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Full text of "Die Heilige sage der Polynesier; Kosmogonie und Theogonie.: Kosmogonie und ..."

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DIE 

HEILIGE SAGte DER POLYNESIER. 



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DIE 







KOSMOGONIE UND THE060NIE. 



ADOLF BASTIAN. 




LEIPZIG : 
F. A. BROCKHAUS. 



1881. 




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fol QLüo 

da 



Das Becht der Uebersetzung ist yorbehalteu. 

REESE 



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Als Vorrede 

mögen hier diejenigen Worte wiederholt werden, die es 
mir vergönnt war an den Anthropologischen Congress zu 
richten, als ich kurz vor Schluss seiner Sitzungen während 
des Monats August in Berlin eintraf: 

„Meine Herren, gestattep Sie mir, ein paar Worte an 
Sie zu richten, am Schlüsse einer im ethnologischen Interesse 
unternommenen Reise, die in ihren materiellen Resultaten als 
im ganzen befriedigend betrachtet werden kann, die mir aber 
auf der andern Seite leider eine schon früher aufgedrängte 
Ueberzeugung neu bestätigt hat, dass nämlich der Gedanke 
aufgegeben ■ werden muss, in unserer Zeit bereits für die 
Ethnologie, wie sie uns als Ideal vorschwebt, einen fass- 
lichen Abschluss zu gewinnen. In dem jungen Studiums- 
zweige der Ethnologie war uns ein glänzender Hoflfnungs- 
stem aufgegangen, um in dem Wirrsal einer unstet 
zerrissenen Weltanschauung das neue Wort einer Lo- 
sung zu gewinnen. Sie schien zu versprechen, auch 
die Wissenschaft vom Menschen, die als die höchste 
und letzte Blüte der übrigen aufgefasst wurde, auf eine 
aus thatsächlichen Beweisstücken festgemauerte Basis zu 
stellen, auch sie mit Hülfe der Induction emporzubauen 



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VI Vorrede. 

und so auch ihren Entscheidungen in socialen und reli- 
giösen Fragen dieselbe Sicherheit und Bestimmtheit zu ge- 
währen, wie sie unsere heutige Cultur in den übrigen 
Naturwissenschaften, und damit in diesen eine, so weit 
sie reicht, unerschütterliche Stütze gefunden hat. Es war 
ein lockendes Zauberbild, was zu ethnologischen For- 
schungen anfeuerte, und anfangs schien auch alles einfach 
und glatt genug. Damals, als vor nicht vielen Decennien 
das Studium der Volkerkunde zuerst ernstlich in die Hand 
genommen wurde, hatten wir seit dem Entdeckungszeit- 
alter angefangen, in. weit entlegenen Fernen fremder Erd- 
theile abgegrenzt gruppirte Völkermassen zu erkennen, 
wir konnten ihren Umherbewegungen einigermassen folgen, 
wir vermochten gleichsam durch das Teleskop hier und 
da eigenthümliche Charakterzüge zu unterscheiden, die 
sich in den allgemeinsten Umrissen abzeichneten und die 
deshalb in ethnologischen Hand- oder Lehrbüchern ganz 
bequem auf ein paar Seiten oder Kapiteln sich erledigen 
Hessen. So machte man sich wohlgemuth ans Werk, die 
Geister wurden gerufen, und nur zu bald drängten sie 
sich allzu dicht. Denn als sich nun beim Nähertreten 
die Einzelheiten der Detailaufgaben schärfer zu markiren 
begannen, da häuften sich Arbeiten ohne Zahl, sie thürmten 
sich Berge hoch empor, und wenn mit aller Kraftan- 
spannung vielleicht der erste Rücken erklommen war, 
dann sah man jenseits höher und höher ansteigend neue 
Keihen von Hochgebirgen streichen mit himmelragenden 
Gipfeln. Ein Blick darauf und der Gedanke, dass, um 
der comparativen Verhältnisswerthe für die Berechnungen 
gewiss zu sein, jedes Thal hier durchschritten, jeder 
Kamm zu messen, jeder Organismus in seine mikrosko- 



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Vorrede. . VII 

pischen Gewebe zu zersetzen sein würde, musste die kühn- 
sten Vorsätze entmuthigt niederschlagen. Ob es uns noch 
gelingen wird, von einer der Hohen einen Fernblick auf 
das verheissene Land zu werfen, es an den Grenzen des 
Horizontes, wenn auch nur als Fata-Morgana, zu erschauen? 
Seinen Boden betreten wird von den Mitlebenden jeden- 
falls keiner. Wenn wir nun darauf verzichten müssen, 
diesen durch eine vergleichende Psychologie zu krönen- 
den Tempel des Kosmos selbst zur Vollendung zu bringen, 
wenn wir die Last des Fortbaues auf die Schultern der 
kommenden Generationen zu wälzen haben, dann tritt 
damit desto gebieterischer die dringende Pflicht an uns 
heran, solcher Nachwelt vor allem die Rohmaterialien 
zu bewahren und zu überliefern, ohne welche das Ganze 
sich wieder in einen Luftbau philosophischer Deductio- 
nen auflosen würde. Und hier, meine Herren, wird sich 
einst, wie ich fürchte, eine schwere und bittere Anklage 
gegen uns erheben, weil wir in der heutigen Epoche des 
Contactes mit den Naturvolkern noch vieles hätten sam- 
meln und retten können, was durch Unbedacht und Sorg- 
losigkeit vor unsem Augen zu Grunde gegangen ist, was 
noch jetzt in jedem Jahre, an jedem Tage, mochte ich 
sagen, und jeder Stunde, während wir unthätig zuschauen, 
dahinschwindet. Jede solcher Lücken aber wird auf das 
schmerzlichste empfunden werden, wenn es gilt, in kom- 
menden Tagen für die Inductionsformeln einen statisti- 
schen Ueberblick zu gewinnen von der ganzen Mannich- 
faltigkeit der Variationen, unter denen das Menschen- 
geschlecht auf. der Erde in die Erscheinung getreten ist. 
Der Vorwurf wird dann auf die jetzt lebende Generation 
fallen für Verluste, die später unersetzlich sind. 



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VIII Vorrede. 

Ueberall auf meiner jetzigen Reise, mehr noch als auf 
den frühern, bin ich unter Trümmern und Ruinen ge- 
wandert. Nicht nur den monumentalen, die als schwei- 
gende Zeugen dastehen versunkener Culturen, deren 
Räthselwort noch nicht gesprochen ist, sondern auch 
leichter ephemerer Gebilde, die, wenn einmal zerfallen, 
für immer dahingegangen und uns unwiederbringlich 
verloren sind. Dass in diesen Sachen nichts a priori als 
unscheinbar verworfen werden darf, dass es hier kein 
Kleines und kein Grosses . gibt, brauche ich Ihnen als 
Männern der Naturforschung nicht zu sagen. Wie der roh 
ungeschliffene Stein unter Umständen von weit höherer 
Bedeutung sein kann, als die aus solchem Stein gefertigte 
Figur, wie die mit den Füssen getretene Flechte viel- 
leicht für die Pflanzenphysiologie reichere Erläuterungen 
einschliesst, als die duftige Blume, so auch mag mancher 
Brauch, mancher Gedanke des einfachen- Naturvolkes, 
gerade weil in dieser Einfachheit um so durchsichtiger, 
für die vergleichende Psychologie der Zukunft von höherer 
Bedeutung werden, als die complicirten Ornamente fort-' 
geschrittener Culturen. Da sich mm im voraus die Trag- 
weite nicht abwägen lässt, so muss zunächst der Grund- 
satz gelten, um nicht etwa in dem Unscheinbaren das 
qualitativ Kostbarste zu übersehen , zunächst Alles zu sam- 
meln, anthropologisch und prähistorisch sowol wie ethno- 
logisch. Dass es indessen mit solchem Sammeln wieder 
seine Bedenklichkeiten hat, ist bekannt. Die von einem 
Laien zurückgebrachten Steine und Pflanzen bieten für 
den Botaniker oder Geologen selten viel Brauchbares, und 
so werden auch wir allmählich daran zu denken haben, 
ethnologisch geschulte Reisende auszusenden. Es ist mir 



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Vorrede. IX 

das besonders klar geworden durch ein paar eclatante 
Beispiele meiner letzten Reise, und nicht am wenigsten, 
als ich auf meiner Bückkehr kurz an einigen Punkten 
Polynesiens verweilen konnte. 

Der polynesische Gedankenkreis ist nächst oder neben 
dem buddhistischen der ausgedehnteste, den wir auf der 
Erde besitzen. Es handelt sich hier nicht um amerikanische 
oder afrikanische Zersplitterung) sondern eine überraschende 
Gleichartigkeit dehnt sich durch die Weite und Breite des 
Stillen Oceans, und wenn wir Oceanien in der vollen Auf- 
fassung nehmen mit Einschluss Mikro- und Melanesiens 
(bisMalaya), selbst weiter. Es lässt sich sagen, dass ein 
einheitlicher Gedankenbau, in etwa 120 Längen- und TOBrei- 
tengraden, y^ unsers Erdglobus überwölbt. Eine solch impo- 
sante Erscheinung dürfte gerade nicht von vornherein zu 
ignoriren sein, selbst wenn wir es hier, wie viele meinen, 
nur mit wilden Menschenfressern zu thun haben sollten. 

Ich mochte nun die Frage an Sie richten, meine Herren, 
was wir von dieser gewaltigen Gedankenschopfung, die, 
wie gesagt, etwa ein Viertel unsers kleinen Erdplaneten 
deckt, eigentlich wissen? Wir haben allerdings in Reise- 
beschreibungen und Abhandlungen über Polynesien man- 
cherlei mythologische Erzählungen aus verschiedenen 
Inselgruppen, aber alle diese sind, leicht erkenntlich, die 
populären Entstellungen der religiösen Ideen, und nur zu 
oft ganz offenkundig die reinen Tagesproductionen des 
Volkswitzes. Man hat alles dieses promiscue aufgerafft 
und hat daraus ein Gemisch zusammengerührt, das ein 
ebenso unverdauliches Gericht bildet, als wenn ein Fremd- 
ling an unsern Küsten aus Brocken der Religionsvor- 
steUungen, aus entstellten Heiligenlegenden, aus Sagen 



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X Vorrede. 

des Volksaberglaubens u. s. w. eine Mengung herstellen 
und diese seinen Landsleuten auftischen würde als eine 
Geschmacksprobe europäischer Weltanschauung. Unsere 
Volkssagen erhalten ihre Bedeutung erst durch den Rück- 
blick auf die Eddas; die verworrene Mythologie Indiens 
ist uns erst klar geworden seit Auffindung der Veda, und 
auch bei den Griechen lag der Kern der Religion nicht 
in den mythologischen Götterfiguren, die ungestraft auf 
der Bühne verspottet werden durften, sondern in jenem 
heiligen Liede, das uns aus hesiodeischen Theogonien 
wiederklingt, aus orphischen oder dionysischen Gesängen 
oder in den Mysterien verborgen lag. Ein gleiches 
Verhältniss wiederholt sich überall auf der Erde, in Asien, 
in Amerika, in Afrika, und ebenso in Polynesien. Die 
Berichte über die Mythologien der Naturvölker bieten im 
allgemeinen Zerrbilder ohne Sinn, solange wir nicht den 
religiösen Hintergrund kennen, auf dem sie spielen. Diesen 
kennen zu lernen, ist aber nicht leicht, da die Priester, 
die bei den Naturvölkern zugleich die Gelehrten repräsen- 
tiren, ihre Lehren in mystische Symbole zu hüllen pflegen, 
die nur den Eingeweihten verständlich sind. Es ist das 
ein Sachverhältniss, das noch nicht genugsam hervor- 
gehoben worden ist. Wir treffen nur selten Reisende, 
die etwa durch die eine oder andere Besonderheit darauf 
aufmerksam geworden sind. Selbst dann aber konnten 
sie gewöhnlich wenig daran ändern, denn bei flüchtigem 
Durchreisen gelingt es schwer, in das tiefere Wesen reli- 
giöser Vorstellungen einzudringen, da es erst eines längern 
Aufenthaltes im Lande bedarf, um genügende Vertraut- 
heit zu gewinnen zur Mittheilung solcher unter dem 
Siegel der Verschwiegenheit vererbten Ueberlieferungen. 



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Vorrede. XI 

Um speciell bei Polynesien zu bleiben, so kann man 
sagen, dass in der ganzen Literatur, die wir seit der Ent- 
deckung besitzen, etwa seit 100 Jahren, sich diesen Kern 
der Religionsanschauung betreflPend nur ein paar zusam- 
menhangslose Fragmente zerstreut finden bei einem halben 
Dutzend Schriftstellern, und jetzt haUt uns auch dort, 
auf allen Seiten ein ,zu spät' entgegen, da die Träger 
der unverfälschten Traditionen bereits im raschen Aus- 
sterben begriffen sind und das, was sie durch lange Ueber- 
lieferungen bei sich fortgepflanzt hatten, eine Art in der 
Erinnerung aufbewahrte Bibliothek, mit dem letzten des 
Stammes begraben wird. Es ist mir deshalb lieb, mit- 
theilen zu können, dass ich, durch ein Zusammentreffen 
glücklicher Umstände begünstigt, wenigstens ein paar 
dieser Documente noch gesichert habe, aus denen ich hoffe, 
mit der Zeit den Gedankenkreis Polynesiens, einen der 
wunderbarsten, der von dem Menschengeist auf der Erde 
geschaffen ist, einigermassen wieder reconstruiren zu konneu. 

Zum Schluss, meine Herren, mochte ich die Gesell- 
schaft um ihren ganzen Einfluss bitten, damit der Ethno- 
logie diejenige Forderung werde, die ihr hohes Ziel ver- 
langt. Es ist allerdings in der letzten Zeit vieles, beson- 
ders im Vergleich zu früher, und viel Dankens werthes 
geschehen, aber es bedarf in der That aussergewohnlicher 
Anstrengungen, denn wir haben doppelt zu arbeiten, ein- 
mal um das Vernachlässigte der Vergangenheit nachzu- 
holen, und dann, für die Zukunft aufzuspeichern. Es ist 
dabei in dieser späten Arbeitsstunde im Gedächtniss zu 
halten, dass, was geschehen kann, jetzt geschehen muss. 
Wenn es jetzt nicht geschieht, dann ist die Möglichkeit 
einer Ethnologie für immer annullirt. 



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XII Vorrede. 

Wir stehen hier an der Wiege einer kaum geborenen 
Wissenschaft, über welche noch viele Jahrhunderte dahin- 
roUen werden, bis sie zur Mannheit herangewachsen ist, 
die aber dann auch ganz und voll das darstellen wird, 
was man die Wissenschaft des Menschen vom Menschen 
genannt hat, die tiefsten Geheimnisse des Daseins wenn 
nicht erschliessend, so doch berührend. Wir können in 
der Mitwirkung an diesem grossen Werke, an dem Bau 
der Ewigkeiten, wie der Dichter singt, zwar nur die be- 
scheidene Rolle von Handlangern und Kärrnern spielen, 
um die ersten Baustoffe herbeizuschaffen, aber wir fühlen 
uns getragen von den Wogen der grossen Volkergedanken, 
die unter fest normirten Gesetzen zu ihrer Bestimmung 
heranreifen, jeder Einzelne als integrirender Theil der 
Gesellschaft, In diesem Sinne, meine Herren, lassen Sie 
uns zusammen wirken, dass der Ethnologie ihr volles 
Recht werde." 

Ueber das Buch selbst ist an dieser Stelle nichts 
hinzuzufügen, da das darauf Bezügliche sich aus dem In- 
halt ergibt. Mitunter habe ich dem Text in den Anmer- 
kungen einige Parallelen beigesetzt , wie sie sich hier und 
da von selbst ergaben, doch nur als gelegentliche Weiser 
der Wege, die nach den verschiedenen Richtungen hin in 
diesen Untersuchungen weiter zu verfolgen sein werden. 
Das Material dafür zu suchen darf indess nicht verzögert 
werden, denn vielleicht sind es bereits letzte Klänge aus 
einer versinkenden Welt, die wir hier hören. 

Berlin, im November 1880. 

Der Verfasser. 



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IKHALT. 



»eite 
Vorrede V 



Einleitung 1 

I. Neuseeland 17 

II. Hawaii 63 

Zur Ethnologie 217 

Anmerkungen 223 



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EII^LEITUI^G. 

iür die Ethnologie liegt die Hauptaufgabe darin, die 
Volker in den verschiedenen Wandlungen ihrer Welt- 
anschauung zu sjtudiren, um aus dem allgemeinen Ueber- 
blick derselben ein Facit für die Weltanschauung der 
Menschheit, als solcher, zu ziehen, und eine Weltgeschichte, 
die „Realisirung der Idee des Geistes" (bei Hegel), auf 
dem Gesammtumfange des Globus anzubahnen. 

Ein jeder Gesellschaftskreis projicirt seine im wech- 
selsweisen Gedankenaustausch erweckte und geforderte 
Geistesthätigkeit an den psychischen Horizont, der ihn 
umzieht, und dort, in vergrosserten Reflexbildern, können 
die Wachsthumsgesetze der Gedankenschöpfungen, die 
sich in den dunkeln Tiefen der Individualität dem Ein- 
blick entziehen, vergleichenden Betrachtungen unterzogen 
werden. 

Das System der Weltauffassung reconstruirt sich vor- 
zugsweise aus den socialen Institutionen, als nothwendigen 
Vorbedingungen gesellschaftlicher Existenz überhaupt, so- 
wie den dadurch geforderten Moralgeboten, aus künst- 
lerischen Regungen, die, das Leben verschonend, seine 
Ideale adeln, und dann aus dem religiösen Sehnen, um 
auf die in den Rathseln des Daseins gestellten Fragen 
eine Antwort zu finden. 

Bastian. X 



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2 Einleitung. 

Der erste dieser Factoren wird aus den praktischen 
Bedürfnissen des Verkehrs dem Reisenden gewohnlich 
schon bald mehr oder weniger eingehend bekannt, der 
zweite kann bei richtig angestellten Sammlungen später 
mit Müsse genauerer Inspection in den Museen unter- 
worfen werden, der dritte dagegen erhält nur selten seine 
richtige Aufklärung und täuscht unter falscher Beleuch- 
tung durch unrichtige Proportionen, die es dann schwierig 
bleibt, wenn bei Discussionen darüber eine Frage sich 
zur brennenden erhitzt, im Gebote des Augenblicks so- 
gleich schon wieder richtig ins Gleis zu setzen. 

Die meisten derjenigen Darstellungen, die als Religion 
der Naturvolker vorgeführt werden, bieten groteske Zerr- 
bilder, denen Sinn und Verstand abgeht. Das Warum 
ist nicht weit zu suchen. Der Reisende, der ein fremdes 
Laijd betritt, bewegt sich dort unter fremden Verhält- 
nissen, ein Fremder mit Fremden in fremder Sprache 
redend. Seine Erkundigungen auf religiösem Gebiete 
locken also nur die populären Versionen der im Tages- 
geschwätz umhergeworfenen Figuren hervor, während der 
religiöse Hintergrund, auf dem sie spielen, verhüllt bleibt, 
und sich auch für den durch längern Aufenthalt Ver- 
trautern nur ausnahmsweise lüftet. 

In gewisser Hinsicht liesse sich sagen, dass der Natur- 
mensch sich um so fester durch religiösen Bann gefesselt 
fühlt, je enger und beschränkter der Gesichtskreis ist, in 
dem er lebt, wogegen mit dessen Lockerung durch neue 
Einflüsse, damit auch Zweifel und Freiheitsbestrebungeu 
eindringen. Im letztern Falle wird der Reisende leicht 
durch widersprechende Mittheilungen, für deren Anord- 
nung die Controle fehlt, verwirrt, im erstem wird er 
sich meist dunkler Verschlossenheit gegenüber finden. 
Und wenn es ihm auch vielleicht gelingt, durch längeres 
Zusammensein mit einem Anhänglichkeit gewinnenden Be- 



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Einleitung. .3 

gleiter, in dessen Geistesnatur. Einblicke zu erhaschen, so 
hätte er damit immer nur die individuelle Auffassung in 
Auslegung des religiösen Voratellungskreise.s erlangt, noch 
nicht seine Gesammtspiegelung. Als solche ist erst die 
im Process geschichtlicher Entwickelung hervorgewachsene 
Weltanschauung zu betrachten, die mikrokosmische Wieder- 
schopiung des Makrokosmos. Wo aber sie suchen^ sofern 
sich nicht, wie bei den Culturvolkern, in schriftlichen Auf- 
zeichnungen der Literatur deutlich fixirbare Materialien für 
den Aufbau bieten? Die in der geistigen Zeitatmosphäre 
flutenden Gedanken gehören jedem,. der sie athmet, aber 
unbewusst, solange nicht zum Bewusstsein gebracht, und 
dieses Bewusstwerden derselben markirt stets den kri- 
tischen Umschwung einer Culturepoche. 

Wenn als das geheiligte Gefäss der Gottheit, worin 
ihre Offenbarung niedergestiegen ist, ein Prophet das die 
Zeit bewegende Schlagwort ausspricht, und wenn er damit, 
als ein Zoroaster oder Mohammed, den Geschichtslauf der 
kommenden Culturperiode, an deren Spitze er steht, mit 
seinem gefeierten Namen überschatten wird, dann hat er 
nicht den Gedanken seines individuell beengten Selbst 
verkündet, sondern eben diese in psychischer Atmosphäre 
wogenden Ideen, die, zur Blüte gereift, bereits zum Ab- 
schluss drängten, und die jetzt in einem aufmerksamer 
ihren Fernklängen lauschenden, ihren befruchtenden Ein- 
flüssen ganz und rein hingegebenen Geiste den geeigneten 
Boden fanden, um darauf zu keimen. Wenn dann das, 
was eine feiner angelegte Organisation aus dem Flügel- 
schlage der heranrauschenden Zeit bereits herausgehört 
hat, in ein heiliges Buch niedergelegt ist, dann mögen 
die in ihm bewahrten Lehren für Jahrhunderte und Jahr- 
tausende hinaus als Angelpunkt dienen, um den sich das 
Schicksalsrad zu drehen hat, den gesunden Fortschritt 
anfangs regelnd, fördernd, beschleunigend, dann, durch 

1* 



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4 Einleitung. 

mehr und mehr hervortretende Anachronismen, ihn hem- 
mend oder störend. 

Bei den schriftlosen Völkern tritt an die Stelle des 
Buches die mündliche üeberlieferung, die sich, durch rhyth- 
mische Versmaasse in Erhaltung der Ausdrücke gesichert, 
erblich durch Generationen hin unverändert fortpflanzt. 
Diese heilige Sage wird von den Priestern, die in primi- 
tiven Zuständen zugleich die Gelehrten repräsentiren, als 
ihr kostbarstes Palladium gehütet, dessen Symbole (zu 
erhaben für die 8o§a des Volkes) nur den durch ceremo- 
nielle Riten Eingeweihten verständlich sind, und das Vor- 
handensein solcher Religionsmysterien bleibt Reisenden 
und Ansiedlem, selbst bei längerm Verweilen im Lande, 
um so leichter verborgen, weil sie in den Deutungen 
dessen, was bei den Cultushandlungen im Tempel daraus 
hervortritt, bereits den Schleier der Isis gelüftet zu haben 
meinen. Sich mit dem somit hier und da Erblickten zu 
begnügen, pflegen sie gewohnlich desto rascher bereit zu 
sein, als ihnen der ganze Gedankengang so fremdartig 
gegenübersteht, dass in den aufgerafften Bruchstücken, 
weder Kopf noch Schwanz auszumachen gelingt. 

Es Hesse sich allerdings nun fragen, ob das von. einer 
mehr oder weniger geschlossenen Kaste aristokratisch mo- 
nopolisirte Eigenthum als Gesammtbesitz ^ der Gesellschaft 
und somit als Aequivalent ihrer Weltauffassung betrachtet 
werden dürfte? 

Das allerdings insofern^ als man hier die Quintessenz 
des nationalen Denkens vor sich hat, diejenigen Resultate' 
desselben, die sich ergeben, wenn der Geist, vom zer- 
streuenden Tagesleben zurückgezogen, aus den Tiefen ein- 
samer Versenkung Schöpfungen heraufruft, die dann unter 
dem Fortarbeiten der folgenden Generationen hoher und 
höher emporwachsen. 

Obwol (in Analogie mit den üpper-ten-thousand) nur 



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Einleitung. 5 

einem Minimalsatz der Bevölkerung angehorig,, wird doch 
die Gesammtmasse derselben von diesem durch quali- 
tative Schwere überwiegenden Vorstellungskreis, infolge 
des in den Cultushandlungeh fortgehenden Durchsickerns, 
dauernd influencirt, und in der liedgeflügelten Märe der 
Volkssage erhält sich sein Echo, die grossen Massen, bis 
an die äusserste Peripherie mit volltönenden Schallwellen 
durchklingend. 

Der wesentliche Kern liegt im Centrum, und ohne vor- 
herige Orientirung würde es ein ziemlich unlohnendes 
Vorhaben sein, bei Durch Wanderung des Terrains aufs 
Gerathewohl die Begegnenden auszufragen, da dann die 
individuell ^ gefärbten Meinungen zu Markte getragen und 
eingekauft werden. Nur wer auf der Hohe der Zeit 
steht, überschaut dieselbe und gewinnt dadurch die Be- 
fähigung, ihr Bild in richtigen Proportionen aus seinem 
Geist zurückzuspiegeln. Nach Niederlegung eines all- 
gemeinen Planes kann dann auch das, was aus dem Volks- 
munde herausgehört war, an den jedesmal dafür bestimm- 
ten Stellen des Entwurfes eingetragen werden, und wie die 
Albernheiten unsers Volksaberglaubens als Ammenmär- 
chen in die leere Luft hinausgesungen worden sind, so- 
lange sie sich nicht auf dem Hintergrunde einer nordisch- 
germanischen Mythologie mit Fleisch und Blut belebt hatten 
(auf wohlgestaltete Urformen zurückgreifend), so wurde 
auch den Indologen in den Vedas erst ein Ariadnefaden 
geboten, um zwischen den labyrinthischen Verschlingungen 
puranischer Legenden dem zum Endziel führenden Pfad 
zu folgen. Die verschiedenen Elemente nun, die sich hier 
durcheinanderschieben, werden in einer Analyse der jedes- 
maligen Volksreligion thunlichst getrennt zu halten sein. 

Um ein nächstliegendes Beispiel an den Griechen zu 
wählen, so war für diese die „Schönheit eines maassvollen, 
klaren und friedlichen Lebensgenusses" (s. Lotze) in ihrer 



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6 Einleitung. 

Lebensanschauung maassgebend, und beim Bedürfniss re- 
ligiöser XJebung boten ot 8o8s>ca ovofxaCotJpievot ^eot im 
bunten Kreis der Zwolfgotter Auswahl für jeden nach 
seiner Geschmacksrichtung, fehlte es natürlich auch nicht 
an Priestern, um berathend zur Seite zu stehen und vor 
Fehlgriffen zu hüten, die bei der Doppelschneidigkeit der 
Magie überall gefahrlich werden können. Keligiose Dinge 
indessen lernte man nicht von ihnen, sondern, wie Plutarch 
bemerkt, von den Dichtem, Gesetzgebern und Philosophen, 
wie die Druiden (bei Diodor) Philosophen und Theologen 
heissen. Auch waren es ja Homer und Hesiod, die nach 
der götterlosen, oder doch bild- und namenlosen Zeit der 
Pelasger auf den Boden Griechenlands (wie Herodot es 
weiss) die Göttergeschlechter einführten, und für die Her- 
kunft wird auf das Zurücktreten des Pelasgos vor Danaos 
hingewiesen, sowie auf die Folgereihe fernerer Einströ- 
mungen aus Phönizien und Aegypten, durchkreuzt mit 
karischen Seezügen in ihren Beziehungen zu Kreta, wo 
auf dem waldigen Aegaeon der Kronide grossgezogen 
wurde. Ein bewegendes Moment hierbei ist bereits mehr- 
fach in der ägyptischen Hyksoszeit gesucht, und wird die 
Umstellungen derselben, die seit Philitis' Vertreibung von 
den Pyramiden ins Rollen gekommen sind, mit zu tragen 
haben. 

Die ägyptische Priesterweisheit hat freilich lange den 
Entzifferungen getrotzt, da sie sich trotz ihrer hierogly- 
phischen Verhüllungen (bei Vermeidung selbst hieratischer 
Schrift) kaum überall auf den Monumenten^ zur Schau 
gestellt haben wird. Wie aber die aus Heliopolis durch 
eidbrüchige Jünger fortgetragenen Schätze in Kanaan und 
Hedjaz prächtige Tempel erbaut haben sollen, so mögen 
auch in Thrazien jene Apostel (oder in Keformzeiten aus- 
gesandte Missionäre) gelandet sein, deren Erinnerung sich 
in den Namen der Musäus, Linus, Orpheus u. s. w. erhielt. 



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Einleitung. 7 

Wenn dort vielleicht aufs neue eine Kastenwissenschaft 
zusammengezimmert wurde, so träufelte doch manches 
über in die Lieder der Aeoden, und wie in Indien die 
Vedas bei den Hirtenstammen gesungen wurden, so war 
es der mit pierischen Priestergeschlechtern genealogisch 
verknüpfte Hirte des Helikon, der (bereits in akarna- 
nischen * (xavTixa, und also wol mantischer Begeisterung, 
wie Koretas, geübt) jene ägyptisch-phonizischen Melodien 
auffasste, die in seiner Theogonie wiederklingen. Eine 
sacerdotale Gilde konnte indess unter dem frei aufschwel- 
lenden Staatsleben der Hellenen ihre hierarchischen Prä- 
tensionen nicht aufrecht erhalten. Die letzten Reste ver- 
bargen sich flüchtend in den Mysterien^, wenn ein Orpheus 
(zum» Heil der Athener) {j.uaD()p{wv OLKo§§rf:a(; (fcbou; ge- 
stiftet, und die jetzt jeder Leitung entbehrende Volks- 
religion verlief in jene buntscheckige Mythologie, die bald 
den Komikern (einem Theophilus und Aristophanes oder 
Epicharm) zur Beute fiel, da die, seit Aegyptens Eröff- 
nung unter Psammetich, in Milet, wohin sich die durch 
Minos vertriebenen Karer gewendet, gegründeten Philo- 
sophenschulen ^ bereits die Trennung von Wissenschaft 
und Glauben anerkannten und so auf den letztern ohne 
Einfluss blieben, auch wenn mit Plato oder Pythagoras 
Gleichgesinnte ägyptische Hochschulen (wie später He- 
katäus von Abdera zur Zeit Ptolemäus' I.), für ein- 
gehende Studien bezogen. So wandern in indo-chine- 
sischen Erzählungen die Wissbegierigen nach dem fernen 
Taxila, und in Rom zog man nach Etrurien, wie Attius, 
Nävius, und (wie K. O. Müller zusetzt) „es gab hiernach 
in Etrurien Schulen, den gallischen Druiden- und den 
jüdischen Prophetenschulen nicht unähnlich, von den Vor- 
nehmen geleitet, aber auch andern zugänglich, in denen 
die Disciplin gründlich erlernt werden konnte". So auch 
bei den Druiden mit den Unterstufen der Barden und 



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8 Einleitung. 

Ovaten. Uebxigens hatte Numa dem CoUegium der Ponti- 
fices bereits sacra omnia exacripta exdgnataque (s. Livius) 
übergeben, und solange diese sacerdotes publid (b. Varro) 
dem Staatscultus (wie in der kaiserlichen Religion Chi- 
nas) zur Stütze dienten, fanden theologische Fieber- 
phantasien keinen Boden, denn „a Rome la societe etait 
si fortement .penetree par les idees religieuses, que pen- 
dant des siecles, eile ne vit dans l'autorite, la loi, le droit, 
le devoir, que la volonte permanente des dieux" (Bouche- 
Lederq). Im Orient dagegen wurden die Magier bei 
ihrer Opposition gegen den Mazdeismus umgestaltet, das 
chaldäische Religionssystem Babylons ist (nach Lenormant) 
„le resultat d-une grande evolution sacerdotale", und in 
Indien ist die Isolirung der Brahmanen von den Wogen 
des Buddhismus vielfach erschüttert worden. Dann wurde 
der Inhalt heiliger Schriften, auf die bis dahin nur die 
Wiedergeborenen ihre Augen hatten heften dürfen, zum 
populären Allgemeingut, wie bei Onomakritos' Veröffent- 
lichungen zu Pisistratos' Zeit; auch in Rom konnten die 
Sibyllinischen Bücher, obwol die fata romana bewahrend, 
vor profaner Neugier nicht gehütet werden, und als Cn. 
Flavius, Schreiber des Appius Claudius Coecus, die Fasten 
und Nefasten ,^in albo proposuit", ging der Profit des 
Kalendermachens in die Brüche. 

Die in priesterlichen Operationen begründeten Geheim- 
bünde ^ Afrikas verfolgen meist politische Zwecke, wie 
der Bund der Semo und Purra, oder commerzielle, gleich 
freimaurerischen Egbo ^5 und die Weihen sind gewohnlich, 
dem Gang der Natur folgend, an die Pubertätsperiode 
angeschlossen. In Amerika mögen die in den IschtohoUo 
(s. Adair) erblichen Priestergenossenschaften die Geheim- 
nisse des Feuerdienstes bewahren, wie der Wabeno-Bund 
bei den Odjibwä, oder Orakelmysterien gleich den Dienern 
Iluchas bei den Tapuya, doch verläuft vieles, im Metai 



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Einleitung. 9 

und Medu, ins Zauberwesen (dort, wie immer, im Gegen- 
satz weisser und schwarzer Magie, mit der Heilkunde im 
Contact). Ihren Jahresfesten (gleich den auf Nu-mokh- 
muk-a-nah zurückgeführten der Okipa) haben mehrfach 
Zuschauer beigewohnt, doch ist das über die Bedeutung 
Mitgetheilte meist zusammenhangslos, weil hier ebenfalls 
der Profane in der Vorhalle (des Verständnisses wenig- 
stens) zu verweilen hat, wo er zwar, gleich Catlin, leben- 
dige Schilderungen malen mag, aber vom belebenden Wort 
nur wenig hören wird. 

Eine belehrende, wenn auch betrauernswerthe Be- 
stätigung hierfür erhielt ich während meines diesmaligen 
Aufenthaltes in Oregon, wo ich infolge meiner Nachfor- 
schungen an einen der alten Pioniere als besten Kenner 
der Indianer verwiesen wurde. Derselbe hatte in seiner 
Jugend ein halbes Menschenalter mit den Indianern ver- 
lebt, indem er als Händler mit ihnen umhergezogen war 
oder in ihren Ansiedelungen bei ihnen gewohnt hatte. 
Auch konnte er mir in der That (soweit das Gedächt- 
niss treu blieb) mancherlei interessante Einzelheiten über 
das tägliche Leben und Treiben geben, sobald ich aber 
mit meinen Fragen das religiöse Gebiet berührte, war 
sein Wissen zu Ende. Wenn immer er darüber, ent- 
gegnete er mir, Erkundigungen * angestellt, habe man ihn 
ausgelacht, dass er als Handelsmann Derartiges wissen 
wolle; das sei nichts für ihn, sowenig wie für Frauen 
und Kinder; unter den Weissen liesse sich vielleicht nur 
mit dem Padre darüber reden. 

Leider konnten die Missionare^ ihre sonst für Aus- 
kunft günstige Stellung in diesem Falle wenig ausnutzen, 
da sie sich, gerade den Priestern gegenüber, auf einen 
feindlichen Parteistandpunkt gestellt fanden und (was be- 
sonders oft von ihnen selbst bedauert ist) auch bei den 
Neubekehrten die hier nahe gelegten Informationen selten 



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10 Einleitung. 

ausgiebiger sammelten, um nicht die heidnischen Erin- 
nerungen im Gedächtniss aufzufrischen oder indiscrete 
Fragen (wie sie dem Bischof im Kafferlande gestellt 
wurden) zu vermeiden. So sind in den meisten dieser 
dem Untergange geweihten Naturvolker die Träger der 
vererbten üeberlieferungen ^ ausgestorben, ehe man ihre 
Wissensschätze gehoben hat, und mit dem letzten des 
Stammes wurde dann stets, sozusagen, eine Bibliothek ^ 
begraben. Es liesse sich dieses systematische Auswischen 
der einheimischen Traditionen, wie es einige Sendlinge 
(z. B. Dibbel) geradezu als ihr angestrebtes Ziel ^ aus- 
sprechen, mit den Bücherverbrennungen durch die Do- 
minicaner in Mexico und Yucatan auf gleiche Linie stellen, 
weil gleicher oder doch ähnlicher Wirkung. 

So ist vieles bereits, bereits das meiste rettungslos 
dahingegangen, besonders in Polynesien, dessen fast ein 
Viertel der Erdoberfläche deckender Ideenkreis doch in 
der That ein würdiges Object ernstlichen Studiums ge- 
wesen sein würde. Und was ist es, das wir eigentlich 
von ihm wissen? Ein paar hier und da auf den ver- 
schiedenen Inselgruppen unterscheidungslos aufgeraflFte und 
willkürlich durcheinandergewürfelte Mythen, einiges davon 
mit dem Gepräge ächter Volkssage, anderes, und wol das 
meiste, als leichte Tagesproductionen des Volkswitzes. 

Von dem tiefern Gehalt des eigentlich religiösen Kerns 
findet sich in der ganzen Literatur seit der Entdeckung 
fast nichts als einige zusammenhangslos abgerissene und 
daher wenig verständliche Fragmente bei etwa einem halben 
Dutzend Schriftstellern. 

Am bekanntesten darunter ist Moerenhout's Citat, dessen 
jahrelang umsonst gesuchte Auffindung ihn, wie er selbst 
beschreibt, in solche Aufregung versetzte, dass er mitten 
in der Nacht sein Canoe fertig machen liess, um den 
Priester, von dem er die Mittheilung empfangen, in seinem 



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Einleitung. 11 

auf einer andern Insel gelegenen Wohnsitz anzutreffen. 
Die Sprache ist mitunter mit der der Vedas verglichen, und 
die Form Taaroa's, als Toivi (Ewiger) mit Brahm oder 
Brahma, dem er auch in seiner Tempellosigkeit auf Tahiti 
gleichen würde. Häufig wird er dargestellt, den Atua ange- 
horig^, als ein personlicher Demiurg oder Architekt (in 
anthropomorphisirender Auffassung, wie Zeus bei Plato), 
als der Himmelsherr, der einen Stein herabwirft ins Meer, 
um den sich die Inseln bilden, wie um die ins Meer 
heruntergestiegene Himmelsfrau ^ der Indianer (bei Arnold), 
odör als Schopfer *, der (gleich dem ägyptischen Schopfer 
Nonm oder Cneph) aus Araea oder rother* Lehmerde 
Menschen knetet, während das heilige Lied dieses Frag- 
ments in der Sprache des Aeschylus singt: 

Zeu^ elatv al^tjp-Zsu^ ts ytj-Zsui; 8s oupavoij-Zeu^ xa Tcavca, 

(Zeuc if)v, Zeuc ioxi, Zeu^ ^aoexat, o (u^aXe Zeu im dodonäi- 
sehen Distichon bei Tansanias)^ oder: 

Es weilet £i*, Taaroa sein Name, 

In des Raumes unendliclier Leere, 

Keine Erde noch, kein Himmel noch, 

Keine See war^a, keine Menschen. 

Von oben herab Taaroa ruf^, 

In Neugestaltungen wandelnd, 

Taaroa, Er, als Wurzelgrund, 

Als Unterbau der Felsen, 

Taaroa als der Meeressand, 

Taaroa in weitester Breitung. 

Taaroa bricht hervor als Licht, 

Taaroa waltet im Innern, 

Taaroa im Umkreis; 

Taaroa hienieden. 

Taaroa die Weisheit. 

Geboren das Land Hawaii. 

Hawaii gross und heilig . . . 

Als Schale Taaora's. 

u. s. w. '^ 



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12 Einleitung. 

Dann nach dem Erwachen der Gemüthsbewegungen, 
nach Ausschüttung der Leidenschaften ^ (gleichsam aus 
einer Pandorabüchse), nach dem Aufspringen von Hoffnung, 
Freude, Ueberfluss, Zufriedenheit, wird die Vermählung 
Taaroa's mit der Persotiification seiner weiblichen ^ Energie 
in Ohinatua tai (der Aussengottin) gefeiert, die Wolken, 
Regen u. s. w. zeugend ^, darauf mit Ohinatua outai (der 
Innengottin) die Keime der Bewegung, mit Tuania (der 
Luft), den Regenbogen und Meteore, mit Tuararo (dem 
Erdinnern)* das Centralfeuer hervorzubringen. 

In seinem weit durch Polynesien verbreiteten Cultus 
erscheint dieser Tangaroa (Taaroa oder Kanaloa) unter 
allerlei Verkleidungen, in wechselnden Masken. Auf 
Raiatea weilt seine Schöpferkraft in einer Muschel, die 
mit der Vergrässerung periodisch abgeworfen ^ wird, und 
sonst erneuert^ er sich durch Abstreifen seiner Schale 
in der auch von Vishnu in seinen Avataren angenom- 
menen Form der Schildkröte, die bis zu den Mandan als 
Stütze der Erde bekannt ist, zum Tragen dieser Last 
ihren weiten Rücken bietend. Dann wieder schwebt Tan- 
garoa in einem vom Winde umhergetriebenen Ei (zum 
unten erblickten Seesand für Zeugungen herabkommend), 
oder er zerschlägt dieses Ei ^, wenn vom Himmel herab- 
hängend, um aus seinen Stücken die Inseln zu formen. 

Als Schutzgott der Zimmerleute in Tonga, und von 
diesen Canoebildern den Schiffern übertragen, verdankt er 
deren Fahrten seinen an allen Küsten bekannten Dienst, 
den sich auch die Fischer angeeignet haben. Wenn so 
die Rolle des Poseidon spielend, steht häufig neben ihm 
noch ein Aegeus als der (statt im Wogenpalaste Aegae) 
im geschnitzten Hause lebende Tonganui, in dessen Locken, 
oder in dessen Dachsparren, sich MawCa ^ Angelhaken ver- 
wickelt, als er das von Rangi und Tawhiri mit Wasser 
bedeckte Land wieder an die Oberfläche zog. Als Spuk- 



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Einleitung. 13 

gespenst über die Wogen schreitend, entspricht er ferner, 
in der südlichen Form des neuseeländischen Mythus, der 
Form des indischen Varuna, soweit sie sich in der des 
Meergottes ^ mit der himmlischen eines Uranos deckt. 

In Mangaia stellt sich Tangaroa, dem die Blonden und 
Hellen^ geweiht sind, dem unterweltlichen Kongo gegen- 
über, wogegen er auf Aitutaki als Todesgott, gleich Hades 
dem Jäger (in Zaypsu^) Netz und Lanze (wie Jama in 
Indien Netz^ und Keule) trägt, und noch düsterer ver- 
schleiert er sich in Hawaii's Kanaloa, als ein Gott der 
Geheimnisse, welche Bezeichnung Taylor, selbst unter 
den Maori für Tanaroa oder Tangaroa findet. Den 
ältesten Vergöttern angeschlossen, zeigt sich seine Form 
des Feuergottes Tangaroa tui-mata, der, von Maui ge- 
tödtet, seine Knochen neu belebt, und wenn Tangaroa 
auf Raratonga Sonne und Mond in Eclipsen verschlingt, 
so konnte er sich, in Bezug auf den Sonnengott Ra, in 
den Antagonismus eines Rahu verkehren. 

Auf der Freundschaftsgruppe vermittelt Tangaroa die 
himmlische Abstammung der Fürsten nach dem japanischen 
Vorbild des Mikado in seinem Reflex auf Tui-Tonga (neben 
einer altem Gestaltung im Tui-Peleagi). 

Dem Rev. Mr. Baker, dem Tonga eine zweite Heimat 
geworden ist, verdanke ich, aus einem Zusammentreffen 
mit ihm in Auckland, einige interessante Notizen, die, be- 
sonders in Betreff des Stammbaums, Mariner's Nachrichten 
ergänzen. 

Ein Seitenstück zu dem tahitischen Schopfungsgang 
ist neuerdings bekannt geworden durch Fornander's kürz- 
lich veröffentlichtes Buch, worin es, nach der Mittheilung 
Herrn Lawson's (auf den Marquesas) an Prof. Alexander, 
aufgenommen wurde: 

Im Anfang der Raum und Gefahrte, 
Der Raum in des Himmels Höhe 



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14 Einleitung. 

Tanaoa erfüllte, durobwaltet den Himmel 
Und Mutuhei schlingt drüber sieb bin. 
Keine Stimme damals, kein Laut nocb war, 
Nicbts Lebendes in Bewegung. 
Nocb Tag war nicbt, nocb war kein Liebt, 
Eine finstere, scbwarzdunkelnde Nacbt. 
Tanaoa war's, der die Nacbt beberrscbt 
TJnd Mutubei's Geist die Weite durchdringt 
Aus Tanaoa bervor Atea entsprang, 
In Lebenskraft schwellend, mächtig und stark, 
Atea war's nun, der den Tag beberrscbt, 
Und Tanaoa ihn trieb er fort u. s. w. 

Nach der Hervorbringung 0no*8 (des Lauts), wodurch 
die Mutuhei (Schweigen) beseitigt wurde, vermählt sich 
dann Atea (das Licht), im Gegensatz zu Tanaoa (oder 
Dunkel), mit Atanua^ der Morgendämmerung (Uschas der 
Veda). 

In Polynesien ist der Anfang der Kosmogonien stets 
durch die Urnacht überschattet, und liegt in dem Begriffe 
der Fo Räumliches und Zeitliches (wie im pythagoräischen) 
verbunden. Aus den Kreisen unendlicher Po ^ oder Nacht- 
perioden treten die Welten ins Dasein und aus dem Dun- 
kel der Po auch die Gotter hervor, also aus der Nyx 
(Homer' s): SfJiKjTpsta S^ewv xat avSpov, einer Modrenech 
(angelsächsich), als mater nox (bei Beda) oder nox primaeva. 

Aus diesem Po^ gleichsam einem unsichtbaren (aeiSvjc) 
Hades (Aidoneus"*) treten die altern Urgotter (gwos supe- 
riores et involittos vocant bei Seneca) hervor, die Atua 
fanau po oder nachtgeborenen Gotter, im Gegensatz zu den 
niedern und Jüngern Gottergeschlechtern, die dann (wie 
bei den Aegyptem und Griechen) durch Heroen (ßemones 
oder Semi-homines) in die Menschen übergehen. 

Indem dergestalt in den polynesischen Schopfungs- 
theorien Po nicht nur zeitlich, sondern auch räumlich, eben 
zeiträumlich, gedacht wird, so liegt darin dann schon das 
Ganze, der Keime nicht nur (wie in Anaximander's Un- 



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Einleitung. 15 

endlichem), sondern der gesetzlichen Vorbedingungen für 
die künftige Schöpfung noth wendig eingeschlossen, ähn- 
lich wie in Aegypten die Gottheit des dunkeln Haumes 
(Pascht)^ wenn mit Sevek, dem Zeitstrom, verbunden, als 
Schicksalsgottin (eine Änangke oder Adrasted) waltet, oder 
(bei Sanchuniathon) Sydyk^ als Gerechtigkeit oder Gesetz 
(im Anschluss an buddhaistisches Dharma), und so wird, 
in der Folgerichtigkeit mathematischer Methode, eine 
causa absoluta prima (Spinoza' s) zu Wege gebracht. Bei 
Parmenides begrenzt Dike als Fessel das Sein, das als 
„zeitliche Unendlichkeit oder Ewigkeit" (s. Steinhart) 
aufgefassst wird, das Schrankenlose einer räuniilichen Un- 
endlichkeit ausschliessend, gegenüber dem ocTceipov der 
lonier oder (gnostischem) Pleroma. Der Logos^ als Zer- 
theiler (to(ji6U(;) des Universums, ist (bei Philo) zugleich 
das Band (htG^o<^) desselben in Aisa, als ad ouaa bei 
Aristoteles, und die grenzenlose Zeit (aTepptovot;:) läuft in 
Zeruane akerene aus. 

In Heraklit's (e[(Jiap(Ji6VTr)) liegt die Weltordnung aus- 
gedrückt, in den Clementinen, als Schicksal gefasst, und 
wie diese (heisst es dort) haben andere die Genesis (die 
von der Geburtsstunde abhängige Prädestination) einge- 
führt (s. Baur) als Vorherbestimmung (später dann in 
astrologischer Magie verwerthet). Der ordinäre Menschen- 
verstand hat sich solchem Fatum fatalistisch zu ergeben, 
„8öd sciendum secundum aruspicinae libros et sacra Ache- 
rontia, quos Tages composuisse dicitur^ fata decem annis 
quadam ratione differn'' (Servius). Dann wird Fors zu 
Fortuna, und in der Praenestiriischen Religion war Fortuna 
als Mutter des Jupiter und der Juno gedacht (s. Am- 
brosch), wie das Würfelspiel ägyptischer Gotter die 
Würfelzahl indischer Yuga (s. Roth) bedingen konnte. 

Wo immer wir den Gedankengang in ungestörter Fort- 
bildung der kosmogonischen Theorien antreffen, gelangen 



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16 Einleitung. 

wir, seiner Leitung folgend, früher oder später zu solch 
allumfassend Zeit und Raum durch waltender Nacht, in , 
deren Dunkel nichts weiter unterschieden werden kann, 
als letzten Abschluss, in phpnizischen , assyrischen, in- 
dischen, hellenischen Theogonien, den milesischen und 
pythagoräischen Philosophien, und so in Polynesien. 

Im molukkischen Archipel setzen die Mythen mit der 
Zeitperiode ein, wo noch wenig Licht (oder nur erst 
Zwielicht) war, und auch in der Vorzeit der Quiche er- 
tönen Klagen über die Dunkelheit, ehe die Sonne empor- 
gestiegen war. So steht im ägyptischen Todtenbuche 
Tmu oder Atoum (die Nachtsonne oder Finstemiss) an der 
Spitze der Schöpfung, bis der Sonnengott des Tages in Ra 
(personificirt als Phr^) hervortritt, und Ra^ oder La ist 
der Name der Sonne durch ganz Polynesien (wie, chaldäi- 
schem Sin entsprechend, Hina oder Sina der des Mondes). 
Im Gegensatz zu der Unterwelt 2, als Fiji's Lalo fonua 
oder (aus einem Tartarus aufquellenden) Avaiki^y aus 
deren Nachtdunkel* die Marquesas aufgestiegen^ waren, 
bezeichnen sich diese als Äo-mama (^Ao oder Licht ^) und 
Ao-terata bildet den einheimischen Namen Neuseelands 
mit dem Specialnamen Te Ika-a-Maui'^ für die nördliche 
und Pounamu für die südliche Insel. 



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I. 

NEUSEELAND. 

JNeuseeland ist verhältnissmassig am besten bekannt 
unter den polynesischen Inselgruppen, da infolge der ge- 
regelten und zahlreichen Colonisation auf seinem, eine 
solche des gemässigten Klimas wegen gestattenden, Boden 
dieser vertrauter und vielfach beschrieben ist. Die Lite- 
ratur Neuseelands soll (nach Trollope) sich bereits auf 
einige tausend Bände belaufen; aber obwol so Buch auf 
Buch geschrieben wurde, ist der speculative Inhalt der 
Glaubenslehre bis dahin ein verschlossenes Buch geblieben. 
Mythen freilich erzählt fast jeder; hier und da bei einem 
schärfern oder durch lebenslangen Verkehr mit den Maori 
vertrauten Beobachter, wie Taylor, Shortland, Nicholas, 
Swainson u. s. w., stosst man gelegentlich auf eine über- 
raschende, aber gewöhnlich dem Gewährsmann selbst nur 
halbverständliche Bemerkung, und bei Grey vor allem ist 
eine Zahl werthvoller Ueberlieferungen aus dem Munde 
der Häuptlinge mitgetheilt, aber ein tieferer Eindruck in 
die Weltanschauung ist nirgends gewährt. Wenn es mir 
möglich ist, einen solchen hier zu gewähren, obwol ich 
mich kaum einen Monat im Lande befand und ausserdem 
noch mehr als die Hälfte dieser Zeit auf allerlei Eeise- 
touren zu verwenden hatte, so verdanke ich dies der Be- 
günstigung durch ein glückliches Geschick, das mich 
gerade mit den richtigen Persönlichkeiten zusammenführte 

Bastian. 2 

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18 I. Neuseeland. 

und diese zu freundlichsten und freigebigsten Mittheilun- 
gen stimmte. Die Schätze, welche sie so rückhaltslos 
gespendet, werden deshalb auch in ihrem Namen über- 
geben, abgesehen von meinen eigenen Zuthaten, wofür 
ich selbst die Verantwortung zu übernehmen haben werde. 

Ich habe hier vor allen zu nennen Herrn John White 
(gegenwärtig in Wellington), Herrn Locke in Napier, 
Herrn Manifing in Auckland, Herrn Davis in Ohine- 
muta, dann Herrn Travers in Wellington (wo Dr. Hector 
leider abwesend war), Herrn Stannard in Wanganui, u. 
a. m. ^ Jeder, der Neuseeland und seine Bewohner ein- 
gehender kennt, wird mir bezeugen, dass (neben einigen 
andern Namen, die mir genannt wurden) bessere Auto- 
ritäten nicht hätten gefunden werden können. Der Nestor 
der genannten Pioniere ist Judge Manning, den es genügt 
als den Verfasser des „Pakeha Maori" aufzuführen. Herr 
Davis ist den Besuchern der pittoresken Seeregionen wohl 
bekannt und Herr Locke über seinen Wohnsitz hinaus. 
Herr White hat von Kind auf mit den Maori gelebt und 
längst schon einen bedeutenden Einfluss über dieselben 
erworben, weil als ein in die Geheimnisse der Priester- 
orden Eingeweihter betrachtet; er fungirte zugleich als 
Secretär und Uebersetzer bei Gouverneur Sir George 
Grey, als derselbe sein wohlbekanntes Werk abfasste, das 
zuerst die Tiefe und den Reichthum polynesischer Mytho- 
logie erahnen liess, obwol mehr die romantische Seite be- 
rücksichtigend. Seitdem hat Herr White seine Studien 
ununterbrochen fortgesetzt und ist jetzt von der Regie- 
rung Neuseelands mit der Herausgabe seiner Forschungs- 
ergebnisse beauftragt. Dieser verständige Beschluss ist 
freudigst zu begrüssen und wird die dadurch dem Studium 
der ursprünglichen Landeskinder zugewandte Protection 
hoffentlich eine dauernde sein. 

Herr White war gerade von Tauranga nach Welling- 



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Schöpfung. 1 Ö 

ton herübergekommen, und als ich seine Bekanntschaft 
machte, traf ich ihn im Regierungshause damit beschäftigt, 
sich ein Arbeitszimmer herzustellen. Es war an dem für 
meine Abreise bestimmten Tage, aber schon die ersten 
Worte, die wir wechselten, überzeugten mich, dass vor- 
läufig an keine Abreise zu denken war, und die vier Tage, 
die ich im Verkehr mit ihm, soweit es seine durch die 
Neueinrichtung beanspruchte Zeit erlaubte, verbringen 
konnte, gehören zu den genussreichsten meines dortigen 
Aufenthalts. Was ich im Folgenden gebe, bezieht sich 
auf eine Art Prospect, der als Vorauslaufer des in der 
Herausgabe begriffenen Werkes gedruckt wurde. Wenn 
dieses erscheint, wird sich, wie ich nicht zweifle, ein neues 
Licht über unsere Kenntniss von Polynesien verbreiten, 
und dann werden die vorläufig hier ausgestreuten Licht- 
fünkchen von selbst wieder erbleichen, mögen aber in der 
Zwischenzeit ihre Dienste thun, soviel sie es vermögen. 

Die Schöpfung beginnt in Neuseeland, wie sonst in 
Polynesien, mit dem Po ^ als Urnacht, mit cyklischen 
Kreisungen von Nachtperioden, Kreise in Kreisen kreisend. 
Das wissen wir bereits von andern Gewährsmännern (ob- 
wol bei Taylor die Nacht auf zweite Linie verschoben 
ist), und das Gleiche wiederholt sich auf den übrigen 
Inselgruppen. Im Dunkel der Nacht vollziehen sich die 
dem Denken unzugänglichen Schöpfungsprocesse des Wer- 
dens, und im Nachklang dieser Vorstellung erzählt dann 
später die Volkssage, dass die Götter bei Nacht die Inseln 
(der Marquesas-Gruppe) aufgebaut, dass sie aber, vom 
Tageslicht überrascht, die Felsen hätten unfruchtbar lassen 
müssen. Die Analogien sind* von überall her, und auch 
aus nächster Umgebung des Volksaberglaubens, geläufig 
genug. 

Die Schöpfungsgeschichte der Maori gestaltet sich nun 
in folgender Form: Unter dem Rollen der Urnächte oder 



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20 !• Neuseeland. 

Po (die den Uebergang von der vergangenen Weltperiode 
zur künftigen deckt) manifestirt sich in der bis dahin 
ungetheilten Finsterniss zuerst das Kore^ das Nicht oder 
Nichtsein, und damit scheidet sich die Nacht, Te-Po^ als 
bestimmter Zeitraum ab. Darauf im Umlauf ungezählter 
Perioden erwacht als erste Ablenkung zur Bewegung 
te Rapunga (das Sehnen), das sich in Waia oder Fort- 
dauer (dieser ersten Sehnsuchtsregungen) ausbreitet zur 
Sehnsucht, und dann macht sich Te-Kukune (Empfindung) 
bemerkbar, die in Te-Pupuke (Ausbreitung) erstarkt. Als 
Folgewirkung beginnt ein erstes Pulsiren des Lebens, 
Te-Hihiri oder Luftschnappen (wie das des Neugeborenen), 
und hieraus emanirt Te-Mahara^ der Gedanl^, fortent- 
wickelt zum Te-Hincmgara (Geisteswirken). Jetzt ent- 
springt Te-Manako oder Wunsch (als der Wille zum Le- 
ben), hingerichtet zuerst auf Wänanga (heiliges Geheim- 
niss), das grosse Lebensräthsel. In verzückter Anschauung 
des Versenkens über die umgebenden Wunder entfaltet 
sich Te-Ahtia^ der Glanz der Glorie, und damit als schöp- 
ferischer Liebesgott Te-Atamai^ die Zeugungskraft (der 
Liebe), in materielle Schöpfungen niedersinkend, sodass 
Te-Whiwhia^ das Festhalten (am Dasein) oder das Kleben 
an der Existenz hergestellt ist, durchdrungen von Ravea 
oder (freudenvoller) Wollust, und somit ist dann eine 
bestimmte Gestaltung (der Form) gegeben in Hoputu (dem 
Aufrichten), belebt durch Hau-Ora (Lebensathem), und 
jetzt flutet Afea (das Weltall) im Kaume, durch Ge- 
schlechtsdiflferenz gespalten in Rangi und Papa (Himmel 
und Erde). 

Was haben wir hier vor uns? Solche Frage wird sich 
beim DurchbUcken dieses merkwürdigen Documents so- 
gleich hervordrängen. Ein philosophisches Product? Doch 
kannibalischer Wilden? und dann orphisch - chaldäische 
buddhisch-vedische Anklänge^ auf allen Seiten. Ist ein 



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Schöpfung. 21 

verkleideter Anaximander oder Pythagoras hierher gewan- 
dert, wenn nicht etwa Anaximenes, der Vorgänger der 
Spiritualisten , mit der Luft als Urstoff, in der Seele 
oLSfdhyi? (Olov -i] ^^u^iii, 9if]atv, t] •JjfjLexepa a'^p ouaa, avy- 
xparet yiikS.^ xat oXov xov x6a(Jiov TcvsufJia xal dt'ijp Tcsptexst.) 

Die ganze Entwickelung des SchopfungsbegriflPs vom 
ptT] ov (in seiner platonischen Unterscheidung ^ vom oux ov, 
als die Materie in valentinianischer Gnosis) an, ist hier 
eine rein psychologische oder (an Sanchuniathon's Pneuma, 
als Ruach^ angeschlossen) eine pneumatische (im gnos- 
tischen Sinne), wozu man vielleicht die nächste Analogie 
in der Paticha-samuppada des Abhidharma finden würde. 

Wir stehen hier vor einer neuen Welt (im Geister- 
reich), vor der Welt eines Ideenkreises, der, es sei noch- 
mals nachdrücklich wiederholt, fast ein Viertel unsers 
Globus (räumlich gerechnet) umfasst, und von dem wir 
dennoch so gut als nichts wissen. Das Complement wird 
sich später aus der von mir in Hawaii aufgefundenen Kos- 
mogonie ergeben, also am andern Ende der oceanischen 
Inselwelt (etwa in der Entfernung wie Rom von Capstadt 
zu reden). 

Ich will indess zunächst, um objectivem Urtheil das 
unverfälschte Rohmaterial zu unterbreiten, das trockene 
Gerüst des Systems, wie es sich ohne meine obigen Zu- 
thaten der Verknüpfung in White's Veröffentlichung^ 
findet, dem Leser für unabhängige Bearbeitung hinstellen. 
Es heisst dort: 

1) Te Köre (^^ fr^m the first to Nothing 

2) Te Po the lOOO*"» and to Darkness 

3) Te Rapunga unlimited years), Asking or Seeking 

4) Whaia „ Following on 

5) Te Kukuna „ Conceptionofthought 

6) Te Pupuke „ Enlarging 

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22 



L Neuseeland. 



7) Te Hihiri 

8) Te Mahara 

9) Te Hinengaro 

10) Te Manako 

11) Te Wanänga 

12) Te Ahua 

13) Te Atamai 

14) Te Whiwhia 

15) Kawea 

16) Hopu Tu 

17) Hau Ora 

18) Atea 



(on from the 

first to the 

lOW» and to 

unlimited 

years), 



Breathing power, spell 
or godly power 

Thought 

Spirit life 

Desire 

Holy, Medium or abode 
of deity, Supreme power 

Glory, beauty of form 
in spirits 

Coming into form, love 
in action, making good 

Possessing 

Delightful 

Becoming erect, Pos- 
sessing power 

Breath of life 

Space, vacuum. 



Te Ao e teretere noa ana, the world floating in space, 
gleich der Weltkugel, des a9aipa oder G(fOLigoeibl(; xuto<; 
(bei Clem.), und wie chaldäische Omorka (bei Berosus) 
in die Hälften des Oben und Unten gespalten. Mit Ao 
(Licht) ist der Tag eingetreten, der die dunkle Nacht 
vertreibt. 

Vor genauerer Betrachtung der Einzelheiten scheint 
es angezeigt, die Kette im buddhistischen Cyklus der 
Existenzreihen für Vergleichung beizufügen, und werde 
ich der dem Milinda-prasna entnommenen (s. Hardy) fol- 
gen, die von meiner Veröffentlichung in der „Zeitschrift 
der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft" (1875) in 
einigen Punkten abweicht: 

1) Awidya (nam-moha) 

2) Chitta (29) 

3) Pratisandhi-winyana (19) 



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Schöpfung. 23 

4) Nama-rupa (der 5 Khanda) 

5) Ayatana (6) 

6) Phassa (6) 

7) Wedana (3) 

8) Trisnawa (108) 

9) Upadana (4) 

10) Bhawa (3) 

11) Jati-ipadima, 

worauf Verfall (und Tod) eintritt. 

In Awidya \ Unwissenheit, liegt ebenfalls die Ver- 
neinung eines piT] und durch Moha wird das umschattende 
Dunkel des Wissens oder das Nichtwissen ausgedrückt 
(die Pinsterniss). Obwol also Dunkel im Dunkel, ist 
damit doch die erste Differenzirung zur Bewegung ge- 
geben (wie im Mazdeismus mit dem in Zeruana akarana 
aufsteigendem Zweifel oder in der Gnosis mit der durch 
Aletheia geweckten Begierde); dieser erste Anstoss ist 
aber genügend, denn jetzt gelangt die ganze Maschinerie 
des Schöpfungsprocesses in den Fluss der Entwickelung 
durch atSwv xtVYjatv (bei Anaximander) nach erstem An- 
stoss durch den vou<j, während im Buddhismus das Be- 
wegende in der Karma ^ liegt und die Schuld (gleich einer 
Anangke) im Schicksal die Gesetze der Natur dictirt. 

Nach Markirung der Nacht Te-Po^ als Zeitabschnitt 
(der gewohnlich gleich im naheliegenden Gegensatz zum 
Licht* gefasst wird) regt sich (nach obiger Aufzählung) 
Rapunga^ ein Suchen imd Fragen, also ein unbestimmt 
ahnendes Sehnen ^, das sich in der nächsten Rubrik (Whaia) 
erstarkend ausweitet, und so, in allseitige Berührung kom- 
mend, Kukuna mit der Steigerung in Pupuke empfinden 
lässt, wodurch unter den hervorgerufenen Reflexbewegun- 
gen die ersten Lebensregungen zu pulsiren^ beginnen. 

Hiermit sind wir auf denjenigem Punkt angelangt, der 
in den Rubriken des „Milinda-prasna" der vierten Nama^ 



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24 I- Neuseelaud. 

Rupa^ oder (bei Goldstücker) „Substantialität" als der Ent- 
stehung der ixxni Khanda entsprechen würde, vind ist der 
Weg dahin kürzer, aber demselben Ideengang entspre- 
chend, denn in der Chitta sind die Voranlagen der zu 
Winyana führenden Empfindung ausgedrückt. 

Wenn in den von Hodgson aus dem Karmika-System 
gelieferten Mittheilungen die zweite Rubrik, als auf die 
Awidya folgende Emanation, mit ,,delti8we Impression ^^ 
übersetzt wird, so entspricht dies noch genauer dem un- 
bestimmt fragenden Sehnen, das sich selbst seines Zieles 
noch nicht klar bewusst ist und so Täuschungen imter- 
liegt. Hodgson's Text lässt dann auf yydelvsive impression^^ 
die Schöpfung der y,particulars^' folgen, dann die der 
yysix seats of senses'^ und dies würde wieder zusammen- 
fallen mit der fünften Rubrik des Abkidarma^ der Äyatana^ 
sowie der in der Karmika dann gesetzte Contact, mit der 
sechsten, als Phassa. Ebenso bietet das in der brahma- 
nischen Version auf Awidya folgende und von Colebrooke 
als „passion^^ übersetzte, wenn als leidenschaftlich sehnende 
Aufregung gefasst, ein Aequivalent zu Te^Rapunga^ und 
bei genauerm Eingehen auf den Originaltext konnte sich 
ein solches auch in tibetisch, durch Csoma Körosi, und 
chinesisch, durch Klaproth, vorliegenden Reihen finden, mit 
den Uebersetzungen y,composition^' (or notion) oder „con- 
naissance'^y als nächster Ausfluss der Awidya. 

Soweit sind die Coincidenzen zwischen Tohunga und 
den Phungie so schlagend, als es unter den Umständen 
rein zufällig gegebener Lesungen nur erwartet werden 
kann. In beiden Fällen markirt sich, in dem Uranfäng- 
lichen (in dem Ap^'J) 'cwv ovtov t6 otTCsipov nach Anaximan- 
der's Sinne) als Erstes (im Anderssein) eine Negation \ 
als deren nächster Erfolg das Streben nach Ausgleichung in 
Bewegung kommt, und so ein Antasten (in der Empfin- 
dung) hervorruft, in der Wechselwirkung (wie es im 



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Schöpfung. 25 

Buddhismus ausgedrückt sein würde) der Arom oder Aro- 
mana mit den Ayatana^ wodurch dann diese letztern, und 
damit ihre sinnlichen Verkörperungen, ins Leben treten. 
Von hier ab dagegen scheiden sich die Wege dieser zwei 
Darstellungen oder laufen wenigstens nicht mehr so dicht 
nebeneinander her, indem zwar bei beiden die Identität 
der Correlationen zwischen Mikrokosmos und Makrokos- 
mos festgehalten wird, die Patichcha samuppada aber (weil 
für den Zweck einer Morallehre verfasst), nachdem das 
Korperlich-Materielle in Existenz gerufen ist, jetzt nur 
seine mikrokosmische Wandlung im Menschen ausfolgt 
(durch Wedana ^ Tri8nawa\ üpadana, Bhawa zur Jati- 
ipadima oder Geburt und damit rückläufig zum Untergang 
gelangend), wogegen der tepo^ Xoyo^^ der Maori die Schöpf- 
ung eines Makrokosmos entfalten will, und deshalb noch 
von individueller Psychologie absieht. Doch kann auch 
für den femern Weg, der nach dem Anlangen bei den 
zum Korperlich -Materiellen tendirenden Lebensregungen 
weiter eingeschlagen wird, ein Complement aus dem Abhi- 
darma geboten werden, und zwar in richtiger Consequenz, 
in dem die Meditationen^ betreflPenden Theil, indem diese 
auf den Megga, den Pfaden zum Nirwana, wandeln, in 
welcher Negation* der, im täuschenden Schein vergehen- 
den, Maya die moralischen Kräfte der, sterblichen Augen 
entschwundenen, Buddha die Schöpfungen neuer Welten 
(wenn die frühern mit dem Verfall des Gesetzes unter- 
gegangen sind) neu vorbereiten. 

Wir haben gleich darauf zurückzukommen nach vor- 
heriger Betrachtung der auf Hihiri (Rubrik 7) folgenden 
Entwickelung. Die nächste Emanation ^ Mahara, drückt 
eine Denkthätigkeit, eine geistige^ Regung aus, die in 
dem Folgenden (Hinengaro) zur vollen Kraft und Ent- 
faltung gelangt. Es soll also gesagt sein, dass , nachdem 
die in dem Contact hervorgerufene Empfindung, durch die 



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26 I* Neuseeland. 

zwischen dem Innern und Aussen bin- und herwogenden 
Wellenbewegungen des Reflexes, die ersten Lebenäusserun- 
gen eingeleitet hat, sich diese in einer geistigen Thätig- 
keit zu manifestiren beginnen, und das nächste Resultat 
ist Manako, der Wunsch, ein Streben und Sehnen, wie 
es in Te-Rapunga vorgedeutet lag, aber nicht mehr, wie 
dort, ein unbestimmt suchendes, sondern bereits mit festem 
Entschluss auf ein bestimmtes Ziel hingerichtetes, und 
zwar auf das höchste und zwingendste, auf das Lebens- 
räthsel hin, seine Geheimnisse zu losen, und der darin 
versenkte Geist wird dann mit der Macht des schöpfe- 
rischen* Princips erfüllt, sodass er Zaruam's Schöpfer- 
wort im Honover sprechen könnte oder in Parmenides' 
Identität des Denkens und des Gedachten (t6 70:9 auTO 
voelv icxi T6 xat eZvat), in Gedanken schaffen, das Wort 
als Gottes That (bei Philo), Xoyo^. 

Wananga spielt noch jetzt im Cultus der Tohunga, 
als ein (wie Amun) verborgenes AUerheiligstes, ein Un- 
begreifliches ^ (gleich Wakon im Gottesbegriff der Dacota) 
oder auch ein mysteriöses Palladium für die gewöhnlichen 
Bedürfnisse des Tageslebens. 

Diesem in das AUerheiligste versenkten, dadurch ge- 
fesselten Geist, ihm, dem mit der Grundursache eigenen 
Seins durch sehnendes Anstreben wieder Vereinigten, bricht 
nun die Glorie (Ahua) hervor, er wird durchstrahlt von 
dem Glanz sphärischer Harmonien, durchleuchtet ^ von 
der Allgottheit, gleich dem unter dem Bodhibaum Er- 
wachten, in der Lichtregion gewissermassen jenes Dhyana, 
„die nebst den Keimen der Natur auch die Intelligenz in 
der Vielheit enthält." 

Bei den Buddhisten geht die Meditation aus von 
Mano, als Arom des Nam-Dhamma (s. Bigandet), und 
dieser Mano würde in gewisser Beziehung dem maorischen 
Manako entsprechen, um so mehr, weil von den zu durch- 



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' Schöpfung. 27 

laufenden Stadien das erste (Witteka) die Hinrichtung 
geistiger Betrachtung auf das Object, das zweite (Witzara) 
die Fixirung desselben in Aufmerksamkeit ausdrückt, 
beide also solche Modalitäten, die auch in Manako in- 
volvirt liegen. 

Auf Witzara folgt dieser aufmerksam angestrengten Be- 
trachtigag, die Frucht derselben mit Piti, in der Selbst- 
zufriedenheit des Erfolges, und dann verbreitet sich Souka, 
als Freudensseligkeit, worin Ekatta das Verharren er- 
möglicht. 

Das Fernere gehört nicht hierher, da die Parallelen 
mit der Folgereihe der Tohunga bereits wieder aufgehört 
haben, indem sich die Coincidenzen diesmal auf drei Ru- 
briken (10, 11, 12) beschränken. Darüber hinaus theilen 
sich die Wege aufs neue, wie es bei der Verschiedenheit 
der in den beiden Fällen beabsichtigten Zwecke nicht 
anders sein kann. In der Meditation steigt der Geist, 
nach den für ihn niedergelegten Vorschriften, von Stufe 
zu Stufe höher empor, bis er sich schliesslich in dem 
Allsein verliert oder (nach brahmanischem Ausdruck) von 
der Gottheit absorbirt wird (vom Kreislauf der Sansara 
befreit). 

Das aus dem Ideenkreis der Maori vorliegende Stück 
ist dagegen, wie bereits bemerkt, ein Schöpfungssang, der 
also eine solche Vernichtung in der Absorption nicht 
zulassen darf und deshalb von dem Pfade, den er eine 
Zeit lang gemeinsam mit dem Bahan gewandelt, wieder 
ablenkt, um seinen Pflichten materieller Productionen 
nachzukommen. 

Es liegt in der Natur der Sache, dass dieses Weiter- 
gehen, da es sich eben von dem in der Meditation an- 
gestrebten Ziele abwendet, nicht länger ein Ansteigen 
3ein kann. Mit der in Ahua hervorgeleuchteten Verklä- 
rung ist für 'das Irdische bereits die höchste und äusserste 



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28 I. Neuseeland. 

Grenze erreicht, sodass, wenn hier statt des Finale eine 
Fortsetzung statthat, in dieser eine sinkende Retrogres- 
sion (ein Derimiren und Insichzurückgehen) markirt sein 
muss. Es ist das der in den Religionen unter so ver- 
schiedenen Verkleidungen durch die Xt]^ xoajxtxif] (der 
Ophiten) oder mundialis ohlivio, einer im Herabsinken ver- 
gessenden Seele, eingeführte „Fall", mit der Verbitterung 
des Lebens durch das üebel^, auch moralisch im Bösen 
(und stets der Sinnlichkeit eingepflanzt). 

So folgt auf Ahua die Emanation Atamai ^ worin der 
(in Aegypten als Pktah-Thore^ unter den drei Eroten 
schöpferisch thätige) Liebesgott in seine Herrschaft ein- 
tritt, indem gewissermaassen der durch die Majestät des 
vollen Glanzes berauschte Geist im Freudensgenusse zu 
Ueberschreitungen geführt wird. Als natürliche Conse- 
quenz erhält nun das Körperliche^, das k bereits früher 
durch Hihiri vorangedeutet war, seine voll substantielle 
Verwirklichung in Te Whiwhia (als das Haften imd Kleben 
an der Existenz, dem buddhistischen üpadana entspre- 
chend), und an Stelle der soweit geistigen * Schöpferkräfte ^ 
beginnt jetzt, mit der Wollust sinnlicher Zeugungen, wie 
in Ravea ausgedrückt, die materielle ^ Welt zu treten, die, 
in HopU'Tu aufgerichtet, auch äusserlich Form, und Ge- 
staltung gewinnt. In dem Athmen des Lebensodems (Hau- 
Ora) gestajtet sich der Raum (im Kenon oder Bohu, als 
^iyikOL oder ixi^k; töv d:cavTOV ^, das materielle Substrat lie- 
fernd) zum kugligen Weltenball, und diese (dem aus 
Kneph's Munde hervorgegangenen Ei ^ vergleichbar) flutet 
dann im All. 

Nach der Scheidung^ in zwei Hälften werden Rangi 
und Papa"^^ durch die Liebe wieder geeinigt, und ihre 
Kinder empören sich dann gegen die Aeltem, gleich der 
von üranos und Gäa gezeugten Brut. 

Ich werde diese bereits von Sir George Grey mit- 



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Himmel und Erde. 29 

getheilten, und gewohnlich als der Beginn der maorischen 
Schöpfung (obwol der Process, wie sich hier ergibt, viel 
weiter zurückgeht) betrachteten Mythen^ nach einem, 
einige Abweichungen zeigenden Pamphlet erzählen, das 
ich der Güte des Judge Manning verdanke. 



DIE SCHÖPFUNGSSAGE DER MAORI 

oder nach einheimischer Bezeichnung 

Die Geschichte „der Söhne des Himmels und 
der Erde." 

(Diese Sage ist von höchstem Alter und seit Jahr- 
tausenden wörtlich von Priester auf Priester überliefert 
worden. Sie ist allegorisch; doch ist die Bedeutung der 
Allegorie dem gemeinen Volke nie mitgetheilt worden 
und, wie ich glaube, heute zum grossen Theil auch unter 
den Priestern verloren gegangen; sie ist indessen nicht 
sehr dunkel. M.) 

Die Himmel, die über uns sind, und die Erde, die 
unter uns liegt, sind die Erzeuger der Menschen und der 
Ursprung aller Dinge. 

Denn früher lagen die Himmel auf der Erde, und alles 
war Finsterniss. Nie waren sie getrennt gewesen. 

Und die Kinder des Himmels und der Erde suchten 
den Unterschied zwischen Licht und Finsterniss zu ent- 
decken — zwischen Tag und Nacht ; denn die Menschen 
waren zahlreich geworden; aber die Finsterniss währte 
noch fort. 

Im Andenken an diese Zeit sagt man: „während der 
Nacht", „die erste Nacht", „von der ersten bis zur 
zehnten Nacht, von der zehnten bis zur hundertsten, von 
der hundertsten bis zur tausendsten" — , was bedeuten 



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so I* Neuseeland. 

8oU, dass die Finstemiss ohne Grenzen und das Licht 
noch nicht vorhanden gewesen war. 

So rathschlagten die Sohne Rangi's (des Himmels) 
und Papa's (der Erde) miteinander und sprachen: ,,Lasset 
uns Mittel suchen, um Himmel und Erde zu vernichten 
oder sie voneinander zu scheiden." Da sprach Tuma- 
tauenga : „Lasset uns die beiden vernichten." 

Darauf sprach Tane-Mahuta : „Nicht also ; sie mögen 
voneinander geschieden werden. Lasset den einen empor- 
steigen und für uns ein Fremder werden; den andern 
lasset unten bleiben und uns eine Mutter (Verwandte) 
sein." 

So beschlossen die Kinder des Himmels und der Erde, 
ihre Aeltern voneinander zu reissen ; Tawhiri-Matea allein 
hatte Mitleid mit ihnen. Fünf beschlossen, sie zu trennen; 
nur einer hatte Mitleid. 

So suchten sie durch die Vernichtung ihrer Aeltern 
die Menschen zu vermehren und gedeihen zu machen, und 
im Andenken an diese Dinge sagt man: „Die Nacht! die 
Nacht! der Tag! der Tag! das Suchen, das Ringen nach 
dem Licht! nach dem Licht!!" 

Nun erhob sich Rongo-Matana , um den Himmel von 
der Erde zu trennen, aber es gelang ihm nicht. 

Dann versuchte Haumia-Tikitiki seine Kraft, aber es 
gelang auch ihm nicht. 

Dann erhob sich Tangaroa, um seine Aeltern ausein- 
ander zu .reissen, aber er konnte es nicht thun. 

Tumatauenga versuchte es dann, doch auch sein Be- 
mühen war ebenfalls erfolglos. 

Zuletzt erhob sich Tane-Mahuta, der Waldgott, um 
gegen Himmel und Erde zu kämpfen. Seine Arme er- 
wiesen sich als zu schwach, so beugte er sein Haupt 
nieder, stiess mit den Füssen nach oben und riss sie aus- 
einander. Da wehklagte der Himmel und rief die Erde: 



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Himmel und Erde. 31 

„Weshalb dieser Mord? Warum diese grosse Sünde? 
Warum willst du uns vernichten? Warum willst du uns 
trennen?" Aber was kümmerte dies Tane? Aufwärts 
sandte er den Einen, abwärts die Andere; und daher sagt 
man: „Tane stiess, und Himmel und Erde wurden ge- 
schieden." Er ist es, der die Nacht vom Tage getrennt hat. 

Sogleich bei der Trennung des Himmels von der Erde 
wurde das Volk sichtbar, welches bis dahin in den 
Höhlungen an ihrer Aeltern Brüsten verborgen gewesen 
war. 

So gedachte nun Tawhiri-Matea (der Wind), seine 
Brüder zu bekriegen, weil sie ihre Aeltern getrennt hatten; 
denn nur er hatte nicht eingewilligt, das Weib von dem 
Gatten zu scheiden. Seine Brüder waren es, die be- 
schlossen hatten, sie zu trennen, und nur eine, die Erde, 
als Mutter zu lassen. 

So beschloss der Sturmgott, dass kein Frieden sein 
sollte, und er erhob sich und folgte seinem Vater, dem 
Himmel, und blieb bei ihm in den offenen Räumen des 
Himmelsgewölbes; und da sie dort waren, berathschlagten 
sie miteinander. Der Himmel gab ßath und der Wind 
gab Acht, und als er Belehrung empfangen hatte, zog 
er seine Kinder gross, und sie wurden zahlreich und stark; 
und er sandte sie aus, einige nach Westen, einige nach 
dem Süden, einige nach dem Osten und andere nach dem 
Norden, und diese auch sind ihre Namen. 

Darauf sandte er den Wirbelwind und den Sturm aus 
und trübe, dunkele Tage, und triefende, frostige Himmel 
und dürre, sengende Windstosse und das ganze Heer des 
Himmels; in Wolken S taubes führt der Sturmgott sie an! 
Jetzt stürzen sie vorwärts, dahin, wo der Waldgott sich 
kühn erhebt und dem Sturme zu trotzen scheint. Ein 
Windstoss genügt. Tief unten am Boden liegt er, mit 
all seinen Zweigen Frass für Moder und Wurm. 



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32 I- Neuseeland. 

Jetzt wenden sie sich gegen die Gewässer. Ha! Tan- 
garoa verlässt die wellen:2ernagte Klippe und flieht in die 
Tiefen des Oceans. Aber Tangaroa's Kinder trennen sich. 
Der Sohn Tangaroa's war Punga, und Punga hatte zwei 
Sohne: „Schwimmender Fisch" und „Schrecken", das 
grosse Keptil. Dessen anderer Name war „Bestürzung." 
Als nun Tangaroa zum Ocean floh, stritt sein Geschlecht, 
und einige sprachen: „Lasset uns in das Wasser", an- 
dere riefen: „Lasset uns auf das Land"; so schieden sie 
sich nach ihren Familien, die Familie des Schreckens, des 
Reptils, blieb auf dem Lande; aber die Familie Punga's 
suchte den Ocean auf. 

So wurden sie durch den Zorn des Sturmes zerstreut, 
und von daher stammt das Wort: „Lasset uns auf das 
Land", „lasset uns in das Meer"; denn „Schwimmender 
Fisch" hatte zu „Schrecken" gesprochen: „Lass uns in 
das Wasser", aber „Schrecken" antwortete: „Nein, auf das 
Land." Darauf sagte der Fisch: „So gehe denn auf das 
Land, geh zu dem flammenden Farrnkrauthaufen." Da 
antwortete die Eidechse: „Wenn ich auch auf angehäuf- 
tem Farrnkraut gebraten werde, doch sollen Schrecken 
und Bestürzung über die Menschen kommen, wenn ich 
mit emporgerichteten Stacheln und zerreissenden Klauen 
aus meiner Hohle hervorkomme; aber du gehe in das 
Wasser; geh, und lasse dich als Speise in Körben auf- 
hängen." Da sagte der Fisch: „Wenn ich auch in den 
Korben mit gekochter Speise hänge, nur grosse Verrätherei 
kann mich aus meiner Zuflucht in der Tiefe hervorlocken." 

So trennten sich diese beiden, der eine (ging) zum 
Meere, der andere auf das Land; und seit jener Zeit ist 
unaufhörlicher Krieg zwischen dem Meere, oder den Was- 
sern, und dem Lande gewesen, weil einige Kinder der 
Wasser sich auf das Land geflüchtet hatten. 

Und die Kinder Tangaroa's werden fortwährend durch 



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Hilkimdl und Erde. 33 

den Waldgott vernichtet, nämlich durch Canoes und Netze 
und Speere und Haken, und die Kinder des Waldes wer- 
den ihrerseits von dem Ocean verschlungen; die Canoes 
werden von den Wellen begraben, und Fluten unterhohlen 
die Erde und spülen Bäume und Häuser hinaus in das 
Meer. 

So plündern die Wasser immer das Land und trach- 
ten danach, das Land gänzlich zu zerstören, auf dass die 
grossen Bäume des Waldes in das Meer hinausgetragen 
und ein Raub des Oceans werden mögen. 

Nun wandte sich der Sturm gegen Kongo-Matane und 
Haumia; aber die Erde riss sie hinweg und verbarg sie 
in ihrem Busen, und der Sturm suchte sie vergebens; 
denn die Erde verbarg ihre Kinder. 

Jetzt endlich wendet der Sturm sich gegen Tu; aber 
seine Wuth und sein Kämpfen sind nutzlos. Tu achtet 
ihrer nicht. Er allein unter den Kindern des Himmels 
und der Erde hatte seine. Stimme für die Vernichtung 
seiner beiden Aeltern erhoben, und er allein ist stark im 
Kampfe. Alle seine Brüder waren vor dem schneidenden 
Sturme gefallen. Tane ward umgebrochen und danieder- 
geworfen; Tangaroa floh in den Ocean, Kongo und Hau- 
mia flüchteten in die Erde; aber Tu stand aufrecht auf 
den offenen Ebenen seiner Mutter Erde, bis die Wuth 
der Himmel und die Winde nachliessen. 

Hiemach reihete sich Geschlecht an Geschlecht, aber 
der Tod kam nicht zu Tu. Nicht eher, als mit der Ge- 
burt Maui's, des Sohnes von Taranga, kam der Tod in 
die Welt. Er war es, der durch sein Vergehen gegen 
Hine-Nui-te-Po dem Menschengeschlechte den Tod ge- 
bracht hat, und ohne dieses würden die Menschen ewig 
gelebt haben. 

Tu war entschlossen, seine altem Brüder zu bekriegen, 
weil sie zu unentschlossen gewesen waren, um ihm in dem 

Babtiah. 3 



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34 I. Neaseeland. 

Kampfe gegen den Sturm beizustehen, als dieser seine 
Aeltem zu rächen versuchte. So wandte er sich zuerst 
gegen Tane. Er gedachte auch, dass Tane's Geschlecht 
jetzt zahlreich und stark wurde und ihn deshalb bald 
selber bekämpfen würde. So macht er nun Schlingen und 
Fallstricke; er hängt sie in die Bäume. Ha! Tane's Kin- 
der werden gefangen und getodtet. 

Dann suchte er die Sohne Tangaroa's und fand sie 
im Meere schwimmend. Er schneidet den Flachs, er 
knotet das Netz, er zieht es dui:ch das Wasser. Ha! die 
Sohne Tangaroa's sterben auf dem Strande. 

Nun sucht er seine Brüder Rongo und Haumia, welche 
die Erde vor dem Sturme verborgen hatte; aber ihr Haar, 
das sich über dem Boden zeigte, verrieth sie. Nun spaltet 
er den Hartholzbaum mit steinernem Keil und verfertigt 
das spitze Ko (den hölzernen Spaten der Maori). Nun 
flechtet er Korbe und nun gräbt er die Erde. Kongo und 
Haumia werden aufgedeckt und liegen trocknend in der 
Sonne. 

So verschlang Tu seine Brüder und verzehrte sie, 
weil sie ihn in dem Kampfe gegen die Himmel und den 
Sturm allein gelassen hatten; denn er war der einzige 
Tapfere im Kriege. 

Als nun Tu alle seine Brüder überwunden hatte, theilte 
er seine Namen und nannte sich : Tu der Zornige, Tu der 
Grimmige, Tu der Verschlinger von Heeren, Tu des 
Handgemenges, Tu des feinmaschigen Netzes, Tu, der 
Storer der Erde. Diese Namen wiesen auf seine besiegten 
Brüder und auf ihn selber hin. Vier von ihnen verschlang 
er, aber einer blieb geheiligt. Dies war der Sturm, und 
er bleibt ewig als ein Widersacher des Menschen, und 
seine Kraft ist der seines Jüngern Bruders (Tu) gleich. 

Nun suchte Tu Gebete und Zaubersprüche, durch die 
er seine Brüder niederdrücken und sie zu der Beschaffen- 



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Himmel und Erde. 35 

heit gewöhnlicher Nahrung für sich umformen könnte. 
Er hatte auch Zaubersprüche für die Winde, um eine 
Stille herbeizuführen, Gebete, um Kinder und Reichthum 
und reichliche Ernten und gutes Wetter zu erflehen, und 
auch (Gebete) für die Seelen der Menschen. 

Es trug sich während des Kampfes zwischen dem 
Sturme und seinen Brüdern zu, dass ein Theil der Erde 
verschwand. Die Namen der Alten, durch welche der 
grossere Theil der Erde vernichtet wurde, waren aber: 
,<,Heftiger-Regen, Langanhaltender-Regen, Lautschallender- 
Regen und Hagel." Ihre Kinder waren Nebel, und Trie- 
fende- Winde und Thau. So ward der grossere Theil der 
Erde von dea Wassern überschwemmt, und nur ein kleiner 
Theil blieb trocken. 

Das Lieht fuhr nun fort, sich zu vermehren, und wie 
das Licht zunahm, so vermehrte sich auch das Volk, das 
zwischen Himmel und Erde verborgen gewesen war, Tuma- 
taaenga und seine Brüder, sie, die während der ersten 
grossen Finsterniss, während des Suchens und Ringens, 
als das alte Erdbeben herrschte, dagewesen waren. Und 
so reihete sich Geschlecht an Geschlecht, bis hinab zu 
der Zeit Maui-Potiki's, der den Tod in die Welt brachte. 

Nun bleibt in diesen letztern Tagen der Himmel weit 
von seinem Weibe, der Erde, entfernt; aber die Liebe des 
Weibes wird in Seufzern zu dem Gatten emporgetragen. 
Dies sind die Nebel, die von den Gipfeln der Berge auf- 
wärts schweben; und die Thränen des Himmels fallen auf 
sein Weib nieder. Siehe, die Thautropfenl 



3* 



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36 I. Neuseeland. 



This tradition is of thq greatest antiquity— it has been 
transmitted verbatim from priest to priest for thousands 
of years. It is allegorical and the meaning of the allegory 
has not been ever committed to the vulgär people and is 
I think now lost in a great degree by the priests. It is 
however not very obscure. 

MAOEI TEADITION OF CKEATION. 

Called by them the history of "The sons of the Heaven and Barth". 

The Heavens which are above us, and the Earth which 
lies beneath us, are the progenitors of men, and the ori- 
gin of all things. 

For formerly the Heavens lay upon the Earth, aüd 
all was darkness. They had never been separated. 

And the children of Heaven and Earth sought to dis- 
cover the difference between light and darkness — between 
day and night; for men^ had become numerous; but still 
the darkness continued. 

With reference to this period are the sayings, "during 
the night" ^^ "the first night", "from the first to the tenth 
night, from the tenth to the hundredth, from tho hun- 
dredth to the thousandth" — the meaning of which is, that 
the darkness had been without limit, and light had not 
yet existed. 

So the Sons of Rangi (the Heavens) and of Papa (the 
Earth) cpnsulted together, and said, "Let us seek means 
whereby to destroy Heaven and Earth, or to separate 



' "Men" — not to be understood literally as human beings, but 
as consoious intelligences. 

* The word translated "night" — means also a long duration 
or Space of time, also a Season. For instance "The hot Season*\ 
"The cold Season". 



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Heaven and Earth. 37 

them from each other." Then Said Tumatauenga ^, "Let 
U8 destroy them both." 

Then said Tane-Mahuta^, "Not so; let them be 
separated; let one go upwards and become a stranger 
to us; let the other remain below and be a parent 
for US." 

So the children of Heaven and Earth agreed to rend 
their parents asunder. Tawhiri - Matea ^ alone had pity 
on them. Five agreed to separate them; one only had 
pity. 

Thus by the destruction of their parents they sought 
to make men increase and flourish, and in commemoration 
of these things are the sayings, "The night! the night! 
the day! the day! the searching, the struggling for the 
light! for the light!!"* 

So now Kongo -Matane* arose to separate Heaven 
from Earth, but failed. 

Then Haumia-Tikitiki^ tried bis strength, but failed 
also. 

Then arose Tangaroa to rend bis parents asunder, but 
was unable to do so.^ 



1 "Tumatauenga" — the God of War, the Father of Men; he 
has a hundred names or epithets descriptiye of his attributes. 

* "Tane-Mahuta" — the Forest God , father and proteotor of 
birds, symbolised by a tree. 

* "Tawhiri-Matea" — the wind; also the deity presiding over 
winds and stonns, the Maori ^olus. 

* "The Searohing, etc. — This seems to be a mystical intimation 
of the struggles of Nature for Organization, and to escape from 
"Chaos and old Night." 

* "Rongo-Matane" ~ the God of the cuUivated fruits of the 
earth, symbolised by a kumara. 

« "Haumia-tikitiki" — God of the spontaneous fruits of the 
earth, represented by a fern root. 

^ "Tangaroa" — the ooean, also the God or impereonation of 
the Sea — father of fish and reptiles. 



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38 I* Keuseeland. 

Tumatauenga then tried, but was equally unsuc- 
cessful.^ 

At last arose Tane-Mahuta, the Forest God, to battle 
against Heaven and Earth. His arms proved too weak, 
so bending down his head, and pushing upwards with 
his feet, he tore them asunder. Then wailed the Heavens 
and exclaimed the Earth — "Wherefore this murder? Whjr 
this great sin? Why destroy us? Why separate us?" But 
what cared Tane? Upwards he sent one and downwards 
the other; and thence comes the saying, "Tane pushed, 
and Heaven and Earth were divided." He it is who se- 
parated night from day. 

Immediately on the Separation of Heaven from Earth, 
the people^ became visible, who had hitherto been con- 
cealed between the hoUows of their parents' breasts. 

So now Tawhiri-Matea (the wind) thought he would 
make war against his brethren, because they had separa- 
ted their parents; for he only had not consented to divide 
the wife from the husband. It was his brothers who re- 
solved to separate them, and to leave but one — Earth — 
as a parent. 

So the Storm-God resolved that there should be no 
peace, and he arose and foUowed his father, the Heavens, 
and remained with him in the open Spaces of the skies; 
and being there, these two consulted together. The Hea- 
vens gave Council, and the Winds gave heed, and being in- 
structed, he reared his children, and they became numerous 
and streng; and he sent them forth, some to the West, 



* The war God, the field — shaker in this oase; in the in- 
oantations he is called upon by a hundred names, such as : the fierce, 
the passionate, the man eater, the battle fighter, the enterer of 
fortresses, climber of high places, the flunderer, olimber of waves, 
land shaker. 

2 This is the beginning of first animal life. 



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Heaven and Earth. 39 

8ome to the South, some to the East, and others to the 
North, and these also are their .names. 

Then sent he forth the Whirlwind and the Storm, and 
dismal dusky days, and dripping chilly skies, and arid 
scorching blasts, and all the host of Heaven; in clouds 
of dust the Storm-God leads them onl Now, on they 
rush to where the Forest -God Stands boldly up, and 
eeems to dare the storm. A blast suffices. Low on earth 
he lies, with all his branches food for moth and worm. 

Now turn* they against the waters. Ha! Tangaroa 
deserts the wave-wom cliff, and flies to the depths of the 
ocean. But the children of Tangaroa separate. ^ The son 
of Tangaroa was Punga, andPunga had two sons, "Swim- 
ming Fish" and "Terror", the great reptile. His other 
name was "Consternation". So when Tangaroa fled to 
the ocean, his family disputed, some saying, "Let us to 
the watetr"; others cried, "Let us to the land"; so they 
separated according to their families, the family of Ter- 
ror, the reptile, remained upon the land; but the family 
of Punga sought the ocean. 

Thus were they scattered by the anger of the Storm, 
and from thence is the saying, "Let us to the land", "let 
US to the sea"; for "Swimming Fish" had cried to "Ter- 
ror", "Let US to the water"; but "Terror" answered, "No, 
to the land! to the landl" Then said the fish^ "Go then 
to the land, to the flaming fern-pile go!" Then answered 
the lizard, "What though I be roasted on heaped up fern^; 



^ It is worthy of remark that the first organisations actually 
described by the Maori priests B.re fish and reptiles, "Children of 
Tangaroa," the Ocean God, and of water generally. 

2 *'What though I be roasted on heaped up fern." Formerly 
large lizards were plentiful in New Zealand, and were used by the 
natives for food. The common way of cooking them was to roast 
them on heaps of dry fern. The natives have traditions of reptiles 



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40 I* Neuseeli^d. 

yet when with spines erect, and tearing claws, I come 
forth from my cave, "Terror" and "Constemation" shall 
come upon men; but go you to the waters; go, and be 
hung up in baskets for food.'' Then said the fish, "What 
though I hang up in the baskets of cooked food, great 
treachery alone can draw me from my refoge in the 
deep." 

So these two separated, one to the sea, and the other 
to the land; and from that time there has been unceasing 
war between Tangaroa and Tane, because some of the 
children of the waters had taken refuge on the land. 

And the children of Tangaroa are continually destroyed 
by the Forest- God, that is, by canoes, and nets, and 
spears, and hooks, and the children of the forest are in 
tum devoured by the ocean; the canoes are overwhelmed 
by the waves, and floods wear away the earth, and sweep 
trees and houses outward to the sea. Thus the waters 
ever prey upon the land, endeavouring to destroy entirely 
the land, so that the great trees of the forest may be 
taken out to sea, and become a prey to the ocean. 

Now the Storm tumed against Kongo -Matane and 
Haumia; but Earth snatched them away, and hid them 
in her bosom, and the Storm sought them in vain, for 
Earth concealed her children. 

Now at last the Storm turns against Tu*; but his rage 
and his wrestling are of no avail. Tu values them not. 
He only of the children of Heaven and Earth had given 
his voice for the destruction of both his parents, and he 
alone is streng in war. All his brethren had fallen before 



of a larger size, like crocodiles whioh existed in the country from 
whioh they emigrated, or were driven, and whioh no doubt deserved 
the name "Terrible". 

1 "Tu" — the Maori War God. This sometimes represents man, 
being the God most resembling and father of the war. 



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Heaven and Earth. 41 

the biting storm. Tane was broken and overthrown, T^^n- 
garoa fled to the ocean, Rongo and Haumia fled into the 
Earth; but Tu stood upright on the open plains of his 
Mother Earth*, until the fury of the Heavens and the 
winds were abated. 

After this, generation was added to generation, but 
death came not to Tu. Not until the birth of Maui \ the 
son of Tangara, came death into the world. He it was 
who by his misconduct to Hine-Nui-te-Po brought death 
to man, and but ibr this, men would have lived for ever. 

Tu was determined to make war against his breth- 
ren for their irresolution in not having assisted him 
to resist the Storm, when he sought to revenge his pa- 
rents. So he tumed first against Tane. He also remem- 
bered that the family of Tane were now becoming nu- 
merous and strong, and would therefore soon make war 
against himself. So now he makes gins bx^A snares; he 
hangs them in the trees. Ha! the children of Tane are 
entrapped and slain.^ 

Then he sought the sons of Tangaroa, and found them 
swimming in the sea. He cuts the flax, he knots the net, 
he draws it in the water. Ha! the sons of Tangaroa are 
dying on the shore. 

Now he seeks his brethren Rongo and Haumia, whom 
the Earth had concealed from the Storm; but their hair 
appearing above ground betrayed them. Now with stone 
wedge he bursts the hardwood tree, and forms the poin- 
ted ko, (the Maori spade of wood). Now he weaves bas- 
kets, and now he digs the earth. Rongo and Haumia 
are uncovered, and lie drying in the sun. 



^ Maui was the last of a long race of Maui-demigods, he seems 
to have been the great leader of the Maori race in their first great 
exodus, the Maori Moses. 

* "The children of Tane" — the birds of the forest. 



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42 I* Neaseeland. 

Thus Tu devoured his brethren ^ and consumed tbem for 
having allowed him singly to fight against the Heavens and 
the Storm, for he only was the brave one in the war. 

Tu now having overcome his brethren, divided his 
names, calling himself Tu the angry, Tu the fierce, Tu the 
devourer of armies, Tu of the close fight, Tu of the nar- 
row mesh, Tu disturber of the Earth. These names had 
reference to his conquered brethren and to himself. Four 
of them he devoured, but one remained sacred. This was 
the Storm; and he remains for ever as an antagonist for 
man, and of his strength is equal to that of his Younger 
brother (Tu). 

Now, Tu sought prayers and incantations by which to 
depress his brethren and reduce them to the condition of 
common food for himself. He had also incantations for 
the winds to cause a calm, prayers for children and for 
wealth, and for abundant crops, for fair weather, and also 
for the Söuls of men. 

It was during the warfare of the Storm against his 
brethren that a portion of the earth diBappeared. The 
names of the ancients by whom the greater part of the 
earth was destroyed were — Heavy ßain, Long-continued 
Rain, Loud - resounding Rain, and Hail. Their children 
were Damp, and Dripping -Winds, and Öew. So the 
greater part of the earth was overwhelmed by the waters, 
and but a small portion remained dry. 

The light now continued to increase, and as the light ^ 



^ It is worthy of notice that all the "brethren" of Tu the man 
— that is, the organised forms of plants, fish, and reptiles, also the 
elements (air, fire, water) are called either eider brothers or "an- 
oestors", and this is in accordanoe with Scripture, and also with the 
deductions of geological science. The wind also io an eider brother. 

^ "During the first great darkness and the seeking and commo- 
tion when old Earthquake reigned," i, e, before the Heavens were 



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Heaven and Earth. 43 

increased so also the people who had been hidden be- 
tween Heaven and Earth increased. Tumatauenga and bis 
brethren, they who had existed during the first great 
darkness, during the seeking and struggling, when old 
Earthquake reigned.^ And so generation was added to 
generation down to the time of Maui-Potiki^, he who 
brought death into the world. 

Now in these latter days Heaven remains far removed 
from bis wife the Earth; but the love of the wife is 
wafbed in sighs towards her husband. These are the mists 
which fly upwards from the mountain-tops; and the tears 
of Heaven fall downwards on bis wife. Behold the dew- 
drops ! 



separated from the Earth, before there was light_, and when the 
great oommotion, the seeking, the struggle, took place. "The call 
for light," — these expressions fall short of the force of the Maori 
original, they are intended to convey the extraordinary idea that 
matter had existed without form for immeasurable time, but that 
at last the inherent properties, of matter, causing eaoh atom to 
seek its fellow, and fitting place, gave birth to a "struggle, a tur- 
moil, a commotion, and a seeking-^'* (figured by an Earthquake, a 
oontinuous earthquake, "when old Earthquake reigned,") which 
ended in the produotion of order, Organisation, and all the forms 
of nature, in a word— Creation. These are not the ideas of "sa- 
vages," but the remains of the philosophy and religion of a remote 
age, when far from New Zealand the ancestors of the Maori were 
a great and civilised people. 

^ Denotes the geologioal epoch when the earth still continued 
to be convulsed by great earthquakes. 

^ "Maui-Potiki" — Maui the* younger. There were several 
Mauis, but Maui-Potiki, who has also several other names, is the 
favourite demigod of Maori romance. His last exploit brought 
death to himself and all men. It is the subject of a separate tra- 
dition. His character, as it is delineated in the history of his acts, 
was capricious, mischievous, adventurous, and treacherous above all 
things. 



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44 I* Neuseeland. 

Diese primordiale Trennung von Himmel und Erde, 
oder (wie Gerhard in Hesiod's Theogonie es ausdruckt) 
des Himmels von der Erde, geht nun durch alle Insel- 
gruppen (worauf bei einer zusammenhängenden Bearbeitung 
der polynesischen Mythologie zurückzukommen sein wird) 
unter einer Verschiedenheit mythischer Einkleidungen und 
oft durch Pfeiler gestützt, die sich dann später als heili- 
ges Säulenpaar in geheimnissvoUen Symbolen verbergen. 

um diesmal innerhalb des Rahmens der Maori stehen 
zu bleiben, sei erwähnt, dass nach Taylor anfangs nur 
schwache Gräser und Farren unter der engen Umfassung 
des Himmels und der Erde aufzuwachsen vermochten. 

Als deshalb unter der fortgehenden Zeugung ^ die sechs 
Kinder geboren wurden, fehlte es ihnen an Raum und 
musste der Drang nach Befreiung kommen. Tangaroa, 
als Fischgott (wie sonst Tinirau), doch auch als weitrei- 
chender Meeresgott, steht in einer Reihe mit seinen Brü- 
dern, heisst aber in einer andern Version nicht der Sohn, 
sondern der Onkel des Himmels, den er bei Rückkehr 
von einer Reise, da er ihn bei seiner Frau findet, durch 
Speerwurf verwundet, sodass er auf die Erde herabfallt 
(s. Wohler). Hier bewahrt also Tangaroa die ältere Form. 
Auf der Insel Maui lag der Himmel früher so niedrig, 
dass er von der Lam Kaahaa (niedriger Himmel) genann- 
ten Stelle auf dem Hügel Kauwiki mit einem Speerwurf 
zu erreichen war; und das§ dann Blutstropfen herabfallen 
mögen, wussten auch die Chaldäer. In einer mir freund- 
lichst von Herrn Locke mitgetheilten Version heissen alle 
diese Kinder (Papa^s und Rangi^s) gleichmässig Tane, mit 
ähnlichen Namenszufügungen, wie sie sich auch bei Taylor 
finden, und werden sie dadurch als männlich charakterisirt 
(indem das Weib erst später, aus himmlischer Schopfimg 
Rehua's, zutritt). Der Aelteste dieser Tane brachte in 



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Der Mensch. 45 

den Umherbewegungen, um in der erstickenden und be- 
engenden Finstemiss sich Luft zu schaffen, seinen Kopf 
unter die Achselhöhle^ seiner Mutter, und ihn dort her- 
vorstreckend, sieht er in dem mit strahlendem Lichtglanz 
erfüllten Baum der Unermesslichkeit die 70 Glorreichen^ 
in der Hohe thronen. Ich bin Tane, ruft er ihnen zu, 
und in dem eingeleiteten Gespräch wird er aufgefordert, 
die Aeltem zu trennen, wie er es, nach Zurückziehen des 
Kopfes in die Dunkelheit, seinen Brüdern vorschlagt. 
Das Folgende verläuft dann in der Hauptsache wie oben. 

Der Grundzug liegt darin, dass, nachdem die Schwä- 
cheren ihre Kräfte vergeblich erprobt, der mächtige Wald- 
gott die Trennung erzwang und dafür der Erde selbst 
eine Stütze bot (ähnlich wie die gegen Uranos kämpfen- 
den Kinder mit ihrer Mutter Gaea befreundet bleiben und 
von ihr sogar zum Streite angeregt werden). Der Wind- 
gott dagegen verbleibt naturgemäss bei seinem Vater 
oben, zu dem er sich zurückzog, wie anderswo Ruach 
oder Kol-piach geradezu an die Stelle des Himmels treten 
mag und wie im zweiten G5tterkampf Japetos als see- 
lische Potenz des Windes (s. v. Schmidt) den gewaltig- 
sten Bundesgenossen des Himmelsgottes abgibt. Als dann 
der Sturmwind gleich einem cyclonischen Taifun oder 
Ty^hxm (ein böser Hiisi bei den Finnen) herabfährt, um 
ihre Unthat an den Brüdern zu rächen, verwandeln sich 
die widerstandslosen Gotter in Pflanzen' (wie die in Ae- 
gypten vor Typhon fliehenden in Thiere), Rongo-Matane 
in den' Kumara und Haumia Tikitiki in die Farrnwurzel, 
um unter dieser Form sich im Schose der Mutter^ zu 
verbergen. Der Wald wird niedergeworfen, Tangaroa* 
flieht zum Meere ^, und nur Tu, als Prototyp des Men- 
schen, widersteht siegreich. 

Daraus ^ wird die berechtigte Herrschaft des Menschen 
über die Natur hergeleitet und es ist dies ein sehr bedeut- 



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46 I. Neuseeland. 

samer Zug für den ethnologischen Einblick in den Spruch : 
„wie der Mensch, so seine Götter'^ ^ bis zu der von Xe- 
nophanes, der in dem Olymp nur einen nach oben gewor- 
fenen Reflex der Menschenwelt sah, gezogenen Consequenz 
(für Vierfussler). Anderswo, wo ringsum Gefahren drohen 
aus der Natur, fühlt sich der Mensch (in Gottesangst oder 
Deisidämonie) sklavisch unterworfen, er naht ihr nur zit- 
ternd, im Bitten oder Flehen, und ihr Eigenthnm wagt 
er erst nach selbstauferlegtem Gelübde (wie der Mokisso 
in Loango) sich zum Niessbrauch anzueignen. Der Maori 
dagegen, der ringsum keinen Mächtigern als sich selbst 
kennt, fühlt in sich den Herrn ^ der Schöpfung, der nimmt, 
was ihm beliebt, und seine Incantantionen sind nicht 
etwa flehende Gebete, auch nicht Beschworungen, gleich 
denen des Schamanen, der seine Ahnengeister ^ oder 
Hauskobolde zu Hülfe ruft, sondern es sind Befehle an 
die Natur, denn er, das Abbild Tu's, in dem die ganze 
Wesenheit dieses Gottes sich abgedrückt hat, er besitzt 
damit, durch das Recht des Siegers, die Autorität zu ge- 
bieten. Mehrfach habe ich ältere Colonisten in Neusee- 
land erzählen hören, wie sie bei gefährlicher Seefahrt in 
gebrechlichem Canoe oft gestaunt hätten, wenn sich unter 
Sturmesgebraus und Wogenschwall die Gestalt des alten 
Tohunga erhoben, um so laut es seine Stimme erlaubte 
dem Meere und dem Winde ein Schweigen zuzurufen. Der 
aus seinen Kriegen gegen die englische Besitznahme des 
Landes berühmte Häuptling Te Heuheu fand seinen Tod, 
da er bei einem sein . Dorf bedrohenden Bergsturz statt 
zu fliehen der Gefahr entgegenging, mit Zauberformeln 
gewaffnet, wodurch er sich befähigt zu fahlen glaubte, 
die Katastrophe zu hemmen. 

Die Religion des Maori liegt in seiner Selbstachtung 
und in der dadurch bedingten Verehrung seiner Atua, 
unter einem als naturgemäss empfundenen Zusammenhang. 



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Prieeter. 47 

Fühlt er sich inmitten fremder ^ Verhältnisse gestellt, vor 
deren stärkerer Macht er sich zu beugen hat, so geht 
ihm mit dem stolzen Selbstgefühl auch sein Gott verloren, 
und rasch bricht er nun hoffnungslos zusammen, in jenem 
Hinschwinden, wie es, infolge unvermittelt einbrechender 
Culturgewalt, Spratt unter den Aht beschreibt 

Von einer Priesterschaft ^ konnte nur in bedingter 
Weise die Rede sein, da der Cultus auf der magischen 
Vorstufe seiner religiösen Grundlage verblieben war. In 
den Karakia oder Zaubersprüchen (kräftig, wie die, selbst 
feindliche Gottheiten evocirenden carmina derKomer) besass 
der Mensch die Obergewalt^ über alle Naturereignisse 
nicht nur, sondern auch die sämmtlichen Verhältnisse 
des menschlichen Lebens, sie beruhigten die Wogen, zogen 
Fische herbei, brachten gutes Wetter für die Ernte, scha- 
deten dem Feinde, heilten Krankheiten, brachten Sieg im 
Kampf, gewannen die Liebe der Frauen u. s. w., und wer 
sie alle kannte, wurde dadurch allmächtig, und selbst ein 
Gott, sodass er keines andern bedurfte. Jeder hatte das 
Recht, sie zu gebrauchen und dieVortheile aus ihnen zu 
ziehen, vorausgesetzt, dass er sie kannte. Darin freilich 
lag der Haken, und naturgemäss konnte diese Mana oder 
Autorität* nach der ursprünglichen Auffassung nur in den 
alten Ariki ^ inhäriren, bei denen sie sich durch Piolani oder 
Himmelsehen in ununterbrochener Descendenz der Tradition 
vererbt hatte. Im übrigen finden sich stets in jedem Gesell- 
schaftskreis gewisse Individuen, die sich eingehender — 
deorum aasidua insidens ctsra (s. Livius) — damit beschäf- 
tigt hatten, als es den durch die gewohnlichen Ereignisse 
des Tageslebens beanspruchten möglich war, und diese 
meist in Einsamkeit, zu ungestörterer Meditation % lebenden 
Gelehrten erhielten dann oft durch den Ruhm ihrer Kennt- 
nisse priesterlichen Einfluss oder wurden, von der schwar- 
zen Seite betrachtet, als Zauberer (die krankmachen statt 



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48 I- Neuseeland. 

heilen) gefürchtet. Schreckbare Erzählangen yergrossern 
sich in der Phantasie der vom Heiligthum ausgeschlosse-* 
nen Profanen und arcanvs hinc terror sanctaque ignorantia. 
Hierbei konnte es vorkommen, dass für bestimmte Fälle 
die Verehrung sich vorzugsweise Einem ^ Gotte zuwandte, 
der darüber besonderen Einfluss auszuüben im Stande 
schien, wie Rongo oder Rongamai, in seiner mythischen 
Verknüpfung mit der Kumara, auf die Ernte 2, und die sich 
dafür hauptsächlich der Kenntniss der auf ihn bezüglichen 
Karakia widmenden Priester mochten dann für die von 
ihnen aufgerichteten und bedienten Tempel eine dauernde 
Gemeinde gewinnen. So besassen die mit dem Kriegs- 
gott vertrauten Tohunga leicht zu erklärenden Einfluss, 
und in dem für Kamehamea's Schutzgott, der ihm seine 
Siege erkämpft hatte, aufgerichteten Heiau oder Morai 
(Hawaii' s) würde mit der Zeit ein Centralgott für die Insel- 
gruppe seinen Sitz haben nehmen können, oder die dem 
Zwillingspaar (gleich den Alces im Haine der Naharvalen) 
unter den hawaiischen Göttern bewiesene Gunst hätte von 
einem speculativen Kopfe ausgebeutet werden können, sich 
als Priester S'eßv (xeyaXov Aioaxopov KaßeCpov zu erklären (wie 
Cajus im augusteischen Zeitalter), oder gleich einem ägyp- 
tischen apxtepeix; unter a%emeiner Organisation (zur Ptole- 
mäer-Zeit). Locale Verhältnisse wieder begünstigten den 
Anspruch auf einen permanenten Sitz der Gottheit, wie er 
für die dem Krater des Vulcans nahe wohnende Orakel- 
frau Pele's (ehe als feindlich gestürzt, wie Zohak im De- 
mawend) zugegeben wurde. Taylor erzählt von einem 
Häuptling von Waitotara, der als mit den an die Sterne 
gerichteten Karakia bestbekannt, unter seinem Stamme 
eine Art Astral- Verehrung hervorrief, die unter begünsti- 
genden Umständen hätte permanent werden können (wie 
vielfach anderswo), und mitunter mochte Einer oder der 
Andere, aus den im Hain des Wahi-tapu ^ (neben dem Pa * 



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Erster Mensch. 49 

oder Dorf) vor dem Abgang zum Beinga versammelten 
Seelengeistern, sich durch einzelne aus seinen Ahnen be- 
sonders begünstigt zu fühlen glauben, und gelang es ihm 
dann vielleicht, sie zu längerm Verweilen festzubannen, 
so besass er in seiner Hand ein mächtiges Droh mittel ge- 
gen solche, die ihm priesterliche Anerkennung, wenn er 
danach etwa strebte, hätten versagen wollen. Religiosum 
locum unmquisque sua voluntate facit. Im übrigen lag die 
Folgewirkung der Karakia in der psychischen Kosmogonie 
der Maori begründet, weil — indem (ähnlich wie bei Philo 
auf eine Gottpersonlichkeit bezogen) der Koafxo^ 9aiv6(i.evO(; 
oder aojjLttTtxoi; ein Nachbild (jjiffjnrjixa) des (im Koc(i.O(; votjtoi;) 
zum Muster gelieferten Vorbildes (TcapaSefYjxa) darstellte, — 
die schöpferischen Kräfte, die ursprünglich bei der Ge- 
staltung thätig gewesen waren, jetzt aufs neue aus dem 
Geist selbst wieder in Bewegung gesetzt werden konnten. 
Da ich das Kapitel der in sympathischen Verknüpfungen 
wirkenden Magie als Triebfeder der Cultushandlungen 
schon mehrfach bei den aus den verschiedenen Continenten 
gebotenen Gelegenheiten zum Gegenstand verschiedent- 
licher Abhandlungen gemacht habe, gehe ich hier nicht 
weiter darauf ein. 

Als solche Einkorperung Tu-mata-uenga's, in einem 
Abbild, oder als directer, obwol irdisch abgeschwäch- 
ter, Reflex desselben, erscheint im mythologischen Sy- 
stem der Maori der Mensch als Tiki\ der (in der 
Abstammung von Tiki-ahua) als Aitanga-a-Tiki, der 
Erste Mensch^, das Urbild des Menschengeschlechts ab- 
gibt (den Tod nicht kennend, bis die Urfrau Hine-nui- 
te-po durch Maui-tikitiki betrogen wurde), und als weib- 
liche Hälfte tritt zu ihm Kau-äta-ata aus Himmelshohen 3 
(den Sohn Tahu, mit Taharanga vermählt, zu zeugen). 
Obgleich Tu-mata-uenga als Beherrscher der Natur da- 
steht, und dies bekundet, indem er Tane-mahuta's Bäume 

Bastiav. 4 

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50 I- Neuseeland. 

umhaut, Tangaroa^s Fische fangt, die Kumara und Farm- 
wurzel ausgräbt, so entbrennt doch noch mannichfacher 
Krieg unter den Brüdern. Als Tangoroa zum Meere floh, 
wandte sich ein Theil seiner Kinder (in den Reptilien) 
zum Lande zurück, bei Tane-mahuta Schutz findend, und 
so entsteht Feindschaft zwischen diesem und dem Meere, 
Tangaroa^s Reich, das Tumatauenga wieder mit Hülfe 
Tane-mahuta's, der das Holz für die Canoes liefert, be- 
kämpft. Tawhirimatea steht allen gleichmässig feindlich 
gegenüber und weilt mit seinem Vater in den Himmels- 
höhen. Die stürmischen Küsten Neuseelands malen den 
Windgott wild und ungestüm, gleich Rudra (oder Marut) 
in den die Schneegipfel' des Himalaja umfahrenden Wet- 
tern, gefürchtet wie Typhon aus dem Samum der Wüste, 
wogegen unter den milden Lüften des Mittelmeeres ein 
TaniiQC avefjLOv in Aeolus auf glücklicher Insel weilte, und 
nur etwa die Harpyien hier und da hervorfuhren. 

Der Himmel nun ist in zehn Abtheilungen oder Ter- 
rassen^ (worunter Rangi-i-runga bei Taylor aufgeführt 
wird) aufgebaut, und auf der höchsten derselben thront 
in dem Naherangi oderTuwarea genannten Tempel, unter 
den dort vereinigten Göttern Rehua^ als der höchste, ein 
nebeliger Feuergott ^, der mit Atatuhi, seiner ersten Frau, 
den Mond (Marama), die Sterne (Whetu), die Dämme- 
rung (Atarapa) imd den Tag (Atahikurangi) zeugt, mit 
seiner zweiten Frau (Wero wero) dagegen die Sonne oder 
Ra, und diesem wird von seiner Frau (Riko riko oder 
Arohi rohi) die Tochter Kau-ata-ata geboren, die auf 
Erden zu Tiki herabgesandt wird. Die Söhne der Götter 
und die Töchter der Erde haben hier also das Geschlecht 
gewandelt, wie auch in Aegypten der Himmel durch die 
niedergebeugte Frau Nout oder (in männlicher Fassung) 
Kronos (als gekrümmt) oft in verschiedenen Wieder- 
holungen übereinander symbolisirt wird, die Erde dagegen 



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Himmelsterrassen. 51 

durch den mit Gras bedeckten Mann Seb (ithy phallisch 
als Gans das Weltei brütend). 

Die nächst niedrige (neunte Terrasse) ist von den 
Wairua oder Geistergottern bewohnt, welche, Deificationen 
bevorzugter Seelen (Wairua) unter sich aufnehmend, den 
oberen Göttern nahe stehen. Die achte Terrasse (Auku- 
mea) bildet den Aufenthalt der Geisterseelen, und in der 
siebenten (Autola) werden die Seelen, unter Erwachen des 
Geisteslebens, zum Niedergang in Menschenleiber vorbe- 
reitet (wie bei den Buddhisten in Tuschita für Konige 
und Helden oder Weisen). In der sechsten Terrasse wei- 
len die Untergotter (Atua, oder plural Nga-atua) und hier 
herrscht Tawhaki \ der, von der Erde zum Himmel ^ em- 
porgestiegen, die Lehre der Erlösung gepredigt. In der 
fünften Terrasse (Nga-Tauira) finden sich Halbgotter, 
als Gehülfen der Untergotter (eine Art 5ai(Jiovs<; icpoTCoXot 
wenn diese von den Göttern zum Dienst im Tempel Nahe- 
rangi berufen werden). In der vierten Terrasse sprudelt, 
als Lebensquell, (gleich dem Okeanos als Quell der Schöpf- 
ung) der Quell verjüngender Lebenswasser^ oder Hauora 
(Wai-ora-o-Tane oder Tane-te-wai-ori) und hier belebt 
sich die Seele des Embryo für irdische Geburt.* Die 
dritte Terrasse (Nga-Roto) unter der Herrschaft Maru's 
(buddhistisch Mara) enthält in den Seen die Wasser über 
dein Firmament, und wenn die aufgewühlten Tiefen über 
den Rand spritzen, erscheint der niederfallende Schaum 
als Regen oder Hagel auf der Erde. Die zweite Terrasse 
(Waka-moru) bildet den Himmel meteorologischer Pro- 
cesse (Regens und Sonnenscheins), und dann folgt die 
erste (oder letzte) Terrasse, als Kiko-Rangi materieller 
Himmel (Kiko oder körperlich) von Toi-mau beherrscht, 
in der Luft- Atmosphäre, dem Reich Tawhiri-matea's (des 
Windgottes). Die drei untersten Terrassen (1 — 3) stehen 

4* 



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52 I- Neuseeland. 

unter Maru, die drei folgenden (4 — 6) unter Tawhaki und 
die vier höchsten (7 — 10) unter Rehua. 

Auf nähere Besprechung der grossen Zalil interessanter 
Einzelheiten, die sich hier bieten würden, kann für den 
Augenblick nicht eingegangen werden, und haben wir 
uns jetzt zu der Erde oder vielmehr zu der untern Welt 
zu wenden, ebenfalls, gleich der obern Welt oder dem 
Himmel, in zehn Abtheilungen, die übereinanderliegen, 
geschieden, und neun^ davon gehören der von der Erde 
geschiedenen Unterwelt an. 

Als erste oder oberste Schichtung, in diesem dem Oben 
oder Himmel in Papa entgegengesetzten, findet sich die 
Erdoberfläche, mit Gras und Bäumen bedeckt, unter die 
Herrschaft des Gottes Tane-mahuta gestellt. 

Darauf folgt, als zweite, die Kegion der Götter Rongo- 
ma-Tane oder Haumia-tike-tike, also diejenigen Tiefe, 
aus welcher die essbaren Knollen ausgegraben werden, 
und weiter hinab war dann mit Reinga in dritter Schich- 
tung (als descensio Avemi) der Eingang in die Unter- 
welt des Hades erreicht, am wildzerrissenen Felsgestade des 
Nordcap, wo im Sturm- und Wogengetose das Rauschen 
der vorüberstreichenden Seelen gehört wurde, gleich denen 
Galliens, wenn sie sich auf dem Einschiffungsplatz zur 
Ueberfahrt nach Britannien drängten. 

Vorwiegend lag in Polynesien das Todtenreich im 
Westen^, so in Tahiti, Hawaii, Tonga, Samoa, auch auf 
Fiji, wo jede Insel der Gruppe ihren besondern Springstein 
hatte (einen acarnanischen Leukasfelsen), um nach dem 
gemeinsamen Versammlungsort auf Viti-levu zu schwim- 
men, imd auf dieser Insel waren die auf dem Geisterwege 
liegenden Häuser aUe in einer Reihe gebaut, damit sich 
die durchstreichenden Seelen^ an keine Hindemisse 
stiessen. Fernerhin war dann zwar die Reise noch lang, 
mancher Leukasfelsen (in Homer's Routenweiser) war zu 



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Unterwelt. 53 

passiren (oder auch stygische Flüsse, wie der Wai ora tane) 
und manche Gefahren drohten von cerberischen Un- 
geheuern in allerlei Gestalt, wie es die Mythologen Fiji's 
breit und ausführlich zu erzählen wissen (sowie von Höllen- 
mächten, gleich den Milu und Meru). * 

Dem Maori bot der modrig alte Baumstamm, der am 
Reinga wurzelte, seine niederhängenden Schlinggewinde, 
um sich daran in das Schattenreich niederzulassen. 

Nächst unter dieser Schichtung Te Reinga, wo die 
greise Urahnin Hine-nui-te-po im nächtlichen Dunkel 
weilte, folgte die Schichtung Au Toia unter der Herrschaft 
Whiro's. Der bei der Ankunft am Reinga noch die frü- 
here Lebenskraft nachempfindende Seelengeist, der deshalb, 
wenn etwa statt hinabzusteigen auf die Erde zurückkeh- 
rend, manch gefährlichen Schaden anzurichten vermochte 
(sofern nicht im Hain des Wahi-tapu gesühnt), fühlte seine 
Kräfte sinken, wenn bis hierher gelangend, und war manch- 
mal schon, wenn die nächstuntere Schichtung Uranga-o- 
te-ra erreichend, zu einem bleichen Schatten ^ dahinge- 
schwunden.^ In solchem Falle war es dann um ihn ge- 
schehen, da die rachsüchtige Gottin Rohe, die, als Maui^s 
Gattin, dort herrschte, alle Seelen todtete, die sie zu über- 
wältigen vermochte. Die übrigen entkamen in die darunter- 
liegende Schicht Hiku-Toia, wo der Rest der Kräfte reis- 
send abnahm und mehr noch in der nächstfolgenden oder 
Pou-Turi, sodass sie durchschnittlich völlig abgeschwächt 
in die in der Tiefe sich ofiiiende Region des Gottes Meru * 
niedertaumelten, und diesem dann erlagen. Kur wenigen 
war genügende Resistenzfähigkeit geblieben, sich bis in 
die nächste, neunte Schicht, Toke, zu retten, und von dort 
ging es dann in den Schlund der letzten oder zehnten Schicht 
nieder, Meto oder Verwesungsgestank* genannt, wo in 
diesem alles endete, nachdem nur zuweilen noch die Seele 
in letzter verzweifelter Anstrengung sich unter der Gestalt 



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54 I- Neuseeland. 

eines Wurmes \ aus den V erwesungsresten des begrabenen 
Leichnams hervor, f iir einen Augenblick geregt hatte. Das 
waren die Aussichten nach dem Tode, also noch trauriger, 
als sie Odysseus bei seinen Waffengefährten im Hades fand. 
Und dennoch ging der Maori ohne£cheu, voll trotzi- 
gen Kriegermuthes solchem Tode froh entgegen, denn es 
blinkte ihm der Nachruhm in den Liedern, in den Eeden, 
in der Bewunderung seines Stammes, 

und von des Lebens Gütern allen 
ist der Buhm das höchste doch 

wie der Dichter singt. „Amore laudis^* (s. Augustus) 
war Rom gross und mächtig geworden. 

So, in einem von Manning mitgetheilten Heldengedicht ^, 
das an die Episode von Rustam's Kampf mit seinem Sohne 
im Schah-nameh erinnert^, scheidet ein hochberuhmter 
Heldenkonig aus dem Leben ab und ihm folgt ein eben- 
biirtiger Sohn, dessen Kriegsthaten bald gleichfalls die 
Bewunderung der Welt auf sich ziehen. Als er nun einst, 
mit seiner Waffenschar von neu erkämpften Siegen heim- 
kehrend, am sturmgepeitschten Strande des dunkelstarren- 
den Nordcap einherzog, da brauste es rauschend in den 
Wogen, und mit ihrer Zertheilung stieg eine riesige Spuk- 
gestalt, mit Speer und Keule gerüstet, aus dem Meere 
auf, der Küste zuschreitend. Der junge Fürst erkennt 
den Geist seines Vaters, der, aus dem Beinga zurück- 
kehrend, ihm ein Halt gebietet. Sohn, ruft er ihm zu, 
bereite dich zum Kampfe. Bis in die Unterwelt ist der 
Ruhm deiner Thaten gedrungen, du verdunkelst den mei- 
nigen, Neid* fuhr ich im Herzen, wir müssen unsere 
Kräfte messen, wer der Grossere sei. So kämpfen^ sie 
denn u. s. w. 

In solchem Nachruhm^ schwelgten' die Jungen und 
Thatendurstigen, den andern blieb nur die düstere Ver- 
wesung im Hause HePs. Doch, nu nemo de immortalitate 



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Fortleben. 55 

depeilet (bei Cicero) und so, wie überall, gab es auch 
unter den Maori, sei es praktischer angelegte, sei es tiefer 
sinnende Gemüther, die sich nach einem bessern^ Lose 
sehnten, und wie überall und immer erzeugte auch bei 
den Maori das Angebot die Nachfrage. Auch hier wurden 
privilegirte Plätze (die sich durch mysteriöse ^ Weihen der 
Geheimbünde, gleich denen der Areois, erkaufen liessen) 
geschaffen, theils in der Sonne ^ (in deren Lichtkreis auch 
in Mexico Waffentänze schwangeh), theils unter Benutzung 
des von Tawhaki* zum Himmel^ eröffneten Weges, und, 
wie auf Tahiti, verbunden mit jener poetischen Auffassung 
der Sterne als Augen (wie Pythagoras in den Gestirnen 
die Inseln der Seligen sah). 

Da soeben von Neid die Rede war, fürchte ich, solchen 
zu erregen, wenn unsere Archäologen hören, dass es mir ver- 
gönnt war, in Hawaii aus dem Privatbesitz, des Königs noch 
den Steinnapf zu sehen, in welchem in früherer Zeit (noch 
zu der Cook's auf Tahiti) das rechte Auge des erschla- 
genen Feindes dem Landesfürsten vom Hohenpriester zum 
Verschlingen angeboten wurde. Hoffentlich findet dieses 
Prachtstück schliesslich seinen Ruheplatz in einem seines 
historischen Werthes würdigen Museum. 

Es ist eine natürliche Folge des Gedankenganges, dass, 
sobald die Idee des Fortlebens, die Scheidung des zum 
Lichte Gehen (aere M te ao) und des zum Dunkel Gehen 
(aere ki te po) bei einem kriegerischen Volke entspringt, 
sie besonders die in der Schlacht Gefallenen oder sonst 
dem Leben gewaltsam Entrissenen^ begünstigt, da dann 
die (nicht durch Siechthum geschwächte ^) Seele in voller 
Jugendkraft in Walhalla's® Hallen emporsteige.^ So bei 
Battah, Azteken, Dayak u. s. w. und so auch bei den 
Maori, während bei verfeinerten Zuständen sich gegen dies 
Monopol eine Opposition erhebt, und deshalb Heraklit 
von Theodoret getadelt wird, weil er die im Kampfe 



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56 !• Neuseeland. 

Gefallenen ^ (ap7|£9aT0u^) vor allen, oder allein, der Seligkeit 
gewürdigt. Furchtsame Stämme dagegen schliessen solch 
wilde Geister in ein (auch für Titanen gebautes) Gefang- 
niss^ (Chaysi's auf den Mariannen) ein. Ich habe dieses 
Thema mit zugehörigen Belegen und naheliegenden Weiter- 
schlüssen bereits so häufig in meinen frühern Publicationen 
behandelt, dass ich nicht nochmals darauf eingehen will, 
und anderes auf die polynesischen Vorstellungen vom Fort- 
leben Bezügliches wird sich bei dem hawaiischen Welt- 
system^, zu dem wir jetzt übergehen, erörtern lassen. 

Zwischengefügt, weil Mangaia (halbwegs, sozusagen, 
zwischen Neuseeland und Hawaii) betreffend, seien einige 
Worte über GilFs Werk (Myths and Songs from the 
South Pacific), das ganz neuerdings, vor einigen Jahren 
erst, veröffentlicht ist, aber mehr Aufklärungen über den 
polynesischen Ideenkreis enthält als drei Viertel der 
übrigen Literatur zusammen. 

Die Schöpfung beginnt mit Te-aka-ia-Roe (der Wurzel 
alles Seins) und entwickelt sich logisch (in ihrer Art) dem 
Weltgebäude gemäss , von dem ein Umriss beigegeben ist, 
wie sich auch die Genealogien und Functionen der Gotter 
in übereinstimmender Weise mit den aus andern Theilen 
Polynesiens erklären lassen. Eins fehlt indess auch hier, 
nämlich eine Eschatologie. So genau und umständlich 
die polynesischen Mythen in Beschreibung der Entstehung * 
und Fortentwickelung des Schopfungsprocesses ^ verweilen 
mögen, so bleiben sie doch immer nur beim Anfang, von 
einem Ende wird nirgends gesprochen. Ich machte dies 
zu einem besondern Punkte der Nachfrage bei meinen neu- 
seeländischen Autoritäten, konnte jedoch keine bestimmte 
Auskunft erlangen. Indess versprach mir Herr White, 
dass er der Sache weiter nachspüren wolle. Herr Man- 
ning brachte mir nach längerm Gespräche über diesen 
Punkt ein unter seinen Papieren gefundenes Gedicht 6, 



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Jenseits. . 57 

das, im Reden vom Fortgerissenwerden durch Feuer, 
Hindeutungen auf einen schliesslichen Weltenbrand 
(im Zend, gleich dem Surta-logi der Edda), als eine 
stoische ixTcupwai^ (oder das am Ende hervorbrechende 
Weltenfeuer Valentinian's) zu enthalten scheint. Immerhin 
würde, der ganzen Tendenz dos Systems nach, jedes Ende 
nur als relatives gelten können (ähnlich den partiellen 
Weltzerstorungen der Buddhisten, im Feuer zu hohem 
Terrassen reichend, als im Wasser), da wie der An- 
fang ein Nichts oder nicht ist, so auch das Ende sein 
muss, oder, in der Antithese, Alles im AU. „Nichts geht 
verloren und nichts kommt hinzu" (Empedokles). In der 
Nacht des Nichts jedoch realisirt sich das Nirwana in 
dem Ding an sich, das, hinter dem Täuschenden der Er- 
scheinungen stehend, sich dort verbirgt. 

Das Nirwana, das man stets noch als ein Nichts (oder 
Vernichtung) erklärt findet, bedeutet (wie ich bereits zu 
verschiedenen malen ausgeführt habe) für denjenigen, der 
sich in den buddhistischen Gedankengang hineingefunden 
hat, den geraden Gegensatz des eigentlichen Seins, denn 
das Nichtige liegt in der täuschenden Maya des Kreislaufs 
im Sansara, und die Befreiung aus demselben führt in die 
eigentliche Realität ein, die hinter den Dingen des Scheins 
ruht, durch ihr Truggeflimmer verdeckt. Nachdem bei 
der Entstehung einer neuen Welt die aus dem Reflex 
früherer Zerstörungen in der primären Lotus aufgesprosste 
Buddha-Idee, zur Wiederbefreiung von der im Con- 
tact mit der Materie zugezogenen Trübung, alle Phasen 
der Existenzmoglichkeiten in Thieren (oder Pflanzen), 
Menschen und Gottern (in ihren dreissig Himmeln oder 
mehr) durchlaufen, und nachdem sie sich in der Meditation 
bis zu den Rupa -Welten geläutert (oder selbst bis in die 
Arupa-Regionen überfeinert hat), zerbricht sie mit der unter 
dem Bodhi-Baum erlangten Erleuchtung die Fesseln des 



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58 I- Neuseeland. 

körperlichen Cyklus, und tritt hinaus ins jenseitige Nir- 
wana, durch moralische Kräfte im Dharma zur Erhaltung 
der bestehenden Weltperiode, bis zu ihrem natürlichen 
Ende, fortwirkend (mittels der irdischen Vertretung in 
dem geheiligten Conclave der Sangha). So bietet sich 
jedem das Vorbild, dem nachzustreben, und das er durch 
eigene Kraft, wenn ernstlich gewillt, zu erreichen vermag 
(s. Weiteres: „Zeitschrift der morgenländ. Gesellschaft" 
1875; „Zeitschrift für Ethnogr." 1871; „Volker des ost- 
lichen Asien*', passim u. A. m). 

In der Gliederung der Gotterfamilie * (nach dem von 
White aufgestellten Schema) ergeben sich folgende Ab- 
stammungen.- 

Von Rangt (nach seiner Trennung von Papa) in erster 
Ehe mit Atatuhi (Dämmerungsstrahlen) entspringen Ma- 
rama (Mond), Whetu (Sterne), Atarapa (Tagesgrauen) 
und Atahikurangi (Volltag) ; in der zweiten Ehe mit Wero- 
wero (Hitzgezitter) wird Ra (die Sonne) geboren, die sich 
mit Rikoriho (Hitzgeflimmer) als erste, mit Arohirohi 
(Lichtschimmer) als zweite Frau vermählt, und mit der 
letztem die Tochter Kau-ata-ata (in Morgensschone schwim- 
mend) zeugt, als Gemahlin für Tiki. 

Von Rehtux^ (Sohn Maru's mit Whatitin) kommen 
Pekehawani (das Luftbild einer Fata-morgana), Buh% Nga- 
htiru^ Tene, Poutu^ Kumera zur Erntezeit (der 10 Monate 
in Ngahuru\ indem durch die verschiedenen Namen auf 
die Einflüsse der Wärme zum Zeitigen der emporwachsen- 
den Pflanzen angespielt wird. 

Von Rongo-ma-tane^ in Kumara verwandelt, werden 
hergeleitet Pani (god of crops in störe) , Thinge (spirit of 
Kumara, that part, which gods receive in offering), Ra- 
kiora (god of crops when being taken in störe), Pahaka 
(god superintending crops, when being taken into störe), 
Matiti (guardian god of the door of the Kumara störe). 



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Theogonie. 59 

Von Haumia tiketike kommen Tuna-rangi (god of fem- 
root, also koromiko, Nikau and flax), Fonga (god of hard 
tree fems), Koran (god of edible ferns). 

Tawhiri-matea's Nachkommenschaft begreift Ru (Erd- 
beben), Uenuku (Regenbogen), Whatu (Hagel), Ua (Regen), 
Nganga (Reif), Tomairangi (Thau), Haupapa (Eis), Hau- 
himgo (Kälte), Apuhau (Stürme) u. s. w. 

Tane-mahuta vermählt sich mit Awhi-Papa (awhi- 
Umarmung), also eine andere Form für Mutter der Erde 
(auf welche er unter den Brüdern das meiste Anrecht hat), 
und aus dieser Ehe gehen hervor die Vogel Haere-awa- 
awa, Weka, Kiwi, Pahiko, Kaka, Parauri, Tui (und 
schwarze Vogel), Takapotiri, Kakapo (mit den grünen 
Papageien), Tane (Baumholzer), Wini-Wini (Gott der 
Spinnen). Die Nachkommenschaft Tane^s begreift neben 
den Insecten * (Huhu, Raupen, Pepe, Schmetterlinge u.s. w.) 
die Musikgottinnen Raukatauri und Wheke (a voice heard 
in the forest, a female, who sings ^ to the world). 

Papa in ihrer vollen Form vermählt sich (nach der 
Trennung vom Himmel) mit Ru * (Tawhiri-matea's Sohn) 
in erster Ehe und gebiert ihm Kanapu (Blitzesglanz) und 
Whatitiri (DonnergeroU), sowie Hine-nui-te-po und Hu- 
kere, dann in zweiter mit Whiwhia-te-Rangi oa, die Kin- 
der Tawhare-riku, Kukupara, Hawaiki, (Hawaii), Wawau- 
atea (Vavau), Tapora pora (Bora-Bora). In Vermählung 
mit Whiro (Bruder Tahu's in der Zeugung Tiki's mit 
Kau -ata -ata) gebiert Hine-nui-te-po die Kinder Tara- 
hanga, Ouhoka, Rautapu, Ngai, Tahatiti, Raurue, Tuma- 
rakeiora, Owa oder Irawaru (als Gott der Hunde, mit 
Ihiihi, Schwester Maui^s vermählt), Marama-o-Hotu, Tai- 
nui-o-aitu und Monoa. 

Aus Tangaroa's Vermählung mit Mata-kerepo ent- 
springen die Sohne Tu-te Wanawana, Ikatere, Ruahne 
(Aalgott), Oka, Wheke (Muschelgott), sowie die Tochter 



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60 ' I- Neuseeland. 

Mai-Rangi (Thau) und Tu-pari. Als erste Frau Maru's 
gebiert Tu -pari die Kinder Moko-i-Kuwharu, Tuatara, 
Kaweau, Mokomoko, Paapaa, und Mai-Bangi (Maru's 
zweite Frau) die Eidechsengotter (Tutangatakino , Uatai, 
Marongorongo , Koronaki, Pouatehuri, Hura, Rimurapa, 
Paouru, Paroro Ariki, Whiti, Matipou, Karukaru, Behua, 
Taungapiki, Rino-o-Takaka) , während Tu-te-Wanawana, 
als erstem Gatten, Whatitiri (Tochter Ru's) die Kinder 
Urutira(Hai), Muma-te-Awha (Walfisch), Punga (mit Mu- 
riwhakaroto vermählt) und Karihi gebiert, sowie Maru, 
als zweiten, den Sohn Tawhaki, (Vater Pihanga's durch 
Hapai) in der Erhebung zum Dach den Himmelsaufgang 
vorandeutend). Karihi zeugt mit Kahu-Tara die Kinder 
Torea, Tara, Tuaka (and all sea birds, which fly in flocks) 
und Hema, von dem, neben Taranga, die Tochter Maewa 
stammt, Mutter Whaka maru's, -worauf Atinguku folgt 
und dann Tumuwhenua (Gott der Ratten). 

Tumata-uenga, in Tiki, als Mensch, reproducirt, erhielt 
Kau -ata -ata (Rangi's Tochter) zur Frau, von der Tahu 
und Whiro geboren werden. Tahu zeugt mit Tarahanga 
(Tochter Whiro's mit Hine-nui-te-po) den Sohn Kikiwai, 
und dieser mit seiner Tochter Kahuitara den Sohn Tama- 
a-Rangi (Himmelskind). In erster Ehe vermählt sich 
Tama-a-Rangi mit Makea tutara, von welcher Muri-Rangi- 
Whenua, Kahui-whata, Kapua und Uremanu geboren 
werden. Mit Muri-Rangi-Whenua vermählt sich Mahuika 
(Vater des Feuers) und zeugt Ware- wäre, worauf nach- 
einander Kauika, Mairangi (als Thau in Tangoroa's Nach- 
kommenschaft), Uenuka (Tawhiri-matea's Sohn im Regen- 
bogen), Poutama, Torea, Kairanga, Poutiti, Poutaha, Pepe, 
Mui-mui (Fliegengott) folgen. Von Kahui-whata kommt 
Whatanui und dann Atua. Nach Kapua folgen Niu, 
Roa, Rotu undToi-mau, mit Monoa weiter Waitu-rourou 
zeugend, von dem Hurihanga abgeleitet wird, und dann 



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Medioin. 61 

ßakei-pingao (in die Abstammung Maru's übergehend). 
Von Uremanu entspringt Tikitiki und inToi-mau's zwei- 
ter Ehe mit Tikitiki werden die Tochter Ritowara und 
Ritomaupoho neben dem Sohne Whakataupotiki geboren. 
So weit die Nachkommenschaft aus Tama-a-Rangi's erster 
Ehe. In seine zweite Eheschliessung mit Taranga fällt 
die Geburt von Maui-mua oder Rupe, Maui-Roto, Maui- 
Pare, Maui-Taha, Maui-tikitiki-o-Taranga neben der Toch- 
ter Ihiihi, die ihrem Gatten Owa oder Irawaru den Hund 
(Pero) gebiert. Maui-tikitiki-o- Taranga vermählt sich 
mit Rohe und zeugt Rangihore (Gott der Felssteine), als 
Vater Maru's, Wächters des zweiten Himmels (Waka- 
Maru). 

Der menschliche Korper Tiki's steht unter dem beson- 
dern Schutze Rongo's, als Hüter der linken Seite, sowie 
Rehua's und Tu's, als Hüter der rechten Seite, üeber 
das Kopfhaar wacht der Gott Raum, über die Stirn Tonga, 
über die Augen Tonga -meha, über den Mund Purakau 
(Gott des Hexenzaubers), über die Lungen Rongoinai, 
über die Brust Mokotiti, über die Leber Tupari (als 
maewa und tupua), über den Magen Tutangata-kino, 
über die Eingeweide Taitai (Hungergott), über die Wa- 
den Tupe, über die Knöchel Titihai. Im Haupte residiren 
Tunuiaran als Himmelsaal (in Visionen), Parekewa (Got- 
tin der Träume), Korokoiewe, der Geburtsgott (über die 
Genitalien präsidirend) und Tote, als Gott plötzlichen 
Todes (in Apoplexien). 

Eine von White zugefügte Figur zeigt die menschlichen 
Glieder mit ihren verschiedenen Schutzgeistern, in den 
so vielfach astrologisch weiter gebildeten Beziehungen, 
wodurch die Magie ihre Macht erlangt (in sympathischer 
Verknüpfung). Nach den Ihwan-as-safa treten bei der 
Schöpfung des Embryo die geistigen Kräfte d6r Gestirne 
hinzu (s. Dieterici) und bei den Peruanen lagen die 



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62 !• Neuseeland. 

Mustergestaltungen der organischen Schöpfungen bereits 
in den Constellationen (zum Thierkreis durchgebildet). 

Im übrigen ist Tiki als das ideale Urbild des Men- 
schen zu betrachten, denn das Menschenvolk war während 
der dichten Umschlingung von Himmel und Erde in den 
dunkeln Tiefen dieser (gleich den von Uranos verborgenen 
Kindern) gezeugt, um nach der Trennung an das Licht 
zu treten. 

Auf Mangaia (bei Gill) erscheint aus Vari geboren 
Vatea oder Avatea (der Erste Mensch), halb Mensch, 
halb Fisch, im Anschluss an den Ursprung der Menschen 
aus Fischen (bei Anaximander) oder den Uebergang der 
Wasser- in Landthiere (sowie an die dem Meere entstie- 
genen Anodoten der Chaldäer). Bei der Geburt der Zwil- 
lingssohne stritten sie im Mutterleibe (wie Akrisios und 
Proitos, als Discordiae statt Discoridae oder Atctfxupot), 
bis Tangaroa, der Aelteste, vor Rongo. zurücktrat, und 
dieser zeugt mit Taka die Tochter Tavake, die weibliche 
Wandlung Tawhaki's (bei Maori), in Avaiki (dem un- 
sichtbaren und unterirdischen Auau). Die früher von dort 
(aus dem Tartarus) durch ein pLeya X(x.O[kol auf die Ober- 
welt (im Mundus) führende Strasse der Geister wurde an 
ihrer Oeffnung^ durch das Hinabrollen Tiki's (weiblich 
gedacht) geschlossen (als Te Rua ia Tiki) im Selbstopfer 
(gleich dem eines Mettius Curtius), und die Genealogien 
der Gotter gehen allmählich in irdische über, wie ebenso 
auf Hawaii. 



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n. 

HAWAII. 

Uei diesem Uebergang zu den Sandwich-Inseln würde 
sich ein lehrreiches Beispiel bieten, um die Folgewirkun- 
gen zu erörtern, die sich bei dem unvermittelt accumuli- 
renden Eindringen der europäischen Civilisation mit allen 
ihren Complication^n auf den einfachen Zustand der Na- 
turvolker nothwendigerweise zu ergeben haben. Indess muss 
ich mich bei dieser Gelegenheit kurz fassen, ohne der 
Neigung, ausführlicher darauf einzugehen, nachgeben zu 
dürfen. Nächst Neuseeland (und dem Continent Neu- 
Holland) hat in Oceanien die hawaiische Inselgruppe die 
durchgreifendste Umwandlung erfahren (obwol in anderer 
Weise als jenes). 

Das Dahingehen der Naturvolker liegt tief in ge- 
schichtlichen Gesetzen begründet, die sich weder hemmen 
noch ablenken lassen, und unser Eingreifen darin kann 
nur in der Aufgabe liegen, die letzten Reste der rasch 
verschwindenden Originalitäten in die Literatur und in 
die Museen zu retten, um künftigen Generationen das 
Forschungsmaterial, das sie selbst nicht mehr sammeln 
können, (aber für das inductive Studium der Menschheits- 
geschichte nothwendig bedürfen werden), bewahrt zu haben. 

Mit Ausnahme des afrikanischen Continents, dessen 
unbehülflich plumpe Masse auch in seiner Bevölkerung 
aus geographisch-ethnologischen Gründen eine zähere Re- 
sistenz entgegensetzt, verschvdnden die Naturstamme wie 



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64 n. Hawaii. 

der Schnee vor der Mittagssonne. Dieser bereits vor 
fünfzig Jahren in den ostlichen Staaten der Union geläu- 
fige Ausdruck gilt in hundertfach verstärktem Maasstabe 
heutzutage, wo infolge der durch Dampfboote, Eisenbah- 
nen lind Telegraphen gesteigerten Communication in einem 
Jahre mehr zerstört werden mag, wie früher in Jahrzehn- 
ten. Sie verwehen jetzt wie die Flocken vor dem Sturm. 
Zur Illustration mag Oregon dienen. Dieses, mit Ausnahme 
von vorübergehenden Küstenberührungen am Ende des vori- 
gen Jahrhunderts erst im Jahre 1805, als Lewis und Clarke 
die Mündung des Columbia erreichten, durchzogene Land, 
das, von der localisirten Gründung Astorias abgesehen, 
sich etwa erst 1830 (oder vielmehr in nachhaltigerm Maasse 
erst in den vierziger Jahren) der Colonisation oflfnete, die- 
ses Land, "das damals in einer Vielfachheit verschieden- 
artig gefärbter Stämme schillerte (im Gesammtüberblick 
der sich kreuzenden Eigenthümlichkeiten ein buntes und 
anziehendes Bild entrollend), dieses Land zeigt jetzt bereits, 
als ich es im laufenden Jahre betrat, nur todteOede, ein 
schwermuthsvoUes Bild der Zerstörung und Verwüstung 
(d. h. dem ethnologischen Auge, denn dass, waa die eu- 
ropäische Colonisation betrifft, Oregon zu ihren blühend- 
sten Schöpfungen gehört, bedarf keiner Erwähnung). Von 
Indianern keine Spur mehr im westlichen Theil, mit Aus- 
nahme derjenigen Ueberreste, die auf entlegenen Reserva- 
tionen zusammengedrängt sind. Den jetzigen Bewohnern 
Oregons und Californiens liegt die Erinnerung an die 
Eingeborenen fast schon so fern (die schnelllebige Zeit 
unserer Gegenwart in Rechnung gezogen), als uns die der 
Germanen, die Tacitus beschreibt. Und solche Beschrei- 
bungen werden leider für später mangeln, da, wenn man 
mit den alten Pionieren über die Vergangenheit, in der sie 
zu den Mitlebenden zählten, redet, die nur im Gedächtniss 
bewahrten Nachrichten meist unbestimmt und verworren 



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Naturst&mme. 65 

hervorkommen, da man in den wilden Tagen der ersten 
Ansiedelung an andere Dinge zu denken hatte, als an 
ethnische Beobachtungen. Glücklicherweise ist gerade so- 
eben über die californischen Indianerstämme das werthvoUe 
Werk Power's erschienen, neben dem von Gibbs für Ore- 
gon gelieferten Beitrag; aber das sind immer nur einzelne 
Steine zu einem Bau, der zu seiner Vollendung deren 
tausende bedürfen würde. Und an so vielen Punkten der 
Erde ist es dafür ohnedies schon zu spät, wird für immer 
eine Lücke klaffen, die der Natur der Sache nach eine 
unausfüUbare bleibt. Tritt ein Geschichtsvolk von der 
Bühne der Geschibhte ab, ehe es noch vollkommen durch- 
blickt war, so bleibt wenigstens die Hoffnung, später in 
Ausgrabungen seiner substantiellen Schöpfungen die Mate- 
rialien zur Reconstruction des frühern Organismus zu ge- 
winnen (wie etwa aus Zähnen und Knochenüberbleibseln 
fossiler Wirbelthiere von diesen). Die Naturvölker da- 
gegen sind ephemere Schöpfungen, Eintagsfliegen oder 
Schmetterlinge, die im Fluge gehascht werden müssen, 
wenn sie vorbeihuschen, und die, wenn einmal dahinge- 
gangen, uns durch keine Macht der Welt zurückgebracht 
werden können. 

Welch kostbares Juwel besitzen wir an Tacitus' schon 
genanntem Nachlass, und wie hoch würden wir es 
schätzen, ähnliche Kleinodien mehr in derartigen Mono- 
graphien über Iberer, Siculer, Ligurer, Umbrer u. s. w. 
zu besitzen, wie anders würde sich dadurch die Gesammt- 
vorstellung von dem Alterthum gestalten, und somit von 
den Grundlagen unserer eigenen Cultur, zum tiefern und 
richtigem Verständniss derselben. Das, was wir hier ver- 
missen, dessen Verlust wird einst auf das bitterste in 
allz^ vielen Forschungsgebieten der Ethnologie beklagt 
werden, und auf unsere Generation, der sich gerade in 
dem jetzigen Contact mit den Naturvolkern manche der 

Bastian. 5 



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66 II- Hawaii. 

geeignetsten Gelegenheiten zum Studium boten, muss der 
schwere Vorwurf fallen, diese durch sorglosen Unbedacht 
versäumt zu' haben. In den ersten Tagen der Entdeckung 
stand sich noch alles zu fremd gegeniiber, um frucht- 
bringenden Austausch einzuleiten, erst allmählich offiieten 
sich in Vermehrung der Berührungspunkte die Wege 
geistigen Verkehrs, damit war der Eintritt gegeben, und 
seit in unserer Gegenwart das Verständniss ethnologischer 
Forschung und ihrer weittragenden Bedeutung för die 
Wissenschaft vom Menschen ins Bewusstsein eingetreten 
ist, können wir die Verantwortlichkeit, die uns damit zu- 
geschoben ist, nicht ablehnen. Es liegt uns hier eine heilige 
Pflicht auf, deren Nichterfüllung die höchsten Ideale der 
Menschheit beeinträchtigen, den auf deren Losung ge- 
richteten Fragen jede Möglichkeit einer Beantwortung ent- 
ziehen würde. 

„Alle Schlüssel zu einem der wichtigsten Bäthsel, welche 
die Geschichte des Menschengeschlechts an seinen Wande- 
rungen auf der Erde darbietet, werden von uns selbst, 
in der Stunde, wo sie in unsere Hände gegeben sind, in 
das Meer der Vergessenheit versenkt", bemerkt Chamisso 
bei seinem Aufenthalt in Hawaii (1837). 

Mehr noch, als damals entschwindet die alte Zeit, wie 
sie Cook dort beschreibt, rasch den Blicken, die jetzt durch 
ganz andere, stürmisch heranrauschende Tagesinteressen 
gefesselt werden. Eine ethnologische Sammlung, wie sie 
z. B. das königliche Museum von dieser Inselgruppe be- 
sitzt, würde auf derselben jetzt als eine fast ebenso fremd- 
artige Seltenheit angeschaut werden, wie bei uns^ Und 
das ursprüngliche Geistesleben ist (von jenen versprengten 
Resten, wie sie sich auch in unserm Volksleben aus der 
Vorzeit erhalten haben, abgesehen) bereits ganz in den 
neuen und mächtigem Ideenkreis verschwommen. Hier 
und da hört man noch von einem alten Kabuna reden, 



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Manuscripte. 67 

der die Traditionen der Vorfahren bewahrt habe, aber 
ihre Vertreter müssen, der Natur der Sache nach, im 
raschen Aussterben^ begriffen sein, da mit dem grossen 
Tabubruch ^ im Jahre 1819 auch die Kette der Ueber- 
lieferungen abbrach. Ich hatte deshalb auch nicht viel 
Hoffnung, dass ich in der kurzen Zeit meines Aufenthaltes 
(ungefähr einen Monat) Erhebliches in dieser Richtung 
würde thun können. Da ich mich indess des Rathes und 
der Beihülfe Herrn Dr. Alexander's, Herrn Gibson's, 
Herrn W. Smith (Secretary of the Board of education), 
Herrn Denon u. s. w. — (Herr Fomander, der den zweiten 
Band seines Werkes^ hoffentlich bald den ungeduldig 
darauf Harrenden spenden wird, habe ich, als in Maui 
lebend, leider nicht persönlich aufsuchen können) — und 
anderer alten Eingesessenen zu erfreuen hatte (sowie unscrs 
Consuls und anderer Landsleute), gelangte ich schliess- 
lich auf richtige Fährten, die mich zu unerwartet reichen 
Entdeckungen führten. Die eine derselben war das von 
David Malo (unter den ersten der von den Missionären 
Bekehrten und damit auch im Schreiben Unterrichteten) 
hinterlassene Manuscript über das alte Hawaii, aus dem 
sich von der über die Sandwich-Inseln vorliegenden Lite- 
ratur mehrfach Auszüge benutzt finden (mit Personal- 
nachrichten über den Verfasser), ohne dass indess die 
Bedeutung des Ganzen in seinem Zusammenhang erkannt 
zu sein scheint. Es wurde auf dem Cultusministerium 
aufbewahrt und mir von dem Archivar desselben in zuvor- 
kommender Weise zur Benutzung überlassen, sowol im ha- 
waiischen Text , wie in der auf Veranlassung des Missio- 
närs Andrews (Verfasser des hawaiisch-englischen Dictio- 
närs mit Grammatik) theilweis angefertigten üebersetzung. 
Eine vollständige Abschrift erlaubte mir meine Zeit frei- 
lich nicht, doch konnte ich alle Kapitel durcharbeiten und 
einige unverkürzt copiren lassen. Ein gut unterrichteter 



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68 n. Hawaii. 

Eingeborener leistete mir dabei gelegentlich die Dienste 
eines Moonshee und so kam ich allmählich mit einigen 
andern in Berührung, die noch aus einem ursprünglichen 
Sagenschatze schöpfen konnten. Der eigentliche Schatz 
aber sollte sich, wie ich bald merkte, dort finden, wo er 
hingehorte, nämlich beim Höchsten im Lande, beim 
Konig selbst, Sr. Maj. Ealakaua. Da der Konig, wie er 
mir sagte, sich den Riten priesterlicher Weihe unterzogen 
hatte, um ungehinderten Zutritt zu den Geheimlehren zu 
erhalten, so eröffnete sich in den Stunden, die mir wieder- 
holt für längere Gespräche gewährt wurden, eine Reihe 
neuer Einblicke in das polynesische Geistesleben. Bei 
diesen Gesprächen dienten Manuscripte zur Grundlage, in 
denen die früher mündlich vererbten Stammestraditionen 
bei Einführung der Schreibekunst schriftlich niedergelegt 
waren. Solchen Manuscripten begegnet man mehrfach in 
Honolulu, da sie die Genealogien bewahren, die bei recht- 
lichen Fragen von Entscheidung sein können (wie auch 
unter den Maori die Gerichtsverhandlungen eine wichtige 
Geschichtsquelle bilden würden, wenn in solchem Hinblick 
benutzt). Da das praktische Interesse in den Jüngern 
Linien am nächsten liegt, gehen die Register selten viel 
über die historische Zeit, bis etwa an die Anfänge der 
halbhistorischen hinaus, ursprünglich aber verknüpften sich 
die (von Barden oder Skalden * im Gefolge des Fürsten be- 
wahrten) Genealogien ^ in Hawaii (wie bei Hesiod, dessen 
Theogonie ^ von Plato eine YoveaXoYia genannt wird) durch 
Heroen und Gotter mit den bei der Schöpfung waltenden 
Urwesen. Zu meiner freudigen Ueberraschurig fand ich 
in der Bibliothek des Königs eine dieser alten Theogonien 
ganz und intact, im lepo^ Xoyoc der Priester, einem jener 
Tempelgedichte, das bei hohen Festen recitirt zu werden 
pflegte. Nach Ansicht des Königs sollte es früh im An- 
fang dieses Jahrhunderts niedergeschrieben sein, und jetzt 



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Kosmogonie. 69 

war es bereits den meisten, denen ich es zeigte, unver- 
ständlich^, des alterthümlichen Stiles wegen. Ich musste 
mich deshalb selbst, so gut es ging, ans Werk machen, 
als mir der König mit gütigster Bereitwilligkeit dieses 
ünicum für einige Tage zur Benutzung überliess. Meine 
Zeit reichte eben aus, um genug davon zu übersetzen, 
dass ein Umriss des Ganzen gewonnen werden kann, doch 
hoffe ich, dass mir die vom Konig, auf meine Bitte, ge- 
machte Zusage, später eine Abschrift des Ganzen an die 
königliche Bibliothek in Berlin zu senden, zur Ausfuhrung 
kommen wird. 

Ohne mich indess mit weiterm Gerede aufzuhalten, 
wird dem Leser am besten gleich ein Abriss von dem 
gegeben, um was es sich handelt, und dann der Original- 
text, soweit in meinen Händen. 

Wie die meisten der Naturreligionen (auch die chal- 
däische bei Diodor) vermeidet die hier in Rede stehende 
ebenfalls, den mit den Anthromorphosirungen der Gott- 
heit zusammenfallenden Anstoss, im Ewig-Unendlichen einen 
Anfang zu setzen, die äa^ßeia zu begehen, wie Xenophanes 
es nennt (s. Aristoteles), der Gottheit ein Beginnen und ein 
Ende beizulegen. Wie im Buddhismus wird auch hier 
der Standpunkt im Fluss des Werdens genommen, und 
so beginnt die Schöpfung mit der Entstehung einer neuen 
Welt aus dem Schattenreflex einer vergangenen, das Ganze 
(wie stets in Polynesien) vom Po umhüllt, im Dunkel der 
Umacht. Solche Urnacht deckt dort freilich jenes den 
Sinnen unzugängliche Jenseits, das, im Gegensatz zu 
Parmenides' unbewegt starrem und einzigem Sein, für den 
Buddhisten nur durch die Negation erreicht wird, während 
in Polynesien auch darüber dunkles Schweigen*^ lagert. 
Aber aus dunkeP schweigender Umacht treten dann die 
Erscheinungen hervor. Demgemäss heisst es im ersten 
Vers: 



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70 II. Hawaii. 

keau i kahuli wela ka honua etc. 
Hin dreht der Zeit Umschwung zum Ausgebrannten der Welt, 
Zurück der Zeitumschwung nach aufwärts wieder, 
Noch sonnenlos die Zeit verhüllten Lichtes, 
Und schwankend nur im matten Mondgeschimmer 
Aus Makalii's nächt'gem Wolkenschleier 
Durchzittert schattenhaft das Grundbild künft'ger Welt. 
Des Dunkels Beginn aus den Tiefen (Wurzeln) des Abgrunds, 
Der Uranfang von Nacht in Nacht, 
Von weitesten Femen her, von weitesten Femen, 
Weit aus den Fernen der Sonne, weit aus den Fernen der Nacht 
Po — wale— ho — i (Noch Nacht ringsumher). 

Nach diesem Anschluss an den frühem Weltunter- 
gang, aus dessen Trümmern sich das Vorbild der künf- 
tigen reflectirt ^, beginnen nun die Emanationen der 
Schopfungsperiode^ auseinander (gleichsam in einer Ogdoas 
wie bei Basilides), und zwar zunächst mit dem bereits in 
den Versen angedeuteten Kumulipo oder Wurzel (Kumu) 
des Abgrundes^ Gw^)y ^^so einem Abyssus oder (gnosti- 
schen) Bythos, ein dunkler unerforschlicher* Urgrund ^, wie 
Schomann das Chaos ^ bezeichnet. Die erste Schopfungs- 
periode steht unter ihm und seiner weiblichen Energie, 
velut affectio ejus (bei Irenäus), Po-ele (dunkle Nacht) und 
sie beginnt (nach seiner eigenen Entstehung: Hanau'' 
Kumulipo i ha po ke kane) mit der Entstehung der Zoo- 
phyten, Korallen (akoakoa, s. Andrews^, Würmer (enuhe)^ 
Muschelarten u. s, w. ; dann hoher organisirter Thiere, 
unter Scheidung der Geschlechtsdifferenz, sowie gleich- 
zeitiger Entstehung der Pflanzen, von denen die des Lan- 
des und die des Meeres stets .paarweise genannt werden. 
Die fortschreitende Entwicklung^ wird durch den (auch 
in der Mythologie Samoa's bekannten) Ausdruck bezeich- 
net, dass das Frühere dem Spätem zur Speise^ dienend 
von ihm bekämpft sei, als das Schwächere durch das 
Stärkere. Während dieser mit den einfachsten und nie- 
drigsten Thieren oder Pflanzen (Algen, Tange, Binsen 



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Nacht. 71 

u. 8. w.) beginnenden Schöpfungen wird der Kraken (Ce- 
phalopod oder Octopus) als Zuschauer des Processes be- 
schrieben, gleichsam aus einer frühern Weltperiode her- 
überragend (wie auch seiner Organisation nach): „der 
Kraken als Pfeiler im Gebrause". Nachdem eine Reihe 
verschiedener thierischer und pflanzlicher Schöpfungen 
ins Leben getreten sind, wird gesagt, dass mit der An- 
häufung des Schlammes ^, aus den Würzelchen der 
Schlammpflanzen, das Land sich mehr und mehr gehoben 
habe, und damit sei Kumulipo's Walten im Luftkreise 
verschwunden. 

Po-no, Nacht überall (als schliessender Refrain). 

Die zweite Schopfungsperiode stellt die ürwesen — 
(xac apxac) einer vu5 (Jiö^atva oder oXoi] — als Pole ele 
(schwarzdunkle Nacht) und Pohaka (weitgebreitete Nacht) 
an die Spitze (syzygischer^) Paarung des Männlichen 
und Weiblichen (wie in den Aeonen), und in ihr glie- 
dern sich die Blätterpflanzen. ^ Es entsteht Kahaka der 
Wunderbare^ (Kupra), nämlich die (buntfarbige) In- 
sektenwelt, aus der Schmetterlinge, Heuschrecken, Amei- 
sen u. s. w. genannt werden. Die Vogel treten ins Da- 
sein (Reiher, Falken, Moven u. s. w.) und die Wander- 
vogel werden in ihren Zügen besonders erwähnt. Erste 
Anzeichen der Dämmerung in> der Nacht bemerklich. 

ke kua ke komo, aoe komo kanaka 

(Eingetreten die Götter allein, noch keine Menschen). 

Po-nö als Refrain. 

Ueber die dritte Schopfungsperiode walten Powehiwehi 
und Poleliuli, deren Namen verschiedene Modificationen 
des Nachtdunkels bezeichnen, im geschlechtlichen Gegen- 
satz — gleich dem ürnebel Erebos und der Urfinsterniss 
Nyx (s. Flach) — als undurchdringliches und allmählich 
theilbares Dunkel. 



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72 11. Hawaii. 

Unter dem Aufwallen von Liebesregungen für neue 
Schöpfungen beginnt das Wasser — (anderswo Kypris ge- 
bärend, als Liebesgöttin) — weiter zu zeugen, die Fische 
entstehen und auch im Meere wird der Wunderbare ge- 
boren (im Farbengeschiller der Medusen). Der Walfisch 
naht heran. — (gleichsam anderswo entstanden durch vom 
Himmel gefallene Samen, wie Anaxagoras' Thierseelen) — , 
blasende Tritonen schwimmen umher, der bisher unbewegt 
zuschauende Kraken wird jetzt in das Getümmel der 
Reptilien hineingezogen und mit fortgerissen. 

' Po-no (als Refrain). 

Unter Po-pano-pano und Po-lalo-wehi öffnet die vierte 
Schöpfungsperiode mit einer undeutlich trüb -matt durch- 
schimmernden Sonne. In diesem dämmerigen Zwielicht 
kriechen Ungethüme im Gewimmel, „auf Antlitz kriechen 
sie, auf Rücken, hierhin und dorthin". Die Schildkröten 
kommen ins Leben, dann die Nutzpflanzen u. s. w., und 
dann infolge der gewaltigen Geburtswehen ^, um solch 
complicirte Organisationen hervorzurufen, bricht wilder 
Aufruhr in der Natur aus (gleich wie im vulkanischen 
Wüthen eines Typhons). 

Po-no. 

In der fünften Schöpfungsperiode unter Po-kano-kano 
und Polaluli dauern die heftigen Brunstausbrüche fort. 
Die Schweine ^ kommen hervor (das höchste Säugethier ^ 
der Insel, und für länger fast das einzige). Die Nacht 
scheidet sich jetzt ab als besonderer Zeitabschnitt (da 
unter Zunahme des Lichts Tag und Nacht Sonderung 
zulassen). Entstehen der Voranlagen für Verstand und 
Unverstand (wie Rede und Gegenrede aus Eris, durch 
Nyx geboren). Entstehen der Geschicklichkeiten und 



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Licht. 73 

Kunstfertigkeiten (Flechten von Fischkorben, Bootbau, 
Gefässe und Calabassen u. s. w.). 

Po - no. 

In die sechste Schopfungsperiode unter Po-hiolo und 
Po-hee-weaka fällt die Entstehung der Mäuse und der 
Tümmler in der See. 

Po-no. 

Die siebente Periode unter Po-niaku ist mit psychi- 
schen Schöpfungen gefüllt, die, im Sinne buddhistischer 
Wechselwirkung zwischen Aromana und Ayatana, dem 
menschlichen Träger, für seine eigene Existenz vorauszu- 
hegen hatten, und so werden, wie es heisst, die Seh- und 
Hörbilder geboren, die Gedanken, die Betsprüche, Zau- 
berformeln u. s. w. 

Po-no. 

Achte Schopfungsperiode, durch waltet von Po-kini- 
kini und Po-mano-mano (die 40000 Nächte und die 4000 
Nächte'). 

Geboren der Mensch wie ein Blatt*, 
geboren die verborgenen Götter.' 
Hanau kanaka e mehe lau 
Hanau ka pee akua 
„Graubärtig, gi*auhaarig der Mensch*, 
roth erglänzt die Stirn der Götter" (in ewiger Jugend). 

Die ungestüm und ruhelos bis dahin die Natur durch- 
tobenden Schopfungskräfte beginnen sich ins Gleichgewicht 
zu stellen und werden besänftigt. Es verbreitet sich freu- 
dige Priedensstille * (Lailai) und in dem damit den Welt- 
raum durchstrahlenden Glanz wird das Weib ^ geboren, 
deshalb Lailai genannt, mit Kii (dem Mann), Eane ^ (dem 
Gott) und Eanaloa (dem Kraken), als schwarzer Wand- 
lung Tangaroa's. 

Ao, Licht (worin der bisherige Refrain Po-no, noch Nacht 
ringsum, sich hiermit ändert). 



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74 II- Hawaii. 

Es beginnt jetzt die Herrschaft von Po-hi-mano-mano 
(Po-mano-mano) und Po-kini-kini, also die Umkehrung 
der vorhergehenden Potenzen, sodass jetzt das Weib- 
liche vorangeht (ein bekanntlich mythologisch bedeutsamer 
Zug, der vielfach wiederkehrt). Die Schopfungsperiode 
hier kann entweder als neunte oder (mit Zuzählung der 
ersten) als zehnte betrachtet werden (sodass acht im 
Dunkel verlaufen sind). 

Die Säulenpfeiler erheben sich, und damit ist der 
Weltenbau gefestigt. 

Lailai, in der Form von Po-hi-mano-mano, verbindet 
sich mit Po-kini-kini und es erfolgt eine grossere Zahl 
von Zeugungen elementarer Art, sowie weiter von Hirn- 
geburten aus dem Verstände (wie die Tritogoneia's). 

Mit den Kindern wird fortgezeugt, und die jetzt zu- 
erst hervortretende Sonne befruchtet die Natur. 

Ua-ao, fortdauerndes Licht (als Refrain). 

Während das Land unter aufthürmenden Erdbeben 
sich emporrichtet, ruft die Zenithsonne, als Owa-ka-lani 
oder Himmelsspalter, aus dem voneinanderklaffenden 
Firmamente auf die Schönheit strahlende Lailai hernieder- 
leuchtend, diese zu sich herauf, im Gewände der Morgen- 
dämmerung geschmückt (auf der Erde das Feuer in das 
Aunaki genannte Beibholz^ einschliessend). 

Üa-Ao. 

Dunkle Zeugungen Lailai's (die jetzt den Beischlaf 
gelernt hat) mit Po-kini-kini in Kanaloa's Form als Dra- 
chen, im Lande Ka-Pa-pa (der Papua). 

Pu-ka (Geschlechtslinie ^, an Stelle des Refrains) 

Nach Nu-mealani zurückgekehrt, feiert LaUai die Ver- 
mählung mit Kane und gebiert ihrem Gatten Kane die 
Tochter Halia, aber durch Sinnenlust zum Ehebruch mit 



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Genealogien. 75 

Kii verfuhrt, veranlasst sie die Verwundung Kane's (mit 
Kain^s Stirnzeichen) und dem Menschen den Taro mit- 
bringend, senkt sie sich wieder zur Erde hinab, wo der 
Sohn Kumahaina geboren wird, mit Halia vermählt, als 
Stammvater^ der Fürstenfamilie. 

Bis Papio ' folgen 400 Generationen, 
„ Puanue „ 420 „ 

„ Opaiokalani „ 84 „ 

„ Kumuhonua „ 67 „ (sonst meist als 

Erster Mensch betrachtet) 
„ Wakea „ 31 Generationen, 

„ Hamalaiiki „ 44 „ 

„ It « 24 

und dann weiter 7 Generationen bis zur Gegenwart und 
dem jetzt regierenden Konig ^, Sr. Maj. Kalakaua (wäh- 
rend andere Linien auf Kamahamea führen, dessen Ge- 
schlecht mit seinem Vorgänger erlosch). 

In einer üeberlieferung, die ich während meiner An- 
wesenheit in Honolulu, erst nach Ueberwindung mancher 
Schwierigkeiten, aus dem Munde eines bereits auf dem 
Sterbebette liegenden Kilo (unter der Prophetenklasse) 
erhielt, wurde (in der auch in Yucatan, wie früher in 
Aegypten durchgängigen Vierzahl) von fünf Perioden 
gesprochen, 

Lehua ka po (der 400000 Nächte) Lehua (als Haar) be- 
deutet das Unzählige (wie sonst Asche) 
Kini ka po „ 40000 Nächte) 
Mano ka po „ 4000 „ 
Lau ka po „ 400 „ 

Kanaho ka po „ 40 „ 

und dabei (unter vorläufiger Weglassung sonst noch my- 
thologisch fabelnder Zuthaten für die Verknüpfung) hiess 
es, dass nach dem Ahee-ahee oder Po (als Urnach t) in 



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76 n. Hawaii, 

den drei Weltaltern des Kapo (Dunkel), des Wana-au 
(Dämmerung oder Z^^ielicht) und des Ao (Tages oder 
Lichts) die Akua (Gotter) geherrscht hätten, als Kanaka 
mai ka po mai oder die Wesen von Nachtbeginn her, eben 
die in der Nacht geborenen Menschen ^ (indem noch in 
der heutigen Sprechweise mai ka po mai den Ausdruck 
für das Grau der Vorzeit oder ein unergründliches Alter- 
thum bildet), und dass dann mit der Manifestation Ma- 
nawila's (eines in dem meteorologischen Processe der Blitze 
oder Wila hervortretenden Zeus) die (irdischen) Men- 
schen entstanden seien, mit Hulahakapu, auf dem aus dem 
Schlammwasser (Noka) hervorgewachsenen Alii-Baume, 
als Erstem. Dann folgt die weitere Ableitung der Dyna- 
stien 2^ in ununterbrochener Linie die Verbindung mit 
den ersten Anfängen schöpferischer Thätigkeit festhaltend. 
Auch diesmal wird sich staunend die Frage darüber 
erheben, mit was wir es hier zu thun haben? Sind dies 
die einfach spielerischen^ Naturkinder, auf die wir von 
unserer Hohe herabzublicken pflegten, als eben erste und 
unterste Staffeln in der grossen Entwickelungsleiter der 
Menschheit erklimmend? Und doch uralte Klänge fernster 
imd frühester Schopfungsgeschichte aus dunkler ürnacht 
hervorklingend! Ein unermesslich unübersehbares Feld 
neuer Entdeckungen im Geisterreich idealistischer Gestal- 
tungen liegt vor uns. Wir stehen eben erst an der 
Schwelle, wo kaum sich noch ein halber Einblick eröff- 
net. Wer will es wagen, hier bereits in bequemem Wort- 
gezimmer Gedankengebäude aufzurichten , solange die 
Materialien, die zur Stütze zu dienen haben, nicht mehr 
als in ein paar zufälligen Proben (oder Brocken) vorliegen, 
und bis zur genügenden Ansammlung derselben noch einer 
langen und langen, einer langen und sauren Arbeits- 
zeit entgegenzusehen ist (wenn zu sammeln überhaupt 
noch übrig bleibt). 



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Abschrift. 77 

Im Folgenden werde ich zunächst das hawaiische Do- 
cument über diese Schopfungsperioden ^ so geben, wie ich 
es in den wenigen Tagen der Benutzung abschreiben und 
übersetzen konnte. 



He Pule Halan. 

O Keau i Kahuli wela ka honua 

O Ke au i Kahuli lole ka lani 

O Ke au i Kukaiaka ka la 

E hoomalamalama i ka malama 

O Keau o Makalii ka po 

O Ka walewale hookumu honua ia 

O Ke Kumu o Ka lipo i lipo ai 

O Ke Kumu o Ka po i po ai 

O Ka lipolipo o Ka lipolipo 

O Ka lipo ka la o ka lipo o ka po 
Powale he — i 
Hanau Ka po 
Hanau Ku'mulipo i ko po ke kane 
Hanau Poele i ko po he wahine 

Hanau ka uku koakoa, Hanau kahahe, akoakoa puka 
Hanau ke koe Enuhe eli hoopuuhonau, Hanau kana he 

poe puka 
Hanau ko ka peapea ka pea, Hanau kanahe weliweli puka 
Hanau ka ina ka ina, Hanau kanahe, Halu a puka 
Hanau ka Hawae, o kawanakukana keiki puka 
Hanau ka Haukeuke, o ka Uhalula kana keiki puka 
Hanau ka pioe ka pioe, o ka pipi kana keiki puka 
Hanau ka papaua, o ke olepe kuna keiki 
Hanau ka Nahawele o ka unauna kana keiki puki 
Hanau ka Makaiaulu o ka Opihi kana keiki puki 
Hanau ka Leho o ka pu^eholeho kana keiki puki 
Hanau ka Naka o ka kupekale kana keiki puki 



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78 II. Hawaii. 

Hanau ka Makaloa o ka pupu awa kana keiki puki 

Hanau ka ole o ka oleole kana keiki puka 

Hanau ka pipipi o ke kupee kana keiki puka 

Hanau o kane ia Waiololi, o ka Wahine ia Waiolola, 

Hanau ka akaha noho i kai 

Hanau ka wi, o ke kiki kana keiki puka 

Kiai ia e ka Ekahakaha noho i uka 

He pou kee i ka wawa 

He nuku he wai ka ai a ka laau 

O ke Akua ke komo, aoe komo kanaka 

O kane ia Waiololi o ka wahine ia Waiolola 

Hanau ka Akiaki noho i kai 

Kiai ia e ka Manienie akiaki noho i uka 

He pou hee i ka wawa 

He nuku he wai ka ai a ka laau 

O ke kua ke komo, aoe komo kanaka 

O kane ia Waiolali o ka wahine ia Waiolola 

Hanau ka Manauea noho i kai 

Kiai ia e kamauea noho i uka 

He pou hee i ka wawa . 

He nuku he wai ka ai a ka laau 

O ke kua ke komo, aoe komo kanaka 

O kane ia Waiolali o ka wahine ia Waiolola 

Hanau ka koeleele noho i kai 

Kiai ia e kopunapuna koeleele akiaki noho i uka 

He pou hee i ka wawa 

He nuku he wai ka ai a ka laau 

O ke kua ke komo, aoe komo kanaka 

O kane ia Waiololi o ka wahine ia Waiolola 

Hanau ka pua iki noho i kai 

Kiai ia e ke Lauaki akiaki noho i uka, 



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He Pule Heiau. 79 

He pou hee i ka wawa 

He nuku he wai ka ai a ka laau 

O ke kiia ke komo, aoe komo kanaka 

O kane ia Waiololi o ka wahine ia Waiolola 

Hanau kikalamoa noho i kai kiaua 

Kiai ia e ka moa moa noho i uka 

He pou hee i ka wawa 

He nuku he wai ka ai a ka laau 

O ke kua ke komo, aoe komo kanaka 

O kane ia Waiololi o ka wahine ia Waiolola 

Hanau ka Linui kele noho i kai 

Kiai ia e ka Ekele noho i uka 
He pou hee i ka wawa 
He nuku he wai ka ai a ka laau 
O ke kua ke komo, aoe komo Kanaka 

O kane ia Waiololi o ka wahine ia Waiolola 

Hanau ka Limukala noho i kai 

Kiai ia e ke Akala noho i uka 

He pou hee i ka wawa 

He nuku he wai ka ai a ka laau 

O ke kua ke komo, aoe komo kanaka 

O kane ia Waiololi o ka wahine ia Waiolola 

Hanau ka Lipuupuu noho i kai 

Kiai ia e ke Lipuu noho i uka 

He pou hee i ka wawa 

He nuku he wai ka ai a ka laau 

O ke kua ke komo, aoe komo kanaka 

O kane ia Waiololi o ka wahine ia Waiolola 
Hanau ka Loloa noho i kai 



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80 II. Hawaii. 

Kiai ia e ke kalama loloa uofae i uka 

Ile pou hee i ka wawa 

He nuku he wai ka ai a ka laau 

O ke kua ke komo, aoe komo kanaka 

O kana ia Waiololi o ka i^ahine ia Waiolola 

Hanau ka Ne noho i kai 

Kiai ia e ka Kenele noho i uka 

He pou hee i ka wawa 

He nuku he wai ka ai a ka laau 

O ke kua ke komo, aoe komo kanaka 

O kana ia Waiololi o ka wahine ia Waiolola 

Hanau ka huliuwaena noho i kai 

Kiai ia e ka huluhulu noho i uka 

He pou hee i ka wawa 

He nuku he wai ka ai a ka laau 

O ke Akua he komo aoe komo kanaka 

O ke kane hua wai Akua ke na 
O ka lina a ka wai i hooulu ai 
O ka huli hookawowo honua 
O paia i ke auau kamanawa 
O Hu au loloa ke po 
O Piha opiho piha 
O Piha-e o piha-a 
O Piha-e, o piha-o 
O ke koo honua paa ka lani 
O lewa ke au ia Kumnlipo ka po 
Po-no 

O kane ia o ka wahine. Kela 

O kane hanau i ke auau poelele 

O ka wahine hanau i ke auau pohola 



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He Pule Heiau. ' 81 



Hoofaaha ke kai hoohaha ka uka 
Hoohaha ka wäi hoohaha ka onauna 
Hoohaha ka po niu auae ae a 
Ulu kahaha na lau eiwa 

Ulu nioniolo ka lau pahiwa 
O Hooulu i ka lau palaialii 
Hanau o Poleele ke kane 
Nohoia o Pohaka he wahine 
Hanau Kupua o ka haha 

Hanau ka haha 
Hanau ka haha he makua 
Puka kana keiki he hahalele, lelc 
Hanau ka peelua ka makua 
Puka kana keiki he Pulelehua lele 
Hanau ka Naonao he makua 
Puha kana keiki he Pinao 
Hanau ka Unia he makua 
Puka kana keiki he Uhini 
Hanau ka Kaio he makua 
Puka kana keiki he nalo lele 
Hanau ka Hualua he makua 
Puka kana keiki he Manu lele 
Hanau ka Ulili he makua 
Puka kana keiki he kalea lele 
Hanau ka Ao he makua 
Puka kana keiki he Ao lele 
Hanau ka Akekeke he makua 
Puka kana keiki he Elepaio lele 
Hanau ka Alai he makua 
Puka kana keiki he Apapani lele 
Hanau ka Alala he makua 
Puka kana keiki he Alawi lele 
Hanau ka Eea he makua 

Bastian. 



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82 11. Hawaii. 

Puka kana keiki he Alaiaha lele 
Hanau ka Maino he makua 
Puka kana keiki he Oo lele 
Hanau ka Moha he makua 
Puka kana keiki he Moli lele 
Hanau ka Kikiki he makua 
Puka kana keiki he Ukihi lele 
Hanau ka Kioea he makua 
Puka kana keiki he Kukuaeo lele 
Hanau ka Kaiwa he makua 
Puka kana keiki he Koeae lele 
Hanau ka Kala he makua 
Puka kana keiki he Kaula lele 

Hanau ka unaua ka makua 
Puka kana keiki he aukuu lele 

O ka lele o nei auna 

O kakakai o lalani 

O hoonohonoho a paa ko pae 

Poa ka Aina o Kanehunamoku 
Hanau Manu ka Aina 

Hanau Manu ke kai 

Hanau kane ia Waiololi, o ka Wahine ia Waiolola 

Hanau ka Lupe noho i kai 

Kiai ia e ka Lupealake noho i uka 

He pou hee i ka wawa 

He huku he io ka ai a ka manu 

O ke kua ke komo, aoe komo kanaka 

O kane ia Waiololi, o ka wahine ia Waiolola 
Hanau ka Nuio noho i kai 
Kiai ia e ka Io noho i uka 



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He Pule Heiau. 83 

He pou hee i ka wawa 

He uhu he io ka ai a ka manu, 

O ke kua ke komo, aoe koiuo kanaka 

O kane ia Waiololi, o ka wahine ia Waiolola 

Hanau ka ka Upu noho i kai 

Kiai ia e ka Upu noho i uka, 

He pou hee i ka .wawa 

He huku he io ka ai a ka manu 

O ke kua ke komo, aoe komo kanaka 

O kane ia Waiololi, o ka wahine ia Waiolola 

Hanau ka koloa amoku noho i kai 

Kiaiv ia e ka koloalele noho i uka 

He pou hee i ka wawa 

He huku he io ka ai a ka manu 

O ke kua ke komo, aoe komo, kanaka 

O kane ia Waiololi, o ka wahine ia Waiolola 

Hanau ka Hehe noho i kai 

Kiai ia e ka Nene noho i uka 

He pou hee i ka wawa 

He hua he io ka ai a ka manu 

O ke kua ke komo, aoe komo kanaka 

O kane ia Waiololi, o ka wahine ia Waiolola 

Hanau ka Aukau noho i kai 

Kiai ia e ka Ekupuu noho i uka 

He pou hee i ka wawa 

He huku he io ka ai a ka manu 

O ke kua ke komo aoe komo kanaka 

O kane ia Waiololi, o ka wahine ia Waiolola 
Hanau ka Noeo noho i kai 

6* 



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84 II- Hawaii. 

Kiai ia e ka Eapueo noho i uka 
. He pou hee i ka wawa 
He huku he io ka ai a ka manu 
O ke kua ke komo aoe komo kanaka 

O ka leina keia a ka manu o Halulu 
O kiwaa o ka manu kani Halau 
O ka manu lele auna a paa ke la 
Paa ka honua i na keiki manu aTka Pokaha 
He au pahaha wale i ka nu-ka 
O ka hahu ape manewanewa 
ka holili haape lau manamana, 
O ka manamana o ka hanau po 
O po wale kela 
O po wale keia 
O po wale ke au ia Poeleele 
O poni wale ke au ia Pohaha ka po. 
Po-no 

Hanau kuma a ka Powehi wehi 

Hooleilei kalana a ka Poleliuli 

O Mahiuma o maapuia 

O noho i ka aina o Pohomiluamea 

Eukala mai ka haipu Aalamea. 

O naha wilu ke au o Uliuli 

O hoohewahewa o Eümalamala 

O pohouli n Pohoeleele 

O Na wai ehiku e lana wale 

Hanau kama a hilu a holo 

O ka hilu ia Pewa lala kau 

O kau ana o pouliuli 

O kuemi emi a powehiwehi 

O Pouliuli ke kane 

O Powehiwehi ka wahine 



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He Pule Heiäu. 85 

Hanau kaia, Hanau ka naia i ke kai la holo 
Hanau ka mano, hanau ka moana i ke kaila hole 
Hanau ka mau, hanau ka maumau i ke kaila hole 
Hanau ka nake, hanau ka make i ke kaila hole 
Hanau ka napa, hanau ka nala i ke kaila hole 
Hanau ka pala, hanau ka kala i ke kaila hole 
Hanau ka paka, hanau ka papa i ke kaila hole 
Hanau ka kalakala, hanau ka huluhulu i ke kaila hole 
Hanau ka halahala, hanau ka palapala i ke kaila hole 
Hanau ka pea, hanau ka lupe i ke kaila hole 
Hanau ka aa, hanau ka awa i ke kaila hole 
Hanau ka aku, hanau ka ahi i ke kaila hole 
Hanau ka opelu, hanau ka akule i ke kaila hole 
Hanau ka amoama, hanau ka anae i ke kaila hole 
Hanau ka ehu, hanau ka uehu i ke kaila hole 
Hanau ka jao, hanau ka aoao i ke kaila hole 
Hanau ka ono, hanau ka omo i ke kaila hole 
Hanau ka pakau, hanau ka louhou i ke kaila hole 
Hanau ka moi, hanau ka loiloi i ke kaila hole 
Hanau ka mao, hanau ka maomao i ke kaila hole 
Hanau ka ku, hanau ka auau i ke kaila hole 
Hanau ka kupou, hanau ka kupoupou i ke kaila hole 
Hanau ka i^eke, hanau ka lele i ke, kaila hole 
Hanau ka palani, hanau ka nukumoni i ke kaila hole 
Hanau ka ulua, hanau ka halahua i ke kaila hole 
Hanau ka Aoaonui, hanau ka pakukui i ke kaila hole 
Hanau ka maiii, hanau ka alaihi i ke kaila hole 
Hanau ka oo, hanau ka akilolo i ke kaila hole 

Hanau ka Nenue noho i kai 

Kiai ia e ka Lauhue noho i uka 

He pou hee i ka wawa 

He nuku he kai kä ai a ka ia 

O ke kua ke komo aoe komo kanaka 



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86 n. Hawaii. 

O kane ia Waiololi, o ka Wahine ia Woiolola 

Hanau kahafaa noho i kai 

Kiai ia e ka Pabala noho iuka 

He pou hee i ka wawa 

He nuka he kai ka ai a ka ia 

O ke kua ke komo, aoe komo kanaka 

O kane ia Waiololi, o ka Wahine ia Waiolola 

Hanau ke Pahau nohe i kai 

Kiai ia e Kalaukau noho i uka 

He pou hee i ka wawa 

He nuku he kai ka ai a ka ia 

O ke kua ke komo aoe koma kanaka 

O kane ia Waiololi, o ka Wahine ia Waiolola 

Hanau ka hee noho i kai 

Kiai ia e ka Walahee noho i uka 

He pou hee i ka wawa 

He nuku he kai ka ai a ka ia 

O ke kua ke komo aoe komo kanaka 

O kane ia Waiololi, o ka Wahine ia Waiolola 

Hanau ke oopukai noho i kai 

Kiai ia e ka oopuwai noho i uka 

He pou hee i ka wawa 

He nuku he kai ka ai a ka ia 

O ke kua ke komo aoe komo kanaka 

O kane ia Waiololi, o ka Wahine ia Waiolola 

Hanau ke Puhikauila noho i kai 

Kiai ia e kauwila noho i uka 

He pou hee i ka wawa 

He nuku he kai ka ai a ka ia 

O ke kua ke komo aoe komo kanaka 



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He Pule Heiau. 87 

O kane ia Waiololi, o ka Wahine ia Waiolola 

Hanau ke Unanaulei noho i kai 

Kiai ia e Ulei noho i iika 

He pou hee i ka wawa 

He nuku he kai ka ai a ka ia 

O ke kua ke komo aoe komo kanaka 

O kane ia Waiololi, o ka Wahine ia Waiolola 

Hanau ke Pakukui noho i kai 

Kiai ia e Loukukui noho i uka 

He pou hee i ka wawa 

He nuku he kai ka ai a ka ia 

O ke kua ke komo aoe komo kanaka 

O kane ia Waiololi, o ka Wahine ia Waiolola 

Hanau ke Laumilo noho i kai 

Kiai ia e Milo noho i uka 

He pou hee i ka wawa 

He nuku he kai ka ai a ka ia 

O ke kua komo aoe komo kanake 

O kana ia Waiololi, o ka Wahine ia Waiolola 

Hanau ke Kupon noho i kai 

Kiai ia e Kou noho i uka 

He pou hee i ka wawa 

He nuku he kai ka ai a ka ia 

O ke kua komo aoe komo kanaka 

O kane ia Waiololi, o ka Wahine ia Waiolola 

Hanau ke Hauliuli noho i kai 

Kiai ia e Uhi noho i uka 

He pou. hee i ka wawa 

He nuku he kai ka ai a ka ia 

O ke kua ke komo aoe komo kanaka 



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88 n. Hawaii. 

O kane ia Waiololi, o ka Wahine ia Waiolola 

Hanau ke Wete noho i kai 

Kiai ia e Wauke noho i uka 

He pou hee i ka wawa 

He nuku he kai ka ai a ka ia 

O ke kua ke komo aoe komo kanaka 

O kane ia Waiololi, o ka Wahine ia Waiolola 

Hanau ke Aawa noho i kai 

Kiai ia e Awa noho i uka 

He pou hee i ka wawa 

He nuku he kai ka ai a ka ia 

O ke kua ke komo aoe komo kanake 

O kane ia Waiololi, o ka Wahine ia Waiolola 

Hanau ke Ulae noho i kai 

Kiai ia e Mokae noho i uka 

He pou hee i ka wawa 

He nuku he kai ka ai a ka ia 

O ke kua ke komo aoe komo kanaka 

O kane ia Waiololi, o ka Wahine ia Waiolola 

Hanau ke Palaoa noho i kai 

Kiai ia e Aoa noho i uka 

He pou hee i ka wawa 

He nuku he kai ka ai a ka ia 

O ke kua ke komo aoe komo kanaka 

O ke kaina a palaoa e kai nei 

O küwili O' haahaa i ka moana 

O ka Opule kai loloa 

Manoa wale ke kai ia lakou 

O kumimi'o ka lohelohe a paa 

O koa monimoni i ke ala 

O ke ala o kolomio omiomio i hele ai 



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He Pule Heiau. 89 



Loaa Fimoe i ke Poli kau 
O Hikawainui o Hikawaina 
O Pulehulehu ha koakoa 
Ea mene a ahu waawaa 
O holi ka pokii i ke au ia uliuli 
Poele wale ka moana powehiwehi 
He kai koakoa no ka uli o Poliuli 
O hee wale ka aina ia lakou 
O kaha uliuli wale i ka po-Ia. 
Po-no 

E kükulu i ke ahia a laa Ia 
O ka Apeaumoa kahiwauli 
O hookaha ke kai i ke aina 
O kolo aku a kolo mai 
O Hoohua ka ohana a kolo 
O kolo kua o kolo alo 
O pane ke ola o hoohonua ke kua 
O ke alo o kuu luilimili nania 
O panoia o Panopa no 
O kaneaka Papanopano i hanau 
O ka Popanopano ke kane 
O Polalo wehe ka wahine 
Hanau kanaka hoolua hua 
Hoohua a lau i ka poaa nei 
Ia nei Ia hoo kuukuu 
Ia nei Ia hoo kaakaa 
Eakaa kamalii hee pue one 
O kama a ka Popanopano i hanau. 
Hanau ka po 

Hanau ka po ia MiUnanea 

Eukaa ka pioa kii nanaa 

Hanau kapo ia honu pua nanakea 



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90 n. Hawaii. 

Kulia ka po ia eä kua neneke 

Hanau ka po ia kaula makue 

Kulaa ka po ia kaula lii 

Hanau ka po ia moonanea 

Kukele ka po ia mooninia 

Hanau ka po ia Pilipili 

Eukala ka po ia kalakala 

Hanau ka po ia kakau 

Kue mi ka po ia Palaka 

Hanau ka po ia kaihukunini 

Kueli ka po ia kupelepele 

Hanau ka po ia kele 

Kali ka po ia Mehemehe 

Hanau kane ia Waiololi 

O ka wahine ia Waiolola 

Hanau ka hanau noho i kai 

Ki ai ia e ke ku honua noho i uka 

He pou hee i ka wawa 

He nuku he lai ka ai a kolo 

O kane ia Waiololi 

O ka wahine ia Waiolola 

Hanau ka wili noho i kai 

Kiai ia e ka wiliwili noho i uka 

He pou hee i ka wawa 

He nuku ke lai ka ai a kolo 

O ke kua ke komo aoe komo kanaka 

O kane ia Waiololi 

O ka wahine ia Waiolola 

Hanau ka Aio noho i kai 

Kiai ia e ka Naio noho i uka 

He pou hee i ka wawa 

He nuku ke lai ka ai a kolo 

O ke kua ke komo aoe komo kanaka 



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He Pule Heiau. 91 

O kane ia Waiololi 

O ka Wahine ia Waiolola 

Hanau ka Okea noho i kai 

Kiai ia e ke Ahakea noho i uka 

He pou hee i ka wawa 

He nuku ke lai ka ai a kolo 

O ke kua ke komo aoe komo kanaka 

O kane ia Waiololi 

O ka wahine ia Waiolola 

Hanau ke Wawa noho i kai 

Kiai ia e ka wanawana noho i uka 

He pou hee i ka wawa 

He nuku ke lai ka ai a kolo 

O ke kua ke komo aoe komo kanaka 

O kane ia Waiololi 

O ka wahine ia Waiolola 

Hanau ke neue noho i kai 

Kiai ia e manene noho i uka 

He pou hee i ka wawa 

He nuku ke lai ka ai a kolo 

O ke kua ke komo aoe komo kanaka 

O kane ia Waiololi 

O ka wahine ia Waiolola 

Hanau ke liko noho i kai 

Kiai ia e Kapiko noho i uka 

He pou hee i ka wawa 

He nuku ke lai ka ai a kolo 

O ke kua ke komo aoe komo kanaka 

O kane ia Waiololi 
O wahine ia Waiolola 
Hanau ke Koope noho i kai 



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92 II. Hawaii. 

Kiai la e Oheohe noho i uka 

He pou hee i ka wawa 

He nuku ke lai ka ai a kolo 

O ke kua ke komo aoe komo kanaka 

O kane la Waiololi 

O wahine ia Waiolola 

Hanau ke Nana- nana noho i kai 

Kiai ia e Nona-nona noho i uka 

He pou hee i ka wawa 

He nuku ke Ui ka ai a kolo 

O ke kua ke komo aoe komo kanaka 

O Hulahula wale ka neena a kolo 
O ka maewa huelekaloloa 
O kukonakona o kukonakona 
Hele lu wale i kima 
O ka lepo hune kai ai oi-a 
Ai a kau oi a mu-a 
Ka aina a kauwa hewahewa 
O pili hua wale ka aina 
O kele a hana l|a-na 
O hama maiule kune wanewa 
Ke newa nei ka hele 
O hele i ka aina o kole 
Hanau ka ohana a kole i kopo. 
Po-no 

O kuhule ke au ia kapokano kano 

O Hoomau i ke Ahu o Polalouli 

O ka uli iliuli maka maka hou 

Hiuli o ka hiwa hiwa Polalouli 

Moe a wahina ia kapokano kano 

ke konokano o ka Ihu nuka Eli honua 



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He Pule Heiau. 93 

Eeku i ika moku e kupu a puu 
E hoopalipali na ke kua 
Hoopali pali ke alo 
O ke kama a puaa i hanau 
Hoohaleuku i ka nahelehele 
Hoomaha i ka loilei o Loi loa 
O umi he au ka moku 
O umi he au ka aina 
Ka aina a kapokanokano i noho ai 
O liuliu ke ala i maawe nei 
O ka maawe hulu hiwa o ka puaa, 
Hanau ka puaa hiwa hiwa i ke au 
Ke au a ka pokanokano i noho ai 
Moe o po ia Polalouli. 
Hanau ka po 

Hanau ke poowaawaa he Waawaa kona 
Hanau ke poo pahapaha he pahapaha laha 
Hanau ke poo hiwahiwa he hiwahiwa luna 
Hanau ke poo haole he haole kela 
Hanau ke poo Mahakea he kekea ka ili 
Hanau ke poo Apaku he huluhulu kala 
Hanau ke poo meumeu he meumeu kona 
Hanau ke poo ouli he uliuli kona 
Hanau ka hewahewa he hewahewa kona 
Hanau ka lawalawa he lawalawa kela 
Hanau ka hooipo he hooipoipo kona 
Hanau ka hulu a he aa ia kona 
Hanau ka hulu pii he piipii kona 
Hanau^ka meleuli he melemele kona 
Hanau ka haupe he haupo nui nui 
Hanau ka hilahila he hilahila kona 
Hanau ka kenakena he kenakena ia 
Hanau ka luheluhe he luhelühe kona 



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94 II. Hawaii. 

Hanau ka pii awaawa he awaawa kona 

Hanau ka ko Alii he liilii kona 

Hanau ka Makuakua he kuakua kona 

Hanau ka halahala he leihala kona 

Hanau ka eweewe he eweewe kona 

Hanau ka huelo maewa he aewa kona 

Hanau ka hululiha he lihelihe kona 

Hanau ka pukaua he kaua hope kona 

Hanau ka meheula he ulaula ia 

Hanau ka puwelu he weluwelu kona 

O kana ia welu keia 

Laha ai kama o Loiloa 

O Ululoa ka aina o Mohala 

E kuu mal ana i ka ipu makemake 

O Makemake kini peleleu 

O Mele ke amo a ema kini 

A pili ka hanauna a kapokanokano. 

Po-no 
O kupukapu kahili o kuakamano 
O kuku kamahimahi o ka pihapiha kapu 
O ka holona kuwaluwalu ka linolino 
Hoolino hoomaka hoomakamaka ka ai 
Ka ai aua ka pii pii wai 
Ka ai aua ka pii pii kai 
Ka henehene a lualua 
Noho popoo ka iole makua 
Noho piipii ka iole liilii 
O ka hulu ai malama 
Uku lii o ka aina 
Uku lii o ka wai 
O mehe ka akiaki a nei haula 
O Lihilihi Kuku 
O peipu a uma 
He iole ko uka he iole ko kai 



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He Pule Heiau. 95 



He iole holo i ka ua ua 
Hanau laua a ka epohiolo 
Hanau laua a Eaponee-aku 
He nenee ka holo a ka iole uku 
He mahi mahi ka lele a ka iole uku 
He lalama i ka iliili 
Kailiili hua ohia hua ole oka uka 
He pepe kama a kapohiolo i hanau 
He lele kama a laua e Kaponee aku 
O kama auli a kama i ka po nei la. 
Po-no 

O kau ke amoano i au kualono 

He ano no kapo hanuaku 

He ano no käpo hanu mai 

He ano no kapo pihapiha 

He ano no ka haihai 

He weliweli ka nun a hoomoali 

He wali weli ka ai a kee koe koena 

He weli weli a ka po hanee aku 

He iliilihia na ka po hee mai 

He iliililio kama a kapo nee aku 

He ilio kama a kapohee mai 

He ilio ii he ilio aa 

He ilio olohe na ka lohelohe 

He ilio alaua na ka aalua 

He mauu kehai e Pulepule 

O mihi i ke anuanu huluhulu ole 

O mihi i ka wela wela i kea ahu ole 

He le wale i ke ala e Malaua 

Kanahai a kapo i na kama 

Mai ka uluulu o ka wele wela 

Mai ka nahuna a ka nenehe 

O hula kamakani kona hoa 



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96 11. Hawaii. 

O ke Kaikaina muli o ka lohelohe no 
Puka ka peapea lohelohe 
Puka ka peapea huluhulu 
Puka ka peapea Lau maua maua 
Puka ka peapea hanee aku 
O ka hohee nalu mai i hanau, 
Po-no 

O kama auli auli a Ne 

O kama i ke au o ka Pokini 

O kama ike au o ka pohunalu ma mao 

Hanau kanaka e mehe lau 

Hanau kanaka ia Waiololi 

Hanau ka wahine ia Waiololi 

Hanau ka pee Akua 

O kanaka i Kukuku 

Kanaka i Momoe 
Momoe laua i ka pe mamao 
Ahinahina wale kanaka e kakoi nei 
Haula ula wale ka lae o ke kua 
Ha eleele ko ke kanaka 

Hake akea wale ka auwae 
Hoomalino ke au ia kapo kinikini 
Hoolailai mehe kapoheenalu mamao 

1 Kapaia Lailai ilaila 
Hanau Lailai he wahine 
Hanau Eii he kane 
Hanau Kane he Akua 

Hanau o Kanaloa e kaheekaunawela ia. 
A-o 

Hanau na pahu 

O Moanaliha 

O Kawaomaaukele ko laua hope mai 



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He Pule Heiau. 97 

O kupoloHili kona muli 
O ke kanaka ola loa o lau alau alii 
O kupo o kupo 

O kupa o kupa kupa-kupa kupa 
o kupa kupa, kekee ka noho a ka wahine 
O Lailai wahine e kapohcemamao, 
O Lailai wahine o kapokinikini 
Noho i kanaka o kapokinikini 
Hanau o Hahapoele he wahine 
Hanau o Hapopo he wahine 
Hanau o Maila i kapa o Lopalapala 
O olohe kekahi inoa 
Noho i ka aina o Lua 
Kapa ai ia wahi o Olohelohe lua 
Olohelohe kane hanau i keao 
O lohelohe ka wahine hanau i ke au 
Noho maila ia kane 
Hanau Laiolo ia kane 
Hanau Kapopo he wahine 
Hanau Poelei hanau o Poelea 
Ke laua hope mai a Wihiloa 
Na Ia kou nei i hanau mai 
Ka kikiki ka makakaka 
Ku nun muiona ka mui mui ana 
O kanaka lele wale o kanaka nei Ia 
Ua-ao 

O Lailai o olai ka hanau 

O owela o owe o owa ka lani 

Oia wahine piilani a piilani no 

Piia oalani i ka nahelehele 

O onehenehe lele ka lani ka honua 

O kama hoi a Kii i oili ma ka lolo 

Puka ku lele lele pu i ka lani 

Bastzav. 7 



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98 n. Hawaii. 

Kau ka omea ke akaula haihailona 
Kau ika lae he huhulu i-i 
Kau i ka auwae he huluhulu a 
Ka hanauna a ia wahine hoopahaohao 
Ka wahine no Iliponi no loko o li pakalani 
No ka aunaki kuku wela ahi kanaka 
Oia wahine noho i Nuu-mealani 
Aina a ke aoa i noho ai 
I hohole pahiwa ka lau koa 
He wahine kino pahaehao wale keia 
Meia ia Kii meia ia Kane 
Meia i Kanaokapokinikini 
Moe wale ke au oia kini 
He kini he mamo ka pa ina ina-u 
Oia no ke hoi iluna 

O ka laalaau aoao o Nuu-mealani noho mai 
Hookauhua ilaila hoowa i ka honua 
Hanau Hahapoele ka wahine 
Hanau Hapopo ilaila 
Hanau o Lohelohe i muli nei 
O ka apana hanauna ia wahine Ia. 
üa-ao 

O maila o Lailai ka paia 

O Kane a kapokinikini kapou o kii mahn 

Hanau laioloolo i noho ia kapapa, 

Hanau Kamahaika hekaue 

Hanau Kamamule he kane 

O Kamakalua he wahine 

O Poeleieholo kama 

O Poeleaaholo kama 

O Wehiwelawehi loa 

Hoi hou Lailai noho ia kane 

Hanau o Hai he wahine 

Hanau Halia he wahine 



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He Pule Heiau. 99 

Hanau Hakea he kane 

Hanau ka muki muka mukekeke 

Muka kukuku kunenewa 

Moku monu mumule ana 

Muomule wale ana kane i ka i ka mule 

I mule i keeo i ka maua 

I ka wahine weweli wale 

Pee e Kane ia e hoohanau kama 

E hoohanau kama i kama keiki 

Hoole ka lani iaia muli wali 

Haawi i ke Ape kapu ia Kii 

E Eii no ke moe iaia 

Haili Kane i ka mua heleu wale 

Hailia Kii o Lailai i ka muli lae punia 

Pehi i ka pohaku hailuku ia Kane 

O Kane ka pahu ke wawa nei ka leo 

O kau hooilona ia ka ka muli 

Huhulili Kane moe muli ia maila 

ka ewe o ka o kana muli i muli ai 
Haku ai kama hanau mua 

1 mua ia Lailai imua ia kii 
Ka laua kama hanau lani Ia. 

Puka 

Oia wahine noho lani a Piolani no 
Oia wahine haulani noho lani no 
Noho no iluna a iho pio ia kii 
Weli ai ka honua i na keiki 
^ Hanau o Kamahaina he Kane 
Hanau o kama mule kona muli 
Hanau o kama Mainau o kona waena 
Hanau o Kamakulua kona pokii he wahine 
Noho Kamahaina he kane ia Hau hanau Loaa (ke Kane\ 

mit Nakelea vermählt (als Vater Le's). 

7* 

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100 II. Hawaii. 

Die Abstammungen von Palaa bis Wakea (in seiner 
Ehe mit Papa oder Haumea) beginnen mit Loaa, Sohn 
Kamahaina^s. 

Ehe bei näherer Besprechung ins Detail, soweit sich 
dies bereits liefern lässt, eingegangen wird, mag es sich 
empfehlen, ein Seitenstück zu diesem hawaiischen Schopf- 
ungsbilde im Japanischen^ (nach Titsingh) beizufügen. 

Im Sin dai-no maki (Geschichte der gottlichen Dynastien) 
beginnen die Ten-Sin-Sits-dai, die sieben Geschlechter der 
himmlischen Geister (s. Klaproth): Anciennement le ciel 
et la terre n'etaient pas encore separes, in Verbindung 
des weiblichen (Me) und männlichen (O), während das 
Chaos in der Gestalt eines Eies, mit Keimen gefüllt, gleich 
den Meereswogen schwankte, bis ein Gottwesen oder Kami 
aus der Mitte geboren wurde, gleichzeitig mit der Asi- 
pflanze, und aus ihrer Wandlung trat hervor Kouni toko 
tatsi-no mikoto, der Erste der sieben Himmelsgeister 
(100000 Millionen Jahre herrschend). Ihm folgte als zwei- 
ter: Kouni sa tsoutsi-no mikoto, sowie als dritter: Toyo 
koun nou no mikoto und mit der vierten Folge trat die 
geschlechtliche Differenzirung (indess noch ohne fleischliche 
Vermischung) auf in Oufi Tsi ni-no mikoto mit der Ge- 
fährtin Sou fitsi ni-no mikoto. Die fünfte Reihe wurde 
gebildet von Oo to-no tsi-no mikoto und Oo toma be-no 
mikoto, die sechste durch Omo tarou-no mikoto und 
Kassir o ne-no mikoto, die siebente durch Isa naghi-no 
mikoto und Isa na rai-no mikoto, und wählend dieser 
ganzen Zeit vollzog sich die Begattung nur durch gegen- 
seitigen Anblick [wie in den Meditationshimmeln der 
Buddhisten, zu Hirngeburten prädisponirend]. 

Auf der Brücke des Himmels (Ama-no ouki batsi) 
stehend, blickten Isa naghi-no mikoto und Isa na mi-no 
mikoto in die Tiefen des Abgrunds nieder, und als sie 
mit himmlischer Lanze in die chaotischen Massen hinunter- 



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Kami. 101 

gestossen hatten, bildete sich aus den abgleitenden Tropfen 
die Insel Ono koro sima. Diese zum Wohnplatz wählend, 
trafen beide, von verschiedenen Ausgangspunkten fortge- 
wandert [wie in den Sagen der Minahasa] in Begegnung 
zusammen, und nachdem sie sich als Mann und Frau er- 
kannt, gebar Isa na mi-no mikoto zuerst die Insel Awasi- 
no sima und dann die übrigen Inseln (wie Papa die In- 
seln der Sandwich-Gruppe). Dann zeugten sie (wie Tan- 
goroa mit seinen Gattinnen) das Meer, die Flüsse, die 
Berge, die Bäume und Kräuter, sowie in Oo firou me-no 
mousi (die kostbare Weisheit himmlischer Sonne) ihre 
Tochter Ten-sio-dai-sin, die ihrer Schönheit wegen zum 
Himmel gesandt wurde (dort zu herrschen), ebenso wie 
die später geborene Gottin des Mondes (Tsouki-no kami). 
Weiter folgte die Geburt Firou -ko's oder des Egels 
(um im Meer zu weilen) und schliesslich die des wil- 
den Sasan-no o-no mikoto (in seinen Zornanfällen die 
Bäume des Waldes entwurzelnd). Nachdem so die Schöpf- 
ung vollendet war, kehrte Isa naghi-no mikoto mit seiner 
Gattin zum Himmel zurück, in Awasi eine von ihm gebaute 
Hütte hinterlassend, als Zeichen ihres Aufenthaltes dort. 
Als vor dem Anstürmen ihres Bruders Sasan-no o-no 
mikoto (zum Himmel aufgefahren) Ten-sio dai sin in die 
Hohle Ama-no iwa geflüchtet [wie Aex oder Aege, Toch- 
ter des Helios, wegen ihres die Titanen blendenden Glan- 
zes von deren Mutter £rde in einer unterirdischen Hohle 
verborgen ward], verbreitete sich Dunkelheit über die 
Erde, bis es den 800000 Göttern durch List gelang, die 
Sonne hervorzuziehen, durch einen Strick [wie ihn Maui 
gebraucht] die Rückkehr hindernd, nachdem So san no 
o-no mikoto ^zur Erde heimgegangen war, die achtköpfige 
Schlange Ya mata-no orotsi zu tödten (in Idzumo). Als 
ältester Sohn Ten-sio-dai-sin^s, unter den Tsi sin go dai 
oder fünf Geschlechtem der irdischen Geister zeugte Masa 



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102 II. Hawaii. 

ya ya katsou katsou-no faya fi ama-no osiwo mimi-no 
mikoto (als Nachkomme Sosan-no o mikoto^s, der mit 
Ina da fime den Sohn Oo ana moutsi-no kami gezeugt, 
betrachtet) mit seiner Gattin Tagou tada tsi tsi fime 
(Tochter Takan mi mosou fi-no mikito's) den Sohn Ama 
tsou fiko fiko fo-no ni ni ghi-no mikoto (bei Unterwer- 
fung Oo ana moutsi-no Kami's mit dem himmlischen Kami 
auf den Berg So-no taka tsi fo-no dake in Fiouga hinab- 
steigend, die Dämone aus Japan zu vertreiben), und die- 
sem folgte sein Sohn Fiko fo fo de mino mikoto, während 
dessen Bruder Fo no sousoro no- mikoto, die verlorene 
Angel suchend, in einer Taucherglocke zum Palast des 
Meeresgottes niedergestiegen [wieWakea mit denMoa in 
Hawaii], sich dort mit dessen Tochter Toyo tama fime 
vermählt, in einen Drachen verwandelt nach der Geburt 
von Fiko na kisa take ou ka ya fouki awa sesou-no mi- 
koto, und nach dessen Begräbniss auf dem Berge A fira- 
no yamo (in Fiouga) schiffte sich sein jüngster Sohn Zin- 
mou-ten-o oder Kan Yamato Iwa Are fiko-no mikoto zu 
Eroberungen ein, als erster der Nin o dai (Ehrwürdigen des 
Menschengeschlechtes), um das von Takau mi motsou fi-no 
mikoto seinem (vom Himmel gekommenen) Ahn Ama tsou 
fiko fiko fo-no ni ni ghi-no mikoto übermachte Reich Ja- 
pans (Toyo asi wara-no misou fo no Kouni) in Besitz zu 
nehmen. 

Der hier, wie in hellenischen Theogonien (und 
anderswo), ununterbrochen festgehaltene Zusammenhang 
der Gotter- und Menschenwelt von den fürstlichen Re- 
präsentanten der letztern lässt sich in polynesischen My- 
thologien überall (unter particulärer Färbung in Tonga) 
verfolgen, besonders auch in Hawaii, und wird sich noch 
mehrfach Gelegenheit bieten, darauf zurückzukommen. 
Im Vafthrudnismal wird die Abstammung des Men- 
schengeschlechts von den Jötunn oder Urahnen bewahrt 



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Auslegung. 103 

und „jötnar allir fra Yiiiir komnii " (im Hyndluljod). Da- 
zwischen stehen bevorzugte Zeugungen aus der Sonne, 
zu deren Söhnen der Inca gehört, mit viel Gebrüdern un- 
ter verschiedenen Volkern und aus verschiedenejn Zeiten. 
Zum Commentar (wenn das, was ich überhaupt zu 
liefern vermag, so genannt werden darf) übergebend, wie- 
derhole ich nochmals den Hinweis auf die Schwierigkeiten, 
die dabei in Erwägung zu halten sind. Nachdem ich das 
Vorhandensein dieses Tempelgedichts bei meiner ersten 
Audienz beim Konig constatirt und damals, bei rascher 
Durchsicht und Besprechung desselben, einige Aufzeich- 
nungen gemacht hatte, erhielt ich bei einem spätem Be- 
suche die freundliche Erlaubniss, das Manuscript zu wei- 
terer Benutzung mit mir nehmen zu dürfen. Es war dies 
bereits die letzte Woche meines Aufenthalts in Honolulu 
und die Ankunft des Dampfers, auf dem ich mich einzu- 
schiffen hatte, stand bald in täglicher Erwartung bevor. 
Nachdem ich, Tag und Nacht arbeitend, die Hauptstellen 
copirt hatte, blieb die üebersetzung, und hier konnte ich, 
wie schon bemerkt, wenig oder keine Hülfe finden, selbst 
bei sonst guten Kennern der Landessprache, die der alter- 
thümliche Stil der Verse sogleich abschreckte. Aus glei- 
chem Grunde liess auch Andrew's hawaiisches Lexicon, 
das sonst als das brauchbarste in diesem Zweige der Li- 
teratur empfohlen werden kann, in dem vorliegenden Falle 
vielfach im Stich. Meine eigene Kenntniss des Poly- 
nesischen, mit dem mich eingehender zu beschäftigen ich 
bis dahin keine Veranlassung gehabt hatte, beschränkte 
sich auf die allgemein linguistische. So hatte ich zum Be- 
ginn die speciellc Grammatik des Hawaiischen genauer zu 
Studiren, um dann mit derjenigen Hülfe, die sich dem Wör- 
terbuch entnehmen liess, und besonders nach den Andeutun- 
gen, die ich mir in den Gesprächen mit dem Konig notirt 
hatte, die Üebersetzung in Versuch zu nehmen. Was daraus 



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104 II. Hawaii. 

mitgetheilt wird, gebe ich deshalb unter Vorbehalt aller 
spätem Bectificationen, geleitet von der Ansicht, dass 
ohne sie für die Mehrzahl der Leser der Originaltext un- 
verständlich sein diirfte, während seine Zufügung jetzt 
jedem Besserwissenden oder zu griindlichem Studium Ge- 
neigten die Möglichkeit der Controle gewährt, sowie einer 
verbesserten Umschrift, wofür ich selbst am dankbarsten 
verpflichtet bleiben werde, denn dass vielerlei Druck- oder 
Abschreibefehler untergelaufen sein mögen, wird (unter 
Berücksichtigung des Gesagten) dem an sorgfältiges CoUa- 
tioniren von Documeuten Gewohnten leicht begreiflich sein. 
Ein besonders schwer gefühlter Mangel, den ich 
bereits hervorgehoben habe, liegt in der Unmöglichkeit, 
die Namen der successiv im Pflanzen- und Thierreich 
genannten Schöpfungen genau zu indentificiren. Der all- 
gemeine Ideengang ist deutlich genug festzustellen. In 
der ersten Schopfungsperiode wird von dem Entstehen der 
Zoophyten geredet (oder vielmehr kleinster und einfach- 
sten Thierwesen, als Monaden), verschiedene Arten von 
Conchiferen, Madreporen, Annulaten, der Land- und See- 
gräser u. s. w. In der zweiten entstehen die Insecten 
und verschiedene Vogel. In der dritten die Fische, auch 
Molluskenarten, wie es scheint (Cephalopoden u. s. w.); 
in der vierten Amphibien, die Schildkröten u. s. w.; in 
der fünften die Schweine ^; in der sechsten die Mäuse und 
Tümmler; in der siebenten die psychischen Voranlagen 
des Menschengeschlechts, und in der achten dann der 
Mensch selbst. Dies, wie gesagt, ist der allgemeine Ver- 
lauf. Dabei werden nun aber eine Menge specieller Na- 
men vonThieren und Pflanzen aufgeführt, ungefähr 8 Ar- 
ten von Insekten, 24 von Vögeln, 60 von Fischen, 22 Bäume 
u, s. w., deren Verificirung natürlich von besonderm In- 
teresse sein würde, nicht nur für die Kenntniss der Ein- 
geborenen von ihrer Natur, sondern auch für die natur- 



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/:, 



Proömium. t V, . .' 1()5 

geschichtlichen Namen. Diese bin ich, "mit sehr geringen 
Ausnahmen, nicht im Stande zu geben, da es weit mehr 
Zeit erfordert haben würde, als mir zu Gebote stand. 
Zuverlässiges darüber festzustellen. Selbst wenn ich z. B. 
unter Vorlesen der aufgeführten Fischnamen (die leicht 
begreiflich auf dieser Insel am besten bekannt sind) 
manche verstanden und erkannt merkte, so war ich damit 
noch um keinen Schritt weiter, solange nicht der Ein- 
geborene zugleich den englischen Namen, durch den der 
wissenschaftliche zu fixiren gewesen wäre, anzugeben 
wusste. Die Liste der Vogel zeigte ich Herrn Dole, dem 
bekannten Verfasser der hawaiischen Ornithologie, aber 
selbst dieser gute Kenner der einheimischen Bezeichnungen 
konnte beim ersten Durchlesen nur eine beschränkte Zahl 
unter den obsoleten Bezeichnungen feststellen. Indess hat 
er mir freundlichst seine weitere Unterstützung verspro- 
chen, und wenn sich jemand bei gegebener Müsse diesen 
Nachsuchungen unterziehen will, so wird nichts im Wege 
stehen, die ganze Nomenclatur aufgeklärt zu erhalten. 

Mit allen diesen Geständnissen und Berichtigungen 
empfehle ich mich der Nachsicht des Lesers, der das Fol- 
gende mit den anhaftenden Fehlem zu nehmen haben 
wird, da, wenn erst wieder von einer aufs neue mit Hawaii 
anzuknüpfenden Correspondenz abhängig gemacht, die Ver- 
öffentlichung sich auf das Unbestimmte hätte hinausschieben 
mögen. Ohnedies wird durch das, was im Detail etwa 
fraglich zu lassen ist, das Gesammtergebniss in seinen 
allgemeinen Zügen zunächst nicht beeinträchtigt. 

Der erste Vers des Proömium in diesem Hymnus be- 
ginnt mit Keau (Periode oder Weltumschwung), von dem 
Ausgebrannten (wela) wieder nach oben rollend, um so, 
wie es der königliche Exeget ausdrückte, nach dem Un- 
tergang einer früheren Welt die Entstehung einer neuen 
anzudeuten. Damals im Reiche des Po \ fehlte das Licht 



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106 n. Hawaii. 

und es wird nur von dem Durchzittem einer Schimmerung 
gesprochen, als Malama (von dem malaiisch-polynesischen 
mahim oder Mond, der im Hawaiischen die speciellere 
Bezeichnung Mahina von Hina erhält). Neben Licht be- 
deutet Malamalama indess zugleich (s. Andrews) ein gei- 
stiges Licht (supernatural light, light of the mind), so 
dass es sich hier auch im Sinne der Intelligenz (eines 
vo\)^) fassen Hesse. Sehr beachtenswerth ist nun in die- 
sem Zusammenhang die Nennung Makalii's, der Plejaden 
oder des Siebengestirns ^, die sich gleichsam als das Thor 
offnen für Eingreifen der kosmischen ^ Kräfte auf die pla- 
netarischen Schöpfungen, die jetzt beginnen, und ist die 
eigenthümliche Rolle der Plejaden in fast sämmtlichen 
Mythologien der fünf Continente hinlänglich bekannt. 
Es taucht dann ein täuschendes Spiegelbild, gleich dem 
der Maya, auf, aus Kumuhonua oder aus den Wurzeln 
der Erdvesten (in Papa als Grundmasse gedacht), und 
daran schliesst sich die Dehnung des Kumu-lipo oder 
Abyssus, als Wurzel (kumu) des Abgrundes oder lipo 
(„black or dark from the depth of a cavern^' bei Andrews). 
Nach dem Kefrain „Po wale ho-i" (noch Nacht überall), 
der sich am Ende jeder Schopfungsperiode bis zur achten 
(in welcher das Licht oder Ao hervortritt) wiederholt, wird 
nun Kumulipo als entsanden gesetzt, und neben ihm er- 
scheint als weibliche Hälfte Po-ele (in chinesicher Oppo- 
sition des Ying und Yang). Es beginnt nun zuerst die Ent- 
stehung von Protozoen, niedrigsten und kleinsten Thierchen 
(von den Milben ^ oder Uku an), bis mit dem Fortschrei- 
ten zu höhern Organisationen sich (an Stelle der bisheri- 
gen generatio aequivoca) die Geschlechter differenziren, 
und der sexuelle Gegensatz wird fernerhin durch das 
Ganze des Folgenden fjestgehalten. Die Entstehung jeder 
Art (Asteriden, Echiniden, Medusen s. s. w., sowie Fu- 
caceen, Conferven, Conjugaten u. s. w.) ist in dem oft 



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Verse. 107 

wiederholten Vers aus sieben Strophen (mit „O kane ia 
Wai ololi etc." beginnend) -eingeschlossen, und zwar ge- 
schieht die Schöpfung durchweg in Paaren, eins auf dem 
Lande und sein Gegenbild im Meere (wie sich z. B. Zo- 
steren und luncaceen gegenübergestellt finden) unter gegen- 
seitigem Vigiliren oder Beobachten (Bewachung^, wie ge- 
sagt wird). Hanau bezeichnet das Entstehen, während, 
um als Schöpfung aufgefasst zu werden, das causative 
Prefix hoo hinzutreten müsste. Entstehen in dieser Schöpf- 
ung wird dargestellt als ein Sprossen oder Hervorwachsen, 
wie es David Malo mit besonderm Nachdruck hervorhebt, 
und auch in Mangaia wurde pua-ua-mai (das Aequivalent 
für schaffen im Wortschatz) „bud forth", or „blossom", 
as of a tree (s. Gill) zu übersetzen sein. 

In fünfter Stanze findet sich jene im höchsten Grade 
curiose Auffassung des Octopus ^, worauf bereits aufmerk- 
sam gemacht wurde, als in seiner zoologischen^ Stellung 
gleichsam die Reste eines verweltlichen Typus anerken- 
nend, und so wird auf den Gilbert-Inseln Aditi oder Tiki 
durch seine Schwester (als Octopus) in Aufrichtung des 
Himmels unterstützt, indem sie ihn mit ihren Tentakeln 
höher emporhebt. 

In sechster Linie wird von dem Verschlingen des Frühe- 
ren und Schwächeren durch das Spätere und Stärkere * (im 
Kampf ums Dasein) geredet, und in siebenter heisst es, 
dass damals nur erst göttliche Kräfte gewaltet, dass die 
Menschen noch nicht dagewesen seien. ^ So geht es nun 
weiter durch die verschiedenen Schöpfungsperioden, ihren 
Folgen nach, in fortschreitender Entwickelung, indem mit 
Erhebung der Schlammerde % und Anhäufung auf den Wür- 
zelchen, der leere Abgrund (Kumulipo's) naturgemäss ent- 
schwindet. Am Ende der zweiten Schöpfungsperiode schei- 
nen die ersten Zeichen der Dämmerung heraufzuziehen, in 
der dritten wird unter dem Gewühl der hervordrängenden 



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108 n. Hawaii. 

Reptilien und Meerungeheuer der bisher isolirte Tinten- 
fisch im Gewühl mit fortgerissen, in der vierten spielt ein 
undeutlich trüber Lichtschimmer, unter welchem die Nutz- 
pflanzen in Existenz treten, in der fünften, unter Abschei; 
düng von Tag und Nacht, kommen (mit besonderem Pomp) 
die Schweine^ hervor, in der sechsten die Mäuse ^, und 
nach den Vorbereitungen in der siebenten tritt in der 
achten der Mensch auf und damit das Licht. Indem dann 
der Mensch „hervor wächst gleich einem Blatt" (hanau 
kanaka e mehe lau), so verknüpft sich dadurch seine Exi- 
stenz ' mit den ersten Anfängen, symbolisirt (auf Mangaia) 
in dem Auslaufen von Te-aka-ia-Roe (the root of all exi- 
stence) durch die — Te-tangaengae oder Te-vaerua (breath- 
ing or life) und Te manava roa („the long lived" oder fort- 
dauernde Ausziehung des Lebensodems) genannten — 
Schopfungswesen in die Urmutter Vari-ma-te-takere (the 
very beginning), und sie sitzt in dem engen Raum ihres stum- 
men Landes (Te-enua-te-ki) so schmal zusammengepresst, 
„that her knees and chin touch" (s. Gill), in der die Stel- 
lung des Embryo wiederholenden Form peruanischer Mu- 
mien, vergleichbar den Hekatoncheiren, ehe sie die zur 
Belebung anfeuernden Himmelsgaben genossen (vexxap 
T'afi.ßp6aiY|v Te, TotTcep S^sot auTot sSouatv), unter dem Erd- 
reich zusammengekauert dasitzend, sodass Gaea, ob sol- 
cher Enge schwer bedrängt, aus ihrer Tiefe aufseufzt: 

Und 80 wohnten sie dort mit Leiden behaftet im Erdgrund 
Sassen am äussersten Rand, an den Enden der geräumigen Erde 
Lange bekümmert, das Herz erfüllt mit gewaltiger Trauer 

(s. üschner). 

Nachdem aber (im berauschenden Trank) die in ihnen 
schlummernden ürkräfte geweckt sind, sprudeln sie fort 
im Dienst der Tritopatoren (Anakes) oder Tripa- 
toren (s. Hoffmann) „Urväter aller Zeugung" (nach Ger- 
hard), als (italische) dii genitales, und unter dem Cha- 



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Menschen und Götter. 109 

rakter der Windgötter, die aus der Äsche der Titanen 
(der x^ovtot bei Hesiod) hervorgetretenen Menschen besee- 
lend. Wegen des von Philo gefürchteten Missbrauchs, 
sollte man schworen (s. Dähne) „bei des Vaters oder der 
Mutter Gesundheit oder frohem Greisenalter" den Eid lei- 
sten, falls diese noch leben oder bei ihrem Gedächtniss, 
wenn sie vollendet haben. Denn diese sind ja ein Abbild 
und eine Nachahmung gottlicher Kraft, da sie diejenigen, 
die noch nicht vorhanden waren, in das Sein hinüberleite- 
ten" (toui; fJLii] ovTai; el<; tö efvat 7capayaY6vT6<;). Und so 
würde dies weiter leiten zu dem schon an mehrfachen 
Stellen durchwanderten Felde der Ahnenverehrung. 

Dem Menschen angereiht (in den Schöpfungen des 
Tempelgediciits) werden in der achten Periode aufs neue 
die Akua genannt, also in\ Gegensatz zu den bereits in 
den Urkräften waltenden Akua, die Gotter in ihren spätem 
personlichen Fassungen, ein Geschlecht der Heroen neben 
dem der Menschen bildend, und so in der Beschreibung^ 
von diesen geschieden (auch nach der Farbe). ^ 

Ahina hina wale kanaka e kakei nei 

Haula ula wale ha lae o ke kua 

Ha eleele ko ke kanaka 

Hake akea wale ka auwae 

Grau weilen hienieden die Menschen 
Roth erglänzt die Stirn der Götter 
Dunkelgefärbt die Menschen 
Weiss (-bärtig) am Kinn weilen sie. 

Nachdem Lailai in Zauberschone (gleich der schaum- 
entsprossenen Kythereia, oder Lakshmi im Milchmeer 
zusammengeflossen) erschienen ist, wohnt sie (unter 
Einkorperungen) zunächst den in der Schopfungs- 
periode ihrer Geburt (als Beherrscher) waltenden Ur- 
kräften bei, Pokinikinikini und Pomanomano für fernere 
Zeugungen^, wird dann vom Sonnengott* nach oben ge- 
rufen, und geht bei der Rückkehr die Ehe ^ erst mit Eane 



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110 II. Hawaii. 

und dann mit Kii (sowie gelegentlich auch mit Kanaloa) 
ein, worauf mit der Fortpflanzung aus Kane und Kii die 
(theogonische) Kosmogonie in eine Heroogonie ausläuft. 

Das Auftreten der geistigen Anlagen ^ (in der siebenten 
Periode) und ihres Trägers im Menschen (in der achten) 
ergibt sich aus der psychischen Wurzel, der auch die obi- 
gen Vorstellungen der Maori erwachsen sind. Dem ent- 
sprechend lässt die mythische Auffassung mancherlei 
Kunstfertigkeiten von den das Land, vor den Menschen, be- 
wohnenden Gnomen oder Elfen erlernen, wie das Netze- 
stricken (s. Grey) durch Kahukura bei seinem Besuche 
llangiowhiä's (ko te konero nio nga Patupaiarehe). Solch 
feenartige Wesen, die schon vor materieller Verkörperung 
den Luftkreis durchzittern, leben deshalb in einer die spätere 
vorschattenden Welt, und so erzählt das Märchen, dass 
sie von den durch den erschreckten Kanawa in Waikato 
ihnen angebotenen Schmuckgegenständen nur die Schatten 
derselben mitgenommen, da diese ihnen genügt hätten. 
In den verschiedenen Erklärungen, die über das Wort 
Atua gegeben werden, findet sich auch die Zurückbezieh- 
ung auf Schatten, und jeder Platz, auf den der Schatten 
der als lebende Akua wandelnden Fürsten fiel, bekam ihr 
Eigenthum, und wurde, sobald es sich, wie bei Kiki (dem 
Rivalen Tamure's) um priesterlichen Charakter handelt, ein 
Heiligthum im Tapu, -während dann wieder bei böser Zau- 
berei die Pflanzen durch den darauf fallenden Schatten 
verdorren, weshalb ein Ausgang im Sonnenschein verboten 
ist, und wenn im arkadischen Heiligthum des verschwun- 
denen (a9aviö^s((;) Zeus, das gegen Betreten tabuirt war, 
überhaupt kein Schatten fiel (nach Pausanias), so wirft 
in ägyptitische Schattcnwelt gerade die Mumie als Jahou 
ihren Schatten. In griechischer Theogonie geht die Aus- 
schüttung der Leiden und Leidenschaften aus Pandora's 
Büchse, als „Ahnmutter", wie sie genannt ist (s. Scho- 



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Peccatum. 111 

mann), dem Auftreten des Weibes vorher, und so in der 
hawaiischen dem Lalai^s, mit der sich das Gedicht zu poe- 
tischen Ausmalungen erhebt. 

Ausserdem ist die Erzählung hier und da mit humo- 
ristisch gefiirbten Einstreuungen gewürzt, wie bei Gelegen- 
heit zur Nennung der Schweine * sie beschrieben werden : 
„als die schwarzen Schweine, die störrischen, die nicht 
ausweichen wollen auf dem engen Pfade", oder die 
Mäuse charakterisirt werden, als „die kleinen Mäuse, 
die unverschämten, mit aufgespreizten Augenbrauen 
umherspringend". Wenn (in späterer Periode) da- 
von geredet wird, dass infolge der, in der bisherigen 
Nacht, hervorbrechenden Sonnenstrahlen sich eine Schwell- 
kraft durch die menschlichen Leiber ergossen, und Lailai, 
in Schönheit entgegenstrahlend , von ihrem himmlischen 
Bräutigam gerufen, zu ihm emporgeschwebt sei, wird hin- 
zugefugt, dass der Sand (Ono), der Sand am Meeres- 
strande, iiber dieses Fliegen ^ gespottet habe, denn er, der 
bei der Schöpfung Tangoroa's in Karotonga dem aus der 
Hohe zu ihm herabkommenden Gotte als Substrat für seine 
Begattungen gedient hatte, musste über diese Umkehrung 
der Verhältnisse naturgemässen Neid empfinden und konnte 
eine Rechtfertigung darin sehen, als Lailai später wieder 
zur Erde herabzukommen hatte (mit dem himmlischen Ge- 
schenk des Taro ^). Der fernere Fall Lailai's wird bedingt 
durch ihre, selbst in den 40000 Nächten (Po-Kini-Kini's) 
nicht befriedigte Brunst, indem in ihr eben nun das volle 
Schopfungsverlangen der Naturkraft* gärt. Obwol ihr 
gottlicher Gatte Kane sich bis zu eigener Abmattung und 
Erschlaffung müht ^, genügt er nicht ihrer Sinnenlust, und 
sie beginnt mit Kii zu buhlen, dem sie, obwol nur ein 
Kanaka (oder Mann des gemeinen Volkes in späterer Auf- 
fassung) die für ihn tabuirte Taro-Art Ape zur Speise 
verschafft. In dem eifersüchtigen Streit, der ausbricht, 



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112 n. Hawaii. 

wird Kaue durch Steinwürfe an der Stirn verwundet, und 
nach solch vollständigem Bruch sieht sichLailai gezwungen, 
ihren dauernden Aufenthalt auf der Erde zu nehmen, wo- 
mit dann die letzte Schopftingsperiode abschliesst. 

Sie war ^roflfnet worden, nach dem Aufgang des Lichts, 
mit der Erhebung der Grundsaulen ^, um die Welt zu 
festigen, d. h. dem Himmel^ eine Stütze zu gewähren, 
denn die Erde (Papa) galt, in Hawaii, durch sich selbst 
gefestigt (Faa nona iho), als grosse Masse (Honua), unter 
welcher der Erderschütterer oder Erdbebengott (Kaue-) 
Luu-Honua (den alten Vergöttern Ru und Ru-roia im 
Süden entsprechend) auf dem Centralfcuer niederliegt. 
Bei den Maori heissen diese bei Trennung von Himmel 
und Erde aufgerichteten Doppelpfeiler (auch vierfach ge- 
dacht) Toko und Raka, während ihre Namen in Hawaii (wo 
sie durch Kumukumu ke kaa geboren gelten) für Moana 
liha sich als Schaum (liha oder Fett) des Meeres (moana) 
oder Meeresschaum (wie Aphrodite^s a9p6;; auch in Vira- 
cocha^s ^ Geburt aus schaumigem Meeresfett einen Gegen- 
fiissler erkennen konnte), ynd für Kawao maaukele, als 
Nebelwirbel, oder Nebelbank (kawao) aus wirbliger (kele) 
Strömung (au), erklären würden. Das Erdfundament er- 
hält dann unter Opaiakalani noch eine nachträgliche ^ Ver- 
sicherung durch Kamuieli, und nachdem so das Welt- 
gebäude dauernd fundirt ist, kann mit dem Auftreten 
Kahiko's der erste Act der Menschheitstragodie seinen 
Anfang nehmen. 

Schon bei der ersten Schöpfung Lailai's vrird, 
angereiht an das mysteriös dunkle Ungethüm Ka- 
naloa (gleichsam in neuer Wiedergeburt), neben Kaue, 
dem Gott, Kii der Mensch genannt, in einer mehrfach 
erkenubaren Zusammenrückung beider als Zwillinge (gleich 
Mu und Tefnut in Aegypten, der vedischen Aswini oder 
nordischer Alces, in Modi und Magni), während in den 



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Flut. 113 

spätem Schöpfungen volksthümlicher Mythologien das 
Dioscuren-Paar Kane und Kanaloa ^ über die Erde wandelt, 
die Leiden der Bedrückten lindernd und Wasser aus den 
Felsen schlagend, die dürren Felder zu erfrischen. Solche 
Metamorphose erfahrt Kanaloa aber erst bei der Letzt- 
gestaltung der Dinge, indem er bei der diese herbeiführen- 
den Katastrophe seiner schwarzen Hälfte nach überwunden 
wird. Es heisst in Beschreibung der Flut, dass sie Pii 
pou o kani kawa (aufsteigt zu des Hauses Pfeilern) Lele 
na ihe a Kanikaho (es fliegen die Blitzespfeile Kanikaho^s) 
Äpuepue ia Kanaloa Kanikaho (bezwungen liegt Kanaloa 
von Kanikaho). Diese Flut ^ wird auf der Insel Molokai 
(der Sandwich-Gruppe) durch den Kawaa- Vogel gesungen 
(i kawaa e holo, ua nui ke kai o ke aumoe), wie sie auf 
Koro (der Fiji) der Vogel Quiqui beklagen soll. 

Unter Lailai's ^ frühesten Geburten sind verschieden 
gestufte zu unterscheiden, einmal die elementaren in den 
4000 Nächten (mit Po kini-kini) aus der Finsterniss (in 
der sie sich weiterhin auch mit Kanaloa verbindet), dann 
die himmlischen „im Gewände der Morgenrothe", und weiter 
die, im Laufe der Sonne, von gedanklichen Zeugungen (aus 
dem Hirn *) zu sinnlichen ^ geführten, bei der Vermischung 
erst mit Kane, dem Gott, und dann mit Kii, dem Menschen. 
Indem darauf die Tochter aus göttlicher^ Herkunft mit 
dem irdischen Sohne vermählt wird — und demnach so 
sich (nach der Titanologie) Gotter und Menschen ver- 
glichen (xoLi ydig OT ^xpfvovTO ^soi S*v7]t:o{ x' av^poTCOt) — , ent- 
springen aus ihrem Geschlecht die Stammältern des Fürsten- 
hauses mit Kumahaina (oder Kumu-honua). In Bezug dar- 
auf fand ich in einer Anmerkung des Copisten gesagt (ma ke 
mele kumulipo nae, ia hoike ia mai le hanaune kanaka okoa a 
he mau lau hanauna, alaila hanau mai Ia) : Dass, obwol im 
Gedicht (mele) Kumulipo^ s gesagt würde, dass die Menschen 
anderen (okoa) Stammes seien, sie doch als Gebrüders- 

Bastian. ^ 

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114 11. Hawaii. 

blattet^ (mau lau) aufzufassen wären. Im Geschlechts- 
baum Paliktfs wird Haumea gefeiert: O Haumea kino 
pa heo hao, o Haumea kino papawahu, o Haumea kino 
papalehu (Haumea wunderbaren Korpers, Haumea acht- 
fach am Korper, Haumea zehntausendtheilig im Korper), 
und es wird gesagt, dass sie zum Himmel steigend, im 
Land Nuumea und Nuupapakino (in Mulinaha) verweilend 
aus dem Hirn ^ die Kinder Laumihae, Kahaula, Kahakaua- 
kalo geboren^, und dass sie dann zur Frau^ geworden 
mit dem Gott Kanaloa im Lande Papahuli (dem papu- 
anischen Lande der rothen Federn in den Sagen der 
Marquesas entsprechend, oder dem, als Poutini, dem Jas- 
per in Whaiapu gegenüberstellten Obsidian bei den Maori) 
zusammengewohnt, um sich femer als Papa mit Wakea 
zu vermählen. 

Die (gleich den Dhyana- Buddha) in Syzygien auf- 
tretenden Äeonen, die nacheinander emaniren, um über 
die Folgereihe der Schopfungsperioden zu präsidiren, 
drücken in ihren Namen verschiedene Modificationen * der 
Finsterniss oder der Dunkelheit aus, unter allmählich zu- 
nehmender Milderung derselben bis zum Licht. So er- 
geben sich nacheinander:^ 

Kumu-lipo und Po-ele 

Po-leele und Pohaka 

Po-wehi-wehi und Po-leliuli 

Po panopano und Po lalowehi 
, Po kano kano und Po la louli 

Po hiolo und (Po hee weaka) Po-nee-aku 

Po nee aku und Po ne mai 

Po kinikini und Po Mano-mano 

Nach der Einleitung (dem Anschluss der Entstehung 

an früherer Weltzerstörung) wird Kumulipo (die Wurzel 

der Abgrundes) zunächst allein gedacht (wie das Chaos 

Hesiod^s). Es tritt zu ihm dann eine weibliche Energie 



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Urzeugung. 115 

in Po-ele (finstere Nacht) und diese scheint in der fol- 
genden Schopfangsperiode eine männliche Wandlung^ zu 
erfahren, in Po le ele (oder Po-ele), die sich wieder mit 
ihrer weiblichen Hälfte in Po-haka oder verschlossenen 
(verschlossen grübelnden) Nacht verbindet. Dieses üeber- 
dauem (für spätere Transformation) mochte daraus hervor- 
gehen, dass am Ende der ersten Schopfungsperiode zwar 
von dem Verschwinden Kumulipo^s, nicht aber dem sei- 
nes geschlechtlichen Gegensatzes^ geredet wird. 

Weiter erscheinen dann Po-wehi-wehi (schwarze Nacht) 
und Po leli-uli (Po-ele-uli oder blaudunkelnde Nacht), 
Po-pano-pano ^ (oder tiefblaue Nacht) und Po lalo-wehi 
(schwarzsinkende Nacht), Po kanokano (hocherhabene 
Nacht) und Po-lalo uli (blausinkende Nacht), Po-hiolo 
oder rollende Nacht (der Mäuse) und Po nee aku (oder 
fortentschwebende Nacht), — auch Po nei la, oder Nacht 
gegenwärtiger Sonne (die schon herannaht) genannt, — 
und nach dem Gegensatz von Po nee -aku (die dorthin- 
schwebende Nacht) und Po nee mai (die hierherschwe- 
bende Nacht) schliessen (mit dem Ansatz zu chronologi- 
schen Bestimmungen) Po kinikini (40000 Nächte) und Po 
manomano (4000 Nächte) bis zum. Ao (Licht), das dann die 
Puka (Geschlechtslinien) begleitet, von den den Gottern 
angeschlossenen Vorfahren an bis zu den Mitlebenden. 

Wie bereits bemerkt, wird in der Entstehung der 
niedrigsten Thiere eine Art Generatio spontanea angedeu- 
tet, indem sie, sozusagen, von selbst hervortreten, während 
später, bei den höhern Organisationen, stets zuvor die 
GeschlechtsdiflFerenz, des Männlichen und Weiblichen, mar- 
kirt wird, im Omne vivum ex ovo. 

Um ein besseres Bild von dem Ganzen zu geben, will 
ich es wagen, eine Uebersetzung des Anfangs beizufügen, 
auf das Risico allerlei Irrungen in den, nach den obigen 
Gründen noch nicht identificirten Species: 



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116 11. Hawaii. 

Nach dem Proomium, mit dem Schluss 

Po wale ho-i, noch Nacht (waltend ringsum) überall, 
geht es fort 

Hanau ka po (geboren in Nacht), 
Geboren Kumulipo, aus der Nacht als männliches 
Geboren Poele, aus der Nacht als weibliches. 
Geboren die Milben im Gewimmel, Geboren das Gewimmel in Eeihen 
Geboren die Würmer, die Grabenden, die Erde aufwerfejttd, geboren 

ihre Mengen mit Nachkommenschaft 
Geboren die im Schmutz sich Windenden, geboren ihre zuckenden 

Reihen 
Geboren Seeeier ohne Zahl, geboren ihre streifige Nachkommen- 
schaft in Eeihen 
dann folgt die Entstehung der Hawae (white sea eggs), 
der Wana, species of the sea egg in the size and shape 
of a tumip (s. Andrews) mit ihren Kindern (Keiki), der 
Haukeuke (small sea animal), der Pioeoe (species of muscle 
or small shell-fish), der Pipi (Spirulidae), Papaua (Austern) 
mit den (verwandten) Olepe, der Nahawele (Muschelarten) 
mit Schalen (unauna), — in der Strömung das Umhertrei- 
bende erlauernd, — mit verwandten Leho in Aneinander- 
kettungen, derNaka, anhaftend (wie Bamakeln), derMa- 
kaloa (Seeschwämme) mit anhaftenden Muscheln, der OFe 
(in Corallensträngen), der verwandten Pipini in Ketten- 
reihen. Darauf (im Uebergang zu geschlechtlicher Zeu- 
gung) heisst es: 

Und das Männliche, schwellend in Zeugungskraft, und das Weib- 
liche zur Empfangniss ergeben, 

Geboren die Tange in der See 

Geboren die Algen im Schlamm, und rasch vermehrt ihrer KinderZahl, 

Bewacht von den Schlinggewächsen am Lande ; 

Als Pfeiler der Kraken im Gebrause. 

Im Streit das Wasser Speise der Aufwachsenden. 

Eingetreten die Götter allein, noch keine Menschen (Nur Götter 

walten erst, noch keine Menschen) 

Und das Männliche voll Zeugungskraft und das Weibliche zur 

Empfangniss bereit, 
Geboren die Fadengewinde in der See 



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Insekten. 117 

Bewaoht von den Gräsern drinnen im Lande, 
Der Kraken als Pfeiler im Gebrause; 
Im Streit das Wasser zur Speise des Aufwachsenden. 
Eingetreten die Götter allein, noch keine Menschen 
Und das Männliche u. s. w. 

So geht es fort für weitere Entstehung von 8 Arten 
in der See und ebenso vieler auf dem Lande (jedesmal im 
obigen Vers eingeschlossen), und weiter heisst es dann: 

Das Männliche aus dem Wasser entstehend in den Göttern, 

Das Schlüpfrige im Wasser aufwachsend durch Zehrung 

In rauschend flutender Beschwemmung des Landes 

Die Würzelchen der Seehalme umhertreibend 

Aufschwellende Strömung von alters her in der Nacht, 

Voll aufgefüllt und übergefüllt 

Voll hie und da 

Voll fern und nah 

Der Erdträger hebt sich zum Himmel empor, 

Kumulipo's Walten im Luftlj;reis verschwindet in Nacht 

Po-no (noch Nacht überall). 

Damit schliesst also diese erste Schöpfungsperiode Kumu- 
lipo's. Nun die zweite: 

Und das Männliche zum Weiblichen in Herrlichkeit; 

Das Männliche geboren, schwarzdunkel flutend 

Das Weibliche geboren, hell aufgeschlossen flutend 

Ueberschattet die See, überschattet das Land 

üeberschattet das Wasser, überschattet der Berg 

Ueberschattet in dichter Nacht, thatenlos rastend. 

Dann sprosst es wunderbarlich überraschend in neun Blätter 

Es sprossen gradaufrecht die Blätter, schimmernd scheinend. 

Es drängt zum Wachsthum hin, die Blätter wie beschämt. 

Geboren Poleele, das Männliche 

Beiwohnend Pohaka dem Weiblichen 

Geboren Kupua (das Zauberding), der Wunderbare (Kahaha) 

Geboren der Wunderbare (Kahaha) 

Geboren Kahaha (der Wunderbare) und seine Verwandten, 

Hervor kommen ihre Kinder, die fliegenden. 

Geboren die Raupen (peelua), als Anverwandte, 

DieReihe derKinder in den Schmetterlingen (pulelehua), die fliegenden 

Geboren die Ameisen «(Naonao) u. s. w. 



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118 n. Hawaii 

Dann geht es in derselben Form fort, für die Entstehung 
der Libellen (pinao), der Heuschrecken (uhini), der Flie- 
gen (nalo-lele) u. s. w. Darauf folgen die Vogel (26 Ar- 
ten), z. B. : 

Geboren die Reiher in der Verwandtschaft 
Die Züge ihrer Kinder im fliegenden Geschlecht 
Und das Gevögel fliegend in Schwälrmen 
Und die am Himmel unter Fährang Reisenden (Wandenrögel) 
Herabkommend zum Niedersitzen, die Flügel flappend, 
Zum Niedersitzen auf dem Boden des Insellandes. 
Vögel auf dem Lande geboren 
Vögel in der See geboren. 

Geboren das Männliche voller Zeugungskraft, geboren das Weib- 
liche zum Empßingniss bereit, 
Geboren die Möven in der See 
Bewacht von den Falken am Strande 
Der Kraken als Pfeiler im Gebrause 
Im Streit das Fleisch zur Speise dem Vogel 
Eingetreten die Götter allein, noch keine Menschen. 

Und das Männliche voll Zeugungskraft 

Und das Weibliche zur Empfängniss bereit 

Geboren die Enten in der See 

Bewacht von den Habichten (Sperlingsart?) am Lande 

Der Kraken als Pfeiler im Gebrause 

Die Frucht als Fleisch dem Vogel zur Speise 

Eingetreten die Götter allein, noch keine Menschen 

Geboren das Männliche u. s. w. 

Weitere Entstehung von 12 Arten, Eulen, Seeadler u.s. w. 

Und in Wolkenhaufen erheben sich die Vögel im Geräusch der Flügel 
Und Gesang ringsum der Vögel, der singenden. 
Die in Schwärmen hochfliegenden, zur Sonne aufwärts 
Niedersitzend dann auf dem Festland wieder, der Vögel Kinder, 

gefüttert in der Nacht, 
Fettrund treibend im Schwimmen, wohlgemästet 
Umherspielend (sich entleerend) zwischen den Seegewächsen 
Auf den spriessenden Spitzen der Schilfe, auf den Blättern der Zweige, 
Der aus der Nacht geborenen Zweige 
Noch waltet vorwiegend die Nacht 
Es waltet die stolze' Nacht 
Noch waltet die Nacht in der Zeitperiode Poleleele's (schwarze Nacht) 



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Fische. ^ 119 

Mit ei*8ter Dämmerung Zeichen, in der Fülle der zeitgewordenen 

Nacht 
Po-no (noch Nacht ringsum). 

Geboren die Kinder der tief dunkelnden Nacht (Powehiwehi) 
ümhergeworfen zerstreut in blau dunkler Nacht (Poleliuli) 
Mit lockender Liebesbewerbung im duftenden Schmuck 
In dem auf noch kahlem Lande in der Nacht Umhergestreuten. 

Doch genug und übergenug, bis eine fähigere Hand diese 
Uebersetzung unternimmt. 

Die Entstehung der 50 — 60 Fischarten, deren jeder ein 
Vers gewidmet ist, schliesst im letzten mit dem Auftreten 
eines „Thaumas": 

Und das Männliche yoU Zeugungskraft 

Und das Weibliche aur Empfängniss bereit 

Geboren der Wunderbare (Kahaha) innerhalb der See 

Bewacht von dem Aal (?) am Strande 

Der Kraken als Pfeiler im Gebrause 

Im Streite die See als Speise den Fischen 

Eingetreten die Götter allein, noch keine Menschen. 

Und das Männliche voll Zeugungskraft und das Weibliche zur 

Empfängniss bereit 

Geboren die Büsche an der See 

Bewacht von den Sträuchem im Lande u. s. w. 

Weiteres Entstehen von 24 Baumarten, von Milo (po- 

docarpus ferruginea) oder (von den Blättern) Laumilo, 

Oopukai (der See) und Oopuwai (des Wassers), Kauila 

(Rothholz) u. s. w. Sodann: 

Und langsam nahte der Walfisch diesen Seen 

Windend niedrig unter des Wassers Fläche 

Weiter hinaus im Ocean die Riesenfische 

In der Tiefe walten sie des Meeres Bewohner 

Die Tritonen, die langsamen, blasend im Schnauben 

Wegrollend und verschlingend auf dem Weg 

Den Weg des Gewürms, im Strudel fortgerissen. 

Die Polypen im Wasser umspritzt, aufliegend mit Bauch, mit Rücken, 

Schwankend in des Wassers Wogen, schwankend in den stillen 

Wassern, 
Versammelt all das Wurmgethier, 
In zahllosen Mengen, zusammengedrängt, ins Verderben rennend. 



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120 n. Hawaii. 

Der Beginn des jüngsten (Nachgeschlechtes) in bläulichem Fisch- 

geflute 
Das Dunkelblaue waltet hier aus dem Ocean Powehiwehi's 
Die See des Gewürms in tiefblau dunkelnder Nacht 
Der Kraken auf dem Trocknen am Bande des Landes, er der Fisch, 
Angestrandet unter dunkelblauen Walten aus der Nachtsonne her. 

Po-no (noch Nacht). 
Aufstehend in undeutlicher Trübe geheiligter Sonne 
Das Breitgeblätterte flutend in einsamer Oede 
Uebergebreitet zum Besitz von Wasser und Limd, 
Dorthin kriechend, hierhin kriechend 
Hervorgedrängt die Haufen kriechenden Gewürms 
Auf dem Rücken kriechend, auf dem Antlitz kriechend 
Im Nacken das Leben, für die Erde die Rückseite 
Aber das Antlitz aufrecht im gloiTcichen Schmuck 
Ausdörrende Verwüstung des Dunkel im Dunkel (Pano pano) 
Das Männliche in der Nacht als Dunkel im Dunkel (Po pano 

pano) geboren 
Und so Po pano pano als Männliches 

Wie Polalowehi (die Nacht tiefer Schwärze) als Weibliches. 
Geboren die Menschen als gedoppelte Frucht (in Vorschattung 

anticipirt) 
Geboren als Blatt in der Nacht hienieden. 
Hierher das Feststellende 
Hierher das Bewegende, 

Rollt das Kleinkind gleitend auf den Haufen des Sandes. 
Die Kinder der Nacht Pano-pano (dichtwolkig) werden geboren 

Hanau ka po (Geboren eine Nacht) 
Geboren die Nacht glorreichen Schmuckes 
Geboren aus der Nacht wird die Gestaltform (Kii, als Prototyp 

des Menschen) erschaut. 
Geboren in der Nacht der Schildkröten schwaches Geschlecht u. s. w. 

Nach fernerer Schöpfung der Eidechsen folgen in einer 
Reihe von Versen die Anticipationen des menschlichen 
Sinnens und Trachtens, und die daraus fliessendeti Fort- 
geburten — auxap "EpK; aTuyspiQ rexs pisv tcJvov aXytvosvxa 
— wobei gleichsam eine Parallelbezeichnung zum Reptilien 
alter aufgestellt wird. 

Getanz im Umhergetriebe der Wurmgethiere 

Wackelnd mit langem Schwanz 



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Stammbaum. 121 

Aerger und Zank, bissig und zornig 
Hader und Streit um das Essen, das Fressen 
Greuel und Missethat auf dem Land, 
.Doch schon überbreitet das Pili-Gras das Land, 
Nun die Arbeit^, die schmutzige Arbeit 
Die Arbeit, die niederwirft in Schlaf den Ermüdeten, 
Der Stab zur Stütze des Wandrers 
Umherwankend auf dem Land im Gekreuch 
Geboren die Arbeit gleich der des Gewürms 

Po-no (noch Nacht ringsum). 
Das Pili-Gras, zum Dachdecken gebraucht, hätte die 
menschliche Besiedelung zu symbolisiren, doch werden erst 
noch die Schöpfungen der Säugethiere zwischengeschoben. 
Bei dem spätem Auftreten Lalai's wird, nach der Him- 
melfahrt, ihre Wohnung in Nuu-mealani beschrieben, als 
Das Land, wo die Aoa-Bäume wachsen 
Wo die Blätter der Koa-Pflanze glänzen, 

und Aoa ist Name eines Baumes, der in Hawaii nicht gefun- 
den wird (s. Andrews), but in some foreign country, often 
spoken of in the ancient meles (wie Koa eine Casuarinenart). 
Nachdem sie dann Kapokinikini (in 40000 Nächten) 
beigewohnt, kehrt sie nach aufwärts zurück: 

Um bei den heiligen Aoa-Bäumen zu wohnen 

Und ihre Empfängnisse dort spiegeln sich auf der Erde, 

im Widerschein himmlischer Abkunft, deren die Fürsten 

sich rühmten. 

Der Anschluss des Tempelliedes an die irdischen Ge- 
nealogien und deren Weiterführung kann hier nur kurz 
berührt werden, weil in die hawaiische Geschichte verlau- 
fend, und mit dieser, im Zusammenhang zu behandeln. 

Gewöhnlich beginnen die Genealogien mit Wakea und 
Papa, so bei Malo (auch Dibble, der ihn benutzte, bei 
Bingham u. s. w.), und bei Jarves werden 74 Königsge- 
schlechter bis hinab auf Kamehameha gezählt, während 
Haie in seiner Liste von 67 Generationen 23 als mythi- 
sche ausscheidet. Die Verlängerungen in der Linie Lailai's 



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122 n. Hawaii. 

(bis über 1000) sind in ähnlicher Weise aufzufassen, wie die 
piuranischen Erweiterungen indischer Konigslisten und de- 
ren Analogien. — Auf den Marquesas wiurden (nach Porter) 
88 Generationen seit der Einwanderung aus Vavau ge- 
zählt, auf ßarotonga gab Williams 29 Generationen, auf 
Mangarewa figuriren 27 (bei Maigret), in der Ableitung 
(durch Koa) von dem Seekönig Teatu moana, auf Tonga 
die des Tuitonga u. s. w. 

In den Stammbäumen ^ der Maori (von denen mir vor 
einigen Tagen einer in der Correspondenz mit Herrn 
Davis zugeschickt 2 ist) wurden gewähnlich circa 18 — 20 
Generationen aufgeführt seit der Ankunft in Aotere oder 
Neuseeland aus Hawaiki, doch hörte ich von Herrn White, 
dass er sich im Besitz von Texten finde, die auf Vorge- 
schlechter zurückgrifFen, aus der Zeit der Wanderung^ 
über verschiedene Inseln. Ebenso wird bei den hawaii- 
schen Geschlechtsregistern vermuthet, dass die frühesten 
Königsdynastien noch auf andern Inselgruppen geherrscht 
hätten, und dafür werden am ehesten Aufschlüsse aus den 
gebotenen Synchronismen zu erwarten sein, wie in der 
Nachkommenschaft Aikanaka^s, der durch seinen Namen auf 
dem in Hawaii weit früher verdrä-ngten (und nur in der 
Legende fortlebenden) Cannibalismus verweist (als Kai- 
Tangata). In Betreff seines Sohnes Hema erwähnte mir 
der König, dass als vor einigen Jahren Mitglieder seiner 
Familie bei der Rückkehr aus England die Häfen Neu- 
seelands berührten, die Daten über die Identität noch im 
Specielleren festgestellt seien,, und, ausserdem entspricht 
Wahieba, Sohn Kahai's (oder Tawhaki's) dem Wahioroa der 
Maori, sowie sein Sohn Laka dem maorischen ßaka, so- 
dass die Figuren einheimischer Sagen, über 70 Breitengrade 
hinweg, einander die Hände reichen. Die Namen Aikanaka 
bis Laka bilden die Nummern 28 — 32 in der Abstammung 
von Wakea (mit Kamehameha als auf der 68. Stelle). 



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Synchronismen. 123 

Tawhaki (Bruder Kariki's) „was the 8on of Hema and 
ürutonga^^ (s. Grey), als Vater Wahieroa's, und da bei 
den Maori der Tod Hema's an der unterseeischen Rasse 
der Pona-turi gerächt wird, liegt auch hierin die ha- 
waiische Gegenüberstellung von Hema und Puna (Pona). 
Diese Feindschaft gegen die Ponaturi erhält sich noch in 
der für den Tod seines Vaters Wahieroa an Malukuta 
kotako genommenen Rache Rata^s, und dessen aus der 
Schürze seiner Ehefrau Apakura durch den Meergott ge- 
bildeten Sohn Whakatau lässt die Legende unter den 
Wassern fortlaufen, gleichsam unterseeische Communi- 
cationen symbolisirend. Die hawaiische Legende (s. Jar- 
vis) spricht von kama pii kai (a chüd running over the 
8ea)y als im gottlichen Auftrage das Land Haupokane 
entdeckend. Die Maori erzählen ausserdem von Hine-i- 
iwaiwa, der auf langen Reisen die See durchschnitt, und 
schliesslich, halb Fisch, halb Frau, am Wohnplatze des 
von ihm gesuchten Tinirau anlangte. In Vatea, halb 
Mann, halb Fisch, wiederholt sich (auf Mangaia) ein 
chaldäischer Oannes * oder Annodotos (im fischgeschwänz- 
ten Nereus), und so würde hier noch eine weibliche Form 
(als Eurynome oder Okeanine) zur Seite treten. Wie im 
malaiischen Archipelagus (und zum Theil in China) wur- 
den anfangs die europäischen Entdecker als Wassermen- 
schen betrachtet, die bei Tage ans Land kamen. Nachts 
aber in ihre Meeresheimat, an Bord, zurückkehrten. 

Am sorgsamsten und ausführlichsten finden sich die 
hawaiischen Geschlechtsregister bei Fornander behandelt, 
der bei der Scheidung zwischen die Brüder Nana-Ulu 
und Ulu, als Sohne Kii's — Sohn Kahiko's \ des Alten (eines 
Cadmus, als TuaXaio^), — in der Abstammung von Wakea 
und Papa, zuerst die (besonders auf den Inseln Eauai und 
Oahu gebrauchte) Nana-Ulu-Genealogie (55 Nummern bis 
Kalakana) aufzählt und dann (wie auf Hawaii und Maui 



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124 U. Hawaii 

gültig)^ die Uiugenealogie (68 Nuninoem bis Kamehameha), 
vorwiegend in der Hema- Linie (bei der Abzweigung in 
Puna). Unter den Vorgeschlechtem Wakea^s und Papa's 
gibt er die (nach Kane, Kanaloa, Kanakahi und Maliu 
mit Hulihonua b^innende) Genealogie Kumu-ali (28 Num- 
mern bis Wakea), die Genealogie Eupakaiakea (9 Num- 
mern bis Wakea), die Genealogie Wela a hilani (5 Num- 
mern bis Wakea), die Genealogie Opukahonua (16 Num- 
mern bis Papa) und die Genealogie des (gewohnlich in 
populärer Auffassung als Erster Mensch betrachteten) 
Kumahonua (37 Nummern bis Papa und Wakea), in 
welcher Hawaii Loa, der eponymische Entdecker Hawaiis 
aus dem Lande Eapakapa ua a kane, den 30. Platz 
einnimmt. Nach David Malo lebten die ersten sechs 
Generationen nach Wakea noch im Lande Ololo-i-mehani 
oder Ololo waia, das Land Makalii^s im Osten, auch als 
mythisches Nuu-mehalani (gleich einem Florida, von Hau- 
mea oder Papa zum Baden in der Jugendquelle wieder- 
holt besucht), während die spätem Einwanderungen (längs 
der „fremden Strassen^^ ^, als Landungsplatz am Südende 
Hawaii^s und Kahoolawe's), unter denen sich Pao (um das 
durch die Verbrechen der in Kapawa ausgestorbenen Nana- 
Sohne entweihete Fürstenblut reinigend zu erneuern), be- 
sonders in den Vordergrund gedrängt hat, gewohnlich von 
Kahiki ^ oder Tahiti (die allgemeine Bezeichnung für unbe- 
stimmte Femen) ausgehen (erleichtert durch Verbesserungen 
des Canoe-Baues, wie sie der Sohn des in Hawaii gelandeten, 
und dann nach Kauai übergesiedelten, Häuptlings lehrte). 
In dem fernen Zauberland Tahiti, von dessen bosgesinnteni 
Könige die geraubte Sonne ^ versteckt wird (bis durch den 
Riesen Kana befreit), wiederholen sich die Beziehungen 
eines Pohjala und Kalewala, während sonst dem alten 
Wäinämoinen der junge, und doch uralte, Maui ent- 
sprechen würde, der gleich ihm von den Wogen * und 



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Genealogien. 125 

Winden gepflegt ward, als die unreife Frühgeburt, in den 
Haarbüschel der Mutter gewickelt, ins Meer geworfen war. 

In der von mir aus David Malo's nachgelassenem 
Werke copirten Genealogie stehen den Nummern 25 
(Namakaoko) und 26 (Helei pawa) in Fornander's Ulu- 
Liste zwei Namen (Nanakuae und Kapawa) zwischen- 
geschoben, indem die Reihe als Nanakaöko, Nanakuae, 
Kapawa, Heleipawa läuft (statt Nanakaöko, Heleipawa), 
und bei Kapawa wird bemerkt, dass dies der erste Konig 
sei, dessen Anwesenheit auf der Sandwich -Gruppe fest- 
stehe, da sich von ihm (neben Geburts- und Sterbeplatz) 
sein Begräbnissplatz als bekannt angegeben finde (am 
Flusse Jao auf der Insel Maui). Während seine Her- 
kunft nach Oahu verlegt wird, stammen die nächsten vier 
Könige aus Maui und dann folgt Wahieloa, als in Hawaii 
geboren. Bei den Kapawa vorhergehenden Fürsten- 
namen fehlen alle solche Zufügungen und deshalb konn- 
ten sie, wie Malo bemerkt, auch auf andern Inselgruppen 
Oceaniens geherrscht haben, weil noch nicht localisirt. 
Aus fremdem Verkehr wird auch die spätere Einführung 
des Pele- Dienstes hergeleitet, während bei Verknüpfung 
desselben mit den Urzeiten daraufhingewiesen wurde, dass 
die Feuergottin in den, sie nach Mauna-loa fuhrenden, 
Mythen die Inseln nach ihrem vulkanischen Alter durch- 
schritten, bis zu der jüngsten Erhebung. Aehnlich kann- 
ten hellenische Mythen hoch den Weg, den Typhoeus 
genommen, von Arima über den thrazischen Hämus bis 
zum Begrabenwerden unter dem Aetna. E kai make a 
papau ae la ka Pele ma Oahu, alaila lele oia i Maui, a 
papau' hou iho la ma Haleakala lele hpu oia i kilauea. 
„Als Papa's Herrschaft in Oahu abflachte, sprang sie 
nach Maui hinüber, und als solche wieder in Haleaka 
abflachte, sprang sie femer über nach Kilauea." 

Für die meisten Inselgruppen Polynesiens bildete be- 



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126 n. Hawaii. 

kumtlich ein Hawaiiki oder Hawaii (Avaiki) den Aus- 
gangspunkt der Wanderungen, und das Prototyp wurde, 
um eine centrale Stellung zu gewinnen, durch Haie in Sa- 
waii der Samoainseln placirt, von wo dann wieder auf eine 
heilige Insel (Pulo) in Bolotu weiter gewiesen wird. Judge 
Manning in Auckland kam in einem Gespräche, das ich 
mit ihm hatte, ebenfalls auf die Erklärung Havai-ik^s als 
kleines (iki) Java oder Djava, wie sie sich bei Fomander 
findet*, dessen kuschitische ^ Argonauten, die in dortigen 
Meeren segeln (wie die Wikinger piratischer Karer in 
den Caraiben, vom heiligen Delos bis zu den Antillen), 
dann über solche Zwischenstationen leicht nach Zaba^ 
oder Saba (oder zu Orissa's Javana) gelangen konnten. 

Die Wanderungen Hawaii-loa^s kreuzen sich mit denen 
des Menehune genannten Zwergvolkes, das sich heutzu- 
tage, als fortgefliichtete Elfen, in den Volksgesprächen 
mehr und mehr verkleinert, aber in seinen Beziehungen 
zu tahitischen Manahune den Maassstab der Menschen- 
grosse erträgt. Als ich in der Nähe von Honolulu die 
Trümmerhaufen einiger Heiaus besuchte, deren Bau 
ihnen zugeschrieben wird, hat man mir über diese win- 
zigen, aber gleich Myrmidonen wimmelnden Däumlinge 
allerlei erzählt, was sich in den damaligen Notizen bei 
späterer Verarbeitung wol wieder zusammenfinden wird. 
Ausgiebigeres darüber ist bei Fornander mitgetheilt, be- 
sonders auch über die Richtung der Wanderungen. 

Vor Kealii-Wehanui flüchten die Menehune unter 
Kalani-Mene-Hune, Sohn Lua Nuu's, durch die rothe 
See Katne's (Kai ula a Kane) nach Kahina-i-ka-haupo-a- 
kane (Ka One Lauena-a-kane oder Ka Aina Momona-a- 
kane) oder Aina Lauena aus ihren Wohnsitzen in Honua- 
lalo, und dorthin waren sie, unter Kalani Mene Hüne, 
aus dem Lande Kapa kapa-ua-a-Kane (in Kahiki-ku) 
oder Kap'a-kapa gekommen, dem (über Lalo-Honua er- 



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Wänderungen. 127 

reichten) Zufluchtsorte von Laka und Kapili (den aus 
Kaiana- i-Hauola durch Ka-ouia-nukea-nui-a-Kane oder 
den weissen Riesenvogel Kane's vertriebenen Söhnen Ku- 
muhenua's). Auf Lua Nun folgt sein Kebssohn Ku- 
Nawao, Vater Kinilau-a-Momo's, und unter seinen Nach- 
kommen werden die Inseln Hawaii und Maui von Hawaii- 
loa entdeckt, dem Vorfahren Papa's, die sich dann mit 
Wakea aus Ololo-i-mehani vermählt. Es wird gesagt, 
dass Hawaii -loa (Vater Maui's) auf diesen Keisen die 
vielfarbige See (Moana kai mao kio ki) und die blau- 
grüne See (Moana kai popolo) durchfahrend, nach Hawaii 
(und Maui) gelangt sei, später verschiedene Züge unter- 
nehmend, theils zum fernen Süden (ika mole o ka honua), 
theils zum westlichen Lande der Lahui maka-lilio (Augen- 
yerdreher *), sowie (nordlich davon) dem Lande Kua- 
hewa-hewa, von wo zwei Weisse (Poe-keo-keo-kane) zu- 
rückgebracht und mit Frauen aus Hawaiki vermählt 
wurden. Bei der Rückfahrt nach seiner Heimat, um die 
zurückgelassene Familie nach der neuen Ansiedelung ab- 
^zuholen, habe Hawaii-loa (oder Ke kowa i Hawaii) die 
See 2 der Fische (kai holo o ka ia) oder die buntfleckige 
See (Moana kai mao kio kia kane) und blaugrüne See 
oder Moana kai popolo (also wie auf der Hinreise) durch- 
fahren. 

In Kahiki-honua-kele (Kahiki-ku oder Kapa Kapaua- 
a-kane) oder Mololani lagen das Land Kalana-i-Hauola 
(Pali-uli oder tina i ka kaupo a Kane) oder Aina wai 
akua a Kane, als Heimat Kumu-honua's, dessen Nach- 
kommen nach dem im Continente Kahiki-ku . gelegenen 
Lande Kapa kapa ua a kane (kai aina kai mele mele a 
Kane oder Hawa ii kua uli kaioo) vertrieben wurden, in 
dessen Westen der Continent^ Kahiki-moe lag, im Süden 
der (von kriegerischen Wilden bewohnte) Continent Kui 
lalo, während jenseits der See Moana kai mao kioki oder 



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128 n. Hawaii. 

Moana kai popolo die Inseln Hawaii und Maui placirt 
wurden, ostlich vom Lande der Lahui maka lilio (im Sü- 
den von dem Lande der Weissen in Kua-hewa-hewa). Das 
verborgene Land Kane's (Aina huna a Kane oder Moku 
Huna) sollte zuweilen in nordwestlicher Richtung von 
Hawaii gesehen sein. 

Da diese Verhältnisse, die in Fomander's Werke mit 
weit eingehenderer Sachkenntniss , als mir zu Gebote 
steht, verschiedentlich besprochen sind, in dem zweiten 
Bande desselben wahrscheinlich eine fernere Erklärung 
erhalten werden, lasse ich sie vorläufig wie sie geboten sind« 

In diesem um Hawaii -loa rotirenden Sagenkreis ist 
Papa die einheimische Prinzessin der Inseln und Wakea 
ein Seekonig ^, der, um sie freiend, an den Küsten er- 
scheint (wie Iskander's Nachkommen im Palembang). 
Seine Embleme sind deshalb die Moavogel, mit denen er 
ip Kumulipo's Genealogie beständig zusammen genannt 
wird, und es schliesst sich daran die Mythe von seinem 
Niedergang zum unterseeischen Meerespalast, und der 
Begleitung der Vogel von dorther. In Umkehrung der 
Mythe ist Wakea der Sohn des uralten Kahiko (durch 
•Kupulaukahau) und vermählt sich mit der Tochter der 
ersten Ansiedler (Eukalanieha und seiner Frau Kakulaua). 

Nach der Eheschliessung treten genealogisch ver- 
wickelte Verhältnisse auf, indem sein Nachfolger der von 
ihm mit eigener Tochter gezeugte Sohn sein soll, während 
dann seine Gattin mit diesem Sohn vermählt wird, und 
auch durch die folgenden sieben Geschlechter hindurch, 
beständig durch den Jugendquell ^ verjüngt, das Ehebett 
des jedesmaligen Königs getheilt habe, unter der Form 
der Königin. So sei es fortgegangen bis als Ole den 
Thron bestieg, sein Hauspriester den trügerischen Zauber 
durchschaute und dem Konig anempfahl, beim Erwachen 
am Morgen die Brüste seiner Frau zu schlagen. So 



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Kilo. 129 

that er den Worten folgend, und siehe da, eine uralte, 
runzlige Greisin lag neben ihm statt der blühenden Jungfrau. 

In dieser Erzählung hat sich die Vorstellung erhalten, 
dass Papa ursprünglich die Erde bedeutete (wie von ihr 
auch die verschiedenen Inseln der Gruppe nacheinander 
geboren gedacht werden), und ihr gegenüber nimmt Wa- 
kea dann, als Ävakea die Mittagssonne, die Form des 
Himmels an, damit die Mythen von Rangi und Papa 
(Uranos und Gaa) auch hier wiederholend, während 
aus dem Begraben der Frühgeburt Haloa der Taro 
erlangt wird. 

In denjenigen Schöpfungssagen, die ich in Honolulu 
von dem alten Kilo -kilo- Propheten (dessen bereits Er- 
wähnung geschehen ist) erhielt, wird gesagt, dass Kapo- 
aeae, Tochter Hoolahakapo's, ihrem Bruder Kanalakapo 
die Kinder Kapo hü luna (nach oben schwebendes Dun- 
kel) und Kapo hü lalo (nach unten schwebendes Dunkel) 
geboren, also gewissermassen die Scheidung* in Himmel 
und Erde (in der Darstellung griechischer Philosophie), 
und von diesem Aelternpaar wird dann Lono abgeleitet, 
unter dessen Nachkommen Kapaiopua (nächtliche Wol- 
kenbank) durch das Essen der (phallischen) Bananen- 
frucht geschwängert, den Sohn Maua-Wila (Blitzmäch- 
tigen) zur Welt bringt, als ersten Menschen. 

In Mangaia bewahrt der in Hawaii bereits zur histo- 
rischen oder wenigstens halbhistorischen Persönlichkeit 
verkörperte Wakea noch die mythische Umkleidung 
schöpferischer Mithülfe als Vatea. Aus dem von Gill 
seinem Buche beigegebenen Diagramm ergibt sich die auf 
dieser Insel herrschende Vorstellung vom Weltgebäude, 
das nach unten in den Spitzpunkt von Ta aka ia roe (der 
Wurzel alles Seins) auslief. Hieraus wächst Ta-tangaengae 
oder Ta-Vaerua als Lebensathem hervor und dann dessen 
Verlängerung in Ta-manaoa-roa (der Langlebende) oder 

Babtiah. 9 



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130 II. Hawaii. 

Lebensdauer. Als erstes Resultat ergibt sich, im Unter- 
sten der Bodentiefe zusammengehockt \ die Greisin Vari- 
mate takere (der eigentliche oder der wirkliche Beginn) 
mit dem jüngsten Kindlein, Tu metua, das stumme Land ^ 
(von Avaiki) oder Ta-enua-ta-ki bewohnend, während sie 
ihre Sohne alle bereits ausgesandt hat, den ältesten, Wa- 
tea oder Avatea, als Fischmensch nach Te-Papa-vai, sei- 
nen Bruder Tinirau nach Motu Tapu, dann Tango nach 
Enua Kura (Land der rothen Feder), femer Tumutenaoa 
(Echo) nach Te paraitea, und Raka oder Belästigung (als 
Windgott) nach Moana-irakau (der tiefe Ocean). Aus 
Taeva rangi (oder Himmelsöffinung) erlangte Watea (mit 
der Sonne als Tagesauge) seine Gattin Papa, die von 
Timatekore (Nochnichts oder Nichtsmehr) mit seiner Frau 
Tamaiti-ngavaringavari (Weichleib) gezeugt war. 

Aus Watea's Ehe mit Papa entsprangen, neben den 
Zwillingen Tangaroa und Rongo, der Sohn Tonga-iti oder 
Mata-vau, dessen Bruder Tangiia und ferner Tane-papa- 
kai. Nachdem Tangaroa seinen Bruder Rongo, der mit 
der Mutter in der dunkeln Unterwelt Avaiki verblieb 
(nur selten nach oben kommend), im Feldbau * unterrich- 
tet, begab er sich von Anau oder Mangaia nach Rara-* 
tonga oder Aitutaki, wogegen Rongo mit Taka erst die 
Tochter Tavake zeugt und dann mit dieser den Sohn 
Rangi, der das Land Anau oder Mangaia aus der Unter- 
welt Avaiki's ans Licht zog (als Rangi oder Himmel) und 
nun dort mit seinen Brüdern (Mokoiro und Akataniva) 
als Nga-ariki (die Konige) lebt, unter gelegentlichen 
Besuchen in der Unterwelt, bis der dahin führende Pfad 
durch Tiki's Selbstopfer geschlossen wurde. 

Rongo wurde in Mangaia als höchster Gott, vor dem 
sich Tangaroa zurückgezogen, verehrt und verblieb gross- 
tentheils in der Unterwelt seinem, auch unter den Maori 
anerkannten, Charakter als Erntegott * gemäss, womit sich 



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Viergotter. 131 

in Hawaii die Inselumzüge verbanden, um Lono's Feste 
zu feiern. So bildete er mit den Zwillingen Kanaloa und 
Kane (Kane-apua) und mit Ku, dem besondern Schutz- 
gott der Fürsten (wie celtisches Hu als Hu-Gadarn), die 
heilige Vierzahl im religiösen Cultus der Insel. 

Ueber die Ceremonien dieser Culte, die tief mit dem 
socialen, und dann auch dem politischen Leben der Insel- 
bewohner verwebt waren, finden sich in den Schriften 
David Malo's, der das alte Heidenthum noch in unver- 
fälschter Gestalt gekannt hatte, höchst lichtvolle Auf- 
schlüsse, und wird, was ich tbeils wörtlich copiren liess, 
theils in kurzen Excerpten notirte, später im Gesammt- 
bilde des einheimischen Geisteslebens veröffentlicht werden. 

Hier will ich nur aus denjenigen Gottergeschichten, 
die sich noch hier und da im Munde des Volks finden (ob- 
schon mehr und mehr durch hebräisch gefärbte Erzählungen 
verdrängt), einige Proben mittheilen, weil auf das schon 
erwähnte Zwillingspaar, das in Polynesien vielfach unter 
verschiedenen Formen hervortritt, bezüglich. Zwillinge 
gelten in Hawaii als durch Kraft des Geistes und Kör-- 
pers hervorragend ^, weil die Folge eines ungewöhnlichen 
Naturereignisses, und daran knüpft sich die Vergötterung, 
während in Afrika, wo Zwillinge ebenfalls als ein Pro- 
digium betrachtet werden, die Folge ist, dass einer der 
beiden sterben muss. Das Voranstehen dieser beiden 
Götter (Kane und Kanaloa) in Polynesien ist das natür- 
liche Ergebniss der auf ein Fischer- und Schifferleben 
hinweisenden Umgebung, indem es der Gunst Tane's für 
den Bau des Canoe und des Tangaloa's für dessen Fahrten 
bedarf. In den auf den Fischfang bezüglichen Karakias 
der Maori werden deshalb auch beide zusammen (s. Tay- 
lor) angerufen, dass durch die Stärke von Tane-Tangaroa 
die Fische anbeissen mögen. 

9* 



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132 n. Hawaii. 

(E Eoe te Kaha Tane Tangaroa 
E ravawe taku ure ngaua.) 

Die nachstehende Volkserzählung gebe ich ungefähr 
wie ich sie beim Zuhören aufschrieb. 

In alten Zeiten war auf der Insel Lanai eine schwere 
Hungersnoth ausgebrochen, deren Dauer kein Ende nehmen 
zu wollen schien. Die Bewohnerschaft wurde unaufhaltsam 
dahingerafft und nirgends war irgendwelche Hülfe zu er- 
sinnen. Als nun das Elend seinen höchsten Grad er- 
reicht hatte, geschah es, dass ein armer Fischerknabe am 
Meeresstrande ein niedriges Hüttchen aufstellte, und dort- 
hin kam er täglich, um aus seinem kargen Antheil von 
der Fischnahrung der Familie einige Bissen unter der 
Bedachung niederzulegen. Welchen Gott er anzurufen 
hatte, wusste er nicht, und ebenso wenig waren ihm Ge- 
betsformeln irgenwelcher Art bekannt, sodass er sich nur 
an den Akua im allgemeinen wandte: „E ke akua a ia^^ 
(hier o Gott, da ist Fisch für dich)*, das war alles, was 
er zu sagen verstand. Als er eines Tages wieder dort sass, 
von sehnsüchtig unbefriedigten Hülfsgefühlen gequält, da 
kamen zwei Männer des Weges gewandelt und rasteten 
bei seiner Hütte, wo er ihnen als müden Reisenden, was 
noch Essbares da war, willig überliess. Sie schliefen 
dort die Nacht, und beim Fortgehen enthüllten sie sich 
dem Knaben als die Gotter Kane und Kanaloa. Sein 
Bitten sei erhört und Rettung werde folgen. Bald kehrte 
Ueberfluss in das Land zurück, und auf der Stelle des 
Tempelhüttchens wurde ein steinener Heiau in stolzen 
Terrassen aufgebaut. 

Von derselben Quelle erhielt ich das Folgende: 

Als sich die Landbauer in Punaho (auf Oahu) bei an- 
haltender Dürre durch völligen Wassermangel vom Unter- 
gang bedroht sahen, erschienen in der Gestalt zweier Jüng- 



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.Volkslegende. 133 

linge die Gotter Kane und Kanaloa und deuteteir eine 
Quelle an, die ihnen geheiligt bleibt. 

Auch das Nachstehende mag beigefügt werden: 
Es geschah einst, dass Kane und E^nalqa während 
ihres Aufenthalts in Kola (auf Oahu) für ihre Mahlzeit 
Wurzelteig gekaut hatten, aber kein Wasser fanden, um 
ihn anzurühren. Da, als Kanaloa auf Kane^s Anweisung 
seinen Speer in einen Stein stiess, sprang diejenige Quelle 
hervor, welche noch jetzt den Namen E^ne führt, da sie 
stets an dem Kane geweihten Tage des Mondumlaufs an- 
schwillt und abnimmt. 

So mögen sich populäre Gottergestalten verkörpern*, 
wie auch der Neger seine Fetische umherwandeln sieht, 
bald gross bald klein (auch mit Regenschirmen in Guinea), * 
obwol stets die Daisi-dämonie in ihm lebt, die Angst vor 
dem Fetisch, als solchem, eine unheimlich ringsum das 
Unbekannte der Natur durchwaltende Macht, deren Con- 
tact er sich nur unter der Empfindung von Angst dunkel 
zum Bewusstsein bringt. Die Ethnologie des Namens, 
oder das Rückgehen auf portugiesische Einführung, darf da- 
bei ebenso wenig beirren, als bei den durch den scharfem 
Einblick der neuern Sprachwissenschaft bereits genügend 
gehäuften Beispielen, wenn dasjenige ausgedrückt werden 
soll, was anderswo bald als Dämon gefürchtet, bald, unter 
verfeinerter Auffassung, zur Gottheit verklärt ist, was aber 
bei dem Neger weder die eine noch die andere Form an- 
genommen hat, und deshalb eine bequeme Bezeichnung 
findet in dem von ihm selbst im Verkehr mit Europäern 
gebrauchten Worte. Auch wenn bei ausgebildeter Mytho- 
logie, wie an der Goldküste, die Gotter eintreten, bleibt 
doch der Himmelsgott ^ zu weit entfernt, um Gebete zu 
hören, sodass er nur durch angelische Vermittler zu er- 
reichen wäre, vorausgesetzt, dass es ihm belieben sollte, 
sich erbärmlicher Menschenwichte wegen in seinem Ruhe- 



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134 n. Hawaii. 

genuss stören zu lassen. Der Fetisch dagegen ist immer 
überall und immernahe, dicht bei und alert, auf dem Qui viye 
„there is no mistake about him^^. Er steckt also, da er 
nirgends nicht steckt, auch in den als Juju und Grisgris 
getragenen Amuletten, und so mögen diese gleiche Be- 
nennung empfangen. Immerhin jedoch wird dann in der 
eng mit Bretem umnagelten Welt des Negers der Miston 
bei weitem nicht so harsch und kreischend an das Ohr 
schlagen, als wenn in einer bereits von den Ideen ewiger 
Unendlichkeit durchwehten Weltanschauung, eine vielleicht 
(obwol keineswegs immer) etwas schöner als ein afrikanisches 
Idol gearbeitete Figur, als Gottesbild nicht nur, sondern 
selbst als eine Mutter Gottes auf dem Markte feil geboten 
werden sollte. Ein Unterschied liegt darin, dass in einer 
polytheistischen, oder unter monotheistischer Entschuldi- 
gung polytheisirenden Religion die dämonischen Vergötte- 
rungen die Sanction höchster Autorität im theologischen 
Fache suchen, oft auch die Stütze der Staatsgewalt er- 
halten und dadurch dauernd fixirt werden, wogegen der 
Neger sich seine Special-Fetische nach der augenblick- 
lichen Stimmung wählt, und beständig (besonders bei der 
eigenen Nichtachtung^, als Nigger) gern bereit ist, sie, 
wenn nicht durch Belehrung, doch bei Anerkennung wirk- 
samerer Macht im Besitz eines andern, zu dem er aufblickt, 
dagegen umzuwechseln. Die Wahl des Fetisch, wie längst 
ausgeführt ist, beruht in der Ideenassociation, zunächst der 
objectiven, wenn eine aussergewöhnliche Erscheinung die 
Aufmerksamkeit in ungewohnter Weise aufregt, wie die 
Prodigien der Römer, als Phänomene (oder Gesichts- und 
Hörbilder), „qui se produisaient avecune violence extreme'^ 
(Boucher-Leclerq) infolge des beigelegten „sens cache", oder 
einer subjectiven, wenn die bereits aufgeregte Gemüths- 
stimmung ihr sehnsüchtiges Fragen mit dem ersten besten 
Object, das gerade im kritischen Moment percipirt wurde, 



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Proportionen. 135 

verknüpfen mochte, — -einProcess, der sich überall in der 
Welt unter einer oder anderer Form wiederholt und ebenso 
oft, wie in Afrika (nach individueller ^ Prädilection) Steine 
oder Pflanzen, so auch in Indien wählt, wo dann beim 
Vorhandensein für solche Vorgänge interessirter Priester 
ferner noch ein Salagram-Stein oder eine Tulsi- Pflanze 
(auch als Sij- pflanze variirt bei der Cachar) dauernd 
symbolische Bedeutung^ gewinnen mag. Sollten nach 
einer wissenschaftlichen Methode, die auch die Ethnologie 
zur Wahrung ihrer Rechte bedarf, Vergleichungen 
zwischen Afrika und Indien angestellt werden, so dürfte 
es doch kaum der Bemerkung benöthigen, dass nicht das- 
jenige, was Reisende zufällig aus dem Tagesleben des 
Volkes über Fetische erfahren, in Parallele gestellt wer- 
den kann mit einem esoterischen Priesterwissen, das uns 
jetzt nach jahrtausendjähriger Entwickelung (oder wie 
lange man sonst will) in den Vedas abgeschlossen vorliegt, 
mit einer Vergangenheit, für deren damaliges Volksleben 
die Hülfsmittel des Einblickes fehlen, sodass, wenn eine 
unter Modificationen versuchte Reconstruction desselben 
aus dem jetzigen (auf demselben Boden) für unzulässig ge- 
halten wird, darauf überhaupt zu verzichten wäre. Wenn 
ein chinesischer Tourist, in Marseille landend, durch den 
Ruhm von Lourdes dahin gezogen würde, und dann auf 
weiterer Durchreise, einige Tage in Berlin verweilend, ins 
Gespräch mit Hegelianern gerathen, nun bei der Rückkehr 
seinen Landsleuten eine gelehrte Abhandlung über fran- 
zosiche und deutsche Anschauung des Uebersinnlichen auf- 
tischen wollte, so wäre damit den confucianischen Ge- 
lehrten ein hübscher Wust für scholastische Discussionen 
aufgespeichert, und manch harte Nuss, an der sie sich die 
Zähne, wenn nicht den Kopf zu .zerbrechen hätten, um das 
tertium cotnparationis (innerhalb derselben Civilisation) zu 
finden. 



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136 n. Hawaü. 

Auf der andern Seite bietet für manche Gebräuche, 
die wir bei den Culturvolkem, aus einem fortgeschritte- 
nen Stadium der Literatur empfingen (und als der Ein- 
blick in die ursprünglichen Wurzeln bereits verloren ge- 
gangen war), die Ethnologie, welche sie noch in lebendiger 
Entwickelung unter primitiven Stämmen überrascht, ver- 
gleichende Aufklärung, wie von ihr auch im Zutagetreten 
der anderswo fossil begrabenen Schichten, in den Museen 
manche stumme Zeugen prähistorischer Vergangenheit zum 
Reden gebracht werden. Die trotz einheimischer Zeugnisse 
in vielen Deutungen lunhergeworfenen Pontifices erhalten 
ihre Analogien in der Heiligsprechung des Inca infolge seines 
Brückenbaues^ über den Apurimac,und eine Illustration über 
die Erhaltung der früher, als unnütz, in den Tiber ge- 
worfenen Sechzigjährigen (denen in Mexico, gleichfalls weil 
unnütz, das Betrinken erlaubt war), — aus der Erkenntniss, 
dass ihr Rath ^ noch zu gebrauchen, — liegt in der Sage der 
Kirgisen, wenn der im Sack von seinem Sohn zum Be- 
gräbnissplatz getragene Alte durch kluge Reden ihn und 
seine jungen Gefährten, durch die Aussicht zum Mitgenuss 
der in langer Lebenserfahrung gesammelten Schätze zu sei- 
ner Erhaltung veranlasst. Dieser Sechzigjährige wurde in 
„quintum gradum" (s. Varro) gesetzt, puer bis 15, juvenis 
bis 20, junior bis 45, senior bis 60 (s. Klausen), und so 
sind bei den Kru die Stände selbst nach Altersklassen 
gegliedert, wie bei den Monitaris die Banden der Wirra 
Ohpage (von 10 — 11 Jahren), der Wirrachishi (von 14 — 
15 Jahren), der Haiderrokka-Achke (von 17 — 18 Jahren) 
u. s. w. Von den an der Brücke ^ herabgestürzten 
Puppen oder (bei Dionys.) siSoXa (der Argeer) heissen die 
in der Stadt gebauten Capellen Argea (in Rom). Solche 
Capellchen finden sich auch überall durch die Stadt in 
Accra zerstreut, zum Niedersetzen der Sühnegaben für 
das im Fetisch waltende Dämonische, besonders seine 



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Entstehung. 137 

Emanationen aus dem Erdboden (im genius loci), und 
„alii ab argilla" (Varro) die Argea, als unterirdische Kam- 
mern cimmerischer Weissager (mit Bezug auf die Sibylle 
von Cumae). 

Aus allen polynesischen Kosmogonien fühlt sich das 
Grübeln heraus, dem Auftreten des Menschen in der 
Natur in zufriedenstellender Weise Rechnung zu tragen. 
Man konnte ihn freilich durch den Schopfer-Gott formen 
lassen, aber da die Schwierigkeit damit nicht gelost, son- 
dern nur hinausgeschoben wären, wurde, ausser in popula- 
risirenden Versionen, davon abgesehen. Auch ein Heraus- 
wachsen aus der Erde, wie etwa der libysche Jarbas, 
w^oUte nicht in den Sinn und ebenso wenig eine Umwand- 
lung aus Stein (der Xaa^ in Xao(;). Auf dem in das Me^r 
geworfenen Stein mochten sich durch Anschwemmungen 
des Meeres wol Pflänzchen bilden, die in Vogelgestalt 
Turi's herabkommende Himmelstochter darauf im Zer- 
picken der faulenden Seegewächse Würmer hervorzerren, 
aber bis zum Menschen war dann noch ein weiter Weg. 
Auf den Marquesas wurde damit geholfen, dass sich in 
dem aus unterweltlichen Awaiki erhobenen Lande Höhlen 
fanden, eine für die Menschen, eine andere für die zweit 
höhere Organisation, die Fische, und dass nun in Explo- 
sionen vulkanischer Erdbeben die Insassen zerstreut wurden, 
die einen ins Wasser, die andern über das Land. Man 
setzte so, wie auch sonst, den Ursprung in unbekannte 
Regionen. Hier in die Tiefe des Unten, während die 
Singpho z. B. den Menschen von oben herabkommen 
Hessen auf einer Himmelsleiter. 

In dem hawaiischen Tempelgedicht wird die Frage 
'systematischer behandelt. Mit den einfachen, niedem Or- 
ganismen, bei denen anatomische Unkenntniss, und Mangel 
des Mikroskops, die Complicationen verdeckte, brauchten 
weniger Umstände gemacht zu werden. Sie konnten durch 



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138 n. Hawaii. 

eine generatio aequivoca entstehen aus dem Wasser, oder 
besser noch aus dem Schlamm, wo noch jetzt bestandig 
neue Bildungen zu keimen scheinen (wie einst im Nil- 
schlamm Aegyptens), und die Vogel in den Lüften mach- 
ten weniger Sorge, sodass sie bleiben können, wo sie sich 
zeigen. Als jedoch die Zeit der Fische und dann die der 
Säugethiere gekommen war, wurden die An8pi;üche an 
die Naturkraft gesteigert, und erst unter heftigem An- 
strengungen^, wie in den Katastrophen vulkanischer Um- 
wälzungen, wird ihre Hervorbringung überwunden. Wie 
nun weiter mit dem Menschen? Der ganze Schöpftmgs- 
process war bis dahin nach geregelten Gesetzen verlaufen, 
als ein organisches Hervorwachsen aus dem Urgrund Kamu- 
lipo's (y^^ ^iZcLi 7C69\Jaai ^ in Hesiod's Sprache) von dem An- 
fang her, dessen Wurzeln zurückreichten in früheres Werden. 
Im verschlungenen Dickicht dieses Weltenbaumes war 
die schöpferische Urkraft als Akua (gleich den Elohim 
oder neuplatonischen \6yoi swXoi, der Natur in vielfachen 
Abstufungen eingebildet) thätig gewesen, um die wech- 
selnde Mannichfaltigkeit der Formen, wie sie nacheinander 
auftauchten, jedesmal in den ihrer Natur entsprechenden 
Platz einzufügen. So war sie mit See- und Landgräsem, 
mit Würmern und Mollusken, mit Insekten und Vögeln, 
femer auch mit Fischen nebst Amphibien, mit Schweinen 
und Hatten fertig geworden. Und dann, wie im müssigen 
Zeitvertreib, bildete sie die Anlage zu allerlei Kunstfertig- 
keiten, ausserdem auch die Thorheiten, wie es heisst, die 
Geckereien und Eitelkeiten: 

Hanau ke powaawaa he waawaa kona 
Hanau ke poo pahapaha he pahapaha laha. 

Alles das verläuft noch in dunkelster Urnacht, die 
diesen ganzen Schopfungsvorgang verbirgt. Po-no. 

Nun aber heisst es, dass im Aus- und Einathmen der 
Natur ein Erinnerungsbild schwankender Umrisse aufge- 



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Das ürweibliolie. 139 

taucht sei, ein Aehnlichkeitsbild ^ von früher Dagewesenem, 
dass unfassliche Ahnungen durch den Geist geschwirrt, 
dass beim staunenden Kückblick auf die Reihe dahinge- 
glittener ]S ächte reuige Angst beklommen [gleichsam Vor- 
Stadien jener über neue EinSchliessungen jammernd weh- 
klagende Seelen- der hermetischen Bücher], bis der Vogel* 
die Gebete gelehrt, dass damit die harschen Mistöne sich 
aufs neue ausgeglichen und die durch den Zwischenfall 
psychischer Störungen unterbrochene Kette der Schöpf- 
ungen den frühem Verlauf wieder aufgenommen. Sie seien 
fortgeglitten wie bisher, aber unter Anzeichen, die auf 
Künftiges vorbereiteten. 

Und das Fortgleiten dröhnt in den Gebarten 
(A ka hohee nalu mal i hanau) 

wie es im Texte heisst. 

Diese im Geroll ^ heranziehender Geschicke vorherver- 
kündigten Geburten sind die zur Entstehung des Menschen 
leitenden. Wie im Ausbruch der Gewitter klärt sich 
plötzlich der ganze Horizont, der zerrissene Schleier dunk- 
ler Nacht entflieht nach allen Seiten, freudig froher Frie- 
densglanz umstrahlt das All, und das Weib steht da im 
Glänze ihrer Schönheit, deren nach oben geworfener Re- 
flex den Sonnengott hervorruft. Ao! Licht. 

In diesem Weiblichen sind nun die gesammten Schöpf- 
ungskräfte der ürnacht absorbirt, oder vielmehr dieses 
Weibliche repräsentirt die neue Form, unter welcher die 
bisher in dunkler Nacht schaffenden Urkräfte fortan im 
Lichte thätig zu sein haben, und Eros (der älteste Gott 
bei Parmenides) tritt jetzt seine Herrschaft an. 

Die Dichtung singt: 

Hernieder in die Geburten die Sonne blickt, 
Heiss aus den Augen strahlend, 
Heraufsaugend in mächtigem Zug. 
Dem Menschen regt sich das Fliegen, 
Er eilt der Sonne zu. 



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140 n. Hawaii. 

Ua ao (Licht hervorgetreten), 

Und im Erdgebebe hebt sich das Land, 

Lailai emporzutragen, 

Und, der Himmel im Zenith gespalten. 

Tritt die Mittagssonne hervor. 

Die Frau schwebt auf zum Himmel, 

Die Heimat himmlischer Herkunft. 

Kinderlos steigt sie empor 

In Reinheit pflanzlichen Wachsthums. 

Der Sand auf der Erde spottet 

Ueber das Fliegen zum Himmel. 

Nach Lailai aber, an ihre Entstehung als Frau ange- 
schlossen, folgt nun die von Kii, Kane und Kanaloa, drei 
Nebenformen des Männlichen, Kii der Mann, Kane der 
Gott und Kanaloa der Octopus, wie im Text gesagt wird : 

Hanau Lailai he wahine 

Hanau Eii he kane 

Hanau Kane he Akua 

Hanau o Kanaloa o ka hee kaunawela ia 

Von diesen dreien nimmt Kane unzweifelhaft den ersten 
Platz ein. Er repräsentirt eben das Männliche, xar e^oyijv, 
wie schon sein Name besagt, und er tritt später ganz in 
die Gotterwelt über, ähnlich wie die dunkle Gestalt Ka- 
naloa's, der als dem unerforschlichen Meerwasser ange- 
horig eine ganz exceptioneUe Stellung beansprucht. 

Es kommt zunächst darauf an, das Verhältniss zwi- 
schen Kane und Kii zu präcisiren, die sich beide im Wett- 
streit um die Gunst Lailai's bewerben. 

In Kane ist nun das directe Ergebniss der Gesammt- 
heit bisheriger Schöpfungsthätigkeit zu erkennen, soweit 
sie sich in unvollkommener Weise, als im Weiblichen, 
auch im Männlichen zu spiegeln vermag (wie wir in den 
Mythologien eifersüchtige Bevorzugung bald der einen, bald 
der andern Form finden). Der ununterbrochen aus dena 
Urgrund emporgewachsene Schöpfungsbaum gipfelt eben 
in der edelsten vegetativen Thätigkeit, in den im Wald 



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Wachsthum. 141 

gepflanzten Säulenpfeilern und also in Kane, ihrem sym- 
bolischen Ausdruck als Tanemahuta. Durch ihn reichen 
die Ariki in ihrem ursprünglich eigentlichen Charakter 
als Fiirstengotter oder Gotterfürsten bis auf die Urwur- 
zeln des Daseins zurück, in ähnlicher Weise wie es in 
der japanischen Kosmogonie dargestellt ist. Die für 
Klärung der mit den Ariki ^ verknüpften Ideen gesammel- 
ten Materialien werde ich weiterhin verarbeiten und hier 
nur bemerken, dass der seit der europäischen Entdeckung 
best erkennbare Vertreter dieser alten Institution, die mit 
den eingeleiteten Umwälzungen rasch der Zerstörung an- 
heimfiel, in dem Tuitonga^ auf der Freundschaftsgruppe 
vorlag, und dass dieser in der einheimischen Mythologie 
als ein Baumgebomer betrachtet wurde. 

InKane repräsentirt sich uns das einfach unverfälschte 
Menschenthum (in seinem unschuldsvollen Zustand, wie 
^s moralisirend aufgefasst wird), als aus naturfrisch reiner 
Baum Vegetation^ entsprossen. 

Ihm gegenüber erscheint Tiki oder Kii als das Proto- 
typ jener psychischen Schöpfung, welche die Akua in dunk- 
ler Urnacht vorbereitet, um den Verstand des Menschen 
damit zu begaben. Er ist klug und gewandt, aber auch 
verschlagen und listig, und darauf bedacht, um Kane aus 
seinem legitimen Ehebette zu verdrängen. Weiterhin 
spielt deshalb Kii oder Tiki die Rolle eines skandinavi- 
schen Loki oder indianischen Nanabozho und verschwimmt 
in den Mythen mit der unter weltlichen Gotterfamilie der 
Maui, nichtsnutzige Schwanke und Possen treibend, aber 
auch durch vielerlei Wohlthaten, die Erfindungen seines 
Scharfsinnes, die Menschheit beglückend. 

In Hesiod's Worten (vom Tartarus aufwärts die Wurzeln 
der Erde und des Meeres) erkennt sich (s. Rinck) „das 
leitende Bild eines Baumes, dessen Stamm sich von den 
Wurzeln* erhebt und oben ausbreitet" (und so die Ent- 



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142 II. Hawaii. 

stehuDg ans dem Chaos als einem Keim) und damit das 
hawaiische Pua-ua-mai (gleich buddhistisch-brahminischem 
Lotus des ersten Schopfungstages oder der japanischen 
Asipflanze). In der Esche Yggdrasil (dem Baume ^ des- 
sen Wurzeln unter der Erde verborgen sind, während der 
Gipfel über den Himmel hervorragt) findet Wiborg das 
Bild „der Weltentwickelung". In der Edda wird das 
Werk der Schöpfung nun gleich den Vorgöttern, Bor's 
Söhnen (durch das Riesenmädchen Bert geboren) über- 
geben und sie nehmen Ymir's Leib zum Substrat, indem 
sie die verschiedenen Rohmaterialien in Form und Maass 
bringen (wofür es bereits des vollen Tageslichtes bedarf), 
wogegen in polynesischer Mythologie diese Ausführung 
des feinern Details den Tiki und Maui (deren Seitenstück 
sich in Loke, der als Lodr neben Hänir und Odin steht, 
forterhalten hat) überlassen bleibt, die erste Grundschöpf- 
ung aber in dunkler Nacht emporwächst unter Mitwirkung, 
nicht jedoch thätigem Eingreifen, der Urgötter. Diese ver- 
schiedene Auffassung ist aus der Natur der Sache ver- 
ständlich, denn Ymir ist bereits nur ein secundäres Pro- 
duct, da vor ihm schon Nifflheim und Muspel vorhanden 
waren, wogegen die polynesische Mythologie im ersten 
Anfang wurzelt (solch secundäre Producte also erst spä- 
ter erlangend), zwar zurückdeutend (gleich dem Buddhis- 
mus) auf früheres Weltensein und den aus Nachzittem im 
Untergang noch fortschwankenden Schatten desselben, 
aber in ihm keinen substantiellen Baustoff mehr findend 
für die neu aufsteigende Periode. 

Unter den Lehrsätzen monotheistischer^ Religion auf- 
gewachsen, wird der einzige Gott trotz anthropomorphi- 
scher Färbung als der vollendete Schlussstein des Welt- 
ganzen erscheinen und im Zurückgehen auf Urprincipien, 
die im verhüllenden Dunkel den Analysen des Denkens 
unzugänglich sind, als Ausgeburt philosophischer Ueber- 



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Entwiokelung. 143 

feinerung gelten. Der Buddhist, der von seioem Standpunkt 
aus in den Gottesauffassungen der Brahmanen nur popu- 
läre Niederschläge sieht, würde die Sache vom andern 
Ende auffassen, und zur Vereinbarung in solchem Dilemma 
wird dreierlei zu betrachten sein. 1) Was ist hier früher, 
was später? 2) Worauf überhaupt kommt es an bei den 
diesen Fragen zugewandten Studien? und 3) Wie verhält 
sich hier Philosophie und Religion zu pinander? Wenn 
wir von einem allgemeinen Wildzustand als erstem Aus- 
gangspunkt der Menschheit anhebend, und also den im 
Werdensquell ewiger Unendlichkeit beständig wiederver- 
schlungenen Anfang momentan zu fixiren suchend, wenn 
wir damit theoretisch auf das Schema eines, erst die Sprache 
und dann die fernere Gedankenentwickelung erlernenden, 
Naturmenschen zurückgehen, so ergibt sich von selbst die 
rohe und einfache Religionsvorstellung als die frühere, ver- 
glichen mit spätem Complicationen, und ein derartig hin- 
geworfener Riss des Entwickelungsprocesses wird durch 
Aufklärung der innerhalb desselben verlaufenen Vorgänge 
das Studium derselben aufklären. 

Ein anderes, in wie weit für solche Gedankenschopf- 
ungen die Realität einer zeiträumlich gesicherten Existenz 
zu beanspruchen sei? in wie weit zu ihren Gunsten der 
aus unbekannten Sphären herrauschende, nach unbekann- 
ten Zielen fortrollende Umschwung des Entstehens und 
Vergehens vorübergehend sistirt werden konnte? Wo im- 
mer wir eine Volkergßschichte vor uns haben, sehen wir 
das Auf und Nieder einer Raddrehung, ein Emporsteigen 
zur Acme, ein Niedersinken, ein Hin- und Her wogen, 
wie es sich am deutlichsten in den langgestreckten Ge- 
schichtsperioden beim stabileren Völkerleben Ostasiens er- 
kennen lässt^ in den glänzenden Dynastien, die in längeren 
oder kürzeren Intervallen die dunkeln Zwischenräume un- 
terbrechen und überragen. 



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144 n. Hawaii. 

G^enwärtig in dem ToUen Entwickelungsschosse le- 
bend, der seit einem halben Jahrhundert in dem Geader 
nnsers Erdtheils pnlsirt, ist nns die Idee nnnnterbrochen 
fortschreitender Entwickeinng gleichsam zur angeborenen 
geworden, und die kurze Zeitspanne, innerhalb welcher wir 
erst zu urtheilen vermögen, ein allgemeiner Maasstab nicht 
nur für die uns vertraute Umgebung, sondern auch für, 
zwar weit entlegene, aber dennoch sich weithin erstreckende 
Fremden, von denen wir oft genug herzlich wenig wissen 
(ja, in bequemer Generalisation sogleich für den ganzen 
Erdumfang). 

Ein Aegypter aus der Pharaonenherrschaft, ein (etwa 
accadischer) Chaldäer, ein assyrischer Sohn Ninive's, ein 
Sprosse des persischen Achämeniden-Geschlechts, ein dem 
Grabe entsteigender Inca würden hierüber freilich anders 
denken, wenn sie, die nationalen Gesichtspunkte einem kos- 
mopolitischen vorziehend, den heutigen Zustand ihres hei- 
mischen Bodens mit dem verglichen, den sie dort gekannt 
hatten. Die Mehrzahl der alten Culturvolker strahlt be- 
reits in der Fülle der Jugend, voll gewachsen und ge- 
waffnet, gleich einer Pallas-Athene geboren, wenn sie auf 
die Geschichtsbühne ^ vortreten. Im gewohnlichen Natur- 
gange freilich tritt das Kind klein und schwach ins Leben, 
aber dieses Kind ist doch auch dann immer nur die Ab- 
zweigung aus einem bereits in Reife abgeschlossenen Orga- 
nismus, in un(^ an dem es sich gebildet hat. Je nachdem 
wir uns also im Geschichtsgange auf eine der nach oben 
oder eine der nach unten führenden Treppenstufen stellen, 
können wir die Wachsthums- oder Zersetzungsprocesse der 
Cultur (aus oder in Uncultur) dem Studium unterwerfen. 
Und indem nun dieses, auf die Thatsache vergleichender 
Volkerkunde begründete Studium der Wachsthumsprocesse, 
das, wenn einst zu Früchten gereift, in den daraus entnom- 
menen Gesundheitslebren die naturgemässe Ernährung des 



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Psychologie. 145 

Volksgeistes regeln wird — indem dieses Studium desto 
nutzbringender und allumfassender angestellt werden kann, 
je weiter die Umschau, so empfehlen sich für dasselbe 
besonders diejenigen Epochen der jedesmaligen Volkerge- 
schichte, in welchen sich der Horizont der Weltanschauung 
bis zu seinen äussersten Grenzen erweitert hatte — denn 
je freier der Schwung des Gedankens, desto herrlicher ihre 
Entfaltung, und je weiter das Feld der Beobachtung vor- 
liegt, desto lehrreicher die Betrachtung der in ununterbroche- 
ner Fortentwickelung verlängerten (und in vielfachen Compa- 
rationslinien nebeneinander verlaufenden) Gedankenreihen, 
unter klargelegtem Mechanismus ihrer Zeugungsgesetze. 

Das nun, was voll und ganz als die zeitgemässe Welt- 
anschauung in das nationale Bewusstsein eines Volkes über- 
gegangen ist, bildet seine Religion, und wenn in der vol- 
len Reife eines kritischen Entwickelungsmomentes als 
Offenbarung hervorgebrochen, mag sie genügende Lebens- 
kraft einschliessen, um noch für Jahrhunderte hinaus in 
ungetrübter Reinheit die relative Wahrheit zu spiegeln. 

Bald freilich, infolge der unvermeidlichen, und zugleich 
unumgänglichen Verquickungen mit den politischen^ In- 
stitutionen werden allerlei Trübungen eintreten. Im In- 
teresse dieser wird permanente Feststellung bestimmter 
Dogmen zur Nothwendigkeit, und dass solche dann, dem 
erneuernd belebendem Stoffwechsel entzogen, zu ver- 
knöchern beginnen, folgt als andere Nothwendigkeit, indem 
sie eben auf gleichem Standpunkte stabil verbleiben, wäh- 
rend der Zeitgeist in ununterbrochener Fortentwickelung 
darüber hinaus weiter schreitet. 

Hier tritt nun dasjenige ein, was als Bruch zwischen 
Religion und Wissenschaft erscheint, eine zerklüftete Welt- 
anschauung. Feiner organisirte Geister, die, den zuneh' 
menden Anachronismus des religiösen Systems herausem- 
pfindend, sich dadurch verletzt fühlen (zugleich aber, von 

Bastian. 10 



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146 II- Hawaii. 

den herAnwehenden Frühlingslüften neuer Zeit begeistert, 
einem harmonischer vollendetem Ausgleich entgegensehnen), 
suchen die mehr oder weniger unklar erweckten Ahnungen 
eines künftigen Losungswortes in philosophischen Sprüchen 
niederzulegen. Ihre Lehren pflegen einen hohem Fort- 
schritt zu bezeichnen, über das Niveau des Religiösen hin- 
aus, weil mancherlei neu hinzugetretenen Factoren Rech- 
nung tragend, die bei der Constituirung jenes noch keine 
Berücksichtigung verlangten. Andrerseits dagegen erwei- 
sen sich diese philosophischen Systeme unfähig, einen Ersatz 
für das Religiöse zu bieten, da sie als individuelle Schöpfun- 
gen zwar eine Gemeinde Gleichgestimmter um sich ver- 
sammeln mögen, aber dem Volksbewusstsein im grossen 
und ganzen kein Genüge thun. Sollte dies dagegen 
der Fall sein, dann ist es nicht mehr der Philosoph, der 
spricht, dann umkleidet ihn das Gewand des Propheten, 
der im voll- und allumfassenden Yerständniss seiner Zeit 
die im langen Zwiespalt der Ansichten lang ersehnte Bot- 
schaft einer den Gesammthorizont des Geisteslebens um- 
gestaltj^nde Religionsform verkündet. 

Im Unterschiede von der Anthropologie als der Lehre 
vom individuellen Menschen, ist die Ethnologie die Lehre 
vom Menschen als Gesellschaftswesen, und der geistigen 
Seite nach wird erst in der Gesellschaft der Mensch zum 
Menschen, indem erst dort die Sprache zur Mithandlung 
kommt, als die in der Natur begründete Vorbedingung zur 
Existenz des Menschen als solchen. Insofern ist der Volker- 
gedanke als das Primäre zu betrachten, und der Gedanke 
des Einzelnen ein secundär aus diesem Folgendes, da es 
erst der Wechselwirkung im Sprachaustausche, eines Hinzu- 
tretens des Hör- und Lautbildes zum Sehbilde bedarf, um 
die vorher in unbestimmten Gefuhlswallungen wogenden 
Denkregungen zur deutlichen Vorstellung abzurunden. Das 
Facit für die Weltanschauungen eines Volkes wird des- 



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Durchschnittsmensoh. 147 

halb nicht aus dem numerischen Durchschnitt aller Ein- 
zelnen, separat gezählt, gefunden, sondern hat sich aus 
dem vollendetsten Product in gegenseitigem Durchdringen 
zu ergeben, solange dieses als ein verhältnissmässig 
gesundes Wachsthumergebniss aus den natürlichen 
Wurzeln hervortritt, ohne allzu excentrische Abweichungen. 

Es wäre überflüssig, zu wiederholen, dass hier vom 
Standpunkt der Ethnologie aus geredet wird, und dass es 
für praktische Zwecke, wenn es sich z. B. um das Unter- 
richtswesen handelt, gerade die Aufgabe sein könnte, die 
Einzelnen zu zählen, oder dass andere Gesichtspunkte andere 
Betrachtungsweisen verlangen würden, ist an sich selbst- 
verständlich. Wie aber die Botanik als reine Wissenschaft 
andere Zwecke zu verfolgen hat als in der Landwirth- 
schaft, so die Ethnologie andere als die Demologie. 

Da es in der Ethnologie far das Studium der geistigen 
Wachsthumgesetze, von ihren niedrigem und einfachem^ 
Formen bis zu den höchst complicirten, darauf ankommen 
muss, den Gang derselben, für vergleichenden Ueberblick 
aller einzelnen Phasen, innerhalb eines möglichst weiten 
Horizontes zu verfolgen, wird es ihr obliegen, von der 
Basis desjenigen Stadiums auszugehen, von dem zurück 
die frühern Vorstufen sich noch von selbst erklären und 
aus dem dadurch Gestalteten bereits die Ansätze zu über- 
triebenem Portwuchem, 

Um nun die Fortsetzung der Behandlung in dem Pule 
Heiau (Tempelgedicht) Kumulipo's wieder aufzunehmen, 
so sind die fernem Geschlechter Lailai^s (der Urfrau) im 
Fortgang, durch Kamahaina, bis auf die hawaiischen 
Konigsdynastien zu betrachten. Dass es während meiner 
Beschäftigung mit dem mythologischen Theil dieser Genea- 
logie absolut unmöglich war, auch noch die langen Namens- 
listen, die mit ihren Verzweigungen einen ansehnlichen 
Band in der Königlichen Bibliothek füllten, zu copiren, 

10* 



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148 n. Hawaii. 

wird bei einer Zeitberechnung kaum des Hinweises be- 
dürfen, und hat eine VeroflFentlichung deshalb auszustehen, 
bis mir die Abschrift, worüber ich vor der Abreise Rück- 
sprache nahm, zugesandt werden sollte. In der Zwischen- 
zeit lasse ich eine allgemeine Uebersicht folgen, soweit 
meine in der Eile, in möglichster Kürze, genommenen 
Annotirungen dafür ausreichen, und werden die Fehler, die 
nicht mangeln können, in den Kauf zu nehmen sein. 
Kommt später ein authentisches Material zur Hand, so 
verbessern sie sich damit von selbst, bleibt es aus, so 
wird bei der Wahl zwischen gar keinem Excerpt oder 
einem mangelhaften, doch wol das letztere vorzuziehen 
sein, wenn diese Fehler, das Detail in Namensformen be- 
treffend, den Gesammteindruck nicht allzu sehr verschie- 
ben. In diesem Stammbaum der Geschlechter (Ona 
kuauhau o ka hanau ana o na Alii me na Kanaka) lassen 
sich die Hauptzüge in folgender Weise zusammenfassen: 

Aus ihren ZwiUingsbrüdem gebärt Lailai (als erste Frau) 
den Sohn Kamahaina (durch Kii), sowie (durch Kane) 
die (ältere) Tochter Hau, und aus Vermählung dieser 
Kinder entspringt Loloa (Loaa), Vater Le's. 

Darauf werden 453 Generationen namentlich aufge'führt 
bis Papio und nach dessen Nachfolgern (Maukele, Kau- 
nuku und, mit Auhee vermählt, Makii) Kupololiili, (Gatte 
Haihae's) mit abstammender Reihe in 55 Generationen, in 
deren jeder der Name des Repräsentanten mit Kupo be- 
ginnt (eine Kupo-Dynastie darstellend). Diese wird er- 
setzt durch die Polo-Dynastie (mit Polo, durch Nolu, den 
Sohn Polohili zeugend, als Erstem) in 12 Generationen, 
und nach einer Unterbrechung (durch Eliakapolo, Ekuku- 
kapolo, Halimaikapolo und Hoopoloiho) fortgesetzt (mit 
Poloku) in 35 Generationen. Dann folgt mit LüH (Gatte 
Auau's) beginnend die Liili-Dynastie, in 68 Generationen, 
darauf in A (durch Lii den Sohn Alii zeugend, Vater 



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Geschlechtsregister. 149 

Aliilaa'e) die Alii-Dynastie in 64 Generationen (abgezweigt 
in Aliihonupu, Sohn Aliikaea's durch Hoonupa, auf Opuu- 
puu), weiter (durch Wanaku, Vater Muapo's eingeleitet) 
die Mua-Dynastie in 72 Generationen (Muanaluhaki mit 
Nahi einbegriffen, sowie spater Muaokalaui mit Leleamio) 
und schliesslich, mit Loimua (Gatte Nanio's) beginnend 
die Loi-Dynastie in 76 Generationen, deren letzter Aus- 
läufer, Loi-po (Gatte Kilika's) als Vorfahr Polaa's (Bruder 
Polua^s) bezeichnet wird, gleichzeitig mit dem Erscheinen 
Wakea's, als (nach Kapoino und Kapomaikai) die Moa- 
Vogel sich zeigten. Die mythische Anordnung dieser Ge- 
schlechterfolgen geht daraus hervor, dass der ganze Zeit- 
raum von Kupololiili bis Loipo, als unter der Herrschaft 
Kupolo's oder (in schematischer Namensform) Kupololii- 
lialiimuaoloipo's stehend, zusammengefasst wird, und der 
Tod dieses „Langlebigen*' (wie es heisst) oder Langnamigen 
schafft dann Platz für das Auftreten des halbhistorischen 
Wakea. 

Betrachtet man nun etwa hier diese ganze Reihe Namen, 
die spätere Unkenntniss oder Adelsstolz in aufeinander« 
folgenden Generationen aufzählte, als nebeneinderlebende 
Geschlechtsstämme, deren ünterabtheilungen dann stets 
den Namen des die Hegemonie fuhrenden wiederholten (in 
ähnlicher Weise, wie sich im Wharekura, dem nationalen 
Tempel der Maori vor der Auswanderung aus Hawaiki, 
unter Menuku 180 Stämme vereinigten, und eine ähnliche 
Zahl in der unter Maru gegenüberstehenden Partei, bei der 
Zweitheilung zwischen Rangi^tawaki mit dem Stab Te-toko- 
toko-o-turoa und Tongi-Tongi mit dem Stab Mai-i-rangi), 
so würde sich eine ganze Zahl von circa einigen Hundert 
Generationen sogleich auf eine einzige oder doch nur 
einige reducirbar erweisen, und dergleichen Verkürzungen, 
— um nicht etwa auf Eusebius' 24900 Jahre (mit 4700 für 
menschliche Konige) zu kommen — werden mit zunehmender 



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150 II. Hawaii. 

Detaükenntniss sich noch vielfache bieten, was bei den 
weiterfolgenden xoixakoyoi (einer Heroogonie, als Lyko- 
phron's •{) irjpoixir] YSvsoXoyta) oder Aufzählungen (in denen man 
nicht zu rasch mit dem Messer der Kritik zwischenzufahren 
braucht) im Auge zu behalten ist. Von Wakea an bieten 
dann die Genealogien keine aussergewöhnlichen Schwierig- 
keiten , wenn man sich mit dem, durch die in den halb- 
historischen Persönlichkeiten liegenden Hindeutungen an- 
geknüpften Labyrinthfaden vorsichtig hinauswagt in die 
halb oder auch noch ganz mythische Atmosphäre, wie sie 
die frühesten Charaktere in solchen, das Menschliche und 
Gottliche verknüpfenden Theogonien und Genealogien 
stets umkleiden muss. 

Von Polua wird gesagt, dass er zur Zeit Wakea's ge- 
lebt, der, unter die See niedertauchend, sich dort mit den 
Meeresgottinnen ergötzt und nach der Rückkehr zum 
Lande auf seinem Bücken die Moa-Vogel \ die aus seinen 
Zeugungen geboren waren, niedersitzen fühlte. Seit- 
dem sie von seinem Rücken verscheucht sind, rasten sie 
auf den Hausdächern. 

Die Abzweigung 2 in Aliihonupuu (Gatte Kaeahonu's) 
wird vermittelt durch seinen Zwillingsbruder Opuupuu, 
Vater (durch Laniha oder Lanika) des Sohnes Opuupe 
oder Puupe's in der Opua-Dynastie, worauf mit Mauna- 
niu (Gatte Makelewaa's) die Mauna-Dynastie folgt, und 
unter deren Nachkommen Malana-opika (Pihaehae's Gatte), 
Kihaaloupoe und ülu geboren werden, während der Herr- 
schaft des mit Halulu vermählten Keparo, unter welches 
Nachkommen Palipalihia (Gatte Paliomahilo's), sowie Pa- 
liku und Ololo (Vater Ololo-honua's) auftreten. Ausser- 
dem fahrte die Abstammung von Opuupuu durch Kanioi 
(Gatte Haakauila's auf Puanue, der als Lalomai's Gatte 
Kepoo zeugt, und später Laukohahohai's Nachfolger Paiaa- 
lani, Gatte Kumukumu-Kekaa's, von der Kumuhonua-laua 



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Geschleohtsregister. 151 

geboren wird, als Vater Kamoleikama's (durch Puuka- 
honua). 

Da als Kalani-Opuu, wenn nicht in alleiniger Despotie 
als Titel usurpirt, eine Fürstenversammlung (puu sam- 
meln) regierte (wie auf Samoa), mag aus Aufzählung 
sämmtlicher Theilhaber nebeneinander die in anderer Dar- 
stellung übermässig ausgedehnte Verlängerung eine theil- 
weise Erklärung finden, wenn auf Opuupuu (Vater Pupe's) 
20 Generationen folgen, mit Puanue, Vater Kepoo's, als 
letztgenanntem. Dann noch 18 Generationen (bis Mala- 
noopihae, Gatte Pihaehae's) erscheinen Kihaalaupe, der 
den Wauke oder Papierzeugbusch* mitbringt, Ulu (Ein- 
führer des Brotfruchtbaums), und wieder (also von mütter- 
licher, wie früher von väterlicher, Seite her) Kepoo als 
fortherrschend supponirt. Nach Elina (Sohn Kepoo's 
werden 86 Generationen genannt bis Paialani (Sohn Lau- 
kokahokoFs), der mit Kumukumukekaa den Sohn Kumu- 
honua laua (laua, als zweiter) zeugt, den Vater Kumo- 
leikama's. Dann folgen 161 Generationen (oder Namen) 
bis Kaluanuuponiolonoenahoanaukeahihiwa, Vater Kukuo- 
kahonua^s (und der Tochter Kukulaokahonua). Nach 9 
Generationen folgt Hopupali, Vater (durch Hepupalala) 
der Sohne Jaiala-mui (Vater Hiu's) und Jaiala muli, 
Vater Auwaei's (Vaters des Auwaeleo). Nach 41 Gene- 
rationen wird (in der jungem Familie) Kaluanuumoku- 
haliikaneikahalau schematisirt, als Vater Hinaku's, wäh- 
rend auf Jaiala, als Vater Hui's, 33 Generationen folgen, 
bis Mapunaiaala (Tochter Lauhalapuawa's ) , die in 
Kuheleimoana die Mutter Konohiki's und Hailikanaka^s 
gebärt. 

BH Andererseits wird wieder, wenn von Opuupuu ^ in 40 
(38) Generationen Malana-opuha erreicht ist, das oben 
(und hier während der Herrschaft Kepoo's) eingeführte 



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152 II. Hawaii. 

Geschenk der Bastbekleidung und der Brotfrucht be- 
sungen : 

Hanau Eihalaupae he Wauke 
Hanau o Ulu he Ulu 
Hanau ko laua muli 

und in Kepoo's Nachkommenschaft erscheint (nach 122 
Gliederungen) Ololo, den Sohn Ololo honua zeugend, als 
Vater eines (Jüngern) Kumohonua (Vaters des Haloiha). 
Weiter tritt dann neben Kane, in seiner spätem Form, 
Ahukai (als Zwillingsbruder Kanaloa's) auf, und Kahiko 
luamea nach 19 Generationen (in der Genealogie Kumu- 
lipo's) oder nach 27 (bei Fornander) bis Wakea, in wel- 
ches Descendenz dann wieder (in der 14. Reihe) Ulu er- 
scheint, in seinem Gegensatz zu Nana (oder Nana-Uli). 
Der Name Hawai (von Oopukoha mit Kumana naiea ge- 
zeugt) erscheint (als Vater Kehike's) in der fünften Gene- 
ration von Kepoo. 

Dass in diesen langen Genealogien die kosmogonischen 
Processe noch mit den daraus hervorgehenden Mythen- 
figuren in mehrfach gekreuzter Weise durcheinanderlaufen, 
geht aus einem andern Fragment hervor, das hier mit- 
getheilt sein mag. Auf Kalua nuumoku-halii kanei ka 
halau (also nach dem Obigen ein Abkömmling aus Opuu- 
puu's Geschlecht) folgt (neben dem Haapuaianea, als Bru- 
der) Ahulikaala, die als Tochter Hina-mailelii gebärt, und 
diese wird von Eanaloa geschwängert, mit 

Wekeweke wale aku (Aufflackern nach dorthin) 
Weke weke wale mai (Aufflackern nach hierher) 
Unahi kawan le aku (Geschähe nach dorthin) 
ünahi kawale mai (Geschähe nach hierher) 
Holo hole olelo | Na wahine nuku 

Hoch liaponalo ( o ka po (die Frauen nächtlichen Zanks). 
Kalele oi (Kawahine weawea) 
und Mahikianaloa (lang fortdauerndes Gezitter) 



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Geschlechtsregister. 153 

als Vater Keopumauu's, dem Kumauumakolukolu folgt, 
Vater des Waleapakapuka, und diesem seine Tochter Ka- 
hoo uaha (mit Kumalahoa vermählt), als Mutter von 

Eaolali, he ia (der Fisch) 

Kuolohia, he mauu (das Gras) 

Eapakii, he ia (der Fisch) 

Eamanienie, he mauu (das Gras) 

Ealepepeiao, he ia (der Fisch) 

Eapua okea, alii, he pua (die Blumenknospe) 

Hai, he wahine (die Frau) 

Oia ka ole wahine i nohe aku ai a hanau mai o Pupue. 
Oia ke kanaka mai kaili mai o Haloa. Ke kanaka o ke 
kuamoo Haloa. 

Lelo i kai kiai ka mauu ku olohia iuka hanau ka ia kao kapakii 
Lelo i kai kiai ka mauu 

Lilo i kai kiai ka mauu mania nia iuka nanau ka iao kalepepeiao 
Lilo i kai kiai kapuao keaalii iuka nanau mai ko lakou hope he 
Wahine o hai kona inoa, oia kai moe aku ia ole na laua mai o 

Pupue, oia ke 
Eanako o kaili mai o Haloa, ke kanaka o kuamea o Haloa. 

Ein astrologisches Gedicht setzt in den Beginn die 
Vermählung der zum Himmel aufgestiegenen Nebelfrau 
(O Kupulanakehau wahine) mit dem Alten (Kahiko), als 
Kahiko lua mea (in doppelter Person) und aus dieser 
Ehe wird ^boren Paupaniakea (das All einsetzend in die 
Weite) als Raum. 

Wakea no ia, Lehuula, Makulukulukalani 

ko laua hope, Eanaka, Opeopenui 

Huihui a kau io Makalii Pa-a 

Paa na hoku kau i ka lewa 

Lewa kaawela, Lewa kupoilanuia u. s. w. 

Eine andere (als die bisher behandelte) Geschlechts- 
linie wird mit Lailai verbunden (und durch sie mit der 
Umacht^) mittels der ihrem Sohne Kamamule ge- 
borenen Kinder, der Tochter Nakelea und des Sohnes Pai- 



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154 II. Hawaii. 

hala, sowie der mit Halea (Lailai^s Tochter) durch ihren 
Bruder Hakea gezeugten Tochter Kanau und Eamau. 

In der Hauptlinie Lailai's schliesst die mythische Zeit 
(im Geschlechtsregister Kumulipo's) bei Loipo's Tode mit 
einer auf die Flut bezogenen Katastrophe, die den vor- 
weltlichen Charakter Kanaloa^s während der frühem 
Schopfungsperiode vernichtet: 

Entstehung des Schlimmen, Entstehung des Zeitlichts 

Hanau ka ino, hanau ke Au 

Es entsteht das Bauhe, Glatte, Runde 

Hanau ka papu pahu, ka pohaha 

Entstehen Umwälzungen, Zusammenstoss, Zornesfiuten 

Hanau ka haluku, ka haloke, kanakulu 

Die Erde schüttert bebend, Sturmgewitter bedrängend steigen auf 

Ka honua naueue, hoi lolike koi pii 

Empor in Gebirgen, steigen auf schwellend und brausend 

Ea mauna, pii koni koni hia 

Steigen auf zum Hauspfeiler Eanikawa's 

Pii pou o Kani-kawa 

Es fliegen die Pfeile Eanikaho's 

Lele na ihe o Eanikaho 

Bezwungen Eanaloa vom Ueberwinder 

Apuepue ia Eanaloa kanikahoe 

Geboren das Böse, geboren das Zeitlicht, 

Geboren das Rauhe (als Pfeiler), das Runde 

Geboren das Wühlen, das Stossen, der zornige Tröf felguss 

Die Erde bebt erschüttert, in Stürmen bedrängt 

Auf steigt es zu den Bergen, wüstschweigend erhebt sich das 

Wasser zu der Höhen Rücken 
Steigt auf stampfend und tobend, steigt auf zum Hauspfeiler 

Eanikawa's 
Es fliegen die Pfeile Eanikaha's 
Bezwungen Eanaloa vom Ueberwinder. 

Kanikawa Eani (Rani, dröhnend und knallend) kämpft 
mit Kaualaa als Kaui«ka-ho (ho, ängstlich oder beklemmt 
athmend) und athmet frei aus (als Eaui-ka-hoe) beim 
Siege (in anderer Version). 



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Flutsage. 155 

An diese Flut erinnernd singt (Kani) der Eawaa ge- 
nannte Vogel* (auf Molokai) : 

I kawaa, e holo, uauui ke kai o ke au moe 

Im Netz, auf renne, angeschwollen ist die See zur Schlafenszeit. 

In der nach dieser Katastrophe der Wasserfluten neu 
hergestellten Welt wird dann unter Herrschaft der Brüder 
Polea und Polua durch die Moavogel die Erscheinung 
Wakea's angekündigt. In der Eai-a-Kahinelii genannten 
Flut^ (s* Fomander) landet Nuu oder Eahinalii auf der 
Spitze des Mauna-Eea und seine Äbkommenschaft führt 
auf Papa, die sich als einheimische Fürstin mit dem aus 
der Fremde zugewanderten Wakea vermählt. 

Hier noch ein ähnliches Lied: 

Nonoi ae ha ka lani iluna 

Der Himmel bittet von der Oberwelt 

Naha mai la Eulanihakoi 

Da öffnet sich Eulanihakoi 

Eulukulu ka ua 

Der Regen beginnt zu tröpfeln 

Eapakapa a Eane, es freut sich Eane 

Akaki akua i nana, ein Gott blicket hin 

Ee haupa wale nei ka laui, sinnend denkt der Himmel 

Eau o Hiika den Bruch durch (die Göttin) Hüaka 

Wahi ka lani, uli ha lani eleele, 

Es bricht der Himmel, dunkel der Himmel, schwarz der Himmel. 

Ea lau ka hoalii, ein Blatt Hoalii's (des Haigottes) 

Eapohaku koii ka hooilo. Es wächst der Stein des Frühlings 

Naha mai Eulanihakoi, gebrochen hieher Eulanihakoi 
t ^ Ee haaloloku nei ka ua, der Regen Wlt her 

keil Yie neinei ke olai, der Donner schüttelt u. s. w. 

^ Kulanihakoi ist ein Teich (über dem Himmel), der 

beim Regen bricht (in Hawaii). 

Die mehrfach mit Wakea als synchronistisch aufge- 
führten Polaa und Polua (Poelei und Poelaa) scheinen 
^P ihren Stammbaum auf die älteste Form Lailai^s zurück- 
l^^ geführt zu haben, indem ihr Ahn unter den Zeugungen 

^ mit Kapokinikini steht, von Maila abgeleitet, dem Viel- 



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156 n. Hawaii. 

verschlagenen, oder Olohe, als Lapalapala (ein Loptr 
oder Loke, wenn man will). In dem obigen Tempelgedicht 
werden zuerst geboren Hohapoele (he wahine) Hapopo 
(he wahine) und Maila (i kapao Lapalapala) in Olohe- 
lohe, weiter treten auf Laiolö (ia Kane) und Kopopo (he 
wahine), dann Poelei und Poelea und als nächster zu ihnen 
Wihiloa. Erst nachdem Lailai darauf zur Sonne aufge- 
stiegen und von dort zurückgekehrt ist, hat ihre Vermäh- 
lung mit Kane, sowie mit Kii statt, und der in diesen 
Zeugungen hervorwachsende Stammbaum, aus dessen Zwei- 
gen Papa auf der einen, Wakea auf der andern Seite ent- 
spriessen, steht also ganz unabhängig von dem Obigen. 
Der eben genannte Maila erhält auch das Epithet Kekahi 
(der Einzige) und in der Genealogie Kumu-uli's (bei for- 
nander) ist (auf Kane u. Kanaloa folgend) Kanakahi Vor- 
gänger Maliu's [als Mittler oder der die Gebete erhörende 
Gott, angerufen im Zeu€Exsx')QaiO(;, als (xeiX^xw^? gleich Dio- 
nysos]. Das (nach Kulihonua) mit Laka beginnende Ge- 
schlechtsregister enthält unter seinen Namen auch die von 
Pokinikini oder Pomanomano und schliesst später (nach 
Kahiko) mit Wakea. 

Obwol sich beim Eingehen ins Detail mit den be- 
reits vorliegenden Reihen der Genealogien mehrerlei 
Coinzidenzen nachweisen lassen würden, ist bei dem 
Mangel der zur Controle erforderlichen Hülfsmittel das 
Ganze doch eine viel zu wirre und verworrene Masse, als 
dass es Zeit und Mühe lohnen würde, sich jetzt bereits 
dabei aufzuhalten. Das Wichtige in dem hier gebotenen 
Material ist einmal der kosmogonische Process in seinem 
logisch geschlossenen Zusammenhang, und dann die Ver- 
knüpfung der seit Wakea ins Halbhistorische übergehenden 
Genealogien mit den aus andern Inselgruppen Polynesiens 
bekannten Namen. Das Dazwischenliegende (von Lailai 
bis Wakea) ist vorläufig nutzloser Wust, den mau indess 



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Euhemerismus. 157 

bewahren mag für etwaig spätere Entwirrung und der, 
als erste Vorbedingung, zuvor vervollständigt werden 
müsste, um ihn in seinem ganzen Zusammenhange, wenn ein 
solcher vorhanden, zu übersehen. Vorderhand kann ohne- 
dies davon abgesehen werden, da in der Fülle des Neuen, 
das das übrige Material bietet, zunächst Arbeit genug 
bleibt — Rom ist nicht in Einem Tage gebaut. 

Im allgemeinen, wie bereits gesagt, begnügt man sich 
mit Wakea und Papa, die, mit Himmel und Erde identi- 
ficirt, auch einen ganz abgerundeten Abschluss gewähren. 
Doch bietet sich noch sonst eine Mannichfaltigkeit der 
Auffassungen, wie die folgende, die ich, bei zufälligem 
Zusammentre£Pen auf einem Ausfluge, von einem der prie- 
sterlichen Ueberbleibsel erhielt, einem bereits durch hohes 
Alter gebrochenen Greis *,-in dessen Augen aber eine tiefe 
Seele lebte. Wakea und Papa, wie ich hier horte, fluteten 
auf den Hua Lipoa (den Kopfchen des Seegrases) im wei- 
ten Ocean, und aus ihren Zeugungen gebar Papa das In- 
selland. Nach ihrer Herkunft fragend, erfuhr ich, dass 
Wakea-ka-lani ein Nachkomme Kumuhonua-ka-lani's sei, 
und dieser Kumuhonua-i-lalo^s, der von Kahiko-ka-lani 
(der Alte des Himmels) stamme, als Erster im Dasein. 
Als ich nun gern wissen wollte, woher denn dieser Erste 
gekommen sein möchte,, erhielt ich folgende Belehrung: 
„Ueber Eahiko-ka-lani kann man auf einen weitern Anfang 
nicht zurückgehen, da sich wol die Folgen der Entwicke- 
lung in einem Baume beobachten lassen, von dem Samen 
ab, nicht aber die Entstehung selbst, sodass mit dem Sa- 
men abzuschliessen ist." Was will man noch mehr? Lei- 
der hatte ich bereits an der GeheimqUelle im königlichen 
Archiv getrunken und war vorwitzig weise geworden, sodass 
ich dennoch mehr wissen wollte. Ich deutete deshalb auf 
einen gewissen Kumulipo hin, doch mein greises Männlein 
blieb stumm, — auf Papio — auf Puanue — keine Antwort, 



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158 n. Hawaii. 

Nun Sassen um uns herum seine Kinder und Kindeskinder, 
die sich in Sitten und Denkweise bereits möglichst amerika- 
nisirt hatten, und dem Besucher, den sie für einen grossen 
Herrn zu halten schienen, gern gefällig gewesen wären. 
Sie redeten also ihrem Gross väterchen zu, er solle doch 
noch ein wenig erzählen, wie wäre es denn mit Kumulipo? 
mitPapio? mit Puanue u. s. w. ? Anfangs dasselbe Schwei- 
gen — dann, bei längerm Drängen, schaute er auf, mit einem 
wehmüthig seelenvollen Blick, wie ich ihn selten gesehen 
habe, und seine rechte Hand auf die Brust pressend, sagte 
er mit zitternder Stimme in einem fast herzzerreissenden 
Tone (nach der wortlichen Verdolmetschung meines Be- 
gleiters): „Wollt ihr mir meinen einzigen Schatz rauben?' 
Ich fragte nicht weiter, und konnte mich auch, ohne allzu 
grosse Verantwortung, von weitern Quälereien dispensirt 
halten, da das Manuscript bereits aufgeschrieben war. 
Papio bedeutet (im Uebrigeji) ein Kreuzen der Arme auf 
dem Rucken, das Symbol des bei der Priesterweihe zur 
Geheimhaltung abgelegten Schwures, 

Zur Vergleichung der hawaiischen Genealogien einige 
Worte über die Maori. Als Sohn Tapui kanui-a-Tia*s, 
Sohn Tia's, der in dem, von den Häuptlingen Hou, He, 
Tia und Te Matekapua geführten Arawa-Canoe * von Ha- 
waiki ausgefahren war, siedelte Makahae in Maketu, und 
von seinem Sohne Tawaki verläuft der Stammbaum (bei 
Shortland) durch Marukohaki, Ruangutu, Tatahau, Manu, 
Taraikoe, Mokopu-te-atua-he, Iwikeno bis Kokuai, von 
dessen Söhnen Rongitunaeke (durch Ti-Tiwha und Witi- 
poutama) auf Te Mumuhu, und Te Amohau (durch Panui- 
o-marama und Taiotu) auf Te Iwingaro weiterführt (im 
Jahre 1854). 

Der in Parapara (zwischen Kaitaia und Doubtless Bai) 
erhaltene Stammbaum (bei Taylor) geht von der Ankunft 
auf der Insel aus, in folgender Weise: Tiki, Maui, Po, 



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Stammbaum. 159 

Mawetiy Atua, Maea, Waikapu, Tukuora, Tatenga nahau, 
Tau mumu hue, Taua na nga, Te niho o te rangi, Mumu 
te awa, Rawa rapa te uira, Nuku tawiti, Hae (als Frau), 
Moe rewa (uralt) ^, Papa waka miha miha, Te turu, Heke 
rangi, Patua, Awatai, Koro awio, Mapihi, Haruru, Moe- 
hau (im Jahre 1840). 

Das Besprechen dieser Stammbäume muss ausgestellt 
bleiben, bis White's bevorstehendes Weit erschienen ist, 
das voraussichtlich eine Menge neuen Materials hinzulie- 
fern wird. Aus keinem der beiden würden sich die lan- 
gen Zahlen ableiten lassen, auf die man in Berechnung 
derselben schliessen zu dürfen geglaubt hat. Der erste 
(und also auch sein Seitenstück durch Tawakiroa, Bruder 
Makahae^s) ist ganz kurz, wie in gewohnlichen Familien- 
traditionen zu erwarten, da Te-Amohau zur Zeit der Nie- 
derschrift noch am Leben war, also drei Namen bereits 
zusammenzunehmen wären, was, wenn ähnlich für die 
vorhergehenden geltend, kaum etwa 200 Jahre lassen würde. 
Der zweite, von einem Priester erlangt, gibt mythische^ 
Dichtungen, wie sich aus den bis in die jungem Ge- 
schlechter zwischengestreuten Namen erkennen lässt. 

In Hawaii dagegen, wo die Genealogien in den an den 
Fürstenhofen eingerichteten BardencoUegien gepflegt wur- 
den, wohnt den Namen halbhistorischer Zeit eine greif- 
barere Realität ein, die sich bei Zutritt fernerer Verglei- 
chungspunkte, in Beschaffung neuen Materials aus den 
Inseln, controliren lassen wird. 

In den bei Grey mitgetheilten Traditionen wird das 
zuerst in Whanga-Paraoa landende Arawa-Canoe von Ta- 
ma-te-kapua befehligt, und mit ihm segeln die Canoes Tai- 
nui, Matatua, Taki-tumu, Kura-hau-po, Toko-maru und 
Matawhaorua von Hawaiki aus (während später des Prie- 
sters Ngatoro-i-rangi Schwester mit den Frauen folgt 
in der ^Jahreszeit des günstigen Windes Pungawere, die 



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160 n. Hawaii. 

Götterbilder und die Kumara ^ überbringend). Die Auswan- 
derung Turi's (des Vorfahren der Whanganui-Stäoime) ging 
in der Richtung der von Küpe gemachten Entdeckungen, um 
in dem neuen Lande einen Zufluchtsort vor mächtigen Ver- 
folgern zu finden. Ebenso warNgahue, auf seiner Flucht 
nachTuhua, durch Hine-tu-a hoango weiter getrieben, bis 
zur Entdeckung Aotearoa's und Neuseelands, und bei sei- 
ner Rückkehr nach Hawaiki wurde durch seine Erzählun- 
gen über dieses neue Land (wie über Grönland in Is- 
land) jene Auswanderung des Arawa-Canoes in Rarotonga 
(which lies on the other side of Hawaiki) organisirt. 

Die Manaia (dem Vorfahren der Ngati Awa) folgenden 
Auswanderer wurden durch einen voranschwimmenden 
Hund (wie die Normannen durch den Flug der Raben) 
zum Landungsplatz geleitet, und als sie in einem Streite 
(wie solcher auch in peguanischen Gründungssagen spielt) 
das erste Be^itzrecht aufzugeben hatten, wird das Nord- 
cap nach Taranaki umfahren. Im Stammland Hawaiki selbst 
gehen die Traditionen aus der Zeit Tamatua^s und Ue- 
nuku^s (sowie seines Feindes Houmai-tawhiti) zurück auf 
die unter Whakatauihu, Tawhaki und Tahuruhuru wü- 
thenden Kriege, die aus der, wegen Tutunui's Ermordung, 
an Kae geübten Blutrache entsprangen. 

Ich kann hier noch einen Stammbaum beifügen, der 
mir seit meiner Rückkehr durch die Freundlichkeit des 
Herrn Davis überschickt ist, und gebe das Ganze der 
Mittheilung nebst begleitendem Zeitungsausschnitt. 

ANCIENT STONE IMAGES OF THE MAORIS. 

It has been ascertained that there are at least two 
stone imäges of Maori origin in the Lake and Bay of 
Plenty district. One of these, named Taukata,* is said 
to have been brought to Whakatane from Hawaiki, the 



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'1 '^ N 


Ste^ibilder. 





161 

fatherland of the Maoris, in the canoe called "Matatua," 
which landed on the shores of New Zealand about the 
twelfth Century. The progenitors of the Ngatiawa nation 
came in this canoe. The stone relic, though probably the 
common property of the people, seems to have been left 
at Whakatane, whilst some of the newly-arrived Company 
found homes at Tauranga, the Thames, Taranaki, and 
elsewhere. To save the prized memorial of Ngatiawa 
renown, it was secreted in the earth, cognisant only to 
the more favoured of the clan. The other image, named 
Matuatonga, it is averred, was placed on board the 
canoe caUed "Te Arawa,'' the immigrants of which craft, 
together with their stone god, were landed at Maketu, 
in about, as before intimated, the twelfth Century. The 
sculptured treasure was removed to Rotorua-nui-a-Kahu, 
about 40 miles from the coast, and finally deposited on 
"the sacred Island of Tinirau" — Mokoia, five miles by 
water from the rising settlement of Ohinemutu, where it 
lies concealed beneath the soil, hard by the hot bath of 
the celebrated Maori beauty, Hinemoa, who flourished in 
the ninth generation after the landing at Maketu. The 
Press years ago chronicled the romantic story of Hine- 
moa, who bravely plunged into the lake, and sw'am frorii 
Owhata, on the main land, to Mokoia Island, a distance 
of three miles, the fair damsel having been attracted by 
the soft airs of her lover's flute wafted across the calm 
waters, on that joyous day when Tutanekai pressed to 
his bosom the brave swimmer, his affianced bride, thereby 
calling forth the cruel jibes of his brothers, and their 
complaint to the father, in consequence of the queenly 
damseFs preference. Tutanekai being the youngest and 
least renowned of all Whakaue's sons. 

Professor Bastian, of Berlin, on the occasion of his 
recent visit to the Lake country, was informed that "he 

Bastian. 11 



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162 n. Hawaii. 

atua kumara,^^ or god of the kumara, or sweet potato, 
was in the hands of the aboriginal masters of Mokoia 
Island. The annountement was received with that en- 
thusiasm likely to be invoked by an experienced anti- 
quary; and accordingly a request was made for a sketch, 
so that the Professor might be in a position to compare 
notes on bis retum to the metropolis of the great German 
Empire. The appeal was responded to ; sketches were 
produced — one by the Maori custodian of the statue, and 
the other by a gentleman who recently inspected this 
Strange figure of olden Maori times. The height of the 
Statuette is four feet, the posture semi-erect, the arms 
folded on the breast, the face is oblong, and the features 
tolerably well defined, the nose somewhat prominent. The 
description of this remarkable work of Maori art is, of 
necessity, extremely vagne; but there is no photograph 
of the model at present to aid us in our delineation. The 
native chief who drew one of the pictures referred to, 
furnished in his own handwriting, as a compliment to 
Professor Bastian, a genealogical tree, which may not be 
devoid of interest here, as it gives the lineal line from 
the notable navigator of the great "Arawa" to the resi- 
dent Mokoia chief, Te Keepa. The notes in brackets are 
added. The following is the tree: — 

1. Hou-mai-tawhiti. — [The ancestor who stood on the 
shores of Hawaiki when "Te Arawa" set sail, and, 
addressing the emigrants, said: "Farewell! Let there 
be no dissensions on your voyage; and when you 
land on the other shore continue to be harmonious 
amongst yourselves forever."] 

2. Tama-te-kapua. — [The navigator and Commander of 
the "Arawa" vessel, the officiating chief priest being 
Ngatoro-i-rangi. Tama became famous, especially 
on acount of his clever longfingered proclivities. To 



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Ableitung. 163 

avoid detection bis depredations were performed on 
stilts. The carved house at Ohinemutu is called 
after Tama, where he is represented on one of the 
posts with protruding tongue, and on the same post 
also are to be seen his favourite appendages — the 
stilts. This remarkable chief removed from Maketu 
to Cape Colville, where his remains are said to be 
resting in the cemeteries of his age.] 

3. Kahu-mata-momoQ. — [Son of last- named chief. Kahu 
settled at Rotorua, and in honour of him the district 
is called Rotorua-nui-a-Kahu.] 

4. Tawake-moe-tahanga. 

5. Ouenuku-mai-Rarotonga. 

6. Rangi-tihi. — [Ancestor of tribe residing at Te Awa- 
a-te-atua.] 

7. Tu-hou-rangi. — [Ancestor of tribes living at Te 
Wairoa and Rotomahana.] 

8. Uenuko-kopako. — [Ancestor of tribe residing on the 
east and other portions of Rotorua. The flag of 
the Great Committee of Rotorua represents Oueuko- 
kopako plunging a barbed spear through the body 
of his enemy.] 

9. Whakaue. — [Famous ancestor of a leading Arawa 
tribe residing at Maketu and Rotorua.] 

10. Tu-tane-kai. — [Husband of the famous Maori beauty 
Hinemoa. Tutanekai is represented on the posts of 
the great carved Council House at Ohinemutu, a 
flute being appended to the figure, as a record of 
his happy proficiency in the art of music] 

11. Whatu-mai-rangi. 

12. Ariari-te-rangi. 

13. Te Roro-o-te-rangi. — [Ancestor of tribe living at 
Mokoia Island.] 

11* 



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164 n. Hawaii. 

14. Waha-o-Porowaki. 

15. Tae-whakaaea. 

16. Ngau-runga-nga-rangi. 

17. Kaewa. 

18. Nga-whau. 

19. Te Keepa Ngawhau. — [The present custodian of the 
stone Image Matua-tonga.] 

It may be asked, what is known of ancient Maori 
rites in connection with stone and wooden images — the 
guardian deities of their sacred kumara plantations? 
Clearly, we are unable to explain anything beyond the 
mere surface of old Maori belief. Sir George Grey has 
nobly rescued from oblivion much that is important, but 
no systematie attempt has been made, I think, by any 
painstaking person to master any one branch of Maori 
lore. There are two venerable representative men in the 
Arawa oountry, of the old Maori school, "tohungas," or 
heathen priests, who have the credit of holding in their 
.possession a mine of accumulated facts, concerning the 
ancient faith of their race; but no serious endeavour has 
been attempted to obtain the reliable information. Nor 
is it likely that any steps will be taken to carry out so 
desirable a project, for those who have the power of col- 
lecting the facts manifest the coldest indifference on these 
singularly interesting subjects. The paucity of our in- 
sight into the ancient religious worship of the Maoris 
must surely be matter for regret to all who lay claim to 
thoughtfiilness in relation to the early records of all semi- 
barbarous peoples. Do we pretend to know, for instance, 
how it came to pass that' both stone and carved wooden 
images were placed in the sacred kumara plantations? 
We are willing to believe that the Maoris were not 
worshippers of idols. At the same time, they acknow- 
ledged the existence of many intelligences in the unseen 



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Gottheit. 165 

World, with whom they professed to hold intercourse 
.through the accredited mediums. Were these recognised 
iBtelligences intermediate intercessors between mortals and 
the Great Supreme, who is designated 10? We are led 
to understand, by some of the initiated, that the fountain 
of all was adored under the titles of '*Io-a-rangi^ lo-a- 
whenua, lo-a-ahua" — i.e.^ "lo of heaven, lo of earth, lo 
of likeness.'' 

Is the glorious Trinity in unity represented here? And 
what do the Maoris mean, when they speak of a myste- 
rious child born on earth, and taken up to Heaven with 
marvellous ceremony, to be baptized? Nor can we account 
for the Maori belief in the death of Tawhaki, his resur- 
rection and ascension to heaven on the thread of a Spi- 
der' s web, known by the Maoris generally as "te ara 
pikipiki a Tawhaki," i. e.^ "The ascending way of Taw- 
haki." Neither is an explanation given of the oft repeated 
assertion, that certain Maoris are of heavenly descent, 
whilst others acknowledge themselves to be of "te hapu 
one^ne" — "the earth tribe." Are the Maoris of heavenly 
descent, kinsmen of Tawhaki, whose lightning-like body 
had to be veiled with the bark of trees, so that men 
might be able to look on him? Or, is there some myste- 
rious tie bound up in the ancient belief, that led the more 
favoured ones to lay claim, through unseen deities, or 
deified men, or Tawhaki, or lo, or through all these, to 
a future inheritance? These, and kindred questions may, 
perhaps, be satisfactorily explained by the priests too. 
Then, again, we can only conjecture as to the motives 
which influenced the Maoris to perform, with singular 
punctiliousness, the various observances imposed on them 
by the priests, in reference to the cultivation of the ku- 
mara. Did some of the ceremonies savour of image 
worship? The rites were most carefuUy attended to, both 



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166 n. Hawaii. 

at the planting and harvesting of the crop. After the 
completioD of the required ceremonies, the seed was de- 
posited in the soil, according to certain cardinal points, 
and placed lengthwise in a line with the rising sun. 
During the growth of the crop, special persons only were 
allowed to tend the grounds. All canoes were forbidden 
to pasB, if in the vicinity of water, and all prohibited 
from Walking near the growing crop. The first-fruits 
were gathered in by the priest, and a portion, after being 
cooked in a sacred oven, was presented as an offering to 
"te atua," i.e.y "the god." The other portion was eaten 
by the priest. A canoe was prepared, kumaras placed 
in it, and after the usual rites, prayers, &c., the canoe 
was loosed, and while drifting away with its sacred freight 
to the ocean, never more to be seen, the special disciples 
of the priest performed their ablutions by diving under 
the drifting canoe, which cleansing act fitted them to 
traverse the kumara grounds, and thus open the way for 
the household or tribe to gather in the crop. Due atten- 
tion also, was paid to the building of storehouses, year 
after year; and when the crop was gathered in, the store- 
houses and their Contents, were declared to be "tapu,'' 
or sacred , after the Performance of the necessary minis- 
trations. All that remained of the crop outside the con- 
secra.ted building, became, by right, the property of the 
"tohunga.'' 

It were vain, at this remote period from the landing 
of the Maoris on these islands, to hazard an opinion as 
to the implements used by them to chizel, even in their 
rough form, the stone images still extant. Sir George 
Grey has, in his large collection, a small stone figure, 
presented some years since to him by the Mokoia chiefs. 
We have no information as to the probable mode of its 
formation by the Maoris. Nor is it safe to conjecture as 



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Landungen. 167 

to the apparatus used in the formation of the "korotangi" 
— a stone bird, now in the hands of Major Wilson, of 
Cambridge. We are simply told that the stone bird in 
question, which represents the paradise duck, was brought 
from Hawaiki, in the canoe named "Tainui," which an- 
chored off Whangaparaoa, in the Bay of Plenty. Its 
passengers landed with the intention of settling there — 
having made an altar on land, and captured a whale in 
the Bay, which was fastened by a rope to a pohutukawa 
tree. The "Arawa" anchored at night in the same loca- 
lity. On the foUowing day an altercation took place as 
to the priority of right, when Tamatekapua, by a series 
of clever deceptions, induced the Tainui immigrants to 
weigh anchor and depart. The proa sailed along the 
shores of Tauranga, passed Cape Colville and the adjacent 
islands, and entered the stream called Whangamatau, 
called by us Tamaki. It was dragged across the isthmus 
at Otahuhu into the Manukau waters, Proceeding sea- 
ward, it steered from Manukau in a southerly direction, 
finally entering the harbour, Kawhia, where the adven- 
turers disembarked, and the ocean-tossed "Tainui" was 
safely moored. The stone bird appears to have been se- 
creted, as were the stone images; but I suppose that 
neither stone-man nor stone*bird would interest the Maoris 
now, beyond the intrinsic value. If tradition is to be 
relied on, each vessel of the fleet brought to these shores 
some lasting memento of ancient art ; although it is some- 
times asserted that the stone images were hewn by the 
Maoris in New Zealand. If the early Maori settlers pos- 
sessed iron implements, no traces appear to have been 
discovered by subsequent generations. An Arawa priest 
avers, even now, that his forefathers were grand people; 
that they were familiär with buildings of two and three 
stories in height. If this Statement of the "Tohunga" be 



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168 II. Hawaii. 

trustworthy, we may surely conclude that the race has 
lamentably retrograded both in art and social life. 

Die längste Geschlechtsreihe erhielt ich auf die Stamme 
des East Cap bezüglich (eine Phylogenie im Bilde der 
Ontogenie, wie die Embryonal- Anlage unter den Sprüchen 
einer Carmenta aufwächst). 

Te Ahanga, embryonales Aufwachsen in Leibesschwellung. 

Te Apongo, Gierigkeit. 

Te kune iti, Innerliche Empfangniss. 

Te kune rahi, Vorbereitung. 

Te kirne hanga, Suchensdrang. 

Te Ranga hautanga, Reihenanordnungen (in Zellfurchung). 

Te iti, Kleinstes, als Keimanlage des Embryo. 

Te köre, ein Nochnichts. 

Te köre te Whiwhia, ein Nochnichts ohne Grundlage 

(Noch nichts in Voranlage zum Sein). * 

Te köre te Bawea, ein Nochnichts ohne Befriedigung 

(das Nochnichts zur Manifestation strebend). 
Pupu, Aufbrodeln (Kemkreisungen). 
Ta ua, Trauerbedrückniss (im engen Uterus befangen). 
Tama-a-take, wurzelschlagend. 
Te kanoiie o te uka (vulva) \ 

Te kawiti witi I Geschlecht- 

Te katoa toa 1 licheOrgane. 

Tira wai he kura (Penis des rothen Bluts)) 
Muri- ranga -whenua vermählt \ als Stamm- Aeltern , den 

mit Mahu-ika > Stamm durch Einschach- 

Taranga vermählt mit Ira-whaki/ telungen in sich tragend. 
Maui potiki vermählt mit Hine rau mau kaku. 
Tiki ^ 

Toto / Kinder Maui's (Urkräfte der demiurgischen 

Te ewe l Schopfungsgotter). 
Taka hapu ) 



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Gesohleobtsreihe. 169 

Tau whare kiokio, und sein Sohn (im Uebergang zu 

menschlichen Geschichtsfiguren) 
Whai tiri 
Hema 

Ta^rhaki a Hema 
Wahi eroa 
ßata 

Pou matanga tanga 
Pai mahu tanga 
Bua tapu 
Taha titi 
Ra kaiora 
Ba kaiora 
Tama ki te hau 
Tama ki te ra 
Tama ki te kapua 
Puhi 
Rere 
Tato 
Tata 
Maire 
Maika 

Ira manawa puko 
Tama-tea-nui 
Tama-tea-roa 

Tama-tea-mai tahiti (von fern her) 
Muri whenua (in Neuseeland aus Hawaiki landend) 
Tamatea 
Kahu-ngunu (als Ahnherr des Stammes Ngati-kahi-ngunu 

a unuunu), Zeitgenosse mit Pourou-rangi (Vorfahr des 

Ngati-Pourou-Stammes). 
Aus Kahu (erwachsen) ngunu (Würmer) unu (ge- 
häuft) ergeben sich Myrmidonen (wie von Aeakus 
erbetet). 



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170 n. Hawaii. ^ 

In Bezug auf die von den Zuwanderem bereits ange- 
troffenen Eingeborenen theilte mir Herr Locke das Fol- 
gende mit: 

Als Rakaia tihike ra, Enkel Tamatea^s (Sohnes des in 
Hawaiki bei East Cape gelandeten Rongo-Koko) mit dem 
Stamm Ngati Kahu-nguru nach Hawkes Bay (Ngarororo) 
kam, traf er dort den Stamm Whatu-ma-moa (Weber der 
Moa) und vermählte sich mit des Häuptlings Tochter Tute- 
iho-nga, Tochter des Paikaha, der seinen Stammbaum 
auf Piu zurückführte, in der Reihenfolge von: 

Pui, Aue, Tamore, Take-Take, Aka, Titamore-Kiti- 
waio, Kote ao marama Ngangahu, Ngainui, Ngairva, Ngai- 
pia, Ngai-tahu-damai, Ngai-tahuri-atu, Akiaki, Taraia-koa- 
te-manu-waire-matoi. Toi, Hatoma, Tuh aukura, Rongo- 
moi-hurangi, Ruata-wai-ora, Rate-nui-ate-iu, Rutanga, Ra- 
kaiterangi, Rangahua, Ponaranga-hua, Tangikura, Kahu- 
kura, Hine-rangea, Wawa terangi, Maikite-kura, Maikitea, 
Tuhangateao, Paitaku, Paikaha, Vater des Tute-iho-nga. 

In der Ka Mooleelo Hawai (Geschichte Hawaiis), na 
Davida Malo i kakau (von David Malo verfasst) findet 
sich (nach dem aus dem Manuscript angefertigten Aus- 
zug) folgende Darstellung: 

Nach dem von Kealiiwahilani (Himmelsbrecher) und 
seiner Frau Lailai (schweigende Ruhe) abstammenden Ge- 
nerationen folgen die von Kahiko (dem Alten) und seiner 
Frau Kupulanakakau (Verdampfung des Thaus) stammen- 
den, und dann die von Wakea und Papa bis auf Liloa 
(Vorfahr Eamehameha^s), als Wakea, Bruder LihauuWs 
(Sohnes Kahiko's) 

O Haloa (Sohn Wakea's), dann sein Sohn: 
O Waia, ferner: 
O Hinalalo 
O Nanakehili 
O Wailoa 



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Eönigsliste. 171 

Okio 

Oole 

O Manaku 

O Lukahakoa 

Oluanuu 

Kahiko 

Kii 

Ulu 

Nanaie 

Nanailani 

Waikulani 

Huhelimoana 

Konohiki 

Wanena 

Akalana 

Maui 

Nanamaoa 

Nanahulei 

Nanakaoko 

Nanakuae 

Kapawa geb. in Kukoniloko (Oahu), gest. in Lahaina 

(Maui), begraben am Flusse Jao (auf Maui). 
Heleipawa geb. in Lelekea (Maui), gest. in Poukela, begr. 

in Akulili. 
Aikanaka geb. in Holonokiu (Maui), gest. in Oneuli, begr. 

am Jao. 
Hema (Punalaua) geb. in Hawaiikua-uli (Maui), gest. in 

Hahiki, begr. in Ulupaupau. 
Kabai geb. in Halalukahi (Maui), gest. in Hailikii, begr. 

am Jao. 
Wahieloa geb. in Wailau (Hawai), gest. in Holoa, begr. 

in Alae. 
Laka geb. in Hailima, gest. in Hualoa (Oabu), begr. am Jao. 
liuamuu geb. in Peekauai, gest. in Honolulu, begr. in Nauanu. 



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172 n. Hawaii. 

Pohukaina geb. in Hahakahake, gest. in Waimea (Hawai), 
gest. in Mahiki. 

Hua geb. in Hahoma (Maui), gest. in Hehoni (Maui), begr. 
am Jao. 

Pou (Poukamahua) geb. in Hahua (Oahu), gest. in Mo- 
lokai, begr. am Jao. 

Hua (Huakamapau) geb. in Ohikololo, gest. in Lanai, 
begr. am Jao. 

Pau (Paumakua) geb. in Huaaohe, gest. in Oahukone, begr. 
am Jao. 

Halio 

Palena 

Halaanui 

Lanakawai (Lonokawai), bei Ankunft Paao's 

Laau 

Pili ^ 

Hoa 

Loe 
' Hukohou 

Kamuhi (Hani-uhi) 

Kanipapu (Kanipahu) 

Kalapana 

Kahaimoeliu 

Kalau 

Kuauwa 

Euhoukapu 

Eauhola 

Kiha 

Liloa (Vater Umi's). 

Von Umi wurde Kealiiokalao (Bruder Keawenuiamrs) 

gezeugt und dann folgt dessen Sohn Kukailani, dieser 

Sohn Kukailani, sein Sohn Makakaualii (Vater Iwikaui- 

kaua's), der Grossonkel Eeawenuiaumi, sein Sohn Kana- 

loakuaana, dessen Sohn Eeakealauikane, der Grossonkel 



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David Malo. 173 

Iwikauikaua, darauf Kanaloa Kupulehu (Vater Keawe's), 
sodann Kaneikauaiwilani, ferner Keawe, sein Sohn Keeau- 
moku, sein Bruder Kekela (Vater Kekuiapoiwa's) , und 
nach ihm herrschte Kamehameha. 

Nach dem Tode Kahito's, der seinen ältesten Sohn 
Lihauula zum Erben eingesetzt, gerieth dieser in Krieg 
mit seinem Bruder Wakea und wurde (da er die War- 
nungen des Kilo oder Propheten wegen ungünstiger Omen 
misachtete) besiegt und erschlagen, sodass die Herrschaft 
an Wakea fiel (über Hihiku oder Hikiku, als Kahikiku 
in Tahiti), bis auch dieser bei dem Angriff des Häuptlings 
Kameia-Kumuhonua nach Kaula zu flüchten hatte. Dort 
nochmals verfolgt, musste er sich mit seinen Begleitern 
ins Meer stürzen, um sich durch Schwimmen zu retten. 
Mit den Wogen ringend, fragte er seinen Priester (Ka- 
huna) Komoawa, wo Hülfe zu erlangen sei, und dieser 
nannte als Mittel die Erbauung eines Tempels (Heiau) 
für die Gotter (Akua). Auf die Frage, wo Holz und wo 
das Schwein für die Opfer zu erlangen seien, liess der 
Prie'ster ihn erst die flache Hand^ heben (womit der 
Tempel gebaut sei) und dann die linke Hand geballt in 
die rechte legen (als das niedergesetzte Schwein ) unter 
Sprechen des Gebets (durch den Priester). Dann trieben 
sie nach der Küste von Hawaii (Hawaii nei, dieses Hawai) 
und alle Männer (sowie die Familienglieder) landeten 
dort, mit Ausnahme eines Einzigen, der noch heute im 
Meer schwimmt, als Kekauaka, der zurückgebliebene 
Mensch (ein ewiger Wasser-Jude). In seine Tochter 
Hoohikukalani verliebt, suchte Wakea seine Frau Papa 
durch Veränderung der Tabu-Nächte zu täuschen, über- 
^ horte aber einst das (eala au ahu, eala au mai „auf er- 
wache, auf erhebe^ dich" beginnende) Morgengebet seines 
Priesters und schlief bis zum Sonnenaufgang. Obwol sein 
Gesicht verhüllend, wurde er durch Papa erkannt, und 



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174 n. Hawaii: 

um sie zu versöhnen (oder um die Schande zu verdecken) 
galt von da an Hoohokukalani , als Tochter des Prie- 
sters Komoawa mit der Frau Popokolonuha. Aus Wakea's 
Ehebruch wurde als knochenlose Fleischmasse der (älteste) 
Sohn Haloa-maka (Auge des Stengels) geboren, der kurz 
nach der Geburt neben dem Hause begraben wurde und 
die Taro-Pflanze hervorwachsen Hess, der ihm folgende 
Bruder wurde deshalb Haloa (Stengel) genannt. Dessen 
Sohn Waia, ohne Haipule (Prediger), ohne Kahuna (Priester) 
und ohne Kilo (Prophet) lebend, bedruckte das Volk durch 
schlechte Regierung, und so wurde es dem aus den Wol- 
ken ^ hervorschauend erscheinenden Kopf mitgetheilt (dem 
auf seine Frage nach einem guten Fürsten Kahiko als 
solcher genannt wurde). Zur Strafe verheerte die Oiki- 
puahola genannte Krankheit das Land, die alle Bewohner 
(bis auf 26, denen die Medicin Pilikai bekannt war) fort- 
raflPte, und so auch Waia, von dessen Nachfolgern keine 
Berichte bekannt geworden sind, bis auf Maui, und die 
eigenen Ueberlieferungen dieses seien, als lügnerische, zu 
unterdrücken und dürften nicht veröffentlicht werden (Aole 
i loheia ka moolelo o na lii mai a Waia a hiki mai ia 
Maui,' aka o ko Maui mau olelo hai lohe ia, he olelo wa- 
hahee maoli noia, aole e hai ia ka wahahee), was auch für 
seine Nachfolger gilt bis auf Kapawa, als dessen Geburts- 
platz Kukaniloko (in Oahu) genannt wird, als Sterbeplatz 
Laheina (in Maui) und als Verbergungsplatz der Knochen 
(Begräbniss) Jao (auf Maui). 

Palena (Sohn Haho's) wurde durch seinen Sohn Hana- 
laa-nui Vorfahr der Häuptlinge von Hawaii und durch seinen 
Sohn Hanalaa-aiki Vorfahr der Häuptlinge von Maui (dann 
Punamua in Oahu, sowie Hauai und Hema in Hawaii). 

Unter Palena's Nachkommen musste Kanipahu bei dem 
Aufstande des Häuptlings Kamaiole aus Hawaii flüchten 
und verbarg sich unerkannt in Molokai, wo er in Kalae, 



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John White. 175 

eine Frau aus dem Volke heirathend, von seinem Schwie- 
gervater zu Dienstarbeiten verwendet wurde. Als die Be- 
wohner Hawaii^s, der Bedrückungen Kamaiole^s (der jede 
schone Frau für sich und seine Freunde fortfuhren liess) 
iiberdriissig, sich an den Priester Paao zur Organisirung 
eines Aufstandes wendeten, rieth dieser, sich zunächst 
nach einem Häuptlinge umzusehen, und sandte einen Boten 
nach Molokai, um Kanipahu zurückzurufen. Dieser zeigte 
indess seine durch harte Arbeit schwieligen Schultern (in- 
folge des Lasttragens) und wies die Abgesandten an 
seinen Sohn Kalapana (Bruder Kalehumoku^s), als ein 
Stück seines eigenen Selbsts. Paao begab sich deshalb 
von seinem Wohnort Eohala nach Waimanu, wo die 
Mutter Alaikauokoko ihre Kinder versteckt hielt, und be-' 
wog sie, ihm Eiilapana zu überlassen, den er (nachdem die 
Gelegenheit eines Canoefestes zur Ermordung des Tyrannen 
benutzt war) als Fürsten weihte. Die Einführung der 
Pili -Dynastie durch Paao wird auf Tahiti zurückgeführt. 



In Bezug auf geschichtliche Verhältnisse der Maori 
folgt hier ein Excerpt aus einem von Herrn White im 
Jahre 1861 zusammengestellten Cyclus von Vorträgen, die 
damals veröffentlicht wurden, aber nicht in den Buchhandel 
gelangten und jetzt vergriffen sind, sodass ich nur der 
Güte des Verfassers selbst das in meinen Händen befind- 
liche Exemplar verdanke ^ : 

Hinsichtlich der Mana maorischer Häuptlinge (und die 
Stammesrechte) muss auf die vergangenen Jahrhunderte 
der Maorigeschichte zurückgegriffen werden, um genau 
erklären zu können, worin der Einfluss oder das „mana^^ 
eines Häuptlings oder Priesters besteht, woher sich sein 

^ Die Uebersetzung ist, gleich der frühem, von geschickter 
Hand angefertigt, und bleibt das Original, weil bereits gedruckt, 
diesmal fort. 



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176 Leoturefl etc. 

Ursprung schreibt, und bis zu welchem Grade er über 
das Volk ausgeübt wird. 

Die Geschichte der Maori vor ihrer Einwanderung 
in Neuseeland erzählt, dass sie alle Ein Volk gebildet 
hätten. Gewisse Männer des Stammes aber brachten einen 
Theil ihrer Zeit damit zu, in einem Tempel, den sie „whare 
cura^^ nannten, ihre Geschichte vorzutragen. 

In diesem Tempel befanden sich ihre gelehrtesten Män- 
ner, die in zwei Abtheilungen geschieden waren, deren 
jede die andere daran verhindern sollte, ihren Kindern 
eine gefälschte Erzählung der Geschichte ihrer Vergan- 
genheit zu überliefern. Und jede Abtheilung hatte einen 
historischen Stab, auf welchem ihr Geschlechtsregister ge- 
führt wurde, und da sie sich an zwei verschiedenen Sei- 
ten des Tempels aufhielten, wurden sie Heerden oder 
„kahuis^^ genannt. 

Der gelehrteste Mann in jedem „kahui^^ war der Füh- 
rer oder Vorsitzer, der zugleich Schiedsrichter über alle 
etwa vorkommenden streitigen Punkte der Geschichte war. 
"Wenn irgendeine bestimmte Discussion stattfinden sollte, 
wurde das Volk von den Führern dieser beiden „kahuis" 
geordnet; jedem Häuptling in dem „kahui^^ wurde, je nach 
dem Wissen, das er besass, ein Platz angewiesen, und zwar 
theilte ihm der Führer des „kahui", dessen Mitglied er 
war, den Platz zu. Diese Thätigkeit des Führers wurde 
„ranga" oder in Ordnung bringen genannt. Das Volk, 
das zusammen in den Tempel kam, wurde „tira^^ oder 
Gesellschaft genannt; und da der Führer jedem aus 
seiner „tira^' einen Platz anweisen, d, h. „ranga" musste, 
wurde er der „rangatira" genannt, wovon das Maoriwort 
„rangatira" für einen Häuptling kommt. 

Im Laufe der Zeiten veranlasste ein Streit innerhalb 
der „whare cura" die Theilung des Volkeä. Die Ge- 
schlechter trennten sich voneinander, wobei jedes unter 



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Lectures. 177 

der Fuhrerschaft eines „ariki" stand, der in allen Fallen 
Erstgeborener derjenigen Familie war, deren Vater das 
Vorrecht der Priesterschaft im „whare kura'^ genossen 
hatte. Das Wissen, welches von dem Vater auf den Sohn 
überging, gab dem Sohne eine gewisse Macht über die 
Jüngern Zweige des Geschlechts; auf Grund seines grössern 
Wissens wurde er „ariki" genannt: er konnte durch die- 
ses Wissen die Jüngern (oder „riki") Zweige der Fa- 
milie leiten oder führen („a"): deshalb war er ein 
„ariki", d. h. ein Führer der Jüngern, 

Bald nach der Zerstreuung des Volkes von Wharekura 
errichtete jedes Geschlecht unter seiner neuen Führerschaft 
Tempel von ähnlicher Form und Bauart, in denen sie ihre 
eigene Genealogie vortrugen, oder den Theil des in dem 
alten „whare kura" erzählten Ganzen, der sich auf sie 
selber und auf diejenigen bezog, welche sich jetzt an dem 
Vortrage dieser ihnen früher heilig gewesenen Wissenschaft 
betheiligten. Sie brauchten einen Lehrer oder „kai tohu 
tohu" oder „tohunga"; und wie schon in dem früheren 
„whare kura'' der gelehrteste Mann den Vorrang gehabt 
hatte, so übernahm auch hier der Gelehrteste die Führer- 
schaft: und da er „tohu", d. h. erklären oder unter- 
richten musste, erhielt er den Namen „Tohunga", mit 
welchem jetzt ein Priester und auch jeder gebildete Mann 
bezeichnet wird. Das Wort „tohu" hat noch eine zweite 
Bedeutung, nämlich hüten oder Sorge für etwas tra- 
gen. In den „whare kura" dieser gesonderten Geschlech- 
ter wurden die Bilder ihrer Gotter aufbewahrt, und die 
Sorge für dieselben ward dem Manne übertragen, dessen 
Kenntniss der alten Wissenschaft ihn zu dem Amte be- 
rechtigte. Deshalb wurde gesagt, dass er sie hütete oder 
„tohu", und daher der Name „tohunga". Ausser der 
Besorgung dieses Amtes wurde keine Arbeit von ihm ver- 
langt, und als Hüter oder „tohunga" der Gotter war er 

Bastiav. 12 



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178 Leotures. 

auch geheiligt und konnte zu keiner niedrigen Dienstver- 
richtung herangezogen werden. Weil er der Hüter der 
Götter war und eine hervorragende Kenntniss der Ge- 
schichte und Begebenheiten der Vorzeit hatte, erschien er 
vorzugsweise geeignet, sich ein richtiges Urtheil zu bilden 
über alles, was zur Wohlfahrt der Familien beitragen 
konnte, deren „tohunga'' er war; deshalb räumte das Volk 
im Kriegsfalle und bei allen auf Ackerbau und Fischfang 
bezüglichen Fragen stets der Meinung des „tohunga" den 
Vorrang ein. Dies führt mich zu dem nächsten zu be- 
handelnden Punkte, dem „Mana". Da ich den Ursprung 
der Namen „rangatira", „ariki" und „tohunga" nachge- 
wiesen habe, werde ich nun erklären, was das „mana^' ist, 
das mit den Aemtern der jene Namen führenden Personen 
zusammenhängt. 

Aus der Geschichte der Maori sehen wir, dass sie 
ihren Ursprung von ihren Gottern herleiten, und dass 
ihre abergläubischen Vorstellungen alle auf dem Zusam- 
menwirken dieser Gotter mit ihrem „tohunga" oder Prie- 
ster begründet sind. Daher kommt das „tapu" des Prie- 
sters; und da alle wichtigen Angelegenheiten von den 
Gottern durch die Vermittelung des Priesters geleitet 
werden, müssen Befehle oder Entscheidungen unbedingt 
befolgt werden oder „whakamana", sodass also das 
„mana" eines Priesters nicht auf einer ihm eigenen Macht 
oder Gewalt, sondern auf der der Gotter beruhte. Und 
was den „ariki'' anbetrifft, so musste derselbe, da es das 
alleinige Vorrecht des Erstgeborenen war, von dem Vater 
oder Grossvater in aller Wissenschaft und Erfahrung, die 
sie selber erworben hatten, unterwiesen zu werden, auch 
weiser sein als die Jüngern Mitglieder der Familie. Gab 
er seine Meinung ab, so hatte dieselbe deshalb stets ein 
gewisses Gewicht oder „mana^' — daher kommt das 
,,mana" eines „ariki*^ Wie aber der „ariki" durch seine 



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Lectures. 179 

höhere Weisheit, und wie der „tohunga" durch seinen 
Verkehr mit den Gottern das Volk leitet, so gibt es auch 
für den „rangatira'' ein eigenes Feld. Wenn eine Ver- 
sammlung des Volkes stattfindet, wenn ein Kriegstanz 
ausgeführt werden soll oder wenn innerhalb des Stammes 
ein kleiner Streit entsteht: so muss die Ordnung in der 
Sache von dem „rangatira'^ aufrecht erhalten werden; er 
muss z. B. darauf sehen, dass die Männer bei dem Kriegs- 
tanze alle „kapa tonu" sind, d. h. in den regelrechten 
Reihen stehen, und dass bei dem Streite jede Partei gleich- 
massig gehört werde. 

Um erklären zu können, was Stammesrechte sind, 
müssen wir ebenfalls auf die Geschichte der Maori vor 
ihrer Niederlassung auf diesen Inseln zurückgehen. Die 
Maori, die kamen, waren, wenn auch miteinander verwandt, 
doch nicht zu einem „hapu" oder Geschlechte gehörig, 
sondern hatten schon einige Zeit bevor sie Hawaiki ver- 
liessen, verschiedenen „hapus'^ angehört; Streitigkeiten 
zwischen denselben waren der Grund zu ihrer Auswande- 
rung. In Hawaiki aber wurde jeder Stamm oder „hapu" 
ein „kahui" genannt, und nicht, wie heute, mit dem Na- 
men des Häuptlings, der der Führer einer Familie bei 
ihrer Trennung von dem Hauptstamm oder „iwi" war. 

Da jedes „waka'' (Canoe) oder die Leute, die zusam- 
men herüberkamen, noch einige Zeit nach der Landung 
ihre Einheit als ein Volk bewahrten, wurden sie ein „iwi^' 
genannt. Das Wort^„iwi" bezeichnet deshalb die Ab- 
kömmlinge jener Männer, die in einem Canoe herüber- 
gekommen sind, und in vielen Fällen ist der Name des 
„iwi" in dem Namen des Canoes, auf dem ihre Vorältern 
gekommen sind, untergegangen; so heissen z. B. die Ro- 
toruastämme „Arawa"; die Ngapuhi „Mamari" u. s. w. 
In einem frühem Vortrage habe ich die Grenzen derjeni- 
gen Ländereien angegeben, die von jedem der auf diese 

12* 



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180 Lectures. 

Inseln kommenden Einwandrerzüge genommen und bean- 
sprucht wurden; zugleich führte ich manche von den Ge- 
bräuchen an, die auf ihre zahlreichen Landansprüche Be- 
zug haben. Um eine deutliche Erklärung des Stammes- 
rechts und des „Häuptlings-mana" geben zu können, muss 
ich mich wieder auf das Land beziehen, welches der 
Maori gleich nach seiner Ankunft auf den Inseln in Be- 
sitz genommen hat, und werde ich meine Ausführungen 
an den Beispielen von zwei Districten, dem Arawa- und 
dem Tainuidistrict, näher veranschaulichen. 

Der Arawadistrict ist als ein Ganzes in den Händen 
der Nachkommen derjenigen Einwanderer verblieben, die 
auf dem Arawacanoe gekommen sind. Dieselben zerstreu- 
ten sich bald nach ihrer Ankunft über ihr grosses Gebiet 
und theilten sich in gesonderte „hapus'^ oder Familien 
(wie das Wort besagt); mit der Zeit hat dann jedes die- 
ser „hapu" den Kang eines „iwi" angenommen; sie han- 
deln alle unabhängig voneinander, gerade als ob sie von 
verschiedenen Einwanderungen abstammten. Jedes 5,iwi" 
ist seinerseits wieder in viele „hapus^' getheilt, die Ge- 
sammtmasse derselben aber nimmt heute noch den ganzen, 
ehemals von den „Arawa" in Besitz genommenen District 
ein. Anders verhält es sich mit dem Tainuidistricte. Da 
ich den Arawa als ungetrennten District genannt habe, 
werde ich als Gegentheil eines solchen das andere Extrem 
anführen, das sich uns in dem Tainuidistrict darstellt; 
dieser District, der ursprünglich eine grosse Ausdehnung 
besass, ist heute so verstümmelt, dass das einzige Stück 
(bei Whaingaroa), das jetzt noch in dem Besitze des „iwi" 
von Tainui sich befindet, nur ein verschwindend kleiner 
Theil des ehemaligen Ganzen ist. 

Da wir uns hier mit allen Migrationen zu beschäf- 
tigen haben werden, gebe ich zunächst eine allgemeine 
üebersicht der verschiedenen Migrationen oder „iwi", mit 



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Lectures. 181 

Bezug auf ihre heutigen Stammesrechte oder „mana'' über 
den District, den ihre respectiven Vorältern bei ihrer An- 
kunft hier in Besitz genommen haben. Die Ngapuhi ha- 
ben heute als ein „iwi" mehr Landbesitz als den District, 
den die Migration Mamari einnahm. Dasselbe ist mit dem 
angrenzenden Iwi, den Ngatiwahatua, der Fall. Die Tai- 
nui haben, bis auf einen kleinen Theil, ihr ganzes Gebiet 
verloren. Die Migration auf dem Aotea besitzt nur noch 
einen kleinen Theil ihres Districts. Die angrenzende Mi- 
gration Tokomaru hat einen Theil ihres alten Districts 
eingebüsst. Die alten Besitzer der Südinsel sind heute 
nur noch ein Name auf dem Lande ihrer Väter. Die Ta- 
kitumu sind noch im Besitze ihres ganzen Landes. Die 
Matatua, die einen Theil des Arawadistrictes- einnahmen, 
haben nur noch einen Theil des zuerst von ihnen besesse- 
nen Landes. Die Ruikakara und Wakatuwhenua haben 
ihren Namen als Migration in dem Ngapuhi iwi verloren, 
die Mahuhu aber ihren Anspruch auf das Land am Nord- 
cap eingebüsst. 

Mehr noch als durch Eroberungen haben die ursprüng- 
lichen Besitzer ihr Land durch Wechselheirathen verloren. 
Da gerade dieser Punkt mehr Streitigkeiten veranlasst 
als irgendein anderer, werde ich zunächst von den Stam- 
mesrechten sprechen, die aus ihm hervorgehen. In einem 
frühern Vortrage habe ich schon erwähnt, dass es für 
eine Sache von grosster Wichtigkeit und als besonders 
wün Sehens werth galt, dass eine (in einen andern Stamm) 
verheirathete Frau ihren Gatten dazu veranlasste, sich 
ihrem Stamme anzuschliessen und dadurch die Macht 
ihres Volkes zu vermehren; infolge hiervon werden oft 
Anrechte auf Grundbesitz von gewissen Stämmen erhoben, 
die in einem Migrationsdi stricte wohnen und einen Theil 
desselben beanspruchen, die aber das mana-Recht der 
Nachkommen der ursprünglichen Einwanderer, in deren 



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182 Lectures. 

District sie auf diese Weise gekommen sind, nicht aner- 
kennen. 

Ich werde einige Beispiele derartiger Ansprüche aus 
jeder Migration anführen, und, der bessern Uebersicht 
wegen, die Migrationen dabei nach der Reihe durch- 
gehen: vom Nordcap anfangend, die Westküste nach Sü- 
den entlang und an der Ostküste wieder nach Norden 
hinaufgehend. In der Mamari-Migration findet sich kein 
Fall dieser Art vor, doch werden hier andere Ansprüche 
geltend gemacht (die anders begründet, aber in ihrer Wir- 
kung dieselben sind), auf die ich weiter unten zurück- 
kommen werde; in der gleichen Form finden sie sich auch 
in dem nächsten, dem Mahuhu-Migrationsdistricte vor. 
In der angrenzenden Tainuimigration kommen aber viele 
Fälle der ersterwähnten Art vor; so z. B. bei dem Ka- 
veraustamm, der von einem Häuptlinge der Aotea- und 
Ngatiava-Migration, namens Maki, abstammt, der ein 
Tainui-Weib heirathete, sich zum Rächer der Unbilden der 
Tainui machte und nach einiger Zeit das Haupt eines 
„hapu*^ wurde, welches heute ein gesondertes Volk bildet, 
das unabhängig von den Häuptlingen der hapus in den 
umgebenden Tainui- oder Mahuhu-Migrationen handelt. 
Die Stammesrechte -dieses kleinen hapu, das im ganzen 
nicht mehr als 50 Männer, Weiber und Kinder zählt, sind 
nicht wenige oder von geringer Bedeutung für sie. Von 
denProducten des Landes und Meeres zahlen sie keinem 
Häuptlinge Tribut und weder konnten sie von einem der 
angrenzenden Stämme oder hapus zum Beistande bei 
irgendeiner Unternehmung herangezogen werden, noch 
durfte ein Häuptling ohne ihre besondere Erlaubniss sich 
auf irgendein s ihrer Fischfanggebiete begeben. In den 
Kriegen der vergangenen Zeiten hielten sie den Anprall 
des Kampfes allein aus. Als sie vor etwa 45 Jahren von 
einem Ngapuhihäuptling namens Te Kahakaha angegriffen 



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Leotures. ' 183 

wurden, riefen sie keinen andern Stamm zu Hülfe, und 
obgleich sie besiegt wurden, flohen sie doch weder aus 
ihrem Lande, noch forderten sie die mächtigen Waikato- 
stämme auf, sie zu rächen. Und in einem andern Kriege, 
der dem ebenerwähnten voranging, zeigten sie sich so ent- 
schlossen, das Land ihi^er Väter zu behaupten, dass sie, 
obgleich sie in beträchtlicher Minderzahl und nicht im 
Stande waren, dem Feinde (den Ngapuhi) in offenem Kampfe 
gegenüberzutreten, sich ein „pa" auf hohen Pfählen in- 
mitten eines tiefen Sumpfes bauten und hier den Angriffen 
ihrer weit überlegenen Feinde Trotz boten. Dies thaten 
sie aber weniger, um ihren Feind zu hintergehen, als viel- 
mehr, um das „mana" ihres Landes zu wahren, denn bei 
ihrer geringen Anzahl hätten sie leicht in den Wald und 
die Berge ihres eigenen Districts fliehen können. Als 
ein Beispiel, bis wie weit dieser kleine Stamm sein mana 
oder Stammesrecht ausdehnen konnte, führe ich hier einen 
Fall an, wo derselbe eine Uebertretung der Todtenbräuche 
gestattete. Es ist Gebrauch unter den hapus eines iwi, 
ihre Todten an einem und demselben Begräbnissorte zu 
bestatten; so haben sie alle ein Recht auf das„wahi tapu" 
und jeder, der das wahi tapu betritt oder daran vorbei- 
geht, zieht sich dadurch das Ausfallen sämmtlicher hapus 
zu. Nur ein Priester des ersten Ranges (ein ariki) durfte 
ein „wahi tapu'' betreten, und bei einem Begräbnisse noch 
diejenigen, die der ariki sich zu Begleitern bestimmte, um 
die Leiche zu tragen. Einmal jedoch, als ich in Gesell- 
schaft von 13 Waikato- und 3 Kawerauhäuptlingen durch 
das Gebiet der Kawerau reiste, kamen wir an ein „wahi 
tapu" in dem seit vielen Generationen die Gebeine der 
Vorfahren der Kawerau bestattet worden waren. Mit der 
Genehmigung des Kawerauhäuptlings ging ich allein in 
die Hohle, in deren Mitte ein kleines aus Sumpfrohr er- 
bautes und mit verschiedenfarbigem Flachs verziertes Haus 



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184 Lectures. 

stand, in dem die Gebeine der Arikis des Stammes ruh- 
ten. In dem Eingange dieses Hauses, das nicht mehr als 
fünf Fuss lang und drei breit war, lagen die Gebeine 
eines Kindes und daneben ein kleines Canoe : die Knochen 
hatten ohne Zweifel einem Ariki-Kinde angehört, dem man 
sein Spielzeug, das kleine Canoe, in die lange Ruhe mit- 
gegeben hatte. Das Haus enthielt auch Matten in ver- 
schiedenen Stadien der Erhaltung, von denen ich jedoch 
keine berührte, und neben einem grossen Schädel lag ein 
alter Maori-Haifischhaken. In unser Lager zurückgekehrt, 
bat ich um die Erlaubniss, das Canoe und den Angel- 
haken mitnehmen zu dürfen, was der ariki der Kawerau 
auch gestattete; die einzige Bedingung, die er mir dabei 
stellte, war die, dass ich während der weitern Dauer un- 
serer Reise als letzter Mann in der Marschreihe gehen 
und die beiden Gegenstände selber tragen müsse. Hier- 
auf bestand er, damit 'nicht die Gotter der Kawerau etwa 
die Waikatohäuptlinge todten mochten, wenn sie mit die- 
sen Dingen hinter mir hergingen. Auf derselben Reise 
fingen wir einen ungewöhnlich grossen, sechs Fuss neun 
Zoll langen Aal, und da wir Fremdlinge in dem Ge- 
biete der Kawerau waren, wartete ich, bis der Aal gekocht 
war, um zu sehen, ob meine Freunde, die Waikatohäupt- 
linge, dem Kawerauhäuptling den Tribut des „mana" des 
Landes darbringen wiirden. Und zu gehöriger Zeit tha- 
ten sie dies auch: es ist nämlich ein stehender Gebrauch, 
dass die hapus der Stämme, wenn sie auf einer Fischfang- 
expedition sind, jeden Aal von ungewöhnlicher Grosse^ 
dem Hauptbesitzer des Landes abliefern; die Kopfe aller 
Aale aber, die von der Gesellschaft während der Expedi- 
tion gegessen worden sind, werden den Besitzern des Lan- 
des vorgelegt, auf dem die Aale gefangen wurden; dies 
ist ihr „mana" des Landes, und in dem erwähnten Falle 
wurde denn auch der Kopf des gekochten Aales zuerst 



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Lectures. 185 

abgeschnitten und durch einen der Waikatohäuptlinge vor 
dem Kawerauhäuptling niedergelegt. 

Das nächste Hapu oder kleinere Iwi in dem Tainui- 
districte ist das aus neuer Zeit stammende hapu der 
Ngatiteata, welche die Ländereien eines alten Tainui hapu, 
namens Ngatikahukoka, usurpirt hatten. Kahukoka, ein 
Tainuihäuptling, der Führer der Ngatikahukoka, und sein 
Volk nahmen das ganze Land von der Südquelle des 
Manuka bis zum Waikatoflusse ein: bis zur Zeit der bei- 
den Brüder Tamakae und Tamakou waren sie ein zahl- 
reiches Volk; der jüngere Bruder todtete den altern und 
die Leute des altem ermordeten aus Rache einen Wai- 
katoknaben , worauf wieder eine Schar von Waikato- 
häuptlingen kam, die ihr pa einnahmen und alle darin 
Befindlichen, mit Ausnahme ihrer eigenen Verwandten, 
die dem Ngatikahukastamme angehorten , umbrachten. 
Zum Lohne ihres Verschontwerdens gaben die Geretteten 
ihren Befreiern, den Vorvätern des Ngatitearastammes, 
ein grosses Stück Landes am ostlichen Ufer des Waiuku. 
Die Empfänger, die Waikato, nahmen von diesem Di- 
stricte Besitz und nach und nach bemächtigten sich die 
heutigen Ngatiteata mit Gewalt auch der angrenzenden 
Ländereien des Kahukokostammes. Obgleich der Ngati- 
teatastamm von dem Waikato Ariki Tapaue entsprossen 
ist, haben die Waikatohäuptlinge doch kein Mana, Recht, 
über den Stamm oder das Land der Ngatiteata, da bei 
dem feindlichen Ueberfalle der Waikato durch Ilongi die 
Ngatiteata sich diesem letztern in seinem Angriffe auf 
Matakitaki, die Veste der Waikato, anschlössen. Und 
heutzutage beanspruchen die Waikato von dem Lande, 
das die Ngatiteata von den Ngatikahukoko genommen 
haben, nichts als ein Wahi tapu unweit der Manuka- 
quellen, wo einige der Waikatohäuptlinge bestattet sind. 
Doch musste aus einem der Landverkäufe der Ngatiteata 



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186 Leotures. 

dem Häuptlinge der Waikato eine Summe gezahlt wer- 
den, eine Verpflichtung, die sich auf ein Stammesrecht 
bezog, das seinerseits wieder auf eine Handlung der 
Ngapuhi in dem Kriege Hongi's begründet war: die bei 
Waikato gefangenen Häuptlinge wurden nämlich getodtet, 
ihre Kopfe aber nach einer Te Kauri genannten Stelle 
an dem südlichen Ufer des Manuka gebracht und dort 
„wakatahurihuri" (ein abergläubischer Kriegsbrauch der 
Maori) ; und auf dieses Land behielt das Volk von Wai- 
kato einen tapu- Anspruch, der ihm bei dem Verkaufe 
des Grundes und Bodens ausgezahlt wurde. Ausser die- 
sen beiden Ansprüchen machen die Waikato kein anderes 
Stamniesrecht auf das Ngatiteataland geltend. 

In dem Tainuidistricte am Wairoaflusse ist seit langer 
Zeit der kleine Stamm der Ngatitai ansässig, der von 
seinem Iwi der Ngatitai an der Bay of Plenty hierher 
übergesiedelt ist. Dieses kleine liapu ist durch Heirath 
mit den Ngatipava Te Akitai und Ngatimaru verwandt, 
welche angrenzende Hapus und Iwi sind; dennoch üben 
sie das alleinige mana über das von ihnen in Anspruch 
genommene Land aus und dabei zahlen sie weder irgend- 
einem Häuptlinge Tribut für ihr Land, noch auch haben 
sie von allem Lande, über das sie verfügt haben und das 
ihnen durch Eroberung zukam, andern Häuptlingen auch 
nur einen Theil überlassen. In dem Kriege der Ngapuhi 
gegen Mauineina blieben die Ngatitai auf ihrem eigenen 
Grund und Boden, und obgleich hier viele von ihnen 
durch Hongi getodtet wurden, hielten sie ihre Stellung 
am Wairoa fest, auch als die Ngatipoa nach Waikato 
flohen. Ein Versuch, das mana ihres Landes zu verletzen, 
wurde von ihnen in einer Weise zurückgewiesen, die bei- 
nahe zu einer Maorifeindschaft geführt hätte. Ein Canoe 
der Ngatimaru schlug nämlich um, als es die Niederlas- 
sung der Ngatitai passirte, und da ein Häuptling dabei 



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Lectures. 187 

ertrank, verlangte der Ngatimaruhäuptling von den Ngati- 
tai, dass sie ihre Fisehfanggebiete „rahui" sollten, bis er 
das tapu aufheben würde. Da die Zeit des Haifisch- 
fatfges gerade begonnen hatte, sandten die Ngatitai eine 
Botschaft des Inhalts, „dass sie in dieser Fangzeit keinen 
der Burschen mit vielen Zähnen (die Haifische) fan- 
gen oder fangen lassen, essen oder essen lassen würden", 
dass sie aber nicht länger als einen Monat sich des Ge- 
nusses aller andern Fischarten enthalten würden. Es 
stand hierbei aber ein Princip auf dem Spiele; denn die 
Ngatimaru hatten Anrechte auf ein gewisses Stück Land 
erhoben, über welches einer ihrer verstorbenen Ahnherren 
(nach einer Schlacht gegen die Ngatipava) getragen wor- 
den war, und da dieses Land binnen kurzem bezahlt 
werden sollte, wollten die Ngatitai keinen neuen Anspruch 
der Ngatimaru zulassen. Wenn die Ngatitai das von den 
Ngatimaru geforderte „rahui" aller Fische ohne jene Be- 
schränkung zugelassen hätten, so würde bei der Auf- 
hebung des Haifisch-Kahui eine Zahlung für die beiden 
von den Ngatimaru erhobenen Ansprüche verlangt wor- 
den sein. 

Was nun den bei Orakei ansässigen Stamm der Nga- 
tiwhatua anbetrifft (der ein hapu des grossen Kaipara- 
stammes Rorotoa ist), so lässt dieses hapu weder von 
dem Waikato-, noch von dem Tainui- oder dem Ngati- 
pavastamme irgendein Stammesrecht über sich ausüben. 
Dieses hapu entriss seinen District mit Waffengewalt den 
Tainui- und Ngatipavastämmen. Die ganzen Fischfang- 
gebiete des Waitemataflusses gehören den Ngatiwhatua 
und keiner der umwohnenden Stämme würde ohne ihre 
Erlaubniss dort fischen ; den ursprünglichen Besitzern des 
Districts zahlen sie weder Tribut an Fischen noch andere 
Abgaben. Obgleich sie durch Heirath mit den Waikato- 
häuptlingen zusammenhängen, verwalten sie ihr ganzes 



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188 Lectures. 

Land gesondert und unabhängig fiir sich, und geben auch 
bei ihren zahlreichen Landverkäufen dön andern Stämmen 
keinen Theil des Erloses ab. Und dies war nicht nur in 
Bezug auf die ursprünglichen Besitzer ihres Landes der 
Fall, sondern sie gestatten selbst dem verwandten Stamme 
in Kaipara keine Controle über ihre Verwendung des 
Landes, das sie dort in Anspruch nehmen. Und obgleich 
sie als ein Theil des verwandten Stammes dasselbe Recht 
auf das Land des iwi Te Roroa von Kaipara haben wie 
der übrige Theil des iwi, so beanspruchen sie, als die 
Nachkommen der Männer, die den Aucklanddistrict er- 
oberten, dasselbe allein für sich und mit Ausschluss der 
übrigen Roroa. 

Die kurz bemessene Zeit eines Vortrages erlaubt mir 
nicht, alle Waikatostämme einzeln zu besprechen. Ob- 
gleich sie jetzt den sogenannten Tainuidistrict einnehmen, 
sind sie doch nicht alle von Tainui- Abstammung, da einige 
unter ihnen ihren Ursprung von den Aboriginem Neu- 
seelands herleiten, die von den Maori Ngatimokotorea 
genannt wurden. Indem ich mir vorbehalte, bei der spä- 
tem Besprechung des mana noch einmal auf einige von 
ihnen zurückzukommen, gehe ich jetzt zu dem Aotea- 
district (in welchem die Rechte der ursprünglichen Be- 
sitzer ebenso sehr durch die migratorischen Bewegungen 
von Häuptlingen aus andern Theilen Neuseelands, wie 
durch Eroberungen verstümmelt worden sind) und zu dem 
nächsten, dem Tokomaru- oder dem Districte der New- 
Plymouth-Eingeborenen über, die auf Grund ihrer vielfach 
verschiedenen Abstammungen von andern Migrationen 
ihre Familienfehden mit so bitterm Hasse geführt haben. 
Die angrenzenden Migrationen von Mahakourua oder die 
Taranaki und Ngatiruanui haben sich von den übrigen 
Stämmen gesonderter gehalten; sie sind von wilderer Na- 
tur als die andern Eingeborenen und können mit Recht 



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Leotures. 189 

die einzigen , heute noch auf Neuseeland vorhandenen 
Wilden genannt werden: eine leichte Vermischung, die 
zwischen ihnen und dem Rangitanevolke der Südinsel, in 
welchem das malaiische Element am schärfsten hervor- 
tritt, stattgefunden hat, erklärt vielleicht die mit eiqer 
gewissen Feigheit verbundene Wildheit dieser Stämme. 
Ihr District ist häufig von kriegerischen Scharen über- 
schwemmt worden, doch haben sie (mit Ausnahme eines 
Theils am südlichen Ende) sich ihr ursprüngliches Gebiet 
zu bewahren gewusst; deshalb gibt es unter ihnen auch 
nur wenige hapus, die sich von dem iwi unabhängig hal- 
ten. In der nächsten Migration von Takitumu aber gibt 
es Stämme, die ebenso unabhängig von den ostlich woh- 
nenden Ngatikahuhunu, wie von den westlichen Ngati- 
ruanui handeln. In dem Port Nicholsondistricte wohnt 
ein heute Ngatiraukawa genannter Theil eines Waikato- 
stammes. Ein Streit, der zwischen zwei Brüdern in der 
Nähe von Maungatantari in Waikato stattfand, veranlasste 
den oflPenen Kampf innerhalb des Stammes; die Besiegten 
zogen nach Süden, wo sie sich schliesslich in ihrer jetzigen 
Heimat niederliessen ; nach der Vertreibung eines Theils 
der Ngatikahuhunu üben sie das alleinige Recht eines 
Stammes über ihren eigenen District aus und erkennen 
keinerlei Stammesrechte der ihnen so nahe verwandten 
Waikatphäuptlinge über sich an. In dem Port Nicholson- 
districte haben wir die Ngatitoa, die ursprünglich Besitzer 
von Kawhia waren, aber nach Siiden zogen und das ganze 
Ngatiranuiland einnahmen; als sie danach den grossem 
Theil desselben den alten Besitzern wieder zurückgaben, 
bedangen sie ^ich einen Tribut vom Stammesrecht oder 
mana des Landes (z. B. Kumara und Fische) aus, den 
die Ngatiranui ihnen geben sollten und den dieselben auch 
regelmässig an Rauparaha ausbezahlten. Die Ngatitoa, 
obgleich zu Kawhia gehörig, gestatten dem iwi von Ka- 



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190 Lectureß. 

whia nicht, irgendein Eeclit über sie auszuüben, sondern 
leben in dem Port Nicholsondistricte so unabhängig als 
möglich; dagegen übten sie ihrerseits nicht nur das Stam- 
mesrecht über einen Theil des Port Nicholsondistricts 
aus, sondern fielen auch in die Südinsel ein und machten 
sich die damaligen Einwohner der Insel tributär, was 
diese auch bis zu der Zeit blieben, wo sie die Insel ver- 
kauften. Bei Gelegenheit des mana werde ich noch ein- 
mal auf die Ngatitoa zurückkommen; einstweilen gehe ich 
zu den Horouta oder dem Volke der Hawke's Bay über, 
die, obgleich nur ein iwi, doch in viele hapus getheilt 
sind, die von den Häuptlingen anderer hapus oder iwi 
ganz unabhängig handeln. Dasselbe kann von den Ein- 
geborenen des Ostcaps oder des Ngaiporoudistricts gesagt 
und vielleicht auch auf die Bay of Plenty- Eingeborenen 
ausgedehnt werden; doch finden sich in Betreff ihrer 
hapus einige Verschiedenheiten vor; denn sie sind Ab- 
kömmlinge von Weibern, die von den Hawke's Bay- und 
Ostcap-Eingeborenen gekommen waren; und aus diesem 
Grunde sprechen sie dem iwi, dessen District sie bewoh- 
nen und zum Theil in Anspruch nehmen, das Recht ab, 
ein Stammesmana über sie auszuüben. Wir kommen nun 
zu den Thames-Stämmen, bei deren Besprechung ich in die 
Vergangenheit zurückgreifen muss, um einen scheinbaren 
Irrthum aufzuklären. Vor der Ankunft von Te Arawa 
und Tainui in Neuseeland folgte ein Häuptling, namens 
Ruaeo dem Te Arawa, in welchem sein Weib sich befand, 
das von dem Arawa-Schiffer geraubt worden war; Ruaeo 
landete bei Maketu, wo er mit den Arawa zusammentraf; 
nach einem Kampfe zwischen Ruaeo und den Te Arawa- 
schiffem gingen Ruaeo und die Seinigen durch das Land 
nach Matanjata, den Thames abwärts, und nahmen das 
ganze Land bis zum Cap Colville* ein. Die Ngatiawa- 
Migration folgte und vertrieb die Ngatihuarere oder die 



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Lectures. 191 

Ruaeoleute aus dem District; und als dann die Ngatiawa 
nach Norden zogen, nahmen Paeko und sein Begleiter 
von Ohiwa den District ein. Auch dieses Volk wurde 
von den Nachkommen eines Weibes, namens Upokotioa 
aus Turanga, vertrieben; dieselben theilten sich in die 
hapus Te Tuhuke, Ngatihako, Ngatimarama und Ngati- 
katarake — das iwi hiess Upokotioa. Hotunui von Ka- 
whia war der Stammvater von Paoa, der zum Thames 
zurückwanderte und den Ngatipavastamm begründete. 
Maratuahu, der Sohn Hotonui's, war der Begründer der 
Ngatimaru, von denen die Ngatitamatera und Ngatiwha- 
naunga Unterabtheilungen sind. Die Ngatipava üben das 
alleinige Stammesrecht über ihr Gebiet in dem Thames 
aus, ohne von den Waikato oder irgendeinem andern 
Stamme abhängig zu sein; ebenso sind auch die Unter- 
abtheilungen Ngatitamatera und Ngatiwhanaunga in Bezug 
auf die Stammesrechte ihres eigenen Landes ebenso un- 
abhängig voneinander wie von den Ngatipaoa. 

Nachdem ich in Vorstehendem die Stammesrechte eines 
jeden iwi angegeben habe, werde ich nunmehr zu den 
Stammesrechten des Volkes in Bezug auf individuelle An- 
sprüche auf Landbesitz übergehen und dabei natürlich zu- 
erst die der obersten Häuptlinge besprechen; ich nehme 
die iwis wieder in ders.elben Reihenfolge vor, die ich bei 
der Besprechung ihrer Stammesrechte befolgt habe, und 
beginne deshalb mit denNgapuhi, um dann an der West- 
küste hinabzugehen. Die Ngapuhi oder die Eingeborenen 
des nördlichsten Theiles der Insel sollen, durch ihren län- 
gern Vejkehr mit Europäern, in Bezug auf die Stammes- 
rechte grösserer und kleinerer Häuptlinge ihren Lands- 
leuten am wenigsten ähnlich sein: aber gerade die That- 
sache, dass sie mehr Land verkauft haben (soweit als 
dies nämlich die Zahl der Landansprüche betrifft, die so 
isolirt und von so vielen verschiedenen hapus verkauft 



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192 Lectures. 

worden sind), ist der beste Beweis für die „seigneurialeu" 
Rechte der obersten Häuptlinge über den ganzen Stamm 
oder selbst über einen Theil des Stammes oder ein „hapu". 
Die Eingeborenen am Nordcap oder die Rarawa und Au- 
pouristämme sind ein Zweig des Mamari- oder Ngapuhi- 
volkes, und werden von dem alten Häuptlinge Morenga 
geführt: dieser alte Häuptling nun hat bei keinem der 
Land verkaufe auch nur den geringsten Antheil gehabt; 
dagegen hat ein anderer untergeordneter Häuptling des- 
selben Stammes (Panakateao) in grossartigem Maassstabe 
verkauft, und zwar noch zu der Zeit, wo der alte Häupt- 
ling Te Morenga die volle Gewalt hatte. Dies bezieht 
sich indessen nur auf die Rarawa von Kaitaia; denn es 
gab noch eine andere Abtheilung dieses Stammes bei dem 
Whangape, die von Te Pukeroa und Papahia geführt wurde, 
von denen der erstere nicht einen Zoll breit Landes ver- 
kaufte, während Papahia auch nur bei zweien der vielen 
von seinem Stamme unternommenen Landverkäufe betheiligt 
war. In Hckianga wieder sitzt eine andere Abtheilung 
dieses Stammes, deren Häuptling Moetara war ; er verkaufte 
zwei Landcomplexe, that dies aber nicht in seiner Eigen- 
schaft als Häuptling des Stammes, da er nur auf einen 
kleinen Theil von jedem der verkauften Grundstücke An- 
sprüche hatte. Diese Häuptlinge übten (obgleich sie zu 
demselben Stamme oder iwi gehörten) doch keinerlei Recht 
über ihre gegenseitigen Ländereien aus; denn das Land 
des Districtes, in dem jeder von ihnen wohnte, stand unter 
ihrer eigenen Controle. Bei dem Verkaufe eines gewissen 
Grundstückes in Kaitaia, auf welches Papahia von Hoki- 
anga einen Anspruch besass, erhielt derselbe einen kleinen 
Theil des Erloses ausgezahlt; die andern Häuptlinge des 
Hokiangastammes aber erhielten nichts. Ebenso erhielten 
auch bei den von Moetara ausgeführten Verkäufen weder 
Papahia noch einer der andern eine Zahlung, dagegen 



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Lecture. 193 

erhielt aus einem von Papahia^s Verkäufen Moetara als Be- 
sitzer eines Anspruches eine Zahlung. Der ariki des Hi- 
kutustammes, ebenfalls eines hapu der Ngapuhi, ist Moe- 
hau ; aus allen Landverkäufen dieses hapu erhielt Moehau 
nur aus einem einen Theil des Erlöses, während bei meh- 
reren derselben untergeordnete Häuptlinge der Barawa 
für ihre Ansprüche ausgezahlt wurden. Die Ngairupoto 
(deren ariki Whatiia war) verkauften Land, auf welches 
Thawai, der Häuptling von Te Mahurehure einen Anspruch 
besass; derselbe erhielt einen Theil des Erloses; der „Ariki" 
von Te Mahurehure (Moka) aber hatte keinen Antheil 
daran. Eine Anzahl von Mahurehure (deren Häuptling 
Tawai ist) besassen nicht nur Ansprüche auf den District, 
den sie bewohnten, sondern auch auf noch andere (mit 
Ausschluss ihres Führers Tawhai und mehrerer anderer 
Häuptlinge); sie verkauften diese Ansprüche und nahmen 
den ganzen Erlös dafür ein. Aber bei einem der Land- 
verkäufe der Rarawa (oder der Abtheilung, des „hapu" 
derselben, die Te Patu genannt wurde), der ein Stück 
Landes bei Monganui betraf, erhielt der Hokiangahäupt- 
ling Tawhai, der einen Anspruch darauf besass, einen 
Theil des Erloses. Das Hapu Te ürekapana verkaufte 
ein Stück Landes in seinem eigenen District, imd ein 
untergeordneter Häuptling der Mahurehure namens Tiro, 
der einen Anspruch darauf besass, erhielt einen Theil des 
Kaufpreises, während keinem der Häuptlinge oder „ariki" 
von Te Mahurehure etwas davon ausgezahlt wurde. Die 
Ngaitupoto verkauften etwas Land in ihrem eigenen Di- 
strict, und Tahua, ein Häuptling in dem Popotostamme, 
erhielt als Anspruchbesitzer, nicht aber als „ariki", 
einen Theil des Erloses. In dem Waimatedistrict ver- 
kauften die Ngatitautahi Land und Netana, ein unterge- 
ordneter Häuptling der Ngatikaihoro, die ein hapu der 
Mahurehure ausmachten, erhielt als Besitzer eines An- 

Bastiak. 13 

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194 Leoture. 

Spruches einen Theil des Erloses; und ebenso erhielt, als 
die Ngatimatakiri in dem Waimatedistrict Land verkauf- 
ten, der „Ariki" der Popoto als Besitzer eines Anspruchs 
einen Theil der Zahlung, während kein anderer aus dem 
Popotostamm etwas ausgezahlt bekam. DieTawahai von 
Wh^ngaroa verkauften ein Stück Landes, und der „Ariki" 
der Hikutu an der Bay of Islands, der einen Anspruch 
darauf besass, erhielt einen Theil der Zahlung. Die Nga- 
tiuri von Whaingaroa verkauften Land, und Häuptlinge 
der Ngatirehia und Hikitu der Bai erhielten als Besitzer 
von Ansprüchen einen Theil des Erloses; die „Ariki'' die- 
ser hapus aber erhielten nichts. Die Ngaitawake verkauf- 
ten Land an der Bai und Wi Han von den Ngatiwhiu 
(in Waimate) erhielt als Besitzer eines Anspruchs einen 
Theil der Kaufsumme. Die Hikutu in Ngunguru verkauf- 
ten Land, und Häuptlinge der Ngatihau in Hokianga er- 
hielten als Anspruchsbesitzer einen Theil des Erloses. Die 
Leute des Urikopura-hapu leben in ihrem eigenen District 
an der Grenze des Patudistricts, trotzdem verkauften 
fünf untergeordnete Häuptlinge der Urikopura einen Com- 
plex von Grundstücken, der in der Mitte des Districts 
der Mahurehure lag und weder erhielten die „Ariki" ihres 
eigenen Stammes, noch auch die „Ariki" oder das Volk 
der Mahurehure auch nur den geringsten Theil des Er- 
löses aus diesem Verkaufe. Diese Beispiele aus dem 
Ngapuhi iwi werden genügen, um zu beweisen, dass das 
Oberhaupt oder der Ariki der Ngapuhik ein oberherrliches 
Recht über das Land des iwi besitzt, sondern dass es 
überhaupt keinen ariki in allen hapus *gibt, der dieses 
Recht besässe; denn die angeführten Beispiele beweisen 
zur Genüge, dass einzelne Mitglieder eines hapu ohne 
Rücksicht auf ihre Genossen über Landbesitz verfügen 
können und dass auch Angehörige verschiedener hapus 
sich verbinden und gemeinschaftlich über Ländereien dis- 



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Lecture. 195 

poniren können, gerade als ob sie zu einem hapu gehor- 
ten. Und daneben sehen wir auch, dass in gar vielen 
Fällen untergeordnete Häuptlinge einen Theil des Erloses 
für gewisse Ländereien erhalten, die von Mitgliedern eines 
andern hapu verkauft worden sind, während doch dem 
ariki in dem hapu jener Häuptlinge kein Antheil davon 
gegeben wird ; und ebenso kommt es vor, dass die unter- 
geordneten Häuptlinge eines weitabgelegenen hapu über 
Land disponiren können, das ihnen gehört, das aber in 
dem Gebiete eines andern hapu belegen ist, ohne dass sie 
dazu der Erlaubniss ihres eigenen ariki oder der des ariki, 
in dessen District das Verkaufsobject liegt, bedürften. 
Ich gehe jetzt zu dem Kaiparadistrict über (zu der Ma- 
huhu-Migration), in dem bis vor kurzer Zeit nur wenig 
Land an Europäer verkauft worden ist. Ich erwähne bei 
dieser Gelegenheit zugleich die weitverbreitete Annahme, 
dass durch den Verkehr mit den Europäern die alten 
Sitten und Gebräuche der Maori (und zwar vornehmlich 
die auf die Macht der Häuptlinge und auf die Landver- 
hältnisse bezüglichen) wesentliche Veränderungen erlitten 
hätten: wenn man aber die Geschichte des Volkes und 
seiner Kriege, die so oft lediglich aus Streitigkeiten über 
Landansprüche entstanden, näher betrachtet, so erscheint 
es fast wunderbar, wie jene Annahme sich überhaupt ver- 
breiten konnte. Die Geschichte ihrer Ansprüche, ihre 
täglichen Beschäftigungen, die sie immer wieder ihr gan- 
zes Gebiet durchstreifen Hessen; das gänzliche Fehlen 
aller schriftlichen Berichte; die fortwährende Vergegen- 
wärtigung der Heldenthaten, die ihre Väter zum Schutze 
ihres Landes vollbracht hatten: alles dieses zusammenge- 
nommen, Hess bis zum Jahre 1840 trotz des Verkehrs mit 
den Europäern keinerlei Veränderungen oder Neuerungen 
in den auf die Landbesitzverhältnisse bezüglichen alten 
Maoribräuchen aufkommen. Ich habe deshalb meine Bei- 

13* 

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196 Leoture. 

spiele von Landverkäufen der Eingeborenen alle aus der 
Zeit vor der Besitznahme Neuseelands durch die britische 
Regierung (1840) gewählt, und es ist ersichtlich, dass jene 
Annahme einer Veränderung nicht wohl auf diese von mir 
angeführten Fälle begründet werden kann. Der Häupt- 
ling Paikea ist der „ariki" des Roroa- oder üriohaustam- 
mes in dem Kaiparadistrict; dennoch ist er nur Zeuge 
(nicht Haupttheilnehmer) bei dem Verkaufe eines Grund- 
stücks durch Ngaukora, einen untergeordneten Häuptling 
des Stammes. In dem District aber, dessen „ariki" Pai- 
kea ist, und zwar nur vier Miles von seinem Hauptwohn- 
sitze entfernt, verkauften Parore und andere untergeord- 
nete Häuptlinge eines entfernten Stammes (der Ngaitawake) 
ein Stück Landes, aus dessen Erlös Paikea und sein Stamm 
keinen Antheil erhielten; und noch mehr: Tirarau, der 
„ariki" des Ngaitawake hapu in Kaipara, war Zeuge 
bei diesem Verkaufe, in dem untergeordnete Häuptlinge, 
seines Stammes die Verkäufer waren. In einem andern 
Falle waren die beiden „arikis" Paikea und Tirarau die 
alleinigen Verkäufer eines Grundstückes, und noch ein 
anderes mal verkaufte Paikea ein Stück Landes und Ti- 
rarau fungirte als Zeuge bei diesem Verkaufe. 

Ich gehe jetzt zu dem nächsten Gegenstande, dem 
„Mana" über. Ehe ich dasselbe jedoch bespreche, muss 
ich den Sinn des Wortes durch einige Beispiele seines 
Gebrauches näher bezeichnen. Das Wort „mana" hat 
viele verschiedene Bedeutungen. Es bedeutet 1) „er- 
füllen", wie in dem folgenden Satze: „Ka mana taku 
kupu i au" (ich will mein Versprechen erfüllen) ; 2) „mäch- 
tig", z. B. „He karakia mana" (ein mächtiger Zauber); 
3) „wirksam", z. B. „He kupu mana tana kupu" (das 
Wort ist wirksam); 4) „gewährt", z. B. „Ekore to tono 
e whakamana" (dein Gesuch wird gewährt werden); 
5) „unterstützen", z. B. „Mawai e mana ai tau kupu" 



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Leotnre. 197 

(wer wird dich unterstützen, damit dein Wort wirksam 
sei?). In der Form „manaki", d. h. in seiner Zusammen- 
setzung mit der Präposition ki (zu), hat das Wort andere 
Bedeutungen; so heisst es einmal „annehmbar", z. B. „E 
köre ahau e manakatia mai e ratou" (ich werde ihnen 
nicht annehmbar sein); ein anderes mal aber „gern ha- 
ben", z. B. „Ekore aia e manaki mai ki au" (er wird 
mich nicht gern haben). Eine noch andere Form nimmt 
das Wort an, wenn die Präposition ko (zu) als Affix 
mit ihm verbunden wird; es bedeutet dann „Verlangen", 
z. B. „Kahore aku manako atu" (ich habe kein Verlan- 
gen). Wird das Wort tunga (d. h. eine geheime Gabe, 
deren Zweck oder Grund ihrer Verleihung dem Empfän- 
ger allein bekannt ist) dem Worte „mana" als Affix zu- 
gefügt, so haben wir „manatunga" oder Andenken; wird 
das Nomen des Kaumes, wa, als Affix angehängt, so ha- 
ben wir „manawa" oder „Athem". In der Zusammen- 
setzung mit „nui" (gross) wird es „manawanui" oder 
Tapferkeit; die Zusammensetzung des Verbums „popore" 
mit manawa (Athem) gibt „manawa-popore", d. h. Gier, 
Verlangen, Reue, Besorgniss. Man sieht also, dass mana 
in seinen zahlreichen Bedeutungen nichts mehr und nichts 
weniger bezeichnet als jenes un beherrschbare Etwas: den 
Sinn des Menschen. Ich gehe jetzt zu dem „mana" eines 
Häuptlings oder Priesters über. Das „mana" eines Maori- 
priesters ist begrenzt und erstreckt sich nur auf Ange- 
legenheiten, in denen die Einmischung der Gotter erkannt 
werden kann, wie bei den vielen internen Einrichtungen 
des Stammes, in Kriegszeiten oder bei besonders wich- 
tigen Thätigkeiten des Ackerbaues. Im Kriege (wenn der 
Stamm sich zu Feindseligkeiten entschlossen hat) zeigt 
sich das „mana" des Priesters in der Leitung einer jeden 
Bewegung des Stammes, und diese Leitung erstreckt sich 
nicht nur auf seinen eigenen Stamm oder das hapu, zu 



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198 Leoture. 

dem er vielleicht gehört, sondern über die Männer aller 
andern Stämme , die sich mit jenem verbinden ; seinen 
Befehlen wird aber nur so lange, als der Krieg dauert, 
Folge geleistet. Ich führe hier einige Beispiele an. Wenn 
Hongi auf seinen Kriegszügen seine Scharen zum Anhal- 
ten bringen wollte, theilte er diesen Wunsch dem alten 
Priester seiner Expedition, Te Kemara, mit, der dann 
einen Mann bis an irgendeine bestimmte Stelle voran- 
sandte, wo derselbe das Gewand des Priesters als Halt- 
signal niederlegen musste, und diesem Zeichen wurde stets 
Achtung und Gehorsam erwiesen. In den Kriegen des 
Te Waka Nene leitete ein alter Priester, Te Ngau, alle 
Bewegungen des Heeres. Als einmal unter Waka's Leu- 
ten Mangel an Lebensmitteln entstand, beschloss man, 
eine Abtheilung von Kriegern zum Fourragiren auszu- 
senden. Da bei einer derartigen Expedition, wo es galt, 
Lebensmittel aus dem Lager des Feindes oder aus seiner 
nächsten Umgebung zu rauben, sich gute Gelegenheit zu 
Beweisen der Tapferkeit bot, wünschten alle, sich daran 
zu betheiligen; aber nachdem der alte Priester sich auf 
kurze Zeit in das Gehölz bei dem pa zurückgezogen hatte, 
um durch den Niu das Omen zu befragen, kehrte er zurück 
und nannte diejenigen, die ausziehen sollten: seinem Be- 
fehle wurde Folge geleistet, und obgleich auf den Ge- 
sichtern derer, die ausgeschlossen blieben, Unzufriedenheit 
zu lesen war, Hess sich doch kein Murren hören; denn 
des Priesters Wort war „mana." Ich sagte oben schon, 
dass nur da, wo der Einfluss der Gotter angenommen 
werden konnte, der Ausspruch des Priesters für „mana'^ 
galt und demgemäss befolgt wurde; das Entgegengesetzte 
fand aber statt, wenn sein Befehl einen persönlichen Wunsch 
und Willen und kein Omen der Götter ausdrückte. Ein 
Beispiel wird dies beweisen: Der Ariki und Priester von 
Ngatiawa in Taranaki that am Vorabende einer Schlacht 



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Lecture. 199 

zwischen jenem Stamme und dem Stamme der Taranaki 
eine verächtliche Aeusserung gegen ein ,,hapu^^ seines 
eigenen Volkes, indem er sagte: „Wer hätte je gedacht, 
dass Leute, die mit einer Angelruthe fischen, in der 
Schlacht tapfer sein könnten? (Der Priester Te Rakino, 
sprach diese Beleidigung gegen das hapu des Häuptlings 
Korotiwha aus.) Als nun die Schlacht stattfand und der 
Kampf am heftigsten tobte, hielt Korotiwha mitten im 
heissesten Gefechte seinen Speer hoch empor und rief 
seinem hapu zu : „Meine Söhne, das Zeichen des Blutes^' ; 
und als seine Leute dieses Signal vernahmen, zogen sie 
sich sogleich alle aus dem Kampfe zurück. Rakino und 
die Seinen wurden nun von den Taranaki hart bedrängt 
und ihre Haufen in Verwirrung gebracht, bis endlich 
Korotiwha die Schlacht durch einen neuen Angriff ent- 
schied und den Sieg errang. Dies zeigte, dass das „mana^^ 
eines Priesters nur so weit geht, als er der Vermittler 
zwischen den Göttern und dem Stamm ist. Neben diesem 
mana in Kriegszeiten übt der Priester, als ariki von Ge- 
burt, auch, wie oben erwähnt, zu bestimmten andern Zei- 
ten ein gewisses „mana^^ aus; bei allen landwirthschafb- 
lichen Thätigkeiten z. B. ist es sein Vorrecht, zu bestim- 
men, wann das tapu beginnen soll (wann die Frucht in 
die Erde gebracht werden muss) und wann es wieder auf- 
zuheben ist; wann kein Canoe in der Gegend, wo das 
Volk den Boden bestellt, flussaufwärts oder -abwärts 
fahren darf und wie lange diese Beschränkung dauern 
soll; auf seine Fürbitte gestatten die Götter auch nur, 
dass von den Personen, die einen Leichnam berührt 
haben, das tapu genommen werden darf. Seine Nahrung, 
Kleidung, Haus und alle Dinge, die ihm gehören, sind 
geheiligt oder tapu, und sein „mana^^ wohnt ihnen inne: 
werden sie von einem ans dem Volke berührt, so wird 
dieses Mana oder der Einfluss der Götter (den das 



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200 Lecture. 

Wort „mana*^ in Bezug auf dieselben bezeichnet) den Tod 
jenes Menseben veranlassen. So war es der Einfluss der 
Gotter, oder die abergläubische Furcht, mit der das Volk 
sie betrachtete, und nicht menschlicher Einfluss, der dem 
Priester das mana verlieh, eine Thatsache, die ich so- 
gleich bei der Besprechung des „Ariki" oder Häuptlings- 
mana in den Angelegenheiten des alltäglichen Lebens 
näher veranschaulichen werde. 1) Erbliches mana, seine 
Ausdehnung, und durch welche Ursachen verkürzt. — 
2) Die Dictatur eines Stammes, von einem unbedeuten- 
dem Häuptling desselben oder gar von einem Mitgliede 
eines andern Stammes übernommen; wodurch erworben, 
und in welchem Umfange von dem Stamme gestattet. — 
Das mana eines ariki oder Häuptlings wurde nie von sei- 
nem eigenen Volke oder angrenzenden Stämmen bestritten, 
wenn dasselbe für besondere Zwecke ausgeübt wurde. E^ 
stand in seiner Macht als ariki, zu bestimmen, wann die 
Sistirung des Haifischfanges aufgehoben werden sollte. £r 
durfte auch entscheiden, wann die Zeit des Rattenfangens 
beginnen sollte. Er hatte das Recht, darüber zu bestim- 
men, wann und wo ein Leichnam zu begraben war; wann 
derselbe wieder ausgegraben und vor seiner schliesslichen 
Bestattung dem Volke gezeigt werden, und auch wo er 
seinen letzten Ruheplatz finden soUte. Da die Ceremonien 
für die Verstorbenen ungemein viel Arbeit veranlassen, 
z. B. schon durch die Beschaffung der Speisen für die 
zum Hahunga geladenen Stänmie, so lässt sich wohl an- 
nehmen, dass der ariki der höchste Regierer des Volkes 
und dass sein Wort Gesetz ist in Bezug auf die Todten- 
ceremonien. Da die Gotter in unmittelbarem Zusammen- 
hange mit den Todten und den für dieselben anzustellen- 
den Ceremonien stehen sollen, herrscht auch der Glaube, 
dass, wenn nicht der ganze abergläubische Maori-Ritns 
nach dem alten Brauche ausgeführt werden würde, die 



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Lecture. 201 

Gotter den Stamm verfluchen würden: so gilt auch der 
Gehorsam gegen den ariki nicht seinem eigenen person- 
lichen Einfluss. Wünscht ein ariki einen Gegenstand zu 
besitzen, der einer andern Person gehört, so braucht er 
denselben nur mit dem Namen irgendeines Theils seines 
eigenen Körpers zu bezeichnen, wodurch der Eigenthümer 
gezwungen wird, ihm den Gegenstand zum Geschenke zu 
machen. Doch geschieht auch dieses nicht um seines 
Ranges willen, sondern lediglich aus Bücksicht auf seinen 
Zusammenhang mit den Göttern; die Benennung des ge- 
wünschten Gegenstandes nach einem Theile seines Körpers 
(welcher letztere ja die Wohnung der Götter ist) erlaubt 
dem Eigenthümer nicht, ihn zu behalten; nur der ariki 
darf, nachdem er den Gegenstand einmal so benannt hat, 
denselben gebrauchen oder gebrauchen lassen, ohne den 
Zorn der Götter auf sich zu laden. Doch endigt eine 
derartige Handlung nicht etwa in einer Schenkung; wenn 
der ariki dem Eigenthümer, oder nach ihm seinem Sohne, 
nicht den doppelten Preis des so erlangten Besitzthumes 
bezahlt, wird er von dem Volke mit Widerwillen be- 
trachtet, und verliert den persönlichen Einfluss, den er 
vielleicht über dasselbe gehabt hat. Dies führt mich zu 
dem nächsten Punkte meiner Erklärung, zu den Ursachen 
nämlich, durch welche ein ariki seine persönliche Macht 
verlieren kann. Aus dem Ebengesagten geht hervor, dass 
er sich durch Habgier schaden wird, und ebenso thut er 
dies durch einen Mangel an Gastfreiheit, durch zu 
strenge Behandlung seiner Sklaven und durch ein schlech- 
tes Gedächtniss für die Geschichte der Vergangenheit 
und Mythologie; dasjenige aber, was den ariki unfehlbar 
von aller Macht über das Volk ausschliesst, ist Mangel 
an Verstand. Ist ein Häuptling oder ariki geschwätzig 
oder zu bombastischen Reden geneigt, so steht er bei dem 
Volke nur in geringem ' Ansehen , deshalb ist 'eine er- 



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202 Lecture. 

künstelte Schweigsamkeit Regel für jeden Häuptling. 
Besitzt ein ariki aber auch die grossten geistigen Fähig- 
keiten, so wird das Volk sich doch nicht von ihm führen 
lassen oder auf seinen Rath hören, sobald er sich an 
fremdem Eigenthum vergreift. In Bezug auf andere Punkte 
aber hält sein mana auch gegen alle diese Hindernisse 
Stand; ist ein solcher ariki z. B. mit zwei Stämmen ver- 
wandt, die miteinander Krieg führen, so kann er durch 
seine Vermittelung bei ihnen beiden einen Frieden zu 
Stande bringen. Doch ist es auch hier wieder nicht per- 
sönliches Mana, was den Weg zum Frieden bahnt, son- 
dern seine Verwandtschaft mit den kriegführenden Par- 
teien, und der Einfluss der Gotter, der ihm als Ariki 
innewohnt. Natürlich sind dies nicht die einzigen Motive 
in der Sache. Die Maori sind von Natur kein krieg- 
Hebendes Volk (obgleich sie, wann sie einmal im Kriege 
sind, meist aus Stolz sich nicht entschliessen können, 
Frieden zu wünschen und dahinzielende Bedingungen zu 
stellen), und so kann ein Ariki, der mit den beiden strei- 
tenden Parteien verwandt ist, am besten jeder derselben 
Friedensvorschläge machen, ohne doch ihre Maori-Ehre 
zu beleidigen ; hier wird das Mana eines Ariki angenommen, 
aber nicht auf Grund seiner persönlichen Macht oder 
Gewalt. 

Hieraus geht also hervor, dass die Macht, die ein 
Ariki oder Häuptling vielleicht ausübt, von dem Volke 
bewilligt wird, und ihm nicht etwa durch Geburtsrecht 
zukommt. Ich führe einige Beispiele hierfür an, erwähne 
jedoch zunächst, dass die Stellung eines ariki in Friedens- 
zeiten kaum durch etwas anderes sich von derjenigen der 
untergeordneten Häuptlinge unterscheidet, als dadurch, 
dass er seine Mahlzeiten für sich allein einnimmt, dass 
sein Haus nicht durch das Hineinbringen von Speisen 
entweiht; das Feuer, an dem er sitzt, nicht zum Kochen 



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Leoture. 203 

benutzt werden darf, was alles die Gotter beleidigen 
würde. Wenn es ihm gefällt, arbeitet er mit dem Volke 
auf dem Felde; gewohnlich aber ist er nur Aufseher bei 
der Arbeit, und erhält bei der Ernte einen Theil des 
Ertrages. Aus dieser letztern Angabe darf man nicht 
schliessen, dass der Ernteertrag eines kleinern Stammes 
oder hapu etwa nicht Gemeingut wäre: im Gegentheilj die 
ganzen Producte eines hapu werden zusammen aufgespei- 
chert, und die in einer Niederlassung zubereiteten Speisen 
bilden ein gemeinsames Mahl, an dem das ganze hapu 
theilnimmt; bei diesem erhält dann der ariki, als solcher, 
seinen Antheil fertig zubereitet. Kommen innerhalb des 
Stammes Streitigkeiten vor, so kann ein untergeordneter 
Häuptling der Meinung eines ariki Trotz bieten und nach 
eigenem Gutbefinden handeln. In einem derartigen Falle 
hatte Ngtu ein untergeordneter Häuptling aus dem Stamme 
des Waka Nene, einen Streit mit einem andern Mitgliede 
desselben Stammes, infolge dessen er seinem Widersacher 
ein Pferd wegnahm. Waka trat dazwischen und schickte 
einen Boten, der das Pferd zurückbringen sollte, der aber 
von Ngahu durch die Frage beleidigt wurde, „was denn 
Waka mit der Sache zu thun habe?" Waka wusste wohl, 
dass er keine Gewalt brauchen dürfe, und deshalb sandte 
er als ariki sein eigenes Pferd an Ngahu, mit der Bestel- 
lung, dass, „wenn Ngahu wirklich ein Pferd zu besitzen 
wünsche und die Gelegenheit dieses Streites nur benutzt 
habe, um sich eins zu verschaffen, er doch das Pferd 
seines Gegners zurücksenden und lieber dieses behalten 
möge." Da diese Botschaft eine Beleidigung in sich 
schloss, leistete Ngahu, dessen Stolz beleidigt war, ihr 
nicht Folge, sondern sandte beide Pferde zurück. Die 
Thatsache, dass der ariki oder Häuptling keine gebietende 
Macht über seinen Stamm besitzt, wird auch durch einen 
alten Gebrauch der Maori bewiesen. Wenn vor alters 



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204 Leoture. 

in Kriegszeiten eine Stammesabtheilung einen Angriff er- 
wartete und den Beistand der andern Theile des Stammes 
nothig hatte, sandte der ariki denselben nicht etwa einen 
Befehl zu, sondern theilte ihnen seinen Wunsch nach 
Unterstützung nur durch ein Zeichen mit, das ngakau ge- 
nannt wurde, und je nach der Grosse der drohenden Ge- 
fahr verschieden war; ebenso wurde, wenn ein Hapu oder 
Stammestheil Rache für einen alten Schimpf nehmen wollte 
ein Zeichen an die andern Stammestheilc gesandt, um 
diese zum Beistande aufzufordern. Es war dies kein Be- 
fehl. Das Zeichen wurde ohne Begleitworte gesandt, der 
Häuptling, der es erhielt, that keine Frage: so stand es 
in dem Belieben des Empfängers, der dadurch angedeute- 
ten Aufforderung nachzukommen oder auch nicht. Ein 
derartiger Fall trug sich im Jahre 1838 zu, als in der 
Bay of Islands ein Maori-Krieg wüthete, an dem Kawiti, 
der Ariki von Ngatihine theilnahm. Dieser sandte ein 
Ngakau an Mate, einen Häuptling desselben Stammes, der 
damals gerade in Kaipara wohnte, doch wurde seiner Auf- 
forderung nicht Folge geleistet. Wäre wirklich (wie ja 
vielfach angenommen wird) ein Häuptling in seinem 
Stamme Oberherrscher gewesen, so würde ein derartiger 
Gebrauch nicht durch viele Generationen bestehen haben 
können. Der Gebrauch selber ist eine hinreichende Wider- 
legung der Annahme, dass der Häuptling die Oberhoheit 
über seinen Stamm habe. Es kann nun vielleicht einge- 
wendet werden, dass dieses ein vereinzelter Fall gewesen 
sei, und deshalb führe ich noch ein zweites Beispiel an, 
wo nicht nur die Hapus eines Stammes, sondern der ganze 
Stamm und alle seine Häuptlinge sich weigerten, der 
Aufforderung des Ariki nachzukommen. Wie schon oben 
gesagt, ist der Ariki eines Stammes (als Priester) der 
oberste Befehlshaber in Kriegszeiten, wenn seine Befehle 
in den Augen des Volkes wie Befehle der Gotter er- 



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Leoture. 205 

scheinen; als aber im Jahre 1822 der ganze Ngapuhi iwi 
unter der Anführung Hongi^s einen Angriff auf die Feste 
des Thames-Stammes (Ngatipaoa) unternahm, entstand ein 
Streit über die beste Art, das Pa anzugreifen, der schliess- 
lich zu einer Trennung der Ngapuhi führte; vier oder 
fünf von den Hapus zogen sich zurück und betheiligten 
sich nicht an dem Angriffe auf diesen Platz; nach der 
Schlacht verbanden sie sich wieder mit den andern, mit 
denen sie gemeinsam die weitern Angriffe auf die Waikato 
ausführten. 

Ich habe schon gesagt, dass ein untergeordneter Häupt- 
ling eines Stammes oder selbst ein Mitglied eines andern 
Stammes die Dictatur übernehmen kann; denn wenn auch 
die Eingeborenen den Nachkommen ihrer Aristokratie 
grossen Einfiuss gestatten und viele Ehrfurcht erweisen, 
so kann doch, wenn diese Macht nicht von Klugheit und 
Tapferkeit begleitet ist, der ariki eines Stammes oder 
Häuptlings eines hapu durch einen niedern Häuptling er- 
setzt werden, wie dies bei dem ariki der Ngatiraukawa 
der Fall war, auf den Te Rauparaha folgte. Te Raupa^ 
raha war nicht von Häuptlingsrange, d. h. er war der 
Nachkomme eines Jüngern Zweiges der ariki-Familie von 
Tainui, und da seine Vorfahren Heirathen mit niedern 
Häuptlingen und Frauen aus andern Stämmen geschlossen 
hatten , nahm er durch seine Geburt keine einflussreiche 
Stellung ein. Als aber der oberste Häuptling der Ngati- 
raukawa (Hape ki Tuarangi) auf dem Todtenbette lag und 
der ganze Stamm um ihn versammelt war, fragte der alte 
Häuptling (der seinerzeit ein berühmter Krieger gewesen 
war) ob sein Nachfolger im Stande sein werde, in seine 
Fusstapfen zu treten, sein Volk zu weitern Siegen zu 
führen und so die Ehre des Stammes aufrecht zu erhalten. 
Er richtete diese Frage an alle seine Sohne, erhielt aber 
keine Antwort von ihnen. Da erhob sich Te Rauparaha 



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206 Lecture. 

aus der Mitte der niedern Häuptlinge und des Volkes, 
die in einiger Entfernung von dem kranken Oberhaupt« 
und den Häuptlingen hohen Banges sassen, und sprach: 
„Ich bin im Stande, in deine Fusstapfen zu treten und 
sogar das zu thun, was du nicht thun konntest." Da er 
der einzige war, der Hape's Frage beantwortete, erkannte 
der ganze Stamm ihn als Führer an, und von daher 
schrieb sich der Einfluss, den er bis an sein Lebensende 
bewahrte. Te Paraha war ein Mann von grossen geistigen 
Fähigkeiten (für einen Eingeborenen) und wurde als An- 
führer einer Kriegsschar selbst nicht von dem berühmten 
Hongi übertroffen; deshalb darf man jedoch nicht voraus- 
setzen, dass der gewisse Einfluss oder das „mana^^, das 
er durch seine geistige Ueberlegenheit erwarb, ihm die 
Macht verliehen hätte, irgendetwas „tapu" zu machen; 
sein mana ging nur so weit, als sein mächtiger Schutz 
und Rath gebraucht wurde; der Ngatiraukawa-Ariki und 
der Ngatitoa-Ariki behielten noch ihre Macht bei, alles 
„tapu" zu machen und vom „tapu" zu befreien, wie ich 
an dem Beispiele Ariki eines Ngapuhi-hapu näher darthun 
werde. Derselbe, der Manu hiess, war Ariki der Ngati- 
kaihoro, da er sich aber einen Diebstahl hatte zu Schul- 
den kommen lassen, hatte er, mit Ausnahme des tapu, 
seine ganze Macht über das Volk verloren; sein Neffe 
(der Sohn seiner Schwester) übernahm die Führerschaft 
des hapu; es trug sich nun zu, dass das hapu ein gewisses 
Stück Landes für seinen Ackerbau gebrauchte. Die darauf 
bezügliche Bestimmung wurde auch von dem Führer ge- 
geben, doch konnte derselbe nicht mehr thun, als eben 
seinen Wunsch aussprechen, und das Land konnte nicht 
eher in Benutzung genommen werden, als bis es n o a ge- 
macht oder das „tapu" durch einen ariki davongenom- 
men war. Trotzdem Manu, der ariki, dagegen war, ent- 
fernte er auf die vereinten Bitten des Volkes das „tapu" 



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Lecture. 207 

doch durch Beschwörungen und Zauber, und nun konnte 
das Land von dem Volke eingenommen werden. Aus 
diesem Beispiele geht aber zweierlei hervor: nämlich, dass 
das Volk nicht nur seinen Gehorsam auf eine andere Per- 
sönlichkeit, die nicht „ariki" durch Geburt ist, übertragen 
kann; sondern dass es sogar durch vereinte Forderungen 
seinen ariki zur Vollziehung einer Handlung zwingen kann, 
mit welcher derselbe nicht einverstanden ist. Die Bedeu- 
tung, welche Europäer dem Worte „Häuptling" beizulegen 
pflegen, führt zu falschen Schlüssen in Bezug auf die 
Anwendung dieses Titels für einen Neuseeländer, oder, 
mit andern Worten: Europäer setzen bei den Häuptlingen 
der Maori-Stämme mehr Macht voraus, als dieselben nach 
ihren eigenen Angaben besitzen. Ich kann zuversichtlich 
sagen, dass es in Neuseeland nie einen Häuptling gegeben 
hat oder noch gibt, der auch nur einem Mitgliede seines 
Stammes (mit Ausnahme der Sklaven) gebieten kann. 
Ungestraft widersetzen sich die Angehörigen des Stam- 
mes den- Befehlen eines Häuptlings. Und weiter kann ich 
sagen, dass es keinen Häuptling oder Ariki eines Stammes 
gibt, oder selbst alle Häuptlinge und Arikis irgendeines 
Iwi zusammengenommen, die gemeinsam eine Garantie 
dafür übernehmen können, dass sie ihr Iwi oder auch 
nur ein Hapu desselben zum Einhalten gewisser Be- 
dingungen bringen werden, die sie selber angenommen 
haben. Ich will hier dem Range oder der Macht eines 
Maori-Häuptlings nicht zu nahe treten, sondern lasse die 
Thatsachen für sich selber sprechen. Als Heke zum 
ersten male die Plaggenstange bei Kororareha umgehauen 
hatte, wurde von Sydney aus eine (freilich nur kleine) 
Truppenabtheilung herübergesandt, mit welcher der Gou- 
verneur nach dem Norden der Insel ging; er war etwa 
7 Miles von Heke's Heimat entfernt, da legten ihm die 
arikis der Ngapuhi hapus eine Anzahl von Gewehren 



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208 Lecttire* 

als Zeichen (des Gehorsams) zu Füssen und schlössen 
einen Vertrag mit ihm, nach welchem Heke fortan keinerlei 
Störungen des Friedens mehr verursachen sollte. Ob- 
gleich nun diese Häuptlinge die angesehensten Männer 
von Ngapuhi, Waka, Rewa, Tareha und andere, waren, 
und Heke nur ein niederer Häuptling, so stürzte er ihnen 
allen zum Trotz die Flaggenstange zum zweiten male nie- 
der und äscherte die Stadt Kororareka ein. Verspricht 
ein Maori-Häuptling irgendetwas im Namen seines Stam- 
mes, so geschieht dies unfehlbar unter Hinzufügung der 
Clausel, dass er nur für so viele unter den Mitgliedern 
seines Stammes versprechen könne, als eben auf seine 
Meinung hören würden. Und verspricht er irgendetwas 
für sich allein, so pflegt er einen stillschweigenden Vor- 
behalt dabei zu machen, den er, wenn er später an sein 
Versprechen erinnert wird, in folgender Weise kundthut: 
„O, meine Liebe für meine Verwandten, die mich dieser 
Handlung wegen tadelten, Hess mich darüber ebenso den- 
ken, wie sie es thun." Macht man ihm Vorwürfe, dass 
er diese seine Sinnesänderung nicht schon früher gemel- 
det habe, so pflegt seine Antwort zu sein: „Ich dachte, 
es wäre ganz gleich, ob du es wüsstest oder nicht.'' 

Ich habe oben schon erwähnt, dass ein Mitglied eines 
andern Stammes sich die Dictatur in einem „hapu" oder 
„iwi" aneignen könne, zu welchem er nicht gehört. Da 
meine Zeit beschränkt ist, kann ich hier nur ein Beispiel 
eines solchen Falles anführen. In seinem Kriege gegen 
die Rotorua machte Hongi viele derselben zu Sklaven; 
vor noch nicht gar langer Zeit besuchte nun ein junger 
Mann jenes Stammes, Namens Pirihongo (der -unter seipem 
eigenen Volke ohne Bedeutung, weil aus keinem Häupt- 
lingsgeschlechte war), seine Verwandten, die Hongi in die 
Sklaverei geführt hatte. Da er eine nicht gewohnliche 
Klugheit besass, wurde er schliesslich, was er auch heute 



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Lectures. 209 

noch ist, der Führer eines der Ngapuhi „hapus" des 
Waimate, an den sich viele Arikis und Häuptlinge der 
Ngapuhi zu wenden pflegen, wenn sie Kath und Beistand 
seines „hapu" brauchen. (Lectures on Maori customs and 
superstitions, S. 41 — 48.) 



Beigefügt sei schliesslich noch ein auf die Maui-Mythe 
bezüglicher Auszug aus dem schon erwähnten Pamphlet, 
das Herr Manning mir freundlichst übergab. 

Maui, Sohn Taranga's und Makea Tutara's, war am See- 
strande geboren. Seine Mutter warf ihn in das Meer, die Wel- 
len trieben ihn umher, sie umwickelte ihn in Laken von See- 
schaum. Schliesslich warf ihn der Sturm, der Wirbelsturm, 
zurück an das Land, wo, begraben unter dem Seeauswurf, 
Fliegen ihn umschwärmten und die wilden Seevqgel über 
ihm flatterten, bis sein Ahn, das Grosskind im Himmel, 
ihn bemerkte und zu seiner Befreiung herabkam. Ihn auf- 
hebend nahm er ihn nach seiner Wohnung und hing ihn 
üKer das Haus, Hitze und Bauch belebten ihn wieder, und 
durch seines Ahnen Sorge wurde er ein Mensch. 

Dann, als Maui aufgewachsen war, erschien er vor sei- 
ner Mutter und seinen Brüdern, aber sie verleugneten ihn 
anfangs. Dann erzählte er ihnen die Geschichte seiner 
Geburt, wie er in ^en Ocean geschleudert und zurück- 
getrieben sei ans Land durch die Stürme und bewahrt 
von seinem Ahn, der Sonne, und als sie dieses vernahmen, 
da erkannten sie ihn an und er lebte fortan mit ihnen. 

Nun vollführte dieser Maui in seiner Jugend viele wun- 
derbare Künste, aber er war der Launen voll und kümmerte 
sich nicht darum, ob seine Thaten gut oder böse seien, vor- 
ausgesetzt nur, dass sie wundervoll alle übrigen übertrafen. 

So geschah es eines Tages, dass er die Leute erblickte, 
welche seiner Ahnherrin, der „Femsten-Grenze-der Erde'^, 
Speise hintrugen — und er fragte sie und sprach: „Für 

Babtiak. 14 

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210 Maui. 

wen ist die Speise, die ihr tragt?" Und er erhielt zur 
Antwort: „Für deine Ahnherrin, Muri-ranga-whenua." — 
„Wo ist sie?" — „Dort in der Feme." — Da sprach Maui: 
„Lasset es mich hintragen." So trug er an diesem Tage 
und an mehrern folgenden die Speise, aber brachte sie 
nie zu Muri-ranga-whenua. Er trug sie nur einen Theil 
des Weges und liess sie dort liegen. Endlich, als er eines 
andern Tages die Speise zu tragen ging, merkte Muri- 
ranga-whenua, dass sie betrogen wurde, und schwellte ihre 
Brust auf, in der Absicht, Maui zu verschlingen. So roch 
sie umher nach dem Norden, Süden und Osten, aber 
konnte nichts spüren. Endlich, als sie sich nach Westen 
wandte, roch sie Maui und rief: „Der Wind hat dich 
hierher gebracht." Da hörte sie, wie Maui leise vor sich 
hin murmelte, und erkannte, dass es ihr Enkel war, und 
so zog sich ihre Brust wieder zusammen; hätte ein an- 
derer Wind als der von Westen ihn gebracht, so würde 
er verschlungen worden sein. So rief sie aus: „Bist du 
Maui?" — „Ja, ich bin Maui." — „Warum mishandelst 
du mich so?" — „Ich will, dass du mir deinen Kinn- 
backen leihest." — Da sagte Muri-ranga-whenua: „Nimm 
ihn." — So nahm Maui den Kinnbacken von Muri-ranga- 
whenua und kehrte zu seinen Brüdern heim, und da wur- 
den diese gewahr, dass es sein Zweck gewesen war, sich 
dieser unbesieglichen Waffe zu bemächtigen. 

Zu jener Zeit war die Sonne viel heisser als heute, 
und die Tage waren sehr kurz; denn die Sonne blieb 
nicht lange am Himmel, ihr Schritt war so schnell, ehe 
sie unterging; und wegen der Hitze und der Kürze der 
Tage konnten die Menschen nicht arbeiten, um sich Nah- 
rung zu verschaffen, wären aber die Tage länger gewesen, 
so würde die Welt verbrannt sein, weil die Hitze der 
Sonne so gross war. 

So sprach Maui zu seinen Brüdern: „Lasset uns die 



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Mani. 211 

Sonne angreifen und ihr etwas von ihrer grossen Hitze 
fortnehmen, und sie binden und ihren Lauf langsamer 
machen, auf dass die Tage länger werden und die Men- 
schen mehr Zeit haben mögen, die Erde anzubauen." 

Aber seine Brüder antworteten: „Kein Mensch kann 
der Sonne nahe kommen, so heftig ist ihre Hitze." 

Da sprach der Held: „Ihr habt meine vielen Arbeiten 
gesehen, und dass mir nie etwas mislungen ist. Auch 
hierin werde ich erfolgreich sein — hierin und auch in 
grossem Dingen." 

So Hessen sich seine Brüder überreden und willigten 
ein, die Sonne anzugreifen. 

So begannen sie nun, Stricke zu machen. Da konnte 
man wahrlich die Kunst, Stricke zu machen, erblicken — 
gedrehte Stricke, geflochtene Stricke, geknotete Stricke, 
alle Arten von Stricken machten sie; und als sie damit 
fertig waren, nahm Maui seine Keule, und während seine 
Brüder die Stricke trugen, begab er sich nach dem Auf- 
gange der Sonne. Lange wanderten sie und gingen bei 
Nacht und ruhten bei Tage in den offenen Ebenen, bis 
sie, immer näher und näher kommend, endlich den Ort 
erreichten, wo die aufgehende Sonne hervorkommt. 

Nun bauen sie Mauern von Erde und Häuser aus 
Baumzweigen, um sie gegen die Hitze zu schützen, und 
nun erheben sie die Schlinge von Stricken, mit der sie 
die Sonne bei ihrem Aufgehen fangen wollen, und als sie 
dies vorbereitet haben, stellen sie sich auf: Maui an der 
einen und seine Brüder an der wdem Seite des Aufganges 
der Sonne, und alle haben ihre Kriegsmatten umgehängt. 

Da redete Maui, der den Kinnbacken Muri-ranga-whe- 
nua's in der Hand hielt, seine Brüder an: „Seid geduldig 
und vorsichtig und mitleidslos; erschreckt sie nicht; lasst 
sie von unsern Schlingen umfangen werden bis zu den 
Achselhohlen; dann, wenn ich rufe, zieht eure Stricke ein 

14* 

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212 Maui. 

und haltet sie lange, während ich sie angreife und mit 
meiner Keule verstümmele. Habt nur ja kein Mitleid; 
wenn sie um Erbarmen fleht, seid erbarmungslos, o meine 
Freunde." 

Jetzt erhebt sich die Sonne, wie flammendes Feuer, 
leuchtend über der Erdel Sie schreitet vorwärts; ihr 
Haupt ist in der Schlinge; jetzt sind ihre Achselhohlen 
umgarnt; jetzt ziehen sie die Stricke ein. Ha! der Held 
ist in den Schlingen gefangen! Jetzt springt Maui-tiki- 
tiki-o-Taranga vorwärts; die Keule in der Hand, greift 
er die Sonne an. Nieder fällt die schwere "Waflfe auf ihr 
gelbes Haar; ihre glänzenden Locken theilen sich von- 
einander und erreichen nun die Enden der Erde in zer- 
streuten Strahlen; nicht mehr wie ehemals in dichten 
Feuerflammen. Da ruft der umgarnte Held: „Weshalb 
greifst du mich an, o Mensch! du, der du selbst „Das 
Grosse- Kind -Ra" anzugreifen wagst?" — So vernahm 
man zuerst den wahren Namen der Sonne: „Tama-nui- 
te-Ra". Der heftige Angriff dauert fort, endlich lassen 
sie die Sonne frei; verwundet und der Hälfte ihres Lich- 
tes beraubt, verfolgt sie langsam ihren Weg und es währt 
lange, ehe sie ihren üntergangsort erreicht. So sind seit- 
dem die Tage länger und kühler geworden und die Men- 
schen können in Ruhe arbeiten. 

So kehrten Maui und seine Gefährten heim. Und 
eines Tages, als seine Brüder auf das Meer gegangen 
waren, um Fische zu fangen, hörte Maui seine Weiber 
und Kinder untereinander über seine Trägheit murren, 
dass er nicht auch wie seine Brüder auf den Fischfang 
ging. Da rief er aus: „Ha ihr! Ihr Weiber imd Kinder, 
mir ist kein grosses Werk mislungen; und denkt ihr, ich 
konnte nicht Fische fangen? Bald wird die Sonne sie be- 
scfaeinen, wie sie am l^trande aufgehäuft liegen.^^ 

Nun verfertigt Maui einen Haken; er formte ihn aus 



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Maui. 213 

dem Kinnbacken Maui-ranga-whenua^s und dann dreht er 
eine Schnur. „Jetzt", sagt er zu seinen Brüdern, „lasst 
uns auf das Meer hinausfahren und fischen"; aber seine 
Brüder wollten ihm nicht erlauben, in das Canoe zu kom- 
men, aus Furcht, dass er ihnen einen bösen Streich spie- 
len konnte; und so fuhren sie allein auf das Meer. Als 
sie zur Nacht zurückkehrten, ging Maui und versteckte 
sich unter das Gestell des Canoes und des Morgens fuh- 
ren die Brüder wieder hinaus und wussten nicht, dass 
Maui bei ihnen war. Da sie nun vom Lande fort waren, 
erhob sich Maui aus seinem Versteck ; und als die Brüder 
ihn erblickten, wollten sie zurückfahren und ihn an das 
Land bringen. Aber Maui sprach zu ihnen: „Erlaubet 
mir, hier zu bleiben, damit ich das Wasser, welches in das 
Canoe dringt, ausschöpfe." So gestatteten sie ihm, zu 
bleiben. Dann fuhren sie weiter in das Meer hinaus nach 
ihrer gewohnlichen Fangstelle, und wollten eben den An- 
ker auswerfen, als Maui sie überredete, noch weiter und 
weiter zu fahren, bis sie endlich an den fernsten Anker- 
platz gelangten, den Canoes jemals erreicht hatten. Und 
hier schickten sie sich wieder an, zu ankern; aber Maui 
sprach zu ihnen: „Es lohnt sich nicht, hier zu fischen! 
lasst uns hinausfahren in die Strömungen des grossen 
Oceans, ausser Sicht vom Lande, so wird unser Canoe in 
einem Augenblick gefüllt sein; denn die Fische werden 
dem Haken scharenweise gerade in das Canoe folgen." 
So fuhren sie weiter, und endlich verschwand das Land, 
sie ankerten und die Brüder begannen zu fischen. Zwei- 
mal nur warfen sie ihre Haken aus, da war schon, wie 
Maui gesagt hatte, das Canoe gefüllt; denn die Tische 
folgten den Haken scharenweise in das Canoe. So schick- 
ten sich Maui^s Brüder an, zum Lande zurückzukehren; 
aber Maui bat sie und sprach: „Wartet noch ein wenig 
länger, bis ich meinen Haken auswerfe." — Da sprachen 



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214 Maui. 

die Brüder: „Wo solltest du einen Haken finden? '^ — 
„Ach", sagte Maui, „ich habe doch einen Haken." — 
„Dann wirf ihn aus." — Darauf zieht er unter seinem 
Mantel seinen Haken hervor, der von eingelegten Perlen 
glänzt, geschnitzt ist und verziert mit Büscheln von Haar 
und Federn: den Kinnbacken seiner Ahnherrin Muri- 
ranga-whenual 

Da sprach Maui: „Gebt mir einen Köder", aber seine 
Brüder antworteten: „Keinen sollst du erhalten." So 
ballte er seine Faust und schlug sich auf die Nase. Das 
Blut floss und er rieb es auf seinen Haken und warf ihn 
in das Meer. Hinab sinkt der Haken — hinab, hinab. 
Jetzt ist er dicht am Grunde des Meeres, und jetzt hat 
er den Giebel von dem Hause Tongonui's, des Ahnherni 
Maui's, erreicht, der unter den Wassern wohnt. Hinab 
sinkt der Haken, er geht an der Dachrinne vorbei, an 
dem Schnitzwerk der Vorderseite. Jetzt hat er den Bo- 
den erreicht und Maui zieht an der Leine. Ha! Das 
Haus jenes Alten, Tongonui, ist an dem Haken des 
Maui-tikitiki-o-Taranga ! 

Jetzt zieht Maui wieder mit seiner ganzen Kraft; weit 
herauf zieht er das Haus Tongonui' s und mit ihm herauf 
kommt eine Welt! Jetzt fühlt er den ganzen Widerstand; 
seine göttliche Kraft hat ihresgleichen gefunden; nicht 
näher kommt der Haken. Der trübe Ocean wallt auf; 
die Gipfel der Berge sind nahe und manch ein wirbelnder 
Strudel tost. Jetzt ergreift Wuth Maui, grimmig zieht 
er und jauchzt laut seinen hochhebenden Gesang: 

Warum, 

Warum, o Tongonui? 

Klammerst du dich an des Ooeans Tiefen? 

Noch widerstehend 

Der Kraft Ranga-whenua's 

Tauchend in das bewegte Meer, 

Tauchend! 



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Maui. 215 

Hebend! OoU^ 

Die Kraft Ranga-whenua's 

Trägt den Sieg davon! 

Ha! der Fisch Maui's erhebt sich aus dem Wasser — 
ein Landfisch — ein grosses Land — Papa-tu-a-nuku! ^ 

So h'egt nun Maui's Canoe trocken auf dem Lande, 
und er spricht zu seinen Brüdern: „Bleibet hier bis zu 
meiner Rückkehr. Ich gehe, den Gottern ein Opfer dar- 
zubringen; sie müssen zuerst unsern Fisch kosten. Ber 
rührt ihn nicht und zertheilt ihn nicht bis zu meiner 
Rückkehr; sind dann die Götter befriedigt, so werden 
wir ihn theilen, und jeder soll sein Theil in Frieden em- 
pfangen und sich in dem Besitze desselben freuen, und 
das, was übrigbleibt, soll in Frieden bleiben und unge- 
stört." 

Darauf ging der Held fort und trug die Gabe für die 
Götter; kaum aber war er verschwunden, als auch seine 
Brüder, seine Worte misachtend, den Fisch Maui's zu zer- 
schneiden und zu essen begannen ; und so versäumten sie, 
die Götter zu befriedigen durch eine Gabe von dem ersten 
Fische Maui's, ihres Nachahmers und Jüngers. 

Als nun der Meergott Tangaroa die bösen Thaten der 
Brüder Maui's sah, ergrimmte er und liess den Fisch 
heftig sich sträuben. In grimmigen Zuckungen warf er 
sich umher, und wurde dadurch unförmig und ungestaltet. 
Und hierdurch ist das Land so hässhch gestaltet — Berge, 



„V711" — Der Kuf der alten Priester, bei den 
Anrufungen der Götter des Himmels und der Erde, des Bjiegsgottes, 
aber keiner andern. Dieser Ruf wurde oft am Ende eines Verses 
oder Satzes in die Gebete und Beschwörungen eingefügt; es war 
ein lauter Schrei, den der Priester ausstiess, wenn er besessen oder 
begeistert schien, und der wie ein Befehl für den Gott klang. M. 

^ „Papa-tu-a-nuku" — bedeutet eigentlich „die Walfisch- 
Erde. M. 



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216 Maui. 

Thäler, Ebenen, Schluchten und Abgründe, alle gemischt, 
ohne die Gottlosigkeit von Maui's Brüderrn würde der 
Fisch still gelegen haben, und so würde auch mit dem 
Land geschehen sein, denn der Fisch Maui^s ist das Land. 
Jetzt aber gerieth das Land aufs neue in Umwälzung, 
seit der Trennung von Himmel und Erde. Die erste Ver- 
wirrung geschah, als der Himmel und die Winde und die 
Fluten gegen die Bande der Erde kämpften, und jetzt wie- 
der infolge der Zuckungen des Fisches Maui's, denn so 
war der Wille Tangoroa's. 

Daran schliest sich (in Manning's Original) die bekannte 
Liebesgeschichte Hero's und Leander's in der Umkehrung, 
dass Hine-moa zu ihrem Liebhaber hinüberschwimmt. 
Ausser an die Insel Mokoia sind auf sie bezügliche Le- 
genden noch an, verschiedene andere Localitäten geknüpft, 
die mir längs des Reiseweges angedeutet wurden. 

Was im übrigen die Maui -Mythe betriflft; mit ihrem 
aus allen Continenten bekannten Sonnenfänger, ihrer fin- 
nischen Meeresgeburt, ihrem arischen Fischzug, dem Feuer- 
geschenk u. s. w., so habe ich darüber bei meinem Auf- 
enthalte in Hawaii vielerlei neue Versionen erhalten, die 
später bei der Specialbehandlung dieses Theiles meiner 
Reise zur Verarbeitung kommen werden^ 



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Zur Ethnologie. 

In den Aufgaben der Ethnologie * liegt das Bestreben 
eingeschlossen, die Psychologie zu einer Naturwissenschaft 
zu machen. Man hat gefragt, was das heisse? Es soll 
damit gesagt sein, dass auch in der Psychologie die in- 
ductive Methode als leitende dienen müsse, um innerhalb 
relativer Verhältnisse, im prüfenden Fortschritt vom Ein- 
fachen zum Zusammengesetzten, unter steter Controle durch 
Vergleichungen die Synthesen (nicht in vorgesteckten 
Zielen zu suchen, sondern sie) nur dann zuzulassen, wenn 
sie sich aus dem Verwandtschaftsverhältnisse selbst mit 
zwingender Nothwendigkeit ergeben (als krystallhelle Be- 
griflFe gleichsam in chemischer Mutterlauge der Denk- 
regungen anschiessend). 

Man kann nun weiter fragen, einmal, wie hat dieses 
zu geschehen? und dann: was ist der zu erreichende 
Zweck? Zunächst eine Antwort auf das Letztere. 

Durch naturwissenschaftliche Ausbildung der Psycho- 
logie wird der vermeintliche Gegensatz zwischen Natur- 
wissenschaft und Philosophie verschwinden, denn dass auch 



^ Die Ethnographie liefert zur üebersicht eine Eintheilung der 
Variationen des Menschengeschlechts nach den geographisch um- 
gebenden Grenzen (oder, wenn man will, nach künstlichen Merk- 
malen). Die Grundlage dafür ist in den anthropologischen Provin- 
zen unter jedesmalig ethnologischem Horizonte zu gewinnen. 



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218 Zur Ethnologie. 

die Jünger der Naturwissenschaft sich von Liebe für 
ihre (dem Geschmacke der Sophisten manchmal freilich 
allzu materielle) Ideale begeistert fühlen, braucht nicht 
bewiesen zu werden, und dass andererseits bei richtiger 
Auffassung der Natur die von der Philosophie* erforsch- 
ten (und aus scheinbarer Willkür auf gesetzliche Wur- 
zeln zurückgeführten) Geistesoperationen ebenfalls in die- 
selbe hineinfallen, beweist sich ohne lange Deductionen. 
Als die sogenannten Naturwissenschaften im allmählichen 
Weitergange von der Chemie bis zur Physiologie gelangt 
waren, standen sie an der Grenze ^ des Geistesreiches, und 
da an die fremdartig aus demselben entgegentretenden Ope- 
rationen keine vermittelnde Anknüpfung gefunden wurde, 
suchte man sich darüber hinwegzuschwingen in halsbreche- 
rischen Sprüngen, die den metaphysischen vielleicht an 
Kühnheit gleichkamen, nicht jedoch an Geschicklichkeit, 
und so gar jämmerlich durchfielen. Die hier erforderliche 
Brücke kann nur durch die Psychologie, als Naturwissen- 
schaft, geschlagen werden, um eben die Methode dieser 



^ Dass „auch der Irrthum sich nach Naturgesetzen bildet", be- 
darf für den Naturforscher, der gerade dem Studium pathologischer 
Processe die wichtigsten Aufklärungen verdankt, keines weitem 
Wortes und ebenso wenig, dass die zur Regulirung etwa nothwendi- 
, gen „Normativ-Gesetze" in dieselbe Kategorie fallen, wenn auch die 
hier stattfindenden Operationen als höhere Potenz aufzufassen sind, 
gegenüber elementaren Vorgängen. 

' „Jedenfalls ist es des Versuches werth, mit den reichen Mit- 
teln moderner Naturbetrachtung der Genesis des Denkens bis zu 
dessen etwaiger Geburtsstätte in oder noch unter der Region des 
Empfindens und Bewegens nachzugehen und von dort aus seine 
Evolutionen weiter zu verfolgen" meint Rabus, und auf der einen 
Seite unter psychophysischen Experimenten „auf der Schwelle" mit 
der Physiologie verknüpft, würde sich auf der andern die Psycho- 
logie in den Völkergedanken zur historischen Umschau erweitern, 
um auch hier den (dort gewonnenen) „Algorithmus der Logik" zur 
Verwendung zu bringen. 



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' Zur Ethnologie. 219 

auf das philosophische Gebiet in organischer Forten£^ 
Wickelung hinüberzuführen. Diese als Induction bezeich- 
nete Methode überlässt der Deduction ihre schillernden 
Luftschlösser, die gleich Seifenblasen zu zerplatzen pflegen, 
und zieht es vor, langsam und geduldig auf sicher gelegten 
Fundamenten von unten emporzubauen. Sie bedarf also 
zunächst der Bausteine^, des Rohmaterials, das zuerst 
durch Handlanger zusammenzutragen, das dann durch 
Handwerker, später auch durch Künstler, in Form zu 
bringen ist, und das darauf schliesslich freilich, aber eben 
schliesslich erst, den Plan des Architekten zu verwirk- 
lichen sich geschickt beweisen wird. 

Woher hat also die Psychologie, um als Naturwissen- 
schaft zu arbeiten, ihre Bausteine zu entnehmen? Das ist 
die Kernfrage, um welche sich alles dreht. 

Solche Bausteine werden in den Volkergedanken* ge- 
geben sein, und sie sind der vergleichenden Psychologie 
von der Ethnologie zu beschaffen. 

In der zerstückelten Weltanschauung primitiver Stämme 
kommt man bei Erforschung der an den ethnischen Ho- 



^ Die Philosophie muss anthropologisch werden (uHd „die an- 
thropologische Philosophie muss selbst eine wissenschaftliche psy- 
chologische Grundlage erhalten") verlangt Bärenbach. „Es bedarf 
der ünlersuchung der Bedingungen und Grenzen, der Natur- und 
Normalgesetze unsers Erkennens, der Normativgesetze aller wissen- 
schaftlichen Erkenntnissthätigkeit, die Anspruch auf realen Erkennt- 
nisswerth erhebt." Wo aber soll dies gesucht werden? wenn nicht 
in den objectiven Realisationen des Menschheitsgeistes in allen sei- 
nen Völkerwandlungen, so viel deren auf dem Erdplaneten empor- 
geblüht sind. 

' Dass bei dem gesellschaftlichen Naturcharakter des Menschen 
der Gedanke der Gesellschaft (oder, in weiterm Sinne, des Volkes) 
als der primäre zu betrachten ist, der den individuellen als integri- 
renden Theil des Ganzen vorbedingt und erst zum Bewusstsein bringt, 
habe ich bereits so oftmals ausgeführt, um mich diesmal davon dis- 
pensiren zu dürfen. 



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220 Zur Ethnologie. 

rizont reflectirten Gedanken in der Hauptsache mit einer 
Art anorganischer Analyse aus, wogegen die Wachsthums- 
processe in den geistigen Schöpfungen der Naturvolker 
verwickeitere Untersuchungen erfordern, die sich den 
physiologischen im Reiche des Organischen vergleichen 
liessen. In beiderlei Methoden indessen, der einfachem 
sowol wie der complicirtern, sind die Naturwissenschaften 
jetzt durch fortdauernde Uebung hinlänglich geschult, so- 
dass sie auch mit den geheimnissvollsten Problemen der 
Philosophie früher oder später werdeA fertig werden, so- 
bald ihnen nur brauchbares Material geliefert ist, um sie 
überhaupt fasslich und greiflich anzupacken. Und diese 
Handhabe werden die Volkergedanken gewähren, nachdem 
sie in einer für statistischen ^ Ueberblick genügenden Voll- 
ständigkeit angesammelt sind. 

Diese, eine unerlässliche Vorbedingung für das Weitere 
bildende Vollständigkeit ^ setzt selbst wieder eine Ex- 



* Eine statistische Behandlung ist möglich, da wir in den Denk- 
gebilden der Völker (in der jedesmal nationalen Weltanschauung) 
festgeschlossene Organismen vor uns haben. Mit eiserner Nothwen- 
digkeit springt überall der gleichartige Gedanke hervor, dessen 
unter geographisch-historischer Regelung bedingte Variationen sich 
auf typische Species reduciren lassen, und erst nach Eliminirung 
der allgemeinen psychologischen Grundgesetze, die sich darin erken- 
nen lassen, dürfen im commerciellen oder literarischen Austausch 
durch friedliche oder feindliche Beziehungen, seine durch Wande- 
iningen und Wechselverkehr hinzugetragenen Modificationen in Be- 
achtung genommen werden. 

* Die Lücken, die bleiben, wenn es nicht gelingt, die rasch vor 
unsern Augen verschwindenden Typen noch im letzten Augenblicke 
zu fixiren, werden später, der Natur der Sache nach, nie wieder 
auszufüllen sein. Früher würde man sich um den etwaigen 
Untergang der ärmlichen Geistesproduote (verwilderter) Wilden, wie 
man sie nannte, wenig gekümmert haben, ebenso wenig wie der 
nur auf Schmuckgärten bedachte Botaniker um niedrige und schmu- 
zige Eryptogamen. Nun sind es aber gerade diese, die eine wissen- 
schaftliche Botanik in neuerer Auffassung begründet haben, indem 



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Zur Ethnologie. 221 

haustionsmethode voraus, und diese die Gedankenstatistik. 
Nachdem wir auf der Weite ethnologischer Breitutig über 
den Globus alle Wandlungsmöglichkeiten ^ des Menschen- 
gedankens ^ in- seinen socialen, ästhetischen, religiösen Vor- 
stellungskreisen erschöpft haben, sind wir an die dem 
Irdischen gewährten Grenzen geistiger Ueberschau ge- 
langt, und können sodann mit mathematischer Bestimmt- 
heit weiter operiren, um bei socialen, ästhetischen, religiö- 
sen Fragestellungen (statt, wie bisher, zwischen Meinen 
und Scheinen, im Glauben zu schwanken) fortan nach 
unabänderlich festen Gesetzen die Grenzlinie zwischen 
Richtigem und Unrichtigem zu ziehen. 

Und wann wird dieser durch altes Orakelwort ^ in 
Selbsterkenntniss vorangedeutete Tag des klaren Wissens 
auf unserm Erdplaneten anbrechen? Ja, wann? 



sie in durchsichtig einfacherm Einblick die Erkenntniss der Vege- 
tationsgesetze erleichterten, und ebenso werden jene Primärgedanken 
einen Leitungsfaden gewähren, um uns in den verwickelten Kreuz- 
und Quergängen der Culturschöpfungen zu orientiren. 

* Omnium autem in re consensio omnium gentium, lex naturae 
putanda est (Cicero). 

^ Die (im Unterschiede von der rationalen) empirische Psycho- 
logie (bei Kant) „kommt dahin, wo die eigentliche (empirische) Natur- 
lehre hingestellt werden muss", dagßgen ist sie „aus der Metaphysik 
gänzlich zu verbannen", gleich einem Fremdling, „dem man auf 
einige Zeit einen Aufenthalt vergönnt, bis er in einer ausführlichen 
Anthropologie (dem Pendant der empirischen Naturlehre) seine eigene * 
Behausung wird beziehen können" (als „metaphysische Erfahrungs- 
wissenschaft vom Menschen"). Der grosse Denker, in ahnender 
Vorausempfindung der vorbereitenden Umgestaltungen, wusste er- 
sichtlich nicht recht wohin mit der Psychologie. In der Zwischen- 
zeit ist indess ihre künftige Behausung allmählich fertig gestellt, und 
wird bald beziehbar sein. 

' Veniamus nunc ad eam scientiam, ad quam nos ducit oraculum 
antiquum (Baco a Ver.) und schon Rhßte's „Anthropologia" (1605, 
p. 7) leitet sich ein mit diesem „Oraculum ApoUinis". 



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222 7a\y Ethnologie. 

Bisjetzt Hesse sich nur von jenem Jungling reden, der 
aus dem heimischen Vaterhaus scholastischer Disciplinen 
fortgewandert: 

Denn ihn trieb ein mächtig Hoffen 
Und ein dunkles Zauberwort. 
Wandre, rief's, der Weg ist offen, 
Immer nach dem Aufgang fort! 

Und als der hoffnungsvoll ersehnte Strom erreicht: 

Hin zu einem weiten Meere 
Trieb ihn seiner Wellen Spiel 
Vor ihm liegt's in öder Leere, 
Näher ist er nicht dem Ziel, 

am Strande des unermesslich wogenden Oceans angelangt. 

Und wenn er nun vielleicht unverdrossen, Hand voll 
Hand die Tropfen schöpft, dann mag manch' freudige 
Ueberraschung in ihm aufblitzen, über die gleichartige 
Zusammensetzung des Wassers, über das bunte Zoophyten- 
leben, das dort krimmelt und wimmelt, dann mögen ihn 
manchmal auch würzige Düfte erfrischen, von fernher 
säuselnden Lüften zugetragen, aber, wie lange freilich 
wird es noch dauern, bis er oder seiner Epigonen Fernste 
das Canoe gerüstet, um die Küsten zu entdecken, welche 
das grosse Meer des Wissens jenseit des terrestrischen 
Horizontes bespült? 

Uns hat in der Erkenntniss harmonischer Gesetzlichkeit 
vor allem die Befriedigung zu genügen, innerhalb der dem 
Einzelnen beschiedenen Zeitspanne mitgewirkt zu haben 
am Menschheitsbau des Kosmos. Und hierzu ist ein Jeder 
befähigt nicht nur, sondern berufen, wenn rechtschaffen 
und ganz denjenigen Ansprüchen entsprechend, die inner- 
halb seiner Sphäre, ob gross oder klein, an ihn gestellt 
sind. 



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Anmerkungen. 

Zu S. 4. * Le caractere generale d'une race doit etre dessine 
d'apres celui des fraotions qui le representent le plus completement 
(Renan). 

Zu S. 5. ^ Auch die sociale Stellung gibt keine Garantie, da die in- 
dividuelle Anlage, wenn unter der überziehenden Tünche versteckt, da- 
durch noch nicht erstickt zu sein braucht. Wenn (nicht von Caligula's 
ins Priester -Colleg eingeführten Pferd, gleich dem in Flores ver- 
ehrten Pferde Cortez', zu sprechen) Servilius Nonianus als römischer 
Consul an einem Faden um den Hals ein (gegen Augenkrankheit 
kräftiges) Papier trug, mit griechischen Buchstaben beschrieben, so 
würde er ein guter Kunde gewesen sein für die Marabuten Sene- 
gambiens, die arabische Schrift substituiren , und aus der in Lein- 
wand gewickelten Mücke, mit der sich Consul Mucianus gegen 
Krankheit schützte (s. Mezger), könnten böse Zungen zum Gerede 
über Fetischdienst verleitet werden, ebenso wie bei den digitis 
gestare deos, unter dem Volk im allgemeinen, in dem derartige 
Praktiken immer, und auch jetzt noch, im vollsten Schwange gehen. 
Die in algierischen Kriegen nicht nur , sondern auch im italienischen 
Feldzug, und in dem kürzlichen, an den Leichen hochgestellter 
Offiziere (damaligen Zeitungsnotizen gemäss) gefundenen Talismane 
und Amulette werden ebenso bei verschiedenen Gelegenheiten in 
der bonapartischen Familie erwähnt, die längere Zeit an der Spitze 
desjenigen Volkes stand, das in eigener Abschätzung immer, und 
in der der Geschichte wenigstens ebenso oft, als ein anderes, an 
der Spitze modemer Civilisation marschirt ist. Was wäre also der 
Schluss, wenn hier ein Höchster der Höchsten als Individuum mass- 
gebend sein sollte? In Europa, wo der Zusammenhang im Ein- 
zelnen bekannt ist, mögen wir alles das an seinen zugehörigen 
Platz zurechtschieben, wo bliebe aber für einen Beobachter aus 
Alter Orbis der Anhalt zu competenter Beurtheilung? 

Zu S. 6. ^ „In der That war der Schmuck der Tempel wenigstens 
nicht dazu bestimmt und konnte es nicht sein, die theologischen 
und philosophischen Lehren der Priester in ihrer Selbstständigkeit 



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224 Anmerkungen zu S. 4 — 7. 

und in ihrem inneren Zusammenhange durch Bilder und Inschriften 
vor Augen zu legen" (s. Lepsius). Bei Lauth werden von den esote- 
rischen Texten diejenigen unterschieden, die eine Art Theosophie 
oder Philosophie enthalten und daher ihrer Natur nach esoterisch 
sind (gleich den von Naville in der verschlossenen Kammer am 
Grabe des Königs Sethosis I. gefundenen) und der Gebrauch der 
Geheimschrift wird bis auf die XVIII. Dynastie zurückverfolgt 
(s. Pierret). Dagegen konnten von Diodor bereits Upa\ avaypa^at der 
ägyptischen Priester mit Hülfe griechischer Dolmetscher benutzt 
werden , aus Manetho's Werken (nach Heyne) oder dessen Commen- 
taren. Aus den nach den Mittelmeerländem verbreiteten Büchern 
des Osthanes meinte man die Geheimnisse der Magie zu entnehmen, 
die dann den Goeten zu gute kamen. Im übrigen bleibt das 
Studium der magischen und astrologischen Lehren ein verhältniss- 
mässig unfruchtbares, weil mit momentanen Combinationen (für den 
jedesmal praktisch zu erreichenden Zweck) erledigt, ohne einen zu- 
sammenhängend weiter entwickelten Gedankengang (zum Klarlegen 
des psychischen Wachsthumsprocesses. Nach den Triaden war alles 
Wissen den Steinen von Gwyddon Ganheba aufgeschrieben (s. Roberts), 
gleich denen, die Xisuthrus seine Nachkommen aufzusuchen mahnte. 

Zu S. 7. * In der Acte Akarnaniens, wo (wie in einem Comwallis) 
letzte Reste früherer Bevölkerung (der Taphier, Teleboer u. s. wi) 
von den späteren Einwanderern zusammengedrängt Waren, erhielten 
sich samothrakische Gülten und dort bot der Leukasfels einen 
Springstein, von dem später Verbrecher herabgestürzt wurden. 

* Durch die Teletae (zur Bezeichnung der Einführungsweihe 
in die eleusinischen Mysterien) gewährten die Götter (nach Diodor) 
„ein ewiges Leben, dessen stete Beschäftigung in süsser Andacht 
bestehe" (s. DöUinger), wogegen (nach Plato) „die Teletae dazu 
dienten, den Menschen in der Ungerechtigkeit zu stärken und sicher 
zu machen", und würde sich das auch ohne des cynischen Diogenes 
Bestätigung aus der Allmacht des Geldes von selbst verstehen, 
denn nach Philo's Beschreibung stimmte dasselbe die Hierophanten 
zu denselben Wunderwirkungen, wodurch die spätem Ablasskrämer 
die Einwanderungslisten für den mittelalterlichen Himmel mit so 
zweifelhaften Subjecten füllten, dass sie jetzt jede anständige Colonie 
von ihren Küsten zurückweisen würde. Nach Strabo hatten sich 
diese von Prodikus sowol wie Cornutus (in einem auch aus Speke's 
Negergesprächen hervortretenden Sinne) auf den Ackerbau ge- 
deuteten Mysterien der Demeter und Proserpina von Samothrake 
bis zu den britischen Inseln verbreitet, und wenn man den Spuren 
des, freilich nur den Epopten bekannten Brimeus Brimo's nach- 
gehen wollte, vielleicht noch viel weiter (bis Brimir und Pirman). 



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Anmerkungen zu S. 7 — 8. Ö25 

' Seit Thaies (Anaximander's Lehrer) in ägyptischer Weisheit 
unterrichtet (s. Diog. Laert.) als itpcapvTepoc (b. Plutaroh) in die 
Heimat zurückgekehrt war. Für die in Heraklit dem Dunkeln ver- 
muthete Beziehung zu den Mysterien (s. Lasalle) weist Teichmüller 
auf die bei der persischen Eroberung durch Dariujs selbst (nach 
Diodor) geförderten Studien der ägyptischen Priesterlehre. Die von 
Herodot in Aegypten gefundenen Götter Griechenlands waren (nach 
Roth) die von den Phöniziern aus Aegypten nach Griechenland ge- 
brachten und (nach Buttmann) ist in Dionysos an Gadmus in Theben 
geknüpfte Sage auf phönizische Einwanderung nach Griechenland 
hingewiesen. Heraklides setzt die hellespontische Sibylle von Mar- 
pessos in die Zeit des Solon und Cyrus (oder Krösus). Nach Dio- 
genes Laertius sollte Aristoteles die Entstehung der Philosophie bei 
den Barbaren gesucht haben (mit besonderem Hinweis auf die Sem- 
notheoi der Gallier, bei deren Druiden sich Zamolxis und Pytha- 
goras zusammenfinden), und dass sie von dort dann zu den Griechen 
gekommen, fügt Clem. Alex, hinzu. Als Herausgeber (ftia^^Tv]c) 
von Musäus' Sehersprüchen wird Onomakritos (bei Herodot) genannt, 
zu den umherwandemden Orpheotelesten gerechnet, und (n. Pro- 
clus) wurde Pythagoras von Aglaophamos in die durch Orpheus aus 
Aegypten mitgebrachten Mysterien eingeweiht. 

Zu S. 8. ^ Wie in Orinoco droht in Afrika Tod den Frauen nicht 
nur, sondern auch sonst dem Ungeweihten, der die Secreta des 
Geheimbundes aufzuspüren suchen sollte, und so erlitt Atilius die 
Strafe des Hochverraths (s. Klausen) für seine Abschrift aus den 
sibyllinischen Büchern , deren Amtsgeheimnisse nur von den Quin- 
decimviri eingesehen werden durften (s. Laotantius) unter Zuziehung 
griechischer Dolmetscher (nach Zonaras) für die Interpretationen 
(der Duumviri), Corvinus enthüllte die Augurien, Tarquitius, die 
Haruspicia u. s. w« Die Priester des grossen Boossum (als Genius der 
Familie oder der Stadt) Surround the whole of their proceedings 
with a fearful secrecy and mysterious solemnity (an der Goldküste). 
Die Knabenweihen werden im Buschtempel des Braffo-Fetisch voll- 
zogen (s. Ciniikshank). 

' Sie haben es in ihren Stufen bereits bis zu 9 und darüber 
gebracht, mit Aussicht auf fernere Vermehrung, wie in den schot- 
tischen Graden. Im gallischen Hainbund wurden die Orden der 
Barden, Ovaten und Druiden unterschieden (die sich als Traditions- 
bewahrer. Opferer und Propheten als auf verschiedene Functionen 
bezüglich zeigen), in den Eleusinien drei Stationen der JBinweihung 
(bei Proclus) odei: (bei Theo Smyrn.) fünf. Bei tahitischen Areois (Uri- 
toys der Marianen) wurden Stufen angenommen von der untersten 
Baaxiah. 15 



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286 Anmerkungen, zu S. 8—11. 

Poa (cler Candicl»ten) zu 4er Itöohsten als Avae Parai (bemaltes Bein, 
mit Anftätowirung der Beooration statt eines Hosenbandes). 

Zu S, 9. ^ Aehnliob fand es Bates im Amazonentlnal und auch 
CharleYoix bemerkt, daas die Indianer die Erklärung der gebeim- 
»iflsvollen Anrufungen in den Festen verweigerten. The people 
are extrenaely unwüling to speak of what is mysterious or akin to 
the Spiritual in their ideaa^ bemerkt Sproat, der mehrere Jahre 
unter den Aht lebend „with my mind oonstantly direoted towards 
the subject of their religious beliefs, before I could disooyer, that 
they possesaed any ideaa as to an overruling power or a future 
atat^ pf existence** (Weisse könnten die Mysterien nicht verstehen, 
„only old Indiana can lippreciate them^O* ^i^ Soubba oder Sabäer 
(b^i Bagdad) dürfen die heiligen Bücher ihres Propheten Tahio 
(Dravohad Yahio oder erhabenen Worte Yahio's) nicht mittheilen 
(a. Siouffi). 

' The Misaionanesy who, frcm their knowledge of the language, 
alone had it in their power for many years to converse freely with 
th^ native raoe, seem to have avoided all inquiries on such sub- 
jects, bemerkt Shortland (betreffs der „Traditions and superatitiona 
of the I^ew Zealandera"), wie sie in den Philippinen alles gethan 
hätten, „to extirpate the original memorials of the nativea" (nach 
Pritph^d)* Kach Whitmee Hess sich von den Polynesiem meist 
nur ein atückweisea Heraagen der erblichen Traditionen erlangen 
uQd dabei war es oft durch angebrachte Veränderungen absichtHoh 
darauf angelegt, irre zu führen. In Aegypten (nach Lane) weicht 
man den Fragen des Fremden aua, wenn „meddling with the mat- 
tera of tareeokah^' (the religioua course of the Durweeahea). 

Zu S. 10. ^ The knowledge, whioh haa even now been acquired 
of the mythology (der Maori in 1855) is very imperfect and as the 
i»ld people, in whose breaat it ia loeked up, are rapidly paasing away, 
much of it will perish with them (s, Taylor) und so vielfach. 

^ Obwol sich im Geschäftsleben die Gallier (zu Cäsar's Zeit) der 
graecia lltteria bedienten (und die Helvetier gleichfalls), so doch nicht 
die Druiden für ihre Gedächtnisszeichen ; neque fas ease existijpaant, 
ea Htt^ris mandare. Nuiaa liess die religiösen Bücher in sein Grab 
leg^ fÜJT gesichertere mündliche Ueberlieferung. 

* Item deutschen Epos war (nach Holtzmann) die Einführung 
dea „Chriatenthums geradezu verderblich", weil allea auf daa alte 
Heidenthum Weiaende unterdrückt wurde, und aohon in den Cle- 
mentinen wird gesagt, daaa ea weit besser aei, die Mythen der 
Griefchen gar nicht zu kennen. 

Zu. S. 11. ^ Bei den an divua pater (dju pater) und diva mater^ 
als die göttliche Natur im Allgemeinen gerichteten Ani*ufungen der 



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AmperlRungen zu S. Ih 227 

Indigitamenta (300 für Jupiter reservirt, noioli 85U Varr^'B. Zeit) ent- 
sprangen dann unabhängige Gottheiten, „le p&lythßiaipbe o^mmenga en 
Italic, comme partout ailleurs par la co|i|u8ion de l'attribut et la 
personne (s. Bouche-Leclerq). Pontifices diomit singuliQ aotibus pro- 
pios deos praeesse (s. Servius). Oüoiieci dii deaßq^e (der du minuti) 
waren unus Jupiter'^ (s. Augustin). Ab invooa^one in4igete8 dictos 
volunt, quod indigito est preop^ et invoc^ (s. S^ryius). ]>er Stamm 
des Wortes ist derselbe, welcher im digitus, dein z^m Zeigen be- 
nannten Finger hervortritt (s. Klauben) nn^ daher die ^lagisohen 
FingersteUungen im schamaniscl^a Ri1|U|^ s^ngolischeir Klöster. 
Der Finger, als der ausdrucksvolle Th^il deif Hs^nd (s» Gyimm) dient 
bei symbolischen Verrichtungen (und in Daktyleii ?n di$0(axeiv, wie 
digitus zu dicere). Herakles als £vv£aL^o()^TuXo^ ^at ^n Sieg über 
den nemäischen Löwen durch einen FiQger s(u erkaM^y und das 
Abschneiden des Fingers, zunächst des klei^ex^ (mit dem kleinsten 
Gliede beginnend) findet sich (als Leich^naü^ntii), n^ie in Afrika, in 
Austr9.1ien i^nd sonst vielfach in Polynesien. I^aoh Einfühi^qg der 
Verbrennung in Rom wurde den LeiQhe^ ein "^iiigeT abgeschnitten 
(os resectum). 

^ I)ie Tochter der Luft, die (ias Meer hariibgeßenkt) von dei) 
Winden und Wogen geschwängert, zur Wuss^nnrntter wird, gebärt 
den S.ohi^ Wäipämöinen, der an den Strand gewprfeu wird (im 
finnischen Kftlewala)^ 

' Dazu tritt dann die A^f&ssung de^ Meeires alp bei i&e Arbeit 
vergossener Schweiss, wie es auch im Gri^ipcgiiißipaJ als der Ymir's 
gilt (en or sveita saer), und bei Empe^Q^es da^ W^^&: f|ls Schweiss 
der Erde. 

^ Tiki took red clay and kne^d^ it with hi^ owQ blood and 
so formed the eyes and limbs a^d the« gave the ipa^ge breath 
(s. Taylor). Von Samoa das Wasser nach Botumah i^b^schreitend, 
bildet Kaho. (von Iva begleitet) die Inseln durch Sandausstreuen 
(wie es in Yoruba geschieht). Aus Tangarqa'fi i^mgekehrtiem Körper 
bildeten die Götter die Welt als Tempel und die Cbaldäer stellten 
sich (nach Diod. Sic.) die Erde als ein umgestürzte^ Qppt vor. 
• Und jener Sang der Voluspa: 

Ar var alda 

Tar er Ymir bygdi 

var^sandr ne saer 

Ne svalar unnir 

Jörd fannsk cueva 

ne upphiminn 

gap var ginnui>ga 

en gr^B bv^rgi 

15* 



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5i28 Anmerkungen zu S. 11—12. 

Adr Burs synir 

bjodum um yptu 

Teir er midgard 

moeran skopu 

Einst war es vor Zeiten, 

da Ymir hauste, 

da war nicht Sand noch See 

Noch kühle Wogen 

die Erde fand sich nirgends 

Noch der Himmel drüber, 

da war gähnende Kluft 

doch Gras nirgends, 

Bis dass Bur's Söhne 

den Grund erhoben, 

Sie, die das heilige 

Midgard erschufen. 
Z. S. 12. ^ Auf Enonae (Aufwallung) folgt Tai-toua-matai (Zorn) 
und dann seine Beruhigung in Taua-roa-roa-vau. 

' Bei Hesiod entsteht mit Chaos gleichzeitig Fia evpuorepvo; 
(breitbrüstig ¥rie Papa in Hawaii) und gebiert anfangs aus sich 
selbst, ehe sie sich für fernere Zeugungen mit ihrem ältesten Sohn 
Uranos verbindet. Dann folgen die siebenfachen Ehen, bereits in 
der Theogonie für Zeus eingeschlossen , der sein ganzes Leben hin- 
durch allerlei Liebeshändeln ergeben bleibt. 

• Mit Teu-feu-materai (in Tahiti) zeugt 

Taaroa zuerst den Gott 

Oro und dann 

Raa mit Ohotoupapa vermählt, 

Tane mit Patifouirei vermählt, 

Roo 

Tieri, 

Tefatou oder Fatou, 

Roua naua, 

Toma haro, 

Rua 

• Nat Tochter des schwarzdunkeln Riesen Nörvis, zeugt, in 
erster Ehe (mit Naglfare vermählt) Audr (Odr), in zweiter (mit 
Annar oder Onar) den Erdball (als Tochter), in dritter mit Delling 
(Dögling oder Dämmerung) den Sohn Dag. 

• Daher die symbolische Erneuerung durch Umkleidung (Paa- 
atua) der Götter bei Jahresfesten (wie in Juggemauth' Erneuerung 
des Eern's) zunächst in Zufügung weiterer Lagen an den um- 
wickelten Steinen, auch auf den Gilbertinseln gefundenen, gleich 



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Anmerkungen zu S. 12—13. 229 

dem von Zeus auf dem Pamass aufgestellten, dau|xa ^vT)Totai ßporoiai 
als Baetylos (wie der Tabu-ariki in Tarawa als mattenumwickelter 
Stein). 

® Auf ägyptischen Hieroglyphen wird die Welt als Schlange 
dargestellt, die sich in den Schwanz beisst (o dpoexcov oupoßopo^). 
Chaque annee cet animal se depouille et perd sa vieillesse, de meme, 
dans le monde, chaque periode annuelle se rajeunit en operant un 
changement. Nachdem Nugerain, dessen heiliger Name (gleich 
einem Nayarana) nur von den Priestern auszusprechen, während sich 
der Cultus an die Natmoses (Nat oder Nak auf dem Festland) 
richtet, die Insel Aneiteum (aus den Wassern, auf denen er wandelt) 
aufgefischt, zog er fort (gleich amerikanischen Propheten), wie Nobu 
in Erromango, oder umher (gleich den aus chaldäischen Nebo 
weitwandelnden Aposteln des Islam) seine Hülle als Schildkröten- 
schalen zurücklassend. Das Häuten der Schlangen (wie am Orinoco) 
und diese sowol, wie die Krabben (auf den Banksinseln), dient zum 
Symbol des Wiederauflebens. 

^ üeber Sang Yang Wisesa schwebend, tritt Batara Gum aus 
der (eigerundeten) Weltkugel hervor (in javanischer Eosmogonie), 
das auf dem Wasser ausgebrütete Schöpfungsei Havaii's (bei Bennett 
und Tyerman) war von einem Kiesenvogel gelegt, als Seitenstück 
zu dem die Mythen nordischer Indinaner durchfliegenden. In der 
Finsterniss des Anfangs manifestirt sich die Weltseele, als Gottheit, 
das Ei schaffend, aus dem Brahma hervorgeht (bei Manu). Mit 
Phanes (s. Patricius) wird die (bei Aristophanes) schwarz geflügelte 
Nacht aus dem Ei geboren. Die Druiden ( s. St.-Georges ) figuraient 
la creation par un oeuf , sortant de la bouche d'un serpent (und 
weiteres in Aegypten). 

^ Maui found his prize to be intolerably heavy, so he put 
forth all his hidden strength, and up came the entire island of 
Manihiki. As the island neared the surface, the canoe in which 
the three brothers were, broke in two with the mighty straining 
of Maui the Younger. His two brothers were precipitated in the 
ocean and drowned. Luckily for Maui the Younger, one of his 
feet rested on the solid coral of the ascending island. At length 
Manihiki rose high and dry above the breakers, drawn up from 
the ocean depths by the exertions of the nöw solitary Maui (s. Gill). 
Als die von der Angel getroffene Midgardschlange zuckte (im 
Gylfaginning) wurde Thor zornig, fuhr in seine Asenstärke und 
sperrte sich so mächtig, dass er mit beiden Füssen das Schiff durch- 
stiess und sich gegen den Grund des Meeres stemmte, also zog er 
die Schlange herauf an Bord (Simrock). 

Zu S. 13. * Bei Trennung von Erde und Himmel wird auch 



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230 Anmerkungen ssü S. 13—16. 

der Ocean zweigetheilt, oben in die Wolken und unten in die See 
(b. Taylor). Tangaroa walia, let the ooean be broken (into two). 
Tangaroa tara (let ooean be far apart). Im mittelalterlichen Volks- 
glauben lebten die Wasser über dem Firmament fort. Wenn die 
Multiplicationen des Inselauffischens in Polyurien auch Wieder- 
trockenlegungen des von der Flut bedeckten Landes inbegriffen, 
so erg&be sich dafür die Erde als unöardtl^fJLV) (Bodensatz) des Wassers 
(wie bei Thaies). 

* Mit Tangaroa identificirt lebt Tiki im Licht, wie jener im Po 
(8. ElHs). 

' Die in Rereanga vaerua bei Tuoro (auf Rarotonga) an den 
Zweiggehängen des Buabaums hinabgelassenen Seelen fallen in das 
darunter gespreitete Netz Muru's. 

Zu S. 14. In der orphischen Theogonie (bei Damascius) "wird 
die Nyx als das Uranf&ngliche an die Spitze der Eosmogonie ge- 
stellt, oder sonst Oaligo, woraus das Chaos hervorgeht, ix, x^^^ 
ö'Epepo'c te fieXatva T£ v{>5 iyiiiTO (Hesiod). 

Zu S. 16. * Als Sonne nimmt Ra (wie in Aegypten) verschiedene 
Bezeichnungen an (Avatea als Mittagssonne u. s. w.), der volle oder 
heilige Name ist aber, wie Maui (unter den Maori) hört: Tama-nui- 
ta-ra, das grosse Kind Ra's oder der Sonne. Wie Ra oder Sonne 
(in Polynesien) dem ägyptischen, so entspricht Mond in Polynesien 
(als Hine, Sine, Ina) dem babylonischen (Sin). Von Herrn Davis 
hörte ich eine Erzählung der Maori, dass der Mond sich aus dem 
Meerwasser erhoben, wie sich noch in seinen Beziehungen zur Ebbe 
und Flut bekunde (während dieses sonst durch das einmal in 
24 Stunden erfolgende Ein« und Ausathmen Paratai's, Tangaroa's 
Sohn, erklärt wird). Als Gott Anu die Thore des Abgrundes zur 
Seite schob, erhob sich aus dem wirbelnden Gebrodel des tiefen 
Abgrunds der Mond hervor (heisst es in der ohaldäischen Mythologie). 
Ra, down below, as the sun, i*aro. In New Zealand (s. Taylor), der 
Norden, und der Westen in Fiji würde so Ra zur Sonne werden. 

* Die Mandans lebten früher in einem unterindischen Dorfe, 
und die Kaffern kamen aus den Höhlen hervor, in deren engem 
Eingang die Homer ihrer Ochsen stecken blieben. 

' Am Heiligthum Opoa auf Raiatea hatte der Gott Oro Hof 
gehalten, und für dieseii geweihten Bezirk bewahrte sich der Name 
Hawaii (EUis). In dem von Mar^ (in Tahiti) dem Gouverneur Lavnad 
mitgetheilten Schöpftingssang Taaroa's (Vater des Tane-nui-mana- 
ore) wird die Erde in Havai durch Tetumu (die Ursache oder den 
Ursprung) gebildet (s. Gaussin). 

* Die geistige Essenz der Insel Au au (Mangaia) oder (als heilig 
geheimer Name) Akatau-tika blieb beim Hervortreten ans Licht in 



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Anmerkungen zu S. 16—19. 231 

der Unterwelt Avaiki zurück und konnte so bei Weltertieuerung 
einen Schatten des Vergangenen in das Künftige werfen. Aniar- 
outouki (Mardouk) signifiait le cycle du soleil (s. Lenormant) bei 
den Cbaldäern (von Bei, als Omorkä, in zwei Hälften durchhauen). 
Homorka, als Thalatth (chaldäisoh) als (griechisch) Thälassa (Meer) 
ist gleichen Zahlenwerthes mit dein Mondnamen Selene (G. Smith). 

* Gleich dem im tahitischen Gesang geformten Festland Hawaii 
ist für die Maori Heayije (bei Cook) oder Hawaiki (wie Avaiki für 
Aitntaki) in ihren Wandersagen das Land des Ausgangs, doch wird 
auch hier (wie leicht in den Mythen) die Beziehung zur Unterwelt 
bewahrt, da Maui bei seinem Besuche derselben dort die Manapau- 
bäume aus der ursprünglichen Heimat in den Anpflanzungen seiner 
Aeltem wachsen sieht. Einige wollen aus Homer eine zweifache 
Anschauungsweise entnehmen, bemerkt Friedreich (ob der Hades 
unter der Erde befindlich oder im fernen Weöten tu suchen sei), 
und dasselbe gilt für die Discussionen über Avaiki. Amenthes (die 
Unterwelt) bezeichnet (nach Roth) Ement (den Westen), von Hathot 
(in Hundsgestalt) bewacht (dea trandfigens impios). 

* Doch bewahrt sich die Sage der Anteglung, wenü von den 
Priestern in nächtlichen Orakeln ein ver säcrum zur 'Auswanderung 
verlangt wird (wie oftmals einst in Delphi). 

^ Als der von Maui aufgezogene Fisch als Te-ika-a-Maui roh 
der mit Haifischzähnen besetzten Waffe Tuatini (gleich der auf den 
Kingsmill gebräuchlichen) seiner Brüder zerfleischt wurde, wandte 
er sich krümmend in den Buchten Neuiieelands (während die Forih 
Japans mit Inäekteng^stalt verglichen wird). 

Zu S. 18. Ausserdenr habe ich unsem Consüln Für die meinen 
Zwecken gewährte Unterstützung Dank auszudrücken: Herrn Krall 
in Wellington, Herrn von der Heyden in Auokland, und dort ausser- 
dem Herrn Dr. Hülsen, sowie in Napier Herrn Weber, ein, aus 
seinen frühem Ingenieur- Arbeiten in Califomien, illen Ueberlandrei- 
senden der Facific-Bahn aus dem Weber Cafion wohlbekannter Name. 

Zu S. 19. There was darkneks from the first division of timiB 
unto the tenth, to the hundredth^ to the thouefandth (and these 
division of times were considered äs beings and eäch termed a Po) 
in den Emanationen, die später zu behandeln sind, den Aeonen 
(in Syzygien) entsprechend* Die Aegypter (nach Dämascius) be- 
zeichneten das Urwesen als unerkennbares Dunkel (i^ (Jikv [i.i^ txSv oXcdv 
dpx^ ffxoTo« ocYVöatov ufju^ouix^tt^). Chaos auis Caligo hervorgehend, 
zeugt mit ihr die Nacht, den Tag, den Erebus und den Aether, und 
in seinem ophitischen System ist die Ennoia des Urvaters (Bythos) 
nicht so sehr als frSZ\}'fo^ mit ihm verbunden, sondern selbst schon 
aus ihm emanirt (s. Baur). 



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232 Anmerkungen zu S. 20—21. 

Zu S. 20. Wie Bauer bei den Analogien zwischen Buddhismus 
und Gnosis bemerkt, ist es bei der gegebenen Zusammenstellung 
keineswegs um die Behauptung eines bestimmten äusseren Zusammen- 
hanges zu thun. „Ein solcher kann in jedem Falle nur durch eine 
Beihe von Mittelgliedern vermittelt sein, deren Ermittelung die Ge- 
schichte noch lange genug beschäftigen wird." 

Zu S. 21. * Von Xeniades wird gesagt, dass er ein Werden 
aus Kichts und ein Vergehen in Nichts gelehrt (bei Sext. Emp.) 
und dann genügt nicht der dt^txioupYoc (als Bildner), sondern bedarf 
es (wie bei Philo) eines xtiart); (Schöpfers). 

' Das Seitenstück bei Taylor, das einige Verstellungen erlitten 
zu haben scheint, indess auch in dieser Form mehr Beachtung ver- 
dient hätte, als ihm in den über polynesische Mythologie handelnden 
Arbeiten Vis dahin gezollt ist, werde ich weiter unten neben der 
Hawaiischen Darstellung geben, mit der es durch die Eintheilung 
in Sohöpfungsperioden Analogien zur Vergleichung bietet. Ich 
kann es mir jedoch nicht versagen, bei dieser Gelegenheit der 
Namensnennung, einen Tribut der Danksagung abzustatten. Als ich 
bei der Rückkehr vonPoutiki, dem Sitz von Taylor's langjährigem 
Wirkungskreise, seine Witwe in Wanganui aufgesucht, sah ich 
dort im Garten eine grosse Steinwanne, die, wie ich von ihrer 
Tochter, Mrs. Harper, hörte, von den Maori in früherer Zeit zum 
Schleifen der Nephritwerkzeuge benutzt sei. Damit wäre also ein 
lang gesuchtes Desiderat für die Ethnologie sowol wie für die 
Prähistorie gewonnen, und da es mir mit freundlicher Bereit- 
willigkeit, nebst einem der jetzt sehr seltenen Holzidole (wie sie sich 
auf Seite 82 des Taylor'schen Buches abgebildet finden), für das 
Königliche Museum überlassen wurde, wird es hoffentlich bald in 
Europa anlangen, um zur Besichtigung der Archäologen ausgestellt 
zu werden. Aus Hawaii kann ich (nach Malo) Folgendes zufügen: 
Zur Verfertigung der Steinäxte (Kai-pohaku) suchten die Arbeiter (Ko 
koi) die geeigneten Steine als Material für die Äxte (haku ka koi) in 
den Bergen (Hawaii's). When they broke the stones and a long 
fragment would fall of, then they buried it in such water, as had 
been prepared (by having wood soaked in it) for the purpose of 
softening it, and when it became soft, then they hewed it above 
and below with an adze. The part underside was called pipi, the 
part above being ground (anai) was called hau hana (worked of), 
and all having been made straight, then it was applied to the grind- 
ing stone (houna) and shaken (lulu) with sand on the upper side 
of the grinding stone, with water running on, and after grinding 
again and again the upper side and the lower side, then grinding 
down the sharp edge to a point, it became a Koi and then fastened 



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Anmerkungen zu S. 21—23. ' 233 

to a handle (unter Festbinden). Die von den Mexicanem zum Rasiren 
gebrauchten Steinmesser aus Obsidian erwiesen sich so vortrefflich, 
dass die Spanier noch längere Zeit mit ihrem Gebrauch fortfuhren. 
Schwieriger war dagegen überall das Abschneiden des Haares. In 
Hawaii wird der Process folgendermassen beschrieben : A shark's tooth 
was tied fast to a piece of wood, the hair was doubled over the shark's 
tooth, then the instrument was pushed quickty forward, while the 
person shrank up from the great pain. Damach sind die in Malo's 
Chronik verschwendeten Lobpreisungen wohlverdient. „The present 
instrument for cutting the hair was brought by the foreigners, it is 
made of iron and called shears or soissors (up4), this is very exoellent 
article.^' So meinte ein Nachkomme derinca, dass den Spaniern, wenn 
nicht Alles, doch Vieles (in ihrer Zerstörung des alten Reiches) ver- 
ziehen werden könne, da sie die Segnungen der Schere gebracht hätten. 
Und dann so viele der dienstwilligen Mädchen für alles, die mit 
dem schon seit früher bekannten Puppengott in bester Gesell- 
schaft, den umnachteten Schwarzen Australiens erst neuerdings den 
Funken ihres Verständnisses entzündet haben. Als die Anpflanzungen 
der Benedictiner (in La Nouvelle-Nursie) durch einen Waldbrand 
bedroht sind: le Pere Salvado court a la pauvre chapelle de la mission, 
prend sur Tautel un tableau representant la Madone et le porte ä 
l'endroit le plus menace, l'opposant aus flammes, comme un bouclier 
protecteur. Le vent, jusqu'alors tres-violent, change tout ä coup 
la direction et pousse Pincendie sur un bois voisin sans toucher aux 
champs de ble. Les sauvages, qui tenaient encore leur fauoille ä la 
main, ne pouvaient en croire leurs yeux. Ils regardaient la sainte 
Image avec admiration. «Cette femme blanche est bien puissante, 
o'est eile, qui l'a fait, oui eile Pa fait, oui, eile Pa fait. Nous, nous 
n'en ferions pas autant» (1876). 

Zu S. 23. ^ L'Avidya (le point de depart de toutes les exis- 
tences) signifle ä la fois le non-etre et le non-savoir (Bumouf). 

' Wodurch ein neues Leben (nach dien Voranlagen) aus den 
Elementen der Bündel gestaltet wird. Les ^gyptiens appelaient 
Sahou (assemblage) cette nouvelle enveloppe, dans laquelle Tarne 
devait renaitre (s. Deveria). 

' Obwol bei Parmenides die Heliaden bereits aus der Nacht 
hervorkamen, theilt sich doch später noch einmal der Pfad in Tag 
und Nacht. 

* So in dem von Shortland auf der Mittelinsel gesammelten 
Schöpfungssang, der in dem Entstehen wieder direct auf die erste 
Umacht zurückgehend, die Differenzirung des Eore schon von Licht 
bescheinen lässt. 

In the beginning was Te Po (the night) 



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234 Anmerkungen £ü S. 23. 

Te iPo Ibegot Te Ao (the light) 

Te Ao begot te Ao-tü-roa (light standing long) 

Te Ao-tu-roa begot the Ao-marama (clear light of day) 

Te Ao-marama begot Te Eore (nothingness) 

Te Köre begot Te Kore-te-whi whia (nothingness-the-possessed) 

Te Kore-te-whiwhia begot te Kore-te-rawea (nothingness made 

exoeilettt) 
Te Kore-te-rawea begot Te Eote-te-tamaua (nothingness-the-fast- 

bot^d) 
Te Eore-te-tamaua begot Te Kore-matnA (nothingnees-the-first) 
Te Kore-matua begot Maku (moisture) 

Maktt married Mahora-nui-atea (the et-raight-the-vast-the clear) 
Their offspring was Eangi (the sky) 

Rangi married Fapatuannku (the wide extending piain) or the Earth 
Their ehildren Were Reha (the mist), Tane (male) and Faia 
From Tane and Faia sprting Te Tangata (man). 
Bei Grey beginnt die Reihe in der Folge von Po, Ao, Köre, 
Kimihanga, Runuku, bei Taylor als Tiki, Maui, 
Fo, Maweti, Atua h. e. w., bei Shortland, als te Po, te-Ao, te Ao 
ttt roa (langdauerndes Lieht), te Ao marama, helles Tageslicht), te 
Köre, te Köre te whiwhia, te Köre te rawea, te Köre te tamaua, 
te Köre matua, maku (feuchte), mit mahora-nui-atea (offene Klar- 
heit) vermählt, Eangi zeugend, dem Rehu, Teme und Paia von 
Papatu^anuku geboren worden, worauf aus der Verbindung Tane's 
mit Faia der Mensch (te tangata) entspringt (Shortland). 

• Der erste Anfang zur Schöpfung ist die Sehnsucht des Einen, 
siöh selbst zu gebären (bet Bchelling). Nach der Aitareya-Üpanishad 
w^r im Anfang das Atmab, das, die Augen öffnend, den Wunsch 
zur Schöpfung empfand.. Bei Hesiod wird Himeros (sehnsüchtige 
Liebe) in die Kosmogonie eingeführt, ohne theogoniflche Abstam- 
mung (nur im Anfang mit den Musen zusammen genannt). Hippolytos 
führt die Selbstentfaltung des Bytho^s mlf die innere Nothwendigkeit 
der Liebe. 

' Wie bereits vorher angedeutet, liegt in Hihiri (nicht so sehr 
das Pulsiren sondern) ein ängstliches, heftiges Athmen, ein Jappen 
und Schnappen nach Luft, gleichsam die ersten Athemzüge der 
Neugeburt anzeigend^ wie das (ägyptische) Sinsin (la respiration, 
qui accompagne le retour ä la vie dans toute nouvelle naissance 
ou rißttovation de l'etre) in Ösiris' Nettbelebüög durch Isis. Bei 
Diogenes von ApoUonia wird Denken und Leben durch den Ath- 
mungsprocess bedingt (iioXX6\ t^uot xdtl dbrov tou aip^i äoiI ti^s ^oirj- 
ofos zlavi). The primary conception (in Mangaia) as to spiritual 
existence is a „point", theU of sometkin^ „pttisating", next to some- 



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Anmerkungen zu S. 23—25. 235 

thing greater „everlasting". Now comes the Great Mother and Ori- 
ginator of all things (s. Oill) in Vari (the very beginning) mit ihrem 
Sohn Avatea als Mittagssonne (father of the gods and men) neben 
Ba (in Avaiki) als Sonnengott (A-Ha als Tag bei den Tupi-Caraiben). 
In der Dreiheit ursprünglicher Einheiten (in den Triaden) findet sich 
neben Gott und Wahrheit (s. Pictet) „un point de liberte, o'est-ä-dire 
(le point) oü se trouve l'equilibre de toute Opposition" (in Cyfrinach 
Bairdd Yns Prydain). Als Folge der Attraotioh oder Repulsion (bei 
Empödokles unter elementare Archai gesteUt) mag man (mit dem 
buddhistischen Hervortreten von Nama-rupa) die ,,in tunioa maculam" 
(der Gnosis) erhalten, die sich dann weiter ausbi^eitet, während der bei 
Pherekydes gebreitete Peplois sogleich bunt ist. Wenn durch üpadanä 
(das Haften am Dasein) bieim Zerfall der Khanda eine neue Existenz 
hervorgerufen wird, bedingt Earma aus vorangegangenen Ursachen 
die Art der Bildung als Folgewirkung. Bumouf fasst Upadana bis 
conoeption zum Unterschied ron Samskara (oonceptions or coüoepts). 

Zu S. 24. Eore (der Maori) entspricht (in Hawaii) Ole, das nicht 
nur für die Negation, sondern auch verbal gebraucht wird (niehten 
oder nichtsein). Auf Mangaia stammt Papa von Timate-Eore 
(Nichtsmehr öder Nochnichts). In Gylfaginning (der Snorra-Edda) 
wird zunächst das Ghaoiä, aber nicht an und für sich, sondern als 
Vorbedeutung des geordneten Eostaos „das Nichts", als Vorstufe 
des Seins und Werdens geschildert" (s. Wilken), in Abweichung von 
der Voluspa thar er ekkivar statt thar er Tmir bygdi. Ekki, nihil, 
Bon (s. Möbius). 
Einst war das Alte, 
Da Alles nicht war, 

Nicht Sand noch See, nicht salzige Welle, 
Nicht Erde fand sich, noch tJeberhimmel, 
Gähnender Abgi*und tsind Gras nirgends. 

Zu S. 25. ' Trichna, la soif ou le desir (nach Burnouf ) gilt (bei 
Goldstück^r) als die 8vva|ii< der Upadaba-Skl^ndhä (wie Bh&va die 
^uvafii; der Djati). 

* Die Form des Liedes fehlt in diesem Abriss kurz sachlicher 
Aufführungen, wird indess vielleicht spät^ durch White in seinem 
bevorstehenden Werke nachgeliefert werden können. In meinem 
hawaiischen Text, der die Aeonen besinnt, i6t das ganze Gedicht 
noch erhalten, wie wir nachher sehen werden. Dies sind, wie nicht 
bemerkt zu werden braucht, die dem Volke unverständlichen und 
unzugänglichen Lehren esoterischer SeßaüTtx^t oder Beligiosi. Von 
Herrn Davis in Ohinemutu wurden mir noch ein Paar dieser iti der 
Einsamkeit meditirender Tohunga, die indess bereit« am Rande des 
Grabes stehen, genannt, und solche erhalten dann, als in directer 



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236 Anmerkungen zu S. 25. 

Communication mit der Gottheit, besondere Verehrung, gleich den 
lebenden Atua in den Marquesas. Einen der letztem traf ich in 
die Nachbarschaft Honolulu's verschlagen, aber bereits allzu alters- 
schwach für selbständige Mittheilungen, sodass ich nur einige, mehr 
oder weniger getrübte, von seiner als Schülerin erzogenen Tochter 
erhalten konnte. Ausserdem war er schon mehr, für seinen Lebens- 
erwerb, zum YO^TTQ? herabgesunken. 

Von Heraklit (dem Dunkeln) erzählt Tatian, dass er, um das 
geheimnissYolle (seinem Namen entsprechend), dunkle Gedicht im 
Tempel von Ephesus niederzulegen, unter Fastungen (wie sich die in- 
dianischen Candidaten solchen unterziehen), in die Einsamkeit zu- 
rückgezogen für jene, im Schriftwechsel mit Darius Hystaspis , aus- 
gesprochene Speculationen über dualistischen Tz6\ni.oi tzolt^p icdcvTdov 
(Krieg als Vater aller Dinge) im Kampfe zwischen Ormuzd und 
Ahriman. Im Tempel des Apollo Palatinus waren neben den Sibyl- 
linischen Büchern (deren Orakel unter den Tarquiniern aus Griechen- 
land nach Bom kamen) und den Orakelgesängen der Marcier die 
den Tagetischen Liedern (sacra Tagetica) ähnlichen libri Bacohetidis 
(durch Labeo übersetzt) niedergelegt. Die libri augurales galten als 
libri reconditi, bis etwa von einem Bitys in Sais oder Philo's Ben 
Thabion intrepretirt, um das so (aus Eno's Zeit) gesprochene Gottes- 
wort dem Volke zugänglich zu machen. 

' Die heidnische Religion, als ein wesentlich speculatives Ele- 
ment in sich tragend, ist eben darum ihrem Princip nach Religions- 
philosophie (bemerkt Baur), und im Gegensatz dazu „haben die 
jüdische und christliche Religion einen theils ethischen, theils po- 
sitiven Charakter^^, doch ist im Buddhismus das ethische Element 
durch die Karma schon in den ersten Plan der . Weltentstehung 
aufgenommen, wie in der el|jLap[Ji6v] bei Heraklit, der in den als 
Akea aufgefassten Opfern die Abwägungen des Kuson und Akuson 
wiederholt. 

* So tritt auch in der Gnosis der Begriff in seine ümkehrung, 
das negativ Reale steht voll da als TtXi^pwfjia, während im Gegensatz 
das Scheinbare auch wirklich. in xsvcopLa als leer entschwindet. „Ob 
nicht das Leben ein Sterben und das Sterben ein Leben?" fragt 
Euripides, 

* Der Ausdruck Emanation ist hier mit denselben Cautelen zu 
fassen wie in jenen Kosmogonien , wo es sich bei dem mpt^x^tv 
airavTa (s. Aristoteles) um eine Differenzirung innerhalb des Ur- 
wesens handelt. Es wird das aus dem hawaiischen Document noch 
deutlicher hervortreten. 

* Nach Swainson: thought came first, then spirit (and last of 
all came matter). Nur in dem Willen des Geistes ist ein thätiges 



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Anmerlsungen zu S. 25—28. 237 

Princip zu erkennen (nicht in der Bewegung des Körpers); die 
Natur ist das Werk der Weltseele (s. Berkeley), um anima mundi 
und res cogitans (b. Cartesius) in naturirender Natur zu yermitteln. 
Nach Cudworth wurde die Welt durch eine plastische Natur hervor- 
gebracht. The mundane soul formed the world in accordanoe with 
the divine plan (Tucker). Gott ist ein heiliger Wille, im Gedanken die 
Welt durchfliegend (Empedokles). Mens nostra, quatenus res vere 
percipit, pars est infiniti dei intellectus (Spinoza). In der Gnosis 
entspringt der Demiurg als +^X^>«^ oucfa, in den Clementinen im 
Ijx^uxov 8T)fjiwupYiQM.a oder dicoxvti^ev Ijjl+uxov (oov (als Phanes). Für 
Thaies, wo die (pyjx^ die bewegende Kraft des Weltalls und o yevtxwTaToc 
X6yo^ ist allumfassend (bei Philo). 

Zu S. 26. * Boehme's Ausspruch vom Menschen als Centrum der 
Geburt, auch im Centrum der Wiedergeburt, pantheistisch gefasst. 
In Chaitarya's Mysticismus (oder Quietismus) folgt auf Santi (Gleich- 
gültigkeit gegen die Welt) Dasya (Dienst Gottes), dann Sakhya 
(Freundschaft für Gott), Vatsalya (Anhänglichkeit), Madhurya (Liebe). 

* Esus s'appelle (dans les Triades) Diona, Tlnconnu, et Crom, 
cercle, symbole de Finflni (s. Panchaud). Die Sichel in seiner Hand 
(wie in der des Kronos) wird auf das Abschneiden des heiligen 
Eichenzweiges gedeutet (mit einem Messer in Form der prähisto- 
rischen). 

' üebersteht der Priester (bei den Moxen) siegreich die Prü- 
fungen, so leuchtet ihm als Tihoraugui (Helläugigen oder Hellseher) 
ein neues Licht. Der finnische Priester als Tietajat (Weiser) und 
Osaajat (Verständiger), neben dem Laulajat oder Beschwörer und 
feindlichen Zauberer oder Noijat, strebt sich in der Ekstase (tuUa 
intoon) zur TuUa-haltioihin (Aufgehen in der Gottheit) zu erheben. 

Zu S. 28. * Während bei Plato's Hyle als das „gleichsam Irra- 
tionale in Gott selbst, das durch den Nus Form und Gestaltung 
ge¥dnnt und in den einzelnen Wesen zur Erscheinung kommt^', das 
geistige und leibliche Dasein aus einem und demselben abgeleitet 
wird, sodass „die geschaffene Welt vollkommen gesund und fehler- 
frei dasteht" (und die präexistirenden Seelen die mitgebrachte 
Schuld in körperlichen Gefangnissen büssen), ist sie für die Gnostiker 
(die das „Pneumatische aus dem Wesen der Gottheit, das Leibliche 
aber aus der ihr fremd entgegengesetzten Materie gebildet werden 
lassen" im Achamoth) ein , Jammervolles, klägliches, erbärmliches 
Ding" (das des Erlösers bedarf). In Heraklit's Werden, „als Hervor- 
treten aus der Einheit in die Vielheit, aus dem Ewigen in das Zeit- 
liche, aus dem Gedanken in die Materie" (mit dem entsprechenden 
Vergehen) erscheint das Ungeordnete (Qualvolle oder Böse) als eine 
den steten Fluss unterbrechende Hemmung des Verwandeltwerdens. 



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938 Anmerkimgen zu S. 28. 

* Thore (bei Champollioa), m beka^nter LAatverschiebuQg 
mit köre zusammenfallbar, ist spater (als soböpfend) kbepra gelesea 
und entspricht, i»s erste Werden andeutend, im Emblem des Soa^ 
rabaus dem patekisohen de? Embryo, Tore (der Tupi) ist, voz de- 
sentonada (bei Montoya). 

' Pie Materie, als vXt), bat bei Yalentinian „zuerst als eine iotiy,axo^ 
uXy) und dann als eine zu festern Körpern verdiehtete Masse aus dew 
doiit/iqiTov iceöoc der Aobamoth den Ursprung erhalten" (s. Baur). 
Bei Philo ist die Materie (uXtj) tj toO icavT^ ovaCa. 

* Sensible things are nothing eise but so many sensible qua- 
lities (Berkeley )• The laind, soul or spirit, truly and really eriats 
(bodies exist only in a secondary and dependent senaie), und so (bei 
Parmenides) das Sinnliche als Schein (day.«tv {a^mov -oi^tv). 

* „Das erste Ding, welches der Schopfer hervorbrachte und ixm 
Dasein rief, war eine einfach geistige, selbst vollendete, allein yor^ 
treMiche Substanz, in welcher die Form aller Dinge enthalten war, 
sie heisst Vernunft." In der arabischen Lehre von der Weltseele 
(Nafsanija) strömt die Vollkommenheit des Anfangs (in Gott) auf 
das Vollendete über (die Vernunft), diese auf das Bestehende (die 
Seele) und diese auf das Seiende, als Urstoff, der durch diese Ema- 
nation Länge, Breite und Tiefe annimmt (s. Dieterici) in den um- 
schwingenden Sphären des Allkörpers, auf die Elemente einwirkend. 

* Ka\ £S^AQ;|ji+e Mcat, als ürmaterie (zur Schaffung der Ge- 
stirne), worauf als Erster, der eigentliche Gott (Protogonos) hervor- 
geht (bei Sanchuniathon), weiblich g^fasst in der Vermählung mit 
Taaroa, si secundum agnitionem et ignorantiam intra Pleroma et 
extra pleroma dicunt (s, Irenäus). 

^ Als die Dii^e alle noch zusanxmen, unendlich an Zahl und 
Kleinheit {hp^9^ KdinoL ^^\LOktoL ^ S.tz$i^q(. }ut\ tcXtj^; xa\ ifx^xpdnjTa), 
wß,v nichts erkennbar (Anaxagqrs^). 

^ Im Anfa^üg war das Nichtsein allein > 4^9 üi Sein gewa^^lt 
sich in ein Ei hüllte (n^ch der Brihad-arauyakarUpaniisbad). 

^ In der so häufigen (fast allgemeinen) Deiücirung voja Hii9,mel 
und Erde, auch unter monotheistischer Einig;ung des nicht geg|en- 
sätzlichen Duajismu^, wie im ^inne des Alexandrinismus (^^ Dähne) 
bei Theophilus: ovpavbv -q yilxon yalr^^ xpaTet, avri; ui^c(px.^t (aus si- 
byllinischen Orakeln). Gleichzeitig mit oiipav;^; (als Himmel) entstieg 
die Erde (^ij) als seine Schweat^r (Sanchuniathon) eine (wie auch 
im Worte papa liegt) breite oder weite (diu breite werlt), oder 
(weil gebärend) breitbrüstige (bei Hesiod). Siva zeugt mit seiner 
Sakti, aus der er hervorgegangen, das AU aus eigener Substanz,^ wo 
die Spinne ihr Gewebe (nach der Kritya Tatwa). 

^° In Tellufl (als Maja) erkannte der Sabiner die ganze Natur 



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AnmeTkungen au g. ^8—44. 239 

(Erde, Luft u»d Wasser) bis 6ie Scheidung zwiseheu Coelus und 
Terra eintritt. Maj* oder Maiesta (Maiatf^), als Naturgöttin, wai; 
«dt Yuloan [Ru] Yermählt. Die Oßci (oder Opi<?i) vo^i Ops, di« „Frucht- 
bringende" Erde (5. Huechke), auch in Campaniea verehrt. C'etait 
la terre produotiye et nourrioiere, VOps mater» la mere de^ peuples 
opiqueei que dans leurs prierea, ils n'imploraient jamais sans se 
mettre en contact aveo la terre mewie; les pretree en pronongant 
son nom, se courbaient totgours pour toucher le sol a'^eo la msdn, 
comme il» la levaient quand üb pronon^ient oelui de Jupiter qui 
representait la puissance celeate (Ring). 

Zu S. 39. ^ Zu dem Schönsten und durch wahrhajPt poetische 
Anflohauuiig Heryorragendsten, W9» wir unter den Mythen heid- 
nischer Völker kennen, gehört die Mythe yon d^r Trennung dei 
Himmels und der Erde, bemerkt Hochstetter (b^i der Mythologie^ 
der Ma^ri). 

Zu S. 44. „lia "forme ithypalliqu^ (des Gottes Seb) y fait con- 
nattre l'union du oiel et de la terre, ou de l'4ther et de la matiere^ 
de Rh6a et de Saturne, suivant Fluta^que (s. Deveria), mit dem 
Horizont als entmannende Sichel, während der phallische Stumpf des 
Meru-Berges. zurücl^bleiben mag. Himmel (Dyu) und Erde (Prithiyi) 
als Paar gedacht, heissen (in den Yeda) Devaputre, weil Götter 
zeugend. In eii^er Version ^r Schöpfung bei den Maori wird bei 
der Trennung von Hiinmel und Erde gesagt» da»? zuerst Tutengana- 
hui oder Tuma»ta-u^nga (gleich eiuem wijdeii Kronos) „cruelly cut 
the sinews, whioh united the two", sodaps dauu Taue oder Tane- 
mahuta (represented aus a tre« with the head downwards and the 
root upwards) als Tane-nui-arBaugi die grosse Stütze des £[immelQ 
werden konnte. Neben dem Moulage (Abgrund) fand sieh (im Akkad) 
der Geist des Himmels (Zi-auua) aja A^na u?id dw G^iftt der Erd^ 
(Zi-kia), als Ea (s.. Lenormant), und indeip dann Ea (naaison) als 
Gati^ dam-kjLna's (u^oar e^ twra) auftritt, wiedwholt sipb di^ Ver-' 
mahluj^g Gäa's mit dem aup^ ihr geborenen Uranus. Die sai^othra'^ 
kiSQhen Weihen d^ gro^s^n Gtpttiu bezogen sich (nach Varro) a.uJf 
das Gö)tterpaar, d^n Qimm^l uud die Erde (wie die in Phlya auf 
die grosse Göttin, al^ l^dmutter), und das im korybantischen Ge- 
heimdienslb deei K.oryba? (auf Lemnos) eingeführte Zwgungsglied 
(wie diQ ^eibljche Ki^eis in deu Thesmophorien) gab dann in den 
Orgien Anlass zu Verirrujigen (vo© Prosymuua, Baqchus' Geliebtj^r, mit 
cen|^a^erikaiE4.SQh:en iind andern Parallelen abgeseheu) bis zu Juve- 
nal's „Vitreo bibit iUe FriapQ^' oder in Sekte% gleich den chiotischen 
Cotittp's (Vpnus vulgiyaga), im Wüth^n rasender Mänade^ gegen 
Orpheus, oder im QegeMatz (auch toltekisphe) Beichte (i;^ Sampthrs^e) 
verlangend und das (die Pruidiunen auf der I^pire-Ins?l au nur z^it- 



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240 Anmerkungen zu S. 44--45. 

weisem Besuch ihrer Gatten, naoh Art der Amazonen am Maranon, 
vei^pfliohtende) Princip der Enthaltsamkeit, zu deren Unterstützung 
die (bei den Riohterprüfungen der Chibchas vielleicht gleichfalls 
begehrte) Einreibung mit Schierlingssaft (der Hierophanten) diente, 
wie in Micronesien Aufbinden des Präputium (s. Moseley), während 
tahitische Areois wieder nur die Folgen compensirten in Abtreibung 
der Frucht. Derartigen Ausschweifungen entgegenzutreten mochte 
dann ein thebanischer Gesetzgeber, wie Diagondas (s. Cicero), nächt- 
liche Zusammenkünfte verbieten, und die Lieblinge des Bacchus 
wurden oftmals durch Senatsbeschluss aus Rom vertrieben. 

Zu S. 45. ' Aus seiner Achselhöhle erzeugt der Himmelsgott 
Tohotika (auf den Marquesas) seine Tochter Te Taua mata vehitu. 
In Tane oder Eane liegt das Männliche als solches ausgedrückt 
(Kane, the male of the animal species). La forme primitive de Mars 
est Mas (male), wie in Maspiter (s. Schoebel). Gleich Tane erscheint 
er unter verschiedenen Formen. Mars cum säevit Gradivus est, 
tranquillus Quirinus dicitur (Servius). Als agrarische Gottheit findet 
sich Mamers im Liede der Tatres Arvales. Taaroa (generateur) 
zeugt mit Hina (la terre) den Sohn Oro (souvei*ain du monde) und 
Tane (mangeur d'hommes), dessen Marai Knochenhäuser (für die, 
in den Marai Oro's geweihten, Menschenopfer) bildeten (auf Tahiti). 

* So wird in dem durch die Legende geheiligten Tempel 
Whare-Eura, dem rothen Hause zu Hawaiki (einem aus benachbarten 
Territorien vielfach bekannten Langhause), die Zahl von 70 Priester- 
fürsten genannt, in Zellen lebend, „each building bearing the name 
of one the heavens" (s. Taylor), vor dem Auszuge der Maori nach 
der gegenwärtigen Heimat. Est enim uniuscujusvis gentis angulus 
und Pseudoclementinus zählt 72 auf, was sich mit der quatemären 
Rechnungsmethode besser vereinbaren würde. 

' Die Thiere, Fische, Schlangen u. s. w., wie den Menschen, 
durchwandernde Seele geht (bei den Ophiten) auch in Garten- 
gewächse über und bei dem Aufsteigen zum Himmelreich hat sie 
sich (auf die Fragen des Archen) wieder zusammenzusuchen (unter 
jenen Schwierigkeiten, die auch, aus dem durch wilde Thiere Ge- 
fressenen, Augustin aufstiessen, für körperliche Auferstehung), wie 
(bei Empedokles) die zerstreut geschaffenen Glieder sich bei der 
Schöpfung zusammengefunden haben und sich mitunter in Ungeheuer 
(gleich denen bei Berosus) verirren mochten. 

* „Let the sky become a stranger to us, but the earth remain 
close to US, as our nursing mother'S schlägt Tane-mahuta den 
Brüdern vor, die zustimmen, ausser Tawhiri-matea (s. Grey). Die 
Erde heisst Mutter (fxi^Ttjp) als y^ |i^ty)p (Demeter), die Urmutter 
bei den Indianern (nach Tanner). Nerthus id est terram matrem 



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Anmerkungen zu S. 45 — 46. 241 

oolunt (s. TacituB), die Germanen (auf Insula ooeani). Als auf der 
ins Wasser herabgestiegenen Luftjungfrau der Vogel sein Nest ge- 
baut, entstehen, aus den Trümmern der Eier, Himmel, Sonne, Wolken 
und Sterne, worauf die Schöpfung seiner Mutter auf der Erde durch 
Wäinämöinen (als ewiger Runoia) vollendet wird (wie Taaroa, als Ewiger 
oder Toia, das Weltall aus den Stücken der Eierschalen bildet). When 
Earth and Firmament separated themselves, the Earth said to the 
Firmament: „What shall be donc with our offspring"? Then the 
Firmament said : These two Tutenganahau and Tawhiri matea I will 
take up with me , but Bongomai (sweet patatoe), Haumia (fern) and 
the others will be left as food for man and to perish on the ground 
(s. Davis). Als die Nebel vom Winde zerstreut waren, wurden Bäume 
und Pflanzen (nebst den Vögeln) sichtbar (nach den Maori). 

^ Im Cult Tangaroa's in Gentralpolynesien läuft der Meer- und 
Himmelsgott zusammen, wie in Varuna, und verwandt mit ihm „er- 
scheint üranos der Gatte der Erde, die er ganz umhüllt und in 
brünstigem Begen befruchtet, als Urvater der Götter** (E. von 
Schmidt). Seine elementaren Kinder werden in das Dunkel der 
Erde verborgen, und ihre Seelen wandeln sich in die Titanen 
(von t{<i>), während an Uranos' Stelle Kronos (als Umgrenzer) tritt. 
„Zugleich erscheint aber am Horizont der Himmel an der Erde 
kreisförmig, also gleichsam sichelförmig abgeschnitten", und daher 
die Sage von der Entmannung. „Andererseits hat der Begriff des 
Kronos eine deutliche Hinneigung zum Feuergott," sodass ihn Behua, 
als Oberster in Bangi, vertreten könnte, am Horizont von der 
Erde getrennt durch den Waldgott, wie Kronos „in der kraftvollen 
Eiche, seinem heiligen Baum, waltet", und die Seelen aus den 
Titanen (Ttt^vec) in Tiki oder (wie in polynesischer Lautver- 
schiebung auf andere Gruppen benennt) Titi später zu den Menschen 
herabsteigen, im Gang der Zeitalter (bei Hesiod) durch die Heroen, 
von denen sie sich dann wieder zu Göttern erheben mögen. 

• Mit seiner Nachkommenschaft, von der sich ein Theil (wie die 
Amphibien) zum Lande zurückwendet, und so scheiden sich auf 
Baiatea die Dämonen als Tu maa raauta zum Lande und Tüi maa 
ra tai zur See. 

' Also nicht nur aus der Götterverwandtschaft, wie bei Philo, 
sondern aus dem von den göttlichen Verwandten erkämpften Siege. 

Zu S. 46. 1 t) voC; yap r^ikvi 6 ^i6<; (Menander). ''HSo; yhip av- 
SpwTW«) SaCjJLWv xaxa 'HpaxXciTov (Alex., Aphrod.). 

* Eine niedliche, hübsche Erläuterung dazu findet sich (bei 
Grey) in der Legende von Bata's Bootbau, denn, nachdem er sich 
einen Baum dazu gefällt, kommt in seiner Abwesenheit die ganze 
Nachkommenschaft Hakuturi's, Alles, was an Insekten krimmelt 

BASTIAir. 16 



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242 Anmerkungen zu S. 46. 

und wimmelt, um die Späne wieder zusammenzufügen, und als der 
wild ergrimmte Held zornig auf sie losstürzt, rufen ihm die kleinen 
Dinger muthig entgegen, wie er es habe wagen können, ein Kind 
des gprossen Waldgottes (ihres Vaters Tane) umzuhauen. When 
Rata heard them say this, he was quite oyeroome with shame 
(aber von Furcht ist natürlich keine Rede). Aus Dankbarkeit 
machen sich nun die arbeitsamen Thierohen daran, ihm selbst ein 
Boot zu bauen, „and the name, they gave to that oanoe was Riwaru". 
Da die Insekten die meisten Beobachtungen aus der Thierwelt 
lieferten, fanden sich die Folynesier auch zu Schlüssen auf eine 
Art Mimicry geführt, indem Rongo (auf Mangaia) das von dem 
Eidechsen -Gott gestohlene Opfer durch die gelbgrünen Schmetter- 
linge zurückerhält, die, weil dicht an gleichfarbigen Blättern kle- 
bend, nicht unterschieden werden konnten und sich so der Ent- 
deckung durch die Wächter entzogen. In Aitutaki wird Rata's 
Canoe (im mythischen Kupolu), nachdem die umgehauenen Bäume 
stets in integrum restituirt waren, schliesslich durch die Yögel, die 
der dankbare Reiher zusammengerufen, für die Reise nach Iti-te- 
marama oder Mondland (s. Gill) fertig gebaut. Ehe die Menschen 
in mantischer Begeisterung von den Göttern ergriffen wurden (wofür 
Rangi den Priester Motoro von Tangiia erbittet) sprachen sie durch 
die Vögel, und durch die von seinem Ahn Moho, dem Eidechsen- 
gott, gesandten Vögel wird Ngaru aus den sinnlichen Verlockungen 
der Taiparu (Miru's, gleichsam Ealypso's bezaubernde Töchter) zu 
reineren Sphären emporgetragen, wo diesem Bezwinger der Ungeheuer 
in der Tiefe noch ein letzter Kampf mit Amai-te-Rangi (um auch 
aus der Falle des vom Himmel herabgelassenen Korbes siegreich 
hervorzugehen), bevorsteht, wie der Rahan (der trotz Mara's Töchter 
lockenden Tänzen unter dem Bodhi-Baum verblieb) erst nach Ueber- 
schreitung des siebenten Himmels (und der dort durch Mara gesprei- 
teten Verführungen) in die Mediationswelt der Rupa- (und, wenn er 
will, der Arupa-) Himmel eingeht 

' Allerdings werden die Atua magisch herbeigezogen zum Orakel 
und andern Diensten, aber es ist für die Charakteristik der Maori 
beachtenswerth, dass ihre Hülfe von den Priestern besonders dann 
in Anspruch genommen wird, wenn sich vor dem Kriege bei den 
Jüngeren Symptome von Furcht zeigen sollten, damit ^iie herbei- 
eilenden Heldengeister (die bei den Amakosi der Schlachtlinie voran- 
ziehen, als Vorkämpfer, wie bei den Lokrem) Muth einflössen, 
gleich den sacranae acies (vero sacro nati) bei den Aboriginem in 
Latium. Die Atua (in der Wandlung als finnische Haltia) zur 
Verwendung als individuelle Schutzgeister erhalten weitere Vergötte- 
rung in den Aumakua (Hawaii's) oder Omatua (im Anschluss an Ver- 



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Anmerkungen zu S. 46 — 47. 243 

wandte), &ls Laren (und Penaten), über das WoUverhalten in der 
Familie (in Tahiti) wachend, und nach dem römischen Eriegsgesetze 
wurden die Schuldigen den Manen (Diris parentum) anheimgegeben. 

Zu S. 47. ^ Persons taken in war and carried away as slaves by 
another tribe cease from that moment to be under the care of any 
Atua. The Atua of their own tribe trouble themselyes not to foUow 
them among a hostile tribe and hostile spirits, while the Atua of 
the tribe, whose slaves they are never give them a thought. They 
are therefore independent of the law of tapu as far as they are in- 
dividually concemed, a fortunate circumstance for the comfort 
of the female portion of the Community, for it is owing to this 
belief, that male slaves are able to assist them in a variety of me- 
nial oMces connected vnth carrying and cooking food, which they 
could not in their free state have meddled in without incurring 
the anger of their atua, and its consequenoes, siokness and perhaps 
death (Shortland), und zwar nicht nur für sich allein, als Indivi- 
duum, sondern durch solche Verbrechen den Götterzom vielleicht 
auf den ganzen Stamm herabziehend. Wahrend also im roh-sensuel- 
len Sinne solch unbedingt (auch ohne detestatio sacrorum) ge- 
wonnene Freiheit, die keine Speise tabuirte und demnach alles zu essen 
(sowie vielerlei sonst Verbotenes) erlaubte, der Vulgarität zusagen 
könnte, gehen edlere Gemüther, die ihre Selbstgenüge in Pflicht- 
erfüllung finden, darin unter, und auch der Brahmane (trotz schran- 
kenloser Aditi) bindet sich deshalb in seinem Mikrokosmos schon 
mit dem Seafjirf?, der (als Philo's Logos) den Makrokosmos zusammen- 
hält So begnügt er sich mit seinem engbeschränkten Lebensgenuss, 
während der Sudra, wenn ihm als Bahn die Mittel zu Gebote stehen, 
sich denselben in materiell weit reicherer Weise verschaffen kann. 
Andernfalls mochte unter den Römern, im ersten Freiheitsgefühl, 
als die Fesseln priesterlicher Vormundschaft gelockert waren, eine 
transitio ad plebem angestrebt werden und, um sich gleichfalls die 
leichtern Formen des plebejischen Lebens zugute kommen zu lassen, 
blieb die £he durch confarreatio nur für den Flamen dialis bindend, 
den Priester des Jupiter. DieTödtung eines (götterlosen) Sklaven 
bedingt eine Entschädigungszahlung an den Herrn und der Ver- 
brecher, der die Beleidigung der Götter zu sühnen hatte, wurde 
(in Bom) vogelfrei (durch die oonsecratio capitis), sodass ein jeder 
das Becht gehabt haben würde, ihn zu opfern, obwol es in späterer 
Milderung von homo sacer heisst : neque fas est eum immolari, sed 
qui occidit parricidii non damnetur (s. Festus). 

* Der Ausdruck Upe^c bezieht sich nicht nur allein stets auf 
irgendeine besondere Gottheit, sondern auch auf irgendeinen be- 
sondem Sitz ihres Cultus; ohne diese Bedingung hat Upe^^ keine 

16* 



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244 Anmerkungen zu S. 47. 

Bedeutung (s. Friedreioli) , und so bei den Tohunga (der Maori). 
Im römischen Staatswesen waren die sacerdotes (als mit den Sacra 
bekannt) sachkundige Beistände der Magistrate, und blieben als 
solche in naturgemässen Schranken, zumal wenn die Stola des Pon- 
tifex maximus die selbstverständliche Schleppe des Imperator ge- 
worden war , bis sie Gratian als zu abgetragen ablehnte (obwol 
sie noch für Amobius' „pontiücium Christi" passte). Vos quidem 
in hiß quae intra Ecclesiam sunt, episcopi estis, ego vero in bis 
quae extra geruntur episcopus a deo sum constitutus, brachte Con- 
stantin den in Nicaea versammelten Theurgen und Demiurgen zur 
gefällten Eenntnissnahme. 

' Der chaldäisohe Magier bannte die Geister durch die deuv 
dvrfyjcot, um auf die ürkräfte einzuwirken, wogegen der Maori diese 
direct bezwingt. Der Bömer richtete seine Gebete „ä des puissances 
occultes, qui le tenaient sous leur joug, sans lesquelles il ne peut 
agir et qui ne lui pr^tent leur concours, que s'il le leur demande 
d'une certaine maniere". Le caract^re de la religion d'un peuple 
est Timage plus exacte du temperament et des facultes de ce peuple, 
c'est pour ainsi dire, le fruit de ses entrailles, le resume de ses espe- 
rances et de ses terreurs, l'histoire de son ame ecrite sous l'influence 
du sentiment qui s'empare le plus completement de la nature humaine. 
Sua cuique civitati religio est (Cicero). In dem Spruch (der Odyssee): 
„Alle Sterbliche bedürfen der Götter", findet sich das natürliche 
Gefühl der Abhängigkeit zu einer höhern Macht ausgesprochen (s. 
Friedreich). 

* In Rom beruhte das üebergewicht des herrschenden Standes 
wesentlich auf der Ehrfurcht für die überlieferte Religionsverfassung, 
auf der üeberzeugung , dass nur durch die Geburt Berechtigte zu 
Vermittlem zwischen Gottheit und Menschheit bestimmt seien 
(s. Ambrosch). L'autorite religieuse (während der aristokratischen 
Herrschaft) enseignait, que Rome pouvait etre representee de- 
vant les dieux et devant les hommes, que per les descendants des 
Premiers Romains, les seuls qui eussent re^u de leurs peres le droit 
de consulter par les auspices la volonte des dieux, les seuls qui 
pussent exercer, sans la profaner, l'autorite absolue (imperium), 
autorite d'origine divine, confiee par les dieux, comme un depot 
sacre, aux curies patriciennes (Bouche-Leclerq) bis mit dem Ple- 
biscit Canulejus' die Zwischenheirathen erlaubt wurden. 

^ Im Hoo-Mana-Keiki, der Kinderzeugung in richtig abge- 
schlossener Ehe (gleichsam einer confarreatio, wie sie für den 
Flamen dialis verlangt war), wurde die Mana (oder inhärirende 
Autoritätsmacht über weltliche und geistliche Dinge) fortgepflanzt. 
Die lacedämonischen Könige wurden bei ihrer Krönung zu Priestern 



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Amnerkungen zu S. 47—48. 245 

des ZeuB geweiht (nach Aristoteles), die Ariki dagegeh standen 
durch ihre Gebart neben den Göttern. Der älteste Sohn, wenn auch 
von einer Sklavin, mochte bei den (republikanischen) Maori das 
Recht der Erstgeburt besitzen, aber nur der von einer ebenbürtigen 
Frau geborene galt als Ariki, in den „high Chiefs", (s. Taylor), 
going to heaven after death, whilst their inferior s went to Po. 
In Born war die ganze Gesetzgebung eine theologische (der 
Staat auf göttlicher Grundlage), in allem und jedem sprach sich der 
Wille der Götter aus, „la famille, eile aussi, etait consideree comme 
une association formee et maintenue par la nature, au profit de la 
religion" (s. Bouche-Leolerq); indem das sonst durch die Theogonie 
in der Aristokratie conoentrirte und diese mit den Vorrechten des 
Tabu ausstattende Göttliche hier durch die Weite des Volkes (und 
somit in sämmtlichen Institutionen) ausgebreitet lag, denn die Ab- 
scheidung der Patrioier, als adeliger Stand gegenüber der späteren 
Plebs, war erst ein secundäres Product geschichtlicher Entwickelung. 

* Solche, üoch ohne hierarchische Prätensionen dem Nach- 
denken hingegebene Einsiedler könnten dann, wie Orpheus und 
Hesiod neben Parmenides, Xenophanes, Empedokles und Thaies 
bei Plato unter die Philosophen gerechnet werden, für ihre indi- 
viduellen Himarbeiten, wogegen die kosmogonischen Mythen einen 
religiösen Charakter gewinnen, wenn auf der Breite des Volksglaubens 
in erblicher Stammestradition (oder vom Lehrer auf Schüler) fort- 
entwickelt (und unter gesellschaftlich zusammengedrängten Verhält- 
nissen der Stadtbewohner in Collegien gepflegt), die aus den esote- 
rischen Schätzen ihres Fanums nur populäre Versionen zum Gemein- 
gut hergaben. Sapienter, -aiebant, ad opinionem imperitorum fictas 
esse religiones (Cicero), und dann der Ausspruch des päpstlichen 
Löwen über gewinnreiohe Fabel. Infolge der von den Volksansichten 
hervorgerufenen Verwirrung verbot Augustus jede Einmischung der 
Politik in die Prophezeiungen der Chaldäer, jener Menschenklasse, 
die (s. Tacitus) et vetabitur semper et retinebitur. In dem „medici- 
nischen Orden" der Asclepiaden (s. Heiglin), besonders auf Cos (und 
Cnidus), waren die Mitglieder eidlich verpflichtet die (nach Galenus) 
erblichen Kenntnisse nicht zu enthüllen (s.Luoian). Aristoteles rechnet 
Hesiod zu den Theologen (s. Welcker) im Sinne von ^coXoyta bei Phe- 
rekydes und die Wahrsagungen (seiner (JiavTixdO sollten aus akarna- 
nischen Sehersprüchen geschöpft sein. 

Zu S. 48. ^ Die Vischnu als Erishna verehrenden Mahapurushia 
(Sankar's) dürfen keinen andern Gott anrufen (s. Hunter) im in- 
dischen Polytheismus, während im Monotheismus die neben den Gott 
gestellten Unter- oder Nebengötter lieber als Dämone (oder Engel) 
bezeichnet werden. 



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246 Anmerkungen eu S. 48 — 19. 

^ Das Herumtragen Lono's (Rongo^s) durch die Inseln bildete 
das nationale Jahresfest in Hawaii (gleich dem Umzug Hertha's). 

' Als tabuirt, gegen jede Verletzung geschützt waren die Busch- 
heiligthümer der Mongolen, und an Fosete's Wohnsitz auf Helgo- 
land durfte nichts berührt werden, kein Thier geschädigt, noch 
Wasser aus der Quelle entnommen (zu Willibrod's Zeit). Inter decreta 
pontificum hoc maxime quaeritur quid sacrum, quid profanum, quid 
sanctum, quid religiosum (Macrobius). 

Zu S. 49. ^ Nachdem die mit Gras und Kräutern bedeckte Flache 
der Erde, beim Aufsteigen aus dem Wasser, in Berge zerbrochen und 
gehoben war, schuf Tane-mahuta die Bäume und Vögel, während als 
Tiki-ahua, Ebenbild Tiki's der Mensch auftritt (formed of day and the 
red ochreous water of swamps), mit He Tiki, als heiliger Kopf knoten 
der Edlen, und in jedem Neugeborenen, neu als Gabe Tiki's (Po-Tiki) 
aus dem Po geschenkt. Bei anfangs formlosen Schöpfungen treten 
erst die Maui, und dann die Tiki als Bildner auf, den Alfen ver- 
gleichbar, als Ursprung von Allem gedacht (s. Wiborg) in skandi- 
navischer Mythologie. Als erster Mensch landet Tiki mit seiner 
Frau Pani (aus Hawai oder Tawai) auf Neuseeland, das damals schon 
von Eingeborenen bewohnt sein sollte. Taylor erklärt Maori als 
dunkel (uri, Blut oder das Herz). Uri also signifies the offspring, 
he uri Tangata, the beginning of man, as lost in darkness. In 
Hawaii gilt bei neuem Sekten als höchste Gottheit Uli, die dunkle 
Himmelsbläue, die, als alles durchdringender Aether, besonders für 
die Magie zu sympathischen Verknüpfangen sich brauchbar erweist. 
The word „io", commonly used for „god", properly means „pith" 
or „core" of a tree. What the core is to the tree, the god was 
believed to be to a man (s. Gill). In Maui's Karakia ündet sich 
oio als Anrufung. In Hawaii spielt oio in der Volksphantasie, als 
ein schreckbarer Gespensterzug alter Fürstenfamilien, gleich dem 
wilden Jäger, auch im Schein des Mondes (loh in Aegypten mit 
aus Nah und Fem dazu gesuchten Beziehungen). Als uranfanglich 
nur die Gotthejit Ihoiko existirte, verbreiteten sich (auf Tahiti) 
die Wasser, mit dem Gott Tino-Taata darüberflutend. Auf andern 
Inseln gilt der Name Io oder Oio als geheim (ein ayvcoaTo^ ^io^) 
und (wie auf Tokelan der Gott Tangaroa nicht genannt werden 
durfte) war auf Aneiteum (wo sich die Verehrung der Nat-moses, 
als Nat, findet) der Gottesname Nugerain unaussprechlich, gleich- 
sam nin Nara-yana, auf den Wassern wandelnd, und Comiücius (bei 
Cicero) non Janum sed Eanum nominat ab eundo. 

Nekea e Whakatau 

Ei runga a Havaiki 

Whakaturia to whare 



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Anmerkungen zu S. 49. 247 

Me ko te maru a io 

Nga tokorua a Taingahue 

I maka ki runga 

Hei tohu mo te rangi era 
(the oldest Maori prayers were these addressed to the sacred Io) in 
Bezug auf die Gottheit. Der Name des höchsten Wesens, Io oder 
louru, durfte nur von den Priestern ausgesprochen werden, wie 
Davis zufällig von einem Häuptling der Maori hörte. Witnessing 
my anxiety to obtain further information on the subjeot, he refu- 
sed to disdose any more Maori-secrets , as he oalled them, and 
politely referred me to an old priest, who resided about one 
hundred miles off. Patuone acted in precisely the same manner 
when an attempt was made by myself to procure from him some 
particulars regarding certain ancient Maori rites. It would appear, 
that the sacred trust oommitted to the priesthood was viewed with 
religions awe and no one could trifle with it, and come off un- 
scathed, its honour being guarded by a host of deities. Formerly 
these seorets were transmitted by the Pakenga, or fountain head 
to the tauira or disciples, the buildings, where these matters were 
respected being sacred, and all those present were made parta- 
kers , by the priest, of the same sacredness. (The old Maori possessed 
considerable true religious knowledge, shrouded in the drapery of 
tradition and legend). 

' Tu produxisti nos intra luminis oras, heisst es (bei Ennius) 
in der Anrufung des Eomulus (als ersten Menschen). Primus homo 
Aegyptiis Hephästus est (Eusebius), als Erster König (bei Diodor) 
und gleich diesem Pthah ist Tiki in polynesischer Mythologie zugleich 
auch der Bildner, die rohen Naturschöpfungen (zusammen mit Maui) 
gliedernd und verfeinernd. Mit Uranos verbunden gebärt Gäa neben 
dem Titanen Japetos (der durch seinen Sohn Prometheus an der 
Spitze der hellenischen Stammtafel steht) den riesigen Tityos (bei 
Homer), durch Apollo und Artemis (Leto's Kinder) getödtet, als 
das aus Nacht hervorgegangene Geschwisterpaar, Sonne und Mond. 
' Zu den Heldeigünglingen Samoas kamen die Himmelsmädchen 
aus Langi, und ähnlichen Abstammungen werden wir in Hawaii 
begegnen. Durch Kaitangata'sBuhm angezogen, kommt Waitatiii vom 
Himmel (Punga und Hema gebärend) bei den Maori, und ebenso 
eilte Langi's Tochter vom Himmel nach Tonga, durch Tubo und 
Vaia-aiou üli> die ihr Vater Tangaloa von Bolotu's heiligen (tu) 
Insel (Pulo) ausgeschickt hatte. Hesiod's 'Hpcdoyovba, als Fortsetzung 
der äeoYovCa, feierte (in den iioloLi ikiyoikai) die Heldenfrauen, die sich 
mit den heroischen Stammvätern verbanden. Die Maori unter- 
scheiden zwei Klassen, wie in Birma, wo sich die aus dem Byamma — 



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248 Anmerkungen zu S. 49—51. 

Himmel gekommenen Fürsten durch weiten Abstand vom Volk (aus 
Gras und Kräutern erwachsen) getrennt fühlten, und neben den aus 
halbfertigen Anfangen zu höherer Vollkommenheit entwickelten 
Menschen kannte Parmenides y^satv dväptSTCwv £^ tqXCoü. Nach 
Philostratos setzte Heraklit die Menschen ursprünglich (SfXoyov (den 
Alala anticipirend) auf die Staffeln des oupav^ou xX(fjLaxo(; (bei Philo). 

Zu S. 50. ^ Ten heavens are built of azure stone, one above 
another (in Mangaia). Nach Schöpfung der sieben Erden wird Hivel- 
Zivo von Moro-Eddar-boutho mit Schöpfung der sieben Himmel beauf- 
tragt (bei den Soubba). Der Sabäer fügte den neun Sphären die 
zehnte als höchste hinzu. Auf den Gilbert fanden sich drei 
Himmel (Karauwa), als Tealauna (unter der Sonnie), Watau (unter 
dem Donner) und Tenatau. In den Paumotou-Inseln wurden drei 
Erdschichten mit zugehörigen Himmeln unterschieden, in Tahiti 
(nach EUis) neun Himmel in Wolkenschichtungen. Nach den Ih- 
wan-as-safa ist jede der sieben Himmelssphären (mit Zufügung 
der der Fixsterne und des Thrones in der Neunzahl) ein Himmel 
für das unter ihr und eine Erde für das über ihr Befindliche 
(s. Dieterici). Die Voluspa nimmt neun Welten und neun Firma- 
mente an, wie auch neun Himmel gelten (s. Grimm). Zur Darstel- 
lung der mehrfachen Himmelsgewölbe zeigen die Hieroglyphenbilder 
Himmelsgöttinnen (drei bis acht) in gebogener Stellung übereinander 
(s. Roth), wie im Bild der Pe (bei Denon) die Göttin zwischen 
Füssen und Armen sieben Zonen umschliesst. 

^ Behua figurirt daher auch als der Erstgeborene (s. Short- 
land) unter den Kindern Rangi's mit Papa tua nuku. Der höchste 
Himmel ist Rangi-tihi. Auf Tahiti heisst der zehnte Himmel (Bewa) 
Te rai haamama no Tane (der luftige Himmel Tane's). Be-hu (s. 
Taylor), a flute (dissolving away, fainting, hazy, soft, mellow, dying 
away), Behu-rehu, the evening twilight (bei den Maori). 

' Der oberste der von Parmenides als Grenze bezeichneten 
Kreise befand sich in einem Feuerring. Stephanen appellat con- 
tinentem, ardore lucis orbem, qui cingat coelum, quem appellat 
deum (Cicero). Das höchste Wesen nennt die Snorro Edda (s. Wil- 
ken), „den, der die Wärme ausgehen liess" (med krapti thess er til 
sendi hit ann). 

Zu S. 51. * Bei Grey in der Form der Volksdichtung gegeben: 
Nachdem das durch Tawhaki's Buhm (als Besieger der Ponaturi) zu 
ihm niedergezogene Himmelsmädchen Tango-tango mit ihrer Tochter 
zum Himmel zurückgekehrt war, stieg Tawhaki an den bei seiner 
(von Blindheit geheilten) Ahngreisin üatakerepo herabschwingenden 
Schlingen hinauf, die Gestalt eines Alten annehmend, und dann 
wieder seine eigene, nach dem Auffinden seiner Gattin, worauf er 



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Anmerkungen zu S. 51. 249 

als Gott der Blitze im Himmel lebt und, seine Fusstritte dröhnend 
als Donner ertönen lässt. Die Xu (Intelligenz) geht zum Hirt als 
(im Gegensatz zu Pet oder unterer) oberer Himmel, und das Permhara 
führt die Seele (Pra) zum Axemou ouerdou oder Oberhimmel, mit 
dem Schatten (Sar) in Nuterchertet (verschieden vom unterweltlichen 
Duat). Nicht als Schattenbilder, sondern in lebenden Körpern be- 
wohnen Menelaus und Rhadamanthys die elysischen Gefilde. 

' Taki (Maui's Bruder) kletterte an Spinngeweben (wie Tezcatli- 
pooa in Mexico) zum Himmel (s. Yate), und mit Tawhaki, der den 
Menschen Nachricht vom Himmel brachte (wie aus dem Beinga 
Zurückkehrende von dort), wird auch Bupe (buddhistischer Rupe- 
Himmel) oder Maui-mua mitunter identifioirt, der, seine Schwester 
Hinauri suchend, schliesslich den Gedanken fasste (s. Grey): that he 
would ascend to the heavens to consult his gpreat ancestor Rehua, 
who dwelt there at a place named Te Putahi-nui-o-Rehua, and ' 
in fulfilment of this design he began his ascent to the heavenly 
regions. 

Rupe continued his ascent, seeking everywhere hastily for Rehua; 
at last, he reached a place where people were dwelling, and when 
he saw them, he spoke to them, saying: „Are the heavens above 
this inhabited?" and the people dwelling answered him: „They 
are inhabited.^' And he again asked them: „Can I reach those 
heavens?" and they replied: „You cannot reach them, the heavens 
above these are those, the boundaries of which were fixed by Taue." 

But Rupe forced a way up through those heavens, and got 
above them, and found an inhabited place; and he asked the in- 
habitants of it, saying: „Are the heavens above these inhabited?" 
and the people answered him: „They are inhabited." And he 
again asked: „Do you think I can reach them?" and they re- 
plied: „No, you will not be able to reach them, those heavens 
were fixed there by Tane." 

Rupe, however, forced a way through those heavens too, and 
thus he continued to do until he reached the tenth heaven, and 
there he found the abode of Rehua. When Rehua saw a stranger 
approaching, he went forward and gave him the usual welcome, la- 
menting over him; Rehua made his lamentation without knowing, 
who the stranger was, but Rupe in his lament made use of prayers, 
by which he enabled Rehua to guess, who he was. 

When they had each ended their lamentation, Rehua called to 
his servants: „Light a fire, and get everything ready for cooking 
food." The slaves soon made the fire burn up brightly, and brought 
hollow calabashes, all ready to have food placed in them, and laid 
them down before Rehua. All this time Rupe was wondering 



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250 Anmerkungen zu S. 51. 

whence the food was to come from, with which the calabashes, 
whioh the slaves had brought, were to be fiUed; but presently he 
observed that Behua was slowly loosening the thick bonds whioh 
enveloped hie locks around and upon the top of his head; and 
when his long locks all fioated loosely, he shook the dense masses 
of his hair, and forth from them came flying flooks of the Tui 
birds, which had been nestling there, feeding upon insects, and as 
they flew forth, the slaves caught and killed them, and fiUed the 
calabashes with them, and took thenl to the fire, and put them on 
to Cook, and when they were done, they camed them and laid 
them before Rupe as a present, and then placed them beside him 
that he might eat, and Kehua requested him to eat food, but Rupe 
answered him: „Nay, but I cannot eat this food; I saw these birds 
loosened and take wing from thy locks; who would dare to eat 
birds that had fed upon insects in thy sacred head?" For the 
reasons he thus stated, Rupe feared that man of ancient days, and 
the calabashes still stood near him untouched [Arnarkuagsak für 
Fische]. At last, Rupe ventured to ask Rehua, saying: „0 Rehua, has 
a confused murmur of voices from the world below reached you 
upon any subject regarding which I am interested?" And Rehua 
answered him, yes, such murmuring of distant voices has reached 
me from the Island of Motu-tapu in the world below these (worauf 
Rupe, in einen Vogel verwandelt, dorthin fliegt, seine Schwester 
findend). 

• Ishtar's Besprengung mit Lebenswasser fand in der Unterwelt 
statt. Am Schlüsse der Schöpfung (zur Verjüngung von Sonne und 
Mond) liess Tane-mahuta das Lebenswasser (Wai ora Tane) hervor- 
sprudeln, also als Gott der Bäume aus den Wurzeln derselben, wie 
sich unter YgdrasiPs zweiter Wurzel als Urquell (s. Lüning) der 
Brunnen Mimir's findet. Im Hinblick auf die stete Erneuerung des 
Mondes im verjüngenden Bade sagen die Maori (s. Taylor): Man 
dies and is no more seen, but the moon dies and plunging into the 
living waters Springs forth again into life (als Bild der Wieder- 
geburt, wie bei den Hottentotten, Eskimos u. s. w.). Andere Ge- 
müther sind gleichgültiger, und dass mit dem Tode alles zu End^ 
sei, haben Reisende vielfach als Sprichwort bei Negerstämmen be- 
richtet, und dabei lässt sich an die während der Festmahle der 
Aegypter kreisende Mumie erinnern, als Memento mori, das Leben 
zu gemessen, so lange es sich beut. Von der Schöpfung, heisst es, 
könne man nichts wissen, weil niemand dabei gewesen, und auf 
seine kosmogonisohen oder sonst religiösen Fragen erhielt Dobriz- 
hofer unter den Abiponem die Antwort, dass man sich um solche 
Dinge nicht gekümmert habe. In Westfalen gilt es (nach Weddigen) 



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AniHerkangen zb S. 61 — 52. 251 

als Sprichwort „wie der Baum fällt, so bleibt er liegen" (da die 
religiösen Lehren über Unsterblichkeit und ewiges Leben nur dazu 
dienten, die Leute im Zaume zu halten). „Dennoch wird ein künf- 
tiger Historiker von den Deutschen des 18. Jahrhunderts berichten, 
dass der Glaube an die Unsterblichkeit allgemein gewesen" (setzt 
Klemm hinzu), und dies Hesse sich in vielen Tonleitern singen. 

^ So gilt Nout, sous la forme d'une femme courbee au-dessus 
de la terre, als Schutzgöttin der Eingeweide im Sarkophag der 
Mumie, und sie wird auch dargestellt dans un sycamore versant 
aux ames l'eau Celeste qui les renouvelle (Pierret). Ihr gegenüber 
ist Seb, das Symbol der Erde, männlich, also im umgekehrten Yer- 
hältniss wie bei Uranos oder Gaea (mit dieser als Mutter jenes) 
und auch Here, mit Deutung auf eine Erdgöttin (s. Schömann) 
steht, als untere Luft, tiefer als Zeus. Im „Wechsel männlicher und 
weiblicher Gottheiten" (s. Grimm) werden die bei Wuotan als Emte- 
gott angeführten Formeln und Beime in andern norddeutschen 
Gegenden geradezu auf eine Göttin übertragen (als Fru Gode). Die 
Sonne wird weiblich betrachtet (bei den Maori), der Mond männ- 
lich. Die Germanen nannten den Mond hermon, lunum dominum 
(der her Man). Wie Mani (Sol's Bruder in der Edda) auf Mann, 
führt der polynesische Name des Mondes (in Hine) auf die Frau. 
Sin (der Mond) ist weiblich zur Sonne und männlich zur Erde 
(s. Lenormant) bei den Chaldäern, und Men (der Phrygier) an- 
drogynisch. 

Zu S. 52. ^ Hei besitzt Gewalt über neun Welten. Hei steht zu 
Loki, Sohn Farbautr's, aus dem Eiesengeschleoht der Äsen zwischen- 
geschoben, als Tochter, „während man in dieser Erdgöttin doch 
eher eine Mutter (wie die Grendel's im Beov.) oder Grossmutter 
(wie die des Teufels) vermuthen sollte" (Wilken), und so findet 
Maui (dunkler Herkunft) in der Unterwelt seine Ahnmutter, um 
mit ihr seine geföhrlichen Possenstreiche zu ti*eiben. Den übrigen 
Göttern (mit himmlischer Herkunft verknüpft) gegenüber macht sich 
oft ein feindliches Yerhältniss fühlbar, wie bei den Giganten als 

* Hinter dem Tempel der unterirdischen Demeter (bei Her- 
mione) galt ein Erdschlund auf einem mit niedriger Mauer um- 
friedigten Platz (des Elymenos) als der kürzeste Weg zum Hades 
(nach Strabo), neben den unterweltichen Eingängen zu Troezen und 
Lerna, während Herakles am Vorgebirge Tänaron oder an der 
Küste des pontischen Herakleia in die Unterwelt gestiegen, Theseus 
und Peirithoos in Kolonos am Sikelia-Hügel (beim Eumeniden-Hain). 
Mit den Wanderungen nach Hesperien rückte das (von Odysseüs 
bei den Kimmeriern erreichte) Todtenreich weiter westlich (zum 



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252 Anmerkungen zu S. 52—53. 

ägyptischen Amenthes), nach Tartaros oder Tartessos, bis die Inseln 
der Seligen im grossen Meere gesucht wurden (s. E. Hofinann). 
Auf Mangaia fand sich bei Aremauku der Eingang zur Unterwelt. 
Wenn derselbe aber nicht deutlich ist, so treiben sich die Seelen in 
Höhlen umher, bis sie einen Verständigen unter sich als Psycho- 
pompös gefunden, und folgen dann unter seiner Leitung dem Laufe 
der Sonne, um da, wo sie niedergeht, gleichfalls durch die Oeffnung 
in die Unterwelt einzuschlüpfen. Cette grande porte de la region 
du Netor-xer (Heu funebre), qui est mysterieuse pour les humains, 
les mänes n'en connaissent pas le chemin, ceux qui sont paimi les 
morts ne Patteignent pas, c'est celle oü passe le soleil pour voir 
les deux mondes dans la region d'Ager, oü Fa acoompagne oet Osiris 
(s. Deveria). Die Eskimos geben einen Spürhund mit zum Führer 
(oder doch seinen Schädel). 

« Das Seufzen der vorüberstreifenden Seelen (s. Claudian) wurde 
in Armorica gehört, wo die Einschiffung stattfand (nach Procop), 
um sich dem irischen Todtenrichter Samhan vorzustellen. 

Zu S. 53. * Die weibliche Form Miru in der Unterwelt Mangaia's 
erscheint als die männliche Milu's (eines, gleich Minos, nieder- 
gestiegenen Königs) in der Hawaii's, und die dort unter ihrer Herr- 
schaft stehenden Seelen ziehen in Tahiti zu den Himmelshöhen auf 
Meru, der sich in Indiens Mythologie als Berg erhebt, wie in der 
Geographie Ostafrikas, wo für das weit gebietende Meroe (auf per- 
sische Grundlagen unter Eambyses bezogen) der alte Name Saba 
(bei Josephus) überliefert ist, auf Südarabien deutend und fernere 
Seezüge. In Babylon führt Merodach, Herr der Geburten (der Wieder- 
geburt aus dem Ableben) den Titel eines „gerechten Fürsten der 
Götter", wie mancher Todtenrichter (wenn auch aus naheliegenden 
Gründen eher streng und grausam gescholten), und wenn (bei Euri- 
pides) [kipo^ für (Aoipa (fatum) steht, so lag das Gerechte in der 
Nothwendigkeit. Ehe Maruduk der Merodach, als Gott der Haupt- 
stadt, an die Spitze des Pantheon gestellt wurde, wanderte er im 
Auftrage seines Vaters Hea (Herr der Tiefe) auf der Erde umher, 
Erkundigungen einziehend (die dann beim Todtengericht Zeugniss 
ablegen würden) und Merat wird von den Töchtern Krok's bei 
seinem Tode gebeten, ihn leuchtend zur Ewigkeit zu geleiten 
(s. Hageck). Mit dem Beich ürukh's in Sumir (Su-Mir) beginnt 
(an Akkad angeschlossen) die Geschichte Babyloniens«. Als Ge- 
mahlin des Aethiopierkönigs Merops ergab sich Elymene dem Helios, 
um Phaethon zu gebären, der sbnst als Kind des Klymenes gilt 
mit der Okeanide Merope (während Merope, Tochter des Atlas, mit 
Sisyphus, der den Thanatos fesselt, vermählt, sich in den Plejaden 
verbirgt). Dionysos wurde zum Mti{>of^oL<p-^<;, als von Zeus aus den 



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Anmerkungen zu S. 53. 253 

seine Matter verzehrenden Flammen gerettet und Apollo bewahrt 
in dem Leichenbrand der (wegen Ehebruch mit Ischys durch Ar- 
temis getödteten) Coronis, Tochter des Phlegyas, seinen Sohn Aes- 
culap, dessen Jünger für ihre priesterärztliohen Geheimsohulen 
einen Mittelpunkt auf Kos fanden, in ägäisohcr Inselwelt. Dort lag 
Lesbos in der Macariagruppe , wohin Maoar flüchtet, Sohn des 
Helios, und Merops, der Seherkönig von Rhyndakos, wai* Maoar 
oder Macareus beibenannt. Als Sohn des Poseidon seinen Charakter 
als Seefahrer bekundend, gründet Triopas die Stadt Triopion in 
Earien, und dem bei Sundas als Aegypter oder Kreter (karischer 
Färbung) aufgefassten Xanthus (Sohn des Triopas mit Oreasis) wird 
pelasgische Ansiedelung zugeschrieben auf Lesbos oder Mitylene, 
wo mit der ionischen (oder javanischen) Einwanderung Macareus 
(der seine Tochter mit Lesbos vermählt) zuerst feste Gesetze in 
Schrift gebracht habe. Und solche walteten milde auf den Maxdipcov 
v^ooi, den Inseln der Seligen, bei denen sich die Vorstellungen 
des westlich entschwundenen Todtenreichs mit den in der Höhe er- 
sehnten, vermengten, fteiXav Aib^ o$ov 7cap& Epdvou -nipaiv, iyt^a fxaxdi- 
p(i)v vijao; (dxeavi^EC aupai icepiicvev^oiatv (Pindar), die rechtschaffenen 
Seelen. Pythagoras fand die makarischen Inseln in den Sternen und 
in Sterne verwandeln sich die guten Seelen (bei den Nagas), wäh- 
rend die sohlechten (nach mannichfachen Wandelungen) zu Bienen 
werden. Aehnlich mit Alaa (als Theil eines Ganzen im Begriff der 
Gleichheit) ist auch die Ableitung der Mofpa (s. Friedreich) mit dem 
ursprünglichen Begriff des Zugetheilten (von (ie(po(jiai). Zeus ver- 
theilt „die Schicksale der Menschen nicht immer nach eigener 
Willkür, sondern nach dem Gesetz des Schicksals", durch die xct- 
Xavra, worin (die Richtung des Karma zu bestimmen) die Folgewir- 
kungen (des Kuson und Akuson) abgewogen werden (unter dem 
Dharma), und die praktisch-nüchternen Japaner mögen in Aeschylos' 
^iuxooracjfa bereits die lebenden Körper wägen, über dem Abgrunde 
des Tempelbezirkes schwebend (wie abconterfeit zu sehen). 

^ Im griechischen Schattenreich gähnten unter den Asphodelos- 
wiesen (wohin man an Persephone's dürrem Hain und dem Haus 
des Hades vorüber gelangte) die Tiefen des Erebus bis zum Tar- 
tarus. Der von Lucian an Aeakus übergebene Schlüssel hiess später 
der Höllenschlüssel (um ihn von dem des heiligen Petrus zu unter- 
scheiden). Awakea (Vakea) öffnete (in Hawaii) die Thore der 
Sonne. Avakea ka mea nana i wehe ke pani o ka la, kahi i noho 
wi o kanonohiokala: Avakea war 'es, der die Thore des Tages öff- 
nete, wo Kanonohiokala (Augenball der Sonne) weilt. Dagegen wird 
von dem verhassten Fürsten Milu gesagt, dass er, in die Unterwelt 
gegangen, ein Beich zu gründen, als He alii no lalo o ka po, ka 



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254 Anmerkungen zu S. 58, 

haku o ka pouli (der Häuptling in der Tiefe der Naoht, der Fürst 
des Nachtdunkels), als Minos (neben blondem Rhadamanthys). 

3 Da der beim Begräbniss mitgegebene Taro dort nicht weiter 
angebaut werden konnte, blieben nur Motten zur Nahrung oder 
(wie im Compartment Pairau auf Mangaia) Fliegen. Auch von Excre- 
menten als Speise erzählten aus der Unterwelt Zurückgekehrte, und 
dem auf Alatana (in den Neu-Hebriden) für einen Abgeschiedenen 
gehaltenen Matrosen wurde Urin zum Trinken angeboten. Für das 
Wohlbehagen der Abgeschiedenen ist richtige Erkennjbniss der Lei- 
chenceremonien, wie sie Veetini, der zuerst auf Mangaia gestorben, bei 
der Eückkehr aus der Unterwelt lehrte, unerlässliohe Vorbedingung, 
niedergelegt im ägyptischen Per-m-hara (sortir du jour). So finden 
sich -minutiöse Leichenceremonien, wie bei den Mongolen, nach 
den Jahrzehnten geregelt, noch sonst überall, im Volksglauben 
überlebend, und auch bei den Pythagoräern (s. Plutarch) bedurfte 
es eines richtig angestellten Begräbnisses als Vorbedingung zum 
künftigen Wohlergehen« 

♦ In Mangaia's Unterwelt kocht Mira die Seelen, deren sie 
habhaft wurde, im Ofen, um sie so zu essen, und bei der Alten im 
Eisenwald (jarnvidr) nährt sich der Wolf Fenrir vom Mark er- 
schlagener Männer (in der Voluspa). Das Abschaben der Knochen 
durch die Götter zur (seelischen) Beinigung des Verstorbenen 
bedingt in Polynesien die Heiligkeit der dazu gebrauchten Muschel, 
während der Dämon Eurymenos einer solchen nicht bedarf, da er 
(mit seinen Hauerzähnen, als Bakshaki) das Fleisch der Todten im 
Hades (wie Pausanias von den Fremdenführern in Delphi hörte) 
abnagte bis auf die Knochen. Bei den Apalachiten haust Cupai in 
der Unterwelt, und sonst kennen die Indianer die Todesgöttin 
Ataentsie, die den zu ihr niedersinkenden Gestorbenen das letzte 
Blut aussaugt. Die Knochenreinigung oder Hahunga wurde von den 
Ng^uhi schon beim Begraben beobachtet, sonst dagegen (unter den 
Nachbarn) beim Wiederaufgraben (Buka tanga tuarua oder Wakanoa 
tanga tuaraa). Das l^idcdXav, worin (nach dem Tode des Kriegers) 
die Seele lebendig bleibt (bei Pindar), trat dann mit dem nächsten 
Schritt in das Idol (oder Tiki) über. Wenn die Seelen, wie in Ta- 
hiti, von dem Atua verschlungen wurden, geschah es zur Reinigung, 
wogegen der Araber jede schmerzhafte Todesart der durch Hängen 
vorzieht, bei der sich die ausfahrende Seele veranreinigen könnte. 

^ Die dortigen Seelen konnten also nicht so lieblich riechen, 
als wie im Paradies des „duftenden'^ Rohutu (Rohutu Noanoa) der 
Areoi, xal xaXco^ *Hp(£xXeiTOC elicev, oxt ar\|>yxa\ oap-övrot xab* aSiiv 
(Plutarch), und jetzt selbst im Leben. Als F^inriecher war Jam- 
blichos berühmt, doch scheinen die Seelen, die er gerochen, nur 



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AmnerkuBgen zu S. 53—54. 255 

todte gewesen zu sein, weil mit einem Leichenzug verknüpft, wogegen 
allmäMiclL sich selbst lebende Seelen der Nase und ihrer Weisheit 
aufzudrängen beginnen. Die aus dem von Prometheus zum Formen 
des Menschenvolkes in Phokis gebrauchten Lehm übriggebliebenen 
Backsteine bei Panopleus rochen den Priestern (zu Pausanias' Zeit) 
nach Menschenhaut. 

Zu S. 54. ^ Nachdem die aus den Würmern der Schlingpflanze 
auf Tangaroa's Fels entstandenen Menschen durch Naio gegliedert 
waren, brachte Turi die Seele (s. Heath). Waren die Seelen zur Rei- 
nigung von einem Atua gefressen, so galten die Neugeborenen als 
Götterkoth, bis sie (in Samoa) durch die Weihe von dem Schutz- 
geist ihre Seele erhalten und Todtgeborene auf Tahiti bleiben Tia- 
taeatua (Excremente der Götter). So konnte in den Depositen 
auf dem Grab des Tuitonga der gute Wille ausgepresst liegen, 
ihm, dem in dem Ueberfluss der Inachifeste Verwöhnten auch in 
der andern Welt noch eine genussreiche Mahlzeit zu bereiten. 
Lorsqu'un indigene vient d'expirer, son äme demeure sur les 
branches des arbres qui environnent la case, et chante d'un ton 
lamentable comme un oiseau blesse, jusqu'ä ce qu'elle soit recueillie 
par un passant. Des que Ton apprend qu'une äme voltige ainsi de 
brauche en brauche, plusieurs sauvages viennent ä la file, courbes 
en deux, frappant deux petits moroeaux de bois l'un contre l'autre 
en disant a demi voix: Pst, pst, pst. L'äme quelquefois demeure 
sur l'arbre sans repondre ä l'invitation, le plus souvent eile entre 
dans la bouche du premier de la file, sort par Tautre extremite, 
entre dans la bouche du suivant, en sort de la meme fagon et 
ainsi de suite jusqu'au dernier, oü eile reste definitivement, erzählt 
(aus West-Australien) le P. Salvado (s. Berengier). 

* Ellis erwähnt, dass, den Göttersagen der Polynesier zuhörend, 
er oft gedacht habe, dass, wenn aufgeschrieben, „they would fumish 
ample materials for legbnds rivalling in splendour of machinery and 
magnificence of achievements the dazzling mythology of eastern 
nations." 

'In White's Lectures etc. findet sich die folgende Version: 
A man called Patito having died, left a son, who was a very brave 
man and a report of his bravery having been carried to the world 
of spirits by some of the departed, it roused the martial ardour 
of the father, who in his time was considered to be a most expert 
spearsman, and he therefore visited the earth with a determination 
of testing the ability of his son by a contest with him, during the 
engagement. The son was unable to ward off his father's thrusts, 
who being satisfied in having thus overcome his son, returned to 
the other world. 



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256 Anmerkungen zu S. 54—55. 

* AchilleuB dagegen freut sich der ruhmToUen Thaten seines 
Sohnes, als er im äades durch Odysseus davon hört. Unter epi- 
scher Ausschmückung kann dann wieder Mythisch-Religiöses dui*ch- 
scheinen, wenn in Bangi's goldenem Zeitalter, um den Tod in die 
Welt zu bringen, der aus Bono's Unterwelt aufsteigende Tukai- 
tana den unberührbaren und bis dahin unbesiegten Heros Ma- 
toetoea im Kampfe erschlägt und dann die Kunst der Waffen- 
verfertigung gelernt wird (auf Mangaia). Das (wie Ukko's Reich 
unter den Finnen) friedliche Gullaldr wird (bei Snorri) erst durch 
die Riesinnen aus lotunhein zerstört. 

^ Und wie in Australien Kriege besonders aus dem Streit um 
Frauen entstehen, so oft in Neuseeland, wo, wie Taylor erzählt, 
die schöne Helena von den um sie kämpfenden Taua oder Kriegs- 
parteien zuweilen in Stücke zerrissen wird. Sonst ähnelten die 
Fürsten der Maori den Homerischen, in ihren Ansprachen und 
Wechselreden, nicht nur, sondern auch in der Schlacht, denn „the 
battle was chiefly a treat of skill and strength between the prin- 
cipal Chiefs", indem die mitziehenden Sklaven (als Knappen) selten 
am wirklichen Kampfe theilnahmen. 

' Zur Erduldung des schmerzhaften Moko wirkte das Motiv 
mit, dass, wenn in die Hände des Feindes fallend, ein schön täto- 
wirter Kopf auf dem Turuturu (oder Kreuzpfahl) der Bewunderung 
Aller ausgestellt sein würde (s. Taylor). 

^ Die im Vollgefühl der Gesundheit sich selbst gewisse Persön- 
lichkeit kümmert wenig das einstige Geschick, das den vagen 
Seelenhauch betreffen möchte, und wenn auch Herakles als Schein- 
bild (ein ägyptischer Schatten der Mumie) im Hades gesehen wird, 
mochte (in Homer's Gesängen) er selber (auTo?) doch im Kreise se- 
liger Götter weilen. Ob grausig oder lustig wählt Jeder gern den 
eigenen Theil, wie der Friesenkönig Radbod den angebotenen Tausch 
zurückwies. Puisque nos peres y sont, nous ne voulons pas mieux 
qu'eux, nous pouvons bien y aller aussi (en Enfer), wie der Caraibe 
antwoiiiete (s. De Brosses). 

Zu S. 55. ^ Den Druiden (nach Lucan) war der Tod der Mittel- 
punkt eines langen Lebens, und sie glaubten (nach Caesar) „non in- 
terire animas, sed ab aliis post mortem transire ad alios", also eine 
Seelenwanderung oder (wie den Ghaldäem Diog. Laert. in der Auf- 
erstehung zugeschrieben) eine Unsterblichkeit (Yal. Max.), „animas ho- 
minum immortales esse". Dagegen mati, mati sudah (mit dem Tode 
alles zu Ende) heisst es auf den Arn (s. Kolff ) und „Our bodies rot 
in the grave and there is an end of it, who knows more" bei 
den Nagas (nach Hunter). 

* In der ersten Nachtstunde betritt der in Ouemes eingehende 



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Anmerkungen zu S. 56. 257 

Sonnengott das Feld Nte-mu-ra (im untern Himmel) der Götter 
Henba-v-ah-u (den Leicbenceremonien entsprechend), in der zweiten 
das der Bau-Sebau (ämes du ciel inferieur), in der dritten das der 
Bau-steta-u (ames mysterieuses), in der vierten (für den in die Mj^- 
sterien Eingeweihten) die Region Anx-xepera (vie des transforma- 
tions), in der fünften die Region Ament, in der sechsten das Feld 
üa-u-nte-uaa-n-Ra, in der siebenten (unter Rüoktreibung der Schlange 
Haber) durch die Schlange Mehen (als achter), in der neunten durch 
die Felder (neu erwachenden Thebens) unter Horse-u-neter-u's (l'Horus 
des bassins des dieux) Schutz, in der zehnten durch Xeper-anx 
(production de vie), in der elften durch die R-dod-gerer-t-apet-a- 
xau-t-u genannte Localität, in der zwölften (aus der Tiefe hervor- 
tretend) zur Vereinigung mit dem Körper Nut's (Pether personnifie), 
naissant de lui-mlme (s. Deveria). Ceux qui sont dans cette com- 
position eux-memes se joignent au dieu Soleil dans le Ciel (oe mythe 
est le mystere du serpent de la vie des dieux ä sa demeure du ciel 
inferieur). So wurde in den Mysterien die Idee des Fortlebens 
magisch mit dem Sonnenlaufe verknüpft, und in diesem praktischen 
Interesse tief eingreifendster Bedeutung lag der Kern des Solaren- 
Cultes, während die aus abirrenden Strahlen durch gelehrte Tände- 
leien gedeuteten Mythen dem gerauschvollen Volkstreiben weder 
Aufmerksamkeit, und noch viel weniger Hingabe, abgewonnen haben 
würden. Eine Doppelverknüpfung mit dem Monde, in dessen sicht- 
bare Wandlungen die Bewegungsquelle hervortretender Erschei- 
nungen verlegt wurde, brachte dann, nur der Priesterweisheit ver- 
ständliche, Rechnungsoomplioationen zu Wege. 

' Die Sonnenflecken sind für die Maori die Schatten kämpfen- 
der Krieger, die dort, wie bei den Natchez (welche die übrigen 
Seelen in Thierleiber verbannten) eingezogen sind. In Hawaii 
wurden die Fürstenseelen an Kaonohiokalo (Augenball des Luft- 
kreises) zugeführt. 

* Wenn allein genannt, ergab sich die Vorstellung eines ein- 
samen Himmelsbewohners, wie in Enos, wogegen Khasisatra oder 
Xisuthrus im Silberhimmel von denjenigen Seelen (ütukku oder 
Seelendämon) vergesellschaftet wurde, die durch die an Ea geweihten 
Gebete vom Hinabsteigenden in die Unterwelt (kur nude oder 
matla tayarti) bewahrt waren. Auf Izdhubar's Gebet beauftragt der 
Gott Ea seinen Sohn Mardouk, den (vor der Heilung durch Kha- 
sisatra gestorbenen) Eabani aus der Unterwelt in den Himmel zu 
versetzen. 

* Die bei Taranaki wohnenden Stämme hatten die ünsterblich- 
keitslehre systematisch ausgebildet, und wurden hier, nach Aufhängen 
der bei dem Wiederausgxaben reingeschabten Knochen, die ent- 

BASTiAir. X7 



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258 Anmerkungen zu S. 55. 

sprechenden Karakia gesprochen , um durch die verschiedenen Him- 
melshallen aufzusteigen, womöglich bis zur achten, da sich dort erst 
Befriedigung einstellt (s. Taylor). Whakaira ata to araki te rang! 
(Steig auf, den Weg zum Himmel). Als Tekauae in der Hölle 
(Aitataki's) durch die auf den Magen gebundene Kokosnuss das 
halbgeformte Scheusal Miru (wie Hei halb fleischfarbig, halb leichen- 
blau gemalt wird) im Essen der Centipeden getäuscht hatte und auf 
die Oberwelt zurückgesandt war, lehrte er die Unsterblichkeit im 
lieblichen Lande Joa unter Tukataua's Schutz (s. Gill). Dieser kritische 
ümbildungsprocess der Religionen findet seine Parallelen in allen 
Erdtheilen, wie früher vielfach, wo sie sich boten, hervorgehoben. 

* Auf Rarotonga gehen die Seelen der in der Schlacht Gefallenen 
zu Tiki (dem zuerst so Gestorbenen), der, an der Schwelle seines 
langen Hauses sitzend, sie dort empfängt, um in Odin's salir (mit 
coelorum palatinae sedes) zu schwelgen. Auf Puka Puka gehen die 
Geister nach Reva's Haus zum Tanze. Auf Mangaia werden die 
herabgestiegenen Seelen von der schrecklichen Miru, der Rothen, 
oder Miru Kura (einarmig, einbeinig, einbrüstig) durch Kava be- 
täubt, um im Ofen gekocht und gegessen zu werden, während die 
der in der Sohlacht Gefallenen, als Grillen zirpend (wie bei den 
Czechen als Vögel hüpfend), wenn niefit verschlungen von dem 
gelegentlich aus der Tiefe steigenden Rongo (der sie dann wieder 
von sich gibt, wie Kronos seine Kinder), in die Weite springen 
(kura rere kite meneva), um als Wölkchen (in Tiairi oder Poepoe) mit 
den Lüften zu treiben. Wenn die Seelen zu besserm Geschicke einem 
'Apx^jJLopog als Erstgeborenem (einem zuerst so Gestorbenen) folgen, 
freuen sich die Nachgebliebenen in den Eampfesspielen der Akaoa, 
wie sie die Fürsten in Nemea zu Ehren des Opheltes (s. AppoUodor) 
einrichteten, als stehendes Institut, während im Ta-i-te-Mauri oder 
Geistertödten (auf Mangaia) die Freunde (Akaoa) zur Bekämpfung 
der Dämone (Mauri) von District zu District zogen. Das leitet 
weiter zu der langen Reihe von Reinigungsceremonien, in Guzco, 
Delos, Mexico, Sibirien, Arabien und Polynesien, wie bereits oft 
genug angedeutet, um es diesmal beiseite lassen zu können. 

^ Im Zerreissen der Götter, des Osiris, Dionysos u, s. w., oder 
ihres Propheten (wie Orpheus) sollte das Seelische plötzlich und lauter 
frei gesetzt werden, ohne sich im Ansaugen des letzten Losringens 
im Körperlichen zu imprägniren, und zugleich völlig fortgeschafft, 
da es, als seinem materiellen Bestandtheile nach nicht in ein Nichts 
verkehrbar, sonst nicht hätte zerstört werden können, j^^ädtpiou^ 
(bei den Gelten) xa« <J>uxac xat tov xdajjLOv ^Tcixpaxiliaetv Ös kqxz xal 
-wCp xa\ uSwp (Strabo). 

* Die Fürsten Samoas schwelgen in einem jenseitigen Glads- 



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Anmerkungen zn S. 55 — 56. 259 

heimr an der Tafel Saveasuileo's und schon im Leben weihen sie 
deu Göttern den Ava- Trank (ein vedisches Soma), gleioh den (zn 
St.-Columban'8 Zeit) auf Wodan's Ehre trinkenden Alemannen. Auch 
im hawaiischeu Todtenreiche Milu's (im Gegensatze zu dem asceti- 
sohen Wakea's) gab es (wie auf Kailasa trotz der Büssungen des 
Maha-Rüsi) allerlei Freuden, und sein Bestehen datirt seit dem 
Niedergange des alten Königs, wie das Reich des Hades erst mit 
der Aemtervertheilung unter Zeus , als Sieger in der Titanenschlacht, 
begründet wurde, da es zu den Zeiten des Üranos und Eronos noch 
nicht existirte, obwol sich damals bereits der TaHarus auf dem 
untern Theile des Gewölbes als Bei^ erhob (s. Flach), als Unter- 
lage für den weitem Aufbau eines indischen Centralberges in Meru. 
In Rom, wo früher Vestalinti^n (einst Dienerinnen des Rex) als Bei- 
speise der Opfer nur die liba buken (wie die Sonnenjungfrauen 
die Kuchen des Inca), wurde der Wein von Numa (s. Plinius) zu- 
gefügt (als saorima an Winzerfesten). Der Guttus zum tropfen- 
weisen Verschütten wiederholt sich in peruanischen Formen unter 
zugefügten Stimmen des heiligen Thieres. 

* Die aufwärtsgehende Tendenz wurde erleichtert, indem die 
Kelti]}erer die Leichen der Gefallenen auf dem Schlachtfelde liegen 
Hessen (s. Sil. Ital.), eine Beute der Geier, von denen sie aufwärts- 
getragen werden konnten (und so bei Parsen). 

Zu S. ÖG. ^ In Californien verbannte der grosse Geist Nipa- 
rayan, weil (dem Nipan zugewandt) die Kriege hassend, die in der 
Schlacht Gefallenen aus dem Paradies, sodass diese nun bei Tuperan 
(Wac) Aufnahme zu suchen hatten. Auf Nuhwa dagegen war Gott 
Tupa, wie die bei Hau Tupa in der Bai Collet zurückgelassenen 
Treppenstufen beweisen (sl Egriaud de Vergnes), zum Himmel ge- 
stiegen, und dort verklärt sich Tawhaki (in Transfiguration) zum 
blitzenden Donnergott (gleich dem Gott Tupan brasilischer Tupi). 

' Unter friedlichen Verhältnissen war die gewaltsam dem Leben 
entrissene Seele als unstet schweifend gefürchtet, weshalb man sie 
auf den Mariannen in Chaysi's Gefängniss einschloss, wie die zwi- 
schen ehernen Wänden eingeschlossenen und mit Eisenketten ge- 
fesselten Titanen Hesiod's von den Hekatoncheiren bewacht wurden. 
Früher sassen diese stumpf hinbrütend in Dunkelheit, bis sie der, 
durch Zeus vom Olymp gebrachte. Nektartrank belebte, und der 
von Cook zuerst ausgetheilte Rum hiess (bei den Eingeborenen der 
Maori-Inseln) : Te wai toki a rangi (Cook's sweet water of heaven). 

* Die Folge der Weltentstehungen und Weltzerstörungen, so- 
wie der ganze Cyklus des Werdens kann nie das buddhistisch ne- 
girte Ursein berühren, weil nur innerhalb eines jedesmaligen 
Schöpfungskreises verlaufend, in welchem, wie bei Empedokles 

17* 



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2G0 Anmerkungen zu S. 56. 

(als ^60< aL\x^poTo<; begrüsst), die Seelen verschiedene Geburt« Wechsel 
durchwandern, wenn im Himmel bevorzugt, als langlebige (nicht 
jedoch unsterbliche) Götter weilen, auch unter Reinigungen (in 
Dichtern, Aerzten, Fürsten besonders, wie er meint) höher [zu 
Rupa- oder Aripa-Terrassen] aufsteigen mögen (in 30 bis 40 Himmel, 
im persischen Gnosticismus auf 365 vermehrt), aber nur in dem 
himmlischen Ideal des Sphairos sich von dem (im Buddhismus allem 
Zusammengesetzten anhaftenden) Verfall der Mischung und Schei- 
dung des Gemischten (piCSt? te 5tcltAa£t; xe jjLty^Twv) loslösen könnten. 
Da die apx«'- als Elemente (in den Körperbestandtheilen auf Zahlen- 
bestimmungeu zurückgeführt) auch seelisch festgehalten werden (in 
nebeneinander bestehenden Seelen), so würde das den vier Seelen- 
bündeln entsprechen mit der Rupakhanda als fünftem. Neben dem 
Cirkel der Leere, wo nur Gott (Duw) existirt, fand sich (in den 
Lehren der Druiden) der Cirkel der Umwandlungen (Abred), sowie 
der Cirkel der Glückseligkeit (Gwnfyd). Bei den Eukis werden die 
guten Seelen unter Triumphgesängen zur Gottheit geleitet, die 
schlechten fallen den Qualen anheim. Isokrates preist den Nachruhm. 

* Hesiod's Zeitalter sohliessen, ohne weitere Hoffnung, mit der 
Klage : xaxoC 8'oi3x ioatroLi aXxt], wogegen die Edda nach dem Götter- 
untergang in der Weltdämmerung als Ragnarökr bereits eine neue 
Aussicht eröffnet (des Regindomr) auf dem Idavällr. Im letzten 
(achten) Saeculum der Etrusker (bei Vegone) geräth mit Verrückung 
der Grenzsteine alles in Verwirrung. * 

* Les druides (nach Strabo) enseignaient, que le monde aussi 
etait imperissable, mais qu41 viendrait des epoques, oü le feu et 
l'eau prevandraient ä leur tour (Belloguet). Nach den Soubbas 
wurde die Welt von Alaha in drei Perioden durch Feuer, Krank- 
heit und Wasser zerstört (bei den Tolteken durch Feuer, Sturm, 
Hungersnoth und Wasser). Und ähnlich in den xoafAOTtofta; der 
Stoiker (s. Simplicius). 

^ Das erwähnte Lied enthält die beim Abschneiden des Nabel- 
stranges beobachtete Taufceremonie (He-Toh), hier eines Knaben, 
und eine Beschreibung seines Lebens als Krieger endet es mit der 
Trauerklage am Grabe, die Frage zufügend: ob ich schliesslich 
werde fortgerissen werden von dem Feuer aus kairo-roa am fernen 
Strande, gänzlich verschwindend? Ateo wai hoki ka kite (ich weiss 
nicht wohin). In demselben Manuscript fand ich die folgenden Er- 
klärungen niedergezeichnet, die, als von Judge Manning kommend, 
dem Leser nicht vorenthalten werden dürfen: What precedes the 
existence of man (Organisation or creation ). Te Po: Chaos, 
darkness, confusion, during which nothing had any form. The 
expressions „the first", „the second" etc. to infinity only means 



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Anmerkungen zu S. 56 — 58. 261 

that this coudition of Chaos existed for a length of time iuex- 
pressible. 

Ko te Köre: nothingness, means void, nullity, also Te Rapanga: 
existed for an immense Space and was another expression , I think, 
for the Po, only differing from utter Chaos in that it was, after an 
immense duration accompanied by the searching, seeking or in- 
quiry, meaning the tendenoy of matter to organize itself, by its 
own inherent nature, and which it is said to have accomplished at 
last. This power or tendenoy rebelled against the Köre and Chaos, 
and is expressed by Te Eapunga te kimihanga. The expression the 
first Rahunga, the second eto. only means, that the struggle oontinued 
for an immense duration and it is further indicated that it only 
succeeded by slow degrees. 

After the suocessful struggle of matter for Organization , came 
the heavens, the earth, water, land and sea. They appeared as a 
result and are personified as Gods, after these the various natural 
processes, such as Vegetation, the gradual progression of animal 
Organization from pins to wings and feet (but of all kind, of in- 
sects, reptiles etc.) is expressed or symbolized by the appearance of 
minor Gods, such as „he of the (ins", „he of the feet", wings etc. 
Gods of destruction also, and at last demigods and men, amongst 
the minor gods is the earthquake , but this only means a condition 
of the World in ancient time , also floods , and it is remarkable, 
that in the description of the eternal war existing between the 
land and the sea, that the land floods of fresh water are part of 
the forces of the sea. 

Te Po also means another state of (future) existence, teru Po, 
a future life. 

Zu S. 58. ^ Wie Numa (bei Laotanz) „deos per familias dc- 
scripsit", in Ehen, sexum et generationes deorum (s. Varro), während 
im Uebergange zu den Heroen (wenn auch in Analogie des an Ro- 
mulus geknüpften Mythus, sich Scipio seinen Vater in Jupiter wählen « 
wollte) eine (griechische) Theogonie fehlt, wie sie sich dagegen 
unter der Aristokratie Hawaii's entwickelt hat. Die Zufügung des 
Gottes Argentinus, als Sohn Aesculanus' (s. Augustin) war speoula- 
tive Ueberlegung, weil das Kupfergeld älter. Aus der auf die Kos- 
mogonie folgenden Theogonie ergibt sich die Theokosmogonie , wie 
die javanische (bei Raff les) , genannt ist. Nach Göttling waren die 
Lieder der Salier (bei Horaz) eine Theogonie und Herodot verzeich- 
net, an persische Götter gerichtet (s. Welcker) die Gesänge der 
Magier als Theogonie. 

^ Reha (Rehua) gilt auch als ältester Sohn Rangi's, nämlich: 
Von Te Po (Nacht) kam 



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262 Anmerkungen zu S. 58—67. 

Te Ao (Lieht) 

Te Ao tu roa (langdaueiiides Licht) 

Te Ao marama (Lichtschein) 

Te köre (Nichts) 

Te köre te whiwhia (Nichts im Besitz) 

Te köre te Rawe (Nichts in Vergänglichkeit) 

Te köre te tamaua (nichts Gebundenes) 

Te köre matua (Nichts als Erstes) 

Maku (Feuchtigkeit) vermählt mit 

Mahora nui atea (geradaufsteigende Klarheit) und aus 
dieser Ehe entspringt 

Rangi (der Himmel), der mit Papatu-anuku (weitgebrei- 
tete Fläche) die Kinder Rehua (Nebel), Tane (männlich) und Paia 
zeugt, worauf Paia (mit Tane v^imählt) den Menschen (Ti Tangata) 
gebiert (bei den Maori). 

Zu S. 59. ^ Der Fliegengott Tupavaunui benachrichtigte die 
Yei'wandteu von den Leichen ihrer erschlagenen Freunde (als Beel- 
zebub). 

' Canens, Gemahlin des Picus, ist die Seele der aus dem 
Dickicht ertönenden Stimme (s. Klausen), als singend. 

' Ru, der alte Erderschütterer, wurde auf Tahiti mit einem 
ursprünglich höchsten Chai'akter bekleidet, hinter Tangaroa stehend, 
als der Repräsentant eines verdrängten Göttergeschlechtes. Wäh- 
rend Ru-mia frühesten Zeugungen zu Gininde liegt, wird Ruauuu, 
auf Aitutaki, wegen seiner Hässlichkeit in Verborgenheit gehalten, 
als Kahlkopf sich nicht nur buddhistisch den andei*n Mönchen an- 
schliessend, sondern auch an Aesculap (als (Ticavdc) und dem durch 
Rede siegenden Hei-akles oder druidischen Ogmius. Rua (iü Tahiti) 
zeugt mit Wahine ia ereere fanua) den Boden, dann das Zwielicht, 
dann das Dunkel, und weiter mit Wahine ia taonui die Sterne und 
den Mond. 

Zu S. 62. ' Wie der lapis manalis schloss der Dillenstein 
(s. Grimm) den Helligrund. 

Zu S. 67. ' Grey bemerkt (1845), dass die ihm noch im letzten 
Augenblicke geglückte Sammlung neuseeländischer Traditionen kaum 
j8 von einem andern würde wiederholt werden können, bedauernd, 
sagen zu müssen, „that most of their old chiefs and even some of 
the middle-aged ones, who aided me in my researches, have already 
passed to the tomb". So gingen üeberlieferungen verloren, wie sie 
Isis ihrem Sohne Horus mittheilte, als Erbgut von dem Grossahn 
Kamephes her, die Hermes (Vater Tat's) in den durch Thoth be- 
schriebenen Pfeilern unterrichtet. Die Wale oder Wala (der Vo- 
luspa) „hat die ersten Geschicke der Welt von ihren Erziehern, 



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Anmerkungen zu S. 67. 263 

den urgeborenen Riesen, erfahren" (s. Simrock), und wenn dann 
ein halbes Leben, wie bei den Druiden (nach Caesar), auf das Aus* 
wendiglenien verwendet wurde, mochte ein noch nicht, gleich dem 
griechischen (in Ansicht ägyptischer Priester), durch Viellesen oder 
Vielschreiben verdorbeues Gedächtniss (s. Plato), die Schöpfungs- 
sänge (wenn durch ein deshalb dann selbst wieder in den Vedas 
geheiligtes Metrum fixirt) von Alpha bis Omega festhalten. Das 
Metrum (bei den Maori) ist schwierig zu beschreiben (bemerkt 
Taylor). The chief objeot is to make the lines suit their tunes, 
which a musical gentleman described as reminding him of the 
Gregorian chants. Weiteres bei Grey (On the native songs of New 
Zealand). Die mündliche Fortpflanzang der Traditionen findet sich 
in Rig-veda-pratisakhya beschrieben. Celebrant carminibus antiquis 
Tuistonem Deum, teiTa editum, et filium Mannum originem gentis, 
conditoresque (und Irmin, Mannus' Sohn, in Heroengeschlechte über- 
leitend), wie der Gallier Vogesus (bei Sil. Ital.) patrio divos clamore 
salutat. So auch in ihrer Art bei den Areytos der Cariben (nach 
Oviedo), tahitischen Areois angenähei*t, und so immer, in einer oder 
andern Weise, wenn sich Thiasoten oder Orgoonen (s. Max. Tyr.) 
zu speciellen Culteu zusammenfinden (in vielfachster Mannichfaltig- 
keit in Dekkan). So^wTarot d' ^errf^ovTat twv 'Ißi^pwv ovra xotl 
YpajJL^aTtx-^ XP&'tTai, xa\ t*^« itaXata^ M-vlifi'T); ^x^^^^ auYYpdtfXfxaTa xa\ 
TCOti^jJiaTa xal vtfjiov« ^ji^^rpou? ^gaxia/^iXCwv £t(5v, ci5; (poLoi (s. Strabo) 
die Turditaner, als gleichen Stammes (auYyeveia), mit den Gelten 
(s. Polybins). 

^ Es fehlte damals ein Saeraund, die nationalen Traditionen der 
Ueidenzeit auch neben dem Christenthum zu bewahren, als dasselbe 
(1000 p. C.) durch Volksbesohlusss in Island eingeführt wurde. 

' Sein erster Band ist voll von neuem und wichtigem Material, 
untermischt mit Theorien, in denen, wie so oft, das Princip zu Tode 
geritten wird. Es liegt aber mancher Tropfen guten Vollblutes 
darin, und bei richtiger Trainirung mag ein edler Renner daraus 
aufgezogen werden. Man vergleiche, wie nahe seine etwas wolkig- 
nebeligen Kuschiten auf historische Kreuzungspunkte kommen, wo 
sie sich mit denjenigen Wanderungen berühren würden, welche, 
ausgerüstet mit vielseitiger Gelehrsamkeit, solch hohe Autorität 
auf dem Gebiete altitalischer, classischer und ägyptischer Studien, 
wie sie in dem Verfasser der nubischen Grammatik (1880) auf- 
tritt, mit sorgsamem Vorbedacht in den kuschi tischen Zügen ver- 
folgt. Und doch sind beide Bücher , in völligster Unabhängigkeit 
voneinander, durch himmelweite Unterschiede getrennt, von dia- 
metral entgegengesetzten Standplätzen ausgehend. Aber wenn in 
der Zeit der Reife die Samen sich ausstreuen, dann greift man 



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264 Aamerkungen zu S. ^7—70. 

die Ideen aus der Luft, wie Strauss bemerkt, weil sie darin liegen 
und fluten. 

Zu S. 68. ^ Hu, the mighty, who first adopted vocal song to 
the preservation of memory and reoord (s. Roberts) wird in den 
Triaden als Begründer des Bardenthums gepriesen, unterstützt durch 
das Coelbren y Bardd (Stave of the bardic Symbols) genannte 
Alphabet (gomerian oharacters). Solon ordnete die Gesänge der 
Ehapsoden zur Eecitation bei den Panathenäen. 

* Nach Stewart (bei Crook) sind auf den Marquesas die Tra- 
ditionen (s. Dumoulin) „continues dans les hymnes sacres ödes 
Tahounas" oder Priester (neben welchen die Hoki oder Eaioa als 
Sänger erwähnt werden) von erblicher Fortpflanzung wie bei der 
Priesterklasse der IshtohoUo unter den Indianern (s. Adair). 

' The Maori (bemerkt Taylor) are very proud of their genea- 
logies and generally those of great men are traced up to the gods. 
Galli se omnes ab Dite patre prognatos praedicant, idque ab Drui- 
dibus praeditum dicunt (Caesar). 

Zu S. 69. ^ Auch Whitmee bemerkt über die von ihm in Po- 
lynesien gehörten Nationallieder, dass sie manches in Form sowol 
wie Worten Veraltetes enthalten, und deshalb oft bereits für die 
gegenw^ärtige Generation unverständlich geworden sind. 

Zu S. 70. ^ Hier bietet sich ein Beitrag zur Lösung der in 
der Gnosis mit Verschwendung von so viel Scharfsinn behandel- 
ten Schwierigkeit, die „in tunioa maoulam" zu erklären, und ihr 
Woher ; die Frage (bei Irenäus) zu beantworten, wie der By thos habe 
zulassen können : in sinu suo maculam fieri ? Denn, um das Untere 
als Schatten des Obern aufzufassen, würde im Schatten Körperliches 
vorauszusetzen sein (s. Baur) , „mit dem Geistigen aber kann nichts 
Verdunkelndes gedacht werden" (weil im vollen Licht des Pleroma). 
Bei dem Umschwünge der Welten liegt der Kern des Schattens 
indess bereits in dem Reflex aus der Vergangenheit, und ist nur 
durch das Dunkel der Urnacht umhüllt. Die neue Einwendung, 
dass der Schatten, wie in vollem Licht, auch in der vollen Dunkel- 
heit unmöglich sei, entschwindet in der naturgemässen Auffassung 
solchen Dunkels, als das bekannte der Mystiker, in deren Versen- 
kung sich dies Dunkel gerade mit der UeberfüUe des Lichts iden- 
tificirt, als Blendung durch dasselbe, für die irdischen Augen, die 
so in die Geheimnisse des Jenseits nicht einzudringen vermögen. 

^ There were cycles on cycles of nonentity, cycles of chaos, 
cycles of thick darkness, cycles of twilight, then came light. Prior 
to the creation of light man was made of clay, but had no innate 
power of life. His form was allowed to be on the surfaoe of the 
earth, and certain ones went forth in searoh of the created man. 



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Anmerkungen zu S. 70. 265 

They unsuocessfuDy, traversed the whole world; thcn heavenly mes- 
Bsngers, seventy in numbers, were commanded to go forth. They 
found man destitute of animation, they pressed with their hands 
the crown of his head where life was said to exist, and called 
fourth. From a prostrate position they lifted him to a sitting 
posture, one taking him by the right band, one by the left, another 
Standing at his feet, and another at his head, finally they raised 
him to his feet, a living man (bei den Maori). Order did not exist 
tili after the creation of reptiles, fishes^ birds and trees (s. Davis). 
' Noun bezeichnet (im Koptischen) aßuaao; „die unergründliche 
Tiefe der Urgewässer oder das Chaos" und aus Nun (oder Chaos) 
entspringt Ra (im Todtenbuch). 

wvofxacjiv (Proclus). Unter den Eleaten lehnte Melissus (s. Diogenes 
Laert.) jede Aeusserung über die Götter ab (wie Confuoius). Nee 
deos negavit aut tacuit (Anaximenes). 

* Im Anfang war Ginnungagap, der gähnende Abgrund (s. Lüning) 
und aus dem Schmelzen der erstarrten Elivagar oder Sturmfluten 
entstand Ymir, aus dessen Leib (wie aus dem Puntan's in Mikro- 
nesien) die Welt gebildet wurde, o^Xo« und hiuhma (tcX^Soc), als 
Chaos (s. Holder), umyo (bei Vulfila). „Ginnun gagap (später Luft) 
bezeichnet den leeren Baum zwischen Niflheim und Muspell", als 
tiefe klaffende Kluft oder der Abgioind, ein Chaos, das vor der 
Schöpfung des Himmels und der Erde da war (s. Berger), im Bild von 
HegeVs absolutem Sein (nach Wiborg). Nach dem Eigveda existirte 
im Anfang nichts als das Wasser im tiefen Abgrund, worin der Eine 
athmete (ohne Tageslicht in der Nacht). Rinck leitet Chaos, „als 
ursprüngliche Weltkeime" von ^d^itM ab. Der Centralpunkt, aus 
welchem die drei Weltkreise hervorwallten (im kosmologischen 
System der Druiden) nannte sich Annwn (Announ), qui signifie 
abime (s. Panchaud). Nach den Orphikern (bei Damaskus) entstand 
aus Xp^vo< das Xdcoc (und das iceXc^pcov ^daiko.) durch kreisende Be- 
wegung zum Ei (aqpatp« oder Kugel) gebildet, woraus Q*d^t\q als M^ti^ 
hervorging. Aus einem dunklen Lufthauch (ir\p (loqxiSdT^c >^ol\ Tcveufjia- 
Twdr)«;) oder aus dem dunklen Hauch und dem trüben Chaos (tcvot) 
aipoq ^oqp(i&8ou( xa( x^^^^ SoXepbv £peß«5$e^) durch die Liebe (icdbo;) 
des TTveOjjia zu seinen eigenen Urelementen (^Stwv apxwv) und ßeine 
Vermischung mit ihnen wird (bei Sanchuniathon) der ürschlamm 
(tX'j;) oder M«5t in Gestalt des Ei gebildet. Erebus wird vom Chaos 
und Caligo geboren. Nach Manetho war uXi) der Anfang, woraus 
die vier Elemente geschieden wurden, und dann die Götter (Diog. 
Laert.). Aus Mummu oder Mummu-Tiamat (See-Chaos) gingen zuerst 
die Manifestationen Lachma und Lachama, dann Kisar und Sar 



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266 Anmerkungen zu S. 70—71. 

(Assoros und Kisare) hervor, worauf Anu (Papsakul) oder Alain 
(als Oben oder Himmel) und Anatu (Erde, als weiblich) folgen: 
,,Da8 assyrische Mummu hängt wahrscheinlich mit dem hebräischen 
Mehuma Yerwirrung zusammen, während sein Synonym Umun dem 
hebräischen Hamon (Gedröhn, Getöse) gleichzusetzen ist^' (s. G. 
Smith). Ante mare et terras et quod tegit omnia coelum, Unus 
eimt toto naturae vultus in orbe, Quem dixere Chaos, rudis indi- 
gestaque moles (Ovid). Und so vug^ (tAatva. 

* £x Caligine chaos, ex Ghao et Caligine Nox, dies, Ere- 
' bus, Aether (Hyginus). In orphischer Theogonie ist Nug der Ur- 

gmnd, aus dem Alles hervorgeht {^z&y yi^iTiipoL xa\ dfvbpwv). Nach 
dem Hikayet der Malaien verbreitet sich aus dem Urwesen das Licht 
zum Chaos in der See verschwimmend, und See wie Erde werden 
in sieben Etagen getheilt (s. Newbold). 

^ Hanau ist £y^v£to (bei Hesiod), "»iTOt ixb npcdTtora xdoq yluT^ 
wogegen «y^vtqtov äv xal avwXe^prfv ^crctv, das reine Sein (bei Par- 
menides) und in Heraklit's Werden ist das Koivöv uTCoxeCfi,evov allein 
das Ungewordene. Ze^c tcu^jitjv yalti^ xi xa\ oupavoO daTepoevro?, Ztu« 
:i(£vTou pt^ot, Zeu? TQAie^ T|öe aeXiJvt), Ze?K tcvoitj TCdtvTWv, Zeu? (^xapiccrou 
Ttupö; oppi^J (im orphischen Gedicht). 

* Nach Epikur waren die Thiere in Verwandlungen ausein- 
ander hervorgegangen (bei Plutarch). Anaximander Hess die Men- i 
sehen von iischähnlichen Wesen stammen (nach Censorinus). Bei l 
Philoponus werden anfangs Gliedmaassen geschaffen (Köpfe, Hände, 
Füsse u. s. w.), die sich zum Leibe ergänzen. Xenophanes erklärte 
die Versteinerungen für Abdrücke der Seethiere im Schlamm aus 
frühem Weltzerstörungen, raCra de fpr\ai Yev^ar'3at, oxe itötvra ^in)Xco- 
Sr)oav TcätXaf, t^v öe rrfitov i^t tw ut,X(j) SiQpavb^vaC (s. Origenes). 

* vt^vxfjot i^ctvotTO« ü8ii)p Y^veaöat, dem Wasser Tod die Erde, aus 
Erde Wasser, aus Wasser Seelen (bei Heraklit). 

Zu S. 71. * In Mangaia heisst die ürmutter Vari-ma-te-takere 
(vari, beginning) aber in Rarotanga: this word no longer means 
beginning but „mud^^ (s. Gill) und der Schöpfungsbaum erwächst 
(bei Hesiod) auf „niedriger und modriger" Schwelle, pKt)at 8tT)v£- 
xeeooiv apT)pci>; auT09ui^C) wo die Titanen wohnen, :ce'pT]v 'jfd.&oQ oqpepoio. 
Bei den Aegyptern bestand die Urmaterie in Schlamm (üScDp xal 
vl/ajjLjjLo;). 

' In der valentinianisohen Gnosis vertheilt sich, gleichsam im 
Zusammenjochen (Diodor) durch einen Sabazius, die ganze Aeonen- 
welt in männliche und weibliche Aeonen (nach den Syzygien), als 
Bythos und Ennoia, Monogenes und Aletheia, Logos und Zoe, An- 
thropos und Ecolesia, während der Urvater (aurotcrftwp) mannweib- 
iich (appev^i^TjXu?) bleibt. Der Nous erscheint als Monogenes, der, 



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Anmerkungen zu S. 71—72. 267 

allein den Vater erkennend, die Aeonen zu gleicher Erkenntniss zu 
führen strebt. 

* Die Pflanzen waren (nach Empedokles) zur Zeit einer noch 
nicht ausgebildeten Welt (vor Scheidung von Tag und Nacht) ent- 
standen, während die Thiere sich aus Ungethümen vervollkommneten 
und die Menschen aus dem Schlamm hervorwuchsen, zuerst ohne 
Sprache und Glieder. In Polynesien ist es vielfach Aufgabe der 
Tiki, oder auch der Maui, die anfangs formlose Masse des Mensohen- 
leibes im Detail der Einzelheiten zu gliedern. Bei den Leni Lenape 
vei'wandelt Manitu-Kichton die Seethiere in Landthiere, und diese 
dann in Menschen (wie ähnlich Anaximander). In ägyptischer 
Metempsychose (bei Herodot) durchläuft die Seele Thierleiber (auf 
Land und Meer), sowie Vögel (bis zur menschlichen Geburt). Nach- 
dem Quawteaht die Schöpfung vollendet, verwandeln sich die Vögel 
und Thiere mit den Seelen von Menschen in diese (bei den Aht). 
Nach Diodor war der erste Mensch der Aegypter entstanden, als 
sich noch halbfertige Thiere im Nilschlamm zeigten. 

* Thaumas (mit buntgeflügelter Nachkommenschaft), als Sohn 
des Pontus (bei Hesiod), während Phorkys, üngethüme zeugend, 
sich mit Keto (der Wale) verbindet. „Alles Fliegende, vorgestellt 
in den Harpyien, Aello und Okypele ( Heusohreckensch wärmen ) 
stammt von Thaumas^^ (s. Rinck) im vielgestaltigen Proteus. 

Zu S. 72. ^ Bei den Ophiten galt (nach Epiphanius) der De- 
miurg als Schöpfer, als uonQTr)« icoO TcavTÖ? toO xytou; (in Geburts- 
wehen). 

' Die epische Sage lässt das Schwein neben dem Hunde und 
einem Geflügelpaar schon in dem Canoe der ersten Ansiedler aus 
Kahiki nach Hawaii überbringen. Nach den Wandersagen der 
Maori werden in Turi's Canoe die Ratten, die Papageien, die 
Moeone-Käfer, die Awato-Motten, sowie Eumara und Calabasse nach 
Nukuroa oder (einem ütgardloki) üku-rangi (Neuseeland) über- 
bracht. 

' Da in Polynesien die Auswahl unter den Säugethieren be- 
schränkt ist, finden sich mitunter die Schweine unter den sonst in 
den Affen (oder dichterisch in Löwen, Bären u. s. w.) gesuchten 
Beziehungen 'zum Menschen (während sie indianische Mythen aus 
Biber, Schnecke, Schlange u. s. w. in allmählicher Vervollkomm- 
nung ascendiren lassen). Auf Aneiteum gingen die Schweine auf- 
recht und die Menschen auf Vieren, bis der Streit zwischen Vögeln 
und Reptilien anders entschied. Im Aufrechtgehen des Herankom- 
menden belehrt Hine-nui (bei den Maori) ihre Sklaven, einen Dieb 
zu erkennen (s. Shortland), „but if he comes Walking on his hands 
and feet, having his belly and face upwards, then know, he is an 



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268 Anmerkungen zu S. 72—73. 

Atua" (und solche Stellung findet sich zwischen den mexicanischen 
Steinfiguren). 

Zu S. 73. * Aus Ask und Embla als Meschine und Meschiane, 
während (gleich melischen Nymphen) in andern Versionen aus dem 
Schlamm (des Berosus) wie auch in den Glementinen (s. Baur). „Aus 
der Mischung von Erde und Wasser entstand der erste Mensch, 
welcher nicht gezeugt, sondern als Erwachsener gebildet, Achilleus 
genannt wurde" (8t& xö [id^oii x^^"^ f**^ TCpoaevfiYxefv) und mit ihm 
die Gefährten als Myrmidonen und Ameisen. Bei ungenannter Ent- 
stehung der beiden ersten Geschlechter, wird das dritte (bei Hesiod) 
ix. MeXtav gesetzt. Nach den Sioux stand der erste Mensch, mit 
den Füssen dem Boden eingewachsen, als Baum, bis eine Schlange 
die Wurzeln abnagte. Eaiomorts ist doppelgeschlechtig. 
' Der volle Text heisst: 
Hanau kanaka e mehe lau (Geboren der Mensch, wie ein Blatt) 
Hanau kanaka ia Wai ololi (Geboren der Mensch engen Was- 
sers, d. h. der Mann) 
Hanau ka wahine ia Waiolola (Geboren der Mensch breiten Was- 
sers, d. h. die Frau) 
Hanau ka pe akua (Geboren die verborgenen Götter) 
(involuti dii et iidem superiores, im etruskischen Sinne, als amicti 
oder oscuri). 

' Wogegen volksthümlich : 

He weo ke kanaka 
He pano ke alii. 

* So heisst auf Mangaia (s. Gill) volksbeglückende Friedens- 
herrschaft des Fürsten „Koina-ra" (heller Glanz der Sonne). Nach 
Menü lagerte in der Dunkelheit Schlaf auf dem All, bis die selbst- 
existirende Kraft erschien, Glanz verbreitend. 

* Als für die (während des Verschlusses von Hermes Trisme- 
gistos' Bücher) verdorrende Erde Gebete an die Gottheit gerichtet 
wurden, „le dieu sourit et il dit ä Ia nature d'exister, et sortant de 
sa voix, le feminin s'avance dans sa parfait^ beaute" (s. Menard). 
In solchem Lachen wird die Welt zum Spiel des Demiurg (als 
Krishna). In Java unterbricht San Yan Kaneka putra seine Büssun- 
gen bei der Schöpfung durch Gelachter. 

^ Tane (husband) means the generative principle of nature 
(s. Gill). Buri (der Zeugende) Vater Bör's (des Gezeugten) wurde 
durch die Kuh Audumbla aus den salzigen Eisblöcken hervorgeleckt, 
also im Thiermythus, wie Tane (als Tane mahuta) im Pflanzlichen. 
Tanen est le Sam d'Osiris (nach dem Kitual). Les Mari-u du Tanen 
devinrent le Symbole du ciel et de Ia terre (s. Chabas). In den 
hermetischen Büchern wurden die wohlthätigen und schädlichen 



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Anmerkungen zu S. 73—74. 269 

Tanes von den Dämonen auf die Erde ausgestreut, wie das von 
Mören und Keren (Klotho, Lachesis und Atropos) den Menschen 
bei der Geburt gut und bös Gespendete. Die (meist weibliche) 
Schutzgottheit Tanit in Tanit-pene Baal (la face de Baal) wird (von 
Ganneau) mit Hathor in Beziehung gesetzt (vor dem Angesicht 
Gottes). Ueber die etruskischen Formen von ^ava (^avta, Tana u. s. w.) 
s. Deecke (1879). In Tahiti fliegt Tane langgeschweift und funken- 
sprühend durch die Luft, wie der einzahnige Kakobatindua auf Fiji 
(und Tomagata bei den Chibchas). 

Zu S. 74. * Worhi Prometheus das Feuer bringt (£v xoCXw vap- 
^TQxt). Seiner Mutter Buataranga in die üntei-welt folgend, zwang 
Maui den dortigen Feuergott Mauike (unter Auslöschen der erhal- 
tenen Glimmbrände) das Geheimniss des Reibens durch Hölzer mit- 
zutheilen und diese durch die Tauben (Rupe) als Träger gerettet, 
bewahrte er (nach Erlöschen des angezündeten Weltenbrandes) in 
seiner Wohnung, um (wie Aoao maraia mit Mahuie's Reibholz auf 
Tahiti) den Mitmenschen (auf Mangaia) die Kunst des Speisekochens 
zu lehren (s. Gill), die den Nachkommen des langnägeligen Riesen 
Maero, als Nga-ti-mamoe, nicht bekannt war (auf Neuseeland). Auch 
bei den Maori wird die Urahnin Mahu-ika (in der Unterwelt) unter 
stets wiederholtem Verlangen, durch Maui zum Ausreissen aller 
ihrer Nägel (von Koito oder Kleinfinger bis zum letzten der Zehen) 
getrieben, um schliesslich dem Geheimniss der Feuererzeugung auf 
die Spur zu kommen. Als von den zur Löschung des Brandes 
(wie Typhoeus vor seinem Tode die Welt ansteckt) herabgebeteten 
Wasserfluten verfolgt, die Feuersamen bis zum Haarknoten auf 
Mauika's Kopf geflüchtet, retteten sie sich schliesslich in die Bäume. 
Neben dem Feuer war Maui (in der jüngsten Form als Tiki-Tiki 
vom ersten Maui-mua her, gleich Horus, „le vieillard, qui redevient 
jeune" bei Rouge) noch die Sonnenregelung zu danken, als Ra's 
mächtiges Kind mit dem Kinnbacken (durch eines Simson's Kräfte) 
bezwungen war, dann die Himmelsstütze und viele andere Wohlthaten 
(der Widerhaken an der Angel, die Thür an den Aalkörben u. s. w.), 
sodass er die Erde den Menschen bewohnbar machte, wie es Diodor 
Sicul. von dem, mit der Sonne (nach Plutarch) umherfahrenden 
Herakles (Djom oder Sosis) oder Moni (Sou oder Shu, als Träger 
des Himmels, wie Atlas) erzählt. Neben Atmu (Sonne der Nacht) 
und Mentu oder Mentu-Ra (Tagessonne) findet sich Mu (more oder 
Glanz); als Si-Ra (Sohn Ra's), von der Göttin Tewnout (Tefret) be- 
gleitet, sowie mit dem Federschmuck des Atew (Atua) auf dem 
Haupte, tritt Meui (Maui) oder Moni (als Sohn Athor's) im Zwillings- 
paar mit seiner Schwester Tafne zusammen (wie Maui's Zwillings- 
schwester Adidi bei der Himmelsaufrichtung hilft). Vor dem 



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270 Anmerkungen zu S. 74—75. 

jüngsten Maui (als Maui-nukurau oder Potiki) traten seine altern 
Brüder (Maui-i-mua, Maui-i-roto, Maui-i-taha, Maui-i-pai, Maui-i- 
tiki-tiki-a-rangi) in Vergessenheit zurück (s. Taylor), als Ware-ware 
(die vergessenden oder vergessenen). Ausgefragt über die Richtung, 
woher er gekommen, lässt Maui den Westen für sich übrig (sonst 
auch den Osten), und als Verification des Westwindes erscheint 
Manabozho, dessen Sagenkreis (s. J. G. Müller) „fast an die Arbeiten 
des Hercules und Thor, Visohnu u. s. w. erinnert" (bei den Chip- 
pewas). 

' Nach Antiphanes (bei Irenäus) entsprang aus der Nacht und 
der Stille das Chaos, aus Chaos und Nacht der Eros, aus diesem 
das Licht und weiter der Rest des ersten Göttergeschlechts (s. Bauer). 
„Nach diesem rede er von einem zweiten Göttergesohlecht und der 
Entstehung der Welt und erzähle von den zweiten Göttern die Ent- 
stehung der Menschen." Die bei Anaximander in der Mitte der 
Weltkugel freischwebende (jxfiT^wpo;) Erde, die bei Thaies auf dem 
Wasser schwimmt, wurzelt bei Xenophanes im unterweltliohen Ab- 
grund (t6 x<£Ttt) T^; yi]i thoa (pdav^, Ik' «Tcstpov avTTjv £f5^(^wröat l£- 
Yovre?). Anaximenes lässt die Bewegung der Gestirne um die Erde 
ganz herum (7cep\ y'H^) vor sich gehen (auch unter der Erde). Die 
Hawaiier fingirten einen Tunnel in den Grundvesten der Erde zum 
Durchgang. Nachdem die von dem Burchan Diwong Ohara her- 
vorgebrachte Welt vergangen, entstand die jetzige (welcher die 
Maidari^s folgen wird), indem der Wirbelwind (Doroki-mandral) 
verdickte Finsterniss (Chubi-Sajagar) zusammentrieb, und bei dem 
unter den assarischen Tänggri ausbrechenden Streit wanderten 
aus dem Reich sieben Stämme (Aimak) fort. Als sich dann unter 
Gestürm die goldige Herzwolke Altan Dschirükerii zusammengezogen, 
entstand aus dem Regen das Meer (Uissun-mandral) und der darauf 
angesammelte Schaum schlug sich auf der goldenen Schildkröte 
(Altan Malakä) nieder, worin einst der Geist des Burchan Mansu- 
schari (als Göttervater) über die Tiefen geschwebt (bis zur Erhebung 
des Berges Sümmer-Oola) bei den Mongolen (s. Pallas). 

Zu S. 75. ' La famille des Dairi (Ten-si ou fils du ciel) est 
censee descendre * des divinites qui anciennement gouvemaient le 
Japon (als Mikado). Leur race passe pour imperissable et le peuple 
croit que quand un Dairi n'a pas d'enfans, le ciel lui en procure 
un (neben einem der dem Palast beigepflanzten Bäume gefunden). 
In Hawaii wird die himmlische Herkunft der Fürsten in der Piolani 
genannten Vermählungsfeier bewahrt, ähnlich jenem Up6? y*J*^'» 
worin Apollo (bei Pindar) das Herrscherpaar besingt. Geschwister- 
ehen (gleich denen der Inka) werden auch auf den Marquesas (als für 
35 Generationen fortdauernd) erwähnt (s. Gracia). Nach arabischen 



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Anmerkungen zu S. 75—77. 271 

Dichtern (bei Ibn Abd Rabbihi) ist ein Held nicht aue Vetterschaft 
geboren, da nahe Verwandtschaft schwache Fi*üchte. bringt (s. Gold- 
zieher) u. 8. w. in den Erörterungen über endogamisohe und exo- 
gamische Ehen. Heliogabalus erwartete, dass aus 'seiner Ehe als 
Hoherpriester mit der hohen Vestalin (Severa) gottahnliche Kinder 
(^£o:cp£TCu;) gezeugt werden würden (s. Herodian). Der Shajrat-ul- 
Atrak, Stammbaum der Türken und Tataren, geht auf den voi^ den 
Engeln (Gabriel und Israfael) verehrten Adam (in übermenschlicher 
Gestalt) zurück. Die nordischen Könige stammten durch Jarl vom Gott 
Heimdall ab. Hiro , in dessen Tempel geraubte Sachen niedergelegt 
wurden, stammte durch seinen Vater (Heahi , Sohn Uruu Matamata's) 
von der Sonne (Raa) und nahm zuerst den Titel Arii (König) an (in 
Opoa auf Raiatea). Von seinen Söhnen gründete Haneti die Dy- 
nastie Maro-Ura (ceinture rouge) und Ohatatama die Dynastie Maro 
Tea (ceinture blanche), deren letzter Spross Terii Marotea eine 
Tochter (Tetua-ni) in Bora-bora (Vaiotea oder Fuanui) hinterliess, 
die sich mit dem siegreichen König des Rothen Gürtels vermählte 
(während der weisse Gürtel Zeichen des Oberpriesters blieb). Nach 
14 Generationen von Haneti herrschte Tamotoa I., Vater Ta- 
motoa's IL, dem sein Sohn Fomare III. folgte, Bruder der Königin 
Pomare (Aimata oder Pomare-vahine) in Tahiti (s. Cuzent). 

Zu S. 76. * Wie Heraklit's avIipwTCot o^rfvarot (s. Max.) als ^toi 
(bei Clem.) 

' Von den fünf Elementargöttem (neben Sonne und Mond) 
stammten die irdischen Götter, die zum Theil als Könige in Aegypten 
herrschten und dann nach dem Tode unter die Unsterblichen ein- 
gingen (Diodor). 

' Die Ideen der Maori (in their traditions of the creation) „in 
some respeots are not so puerile as those even of the most civilized 
heathen nations of old" (meint Taylor). 

Zu S. 77. * Eitie Eintheilung der Schöpfungsperioden \^e,\ den 
Maori wird, (wahrscheinlich in der Reihenfolge verschoben), von 
Taylor gegeben: First Period: 

From the conception the increase, 

From the increase the thought, 

From the thought the remembrance, 

From the remembrance the consciousness, 

From the consciousness the desire. 
Second period: 

The Word became fruitful; 

It dwelt with the feeble glimmering: 

It brought forth night: 

The great night, the loftiest night, 



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272 AnmerkuDgen zu S. 77. 

The lowest night, the loftiest night 
The thiok night to be feit, 
The night to be touched, 
The night not to be seen, 
The night of death. 
Third period: 

From the nothing the begetting, 
From the nothing the increase, 
From the nothing the abundance, 
The power of increasing 
The living breath. 
It dwelt with the empty space and produced the atmoephere above. 
The atmosphere which floats above the earth; 
The great firmament above ns dwelt with the early dawn, 
And the moon sprang forth; 
The atmosphere above us dwelt with the heat, 
And thence proceeded the sun; 

They were thrown up above, as the chief eyes of Heaven. 
Oder im Maoritext, für dessen Uebersetzung ebenfalls manche Vor- 
behalte gelten, auf welche einzugehen sich wol bei späterer Ge- 
legenheit die jetzt mangelnde Masse bieten wird: 
Na te kune te papuke 
Na te papuke te hihiri 
Na te hihiri te mahara 
Na te mahara te hinengaro 
Na te hinengaro te manako. 



Ka hua te wananga 

Ka noho i a riko riko 

Ka puta ki woha ko te po, 

Ko te po nui, te po roa, 

Te po i tuturi te po i pepeke, 

Te po uriuri te po tangotango, 

Te pa wawa, te po te Kitea, 

Te po te waia, 

Te po i oti atu ki te mate. 



Oti atu koutou ki te Po-e. 

[During this period all was dark— no eyes] 

Na te köre i ai 

Te köre te wiwia 

Te koro te rawea 



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Anmerkungen 2q S. 71, §73 

Eo hotupu, ko hauora, 

Ka noho i te atea, 

Ka puta ki waho te rangi e tu nei, 

Ea noho i Hawaiki, 

Ka puta ki waho ko tapora pora, 

Ea tauware nikau, ko kukuparu 

Eo wawauatea, ko wiwhi te rangiore, 

Eo Eu no Eu ko on hoko 

Na ouhako, ko raatupu, 

Eo rua tawito, na ma tawito 

Ena kaipo na rua kaipo 

Eo ngae, ngae nui ngae roa, 

Ngae pea, ngae tutori, ngae 

Pepeke, ko Tatiti ko Ena 

Tapu, ko toe ko rauru 

Eo tama rake i ora ko etc. 

Eo te rangi e tere ana 

I runga o te whenua 

Ea noho te rangi nui e tu nei 

Ea noho i a ata tuhi, ka puta 

Ei waho te marama, ka noho. 

Te rangi i tu nei, ka noho i a 

Te wero wero, ka puta ki waho 

Eo te ra, kokiritia ana 

Ei runga, hei pukanohi 

Mo te rangi, ka tau te 

Eangi, Te ata tuhi, te 

Ata rapa, te ata ka 

Mahina, ka mahina 

Te ata i hikurangi. 

Then the Heavens beoame light, 
The early dawn, the early day, 
The mid-day. The blaze of from the sky. 
The fourth period: 

„The sky above dwelt with Hawaiki, and produced land. 
Taporapora, Tauwarenikau, Euku-paru, Wawau-atea, 
Wiwhi-te Eangiora." 
(names of islands) 
Fifth period: (the land being thus formed, then were produced 
the gods) — '' 

Eu-ou-hoko Euatupu, Euatawiti Eua-Eaipo etc. 
The sixth period (when man were produced): 

Bastian. 18 



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274 Anmerlniogen zu S. 77—100. 

Ngae, Ngaenui, Ngaeroa, Ngaetuturi, Ngapepeke. 
Tatiti, Ruatapu, Toe Rauru-tama-rakei-ora." 
Zu S. 100. ' In anderer Version ergibt sich die Anordnung 
* folgendermassen : Im unbegrenzten Raum des Chaos oder 

Taka-mano-hala (des hohen Himmels Felder) 
bildeten sich Gott Ameno-mi-naka-nusino-kami 
neben Taka mi musu bino kami 
und Kamu mi musu bino kami 
als die (drei) Stammgötter (Hasirano-kami) unenthüUt. 

Als mit Scheidung des Chaos der Himmel gleich Rauch aufstieg, 
während die Erde einem Mondsoheinbilde ähnlich schwebte, sprosste 
die Knospe des Schilfes Asi und mit ihr trat 

Umasi asi kabi hiko dsino kami ins Leben, sowie (als Baumeister) 
Ameno-soko-tatsino-kami. 
Während der Verborgenheit dieser Fünfgötter des Himmels (Amatsu 
Kami) entsprang der aufblähenden Asiknospe der Schöpfer Kuni 
soko tatsino-miko (100,000 Millionen Jahre herrschend), dann folgte 
Kuni-sa-tsutsino-mikoto, darauf Tojo kumu suno mikoto, nach ihm 
Wu-hidsi-nino-mikoto mit der Gehülfin Su-hidsi-nino mikoto, dann 
Oo-to-tsino-mikoto mit der Gehülfin Oo to beno mikoto, weiter 
Omo-taruno-mikoto mit der Gehülfin Kasiko-neno-mikoto, bis Iza- 
nagi no mikoto mit seiner Frau Iza na mino mikoto, auf die aus 
Schaumtropfen verdickte Insel Ono koro sima hinabsteigend, um 
die Insel Awadsi und dann die übrigen Inseln Japans zu gebären. 
Nachdem die Inseln geboren waren, rief Izanagi die Jaho jo- 
rodsuno kami (3 Millionen Götter) ins Leben, die Vegetation (Awo- 
hito-kusa) zu zeugen, und schuf die Jorodsuno mono (10,000 
Dinge), während Izanami den Feuergott (Fo-musu bino kami) schuf, 
dann Kana jama bikono kami kana jama bimeno kami (als Zwillings- 
paar der Metalle), und weiter die Wassergöttin (Midni hano meno 
kami), den Keim der Mose (Kahana) legend (mit dem Emporsprossen 
der Ranken) und durch Hani jama himeno kami die beginnende 
Erde bedeckend. Dann wurde zur Beherrschung des Ganzen 
Oo hiru meno mikold (Göttin der grossen Sonne) geboren 
und nachdem der Gott Sinatsu-hikino-kami mit seiner Freundin 
Sinatsu himeno kami (als Fürstin der Winde) ausgehaucht war, 
wurde die älteste Tochter 

Ama teram-oo-kami oder Ten-sjoo-dai sin zur Thronerbin ein- 
gesetzt, mit ihrem Bruder Tsuku jo mino mikoto (als Nachtmond) 
herrschend, dann auf dem Berge Taka-tsi-ho das Reich ihrem 
Neffen Amano osi ho mimino mikoto übergebend, Vater des 
Nini-gino mikoto (378,533 Jahre regierend), dann 
Hiko hobo de mino mikoto (637,892 Jahre regierend), dann 



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Anmerkungen zu S. 100— lOO, 275 

Wukaja fuki awasenino nükoto (von Tojo tama hime, Tochter 
des Seegottes Watatsu-kami geboren), und 
diese setzte ihren jüngsten Sohn 

Eamu-jamato-iha-re-bikono-mikoto (Sa-nono-mikato) oder Zinmu 
tenwoo 
(mit Tamo jori hime, Tochter des Drachengottes Liuzin) zum Nach- 
folger ein (seine Eroberungen ausdehnend). 

Zu S. 104. * Die Gottheit erscheint bei ihrer Schöpfung in 
einer Art Eber-Avatara: 

Niederliegt die Frau für Ka Pokanokano 

Und Kanokano jetzt im Sohnabelküssen, mit der Schnauze im 

Hl Boden grabend, 

Liebkosend im Stehen, beim Umdrehen, in brünstiger Schwellung 
Auf und nieder, nieder auf den Bücken 
Auf und nieder mit dem Antlitz 
Und die Nachkommen der Schweine (puaa) sind jetzt geboren. 
Zu S. 105. ^ Nachdem im Po das Nichts (köre) aufgetaucht, 
wirkt dann: kime hanga (searching in wonderful amazement), Ba- 
punga (imagination rising in search), Hahau-nga (hurriedly searching 
on all sides), Tangi hanga (exclamatory dem^nd), Mote marama Mote 
marama, mehr Licht, um die Schöpfung zu gestalten (bei den 
Maori). 

Zu S. 106. ^ Die Constellation des Orion (aus der Osiris mit 
seiner im Monde wiedergeborenen Seele neubelebt wird) heisst 
Astre, d'oü etaient censes partir les germes corporels (bei Deveria). 
Matariki is the great winter star and Behua that of the summer 
(bei den Maori). 

2 Ein anderes jener Schöpfungslieder, das mir beim Durch- 
blättern der königlichen Manuscripte zufällig unter die Augen kam, 
schien auf die Ausschmückung des Himmelsgewölbes durch die Ge- 
stirne Bezug zu haben, und ich finde als Abschrift der ersten 
Zeilen : 

Lu ka ano ano Makalii ano ano ka lani 
Lu ka ano ano Akua he Akua ka la 
Lu ka ano ano a Hina he wale wale o Lono muka 
Schleudert die Samen umher Makalii, die Samen des Himmels 
Schleudert die Samen der Gott, Gott ist die Sonne 
Schleudert die Samen der Mond, getäuscht durch Lono muku u. s. w. 
Dann folgt eine längere Aufzählung von Sternbildern (eine Art 
Katalog derselben). Auf Mangaia werden die Plejaden (Makarii) durch 
die von Tane geschleuderten Mere (Sirius) oder Keule in ihre vielen 
Stücke zertrümmert. Es sei noch beiläufig erwähnt, dass Lono- 

18* 



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276 Amnerkungen zu S. 106—107. 

muka (das Gesicht Lono's oder Rongo's) den Mann im Monde dar- 
stellt, nach der bekannten Version des Aufnehmens desselben unter 
Abreissung eines Reiserbüschels. Tangaroa zeugt mit Sina (Hina, 
als Mond) den Sohn Lono (auf Samoa). In Mangaia wird die schöne 
Ina als fleissige Hausfrau in den Mond aufgenommen, wo (in Timor) 
die alte Spinnerin sitzt. 

' Sie könnten diese Ehre auch nach der Terminologie bean- 
spruchen dürfen als Acarina (a-xe(p(d ungetheilt), also gleichsam 
(organische) Atome. 

Zu S. 107. * Kiai ia, indem Kiai (bewachen oder hüten) das 
passivische Annex (ia) erhält, also bewacht durch (e), z. B. Hanau 
ka Akiaki noho i kai-Eiai ia e kamanienie noho i uka. 
Geboren das Seegras, wohnend im Meer # 
Bewacht durch das Schilfgras, wohnend am Lande. 
(Uka, als Binnenland, bezeichnet den Strand im Gegensatze zu Kai, 
der See.) 

^ Maui, der den Himmel und Erde umklammernden Tintenfisch 
im Meere zerhaut, ist die Sonne (nach Schirren), und was nicht 
alles in Dupuis^ Fussstapfen folgend. „Mit tausend Armen kriecht 
es heran", gleich hülfreichen üngethümen der Centimanen vor- 
weltlicher Gestaltung (yaCT^c ^v xe\id|Ji(5vi), wobei der Band der Erde, 
von dem die Titanen bewacht werden, auf das Meer führt, wenn 
zum Niveau erhoben. Bei Kupe's Entdeckung des Patea - Flusses 
(wo er keine Bewohner findet, als die beiden Vögel Eokako und 
Ti^^aiwaka) liegt im Wirbelstrudel Awa-iti's (oder Tory-Channel's in 
Cooks-Strait) der tückische Kraken für ihn auf der Lauer. Bei 
Eohutu trifft Manaia an der Mündung des Whaitora die (von ihm 
erschlagenen) Eingeborenen, nachdem er den ersten Landungsplatz 
dem, sich als früheres documentirenden, Canoe überlassen (im pe- 
guanischen Streit um die Zeichen). Japan war ursprünglich nur 
von geflügelten Riesen-Insekten bewohnt bei Ankunft der Entdecker 
(s. Titsingh) und erhielt seinen Namen von der Form des Insektes 
Akitsi-mousi. 

» Der riesige Orychotheüthis unter den Dibranchiaten (der 
Cephalopoden) bietet, als wegen seiner Krallen gefürchtet (s. Owen), 
in der polynesischen Sage ein Seitenstück zu dem nordischen Kraken 
bei Olaus Magnus (s. Pontoppidan) im Microcosmus marinus (bei 
Linne). Die Druiden betrachteten die Welt (s. Davies) „as an enor- 
mous animal, ascending out of the abyss" (der Stadt des bösen 
Gwarthawn in der Tiefe). 

* Gott Fee (in der Tiefe) mit den ünterweltsfelsen kämpfend 
und durch sie besiegt, diese erliegen den Hochfelsen, diese den 
Flachfelsen, diese den feodenfelsen, diese der Erde, diese den Stei- 



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Anmerkungen zu S. 107—109. 277 

nen, diese den Gräsern, diese den Schilfen, diese den Kräutern, 
diese den Büschen, diese den Bäumen, diese den Schlingpflanzen, 
und dann beginnt das Eeich des Menschen (auf Samoa). ^ux^ai 
6 ^d\aLTQ<; u6<üp y^veaÄai, dem Wasser Tod die Erde, aus Erde Wasser, 
aus Wasser Seele (bei Heraklit). 

• Während der Herrschaft des Okeanos-Agathodaemon (s. Roth) 
gab es nur Götter, noch keine Menschen, zh ^l icpdxepov tc5v dv^pSv 
^eo^C elvai tqI^ i>t A2yvtctu> SpxovTotc» oux ^^vrac a^a roiat dv^p(07coi«i. 

• Aurgelmir's (Ymir's) Sohn ist Thrudgelmir und dessen Sohn 
wieder Bergelmir, d. h. der erste Schmutz (Aurgelmir) wurde fort- 
gesetzt und befestigt (Thrudgelmir) und wuchs endlich zu dem 
ersten Berg (Bergelmir) in allegorischer Fassung (s. Wiborg). 

Zu S. 108. ' Die dem Schweine auch sonst erwiesene Achtung 
bewiesen genugsam die xdhLid ü^fäikoi (s. Dionysios) der Sau mit 
ihren 30 Ferkeln als Symbol des latinischen Bundes (nach Ly- 
kophron) auf dem Markt von Lavinium, und grundules lares di- 
cuntur Homae constituti ob honorem porcae (s. Nonius). 

' Die Ratte (als iole nui in Hawaii) wurde (s. Taylor) zuerst in Neu- 
seeland 1844 gesehen. Von der einheimischen Ratte, ^iore, heisst die 
eingeführte kiore Pakeha (in der auf Fremdes hezüglichen Bedeutung 
Fakeha^s). Die von Cook gebrachte Kartoflfel wurde im Norden 
Kapuna genannt, am Thames-Flusse Riwai und im Süden Taewa (mit 
ähnlichen Wechseln, wie bei Schwein und Hund). 

^ Daraus folgt dann im Volksglauben die sympathische Ver- 
knüpfung des Menschen mit dem Baume in Meleager's Geschick 
sowol wie bei den Dualla an afrikanischer Westküste, und bei den 
Maoris gleichfalls. Bei dem Begraben des Nabelstranges (Te iho) 
wurde ein Schössling darüber gepflanzt, der als Tohu-oranga 
(Lebenssymbol) des Kindes aufwuchs, und bei der Taufe (He Tohi) 
steckte der Priester das Ende des aus dem Holze gefertigten Idols 
in das Ohr, damit sich die Mana (Kraftessenz) mittheile. Aehnlich 
wird in Mangaia erzählt, dass Maui in der Unterwelt neben seiner 
blinden Ahngrossmutter Ina porari die Nano-Bäume (morindo oitri- 
folia) seiner Brüder findet und dann den seines eigenen Lebens 
(s. Gill). Die Chinesen glauben „that each living woman is in the 
unseen world represented by a tree" (Dennys). Beim Verfolgen dieser 
Vorstellung würde rasch wieder ein dichter Baum erwachsen, von 
dessen Zweigen ich an verschiedenen Stellen schon so viele nieder- 
gelegt habe, dass ihre Zahl kaum vermehrt zu werden braucht 
(wenigstens nicht bei dieser Gelegenheit). 

Zu S. 109. * In der babylonischen Schöpfung werden zwei 
Rassen (s. H. Rawlinson) unterschieden, die dunkle als Adamu oder 
(nach G. Smith) Zalmat-gaggadi und die helle oder Saoku, 



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1278 Anmerkungen zu S. 109—111. 

* Unter den Maori some have woolly hair, other brown or 
flaxen, some are many shades darker, than other, als Schwarze (ki 
wakiwa oder Pango pango) bezeichnet, oder spöttisch als Pokere 
kahu, a very blaok kind of kumara (s. Taylor). 

' Zu Aphrodite oder (bei Cicero) Venus prima, Caelo et Die nata, 
gesellt sich (wie später Hermes und dann Hephästos) bei ihrer 
Schaumgeburt Eros (bei Hesiod). „Das Amt, das ihm früher ob- 
gelegen, hört nun insofern auf, als keine kosmischen Entstehungen 
aus den von ihm angeregten Elementarkräften mehr erfolgen, son- 
dern nur noch Verbindungen zwischen Mann und Weib" (s. Schö- 
mann). Als Unruhestifter compensirt sich Eros mit Eris. 

* Bei den Maori wird die Sonne als Wahine, der Mond als 
Tane bezeichnet am He pa genannten Monatstage, wo beide (der 
Mond noch beim Aufgang der Sonne) am Himmel sichtbar sind 
(s. Taylor). 

Zu S. 110. * Unter Annehmung ihrer Formen, wie es scheint, 
in „Doppelgeschlechtigkeit der assyrischen Istar" (s. H. Delitzsch). 

* Als solche Anticipationen werden in Hesiod's Theogonie die 
Schmerzen und Leiden (s. Flach) als Kinder der Nacht und Eris 
geboren, weshalb Mützell das Entstehen Aes Menschengeschlechts 
vermisst und andere Ausleger die darauf bezügliche Stelle gestrichen 
glauben. Anger, grief, joy are all included (s. Nioholas) im theo- 
gonischen System der Maori. Auf Mowhee ranga ranga, als höch- 
sten Gott, folgt Ti-Pokoh (Gott des Zornes und des Todes) dann 
Heekotoro, Gott des Kummers und der Thränen u. s. w. Später 
werden in der hawaiischen Theogonie ähnliche plagen über Arbeit 
und Noth ausgestossen , wie sie vom eisernen Zeitalter (Hesiod's) 
dem Dichter ausgepresst werden, und auch unter den indischen 
Yuga bezeichnet das Kali Yuga, das der Plagen und Krank- 
heiten. 

Zu S. 111. ^ Maaru (in Rarotonga) erzeugt (zur Nahrung für 
seinen Sohn Kationgia) aus seiner Leiche die Schweine (e iro no 
Maaru oder Maaru's Würmer), während sonst (in Tahiti, wie am 
Orinoco) auf dem zu gleichem Zweck begrabenen Kopfe die Kokos- 
nuss erwächst. In Ymir's Fleisch entstehen die Zwerge, als Würmer. 
Die Körper der Elemente verwandeln sich in den Leib der Pflanzen, 
die Leiber der Pflanzen in die der Thiere, das erhabenste Thier ist 
dann der Mensch (nach den Ihwan-as-safa). Die Form der Pflanzen 
ist der nach unten gebogene Pfad, der des Thieres geradeaus, der 
des Menschen, „die gerade Linie zwischen dem Paradies und Feuer" 
(s. Dieterici), nach oben (aber deshalb zugleich von der Gefahr des 
Sturzes bedroht). La nature sourit d'amour car eile avait vu la 
beaute de l'homme daus l'eau et son ombre snr la Terre (s. Menart) 



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Anmerkungen zn S. 111. 279 

in Ponnandros (der hermetischen Schriften), wie (bei Hesiod) £k 
ö'lßt) dt8o(T) xaXij !i)eo; (als Aphrodite). 

^ Nach den Chinesen gab das Essen der goldglänzenden Früchte 
in Fusang (wo die aus dem Thale von Yang kou aufgehende Sonne 
sich täglich zu schmücken pflegte) die Lust und Fähigkeit zum 
Fliegen. In Waitatora lebten die Kachkommen einer „winged race 
of men" (s. Taylor) unter den Maori. Von dem aus seinen in das 
Wasser geworfenen Nabelstrang geborenen Whanau Moana (Sohn 
Turins) entstanden die geflügelten Menschen, die erst durch Tara 
pa-whenua zu festen Wohnsitzen (im Pa) veranlasst wurden (in Wai- 
tatora). Nach BeroBUs entstanden zuerst flügelige Menschen (wie auf 
den assyrischen Sculpturen zu sehen). 

' Bei den Maori war die kumara, als essbarer Knollen von dem 
Gesicht des Himmels, die Farrnwurzel von Bangi's Bücken her- 
gebracht, und dann entstand Tane (als Tane-mahuta), Vater der 
Bäume und Vögel, sowie Tiki, der Vorfahr der Menschen, dem 
durch Arahi-rohi (quivering heat of the sun and the echo) seine Frau 
(Masikosiko oder Zwielicht) aus der Erde geschaffen wurde, die 
Tochter Kauatata gebärend (s. Taylor). Von Tonga nach Niuie 
schwimmend, stampften Huanaki und Fao (gleich den Gründern 
Zimmay's) erst das Land, und dann die Pflanzen hervor, worauf 
aus der Tii-Pflanze die Menschen entstanden. In Fakaafo kamen 
die Menschen aus einem Stein hervor, gleich dem Deucalion's (als 
Sachsen). 

* Aphrodite (in homerischen Hymnus) erregt das süsse Liebes- 
verlangen nicht nur bei den Göttern und Menschen, sondern auch 
bei den geflügelten Vögeln und allen Thieren. 

• Auch bei Hesiod gilt bereits der erste Eros (XuatixeXiig) als 
die „Glieder erschlaffend^^ und weise Beschlüsse bekämpfend, und 
er ergibt sich, in seinem Ansohluss an Tartaros und Gaea, als die 
Folgewirkungen materieller Einstrebungen, wodurch die Vollkommen- 
heit der Urzeugungen, welche von Chaos aus zunächst durch Nyx 

' und Erebos emanirend weiter gehen, von Anfang an ihre Schä- 
digung erhalten. Auch^in hawaiischer Kosmogonie wird die Erde 
von vornherein als daseiend gedacht, in der hier gegebenen Form 
stillschweigend, während sich sonst die weitern Ausführungen der 
Geburt Papa's (als Mutter-Erde) finden, in den Inseln und andern 
Naturobjecten. Die aus Kumulipo und seiner Hälfte weiblichen Prin- 
cipes emanirenden Schöpfungskräfte rufen dagegen wieder die orga- 
nische Natur (wie Zeus die t^&a im orphischen Hymnus, das Leben 
als Cvjv bezeichnend) hervor, in Thieren und Pflanzen, und dann im 
Menschen neben den Göttern, obwol diese auch bereits als in den 
ersten Thätigkeitsäusserungen wirkend gedacht werden. 



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280 Anmerkungen zu S. 112—113. 

Zu S. 112. ^ Nach der Trennung von Eangi und Papa stellen 
ihre Kinder vier Stützpfeiler auf, als 

Toko hudu rangi 
Toko hudu nuku 
Raka-u-tuku 
Raka-u-koki 
in der Mythologie der Maori. Die Bezeichnung des Himmels als 
hebhan (alts.) oder heaven führt auf heben, häven u. s. w. (s. 
Grimm), wie Gott Atlas, der die Tiefen des Meeres kannte und 
die Säulen hält, die ringsum Erde und Himmel festigen (in der 
Odyssee). 

^ Bei den Dayak wird der Himmel durch Tana-Compta's Toch- 
ter emporgehoben, und in den Veda stützt ihn Soma auf Pfeilern. 
Auf Mangaia heben Maui und Rua gemeinsam den Himmel, erst 
auf den Knien, dann auf dem Rücken und höher mit den Händen, 
während sonst erzählt wird, dass der auf den breiten Blättern der 
Teva-Pfianzen aufliegende Himmel (sodass, wie auf andern Gruppen, 
das Mehlstampfen gehindert sein musste) anfangs durch Rua in 
Stützung mittels kleiner Stockßhen etwas höher geschoben sei, bis 
er dann selbst, in dem kurzem Process Maui's, mit hinaufgeschleu- 
dert sei. In Tahiti wird der von der Teva -Pflanze (draconitum 
polyphyllum) emporgedrängte Himmel vom Gott Rua höher ge- 
schoben. 

' Seine Meeresheimat führt auf die Seezüge Whiro's oder Wiro's 
(Hiro's oder Viro's), der als Diebesgott die Beraubung der Feinde 
heiligt, und, um zu den hohen Wata hinaufzureichen (oder um die 
Fussspuren zu verbergen) auf den (in den Marquesas gebräuchlichen) 
Stelzen marschirt, wie Tama-te-Kapua unter den Leitern der Ein- 
wanderung nach Neuseeland. 

^ In Samoa, wo Opolu in Tati's linke Hand gelegt, lässt sich 
auf ein Fortbestehen erst vertrauen, seit Tiitii den rechten Arm 
Mafuie's abgedreht hat. Tane (s. Ellis) in älterer Form erscheint 
auf Hawaii als Kane ruru honua (der Erderschütterer oder Erd- 
bebengott). 

Zu S. 113. ^ In Mangaia dagegen werden Tangaroa und Rongo 
als Zwillinge gepaart, und dort tritt Tangaroa auf die helle Seite, 
die Blondhaarigen beanspruchend, während die Dunkeln Rongo im 
finstem Hades als Avaiki gehören. 

* In David Malo's handschriftlichem Werke fand ich in einem 
der letzten Kapitel des noch nicht übersetzten Theiles die Erzäh- 
lung über den Häuptling Konikonia, der nach dem Raube der Fisch- 
frau Lalohana (bei Hilo) durch die Wogen der Flut verfolgt wurde 
bis zu der Schwelle des dem höchsten Baume des höchsten Berges 



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Anmerkungen zu S. 113. 281 

aufgebauten Holzkastens. Wenn mir die in eiliger Kürze gemaoh- 
ten Aufeeiohnungen wieder zu Händen kommen, werde ich sie 
anfügen. 

3 FevexuXX^; zu nennen, wie Aphrodite bei Aristophanes, als 
Venus genetrix, und Venus galt als Stammmutter der Römer. 
^ Nuumea ka aina o Nuu papa kini ka honua 

Laha Haumea inaMoo-puna 

lo kio pale ka mai, kaa ka lolo 

Oia wahine hanau manawa i na keiki 

Hanau keiki puka ma ka lolo (Geboren der Kinder Reihe aus 

dem Gehirn) 

Oia wahine noo jili po o Nuumea 

I noho io Mulinaha 

Hanau Laumihae hanau ma ka lolo 

Kaha Kanakoho hanau ma ka lolo 

Haumea o ua wahine la noia 

Noho ia Kanaloa akua 

Kauaka hiakua no a ka lolo 

Hoolole ka hanauna aia wahine 

Haae wale ka hanau na lolo 

Papahuli honua 

Papahuli lani 

Papanui hanau moku 

Papa i noho io Wakea 

Hanau Haalolo ka wahine 

Hanau inaina ke ken 

Hoo piuuni ia Papa e Wakea 

Kauoha i ka la i ka malama 
Es folgt später eine Aufzählung verschiedener Bestimmungen über 
kapu (tapu). 

* In Tahiti wird Apuvaru (Hina's Tochter) durch den Anblick 
ihres Vaters Taaroa geschwängert, eine im indo-chinesichen Himmel 
wohlbekannte Zeugungsmethode, während dem indischen Brahma 
durch verliebtes Umherblicken seine vier Köpfe wachsen. Wenn 
Zeus, ehe er ix, xeq>aXt)? yXauxc^iSa ydmq 'A^viqv (auch stürmisch 
im Waffenschmuck vortretend, wie Kartikeja) geboren, Metis als 
Mücke verschluckt hatte, würde sich für Ishl der Koloschen eine 
Parallele finden lassen oder auch für Koridwen (oelle qui re- 
tient tonte science dans la nuit premiere), indem sie unter Ver- 
schlucken Gwyon's, als Samenkorn, Taliesin gebiert, aller Weisheit 
voll. Aus Tarisso's Hirn wird (auf ülea) Ulifat geboren, der nach 
eigenem Abbeissen des Nabelstranges sogleich umherlief (als Aus- 
sätziger zum Himmel steigend), und aus Dhyau's Stirn entsteigt 



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282 Anmerkungen zu S. 113. 

Ushas, die Morgenröthe (bei den Brahmanen). Auf Mangaia wird 
Tangaroa (der seinem Zwillingsbruder Rongo das Recht der Erst- 
geburt abtrat) aus Papa's Scheitel geboren, oder, wie in anderer 
Version, aus einer am Arm aufschwellenden Beule, eine in den 
Antillen sowol wie im Malaiischen und Mikronesischen Archipelagus 
bekannte Nebenform der skandinavischen, wenn Ymir unterm linken 
Arme Mann und Weib hervorwachsen, als Stammältern der Hrym- 
thurssen. Daran leihen sich buddhistische Seitengeburten, die, wie 
in Aegypten , aus Rhea oder Nut's Flanke brechend , als Set oder 
Typhon (s. Plutarch), in Tahiti auch Rua wählt (um dann, in wei- 
terer Nachahmung Pht*alaong's, sogleich zu stehen und zu schreiten), 
und dieser für Bewachung unbefleckter Jungfräulichkeit (wenn, wie 
Hina auf Tahiti, durch den Schatten eines Brotfruchtbaumes ge- 
schwängert) empfehlenswerthe Weg lag unter einfachem Verhält- 
nissen insofern schon in der Natur der Sache begründet, weil der 
ätherische Leib himmlischer Mädchen die durch irdische Vermischung 
in ihnen gezeugte Frucht nur schwer (oft nur auf Kosten der Mutter) 
zur Welt zu bringen vermochte. Als deshalb die liebliche Fee (Ta- 
pairu) der Quelle von Ati auf Mangaia geschwängert war , verlangte 
sie von ihm den Kaiserschnitt (s. Gill), um sich von der Bürde zu be- 
freien (und Aehnliches vielfach). Die Tapairu spielen dann auch wieder 
in den zum Tanz an Taui's Feste heraufkommenden Elfen, als Miru's 
schöne Töchter, die aus der Unterwelt zur Verlockung Ngaru's 
heraufgesandt werden, wie die aus Marals Sinnenhimmel zum An- 
griff auf den Büsser unter dem Bodhi-Baume, und dass die auch in 
Siwa's Form, dem Herrn lustigen Tanzes, auf dem Berge Kailassa 
forterhaltene Gestalt des Büssers ihren Schatten bis in das Todten- 
reich Wakea's (des vom obern Hawaii niedergestiegenen Fürsten) 
wirft, wird, im Gegensatz zum dortigen Miru's, sich später erweisen. 
Als erster Tuitonga wurde Ahoeitu von der Jungfrau Vai (Fuss) ge- 
boren (oder Ilakewa), und ^on ihm zählte man dann weiter bis auf 
Momo. Wunderbare Geburten in Rom gehen auf zeugende Natur- 
kraft zurück, wie bei Romulus (s. Plutarch), dann Servius Tullius 
(s. Dionysius), Coecnlus, Gründer Praeneste*s (s. Virgil) u. s. w. Die 
Heroenzeugung (s. Ambrosch) geschah durch die in der Herdasche 
in der Gestalt eines Phallus erscheinenden dii conserentes oder durch 
einen Funken. 

^ Auf Raiatea leitete König Tamatoa (zu Bennet und Tyerman's 
Zeit) seinen Geschlechtstammbaum bis auf Tangaroa zurück. 

^ An einer andern Stelle werden die Hirngeburten dadurch 
gerechtfertigt, weil der Weg nach Unten noch nicht geöffnet ge- 
wesen (und auch bei den Caraiben der Antillen bedurfte es da- 
für erst der Beihülfe des Vogels), während sie sich sonst mit 



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Anmerkungen zu S. 118—115. 283 

dem Himmel als Hirnschale verbildlichen lassen, wie in Yaftlirud- 
nismal : 

Or Ymir holdi 

var jörd umsköpud 

en or beinam björg 

himinn or hausi 

ino krimkalda ejor 

Aus Ymir's Fleisch 

Ward die Erde geschaffen 

Aus den Knochen die Berge 

Der Himmel aus der Hirnschale 

Des frostkalten Riesen 

Aus dem Schweisse die See 

Aus Ymir's Hirn entsteht das Geschlecht der Riesen 
(Grimmism.). 
Als Schatten solcher Himgeburten schwebt dann der Atua über 
den Haupthaarknoten (wie dessen Genius in Birma) und in seiner 
Verletzung durch Berührung oder Erniedrigung wiegt der Etiketten- 
bruch als Sünde, und zwar weil nicht die Handelnden, sondern die 
Leidenden treffend, von diesen im Ausgliche zur sühnenden Busse 
die Rache verlangend. Indem Zeus die Metis, die mehr weiss als Göt- 
ter und Menschen (reXetaTa i^cöv re CÖCta xara&vliTwv t' av^jpwTWöv), ver- 
schluckt, um sie in seinem Unterleib, der drohenden Gefahren wegen, 
gefangen zu halten (dXX' apa fiiv Zehq icpdadev eT)v iyy^dT^txo vv)A6v), so 
wäre damit die Erklärung geliefert für die „Worte im Bauche'^, 
wie polynesische Sprachen die Gedanken bezeichnen. Waiungare, 
der an seinem in den Himmel geworfenen Speer hinaufkletterte, 
war (bei den Warringeri) „produoed by his mother excrements without 
any father** (s. Taplin). Während die früheren Götter Japans aus sich 
selbst ei'scheinen, zeugten Izanagi und Izanani, durch Bewegungen 
des Vogels Isi-tataki (Motacilla lugubris) belehrt, Kinder in Begat- 
tung. Vor Trennung des und Me schwamm der Urstoff in Konton. 
Zu S. 114. **Oc ojidbev ytydaai äeol ^vtjtoI xavijpwTCOt 

Xpuaeov (Jiev TcpcoiioTa y^voc (lep^Kuv dvbpoiiccdv 
aÜthoLToi Tco(tjfftv t)X\ifXTCta Bcüfiat' l^cvTe? (bei Hesiod) 
und o(xtf^ev meint (nach den Scholiasten) ofioO ix. tou dluroO yi^o\jq ix. 

Zu S. 115. * Aehnlich zeugt (bei Hesiod) die Nyx, gleichsam 
androgynisch (wie Siva's Formen in der indischen Mythologie) weiter 
fort, indem sie nach den durch die Verbindung mit Erebos veran- 
lassten Geburten, später ihre Nachkommenschaft „ohne Gemahl" 
(s. Weloker) hervorbringt. 

• Erebos, allgemeiner Ausdruck für die Unterwelt, als das dem 



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284 AnmerkuDgen zu S. 115. 120. 122. 

Tageslicht entgegengesetzte Dunkel (s. Flach), bezeichnet (nach 
Sohömann) das unterirdische Dunkel im Gegensatz zu Nyx, als 
überirdischem (und abwechselndem). Anchises (im Erebus wohnend) 
erscheint (bei Virgil) dem schlafenden Aeneas vom Himmel herab 
(s. Klausen). Im Gegensatz zu Tartarus, als Aufenthalt (oder Ge- 
fangniss) der Bösen, wurde Erebus als der der Guten angesehen (als 
tiefste Schicht des Orcus). • 

' Pano, black, deep blue, deep dark coloured, as heavy clouds, 
dark, as the appearance of a fathomless abyss (s. Andrews). 

* Nach dem Auftreten Lalai's kehrt sich die Reihenfolge um, 
und in den Emanationen der Glementinen geht in den Syzygien 
das Bessere voran, bis sich von den Menschen an die Ordnung um- 
kehrt (wie auch Fomander in den von ihm gesammelten Sagen 
bemerkt). 

Zu S. 120. ^ Wie Hesiod's Klagen über Mühe und Noth, y£wq 
iax\ 9i9i^peov, ad tolerandum labores nocte dieque (s. Lennep) im 
Rückblick auf goldene Zeit. 

Zu S. 122. ^ In dem von Shortland mitgetheilten Stammbaum 
linden sich von dem in Maketu siedelnden Makahae, als Sohn Tapui- 
kanui-a-Tia's, Enkel Tia's, der die vom Arawa-Canoe geführte Flotte 
als SchifiFseigenthümer begleitete, her, nach der Abzweigung unter 
Korokui, 17 Generationen durch Rangi tunaeke und 16 durch Panui- 
o-marama bis auf Te Pukuatua (1854 noch am Leben). Nach Taylor 
werden meist 20 — 30 Generationen gezählt, „and high families carry 
theirs back even to the beginning of all things", von Nichts zu 
Etwas (na te köre i ai) aussetzend. Die Waka paparanga oder 
genealogischen Ahnentafeln werden auf den He waka paparanga 
rakau eingekerbt, von denen ich schön verzierte sah und den mir 
gemachten Versprechungen werde vertrauen dürfen, für die Samm- 
lungen des königlichen Museums davon zu erhalten. In Hawaii er- 
wähnte mir der König einiger Zeichen, auf Zeuge aufgedruckt, zur 
Unterstützung des Gedächtnisses, und gab ein paar Umrisse davon. 
Eine der überraschendsten Entdeckungen ist die neuerliche Auf- 
findung der australischen Schrifthülfen, nicht Bildemachahmungen, 
wie grösstentheils die der Osterinsel, chinesischer Mosso oder der 
aus der Minahassa publicirten, sondern bereits symbolischer Cha- 
raktere. Zuerst hörte ich davon in einem zufalligen Gespräch mit 
einem Beamten der eingeborenen Polizei, auf meiner diesmaligen 
Durohreise durch Cooktown (Januar 1880) leider (weil kurz vor Ab- 
gang des Postdampfers) zu spät, um genauere Nachforschungen an- 
zustellen, ausser dass ich noch eben Zeit hatte, einen der schwarzen 
Soldaten, der mir als dazu föhig bezeichnet wurde, einen Brief 
einkerben zu lassen. Da mir diese Frage natürlich in Gedanken 



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Anmerkungen zu S. 122. 285 

blieb, brachte ich sie, beim Anlaufen in Brisbane, während eines 
Besuches Herrn Bartlett's zur Sprache, und hörte von ihm über den 
Sohriftstock, der (nach der Confisoation von dem Gefangenen, dem 
damit eine Mittheilung hatte gemacht werden sollen) durch seine 
Vermittelung an Herrn Smyth eingesandt sei, und als ich dessen so 
eben publicirtes Werk in Sydney sah, fand ich dort seine Abbildung, 
ausserdem aber auch Originale, ähnlich den gleichfalls abgebildeten 
Message-sticks von Westem-Australia in der Ausstellung. Sie lagen 
dort nur unter dieser Bezeichnung, und niemand vermochte eine weitere 
Auskunft darüber zu geben, weder der Aufseher in der Halle, noch 
die für ethnologische Forschungen Gestimmten unter meiner dortigen 
Bekanntschaft. Da kein besonderer Commissionär für die Golonie 
Westem-Australia ernannt war, an den ich mich hätte wendto 
können, ersuchte ich unsere deutschen Vertreter, dahin zu wirken, 
dass bei der Auflösung der Ausstellung einige dieser merkwürdigen 
Stöcke für das königliche Museum gesichert werden möchten. Ob 
dies geschehen, ist mir bisjetzt noch nicht bekannt geworden, doch 
fand ich zu meiner Freude bei der Rückkehr nach Berlin bereits 
drei dieser Message-sticks an die Ethnologische Abtheilung ein- 
geschickt, als ein der von Herrn Guerard in Melbourne angekauften 
Sammlung beigefügtes Geschenk Fräulein Palmer's, deren Vater 
Gouverneur in Westaustralien gewesen war. Diese so unerwartet, 
und gleich so vielfaltig, aufgetretene Illustration des australischen 
Wilden, wie man ihn bis dahin genannt hat, wird voraussichtlich 
gar bald zu neuen Entdeckungen weiter führen müssen. 

^ Da ich zugleich gebeten hatte, von den auf der Insel Mokoia 
begrabenen und, wie es heisst, nur von Sir George Grey (in dessen 
Besitz sich eins der Originale finden soll) gesehenen Idolen eine Ab« 
bildung zu verschaffen, war durch freundliche Bemühung eine 
solche beigelegt. Sie entspricht genau der Haltung des Priesters, 
wenn er durcli ruckweises Anziehen des Taues (das auch bei den 
Fetischen des Muata-Tamo zur Commnnication dient) sein Idol 
auf die Karakia aufmerksam machen will, indem er in einiger Ent- 
fernung dasitzt; „leaning against a tuahu, a short stone pillar, stuck 
in the ground, in a slanting position'* (s. Taylor). Für den Rapport 
mit der Gottheit ergriff der Priester den Pahan oder den an das 
Kinn des Idoles gebundenen Federbart, der an den Götterbildern 
so vieler anderer Religionssysteme gleichfalls zu sehen ist. 

' Auch rückläufig, wie in der Legende vom Fluche Manaia^s, 
indem das Ueberbringen der Götter (Mam, Ta-Iho-o-te-rangi, Ron- 
gamai, Itnpowa und Hangaroa) durch Euiwai und ihre Frauen 
(ausser den Göttern der Knollen und Fische, die schon in dem 
ersten Canoe mitgenommen waren) nach dem See Roto-ma den 



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286 Anmerkungen zu S. 122—124. 

Eriegszug Ngatoro's (des vom dem Stelzenläufer Tama-te-kapua fort- 
geführten Priesters) von Maketu nach Tara-i-whenua in Hawaiiki 
veranlasste. 

Zu S. 12S. ^ Als Ammenon, der Chaldäer, in Babylon heri'schte, 
tauchte der abscheuliche Annedotos aus dem Meere auf, während 
unter Euedoroohos, der (nach dem Hirten Daonos) in Pantibibla 
herrschte, der fischmenschliohe Odakon auftauchte (s. Apollodor). 

' Sohn Kahiko's oder Eahiko laumea's (als Aeltester oder Urgreis), 
dem Owe zur Mutter gegeben ¥rird, und in Owe oder dem Mond 
liegen auf Fiji die Wurzeln der Schöpferbildungen, auch des Men- 
schen (und Misbildungen). 

Zu S. 124. ^ Waiho, der Name der Osterinsel, findet sich in 
Neuseeland an derjenigen Localität, die am wahrscheinlichsten von 
dort bei den vorwaltenden Strömungen erreicht werden würde (be- 
merkt Taylor). In der Bai von Taiohae (auf den Marquesas) wurde 
der von Tiki bei erster Ankunft auf Nukahiva gepflanzte Hau (hi- 
biscus) gezeigt (s. Gaussin)« Eorika, Vorfahr des Stammes Makea 
auf Barotonga, kam von Manuka (Manua). 

' In den Gesängen Tahiti's wird Hawaii erwähnt, als Kbt 
wai Hea uka (Hawaii, das weit entfernte). In Hawaii gab es (nach 
Dumont d'ürville) Traditionen über „divers voyages a Noou Hiva 
et Tahouata (Nuka-Hiva oder Nukn-Hiva und Tao Wati oder Ta- 
huata) et meme jusqu'ä Tahiti." 

' Bei der auf Hawaii lagernden Dunkelheit, da der König von 
Tahiti die Sonne zurückgehalten, schritt der Eiesenbruder des 
Biesen Kana durch das Meer nach Tahiti, um die Sonne von Kahea- 
Arii (Meister der Sonne) zurückzuerhalten, worauf er sie am Him- 
mel befestigte. Als sich in dem durch den Sampo beglückten Lande 
KaJewala Dunkelheit verbreitete, weil Louhl und Po^jala Sonne und 
Mond vom Himmel abgebunden, und in einem Felskasten (wie es 
bei den Eoloschen geschah) verborgen hatten, erlangte sie Wäinä- 
möinen durch Kraft seiner magischen Kunst zurück. 

* Auch Whiro, der Weitgewanderte, ist (wie Viracocha) im 
Meeresschaum geboren, bald flüchtend, bald Flüchtige jagend. Und 
so vielfach anderswo. Der Prophet Bamini (cree de dien a- la mer, soit 
qu'il l'ait fait descendre du ciel et des etoiles ou qu'il l'ait ere^ de 
Fecume de la mer) begab sich, nachdem er (zum Bothen Meer vei> 
schlagen) in Mekka mit Mohammed zusammengetrofl'en, nach dem 
östlichen Lande Mangadsini oder Mangaroro (mit Manguelor), wo 
der (von seiner Frau Bafateme geborene) Sohn Bahouroud mit seiner 
Schwester Baminia die Söhne Bahadzi und Bacoube oder Bacouatsi 
zeugte. Als Bahadzi von seinen Seezügen ziirückkehrte (ohne, aus 
[Theseus'] Vergesslichkeit, die rothen Segel durch weisse zu ersetzen). 



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Anmerkungen zu S. 124. IlSSt^ 287 



flüchtete der in seiner Abwesenheit zum König eingesetzte Bacoube 
nach Gomoro und von da (durch Bahadzi verfolgt) zum Fluss Haren- 
gazavai auf Madagascar (als Mananzari), und nach der Ankunft 
Rahadzi's (der darauf, aus seiner Vermahlung im Lande die Zaffer 
amini genannten Weissen zurücklassend, nach Mangororo zurück- 
kehrte), über Hombes bis Azonringhet aufsteigend, wo er sich mit 
einer Tochter des Landes vermählte (s. Flacourt). Nach Agatharchides 
brachten die Sabätr die Gegenstande des indischen Handels in die 
Emporien an der Malabarküste, bis (mit der Eröffnung des Weges 
von Koptos nach Berenice) die Alexandriner nach Yemen segelten. 
Nach Arrian (der Schildkrötenschalen von einer Insel jenseits des 
Ghersones bringen lässt) wurde Pfeffer, Seide, Weihrauch u. s. w. 
in den Handel des Ghersones gebracht, indem die in Taprobane 
vereinigte Flotte nach der Mündung des Kristna segelte und dann 
zum Ghersones. Die äthiopischen Reisen von Ocelis ans dauerten fünf 
Jahre (nach Plinius). Nach Gosmas handelten die Römer mit den 
Sinitsae (jenseits Malabar und Geylon). Nach Ibn Said (bei Abulfeda) 
waren die Gomr der (mit den Mondbergen gleichnamigen) Insel Gomor 
(oder Madagascai*) oder (bei Albyruni) ohrdurchbohrende Komair 
(indischer Religion) den Ghinesen verwandt, von den Inseln der 
Menschenfresser stammend, im fernsten Süden der Zendj (nach 
Jaout), und (nach Masudi) jagte der König von Zabedj (aus Java) 
den Kopf des Königs von Gomor (der Khmer), der (mit buddhisti- 
scher Strenge) weder Rauschtrank, noch Wein (nach Edrisi) er- 
laubte, sodass zu Ibn Bathuta's Zeit Komara zum Reiche Moul- 
Java gehören konnte, im Handel mit Aloes aus den Bergen von 
Gamrou, die (nach Abulfeda) zwischen Indien und Ghina gesetzt 
werden, und schiffbrüchiger Handelsschiffe aus Ghina wegen sandte 
der Kaiser Ghinas (zu Folo's Zeit) eine Gesandtschaft nach Mada- 
gascar oder Malaicassar (Madeigascar). Les Gomrs, freres des Ghi- 
nois, sont probablement de Malays (Godine). Nach Edrisi residirte 
der König der Insel Gomor in der Stadt Malai (auf der Insel Gomor- 
Malay bis über das Gap Gomorin). Gomayr (Name der Gomoren- 
Inseln) bezeichnet (nach Reinaud) ein Diminutiv. 

Zu S. 126. ^ Quant ä Finde ou ä la Ghine, bemerkt Ghabas, 
les ^ügyptiens les ont plus ou moins distinotement connues, sous le 
nom de Toou-Neterou ou pays divins (in Bezug auf Sesostris' Flotte 
nach Indien und die See-Expedition der Königin Hashespsou). 
Nach der Inschrift von Nysa (bei Diodor) hatte Osiris die be- 
wohnten Länder bis nach Indien durchwandert (und so Herakles). 
Durch den hieroglyphisohen Namen Kefa (s. Lepsius) verknüpfen 
(erythräische) Phönizier (punischer PuM) äthiopische Kv)9^vec (bei 
Strabo) mit babylonischen und (nach Herodot) persischen. Apud 



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288 Anmerkungen zu S. 126. 

Erythram insulam in Asia ipsa inventa sunt carmina (s. Servius) 
der erythräiBohen Sibylle, von der Varro die römiselien Bücher ab- 
leitet, statt von der oumanischen (bei Yirgil). Für die durch die 
Gefangenschaft Alexander Polyhistor's in Rom (s. Klausen) bekannt 
gewordenen Ueberlieferungen der Sibylle (aus Tarquinius' Zeit) 
wurde (78 a. D.) eine Gesandtschaft nach Erythrae geschickt. 
Homer's Entlehnungen aus der Sibylle wurden von ApoUodor auf 
die erythräische zurückgeführt, Tochter der Nymphe Hydole mit 
dem Hirten Theodoros in der von Erythros, Sohn des Rhada- 
manthys, zwischen den Bergen Mimas und Gorycus gegründeten 
Colonie. Aus Mira-Laut (dem Rothen Meer) führt die javanische 
Sage ihre Einwanderung her und das Grab des Kriegsgottes bei den 
Pandiem Mathura's verknüpft die Alexandersage aus Badakschan 
mit Padang, nach dem lälam von Iskander weitergetragen. Taylor 
fuhrt (polynesisches) Kava zurück auf Kahweh, das später auf Kaffee 
übertragene Wort (bei Lane) für Wein im Altarabischen und die 
Bezeichnung der Ava begegnet sich von Chili bis Brasilien. Von der 
im Jahre 1839 im District von Wangeree unter den Wurzeln eines 
Baumes (s. Taylor) gefundenen Bronzeglocke, deren Inschrift auf 
Thompson's Veranlassung als tamulisch entziffert worden, besitzt 
das Museum in Wellington einen Abguss, doch fehlen für die ent- 
sprechende Fixirung dieses Unicums noch immer diejenigen Daten 
genauer Nachweise, die von dem Besitzer zu liefern sind. Die tamu- 
lischen Inschriften aus Simiatra haben sich im Museum Batavias 
vermehrt, und .den Namensformen der Tamol oder (ceylonischer) Da- 
mila Hesse sich durch Mikronesien nachgehen. 

' Ausser diesem 2dißai (bei Steph. Byz.) oder Saßa« (bei 
Agatharchides) , als Residenz der Königin Belkis in dem (nach 
Plinius) Hauptstadt bezeichnenden Mariaba (Malayala's) könnten 
sich bis zu den Saßaioi ßcdfioi am Kaspischen Meer (als Feuer- 
tempel) weitere Zwischenstationen finden, von den bei Sumatra ge- 
suchten Menschenfresserinseln (l^aßadeißai v^aoi) an, nicht nur in 
Ptolomäus' 2d(ßY) oder Sabbaä (bei Niebuhr), in Sabae oder (nach 
Reichert) Massova, dann in Strabo's Saba, sondern auch auf dem 
Chersones in^ßdcpa am2aßapoxd;KdX7coc oder 2aßc^va (bei Ptolemäus), 
in den an Gangariden grenzenden ^aßapai, den Indusmündungen 
(SaßaXaeacja oder 2aßaX(£aaa), der indoskythischen Seestadt Sa- 
ß(£va u. s. w. Nach Alexander (bei Marinus) lag die Stadt Zabae 
zwischen dem goldenen Ghersonesus und Gattigara (und weiteres 
dann bei den arabischen Reisenden). Zaba oder Zubaja (als Batu 
Sabor am Flusse Jehor) bildete ein Emporium der Malaien auf der 
Halbinsel Malaoca. Jawa-Jawaka ist Kleinjava zum Unterschied 
von Jawa oder Jawi (in üebertragungen auf Borneo und Sumatra). 



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nS. 126. 289 

König SftbnB hemehte (ca GmDiis' Zeit) in Anrene. Ans dem Luide 
meroitifldier SteininacliriAen, knaehitiacher Kinflüiwe aas Arabien, 
wo (nach PUnios) der Gott Sabis (Sab, als letzter Prophet der Sabier 
in Chnzistan) Terehrt wurde nnd (s. Theophrast) Sabis in Sabatha 
als Sonnengott Tennnthet werden mag, sog von Meroe oder (bei 
Josepbns) Zaba, König Sabaeon (Sa^Too&z oder So^öy) den Kfl 
abwärts bis zum Zusammenstoss mit Sanbenb, ans dessen Landern 
von Aocad der Dienst des Mondgottes Sin als Akn (Akna oder Ätna) 
sich verbreiten konnte. Der fromme (von ofißca^at bei Yarro) Sabiner- 
könig Titas Tatins „addidit Satnmnm, Opern, Solem, Lnnam, Taloa- 
nnm, Lucem*^ (s. Angoatin) den römischen Cnlten in ihren (statt 
etmskischer Qnadrattempel) in der Knppelfonn gewölbten Kapellen, 
and der samnitische Sabns, als (ein Djovis filins vom Himmel oder 
Sancos stammend) Sancns (Dins Fidins) oder Sanetos Semo (der Semi- 
homines oder Semones) deutet in seiner Beziehung zu Herakles auf 
dessen Wanderzuge. Den Sabinem (Sabeller oder den Samnitem) 
eignete als „ein Volk grosser Wanderlust'' (s. Forbiger), „infolge 
derselben die Sitte des Yer Saerum und der Aussendung in Colonien 
auf gutes Glüok.*' Joqtan, Vater der Sabäer, war Bruder Peleg's 
(wandernder Pelasger). B^o thurifera Saba appellata, quod signi- 
ficare Graeci dicunt mysterium (Plinius). Primi commercium Thuris 
fecere (die lUnäer). Nach Theophrast wird Weihrauch, Myrrhe 
Gassia und Zimmt im Lande der Araber bei Saba erzeugt (und. von 
den Sabäem im Sonnentempel verhandelt). In Unterscheidung 
zwischen den von Ichthyophagen oder Sabäem bewohnten Inseln 
stellt Plinius die „Fischesser zu den handeltreibenden Sabäem in 
Gegensatz" (s. Sprenger) Sabaei insulae multae, emporium eorum 
Acila, ex quo in Indiam navigatur. Südarabien (mit Nagara, Ba- 
raba u. s. w.) insulas autem complures habet per utrumque pro- 
ximas mare (bei Amm. Marcell). Nach Philostorgus war Saba 
Hauptstadt (rother) Himjariten und Sabas oder (bei Steph. Byz.) 
Sabo der Sabäer (bei Agatharchides), als Concurrenten der Gerrhäer 
auf den Märkten Petras. Der Handel der Maken in Oman ging 
später auf Ormuzd über. Als Tanuch (der OaviTat) vereinigten sich 
die Araber Bahreins. K(£vt), ßaatXe(ac, 'EXedECou x^P^^ Xif^dtm t^ ^tfpov 
(im Periplus) gehörte (nach Sprenger) dem in Sabbatha residiren- 
den König. Die (bei Strabo) den Nabathäem benachbarten Sabäer 
(bei Joel in ein fernes Land gesetzt) Syrien und Aegypten mit Spe- 
zereien im Alterthum versehend, sind zur Zeit des Islam (in ara- 
bischen Quellen) durch den Ruhm der Hin\jariten zurückgedrängt 
(s. Sprenger). Der König der Malaien residirte in Medinet el Za- 
bedsch (des Malaienreichs auf Sumatra) unter dem Titel Maharadscha 
(nach Abu Zeyd) mit der Insel Kalah. Zu Soleiman's Zeit wurden 
Babtiav. 19 



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290 Anmerkungen zu S. 126—128. 

die Waaren in Syraf (am Persischen Meerbusen) auf (chinesisolien) 
Djonken verschifft. Nach Edrisi wanderten chinesische Eaufleute 
(infolge einheimischer Unruhen) nach der Insel Zanedz (bei Zan- 
zibar). Die im Periplus noch unbekannten Gewürze der Molukken 
kommen zur Zeit des Commodus in Zolllisten aus Alexandrien zur 
Erwähnung (die Muscatnüsse indess bereits bei Plautus). 

Zu S. 127. ^ Es werden in diesen Ausdrücken Schlitzungen 
vermuthet, gleich dem „oblique eye'' (s. Taylor) der Maori, während 
auch eine Beziehung auf das Augenrollen im Tupeke oder Kriegs- 
tanz (der Maori) vorliegen mag. Rotundantur autem oculi eorum, 
qui vehementer furore agitantur, bemerkt Schömann (zur Namens- 
erklärung von K>ixXoTC£c). 

^ Die Hawaier unterscheiden verschiedene Zonen der See (von 
Kai, dem Strande, ab), als Aekai, Berührung des Wassers mit dem 
Lande, Poanakai, Beginn der Wellenbreohung , Kai papau, flache 
See, zum Stehen (Kai hele ku\ Kai opua, zum Waten, Ku a au, tief, 
Kai au, strömende See, oder Kai malolo, auf der Brandung reitend, 
Kai uli, blaue See (See der fliegenden Fische), Hiaku, See der Bo- 
niten, Kai Kohola, See der Wale, Moaua, der Ocean, als Waholilo 
(weit entfernt) oder Lipo (dunkelblau). 

' Das durch Küpe Küpe von Hawaiki abgetrennte Festland 
Tuawhenua war von den (durch Turi später ausgerotteten) Kahui- 
toka bewohnt, die sich nur von Farmwurzeln nährten (in den 
Sagen der Maori). 

Zu S. 12B. > So gewinnt (wie der Chutiafürst mit der Königs- 
tochter der Pal) der Seekönig der Phokäer mit der Tochter seines 
Wirths den Boden zur Ansiedlung in Massilia und Dardanus 
(im Schlauch bei der Flut in Samothrake hereingeschwommen) 
tritt als Stammvater der Troer (von Tros) auf, indem er sich mit 
Batea vermählt, Tochter des Königs Teucer, mit der Nymphe 
Idäa durch Skamandros gezeugt , im Dienste des Apollo Smintheus 
aus Kreta. Da das Wohl und Wehe des Feldbauers von dem rich- 
tigen Schutz gegen die in der Sage nicht nur, sondern auch in 
nüchterner Wirklichkeit auftretenden Mäuse- oder RÄttenheere ab- 
hängen mochte, wurde auch bei den Aegyptern ein solcher Apollo 
Sminthiorum pernicies murium wichtig genug geachtet, um die von 
Herodot gesehene Königsstatue aufzustellen mit der (dann par- 
teiisch gedeuteten) Maus in der Hand, wie sie sich als Ratte neben 
Esus findet (s. Panchaud), und in den Mäusesi^en des 15. Jahrh. 
(s. Diefenbach) sind alle Ratten und Mäuse in die Gewalt der 
Sancta Kakukilla gegeben. 

^ Bei den Maori scheitert Maui, dem so viele Thaten gelungen, 
in seinem letzten Versuche, zur Lebensquelle, worin sich Sonne 



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Anmerkungen zu S. 128—130. 291 

und Mond verjüngen, durchzudringen, und für die Menschen Un- 
sterblichkeitstrank zu schlürfen, da sich Eine nui te po's Schlund 
zu früh über ihn schliesst. 

Zu S. 129. ^ Nach Anaxagoras sinkt das Schwere nach unten, 
zu Stein verdichtet, wahrend das nach oben Schwebende im Aether 
zu Gestirnen verbrannt wird (aus dem Gegensatze der Natur). Der 
Himmel allez uf get, diu helle siget allez ze tal. In der bei Short- 
land erhaltenen Kosmogonie der Maori entspringt Rangi aus der Ehe 
Makn's und Mahora-nui-atea's, ein Kind der Feuchte (als neblig rol- 
lender Duhstmassen) in dem weit gebreiteten Aetherraum. Yon dem 
Götterpaar vi^taros und ßtjpovv wurde (bei Philo) Himmel und Erde ge- 
boren. Anu (Papsukal) oder [Lalo, unten im Pol.] Alalu (als Oberes 
oder Himmel gegenüber seiner weiblichen Form in Anatu oderUrde) 
manifestirt sich (in Babylon) als Lachma oder Lachama . (aus dem 
ursprünglichen Chaos hervorgehend), und dann folgt^b (als weitere 
Manifestationen) Sar und Kisar (Assoros und Eissare). Nach den 
im Palast Assurbanipal's gefundenen Inschriften hiess im Anfang 
das Oben noch nicht Himmel, das Unten noch nicht Erde, sondern 
ein unendlicher Abgrund war der Ursprung, noch ohne Dasein der 
Götter, worauf zuerst die grossen Götter hervorgingen, Gott Lakmu 
(und Lakamu), dann die Götter Assur und Eissur (s. G. Smith). 

Zu S. 130. * Kronos (von der hochgewölbten Gestalt der Erde) 
gekrümmt, sinnend, verschlagen, aYxuXofJii^T-i)C) ward auch leiblich 
gekrümmt und daher alt gebildet (s. £. von Schmidt). 

^ In diesem Schattenreich wiederholt sich dann die Anordnung 
bei Aristoteles, der den Tartarus unter den Hades (die Unterwelt) 
verlegt (v^p^ev AtSov). 

' Die gütige Natur der Tropen erspart den Göttern mit ihren 
Assistenten manche Arbeit, und Rongo bleibt von so demüthigenden 
Diensten verschont, zu denen sich, um des täglichen Brotes oder 
Opfers wegen, selbst Baal-Eronos bequemen musste. Dem alten 
Saatgott Saturn (s. Macrobius) ,3omani etiam Stercutum vocant, 
quod primus stercore fecunditatem agris comparaverit*' bis Pious 
das Amt übernahm , als „SterquiHnius" (bei Servius) oder „Sterouti 
fiüus^S dem im Faunus ein „Sterouti pater" (bei Plinius) zur Seite 
steht, ein Latii cultor amoeni (s. Bubino). Ut taceam de crepitu 
ventris inflati, quae Pelusiaca religio est (Hieronymus). Eine Venus 
Cloäcina wäre niemals zu verachten und manches würde in der 
Verwaltung gespart sein, wenn man sie auch heute noch verwenden 
könnte: „quasi minüsculos vectigalium conductores'*, wie Augustin, 
der Heilige, sie nennt, und einiges allerdings ist durch die Heiligen 
suppliirt, auch die Eifersucht zwischen den verschiedenen Formen 
Jupiter's in denen der Marien. Bei der zunehmenden Zahl der Fest- 

19* 



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292 Anmerkungön zu S. 130—135. 

tage hält man sioh mit dem zerschnittenen (endoteroisi) nicht mehr 
auf, da sie einige Arbeit einschliessen , wie im Q. St. D. F. 
(quando stercns delatnm fas) in Rom (zum Beinigen der vestalischen 
Wohnungen). 

Zu S. 131. ^ Die als Dei penates oder publioi bezeichneten 
Jünglinge sind (nach Rubino) Pious oder Faunus (als Laren der 
Aboriginer). Pilumnus et Picumnus fratres fuerunt dei (bei Servius). 
So werden Modi und Magni zusammen genannt, und bei Dioscuren 
oder Aloes ist die gepaarte Geburt ausgedrückt. Nachdem Tane mit 
Taaroa Wasser, See, Wind, Himmel, Nacht hervorgebracht, zeugte 
er mit Mahanua die Sonne und die Mannesgestalt Oeroa Tabua 
(auf Tahiti). 

Zu S. 132. * Gleich jenem Indianer, der, von unsagbarer Angst 
gefasst, dem grossen Geist Taback ins Feuer wirft: „Hier ist Taback 
für dich, thue mir nichts !'' Der Naturmensch fühlt um sichheriim 
jene „umbras" (incorporales, inanimales etc.), die die Römer, wie 
die Kirchenväter meinten, aus allzu gieriger Göttersucht dem Pan- 
theon noch zugefügt hätten. 

Zu S. 133. ^ Quatu<l>r dies faciunt rem divinam, Telluri, Tellu- 
moni, Altori, Rusori (Varro), den Pontificen vor Einführung der 
Götterbilder, während numina und nomina deorum in den Indetiga- 
menta (nach Censorinus) verzeichnet waren (s. Ambrosch). 

' An Tankompon wenden sich Fantee (s. Gruikshank) bei 
Segnungen oder Flüchen, „but in either case their invocation amounts 
simply to an ejaculation and is not attended by any formal act of 
worship." 

Zu S. 134. ^ Für die Eingriffe, die er des Lebensunterhaltes 
wegen in die ihm grauend gegenüberstehende Natur wagen muss, 
übernimmt er die Gelübde oder (in Loango), Mokisso und so ist mit 
dem individuellen Fetisch der Goldküste als Souman (s. Cruikshank) 
auch an sich schon das Gelübde verknüpft. 

Zu S. 135. ^ Um in allgemein ' durchwaltender Unendlichkeit 
das Göttliche in GottheitsbegrifiPen zu fixiren, wurde das, als natür- 
liches am Himmel, durch Auspicien bestimmtes auf der Erde, und 
unterirdisches (s. Varro), unterschiedene templum durch den Krumm- 
stab der Auguren (in den Linien der Regiones) umschrieben, und 
zar Vertheilung der im Norden (bei den Etruskern) wohnenden 
Götter wurde der Himmel (nach Martianus Capeila) in 16 Regiones 
getheilt, templa tectaque me (mihi) ita sunto, als „templum inaugu- 
rabatur** (s. K. 0. Müller) , in individueller Schöpfung (quisquis est 
quam me sentio dixisse). So findet sich auf Fiji der Büro als locus 
septus und zugleich zum Gespräch mit den Göttern, als locus effa- 
tus (ein fanum der Augum.und dann von Pontificen consacrirt). 



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Anmerkungen za S. 135—136. 293 

,,Da der Gott nichts war und nichts sein durfte, als die Vergeistigung 
seiner irdischen Erscheinung, so fand er eben in diesem irdischen Gegen- 
bild seine Stätte (templum) und sein Abbild^' ( s. Mommsen). Die 
Beobachtungen durch Auspicien, um an deren Zeichen den Willen 
der Gottheit, des höchsten Jupiters (bei Cicero), zu lesen (zunächst 
durch Vögel, wie bei den Dayak) lagen dem höchsten Magistrat 
(ursprünglich also dem Priesterkönig) auf, dem dann zur erklären- 
den Beihülfe die Augum zur Seite standen. 

' Und dann kann wieder eine in Allegorien erhobene Ansicht 
abgeleitet werden: KeXrot a^ßouot \t.U A(a Sy^^Xfia 91 A(oc KeXructfv 
ui|>v)Xt) 9p\>c (Max. Tyr). Von den Irokesen werden die bemalten Steine, 
welche die Dacota als Grossväter getragen, als Oiaron oder Behau- 
sung (des Geistes) bezeichnet. 

Zu S. 136. ^ Pontifices (a posse et facere, ut potifices) a ponte 
(s. Yarro), nam ab his sublicius est factus, ut primum, et restitutus 
saepe (sacra et uls et eis Tiberim), religiosum est (s. Plinius). Dass 
der Fluss unwillig ein Joch trägt, weiss man von Peru bis Ost- 
asien, icoXvYO)i.90v S^ia\i.(i ^u^^v £)X9ißaX()&v axt^Jn icavxoO (Aeschylus). 

* Latebras autem ejus, quibus arcuerit senem id est cohibuerit 
et celaverit sanctitate dignas esse visas ideoque Argea appellata 
(Festus). Bei der Hungersnoth nach dem gallischen Brande, indem 
man die Sechzigjährigen, die früher, als unnütz, in den Tiber ge- 
worfen wurden, seitdem der Greis seinem Sohn durch Bath genützt, 
leben Hess (zum Berathen). Juniores exclamaverunt, ut de ponte 
dejicerentur sexi^enarü, qui jam nuUo publice munere fungerentur 
(Festus), depontani senes appellabantur, qui sexagenarii a ponte deji- 
ciebantur (s. Nonius), bis zur Ankunft des Herakles (bei Macrobius). 
Bei der grössten der Reinigungen, 6 \i.£yiaToz tc&v xa^apfic&v (Plutarch), 
wenn die Binsenmänner derArgäer, statt früher Menschen, als Duo 
Corpora (bei Ovid) in den Tiber geworfen wurden (durch die Vesta- 
linnen), erschien die Flaminica dialis mit dem Zeichen der Trauer. 
Solche Menschenopfer, wie sie auch die Aboriginer dem Saturn (als 
Dis Pater) gebracht (bis auf Herakles oder Garanus, als Sancus oder 
Dius Fidius), seien später dann gemildert worden, wie Numa, als Ju- 
piter (und Ghuko-Liang Brotmenschen) Menschenköpfe verlangte, 
Kohlköpfe substituirt. Die Gephyräer verrichteten die Ceremonien 
auf der Eephisosbrücke im Pfahldorfe (oxe^Ca ^^r^) wohnend (als 
Ausleger des Rechts). Die Sühnen der Flüsse ergeben sich in viel- 
facher Verschiedenheit, aber dennoch verlangt die Pleisse ihr jähr- 
liches Opfer und der Rhein um Johannis. Amnes transeunt auspicato 
(Cicero). Beim Uebergang des Strymon wurde gebetet (nach Aeschy- 
los), am Ismenos geopfert. Der auch im Norden hervortretende 
Hass des Flusses gegen Eisen (oder Metall), bedingte die Her- 



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294 Anmerkungen zu S. 136. 138—139. 141. 

Stellung des Pons sublicius einzig aus Holz (robore) und so Itpaq 
Ye9upa; (Dionysios), £uXCvi]< (Flutaroh). 

Zu S. 138. ^ Unter Aufruhr der Elemente (Donner und Blitz) 
entstehen die lebenden Wesen (bei Sancbuniathon), ßpovTa^ re dic^re 
X^a^aav xa\ diorpaTCaC. 

' Nach aufwärts bei Trennung des Chaos in ein Oberes, als 
ausbreitende Erde, und ein Unteres, in finster herabsinkenden Tar- 
tarus, dazwischen dann der gewaltige Schlund (xcCafia iiiyoL) xaX 
wxri; ipt[LHrli oixCot Äctvi S'(Iti)X6v (wo SveUa wirbelt). Beim Auf- 
fassen des Tartarus als Gegenhimmel wird die Erdscheibe in der 
Mitte freisohwebend gedacht. Nach Plutarch habe Hesiod das Chaos 
als Baum (x^pav nva xal T^itov to\J uavxb?) untergelegt, bemerkt 
Welcker in Abweichung von Empedokles (nav £h izd^-n (A^fjLuxtat ). 
Ins Dunkel Lokantarika's dringt nur bei dem aus des von Tuschita 
niedersteigenden Buddha's Haupt hervorbrechenden Glanz ein mo- 
mentaner Lichtschimmer. 

Zu S. 189. ^ Die auf dem Helikon dem Hirten singenden Musen, 
damit er „das Werdende und Gewesene" (s. Welcker) preise und 
„das Gesohlecht der immer daseienden Götter", sind von Mnemosyne 
geboren (als aus der Erinnerung des Frühem). Bei Sophokles 
lehren die ehrwürdigen Göttinnen (H^Tviat crepaf) den Sterblichen 
die Mysterien und (von Hesiod) werden die Moiren als Töchter der 
Nacht und des Erebos, aus früherer Weltordnung, in der spätem 
den Erinnyen als Schwestern nebengestellt. 

s Les ämes allaient etre emprisonn^es dans les corps , les unes 
gemissaient et se lamentaient, ainsi quand des animaux sauvages 
et libres sont enchaines au moment de subir la dure servitude et 
de quitter les cheres habitudes du desert, ils combattent et se re- 
voltent, refusent de suivre ceux qui les ont domptes, et si l'occasion 
s'en presente, les mettent ä mort. La plupart sifflaient comme des 
serpents, teile autre jetait des cris aigres et des paroles de douleur 
(s. Menard) in den Worten der xdpv] xdafiou (an ihren Sohn Horos). 

^ Li polynesischen Sprachen bezeichnet Manu aus der, sonst 
überall auf den Menschen weisenden, Wurzel den Vogel, und Me- 
ropes, ak Menschen, führen auf Merops. Die bei Kriegszügen in Tahiti 
getragenen Federn, Manutaki no Tane (oder der einzige Vogel Tane's), 
genannt, bezogen sich auf die am Mittelpunkt der Erde wohnenden 
Fare papa oder Zwischengötter, als Vögel oder Haie zur Botschaft 
gesandt. In Mangaia sind die Manu Schutzgötter. Manou mit der 
Göttin Mamit preside au sort (s. Lenormant) bei den Chaldäem, 
und daher die assyrischen Mamit als Talismane, oder (im Acca- 
dischen) Sagba. 
-Zu S. 141. * Die Ariki waren kraft theogonischer Herkunft 



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Anmerkungen zu S. 141. 295 

mit der Würde der Priesterfarsten bekleidet, weldhe, trotz aller 
Ehren, gefährliche oder doch anbequeme Macht (afinkanischen 
Begenmachem oft tödlich oder dem chinesischen Kaiser manchmal 
lästige Bussen auferlegend) ein aus dem Volke durch den Erfolg 
von Waffenthaten erwachsener Herzog von sich abzuwälzen suchte, 
um ihnen die bedenklichen Operationen des magischen Cultes allein 
zu überlassen, und so Hess man ihnen auch in Bom die Verantwortung 
für das oft erörterte Becht der Todesstrafe. Als sich in späterer 
Zeit die Griminalgesetzgebung in Bom von der Theologie zu tren- 
nen begann, „la sooiete condamnait et mettait ä mort le coupable, 
pms reconnaissant, qu'il n'appartient qu'aux dieux de disposer d'une 
yie humaine, eile se purifiait ä la fa^on de cenx, qui avaient commis 
un homioide involontaire par le sacrifice d'un belier (s. Bouche- 
Lederq)'', während im Mittelalter die Kirche nach Vernrtheilung 
des Ketzers die Hinrichtung der staatlichen Verantwortui^ zu- 
schob. Und gleichzeitig bewahrte sich dann der katholische Pontifex, 
als der aus semitischen Lehren begründeten Beligion die Hierarchie des 
damals weltbeherrschenden Boms zugefugt wurde, seine Oberhoheit 
über die Könige, die sich in der römischen Geschichte gerade um- 
gekehrt zur Befestigung der republikanisch reformirten Staatsgewalt 
entwickelt hatte. In Griechenland bewahrten sich die priesterlichen 
Functionen des Basileus auch nach der AbschafiFung des König- 
thums, und so in Bom. Le sacerdoce royal, particulierement con- 
sacre ä Janus, fut confere ä un pretre decore du titre de Boi (Bex 
sacrorum), et qui dut ä ce titre impose par la tradition, mais Charge 
des maledictions de tout un peuple, d'etre tenu en tutelle et re- 
tranche pour ainsi dire de la societe politique (Bouch6-Leclerq). 
BacriXei ^SirjpTjTo rrfÖe TOt fipoL, :cpWTOv fikv tsptav xa\ duaic&v iqy^IJO^^*^ 
ixivt xal izdrcoL Ä £xe(vov Tcpdtrcea^at xa Ttpo^ Seou? oata (Dionysios). Mit 
dem Vollwachsen des politischen Lebens in Bom verlor das Schatten- 
hafte des Priestßrlichen seine Anziehung, und Quintus Fabius Pictor, 
Valerius Flaccus u. a. m. waren nicht die Einzigen, die gegen die Er- 
nennung zum Flamen protestirten. Das Pontifioat wurde von Numa 
geschaffen, ex patricibus (s. Livius), den Sacris (s. Cicero) vorgesetzt, 
und nach Abschaffung der Königswürde erwählte sich das GoUeg 
(im Conclave), einen Vorsteher als Pontifex maximus, dem dann 
wieder der (degradirte) Bex sacrorum (iur^ den Dienst des Janus 
beibehalten) untergeordnet wurde. Begem sacrificulum creant, id 
sacerdotium pontifici subjicere (Ltvitis), um (im Namen des Königs) 
am Neumond Tagesbestimmungen des astronomischen Kalenders (wie 
von den Pontifices festgesetzt) zu verkünden. Indem Augustus 
(s. Dio Gassius) die Ehre des Oberpriesters zurückgewiesen hatte 
das Haus des Opferkönigs den Vestalen schenkend), so fand bei 



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296 Anmerkungen zu S. 141. 

der Klärung des Bodens duroh spätere Umwälzung in religiöser 
Bevolution die Entwickelung despotischer Priestergewalt (den von 
ihr bekehrten Barbarenkönigen gegenüber) um so weniger Hinder- 
nisse auf der freigelegten Bahn. Janus von ijiay^zi.^, als Chaos (s. Festus) 
Apollinem Janum esse Dianamque Janam (Yarro). Janus (als deo- 
rum deus im saliarischen Liede) führte die Schlüssel als Aufsohliesser 
(s. Septimius), cui reserata mugiunt aurea claustra mundi. Und im 
Anschluss an theogonische Herkunft: Janum, quem ferunt Goelo 
atque Hecate procreatum in Italia regnasse primum (s. Amobius), 
dann zweiköpfig (und vierköpfig, wie Brahma). 
Kge tohi oe G Tur Toga 
' Eoe fuofua fonua o Toga ni ko Ata bea ko h fuofua akau koe 
fue bea nae vaa ua, bea alu hifo a Tagaloa o haeua bea bala ae tefito 
oe fue, bea tubu ai ae manu, bea hau ae kui o tosi, bea tubu ai 
ai ogo tagata e tokoua, bea liaki e he kui ae manu, bea tubu ai a 
Momo, aio ko h. toko tolu ia oe tubu mei he manu, bea ko h. 
uhiga Momo. 

Eoe Momo oe manu 

Bea koe fuofua Tui o Toga ni ko Eohai 

Eoe ti^ata ia nae tubu mei he Fue 

Bea toko ia mo koau koe tokoua ia nae tubu mei he 

Tue (u. s. w.) 
Eohai 
Eoau 
Ahoeitu 
' Lolofa kagala 
^ Faga oneone 
*■' Lihau 
> Eofutu 
h Mauhau 
' Ealoa 
« Ealiou 
'1 Ligoligoa 
' Eilukilua 

Abunea 
> ' Afuluga 
/ V Momo (Toki hoko ia Momo aia ko h. toko tolu ia oe Tui 

Toga üaga, aia ni^e tubu mei he Tue) 

? *■' Lomiaitubua 

Haavakafuhu 

- Tuitogailebo 

Buibuikifatu 

.. Tuitogaibuibui 



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Anmerkungen zu S. 141. 297 

'■'' Kauulufonua motua 

ST) Tabuoji 

; ' Talakaifaiki 

9 z Haavakafuha 

1 ^'Talafata 

71/Tidtatai (Bea ko h. fale o Tuitatui nae fata aki ae fehl 
noe tau i Beketa ko h. ubiga ia oe nau higoa aki oe 
Fatafelii) H 

0\ Fatafehi 
7^ Talatama 

'; "- Tuitoganui koe 
Tama Tou 

^^ Talaihaabebe 

^ t.^ Tabuosi 

^<. Fatafebi 

i / Havea 

^; Kauulufonua 

-; \ Tabuosimonu 

j^'Takalaua 

;^ 'Kauulufonua (fekai nae taka tau) 

t4Tabuooi 

3^ Telea (Bea koia oku toki ilo mai b. bako kimui ni ko ene 
fae ko Naenobo koe ofefine Abomee), 
unter Verzweigungen der Familien weiter bis Mumui, die 48. Ge- 
neration von Tagaloa dureb Kobai u. s. w.). 

' In andern Mytbologien treten solcbe Baumensoben wieder in 
die untergeordnete Stellung irdiscber Aborigines, wenn das böbere 
Fürstengeficblecbt von Oben berabgestiegen ist, bimmliscber Her- 
kunft in Bangtsa der Gacbari (mit Kolita, als Barman), wie die 
Birmanen aus dem Byammabimmel (und sonst die Seelen der Fürsten 
aus Tuscbita) wiedergeboren waren. Trotz des scbeinbaren Wider- 
spruobs in dieser Anschauung wird gerade dadurcb, wenn man in 
den Gedankengang tiefer eindringt die Begel gleicbmässiger Auf- 
fassung bestätigt, diese Himmelsgeburten vollzieben sieb innerhalb 
der bereits befestigten Weltperiode, indem z. B. die Byammabimmel, 
die bei der Flut (die im Aufsteigen nur bis zu ibrer Scbwelle 
reichte), übriggebliebenen Terrassen darstellend, sieb also nur auf 
eine partielle Weltzerstörung bezieben, innerhalb welcher sich dann 
wieder relative Gegensätze markiren. Die Wurzeln der polynesischen 
und anderer Sohöpfungsbäume (wie auch im Buddhistischen bei Zu- 
sammenfassung der Gesammtperiode) liegen di^egen über ursprüng- 
lichen Anfang hinaus und vielleicht im chaotischen Gewirbel jener 
Sturmgebrause, worin die Trümmer vorangegangener Welten um- 



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298 Anmerkungen eu S. 141—142. 

hergetrieben worden, um in dem Beflex schattenhafter Umrisse 
temporäre Vorbilder der neuen Weltgestaltung zu anticipiren. In 
ähnlicher Weise wie jene birmanischen Himmelskinder in unerreich- 
barer Höhe bei der aufsteigenden Flut bewahrt werden, überdauern 
Balder und Höder, für Bevölkerung der neuen Erde, die Feuer- 
zerstörung in der Unterwelt, wie mexicanische Bilderschriften die 
den Weltenbrand Ueberlebenden in einer Höhle eingeschlossen 
zeigen. 

* Als gtX,td[iaLTai twv icrfvTwv (bei Empedokles). Die Wurzeln (iojyt) 
xa\ ^(Cot>(xa) der ewig strömenden Schöpfung ((ft^at,q d^vao;) liegen 
(bei Pythagoras) in der Tetraktys. In ägyptisch -pythagoräischer 
Lehre ist das Weltall die entwickelte Gottheit (s. Baltzer), während 
Aristoteles bei dem xtvoOv äxCvtqtov (Unbewegt — Bewegenden) stehen 
bleibe. 

Zu S. 142. ^ In der Einförmigkeit der Wüsten bildet sich dem 
Araber, wie in der der Prairien dem Indianer, eine in gleichmässiger 
Umgebung verschwimmende Einheit, aber wie dieser sich stets von 
seinen (durch Manitu gesandten) Traumgeistem umschwirrt findet, 
so drängen sich dem semitischen Bruder jenes die Efrit so dicht, 
dass kein Glas Wasser ausgeschüttet werden kann, ohne einen der- 
selben zu begiessen, und ebenso wenig fehlen die Ginnie, wie dem 
mohammedanischen Malaien seine Hantu, statt früherer Deva. Auch 
in Australien ist beständig das unbekannt Gefurchtete nahe, sodass 
in der Dunkelheit niemand sich vom Lagerfeuer wagt, doch schafft 
die Phantasie hier wie in Brasilien nur ungestalte Gespenster an 
Stelle jener gottverklärten Gestalten, die die Umgebung des Hellenen 
verschönten. Wie diese Weltanschauungen in poetischen Schöpfungen, 
erfüllten sich die des Römers mit juristischer Regelung der Be- 
ziehungen zu den Göttern in Vota, Sacramenta, Consecrationen oder 
Expiationen, und in beiden Fällen liegt der Geistesdrang eines hoch- 
begabten Volkes vor, das in seinen eigenen Denkproductionen, und 
dadurch im Uebersinnlichen, die Beschäftigung und Befriedigung 
sucht, die später auf gesicherterer Grundlage in dem Studium einer 
sinnlich verständlichen Naturwissenschaft geboten wurde. Wenn 
die Gottheit des Monotheismus, also die Trias des Schöpfers, Er- 
halters und Vemichters der Welt, sich mit dem Wirbelwind einer 
Staubsäule oder in dem Riesenirrwisch einer Feuersäule auf enger 
Ecke des Erdbodens herumtreibt, so dürfte das ein kunstsinniges 
Gemüth viel mehr verletzen, als wenn in einem gut organisirten 
Polytheismus die Aemter ausgetheilt sind, da der oberste Herr 
wieder die Einheit symbolisiren mag, wie ein „unus" Jupiter*' oder 
Zeus, dessen Name (in dialektischen Formen) „Gott überhaupt" be- 
deutet (sive quo alio nomine fas est nominare). Der monotheistische 



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Amnerkuiigen za S. 142—145. 299 

Goit Bchliesat die Möglicbkeit anderer Götter deshalb ans, weil die 
Eifersucht des Priesters, der die Würde ertheilt hat, kernen Rivalen 
duldet, und dafor werden Beispiele genug in Indien geliefert durch 
den stets nur anf die jedesmalige Pridilection gerichteten Cnltos, 
sei es eines Siwa oder Wischnn, sei es eines Ganesha, Krishna, 
Yithoha n. a. m^ von reichem Ho&taat nmgeben, dessen auch AUah 
in den Engeln nicht entbehrt. Bei höherer AnfiTassnng dagegen steht 
im Hintergrande stets eine durch metaphysische Operationen ge- 
schaffene Einheit, die for philosophische Gemnther dann wieder 
ebenso gnt ihre physische Existenz hat, wie der Gott die seinige 
for das Volk. 

Zn S. 144. > Dass die Coltnrrölker so oft in Uaer ToUsten Blüte 
am geschichtlichen Gesichtskros auftaachen, ist erklärlich genug. 
Es war das die Zeit des höchsten Glanzes, sodass die dann aof- 
spriessende Literator das Frohere Tcrdankelnd, sich selbst ab Anfang 
setzte. Aneh „la societe romaine an moment on eile apparait dans 
llustoire a deja pris sa forme defimÜTe'' nnd wir haben also von 
dem hier bereits fertig G^^benen auszogehen, nm im Verfolg der 
weitem Entwickehmgsgesetze den Zusammenhang der Weltau&ssong 
zu Terstehen. Allerdings mag dann später in der Untersochong 
zorückgeschritten werden anf elementare Gonstitaenten in latini- 
schen, sabinischen, etmskisclien Anfingen, aber dann handelt es sich 
um eine Untersochnngsweise so Terschieden Ton der frühem, wie die 
analytische Chemie von der technologischen. 

Zu S. 146. ^ In geschichtlich gesunder Entwickelang sind Be- 
ligion and Staat so eng ineinander Terschlnngen, am Eins za sein 
(wie in China, das dorch seinen langen Bestand eine im allgemeinen 
normale (irandlage bekundet), und in dem wekbeherrschenden Rom 
(wo der Priester nur einen sachkundigen Beistand der lungirenden 
Beamten bildete). Comme la religion n'avait de forme propre et 
de realite exterieure que dans la cite, il en resulta, qu'eUe derint 
partie integrante de l'£tat et s'absorba en faii; les Romains ne oon- 
naissaient qoe la religion de l'£tat, toutes les formes du sentiment 
religieux autres que celle-la leur paraissaient du superflu (superstitio), 
une saperfetation qoi troublait Tordre etabli (s. Bouche-Lederq). 
Nachdem unter den Accumulationen inoongruenter Einflüsse eine 
TrennuDg eingetreten, geht die Entwickelui^ des gesetzlichen Natur- 
triebes fort in dem Staat, wahrend dann die Religion ab comple- 
mentirendes Menschenwerk hinzutritt, zwar höher (weQ ans hoher 
Potenz des Natnrwirkens entsprungen), aber eben deshalb auch 
grossem Immgen, und selbst wildesten Yerirrungen, aosgesetzt, die 
das westliche Staatsleben, weil darin au%enommen, oft zerrüttet 
haben (während sie in China Ton der Staatsreligion getrennt blieben). 



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300 Anmerkungen zu S. U7— 151.. 

Zu S. 147. 1 Ä quelque degre de philosophie abstracte qu'en 
viennent nos societes, la complexite des choses humaines ne sera 
jamais explicable, si Ton ne remonte aux.faits antiques, qui seuls 
renferment le secret des idees, des institutions et des moeurs de 
ceux memes, qui en ont le plus completement perdu le souvenir 
(Benan). 
Zu S. 150. ^ Hanau ka Moa kau i ke Kua o Wakea 

Geboren die Moa (-Vögel) auf dem Bücken Wakea's, 

Alina ka Moa i ke kua o Wakea 

Besohmutzend die Moa auf dem Bücken Wakea's, 

LiH Wakea Eahililiili 

Aergerlich Wakea, mit Staub umherbeworfen, 

Lili Wakea inaina ulubua 

Aergerlich Wakea, voll bösen Zorns; 

Papale i ka Moa lele i kau paku 

Fortgescheucht die Moa, fliegen sie auf das Hausdach, 

ka moa i koupaku 

Der Moa auf den Giebelpfeilem. 
^ The genealogical tree was composed of the hue (calabash), 
the main shoot or stem of which is called the tahuhu and the 
branches Eawae (bei den Maori). 

Zu S. 151. ^ sodass damit eine anständige Bekleidung geboten 
war. Die Eiri-waka-papa, die durch die Einwanderer aus Hawaiki 
in das Innere Neuseelands getriebenen Autochthonen, erhielten ihre 
Namen, weil halbnackt gehend. Bei den Maori wurde Waitutu- 
reiarua als Erfinder der Brotbereitung aus Hinau (Elaeocarpus 
hinau) gefeiert. 

^ In einem andern Zweig aus Opuupuu's Geschlecht figuriren, 
als Söhne Ealuanuumo kuhaliikaneikahalau's (mit Hikihina kamalino) 
die Brüder Hinaku, Eukuihaa (der Priesterarzt oder Eahuna lapaau), 
Eekukuialii, Ololoihonuamea (als Ololo honua der Sohn Loloi 
honuamea's) und Paliku, und in der Abstammung von Paliku wird 
Haumea durch Eahakauakoko (mit Eukalaniehu) gezeugt, und ver- 
mählt sich mit Eanaloa-akua (als Mutter EukauaksJii's). Nach 
90 Generationen folgt Eupulana-kehau (mit Eahiko laumea ver- 
mählt), als Mutter Wakea ke alii's, von (seinem Priester) Lihauula ke 
Eahuna begleitet. Dann folgt Laloihonuameo , Yater Olohonua's, 
und dessen Sohn Eumuhonua zeugt (mit Haloiho), neben den Zwil- 
lingssöhnen Eane und Eanaloa, seinen Nachfolger Ahukai (Yater 
Eapili's). Darauf werden 25 Generationen aufgeführt bis Welaa 
hilani nui, Vater (durch Owe) des Sohnes Eahiko luamea, und ihm 
werden von Eupulanakehau die Söhne Wakea, Lihau und Makulu 
geboren. Dieser Wakea (also als zweiter, ein jüngerer oder späterer) 



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Anmerkungen zu S. 161—158. 301 

vermälilt sicli mit Papa und zeugt mit ihr die Tochter Hoohoku 
kalani, die ihm wieder den Sohn Haloa gebiert (während andere 
Genealogisten diesen Incest bestreiten und Haloa zu einem Sohn 
Papist's, als Bruder Hoohokukalani's machen). 

Zu S. 152. ^ As in geology there it a reptile age, so there 
was one in the mythology of New-Zesdand. At one period there 
seems to have been a mixed ofifspring from the same parents. Thus 
whilst Tawaki was of the human form, his brethren were lizards 
and sharks, and there were likewise mixed marriages amongst them 
(s. Taylor). In Tavaki's Karakia wird der höchste Himmel durch 
(gleich denen der Eidechsen) am Deckboden klebende Füsse er- 
klommen, und unter den mit Mara's Stämmen im Whare Kura 
Versammelten finden sich die Eidechsengötter gleichfalls aufge- 
führt. 

Zu S. 153. ^ Spatia omnis temporis non numero dierum sed 
noctuum fiunt (Cäsar), die Gallier, als Göttersöhne (s. Dieffenbach). 
Auch in den Genesdogien der Maori figurirt Po (wie in der von 
Taylor gegebenen). 

Zu S. 155. ^ Moa wird auch für die allgemeine Bezeichnung 
des Geflügels verwandt. Die Frage in Betreff der als Moa bezeichneten 
Riesenvögel (Dinormis) in Neuseeland, ob noch zur Zeit der Ein- 
wanderung vorhanden, findet sich verschiedentlich behandelt in 
den Transactions of the Philosophical Society (in Wellinjgton). 

^ Als Tawaki aus Reinga zurückgekehrt, bei Mischung seines, 
durch die Natur hindurch vergossenen, Blutes wieder belebt ist, 
wurde er von seinem Ahn Kaiaia im Vogelgesohrei vor der auf- 
steigenden Flut gewarnt. 

Zu S. 157. ^ Bei solchen Begegnungen denkt man an die 
Etrusker und ihre (durch Portenta eingeleiteten) Saecula, als dem 
längsten Menschenalter der Zeit gleichkommend, mit dem Tode des- 
jenigen geschlossen, der von allen beim Beginn des Saeculum Ge- 
; bereuen am längsten gelebt, und so wurden die mit dem Gultus 
des Ditis und Proserpina's (des Mantus und der Mania) auf dem 
Terentus verbundenen ludi Terentini „der Idee nach gefeiert, wenn 
der letzte Mensch des Saeculum zur Unterwelt hinabg^angen, wenn 
nun das Reich des Todes das ganze Geschlecht hat*' (s. K. 0. Müller). 
Ein derartiges Saeculum wird in Hawaii bald geschlossen sein, und 
zwar als letztes der einheimischen. 

Zu S. 158. * In the Arawa were the ancestors of the Nga- 
pui and of the Rarewa, who sat at the head, the Ngate-wakaua 
behind them and the Nga-te-roinangi at the stem (Dieffenbach). 
Dann kam Waikato in dem Eotahi-nui-Canoe und schliesslich die 
Nga-te-awa im Matataua-Canoe. 



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302 Anmerkungen zu S. 159—178. 

Za S. 159. ^ AIsoEahiko, Schwiegervater Päpii-nai's, in dem 
Gesohlechtsbanm Kumu-uli und Eapapaiakea vergleichbar. 

' yyGötÜiches und Menschliches, Erdichtetes und Erlebtes ist in 
den Mythen so vermeng^, dass ihi*e Deutung äusserst schwierig 
wird. Vieles davon ist gänzlich dunkel und selbst für den gelehr- 
testen unter den einzelnen Priestern nicht mehr verstandlich. Eine 
Senntniss dieser Mythen kann nur noch bei den ältesten Männern 
vorausgesetzt werden, die junge Generation kümmert sich nichts 
mehr um den Aberglauben der Väter*' (1858), neben andern Aeusse- 
rungen Von Hochstetter's (in Betreff der Maori). 

Zu S. 160. ^ Sonst geschieht der Einführung des Kumara durch 
£ Pani, der mit seiner Gattin E Tiki von Tawai nach Neuseeland 
auswandert (s. Dieffenbach). 

Zu S. 173. } Nachdem zur Consecration des Tempels (s. Becker) 
von dem Pontifex maximus, verhüllten Hauptes, die solennia verba 
.der Dedication gesprochen waren, fasste er mit der Hand den Thür- 
pfosten des neuen Tempels (postem teuere), während der Magistrat, 
ebenfalls den Thürpfosten fassend, die Worte nachsprach (manu de- 
dicare). Auf die Frage des Magistrats an den Augur: dicito, si 
Silentium esse videbitur, antwortete dieser: Silentium esse videtur, 
dann gefragt: dicito si addicunt, wurde geantwortet: aves addicunt 
(neben: alio die). Tum ille: dicito si pascuntur, pascuntur (s. Cicero). 
Wenn bei dem Bau eines neuen Tempels der richtige Baum für 
Verfertigung des Grottesbildes gefunden war, versammelte sich dort 
das Volk, mit Priester und König, für die Weiheceremonien, und 
ehe das Fällen begann, richtete der Priester an den Häuptling die 
Frage: (peha) Kaaha a kaua (sind die Vorzeichen günstig?) Er- 
folgt die Bückantwort: Ua maikai ka aha (günstig die Vorzeichen) 
so konnte die Arbeit beginnen, sonst wurde sie verschoben (in 
Hawaii)« 

' vigila, wie die Vestalinnen dem Könige zuzurufen hatten. 

Zu S. 174. ^ Nach Xisuthrus' Verschwinden ermahnte eine aus 
der Luft erschallende Stimme seine Nachkommen zur Gottesfurcht 
und Aufsuchung der Schriften in Sispara (nach Berosus). 

Zu S. 175. ^ Für die mit einheimischer Legende verknüpfte 
Entdeckung Hawaii's, die auf Anson's Karte niedergelegt sein sollte, 
werden (von Paao's Namensform als Paulo abgesehen) Steinfiguren 
in vermeintlich altspanischer Tracht angeführt, und darf ich, nach 
den mir freundlich zugesagten Verwendungen, vielleicht die Hoff- 
nung bewahren, dass es möglich weixlen wird, sie im königlichen 
Museum dem Studium der europäischen Ethnologen zugänglich zu 
machen. 




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Druck Ton F. A. Brockhaus in Leipzig. 



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Berichtigungen. 

Seite 17, Zeile 6 v. u., statt: gewähren, 1. versuchen 
» 57, . » 15 » » st.: des eigentlichen Seins, 1.: im 

eigentlichen Sein 
» 133, » 16 » » st.: Ethnologie, lies: Etymologie 
» 142, » 3 » » st.: im, 1.: ein 
» 144, » 9 V. o., St.: fremden, 1.: fernen 
» 151, » 10 » » st.: noch, 1.: nach 
» 220, » 3 » » St.: Naturvölker, 1.: Culturvölker 
» 297 , » 14 V. u. , st. : dem Byammahimmel , 1. : der Ab- 

hassara-brahma-loka 
» 297, » 18 » » st.: Baumenschen, 1.: Baummenschen 



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