Fernklängen lauschenden, ihren befruchtenden Ein-
flüssen ganz und rein hingegebenen Geiste den geeigneten
Boden fanden, um darauf zu keimen. Wenn dann das,
was eine feiner angelegte Organisation aus dem Flügel-
schlage der heranrauschenden Zeit bereits herausgehört
hat, in ein heiliges Buch niedergelegt ist, dann mögen
die in ihm bewahrten Lehren für Jahrhunderte und Jahr-
tausende hinaus als Angelpunkt dienen, um den sich das
Schicksalsrad zu drehen hat, den gesunden Fortschritt
anfangs regelnd, fördernd, beschleunigend, dann, durch
1*
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4 Einleitung.
mehr und mehr hervortretende Anachronismen, ihn hem-
mend oder störend.
Bei den schriftlosen Völkern tritt an die Stelle des
Buches die mündliche üeberlieferung, die sich, durch rhyth-
mische Versmaasse in Erhaltung der Ausdrücke gesichert,
erblich durch Generationen hin unverändert fortpflanzt.
Diese heilige Sage wird von den Priestern, die in primi-
tiven Zuständen zugleich die Gelehrten repräsentiren, als
ihr kostbarstes Palladium gehütet, dessen Symbole (zu
erhaben für die 8o§a des Volkes) nur den durch ceremo-
nielle Riten Eingeweihten verständlich sind, und das Vor-
handensein solcher Religionsmysterien bleibt Reisenden
und Ansiedlem, selbst bei längerm Verweilen im Lande,
um so leichter verborgen, weil sie in den Deutungen
dessen, was bei den Cultushandlungen im Tempel daraus
hervortritt, bereits den Schleier der Isis gelüftet zu haben
meinen. Sich mit dem somit hier und da Erblickten zu
begnügen, pflegen sie gewohnlich desto rascher bereit zu
sein, als ihnen der ganze Gedankengang so fremdartig
gegenübersteht, dass in den aufgerafften Bruchstücken,
weder Kopf noch Schwanz auszumachen gelingt.
Es Hesse sich allerdings nun fragen, ob das von. einer
mehr oder weniger geschlossenen Kaste aristokratisch mo-
nopolisirte Eigenthum als Gesammtbesitz ^ der Gesellschaft
und somit als Aequivalent ihrer Weltauffassung betrachtet
werden dürfte?
Das allerdings insofern^ als man hier die Quintessenz
des nationalen Denkens vor sich hat, diejenigen Resultate'
desselben, die sich ergeben, wenn der Geist, vom zer-
streuenden Tagesleben zurückgezogen, aus den Tiefen ein-
samer Versenkung Schöpfungen heraufruft, die dann unter
dem Fortarbeiten der folgenden Generationen hoher und
höher emporwachsen.
Obwol (in Analogie mit den üpper-ten-thousand) nur
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Einleitung. 5
einem Minimalsatz der Bevölkerung angehorig,, wird doch
die Gesammtmasse derselben von diesem durch quali-
tative Schwere überwiegenden Vorstellungskreis, infolge
des in den Cultushandlungeh fortgehenden Durchsickerns,
dauernd influencirt, und in der liedgeflügelten Märe der
Volkssage erhält sich sein Echo, die grossen Massen, bis
an die äusserste Peripherie mit volltönenden Schallwellen
durchklingend.
Der wesentliche Kern liegt im Centrum, und ohne vor-
herige Orientirung würde es ein ziemlich unlohnendes
Vorhaben sein, bei Durch Wanderung des Terrains aufs
Gerathewohl die Begegnenden auszufragen, da dann die
individuell ^ gefärbten Meinungen zu Markte getragen und
eingekauft werden. Nur wer auf der Hohe der Zeit
steht, überschaut dieselbe und gewinnt dadurch die Be-
fähigung, ihr Bild in richtigen Proportionen aus seinem
Geist zurückzuspiegeln. Nach Niederlegung eines all-
gemeinen Planes kann dann auch das, was aus dem Volks-
munde herausgehört war, an den jedesmal dafür bestimm-
ten Stellen des Entwurfes eingetragen werden, und wie die
Albernheiten unsers Volksaberglaubens als Ammenmär-
chen in die leere Luft hinausgesungen worden sind, so-
lange sie sich nicht auf dem Hintergrunde einer nordisch-
germanischen Mythologie mit Fleisch und Blut belebt hatten
(auf wohlgestaltete Urformen zurückgreifend), so wurde
auch den Indologen in den Vedas erst ein Ariadnefaden
geboten, um zwischen den labyrinthischen Verschlingungen
puranischer Legenden dem zum Endziel führenden Pfad
zu folgen. Die verschiedenen Elemente nun, die sich hier
durcheinanderschieben, werden in einer Analyse der jedes-
maligen Volksreligion thunlichst getrennt zu halten sein.
Um ein nächstliegendes Beispiel an den Griechen zu
wählen, so war für diese die „Schönheit eines maassvollen,
klaren und friedlichen Lebensgenusses" (s. Lotze) in ihrer
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6 Einleitung.
Lebensanschauung maassgebend, und beim Bedürfniss re-
ligiöser XJebung boten ot 8o8s>ca ovofxaCotJpievot ^eot im
bunten Kreis der Zwolfgotter Auswahl für jeden nach
seiner Geschmacksrichtung, fehlte es natürlich auch nicht
an Priestern, um berathend zur Seite zu stehen und vor
Fehlgriffen zu hüten, die bei der Doppelschneidigkeit der
Magie überall gefahrlich werden können. Keligiose Dinge
indessen lernte man nicht von ihnen, sondern, wie Plutarch
bemerkt, von den Dichtem, Gesetzgebern und Philosophen,
wie die Druiden (bei Diodor) Philosophen und Theologen
heissen. Auch waren es ja Homer und Hesiod, die nach
der götterlosen, oder doch bild- und namenlosen Zeit der
Pelasger auf den Boden Griechenlands (wie Herodot es
weiss) die Göttergeschlechter einführten, und für die Her-
kunft wird auf das Zurücktreten des Pelasgos vor Danaos
hingewiesen, sowie auf die Folgereihe fernerer Einströ-
mungen aus Phönizien und Aegypten, durchkreuzt mit
karischen Seezügen in ihren Beziehungen zu Kreta, wo
auf dem waldigen Aegaeon der Kronide grossgezogen
wurde. Ein bewegendes Moment hierbei ist bereits mehr-
fach in der ägyptischen Hyksoszeit gesucht, und wird die
Umstellungen derselben, die seit Philitis' Vertreibung von
den Pyramiden ins Rollen gekommen sind, mit zu tragen
haben.
Die ägyptische Priesterweisheit hat freilich lange den
Entzifferungen getrotzt, da sie sich trotz ihrer hierogly-
phischen Verhüllungen (bei Vermeidung selbst hieratischer
Schrift) kaum überall auf den Monumenten^ zur Schau
gestellt haben wird. Wie aber die aus Heliopolis durch
eidbrüchige Jünger fortgetragenen Schätze in Kanaan und
Hedjaz prächtige Tempel erbaut haben sollen, so mögen
auch in Thrazien jene Apostel (oder in Keformzeiten aus-
gesandte Missionäre) gelandet sein, deren Erinnerung sich
in den Namen der Musäus, Linus, Orpheus u. s. w. erhielt.
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Einleitung. 7
Wenn dort vielleicht aufs neue eine Kastenwissenschaft
zusammengezimmert wurde, so träufelte doch manches
über in die Lieder der Aeoden, und wie in Indien die
Vedas bei den Hirtenstammen gesungen wurden, so war
es der mit pierischen Priestergeschlechtern genealogisch
verknüpfte Hirte des Helikon, der (bereits in akarna-
nischen * (xavTixa, und also wol mantischer Begeisterung,
wie Koretas, geübt) jene ägyptisch-phonizischen Melodien
auffasste, die in seiner Theogonie wiederklingen. Eine
sacerdotale Gilde konnte indess unter dem frei aufschwel-
lenden Staatsleben der Hellenen ihre hierarchischen Prä-
tensionen nicht aufrecht erhalten. Die letzten Reste ver-
bargen sich flüchtend in den Mysterien^, wenn ein Orpheus
(zum» Heil der Athener) {j.uaD()p{wv OLKo§§rf:a(; (fcbou; ge-
stiftet, und die jetzt jeder Leitung entbehrende Volks-
religion verlief in jene buntscheckige Mythologie, die bald
den Komikern (einem Theophilus und Aristophanes oder
Epicharm) zur Beute fiel, da die, seit Aegyptens Eröff-
nung unter Psammetich, in Milet, wohin sich die durch
Minos vertriebenen Karer gewendet, gegründeten Philo-
sophenschulen ^ bereits die Trennung von Wissenschaft
und Glauben anerkannten und so auf den letztern ohne
Einfluss blieben, auch wenn mit Plato oder Pythagoras
Gleichgesinnte ägyptische Hochschulen (wie später He-
katäus von Abdera zur Zeit Ptolemäus' I.), für ein-
gehende Studien bezogen. So wandern in indo-chine-
sischen Erzählungen die Wissbegierigen nach dem fernen
Taxila, und in Rom zog man nach Etrurien, wie Attius,
Nävius, und (wie K. O. Müller zusetzt) „es gab hiernach
in Etrurien Schulen, den gallischen Druiden- und den
jüdischen Prophetenschulen nicht unähnlich, von den Vor-
nehmen geleitet, aber auch andern zugänglich, in denen
die Disciplin gründlich erlernt werden konnte". So auch
bei den Druiden mit den Unterstufen der Barden und
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8 Einleitung.
Ovaten. Uebxigens hatte Numa dem CoUegium der Ponti-
fices bereits sacra omnia exacripta exdgnataque (s. Livius)
übergeben, und solange diese sacerdotes publid (b. Varro)
dem Staatscultus (wie in der kaiserlichen Religion Chi-
nas) zur Stütze dienten, fanden theologische Fieber-
phantasien keinen Boden, denn „a Rome la societe etait
si fortement .penetree par les idees religieuses, que pen-
dant des siecles, eile ne vit dans l'autorite, la loi, le droit,
le devoir, que la volonte permanente des dieux" (Bouche-
Lederq). Im Orient dagegen wurden die Magier bei
ihrer Opposition gegen den Mazdeismus umgestaltet, das
chaldäische Religionssystem Babylons ist (nach Lenormant)
„le resultat d-une grande evolution sacerdotale", und in
Indien ist die Isolirung der Brahmanen von den Wogen
des Buddhismus vielfach erschüttert worden. Dann wurde
der Inhalt heiliger Schriften, auf die bis dahin nur die
Wiedergeborenen ihre Augen hatten heften dürfen, zum
populären Allgemeingut, wie bei Onomakritos' Veröffent-
lichungen zu Pisistratos' Zeit; auch in Rom konnten die
Sibyllinischen Bücher, obwol die fata romana bewahrend,
vor profaner Neugier nicht gehütet werden, und als Cn.
Flavius, Schreiber des Appius Claudius Coecus, die Fasten
und Nefasten ,^in albo proposuit", ging der Profit des
Kalendermachens in die Brüche.
Die in priesterlichen Operationen begründeten Geheim-
bünde ^ Afrikas verfolgen meist politische Zwecke, wie
der Bund der Semo und Purra, oder commerzielle, gleich
freimaurerischen Egbo ^5 und die Weihen sind gewohnlich,
dem Gang der Natur folgend, an die Pubertätsperiode
angeschlossen. In Amerika mögen die in den IschtohoUo
(s. Adair) erblichen Priestergenossenschaften die Geheim-
nisse des Feuerdienstes bewahren, wie der Wabeno-Bund
bei den Odjibwä, oder Orakelmysterien gleich den Dienern
Iluchas bei den Tapuya, doch verläuft vieles, im Metai
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Einleitung. 9
und Medu, ins Zauberwesen (dort, wie immer, im Gegen-
satz weisser und schwarzer Magie, mit der Heilkunde im
Contact). Ihren Jahresfesten (gleich den auf Nu-mokh-
muk-a-nah zurückgeführten der Okipa) haben mehrfach
Zuschauer beigewohnt, doch ist das über die Bedeutung
Mitgetheilte meist zusammenhangslos, weil hier ebenfalls
der Profane in der Vorhalle (des Verständnisses wenig-
stens) zu verweilen hat, wo er zwar, gleich Catlin, leben-
dige Schilderungen malen mag, aber vom belebenden Wort
nur wenig hören wird.
Eine belehrende, wenn auch betrauernswerthe Be-
stätigung hierfür erhielt ich während meines diesmaligen
Aufenthaltes in Oregon, wo ich infolge meiner Nachfor-
schungen an einen der alten Pioniere als besten Kenner
der Indianer verwiesen wurde. Derselbe hatte in seiner
Jugend ein halbes Menschenalter mit den Indianern ver-
lebt, indem er als Händler mit ihnen umhergezogen war
oder in ihren Ansiedelungen bei ihnen gewohnt hatte.
Auch konnte er mir in der That (soweit das Gedächt-
niss treu blieb) mancherlei interessante Einzelheiten über
das tägliche Leben und Treiben geben, sobald ich aber
mit meinen Fragen das religiöse Gebiet berührte, war
sein Wissen zu Ende. Wenn immer er darüber, ent-
gegnete er mir, Erkundigungen * angestellt, habe man ihn
ausgelacht, dass er als Handelsmann Derartiges wissen
wolle; das sei nichts für ihn, sowenig wie für Frauen
und Kinder; unter den Weissen liesse sich vielleicht nur
mit dem Padre darüber reden.
Leider konnten die Missionare^ ihre sonst für Aus-
kunft günstige Stellung in diesem Falle wenig ausnutzen,
da sie sich, gerade den Priestern gegenüber, auf einen
feindlichen Parteistandpunkt gestellt fanden und (was be-
sonders oft von ihnen selbst bedauert ist) auch bei den
Neubekehrten die hier nahe gelegten Informationen selten
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10 Einleitung.
ausgiebiger sammelten, um nicht die heidnischen Erin-
nerungen im Gedächtniss aufzufrischen oder indiscrete
Fragen (wie sie dem Bischof im Kafferlande gestellt
wurden) zu vermeiden. So sind in den meisten dieser
dem Untergange geweihten Naturvolker die Träger der
vererbten üeberlieferungen ^ ausgestorben, ehe man ihre
Wissensschätze gehoben hat, und mit dem letzten des
Stammes wurde dann stets, sozusagen, eine Bibliothek ^
begraben. Es liesse sich dieses systematische Auswischen
der einheimischen Traditionen, wie es einige Sendlinge
(z. B. Dibbel) geradezu als ihr angestrebtes Ziel ^ aus-
sprechen, mit den Bücherverbrennungen durch die Do-
minicaner in Mexico und Yucatan auf gleiche Linie stellen,
weil gleicher oder doch ähnlicher Wirkung.
So ist vieles bereits, bereits das meiste rettungslos
dahingegangen, besonders in Polynesien, dessen fast ein
Viertel der Erdoberfläche deckender Ideenkreis doch in
der That ein würdiges Object ernstlichen Studiums ge-
wesen sein würde. Und was ist es, das wir eigentlich
von ihm wissen? Ein paar hier und da auf den ver-
schiedenen Inselgruppen unterscheidungslos aufgeraflFte und
willkürlich durcheinandergewürfelte Mythen, einiges davon
mit dem Gepräge ächter Volkssage, anderes, und wol das
meiste, als leichte Tagesproductionen des Volkswitzes.
Von dem tiefern Gehalt des eigentlich religiösen Kerns
findet sich in der ganzen Literatur seit der Entdeckung
fast nichts als einige zusammenhangslos abgerissene und
daher wenig verständliche Fragmente bei etwa einem halben
Dutzend Schriftstellern.
Am bekanntesten darunter ist Moerenhout's Citat, dessen
jahrelang umsonst gesuchte Auffindung ihn, wie er selbst
beschreibt, in solche Aufregung versetzte, dass er mitten
in der Nacht sein Canoe fertig machen liess, um den
Priester, von dem er die Mittheilung empfangen, in seinem
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Einleitung. 11
auf einer andern Insel gelegenen Wohnsitz anzutreffen.
Die Sprache ist mitunter mit der der Vedas verglichen, und
die Form Taaroa's, als Toivi (Ewiger) mit Brahm oder
Brahma, dem er auch in seiner Tempellosigkeit auf Tahiti
gleichen würde. Häufig wird er dargestellt, den Atua ange-
horig^, als ein personlicher Demiurg oder Architekt (in
anthropomorphisirender Auffassung, wie Zeus bei Plato),
als der Himmelsherr, der einen Stein herabwirft ins Meer,
um den sich die Inseln bilden, wie um die ins Meer
heruntergestiegene Himmelsfrau ^ der Indianer (bei Arnold),
odör als Schopfer *, der (gleich dem ägyptischen Schopfer
Nonm oder Cneph) aus Araea oder rother* Lehmerde
Menschen knetet, während das heilige Lied dieses Frag-
ments in der Sprache des Aeschylus singt:
Zeu^ elatv al^tjp-Zsu^ ts ytj-Zsui; 8s oupavoij-Zeu^ xa Tcavca,
(Zeuc if)v, Zeuc ioxi, Zeu^ ^aoexat, o (u^aXe Zeu im dodonäi-
sehen Distichon bei Tansanias)^ oder:
Es weilet £i*, Taaroa sein Name,
In des Raumes unendliclier Leere,
Keine Erde noch, kein Himmel noch,
Keine See war^a, keine Menschen.
Von oben herab Taaroa ruf^,
In Neugestaltungen wandelnd,
Taaroa, Er, als Wurzelgrund,
Als Unterbau der Felsen,
Taaroa als der Meeressand,
Taaroa in weitester Breitung.
Taaroa bricht hervor als Licht,
Taaroa waltet im Innern,
Taaroa im Umkreis;
Taaroa hienieden.
Taaroa die Weisheit.
Geboren das Land Hawaii.
Hawaii gross und heilig . . .
Als Schale Taaora's.
u. s. w. '^
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12 Einleitung.
Dann nach dem Erwachen der Gemüthsbewegungen,
nach Ausschüttung der Leidenschaften ^ (gleichsam aus
einer Pandorabüchse), nach dem Aufspringen von Hoffnung,
Freude, Ueberfluss, Zufriedenheit, wird die Vermählung
Taaroa's mit der Persotiification seiner weiblichen ^ Energie
in Ohinatua tai (der Aussengottin) gefeiert, die Wolken,
Regen u. s. w. zeugend ^, darauf mit Ohinatua outai (der
Innengottin) die Keime der Bewegung, mit Tuania (der
Luft), den Regenbogen und Meteore, mit Tuararo (dem
Erdinnern)* das Centralfeuer hervorzubringen.
In seinem weit durch Polynesien verbreiteten Cultus
erscheint dieser Tangaroa (Taaroa oder Kanaloa) unter
allerlei Verkleidungen, in wechselnden Masken. Auf
Raiatea weilt seine Schöpferkraft in einer Muschel, die
mit der Vergrässerung periodisch abgeworfen ^ wird, und
sonst erneuert^ er sich durch Abstreifen seiner Schale
in der auch von Vishnu in seinen Avataren angenom-
menen Form der Schildkröte, die bis zu den Mandan als
Stütze der Erde bekannt ist, zum Tragen dieser Last
ihren weiten Rücken bietend. Dann wieder schwebt Tan-
garoa in einem vom Winde umhergetriebenen Ei (zum
unten erblickten Seesand für Zeugungen herabkommend),
oder er zerschlägt dieses Ei ^, wenn vom Himmel herab-
hängend, um aus seinen Stücken die Inseln zu formen.
Als Schutzgott der Zimmerleute in Tonga, und von
diesen Canoebildern den Schiffern übertragen, verdankt er
deren Fahrten seinen an allen Küsten bekannten Dienst,
den sich auch die Fischer angeeignet haben. Wenn so
die Rolle des Poseidon spielend, steht häufig neben ihm
noch ein Aegeus als der (statt im Wogenpalaste Aegae)
im geschnitzten Hause lebende Tonganui, in dessen Locken,
oder in dessen Dachsparren, sich MawCa ^ Angelhaken ver-
wickelt, als er das von Rangi und Tawhiri mit Wasser
bedeckte Land wieder an die Oberfläche zog. Als Spuk-
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Einleitung. 13
gespenst über die Wogen schreitend, entspricht er ferner,
in der südlichen Form des neuseeländischen Mythus, der
Form des indischen Varuna, soweit sie sich in der des
Meergottes ^ mit der himmlischen eines Uranos deckt.
In Mangaia stellt sich Tangaroa, dem die Blonden und
Hellen^ geweiht sind, dem unterweltlichen Kongo gegen-
über, wogegen er auf Aitutaki als Todesgott, gleich Hades
dem Jäger (in Zaypsu^) Netz und Lanze (wie Jama in
Indien Netz^ und Keule) trägt, und noch düsterer ver-
schleiert er sich in Hawaii's Kanaloa, als ein Gott der
Geheimnisse, welche Bezeichnung Taylor, selbst unter
den Maori für Tanaroa oder Tangaroa findet. Den
ältesten Vergöttern angeschlossen, zeigt sich seine Form
des Feuergottes Tangaroa tui-mata, der, von Maui ge-
tödtet, seine Knochen neu belebt, und wenn Tangaroa
auf Raratonga Sonne und Mond in Eclipsen verschlingt,
so konnte er sich, in Bezug auf den Sonnengott Ra, in
den Antagonismus eines Rahu verkehren.
Auf der Freundschaftsgruppe vermittelt Tangaroa die
himmlische Abstammung der Fürsten nach dem japanischen
Vorbild des Mikado in seinem Reflex auf Tui-Tonga (neben
einer altem Gestaltung im Tui-Peleagi).
Dem Rev. Mr. Baker, dem Tonga eine zweite Heimat
geworden ist, verdanke ich, aus einem Zusammentreffen
mit ihm in Auckland, einige interessante Notizen, die, be-
sonders in Betreff des Stammbaums, Mariner's Nachrichten
ergänzen.
Ein Seitenstück zu dem tahitischen Schopfungsgang
ist neuerdings bekannt geworden durch Fornander's kürz-
lich veröffentlichtes Buch, worin es, nach der Mittheilung
Herrn Lawson's (auf den Marquesas) an Prof. Alexander,
aufgenommen wurde:
Im Anfang der Raum und Gefahrte,
Der Raum in des Himmels Höhe
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14 Einleitung.
Tanaoa erfüllte, durobwaltet den Himmel
Und Mutuhei schlingt drüber sieb bin.
Keine Stimme damals, kein Laut nocb war,
Nicbts Lebendes in Bewegung.
Nocb Tag war nicbt, nocb war kein Liebt,
Eine finstere, scbwarzdunkelnde Nacbt.
Tanaoa war's, der die Nacbt beberrscbt
TJnd Mutubei's Geist die Weite durchdringt
Aus Tanaoa bervor Atea entsprang,
In Lebenskraft schwellend, mächtig und stark,
Atea war's nun, der den Tag beberrscbt,
Und Tanaoa ihn trieb er fort u. s. w.
Nach der Hervorbringung 0no*8 (des Lauts), wodurch
die Mutuhei (Schweigen) beseitigt wurde, vermählt sich
dann Atea (das Licht), im Gegensatz zu Tanaoa (oder
Dunkel), mit Atanua^ der Morgendämmerung (Uschas der
Veda).
In Polynesien ist der Anfang der Kosmogonien stets
durch die Urnacht überschattet, und liegt in dem Begriffe
der Fo Räumliches und Zeitliches (wie im pythagoräischen)
verbunden. Aus den Kreisen unendlicher Po ^ oder Nacht-
perioden treten die Welten ins Dasein und aus dem Dun-
kel der Po auch die Gotter hervor, also aus der Nyx
(Homer' s): SfJiKjTpsta S^ewv xat avSpov, einer Modrenech
(angelsächsich), als mater nox (bei Beda) oder nox primaeva.
Aus diesem Po^ gleichsam einem unsichtbaren (aeiSvjc)
Hades (Aidoneus"*) treten die altern Urgotter (gwos supe-
riores et involittos vocant bei Seneca) hervor, die Atua
fanau po oder nachtgeborenen Gotter, im Gegensatz zu den
niedern und Jüngern Gottergeschlechtern, die dann (wie
bei den Aegyptem und Griechen) durch Heroen (ßemones
oder Semi-homines) in die Menschen übergehen.
Indem dergestalt in den polynesischen Schopfungs-
theorien Po nicht nur zeitlich, sondern auch räumlich, eben
zeiträumlich, gedacht wird, so liegt darin dann schon das
Ganze, der Keime nicht nur (wie in Anaximander's Un-
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Einleitung. 15
endlichem), sondern der gesetzlichen Vorbedingungen für
die künftige Schöpfung noth wendig eingeschlossen, ähn-
lich wie in Aegypten die Gottheit des dunkeln Haumes
(Pascht)^ wenn mit Sevek, dem Zeitstrom, verbunden, als
Schicksalsgottin (eine Änangke oder Adrasted) waltet, oder
(bei Sanchuniathon) Sydyk^ als Gerechtigkeit oder Gesetz
(im Anschluss an buddhaistisches Dharma), und so wird,
in der Folgerichtigkeit mathematischer Methode, eine
causa absoluta prima (Spinoza' s) zu Wege gebracht. Bei
Parmenides begrenzt Dike als Fessel das Sein, das als
„zeitliche Unendlichkeit oder Ewigkeit" (s. Steinhart)
aufgefassst wird, das Schrankenlose einer räuniilichen Un-
endlichkeit ausschliessend, gegenüber dem ocTceipov der
lonier oder (gnostischem) Pleroma. Der Logos^ als Zer-
theiler (to(ji6U(;) des Universums, ist (bei Philo) zugleich
das Band (htG^o<^) desselben in Aisa, als ad ouaa bei
Aristoteles, und die grenzenlose Zeit (aTepptovot;:) läuft in
Zeruane akerene aus.
In Heraklit's (e[(Jiap(Ji6VTr)) liegt die Weltordnung aus-
gedrückt, in den Clementinen, als Schicksal gefasst, und
wie diese (heisst es dort) haben andere die Genesis (die
von der Geburtsstunde abhängige Prädestination) einge-
führt (s. Baur) als Vorherbestimmung (später dann in
astrologischer Magie verwerthet). Der ordinäre Menschen-
verstand hat sich solchem Fatum fatalistisch zu ergeben,
„8öd sciendum secundum aruspicinae libros et sacra Ache-
rontia, quos Tages composuisse dicitur^ fata decem annis
quadam ratione differn'' (Servius). Dann wird Fors zu
Fortuna, und in der Praenestiriischen Religion war Fortuna
als Mutter des Jupiter und der Juno gedacht (s. Am-
brosch), wie das Würfelspiel ägyptischer Gotter die
Würfelzahl indischer Yuga (s. Roth) bedingen konnte.
Wo immer wir den Gedankengang in ungestörter Fort-
bildung der kosmogonischen Theorien antreffen, gelangen
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16 Einleitung.
wir, seiner Leitung folgend, früher oder später zu solch
allumfassend Zeit und Raum durch waltender Nacht, in ,
deren Dunkel nichts weiter unterschieden werden kann,
als letzten Abschluss, in phpnizischen , assyrischen, in-
dischen, hellenischen Theogonien, den milesischen und
pythagoräischen Philosophien, und so in Polynesien.
Im molukkischen Archipel setzen die Mythen mit der
Zeitperiode ein, wo noch wenig Licht (oder nur erst
Zwielicht) war, und auch in der Vorzeit der Quiche er-
tönen Klagen über die Dunkelheit, ehe die Sonne empor-
gestiegen war. So steht im ägyptischen Todtenbuche
Tmu oder Atoum (die Nachtsonne oder Finstemiss) an der
Spitze der Schöpfung, bis der Sonnengott des Tages in Ra
(personificirt als Phr^) hervortritt, und Ra^ oder La ist
der Name der Sonne durch ganz Polynesien (wie, chaldäi-
schem Sin entsprechend, Hina oder Sina der des Mondes).
Im Gegensatz zu der Unterwelt 2, als Fiji's Lalo fonua
oder (aus einem Tartarus aufquellenden) Avaiki^y aus
deren Nachtdunkel* die Marquesas aufgestiegen^ waren,
bezeichnen sich diese als Äo-mama (^Ao oder Licht ^) und
Ao-terata bildet den einheimischen Namen Neuseelands
mit dem Specialnamen Te Ika-a-Maui'^ für die nördliche
und Pounamu für die südliche Insel.
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I.
NEUSEELAND.
JNeuseeland ist verhältnissmassig am besten bekannt
unter den polynesischen Inselgruppen, da infolge der ge-
regelten und zahlreichen Colonisation auf seinem, eine
solche des gemässigten Klimas wegen gestattenden, Boden
dieser vertrauter und vielfach beschrieben ist. Die Lite-
ratur Neuseelands soll (nach Trollope) sich bereits auf
einige tausend Bände belaufen; aber obwol so Buch auf
Buch geschrieben wurde, ist der speculative Inhalt der
Glaubenslehre bis dahin ein verschlossenes Buch geblieben.
Mythen freilich erzählt fast jeder; hier und da bei einem
schärfern oder durch lebenslangen Verkehr mit den Maori
vertrauten Beobachter, wie Taylor, Shortland, Nicholas,
Swainson u. s. w., stosst man gelegentlich auf eine über-
raschende, aber gewöhnlich dem Gewährsmann selbst nur
halbverständliche Bemerkung, und bei Grey vor allem ist
eine Zahl werthvoller Ueberlieferungen aus dem Munde
der Häuptlinge mitgetheilt, aber ein tieferer Eindruck in
die Weltanschauung ist nirgends gewährt. Wenn es mir
möglich ist, einen solchen hier zu gewähren, obwol ich
mich kaum einen Monat im Lande befand und ausserdem
noch mehr als die Hälfte dieser Zeit auf allerlei Eeise-
touren zu verwenden hatte, so verdanke ich dies der Be-
günstigung durch ein glückliches Geschick, das mich
gerade mit den richtigen Persönlichkeiten zusammenführte
Bastian. 2
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18 I. Neuseeland.
und diese zu freundlichsten und freigebigsten Mittheilun-
gen stimmte. Die Schätze, welche sie so rückhaltslos
gespendet, werden deshalb auch in ihrem Namen über-
geben, abgesehen von meinen eigenen Zuthaten, wofür
ich selbst die Verantwortung zu übernehmen haben werde.
Ich habe hier vor allen zu nennen Herrn John White
(gegenwärtig in Wellington), Herrn Locke in Napier,
Herrn Manifing in Auckland, Herrn Davis in Ohine-
muta, dann Herrn Travers in Wellington (wo Dr. Hector
leider abwesend war), Herrn Stannard in Wanganui, u.
a. m. ^ Jeder, der Neuseeland und seine Bewohner ein-
gehender kennt, wird mir bezeugen, dass (neben einigen
andern Namen, die mir genannt wurden) bessere Auto-
ritäten nicht hätten gefunden werden können. Der Nestor
der genannten Pioniere ist Judge Manning, den es genügt
als den Verfasser des „Pakeha Maori" aufzuführen. Herr
Davis ist den Besuchern der pittoresken Seeregionen wohl
bekannt und Herr Locke über seinen Wohnsitz hinaus.
Herr White hat von Kind auf mit den Maori gelebt und
längst schon einen bedeutenden Einfluss über dieselben
erworben, weil als ein in die Geheimnisse der Priester-
orden Eingeweihter betrachtet; er fungirte zugleich als
Secretär und Uebersetzer bei Gouverneur Sir George
Grey, als derselbe sein wohlbekanntes Werk abfasste, das
zuerst die Tiefe und den Reichthum polynesischer Mytho-
logie erahnen liess, obwol mehr die romantische Seite be-
rücksichtigend. Seitdem hat Herr White seine Studien
ununterbrochen fortgesetzt und ist jetzt von der Regie-
rung Neuseelands mit der Herausgabe seiner Forschungs-
ergebnisse beauftragt. Dieser verständige Beschluss ist
freudigst zu begrüssen und wird die dadurch dem Studium
der ursprünglichen Landeskinder zugewandte Protection
hoffentlich eine dauernde sein.
Herr White war gerade von Tauranga nach Welling-
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Schöpfung. 1 Ö
ton herübergekommen, und als ich seine Bekanntschaft
machte, traf ich ihn im Regierungshause damit beschäftigt,
sich ein Arbeitszimmer herzustellen. Es war an dem für
meine Abreise bestimmten Tage, aber schon die ersten
Worte, die wir wechselten, überzeugten mich, dass vor-
läufig an keine Abreise zu denken war, und die vier Tage,
die ich im Verkehr mit ihm, soweit es seine durch die
Neueinrichtung beanspruchte Zeit erlaubte, verbringen
konnte, gehören zu den genussreichsten meines dortigen
Aufenthalts. Was ich im Folgenden gebe, bezieht sich
auf eine Art Prospect, der als Vorauslaufer des in der
Herausgabe begriffenen Werkes gedruckt wurde. Wenn
dieses erscheint, wird sich, wie ich nicht zweifle, ein neues
Licht über unsere Kenntniss von Polynesien verbreiten,
und dann werden die vorläufig hier ausgestreuten Licht-
fünkchen von selbst wieder erbleichen, mögen aber in der
Zwischenzeit ihre Dienste thun, soviel sie es vermögen.
Die Schöpfung beginnt in Neuseeland, wie sonst in
Polynesien, mit dem Po ^ als Urnacht, mit cyklischen
Kreisungen von Nachtperioden, Kreise in Kreisen kreisend.
Das wissen wir bereits von andern Gewährsmännern (ob-
wol bei Taylor die Nacht auf zweite Linie verschoben
ist), und das Gleiche wiederholt sich auf den übrigen
Inselgruppen. Im Dunkel der Nacht vollziehen sich die
dem Denken unzugänglichen Schöpfungsprocesse des Wer-
dens, und im Nachklang dieser Vorstellung erzählt dann
später die Volkssage, dass die Götter bei Nacht die Inseln
(der Marquesas-Gruppe) aufgebaut, dass sie aber, vom
Tageslicht überrascht, die Felsen hätten unfruchtbar lassen
müssen. Die Analogien sind* von überall her, und auch
aus nächster Umgebung des Volksaberglaubens, geläufig
genug.
Die Schöpfungsgeschichte der Maori gestaltet sich nun
in folgender Form: Unter dem Rollen der Urnächte oder
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20 !• Neuseeland.
Po (die den Uebergang von der vergangenen Weltperiode
zur künftigen deckt) manifestirt sich in der bis dahin
ungetheilten Finsterniss zuerst das Kore^ das Nicht oder
Nichtsein, und damit scheidet sich die Nacht, Te-Po^ als
bestimmter Zeitraum ab. Darauf im Umlauf ungezählter
Perioden erwacht als erste Ablenkung zur Bewegung
te Rapunga (das Sehnen), das sich in Waia oder Fort-
dauer (dieser ersten Sehnsuchtsregungen) ausbreitet zur
Sehnsucht, und dann macht sich Te-Kukune (Empfindung)
bemerkbar, die in Te-Pupuke (Ausbreitung) erstarkt. Als
Folgewirkung beginnt ein erstes Pulsiren des Lebens,
Te-Hihiri oder Luftschnappen (wie das des Neugeborenen),
und hieraus emanirt Te-Mahara^ der Gedanl^, fortent-
wickelt zum Te-Hincmgara (Geisteswirken). Jetzt ent-
springt Te-Manako oder Wunsch (als der Wille zum Le-
ben), hingerichtet zuerst auf Wänanga (heiliges Geheim-
niss), das grosse Lebensräthsel. In verzückter Anschauung
des Versenkens über die umgebenden Wunder entfaltet
sich Te-Ahtia^ der Glanz der Glorie, und damit als schöp-
ferischer Liebesgott Te-Atamai^ die Zeugungskraft (der
Liebe), in materielle Schöpfungen niedersinkend, sodass
Te-Whiwhia^ das Festhalten (am Dasein) oder das Kleben
an der Existenz hergestellt ist, durchdrungen von Ravea
oder (freudenvoller) Wollust, und somit ist dann eine
bestimmte Gestaltung (der Form) gegeben in Hoputu (dem
Aufrichten), belebt durch Hau-Ora (Lebensathem), und
jetzt flutet Afea (das Weltall) im Kaume, durch Ge-
schlechtsdiflferenz gespalten in Rangi und Papa (Himmel
und Erde).
Was haben wir hier vor uns? Solche Frage wird sich
beim DurchbUcken dieses merkwürdigen Documents so-
gleich hervordrängen. Ein philosophisches Product? Doch
kannibalischer Wilden? und dann orphisch - chaldäische
buddhisch-vedische Anklänge^ auf allen Seiten. Ist ein
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Schöpfung. 21
verkleideter Anaximander oder Pythagoras hierher gewan-
dert, wenn nicht etwa Anaximenes, der Vorgänger der
Spiritualisten , mit der Luft als Urstoff, in der Seele
oLSfdhyi? (Olov -i] ^^u^iii, 9if]atv, t] •JjfjLexepa a'^p ouaa, avy-
xparet yiikS.^ xat oXov xov x6a(Jiov TcvsufJia xal dt'ijp Tcsptexst.)
Die ganze Entwickelung des SchopfungsbegriflPs vom
ptT] ov (in seiner platonischen Unterscheidung ^ vom oux ov,
als die Materie in valentinianischer Gnosis) an, ist hier
eine rein psychologische oder (an Sanchuniathon's Pneuma,
als Ruach^ angeschlossen) eine pneumatische (im gnos-
tischen Sinne), wozu man vielleicht die nächste Analogie
in der Paticha-samuppada des Abhidharma finden würde.
Wir stehen hier vor einer neuen Welt (im Geister-
reich), vor der Welt eines Ideenkreises, der, es sei noch-
mals nachdrücklich wiederholt, fast ein Viertel unsers
Globus (räumlich gerechnet) umfasst, und von dem wir
dennoch so gut als nichts wissen. Das Complement wird
sich später aus der von mir in Hawaii aufgefundenen Kos-
mogonie ergeben, also am andern Ende der oceanischen
Inselwelt (etwa in der Entfernung wie Rom von Capstadt
zu reden).
Ich will indess zunächst, um objectivem Urtheil das
unverfälschte Rohmaterial zu unterbreiten, das trockene
Gerüst des Systems, wie es sich ohne meine obigen Zu-
thaten der Verknüpfung in White's Veröffentlichung^
findet, dem Leser für unabhängige Bearbeitung hinstellen.
Es heisst dort:
1) Te Köre (^^ fr^m the first to Nothing
2) Te Po the lOOO*"» and to Darkness
3) Te Rapunga unlimited years), Asking or Seeking
4) Whaia „ Following on
5) Te Kukuna „ Conceptionofthought
6) Te Pupuke „ Enlarging
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22
L Neuseeland.
7) Te Hihiri
8) Te Mahara
9) Te Hinengaro
10) Te Manako
11) Te Wanänga
12) Te Ahua
13) Te Atamai
14) Te Whiwhia
15) Kawea
16) Hopu Tu
17) Hau Ora
18) Atea
(on from the
first to the
lOW» and to
unlimited
years),
Breathing power, spell
or godly power
Thought
Spirit life
Desire
Holy, Medium or abode
of deity, Supreme power
Glory, beauty of form
in spirits
Coming into form, love
in action, making good
Possessing
Delightful
Becoming erect, Pos-
sessing power
Breath of life
Space, vacuum.
Te Ao e teretere noa ana, the world floating in space,
gleich der Weltkugel, des a9aipa oder G(fOLigoeibl(; xuto<;
(bei Clem.), und wie chaldäische Omorka (bei Berosus)
in die Hälften des Oben und Unten gespalten. Mit Ao
(Licht) ist der Tag eingetreten, der die dunkle Nacht
vertreibt.
Vor genauerer Betrachtung der Einzelheiten scheint
es angezeigt, die Kette im buddhistischen Cyklus der
Existenzreihen für Vergleichung beizufügen, und werde
ich der dem Milinda-prasna entnommenen (s. Hardy) fol-
gen, die von meiner Veröffentlichung in der „Zeitschrift
der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft" (1875) in
einigen Punkten abweicht:
1) Awidya (nam-moha)
2) Chitta (29)
3) Pratisandhi-winyana (19)
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Schöpfung. 23
4) Nama-rupa (der 5 Khanda)
5) Ayatana (6)
6) Phassa (6)
7) Wedana (3)
8) Trisnawa (108)
9) Upadana (4)
10) Bhawa (3)
11) Jati-ipadima,
worauf Verfall (und Tod) eintritt.
In Awidya \ Unwissenheit, liegt ebenfalls die Ver-
neinung eines piT] und durch Moha wird das umschattende
Dunkel des Wissens oder das Nichtwissen ausgedrückt
(die Pinsterniss). Obwol also Dunkel im Dunkel, ist
damit doch die erste Differenzirung zur Bewegung ge-
geben (wie im Mazdeismus mit dem in Zeruana akarana
aufsteigendem Zweifel oder in der Gnosis mit der durch
Aletheia geweckten Begierde); dieser erste Anstoss ist
aber genügend, denn jetzt gelangt die ganze Maschinerie
des Schöpfungsprocesses in den Fluss der Entwickelung
durch atSwv xtVYjatv (bei Anaximander) nach erstem An-
stoss durch den vou<j, während im Buddhismus das Be-
wegende in der Karma ^ liegt und die Schuld (gleich einer
Anangke) im Schicksal die Gesetze der Natur dictirt.
Nach Markirung der Nacht Te-Po^ als Zeitabschnitt
(der gewohnlich gleich im naheliegenden Gegensatz zum
Licht* gefasst wird) regt sich (nach obiger Aufzählung)
Rapunga^ ein Suchen imd Fragen, also ein unbestimmt
ahnendes Sehnen ^, das sich in der nächsten Rubrik (Whaia)
erstarkend ausweitet, und so, in allseitige Berührung kom-
mend, Kukuna mit der Steigerung in Pupuke empfinden
lässt, wodurch unter den hervorgerufenen Reflexbewegun-
gen die ersten Lebensregungen zu pulsiren^ beginnen.
Hiermit sind wir auf denjenigem Punkt angelangt, der
in den Rubriken des „Milinda-prasna" der vierten Nama^
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24 I- Neuseelaud.
Rupa^ oder (bei Goldstücker) „Substantialität" als der Ent-
stehung der ixxni Khanda entsprechen würde, vind ist der
Weg dahin kürzer, aber demselben Ideengang entspre-
chend, denn in der Chitta sind die Voranlagen der zu
Winyana führenden Empfindung ausgedrückt.
Wenn in den von Hodgson aus dem Karmika-System
gelieferten Mittheilungen die zweite Rubrik, als auf die
Awidya folgende Emanation, mit ,,delti8we Impression ^^
übersetzt wird, so entspricht dies noch genauer dem un-
bestimmt fragenden Sehnen, das sich selbst seines Zieles
noch nicht klar bewusst ist und so Täuschungen imter-
liegt. Hodgson's Text lässt dann auf yydelvsive impression^^
die Schöpfung der y,particulars^' folgen, dann die der
yysix seats of senses'^ und dies würde wieder zusammen-
fallen mit der fünften Rubrik des Abkidarma^ der Äyatana^
sowie der in der Karmika dann gesetzte Contact, mit der
sechsten, als Phassa. Ebenso bietet das in der brahma-
nischen Version auf Awidya folgende und von Colebrooke
als „passion^^ übersetzte, wenn als leidenschaftlich sehnende
Aufregung gefasst, ein Aequivalent zu Te^Rapunga^ und
bei genauerm Eingehen auf den Originaltext konnte sich
ein solches auch in tibetisch, durch Csoma Körosi, und
chinesisch, durch Klaproth, vorliegenden Reihen finden, mit
den Uebersetzungen y,composition^' (or notion) oder „con-
naissance'^y als nächster Ausfluss der Awidya.
Soweit sind die Coincidenzen zwischen Tohunga und
den Phungie so schlagend, als es unter den Umständen
rein zufällig gegebener Lesungen nur erwartet werden
kann. In beiden Fällen markirt sich, in dem Uranfäng-
lichen (in dem Ap^'J) 'cwv ovtov t6 otTCsipov nach Anaximan-
der's Sinne) als Erstes (im Anderssein) eine Negation \
als deren nächster Erfolg das Streben nach Ausgleichung in
Bewegung kommt, und so ein Antasten (in der Empfin-
dung) hervorruft, in der Wechselwirkung (wie es im
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Schöpfung. 25
Buddhismus ausgedrückt sein würde) der Arom oder Aro-
mana mit den Ayatana^ wodurch dann diese letztern, und
damit ihre sinnlichen Verkörperungen, ins Leben treten.
Von hier ab dagegen scheiden sich die Wege dieser zwei
Darstellungen oder laufen wenigstens nicht mehr so dicht
nebeneinander her, indem zwar bei beiden die Identität
der Correlationen zwischen Mikrokosmos und Makrokos-
mos festgehalten wird, die Patichcha samuppada aber (weil
für den Zweck einer Morallehre verfasst), nachdem das
Korperlich-Materielle in Existenz gerufen ist, jetzt nur
seine mikrokosmische Wandlung im Menschen ausfolgt
(durch Wedana ^ Tri8nawa\ üpadana, Bhawa zur Jati-
ipadima oder Geburt und damit rückläufig zum Untergang
gelangend), wogegen der tepo^ Xoyo^^ der Maori die Schöpf-
ung eines Makrokosmos entfalten will, und deshalb noch
von individueller Psychologie absieht. Doch kann auch
für den femern Weg, der nach dem Anlangen bei den
zum Korperlich -Materiellen tendirenden Lebensregungen
weiter eingeschlagen wird, ein Complement aus dem Abhi-
darma geboten werden, und zwar in richtiger Consequenz,
in dem die Meditationen^ betreflPenden Theil, indem diese
auf den Megga, den Pfaden zum Nirwana, wandeln, in
welcher Negation* der, im täuschenden Schein vergehen-
den, Maya die moralischen Kräfte der, sterblichen Augen
entschwundenen, Buddha die Schöpfungen neuer Welten
(wenn die frühern mit dem Verfall des Gesetzes unter-
gegangen sind) neu vorbereiten.
Wir haben gleich darauf zurückzukommen nach vor-
heriger Betrachtung der auf Hihiri (Rubrik 7) folgenden
Entwickelung. Die nächste Emanation ^ Mahara, drückt
eine Denkthätigkeit, eine geistige^ Regung aus, die in
dem Folgenden (Hinengaro) zur vollen Kraft und Ent-
faltung gelangt. Es soll also gesagt sein, dass , nachdem
die in dem Contact hervorgerufene Empfindung, durch die
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26 I* Neuseeland.
zwischen dem Innern und Aussen bin- und herwogenden
Wellenbewegungen des Reflexes, die ersten Lebenäusserun-
gen eingeleitet hat, sich diese in einer geistigen Thätig-
keit zu manifestiren beginnen, und das nächste Resultat
ist Manako, der Wunsch, ein Streben und Sehnen, wie
es in Te-Rapunga vorgedeutet lag, aber nicht mehr, wie
dort, ein unbestimmt suchendes, sondern bereits mit festem
Entschluss auf ein bestimmtes Ziel hingerichtetes, und
zwar auf das höchste und zwingendste, auf das Lebens-
räthsel hin, seine Geheimnisse zu losen, und der darin
versenkte Geist wird dann mit der Macht des schöpfe-
rischen* Princips erfüllt, sodass er Zaruam's Schöpfer-
wort im Honover sprechen könnte oder in Parmenides'
Identität des Denkens und des Gedachten (t6 70:9 auTO
voelv icxi T6 xat eZvat), in Gedanken schaffen, das Wort
als Gottes That (bei Philo), Xoyo^.
Wananga spielt noch jetzt im Cultus der Tohunga,
als ein (wie Amun) verborgenes AUerheiligstes, ein Un-
begreifliches ^ (gleich Wakon im Gottesbegriff der Dacota)
oder auch ein mysteriöses Palladium für die gewöhnlichen
Bedürfnisse des Tageslebens.
Diesem in das AUerheiligste versenkten, dadurch ge-
fesselten Geist, ihm, dem mit der Grundursache eigenen
Seins durch sehnendes Anstreben wieder Vereinigten, bricht
nun die Glorie (Ahua) hervor, er wird durchstrahlt von
dem Glanz sphärischer Harmonien, durchleuchtet ^ von
der Allgottheit, gleich dem unter dem Bodhibaum Er-
wachten, in der Lichtregion gewissermassen jenes Dhyana,
„die nebst den Keimen der Natur auch die Intelligenz in
der Vielheit enthält."
Bei den Buddhisten geht die Meditation aus von
Mano, als Arom des Nam-Dhamma (s. Bigandet), und
dieser Mano würde in gewisser Beziehung dem maorischen
Manako entsprechen, um so mehr, weil von den zu durch-
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' Schöpfung. 27
laufenden Stadien das erste (Witteka) die Hinrichtung
geistiger Betrachtung auf das Object, das zweite (Witzara)
die Fixirung desselben in Aufmerksamkeit ausdrückt,
beide also solche Modalitäten, die auch in Manako in-
volvirt liegen.
Auf Witzara folgt dieser aufmerksam angestrengten Be-
trachtigag, die Frucht derselben mit Piti, in der Selbst-
zufriedenheit des Erfolges, und dann verbreitet sich Souka,
als Freudensseligkeit, worin Ekatta das Verharren er-
möglicht.
Das Fernere gehört nicht hierher, da die Parallelen
mit der Folgereihe der Tohunga bereits wieder aufgehört
haben, indem sich die Coincidenzen diesmal auf drei Ru-
briken (10, 11, 12) beschränken. Darüber hinaus theilen
sich die Wege aufs neue, wie es bei der Verschiedenheit
der in den beiden Fällen beabsichtigten Zwecke nicht
anders sein kann. In der Meditation steigt der Geist,
nach den für ihn niedergelegten Vorschriften, von Stufe
zu Stufe höher empor, bis er sich schliesslich in dem
Allsein verliert oder (nach brahmanischem Ausdruck) von
der Gottheit absorbirt wird (vom Kreislauf der Sansara
befreit).
Das aus dem Ideenkreis der Maori vorliegende Stück
ist dagegen, wie bereits bemerkt, ein Schöpfungssang, der
also eine solche Vernichtung in der Absorption nicht
zulassen darf und deshalb von dem Pfade, den er eine
Zeit lang gemeinsam mit dem Bahan gewandelt, wieder
ablenkt, um seinen Pflichten materieller Productionen
nachzukommen.
Es liegt in der Natur der Sache, dass dieses Weiter-
gehen, da es sich eben von dem in der Meditation an-
gestrebten Ziele abwendet, nicht länger ein Ansteigen
3ein kann. Mit der in Ahua hervorgeleuchteten Verklä-
rung ist für 'das Irdische bereits die höchste und äusserste
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28 I. Neuseeland.
Grenze erreicht, sodass, wenn hier statt des Finale eine
Fortsetzung statthat, in dieser eine sinkende Retrogres-
sion (ein Derimiren und Insichzurückgehen) markirt sein
muss. Es ist das der in den Religionen unter so ver-
schiedenen Verkleidungen durch die Xt]^ xoajxtxif] (der
Ophiten) oder mundialis ohlivio, einer im Herabsinken ver-
gessenden Seele, eingeführte „Fall", mit der Verbitterung
des Lebens durch das üebel^, auch moralisch im Bösen
(und stets der Sinnlichkeit eingepflanzt).
So folgt auf Ahua die Emanation Atamai ^ worin der
(in Aegypten als Pktah-Thore^ unter den drei Eroten
schöpferisch thätige) Liebesgott in seine Herrschaft ein-
tritt, indem gewissermaassen der durch die Majestät des
vollen Glanzes berauschte Geist im Freudensgenusse zu
Ueberschreitungen geführt wird. Als natürliche Conse-
quenz erhält nun das Körperliche^, das k bereits früher
durch Hihiri vorangedeutet war, seine voll substantielle
Verwirklichung in Te Whiwhia (als das Haften imd Kleben
an der Existenz, dem buddhistischen üpadana entspre-
chend), und an Stelle der soweit geistigen * Schöpferkräfte ^
beginnt jetzt, mit der Wollust sinnlicher Zeugungen, wie
in Ravea ausgedrückt, die materielle ^ Welt zu treten, die,
in HopU'Tu aufgerichtet, auch äusserlich Form, und Ge-
staltung gewinnt. In dem Athmen des Lebensodems (Hau-
Ora) gestajtet sich der Raum (im Kenon oder Bohu, als
^iyikOL oder ixi^k; töv d:cavTOV ^, das materielle Substrat lie-
fernd) zum kugligen Weltenball, und diese (dem aus
Kneph's Munde hervorgegangenen Ei ^ vergleichbar) flutet
dann im All.
Nach der Scheidung^ in zwei Hälften werden Rangi
und Papa"^^ durch die Liebe wieder geeinigt, und ihre
Kinder empören sich dann gegen die Aeltem, gleich der
von üranos und Gäa gezeugten Brut.
Ich werde diese bereits von Sir George Grey mit-
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Himmel und Erde. 29
getheilten, und gewohnlich als der Beginn der maorischen
Schöpfung (obwol der Process, wie sich hier ergibt, viel
weiter zurückgeht) betrachteten Mythen^ nach einem,
einige Abweichungen zeigenden Pamphlet erzählen, das
ich der Güte des Judge Manning verdanke.
DIE SCHÖPFUNGSSAGE DER MAORI
oder nach einheimischer Bezeichnung
Die Geschichte „der Söhne des Himmels und
der Erde."
(Diese Sage ist von höchstem Alter und seit Jahr-
tausenden wörtlich von Priester auf Priester überliefert
worden. Sie ist allegorisch; doch ist die Bedeutung der
Allegorie dem gemeinen Volke nie mitgetheilt worden
und, wie ich glaube, heute zum grossen Theil auch unter
den Priestern verloren gegangen; sie ist indessen nicht
sehr dunkel. M.)
Die Himmel, die über uns sind, und die Erde, die
unter uns liegt, sind die Erzeuger der Menschen und der
Ursprung aller Dinge.
Denn früher lagen die Himmel auf der Erde, und alles
war Finsterniss. Nie waren sie getrennt gewesen.
Und die Kinder des Himmels und der Erde suchten
den Unterschied zwischen Licht und Finsterniss zu ent-
decken — zwischen Tag und Nacht ; denn die Menschen
waren zahlreich geworden; aber die Finsterniss währte
noch fort.
Im Andenken an diese Zeit sagt man: „während der
Nacht", „die erste Nacht", „von der ersten bis zur
zehnten Nacht, von der zehnten bis zur hundertsten, von
der hundertsten bis zur tausendsten" — , was bedeuten
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so I* Neuseeland.
8oU, dass die Finstemiss ohne Grenzen und das Licht
noch nicht vorhanden gewesen war.
So rathschlagten die Sohne Rangi's (des Himmels)
und Papa's (der Erde) miteinander und sprachen: ,,Lasset
uns Mittel suchen, um Himmel und Erde zu vernichten
oder sie voneinander zu scheiden." Da sprach Tuma-
tauenga : „Lasset uns die beiden vernichten."
Darauf sprach Tane-Mahuta : „Nicht also ; sie mögen
voneinander geschieden werden. Lasset den einen empor-
steigen und für uns ein Fremder werden; den andern
lasset unten bleiben und uns eine Mutter (Verwandte)
sein."
So beschlossen die Kinder des Himmels und der Erde,
ihre Aeltern voneinander zu reissen ; Tawhiri-Matea allein
hatte Mitleid mit ihnen. Fünf beschlossen, sie zu trennen;
nur einer hatte Mitleid.
So suchten sie durch die Vernichtung ihrer Aeltern
die Menschen zu vermehren und gedeihen zu machen, und
im Andenken an diese Dinge sagt man: „Die Nacht! die
Nacht! der Tag! der Tag! das Suchen, das Ringen nach
dem Licht! nach dem Licht!!"
Nun erhob sich Rongo-Matana , um den Himmel von
der Erde zu trennen, aber es gelang ihm nicht.
Dann versuchte Haumia-Tikitiki seine Kraft, aber es
gelang auch ihm nicht.
Dann erhob sich Tangaroa, um seine Aeltern ausein-
ander zu .reissen, aber er konnte es nicht thun.
Tumatauenga versuchte es dann, doch auch sein Be-
mühen war ebenfalls erfolglos.
Zuletzt erhob sich Tane-Mahuta, der Waldgott, um
gegen Himmel und Erde zu kämpfen. Seine Arme er-
wiesen sich als zu schwach, so beugte er sein Haupt
nieder, stiess mit den Füssen nach oben und riss sie aus-
einander. Da wehklagte der Himmel und rief die Erde:
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Himmel und Erde. 31
„Weshalb dieser Mord? Warum diese grosse Sünde?
Warum willst du uns vernichten? Warum willst du uns
trennen?" Aber was kümmerte dies Tane? Aufwärts
sandte er den Einen, abwärts die Andere; und daher sagt
man: „Tane stiess, und Himmel und Erde wurden ge-
schieden." Er ist es, der die Nacht vom Tage getrennt hat.
Sogleich bei der Trennung des Himmels von der Erde
wurde das Volk sichtbar, welches bis dahin in den
Höhlungen an ihrer Aeltern Brüsten verborgen gewesen
war.
So gedachte nun Tawhiri-Matea (der Wind), seine
Brüder zu bekriegen, weil sie ihre Aeltern getrennt hatten;
denn nur er hatte nicht eingewilligt, das Weib von dem
Gatten zu scheiden. Seine Brüder waren es, die be-
schlossen hatten, sie zu trennen, und nur eine, die Erde,
als Mutter zu lassen.
So beschloss der Sturmgott, dass kein Frieden sein
sollte, und er erhob sich und folgte seinem Vater, dem
Himmel, und blieb bei ihm in den offenen Räumen des
Himmelsgewölbes; und da sie dort waren, berathschlagten
sie miteinander. Der Himmel gab ßath und der Wind
gab Acht, und als er Belehrung empfangen hatte, zog
er seine Kinder gross, und sie wurden zahlreich und stark;
und er sandte sie aus, einige nach Westen, einige nach
dem Süden, einige nach dem Osten und andere nach dem
Norden, und diese auch sind ihre Namen.
Darauf sandte er den Wirbelwind und den Sturm aus
und trübe, dunkele Tage, und triefende, frostige Himmel
und dürre, sengende Windstosse und das ganze Heer des
Himmels; in Wolken S taubes führt der Sturmgott sie an!
Jetzt stürzen sie vorwärts, dahin, wo der Waldgott sich
kühn erhebt und dem Sturme zu trotzen scheint. Ein
Windstoss genügt. Tief unten am Boden liegt er, mit
all seinen Zweigen Frass für Moder und Wurm.
Digkizedby Google
32 I- Neuseeland.
Jetzt wenden sie sich gegen die Gewässer. Ha! Tan-
garoa verlässt die wellen:2ernagte Klippe und flieht in die
Tiefen des Oceans. Aber Tangaroa's Kinder trennen sich.
Der Sohn Tangaroa's war Punga, und Punga hatte zwei
Sohne: „Schwimmender Fisch" und „Schrecken", das
grosse Keptil. Dessen anderer Name war „Bestürzung."
Als nun Tangaroa zum Ocean floh, stritt sein Geschlecht,
und einige sprachen: „Lasset uns in das Wasser", an-
dere riefen: „Lasset uns auf das Land"; so schieden sie
sich nach ihren Familien, die Familie des Schreckens, des
Reptils, blieb auf dem Lande; aber die Familie Punga's
suchte den Ocean auf.
So wurden sie durch den Zorn des Sturmes zerstreut,
und von daher stammt das Wort: „Lasset uns auf das
Land", „lasset uns in das Meer"; denn „Schwimmender
Fisch" hatte zu „Schrecken" gesprochen: „Lass uns in
das Wasser", aber „Schrecken" antwortete: „Nein, auf das
Land." Darauf sagte der Fisch: „So gehe denn auf das
Land, geh zu dem flammenden Farrnkrauthaufen." Da
antwortete die Eidechse: „Wenn ich auch auf angehäuf-
tem Farrnkraut gebraten werde, doch sollen Schrecken
und Bestürzung über die Menschen kommen, wenn ich
mit emporgerichteten Stacheln und zerreissenden Klauen
aus meiner Hohle hervorkomme; aber du gehe in das
Wasser; geh, und lasse dich als Speise in Körben auf-
hängen." Da sagte der Fisch: „Wenn ich auch in den
Korben mit gekochter Speise hänge, nur grosse Verrätherei
kann mich aus meiner Zuflucht in der Tiefe hervorlocken."
So trennten sich diese beiden, der eine (ging) zum
Meere, der andere auf das Land; und seit jener Zeit ist
unaufhörlicher Krieg zwischen dem Meere, oder den Was-
sern, und dem Lande gewesen, weil einige Kinder der
Wasser sich auf das Land geflüchtet hatten.
Und die Kinder Tangaroa's werden fortwährend durch
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Hilkimdl und Erde. 33
den Waldgott vernichtet, nämlich durch Canoes und Netze
und Speere und Haken, und die Kinder des Waldes wer-
den ihrerseits von dem Ocean verschlungen; die Canoes
werden von den Wellen begraben, und Fluten unterhohlen
die Erde und spülen Bäume und Häuser hinaus in das
Meer.
So plündern die Wasser immer das Land und trach-
ten danach, das Land gänzlich zu zerstören, auf dass die
grossen Bäume des Waldes in das Meer hinausgetragen
und ein Raub des Oceans werden mögen.
Nun wandte sich der Sturm gegen Kongo-Matane und
Haumia; aber die Erde riss sie hinweg und verbarg sie
in ihrem Busen, und der Sturm suchte sie vergebens;
denn die Erde verbarg ihre Kinder.
Jetzt endlich wendet der Sturm sich gegen Tu; aber
seine Wuth und sein Kämpfen sind nutzlos. Tu achtet
ihrer nicht. Er allein unter den Kindern des Himmels
und der Erde hatte seine. Stimme für die Vernichtung
seiner beiden Aeltern erhoben, und er allein ist stark im
Kampfe. Alle seine Brüder waren vor dem schneidenden
Sturme gefallen. Tane ward umgebrochen und danieder-
geworfen; Tangaroa floh in den Ocean, Kongo und Hau-
mia flüchteten in die Erde; aber Tu stand aufrecht auf
den offenen Ebenen seiner Mutter Erde, bis die Wuth
der Himmel und die Winde nachliessen.
Hiemach reihete sich Geschlecht an Geschlecht, aber
der Tod kam nicht zu Tu. Nicht eher, als mit der Ge-
burt Maui's, des Sohnes von Taranga, kam der Tod in
die Welt. Er war es, der durch sein Vergehen gegen
Hine-Nui-te-Po dem Menschengeschlechte den Tod ge-
bracht hat, und ohne dieses würden die Menschen ewig
gelebt haben.
Tu war entschlossen, seine altem Brüder zu bekriegen,
weil sie zu unentschlossen gewesen waren, um ihm in dem
Babtiah. 3
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34 I. Neaseeland.
Kampfe gegen den Sturm beizustehen, als dieser seine
Aeltem zu rächen versuchte. So wandte er sich zuerst
gegen Tane. Er gedachte auch, dass Tane's Geschlecht
jetzt zahlreich und stark wurde und ihn deshalb bald
selber bekämpfen würde. So macht er nun Schlingen und
Fallstricke; er hängt sie in die Bäume. Ha! Tane's Kin-
der werden gefangen und getodtet.
Dann suchte er die Sohne Tangaroa's und fand sie
im Meere schwimmend. Er schneidet den Flachs, er
knotet das Netz, er zieht es dui:ch das Wasser. Ha! die
Sohne Tangaroa's sterben auf dem Strande.
Nun sucht er seine Brüder Rongo und Haumia, welche
die Erde vor dem Sturme verborgen hatte; aber ihr Haar,
das sich über dem Boden zeigte, verrieth sie. Nun spaltet
er den Hartholzbaum mit steinernem Keil und verfertigt
das spitze Ko (den hölzernen Spaten der Maori). Nun
flechtet er Korbe und nun gräbt er die Erde. Kongo und
Haumia werden aufgedeckt und liegen trocknend in der
Sonne.
So verschlang Tu seine Brüder und verzehrte sie,
weil sie ihn in dem Kampfe gegen die Himmel und den
Sturm allein gelassen hatten; denn er war der einzige
Tapfere im Kriege.
Als nun Tu alle seine Brüder überwunden hatte, theilte
er seine Namen und nannte sich : Tu der Zornige, Tu der
Grimmige, Tu der Verschlinger von Heeren, Tu des
Handgemenges, Tu des feinmaschigen Netzes, Tu, der
Storer der Erde. Diese Namen wiesen auf seine besiegten
Brüder und auf ihn selber hin. Vier von ihnen verschlang
er, aber einer blieb geheiligt. Dies war der Sturm, und
er bleibt ewig als ein Widersacher des Menschen, und
seine Kraft ist der seines Jüngern Bruders (Tu) gleich.
Nun suchte Tu Gebete und Zaubersprüche, durch die
er seine Brüder niederdrücken und sie zu der Beschaffen-
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Himmel und Erde. 35
heit gewöhnlicher Nahrung für sich umformen könnte.
Er hatte auch Zaubersprüche für die Winde, um eine
Stille herbeizuführen, Gebete, um Kinder und Reichthum
und reichliche Ernten und gutes Wetter zu erflehen, und
auch (Gebete) für die Seelen der Menschen.
Es trug sich während des Kampfes zwischen dem
Sturme und seinen Brüdern zu, dass ein Theil der Erde
verschwand. Die Namen der Alten, durch welche der
grossere Theil der Erde vernichtet wurde, waren aber:
,<,Heftiger-Regen, Langanhaltender-Regen, Lautschallender-
Regen und Hagel." Ihre Kinder waren Nebel, und Trie-
fende- Winde und Thau. So ward der grossere Theil der
Erde von dea Wassern überschwemmt, und nur ein kleiner
Theil blieb trocken.
Das Lieht fuhr nun fort, sich zu vermehren, und wie
das Licht zunahm, so vermehrte sich auch das Volk, das
zwischen Himmel und Erde verborgen gewesen war, Tuma-
taaenga und seine Brüder, sie, die während der ersten
grossen Finsterniss, während des Suchens und Ringens,
als das alte Erdbeben herrschte, dagewesen waren. Und
so reihete sich Geschlecht an Geschlecht, bis hinab zu
der Zeit Maui-Potiki's, der den Tod in die Welt brachte.
Nun bleibt in diesen letztern Tagen der Himmel weit
von seinem Weibe, der Erde, entfernt; aber die Liebe des
Weibes wird in Seufzern zu dem Gatten emporgetragen.
Dies sind die Nebel, die von den Gipfeln der Berge auf-
wärts schweben; und die Thränen des Himmels fallen auf
sein Weib nieder. Siehe, die Thautropfenl
3*
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36 I. Neuseeland.
This tradition is of thq greatest antiquity— it has been
transmitted verbatim from priest to priest for thousands
of years. It is allegorical and the meaning of the allegory
has not been ever committed to the vulgär people and is
I think now lost in a great degree by the priests. It is
however not very obscure.
MAOEI TEADITION OF CKEATION.
Called by them the history of "The sons of the Heaven and Barth".
The Heavens which are above us, and the Earth which
lies beneath us, are the progenitors of men, and the ori-
gin of all things.
For formerly the Heavens lay upon the Earth, aüd
all was darkness. They had never been separated.
And the children of Heaven and Earth sought to dis-
cover the difference between light and darkness — between
day and night; for men^ had become numerous; but still
the darkness continued.
With reference to this period are the sayings, "during
the night" ^^ "the first night", "from the first to the tenth
night, from the tenth to the hundredth, from tho hun-
dredth to the thousandth" — the meaning of which is, that
the darkness had been without limit, and light had not
yet existed.
So the Sons of Rangi (the Heavens) and of Papa (the
Earth) cpnsulted together, and said, "Let us seek means
whereby to destroy Heaven and Earth, or to separate
' "Men" — not to be understood literally as human beings, but
as consoious intelligences.
* The word translated "night" — means also a long duration
or Space of time, also a Season. For instance "The hot Season*\
"The cold Season".
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Heaven and Earth. 37
them from each other." Then Said Tumatauenga ^, "Let
U8 destroy them both."
Then said Tane-Mahuta^, "Not so; let them be
separated; let one go upwards and become a stranger
to us; let the other remain below and be a parent
for US."
So the children of Heaven and Earth agreed to rend
their parents asunder. Tawhiri - Matea ^ alone had pity
on them. Five agreed to separate them; one only had
pity.
Thus by the destruction of their parents they sought
to make men increase and flourish, and in commemoration
of these things are the sayings, "The night! the night!
the day! the day! the searching, the struggling for the
light! for the light!!"*
So now Kongo -Matane* arose to separate Heaven
from Earth, but failed.
Then Haumia-Tikitiki^ tried bis strength, but failed
also.
Then arose Tangaroa to rend bis parents asunder, but
was unable to do so.^
1 "Tumatauenga" — the God of War, the Father of Men; he
has a hundred names or epithets descriptiye of his attributes.
* "Tane-Mahuta" — the Forest God , father and proteotor of
birds, symbolised by a tree.
* "Tawhiri-Matea" — the wind; also the deity presiding over
winds and stonns, the Maori ^olus.
* "The Searohing, etc. — This seems to be a mystical intimation
of the struggles of Nature for Organization, and to escape from
"Chaos and old Night."
* "Rongo-Matane" ~ the God of the cuUivated fruits of the
earth, symbolised by a kumara.
« "Haumia-tikitiki" — God of the spontaneous fruits of the
earth, represented by a fern root.
^ "Tangaroa" — the ooean, also the God or impereonation of
the Sea — father of fish and reptiles.
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38 I* Keuseeland.
Tumatauenga then tried, but was equally unsuc-
cessful.^
At last arose Tane-Mahuta, the Forest God, to battle
against Heaven and Earth. His arms proved too weak,
so bending down his head, and pushing upwards with
his feet, he tore them asunder. Then wailed the Heavens
and exclaimed the Earth — "Wherefore this murder? Whjr
this great sin? Why destroy us? Why separate us?" But
what cared Tane? Upwards he sent one and downwards
the other; and thence comes the saying, "Tane pushed,
and Heaven and Earth were divided." He it is who se-
parated night from day.
Immediately on the Separation of Heaven from Earth,
the people^ became visible, who had hitherto been con-
cealed between the hoUows of their parents' breasts.
So now Tawhiri-Matea (the wind) thought he would
make war against his brethren, because they had separa-
ted their parents; for he only had not consented to divide
the wife from the husband. It was his brothers who re-
solved to separate them, and to leave but one — Earth —
as a parent.
So the Storm-God resolved that there should be no
peace, and he arose and foUowed his father, the Heavens,
and remained with him in the open Spaces of the skies;
and being there, these two consulted together. The Hea-
vens gave Council, and the Winds gave heed, and being in-
structed, he reared his children, and they became numerous
and streng; and he sent them forth, some to the West,
* The war God, the field — shaker in this oase; in the in-
oantations he is called upon by a hundred names, such as : the fierce,
the passionate, the man eater, the battle fighter, the enterer of
fortresses, climber of high places, the flunderer, olimber of waves,
land shaker.
2 This is the beginning of first animal life.
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Heaven and Earth. 39
8ome to the South, some to the East, and others to the
North, and these also are their .names.
Then sent he forth the Whirlwind and the Storm, and
dismal dusky days, and dripping chilly skies, and arid
scorching blasts, and all the host of Heaven; in clouds
of dust the Storm-God leads them onl Now, on they
rush to where the Forest -God Stands boldly up, and
eeems to dare the storm. A blast suffices. Low on earth
he lies, with all his branches food for moth and worm.
Now turn* they against the waters. Ha! Tangaroa
deserts the wave-wom cliff, and flies to the depths of the
ocean. But the children of Tangaroa separate. ^ The son
of Tangaroa was Punga, andPunga had two sons, "Swim-
ming Fish" and "Terror", the great reptile. His other
name was "Consternation". So when Tangaroa fled to
the ocean, his family disputed, some saying, "Let us to
the watetr"; others cried, "Let us to the land"; so they
separated according to their families, the family of Ter-
ror, the reptile, remained upon the land; but the family
of Punga sought the ocean.
Thus were they scattered by the anger of the Storm,
and from thence is the saying, "Let us to the land", "let
US to the sea"; for "Swimming Fish" had cried to "Ter-
ror", "Let US to the water"; but "Terror" answered, "No,
to the land! to the landl" Then said the fish^ "Go then
to the land, to the flaming fern-pile go!" Then answered
the lizard, "What though I be roasted on heaped up fern^;
^ It is worthy of remark that the first organisations actually
described by the Maori priests B.re fish and reptiles, "Children of
Tangaroa," the Ocean God, and of water generally.
2 *'What though I be roasted on heaped up fern." Formerly
large lizards were plentiful in New Zealand, and were used by the
natives for food. The common way of cooking them was to roast
them on heaps of dry fern. The natives have traditions of reptiles
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40 I* Neuseeli^d.
yet when with spines erect, and tearing claws, I come
forth from my cave, "Terror" and "Constemation" shall
come upon men; but go you to the waters; go, and be
hung up in baskets for food.'' Then said the fish, "What
though I hang up in the baskets of cooked food, great
treachery alone can draw me from my refoge in the
deep."
So these two separated, one to the sea, and the other
to the land; and from that time there has been unceasing
war between Tangaroa and Tane, because some of the
children of the waters had taken refuge on the land.
And the children of Tangaroa are continually destroyed
by the Forest- God, that is, by canoes, and nets, and
spears, and hooks, and the children of the forest are in
tum devoured by the ocean; the canoes are overwhelmed
by the waves, and floods wear away the earth, and sweep
trees and houses outward to the sea. Thus the waters
ever prey upon the land, endeavouring to destroy entirely
the land, so that the great trees of the forest may be
taken out to sea, and become a prey to the ocean.
Now the Storm tumed against Kongo -Matane and
Haumia; but Earth snatched them away, and hid them
in her bosom, and the Storm sought them in vain, for
Earth concealed her children.
Now at last the Storm turns against Tu*; but his rage
and his wrestling are of no avail. Tu values them not.
He only of the children of Heaven and Earth had given
his voice for the destruction of both his parents, and he
alone is streng in war. All his brethren had fallen before
of a larger size, like crocodiles whioh existed in the country from
whioh they emigrated, or were driven, and whioh no doubt deserved
the name "Terrible".
1 "Tu" — the Maori War God. This sometimes represents man,
being the God most resembling and father of the war.
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Heaven and Earth. 41
the biting storm. Tane was broken and overthrown, T^^n-
garoa fled to the ocean, Rongo and Haumia fled into the
Earth; but Tu stood upright on the open plains of his
Mother Earth*, until the fury of the Heavens and the
winds were abated.
After this, generation was added to generation, but
death came not to Tu. Not until the birth of Maui \ the
son of Tangara, came death into the world. He it was
who by his misconduct to Hine-Nui-te-Po brought death
to man, and but ibr this, men would have lived for ever.
Tu was determined to make war against his breth-
ren for their irresolution in not having assisted him
to resist the Storm, when he sought to revenge his pa-
rents. So he tumed first against Tane. He also remem-
bered that the family of Tane were now becoming nu-
merous and strong, and would therefore soon make war
against himself. So now he makes gins bx^A snares; he
hangs them in the trees. Ha! the children of Tane are
entrapped and slain.^
Then he sought the sons of Tangaroa, and found them
swimming in the sea. He cuts the flax, he knots the net,
he draws it in the water. Ha! the sons of Tangaroa are
dying on the shore.
Now he seeks his brethren Rongo and Haumia, whom
the Earth had concealed from the Storm; but their hair
appearing above ground betrayed them. Now with stone
wedge he bursts the hardwood tree, and forms the poin-
ted ko, (the Maori spade of wood). Now he weaves bas-
kets, and now he digs the earth. Rongo and Haumia
are uncovered, and lie drying in the sun.
^ Maui was the last of a long race of Maui-demigods, he seems
to have been the great leader of the Maori race in their first great
exodus, the Maori Moses.
* "The children of Tane" — the birds of the forest.
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42 I* Neaseeland.
Thus Tu devoured his brethren ^ and consumed tbem for
having allowed him singly to fight against the Heavens and
the Storm, for he only was the brave one in the war.
Tu now having overcome his brethren, divided his
names, calling himself Tu the angry, Tu the fierce, Tu the
devourer of armies, Tu of the close fight, Tu of the nar-
row mesh, Tu disturber of the Earth. These names had
reference to his conquered brethren and to himself. Four
of them he devoured, but one remained sacred. This was
the Storm; and he remains for ever as an antagonist for
man, and of his strength is equal to that of his Younger
brother (Tu).
Now, Tu sought prayers and incantations by which to
depress his brethren and reduce them to the condition of
common food for himself. He had also incantations for
the winds to cause a calm, prayers for children and for
wealth, and for abundant crops, for fair weather, and also
for the Söuls of men.
It was during the warfare of the Storm against his
brethren that a portion of the earth diBappeared. The
names of the ancients by whom the greater part of the
earth was destroyed were — Heavy ßain, Long-continued
Rain, Loud - resounding Rain, and Hail. Their children
were Damp, and Dripping -Winds, and Öew. So the
greater part of the earth was overwhelmed by the waters,
and but a small portion remained dry.
The light now continued to increase, and as the light ^
^ It is worthy of notice that all the "brethren" of Tu the man
— that is, the organised forms of plants, fish, and reptiles, also the
elements (air, fire, water) are called either eider brothers or "an-
oestors", and this is in accordanoe with Scripture, and also with the
deductions of geological science. The wind also io an eider brother.
^ "During the first great darkness and the seeking and commo-
tion when old Earthquake reigned," i, e, before the Heavens were
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Heaven and Earth. 43
increased so also the people who had been hidden be-
tween Heaven and Earth increased. Tumatauenga and bis
brethren, they who had existed during the first great
darkness, during the seeking and struggling, when old
Earthquake reigned.^ And so generation was added to
generation down to the time of Maui-Potiki^, he who
brought death into the world.
Now in these latter days Heaven remains far removed
from bis wife the Earth; but the love of the wife is
wafbed in sighs towards her husband. These are the mists
which fly upwards from the mountain-tops; and the tears
of Heaven fall downwards on bis wife. Behold the dew-
drops !
separated from the Earth, before there was light_, and when the
great oommotion, the seeking, the struggle, took place. "The call
for light," — these expressions fall short of the force of the Maori
original, they are intended to convey the extraordinary idea that
matter had existed without form for immeasurable time, but that
at last the inherent properties, of matter, causing eaoh atom to
seek its fellow, and fitting place, gave birth to a "struggle, a tur-
moil, a commotion, and a seeking-^'* (figured by an Earthquake, a
oontinuous earthquake, "when old Earthquake reigned,") which
ended in the produotion of order, Organisation, and all the forms
of nature, in a word— Creation. These are not the ideas of "sa-
vages," but the remains of the philosophy and religion of a remote
age, when far from New Zealand the ancestors of the Maori were
a great and civilised people.
^ Denotes the geologioal epoch when the earth still continued
to be convulsed by great earthquakes.
^ "Maui-Potiki" — Maui the* younger. There were several
Mauis, but Maui-Potiki, who has also several other names, is the
favourite demigod of Maori romance. His last exploit brought
death to himself and all men. It is the subject of a separate tra-
dition. His character, as it is delineated in the history of his acts,
was capricious, mischievous, adventurous, and treacherous above all
things.
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44 I* Neuseeland.
Diese primordiale Trennung von Himmel und Erde,
oder (wie Gerhard in Hesiod's Theogonie es ausdruckt)
des Himmels von der Erde, geht nun durch alle Insel-
gruppen (worauf bei einer zusammenhängenden Bearbeitung
der polynesischen Mythologie zurückzukommen sein wird)
unter einer Verschiedenheit mythischer Einkleidungen und
oft durch Pfeiler gestützt, die sich dann später als heili-
ges Säulenpaar in geheimnissvoUen Symbolen verbergen.
um diesmal innerhalb des Rahmens der Maori stehen
zu bleiben, sei erwähnt, dass nach Taylor anfangs nur
schwache Gräser und Farren unter der engen Umfassung
des Himmels und der Erde aufzuwachsen vermochten.
Als deshalb unter der fortgehenden Zeugung ^ die sechs
Kinder geboren wurden, fehlte es ihnen an Raum und
musste der Drang nach Befreiung kommen. Tangaroa,
als Fischgott (wie sonst Tinirau), doch auch als weitrei-
chender Meeresgott, steht in einer Reihe mit seinen Brü-
dern, heisst aber in einer andern Version nicht der Sohn,
sondern der Onkel des Himmels, den er bei Rückkehr
von einer Reise, da er ihn bei seiner Frau findet, durch
Speerwurf verwundet, sodass er auf die Erde herabfallt
(s. Wohler). Hier bewahrt also Tangaroa die ältere Form.
Auf der Insel Maui lag der Himmel früher so niedrig,
dass er von der Lam Kaahaa (niedriger Himmel) genann-
ten Stelle auf dem Hügel Kauwiki mit einem Speerwurf
zu erreichen war; und das§ dann Blutstropfen herabfallen
mögen, wussten auch die Chaldäer. In einer mir freund-
lichst von Herrn Locke mitgetheilten Version heissen alle
diese Kinder (Papa^s und Rangi^s) gleichmässig Tane, mit
ähnlichen Namenszufügungen, wie sie sich auch bei Taylor
finden, und werden sie dadurch als männlich charakterisirt
(indem das Weib erst später, aus himmlischer Schopfimg
Rehua's, zutritt). Der Aelteste dieser Tane brachte in
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Der Mensch. 45
den Umherbewegungen, um in der erstickenden und be-
engenden Finstemiss sich Luft zu schaffen, seinen Kopf
unter die Achselhöhle^ seiner Mutter, und ihn dort her-
vorstreckend, sieht er in dem mit strahlendem Lichtglanz
erfüllten Baum der Unermesslichkeit die 70 Glorreichen^
in der Hohe thronen. Ich bin Tane, ruft er ihnen zu,
und in dem eingeleiteten Gespräch wird er aufgefordert,
die Aeltem zu trennen, wie er es, nach Zurückziehen des
Kopfes in die Dunkelheit, seinen Brüdern vorschlagt.
Das Folgende verläuft dann in der Hauptsache wie oben.
Der Grundzug liegt darin, dass, nachdem die Schwä-
cheren ihre Kräfte vergeblich erprobt, der mächtige Wald-
gott die Trennung erzwang und dafür der Erde selbst
eine Stütze bot (ähnlich wie die gegen Uranos kämpfen-
den Kinder mit ihrer Mutter Gaea befreundet bleiben und
von ihr sogar zum Streite angeregt werden). Der Wind-
gott dagegen verbleibt naturgemäss bei seinem Vater
oben, zu dem er sich zurückzog, wie anderswo Ruach
oder Kol-piach geradezu an die Stelle des Himmels treten
mag und wie im zweiten G5tterkampf Japetos als see-
lische Potenz des Windes (s. v. Schmidt) den gewaltig-
sten Bundesgenossen des Himmelsgottes abgibt. Als dann
der Sturmwind gleich einem cyclonischen Taifun oder
Ty^hxm (ein böser Hiisi bei den Finnen) herabfährt, um
ihre Unthat an den Brüdern zu rächen, verwandeln sich
die widerstandslosen Gotter in Pflanzen' (wie die in Ae-
gypten vor Typhon fliehenden in Thiere), Rongo-Matane
in den' Kumara und Haumia Tikitiki in die Farrnwurzel,
um unter dieser Form sich im Schose der Mutter^ zu
verbergen. Der Wald wird niedergeworfen, Tangaroa*
flieht zum Meere ^, und nur Tu, als Prototyp des Men-
schen, widersteht siegreich.
Daraus ^ wird die berechtigte Herrschaft des Menschen
über die Natur hergeleitet und es ist dies ein sehr bedeut-
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46 I. Neuseeland.
samer Zug für den ethnologischen Einblick in den Spruch :
„wie der Mensch, so seine Götter'^ ^ bis zu der von Xe-
nophanes, der in dem Olymp nur einen nach oben gewor-
fenen Reflex der Menschenwelt sah, gezogenen Consequenz
(für Vierfussler). Anderswo, wo ringsum Gefahren drohen
aus der Natur, fühlt sich der Mensch (in Gottesangst oder
Deisidämonie) sklavisch unterworfen, er naht ihr nur zit-
ternd, im Bitten oder Flehen, und ihr Eigenthnm wagt
er erst nach selbstauferlegtem Gelübde (wie der Mokisso
in Loango) sich zum Niessbrauch anzueignen. Der Maori
dagegen, der ringsum keinen Mächtigern als sich selbst
kennt, fühlt in sich den Herrn ^ der Schöpfung, der nimmt,
was ihm beliebt, und seine Incantantionen sind nicht
etwa flehende Gebete, auch nicht Beschworungen, gleich
denen des Schamanen, der seine Ahnengeister ^ oder
Hauskobolde zu Hülfe ruft, sondern es sind Befehle an
die Natur, denn er, das Abbild Tu's, in dem die ganze
Wesenheit dieses Gottes sich abgedrückt hat, er besitzt
damit, durch das Recht des Siegers, die Autorität zu ge-
bieten. Mehrfach habe ich ältere Colonisten in Neusee-
land erzählen hören, wie sie bei gefährlicher Seefahrt in
gebrechlichem Canoe oft gestaunt hätten, wenn sich unter
Sturmesgebraus und Wogenschwall die Gestalt des alten
Tohunga erhoben, um so laut es seine Stimme erlaubte
dem Meere und dem Winde ein Schweigen zuzurufen. Der
aus seinen Kriegen gegen die englische Besitznahme des
Landes berühmte Häuptling Te Heuheu fand seinen Tod,
da er bei einem sein . Dorf bedrohenden Bergsturz statt
zu fliehen der Gefahr entgegenging, mit Zauberformeln
gewaffnet, wodurch er sich befähigt zu fahlen glaubte,
die Katastrophe zu hemmen.
Die Religion des Maori liegt in seiner Selbstachtung
und in der dadurch bedingten Verehrung seiner Atua,
unter einem als naturgemäss empfundenen Zusammenhang.
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Prieeter. 47
Fühlt er sich inmitten fremder ^ Verhältnisse gestellt, vor
deren stärkerer Macht er sich zu beugen hat, so geht
ihm mit dem stolzen Selbstgefühl auch sein Gott verloren,
und rasch bricht er nun hoffnungslos zusammen, in jenem
Hinschwinden, wie es, infolge unvermittelt einbrechender
Culturgewalt, Spratt unter den Aht beschreibt
Von einer Priesterschaft ^ konnte nur in bedingter
Weise die Rede sein, da der Cultus auf der magischen
Vorstufe seiner religiösen Grundlage verblieben war. In
den Karakia oder Zaubersprüchen (kräftig, wie die, selbst
feindliche Gottheiten evocirenden carmina derKomer) besass
der Mensch die Obergewalt^ über alle Naturereignisse
nicht nur, sondern auch die sämmtlichen Verhältnisse
des menschlichen Lebens, sie beruhigten die Wogen, zogen
Fische herbei, brachten gutes Wetter für die Ernte, scha-
deten dem Feinde, heilten Krankheiten, brachten Sieg im
Kampf, gewannen die Liebe der Frauen u. s. w., und wer
sie alle kannte, wurde dadurch allmächtig, und selbst ein
Gott, sodass er keines andern bedurfte. Jeder hatte das
Recht, sie zu gebrauchen und dieVortheile aus ihnen zu
ziehen, vorausgesetzt, dass er sie kannte. Darin freilich
lag der Haken, und naturgemäss konnte diese Mana oder
Autorität* nach der ursprünglichen Auffassung nur in den
alten Ariki ^ inhäriren, bei denen sie sich durch Piolani oder
Himmelsehen in ununterbrochener Descendenz der Tradition
vererbt hatte. Im übrigen finden sich stets in jedem Gesell-
schaftskreis gewisse Individuen, die sich eingehender —
deorum aasidua insidens ctsra (s. Livius) — damit beschäf-
tigt hatten, als es den durch die gewohnlichen Ereignisse
des Tageslebens beanspruchten möglich war, und diese
meist in Einsamkeit, zu ungestörterer Meditation % lebenden
Gelehrten erhielten dann oft durch den Ruhm ihrer Kennt-
nisse priesterlichen Einfluss oder wurden, von der schwar-
zen Seite betrachtet, als Zauberer (die krankmachen statt
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48 I- Neuseeland.
heilen) gefürchtet. Schreckbare Erzählangen yergrossern
sich in der Phantasie der vom Heiligthum ausgeschlosse-*
nen Profanen und arcanvs hinc terror sanctaque ignorantia.
Hierbei konnte es vorkommen, dass für bestimmte Fälle
die Verehrung sich vorzugsweise Einem ^ Gotte zuwandte,
der darüber besonderen Einfluss auszuüben im Stande
schien, wie Rongo oder Rongamai, in seiner mythischen
Verknüpfung mit der Kumara, auf die Ernte 2, und die sich
dafür hauptsächlich der Kenntniss der auf ihn bezüglichen
Karakia widmenden Priester mochten dann für die von
ihnen aufgerichteten und bedienten Tempel eine dauernde
Gemeinde gewinnen. So besassen die mit dem Kriegs-
gott vertrauten Tohunga leicht zu erklärenden Einfluss,
und in dem für Kamehamea's Schutzgott, der ihm seine
Siege erkämpft hatte, aufgerichteten Heiau oder Morai
(Hawaii' s) würde mit der Zeit ein Centralgott für die Insel-
gruppe seinen Sitz haben nehmen können, oder die dem
Zwillingspaar (gleich den Alces im Haine der Naharvalen)
unter den hawaiischen Göttern bewiesene Gunst hätte von
einem speculativen Kopfe ausgebeutet werden können, sich
als Priester S'eßv (xeyaXov Aioaxopov KaßeCpov zu erklären (wie
Cajus im augusteischen Zeitalter), oder gleich einem ägyp-
tischen apxtepeix; unter a%emeiner Organisation (zur Ptole-
mäer-Zeit). Locale Verhältnisse wieder begünstigten den
Anspruch auf einen permanenten Sitz der Gottheit, wie er
für die dem Krater des Vulcans nahe wohnende Orakel-
frau Pele's (ehe als feindlich gestürzt, wie Zohak im De-
mawend) zugegeben wurde. Taylor erzählt von einem
Häuptling von Waitotara, der als mit den an die Sterne
gerichteten Karakia bestbekannt, unter seinem Stamme
eine Art Astral- Verehrung hervorrief, die unter begünsti-
genden Umständen hätte permanent werden können (wie
vielfach anderswo), und mitunter mochte Einer oder der
Andere, aus den im Hain des Wahi-tapu ^ (neben dem Pa *
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Erster Mensch. 49
oder Dorf) vor dem Abgang zum Beinga versammelten
Seelengeistern, sich durch einzelne aus seinen Ahnen be-
sonders begünstigt zu fühlen glauben, und gelang es ihm
dann vielleicht, sie zu längerm Verweilen festzubannen,
so besass er in seiner Hand ein mächtiges Droh mittel ge-
gen solche, die ihm priesterliche Anerkennung, wenn er
danach etwa strebte, hätten versagen wollen. Religiosum
locum unmquisque sua voluntate facit. Im übrigen lag die
Folgewirkung der Karakia in der psychischen Kosmogonie
der Maori begründet, weil — indem (ähnlich wie bei Philo
auf eine Gottpersonlichkeit bezogen) der Koafxo^ 9aiv6(i.evO(;
oder aojjLttTtxoi; ein Nachbild (jjiffjnrjixa) des (im Koc(i.O(; votjtoi;)
zum Muster gelieferten Vorbildes (TcapaSefYjxa) darstellte, —
die schöpferischen Kräfte, die ursprünglich bei der Ge-
staltung thätig gewesen waren, jetzt aufs neue aus dem
Geist selbst wieder in Bewegung gesetzt werden konnten.
Da ich das Kapitel der in sympathischen Verknüpfungen
wirkenden Magie als Triebfeder der Cultushandlungen
schon mehrfach bei den aus den verschiedenen Continenten
gebotenen Gelegenheiten zum Gegenstand verschiedent-
licher Abhandlungen gemacht habe, gehe ich hier nicht
weiter darauf ein.
Als solche Einkorperung Tu-mata-uenga's, in einem
Abbild, oder als directer, obwol irdisch abgeschwäch-
ter, Reflex desselben, erscheint im mythologischen Sy-
stem der Maori der Mensch als Tiki\ der (in der
Abstammung von Tiki-ahua) als Aitanga-a-Tiki, der
Erste Mensch^, das Urbild des Menschengeschlechts ab-
gibt (den Tod nicht kennend, bis die Urfrau Hine-nui-
te-po durch Maui-tikitiki betrogen wurde), und als weib-
liche Hälfte tritt zu ihm Kau-äta-ata aus Himmelshohen 3
(den Sohn Tahu, mit Taharanga vermählt, zu zeugen).
Obgleich Tu-mata-uenga als Beherrscher der Natur da-
steht, und dies bekundet, indem er Tane-mahuta's Bäume
Bastiav. 4
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50 I- Neuseeland.
umhaut, Tangaroa^s Fische fangt, die Kumara und Farm-
wurzel ausgräbt, so entbrennt doch noch mannichfacher
Krieg unter den Brüdern. Als Tangoroa zum Meere floh,
wandte sich ein Theil seiner Kinder (in den Reptilien)
zum Lande zurück, bei Tane-mahuta Schutz findend, und
so entsteht Feindschaft zwischen diesem und dem Meere,
Tangaroa^s Reich, das Tumatauenga wieder mit Hülfe
Tane-mahuta's, der das Holz für die Canoes liefert, be-
kämpft. Tawhirimatea steht allen gleichmässig feindlich
gegenüber und weilt mit seinem Vater in den Himmels-
höhen. Die stürmischen Küsten Neuseelands malen den
Windgott wild und ungestüm, gleich Rudra (oder Marut)
in den die Schneegipfel' des Himalaja umfahrenden Wet-
tern, gefürchtet wie Typhon aus dem Samum der Wüste,
wogegen unter den milden Lüften des Mittelmeeres ein
TaniiQC avefjLOv in Aeolus auf glücklicher Insel weilte, und
nur etwa die Harpyien hier und da hervorfuhren.
Der Himmel nun ist in zehn Abtheilungen oder Ter-
rassen^ (worunter Rangi-i-runga bei Taylor aufgeführt
wird) aufgebaut, und auf der höchsten derselben thront
in dem Naherangi oderTuwarea genannten Tempel, unter
den dort vereinigten Göttern Rehua^ als der höchste, ein
nebeliger Feuergott ^, der mit Atatuhi, seiner ersten Frau,
den Mond (Marama), die Sterne (Whetu), die Dämme-
rung (Atarapa) imd den Tag (Atahikurangi) zeugt, mit
seiner zweiten Frau (Wero wero) dagegen die Sonne oder
Ra, und diesem wird von seiner Frau (Riko riko oder
Arohi rohi) die Tochter Kau-ata-ata geboren, die auf
Erden zu Tiki herabgesandt wird. Die Söhne der Götter
und die Töchter der Erde haben hier also das Geschlecht
gewandelt, wie auch in Aegypten der Himmel durch die
niedergebeugte Frau Nout oder (in männlicher Fassung)
Kronos (als gekrümmt) oft in verschiedenen Wieder-
holungen übereinander symbolisirt wird, die Erde dagegen
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Himmelsterrassen. 51
durch den mit Gras bedeckten Mann Seb (ithy phallisch
als Gans das Weltei brütend).
Die nächst niedrige (neunte Terrasse) ist von den
Wairua oder Geistergottern bewohnt, welche, Deificationen
bevorzugter Seelen (Wairua) unter sich aufnehmend, den
oberen Göttern nahe stehen. Die achte Terrasse (Auku-
mea) bildet den Aufenthalt der Geisterseelen, und in der
siebenten (Autola) werden die Seelen, unter Erwachen des
Geisteslebens, zum Niedergang in Menschenleiber vorbe-
reitet (wie bei den Buddhisten in Tuschita für Konige
und Helden oder Weisen). In der sechsten Terrasse wei-
len die Untergotter (Atua, oder plural Nga-atua) und hier
herrscht Tawhaki \ der, von der Erde zum Himmel ^ em-
porgestiegen, die Lehre der Erlösung gepredigt. In der
fünften Terrasse (Nga-Tauira) finden sich Halbgotter,
als Gehülfen der Untergotter (eine Art 5ai(Jiovs<; icpoTCoXot
wenn diese von den Göttern zum Dienst im Tempel Nahe-
rangi berufen werden). In der vierten Terrasse sprudelt,
als Lebensquell, (gleich dem Okeanos als Quell der Schöpf-
ung) der Quell verjüngender Lebenswasser^ oder Hauora
(Wai-ora-o-Tane oder Tane-te-wai-ori) und hier belebt
sich die Seele des Embryo für irdische Geburt.* Die
dritte Terrasse (Nga-Roto) unter der Herrschaft Maru's
(buddhistisch Mara) enthält in den Seen die Wasser über
dein Firmament, und wenn die aufgewühlten Tiefen über
den Rand spritzen, erscheint der niederfallende Schaum
als Regen oder Hagel auf der Erde. Die zweite Terrasse
(Waka-moru) bildet den Himmel meteorologischer Pro-
cesse (Regens und Sonnenscheins), und dann folgt die
erste (oder letzte) Terrasse, als Kiko-Rangi materieller
Himmel (Kiko oder körperlich) von Toi-mau beherrscht,
in der Luft- Atmosphäre, dem Reich Tawhiri-matea's (des
Windgottes). Die drei untersten Terrassen (1 — 3) stehen
4*
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52 I- Neuseeland.
unter Maru, die drei folgenden (4 — 6) unter Tawhaki und
die vier höchsten (7 — 10) unter Rehua.
Auf nähere Besprechung der grossen Zalil interessanter
Einzelheiten, die sich hier bieten würden, kann für den
Augenblick nicht eingegangen werden, und haben wir
uns jetzt zu der Erde oder vielmehr zu der untern Welt
zu wenden, ebenfalls, gleich der obern Welt oder dem
Himmel, in zehn Abtheilungen, die übereinanderliegen,
geschieden, und neun^ davon gehören der von der Erde
geschiedenen Unterwelt an.
Als erste oder oberste Schichtung, in diesem dem Oben
oder Himmel in Papa entgegengesetzten, findet sich die
Erdoberfläche, mit Gras und Bäumen bedeckt, unter die
Herrschaft des Gottes Tane-mahuta gestellt.
Darauf folgt, als zweite, die Kegion der Götter Rongo-
ma-Tane oder Haumia-tike-tike, also diejenigen Tiefe,
aus welcher die essbaren Knollen ausgegraben werden,
und weiter hinab war dann mit Reinga in dritter Schich-
tung (als descensio Avemi) der Eingang in die Unter-
welt des Hades erreicht, am wildzerrissenen Felsgestade des
Nordcap, wo im Sturm- und Wogengetose das Rauschen
der vorüberstreichenden Seelen gehört wurde, gleich denen
Galliens, wenn sie sich auf dem Einschiffungsplatz zur
Ueberfahrt nach Britannien drängten.
Vorwiegend lag in Polynesien das Todtenreich im
Westen^, so in Tahiti, Hawaii, Tonga, Samoa, auch auf
Fiji, wo jede Insel der Gruppe ihren besondern Springstein
hatte (einen acarnanischen Leukasfelsen), um nach dem
gemeinsamen Versammlungsort auf Viti-levu zu schwim-
men, imd auf dieser Insel waren die auf dem Geisterwege
liegenden Häuser aUe in einer Reihe gebaut, damit sich
die durchstreichenden Seelen^ an keine Hindemisse
stiessen. Fernerhin war dann zwar die Reise noch lang,
mancher Leukasfelsen (in Homer's Routenweiser) war zu
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Unterwelt. 53
passiren (oder auch stygische Flüsse, wie der Wai ora tane)
und manche Gefahren drohten von cerberischen Un-
geheuern in allerlei Gestalt, wie es die Mythologen Fiji's
breit und ausführlich zu erzählen wissen (sowie von Höllen-
mächten, gleich den Milu und Meru). *
Dem Maori bot der modrig alte Baumstamm, der am
Reinga wurzelte, seine niederhängenden Schlinggewinde,
um sich daran in das Schattenreich niederzulassen.
Nächst unter dieser Schichtung Te Reinga, wo die
greise Urahnin Hine-nui-te-po im nächtlichen Dunkel
weilte, folgte die Schichtung Au Toia unter der Herrschaft
Whiro's. Der bei der Ankunft am Reinga noch die frü-
here Lebenskraft nachempfindende Seelengeist, der deshalb,
wenn etwa statt hinabzusteigen auf die Erde zurückkeh-
rend, manch gefährlichen Schaden anzurichten vermochte
(sofern nicht im Hain des Wahi-tapu gesühnt), fühlte seine
Kräfte sinken, wenn bis hierher gelangend, und war manch-
mal schon, wenn die nächstuntere Schichtung Uranga-o-
te-ra erreichend, zu einem bleichen Schatten ^ dahinge-
schwunden.^ In solchem Falle war es dann um ihn ge-
schehen, da die rachsüchtige Gottin Rohe, die, als Maui^s
Gattin, dort herrschte, alle Seelen todtete, die sie zu über-
wältigen vermochte. Die übrigen entkamen in die darunter-
liegende Schicht Hiku-Toia, wo der Rest der Kräfte reis-
send abnahm und mehr noch in der nächstfolgenden oder
Pou-Turi, sodass sie durchschnittlich völlig abgeschwächt
in die in der Tiefe sich ofiiiende Region des Gottes Meru *
niedertaumelten, und diesem dann erlagen. Kur wenigen
war genügende Resistenzfähigkeit geblieben, sich bis in
die nächste, neunte Schicht, Toke, zu retten, und von dort
ging es dann in den Schlund der letzten oder zehnten Schicht
nieder, Meto oder Verwesungsgestank* genannt, wo in
diesem alles endete, nachdem nur zuweilen noch die Seele
in letzter verzweifelter Anstrengung sich unter der Gestalt
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54 I- Neuseeland.
eines Wurmes \ aus den V erwesungsresten des begrabenen
Leichnams hervor, f iir einen Augenblick geregt hatte. Das
waren die Aussichten nach dem Tode, also noch trauriger,
als sie Odysseus bei seinen Waffengefährten im Hades fand.
Und dennoch ging der Maori ohne£cheu, voll trotzi-
gen Kriegermuthes solchem Tode froh entgegen, denn es
blinkte ihm der Nachruhm in den Liedern, in den Eeden,
in der Bewunderung seines Stammes,
und von des Lebens Gütern allen
ist der Buhm das höchste doch
wie der Dichter singt. „Amore laudis^* (s. Augustus)
war Rom gross und mächtig geworden.
So, in einem von Manning mitgetheilten Heldengedicht ^,
das an die Episode von Rustam's Kampf mit seinem Sohne
im Schah-nameh erinnert^, scheidet ein hochberuhmter
Heldenkonig aus dem Leben ab und ihm folgt ein eben-
biirtiger Sohn, dessen Kriegsthaten bald gleichfalls die
Bewunderung der Welt auf sich ziehen. Als er nun einst,
mit seiner Waffenschar von neu erkämpften Siegen heim-
kehrend, am sturmgepeitschten Strande des dunkelstarren-
den Nordcap einherzog, da brauste es rauschend in den
Wogen, und mit ihrer Zertheilung stieg eine riesige Spuk-
gestalt, mit Speer und Keule gerüstet, aus dem Meere
auf, der Küste zuschreitend. Der junge Fürst erkennt
den Geist seines Vaters, der, aus dem Beinga zurück-
kehrend, ihm ein Halt gebietet. Sohn, ruft er ihm zu,
bereite dich zum Kampfe. Bis in die Unterwelt ist der
Ruhm deiner Thaten gedrungen, du verdunkelst den mei-
nigen, Neid* fuhr ich im Herzen, wir müssen unsere
Kräfte messen, wer der Grossere sei. So kämpfen^ sie
denn u. s. w.
In solchem Nachruhm^ schwelgten' die Jungen und
Thatendurstigen, den andern blieb nur die düstere Ver-
wesung im Hause HePs. Doch, nu nemo de immortalitate
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Fortleben. 55
depeilet (bei Cicero) und so, wie überall, gab es auch
unter den Maori, sei es praktischer angelegte, sei es tiefer
sinnende Gemüther, die sich nach einem bessern^ Lose
sehnten, und wie überall und immer erzeugte auch bei
den Maori das Angebot die Nachfrage. Auch hier wurden
privilegirte Plätze (die sich durch mysteriöse ^ Weihen der
Geheimbünde, gleich denen der Areois, erkaufen liessen)
geschaffen, theils in der Sonne ^ (in deren Lichtkreis auch
in Mexico Waffentänze schwangeh), theils unter Benutzung
des von Tawhaki* zum Himmel^ eröffneten Weges, und,
wie auf Tahiti, verbunden mit jener poetischen Auffassung
der Sterne als Augen (wie Pythagoras in den Gestirnen
die Inseln der Seligen sah).
Da soeben von Neid die Rede war, fürchte ich, solchen
zu erregen, wenn unsere Archäologen hören, dass es mir ver-
gönnt war, in Hawaii aus dem Privatbesitz, des Königs noch
den Steinnapf zu sehen, in welchem in früherer Zeit (noch
zu der Cook's auf Tahiti) das rechte Auge des erschla-
genen Feindes dem Landesfürsten vom Hohenpriester zum
Verschlingen angeboten wurde. Hoffentlich findet dieses
Prachtstück schliesslich seinen Ruheplatz in einem seines
historischen Werthes würdigen Museum.
Es ist eine natürliche Folge des Gedankenganges, dass,
sobald die Idee des Fortlebens, die Scheidung des zum
Lichte Gehen (aere M te ao) und des zum Dunkel Gehen
(aere ki te po) bei einem kriegerischen Volke entspringt,
sie besonders die in der Schlacht Gefallenen oder sonst
dem Leben gewaltsam Entrissenen^ begünstigt, da dann
die (nicht durch Siechthum geschwächte ^) Seele in voller
Jugendkraft in Walhalla's® Hallen emporsteige.^ So bei
Battah, Azteken, Dayak u. s. w. und so auch bei den
Maori, während bei verfeinerten Zuständen sich gegen dies
Monopol eine Opposition erhebt, und deshalb Heraklit
von Theodoret getadelt wird, weil er die im Kampfe
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56 !• Neuseeland.
Gefallenen ^ (ap7|£9aT0u^) vor allen, oder allein, der Seligkeit
gewürdigt. Furchtsame Stämme dagegen schliessen solch
wilde Geister in ein (auch für Titanen gebautes) Gefang-
niss^ (Chaysi's auf den Mariannen) ein. Ich habe dieses
Thema mit zugehörigen Belegen und naheliegenden Weiter-
schlüssen bereits so häufig in meinen frühern Publicationen
behandelt, dass ich nicht nochmals darauf eingehen will,
und anderes auf die polynesischen Vorstellungen vom Fort-
leben Bezügliches wird sich bei dem hawaiischen Welt-
system^, zu dem wir jetzt übergehen, erörtern lassen.
Zwischengefügt, weil Mangaia (halbwegs, sozusagen,
zwischen Neuseeland und Hawaii) betreffend, seien einige
Worte über GilFs Werk (Myths and Songs from the
South Pacific), das ganz neuerdings, vor einigen Jahren
erst, veröffentlicht ist, aber mehr Aufklärungen über den
polynesischen Ideenkreis enthält als drei Viertel der
übrigen Literatur zusammen.
Die Schöpfung beginnt mit Te-aka-ia-Roe (der Wurzel
alles Seins) und entwickelt sich logisch (in ihrer Art) dem
Weltgebäude gemäss , von dem ein Umriss beigegeben ist,
wie sich auch die Genealogien und Functionen der Gotter
in übereinstimmender Weise mit den aus andern Theilen
Polynesiens erklären lassen. Eins fehlt indess auch hier,
nämlich eine Eschatologie. So genau und umständlich
die polynesischen Mythen in Beschreibung der Entstehung *
und Fortentwickelung des Schopfungsprocesses ^ verweilen
mögen, so bleiben sie doch immer nur beim Anfang, von
einem Ende wird nirgends gesprochen. Ich machte dies
zu einem besondern Punkte der Nachfrage bei meinen neu-
seeländischen Autoritäten, konnte jedoch keine bestimmte
Auskunft erlangen. Indess versprach mir Herr White,
dass er der Sache weiter nachspüren wolle. Herr Man-
ning brachte mir nach längerm Gespräche über diesen
Punkt ein unter seinen Papieren gefundenes Gedicht 6,
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Jenseits. . 57
das, im Reden vom Fortgerissenwerden durch Feuer,
Hindeutungen auf einen schliesslichen Weltenbrand
(im Zend, gleich dem Surta-logi der Edda), als eine
stoische ixTcupwai^ (oder das am Ende hervorbrechende
Weltenfeuer Valentinian's) zu enthalten scheint. Immerhin
würde, der ganzen Tendenz dos Systems nach, jedes Ende
nur als relatives gelten können (ähnlich den partiellen
Weltzerstorungen der Buddhisten, im Feuer zu hohem
Terrassen reichend, als im Wasser), da wie der An-
fang ein Nichts oder nicht ist, so auch das Ende sein
muss, oder, in der Antithese, Alles im AU. „Nichts geht
verloren und nichts kommt hinzu" (Empedokles). In der
Nacht des Nichts jedoch realisirt sich das Nirwana in
dem Ding an sich, das, hinter dem Täuschenden der Er-
scheinungen stehend, sich dort verbirgt.
Das Nirwana, das man stets noch als ein Nichts (oder
Vernichtung) erklärt findet, bedeutet (wie ich bereits zu
verschiedenen malen ausgeführt habe) für denjenigen, der
sich in den buddhistischen Gedankengang hineingefunden
hat, den geraden Gegensatz des eigentlichen Seins, denn
das Nichtige liegt in der täuschenden Maya des Kreislaufs
im Sansara, und die Befreiung aus demselben führt in die
eigentliche Realität ein, die hinter den Dingen des Scheins
ruht, durch ihr Truggeflimmer verdeckt. Nachdem bei
der Entstehung einer neuen Welt die aus dem Reflex
früherer Zerstörungen in der primären Lotus aufgesprosste
Buddha-Idee, zur Wiederbefreiung von der im Con-
tact mit der Materie zugezogenen Trübung, alle Phasen
der Existenzmoglichkeiten in Thieren (oder Pflanzen),
Menschen und Gottern (in ihren dreissig Himmeln oder
mehr) durchlaufen, und nachdem sie sich in der Meditation
bis zu den Rupa -Welten geläutert (oder selbst bis in die
Arupa-Regionen überfeinert hat), zerbricht sie mit der unter
dem Bodhi-Baum erlangten Erleuchtung die Fesseln des
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58 I- Neuseeland.
körperlichen Cyklus, und tritt hinaus ins jenseitige Nir-
wana, durch moralische Kräfte im Dharma zur Erhaltung
der bestehenden Weltperiode, bis zu ihrem natürlichen
Ende, fortwirkend (mittels der irdischen Vertretung in
dem geheiligten Conclave der Sangha). So bietet sich
jedem das Vorbild, dem nachzustreben, und das er durch
eigene Kraft, wenn ernstlich gewillt, zu erreichen vermag
(s. Weiteres: „Zeitschrift der morgenländ. Gesellschaft"
1875; „Zeitschrift für Ethnogr." 1871; „Volker des ost-
lichen Asien*', passim u. A. m).
In der Gliederung der Gotterfamilie * (nach dem von
White aufgestellten Schema) ergeben sich folgende Ab-
stammungen.-
Von Rangt (nach seiner Trennung von Papa) in erster
Ehe mit Atatuhi (Dämmerungsstrahlen) entspringen Ma-
rama (Mond), Whetu (Sterne), Atarapa (Tagesgrauen)
und Atahikurangi (Volltag) ; in der zweiten Ehe mit Wero-
wero (Hitzgezitter) wird Ra (die Sonne) geboren, die sich
mit Rikoriho (Hitzgeflimmer) als erste, mit Arohirohi
(Lichtschimmer) als zweite Frau vermählt, und mit der
letztem die Tochter Kau-ata-ata (in Morgensschone schwim-
mend) zeugt, als Gemahlin für Tiki.
Von Rehtux^ (Sohn Maru's mit Whatitin) kommen
Pekehawani (das Luftbild einer Fata-morgana), Buh% Nga-
htiru^ Tene, Poutu^ Kumera zur Erntezeit (der 10 Monate
in Ngahuru\ indem durch die verschiedenen Namen auf
die Einflüsse der Wärme zum Zeitigen der emporwachsen-
den Pflanzen angespielt wird.
Von Rongo-ma-tane^ in Kumara verwandelt, werden
hergeleitet Pani (god of crops in störe) , Thinge (spirit of
Kumara, that part, which gods receive in offering), Ra-
kiora (god of crops when being taken in störe), Pahaka
(god superintending crops, when being taken into störe),
Matiti (guardian god of the door of the Kumara störe).
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Theogonie. 59
Von Haumia tiketike kommen Tuna-rangi (god of fem-
root, also koromiko, Nikau and flax), Fonga (god of hard
tree fems), Koran (god of edible ferns).
Tawhiri-matea's Nachkommenschaft begreift Ru (Erd-
beben), Uenuku (Regenbogen), Whatu (Hagel), Ua (Regen),
Nganga (Reif), Tomairangi (Thau), Haupapa (Eis), Hau-
himgo (Kälte), Apuhau (Stürme) u. s. w.
Tane-mahuta vermählt sich mit Awhi-Papa (awhi-
Umarmung), also eine andere Form für Mutter der Erde
(auf welche er unter den Brüdern das meiste Anrecht hat),
und aus dieser Ehe gehen hervor die Vogel Haere-awa-
awa, Weka, Kiwi, Pahiko, Kaka, Parauri, Tui (und
schwarze Vogel), Takapotiri, Kakapo (mit den grünen
Papageien), Tane (Baumholzer), Wini-Wini (Gott der
Spinnen). Die Nachkommenschaft Tane^s begreift neben
den Insecten * (Huhu, Raupen, Pepe, Schmetterlinge u.s. w.)
die Musikgottinnen Raukatauri und Wheke (a voice heard
in the forest, a female, who sings ^ to the world).
Papa in ihrer vollen Form vermählt sich (nach der
Trennung vom Himmel) mit Ru * (Tawhiri-matea's Sohn)
in erster Ehe und gebiert ihm Kanapu (Blitzesglanz) und
Whatitiri (DonnergeroU), sowie Hine-nui-te-po und Hu-
kere, dann in zweiter mit Whiwhia-te-Rangi oa, die Kin-
der Tawhare-riku, Kukupara, Hawaiki, (Hawaii), Wawau-
atea (Vavau), Tapora pora (Bora-Bora). In Vermählung
mit Whiro (Bruder Tahu's in der Zeugung Tiki's mit
Kau -ata -ata) gebiert Hine-nui-te-po die Kinder Tara-
hanga, Ouhoka, Rautapu, Ngai, Tahatiti, Raurue, Tuma-
rakeiora, Owa oder Irawaru (als Gott der Hunde, mit
Ihiihi, Schwester Maui^s vermählt), Marama-o-Hotu, Tai-
nui-o-aitu und Monoa.
Aus Tangaroa's Vermählung mit Mata-kerepo ent-
springen die Sohne Tu-te Wanawana, Ikatere, Ruahne
(Aalgott), Oka, Wheke (Muschelgott), sowie die Tochter
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60 ' I- Neuseeland.
Mai-Rangi (Thau) und Tu-pari. Als erste Frau Maru's
gebiert Tu -pari die Kinder Moko-i-Kuwharu, Tuatara,
Kaweau, Mokomoko, Paapaa, und Mai-Bangi (Maru's
zweite Frau) die Eidechsengotter (Tutangatakino , Uatai,
Marongorongo , Koronaki, Pouatehuri, Hura, Rimurapa,
Paouru, Paroro Ariki, Whiti, Matipou, Karukaru, Behua,
Taungapiki, Rino-o-Takaka) , während Tu-te-Wanawana,
als erstem Gatten, Whatitiri (Tochter Ru's) die Kinder
Urutira(Hai), Muma-te-Awha (Walfisch), Punga (mit Mu-
riwhakaroto vermählt) und Karihi gebiert, sowie Maru,
als zweiten, den Sohn Tawhaki, (Vater Pihanga's durch
Hapai) in der Erhebung zum Dach den Himmelsaufgang
vorandeutend). Karihi zeugt mit Kahu-Tara die Kinder
Torea, Tara, Tuaka (and all sea birds, which fly in flocks)
und Hema, von dem, neben Taranga, die Tochter Maewa
stammt, Mutter Whaka maru's, -worauf Atinguku folgt
und dann Tumuwhenua (Gott der Ratten).
Tumata-uenga, in Tiki, als Mensch, reproducirt, erhielt
Kau -ata -ata (Rangi's Tochter) zur Frau, von der Tahu
und Whiro geboren werden. Tahu zeugt mit Tarahanga
(Tochter Whiro's mit Hine-nui-te-po) den Sohn Kikiwai,
und dieser mit seiner Tochter Kahuitara den Sohn Tama-
a-Rangi (Himmelskind). In erster Ehe vermählt sich
Tama-a-Rangi mit Makea tutara, von welcher Muri-Rangi-
Whenua, Kahui-whata, Kapua und Uremanu geboren
werden. Mit Muri-Rangi-Whenua vermählt sich Mahuika
(Vater des Feuers) und zeugt Ware- wäre, worauf nach-
einander Kauika, Mairangi (als Thau in Tangoroa's Nach-
kommenschaft), Uenuka (Tawhiri-matea's Sohn im Regen-
bogen), Poutama, Torea, Kairanga, Poutiti, Poutaha, Pepe,
Mui-mui (Fliegengott) folgen. Von Kahui-whata kommt
Whatanui und dann Atua. Nach Kapua folgen Niu,
Roa, Rotu undToi-mau, mit Monoa weiter Waitu-rourou
zeugend, von dem Hurihanga abgeleitet wird, und dann
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Medioin. 61
ßakei-pingao (in die Abstammung Maru's übergehend).
Von Uremanu entspringt Tikitiki und inToi-mau's zwei-
ter Ehe mit Tikitiki werden die Tochter Ritowara und
Ritomaupoho neben dem Sohne Whakataupotiki geboren.
So weit die Nachkommenschaft aus Tama-a-Rangi's erster
Ehe. In seine zweite Eheschliessung mit Taranga fällt
die Geburt von Maui-mua oder Rupe, Maui-Roto, Maui-
Pare, Maui-Taha, Maui-tikitiki-o-Taranga neben der Toch-
ter Ihiihi, die ihrem Gatten Owa oder Irawaru den Hund
(Pero) gebiert. Maui-tikitiki-o- Taranga vermählt sich
mit Rohe und zeugt Rangihore (Gott der Felssteine), als
Vater Maru's, Wächters des zweiten Himmels (Waka-
Maru).
Der menschliche Korper Tiki's steht unter dem beson-
dern Schutze Rongo's, als Hüter der linken Seite, sowie
Rehua's und Tu's, als Hüter der rechten Seite, üeber
das Kopfhaar wacht der Gott Raum, über die Stirn Tonga,
über die Augen Tonga -meha, über den Mund Purakau
(Gott des Hexenzaubers), über die Lungen Rongoinai,
über die Brust Mokotiti, über die Leber Tupari (als
maewa und tupua), über den Magen Tutangata-kino,
über die Eingeweide Taitai (Hungergott), über die Wa-
den Tupe, über die Knöchel Titihai. Im Haupte residiren
Tunuiaran als Himmelsaal (in Visionen), Parekewa (Got-
tin der Träume), Korokoiewe, der Geburtsgott (über die
Genitalien präsidirend) und Tote, als Gott plötzlichen
Todes (in Apoplexien).
Eine von White zugefügte Figur zeigt die menschlichen
Glieder mit ihren verschiedenen Schutzgeistern, in den
so vielfach astrologisch weiter gebildeten Beziehungen,
wodurch die Magie ihre Macht erlangt (in sympathischer
Verknüpfung). Nach den Ihwan-as-safa treten bei der
Schöpfung des Embryo die geistigen Kräfte d6r Gestirne
hinzu (s. Dieterici) und bei den Peruanen lagen die
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62 !• Neuseeland.
Mustergestaltungen der organischen Schöpfungen bereits
in den Constellationen (zum Thierkreis durchgebildet).
Im übrigen ist Tiki als das ideale Urbild des Men-
schen zu betrachten, denn das Menschenvolk war während
der dichten Umschlingung von Himmel und Erde in den
dunkeln Tiefen dieser (gleich den von Uranos verborgenen
Kindern) gezeugt, um nach der Trennung an das Licht
zu treten.
Auf Mangaia (bei Gill) erscheint aus Vari geboren
Vatea oder Avatea (der Erste Mensch), halb Mensch,
halb Fisch, im Anschluss an den Ursprung der Menschen
aus Fischen (bei Anaximander) oder den Uebergang der
Wasser- in Landthiere (sowie an die dem Meere entstie-
genen Anodoten der Chaldäer). Bei der Geburt der Zwil-
lingssohne stritten sie im Mutterleibe (wie Akrisios und
Proitos, als Discordiae statt Discoridae oder Atctfxupot),
bis Tangaroa, der Aelteste, vor Rongo. zurücktrat, und
dieser zeugt mit Taka die Tochter Tavake, die weibliche
Wandlung Tawhaki's (bei Maori), in Avaiki (dem un-
sichtbaren und unterirdischen Auau). Die früher von dort
(aus dem Tartarus) durch ein pLeya X(x.O[kol auf die Ober-
welt (im Mundus) führende Strasse der Geister wurde an
ihrer Oeffnung^ durch das Hinabrollen Tiki's (weiblich
gedacht) geschlossen (als Te Rua ia Tiki) im Selbstopfer
(gleich dem eines Mettius Curtius), und die Genealogien
der Gotter gehen allmählich in irdische über, wie ebenso
auf Hawaii.
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n.
HAWAII.
Uei diesem Uebergang zu den Sandwich-Inseln würde
sich ein lehrreiches Beispiel bieten, um die Folgewirkun-
gen zu erörtern, die sich bei dem unvermittelt accumuli-
renden Eindringen der europäischen Civilisation mit allen
ihren Complication^n auf den einfachen Zustand der Na-
turvolker nothwendigerweise zu ergeben haben. Indess muss
ich mich bei dieser Gelegenheit kurz fassen, ohne der
Neigung, ausführlicher darauf einzugehen, nachgeben zu
dürfen. Nächst Neuseeland (und dem Continent Neu-
Holland) hat in Oceanien die hawaiische Inselgruppe die
durchgreifendste Umwandlung erfahren (obwol in anderer
Weise als jenes).
Das Dahingehen der Naturvolker liegt tief in ge-
schichtlichen Gesetzen begründet, die sich weder hemmen
noch ablenken lassen, und unser Eingreifen darin kann
nur in der Aufgabe liegen, die letzten Reste der rasch
verschwindenden Originalitäten in die Literatur und in
die Museen zu retten, um künftigen Generationen das
Forschungsmaterial, das sie selbst nicht mehr sammeln
können, (aber für das inductive Studium der Menschheits-
geschichte nothwendig bedürfen werden), bewahrt zu haben.
Mit Ausnahme des afrikanischen Continents, dessen
unbehülflich plumpe Masse auch in seiner Bevölkerung
aus geographisch-ethnologischen Gründen eine zähere Re-
sistenz entgegensetzt, verschvdnden die Naturstamme wie
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64 n. Hawaii.
der Schnee vor der Mittagssonne. Dieser bereits vor
fünfzig Jahren in den ostlichen Staaten der Union geläu-
fige Ausdruck gilt in hundertfach verstärktem Maasstabe
heutzutage, wo infolge der durch Dampfboote, Eisenbah-
nen lind Telegraphen gesteigerten Communication in einem
Jahre mehr zerstört werden mag, wie früher in Jahrzehn-
ten. Sie verwehen jetzt wie die Flocken vor dem Sturm.
Zur Illustration mag Oregon dienen. Dieses, mit Ausnahme
von vorübergehenden Küstenberührungen am Ende des vori-
gen Jahrhunderts erst im Jahre 1805, als Lewis und Clarke
die Mündung des Columbia erreichten, durchzogene Land,
das, von der localisirten Gründung Astorias abgesehen,
sich etwa erst 1830 (oder vielmehr in nachhaltigerm Maasse
erst in den vierziger Jahren) der Colonisation oflfnete, die-
ses Land, "das damals in einer Vielfachheit verschieden-
artig gefärbter Stämme schillerte (im Gesammtüberblick
der sich kreuzenden Eigenthümlichkeiten ein buntes und
anziehendes Bild entrollend), dieses Land zeigt jetzt bereits,
als ich es im laufenden Jahre betrat, nur todteOede, ein
schwermuthsvoUes Bild der Zerstörung und Verwüstung
(d. h. dem ethnologischen Auge, denn dass, waa die eu-
ropäische Colonisation betrifft, Oregon zu ihren blühend-
sten Schöpfungen gehört, bedarf keiner Erwähnung). Von
Indianern keine Spur mehr im westlichen Theil, mit Aus-
nahme derjenigen Ueberreste, die auf entlegenen Reserva-
tionen zusammengedrängt sind. Den jetzigen Bewohnern
Oregons und Californiens liegt die Erinnerung an die
Eingeborenen fast schon so fern (die schnelllebige Zeit
unserer Gegenwart in Rechnung gezogen), als uns die der
Germanen, die Tacitus beschreibt. Und solche Beschrei-
bungen werden leider für später mangeln, da, wenn man
mit den alten Pionieren über die Vergangenheit, in der sie
zu den Mitlebenden zählten, redet, die nur im Gedächtniss
bewahrten Nachrichten meist unbestimmt und verworren
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Naturst&mme. 65
hervorkommen, da man in den wilden Tagen der ersten
Ansiedelung an andere Dinge zu denken hatte, als an
ethnische Beobachtungen. Glücklicherweise ist gerade so-
eben über die californischen Indianerstämme das werthvoUe
Werk Power's erschienen, neben dem von Gibbs für Ore-
gon gelieferten Beitrag; aber das sind immer nur einzelne
Steine zu einem Bau, der zu seiner Vollendung deren
tausende bedürfen würde. Und an so vielen Punkten der
Erde ist es dafür ohnedies schon zu spät, wird für immer
eine Lücke klaffen, die der Natur der Sache nach eine
unausfüUbare bleibt. Tritt ein Geschichtsvolk von der
Bühne der Geschibhte ab, ehe es noch vollkommen durch-
blickt war, so bleibt wenigstens die Hoffnung, später in
Ausgrabungen seiner substantiellen Schöpfungen die Mate-
rialien zur Reconstruction des frühern Organismus zu ge-
winnen (wie etwa aus Zähnen und Knochenüberbleibseln
fossiler Wirbelthiere von diesen). Die Naturvölker da-
gegen sind ephemere Schöpfungen, Eintagsfliegen oder
Schmetterlinge, die im Fluge gehascht werden müssen,
wenn sie vorbeihuschen, und die, wenn einmal dahinge-
gangen, uns durch keine Macht der Welt zurückgebracht
werden können.
Welch kostbares Juwel besitzen wir an Tacitus' schon
genanntem Nachlass, und wie hoch würden wir es
schätzen, ähnliche Kleinodien mehr in derartigen Mono-
graphien über Iberer, Siculer, Ligurer, Umbrer u. s. w.
zu besitzen, wie anders würde sich dadurch die Gesammt-
vorstellung von dem Alterthum gestalten, und somit von
den Grundlagen unserer eigenen Cultur, zum tiefern und
richtigem Verständniss derselben. Das, was wir hier ver-
missen, dessen Verlust wird einst auf das bitterste in
allz^ vielen Forschungsgebieten der Ethnologie beklagt
werden, und auf unsere Generation, der sich gerade in
dem jetzigen Contact mit den Naturvolkern manche der
Bastian. 5
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66 II- Hawaii.
geeignetsten Gelegenheiten zum Studium boten, muss der
schwere Vorwurf fallen, diese durch sorglosen Unbedacht
versäumt zu' haben. In den ersten Tagen der Entdeckung
stand sich noch alles zu fremd gegeniiber, um frucht-
bringenden Austausch einzuleiten, erst allmählich offiieten
sich in Vermehrung der Berührungspunkte die Wege
geistigen Verkehrs, damit war der Eintritt gegeben, und
seit in unserer Gegenwart das Verständniss ethnologischer
Forschung und ihrer weittragenden Bedeutung för die
Wissenschaft vom Menschen ins Bewusstsein eingetreten
ist, können wir die Verantwortlichkeit, die uns damit zu-
geschoben ist, nicht ablehnen. Es liegt uns hier eine heilige
Pflicht auf, deren Nichterfüllung die höchsten Ideale der
Menschheit beeinträchtigen, den auf deren Losung ge-
richteten Fragen jede Möglichkeit einer Beantwortung ent-
ziehen würde.
„Alle Schlüssel zu einem der wichtigsten Bäthsel, welche
die Geschichte des Menschengeschlechts an seinen Wande-
rungen auf der Erde darbietet, werden von uns selbst,
in der Stunde, wo sie in unsere Hände gegeben sind, in
das Meer der Vergessenheit versenkt", bemerkt Chamisso
bei seinem Aufenthalt in Hawaii (1837).
Mehr noch, als damals entschwindet die alte Zeit, wie
sie Cook dort beschreibt, rasch den Blicken, die jetzt durch
ganz andere, stürmisch heranrauschende Tagesinteressen
gefesselt werden. Eine ethnologische Sammlung, wie sie
z. B. das königliche Museum von dieser Inselgruppe be-
sitzt, würde auf derselben jetzt als eine fast ebenso fremd-
artige Seltenheit angeschaut werden, wie bei uns^ Und
das ursprüngliche Geistesleben ist (von jenen versprengten
Resten, wie sie sich auch in unserm Volksleben aus der
Vorzeit erhalten haben, abgesehen) bereits ganz in den
neuen und mächtigem Ideenkreis verschwommen. Hier
und da hört man noch von einem alten Kabuna reden,
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Manuscripte. 67
der die Traditionen der Vorfahren bewahrt habe, aber
ihre Vertreter müssen, der Natur der Sache nach, im
raschen Aussterben^ begriffen sein, da mit dem grossen
Tabubruch ^ im Jahre 1819 auch die Kette der Ueber-
lieferungen abbrach. Ich hatte deshalb auch nicht viel
Hoffnung, dass ich in der kurzen Zeit meines Aufenthaltes
(ungefähr einen Monat) Erhebliches in dieser Richtung
würde thun können. Da ich mich indess des Rathes und
der Beihülfe Herrn Dr. Alexander's, Herrn Gibson's,
Herrn W. Smith (Secretary of the Board of education),
Herrn Denon u. s. w. — (Herr Fomander, der den zweiten
Band seines Werkes^ hoffentlich bald den ungeduldig
darauf Harrenden spenden wird, habe ich, als in Maui
lebend, leider nicht persönlich aufsuchen können) — und
anderer alten Eingesessenen zu erfreuen hatte (sowie unscrs
Consuls und anderer Landsleute), gelangte ich schliess-
lich auf richtige Fährten, die mich zu unerwartet reichen
Entdeckungen führten. Die eine derselben war das von
David Malo (unter den ersten der von den Missionären
Bekehrten und damit auch im Schreiben Unterrichteten)
hinterlassene Manuscript über das alte Hawaii, aus dem
sich von der über die Sandwich-Inseln vorliegenden Lite-
ratur mehrfach Auszüge benutzt finden (mit Personal-
nachrichten über den Verfasser), ohne dass indess die
Bedeutung des Ganzen in seinem Zusammenhang erkannt
zu sein scheint. Es wurde auf dem Cultusministerium
aufbewahrt und mir von dem Archivar desselben in zuvor-
kommender Weise zur Benutzung überlassen, sowol im ha-
waiischen Text , wie in der auf Veranlassung des Missio-
närs Andrews (Verfasser des hawaiisch-englischen Dictio-
närs mit Grammatik) theilweis angefertigten üebersetzung.
Eine vollständige Abschrift erlaubte mir meine Zeit frei-
lich nicht, doch konnte ich alle Kapitel durcharbeiten und
einige unverkürzt copiren lassen. Ein gut unterrichteter
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68 n. Hawaii.
Eingeborener leistete mir dabei gelegentlich die Dienste
eines Moonshee und so kam ich allmählich mit einigen
andern in Berührung, die noch aus einem ursprünglichen
Sagenschatze schöpfen konnten. Der eigentliche Schatz
aber sollte sich, wie ich bald merkte, dort finden, wo er
hingehorte, nämlich beim Höchsten im Lande, beim
Konig selbst, Sr. Maj. Ealakaua. Da der Konig, wie er
mir sagte, sich den Riten priesterlicher Weihe unterzogen
hatte, um ungehinderten Zutritt zu den Geheimlehren zu
erhalten, so eröffnete sich in den Stunden, die mir wieder-
holt für längere Gespräche gewährt wurden, eine Reihe
neuer Einblicke in das polynesische Geistesleben. Bei
diesen Gesprächen dienten Manuscripte zur Grundlage, in
denen die früher mündlich vererbten Stammestraditionen
bei Einführung der Schreibekunst schriftlich niedergelegt
waren. Solchen Manuscripten begegnet man mehrfach in
Honolulu, da sie die Genealogien bewahren, die bei recht-
lichen Fragen von Entscheidung sein können (wie auch
unter den Maori die Gerichtsverhandlungen eine wichtige
Geschichtsquelle bilden würden, wenn in solchem Hinblick
benutzt). Da das praktische Interesse in den Jüngern
Linien am nächsten liegt, gehen die Register selten viel
über die historische Zeit, bis etwa an die Anfänge der
halbhistorischen hinaus, ursprünglich aber verknüpften sich
die (von Barden oder Skalden * im Gefolge des Fürsten be-
wahrten) Genealogien ^ in Hawaii (wie bei Hesiod, dessen
Theogonie ^ von Plato eine YoveaXoYia genannt wird) durch
Heroen und Gotter mit den bei der Schöpfung waltenden
Urwesen. Zu meiner freudigen Ueberraschurig fand ich
in der Bibliothek des Königs eine dieser alten Theogonien
ganz und intact, im lepo^ Xoyoc der Priester, einem jener
Tempelgedichte, das bei hohen Festen recitirt zu werden
pflegte. Nach Ansicht des Königs sollte es früh im An-
fang dieses Jahrhunderts niedergeschrieben sein, und jetzt
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Kosmogonie. 69
war es bereits den meisten, denen ich es zeigte, unver-
ständlich^, des alterthümlichen Stiles wegen. Ich musste
mich deshalb selbst, so gut es ging, ans Werk machen,
als mir der König mit gütigster Bereitwilligkeit dieses
ünicum für einige Tage zur Benutzung überliess. Meine
Zeit reichte eben aus, um genug davon zu übersetzen,
dass ein Umriss des Ganzen gewonnen werden kann, doch
hoffe ich, dass mir die vom Konig, auf meine Bitte, ge-
machte Zusage, später eine Abschrift des Ganzen an die
königliche Bibliothek in Berlin zu senden, zur Ausfuhrung
kommen wird.
Ohne mich indess mit weiterm Gerede aufzuhalten,
wird dem Leser am besten gleich ein Abriss von dem
gegeben, um was es sich handelt, und dann der Original-
text, soweit in meinen Händen.
Wie die meisten der Naturreligionen (auch die chal-
däische bei Diodor) vermeidet die hier in Rede stehende
ebenfalls, den mit den Anthromorphosirungen der Gott-
heit zusammenfallenden Anstoss, im Ewig-Unendlichen einen
Anfang zu setzen, die äa^ßeia zu begehen, wie Xenophanes
es nennt (s. Aristoteles), der Gottheit ein Beginnen und ein
Ende beizulegen. Wie im Buddhismus wird auch hier
der Standpunkt im Fluss des Werdens genommen, und
so beginnt die Schöpfung mit der Entstehung einer neuen
Welt aus dem Schattenreflex einer vergangenen, das Ganze
(wie stets in Polynesien) vom Po umhüllt, im Dunkel der
Umacht. Solche Urnacht deckt dort freilich jenes den
Sinnen unzugängliche Jenseits, das, im Gegensatz zu
Parmenides' unbewegt starrem und einzigem Sein, für den
Buddhisten nur durch die Negation erreicht wird, während
in Polynesien auch darüber dunkles Schweigen*^ lagert.
Aber aus dunkeP schweigender Umacht treten dann die
Erscheinungen hervor. Demgemäss heisst es im ersten
Vers:
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70 II. Hawaii.
keau i kahuli wela ka honua etc.
Hin dreht der Zeit Umschwung zum Ausgebrannten der Welt,
Zurück der Zeitumschwung nach aufwärts wieder,
Noch sonnenlos die Zeit verhüllten Lichtes,
Und schwankend nur im matten Mondgeschimmer
Aus Makalii's nächt'gem Wolkenschleier
Durchzittert schattenhaft das Grundbild künft'ger Welt.
Des Dunkels Beginn aus den Tiefen (Wurzeln) des Abgrunds,
Der Uranfang von Nacht in Nacht,
Von weitesten Femen her, von weitesten Femen,
Weit aus den Fernen der Sonne, weit aus den Fernen der Nacht
Po — wale— ho — i (Noch Nacht ringsumher).
Nach diesem Anschluss an den frühem Weltunter-
gang, aus dessen Trümmern sich das Vorbild der künf-
tigen reflectirt ^, beginnen nun die Emanationen der
Schopfungsperiode^ auseinander (gleichsam in einer Ogdoas
wie bei Basilides), und zwar zunächst mit dem bereits in
den Versen angedeuteten Kumulipo oder Wurzel (Kumu)
des Abgrundes^ Gw^)y ^^so einem Abyssus oder (gnosti-
schen) Bythos, ein dunkler unerforschlicher* Urgrund ^, wie
Schomann das Chaos ^ bezeichnet. Die erste Schopfungs-
periode steht unter ihm und seiner weiblichen Energie,
velut affectio ejus (bei Irenäus), Po-ele (dunkle Nacht) und
sie beginnt (nach seiner eigenen Entstehung: Hanau''
Kumulipo i ha po ke kane) mit der Entstehung der Zoo-
phyten, Korallen (akoakoa, s. Andrews^, Würmer (enuhe)^
Muschelarten u. s, w. ; dann hoher organisirter Thiere,
unter Scheidung der Geschlechtsdifferenz, sowie gleich-
zeitiger Entstehung der Pflanzen, von denen die des Lan-
des und die des Meeres stets .paarweise genannt werden.
Die fortschreitende Entwicklung^ wird durch den (auch
in der Mythologie Samoa's bekannten) Ausdruck bezeich-
net, dass das Frühere dem Spätem zur Speise^ dienend
von ihm bekämpft sei, als das Schwächere durch das
Stärkere. Während dieser mit den einfachsten und nie-
drigsten Thieren oder Pflanzen (Algen, Tange, Binsen
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Nacht. 71
u. 8. w.) beginnenden Schöpfungen wird der Kraken (Ce-
phalopod oder Octopus) als Zuschauer des Processes be-
schrieben, gleichsam aus einer frühern Weltperiode her-
überragend (wie auch seiner Organisation nach): „der
Kraken als Pfeiler im Gebrause". Nachdem eine Reihe
verschiedener thierischer und pflanzlicher Schöpfungen
ins Leben getreten sind, wird gesagt, dass mit der An-
häufung des Schlammes ^, aus den Würzelchen der
Schlammpflanzen, das Land sich mehr und mehr gehoben
habe, und damit sei Kumulipo's Walten im Luftkreise
verschwunden.
Po-no, Nacht überall (als schliessender Refrain).
Die zweite Schopfungsperiode stellt die ürwesen —
(xac apxac) einer vu5 (Jiö^atva oder oXoi] — als Pole ele
(schwarzdunkle Nacht) und Pohaka (weitgebreitete Nacht)
an die Spitze (syzygischer^) Paarung des Männlichen
und Weiblichen (wie in den Aeonen), und in ihr glie-
dern sich die Blätterpflanzen. ^ Es entsteht Kahaka der
Wunderbare^ (Kupra), nämlich die (buntfarbige) In-
sektenwelt, aus der Schmetterlinge, Heuschrecken, Amei-
sen u. s. w. genannt werden. Die Vogel treten ins Da-
sein (Reiher, Falken, Moven u. s. w.) und die Wander-
vogel werden in ihren Zügen besonders erwähnt. Erste
Anzeichen der Dämmerung in> der Nacht bemerklich.
ke kua ke komo, aoe komo kanaka
(Eingetreten die Götter allein, noch keine Menschen).
Po-nö als Refrain.
Ueber die dritte Schopfungsperiode walten Powehiwehi
und Poleliuli, deren Namen verschiedene Modificationen
des Nachtdunkels bezeichnen, im geschlechtlichen Gegen-
satz — gleich dem ürnebel Erebos und der Urfinsterniss
Nyx (s. Flach) — als undurchdringliches und allmählich
theilbares Dunkel.
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72 11. Hawaii.
Unter dem Aufwallen von Liebesregungen für neue
Schöpfungen beginnt das Wasser — (anderswo Kypris ge-
bärend, als Liebesgöttin) — weiter zu zeugen, die Fische
entstehen und auch im Meere wird der Wunderbare ge-
boren (im Farbengeschiller der Medusen). Der Walfisch
naht heran. — (gleichsam anderswo entstanden durch vom
Himmel gefallene Samen, wie Anaxagoras' Thierseelen) — ,
blasende Tritonen schwimmen umher, der bisher unbewegt
zuschauende Kraken wird jetzt in das Getümmel der
Reptilien hineingezogen und mit fortgerissen.
' Po-no (als Refrain).
Unter Po-pano-pano und Po-lalo-wehi öffnet die vierte
Schöpfungsperiode mit einer undeutlich trüb -matt durch-
schimmernden Sonne. In diesem dämmerigen Zwielicht
kriechen Ungethüme im Gewimmel, „auf Antlitz kriechen
sie, auf Rücken, hierhin und dorthin". Die Schildkröten
kommen ins Leben, dann die Nutzpflanzen u. s. w., und
dann infolge der gewaltigen Geburtswehen ^, um solch
complicirte Organisationen hervorzurufen, bricht wilder
Aufruhr in der Natur aus (gleich wie im vulkanischen
Wüthen eines Typhons).
Po-no.
In der fünften Schöpfungsperiode unter Po-kano-kano
und Polaluli dauern die heftigen Brunstausbrüche fort.
Die Schweine ^ kommen hervor (das höchste Säugethier ^
der Insel, und für länger fast das einzige). Die Nacht
scheidet sich jetzt ab als besonderer Zeitabschnitt (da
unter Zunahme des Lichts Tag und Nacht Sonderung
zulassen). Entstehen der Voranlagen für Verstand und
Unverstand (wie Rede und Gegenrede aus Eris, durch
Nyx geboren). Entstehen der Geschicklichkeiten und
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Licht. 73
Kunstfertigkeiten (Flechten von Fischkorben, Bootbau,
Gefässe und Calabassen u. s. w.).
Po - no.
In die sechste Schopfungsperiode unter Po-hiolo und
Po-hee-weaka fällt die Entstehung der Mäuse und der
Tümmler in der See.
Po-no.
Die siebente Periode unter Po-niaku ist mit psychi-
schen Schöpfungen gefüllt, die, im Sinne buddhistischer
Wechselwirkung zwischen Aromana und Ayatana, dem
menschlichen Träger, für seine eigene Existenz vorauszu-
hegen hatten, und so werden, wie es heisst, die Seh- und
Hörbilder geboren, die Gedanken, die Betsprüche, Zau-
berformeln u. s. w.
Po-no.
Achte Schopfungsperiode, durch waltet von Po-kini-
kini und Po-mano-mano (die 40000 Nächte und die 4000
Nächte').
Geboren der Mensch wie ein Blatt*,
geboren die verborgenen Götter.'
Hanau kanaka e mehe lau
Hanau ka pee akua
„Graubärtig, gi*auhaarig der Mensch*,
roth erglänzt die Stirn der Götter" (in ewiger Jugend).
Die ungestüm und ruhelos bis dahin die Natur durch-
tobenden Schopfungskräfte beginnen sich ins Gleichgewicht
zu stellen und werden besänftigt. Es verbreitet sich freu-
dige Priedensstille * (Lailai) und in dem damit den Welt-
raum durchstrahlenden Glanz wird das Weib ^ geboren,
deshalb Lailai genannt, mit Kii (dem Mann), Eane ^ (dem
Gott) und Eanaloa (dem Kraken), als schwarzer Wand-
lung Tangaroa's.
Ao, Licht (worin der bisherige Refrain Po-no, noch Nacht
ringsum, sich hiermit ändert).
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74 II- Hawaii.
Es beginnt jetzt die Herrschaft von Po-hi-mano-mano
(Po-mano-mano) und Po-kini-kini, also die Umkehrung
der vorhergehenden Potenzen, sodass jetzt das Weib-
liche vorangeht (ein bekanntlich mythologisch bedeutsamer
Zug, der vielfach wiederkehrt). Die Schopfungsperiode
hier kann entweder als neunte oder (mit Zuzählung der
ersten) als zehnte betrachtet werden (sodass acht im
Dunkel verlaufen sind).
Die Säulenpfeiler erheben sich, und damit ist der
Weltenbau gefestigt.
Lailai, in der Form von Po-hi-mano-mano, verbindet
sich mit Po-kini-kini und es erfolgt eine grossere Zahl
von Zeugungen elementarer Art, sowie weiter von Hirn-
geburten aus dem Verstände (wie die Tritogoneia's).
Mit den Kindern wird fortgezeugt, und die jetzt zu-
erst hervortretende Sonne befruchtet die Natur.
Ua-ao, fortdauerndes Licht (als Refrain).
Während das Land unter aufthürmenden Erdbeben
sich emporrichtet, ruft die Zenithsonne, als Owa-ka-lani
oder Himmelsspalter, aus dem voneinanderklaffenden
Firmamente auf die Schönheit strahlende Lailai hernieder-
leuchtend, diese zu sich herauf, im Gewände der Morgen-
dämmerung geschmückt (auf der Erde das Feuer in das
Aunaki genannte Beibholz^ einschliessend).
Üa-Ao.
Dunkle Zeugungen Lailai's (die jetzt den Beischlaf
gelernt hat) mit Po-kini-kini in Kanaloa's Form als Dra-
chen, im Lande Ka-Pa-pa (der Papua).
Pu-ka (Geschlechtslinie ^, an Stelle des Refrains)
Nach Nu-mealani zurückgekehrt, feiert LaUai die Ver-
mählung mit Kane und gebiert ihrem Gatten Kane die
Tochter Halia, aber durch Sinnenlust zum Ehebruch mit
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Genealogien. 75
Kii verfuhrt, veranlasst sie die Verwundung Kane's (mit
Kain^s Stirnzeichen) und dem Menschen den Taro mit-
bringend, senkt sie sich wieder zur Erde hinab, wo der
Sohn Kumahaina geboren wird, mit Halia vermählt, als
Stammvater^ der Fürstenfamilie.
Bis Papio ' folgen 400 Generationen,
„ Puanue „ 420 „
„ Opaiokalani „ 84 „
„ Kumuhonua „ 67 „ (sonst meist als
Erster Mensch betrachtet)
„ Wakea „ 31 Generationen,
„ Hamalaiiki „ 44 „
„ It « 24
und dann weiter 7 Generationen bis zur Gegenwart und
dem jetzt regierenden Konig ^, Sr. Maj. Kalakaua (wäh-
rend andere Linien auf Kamahamea führen, dessen Ge-
schlecht mit seinem Vorgänger erlosch).
In einer üeberlieferung, die ich während meiner An-
wesenheit in Honolulu, erst nach Ueberwindung mancher
Schwierigkeiten, aus dem Munde eines bereits auf dem
Sterbebette liegenden Kilo (unter der Prophetenklasse)
erhielt, wurde (in der auch in Yucatan, wie früher in
Aegypten durchgängigen Vierzahl) von fünf Perioden
gesprochen,
Lehua ka po (der 400000 Nächte) Lehua (als Haar) be-
deutet das Unzählige (wie sonst Asche)
Kini ka po „ 40000 Nächte)
Mano ka po „ 4000 „
Lau ka po „ 400 „
Kanaho ka po „ 40 „
und dabei (unter vorläufiger Weglassung sonst noch my-
thologisch fabelnder Zuthaten für die Verknüpfung) hiess
es, dass nach dem Ahee-ahee oder Po (als Urnach t) in
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76 n. Hawaii,
den drei Weltaltern des Kapo (Dunkel), des Wana-au
(Dämmerung oder Z^^ielicht) und des Ao (Tages oder
Lichts) die Akua (Gotter) geherrscht hätten, als Kanaka
mai ka po mai oder die Wesen von Nachtbeginn her, eben
die in der Nacht geborenen Menschen ^ (indem noch in
der heutigen Sprechweise mai ka po mai den Ausdruck
für das Grau der Vorzeit oder ein unergründliches Alter-
thum bildet), und dass dann mit der Manifestation Ma-
nawila's (eines in dem meteorologischen Processe der Blitze
oder Wila hervortretenden Zeus) die (irdischen) Men-
schen entstanden seien, mit Hulahakapu, auf dem aus dem
Schlammwasser (Noka) hervorgewachsenen Alii-Baume,
als Erstem. Dann folgt die weitere Ableitung der Dyna-
stien 2^ in ununterbrochener Linie die Verbindung mit
den ersten Anfängen schöpferischer Thätigkeit festhaltend.
Auch diesmal wird sich staunend die Frage darüber
erheben, mit was wir es hier zu thun haben? Sind dies
die einfach spielerischen^ Naturkinder, auf die wir von
unserer Hohe herabzublicken pflegten, als eben erste und
unterste Staffeln in der grossen Entwickelungsleiter der
Menschheit erklimmend? Und doch uralte Klänge fernster
imd frühester Schopfungsgeschichte aus dunkler ürnacht
hervorklingend! Ein unermesslich unübersehbares Feld
neuer Entdeckungen im Geisterreich idealistischer Gestal-
tungen liegt vor uns. Wir stehen eben erst an der
Schwelle, wo kaum sich noch ein halber Einblick eröff-
net. Wer will es wagen, hier bereits in bequemem Wort-
gezimmer Gedankengebäude aufzurichten , solange die
Materialien, die zur Stütze zu dienen haben, nicht mehr
als in ein paar zufälligen Proben (oder Brocken) vorliegen,
und bis zur genügenden Ansammlung derselben noch einer
langen und langen, einer langen und sauren Arbeits-
zeit entgegenzusehen ist (wenn zu sammeln überhaupt
noch übrig bleibt).
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Abschrift. 77
Im Folgenden werde ich zunächst das hawaiische Do-
cument über diese Schopfungsperioden ^ so geben, wie ich
es in den wenigen Tagen der Benutzung abschreiben und
übersetzen konnte.
He Pule Halan.
O Keau i Kahuli wela ka honua
O Ke au i Kahuli lole ka lani
O Ke au i Kukaiaka ka la
E hoomalamalama i ka malama
O Keau o Makalii ka po
O Ka walewale hookumu honua ia
O Ke Kumu o Ka lipo i lipo ai
O Ke Kumu o Ka po i po ai
O Ka lipolipo o Ka lipolipo
O Ka lipo ka la o ka lipo o ka po
Powale he — i
Hanau Ka po
Hanau Ku'mulipo i ko po ke kane
Hanau Poele i ko po he wahine
Hanau ka uku koakoa, Hanau kahahe, akoakoa puka
Hanau ke koe Enuhe eli hoopuuhonau, Hanau kana he
poe puka
Hanau ko ka peapea ka pea, Hanau kanahe weliweli puka
Hanau ka ina ka ina, Hanau kanahe, Halu a puka
Hanau ka Hawae, o kawanakukana keiki puka
Hanau ka Haukeuke, o ka Uhalula kana keiki puka
Hanau ka pioe ka pioe, o ka pipi kana keiki puka
Hanau ka papaua, o ke olepe kuna keiki
Hanau ka Nahawele o ka unauna kana keiki puki
Hanau ka Makaiaulu o ka Opihi kana keiki puki
Hanau ka Leho o ka pu^eholeho kana keiki puki
Hanau ka Naka o ka kupekale kana keiki puki
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78 II. Hawaii.
Hanau ka Makaloa o ka pupu awa kana keiki puki
Hanau ka ole o ka oleole kana keiki puka
Hanau ka pipipi o ke kupee kana keiki puka
Hanau o kane ia Waiololi, o ka Wahine ia Waiolola,
Hanau ka akaha noho i kai
Hanau ka wi, o ke kiki kana keiki puka
Kiai ia e ka Ekahakaha noho i uka
He pou kee i ka wawa
He nuku he wai ka ai a ka laau
O ke Akua ke komo, aoe komo kanaka
O kane ia Waiololi o ka wahine ia Waiolola
Hanau ka Akiaki noho i kai
Kiai ia e ka Manienie akiaki noho i uka
He pou hee i ka wawa
He nuku he wai ka ai a ka laau
O ke kua ke komo, aoe komo kanaka
O kane ia Waiolali o ka wahine ia Waiolola
Hanau ka Manauea noho i kai
Kiai ia e kamauea noho i uka
He pou hee i ka wawa .
He nuku he wai ka ai a ka laau
O ke kua ke komo, aoe komo kanaka
O kane ia Waiolali o ka wahine ia Waiolola
Hanau ka koeleele noho i kai
Kiai ia e kopunapuna koeleele akiaki noho i uka
He pou hee i ka wawa
He nuku he wai ka ai a ka laau
O ke kua ke komo, aoe komo kanaka
O kane ia Waiololi o ka wahine ia Waiolola
Hanau ka pua iki noho i kai
Kiai ia e ke Lauaki akiaki noho i uka,
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He Pule Heiau. 79
He pou hee i ka wawa
He nuku he wai ka ai a ka laau
O ke kiia ke komo, aoe komo kanaka
O kane ia Waiololi o ka wahine ia Waiolola
Hanau kikalamoa noho i kai kiaua
Kiai ia e ka moa moa noho i uka
He pou hee i ka wawa
He nuku he wai ka ai a ka laau
O ke kua ke komo, aoe komo kanaka
O kane ia Waiololi o ka wahine ia Waiolola
Hanau ka Linui kele noho i kai
Kiai ia e ka Ekele noho i uka
He pou hee i ka wawa
He nuku he wai ka ai a ka laau
O ke kua ke komo, aoe komo Kanaka
O kane ia Waiololi o ka wahine ia Waiolola
Hanau ka Limukala noho i kai
Kiai ia e ke Akala noho i uka
He pou hee i ka wawa
He nuku he wai ka ai a ka laau
O ke kua ke komo, aoe komo kanaka
O kane ia Waiololi o ka wahine ia Waiolola
Hanau ka Lipuupuu noho i kai
Kiai ia e ke Lipuu noho i uka
He pou hee i ka wawa
He nuku he wai ka ai a ka laau
O ke kua ke komo, aoe komo kanaka
O kane ia Waiololi o ka wahine ia Waiolola
Hanau ka Loloa noho i kai
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80 II. Hawaii.
Kiai ia e ke kalama loloa uofae i uka
Ile pou hee i ka wawa
He nuku he wai ka ai a ka laau
O ke kua ke komo, aoe komo kanaka
O kana ia Waiololi o ka i^ahine ia Waiolola
Hanau ka Ne noho i kai
Kiai ia e ka Kenele noho i uka
He pou hee i ka wawa
He nuku he wai ka ai a ka laau
O ke kua ke komo, aoe komo kanaka
O kana ia Waiololi o ka wahine ia Waiolola
Hanau ka huliuwaena noho i kai
Kiai ia e ka huluhulu noho i uka
He pou hee i ka wawa
He nuku he wai ka ai a ka laau
O ke Akua he komo aoe komo kanaka
O ke kane hua wai Akua ke na
O ka lina a ka wai i hooulu ai
O ka huli hookawowo honua
O paia i ke auau kamanawa
O Hu au loloa ke po
O Piha opiho piha
O Piha-e o piha-a
O Piha-e, o piha-o
O ke koo honua paa ka lani
O lewa ke au ia Kumnlipo ka po
Po-no
O kane ia o ka wahine. Kela
O kane hanau i ke auau poelele
O ka wahine hanau i ke auau pohola
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He Pule Heiau. ' 81
Hoofaaha ke kai hoohaha ka uka
Hoohaha ka wäi hoohaha ka onauna
Hoohaha ka po niu auae ae a
Ulu kahaha na lau eiwa
Ulu nioniolo ka lau pahiwa
O Hooulu i ka lau palaialii
Hanau o Poleele ke kane
Nohoia o Pohaka he wahine
Hanau Kupua o ka haha
Hanau ka haha
Hanau ka haha he makua
Puka kana keiki he hahalele, lelc
Hanau ka peelua ka makua
Puka kana keiki he Pulelehua lele
Hanau ka Naonao he makua
Puha kana keiki he Pinao
Hanau ka Unia he makua
Puka kana keiki he Uhini
Hanau ka Kaio he makua
Puka kana keiki he nalo lele
Hanau ka Hualua he makua
Puka kana keiki he Manu lele
Hanau ka Ulili he makua
Puka kana keiki he kalea lele
Hanau ka Ao he makua
Puka kana keiki he Ao lele
Hanau ka Akekeke he makua
Puka kana keiki he Elepaio lele
Hanau ka Alai he makua
Puka kana keiki he Apapani lele
Hanau ka Alala he makua
Puka kana keiki he Alawi lele
Hanau ka Eea he makua
Bastian.
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82 11. Hawaii.
Puka kana keiki he Alaiaha lele
Hanau ka Maino he makua
Puka kana keiki he Oo lele
Hanau ka Moha he makua
Puka kana keiki he Moli lele
Hanau ka Kikiki he makua
Puka kana keiki he Ukihi lele
Hanau ka Kioea he makua
Puka kana keiki he Kukuaeo lele
Hanau ka Kaiwa he makua
Puka kana keiki he Koeae lele
Hanau ka Kala he makua
Puka kana keiki he Kaula lele
Hanau ka unaua ka makua
Puka kana keiki he aukuu lele
O ka lele o nei auna
O kakakai o lalani
O hoonohonoho a paa ko pae
Poa ka Aina o Kanehunamoku
Hanau Manu ka Aina
Hanau Manu ke kai
Hanau kane ia Waiololi, o ka Wahine ia Waiolola
Hanau ka Lupe noho i kai
Kiai ia e ka Lupealake noho i uka
He pou hee i ka wawa
He huku he io ka ai a ka manu
O ke kua ke komo, aoe komo kanaka
O kane ia Waiololi, o ka wahine ia Waiolola
Hanau ka Nuio noho i kai
Kiai ia e ka Io noho i uka
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He Pule Heiau. 83
He pou hee i ka wawa
He uhu he io ka ai a ka manu,
O ke kua ke komo, aoe koiuo kanaka
O kane ia Waiololi, o ka wahine ia Waiolola
Hanau ka ka Upu noho i kai
Kiai ia e ka Upu noho i uka,
He pou hee i ka .wawa
He huku he io ka ai a ka manu
O ke kua ke komo, aoe komo kanaka
O kane ia Waiololi, o ka wahine ia Waiolola
Hanau ka koloa amoku noho i kai
Kiaiv ia e ka koloalele noho i uka
He pou hee i ka wawa
He huku he io ka ai a ka manu
O ke kua ke komo, aoe komo, kanaka
O kane ia Waiololi, o ka wahine ia Waiolola
Hanau ka Hehe noho i kai
Kiai ia e ka Nene noho i uka
He pou hee i ka wawa
He hua he io ka ai a ka manu
O ke kua ke komo, aoe komo kanaka
O kane ia Waiololi, o ka wahine ia Waiolola
Hanau ka Aukau noho i kai
Kiai ia e ka Ekupuu noho i uka
He pou hee i ka wawa
He huku he io ka ai a ka manu
O ke kua ke komo aoe komo kanaka
O kane ia Waiololi, o ka wahine ia Waiolola
Hanau ka Noeo noho i kai
6*
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84 II- Hawaii.
Kiai ia e ka Eapueo noho i uka
. He pou hee i ka wawa
He huku he io ka ai a ka manu
O ke kua ke komo aoe komo kanaka
O ka leina keia a ka manu o Halulu
O kiwaa o ka manu kani Halau
O ka manu lele auna a paa ke la
Paa ka honua i na keiki manu aTka Pokaha
He au pahaha wale i ka nu-ka
O ka hahu ape manewanewa
ka holili haape lau manamana,
O ka manamana o ka hanau po
O po wale kela
O po wale keia
O po wale ke au ia Poeleele
O poni wale ke au ia Pohaha ka po.
Po-no
Hanau kuma a ka Powehi wehi
Hooleilei kalana a ka Poleliuli
O Mahiuma o maapuia
O noho i ka aina o Pohomiluamea
Eukala mai ka haipu Aalamea.
O naha wilu ke au o Uliuli
O hoohewahewa o Eümalamala
O pohouli n Pohoeleele
O Na wai ehiku e lana wale
Hanau kama a hilu a holo
O ka hilu ia Pewa lala kau
O kau ana o pouliuli
O kuemi emi a powehiwehi
O Pouliuli ke kane
O Powehiwehi ka wahine
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He Pule Heiäu. 85
Hanau kaia, Hanau ka naia i ke kai la holo
Hanau ka mano, hanau ka moana i ke kaila hole
Hanau ka mau, hanau ka maumau i ke kaila hole
Hanau ka nake, hanau ka make i ke kaila hole
Hanau ka napa, hanau ka nala i ke kaila hole
Hanau ka pala, hanau ka kala i ke kaila hole
Hanau ka paka, hanau ka papa i ke kaila hole
Hanau ka kalakala, hanau ka huluhulu i ke kaila hole
Hanau ka halahala, hanau ka palapala i ke kaila hole
Hanau ka pea, hanau ka lupe i ke kaila hole
Hanau ka aa, hanau ka awa i ke kaila hole
Hanau ka aku, hanau ka ahi i ke kaila hole
Hanau ka opelu, hanau ka akule i ke kaila hole
Hanau ka amoama, hanau ka anae i ke kaila hole
Hanau ka ehu, hanau ka uehu i ke kaila hole
Hanau ka jao, hanau ka aoao i ke kaila hole
Hanau ka ono, hanau ka omo i ke kaila hole
Hanau ka pakau, hanau ka louhou i ke kaila hole
Hanau ka moi, hanau ka loiloi i ke kaila hole
Hanau ka mao, hanau ka maomao i ke kaila hole
Hanau ka ku, hanau ka auau i ke kaila hole
Hanau ka kupou, hanau ka kupoupou i ke kaila hole
Hanau ka i^eke, hanau ka lele i ke, kaila hole
Hanau ka palani, hanau ka nukumoni i ke kaila hole
Hanau ka ulua, hanau ka halahua i ke kaila hole
Hanau ka Aoaonui, hanau ka pakukui i ke kaila hole
Hanau ka maiii, hanau ka alaihi i ke kaila hole
Hanau ka oo, hanau ka akilolo i ke kaila hole
Hanau ka Nenue noho i kai
Kiai ia e ka Lauhue noho i uka
He pou hee i ka wawa
He nuku he kai kä ai a ka ia
O ke kua ke komo aoe komo kanaka
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86 n. Hawaii.
O kane ia Waiololi, o ka Wahine ia Woiolola
Hanau kahafaa noho i kai
Kiai ia e ka Pabala noho iuka
He pou hee i ka wawa
He nuka he kai ka ai a ka ia
O ke kua ke komo, aoe komo kanaka
O kane ia Waiololi, o ka Wahine ia Waiolola
Hanau ke Pahau nohe i kai
Kiai ia e Kalaukau noho i uka
He pou hee i ka wawa
He nuku he kai ka ai a ka ia
O ke kua ke komo aoe koma kanaka
O kane ia Waiololi, o ka Wahine ia Waiolola
Hanau ka hee noho i kai
Kiai ia e ka Walahee noho i uka
He pou hee i ka wawa
He nuku he kai ka ai a ka ia
O ke kua ke komo aoe komo kanaka
O kane ia Waiololi, o ka Wahine ia Waiolola
Hanau ke oopukai noho i kai
Kiai ia e ka oopuwai noho i uka
He pou hee i ka wawa
He nuku he kai ka ai a ka ia
O ke kua ke komo aoe komo kanaka
O kane ia Waiololi, o ka Wahine ia Waiolola
Hanau ke Puhikauila noho i kai
Kiai ia e kauwila noho i uka
He pou hee i ka wawa
He nuku he kai ka ai a ka ia
O ke kua ke komo aoe komo kanaka
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He Pule Heiau. 87
O kane ia Waiololi, o ka Wahine ia Waiolola
Hanau ke Unanaulei noho i kai
Kiai ia e Ulei noho i iika
He pou hee i ka wawa
He nuku he kai ka ai a ka ia
O ke kua ke komo aoe komo kanaka
O kane ia Waiololi, o ka Wahine ia Waiolola
Hanau ke Pakukui noho i kai
Kiai ia e Loukukui noho i uka
He pou hee i ka wawa
He nuku he kai ka ai a ka ia
O ke kua ke komo aoe komo kanaka
O kane ia Waiololi, o ka Wahine ia Waiolola
Hanau ke Laumilo noho i kai
Kiai ia e Milo noho i uka
He pou hee i ka wawa
He nuku he kai ka ai a ka ia
O ke kua komo aoe komo kanake
O kana ia Waiololi, o ka Wahine ia Waiolola
Hanau ke Kupon noho i kai
Kiai ia e Kou noho i uka
He pou hee i ka wawa
He nuku he kai ka ai a ka ia
O ke kua komo aoe komo kanaka
O kane ia Waiololi, o ka Wahine ia Waiolola
Hanau ke Hauliuli noho i kai
Kiai ia e Uhi noho i uka
He pou. hee i ka wawa
He nuku he kai ka ai a ka ia
O ke kua ke komo aoe komo kanaka
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88 n. Hawaii.
O kane ia Waiololi, o ka Wahine ia Waiolola
Hanau ke Wete noho i kai
Kiai ia e Wauke noho i uka
He pou hee i ka wawa
He nuku he kai ka ai a ka ia
O ke kua ke komo aoe komo kanaka
O kane ia Waiololi, o ka Wahine ia Waiolola
Hanau ke Aawa noho i kai
Kiai ia e Awa noho i uka
He pou hee i ka wawa
He nuku he kai ka ai a ka ia
O ke kua ke komo aoe komo kanake
O kane ia Waiololi, o ka Wahine ia Waiolola
Hanau ke Ulae noho i kai
Kiai ia e Mokae noho i uka
He pou hee i ka wawa
He nuku he kai ka ai a ka ia
O ke kua ke komo aoe komo kanaka
O kane ia Waiololi, o ka Wahine ia Waiolola
Hanau ke Palaoa noho i kai
Kiai ia e Aoa noho i uka
He pou hee i ka wawa
He nuku he kai ka ai a ka ia
O ke kua ke komo aoe komo kanaka
O ke kaina a palaoa e kai nei
O küwili O' haahaa i ka moana
O ka Opule kai loloa
Manoa wale ke kai ia lakou
O kumimi'o ka lohelohe a paa
O koa monimoni i ke ala
O ke ala o kolomio omiomio i hele ai
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He Pule Heiau. 89
Loaa Fimoe i ke Poli kau
O Hikawainui o Hikawaina
O Pulehulehu ha koakoa
Ea mene a ahu waawaa
O holi ka pokii i ke au ia uliuli
Poele wale ka moana powehiwehi
He kai koakoa no ka uli o Poliuli
O hee wale ka aina ia lakou
O kaha uliuli wale i ka po-Ia.
Po-no
E kükulu i ke ahia a laa Ia
O ka Apeaumoa kahiwauli
O hookaha ke kai i ke aina
O kolo aku a kolo mai
O Hoohua ka ohana a kolo
O kolo kua o kolo alo
O pane ke ola o hoohonua ke kua
O ke alo o kuu luilimili nania
O panoia o Panopa no
O kaneaka Papanopano i hanau
O ka Popanopano ke kane
O Polalo wehe ka wahine
Hanau kanaka hoolua hua
Hoohua a lau i ka poaa nei
Ia nei Ia hoo kuukuu
Ia nei Ia hoo kaakaa
Eakaa kamalii hee pue one
O kama a ka Popanopano i hanau.
Hanau ka po
Hanau ka po ia MiUnanea
Eukaa ka pioa kii nanaa
Hanau kapo ia honu pua nanakea
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90 n. Hawaii.
Kulia ka po ia eä kua neneke
Hanau ka po ia kaula makue
Kulaa ka po ia kaula lii
Hanau ka po ia moonanea
Kukele ka po ia mooninia
Hanau ka po ia Pilipili
Eukala ka po ia kalakala
Hanau ka po ia kakau
Kue mi ka po ia Palaka
Hanau ka po ia kaihukunini
Kueli ka po ia kupelepele
Hanau ka po ia kele
Kali ka po ia Mehemehe
Hanau kane ia Waiololi
O ka wahine ia Waiolola
Hanau ka hanau noho i kai
Ki ai ia e ke ku honua noho i uka
He pou hee i ka wawa
He nuku he lai ka ai a kolo
O kane ia Waiololi
O ka wahine ia Waiolola
Hanau ka wili noho i kai
Kiai ia e ka wiliwili noho i uka
He pou hee i ka wawa
He nuku ke lai ka ai a kolo
O ke kua ke komo aoe komo kanaka
O kane ia Waiololi
O ka wahine ia Waiolola
Hanau ka Aio noho i kai
Kiai ia e ka Naio noho i uka
He pou hee i ka wawa
He nuku ke lai ka ai a kolo
O ke kua ke komo aoe komo kanaka
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He Pule Heiau. 91
O kane ia Waiololi
O ka Wahine ia Waiolola
Hanau ka Okea noho i kai
Kiai ia e ke Ahakea noho i uka
He pou hee i ka wawa
He nuku ke lai ka ai a kolo
O ke kua ke komo aoe komo kanaka
O kane ia Waiololi
O ka wahine ia Waiolola
Hanau ke Wawa noho i kai
Kiai ia e ka wanawana noho i uka
He pou hee i ka wawa
He nuku ke lai ka ai a kolo
O ke kua ke komo aoe komo kanaka
O kane ia Waiololi
O ka wahine ia Waiolola
Hanau ke neue noho i kai
Kiai ia e manene noho i uka
He pou hee i ka wawa
He nuku ke lai ka ai a kolo
O ke kua ke komo aoe komo kanaka
O kane ia Waiololi
O ka wahine ia Waiolola
Hanau ke liko noho i kai
Kiai ia e Kapiko noho i uka
He pou hee i ka wawa
He nuku ke lai ka ai a kolo
O ke kua ke komo aoe komo kanaka
O kane ia Waiololi
O wahine ia Waiolola
Hanau ke Koope noho i kai
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92 II. Hawaii.
Kiai la e Oheohe noho i uka
He pou hee i ka wawa
He nuku ke lai ka ai a kolo
O ke kua ke komo aoe komo kanaka
O kane la Waiololi
O wahine ia Waiolola
Hanau ke Nana- nana noho i kai
Kiai ia e Nona-nona noho i uka
He pou hee i ka wawa
He nuku ke Ui ka ai a kolo
O ke kua ke komo aoe komo kanaka
O Hulahula wale ka neena a kolo
O ka maewa huelekaloloa
O kukonakona o kukonakona
Hele lu wale i kima
O ka lepo hune kai ai oi-a
Ai a kau oi a mu-a
Ka aina a kauwa hewahewa
O pili hua wale ka aina
O kele a hana l|a-na
O hama maiule kune wanewa
Ke newa nei ka hele
O hele i ka aina o kole
Hanau ka ohana a kole i kopo.
Po-no
O kuhule ke au ia kapokano kano
O Hoomau i ke Ahu o Polalouli
O ka uli iliuli maka maka hou
Hiuli o ka hiwa hiwa Polalouli
Moe a wahina ia kapokano kano
ke konokano o ka Ihu nuka Eli honua
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He Pule Heiau. 93
Eeku i ika moku e kupu a puu
E hoopalipali na ke kua
Hoopali pali ke alo
O ke kama a puaa i hanau
Hoohaleuku i ka nahelehele
Hoomaha i ka loilei o Loi loa
O umi he au ka moku
O umi he au ka aina
Ka aina a kapokanokano i noho ai
O liuliu ke ala i maawe nei
O ka maawe hulu hiwa o ka puaa,
Hanau ka puaa hiwa hiwa i ke au
Ke au a ka pokanokano i noho ai
Moe o po ia Polalouli.
Hanau ka po
Hanau ke poowaawaa he Waawaa kona
Hanau ke poo pahapaha he pahapaha laha
Hanau ke poo hiwahiwa he hiwahiwa luna
Hanau ke poo haole he haole kela
Hanau ke poo Mahakea he kekea ka ili
Hanau ke poo Apaku he huluhulu kala
Hanau ke poo meumeu he meumeu kona
Hanau ke poo ouli he uliuli kona
Hanau ka hewahewa he hewahewa kona
Hanau ka lawalawa he lawalawa kela
Hanau ka hooipo he hooipoipo kona
Hanau ka hulu a he aa ia kona
Hanau ka hulu pii he piipii kona
Hanau^ka meleuli he melemele kona
Hanau ka haupe he haupo nui nui
Hanau ka hilahila he hilahila kona
Hanau ka kenakena he kenakena ia
Hanau ka luheluhe he luhelühe kona
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94 II. Hawaii.
Hanau ka pii awaawa he awaawa kona
Hanau ka ko Alii he liilii kona
Hanau ka Makuakua he kuakua kona
Hanau ka halahala he leihala kona
Hanau ka eweewe he eweewe kona
Hanau ka huelo maewa he aewa kona
Hanau ka hululiha he lihelihe kona
Hanau ka pukaua he kaua hope kona
Hanau ka meheula he ulaula ia
Hanau ka puwelu he weluwelu kona
O kana ia welu keia
Laha ai kama o Loiloa
O Ululoa ka aina o Mohala
E kuu mal ana i ka ipu makemake
O Makemake kini peleleu
O Mele ke amo a ema kini
A pili ka hanauna a kapokanokano.
Po-no
O kupukapu kahili o kuakamano
O kuku kamahimahi o ka pihapiha kapu
O ka holona kuwaluwalu ka linolino
Hoolino hoomaka hoomakamaka ka ai
Ka ai aua ka pii pii wai
Ka ai aua ka pii pii kai
Ka henehene a lualua
Noho popoo ka iole makua
Noho piipii ka iole liilii
O ka hulu ai malama
Uku lii o ka aina
Uku lii o ka wai
O mehe ka akiaki a nei haula
O Lihilihi Kuku
O peipu a uma
He iole ko uka he iole ko kai
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He Pule Heiau. 95
He iole holo i ka ua ua
Hanau laua a ka epohiolo
Hanau laua a Eaponee-aku
He nenee ka holo a ka iole uku
He mahi mahi ka lele a ka iole uku
He lalama i ka iliili
Kailiili hua ohia hua ole oka uka
He pepe kama a kapohiolo i hanau
He lele kama a laua e Kaponee aku
O kama auli a kama i ka po nei la.
Po-no
O kau ke amoano i au kualono
He ano no kapo hanuaku
He ano no käpo hanu mai
He ano no kapo pihapiha
He ano no ka haihai
He weliweli ka nun a hoomoali
He wali weli ka ai a kee koe koena
He weli weli a ka po hanee aku
He iliilihia na ka po hee mai
He iliililio kama a kapo nee aku
He ilio kama a kapohee mai
He ilio ii he ilio aa
He ilio olohe na ka lohelohe
He ilio alaua na ka aalua
He mauu kehai e Pulepule
O mihi i ke anuanu huluhulu ole
O mihi i ka wela wela i kea ahu ole
He le wale i ke ala e Malaua
Kanahai a kapo i na kama
Mai ka uluulu o ka wele wela
Mai ka nahuna a ka nenehe
O hula kamakani kona hoa
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96 11. Hawaii.
O ke Kaikaina muli o ka lohelohe no
Puka ka peapea lohelohe
Puka ka peapea huluhulu
Puka ka peapea Lau maua maua
Puka ka peapea hanee aku
O ka hohee nalu mai i hanau,
Po-no
O kama auli auli a Ne
O kama i ke au o ka Pokini
O kama ike au o ka pohunalu ma mao
Hanau kanaka e mehe lau
Hanau kanaka ia Waiololi
Hanau ka wahine ia Waiololi
Hanau ka pee Akua
O kanaka i Kukuku
Kanaka i Momoe
Momoe laua i ka pe mamao
Ahinahina wale kanaka e kakoi nei
Haula ula wale ka lae o ke kua
Ha eleele ko ke kanaka
Hake akea wale ka auwae
Hoomalino ke au ia kapo kinikini
Hoolailai mehe kapoheenalu mamao
1 Kapaia Lailai ilaila
Hanau Lailai he wahine
Hanau Eii he kane
Hanau Kane he Akua
Hanau o Kanaloa e kaheekaunawela ia.
A-o
Hanau na pahu
O Moanaliha
O Kawaomaaukele ko laua hope mai
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He Pule Heiau. 97
O kupoloHili kona muli
O ke kanaka ola loa o lau alau alii
O kupo o kupo
O kupa o kupa kupa-kupa kupa
o kupa kupa, kekee ka noho a ka wahine
O Lailai wahine e kapohcemamao,
O Lailai wahine o kapokinikini
Noho i kanaka o kapokinikini
Hanau o Hahapoele he wahine
Hanau o Hapopo he wahine
Hanau o Maila i kapa o Lopalapala
O olohe kekahi inoa
Noho i ka aina o Lua
Kapa ai ia wahi o Olohelohe lua
Olohelohe kane hanau i keao
O lohelohe ka wahine hanau i ke au
Noho maila ia kane
Hanau Laiolo ia kane
Hanau Kapopo he wahine
Hanau Poelei hanau o Poelea
Ke laua hope mai a Wihiloa
Na Ia kou nei i hanau mai
Ka kikiki ka makakaka
Ku nun muiona ka mui mui ana
O kanaka lele wale o kanaka nei Ia
Ua-ao
O Lailai o olai ka hanau
O owela o owe o owa ka lani
Oia wahine piilani a piilani no
Piia oalani i ka nahelehele
O onehenehe lele ka lani ka honua
O kama hoi a Kii i oili ma ka lolo
Puka ku lele lele pu i ka lani
Bastzav. 7
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98 n. Hawaii.
Kau ka omea ke akaula haihailona
Kau ika lae he huhulu i-i
Kau i ka auwae he huluhulu a
Ka hanauna a ia wahine hoopahaohao
Ka wahine no Iliponi no loko o li pakalani
No ka aunaki kuku wela ahi kanaka
Oia wahine noho i Nuu-mealani
Aina a ke aoa i noho ai
I hohole pahiwa ka lau koa
He wahine kino pahaehao wale keia
Meia ia Kii meia ia Kane
Meia i Kanaokapokinikini
Moe wale ke au oia kini
He kini he mamo ka pa ina ina-u
Oia no ke hoi iluna
O ka laalaau aoao o Nuu-mealani noho mai
Hookauhua ilaila hoowa i ka honua
Hanau Hahapoele ka wahine
Hanau Hapopo ilaila
Hanau o Lohelohe i muli nei
O ka apana hanauna ia wahine Ia.
üa-ao
O maila o Lailai ka paia
O Kane a kapokinikini kapou o kii mahn
Hanau laioloolo i noho ia kapapa,
Hanau Kamahaika hekaue
Hanau Kamamule he kane
O Kamakalua he wahine
O Poeleieholo kama
O Poeleaaholo kama
O Wehiwelawehi loa
Hoi hou Lailai noho ia kane
Hanau o Hai he wahine
Hanau Halia he wahine
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He Pule Heiau. 99
Hanau Hakea he kane
Hanau ka muki muka mukekeke
Muka kukuku kunenewa
Moku monu mumule ana
Muomule wale ana kane i ka i ka mule
I mule i keeo i ka maua
I ka wahine weweli wale
Pee e Kane ia e hoohanau kama
E hoohanau kama i kama keiki
Hoole ka lani iaia muli wali
Haawi i ke Ape kapu ia Kii
E Eii no ke moe iaia
Haili Kane i ka mua heleu wale
Hailia Kii o Lailai i ka muli lae punia
Pehi i ka pohaku hailuku ia Kane
O Kane ka pahu ke wawa nei ka leo
O kau hooilona ia ka ka muli
Huhulili Kane moe muli ia maila
ka ewe o ka o kana muli i muli ai
Haku ai kama hanau mua
1 mua ia Lailai imua ia kii
Ka laua kama hanau lani Ia.
Puka
Oia wahine noho lani a Piolani no
Oia wahine haulani noho lani no
Noho no iluna a iho pio ia kii
Weli ai ka honua i na keiki
^ Hanau o Kamahaina he Kane
Hanau o kama mule kona muli
Hanau o kama Mainau o kona waena
Hanau o Kamakulua kona pokii he wahine
Noho Kamahaina he kane ia Hau hanau Loaa (ke Kane\
mit Nakelea vermählt (als Vater Le's).
7*
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100 II. Hawaii.
Die Abstammungen von Palaa bis Wakea (in seiner
Ehe mit Papa oder Haumea) beginnen mit Loaa, Sohn
Kamahaina^s.
Ehe bei näherer Besprechung ins Detail, soweit sich
dies bereits liefern lässt, eingegangen wird, mag es sich
empfehlen, ein Seitenstück zu diesem hawaiischen Schopf-
ungsbilde im Japanischen^ (nach Titsingh) beizufügen.
Im Sin dai-no maki (Geschichte der gottlichen Dynastien)
beginnen die Ten-Sin-Sits-dai, die sieben Geschlechter der
himmlischen Geister (s. Klaproth): Anciennement le ciel
et la terre n'etaient pas encore separes, in Verbindung
des weiblichen (Me) und männlichen (O), während das
Chaos in der Gestalt eines Eies, mit Keimen gefüllt, gleich
den Meereswogen schwankte, bis ein Gottwesen oder Kami
aus der Mitte geboren wurde, gleichzeitig mit der Asi-
pflanze, und aus ihrer Wandlung trat hervor Kouni toko
tatsi-no mikoto, der Erste der sieben Himmelsgeister
(100000 Millionen Jahre herrschend). Ihm folgte als zwei-
ter: Kouni sa tsoutsi-no mikoto, sowie als dritter: Toyo
koun nou no mikoto und mit der vierten Folge trat die
geschlechtliche Differenzirung (indess noch ohne fleischliche
Vermischung) auf in Oufi Tsi ni-no mikoto mit der Ge-
fährtin Sou fitsi ni-no mikoto. Die fünfte Reihe wurde
gebildet von Oo to-no tsi-no mikoto und Oo toma be-no
mikoto, die sechste durch Omo tarou-no mikoto und
Kassir o ne-no mikoto, die siebente durch Isa naghi-no
mikoto und Isa na rai-no mikoto, und wählend dieser
ganzen Zeit vollzog sich die Begattung nur durch gegen-
seitigen Anblick [wie in den Meditationshimmeln der
Buddhisten, zu Hirngeburten prädisponirend].
Auf der Brücke des Himmels (Ama-no ouki batsi)
stehend, blickten Isa naghi-no mikoto und Isa na mi-no
mikoto in die Tiefen des Abgrunds nieder, und als sie
mit himmlischer Lanze in die chaotischen Massen hinunter-
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Kami. 101
gestossen hatten, bildete sich aus den abgleitenden Tropfen
die Insel Ono koro sima. Diese zum Wohnplatz wählend,
trafen beide, von verschiedenen Ausgangspunkten fortge-
wandert [wie in den Sagen der Minahasa] in Begegnung
zusammen, und nachdem sie sich als Mann und Frau er-
kannt, gebar Isa na mi-no mikoto zuerst die Insel Awasi-
no sima und dann die übrigen Inseln (wie Papa die In-
seln der Sandwich-Gruppe). Dann zeugten sie (wie Tan-
goroa mit seinen Gattinnen) das Meer, die Flüsse, die
Berge, die Bäume und Kräuter, sowie in Oo firou me-no
mousi (die kostbare Weisheit himmlischer Sonne) ihre
Tochter Ten-sio-dai-sin, die ihrer Schönheit wegen zum
Himmel gesandt wurde (dort zu herrschen), ebenso wie
die später geborene Gottin des Mondes (Tsouki-no kami).
Weiter folgte die Geburt Firou -ko's oder des Egels
(um im Meer zu weilen) und schliesslich die des wil-
den Sasan-no o-no mikoto (in seinen Zornanfällen die
Bäume des Waldes entwurzelnd). Nachdem so die Schöpf-
ung vollendet war, kehrte Isa naghi-no mikoto mit seiner
Gattin zum Himmel zurück, in Awasi eine von ihm gebaute
Hütte hinterlassend, als Zeichen ihres Aufenthaltes dort.
Als vor dem Anstürmen ihres Bruders Sasan-no o-no
mikoto (zum Himmel aufgefahren) Ten-sio dai sin in die
Hohle Ama-no iwa geflüchtet [wie Aex oder Aege, Toch-
ter des Helios, wegen ihres die Titanen blendenden Glan-
zes von deren Mutter £rde in einer unterirdischen Hohle
verborgen ward], verbreitete sich Dunkelheit über die
Erde, bis es den 800000 Göttern durch List gelang, die
Sonne hervorzuziehen, durch einen Strick [wie ihn Maui
gebraucht] die Rückkehr hindernd, nachdem So san no
o-no mikoto ^zur Erde heimgegangen war, die achtköpfige
Schlange Ya mata-no orotsi zu tödten (in Idzumo). Als
ältester Sohn Ten-sio-dai-sin^s, unter den Tsi sin go dai
oder fünf Geschlechtem der irdischen Geister zeugte Masa
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102 II. Hawaii.
ya ya katsou katsou-no faya fi ama-no osiwo mimi-no
mikoto (als Nachkomme Sosan-no o mikoto^s, der mit
Ina da fime den Sohn Oo ana moutsi-no kami gezeugt,
betrachtet) mit seiner Gattin Tagou tada tsi tsi fime
(Tochter Takan mi mosou fi-no mikito's) den Sohn Ama
tsou fiko fiko fo-no ni ni ghi-no mikoto (bei Unterwer-
fung Oo ana moutsi-no Kami's mit dem himmlischen Kami
auf den Berg So-no taka tsi fo-no dake in Fiouga hinab-
steigend, die Dämone aus Japan zu vertreiben), und die-
sem folgte sein Sohn Fiko fo fo de mino mikoto, während
dessen Bruder Fo no sousoro no- mikoto, die verlorene
Angel suchend, in einer Taucherglocke zum Palast des
Meeresgottes niedergestiegen [wieWakea mit denMoa in
Hawaii], sich dort mit dessen Tochter Toyo tama fime
vermählt, in einen Drachen verwandelt nach der Geburt
von Fiko na kisa take ou ka ya fouki awa sesou-no mi-
koto, und nach dessen Begräbniss auf dem Berge A fira-
no yamo (in Fiouga) schiffte sich sein jüngster Sohn Zin-
mou-ten-o oder Kan Yamato Iwa Are fiko-no mikoto zu
Eroberungen ein, als erster der Nin o dai (Ehrwürdigen des
Menschengeschlechtes), um das von Takau mi motsou fi-no
mikoto seinem (vom Himmel gekommenen) Ahn Ama tsou
fiko fiko fo-no ni ni ghi-no mikoto übermachte Reich Ja-
pans (Toyo asi wara-no misou fo no Kouni) in Besitz zu
nehmen.
Der hier, wie in hellenischen Theogonien (und
anderswo), ununterbrochen festgehaltene Zusammenhang
der Gotter- und Menschenwelt von den fürstlichen Re-
präsentanten der letztern lässt sich in polynesischen My-
thologien überall (unter particulärer Färbung in Tonga)
verfolgen, besonders auch in Hawaii, und wird sich noch
mehrfach Gelegenheit bieten, darauf zurückzukommen.
Im Vafthrudnismal wird die Abstammung des Men-
schengeschlechts von den Jötunn oder Urahnen bewahrt
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Auslegung. 103
und „jötnar allir fra Yiiiir komnii " (im Hyndluljod). Da-
zwischen stehen bevorzugte Zeugungen aus der Sonne,
zu deren Söhnen der Inca gehört, mit viel Gebrüdern un-
ter verschiedenen Volkern und aus verschiedenejn Zeiten.
Zum Commentar (wenn das, was ich überhaupt zu
liefern vermag, so genannt werden darf) übergebend, wie-
derhole ich nochmals den Hinweis auf die Schwierigkeiten,
die dabei in Erwägung zu halten sind. Nachdem ich das
Vorhandensein dieses Tempelgedichts bei meiner ersten
Audienz beim Konig constatirt und damals, bei rascher
Durchsicht und Besprechung desselben, einige Aufzeich-
nungen gemacht hatte, erhielt ich bei einem spätem Be-
suche die freundliche Erlaubniss, das Manuscript zu wei-
terer Benutzung mit mir nehmen zu dürfen. Es war dies
bereits die letzte Woche meines Aufenthalts in Honolulu
und die Ankunft des Dampfers, auf dem ich mich einzu-
schiffen hatte, stand bald in täglicher Erwartung bevor.
Nachdem ich, Tag und Nacht arbeitend, die Hauptstellen
copirt hatte, blieb die üebersetzung, und hier konnte ich,
wie schon bemerkt, wenig oder keine Hülfe finden, selbst
bei sonst guten Kennern der Landessprache, die der alter-
thümliche Stil der Verse sogleich abschreckte. Aus glei-
chem Grunde liess auch Andrew's hawaiisches Lexicon,
das sonst als das brauchbarste in diesem Zweige der Li-
teratur empfohlen werden kann, in dem vorliegenden Falle
vielfach im Stich. Meine eigene Kenntniss des Poly-
nesischen, mit dem mich eingehender zu beschäftigen ich
bis dahin keine Veranlassung gehabt hatte, beschränkte
sich auf die allgemein linguistische. So hatte ich zum Be-
ginn die speciellc Grammatik des Hawaiischen genauer zu
Studiren, um dann mit derjenigen Hülfe, die sich dem Wör-
terbuch entnehmen liess, und besonders nach den Andeutun-
gen, die ich mir in den Gesprächen mit dem Konig notirt
hatte, die Üebersetzung in Versuch zu nehmen. Was daraus
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104 II. Hawaii.
mitgetheilt wird, gebe ich deshalb unter Vorbehalt aller
spätem Bectificationen, geleitet von der Ansicht, dass
ohne sie für die Mehrzahl der Leser der Originaltext un-
verständlich sein diirfte, während seine Zufügung jetzt
jedem Besserwissenden oder zu griindlichem Studium Ge-
neigten die Möglichkeit der Controle gewährt, sowie einer
verbesserten Umschrift, wofür ich selbst am dankbarsten
verpflichtet bleiben werde, denn dass vielerlei Druck- oder
Abschreibefehler untergelaufen sein mögen, wird (unter
Berücksichtigung des Gesagten) dem an sorgfältiges CoUa-
tioniren von Documeuten Gewohnten leicht begreiflich sein.
Ein besonders schwer gefühlter Mangel, den ich
bereits hervorgehoben habe, liegt in der Unmöglichkeit,
die Namen der successiv im Pflanzen- und Thierreich
genannten Schöpfungen genau zu indentificiren. Der all-
gemeine Ideengang ist deutlich genug festzustellen. In
der ersten Schopfungsperiode wird von dem Entstehen der
Zoophyten geredet (oder vielmehr kleinster und einfach-
sten Thierwesen, als Monaden), verschiedene Arten von
Conchiferen, Madreporen, Annulaten, der Land- und See-
gräser u. s. w. In der zweiten entstehen die Insecten
und verschiedene Vogel. In der dritten die Fische, auch
Molluskenarten, wie es scheint (Cephalopoden u. s. w.);
in der vierten Amphibien, die Schildkröten u. s. w.; in
der fünften die Schweine ^; in der sechsten die Mäuse und
Tümmler; in der siebenten die psychischen Voranlagen
des Menschengeschlechts, und in der achten dann der
Mensch selbst. Dies, wie gesagt, ist der allgemeine Ver-
lauf. Dabei werden nun aber eine Menge specieller Na-
men vonThieren und Pflanzen aufgeführt, ungefähr 8 Ar-
ten von Insekten, 24 von Vögeln, 60 von Fischen, 22 Bäume
u, s. w., deren Verificirung natürlich von besonderm In-
teresse sein würde, nicht nur für die Kenntniss der Ein-
geborenen von ihrer Natur, sondern auch für die natur-
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/:,
Proömium. t V, . .' 1()5
geschichtlichen Namen. Diese bin ich, "mit sehr geringen
Ausnahmen, nicht im Stande zu geben, da es weit mehr
Zeit erfordert haben würde, als mir zu Gebote stand.
Zuverlässiges darüber festzustellen. Selbst wenn ich z. B.
unter Vorlesen der aufgeführten Fischnamen (die leicht
begreiflich auf dieser Insel am besten bekannt sind)
manche verstanden und erkannt merkte, so war ich damit
noch um keinen Schritt weiter, solange nicht der Ein-
geborene zugleich den englischen Namen, durch den der
wissenschaftliche zu fixiren gewesen wäre, anzugeben
wusste. Die Liste der Vogel zeigte ich Herrn Dole, dem
bekannten Verfasser der hawaiischen Ornithologie, aber
selbst dieser gute Kenner der einheimischen Bezeichnungen
konnte beim ersten Durchlesen nur eine beschränkte Zahl
unter den obsoleten Bezeichnungen feststellen. Indess hat
er mir freundlichst seine weitere Unterstützung verspro-
chen, und wenn sich jemand bei gegebener Müsse diesen
Nachsuchungen unterziehen will, so wird nichts im Wege
stehen, die ganze Nomenclatur aufgeklärt zu erhalten.
Mit allen diesen Geständnissen und Berichtigungen
empfehle ich mich der Nachsicht des Lesers, der das Fol-
gende mit den anhaftenden Fehlem zu nehmen haben
wird, da, wenn erst wieder von einer aufs neue mit Hawaii
anzuknüpfenden Correspondenz abhängig gemacht, die Ver-
öffentlichung sich auf das Unbestimmte hätte hinausschieben
mögen. Ohnedies wird durch das, was im Detail etwa
fraglich zu lassen ist, das Gesammtergebniss in seinen
allgemeinen Zügen zunächst nicht beeinträchtigt.
Der erste Vers des Proömium in diesem Hymnus be-
ginnt mit Keau (Periode oder Weltumschwung), von dem
Ausgebrannten (wela) wieder nach oben rollend, um so,
wie es der königliche Exeget ausdrückte, nach dem Un-
tergang einer früheren Welt die Entstehung einer neuen
anzudeuten. Damals im Reiche des Po \ fehlte das Licht
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106 n. Hawaii.
und es wird nur von dem Durchzittem einer Schimmerung
gesprochen, als Malama (von dem malaiisch-polynesischen
mahim oder Mond, der im Hawaiischen die speciellere
Bezeichnung Mahina von Hina erhält). Neben Licht be-
deutet Malamalama indess zugleich (s. Andrews) ein gei-
stiges Licht (supernatural light, light of the mind), so
dass es sich hier auch im Sinne der Intelligenz (eines
vo\)^) fassen Hesse. Sehr beachtenswerth ist nun in die-
sem Zusammenhang die Nennung Makalii's, der Plejaden
oder des Siebengestirns ^, die sich gleichsam als das Thor
offnen für Eingreifen der kosmischen ^ Kräfte auf die pla-
netarischen Schöpfungen, die jetzt beginnen, und ist die
eigenthümliche Rolle der Plejaden in fast sämmtlichen
Mythologien der fünf Continente hinlänglich bekannt.
Es taucht dann ein täuschendes Spiegelbild, gleich dem
der Maya, auf, aus Kumuhonua oder aus den Wurzeln
der Erdvesten (in Papa als Grundmasse gedacht), und
daran schliesst sich die Dehnung des Kumu-lipo oder
Abyssus, als Wurzel (kumu) des Abgrundes oder lipo
(„black or dark from the depth of a cavern^' bei Andrews).
Nach dem Kefrain „Po wale ho-i" (noch Nacht überall),
der sich am Ende jeder Schopfungsperiode bis zur achten
(in welcher das Licht oder Ao hervortritt) wiederholt, wird
nun Kumulipo als entsanden gesetzt, und neben ihm er-
scheint als weibliche Hälfte Po-ele (in chinesicher Oppo-
sition des Ying und Yang). Es beginnt nun zuerst die Ent-
stehung von Protozoen, niedrigsten und kleinsten Thierchen
(von den Milben ^ oder Uku an), bis mit dem Fortschrei-
ten zu höhern Organisationen sich (an Stelle der bisheri-
gen generatio aequivoca) die Geschlechter differenziren,
und der sexuelle Gegensatz wird fernerhin durch das
Ganze des Folgenden fjestgehalten. Die Entstehung jeder
Art (Asteriden, Echiniden, Medusen s. s. w., sowie Fu-
caceen, Conferven, Conjugaten u. s. w.) ist in dem oft
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Verse. 107
wiederholten Vers aus sieben Strophen (mit „O kane ia
Wai ololi etc." beginnend) -eingeschlossen, und zwar ge-
schieht die Schöpfung durchweg in Paaren, eins auf dem
Lande und sein Gegenbild im Meere (wie sich z. B. Zo-
steren und luncaceen gegenübergestellt finden) unter gegen-
seitigem Vigiliren oder Beobachten (Bewachung^, wie ge-
sagt wird). Hanau bezeichnet das Entstehen, während,
um als Schöpfung aufgefasst zu werden, das causative
Prefix hoo hinzutreten müsste. Entstehen in dieser Schöpf-
ung wird dargestellt als ein Sprossen oder Hervorwachsen,
wie es David Malo mit besonderm Nachdruck hervorhebt,
und auch in Mangaia wurde pua-ua-mai (das Aequivalent
für schaffen im Wortschatz) „bud forth", or „blossom",
as of a tree (s. Gill) zu übersetzen sein.
In fünfter Stanze findet sich jene im höchsten Grade
curiose Auffassung des Octopus ^, worauf bereits aufmerk-
sam gemacht wurde, als in seiner zoologischen^ Stellung
gleichsam die Reste eines verweltlichen Typus anerken-
nend, und so wird auf den Gilbert-Inseln Aditi oder Tiki
durch seine Schwester (als Octopus) in Aufrichtung des
Himmels unterstützt, indem sie ihn mit ihren Tentakeln
höher emporhebt.
In sechster Linie wird von dem Verschlingen des Frühe-
ren und Schwächeren durch das Spätere und Stärkere * (im
Kampf ums Dasein) geredet, und in siebenter heisst es,
dass damals nur erst göttliche Kräfte gewaltet, dass die
Menschen noch nicht dagewesen seien. ^ So geht es nun
weiter durch die verschiedenen Schöpfungsperioden, ihren
Folgen nach, in fortschreitender Entwickelung, indem mit
Erhebung der Schlammerde % und Anhäufung auf den Wür-
zelchen, der leere Abgrund (Kumulipo's) naturgemäss ent-
schwindet. Am Ende der zweiten Schöpfungsperiode schei-
nen die ersten Zeichen der Dämmerung heraufzuziehen, in
der dritten wird unter dem Gewühl der hervordrängenden
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108 n. Hawaii.
Reptilien und Meerungeheuer der bisher isolirte Tinten-
fisch im Gewühl mit fortgerissen, in der vierten spielt ein
undeutlich trüber Lichtschimmer, unter welchem die Nutz-
pflanzen in Existenz treten, in der fünften, unter Abschei;
düng von Tag und Nacht, kommen (mit besonderem Pomp)
die Schweine^ hervor, in der sechsten die Mäuse ^, und
nach den Vorbereitungen in der siebenten tritt in der
achten der Mensch auf und damit das Licht. Indem dann
der Mensch „hervor wächst gleich einem Blatt" (hanau
kanaka e mehe lau), so verknüpft sich dadurch seine Exi-
stenz ' mit den ersten Anfängen, symbolisirt (auf Mangaia)
in dem Auslaufen von Te-aka-ia-Roe (the root of all exi-
stence) durch die — Te-tangaengae oder Te-vaerua (breath-
ing or life) und Te manava roa („the long lived" oder fort-
dauernde Ausziehung des Lebensodems) genannten —
Schopfungswesen in die Urmutter Vari-ma-te-takere (the
very beginning), und sie sitzt in dem engen Raum ihres stum-
men Landes (Te-enua-te-ki) so schmal zusammengepresst,
„that her knees and chin touch" (s. Gill), in der die Stel-
lung des Embryo wiederholenden Form peruanischer Mu-
mien, vergleichbar den Hekatoncheiren, ehe sie die zur
Belebung anfeuernden Himmelsgaben genossen (vexxap
T'afi.ßp6aiY|v Te, TotTcep S^sot auTot sSouatv), unter dem Erd-
reich zusammengekauert dasitzend, sodass Gaea, ob sol-
cher Enge schwer bedrängt, aus ihrer Tiefe aufseufzt:
Und 80 wohnten sie dort mit Leiden behaftet im Erdgrund
Sassen am äussersten Rand, an den Enden der geräumigen Erde
Lange bekümmert, das Herz erfüllt mit gewaltiger Trauer
(s. üschner).
Nachdem aber (im berauschenden Trank) die in ihnen
schlummernden ürkräfte geweckt sind, sprudeln sie fort
im Dienst der Tritopatoren (Anakes) oder Tripa-
toren (s. Hoffmann) „Urväter aller Zeugung" (nach Ger-
hard), als (italische) dii genitales, und unter dem Cha-
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Menschen und Götter. 109
rakter der Windgötter, die aus der Äsche der Titanen
(der x^ovtot bei Hesiod) hervorgetretenen Menschen besee-
lend. Wegen des von Philo gefürchteten Missbrauchs,
sollte man schworen (s. Dähne) „bei des Vaters oder der
Mutter Gesundheit oder frohem Greisenalter" den Eid lei-
sten, falls diese noch leben oder bei ihrem Gedächtniss,
wenn sie vollendet haben. Denn diese sind ja ein Abbild
und eine Nachahmung gottlicher Kraft, da sie diejenigen,
die noch nicht vorhanden waren, in das Sein hinüberleite-
ten" (toui; fJLii] ovTai; el<; tö efvat 7capayaY6vT6<;). Und so
würde dies weiter leiten zu dem schon an mehrfachen
Stellen durchwanderten Felde der Ahnenverehrung.
Dem Menschen angereiht (in den Schöpfungen des
Tempelgediciits) werden in der achten Periode aufs neue
die Akua genannt, also in\ Gegensatz zu den bereits in
den Urkräften waltenden Akua, die Gotter in ihren spätem
personlichen Fassungen, ein Geschlecht der Heroen neben
dem der Menschen bildend, und so in der Beschreibung^
von diesen geschieden (auch nach der Farbe). ^
Ahina hina wale kanaka e kakei nei
Haula ula wale ha lae o ke kua
Ha eleele ko ke kanaka
Hake akea wale ka auwae
Grau weilen hienieden die Menschen
Roth erglänzt die Stirn der Götter
Dunkelgefärbt die Menschen
Weiss (-bärtig) am Kinn weilen sie.
Nachdem Lailai in Zauberschone (gleich der schaum-
entsprossenen Kythereia, oder Lakshmi im Milchmeer
zusammengeflossen) erschienen ist, wohnt sie (unter
Einkorperungen) zunächst den in der Schopfungs-
periode ihrer Geburt (als Beherrscher) waltenden Ur-
kräften bei, Pokinikinikini und Pomanomano für fernere
Zeugungen^, wird dann vom Sonnengott* nach oben ge-
rufen, und geht bei der Rückkehr die Ehe ^ erst mit Eane
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110 II. Hawaii.
und dann mit Kii (sowie gelegentlich auch mit Kanaloa)
ein, worauf mit der Fortpflanzung aus Kane und Kii die
(theogonische) Kosmogonie in eine Heroogonie ausläuft.
Das Auftreten der geistigen Anlagen ^ (in der siebenten
Periode) und ihres Trägers im Menschen (in der achten)
ergibt sich aus der psychischen Wurzel, der auch die obi-
gen Vorstellungen der Maori erwachsen sind. Dem ent-
sprechend lässt die mythische Auffassung mancherlei
Kunstfertigkeiten von den das Land, vor den Menschen, be-
wohnenden Gnomen oder Elfen erlernen, wie das Netze-
stricken (s. Grey) durch Kahukura bei seinem Besuche
llangiowhiä's (ko te konero nio nga Patupaiarehe). Solch
feenartige Wesen, die schon vor materieller Verkörperung
den Luftkreis durchzittern, leben deshalb in einer die spätere
vorschattenden Welt, und so erzählt das Märchen, dass
sie von den durch den erschreckten Kanawa in Waikato
ihnen angebotenen Schmuckgegenständen nur die Schatten
derselben mitgenommen, da diese ihnen genügt hätten.
In den verschiedenen Erklärungen, die über das Wort
Atua gegeben werden, findet sich auch die Zurückbezieh-
ung auf Schatten, und jeder Platz, auf den der Schatten
der als lebende Akua wandelnden Fürsten fiel, bekam ihr
Eigenthum, und wurde, sobald es sich, wie bei Kiki (dem
Rivalen Tamure's) um priesterlichen Charakter handelt, ein
Heiligthum im Tapu, -während dann wieder bei böser Zau-
berei die Pflanzen durch den darauf fallenden Schatten
verdorren, weshalb ein Ausgang im Sonnenschein verboten
ist, und wenn im arkadischen Heiligthum des verschwun-
denen (a9aviö^s((;) Zeus, das gegen Betreten tabuirt war,
überhaupt kein Schatten fiel (nach Pausanias), so wirft
in ägyptitische Schattcnwelt gerade die Mumie als Jahou
ihren Schatten. In griechischer Theogonie geht die Aus-
schüttung der Leiden und Leidenschaften aus Pandora's
Büchse, als „Ahnmutter", wie sie genannt ist (s. Scho-
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Peccatum. 111
mann), dem Auftreten des Weibes vorher, und so in der
hawaiischen dem Lalai^s, mit der sich das Gedicht zu poe-
tischen Ausmalungen erhebt.
Ausserdem ist die Erzählung hier und da mit humo-
ristisch gefiirbten Einstreuungen gewürzt, wie bei Gelegen-
heit zur Nennung der Schweine * sie beschrieben werden :
„als die schwarzen Schweine, die störrischen, die nicht
ausweichen wollen auf dem engen Pfade", oder die
Mäuse charakterisirt werden, als „die kleinen Mäuse,
die unverschämten, mit aufgespreizten Augenbrauen
umherspringend". Wenn (in späterer Periode) da-
von geredet wird, dass infolge der, in der bisherigen
Nacht, hervorbrechenden Sonnenstrahlen sich eine Schwell-
kraft durch die menschlichen Leiber ergossen, und Lailai,
in Schönheit entgegenstrahlend , von ihrem himmlischen
Bräutigam gerufen, zu ihm emporgeschwebt sei, wird hin-
zugefugt, dass der Sand (Ono), der Sand am Meeres-
strande, iiber dieses Fliegen ^ gespottet habe, denn er, der
bei der Schöpfung Tangoroa's in Karotonga dem aus der
Hohe zu ihm herabkommenden Gotte als Substrat für seine
Begattungen gedient hatte, musste über diese Umkehrung
der Verhältnisse naturgemässen Neid empfinden und konnte
eine Rechtfertigung darin sehen, als Lailai später wieder
zur Erde herabzukommen hatte (mit dem himmlischen Ge-
schenk des Taro ^). Der fernere Fall Lailai's wird bedingt
durch ihre, selbst in den 40000 Nächten (Po-Kini-Kini's)
nicht befriedigte Brunst, indem in ihr eben nun das volle
Schopfungsverlangen der Naturkraft* gärt. Obwol ihr
gottlicher Gatte Kane sich bis zu eigener Abmattung und
Erschlaffung müht ^, genügt er nicht ihrer Sinnenlust, und
sie beginnt mit Kii zu buhlen, dem sie, obwol nur ein
Kanaka (oder Mann des gemeinen Volkes in späterer Auf-
fassung) die für ihn tabuirte Taro-Art Ape zur Speise
verschafft. In dem eifersüchtigen Streit, der ausbricht,
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112 n. Hawaii.
wird Kaue durch Steinwürfe an der Stirn verwundet, und
nach solch vollständigem Bruch sieht sichLailai gezwungen,
ihren dauernden Aufenthalt auf der Erde zu nehmen, wo-
mit dann die letzte Schopftingsperiode abschliesst.
Sie war ^roflfnet worden, nach dem Aufgang des Lichts,
mit der Erhebung der Grundsaulen ^, um die Welt zu
festigen, d. h. dem Himmel^ eine Stütze zu gewähren,
denn die Erde (Papa) galt, in Hawaii, durch sich selbst
gefestigt (Faa nona iho), als grosse Masse (Honua), unter
welcher der Erderschütterer oder Erdbebengott (Kaue-)
Luu-Honua (den alten Vergöttern Ru und Ru-roia im
Süden entsprechend) auf dem Centralfcuer niederliegt.
Bei den Maori heissen diese bei Trennung von Himmel
und Erde aufgerichteten Doppelpfeiler (auch vierfach ge-
dacht) Toko und Raka, während ihre Namen in Hawaii (wo
sie durch Kumukumu ke kaa geboren gelten) für Moana
liha sich als Schaum (liha oder Fett) des Meeres (moana)
oder Meeresschaum (wie Aphrodite^s a9p6;; auch in Vira-
cocha^s ^ Geburt aus schaumigem Meeresfett einen Gegen-
fiissler erkennen konnte), ynd für Kawao maaukele, als
Nebelwirbel, oder Nebelbank (kawao) aus wirbliger (kele)
Strömung (au), erklären würden. Das Erdfundament er-
hält dann unter Opaiakalani noch eine nachträgliche ^ Ver-
sicherung durch Kamuieli, und nachdem so das Welt-
gebäude dauernd fundirt ist, kann mit dem Auftreten
Kahiko's der erste Act der Menschheitstragodie seinen
Anfang nehmen.
Schon bei der ersten Schöpfung Lailai's vrird,
angereiht an das mysteriös dunkle Ungethüm Ka-
naloa (gleichsam in neuer Wiedergeburt), neben Kaue,
dem Gott, Kii der Mensch genannt, in einer mehrfach
erkenubaren Zusammenrückung beider als Zwillinge (gleich
Mu und Tefnut in Aegypten, der vedischen Aswini oder
nordischer Alces, in Modi und Magni), während in den
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Flut. 113
spätem Schöpfungen volksthümlicher Mythologien das
Dioscuren-Paar Kane und Kanaloa ^ über die Erde wandelt,
die Leiden der Bedrückten lindernd und Wasser aus den
Felsen schlagend, die dürren Felder zu erfrischen. Solche
Metamorphose erfahrt Kanaloa aber erst bei der Letzt-
gestaltung der Dinge, indem er bei der diese herbeiführen-
den Katastrophe seiner schwarzen Hälfte nach überwunden
wird. Es heisst in Beschreibung der Flut, dass sie Pii
pou o kani kawa (aufsteigt zu des Hauses Pfeilern) Lele
na ihe a Kanikaho (es fliegen die Blitzespfeile Kanikaho^s)
Äpuepue ia Kanaloa Kanikaho (bezwungen liegt Kanaloa
von Kanikaho). Diese Flut ^ wird auf der Insel Molokai
(der Sandwich-Gruppe) durch den Kawaa- Vogel gesungen
(i kawaa e holo, ua nui ke kai o ke aumoe), wie sie auf
Koro (der Fiji) der Vogel Quiqui beklagen soll.
Unter Lailai's ^ frühesten Geburten sind verschieden
gestufte zu unterscheiden, einmal die elementaren in den
4000 Nächten (mit Po kini-kini) aus der Finsterniss (in
der sie sich weiterhin auch mit Kanaloa verbindet), dann
die himmlischen „im Gewände der Morgenrothe", und weiter
die, im Laufe der Sonne, von gedanklichen Zeugungen (aus
dem Hirn *) zu sinnlichen ^ geführten, bei der Vermischung
erst mit Kane, dem Gott, und dann mit Kii, dem Menschen.
Indem darauf die Tochter aus göttlicher^ Herkunft mit
dem irdischen Sohne vermählt wird — und demnach so
sich (nach der Titanologie) Gotter und Menschen ver-
glichen (xoLi ydig OT ^xpfvovTO ^soi S*v7]t:o{ x' av^poTCOt) — , ent-
springen aus ihrem Geschlecht die Stammältern des Fürsten-
hauses mit Kumahaina (oder Kumu-honua). In Bezug dar-
auf fand ich in einer Anmerkung des Copisten gesagt (ma ke
mele kumulipo nae, ia hoike ia mai le hanaune kanaka okoa a
he mau lau hanauna, alaila hanau mai Ia) : Dass, obwol im
Gedicht (mele) Kumulipo^ s gesagt würde, dass die Menschen
anderen (okoa) Stammes seien, sie doch als Gebrüders-
Bastian. ^
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114 11. Hawaii.
blattet^ (mau lau) aufzufassen wären. Im Geschlechts-
baum Paliktfs wird Haumea gefeiert: O Haumea kino
pa heo hao, o Haumea kino papawahu, o Haumea kino
papalehu (Haumea wunderbaren Korpers, Haumea acht-
fach am Korper, Haumea zehntausendtheilig im Korper),
und es wird gesagt, dass sie zum Himmel steigend, im
Land Nuumea und Nuupapakino (in Mulinaha) verweilend
aus dem Hirn ^ die Kinder Laumihae, Kahaula, Kahakaua-
kalo geboren^, und dass sie dann zur Frau^ geworden
mit dem Gott Kanaloa im Lande Papahuli (dem papu-
anischen Lande der rothen Federn in den Sagen der
Marquesas entsprechend, oder dem, als Poutini, dem Jas-
per in Whaiapu gegenüberstellten Obsidian bei den Maori)
zusammengewohnt, um sich femer als Papa mit Wakea
zu vermählen.
Die (gleich den Dhyana- Buddha) in Syzygien auf-
tretenden Äeonen, die nacheinander emaniren, um über
die Folgereihe der Schopfungsperioden zu präsidiren,
drücken in ihren Namen verschiedene Modificationen * der
Finsterniss oder der Dunkelheit aus, unter allmählich zu-
nehmender Milderung derselben bis zum Licht. So er-
geben sich nacheinander:^
Kumu-lipo und Po-ele
Po-leele und Pohaka
Po-wehi-wehi und Po-leliuli
Po panopano und Po lalowehi
, Po kano kano und Po la louli
Po hiolo und (Po hee weaka) Po-nee-aku
Po nee aku und Po ne mai
Po kinikini und Po Mano-mano
Nach der Einleitung (dem Anschluss der Entstehung
an früherer Weltzerstörung) wird Kumulipo (die Wurzel
der Abgrundes) zunächst allein gedacht (wie das Chaos
Hesiod^s). Es tritt zu ihm dann eine weibliche Energie
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Urzeugung. 115
in Po-ele (finstere Nacht) und diese scheint in der fol-
genden Schopfangsperiode eine männliche Wandlung^ zu
erfahren, in Po le ele (oder Po-ele), die sich wieder mit
ihrer weiblichen Hälfte in Po-haka oder verschlossenen
(verschlossen grübelnden) Nacht verbindet. Dieses üeber-
dauem (für spätere Transformation) mochte daraus hervor-
gehen, dass am Ende der ersten Schopfungsperiode zwar
von dem Verschwinden Kumulipo^s, nicht aber dem sei-
nes geschlechtlichen Gegensatzes^ geredet wird.
Weiter erscheinen dann Po-wehi-wehi (schwarze Nacht)
und Po leli-uli (Po-ele-uli oder blaudunkelnde Nacht),
Po-pano-pano ^ (oder tiefblaue Nacht) und Po lalo-wehi
(schwarzsinkende Nacht), Po kanokano (hocherhabene
Nacht) und Po-lalo uli (blausinkende Nacht), Po-hiolo
oder rollende Nacht (der Mäuse) und Po nee aku (oder
fortentschwebende Nacht), — auch Po nei la, oder Nacht
gegenwärtiger Sonne (die schon herannaht) genannt, —
und nach dem Gegensatz von Po nee -aku (die dorthin-
schwebende Nacht) und Po nee mai (die hierherschwe-
bende Nacht) schliessen (mit dem Ansatz zu chronologi-
schen Bestimmungen) Po kinikini (40000 Nächte) und Po
manomano (4000 Nächte) bis zum. Ao (Licht), das dann die
Puka (Geschlechtslinien) begleitet, von den den Gottern
angeschlossenen Vorfahren an bis zu den Mitlebenden.
Wie bereits bemerkt, wird in der Entstehung der
niedrigsten Thiere eine Art Generatio spontanea angedeu-
tet, indem sie, sozusagen, von selbst hervortreten, während
später, bei den höhern Organisationen, stets zuvor die
GeschlechtsdiflFerenz, des Männlichen und Weiblichen, mar-
kirt wird, im Omne vivum ex ovo.
Um ein besseres Bild von dem Ganzen zu geben, will
ich es wagen, eine Uebersetzung des Anfangs beizufügen,
auf das Risico allerlei Irrungen in den, nach den obigen
Gründen noch nicht identificirten Species:
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116 11. Hawaii.
Nach dem Proomium, mit dem Schluss
Po wale ho-i, noch Nacht (waltend ringsum) überall,
geht es fort
Hanau ka po (geboren in Nacht),
Geboren Kumulipo, aus der Nacht als männliches
Geboren Poele, aus der Nacht als weibliches.
Geboren die Milben im Gewimmel, Geboren das Gewimmel in Eeihen
Geboren die Würmer, die Grabenden, die Erde aufwerfejttd, geboren
ihre Mengen mit Nachkommenschaft
Geboren die im Schmutz sich Windenden, geboren ihre zuckenden
Reihen
Geboren Seeeier ohne Zahl, geboren ihre streifige Nachkommen-
schaft in Eeihen
dann folgt die Entstehung der Hawae (white sea eggs),
der Wana, species of the sea egg in the size and shape
of a tumip (s. Andrews) mit ihren Kindern (Keiki), der
Haukeuke (small sea animal), der Pioeoe (species of muscle
or small shell-fish), der Pipi (Spirulidae), Papaua (Austern)
mit den (verwandten) Olepe, der Nahawele (Muschelarten)
mit Schalen (unauna), — in der Strömung das Umhertrei-
bende erlauernd, — mit verwandten Leho in Aneinander-
kettungen, derNaka, anhaftend (wie Bamakeln), derMa-
kaloa (Seeschwämme) mit anhaftenden Muscheln, der OFe
(in Corallensträngen), der verwandten Pipini in Ketten-
reihen. Darauf (im Uebergang zu geschlechtlicher Zeu-
gung) heisst es:
Und das Männliche, schwellend in Zeugungskraft, und das Weib-
liche zur Empfangniss ergeben,
Geboren die Tange in der See
Geboren die Algen im Schlamm, und rasch vermehrt ihrer KinderZahl,
Bewacht von den Schlinggewächsen am Lande ;
Als Pfeiler der Kraken im Gebrause.
Im Streit das Wasser Speise der Aufwachsenden.
Eingetreten die Götter allein, noch keine Menschen (Nur Götter
walten erst, noch keine Menschen)
Und das Männliche voll Zeugungskraft und das Weibliche zur
Empfangniss bereit,
Geboren die Fadengewinde in der See
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Insekten. 117
Bewaoht von den Gräsern drinnen im Lande,
Der Kraken als Pfeiler im Gebrause;
Im Streit das Wasser zur Speise des Aufwachsenden.
Eingetreten die Götter allein, noch keine Menschen
Und das Männliche u. s. w.
So geht es fort für weitere Entstehung von 8 Arten
in der See und ebenso vieler auf dem Lande (jedesmal im
obigen Vers eingeschlossen), und weiter heisst es dann:
Das Männliche aus dem Wasser entstehend in den Göttern,
Das Schlüpfrige im Wasser aufwachsend durch Zehrung
In rauschend flutender Beschwemmung des Landes
Die Würzelchen der Seehalme umhertreibend
Aufschwellende Strömung von alters her in der Nacht,
Voll aufgefüllt und übergefüllt
Voll hie und da
Voll fern und nah
Der Erdträger hebt sich zum Himmel empor,
Kumulipo's Walten im Luftlj;reis verschwindet in Nacht
Po-no (noch Nacht überall).
Damit schliesst also diese erste Schöpfungsperiode Kumu-
lipo's. Nun die zweite:
Und das Männliche zum Weiblichen in Herrlichkeit;
Das Männliche geboren, schwarzdunkel flutend
Das Weibliche geboren, hell aufgeschlossen flutend
Ueberschattet die See, überschattet das Land
üeberschattet das Wasser, überschattet der Berg
Ueberschattet in dichter Nacht, thatenlos rastend.
Dann sprosst es wunderbarlich überraschend in neun Blätter
Es sprossen gradaufrecht die Blätter, schimmernd scheinend.
Es drängt zum Wachsthum hin, die Blätter wie beschämt.
Geboren Poleele, das Männliche
Beiwohnend Pohaka dem Weiblichen
Geboren Kupua (das Zauberding), der Wunderbare (Kahaha)
Geboren der Wunderbare (Kahaha)
Geboren Kahaha (der Wunderbare) und seine Verwandten,
Hervor kommen ihre Kinder, die fliegenden.
Geboren die Raupen (peelua), als Anverwandte,
DieReihe derKinder in den Schmetterlingen (pulelehua), die fliegenden
Geboren die Ameisen «(Naonao) u. s. w.
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118 n. Hawaii
Dann geht es in derselben Form fort, für die Entstehung
der Libellen (pinao), der Heuschrecken (uhini), der Flie-
gen (nalo-lele) u. s. w. Darauf folgen die Vogel (26 Ar-
ten), z. B. :
Geboren die Reiher in der Verwandtschaft
Die Züge ihrer Kinder im fliegenden Geschlecht
Und das Gevögel fliegend in Schwälrmen
Und die am Himmel unter Fährang Reisenden (Wandenrögel)
Herabkommend zum Niedersitzen, die Flügel flappend,
Zum Niedersitzen auf dem Boden des Insellandes.
Vögel auf dem Lande geboren
Vögel in der See geboren.
Geboren das Männliche voller Zeugungskraft, geboren das Weib-
liche zum Empßingniss bereit,
Geboren die Möven in der See
Bewacht von den Falken am Strande
Der Kraken als Pfeiler im Gebrause
Im Streit das Fleisch zur Speise dem Vogel
Eingetreten die Götter allein, noch keine Menschen.
Und das Männliche voll Zeugungskraft
Und das Weibliche zur Empfängniss bereit
Geboren die Enten in der See
Bewacht von den Habichten (Sperlingsart?) am Lande
Der Kraken als Pfeiler im Gebrause
Die Frucht als Fleisch dem Vogel zur Speise
Eingetreten die Götter allein, noch keine Menschen
Geboren das Männliche u. s. w.
Weitere Entstehung von 12 Arten, Eulen, Seeadler u.s. w.
Und in Wolkenhaufen erheben sich die Vögel im Geräusch der Flügel
Und Gesang ringsum der Vögel, der singenden.
Die in Schwärmen hochfliegenden, zur Sonne aufwärts
Niedersitzend dann auf dem Festland wieder, der Vögel Kinder,
gefüttert in der Nacht,
Fettrund treibend im Schwimmen, wohlgemästet
Umherspielend (sich entleerend) zwischen den Seegewächsen
Auf den spriessenden Spitzen der Schilfe, auf den Blättern der Zweige,
Der aus der Nacht geborenen Zweige
Noch waltet vorwiegend die Nacht
Es waltet die stolze' Nacht
Noch waltet die Nacht in der Zeitperiode Poleleele's (schwarze Nacht)
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Fische. ^ 119
Mit ei*8ter Dämmerung Zeichen, in der Fülle der zeitgewordenen
Nacht
Po-no (noch Nacht ringsum).
Geboren die Kinder der tief dunkelnden Nacht (Powehiwehi)
ümhergeworfen zerstreut in blau dunkler Nacht (Poleliuli)
Mit lockender Liebesbewerbung im duftenden Schmuck
In dem auf noch kahlem Lande in der Nacht Umhergestreuten.
Doch genug und übergenug, bis eine fähigere Hand diese
Uebersetzung unternimmt.
Die Entstehung der 50 — 60 Fischarten, deren jeder ein
Vers gewidmet ist, schliesst im letzten mit dem Auftreten
eines „Thaumas":
Und das Männliche yoU Zeugungskraft
Und das Weibliche aur Empfängniss bereit
Geboren der Wunderbare (Kahaha) innerhalb der See
Bewacht von dem Aal (?) am Strande
Der Kraken als Pfeiler im Gebrause
Im Streite die See als Speise den Fischen
Eingetreten die Götter allein, noch keine Menschen.
Und das Männliche voll Zeugungskraft und das Weibliche zur
Empfängniss bereit
Geboren die Büsche an der See
Bewacht von den Sträuchem im Lande u. s. w.
Weiteres Entstehen von 24 Baumarten, von Milo (po-
docarpus ferruginea) oder (von den Blättern) Laumilo,
Oopukai (der See) und Oopuwai (des Wassers), Kauila
(Rothholz) u. s. w. Sodann:
Und langsam nahte der Walfisch diesen Seen
Windend niedrig unter des Wassers Fläche
Weiter hinaus im Ocean die Riesenfische
In der Tiefe walten sie des Meeres Bewohner
Die Tritonen, die langsamen, blasend im Schnauben
Wegrollend und verschlingend auf dem Weg
Den Weg des Gewürms, im Strudel fortgerissen.
Die Polypen im Wasser umspritzt, aufliegend mit Bauch, mit Rücken,
Schwankend in des Wassers Wogen, schwankend in den stillen
Wassern,
Versammelt all das Wurmgethier,
In zahllosen Mengen, zusammengedrängt, ins Verderben rennend.
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120 n. Hawaii.
Der Beginn des jüngsten (Nachgeschlechtes) in bläulichem Fisch-
geflute
Das Dunkelblaue waltet hier aus dem Ocean Powehiwehi's
Die See des Gewürms in tiefblau dunkelnder Nacht
Der Kraken auf dem Trocknen am Bande des Landes, er der Fisch,
Angestrandet unter dunkelblauen Walten aus der Nachtsonne her.
Po-no (noch Nacht).
Aufstehend in undeutlicher Trübe geheiligter Sonne
Das Breitgeblätterte flutend in einsamer Oede
Uebergebreitet zum Besitz von Wasser und Limd,
Dorthin kriechend, hierhin kriechend
Hervorgedrängt die Haufen kriechenden Gewürms
Auf dem Rücken kriechend, auf dem Antlitz kriechend
Im Nacken das Leben, für die Erde die Rückseite
Aber das Antlitz aufrecht im gloiTcichen Schmuck
Ausdörrende Verwüstung des Dunkel im Dunkel (Pano pano)
Das Männliche in der Nacht als Dunkel im Dunkel (Po pano
pano) geboren
Und so Po pano pano als Männliches
Wie Polalowehi (die Nacht tiefer Schwärze) als Weibliches.
Geboren die Menschen als gedoppelte Frucht (in Vorschattung
anticipirt)
Geboren als Blatt in der Nacht hienieden.
Hierher das Feststellende
Hierher das Bewegende,
Rollt das Kleinkind gleitend auf den Haufen des Sandes.
Die Kinder der Nacht Pano-pano (dichtwolkig) werden geboren
Hanau ka po (Geboren eine Nacht)
Geboren die Nacht glorreichen Schmuckes
Geboren aus der Nacht wird die Gestaltform (Kii, als Prototyp
des Menschen) erschaut.
Geboren in der Nacht der Schildkröten schwaches Geschlecht u. s. w.
Nach fernerer Schöpfung der Eidechsen folgen in einer
Reihe von Versen die Anticipationen des menschlichen
Sinnens und Trachtens, und die daraus fliessendeti Fort-
geburten — auxap "EpK; aTuyspiQ rexs pisv tcJvov aXytvosvxa
— wobei gleichsam eine Parallelbezeichnung zum Reptilien
alter aufgestellt wird.
Getanz im Umhergetriebe der Wurmgethiere
Wackelnd mit langem Schwanz
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Stammbaum. 121
Aerger und Zank, bissig und zornig
Hader und Streit um das Essen, das Fressen
Greuel und Missethat auf dem Land,
.Doch schon überbreitet das Pili-Gras das Land,
Nun die Arbeit^, die schmutzige Arbeit
Die Arbeit, die niederwirft in Schlaf den Ermüdeten,
Der Stab zur Stütze des Wandrers
Umherwankend auf dem Land im Gekreuch
Geboren die Arbeit gleich der des Gewürms
Po-no (noch Nacht ringsum).
Das Pili-Gras, zum Dachdecken gebraucht, hätte die
menschliche Besiedelung zu symbolisiren, doch werden erst
noch die Schöpfungen der Säugethiere zwischengeschoben.
Bei dem spätem Auftreten Lalai's wird, nach der Him-
melfahrt, ihre Wohnung in Nuu-mealani beschrieben, als
Das Land, wo die Aoa-Bäume wachsen
Wo die Blätter der Koa-Pflanze glänzen,
und Aoa ist Name eines Baumes, der in Hawaii nicht gefun-
den wird (s. Andrews), but in some foreign country, often
spoken of in the ancient meles (wie Koa eine Casuarinenart).
Nachdem sie dann Kapokinikini (in 40000 Nächten)
beigewohnt, kehrt sie nach aufwärts zurück:
Um bei den heiligen Aoa-Bäumen zu wohnen
Und ihre Empfängnisse dort spiegeln sich auf der Erde,
im Widerschein himmlischer Abkunft, deren die Fürsten
sich rühmten.
Der Anschluss des Tempelliedes an die irdischen Ge-
nealogien und deren Weiterführung kann hier nur kurz
berührt werden, weil in die hawaiische Geschichte verlau-
fend, und mit dieser, im Zusammenhang zu behandeln.
Gewöhnlich beginnen die Genealogien mit Wakea und
Papa, so bei Malo (auch Dibble, der ihn benutzte, bei
Bingham u. s. w.), und bei Jarves werden 74 Königsge-
schlechter bis hinab auf Kamehameha gezählt, während
Haie in seiner Liste von 67 Generationen 23 als mythi-
sche ausscheidet. Die Verlängerungen in der Linie Lailai's
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122 n. Hawaii.
(bis über 1000) sind in ähnlicher Weise aufzufassen, wie die
piuranischen Erweiterungen indischer Konigslisten und de-
ren Analogien. — Auf den Marquesas wiurden (nach Porter)
88 Generationen seit der Einwanderung aus Vavau ge-
zählt, auf ßarotonga gab Williams 29 Generationen, auf
Mangarewa figuriren 27 (bei Maigret), in der Ableitung
(durch Koa) von dem Seekönig Teatu moana, auf Tonga
die des Tuitonga u. s. w.
In den Stammbäumen ^ der Maori (von denen mir vor
einigen Tagen einer in der Correspondenz mit Herrn
Davis zugeschickt 2 ist) wurden gewähnlich circa 18 — 20
Generationen aufgeführt seit der Ankunft in Aotere oder
Neuseeland aus Hawaiki, doch hörte ich von Herrn White,
dass er sich im Besitz von Texten finde, die auf Vorge-
schlechter zurückgrifFen, aus der Zeit der Wanderung^
über verschiedene Inseln. Ebenso wird bei den hawaii-
schen Geschlechtsregistern vermuthet, dass die frühesten
Königsdynastien noch auf andern Inselgruppen geherrscht
hätten, und dafür werden am ehesten Aufschlüsse aus den
gebotenen Synchronismen zu erwarten sein, wie in der
Nachkommenschaft Aikanaka^s, der durch seinen Namen auf
dem in Hawaii weit früher verdrä-ngten (und nur in der
Legende fortlebenden) Cannibalismus verweist (als Kai-
Tangata). In Betreff seines Sohnes Hema erwähnte mir
der König, dass als vor einigen Jahren Mitglieder seiner
Familie bei der Rückkehr aus England die Häfen Neu-
seelands berührten, die Daten über die Identität noch im
Specielleren festgestellt seien,, und, ausserdem entspricht
Wahieba, Sohn Kahai's (oder Tawhaki's) dem Wahioroa der
Maori, sowie sein Sohn Laka dem maorischen ßaka, so-
dass die Figuren einheimischer Sagen, über 70 Breitengrade
hinweg, einander die Hände reichen. Die Namen Aikanaka
bis Laka bilden die Nummern 28 — 32 in der Abstammung
von Wakea (mit Kamehameha als auf der 68. Stelle).
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Synchronismen. 123
Tawhaki (Bruder Kariki's) „was the 8on of Hema and
ürutonga^^ (s. Grey), als Vater Wahieroa's, und da bei
den Maori der Tod Hema's an der unterseeischen Rasse
der Pona-turi gerächt wird, liegt auch hierin die ha-
waiische Gegenüberstellung von Hema und Puna (Pona).
Diese Feindschaft gegen die Ponaturi erhält sich noch in
der für den Tod seines Vaters Wahieroa an Malukuta
kotako genommenen Rache Rata^s, und dessen aus der
Schürze seiner Ehefrau Apakura durch den Meergott ge-
bildeten Sohn Whakatau lässt die Legende unter den
Wassern fortlaufen, gleichsam unterseeische Communi-
cationen symbolisirend. Die hawaiische Legende (s. Jar-
vis) spricht von kama pii kai (a chüd running over the
8ea)y als im gottlichen Auftrage das Land Haupokane
entdeckend. Die Maori erzählen ausserdem von Hine-i-
iwaiwa, der auf langen Reisen die See durchschnitt, und
schliesslich, halb Fisch, halb Frau, am Wohnplatze des
von ihm gesuchten Tinirau anlangte. In Vatea, halb
Mann, halb Fisch, wiederholt sich (auf Mangaia) ein
chaldäischer Oannes * oder Annodotos (im fischgeschwänz-
ten Nereus), und so würde hier noch eine weibliche Form
(als Eurynome oder Okeanine) zur Seite treten. Wie im
malaiischen Archipelagus (und zum Theil in China) wur-
den anfangs die europäischen Entdecker als Wassermen-
schen betrachtet, die bei Tage ans Land kamen. Nachts
aber in ihre Meeresheimat, an Bord, zurückkehrten.
Am sorgsamsten und ausführlichsten finden sich die
hawaiischen Geschlechtsregister bei Fornander behandelt,
der bei der Scheidung zwischen die Brüder Nana-Ulu
und Ulu, als Sohne Kii's — Sohn Kahiko's \ des Alten (eines
Cadmus, als TuaXaio^), — in der Abstammung von Wakea
und Papa, zuerst die (besonders auf den Inseln Eauai und
Oahu gebrauchte) Nana-Ulu-Genealogie (55 Nummern bis
Kalakana) aufzählt und dann (wie auf Hawaii und Maui
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124 U. Hawaii
gültig)^ die Uiugenealogie (68 Nuninoem bis Kamehameha),
vorwiegend in der Hema- Linie (bei der Abzweigung in
Puna). Unter den Vorgeschlechtem Wakea^s und Papa's
gibt er die (nach Kane, Kanaloa, Kanakahi und Maliu
mit Hulihonua b^innende) Genealogie Kumu-ali (28 Num-
mern bis Wakea), die Genealogie Eupakaiakea (9 Num-
mern bis Wakea), die Genealogie Wela a hilani (5 Num-
mern bis Wakea), die Genealogie Opukahonua (16 Num-
mern bis Papa) und die Genealogie des (gewohnlich in
populärer Auffassung als Erster Mensch betrachteten)
Kumahonua (37 Nummern bis Papa und Wakea), in
welcher Hawaii Loa, der eponymische Entdecker Hawaiis
aus dem Lande Eapakapa ua a kane, den 30. Platz
einnimmt. Nach David Malo lebten die ersten sechs
Generationen nach Wakea noch im Lande Ololo-i-mehani
oder Ololo waia, das Land Makalii^s im Osten, auch als
mythisches Nuu-mehalani (gleich einem Florida, von Hau-
mea oder Papa zum Baden in der Jugendquelle wieder-
holt besucht), während die spätem Einwanderungen (längs
der „fremden Strassen^^ ^, als Landungsplatz am Südende
Hawaii^s und Kahoolawe's), unter denen sich Pao (um das
durch die Verbrechen der in Kapawa ausgestorbenen Nana-
Sohne entweihete Fürstenblut reinigend zu erneuern), be-
sonders in den Vordergrund gedrängt hat, gewohnlich von
Kahiki ^ oder Tahiti (die allgemeine Bezeichnung für unbe-
stimmte Femen) ausgehen (erleichtert durch Verbesserungen
des Canoe-Baues, wie sie der Sohn des in Hawaii gelandeten,
und dann nach Kauai übergesiedelten, Häuptlings lehrte).
In dem fernen Zauberland Tahiti, von dessen bosgesinnteni
Könige die geraubte Sonne ^ versteckt wird (bis durch den
Riesen Kana befreit), wiederholen sich die Beziehungen
eines Pohjala und Kalewala, während sonst dem alten
Wäinämoinen der junge, und doch uralte, Maui ent-
sprechen würde, der gleich ihm von den Wogen * und
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Genealogien. 125
Winden gepflegt ward, als die unreife Frühgeburt, in den
Haarbüschel der Mutter gewickelt, ins Meer geworfen war.
In der von mir aus David Malo's nachgelassenem
Werke copirten Genealogie stehen den Nummern 25
(Namakaoko) und 26 (Helei pawa) in Fornander's Ulu-
Liste zwei Namen (Nanakuae und Kapawa) zwischen-
geschoben, indem die Reihe als Nanakaöko, Nanakuae,
Kapawa, Heleipawa läuft (statt Nanakaöko, Heleipawa),
und bei Kapawa wird bemerkt, dass dies der erste Konig
sei, dessen Anwesenheit auf der Sandwich -Gruppe fest-
stehe, da sich von ihm (neben Geburts- und Sterbeplatz)
sein Begräbnissplatz als bekannt angegeben finde (am
Flusse Jao auf der Insel Maui). Während seine Her-
kunft nach Oahu verlegt wird, stammen die nächsten vier
Könige aus Maui und dann folgt Wahieloa, als in Hawaii
geboren. Bei den Kapawa vorhergehenden Fürsten-
namen fehlen alle solche Zufügungen und deshalb konn-
ten sie, wie Malo bemerkt, auch auf andern Inselgruppen
Oceaniens geherrscht haben, weil noch nicht localisirt.
Aus fremdem Verkehr wird auch die spätere Einführung
des Pele- Dienstes hergeleitet, während bei Verknüpfung
desselben mit den Urzeiten daraufhingewiesen wurde, dass
die Feuergottin in den, sie nach Mauna-loa fuhrenden,
Mythen die Inseln nach ihrem vulkanischen Alter durch-
schritten, bis zu der jüngsten Erhebung. Aehnlich kann-
ten hellenische Mythen hoch den Weg, den Typhoeus
genommen, von Arima über den thrazischen Hämus bis
zum Begrabenwerden unter dem Aetna. E kai make a
papau ae la ka Pele ma Oahu, alaila lele oia i Maui, a
papau' hou iho la ma Haleakala lele hpu oia i kilauea.
„Als Papa's Herrschaft in Oahu abflachte, sprang sie
nach Maui hinüber, und als solche wieder in Haleaka
abflachte, sprang sie femer über nach Kilauea."
Für die meisten Inselgruppen Polynesiens bildete be-
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126 n. Hawaii.
kumtlich ein Hawaiiki oder Hawaii (Avaiki) den Aus-
gangspunkt der Wanderungen, und das Prototyp wurde,
um eine centrale Stellung zu gewinnen, durch Haie in Sa-
waii der Samoainseln placirt, von wo dann wieder auf eine
heilige Insel (Pulo) in Bolotu weiter gewiesen wird. Judge
Manning in Auckland kam in einem Gespräche, das ich
mit ihm hatte, ebenfalls auf die Erklärung Havai-ik^s als
kleines (iki) Java oder Djava, wie sie sich bei Fomander
findet*, dessen kuschitische ^ Argonauten, die in dortigen
Meeren segeln (wie die Wikinger piratischer Karer in
den Caraiben, vom heiligen Delos bis zu den Antillen),
dann über solche Zwischenstationen leicht nach Zaba^
oder Saba (oder zu Orissa's Javana) gelangen konnten.
Die Wanderungen Hawaii-loa^s kreuzen sich mit denen
des Menehune genannten Zwergvolkes, das sich heutzu-
tage, als fortgefliichtete Elfen, in den Volksgesprächen
mehr und mehr verkleinert, aber in seinen Beziehungen
zu tahitischen Manahune den Maassstab der Menschen-
grosse erträgt. Als ich in der Nähe von Honolulu die
Trümmerhaufen einiger Heiaus besuchte, deren Bau
ihnen zugeschrieben wird, hat man mir über diese win-
zigen, aber gleich Myrmidonen wimmelnden Däumlinge
allerlei erzählt, was sich in den damaligen Notizen bei
späterer Verarbeitung wol wieder zusammenfinden wird.
Ausgiebigeres darüber ist bei Fornander mitgetheilt, be-
sonders auch über die Richtung der Wanderungen.
Vor Kealii-Wehanui flüchten die Menehune unter
Kalani-Mene-Hune, Sohn Lua Nuu's, durch die rothe
See Katne's (Kai ula a Kane) nach Kahina-i-ka-haupo-a-
kane (Ka One Lauena-a-kane oder Ka Aina Momona-a-
kane) oder Aina Lauena aus ihren Wohnsitzen in Honua-
lalo, und dorthin waren sie, unter Kalani Mene Hüne,
aus dem Lande Kapa kapa-ua-a-Kane (in Kahiki-ku)
oder Kap'a-kapa gekommen, dem (über Lalo-Honua er-
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Wänderungen. 127
reichten) Zufluchtsorte von Laka und Kapili (den aus
Kaiana- i-Hauola durch Ka-ouia-nukea-nui-a-Kane oder
den weissen Riesenvogel Kane's vertriebenen Söhnen Ku-
muhenua's). Auf Lua Nun folgt sein Kebssohn Ku-
Nawao, Vater Kinilau-a-Momo's, und unter seinen Nach-
kommen werden die Inseln Hawaii und Maui von Hawaii-
loa entdeckt, dem Vorfahren Papa's, die sich dann mit
Wakea aus Ololo-i-mehani vermählt. Es wird gesagt,
dass Hawaii -loa (Vater Maui's) auf diesen Keisen die
vielfarbige See (Moana kai mao kio ki) und die blau-
grüne See (Moana kai popolo) durchfahrend, nach Hawaii
(und Maui) gelangt sei, später verschiedene Züge unter-
nehmend, theils zum fernen Süden (ika mole o ka honua),
theils zum westlichen Lande der Lahui maka-lilio (Augen-
yerdreher *), sowie (nordlich davon) dem Lande Kua-
hewa-hewa, von wo zwei Weisse (Poe-keo-keo-kane) zu-
rückgebracht und mit Frauen aus Hawaiki vermählt
wurden. Bei der Rückfahrt nach seiner Heimat, um die
zurückgelassene Familie nach der neuen Ansiedelung ab-
^zuholen, habe Hawaii-loa (oder Ke kowa i Hawaii) die
See 2 der Fische (kai holo o ka ia) oder die buntfleckige
See (Moana kai mao kio kia kane) und blaugrüne See
oder Moana kai popolo (also wie auf der Hinreise) durch-
fahren.
In Kahiki-honua-kele (Kahiki-ku oder Kapa Kapaua-
a-kane) oder Mololani lagen das Land Kalana-i-Hauola
(Pali-uli oder tina i ka kaupo a Kane) oder Aina wai
akua a Kane, als Heimat Kumu-honua's, dessen Nach-
kommen nach dem im Continente Kahiki-ku . gelegenen
Lande Kapa kapa ua a kane (kai aina kai mele mele a
Kane oder Hawa ii kua uli kaioo) vertrieben wurden, in
dessen Westen der Continent^ Kahiki-moe lag, im Süden
der (von kriegerischen Wilden bewohnte) Continent Kui
lalo, während jenseits der See Moana kai mao kioki oder
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128 n. Hawaii.
Moana kai popolo die Inseln Hawaii und Maui placirt
wurden, ostlich vom Lande der Lahui maka lilio (im Sü-
den von dem Lande der Weissen in Kua-hewa-hewa). Das
verborgene Land Kane's (Aina huna a Kane oder Moku
Huna) sollte zuweilen in nordwestlicher Richtung von
Hawaii gesehen sein.
Da diese Verhältnisse, die in Fomander's Werke mit
weit eingehenderer Sachkenntniss , als mir zu Gebote
steht, verschiedentlich besprochen sind, in dem zweiten
Bande desselben wahrscheinlich eine fernere Erklärung
erhalten werden, lasse ich sie vorläufig wie sie geboten sind«
In diesem um Hawaii -loa rotirenden Sagenkreis ist
Papa die einheimische Prinzessin der Inseln und Wakea
ein Seekonig ^, der, um sie freiend, an den Küsten er-
scheint (wie Iskander's Nachkommen im Palembang).
Seine Embleme sind deshalb die Moavogel, mit denen er
ip Kumulipo's Genealogie beständig zusammen genannt
wird, und es schliesst sich daran die Mythe von seinem
Niedergang zum unterseeischen Meerespalast, und der
Begleitung der Vogel von dorther. In Umkehrung der
Mythe ist Wakea der Sohn des uralten Kahiko (durch
•Kupulaukahau) und vermählt sich mit der Tochter der
ersten Ansiedler (Eukalanieha und seiner Frau Kakulaua).
Nach der Eheschliessung treten genealogisch ver-
wickelte Verhältnisse auf, indem sein Nachfolger der von
ihm mit eigener Tochter gezeugte Sohn sein soll, während
dann seine Gattin mit diesem Sohn vermählt wird, und
auch durch die folgenden sieben Geschlechter hindurch,
beständig durch den Jugendquell ^ verjüngt, das Ehebett
des jedesmaligen Königs getheilt habe, unter der Form
der Königin. So sei es fortgegangen bis als Ole den
Thron bestieg, sein Hauspriester den trügerischen Zauber
durchschaute und dem Konig anempfahl, beim Erwachen
am Morgen die Brüste seiner Frau zu schlagen. So
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Kilo. 129
that er den Worten folgend, und siehe da, eine uralte,
runzlige Greisin lag neben ihm statt der blühenden Jungfrau.
In dieser Erzählung hat sich die Vorstellung erhalten,
dass Papa ursprünglich die Erde bedeutete (wie von ihr
auch die verschiedenen Inseln der Gruppe nacheinander
geboren gedacht werden), und ihr gegenüber nimmt Wa-
kea dann, als Ävakea die Mittagssonne, die Form des
Himmels an, damit die Mythen von Rangi und Papa
(Uranos und Gaa) auch hier wiederholend, während
aus dem Begraben der Frühgeburt Haloa der Taro
erlangt wird.
In denjenigen Schöpfungssagen, die ich in Honolulu
von dem alten Kilo -kilo- Propheten (dessen bereits Er-
wähnung geschehen ist) erhielt, wird gesagt, dass Kapo-
aeae, Tochter Hoolahakapo's, ihrem Bruder Kanalakapo
die Kinder Kapo hü luna (nach oben schwebendes Dun-
kel) und Kapo hü lalo (nach unten schwebendes Dunkel)
geboren, also gewissermassen die Scheidung* in Himmel
und Erde (in der Darstellung griechischer Philosophie),
und von diesem Aelternpaar wird dann Lono abgeleitet,
unter dessen Nachkommen Kapaiopua (nächtliche Wol-
kenbank) durch das Essen der (phallischen) Bananen-
frucht geschwängert, den Sohn Maua-Wila (Blitzmäch-
tigen) zur Welt bringt, als ersten Menschen.
In Mangaia bewahrt der in Hawaii bereits zur histo-
rischen oder wenigstens halbhistorischen Persönlichkeit
verkörperte Wakea noch die mythische Umkleidung
schöpferischer Mithülfe als Vatea. Aus dem von Gill
seinem Buche beigegebenen Diagramm ergibt sich die auf
dieser Insel herrschende Vorstellung vom Weltgebäude,
das nach unten in den Spitzpunkt von Ta aka ia roe (der
Wurzel alles Seins) auslief. Hieraus wächst Ta-tangaengae
oder Ta-Vaerua als Lebensathem hervor und dann dessen
Verlängerung in Ta-manaoa-roa (der Langlebende) oder
Babtiah. 9
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130 II. Hawaii.
Lebensdauer. Als erstes Resultat ergibt sich, im Unter-
sten der Bodentiefe zusammengehockt \ die Greisin Vari-
mate takere (der eigentliche oder der wirkliche Beginn)
mit dem jüngsten Kindlein, Tu metua, das stumme Land ^
(von Avaiki) oder Ta-enua-ta-ki bewohnend, während sie
ihre Sohne alle bereits ausgesandt hat, den ältesten, Wa-
tea oder Avatea, als Fischmensch nach Te-Papa-vai, sei-
nen Bruder Tinirau nach Motu Tapu, dann Tango nach
Enua Kura (Land der rothen Feder), femer Tumutenaoa
(Echo) nach Te paraitea, und Raka oder Belästigung (als
Windgott) nach Moana-irakau (der tiefe Ocean). Aus
Taeva rangi (oder Himmelsöffinung) erlangte Watea (mit
der Sonne als Tagesauge) seine Gattin Papa, die von
Timatekore (Nochnichts oder Nichtsmehr) mit seiner Frau
Tamaiti-ngavaringavari (Weichleib) gezeugt war.
Aus Watea's Ehe mit Papa entsprangen, neben den
Zwillingen Tangaroa und Rongo, der Sohn Tonga-iti oder
Mata-vau, dessen Bruder Tangiia und ferner Tane-papa-
kai. Nachdem Tangaroa seinen Bruder Rongo, der mit
der Mutter in der dunkeln Unterwelt Avaiki verblieb
(nur selten nach oben kommend), im Feldbau * unterrich-
tet, begab er sich von Anau oder Mangaia nach Rara-*
tonga oder Aitutaki, wogegen Rongo mit Taka erst die
Tochter Tavake zeugt und dann mit dieser den Sohn
Rangi, der das Land Anau oder Mangaia aus der Unter-
welt Avaiki's ans Licht zog (als Rangi oder Himmel) und
nun dort mit seinen Brüdern (Mokoiro und Akataniva)
als Nga-ariki (die Konige) lebt, unter gelegentlichen
Besuchen in der Unterwelt, bis der dahin führende Pfad
durch Tiki's Selbstopfer geschlossen wurde.
Rongo wurde in Mangaia als höchster Gott, vor dem
sich Tangaroa zurückgezogen, verehrt und verblieb gross-
tentheils in der Unterwelt seinem, auch unter den Maori
anerkannten, Charakter als Erntegott * gemäss, womit sich
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Viergotter. 131
in Hawaii die Inselumzüge verbanden, um Lono's Feste
zu feiern. So bildete er mit den Zwillingen Kanaloa und
Kane (Kane-apua) und mit Ku, dem besondern Schutz-
gott der Fürsten (wie celtisches Hu als Hu-Gadarn), die
heilige Vierzahl im religiösen Cultus der Insel.
Ueber die Ceremonien dieser Culte, die tief mit dem
socialen, und dann auch dem politischen Leben der Insel-
bewohner verwebt waren, finden sich in den Schriften
David Malo's, der das alte Heidenthum noch in unver-
fälschter Gestalt gekannt hatte, höchst lichtvolle Auf-
schlüsse, und wird, was ich tbeils wörtlich copiren liess,
theils in kurzen Excerpten notirte, später im Gesammt-
bilde des einheimischen Geisteslebens veröffentlicht werden.
Hier will ich nur aus denjenigen Gottergeschichten,
die sich noch hier und da im Munde des Volks finden (ob-
schon mehr und mehr durch hebräisch gefärbte Erzählungen
verdrängt), einige Proben mittheilen, weil auf das schon
erwähnte Zwillingspaar, das in Polynesien vielfach unter
verschiedenen Formen hervortritt, bezüglich. Zwillinge
gelten in Hawaii als durch Kraft des Geistes und Kör--
pers hervorragend ^, weil die Folge eines ungewöhnlichen
Naturereignisses, und daran knüpft sich die Vergötterung,
während in Afrika, wo Zwillinge ebenfalls als ein Pro-
digium betrachtet werden, die Folge ist, dass einer der
beiden sterben muss. Das Voranstehen dieser beiden
Götter (Kane und Kanaloa) in Polynesien ist das natür-
liche Ergebniss der auf ein Fischer- und Schifferleben
hinweisenden Umgebung, indem es der Gunst Tane's für
den Bau des Canoe und des Tangaloa's für dessen Fahrten
bedarf. In den auf den Fischfang bezüglichen Karakias
der Maori werden deshalb auch beide zusammen (s. Tay-
lor) angerufen, dass durch die Stärke von Tane-Tangaroa
die Fische anbeissen mögen.
9*
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132 n. Hawaii.
(E Eoe te Kaha Tane Tangaroa
E ravawe taku ure ngaua.)
Die nachstehende Volkserzählung gebe ich ungefähr
wie ich sie beim Zuhören aufschrieb.
In alten Zeiten war auf der Insel Lanai eine schwere
Hungersnoth ausgebrochen, deren Dauer kein Ende nehmen
zu wollen schien. Die Bewohnerschaft wurde unaufhaltsam
dahingerafft und nirgends war irgendwelche Hülfe zu er-
sinnen. Als nun das Elend seinen höchsten Grad er-
reicht hatte, geschah es, dass ein armer Fischerknabe am
Meeresstrande ein niedriges Hüttchen aufstellte, und dort-
hin kam er täglich, um aus seinem kargen Antheil von
der Fischnahrung der Familie einige Bissen unter der
Bedachung niederzulegen. Welchen Gott er anzurufen
hatte, wusste er nicht, und ebenso wenig waren ihm Ge-
betsformeln irgenwelcher Art bekannt, sodass er sich nur
an den Akua im allgemeinen wandte: „E ke akua a ia^^
(hier o Gott, da ist Fisch für dich)*, das war alles, was
er zu sagen verstand. Als er eines Tages wieder dort sass,
von sehnsüchtig unbefriedigten Hülfsgefühlen gequält, da
kamen zwei Männer des Weges gewandelt und rasteten
bei seiner Hütte, wo er ihnen als müden Reisenden, was
noch Essbares da war, willig überliess. Sie schliefen
dort die Nacht, und beim Fortgehen enthüllten sie sich
dem Knaben als die Gotter Kane und Kanaloa. Sein
Bitten sei erhört und Rettung werde folgen. Bald kehrte
Ueberfluss in das Land zurück, und auf der Stelle des
Tempelhüttchens wurde ein steinener Heiau in stolzen
Terrassen aufgebaut.
Von derselben Quelle erhielt ich das Folgende:
Als sich die Landbauer in Punaho (auf Oahu) bei an-
haltender Dürre durch völligen Wassermangel vom Unter-
gang bedroht sahen, erschienen in der Gestalt zweier Jüng-
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.Volkslegende. 133
linge die Gotter Kane und Kanaloa und deuteteir eine
Quelle an, die ihnen geheiligt bleibt.
Auch das Nachstehende mag beigefügt werden:
Es geschah einst, dass Kane und E^nalqa während
ihres Aufenthalts in Kola (auf Oahu) für ihre Mahlzeit
Wurzelteig gekaut hatten, aber kein Wasser fanden, um
ihn anzurühren. Da, als Kanaloa auf Kane^s Anweisung
seinen Speer in einen Stein stiess, sprang diejenige Quelle
hervor, welche noch jetzt den Namen E^ne führt, da sie
stets an dem Kane geweihten Tage des Mondumlaufs an-
schwillt und abnimmt.
So mögen sich populäre Gottergestalten verkörpern*,
wie auch der Neger seine Fetische umherwandeln sieht,
bald gross bald klein (auch mit Regenschirmen in Guinea), *
obwol stets die Daisi-dämonie in ihm lebt, die Angst vor
dem Fetisch, als solchem, eine unheimlich ringsum das
Unbekannte der Natur durchwaltende Macht, deren Con-
tact er sich nur unter der Empfindung von Angst dunkel
zum Bewusstsein bringt. Die Ethnologie des Namens,
oder das Rückgehen auf portugiesische Einführung, darf da-
bei ebenso wenig beirren, als bei den durch den scharfem
Einblick der neuern Sprachwissenschaft bereits genügend
gehäuften Beispielen, wenn dasjenige ausgedrückt werden
soll, was anderswo bald als Dämon gefürchtet, bald, unter
verfeinerter Auffassung, zur Gottheit verklärt ist, was aber
bei dem Neger weder die eine noch die andere Form an-
genommen hat, und deshalb eine bequeme Bezeichnung
findet in dem von ihm selbst im Verkehr mit Europäern
gebrauchten Worte. Auch wenn bei ausgebildeter Mytho-
logie, wie an der Goldküste, die Gotter eintreten, bleibt
doch der Himmelsgott ^ zu weit entfernt, um Gebete zu
hören, sodass er nur durch angelische Vermittler zu er-
reichen wäre, vorausgesetzt, dass es ihm belieben sollte,
sich erbärmlicher Menschenwichte wegen in seinem Ruhe-
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134 n. Hawaii.
genuss stören zu lassen. Der Fetisch dagegen ist immer
überall und immernahe, dicht bei und alert, auf dem Qui viye
„there is no mistake about him^^. Er steckt also, da er
nirgends nicht steckt, auch in den als Juju und Grisgris
getragenen Amuletten, und so mögen diese gleiche Be-
nennung empfangen. Immerhin jedoch wird dann in der
eng mit Bretem umnagelten Welt des Negers der Miston
bei weitem nicht so harsch und kreischend an das Ohr
schlagen, als wenn in einer bereits von den Ideen ewiger
Unendlichkeit durchwehten Weltanschauung, eine vielleicht
(obwol keineswegs immer) etwas schöner als ein afrikanisches
Idol gearbeitete Figur, als Gottesbild nicht nur, sondern
selbst als eine Mutter Gottes auf dem Markte feil geboten
werden sollte. Ein Unterschied liegt darin, dass in einer
polytheistischen, oder unter monotheistischer Entschuldi-
gung polytheisirenden Religion die dämonischen Vergötte-
rungen die Sanction höchster Autorität im theologischen
Fache suchen, oft auch die Stütze der Staatsgewalt er-
halten und dadurch dauernd fixirt werden, wogegen der
Neger sich seine Special-Fetische nach der augenblick-
lichen Stimmung wählt, und beständig (besonders bei der
eigenen Nichtachtung^, als Nigger) gern bereit ist, sie,
wenn nicht durch Belehrung, doch bei Anerkennung wirk-
samerer Macht im Besitz eines andern, zu dem er aufblickt,
dagegen umzuwechseln. Die Wahl des Fetisch, wie längst
ausgeführt ist, beruht in der Ideenassociation, zunächst der
objectiven, wenn eine aussergewöhnliche Erscheinung die
Aufmerksamkeit in ungewohnter Weise aufregt, wie die
Prodigien der Römer, als Phänomene (oder Gesichts- und
Hörbilder), „qui se produisaient avecune violence extreme'^
(Boucher-Leclerq) infolge des beigelegten „sens cache", oder
einer subjectiven, wenn die bereits aufgeregte Gemüths-
stimmung ihr sehnsüchtiges Fragen mit dem ersten besten
Object, das gerade im kritischen Moment percipirt wurde,
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Proportionen. 135
verknüpfen mochte, — -einProcess, der sich überall in der
Welt unter einer oder anderer Form wiederholt und ebenso
oft, wie in Afrika (nach individueller ^ Prädilection) Steine
oder Pflanzen, so auch in Indien wählt, wo dann beim
Vorhandensein für solche Vorgänge interessirter Priester
ferner noch ein Salagram-Stein oder eine Tulsi- Pflanze
(auch als Sij- pflanze variirt bei der Cachar) dauernd
symbolische Bedeutung^ gewinnen mag. Sollten nach
einer wissenschaftlichen Methode, die auch die Ethnologie
zur Wahrung ihrer Rechte bedarf, Vergleichungen
zwischen Afrika und Indien angestellt werden, so dürfte
es doch kaum der Bemerkung benöthigen, dass nicht das-
jenige, was Reisende zufällig aus dem Tagesleben des
Volkes über Fetische erfahren, in Parallele gestellt wer-
den kann mit einem esoterischen Priesterwissen, das uns
jetzt nach jahrtausendjähriger Entwickelung (oder wie
lange man sonst will) in den Vedas abgeschlossen vorliegt,
mit einer Vergangenheit, für deren damaliges Volksleben
die Hülfsmittel des Einblickes fehlen, sodass, wenn eine
unter Modificationen versuchte Reconstruction desselben
aus dem jetzigen (auf demselben Boden) für unzulässig ge-
halten wird, darauf überhaupt zu verzichten wäre. Wenn
ein chinesischer Tourist, in Marseille landend, durch den
Ruhm von Lourdes dahin gezogen würde, und dann auf
weiterer Durchreise, einige Tage in Berlin verweilend, ins
Gespräch mit Hegelianern gerathen, nun bei der Rückkehr
seinen Landsleuten eine gelehrte Abhandlung über fran-
zosiche und deutsche Anschauung des Uebersinnlichen auf-
tischen wollte, so wäre damit den confucianischen Ge-
lehrten ein hübscher Wust für scholastische Discussionen
aufgespeichert, und manch harte Nuss, an der sie sich die
Zähne, wenn nicht den Kopf zu .zerbrechen hätten, um das
tertium cotnparationis (innerhalb derselben Civilisation) zu
finden.
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136 n. Hawaü.
Auf der andern Seite bietet für manche Gebräuche,
die wir bei den Culturvolkem, aus einem fortgeschritte-
nen Stadium der Literatur empfingen (und als der Ein-
blick in die ursprünglichen Wurzeln bereits verloren ge-
gangen war), die Ethnologie, welche sie noch in lebendiger
Entwickelung unter primitiven Stämmen überrascht, ver-
gleichende Aufklärung, wie von ihr auch im Zutagetreten
der anderswo fossil begrabenen Schichten, in den Museen
manche stumme Zeugen prähistorischer Vergangenheit zum
Reden gebracht werden. Die trotz einheimischer Zeugnisse
in vielen Deutungen lunhergeworfenen Pontifices erhalten
ihre Analogien in der Heiligsprechung des Inca infolge seines
Brückenbaues^ über den Apurimac,und eine Illustration über
die Erhaltung der früher, als unnütz, in den Tiber ge-
worfenen Sechzigjährigen (denen in Mexico, gleichfalls weil
unnütz, das Betrinken erlaubt war), — aus der Erkenntniss,
dass ihr Rath ^ noch zu gebrauchen, — liegt in der Sage der
Kirgisen, wenn der im Sack von seinem Sohn zum Be-
gräbnissplatz getragene Alte durch kluge Reden ihn und
seine jungen Gefährten, durch die Aussicht zum Mitgenuss
der in langer Lebenserfahrung gesammelten Schätze zu sei-
ner Erhaltung veranlasst. Dieser Sechzigjährige wurde in
„quintum gradum" (s. Varro) gesetzt, puer bis 15, juvenis
bis 20, junior bis 45, senior bis 60 (s. Klausen), und so
sind bei den Kru die Stände selbst nach Altersklassen
gegliedert, wie bei den Monitaris die Banden der Wirra
Ohpage (von 10 — 11 Jahren), der Wirrachishi (von 14 —
15 Jahren), der Haiderrokka-Achke (von 17 — 18 Jahren)
u. s. w. Von den an der Brücke ^ herabgestürzten
Puppen oder (bei Dionys.) siSoXa (der Argeer) heissen die
in der Stadt gebauten Capellen Argea (in Rom). Solche
Capellchen finden sich auch überall durch die Stadt in
Accra zerstreut, zum Niedersetzen der Sühnegaben für
das im Fetisch waltende Dämonische, besonders seine
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Entstehung. 137
Emanationen aus dem Erdboden (im genius loci), und
„alii ab argilla" (Varro) die Argea, als unterirdische Kam-
mern cimmerischer Weissager (mit Bezug auf die Sibylle
von Cumae).
Aus allen polynesischen Kosmogonien fühlt sich das
Grübeln heraus, dem Auftreten des Menschen in der
Natur in zufriedenstellender Weise Rechnung zu tragen.
Man konnte ihn freilich durch den Schopfer-Gott formen
lassen, aber da die Schwierigkeit damit nicht gelost, son-
dern nur hinausgeschoben wären, wurde, ausser in popula-
risirenden Versionen, davon abgesehen. Auch ein Heraus-
wachsen aus der Erde, wie etwa der libysche Jarbas,
w^oUte nicht in den Sinn und ebenso wenig eine Umwand-
lung aus Stein (der Xaa^ in Xao(;). Auf dem in das Me^r
geworfenen Stein mochten sich durch Anschwemmungen
des Meeres wol Pflänzchen bilden, die in Vogelgestalt
Turi's herabkommende Himmelstochter darauf im Zer-
picken der faulenden Seegewächse Würmer hervorzerren,
aber bis zum Menschen war dann noch ein weiter Weg.
Auf den Marquesas wurde damit geholfen, dass sich in
dem aus unterweltlichen Awaiki erhobenen Lande Höhlen
fanden, eine für die Menschen, eine andere für die zweit
höhere Organisation, die Fische, und dass nun in Explo-
sionen vulkanischer Erdbeben die Insassen zerstreut wurden,
die einen ins Wasser, die andern über das Land. Man
setzte so, wie auch sonst, den Ursprung in unbekannte
Regionen. Hier in die Tiefe des Unten, während die
Singpho z. B. den Menschen von oben herabkommen
Hessen auf einer Himmelsleiter.
In dem hawaiischen Tempelgedicht wird die Frage
'systematischer behandelt. Mit den einfachen, niedem Or-
ganismen, bei denen anatomische Unkenntniss, und Mangel
des Mikroskops, die Complicationen verdeckte, brauchten
weniger Umstände gemacht zu werden. Sie konnten durch
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138 n. Hawaii.
eine generatio aequivoca entstehen aus dem Wasser, oder
besser noch aus dem Schlamm, wo noch jetzt bestandig
neue Bildungen zu keimen scheinen (wie einst im Nil-
schlamm Aegyptens), und die Vogel in den Lüften mach-
ten weniger Sorge, sodass sie bleiben können, wo sie sich
zeigen. Als jedoch die Zeit der Fische und dann die der
Säugethiere gekommen war, wurden die An8pi;üche an
die Naturkraft gesteigert, und erst unter heftigem An-
strengungen^, wie in den Katastrophen vulkanischer Um-
wälzungen, wird ihre Hervorbringung überwunden. Wie
nun weiter mit dem Menschen? Der ganze Schöpftmgs-
process war bis dahin nach geregelten Gesetzen verlaufen,
als ein organisches Hervorwachsen aus dem Urgrund Kamu-
lipo's (y^^ ^iZcLi 7C69\Jaai ^ in Hesiod's Sprache) von dem An-
fang her, dessen Wurzeln zurückreichten in früheres Werden.
Im verschlungenen Dickicht dieses Weltenbaumes war
die schöpferische Urkraft als Akua (gleich den Elohim
oder neuplatonischen \6yoi swXoi, der Natur in vielfachen
Abstufungen eingebildet) thätig gewesen, um die wech-
selnde Mannichfaltigkeit der Formen, wie sie nacheinander
auftauchten, jedesmal in den ihrer Natur entsprechenden
Platz einzufügen. So war sie mit See- und Landgräsem,
mit Würmern und Mollusken, mit Insekten und Vögeln,
femer auch mit Fischen nebst Amphibien, mit Schweinen
und Hatten fertig geworden. Und dann, wie im müssigen
Zeitvertreib, bildete sie die Anlage zu allerlei Kunstfertig-
keiten, ausserdem auch die Thorheiten, wie es heisst, die
Geckereien und Eitelkeiten:
Hanau ke powaawaa he waawaa kona
Hanau ke poo pahapaha he pahapaha laha.
Alles das verläuft noch in dunkelster Urnacht, die
diesen ganzen Schopfungsvorgang verbirgt. Po-no.
Nun aber heisst es, dass im Aus- und Einathmen der
Natur ein Erinnerungsbild schwankender Umrisse aufge-
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Das ürweibliolie. 139
taucht sei, ein Aehnlichkeitsbild ^ von früher Dagewesenem,
dass unfassliche Ahnungen durch den Geist geschwirrt,
dass beim staunenden Kückblick auf die Reihe dahinge-
glittener ]S ächte reuige Angst beklommen [gleichsam Vor-
Stadien jener über neue EinSchliessungen jammernd weh-
klagende Seelen- der hermetischen Bücher], bis der Vogel*
die Gebete gelehrt, dass damit die harschen Mistöne sich
aufs neue ausgeglichen und die durch den Zwischenfall
psychischer Störungen unterbrochene Kette der Schöpf-
ungen den frühem Verlauf wieder aufgenommen. Sie seien
fortgeglitten wie bisher, aber unter Anzeichen, die auf
Künftiges vorbereiteten.
Und das Fortgleiten dröhnt in den Gebarten
(A ka hohee nalu mal i hanau)
wie es im Texte heisst.
Diese im Geroll ^ heranziehender Geschicke vorherver-
kündigten Geburten sind die zur Entstehung des Menschen
leitenden. Wie im Ausbruch der Gewitter klärt sich
plötzlich der ganze Horizont, der zerrissene Schleier dunk-
ler Nacht entflieht nach allen Seiten, freudig froher Frie-
densglanz umstrahlt das All, und das Weib steht da im
Glänze ihrer Schönheit, deren nach oben geworfener Re-
flex den Sonnengott hervorruft. Ao! Licht.
In diesem Weiblichen sind nun die gesammten Schöpf-
ungskräfte der ürnacht absorbirt, oder vielmehr dieses
Weibliche repräsentirt die neue Form, unter welcher die
bisher in dunkler Nacht schaffenden Urkräfte fortan im
Lichte thätig zu sein haben, und Eros (der älteste Gott
bei Parmenides) tritt jetzt seine Herrschaft an.
Die Dichtung singt:
Hernieder in die Geburten die Sonne blickt,
Heiss aus den Augen strahlend,
Heraufsaugend in mächtigem Zug.
Dem Menschen regt sich das Fliegen,
Er eilt der Sonne zu.
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140 n. Hawaii.
Ua ao (Licht hervorgetreten),
Und im Erdgebebe hebt sich das Land,
Lailai emporzutragen,
Und, der Himmel im Zenith gespalten.
Tritt die Mittagssonne hervor.
Die Frau schwebt auf zum Himmel,
Die Heimat himmlischer Herkunft.
Kinderlos steigt sie empor
In Reinheit pflanzlichen Wachsthums.
Der Sand auf der Erde spottet
Ueber das Fliegen zum Himmel.
Nach Lailai aber, an ihre Entstehung als Frau ange-
schlossen, folgt nun die von Kii, Kane und Kanaloa, drei
Nebenformen des Männlichen, Kii der Mann, Kane der
Gott und Kanaloa der Octopus, wie im Text gesagt wird :
Hanau Lailai he wahine
Hanau Eii he kane
Hanau Kane he Akua
Hanau o Kanaloa o ka hee kaunawela ia
Von diesen dreien nimmt Kane unzweifelhaft den ersten
Platz ein. Er repräsentirt eben das Männliche, xar e^oyijv,
wie schon sein Name besagt, und er tritt später ganz in
die Gotterwelt über, ähnlich wie die dunkle Gestalt Ka-
naloa's, der als dem unerforschlichen Meerwasser ange-
horig eine ganz exceptioneUe Stellung beansprucht.
Es kommt zunächst darauf an, das Verhältniss zwi-
schen Kane und Kii zu präcisiren, die sich beide im Wett-
streit um die Gunst Lailai's bewerben.
In Kane ist nun das directe Ergebniss der Gesammt-
heit bisheriger Schöpfungsthätigkeit zu erkennen, soweit
sie sich in unvollkommener Weise, als im Weiblichen,
auch im Männlichen zu spiegeln vermag (wie wir in den
Mythologien eifersüchtige Bevorzugung bald der einen, bald
der andern Form finden). Der ununterbrochen aus dena
Urgrund emporgewachsene Schöpfungsbaum gipfelt eben
in der edelsten vegetativen Thätigkeit, in den im Wald
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Wachsthum. 141
gepflanzten Säulenpfeilern und also in Kane, ihrem sym-
bolischen Ausdruck als Tanemahuta. Durch ihn reichen
die Ariki in ihrem ursprünglich eigentlichen Charakter
als Fiirstengotter oder Gotterfürsten bis auf die Urwur-
zeln des Daseins zurück, in ähnlicher Weise wie es in
der japanischen Kosmogonie dargestellt ist. Die für
Klärung der mit den Ariki ^ verknüpften Ideen gesammel-
ten Materialien werde ich weiterhin verarbeiten und hier
nur bemerken, dass der seit der europäischen Entdeckung
best erkennbare Vertreter dieser alten Institution, die mit
den eingeleiteten Umwälzungen rasch der Zerstörung an-
heimfiel, in dem Tuitonga^ auf der Freundschaftsgruppe
vorlag, und dass dieser in der einheimischen Mythologie
als ein Baumgebomer betrachtet wurde.
InKane repräsentirt sich uns das einfach unverfälschte
Menschenthum (in seinem unschuldsvollen Zustand, wie
^s moralisirend aufgefasst wird), als aus naturfrisch reiner
Baum Vegetation^ entsprossen.
Ihm gegenüber erscheint Tiki oder Kii als das Proto-
typ jener psychischen Schöpfung, welche die Akua in dunk-
ler Urnacht vorbereitet, um den Verstand des Menschen
damit zu begaben. Er ist klug und gewandt, aber auch
verschlagen und listig, und darauf bedacht, um Kane aus
seinem legitimen Ehebette zu verdrängen. Weiterhin
spielt deshalb Kii oder Tiki die Rolle eines skandinavi-
schen Loki oder indianischen Nanabozho und verschwimmt
in den Mythen mit der unter weltlichen Gotterfamilie der
Maui, nichtsnutzige Schwanke und Possen treibend, aber
auch durch vielerlei Wohlthaten, die Erfindungen seines
Scharfsinnes, die Menschheit beglückend.
In Hesiod's Worten (vom Tartarus aufwärts die Wurzeln
der Erde und des Meeres) erkennt sich (s. Rinck) „das
leitende Bild eines Baumes, dessen Stamm sich von den
Wurzeln* erhebt und oben ausbreitet" (und so die Ent-
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142 II. Hawaii.
stehuDg ans dem Chaos als einem Keim) und damit das
hawaiische Pua-ua-mai (gleich buddhistisch-brahminischem
Lotus des ersten Schopfungstages oder der japanischen
Asipflanze). In der Esche Yggdrasil (dem Baume ^ des-
sen Wurzeln unter der Erde verborgen sind, während der
Gipfel über den Himmel hervorragt) findet Wiborg das
Bild „der Weltentwickelung". In der Edda wird das
Werk der Schöpfung nun gleich den Vorgöttern, Bor's
Söhnen (durch das Riesenmädchen Bert geboren) über-
geben und sie nehmen Ymir's Leib zum Substrat, indem
sie die verschiedenen Rohmaterialien in Form und Maass
bringen (wofür es bereits des vollen Tageslichtes bedarf),
wogegen in polynesischer Mythologie diese Ausführung
des feinern Details den Tiki und Maui (deren Seitenstück
sich in Loke, der als Lodr neben Hänir und Odin steht,
forterhalten hat) überlassen bleibt, die erste Grundschöpf-
ung aber in dunkler Nacht emporwächst unter Mitwirkung,
nicht jedoch thätigem Eingreifen, der Urgötter. Diese ver-
schiedene Auffassung ist aus der Natur der Sache ver-
ständlich, denn Ymir ist bereits nur ein secundäres Pro-
duct, da vor ihm schon Nifflheim und Muspel vorhanden
waren, wogegen die polynesische Mythologie im ersten
Anfang wurzelt (solch secundäre Producte also erst spä-
ter erlangend), zwar zurückdeutend (gleich dem Buddhis-
mus) auf früheres Weltensein und den aus Nachzittem im
Untergang noch fortschwankenden Schatten desselben,
aber in ihm keinen substantiellen Baustoff mehr findend
für die neu aufsteigende Periode.
Unter den Lehrsätzen monotheistischer^ Religion auf-
gewachsen, wird der einzige Gott trotz anthropomorphi-
scher Färbung als der vollendete Schlussstein des Welt-
ganzen erscheinen und im Zurückgehen auf Urprincipien,
die im verhüllenden Dunkel den Analysen des Denkens
unzugänglich sind, als Ausgeburt philosophischer Ueber-
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Entwiokelung. 143
feinerung gelten. Der Buddhist, der von seioem Standpunkt
aus in den Gottesauffassungen der Brahmanen nur popu-
läre Niederschläge sieht, würde die Sache vom andern
Ende auffassen, und zur Vereinbarung in solchem Dilemma
wird dreierlei zu betrachten sein. 1) Was ist hier früher,
was später? 2) Worauf überhaupt kommt es an bei den
diesen Fragen zugewandten Studien? und 3) Wie verhält
sich hier Philosophie und Religion zu pinander? Wenn
wir von einem allgemeinen Wildzustand als erstem Aus-
gangspunkt der Menschheit anhebend, und also den im
Werdensquell ewiger Unendlichkeit beständig wiederver-
schlungenen Anfang momentan zu fixiren suchend, wenn
wir damit theoretisch auf das Schema eines, erst die Sprache
und dann die fernere Gedankenentwickelung erlernenden,
Naturmenschen zurückgehen, so ergibt sich von selbst die
rohe und einfache Religionsvorstellung als die frühere, ver-
glichen mit spätem Complicationen, und ein derartig hin-
geworfener Riss des Entwickelungsprocesses wird durch
Aufklärung der innerhalb desselben verlaufenen Vorgänge
das Studium derselben aufklären.
Ein anderes, in wie weit für solche Gedankenschopf-
ungen die Realität einer zeiträumlich gesicherten Existenz
zu beanspruchen sei? in wie weit zu ihren Gunsten der
aus unbekannten Sphären herrauschende, nach unbekann-
ten Zielen fortrollende Umschwung des Entstehens und
Vergehens vorübergehend sistirt werden konnte? Wo im-
mer wir eine Volkergßschichte vor uns haben, sehen wir
das Auf und Nieder einer Raddrehung, ein Emporsteigen
zur Acme, ein Niedersinken, ein Hin- und Her wogen,
wie es sich am deutlichsten in den langgestreckten Ge-
schichtsperioden beim stabileren Völkerleben Ostasiens er-
kennen lässt^ in den glänzenden Dynastien, die in längeren
oder kürzeren Intervallen die dunkeln Zwischenräume un-
terbrechen und überragen.
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144 n. Hawaii.
G^enwärtig in dem ToUen Entwickelungsschosse le-
bend, der seit einem halben Jahrhundert in dem Geader
nnsers Erdtheils pnlsirt, ist nns die Idee nnnnterbrochen
fortschreitender Entwickeinng gleichsam zur angeborenen
geworden, und die kurze Zeitspanne, innerhalb welcher wir
erst zu urtheilen vermögen, ein allgemeiner Maasstab nicht
nur für die uns vertraute Umgebung, sondern auch für,
zwar weit entlegene, aber dennoch sich weithin erstreckende
Fremden, von denen wir oft genug herzlich wenig wissen
(ja, in bequemer Generalisation sogleich für den ganzen
Erdumfang).
Ein Aegypter aus der Pharaonenherrschaft, ein (etwa
accadischer) Chaldäer, ein assyrischer Sohn Ninive's, ein
Sprosse des persischen Achämeniden-Geschlechts, ein dem
Grabe entsteigender Inca würden hierüber freilich anders
denken, wenn sie, die nationalen Gesichtspunkte einem kos-
mopolitischen vorziehend, den heutigen Zustand ihres hei-
mischen Bodens mit dem verglichen, den sie dort gekannt
hatten. Die Mehrzahl der alten Culturvolker strahlt be-
reits in der Fülle der Jugend, voll gewachsen und ge-
waffnet, gleich einer Pallas-Athene geboren, wenn sie auf
die Geschichtsbühne ^ vortreten. Im gewohnlichen Natur-
gange freilich tritt das Kind klein und schwach ins Leben,
aber dieses Kind ist doch auch dann immer nur die Ab-
zweigung aus einem bereits in Reife abgeschlossenen Orga-
nismus, in un(^ an dem es sich gebildet hat. Je nachdem
wir uns also im Geschichtsgange auf eine der nach oben
oder eine der nach unten führenden Treppenstufen stellen,
können wir die Wachsthums- oder Zersetzungsprocesse der
Cultur (aus oder in Uncultur) dem Studium unterwerfen.
Und indem nun dieses, auf die Thatsache vergleichender
Volkerkunde begründete Studium der Wachsthumsprocesse,
das, wenn einst zu Früchten gereift, in den daraus entnom-
menen Gesundheitslebren die naturgemässe Ernährung des
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Psychologie. 145
Volksgeistes regeln wird — indem dieses Studium desto
nutzbringender und allumfassender angestellt werden kann,
je weiter die Umschau, so empfehlen sich für dasselbe
besonders diejenigen Epochen der jedesmaligen Volkerge-
schichte, in welchen sich der Horizont der Weltanschauung
bis zu seinen äussersten Grenzen erweitert hatte — denn
je freier der Schwung des Gedankens, desto herrlicher ihre
Entfaltung, und je weiter das Feld der Beobachtung vor-
liegt, desto lehrreicher die Betrachtung der in ununterbroche-
ner Fortentwickelung verlängerten (und in vielfachen Compa-
rationslinien nebeneinander verlaufenden) Gedankenreihen,
unter klargelegtem Mechanismus ihrer Zeugungsgesetze.
Das nun, was voll und ganz als die zeitgemässe Welt-
anschauung in das nationale Bewusstsein eines Volkes über-
gegangen ist, bildet seine Religion, und wenn in der vol-
len Reife eines kritischen Entwickelungsmomentes als
Offenbarung hervorgebrochen, mag sie genügende Lebens-
kraft einschliessen, um noch für Jahrhunderte hinaus in
ungetrübter Reinheit die relative Wahrheit zu spiegeln.
Bald freilich, infolge der unvermeidlichen, und zugleich
unumgänglichen Verquickungen mit den politischen^ In-
stitutionen werden allerlei Trübungen eintreten. Im In-
teresse dieser wird permanente Feststellung bestimmter
Dogmen zur Nothwendigkeit, und dass solche dann, dem
erneuernd belebendem Stoffwechsel entzogen, zu ver-
knöchern beginnen, folgt als andere Nothwendigkeit, indem
sie eben auf gleichem Standpunkte stabil verbleiben, wäh-
rend der Zeitgeist in ununterbrochener Fortentwickelung
darüber hinaus weiter schreitet.
Hier tritt nun dasjenige ein, was als Bruch zwischen
Religion und Wissenschaft erscheint, eine zerklüftete Welt-
anschauung. Feiner organisirte Geister, die, den zuneh'
menden Anachronismus des religiösen Systems herausem-
pfindend, sich dadurch verletzt fühlen (zugleich aber, von
Bastian. 10
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146 II- Hawaii.
den herAnwehenden Frühlingslüften neuer Zeit begeistert,
einem harmonischer vollendetem Ausgleich entgegensehnen),
suchen die mehr oder weniger unklar erweckten Ahnungen
eines künftigen Losungswortes in philosophischen Sprüchen
niederzulegen. Ihre Lehren pflegen einen hohem Fort-
schritt zu bezeichnen, über das Niveau des Religiösen hin-
aus, weil mancherlei neu hinzugetretenen Factoren Rech-
nung tragend, die bei der Constituirung jenes noch keine
Berücksichtigung verlangten. Andrerseits dagegen erwei-
sen sich diese philosophischen Systeme unfähig, einen Ersatz
für das Religiöse zu bieten, da sie als individuelle Schöpfun-
gen zwar eine Gemeinde Gleichgestimmter um sich ver-
sammeln mögen, aber dem Volksbewusstsein im grossen
und ganzen kein Genüge thun. Sollte dies dagegen
der Fall sein, dann ist es nicht mehr der Philosoph, der
spricht, dann umkleidet ihn das Gewand des Propheten,
der im voll- und allumfassenden Yerständniss seiner Zeit
die im langen Zwiespalt der Ansichten lang ersehnte Bot-
schaft einer den Gesammthorizont des Geisteslebens um-
gestaltj^nde Religionsform verkündet.
Im Unterschiede von der Anthropologie als der Lehre
vom individuellen Menschen, ist die Ethnologie die Lehre
vom Menschen als Gesellschaftswesen, und der geistigen
Seite nach wird erst in der Gesellschaft der Mensch zum
Menschen, indem erst dort die Sprache zur Mithandlung
kommt, als die in der Natur begründete Vorbedingung zur
Existenz des Menschen als solchen. Insofern ist der Volker-
gedanke als das Primäre zu betrachten, und der Gedanke
des Einzelnen ein secundär aus diesem Folgendes, da es
erst der Wechselwirkung im Sprachaustausche, eines Hinzu-
tretens des Hör- und Lautbildes zum Sehbilde bedarf, um
die vorher in unbestimmten Gefuhlswallungen wogenden
Denkregungen zur deutlichen Vorstellung abzurunden. Das
Facit für die Weltanschauungen eines Volkes wird des-
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Durchschnittsmensoh. 147
halb nicht aus dem numerischen Durchschnitt aller Ein-
zelnen, separat gezählt, gefunden, sondern hat sich aus
dem vollendetsten Product in gegenseitigem Durchdringen
zu ergeben, solange dieses als ein verhältnissmässig
gesundes Wachsthumergebniss aus den natürlichen
Wurzeln hervortritt, ohne allzu excentrische Abweichungen.
Es wäre überflüssig, zu wiederholen, dass hier vom
Standpunkt der Ethnologie aus geredet wird, und dass es
für praktische Zwecke, wenn es sich z. B. um das Unter-
richtswesen handelt, gerade die Aufgabe sein könnte, die
Einzelnen zu zählen, oder dass andere Gesichtspunkte andere
Betrachtungsweisen verlangen würden, ist an sich selbst-
verständlich. Wie aber die Botanik als reine Wissenschaft
andere Zwecke zu verfolgen hat als in der Landwirth-
schaft, so die Ethnologie andere als die Demologie.
Da es in der Ethnologie far das Studium der geistigen
Wachsthumgesetze, von ihren niedrigem und einfachem^
Formen bis zu den höchst complicirten, darauf ankommen
muss, den Gang derselben, für vergleichenden Ueberblick
aller einzelnen Phasen, innerhalb eines möglichst weiten
Horizontes zu verfolgen, wird es ihr obliegen, von der
Basis desjenigen Stadiums auszugehen, von dem zurück
die frühern Vorstufen sich noch von selbst erklären und
aus dem dadurch Gestalteten bereits die Ansätze zu über-
triebenem Portwuchem,
Um nun die Fortsetzung der Behandlung in dem Pule
Heiau (Tempelgedicht) Kumulipo's wieder aufzunehmen,
so sind die fernem Geschlechter Lailai^s (der Urfrau) im
Fortgang, durch Kamahaina, bis auf die hawaiischen
Konigsdynastien zu betrachten. Dass es während meiner
Beschäftigung mit dem mythologischen Theil dieser Genea-
logie absolut unmöglich war, auch noch die langen Namens-
listen, die mit ihren Verzweigungen einen ansehnlichen
Band in der Königlichen Bibliothek füllten, zu copiren,
10*
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148 n. Hawaii.
wird bei einer Zeitberechnung kaum des Hinweises be-
dürfen, und hat eine VeroflFentlichung deshalb auszustehen,
bis mir die Abschrift, worüber ich vor der Abreise Rück-
sprache nahm, zugesandt werden sollte. In der Zwischen-
zeit lasse ich eine allgemeine Uebersicht folgen, soweit
meine in der Eile, in möglichster Kürze, genommenen
Annotirungen dafür ausreichen, und werden die Fehler, die
nicht mangeln können, in den Kauf zu nehmen sein.
Kommt später ein authentisches Material zur Hand, so
verbessern sie sich damit von selbst, bleibt es aus, so
wird bei der Wahl zwischen gar keinem Excerpt oder
einem mangelhaften, doch wol das letztere vorzuziehen
sein, wenn diese Fehler, das Detail in Namensformen be-
treffend, den Gesammteindruck nicht allzu sehr verschie-
ben. In diesem Stammbaum der Geschlechter (Ona
kuauhau o ka hanau ana o na Alii me na Kanaka) lassen
sich die Hauptzüge in folgender Weise zusammenfassen:
Aus ihren ZwiUingsbrüdem gebärt Lailai (als erste Frau)
den Sohn Kamahaina (durch Kii), sowie (durch Kane)
die (ältere) Tochter Hau, und aus Vermählung dieser
Kinder entspringt Loloa (Loaa), Vater Le's.
Darauf werden 453 Generationen namentlich aufge'führt
bis Papio und nach dessen Nachfolgern (Maukele, Kau-
nuku und, mit Auhee vermählt, Makii) Kupololiili, (Gatte
Haihae's) mit abstammender Reihe in 55 Generationen, in
deren jeder der Name des Repräsentanten mit Kupo be-
ginnt (eine Kupo-Dynastie darstellend). Diese wird er-
setzt durch die Polo-Dynastie (mit Polo, durch Nolu, den
Sohn Polohili zeugend, als Erstem) in 12 Generationen,
und nach einer Unterbrechung (durch Eliakapolo, Ekuku-
kapolo, Halimaikapolo und Hoopoloiho) fortgesetzt (mit
Poloku) in 35 Generationen. Dann folgt mit LüH (Gatte
Auau's) beginnend die Liili-Dynastie, in 68 Generationen,
darauf in A (durch Lii den Sohn Alii zeugend, Vater
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Geschlechtsregister. 149
Aliilaa'e) die Alii-Dynastie in 64 Generationen (abgezweigt
in Aliihonupu, Sohn Aliikaea's durch Hoonupa, auf Opuu-
puu), weiter (durch Wanaku, Vater Muapo's eingeleitet)
die Mua-Dynastie in 72 Generationen (Muanaluhaki mit
Nahi einbegriffen, sowie spater Muaokalaui mit Leleamio)
und schliesslich, mit Loimua (Gatte Nanio's) beginnend
die Loi-Dynastie in 76 Generationen, deren letzter Aus-
läufer, Loi-po (Gatte Kilika's) als Vorfahr Polaa's (Bruder
Polua^s) bezeichnet wird, gleichzeitig mit dem Erscheinen
Wakea's, als (nach Kapoino und Kapomaikai) die Moa-
Vogel sich zeigten. Die mythische Anordnung dieser Ge-
schlechterfolgen geht daraus hervor, dass der ganze Zeit-
raum von Kupololiili bis Loipo, als unter der Herrschaft
Kupolo's oder (in schematischer Namensform) Kupololii-
lialiimuaoloipo's stehend, zusammengefasst wird, und der
Tod dieses „Langlebigen*' (wie es heisst) oder Langnamigen
schafft dann Platz für das Auftreten des halbhistorischen
Wakea.
Betrachtet man nun etwa hier diese ganze Reihe Namen,
die spätere Unkenntniss oder Adelsstolz in aufeinander«
folgenden Generationen aufzählte, als nebeneinderlebende
Geschlechtsstämme, deren ünterabtheilungen dann stets
den Namen des die Hegemonie fuhrenden wiederholten (in
ähnlicher Weise, wie sich im Wharekura, dem nationalen
Tempel der Maori vor der Auswanderung aus Hawaiki,
unter Menuku 180 Stämme vereinigten, und eine ähnliche
Zahl in der unter Maru gegenüberstehenden Partei, bei der
Zweitheilung zwischen Rangi^tawaki mit dem Stab Te-toko-
toko-o-turoa und Tongi-Tongi mit dem Stab Mai-i-rangi),
so würde sich eine ganze Zahl von circa einigen Hundert
Generationen sogleich auf eine einzige oder doch nur
einige reducirbar erweisen, und dergleichen Verkürzungen,
— um nicht etwa auf Eusebius' 24900 Jahre (mit 4700 für
menschliche Konige) zu kommen — werden mit zunehmender
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150 II. Hawaii.
Detaükenntniss sich noch vielfache bieten, was bei den
weiterfolgenden xoixakoyoi (einer Heroogonie, als Lyko-
phron's •{) irjpoixir] YSvsoXoyta) oder Aufzählungen (in denen man
nicht zu rasch mit dem Messer der Kritik zwischenzufahren
braucht) im Auge zu behalten ist. Von Wakea an bieten
dann die Genealogien keine aussergewöhnlichen Schwierig-
keiten , wenn man sich mit dem, durch die in den halb-
historischen Persönlichkeiten liegenden Hindeutungen an-
geknüpften Labyrinthfaden vorsichtig hinauswagt in die
halb oder auch noch ganz mythische Atmosphäre, wie sie
die frühesten Charaktere in solchen, das Menschliche und
Gottliche verknüpfenden Theogonien und Genealogien
stets umkleiden muss.
Von Polua wird gesagt, dass er zur Zeit Wakea's ge-
lebt, der, unter die See niedertauchend, sich dort mit den
Meeresgottinnen ergötzt und nach der Rückkehr zum
Lande auf seinem Bücken die Moa-Vogel \ die aus seinen
Zeugungen geboren waren, niedersitzen fühlte. Seit-
dem sie von seinem Rücken verscheucht sind, rasten sie
auf den Hausdächern.
Die Abzweigung 2 in Aliihonupuu (Gatte Kaeahonu's)
wird vermittelt durch seinen Zwillingsbruder Opuupuu,
Vater (durch Laniha oder Lanika) des Sohnes Opuupe
oder Puupe's in der Opua-Dynastie, worauf mit Mauna-
niu (Gatte Makelewaa's) die Mauna-Dynastie folgt, und
unter deren Nachkommen Malana-opika (Pihaehae's Gatte),
Kihaaloupoe und ülu geboren werden, während der Herr-
schaft des mit Halulu vermählten Keparo, unter welches
Nachkommen Palipalihia (Gatte Paliomahilo's), sowie Pa-
liku und Ololo (Vater Ololo-honua's) auftreten. Ausser-
dem fahrte die Abstammung von Opuupuu durch Kanioi
(Gatte Haakauila's auf Puanue, der als Lalomai's Gatte
Kepoo zeugt, und später Laukohahohai's Nachfolger Paiaa-
lani, Gatte Kumukumu-Kekaa's, von der Kumuhonua-laua
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Geschleohtsregister. 151
geboren wird, als Vater Kamoleikama's (durch Puuka-
honua).
Da als Kalani-Opuu, wenn nicht in alleiniger Despotie
als Titel usurpirt, eine Fürstenversammlung (puu sam-
meln) regierte (wie auf Samoa), mag aus Aufzählung
sämmtlicher Theilhaber nebeneinander die in anderer Dar-
stellung übermässig ausgedehnte Verlängerung eine theil-
weise Erklärung finden, wenn auf Opuupuu (Vater Pupe's)
20 Generationen folgen, mit Puanue, Vater Kepoo's, als
letztgenanntem. Dann noch 18 Generationen (bis Mala-
noopihae, Gatte Pihaehae's) erscheinen Kihaalaupe, der
den Wauke oder Papierzeugbusch* mitbringt, Ulu (Ein-
führer des Brotfruchtbaums), und wieder (also von mütter-
licher, wie früher von väterlicher, Seite her) Kepoo als
fortherrschend supponirt. Nach Elina (Sohn Kepoo's
werden 86 Generationen genannt bis Paialani (Sohn Lau-
kokahokoFs), der mit Kumukumukekaa den Sohn Kumu-
honua laua (laua, als zweiter) zeugt, den Vater Kumo-
leikama's. Dann folgen 161 Generationen (oder Namen)
bis Kaluanuuponiolonoenahoanaukeahihiwa, Vater Kukuo-
kahonua^s (und der Tochter Kukulaokahonua). Nach 9
Generationen folgt Hopupali, Vater (durch Hepupalala)
der Sohne Jaiala-mui (Vater Hiu's) und Jaiala muli,
Vater Auwaei's (Vaters des Auwaeleo). Nach 41 Gene-
rationen wird (in der jungem Familie) Kaluanuumoku-
haliikaneikahalau schematisirt, als Vater Hinaku's, wäh-
rend auf Jaiala, als Vater Hui's, 33 Generationen folgen,
bis Mapunaiaala (Tochter Lauhalapuawa's ) , die in
Kuheleimoana die Mutter Konohiki's und Hailikanaka^s
gebärt.
BH Andererseits wird wieder, wenn von Opuupuu ^ in 40
(38) Generationen Malana-opuha erreicht ist, das oben
(und hier während der Herrschaft Kepoo's) eingeführte
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152 II. Hawaii.
Geschenk der Bastbekleidung und der Brotfrucht be-
sungen :
Hanau Eihalaupae he Wauke
Hanau o Ulu he Ulu
Hanau ko laua muli
und in Kepoo's Nachkommenschaft erscheint (nach 122
Gliederungen) Ololo, den Sohn Ololo honua zeugend, als
Vater eines (Jüngern) Kumohonua (Vaters des Haloiha).
Weiter tritt dann neben Kane, in seiner spätem Form,
Ahukai (als Zwillingsbruder Kanaloa's) auf, und Kahiko
luamea nach 19 Generationen (in der Genealogie Kumu-
lipo's) oder nach 27 (bei Fornander) bis Wakea, in wel-
ches Descendenz dann wieder (in der 14. Reihe) Ulu er-
scheint, in seinem Gegensatz zu Nana (oder Nana-Uli).
Der Name Hawai (von Oopukoha mit Kumana naiea ge-
zeugt) erscheint (als Vater Kehike's) in der fünften Gene-
ration von Kepoo.
Dass in diesen langen Genealogien die kosmogonischen
Processe noch mit den daraus hervorgehenden Mythen-
figuren in mehrfach gekreuzter Weise durcheinanderlaufen,
geht aus einem andern Fragment hervor, das hier mit-
getheilt sein mag. Auf Kalua nuumoku-halii kanei ka
halau (also nach dem Obigen ein Abkömmling aus Opuu-
puu's Geschlecht) folgt (neben dem Haapuaianea, als Bru-
der) Ahulikaala, die als Tochter Hina-mailelii gebärt, und
diese wird von Eanaloa geschwängert, mit
Wekeweke wale aku (Aufflackern nach dorthin)
Weke weke wale mai (Aufflackern nach hierher)
Unahi kawan le aku (Geschähe nach dorthin)
ünahi kawale mai (Geschähe nach hierher)
Holo hole olelo | Na wahine nuku
Hoch liaponalo ( o ka po (die Frauen nächtlichen Zanks).
Kalele oi (Kawahine weawea)
und Mahikianaloa (lang fortdauerndes Gezitter)
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Geschlechtsregister. 153
als Vater Keopumauu's, dem Kumauumakolukolu folgt,
Vater des Waleapakapuka, und diesem seine Tochter Ka-
hoo uaha (mit Kumalahoa vermählt), als Mutter von
Eaolali, he ia (der Fisch)
Kuolohia, he mauu (das Gras)
Eapakii, he ia (der Fisch)
Eamanienie, he mauu (das Gras)
Ealepepeiao, he ia (der Fisch)
Eapua okea, alii, he pua (die Blumenknospe)
Hai, he wahine (die Frau)
Oia ka ole wahine i nohe aku ai a hanau mai o Pupue.
Oia ke kanaka mai kaili mai o Haloa. Ke kanaka o ke
kuamoo Haloa.
Lelo i kai kiai ka mauu ku olohia iuka hanau ka ia kao kapakii
Lelo i kai kiai ka mauu
Lilo i kai kiai ka mauu mania nia iuka nanau ka iao kalepepeiao
Lilo i kai kiai kapuao keaalii iuka nanau mai ko lakou hope he
Wahine o hai kona inoa, oia kai moe aku ia ole na laua mai o
Pupue, oia ke
Eanako o kaili mai o Haloa, ke kanaka o kuamea o Haloa.
Ein astrologisches Gedicht setzt in den Beginn die
Vermählung der zum Himmel aufgestiegenen Nebelfrau
(O Kupulanakehau wahine) mit dem Alten (Kahiko), als
Kahiko lua mea (in doppelter Person) und aus dieser
Ehe wird ^boren Paupaniakea (das All einsetzend in die
Weite) als Raum.
Wakea no ia, Lehuula, Makulukulukalani
ko laua hope, Eanaka, Opeopenui
Huihui a kau io Makalii Pa-a
Paa na hoku kau i ka lewa
Lewa kaawela, Lewa kupoilanuia u. s. w.
Eine andere (als die bisher behandelte) Geschlechts-
linie wird mit Lailai verbunden (und durch sie mit der
Umacht^) mittels der ihrem Sohne Kamamule ge-
borenen Kinder, der Tochter Nakelea und des Sohnes Pai-
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154 II. Hawaii.
hala, sowie der mit Halea (Lailai^s Tochter) durch ihren
Bruder Hakea gezeugten Tochter Kanau und Eamau.
In der Hauptlinie Lailai's schliesst die mythische Zeit
(im Geschlechtsregister Kumulipo's) bei Loipo's Tode mit
einer auf die Flut bezogenen Katastrophe, die den vor-
weltlichen Charakter Kanaloa^s während der frühem
Schopfungsperiode vernichtet:
Entstehung des Schlimmen, Entstehung des Zeitlichts
Hanau ka ino, hanau ke Au
Es entsteht das Bauhe, Glatte, Runde
Hanau ka papu pahu, ka pohaha
Entstehen Umwälzungen, Zusammenstoss, Zornesfiuten
Hanau ka haluku, ka haloke, kanakulu
Die Erde schüttert bebend, Sturmgewitter bedrängend steigen auf
Ka honua naueue, hoi lolike koi pii
Empor in Gebirgen, steigen auf schwellend und brausend
Ea mauna, pii koni koni hia
Steigen auf zum Hauspfeiler Eanikawa's
Pii pou o Kani-kawa
Es fliegen die Pfeile Eanikaho's
Lele na ihe o Eanikaho
Bezwungen Eanaloa vom Ueberwinder
Apuepue ia Eanaloa kanikahoe
Geboren das Böse, geboren das Zeitlicht,
Geboren das Rauhe (als Pfeiler), das Runde
Geboren das Wühlen, das Stossen, der zornige Tröf felguss
Die Erde bebt erschüttert, in Stürmen bedrängt
Auf steigt es zu den Bergen, wüstschweigend erhebt sich das
Wasser zu der Höhen Rücken
Steigt auf stampfend und tobend, steigt auf zum Hauspfeiler
Eanikawa's
Es fliegen die Pfeile Eanikaha's
Bezwungen Eanaloa vom Ueberwinder.
Kanikawa Eani (Rani, dröhnend und knallend) kämpft
mit Kaualaa als Kaui«ka-ho (ho, ängstlich oder beklemmt
athmend) und athmet frei aus (als Eaui-ka-hoe) beim
Siege (in anderer Version).
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Flutsage. 155
An diese Flut erinnernd singt (Kani) der Eawaa ge-
nannte Vogel* (auf Molokai) :
I kawaa, e holo, uauui ke kai o ke au moe
Im Netz, auf renne, angeschwollen ist die See zur Schlafenszeit.
In der nach dieser Katastrophe der Wasserfluten neu
hergestellten Welt wird dann unter Herrschaft der Brüder
Polea und Polua durch die Moavogel die Erscheinung
Wakea's angekündigt. In der Eai-a-Kahinelii genannten
Flut^ (s* Fomander) landet Nuu oder Eahinalii auf der
Spitze des Mauna-Eea und seine Äbkommenschaft führt
auf Papa, die sich als einheimische Fürstin mit dem aus
der Fremde zugewanderten Wakea vermählt.
Hier noch ein ähnliches Lied:
Nonoi ae ha ka lani iluna
Der Himmel bittet von der Oberwelt
Naha mai la Eulanihakoi
Da öffnet sich Eulanihakoi
Eulukulu ka ua
Der Regen beginnt zu tröpfeln
Eapakapa a Eane, es freut sich Eane
Akaki akua i nana, ein Gott blicket hin
Ee haupa wale nei ka laui, sinnend denkt der Himmel
Eau o Hiika den Bruch durch (die Göttin) Hüaka
Wahi ka lani, uli ha lani eleele,
Es bricht der Himmel, dunkel der Himmel, schwarz der Himmel.
Ea lau ka hoalii, ein Blatt Hoalii's (des Haigottes)
Eapohaku koii ka hooilo. Es wächst der Stein des Frühlings
Naha mai Eulanihakoi, gebrochen hieher Eulanihakoi
t ^ Ee haaloloku nei ka ua, der Regen Wlt her
keil Yie neinei ke olai, der Donner schüttelt u. s. w.
^ Kulanihakoi ist ein Teich (über dem Himmel), der
beim Regen bricht (in Hawaii).
Die mehrfach mit Wakea als synchronistisch aufge-
führten Polaa und Polua (Poelei und Poelaa) scheinen
^P ihren Stammbaum auf die älteste Form Lailai^s zurück-
l^^ geführt zu haben, indem ihr Ahn unter den Zeugungen
^ mit Kapokinikini steht, von Maila abgeleitet, dem Viel-
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156 n. Hawaii.
verschlagenen, oder Olohe, als Lapalapala (ein Loptr
oder Loke, wenn man will). In dem obigen Tempelgedicht
werden zuerst geboren Hohapoele (he wahine) Hapopo
(he wahine) und Maila (i kapao Lapalapala) in Olohe-
lohe, weiter treten auf Laiolö (ia Kane) und Kopopo (he
wahine), dann Poelei und Poelea und als nächster zu ihnen
Wihiloa. Erst nachdem Lailai darauf zur Sonne aufge-
stiegen und von dort zurückgekehrt ist, hat ihre Vermäh-
lung mit Kane, sowie mit Kii statt, und der in diesen
Zeugungen hervorwachsende Stammbaum, aus dessen Zwei-
gen Papa auf der einen, Wakea auf der andern Seite ent-
spriessen, steht also ganz unabhängig von dem Obigen.
Der eben genannte Maila erhält auch das Epithet Kekahi
(der Einzige) und in der Genealogie Kumu-uli's (bei for-
nander) ist (auf Kane u. Kanaloa folgend) Kanakahi Vor-
gänger Maliu's [als Mittler oder der die Gebete erhörende
Gott, angerufen im Zeu€Exsx')QaiO(;, als (xeiX^xw^? gleich Dio-
nysos]. Das (nach Kulihonua) mit Laka beginnende Ge-
schlechtsregister enthält unter seinen Namen auch die von
Pokinikini oder Pomanomano und schliesst später (nach
Kahiko) mit Wakea.
Obwol sich beim Eingehen ins Detail mit den be-
reits vorliegenden Reihen der Genealogien mehrerlei
Coinzidenzen nachweisen lassen würden, ist bei dem
Mangel der zur Controle erforderlichen Hülfsmittel das
Ganze doch eine viel zu wirre und verworrene Masse, als
dass es Zeit und Mühe lohnen würde, sich jetzt bereits
dabei aufzuhalten. Das Wichtige in dem hier gebotenen
Material ist einmal der kosmogonische Process in seinem
logisch geschlossenen Zusammenhang, und dann die Ver-
knüpfung der seit Wakea ins Halbhistorische übergehenden
Genealogien mit den aus andern Inselgruppen Polynesiens
bekannten Namen. Das Dazwischenliegende (von Lailai
bis Wakea) ist vorläufig nutzloser Wust, den mau indess
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Euhemerismus. 157
bewahren mag für etwaig spätere Entwirrung und der,
als erste Vorbedingung, zuvor vervollständigt werden
müsste, um ihn in seinem ganzen Zusammenhange, wenn ein
solcher vorhanden, zu übersehen. Vorderhand kann ohne-
dies davon abgesehen werden, da in der Fülle des Neuen,
das das übrige Material bietet, zunächst Arbeit genug
bleibt — Rom ist nicht in Einem Tage gebaut.
Im allgemeinen, wie bereits gesagt, begnügt man sich
mit Wakea und Papa, die, mit Himmel und Erde identi-
ficirt, auch einen ganz abgerundeten Abschluss gewähren.
Doch bietet sich noch sonst eine Mannichfaltigkeit der
Auffassungen, wie die folgende, die ich, bei zufälligem
Zusammentre£Pen auf einem Ausfluge, von einem der prie-
sterlichen Ueberbleibsel erhielt, einem bereits durch hohes
Alter gebrochenen Greis *,-in dessen Augen aber eine tiefe
Seele lebte. Wakea und Papa, wie ich hier horte, fluteten
auf den Hua Lipoa (den Kopfchen des Seegrases) im wei-
ten Ocean, und aus ihren Zeugungen gebar Papa das In-
selland. Nach ihrer Herkunft fragend, erfuhr ich, dass
Wakea-ka-lani ein Nachkomme Kumuhonua-ka-lani's sei,
und dieser Kumuhonua-i-lalo^s, der von Kahiko-ka-lani
(der Alte des Himmels) stamme, als Erster im Dasein.
Als ich nun gern wissen wollte, woher denn dieser Erste
gekommen sein möchte,, erhielt ich folgende Belehrung:
„Ueber Eahiko-ka-lani kann man auf einen weitern Anfang
nicht zurückgehen, da sich wol die Folgen der Entwicke-
lung in einem Baume beobachten lassen, von dem Samen
ab, nicht aber die Entstehung selbst, sodass mit dem Sa-
men abzuschliessen ist." Was will man noch mehr? Lei-
der hatte ich bereits an der GeheimqUelle im königlichen
Archiv getrunken und war vorwitzig weise geworden, sodass
ich dennoch mehr wissen wollte. Ich deutete deshalb auf
einen gewissen Kumulipo hin, doch mein greises Männlein
blieb stumm, — auf Papio — auf Puanue — keine Antwort,
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158 n. Hawaii.
Nun Sassen um uns herum seine Kinder und Kindeskinder,
die sich in Sitten und Denkweise bereits möglichst amerika-
nisirt hatten, und dem Besucher, den sie für einen grossen
Herrn zu halten schienen, gern gefällig gewesen wären.
Sie redeten also ihrem Gross väterchen zu, er solle doch
noch ein wenig erzählen, wie wäre es denn mit Kumulipo?
mitPapio? mit Puanue u. s. w. ? Anfangs dasselbe Schwei-
gen — dann, bei längerm Drängen, schaute er auf, mit einem
wehmüthig seelenvollen Blick, wie ich ihn selten gesehen
habe, und seine rechte Hand auf die Brust pressend, sagte
er mit zitternder Stimme in einem fast herzzerreissenden
Tone (nach der wortlichen Verdolmetschung meines Be-
gleiters): „Wollt ihr mir meinen einzigen Schatz rauben?'
Ich fragte nicht weiter, und konnte mich auch, ohne allzu
grosse Verantwortung, von weitern Quälereien dispensirt
halten, da das Manuscript bereits aufgeschrieben war.
Papio bedeutet (im Uebrigeji) ein Kreuzen der Arme auf
dem Rucken, das Symbol des bei der Priesterweihe zur
Geheimhaltung abgelegten Schwures,
Zur Vergleichung der hawaiischen Genealogien einige
Worte über die Maori. Als Sohn Tapui kanui-a-Tia*s,
Sohn Tia's, der in dem, von den Häuptlingen Hou, He,
Tia und Te Matekapua geführten Arawa-Canoe * von Ha-
waiki ausgefahren war, siedelte Makahae in Maketu, und
von seinem Sohne Tawaki verläuft der Stammbaum (bei
Shortland) durch Marukohaki, Ruangutu, Tatahau, Manu,
Taraikoe, Mokopu-te-atua-he, Iwikeno bis Kokuai, von
dessen Söhnen Rongitunaeke (durch Ti-Tiwha und Witi-
poutama) auf Te Mumuhu, und Te Amohau (durch Panui-
o-marama und Taiotu) auf Te Iwingaro weiterführt (im
Jahre 1854).
Der in Parapara (zwischen Kaitaia und Doubtless Bai)
erhaltene Stammbaum (bei Taylor) geht von der Ankunft
auf der Insel aus, in folgender Weise: Tiki, Maui, Po,
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Stammbaum. 159
Mawetiy Atua, Maea, Waikapu, Tukuora, Tatenga nahau,
Tau mumu hue, Taua na nga, Te niho o te rangi, Mumu
te awa, Rawa rapa te uira, Nuku tawiti, Hae (als Frau),
Moe rewa (uralt) ^, Papa waka miha miha, Te turu, Heke
rangi, Patua, Awatai, Koro awio, Mapihi, Haruru, Moe-
hau (im Jahre 1840).
Das Besprechen dieser Stammbäume muss ausgestellt
bleiben, bis White's bevorstehendes Weit erschienen ist,
das voraussichtlich eine Menge neuen Materials hinzulie-
fern wird. Aus keinem der beiden würden sich die lan-
gen Zahlen ableiten lassen, auf die man in Berechnung
derselben schliessen zu dürfen geglaubt hat. Der erste
(und also auch sein Seitenstück durch Tawakiroa, Bruder
Makahae^s) ist ganz kurz, wie in gewohnlichen Familien-
traditionen zu erwarten, da Te-Amohau zur Zeit der Nie-
derschrift noch am Leben war, also drei Namen bereits
zusammenzunehmen wären, was, wenn ähnlich für die
vorhergehenden geltend, kaum etwa 200 Jahre lassen würde.
Der zweite, von einem Priester erlangt, gibt mythische^
Dichtungen, wie sich aus den bis in die jungem Ge-
schlechter zwischengestreuten Namen erkennen lässt.
In Hawaii dagegen, wo die Genealogien in den an den
Fürstenhofen eingerichteten BardencoUegien gepflegt wur-
den, wohnt den Namen halbhistorischer Zeit eine greif-
barere Realität ein, die sich bei Zutritt fernerer Verglei-
chungspunkte, in Beschaffung neuen Materials aus den
Inseln, controliren lassen wird.
In den bei Grey mitgetheilten Traditionen wird das
zuerst in Whanga-Paraoa landende Arawa-Canoe von Ta-
ma-te-kapua befehligt, und mit ihm segeln die Canoes Tai-
nui, Matatua, Taki-tumu, Kura-hau-po, Toko-maru und
Matawhaorua von Hawaiki aus (während später des Prie-
sters Ngatoro-i-rangi Schwester mit den Frauen folgt
in der ^Jahreszeit des günstigen Windes Pungawere, die
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160 n. Hawaii.
Götterbilder und die Kumara ^ überbringend). Die Auswan-
derung Turi's (des Vorfahren der Whanganui-Stäoime) ging
in der Richtung der von Küpe gemachten Entdeckungen, um
in dem neuen Lande einen Zufluchtsort vor mächtigen Ver-
folgern zu finden. Ebenso warNgahue, auf seiner Flucht
nachTuhua, durch Hine-tu-a hoango weiter getrieben, bis
zur Entdeckung Aotearoa's und Neuseelands, und bei sei-
ner Rückkehr nach Hawaiki wurde durch seine Erzählun-
gen über dieses neue Land (wie über Grönland in Is-
land) jene Auswanderung des Arawa-Canoes in Rarotonga
(which lies on the other side of Hawaiki) organisirt.
Die Manaia (dem Vorfahren der Ngati Awa) folgenden
Auswanderer wurden durch einen voranschwimmenden
Hund (wie die Normannen durch den Flug der Raben)
zum Landungsplatz geleitet, und als sie in einem Streite
(wie solcher auch in peguanischen Gründungssagen spielt)
das erste Be^itzrecht aufzugeben hatten, wird das Nord-
cap nach Taranaki umfahren. Im Stammland Hawaiki selbst
gehen die Traditionen aus der Zeit Tamatua^s und Ue-
nuku^s (sowie seines Feindes Houmai-tawhiti) zurück auf
die unter Whakatauihu, Tawhaki und Tahuruhuru wü-
thenden Kriege, die aus der, wegen Tutunui's Ermordung,
an Kae geübten Blutrache entsprangen.
Ich kann hier noch einen Stammbaum beifügen, der
mir seit meiner Rückkehr durch die Freundlichkeit des
Herrn Davis überschickt ist, und gebe das Ganze der
Mittheilung nebst begleitendem Zeitungsausschnitt.
ANCIENT STONE IMAGES OF THE MAORIS.
It has been ascertained that there are at least two
stone imäges of Maori origin in the Lake and Bay of
Plenty district. One of these, named Taukata,* is said
to have been brought to Whakatane from Hawaiki, the
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'1 '^ N
Ste^ibilder.
161
fatherland of the Maoris, in the canoe called "Matatua,"
which landed on the shores of New Zealand about the
twelfth Century. The progenitors of the Ngatiawa nation
came in this canoe. The stone relic, though probably the
common property of the people, seems to have been left
at Whakatane, whilst some of the newly-arrived Company
found homes at Tauranga, the Thames, Taranaki, and
elsewhere. To save the prized memorial of Ngatiawa
renown, it was secreted in the earth, cognisant only to
the more favoured of the clan. The other image, named
Matuatonga, it is averred, was placed on board the
canoe caUed "Te Arawa,'' the immigrants of which craft,
together with their stone god, were landed at Maketu,
in about, as before intimated, the twelfth Century. The
sculptured treasure was removed to Rotorua-nui-a-Kahu,
about 40 miles from the coast, and finally deposited on
"the sacred Island of Tinirau" — Mokoia, five miles by
water from the rising settlement of Ohinemutu, where it
lies concealed beneath the soil, hard by the hot bath of
the celebrated Maori beauty, Hinemoa, who flourished in
the ninth generation after the landing at Maketu. The
Press years ago chronicled the romantic story of Hine-
moa, who bravely plunged into the lake, and sw'am frorii
Owhata, on the main land, to Mokoia Island, a distance
of three miles, the fair damsel having been attracted by
the soft airs of her lover's flute wafted across the calm
waters, on that joyous day when Tutanekai pressed to
his bosom the brave swimmer, his affianced bride, thereby
calling forth the cruel jibes of his brothers, and their
complaint to the father, in consequence of the queenly
damseFs preference. Tutanekai being the youngest and
least renowned of all Whakaue's sons.
Professor Bastian, of Berlin, on the occasion of his
recent visit to the Lake country, was informed that "he
Bastian. 11
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162 n. Hawaii.
atua kumara,^^ or god of the kumara, or sweet potato,
was in the hands of the aboriginal masters of Mokoia
Island. The annountement was received with that en-
thusiasm likely to be invoked by an experienced anti-
quary; and accordingly a request was made for a sketch,
so that the Professor might be in a position to compare
notes on bis retum to the metropolis of the great German
Empire. The appeal was responded to ; sketches were
produced — one by the Maori custodian of the statue, and
the other by a gentleman who recently inspected this
Strange figure of olden Maori times. The height of the
Statuette is four feet, the posture semi-erect, the arms
folded on the breast, the face is oblong, and the features
tolerably well defined, the nose somewhat prominent. The
description of this remarkable work of Maori art is, of
necessity, extremely vagne; but there is no photograph
of the model at present to aid us in our delineation. The
native chief who drew one of the pictures referred to,
furnished in his own handwriting, as a compliment to
Professor Bastian, a genealogical tree, which may not be
devoid of interest here, as it gives the lineal line from
the notable navigator of the great "Arawa" to the resi-
dent Mokoia chief, Te Keepa. The notes in brackets are
added. The following is the tree: —
1. Hou-mai-tawhiti. — [The ancestor who stood on the
shores of Hawaiki when "Te Arawa" set sail, and,
addressing the emigrants, said: "Farewell! Let there
be no dissensions on your voyage; and when you
land on the other shore continue to be harmonious
amongst yourselves forever."]
2. Tama-te-kapua. — [The navigator and Commander of
the "Arawa" vessel, the officiating chief priest being
Ngatoro-i-rangi. Tama became famous, especially
on acount of his clever longfingered proclivities. To
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Ableitung. 163
avoid detection bis depredations were performed on
stilts. The carved house at Ohinemutu is called
after Tama, where he is represented on one of the
posts with protruding tongue, and on the same post
also are to be seen his favourite appendages — the
stilts. This remarkable chief removed from Maketu
to Cape Colville, where his remains are said to be
resting in the cemeteries of his age.]
3. Kahu-mata-momoQ. — [Son of last- named chief. Kahu
settled at Rotorua, and in honour of him the district
is called Rotorua-nui-a-Kahu.]
4. Tawake-moe-tahanga.
5. Ouenuku-mai-Rarotonga.
6. Rangi-tihi. — [Ancestor of tribe residing at Te Awa-
a-te-atua.]
7. Tu-hou-rangi. — [Ancestor of tribes living at Te
Wairoa and Rotomahana.]
8. Uenuko-kopako. — [Ancestor of tribe residing on the
east and other portions of Rotorua. The flag of
the Great Committee of Rotorua represents Oueuko-
kopako plunging a barbed spear through the body
of his enemy.]
9. Whakaue. — [Famous ancestor of a leading Arawa
tribe residing at Maketu and Rotorua.]
10. Tu-tane-kai. — [Husband of the famous Maori beauty
Hinemoa. Tutanekai is represented on the posts of
the great carved Council House at Ohinemutu, a
flute being appended to the figure, as a record of
his happy proficiency in the art of music]
11. Whatu-mai-rangi.
12. Ariari-te-rangi.
13. Te Roro-o-te-rangi. — [Ancestor of tribe living at
Mokoia Island.]
11*
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164 n. Hawaii.
14. Waha-o-Porowaki.
15. Tae-whakaaea.
16. Ngau-runga-nga-rangi.
17. Kaewa.
18. Nga-whau.
19. Te Keepa Ngawhau. — [The present custodian of the
stone Image Matua-tonga.]
It may be asked, what is known of ancient Maori
rites in connection with stone and wooden images — the
guardian deities of their sacred kumara plantations?
Clearly, we are unable to explain anything beyond the
mere surface of old Maori belief. Sir George Grey has
nobly rescued from oblivion much that is important, but
no systematie attempt has been made, I think, by any
painstaking person to master any one branch of Maori
lore. There are two venerable representative men in the
Arawa oountry, of the old Maori school, "tohungas," or
heathen priests, who have the credit of holding in their
.possession a mine of accumulated facts, concerning the
ancient faith of their race; but no serious endeavour has
been attempted to obtain the reliable information. Nor
is it likely that any steps will be taken to carry out so
desirable a project, for those who have the power of col-
lecting the facts manifest the coldest indifference on these
singularly interesting subjects. The paucity of our in-
sight into the ancient religious worship of the Maoris
must surely be matter for regret to all who lay claim to
thoughtfiilness in relation to the early records of all semi-
barbarous peoples. Do we pretend to know, for instance,
how it came to pass that' both stone and carved wooden
images were placed in the sacred kumara plantations?
We are willing to believe that the Maoris were not
worshippers of idols. At the same time, they acknow-
ledged the existence of many intelligences in the unseen
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Gottheit. 165
World, with whom they professed to hold intercourse
.through the accredited mediums. Were these recognised
iBtelligences intermediate intercessors between mortals and
the Great Supreme, who is designated 10? We are led
to understand, by some of the initiated, that the fountain
of all was adored under the titles of '*Io-a-rangi^ lo-a-
whenua, lo-a-ahua" — i.e.^ "lo of heaven, lo of earth, lo
of likeness.''
Is the glorious Trinity in unity represented here? And
what do the Maoris mean, when they speak of a myste-
rious child born on earth, and taken up to Heaven with
marvellous ceremony, to be baptized? Nor can we account
for the Maori belief in the death of Tawhaki, his resur-
rection and ascension to heaven on the thread of a Spi-
der' s web, known by the Maoris generally as "te ara
pikipiki a Tawhaki," i. e.^ "The ascending way of Taw-
haki." Neither is an explanation given of the oft repeated
assertion, that certain Maoris are of heavenly descent,
whilst others acknowledge themselves to be of "te hapu
one^ne" — "the earth tribe." Are the Maoris of heavenly
descent, kinsmen of Tawhaki, whose lightning-like body
had to be veiled with the bark of trees, so that men
might be able to look on him? Or, is there some myste-
rious tie bound up in the ancient belief, that led the more
favoured ones to lay claim, through unseen deities, or
deified men, or Tawhaki, or lo, or through all these, to
a future inheritance? These, and kindred questions may,
perhaps, be satisfactorily explained by the priests too.
Then, again, we can only conjecture as to the motives
which influenced the Maoris to perform, with singular
punctiliousness, the various observances imposed on them
by the priests, in reference to the cultivation of the ku-
mara. Did some of the ceremonies savour of image
worship? The rites were most carefuUy attended to, both
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166 n. Hawaii.
at the planting and harvesting of the crop. After the
completioD of the required ceremonies, the seed was de-
posited in the soil, according to certain cardinal points,
and placed lengthwise in a line with the rising sun.
During the growth of the crop, special persons only were
allowed to tend the grounds. All canoes were forbidden
to pasB, if in the vicinity of water, and all prohibited
from Walking near the growing crop. The first-fruits
were gathered in by the priest, and a portion, after being
cooked in a sacred oven, was presented as an offering to
"te atua," i.e.y "the god." The other portion was eaten
by the priest. A canoe was prepared, kumaras placed
in it, and after the usual rites, prayers, &c., the canoe
was loosed, and while drifting away with its sacred freight
to the ocean, never more to be seen, the special disciples
of the priest performed their ablutions by diving under
the drifting canoe, which cleansing act fitted them to
traverse the kumara grounds, and thus open the way for
the household or tribe to gather in the crop. Due atten-
tion also, was paid to the building of storehouses, year
after year; and when the crop was gathered in, the store-
houses and their Contents, were declared to be "tapu,''
or sacred , after the Performance of the necessary minis-
trations. All that remained of the crop outside the con-
secra.ted building, became, by right, the property of the
"tohunga.''
It were vain, at this remote period from the landing
of the Maoris on these islands, to hazard an opinion as
to the implements used by them to chizel, even in their
rough form, the stone images still extant. Sir George
Grey has, in his large collection, a small stone figure,
presented some years since to him by the Mokoia chiefs.
We have no information as to the probable mode of its
formation by the Maoris. Nor is it safe to conjecture as
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Landungen. 167
to the apparatus used in the formation of the "korotangi"
— a stone bird, now in the hands of Major Wilson, of
Cambridge. We are simply told that the stone bird in
question, which represents the paradise duck, was brought
from Hawaiki, in the canoe named "Tainui," which an-
chored off Whangaparaoa, in the Bay of Plenty. Its
passengers landed with the intention of settling there —
having made an altar on land, and captured a whale in
the Bay, which was fastened by a rope to a pohutukawa
tree. The "Arawa" anchored at night in the same loca-
lity. On the foUowing day an altercation took place as
to the priority of right, when Tamatekapua, by a series
of clever deceptions, induced the Tainui immigrants to
weigh anchor and depart. The proa sailed along the
shores of Tauranga, passed Cape Colville and the adjacent
islands, and entered the stream called Whangamatau,
called by us Tamaki. It was dragged across the isthmus
at Otahuhu into the Manukau waters, Proceeding sea-
ward, it steered from Manukau in a southerly direction,
finally entering the harbour, Kawhia, where the adven-
turers disembarked, and the ocean-tossed "Tainui" was
safely moored. The stone bird appears to have been se-
creted, as were the stone images; but I suppose that
neither stone-man nor stone*bird would interest the Maoris
now, beyond the intrinsic value. If tradition is to be
relied on, each vessel of the fleet brought to these shores
some lasting memento of ancient art ; although it is some-
times asserted that the stone images were hewn by the
Maoris in New Zealand. If the early Maori settlers pos-
sessed iron implements, no traces appear to have been
discovered by subsequent generations. An Arawa priest
avers, even now, that his forefathers were grand people;
that they were familiär with buildings of two and three
stories in height. If this Statement of the "Tohunga" be
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168 II. Hawaii.
trustworthy, we may surely conclude that the race has
lamentably retrograded both in art and social life.
Die längste Geschlechtsreihe erhielt ich auf die Stamme
des East Cap bezüglich (eine Phylogenie im Bilde der
Ontogenie, wie die Embryonal- Anlage unter den Sprüchen
einer Carmenta aufwächst).
Te Ahanga, embryonales Aufwachsen in Leibesschwellung.
Te Apongo, Gierigkeit.
Te kune iti, Innerliche Empfangniss.
Te kune rahi, Vorbereitung.
Te kirne hanga, Suchensdrang.
Te Ranga hautanga, Reihenanordnungen (in Zellfurchung).
Te iti, Kleinstes, als Keimanlage des Embryo.
Te köre, ein Nochnichts.
Te köre te Whiwhia, ein Nochnichts ohne Grundlage
(Noch nichts in Voranlage zum Sein). *
Te köre te Bawea, ein Nochnichts ohne Befriedigung
(das Nochnichts zur Manifestation strebend).
Pupu, Aufbrodeln (Kemkreisungen).
Ta ua, Trauerbedrückniss (im engen Uterus befangen).
Tama-a-take, wurzelschlagend.
Te kanoiie o te uka (vulva) \
Te kawiti witi I Geschlecht-
Te katoa toa 1 licheOrgane.
Tira wai he kura (Penis des rothen Bluts))
Muri- ranga -whenua vermählt \ als Stamm- Aeltern , den
mit Mahu-ika > Stamm durch Einschach-
Taranga vermählt mit Ira-whaki/ telungen in sich tragend.
Maui potiki vermählt mit Hine rau mau kaku.
Tiki ^
Toto / Kinder Maui's (Urkräfte der demiurgischen
Te ewe l Schopfungsgotter).
Taka hapu )
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Gesohleobtsreihe. 169
Tau whare kiokio, und sein Sohn (im Uebergang zu
menschlichen Geschichtsfiguren)
Whai tiri
Hema
Ta^rhaki a Hema
Wahi eroa
ßata
Pou matanga tanga
Pai mahu tanga
Bua tapu
Taha titi
Ra kaiora
Ba kaiora
Tama ki te hau
Tama ki te ra
Tama ki te kapua
Puhi
Rere
Tato
Tata
Maire
Maika
Ira manawa puko
Tama-tea-nui
Tama-tea-roa
Tama-tea-mai tahiti (von fern her)
Muri whenua (in Neuseeland aus Hawaiki landend)
Tamatea
Kahu-ngunu (als Ahnherr des Stammes Ngati-kahi-ngunu
a unuunu), Zeitgenosse mit Pourou-rangi (Vorfahr des
Ngati-Pourou-Stammes).
Aus Kahu (erwachsen) ngunu (Würmer) unu (ge-
häuft) ergeben sich Myrmidonen (wie von Aeakus
erbetet).
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170 n. Hawaii. ^
In Bezug auf die von den Zuwanderem bereits ange-
troffenen Eingeborenen theilte mir Herr Locke das Fol-
gende mit:
Als Rakaia tihike ra, Enkel Tamatea^s (Sohnes des in
Hawaiki bei East Cape gelandeten Rongo-Koko) mit dem
Stamm Ngati Kahu-nguru nach Hawkes Bay (Ngarororo)
kam, traf er dort den Stamm Whatu-ma-moa (Weber der
Moa) und vermählte sich mit des Häuptlings Tochter Tute-
iho-nga, Tochter des Paikaha, der seinen Stammbaum
auf Piu zurückführte, in der Reihenfolge von:
Pui, Aue, Tamore, Take-Take, Aka, Titamore-Kiti-
waio, Kote ao marama Ngangahu, Ngainui, Ngairva, Ngai-
pia, Ngai-tahu-damai, Ngai-tahuri-atu, Akiaki, Taraia-koa-
te-manu-waire-matoi. Toi, Hatoma, Tuh aukura, Rongo-
moi-hurangi, Ruata-wai-ora, Rate-nui-ate-iu, Rutanga, Ra-
kaiterangi, Rangahua, Ponaranga-hua, Tangikura, Kahu-
kura, Hine-rangea, Wawa terangi, Maikite-kura, Maikitea,
Tuhangateao, Paitaku, Paikaha, Vater des Tute-iho-nga.
In der Ka Mooleelo Hawai (Geschichte Hawaiis), na
Davida Malo i kakau (von David Malo verfasst) findet
sich (nach dem aus dem Manuscript angefertigten Aus-
zug) folgende Darstellung:
Nach dem von Kealiiwahilani (Himmelsbrecher) und
seiner Frau Lailai (schweigende Ruhe) abstammenden Ge-
nerationen folgen die von Kahiko (dem Alten) und seiner
Frau Kupulanakakau (Verdampfung des Thaus) stammen-
den, und dann die von Wakea und Papa bis auf Liloa
(Vorfahr Eamehameha^s), als Wakea, Bruder LihauuWs
(Sohnes Kahiko's)
O Haloa (Sohn Wakea's), dann sein Sohn:
O Waia, ferner:
O Hinalalo
O Nanakehili
O Wailoa
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Eönigsliste. 171
Okio
Oole
O Manaku
O Lukahakoa
Oluanuu
Kahiko
Kii
Ulu
Nanaie
Nanailani
Waikulani
Huhelimoana
Konohiki
Wanena
Akalana
Maui
Nanamaoa
Nanahulei
Nanakaoko
Nanakuae
Kapawa geb. in Kukoniloko (Oahu), gest. in Lahaina
(Maui), begraben am Flusse Jao (auf Maui).
Heleipawa geb. in Lelekea (Maui), gest. in Poukela, begr.
in Akulili.
Aikanaka geb. in Holonokiu (Maui), gest. in Oneuli, begr.
am Jao.
Hema (Punalaua) geb. in Hawaiikua-uli (Maui), gest. in
Hahiki, begr. in Ulupaupau.
Kabai geb. in Halalukahi (Maui), gest. in Hailikii, begr.
am Jao.
Wahieloa geb. in Wailau (Hawai), gest. in Holoa, begr.
in Alae.
Laka geb. in Hailima, gest. in Hualoa (Oabu), begr. am Jao.
liuamuu geb. in Peekauai, gest. in Honolulu, begr. in Nauanu.
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172 n. Hawaii.
Pohukaina geb. in Hahakahake, gest. in Waimea (Hawai),
gest. in Mahiki.
Hua geb. in Hahoma (Maui), gest. in Hehoni (Maui), begr.
am Jao.
Pou (Poukamahua) geb. in Hahua (Oahu), gest. in Mo-
lokai, begr. am Jao.
Hua (Huakamapau) geb. in Ohikololo, gest. in Lanai,
begr. am Jao.
Pau (Paumakua) geb. in Huaaohe, gest. in Oahukone, begr.
am Jao.
Halio
Palena
Halaanui
Lanakawai (Lonokawai), bei Ankunft Paao's
Laau
Pili ^
Hoa
Loe
' Hukohou
Kamuhi (Hani-uhi)
Kanipapu (Kanipahu)
Kalapana
Kahaimoeliu
Kalau
Kuauwa
Euhoukapu
Eauhola
Kiha
Liloa (Vater Umi's).
Von Umi wurde Kealiiokalao (Bruder Keawenuiamrs)
gezeugt und dann folgt dessen Sohn Kukailani, dieser
Sohn Kukailani, sein Sohn Makakaualii (Vater Iwikaui-
kaua's), der Grossonkel Eeawenuiaumi, sein Sohn Kana-
loakuaana, dessen Sohn Eeakealauikane, der Grossonkel
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David Malo. 173
Iwikauikaua, darauf Kanaloa Kupulehu (Vater Keawe's),
sodann Kaneikauaiwilani, ferner Keawe, sein Sohn Keeau-
moku, sein Bruder Kekela (Vater Kekuiapoiwa's) , und
nach ihm herrschte Kamehameha.
Nach dem Tode Kahito's, der seinen ältesten Sohn
Lihauula zum Erben eingesetzt, gerieth dieser in Krieg
mit seinem Bruder Wakea und wurde (da er die War-
nungen des Kilo oder Propheten wegen ungünstiger Omen
misachtete) besiegt und erschlagen, sodass die Herrschaft
an Wakea fiel (über Hihiku oder Hikiku, als Kahikiku
in Tahiti), bis auch dieser bei dem Angriff des Häuptlings
Kameia-Kumuhonua nach Kaula zu flüchten hatte. Dort
nochmals verfolgt, musste er sich mit seinen Begleitern
ins Meer stürzen, um sich durch Schwimmen zu retten.
Mit den Wogen ringend, fragte er seinen Priester (Ka-
huna) Komoawa, wo Hülfe zu erlangen sei, und dieser
nannte als Mittel die Erbauung eines Tempels (Heiau)
für die Gotter (Akua). Auf die Frage, wo Holz und wo
das Schwein für die Opfer zu erlangen seien, liess der
Prie'ster ihn erst die flache Hand^ heben (womit der
Tempel gebaut sei) und dann die linke Hand geballt in
die rechte legen (als das niedergesetzte Schwein ) unter
Sprechen des Gebets (durch den Priester). Dann trieben
sie nach der Küste von Hawaii (Hawaii nei, dieses Hawai)
und alle Männer (sowie die Familienglieder) landeten
dort, mit Ausnahme eines Einzigen, der noch heute im
Meer schwimmt, als Kekauaka, der zurückgebliebene
Mensch (ein ewiger Wasser-Jude). In seine Tochter
Hoohikukalani verliebt, suchte Wakea seine Frau Papa
durch Veränderung der Tabu-Nächte zu täuschen, über-
^ horte aber einst das (eala au ahu, eala au mai „auf er-
wache, auf erhebe^ dich" beginnende) Morgengebet seines
Priesters und schlief bis zum Sonnenaufgang. Obwol sein
Gesicht verhüllend, wurde er durch Papa erkannt, und
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174 n. Hawaii:
um sie zu versöhnen (oder um die Schande zu verdecken)
galt von da an Hoohokukalani , als Tochter des Prie-
sters Komoawa mit der Frau Popokolonuha. Aus Wakea's
Ehebruch wurde als knochenlose Fleischmasse der (älteste)
Sohn Haloa-maka (Auge des Stengels) geboren, der kurz
nach der Geburt neben dem Hause begraben wurde und
die Taro-Pflanze hervorwachsen Hess, der ihm folgende
Bruder wurde deshalb Haloa (Stengel) genannt. Dessen
Sohn Waia, ohne Haipule (Prediger), ohne Kahuna (Priester)
und ohne Kilo (Prophet) lebend, bedruckte das Volk durch
schlechte Regierung, und so wurde es dem aus den Wol-
ken ^ hervorschauend erscheinenden Kopf mitgetheilt (dem
auf seine Frage nach einem guten Fürsten Kahiko als
solcher genannt wurde). Zur Strafe verheerte die Oiki-
puahola genannte Krankheit das Land, die alle Bewohner
(bis auf 26, denen die Medicin Pilikai bekannt war) fort-
raflPte, und so auch Waia, von dessen Nachfolgern keine
Berichte bekannt geworden sind, bis auf Maui, und die
eigenen Ueberlieferungen dieses seien, als lügnerische, zu
unterdrücken und dürften nicht veröffentlicht werden (Aole
i loheia ka moolelo o na lii mai a Waia a hiki mai ia
Maui,' aka o ko Maui mau olelo hai lohe ia, he olelo wa-
hahee maoli noia, aole e hai ia ka wahahee), was auch für
seine Nachfolger gilt bis auf Kapawa, als dessen Geburts-
platz Kukaniloko (in Oahu) genannt wird, als Sterbeplatz
Laheina (in Maui) und als Verbergungsplatz der Knochen
(Begräbniss) Jao (auf Maui).
Palena (Sohn Haho's) wurde durch seinen Sohn Hana-
laa-nui Vorfahr der Häuptlinge von Hawaii und durch seinen
Sohn Hanalaa-aiki Vorfahr der Häuptlinge von Maui (dann
Punamua in Oahu, sowie Hauai und Hema in Hawaii).
Unter Palena's Nachkommen musste Kanipahu bei dem
Aufstande des Häuptlings Kamaiole aus Hawaii flüchten
und verbarg sich unerkannt in Molokai, wo er in Kalae,
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John White. 175
eine Frau aus dem Volke heirathend, von seinem Schwie-
gervater zu Dienstarbeiten verwendet wurde. Als die Be-
wohner Hawaii^s, der Bedrückungen Kamaiole^s (der jede
schone Frau für sich und seine Freunde fortfuhren liess)
iiberdriissig, sich an den Priester Paao zur Organisirung
eines Aufstandes wendeten, rieth dieser, sich zunächst
nach einem Häuptlinge umzusehen, und sandte einen Boten
nach Molokai, um Kanipahu zurückzurufen. Dieser zeigte
indess seine durch harte Arbeit schwieligen Schultern (in-
folge des Lasttragens) und wies die Abgesandten an
seinen Sohn Kalapana (Bruder Kalehumoku^s), als ein
Stück seines eigenen Selbsts. Paao begab sich deshalb
von seinem Wohnort Eohala nach Waimanu, wo die
Mutter Alaikauokoko ihre Kinder versteckt hielt, und be-'
wog sie, ihm Eiilapana zu überlassen, den er (nachdem die
Gelegenheit eines Canoefestes zur Ermordung des Tyrannen
benutzt war) als Fürsten weihte. Die Einführung der
Pili -Dynastie durch Paao wird auf Tahiti zurückgeführt.
In Bezug auf geschichtliche Verhältnisse der Maori
folgt hier ein Excerpt aus einem von Herrn White im
Jahre 1861 zusammengestellten Cyclus von Vorträgen, die
damals veröffentlicht wurden, aber nicht in den Buchhandel
gelangten und jetzt vergriffen sind, sodass ich nur der
Güte des Verfassers selbst das in meinen Händen befind-
liche Exemplar verdanke ^ :
Hinsichtlich der Mana maorischer Häuptlinge (und die
Stammesrechte) muss auf die vergangenen Jahrhunderte
der Maorigeschichte zurückgegriffen werden, um genau
erklären zu können, worin der Einfluss oder das „mana^^
eines Häuptlings oder Priesters besteht, woher sich sein
^ Die Uebersetzung ist, gleich der frühem, von geschickter
Hand angefertigt, und bleibt das Original, weil bereits gedruckt,
diesmal fort.
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176 Leoturefl etc.
Ursprung schreibt, und bis zu welchem Grade er über
das Volk ausgeübt wird.
Die Geschichte der Maori vor ihrer Einwanderung
in Neuseeland erzählt, dass sie alle Ein Volk gebildet
hätten. Gewisse Männer des Stammes aber brachten einen
Theil ihrer Zeit damit zu, in einem Tempel, den sie „whare
cura^^ nannten, ihre Geschichte vorzutragen.
In diesem Tempel befanden sich ihre gelehrtesten Män-
ner, die in zwei Abtheilungen geschieden waren, deren
jede die andere daran verhindern sollte, ihren Kindern
eine gefälschte Erzählung der Geschichte ihrer Vergan-
genheit zu überliefern. Und jede Abtheilung hatte einen
historischen Stab, auf welchem ihr Geschlechtsregister ge-
führt wurde, und da sie sich an zwei verschiedenen Sei-
ten des Tempels aufhielten, wurden sie Heerden oder
„kahuis^^ genannt.
Der gelehrteste Mann in jedem „kahui^^ war der Füh-
rer oder Vorsitzer, der zugleich Schiedsrichter über alle
etwa vorkommenden streitigen Punkte der Geschichte war.
"Wenn irgendeine bestimmte Discussion stattfinden sollte,
wurde das Volk von den Führern dieser beiden „kahuis"
geordnet; jedem Häuptling in dem „kahui^^ wurde, je nach
dem Wissen, das er besass, ein Platz angewiesen, und zwar
theilte ihm der Führer des „kahui", dessen Mitglied er
war, den Platz zu. Diese Thätigkeit des Führers wurde
„ranga" oder in Ordnung bringen genannt. Das Volk,
das zusammen in den Tempel kam, wurde „tira^^ oder
Gesellschaft genannt; und da der Führer jedem aus
seiner „tira^' einen Platz anweisen, d, h. „ranga" musste,
wurde er der „rangatira" genannt, wovon das Maoriwort
„rangatira" für einen Häuptling kommt.
Im Laufe der Zeiten veranlasste ein Streit innerhalb
der „whare cura" die Theilung des Volkeä. Die Ge-
schlechter trennten sich voneinander, wobei jedes unter
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Lectures. 177
der Fuhrerschaft eines „ariki" stand, der in allen Fallen
Erstgeborener derjenigen Familie war, deren Vater das
Vorrecht der Priesterschaft im „whare kura'^ genossen
hatte. Das Wissen, welches von dem Vater auf den Sohn
überging, gab dem Sohne eine gewisse Macht über die
Jüngern Zweige des Geschlechts; auf Grund seines grössern
Wissens wurde er „ariki" genannt: er konnte durch die-
ses Wissen die Jüngern (oder „riki") Zweige der Fa-
milie leiten oder führen („a"): deshalb war er ein
„ariki", d. h. ein Führer der Jüngern,
Bald nach der Zerstreuung des Volkes von Wharekura
errichtete jedes Geschlecht unter seiner neuen Führerschaft
Tempel von ähnlicher Form und Bauart, in denen sie ihre
eigene Genealogie vortrugen, oder den Theil des in dem
alten „whare kura" erzählten Ganzen, der sich auf sie
selber und auf diejenigen bezog, welche sich jetzt an dem
Vortrage dieser ihnen früher heilig gewesenen Wissenschaft
betheiligten. Sie brauchten einen Lehrer oder „kai tohu
tohu" oder „tohunga"; und wie schon in dem früheren
„whare kura'' der gelehrteste Mann den Vorrang gehabt
hatte, so übernahm auch hier der Gelehrteste die Führer-
schaft: und da er „tohu", d. h. erklären oder unter-
richten musste, erhielt er den Namen „Tohunga", mit
welchem jetzt ein Priester und auch jeder gebildete Mann
bezeichnet wird. Das Wort „tohu" hat noch eine zweite
Bedeutung, nämlich hüten oder Sorge für etwas tra-
gen. In den „whare kura" dieser gesonderten Geschlech-
ter wurden die Bilder ihrer Gotter aufbewahrt, und die
Sorge für dieselben ward dem Manne übertragen, dessen
Kenntniss der alten Wissenschaft ihn zu dem Amte be-
rechtigte. Deshalb wurde gesagt, dass er sie hütete oder
„tohu", und daher der Name „tohunga". Ausser der
Besorgung dieses Amtes wurde keine Arbeit von ihm ver-
langt, und als Hüter oder „tohunga" der Gotter war er
Bastiav. 12
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178 Leotures.
auch geheiligt und konnte zu keiner niedrigen Dienstver-
richtung herangezogen werden. Weil er der Hüter der
Götter war und eine hervorragende Kenntniss der Ge-
schichte und Begebenheiten der Vorzeit hatte, erschien er
vorzugsweise geeignet, sich ein richtiges Urtheil zu bilden
über alles, was zur Wohlfahrt der Familien beitragen
konnte, deren „tohunga'' er war; deshalb räumte das Volk
im Kriegsfalle und bei allen auf Ackerbau und Fischfang
bezüglichen Fragen stets der Meinung des „tohunga" den
Vorrang ein. Dies führt mich zu dem nächsten zu be-
handelnden Punkte, dem „Mana". Da ich den Ursprung
der Namen „rangatira", „ariki" und „tohunga" nachge-
wiesen habe, werde ich nun erklären, was das „mana^' ist,
das mit den Aemtern der jene Namen führenden Personen
zusammenhängt.
Aus der Geschichte der Maori sehen wir, dass sie
ihren Ursprung von ihren Gottern herleiten, und dass
ihre abergläubischen Vorstellungen alle auf dem Zusam-
menwirken dieser Gotter mit ihrem „tohunga" oder Prie-
ster begründet sind. Daher kommt das „tapu" des Prie-
sters; und da alle wichtigen Angelegenheiten von den
Gottern durch die Vermittelung des Priesters geleitet
werden, müssen Befehle oder Entscheidungen unbedingt
befolgt werden oder „whakamana", sodass also das
„mana" eines Priesters nicht auf einer ihm eigenen Macht
oder Gewalt, sondern auf der der Gotter beruhte. Und
was den „ariki'' anbetrifft, so musste derselbe, da es das
alleinige Vorrecht des Erstgeborenen war, von dem Vater
oder Grossvater in aller Wissenschaft und Erfahrung, die
sie selber erworben hatten, unterwiesen zu werden, auch
weiser sein als die Jüngern Mitglieder der Familie. Gab
er seine Meinung ab, so hatte dieselbe deshalb stets ein
gewisses Gewicht oder „mana^' — daher kommt das
,,mana" eines „ariki*^ Wie aber der „ariki" durch seine
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Lectures. 179
höhere Weisheit, und wie der „tohunga" durch seinen
Verkehr mit den Gottern das Volk leitet, so gibt es auch
für den „rangatira'' ein eigenes Feld. Wenn eine Ver-
sammlung des Volkes stattfindet, wenn ein Kriegstanz
ausgeführt werden soll oder wenn innerhalb des Stammes
ein kleiner Streit entsteht: so muss die Ordnung in der
Sache von dem „rangatira'^ aufrecht erhalten werden; er
muss z. B. darauf sehen, dass die Männer bei dem Kriegs-
tanze alle „kapa tonu" sind, d. h. in den regelrechten
Reihen stehen, und dass bei dem Streite jede Partei gleich-
massig gehört werde.
Um erklären zu können, was Stammesrechte sind,
müssen wir ebenfalls auf die Geschichte der Maori vor
ihrer Niederlassung auf diesen Inseln zurückgehen. Die
Maori, die kamen, waren, wenn auch miteinander verwandt,
doch nicht zu einem „hapu" oder Geschlechte gehörig,
sondern hatten schon einige Zeit bevor sie Hawaiki ver-
liessen, verschiedenen „hapus'^ angehört; Streitigkeiten
zwischen denselben waren der Grund zu ihrer Auswande-
rung. In Hawaiki aber wurde jeder Stamm oder „hapu"
ein „kahui" genannt, und nicht, wie heute, mit dem Na-
men des Häuptlings, der der Führer einer Familie bei
ihrer Trennung von dem Hauptstamm oder „iwi" war.
Da jedes „waka'' (Canoe) oder die Leute, die zusam-
men herüberkamen, noch einige Zeit nach der Landung
ihre Einheit als ein Volk bewahrten, wurden sie ein „iwi^'
genannt. Das Wort^„iwi" bezeichnet deshalb die Ab-
kömmlinge jener Männer, die in einem Canoe herüber-
gekommen sind, und in vielen Fällen ist der Name des
„iwi" in dem Namen des Canoes, auf dem ihre Vorältern
gekommen sind, untergegangen; so heissen z. B. die Ro-
toruastämme „Arawa"; die Ngapuhi „Mamari" u. s. w.
In einem frühem Vortrage habe ich die Grenzen derjeni-
gen Ländereien angegeben, die von jedem der auf diese
12*
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180 Lectures.
Inseln kommenden Einwandrerzüge genommen und bean-
sprucht wurden; zugleich führte ich manche von den Ge-
bräuchen an, die auf ihre zahlreichen Landansprüche Be-
zug haben. Um eine deutliche Erklärung des Stammes-
rechts und des „Häuptlings-mana" geben zu können, muss
ich mich wieder auf das Land beziehen, welches der
Maori gleich nach seiner Ankunft auf den Inseln in Be-
sitz genommen hat, und werde ich meine Ausführungen
an den Beispielen von zwei Districten, dem Arawa- und
dem Tainuidistrict, näher veranschaulichen.
Der Arawadistrict ist als ein Ganzes in den Händen
der Nachkommen derjenigen Einwanderer verblieben, die
auf dem Arawacanoe gekommen sind. Dieselben zerstreu-
ten sich bald nach ihrer Ankunft über ihr grosses Gebiet
und theilten sich in gesonderte „hapus'^ oder Familien
(wie das Wort besagt); mit der Zeit hat dann jedes die-
ser „hapu" den Kang eines „iwi" angenommen; sie han-
deln alle unabhängig voneinander, gerade als ob sie von
verschiedenen Einwanderungen abstammten. Jedes 5,iwi"
ist seinerseits wieder in viele „hapus^' getheilt, die Ge-
sammtmasse derselben aber nimmt heute noch den ganzen,
ehemals von den „Arawa" in Besitz genommenen District
ein. Anders verhält es sich mit dem Tainuidistricte. Da
ich den Arawa als ungetrennten District genannt habe,
werde ich als Gegentheil eines solchen das andere Extrem
anführen, das sich uns in dem Tainuidistrict darstellt;
dieser District, der ursprünglich eine grosse Ausdehnung
besass, ist heute so verstümmelt, dass das einzige Stück
(bei Whaingaroa), das jetzt noch in dem Besitze des „iwi"
von Tainui sich befindet, nur ein verschwindend kleiner
Theil des ehemaligen Ganzen ist.
Da wir uns hier mit allen Migrationen zu beschäf-
tigen haben werden, gebe ich zunächst eine allgemeine
üebersicht der verschiedenen Migrationen oder „iwi", mit
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Lectures. 181
Bezug auf ihre heutigen Stammesrechte oder „mana'' über
den District, den ihre respectiven Vorältern bei ihrer An-
kunft hier in Besitz genommen haben. Die Ngapuhi ha-
ben heute als ein „iwi" mehr Landbesitz als den District,
den die Migration Mamari einnahm. Dasselbe ist mit dem
angrenzenden Iwi, den Ngatiwahatua, der Fall. Die Tai-
nui haben, bis auf einen kleinen Theil, ihr ganzes Gebiet
verloren. Die Migration auf dem Aotea besitzt nur noch
einen kleinen Theil ihres Districts. Die angrenzende Mi-
gration Tokomaru hat einen Theil ihres alten Districts
eingebüsst. Die alten Besitzer der Südinsel sind heute
nur noch ein Name auf dem Lande ihrer Väter. Die Ta-
kitumu sind noch im Besitze ihres ganzen Landes. Die
Matatua, die einen Theil des Arawadistrictes- einnahmen,
haben nur noch einen Theil des zuerst von ihnen besesse-
nen Landes. Die Ruikakara und Wakatuwhenua haben
ihren Namen als Migration in dem Ngapuhi iwi verloren,
die Mahuhu aber ihren Anspruch auf das Land am Nord-
cap eingebüsst.
Mehr noch als durch Eroberungen haben die ursprüng-
lichen Besitzer ihr Land durch Wechselheirathen verloren.
Da gerade dieser Punkt mehr Streitigkeiten veranlasst
als irgendein anderer, werde ich zunächst von den Stam-
mesrechten sprechen, die aus ihm hervorgehen. In einem
frühern Vortrage habe ich schon erwähnt, dass es für
eine Sache von grosster Wichtigkeit und als besonders
wün Sehens werth galt, dass eine (in einen andern Stamm)
verheirathete Frau ihren Gatten dazu veranlasste, sich
ihrem Stamme anzuschliessen und dadurch die Macht
ihres Volkes zu vermehren; infolge hiervon werden oft
Anrechte auf Grundbesitz von gewissen Stämmen erhoben,
die in einem Migrationsdi stricte wohnen und einen Theil
desselben beanspruchen, die aber das mana-Recht der
Nachkommen der ursprünglichen Einwanderer, in deren
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182 Lectures.
District sie auf diese Weise gekommen sind, nicht aner-
kennen.
Ich werde einige Beispiele derartiger Ansprüche aus
jeder Migration anführen, und, der bessern Uebersicht
wegen, die Migrationen dabei nach der Reihe durch-
gehen: vom Nordcap anfangend, die Westküste nach Sü-
den entlang und an der Ostküste wieder nach Norden
hinaufgehend. In der Mamari-Migration findet sich kein
Fall dieser Art vor, doch werden hier andere Ansprüche
geltend gemacht (die anders begründet, aber in ihrer Wir-
kung dieselben sind), auf die ich weiter unten zurück-
kommen werde; in der gleichen Form finden sie sich auch
in dem nächsten, dem Mahuhu-Migrationsdistricte vor.
In der angrenzenden Tainuimigration kommen aber viele
Fälle der ersterwähnten Art vor; so z. B. bei dem Ka-
veraustamm, der von einem Häuptlinge der Aotea- und
Ngatiava-Migration, namens Maki, abstammt, der ein
Tainui-Weib heirathete, sich zum Rächer der Unbilden der
Tainui machte und nach einiger Zeit das Haupt eines
„hapu*^ wurde, welches heute ein gesondertes Volk bildet,
das unabhängig von den Häuptlingen der hapus in den
umgebenden Tainui- oder Mahuhu-Migrationen handelt.
Die Stammesrechte -dieses kleinen hapu, das im ganzen
nicht mehr als 50 Männer, Weiber und Kinder zählt, sind
nicht wenige oder von geringer Bedeutung für sie. Von
denProducten des Landes und Meeres zahlen sie keinem
Häuptlinge Tribut und weder konnten sie von einem der
angrenzenden Stämme oder hapus zum Beistande bei
irgendeiner Unternehmung herangezogen werden, noch
durfte ein Häuptling ohne ihre besondere Erlaubniss sich
auf irgendein s ihrer Fischfanggebiete begeben. In den
Kriegen der vergangenen Zeiten hielten sie den Anprall
des Kampfes allein aus. Als sie vor etwa 45 Jahren von
einem Ngapuhihäuptling namens Te Kahakaha angegriffen
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Leotures. ' 183
wurden, riefen sie keinen andern Stamm zu Hülfe, und
obgleich sie besiegt wurden, flohen sie doch weder aus
ihrem Lande, noch forderten sie die mächtigen Waikato-
stämme auf, sie zu rächen. Und in einem andern Kriege,
der dem ebenerwähnten voranging, zeigten sie sich so ent-
schlossen, das Land ihi^er Väter zu behaupten, dass sie,
obgleich sie in beträchtlicher Minderzahl und nicht im
Stande waren, dem Feinde (den Ngapuhi) in offenem Kampfe
gegenüberzutreten, sich ein „pa" auf hohen Pfählen in-
mitten eines tiefen Sumpfes bauten und hier den Angriffen
ihrer weit überlegenen Feinde Trotz boten. Dies thaten
sie aber weniger, um ihren Feind zu hintergehen, als viel-
mehr, um das „mana" ihres Landes zu wahren, denn bei
ihrer geringen Anzahl hätten sie leicht in den Wald und
die Berge ihres eigenen Districts fliehen können. Als
ein Beispiel, bis wie weit dieser kleine Stamm sein mana
oder Stammesrecht ausdehnen konnte, führe ich hier einen
Fall an, wo derselbe eine Uebertretung der Todtenbräuche
gestattete. Es ist Gebrauch unter den hapus eines iwi,
ihre Todten an einem und demselben Begräbnissorte zu
bestatten; so haben sie alle ein Recht auf das„wahi tapu"
und jeder, der das wahi tapu betritt oder daran vorbei-
geht, zieht sich dadurch das Ausfallen sämmtlicher hapus
zu. Nur ein Priester des ersten Ranges (ein ariki) durfte
ein „wahi tapu'' betreten, und bei einem Begräbnisse noch
diejenigen, die der ariki sich zu Begleitern bestimmte, um
die Leiche zu tragen. Einmal jedoch, als ich in Gesell-
schaft von 13 Waikato- und 3 Kawerauhäuptlingen durch
das Gebiet der Kawerau reiste, kamen wir an ein „wahi
tapu" in dem seit vielen Generationen die Gebeine der
Vorfahren der Kawerau bestattet worden waren. Mit der
Genehmigung des Kawerauhäuptlings ging ich allein in
die Hohle, in deren Mitte ein kleines aus Sumpfrohr er-
bautes und mit verschiedenfarbigem Flachs verziertes Haus
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184 Lectures.
stand, in dem die Gebeine der Arikis des Stammes ruh-
ten. In dem Eingange dieses Hauses, das nicht mehr als
fünf Fuss lang und drei breit war, lagen die Gebeine
eines Kindes und daneben ein kleines Canoe : die Knochen
hatten ohne Zweifel einem Ariki-Kinde angehört, dem man
sein Spielzeug, das kleine Canoe, in die lange Ruhe mit-
gegeben hatte. Das Haus enthielt auch Matten in ver-
schiedenen Stadien der Erhaltung, von denen ich jedoch
keine berührte, und neben einem grossen Schädel lag ein
alter Maori-Haifischhaken. In unser Lager zurückgekehrt,
bat ich um die Erlaubniss, das Canoe und den Angel-
haken mitnehmen zu dürfen, was der ariki der Kawerau
auch gestattete; die einzige Bedingung, die er mir dabei
stellte, war die, dass ich während der weitern Dauer un-
serer Reise als letzter Mann in der Marschreihe gehen
und die beiden Gegenstände selber tragen müsse. Hier-
auf bestand er, damit 'nicht die Gotter der Kawerau etwa
die Waikatohäuptlinge todten mochten, wenn sie mit die-
sen Dingen hinter mir hergingen. Auf derselben Reise
fingen wir einen ungewöhnlich grossen, sechs Fuss neun
Zoll langen Aal, und da wir Fremdlinge in dem Ge-
biete der Kawerau waren, wartete ich, bis der Aal gekocht
war, um zu sehen, ob meine Freunde, die Waikatohäupt-
linge, dem Kawerauhäuptling den Tribut des „mana" des
Landes darbringen wiirden. Und zu gehöriger Zeit tha-
ten sie dies auch: es ist nämlich ein stehender Gebrauch,
dass die hapus der Stämme, wenn sie auf einer Fischfang-
expedition sind, jeden Aal von ungewöhnlicher Grosse^
dem Hauptbesitzer des Landes abliefern; die Kopfe aller
Aale aber, die von der Gesellschaft während der Expedi-
tion gegessen worden sind, werden den Besitzern des Lan-
des vorgelegt, auf dem die Aale gefangen wurden; dies
ist ihr „mana" des Landes, und in dem erwähnten Falle
wurde denn auch der Kopf des gekochten Aales zuerst
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Lectures. 185
abgeschnitten und durch einen der Waikatohäuptlinge vor
dem Kawerauhäuptling niedergelegt.
Das nächste Hapu oder kleinere Iwi in dem Tainui-
districte ist das aus neuer Zeit stammende hapu der
Ngatiteata, welche die Ländereien eines alten Tainui hapu,
namens Ngatikahukoka, usurpirt hatten. Kahukoka, ein
Tainuihäuptling, der Führer der Ngatikahukoka, und sein
Volk nahmen das ganze Land von der Südquelle des
Manuka bis zum Waikatoflusse ein: bis zur Zeit der bei-
den Brüder Tamakae und Tamakou waren sie ein zahl-
reiches Volk; der jüngere Bruder todtete den altern und
die Leute des altem ermordeten aus Rache einen Wai-
katoknaben , worauf wieder eine Schar von Waikato-
häuptlingen kam, die ihr pa einnahmen und alle darin
Befindlichen, mit Ausnahme ihrer eigenen Verwandten,
die dem Ngatikahukastamme angehorten , umbrachten.
Zum Lohne ihres Verschontwerdens gaben die Geretteten
ihren Befreiern, den Vorvätern des Ngatitearastammes,
ein grosses Stück Landes am ostlichen Ufer des Waiuku.
Die Empfänger, die Waikato, nahmen von diesem Di-
stricte Besitz und nach und nach bemächtigten sich die
heutigen Ngatiteata mit Gewalt auch der angrenzenden
Ländereien des Kahukokostammes. Obgleich der Ngati-
teatastamm von dem Waikato Ariki Tapaue entsprossen
ist, haben die Waikatohäuptlinge doch kein Mana, Recht,
über den Stamm oder das Land der Ngatiteata, da bei
dem feindlichen Ueberfalle der Waikato durch Ilongi die
Ngatiteata sich diesem letztern in seinem Angriffe auf
Matakitaki, die Veste der Waikato, anschlössen. Und
heutzutage beanspruchen die Waikato von dem Lande,
das die Ngatiteata von den Ngatikahukoko genommen
haben, nichts als ein Wahi tapu unweit der Manuka-
quellen, wo einige der Waikatohäuptlinge bestattet sind.
Doch musste aus einem der Landverkäufe der Ngatiteata
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186 Leotures.
dem Häuptlinge der Waikato eine Summe gezahlt wer-
den, eine Verpflichtung, die sich auf ein Stammesrecht
bezog, das seinerseits wieder auf eine Handlung der
Ngapuhi in dem Kriege Hongi's begründet war: die bei
Waikato gefangenen Häuptlinge wurden nämlich getodtet,
ihre Kopfe aber nach einer Te Kauri genannten Stelle
an dem südlichen Ufer des Manuka gebracht und dort
„wakatahurihuri" (ein abergläubischer Kriegsbrauch der
Maori) ; und auf dieses Land behielt das Volk von Wai-
kato einen tapu- Anspruch, der ihm bei dem Verkaufe
des Grundes und Bodens ausgezahlt wurde. Ausser die-
sen beiden Ansprüchen machen die Waikato kein anderes
Stamniesrecht auf das Ngatiteataland geltend.
In dem Tainuidistricte am Wairoaflusse ist seit langer
Zeit der kleine Stamm der Ngatitai ansässig, der von
seinem Iwi der Ngatitai an der Bay of Plenty hierher
übergesiedelt ist. Dieses kleine liapu ist durch Heirath
mit den Ngatipava Te Akitai und Ngatimaru verwandt,
welche angrenzende Hapus und Iwi sind; dennoch üben
sie das alleinige mana über das von ihnen in Anspruch
genommene Land aus und dabei zahlen sie weder irgend-
einem Häuptlinge Tribut für ihr Land, noch auch haben
sie von allem Lande, über das sie verfügt haben und das
ihnen durch Eroberung zukam, andern Häuptlingen auch
nur einen Theil überlassen. In dem Kriege der Ngapuhi
gegen Mauineina blieben die Ngatitai auf ihrem eigenen
Grund und Boden, und obgleich hier viele von ihnen
durch Hongi getodtet wurden, hielten sie ihre Stellung
am Wairoa fest, auch als die Ngatipoa nach Waikato
flohen. Ein Versuch, das mana ihres Landes zu verletzen,
wurde von ihnen in einer Weise zurückgewiesen, die bei-
nahe zu einer Maorifeindschaft geführt hätte. Ein Canoe
der Ngatimaru schlug nämlich um, als es die Niederlas-
sung der Ngatitai passirte, und da ein Häuptling dabei
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Lectures. 187
ertrank, verlangte der Ngatimaruhäuptling von den Ngati-
tai, dass sie ihre Fisehfanggebiete „rahui" sollten, bis er
das tapu aufheben würde. Da die Zeit des Haifisch-
fatfges gerade begonnen hatte, sandten die Ngatitai eine
Botschaft des Inhalts, „dass sie in dieser Fangzeit keinen
der Burschen mit vielen Zähnen (die Haifische) fan-
gen oder fangen lassen, essen oder essen lassen würden",
dass sie aber nicht länger als einen Monat sich des Ge-
nusses aller andern Fischarten enthalten würden. Es
stand hierbei aber ein Princip auf dem Spiele; denn die
Ngatimaru hatten Anrechte auf ein gewisses Stück Land
erhoben, über welches einer ihrer verstorbenen Ahnherren
(nach einer Schlacht gegen die Ngatipava) getragen wor-
den war, und da dieses Land binnen kurzem bezahlt
werden sollte, wollten die Ngatitai keinen neuen Anspruch
der Ngatimaru zulassen. Wenn die Ngatitai das von den
Ngatimaru geforderte „rahui" aller Fische ohne jene Be-
schränkung zugelassen hätten, so würde bei der Auf-
hebung des Haifisch-Kahui eine Zahlung für die beiden
von den Ngatimaru erhobenen Ansprüche verlangt wor-
den sein.
Was nun den bei Orakei ansässigen Stamm der Nga-
tiwhatua anbetrifft (der ein hapu des grossen Kaipara-
stammes Rorotoa ist), so lässt dieses hapu weder von
dem Waikato-, noch von dem Tainui- oder dem Ngati-
pavastamme irgendein Stammesrecht über sich ausüben.
Dieses hapu entriss seinen District mit Waffengewalt den
Tainui- und Ngatipavastämmen. Die ganzen Fischfang-
gebiete des Waitemataflusses gehören den Ngatiwhatua
und keiner der umwohnenden Stämme würde ohne ihre
Erlaubniss dort fischen ; den ursprünglichen Besitzern des
Districts zahlen sie weder Tribut an Fischen noch andere
Abgaben. Obgleich sie durch Heirath mit den Waikato-
häuptlingen zusammenhängen, verwalten sie ihr ganzes
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188 Lectures.
Land gesondert und unabhängig fiir sich, und geben auch
bei ihren zahlreichen Landverkäufen dön andern Stämmen
keinen Theil des Erloses ab. Und dies war nicht nur in
Bezug auf die ursprünglichen Besitzer ihres Landes der
Fall, sondern sie gestatten selbst dem verwandten Stamme
in Kaipara keine Controle über ihre Verwendung des
Landes, das sie dort in Anspruch nehmen. Und obgleich
sie als ein Theil des verwandten Stammes dasselbe Recht
auf das Land des iwi Te Roroa von Kaipara haben wie
der übrige Theil des iwi, so beanspruchen sie, als die
Nachkommen der Männer, die den Aucklanddistrict er-
oberten, dasselbe allein für sich und mit Ausschluss der
übrigen Roroa.
Die kurz bemessene Zeit eines Vortrages erlaubt mir
nicht, alle Waikatostämme einzeln zu besprechen. Ob-
gleich sie jetzt den sogenannten Tainuidistrict einnehmen,
sind sie doch nicht alle von Tainui- Abstammung, da einige
unter ihnen ihren Ursprung von den Aboriginem Neu-
seelands herleiten, die von den Maori Ngatimokotorea
genannt wurden. Indem ich mir vorbehalte, bei der spä-
tem Besprechung des mana noch einmal auf einige von
ihnen zurückzukommen, gehe ich jetzt zu dem Aotea-
district (in welchem die Rechte der ursprünglichen Be-
sitzer ebenso sehr durch die migratorischen Bewegungen
von Häuptlingen aus andern Theilen Neuseelands, wie
durch Eroberungen verstümmelt worden sind) und zu dem
nächsten, dem Tokomaru- oder dem Districte der New-
Plymouth-Eingeborenen über, die auf Grund ihrer vielfach
verschiedenen Abstammungen von andern Migrationen
ihre Familienfehden mit so bitterm Hasse geführt haben.
Die angrenzenden Migrationen von Mahakourua oder die
Taranaki und Ngatiruanui haben sich von den übrigen
Stämmen gesonderter gehalten; sie sind von wilderer Na-
tur als die andern Eingeborenen und können mit Recht
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Leotures. 189
die einzigen , heute noch auf Neuseeland vorhandenen
Wilden genannt werden: eine leichte Vermischung, die
zwischen ihnen und dem Rangitanevolke der Südinsel, in
welchem das malaiische Element am schärfsten hervor-
tritt, stattgefunden hat, erklärt vielleicht die mit eiqer
gewissen Feigheit verbundene Wildheit dieser Stämme.
Ihr District ist häufig von kriegerischen Scharen über-
schwemmt worden, doch haben sie (mit Ausnahme eines
Theils am südlichen Ende) sich ihr ursprüngliches Gebiet
zu bewahren gewusst; deshalb gibt es unter ihnen auch
nur wenige hapus, die sich von dem iwi unabhängig hal-
ten. In der nächsten Migration von Takitumu aber gibt
es Stämme, die ebenso unabhängig von den ostlich woh-
nenden Ngatikahuhunu, wie von den westlichen Ngati-
ruanui handeln. In dem Port Nicholsondistricte wohnt
ein heute Ngatiraukawa genannter Theil eines Waikato-
stammes. Ein Streit, der zwischen zwei Brüdern in der
Nähe von Maungatantari in Waikato stattfand, veranlasste
den oflPenen Kampf innerhalb des Stammes; die Besiegten
zogen nach Süden, wo sie sich schliesslich in ihrer jetzigen
Heimat niederliessen ; nach der Vertreibung eines Theils
der Ngatikahuhunu üben sie das alleinige Recht eines
Stammes über ihren eigenen District aus und erkennen
keinerlei Stammesrechte der ihnen so nahe verwandten
Waikatphäuptlinge über sich an. In dem Port Nicholson-
districte haben wir die Ngatitoa, die ursprünglich Besitzer
von Kawhia waren, aber nach Siiden zogen und das ganze
Ngatiranuiland einnahmen; als sie danach den grossem
Theil desselben den alten Besitzern wieder zurückgaben,
bedangen sie ^ich einen Tribut vom Stammesrecht oder
mana des Landes (z. B. Kumara und Fische) aus, den
die Ngatiranui ihnen geben sollten und den dieselben auch
regelmässig an Rauparaha ausbezahlten. Die Ngatitoa,
obgleich zu Kawhia gehörig, gestatten dem iwi von Ka-
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190 Lectureß.
whia nicht, irgendein Eeclit über sie auszuüben, sondern
leben in dem Port Nicholsondistricte so unabhängig als
möglich; dagegen übten sie ihrerseits nicht nur das Stam-
mesrecht über einen Theil des Port Nicholsondistricts
aus, sondern fielen auch in die Südinsel ein und machten
sich die damaligen Einwohner der Insel tributär, was
diese auch bis zu der Zeit blieben, wo sie die Insel ver-
kauften. Bei Gelegenheit des mana werde ich noch ein-
mal auf die Ngatitoa zurückkommen; einstweilen gehe ich
zu den Horouta oder dem Volke der Hawke's Bay über,
die, obgleich nur ein iwi, doch in viele hapus getheilt
sind, die von den Häuptlingen anderer hapus oder iwi
ganz unabhängig handeln. Dasselbe kann von den Ein-
geborenen des Ostcaps oder des Ngaiporoudistricts gesagt
und vielleicht auch auf die Bay of Plenty- Eingeborenen
ausgedehnt werden; doch finden sich in Betreff ihrer
hapus einige Verschiedenheiten vor; denn sie sind Ab-
kömmlinge von Weibern, die von den Hawke's Bay- und
Ostcap-Eingeborenen gekommen waren; und aus diesem
Grunde sprechen sie dem iwi, dessen District sie bewoh-
nen und zum Theil in Anspruch nehmen, das Recht ab,
ein Stammesmana über sie auszuüben. Wir kommen nun
zu den Thames-Stämmen, bei deren Besprechung ich in die
Vergangenheit zurückgreifen muss, um einen scheinbaren
Irrthum aufzuklären. Vor der Ankunft von Te Arawa
und Tainui in Neuseeland folgte ein Häuptling, namens
Ruaeo dem Te Arawa, in welchem sein Weib sich befand,
das von dem Arawa-Schiffer geraubt worden war; Ruaeo
landete bei Maketu, wo er mit den Arawa zusammentraf;
nach einem Kampfe zwischen Ruaeo und den Te Arawa-
schiffem gingen Ruaeo und die Seinigen durch das Land
nach Matanjata, den Thames abwärts, und nahmen das
ganze Land bis zum Cap Colville* ein. Die Ngatiawa-
Migration folgte und vertrieb die Ngatihuarere oder die
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Lectures. 191
Ruaeoleute aus dem District; und als dann die Ngatiawa
nach Norden zogen, nahmen Paeko und sein Begleiter
von Ohiwa den District ein. Auch dieses Volk wurde
von den Nachkommen eines Weibes, namens Upokotioa
aus Turanga, vertrieben; dieselben theilten sich in die
hapus Te Tuhuke, Ngatihako, Ngatimarama und Ngati-
katarake — das iwi hiess Upokotioa. Hotunui von Ka-
whia war der Stammvater von Paoa, der zum Thames
zurückwanderte und den Ngatipavastamm begründete.
Maratuahu, der Sohn Hotonui's, war der Begründer der
Ngatimaru, von denen die Ngatitamatera und Ngatiwha-
naunga Unterabtheilungen sind. Die Ngatipava üben das
alleinige Stammesrecht über ihr Gebiet in dem Thames
aus, ohne von den Waikato oder irgendeinem andern
Stamme abhängig zu sein; ebenso sind auch die Unter-
abtheilungen Ngatitamatera und Ngatiwhanaunga in Bezug
auf die Stammesrechte ihres eigenen Landes ebenso un-
abhängig voneinander wie von den Ngatipaoa.
Nachdem ich in Vorstehendem die Stammesrechte eines
jeden iwi angegeben habe, werde ich nunmehr zu den
Stammesrechten des Volkes in Bezug auf individuelle An-
sprüche auf Landbesitz übergehen und dabei natürlich zu-
erst die der obersten Häuptlinge besprechen; ich nehme
die iwis wieder in ders.elben Reihenfolge vor, die ich bei
der Besprechung ihrer Stammesrechte befolgt habe, und
beginne deshalb mit denNgapuhi, um dann an der West-
küste hinabzugehen. Die Ngapuhi oder die Eingeborenen
des nördlichsten Theiles der Insel sollen, durch ihren län-
gern Vejkehr mit Europäern, in Bezug auf die Stammes-
rechte grösserer und kleinerer Häuptlinge ihren Lands-
leuten am wenigsten ähnlich sein: aber gerade die That-
sache, dass sie mehr Land verkauft haben (soweit als
dies nämlich die Zahl der Landansprüche betrifft, die so
isolirt und von so vielen verschiedenen hapus verkauft
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192 Lectures.
worden sind), ist der beste Beweis für die „seigneurialeu"
Rechte der obersten Häuptlinge über den ganzen Stamm
oder selbst über einen Theil des Stammes oder ein „hapu".
Die Eingeborenen am Nordcap oder die Rarawa und Au-
pouristämme sind ein Zweig des Mamari- oder Ngapuhi-
volkes, und werden von dem alten Häuptlinge Morenga
geführt: dieser alte Häuptling nun hat bei keinem der
Land verkaufe auch nur den geringsten Antheil gehabt;
dagegen hat ein anderer untergeordneter Häuptling des-
selben Stammes (Panakateao) in grossartigem Maassstabe
verkauft, und zwar noch zu der Zeit, wo der alte Häupt-
ling Te Morenga die volle Gewalt hatte. Dies bezieht
sich indessen nur auf die Rarawa von Kaitaia; denn es
gab noch eine andere Abtheilung dieses Stammes bei dem
Whangape, die von Te Pukeroa und Papahia geführt wurde,
von denen der erstere nicht einen Zoll breit Landes ver-
kaufte, während Papahia auch nur bei zweien der vielen
von seinem Stamme unternommenen Landverkäufe betheiligt
war. In Hckianga wieder sitzt eine andere Abtheilung
dieses Stammes, deren Häuptling Moetara war ; er verkaufte
zwei Landcomplexe, that dies aber nicht in seiner Eigen-
schaft als Häuptling des Stammes, da er nur auf einen
kleinen Theil von jedem der verkauften Grundstücke An-
sprüche hatte. Diese Häuptlinge übten (obgleich sie zu
demselben Stamme oder iwi gehörten) doch keinerlei Recht
über ihre gegenseitigen Ländereien aus; denn das Land
des Districtes, in dem jeder von ihnen wohnte, stand unter
ihrer eigenen Controle. Bei dem Verkaufe eines gewissen
Grundstückes in Kaitaia, auf welches Papahia von Hoki-
anga einen Anspruch besass, erhielt derselbe einen kleinen
Theil des Erloses ausgezahlt; die andern Häuptlinge des
Hokiangastammes aber erhielten nichts. Ebenso erhielten
auch bei den von Moetara ausgeführten Verkäufen weder
Papahia noch einer der andern eine Zahlung, dagegen
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Lecture. 193
erhielt aus einem von Papahia^s Verkäufen Moetara als Be-
sitzer eines Anspruches eine Zahlung. Der ariki des Hi-
kutustammes, ebenfalls eines hapu der Ngapuhi, ist Moe-
hau ; aus allen Landverkäufen dieses hapu erhielt Moehau
nur aus einem einen Theil des Erlöses, während bei meh-
reren derselben untergeordnete Häuptlinge der Barawa
für ihre Ansprüche ausgezahlt wurden. Die Ngairupoto
(deren ariki Whatiia war) verkauften Land, auf welches
Thawai, der Häuptling von Te Mahurehure einen Anspruch
besass; derselbe erhielt einen Theil des Erloses; der „Ariki"
von Te Mahurehure (Moka) aber hatte keinen Antheil
daran. Eine Anzahl von Mahurehure (deren Häuptling
Tawai ist) besassen nicht nur Ansprüche auf den District,
den sie bewohnten, sondern auch auf noch andere (mit
Ausschluss ihres Führers Tawhai und mehrerer anderer
Häuptlinge); sie verkauften diese Ansprüche und nahmen
den ganzen Erlös dafür ein. Aber bei einem der Land-
verkäufe der Rarawa (oder der Abtheilung, des „hapu"
derselben, die Te Patu genannt wurde), der ein Stück
Landes bei Monganui betraf, erhielt der Hokiangahäupt-
ling Tawhai, der einen Anspruch darauf besass, einen
Theil des Erloses. Das Hapu Te ürekapana verkaufte
ein Stück Landes in seinem eigenen District, imd ein
untergeordneter Häuptling der Mahurehure namens Tiro,
der einen Anspruch darauf besass, erhielt einen Theil des
Kaufpreises, während keinem der Häuptlinge oder „ariki"
von Te Mahurehure etwas davon ausgezahlt wurde. Die
Ngaitupoto verkauften etwas Land in ihrem eigenen Di-
strict, und Tahua, ein Häuptling in dem Popotostamme,
erhielt als Anspruchbesitzer, nicht aber als „ariki",
einen Theil des Erloses. In dem Waimatedistrict ver-
kauften die Ngatitautahi Land und Netana, ein unterge-
ordneter Häuptling der Ngatikaihoro, die ein hapu der
Mahurehure ausmachten, erhielt als Besitzer eines An-
Bastiak. 13
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194 Leoture.
Spruches einen Theil des Erloses; und ebenso erhielt, als
die Ngatimatakiri in dem Waimatedistrict Land verkauf-
ten, der „Ariki" der Popoto als Besitzer eines Anspruchs
einen Theil der Zahlung, während kein anderer aus dem
Popotostamm etwas ausgezahlt bekam. DieTawahai von
Wh^ngaroa verkauften ein Stück Landes, und der „Ariki"
der Hikutu an der Bay of Islands, der einen Anspruch
darauf besass, erhielt einen Theil der Zahlung. Die Nga-
tiuri von Whaingaroa verkauften Land, und Häuptlinge
der Ngatirehia und Hikitu der Bai erhielten als Besitzer
von Ansprüchen einen Theil des Erloses; die „Ariki'' die-
ser hapus aber erhielten nichts. Die Ngaitawake verkauf-
ten Land an der Bai und Wi Han von den Ngatiwhiu
(in Waimate) erhielt als Besitzer eines Anspruchs einen
Theil der Kaufsumme. Die Hikutu in Ngunguru verkauf-
ten Land, und Häuptlinge der Ngatihau in Hokianga er-
hielten als Anspruchsbesitzer einen Theil des Erloses. Die
Leute des Urikopura-hapu leben in ihrem eigenen District
an der Grenze des Patudistricts, trotzdem verkauften
fünf untergeordnete Häuptlinge der Urikopura einen Com-
plex von Grundstücken, der in der Mitte des Districts
der Mahurehure lag und weder erhielten die „Ariki" ihres
eigenen Stammes, noch auch die „Ariki" oder das Volk
der Mahurehure auch nur den geringsten Theil des Er-
löses aus diesem Verkaufe. Diese Beispiele aus dem
Ngapuhi iwi werden genügen, um zu beweisen, dass das
Oberhaupt oder der Ariki der Ngapuhik ein oberherrliches
Recht über das Land des iwi besitzt, sondern dass es
überhaupt keinen ariki in allen hapus *gibt, der dieses
Recht besässe; denn die angeführten Beispiele beweisen
zur Genüge, dass einzelne Mitglieder eines hapu ohne
Rücksicht auf ihre Genossen über Landbesitz verfügen
können und dass auch Angehörige verschiedener hapus
sich verbinden und gemeinschaftlich über Ländereien dis-
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Lecture. 195
poniren können, gerade als ob sie zu einem hapu gehor-
ten. Und daneben sehen wir auch, dass in gar vielen
Fällen untergeordnete Häuptlinge einen Theil des Erloses
für gewisse Ländereien erhalten, die von Mitgliedern eines
andern hapu verkauft worden sind, während doch dem
ariki in dem hapu jener Häuptlinge kein Antheil davon
gegeben wird ; und ebenso kommt es vor, dass die unter-
geordneten Häuptlinge eines weitabgelegenen hapu über
Land disponiren können, das ihnen gehört, das aber in
dem Gebiete eines andern hapu belegen ist, ohne dass sie
dazu der Erlaubniss ihres eigenen ariki oder der des ariki,
in dessen District das Verkaufsobject liegt, bedürften.
Ich gehe jetzt zu dem Kaiparadistrict über (zu der Ma-
huhu-Migration), in dem bis vor kurzer Zeit nur wenig
Land an Europäer verkauft worden ist. Ich erwähne bei
dieser Gelegenheit zugleich die weitverbreitete Annahme,
dass durch den Verkehr mit den Europäern die alten
Sitten und Gebräuche der Maori (und zwar vornehmlich
die auf die Macht der Häuptlinge und auf die Landver-
hältnisse bezüglichen) wesentliche Veränderungen erlitten
hätten: wenn man aber die Geschichte des Volkes und
seiner Kriege, die so oft lediglich aus Streitigkeiten über
Landansprüche entstanden, näher betrachtet, so erscheint
es fast wunderbar, wie jene Annahme sich überhaupt ver-
breiten konnte. Die Geschichte ihrer Ansprüche, ihre
täglichen Beschäftigungen, die sie immer wieder ihr gan-
zes Gebiet durchstreifen Hessen; das gänzliche Fehlen
aller schriftlichen Berichte; die fortwährende Vergegen-
wärtigung der Heldenthaten, die ihre Väter zum Schutze
ihres Landes vollbracht hatten: alles dieses zusammenge-
nommen, Hess bis zum Jahre 1840 trotz des Verkehrs mit
den Europäern keinerlei Veränderungen oder Neuerungen
in den auf die Landbesitzverhältnisse bezüglichen alten
Maoribräuchen aufkommen. Ich habe deshalb meine Bei-
13*
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196 Leoture.
spiele von Landverkäufen der Eingeborenen alle aus der
Zeit vor der Besitznahme Neuseelands durch die britische
Regierung (1840) gewählt, und es ist ersichtlich, dass jene
Annahme einer Veränderung nicht wohl auf diese von mir
angeführten Fälle begründet werden kann. Der Häupt-
ling Paikea ist der „ariki" des Roroa- oder üriohaustam-
mes in dem Kaiparadistrict; dennoch ist er nur Zeuge
(nicht Haupttheilnehmer) bei dem Verkaufe eines Grund-
stücks durch Ngaukora, einen untergeordneten Häuptling
des Stammes. In dem District aber, dessen „ariki" Pai-
kea ist, und zwar nur vier Miles von seinem Hauptwohn-
sitze entfernt, verkauften Parore und andere untergeord-
nete Häuptlinge eines entfernten Stammes (der Ngaitawake)
ein Stück Landes, aus dessen Erlös Paikea und sein Stamm
keinen Antheil erhielten; und noch mehr: Tirarau, der
„ariki" des Ngaitawake hapu in Kaipara, war Zeuge
bei diesem Verkaufe, in dem untergeordnete Häuptlinge,
seines Stammes die Verkäufer waren. In einem andern
Falle waren die beiden „arikis" Paikea und Tirarau die
alleinigen Verkäufer eines Grundstückes, und noch ein
anderes mal verkaufte Paikea ein Stück Landes und Ti-
rarau fungirte als Zeuge bei diesem Verkaufe.
Ich gehe jetzt zu dem nächsten Gegenstande, dem
„Mana" über. Ehe ich dasselbe jedoch bespreche, muss
ich den Sinn des Wortes durch einige Beispiele seines
Gebrauches näher bezeichnen. Das Wort „mana" hat
viele verschiedene Bedeutungen. Es bedeutet 1) „er-
füllen", wie in dem folgenden Satze: „Ka mana taku
kupu i au" (ich will mein Versprechen erfüllen) ; 2) „mäch-
tig", z. B. „He karakia mana" (ein mächtiger Zauber);
3) „wirksam", z. B. „He kupu mana tana kupu" (das
Wort ist wirksam); 4) „gewährt", z. B. „Ekore to tono
e whakamana" (dein Gesuch wird gewährt werden);
5) „unterstützen", z. B. „Mawai e mana ai tau kupu"
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Leotnre. 197
(wer wird dich unterstützen, damit dein Wort wirksam
sei?). In der Form „manaki", d. h. in seiner Zusammen-
setzung mit der Präposition ki (zu), hat das Wort andere
Bedeutungen; so heisst es einmal „annehmbar", z. B. „E
köre ahau e manakatia mai e ratou" (ich werde ihnen
nicht annehmbar sein); ein anderes mal aber „gern ha-
ben", z. B. „Ekore aia e manaki mai ki au" (er wird
mich nicht gern haben). Eine noch andere Form nimmt
das Wort an, wenn die Präposition ko (zu) als Affix
mit ihm verbunden wird; es bedeutet dann „Verlangen",
z. B. „Kahore aku manako atu" (ich habe kein Verlan-
gen). Wird das Wort tunga (d. h. eine geheime Gabe,
deren Zweck oder Grund ihrer Verleihung dem Empfän-
ger allein bekannt ist) dem Worte „mana" als Affix zu-
gefügt, so haben wir „manatunga" oder Andenken; wird
das Nomen des Kaumes, wa, als Affix angehängt, so ha-
ben wir „manawa" oder „Athem". In der Zusammen-
setzung mit „nui" (gross) wird es „manawanui" oder
Tapferkeit; die Zusammensetzung des Verbums „popore"
mit manawa (Athem) gibt „manawa-popore", d. h. Gier,
Verlangen, Reue, Besorgniss. Man sieht also, dass mana
in seinen zahlreichen Bedeutungen nichts mehr und nichts
weniger bezeichnet als jenes un beherrschbare Etwas: den
Sinn des Menschen. Ich gehe jetzt zu dem „mana" eines
Häuptlings oder Priesters über. Das „mana" eines Maori-
priesters ist begrenzt und erstreckt sich nur auf Ange-
legenheiten, in denen die Einmischung der Gotter erkannt
werden kann, wie bei den vielen internen Einrichtungen
des Stammes, in Kriegszeiten oder bei besonders wich-
tigen Thätigkeiten des Ackerbaues. Im Kriege (wenn der
Stamm sich zu Feindseligkeiten entschlossen hat) zeigt
sich das „mana" des Priesters in der Leitung einer jeden
Bewegung des Stammes, und diese Leitung erstreckt sich
nicht nur auf seinen eigenen Stamm oder das hapu, zu
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198 Leoture.
dem er vielleicht gehört, sondern über die Männer aller
andern Stämme , die sich mit jenem verbinden ; seinen
Befehlen wird aber nur so lange, als der Krieg dauert,
Folge geleistet. Ich führe hier einige Beispiele an. Wenn
Hongi auf seinen Kriegszügen seine Scharen zum Anhal-
ten bringen wollte, theilte er diesen Wunsch dem alten
Priester seiner Expedition, Te Kemara, mit, der dann
einen Mann bis an irgendeine bestimmte Stelle voran-
sandte, wo derselbe das Gewand des Priesters als Halt-
signal niederlegen musste, und diesem Zeichen wurde stets
Achtung und Gehorsam erwiesen. In den Kriegen des
Te Waka Nene leitete ein alter Priester, Te Ngau, alle
Bewegungen des Heeres. Als einmal unter Waka's Leu-
ten Mangel an Lebensmitteln entstand, beschloss man,
eine Abtheilung von Kriegern zum Fourragiren auszu-
senden. Da bei einer derartigen Expedition, wo es galt,
Lebensmittel aus dem Lager des Feindes oder aus seiner
nächsten Umgebung zu rauben, sich gute Gelegenheit zu
Beweisen der Tapferkeit bot, wünschten alle, sich daran
zu betheiligen; aber nachdem der alte Priester sich auf
kurze Zeit in das Gehölz bei dem pa zurückgezogen hatte,
um durch den Niu das Omen zu befragen, kehrte er zurück
und nannte diejenigen, die ausziehen sollten: seinem Be-
fehle wurde Folge geleistet, und obgleich auf den Ge-
sichtern derer, die ausgeschlossen blieben, Unzufriedenheit
zu lesen war, Hess sich doch kein Murren hören; denn
des Priesters Wort war „mana." Ich sagte oben schon,
dass nur da, wo der Einfluss der Gotter angenommen
werden konnte, der Ausspruch des Priesters für „mana'^
galt und demgemäss befolgt wurde; das Entgegengesetzte
fand aber statt, wenn sein Befehl einen persönlichen Wunsch
und Willen und kein Omen der Götter ausdrückte. Ein
Beispiel wird dies beweisen: Der Ariki und Priester von
Ngatiawa in Taranaki that am Vorabende einer Schlacht
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Lecture. 199
zwischen jenem Stamme und dem Stamme der Taranaki
eine verächtliche Aeusserung gegen ein ,,hapu^^ seines
eigenen Volkes, indem er sagte: „Wer hätte je gedacht,
dass Leute, die mit einer Angelruthe fischen, in der
Schlacht tapfer sein könnten? (Der Priester Te Rakino,
sprach diese Beleidigung gegen das hapu des Häuptlings
Korotiwha aus.) Als nun die Schlacht stattfand und der
Kampf am heftigsten tobte, hielt Korotiwha mitten im
heissesten Gefechte seinen Speer hoch empor und rief
seinem hapu zu : „Meine Söhne, das Zeichen des Blutes^' ;
und als seine Leute dieses Signal vernahmen, zogen sie
sich sogleich alle aus dem Kampfe zurück. Rakino und
die Seinen wurden nun von den Taranaki hart bedrängt
und ihre Haufen in Verwirrung gebracht, bis endlich
Korotiwha die Schlacht durch einen neuen Angriff ent-
schied und den Sieg errang. Dies zeigte, dass das „mana^^
eines Priesters nur so weit geht, als er der Vermittler
zwischen den Göttern und dem Stamm ist. Neben diesem
mana in Kriegszeiten übt der Priester, als ariki von Ge-
burt, auch, wie oben erwähnt, zu bestimmten andern Zei-
ten ein gewisses „mana^^ aus; bei allen landwirthschafb-
lichen Thätigkeiten z. B. ist es sein Vorrecht, zu bestim-
men, wann das tapu beginnen soll (wann die Frucht in
die Erde gebracht werden muss) und wann es wieder auf-
zuheben ist; wann kein Canoe in der Gegend, wo das
Volk den Boden bestellt, flussaufwärts oder -abwärts
fahren darf und wie lange diese Beschränkung dauern
soll; auf seine Fürbitte gestatten die Götter auch nur,
dass von den Personen, die einen Leichnam berührt
haben, das tapu genommen werden darf. Seine Nahrung,
Kleidung, Haus und alle Dinge, die ihm gehören, sind
geheiligt oder tapu, und sein „mana^^ wohnt ihnen inne:
werden sie von einem ans dem Volke berührt, so wird
dieses Mana oder der Einfluss der Götter (den das
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200 Lecture.
Wort „mana*^ in Bezug auf dieselben bezeichnet) den Tod
jenes Menseben veranlassen. So war es der Einfluss der
Gotter, oder die abergläubische Furcht, mit der das Volk
sie betrachtete, und nicht menschlicher Einfluss, der dem
Priester das mana verlieh, eine Thatsache, die ich so-
gleich bei der Besprechung des „Ariki" oder Häuptlings-
mana in den Angelegenheiten des alltäglichen Lebens
näher veranschaulichen werde. 1) Erbliches mana, seine
Ausdehnung, und durch welche Ursachen verkürzt. —
2) Die Dictatur eines Stammes, von einem unbedeuten-
dem Häuptling desselben oder gar von einem Mitgliede
eines andern Stammes übernommen; wodurch erworben,
und in welchem Umfange von dem Stamme gestattet. —
Das mana eines ariki oder Häuptlings wurde nie von sei-
nem eigenen Volke oder angrenzenden Stämmen bestritten,
wenn dasselbe für besondere Zwecke ausgeübt wurde. E^
stand in seiner Macht als ariki, zu bestimmen, wann die
Sistirung des Haifischfanges aufgehoben werden sollte. £r
durfte auch entscheiden, wann die Zeit des Rattenfangens
beginnen sollte. Er hatte das Recht, darüber zu bestim-
men, wann und wo ein Leichnam zu begraben war; wann
derselbe wieder ausgegraben und vor seiner schliesslichen
Bestattung dem Volke gezeigt werden, und auch wo er
seinen letzten Ruheplatz finden soUte. Da die Ceremonien
für die Verstorbenen ungemein viel Arbeit veranlassen,
z. B. schon durch die Beschaffung der Speisen für die
zum Hahunga geladenen Stänmie, so lässt sich wohl an-
nehmen, dass der ariki der höchste Regierer des Volkes
und dass sein Wort Gesetz ist in Bezug auf die Todten-
ceremonien. Da die Gotter in unmittelbarem Zusammen-
hange mit den Todten und den für dieselben anzustellen-
den Ceremonien stehen sollen, herrscht auch der Glaube,
dass, wenn nicht der ganze abergläubische Maori-Ritns
nach dem alten Brauche ausgeführt werden würde, die
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Lecture. 201
Gotter den Stamm verfluchen würden: so gilt auch der
Gehorsam gegen den ariki nicht seinem eigenen person-
lichen Einfluss. Wünscht ein ariki einen Gegenstand zu
besitzen, der einer andern Person gehört, so braucht er
denselben nur mit dem Namen irgendeines Theils seines
eigenen Körpers zu bezeichnen, wodurch der Eigenthümer
gezwungen wird, ihm den Gegenstand zum Geschenke zu
machen. Doch geschieht auch dieses nicht um seines
Ranges willen, sondern lediglich aus Bücksicht auf seinen
Zusammenhang mit den Göttern; die Benennung des ge-
wünschten Gegenstandes nach einem Theile seines Körpers
(welcher letztere ja die Wohnung der Götter ist) erlaubt
dem Eigenthümer nicht, ihn zu behalten; nur der ariki
darf, nachdem er den Gegenstand einmal so benannt hat,
denselben gebrauchen oder gebrauchen lassen, ohne den
Zorn der Götter auf sich zu laden. Doch endigt eine
derartige Handlung nicht etwa in einer Schenkung; wenn
der ariki dem Eigenthümer, oder nach ihm seinem Sohne,
nicht den doppelten Preis des so erlangten Besitzthumes
bezahlt, wird er von dem Volke mit Widerwillen be-
trachtet, und verliert den persönlichen Einfluss, den er
vielleicht über dasselbe gehabt hat. Dies führt mich zu
dem nächsten Punkte meiner Erklärung, zu den Ursachen
nämlich, durch welche ein ariki seine persönliche Macht
verlieren kann. Aus dem Ebengesagten geht hervor, dass
er sich durch Habgier schaden wird, und ebenso thut er
dies durch einen Mangel an Gastfreiheit, durch zu
strenge Behandlung seiner Sklaven und durch ein schlech-
tes Gedächtniss für die Geschichte der Vergangenheit
und Mythologie; dasjenige aber, was den ariki unfehlbar
von aller Macht über das Volk ausschliesst, ist Mangel
an Verstand. Ist ein Häuptling oder ariki geschwätzig
oder zu bombastischen Reden geneigt, so steht er bei dem
Volke nur in geringem ' Ansehen , deshalb ist 'eine er-
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202 Lecture.
künstelte Schweigsamkeit Regel für jeden Häuptling.
Besitzt ein ariki aber auch die grossten geistigen Fähig-
keiten, so wird das Volk sich doch nicht von ihm führen
lassen oder auf seinen Rath hören, sobald er sich an
fremdem Eigenthum vergreift. In Bezug auf andere Punkte
aber hält sein mana auch gegen alle diese Hindernisse
Stand; ist ein solcher ariki z. B. mit zwei Stämmen ver-
wandt, die miteinander Krieg führen, so kann er durch
seine Vermittelung bei ihnen beiden einen Frieden zu
Stande bringen. Doch ist es auch hier wieder nicht per-
sönliches Mana, was den Weg zum Frieden bahnt, son-
dern seine Verwandtschaft mit den kriegführenden Par-
teien, und der Einfluss der Gotter, der ihm als Ariki
innewohnt. Natürlich sind dies nicht die einzigen Motive
in der Sache. Die Maori sind von Natur kein krieg-
Hebendes Volk (obgleich sie, wann sie einmal im Kriege
sind, meist aus Stolz sich nicht entschliessen können,
Frieden zu wünschen und dahinzielende Bedingungen zu
stellen), und so kann ein Ariki, der mit den beiden strei-
tenden Parteien verwandt ist, am besten jeder derselben
Friedensvorschläge machen, ohne doch ihre Maori-Ehre
zu beleidigen ; hier wird das Mana eines Ariki angenommen,
aber nicht auf Grund seiner persönlichen Macht oder
Gewalt.
Hieraus geht also hervor, dass die Macht, die ein
Ariki oder Häuptling vielleicht ausübt, von dem Volke
bewilligt wird, und ihm nicht etwa durch Geburtsrecht
zukommt. Ich führe einige Beispiele hierfür an, erwähne
jedoch zunächst, dass die Stellung eines ariki in Friedens-
zeiten kaum durch etwas anderes sich von derjenigen der
untergeordneten Häuptlinge unterscheidet, als dadurch,
dass er seine Mahlzeiten für sich allein einnimmt, dass
sein Haus nicht durch das Hineinbringen von Speisen
entweiht; das Feuer, an dem er sitzt, nicht zum Kochen
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Leoture. 203
benutzt werden darf, was alles die Gotter beleidigen
würde. Wenn es ihm gefällt, arbeitet er mit dem Volke
auf dem Felde; gewohnlich aber ist er nur Aufseher bei
der Arbeit, und erhält bei der Ernte einen Theil des
Ertrages. Aus dieser letztern Angabe darf man nicht
schliessen, dass der Ernteertrag eines kleinern Stammes
oder hapu etwa nicht Gemeingut wäre: im Gegentheilj die
ganzen Producte eines hapu werden zusammen aufgespei-
chert, und die in einer Niederlassung zubereiteten Speisen
bilden ein gemeinsames Mahl, an dem das ganze hapu
theilnimmt; bei diesem erhält dann der ariki, als solcher,
seinen Antheil fertig zubereitet. Kommen innerhalb des
Stammes Streitigkeiten vor, so kann ein untergeordneter
Häuptling der Meinung eines ariki Trotz bieten und nach
eigenem Gutbefinden handeln. In einem derartigen Falle
hatte Ngtu ein untergeordneter Häuptling aus dem Stamme
des Waka Nene, einen Streit mit einem andern Mitgliede
desselben Stammes, infolge dessen er seinem Widersacher
ein Pferd wegnahm. Waka trat dazwischen und schickte
einen Boten, der das Pferd zurückbringen sollte, der aber
von Ngahu durch die Frage beleidigt wurde, „was denn
Waka mit der Sache zu thun habe?" Waka wusste wohl,
dass er keine Gewalt brauchen dürfe, und deshalb sandte
er als ariki sein eigenes Pferd an Ngahu, mit der Bestel-
lung, dass, „wenn Ngahu wirklich ein Pferd zu besitzen
wünsche und die Gelegenheit dieses Streites nur benutzt
habe, um sich eins zu verschaffen, er doch das Pferd
seines Gegners zurücksenden und lieber dieses behalten
möge." Da diese Botschaft eine Beleidigung in sich
schloss, leistete Ngahu, dessen Stolz beleidigt war, ihr
nicht Folge, sondern sandte beide Pferde zurück. Die
Thatsache, dass der ariki oder Häuptling keine gebietende
Macht über seinen Stamm besitzt, wird auch durch einen
alten Gebrauch der Maori bewiesen. Wenn vor alters
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204 Leoture.
in Kriegszeiten eine Stammesabtheilung einen Angriff er-
wartete und den Beistand der andern Theile des Stammes
nothig hatte, sandte der ariki denselben nicht etwa einen
Befehl zu, sondern theilte ihnen seinen Wunsch nach
Unterstützung nur durch ein Zeichen mit, das ngakau ge-
nannt wurde, und je nach der Grosse der drohenden Ge-
fahr verschieden war; ebenso wurde, wenn ein Hapu oder
Stammestheil Rache für einen alten Schimpf nehmen wollte
ein Zeichen an die andern Stammestheilc gesandt, um
diese zum Beistande aufzufordern. Es war dies kein Be-
fehl. Das Zeichen wurde ohne Begleitworte gesandt, der
Häuptling, der es erhielt, that keine Frage: so stand es
in dem Belieben des Empfängers, der dadurch angedeute-
ten Aufforderung nachzukommen oder auch nicht. Ein
derartiger Fall trug sich im Jahre 1838 zu, als in der
Bay of Islands ein Maori-Krieg wüthete, an dem Kawiti,
der Ariki von Ngatihine theilnahm. Dieser sandte ein
Ngakau an Mate, einen Häuptling desselben Stammes, der
damals gerade in Kaipara wohnte, doch wurde seiner Auf-
forderung nicht Folge geleistet. Wäre wirklich (wie ja
vielfach angenommen wird) ein Häuptling in seinem
Stamme Oberherrscher gewesen, so würde ein derartiger
Gebrauch nicht durch viele Generationen bestehen haben
können. Der Gebrauch selber ist eine hinreichende Wider-
legung der Annahme, dass der Häuptling die Oberhoheit
über seinen Stamm habe. Es kann nun vielleicht einge-
wendet werden, dass dieses ein vereinzelter Fall gewesen
sei, und deshalb führe ich noch ein zweites Beispiel an,
wo nicht nur die Hapus eines Stammes, sondern der ganze
Stamm und alle seine Häuptlinge sich weigerten, der
Aufforderung des Ariki nachzukommen. Wie schon oben
gesagt, ist der Ariki eines Stammes (als Priester) der
oberste Befehlshaber in Kriegszeiten, wenn seine Befehle
in den Augen des Volkes wie Befehle der Gotter er-
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Leoture. 205
scheinen; als aber im Jahre 1822 der ganze Ngapuhi iwi
unter der Anführung Hongi^s einen Angriff auf die Feste
des Thames-Stammes (Ngatipaoa) unternahm, entstand ein
Streit über die beste Art, das Pa anzugreifen, der schliess-
lich zu einer Trennung der Ngapuhi führte; vier oder
fünf von den Hapus zogen sich zurück und betheiligten
sich nicht an dem Angriffe auf diesen Platz; nach der
Schlacht verbanden sie sich wieder mit den andern, mit
denen sie gemeinsam die weitern Angriffe auf die Waikato
ausführten.
Ich habe schon gesagt, dass ein untergeordneter Häupt-
ling eines Stammes oder selbst ein Mitglied eines andern
Stammes die Dictatur übernehmen kann; denn wenn auch
die Eingeborenen den Nachkommen ihrer Aristokratie
grossen Einfiuss gestatten und viele Ehrfurcht erweisen,
so kann doch, wenn diese Macht nicht von Klugheit und
Tapferkeit begleitet ist, der ariki eines Stammes oder
Häuptlings eines hapu durch einen niedern Häuptling er-
setzt werden, wie dies bei dem ariki der Ngatiraukawa
der Fall war, auf den Te Rauparaha folgte. Te Raupa^
raha war nicht von Häuptlingsrange, d. h. er war der
Nachkomme eines Jüngern Zweiges der ariki-Familie von
Tainui, und da seine Vorfahren Heirathen mit niedern
Häuptlingen und Frauen aus andern Stämmen geschlossen
hatten , nahm er durch seine Geburt keine einflussreiche
Stellung ein. Als aber der oberste Häuptling der Ngati-
raukawa (Hape ki Tuarangi) auf dem Todtenbette lag und
der ganze Stamm um ihn versammelt war, fragte der alte
Häuptling (der seinerzeit ein berühmter Krieger gewesen
war) ob sein Nachfolger im Stande sein werde, in seine
Fusstapfen zu treten, sein Volk zu weitern Siegen zu
führen und so die Ehre des Stammes aufrecht zu erhalten.
Er richtete diese Frage an alle seine Sohne, erhielt aber
keine Antwort von ihnen. Da erhob sich Te Rauparaha
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206 Lecture.
aus der Mitte der niedern Häuptlinge und des Volkes,
die in einiger Entfernung von dem kranken Oberhaupt«
und den Häuptlingen hohen Banges sassen, und sprach:
„Ich bin im Stande, in deine Fusstapfen zu treten und
sogar das zu thun, was du nicht thun konntest." Da er
der einzige war, der Hape's Frage beantwortete, erkannte
der ganze Stamm ihn als Führer an, und von daher
schrieb sich der Einfluss, den er bis an sein Lebensende
bewahrte. Te Paraha war ein Mann von grossen geistigen
Fähigkeiten (für einen Eingeborenen) und wurde als An-
führer einer Kriegsschar selbst nicht von dem berühmten
Hongi übertroffen; deshalb darf man jedoch nicht voraus-
setzen, dass der gewisse Einfluss oder das „mana^^, das
er durch seine geistige Ueberlegenheit erwarb, ihm die
Macht verliehen hätte, irgendetwas „tapu" zu machen;
sein mana ging nur so weit, als sein mächtiger Schutz
und Rath gebraucht wurde; der Ngatiraukawa-Ariki und
der Ngatitoa-Ariki behielten noch ihre Macht bei, alles
„tapu" zu machen und vom „tapu" zu befreien, wie ich
an dem Beispiele Ariki eines Ngapuhi-hapu näher darthun
werde. Derselbe, der Manu hiess, war Ariki der Ngati-
kaihoro, da er sich aber einen Diebstahl hatte zu Schul-
den kommen lassen, hatte er, mit Ausnahme des tapu,
seine ganze Macht über das Volk verloren; sein Neffe
(der Sohn seiner Schwester) übernahm die Führerschaft
des hapu; es trug sich nun zu, dass das hapu ein gewisses
Stück Landes für seinen Ackerbau gebrauchte. Die darauf
bezügliche Bestimmung wurde auch von dem Führer ge-
geben, doch konnte derselbe nicht mehr thun, als eben
seinen Wunsch aussprechen, und das Land konnte nicht
eher in Benutzung genommen werden, als bis es n o a ge-
macht oder das „tapu" durch einen ariki davongenom-
men war. Trotzdem Manu, der ariki, dagegen war, ent-
fernte er auf die vereinten Bitten des Volkes das „tapu"
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Lecture. 207
doch durch Beschwörungen und Zauber, und nun konnte
das Land von dem Volke eingenommen werden. Aus
diesem Beispiele geht aber zweierlei hervor: nämlich, dass
das Volk nicht nur seinen Gehorsam auf eine andere Per-
sönlichkeit, die nicht „ariki" durch Geburt ist, übertragen
kann; sondern dass es sogar durch vereinte Forderungen
seinen ariki zur Vollziehung einer Handlung zwingen kann,
mit welcher derselbe nicht einverstanden ist. Die Bedeu-
tung, welche Europäer dem Worte „Häuptling" beizulegen
pflegen, führt zu falschen Schlüssen in Bezug auf die
Anwendung dieses Titels für einen Neuseeländer, oder,
mit andern Worten: Europäer setzen bei den Häuptlingen
der Maori-Stämme mehr Macht voraus, als dieselben nach
ihren eigenen Angaben besitzen. Ich kann zuversichtlich
sagen, dass es in Neuseeland nie einen Häuptling gegeben
hat oder noch gibt, der auch nur einem Mitgliede seines
Stammes (mit Ausnahme der Sklaven) gebieten kann.
Ungestraft widersetzen sich die Angehörigen des Stam-
mes den- Befehlen eines Häuptlings. Und weiter kann ich
sagen, dass es keinen Häuptling oder Ariki eines Stammes
gibt, oder selbst alle Häuptlinge und Arikis irgendeines
Iwi zusammengenommen, die gemeinsam eine Garantie
dafür übernehmen können, dass sie ihr Iwi oder auch
nur ein Hapu desselben zum Einhalten gewisser Be-
dingungen bringen werden, die sie selber angenommen
haben. Ich will hier dem Range oder der Macht eines
Maori-Häuptlings nicht zu nahe treten, sondern lasse die
Thatsachen für sich selber sprechen. Als Heke zum
ersten male die Plaggenstange bei Kororareha umgehauen
hatte, wurde von Sydney aus eine (freilich nur kleine)
Truppenabtheilung herübergesandt, mit welcher der Gou-
verneur nach dem Norden der Insel ging; er war etwa
7 Miles von Heke's Heimat entfernt, da legten ihm die
arikis der Ngapuhi hapus eine Anzahl von Gewehren
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208 Lecttire*
als Zeichen (des Gehorsams) zu Füssen und schlössen
einen Vertrag mit ihm, nach welchem Heke fortan keinerlei
Störungen des Friedens mehr verursachen sollte. Ob-
gleich nun diese Häuptlinge die angesehensten Männer
von Ngapuhi, Waka, Rewa, Tareha und andere, waren,
und Heke nur ein niederer Häuptling, so stürzte er ihnen
allen zum Trotz die Flaggenstange zum zweiten male nie-
der und äscherte die Stadt Kororareka ein. Verspricht
ein Maori-Häuptling irgendetwas im Namen seines Stam-
mes, so geschieht dies unfehlbar unter Hinzufügung der
Clausel, dass er nur für so viele unter den Mitgliedern
seines Stammes versprechen könne, als eben auf seine
Meinung hören würden. Und verspricht er irgendetwas
für sich allein, so pflegt er einen stillschweigenden Vor-
behalt dabei zu machen, den er, wenn er später an sein
Versprechen erinnert wird, in folgender Weise kundthut:
„O, meine Liebe für meine Verwandten, die mich dieser
Handlung wegen tadelten, Hess mich darüber ebenso den-
ken, wie sie es thun." Macht man ihm Vorwürfe, dass
er diese seine Sinnesänderung nicht schon früher gemel-
det habe, so pflegt seine Antwort zu sein: „Ich dachte,
es wäre ganz gleich, ob du es wüsstest oder nicht.''
Ich habe oben schon erwähnt, dass ein Mitglied eines
andern Stammes sich die Dictatur in einem „hapu" oder
„iwi" aneignen könne, zu welchem er nicht gehört. Da
meine Zeit beschränkt ist, kann ich hier nur ein Beispiel
eines solchen Falles anführen. In seinem Kriege gegen
die Rotorua machte Hongi viele derselben zu Sklaven;
vor noch nicht gar langer Zeit besuchte nun ein junger
Mann jenes Stammes, Namens Pirihongo (der -unter seipem
eigenen Volke ohne Bedeutung, weil aus keinem Häupt-
lingsgeschlechte war), seine Verwandten, die Hongi in die
Sklaverei geführt hatte. Da er eine nicht gewohnliche
Klugheit besass, wurde er schliesslich, was er auch heute
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Lectures. 209
noch ist, der Führer eines der Ngapuhi „hapus" des
Waimate, an den sich viele Arikis und Häuptlinge der
Ngapuhi zu wenden pflegen, wenn sie Kath und Beistand
seines „hapu" brauchen. (Lectures on Maori customs and
superstitions, S. 41 — 48.)
Beigefügt sei schliesslich noch ein auf die Maui-Mythe
bezüglicher Auszug aus dem schon erwähnten Pamphlet,
das Herr Manning mir freundlichst übergab.
Maui, Sohn Taranga's und Makea Tutara's, war am See-
strande geboren. Seine Mutter warf ihn in das Meer, die Wel-
len trieben ihn umher, sie umwickelte ihn in Laken von See-
schaum. Schliesslich warf ihn der Sturm, der Wirbelsturm,
zurück an das Land, wo, begraben unter dem Seeauswurf,
Fliegen ihn umschwärmten und die wilden Seevqgel über
ihm flatterten, bis sein Ahn, das Grosskind im Himmel,
ihn bemerkte und zu seiner Befreiung herabkam. Ihn auf-
hebend nahm er ihn nach seiner Wohnung und hing ihn
üKer das Haus, Hitze und Bauch belebten ihn wieder, und
durch seines Ahnen Sorge wurde er ein Mensch.
Dann, als Maui aufgewachsen war, erschien er vor sei-
ner Mutter und seinen Brüdern, aber sie verleugneten ihn
anfangs. Dann erzählte er ihnen die Geschichte seiner
Geburt, wie er in ^en Ocean geschleudert und zurück-
getrieben sei ans Land durch die Stürme und bewahrt
von seinem Ahn, der Sonne, und als sie dieses vernahmen,
da erkannten sie ihn an und er lebte fortan mit ihnen.
Nun vollführte dieser Maui in seiner Jugend viele wun-
derbare Künste, aber er war der Launen voll und kümmerte
sich nicht darum, ob seine Thaten gut oder böse seien, vor-
ausgesetzt nur, dass sie wundervoll alle übrigen übertrafen.
So geschah es eines Tages, dass er die Leute erblickte,
welche seiner Ahnherrin, der „Femsten-Grenze-der Erde'^,
Speise hintrugen — und er fragte sie und sprach: „Für
Babtiak. 14
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210 Maui.
wen ist die Speise, die ihr tragt?" Und er erhielt zur
Antwort: „Für deine Ahnherrin, Muri-ranga-whenua." —
„Wo ist sie?" — „Dort in der Feme." — Da sprach Maui:
„Lasset es mich hintragen." So trug er an diesem Tage
und an mehrern folgenden die Speise, aber brachte sie
nie zu Muri-ranga-whenua. Er trug sie nur einen Theil
des Weges und liess sie dort liegen. Endlich, als er eines
andern Tages die Speise zu tragen ging, merkte Muri-
ranga-whenua, dass sie betrogen wurde, und schwellte ihre
Brust auf, in der Absicht, Maui zu verschlingen. So roch
sie umher nach dem Norden, Süden und Osten, aber
konnte nichts spüren. Endlich, als sie sich nach Westen
wandte, roch sie Maui und rief: „Der Wind hat dich
hierher gebracht." Da hörte sie, wie Maui leise vor sich
hin murmelte, und erkannte, dass es ihr Enkel war, und
so zog sich ihre Brust wieder zusammen; hätte ein an-
derer Wind als der von Westen ihn gebracht, so würde
er verschlungen worden sein. So rief sie aus: „Bist du
Maui?" — „Ja, ich bin Maui." — „Warum mishandelst
du mich so?" — „Ich will, dass du mir deinen Kinn-
backen leihest." — Da sagte Muri-ranga-whenua: „Nimm
ihn." — So nahm Maui den Kinnbacken von Muri-ranga-
whenua und kehrte zu seinen Brüdern heim, und da wur-
den diese gewahr, dass es sein Zweck gewesen war, sich
dieser unbesieglichen Waffe zu bemächtigen.
Zu jener Zeit war die Sonne viel heisser als heute,
und die Tage waren sehr kurz; denn die Sonne blieb
nicht lange am Himmel, ihr Schritt war so schnell, ehe
sie unterging; und wegen der Hitze und der Kürze der
Tage konnten die Menschen nicht arbeiten, um sich Nah-
rung zu verschaffen, wären aber die Tage länger gewesen,
so würde die Welt verbrannt sein, weil die Hitze der
Sonne so gross war.
So sprach Maui zu seinen Brüdern: „Lasset uns die
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Mani. 211
Sonne angreifen und ihr etwas von ihrer grossen Hitze
fortnehmen, und sie binden und ihren Lauf langsamer
machen, auf dass die Tage länger werden und die Men-
schen mehr Zeit haben mögen, die Erde anzubauen."
Aber seine Brüder antworteten: „Kein Mensch kann
der Sonne nahe kommen, so heftig ist ihre Hitze."
Da sprach der Held: „Ihr habt meine vielen Arbeiten
gesehen, und dass mir nie etwas mislungen ist. Auch
hierin werde ich erfolgreich sein — hierin und auch in
grossem Dingen."
So Hessen sich seine Brüder überreden und willigten
ein, die Sonne anzugreifen.
So begannen sie nun, Stricke zu machen. Da konnte
man wahrlich die Kunst, Stricke zu machen, erblicken —
gedrehte Stricke, geflochtene Stricke, geknotete Stricke,
alle Arten von Stricken machten sie; und als sie damit
fertig waren, nahm Maui seine Keule, und während seine
Brüder die Stricke trugen, begab er sich nach dem Auf-
gange der Sonne. Lange wanderten sie und gingen bei
Nacht und ruhten bei Tage in den offenen Ebenen, bis
sie, immer näher und näher kommend, endlich den Ort
erreichten, wo die aufgehende Sonne hervorkommt.
Nun bauen sie Mauern von Erde und Häuser aus
Baumzweigen, um sie gegen die Hitze zu schützen, und
nun erheben sie die Schlinge von Stricken, mit der sie
die Sonne bei ihrem Aufgehen fangen wollen, und als sie
dies vorbereitet haben, stellen sie sich auf: Maui an der
einen und seine Brüder an der wdem Seite des Aufganges
der Sonne, und alle haben ihre Kriegsmatten umgehängt.
Da redete Maui, der den Kinnbacken Muri-ranga-whe-
nua's in der Hand hielt, seine Brüder an: „Seid geduldig
und vorsichtig und mitleidslos; erschreckt sie nicht; lasst
sie von unsern Schlingen umfangen werden bis zu den
Achselhohlen; dann, wenn ich rufe, zieht eure Stricke ein
14*
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212 Maui.
und haltet sie lange, während ich sie angreife und mit
meiner Keule verstümmele. Habt nur ja kein Mitleid;
wenn sie um Erbarmen fleht, seid erbarmungslos, o meine
Freunde."
Jetzt erhebt sich die Sonne, wie flammendes Feuer,
leuchtend über der Erdel Sie schreitet vorwärts; ihr
Haupt ist in der Schlinge; jetzt sind ihre Achselhohlen
umgarnt; jetzt ziehen sie die Stricke ein. Ha! der Held
ist in den Schlingen gefangen! Jetzt springt Maui-tiki-
tiki-o-Taranga vorwärts; die Keule in der Hand, greift
er die Sonne an. Nieder fällt die schwere "Waflfe auf ihr
gelbes Haar; ihre glänzenden Locken theilen sich von-
einander und erreichen nun die Enden der Erde in zer-
streuten Strahlen; nicht mehr wie ehemals in dichten
Feuerflammen. Da ruft der umgarnte Held: „Weshalb
greifst du mich an, o Mensch! du, der du selbst „Das
Grosse- Kind -Ra" anzugreifen wagst?" — So vernahm
man zuerst den wahren Namen der Sonne: „Tama-nui-
te-Ra". Der heftige Angriff dauert fort, endlich lassen
sie die Sonne frei; verwundet und der Hälfte ihres Lich-
tes beraubt, verfolgt sie langsam ihren Weg und es währt
lange, ehe sie ihren üntergangsort erreicht. So sind seit-
dem die Tage länger und kühler geworden und die Men-
schen können in Ruhe arbeiten.
So kehrten Maui und seine Gefährten heim. Und
eines Tages, als seine Brüder auf das Meer gegangen
waren, um Fische zu fangen, hörte Maui seine Weiber
und Kinder untereinander über seine Trägheit murren,
dass er nicht auch wie seine Brüder auf den Fischfang
ging. Da rief er aus: „Ha ihr! Ihr Weiber imd Kinder,
mir ist kein grosses Werk mislungen; und denkt ihr, ich
konnte nicht Fische fangen? Bald wird die Sonne sie be-
scfaeinen, wie sie am l^trande aufgehäuft liegen.^^
Nun verfertigt Maui einen Haken; er formte ihn aus
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Maui. 213
dem Kinnbacken Maui-ranga-whenua^s und dann dreht er
eine Schnur. „Jetzt", sagt er zu seinen Brüdern, „lasst
uns auf das Meer hinausfahren und fischen"; aber seine
Brüder wollten ihm nicht erlauben, in das Canoe zu kom-
men, aus Furcht, dass er ihnen einen bösen Streich spie-
len konnte; und so fuhren sie allein auf das Meer. Als
sie zur Nacht zurückkehrten, ging Maui und versteckte
sich unter das Gestell des Canoes und des Morgens fuh-
ren die Brüder wieder hinaus und wussten nicht, dass
Maui bei ihnen war. Da sie nun vom Lande fort waren,
erhob sich Maui aus seinem Versteck ; und als die Brüder
ihn erblickten, wollten sie zurückfahren und ihn an das
Land bringen. Aber Maui sprach zu ihnen: „Erlaubet
mir, hier zu bleiben, damit ich das Wasser, welches in das
Canoe dringt, ausschöpfe." So gestatteten sie ihm, zu
bleiben. Dann fuhren sie weiter in das Meer hinaus nach
ihrer gewohnlichen Fangstelle, und wollten eben den An-
ker auswerfen, als Maui sie überredete, noch weiter und
weiter zu fahren, bis sie endlich an den fernsten Anker-
platz gelangten, den Canoes jemals erreicht hatten. Und
hier schickten sie sich wieder an, zu ankern; aber Maui
sprach zu ihnen: „Es lohnt sich nicht, hier zu fischen!
lasst uns hinausfahren in die Strömungen des grossen
Oceans, ausser Sicht vom Lande, so wird unser Canoe in
einem Augenblick gefüllt sein; denn die Fische werden
dem Haken scharenweise gerade in das Canoe folgen."
So fuhren sie weiter, und endlich verschwand das Land,
sie ankerten und die Brüder begannen zu fischen. Zwei-
mal nur warfen sie ihre Haken aus, da war schon, wie
Maui gesagt hatte, das Canoe gefüllt; denn die Tische
folgten den Haken scharenweise in das Canoe. So schick-
ten sich Maui^s Brüder an, zum Lande zurückzukehren;
aber Maui bat sie und sprach: „Wartet noch ein wenig
länger, bis ich meinen Haken auswerfe." — Da sprachen
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214 Maui.
die Brüder: „Wo solltest du einen Haken finden? '^ —
„Ach", sagte Maui, „ich habe doch einen Haken." —
„Dann wirf ihn aus." — Darauf zieht er unter seinem
Mantel seinen Haken hervor, der von eingelegten Perlen
glänzt, geschnitzt ist und verziert mit Büscheln von Haar
und Federn: den Kinnbacken seiner Ahnherrin Muri-
ranga-whenual
Da sprach Maui: „Gebt mir einen Köder", aber seine
Brüder antworteten: „Keinen sollst du erhalten." So
ballte er seine Faust und schlug sich auf die Nase. Das
Blut floss und er rieb es auf seinen Haken und warf ihn
in das Meer. Hinab sinkt der Haken — hinab, hinab.
Jetzt ist er dicht am Grunde des Meeres, und jetzt hat
er den Giebel von dem Hause Tongonui's, des Ahnherni
Maui's, erreicht, der unter den Wassern wohnt. Hinab
sinkt der Haken, er geht an der Dachrinne vorbei, an
dem Schnitzwerk der Vorderseite. Jetzt hat er den Bo-
den erreicht und Maui zieht an der Leine. Ha! Das
Haus jenes Alten, Tongonui, ist an dem Haken des
Maui-tikitiki-o-Taranga !
Jetzt zieht Maui wieder mit seiner ganzen Kraft; weit
herauf zieht er das Haus Tongonui' s und mit ihm herauf
kommt eine Welt! Jetzt fühlt er den ganzen Widerstand;
seine göttliche Kraft hat ihresgleichen gefunden; nicht
näher kommt der Haken. Der trübe Ocean wallt auf;
die Gipfel der Berge sind nahe und manch ein wirbelnder
Strudel tost. Jetzt ergreift Wuth Maui, grimmig zieht
er und jauchzt laut seinen hochhebenden Gesang:
Warum,
Warum, o Tongonui?
Klammerst du dich an des Ooeans Tiefen?
Noch widerstehend
Der Kraft Ranga-whenua's
Tauchend in das bewegte Meer,
Tauchend!
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Maui. 215
Hebend! OoU^
Die Kraft Ranga-whenua's
Trägt den Sieg davon!
Ha! der Fisch Maui's erhebt sich aus dem Wasser —
ein Landfisch — ein grosses Land — Papa-tu-a-nuku! ^
So h'egt nun Maui's Canoe trocken auf dem Lande,
und er spricht zu seinen Brüdern: „Bleibet hier bis zu
meiner Rückkehr. Ich gehe, den Gottern ein Opfer dar-
zubringen; sie müssen zuerst unsern Fisch kosten. Ber
rührt ihn nicht und zertheilt ihn nicht bis zu meiner
Rückkehr; sind dann die Götter befriedigt, so werden
wir ihn theilen, und jeder soll sein Theil in Frieden em-
pfangen und sich in dem Besitze desselben freuen, und
das, was übrigbleibt, soll in Frieden bleiben und unge-
stört."
Darauf ging der Held fort und trug die Gabe für die
Götter; kaum aber war er verschwunden, als auch seine
Brüder, seine Worte misachtend, den Fisch Maui's zu zer-
schneiden und zu essen begannen ; und so versäumten sie,
die Götter zu befriedigen durch eine Gabe von dem ersten
Fische Maui's, ihres Nachahmers und Jüngers.
Als nun der Meergott Tangaroa die bösen Thaten der
Brüder Maui's sah, ergrimmte er und liess den Fisch
heftig sich sträuben. In grimmigen Zuckungen warf er
sich umher, und wurde dadurch unförmig und ungestaltet.
Und hierdurch ist das Land so hässhch gestaltet — Berge,
„V711" — Der Kuf der alten Priester, bei den
Anrufungen der Götter des Himmels und der Erde, des Bjiegsgottes,
aber keiner andern. Dieser Ruf wurde oft am Ende eines Verses
oder Satzes in die Gebete und Beschwörungen eingefügt; es war
ein lauter Schrei, den der Priester ausstiess, wenn er besessen oder
begeistert schien, und der wie ein Befehl für den Gott klang. M.
^ „Papa-tu-a-nuku" — bedeutet eigentlich „die Walfisch-
Erde. M.
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216 Maui.
Thäler, Ebenen, Schluchten und Abgründe, alle gemischt,
ohne die Gottlosigkeit von Maui's Brüderrn würde der
Fisch still gelegen haben, und so würde auch mit dem
Land geschehen sein, denn der Fisch Maui^s ist das Land.
Jetzt aber gerieth das Land aufs neue in Umwälzung,
seit der Trennung von Himmel und Erde. Die erste Ver-
wirrung geschah, als der Himmel und die Winde und die
Fluten gegen die Bande der Erde kämpften, und jetzt wie-
der infolge der Zuckungen des Fisches Maui's, denn so
war der Wille Tangoroa's.
Daran schliest sich (in Manning's Original) die bekannte
Liebesgeschichte Hero's und Leander's in der Umkehrung,
dass Hine-moa zu ihrem Liebhaber hinüberschwimmt.
Ausser an die Insel Mokoia sind auf sie bezügliche Le-
genden noch an, verschiedene andere Localitäten geknüpft,
die mir längs des Reiseweges angedeutet wurden.
Was im übrigen die Maui -Mythe betriflft; mit ihrem
aus allen Continenten bekannten Sonnenfänger, ihrer fin-
nischen Meeresgeburt, ihrem arischen Fischzug, dem Feuer-
geschenk u. s. w., so habe ich darüber bei meinem Auf-
enthalte in Hawaii vielerlei neue Versionen erhalten, die
später bei der Specialbehandlung dieses Theiles meiner
Reise zur Verarbeitung kommen werden^
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Zur Ethnologie.
In den Aufgaben der Ethnologie * liegt das Bestreben
eingeschlossen, die Psychologie zu einer Naturwissenschaft
zu machen. Man hat gefragt, was das heisse? Es soll
damit gesagt sein, dass auch in der Psychologie die in-
ductive Methode als leitende dienen müsse, um innerhalb
relativer Verhältnisse, im prüfenden Fortschritt vom Ein-
fachen zum Zusammengesetzten, unter steter Controle durch
Vergleichungen die Synthesen (nicht in vorgesteckten
Zielen zu suchen, sondern sie) nur dann zuzulassen, wenn
sie sich aus dem Verwandtschaftsverhältnisse selbst mit
zwingender Nothwendigkeit ergeben (als krystallhelle Be-
griflFe gleichsam in chemischer Mutterlauge der Denk-
regungen anschiessend).
Man kann nun weiter fragen, einmal, wie hat dieses
zu geschehen? und dann: was ist der zu erreichende
Zweck? Zunächst eine Antwort auf das Letztere.
Durch naturwissenschaftliche Ausbildung der Psycho-
logie wird der vermeintliche Gegensatz zwischen Natur-
wissenschaft und Philosophie verschwinden, denn dass auch
^ Die Ethnographie liefert zur üebersicht eine Eintheilung der
Variationen des Menschengeschlechts nach den geographisch um-
gebenden Grenzen (oder, wenn man will, nach künstlichen Merk-
malen). Die Grundlage dafür ist in den anthropologischen Provin-
zen unter jedesmalig ethnologischem Horizonte zu gewinnen.
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218 Zur Ethnologie.
die Jünger der Naturwissenschaft sich von Liebe für
ihre (dem Geschmacke der Sophisten manchmal freilich
allzu materielle) Ideale begeistert fühlen, braucht nicht
bewiesen zu werden, und dass andererseits bei richtiger
Auffassung der Natur die von der Philosophie* erforsch-
ten (und aus scheinbarer Willkür auf gesetzliche Wur-
zeln zurückgeführten) Geistesoperationen ebenfalls in die-
selbe hineinfallen, beweist sich ohne lange Deductionen.
Als die sogenannten Naturwissenschaften im allmählichen
Weitergange von der Chemie bis zur Physiologie gelangt
waren, standen sie an der Grenze ^ des Geistesreiches, und
da an die fremdartig aus demselben entgegentretenden Ope-
rationen keine vermittelnde Anknüpfung gefunden wurde,
suchte man sich darüber hinwegzuschwingen in halsbreche-
rischen Sprüngen, die den metaphysischen vielleicht an
Kühnheit gleichkamen, nicht jedoch an Geschicklichkeit,
und so gar jämmerlich durchfielen. Die hier erforderliche
Brücke kann nur durch die Psychologie, als Naturwissen-
schaft, geschlagen werden, um eben die Methode dieser
^ Dass „auch der Irrthum sich nach Naturgesetzen bildet", be-
darf für den Naturforscher, der gerade dem Studium pathologischer
Processe die wichtigsten Aufklärungen verdankt, keines weitem
Wortes und ebenso wenig, dass die zur Regulirung etwa nothwendi-
, gen „Normativ-Gesetze" in dieselbe Kategorie fallen, wenn auch die
hier stattfindenden Operationen als höhere Potenz aufzufassen sind,
gegenüber elementaren Vorgängen.
' „Jedenfalls ist es des Versuches werth, mit den reichen Mit-
teln moderner Naturbetrachtung der Genesis des Denkens bis zu
dessen etwaiger Geburtsstätte in oder noch unter der Region des
Empfindens und Bewegens nachzugehen und von dort aus seine
Evolutionen weiter zu verfolgen" meint Rabus, und auf der einen
Seite unter psychophysischen Experimenten „auf der Schwelle" mit
der Physiologie verknüpft, würde sich auf der andern die Psycho-
logie in den Völkergedanken zur historischen Umschau erweitern,
um auch hier den (dort gewonnenen) „Algorithmus der Logik" zur
Verwendung zu bringen.
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' Zur Ethnologie. 219
auf das philosophische Gebiet in organischer Forten£^
Wickelung hinüberzuführen. Diese als Induction bezeich-
nete Methode überlässt der Deduction ihre schillernden
Luftschlösser, die gleich Seifenblasen zu zerplatzen pflegen,
und zieht es vor, langsam und geduldig auf sicher gelegten
Fundamenten von unten emporzubauen. Sie bedarf also
zunächst der Bausteine^, des Rohmaterials, das zuerst
durch Handlanger zusammenzutragen, das dann durch
Handwerker, später auch durch Künstler, in Form zu
bringen ist, und das darauf schliesslich freilich, aber eben
schliesslich erst, den Plan des Architekten zu verwirk-
lichen sich geschickt beweisen wird.
Woher hat also die Psychologie, um als Naturwissen-
schaft zu arbeiten, ihre Bausteine zu entnehmen? Das ist
die Kernfrage, um welche sich alles dreht.
Solche Bausteine werden in den Volkergedanken* ge-
geben sein, und sie sind der vergleichenden Psychologie
von der Ethnologie zu beschaffen.
In der zerstückelten Weltanschauung primitiver Stämme
kommt man bei Erforschung der an den ethnischen Ho-
^ Die Philosophie muss anthropologisch werden (uHd „die an-
thropologische Philosophie muss selbst eine wissenschaftliche psy-
chologische Grundlage erhalten") verlangt Bärenbach. „Es bedarf
der ünlersuchung der Bedingungen und Grenzen, der Natur- und
Normalgesetze unsers Erkennens, der Normativgesetze aller wissen-
schaftlichen Erkenntnissthätigkeit, die Anspruch auf realen Erkennt-
nisswerth erhebt." Wo aber soll dies gesucht werden? wenn nicht
in den objectiven Realisationen des Menschheitsgeistes in allen sei-
nen Völkerwandlungen, so viel deren auf dem Erdplaneten empor-
geblüht sind.
' Dass bei dem gesellschaftlichen Naturcharakter des Menschen
der Gedanke der Gesellschaft (oder, in weiterm Sinne, des Volkes)
als der primäre zu betrachten ist, der den individuellen als integri-
renden Theil des Ganzen vorbedingt und erst zum Bewusstsein bringt,
habe ich bereits so oftmals ausgeführt, um mich diesmal davon dis-
pensiren zu dürfen.
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220 Zur Ethnologie.
rizont reflectirten Gedanken in der Hauptsache mit einer
Art anorganischer Analyse aus, wogegen die Wachsthums-
processe in den geistigen Schöpfungen der Naturvolker
verwickeitere Untersuchungen erfordern, die sich den
physiologischen im Reiche des Organischen vergleichen
liessen. In beiderlei Methoden indessen, der einfachem
sowol wie der complicirtern, sind die Naturwissenschaften
jetzt durch fortdauernde Uebung hinlänglich geschult, so-
dass sie auch mit den geheimnissvollsten Problemen der
Philosophie früher oder später werdeA fertig werden, so-
bald ihnen nur brauchbares Material geliefert ist, um sie
überhaupt fasslich und greiflich anzupacken. Und diese
Handhabe werden die Volkergedanken gewähren, nachdem
sie in einer für statistischen ^ Ueberblick genügenden Voll-
ständigkeit angesammelt sind.
Diese, eine unerlässliche Vorbedingung für das Weitere
bildende Vollständigkeit ^ setzt selbst wieder eine Ex-
* Eine statistische Behandlung ist möglich, da wir in den Denk-
gebilden der Völker (in der jedesmal nationalen Weltanschauung)
festgeschlossene Organismen vor uns haben. Mit eiserner Nothwen-
digkeit springt überall der gleichartige Gedanke hervor, dessen
unter geographisch-historischer Regelung bedingte Variationen sich
auf typische Species reduciren lassen, und erst nach Eliminirung
der allgemeinen psychologischen Grundgesetze, die sich darin erken-
nen lassen, dürfen im commerciellen oder literarischen Austausch
durch friedliche oder feindliche Beziehungen, seine durch Wande-
iningen und Wechselverkehr hinzugetragenen Modificationen in Be-
achtung genommen werden.
* Die Lücken, die bleiben, wenn es nicht gelingt, die rasch vor
unsern Augen verschwindenden Typen noch im letzten Augenblicke
zu fixiren, werden später, der Natur der Sache nach, nie wieder
auszufüllen sein. Früher würde man sich um den etwaigen
Untergang der ärmlichen Geistesproduote (verwilderter) Wilden, wie
man sie nannte, wenig gekümmert haben, ebenso wenig wie der
nur auf Schmuckgärten bedachte Botaniker um niedrige und schmu-
zige Eryptogamen. Nun sind es aber gerade diese, die eine wissen-
schaftliche Botanik in neuerer Auffassung begründet haben, indem
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Zur Ethnologie. 221
haustionsmethode voraus, und diese die Gedankenstatistik.
Nachdem wir auf der Weite ethnologischer Breitutig über
den Globus alle Wandlungsmöglichkeiten ^ des Menschen-
gedankens ^ in- seinen socialen, ästhetischen, religiösen Vor-
stellungskreisen erschöpft haben, sind wir an die dem
Irdischen gewährten Grenzen geistiger Ueberschau ge-
langt, und können sodann mit mathematischer Bestimmt-
heit weiter operiren, um bei socialen, ästhetischen, religiö-
sen Fragestellungen (statt, wie bisher, zwischen Meinen
und Scheinen, im Glauben zu schwanken) fortan nach
unabänderlich festen Gesetzen die Grenzlinie zwischen
Richtigem und Unrichtigem zu ziehen.
Und wann wird dieser durch altes Orakelwort ^ in
Selbsterkenntniss vorangedeutete Tag des klaren Wissens
auf unserm Erdplaneten anbrechen? Ja, wann?
sie in durchsichtig einfacherm Einblick die Erkenntniss der Vege-
tationsgesetze erleichterten, und ebenso werden jene Primärgedanken
einen Leitungsfaden gewähren, um uns in den verwickelten Kreuz-
und Quergängen der Culturschöpfungen zu orientiren.
* Omnium autem in re consensio omnium gentium, lex naturae
putanda est (Cicero).
^ Die (im Unterschiede von der rationalen) empirische Psycho-
logie (bei Kant) „kommt dahin, wo die eigentliche (empirische) Natur-
lehre hingestellt werden muss", dagßgen ist sie „aus der Metaphysik
gänzlich zu verbannen", gleich einem Fremdling, „dem man auf
einige Zeit einen Aufenthalt vergönnt, bis er in einer ausführlichen
Anthropologie (dem Pendant der empirischen Naturlehre) seine eigene *
Behausung wird beziehen können" (als „metaphysische Erfahrungs-
wissenschaft vom Menschen"). Der grosse Denker, in ahnender
Vorausempfindung der vorbereitenden Umgestaltungen, wusste er-
sichtlich nicht recht wohin mit der Psychologie. In der Zwischen-
zeit ist indess ihre künftige Behausung allmählich fertig gestellt, und
wird bald beziehbar sein.
' Veniamus nunc ad eam scientiam, ad quam nos ducit oraculum
antiquum (Baco a Ver.) und schon Rhßte's „Anthropologia" (1605,
p. 7) leitet sich ein mit diesem „Oraculum ApoUinis".
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222 7a\y Ethnologie.
Bisjetzt Hesse sich nur von jenem Jungling reden, der
aus dem heimischen Vaterhaus scholastischer Disciplinen
fortgewandert:
Denn ihn trieb ein mächtig Hoffen
Und ein dunkles Zauberwort.
Wandre, rief's, der Weg ist offen,
Immer nach dem Aufgang fort!
Und als der hoffnungsvoll ersehnte Strom erreicht:
Hin zu einem weiten Meere
Trieb ihn seiner Wellen Spiel
Vor ihm liegt's in öder Leere,
Näher ist er nicht dem Ziel,
am Strande des unermesslich wogenden Oceans angelangt.
Und wenn er nun vielleicht unverdrossen, Hand voll
Hand die Tropfen schöpft, dann mag manch' freudige
Ueberraschung in ihm aufblitzen, über die gleichartige
Zusammensetzung des Wassers, über das bunte Zoophyten-
leben, das dort krimmelt und wimmelt, dann mögen ihn
manchmal auch würzige Düfte erfrischen, von fernher
säuselnden Lüften zugetragen, aber, wie lange freilich
wird es noch dauern, bis er oder seiner Epigonen Fernste
das Canoe gerüstet, um die Küsten zu entdecken, welche
das grosse Meer des Wissens jenseit des terrestrischen
Horizontes bespült?
Uns hat in der Erkenntniss harmonischer Gesetzlichkeit
vor allem die Befriedigung zu genügen, innerhalb der dem
Einzelnen beschiedenen Zeitspanne mitgewirkt zu haben
am Menschheitsbau des Kosmos. Und hierzu ist ein Jeder
befähigt nicht nur, sondern berufen, wenn rechtschaffen
und ganz denjenigen Ansprüchen entsprechend, die inner-
halb seiner Sphäre, ob gross oder klein, an ihn gestellt
sind.
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Anmerkungen.
Zu S. 4. * Le caractere generale d'une race doit etre dessine
d'apres celui des fraotions qui le representent le plus completement
(Renan).
Zu S. 5. ^ Auch die sociale Stellung gibt keine Garantie, da die in-
dividuelle Anlage, wenn unter der überziehenden Tünche versteckt, da-
durch noch nicht erstickt zu sein braucht. Wenn (nicht von Caligula's
ins Priester -Colleg eingeführten Pferd, gleich dem in Flores ver-
ehrten Pferde Cortez', zu sprechen) Servilius Nonianus als römischer
Consul an einem Faden um den Hals ein (gegen Augenkrankheit
kräftiges) Papier trug, mit griechischen Buchstaben beschrieben, so
würde er ein guter Kunde gewesen sein für die Marabuten Sene-
gambiens, die arabische Schrift substituiren , und aus der in Lein-
wand gewickelten Mücke, mit der sich Consul Mucianus gegen
Krankheit schützte (s. Mezger), könnten böse Zungen zum Gerede
über Fetischdienst verleitet werden, ebenso wie bei den digitis
gestare deos, unter dem Volk im allgemeinen, in dem derartige
Praktiken immer, und auch jetzt noch, im vollsten Schwange gehen.
Die in algierischen Kriegen nicht nur , sondern auch im italienischen
Feldzug, und in dem kürzlichen, an den Leichen hochgestellter
Offiziere (damaligen Zeitungsnotizen gemäss) gefundenen Talismane
und Amulette werden ebenso bei verschiedenen Gelegenheiten in
der bonapartischen Familie erwähnt, die längere Zeit an der Spitze
desjenigen Volkes stand, das in eigener Abschätzung immer, und
in der der Geschichte wenigstens ebenso oft, als ein anderes, an
der Spitze modemer Civilisation marschirt ist. Was wäre also der
Schluss, wenn hier ein Höchster der Höchsten als Individuum mass-
gebend sein sollte? In Europa, wo der Zusammenhang im Ein-
zelnen bekannt ist, mögen wir alles das an seinen zugehörigen
Platz zurechtschieben, wo bliebe aber für einen Beobachter aus
Alter Orbis der Anhalt zu competenter Beurtheilung?
Zu S. 6. ^ „In der That war der Schmuck der Tempel wenigstens
nicht dazu bestimmt und konnte es nicht sein, die theologischen
und philosophischen Lehren der Priester in ihrer Selbstständigkeit
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224 Anmerkungen zu S. 4 — 7.
und in ihrem inneren Zusammenhange durch Bilder und Inschriften
vor Augen zu legen" (s. Lepsius). Bei Lauth werden von den esote-
rischen Texten diejenigen unterschieden, die eine Art Theosophie
oder Philosophie enthalten und daher ihrer Natur nach esoterisch
sind (gleich den von Naville in der verschlossenen Kammer am
Grabe des Königs Sethosis I. gefundenen) und der Gebrauch der
Geheimschrift wird bis auf die XVIII. Dynastie zurückverfolgt
(s. Pierret). Dagegen konnten von Diodor bereits Upa\ avaypa^at der
ägyptischen Priester mit Hülfe griechischer Dolmetscher benutzt
werden , aus Manetho's Werken (nach Heyne) oder dessen Commen-
taren. Aus den nach den Mittelmeerländem verbreiteten Büchern
des Osthanes meinte man die Geheimnisse der Magie zu entnehmen,
die dann den Goeten zu gute kamen. Im übrigen bleibt das
Studium der magischen und astrologischen Lehren ein verhältniss-
mässig unfruchtbares, weil mit momentanen Combinationen (für den
jedesmal praktisch zu erreichenden Zweck) erledigt, ohne einen zu-
sammenhängend weiter entwickelten Gedankengang (zum Klarlegen
des psychischen Wachsthumsprocesses. Nach den Triaden war alles
Wissen den Steinen von Gwyddon Ganheba aufgeschrieben (s. Roberts),
gleich denen, die Xisuthrus seine Nachkommen aufzusuchen mahnte.
Zu S. 7. * In der Acte Akarnaniens, wo (wie in einem Comwallis)
letzte Reste früherer Bevölkerung (der Taphier, Teleboer u. s. wi)
von den späteren Einwanderern zusammengedrängt Waren, erhielten
sich samothrakische Gülten und dort bot der Leukasfels einen
Springstein, von dem später Verbrecher herabgestürzt wurden.
* Durch die Teletae (zur Bezeichnung der Einführungsweihe
in die eleusinischen Mysterien) gewährten die Götter (nach Diodor)
„ein ewiges Leben, dessen stete Beschäftigung in süsser Andacht
bestehe" (s. DöUinger), wogegen (nach Plato) „die Teletae dazu
dienten, den Menschen in der Ungerechtigkeit zu stärken und sicher
zu machen", und würde sich das auch ohne des cynischen Diogenes
Bestätigung aus der Allmacht des Geldes von selbst verstehen,
denn nach Philo's Beschreibung stimmte dasselbe die Hierophanten
zu denselben Wunderwirkungen, wodurch die spätem Ablasskrämer
die Einwanderungslisten für den mittelalterlichen Himmel mit so
zweifelhaften Subjecten füllten, dass sie jetzt jede anständige Colonie
von ihren Küsten zurückweisen würde. Nach Strabo hatten sich
diese von Prodikus sowol wie Cornutus (in einem auch aus Speke's
Negergesprächen hervortretenden Sinne) auf den Ackerbau ge-
deuteten Mysterien der Demeter und Proserpina von Samothrake
bis zu den britischen Inseln verbreitet, und wenn man den Spuren
des, freilich nur den Epopten bekannten Brimeus Brimo's nach-
gehen wollte, vielleicht noch viel weiter (bis Brimir und Pirman).
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Anmerkungen zu S. 7 — 8. Ö25
' Seit Thaies (Anaximander's Lehrer) in ägyptischer Weisheit
unterrichtet (s. Diog. Laert.) als itpcapvTepoc (b. Plutaroh) in die
Heimat zurückgekehrt war. Für die in Heraklit dem Dunkeln ver-
muthete Beziehung zu den Mysterien (s. Lasalle) weist Teichmüller
auf die bei der persischen Eroberung durch Dariujs selbst (nach
Diodor) geförderten Studien der ägyptischen Priesterlehre. Die von
Herodot in Aegypten gefundenen Götter Griechenlands waren (nach
Roth) die von den Phöniziern aus Aegypten nach Griechenland ge-
brachten und (nach Buttmann) ist in Dionysos an Gadmus in Theben
geknüpfte Sage auf phönizische Einwanderung nach Griechenland
hingewiesen. Heraklides setzt die hellespontische Sibylle von Mar-
pessos in die Zeit des Solon und Cyrus (oder Krösus). Nach Dio-
genes Laertius sollte Aristoteles die Entstehung der Philosophie bei
den Barbaren gesucht haben (mit besonderem Hinweis auf die Sem-
notheoi der Gallier, bei deren Druiden sich Zamolxis und Pytha-
goras zusammenfinden), und dass sie von dort dann zu den Griechen
gekommen, fügt Clem. Alex, hinzu. Als Herausgeber (ftia^^Tv]c)
von Musäus' Sehersprüchen wird Onomakritos (bei Herodot) genannt,
zu den umherwandemden Orpheotelesten gerechnet, und (n. Pro-
clus) wurde Pythagoras von Aglaophamos in die durch Orpheus aus
Aegypten mitgebrachten Mysterien eingeweiht.
Zu S. 8. ^ Wie in Orinoco droht in Afrika Tod den Frauen nicht
nur, sondern auch sonst dem Ungeweihten, der die Secreta des
Geheimbundes aufzuspüren suchen sollte, und so erlitt Atilius die
Strafe des Hochverraths (s. Klausen) für seine Abschrift aus den
sibyllinischen Büchern , deren Amtsgeheimnisse nur von den Quin-
decimviri eingesehen werden durften (s. Laotantius) unter Zuziehung
griechischer Dolmetscher (nach Zonaras) für die Interpretationen
(der Duumviri), Corvinus enthüllte die Augurien, Tarquitius, die
Haruspicia u. s. w« Die Priester des grossen Boossum (als Genius der
Familie oder der Stadt) Surround the whole of their proceedings
with a fearful secrecy and mysterious solemnity (an der Goldküste).
Die Knabenweihen werden im Buschtempel des Braffo-Fetisch voll-
zogen (s. Ciniikshank).
' Sie haben es in ihren Stufen bereits bis zu 9 und darüber
gebracht, mit Aussicht auf fernere Vermehrung, wie in den schot-
tischen Graden. Im gallischen Hainbund wurden die Orden der
Barden, Ovaten und Druiden unterschieden (die sich als Traditions-
bewahrer. Opferer und Propheten als auf verschiedene Functionen
bezüglich zeigen), in den Eleusinien drei Stationen der JBinweihung
(bei Proclus) odei: (bei Theo Smyrn.) fünf. Bei tahitischen Areois (Uri-
toys der Marianen) wurden Stufen angenommen von der untersten
Baaxiah. 15
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286 Anmerkungen, zu S. 8—11.
Poa (cler Candicl»ten) zu 4er Itöohsten als Avae Parai (bemaltes Bein,
mit Anftätowirung der Beooration statt eines Hosenbandes).
Zu S, 9. ^ Aehnliob fand es Bates im Amazonentlnal und auch
CharleYoix bemerkt, daas die Indianer die Erklärung der gebeim-
»iflsvollen Anrufungen in den Festen verweigerten. The people
are extrenaely unwüling to speak of what is mysterious or akin to
the Spiritual in their ideaa^ bemerkt Sproat, der mehrere Jahre
unter den Aht lebend „with my mind oonstantly direoted towards
the subject of their religious beliefs, before I could disooyer, that
they possesaed any ideaa as to an overruling power or a future
atat^ pf existence** (Weisse könnten die Mysterien nicht verstehen,
„only old Indiana can lippreciate them^O* ^i^ Soubba oder Sabäer
(b^i Bagdad) dürfen die heiligen Bücher ihres Propheten Tahio
(Dravohad Yahio oder erhabenen Worte Yahio's) nicht mittheilen
(a. Siouffi).
' The Misaionanesy who, frcm their knowledge of the language,
alone had it in their power for many years to converse freely with
th^ native raoe, seem to have avoided all inquiries on such sub-
jects, bemerkt Shortland (betreffs der „Traditions and superatitiona
of the I^ew Zealandera"), wie sie in den Philippinen alles gethan
hätten, „to extirpate the original memorials of the nativea" (nach
Pritph^d)* Kach Whitmee Hess sich von den Polynesiem meist
nur ein atückweisea Heraagen der erblichen Traditionen erlangen
uQd dabei war es oft durch angebrachte Veränderungen absichtHoh
darauf angelegt, irre zu führen. In Aegypten (nach Lane) weicht
man den Fragen des Fremden aua, wenn „meddling with the mat-
tera of tareeokah^' (the religioua course of the Durweeahea).
Zu S. 10. ^ The knowledge, whioh haa even now been acquired
of the mythology (der Maori in 1855) is very imperfect and as the
i»ld people, in whose breaat it ia loeked up, are rapidly paasing away,
much of it will perish with them (s, Taylor) und so vielfach.
^ Obwol sich im Geschäftsleben die Gallier (zu Cäsar's Zeit) der
graecia lltteria bedienten (und die Helvetier gleichfalls), so doch nicht
die Druiden für ihre Gedächtnisszeichen ; neque fas ease existijpaant,
ea Htt^ris mandare. Nuiaa liess die religiösen Bücher in sein Grab
leg^ fÜJT gesichertere mündliche Ueberlieferung.
* Item deutschen Epos war (nach Holtzmann) die Einführung
dea „Chriatenthums geradezu verderblich", weil allea auf daa alte
Heidenthum Weiaende unterdrückt wurde, und aohon in den Cle-
mentinen wird gesagt, daaa ea weit besser aei, die Mythen der
Griefchen gar nicht zu kennen.
Zu. S. 11. ^ Bei den an divua pater (dju pater) und diva mater^
als die göttliche Natur im Allgemeinen gerichteten Ani*ufungen der
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AmperlRungen zu S. Ih 227
Indigitamenta (300 für Jupiter reservirt, noioli 85U Varr^'B. Zeit) ent-
sprangen dann unabhängige Gottheiten, „le p&lythßiaipbe o^mmenga en
Italic, comme partout ailleurs par la co|i|u8ion de l'attribut et la
personne (s. Bouche-Leclerq). Pontifices diomit singuliQ aotibus pro-
pios deos praeesse (s. Servius). Oüoiieci dii deaßq^e (der du minuti)
waren unus Jupiter'^ (s. Augustin). Ab invooa^one in4igete8 dictos
volunt, quod indigito est preop^ et invoc^ (s. S^ryius). ]>er Stamm
des Wortes ist derselbe, welcher im digitus, dein z^m Zeigen be-
nannten Finger hervortritt (s. Klauben) nn^ daher die ^lagisohen
FingersteUungen im schamaniscl^a Ri1|U|^ s^ngolischeir Klöster.
Der Finger, als der ausdrucksvolle Th^il deif Hs^nd (s» Gyimm) dient
bei symbolischen Verrichtungen (und in Daktyleii ?n di$0(axeiv, wie
digitus zu dicere). Herakles als £vv£aL^o()^TuXo^ ^at ^n Sieg über
den nemäischen Löwen durch einen FiQger s(u erkaM^y und das
Abschneiden des Fingers, zunächst des klei^ex^ (mit dem kleinsten
Gliede beginnend) findet sich (als Leich^naü^ntii), n^ie in Afrika, in
Austr9.1ien i^nd sonst vielfach in Polynesien. I^aoh Einfühi^qg der
Verbrennung in Rom wurde den LeiQhe^ ein "^iiigeT abgeschnitten
(os resectum).
^ I)ie Tochter der Luft, die (ias Meer hariibgeßenkt) von dei)
Winden und Wogen geschwängert, zur Wuss^nnrntter wird, gebärt
den S.ohi^ Wäipämöinen, der an den Strand gewprfeu wird (im
finnischen Kftlewala)^
' Dazu tritt dann die A^f&ssung de^ Meeires alp bei i&e Arbeit
vergossener Schweiss, wie es auch im Gri^ipcgiiißipaJ als der Ymir's
gilt (en or sveita saer), und bei Empe^Q^es da^ W^^&: f|ls Schweiss
der Erde.
^ Tiki took red clay and kne^d^ it with hi^ owQ blood and
so formed the eyes and limbs a^d the« gave the ipa^ge breath
(s. Taylor). Von Samoa das Wasser nach Botumah i^b^schreitend,
bildet Kaho. (von Iva begleitet) die Inseln durch Sandausstreuen
(wie es in Yoruba geschieht). Aus Tangarqa'fi i^mgekehrtiem Körper
bildeten die Götter die Welt als Tempel und die Cbaldäer stellten
sich (nach Diod. Sic.) die Erde als ein umgestürzte^ Qppt vor.
• Und jener Sang der Voluspa:
Ar var alda
Tar er Ymir bygdi
var^sandr ne saer
Ne svalar unnir
Jörd fannsk cueva
ne upphiminn
gap var ginnui>ga
en gr^B bv^rgi
15*
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5i28 Anmerkungen zu S. 11—12.
Adr Burs synir
bjodum um yptu
Teir er midgard
moeran skopu
Einst war es vor Zeiten,
da Ymir hauste,
da war nicht Sand noch See
Noch kühle Wogen
die Erde fand sich nirgends
Noch der Himmel drüber,
da war gähnende Kluft
doch Gras nirgends,
Bis dass Bur's Söhne
den Grund erhoben,
Sie, die das heilige
Midgard erschufen.
Z. S. 12. ^ Auf Enonae (Aufwallung) folgt Tai-toua-matai (Zorn)
und dann seine Beruhigung in Taua-roa-roa-vau.
' Bei Hesiod entsteht mit Chaos gleichzeitig Fia evpuorepvo;
(breitbrüstig ¥rie Papa in Hawaii) und gebiert anfangs aus sich
selbst, ehe sie sich für fernere Zeugungen mit ihrem ältesten Sohn
Uranos verbindet. Dann folgen die siebenfachen Ehen, bereits in
der Theogonie für Zeus eingeschlossen , der sein ganzes Leben hin-
durch allerlei Liebeshändeln ergeben bleibt.
• Mit Teu-feu-materai (in Tahiti) zeugt
Taaroa zuerst den Gott
Oro und dann
Raa mit Ohotoupapa vermählt,
Tane mit Patifouirei vermählt,
Roo
Tieri,
Tefatou oder Fatou,
Roua naua,
Toma haro,
Rua
• Nat Tochter des schwarzdunkeln Riesen Nörvis, zeugt, in
erster Ehe (mit Naglfare vermählt) Audr (Odr), in zweiter (mit
Annar oder Onar) den Erdball (als Tochter), in dritter mit Delling
(Dögling oder Dämmerung) den Sohn Dag.
• Daher die symbolische Erneuerung durch Umkleidung (Paa-
atua) der Götter bei Jahresfesten (wie in Juggemauth' Erneuerung
des Eern's) zunächst in Zufügung weiterer Lagen an den um-
wickelten Steinen, auch auf den Gilbertinseln gefundenen, gleich
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Anmerkungen zu S. 12—13. 229
dem von Zeus auf dem Pamass aufgestellten, dau|xa ^vT)Totai ßporoiai
als Baetylos (wie der Tabu-ariki in Tarawa als mattenumwickelter
Stein).
® Auf ägyptischen Hieroglyphen wird die Welt als Schlange
dargestellt, die sich in den Schwanz beisst (o dpoexcov oupoßopo^).
Chaque annee cet animal se depouille et perd sa vieillesse, de meme,
dans le monde, chaque periode annuelle se rajeunit en operant un
changement. Nachdem Nugerain, dessen heiliger Name (gleich
einem Nayarana) nur von den Priestern auszusprechen, während sich
der Cultus an die Natmoses (Nat oder Nak auf dem Festland)
richtet, die Insel Aneiteum (aus den Wassern, auf denen er wandelt)
aufgefischt, zog er fort (gleich amerikanischen Propheten), wie Nobu
in Erromango, oder umher (gleich den aus chaldäischen Nebo
weitwandelnden Aposteln des Islam) seine Hülle als Schildkröten-
schalen zurücklassend. Das Häuten der Schlangen (wie am Orinoco)
und diese sowol, wie die Krabben (auf den Banksinseln), dient zum
Symbol des Wiederauflebens.
^ üeber Sang Yang Wisesa schwebend, tritt Batara Gum aus
der (eigerundeten) Weltkugel hervor (in javanischer Eosmogonie),
das auf dem Wasser ausgebrütete Schöpfungsei Havaii's (bei Bennett
und Tyerman) war von einem Kiesenvogel gelegt, als Seitenstück
zu dem die Mythen nordischer Indinaner durchfliegenden. In der
Finsterniss des Anfangs manifestirt sich die Weltseele, als Gottheit,
das Ei schaffend, aus dem Brahma hervorgeht (bei Manu). Mit
Phanes (s. Patricius) wird die (bei Aristophanes) schwarz geflügelte
Nacht aus dem Ei geboren. Die Druiden ( s. St.-Georges ) figuraient
la creation par un oeuf , sortant de la bouche d'un serpent (und
weiteres in Aegypten).
^ Maui found his prize to be intolerably heavy, so he put
forth all his hidden strength, and up came the entire island of
Manihiki. As the island neared the surface, the canoe in which
the three brothers were, broke in two with the mighty straining
of Maui the Younger. His two brothers were precipitated in the
ocean and drowned. Luckily for Maui the Younger, one of his
feet rested on the solid coral of the ascending island. At length
Manihiki rose high and dry above the breakers, drawn up from
the ocean depths by the exertions of the nöw solitary Maui (s. Gill).
Als die von der Angel getroffene Midgardschlange zuckte (im
Gylfaginning) wurde Thor zornig, fuhr in seine Asenstärke und
sperrte sich so mächtig, dass er mit beiden Füssen das Schiff durch-
stiess und sich gegen den Grund des Meeres stemmte, also zog er
die Schlange herauf an Bord (Simrock).
Zu S. 13. * Bei Trennung von Erde und Himmel wird auch
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230 Anmerkungen ssü S. 13—16.
der Ocean zweigetheilt, oben in die Wolken und unten in die See
(b. Taylor). Tangaroa walia, let the ooean be broken (into two).
Tangaroa tara (let ooean be far apart). Im mittelalterlichen Volks-
glauben lebten die Wasser über dem Firmament fort. Wenn die
Multiplicationen des Inselauffischens in Polyurien auch Wieder-
trockenlegungen des von der Flut bedeckten Landes inbegriffen,
so erg&be sich dafür die Erde als unöardtl^fJLV) (Bodensatz) des Wassers
(wie bei Thaies).
* Mit Tangaroa identificirt lebt Tiki im Licht, wie jener im Po
(8. ElHs).
' Die in Rereanga vaerua bei Tuoro (auf Rarotonga) an den
Zweiggehängen des Buabaums hinabgelassenen Seelen fallen in das
darunter gespreitete Netz Muru's.
Zu S. 14. In der orphischen Theogonie (bei Damascius) "wird
die Nyx als das Uranf&ngliche an die Spitze der Eosmogonie ge-
stellt, oder sonst Oaligo, woraus das Chaos hervorgeht, ix, x^^^
ö'Epepo'c te fieXatva T£ v{>5 iyiiiTO (Hesiod).
Zu S. 16. * Als Sonne nimmt Ra (wie in Aegypten) verschiedene
Bezeichnungen an (Avatea als Mittagssonne u. s. w.), der volle oder
heilige Name ist aber, wie Maui (unter den Maori) hört: Tama-nui-
ta-ra, das grosse Kind Ra's oder der Sonne. Wie Ra oder Sonne
(in Polynesien) dem ägyptischen, so entspricht Mond in Polynesien
(als Hine, Sine, Ina) dem babylonischen (Sin). Von Herrn Davis
hörte ich eine Erzählung der Maori, dass der Mond sich aus dem
Meerwasser erhoben, wie sich noch in seinen Beziehungen zur Ebbe
und Flut bekunde (während dieses sonst durch das einmal in
24 Stunden erfolgende Ein« und Ausathmen Paratai's, Tangaroa's
Sohn, erklärt wird). Als Gott Anu die Thore des Abgrundes zur
Seite schob, erhob sich aus dem wirbelnden Gebrodel des tiefen
Abgrunds der Mond hervor (heisst es in der ohaldäischen Mythologie).
Ra, down below, as the sun, i*aro. In New Zealand (s. Taylor), der
Norden, und der Westen in Fiji würde so Ra zur Sonne werden.
* Die Mandans lebten früher in einem unterindischen Dorfe,
und die Kaffern kamen aus den Höhlen hervor, in deren engem
Eingang die Homer ihrer Ochsen stecken blieben.
' Am Heiligthum Opoa auf Raiatea hatte der Gott Oro Hof
gehalten, und für dieseii geweihten Bezirk bewahrte sich der Name
Hawaii (EUis). In dem von Mar^ (in Tahiti) dem Gouverneur Lavnad
mitgetheilten Schöpftingssang Taaroa's (Vater des Tane-nui-mana-
ore) wird die Erde in Havai durch Tetumu (die Ursache oder den
Ursprung) gebildet (s. Gaussin).
* Die geistige Essenz der Insel Au au (Mangaia) oder (als heilig
geheimer Name) Akatau-tika blieb beim Hervortreten ans Licht in
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Anmerkungen zu S. 16—19. 231
der Unterwelt Avaiki zurück und konnte so bei Weltertieuerung
einen Schatten des Vergangenen in das Künftige werfen. Aniar-
outouki (Mardouk) signifiait le cycle du soleil (s. Lenormant) bei
den Cbaldäern (von Bei, als Omorkä, in zwei Hälften durchhauen).
Homorka, als Thalatth (chaldäisoh) als (griechisch) Thälassa (Meer)
ist gleichen Zahlenwerthes mit dein Mondnamen Selene (G. Smith).
* Gleich dem im tahitischen Gesang geformten Festland Hawaii
ist für die Maori Heayije (bei Cook) oder Hawaiki (wie Avaiki für
Aitntaki) in ihren Wandersagen das Land des Ausgangs, doch wird
auch hier (wie leicht in den Mythen) die Beziehung zur Unterwelt
bewahrt, da Maui bei seinem Besuche derselben dort die Manapau-
bäume aus der ursprünglichen Heimat in den Anpflanzungen seiner
Aeltem wachsen sieht. Einige wollen aus Homer eine zweifache
Anschauungsweise entnehmen, bemerkt Friedreich (ob der Hades
unter der Erde befindlich oder im fernen Weöten tu suchen sei),
und dasselbe gilt für die Discussionen über Avaiki. Amenthes (die
Unterwelt) bezeichnet (nach Roth) Ement (den Westen), von Hathot
(in Hundsgestalt) bewacht (dea trandfigens impios).
* Doch bewahrt sich die Sage der Anteglung, wenü von den
Priestern in nächtlichen Orakeln ein ver säcrum zur 'Auswanderung
verlangt wird (wie oftmals einst in Delphi).
^ Als der von Maui aufgezogene Fisch als Te-ika-a-Maui roh
der mit Haifischzähnen besetzten Waffe Tuatini (gleich der auf den
Kingsmill gebräuchlichen) seiner Brüder zerfleischt wurde, wandte
er sich krümmend in den Buchten Neuiieelands (während die Forih
Japans mit Inäekteng^stalt verglichen wird).
Zu S. 18. Ausserdenr habe ich unsem Consüln Für die meinen
Zwecken gewährte Unterstützung Dank auszudrücken: Herrn Krall
in Wellington, Herrn von der Heyden in Auokland, und dort ausser-
dem Herrn Dr. Hülsen, sowie in Napier Herrn Weber, ein, aus
seinen frühem Ingenieur- Arbeiten in Califomien, illen Ueberlandrei-
senden der Facific-Bahn aus dem Weber Cafion wohlbekannter Name.
Zu S. 19. There was darkneks from the first division of timiB
unto the tenth, to the hundredth^ to the thouefandth (and these
division of times were considered äs beings and eäch termed a Po)
in den Emanationen, die später zu behandeln sind, den Aeonen
(in Syzygien) entsprechend* Die Aegypter (nach Dämascius) be-
zeichneten das Urwesen als unerkennbares Dunkel (i^ (Jikv [i.i^ txSv oXcdv
dpx^ ffxoTo« ocYVöatov ufju^ouix^tt^). Chaos auis Caligo hervorgehend,
zeugt mit ihr die Nacht, den Tag, den Erebus und den Aether, und
in seinem ophitischen System ist die Ennoia des Urvaters (Bythos)
nicht so sehr als frSZ\}'fo^ mit ihm verbunden, sondern selbst schon
aus ihm emanirt (s. Baur).
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232 Anmerkungen zu S. 20—21.
Zu S. 20. Wie Bauer bei den Analogien zwischen Buddhismus
und Gnosis bemerkt, ist es bei der gegebenen Zusammenstellung
keineswegs um die Behauptung eines bestimmten äusseren Zusammen-
hanges zu thun. „Ein solcher kann in jedem Falle nur durch eine
Beihe von Mittelgliedern vermittelt sein, deren Ermittelung die Ge-
schichte noch lange genug beschäftigen wird."
Zu S. 21. * Von Xeniades wird gesagt, dass er ein Werden
aus Kichts und ein Vergehen in Nichts gelehrt (bei Sext. Emp.)
und dann genügt nicht der dt^txioupYoc (als Bildner), sondern bedarf
es (wie bei Philo) eines xtiart); (Schöpfers).
' Das Seitenstück bei Taylor, das einige Verstellungen erlitten
zu haben scheint, indess auch in dieser Form mehr Beachtung ver-
dient hätte, als ihm in den über polynesische Mythologie handelnden
Arbeiten Vis dahin gezollt ist, werde ich weiter unten neben der
Hawaiischen Darstellung geben, mit der es durch die Eintheilung
in Sohöpfungsperioden Analogien zur Vergleichung bietet. Ich
kann es mir jedoch nicht versagen, bei dieser Gelegenheit der
Namensnennung, einen Tribut der Danksagung abzustatten. Als ich
bei der Rückkehr vonPoutiki, dem Sitz von Taylor's langjährigem
Wirkungskreise, seine Witwe in Wanganui aufgesucht, sah ich
dort im Garten eine grosse Steinwanne, die, wie ich von ihrer
Tochter, Mrs. Harper, hörte, von den Maori in früherer Zeit zum
Schleifen der Nephritwerkzeuge benutzt sei. Damit wäre also ein
lang gesuchtes Desiderat für die Ethnologie sowol wie für die
Prähistorie gewonnen, und da es mir mit freundlicher Bereit-
willigkeit, nebst einem der jetzt sehr seltenen Holzidole (wie sie sich
auf Seite 82 des Taylor'schen Buches abgebildet finden), für das
Königliche Museum überlassen wurde, wird es hoffentlich bald in
Europa anlangen, um zur Besichtigung der Archäologen ausgestellt
zu werden. Aus Hawaii kann ich (nach Malo) Folgendes zufügen:
Zur Verfertigung der Steinäxte (Kai-pohaku) suchten die Arbeiter (Ko
koi) die geeigneten Steine als Material für die Äxte (haku ka koi) in
den Bergen (Hawaii's). When they broke the stones and a long
fragment would fall of, then they buried it in such water, as had
been prepared (by having wood soaked in it) for the purpose of
softening it, and when it became soft, then they hewed it above
and below with an adze. The part underside was called pipi, the
part above being ground (anai) was called hau hana (worked of),
and all having been made straight, then it was applied to the grind-
ing stone (houna) and shaken (lulu) with sand on the upper side
of the grinding stone, with water running on, and after grinding
again and again the upper side and the lower side, then grinding
down the sharp edge to a point, it became a Koi and then fastened
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Anmerkungen zu S. 21—23. ' 233
to a handle (unter Festbinden). Die von den Mexicanem zum Rasiren
gebrauchten Steinmesser aus Obsidian erwiesen sich so vortrefflich,
dass die Spanier noch längere Zeit mit ihrem Gebrauch fortfuhren.
Schwieriger war dagegen überall das Abschneiden des Haares. In
Hawaii wird der Process folgendermassen beschrieben : A shark's tooth
was tied fast to a piece of wood, the hair was doubled over the shark's
tooth, then the instrument was pushed quickty forward, while the
person shrank up from the great pain. Damach sind die in Malo's
Chronik verschwendeten Lobpreisungen wohlverdient. „The present
instrument for cutting the hair was brought by the foreigners, it is
made of iron and called shears or soissors (up4), this is very exoellent
article.^' So meinte ein Nachkomme derinca, dass den Spaniern, wenn
nicht Alles, doch Vieles (in ihrer Zerstörung des alten Reiches) ver-
ziehen werden könne, da sie die Segnungen der Schere gebracht hätten.
Und dann so viele der dienstwilligen Mädchen für alles, die mit
dem schon seit früher bekannten Puppengott in bester Gesell-
schaft, den umnachteten Schwarzen Australiens erst neuerdings den
Funken ihres Verständnisses entzündet haben. Als die Anpflanzungen
der Benedictiner (in La Nouvelle-Nursie) durch einen Waldbrand
bedroht sind: le Pere Salvado court a la pauvre chapelle de la mission,
prend sur Tautel un tableau representant la Madone et le porte ä
l'endroit le plus menace, l'opposant aus flammes, comme un bouclier
protecteur. Le vent, jusqu'alors tres-violent, change tout ä coup
la direction et pousse Pincendie sur un bois voisin sans toucher aux
champs de ble. Les sauvages, qui tenaient encore leur fauoille ä la
main, ne pouvaient en croire leurs yeux. Ils regardaient la sainte
Image avec admiration. «Cette femme blanche est bien puissante,
o'est eile, qui l'a fait, oui eile Pa fait, oui, eile Pa fait. Nous, nous
n'en ferions pas autant» (1876).
Zu S. 23. ^ L'Avidya (le point de depart de toutes les exis-
tences) signifle ä la fois le non-etre et le non-savoir (Bumouf).
' Wodurch ein neues Leben (nach dien Voranlagen) aus den
Elementen der Bündel gestaltet wird. Les ^gyptiens appelaient
Sahou (assemblage) cette nouvelle enveloppe, dans laquelle Tarne
devait renaitre (s. Deveria).
' Obwol bei Parmenides die Heliaden bereits aus der Nacht
hervorkamen, theilt sich doch später noch einmal der Pfad in Tag
und Nacht.
* So in dem von Shortland auf der Mittelinsel gesammelten
Schöpfungssang, der in dem Entstehen wieder direct auf die erste
Umacht zurückgehend, die Differenzirung des Eore schon von Licht
bescheinen lässt.
In the beginning was Te Po (the night)
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234 Anmerkungen £ü S. 23.
Te iPo Ibegot Te Ao (the light)
Te Ao begot te Ao-tü-roa (light standing long)
Te Ao-tu-roa begot the Ao-marama (clear light of day)
Te Ao-marama begot Te Eore (nothingness)
Te Köre begot Te Kore-te-whi whia (nothingness-the-possessed)
Te Kore-te-whiwhia begot te Kore-te-rawea (nothingness made
exoeilettt)
Te Kore-te-rawea begot Te Eote-te-tamaua (nothingness-the-fast-
bot^d)
Te Eore-te-tamaua begot Te Kore-matnA (nothingnees-the-first)
Te Kore-matua begot Maku (moisture)
Maktt married Mahora-nui-atea (the et-raight-the-vast-the clear)
Their offspring was Eangi (the sky)
Rangi married Fapatuannku (the wide extending piain) or the Earth
Their ehildren Were Reha (the mist), Tane (male) and Faia
From Tane and Faia sprting Te Tangata (man).
Bei Grey beginnt die Reihe in der Folge von Po, Ao, Köre,
Kimihanga, Runuku, bei Taylor als Tiki, Maui,
Fo, Maweti, Atua h. e. w., bei Shortland, als te Po, te-Ao, te Ao
ttt roa (langdauerndes Lieht), te Ao marama, helles Tageslicht), te
Köre, te Köre te whiwhia, te Köre te rawea, te Köre te tamaua,
te Köre matua, maku (feuchte), mit mahora-nui-atea (offene Klar-
heit) vermählt, Eangi zeugend, dem Rehu, Teme und Paia von
Papatu^anuku geboren worden, worauf aus der Verbindung Tane's
mit Faia der Mensch (te tangata) entspringt (Shortland).
• Der erste Anfang zur Schöpfung ist die Sehnsucht des Einen,
siöh selbst zu gebären (bet Bchelling). Nach der Aitareya-Üpanishad
w^r im Anfang das Atmab, das, die Augen öffnend, den Wunsch
zur Schöpfung empfand.. Bei Hesiod wird Himeros (sehnsüchtige
Liebe) in die Kosmogonie eingeführt, ohne theogoniflche Abstam-
mung (nur im Anfang mit den Musen zusammen genannt). Hippolytos
führt die Selbstentfaltung des Bytho^s mlf die innere Nothwendigkeit
der Liebe.
' Wie bereits vorher angedeutet, liegt in Hihiri (nicht so sehr
das Pulsiren sondern) ein ängstliches, heftiges Athmen, ein Jappen
und Schnappen nach Luft, gleichsam die ersten Athemzüge der
Neugeburt anzeigend^ wie das (ägyptische) Sinsin (la respiration,
qui accompagne le retour ä la vie dans toute nouvelle naissance
ou rißttovation de l'etre) in Ösiris' Nettbelebüög durch Isis. Bei
Diogenes von ApoUonia wird Denken und Leben durch den Ath-
mungsprocess bedingt (iioXX6\ t^uot xdtl dbrov tou aip^i äoiI ti^s ^oirj-
ofos zlavi). The primary conception (in Mangaia) as to spiritual
existence is a „point", theU of sometkin^ „pttisating", next to some-
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Anmerkungen zu S. 23—25. 235
thing greater „everlasting". Now comes the Great Mother and Ori-
ginator of all things (s. Oill) in Vari (the very beginning) mit ihrem
Sohn Avatea als Mittagssonne (father of the gods and men) neben
Ba (in Avaiki) als Sonnengott (A-Ha als Tag bei den Tupi-Caraiben).
In der Dreiheit ursprünglicher Einheiten (in den Triaden) findet sich
neben Gott und Wahrheit (s. Pictet) „un point de liberte, o'est-ä-dire
(le point) oü se trouve l'equilibre de toute Opposition" (in Cyfrinach
Bairdd Yns Prydain). Als Folge der Attraotioh oder Repulsion (bei
Empödokles unter elementare Archai gesteUt) mag man (mit dem
buddhistischen Hervortreten von Nama-rupa) die ,,in tunioa maculam"
(der Gnosis) erhalten, die sich dann weiter ausbi^eitet, während der bei
Pherekydes gebreitete Peplois sogleich bunt ist. Wenn durch üpadanä
(das Haften am Dasein) bieim Zerfall der Khanda eine neue Existenz
hervorgerufen wird, bedingt Earma aus vorangegangenen Ursachen
die Art der Bildung als Folgewirkung. Bumouf fasst Upadana bis
conoeption zum Unterschied ron Samskara (oonceptions or coüoepts).
Zu S. 24. Eore (der Maori) entspricht (in Hawaii) Ole, das nicht
nur für die Negation, sondern auch verbal gebraucht wird (niehten
oder nichtsein). Auf Mangaia stammt Papa von Timate-Eore
(Nichtsmehr öder Nochnichts). In Gylfaginning (der Snorra-Edda)
wird zunächst das Ghaoiä, aber nicht an und für sich, sondern als
Vorbedeutung des geordneten Eostaos „das Nichts", als Vorstufe
des Seins und Werdens geschildert" (s. Wilken), in Abweichung von
der Voluspa thar er ekkivar statt thar er Tmir bygdi. Ekki, nihil,
Bon (s. Möbius).
Einst war das Alte,
Da Alles nicht war,
Nicht Sand noch See, nicht salzige Welle,
Nicht Erde fand sich, noch tJeberhimmel,
Gähnender Abgi*und tsind Gras nirgends.
Zu S. 25. ' Trichna, la soif ou le desir (nach Burnouf ) gilt (bei
Goldstück^r) als die 8vva|ii< der Upadaba-Skl^ndhä (wie Bh&va die
^uvafii; der Djati).
* Die Form des Liedes fehlt in diesem Abriss kurz sachlicher
Aufführungen, wird indess vielleicht spät^ durch White in seinem
bevorstehenden Werke nachgeliefert werden können. In meinem
hawaiischen Text, der die Aeonen besinnt, i6t das ganze Gedicht
noch erhalten, wie wir nachher sehen werden. Dies sind, wie nicht
bemerkt zu werden braucht, die dem Volke unverständlichen und
unzugänglichen Lehren esoterischer SeßaüTtx^t oder Beligiosi. Von
Herrn Davis in Ohinemutu wurden mir noch ein Paar dieser iti der
Einsamkeit meditirender Tohunga, die indess bereit« am Rande des
Grabes stehen, genannt, und solche erhalten dann, als in directer
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236 Anmerkungen zu S. 25.
Communication mit der Gottheit, besondere Verehrung, gleich den
lebenden Atua in den Marquesas. Einen der letztem traf ich in
die Nachbarschaft Honolulu's verschlagen, aber bereits allzu alters-
schwach für selbständige Mittheilungen, sodass ich nur einige, mehr
oder weniger getrübte, von seiner als Schülerin erzogenen Tochter
erhalten konnte. Ausserdem war er schon mehr, für seinen Lebens-
erwerb, zum YO^TTQ? herabgesunken.
Von Heraklit (dem Dunkeln) erzählt Tatian, dass er, um das
geheimnissYolle (seinem Namen entsprechend), dunkle Gedicht im
Tempel von Ephesus niederzulegen, unter Fastungen (wie sich die in-
dianischen Candidaten solchen unterziehen), in die Einsamkeit zu-
rückgezogen für jene, im Schriftwechsel mit Darius Hystaspis , aus-
gesprochene Speculationen über dualistischen Tz6\ni.oi tzolt^p icdcvTdov
(Krieg als Vater aller Dinge) im Kampfe zwischen Ormuzd und
Ahriman. Im Tempel des Apollo Palatinus waren neben den Sibyl-
linischen Büchern (deren Orakel unter den Tarquiniern aus Griechen-
land nach Bom kamen) und den Orakelgesängen der Marcier die
den Tagetischen Liedern (sacra Tagetica) ähnlichen libri Bacohetidis
(durch Labeo übersetzt) niedergelegt. Die libri augurales galten als
libri reconditi, bis etwa von einem Bitys in Sais oder Philo's Ben
Thabion intrepretirt, um das so (aus Eno's Zeit) gesprochene Gottes-
wort dem Volke zugänglich zu machen.
' Die heidnische Religion, als ein wesentlich speculatives Ele-
ment in sich tragend, ist eben darum ihrem Princip nach Religions-
philosophie (bemerkt Baur), und im Gegensatz dazu „haben die
jüdische und christliche Religion einen theils ethischen, theils po-
sitiven Charakter^^, doch ist im Buddhismus das ethische Element
durch die Karma schon in den ersten Plan der . Weltentstehung
aufgenommen, wie in der el|jLap[Ji6v] bei Heraklit, der in den als
Akea aufgefassten Opfern die Abwägungen des Kuson und Akuson
wiederholt.
* So tritt auch in der Gnosis der Begriff in seine ümkehrung,
das negativ Reale steht voll da als TtXi^pwfjia, während im Gegensatz
das Scheinbare auch wirklich. in xsvcopLa als leer entschwindet. „Ob
nicht das Leben ein Sterben und das Sterben ein Leben?" fragt
Euripides,
* Der Ausdruck Emanation ist hier mit denselben Cautelen zu
fassen wie in jenen Kosmogonien , wo es sich bei dem mpt^x^tv
airavTa (s. Aristoteles) um eine Differenzirung innerhalb des Ur-
wesens handelt. Es wird das aus dem hawaiischen Document noch
deutlicher hervortreten.
* Nach Swainson: thought came first, then spirit (and last of
all came matter). Nur in dem Willen des Geistes ist ein thätiges
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Anmerlsungen zu S. 25—28. 237
Princip zu erkennen (nicht in der Bewegung des Körpers); die
Natur ist das Werk der Weltseele (s. Berkeley), um anima mundi
und res cogitans (b. Cartesius) in naturirender Natur zu yermitteln.
Nach Cudworth wurde die Welt durch eine plastische Natur hervor-
gebracht. The mundane soul formed the world in accordanoe with
the divine plan (Tucker). Gott ist ein heiliger Wille, im Gedanken die
Welt durchfliegend (Empedokles). Mens nostra, quatenus res vere
percipit, pars est infiniti dei intellectus (Spinoza). In der Gnosis
entspringt der Demiurg als +^X^>«^ oucfa, in den Clementinen im
Ijx^uxov 8T)fjiwupYiQM.a oder dicoxvti^ev Ijjl+uxov (oov (als Phanes). Für
Thaies, wo die (pyjx^ die bewegende Kraft des Weltalls und o yevtxwTaToc
X6yo^ ist allumfassend (bei Philo).
Zu S. 26. * Boehme's Ausspruch vom Menschen als Centrum der
Geburt, auch im Centrum der Wiedergeburt, pantheistisch gefasst.
In Chaitarya's Mysticismus (oder Quietismus) folgt auf Santi (Gleich-
gültigkeit gegen die Welt) Dasya (Dienst Gottes), dann Sakhya
(Freundschaft für Gott), Vatsalya (Anhänglichkeit), Madhurya (Liebe).
* Esus s'appelle (dans les Triades) Diona, Tlnconnu, et Crom,
cercle, symbole de Finflni (s. Panchaud). Die Sichel in seiner Hand
(wie in der des Kronos) wird auf das Abschneiden des heiligen
Eichenzweiges gedeutet (mit einem Messer in Form der prähisto-
rischen).
' üebersteht der Priester (bei den Moxen) siegreich die Prü-
fungen, so leuchtet ihm als Tihoraugui (Helläugigen oder Hellseher)
ein neues Licht. Der finnische Priester als Tietajat (Weiser) und
Osaajat (Verständiger), neben dem Laulajat oder Beschwörer und
feindlichen Zauberer oder Noijat, strebt sich in der Ekstase (tuUa
intoon) zur TuUa-haltioihin (Aufgehen in der Gottheit) zu erheben.
Zu S. 28. * Während bei Plato's Hyle als das „gleichsam Irra-
tionale in Gott selbst, das durch den Nus Form und Gestaltung
ge¥dnnt und in den einzelnen Wesen zur Erscheinung kommt^', das
geistige und leibliche Dasein aus einem und demselben abgeleitet
wird, sodass „die geschaffene Welt vollkommen gesund und fehler-
frei dasteht" (und die präexistirenden Seelen die mitgebrachte
Schuld in körperlichen Gefangnissen büssen), ist sie für die Gnostiker
(die das „Pneumatische aus dem Wesen der Gottheit, das Leibliche
aber aus der ihr fremd entgegengesetzten Materie gebildet werden
lassen" im Achamoth) ein , Jammervolles, klägliches, erbärmliches
Ding" (das des Erlösers bedarf). In Heraklit's Werden, „als Hervor-
treten aus der Einheit in die Vielheit, aus dem Ewigen in das Zeit-
liche, aus dem Gedanken in die Materie" (mit dem entsprechenden
Vergehen) erscheint das Ungeordnete (Qualvolle oder Böse) als eine
den steten Fluss unterbrechende Hemmung des Verwandeltwerdens.
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938 Anmerkimgen zu S. 28.
* Thore (bei Champollioa), m beka^nter LAatverschiebuQg
mit köre zusammenfallbar, ist spater (als soböpfend) kbepra gelesea
und entspricht, i»s erste Werden andeutend, im Emblem des Soa^
rabaus dem patekisohen de? Embryo, Tore (der Tupi) ist, voz de-
sentonada (bei Montoya).
' Pie Materie, als vXt), bat bei Yalentinian „zuerst als eine iotiy,axo^
uXy) und dann als eine zu festern Körpern verdiehtete Masse aus dew
doiit/iqiTov iceöoc der Aobamoth den Ursprung erhalten" (s. Baur).
Bei Philo ist die Materie (uXtj) tj toO icavT^ ovaCa.
* Sensible things are nothing eise but so many sensible qua-
lities (Berkeley )• The laind, soul or spirit, truly and really eriats
(bodies exist only in a secondary and dependent senaie), und so (bei
Parmenides) das Sinnliche als Schein (day.«tv {a^mov -oi^tv).
* „Das erste Ding, welches der Schopfer hervorbrachte und ixm
Dasein rief, war eine einfach geistige, selbst vollendete, allein yor^
treMiche Substanz, in welcher die Form aller Dinge enthalten war,
sie heisst Vernunft." In der arabischen Lehre von der Weltseele
(Nafsanija) strömt die Vollkommenheit des Anfangs (in Gott) auf
das Vollendete über (die Vernunft), diese auf das Bestehende (die
Seele) und diese auf das Seiende, als Urstoff, der durch diese Ema-
nation Länge, Breite und Tiefe annimmt (s. Dieterici) in den um-
schwingenden Sphären des Allkörpers, auf die Elemente einwirkend.
* Ka\ £S^AQ;|ji+e Mcat, als ürmaterie (zur Schaffung der Ge-
stirne), worauf als Erster, der eigentliche Gott (Protogonos) hervor-
geht (bei Sanchuniathon), weiblich g^fasst in der Vermählung mit
Taaroa, si secundum agnitionem et ignorantiam intra Pleroma et
extra pleroma dicunt (s, Irenäus).
^ Als die Dii^e alle noch zusanxmen, unendlich an Zahl und
Kleinheit {hp^9^ KdinoL ^^\LOktoL ^ S.tz$i^q(. }ut\ tcXtj^; xa\ ifx^xpdnjTa),
wß,v nichts erkennbar (Anaxagqrs^).
^ Im Anfa^üg war das Nichtsein allein > 4^9 üi Sein gewa^^lt
sich in ein Ei hüllte (n^ch der Brihad-arauyakarUpaniisbad).
^ In der so häufigen (fast allgemeinen) Deiücirung voja Hii9,mel
und Erde, auch unter monotheistischer Einig;ung des nicht geg|en-
sätzlichen Duajismu^, wie im ^inne des Alexandrinismus (^^ Dähne)
bei Theophilus: ovpavbv -q yilxon yalr^^ xpaTet, avri; ui^c(px.^t (aus si-
byllinischen Orakeln). Gleichzeitig mit oiipav;^; (als Himmel) entstieg
die Erde (^ij) als seine Schweat^r (Sanchuniathon) eine (wie auch
im Worte papa liegt) breite oder weite (diu breite werlt), oder
(weil gebärend) breitbrüstige (bei Hesiod). Siva zeugt mit seiner
Sakti, aus der er hervorgegangen, das AU aus eigener Substanz,^ wo
die Spinne ihr Gewebe (nach der Kritya Tatwa).
^° In Tellufl (als Maja) erkannte der Sabiner die ganze Natur
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AnmeTkungen au g. ^8—44. 239
(Erde, Luft u»d Wasser) bis 6ie Scheidung zwiseheu Coelus und
Terra eintritt. Maj* oder Maiesta (Maiatf^), als Naturgöttin, wai;
«dt Yuloan [Ru] Yermählt. Die Oßci (oder Opi<?i) vo^i Ops, di« „Frucht-
bringende" Erde (5. Huechke), auch in Campaniea verehrt. C'etait
la terre produotiye et nourrioiere, VOps mater» la mere de^ peuples
opiqueei que dans leurs prierea, ils n'imploraient jamais sans se
mettre en contact aveo la terre mewie; les pretree en pronongant
son nom, se courbaient totgours pour toucher le sol a'^eo la msdn,
comme il» la levaient quand üb pronon^ient oelui de Jupiter qui
representait la puissance celeate (Ring).
Zu S. 39. ^ Zu dem Schönsten und durch wahrhajPt poetische
Anflohauuiig Heryorragendsten, W9» wir unter den Mythen heid-
nischer Völker kennen, gehört die Mythe yon d^r Trennung dei
Himmels und der Erde, bemerkt Hochstetter (b^i der Mythologie^
der Ma^ri).
Zu S. 44. „lia "forme ithypalliqu^ (des Gottes Seb) y fait con-
nattre l'union du oiel et de la terre, ou de l'4ther et de la matiere^
de Rh6a et de Saturne, suivant Fluta^que (s. Deveria), mit dem
Horizont als entmannende Sichel, während der phallische Stumpf des
Meru-Berges. zurücl^bleiben mag. Himmel (Dyu) und Erde (Prithiyi)
als Paar gedacht, heissen (in den Yeda) Devaputre, weil Götter
zeugend. In eii^er Version ^r Schöpfung bei den Maori wird bei
der Trennung von Hiinmel und Erde gesagt» da»? zuerst Tutengana-
hui oder Tuma»ta-u^nga (gleich eiuem wijdeii Kronos) „cruelly cut
the sinews, whioh united the two", sodaps dauu Taue oder Tane-
mahuta (represented aus a tre« with the head downwards and the
root upwards) als Tane-nui-arBaugi die grosse Stütze des £[immelQ
werden konnte. Neben dem Moulage (Abgrund) fand sieh (im Akkad)
der Geist des Himmels (Zi-auua) aja A^na u?id dw G^iftt der Erd^
(Zi-kia), als Ea (s.. Lenormant), und indeip dann Ea (naaison) als
Gati^ dam-kjLna's (u^oar e^ twra) auftritt, wiedwholt sipb di^ Ver-'
mahluj^g Gäa's mit dem aup^ ihr geborenen Uranus. Die sai^othra'^
kiSQhen Weihen d^ gro^s^n Gtpttiu bezogen sich (nach Varro) a.uJf
das Gö)tterpaar, d^n Qimm^l uud die Erde (wie die in Phlya auf
die grosse Göttin, al^ l^dmutter), und das im korybantischen Ge-
heimdienslb deei K.oryba? (auf Lemnos) eingeführte Zwgungsglied
(wie diQ ^eibljche Ki^eis in deu Thesmophorien) gab dann in den
Orgien Anlass zu Verirrujigen (vo© Prosymuua, Baqchus' Geliebtj^r, mit
cen|^a^erikaiE4.SQh:en iind andern Parallelen abgeseheu) bis zu Juve-
nal's „Vitreo bibit iUe FriapQ^' oder in Sekte% gleich den chiotischen
Cotittp's (Vpnus vulgiyaga), im Wüth^n rasender Mänade^ gegen
Orpheus, oder im QegeMatz (auch toltekisphe) Beichte (i;^ Sampthrs^e)
verlangend und das (die Pruidiunen auf der I^pire-Ins?l au nur z^it-
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240 Anmerkungen zu S. 44--45.
weisem Besuch ihrer Gatten, naoh Art der Amazonen am Maranon,
vei^pfliohtende) Princip der Enthaltsamkeit, zu deren Unterstützung
die (bei den Riohterprüfungen der Chibchas vielleicht gleichfalls
begehrte) Einreibung mit Schierlingssaft (der Hierophanten) diente,
wie in Micronesien Aufbinden des Präputium (s. Moseley), während
tahitische Areois wieder nur die Folgen compensirten in Abtreibung
der Frucht. Derartigen Ausschweifungen entgegenzutreten mochte
dann ein thebanischer Gesetzgeber, wie Diagondas (s. Cicero), nächt-
liche Zusammenkünfte verbieten, und die Lieblinge des Bacchus
wurden oftmals durch Senatsbeschluss aus Rom vertrieben.
Zu S. 45. ' Aus seiner Achselhöhle erzeugt der Himmelsgott
Tohotika (auf den Marquesas) seine Tochter Te Taua mata vehitu.
In Tane oder Eane liegt das Männliche als solches ausgedrückt
(Kane, the male of the animal species). La forme primitive de Mars
est Mas (male), wie in Maspiter (s. Schoebel). Gleich Tane erscheint
er unter verschiedenen Formen. Mars cum säevit Gradivus est,
tranquillus Quirinus dicitur (Servius). Als agrarische Gottheit findet
sich Mamers im Liede der Tatres Arvales. Taaroa (generateur)
zeugt mit Hina (la terre) den Sohn Oro (souvei*ain du monde) und
Tane (mangeur d'hommes), dessen Marai Knochenhäuser (für die,
in den Marai Oro's geweihten, Menschenopfer) bildeten (auf Tahiti).
* So wird in dem durch die Legende geheiligten Tempel
Whare-Eura, dem rothen Hause zu Hawaiki (einem aus benachbarten
Territorien vielfach bekannten Langhause), die Zahl von 70 Priester-
fürsten genannt, in Zellen lebend, „each building bearing the name
of one the heavens" (s. Taylor), vor dem Auszuge der Maori nach
der gegenwärtigen Heimat. Est enim uniuscujusvis gentis angulus
und Pseudoclementinus zählt 72 auf, was sich mit der quatemären
Rechnungsmethode besser vereinbaren würde.
' Die Thiere, Fische, Schlangen u. s. w., wie den Menschen,
durchwandernde Seele geht (bei den Ophiten) auch in Garten-
gewächse über und bei dem Aufsteigen zum Himmelreich hat sie
sich (auf die Fragen des Archen) wieder zusammenzusuchen (unter
jenen Schwierigkeiten, die auch, aus dem durch wilde Thiere Ge-
fressenen, Augustin aufstiessen, für körperliche Auferstehung), wie
(bei Empedokles) die zerstreut geschaffenen Glieder sich bei der
Schöpfung zusammengefunden haben und sich mitunter in Ungeheuer
(gleich denen bei Berosus) verirren mochten.
* „Let the sky become a stranger to us, but the earth remain
close to US, as our nursing mother'S schlägt Tane-mahuta den
Brüdern vor, die zustimmen, ausser Tawhiri-matea (s. Grey). Die
Erde heisst Mutter (fxi^Ttjp) als y^ |i^ty)p (Demeter), die Urmutter
bei den Indianern (nach Tanner). Nerthus id est terram matrem
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Anmerkungen zu S. 45 — 46. 241
oolunt (s. TacituB), die Germanen (auf Insula ooeani). Als auf der
ins Wasser herabgestiegenen Luftjungfrau der Vogel sein Nest ge-
baut, entstehen, aus den Trümmern der Eier, Himmel, Sonne, Wolken
und Sterne, worauf die Schöpfung seiner Mutter auf der Erde durch
Wäinämöinen (als ewiger Runoia) vollendet wird (wie Taaroa, als Ewiger
oder Toia, das Weltall aus den Stücken der Eierschalen bildet). When
Earth and Firmament separated themselves, the Earth said to the
Firmament: „What shall be donc with our offspring"? Then the
Firmament said : These two Tutenganahau and Tawhiri matea I will
take up with me , but Bongomai (sweet patatoe), Haumia (fern) and
the others will be left as food for man and to perish on the ground
(s. Davis). Als die Nebel vom Winde zerstreut waren, wurden Bäume
und Pflanzen (nebst den Vögeln) sichtbar (nach den Maori).
^ Im Cult Tangaroa's in Gentralpolynesien läuft der Meer- und
Himmelsgott zusammen, wie in Varuna, und verwandt mit ihm „er-
scheint üranos der Gatte der Erde, die er ganz umhüllt und in
brünstigem Begen befruchtet, als Urvater der Götter** (E. von
Schmidt). Seine elementaren Kinder werden in das Dunkel der
Erde verborgen, und ihre Seelen wandeln sich in die Titanen
(von t{<i>), während an Uranos' Stelle Kronos (als Umgrenzer) tritt.
„Zugleich erscheint aber am Horizont der Himmel an der Erde
kreisförmig, also gleichsam sichelförmig abgeschnitten", und daher
die Sage von der Entmannung. „Andererseits hat der Begriff des
Kronos eine deutliche Hinneigung zum Feuergott," sodass ihn Behua,
als Oberster in Bangi, vertreten könnte, am Horizont von der
Erde getrennt durch den Waldgott, wie Kronos „in der kraftvollen
Eiche, seinem heiligen Baum, waltet", und die Seelen aus den
Titanen (Ttt^vec) in Tiki oder (wie in polynesischer Lautver-
schiebung auf andere Gruppen benennt) Titi später zu den Menschen
herabsteigen, im Gang der Zeitalter (bei Hesiod) durch die Heroen,
von denen sie sich dann wieder zu Göttern erheben mögen.
• Mit seiner Nachkommenschaft, von der sich ein Theil (wie die
Amphibien) zum Lande zurückwendet, und so scheiden sich auf
Baiatea die Dämonen als Tu maa raauta zum Lande und Tüi maa
ra tai zur See.
' Also nicht nur aus der Götterverwandtschaft, wie bei Philo,
sondern aus dem von den göttlichen Verwandten erkämpften Siege.
Zu S. 46. 1 t) voC; yap r^ikvi 6 ^i6<; (Menander). ''HSo; yhip av-
SpwTW«) SaCjJLWv xaxa 'HpaxXciTov (Alex., Aphrod.).
* Eine niedliche, hübsche Erläuterung dazu findet sich (bei
Grey) in der Legende von Bata's Bootbau, denn, nachdem er sich
einen Baum dazu gefällt, kommt in seiner Abwesenheit die ganze
Nachkommenschaft Hakuturi's, Alles, was an Insekten krimmelt
BASTIAir. 16
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242 Anmerkungen zu S. 46.
und wimmelt, um die Späne wieder zusammenzufügen, und als der
wild ergrimmte Held zornig auf sie losstürzt, rufen ihm die kleinen
Dinger muthig entgegen, wie er es habe wagen können, ein Kind
des gprossen Waldgottes (ihres Vaters Tane) umzuhauen. When
Rata heard them say this, he was quite oyeroome with shame
(aber von Furcht ist natürlich keine Rede). Aus Dankbarkeit
machen sich nun die arbeitsamen Thierohen daran, ihm selbst ein
Boot zu bauen, „and the name, they gave to that oanoe was Riwaru".
Da die Insekten die meisten Beobachtungen aus der Thierwelt
lieferten, fanden sich die Folynesier auch zu Schlüssen auf eine
Art Mimicry geführt, indem Rongo (auf Mangaia) das von dem
Eidechsen -Gott gestohlene Opfer durch die gelbgrünen Schmetter-
linge zurückerhält, die, weil dicht an gleichfarbigen Blättern kle-
bend, nicht unterschieden werden konnten und sich so der Ent-
deckung durch die Wächter entzogen. In Aitutaki wird Rata's
Canoe (im mythischen Kupolu), nachdem die umgehauenen Bäume
stets in integrum restituirt waren, schliesslich durch die Yögel, die
der dankbare Reiher zusammengerufen, für die Reise nach Iti-te-
marama oder Mondland (s. Gill) fertig gebaut. Ehe die Menschen
in mantischer Begeisterung von den Göttern ergriffen wurden (wofür
Rangi den Priester Motoro von Tangiia erbittet) sprachen sie durch
die Vögel, und durch die von seinem Ahn Moho, dem Eidechsen-
gott, gesandten Vögel wird Ngaru aus den sinnlichen Verlockungen
der Taiparu (Miru's, gleichsam Ealypso's bezaubernde Töchter) zu
reineren Sphären emporgetragen, wo diesem Bezwinger der Ungeheuer
in der Tiefe noch ein letzter Kampf mit Amai-te-Rangi (um auch
aus der Falle des vom Himmel herabgelassenen Korbes siegreich
hervorzugehen), bevorsteht, wie der Rahan (der trotz Mara's Töchter
lockenden Tänzen unter dem Bodhi-Baum verblieb) erst nach Ueber-
schreitung des siebenten Himmels (und der dort durch Mara gesprei-
teten Verführungen) in die Mediationswelt der Rupa- (und, wenn er
will, der Arupa-) Himmel eingeht
' Allerdings werden die Atua magisch herbeigezogen zum Orakel
und andern Diensten, aber es ist für die Charakteristik der Maori
beachtenswerth, dass ihre Hülfe von den Priestern besonders dann
in Anspruch genommen wird, wenn sich vor dem Kriege bei den
Jüngeren Symptome von Furcht zeigen sollten, damit ^iie herbei-
eilenden Heldengeister (die bei den Amakosi der Schlachtlinie voran-
ziehen, als Vorkämpfer, wie bei den Lokrem) Muth einflössen,
gleich den sacranae acies (vero sacro nati) bei den Aboriginem in
Latium. Die Atua (in der Wandlung als finnische Haltia) zur
Verwendung als individuelle Schutzgeister erhalten weitere Vergötte-
rung in den Aumakua (Hawaii's) oder Omatua (im Anschluss an Ver-
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Anmerkungen zu S. 46 — 47. 243
wandte), &ls Laren (und Penaten), über das WoUverhalten in der
Familie (in Tahiti) wachend, und nach dem römischen Eriegsgesetze
wurden die Schuldigen den Manen (Diris parentum) anheimgegeben.
Zu S. 47. ^ Persons taken in war and carried away as slaves by
another tribe cease from that moment to be under the care of any
Atua. The Atua of their own tribe trouble themselyes not to foUow
them among a hostile tribe and hostile spirits, while the Atua of
the tribe, whose slaves they are never give them a thought. They
are therefore independent of the law of tapu as far as they are in-
dividually concemed, a fortunate circumstance for the comfort
of the female portion of the Community, for it is owing to this
belief, that male slaves are able to assist them in a variety of me-
nial oMces connected vnth carrying and cooking food, which they
could not in their free state have meddled in without incurring
the anger of their atua, and its consequenoes, siokness and perhaps
death (Shortland), und zwar nicht nur für sich allein, als Indivi-
duum, sondern durch solche Verbrechen den Götterzom vielleicht
auf den ganzen Stamm herabziehend. Wahrend also im roh-sensuel-
len Sinne solch unbedingt (auch ohne detestatio sacrorum) ge-
wonnene Freiheit, die keine Speise tabuirte und demnach alles zu essen
(sowie vielerlei sonst Verbotenes) erlaubte, der Vulgarität zusagen
könnte, gehen edlere Gemüther, die ihre Selbstgenüge in Pflicht-
erfüllung finden, darin unter, und auch der Brahmane (trotz schran-
kenloser Aditi) bindet sich deshalb in seinem Mikrokosmos schon
mit dem Seafjirf?, der (als Philo's Logos) den Makrokosmos zusammen-
hält So begnügt er sich mit seinem engbeschränkten Lebensgenuss,
während der Sudra, wenn ihm als Bahn die Mittel zu Gebote stehen,
sich denselben in materiell weit reicherer Weise verschaffen kann.
Andernfalls mochte unter den Römern, im ersten Freiheitsgefühl,
als die Fesseln priesterlicher Vormundschaft gelockert waren, eine
transitio ad plebem angestrebt werden und, um sich gleichfalls die
leichtern Formen des plebejischen Lebens zugute kommen zu lassen,
blieb die £he durch confarreatio nur für den Flamen dialis bindend,
den Priester des Jupiter. DieTödtung eines (götterlosen) Sklaven
bedingt eine Entschädigungszahlung an den Herrn und der Ver-
brecher, der die Beleidigung der Götter zu sühnen hatte, wurde
(in Bom) vogelfrei (durch die oonsecratio capitis), sodass ein jeder
das Becht gehabt haben würde, ihn zu opfern, obwol es in späterer
Milderung von homo sacer heisst : neque fas est eum immolari, sed
qui occidit parricidii non damnetur (s. Festus).
* Der Ausdruck Upe^c bezieht sich nicht nur allein stets auf
irgendeine besondere Gottheit, sondern auch auf irgendeinen be-
sondem Sitz ihres Cultus; ohne diese Bedingung hat Upe^^ keine
16*
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244 Anmerkungen zu S. 47.
Bedeutung (s. Friedreioli) , und so bei den Tohunga (der Maori).
Im römischen Staatswesen waren die sacerdotes (als mit den Sacra
bekannt) sachkundige Beistände der Magistrate, und blieben als
solche in naturgemässen Schranken, zumal wenn die Stola des Pon-
tifex maximus die selbstverständliche Schleppe des Imperator ge-
worden war , bis sie Gratian als zu abgetragen ablehnte (obwol
sie noch für Amobius' „pontiücium Christi" passte). Vos quidem
in hiß quae intra Ecclesiam sunt, episcopi estis, ego vero in bis
quae extra geruntur episcopus a deo sum constitutus, brachte Con-
stantin den in Nicaea versammelten Theurgen und Demiurgen zur
gefällten Eenntnissnahme.
' Der chaldäisohe Magier bannte die Geister durch die deuv
dvrfyjcot, um auf die ürkräfte einzuwirken, wogegen der Maori diese
direct bezwingt. Der Bömer richtete seine Gebete „ä des puissances
occultes, qui le tenaient sous leur joug, sans lesquelles il ne peut
agir et qui ne lui pr^tent leur concours, que s'il le leur demande
d'une certaine maniere". Le caract^re de la religion d'un peuple
est Timage plus exacte du temperament et des facultes de ce peuple,
c'est pour ainsi dire, le fruit de ses entrailles, le resume de ses espe-
rances et de ses terreurs, l'histoire de son ame ecrite sous l'influence
du sentiment qui s'empare le plus completement de la nature humaine.
Sua cuique civitati religio est (Cicero). In dem Spruch (der Odyssee):
„Alle Sterbliche bedürfen der Götter", findet sich das natürliche
Gefühl der Abhängigkeit zu einer höhern Macht ausgesprochen (s.
Friedreich).
* In Rom beruhte das üebergewicht des herrschenden Standes
wesentlich auf der Ehrfurcht für die überlieferte Religionsverfassung,
auf der üeberzeugung , dass nur durch die Geburt Berechtigte zu
Vermittlem zwischen Gottheit und Menschheit bestimmt seien
(s. Ambrosch). L'autorite religieuse (während der aristokratischen
Herrschaft) enseignait, que Rome pouvait etre representee de-
vant les dieux et devant les hommes, que per les descendants des
Premiers Romains, les seuls qui eussent re^u de leurs peres le droit
de consulter par les auspices la volonte des dieux, les seuls qui
pussent exercer, sans la profaner, l'autorite absolue (imperium),
autorite d'origine divine, confiee par les dieux, comme un depot
sacre, aux curies patriciennes (Bouche-Leclerq) bis mit dem Ple-
biscit Canulejus' die Zwischenheirathen erlaubt wurden.
^ Im Hoo-Mana-Keiki, der Kinderzeugung in richtig abge-
schlossener Ehe (gleichsam einer confarreatio, wie sie für den
Flamen dialis verlangt war), wurde die Mana (oder inhärirende
Autoritätsmacht über weltliche und geistliche Dinge) fortgepflanzt.
Die lacedämonischen Könige wurden bei ihrer Krönung zu Priestern
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Amnerkungen zu S. 47—48. 245
des ZeuB geweiht (nach Aristoteles), die Ariki dagegeh standen
durch ihre Gebart neben den Göttern. Der älteste Sohn, wenn auch
von einer Sklavin, mochte bei den (republikanischen) Maori das
Recht der Erstgeburt besitzen, aber nur der von einer ebenbürtigen
Frau geborene galt als Ariki, in den „high Chiefs", (s. Taylor),
going to heaven after death, whilst their inferior s went to Po.
In Born war die ganze Gesetzgebung eine theologische (der
Staat auf göttlicher Grundlage), in allem und jedem sprach sich der
Wille der Götter aus, „la famille, eile aussi, etait consideree comme
une association formee et maintenue par la nature, au profit de la
religion" (s. Bouche-Leolerq); indem das sonst durch die Theogonie
in der Aristokratie conoentrirte und diese mit den Vorrechten des
Tabu ausstattende Göttliche hier durch die Weite des Volkes (und
somit in sämmtlichen Institutionen) ausgebreitet lag, denn die Ab-
scheidung der Patrioier, als adeliger Stand gegenüber der späteren
Plebs, war erst ein secundäres Product geschichtlicher Entwickelung.
* Solche, üoch ohne hierarchische Prätensionen dem Nach-
denken hingegebene Einsiedler könnten dann, wie Orpheus und
Hesiod neben Parmenides, Xenophanes, Empedokles und Thaies
bei Plato unter die Philosophen gerechnet werden, für ihre indi-
viduellen Himarbeiten, wogegen die kosmogonischen Mythen einen
religiösen Charakter gewinnen, wenn auf der Breite des Volksglaubens
in erblicher Stammestradition (oder vom Lehrer auf Schüler) fort-
entwickelt (und unter gesellschaftlich zusammengedrängten Verhält-
nissen der Stadtbewohner in Collegien gepflegt), die aus den esote-
rischen Schätzen ihres Fanums nur populäre Versionen zum Gemein-
gut hergaben. Sapienter, -aiebant, ad opinionem imperitorum fictas
esse religiones (Cicero), und dann der Ausspruch des päpstlichen
Löwen über gewinnreiohe Fabel. Infolge der von den Volksansichten
hervorgerufenen Verwirrung verbot Augustus jede Einmischung der
Politik in die Prophezeiungen der Chaldäer, jener Menschenklasse,
die (s. Tacitus) et vetabitur semper et retinebitur. In dem „medici-
nischen Orden" der Asclepiaden (s. Heiglin), besonders auf Cos (und
Cnidus), waren die Mitglieder eidlich verpflichtet die (nach Galenus)
erblichen Kenntnisse nicht zu enthüllen (s.Luoian). Aristoteles rechnet
Hesiod zu den Theologen (s. Welcker) im Sinne von ^coXoyta bei Phe-
rekydes und die Wahrsagungen (seiner (JiavTixdO sollten aus akarna-
nischen Sehersprüchen geschöpft sein.
Zu S. 48. ^ Die Vischnu als Erishna verehrenden Mahapurushia
(Sankar's) dürfen keinen andern Gott anrufen (s. Hunter) im in-
dischen Polytheismus, während im Monotheismus die neben den Gott
gestellten Unter- oder Nebengötter lieber als Dämone (oder Engel)
bezeichnet werden.
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246 Anmerkungen eu S. 48 — 19.
^ Das Herumtragen Lono's (Rongo^s) durch die Inseln bildete
das nationale Jahresfest in Hawaii (gleich dem Umzug Hertha's).
' Als tabuirt, gegen jede Verletzung geschützt waren die Busch-
heiligthümer der Mongolen, und an Fosete's Wohnsitz auf Helgo-
land durfte nichts berührt werden, kein Thier geschädigt, noch
Wasser aus der Quelle entnommen (zu Willibrod's Zeit). Inter decreta
pontificum hoc maxime quaeritur quid sacrum, quid profanum, quid
sanctum, quid religiosum (Macrobius).
Zu S. 49. ^ Nachdem die mit Gras und Kräutern bedeckte Flache
der Erde, beim Aufsteigen aus dem Wasser, in Berge zerbrochen und
gehoben war, schuf Tane-mahuta die Bäume und Vögel, während als
Tiki-ahua, Ebenbild Tiki's der Mensch auftritt (formed of day and the
red ochreous water of swamps), mit He Tiki, als heiliger Kopf knoten
der Edlen, und in jedem Neugeborenen, neu als Gabe Tiki's (Po-Tiki)
aus dem Po geschenkt. Bei anfangs formlosen Schöpfungen treten
erst die Maui, und dann die Tiki als Bildner auf, den Alfen ver-
gleichbar, als Ursprung von Allem gedacht (s. Wiborg) in skandi-
navischer Mythologie. Als erster Mensch landet Tiki mit seiner
Frau Pani (aus Hawai oder Tawai) auf Neuseeland, das damals schon
von Eingeborenen bewohnt sein sollte. Taylor erklärt Maori als
dunkel (uri, Blut oder das Herz). Uri also signifies the offspring,
he uri Tangata, the beginning of man, as lost in darkness. In
Hawaii gilt bei neuem Sekten als höchste Gottheit Uli, die dunkle
Himmelsbläue, die, als alles durchdringender Aether, besonders für
die Magie zu sympathischen Verknüpfangen sich brauchbar erweist.
The word „io", commonly used for „god", properly means „pith"
or „core" of a tree. What the core is to the tree, the god was
believed to be to a man (s. Gill). In Maui's Karakia ündet sich
oio als Anrufung. In Hawaii spielt oio in der Volksphantasie, als
ein schreckbarer Gespensterzug alter Fürstenfamilien, gleich dem
wilden Jäger, auch im Schein des Mondes (loh in Aegypten mit
aus Nah und Fem dazu gesuchten Beziehungen). Als uranfanglich
nur die Gotthejit Ihoiko existirte, verbreiteten sich (auf Tahiti)
die Wasser, mit dem Gott Tino-Taata darüberflutend. Auf andern
Inseln gilt der Name Io oder Oio als geheim (ein ayvcoaTo^ ^io^)
und (wie auf Tokelan der Gott Tangaroa nicht genannt werden
durfte) war auf Aneiteum (wo sich die Verehrung der Nat-moses,
als Nat, findet) der Gottesname Nugerain unaussprechlich, gleich-
sam nin Nara-yana, auf den Wassern wandelnd, und Comiücius (bei
Cicero) non Janum sed Eanum nominat ab eundo.
Nekea e Whakatau
Ei runga a Havaiki
Whakaturia to whare
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Anmerkungen zu S. 49. 247
Me ko te maru a io
Nga tokorua a Taingahue
I maka ki runga
Hei tohu mo te rangi era
(the oldest Maori prayers were these addressed to the sacred Io) in
Bezug auf die Gottheit. Der Name des höchsten Wesens, Io oder
louru, durfte nur von den Priestern ausgesprochen werden, wie
Davis zufällig von einem Häuptling der Maori hörte. Witnessing
my anxiety to obtain further information on the subjeot, he refu-
sed to disdose any more Maori-secrets , as he oalled them, and
politely referred me to an old priest, who resided about one
hundred miles off. Patuone acted in precisely the same manner
when an attempt was made by myself to procure from him some
particulars regarding certain ancient Maori rites. It would appear,
that the sacred trust oommitted to the priesthood was viewed with
religions awe and no one could trifle with it, and come off un-
scathed, its honour being guarded by a host of deities. Formerly
these seorets were transmitted by the Pakenga, or fountain head
to the tauira or disciples, the buildings, where these matters were
respected being sacred, and all those present were made parta-
kers , by the priest, of the same sacredness. (The old Maori possessed
considerable true religious knowledge, shrouded in the drapery of
tradition and legend).
' Tu produxisti nos intra luminis oras, heisst es (bei Ennius)
in der Anrufung des Eomulus (als ersten Menschen). Primus homo
Aegyptiis Hephästus est (Eusebius), als Erster König (bei Diodor)
und gleich diesem Pthah ist Tiki in polynesischer Mythologie zugleich
auch der Bildner, die rohen Naturschöpfungen (zusammen mit Maui)
gliedernd und verfeinernd. Mit Uranos verbunden gebärt Gäa neben
dem Titanen Japetos (der durch seinen Sohn Prometheus an der
Spitze der hellenischen Stammtafel steht) den riesigen Tityos (bei
Homer), durch Apollo und Artemis (Leto's Kinder) getödtet, als
das aus Nacht hervorgegangene Geschwisterpaar, Sonne und Mond.
' Zu den Heldeigünglingen Samoas kamen die Himmelsmädchen
aus Langi, und ähnlichen Abstammungen werden wir in Hawaii
begegnen. Durch Kaitangata'sBuhm angezogen, kommt Waitatiii vom
Himmel (Punga und Hema gebärend) bei den Maori, und ebenso
eilte Langi's Tochter vom Himmel nach Tonga, durch Tubo und
Vaia-aiou üli> die ihr Vater Tangaloa von Bolotu's heiligen (tu)
Insel (Pulo) ausgeschickt hatte. Hesiod's 'Hpcdoyovba, als Fortsetzung
der äeoYovCa, feierte (in den iioloLi ikiyoikai) die Heldenfrauen, die sich
mit den heroischen Stammvätern verbanden. Die Maori unter-
scheiden zwei Klassen, wie in Birma, wo sich die aus dem Byamma —
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248 Anmerkungen zu S. 49—51.
Himmel gekommenen Fürsten durch weiten Abstand vom Volk (aus
Gras und Kräutern erwachsen) getrennt fühlten, und neben den aus
halbfertigen Anfangen zu höherer Vollkommenheit entwickelten
Menschen kannte Parmenides y^satv dväptSTCwv £^ tqXCoü. Nach
Philostratos setzte Heraklit die Menschen ursprünglich (SfXoyov (den
Alala anticipirend) auf die Staffeln des oupav^ou xX(fjLaxo(; (bei Philo).
Zu S. 50. ^ Ten heavens are built of azure stone, one above
another (in Mangaia). Nach Schöpfung der sieben Erden wird Hivel-
Zivo von Moro-Eddar-boutho mit Schöpfung der sieben Himmel beauf-
tragt (bei den Soubba). Der Sabäer fügte den neun Sphären die
zehnte als höchste hinzu. Auf den Gilbert fanden sich drei
Himmel (Karauwa), als Tealauna (unter der Sonnie), Watau (unter
dem Donner) und Tenatau. In den Paumotou-Inseln wurden drei
Erdschichten mit zugehörigen Himmeln unterschieden, in Tahiti
(nach EUis) neun Himmel in Wolkenschichtungen. Nach den Ih-
wan-as-safa ist jede der sieben Himmelssphären (mit Zufügung
der der Fixsterne und des Thrones in der Neunzahl) ein Himmel
für das unter ihr und eine Erde für das über ihr Befindliche
(s. Dieterici). Die Voluspa nimmt neun Welten und neun Firma-
mente an, wie auch neun Himmel gelten (s. Grimm). Zur Darstel-
lung der mehrfachen Himmelsgewölbe zeigen die Hieroglyphenbilder
Himmelsgöttinnen (drei bis acht) in gebogener Stellung übereinander
(s. Roth), wie im Bild der Pe (bei Denon) die Göttin zwischen
Füssen und Armen sieben Zonen umschliesst.
^ Behua figurirt daher auch als der Erstgeborene (s. Short-
land) unter den Kindern Rangi's mit Papa tua nuku. Der höchste
Himmel ist Rangi-tihi. Auf Tahiti heisst der zehnte Himmel (Bewa)
Te rai haamama no Tane (der luftige Himmel Tane's). Be-hu (s.
Taylor), a flute (dissolving away, fainting, hazy, soft, mellow, dying
away), Behu-rehu, the evening twilight (bei den Maori).
' Der oberste der von Parmenides als Grenze bezeichneten
Kreise befand sich in einem Feuerring. Stephanen appellat con-
tinentem, ardore lucis orbem, qui cingat coelum, quem appellat
deum (Cicero). Das höchste Wesen nennt die Snorro Edda (s. Wil-
ken), „den, der die Wärme ausgehen liess" (med krapti thess er til
sendi hit ann).
Zu S. 51. * Bei Grey in der Form der Volksdichtung gegeben:
Nachdem das durch Tawhaki's Buhm (als Besieger der Ponaturi) zu
ihm niedergezogene Himmelsmädchen Tango-tango mit ihrer Tochter
zum Himmel zurückgekehrt war, stieg Tawhaki an den bei seiner
(von Blindheit geheilten) Ahngreisin üatakerepo herabschwingenden
Schlingen hinauf, die Gestalt eines Alten annehmend, und dann
wieder seine eigene, nach dem Auffinden seiner Gattin, worauf er
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Anmerkungen zu S. 51. 249
als Gott der Blitze im Himmel lebt und, seine Fusstritte dröhnend
als Donner ertönen lässt. Die Xu (Intelligenz) geht zum Hirt als
(im Gegensatz zu Pet oder unterer) oberer Himmel, und das Permhara
führt die Seele (Pra) zum Axemou ouerdou oder Oberhimmel, mit
dem Schatten (Sar) in Nuterchertet (verschieden vom unterweltlichen
Duat). Nicht als Schattenbilder, sondern in lebenden Körpern be-
wohnen Menelaus und Rhadamanthys die elysischen Gefilde.
' Taki (Maui's Bruder) kletterte an Spinngeweben (wie Tezcatli-
pooa in Mexico) zum Himmel (s. Yate), und mit Tawhaki, der den
Menschen Nachricht vom Himmel brachte (wie aus dem Beinga
Zurückkehrende von dort), wird auch Bupe (buddhistischer Rupe-
Himmel) oder Maui-mua mitunter identifioirt, der, seine Schwester
Hinauri suchend, schliesslich den Gedanken fasste (s. Grey): that he
would ascend to the heavens to consult his gpreat ancestor Rehua,
who dwelt there at a place named Te Putahi-nui-o-Rehua, and '
in fulfilment of this design he began his ascent to the heavenly
regions.
Rupe continued his ascent, seeking everywhere hastily for Rehua;
at last, he reached a place where people were dwelling, and when
he saw them, he spoke to them, saying: „Are the heavens above
this inhabited?" and the people dwelling answered him: „They
are inhabited.^' And he again asked them: „Can I reach those
heavens?" and they replied: „You cannot reach them, the heavens
above these are those, the boundaries of which were fixed by Taue."
But Rupe forced a way up through those heavens, and got
above them, and found an inhabited place; and he asked the in-
habitants of it, saying: „Are the heavens above these inhabited?"
and the people answered him: „They are inhabited." And he
again asked: „Do you think I can reach them?" and they re-
plied: „No, you will not be able to reach them, those heavens
were fixed there by Tane."
Rupe, however, forced a way through those heavens too, and
thus he continued to do until he reached the tenth heaven, and
there he found the abode of Rehua. When Rehua saw a stranger
approaching, he went forward and gave him the usual welcome, la-
menting over him; Rehua made his lamentation without knowing,
who the stranger was, but Rupe in his lament made use of prayers,
by which he enabled Rehua to guess, who he was.
When they had each ended their lamentation, Rehua called to
his servants: „Light a fire, and get everything ready for cooking
food." The slaves soon made the fire burn up brightly, and brought
hollow calabashes, all ready to have food placed in them, and laid
them down before Rehua. All this time Rupe was wondering
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250 Anmerkungen zu S. 51.
whence the food was to come from, with which the calabashes,
whioh the slaves had brought, were to be fiUed; but presently he
observed that Behua was slowly loosening the thick bonds whioh
enveloped hie locks around and upon the top of his head; and
when his long locks all fioated loosely, he shook the dense masses
of his hair, and forth from them came flying flooks of the Tui
birds, which had been nestling there, feeding upon insects, and as
they flew forth, the slaves caught and killed them, and fiUed the
calabashes with them, and took thenl to the fire, and put them on
to Cook, and when they were done, they camed them and laid
them before Rupe as a present, and then placed them beside him
that he might eat, and Kehua requested him to eat food, but Rupe
answered him: „Nay, but I cannot eat this food; I saw these birds
loosened and take wing from thy locks; who would dare to eat
birds that had fed upon insects in thy sacred head?" For the
reasons he thus stated, Rupe feared that man of ancient days, and
the calabashes still stood near him untouched [Arnarkuagsak für
Fische]. At last, Rupe ventured to ask Rehua, saying: „0 Rehua, has
a confused murmur of voices from the world below reached you
upon any subject regarding which I am interested?" And Rehua
answered him, yes, such murmuring of distant voices has reached
me from the Island of Motu-tapu in the world below these (worauf
Rupe, in einen Vogel verwandelt, dorthin fliegt, seine Schwester
findend).
• Ishtar's Besprengung mit Lebenswasser fand in der Unterwelt
statt. Am Schlüsse der Schöpfung (zur Verjüngung von Sonne und
Mond) liess Tane-mahuta das Lebenswasser (Wai ora Tane) hervor-
sprudeln, also als Gott der Bäume aus den Wurzeln derselben, wie
sich unter YgdrasiPs zweiter Wurzel als Urquell (s. Lüning) der
Brunnen Mimir's findet. Im Hinblick auf die stete Erneuerung des
Mondes im verjüngenden Bade sagen die Maori (s. Taylor): Man
dies and is no more seen, but the moon dies and plunging into the
living waters Springs forth again into life (als Bild der Wieder-
geburt, wie bei den Hottentotten, Eskimos u. s. w.). Andere Ge-
müther sind gleichgültiger, und dass mit dem Tode alles zu End^
sei, haben Reisende vielfach als Sprichwort bei Negerstämmen be-
richtet, und dabei lässt sich an die während der Festmahle der
Aegypter kreisende Mumie erinnern, als Memento mori, das Leben
zu gemessen, so lange es sich beut. Von der Schöpfung, heisst es,
könne man nichts wissen, weil niemand dabei gewesen, und auf
seine kosmogonisohen oder sonst religiösen Fragen erhielt Dobriz-
hofer unter den Abiponem die Antwort, dass man sich um solche
Dinge nicht gekümmert habe. In Westfalen gilt es (nach Weddigen)
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AniHerkangen zb S. 61 — 52. 251
als Sprichwort „wie der Baum fällt, so bleibt er liegen" (da die
religiösen Lehren über Unsterblichkeit und ewiges Leben nur dazu
dienten, die Leute im Zaume zu halten). „Dennoch wird ein künf-
tiger Historiker von den Deutschen des 18. Jahrhunderts berichten,
dass der Glaube an die Unsterblichkeit allgemein gewesen" (setzt
Klemm hinzu), und dies Hesse sich in vielen Tonleitern singen.
^ So gilt Nout, sous la forme d'une femme courbee au-dessus
de la terre, als Schutzgöttin der Eingeweide im Sarkophag der
Mumie, und sie wird auch dargestellt dans un sycamore versant
aux ames l'eau Celeste qui les renouvelle (Pierret). Ihr gegenüber
ist Seb, das Symbol der Erde, männlich, also im umgekehrten Yer-
hältniss wie bei Uranos oder Gaea (mit dieser als Mutter jenes)
und auch Here, mit Deutung auf eine Erdgöttin (s. Schömann)
steht, als untere Luft, tiefer als Zeus. Im „Wechsel männlicher und
weiblicher Gottheiten" (s. Grimm) werden die bei Wuotan als Emte-
gott angeführten Formeln und Beime in andern norddeutschen
Gegenden geradezu auf eine Göttin übertragen (als Fru Gode). Die
Sonne wird weiblich betrachtet (bei den Maori), der Mond männ-
lich. Die Germanen nannten den Mond hermon, lunum dominum
(der her Man). Wie Mani (Sol's Bruder in der Edda) auf Mann,
führt der polynesische Name des Mondes (in Hine) auf die Frau.
Sin (der Mond) ist weiblich zur Sonne und männlich zur Erde
(s. Lenormant) bei den Chaldäern, und Men (der Phrygier) an-
drogynisch.
Zu S. 52. ^ Hei besitzt Gewalt über neun Welten. Hei steht zu
Loki, Sohn Farbautr's, aus dem Eiesengeschleoht der Äsen zwischen-
geschoben, als Tochter, „während man in dieser Erdgöttin doch
eher eine Mutter (wie die Grendel's im Beov.) oder Grossmutter
(wie die des Teufels) vermuthen sollte" (Wilken), und so findet
Maui (dunkler Herkunft) in der Unterwelt seine Ahnmutter, um
mit ihr seine geföhrlichen Possenstreiche zu ti*eiben. Den übrigen
Göttern (mit himmlischer Herkunft verknüpft) gegenüber macht sich
oft ein feindliches Yerhältniss fühlbar, wie bei den Giganten als
* Hinter dem Tempel der unterirdischen Demeter (bei Her-
mione) galt ein Erdschlund auf einem mit niedriger Mauer um-
friedigten Platz (des Elymenos) als der kürzeste Weg zum Hades
(nach Strabo), neben den unterweltichen Eingängen zu Troezen und
Lerna, während Herakles am Vorgebirge Tänaron oder an der
Küste des pontischen Herakleia in die Unterwelt gestiegen, Theseus
und Peirithoos in Kolonos am Sikelia-Hügel (beim Eumeniden-Hain).
Mit den Wanderungen nach Hesperien rückte das (von Odysseüs
bei den Kimmeriern erreichte) Todtenreich weiter westlich (zum
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252 Anmerkungen zu S. 52—53.
ägyptischen Amenthes), nach Tartaros oder Tartessos, bis die Inseln
der Seligen im grossen Meere gesucht wurden (s. E. Hofinann).
Auf Mangaia fand sich bei Aremauku der Eingang zur Unterwelt.
Wenn derselbe aber nicht deutlich ist, so treiben sich die Seelen in
Höhlen umher, bis sie einen Verständigen unter sich als Psycho-
pompös gefunden, und folgen dann unter seiner Leitung dem Laufe
der Sonne, um da, wo sie niedergeht, gleichfalls durch die Oeffnung
in die Unterwelt einzuschlüpfen. Cette grande porte de la region
du Netor-xer (Heu funebre), qui est mysterieuse pour les humains,
les mänes n'en connaissent pas le chemin, ceux qui sont paimi les
morts ne Patteignent pas, c'est celle oü passe le soleil pour voir
les deux mondes dans la region d'Ager, oü Fa acoompagne oet Osiris
(s. Deveria). Die Eskimos geben einen Spürhund mit zum Führer
(oder doch seinen Schädel).
« Das Seufzen der vorüberstreifenden Seelen (s. Claudian) wurde
in Armorica gehört, wo die Einschiffung stattfand (nach Procop),
um sich dem irischen Todtenrichter Samhan vorzustellen.
Zu S. 53. * Die weibliche Form Miru in der Unterwelt Mangaia's
erscheint als die männliche Milu's (eines, gleich Minos, nieder-
gestiegenen Königs) in der Hawaii's, und die dort unter ihrer Herr-
schaft stehenden Seelen ziehen in Tahiti zu den Himmelshöhen auf
Meru, der sich in Indiens Mythologie als Berg erhebt, wie in der
Geographie Ostafrikas, wo für das weit gebietende Meroe (auf per-
sische Grundlagen unter Eambyses bezogen) der alte Name Saba
(bei Josephus) überliefert ist, auf Südarabien deutend und fernere
Seezüge. In Babylon führt Merodach, Herr der Geburten (der Wieder-
geburt aus dem Ableben) den Titel eines „gerechten Fürsten der
Götter", wie mancher Todtenrichter (wenn auch aus naheliegenden
Gründen eher streng und grausam gescholten), und wenn (bei Euri-
pides) [kipo^ für (Aoipa (fatum) steht, so lag das Gerechte in der
Nothwendigkeit. Ehe Maruduk der Merodach, als Gott der Haupt-
stadt, an die Spitze des Pantheon gestellt wurde, wanderte er im
Auftrage seines Vaters Hea (Herr der Tiefe) auf der Erde umher,
Erkundigungen einziehend (die dann beim Todtengericht Zeugniss
ablegen würden) und Merat wird von den Töchtern Krok's bei
seinem Tode gebeten, ihn leuchtend zur Ewigkeit zu geleiten
(s. Hageck). Mit dem Beich ürukh's in Sumir (Su-Mir) beginnt
(an Akkad angeschlossen) die Geschichte Babyloniens«. Als Ge-
mahlin des Aethiopierkönigs Merops ergab sich Elymene dem Helios,
um Phaethon zu gebären, der sbnst als Kind des Klymenes gilt
mit der Okeanide Merope (während Merope, Tochter des Atlas, mit
Sisyphus, der den Thanatos fesselt, vermählt, sich in den Plejaden
verbirgt). Dionysos wurde zum Mti{>of^oL<p-^<;, als von Zeus aus den
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Anmerkungen zu S. 53. 253
seine Matter verzehrenden Flammen gerettet und Apollo bewahrt
in dem Leichenbrand der (wegen Ehebruch mit Ischys durch Ar-
temis getödteten) Coronis, Tochter des Phlegyas, seinen Sohn Aes-
culap, dessen Jünger für ihre priesterärztliohen Geheimsohulen
einen Mittelpunkt auf Kos fanden, in ägäisohcr Inselwelt. Dort lag
Lesbos in der Macariagruppe , wohin Maoar flüchtet, Sohn des
Helios, und Merops, der Seherkönig von Rhyndakos, wai* Maoar
oder Macareus beibenannt. Als Sohn des Poseidon seinen Charakter
als Seefahrer bekundend, gründet Triopas die Stadt Triopion in
Earien, und dem bei Sundas als Aegypter oder Kreter (karischer
Färbung) aufgefassten Xanthus (Sohn des Triopas mit Oreasis) wird
pelasgische Ansiedelung zugeschrieben auf Lesbos oder Mitylene,
wo mit der ionischen (oder javanischen) Einwanderung Macareus
(der seine Tochter mit Lesbos vermählt) zuerst feste Gesetze in
Schrift gebracht habe. Und solche walteten milde auf den Maxdipcov
v^ooi, den Inseln der Seligen, bei denen sich die Vorstellungen
des westlich entschwundenen Todtenreichs mit den in der Höhe er-
sehnten, vermengten, fteiXav Aib^ o$ov 7cap& Epdvou -nipaiv, iyt^a fxaxdi-
p(i)v vijao; (dxeavi^EC aupai icepiicvev^oiatv (Pindar), die rechtschaffenen
Seelen. Pythagoras fand die makarischen Inseln in den Sternen und
in Sterne verwandeln sich die guten Seelen (bei den Nagas), wäh-
rend die sohlechten (nach mannichfachen Wandelungen) zu Bienen
werden. Aehnlich mit Alaa (als Theil eines Ganzen im Begriff der
Gleichheit) ist auch die Ableitung der Mofpa (s. Friedreich) mit dem
ursprünglichen Begriff des Zugetheilten (von (ie(po(jiai). Zeus ver-
theilt „die Schicksale der Menschen nicht immer nach eigener
Willkür, sondern nach dem Gesetz des Schicksals", durch die xct-
Xavra, worin (die Richtung des Karma zu bestimmen) die Folgewir-
kungen (des Kuson und Akuson) abgewogen werden (unter dem
Dharma), und die praktisch-nüchternen Japaner mögen in Aeschylos'
^iuxooracjfa bereits die lebenden Körper wägen, über dem Abgrunde
des Tempelbezirkes schwebend (wie abconterfeit zu sehen).
^ Im griechischen Schattenreich gähnten unter den Asphodelos-
wiesen (wohin man an Persephone's dürrem Hain und dem Haus
des Hades vorüber gelangte) die Tiefen des Erebus bis zum Tar-
tarus. Der von Lucian an Aeakus übergebene Schlüssel hiess später
der Höllenschlüssel (um ihn von dem des heiligen Petrus zu unter-
scheiden). Awakea (Vakea) öffnete (in Hawaii) die Thore der
Sonne. Avakea ka mea nana i wehe ke pani o ka la, kahi i noho
wi o kanonohiokala: Avakea war 'es, der die Thore des Tages öff-
nete, wo Kanonohiokala (Augenball der Sonne) weilt. Dagegen wird
von dem verhassten Fürsten Milu gesagt, dass er, in die Unterwelt
gegangen, ein Beich zu gründen, als He alii no lalo o ka po, ka
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254 Anmerkungen zu S. 58,
haku o ka pouli (der Häuptling in der Tiefe der Naoht, der Fürst
des Nachtdunkels), als Minos (neben blondem Rhadamanthys).
3 Da der beim Begräbniss mitgegebene Taro dort nicht weiter
angebaut werden konnte, blieben nur Motten zur Nahrung oder
(wie im Compartment Pairau auf Mangaia) Fliegen. Auch von Excre-
menten als Speise erzählten aus der Unterwelt Zurückgekehrte, und
dem auf Alatana (in den Neu-Hebriden) für einen Abgeschiedenen
gehaltenen Matrosen wurde Urin zum Trinken angeboten. Für das
Wohlbehagen der Abgeschiedenen ist richtige Erkennjbniss der Lei-
chenceremonien, wie sie Veetini, der zuerst auf Mangaia gestorben, bei
der Eückkehr aus der Unterwelt lehrte, unerlässliohe Vorbedingung,
niedergelegt im ägyptischen Per-m-hara (sortir du jour). So finden
sich -minutiöse Leichenceremonien, wie bei den Mongolen, nach
den Jahrzehnten geregelt, noch sonst überall, im Volksglauben
überlebend, und auch bei den Pythagoräern (s. Plutarch) bedurfte
es eines richtig angestellten Begräbnisses als Vorbedingung zum
künftigen Wohlergehen«
♦ In Mangaia's Unterwelt kocht Mira die Seelen, deren sie
habhaft wurde, im Ofen, um sie so zu essen, und bei der Alten im
Eisenwald (jarnvidr) nährt sich der Wolf Fenrir vom Mark er-
schlagener Männer (in der Voluspa). Das Abschaben der Knochen
durch die Götter zur (seelischen) Beinigung des Verstorbenen
bedingt in Polynesien die Heiligkeit der dazu gebrauchten Muschel,
während der Dämon Eurymenos einer solchen nicht bedarf, da er
(mit seinen Hauerzähnen, als Bakshaki) das Fleisch der Todten im
Hades (wie Pausanias von den Fremdenführern in Delphi hörte)
abnagte bis auf die Knochen. Bei den Apalachiten haust Cupai in
der Unterwelt, und sonst kennen die Indianer die Todesgöttin
Ataentsie, die den zu ihr niedersinkenden Gestorbenen das letzte
Blut aussaugt. Die Knochenreinigung oder Hahunga wurde von den
Ng^uhi schon beim Begraben beobachtet, sonst dagegen (unter den
Nachbarn) beim Wiederaufgraben (Buka tanga tuarua oder Wakanoa
tanga tuaraa). Das l^idcdXav, worin (nach dem Tode des Kriegers)
die Seele lebendig bleibt (bei Pindar), trat dann mit dem nächsten
Schritt in das Idol (oder Tiki) über. Wenn die Seelen, wie in Ta-
hiti, von dem Atua verschlungen wurden, geschah es zur Reinigung,
wogegen der Araber jede schmerzhafte Todesart der durch Hängen
vorzieht, bei der sich die ausfahrende Seele veranreinigen könnte.
^ Die dortigen Seelen konnten also nicht so lieblich riechen,
als wie im Paradies des „duftenden'^ Rohutu (Rohutu Noanoa) der
Areoi, xal xaXco^ *Hp(£xXeiTOC elicev, oxt ar\|>yxa\ oap-övrot xab* aSiiv
(Plutarch), und jetzt selbst im Leben. Als F^inriecher war Jam-
blichos berühmt, doch scheinen die Seelen, die er gerochen, nur
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AmnerkuBgen zu S. 53—54. 255
todte gewesen zu sein, weil mit einem Leichenzug verknüpft, wogegen
allmäMiclL sich selbst lebende Seelen der Nase und ihrer Weisheit
aufzudrängen beginnen. Die aus dem von Prometheus zum Formen
des Menschenvolkes in Phokis gebrauchten Lehm übriggebliebenen
Backsteine bei Panopleus rochen den Priestern (zu Pausanias' Zeit)
nach Menschenhaut.
Zu S. 54. ^ Nachdem die aus den Würmern der Schlingpflanze
auf Tangaroa's Fels entstandenen Menschen durch Naio gegliedert
waren, brachte Turi die Seele (s. Heath). Waren die Seelen zur Rei-
nigung von einem Atua gefressen, so galten die Neugeborenen als
Götterkoth, bis sie (in Samoa) durch die Weihe von dem Schutz-
geist ihre Seele erhalten und Todtgeborene auf Tahiti bleiben Tia-
taeatua (Excremente der Götter). So konnte in den Depositen
auf dem Grab des Tuitonga der gute Wille ausgepresst liegen,
ihm, dem in dem Ueberfluss der Inachifeste Verwöhnten auch in
der andern Welt noch eine genussreiche Mahlzeit zu bereiten.
Lorsqu'un indigene vient d'expirer, son äme demeure sur les
branches des arbres qui environnent la case, et chante d'un ton
lamentable comme un oiseau blesse, jusqu'ä ce qu'elle soit recueillie
par un passant. Des que Ton apprend qu'une äme voltige ainsi de
brauche en brauche, plusieurs sauvages viennent ä la file, courbes
en deux, frappant deux petits moroeaux de bois l'un contre l'autre
en disant a demi voix: Pst, pst, pst. L'äme quelquefois demeure
sur l'arbre sans repondre ä l'invitation, le plus souvent eile entre
dans la bouche du premier de la file, sort par Tautre extremite,
entre dans la bouche du suivant, en sort de la meme fagon et
ainsi de suite jusqu'au dernier, oü eile reste definitivement, erzählt
(aus West-Australien) le P. Salvado (s. Berengier).
* Ellis erwähnt, dass, den Göttersagen der Polynesier zuhörend,
er oft gedacht habe, dass, wenn aufgeschrieben, „they would fumish
ample materials for legbnds rivalling in splendour of machinery and
magnificence of achievements the dazzling mythology of eastern
nations."
'In White's Lectures etc. findet sich die folgende Version:
A man called Patito having died, left a son, who was a very brave
man and a report of his bravery having been carried to the world
of spirits by some of the departed, it roused the martial ardour
of the father, who in his time was considered to be a most expert
spearsman, and he therefore visited the earth with a determination
of testing the ability of his son by a contest with him, during the
engagement. The son was unable to ward off his father's thrusts,
who being satisfied in having thus overcome his son, returned to
the other world.
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256 Anmerkungen zu S. 54—55.
* AchilleuB dagegen freut sich der ruhmToUen Thaten seines
Sohnes, als er im äades durch Odysseus davon hört. Unter epi-
scher Ausschmückung kann dann wieder Mythisch-Religiöses dui*ch-
scheinen, wenn in Bangi's goldenem Zeitalter, um den Tod in die
Welt zu bringen, der aus Bono's Unterwelt aufsteigende Tukai-
tana den unberührbaren und bis dahin unbesiegten Heros Ma-
toetoea im Kampfe erschlägt und dann die Kunst der Waffen-
verfertigung gelernt wird (auf Mangaia). Das (wie Ukko's Reich
unter den Finnen) friedliche Gullaldr wird (bei Snorri) erst durch
die Riesinnen aus lotunhein zerstört.
^ Und wie in Australien Kriege besonders aus dem Streit um
Frauen entstehen, so oft in Neuseeland, wo, wie Taylor erzählt,
die schöne Helena von den um sie kämpfenden Taua oder Kriegs-
parteien zuweilen in Stücke zerrissen wird. Sonst ähnelten die
Fürsten der Maori den Homerischen, in ihren Ansprachen und
Wechselreden, nicht nur, sondern auch in der Schlacht, denn „the
battle was chiefly a treat of skill and strength between the prin-
cipal Chiefs", indem die mitziehenden Sklaven (als Knappen) selten
am wirklichen Kampfe theilnahmen.
' Zur Erduldung des schmerzhaften Moko wirkte das Motiv
mit, dass, wenn in die Hände des Feindes fallend, ein schön täto-
wirter Kopf auf dem Turuturu (oder Kreuzpfahl) der Bewunderung
Aller ausgestellt sein würde (s. Taylor).
^ Die im Vollgefühl der Gesundheit sich selbst gewisse Persön-
lichkeit kümmert wenig das einstige Geschick, das den vagen
Seelenhauch betreffen möchte, und wenn auch Herakles als Schein-
bild (ein ägyptischer Schatten der Mumie) im Hades gesehen wird,
mochte (in Homer's Gesängen) er selber (auTo?) doch im Kreise se-
liger Götter weilen. Ob grausig oder lustig wählt Jeder gern den
eigenen Theil, wie der Friesenkönig Radbod den angebotenen Tausch
zurückwies. Puisque nos peres y sont, nous ne voulons pas mieux
qu'eux, nous pouvons bien y aller aussi (en Enfer), wie der Caraibe
antwoiiiete (s. De Brosses).
Zu S. 55. ^ Den Druiden (nach Lucan) war der Tod der Mittel-
punkt eines langen Lebens, und sie glaubten (nach Caesar) „non in-
terire animas, sed ab aliis post mortem transire ad alios", also eine
Seelenwanderung oder (wie den Ghaldäem Diog. Laert. in der Auf-
erstehung zugeschrieben) eine Unsterblichkeit (Yal. Max.), „animas ho-
minum immortales esse". Dagegen mati, mati sudah (mit dem Tode
alles zu Ende) heisst es auf den Arn (s. Kolff ) und „Our bodies rot
in the grave and there is an end of it, who knows more" bei
den Nagas (nach Hunter).
* In der ersten Nachtstunde betritt der in Ouemes eingehende
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Anmerkungen zu S. 56. 257
Sonnengott das Feld Nte-mu-ra (im untern Himmel) der Götter
Henba-v-ah-u (den Leicbenceremonien entsprechend), in der zweiten
das der Bau-Sebau (ämes du ciel inferieur), in der dritten das der
Bau-steta-u (ames mysterieuses), in der vierten (für den in die Mj^-
sterien Eingeweihten) die Region Anx-xepera (vie des transforma-
tions), in der fünften die Region Ament, in der sechsten das Feld
üa-u-nte-uaa-n-Ra, in der siebenten (unter Rüoktreibung der Schlange
Haber) durch die Schlange Mehen (als achter), in der neunten durch
die Felder (neu erwachenden Thebens) unter Horse-u-neter-u's (l'Horus
des bassins des dieux) Schutz, in der zehnten durch Xeper-anx
(production de vie), in der elften durch die R-dod-gerer-t-apet-a-
xau-t-u genannte Localität, in der zwölften (aus der Tiefe hervor-
tretend) zur Vereinigung mit dem Körper Nut's (Pether personnifie),
naissant de lui-mlme (s. Deveria). Ceux qui sont dans cette com-
position eux-memes se joignent au dieu Soleil dans le Ciel (oe mythe
est le mystere du serpent de la vie des dieux ä sa demeure du ciel
inferieur). So wurde in den Mysterien die Idee des Fortlebens
magisch mit dem Sonnenlaufe verknüpft, und in diesem praktischen
Interesse tief eingreifendster Bedeutung lag der Kern des Solaren-
Cultes, während die aus abirrenden Strahlen durch gelehrte Tände-
leien gedeuteten Mythen dem gerauschvollen Volkstreiben weder
Aufmerksamkeit, und noch viel weniger Hingabe, abgewonnen haben
würden. Eine Doppelverknüpfung mit dem Monde, in dessen sicht-
bare Wandlungen die Bewegungsquelle hervortretender Erschei-
nungen verlegt wurde, brachte dann, nur der Priesterweisheit ver-
ständliche, Rechnungsoomplioationen zu Wege.
' Die Sonnenflecken sind für die Maori die Schatten kämpfen-
der Krieger, die dort, wie bei den Natchez (welche die übrigen
Seelen in Thierleiber verbannten) eingezogen sind. In Hawaii
wurden die Fürstenseelen an Kaonohiokalo (Augenball des Luft-
kreises) zugeführt.
* Wenn allein genannt, ergab sich die Vorstellung eines ein-
samen Himmelsbewohners, wie in Enos, wogegen Khasisatra oder
Xisuthrus im Silberhimmel von denjenigen Seelen (ütukku oder
Seelendämon) vergesellschaftet wurde, die durch die an Ea geweihten
Gebete vom Hinabsteigenden in die Unterwelt (kur nude oder
matla tayarti) bewahrt waren. Auf Izdhubar's Gebet beauftragt der
Gott Ea seinen Sohn Mardouk, den (vor der Heilung durch Kha-
sisatra gestorbenen) Eabani aus der Unterwelt in den Himmel zu
versetzen.
* Die bei Taranaki wohnenden Stämme hatten die ünsterblich-
keitslehre systematisch ausgebildet, und wurden hier, nach Aufhängen
der bei dem Wiederausgxaben reingeschabten Knochen, die ent-
BASTiAir. X7
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258 Anmerkungen zu S. 55.
sprechenden Karakia gesprochen , um durch die verschiedenen Him-
melshallen aufzusteigen, womöglich bis zur achten, da sich dort erst
Befriedigung einstellt (s. Taylor). Whakaira ata to araki te rang!
(Steig auf, den Weg zum Himmel). Als Tekauae in der Hölle
(Aitataki's) durch die auf den Magen gebundene Kokosnuss das
halbgeformte Scheusal Miru (wie Hei halb fleischfarbig, halb leichen-
blau gemalt wird) im Essen der Centipeden getäuscht hatte und auf
die Oberwelt zurückgesandt war, lehrte er die Unsterblichkeit im
lieblichen Lande Joa unter Tukataua's Schutz (s. Gill). Dieser kritische
ümbildungsprocess der Religionen findet seine Parallelen in allen
Erdtheilen, wie früher vielfach, wo sie sich boten, hervorgehoben.
* Auf Rarotonga gehen die Seelen der in der Schlacht Gefallenen
zu Tiki (dem zuerst so Gestorbenen), der, an der Schwelle seines
langen Hauses sitzend, sie dort empfängt, um in Odin's salir (mit
coelorum palatinae sedes) zu schwelgen. Auf Puka Puka gehen die
Geister nach Reva's Haus zum Tanze. Auf Mangaia werden die
herabgestiegenen Seelen von der schrecklichen Miru, der Rothen,
oder Miru Kura (einarmig, einbeinig, einbrüstig) durch Kava be-
täubt, um im Ofen gekocht und gegessen zu werden, während die
der in der Sohlacht Gefallenen, als Grillen zirpend (wie bei den
Czechen als Vögel hüpfend), wenn niefit verschlungen von dem
gelegentlich aus der Tiefe steigenden Rongo (der sie dann wieder
von sich gibt, wie Kronos seine Kinder), in die Weite springen
(kura rere kite meneva), um als Wölkchen (in Tiairi oder Poepoe) mit
den Lüften zu treiben. Wenn die Seelen zu besserm Geschicke einem
'Apx^jJLopog als Erstgeborenem (einem zuerst so Gestorbenen) folgen,
freuen sich die Nachgebliebenen in den Eampfesspielen der Akaoa,
wie sie die Fürsten in Nemea zu Ehren des Opheltes (s. AppoUodor)
einrichteten, als stehendes Institut, während im Ta-i-te-Mauri oder
Geistertödten (auf Mangaia) die Freunde (Akaoa) zur Bekämpfung
der Dämone (Mauri) von District zu District zogen. Das leitet
weiter zu der langen Reihe von Reinigungsceremonien, in Guzco,
Delos, Mexico, Sibirien, Arabien und Polynesien, wie bereits oft
genug angedeutet, um es diesmal beiseite lassen zu können.
^ Im Zerreissen der Götter, des Osiris, Dionysos u, s. w., oder
ihres Propheten (wie Orpheus) sollte das Seelische plötzlich und lauter
frei gesetzt werden, ohne sich im Ansaugen des letzten Losringens
im Körperlichen zu imprägniren, und zugleich völlig fortgeschafft,
da es, als seinem materiellen Bestandtheile nach nicht in ein Nichts
verkehrbar, sonst nicht hätte zerstört werden können, j^^ädtpiou^
(bei den Gelten) xa« <J>uxac xat tov xdajjLOv ^Tcixpaxiliaetv Ös kqxz xal
-wCp xa\ uSwp (Strabo).
* Die Fürsten Samoas schwelgen in einem jenseitigen Glads-
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Anmerkungen zn S. 55 — 56. 259
heimr an der Tafel Saveasuileo's und schon im Leben weihen sie
deu Göttern den Ava- Trank (ein vedisches Soma), gleioh den (zn
St.-Columban'8 Zeit) auf Wodan's Ehre trinkenden Alemannen. Auch
im hawaiischeu Todtenreiche Milu's (im Gegensatze zu dem asceti-
sohen Wakea's) gab es (wie auf Kailasa trotz der Büssungen des
Maha-Rüsi) allerlei Freuden, und sein Bestehen datirt seit dem
Niedergange des alten Königs, wie das Reich des Hades erst mit
der Aemtervertheilung unter Zeus , als Sieger in der Titanenschlacht,
begründet wurde, da es zu den Zeiten des Üranos und Eronos noch
nicht existirte, obwol sich damals bereits der TaHarus auf dem
untern Theile des Gewölbes als Bei^ erhob (s. Flach), als Unter-
lage für den weitem Aufbau eines indischen Centralberges in Meru.
In Rom, wo früher Vestalinti^n (einst Dienerinnen des Rex) als Bei-
speise der Opfer nur die liba buken (wie die Sonnenjungfrauen
die Kuchen des Inca), wurde der Wein von Numa (s. Plinius) zu-
gefügt (als saorima an Winzerfesten). Der Guttus zum tropfen-
weisen Verschütten wiederholt sich in peruanischen Formen unter
zugefügten Stimmen des heiligen Thieres.
* Die aufwärtsgehende Tendenz wurde erleichtert, indem die
Kelti]}erer die Leichen der Gefallenen auf dem Schlachtfelde liegen
Hessen (s. Sil. Ital.), eine Beute der Geier, von denen sie aufwärts-
getragen werden konnten (und so bei Parsen).
Zu S. ÖG. ^ In Californien verbannte der grosse Geist Nipa-
rayan, weil (dem Nipan zugewandt) die Kriege hassend, die in der
Schlacht Gefallenen aus dem Paradies, sodass diese nun bei Tuperan
(Wac) Aufnahme zu suchen hatten. Auf Nuhwa dagegen war Gott
Tupa, wie die bei Hau Tupa in der Bai Collet zurückgelassenen
Treppenstufen beweisen (sl Egriaud de Vergnes), zum Himmel ge-
stiegen, und dort verklärt sich Tawhaki (in Transfiguration) zum
blitzenden Donnergott (gleich dem Gott Tupan brasilischer Tupi).
' Unter friedlichen Verhältnissen war die gewaltsam dem Leben
entrissene Seele als unstet schweifend gefürchtet, weshalb man sie
auf den Mariannen in Chaysi's Gefängniss einschloss, wie die zwi-
schen ehernen Wänden eingeschlossenen und mit Eisenketten ge-
fesselten Titanen Hesiod's von den Hekatoncheiren bewacht wurden.
Früher sassen diese stumpf hinbrütend in Dunkelheit, bis sie der,
durch Zeus vom Olymp gebrachte. Nektartrank belebte, und der
von Cook zuerst ausgetheilte Rum hiess (bei den Eingeborenen der
Maori-Inseln) : Te wai toki a rangi (Cook's sweet water of heaven).
* Die Folge der Weltentstehungen und Weltzerstörungen, so-
wie der ganze Cyklus des Werdens kann nie das buddhistisch ne-
girte Ursein berühren, weil nur innerhalb eines jedesmaligen
Schöpfungskreises verlaufend, in welchem, wie bei Empedokles
17*
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2G0 Anmerkungen zu S. 56.
(als ^60< aL\x^poTo<; begrüsst), die Seelen verschiedene Geburt« Wechsel
durchwandern, wenn im Himmel bevorzugt, als langlebige (nicht
jedoch unsterbliche) Götter weilen, auch unter Reinigungen (in
Dichtern, Aerzten, Fürsten besonders, wie er meint) höher [zu
Rupa- oder Aripa-Terrassen] aufsteigen mögen (in 30 bis 40 Himmel,
im persischen Gnosticismus auf 365 vermehrt), aber nur in dem
himmlischen Ideal des Sphairos sich von dem (im Buddhismus allem
Zusammengesetzten anhaftenden) Verfall der Mischung und Schei-
dung des Gemischten (piCSt? te 5tcltAa£t; xe jjLty^Twv) loslösen könnten.
Da die apx«'- als Elemente (in den Körperbestandtheilen auf Zahlen-
bestimmungeu zurückgeführt) auch seelisch festgehalten werden (in
nebeneinander bestehenden Seelen), so würde das den vier Seelen-
bündeln entsprechen mit der Rupakhanda als fünftem. Neben dem
Cirkel der Leere, wo nur Gott (Duw) existirt, fand sich (in den
Lehren der Druiden) der Cirkel der Umwandlungen (Abred), sowie
der Cirkel der Glückseligkeit (Gwnfyd). Bei den Eukis werden die
guten Seelen unter Triumphgesängen zur Gottheit geleitet, die
schlechten fallen den Qualen anheim. Isokrates preist den Nachruhm.
* Hesiod's Zeitalter sohliessen, ohne weitere Hoffnung, mit der
Klage : xaxoC 8'oi3x ioatroLi aXxt], wogegen die Edda nach dem Götter-
untergang in der Weltdämmerung als Ragnarökr bereits eine neue
Aussicht eröffnet (des Regindomr) auf dem Idavällr. Im letzten
(achten) Saeculum der Etrusker (bei Vegone) geräth mit Verrückung
der Grenzsteine alles in Verwirrung. *
* Les druides (nach Strabo) enseignaient, que le monde aussi
etait imperissable, mais qu41 viendrait des epoques, oü le feu et
l'eau prevandraient ä leur tour (Belloguet). Nach den Soubbas
wurde die Welt von Alaha in drei Perioden durch Feuer, Krank-
heit und Wasser zerstört (bei den Tolteken durch Feuer, Sturm,
Hungersnoth und Wasser). Und ähnlich in den xoafAOTtofta; der
Stoiker (s. Simplicius).
^ Das erwähnte Lied enthält die beim Abschneiden des Nabel-
stranges beobachtete Taufceremonie (He-Toh), hier eines Knaben,
und eine Beschreibung seines Lebens als Krieger endet es mit der
Trauerklage am Grabe, die Frage zufügend: ob ich schliesslich
werde fortgerissen werden von dem Feuer aus kairo-roa am fernen
Strande, gänzlich verschwindend? Ateo wai hoki ka kite (ich weiss
nicht wohin). In demselben Manuscript fand ich die folgenden Er-
klärungen niedergezeichnet, die, als von Judge Manning kommend,
dem Leser nicht vorenthalten werden dürfen: What precedes the
existence of man (Organisation or creation ). Te Po: Chaos,
darkness, confusion, during which nothing had any form. The
expressions „the first", „the second" etc. to infinity only means
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Anmerkungen zu S. 56 — 58. 261
that this coudition of Chaos existed for a length of time iuex-
pressible.
Ko te Köre: nothingness, means void, nullity, also Te Rapanga:
existed for an immense Space and was another expression , I think,
for the Po, only differing from utter Chaos in that it was, after an
immense duration accompanied by the searching, seeking or in-
quiry, meaning the tendenoy of matter to organize itself, by its
own inherent nature, and which it is said to have accomplished at
last. This power or tendenoy rebelled against the Köre and Chaos,
and is expressed by Te Eapunga te kimihanga. The expression the
first Rahunga, the second eto. only means, that the struggle oontinued
for an immense duration and it is further indicated that it only
succeeded by slow degrees.
After the suocessful struggle of matter for Organization , came
the heavens, the earth, water, land and sea. They appeared as a
result and are personified as Gods, after these the various natural
processes, such as Vegetation, the gradual progression of animal
Organization from pins to wings and feet (but of all kind, of in-
sects, reptiles etc.) is expressed or symbolized by the appearance of
minor Gods, such as „he of the (ins", „he of the feet", wings etc.
Gods of destruction also, and at last demigods and men, amongst
the minor gods is the earthquake , but this only means a condition
of the World in ancient time , also floods , and it is remarkable,
that in the description of the eternal war existing between the
land and the sea, that the land floods of fresh water are part of
the forces of the sea.
Te Po also means another state of (future) existence, teru Po,
a future life.
Zu S. 58. ^ Wie Numa (bei Laotanz) „deos per familias dc-
scripsit", in Ehen, sexum et generationes deorum (s. Varro), während
im Uebergange zu den Heroen (wenn auch in Analogie des an Ro-
mulus geknüpften Mythus, sich Scipio seinen Vater in Jupiter wählen «
wollte) eine (griechische) Theogonie fehlt, wie sie sich dagegen
unter der Aristokratie Hawaii's entwickelt hat. Die Zufügung des
Gottes Argentinus, als Sohn Aesculanus' (s. Augustin) war speoula-
tive Ueberlegung, weil das Kupfergeld älter. Aus der auf die Kos-
mogonie folgenden Theogonie ergibt sich die Theokosmogonie , wie
die javanische (bei Raff les) , genannt ist. Nach Göttling waren die
Lieder der Salier (bei Horaz) eine Theogonie und Herodot verzeich-
net, an persische Götter gerichtet (s. Welcker) die Gesänge der
Magier als Theogonie.
^ Reha (Rehua) gilt auch als ältester Sohn Rangi's, nämlich:
Von Te Po (Nacht) kam
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262 Anmerkungen zu S. 58—67.
Te Ao (Lieht)
Te Ao tu roa (langdaueiiides Licht)
Te Ao marama (Lichtschein)
Te köre (Nichts)
Te köre te whiwhia (Nichts im Besitz)
Te köre te Rawe (Nichts in Vergänglichkeit)
Te köre te tamaua (nichts Gebundenes)
Te köre matua (Nichts als Erstes)
Maku (Feuchtigkeit) vermählt mit
Mahora nui atea (geradaufsteigende Klarheit) und aus
dieser Ehe entspringt
Rangi (der Himmel), der mit Papatu-anuku (weitgebrei-
tete Fläche) die Kinder Rehua (Nebel), Tane (männlich) und Paia
zeugt, worauf Paia (mit Tane v^imählt) den Menschen (Ti Tangata)
gebiert (bei den Maori).
Zu S. 59. ^ Der Fliegengott Tupavaunui benachrichtigte die
Yei'wandteu von den Leichen ihrer erschlagenen Freunde (als Beel-
zebub).
' Canens, Gemahlin des Picus, ist die Seele der aus dem
Dickicht ertönenden Stimme (s. Klausen), als singend.
' Ru, der alte Erderschütterer, wurde auf Tahiti mit einem
ursprünglich höchsten Chai'akter bekleidet, hinter Tangaroa stehend,
als der Repräsentant eines verdrängten Göttergeschlechtes. Wäh-
rend Ru-mia frühesten Zeugungen zu Gininde liegt, wird Ruauuu,
auf Aitutaki, wegen seiner Hässlichkeit in Verborgenheit gehalten,
als Kahlkopf sich nicht nur buddhistisch den andei*n Mönchen an-
schliessend, sondern auch an Aesculap (als (Ticavdc) und dem durch
Rede siegenden Hei-akles oder druidischen Ogmius. Rua (iü Tahiti)
zeugt mit Wahine ia ereere fanua) den Boden, dann das Zwielicht,
dann das Dunkel, und weiter mit Wahine ia taonui die Sterne und
den Mond.
Zu S. 62. ' Wie der lapis manalis schloss der Dillenstein
(s. Grimm) den Helligrund.
Zu S. 67. ' Grey bemerkt (1845), dass die ihm noch im letzten
Augenblicke geglückte Sammlung neuseeländischer Traditionen kaum
j8 von einem andern würde wiederholt werden können, bedauernd,
sagen zu müssen, „that most of their old chiefs and even some of
the middle-aged ones, who aided me in my researches, have already
passed to the tomb". So gingen üeberlieferungen verloren, wie sie
Isis ihrem Sohne Horus mittheilte, als Erbgut von dem Grossahn
Kamephes her, die Hermes (Vater Tat's) in den durch Thoth be-
schriebenen Pfeilern unterrichtet. Die Wale oder Wala (der Vo-
luspa) „hat die ersten Geschicke der Welt von ihren Erziehern,
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Anmerkungen zu S. 67. 263
den urgeborenen Riesen, erfahren" (s. Simrock), und wenn dann
ein halbes Leben, wie bei den Druiden (nach Caesar), auf das Aus*
wendiglenien verwendet wurde, mochte ein noch nicht, gleich dem
griechischen (in Ansicht ägyptischer Priester), durch Viellesen oder
Vielschreiben verdorbeues Gedächtniss (s. Plato), die Schöpfungs-
sänge (wenn durch ein deshalb dann selbst wieder in den Vedas
geheiligtes Metrum fixirt) von Alpha bis Omega festhalten. Das
Metrum (bei den Maori) ist schwierig zu beschreiben (bemerkt
Taylor). The chief objeot is to make the lines suit their tunes,
which a musical gentleman described as reminding him of the
Gregorian chants. Weiteres bei Grey (On the native songs of New
Zealand). Die mündliche Fortpflanzang der Traditionen findet sich
in Rig-veda-pratisakhya beschrieben. Celebrant carminibus antiquis
Tuistonem Deum, teiTa editum, et filium Mannum originem gentis,
conditoresque (und Irmin, Mannus' Sohn, in Heroengeschlechte über-
leitend), wie der Gallier Vogesus (bei Sil. Ital.) patrio divos clamore
salutat. So auch in ihrer Art bei den Areytos der Cariben (nach
Oviedo), tahitischen Areois angenähei*t, und so immer, in einer oder
andern Weise, wenn sich Thiasoten oder Orgoonen (s. Max. Tyr.)
zu speciellen Culteu zusammenfinden (in vielfachster Mannichfaltig-
keit in Dekkan). So^wTarot d' ^errf^ovTat twv 'Ißi^pwv ovra xotl
YpajJL^aTtx-^ XP&'tTai, xa\ t*^« itaXata^ M-vlifi'T); ^x^^^^ auYYpdtfXfxaTa xa\
TCOti^jJiaTa xal vtfjiov« ^ji^^rpou? ^gaxia/^iXCwv £t(5v, ci5; (poLoi (s. Strabo)
die Turditaner, als gleichen Stammes (auYyeveia), mit den Gelten
(s. Polybins).
^ Es fehlte damals ein Saeraund, die nationalen Traditionen der
Ueidenzeit auch neben dem Christenthum zu bewahren, als dasselbe
(1000 p. C.) durch Volksbesohlusss in Island eingeführt wurde.
' Sein erster Band ist voll von neuem und wichtigem Material,
untermischt mit Theorien, in denen, wie so oft, das Princip zu Tode
geritten wird. Es liegt aber mancher Tropfen guten Vollblutes
darin, und bei richtiger Trainirung mag ein edler Renner daraus
aufgezogen werden. Man vergleiche, wie nahe seine etwas wolkig-
nebeligen Kuschiten auf historische Kreuzungspunkte kommen, wo
sie sich mit denjenigen Wanderungen berühren würden, welche,
ausgerüstet mit vielseitiger Gelehrsamkeit, solch hohe Autorität
auf dem Gebiete altitalischer, classischer und ägyptischer Studien,
wie sie in dem Verfasser der nubischen Grammatik (1880) auf-
tritt, mit sorgsamem Vorbedacht in den kuschi tischen Zügen ver-
folgt. Und doch sind beide Bücher , in völligster Unabhängigkeit
voneinander, durch himmelweite Unterschiede getrennt, von dia-
metral entgegengesetzten Standplätzen ausgehend. Aber wenn in
der Zeit der Reife die Samen sich ausstreuen, dann greift man
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264 Aamerkungen zu S. ^7—70.
die Ideen aus der Luft, wie Strauss bemerkt, weil sie darin liegen
und fluten.
Zu S. 68. ^ Hu, the mighty, who first adopted vocal song to
the preservation of memory and reoord (s. Roberts) wird in den
Triaden als Begründer des Bardenthums gepriesen, unterstützt durch
das Coelbren y Bardd (Stave of the bardic Symbols) genannte
Alphabet (gomerian oharacters). Solon ordnete die Gesänge der
Ehapsoden zur Eecitation bei den Panathenäen.
* Nach Stewart (bei Crook) sind auf den Marquesas die Tra-
ditionen (s. Dumoulin) „continues dans les hymnes sacres ödes
Tahounas" oder Priester (neben welchen die Hoki oder Eaioa als
Sänger erwähnt werden) von erblicher Fortpflanzung wie bei der
Priesterklasse der IshtohoUo unter den Indianern (s. Adair).
' The Maori (bemerkt Taylor) are very proud of their genea-
logies and generally those of great men are traced up to the gods.
Galli se omnes ab Dite patre prognatos praedicant, idque ab Drui-
dibus praeditum dicunt (Caesar).
Zu S. 69. ^ Auch Whitmee bemerkt über die von ihm in Po-
lynesien gehörten Nationallieder, dass sie manches in Form sowol
wie Worten Veraltetes enthalten, und deshalb oft bereits für die
gegenw^ärtige Generation unverständlich geworden sind.
Zu S. 70. ^ Hier bietet sich ein Beitrag zur Lösung der in
der Gnosis mit Verschwendung von so viel Scharfsinn behandel-
ten Schwierigkeit, die „in tunioa maoulam" zu erklären, und ihr
Woher ; die Frage (bei Irenäus) zu beantworten, wie der By thos habe
zulassen können : in sinu suo maculam fieri ? Denn, um das Untere
als Schatten des Obern aufzufassen, würde im Schatten Körperliches
vorauszusetzen sein (s. Baur) , „mit dem Geistigen aber kann nichts
Verdunkelndes gedacht werden" (weil im vollen Licht des Pleroma).
Bei dem Umschwünge der Welten liegt der Kern des Schattens
indess bereits in dem Reflex aus der Vergangenheit, und ist nur
durch das Dunkel der Urnacht umhüllt. Die neue Einwendung,
dass der Schatten, wie in vollem Licht, auch in der vollen Dunkel-
heit unmöglich sei, entschwindet in der naturgemässen Auffassung
solchen Dunkels, als das bekannte der Mystiker, in deren Versen-
kung sich dies Dunkel gerade mit der UeberfüUe des Lichts iden-
tificirt, als Blendung durch dasselbe, für die irdischen Augen, die
so in die Geheimnisse des Jenseits nicht einzudringen vermögen.
^ There were cycles on cycles of nonentity, cycles of chaos,
cycles of thick darkness, cycles of twilight, then came light. Prior
to the creation of light man was made of clay, but had no innate
power of life. His form was allowed to be on the surfaoe of the
earth, and certain ones went forth in searoh of the created man.
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Anmerkungen zu S. 70. 265
They unsuocessfuDy, traversed the whole world; thcn heavenly mes-
Bsngers, seventy in numbers, were commanded to go forth. They
found man destitute of animation, they pressed with their hands
the crown of his head where life was said to exist, and called
fourth. From a prostrate position they lifted him to a sitting
posture, one taking him by the right band, one by the left, another
Standing at his feet, and another at his head, finally they raised
him to his feet, a living man (bei den Maori). Order did not exist
tili after the creation of reptiles, fishes^ birds and trees (s. Davis).
' Noun bezeichnet (im Koptischen) aßuaao; „die unergründliche
Tiefe der Urgewässer oder das Chaos" und aus Nun (oder Chaos)
entspringt Ra (im Todtenbuch).
wvofxacjiv (Proclus). Unter den Eleaten lehnte Melissus (s. Diogenes
Laert.) jede Aeusserung über die Götter ab (wie Confuoius). Nee
deos negavit aut tacuit (Anaximenes).
* Im Anfang war Ginnungagap, der gähnende Abgrund (s. Lüning)
und aus dem Schmelzen der erstarrten Elivagar oder Sturmfluten
entstand Ymir, aus dessen Leib (wie aus dem Puntan's in Mikro-
nesien) die Welt gebildet wurde, o^Xo« und hiuhma (tcX^Soc), als
Chaos (s. Holder), umyo (bei Vulfila). „Ginnun gagap (später Luft)
bezeichnet den leeren Baum zwischen Niflheim und Muspell", als
tiefe klaffende Kluft oder der Abgioind, ein Chaos, das vor der
Schöpfung des Himmels und der Erde da war (s. Berger), im Bild von
HegeVs absolutem Sein (nach Wiborg). Nach dem Eigveda existirte
im Anfang nichts als das Wasser im tiefen Abgrund, worin der Eine
athmete (ohne Tageslicht in der Nacht). Rinck leitet Chaos, „als
ursprüngliche Weltkeime" von ^d^itM ab. Der Centralpunkt, aus
welchem die drei Weltkreise hervorwallten (im kosmologischen
System der Druiden) nannte sich Annwn (Announ), qui signifie
abime (s. Panchaud). Nach den Orphikern (bei Damaskus) entstand
aus Xp^vo< das Xdcoc (und das iceXc^pcov ^daiko.) durch kreisende Be-
wegung zum Ei (aqpatp« oder Kugel) gebildet, woraus Q*d^t\q als M^ti^
hervorging. Aus einem dunklen Lufthauch (ir\p (loqxiSdT^c >^ol\ Tcveufjia-
Twdr)«;) oder aus dem dunklen Hauch und dem trüben Chaos (tcvot)
aipoq ^oqp(i&8ou( xa( x^^^^ SoXepbv £peß«5$e^) durch die Liebe (icdbo;)
des TTveOjjia zu seinen eigenen Urelementen (^Stwv apxwv) und ßeine
Vermischung mit ihnen wird (bei Sanchuniathon) der ürschlamm
(tX'j;) oder M«5t in Gestalt des Ei gebildet. Erebus wird vom Chaos
und Caligo geboren. Nach Manetho war uXi) der Anfang, woraus
die vier Elemente geschieden wurden, und dann die Götter (Diog.
Laert.). Aus Mummu oder Mummu-Tiamat (See-Chaos) gingen zuerst
die Manifestationen Lachma und Lachama, dann Kisar und Sar
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266 Anmerkungen zu S. 70—71.
(Assoros und Kisare) hervor, worauf Anu (Papsakul) oder Alain
(als Oben oder Himmel) und Anatu (Erde, als weiblich) folgen:
,,Da8 assyrische Mummu hängt wahrscheinlich mit dem hebräischen
Mehuma Yerwirrung zusammen, während sein Synonym Umun dem
hebräischen Hamon (Gedröhn, Getöse) gleichzusetzen ist^' (s. G.
Smith). Ante mare et terras et quod tegit omnia coelum, Unus
eimt toto naturae vultus in orbe, Quem dixere Chaos, rudis indi-
gestaque moles (Ovid). Und so vug^ (tAatva.
* £x Caligine chaos, ex Ghao et Caligine Nox, dies, Ere-
' bus, Aether (Hyginus). In orphischer Theogonie ist Nug der Ur-
gmnd, aus dem Alles hervorgeht {^z&y yi^iTiipoL xa\ dfvbpwv). Nach
dem Hikayet der Malaien verbreitet sich aus dem Urwesen das Licht
zum Chaos in der See verschwimmend, und See wie Erde werden
in sieben Etagen getheilt (s. Newbold).
^ Hanau ist £y^v£to (bei Hesiod), "»iTOt ixb npcdTtora xdoq yluT^
wogegen «y^vtqtov äv xal avwXe^prfv ^crctv, das reine Sein (bei Par-
menides) und in Heraklit's Werden ist das Koivöv uTCoxeCfi,evov allein
das Ungewordene. Ze^c tcu^jitjv yalti^ xi xa\ oupavoO daTepoevro?, Ztu«
:i(£vTou pt^ot, Zeu? TQAie^ T|öe aeXiJvt), Ze?K tcvoitj TCdtvTWv, Zeu? (^xapiccrou
Ttupö; oppi^J (im orphischen Gedicht).
* Nach Epikur waren die Thiere in Verwandlungen ausein-
ander hervorgegangen (bei Plutarch). Anaximander Hess die Men- i
sehen von iischähnlichen Wesen stammen (nach Censorinus). Bei l
Philoponus werden anfangs Gliedmaassen geschaffen (Köpfe, Hände,
Füsse u. s. w.), die sich zum Leibe ergänzen. Xenophanes erklärte
die Versteinerungen für Abdrücke der Seethiere im Schlamm aus
frühem Weltzerstörungen, raCra de fpr\ai Yev^ar'3at, oxe itötvra ^in)Xco-
Sr)oav TcätXaf, t^v öe rrfitov i^t tw ut,X(j) SiQpavb^vaC (s. Origenes).
* vt^vxfjot i^ctvotTO« ü8ii)p Y^veaöat, dem Wasser Tod die Erde, aus
Erde Wasser, aus Wasser Seelen (bei Heraklit).
Zu S. 71. * In Mangaia heisst die ürmutter Vari-ma-te-takere
(vari, beginning) aber in Rarotanga: this word no longer means
beginning but „mud^^ (s. Gill) und der Schöpfungsbaum erwächst
(bei Hesiod) auf „niedriger und modriger" Schwelle, pKt)at 8tT)v£-
xeeooiv apT)pci>; auT09ui^C) wo die Titanen wohnen, :ce'pT]v 'jfd.&oQ oqpepoio.
Bei den Aegyptern bestand die Urmaterie in Schlamm (üScDp xal
vl/ajjLjjLo;).
' In der valentinianisohen Gnosis vertheilt sich, gleichsam im
Zusammenjochen (Diodor) durch einen Sabazius, die ganze Aeonen-
welt in männliche und weibliche Aeonen (nach den Syzygien), als
Bythos und Ennoia, Monogenes und Aletheia, Logos und Zoe, An-
thropos und Ecolesia, während der Urvater (aurotcrftwp) mannweib-
iich (appev^i^TjXu?) bleibt. Der Nous erscheint als Monogenes, der,
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Anmerkungen zu S. 71—72. 267
allein den Vater erkennend, die Aeonen zu gleicher Erkenntniss zu
führen strebt.
* Die Pflanzen waren (nach Empedokles) zur Zeit einer noch
nicht ausgebildeten Welt (vor Scheidung von Tag und Nacht) ent-
standen, während die Thiere sich aus Ungethümen vervollkommneten
und die Menschen aus dem Schlamm hervorwuchsen, zuerst ohne
Sprache und Glieder. In Polynesien ist es vielfach Aufgabe der
Tiki, oder auch der Maui, die anfangs formlose Masse des Mensohen-
leibes im Detail der Einzelheiten zu gliedern. Bei den Leni Lenape
vei'wandelt Manitu-Kichton die Seethiere in Landthiere, und diese
dann in Menschen (wie ähnlich Anaximander). In ägyptischer
Metempsychose (bei Herodot) durchläuft die Seele Thierleiber (auf
Land und Meer), sowie Vögel (bis zur menschlichen Geburt). Nach-
dem Quawteaht die Schöpfung vollendet, verwandeln sich die Vögel
und Thiere mit den Seelen von Menschen in diese (bei den Aht).
Nach Diodor war der erste Mensch der Aegypter entstanden, als
sich noch halbfertige Thiere im Nilschlamm zeigten.
* Thaumas (mit buntgeflügelter Nachkommenschaft), als Sohn
des Pontus (bei Hesiod), während Phorkys, üngethüme zeugend,
sich mit Keto (der Wale) verbindet. „Alles Fliegende, vorgestellt
in den Harpyien, Aello und Okypele ( Heusohreckensch wärmen )
stammt von Thaumas^^ (s. Rinck) im vielgestaltigen Proteus.
Zu S. 72. ^ Bei den Ophiten galt (nach Epiphanius) der De-
miurg als Schöpfer, als uonQTr)« icoO TcavTÖ? toO xytou; (in Geburts-
wehen).
' Die epische Sage lässt das Schwein neben dem Hunde und
einem Geflügelpaar schon in dem Canoe der ersten Ansiedler aus
Kahiki nach Hawaii überbringen. Nach den Wandersagen der
Maori werden in Turi's Canoe die Ratten, die Papageien, die
Moeone-Käfer, die Awato-Motten, sowie Eumara und Calabasse nach
Nukuroa oder (einem ütgardloki) üku-rangi (Neuseeland) über-
bracht.
' Da in Polynesien die Auswahl unter den Säugethieren be-
schränkt ist, finden sich mitunter die Schweine unter den sonst in
den Affen (oder dichterisch in Löwen, Bären u. s. w.) gesuchten
Beziehungen 'zum Menschen (während sie indianische Mythen aus
Biber, Schnecke, Schlange u. s. w. in allmählicher Vervollkomm-
nung ascendiren lassen). Auf Aneiteum gingen die Schweine auf-
recht und die Menschen auf Vieren, bis der Streit zwischen Vögeln
und Reptilien anders entschied. Im Aufrechtgehen des Herankom-
menden belehrt Hine-nui (bei den Maori) ihre Sklaven, einen Dieb
zu erkennen (s. Shortland), „but if he comes Walking on his hands
and feet, having his belly and face upwards, then know, he is an
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268 Anmerkungen zu S. 72—73.
Atua" (und solche Stellung findet sich zwischen den mexicanischen
Steinfiguren).
Zu S. 73. * Aus Ask und Embla als Meschine und Meschiane,
während (gleich melischen Nymphen) in andern Versionen aus dem
Schlamm (des Berosus) wie auch in den Glementinen (s. Baur). „Aus
der Mischung von Erde und Wasser entstand der erste Mensch,
welcher nicht gezeugt, sondern als Erwachsener gebildet, Achilleus
genannt wurde" (8t& xö [id^oii x^^"^ f**^ TCpoaevfiYxefv) und mit ihm
die Gefährten als Myrmidonen und Ameisen. Bei ungenannter Ent-
stehung der beiden ersten Geschlechter, wird das dritte (bei Hesiod)
ix. MeXtav gesetzt. Nach den Sioux stand der erste Mensch, mit
den Füssen dem Boden eingewachsen, als Baum, bis eine Schlange
die Wurzeln abnagte. Eaiomorts ist doppelgeschlechtig.
' Der volle Text heisst:
Hanau kanaka e mehe lau (Geboren der Mensch, wie ein Blatt)
Hanau kanaka ia Wai ololi (Geboren der Mensch engen Was-
sers, d. h. der Mann)
Hanau ka wahine ia Waiolola (Geboren der Mensch breiten Was-
sers, d. h. die Frau)
Hanau ka pe akua (Geboren die verborgenen Götter)
(involuti dii et iidem superiores, im etruskischen Sinne, als amicti
oder oscuri).
' Wogegen volksthümlich :
He weo ke kanaka
He pano ke alii.
* So heisst auf Mangaia (s. Gill) volksbeglückende Friedens-
herrschaft des Fürsten „Koina-ra" (heller Glanz der Sonne). Nach
Menü lagerte in der Dunkelheit Schlaf auf dem All, bis die selbst-
existirende Kraft erschien, Glanz verbreitend.
* Als für die (während des Verschlusses von Hermes Trisme-
gistos' Bücher) verdorrende Erde Gebete an die Gottheit gerichtet
wurden, „le dieu sourit et il dit ä Ia nature d'exister, et sortant de
sa voix, le feminin s'avance dans sa parfait^ beaute" (s. Menard).
In solchem Lachen wird die Welt zum Spiel des Demiurg (als
Krishna). In Java unterbricht San Yan Kaneka putra seine Büssun-
gen bei der Schöpfung durch Gelachter.
^ Tane (husband) means the generative principle of nature
(s. Gill). Buri (der Zeugende) Vater Bör's (des Gezeugten) wurde
durch die Kuh Audumbla aus den salzigen Eisblöcken hervorgeleckt,
also im Thiermythus, wie Tane (als Tane mahuta) im Pflanzlichen.
Tanen est le Sam d'Osiris (nach dem Kitual). Les Mari-u du Tanen
devinrent le Symbole du ciel et de Ia terre (s. Chabas). In den
hermetischen Büchern wurden die wohlthätigen und schädlichen
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Anmerkungen zu S. 73—74. 269
Tanes von den Dämonen auf die Erde ausgestreut, wie das von
Mören und Keren (Klotho, Lachesis und Atropos) den Menschen
bei der Geburt gut und bös Gespendete. Die (meist weibliche)
Schutzgottheit Tanit in Tanit-pene Baal (la face de Baal) wird (von
Ganneau) mit Hathor in Beziehung gesetzt (vor dem Angesicht
Gottes). Ueber die etruskischen Formen von ^ava (^avta, Tana u. s. w.)
s. Deecke (1879). In Tahiti fliegt Tane langgeschweift und funken-
sprühend durch die Luft, wie der einzahnige Kakobatindua auf Fiji
(und Tomagata bei den Chibchas).
Zu S. 74. * Worhi Prometheus das Feuer bringt (£v xoCXw vap-
^TQxt). Seiner Mutter Buataranga in die üntei-welt folgend, zwang
Maui den dortigen Feuergott Mauike (unter Auslöschen der erhal-
tenen Glimmbrände) das Geheimniss des Reibens durch Hölzer mit-
zutheilen und diese durch die Tauben (Rupe) als Träger gerettet,
bewahrte er (nach Erlöschen des angezündeten Weltenbrandes) in
seiner Wohnung, um (wie Aoao maraia mit Mahuie's Reibholz auf
Tahiti) den Mitmenschen (auf Mangaia) die Kunst des Speisekochens
zu lehren (s. Gill), die den Nachkommen des langnägeligen Riesen
Maero, als Nga-ti-mamoe, nicht bekannt war (auf Neuseeland). Auch
bei den Maori wird die Urahnin Mahu-ika (in der Unterwelt) unter
stets wiederholtem Verlangen, durch Maui zum Ausreissen aller
ihrer Nägel (von Koito oder Kleinfinger bis zum letzten der Zehen)
getrieben, um schliesslich dem Geheimniss der Feuererzeugung auf
die Spur zu kommen. Als von den zur Löschung des Brandes
(wie Typhoeus vor seinem Tode die Welt ansteckt) herabgebeteten
Wasserfluten verfolgt, die Feuersamen bis zum Haarknoten auf
Mauika's Kopf geflüchtet, retteten sie sich schliesslich in die Bäume.
Neben dem Feuer war Maui (in der jüngsten Form als Tiki-Tiki
vom ersten Maui-mua her, gleich Horus, „le vieillard, qui redevient
jeune" bei Rouge) noch die Sonnenregelung zu danken, als Ra's
mächtiges Kind mit dem Kinnbacken (durch eines Simson's Kräfte)
bezwungen war, dann die Himmelsstütze und viele andere Wohlthaten
(der Widerhaken an der Angel, die Thür an den Aalkörben u. s. w.),
sodass er die Erde den Menschen bewohnbar machte, wie es Diodor
Sicul. von dem, mit der Sonne (nach Plutarch) umherfahrenden
Herakles (Djom oder Sosis) oder Moni (Sou oder Shu, als Träger
des Himmels, wie Atlas) erzählt. Neben Atmu (Sonne der Nacht)
und Mentu oder Mentu-Ra (Tagessonne) findet sich Mu (more oder
Glanz); als Si-Ra (Sohn Ra's), von der Göttin Tewnout (Tefret) be-
gleitet, sowie mit dem Federschmuck des Atew (Atua) auf dem
Haupte, tritt Meui (Maui) oder Moni (als Sohn Athor's) im Zwillings-
paar mit seiner Schwester Tafne zusammen (wie Maui's Zwillings-
schwester Adidi bei der Himmelsaufrichtung hilft). Vor dem
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270 Anmerkungen zu S. 74—75.
jüngsten Maui (als Maui-nukurau oder Potiki) traten seine altern
Brüder (Maui-i-mua, Maui-i-roto, Maui-i-taha, Maui-i-pai, Maui-i-
tiki-tiki-a-rangi) in Vergessenheit zurück (s. Taylor), als Ware-ware
(die vergessenden oder vergessenen). Ausgefragt über die Richtung,
woher er gekommen, lässt Maui den Westen für sich übrig (sonst
auch den Osten), und als Verification des Westwindes erscheint
Manabozho, dessen Sagenkreis (s. J. G. Müller) „fast an die Arbeiten
des Hercules und Thor, Visohnu u. s. w. erinnert" (bei den Chip-
pewas).
' Nach Antiphanes (bei Irenäus) entsprang aus der Nacht und
der Stille das Chaos, aus Chaos und Nacht der Eros, aus diesem
das Licht und weiter der Rest des ersten Göttergeschlechts (s. Bauer).
„Nach diesem rede er von einem zweiten Göttergesohlecht und der
Entstehung der Welt und erzähle von den zweiten Göttern die Ent-
stehung der Menschen." Die bei Anaximander in der Mitte der
Weltkugel freischwebende (jxfiT^wpo;) Erde, die bei Thaies auf dem
Wasser schwimmt, wurzelt bei Xenophanes im unterweltliohen Ab-
grund (t6 x<£Ttt) T^; yi]i thoa (pdav^, Ik' «Tcstpov avTTjv £f5^(^wröat l£-
Yovre?). Anaximenes lässt die Bewegung der Gestirne um die Erde
ganz herum (7cep\ y'H^) vor sich gehen (auch unter der Erde). Die
Hawaiier fingirten einen Tunnel in den Grundvesten der Erde zum
Durchgang. Nachdem die von dem Burchan Diwong Ohara her-
vorgebrachte Welt vergangen, entstand die jetzige (welcher die
Maidari^s folgen wird), indem der Wirbelwind (Doroki-mandral)
verdickte Finsterniss (Chubi-Sajagar) zusammentrieb, und bei dem
unter den assarischen Tänggri ausbrechenden Streit wanderten
aus dem Reich sieben Stämme (Aimak) fort. Als sich dann unter
Gestürm die goldige Herzwolke Altan Dschirükerii zusammengezogen,
entstand aus dem Regen das Meer (Uissun-mandral) und der darauf
angesammelte Schaum schlug sich auf der goldenen Schildkröte
(Altan Malakä) nieder, worin einst der Geist des Burchan Mansu-
schari (als Göttervater) über die Tiefen geschwebt (bis zur Erhebung
des Berges Sümmer-Oola) bei den Mongolen (s. Pallas).
Zu S. 75. ' La famille des Dairi (Ten-si ou fils du ciel) est
censee descendre * des divinites qui anciennement gouvemaient le
Japon (als Mikado). Leur race passe pour imperissable et le peuple
croit que quand un Dairi n'a pas d'enfans, le ciel lui en procure
un (neben einem der dem Palast beigepflanzten Bäume gefunden).
In Hawaii wird die himmlische Herkunft der Fürsten in der Piolani
genannten Vermählungsfeier bewahrt, ähnlich jenem Up6? y*J*^'»
worin Apollo (bei Pindar) das Herrscherpaar besingt. Geschwister-
ehen (gleich denen der Inka) werden auch auf den Marquesas (als für
35 Generationen fortdauernd) erwähnt (s. Gracia). Nach arabischen
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Anmerkungen zu S. 75—77. 271
Dichtern (bei Ibn Abd Rabbihi) ist ein Held nicht aue Vetterschaft
geboren, da nahe Verwandtschaft schwache Fi*üchte. bringt (s. Gold-
zieher) u. 8. w. in den Erörterungen über endogamisohe und exo-
gamische Ehen. Heliogabalus erwartete, dass aus 'seiner Ehe als
Hoherpriester mit der hohen Vestalin (Severa) gottahnliche Kinder
(^£o:cp£TCu;) gezeugt werden würden (s. Herodian). Der Shajrat-ul-
Atrak, Stammbaum der Türken und Tataren, geht auf den voi^ den
Engeln (Gabriel und Israfael) verehrten Adam (in übermenschlicher
Gestalt) zurück. Die nordischen Könige stammten durch Jarl vom Gott
Heimdall ab. Hiro , in dessen Tempel geraubte Sachen niedergelegt
wurden, stammte durch seinen Vater (Heahi , Sohn Uruu Matamata's)
von der Sonne (Raa) und nahm zuerst den Titel Arii (König) an (in
Opoa auf Raiatea). Von seinen Söhnen gründete Haneti die Dy-
nastie Maro-Ura (ceinture rouge) und Ohatatama die Dynastie Maro
Tea (ceinture blanche), deren letzter Spross Terii Marotea eine
Tochter (Tetua-ni) in Bora-bora (Vaiotea oder Fuanui) hinterliess,
die sich mit dem siegreichen König des Rothen Gürtels vermählte
(während der weisse Gürtel Zeichen des Oberpriesters blieb). Nach
14 Generationen von Haneti herrschte Tamotoa I., Vater Ta-
motoa's IL, dem sein Sohn Fomare III. folgte, Bruder der Königin
Pomare (Aimata oder Pomare-vahine) in Tahiti (s. Cuzent).
Zu S. 76. * Wie Heraklit's avIipwTCot o^rfvarot (s. Max.) als ^toi
(bei Clem.)
' Von den fünf Elementargöttem (neben Sonne und Mond)
stammten die irdischen Götter, die zum Theil als Könige in Aegypten
herrschten und dann nach dem Tode unter die Unsterblichen ein-
gingen (Diodor).
' Die Ideen der Maori (in their traditions of the creation) „in
some respeots are not so puerile as those even of the most civilized
heathen nations of old" (meint Taylor).
Zu S. 77. * Eitie Eintheilung der Schöpfungsperioden \^e,\ den
Maori wird, (wahrscheinlich in der Reihenfolge verschoben), von
Taylor gegeben: First Period:
From the conception the increase,
From the increase the thought,
From the thought the remembrance,
From the remembrance the consciousness,
From the consciousness the desire.
Second period:
The Word became fruitful;
It dwelt with the feeble glimmering:
It brought forth night:
The great night, the loftiest night,
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272 AnmerkuDgen zu S. 77.
The lowest night, the loftiest night
The thiok night to be feit,
The night to be touched,
The night not to be seen,
The night of death.
Third period:
From the nothing the begetting,
From the nothing the increase,
From the nothing the abundance,
The power of increasing
The living breath.
It dwelt with the empty space and produced the atmoephere above.
The atmosphere which floats above the earth;
The great firmament above ns dwelt with the early dawn,
And the moon sprang forth;
The atmosphere above us dwelt with the heat,
And thence proceeded the sun;
They were thrown up above, as the chief eyes of Heaven.
Oder im Maoritext, für dessen Uebersetzung ebenfalls manche Vor-
behalte gelten, auf welche einzugehen sich wol bei späterer Ge-
legenheit die jetzt mangelnde Masse bieten wird:
Na te kune te papuke
Na te papuke te hihiri
Na te hihiri te mahara
Na te mahara te hinengaro
Na te hinengaro te manako.
Ka hua te wananga
Ka noho i a riko riko
Ka puta ki woha ko te po,
Ko te po nui, te po roa,
Te po i tuturi te po i pepeke,
Te po uriuri te po tangotango,
Te pa wawa, te po te Kitea,
Te po te waia,
Te po i oti atu ki te mate.
Oti atu koutou ki te Po-e.
[During this period all was dark— no eyes]
Na te köre i ai
Te köre te wiwia
Te koro te rawea
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Anmerkungen 2q S. 71, §73
Eo hotupu, ko hauora,
Ka noho i te atea,
Ka puta ki waho te rangi e tu nei,
Ea noho i Hawaiki,
Ka puta ki waho ko tapora pora,
Ea tauware nikau, ko kukuparu
Eo wawauatea, ko wiwhi te rangiore,
Eo Eu no Eu ko on hoko
Na ouhako, ko raatupu,
Eo rua tawito, na ma tawito
Ena kaipo na rua kaipo
Eo ngae, ngae nui ngae roa,
Ngae pea, ngae tutori, ngae
Pepeke, ko Tatiti ko Ena
Tapu, ko toe ko rauru
Eo tama rake i ora ko etc.
Eo te rangi e tere ana
I runga o te whenua
Ea noho te rangi nui e tu nei
Ea noho i a ata tuhi, ka puta
Ei waho te marama, ka noho.
Te rangi i tu nei, ka noho i a
Te wero wero, ka puta ki waho
Eo te ra, kokiritia ana
Ei runga, hei pukanohi
Mo te rangi, ka tau te
Eangi, Te ata tuhi, te
Ata rapa, te ata ka
Mahina, ka mahina
Te ata i hikurangi.
Then the Heavens beoame light,
The early dawn, the early day,
The mid-day. The blaze of from the sky.
The fourth period:
„The sky above dwelt with Hawaiki, and produced land.
Taporapora, Tauwarenikau, Euku-paru, Wawau-atea,
Wiwhi-te Eangiora."
(names of islands)
Fifth period: (the land being thus formed, then were produced
the gods) — ''
Eu-ou-hoko Euatupu, Euatawiti Eua-Eaipo etc.
The sixth period (when man were produced):
Bastian. 18
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274 Anmerlniogen zu S. 77—100.
Ngae, Ngaenui, Ngaeroa, Ngaetuturi, Ngapepeke.
Tatiti, Ruatapu, Toe Rauru-tama-rakei-ora."
Zu S. 100. ' In anderer Version ergibt sich die Anordnung
* folgendermassen : Im unbegrenzten Raum des Chaos oder
Taka-mano-hala (des hohen Himmels Felder)
bildeten sich Gott Ameno-mi-naka-nusino-kami
neben Taka mi musu bino kami
und Kamu mi musu bino kami
als die (drei) Stammgötter (Hasirano-kami) unenthüUt.
Als mit Scheidung des Chaos der Himmel gleich Rauch aufstieg,
während die Erde einem Mondsoheinbilde ähnlich schwebte, sprosste
die Knospe des Schilfes Asi und mit ihr trat
Umasi asi kabi hiko dsino kami ins Leben, sowie (als Baumeister)
Ameno-soko-tatsino-kami.
Während der Verborgenheit dieser Fünfgötter des Himmels (Amatsu
Kami) entsprang der aufblähenden Asiknospe der Schöpfer Kuni
soko tatsino-miko (100,000 Millionen Jahre herrschend), dann folgte
Kuni-sa-tsutsino-mikoto, darauf Tojo kumu suno mikoto, nach ihm
Wu-hidsi-nino-mikoto mit der Gehülfin Su-hidsi-nino mikoto, dann
Oo-to-tsino-mikoto mit der Gehülfin Oo to beno mikoto, weiter
Omo-taruno-mikoto mit der Gehülfin Kasiko-neno-mikoto, bis Iza-
nagi no mikoto mit seiner Frau Iza na mino mikoto, auf die aus
Schaumtropfen verdickte Insel Ono koro sima hinabsteigend, um
die Insel Awadsi und dann die übrigen Inseln Japans zu gebären.
Nachdem die Inseln geboren waren, rief Izanagi die Jaho jo-
rodsuno kami (3 Millionen Götter) ins Leben, die Vegetation (Awo-
hito-kusa) zu zeugen, und schuf die Jorodsuno mono (10,000
Dinge), während Izanami den Feuergott (Fo-musu bino kami) schuf,
dann Kana jama bikono kami kana jama bimeno kami (als Zwillings-
paar der Metalle), und weiter die Wassergöttin (Midni hano meno
kami), den Keim der Mose (Kahana) legend (mit dem Emporsprossen
der Ranken) und durch Hani jama himeno kami die beginnende
Erde bedeckend. Dann wurde zur Beherrschung des Ganzen
Oo hiru meno mikold (Göttin der grossen Sonne) geboren
und nachdem der Gott Sinatsu-hikino-kami mit seiner Freundin
Sinatsu himeno kami (als Fürstin der Winde) ausgehaucht war,
wurde die älteste Tochter
Ama teram-oo-kami oder Ten-sjoo-dai sin zur Thronerbin ein-
gesetzt, mit ihrem Bruder Tsuku jo mino mikoto (als Nachtmond)
herrschend, dann auf dem Berge Taka-tsi-ho das Reich ihrem
Neffen Amano osi ho mimino mikoto übergebend, Vater des
Nini-gino mikoto (378,533 Jahre regierend), dann
Hiko hobo de mino mikoto (637,892 Jahre regierend), dann
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Anmerkungen zu S. 100— lOO, 275
Wukaja fuki awasenino nükoto (von Tojo tama hime, Tochter
des Seegottes Watatsu-kami geboren), und
diese setzte ihren jüngsten Sohn
Eamu-jamato-iha-re-bikono-mikoto (Sa-nono-mikato) oder Zinmu
tenwoo
(mit Tamo jori hime, Tochter des Drachengottes Liuzin) zum Nach-
folger ein (seine Eroberungen ausdehnend).
Zu S. 104. * Die Gottheit erscheint bei ihrer Schöpfung in
einer Art Eber-Avatara:
Niederliegt die Frau für Ka Pokanokano
Und Kanokano jetzt im Sohnabelküssen, mit der Schnauze im
Hl Boden grabend,
Liebkosend im Stehen, beim Umdrehen, in brünstiger Schwellung
Auf und nieder, nieder auf den Bücken
Auf und nieder mit dem Antlitz
Und die Nachkommen der Schweine (puaa) sind jetzt geboren.
Zu S. 105. ^ Nachdem im Po das Nichts (köre) aufgetaucht,
wirkt dann: kime hanga (searching in wonderful amazement), Ba-
punga (imagination rising in search), Hahau-nga (hurriedly searching
on all sides), Tangi hanga (exclamatory dem^nd), Mote marama Mote
marama, mehr Licht, um die Schöpfung zu gestalten (bei den
Maori).
Zu S. 106. ^ Die Constellation des Orion (aus der Osiris mit
seiner im Monde wiedergeborenen Seele neubelebt wird) heisst
Astre, d'oü etaient censes partir les germes corporels (bei Deveria).
Matariki is the great winter star and Behua that of the summer
(bei den Maori).
2 Ein anderes jener Schöpfungslieder, das mir beim Durch-
blättern der königlichen Manuscripte zufällig unter die Augen kam,
schien auf die Ausschmückung des Himmelsgewölbes durch die Ge-
stirne Bezug zu haben, und ich finde als Abschrift der ersten
Zeilen :
Lu ka ano ano Makalii ano ano ka lani
Lu ka ano ano Akua he Akua ka la
Lu ka ano ano a Hina he wale wale o Lono muka
Schleudert die Samen umher Makalii, die Samen des Himmels
Schleudert die Samen der Gott, Gott ist die Sonne
Schleudert die Samen der Mond, getäuscht durch Lono muku u. s. w.
Dann folgt eine längere Aufzählung von Sternbildern (eine Art
Katalog derselben). Auf Mangaia werden die Plejaden (Makarii) durch
die von Tane geschleuderten Mere (Sirius) oder Keule in ihre vielen
Stücke zertrümmert. Es sei noch beiläufig erwähnt, dass Lono-
18*
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276 Amnerkungen zu S. 106—107.
muka (das Gesicht Lono's oder Rongo's) den Mann im Monde dar-
stellt, nach der bekannten Version des Aufnehmens desselben unter
Abreissung eines Reiserbüschels. Tangaroa zeugt mit Sina (Hina,
als Mond) den Sohn Lono (auf Samoa). In Mangaia wird die schöne
Ina als fleissige Hausfrau in den Mond aufgenommen, wo (in Timor)
die alte Spinnerin sitzt.
' Sie könnten diese Ehre auch nach der Terminologie bean-
spruchen dürfen als Acarina (a-xe(p(d ungetheilt), also gleichsam
(organische) Atome.
Zu S. 107. * Kiai ia, indem Kiai (bewachen oder hüten) das
passivische Annex (ia) erhält, also bewacht durch (e), z. B. Hanau
ka Akiaki noho i kai-Eiai ia e kamanienie noho i uka.
Geboren das Seegras, wohnend im Meer #
Bewacht durch das Schilfgras, wohnend am Lande.
(Uka, als Binnenland, bezeichnet den Strand im Gegensatze zu Kai,
der See.)
^ Maui, der den Himmel und Erde umklammernden Tintenfisch
im Meere zerhaut, ist die Sonne (nach Schirren), und was nicht
alles in Dupuis^ Fussstapfen folgend. „Mit tausend Armen kriecht
es heran", gleich hülfreichen üngethümen der Centimanen vor-
weltlicher Gestaltung (yaCT^c ^v xe\id|Ji(5vi), wobei der Band der Erde,
von dem die Titanen bewacht werden, auf das Meer führt, wenn
zum Niveau erhoben. Bei Kupe's Entdeckung des Patea - Flusses
(wo er keine Bewohner findet, als die beiden Vögel Eokako und
Ti^^aiwaka) liegt im Wirbelstrudel Awa-iti's (oder Tory-Channel's in
Cooks-Strait) der tückische Kraken für ihn auf der Lauer. Bei
Eohutu trifft Manaia an der Mündung des Whaitora die (von ihm
erschlagenen) Eingeborenen, nachdem er den ersten Landungsplatz
dem, sich als früheres documentirenden, Canoe überlassen (im pe-
guanischen Streit um die Zeichen). Japan war ursprünglich nur
von geflügelten Riesen-Insekten bewohnt bei Ankunft der Entdecker
(s. Titsingh) und erhielt seinen Namen von der Form des Insektes
Akitsi-mousi.
» Der riesige Orychotheüthis unter den Dibranchiaten (der
Cephalopoden) bietet, als wegen seiner Krallen gefürchtet (s. Owen),
in der polynesischen Sage ein Seitenstück zu dem nordischen Kraken
bei Olaus Magnus (s. Pontoppidan) im Microcosmus marinus (bei
Linne). Die Druiden betrachteten die Welt (s. Davies) „as an enor-
mous animal, ascending out of the abyss" (der Stadt des bösen
Gwarthawn in der Tiefe).
* Gott Fee (in der Tiefe) mit den ünterweltsfelsen kämpfend
und durch sie besiegt, diese erliegen den Hochfelsen, diese den
Flachfelsen, diese den feodenfelsen, diese der Erde, diese den Stei-
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Anmerkungen zu S. 107—109. 277
nen, diese den Gräsern, diese den Schilfen, diese den Kräutern,
diese den Büschen, diese den Bäumen, diese den Schlingpflanzen,
und dann beginnt das Eeich des Menschen (auf Samoa). ^ux^ai
6 ^d\aLTQ<; u6<üp y^veaÄai, dem Wasser Tod die Erde, aus Erde Wasser,
aus Wasser Seele (bei Heraklit).
• Während der Herrschaft des Okeanos-Agathodaemon (s. Roth)
gab es nur Götter, noch keine Menschen, zh ^l icpdxepov tc5v dv^pSv
^eo^C elvai tqI^ i>t A2yvtctu> SpxovTotc» oux ^^vrac a^a roiat dv^p(07coi«i.
• Aurgelmir's (Ymir's) Sohn ist Thrudgelmir und dessen Sohn
wieder Bergelmir, d. h. der erste Schmutz (Aurgelmir) wurde fort-
gesetzt und befestigt (Thrudgelmir) und wuchs endlich zu dem
ersten Berg (Bergelmir) in allegorischer Fassung (s. Wiborg).
Zu S. 108. ' Die dem Schweine auch sonst erwiesene Achtung
bewiesen genugsam die xdhLid ü^fäikoi (s. Dionysios) der Sau mit
ihren 30 Ferkeln als Symbol des latinischen Bundes (nach Ly-
kophron) auf dem Markt von Lavinium, und grundules lares di-
cuntur Homae constituti ob honorem porcae (s. Nonius).
' Die Ratte (als iole nui in Hawaii) wurde (s. Taylor) zuerst in Neu-
seeland 1844 gesehen. Von der einheimischen Ratte, ^iore, heisst die
eingeführte kiore Pakeha (in der auf Fremdes hezüglichen Bedeutung
Fakeha^s). Die von Cook gebrachte Kartoflfel wurde im Norden
Kapuna genannt, am Thames-Flusse Riwai und im Süden Taewa (mit
ähnlichen Wechseln, wie bei Schwein und Hund).
^ Daraus folgt dann im Volksglauben die sympathische Ver-
knüpfung des Menschen mit dem Baume in Meleager's Geschick
sowol wie bei den Dualla an afrikanischer Westküste, und bei den
Maoris gleichfalls. Bei dem Begraben des Nabelstranges (Te iho)
wurde ein Schössling darüber gepflanzt, der als Tohu-oranga
(Lebenssymbol) des Kindes aufwuchs, und bei der Taufe (He Tohi)
steckte der Priester das Ende des aus dem Holze gefertigten Idols
in das Ohr, damit sich die Mana (Kraftessenz) mittheile. Aehnlich
wird in Mangaia erzählt, dass Maui in der Unterwelt neben seiner
blinden Ahngrossmutter Ina porari die Nano-Bäume (morindo oitri-
folia) seiner Brüder findet und dann den seines eigenen Lebens
(s. Gill). Die Chinesen glauben „that each living woman is in the
unseen world represented by a tree" (Dennys). Beim Verfolgen dieser
Vorstellung würde rasch wieder ein dichter Baum erwachsen, von
dessen Zweigen ich an verschiedenen Stellen schon so viele nieder-
gelegt habe, dass ihre Zahl kaum vermehrt zu werden braucht
(wenigstens nicht bei dieser Gelegenheit).
Zu S. 109. * In der babylonischen Schöpfung werden zwei
Rassen (s. H. Rawlinson) unterschieden, die dunkle als Adamu oder
(nach G. Smith) Zalmat-gaggadi und die helle oder Saoku,
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1278 Anmerkungen zu S. 109—111.
* Unter den Maori some have woolly hair, other brown or
flaxen, some are many shades darker, than other, als Schwarze (ki
wakiwa oder Pango pango) bezeichnet, oder spöttisch als Pokere
kahu, a very blaok kind of kumara (s. Taylor).
' Zu Aphrodite oder (bei Cicero) Venus prima, Caelo et Die nata,
gesellt sich (wie später Hermes und dann Hephästos) bei ihrer
Schaumgeburt Eros (bei Hesiod). „Das Amt, das ihm früher ob-
gelegen, hört nun insofern auf, als keine kosmischen Entstehungen
aus den von ihm angeregten Elementarkräften mehr erfolgen, son-
dern nur noch Verbindungen zwischen Mann und Weib" (s. Schö-
mann). Als Unruhestifter compensirt sich Eros mit Eris.
* Bei den Maori wird die Sonne als Wahine, der Mond als
Tane bezeichnet am He pa genannten Monatstage, wo beide (der
Mond noch beim Aufgang der Sonne) am Himmel sichtbar sind
(s. Taylor).
Zu S. 110. * Unter Annehmung ihrer Formen, wie es scheint,
in „Doppelgeschlechtigkeit der assyrischen Istar" (s. H. Delitzsch).
* Als solche Anticipationen werden in Hesiod's Theogonie die
Schmerzen und Leiden (s. Flach) als Kinder der Nacht und Eris
geboren, weshalb Mützell das Entstehen Aes Menschengeschlechts
vermisst und andere Ausleger die darauf bezügliche Stelle gestrichen
glauben. Anger, grief, joy are all included (s. Nioholas) im theo-
gonischen System der Maori. Auf Mowhee ranga ranga, als höch-
sten Gott, folgt Ti-Pokoh (Gott des Zornes und des Todes) dann
Heekotoro, Gott des Kummers und der Thränen u. s. w. Später
werden in der hawaiischen Theogonie ähnliche plagen über Arbeit
und Noth ausgestossen , wie sie vom eisernen Zeitalter (Hesiod's)
dem Dichter ausgepresst werden, und auch unter den indischen
Yuga bezeichnet das Kali Yuga, das der Plagen und Krank-
heiten.
Zu S. 111. ^ Maaru (in Rarotonga) erzeugt (zur Nahrung für
seinen Sohn Kationgia) aus seiner Leiche die Schweine (e iro no
Maaru oder Maaru's Würmer), während sonst (in Tahiti, wie am
Orinoco) auf dem zu gleichem Zweck begrabenen Kopfe die Kokos-
nuss erwächst. In Ymir's Fleisch entstehen die Zwerge, als Würmer.
Die Körper der Elemente verwandeln sich in den Leib der Pflanzen,
die Leiber der Pflanzen in die der Thiere, das erhabenste Thier ist
dann der Mensch (nach den Ihwan-as-safa). Die Form der Pflanzen
ist der nach unten gebogene Pfad, der des Thieres geradeaus, der
des Menschen, „die gerade Linie zwischen dem Paradies und Feuer"
(s. Dieterici), nach oben (aber deshalb zugleich von der Gefahr des
Sturzes bedroht). La nature sourit d'amour car eile avait vu la
beaute de l'homme daus l'eau et son ombre snr la Terre (s. Menart)
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Anmerkungen zn S. 111. 279
in Ponnandros (der hermetischen Schriften), wie (bei Hesiod) £k
ö'lßt) dt8o(T) xaXij !i)eo; (als Aphrodite).
^ Nach den Chinesen gab das Essen der goldglänzenden Früchte
in Fusang (wo die aus dem Thale von Yang kou aufgehende Sonne
sich täglich zu schmücken pflegte) die Lust und Fähigkeit zum
Fliegen. In Waitatora lebten die Kachkommen einer „winged race
of men" (s. Taylor) unter den Maori. Von dem aus seinen in das
Wasser geworfenen Nabelstrang geborenen Whanau Moana (Sohn
Turins) entstanden die geflügelten Menschen, die erst durch Tara
pa-whenua zu festen Wohnsitzen (im Pa) veranlasst wurden (in Wai-
tatora). Nach BeroBUs entstanden zuerst flügelige Menschen (wie auf
den assyrischen Sculpturen zu sehen).
' Bei den Maori war die kumara, als essbarer Knollen von dem
Gesicht des Himmels, die Farrnwurzel von Bangi's Bücken her-
gebracht, und dann entstand Tane (als Tane-mahuta), Vater der
Bäume und Vögel, sowie Tiki, der Vorfahr der Menschen, dem
durch Arahi-rohi (quivering heat of the sun and the echo) seine Frau
(Masikosiko oder Zwielicht) aus der Erde geschaffen wurde, die
Tochter Kauatata gebärend (s. Taylor). Von Tonga nach Niuie
schwimmend, stampften Huanaki und Fao (gleich den Gründern
Zimmay's) erst das Land, und dann die Pflanzen hervor, worauf
aus der Tii-Pflanze die Menschen entstanden. In Fakaafo kamen
die Menschen aus einem Stein hervor, gleich dem Deucalion's (als
Sachsen).
* Aphrodite (in homerischen Hymnus) erregt das süsse Liebes-
verlangen nicht nur bei den Göttern und Menschen, sondern auch
bei den geflügelten Vögeln und allen Thieren.
• Auch bei Hesiod gilt bereits der erste Eros (XuatixeXiig) als
die „Glieder erschlaffend^^ und weise Beschlüsse bekämpfend, und
er ergibt sich, in seinem Ansohluss an Tartaros und Gaea, als die
Folgewirkungen materieller Einstrebungen, wodurch die Vollkommen-
heit der Urzeugungen, welche von Chaos aus zunächst durch Nyx
' und Erebos emanirend weiter gehen, von Anfang an ihre Schä-
digung erhalten. Auch^in hawaiischer Kosmogonie wird die Erde
von vornherein als daseiend gedacht, in der hier gegebenen Form
stillschweigend, während sich sonst die weitern Ausführungen der
Geburt Papa's (als Mutter-Erde) finden, in den Inseln und andern
Naturobjecten. Die aus Kumulipo und seiner Hälfte weiblichen Prin-
cipes emanirenden Schöpfungskräfte rufen dagegen wieder die orga-
nische Natur (wie Zeus die t^&a im orphischen Hymnus, das Leben
als Cvjv bezeichnend) hervor, in Thieren und Pflanzen, und dann im
Menschen neben den Göttern, obwol diese auch bereits als in den
ersten Thätigkeitsäusserungen wirkend gedacht werden.
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280 Anmerkungen zu S. 112—113.
Zu S. 112. ^ Nach der Trennung von Eangi und Papa stellen
ihre Kinder vier Stützpfeiler auf, als
Toko hudu rangi
Toko hudu nuku
Raka-u-tuku
Raka-u-koki
in der Mythologie der Maori. Die Bezeichnung des Himmels als
hebhan (alts.) oder heaven führt auf heben, häven u. s. w. (s.
Grimm), wie Gott Atlas, der die Tiefen des Meeres kannte und
die Säulen hält, die ringsum Erde und Himmel festigen (in der
Odyssee).
^ Bei den Dayak wird der Himmel durch Tana-Compta's Toch-
ter emporgehoben, und in den Veda stützt ihn Soma auf Pfeilern.
Auf Mangaia heben Maui und Rua gemeinsam den Himmel, erst
auf den Knien, dann auf dem Rücken und höher mit den Händen,
während sonst erzählt wird, dass der auf den breiten Blättern der
Teva-Pfianzen aufliegende Himmel (sodass, wie auf andern Gruppen,
das Mehlstampfen gehindert sein musste) anfangs durch Rua in
Stützung mittels kleiner Stockßhen etwas höher geschoben sei, bis
er dann selbst, in dem kurzem Process Maui's, mit hinaufgeschleu-
dert sei. In Tahiti wird der von der Teva -Pflanze (draconitum
polyphyllum) emporgedrängte Himmel vom Gott Rua höher ge-
schoben.
' Seine Meeresheimat führt auf die Seezüge Whiro's oder Wiro's
(Hiro's oder Viro's), der als Diebesgott die Beraubung der Feinde
heiligt, und, um zu den hohen Wata hinaufzureichen (oder um die
Fussspuren zu verbergen) auf den (in den Marquesas gebräuchlichen)
Stelzen marschirt, wie Tama-te-Kapua unter den Leitern der Ein-
wanderung nach Neuseeland.
^ In Samoa, wo Opolu in Tati's linke Hand gelegt, lässt sich
auf ein Fortbestehen erst vertrauen, seit Tiitii den rechten Arm
Mafuie's abgedreht hat. Tane (s. Ellis) in älterer Form erscheint
auf Hawaii als Kane ruru honua (der Erderschütterer oder Erd-
bebengott).
Zu S. 113. ^ In Mangaia dagegen werden Tangaroa und Rongo
als Zwillinge gepaart, und dort tritt Tangaroa auf die helle Seite,
die Blondhaarigen beanspruchend, während die Dunkeln Rongo im
finstem Hades als Avaiki gehören.
* In David Malo's handschriftlichem Werke fand ich in einem
der letzten Kapitel des noch nicht übersetzten Theiles die Erzäh-
lung über den Häuptling Konikonia, der nach dem Raube der Fisch-
frau Lalohana (bei Hilo) durch die Wogen der Flut verfolgt wurde
bis zu der Schwelle des dem höchsten Baume des höchsten Berges
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Anmerkungen zu S. 113. 281
aufgebauten Holzkastens. Wenn mir die in eiliger Kürze gemaoh-
ten Aufeeiohnungen wieder zu Händen kommen, werde ich sie
anfügen.
3 FevexuXX^; zu nennen, wie Aphrodite bei Aristophanes, als
Venus genetrix, und Venus galt als Stammmutter der Römer.
^ Nuumea ka aina o Nuu papa kini ka honua
Laha Haumea inaMoo-puna
lo kio pale ka mai, kaa ka lolo
Oia wahine hanau manawa i na keiki
Hanau keiki puka ma ka lolo (Geboren der Kinder Reihe aus
dem Gehirn)
Oia wahine noo jili po o Nuumea
I noho io Mulinaha
Hanau Laumihae hanau ma ka lolo
Kaha Kanakoho hanau ma ka lolo
Haumea o ua wahine la noia
Noho ia Kanaloa akua
Kauaka hiakua no a ka lolo
Hoolole ka hanauna aia wahine
Haae wale ka hanau na lolo
Papahuli honua
Papahuli lani
Papanui hanau moku
Papa i noho io Wakea
Hanau Haalolo ka wahine
Hanau inaina ke ken
Hoo piuuni ia Papa e Wakea
Kauoha i ka la i ka malama
Es folgt später eine Aufzählung verschiedener Bestimmungen über
kapu (tapu).
* In Tahiti wird Apuvaru (Hina's Tochter) durch den Anblick
ihres Vaters Taaroa geschwängert, eine im indo-chinesichen Himmel
wohlbekannte Zeugungsmethode, während dem indischen Brahma
durch verliebtes Umherblicken seine vier Köpfe wachsen. Wenn
Zeus, ehe er ix, xeq>aXt)? yXauxc^iSa ydmq 'A^viqv (auch stürmisch
im Waffenschmuck vortretend, wie Kartikeja) geboren, Metis als
Mücke verschluckt hatte, würde sich für Ishl der Koloschen eine
Parallele finden lassen oder auch für Koridwen (oelle qui re-
tient tonte science dans la nuit premiere), indem sie unter Ver-
schlucken Gwyon's, als Samenkorn, Taliesin gebiert, aller Weisheit
voll. Aus Tarisso's Hirn wird (auf ülea) Ulifat geboren, der nach
eigenem Abbeissen des Nabelstranges sogleich umherlief (als Aus-
sätziger zum Himmel steigend), und aus Dhyau's Stirn entsteigt
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282 Anmerkungen zu S. 113.
Ushas, die Morgenröthe (bei den Brahmanen). Auf Mangaia wird
Tangaroa (der seinem Zwillingsbruder Rongo das Recht der Erst-
geburt abtrat) aus Papa's Scheitel geboren, oder, wie in anderer
Version, aus einer am Arm aufschwellenden Beule, eine in den
Antillen sowol wie im Malaiischen und Mikronesischen Archipelagus
bekannte Nebenform der skandinavischen, wenn Ymir unterm linken
Arme Mann und Weib hervorwachsen, als Stammältern der Hrym-
thurssen. Daran leihen sich buddhistische Seitengeburten, die, wie
in Aegypten , aus Rhea oder Nut's Flanke brechend , als Set oder
Typhon (s. Plutarch), in Tahiti auch Rua wählt (um dann, in wei-
terer Nachahmung Pht*alaong's, sogleich zu stehen und zu schreiten),
und dieser für Bewachung unbefleckter Jungfräulichkeit (wenn, wie
Hina auf Tahiti, durch den Schatten eines Brotfruchtbaumes ge-
schwängert) empfehlenswerthe Weg lag unter einfachem Verhält-
nissen insofern schon in der Natur der Sache begründet, weil der
ätherische Leib himmlischer Mädchen die durch irdische Vermischung
in ihnen gezeugte Frucht nur schwer (oft nur auf Kosten der Mutter)
zur Welt zu bringen vermochte. Als deshalb die liebliche Fee (Ta-
pairu) der Quelle von Ati auf Mangaia geschwängert war , verlangte
sie von ihm den Kaiserschnitt (s. Gill), um sich von der Bürde zu be-
freien (und Aehnliches vielfach). Die Tapairu spielen dann auch wieder
in den zum Tanz an Taui's Feste heraufkommenden Elfen, als Miru's
schöne Töchter, die aus der Unterwelt zur Verlockung Ngaru's
heraufgesandt werden, wie die aus Marals Sinnenhimmel zum An-
griff auf den Büsser unter dem Bodhi-Baume, und dass die auch in
Siwa's Form, dem Herrn lustigen Tanzes, auf dem Berge Kailassa
forterhaltene Gestalt des Büssers ihren Schatten bis in das Todten-
reich Wakea's (des vom obern Hawaii niedergestiegenen Fürsten)
wirft, wird, im Gegensatz zum dortigen Miru's, sich später erweisen.
Als erster Tuitonga wurde Ahoeitu von der Jungfrau Vai (Fuss) ge-
boren (oder Ilakewa), und ^on ihm zählte man dann weiter bis auf
Momo. Wunderbare Geburten in Rom gehen auf zeugende Natur-
kraft zurück, wie bei Romulus (s. Plutarch), dann Servius Tullius
(s. Dionysius), Coecnlus, Gründer Praeneste*s (s. Virgil) u. s. w. Die
Heroenzeugung (s. Ambrosch) geschah durch die in der Herdasche
in der Gestalt eines Phallus erscheinenden dii conserentes oder durch
einen Funken.
^ Auf Raiatea leitete König Tamatoa (zu Bennet und Tyerman's
Zeit) seinen Geschlechtstammbaum bis auf Tangaroa zurück.
^ An einer andern Stelle werden die Hirngeburten dadurch
gerechtfertigt, weil der Weg nach Unten noch nicht geöffnet ge-
wesen (und auch bei den Caraiben der Antillen bedurfte es da-
für erst der Beihülfe des Vogels), während sie sich sonst mit
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Anmerkungen zu S. 118—115. 283
dem Himmel als Hirnschale verbildlichen lassen, wie in Yaftlirud-
nismal :
Or Ymir holdi
var jörd umsköpud
en or beinam björg
himinn or hausi
ino krimkalda ejor
Aus Ymir's Fleisch
Ward die Erde geschaffen
Aus den Knochen die Berge
Der Himmel aus der Hirnschale
Des frostkalten Riesen
Aus dem Schweisse die See
Aus Ymir's Hirn entsteht das Geschlecht der Riesen
(Grimmism.).
Als Schatten solcher Himgeburten schwebt dann der Atua über
den Haupthaarknoten (wie dessen Genius in Birma) und in seiner
Verletzung durch Berührung oder Erniedrigung wiegt der Etiketten-
bruch als Sünde, und zwar weil nicht die Handelnden, sondern die
Leidenden treffend, von diesen im Ausgliche zur sühnenden Busse
die Rache verlangend. Indem Zeus die Metis, die mehr weiss als Göt-
ter und Menschen (reXetaTa i^cöv re CÖCta xara&vliTwv t' av^jpwTWöv), ver-
schluckt, um sie in seinem Unterleib, der drohenden Gefahren wegen,
gefangen zu halten (dXX' apa fiiv Zehq icpdadev eT)v iyy^dT^txo vv)A6v), so
wäre damit die Erklärung geliefert für die „Worte im Bauche'^,
wie polynesische Sprachen die Gedanken bezeichnen. Waiungare,
der an seinem in den Himmel geworfenen Speer hinaufkletterte,
war (bei den Warringeri) „produoed by his mother excrements without
any father** (s. Taplin). Während die früheren Götter Japans aus sich
selbst ei'scheinen, zeugten Izanagi und Izanani, durch Bewegungen
des Vogels Isi-tataki (Motacilla lugubris) belehrt, Kinder in Begat-
tung. Vor Trennung des und Me schwamm der Urstoff in Konton.
Zu S. 114. **Oc ojidbev ytydaai äeol ^vtjtoI xavijpwTCOt
Xpuaeov (Jiev TcpcoiioTa y^voc (lep^Kuv dvbpoiiccdv
aÜthoLToi Tco(tjfftv t)X\ifXTCta Bcüfiat' l^cvTe? (bei Hesiod)
und o(xtf^ev meint (nach den Scholiasten) ofioO ix. tou dluroO yi^o\jq ix.
Zu S. 115. * Aehnlich zeugt (bei Hesiod) die Nyx, gleichsam
androgynisch (wie Siva's Formen in der indischen Mythologie) weiter
fort, indem sie nach den durch die Verbindung mit Erebos veran-
lassten Geburten, später ihre Nachkommenschaft „ohne Gemahl"
(s. Weloker) hervorbringt.
• Erebos, allgemeiner Ausdruck für die Unterwelt, als das dem
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284 AnmerkuDgen zu S. 115. 120. 122.
Tageslicht entgegengesetzte Dunkel (s. Flach), bezeichnet (nach
Sohömann) das unterirdische Dunkel im Gegensatz zu Nyx, als
überirdischem (und abwechselndem). Anchises (im Erebus wohnend)
erscheint (bei Virgil) dem schlafenden Aeneas vom Himmel herab
(s. Klausen). Im Gegensatz zu Tartarus, als Aufenthalt (oder Ge-
fangniss) der Bösen, wurde Erebus als der der Guten angesehen (als
tiefste Schicht des Orcus). •
' Pano, black, deep blue, deep dark coloured, as heavy clouds,
dark, as the appearance of a fathomless abyss (s. Andrews).
* Nach dem Auftreten Lalai's kehrt sich die Reihenfolge um,
und in den Emanationen der Glementinen geht in den Syzygien
das Bessere voran, bis sich von den Menschen an die Ordnung um-
kehrt (wie auch Fomander in den von ihm gesammelten Sagen
bemerkt).
Zu S. 120. ^ Wie Hesiod's Klagen über Mühe und Noth, y£wq
iax\ 9i9i^peov, ad tolerandum labores nocte dieque (s. Lennep) im
Rückblick auf goldene Zeit.
Zu S. 122. ^ In dem von Shortland mitgetheilten Stammbaum
linden sich von dem in Maketu siedelnden Makahae, als Sohn Tapui-
kanui-a-Tia's, Enkel Tia's, der die vom Arawa-Canoe geführte Flotte
als SchifiFseigenthümer begleitete, her, nach der Abzweigung unter
Korokui, 17 Generationen durch Rangi tunaeke und 16 durch Panui-
o-marama bis auf Te Pukuatua (1854 noch am Leben). Nach Taylor
werden meist 20 — 30 Generationen gezählt, „and high families carry
theirs back even to the beginning of all things", von Nichts zu
Etwas (na te köre i ai) aussetzend. Die Waka paparanga oder
genealogischen Ahnentafeln werden auf den He waka paparanga
rakau eingekerbt, von denen ich schön verzierte sah und den mir
gemachten Versprechungen werde vertrauen dürfen, für die Samm-
lungen des königlichen Museums davon zu erhalten. In Hawaii er-
wähnte mir der König einiger Zeichen, auf Zeuge aufgedruckt, zur
Unterstützung des Gedächtnisses, und gab ein paar Umrisse davon.
Eine der überraschendsten Entdeckungen ist die neuerliche Auf-
findung der australischen Schrifthülfen, nicht Bildemachahmungen,
wie grösstentheils die der Osterinsel, chinesischer Mosso oder der
aus der Minahassa publicirten, sondern bereits symbolischer Cha-
raktere. Zuerst hörte ich davon in einem zufalligen Gespräch mit
einem Beamten der eingeborenen Polizei, auf meiner diesmaligen
Durohreise durch Cooktown (Januar 1880) leider (weil kurz vor Ab-
gang des Postdampfers) zu spät, um genauere Nachforschungen an-
zustellen, ausser dass ich noch eben Zeit hatte, einen der schwarzen
Soldaten, der mir als dazu föhig bezeichnet wurde, einen Brief
einkerben zu lassen. Da mir diese Frage natürlich in Gedanken
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Anmerkungen zu S. 122. 285
blieb, brachte ich sie, beim Anlaufen in Brisbane, während eines
Besuches Herrn Bartlett's zur Sprache, und hörte von ihm über den
Sohriftstock, der (nach der Confisoation von dem Gefangenen, dem
damit eine Mittheilung hatte gemacht werden sollen) durch seine
Vermittelung an Herrn Smyth eingesandt sei, und als ich dessen so
eben publicirtes Werk in Sydney sah, fand ich dort seine Abbildung,
ausserdem aber auch Originale, ähnlich den gleichfalls abgebildeten
Message-sticks von Westem-Australia in der Ausstellung. Sie lagen
dort nur unter dieser Bezeichnung, und niemand vermochte eine weitere
Auskunft darüber zu geben, weder der Aufseher in der Halle, noch
die für ethnologische Forschungen Gestimmten unter meiner dortigen
Bekanntschaft. Da kein besonderer Commissionär für die Golonie
Westem-Australia ernannt war, an den ich mich hätte wendto
können, ersuchte ich unsere deutschen Vertreter, dahin zu wirken,
dass bei der Auflösung der Ausstellung einige dieser merkwürdigen
Stöcke für das königliche Museum gesichert werden möchten. Ob
dies geschehen, ist mir bisjetzt noch nicht bekannt geworden, doch
fand ich zu meiner Freude bei der Rückkehr nach Berlin bereits
drei dieser Message-sticks an die Ethnologische Abtheilung ein-
geschickt, als ein der von Herrn Guerard in Melbourne angekauften
Sammlung beigefügtes Geschenk Fräulein Palmer's, deren Vater
Gouverneur in Westaustralien gewesen war. Diese so unerwartet,
und gleich so vielfaltig, aufgetretene Illustration des australischen
Wilden, wie man ihn bis dahin genannt hat, wird voraussichtlich
gar bald zu neuen Entdeckungen weiter führen müssen.
^ Da ich zugleich gebeten hatte, von den auf der Insel Mokoia
begrabenen und, wie es heisst, nur von Sir George Grey (in dessen
Besitz sich eins der Originale finden soll) gesehenen Idolen eine Ab«
bildung zu verschaffen, war durch freundliche Bemühung eine
solche beigelegt. Sie entspricht genau der Haltung des Priesters,
wenn er durcli ruckweises Anziehen des Taues (das auch bei den
Fetischen des Muata-Tamo zur Commnnication dient) sein Idol
auf die Karakia aufmerksam machen will, indem er in einiger Ent-
fernung dasitzt; „leaning against a tuahu, a short stone pillar, stuck
in the ground, in a slanting position'* (s. Taylor). Für den Rapport
mit der Gottheit ergriff der Priester den Pahan oder den an das
Kinn des Idoles gebundenen Federbart, der an den Götterbildern
so vieler anderer Religionssysteme gleichfalls zu sehen ist.
' Auch rückläufig, wie in der Legende vom Fluche Manaia^s,
indem das Ueberbringen der Götter (Mam, Ta-Iho-o-te-rangi, Ron-
gamai, Itnpowa und Hangaroa) durch Euiwai und ihre Frauen
(ausser den Göttern der Knollen und Fische, die schon in dem
ersten Canoe mitgenommen waren) nach dem See Roto-ma den
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286 Anmerkungen zu S. 122—124.
Eriegszug Ngatoro's (des vom dem Stelzenläufer Tama-te-kapua fort-
geführten Priesters) von Maketu nach Tara-i-whenua in Hawaiiki
veranlasste.
Zu S. 12S. ^ Als Ammenon, der Chaldäer, in Babylon heri'schte,
tauchte der abscheuliche Annedotos aus dem Meere auf, während
unter Euedoroohos, der (nach dem Hirten Daonos) in Pantibibla
herrschte, der fischmenschliohe Odakon auftauchte (s. Apollodor).
' Sohn Kahiko's oder Eahiko laumea's (als Aeltester oder Urgreis),
dem Owe zur Mutter gegeben ¥rird, und in Owe oder dem Mond
liegen auf Fiji die Wurzeln der Schöpferbildungen, auch des Men-
schen (und Misbildungen).
Zu S. 124. ^ Waiho, der Name der Osterinsel, findet sich in
Neuseeland an derjenigen Localität, die am wahrscheinlichsten von
dort bei den vorwaltenden Strömungen erreicht werden würde (be-
merkt Taylor). In der Bai von Taiohae (auf den Marquesas) wurde
der von Tiki bei erster Ankunft auf Nukahiva gepflanzte Hau (hi-
biscus) gezeigt (s. Gaussin)« Eorika, Vorfahr des Stammes Makea
auf Barotonga, kam von Manuka (Manua).
' In den Gesängen Tahiti's wird Hawaii erwähnt, als Kbt
wai Hea uka (Hawaii, das weit entfernte). In Hawaii gab es (nach
Dumont d'ürville) Traditionen über „divers voyages a Noou Hiva
et Tahouata (Nuka-Hiva oder Nukn-Hiva und Tao Wati oder Ta-
huata) et meme jusqu'ä Tahiti."
' Bei der auf Hawaii lagernden Dunkelheit, da der König von
Tahiti die Sonne zurückgehalten, schritt der Eiesenbruder des
Biesen Kana durch das Meer nach Tahiti, um die Sonne von Kahea-
Arii (Meister der Sonne) zurückzuerhalten, worauf er sie am Him-
mel befestigte. Als sich in dem durch den Sampo beglückten Lande
KaJewala Dunkelheit verbreitete, weil Louhl und Po^jala Sonne und
Mond vom Himmel abgebunden, und in einem Felskasten (wie es
bei den Eoloschen geschah) verborgen hatten, erlangte sie Wäinä-
möinen durch Kraft seiner magischen Kunst zurück.
* Auch Whiro, der Weitgewanderte, ist (wie Viracocha) im
Meeresschaum geboren, bald flüchtend, bald Flüchtige jagend. Und
so vielfach anderswo. Der Prophet Bamini (cree de dien a- la mer, soit
qu'il l'ait fait descendre du ciel et des etoiles ou qu'il l'ait ere^ de
Fecume de la mer) begab sich, nachdem er (zum Bothen Meer vei>
schlagen) in Mekka mit Mohammed zusammengetrofl'en, nach dem
östlichen Lande Mangadsini oder Mangaroro (mit Manguelor), wo
der (von seiner Frau Bafateme geborene) Sohn Bahouroud mit seiner
Schwester Baminia die Söhne Bahadzi und Bacoube oder Bacouatsi
zeugte. Als Bahadzi von seinen Seezügen ziirückkehrte (ohne, aus
[Theseus'] Vergesslichkeit, die rothen Segel durch weisse zu ersetzen).
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Anmerkungen zu S. 124. IlSSt^ 287
flüchtete der in seiner Abwesenheit zum König eingesetzte Bacoube
nach Gomoro und von da (durch Bahadzi verfolgt) zum Fluss Haren-
gazavai auf Madagascar (als Mananzari), und nach der Ankunft
Rahadzi's (der darauf, aus seiner Vermahlung im Lande die Zaffer
amini genannten Weissen zurücklassend, nach Mangororo zurück-
kehrte), über Hombes bis Azonringhet aufsteigend, wo er sich mit
einer Tochter des Landes vermählte (s. Flacourt). Nach Agatharchides
brachten die Sabätr die Gegenstande des indischen Handels in die
Emporien an der Malabarküste, bis (mit der Eröffnung des Weges
von Koptos nach Berenice) die Alexandriner nach Yemen segelten.
Nach Arrian (der Schildkrötenschalen von einer Insel jenseits des
Ghersones bringen lässt) wurde Pfeffer, Seide, Weihrauch u. s. w.
in den Handel des Ghersones gebracht, indem die in Taprobane
vereinigte Flotte nach der Mündung des Kristna segelte und dann
zum Ghersones. Die äthiopischen Reisen von Ocelis ans dauerten fünf
Jahre (nach Plinius). Nach Gosmas handelten die Römer mit den
Sinitsae (jenseits Malabar und Geylon). Nach Ibn Said (bei Abulfeda)
waren die Gomr der (mit den Mondbergen gleichnamigen) Insel Gomor
(oder Madagascai*) oder (bei Albyruni) ohrdurchbohrende Komair
(indischer Religion) den Ghinesen verwandt, von den Inseln der
Menschenfresser stammend, im fernsten Süden der Zendj (nach
Jaout), und (nach Masudi) jagte der König von Zabedj (aus Java)
den Kopf des Königs von Gomor (der Khmer), der (mit buddhisti-
scher Strenge) weder Rauschtrank, noch Wein (nach Edrisi) er-
laubte, sodass zu Ibn Bathuta's Zeit Komara zum Reiche Moul-
Java gehören konnte, im Handel mit Aloes aus den Bergen von
Gamrou, die (nach Abulfeda) zwischen Indien und Ghina gesetzt
werden, und schiffbrüchiger Handelsschiffe aus Ghina wegen sandte
der Kaiser Ghinas (zu Folo's Zeit) eine Gesandtschaft nach Mada-
gascar oder Malaicassar (Madeigascar). Les Gomrs, freres des Ghi-
nois, sont probablement de Malays (Godine). Nach Edrisi residirte
der König der Insel Gomor in der Stadt Malai (auf der Insel Gomor-
Malay bis über das Gap Gomorin). Gomayr (Name der Gomoren-
Inseln) bezeichnet (nach Reinaud) ein Diminutiv.
Zu S. 126. ^ Quant ä Finde ou ä la Ghine, bemerkt Ghabas,
les ^ügyptiens les ont plus ou moins distinotement connues, sous le
nom de Toou-Neterou ou pays divins (in Bezug auf Sesostris' Flotte
nach Indien und die See-Expedition der Königin Hashespsou).
Nach der Inschrift von Nysa (bei Diodor) hatte Osiris die be-
wohnten Länder bis nach Indien durchwandert (und so Herakles).
Durch den hieroglyphisohen Namen Kefa (s. Lepsius) verknüpfen
(erythräische) Phönizier (punischer PuM) äthiopische Kv)9^vec (bei
Strabo) mit babylonischen und (nach Herodot) persischen. Apud
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288 Anmerkungen zu S. 126.
Erythram insulam in Asia ipsa inventa sunt carmina (s. Servius)
der erythräiBohen Sibylle, von der Varro die römiselien Bücher ab-
leitet, statt von der oumanischen (bei Yirgil). Für die durch die
Gefangenschaft Alexander Polyhistor's in Rom (s. Klausen) bekannt
gewordenen Ueberlieferungen der Sibylle (aus Tarquinius' Zeit)
wurde (78 a. D.) eine Gesandtschaft nach Erythrae geschickt.
Homer's Entlehnungen aus der Sibylle wurden von ApoUodor auf
die erythräische zurückgeführt, Tochter der Nymphe Hydole mit
dem Hirten Theodoros in der von Erythros, Sohn des Rhada-
manthys, zwischen den Bergen Mimas und Gorycus gegründeten
Colonie. Aus Mira-Laut (dem Rothen Meer) führt die javanische
Sage ihre Einwanderung her und das Grab des Kriegsgottes bei den
Pandiem Mathura's verknüpft die Alexandersage aus Badakschan
mit Padang, nach dem lälam von Iskander weitergetragen. Taylor
fuhrt (polynesisches) Kava zurück auf Kahweh, das später auf Kaffee
übertragene Wort (bei Lane) für Wein im Altarabischen und die
Bezeichnung der Ava begegnet sich von Chili bis Brasilien. Von der
im Jahre 1839 im District von Wangeree unter den Wurzeln eines
Baumes (s. Taylor) gefundenen Bronzeglocke, deren Inschrift auf
Thompson's Veranlassung als tamulisch entziffert worden, besitzt
das Museum in Wellington einen Abguss, doch fehlen für die ent-
sprechende Fixirung dieses Unicums noch immer diejenigen Daten
genauer Nachweise, die von dem Besitzer zu liefern sind. Die tamu-
lischen Inschriften aus Simiatra haben sich im Museum Batavias
vermehrt, und .den Namensformen der Tamol oder (ceylonischer) Da-
mila Hesse sich durch Mikronesien nachgehen.
' Ausser diesem 2dißai (bei Steph. Byz.) oder Saßa« (bei
Agatharchides) , als Residenz der Königin Belkis in dem (nach
Plinius) Hauptstadt bezeichnenden Mariaba (Malayala's) könnten
sich bis zu den Saßaioi ßcdfioi am Kaspischen Meer (als Feuer-
tempel) weitere Zwischenstationen finden, von den bei Sumatra ge-
suchten Menschenfresserinseln (l^aßadeißai v^aoi) an, nicht nur in
Ptolomäus' 2d(ßY) oder Sabbaä (bei Niebuhr), in Sabae oder (nach
Reichert) Massova, dann in Strabo's Saba, sondern auch auf dem
Chersones in^ßdcpa am2aßapoxd;KdX7coc oder 2aßc^va (bei Ptolemäus),
in den an Gangariden grenzenden ^aßapai, den Indusmündungen
(SaßaXaeacja oder 2aßaX(£aaa), der indoskythischen Seestadt Sa-
ß(£va u. s. w. Nach Alexander (bei Marinus) lag die Stadt Zabae
zwischen dem goldenen Ghersonesus und Gattigara (und weiteres
dann bei den arabischen Reisenden). Zaba oder Zubaja (als Batu
Sabor am Flusse Jehor) bildete ein Emporium der Malaien auf der
Halbinsel Malaoca. Jawa-Jawaka ist Kleinjava zum Unterschied
von Jawa oder Jawi (in üebertragungen auf Borneo und Sumatra).
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nS. 126. 289
König SftbnB hemehte (ca GmDiis' Zeit) in Anrene. Ans dem Luide
meroitifldier SteininacliriAen, knaehitiacher Kinflüiwe aas Arabien,
wo (nach PUnios) der Gott Sabis (Sab, als letzter Prophet der Sabier
in Chnzistan) Terehrt wurde nnd (s. Theophrast) Sabis in Sabatha
als Sonnengott Tennnthet werden mag, sog von Meroe oder (bei
Josepbns) Zaba, König Sabaeon (Sa^Too&z oder So^öy) den Kfl
abwärts bis zum Zusammenstoss mit Sanbenb, ans dessen Landern
von Aocad der Dienst des Mondgottes Sin als Akn (Akna oder Ätna)
sich verbreiten konnte. Der fromme (von ofißca^at bei Yarro) Sabiner-
könig Titas Tatins „addidit Satnmnm, Opern, Solem, Lnnam, Taloa-
nnm, Lucem*^ (s. Angoatin) den römischen Cnlten in ihren (statt
etmskischer Qnadrattempel) in der Knppelfonn gewölbten Kapellen,
and der samnitische Sabns, als (ein Djovis filins vom Himmel oder
Sancos stammend) Sancns (Dins Fidins) oder Sanetos Semo (der Semi-
homines oder Semones) deutet in seiner Beziehung zu Herakles auf
dessen Wanderzuge. Den Sabinem (Sabeller oder den Samnitem)
eignete als „ein Volk grosser Wanderlust'' (s. Forbiger), „infolge
derselben die Sitte des Yer Saerum und der Aussendung in Colonien
auf gutes Glüok.*' Joqtan, Vater der Sabäer, war Bruder Peleg's
(wandernder Pelasger). B^o thurifera Saba appellata, quod signi-
ficare Graeci dicunt mysterium (Plinius). Primi commercium Thuris
fecere (die lUnäer). Nach Theophrast wird Weihrauch, Myrrhe
Gassia und Zimmt im Lande der Araber bei Saba erzeugt (und. von
den Sabäem im Sonnentempel verhandelt). In Unterscheidung
zwischen den von Ichthyophagen oder Sabäem bewohnten Inseln
stellt Plinius die „Fischesser zu den handeltreibenden Sabäem in
Gegensatz" (s. Sprenger) Sabaei insulae multae, emporium eorum
Acila, ex quo in Indiam navigatur. Südarabien (mit Nagara, Ba-
raba u. s. w.) insulas autem complures habet per utrumque pro-
ximas mare (bei Amm. Marcell). Nach Philostorgus war Saba
Hauptstadt (rother) Himjariten und Sabas oder (bei Steph. Byz.)
Sabo der Sabäer (bei Agatharchides), als Concurrenten der Gerrhäer
auf den Märkten Petras. Der Handel der Maken in Oman ging
später auf Ormuzd über. Als Tanuch (der OaviTat) vereinigten sich
die Araber Bahreins. K(£vt), ßaatXe(ac, 'EXedECou x^P^^ Xif^dtm t^ ^tfpov
(im Periplus) gehörte (nach Sprenger) dem in Sabbatha residiren-
den König. Die (bei Strabo) den Nabathäem benachbarten Sabäer
(bei Joel in ein fernes Land gesetzt) Syrien und Aegypten mit Spe-
zereien im Alterthum versehend, sind zur Zeit des Islam (in ara-
bischen Quellen) durch den Ruhm der Hin\jariten zurückgedrängt
(s. Sprenger). Der König der Malaien residirte in Medinet el Za-
bedsch (des Malaienreichs auf Sumatra) unter dem Titel Maharadscha
(nach Abu Zeyd) mit der Insel Kalah. Zu Soleiman's Zeit wurden
Babtiav. 19
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290 Anmerkungen zu S. 126—128.
die Waaren in Syraf (am Persischen Meerbusen) auf (chinesisolien)
Djonken verschifft. Nach Edrisi wanderten chinesische Eaufleute
(infolge einheimischer Unruhen) nach der Insel Zanedz (bei Zan-
zibar). Die im Periplus noch unbekannten Gewürze der Molukken
kommen zur Zeit des Commodus in Zolllisten aus Alexandrien zur
Erwähnung (die Muscatnüsse indess bereits bei Plautus).
Zu S. 127. ^ Es werden in diesen Ausdrücken Schlitzungen
vermuthet, gleich dem „oblique eye'' (s. Taylor) der Maori, während
auch eine Beziehung auf das Augenrollen im Tupeke oder Kriegs-
tanz (der Maori) vorliegen mag. Rotundantur autem oculi eorum,
qui vehementer furore agitantur, bemerkt Schömann (zur Namens-
erklärung von K>ixXoTC£c).
^ Die Hawaier unterscheiden verschiedene Zonen der See (von
Kai, dem Strande, ab), als Aekai, Berührung des Wassers mit dem
Lande, Poanakai, Beginn der Wellenbreohung , Kai papau, flache
See, zum Stehen (Kai hele ku\ Kai opua, zum Waten, Ku a au, tief,
Kai au, strömende See, oder Kai malolo, auf der Brandung reitend,
Kai uli, blaue See (See der fliegenden Fische), Hiaku, See der Bo-
niten, Kai Kohola, See der Wale, Moaua, der Ocean, als Waholilo
(weit entfernt) oder Lipo (dunkelblau).
' Das durch Küpe Küpe von Hawaiki abgetrennte Festland
Tuawhenua war von den (durch Turi später ausgerotteten) Kahui-
toka bewohnt, die sich nur von Farmwurzeln nährten (in den
Sagen der Maori).
Zu S. 12B. > So gewinnt (wie der Chutiafürst mit der Königs-
tochter der Pal) der Seekönig der Phokäer mit der Tochter seines
Wirths den Boden zur Ansiedlung in Massilia und Dardanus
(im Schlauch bei der Flut in Samothrake hereingeschwommen)
tritt als Stammvater der Troer (von Tros) auf, indem er sich mit
Batea vermählt, Tochter des Königs Teucer, mit der Nymphe
Idäa durch Skamandros gezeugt , im Dienste des Apollo Smintheus
aus Kreta. Da das Wohl und Wehe des Feldbauers von dem rich-
tigen Schutz gegen die in der Sage nicht nur, sondern auch in
nüchterner Wirklichkeit auftretenden Mäuse- oder RÄttenheere ab-
hängen mochte, wurde auch bei den Aegyptern ein solcher Apollo
Sminthiorum pernicies murium wichtig genug geachtet, um die von
Herodot gesehene Königsstatue aufzustellen mit der (dann par-
teiisch gedeuteten) Maus in der Hand, wie sie sich als Ratte neben
Esus findet (s. Panchaud), und in den Mäusesi^en des 15. Jahrh.
(s. Diefenbach) sind alle Ratten und Mäuse in die Gewalt der
Sancta Kakukilla gegeben.
^ Bei den Maori scheitert Maui, dem so viele Thaten gelungen,
in seinem letzten Versuche, zur Lebensquelle, worin sich Sonne
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Anmerkungen zu S. 128—130. 291
und Mond verjüngen, durchzudringen, und für die Menschen Un-
sterblichkeitstrank zu schlürfen, da sich Eine nui te po's Schlund
zu früh über ihn schliesst.
Zu S. 129. ^ Nach Anaxagoras sinkt das Schwere nach unten,
zu Stein verdichtet, wahrend das nach oben Schwebende im Aether
zu Gestirnen verbrannt wird (aus dem Gegensatze der Natur). Der
Himmel allez uf get, diu helle siget allez ze tal. In der bei Short-
land erhaltenen Kosmogonie der Maori entspringt Rangi aus der Ehe
Makn's und Mahora-nui-atea's, ein Kind der Feuchte (als neblig rol-
lender Duhstmassen) in dem weit gebreiteten Aetherraum. Yon dem
Götterpaar vi^taros und ßtjpovv wurde (bei Philo) Himmel und Erde ge-
boren. Anu (Papsukal) oder [Lalo, unten im Pol.] Alalu (als Oberes
oder Himmel gegenüber seiner weiblichen Form in Anatu oderUrde)
manifestirt sich (in Babylon) als Lachma oder Lachama . (aus dem
ursprünglichen Chaos hervorgehend), und dann folgt^b (als weitere
Manifestationen) Sar und Kisar (Assoros und Eissare). Nach den
im Palast Assurbanipal's gefundenen Inschriften hiess im Anfang
das Oben noch nicht Himmel, das Unten noch nicht Erde, sondern
ein unendlicher Abgrund war der Ursprung, noch ohne Dasein der
Götter, worauf zuerst die grossen Götter hervorgingen, Gott Lakmu
(und Lakamu), dann die Götter Assur und Eissur (s. G. Smith).
Zu S. 130. * Kronos (von der hochgewölbten Gestalt der Erde)
gekrümmt, sinnend, verschlagen, aYxuXofJii^T-i)C) ward auch leiblich
gekrümmt und daher alt gebildet (s. £. von Schmidt).
^ In diesem Schattenreich wiederholt sich dann die Anordnung
bei Aristoteles, der den Tartarus unter den Hades (die Unterwelt)
verlegt (v^p^ev AtSov).
' Die gütige Natur der Tropen erspart den Göttern mit ihren
Assistenten manche Arbeit, und Rongo bleibt von so demüthigenden
Diensten verschont, zu denen sich, um des täglichen Brotes oder
Opfers wegen, selbst Baal-Eronos bequemen musste. Dem alten
Saatgott Saturn (s. Macrobius) ,3omani etiam Stercutum vocant,
quod primus stercore fecunditatem agris comparaverit*' bis Pious
das Amt übernahm , als „SterquiHnius" (bei Servius) oder „Sterouti
fiüus^S dem im Faunus ein „Sterouti pater" (bei Plinius) zur Seite
steht, ein Latii cultor amoeni (s. Bubino). Ut taceam de crepitu
ventris inflati, quae Pelusiaca religio est (Hieronymus). Eine Venus
Cloäcina wäre niemals zu verachten und manches würde in der
Verwaltung gespart sein, wenn man sie auch heute noch verwenden
könnte: „quasi minüsculos vectigalium conductores'*, wie Augustin,
der Heilige, sie nennt, und einiges allerdings ist durch die Heiligen
suppliirt, auch die Eifersucht zwischen den verschiedenen Formen
Jupiter's in denen der Marien. Bei der zunehmenden Zahl der Fest-
19*
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292 Anmerkungön zu S. 130—135.
tage hält man sioh mit dem zerschnittenen (endoteroisi) nicht mehr
auf, da sie einige Arbeit einschliessen , wie im Q. St. D. F.
(quando stercns delatnm fas) in Rom (zum Beinigen der vestalischen
Wohnungen).
Zu S. 131. ^ Die als Dei penates oder publioi bezeichneten
Jünglinge sind (nach Rubino) Pious oder Faunus (als Laren der
Aboriginer). Pilumnus et Picumnus fratres fuerunt dei (bei Servius).
So werden Modi und Magni zusammen genannt, und bei Dioscuren
oder Aloes ist die gepaarte Geburt ausgedrückt. Nachdem Tane mit
Taaroa Wasser, See, Wind, Himmel, Nacht hervorgebracht, zeugte
er mit Mahanua die Sonne und die Mannesgestalt Oeroa Tabua
(auf Tahiti).
Zu S. 132. * Gleich jenem Indianer, der, von unsagbarer Angst
gefasst, dem grossen Geist Taback ins Feuer wirft: „Hier ist Taback
für dich, thue mir nichts !'' Der Naturmensch fühlt um sichheriim
jene „umbras" (incorporales, inanimales etc.), die die Römer, wie
die Kirchenväter meinten, aus allzu gieriger Göttersucht dem Pan-
theon noch zugefügt hätten.
Zu S. 133. ^ Quatu<l>r dies faciunt rem divinam, Telluri, Tellu-
moni, Altori, Rusori (Varro), den Pontificen vor Einführung der
Götterbilder, während numina und nomina deorum in den Indetiga-
menta (nach Censorinus) verzeichnet waren (s. Ambrosch).
' An Tankompon wenden sich Fantee (s. Gruikshank) bei
Segnungen oder Flüchen, „but in either case their invocation amounts
simply to an ejaculation and is not attended by any formal act of
worship."
Zu S. 134. ^ Für die Eingriffe, die er des Lebensunterhaltes
wegen in die ihm grauend gegenüberstehende Natur wagen muss,
übernimmt er die Gelübde oder (in Loango), Mokisso und so ist mit
dem individuellen Fetisch der Goldküste als Souman (s. Cruikshank)
auch an sich schon das Gelübde verknüpft.
Zu S. 135. ^ Um in allgemein ' durchwaltender Unendlichkeit
das Göttliche in GottheitsbegrifiPen zu fixiren, wurde das, als natür-
liches am Himmel, durch Auspicien bestimmtes auf der Erde, und
unterirdisches (s. Varro), unterschiedene templum durch den Krumm-
stab der Auguren (in den Linien der Regiones) umschrieben, und
zar Vertheilung der im Norden (bei den Etruskern) wohnenden
Götter wurde der Himmel (nach Martianus Capeila) in 16 Regiones
getheilt, templa tectaque me (mihi) ita sunto, als „templum inaugu-
rabatur** (s. K. 0. Müller) , in individueller Schöpfung (quisquis est
quam me sentio dixisse). So findet sich auf Fiji der Büro als locus
septus und zugleich zum Gespräch mit den Göttern, als locus effa-
tus (ein fanum der Augum.und dann von Pontificen consacrirt).
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Anmerkungen za S. 135—136. 293
,,Da der Gott nichts war und nichts sein durfte, als die Vergeistigung
seiner irdischen Erscheinung, so fand er eben in diesem irdischen Gegen-
bild seine Stätte (templum) und sein Abbild^' ( s. Mommsen). Die
Beobachtungen durch Auspicien, um an deren Zeichen den Willen
der Gottheit, des höchsten Jupiters (bei Cicero), zu lesen (zunächst
durch Vögel, wie bei den Dayak) lagen dem höchsten Magistrat
(ursprünglich also dem Priesterkönig) auf, dem dann zur erklären-
den Beihülfe die Augum zur Seite standen.
' Und dann kann wieder eine in Allegorien erhobene Ansicht
abgeleitet werden: KeXrot a^ßouot \t.U A(a Sy^^Xfia 91 A(oc KeXructfv
ui|>v)Xt) 9p\>c (Max. Tyr). Von den Irokesen werden die bemalten Steine,
welche die Dacota als Grossväter getragen, als Oiaron oder Behau-
sung (des Geistes) bezeichnet.
Zu S. 136. ^ Pontifices (a posse et facere, ut potifices) a ponte
(s. Yarro), nam ab his sublicius est factus, ut primum, et restitutus
saepe (sacra et uls et eis Tiberim), religiosum est (s. Plinius). Dass
der Fluss unwillig ein Joch trägt, weiss man von Peru bis Ost-
asien, icoXvYO)i.90v S^ia\i.(i ^u^^v £)X9ißaX()&v axt^Jn icavxoO (Aeschylus).
* Latebras autem ejus, quibus arcuerit senem id est cohibuerit
et celaverit sanctitate dignas esse visas ideoque Argea appellata
(Festus). Bei der Hungersnoth nach dem gallischen Brande, indem
man die Sechzigjährigen, die früher, als unnütz, in den Tiber ge-
worfen wurden, seitdem der Greis seinem Sohn durch Bath genützt,
leben Hess (zum Berathen). Juniores exclamaverunt, ut de ponte
dejicerentur sexi^enarü, qui jam nuUo publice munere fungerentur
(Festus), depontani senes appellabantur, qui sexagenarii a ponte deji-
ciebantur (s. Nonius), bis zur Ankunft des Herakles (bei Macrobius).
Bei der grössten der Reinigungen, 6 \i.£yiaToz tc&v xa^apfic&v (Plutarch),
wenn die Binsenmänner derArgäer, statt früher Menschen, als Duo
Corpora (bei Ovid) in den Tiber geworfen wurden (durch die Vesta-
linnen), erschien die Flaminica dialis mit dem Zeichen der Trauer.
Solche Menschenopfer, wie sie auch die Aboriginer dem Saturn (als
Dis Pater) gebracht (bis auf Herakles oder Garanus, als Sancus oder
Dius Fidius), seien später dann gemildert worden, wie Numa, als Ju-
piter (und Ghuko-Liang Brotmenschen) Menschenköpfe verlangte,
Kohlköpfe substituirt. Die Gephyräer verrichteten die Ceremonien
auf der Eephisosbrücke im Pfahldorfe (oxe^Ca ^^r^) wohnend (als
Ausleger des Rechts). Die Sühnen der Flüsse ergeben sich in viel-
facher Verschiedenheit, aber dennoch verlangt die Pleisse ihr jähr-
liches Opfer und der Rhein um Johannis. Amnes transeunt auspicato
(Cicero). Beim Uebergang des Strymon wurde gebetet (nach Aeschy-
los), am Ismenos geopfert. Der auch im Norden hervortretende
Hass des Flusses gegen Eisen (oder Metall), bedingte die Her-
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294 Anmerkungen zu S. 136. 138—139. 141.
Stellung des Pons sublicius einzig aus Holz (robore) und so Itpaq
Ye9upa; (Dionysios), £uXCvi]< (Flutaroh).
Zu S. 138. ^ Unter Aufruhr der Elemente (Donner und Blitz)
entstehen die lebenden Wesen (bei Sancbuniathon), ßpovTa^ re dic^re
X^a^aav xa\ diorpaTCaC.
' Nach aufwärts bei Trennung des Chaos in ein Oberes, als
ausbreitende Erde, und ein Unteres, in finster herabsinkenden Tar-
tarus, dazwischen dann der gewaltige Schlund (xcCafia iiiyoL) xaX
wxri; ipt[LHrli oixCot Äctvi S'(Iti)X6v (wo SveUa wirbelt). Beim Auf-
fassen des Tartarus als Gegenhimmel wird die Erdscheibe in der
Mitte freisohwebend gedacht. Nach Plutarch habe Hesiod das Chaos
als Baum (x^pav nva xal T^itov to\J uavxb?) untergelegt, bemerkt
Welcker in Abweichung von Empedokles (nav £h izd^-n (A^fjLuxtat ).
Ins Dunkel Lokantarika's dringt nur bei dem aus des von Tuschita
niedersteigenden Buddha's Haupt hervorbrechenden Glanz ein mo-
mentaner Lichtschimmer.
Zu S. 189. ^ Die auf dem Helikon dem Hirten singenden Musen,
damit er „das Werdende und Gewesene" (s. Welcker) preise und
„das Gesohlecht der immer daseienden Götter", sind von Mnemosyne
geboren (als aus der Erinnerung des Frühem). Bei Sophokles
lehren die ehrwürdigen Göttinnen (H^Tviat crepaf) den Sterblichen
die Mysterien und (von Hesiod) werden die Moiren als Töchter der
Nacht und des Erebos, aus früherer Weltordnung, in der spätem
den Erinnyen als Schwestern nebengestellt.
s Les ämes allaient etre emprisonn^es dans les corps , les unes
gemissaient et se lamentaient, ainsi quand des animaux sauvages
et libres sont enchaines au moment de subir la dure servitude et
de quitter les cheres habitudes du desert, ils combattent et se re-
voltent, refusent de suivre ceux qui les ont domptes, et si l'occasion
s'en presente, les mettent ä mort. La plupart sifflaient comme des
serpents, teile autre jetait des cris aigres et des paroles de douleur
(s. Menard) in den Worten der xdpv] xdafiou (an ihren Sohn Horos).
^ Li polynesischen Sprachen bezeichnet Manu aus der, sonst
überall auf den Menschen weisenden, Wurzel den Vogel, und Me-
ropes, ak Menschen, führen auf Merops. Die bei Kriegszügen in Tahiti
getragenen Federn, Manutaki no Tane (oder der einzige Vogel Tane's),
genannt, bezogen sich auf die am Mittelpunkt der Erde wohnenden
Fare papa oder Zwischengötter, als Vögel oder Haie zur Botschaft
gesandt. In Mangaia sind die Manu Schutzgötter. Manou mit der
Göttin Mamit preside au sort (s. Lenormant) bei den Chaldäem,
und daher die assyrischen Mamit als Talismane, oder (im Acca-
dischen) Sagba.
-Zu S. 141. * Die Ariki waren kraft theogonischer Herkunft
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Anmerkungen zu S. 141. 295
mit der Würde der Priesterfarsten bekleidet, weldhe, trotz aller
Ehren, gefährliche oder doch anbequeme Macht (afinkanischen
Begenmachem oft tödlich oder dem chinesischen Kaiser manchmal
lästige Bussen auferlegend) ein aus dem Volke durch den Erfolg
von Waffenthaten erwachsener Herzog von sich abzuwälzen suchte,
um ihnen die bedenklichen Operationen des magischen Cultes allein
zu überlassen, und so Hess man ihnen auch in Bom die Verantwortung
für das oft erörterte Becht der Todesstrafe. Als sich in späterer
Zeit die Griminalgesetzgebung in Bom von der Theologie zu tren-
nen begann, „la sooiete condamnait et mettait ä mort le coupable,
pms reconnaissant, qu'il n'appartient qu'aux dieux de disposer d'une
yie humaine, eile se purifiait ä la fa^on de cenx, qui avaient commis
un homioide involontaire par le sacrifice d'un belier (s. Bouche-
Lederq)'', während im Mittelalter die Kirche nach Vernrtheilung
des Ketzers die Hinrichtung der staatlichen Verantwortui^ zu-
schob. Und gleichzeitig bewahrte sich dann der katholische Pontifex,
als der aus semitischen Lehren begründeten Beligion die Hierarchie des
damals weltbeherrschenden Boms zugefugt wurde, seine Oberhoheit
über die Könige, die sich in der römischen Geschichte gerade um-
gekehrt zur Befestigung der republikanisch reformirten Staatsgewalt
entwickelt hatte. In Griechenland bewahrten sich die priesterlichen
Functionen des Basileus auch nach der AbschafiFung des König-
thums, und so in Bom. Le sacerdoce royal, particulierement con-
sacre ä Janus, fut confere ä un pretre decore du titre de Boi (Bex
sacrorum), et qui dut ä ce titre impose par la tradition, mais Charge
des maledictions de tout un peuple, d'etre tenu en tutelle et re-
tranche pour ainsi dire de la societe politique (Bouch6-Leclerq).
BacriXei ^SirjpTjTo rrfÖe TOt fipoL, :cpWTOv fikv tsptav xa\ duaic&v iqy^IJO^^*^
ixivt xal izdrcoL Ä £xe(vov Tcpdtrcea^at xa Ttpo^ Seou? oata (Dionysios). Mit
dem Vollwachsen des politischen Lebens in Bom verlor das Schatten-
hafte des Priestßrlichen seine Anziehung, und Quintus Fabius Pictor,
Valerius Flaccus u. a. m. waren nicht die Einzigen, die gegen die Er-
nennung zum Flamen protestirten. Das Pontifioat wurde von Numa
geschaffen, ex patricibus (s. Livius), den Sacris (s. Cicero) vorgesetzt,
und nach Abschaffung der Königswürde erwählte sich das GoUeg
(im Conclave), einen Vorsteher als Pontifex maximus, dem dann
wieder der (degradirte) Bex sacrorum (iur^ den Dienst des Janus
beibehalten) untergeordnet wurde. Begem sacrificulum creant, id
sacerdotium pontifici subjicere (Ltvitis), um (im Namen des Königs)
am Neumond Tagesbestimmungen des astronomischen Kalenders (wie
von den Pontifices festgesetzt) zu verkünden. Indem Augustus
(s. Dio Gassius) die Ehre des Oberpriesters zurückgewiesen hatte
das Haus des Opferkönigs den Vestalen schenkend), so fand bei
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296 Anmerkungen zu S. 141.
der Klärung des Bodens duroh spätere Umwälzung in religiöser
Bevolution die Entwickelung despotischer Priestergewalt (den von
ihr bekehrten Barbarenkönigen gegenüber) um so weniger Hinder-
nisse auf der freigelegten Bahn. Janus von ijiay^zi.^, als Chaos (s. Festus)
Apollinem Janum esse Dianamque Janam (Yarro). Janus (als deo-
rum deus im saliarischen Liede) führte die Schlüssel als Aufsohliesser
(s. Septimius), cui reserata mugiunt aurea claustra mundi. Und im
Anschluss an theogonische Herkunft: Janum, quem ferunt Goelo
atque Hecate procreatum in Italia regnasse primum (s. Amobius),
dann zweiköpfig (und vierköpfig, wie Brahma).
Kge tohi oe G Tur Toga
' Eoe fuofua fonua o Toga ni ko Ata bea ko h fuofua akau koe
fue bea nae vaa ua, bea alu hifo a Tagaloa o haeua bea bala ae tefito
oe fue, bea tubu ai ae manu, bea hau ae kui o tosi, bea tubu ai
ai ogo tagata e tokoua, bea liaki e he kui ae manu, bea tubu ai a
Momo, aio ko h. toko tolu ia oe tubu mei he manu, bea ko h.
uhiga Momo.
Eoe Momo oe manu
Bea koe fuofua Tui o Toga ni ko Eohai
Eoe ti^ata ia nae tubu mei he Fue
Bea toko ia mo koau koe tokoua ia nae tubu mei he
Tue (u. s. w.)
Eohai
Eoau
Ahoeitu
' Lolofa kagala
^ Faga oneone
*■' Lihau
> Eofutu
h Mauhau
' Ealoa
« Ealiou
'1 Ligoligoa
' Eilukilua
Abunea
> ' Afuluga
/ V Momo (Toki hoko ia Momo aia ko h. toko tolu ia oe Tui
Toga üaga, aia ni^e tubu mei he Tue)
? *■' Lomiaitubua
Haavakafuhu
- Tuitogailebo
Buibuikifatu
.. Tuitogaibuibui
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Anmerkungen zu S. 141. 297
'■'' Kauulufonua motua
ST) Tabuoji
; ' Talakaifaiki
9 z Haavakafuha
1 ^'Talafata
71/Tidtatai (Bea ko h. fale o Tuitatui nae fata aki ae fehl
noe tau i Beketa ko h. ubiga ia oe nau higoa aki oe
Fatafelii) H
0\ Fatafehi
7^ Talatama
'; "- Tuitoganui koe
Tama Tou
^^ Talaihaabebe
^ t.^ Tabuosi
^<. Fatafebi
i / Havea
^; Kauulufonua
-; \ Tabuosimonu
j^'Takalaua
;^ 'Kauulufonua (fekai nae taka tau)
t4Tabuooi
3^ Telea (Bea koia oku toki ilo mai b. bako kimui ni ko ene
fae ko Naenobo koe ofefine Abomee),
unter Verzweigungen der Familien weiter bis Mumui, die 48. Ge-
neration von Tagaloa dureb Kobai u. s. w.).
' In andern Mytbologien treten solcbe Baumensoben wieder in
die untergeordnete Stellung irdiscber Aborigines, wenn das böbere
Fürstengeficblecbt von Oben berabgestiegen ist, bimmliscber Her-
kunft in Bangtsa der Gacbari (mit Kolita, als Barman), wie die
Birmanen aus dem Byammabimmel (und sonst die Seelen der Fürsten
aus Tuscbita) wiedergeboren waren. Trotz des scbeinbaren Wider-
spruobs in dieser Anschauung wird gerade dadurcb, wenn man in
den Gedankengang tiefer eindringt die Begel gleicbmässiger Auf-
fassung bestätigt, diese Himmelsgeburten vollzieben sieb innerhalb
der bereits befestigten Weltperiode, indem z. B. die Byammabimmel,
die bei der Flut (die im Aufsteigen nur bis zu ibrer Scbwelle
reichte), übriggebliebenen Terrassen darstellend, sieb also nur auf
eine partielle Weltzerstörung bezieben, innerhalb welcher sich dann
wieder relative Gegensätze markiren. Die Wurzeln der polynesischen
und anderer Sohöpfungsbäume (wie auch im Buddhistischen bei Zu-
sammenfassung der Gesammtperiode) liegen di^egen über ursprüng-
lichen Anfang hinaus und vielleicht im chaotischen Gewirbel jener
Sturmgebrause, worin die Trümmer vorangegangener Welten um-
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298 Anmerkungen eu S. 141—142.
hergetrieben worden, um in dem Beflex schattenhafter Umrisse
temporäre Vorbilder der neuen Weltgestaltung zu anticipiren. In
ähnlicher Weise wie jene birmanischen Himmelskinder in unerreich-
barer Höhe bei der aufsteigenden Flut bewahrt werden, überdauern
Balder und Höder, für Bevölkerung der neuen Erde, die Feuer-
zerstörung in der Unterwelt, wie mexicanische Bilderschriften die
den Weltenbrand Ueberlebenden in einer Höhle eingeschlossen
zeigen.
* Als gtX,td[iaLTai twv icrfvTwv (bei Empedokles). Die Wurzeln (iojyt)
xa\ ^(Cot>(xa) der ewig strömenden Schöpfung ((ft^at,q d^vao;) liegen
(bei Pythagoras) in der Tetraktys. In ägyptisch -pythagoräischer
Lehre ist das Weltall die entwickelte Gottheit (s. Baltzer), während
Aristoteles bei dem xtvoOv äxCvtqtov (Unbewegt — Bewegenden) stehen
bleibe.
Zu S. 142. ^ In der Einförmigkeit der Wüsten bildet sich dem
Araber, wie in der der Prairien dem Indianer, eine in gleichmässiger
Umgebung verschwimmende Einheit, aber wie dieser sich stets von
seinen (durch Manitu gesandten) Traumgeistem umschwirrt findet,
so drängen sich dem semitischen Bruder jenes die Efrit so dicht,
dass kein Glas Wasser ausgeschüttet werden kann, ohne einen der-
selben zu begiessen, und ebenso wenig fehlen die Ginnie, wie dem
mohammedanischen Malaien seine Hantu, statt früherer Deva. Auch
in Australien ist beständig das unbekannt Gefurchtete nahe, sodass
in der Dunkelheit niemand sich vom Lagerfeuer wagt, doch schafft
die Phantasie hier wie in Brasilien nur ungestalte Gespenster an
Stelle jener gottverklärten Gestalten, die die Umgebung des Hellenen
verschönten. Wie diese Weltanschauungen in poetischen Schöpfungen,
erfüllten sich die des Römers mit juristischer Regelung der Be-
ziehungen zu den Göttern in Vota, Sacramenta, Consecrationen oder
Expiationen, und in beiden Fällen liegt der Geistesdrang eines hoch-
begabten Volkes vor, das in seinen eigenen Denkproductionen, und
dadurch im Uebersinnlichen, die Beschäftigung und Befriedigung
sucht, die später auf gesicherterer Grundlage in dem Studium einer
sinnlich verständlichen Naturwissenschaft geboten wurde. Wenn
die Gottheit des Monotheismus, also die Trias des Schöpfers, Er-
halters und Vemichters der Welt, sich mit dem Wirbelwind einer
Staubsäule oder in dem Riesenirrwisch einer Feuersäule auf enger
Ecke des Erdbodens herumtreibt, so dürfte das ein kunstsinniges
Gemüth viel mehr verletzen, als wenn in einem gut organisirten
Polytheismus die Aemter ausgetheilt sind, da der oberste Herr
wieder die Einheit symbolisiren mag, wie ein „unus" Jupiter*' oder
Zeus, dessen Name (in dialektischen Formen) „Gott überhaupt" be-
deutet (sive quo alio nomine fas est nominare). Der monotheistische
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Amnerkuiigen za S. 142—145. 299
Goit Bchliesat die Möglicbkeit anderer Götter deshalb ans, weil die
Eifersucht des Priesters, der die Würde ertheilt hat, kernen Rivalen
duldet, und dafor werden Beispiele genug in Indien geliefert durch
den stets nur anf die jedesmalige Pridilection gerichteten Cnltos,
sei es eines Siwa oder Wischnn, sei es eines Ganesha, Krishna,
Yithoha n. a. m^ von reichem Ho&taat nmgeben, dessen auch AUah
in den Engeln nicht entbehrt. Bei höherer AnfiTassnng dagegen steht
im Hintergrande stets eine durch metaphysische Operationen ge-
schaffene Einheit, die for philosophische Gemnther dann wieder
ebenso gnt ihre physische Existenz hat, wie der Gott die seinige
for das Volk.
Zn S. 144. > Dass die Coltnrrölker so oft in Uaer ToUsten Blüte
am geschichtlichen Gesichtskros auftaachen, ist erklärlich genug.
Es war das die Zeit des höchsten Glanzes, sodass die dann aof-
spriessende Literator das Frohere Tcrdankelnd, sich selbst ab Anfang
setzte. Aneh „la societe romaine an moment on eile apparait dans
llustoire a deja pris sa forme defimÜTe'' nnd wir haben also von
dem hier bereits fertig G^^benen auszogehen, nm im Verfolg der
weitem Entwickehmgsgesetze den Zusammenhang der Weltau&ssong
zu Terstehen. Allerdings mag dann später in der Untersochong
zorückgeschritten werden anf elementare Gonstitaenten in latini-
schen, sabinischen, etmskisclien Anfingen, aber dann handelt es sich
um eine Untersochnngsweise so Terschieden Ton der frühem, wie die
analytische Chemie von der technologischen.
Zu S. 146. ^ In geschichtlich gesunder Entwickelang sind Be-
ligion and Staat so eng ineinander Terschlnngen, am Eins za sein
(wie in China, das dorch seinen langen Bestand eine im allgemeinen
normale (irandlage bekundet), und in dem wekbeherrschenden Rom
(wo der Priester nur einen sachkundigen Beistand der lungirenden
Beamten bildete). Comme la religion n'avait de forme propre et
de realite exterieure que dans la cite, il en resulta, qu'eUe derint
partie integrante de l'£tat et s'absorba en faii; les Romains ne oon-
naissaient qoe la religion de l'£tat, toutes les formes du sentiment
religieux autres que celle-la leur paraissaient du superflu (superstitio),
une saperfetation qoi troublait Tordre etabli (s. Bouche-Lederq).
Nachdem unter den Accumulationen inoongruenter Einflüsse eine
TrennuDg eingetreten, geht die Entwickelui^ des gesetzlichen Natur-
triebes fort in dem Staat, wahrend dann die Religion ab comple-
mentirendes Menschenwerk hinzutritt, zwar höher (weQ ans hoher
Potenz des Natnrwirkens entsprungen), aber eben deshalb auch
grossem Immgen, und selbst wildesten Yerirrungen, aosgesetzt, die
das westliche Staatsleben, weil darin au%enommen, oft zerrüttet
haben (während sie in China Ton der Staatsreligion getrennt blieben).
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300 Anmerkungen zu S. U7— 151..
Zu S. 147. 1 Ä quelque degre de philosophie abstracte qu'en
viennent nos societes, la complexite des choses humaines ne sera
jamais explicable, si Ton ne remonte aux.faits antiques, qui seuls
renferment le secret des idees, des institutions et des moeurs de
ceux memes, qui en ont le plus completement perdu le souvenir
(Benan).
Zu S. 150. ^ Hanau ka Moa kau i ke Kua o Wakea
Geboren die Moa (-Vögel) auf dem Bücken Wakea's,
Alina ka Moa i ke kua o Wakea
Besohmutzend die Moa auf dem Bücken Wakea's,
LiH Wakea Eahililiili
Aergerlich Wakea, mit Staub umherbeworfen,
Lili Wakea inaina ulubua
Aergerlich Wakea, voll bösen Zorns;
Papale i ka Moa lele i kau paku
Fortgescheucht die Moa, fliegen sie auf das Hausdach,
ka moa i koupaku
Der Moa auf den Giebelpfeilem.
^ The genealogical tree was composed of the hue (calabash),
the main shoot or stem of which is called the tahuhu and the
branches Eawae (bei den Maori).
Zu S. 151. ^ sodass damit eine anständige Bekleidung geboten
war. Die Eiri-waka-papa, die durch die Einwanderer aus Hawaiki
in das Innere Neuseelands getriebenen Autochthonen, erhielten ihre
Namen, weil halbnackt gehend. Bei den Maori wurde Waitutu-
reiarua als Erfinder der Brotbereitung aus Hinau (Elaeocarpus
hinau) gefeiert.
^ In einem andern Zweig aus Opuupuu's Geschlecht figuriren,
als Söhne Ealuanuumo kuhaliikaneikahalau's (mit Hikihina kamalino)
die Brüder Hinaku, Eukuihaa (der Priesterarzt oder Eahuna lapaau),
Eekukuialii, Ololoihonuamea (als Ololo honua der Sohn Loloi
honuamea's) und Paliku, und in der Abstammung von Paliku wird
Haumea durch Eahakauakoko (mit Eukalaniehu) gezeugt, und ver-
mählt sich mit Eanaloa-akua (als Mutter EukauaksJii's). Nach
90 Generationen folgt Eupulana-kehau (mit Eahiko laumea ver-
mählt), als Mutter Wakea ke alii's, von (seinem Priester) Lihauula ke
Eahuna begleitet. Dann folgt Laloihonuameo , Yater Olohonua's,
und dessen Sohn Eumuhonua zeugt (mit Haloiho), neben den Zwil-
lingssöhnen Eane und Eanaloa, seinen Nachfolger Ahukai (Yater
Eapili's). Darauf werden 25 Generationen aufgeführt bis Welaa
hilani nui, Vater (durch Owe) des Sohnes Eahiko luamea, und ihm
werden von Eupulanakehau die Söhne Wakea, Lihau und Makulu
geboren. Dieser Wakea (also als zweiter, ein jüngerer oder späterer)
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Anmerkungen zu S. 161—158. 301
vermälilt sicli mit Papa und zeugt mit ihr die Tochter Hoohoku
kalani, die ihm wieder den Sohn Haloa gebiert (während andere
Genealogisten diesen Incest bestreiten und Haloa zu einem Sohn
Papist's, als Bruder Hoohokukalani's machen).
Zu S. 152. ^ As in geology there it a reptile age, so there
was one in the mythology of New-Zesdand. At one period there
seems to have been a mixed ofifspring from the same parents. Thus
whilst Tawaki was of the human form, his brethren were lizards
and sharks, and there were likewise mixed marriages amongst them
(s. Taylor). In Tavaki's Karakia wird der höchste Himmel durch
(gleich denen der Eidechsen) am Deckboden klebende Füsse er-
klommen, und unter den mit Mara's Stämmen im Whare Kura
Versammelten finden sich die Eidechsengötter gleichfalls aufge-
führt.
Zu S. 153. ^ Spatia omnis temporis non numero dierum sed
noctuum fiunt (Cäsar), die Gallier, als Göttersöhne (s. Dieffenbach).
Auch in den Genesdogien der Maori figurirt Po (wie in der von
Taylor gegebenen).
Zu S. 155. ^ Moa wird auch für die allgemeine Bezeichnung
des Geflügels verwandt. Die Frage in Betreff der als Moa bezeichneten
Riesenvögel (Dinormis) in Neuseeland, ob noch zur Zeit der Ein-
wanderung vorhanden, findet sich verschiedentlich behandelt in
den Transactions of the Philosophical Society (in Wellinjgton).
^ Als Tawaki aus Reinga zurückgekehrt, bei Mischung seines,
durch die Natur hindurch vergossenen, Blutes wieder belebt ist,
wurde er von seinem Ahn Kaiaia im Vogelgesohrei vor der auf-
steigenden Flut gewarnt.
Zu S. 157. ^ Bei solchen Begegnungen denkt man an die
Etrusker und ihre (durch Portenta eingeleiteten) Saecula, als dem
längsten Menschenalter der Zeit gleichkommend, mit dem Tode des-
jenigen geschlossen, der von allen beim Beginn des Saeculum Ge-
; bereuen am längsten gelebt, und so wurden die mit dem Gultus
des Ditis und Proserpina's (des Mantus und der Mania) auf dem
Terentus verbundenen ludi Terentini „der Idee nach gefeiert, wenn
der letzte Mensch des Saeculum zur Unterwelt hinabg^angen, wenn
nun das Reich des Todes das ganze Geschlecht hat*' (s. K. 0. Müller).
Ein derartiges Saeculum wird in Hawaii bald geschlossen sein, und
zwar als letztes der einheimischen.
Zu S. 158. * In the Arawa were the ancestors of the Nga-
pui and of the Rarewa, who sat at the head, the Ngate-wakaua
behind them and the Nga-te-roinangi at the stem (Dieffenbach).
Dann kam Waikato in dem Eotahi-nui-Canoe und schliesslich die
Nga-te-awa im Matataua-Canoe.
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302 Anmerkungen zu S. 159—178.
Za S. 159. ^ AIsoEahiko, Schwiegervater Päpii-nai's, in dem
Gesohlechtsbanm Kumu-uli und Eapapaiakea vergleichbar.
' yyGötÜiches und Menschliches, Erdichtetes und Erlebtes ist in
den Mythen so vermeng^, dass ihi*e Deutung äusserst schwierig
wird. Vieles davon ist gänzlich dunkel und selbst für den gelehr-
testen unter den einzelnen Priestern nicht mehr verstandlich. Eine
Senntniss dieser Mythen kann nur noch bei den ältesten Männern
vorausgesetzt werden, die junge Generation kümmert sich nichts
mehr um den Aberglauben der Väter*' (1858), neben andern Aeusse-
rungen Von Hochstetter's (in Betreff der Maori).
Zu S. 160. ^ Sonst geschieht der Einführung des Kumara durch
£ Pani, der mit seiner Gattin E Tiki von Tawai nach Neuseeland
auswandert (s. Dieffenbach).
Zu S. 173. } Nachdem zur Consecration des Tempels (s. Becker)
von dem Pontifex maximus, verhüllten Hauptes, die solennia verba
.der Dedication gesprochen waren, fasste er mit der Hand den Thür-
pfosten des neuen Tempels (postem teuere), während der Magistrat,
ebenfalls den Thürpfosten fassend, die Worte nachsprach (manu de-
dicare). Auf die Frage des Magistrats an den Augur: dicito, si
Silentium esse videbitur, antwortete dieser: Silentium esse videtur,
dann gefragt: dicito si addicunt, wurde geantwortet: aves addicunt
(neben: alio die). Tum ille: dicito si pascuntur, pascuntur (s. Cicero).
Wenn bei dem Bau eines neuen Tempels der richtige Baum für
Verfertigung des Grottesbildes gefunden war, versammelte sich dort
das Volk, mit Priester und König, für die Weiheceremonien, und
ehe das Fällen begann, richtete der Priester an den Häuptling die
Frage: (peha) Kaaha a kaua (sind die Vorzeichen günstig?) Er-
folgt die Bückantwort: Ua maikai ka aha (günstig die Vorzeichen)
so konnte die Arbeit beginnen, sonst wurde sie verschoben (in
Hawaii)«
' vigila, wie die Vestalinnen dem Könige zuzurufen hatten.
Zu S. 174. ^ Nach Xisuthrus' Verschwinden ermahnte eine aus
der Luft erschallende Stimme seine Nachkommen zur Gottesfurcht
und Aufsuchung der Schriften in Sispara (nach Berosus).
Zu S. 175. ^ Für die mit einheimischer Legende verknüpfte
Entdeckung Hawaii's, die auf Anson's Karte niedergelegt sein sollte,
werden (von Paao's Namensform als Paulo abgesehen) Steinfiguren
in vermeintlich altspanischer Tracht angeführt, und darf ich, nach
den mir freundlich zugesagten Verwendungen, vielleicht die Hoff-
nung bewahren, dass es möglich weixlen wird, sie im königlichen
Museum dem Studium der europäischen Ethnologen zugänglich zu
machen.
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Druck Ton F. A. Brockhaus in Leipzig.
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Berichtigungen.
Seite 17, Zeile 6 v. u., statt: gewähren, 1. versuchen
» 57, . » 15 » » st.: des eigentlichen Seins, 1.: im
eigentlichen Sein
» 133, » 16 » » st.: Ethnologie, lies: Etymologie
» 142, » 3 » » st.: im, 1.: ein
» 144, » 9 V. o., St.: fremden, 1.: fernen
» 151, » 10 » » st.: noch, 1.: nach
» 220, » 3 » » St.: Naturvölker, 1.: Culturvölker
» 297 , » 14 V. u. , st. : dem Byammahimmel , 1. : der Ab-
hassara-brahma-loka
» 297, » 18 » » st.: Baumenschen, 1.: Baummenschen
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»K: 18 DTT'
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