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Full text of "Die Homerischen Realien"

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DIE 


HOMERISCHEN REALIEN. 


VON 


D®e E. BUCHHOLZ, 


PROFESSOR AM KÖNIGLICHEN GYMNASIUM IN ERFURT. 


ERSTER BAND: 
WELT UND NATUR. 


ERSTE ABTHEILUNG: 
HOMERISCHE KOSMOGRAPHIE UND GEOGRAPHIE. 


LEIPZIG, 
VERLAG VON WILHELM ENGELMANN. ἡ 


1871. 


HOMERISCHE 


KOSMOGRAPHIE 


UND 


GEOGRAPHIE. 


VON 


ΠΕ. E. BUCHHOLZ, 


PROFESSOR AM KÖNIGLICHEN GYMNASIUM IN ERFURT. 


LEIPZIG, 
VERLAG VON WILHELM ENGELMANN. 


1871. 


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Vorwort zur Empfehlung. 


m Wunsche des Herrn Verfassers, seinem hier erscheinen- 
den Werke: »Die homerischen Realien. Erster Band. Erste Ab- 
theilung« ein Vorwort zur Empfehlung vorauszuschicken, entspricht 
der Unterzeichnete mit um so grösserer Bereitwilligkeit, je unbedenk- 
licher es ihm erscheint, auf eine so vorzügliche Arbeit, wie die 
nachfolgende ist, das gelehrte Publicum aufmerksam zu machen. 
Nach vollständiger Einsicht in dieselbe dürfen wir die Ueberzeugung 
aussprechen, dass das begonnene Werk, wenn es vollendet sein 
wird, nach allen Seiten hin ein äusserst vorzügliches Handbuch nicht 
bloss für jüngere Studirende, sondern selbst für Männer vom Fache 
sein wird. Wir machen in dieser Hinsicht auf folgende Puncte auf- 
merksam. 

Der durch seine vortreffliche Schrift: »Die sittliche Welt- 
anschauung des Pindaros und Aeschylos (Leipzig, B. G. Teubner. 
1869)« schon auf’s Rühmlichste bekannt gewordene Verfasser hat die 
neue Arbeit in derselben lobenswerthen, öffentlich anerkannten Weise 
behandelt, wie die frühere. Wir finden dieselbe äussere und innere 
. Einrichtung: einen das Ganze umfassenden Text, wörtlich ange- 
führte Beweisstellen und das Verständniss fördernde, zweckmässige 
Anmerkungen. Das Ganze zeichnet sich wie durch Ausführlichkeit 
des zu behandelnden Stoffs, so durch Gründlichkeit in der Behand- 
lungsweise und durch geschmackvolle Darstellung des Mitgetheilten 
aus. Da der Herr Verfasser die gesammten homerischen Realien zu 
bearbeiten entschlossen ist, so haben wir ein Werk zu erwarten, 


ΥἹ Vorwort zur Empfehlung. 


welches alle philologischen Bedürfnisse in dieser Richtung zu be- 
friedigen im Stande sein wird; und dieses um so mehr, da die 
bisherigen dahin einschlagenden Bearbeitungen zum Theil nicht 
mehr zutreffen, zum Theil nur einzelne Partien des Materials, 
welches hier geboten wird, umfassen. Eine neue Bearbeitung des- 
selben mit Berücksichtigung der neuesten Forschungen auf dem 
bezeichneten Gebiete, welche grossentheils sehr zerstreut sind, ist 
demnach ein höchst zeitgemässes Unternehmen. 

Wir wünschen aufrichtig dem Werke die ihm gebührende Be- 
achtung und hoffen demgemäss, dass es zu allen denjenigen, welche 


sich mit Homer beschäftigen, den Weg finden werde. 


Erfurt, im März 1871. 


Professor Dr. Sehirlitz. 


Vorwort des Verfassers. 


Dass eine zweckmässige Bearbeitung der homerischen Realien. 
ein zeitgemässes Unternehmen sei, wird wohl kein Sachverständiger 
läugnen; denn wenn auch auf diesem Gebiete der homerischen 
Forschung viele Monographieen in neuerer Zeit erschienen sind und 
noch erscheinen, so fehlt es doch an einer zusammenhängenden, 
systematischen und zugleich auf die Quellen zurückgehenden Be- 
handlung des reichhaltigen Stoffes. Die Arbeit von Feyth ist längst 
antiquirt, auch die von Terpstra nicht mehr genügend; und was 
das Buch von Friedreich betrifft, so kann man es höchstens als eine 
fleissige Compilation bezeichnen, die überdies von der Hand eines 
Laien herrührt, und der es an streng methodischer und systema- 
tischer Behandlungsweise gebricht; eine Begründung aus den Quel- 
len sucht man in demselben meistens vergeblich, und es fehlt ihm 
sogar nicht an mannigfachen handgreiflichen Irrthümern. Eine Be- 
arbeitung der gesammten homerischen Realien ist aber seit dem 
Friedreich’schen Buche nicht mehr erschienen. 

Einen bedeutenden Impuls zur Uebernahme der vorliegenden 
Arbeit, vor der ich anfangs zurückbebte, verdanke ich meinem zu 
früh heimgegangenen Freunde, dem Professor Ameis in Mühlhausen, 


welcher der Anlage meines Buches und denjenigen seiner Theile, 


vmmI Vorwort des Verfassers. 


die ich ihm noch mittheilen konnte, seine volle Billigung ertheilte. 
Sein früher Tod ist, wie für Homer überhaupt, so auch für mein 
Buch ein herber Verlust, da er mir mit freundschaftlicher Bereit- 
willigkeit versprochen hatte, mit Rath und That sich an dem Fort- 
schritt meines Unternehmens zu betheiligen. Leider hat sein plötz- 
licher Heimgang ihn an der Erfüllung seines Wortes verhindert, und 
die reiche Belehrung, welche er mir voraussichtlich bei längerem 
Leben gewährt haben würde, ist mir für immer entzogen. Im 
Grossen und Ganzen auf mich selbst angewiesen, habe ich das 
Missliche meiner Aufgabe in um so höherem Grade empfunden. 
Eine bedeutende Schwierigkeit für den Bearbeiter der homerischen 
Realien und vielleicht ein Hauptgrund, warum in neuerer Zeit keine 
ähnliche Arbeit erschienen ist, liegt in der erstaunlichen Zerstreuung 
und Verschleppung des gelehrten Materials in Programmen, Mono- 
graphieen und Zeitschriften. Dies Material in möglichst grosser 
Vollständigkeit ausfindig zu machen, herbeizuschaffen und durch- 
zuarbeiten ist schon an sich eine Aufgabe, deren Schwierigkeit nur 
derjenige vollkommen zu würdigen vermag, der sie selbst versucht 
hat. Unter Anderem haben die Abschnitte über ithakesische und 
troianische Topographie mir einen enormen Aufwand von Zeit und 
Mühe verursacht. Ich darf ehrlich versichern, dass ich Alles auf- 
geboten habe, um mich meines Materials zu bemächtigen, bin aber 
dennoch weit von dem Wahne entfernt, dasselbe durchgängig rich- 
tig gewürdigt oder auch nur vollständig zusammengebracht zu haben. 
Uebrigens wird der kundige Blick, wie ich hoffe, leicht bemerken, 
dass mein durch eingehende Lectüre des Dichters, dem ich jahre- 
langes Studium zugewandt habe, gewonnenes Material die eigent- 
liche Grundlage meiner Arbeit bildet, auf welcher ich dann unter 
gewissenhafter Zuziehung alles mir zu Geböte stehenden fremden 
Materials weiter gearbeitet habe. Die begründenden Citate aus dem 
Dichter selbst, wie aus den übrigen alten Autoren, habe ich 
meistens dem Wortlaute nach unter dem Texte gegeben, theils um 
dem Leser ein fortwährendes Nachschlagen zu ersparen, welches 
ihm bei entlegeneren und minder zugänglichen Quellen oft weit- 
läufig oder vielleicht gar unmöglich sein würde, theils weil ich aus 


Erfahrung weiss, wie oft ein blosses Zahlencitat nach Capiteln, 


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2 Vorwort des Verfassers. IX 


Seiten oder Paragraphen den Leser trügt, während das vollständige 


wörtliche Citat selbst bei einer verschriebenen oder verdruckten 
Zahl doch den Leser zur Controle des Citirenden und, wenn es 
darauf ankommt, zur Auffindung der richtigen Zahl in den Stand 
setzt. | 

Was die Disposition des Ganzen betrifft, so habe ich dasselbe 
in 3 Bände zerlegt, von denen der erste Welt und Natur 
nach homerischer Vorstellung, der zweite das öffentliche und 
private Leben der homerischen Griechen, der dritte ihre reli- 
giöse und sittliche Weltanschauung behandelt. Was den 


_ ersten Band betrifft, so zerfällt derselbe wieder in 2 Abtheilungen, 


von denen die erste die homerische Kosmographie und 
Geographie, der zweite die drei Naturreiche (hom. Zoologie, 
Botanik und Mineralogie) zur Darstellung bringt. Der zweite 
Band wird in seiner ersten Abtheilung das öffentliche Leben 
(Staatsverfassung; Kriegswesen; Handel und Wandel; Gewerbe, 
Künste und Industrie), in der zweiten das private Leben (Woh- 
nung, Nahrung, Kleidung; Gesundheitspflege; Todtenbestattung) 
behandeln. Im dritten Bande endlich wird die religiöse und 
sittliche Weltanschauung der homerischen Griechen zur Be- 
trachtung kommen; und zwar in der ersten Abtheilung desselben 
die homerische Theologie und Götterlehre, in der zweiten 
die homerische Ethik. 

Eine übersichtliche Zusammenstellung des Gesammtinhalts würde 


sich demnach so gestalten: 


I. Band. Welt und Natur. 
1. Abth. Homerische Kosmographie und Geographie. 


2. 35. Die drei Naturreiche. 


II. Band. Oeffentliches und privates Leben. 
1. Abth. Das öffentliche Leben. 
Bu. ;, Das Privatleben. 


III. Band. Religiöse und sittliche Weltanschauung. 
1. Abth. Homerische Theologie und Götterlehre. 


Be ΕΣ Homerische Ethik. 


X Vorwort des Verfassers. 


Ich glaube hier bemerken zu müssen, dass die neuesten Lie- 
ferungen der Bursian’schen Geographie von Griechenland erst in 
die Oeffentlichkeit gelangt sind, als der vorliegende Band bereits 
im Druck begriffen war. Trotzdem habe ich dieselben noch nach 
Möglichkeit zu benutzen gestrebt und das aus ihnen Gewonnene 
während des Drucks an den betreffenden Stellen eingeschoben, 
wobei ich freilich bedauere, dass diese Nachträge sich nicht überall 
so glatt in den Zusammenhang gefügt haben, wie dies der Fall 
sein würde, wenn ich sie von vorn herein ın den Text hätte ver- 
arbeiten können, und dass auf diese Weise Manches in die An- 
merkungen gerathen ist, was wohl eigentlich in den Text gehörte, 
da ich diese Einschiebungen mit grösstmöglichster Schonung des 
schon fertigen Satzes an den in dieser Hinsicht geeignetsten Stellen 
vornehmen musste. Ich bitte daher den Leser in diesem Punkte 
um freundliche Nachsicht. 

Jeder Abtheilung werden möglichst genaue Indices beigegeben 
werden. Meine ursprüngliche Absicht, der homerischen Geographie 
einige erläuternde Karten beizufügen, ist leider an mehreren 
ungünstigen Umständen gescheitert. Sollte indess das Buch eine 
zweite Auflage erleben, so hoffe ich auch in dieser Beziehung dem 
Bedürfnisse manches Lesers gerecht zu werden. Wem indess die 
ausgezeichneten Kiepert’chen Karten des homerischen Griechen- 
lands und Asiens zu Gebote stehen, besitzt in ihnen Hülfsmittel zur 
Orientirung, welche alle anderen überflüssig machen. — Ausserdem sei 
noch bemerkt, dass ich die Ilias und Odyssee nach der Ausgabe 
von Bäumlein (Leipzig, Bernhard Tauchnitz. 1854 und 1858), 
Strabon nach Gust. Kramer (Berlin, Friedrich Nicolai 
1844. 1847. 1852), Pausanias endlich nach J. H. Chr. Schu- 
bart (Leipzig, Teubner. 1853. 1854) eitirt habe. 

Denjenigen geehrten Herren, welche meine Arbeit in freund- 
lichster Weise unterstützt und gefördert haben, sage ich hiermit 
auch öffentlich meinen Dank. So namentlich Herrn Professor 
Kiepert in Berlin, der mir eine Reihe schätzbarer Bemerkun- 
gen und Berichtigungen mitzutheilen die Güte gehabt, wie auch 
Herrn Oberschulrath Marquardt in Gotha, der mich mehrfach 
durch literarische Hülfsmittel aus der herzoglichen Bibliothek im 


Vorwort des Verfassers. ΧΙ 


Gotha, wie auch durch bereitwillige Mittheilung mancher litera- 
rischer Notizen freundlichst unterstützt hat. Nicht minder fühle 
ich mich Herrn Professor Schirlitz zu lebhaftem Danke ver- 
pflichtet, der an dem Fortgange der vorliegenden Arbeit fortwäh- 
rend das lebendigste Interesse bethätigt hat, was ich um so höher 
schätze, als er selbst auf dem Gebiete der altgeographischen Litera- 
tur gediegene Kenntnisse und einen Namen besitzt. Sodann hat 
auch mein treuer Freund und College, Herr Professor Weissen- 
born hieselbst, mir nicht nur aus dem reichen Schatze seiner Literatur- 
kenntniss manche Mittheilung zu Gute kommen lassen, sonde'n mir 
„auch bei der Durchsicht der Druckbogen dankenswerthe Hülfe ge- 
leistet, was ich hier dankbar anerkenne. Bei der Zusammenstellung 
der Register endlich hat mich ein braver Schüler unserer Anstalt, 
der Primaner Kott, auf das Eifrigste unterstützt. 

Schliesslich bitte ich den geneigten Leser, die Mängel meines 
seit Jahren mit Liebe und Eifer gepflegten Werkes, deren ich mir 
wohl bewusst bin, freundlichst zu entschuldigen, und wünsche nur, 
dass er das Buch nicht ganz unbefriedigt aus der Hand legen 


möge. 


Erfurt, 


den 29. September 1871. 
E. Buchholz. 


Berichtigung und Nachtrag. 


S. 74, Anm. 1 ist irrthümlich gesagt, dass bei Bursian (Geogr. von Griechenl. 
Ba. I, S. 41) die Höhe des Olympos wohl in Folge eines Druckfehlers zu 9160 Fuss 
angegeben werde. Die Bursian'sche Angabe ist vielmehr völlig richtig und stimmt 
auch mit der des Capt. Copeland überein, welcher bei der Vermessung der Küste im 
J. 1831 die Höhe des Olympos auf 9754 englische Fuss bestimmte. Hiernach ist die 
Angabe zu 1017 Toisen im Texte (5. 74) zu berichtigen. Allerdings ist die obige 
irrthümliche Aeusserung in Betreff Bursian’s auch schon auf ὃ. 115 (Anm. 4) zu- 
rückgenommen und die Bursian’sche als die einzig richtige bezeichnet; da die Cor- 
rection indess dort weniger in die Augen springt, so hebe ich sie an dieser Stelle 
noch einmal in augenfälliger Weise hervor und bitte den Leser um sofortige Berich- 
tigung des Textes. 

Nachträglich bemerke ich noch, dass die »deutsche Alterthumskunde« von Karl 
Müllenhoff (Berlin, Weidmann’sche Buchhandlung. I. Bd. 1870) mir erst während 
des Drucks der letzten Bogen zugänglich geworden ist. Ueber die unten (Seite 374, 
Anm. 5) eitirte räthselhafte Stelle bei Eustathios zu I’ 6: “Böpsror Πυγμαῖοι περί που τὰ 
τῆς Θούλης, ἔνϑα τὰ ἰγχλιχά (?)' habe ich selbst in diesem gelehrten Werke keinen 
Aufschluss gefunden. 


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Uebersicht des Imhalts, 


1. Homerische Kosmographie. 


A. Der Himmel und seine Erscheinungen. ὃ. 1fl. . 2.2.22. 22 22.2... 
end Inkl: 8: 1.7.2270. 2 20 ἀὐοσὺ μὲ - 
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Donner und Blitz. Feurige Meteore. $.6 ........ 2 E22... 
ΝΕ al a a a ee ς ΚΟΝ 
Die Morgenröthe und die Sonne. Die Weltgegenden. 9.8 ........ 
ΝΕ πη Sterne: δ'9 2... ED Ir ΉΡΕ 
IL RE a en τς Ei al; 
LE BLEI RE rt Ei en ᾿ς: 


B. Die Erdscheibe und die mit ihr zusammenhängenden Erscheinungen. 
EEE U N ERBEN RN RE 

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en and Tartaros. 8.13 - - - 20200 0.0 AA RER 
AN ELF BETT ER FIR: 
ΝΟ προ νοῦς AREA θη: 
ΝΟ μι τὸς κὸν το ἐν εξ, NED TOR ZEN 
ΝΕ τ τ τ τ τ τὰν ον A ARD 


ΤΙ|. Homerische Geographie. 


I. Europa. 


Be irrt aad ἘΣ Bi irre 


XIV Uebersicht des Inhalts. 


ΤΠ Thrakien im engeren Sinne. 83 7.0. . nn nn 
12 Makellonien.' 5.4.7. „rs mare πο Se 
STE BL ee ee 88 
Das Land der Phaieken (Scherie) 86.7 ............ 90 
erachenland - :-:. 2: usa ar nn ς΄ 97 
ΒΕ Fhessalen. τ, 8. 2. 22.2. rn DET Sr 97 
a. Die achilleische Dynastie (Phthie). 9... 2.2.2220... 99 
b. Die Dynastie des Protesilaos. $. 10... 0 » . zu. 2... au 102 
c. Die Dynastie des Eumelos. ὃ. ΕἸ. τὸ τος 0 ee 105 
d. Die Dynastie der Philoktetes. ὃ. 12°... -. το 22.2 ον 107 
e. Die Dynastie der Asklepiaden. $.13 . . 2... 2.222020. 108 
f. Die Dynastie des Eurypylos. 8.14 . . =... nur. τ 109 
g. Die Dynastie der Lapithen- 15... .. .... „en. res 111 
&- Die Dynastie des Guneus. 8.16  .... "2 rn. an ne 114 
i. Die Dynastie des Prothoos. ὃ: 17. 2.....0.%.. 0 ml Si 117 


B. Hellas im engeren Sinne der späteren Zeit. 
meNKarnanien. 8.188... 2. τ το See 118 


Inseln bei Akarnanien, und zwar: 
@. Die zur Herrschaft des Odysseus gehörigen akarnanischen Inseln. 


u ‚Aakynthos, ὃ. 18 7... „2:00.00. ἘΠ τ 119 
b2 Ithake.. 8:19 4... : ὼς usa ΣΝ 120 
Die Stadt Tthake. 8. 21:,: 3. 5 „1.32 τς τες ΠΕ 125 
Uebersicht der topographischen Forschungen in und über Ithake. 
SD ee ae ee Fa 128 
t..Krokyleia und Aigilips. $. 28 τος „=. une re ut 20 Dee 146 
ἘΠ᾿ Asteris. ὃ. 38. τὸς τς De A Se 146 
e: Samos (Name). 6: 29... τς u... vn 212 147 


8. Die übrigen akarnanischen Inseln. 
a. Die Echinaden. b. Die spitzigen Inseln. c. Taphos. ὃ. 29. . 148 


B>Artolien. 8.30... „ne ni ae a 150 
Dhokrier6. 8... ᾿ς τς 0... ΤῈ Knete ἐο τ Ν 155 
ὌΠ ΟΚΊΝ ὃ. 32:33. ς- Dax 2 1 N Wa 159 
τ Orchomenos. 8.34 u... I TE πε 168 
Fr Boiotien. 5. 35 A... lo um a ER 171 
Gr Attike δ. 42 -- τς er ἐπε 194 
#rDer Peloponne; δὲ 35. τ. τ τι τσ θΝ 199 
I. Das Reich des Agapenor (Arkadien). 43 . .... 2.22... 200 
II. Das Reich des Agamemnon (Mykenai). $.44—47 ........ 205 
III. Das Reich des Diomedes (Argos). 48... 2.222202 .. 219 
IV. Das Reich des Menelaos {Lakedaimon). 8.49.50 .. 2.2... 224 
ἣν; Das Reich des Nostor.(Pylos). 5..51: ..  . . “u 2 2 re 231 


VI. Das Reich des Diores (Elis). 52 .. ... 2. en... 237 


τορι VL ee re er Et 
“τ > »}» pr en GER N ; = un . » a 
ῃ ἜΣ Rx, ) 


KR Br: Uebersicht des Inhalts. XV 
Bi Seite 
Ba Inseln bei. Griechenland. 5.558... ......2...... 242 

DIE HE τος ΠῚ ΠΥ ara Es Free a de ΡΥ ΛΝ εν. 242 
ter: 38 Bd En 0 A AL Ze 246 
πον ρου τ Te ne Se ΡΝ ΚΟ 254 
Προ rl. ut Αι ἀξ ρον τς ἀν ΑΝ, 255 
ΝΟ γε ηθρη 28436 > 207 2 ee RER REN 256 
ΝΞ θλλἀυμεπ;: ξυ1΄. .:....... ΤῸΝ 251 
22 5.2.0200: ee re 258 
band. und Volk der Kyklopen. 5.59 .: ... ὑπ᾿ un 261 
b. Land und Volk der Laistrygonen. ὃ. 60... . 22... ......262 
e. Land und Volk der Giganten. 8.60... ........2 2.2.2....268 
πῃ und Volk der Sikanen. ὃ: 60..:... . . 2 0. 2, ZB 
ΝΞ ΗΜ ilanien. 8.618. 2.2: 0.220 0200 266 
ΝΥ ἌΣ da ae, ee  ἸΛΌΣΙ: Fe 266 
eerimsel.’ 876272 2m I BER 268 
3 0 A αν a Re 269 
IV. Die Irrfelsen. Skylle und Charybdis. $.63 ... 2.2... οὖς 270 
Bere Die Inselder Seirenen. 8.64 . . . - . n 0... τος τ 273 
ΝΥ ρτδ 869 - ᾿ς . 2 2 00.002 000 see 278 

II. Asien. 
er Athiopen. 8.66... -..- 2.202 2.2.2000 san ae 281 
er ΒΡ δὲ. 5.67 - . >. 2.202 un an ae Re 285 
0 RE ee ΟΣ συ 286 
Ralymer..8. 69... .- ... 007.22 0.000022 m nr 289 
ΝΣ τ = >. 2 SE A WR ER Pe 290 
ΝΟΥ τειδει 26112000 a a 294 
N N τ 296 
sonen (später Lydien). 8.73 ...... 2.000 sein 297 
I. Landstriche im Pontos (Gebiete der Amazonen und Halizonen). ὃ. 74 . . 300 
Bee Bandder Paphlagonen. 8.75 ....::2. 2 an 22 no nenn 302 
a Ὁτ ς πτος  π π τ ρον ν  ΈΟΡΕΝΕΣ 305 
RE eo δ᾽ 7 δἰ ὃ τς CN  <- 906 
ς et Her Pandaros: 8:79,22... .- τ Προ ΣΝ 911 
ΤΙ. Das Gebiet des Adrestos und Amphios. ὃ. 79. . . .-- ----- 312 
bet des Asios.-.8. 80. . . . 0.2 22 0a ah 313 
IV. Das Gebiet des Aineias (Dardanien). ὃ. 88... . 2.2 22.2.0. 315 
ΝΠ" des Hektor-(Tlios): ὃ. HE. .- . ...: „Aa nat 316 
BEerasebesbihene: δὶ 81.82... τς. τοὺς SE re 318 
Localverhältnisse des griechischen Lagers. 9.33... ....... 325 


Uebersicht der hauptsächlichsten topographischen Forschungen über 
Er ER a ΟΣ 925 


ΧΥῚ 


Ο ΖΦ 


Uebersicht des Inhalts. 


Seite 

VI. Das Gebiet des Altes (Leleger). ὃ. 90.. ; . - . .. 0 us 2.0. ug . 354 
VI. Das Gebiet der Kiliker. ὃ. 91 ..... πα τσ. > 355 

. Das Land der Arimer und der asiatischen Belangen: δ. νὰν - ᾿ 357 
. Inseln in der Nachbarschaft Asiens. ὃ. 93.91 .... v2... 2 20. 358 

III. Afrika. 

 Aigyptos: 85-971 ....... en το ee FE ΤΟ 367 
Εν θην δε ΡΥ Ὁ δεν που ον, τς τῆς τ τς ΞΕ ἘΝ ΟΝ 
Das Band der Pygmaien. ὅ. 99... .. . =... 2. ae οὐ 373 
. Das Land der westlichen Aithiopen. $.99 . . . . uU... 2 on messe 375 
- Das Land der Lotophagen. ὃ. 100... _ οἰ τ 2... . 2 2 Sag 375 
Alphabetisches Register zur Kosmographie . τ. τς 2 2.2 2200. 378 
385 


Böspraphisches Register - .. =. ..o 2 n 2 m Mirage Se 


I. 


Homerische Kosmographie. 


Buchholz, Homerische Realien. Ia. 1 


Zur Literatur. 


F. A. Ukert, Geographie der Griechen und Römer. Weimar, 1816. Verlag des 
geogr. Instituts. 1. Theil. 2. Abtb. (Mathematische Geographie). 8. 6ft. 

A. A. Cammerer, über die Weltkunde des Homeros im Allgemeinen und über 
dessen Erdkunde insbesondere. Programm der K. B. Studienanstalt zu Kempten 
zum Schlusse des Studienjahres 1827/33. (Verdient kaum Erwähnung). 


E. L. Cammann, Vorschule zu der Iliade und Odyssee. Leipzig, 1829. Hahn’sche 


Verlagsbuchhandl. S. 380 ff. 

K. H. W. Völcker, über homerische Geographie und Weltkunde. Hannover, 
1830. Hahn’sche Hofbuchhandl. S. 4fl. 

Hoffmann, die Alterthumswissenschaft. Leipzig, 1835. S. 166 ff. 

Oettinger, die Vorstellungen der alten Griechen über die Erde. Freiburg, 1850. 

J. B. Friedreich, die Realien in der Iliade und Odyssee. Erlangen, 1856. 
Ferdin. Enke. 5. 14. 

J. J. Wagner: Homer und Hesiod, ein Versuch über das griech. Alterthum. 
Ulm, Stettin’sche Verlagsbuchhandl. 1850. 8. 218. 

A. Forbiger, Handbuch der alten Geographie. Leipzig, Mayer und Wigand. 
1842. Bd. 1. S. 24. S. 558 ff. 

F.C.H. Kruse, Hellas. Leipzig, Leopold Voss. 1825. Bd I. 5. 310—327. 

S. Ch. Schirlitz, Handbuch der alten Geographie für Schulen. Halle, Karl Gru- 
nert. 2. Aufl. 1837. 8. 44ff. 

Görlitz, der Himmel und die Himmelserscheinungen in den homerischen Ge- 
dichten. Progr. des Gymnas. zu Sagan. 1869. 4. (Angezeigt im philol. Anzeiger 
von E. v. Leutsch. II. Bd. 1. Heft. (1870). S. 41). 


(Weitere Literatur, wohin namentlich auch die Arbeiten von J. H: Voss gehören, 
findet sich in den Noten unter dem Texte citirt.) 


A. Der Himmel und seine Erscheinungen. 


$ 1. 
Himmel (ὃ οὐρανός), Aether (7 αἰϑήρ) und Luft (6 und ἢ ἀήρ). 


Nach der Vorstellung der homerischen Griechen ist der Himmel 
[ὃ οὐρανός) eine metallene Hohlkugel'), wie dies die ihm von Homer 
beigelegten Epitheta πολύχαλχος 3, yarxsos?) und srönpsost) beweisen, 
welche freilich manche Aeltere und Neuere’) in der metaphorischen 
Bedeutung unvergänglich, ewig dauernd auffassten. Diese 
Erklärung erscheint indess zu gekünstelt; und so gut, wie der home- 
rische Grieche sich bei seiner kindlich sinnlichen Anschauung den 
Götterpalast und die Geräthschaften der Götter in der Wirklichkeit 
golden dachte, mochte er sich auch das azurne Himmelsgewölbe 
als wirkliche Metallkugel vorstellen. Dieses Gewölbe nun ruht auf 
den Schultern des Atlas, des Verderbensinnenden, der alle Tiefen 
des Meeres durchschaut und die erhabenen Säulen trägt, welche die 
Erde und den sich wölbenden Himmel sondern‘), eine Vorstellung, 


ἢ S. Voss, mytholog. Briefe I. 2. Ausg. Stuttgart, Metzler. 1827. 27. Brief. 
S. 188. 189. 

2) 72 (E 504): οὐρανὸν ἐς πολύχαλχον. 

3) P425: γάλχεον οὐρανόν. 

4) 0 329: σιδήρεον οὐρανόν. 

5) Unter ihnen auch Humboldt, Kosmos. Cotta, 1850. III, 5. 200: “Wenn in 
Homer und Pindar der Uranos χάλχεος und σιδήρεος heisst, so bezieht sich der Aus- 
druck, wieindemehernen Herzen und in der ehernen Stimme, nuraufdas Feste, 
Dauernde, Unvergängliche.’ Ebenso Völcker, homer. Geogr. 5. 5. Görlitz (der 
Himmelund die Himmelserscheinungen in den homer. Gedichten. Progr. des Gymn. zu 
Sagan. 1869. S. 7) deutet σιδήρεος auf den Azur, da das Eisen selbst ἰόεις (veilchen- 
blau} heisse. Vgl. ferner Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. I. S.5. Nach 
Wagner (Homer und Hesiod, $. 28) hat der Himmel den Beinamen ehern theils 
wegen seiner Bläue erhalten, theils in Folge der sinnlichen Ansicht, dass er wie ein 
Zelt über der Erde ausgespannt ist. 

6) a 52: Ἄτλαντος — ὀλοόφρονος, ὅστε ϑαλάσσης | πάδης βένϑεα οἶδεν, ἔχει de τε 
κίονας αὐτὸς | μαχράς, αἱ γαῖάν τε χαὶ οὐρανὸν ἀμφὶς ἔχουσιν. J.J. Wagner (Homer 

1 * 


4 A. Der Himmel und seine Erscheinungen. 


von der man leicht sieht, dass sie aus der bekannten optischen Illu- 
sion entsprungen ist, zufolge deren am Horizont die Himmelskugel 
auf hochragenden Gebirgsgipfeln zu ruhen scheint!). Ausser den obigen 
Epithetis wird dem Himmel auch noch das Beiwort gestirnt (ἀστε-- 
ρύεις) beigelegt, und zwar nicht nur dem nächtlichen Firmamente, 
dem es vorzugsweise zukommt, sondern auch dem Tageshimmel, an 
welchem die Sonne ihre Bahn durchläuft?2). Wie hoch man sich etwa 
den Himmel über der Erdscheibe gedacht habe, lässt sich aus der 
Angabe des Hephaistos schliessen, dass er, als Zeus ihn aus dem Olymp 
geschleudert, einen ganzen Tag hindurch gefallen sei, ehe er zur Erde 
gelangte’) ; ähnlich, wie es in der hesiodeischen Theogonie vom Sturze 
der Titanen in den Tartaros heisst, ein eherner Ambos werde, wenn 
er neun Tage und Nächte vom Himmel falle, am zehnten zur Erde, 
und wenn er neun Tage und Nächte von der Erde abwärts falle, am 
zehnten in den Tartaros gelangen‘); wozu A. v. Humboldt bemerkt, 
dass die Phantasie der Griechen sich in wilden Schätzungen von Fall- 
höhen gefallen habe’). — Natürlich ist dies und Aehnliches als unklare 
Vorstellung einer kindlichen Phantasie zu betrachten, und es wäre 
geradezu lächerlich, in der obigen Angabe des Hephaistos einen 
Widerspruch mit einer andern Stelle der Ilias erkennen zu wollen, 
wo es von einer Fichte heisst, sie habe durch den ἀήρ in den Aether, 
d. ἢ. in den Himmel gereicht‘) ; offenbar sind diese Worte als rein 
poetische Hyperbel zu fassen, welche die ausserordentliche Höhe des 
Baumes veranschaulichen soll. Eine andere Angabe lautet, dass der 
Himmel sich so hoch über der Erde befinde, wie der Tartaros unter 


u. Hesiod S. 29 mit Anm.) erklärt, ohne Zweifel durch das φυλάττει der Scholiasten 
bewogen, ἔχει ztovas durch: hat die Aufsichtüber die Säulen und vergleicht 
E 749: ἃς ἔχον Ὧραι, welches durch das nachfolgende ἐπιτέτραπται erläutert werde. 
Bei Hesiod Theog. 517 sei durch Missverständniss aus diesem ἔχειν ein Tragen auf 
dem Kopf geworden. 

!) Dieser griechischen Mythe verwandt ist die indische Urmythe von dem Ele- 
phanten, der, auf einer ‘gigantischen Schildkröte stehend, die Erde trägt. Vergl. 
Humboldt, Kosmos. Cotta, 1845. Bd.I. S. 299. Görlitz, der Himmel und 
die Himmelserscheinungen u. 5. w. 8.5. 

2) E 769: οὐρανοῦ ἀστερόεντος, und öfter. Vgl. Görlitz, der Himmel ete. S. 7. 
3) A 592: πᾶν δ᾽ ἦμαρ φερόμην, ἅμα δ᾽ ἠελίῳ καταδύντι | χάππεσον ἐν Λήμνῳ" ὀλέ- 
τος ὃ᾽ ἔτι ϑυμὸς ἐνῆεν. 

ἢ Hesiod. Theog. 722 Göttl.: ἐννέα γὰρ νύκτας τε καὶ ἤματα χάλχεος ἄκμων οὖρα- 
νόϑεν χατιὼν δεχάτῃ ἐς γαῖαν ἵχοιτο " | ἐννέα δ᾽ αὖ νύχτας τε χαὶ ἤματα γάλχεος ἄχμων | 
ἔχ γαίης χατιὼν δεχάτῃ ἐς Τάρταρ᾽ ἵχοιτο. 

5) Kosmos III. S. 288. 

; 6) 3 287: εἰς ἐλάτην-περιμήκετον, ἣ τότ᾽ ἐν Ἴδῃ | μαχροτάτη πεφυυῖα δι᾿ ἠέρος αἰϑέρ᾽ 
ἰχαάνεν. 


δ 1. Himmel, Aether und Luft. 5 


dem Hades!). Genaueres wird über diesen Punkt, wie über die gegen- 
seitige Lage des Himmels, der Erde und des Tartaros unten bei Ge- 
legenheit des Tartaros beigebracht werden. 

Uebrigens ist der οὐρανὸς mit dem Aether und den Wolken das 
eigentliche Herrschergebiet des Zeus: wie Poseidon das Meer und 
Hades die Unterwelt, so erlooste sich Zeus bei der Vertheilung der 
Weltherrschaft den Himmel 2), während der Olymp und die Erde allen 
Göttern gemeinsam blieben®). Die weite Ausdehnung des Him- 
mels drückt der Dichter durch εὐρύς aus ἢ). 

Was ferner den Aether (n αἰϑηρ) betrifft, so ist darunter die 
reinere, höhere Luft im Gegensatze zu der unteren, diekeren 
Erdatmosphäre (ἀήρ) zu verstehen’). Dass in der That der Aether 
die obere, der ἀήρ die untere Luftschicht bezeichne, beweist deutlich 
die schon oben angezogene Stelle der Ilias, wo es von einer Fichte 
heisst, sie rage durch die Luft (ἀήρ) in den Aether hinein‘). Was 
die Ableitung von αἰϑήρ betrifft, so gehen die Scholiasten entweder auf 
αἴϑειν (glänzen, strahlen) oder auf ἀεὶ ϑέειν zurück. Ohne Zweifel 
ist das Erstere richtig, wie denn auch Bopp das zum indischen pan- 
tschatä gehörige äkäsa als glänzende, leuchtende Himmelsluft erklärt. 
Die zweite Ableitung ist schon deswegen unzulässig, weil darin nach 
Görlitz’ richtiger Bemerkung”) schon eine Concession an die ewige 
Bewegung des Himmels und Aethers liegt, während doch Homer sich 
den Himmel als unverrückbar fest, und den Aether, wenn auch als 
mitunter bewegt, doch gewiss nicht als beständig sich bewegend denkt. 

Die Epitheta, welche Homer dem Aether beilegt, sind göttlich 
(δῖα) 5), unermesslich (ἄσπετος) 5), öde, unfruchtbar (ἀτρύ-- 
γετος) 1%) und windstill, heiter (νήνεμος) 1). 

1) 816: (Der Tartaros befindet sich) τόσσον ἔνερϑ᾽ Atdew, ὅσον οὐρανός ἐστ᾽ ἀπὸ γαίης. 

2) 0192: Ζεὺς δ᾽ May’ οὐρανὸν εὐρὺν ἐν αἰϑέρι καὶ νεφέλῃσιν. 

3) Vergl. unten ὃ 11 ἃ. Εἰ. 

ἢ T 364: ἰδὼν εἰς οὐρανὸν εὐρύν. Vgl. ε 169. 

5) Homer gebraucht wie Hesiod ἀήρ femininisch; nur E 776 und Θ 50 steht es 
masculinisch : ἠέρα πουλύν. 

6) Ξ 288 (schon oben eitirt). Vgl. Wagner, Homer und Hesiod. 8. 27; 
Kruse, Hellas. Bd. I. S. 311. Forbiger, Handbuch der alten Geogr. Bd. I. 
S. 589; wo bemerkt wird, dass auch die späteren Philosophen unter den Griechen 
sowohl als unter den Römern diesen Unterschied zwischen ἀήρ und αἰϑήρ festhielten, 
indem sie den letzteren zum Theil für Feuer oder doch für feuerartig ansahen. 
Schirlitz, Handbuch der alten Geogr. für Schulen. $. 33 mit der Anm. 22. 

7) Bean, der Himmel etc. S. 7 

8) τ 540: ἐς αἰϑέρα δῖαν. 

9) 11 300: ἄσπετος αἰϑήρ. 

10) P 425: δι᾽ αἰϑέρος ἀτρυγέτοιο. 

11) Θ 5566: νήνεμος αἰθήρ. Der reine Aether heisst mitunter auch αἴδρη; so der 


6 A. Der Himmel und seine Erscheinungen. 


Im Aether wird Zeus wohnend gedacht ἢ ; in Aether und Gewölk 
schwebt die vom Zeus am Himmelsgewölbe aufgehängte Here?) ; zum 
Aether schwingt sich der hochfliegende Adler empor?) ; durch ihn dringt 
der Glanz der in ihren Rüstungen prangenden Achaier 3) und das Geschrei 
der kämpfenden Heere?) zum Himmel hinauf; zu ıhm erhebt sich die 
hohe Fichte durch den arp‘), und die Götter schwingen sich durch 
den Äther vom Himmel zur Erde hinab’). Obwohl in allen diesen 
Stellen, wie man sieht, der Äther unter dem Himmel gedacht wird, so 
wird man doch in den meisten Fällen salva sententia αἰϑήρ durch unser 
Himmel wiedergeben können. (Anderer Ansicht ist freilich Nägels- 
bach, welcher gegen Völcker läugnet, dass der Himmel über dem 
Äther und dessen oberer Theil sei, da dies aus den betreffenden Stellen 
nicht folge; vielmehr, wo Himmel, da sei auch Aether, der bis an die 
scheinbare Gränze des Himmels reiche®)). Mitunter indess bedeutet 
αἰϑήρ auch helles, heiteres Wetter, insofern dasselbe eintritt, 
wenn der Äther nicht durch Wolken verschleiert wird®). Der Äther 
scheint sich dann gleichsam zu öffnen (ὑπορραγῆναι) 10), wie es in der 
schönen Beschreibung einer Mondnacht heisst, so dass Alles weit und 
breit sichtbar wird. 


8. 2. 
Wolken (ἢ νεφέλη, τὸ νέφος) und Nebel (ἡ ὀμίχλη). 


Wie alle meteorologischen und atmosphärischen Erscheinungen 
dem Zeus als Beherrscher des Himmels untergeordnet sind: so ge- 
bietet er auch den Wolken und allen mit ihnen zusammenhängenden 
Erscheinungen. Auf sein Gebot versammeln sie sich, daher ihm die 


über dem Olympos sich wölbende wolkenleere Himmel: ζ 44: ἀλλὰ μάλ᾽ αἴϑρη | 
πέπταται ἀνέφελος (über dem Olympos). 

ἢ B412: Ζεῦ, — αἰϑέρι ναίων. 

2) 0.20: σὺ δ᾽ (Here) ἐν αἰϑέρι χαὶ νεφέλῃσιν | ἐκρέμω. 

3) τ 540: ὁ δ᾽ (αἰετὸς) ἐς αἰϑέρα ὃῖαν ἀέρϑη. 

Ὁ Β 451: ὡς τῶν ἐρχομένων ἀπὸ χαλκοῦ ϑεσπεσίοιο | αἴγλη παμφανόωσα δι᾿ αἰϑέρος 
οὐρανὸν ἴχεν. 

5) P 424: ὃς οἱ μὲν μάρναντο, σιδήρειος δ᾽ ὀρυμαγδὸς | χάλχεον οὐρανὸν Ixe dr αἰϑέρος 
ἰτρυγέτοιο. Mitunter indess heisst es auch einfach οὐρανόν, wie Ξ 60: ἀὐτὴ δ᾽ οὐρα- 
νὸν ἵχει. 

6) Ξ 281: εἰς ἐλάτην, — ἣ τότ᾽ ἐν Ἴδῃ | μαχροτάτη πεφυυῖα δι᾿ ἠέρος αἰϑέρ᾽ ἵχανεν. 

1 T 851: (Αϑήνη) οὐρανοῦ ἔχ κατέπαλτο δὲ αἰϑέρος. ε 50: Πιερίην δ᾽ ἐπιβὰς ἐξ 
αἰϑέρος ἔμπεσε πόντῳ (näml. Ἑρμείας). 

8) Homer. Theol. 2. Aufl. 5. 19. Anm. 

9%) P 371: εὔχηλοι πολέμιζον ὑπ᾽ aldEpı, πέπτατο δ᾽ αὐγὴ | ἠελίου ὀξεῖα, νέφος δ᾽ οὐ 
φαίνετο πάσης | γαίης οὐδ᾽ ὀρέων. 


10) Θ 558: [οὐρανόϑεν δ᾽ ἄρ᾽ ὑπερράγη ἄσπετος αἰϑήρ], πάντα δὲ τ᾽ εἴδεται ἄστρα χτέ. 


ὃ 2. Wolken und Nebel. 7 


Epitheta Wolkenversammler (νεφεληγερέτα) ἢ und χελαινεφής) bei- 
gelegt werden, welches letztere entweder schwarzumwölkt be- 
deutet, insofern Zeus von finsteren Wetterwolken umgeben gedacht 
wird, oder Wolkenschwärzer, insofern er schwarzes Gewölk 
sturmverkündend am Himmel aufsteigen lässt. Poseidon redet den 
Zeus sogar schlechtweg mit χελαινεφές ohne weiteren Zusatz an?). Dass 
Zeus aber nicht blos als Versammler, sondern auch als eigentlicher 
Erzeuger des Gewölks gedacht wird, geht daraus hervor, dass der 
Dichter von den Wolken des Zeus spricht®), wo der Genetiv in 
seiner eigentlichsten Bedeutung als Casus des Ursprungs zu nehmen 
ist. Ausser Zeus sind es aber auch die Horen, unter deren Obhut 
die Wolken stehen. Diese fungiren in der Ilias als Pförtnerinnen des 
Olympos, denen der Himmel und der Olympos anvertraut sind, und 
welche die Wolkenthore bald öffnen, bald verschliessen®). Aus dieser 
Vorstellung entwickelte sich dann leicht die andere, dass die Horen 
.der Witterung vorstehen, Regen und heiteres Wetter geben und die 
Früchte, namentlich auch die Weintraube, gedeihen lassen®), also 
recht eigentlich als Göttinnen der Jahreszeiten walten. 

Wenn nun Zeus einen Sturm erregen will, so versammeln sich 
die Wolken zunächst um den Olymp her, wo er selbst thront; von da 
aus verbreiten sie sich dann über den Himmel”). Wenn in der unten 
angezogenen Belegstelle hinzugefügt wird, das Gewölk ziehe vom 
Aether heran, so entspricht auch dies durchaus der homerischen An- 


1) A 560: τὴν δ᾽ ἀπαμειβόμενος προσέφη νεφεληγερέτα Ζεύς. Vgl. H 454. 
Kruse, Hellas. Bd. I. S. 313. 316. 

2) Β 412: Ζεῦ χύδιστε, μέγιστε, χελαινεφές, αἰϑέρι ναίων. Z 267: χελαινεφέϊ 
Κρονίωνι. Vgl. A 78. Curtius (Etym.S. 139 der 3. Aufl.) erklärt χελαινεφῆς nach dem 
Vorgange von Lobeck Path. El. I. p. 361 als synkopirt aus χελαινο-νεφῆς und führt 
es auf die Wurzel skal zurück, aus der einerseits das Sanskr. kala-s schwarz, 
andererseits das lateinische squal-or und squal-idu-s sich entwickelten. Vgl. auch 
Lehmann (Zur Lehre vom Locativ bei Homer. Progr. des Fürstl. Hedwigschen 
Gymn. zu Neustettin. Ostern 1870. 5. 7), welcher meint, dass vielleicht dem grie- 
chischen xeX-uwo-s ein älteres xeAo-z vorausgegangen sei, welches sich aus der 
Wurzel (s)kal in ähnlicher Weise bildete, wie das lateinische malo-s = malus und 
das Sanskr. mala-s aus der Wurzel mal (Curtius 345). Dann würde das χελαι dem 
μεσαι in μεσαιπόλιος genau entsprechen. Nach Düntzer zu τ 552 ist χελαινεφῆς 
eigentlich χελαιν-νεφής. 

3) ν 147: αἶψά χ᾽ ἐγὼν ἔρξαιμι, κελαινεφές, ὡς ne Vgl. O 46. 

4 B 146: Διὸς ἐχ γεφελά άων. 

5) E 149: αὐτόμαται δὲ πύλαι μύχον Se ἃς ἔχον Ωραι, | τῆς ἐπιτέτραπται 
μέγας οὐρανὸς Θυύλυμιπός τε, | ἠμὲν ἀναχλῖναι πυκινὸν νέφος ἠδ᾽ ἐπιϑεῖναι. 

6) w 343: va δ᾽ ἀνὰ Peer αἱ παντοῖαι ἔασιν, | ὁππότε δὴ Διὸς ὦραι ἐπιβρίσειαν 
ὕπερϑεν. 

7) TI 364: ὡς δ᾽ ὅτ᾽ ἀπ᾿ Οὐλύμπου νέφος ἔρχεται οὐρανὸν εἴσω | αἰϑέρος ἐχ δίης, 
ὅτε τε Ζεὺς λαίλαπα τείνῃ χτε. 


s A. Die Himmel und seine Erscheinungen. 


schauung ; denn da der Olymp in den Aether ragt ἢ), so ist es für den 
irdischen Beobachter identisch, ob es heisst, die Wolke ziehe vom 
Aether oder vom Olymp heran. Dem Standpunkte desselben Beob- 
achters entsprechen auch die Ausdrucksweisen, dass die Götter auf 
dem Gipfel des Olympos von goldenen Wolken umhüllt sitzen), und 
dass der weite Himmelsraum sich in Aether und Wolken befinde). 
Wenn es in scheinbarem Widerspruehe mit solchen Aeusserungen an 
andern Stellen heisst, dass der Olymp in ewiger, wolkenloser Klar- 
heit erglänze®), so darf man daran nicht mäkeln wollen; dergleichen 
Inconvenienzen sind, wie Friedreich richtig bemerkt’), in der 
Sprache und Anschauung des Volkes begründet, und es wäre gegen 
den Geist des homerischen Zeitalters, sie gewaltsam mit allen übrigen 
Stellen des Dichters in Uebereinstimmung bringen zu wollen. Wenn 
aber Zeus umgekehrt den Himmel aufklären will, so verjagt er das 
Gewölk. Daher das schöne Gleichniss: Die Achaier athmeten auf, 
wie wenn der Blitzerreger Zeus vom hochragenden Gipfel eines mäch- 
tigen Gebirgs dichtes Gewölk hinwegdrängt; hell erglänzen alle Berg- 
höhen und gezackten Gipfel und Thäler; und am Himmel öffnet sich 
der unermessliche Aether‘). Aus den Wolken fahren ferner die Sturm- 
winde hervor, wie der Euros und Notos’); hoch aus dem Gewölke her- 
aus lässt Zeus seinen Donner erschallen 8) ; in der Wolke befestigt der- 
selbe den Regenbogen zum Zeichen für die Menschheit), und aus dem 
Gewölke tauchen die Gestirne hervor und verbergen sich wieder in 
demselben). In den homerischen Gleichnissen erscheinen die Wolken 
nicht selten als Vorboten des herannahenden Sturms. So wird die fin- 


ἢ B 412: Ζεῦ, — αἰ ϑέρι ναίων. 

2 N 523: ἀλλ᾽ ὅ γ᾽ (Ares) ἄρ᾽ ἄκρῳ ᾿θλύμπῳ ὑπὸ χρυσέοισι νέφεσσιν | ἧστο Δίος 
βουλῇσιν ἐελμένος, ἔνϑα περ ἄλλοι | ἀϑάνατοι ϑεοὶ ἦσαν. n 264: ὕψι περ ἐν νεφέεσσι 
χαϑημένω (von Athene und Zeus). 

3) 0 192: Ζεὺς 9 ἔλαχ᾽ οὐρανὸν εὐρύν ἐν αἰϑέρι καὶ νεφέλῃσιν. 

ἢ ζ 43: οὔτ᾽ ἀνέμοισι τινάσσεται οὔτε nor ὄμβρῳ | δεύεται, οὔτε χιὼν ἐπιπίλναται, 
ἀλλὰ μάλ᾽ αἴϑρη | πέπταται ἀνέφελος, λευχὴ ὃ ἐπιδέδρομεν αἴγλη. 

1. Realien in der Il. u. Odyss. 5. 3. h 

6) Π 297: ὡς δ᾽ ὅτ᾽ ἀφ᾽ ὑψηλῆς κορυφῆς ὄρεος μεγάλοιο | κινήσῃ πυκινὴν νεφέλην 
στεροπηγερέτα Ζεύς, | ἔχ T ἔφανεν πᾶσαι σχοπιαὶ καὶ πρώονες ἄχροι | χαὶ νάπαι, οὐρα- 
νόϑεν δ᾽ ἄρ᾽ ὑπερράγη ἄσπετος αἰϑήρ, | ds Δαναοὶ νηῶν μὲν ἀπωσάμενοι δήϊον πῦρ | 
τυτϑὸν ἀνέπνευσαν. ε > 
ἢ B 145: Εὐρός τε Νότος τε — ἐπαΐξας πατρὸς Διὸς ἐχ νεφελάων. 
°) » 108: αὐτίχα δ᾽ ἐβρόντησεν (Ζεὺς) ἀπ᾽ αἰγλήεντος Ὀλύμπου, | ὑψόϑεν ἐκ ve- 


ΕΡΜΗΣ δεῦβοςῦ ΕΞΣΣ τ Σ Ἧς κῶς γ 

ἐοιχότες ἅστε Κρονίων | ἐν νέφεϊ στήριξε τέρας μερόπων ἀνϑρώπων. 
Er. νεφέων ἀναφαίνεται οὔλιος ἀστὴρ | παμφαίνων, τοτὲ δ᾽ αὖτις 
φεα σχιόεντα. 


Ὁ». -..-ὄ- 


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Pig δ 3. Wolken und Nebel. 9 


stere, von Lanzen starrende Schlachtreihe der beiden Aias mit einer 
drohenden Wetterwolke verglichen, die ein Hirt von einer Anhöhe 
herab über das Meer emporsteigen sieht, während der Zephyros sich 
brausend erhebt ; schwärzer als Pech erscheint sie dem Auge des Beob- 
achters, wie sie daher schwebt, mit der Windsbraut in ihrem Gefolge; 
schaudernd gewahrt es der Hirt und treibt seine Heerde in die ber- 
gende Höhle!),. Auch das Phänomen der sogen. Schmarotzer- 
wolken ist dem scharf beobachtenden Dichter nicht entgangen. In 
einem Gleichnisse der Ilias veranschaulicht er die unerschütterliche 
Ruhe, mit welcher die Danaer den Angriff der Troer erwarten, durch 
die Schilderung unbeweglicher Wolken, welche Kronion bei wind- 
stiller Luft auf Gebirgsgipfeln sich lagern lässt, während Boreas und 
die übrigen Winde schlummern, welche die schattigen Wolken laut- 
heulend aus einander jagen?). In der That bemerkt man nicht selten 
auf Gebirgskuppen Wetterwolken in völliger Ruhe gelagert, während 
in der ganzen Atmosphäre lautlose Stille herrscht, bis plötzlich der 
Orkan mit unwiderstehlicher Gewalt aus ihnen hervorbricht. — Ueber- 
haupt spielen die Wolken nicht selten in den Gleichnissen der Ilias 
eine Rolle, wie z. B. die Danaer, welche vor der unwiderstehlichen 
Gewalt Hektors in den Staub sinken, mit Wolken verglichen werden, 
die der brausende Zephyros aus einander jagt?). 

Endlich scheint es noch bemerkenswerth, dass νέφος, ähnlich wie 
im Lateinischen nubes, bei Homer sinnbildlich zur Bezeichnung einer 
grossen Menge gebraucht wird. So steht es zunächst von einem 
Schwarme von Vögeln, der gleich einer dichten Wolke am Himmel 
dahinzieht®); sodann von der finster drohenden Schaar der gewapp- 
neten Troer°), endlich von einem dichtgedrängtem Schwarme von Fuss- 
‚truppen 6), ganz ähnlich wie Livius den Ausdruck peditum equitum- ᾿ 
que nubes gebraucht’). 

Was den Nebel (ἡ ὀμίχλη) betrifft, so wird der Notos, den Homer 


1) A 275: ὡς ὃ ὅτ᾽ ἀπὸ σχοπιῆς εἶδεν νέφος αἰπόλος ἀνὴρ | ἐρχόμενον κατὰ πόντον 
ὑπὸ Ζεφύροιο ἰωῆς" | τῷ δέ τ᾽ ἄνευϑεν ἐόντι μελάντερον, ἠῦτε πίσσα, | φαίνετ᾽ ἰὸν κατὰ 
πόντον, ἄγει δέ τε λαίλαπα πολλήῆν᾽ | ῥίγησέν τε ἰδών, ὑπό τε σπέος ἤλασε υνῆλα. 

. 2) E 522: ἀλλ᾽ ἔμενον νεφέλῃσιν ἐοικότες, ἅστε Κρονίων | νηνεμίης ἔστησεν ἐπ᾽ 
ἀκροπόλοισιν ὄρεσσιν | ἀτρέμας, ὄφρ᾽ εὕδῃσι μένος Βορέαο καὶ ἄλλων | ζαχρηῶν ἀνέμων, 
οἵτε νέφεα σχιόεντα | πνοιῇσιν λιγυρῇσι διασχιδνᾶσιν ἀέντες. 

3) A 805: ὡς ὁπότε νέφεα Ζέφυρος στυφελίξῃ | ἀργεστᾶο Νότοιο, βαϑείῃ λαίλαπι 
τύπτων" | -- ὡς ἄρα πυχνὰ χαρήαϑ᾽ ὑφ᾽ Ἕχτορι δάμνατο λαῶν. Vgl. Μ 157. 

4) P 755: ὥστε Ψψαρῶν νέφος ἔρχεται ἠὲ κολοιῶν. 

5) II 66: κυάνεον Τρώων γέφος. 

6) A 274: ἅμα δὲ νέφος εἵπετο πεζῶν. 

ἢ Liv. XXXV, c. 49: rex contra peditum equitumque nubes jactat et consternit 
maria classibus suis. 


10 A. Der Himmel und seine Erscheinungen. 


überhaupt als stürmisch schildert ἢ), als derjenige Wind bezeichnet, der 
ihn herbeiführt ; dieser hüllt die Gebirgskuppen in dichte Nebelmassen, 
welche dem Hirten nicht erwünscht, doch dem Räuber günstiger als 
die Nacht sind und den Gesichtskreis bis auf eines Steinwurfs Weite 
einschränken?). Die dämmerige Nebelferne, in welche dem auf einer 
Anhöhe stehenden Beobachter das Meer am Horizonte zu verschwim- 
men scheint, bezeichnet Homer mit ἠεροειδές 5). Der Wolken und des 
Nebels bedienen sich nicht selten die Götter als bergender Hülle: so 
vermuthet Pandaros, dass ein Gott, in Gewölk gehüllt, den Diomedes 
unterstütze); Here entzieht ihr Gespann durch schirmendes Gewölk 
den Augen der Sterblichen 5) u. dgl. m. Auch von der Thetis heisst es, 
sie sei auf den Anruf des Achilleus wie ein Nebel aus den Tiefen des 
Meeres emporgestiegen®), wodurch sie entweder mit einer aus dem 
Meere aufsteigenden Nebelwolke verglichen oder als in eine solche 
verhüllt bezeichnet wird. 


δ 3. | 
Regen (ὃ ὑετός, ὃ ὄμβρος). Regenbogen (ἶρις). 


Wie Zeus den Himmel und überhaupt die atmosphärischen Er- 
scheinungen beherrscht: so ist er es auch, welcher den Regen 
sendet?) ; daher die Ausdrucksweise: Zeus regnet (Ζεὺς ὕει) ®), aus 
der sich allmählich mit Ellipse des Subjects das scheinbar impersonelle 
ὕει entwickelte, wie es schon Hesiod hat ®). Heftig und anhaltend 
tritt der Regen während der dem südlichen Klima Ioniens eigenthüm- 
lichen Regenzeit auf, zu welcher schon die orwpr den raschen und 
kurzen Uebergang bildet. Sturmwind und finsteres Gewölk verbreitet 
sich dann weithin über das ganze Land, und Zeus ergiesst in seinem 


1) $. unten $. 7 
;; 2 10: εὖτ ὄρεος χορυφῇσι Νότος κατέχευεν ὀμίχλην, | ποιμέσιν οὔ τι φίλην, χλέπτῃ 
DE τε νυχτὸς ἀμείνον)" | τόσσον τίς T ἐπιλεύσσει, ὅσον τ᾽ ἐπὶ λᾶαν ἵησιν χτλ. Ein ähn- 
licher Nebel üherfiel die Römer bei ihrem Zuge über Kynoskephalä in Thessalien, 
wie Livius (XXXII, c. 6 und 7) erzählt. Vgl. Kruse, Hellas. Bd. 1. 85. 315. 

3) E 770: ὅσσον δ᾽ ἠεροειδὲς ἀνὴρ ἴδεν ὀφθαλμοῖσιν | ἥμενος ἐν σχοπιῇ, λεύσσων 
ἐπὶ οἴνοπα πόντον ἍΝ. 

4 E 185: οὐχ ὅ γ᾽ ἄνευϑε ϑεοῦ τάδε μαίνεται, ἀλλά τις ἄγχι | ἕστηχ ἀϑανάτων, 
εφέλῃ εἰλυμένος ὥμους. 

5) E 175: ἔνϑ᾽ ἵππους ἔστησε ϑεὰ λευχώλενος Ἥρη | λύσασ᾽ ἐξ ὀχέων, περὶ δ᾽ ἠέρα 
πουλὺν ἔχευεν. . 

6) A 359: καρπαλίμως δ᾽ ἀνέδυ πολιῆς ἁλὸς ἠῦτ ὀμίχλη. 

ἢ Π 385: ὅτε λαβρότατον χέει ὕδωρ | Ζεύς. Ε 91: Διὸς ὄμβρος. 

8) ξ 451: De δ᾽ ἄρα Ζεύς | πάννυχος. M 25: ὗε δ᾽ ἄρα Ζεὺς | συνεχές. 

®) Op. et D. 552 Göttl.: ὕει ποτὶ ἕσπερον. Dagegen Op. et D. 488: Ζεὺς dor τρίτῳ 


δ. 3. Regen. Regenbogen. 11 


: Grimme gegen die Menschheit reissende Gewässer herab ἢ). Dass hier 
schon die ὀπώρη als regnerisch geschildert wird, ist klimatologisch voll- 
kommen richtig, da der eigentliche Herbst in jenen Klimaten rasch 
dem Sommer folgt und einen so rapiden Uebergang vom Sommer (ϑέρος) 
zum Winter oder zur Regenzeit (χειμών) bildet, dass er sich kaum 
als selbständige Jahreszeit bemerklich macht?). Unrichtig übersetzt 
daher auch Voss in der eben angezogenen Stelle örwpıvös durch nach- 
herbstlich, da es vielmehr im Frühherbst bedeutet. Ein solcher 
anhaltender Platzregen heisst bei Homer ὃ ὄμβρος; er bricht mit 
unwiderstehlicher Wucht herein (ἐπιβρίϑει), so dass die Ströme an- 
schwellen, Alles mit sich fortraffen und weder die dichtgefugten 
Brücken, noch die Zäune und Gehege der Gärten und Felder ihnen 
zu widerstehen vermögen°). Wegen dieser seiner Alles vernichtenden 
Gewalt erhält der ὄμβρος, der auch oft Donner, Blitz, Hagel und Schnee 
in seinem Geleite führt, das Epitheton a9&sgaroc®), d.h. so gewaltig, 
dass selbst ein Gottes nicht auszusprechen vermag’), da- 
her unaussprechlich, unermesslich’ — ein Ausdruck’, der oft 
von Gegenständen und Erscheinungen gebraucht wird, welche mit 
Fureht und Schauder erfüllen. In ähnlichem Sinne steht auch wohl 
das Beiwort ἄσπετος ἢ. Die Richtigkeit dieser Epitheten bewährt sich 
noch heute; denn der Regen, welcher in den Ebenen Griechenlands 
den ganzen Winter hindurch bis Anfang April fortdauert, ist oft so 
heftig, dass er die leichten Häuser der Türken mit unwiderstehlicher 
Gewalt fortschwemmt’’). — Hierher gehört auch das Gleichniss, in wel- 
chem die unwiderstehliche Gewalt des Telamoniers Aias durch die 
Schilderung eines vom Regen angeschwellten Stromes veranschaulicht 
wird, der, von Zeus’ Fluthen gedrängt, reissend’ in die Ebene hinab- 
stürzt, viele dürre Eichen und Fichten mit sich fortrafft und eine Masse 
trüben Schlammes ins Meer wälzt®). — Uebrigens galt ungewöhnlich 


1) [1 384: ὡς δ᾽ ὑπὸ λαίλαπι πᾶσα κελαινὴ βέβριϑε χϑὼν | ἤματ᾽ ὀπωρινῷ, ὅτε λα- 
βρότατον χέει ὕδωρ | Ζεὺς, ὅτε δή ῥ᾽ ἄνδρεσσι χοτεσσάμενος χαλεπήνῃ κτλ. 

2) S. über die ὀπώρη ὃ 11 zu Anf. ᾿ 

3) E 87: Diomedes wüthet, ποταμῷ πλήϑοντι ἐοιχὼς | χειμάρρῳ, ὅστ᾽ ὦχα ῥέων ἐχέ- 
ὅασσε γεφύρας | τὸν δ᾽ οὔτ᾽ ἄρ τε γέφυραι ἐεργμέναι ἰσχανόωσιν, | οὔτ᾽ ἄρα ἕρκεα ἴσχει 
ἀλωάων ἐριϑηλέων, | ἐλϑόντ᾽ ἐξαπίνης, ὅτ᾽ ἐπιβρίσῃ Διὸς ὄμβρος. 

ἢ K 5: ὡς δ᾽ ὅτ᾽ ἂν ἀστράπτῃ πόσις “Ἥρης ἠὐχόμοιο, | τεύχων ἢ πολὺν ὄμβρον 
ἀϑέσφατον ἠὲ χάλαζαν | ἢ νιφετόν, ὅτε πέρ τε χιὼν ἐπάλυνεν ἀρούρας. Γ' 4 von den 
Kranichen, welche im Winter nach Süden ziehen: χειμῶνα φύγον χαὶ ἀϑέσφατον 
ὄμβρον. 

ὅ S. Buttmann, Lexil. I, 167. 

.6) N 138: ποταμὸς χειμάρροος, --- ῥήξας ἀσπέτῳ ὄμβρῳ ἀναιδέος ἔχματα πέτρης. 

ἢ Gell, Journey in Morea. p. 27, 37 und 395. Kruse, Hellas. Βα. 1. 5. 317. 


8) A 492: ὡς δ᾽ ὁπότε πλήϑων ποταμὸς πεδίονδε χάτεισιν | χειμάρρους κατ ὄρεσφιν, 


12 A. Der Himmel und seine Erscheinungen. 


heftiger Regen, zumal wenn er von Sturm, Blitz und Hagel begleitet 
war, für ominös und für ein Anzeichen des Götterzorns, welches Krieg 
und anderes Unglück verkündete ἢ). Insbesondere aber galt dies von 
dem Phänomen des Blutregens, der, wie der Blutthau 2), nach dem 
Glauben der Alten ein Anzeichen nahe bevorstehenden Blutvergiessens 
war. So lässt Zeus blutige Tropfen zur Erde fallen, weil er um seinen 
geliebten Sohn Sarpedon trauert, der auf Trojas Gefilden ein Opfer des 
Patroklos werden soll). | j 

Der Regenbogen (ἶρις) galt schon den homerischen Griechen 
für eine Botschaft der Götter an die Menschen, daher aus seiner Per- 
sonification die Götterbotin Iris hervorging. Diese Auffassung des 
bekannten Phänomens findet sich nicht nur bei den Griechen, sondern 
auch bei andern Völkern. Wieschon Friedreich und Andere bemerkt 
haben, erschien den alten Skandinaviern der Regenbogen als eine von 
den Göttern erbaute Brücke, welche Himmel und Erde verbände®) ; und 
ähnlich heisst es im alten Testament) : “Meinen Bogen habe ich in die 
Wolken gestellt, dass er zum Zeichen des Bundes sei zwischen mir 
und der Erde’ Hier stimmt selbst die Ausdrucksweise höchst über- 
raschend mit der homerischen überein, insofern es in einem Gleichniss 
der Ilias heist, Kronion habe den Regenbogen in die Wolken ge- 
stellt zum Zeichen für die redenden Menschen). Eben daselbst ver- 
gleicht der Dichter die schillernde Farbe der Drachen mit der des 
Regenbogens”). An einer andern Stelle der Ilias wird der letztere als 
purpurner Bogen bezeichnet, den Zeus für die Sterblichen weit 
am Himmel ausspannt, damit er ihnen ein Vorzeichen des Krieges oder 
des schaurigen Wintersturms sei, der der Arbeit der Menschen im Felde 
ein Ziel setze und die Heerden mit Angst erfülle®). 


4 


λὸν δέ τ ἀφυσγετὸν εἰς ἅλα βάλλει χτέ. 

ἢ K 5. heisst es von einem solchen Unwetter, es bringe πτολέμοιο μέγα στόμα 
πευχεδανοῖο. II 385: λαβρότατον χέει ὕδωρ | Ζεύς, ὅτε δή ῥ᾽ ἄνδρεσσι χοτεσσάμενος 
χαλεπήνῃ. 

2) A 53. S. unten ὃ 4. 

3) II 459: αἱματοέσσας δὲ ψιάδας χατέχευεν ἔραζε | παῖδα φίλον τιμῶν, τόν ol 
Πάτροχλος ἔμελλεν | φϑίσειν ἐν Τροίῃ ἐριβώλακι, τηλόϑι πάτρης. ΄ 

ἢ S. die 7. Fabel der Edda. 

5) 1. Buch Moses 9, 13. 

6) A 27: ἴἔρισσιν ἐοικότες, ἅστε Κρονίων | ἐν νέφεϊ στήριξε τέρας μερόπων ἀνϑρώπων. 

TE 72 sa 4 Be} ἣν de. N ne ΣΙ wu 3 ? =” ΜΙ 

6) A 26: χυάνεοι δὲ δράκοντες ὀρωρέχατο προτὶ deipmv | τρεῖς ἑκάτερϑ᾽, ἴρισσιν ἐοι 

WITES. 
> - - , “4 > - ’ 

δ) P 547: ἠῦτε πορφυρέην ἶριν ϑνητοῖσι τανύσσῃ | Ζεὺς ἐξ οὐρανόϑεν, τέρας ἔμμεναι. 
- Ἃ2 Ὧν οὐ .ὕ a” - τ N 
ἢ πολέμοιο | ἢ καὶ χειμῶνος δυσϑαλπέος, ὅς ῥά τε ἔργων [ ἀνϑρώπους ἀνέπαυσεν ἐπὶ γϑονί, 

- > 2 “ , = = » 1} . δι 
μῆλα δὲ κήδει χκτὲ, Vgl. Kruse, Hellas. Bd. 1. 5. 320. Forbiger, Handb. der 
alten Geogr. B. I. S. 597. Anm. 94. 


Ὁ τε δ ΑΥ̓ δ ς «Ὕ ‚ δὲ 


΄ 


&4. Thau und Reif. j 13 


8 4. 
Thau und Reif. 


Von den atmosphärischen Niederschlägen sind ferner der Thau 
(ἣ ἐέρση) und der Reif (ἢ στίβη) zu erwähnen. 

_ Der erstere ist ein Sinnbild der Reinheit und Frische, daher 
es von der Leiche des Hektor heisst, sie liege trotz der Misshandlung 
des Achilleus thauig und frisch da, wie der Leichnam eines Mannes, 
den der silberbogene Apollon mit seinem sanften Geschosse getödtet 
habe!). Sehr schön bezeichnet der Dichter die eigenthümliche Natur 
des Thaues durch charakteristische Epitheta: er nennt ihn τεϑαλυῖα, 
womit mehrfach das Frische, Blühende, Ueppige bezeichnet 
wird, wie z. B. die üppige herbstliche Obstzeit (orwpn)?), ein blühender 
Garten), ein opulenter Festschmaus) u. dgl. m. Aehnlich liegt auch 
in τεϑαλυῖα ἐέρση ἢ der Begriff der reichlichen Fülle und der er- 
quiekenden, duftigen Frische. Am nächsten kommt wohl 
dieser poetischen Metapher der Ausdruck ϑαλερὸν δάχρυ ὅ, eigentlich die 
blühende Thräne, θαλερὸν (ebenfalls von ϑάλλω) bezeichnet die 
Thräne, insofern sie reichlich die Wange herabtröpfelt, ohne dass je- 
doch auch hier der Begriff des Erquickenden, Wohlthuenden ausge- 
schlossen wird; denn die Thräne erleichtert die Brust, mag sie nun 
Freuden- oder Schmerzensthräne sein. An der unten angezogenen 
Stelle zumal ist ϑαλερὸν δάχρυ sehr schön gesagt: der Dichter will die 
Freude des alten Eumaios über die Rückkehr seines geliebten Tele- 
machos schildern: das Mischgefäss entfällt seiner Hand; er eilt dem 
Herrscher entgegen, küsst ihm Angesicht, Augen und Hände, und die 
perlende Thräne entfällt ihm. Im Folgenden wird dann die Freude des 
Sauhirten mit dem Entzücken eines Vaters verglichen, der den Sohn 
nach zehnjähriger Abwesenheit wiedersieht. Wie schön und inhaltsvoll 
ist in diesem Zusammenhange jenes ϑαλερὸν öaxpu! Es ist schwer, den 
prägnanten Sinn, der in solchen Epithetis für den Griechen lag, durch 
den deutschen Ausdruck zu decken; am nächsten käme man vielleicht, 
wenn man ϑαλερὸν δάχρυ, τεϑαλυῖα ἐέρση durch perlende Thräne, 
perlender Thau wiedergäbe, obwohl die griechischen Epitheta auch 
so weitaus nicht gedeckt werden. 


1) Ω 757: νῦν δέ μοι ἑρσήεις καὶ πρόσφατος ἐν μεγάροισιν | κεῖσαι, τῷ ἴχελος, ὅντ᾽ 
ἀργορότοξος ᾿Απόλλων | οἷς ἀγανοῖς βελέεσσιν ἐποιχόμενος χατέπεφνεν. Q 418: ϑηοῖό 
χεν αὐτὸς ἐπελθών, | οἷον ἐερσήεις χεῖται, περὶ ὃ᾽ αἷμα νένιπται, | οὐδέ ποϑι μιαρός. 

2) Χ 192: τεϑαλυῖά τ ὀπώρη. 

8) 6293: τεϑαλυῖά τ᾽ ἀλωή. 

ἢ λ 416: εἰλαπίνῃ τεϑαλυίῃ. 

5) ν 245: αἰεὶ δ᾽ ὄμβρος ἔχει τεϑαλυῖά τ᾽ ἐέρση. 
6) m 16: ϑαλερὸν δέ οἱ ἐχπεσε δάχρυ. 


14 A. Der Himmel und seine Erscheinungen. 


Der Thau ist, wie schon angedeutet wurde, für Homer und den 
Griechen überhaupt ein Sinnbild des Labenden und Erquickenden. 
Als bei den patrokleischen Leichenspielen Antilochos das als Kampf- 
preis ausgesetzte Ross dem Menelaos überlässt, wird das Herz des Letz- 
teren von inniger Wonne erfüllt, die ihn nach dem Ausdrucke des 
Dichters durchdrang gleich dem Thau, der sich mild um die Aehren 
der frisch aufsprossenden Saat verbreitet). Diese Metapher lag dem 
Griechen um so näher, weil der Thau, der unter jenem Himmelsstrich 
oft so häufig fällt, dass die Reisenden ihre Kleider ausringen müssen, 
für das durstige Hellas nach heissen Tagesgluthen als eine wahre Him- 
melsgabe erscheint). 

Ein ferneres homerisches Epitheton des 'Thaues ist στιλπνός 5), 
durch welches das Blitzende, Blinkende der Thautropfen geschil- 
dert wird. Auch hierin liegt eine bedeutende poetische Malerei. Erin- 
nert man sich, wie im Frühlinge oder überhaupt in der schöneren 
Jahreszeit die Thautropfen im Glanze der Morgensonne gleich Perlen 
und Diamanten an den Spitzen der Gräser und in den Kelchen der 
Blumen blitzen und funkeln, so wird man jenes στιλπνός bei Homer 
verstehen, zumal wenn man den Zusammenhang ins Auge fasst, in 
welchem es vorkommt. Der Dichter will an der betreffenden Stelle 
schildern, wie selbst die leblose Natur dem mächtigen Beherrscher des 
Himmels ihre Huldigung darbringt. Zeus umarmt auf dem Gipfel des 
Ide seine Gemahlin; die ganze Natur verjüngt sich gleichsam und lässt 
grünende Kräuter emporspriessen; thauiger Lotos, Krokos und Hya- 
kinthos schiessen dicht und schwellend empor und bieten dem Welt- 
beherrscher und seiner Gattin ein duftiges Lager; ringsum verbreitet 
sich goldenes Gewölk, und blitzende Thautropfen perlen aus der Höhe 
auf sie herab). Wer fühlt nicht, wie die Vorstellung des Farbenspiels, 
welches der Glanz des goldenen Gewölkes in zahllosen blitzenden 
Thautropfen durch den Reflex hervorbringen muss, wesentlich dazu 
beiträgt, das Prachtvolle dieser Naturschilderung zu erhöhen? 

An derselben Stelle wird unter den Kräutern, auf denen Zeus ge- 
lagert ist, auch der Lotos erwähnt und mit dem Epitheton thauig, 
bethaut (£psyeıc) bezeichnet). 

Ausserdem hat der Thau auch noch das Epitheton $7Au<®), welches 


ἢ W597: τοῖο δὲ ϑυμὸς | ἰάνϑη, ὡς εἴ τε περὶ σταχύεσσιν ἐέρση | ληΐου ἀλδήσχον- 
τος, ὅτε φρίσσουσιν ἄρουραι 
. Kruse, Hellas. Bd. I. S. 313. 
351: στιλπναὶ δ᾽ ἀπέπιπτον ἔερσαι, 
940---851. 
348: λωτόν ὃ᾽ ἑρσήεντα ἰδὲ χρόχον ἠδ᾽ baxıydov. 


ΠῚ ΠῚ Π] a 


o 
5 
(er) 


1: στίβη τε χαχὴ καὶ ϑῆλυς ἐέρση. 


ὃ 4. Thau und Reif. | 15 


man durch befruchtend, erquickend zu erklären pflegt. Indess 
weiss ich nicht, ob man es nicht vielleicht besser in der Bedeutung 
zart, lieblich nimmt, welche Auffassung durch die Grundbedeutung 
weiblich ebenfalls gestattet wird. 

Endlich ist hier noch das Phänomen des Blutthaues zu erwäh- 
nen, dessen schon oben bei Gelegenheit des Blutregens gedacht 
wurde. Vor der Schilderung der Schlacht, in welcher die Troer durch 
Agamemnons Heldenmuth so bedeutende Verluste erleiden, sagt der 
Dichter, Zeus habe hoch vom Aether blutbesprengte Thautropfen fallen 
lassen, weil er beschlossen habe, viele tapfere Häupter zum Hades hin- 
abzusenden). Auch diese Erscheinung ist keineswegs blosse Phan- 
tasie des Dichters, sondern ein wirkliches Naturphänomen, welches von 
einer Schmetterlingsart, den sogen. Abend- oder Buttervögeln, her- 
rührt, die, nachdem sie ausgekrochen sind, einen blutrothen Saft ver- 
lieren, den man nicht selten in reicher Menge an den Blättern der 
Pflanzen und an Zäunen gewahrt?). Den Griechen galt dies Phä- 
nomen für ein Anzeichen des Götterzorns, namentlich bevorstehenden 
Blutvergiessens. 

Der Reif (ἣ στίβη von στείβω und ἢ πάχνη von πήγνυμιῃ) findet hier 
passende Erwähnung, da er ja im Grunde nichts weiter ist als gefro- 
rener Thau:). Wegen seiner durchdringenden Schärfe und erkältenden 
Wirkung erhält er das Epitheton χαχή, und zwar aus dem Munde des 
Odysseus, der, als die Wogen ihn nackt an das Gestade von Scherie 
geschleudert haben, die Befürchtung ausspricht, dass während der 
Nacht ihn der böse Reif und der frische Thau tödten möchten). Da 
der Reif sich in der Regel gegen die Morgenzeit bildet, wo die Luft- 
temperatur schärfer und kälter zu sein pflegt, so giebt ihm derselbe 
Odysseus auch die Bezeichnung ὑπηοίη, als er dem Telemachos und 
Eumaios erklärt, er wolle die wärmeren Morgenstunden abwarten, ehe 
er in die Stadt gehe, da der Morgenreif ihm sonst bei seiner nothdürf- 
tigen Bekleidung schaden werde‘). 

Der Bildung des Reifes ist das heftige Wehen des Boreas ungün- 
stig; am ersten bildet sich jener, wenn bei windstillem Schneefall eine 
stillwirkende, durchdringende Kälte herrscht, während bei heftigem 


3) A 52: ἐν δὲ χυδοιμὸν | ὦρσε χαχὸν Κρονίδης, κατὰ ὃ ὑψόϑεν ἦχεν ἐέρσας | al- 
βαάτι μυδαλέας ἐξ αἰϑέρος, οὕνεχ ἔμελλεν | πολλὰς ἰφϑίμους. χεφαλὰς "Atdı προϊάψειν. 

2) S. Wilmsen, Handb. der Naturgeschichte. Berlin, 1831. Amelang. Bd. 11. 
S. 646. 

3) Vgl. Kruse, Hellas, Bd. I. S. 315. 

4) E466: εἰ μέν z ἐν ποταμῷ δυσχηδέα νύχτα φυλάσσω, | pn μ᾽ ἄμυδις στίβη τὲ 
χαχὴ καὶ ϑήλυς ἐέρση | ἐξ ὀλιγηπελίης δαμάσῃ χεχαφηότα ϑυμόν. 

5) p 24: αἰνῶς γὰρ τάδε εἵματ᾽ ἔχω κακά: μὴ pe δαμάσσῃ | στίβη ὑπηοσΐίη 
ἔχαϑεν δέ τε ἄστυ φάτ'᾽ εἶναι. 


16 ΠΑ, Der Himmel und seine Erscheinungen. 


Winde und Schneegestöber die Erzeugung des Reifes verhindert wird; 
daher Odysseus in seiner Schilderung einer troischen Nacht sagt, es 
habe sich kalter Reif und Eis an die Schilde gesetzt, nachdem der 
Boreas sich gelegt habe ἢ). 


8 5. 


Schnee (6 νιφετός), Hagel (7 χάλαζα) und Eis (ὃ χρύσταλλος). 


Wie der Regen und die übrigen atmosphärischen Erscheinungen, 
so wird auch der Schnee (ὃ νιφετός) dem Zeus als Urheber zu- 
geschrieben); daher in poetischem Bilde die Schneeflocken Ge- 
schosse (x7Aa) des Zeus heissen), zugleich mit Rücksicht auf die 
grosse Schädlichkeit des Schnees in jenen südlichen Gegenden. Wie 
scharf und richtig der Dichter die Natur beobachtet, ersieht man aus 
den weiteren Worten der letzteren Stelle, wo es heisst, Zeus habe 
Schnee ergossen, nachdem er die Winde eingeschläferthabet); 
was sich auf die naturgemässe Thatsache bezieht, dass der Schnee, 
wenn vollkommene Windstille herrscht, in stärkeren Flocken herab- 
fällt. — Die Jahreszeit, wo solche gefürchtete Schneewetter den Men- 
schen heimsuchen, ist der Winter (χειμών). Der Dichter schildert in 
der eben angezogenen Stelle einen derartigen Wintertag, wo dichtes 
Schneegestöber herabfällt; da verhüllen Schneemassen die Kuppen der 
hohen Gebirge und die zackigen Gipfel, die Lotosgefilde und die 
fruchtbaren Aecker des Landmanns; auch die Gestade und Buchten 
des graulichen Meeres bedeckt der Schnee,:und nur die heranrau- 
schende Woge verschlingt ihn; alles Uebrige wird von oben her ein- 
gehüllt, wenn das Unwetter des Zeus hereinbricht5). Das teräum com- 
parationis dieses Gleichnisses liegt in der Dichtigkeit der Schneeflocken 


»- x > > - x 
475: νὺξ δ᾽ ἄρ ἐπῆλθε χαχὴ Βορέαο πεσόντος, | πηγυλίς - αὐτὰρ Örepde χιὼν 


„ze 
Ὁ, m 
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ἢ T'357: ταρφειαὶ νιφάδες Διός. 
a- er ᾿ \ ὴ 
) M 219: ὅτε τ ὥρετο μητίετα Ζεὺς | νειφέμεν, ἀνθρώποισι πιφαυσχόμενος τὰ ἃ 


ἢ M 281: χοιμήσας δ᾽ ἀνέμους γέει ἔμπεδον, nämlich Zeus. 

R ἢ M 218: ὥστε νιφάδες χιόνος πίπτωσι ϑαμειαὶ | ἤματι χειμερίῳ, — κοιμῆσας 
ὃ ἀνέμους γέει (Ζεὺς) ἔμπεδον, ὄφρα χαλύψῃ | ὑψηλῶν ὀρέων χορυφὰς zul πρώονας 
ἄκρους | χαὶ πεδία λωτοῦντα καὶ ἀνδρῶν πίονα ἔργα, | χαί T ἐφ᾿ ἁλὸς πολιῆς κέχυται λιμέσιν 
τε χαὶ ἀχταῖς, | χῦμα δέ μιν προσπλάζον ἐρύκεται - ἄλλα τε πάντα | εἰλύαται χαϑύπερϑ'᾽, 
ὅϑ᾽ ἐπιβρίσῃ Διὸς ὄμβρος -| ὡς τῶν ἀμφοτέρωσε λίϑοι πωτῶντο ϑαμειαί. Ein solches 
Schneegestöber beschreibt auch Gell (Journey in Morea. p. 360ff.), der auf seiner 
Reise durch Arkadien noch im Monat März sehr durch Schneefall belästigt wurde. 
Auf der Hochebene bei Tripolitza schneite es Tage lang bis in den April hinein. Vgl. 
Kruse, Hellas. Bd. 1. 5. 317. 


$5. Schnee, Hagel und Eis. : 17 


ἣ und der von den Danaern und Troern geschleuderten Steine. Aehnlich 
_ lautet ein Gleichniss der Τειχομαχία, in welchem es heisst, die Ge- 
schosse der Achaier seien so dicht geflogen, wie ein Schneegestöber 
(νιφάδες), welches ein heftiger Wind, die schattigen Wolken dahin- 
jagend, zur nahrungsprossenden Erde ergiesse!j. An einer andern 
Stelle wird das dichte Gewimmel der leuchtenden Helme,. der ge- 
buckelten Schilde, der starkgewölbten Brustharnische und der eschenen 
Lanzen mit dichten Schneeflocken verglichen, welche der Hauch des 
eisigen Boreas daherwirbelt?). Aus dieser, wie aus manchen andern 
Stellen?) ergiebt sich zugleich, dass der Boreas als der eigentliche 
Schneewind betrachtet wird. — Als Sinnbild der Dichtigkeit und 
Menge wird der Schnee ebenfalls aufgefasst, wenn die beredte Wort- 
fülle des Odysseus dadurch veranschaulicht wird, dass der Dichter die 
seinem Munde entströmenden Worte mit winterlichen Schneeflocken 
vergleicht). — Dass übrigens der Schnee als eine wahre Landplage 
betrachtet wurde, geht daraus hervor, dass es unter die beneidens- 
werthen Vorzüge des seligen elysischen Gefildes gerechnet wird, dass 
seine Bewohner nie von Schnee, Sturm und Regen heimgesucht wer- 
den, und stets ein lieblich säuselnder Zephyros vom Okeanos her sie 
erquickt’). 

Die Epitheta, welche Homer dem Schneegestöber giebt, sind ϑα- 
μειαί 6), ταρφειαί und ψυχραί 7). Uebrigens bietet der Schnee dem Dichter 
auch noch in anderen Beziehungen, als die oben erwähnten, zu Ver- 
gleichungen Anlass, wie wenn es von den Rossen des Rhesos heisst, 
dass sie an blendender Weisse den Schnee überträfen 8), oder wie wenn 
Hektor mit einem schneebedeckten Gebirge?) verglichen wird. 
Das Epitheton schneebedeckt ist hier keineswegs müssig; vielmehr 
trägt es dazu bei, die furchtbar gigantische Erscheinung Hektors 
recht zu veranschaulichen, da gerade schneebedeckte Gebirge noth- 
wendig auch sehr hoch sind. Derartige schneebedeckte Gebirge wer- 


ἢ M 156: νιφάδες δ᾽ ὡς π 
ταρφειὰς χατέχευεν ἐπὶ χϑονὶ a | ὃς τῶν ἐκ χειρῶν βέλεα heov. 

2) T 851: ὡς δ᾽ ὅτε ταρφειαὶ νιφάδες Διὸς ἐχποτέονται, | Ψψυχραί, ὑπὸ διπῆς aldpn- 
γενέος Βορέαο᾽ | ὡς τότε ταρφειαὶ χύρυϑες λαμπρὸν γανόωσαι [νηῶν ἐχφορέοντο, καὶ ἀσπί- 
des ὀμφαλόεσσαι | ϑώρηχές τε ne χαὶ μείλινα δοῦρα. 

3) So 0 1Τ| Β΄. 

ἢ T 221: ὄπα τε μεγάλην ἐχ στήϑεος ἵει | καὶ ἔπεα νιφάδεσσιν ἐοιχότα χειμερίῃσιν. 

ὅ) ὃ 566: οὐ νιφετός, οὔτ᾽ ἂρ γειμών πολύς, οὔτε ποτ ὄμβρος, | ἀλλ᾽ αἰεὶ Ζεφύ- 
poro λιγὺ πνείοντας ἀήτας [-Ὠχεανὸς ἀνίησιν ἀναψύχειν ἀνθρώπους. 

6) M 278: νιφάδες ϑαμειαί. 

Ἢ T 357: ταρφειαὶ νιφάδες, ψυχραί. 

8) K 437: λευχότεροι χιόνος. 

9) N 754: ὡρμήϑη ὄρεϊ νιφόεντι ἐοιχώς. 


Buchholz, Homerische Realien. Ia. 


τον ἔραζε, | ἅστ᾽ ἄνεμος ζαῆς, νέφεα σχιό δογήσας 
πτ ζε, ς Cache, νέφεα σκιόεντα δονήσας, 


τῷ 


18 A. Der Himmel und seine Erscheinungen. 


den bei Homer nicht selten erwähnt: so finden wir das Beimort γιφόεις 
den thrakischen Gebirgen'), dem lydischen Tmolos?), den kretensi- 
schen Gebirgen 3), ἀγάννιφος dem Olympos ἢ beigelegt. 

An manchen Stellen wird der Schnee auch in Verbindung mit 
Donner und Blitz, Regen und Hagel (n χάλαζα) erwähnt’). Was den 
letzteren betrifft, so giebt ihm der Dichter das Epitheton ψυχρή und 
sagt von ihm, dass er unter dem Hauche des eisigen Boreas aus den 
Wolken hervorbreche®), wobei die rasche Vehemenz des Hagelwetters 
das schnelle Dahinstürmen der Iris veranschaulichen soll. Auch die 
eisige Temperatur der einen Skamanderquelle wird mit der Kälte des 
Hagels, Schnees und Eises verglichen). Des Eises (6 χρύσταλλοςὶ) 
geschieht ausser an der eben angezogenen Stelle auch noch in der 
Odyssee Erwähnung, wo.Odysseus eine kalte Nacht auf der tröischen 
Ebene schildert und sagt, dass Boreas kaltes Schneegestöber gebracht 
habe und die Schilde mit Eis überzogen gewesen seien®). Uebrigens ist, 
wenigstens heutzutage, Eis in Griechenland ein seltenes Phänomen; 
als Gell den dortigen Einwohnern erzählte, in England frören die Seen 
und Flüsse dergestalt zu, dass Menschen und Pferde darüber hingehen 
könnten, erklärten sie es für eine Lüge (ψεῦμα) ; die einzigen Eiszapfen, 
welche Gell in Griechenland zu Gesicht bekam, fand er an einem 
thauigen Aprilmorgen am Eingange einer Höhle in den Gebirgen bei 
ÖOrchomenos in Morea 3). 


8 6. 


Donner und Blitz. :Feurige Meteore. 


Der Dichter gebraucht vom Blitze einerseits die Ausdrücke στεροπή 
und &steporn, andererseits χεραυνός ; und zwar bezeichnen die ersteren 
den Blitz als leuchtendes Phänomen, wie das lateinische fulgur, 
χεραυγός hingegen, wie fulmen, den Wetterstrahl in seiner zer- 


ἡ 3.227: Θρῃκῶν ὄρεα νιφόεντα. 

5 T 385: Τμώλῳ ὕπο νιφόεντι. h 

3) τ 338: Κρήτης ὄρεα νιφόεντα. 

*) 2 180: Ὄλυμπον ἀγάννιφον. Ebenso A 420. Vgl. Ukert, Geogr. der Grie- 
chen und Römer 118. S. 152. 

) So K 5: ὡς δ᾽ ὅτ᾽ ἂν ἀστράπτῃ πόσις Ἥρης ἠὐκόμοιο, | τεύχων ἢ πολὺν ὄμβρον 
ἀϑέσφατον ἠὲ χάλαζαν | ἢ νιφετόν, ὅτε πέρ τε χιὼν ἐπάλυνεν ἀρούρας χτὰ. 

6) Ὁ 170: ὡς δ᾽ ὅτ᾽ ἂν ἐκ νεφέων πτῆται νιφὰς ἠὲ χάλαζα  ψυχρὴ ὑπὸ ῥιπῆς al- 
ϑρηγενέος Βορέαο, | ὡς χραιπνῶς μεμαυῖα διέπτατο ὠχέα Ἶρις. 

ἡ X 151: ἡ δ᾽ ἑτέρη ϑέρεϊ προρέει ἐΐχκυτα χαλάζῃ | ἢ χιόνι ψυχρῇ ἢ ἐξ ὕδατος κρυ- 
στάλλῳ. ι 

8) ξ 477: σαχέεσαοι περιτρέφετο χρύσταλλος. 


ἢ Gell, Journey in the Morea. p. 360. Kruse, Hellas. Bd. I. 5. 354. 


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ὃ 0. Donner und Blitz. Feurige ir 19 


ΟΝ zerschmetternden Wirkung?). Diesen Unterschied 
bestätigen die einschlagenden ‚Beispiele durchgängig auf's entschie- 
denste. So wird z. B. der metallische Glanz der Rüstung Hektors mit 
dem Blitze (στεροπή) des ägiserschütternden Zeus verglichen®). Und 
ähnlich heisst es vom Idomeneus: Er eilte dahin, dem Blitze gleich, 
welchen Kronion mit der Hand ergreift und vom glänzenden Olymp 
herabschwingt, den Sterblichen zum Zeichen; hoch auf leuchtet sein 
Glanz ; also strahlte das Erz auf der Brust des Dahineilenden ὃ). Daher 
geht στεροπή geradezu in die Bedeutung Glanz über. So steht es von 
der glänzenden Pracht, welche das Kupfer, Gold, Elektron, Silber und 
Elfenbein im Palaste des Menelaos ausstrahlen, und die Telemachos so 
unverhohlen bewundert) ; ebenso von den strahlenden Rüstungen der 
Achaier, deren Lichtreflex zum Himmel aufleuchtet und die weite 
Ebene erhellt), und von dem waffenprangenden Heere der Aigyptier ἢ. 
Ueberall hingegen, wo der Blitz grauenerregend und zerstörend auftritt, 
steht χεραυνός. So zerschmettert der hochdonnernde Zeus das Schiff 
des Odysseus mit flammendem Gluthstrahl (xspauvos?}). Aehnlich be- 
richtet derselbe Odysseus in seiner fingirten Erzählung beim Eumaios 
seinen Schiffbruch mit den Worten: Zeus donnerte und schleuderte 
den Wetterstrahl (χεραυνός) auf das Schiff; es erbebte, von Zeus’ Strahle 
getroffen, und füllte sich mit Schwefeldampf°). Und vom Zeus, der 
den Diomedes und die Achaier zurückschrecken will, heisst es: Er 
liess furchtbare Donner erkrachen und sandte den leuchtenden Gluth- 
strahl (ἀργῆτα χεραυνόν) ; dicht vor dem Gespanne des Diomedes fuhr 
dieser in den Boden; grausig zuckte die flammende Lohe empor, und 
erschrocken bebten die Rosse vor dem Wagen zurück 9). — Vollends 


1) Vgl. Forbiger, Handb. deralten Geogr. Bd. 1. 5. 620. Schirlitz, Handb. 
der alten Geogr. ete. S. 34. Anm. 25. 

2) A65: πᾶς ὃ Be lesen | λάμφ ὥστε he πατρὸς Διὸς RE 

3) N 242: βή ὃ᾽ ἴμεν ἀστεροπῇ ἐναλίγχιος, ἣντε Κρονίων | en λαβὼν ἐτίναξεν ἀπ᾽ 
alyıhevros ᾿Ολύμπου, | δειχνὺς σῆμα βροτοῖσιν - ἀρίζηλοι δέ οἱ αὐγαί. | ὡς τοῦ χαλκὸς 
ἔλαμπε περὶ στήϑεσσι ϑέοντος. 

4) ὃ ΤΊ: φράζεο, Νεστορίδη, — — γαλχοῦ τε στεροπὴν κὰδ δώματα ἠχήεντα ἐ χρυ- 
σοῦ τ ἠλέχτρου τε χαὶ ἀργύρου ἠδ᾽ ἐλέφαντος. 

5) Τ 362: αἴγλη δ᾽ οὐρανὸν ἶχε, γέλασσε δὲ πᾶσα περὶ χϑὼν | χαλχοῦ | ὑπὸ στεροπῆς. 
A 82: Zeus sitzt auf dem Olymp, [εἰεορύων Τρώων τε πόλιν χαὶ Was ᾿Αχαιῶν | χαλκοῦ 
τε στεροπήν!. K 153: τῆλε δὲ γαλχὸς | λάμφ᾽ ὥστε στεροπὴ πατρὸς Διός. 

6) Ε 267: πλῆτο δὲ πᾶν πεδίον πεζῶν τε χαὶ ἵππων | χαλκοῦ τε στεροπῆς. 

7) u 390: νῆα ϑοὴν ἔβαλε ψολόεντι χε ραυνῷ Ζεὺς ἱ ὑψιβρεμέτης. 

8) & 805: Ζεὺς ὃ ἄμυδις βρόντησε χαὶ ἔμβαλε νηΐ χεραυνόν -| ἡ δ᾽ ἐλελίχϑη πᾶσα 
Διὸς πληγεῖσα χεραυνῷ, | ἐν δὲ ϑεείου πλῆτο. 

9) Θ 133: βροντήσας ὃ ἄρα δεινὸν ἀφῆχ ἀργῆτα γεραῦνόν; | κὰδ 
Διομήδεος er ia | δεινὴ δὲ φλόξ ὦρτο ϑεείου χαιομένοιο, | τὼ 
καταπτῆτην ὑπ᾽ ὄχεσφιν. Vgl. Ukert Is, S. 130. 


> 7 
δὲ πρόσϑ᾽ ἵππων 
ὃ ἵππω δείσαντε 


2 Ἔ 


920 A. Der Himmel und seine Erscheinungen. 


furchtbar wird die Wirkung des Gewitters, wenn Poseidons Dia 
seine Schrecken zu ihm gesellt, wie der Dichter in der Theomachie 
schildert. Als die Götter sich in den Kampf stürzen, kracht von oben 
her der Donner des Zeus, während von unten Poseidon die Erde und 
die Häupter des Gebirges erschüttert. Es wanken die Füsse und Gipfel 
des Ide, die Stadt Ilios und die Schiffe der Danaer; da erbebt der Fürst 
der Todten, Aidoneus; entsetzt springt er von seinem Throne auf und 
schreit, dass Poseidon ihm nicht von oben die Erde aufreisse, damit 
nicht Menschen und Göttern seine dumpfe, grauenvolle Behausung 
sichtbar werde, vor der selbst den Göttern grause!). Aus diesen Stellen 
ergiebt sich zugleich, dass es Zeus ist, der Blitz und Donner sendet, 
daher auch so häufig von dem Blitze und Donner (βροντή) des 
Zeus die Rede ist?2). In dieser Beziehung werden ihm die mannig- 
ei Epitheta beigelegt. Er heisst der Blitzstrahlende (apyı- 
χέραυνος)"), der Blitzschleuderer (ἀστεροπητής) ἢ ), der Hochdon- 
nernde (ὑψιβρεμέτης) ἢ, der Donnerfrohe (τερπιχέραυνος) ἢ, der 
Lauttosende (ἐριβρεμέτης) 7, derlautdonernde (ἐρίγδουπος) Gatte 
der Here°) und der Blitzerreger (στεροπηγερέτα) 9). Die Epitheta 
des Blitzes selbst sind glänzend (ἀῤγής) 1) und rauchend oder 
flammend (ψολύεις) 11). : 
Obwohl daher Zeus der eigentliche Gebieter über Donner und 
Blitz ist, so ist es doch nichts Ungewöhnliches, dass auch andere 
Götter, ja selbst Göttinnen, donnern, wie z. B. in der Ilias Athene 
und Here einen Donner erschallen lassen, um den Agamemnon zu 


‚ 


ἢ 756: δεινὸν δὲ βρόντησε πατὴρ ἀνδρῶν τε ϑεῶν τε | ὑψόϑεν᾽ αὐτὰρ ἔνερϑε Πο- 
) ἐτίναξεν | γαῖαν ἀπειρεσίην ὀρέων T αἰπεινὰ χάρηνα. | πάντες δ᾽ ἐσσείοντο πόδες 
πολυπίδαχος Ἴδης | καὶ χορυφαί, Toon τε πόλις χαὶ νῆες ᾿Αχαιῶν. | ἔδδεισεν δ᾽ ὑπέ- 

νερῦεν ἄναξ ἐνέρων ᾿Αἰδωνεύς, | δείσας δ᾽ ἐχ ϑρόνρυ ἄλτο καὶ ἴαχε, μὴ οἱ ὕπερϑεν | 

γαῖαν ἀναρρήξειε Ποσειδάων ἐνοσίχϑων, | οἰκία δὲ ϑνητοῖσι χαὶ ἀϑανάτοισι φανείη | σμερ- 
δαλέ,, εὐρώεντα, τάτε στυγέουσι ϑεοί περ. 

ἢ Κ 164: στεροπὴ πατρὸς Διός. N 796: ὑπὸ βροντῆς πατρὸς Διός. 

ἢ T121: Ζεῦ πάτερ, ἀργικέραυνε. 

ἢ A 580: ᾿θλύμπιος ἀστεροπητῆς. Ebenso A 609. Η 448: αἱ δὲ ϑεοὶ πὰρ Ζηνὶ 
χαϑήμενοι ἀστεροπητῇ. 

5) M 68: Ζεὺς ὑψιβρεμέτης. 

6) B 415; ἔχελος Au τερπιχεραύνῳ. Θ 2: Ζεὺς τερπιχέραυνος. Vgl. A 113. Μ. 252. 
᾿ N 623: οὐδέ τι ϑυμῷ | Ζηνὸς ἐριβρεμέτεω χαλεπὴν ἐδδείσατε μῆνιν | 
ξεινίου. 

8) Η 411 (Κ 329): ἐρίγδουπος πόσις Ἥρης. 

9) Π 298: στεροπηγερέτα Ζεύς. Andere leiten dies Epitheton von ἀγείρω statt von 
ἐγείρω ab und erklären Blitzversammler. 

1) 0133: ἀφῆχ᾽ ἀργητὰ κεραυνόν. 

ἢ Φ 8890: γῆα ϑοὴν ἔβαλε Ψολόεντι χεραυνῷ. ὦ ὅ89: ἀφίει ψολόεντα χεραυνόν. 


ς ὃ ὁ, Donner und Blitz. Feurige Meteore. 91 

ehren 1). Noch häufiger begegnet uns diese Vorstellung bei späteren 
Dichtern. So sagt Athene in den Troerinnen des Euripides, Zeus werde 

ihr seinen Blitz leihen, damit sie die Schiffe der Achaier zerschmet- 
tere?) ; in der Aeneis des Vergil schleudert Juno den Wetterstrahl des 
Zeus aus den Wolken herab und zerschmettert die Schiffe des Aeneas?), 
und an einer andern Stelle belebt Venus den Muth des letzteren, indem 
sie ihm durch Donner und Blitz ein Zeichen giebt®). 

Die furchtbare und unwiderstehliche Wirkung des 
Blitzes wird bei Homer mehrfach in energischer Weise geschildert. In 
einem Gleichnisse der Ilias wird die furchtbare Wucht des von dem 
Telamonier Aias geschleuderten Steines, unter welcher Hektor zusam- 
menbricht, mit der Gewalt des Blitzes verglichen. Wie unter dem 
schmetternden Wetterstrahl des Zeus, so lautet der Vergleich, der ent- 
wurzelte Eichbaum niederstürzt und furchtbarer Schwefeldampf aus 
dem Stamme emporqualmt, so dass Entsetzen den nahestehenden 
Beobachter ergreift; denn furchtbar ist der Blitzstrahl des gewaltigen 
Zeus: so taumelte Hektor und stürzte in den Staub niederö). — Als 
ferner Here und Athene den Achaiern zu Hülfe eilen, sendet Zeus vom 
Ide herab die Iris an sie ab mit der Drohung, er werde, wenn sie nicht 
vom Kampfe abliessen, seinen Blitz auf sie schleudern;; nicht in einem 
Zeitraume von zehn umrollenden Jahren, setzt er hinzu, werden die 
Wunden heilen, welche mein Blitzstrahl schlägt®). Häufig erscheinen 
auch Blitz und Donner als ominöse Zeichen und verkünden ent- 
weder Unglück oder Glück. So schreckt Zeus die Troer, indem er, 
Unheil sinnend, die ganze Nacht hindurch furchtbaren Donner er- 
krachen lässt, so dass bleiches Entsetzen sie ergreift”); während er 


ἢ A 45: ἐπὶ δ᾽ ἐγδούπησαν ᾿Αϑηναίη τε χαὶ “Ἥρη, | τιμῶσαι βασιλῆα πολυχρύσοιο 
Μυχήνης. 

2) Eur. Troad. 80 Nauck : ἐμοὶ δὲ δώσειν φησὶ πῦρ κεραύνιον, | βάλλειν ᾿Αχαιοὺς 
ναῦς τε πιμπράναι πυρί. 

3) Aen. I, 42: Ipsa Jovis rapidum iaculata e nubibus ignem | Disiecitque 
rates evertitque aequora ventis. 

4) Aen. 8, 522: Multaque dura suo tristi cum corde putabant, | Ni signum caelo 
Cytherea dedisset aperto. | Namgque improviso vibratus ab aethere fulgor | Cum so- 
nitu venit et ruere omnia visa repente etc. 

5) B 414: ὡς ὃ 5% ὑπὸ πληγῆς πατρὸς Διὸς ἐξερίπῃ ὃρῦς | πρόρριζος. Ber 
ϑεείου γίγνεται ὀδμὴ | ἐξ αὐτῆς τὸν δ᾽ οὔ περ ἔχει ϑράσος, ὅς κεν ἴδηται | ἐγγὺς ἐών 

- χαλεπὸς δὲ Διὸς μεγάλοιο κεραυνός | ὡς ἔπεσ “Ἕχτορος ὦχα χαμαὶ μένος ἐν κονίῃσιν. 

| 6) Θ 404: οὐδέ χεν ἐς δεχάτους περιτελλομένους ἐνιαυτοὺς | Ehre’ ἀπαλϑήσεσϑον, 
ἅ χεν μάρπτῃσι χεραυνός. 

i ἢ H 478: παννύχιος δέ σφιν χακὰ μήδετο μητίετα Ζεὺς | σμερδαλέα κτυπέων,, τοὺς 


BE χλωρὸν δέος ἥρει. Vgl. Θ T5fl. 


22 A. Der Himmel und seine Erscheinungen. 


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später Hektor und den Troern durch seinen Blitz günstige Zeichen 


sendet ἢ. J 

Hier ist auch noch das feurige Meteor zu erwähnen, *welches 
in einem Gleichnisse der Ilias vorkommt, mittelst dessen der Dichter 
die rasche Bewegung der Athene veranschaulichen will. Athene 
stürmte zur Erde nieder, heisst es, dem Gestirne gleich, welches der 
Sohn des Kronos den Schiffern oder dem gewaffneten Heere zum 
Zeichen sendet; hell leuchtet es auf, und es entsprühen ihm unzählige 
Funken?). Ohne Zweifel ist unter dieser Lufterscheinung nicht eine 
Sternschnuppe ἢ, sondern, da sie Funken sprüht, eine Feuerkugel zu 
verstehen, deren Erscheinen ebenfalls für ominös galt. Schon Aristo- 
teles bezeichnet diese Feuerkugeln wie die Sternschnuppen als ἀστέρας 
διαϑέοντας, und sie erleuchten, wie Alex. v. Humboldt) in Ueberein- 
stimmung mit dem Hymnos auf Apollon®) sagt, selbst in der Tropen- 
helle des Tages Alles in der Runde; von ihnen kann daher der Dichter 
in der angezogenen Stelle (A 75ff.) sehr wohl sagen, dass sie Strahlen 
und Funken in Menge aussprühen, ein Wunder den Schiffern und dem 
weitlagernden Heere. Dass sogar die Tradition von dem Falle einer 
Feuerkugel aus der Zeit des troianischen Krieges existirt habe, schliesst 
Görlitz aus Verg. Aen. III 692ff. Ladew., wo dem aus Troia fliehen- 
den Anchises ein von donnerartigem Getöse begleitetes und eine leuch- 
tende Furche am Firmament beschreibendes feuriges Phänomen .er- 
scheint, welches Görlitz auf eine Feuerkugel deutet‘). Indess zwingt 
nichts, die obige Stelle (A 75 ff.) so zu erklären, als sei Athene selbst den 
Troiern und Achaiern in Gestalt einer Feuerkugel erschienen; viel- 
mehr will der Dichter durch den Vergleich die Raschheit versinn- 
lichen, mit der die Göttin vom Himmel herabfährt. Dass man übri- 
gens auch solche Phänomene dem Zeüs zuschrieb, ergiebt sich aus den 
Worten des Dichters von selbst. 


1) 1236: Ζεὺς δέ σφι Kpovtöns ἐνδέξια σήματα φαίνων ἀστράπτει: 

2) A 75: οἷον δ᾽ ἀστέρα ἦχε Κρόνου παῖς ἀγχκυλομήτεω, | ἢ ναύτῃσι τέρας ἠὲ στρατῷ 
εὐρέϊ λαῶν, | λαμπρόν" τοῦ δέ τε πολλοὶ ἀπὸ σπινϑῆρες ἵενται " | τῷ Eixut ἤϊξεν ἐπὶ 
χϑόνα Παλλὰς ᾿Αϑήνη. 

3) So Ukert, Geogr. 118, 5. 142; und Wagner, Homer und Hesiod. $. 32. 

ἢ Kosmos. Bd. 1. S. 121. 

5) Hymn. in Apoll. 440: 249° ἐχ νηὸς ὄρουσεν ἄναξ, ἑκάεργος ᾿Απόλλων, | ἀστέρι 
εἰδόμενος μέσῳ ἤματι" τοῦ ὃ ἀπὸ πολλαὶ | σπινϑαρίδες πωτῶντο, σέλας δ᾽ εἰς οὐρανὸν 
ἴχεν. e 

6, Görlitz, der Himmel etc. 5. 19, wo.auch Humboldt’s Kosmos I, S. 122fe. 

”... - ᾿ x 
eitirt wird. 


— 


δ 7. Die Winde. 23 


$ 7. 


Die Winde (ὁ ἄνεμοι). 


Der allgemeinste und gebräuchlichste homerische Ausdruck für 
Wind ist ὁ ἄνεμος 1); τὸ πνεῦμα, welches weder Homer noch Hesiod 
kennt, findet sich zuerst bei Herodot. Ferner gehören hierher 
ἡ ϑύελλα (Wirbelwind)?, ἢ ἄελλα (Sturm, Wirbelwind)3) und 
7 λαῖλαψ (Sturmwind mit Regen und Wolken, der Alles mit dichter 
Finsterniss bedeckt)!). — In Betreff der Richtung unterscheidet 
Homer vier Hauptwinde, deren Beherrscher Aiolos ist’). Diese 
sind: Βορέας (der Nordwind, eigentlich Nordnordost), Νότος 
(der Süd), Ζέφυρος (der Nordnordwest) und Εὖρος (der Ost, 


genauer Südost) ἢ. 
Was zunächs den Boreas betrifft, so weht derselbe, wie auch der 
Zephyros, aus Thrakien 7) ; unter der Heftigkeit seines Stosses stürzt aus 


\ 


den Wolken Schnee oder eisiger Hagel herab °) ; von seinem furchtbaren 
Hauche gewälzt, bricht sich die Meeresbrandung brüllend am Gestade°) ; 
sein Hauch macht die Wogen des Meeres aufschauern 10) und bedrängt 
mit gewaltiger Wucht die Schiffe !!); zur Zeit des Frühherbstes dörrt 


er den neubewässerten Garten aus 12) und jagt die verdorrten Disteln 
durch das Gefilde 15) ; in seinem Geleite führt er kalte, frostige Nächte, 


1) B 427: ἔπρησεν ὃ ἄνεμος μέσον ἱστίον χτέ. 

3) ὃ 515: τότε δή μιν ἀναρπάξασα | ϑύελλα | πόντον ἐπ᾽ ἰχϑυόεντα φέρεν. Auch in 
Verbindung mit ἀνέμοιο x 54: αἱ δ᾽ ἐφέροντο χαχῇ ἀνέμοιο ϑυέλλῃ und ἀνέμων 
ε 910: μέσον δέ οἱ ἱστὸν ἔαξεν | δεινὴ μισγομένων ἀνέμων ἐλθοῦσα ϑύελλα. 

3 II 374: ὕψι δ᾽ ἄελλα | σχίδναϑ᾽ ὑπὸ νεφέων. Auch mit ἀνέμων € 292: πάσας δ᾽ 
ὀρόϑυνεν ἀέλλας | παντοίων ἀνέμων. 

4 Δ 278: ἄγει δέ τε λαίλαπα πολλήν. 

5) χ 21: χεῖνον (Αἴολον) γὰρ ταμίην ἀνέμων ποίησε Κρονίων, | ἠμὲν παυέμεναι ἠδ᾽ 
ὀρνύμεν, ὅν χ᾽ ἐϑέλῃσιν. 

6) € 331: ἄλλοτε μέν τε Νότος Βορέῃ προβάλεσχε φέρεσϑαι, | ἄλλοτε δ᾽ αὖτ' Εὖρος 
“Ζεφύρῳ εἴξασχε διώχειν. 

1 5: Βορέης χαὶ Ζέφυρος, τώτε Θρήχηϑεν ἄητον. Vgl. über den Boreas, wie 
über die übrigen Winde: 7. 1. Wagner, Homer und Hesiod. 5. 188. For- 
biger, Handb. der alten Geogr. Bd. I. 5. 008 ff. 

8,0 170: ὡς δ᾽ ὅτ᾽ ἂν &x νεφέων πτῆται νιφὰς ἠὲ χάλαζα | ψυχρὴ ὑπὸ ῥιπῆς αἰϑρη- 
γενέος Βορέαο χτέ. s 

%) Ξ 394: οὔτε ϑαλάσσης χῦμα τόσον Boda ποτὶ χέρσον,  πουτόϑεν ὀρνύμενον πνοιῇ 
Βορέω ἀλεγεινῇ κτλ. Vgl. © 296. 

1) W 692: ὡς δ᾽ ὅϑ᾽ ὑπὸ φριχὸς Βορέω ἀναπάλλεται ἰχϑύς χτέ. 

1) τ 200: εἴλει γὰρ Βορέης ἄνεμος μέγας, οὐδ ἐπὶ γαίῃ | εἴα ἵστασϑαι. 

15) Φ 346: ὡς δ᾽ ὅτ᾽ ὀπωρινὸς Βορέης νεοαρδέ ἀλωὴν [ all ἀγξηράνῃ. 

13) ες 328: ὡς 8 ὅτ᾽ ὀπωρινὸς Βορέης φορέῃσιν ἀχάνϑας | ἂμ. πεδίον, πυχιναὶ δὲ πρὸς 
ἀλλήλῃσιν ἔχονται χτλ. 


94 A. Der Himmel und seine Erscheinungen. 


wo eisiger Schnee wie Reif herabfällt und Glatteis sich bildet ἢ . Für 
die Ionier aber wehten die Nord- und zumal die Nordostwinde, da sie 
über das Land zu ihnen gelangten, in der Regel bei klarer, heiterer 
Luft; daher der Dichter dem Boreas die Epitheta αἰϑρηγενής 3 und 
αἰϑρηγενέτης ὃ beilegt, 4. ἢ. äthergeboren, in heiterem Him- 
mel se Diese passivische Erklärung ist die einzig richtige‘). 
Andere erklären in activem Sinne: Frost und Kälte erzeugend, 
τὺ aber die Analogie spricht, da auch sonst die Composita auf 

γενής, wiez. B. Διογενής, Κυπρογενής, Θηβαγενής τ. a., jene passivische 
ERTTIRRR haben. Ausserdem erhält der Boreas auch das Epitheton 
axpans (scharf wehend)°), welches freilich auch dem Zephyros bei- 
gelegt wird®). — Der Notos (Südwind, jetzt Ostro) ferner ist ein 
stürmischer Regenwind’) und hüllt die Gipfel des Gebirges in 
Nebel ein); was sich daraus erklärt, dass er über das mittelländische 
Meer weht und von dort eine Menge Dünste mit sich führt; er hielt 
durch sein heftiges und anhaltendes Toben den Odysseus und seine 
Genossen einen ganzen Monat in Thrinakien zurück, da er den von da 
nach Ithaka Steuernden entgegenblies°) , und später trieb er mit unwider- 
stehlicher Gewalt den Odysseus nach der Charybde zurück 10), Er er- 
hält das Epitheton ἀργεστής, d.h. weissen Schaumerregend!!). 

Der Zephyros ist im Allgemeinen für die Ionier ein rauher, 


1) E4T5: νὺξ δ᾽ ἄρ᾽ ἐπῆλϑε καχὴ Βορέαο πεσόντος, | πηγυλίς “ αὐτὰρ ὕπερϑε χιὼν 
yever ἠῦτε πάχνη, | Ψυχρή, καὶ σαχέεσσι περιτρέφετο χρύσταλλος. T 357: ὡς ὃ ὅτε 
Br. νιφάδες Διὸς ἐχποτέονται, | ψυχραὶ, ὑπὸ ῥιπῆς αἰϑρηγενέος Βορέαο κτέ. 

20. 171: αἰϑρηγενέος Βορέαο. 

3) ε 296: Βορέης αἰϑρηγενέτης. Nach Kruse (Hellas. Bd. I. S. 322) heisst der 
Boreas so, weil er vorzüglich im Sommer wehe und dann heitere Tage bringe. 

ἢ Lehmann (Zur Lehre vom Locativ bei Homer. Osterprogr. des fürstl. 
Hedwigschen Gymnasiums zu Neustettin 1870, Κ. 8) ist der Ansicht, dass man in 
den Epitheten aldpnyeverne, αἰϑρηγενής, Λυχηγενήῆς, μοιρηγενῆς wie in ὀρεσίτροφος 
Locative vor sich habe, da die heitere Luft mit Fug und Recht als des Boreas, das 
Licht als Apollons, des Lichtgottes, Geburtsstätte (ren ee werden könne. 

5) ξ 253: Bopen ανέμῳ ἀχραέϊ, χαλῷ. 

θ)β 421: ἀχραῆ Ζέφυρον. 

7) Β 394: ᾿Αργεῖοι δὲ μέγ ἴαχον, ὡς ὅτε χῦμα | ἀχτῇ ἐφ᾽ ὑψηλῇ, ὅτε κινήσῇ Νότος 
ἐλϑών, | προβλῆτι σχοπέλῳ. Vgl. μ. 2818. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Βά. 1. 
S. 608. 609. 

8) T 10: εὖτ᾽ ὄρεος χορυφῇσι Νότος χατέχευεν ὀμίχλην, | ποιμέσιν οὔ τι φίλην, κλέπτῃ 
δέ τε νυχτὸς ἀμείνω χτέ. Vgl. Kruse, Hellas. Bd. 1. 5. 824. 

9) μι 825: μῆνα δὲ πάντ᾽ ἄλληχτος ἄη Νότος, οὐδέ τις ἄλλος | γίγνετ ἔπειτ᾽ ἀνέμων 
εἰ μὴ Εὐρός τε Νότος τε. 

10) m 427: ἦλθε δ᾽ ἐπὶ Νότος ὦχα, φέρων ἐμῷ ἄλγεα ϑυμῷ, | ὄφρ᾽. ἔτι τὴν ὀλοὴν 
ἀναμετρῆσαιμι Χάρυβδιν. 

11) A 806: ἀργεστᾶο Νότοιο. Ebenso ® 334. Vgl. Forbiger, Handb. der alten 
Geogr. Bd. I. 5. 614. Anm. 37. 


$7. Die Winde. 35 


heftiger Wind!) und bringt Regen und Schnee), daher ihm das 
Epitheton δυσαής beigelegt wird®); auch heisst es von ihm, er sei der 
rascheste unter den Winden‘). Er führt Gewöülk, schwärzer als Pech, 
und gewaltigen Sturm über das Meer herauf; wenn der Hirt von der 
Warte es gewahrt, so treibt er seine Heerde in die bergende Höhle). 
Unter seinem Hauche kräuseln sich die Meereswogen und nehmen eine 
düstere Färbung an®). — Indess wird der Zephyros auch wohl in 
lobender Weise erwähnt, wie wenn es heisst, dass auf der elysischen 
Flur stets der säuselnde Hauch des Zephyros, welchen der Okeanos 
sende, die Menschen erquicke’) ; wobei man sich erinnern muss, dass 
in jenem südlichen Klima die kühlen Seewinde eine grosse Erquickung - 
gewähren. So erfrischt sogar der kühle Hauch des Boreas den ver- 
wundeten Sarpedon und ruft ihn aus seiner Ohnmacht ins Leben zu- 
rück ®). Uebrigens weht der Zephyros von Westen her, daher Aiolos 
bei der Abfahrt des Odysseus von seiner Insel den Zephyros wehen 
lässt, da der letztere ostwärts steuern muss°); und dies steht allerdings, 
in Widerspruch mit der eben erwähnten Aeusserung, dass der Zephyros 
die am westlichen Okeanos gelegenen elysischen Gefilde kühle. Indess 
darf man in derartigen Dingen, wie auch'schon W agner bemerkt hhat!), 
bei Homer keine vollkommene Genauigkeit suchen. — In den westlichen 
Regionen äussert der Zephyros eine befruchtende Kraft und zeitigt die 
Früchte, wie in den Gärten des Alkinoos, wo er das ganze Jahr hin- 


1) A 422: ὡς δ᾽ ὅτ' ἐν αἰγιαλῷ πολυηχέϊ χῦμα ϑαλάσσης | ὄρνυτ᾽ ἐπασσύτερον Ze- 
φύρου ὕπο κινήσαντος. Völcker, Hom. Geogr. 5. 120: ‘Der Zephyr Ioniens, wie 
ihn Homer kennt, ist nicht der milde Wind des westlichen Europa, vielmehr reissend 
u, stürmisch. Vgl. auch Forbiger, Handb. ἃ. alt. Geogr. Bd. I. 5. 610 mit Anm. 29. 

2) ξ 457: νὺξ δ᾽ dp ἐπῆλϑε κακὴ σχοτομήνιος, de δ᾽ ἄρα Ζεὺς | πάννυχος, αὐτὰρ 
Gm Ζέφυρος μέγας, αἰὲν ἔφυδρος. 

8) ε 295: Ζέφυρος δυσαής. 

ἢ T 415: νῶϊ (die Rosse des Achilleus) δὲ καί χεν ἅμα πνοιῇ Ζεφύροιο ϑέοιμεν, | 
ἥν περ ἐλαφροτάτην φάσ᾽ ἔμμεναι. 

5) Δ 275: ὡς δ᾽ ὅτ᾽ ἀπὸ σχοπιῆς εἶδεν νέφος αἰπόλος ἀνὴρ [ἐρχόμενον ara πόντον 
ὑπὸ Ζεφύροιο ἰωῆς τῷ δέ τ᾽ ἄνευϑεν ἐόντι μελάντερον, Nöte πίσσα, | φαίνετ ἰὸν κατὰ 
πόντον, ἄγει δέ τε λαίλαπα πολλήν" | ῥίγησέν τε ἰδών, ὑπό τε σπέος ἤλασε μῆλα.. Vgl. 
Kruse, Hellas. Bd.I. 5. 326, wo, unter Vergleichung des 1. Buchs der Könige 18, 
41—45, bemerkt wird, dass jetzt eine solche einzelne Sturmwolke (νέφος A 275) bei 
den Schiffern Boy oder Ochsenauge heisse. 

6) H 63: οἵη δὲ Ζεφύροιο ἐχεύατο πόντον ἔπι φρὶξ | ὀρνυμένοιο νέον, μελάνει δέ τε 
πόντον br αὐτῇ χτέ. 

7) ὃ 567: ἀλλ᾽ αἰεὶ Ζεφύροιο λιγὺ πνείοντας ἀῆτος | ᾿Ωχεανὸς ἀνίησιν ἀναψύχειν αν- 
ϑρώπους. Vgl. Kruse, Hellas. Βά. 1. 5. 325. 

8) ἘΠ 691: αὖτις δ᾽ ἀμπνύνϑη, περὶ δὲ πνοιὴ Βορέαο | ζώγρει ἐπιπνείουσα καχῶς 
χεχαφηότα ϑυμόν. ; 

9) κ 25: αὐτὰρ ἐμοὶ πνοιὴν Ζεφύρου προέηχεν ἀῆναι. 

10) Homer und Hesiod, $. 79. 


20 A. Der Himmel und seine Erscheinungen. 


- 


durch bald diese, bald jene Obstfrucht zur Reife bringt!). In Ai- 
gypten beginnt bei Homer der Zephyros ı um die Mittagszeit zu wehen?). 
Wie Wood behauptet, soll dies an der Tonischen Küste der Fall sein, 
und zwar soll er dort über die thrakischen Gebirge herwehen 3). — 
Mitunter wird der Zephyros auch in Gemeinschaft mit dem Notos er- 
wähnt, wie denn beide überhaupt unter den Winden am meisten 
stürmisch sind. So heisst es in einem Gleichnisse, Zephyros tummle 
die vom Notos zusammengetriebenen Wolken, mit heftigem Orkane sie 
verfolgend ἢ. 

Vom Euros (Südostwind, jetzt Siroco) lesen wir nur, dass er auf 
hohen Gebirgen den Schnee wegschmelze, welchen der Zephyros er- 
gossen habe). 

Im Allgemeinen geschieht bei Homer oft der Winde Erwähnung; 
namentlich auch in den Gleichnissen. So wird die Schnelligkeit der 
Rosse des Rhesos mit der des Windes verglichen‘); das Kampf- 
getiimmel wird durch die Schilderung eines Waldbrandes veranschau- 
licht, bei welchem die Windsbraut wirbelnd in die lodernden Stämme 
und Zweige fährt?) ; die Heftigkeit, mit welcher der Wogenschwall das 
Floss des Odysseus zertrüümmert, vergleicht der Dichter mit dem Unge- 
stüm des Orkans, der die dürre Spreu auf der Tenne aus einander wirbelt 
und nach allen Seiten zerstreut); die unerschütterliche Ruhe und 
Festigkeit der Danaer im Kampfe wird unter dem Bilde eines Gewölks 
versinnlicht, welches in ruhiger, unbewegter Luft auf hohen Gebirgs- 
kuppen gelagert ist, während Boreas und die übrigen Winde schlum- 
mern) u. dgl. m. 


ἢ ἡ 118: ἀλλὰ μα) αἰεὶ | ζεφυρίη πνείουσα τὰ μὲν φύει, ἄλλα δὲ πέσσει. Hier steht 
in se. πνοιὴ statt Ζέφυρος. Vergl. Ukert, Geogr. der Griech. u. Röm. Ha, 

2) ὃ 400: ἦμος δ᾽ ἠέλιος μέσον οὐρανὸν ἀμφιβεβήχῃ, | τῆμος ἄρ ἐξ ἁλὸς εἶσι 
γέρων ἅλιος νημερτὴς | πνοιῇ ὕπο Ζεφύροιο. 

3) Vgl. Wagner, Homer und Hesiod. S. 79. 80. 

ἢ A 305: Hektor wüthet, ὡς ὁπότε νέφεα Ζέφυρος στυφελίξῃ | ἀργεστᾶό Νότοιο, 
βαϑείῃ λαίλαπι τύπτων. 


-θ 


5), τ 206: ὡς δὲ γιὼν χατατήχετ᾽ ἐν ἀχροπόλοισιν ὄρεσσιν, | Ave’ Εὖρος κατέτηξεν, 
ἐπὴν Ζέφυρος χαταχεῦῃ. Ueber den Euros 5. Forbiger, Handb. der alten Geogr. 
Bd. ἡ S. 611. 

) K 436: τοῦ δὴ καλλίστους ἵππους ἴδον ἠδὲ μεγίστους "| λευκότεροι χιόνος, ϑείειϊν 


2 μοισιν ὁμιοῖοι. 


er 


ἡ A 155: ὡς δ᾽ ὅτε πῦρ ἀΐδηλον ἐν ἀξύλῳ ἐμπέσῃ ὅλῃ ° | πάντῃ τ Fe ἄνγε- 


μος φέρει, οἱ δέ τε ϑάμϑοι | πρόρριζοι προυϑὶν ἐπειγόμενοι πυρὸς ὁρμῇ" | ὡς ἄρ᾽ br 
Ἀτρείδῃ Ἀγαμέμνονι πῖπτε χάρηνα | Τρώων φευγόντων. 

: 8) e 368: ὡς δ᾽ ἄνεμος sans ἠΐων ϑημῶνα τίνάξῃ | καρφαλέων, υἱὲν ἄρ τε διέσχε- 
ὃασ ἄλλυδις ἄλλῃ, Id τῆς (σχεδίης) δούρατα μαχρὰ διεσχέδασ᾽. Far Ἔ 4998. 


ar μ 
) ΒΕ 622: ἀλλ᾽ ἔμενον γεφέξηθν ἐοικότες, ἅδτε en | νηνεμίης ki a ern ἀχρο- 
” 2% x "Ne , 

πόλοισυν ὄρεσσιν | ἀτρέμας, ὄφρ εὕδῃσι μένος Βορέαο χαὶ ἄλλων |ζ ζαχρηῶν ἀνέμων χτέ. 


&8. Die Morgenröthe und die Sonne. Die Weltgegenden. 37 


A δ 8. 
Die Morgenröthe (ἡ ἠώς) und die Sonne (6 ἠέλιος). Die Weltgegenden. 


Das erste Anzeichen des anbrechenden Tages ist der Morgen- 
stern (ὃ ἑωσφόρος, Zucifer) ; er verkündet das Licht!) und ist der Bote 
der Eos?); ihm folgt dann Eos selbst) , welche sich aus dem Lager 
ihres Gemahls Tithonos erhebt!) und aus den Fluthen des Okeanos 
emporsteigt5). Die gebräuchlichen Ausdrücke vom Erscheinen der 
Eos sind: φαίνεται ᾿Ηώς ἡ oder seltener (nur in der Odyssee) ἔρχεται 
’Hws?). Ausserdem gehören hierher die Ausdrücke ἅμ 701°) und ἅμα 
δ᾽ ἠοῖ φαινομένηφιν 3). Homer giebt der Morgenröthe folgende Epi- 
theta: inder Frühe geboren (ἠριγένεια) und rosenfingerig (po- 
δοδάχτυλος) 10); welches letztere sich auf den strahlenförmigen Purpur- 
glanz der Morgenröthe bezieht, der dem Sonnenaufgange vorangeht, 
und dessen Radien den Fingern der ausgestreckten Hand gleichen !!) ; 
ferner: safranfarbig (χροχόπεπλος) 12), welche Farbe das Morgenroth 
im Moment des Sonnenaufgangs annimmt; göttlich (δῖα) 19), schön- 
thronend (ἐύϑρονος) 1), schöngelockt (£ürioxanog) 5), die Göttin 


ἡ W 226: ἦμος δ᾽ Ἑ ωσφόρος εἶσι φόως ἐρέων ἐπὶ γαῖαν χτέ. 

2) ν98: εὖτ ἀστὴρ ὑπερέσχε φαάντατος, ὅστε μάλιστα | ἔρχεται ἀγγέλλων φάος Ἠοῦς 
ἠριγενείης χτέ. 

3) W 226: Ἑωσφόρος, --- ὅντε μέτα χροχόπεπλος ὑπεὶρ ἅλα χίδναται ἠώς. 

ἢ A1 (e1): Ἠὼς δ᾽ ἐχ λεχέων παρ ἀγαυοῦ Τιϑωνοῖο | ὥρνυϑ᾽. 

5) Τ 1: Ἠὼς μὲν χροχόπεπλος ἀπ᾿ Ὠχεανοῖο ῥοάων | ὥρνυϑ. Ψψ 3471: (Αϑήνην 
αὐτικ ἀπ᾽ ᾿Οχεανοῦ χρυσόϑρονον ἠριγένειαν | ὦρσεν. χ 197: οὐδὲ σέ γ᾽ ἠριγένεια παρ᾽ 
᾿Βχεανοῖο ῥοάων | λήσει ἐπερχομένη. 

8) Ζ 118. 

Ἢ x 541. 

8) H 331 (m 2). 

9) A 685. ὃ 407. Mitunter bezeichnet ἠώς auch den Morgen oder Vormit- 
ἴα 5: 454. 866; sodann auch den Osten als Weltgegend E 267. Ob es auch den 
Tag bedeute, wie die Scholiasten lehren, hat man mit Grund bezweifelt; die ein- 
schlagenden Stellen zwingen nicht zu dieser Annahme. Vgl. Z 175. A 493. 

10) Ἁ 4171: ἥμος, δ᾽ ἠριγένεια φάνη ῥοδοδάκτυλος Ἤώς. Lehmann (zurLehre 
vom Locativ beiHomer. Progr. des fürstl. Hedwigschen Gymn. zu Neustettin. Ostern 
1570. S. 8) vermuthet, dass in ἠρι- γένεια der Locativ eines Stammes 7jp stecke, aus 
welchem sich einerseits jp der Frühling, andererseits ἦρι früh entwickelt habe, 
setzt indess hinzu, dass ein Versuch, diese Muthmassung eingehender zu begründen, 
nach Curtius Et. 42 sein Missliches haben dürfte. 

1) S. Ameis zuß1. Düntzer zu derselben Stelle hingegen will das Epitheton 
nicht auf die blassrothen Lichtstreifen der Morgenröthe bezogen wissen, da hier die 
Göttin Eos gemeint sei; vielmehr enthalte es einen Vergleich, wie bildschön, 
morgenschön, und bezeichne die weibliche Schönheit, wie das spätere ῥοδόπηχυς. 
Indess verschwimmt oft der physische Charakter einer Gottheit mit der dämonischen. 

1) 01. W227 13) A 723 (1306): μείναμεν ἠῶ Saw. 14) 0 565. 0495. 15) ε 390. 


8 


23 A. Der Himmel und seine Erscheinungen. 


(9:4) ἢ, schön (καλή) 3, glänzend (φαεινή 8), den Stelrblichen 
leuchtend (φαεσίμβροτος) ἢ) und goldentthonend (χρυσόϑρονος) τῆς 

Da das Erscheinen der Eos den Anbruch des Tages zur Folge hat, 
so bringt sie den Tag gleichsam zu Stande, vollendet ihn 
(τελεῖ ὃ. Sie fährt auf einem Gespann schnellfüssiger Rosse’) zum 
Olymp empor, um den Göttern das Licht zu verkünden 8), und ver- 
breitet ihren Glanz über dieganze Erde°), daher ὅσον τ᾽ ἐπιχίδναται 
ἠώς). so viel wie überall bedeutet. Wie Eos wieder in den Osten 
zurückgelange, wird nicht gesagt 12. | 
Die Sonne (6 ἠέλιος) 12 steigt wie Eos aus den Fluthen des 
Okeanos oder aus dem am östlichen Erdrande gelegenen Sonnenteiche 
(λίμνη ἠξλίοιο) 13) empor und sendet ihre jungen Strahlen auf die Ge- 
filde#). Sodann steigt sie am Himmel aufwärts, wofür Homer die 
Ausdrücke ἐς οὐρανὸν ἀνορούειν 15), οὐρανὸν εἰςανιέναι 16), στείχειν πρὸς 


6) \ 


οὐρανόν 17), ἰέναι εἰς οὐρανόν 15), ὑπερέχειν γαίης 13), oder auch bloss 


ἡ Β 48. 
2) 1707. 
3) ὃ 188. 
ἢ Ω 785. 
5) 244 
6) ε 390: ἀλλ᾽ ὅτε δὴ τρίτον ἦμαρ ἐὐπλόχαμος τέλεσ᾽ Han. 


7) u 248: Ἤῶ ὃ αὖτε | ῥύσατ' (Αϑήνη) ἐπ᾿ Ὠχεανῷ χρυσόϑρονον, οὐδ᾽ ἔα ἵππους | 
ζεύγνυσϑ᾽ ὠχύποδας, φάος ἀνθρώποισι φέροντας. 

8) Β48: Ἠὼς μέν ῥα ϑεὰ προσεβήσετο μαχρὸν Ὄλυμπον | Ζηνὶ φόως ἐρέουσα καὶ 
ἄλλοις ἀϑανάτοισιν. 

) Θ1: Ἠὼς μὲν χροχόπεπλος ἐχίδνατο πᾶσαν ἐπ᾿ αἷαν. 

10) H 451. 

1!) Die Göttin Eos von der rein mythologischen Seite wird später bei der Göt- 
terlehre genauere Besprechung finden. » 

12) Einmal steht auch ὁ ἠλέχτωρ für die strahlende Sonne: Z 513, wozu 
Schol. Vill.: ὁ ἥλιος. Wunderlich erklärt ein Schol. nA&xrup: kein Bett kennend 
oder die Menschen nicht im Bett lassend. Ueber elector, Sonne, und die 'myste- 
riöse’ sprachliche Verbindung der Worte elector und electrums.J.8.C.Schweigger, 
über das Electron der Alten. Greifswald. ©. A. Kochs Separat-Conto. 1848. 85. 19, 

13) 0.1: ἠέλιος δ᾽ ἀνόρουσε, λιπὼν περικαλλέα λίμνην. Manche suchen denselben 
auf der Insel Aiaie; Andere, wie Jacobi (Handwörterb. der griech. u. röm. Myth. 
s. v. Helios u. Okeanos) und Göbel (das Meer in den homer. Dichtungen in der 
Zeitschr. für ἃ. Gymn.-Wesen. 9. Jahrg. 1855. S. 516), denken sich denselben als 
eine Bucht des Okeanos. Vgl. Görlitz, der Himmel etc. $. 9. Von einem west- 
lichen Sonnenteiche weiss Homer nichts. 

4) H 421 (© 433): "Heros μὲν ἔπειτα νέον προσέβαλλεν ἀρούρας, | ἐξ ἀχαλαρρείταο 


βαϑυρρόου ᾿Ωχεανοῖο | οὐρανὸν εἰσανίων. Vgl. Ukert, Geogr. der Gr. u. Röm. I, 2. 
S. 81. 


7) λ 17. 18. μι. 380. 19) A 735, 


- 88. Die Morgenröthe und die Sonne. Die Weltgegenden. 239 


 vedvar!) oder Avveisdar?) gebraucht. ᾿Ἐπιτέλλεσϑαι kommt bei Homer 
vom Sonnenaufgange nicht vor; auch φαίνεσθαι, welohes von der Mor- 
genröthe gebraucht wird, steht von der Sonne nicht: “in dem Sinne’ 
‚sagt Völcker°), “dass Eos die erste Erscheinung des Tageslichtes ist. 

Das Aufsteigen der Sonne findet statt, bis sie ihren höchsten 
Punkt, den Mittagspunkt, erreicht hat und den Zenith umwandelt 
(μεσὸν οὐρανὸν ἀμφιβαίνει) ἢ), worauf sie dann von ihrem Culminations- 
punkte sich erdwärts zu senken beginnt (ἂψ ἐπὶ γαῖαν ar οὐρανόϑεν προ-- 
τρέπεται) ἢ und sich zum Stierabspannen, d. h. zum Abend neigt (1e- 
τανίσσεται BouAurovös) ©). Endlich geht sie unter (δύεται) 7 und sinkt 
in den Okeanos hinab, die dunkle Nacht über die Erde nach sich 
ziehend >). 

Wie die Sonne, nachdem sie sich im Westen gesenkt hat, wieder 
in den Osten gelange, um hier von Neuem aufzugehen, darüber findet 
sich bei Homer nicht die leiseste Andeutung. Um dies Problem zu 
lösen, nahmen Spätere, wie Mimnermos°) und Stesichoros!?), zu 
der schönen, dem Orient entstammenden Fiction ihre Zuflucht, der 
zufolge Helios in dem goldenen Sonnenbecher, d. h. einem becherarti- 
gen Fahrzeuge, während der Nacht schlafend aus der Gegend der 
Hesperiden über den Okeanos wieder nach Osten herumfuhr. Indess 
findet sich hiervon bei Homer keine Spur. Möglich, dass derselbe, wie 
Völeker hypothetisch meint!!), ein Durchgehen der Sonne unter der 
Erde und dem Tartaros annahm; mit Bestimmtheit lässt sich darüber 
nichts sagen. 

Die homerischen Epitheta der Sonne sind: leuchtend (φαέ-- 


1) 8538. a 24. 

2) 2192. 

3) Homer. Geogr. S. 32. 

4) ὃ 400. Θ 68. 

5) A 18. μι 381. 

6) ι 88. Π᾿ΤΊΘ 

ὭΣ 241: ἠέλιος μὲν ἔδυ. β 388: δύσετό τ᾽ ἠέλιος. Auch wohl εἶσ’ ὑπὸ γαῖαν, 
ἐξ 191. 

8) Θ 485: ἐν δ᾽ ἔπεσ᾽ χεανῷ λαμπρὸν φάος ἠελίοιο, | ἕλκον νύχτα μέλαιναν ἐπὶ 
ζείδωρον ἄρουραν. 

- 9) Mimnerm. Fr. 12, 5 Bergk: τὸν μὲν (Ηέλιον) γὰρ διὰ κῦμα φέρει πολυήρατος 
εὐνὴ | χοιΐλη, Ἡφαίστου χερσὶν ἐληλαμένη | χρυσοῦ τιμήῆεντος, ὑπόπτερος, ἄχρον ἐφ ὕδωρ! 
εὔδονθ ἁρπαλέως χώρου ἀφ Ἑσπερίδων [γαῖαν ἐς Αἰϑιόπων, ἵνα δὴ ϑοὸν ἅρμα καὶ 
ἵπποι | ἑστᾶσ᾽, ὄφρ᾽ Ἠὼς ἠριγένεια μόλῃ | ἔνϑ᾽ ἐπέβη ἑτέρων ὀχέων Ὑπερίονος υἱός. 
Vgl. Ukert, Geogr. der Griech. u. Röm. 1, 2. S. 83. 

10) Stesich. Fr. 8 Bergk: ᾿Αέλιος δ᾽ Ὑπεριονίδας δέπας ἐςχατέβαινεν | χρύσεον, 
ὄφρα ὃι Ὠχεανοῖο περάσας | ἀφίκοιϑ᾽ ἱερᾶς ποτὶ βένϑεα νυχτὸς ἐρεμνᾶς | ποτὶ ματέρα χου- 
ριδίαν τ᾽ ἄλοχον παῖδάς τε φίλους. 

11) Hom. Geogr. S. 23. 


- 
30 A. Der Himmel und seine Erscheinungen. 


ϑων) "), den Sterblichen leuchtend (passtußporos)?), hellleuch- 
tend (παμφανόων) ὃ), die Menschen erfreuend (τερψίμβροτος) ?), 
unermüdlich (ἀχάμας 5), Hyperion (Yreptwy)®), d. h. entweder 
der über uns Wandelnde, ὃ ὑπὲρ ἰών, oder durch Verkürzung 
statt ὃ Ὑπεριονίων, der Sohn des Hyperion’); endlich der hype- 
rionidische Herrscher (Yreproviöns ἄναξ) 5). Auch steht “Yreptoy 
allein, ohne ἠέλιος 5). Von der Sonnenwärme gebraucht der Dichter 
einmal den Ausdruck aX27!%), von der Gluth der Sonne die Umschrei- 
bung μένος ἠελίοιο 11). 

Noch bleiben die Ausdrücke τροπαὶ ἠελίοιο 13) und ἠελίοιο πύλαι zu 
besprechen. Was die ersteren, die Sonnenwenden, betrifft, so ver- 
steht man darunter am einfachsten die täglichen Wendungen der 
Sonne im Westen, insofern sie dort nach ihrem Untergange um- 
kehrt und wieder ihren Weg nach Osten antritt!?). Andere, wie 
Nitzsch und Grotefend 13), erklären es als die Himmelsgegend, 
wo sich die Sonne zum Untergange neigt. Noch Andere, wie Ukert®), 
ziehen aus τροπαὶ ἠελίοιο den Schluss, Homer habe schon die Beobach- 
tung gekannt, dass, wenn die Sonne eine Zeitlang nach Norden ge- 
gangen war, sie wieder südlich herabging. Bei der unbestimmten 
Ausdrucksweise des Dichters lässt sich mit Sicherheit über diesen 
Punkt nichts feststellen; auch bleibt unklar, warum die Sonnenwenden 
gerade über die Insel Ortygie gesetzt werden. Görlitz endlich fasst 
τροπαὶ ἠελίοιο als den Punkt, wo die Sonne um Mittag am höchsten 
stehe und sich zum Niedergange wende; derselbe liege über der Insel 
Ortygie, jener kleinen Insel, welche den ältesten Bestandtheil der 
Stadt Syrakus gebildet habe und schlechtweg auch νᾶσος heisse 16). — 


1) ε 419: ἠέλιος φαέϑων. 
2) κ 191: ἠέλιος φαεσίμβροτος. 
ν 29: πρὸς ἠέλιον — παμφανόωντα. 
ἢ μι 269: τερφψιμβρότου Ἠελίοιο. 
5) Σ 239: Ἠέλιον ἀχάμαντα. 
6) a 8: Ὑπερίονος Ἠελίοιο. 
ἡ Vgl. Nitzsch Ζα α 8. 
υ. 176: Ἠελίου --- -Ὑπεριονίδαο ἄναχτος. 
8) α 24: δυσομένου Ὑπερίονος. 
10) p 22: ἐμὲ δ᾽ ἄξει ἀνὴρ ὅδε, τὸν σὺ χελεύεις, αὐτίχ᾽, ἐπεὶ χε πυρὸς ϑερέω ἀλέη 
τε γένηται, wozu ein Schol. interpretirt: ἀλέη- ϑερμασία τοῦ ἡλίου. 
1) W189: χάλυψε δὲ χῶρον ἅπαντα, | ὅσσον ἐπεῖχε νέχυς, μὴ πρὶν μένος ἠελίοιο! 
σχήλει᾽ ἀμφὶ περὶ χρόα ἴνεσιν ἠδὲ μέλεσσιν. 
12) 0403: νῆσός τις Συρίη χκιχλήσχεται, — Ὀρτυγίης χαϑύπερϑεν, ὅϑι τροπαὶ ἠελίοιο. 
) 8. Ameis zu o 404. Düntzer zu u 2. 
ἢ Geogr. Ephemer. Bd. 48. Stck. 3. 
15) Geogr. der Griech. u. Röm. 1, 2. 5. 84. 
1%) Görlitz, der Himmel ete. 5. 10. 


᾿ 4 HE 
ΡΝ 4 δ 
᾿ 


᾽ ᾿ Φ J f ν ᾿ 
ἃ 5. Die Morgenröthe und die Sonne. Die Weltgegenden. 51] 


Die Thore der Sonne!) sind, wie schon Völcker bemerkt hat?), ein 
poetisches Bild des Eintritts der untergehenden Sonne in das Dunkel 
der Nacht, ähnlich, wie auch der Hebräer die Weltgegend den Ort 
des Eingangs der Sonne nennt, oder auch den Ausdruck ge- 
braucht: sie gehe hinein). 

Die Andeutung einer Sonnenfinsterniss findet Görlitz‘) 
mit Eustathios in der Stelle der Odyssee, wo die Freier im Zustande 
des Wahnwitzes ihr herannahendes Verderben sehen und Theokly- 
menos mit grausiger Prophetie furchtbare Wunderzeichen verkündet, 
darunter auch das Verschwinden der Sonne und die daraus entstehende 
Finsterniss’); allein dem scheinen die Verse υ 360—362 zu wider- 
sprechen, und überdies sieht nach den Worten des Dichters der ver- 
zückte Seher allein diese Wunderzeichen. 

Nach dem Auf- und Untergange der Sonne bestimmt Homer auch 
die Himmelsgegenden, deren er zwei kennt, den Osten und 
Westen. Die Richtung nach Osten bezeichnet er durch die Redens- 
art πρὸς ἠῶ τ᾽ ἠέλιόν τε, die nach Westen durch πρὸς ζόφον). Offenbar 
liegt in der unten angezogenen Stelle ein Gegensatz zweier Rich- 
tungen vor: die Richtung nach rechts wird der nach links, die 
nach Eos und Helios der nach Abend oder — was dasselbe ist — 
die Liehtregion (Osten) der Dunkelheit (dem Westen) gegen- 
übergestellt. Nichts berechtigt zu der Annahme, dass die Richtung 
nach der Eos und dem Helios die südliche, die nach dem ζόφος die 
nördliche sei). Im Osten erscheinen Eos und Helios; mit dem 
Süden haben beide nichts gemein; und die entgegengesetzte Richtung, 
der ζόφος, muss daher folgerecht der Westen sein. So haben wir 
denn bei Homer eine östliche und westliche Hälfte der Erd- 
scheibe zu unterscheiden; von einer Süd- und Nordhälfte derselben 
weiss er nichts. Dieser Gegensatz von Ost und West tritt uns auch 


ἢ ῳ 12: παρ᾽ Ἠελίοιο πύλας χαὶ δῆμον ᾿θνείρων | ἤϊσαν. 

2) Homer. Geogr. ὅ. 29. 

8 Rosenmüller, Handb. der bibl. Alterthumskunde I, 1. S. 138 und 142. 

4 Görlitz, der Himmel etc. $. 11. Er stützt seine Ansicht durch den Um- 
stand, dass Odysseus nach τ 307 im Neumond zurückgekommen sei, wo eine Son- 
nenfinsterniss habe stattfinden können. 

5) u 356: ἠέλιος δὲ | u ἐξαπόλωλε, χαχὴ ὃ ἐπιδέδρομεν ἀ 

6) M 239: εἴτ᾽ ἐπὶ δεξί᾽ ἴωσι (οἰωνοί) πρὸς ἠῶ τ᾽ ἠὲλιόν τε, | εἴτ ὰ 3 Feen τοί 
γε ποτὶ ζόφον ἠερόεντα. --- Vgl. 7. 5. Wagner, Homer a Hesiod. 8.32ff. — Gör- 
litz, der Himmel etc. 8. 12. 

7) Der eifrigste Verfechter dieser Ansicht war unter den Neueren J. H. Voss, 
gegen den aber, ausser vielen Andern, namentlich Völcker (homer. Geogr. 
S. 42ff.) polemisch aufgetreten ist. Ausserdem vgl. Ukert, Geogr. der Griechen 
und Römer. III, 2. S. 360 ff. 


en 


32 A. Der Himmel und seine Erscheinungen. 


sonst entgegen. So wohnen die Aithiopen, die äussersten Menschen 
der Erde, theils im Osten, theils im Westen !); und Odysseus drückt 
seine völlige Unkunde der Himmelsgegenden und sein Orientirungs- 
unvermögen mit den Worten aus: er wisse nicht, wo das Dunkel 
(ζόφος, und wo die Eos sei, noch auch, wo Helios sich unter der Erde 
berge, und wo er aufgehe?). Also auch hier eine Dichotomie nach Ost 
und West. So sagt auch Alkinoos vor den versammelten Phaiaken: er 
wisse nicht, woher der Fremdling (Odysseus) sei, und ob er von den 
östlich oder westlich wohnenden Menschen komme); und ähn- 
lich unterscheidet auch Athene die auf der Erdscheibe wohnenden 
Menschen in solche, die nach der Eos und der Sonne, und in solche, 
die rückwärts nach dem Dunkel hin wohnen ἢ. 

Die Sonne gilt dem homerischen Griechen für die Lichtspen- 
derin xar ἐξοχήν; daher für ἠέλιος die nicht seltene Umschreibung 
φάος ἠελίοιο ὅ) oder a schlechtweg φάος δ). Ausserdem gehören dahin 
noch folgende umschreibende Ausdrücke: αὐγὴ ἠελίοιο τ), αὐγαὶ ἠελίοιο ὃ), 
ἠελίου αἴγλη , ἀχτῖνες ἠελίοιο 10) und μένος ἠελίοιο (S. ο.) 1). Insofern 
der Lebende, im Gegensatz zu den Bewohnern des finsteren Hades, 
das Sonnenlicht schaut, geht ὁρᾶν φάος ἠελίοιο in die Bedeutung leben 
über 12. Nicht selten dient der Glanz der Sonne dem Dichter zu Ver- 
gleichungen, welche die glänzende Pracht kostbarer Gegenstände ver- 
anschaulichen sollen. Die Paläste des Menelaos und Alkinoos strahlen 
wie der Glanz der Sonne oder des Mondes'3); die metallene Rüstung 
des Achilleus schimmert gleich flammendem Beni oder gleich dem 


ἢ a 23: Αἰϑίοπας, τοὶ διχϑὰ δεδαίαται, ἔσχατοι ἀνδρῶν, | οἱ μὲν δυσομένου Tre 
ρίονος, οἱ δ᾽ ἀνιόντος. 

2) x 190: & φίλοι, οὐ γάρ τ᾽ 
φασίμβροτος ε 


ὃμεν, ὅπῃ ζόφος, οὐδ᾽ ὅπῃ ἠώς, | οὐδ᾽ ὅπῃ ἠέλιος 


ν 
ἴ 7 
oa > - 

ὅπῃ ἀννεῖται. 


Is ὑπὸ γαῖαν, | οὐδ᾽ 
3) ὃ. 28: ξεῖνος ὅδ᾽, οὐχ οἶδ᾽ ὅστις, ἀλώμενος ἵχετ᾽ ἐμὸν δῶ, ἠὲ πρὸς ἠοίων ἢ ἑσπε- 
ρίων ἀνϑρώπων. 
4) ν240: ἠμὲν ὅσοι ναίουσι πρὸς ἠῶ T ἠέλιόν τε, | ἠδ᾽ ὅσσοι μετόπισϑε ποτὶ ζόφον 
ἠερόεντα. 
ξι y- > I - 4 
5) Θ 485: ἐν δ᾽ ἔπεσ᾽ ᾿Ωχεανῷ λαμπ τρὸν φάος ἠελίοιο. 
ey 335: ἤδη γὰρ φάος οἴχεϑ᾽ ὑπὸ ζόφον. 
ἡ P 371: πέπτατο δ᾽ αὐγὴ | ἠελίου ὀξεῖα. 
Ω > .. x x - 
8) B 18L: ὄρνιϑες % τε πολλοὶ dm αὐγὰς ἠελίοιο | φοιτῶν 
9 ὃ 46 u - 
) ὃ 45: ὥστε γὰρ ἠελίου αἴγλη πέλεν ἠὲ σελή Ans | a — Μενελάου. 
K 547 von den Rossen des Rhesos: alvüc d ἀχπίγεσσιν ἐοικότες ἠελίοιο. 
᾿ % 160: δὴ γάρ μιν ἔχεν μένος ἢελίοιο. 
I # 491: οὐδέ νύ μοι χῆρ | ἤϑελ᾽ ἔτι ζώειν καὶ ὁρᾶν φάος ἠελίοιο. 
13) ἘΞ 
) ὃ 45: ὥστε γὰρ ἠελίου αἴγλη πέλεν ἠὲ σελήνης | δῶμα “ud ὑψερεφὲς “Μενελάου 
χυδαλίμιοιο. Dieselben Worte stehen ἡ 81. vom Palaste des Alkinoos. 


ὃ 9. Der Mond und die Sterne. 33 


Strahle der aufgehenden Sonne !); das goldene, mit Elektron besetzte 
Geschmeide, welches Eurymachos zum Geschenk für Penelope holen 
lässt, gleicht der Sonne?) ; der Leibrock, den Odysseus auf der Fahrt 
nach Troja trug, war zart und wie die Sonne glänzend’) ; gleich den 
Sonnenstrahlen leuchten die Rosse des Rhesos®), und selbst der schöne, 
neugewobene Schleier der Here strahlt wie die Sonne°). 


8 9. 


Der Mond und die Sterne. 


Ueber den Auf- und Niedergang‘), wie auch über die Bahn 
des Mondes finden wir bei Homer keine Andeutung. Der Vollmond 
heisst bei ihm σελήνη πλήϑουσα; Hephaistos hat denselben mit der 
Sonne und den Gestirnen auf dem Achilleusschilde abgebildet”). Von 
einer Monatsrechnung und den späteren drei Dekaden des griechi- 

"schen Monats findet sich bei Homer noch keine Spur; doch wird der 
Mond in den zunehmenden und abnehmenden eingetheilt: bei 
zunehmendem Monde heisst μηνὸς istausvoro, beiabnehmendem 
wnvös φϑίνοντος ἢ. Die Rückkehr des Neumondes wurde durch ein 
eigenes Fest des Apollon Νεομήνιος gefeiert, welches die Ithakesier 
gerade am Tage der Ermordung der Freier begingen®), wo Herolde 
eine heilige Hekatombe durch die Stadt führten, und die Bewohner 
derselben sich im Haine Apollons versammelten 10). — Von Monats- 
namen findet sich bei Homer keine Spur. 

Sehr schön schildert der Dichter eine heitere Mondnacht, wo 


3 


1) X 134: ἀμφὶ δὲ χαλχὸς ἐλάμπετο εἴχελος αὐγῇ ἢ πυρὸς αἰϑομένου ἢ ἠελίου 
at 
ἀνιόντος. 

3) σ 295: ὅρμον δ᾽ Εὐρυμάχῳ πολυδαίδαλον αὐτίχ᾽ ἔνειχεν, | χρύσεον, ἠλέκτροισιν 
ἐερμένον, ἠέλιον ὥς. 

8) τ 294: τὼς μὲν ἔην μαλαχός, λαμπρὸς δ᾽ ἦν ἠέλιος ὥς. 

ἢ K 547: αἰνῶς ἀχτίνεσσιν ἐοιχότες ἠελίοιο. 

5) Ξ 184: χρηδέμνῳ δ᾽ ἐφύπερϑε χκαλύψατο δῖα ϑεάων | ur, νηγατέῳ, λαμπρὸν 
δ᾽ ἦν ἠέλιος ὥς. ' 

6) Indess lässt sich aus δ 489, wo es vom Wagen heisst: οἴη ® ἄμμορός ἐστι 
λοετρῶν ᾿Θχεανοῖο, folgern, dass der Mond sich nach homer. Ansicht im Okeanos 
badet. Vgl. Völcker, hom. Geogr. 5. 33. 

7) 2 483: ἐν μὲν γαῖαν ἔτευξ — ἠέλιόν τ᾽ ἀκάμαντα σελήνην τε πλήϑουσαν. 

8). ξ 162 (τ 307): τοῦ μὲν φϑίνοντος μηνὸς, τοῦ δ᾽ ἱσταμένοιο. 

9)» 156: ἀλλὰ μάλ᾽ ἦρι νέονται, ἐπεὶ καὶ πᾶσιν ἑορτή. 

10) 216: χήρυκες δ᾽ ἀνὰ ἄστυ ϑεῶν ἱερὴν ἑκατόμβην | ἦγον" τοὶ δ᾽ ἀγέροντο χαρη- 
χομόωντες ᾿Αχαιοὶ | ἄλσος ὕπο σχιερὸν ἑχατηβόλου ᾿Απόλλωνος. Ueber dies Fest vergl.: 
©. Müller, Prolegomenen zu einer wiss. Myth.IS. 360. Welcker, griech. Götterl. 
I, S. 466. 


Buchholz, Homerische Realien. Ia. 3 


24 A. Der Himmel und seine Erscheinungen. 


ε 


am Himmel die Gestirne um den leuchtenden Mond her funkeln, wo 
der Aether windstill ruht und alle Sterne deutlich hervortreten, so dass 
der Hirt sich daran erfreut'). Mondlose und daher finstere Nächte 
heissen sxorounyror?). Odysseus bringt in der Hütte des Eumaios 
eine solche zu, während Zeus unaufhörlichen Regen ergiesst und ein 
heftiger, regnerischer Zephyros stürmt). — Eine totale Finsterniss 
schildert der Dichter , indem er sagt, weder Sonne noch Mond sei un- 


versehrt geblieben; eine solche Verfinsterung. des Himmels tritt ein, 


als die Troer und Achaier um den Leichnam des Patroklos kämpfen ἢ). 
Aehnlich wird die rabenschwarze Nacht beschrieben, in welcher Odys- 
seus und seine Genossen an der Ziegeninsel landeten: Nichts zeigte 
sich dem Auge; dichte Finsterniss lagerte sich auf die Schiffe, und 
nieht schien der Mond vom Himmel, da Gewölk ihn verhüllte 5). — 
Wie schon oben erwähnt, kommt der Glanz des Mondes auch mehrfach 
in Gleichnissen vor. Mit ihm wird die Pracht der Paläste des Mene- 
laos und Alkinoos verglichen ®); der Schild des Achilleus entsendet 
einen Glanz gleich dem des Vollmondes’?), und die kreisförmige weisse 
Blässe, welche das Ross des Diomedes auf der Stirn trägt, wird eben- 
falls mit dem Vollmonde verglichen‘). 

Die Sterne‘) (τὰ ἄστρα, τὰ τείρεα, οἱ ἀστέρες) steigen aus dem 
Okeanos empor und tauchen wieder in ihn hinab, das Gestirn der 
Bärin ausgenommen !0); auch rücken sie mit der vorschreitenden 
Nacht am Himmel fort 1). Nur der Morgenstern bleibt bis zur Mor- 
gendämmerung sichtbar (s. u.). — Homer weiss noch nichts von einer 
verschiedenen Höhe ihrer Bahnen, wie sie in dem complieirten Systeme 


0555: ὡς δ᾽ ὅτ᾽ ἐν᾽ οὐρανῷ do στρα φαειγὴν ἀμφὶ σελήνην | φαίνετ' dpa ὅτε 
Ἴ u. 


) 
τ᾽ ἔπλετο νήνεμος αἰϑήρ, | — — πάντα δέ T εἴδεται ἄστρα, γέγηϑε BE τε φρένα ποι- 
2) ) Vol, Görlitz, der Himmel ete. 5. 14. 

3) 5457: νὺξ δ᾽ ἄρ᾽ ἐπῆλθε χαχὴ σχοτομήνιος, be ὃ ἄρα Ζεὺς | πάννοχος, αὐτὰρ 
In ee ρος μέγας, αἰὲν ἔφυδρος. 

ἢ 7366: ὡς οἱ μὲν μάρναντο δέμας πυρὸς, οὐδέ χε φαίης | οὔτε nor ἠέλιον 
σύον Den οὔτε σελήνην" [ἠέρι Yap καθέναν βάχης ἔπι. 

5) ι142: ἔνϑα χατεπλέομεν, καί τις ϑεὸς ἡγεμόνευεν | νύχτα δὶ ὀρφναίην, οὐδὲ 
προὐφαίνετ᾽ ἰδέσϑαι | ἀὴρ γὰρ παρὰ νηυσὶ βαϑεῖ ἦν, οὐδὲ σελήνη | οὐρανόϑε προὔφαινε, 
κατείχετο δὲ νεφέεσδίιν. 

) ὃ 45 (n 84). Schon am Schlusse des vor. $ eitirt. 

1 T 374: τοῦ 8° ἀπόνευϑε σέλας γένετ 

; 


eh, 
τε βηνης. 


ὶ 
Ψ 454. &, δὲ ur. IT. i7 
F 454: ἐν δὲ μετώπῳ | λευχὸν σῆμ. εἐτέτυχτο περίτρογον ἠῦτε μῆνη: 


9 Vgl. Kruse, Hellas. I, 8.234. 7. 7: Wagner, Homer und Hesiod. 


3 Ὁ} Υ >) » Ὗ 

) 2489: οἴη δ᾽ (ἄρχτος) ἄμ! μορός ἐστι λοετρῶν ὈΟχεανοῖο. 

1) K 359 : Zoran } 
)'K 352: ἄστρα δὲ 8 π ir AR. δὲ ml ἔων Ἐν p. 312 ter 483}: 
Γ 


WE WERTET 


ke SE a τος δ οονεος ΡΣ ἐτῶν. 41 ἜΣ Ὁ ΠΝ 


ἀνὰ een 


; δ ὃ 9. Der Mond und die Sterne. 35 
a 

- der späteren Naturphilosophen hervortritt, so dass z. B. Platon acht 
Himmel annimmt, welche sich gleich ebenso vielen Glocken über ein- 
ander wölben ἢ. Nach dem Auf- und Untergange der Gestirne be- 
stimmte man ferner die Jahreszeiten, wovon unten bei den einzelnen 
Sternen ein Mehreres. Bei Nacht dienten sie dem Schiffer zur Orien- 
tirung. So lenkte Odysseus auf der einsamen Fahrt von Ogygien nach 
Scherie sein Fahrzeug, während er mit schlaflosem Auge die Plejaden, 
den Bootes, die Bärin und den Orion beobachtete). 

Die Gestirne sind nach dem Dichter ein Schmuck, mit welchem 
der Himmel gleichsam gekränzt 1505). In mondheller Nacht umstrahlen 
sie, wie schon oben bemerkt, den Mond in voller Klarheit‘). Daher 
vergleicht Homer, was schön und glänzend erscheint, mit einem Sterne. 
So den jugendlich schönen Astyanax’) ; ferner das Gewand, welches 
Hekabe der Athene als Geschenk darbringen will®), und das Gewand, 
welches Helene dem 'T'elemachos zum Abschiede reicht”). Wie aber 
ein Stern auch zum Gegenstande des Entsetzens werden kann, wenn 
er den Sterblichen durch sein Erscheinen Unheil verkündet: so wird 
der gewappnete, Mord und Tod dräuende Hektor mit einem verderb- 
lichen Sterne verglichen ὃ). 

Die einzelnen Gestirne, welche bei Homer erwähnt werden, 
sind folgende: 

a. Der Sirios. Mit seinem Aufgange beginnt die ὀπώρη. d. h. 
die Jahreszeit, welche unsere Hundstage und den Frühherbst um- 
fasst‘) ; er leuchtet in nächtlicher Stunde unter den übrigen Gestirnen 
hervor und führt auch den Namen Hund des Orion, weil er im 
Kopfe des Hundes steht, der dem Sternbilde des Orion folgt; zugleich 
aber ist er ein böses Vorzeichen (χαχὸν σῆμαὶ, weil er den Menschen 
heisse Gluth (πολλὸν πυρετὸν) verkündet und ein Vorbote hitziger Fieber 
und Seuchen ist; mit seinem Glanze wird der Glanz der Rüstung des 


ἢ Vergl. Görlitz, ebendas. $. 8. 

Fe 211: οὐδέ οἱ ὕπνος ἐπὶ βλεφάροισιν ἔπιπτεν | Πληϊάδας 7 ἐσορῶντι χαὶ ὀψὲ 
δύοντα Βοώτην [!΄Αρχτον 9, ἣν χαὶ ἄμαξαν ἐπίχλησιν χαλέουσιν, | fr’ αὐτοῦ στρέφεται 
καὶ τ᾿ ᾿θρίωνα δοχεύει. Vgl. Ukert, Geogr. der Gr. und Βόμ. 1, 1. 5. 13. 

3) 2485: τὰ τείρεα πάντα, τάτ᾽ οὐρανὸς ἐστεφάνωται. 

48555: ὡς ὃ ὅτ᾽ ἐν οὐρανῷ ἄστρα φαεινὴν ἀμφὶ σελήνην | φαίνετ᾽ ἀριπρεπέα χτέ. 

Ἵ 4401: Ἑχτορίδην ἀγαπητόν, ἀλίγκιον ἀστέρι χαλῷ. 

6) 4294: (πέπλον), ὃς κάλλιστος ἔην ποιχίλμασι) ἠδὲ μέγιστος, | ἀστὴρ ὃ ὡς 
ἀπέλαμπεν. 

7) 0 107. Dieselben Worte wie Z 294. 


4 \ 


- 5 «2. Au‘ yo) — „> 
8 A 62: οἷος δ᾽ 2x νεφέων ἀναφαίνεται οὔλιος ἀστὴρ | παμφαίνων, τοτὲ δ᾽ αὖτις ἔδυ 
σ 
νέφεα σχ ιόεντα, | ὡς “Εχτωρ-φάνεσχεν. 
9) Ueber die ὀπώρη 5. $. 11. 


7. 


36 A. Der Himmel und seine Erscheinungen. 


Achilleus verglichen'!). Weil er in der orwpr aufgeht, so heisst er 
ἀστὴρ ὑπωρινός ; er badet sich wie die übrigen Sterne im Okeanos, um 
dann in grösserer Klarheit wieder aufzugehen ?). Wahrscheinlich ist 
auch unter dem verderblichen Sterne (οὔλιος ἀστήρ), mit wel- 
chem Hektor verglichen wird), der Sirios zu verstehen, weil er, wie 
schon erwähnt, im schlimmen Sinne für ominös galt. 

b. Der Morgenstern (ὃ ἑωσφόρος). Er heisst der hellste 
Stern und ist der Vorbote der Eos, welche unmittelbar nach ihm er- 
scheint. Von seinem Aufgange gebraucht Homer den Ausdruck 
ὑπερέχειν ἢ). 

ο. Der Abendstern (ὃ ἕσπερος) wird als der schönste Stern am 
Himmel bezeichnet; mit seinem Glanze wird der Schimmer der Lanzen- 
spitze des Achilleus verglichen’). Von der Identität des Abend- und 
Morgensterns hat der Dichter noch keine Ahnung; sie wurde erst weit 
später von Pythagoras erkannt. Natürlich weiss Homer ebenso wenig, 
dass jener Stern zu den Planeten gehört, wie ihm denn überhaupt der 
Unterschied zwischen Planeten uud Fixsternen völlig unbekannt ist®). 

d. Die Plejaden (ai Πληϊάδες, Vergiliae), das Siebengestirn im. 
Bilde des Stiers am südlichen Himmel, dessen Aufgang im Mai, und 
dessen Untergang im November stattfindet. In die Zeit ihres Erschei- 
nens fällt der Beginn des Frühlings und die Wiedereröffnung der 
Schifffahrt (Πληϊάδες von πλεῖν, schiffen). Hephaistos bildete sie mit 
den übrigen Gestirnen auf dem Achilleusschilde ab’). Unter den Ge- 


ἢ X 25: τὸν δ᾽ (den Achilleus) 6 γέρων Πρίαμος πρῶτος ἴδεν ὀφθαλμοῖσιν, | παμ.- 
φαίνονθδ᾽ ὥστ᾽ ἀστέρ᾽, ἐπεσσύμενον πεδίοιο, | ὅς ῥά τ᾽ ὀπώρης εἶσιν, ἀρίζηλοι δέ οὗ 
αὐγαὶ | φαίνονται πολλοῖσι μετ᾽ ἀστράσι νυχτὸς ἀμολγῷ" | ὅντε χύν᾽ ᾿Θρίωνος ἐπίχλησιν 
καλέουσιν" [λαμπρότατος μὲν ὅδ᾽ ἐστί, χακὸν δέ τε σῆμα τέτυχται, | καί τε φέρει πολλὸν 
πυρετὸν δειλοῖσι βροτοῖσιν. Auch der Glanz der, Rüstung des Diomedes wird 
E 4 ff. mit dem des Sirios verglichen. Uebrigens vergl. Kruse, Hellas I, $. 248. 

?) Ε 4: δαῖέ οἱ ἐκ χόρυϑός τε χαὶ ἀσπίδος ἀκάματον πῦρ, | ἀστέρ᾽ ὀπωρινῷ ἐνα- 
λίγκιον, ὅστε μάλιστα | λαμπρὸν παρ φαίνῆσι λελουμένος ᾿Ωχεανοῖο. 

3) A 62: οἷος δ᾽ ἐχ νεφέων ἀναφαίνεται οὔλιος ἀστὴρ | παμφαίνων, τοτὲ d αὖτις 
νέφεα σχιόεντα, | ὡς Ἕχτωρ- πφάνεσχεν. Wiedasch denkt hier an einen be- 
stimmten Stern; Köppen nimmt οὔλιος st. ὅλος, der volle Stern; noch Andere 
billigen die Variante αὔλιος, der abendliche, bei dessen Erscheinen das Vieh 
in den Stall zurückkehrt. 

ἢ 493: εὖτ᾽ ἀστὴρ ἁπερέσχβ;ς φαάντατος, ὅστε μάλιστα | ἔρχεται ἀγγέλλων φάος 
Ἠοῦς Apıyevetns wre. W226: ἥμος δ᾽ “ἙΒωσφόρος εἶσι φόως ἐρέων ἐπὶ γαῖαν, | ὅντε 
μέτα χροχόπεπλος ὑπεὶρ ἅλα χίδναται ἦ ἧς χτέ. 


= 
09 


ὡς 


᾽ „ \ 


) X 317: οἷος δ᾽ ἀστὴρ εἶσι ner ἀστράσι νυχτὸς ἀμολγῷ | ἕσπερος, ὃς χάλλιστος 


5 
ὑρανῷ ἵσταται ἀστήρ, | ὡς αἰχμῆς ἀπέλαμτ᾽ εὐήχεος, ἣν ἄρ᾽ ᾿Αχιλλεὺς | πάλλεν 
77). 


Ὑ οὐρ 

est en 
\s. Görlitz, der Himmel ete. 5. 16. 

ἢ Σ 480: Πχληΐάδας ὃ Ὑάδας τε (ἔτευξεν Ἥφαιστος). 


“ ͵ A & 9. Der Mond und die Sterne. 37 
stirnen, welche Odysseus auf seiner Fahrt von Ogygien beobachtet, 
_ werden auch die Plejaden genannt '). 

ὁ. Die Hyaden (αἱ ᾿ Υάδες, Suculae)2), welche wenige Tage nach 
den Plejaden auf- und untergehen, bestehen in sieben, dem Bilde des 
Stiers angehörigen Sternen. Schon die Ableitung des Namens von 
derv deutet an, dass sie für das eigentliche Regengestirn galten; 
mit ihrem Aufgange beginnt die regnerische Zeit der ὀπώρη ἢ). Auch 
die Hyaden bildet Hephaistos auf dem Schilde des Achilleus ab ἢ). 

f. Der Orion (6 ᾿Θρίων), ein sehr helles Gestirn, dem Bären- 
gestirn gegenüber, welches gegen Ende des Juni auf- und im u 
ber untergeht. Indem der Dichter es umschreibend durch σϑένος ᾿ϑρίω-- 
γος bezeichnet 5), denkt er an den gewaltigen Jäger Orion ®), der unter 
die Sternbilder versetzt wurde, und dem eben jenes Gestirn seinen 
Namen verdankt, oder vielleicht auch an den mächtigen Einfluss, den 
das Gestirn übt, insofern sein Aufgang nach der Sommersonnenwende 
Sturm und Ungewiiter mit sich führt. Nach der Odyssee wurde Orion 
von der Eos in dem Grade geliebt, dass die übrigen Götter auf sie 
‘zürnten, bis ihn Artemis in Ortygien mit ihren Pfeilen erlegte. Gör- 
litz findet in diesem Mythos die astronomische Beziehung angedeutet, 
dass das Sternbild des Orion noch am Himmel erglänzt, wenn die 
Morgenröthe erscheint, und dass es dann wie die Bärin erblasst, ohne 
unterzugehen?). Dem Sternbilde des Orion folgt der Hund, in dessen 
Haupte der Sirios steht und die Schnauze bildet°); in Bezug auf 
den grossen Bären oder Wagen hat der Orion eine solche Stellung, 
dass der Kopf des Bären gerade auf ihn gerichtet ist, daher der Dichter 
sagt, die Bärin beobachte (δοχεύει) den Orion‘). Uebrigens befindet 


1) e 271: οὐδέ οἱ ὕπνος ἐπὶ βλεφάροισιν ἔπιπτεν [Πληϊάδας τ᾽ ἐσορῶντι χαὶ — 
Βοώτην. Ueber die dem Homer bekannten Sterne, und darunter auch die Plejaden, 
s. A. v. Humboldt, Kosmos II. Cotta, 1850. S. 159. — Ukert, Geogr. 
der Gr. und Rönm. I, 1. S. 15. 

2) Die Römer leiteten “Yaöes von ὗς ab; daher suculae = Schweinchen. 
Gellius, noct. Att. 13, 9: ‘Adeo’, inquit (Tiro), ‘veteres Romani literas Graecas 
nesciverunt et rudes Graecae linguae fuerunt, ut stellas, quae in capite tauri sunt, 
propterea suculas appellarint, quod eas Graeci ὑάδας vocant’ etc. 

8. 8. δ. 11. 

ἊΣ Σ 486: Πληϊάδας ϑ' Ὑάδας τε (ἔτευξεν Ἥφαιστος). Ueber die Plejaden und 
Hyaden vgl. Kruse, Hellas Bd. I. S. 255, 256 und 257. 

5) Σ 486. 

6) A 572 fi. 

ἢ Görlitz, der Himmel etc. S. 17. 

8) X 29: ὅντε (den Sirios) χύν Ὠρίωνος ἐπίχλησιν καλέουσιν. 

9) € 273: "Aparov ὃ, ἣν καὶ ἄμαξαν ἐπίχλησιν καλέουσιν, | Ar’ αὐτοῦ στρέφεται zur 
τ Ωρίωνα δοχεύει. 


38 A. Der Himmel und seine Erscheinungen. 


ε 


sich der letztere auch unter den Gestirnen, welche Hephaistos auf dem 
Achilleusschilde abbildet ἢ. Mit dem Sirios vergleicht Homer den in 
seiner Rüstung strahlenden Achilleus 2). - 

g. Die Bärin (ἢ Ἄρχτος), der sogen. grosse Bär, von. dem 
Homer ausdrücklich bemerkt, dass er auch der Wagen (ἅμαξα) 
heisse’). Dies Gestirn hat, wie kurz vorher schon bemerkt wurde, 
eine solche Stellung, dass das Haupt des Bären gerade auf den Orion 
gerichtet 150“ Θρίωνα δοχεύει) ἢ. Ausserdem heisst es von der Bärin, 
dass sie allein von allen Gestirnen sich nie im Okeanos bade, also 
nie untergehe’). Diese 'T'hatsache selbst, das Nichtuntergehen , ist 
allerdings richtig; denn die Bärin, welche dem Polarstern sehr nahe 
steht, bleibt für die Bewohner der nördliehen Hemisphäre stets über 
dem Horizont, geht also nie für sie unter. Indess hat man doch mit 
dem Dichter wegen jener Stelle gerechtet; denn erstens ist das οἴη an- 
stössig, weil die Thatsache des Nichtuntergehens sich nicht allein auf 
die Bärin beschränkt; und zweitens spricht Homer nur von einem 
Bärengestirn, während doch in der That zwei, der grosse und 
kleine Bär, zu unterscheiden sind. Ich weiss diesen Bedenken 
gegenüber für den Dichter keine bessere Apologie, als die, welche 
A. v. Humboldt giebt. Sie lautet®): “ Wenn Homer zweimal sagt, 
dass die Constellation der Bärin allein sich nie in das Meer taucht, so 
folgt daraus bloss, dass zu seiner Zeit noch nicht in der griechischen 
Sphäre die Sternbilder des Drachen , des Üepheus und des kleinen 
Bären, welche auch nicht untergehen, vorhanden ‚waren. Es wird 
keinesweges die Kenntniss von der Existenz der einzelnen Sterne, die 
jene drei Catasterismen bilden, geleugnet; nur ihre Reihung in Bilder. 
Eine lange, oft missverstandene Stelle des Strabo (lib. I. pag. 3. Ca- 
saub.) über Homer Il. XVIII, 485—489 beweist vorzugsweise, was 
hier wichtig ist, die allmählige Aufnahme von Bildern in die grie- 
chische Sphäre. “Mit Unrecht’, sagt Strabo, “beschuldigt man Homer 
der Unwissenheit, als habe er nur eine Bärin statt zweier gekannt. 
Vermuthlich war die andere noch nicht versternt; sondern erst seit- 
dem die Phönicier dieses Sternbild bezeichneten nnd zur Seefahrt be- 


I) 2486: (Ἤφαιστος ἔτευξε) Πληϊάδας ὃ’ Ὑάδας τε τό ze σϑένος ᾿Ωρίωνος. 

2) X 25 Εἰ 5.9. Vergl. Görlitz, der Himmel ete. $. 17, wo indess der Ver- 
gleich fälschlich auf Hektor bezogen wird. 

3) 


AV - x 9ms Ben ΩΡ ΠῚ Δι" > ΄ 
) 2 481 (ε 273): ἄρχτον ὃ΄, ἣν καὶ, ἄμαξαν ἐπίχλησιν, χαλέουσιν. 
4) Σ 488 (ε 214). ᾿ 
- ᾿ amE yo 9 ͵ Ἴ - 5} - 
9) Σ 459 (ε 275) : οἴη δ᾽ ἄμμορός ἐστι λοετρῶν ᾿Ωχεανοῖο. Vgl. Verg: Georg. I, 246 


Ladewig: Arctos Oceani metuentes aequore: tingui. Ovid. Met. XIII, 726: Arcton 
aequoris expertem. 

ἢ Kosmos III, S. 159. 160 (Cotta, 1850). Vgl. Görlitz, der Himmel ete. 
B- 417. Ὁ 


810. Die Tageszeiten. 39 


nutzten, kam es auch zu den Hellenen.’ Alle Scholien zum Homer, 
 Hygin und Diogenes aus Laexte schreiben die Einführung dem Thales 
zu. Der Pseudo-Eratosthenes hat den kleinen Bär Φοινίχη (gleichsam 
das phoinikische Leitgestirn) genannt. Hundert Jahre später (Ol. 71) 
bereicherte Cleostratus von Tenedas die Sphäre mit dem Schützen, To- 
ξότης, und dem Widder, uptos.” 

Auch die Bärin gehört zu den Sternen, welche Hephaistos auf 
dem Achilleusschilde abbildet !). 

h. Der Bootes (ὃ Βοώτης), der Bärenhüter, sonst auch Ἄρχ- 
τοῦρος und ᾿Αρχτοφύλαξ genannt, hat seinen Standpunkt nahe am grossen 
Bären, und zwar an der Deichsel des Wagens. Homer nennt ihn den 
Spätsinkenden (ὀψὲ δύοντα) ?2), weil er unter allen Gestirnen, die 
gleichzeitig mit ihm erscheinen, zuletzt untergeht. Er geht am 
22, Februar (nach unserer Rechnung) auf und bringt den Griechen 
den Frühling’). 

Die im Bisherigen genannten Sterne sind die bei Homer vorkom- 
menden; unter ihnen sind der Orion, Sirios, die Plejaden und 
Hyadensüdliche, die übrigen nördliche Gestirne. 


δ 10. 
Die Tageszeiten ἢ). 


Eine genaue Eintheilung des Tages in Stunden kennt das ho- 
merische Zeitalter noch nicht; man begnügte sich vielmehr mit all- 
gemeinen Angaben, welche für eine ungefähre Zeitbestimmung aus- 
reichten. Zunächst zerfällt der Tag (τὸ ἡμᾶρ, ἢ ἡμέρη) in den Tag 
im engeren Sinne und die Nacht. Der erstere hat drei Haupt- 
zeiten: Morgen, Mittag und Abend (Nacht) 5); oder es werden 
auch wohl schlechtweg Vor- und Nachmittag unterschieden ®). 
Speciellere Bestimmungen sind folgende. Die Zeit unmittelbar vor 
Tagesanbruch wird durch das adjectivische πρωΐ ὑπηοῖος 7 bezeichnet; 
der frühe Morgen selbst heisst ἠώς, worauf dann der Vormittag, 70, 


1) 2487: ἄρχτον 9 (ἔτευξεν Ἥφαιστος), ἣν καὶ ἄμαξαν ἐπίκλησιν χαλέουσιν. 

2) e 211: οὐδέ οἱ ὕπνος ἐπὶ βλεφάροισιν ἔπιπτεν | Πληϊάδας T ἐσορῶντι χαὶ ὀψὲ 
δώοντα Βοώτην. 

3) Kruse, Hellas. Βα. 1. S. 241. 

ἢ Vgl! Ukert, Geogr. der Gr. und Röm. Ib, 5. 155 ff. Völcker, hom. 
Geogr. 8.35 ff. Cammann, Vorschule 8. 346. . Friedreich, Realien $. 13#. 

5) Ἢ 288: εὖδον παννύχιος zul ἐπ᾿ ἠῶ καὶ μέσον ἦμαρ. ᾧ 111: ἔσσεται ἢ ἠὼς ἣ 
δείλη ἢ μέσον ἦμαρ. 

6) 1 56: ὄφρα. μὲν ἠὼς ἦν καὶ ἀέξετο δον ἦμαρ, | τόφρα δ᾽ ἀλεξόμενοι μένομεν 
πλέονάς περ ἐόντας - | ἦμος. δ᾽ ἠέλιος μετενίσσ 
vay δαμάσαντες ᾿λχαιούς. 


το βουλυτόνδες, [χαὶ τότε δὴ Κίχονες χλῖ- 


7) 2277: πρωΐ ὃ᾽ ὑπηοῖοι σὺν τεύχεσ! ϑωρηχϑέντες | στησόμεϑ᾽ ἂμ. πύργους. 


-- ᾧ 


᾿ 


40 A. Der Himmel und seine Erscheinungen. 


folgt!) ; der Mittag, wo die Sonne ihren höchsten Punkt erreicht hat, 
heisst μέσον ἦμαρ (att. μεσημβρία) 2); ἔνδιος steht adjectivisch von Per- 
sonen, die zur Mittagszeit Etwas thun®). Ferner bezeichnet Homer 
die Nachmittagszeit mit δείλη ἢ) oder δείελον 7uap®), den Abend 
mit ὃ ἕσπερος δ) und τὰ ἕσπερα 7). Vom Sichneigen des Tages, also vom 
Spätnachmittage, findet sich auch die Ausdrucksweise μέμβλωχε 7uap?). 
Poetisch wird der Abend auch wohl als das heilige Dunkel (ἱερὸν 
χνέφας) bezeichnet, welches nach Sonnenuntergang heraufzieht®). Wie 
ὑπηοῖος und ἔνδιος, so steht ἑσπέριος adjectivisch von Personen 10) ; als | 
Epitheton bei ἕσπερος findet sich μέλας 1. Die Annäherung des | 
Abends wird durch die Redensart ausgedrückt, dass die Sonne sich 
zum Stierabspannen (βουλυτόνδε) neigel2). Dann folgt die Stunde | 
des Nachtmahls 15) und die zum traulichen Geplauder geeignete Abend- | 
zeit 4) und endlich die Stunde des Schlafengehens 15), welche den Tag | 
abschliesst. 

Wie der Tag, so zerfällt auch die Nacht (ἡ νύξ) in drei Theile 
oder Wachen (μοῖραι) 1%); das letzte Drittel wird als dasjenige be- 
zeichnet, wo die Sterne sich neigen 17), und heisst auch ἀμφιλύχη νύξ, 
d.h. Morgendämmerung oder dergrauende Morgen'®). Men 
γύξ für Mitternacht kommt nicht ın der Ilias und Odyssee, sondern 
nur in dem Fragment der sogen. kleinen Ilias 9 νου"). Für die Dauer 
der ganzen Nacht steht παννύχιος, welches adjectivisch zu Personen 


1) ὃ 447: πᾶσαν 8 ἠοίην μένομεν τετληότι ϑυμιῷ. 

a Φ 111: ἔσσεται ἢ ἠὼς ἢ δείλη ἢ μέσον ἥμαρ. ἡ 288: εὖδον παννύχιος χαὶ em 
260 ν ἦμαρ. 

τὴ ὃ 450: ἔνδιος δ᾽ ὁ γέρων ἦλϑ᾽ ἐξ ἁλός. 

ἢ ® 111. Die Worte sind eben citirt. 

5) p 606: ἤδη γὰρ χαὶ ἐτήλυϑε δείελον ἦμαρ. 

6) m 422: μένον δ᾽ ἐπὶ ἕσπερον ἐλϑεῖν. Ebenso ὃ 786. 

7) p191: τάχα τοι ποτὶ ἕσπερα ῥίγιον ἔσται. 

8) p 190: δὴ γὰρ μέμβλωχε μάλιστα | ἦμαρ. 

%) Ῥ 454: εἰς ὅ χε νῆας ἐϊσσέλμους ἀφίχωνται | δύτ, τ᾽ ἠέλιος καὶ ἐπὲ χνέφας 


10) 1 336: ἑ er δ᾽ ἦλθεν (Κύχλωψ). 0 505: ἑσπέριος δ᾽ εἰς ἄστυ-χάτειμι. 
1) σ 306: μέλας ἐπὶ ἕσπερος ἦλϑεν. 
1) 11779: ἦμος δ᾽ ᾿Ηέλιος μετενίσσετο βουλυτόνδε. 
) &407: νῦν δ᾽ ὥρη δόρποιο. Vgl. ξ 341 u. 5. w. 
Μὴ) λ 519; ὥρη μὲν πολέων μύϑων, ὥρη δὲ χαὶ ὕπνου. 
15) ο 398: οὐδέ τί σε χρή, | πρὶν ὥρη, χαταλέ έἐχϑαι. 
16) Καὶ 251: ἀλλ᾽ ἴομεν᾽ IE γὰρ νὺξ ἄνεται, ἐγγύϑι δ᾽ ἠώς, | ἄστρα δὲ δὴ προβέ- 
βηχε, οὐλὸς αἰνᾷμ δὲ πλέων νὺξ | τῶν δύο βοιράων, τρτμεῦ n ὃ ἔτι μοῖρα λέλειπται. 
) p 312 (5483): wos δὲ τρίχα νυχτὸς ἔην, μετὰ δ᾽ ἄστρα βεβήχει. 
ὃ) H 433: ἦμος δ᾽ οὔτ᾽ ἄρ πω ἠώς, ἔτι δ᾽ ἀμφιλύχη νύξ. 
19) S. Görlitz, der Himmel etc. 8. 13. 


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N 10. Die Tageszeiten. 41 


tritt‘). Der Ausdruck νυχτὸς ἀμολγῷ 2) endlich ist seiner Ableitung 
und Bedeutung nach sehr unsicher. Einige leiten ἀμολγός von ἀμέλγειν 
(melken) ab, so dass die Stunde des Melkens, der späte Abend und 
frühe Morgen, gemeint wäre; Andere, wie Wolf°), verstehen unter 
ν. ἀμ. die letzte, noch dunkle Nacht, wo man das Vieh molk; noch 
Andere leiten ἀμ. von μολγός = νέφος und «a privativum ab und erklären 
es durch wolkenlose Nacht!). Görlitz endlich’) fasst ἐν voxr. 
ἀμολγῷ als die volle Nacht, da der Ausdruck, vom strotzenden Euter 
der Kuh hergeleitet, jegliche Fülle bedeuten könne. 

Die stabilen Epitheta der Nacht bei Homer sind: ἀμβροσίη, 
χαχή, ὀλοή, dor, ἐρεβεννή, μέλαινα, ὀρφναίη und δνοφερή“). Ἀμβροσίη 
bezeichnet die Nacht von ihrer wohlthuenden Seite, insofern sie 
als Göttergabe die ganze Natur erquickt”), wie denn auch der Schlaf 
selbst das Epitheton ἀμβρόσιος 5) neben μελίφρων 5) erhält. Die Epitheta 
χαχή und ὀλοή hingegen sollen die Nacht als die schaurige versinn- 
lichen, die keines Menschen Freund ist, im Gegensatz zur erfreulichen 
Helle des Tages 10). Was dor betrifft, so geht es ohne Zweifel darauf, 
dass in südlichen Gegenden die Nacht rasch und ohne allmählichen 
Uebergang durch Abend und Dämmerung hereinbricht!!). 1)8 ϑοή hiernach 
eineFurcht und Grauenerregende Vorstellung von der Nacht er- 
weckt, so erklärt sich, warum in der unten angezogenen Stelle der 
feindlich heranstürmende Hektor mit der ϑοὴ νύξ verglichen wird. Die 


1) B2: εὖδον παννύχιοι. 
2) ὃ 841: ὥς οἱ ἐναργὲς ὄνειρον ἐπέσσυτο νυχτὸς ἀμολγῷ. A173: ἐν νυχτὸς ἀμολγῷ. 
3) Bei Ideler, Chronol. I, p. 228. 

ἢ S.Ameis zu 8841 im Anhang. — G.Curtius, Etym.I, 8.174. L.Meyer 
in Kuhn’s Zeitschr. 1859. S. 362. K. Schenkl in der Zeitschr. für österr. 
Gymn. 1864. S. 343. 

5) Görlitz, der Himmel etc. S. 13. 

6) Ueber diese Epitheta 5. ἃ. gründliche Abhandlung’von A. Schuster: Unter- 
suchungen über die homerischen stabilen Beiwörter. Erste Abtheilung. Programm 
des Gymnas. zu Stade von Ostern 1866. Κ΄. 22 ff. 

Ἢ 0363: νύχτα δὲ ἀμβροσίην “ὅτε ὃ’ εὕδουσι βροτοὶ ἄλλοι. Daneben finden sich 
auch die Epitheta ἄμβροτος (λ 330: νὺξ φϑῖτ᾽ ἄμβροτος) und ἀβρότη (Ξ 77: εἰς 
ὅ χεν ἔλθῃ | νὺξ aßporn). Nach Buttmann’s Lexil. I, S. 135 hingegen ist ἀμβροσίη 
vö& die göttliche, heilige Nacht, die eine Gabe der Götter ist. 

8) B 19: περὶ δ᾽ ἀμβρόσιος χέχυϑ᾽ ὕπνος. 

9) Β 84: εὖτ᾽ ἄν σε μελίφρων ὕπνος ἀνήῃ. 

10) E457: νὺξ δ᾽ ἄρ ἐπῆλϑε καχὴ σχοτομήνιος, de δ᾽ ἄρα Ζεὺς | πάννυχος, αὐτὰρ din 
Ζέφυρος μέγας, αἰὲν ἔφυδρος. ξ 475: νὺξ ὃ᾽ ἄρ᾽ ἐπῆλϑε καχὴ Βορέαο πεσόντος, | πη- 
γυλίς. A 15: οὐδέ πότ᾽ αὐτοὺς | ἠέλιος φαέϑων χαταδέρχεται ἀχτίνεσσιν, - -ἀλλ᾽ ἐπὶ νὺξ 
ὀλοὴ τέταται δειλοῖσι βροτοῖσιν. 

1) M 462: ὁ δ᾽ ἂρ’ ἔσϑορε φαίδιμος “Ἕχτωρ | νυχτὶ ϑοῇ ἀτάλαντος ὑπώπια: λάμπε 
δὲ γαλχῷ | σμερδαλέῳ. Vgl. Görlitz, der Himmel etc. 8. 13. 


42 A. Der Himmel und seine Erscheinungen." 


noch übrigen vier Epitheta ἐρεβεννή '), μέλαινα 3), δνοφερή ἢ und ὀρφ-- 
van!) erklären sich von selbst. Ausserdem kommt auch noch einmal 
δυσχηδής vor als Beiwort der rauhen, kalten Nacht, wo gegen Morgen 
Thau und scharfer Nebel herrschen’); sodann noch die Epitheta ἀσπα- 
an, τρίλλιστος (willkommen, dreimal ersehnt) ἢ, insofern die 
Achaier durch die Nacht von des Tages Last und Mühe erlöst 
werden. 

Nicht selten werden in der Ilias und Odyssee, wie es Ye dem 
Mangel an einer künstlichen Zeitrechnung natürlich „ist, die Tages- 
und Nachtzeiten auch auf die Weise bestimmt, dass der betreffende 
Zeitpunkt durch gewisse feststehende, regelmässig wiederkehrende 
Geschäfte, des bürgerlichen Lebens oder sonstige allgemein bekannte 
'Thatsachen veranschaulicht wird. So umschreibt Homer die Zeit um 
3—4 Uhr Nachmittags als diejenige, wo ein Richter vom Markte sich 
zum Spätmahle erhebt’); der Abend ist die Zeit, wo die Pflugstiere 
ausgespannt werden‘): die Zeit vor Tagesanbruch wird durch das Er- 
scheinen des Morgensterns ( Eospöpas) bestimmt, welcher der Eos vor- 
aufgeht). Den Einbruch des Abends umschreibt der Dichter poe- 
tisch, indem er sagt, dass die Sonne sich senke und die Pfade schat- 
tiger werden 19). Der Mittag ist der Zeitpunkt, wo Helios die Mitte 
seiner Bahn erreicht hat!!), oder wo ein Holzhauer im Forste Ermat- 
tung fühlt und sein Mahl sich bereitet !?); während der Morgenzeit 
hingegen ist noch der heilige Tag im Wachsen begriffen 13). 


1) Θ 487: ᾿Αγαιοῖς | ἀσπασίη, τρίλλιστος ἐπήλυϑε γὺξ' ἐρεβεννὴ : dem bedrangten 
Achaiern ersehnt, weil das Dunkel dem Kampf eip Ende machte. 

2) Καὶ 291: βάν ῥ᾽ ἴμεν ὥστε λέοντε δύω διὰ νύχτα μέλαιναν. 

3) ν 209: νὺξ δὲ μάλα δνοφερὴ κάτεχ᾽ BEN. 

4) K 275: τοὶ ὃ᾽ οὐχ ἴδον ὀφθαλμοῖσιν [νύκτα δι᾿ ὀρφναίην. 

5) ε4006: εἰ μέν χ᾽ ἐν ποταμῷ δμσχηδέᾳ νύχτα φυλάσσω, | μὴ μ᾽ ἄμυδις στίβη τε 
wart war ϑήλυς ἐέρση- δαμάσῃ χεχαφηότα ϑυμόν. 

6, Θ 457 (schon oben eitirt.) 

7) 2439: ἥμος δ᾽ ἐπὶ δόρπον ἀνὴρ ἀγορῆϑεν ἀνέστη | χρίνων νείχεα πολλά are. 

8. ΗΠ Τῖ9 (158): ἦμος δ᾽ Ἠέλιος μετενίσσετο βουλυτόνδε. 

9) W226: ἦμος δ᾽ “Βωσφόρος εἶσι φόως ἐρέων. ἐπὶ γαῖαν .  Ngl » 938. 
10) 8 388; δύσετό τ᾽ ἠέλιος, σχιόωντό τε πᾶσαι ἀγοιαί. 
1) Θ 68 (11777): ἦμος δ᾽ ἠέλιος μέσον οὐρανὸν ἀμ- φιβεβήκει. 
᾿ ΕΣ ἢ A 86: ἦμος δὲ δρυτόμος περ ἀνὴρ ὁπλίσσατο δεῖπνον οὔρεος ἐν βήσσῃριν, ἐπεί 
τ ἐχορέσσατο γεῖρας τάμνων δένδρεα μαχρά,. ἄδος τέ E. ἵχετο ϑυμόν, | σίτου τε γλυ- 
χεροῖο περὶ φρένας ἵμερας αἱρεῖ, | τῆμος χτέ. 

13). ı56 (Θ 66): ὄφρα μὲν ἠὼς ἦν καὶ ἀέξετο He ἦμαρ. 


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τὶ Σὺ τἀ a τς πο EAN ς αὐ ee 
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δ 11. Die Jahreszeiten. _ 43 


δ 11. 


Die Jahreszeiten. 


Das Jahr (τὸ ἔτος, ὃ ἐνιαυτός, seltener ὃ λυχάβας ἢ), dessen Dauer 
bei Homer nicht genauer bestimmt wird, zerfällt in drei Jahreszeiten 
(ὧραι) : Frühling (τὸ ἔαρ), ἢ ὥρη elapıyn?), den Sommer (τὸ 
ϑέρος) ἢ und den Winter (ὃ χειμών 5), 7 ὥρη χειμερίη, τὸ χεῖμα 7)}. 
Ausserdem wird noch als bestimmter Jahresabschnitt 7 oropr genannt, 

die Manche irrthümlich mit unserm Herbst identificirt und als vierte 
Jahreszeit angesetzt haben; aber die orwpr, erstreckt sich vielmehr vom 
Aufgange des Sirios‘) bis zum Aufgange des Arkturos, umfasst also 
unsere Hundstage und den Frühherbst. Daher ist während des 
grösseren Theils der orwpr, die Hitze in den Ebenen des hellenischen 
Continents unerträglich. Dann verschmachtet alles vegetabilische 
Leben, und nur das Schmettern der Cicaden tönt zur Mittagszeit aus 
den Olivenwäldern hervor, während das Thermometer 96°, ja mit- 
unter 105° Fahrenheit zeigt®). In ganz Griechenland versiegen fast 
alle Flüsse und Bäche 19), oder schrumpfen wenigstens so zusammen, 
dass man trocknen Fusses hindurch gehen kann !!); ja selbst manche 
Seen, wie der Kopais, vertrocknen ganz oder theilweise 12). In dieser 
Jahreszeit kommen die Früchte zur Reife, daher sie üppig, strotzend 
(tedaAuta) heisst); sie wird unmittelbar im Gefolge des Sommers er- 
wähnt!!) und erscheint weiterhin als Regenzeit, wo Zeus reissende 


1) &E 161 (7 306): τοῦδ᾽ αὐτοῦ λυκάβαντος ἐλεύσεται ἐνθάδ᾽ ᾿Οδυσσεύς. 

2) τ 18: ὡς δ᾽. ὅτε --γλωρηΐς ᾿Αηδὼν | καλὸν ἀείδῃσιν ἔαρος νέον ἱσταμένοιο. 

8) Π 643: ὥρῃ ἐν εἰαρινῇ, ὅτε τε γλάγος ἄγγεα δεύει. 

4) ξ. 384: χαὶ war. ἐλεύσεσϑαι ἢ ἐς ϑέρος ἢ ἐς ὀπώρην. 

5) Γ 4: air (γέρανοι) ἐπεὶ οὖν χειβῶνα φύγον χαὶ ἀϑέσφατον ὄμβρον χτέ. ὃ ὅθ6: 
(Auf dem elysischen Gefilde herrscht) οὐ νιφετός, οὔτ᾽ ἂρ χειμὼν πολύς, οὔτε ποτὶ 
ὄμβρος. 

6) ε 488: φύλλων γὰρ ἔην χύσις ἤλιϑα πολλή, | ὅσσον T ἠὲ δύω ἠὲ τρεῖς ἄνδρας 
ἔρυσϑαι | ὥρῃ χειμερίῃ. 

7) ἡ 111: τάων (der Obstbäume in Alkinoos’ Gärten) οὔ ποτε χαρπὸς ἀπόλλυται 
οὐδ᾽ ἀπολείπει | χείματος οὐδὲ ϑέρευς, ἐπετήσιος. 

8) X 26: ἀστέρα, -ὅς ῥά τ ὀπώρης εἶσιν. 

9 Dodwell, Classic. Journ. II, 8. 

10) Das. I. p. 149. 

it) Gell, Argolis. p. 49. 

12) Vgl. Kruse, Hellas. Bd. I. S. 250 und 251. 

13) 1 192: αὐτὰρ ἐπὴν ἔλθϑησι ϑέρος τεϑαλυῖά τ ὀπώρη χτέ. 
"ἢ ξ 384: ἣ ἐς ϑέρος ἢ ἐς ὀπώρην. 


44 A. Der Himmel und seine Erscheinungen. 


Fluthen ergiesst'), und wo der stürmische Boreas den bewässerten 
Garten ausdörrt?) und Disteln über die Felder jagt?). 

Jene Trichotomie des Jahres in ἔαρ, ϑέρος und χειμών ist, wie 
Friedreich bemerkt), auch klimatologisch begründet, da der eigent- 
liche Herbst in Griechenland so rasch auf den Sommer folgt, dass er 
sich kaum als eigene Jahreszeit bemerklich macht und somit das grie- 
chische Klima nur drei merklich geschiedene Jahreszeiten hat. 

Was den Frühling betrifft, so wird er als die Zeit bezeichnet, 
wo längere Tage kommen und unter der gekrümmten Sichel das Gras 
fällt5), wo die Tochter des Pandareos, die falbe Nachtigall, unter dem. 
Laube der Bäume lieblichen Gesang anstimmt und, den Itylos be- 
jammernd, ihre melodische Stimme erschallen lässt®); wo die rasche 
Bremse rasend auf die Rinderheerden einstürmt”?), wo der knospende 
Wald junge Blätter hervortreibt®), und unzählige Fliegen die Milch- 
eimer umschwärmen 9). 

Der Sommer (τὸ ϑέρος) wird als die Zeit der Hitze dem Winter 

entgegengesetzt !"). 


1) 11 385: ἤματ᾽ ὀπωρινῷ, ὅτε λαβρότατον γέει ὕδωρ | Ζεύς. 

2) ® 346: ὡς δ᾽ ὅτ᾽ ὀπωρινὸς Βορέης νεοαρδέ ἀλωὴν | all’ ἀγξηράνῃ χτέ. 

3) ε 328: ὡς δ᾽ ὅτ᾽ ὀπωρινὸς Βορέης φορέῃσιν ἀχάνϑας | ἂμ. πεδίον χτέ. 

ἢ Realien, S. 17 oben. Vgl. auch Fr. Günther, der Ackerbau bei Homer. 
Progr. des herzogl. Carlsgymn. zu Bernburg, Ostern 1866. S. 11. — Forbiger, 
Handb. der alten Geogr. Bd. I. S. 633. Anm. 82, der die ὀπώρη als eine selbst- 
ständige Jahreszeit fasst. 

5) σ 366: Εὐρύμαχ᾽, εἰ γὰρ νῶϊν ἔρις ἔργοιο γένοιτο | ὥρῃ ἐν εἰαρινῇ, ὅτετ᾽ ἤματα 
par ρἀπέλονται, | ἐν ποίῃ δρέπανον μὲν ἐγὼν εὐχαμπὲς ἔχοιμι, | καὶ δὲ σὺ τοῖον ἔχοις, 
ἵνα πειρησαίμεϑα ἔργου χτέ. Vgl. χ 801.. 

6) 7518: ὡς δ᾽ ὅτε Πανδαρέου χούρη, χλωρηῖς ᾿Αηδών, | χαλὸν delönstv ἔαρος νέον 
ἱσταμένοιο, [ δενδρέων ἐν πετάλοισι χαϑεζομένη πυχινοῖσιν, [ ἥτε ϑαμὰ τρωπῶσα χέει πο- 
λυηχέα φωνήν, | παῖδ᾽ ὀλοφυρομένη Ἴτυλον φίλον χτέ. 

7) 4.299: οἱ δ᾽ ἐφέβοντο χατὰ μέγαρον βόες ὡς ἀγελαῖαι" | τὰς μέν T αἰόλος οἶστρος 
Eyopumdeis ἐδόνησεν ὥρῃ ἐν εἰαρινῇ, ὅτε τ᾽ ἤματα μακρὰ πέλονται. 

8) 2 141: φύλλα τὰ μέν τ᾽ ἄνεμος χαμάδις χέει, ἄλλα δέ N ὕλη | τηλεϑόωσα φὕει, 
ἔαρος δ᾽ ἐπιγίγνεται ὥρη. 

% Π|641: οἱ δ᾽ αἰεὶ περὶ νεχρὸν ὁμίλεον, ὡς ὅτε μυῖαι  σταϑμιῷ ἔνι βρομέωσι περι- 
γλαγέας κατὰ πέλλας | ὥρῃ ἐν εἰαρινῇ, ὅτε τε yAayos ἄγγεα δεύει. Indess ist der 
Frühlingsanfang in Griechenland sehr verschieden, insofern er in den Ebenen schon 
eintritt, wenn in den Gebirgen noch tiefer Winter herrscht. 5. Gell, Journey in 
the Morea. p. 361 und 395. 

ἢ) ἢ 118: χείματος οὐδὲ ϑέρευς. Eine Beschreibung des griechischen Sommers 5. 
bei Kruse, Hellas. ΒΑ. 1. S. 269. Im Juni, heisst es dort, schmilzt oft auf dem 
Meere das Pech an den Schiffen in Folge der Hitze; jedes Feuer wird gelöscht, um 
die letztere nicht zu vermehren; die Türken lassen dann selbst ihre Pfeifen aus- 
gehen, weil der kleinste Funke Alles in Brand setzen könnte; um dem Sonnen- 
stiche vorzubeugen, stürzt man sich ins Wasser; in der boiotischen Ebene tragen 


δ 11. Die Jahreszeiten. 45 


Der Winter (ὃ χειμών) endlich ist die stürmische Jahreszeit, zu 
welcher, wie schon bemerkt, die regnerische orwprn den Uebergang 
bildet. Da ergiesst sich unermesslicher Regen !) ; in dichtem Gestöber 
fallen Schneeflocken herab, wenn Zeus seine Geschosse auf die Men- 
schen versendet; rastlos ergiesst sich Schnee, bis er die hohen Ge- 
‚birgsgipfel, die Vorgebirge, die Lotosfelder, die Fluren des Land- 
manns und die Meeresbuchten bedeckt?) ; kalte Nächte, Schnee und 
Glatteis treten ein), und schaurige Winterstürme erheben sich, welche 
die Arbeiten der Menschen im Gefilde hemmen und die Heerden be- 
drängen ἢ. 

Homer legt dem Winter die Epitheta kalt (öusdaArrs)?) und 
schrecklich (ἔχπαγλος) ®) bei. 

Uebrigens darf man den griechischen χειμών rücksichtlich der 
Kälte nicht mit dem Winter nördlicher Gegenden vergleichen. Die 
kältesten Monate in Griechenland sind nach Gell’s Beobachtung die 
vom November bis zum Februar; indess sind diese nicht kälter als 
etwa der Sommer in England oder als unsere regnerischen Herbsttage 
in Norddeutschland , wenn man von einzelnen Tagen und den höheren 
Gebirgsregionen absieht ?). 
 Uebrigens bestimmte man die Jahreszeiten auch nach dem Auf- 
und Niedergange der Gestirne. In das Frühjahr, und zwar in den 
Mai, fällt der Aufgang der Plejaden®); dann wurde die durch den 
Winter unterbrochene Schifffahrt wieder eröffnet, während ihr Unter- 
gang derselben ein Ziel setzte; daher die Benennung (Πληϊάδες von 
πλεῖν). Im Sommer, nach dem Sommersolstitium, geht der Orion auf?), 


in dieser Jahreszeit die Frauen, wie schon im Alterthum, einen langen weissen 
Schleier, der nur die Augen frei lässt; die Hitze steigt auf 32—34 Grad 
Reaumur. 

ἢ TA: αἵτ' ἐπεὶ οὖν χειμῶνα φύγον καὶ ἀϑέσφατον ὄμβρον κχτέ. 

2) M 278: τῶν δ᾽, ὥστε νιφάδες χιόνος πίπτωσι ϑαμειαὶ | ἤματι χειμερίῳ, ὅτε τ᾽ 
ὥρετο μητίετα Ζεὺς | νειφέμεν, ἀνθρώποισι πιφαυσχόμενος τὰ ἃ κῆλα- | χοιμήσας δ᾽ ἀνέ-- 
μοὺς χέει ἔμπεδον, ὄφρα χαλύψῃ | ὑψηλῶν ὀρέων χορυφὰς zul πρώονας ἄκρους | καὶ 
πεδία λωτοῦντα χαὶ ἀνδρῶν πίονα ἔργα, | καί τ᾽ ἐφ᾽ ἁλὸς πολιῆς κέχυται λιμέσιν τε καὶ 
ἀχταῖς. 

8) E4T5: νὺξ ὃ ἄρ ἐπῆλϑε καχὴ Βορέαο πεσόντος, | πηγυλίς αὐτὰρ ὕπερϑε χιὼν 
γένετ᾽ höre πάχνη, | ψυχρή, χαὶ σαχέεσσι περιτρέφετο χρύσταλλος. 

4) Ρ 649: ἢ χαὶ χειμῶνος δυσϑαλπέος, ὕς δά τε ἔργων | ἀνθρώπους ἀνέπαυσεν ἐπὶ 
Novi, μῆλα δὲ ander. 

5 P 549: χειμῶνος δυσϑαλπέος. 
6) Ε 522: χειμὼν ἔχπαγλος. 
ἢ Gell, Journey. p. 44. Kruse, Hellas. Βά. 1. S. 253. 
8) ε 271: οὐδέ οἱ ὕπνος ἐπὶ βλεφάροισιν ἔπιπτεν | Πληϊάδας τ ἐσορόωντι καὶ ὀψὲ 
δύοντα Βοώτην. Vgl. Σ 486. 
9) ε2τ4: ἥτ᾽ (Αρχτος) αὐτοῦ στρέφεται καί τ ᾿Ωρίωνα δοχεύει. Vgl. Σ 488. 


Ἂ 


40 A. Der Himmel und seine, Erscheinungen. 


und etwas später der Hundsstern (ἀστὴρ ὀπωρινός) ἢ, mit dessen Auf- 
gang die ὀπώρη begann (s. oben), und der, weil er Fieber und Seuchen 
verkündet?) , ein verderbliches Gestirn heisst). Der Aufgang 
des Bootes*) fällt in die erste Hälfte Septembers, bestimmt also den 
“Herbstanfang’. 

Der Verlauf der Jahreszeiten wird als ein in sich selbst zurückkeh- 
render Kreislauf gedacht. In diesem Sinne sind die Worte zu fassen: 
“Es vollendeten sich Monate und Tage im abermaligen Umschwunge 
des Jahres (ἂψ περιτελλομένου ἔτεος), und es kamen die Horen’’). Statt 
περιτέλλεσϑαι steht in demselben Sinne auch wohl περιπέλεσϑαι in den 
Formeln: περιπλομένου ἐνιαυτοῦ) oder περιπλομένων ἐνιαυτῶν 7). 

Die Dauer eines Monats (ὃ μήν, ὃ μεὶς) wird bei Homer nicht an- 
gegeben; auch von der späteren Eintheilung in drei Decaden finden 
wir bei ihm nichts. Der Beginn eines Monats wird, wie schon oben 
erwähnt), durch μηνὸς ἱσταμένοιο, der Ablauf desselben durch μηνὸς 
φϑίνοντος bezeichnet®). Nach Monaten wird bei Homer auch schon 
die Zeitigung der Leibesfrucht berechnet, wie denn Eurystheus als vor 
der Zeit geborenes Kind ἠλιτόμηνος heisst 19). 

Die Lenkung und Regelung der Zeiten hegt in den Händen des 
Zeus; von ihm, als dem Vater der Horen, kommen Tage, Nächte und 
Jahre !!). Mitunter wird die Herbeiführung (τελεῖν) der Tage auch der 
Eos beigelegt '!?) ; und auch andere Götter können Einfluss auf die 
Zeit üben, wie es z. B. von der Athene heisst, sie habe die Nacht 
am Ende ihrer Bahn zum Stillstande gebracht und die Eos am Auf- 


ὑά τ᾽ ὀπώρης εἶσιν, — ὅντε χύν᾽ ᾿Ωρίωνος ἐπίχλησιν χα- 


ἢ X 26: ἀστέρ, -- ὅς 
p £ 7 ΄ 
λέουσιν. Εὶ 5: ἀστέ y 


ἢ X 30: καχὸν δέ τε σῆμα τέτυχται. 

3) A 62: οὔλιος ἀστήρ, was wahrscheinlich auf den Hundsstern geht. 

4) e 272. Schon oben eitirt. 

5) A 294: ἀλλ᾽ ὅτε δὴ μῆνές τε χαὶ ἡμέραι ἐξετελεῦντο | ἂψ περιτελλομένου ἔτεος, 
zur ἐπήλυϑον ὦραι κτέ. 

6) A248. Vgl. ξ 281. 

7) a16. Vgl. W833. 

8) S. 8.9 z. Anf. 

9) 8162: [τοῦ μὲν φϑίνοντος μηνὸς, τοῦ ὃ ἱσταμένοιο]. . 

1) ΤΊ 118: ἐχ δ᾽ ἄγαγε πρὸ φόωσδε zur ἠλιτόμηνον ἐόντα. Fälschlieh bezieht 
Görlitz (der Himmel etc. $. 15) ἠλιτόμηνον auf Herakles, dessen Geburt eben 
durch Here verhindert wurde. 

1) 593: ὅσσαι γὰρ νύχτες τε χαὶ ἡμέραι ἐχ Διός εἰσιν, | οὔ ποϑ᾽ ἕν ἱρεύουσ᾽ ἱερήϊον 
wre. Β 194: ἐννέα δὴ βεβάασι Διὸς μεγάλου ἐνιαυτοί. σ 136: τοῖος γὰρ νόος ἐδτὶν ἐπι-. 
χϑονίων ἀνϑρώπων, | οἷον ἐπ᾽ ἦμαρ ἄγῃσι πατὴρ ἀνδρῶν τε ϑεῶν τε. μ 399: ἀλλ᾽ ὅτε 
δὴ ἕβδομον ἦμαρ ἐπὶ Ζεὺς ϑῆχε Κρονίων χτέ. Vgl. 7152; 

1) 2390 (176 und χ 144): ἀλλ᾽ ὅτε δὴ τρίτον ἦμαρ ἐὐπλόχαμος τέλεσ Ἠώς χτέ. 


IT En ΠΣ, ΘΟ Β Ύ FE ET AT I ar mer Fin 
uf Σ ᾿ ἐπ N < . 


μὲ ὕπϑηι 8 12. Die Erdscheibe. 47 


gehen verhindert). — Die Horen?) sind bei Homer Pförtnerinnen 
des Olymps, ἃ. ἢ. sie beherrschen die Wolken), stehen also der 
"Witterung vor und geben den Früchten Gedeihen !); insofern sie aber 
die in den Jahreszeiten wechselnde Witterung überwachen, erscheinen 
sie dann auch als Lenkerinnen der Jahreszeiten selbst. 


B. Die Erdscheibe und die mit ihr zusammenhängenden 
Erscheinungen. 


$ 12. 
Die Erdscheibe ). 


Schon im Alterthum behaupteten Manche, Homer habe die Erde 
für eine Kugel gehalten; doch fehlte es auch nicht an Solchen, welche 
dem Homer diese Ansicht absprachen, wie Eratosthenes und Geminus?). 
In der That lehrt Homer — wie denn überhaupt das jugendliche Alter 
der Völker, wie unzählige Beispiele zeigen, geneigt ist, kosmisch die 
Erde so zu nehmen, wie sie beim ersten Anblicke dem Auge er- 
scheint?) —, dass die Erde eine flache Scheibe sei, auf der die Länder 
sich rings um das Mittelmeer gruppiren, die rings vom Okeanos um- 
flossen werde, und über der sich der Himmel kugelförmig wölbe. 
Himmel und Erde zusammen bilden demnach eine hohle Halbkugel, 
deren Mantel oder gekrümmte Oberfläche der Himmel, und deren 


ἢ Ψ 243: νύχτα μὲν ἐν περάτῃ δολιχὴν σχέϑεν, Ho δ᾽ αὖτε | ’ Ὀχεανῷ 
χρυσόϑρονον, οὐ ἔα ἵππους | ζεύγνυσϑθ ὠχύποδας, φάος ἀνϑρώποιδι 

2) Vgl. über die Horen Preller, griech. Myth. I, 5. 273. 

3) E 749: αὐτόμαται δὲ πύλαι μύχον οὐρανοῦ, ἃς ἔχον Ὧραι, | τῆς ἐπιτέτραπται 
μέγας οὐρανὸς )ὔλυμπός τε, | ἠμὲν ἀναχλῖναι πυχινὸν νέφος ἠδ ἐπιϑεῖναι. 

ἢ ὦ 343: Zu ὃ ἀνὰ σταφυλαὶ παντοῖαι ἔασιν, | ὁππότε δὴ Διὸς ὦραι ἐπιβρίσειαν 
ὕπερϑεν. 

5) Vgl. Ukert, Geographie Ib, 5.0 ff. Schlichthorst, geogr. Hom., p. 2. 
Völcker, hom. Geogr. 5. 101. Cammann, Vorschule. 8. 381 u. 5. w. 

6) Gemin. Elem. astron. c. 13. 

Ἢ Vgl.H. Reinganum, Geschichte der Erd-und Länderabbildungen der Alten. 

Jena, Mauke. 1839. Theil I, 5. 90 ff. Malte-Brun, Gesch. der Erdkunde. 
Abth. I. S.5. Voss, kritische Blätter. II, S. 172. 


48 Β. Die Erdscheibe und die mit ihr zusammenhängenden Erscheinungen. 


untere Begränzungsebene die Erde als grösster Kreis der Halbkugel 
bildet. Wenn auch Homer nirgends direct die Erde als platte Scheibe 
bezeichnet, so lässt sich doch aus mehreren Umständen mit Sicherheit 
schliessen, dass diess seine Ansicht sei. In der Odyssee beschwert sich 
Helios beim Zeus, dass die Gefährten des Odysseus ihm seine Rinder 
getödtet, an deren Anblick er sich beim Auf- und Unter- 
gange erfreut habe!). Wenn aber der aufgehende Helios am 
Ostrande der Erde seine Rinderheerden, die sich auf Thrinakien, also 
am westlichen Erdrande, befinden, erblicken soll, so ist dies nur mög- 
lich, wenn die Erde als Ebene gedacht wird. Dieselbe Voraussetzung 
wird auch nothwendig, wenn der von den Aithiopen zurückkehrende 
Poseidon fern von den Bergen der Solymer den jenseits Griechenlands 
fahrenden Odysseus gewahren soll?). Hierher kann man auch die 
Verse der ὁπλοποιΐα ziehen, in denen gesagt wird, Hephaistos habe auf 
dem Achilleusschilde den Strom des Okeanos gebildet, so dass er sich 
am äussersten Rande des Schildes ringsherumgezogen habe 3) ; wo also 
die Fläche des Schildes gleichsam an die Stelle der Erdscheibe tritt. — 
Auf demselben Bilde war auch die Erde selbst nebst dem Meere, dem 
Himmel und den Gestirnen in erhabener Arbeit dargestellt!) — eine 
Angabe, an welche sich noch das besondere Interesse knüpft, dass wir 
in dieser Erdabbildung gewissermassen die erste geographische Relief- 
darstellung erblicken müssen, von welcher überhaupt eine Kunde zu 
uns gelangt ist’). 

Ueber die Ausdehnung der Erdscheibe finden sich bei Homer 
keine Angaben; dass er dieselbe aber für sehr bedeutend hält, beweisen 
die Epitheta weit ausgedehnt (εὐρεῖα) δ), weitpfadig (εὐρυόδεια) 7) 
und unendlich, gränzenlos (ἀπείρων) 58), welche der Erde bei- 
gelegt werden. Hierher gehört auch die Aeusserung Nestors, dass 
Menelaos auf seiner Irrfahrt weit zu entlegenen Menschen verschlagen 
worden sei, von wo Niemand auf Rückkehr hoffen dürfe, und dass 
selbst Vögel das Meer, auf welchem er in der Irre gefahren sei, nicht 


1) μ 379: οἵ eu βοῦς ἔχτειναν ὑπέρβιον, ἧσιν ἔγωγε | χαίρεσχον μὲν ἰὼν εἰς οὐ- 
ραγὸν ἀστερόεντα, | ἠδ ὁπότ᾽ ἂψ ἐπὶ γαῖαν ἀπ᾽ οὐρανόϑεν προτραποίμην. 

2) ε 282: τὸν δ᾽ ἐξ Αἰϑιόπων ἀνιὼν χρείων ἐνοσίχϑων | τηλόϑεν ἐκ Σολύμων ὀρέων 
ἴδεν “ εἴσατο γάρ οἱ | πόντον ἐπιπλῴων. 

3) 2607: ἐν δ᾽ ἐτίϑει ποταμοῖο μέγα σϑένος ᾿Ωχεανοῖο [ἄντυγα πὰρ πυμάτην σάχεος 
πύκα ποιητοῖο. 

4) Σ 488 -- 489. 

5) Vgl. Η. Reinganum, Geschichte der Erd- und Länderabbildungen der 
Alten. Jena, Mauke. 1839. Theil I, S. 83. 84. 

6) 8150: εὐρεῖα χϑών. ‚Ebenso A 182 und sonst. 

7) 11635: ἀπὸ χϑονὸς εὐρυοδείης. Ebenso 1. 453 und A 52. 

8) H 446: ἐπ᾽ ἀπείρονα γαῖαν. 


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δ 13. Hades und Tartaros. 49 


in einem Jahre durchfliegen könnten ἢ. Mag man hierin auch poe- 
tische Hyperbel finden, so beweisen doch diese Worte, dass die Aus- 
dehnung der Erdfläche der Phantasie des Dichters als etwas Unge- 
heures vorschwebt. — Von Epithetis der Erde sind ausserdem noch 
zu merken: Viele ernährend (πουλοβότειρα) 2), ernährend (ζεί-- 
öwpog) 2), Leben erzeugend (φυσίζοος) ἢ, Viele nährend (πολύ-- 
φορβος) ?) und göttlich (δῖα) 9). 

Was die Erde als integrirenden Theil des Weltalls betrifft, so ward 
sie bei der Theilung der Weltherrschaft keinem bestimmten Gotte zu 
Theil. Während das Meer dem Poseidon, die Unterwelt dem Hades, 
der Himmel dem Zeus zufiel, verblieben die Erde und der Olympos 
allen Göttern gemeinsam’); der Olympos, insofern er der gemein- 
schaftliche Wohnsitz aller Götter ist, — die Erde, insofern die Sorge 
für die Menschen allen Gottheiten gleichmässig obliegt, und sie dafür 
bei den ersteren gemeinsame Verehrung geniessen. 

Die Erderschütterungen verdanken nach homerischer An- 
sicht dem Gotte des Meeres, Poseidon, ihren Ursprung, der 
daher die Beinamen ’Evvostyaros oder ᾿Ενοσίχϑων führt‘). Hiernach ist 
also das Wasser das bewegende Prinzip des Erdbebens — eine An- 
sicht, welcher auch die ältesten ionischen Philosophen, die überhaupt 
das Wasser als Grundstoff des Universums betrachteten, treu blieben‘). 


8. 13. 
Hades (Erebos) und Tartaros 1). 


Um von dem homerischen Weltgebäude eine möglichst klare Vor- 
stellung zu gewinnen, ist es nothwendig, auch die Lage des Hades 


ἢ 7317: ἀλλ᾽ ἐς μὲν Μενέλαον ἐγὼ κέλομαι καὶ ἄνωγα | ἐλϑεῖν" κεῖνος γὰρ νέον 
ἄλλοϑεν εἰλήλουϑεν, | ἐκ τῶν ἀνθρώπων, ὅϑεν οὐχ ἔλποιτό ze ϑυμῷ | ἐλϑέμεν, ὅντινα 
πρῶτον ἀποσφήλωσιν ἄελλαι | ἐς πέλαγος μέγα τοῖον, ὅϑεν τέ περ οὐδ᾽ οἰωνοὶ | αὐτόετες 
οἰχνεῦσιν, ἐπεὶ μέγα τε δεινόν τε. 

2) T 89: ἐπὶ χϑονὶ πουλοβοτείρῃ. Vgl. T 195. 265. Z 213. Θ 73. 3 272. A 619. 
M 158. 194. ® 426. Π 418. ». 191. 

3) 8486 (m 332): ἐπὶ ζείδωρον ἄρουραν. 

# Γ 249; φυσίζοος alu. Ebenso A 801ς ® 63: τῆ φυσίζοος. 

5) Ξ 200: πολυφόρβου πείρατα γαίης. Vergl. Ξ 301. Auch findet sich das 
Femininum πολυφόρβη 1568: yalav πολυφόρβην. 

6) Ξ 341: χϑὼν δῖα. 

ἢ Ὁ 190: ἤτοι ἐγὼν (Poseidon) ἔλαχον πολιὴν ἅλα ναιέμεν αἰεὶ | παλλομένων, 
Αἴδης δ᾽ ἔλαχε ζόφον ἠερόεντα, | Ζεὺς δ᾽ ἔλαχ᾽ οὐρανὸν εὐρὺν ἐν αἰϑέρι καὶ νεφέλης 
σιν. | yalz δ᾽ ἔτι ξυνὴ πάντων χαὶ μακρὸς ᾿Ὄλυμπος. 

8) H 455 (© 201) : ἐννοσίγαι᾽, εὐρυσϑενές, οἷον ἔειπες. Θ᾽ 208: χρείων ἐνοσίχϑων. 

3. 5. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Βα. I. S. 636. 

10) Vgl. Ukert, Geographie Ib, S.16f. Völcker, hom. Geogr. S. 40 ff. 
105 ἢ. 156 ff. Cammann, Vorschule 5. 175 ff. 


Buchholz, Homerische Realien. Ia. A 


50 Β. Die Erdscheibe und die mit ihr zusammenhängenden Erscheinungen. 


und Tartaros in BezugaufErde und Himmel zu bestimmen. Zunächst 
liegt der Hades im Innern der Erde, was deutlich aus den Redens- 
arten hervorgeht, welche bei Homer für den Begriffsterben üblich sind. 
Dahin gehören: χϑόνα Öyuevar!), γαῖαν δύμεναι2), γαῖαν ὕπο στυγερὴν ἀφι- 
χέσϑαιϑ) u. ἃ. Die Behausungen des Hades liegen ὑπὸ χεύϑεσι γαίης ἢ : 
die Seele des Patroklos begiebt sich χατὰ χϑονός ὅ) ; wer zu sterben be- 
gehrt, wünscht, dass die Erde ihn verschlinge®) u. dgl. m. Daneben 
aber taucht schon bei Homer eine zweite Vorstellung von einem in der 
Gegend der Kimmerier gelegenen, westlichen Hades auf der Ober- 
fläche der Erde auf und macht sich entschieden neben jener ersten 
geltend’). Den Weg zu diesem Hades lernen wir aus der Fahrt des 
Odysseus kennen. Von Aiaie aus steuert derselbe in südwestlicher 
Richtung (daher der Dichter den Boreas wehen lässt®)) bis zu den durch 
den Okeanos gebildeten Erdgränzen 9), wo Kirke ihm zu landen ge- 
boten hatte 1). Hier liegt das Land der Kimmerier!!), welches 
ganz in Nebel und Finsterniss gehüllt ist, und wohin nie der Strahl 
des Helios leuchtet; nie steigt er dort am gestirnten Himmel empor, 
noch senkt er sich wieder hinab, sondern finstere Nacht umfängt rings 


All... 9210, no 

ἢ X 482: νῦν δὲ σὺ μέν δ᾽ ᾿Αἴδαο δόμους ὑπὸ χεύϑεσι γαίης | ἔρχεαι. — ὦ 204: 
εἰν Αἴδαο δόμοις, ὑπὸ χεύϑεσι γαίης. 

5) W100: ψυχὴ δὲ χατὰ χϑονὸς ἠῦτε καπνὸς | ᾧχετο τετριγυῖα. 

6) A182: τότε μοι χάνοι εὐρεῖα χϑών. 

Ἴ S. Völeker, hom. Geogr. S. 140 ff., welcher besonders gegen J. H. Voss 
polemisirt, der am westlichen Okeanos nur einen Eingang zum unterirdischen Hades 
annahm, und damit gegen J. A. Wolf in die Schranken trat, welcher Letztere den 
Hades der Ilias unter die Erde, den der Odyssee aber in den äussersten Westen 
über den Okeanos setzte (Vorl. über die Gesch. der gr. Lit. S. 150). Gegen Voss 
traten Solger (Nachgel. Schriften II, S. 643 f.) und noch entschiedener Völcker 
auf, dessen Theorie aber wieder an Eggers (de Orco Homerico. Comment. Al- 
tonae. 1836. 4.) einen Gegner fand, indem derselbe darthun wollte, dass es kein 
westliches Todtenreich über dem Okeanos gebe, sondern nur ein unterirdisches, 
dessen Eingang sich im Westen diesseits des Okeanos befinde. Diese von Eggers 
versuchte Modification verwarf Nitzsch, der wieder für die Vossische Ansicht 
auftrat und gegen Völcker geltend machte, dass die Hauptstütze der Ansicht des 
Letzteren falle, da die Partie der Odyssee (A 565—627) , der Völcker alle Züge zur 
Charakteristik des westlichen Hades entlehnt habe, unächt sei (Erkl. Anm. zur 
Odyss. 3. Bd. 5. XXXV). Vgl. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. 1. 8.6, 
Anm. 12 und 5. 20, Anm. 39. 

8) #507: τὴν (νῆα) δέ χέ τοι πνοιὴ Βορέαο φέρῃσιν. 

9) A13: ἡ δ᾽ ἐς πείραϑ' ἵχανε βαϑυρρόου Ὠχεανοῖο. 

10) χ 511: νῆα μὲν αὐτοῦ χέλσαι ἐπ ᾿Ωχεανῷ βαϑυδίνῃ, | αὐτὸς δ᾽ εἰς ᾿Αἴδεω ἰέναι 
δόμον εὐρώεντα. 

1) "Das Wort kommt nicht von dem phönikischen Kamar, Kimmer (Voss, 
alte Weltkunde p. XIV), sondern von χειμέριος mit der Aspirata y statt der Te- 
nuis x. Denn jenes historische Volk sind ja die nördlichsten und winter- 
lichsten Menschen, und winterlich und kalt genug mag es auch bei den ho- 


δ 18. Hades und Tartaros. 51 


die unglücklichen Bewohner). Hier ist die Stelle, wo Odysseus nach 
Kirke’s Gebot in den Hades hinabsteigen soll?). In der Nähe des 
Eingangs zum Hades befinden sich auch der leukadische Fels, die 
Thore des Helios und das Land der Träume; an diesen 
Punkten führt Hermes, wie wir aus der zweiten Νεχυία im 24. Buche 
der Odyssee erfahren, die Seelen der getödteten Freier vorüber; von da 
gelangen sie dann auf die Asphodeloswiese, wo die Schatten der 
Abgeschiedenen hausen?). Was die hier erwähnten Thore der Sonne 
betrifft, so bezeichnen sie den Punkt im Westen, wo die Sonne unter- 
sinkt; sie sind, wie Völcker sich ausdrückt®), ein poetisches Bild 
des Eintritts der Sonne in das nächtliche Dunkel. 

Hier sind auch noch dig Ausdrücke ζόφος und ἔρεβος zu erwähnen, 
welche nicht selten mit “Hades’ synonym gebraucht werden. Zooos 
nämlich bezeichnet eigentlich das Dunkelder Nacht, sodann auch 
das Dunkel des Hades und den Hades selbst’). Aehnlich 
ἔρεβος: ursprünglich bedeutet es die westliche Gegend, wo nächtliches 
Dunkel herrscht, und daher auch die Finsterniss, welche die Gegend 
des Hades umfängt, und den Hades selbst, wie dies aus mehreren 
Stellen deutlich hervorgeht. In der ersten Nexuta z. B. heisst es von 
dem Schatten des Telamoniers Aias, er seizu den übrigen Schat- 
ten in den Erebos gegangen ®); offenbar ist also hier ἔρεβος der 
gewöhnliche Aufenthalt der Seelen, das Todtenreich. Von den Seelen 


merischen Kimmeriern gewesen sein, die ja niemals die Sonne beschien, ἃ 15’. 
Völeker, hom. Geogr. S. 154. Vgl. Klausen, Abenteuer des Odyss. $. 39. 
Voss, krit. Blätter. 11. 307. Welcker, aischyl. Trilog. S. 130. Nitzsch zu 
λ 13—19. Indess konnte die Existenz eines solchen Volks im äussersten Westen den 
Griechen zur Zeit des Dichters nur aus phoinikischen Schiffergeschichten bekannt 
sein. Daher wird auch sein Name phoinikischen Ursprungs sein. Von der Wurzel 
kamar abgeleitet, bezeichnet er eine Völkerschaft der Finsterniss. Später (seit He- 
rodot) nannten die Griechen ebenso ein Volk nördlich vom schwarzen Meere im An- 
schluss an dessen einheimischen Namen Kymr, Kumri, bei den Hebräern Gömer, 
bei den Arabern Qirim. Vgl. Gesenius, Thesaurus I. S. 295. 

1) A 14: ἔνϑα δὲ Κιμμερίων ἀνδρῶν δῆμός τε πόλις τε, | ἠέρι καὶ νεφέλῃ χεχαλυμ- 
μένοι" οὐδέ ποτ αὐτοὺς | ἠέλιος φαέϑων κχαταδέρχεται΄ ἀχτίνεσσιν, | 0% ὁπότ Av στεί-- 
χῇσι πρὸς οὐρανὸν ἀστερόεντα, | οὔϑ᾽ ὅτ᾽ ἂν ἂν ἐπὶ γαῖαν ἀπ᾽ οὐρανόϑεν προτράπη- 
ται, | ἀλλ᾽ ἐπὶ νὺξ ὀλοὴ τέταται δειλοῖσι βροτοῖσιν. 

2) 4511. 512 (85. ο.). 

3) ῳ 11: πὰρ 8 ἴσαν ᾿Ωχεανοῦ τε ῥοὰς χαὶ Λευχάδα πέτρην, | ἠδὲ παρ᾽ Ἠελίοιο πό- 
λας χαὶ δῆμον ᾿ὈὈνείρων | ἤϊσαν- αἶψα 8 ἵχοντο zur ἀσφοδελὸν λειμῶνα, | ἔνϑα τε 
ναίουσι ψυχαί, εἴδωλα χαμόντων. 

4) Hom. Geogr. S. 23. 

5) A155: Texvoy ἐμόν, πῶς ἦλθες ὑπὸ ζόφον ἠερόεντα ] ζωὸς ἐών; χαλεπὸν 
δὲ τάδε ζωοῖσιν ὁρᾶσϑαι. A 57: Ἐλπῆνορ, πῶς ἦλθες ὑπὸ ζόφον ἠερόεντα; υ 355: εἰδώ- 
λων δὲ πλέον πρόϑυρον, πλείη δὲ καὶ αὐλή, | ἱεμένων "Ερεβόσδε ὑπὸ ζόφον. 0 191: 
Αἴδης δ᾽ ἔλαχε ζόφον ἠερόεντα, | Ζεὺς δ᾽ ἔλαχ' οὐρανὸν εὐρύν. 

6) λ 5683: βῆ δὲ μετ᾽ ἄλλας | ψυχὰς εἰς Ἔρεβος νεχύων κατατεϑνηώτων. 

4* 


52 Β. Die Erdscheibe und die mit ihr zusammenhängenden Erscheinungen. 


der Brüder Atymnios und Maris ferner, welche von den Nestoriden 
getödtet wurden, wird in der Ilias einfach gesagt, sie seien zum Erebos 
hinabgewandelt!). — Warum übrigens die homerischen Griechen das 
Todtenreich in den fernen Westen, in das sonnenlose Land der 
Kimmerier versetzen, ist leicht erklärlich. Ohne Licht vermag sich 
der Grieche kein Leben zu denken; daher ist jene westliche Region, 
wo der Strahl des Helios nicht leuchtet, und ewige Nacht herrscht, für 
ihn zugleich der Sitz der Erstarrung und des Todes und wird somit 
zum Aufenthaltsorte der Todten selbst, daher auch die Ionier, wie 
Völcker bemerkt?) , ihre Todten gegen Westen legten, wo mit der 
wirklichen Sonne für den Menschen gleichsam auch die Lebenssonne 
erlischt. ‚Aehnliche Ideen finden sich auch bei andern Völkern, wie 
z. B. den Indianern Nordamerikas, welche glauben, das Land der 
Seelen liege weit nach Sonnenuntergang, und die Seelen müssen 
Monate lang wandern, um es zu erreichen. 

Den Hades selbst malt der Dichter mit den schwärzesten Farben. 
Er nennt die Behausungen desselben grauenhaft (σμερδαλέα) und 
dumpfig (εὐρώεντα), so dass selbst die Götter davor schaudern 3). 
Teiresias bezeichnet ihn als eine Stätte des Entsetzens (ἀτερπέα 
χῶρον) ἢ, und finstere, mitternächtliche Pfade führen zu ihm). Den 
Eingang des Hades verschliessen mächtige Thore, daher ihm das Epi- 
theton εὐρυπυλής beigelegt wird‘). 

Was endlich den Tartaros betrifft, so ist derselbe für die 
Götter, was der Hades für die Menschen; denn die Götter wer- 
den in ihn hinabgestürzt, um dort zu büssen, und schwören bei den 
Gottheiten desselben’). Er wird als Abgrund unter der Erde gedacht, 
zu welchem eine eiserne Pforte und eherne Schwelle den Zugang ver- 
sperrt, und der eben so weit unter dem Hades sich befindet, wie der 
Himmel über der Erde®). Ueber die Entfernung des Tartaros von 


ἢ 11326: ὡς τὼ μὲν δοιοῖσι χασιγνήτοισι δαμέντε | βήτην εἰς Ἔρεβος, Σαρπηδόνος 
ἐσθλοὶ ἑταῖροι. 

2) Hom. Geogr. S. 142 oben. 

3) 762: δείσας δ᾽ &x ϑρόνου ἄλτο χαὶ ἴαχε (Aidoneus), μὴ οἱ ὕπερϑεν | γαῖαν ἀναρ- 
ρήξ εἰε Ποσειδάων ἐνοσίχϑων, | οἰκία δὲ ϑνητοῖσι καὶ ἀϑανάτοισι ἘΘΥΝ | σμερδαλέ᾽, εὐρώεντα, 
τάτε an ἔουσι ϑεοί ep: = 512: αὐτὸς δ᾽ εἰς ᾿Αἴδεω ἰέναι δόμον Oh 

)R 93: τίπτ᾽ αὖτ, ὦ über τηνε, λιπὼν φάος ἠελίοιο | ἤλυϑες, ὄφρα ἴδῃ νέχυας καὲ 
ἀτερπέα χῶρον; u 


0) . 39ὃϑβ.. ἢ Zar 
9) ὁ 68: ἢ ἔπειτά u RER er | οἴχοιτο προφέρο οὐσα zur ἠερόεντα κέ- 


6) Y τά: ἀλλ᾽ αὔτως ἀλάχημαὶ ἀν᾽ are "Αἴδος δῶ. 

7) Ἑ218: ὥμνυε δ’, ὡς ἐχέλευε, ϑεοὺς δ᾽ ὀνόμτηνεν ἅπαντας | τοὺς ὑποταρταρίους, 
οἱ Τιτῆνες καλέονται. Vgl. 3 274. BO 10 f. 

5) 13: ἤ μιν ἑλὼν ῥίψω ἐς Τάρταρον ἠερόεντα, [τῆλε μάλ᾽, {χι βάϑισ τοῦ ὑπὸ 


$13. Hades und Tartaros. 53 


der Erde lesen wir bei Homer nichts; Genaueres bestimmt darüber die 
hesiodeische Theogonie, in der es heisst: wenn ein eherner Ambos 
neun Tage und Nächte vom Himmel falle, so komme er am zehnten 
zur Erde; und falle er neun Tage und Nächte von der Erde, so gelange 
er am zehnten in den Tartaros!); wozu A. v. Humboldt bemerkt, 
dass die Phantasie der Griechen sich in wilden Schätzungen von Fall- 
höhen gefallen habe?). In Bezug auf die Frage, wie der Tartaros mit 
der Erde Zusammenhang haben könne, vermuthet Völcker mit grosser 
Wahrscheinlichkeit°), dass die Alten den Tartaros als eine Art von 
Gegenhimmel betrachteten, so dass er sich als hohle Halbkugel bis zur 
Peripherie der Erdscheibe 'hinaufzog und sich mit dem Himmel der- 
gestalt zu einer Vollkugel ergänzte, dass die Erdscheibe als ein durch 
das Centrum dieser Kugel gehender grösster Kreis erschien. — An 
einer andern Stelle des 8. Buches der Ilias, wo Zeus seiner Gemahlin 
erklärt, er fürchte ihren Zorn selbst dann nicht, wenn sie die Titanen 
aus dem Tartaros gegen ihn herbeirufe, wird die Region desselben als 
die äusserste Gränze der Erde und des Pontos bezeichnet, wo Iapetos 
und Kronos hausen und nimmer von den Strahlen des Helios und 
kühlenden Winden erquickt werden, und wo der tiefe Tartaros sich 
rings ausbreite!). Wenn es hier heisst, der Tartaros begränze die 
Erde und den Pontos, so erklärt sich dies sofort aus der obigen Vor- 
stellung, dass der Tartaros als Gegenhimmel bis zur Erdperipherie 
hinaufreiche: wie der Himmel als obere Halbkugel die Erdscheibe von 
obenher umschliesst und begränzt, so umfängt sie die Halbkugel des 
Tartaros von unten her und kann daher mit Recht als die äusserste 
Begränzung der Erde bezeichnet werden. 

Die Epitheta, welche Homer dem Tartaros beilegt, sind 12p6- 
εις ὅ) und βαϑύς 6). 


, 


᾿ ΩΔ »ν DS ee en NE IR ΓΙᾺ Sg Zu πΡαΣ. D PEN 
auaıde ἐστι βέρεῶρον, | ἔνϑα σιδήρειαί τε πύλαι καὶ γάλχεος οὐδός, | τόσσον ἔνερϑ᾽ ᾿Αἴδεω, 
ὅσον οὐρανός ἐστ᾽ ἀπὸ γαίης. 

ἢ) Hesiod. Theog. 722 Göttl.: ἐννέα γὰρ νύχτας τε zul ἤματα γάλχεος ἄχμων | οὐ- 
ρανόϑεν χατιὼν δεχάτῃ ἐς γαῖαν ἵχοιτο" [ ἐννέα ὃ αὖ νύχτας τε χαὶ ἤματα γάλχεος 
ἄχμων | ἐχ γαίης κατιὼν δεχάτῃ ἐς Τάρταρ᾽ ἵχοιτο. Vgl. oben ὃ. 1. 

2) Kosmos III, S. 288. (Cotta 1850). 

3) Hom. Geogr. 5. 106 oben. Vgl. Forbiger, Handb. der alten Geogr. 
Ba. 1 8.6. 


ἢ BAT: σέϑεν δ᾽ ἐγὼ οὐχ ἀλεγίζω | χωομένης, οὐδ᾽ εἴ χε τὰ νείατα πείραϑ᾽ 
ἕχησι | γαίης καὶ πόντοιο, ἵν᾽ Ἰαπετός τε Κρόνος τε | ἥμενοι οὔτ᾽ αὐγῆς Ὑπερίονος Ἠε-. 
Moro | τέρποντ᾽ οὔτ᾽ ἀνέμοισι, βαϑὺς δέ τε Τάρταρος Angie. Vgl. Ξ 203 - ὅτε τε Κρόνον 
εὐρύοπα Ζεὺς | γαίης νέρϑε χαϑεῖσε zul ἀτρυγέτοιο ϑαλάσσης. Völcker, hom. Geogr. 
S. 87 und Κ΄. 158. 

5) & 13: ἐς Τάρταρον ἠερόεντα. 

6) 8481: βαϑὺς δέ τε Τάρταρος ἀμφίς. 


τ ea 


Eee» » U 
u 5 NE =. 


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54 B. Die Erdscheibe und die mit ihr zusammenhängenden Erscheinungen. 


Uebrigens ist hier schliesslich noch zu bemerken, dass sich in den 
homerischen Vorstellungen vom Hades mannigfache Widersprüche und 
Unklarheiten finden, wovon der Grund schon in dem geheimnissvollen 
Charakter des Gegenstandes selbst liegt. Man darf daher auch an den 
einschlagenden Stellen nicht mikrologisch mäkeln wollen, wie dies 
manche Gelehrte gethan haben, und von dem Dichter eine Akribie und 
Consequenz verlangen, die ihm auch sonst nicht eigen ist. Manche 
haben sogar behauptet, Homer kenne überhaupt kein unterirdi- 
sches Todtenreich. Im Gegentheil, Homer hält gewiss an der 
Vorstellung seines Zeitalters und des Alterthums überhaupt fest, dass 
das Schattenreich unterirdisch sei, nur dass er diese Vorstellung je 
nach der "momentanen Eingebung bald so, bald anders einkleidet; 
denn, wie auch schon Cammann bemerkt hat), der epische Dichter 
bietet uns bei den Schilderungen göttlicher Dinge kein System der 
Dogmatik, sondern Schöpfungen seiner Phantäsie, die er in freiester 
Weise walten lässt, und an die man nicht den Massstab strenger Logik 
legen darf. Der Volksglaube bildet dabei nur den innersten Kern, den 
die poetische Phantasie mit schmückender Hülle umkleidet. 


$ 14. 
Der Okeanos. 


Der Okeanos wird, wie schon bemerkt wurde?), bei Homer als 
Fluss (rorauog)®) gedacht, der die ganze Erdscheibe rings umfliesst, 
in welchem Sinne er das Epitheton ἀψόρροος, d. h. zurückströ- 
mend, erhält®); denn er bewegt sich in einem steten Kreislaufe und 
strömt wieder in sich selbst zurück. Er ist demnach sorgfältig von 
dem Meere (d.h. dem Mittelmeere und dem Pontus Euxeinos) zu 
unterscheiden, welches πόντος, ἅλς, ϑάλασσα oder πέλαγος heisst) und 
allerdings am östlichen und westlichen Rande der Erdscheibe mit dem 
Okeanos in Verbindung steht, da Odysseus ununterbrochen aus dem 


!) Vorschule zu der Il. und Od. S. 177, Anm. 

2) S. oben $. 12. 

3) 2 607; ἐν δ᾽ ἐτίϑει (Ἤφαιστος) ποταμοῖο μέγα σϑένος Ὠχεανοῖο | ἄντυγα πὰρ 
πυμάτην σάκεος πύκα ποιητοῖο. Also am äussersten Rande des Schildes bildet 
Hephaistos den Okeanos, während er das Meer im Innern desselben darstellt. 
S. 2483. Mit 2 607 geräth Cammann (Vorschule. $. 382) in Widerspruch, wenn 
er den Okeanos das äussere Meer nennt. 

ἄγ) u 65: ἀψορρόου ᾿Ωχεανοῖο. 

5) S. ὃ. 15. Wie scharf Meer und Okeanos geschieden werden, sieht man 
aus dem Anfange der ersten Νεχυία, wo Odysseus aus dem Meere (ϑάλασσα, ἅλς 
Δ 1 und 2) in den Okeanos fährt A 13). 


ὃ 14, Der Okeanos. , 55 


ΟΡοπίοβ in den Okeanosfluss σοϊδηρσέ ἢ. Da der letztere nach dem Bis- 
herigen gleichsam einen mit der Erdscheibe eoncentrischen Ring bildet, 
der die Erde umsäumt, so wird er folgerecht als Erdgränze gedacht 
und bezeichnet?), daher es vom Odysseus heisst, er sei auf seiner 
Fahrt zum Hades εἰς πείρατα βαϑυρρόου ᾿Θχεανοῖο 5), d.h. nichtzuden 
Gränzen des Okeanos, sondern zu den durch den Okeanos 
gebildeten Gränzen der Erdscheibe gelangt, wo die Kimme- 
rier in Nacht und Finsterniss hausen. Wodurch der Okeanos selbst 
wieder begränzt werde, bleibt unklar; die kindliche Phantasie des 
homerischen Zeitalters begnügte sich mit jener halbverschwommenen 
Vorstellung. Auch wie breit man sich denselben gedacht habe, wird 
nicht gesagt. — Uebrigens enthält der Okeanos eine unerschöpfliche 
Wassermasse: er durchdringt die ganze Erde mit seinem süssen Ge- 
wässer, und ihm entströmen alle Flüsse und das ganze Meer, alle Quellen 
und Brunnenj. Ueber den personificirten Okeanos, der diese Ge- 
wässer beherrscht und als mächtiger Gott gedacht wird, wird später 
das Nöthige beigebracht werden. 

Wir knüpfen an das Bisherige noch die Besprechung einiger an- 
derer Vorstellungen, welche mit dem Okeanos in Verbindung stehen. 
Aus seinen Wogen erheben sich im Osten Eos’) und Helios‘) und 
senken sich im Westen wieder in denselben hinab”). Dem südlichen 
Theile des Okeanos ziehen die dem Winter entfliehenden und ein wär- 
meres Klima suchenden Kraniche zu, um das zwerghafte Pygmaien- 
volk zu bekämpfen °); womit zugleich deutlich ausgesprochen ist, dass 
der Okeanos den Süden der Erdscheibe bespült; dort, unweit des 


1) A1—13. 

2 3200 (3 301): εἶμι γὰρ ὀψομένη πολυφόρβου πείρατα γαίης, | Qxeav6v τε, ϑεῶν 
γένεσι», καὶ μητέρα Τηϑύν. 

3) A13: ἡ δ᾽ ἐς πείραϑ᾽ ἵχανε βαϑυρρόου Ὠχεανοῖο. Vgl. Ameis z. 4. St. 

4) © 194: τῷ (Au) οὐδὲ χρείων ᾿Αχελώϊος ἰσοφαρίζει, | οὐδὲ βαϑυρρείταο μέγα σϑέ- 
νος Ὠχεανοῖο, | ἐξ. οὗ περ πάντες ποταμοὶ χαὶ πᾶσα ϑάλασσα | καὶ πᾶσαι χρῆναι καὶ 
φρείατα μαχρὰ νάουσιν. S. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. I. S. 565. 
Man dachte sich nämlich den Okeanos voll süssen Wassers, wie sich schon aus 
dem von den alten Dichtern durchgängig festgehaltenen Gegensatze zu dem Salz- 
meere ergiebt. Forbiger, das. Anm. 21. 

3) 4197: οὐδὲ σέ τ᾽ ἠριγένεια παρ᾽ Ὠχεανοῖο ῥοάων | λήσε: ἐπερχομένη χρυσό- 
ὕρονος. 

6) Η 421 : Ἠέλιος μὲν ἔπειτα νέον προσέβαλλεν ἀρούρας, | ἐξ ἀκαλαρρείταο βαϑυρρόου 
Ὥχεανοῖο | οὐρανὸν εἰσανιών. Ebenso τ 499. Vgl. u ὃ. 

ἢ 2239: Ἠέλιον ὃ ἀχάμαντα βοῶπις πότνια Ἥρη | πέμψεν ἐπ᾽ ᾿Ωχεανοῖο ῥοὰς 


>? 


2 ΄Ὰ x > - Ἅ - " 
ἀέκοντα νέεσθαι. | ἠέλιος μὲν ἔδυ. Θ 485: ἐν δ᾽ ἔπεσ Ὥχεαν ᾧ λαμπρὸν 
> x = 7 
L 09 


τῷ 
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[9] 


Σ 


8). Γ 3: ἠῦτε περ χλαγγὴ γεράνων πέλει οὐρανόϑι πρό, | αἵἴτ᾽ ἐπεὶ 

ὶ ἀϑέ = ὄμ.3 Ξ +) Ep u; Ὁ Εν ΦανΕΣ, ΒΘ ΕΞΒΒΕΕΞ 5. RER Ζ, 

καὶ ἀϑέσφατον ὄμβρον, | χλαγγῇ ταί γε πέτονται ἐπ᾿ Ὥχεανοῖο ῥοάων, | ἀν 
φόνον χαὶ χήρα φέρουσαι. 


>. A σα I u = αν, δος νΥ.. Δι ριυν 
᾽ 4 : ᾿ rs 5 = SITE Ta Er 


56 B. Die Erdscheibe und die mit ihr zusammenhängenden Erscheinungen. 


südlichen Randes, wohnen auch die westlichen Aithiopen, welche Iris 
an den Fluthen des Okeanos aufsuchen will!). Ueber den nördlichen 
Theil der Erdscheibe findet sich allerdings keine bestimmte Angabe; 
dass er indess ebenfalls vom Okeanos bespült wurde, beweist das schon 
oben besprochene Epitheton ἀψόρροος. 

Am Okeanos, unweit des äussersten westlichen Erdrandes, liegen 
ferner die seligen Inseln oder die elysische Flur, wohin bevor- 
zugte Menschen noch lebend entrückt werden, welches Loos Nereus 
dem Menelaos prophezeit; dort wohnt der Held Rhadamanthys, und 
ein sorgloses, ungetrübtes Dasein führen dort die Menschen; weder 
Schnee noch Orkan noch Regen herrscht daselbst; sondern stets sendet 
der Okeanos säuselnde Zephyre zur Kühlung der Menschen?). — 
Auf dem Wege zum Hades, aber noch diesseits des Okeanos, liegt 
nach der homerischen Dichtung der leukadische Fels, d.h. der 
weisse Fels, das Symbol des Tageslichtes). 

In den Wogen des Okeanos badet sich nach homerischer Vorstel- 
lung der Seirios oder Hundsstern®), womit sein Untergang be- 
zeichnet wird; denn wie die aufgehenden Sterne aus dem Okeanos 
emporsteigen, so tauchen die untergehenden in ihn hinab. Von der 
Bärin (Apxro<s) hingegen heisst es, dass sie allein nie vom Bade des 
Okeanos benetzt werde, ἃ. ἢ. nie untergehe5). Diese 'Thatsache ist 
richtig, da das Bärengestirn sich für die Bewohner der nördlichen 
Hemisphäre stets über dem Horizonte hält. Der Anstoss, welcher darin 
zu liegen scheint, dass der Nichtuntergang auf das Bärengestirn allein 
beschränkt wird, ist bereits oben‘) besprochen. 

Von den Epithetis, welche dem Okeanos beigelegt werden, sind 


ἡ W205: οὐχ ἕδος: εἶμι γὰρ αὖτις ἐπ Ὠχεανοῖο ῥέεϑρα, | Αἰθιόπων ἐς γαῖαν, 
ὅϑι ῥέζουσ᾽ ἑχατόμβας | ἀϑανάτοις. Vgl. über die Aithiopen: Hom. Geogr. $. 66 und 
ὃ. 99. Völcker, homer. Geogr. S. 858 ff. 

2) 8563: ἀλλά σ᾽ ἐς Ἠλύσιον πεδίον χαὶ πείρατα γαΐης | ἀϑάνατοι πέμψουσιν, ὅϑι 
ξανϑὸς “Ῥαδάμανϑυς, | τῇ περ δηΐστη βιοτὴ πέλει ἀνθρώποισιν" | οὐ νιφετός, οὔτ᾽ ἂρ 
χειμὼν πολύς, οὔτε ποτ᾽ ὄμβρος, | ἀλλ᾽ αἰεὶ Ζεφύροιο λιγὺ πνείοντας ἀῆτας | Ὠχεανὸς 
ἀνίησιν ἀναψύχειν ἀνϑρώπους. 

3) 11: πὰρ δ᾽ ἴσαν (Hermes mit den Seelen der Freier) Ὠχεανοῦ τε ῥοὰς καὶ 
Λευχάδα πέτρην, | ἠδὲ παρ᾽ Ἠελίοιο πύλας zur δῆμον ᾿θνείρων. Vgl. Völcker, hom. 
Geogr. 5. 96. 

ἢ E5: ἀστέρ ὀπωρινῷ ἐναλίγχιον, ὅστε μάλιστα | λαμπρὸν παμφαίνησι λελουμένος 
χεανοῖο. : ; ᾿ 

5) 2489 (e 275): οἴη ὃ᾽ ἄμμορός ἐστι λοετρῶν Ὠχεανοῖο. Aehnlich sagt der 
Grammatiker Musaios (Hero und Leander, v. 214 Passow: ἄβροχον ὁλχὸν ᾿Αμάξης. 
Ovid. Met. U, 172: (Triones) vetito frustra tentarunt aequore tingi. 

6) 8. ὃ. 9 (8. 39). 


ΝΡ ΡΥ ΤΑΣ ΡΣ, ΡΜ ΨΥ Ta ae rs ΡΕΙ ΚΎΝΑ 


$15. Das Meer. 57 


ausser dem schon oben erwähnten ἀψόρροος noch βαϑυδίνης (der tief- 
wirbelnde) ἢ), Baduppoos?) und βαδυρρείτης (der tieffluthende) 3) 
und ἀχαλαρρείτης (der sanftfliessende) 4) anzuführen. 


ὃ 15. 
Das Meer. 


Wie schon oben bemerkt’), ist bei Homer zwischen Meer und 
Okeanos streng zu unterscheiden. Dieser umfluthet die ganze Erd- 
scheibe an ihrem Rande und wird als ein in sich selbst zurückströ- 
mender Fluss (ποταμός) gedacht, während das eigentliche Meer, 
welches den Gegensatz zum Festlande bildet®), sich innerhalb der 
vom Ökeanos umflossenen Erdfläche befindet. Es begreift das Mittel- 
meer und den Pontos Euxeinos in sich, steht aber, wie ebenfalls schon 
bemerkt wurde”), am Ost- und Westrande der Erdscheibe mit dem 
Okeanos in Verbindung; daher Wagner mit Recht sagt, dass Meer 
und Erde einerlei Gränzen haben®). Die Herrschaft über das Meer 
und alle seine Erscheinungen fiel bei der Dreitheilung der Welt dem 
Poseidon zu°). Uebrigens hat auch das Meer, wie alle Gewässer der 
Erde, seinen ξένε aus dem Okeanos!?). Die Ausdehnung des 
Meeres erscheint der Phantasie der homerischen Griechen als etwas 
Ungeheures, sowohl der horizontalen Richtung nach, daher von 
einem weiten Rücken des Meeres die Rede ist!!), als auch ver- 
ticalin die Tiefe, worauf der Ausdruck grosser Meeresschlund 
(λαῖτμα, verwandt mit λαιμός) hindeutet 12. Namentlich dachte man 
sich das Mittelmeer von unermesslicher Ausdehnung; daher die 
Aeusserung Nestors, ein Vogel sei nicht im Stande, in einem Jahre 
darüber hin- und zurückzufliegen 13). Ausserdem herrscht bei Homer 


Ri) 


ἢ z51l: ἐπ ᾿Ωχεανῷ βαϑυδίνῃ. 

2) H 455 (τ 434): ἐξ ἀχαλαρρείταο βαϑυρρόου ᾿Ωχεανοῖο. 
8) ® 195: βαϑυρρείταο μέγα σϑένος Ὠχεανοῖο. 

Ἢ Η 422 (434). So eben citirt. 


5) ὃ. 14 z. Anf. 

6) Θ 418: οὐδ᾽ εἴ χε τὰ νείατα πείραϑ᾽ ἵχηαι [γαίης χαὶ πόντοιο. 

7) ὃ. 14 χὰ Anf.. 

8) J.J. Wagner, Homer und Hesiod. $. 29. 

» 9) 0189: τριχϑὰ δὲ πάντα δέδασται, ἕκαστος δ᾽ ἔμμορε τιμῆς "1 ἤτοι ἐγὼν (Posei- 

don) ἔλαχον πολιὴν ἅλα ναιέμεν αἰεί. 

10) ᾧ 195: Ὠχεανοῖο, | ἐξ οὗ περ πάντες ποταμοὶ χαὶ πᾶσα ϑάλασσα - νάουσιν. 

1) ε11: ἐπ᾽ εὐρέα νῶτα ϑαλάσσης. Oder auch schlechtweg εὐρέα πόντον, wie 
Ζ 291. 

12) ἡ 35: λαῖτμα μέγ᾽ ἐχπερόωσιν. T 267: πολιῆς ἁλὸς ἐς μέγα λαῖτμα. 

13) 4 321: ἐς πέλαγος μέγα τοῖον, ὅϑεν τέ περ οὐδ᾽ οἰωνοὶ | αὐτόετες οἰχνεῦσιν, ἐπεὶ 
μέγα τε δεινόν τε. 


αι δ er 


58 Β. Die Erdscheibe und die mit ihr zusammenhängenden Erscheinungen. 


durchgängig die Vorstellung, dass von der Küste aus das Meer an- 
steige, so dass mithin diejenigen, welche vom Lande in die hohe See 
stechen, aufwärts, die küstenwärts Fahrenden hingegen abwärts 
segeln; daher die stehenden Ausdrücke avayssdu—=in Seestechen!) 
und zarayssdaı = vonder Seedem Ufer zusteuern, landen). 
Auch noch andere Ausdrücke kommen in diesem Sinne vor: so ἀναπλέω 
von der Expedition nach Troja 3), χαταπλέω 4) und χάτειμιδ). 

Betrachten wir jetzt genauer die Ausdrücke, welche bei Homer 
zur Bezeichnung des Meeres dienen. Sie sind folgende: ϑάλαυσα, ἅλς, 
πόντος, πέλαγος, λίμνη und λαῖτμα 6). 

Was ΠΡ an ϑάλασσα betrifft, so bezeichnet es das Meer als 
solches ohne jede weitere Nebenbeziehung, also als ein 
Glied in der Trias der Welttheile oder, wie Göbel sich ausdrückt”), 
gleichsam als Weltelement, so dass es in Gegensatz zu γαῖα und οὐρα-- 
vös tritt. So bildet Hephaistos auf dem Achilleusschilde γαῖα, οὐρανός 
und ϑάλασσα δ). Auch wo das Meer in seiner Ganzheit bezeichnet 
werden soll, steht ϑάλασσα: Atlas kennt die Tiefen des ganzen 
Meeres°®); aus dem Okeanos hat das ganze Meer seinen Ursprung 1 
u. dgl. m. Daher hat ϑάλ. auch nie ein Adjectiv zur Bezeichnung 
eines Sondermeeres bei sich, wie dies bei πόντος der Fall ist; so 
πόντος "Ixapıos 11), Θρηΐκιος πόντος 12) u. 5. w. 

Πέλαγος ἘΠῚ bezeichnet das weite, offene Meer im Gegen- 
satze zu den in der Nähe des Festlandes oder von Inseln befindlichen 


1) A478: τότ᾽ ἔπειτ ἀνάγοντο μετὰ στρατὸν εὐρὺν Ἀχαιῶν. 

2 710: οἱ δι ds κατάγοντο, ἰδ᾽ ἱστία νηὸς ἐΐσης | στεῖλαν ἀείραντες. Ὑ 177: ἐς 
δὲ Γεραιστὸν | ἐννύχιαι κατάγοντο. π 322: ἡἣ δ᾽ ἄρ ἔπειτ᾽ Ἰϑάχηνδε κατήγετο νηῦς 
εὐεργήῆς. 

3) A 21: ᾿Ἀχαιοὶ | ἐς Τροίην νήεσσιν ἀναπλεύσεσϑαι ἔμελλον. 

4) 1142: ἔνϑα χατεπλέομεν. 

5) m 472: ὅτε νῆα ϑοὴν ἰδόμην χατιοῦσαν | ἐς λιμέν᾽ ἡμέτερον. 

6) Vgl. zum Folgenden die gründliche Abhandlung von A. Göbel: Das Meer 
in den homerischen Dichtungen (in der Zeitschr. für das Gymnasialwesen. 
9. Jahrg. 1855. 5. 513 ff.), aus der ich im Folgenden das Wesentlichste hervorhebe. 
Zugleich wird man aus dieser Erörterung erkennen, wie irrig die Ansicht J. J. Wag- 
ner’s sei, welcher (Homer und Hesiod, $. 28) behauptet, dass Homer die obigen 
Ausdrücke promiscue gebrauche. Vgl. auch: Kopp in Jahn’s N. Jahrbb. 82, 
516—521. O. Retzlaff, Proben aus einer homer. Synonymik. II. Königsb. 1867. 
4. S. 1—7. 

ἢ Göbel a. a. Ο. 8. 515. ; 

8) Σ 488: ἐν μὲν γαῖαν ἔτευξ᾽, ἐν ὃ᾽ οὐρανόν; ἐν δὲ ϑάλασσαν. 

9%) a 52: "Arkavros —, ὅστε ϑαλάσσης | πάσης βένϑεα οἶδεν. 

10) ® 195: Ὠχεανοῖο, | ἐξ οὗ περ πάντες ποταμοὶ χαὶ πᾶσα ϑάλασσα | — νάουσιν. 

11) B 145. 

1) W 230. 


815. Das Meer. 59 


Meerestheilen, also zu Meerbusen, Meerengen und Sunden. Dies 
sieht man z. B. aus dem Gleichnisse, in welchem das als Spielball der 
Winde durch die weite See treibende Floss des Odysseus mit Disteln 
verglichen wird, welche der herbstliche Boreas durch das Gefilde 
dahinjagt!). Hier herrscht offenbar die Vorstellung des Meeres als 
weit ausgedehnter Fläche vor, wie schon die Vergleichung mit dem 
Gefilde zeigt, so wie auch der gleich folgende Zusatz, bald habe 
Notos es dem Boreas zugeschleudert, bald Euros es dem Zephyros zur 
Verfolgung überlassen?). Denn da nur auf freiem, offenem Meere, 
nicht aber an eingeschlossenen Stellen alle jene entgegengesetzten 
Winde zu gleicher Zeit ihre Kraft entwickeln können, so folgt auch 
hieraus, dass dem Dichter hier bei πέλαγος das offene Meer vorschwebt. 
Aehnlich ist der Gebrauch des Worts an den übrigen Stellen.. Ausser- 
dem verdient noch Erwähnung, dass dasselbe bald das Epitheton μέγα 
bei sich hat?), bald ohne dasselbe steht ἢ. 

Der Ausdruck λίμνη bezeichnet ursprünglich ein abgegränztes 
Gewässer, daher einen Sumpf oder auch einen Binnensee, 
wobei der Nebenbegriff des Stagnirenden hervortritt. Sodann wird 
es auch vom Meere in der Weise gebraucht, dass es für sich ab- 
geschlossene Meerestheile, namentlich Meeresbuchten, 
bezeichnet. Die Stellen, wo λίμνη für das Meer steht, haben über- 
dies alle eine Beziehung auf Grotten von Meeresgöttern, was sich 
daraus erklärt, dass solche Grotten sich nur zwischen felsigen' Eilanden 
und in den Felsenklüften der Meeresbuchten finden. So steht z. B. 
λίμνη in der Erzählung, wie Iris in’s Meer gesprungen sei und die 
Grotte der Thetis, welche doch in tiefer Meeresbucht lag, aufgesucht 
habe’). Ebenso bringt Poseidon, als er den Achaiern zu Hülfe eilen 
will, seine Rosse in einer Grotte unter, welche zwischen Inseln 
in tiefer Bucht des Meeres (λίμνης) liegt®). 

Das Wort πόντος, zu welchem wir jetzt übergehen, bezeichnet im 
Allgemeinen die hohe See, so dass es den Gegensatz zur Küste und 
Küstennähe bilden kann. So sagt Odysseus, sein Schiff sei von den 
Felsen und Riffen des laistrygonischen Gestades in den Pontos 


ἢ 328: ὡς ὃ ὅτ᾽ ὀπωρινὸς Βορέης φορέῃσιν ἀκάνϑας | ἂμ. πεδίον, πυκιναὶ δὲ 
πρὸς ἀλλήλῃσιν ἔχονται, | ὡς τὴν ἂμ. πέλαγος ἄνεμοι φέρον ἔνϑα καὶ ἔνϑα. 

2) ε 331: ἄλλοτε μέν τε Νότος Βορέῃ προβάλεσχε φέρεσϑαι, | ἄλλοτε δ᾽ αὖτ Εὖρος 
Ζεφύρῳ εἴξασχε διώκειν. n 

3) Ξ 16: ὡς δ᾽ ὅτε πορφύρῃ πέλαγος μέγα. 

ἢ + 174: ἠνώγει πέλαγος μέσον εἰς Εὔβοιαν | τέμνειν. 

5) Ω 78: μεσσηγὺς δὲ Σάμου τε καὶ Ἴμβρου παιπαλοέσσης | ἔνϑορε μείλανι πόντῳ " 
ἐπεστονάχησε δὲ λίμνη — εὖρε δ᾽ ἐνὶ σπῆϊ γλαφυρῷ Θέτιν. 

6) N 32: ἔστι δέ τι σπέος εὐρὺ βαϑείης βένϑεσι λίμνης, μεσσηγὺς Τενέδοιο καὶ 
ἴμβρου παιπαλοέσσης. 


60 8. Die Erdscheibe und die mit ihr zusammenhängenden Erscheinungen. 


geflohen!) ; Leukothee gebietet dem Odysseus, ihren Gürtel vom Ge- 
stade weit in das Meer (πόντος) hinauszuschleudern?); auch in den 


Ausdrücken, welche eine weite Meeresfahrt bezeichnen, steht nicht 
&%<, sondern πόντος 8), und den Schiffen selbst wird in dieser Beziehung 


das Epitheton rovroropos beigelegt). Auch wenn von Verschlagenen 
die Rede ist, welche auf hoher See in der Irre umhertreiben, steht 
immer πόντος ὅ) ; und Odysseus sieht von einer Anhöhe der Kirkeinsel 
nichts, als den unermesslichen Pontos®). — Nur an wenigen Stellen 
steht πόντος, wo von der Küste oder dem Küstenmeere die Rede 
ist, und zwar geht es hier auf die Tiefe des Meeres. So lässt ein 
Angler am Gestade mit sehr langer Angelruthe seine Angel in den 
Pontos hinab”); die Tochter des Proteus taucht unter und bringt vier 
Robbenhäute aus der Meerestiefe (ἐκ πόντου) empor®); überhaupt steht 
bei den Verbis des Untertauchens stets πόντος 5), während bei an- 
deren Verben, z. B. οἴχεσϑαι, auch ὅλς stehen kann 19). In πόντος ver- 
einigen sich demnach die beiden Bedeutungen des hohen und des 
tiefen Meeres. 

In geradem Gegensatze zu πόντος bezeichnet ferner ἅλς das Meer 
am Gestade Darum steht es so oft, wenn von der Küste und 
von der Brandung am Ufer die Rede ist!!); Schiffe werden stets 
εἰς ἅλα oder ἅλαδε hinabgelassen'?), und dieselben Ausdrücke 
werden vom Einmünden der Flüsse gebraucht 23), wie denn auch 


1) χ 131: ἀσπασίως δ᾽ ἐς πόντον ἐπηρεφέας φύγε πέτρας | νηῦς ἐμή. 

2) ε849: ἂψ ἀπολυσάμενος βαλέειν εἰς οἴνοπα πόντον | πολλὸν ἀπ᾽ ἠπείρου. 

3) TAT: πόντον ἐπιπλώσας. ὦ 118: περήσαμεν εὐρέα πόντον. a 188: πλέων ἐπὶ 
οἴνοπα πόντον. γ 286: ἰὼν ἐπὶ οἴνοπα πόντον und sonst. 

4 μι 09: ποντοπόρος νηῦς, u. so oft. A. 11: τῆς δὲ νηὸς ποντοπορούσης. 

5) β 370: πόντον ἐπ᾽ ἀτρύγετον - ἀλάχησϑαι. ἡ 239: ἐπὶ πόντον ἀλώμενος. y 105: 
m ἠεροειδέα πόντον | πλαζόμενοι. 

6) χ 194: εἶδον γὰρ σχοπιὴν ἐς παιπαλόεσσαν ἀνελϑὼν νῆσον, τὴν πέρι πόντος ἀπεί- 
ρῖτος ἐστεφάνωται. 

7) μ.251: ὡς δ᾽ ὅτ᾽ ἐπὶ προβόλῳ ἁλιεὺς περιμήχεϊ ῥάβδῳ | --- ἐς πόντον προΐησι 
βοὸς χέρας ἀγραύλοιο. 

8) ὃ 485: ἥ y ὑποδῦσα - τέσσαρα φωχάων Er πόντου δέρματ' ἔνειχεν. 

9) ε852: ἐς πόντον ἐδύσετο. () 219: δῦνε δὲ πόντον ἰών. ὃ 425: ὑπὸ πόντον 
ἐδύσετο. 

10) Ὁ 228: οἴχεται εἰς ἅλα δῖαν. 

1ὴ Μ 294: zat τ' ἐφ ἁλὸς πολιῆς κέχυται λιμέσιν τε καὶ ἀχταῖς. Ξ 31: ϑῖν᾽ ἐφ᾽ 
ἁλὸς πολιῆς. p 214: ἁλὸς δηγμῖνα βαϑεῖαν. 

12) A141 (ὃ 34): νῦν δ᾽ ἄγε νῆα μέλαιναν ἐρύσσομεν εἰς ἅλα δῖαν. β 389: χαὶ τότ' 
νῆα ϑοὴν ὅλαδ᾽ εἴρυσε, u. so öfter. 

18) M 19: ὅσσοι (ποταμοὶ) — ἅλαδε προρέουτιν. χα 851: ποταμῶν, οἵτ᾽ εἰς ἅλαδε 
προρέουσι) und so öfter. 


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810. Das Meer. Fortsetzung. - 61 


den letzteren das Epitheton ἁλιμυρήεις beigelegt wird ἢ. Auch sonst 
steht überall, wo eine Beziehung auf das Gestade vorliegt, stets ἅλς, 
abgesehen von den wenigen schon oben besprochenen Stellen, wo 
πόντος in der Bedeutung Meerestiefe steht. Die Riffe des Gestades 
senken sich zum Meere (ἅλες) hinab 2) ; die Stürme schwemmen Seetang 
aus dem Meere (ἅλες) an das Ufer:), und der Aufenthalt der Meeres- 
gottheiten ist ἅλς, nicht πόντος, weil ihre Wohnungen in der Nähe des 
Continents oder einer Insel liegen ἢ, daher die Meergötter auch nicht 
πόντιοι heissen, sondern durch Ableitungen von ἅλς bezeichnet werden, 
wie z. B. Amphitrite ἁλοσύδνη (die meererschütternde) heisst?). 
Aus allem Bisherigen folgt zur Genüge, dass ἅλς das Meerin der 
Küstennähe bezeichnet. 
. Asitum endlich bedeutet den Meeresschlund und steht nur, 
wenn die Meeresfluth sich klaffend zertheilt, sei es durch Schwim- 
men), durch einen wuchtigen Wurf’) oder sonstwie. 


$ 16. 
Das Meer. Fortsetzung. 


Betrachten wir jetzt in Kürze die Epitheta des Meeres, zunächst 
ἡλαυχός. Dies Adjectiv bezieht sich, wie Lucas°) nachgewiesen hat, 
‘nicht auf die Farbe, sondern auf den Glanz. Als Epitheton des 
Meeres steht es bei Homer nur einmal, und zwar in einer Stelle 
der Πατρόχλεια, wo Patroklos dem Achilleus Gefühllosigkeit bei dem 
Unglücke der Achaier vorwirft. Nicht Thetis gebar dich, fügt er 
hinzu, sondern das Meer (γλαυχὴ ϑάλασσα) und starrende Felsen, da 
dein Herz so unbeugsam ist®). Ohne Zweifel bedeutet hier, wie Göbel 


1) e460: ἐς ποταμὸν ἁλιμυρήεντα. Φᾧ 190: ποταμῶν ἁλιμυρηέντων. Nach Leh- 
mann (‘Zur Lehre vom Locativ bei Homer’. Progr. des fürstl. Hedwigschen 
Gymn. zu Neustettin. 1870. S. 7) bedeutet ἅλιμ. in dieSalzfluth strömend, 
da der Gebrauch des Locativus (ἁλι- auf die Frage wohin? durch δάχρυ χαμαὶ βάλεν 
0490, χύντο χαμαὶ χολάδες A526 ᾧ 181 und ähnliche Stellen als erwiesen ange- 
sehen werden dürfe. 

2) 7 293: ἔστι δέ τις λισσὴ αἰπεῖά τε εἰς ἅλα πέτρη. 

3) 11: πολλὸν δὲ παρὲξ ἅλα φῦκος ἔχευαν. 

4) A 588 : ἡμένη ἐν βένϑεσσιν ἁλός (von der Thetis). Ὁ 190 sagt Poseidon: ἔλα- 
χον πολιὴν ἅλα ναιέμεν αἰεί. 

5) ὃ 404: φῶχαι νέποδες χαλῆς “Αλοσύ νης. 

6) ἡ 210: αὐτὰρ ἔγωγε 1 νηχόμενος μέγα λαῖτμα διέτμαγον. 

Ἢ T 261: τὸν μὲν Ταλθύβιος πολιῆς ἁλὸς ἐς μέγα λαῖτμα | ῥῖψ᾽ ἐπιδινήσας. 

8) Lucas, de Minervae cognomento γλαυχῶπις. Progr. Bonn. 1831. Quaest. 
lex. et etym. ὃ. 41 sqq. Vgl. Doederlein, hom. Gloss. s. v. 

9) TI 34: γλαυχὴ δέ σε Tinte ϑάλασσα | πέτραι τ᾽ ἠλίβατοι, ὅτι τοι νόος ἐστὶν 
ἀπηνής. 


62 B. Die Erdscheibe und die mit ihr zusammenhängenden Erscheinungen. 


erklärt, γλαυχός blank ‚spiegelblank!j; denn wenn das Meer als 
glatter Spiegel, starr und regungslos und gleichsam ohne Theilnahme 
für die übrige Natur daliegt, so bietet es ein treffendes Bild völliger 
Herz- und Theilnahmlosigkeit. — Das Epitheton μαρμάρεος ferner 
(von μαρμαίρω) heisst glitzernd, schimmernd; und wie pap- 
μαίρειν die undulirende Bewegung ‘der Lichtstrahlen malt, so geht 
μαρμαρέη hc?) auf die sanftschaukelnde Bewegung der Wellen bei 
heiterem Himmel und hellem Sonnenglanz. Dazu passt auch die Ver- 
bindung mit ἅλς (von ἅλλομαι, also Springfluth). 

Das Epitheton ἠεροειδής, welches nur in der Verbindung mit 
πόντος auftritt, bedeutet luftfarbig, und πόντος repnsıöns ist dasin 
nebelgrauer Ferne verschwimmende Meer. So erscheint dem 
Odysseus, als er nach achtzehntägiger Fahrt die schattigen Berge des 
Phaiakenlandes gewahrt, das letztere wie ein Schild im nebelgrauen 
Meere 3). — Πολιός ferner geht auf diegrauweissliche Farbe des 
Meeres und steht nur da, wo wirklich Schaum entsteht, sei es durch 
den Wogenschlag an der Küste*) oder durch Hineinstürzen eines 
Körpers in die Fluthen, so dass diese aufsprudeln®), oder auch durch 
die rasche Bewegung des die Wellen durchschneidenden Kieles®), oder 
endlich durch den Ruderschlag”?). — Οἴνοψ heisst nicht dunkel, son- 
dern weinfarbig, und so zeigt sich in der That das Meer in gewissen 
Momenten. Wenn dasselbe von der tiefstehenden Sonne oder vom 
Morgen- und Abendroth beleuchtet wird, ohne in heftiger Bewegung 
zu sein, so erscheinen dem der Sonne zugewandten Beobachter die 
Spitzen der sich schaukelnden Wellen goldumsäumt, während ihre 
tieferen Theile wie der feurigste Rothwein funkeln. In dieser pracht- 
vollen abendlichen Beleuchtung musste das Meer dem Telemachos er- 
scheinen, als er seine Fahrt nach Pylos antrat, während der frische 
Hauch des Zephyros die Wellen in schaukelnde Bewegung versetzte®) ; 


1) Nach Doederlein (hom. Gloss. ὃ. 15) bedeutet yAauxös glänzend und 
ist — wie λευχός von λεύσσειν — von dem Intensivum γλαύσσειν, d.i. γελα -ὕσσειν, 
abzuleiten, welches neben λεύσσειν als die einzige Formation auf -- σσεῖν nach 
einem Diphthongen auftritt. Aut‘ dasselbe Verbum γλαύσσειν ist auch γλαύξ 
zurückzuführen. Schol. zu P 172: ἀπὸ τοῦ γλαύσσω. 5. Lobeck, Rhem. 


281: εἴσατο δ᾽ (das Phaiakenland), ὡς ὅτε ῥινὸν ἐν ἠεροειδέϊ πόντῳ. 

A 350: ϑῖν᾽ ἐφ᾿ ἁλὸς πολιῆς. ι.132: ἁλὸς πολιοῖο παρ᾽ ὄχϑας. 

Τ 267- τὸν μὲν Ταλϑύβιος πολιῆς ἁλὸς ἐς μέγα λαῖτμα | Bid’ ἐπιδινήσας. 

ζ. 212: ἀγαλλόμενοι πολιὴν περόωσι ϑάλασσαν. 

ὃ 580: πολιὴν ἅλα τύπτον ἐρετμοῖς. 

β 420: τοῖσιν δ᾽ ἴχμενον οὖρον ἵε! γλαυκῶπις ᾿Αϑήνη, | ἀκραῆ Ζέφυρον, χελάδοντ' 


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εὖ 


$ 16. Das Meer. Fortsetzung. 63. 


so zeigt es sich namentlich auch dem, der von einer hohen Warte den 
Blick darüber hinschweifen lässt ἢ, und dem Schiffer im Sturm, wenn 
der herabzuckende Blitzstrahl die Wogen erleuchtet). 

Wir gehen zu πορφύρεος über. Dasselbe wird nur den einzelnen 
Meereswellen beigelegt und steht nur an Stellen, wo von einer zer- 
wühlten Wassermasse die Rede ist, die im Morgen- oder Abendroth 
eine trübröthliche Färbung erhält; und dies stimmt auch mit der Be- 
deutung des Verbums πορφύρω überein, welches stets eine trübende 
Aufregung bezeichnet. In diesem Sinne heisst es, dass die vom Kiel 
aufgewühlte trübgefärbte Woge das Schiff umrausche?). Eine solche 
Woge ist undurchsichtig und konnte daher dem Poseidon in der 
Mündung des Enipeus zur Hülle dienen). Hierin liegt wesentlich 
der Unterschied zwischen oivoy und πορφύρεος: während beiden der 
Begriff roth zu Grunde liegt, involvirt jenes entschieden den Begriff 
des Durchsichtigen und schliesst den des Trüben aus; dieses 
hingegen schliesst den Begriff des Getrübten ein, den des 
Durchsichtigen aus. — Nur einmal wird πορφύρεος dem 
Küstenmeere (ὅλες) beigelegt, in welches reissende Bergströme sich 
dumpfbrausend wälzen’). 

Das Epitheton ἰοειδής, welches nur dreimal, und zwar in Ver- 
bindung mit πόντος, vorkommt®) , bedeutet veilchenfarbig, dun- 
kelblau, und dies ist in der That die Farbe, welche nach neueren 
Naturforschern die entfernteren Meerestheile dem Beobachter zu haben 
scheinen, wenn die Sonne hinter ihm steht”). — Μέλας findet sich 
nicht als Epitheton des Meeres selbst, und zwar mit Recht, da auf die 
ruhige Meeresfluth die Bezeichnung schwarz gar nicht passt. Wohl 
aber steht μέλαινα als Epitheton der leicht sich kräuselnden Meeres- 
fläche (φρίξ) 58), und auch bei xöua findet sich ein paarmal dasselbe Bei- 
wort®), doch nur in Bezug auf das von allen vier Winden aufgeregte 


ἢ E 770: ὅσσον δ᾽ ἠεροειδὲς ἀνὴρ ἴδεν ὀφθαλμοῖσιν | ἥμενος ἐν σχοπιῇ, λεύσσων 
ἐπὶ οἴνοπα πόντον. 

2) ε 131: ἐπεί οἱ νῆα ϑοὴν ἀργῆτι zepauvm | Ζεὺς ἔλσας ἐχέασσε μέσῳ ἐνὶ 
οἴνοπι πόντῳ. ) 

3) BA2T: ἀμφὶ δὲ χῦμα | στείρῃ πορφύρεον μεγάλ᾽ ἴαχε νηὸς ἰούσης. 

4) λ 248: πορφύρεον δ᾽ ἄρα κῦμα περιστάϑη, οὔρεϊ ἴσον, | χυρτωϑὲν, χρύψεν δὲ 
ϑεὸν ϑνητήν τε γυναῖχα. ; 

5) 11391: ἐς δ᾽ ἅλα πορφυρέην μεγάλα στενάχουσι δῥέουσαι | ἐξ ὀρέων ἐπὶ χάρ. 

6) A 298: ἰοειδέα πόντον. ε ὅθ: ἐχ πόντου βὰς ἰοειδέος. A 107: προφυγὼν ἰοειδέα 
πόντον. 

ἢ 5. Sommer, Gemälde der phys. Welt. III. S. 370. 372 und die übrigen 
von Göbel S. 535 eitirten Stellen. 

8) ὃ 402: πνοιῇ ὕπο Ζεφύροιο, μελαίνῃ φριχὶ χαλυφϑεὶς. Vgl. ® 126. 


9) © 353: μέλαν δέ ἑ κῦμα χάλυψεν. Ebenso Ψ' 693. 


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64 B. Die Erdscheibe und die mit ihr zusammenhängenden Erscheinungen. 


Meer. Ebenso steht bei χῦμα auch einmal χελαινόν ἢ), um die von 
Boreas und Zephyros aufgeregte Fluth zu bezeichnen. 

Die Epitheta söpüs2), βαϑύς 8), πολυβενϑής 8), ἀπείριτος) und ἀπεί-- 
ρῶν ἢ erklären sich selbst. Was sodann εὐρύπορος betrifft, so bezieht 
es sich auf die endlose Menge von Fahrstrassen, welche das 
Meer bietet, und steht nach Göbel’s Bemerkung da, wo der Schiffer 
wegen des rechten Weges in Verlegenheit oder von demselben abgeirrt 
ist. Beispielsweise betet Menelaos am Gestade des Meers zu den Göt- 
tern, sie möchten ihm vom Proteus Auskunft über die von ihm einzu- 
schlagende rechte Fahrstrasse verschaffen”); treffend steht in dieser 
Beziehung εὐρύπορος, welches hier, wie auch sonst immer, zu ϑάλασσα 
tritt, da es sich, wo die zahllosen Fahrstrassen des Meeres in Betracht 
kommen, offenbar um das letztere in seiner Ganzheit und Allgemein- 
heit handelt. — ᾿Ιχϑυόεις (fischreich) steht nur bei πόντος, und zwar 
an solchen Stellen, wo der Gedanke an die gefrässigen Seeungeheuer, 
denen der verunglückte Schiffer zur Beute werden kann, lebhaft vor 
die Seele tritt. So spricht der schiffbrüchige Odysseus, als er die nahe 
Küste der Phaiaken nicht zu erreichen vermag, die Befürchtung aus, 
der Sturm möchte ihn wieder auf das fischwimmelnde Meer hinaus- 
schleudern, offenbar mit dem unterdrückten Gedanken, dass er dann 
den Seeungeheuern zur Beute werden würde®). — Das Epitheton 
χυμαίνων (aufwogend), welches mit πόντος verbunden wird?), erklärt 
sich selbst. — Μεγαχήτης als Beiwort von πόντος 1) bedeutet nach 
Einigen grosse Ungeheuer in der Tiefe bergend; nach 
Doederlein hingegen bezeichnet es grossschlundig, mit 
grosser Höhlung. Auch bei πολύχλυστος, welches nur mit 
πόντος verbunden wird!2), protestirt Göbel gegen die gewöhn- 
liche Erklärung vielumrauscht oder starkumrauschend; er 


1) 16: κῦμα χελαινὸν | κορϑύεται. 
) Z 291: εὐρέα πόντον. 
) N 44: βαϑείης ἐξ ἁλός. 
4, ὃ 406: ἁλὸς πολυβενϑέος. 
5) χ 195: πόντος ἀπείριτος. 
) ὃ 510: πόντον ἀπείρονα κυμαίνοντα. : 
) 8432: χαὶ τότε δὴ παρὰ ϑῖνα ϑαλάσσης εὐρυπόροιο | Mia πολλὰ ϑεοὺς γουνού- 
μενος. Vgl. 0 831. p 2. 
8) 2419: δείδω, μή μ' ἐξαῦτις ἀναρπάξασα ϑύελλα | πόντον ἐπ᾽ ἰχϑυόεντα φέρῃ 
βαρέα στενάχοντα. Vgl. ὃ 381. x 540. 
9 ὃ 510: κατὰ πόντον ἀπείρονα κυμαίνοντα. Vgl. ὃ 425. e 352. 
10) + 158: μεγακῆτεα πόντον. 
1 Doederlein, hom. Gloss. ὃ. 2096. 
2) So ὃ 354: πολυχλύστῳ ἐνὶ πόντῳ. 


$ 16. Das Meer. Fortsetzung. 65 


erklärt es vielmehr unter Bezugnahme auf das Stammwort χλύζω, 
welches bei Homer nur wogen bedeute, durch Wogen schla- 
gend. 

Als tonmalende Epitheta, welche in treffender Weise den 
dumpfen Hall der Brandung und das Zischen und Sieden der Wogen 
ausdrücken, sind zu erwähnen ἠχήεσσα 1) und πολύφλοισβος 2). 

Noch bleiben ἀτρύγετος und dos zu besprechen übrig. Ersteres 
heisst unfruchtbar und schildert das weite, öde, unwirthliche Meer 
im Gegensatz zu den Annehmlichkeiten und Reizen des Festlandes. 
So sagt Kalypso zu Odysseus, als er Ogygien verlassen will: “Ziehe 
nur fort über das öde, unfruchtbare Meer!’ ὁ indem sie dasselbe still- 


' schweigend zu der Lieblichkeit ihrer Insel, die selbst Hermes bewun- 


dert), in Gegensatz stellt. Nicht selten gebraucht auch der Dichter 
dies Epitheton aus der inneren Stimmung der redenden oder handelnden 
Personen heraus, denen ihr Trübsinn das Meer öde und leer erscheinen 
lässt, wie wenn es von dem heimwehkranken Odysseus heisst, er sitze 
den Tag über stets am Gestade und blicke weinend über das öde Meer 
hin®). — Atos endlich steht als Epitheton von ὅλς fast ausschliesslich 
an Stellen, wo vom Einschiffen die Rede ist; es entspricht der 
feierlichen Stimmung des Schiffers im Momente des Scheidens, wo er 
sich den Gottheiten des Meeres anvertraut und ein leises Gebet um 
Schutz und Schirm an sie richtet; und diese fromme Stimmung wird 
erhöht durch das Bewusstsein, dass jene Gottheiten am Gestade woh- 
nen und also in der Nähe weilen. So steht ὅῖος beispielsweise in der 
Erzählung der Abfahrt des Nestor und anderer Achaier von Troja°), 
des Odysseus von Ogygien’) und sonst. Wo hingegen der Mensch 
sich bei der Abfahrt in unfrommer, leidenschaftlich aufgeregter Stim- 
mung befindet, da vermeidet der Dichter das Epitheton ὅϊος, wie z. B. 
bei der Entsendung der Chryse, welche unmittelbar nach der Zank- 
scene zwischen Achilleus und Agamemnon erfolgt, und die der letztere 
im Zustande maasslosen Grimms vor sich gehen lässt. Hier steht daher 
für εἰς ἅλα ὅῖαν nur ἅλαδε). Ueberhaupt aber wird man bei genauer 
Prüfung finden, dass der fromme Dichter von dem heiligen Meere 


1) A 157: ϑάλασσα ἠχήεσσα. 
2) A 34: πολυφλοίσβοιο ϑαλάσσης. Ebenso v 55 u. sonst. 
3) e 139: ἐρρέτω - πόντον ἐπ ἀτρύγετον. 

4) e 73 — 75. 

5) ε 158: πόντον ἐπ᾽ ἀτρύγετον δερχέσχετο δάκρυα λείβων. 
6) 1.158: ἠῶϑεν δ᾽ οἱ μὲν νέας ἕλχομεν εἰς ἅλα ὃὅῖαν. 

7) € 261: μογλοῖσιν δ᾽ ἄρα τὴν 1ε χατείρυσεν εἰς ἅλα ὅῖαν. 
8) A 308: ᾿Ατρείδης δ᾽ ἄρα νῆα ϑοὴν ἅλαδε προέρυσσεν. 


Buchholz, Homerische Realien. 14. 5 


66 B. Die Erdscheibe und die mit ihr zusammenhängenden Erscheinungen. 


nur da spricht, wo irgend eine Beziehung auf die gewaltige Gottheit 
dieses Elementes hervortritt, wie dies Göbel an einzelnen Beispielen 
so überzeugend nachgewiesen hat!'). 


$ 17. 
Das Meer. Schluss. 


Von sonstigen Eigenthümlichkeiten des Meeres finden sich bei 
Homer noch folgende erwähnt. Die salzige Beschaffenheit des 
Meerwassers wird durch das Epitheton ἁλυυρός (salzig, salzig 
bitter)2) bezeichnet. Wahrscheinlich wegen dieses Salzgehaltes schrieb 
man dem Meerwasser eine vorzügliche kathartische Kraft zu, daher die 
Achaier, um sich von der Befleckung durch die Pest zu sühnen und 
den Apollon zu versöhnen, sich mit Meerwasser abwuschen und das 
verunreinigte Wasser ins Meer schütteten 5). Daher suchte man, 
wenigstens in späterer Zeit, die kathartische und hilastische Kraft des 
süssen Wassers zu erhöhen und der des Meerwassers anzunähern, in- 
dem man Salz hineinwarf!). — Die Sanddünen am Meeresufer 
heissen bei Homer ϑίς (6 und 7)?). Oftist auch der Boden am Meeres- 
ufer trocken und kiesig in Folge der Kiesel, welche das Meer dort zu- 
sammenspült; eine solche Stelle sucht sich Nausikaa aus, um ihre 
Wäsche darauf auszubreiten ἢ. Die Brandung am Gestade heisst 
ὁ und 7 priywtv?) ; in Bezug darauf finden wir in der Odyssee so oft die 
Redensart: “Wir ruhten an der Brandung des Meeres’) statt am 
Gestade. 

Ins Meer ergiessen sich von den Gebirgen herab die Flüsse®) 
und wälzen, vom Regen des Zeus geschwellt, viele losgerissene Bäume 
und trüben Schlamm mit sich in die Salzfluth hinab 10), Die Busen 


!) Zeitschr. für Gymn. 9. Jahrg. 1855. 8. 544 f. 

2) 236: ϑαλάσσης ἁλμυρὸν ὕδωρ. Ebenso μ 240 und ὁ 294. 

3) A 314: οἱ δ᾽ ἀπελυμαίνοντο καὶ εἰς ἅλα λύματ' ἔβαλλον. 5. C. Fr. Hermann, 
gott. Alt. ὃ. 23 mit den Noten ὃ und 9. Hertzberg in Jahn’s Archiv V, 8. 415. 

ἢ Theoer. XXIV, 9 fl. Fritzsche: χαϑαρῷ δὲ πυρώσατε δῶμα ϑεείῳ | πρᾶτον, 


Σ 


» > " - [4 Σ ’ > 
ἔπειτα % ἅλεσσι μεμιγμένον, ὡς νενόμισται, | ϑαλλῷ ἐπιρραίνειν ἐστεμμένον ἀβλαβὲς 
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248: πολιῆς ἐπὶ ϑινὶ ϑαλάσσης. A 622: παρὰ ϑῖν᾽ ἁλός. 
93 5 Ar Σ \ μων 1 Q ji cr N - 3 

: αὐτὰρ ἐπεὶ πλῦνάν τε χάϑηράν τε ῥύπα πάντα, | ἑξείης πέτασαν παρὰ ϑῖν 
ἁλός, ἦχι μάλιστα | Adiyyas ποτὶ χέρσον ἀποπλύνεσχε θάλασσα. 

ἢ 11 67: οἱ δὲ ῥηγμῖνι ϑαλάσσης | κεχλίαται. 

8) ὁ 400: δὴ τότε χοιμήϑημεν ἐπὶ ῥηγμῖνι ϑαλάσσης. 

“Ὶ,: σε x "ὃς .. 

) A452: χείμαρροι ποταμοὶ wur’ ὄρεσφι ῥέοντες. A 722: ποταμὸς Μινυήϊος εἰς 
u, ns} « Ψ BI > ’ un N 
ἅλα βάλλων. M 18: ποταμῶν, — ὅσσοι dr ᾿Ιδαίων ὀρέων ἅλαδε προρέουσιν. 

10 \ 492: ς 5.7 eh wi x ἘῸΝ, x ” 4 Ξ, m FA 

A492: ὡς δ᾽ ὁπότε πλήϑων ποταυὸς πεδίονδε κάτεισιν [χειμάρρους κατ᾽ ὄρεσφιν, 


δι» ὑϑάδραν "αν, ἀκ ἴφονα a a ν κατ N ταν 


ἧς 


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$17. Das Meer. Schluss. 67 


oder Buchten des Meeres heissen οἱ χόλποι; sie werden δεινοί ge- 
nannt !), wohl desswegen, weil die Brandung an den sich krümmenden 


' Theilen des Gestades besonders gefährlich zu sein pflegt. In Bezug 


auf die Inseln wird das Meer als umkränzende Einfassung 
gedacht (ἐστεφάνωται) 2). 

Den Wogenschlag des Meeres bezeichnet Homer durch das 
Verbum χυμαίνειν ὃ). Die Ruhe der Meeresfläche wird durch die Winde 
gestört; wenn sie aus Thrakien heranbrausen, so schwillt die Woge 
empor und schwemmt eine Menge Seetang ans Ufer‘). Im Sturm kräu- 
selt und schwärzt sich anfangs die Woge), oder, wie es an einer an- 


dern Stelle heisst, sie verdunkelt sich unter dem Gewölk Bin 


; dann 
brüllt das Meer dumpf auf’); die Fluth reckt sich gekrümmt empor 


und spritzt weithin den salzigen Schaum δ. In den Tiefen des 
Meeres (ἁλὸς βένϑεσσι) 3), wo Poseidon 1%) und Nereus mit den Nereiden 
hausen 11), wohnen unzählige Ungeheuer, welche die brausende Amphi- 
trite ernährt 12), aus welchem Grunde das Meer das Epitheton ἰχϑυόεις er- 
hält 1%). Dem Beherrscher dieses Wogenreiches, Poseidon, huldigen nicht 
nur die Ungeheuer der Tiefe, wenn er sich ihnen nähert !2), sondern 
auch das Meer selbst, indem es sich freudig vor ihm öffnet !5). Insofern 
die Fische dem Beherrscher ihres Elementes geweiht sind, erklärt es 


ὀπαζόμενος Διὸς ὄμβρῳ, | πολλὰς δὲ δρῦς ἀζαλέας, πολλὰς SE τε πεύχας | ἐσφέρεται, 
πολλὸν δέ τ᾽ ἀφυσγετὸν εἰς ἅλα βάλλει, ὡς χτέ. 
ἢ ε82: χατὰ δεινοὺς χόλπους ἁλὸς ἀτρυγέτοιο. 
2) χ 195: νῆσον, τὴν πέρι πόντος ἀπείριτος ἐστεφάνωται. 
2) 8229: ἐπὶ πόντον ἐβήσετο χυμαίνοντα. ὃ 425. ὑπὸ πόντον ἐδύσετο χυμαίνγοντα. 
ΕΓ.) > b} x 
4, 14: ὡς δ᾽ ἄνεμοι δύο πόντον ὀρίνετον ἰχϑυόεντα, | Βορέης zur Ζέ 
Θ ͵ Ye: Y, .n | 2) 86 2 ΣῈ, ER er - 
ρηκηϑεν ἄητον, | ἐλϑόντ᾽ ἐξαπίνης 


παρὲξ ἅλα φῦχος ἔχευαν “ | ὥς χτέ. 


φυρος, τώτε 
v > nn, - x ’ x x 
ἄμυῦις GE τε χῦμα χελαινὸν  χορϑύεται, πολλὸν δὲ 


ὅἪ 65: Ζεφύροιο ἐχεύατο πόντον ἔπι φρὶξ [ὀρνυμένοιο νέον, μελάνει δέ τε πόν- 


τὸν ὑπ᾽ αὐτῇ. 


5.804: ἤχλυσε δὲ πόντος Ir’ αὐτῆς 


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ἢ Ξ 391: ϑαλάσσης κῦμα - Boda ποτὶ χ 


8) A425: (χῦμα) χέρσῳ ῥηγνύμενον μεγάλα βρέμει, ἀμφὶ δέ τ ἄχρας | κυρτὸν ἰὸν 
χορυφοῦται, ἀποπτύει ὃ᾽ ἁλὸς ἄχνην. 

9) α 53. Σ 36. 49. 

Ὁ) Ν21: Αἰγάς, ἔνϑα τέ οἱ χλυτὰ δώματα βένϑεσι λίμνης. 

11) 236: (Θέτις) ἡμένη ἐν βένϑεσσιν ἁλὸς παρὰ πατρὶ γέροντι. Σ 38: πᾶσαι ὅσαι 
χατὰ βέγϑος ἁλὸς Νηρηΐδες ἦσαν. 

13) μι 96: δελφῖνάς 
ἀγάστονος Ἀμφιτρίτη. 

13). 11 746: πόντῳ ἐπ᾽ ἐχϑυόεντι. 

ὯΝ 21: βῆ δ᾽ ἐλάαν ἐπὶ χύματ᾽ - ἄταλλε δὲ wire ὑπ αὐτοῦ | πάντοϑεν &x χευ- 
ϑμῶν, οὐδ᾽ ἠγνοίησεν ἄναχτα. 


15) N 29: γηϑοσύνῃ δὲ ϑάλασσα διίστατο. 


[3 - u - 
τε χῦνας τε, χαὶ εἴ ποϑι μεῖζον ἕλῃσιν | κῆτος, ἃ μυρία βόσκει 


68 B. Die Erdscheibe und die mit ihr zusammenhängenden Erscheinungen. a 


sich leicht, warum Homer ihnen das Epitheton ispot beilegt'). Von 
meerbewohnenden Thieren gehören ausserdem noch die Robben (ai 
φῶχαιυ) hierher, deren Hütung dem Proteus anvertraut 180 3), und welche 
ebenfalls zu den χήτη ἐνάλια gerechnet werden?). Sie erhalten das 
Epitheton vom Meere genährt (ἁλιοτρεφεῖς) ἢ. 

Eine eigenthümliche Ausdrucksweise ist es endlich, wenn die 
Schiffe Rosse des Meeres heissen, wobei das Letztere als Fläche 


gedacht wird’), über welche die Schiffe gleich Gespannen dahin fahren. 


᾿ ὃ 18. 
Die Flüsse (οἱ ποταμοῦ). 


Alle Flüsse haben — wie die Quellen, Brunnen und das Meer 
selbst — ihren Ursprung aus dem Ökeanos, dem tieffluthenden Herr- 
scher®). Sie werden von Zeus genährt, insofern ihnen der Regen des- 
selben stets neues Gewässer zuführt?), und erhalten in dieser Be- 
ziehung das Epitheton himmelentströmend ἰδιιπετής) ὃ). Sie strö- 
men vom Gebirge zur Ebene hinab°) und münden in das Meer 10), 
daher der Dichter ihnen das Epitheton ins Meer fliessend ἁλιμυ-- 
ρήεις) beilegt!!). Ihre Mündungen heissen sröuara!?). Einen reissen- 
den Strom bezeichnet Homer mit ysınappoos (eigentlich winterlich 
fluthend, von χειμών und ῥέω) 15). Von Epithetis der Flüsse sind 
ausser den schon erwähnten noch zu merken: breitfliessend (eüpu- 


ἡ Π| 407: ἱερὸν ἰχϑύν. Die Scholiasten hingegen erklären ἱερός an dieser 
Stelle entweder durch gewaltig (μέγας), was Voss befolgt, oder finden darin die 
Bezeichnung einer besonderen Species von Fischen. Noch andere Erklärungen 
findet man bei Damm s. v. ἰχϑύς. 

3) ὃ 450 ff. 

3) ὃ 448: τίς γάρ x εἰναλίῳ παρὰ χήτεϊ κοιμηϑείη; 

ἢ ὃ 442: φωχάων ἁλιοτρεφέων. 

5) ὃ 708: νηῶν ὠχυπόρων, --- αἴϑ᾽ ἁλὸς ἵπποι | ἀνδράσι γίγνονται. 

6) ᾧ 195: βαϑυρρείταο μέγα σϑένος ᾿Ωχεανοῖο, | ἐξ οὗ περ πάντες ποταμοὶ χαὶ πᾶσα 
ϑάλασσα | καὶ πᾶσα: χρῆναι καὶ φρείατα μαχρὰ νάοὐσιν. 

ἢ A 498: χειμάρρους, ὀπαζόμενος Διὸς ὄμβρῳ. 

8) ὃ 471 (581) : Αἰγύπτοιο διιπετέος ποταμοῖο. S. Ameis zu ὃ 477. Vgl. Ρ 263 
und ἡ 284, 

9) A492: πλήϑων ποταμὸς πεδίονδε κάτεισιν | χειμιάρρους κατ᾽ ὄρεσφιν. Vgl. Δ 452. 

10) E 598: ἐπὶ ὠχυρόῳ ποταμῷ ἅλαδε προρέοντι. A 122: ποταμὸς Μινυῆϊος εἰς ἅλα 
βάλλων. Vgl. χ 351. ᾿ 
1) 2460: ἐς ποταμὸν ἁλιμυρήεντα. Φ 190: ποταμῶν ἁλιμυρηέντων. Ueber den 
Locativ ἁλι- s. oben $. 61. Anm. 1. 
12) M 24: τῶν πάντων (ποταμῶν) ὁμόσε στόματ᾽ ἔτραπε Φοῖβος ᾿Από 
3 4 


#2. Vgl. N 137 ἢ 


μον» 


ὃ 15. Die Flüsse. 69 


ρέων) ἢ, schönfliessend (£üppere) und wirbelnd (δινήεις) 3), 


raschströmend (ὠχύροος) 3), tieffluthend (βαϑύρροος, und sil- 
berstrudelnd (ἀργυροδίνης) 1), tiefwirbelnd (βαϑυδινήεις)"), Jaut- 
tosend (ἐρίδουπος) 5), göttlich (δῖος) 7 und heilig (ἱερός) °). 

An den Ufern der Flüsse wachsen Bäume und Gesträuche, welche 
Feuchtigkeit lieben. So finden wir an den Ufern des Skamandros 
Ulmen, Weiden und Tamarisken, wie auch Lotos, Binsen (ϑρύον) und 
Cypergras (χύπειρον), welche der zerstörenden Wuth des Hephaistos 
zur willkommenen Beute werden®). Aber auch lebendigen Bewoh- 
nern, vorzugsweise Sumpfvögeln, dienen die Ufer der Flüsse zum Auf- 
enthalt, wohin namentlich Gänse, Kraniche und Schwäne gehören !"), 
an denen der Fluss Kaystrios in_Lydien besonders reich gewesen sein 
muss !!). 

Wenn ferner oben unter den Epithetis der Flüsse auch ὅϊος und 
ἱερός aufgeführt wurden, so deuten diese schon darauf hin, dass die 
Flüsse unter göttlicher Obhut standen und von göttlichen Wesen be- 
wohnt gedacht wurden ; und zwar dienten die Quellen der Flüsse den 
Quellnymphen oder Najaden zum Aufenthalte !2), denen man neben 
der Quelle Altäre zu weihen pflegte 13). Der Fluss selbst stand unter 
der unmittelbaren Aufsicht seines Flussgottes, dem man vorzugsweise 
Stiere als Opfer darbrachte ἢ). Von den Najaden, wie auch von den 
Flussgöttern wird indess in der Götterlehre specieller die Rede sein. 

Wie scharf Homer die Natur beobachtet, sieht man auch aus 


) ® 186: ποταμοῦ - εὐρυρέοντος. Vgl. E 545. 
) 2433: röpoy-Züppetos ποταμοῖο, | Ξάνθου δινήεντος. Ebenso ® 1. 
) E 598: ἐπ’ ὠχυρόῳ ποταμῷ. 
) Φ 8: ἐς ποταμὸν - βαϑύρροον, ἀργυροδίνην. 
5) ® 603: πὰρ ποταμὸν βαϑυδιγήεντα Σκάμανδρον. 
) x 515: ποταμῶν ἐριδούπων. 
) B 522: rap ποταμὸν Κηφισὸν δῖον. 
) κ 351: ἱερῶν ποταμῶν. 
9) ᾧ 850: χαίοντο πτελέαι τε χαὶ ἰτέαι ἠδὲ μυρῖχαι, | καίετο δὲ λωτός τε ἰδὲ βρύον 
ἠδὲ χύπειρον, | τὰ περὶ καλὰ ῥέεϑρα ἅλις ποταμοῖο πεφύχει. 
10) Ὁ 690: ὀρνίϑων πετεηνῶν - ἔϑνος - ποταμὸν πάρα βοσχομενάων, | χηνῶν ἢ γερά- 
νῶν ἢ κύχνων δουλιχοδείρων. 
1) Β 459: ἔϑνεα πολλὰ | χηνῶν ἢ γεράνων ἢ χύχνων δουλιχοδείρων, | ᾿Ασίῳ ἐν λει- 
μῶνι, Καῦστρίου ἀμφὶ ῥέεϑρα. 
12) ζ 128: νυμφάων, αἱ ἔχουσ᾽ ὀρέων αἰπεινὰ κάρηνα | χαὶ πηγὰς ποταμῶν χαὶ πίσεα 
ποιήεντα. v 103: ἄντρον -- ἱρὸν νυμφάων, αἱ Νηϊάδες χαλέονται. 
18) p 210: βωμὸς δ᾽ ἐφύπερϑε τέτυκτο | νυμφάων, ὅϑι πάντες ἐπιρρέζεσκον ὁδῖται. 
1) A 727: Au ῥέξαντες ὑπερμενεῖ ἱερὰ καλά, | ταῦρον δ᾽ Ἀλφειῷ, ταῦρον δὲ []οσει- 
δάωνι. ᾧ 130: ποταμὸς, - δὴ δηϑὰ πολέας ἱερεύετε ταύρους, | ζωοὺς δ᾽ ἐν δίνῃσι κα- 
ϑίετε μώνυχας ἵππους. Hier ist vom Skamandros die Rede, dem man also auch 
lebendige Pferde opferte. 


70 Β. Die Erdscheibe und die mit ihr zusammenhängenden Erscheinungen. 


seiner Kenntniss der Thatsache, dass manche Flüsse sich in andere 
ergiessen, ohne sogleich ihr Gewässer mit ihnen zu vermischen. So 
lesen wir vom Titaresios, dass er in den Peneios münde, ohne sich 
mit ihm zu vereinen, sondern wie glattes Oel über seinen Wogen hin- 
ströme !). 

Uebrigens schrieb man den Flüssen Wachsthum und Gedeihen zu. 
Aus dieser Ansicht entsprang die hellenische Sitte, dass die Jünglinge 
ihr Haar bis zum Alter der Mannbarkeit frei wachsen liessen, sodann 
es abschnitten und einem Flusse als Opfer weihten. So hatte Peleus 
das Haar seines Sohnes dem Flusse Spercheios in Thessalien gelobt. 
Als aber Achilleus seinen Tod sicher vorhersah, flehte er zum Gotte 
Spercheios, er möge ihm gestatten, das Haar seinem todten Freunde 
Patroklos mitgeben zu dürfen). 

Schliesslich sei hier noch bemerkt, dass Homer auch heisse 
Quellen kennt. Der Skamandros entspringt nach ihm nahe bei Ilios 
aus zwei Quellen, deren eine stets warme Fluth hervorsprudeln lässt, 
so dass Dampf aus ihr emporsteigt, während das Gewässer der andern 
selbst im Sommer eine eisige Kälte besitzt’). Neuere Reisende, wie 
Lechevalier, versichern, dass diese Quellen noch jetzt vorhanden, der 
Dampf der warmen Quelle aber nur zur Winterszeit sichtbar sei?). 


δ 19. 
Die Berge (τὰ ὄρεα). 


Der Gipfel des Berges heisst bei Homer ἢ χορυφή δ , wofür 
mitunter auch der poetische Ausdruck Haupt (τὸ χάρηνον) ein- 


ἢ B 151: Τιταρήσιον -, ὅς δ᾽ ἐς Πηνειὸν προΐει χαλίρροον ὕδωρ. | οὐδ᾽ ὅγε Πηνειῷ 
συμμίσγεται ἀργυροδίνῃ, | ἀλλά τέ μιν χαϑύπερϑεν ἐπιρρέει ἠῦτ᾽ ἔλαιον. Näheres darüber 
in der homer. Geogr. $. 16. Vgl. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. I. 
8.2913. 

2) W141: στὰς ἀπάνευϑε πυρῆς ξανϑὴν ἀπεκχείρατο (Λχιλλεύς) χαίτην, | τὴν ῥα 
Σπερχειῷ ποταμῷ τρέφε τηλεϑόωσαν. | ὀχϑῆσας δ᾽ ἄρα εἴπεν ἰδὼν ἐπὶ οἴνοπα πόν- 
τον | Σπερχεί᾽, ἄλλως σοί γε πατὴρ ἠρήσατο Πηλεύς, | zeist pe νοστήσαντα φίλην ἐς 
πατρίδα γαῖαν | σοί τε κόμην κερέειν ῥέξειν 9° ἱερὴν ἑχατόμβην -. De ἠρᾶϑ᾽ ὁ γέρων, 
σὺ δέ οἱ νόον οὐχ ἐτέλεσσας. | νῦν ὃ᾽ ἐπεὶ οὐ νέομαί 1ε φίλην “ἐς πατρίδα ταῖαν, | Πα- 
τρόχλῳ ἥρωϊ χόμην ὀπάσαιμι φέρεσϑαι. 

%) X 147: χρουνὼ δ᾽ ἵχανον χαλιρρόω, ἔνϑα τε πηγαὶ | δοιαὶ ἀναΐσσουσι Σκαμάνδρου 
δινήεντος. | ἡ μὲν yap 9° ὕδατι λιαρῷ ῥέει, ἀμφὶ δὲ χαπνὸς | γίγνεται ἐξ αὐτῆς, ὡς εἰ 
πυρὸς αἰϑομένοιο - [ ἡ δ᾽ ἑτέρη ϑέρεϊ προρέει ἐϊκυῖα χαλάζῃ | ἢ χιόνι ψυχρῇ ἢ ἐξ ὕδατος 
χρυστάλλῳ, 

ἢ S. Lenz, die Ebene von Troja. $S. 25.26. Forbiger, Handb. der alten 
Geogr. Bd. 1. S. 568. 


- ΓΈ ur) τὴ, ἘΑ͂Ν Ri [a 
5) II 297: ἀφ᾽ ὑψηλῆς χορυφῆς ὄρεος μεγάλοιο. 


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N 19. Die Berge. ΤΩ 


δ Fein Ὡς; der untere Theil hingegen wird mit πούς) oder πόδες 3) 
_ bezeichnet. Eine vor andern emporragende B ergkuppe heisst ῥίον ἢ). 
Hohe Gebirge erhalten das Epitheton αἰπύς, wie die Berge Kyllene in 
_ Arkadien:) und Tereie in Mysien®), oder περιμήχετος (περιμήχης), wie 
das Teygetongebirge inLakonien’). Sonst kommt mehrfach als Epithe- 
ton der Berge schattig (sxıösıs) vor®). — Auf den Gipfeln der Gebirge 
lagern sich die Wolken; erst wenn Kronion diese verjagt, wird die 
Natur heiter, und hell strahlt der Aether®). Namentlich gehören 
hierher die sogen. Schmarotzerwolken, deren schon oben !") Er- 
wähnung geschah, welche bei völliger Windstille bewegungslos auf 
hohen Gebirgskuppen gelagert sind, bis sie plötzlich im Sturme los- 
brechen !!). Nicht selten sind auch die Gebirgsgipfel in dichte Nebel 
gehüllt, welche der Notos herbeiführt 12). Sie sind ferner der Sitz des 
ewigen Schnees, daher hohe Gebirge das Epitheton schneebedeckt 
(νιφόεις) erhalten 18. Insbesondere sind die Schneegebirge Thra- 
kiens!!) und Kretes!5) zu erwähnen. 
Die Gebirge sind ferner quellenreich, und von ihnen herab strömen 
die Flüsse ins Meer!®. In ihren Wäldern bergen sie Wild mannig- 
facher Art; da stellen Wölfe !’) und Schakale!‘; dem flüchtigen 


ζ 123: ὀρέων αἰπεινὰ χάρηνα. Ebenso 7] 58. 
Ei 

B 824: ἔναιον ὑπαὶ πόδα νείατον Töns. 

Υ 89: πόδες πολυπίδακος Ἴδης. 

ji 


) 
) 
} 
ἢ a 191: δίῳ ὑλήεντι | ὑψηλῶν ὀρέων, ὅτε φαίνεται οἷον ἀπ᾿ ἄλλων. 
) Β 608: Κυλλήνης ὄρος αἰπύ. 
) Β 829: Τηρείης ὄρος αἰπύ. 
) ζ 108: χατὰ Τηΐγετον περιμιήχετον. Vgl. ν 183: περίμηχες ὄρος. 

85. A157: οὔρεα σκιόεντα. 
" 9) 11297: ὡς δ᾽ ὅτ᾽ ἀφ᾽ ὑψηλῆς χορυφῆς ὄρεος μεγάλοιο | χινήσῃ πυχινὴν νεφέλην 
στεροπηγερέτ τα. Ζεύς, | ἔχ τ᾽ ἔφανεν πᾶσαι σχοπιαὶ καὶ πρώονες ἄχροι | χαὶ νάπαι, οὐρα- 
νόϑεν δ᾽ ἄρ᾽ ὑπερράγη ἄσπετος αἰϑήρ χτέ 

10) ὃ. 2. 


11) E 522: ἀλλ᾽ ἔμενον νεφέλῃσιν ἐοικότες, ἄἅστε Κρονίων | νηνεμίης ἔστησεν ἐπ᾽ 


ἀχροπόλοισιν ὄρεσσιν | ἀτρέμας, ὄφρ᾽ ξυδῃσι μένος Βορέαο χαὶ ἄλλων | ζυχρηῶν ἀνέ- 
Re er 
) T10: εὖτ᾽ Ar 02 λορυφῇσι Νότος χατέχευεν ὀμίχλην, ποιμέσιν οὔ τι φίλην, 


τοι δέ τε νυχτὸς ἀμείνω ἜΝ 

13) N 754: = νιφόεντι ἐοιχώς. 

14) 5 227: ἐφ᾽ ἱπποπόλων θρῃχῶν ὄρεα νιφόεντα, | ἀκροτάτας χορυφάς. 

18) 7338: Κρήτης ὄρεα νιφόεντα. 

16) A 492: πλήϑων ποταμὸς πεδίονδε χάτεισιν | χειμάρρους zart ὄρεσφιν. Vgl. M 19 
und Δ 452. 5. oben $. 17. 

'n) II 156: RE — οἵτ᾽ ἔλαφον χεραὸν μέγαν οὔρεσι δῃώσαντες | δά- 
πτουσιν. 

18) ΔΛ 413: ἀμφὶ δ᾽ ἄρ᾽ αὐτὸν | Τρῶες ἔπονϑ᾽, ὡς εἴ τε δαφοινοὶ ϑῶες ὄρεσφιν | ἀμφ᾽ 
ἔλαφον χεραὸν βεβλημένον. Gyr ἔβαλ᾽ ὁ ἀνὴρ | ἰᾷ ἀπὸ ἡευρῆς. 


72 Β. Die Erdscheibe und die mit ihr zusammenhängenden Erscheinungen. - 


Hirsche nach; in ihren Schlupfwinkeln haust der blutgierige Löwe, 
dem der Dichter das Epitheton im Gebirge ernährt (ὀρεσίτροφος: 
beilegt\; auf ihren Höhen jagt Artemis Eber und flüchtige Hirsche?), 
und, der Fährte des Wildes nachspürend, arbeiten sich die Jäger durch 
das Dickicht ihrer Wälder und umklettern ihre luftigen Gipfel 3). 

Auf den höchsten Gebirgskuppen horsten die Adler mit ihrer 
Brut!) und die scharfklauigen, krummgeschnäbelten Geier, welche 
sich von da herab auf kleinere Vögel stürzen. Aber auch Gottheiten 
verschmähen es nicht, im Gebirge zu wohnen: auf ihren Gipfeln 
hausen die Bergnymphen (Oreaden) ὃ, und auf den Kuppen des Ide- 
gebirgs hat sogar Zeus einen Sitz und Cultus und lässt von da herab 
seinen Donner erschallen‘). 

Wie das Element des Wassers in grosser Menge die Gebirge durch- 
strömt, wurde schon oben bemerkt; aber auch selbst das Element des 
Feuers bleibt dem Gebirge nicht fremd: es bietet, zumal wenn es mit 
dürrem Holz bewachsen ist (@{aAgov), dem Hephaistos reichliche Nah- 
rung; die weite Bergwaldung lodert dann auf, und die Windsbraut 
durchtobt sie mit sausenden Flammenwirbeln ὃ). 

Von den Gebirgen werden endlich auch Metaphern entlehnt. Das 
Weib des Laistrygonenkönigs wird wegen ihrer gigantischen Grösse 
mit einem Gebirgsgipfel verglichen? , und die Meereswoge thürmt sich 
gleich einem Berge empor, um die Umarmung des Poseidon und der 
Tyro dem Auge zu entziehen !". 

Die einzelnen Berge, welche bei Homer Erwähnung finden, wer- 
den speciell in der homerischen Geographie zur Sprache kommen; hier 


ἡ M 299: λέων ὀρεσίτροφος. Vgl. P 61. ζ 130. ı 292. Ueber den Locativ in’ 


ὀρεσί --τροφος 5. H. Lehmann: ‘Zur Lehre vom Locativ bei Homer’. Progr. des 
fürstl. Hedwigschen Gymn. zu Neustettin. Ostern 1870. 8.8. 

2) 5.102: οἵη δ᾽ Ἄρτεμις εἶσι χατ' οὔρεος ἰοχέαιρα, | ἢ κατὰ Τηὔγετον περιμήχετον 
ἢ ᾿Ερύμανϑον, | τερπομένη χάπροισι καὶ ὠχείῃς ἐλάφοισιν χτέ. 

3) ı 120: χυνηγέται, οἵτε χαϑ᾿ ὕλην | ἄλγεα πάσχουσιν κορυφὰς ὀρέων ἐφέποντες. 

4) ο114: ὡς ὅδε (αἰετὸς) γῆν ἥρπαξ ἀτιταλλομένην ἐνὶ οἴχῳ | ἐλϑὼν ἐξ ὄρεος, 
ὅϑι οἱ ενεῆ τε τόχος τε χτέ. 

5) y 302: οἱ ὃ ὥστ᾽ αἰγυπιοὶ γαμψώνυγες, ἀγκυλογεῖλαι, | ἐξ ὀρέων ἐλϑόντες Er 
ὀρνίϑεσσι ϑόρωσιν χτέ. 

6) ζ 128: νυμφάων, al ἔχουσ᾽ ὀρέων αἰπεινὰ κάρηνα. 

7) 11604: Διὸς ἱρεὺς Ἰδαίου. T 276: Ζεῦ πάτερ, Ἴδηϑεν μεδέων. Θ 170: τρὶς ὃ᾽ 
ἄρ ἀπ᾽ ᾿Ιδαίων ὀρέων χτύπε μιητίετα Ζεύς. Vgl. Θ 397. 

8 7 490: ὡς δ᾽ ἀνὰ μαιμάει βαϑέ᾽ ἄγχεα ϑεσπιδαὲς πῦρ | οὔρεος ἀζαλέοιο, βαϑεῖα 
δὲ καίεται ὕλη, | πάντῃ τε κλονέων ἄνεμος φλόγα εἰλυφάζει. 0605: μαίνετο δ᾽, ὡς ὅτ' 
Ἄρης ἐγχέσπαλος ἢ ὀλοὸν πῦρ | οὔρεσι μαίνηται, βαϑέης ἐν τάρφεσιν ὕλης. 

9) χ 112: τὴν δὲ τυναῖχα | εὖρον, ὅσην τ᾽ ὄρεος χορυφήν, κατὰ δ᾽ ἔστυγον αὐτήν. 

10). 1 249; πορφύρεον ὃ ἄρα χῦμα περιστάϑη, οὔρεϊ ἴσον χτέ. 


ΝΡ ΌΨΥΎΨ Ὁ ΥΣ ΤΙ" 


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TE ΣΝ 


$ 19. Die Berge. 73 


möge nur noch über den Olymp os') das Nöthigste beigebracht werden. 
Die homerischen Epitheta desselben sind: hoch (μαχρός 2) und alnu<®)), 
schneebedeckt (νιφόεις ἢ und ayavvıpos’)), gross (μέγας; ®), viel- 
schluchtig (πολύπτυγος) 7), vielgipflig (πολυδειράς) °) , ἄχρος (zur Be- 
zeichnung der höchsten Spitze) ®) und glänzend (αἰγλήεις) [6). Der 
Olympos ist demnach ein hohes Gebirge mit vielen Gipfeln und Schluch- 
ten; auf seinem Scheitel aber wohnen die Götter !!). Die Höhe desselben 
erscheint der Phantasie des Dichters als eine ausserordentliche, 
wenn es heisst, dass Hephaistos, alser aus dem Olympos geschleudert war, 
einen ganzen Tag hindurch gefallen sei, um zur Erde zu gelangen 12), 
und wenn der Olympos mehrfach mit dem Himmel zusammengestellt und 
gleichsam identificirt wird !3). Der Olympos wird nämlich als in den 
Aether und Himmel hineinragend gedacht, so dass sich, wer auf dem 
Gipfel des Olympos steht, zugleich auch im Aether und Himmel be- 
findet 2); und insofern kann Homer, ohne sich zu widersprechen, 
auch sagen, dass Zeus und die Götter im Aether 15) und im Himmel '#) 
wohnen. Dies ist also, wie auch Völcker bemerkt!”), nur uneigentlich 


ἢ Vgl. Völcker, homer. Geogr. 8. 6 ff. Weitere literarische Nachweisungen 
s. in der homerischen Geographie $. 16. 

2) E 398 (x 307). μαχρὸν ᾿Ολυμπον. 

3) E 367 (868) : αἰπὺν Ὄλυμπον. Ebenso U 84. 


Ἢ 2616: κατ᾽ Οὐλύμπου νιφόεντος. 

5) Α 420 (X 186) : πρὸς θὍλυμπον ἀγάννιφον. 
6) A 530: μέγαν -[Ὄλυμπον. 

7) Θ 411: πολυπτύχου Οὐλύμποιο. 

8. E 754: πολυδειράδος ()ὐλύμποιο. 

9) N 523: ἄκρῳ Ὀλύμπῳ. 

10) A 532 (υ 103): an’ αἰγλήεντος ᾿θλύμπου. 


> Fe) N a RE ers y τὴ δι δὴ 2 em 4. ον vn 
1) E 360: ἐς Ὄλυμπον -, iv ἀϑανάτων ἕδος ἐστίν. E 367: ϑεῶν ἕδος, αἰπὺν ᾿Ολυμ.- 
- = nr’ N N ἢ urn ἢ ᾿ 
ποὺ. E 890: ϑεῶν, οἱ Ὄλυμπον ἔχουσιν. Σ 186: ἀϑανάτων, οἱ Ὅλυμπον ἀγάννιφον ἀμφι- 
ἱ ( ) Ἦν ORT 
νέμονται. Vgl. υ 79. 


n 


12) A 590: ἤδη γάρ με καὶ ἄλλοτ᾽ ἀλεξέμεναι μεμαῶτα | pibe, ποδὸς τεταγών, ἀπὸ 
βηλοῦ ϑεσπεσίοιο, | πᾶν ὃ ἦμαρ φερόμην, ὅμα δ᾽ ἠελίῳ καταδύντι | χάππεσον ἐν 
Λήμνῳ. 

13) E 749: Ὧραι, | τῇς ἐπιτέτραπται μέγας οὐρανὸς Οὔλυμπός τε. ᾿ 

1) Vgl. Nägelsbach, hom. Theol. 2. Aufl. 5. 19. Lehrs, Aristarch. 
8.167 ff. Nitzsch, zur Odyss. Bd. I. 5. 26. Bd. II. $. 12 u. 95. Bd. III. 8. 249. 
Ueber den Olympos als vermeintlichen Mittelpunkt der homerischen Erdscheibe 
s. Brzoska, de geographia mythica. spec. I. Lips. 1831, p. 64 (wo derselbe 
auf A 315 sich bezieht), und H. Reinganum, Geschichte der Erd- und Länder- 
abbildungen der Alten. Jena, Maucke. 1839. I, 8. 91. 

15) B 412: Ζεῦ, - αἰϑέρι ναίων. 

16). 2 108: gay δέ τιν᾽ ἀϑανάτων ἐξ οὐρανοῦ ἀστερόεντος | 'Γρωσὶν ἀλεξήσουτα χατεὶ- 
ϑέμεν. u 67: ἀϑανάτοισιν --, τοὶ οὐρανὸν εὐρὺν ἔχουσιν. 

1 Völcker, homer. Geogr. 5, 12. 


N AT ΩΡ ἢ 


74 B. Die Erdscheibe und die mit ihr zusammenhängenden Erscheinungen. ἣ 


zu verstehen: die wirkliche Behausung der Götter ist der Olymp; ins, ἢ 


sofern aber seine Kuppe in den Aether und Himmel reicht, kann die 
Götterwohnung auch in diese versetzt werden. 

Die Höhe des Olympos soll nach neueren Angaben 1017 Toisen 
oder 6— 7000 Fuss betragen !); man sieht also leicht, wie die homerische 
Schilderung desselben rein auf poetischer Vorstellung und Aus- 
schmückung beruht, welche weit über die Dimensionen der Wirklich- 
keit hinausgeht. 

Den Gipfel des Olympos bezeichnet Homer mit ῥίον 2, die 


1? 


Schluchten und Krümmungen desselben mit πτύχες ἢ, wovon 
auch einmal der Singular vorkommt), den Völcker von der höch- 
sten Kuppe verstehen will°). 


ἢ 8. Kruse, Hellas. I, S. 266. Der neugriechische Name des Olympos 
ist ὁ Ἔλυμβος; die Türken nennen ihn noch immer Semavat Evi, ἃ. ἢ. 
Wohnung der Himmlischen. S. Kruse, Hellas I, S. 282. Forbiger, Handb. der 
alten Geogr. Bd. III. S. 855. Völcker, hom. Geogr. S. 9. Vgl. auch Bursian, 
Geogr. von Griech. I, S. 41, νὸ die Höhe des Olympos, wohl in Folge eines 
Druckfehlers, zu 9160 Fuss angegeben wird. 
2) 0 25: περὶ ῥίον (ἡὐλύμποιο. Ξ 154: ἐξ Οὐλύμποιο ἀπὸ ῥίου. 
3) A ΤΊ: χατὰ πτύχας ()ὐλύμποιο. 
ἢ TV 22: ἐγὼ μενέω πτυχὶ Οὐλύμποιο. 
5) Hom. Geogr. ὃ. 10. 


Nachtrag. 


Zu der oben gegebenen Literatur über Kosmographie sei hier noch nachträglich 
hinzugefügt: Conr. Mannert, Geographie der Griechen und Römer. Nürnberg. 
Grattenauer. IV. Th. zu Anf. 


1. 


Homerische Geographie. 


Zur Literatur. 


Car. Traug. Gtlo. Schoenemann, Comment. de geogr. Hom. praem. orn. 4. 
Gottingae 1787. Dieterich. (Ist mir nicht zugänglich geworden. Diese und 
die folgenden beiden Schriften wurden durch eine von der k. Akademie der 
Wiss. in Göttingen gestellte Preisaufgabe hervorgerufen; die Schrift Schöne- 
mann’s erhielt den Preis, die beiden andern das Accessit). 

H. Schlichthorst, Geographia Homeri. 1787. Gottingae, Vanderhoeck ἃ Rup- 
recht. 

A. W. Schlegel, de geographia Homeri comment. Hannov. 1787. 

Schönemann, über die Gränzen der mythischen und historischen Geographie und 
den Begriff der homerischen in Wieland’s neuem teutschen Merkur. 1791. 
Bd. III. S. 430. 

Grotefend in den allgem. geogr. Ephem. 1815. Bd. 48. 3. St. 

F. A. Ukert, Geographie der Griechen und Römer. Weimar, 1816. Ib. 8. 310 
— 319. 

Zeune, Erdansichten. Berlin, 1820. 

F.C. H. Kruse, Hellas oder geogr.-antiquarische Darstellung des alten Griechen- 
lands und seiner Colonien. Leipzig. Leopold Voss. 3 Bde. (1825, 1826, 1827). 

A. A. Cammerer, über die Weltkunde des Homeros im Allgemeinen und über 

dessen Erdkunde insbesondere. Programm der K. B. Studienanstalt zu Kempten 
zum Schlusse des Studienjahres 18?7/a3. 

E. L. Cammann, Vorschule zu der Iliade und Odyssee des Homer. Leipzig, 1829. 
Hahn’sche Verlagsbuchhandl. S. 376 ft. 

K. H. Völcker, über homerische Geographie und Weltkunde. Hannover, 
1830. Hahn’sche Hofbuchhandl. 

R. H. Klausen, die Abenteuer des Odysseus aus Hesiodos erklärt. Bonn, 1834. 
Marcus. 

S. Ch. Schirlitz, Handbuch der alten Geographie für Schulen. Halle, Karl Gru- 
nert. 1837. 

S. Tr. W. Hoffmann, die Iberer in Westen und Osten. Eine ethnographische 
Untersuchung. Leipzig, 1838. 

Grotefend, zur Geogr. und Gesch. von Altitalien. Hannover, 1840. 1. Heft. $.5f. 

A. Forbiger, Handbuch der alten Geographie. Leipzig, Mayer und Wigand. 
3 Bde. (1842, 1844, 1848). 

J. J. Wagner, Homer und Hesiod. Ulm, Stettin’sche Verlagsbuchhandl. 1850. 

S. 53fl. 

E. Curtius, Peloponnesos. Eine historisch-geographische Bescuehneg der Halb- 
insel. II Bände. Gotha, 1851 und 1852. 

J. B. Friedreich, die Realien in der Iliade u. der Odyssee. 2. Ausg. Erlangen, 
1856. Ferdinand Enke. 8.33 fl. S. 39 ff. 

Conr. Bursian, Geographie von Griechenland. Leipzig, Teubner. I. Band. 1862. 
U. Band. 1. Abth. 1868. 11. Band. 2. Abth. 1871. 


(Weitere Literatur wird in den Anmerkungen unter dem 'lexte Erwähnung 
finden.) 


N ee ee ΨΥ ΟΣ ΜΥΝΥ Ὁ ὙΠ ΎΉΉΛΥ 


ἕ 
} 
4 
φ 
3 


Vorbemerkung. 


Dass in einer Zeit, wo die geographische Beobachtung noch in 
der ersten Kindheit war, die Kenntniss der Erdoberfläche extensiv 
wie intensiv nach unserem heutigen Maassstabe nur eine äusserst man- 
gelhafte sein konnte, liegt auf der Hand. Namentlich war es die 
unvollkommene Nautik, welche ausgedehnteren geographischen For- 
schungen im Wege stand: man beschränkte sich, von Nothfällen ab- 
gesehen, durchaus auf Küstenschifffahrt; bei Tage orientirte man sich 
nothdürftig nach der Sonne, bei Nacht nach den Gestirnen; wo auch 
diese Anhaltspunkte fehlten, war man rathlos und trieb in der Irre 
umher; conträrer Wind war für den Schiffer ein unüberwindliches 
Hinderniss, und Monate lang lag man, auf Windwechsel wartend, im 
Hafen; sobald ein Unwetter heraufzog, eilte man ans Ufer und barg 
die Schiffe in schirmender Bucht; in der stürmischen Jahreszeit vol- 
lends galt die Schifffahrt für verrufen. Die Umschiffung eines Vor- 
gebirges war ein höchst bedenkliches Unternehmen, in welcher Hinsicht 
namentlich Maleia berüchtigt war. Die Fahrt von 'Iroia nach Grie- 
chenland z. B. galt für weit, und es erschien als sehr gefährlich, gerade 
durch das Meer zu steuern, wofür Menelaos einen Beleg liefert, der den 
Weg nach der Insel Pharos, welche doch nur eine Tagereise vom Strom 
Aigyptos entfernt war (ὃ 356), dennoch lang und gefährlich nennt 
(ὃ 483). Auch die Fahrt von Scherie nach Euboie war selbst nach 
den Begriffen der schifffahrtkundigen Phaiaken sehr weit (7 321). Was 
aber das Mittelmeer betrifft, so galt es für gränzenlos (daher πόντος 
ἀπείριτος χ 195), so dass selbst Vögel, wie man glaubte, es nicht in einem 
Jhare zu durchfliegen vermöchten (y 321. 322). 

Bei einer so mangelhaften Nautik konnte selbstverständlich die 
Erdkunde, insofern sie die Schifffahrt voraussetzt, sich nur in den 
ersten embryonischen Anfängen entwickeln. Aber auch zu Lande war 
der Verkehr nur gering, da hier den Reisenden noch grössere Gefahren 
bedrohten als zur See, und namentlich Räuber Weg und Steg unsicher 


78 Vorbemerkung. 


machten, wie aus den Mythen von Herakles und Theseus hervorgeht, 
welche Letzteren sich durch Ausrottung solcher Landplagen das grösste 
Verdienst erwarben. Kurz, der Verkehr zu Lande sowohl wie zu Wasser 
war zu unvollkommen, als dass er die Erweiterung der Erdkunde hätte 
begünstigen können. 

In der That sind der geographischen Kenntniss Homers sehr enge 
Gränzen gesteckt. Was die Geographie der Iliade betrifft, so erstreckt 
sich dieselbe nördlich bis zum Pontos Euxeinos, der zwar selbst nicht 
namhaft gemacht wird; wohl aber werden Völkerschaften erwähnt, die an 
seinem Gestade sesshaft waren; ihre östliche Schranke bildet die phoi- 
nikische Küste nebst d&m Theile Kleinasiens, der mit derselben gleiche 
östliche Länge besitzt ; westlich reicht die Geographie der Iliade bis zur 
akarnanischen Küste und den zugehörigen Inseln; im Süden endlich 
findet sie ihre Gränzen an Aigyptos und dem gleichnamigen Strome, 
nebst den östlichen und westlichen Aithiopen. Was Libyen betrifft, so 
kommt dasselbe in der Iliade nicht vor. Diese, wie man sieht, sehr 
engen geographischen Schranken werden allerdings in der Odyssee nach 
Osten und Westen hin erweitert; indess verliert sich, um mit Wagner 
zu reden !), diese Erweiterung zum grossen Theile in mythische Däm- 
merung. 

Wir werden im Folgenden die homerische Geographie in der Weise 
durchgehen, dass wir der Reihe nach Europa, dann Asien und 
schliesslich Afrika in ihren dem Homer bekannten Theilen zum ᾿ 
Gegenstande unserer Betrachtung machen. 


I) Wagner, Homer u. Hesiod. S. 69. 


I. Europa. 


Thrakien (A θρῃηχη)". 
51. 


Land und Volk. Der Name Thrakien (®p7x7) hatte im ho- 
merischen Zeitalter einen ungleich ausgedehnteren Begriff als in der 
späteren Zeit und scheint das ganze Gebiet oberhalb Thessaliens bis 
zum Istros hinauf bezeichnet zu haben, so dass ausser dem eigent- 
lichen Thrakien im späteren Sinne auch das nachher sogen. Make- 
donien und das europäische Mysien (Mösien) hierher zu 
rechnen ist. Die südliche Gränze von Thrakien wird, da es auch noch 
Pierien (5. τι. 8.4) in sich begriff, scharf durch den Peneios bezeichnet). 

Die meisten der dies Gebiet bewohnenden Völker waren im troia- 
nischen Kriege, wie aus dem Schiffskataloge erhellt, Verbündete der 
Troer. Das rauhe Klima dieser nördlichen Region ist wohl der Grund, 
warum die homerische Poesie Thrakien zur Heimath der Winde macht, 
wieres denn vom Boreas und Zephyros ausdrücklich heisst, dass sie aus 
Thrakien wehen:). Uebrigens bezeichnet der Dichter das Land als 


1) Ueber die Etymologie des Namens s. Forbiger, Handb. der alten Geogr. 
Bd. III. S. 1072. Anm. 27. Gewöhnlich wird er von einer Nymphe Thrake ab- 
geleitet. Einige denken an ϑράττειν (das spätere ταράττειν) ; Grimm (Gesch. der 
deutsch. Spr. I. S. 195) geht auf ϑρασύς, Gladstone (hom. Studien, frei bearbeitet 
von Schuster $. 15) auf Tenyts und τρηχύς zurück. So auch Mure, gr. Litt. I. 
S. 153 und Doederlein, hom. Gloss. 11. S. 153. 

2) Vgl. Schlegel, de geogr. Hom. comm. p. 86 sq. 

3) 15: Βορέης zur Ζέφυρος, τώτε Θρήκηϑεν ἄητον. Die aus dem Umstande, 
dass neben dem Nordwinde auch der Westwind aus Thrakien weht, entspringende 
Schwierigkeit wird gehoben, wenn man annimmt, entweder dass das Land da- 
mals eine weitere Erstreckung nach Westen gehabt habe, oder dass der Dichter 


s0 I. Europa. 


fruchtbar, indem er es starkschollig (ἐριβῶλαξ, und Mutter der 
Schafe (μήτηρ μήλων) nennt!) , welche Epitheta wohl vorzugsweise 
auf den Landstrich am Hellespontos zu beziehen sind, da die inneren 
Theile sicherlich nur wenig cultivirt waren; auch der thrakischen 
Schneegebirge geschieht Erwähnung (8, τι. 2). Den kriegerischen Cha- 
rakter der Bewohner deutet Homer an, wenn er ihnen das Epitheton 
reisig (ἱπποπόλοι) beilegt und sie mit langen Lanzen bewehrt sein 
lässt) ; ausserdem heissen sie auf der Spitze behaart (ἀχρόχομοι) ?), 
wahrscheinlich , weil sie nur oben auf dem Wirbel Haare trugen und 
übrigens den Kopf schoren. Wegen des martialischen Sinnes der 
Thraker verlegt der Dichter sogar den Wohnsitz des Ares nach Thra- 
kien. Hieraus erklärt sich, warum in der Ilias vom Kriegsgotte gesagt 
wird, er begebe sich aus Thrakien im Geleite seines Sohnes Phobos zu 
den Ephyrern oder Phlegyern’), und warum derselbe Gott in der 
Odyssee nach seinem von den Kritikern allerdings sehr verdächtigten 
Liebesabenteuer mit der Aphrodite nach Thrakien zurückkehrt 9). 
Schon in der ältesten Zeit war Thrakien wegen seines trefflichen 
Weines berühmt. Von dort erhalten die Achaier vor Troia neue Zufuhr 
von diesem Getränke’). Besonders berühmt war der maroneische, der 
bei Ismaros (später Maroneia), der Stadt der Kikonen, wuchs. Odys- 
seus beschreibt denselben als einen lieblichen Trank von dunkelrother 
Färbung‘°), der, wenn er auch mit der 20fachen Quantität Wassers 
vermischt werde, doch dem Mischkruge einen süssen göttlichen Duft 
entströmen lasse, so dass es schwer sei, sich desselben zu enthalten »). 


nur an die Wohnung der Winde, nicht an ihre Richtung denkt, wie denn 
nach seiner Vorstellung die personificirten Winde alle ihren Palast in Thrakien 
haben. S. Völcker, hom. Geogr. S.77 und 78. 
A 222: ἐν Θρήχῃ ἐριβώλακι, μητέρι whrov. Vgl. über Thrakien: 4. J. Wagner, 

Homer ‚und Hesiod. S. 65. 2 

2) 3227: Θρῃηχῶν ὄρεα νιφόεντα. 

3 ΝᾺ (Ξ 227): Irram6han Θρηχῶν. 

4 A533: Θρήϊχες ἀχρόχομοι, δολίχ᾽ ἔγχεα γερσὶν ἔχοντες. Andere nehmen 
ἀκρόκ. für gleichbedeutend mit χαρηχομόωντες. 

5) N 298: οἷος δὲ βροτολοιγὸς Ἄρης πόλεμόνδε μέτεισιν, | τῷ δὲ Φόβος, φίλος υἱός, 


ἅμα χρατερὸς καὶ ἀταρβήῆς, | ἕσπετο, ὅστ᾽ Era σε ΣΤ φρονά περ πολεμιστήν [τὼ μὲν 
ἄρ᾽ ἐκ Θρήχης Ἐφύρους μέτα ϑωρήσσεσϑον | ἠὲ μετ Φλε ὕας μεγαλήτορας᾽ --- — Tot 
( pr “n2 “Ὁ ρος μετα VWPRT Jo 1° τὰ εἶ 295 P γα \ Ἰτορας τ τῇ τοῖοι 
5, = .. 
Μηριόνης ze χαὶ ᾿Ιδομενεὺς --- ἤϊσαν ἐς πόλεμον. 


6) ὃ 361: αὐτίχ᾽ ἀναΐξαντε ὁ μὲν Θρήχηνδε βεβήχει, [ ἡ © ἄρα Κύπρον ἵκανε φι- 
λομμειδὴς ᾿Αφροδίτη. ᾿ 

7) 171: πλεῖαί τοι (Nestor spricht zu Agamemnon) οἴνου χλισίαι, τὸν νῆες 
᾿Αχαιῶν | ἠμάτιαι Θρήχηϑεν ἐπ᾽ εὐρέα πόντον ἄγουσιν. 

8) 1196: ἀτὰρ αἴγεον ἀσχὸν ἔχον μέλανος οἴνοιο, | ἡδέος, ὅν μοι ἔδογχε Μάρων, 
Εὐάνϑεος υἱός, | ἱρεὺς ᾿Απόλλωνος, ὃς Ἴσμαρον ἀμιφιβεβήχκει. , 

9) 1208: τὸν δ᾽ ὅτε πίνοιεν μελιηδέα οἶνον ἐρυϑρόν, | ὃν δέπας ἐμπλῆσας ὕδατος 


ee 


DE a ra ἐκ en ΑΝ " 
R 81. Thrakien. 81 
Auf die ersten Anfänge der Weincultur in Thrakien bezieht sich der 
Mythos vom Lykurgos, der auf dem Gebirge Nyseion die Ammen des 
rasenden Dionysos verfolgte und sie mit dem Rinderstachel schlug, so 
dass sie ihre Thyrsosstäbe zu Boden warfen; auch Dionysos entfioh und 
tauchte in die Fluthen des Meeres, wo Thetis den Geängsteten an 
ihrem Busen barg; den Lykurgos aber verfolgte der Zorn der Götter: 
der Kronide blendete ıhn, und nur kurze Zeit weilte er noch unter den 
Lebenden ἢ. 

In demselben Thrakien, dessen Bewohner für äusserst wild und 
kriegerisch galten und überdies bei den übrigen Griechen im Rufe 
maassloser Trunksucht standen, hatten dennoch schon im hohen 


Alterthum die musischen Künste eine Stätte, und hochgepriesene . 


Sänger, wie Orpheus, Linos u. A., macht der Mythos zu Thrakiern. 
Von diesen thrakischen Barden findet Thamyris bei Homer Erwäh- 
nung. Der Dichter bezeichnet ihn ausdrücklich als Thrakier und er- 
zählt von ihm, er habe sich vermessen, bei Dorion mit den Musen in 
die Wette zu singen, worauf diese ihn geblendet und der göttlichen 
Gabe des Gesanges beraubt hätten). 

Obgleich die Thrakier Griechen waren, so finden wir sie doch 
nirgend auf der Seite der Griechen; wohl aber stellen sie den Troern 


ἀνὰ eixosı μέτρα | yEd’, ὀδμὴ 8’ ἡδεῖα ἀπὸ χρητῆρος ὀδώδει, | ϑεσπεσίη- τότ᾽ ἂν οὔ 
τοι ἀποσχέσϑῦμι φίλον ἦεν. Die Zahl 20 ist hier, wie Herr Prof. Kiepert mir 
mittheilt, allerdings übertrieben; indess könne er die ausgezeichnete Qualität des 
maroneischen süssen Rothweins ἱμαυρὸ past) aus eigener (im J. 1842) gemachter 
Erfahrung bezeugen. Plin. nat. hist. XIV, 4, 6 Sillig: Vino antiquissima cla- 
ritas Maroneo in Thraciae maritima parte genito, ut auctor est Homerus. — — 
Maroneum viciens tanto addito aquae miscendum Homerus prodidit. Durat etiam 
vis in eadem terra generi vigorque indomitus, quippe cum Mucianus ter consul ex 
his qui nuperrime prodidere sextarios singulos octogenis aquae misceri compererit 
praesens in eo tractu, esse autem colore nigrum, odoratum, vetustate pinguescere. 

ἢ Z 132: (Λυκόοργος) μαινομένοιο Διωνύσοιο τιϑήνας | σεῦς κατ᾽ ἠγάϑεον Νυσήϊον" 
αἱ δ᾽ ἅμα πᾶσαι | ϑύσϑλα χάμαι χατέχευαν, ὑπ᾽ ἀνδροφόνοιο Λυχούργου | ϑεινόμεναι βου- 
πλῆγι. “Διώνυσος δὲ φοβηϑεὶς  δύσεϑ᾽ ἁλὸς χατὰ χῦμα, Θέτις ὃ ὑπε 


ῶϑ 
> 
(a2 
ΩΣ 
A 
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Os 
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ῶ 
[ΠῚ 
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neh h - 5 37 vw) » > τ- x 
τες, | χαί μιν τυφλὸν ἔϑηχε Κρόνου mals‘ οὐδ ἄρ ἔτι δὴν | ἦν, ἐπεὶ ἀϑανάτοισι" 
4 


en πᾶσι ϑεοῖσιν. Vgl. Hoeck, Kreta. Bd. 11. 5. 235 ff. 


2) B 594: Δώριον, ἔνϑα τε Μοῦσαι | ἀντόμεναι BERN τὸν Θρήϊκα παῦσαν ἀοιδῆς, | 


διότα * χρατερὸς γὰρ ἔχε τρόμος ἀνδρὸς ὁμοκλῇ. | τῷ μὲν ἔπειτ᾽ ὀδύσαντο ϑεοὶ ῥεῖα ζώον- 


Οἰχαλίηϑεν ἰόντα παρ᾽ Εὐρύτου Οἰχαλιῆος " | στεῦ ο γὰρ εὐχόμενος νικησέμεν, εἴ περ 
ἂν αὐταὶ | Μοῦσαι ἀείδοιεν » κοῦραι Διὸς αἰγιόχοιο " ἐγ αἱ δὲ χολωσάμεναι πηρὸν ϑέσαν, 
αὐτὰρ ἀοιδὴν  ϑεσπεσίην ἀφέλοντο zul ἐχλέλαϑον κιϑαριστ Vgl. Ο. Müller, Do- 


rier. Abth. H. S. 317 mit Anm. 2 (1. Aufl.) οὐ ϑξοπε (Homer. Studien. Bearb. 
von A. Schuster. $. 15) zieht aus der Bäsehhn des Tham. zu den Musen und aus 
den geographischen Angaben den Schluss, dass er ein Grieche gewesen sein 
müsse. 


Buchholz, Homerische Realien. Ia. 6 


82 Europa. 


zwei Contingente, deren eines im Schiffskataloge als unter dem Befehl 
des Akamas und Peiroos stehend erwähnt wird!), während das andere 
in der Doloneia als eben angekommen erscheint 2). Namentlich daraus, 
dass das letztere seinen eigenen βασιλεύς, Rhesos, hat, schliesst Glad- 
stone), dass beide Contingente verschiedenen Stämmen ange- 


7. 
hörten. 


δ᾽): 
I. Das Gebiet der Myser. 


Die europäischen Myser (von den Römern Moesi genannt) wer- 
den in der Ilias erwähnt, wo vom Zeus gesagt wird, er habe 
seine Augen von der troischen Schlachtebene rückwärts gewandt 
zu den Thrakern, Mysern und Hippomolgen®. Wie wir aus Stra- 
bon) ersehen, verstand schon Poseidonios hier nicht die asiati- 
schen Myser, sondern die europäischen in Thrakien. Unter den Grün- 
den, welche bei Strabon dort für diese Ansicht angeführt werden, ist 
der schlagendste der, dass in jener homerischen Stelle die Myser mit 
den Thrakern und Hippomolgen, einem den Thrakern und europäi- 
schen Mysern benachbarten Skythenvolke, zusammengestellt werden. 
Homer bezeichnet die Myser als in der Nähe kämpfend (ayye- 
μαχοι ©), und da mitals tapfer und muthig. Trotz dieses ihres kriege- 
rischen Charakters beschreibt Poseidonios die Myser als ein äusserst 
friedliches und harmloses Volk: sie enthalten sich aus Frömmigkeit 
alles Lebendigen, auch des Zuchtviehs; ihre Nahrung besteht in 
Honig, Milch und Käse, und wegen ihres ruhigen Lebens heissen sie 
gottesfürchtig und Rauchzehrer (Letzteres in Bezug auf ihr fort- 
währendes Opfern) ἢ. WUebrigens sind vielleicht auch die in der 


ἡ B 844: αὐτὰρ Θρήϊχας ἦγ Ἀχάμας χαὶ Πείροος ἥρως, ὅσσους Ἑλλήσποντος 
ΠΣ εὐ ξέρνε 
ἀγάρροος ἐντὸς ἐέργει. 
K 434: Θρήϊχες οἵδ᾽ ἀπάνευϑε νεήλυδες, ἔσχατοι ἄλλων, | ἐν δέ σφιν Ῥῆσος 
βασιλεύς, πάϊς Ἤϊονῆος. 
3) Hom. Studien. Bearb. von Schuster. S. 151. 


2 
͵ 


4) N 3: αὐτὸς δὲ πάλιν τρέπεν ὄσσε φαεινῴ, | νόσφιν ἐφ᾽ ἱπποπόλων Θρῃκῶν χαϑο- 
ρώμενος αἷαν | Μυσῶν τ᾽ ἀγχεμάχων χαὶ ἀγαυῶν ᾿ἱππημολγῶν, | γλαχτοφάγων, ἈΑβίων 
τε, διχαιοτάτων ἀνθρώπων. 

) Strab. VII, 3, 2 Kramer. Vgl, Schlegel, de geogr. Hom. comm. p. 97 sq. 

6) N 5: Μυσῶν τ᾽ ἀγχεμάχων. 

ἢ Strab. VII, 3, 3 Kr.: λέγει δὲ τοὺς Μυσοὺς Ποσειδώνιος χαὶ ἐμψύχων ἀπέχε- 
σϑαι κατ᾿ εὐσέβειαν, διὰ δὲ τοῦτο χαὶ ϑρεμμάτων. μέλιτι δὲ γρῆσϑαι χαὶ γάλαχτι χαὶ 
τυρῷ ζῶντας χαϑ' ἡσυχίαν, διὰ δὲ τοῦτο χαλεῖσϑαι ϑεοσεβεῖς τε χαὶ χαπνοβάτας. Statt 
des handschriftlichen χαπνοβάτας, welches Kramer unangetastet wissen will, hat 


or 


$3. U. Thrakien im engeren Sinne. 93 


Boiotie!) als Bundesgenossen der Troer aufgeführten Myser hierher, 


nach Thrakien, zu setzen, da der Dichter ihnen weder an der Küste 
Kleinasiens noch überhaupt bestimmte Sitze anweist, und sie ohne 
Zweifel als ein thrakischer Völkerstamm zu betrachten sind 3). 


$ 3. 
II. Thrakien im engeren Sinne. 


a. Allgemeines. Hierher gehört das Gebiet der Kikonen, 
bei denen Odysseus nach seiner Abfahrt von Troja zuerst landete?). 
Sie sind ein kriegerisches Volk und erhalten das Epitheton lanzen- 
schwingend (αἰχμηταί) ; wir finden sie als Mitkämpfer im Heere der 
Troer unter der Anführung des Euphemos‘). Ihre kriegerische Tüch- 
tigkeit bewährte sich auch im Kampfe mit Odysseus und dessen Ge- 
nossen, von denen sechs aus jedem Schiffe fielen, während die Uebri- 
gen die Flucht ergriffen5). Obwohl sie sich zunächst auf den Wagen- 
kampf verstanden, so stritten sie doch, wo es sein musste, auch zu 


Fuss®). — Hierher sind auch diejenigen Thraker zu rechnen, welche 
am Hellespont wohnten und unter Anführung des Akamas und 
Peiroos in den Schlachtreihen der Troer kämpften?). — Uebrigens ist, 


wie schon oben bemerkt, der Begriff, welchen der Dichter mit den 
Namen ®pyxn und Θρήϊκες verbindet, sehr dehnbar, insofern er ihn 
bald in weiterem, bald in engerem Sinne fasst. Wenn er z. B. ın 
der schon angezogenen Stelle Thrakien als Heimath der Winde be- 
zeichnet, so scheint dies in weiterem Sinne genommen werden zu 
müssen. 

b. Gebirge. Von den ‘schneebedeckten’ Gebirgen Thrakiens 
wird nur das schon erwähnte Nyseion (τὸ Νυσήϊον, näml. ὄρος) nam- 
haft gemacht, auf welchem die Lykurgosfabel gespielt haben sollte. 


man xarvordras und zarvoßöras conjicirt. Die letztere Vermuthung ist oben im 
"Texte befolgt. 

ἡ B. 858. 

2) S. die Myser unter Asien. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. 11. 
S. 123. Anm. 89. 

3) ı 39: Ἰλιόϑεν με φέρων ἄνεμος Κιχόνεσσι πέλασσεν, | Ἰσμάρω. Vgl. Forbiger, 
Handb. der alten Geogr. Bd. III. S. 1076. Anm. 39. 

ἢ B 846: Εὔφημος δ᾽ ἀρχὸς Κικόνων ἦν “αἰχμιητάων, | υἱὸς Τροιζήνοιο διοτρεφέος 
ΞΚεάδαο. 

5) 159: καὶ τότε δὴ Κίκονες χλῖναν δαμάσαντες ᾿Αχαιούς. | ἕξ δ᾽ ἀφ᾽ ἑκάστης νηὸς 
ἀὐχνήμιδες ἑταῖροι | ὥλονθ᾽. οἱ δ᾽ ἄλλοι φύγομεν ϑάνατόν τε μόρον τε. 

6) τ 49: ἐπιστάμενοι μὲν ἀφ᾽ ἵππων | ἀνδράσι μάρνασϑαι, χαὶ ὅϑι χρὴ πεζὸν ἐόντα. 

ἢ B 844. 

6* 


94 Europa. 


Das Epitheton heilig (ἠγάϑεον), welches der Dichter demselben bei- 
legt!), geht ohne Zweifel darauf, dass diese Gebirgsregion durch die 
Anwesenheit des Dionysos und seiner Mainaden gleichsam geweiht 
war. Fälschlich haben Manche, unter denen auch Strabon?), unter 
jenem homerischen Nyseion das Gebirge Nysa in Indien verstehen 
wollen. 

c. Städte. 

a. Ismaros (ἢ Ἴσμαρος), unmittelbar am Meere gelegen. Hier 
landete Odysseus zuerst auf der Heimfahrt von Troja und verwüstete 
die Stadt, wurde aber von den Kikonen mit Verlust zurückgeschlagen?). 
Die Stadt war berühmt theils durch den schon erwähnten maroneischen 
Wein, theils durch den bei ihr befindlichen apollinischen Hain und 
Tempel, von dessen Priester Maron Odysseus den Wein erhalten hatte, 
durch dessen Genuss der Kyklop Polyphemos betäubt wurde‘). Dies 
Heiligthum zu Ismaros oder Maroneia, der älteste Tempel des Apollon 
in Thrakien, führte seinen Ursprung in letzter Instanz auf Krete zu- 
rück; denn nach Diodor schenkte Rhadamanthys jedem seiner Heer- 
führer eine Insel oder Stadt, unter Anderem dem Euambes Maroneia?). 
Ich bin überzeugt, dass Diodor hier statt Εὐαυβεῖ geschrieben hat: 
Εὐάνϑει; denn nach Homer war Maron der Sohn des Euanthes‘), der 
demnach als kretischer Colonist Ismaros oder Maroneia in Besitz nahm 
und dann seinem Sohne Maron hinterliess. ; 

3. Sestos (ἢ Σηστός, nach Reichard jetzt Jalova) 7), der asiati- 
schen Stadt Abydos gegenüber, an der schmalsten Stelle des Helles- 
pontos, in der Gegend der heutigen Dardanellen gelegen. Später 
wurden beide Städte durch die Sage von Hero und Leander berühmt. 
Strabon bezeichnet Sestos als die vorzüglichste (ἀρίστη) unter den 
Städten des thrakischen Chersones; nach ihm beträgt ihre Entfernung 


ἢ Z 133: κατ᾽ ἠγάϑεον Νυσήϊον. 

2) Strab. XV, 1, 7 Kr. (im Abschnitte über Indien, wo auch Z 132, 133 eitirt 
wird). 

3) «906, S. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. III. 5. 1078. 

4) 1196: ἀτὰρ αἴγεον ἀσκὸν ἔχον μέλανος οἴνοιο, | ἡδέος, ὅν μοι ἔδωχε Μάρων, 
Εῤάνϑεος διός, | ἱρεὺς ᾿Απόλλωνος, ὃς Ἴσμαρον ἀμφιβεβήχει, οὕνεκά μιν σὺν παιδὶ πε-- 
ρισχόμεϑ᾽ ἠδὲ γοναιχὶ | ἁζόμενοι " ᾧχει γὰρ ἐν ἀλσεϊ δενδρήεντι | Φοίβου ᾿Απόλλωνος. 

5) Diod. Sic. bibl. hist. V, 79 Bekker: τῶν ὃ ἄλλων τῶν περὶ αὐτὸν ἡγεμόνων 
ἑκάστῳ νῆσον ἢ πόλιν δωρήσασϑαι λέγουσι τὸν Ῥαδάμανϑυν, Θόαντι μὲν Λῆμνον, "Evuet 
δὲ Σχῦρον, Παμφύλῳ ὃς Πεπάρηϑον, Εὐαμβεῖ δὲ Μαρώνειαν χτέ. Nachdem ich selbst- 
ständig auf die Conjectur Εὐάνϑει gekommen war, sehe.ich jetzt nachträglich, dass 
dieselbe auch schon von Wesseling gemacht ist. Vgl. übrigens Hoeck, Kreta. 
Bd. H. S. 235 mit detr Note ἃ und O. Müller, Dorier. Bd. 1. S. 223. (1. Ausg.) 

6) 197: Μάρων, Εὐάνϑεος υἱός. 

7) 5. Forbiger, Handb, der alten Geogr. Bd. III. S. 1080. 


προς ya 


$4. III. Makedonien. 85 


von Abydos etwa 30 Stadien !). Wir finden im Schiffskatalog die Ein- 


wohner von Sestos als Verbündete der Troer, unter der Anführung des 
Hyrtakiden Asios aus Arisbe?). 


y. Ainos (n Αἶνος), an der östlichen Mündung des Hebros?), 
die Vaterstadt des Imbrasiden Peiroos, der den Diores tödtete?). Früher 
hiess sie nach Strabon Poltyobria’). 

ὃ. Aisyme (ἢ Αἰσύμη) δ), ebenfalls am Meere gelegen, die Vater- 
stadt der Kastianeira, eines Nebenweibes des Priamos, der Mutter des 
Gorgythion, den Teukros tödtete”?). Diese homerische Stadt ist wohl 


identisch mit der bei Thukydides unter dem Namen Οἰσύμη vorkom- 
menden). 


Ξ. Kabesos (ἡ Καβησός) 8), nach dem Schol. min. eine Stadt 
Thrakiens, deren Lage sich aber nicht weiter bestimmen lässt. 


ὃ 4. 


III. Makedonien. 


1. Allgemeines. Der Name Makedonien kommt in den 
homerischen Gesängen überhaupt nicht vor. Manche haben gemeint, 
dass Emathien sich dem Begriffe nach mit Makedonien decke, 
jedoch irrthümlich, da Emathien nur eine Region des spätern Make- 
doniens begreift, wie sich aus einer Stelle der Ilias schliessen lässt, wo 


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: ὖ “Αβυὸ = χαὶ ἵ > στὸς διέ ουσ Ian) T ION I en! rn! an £ 
μὲν οὖν υδος χαὶ ἣ Σηστὸς διέχουσιν ἀλλήλων τριάχοντά που σταδίους ἐχ λιμένος 


εἰς λιμένα. 


ἢ Strab. XIH, 1, 22 Kr.: Σηστὸς δὲ ἀρίστη τῶν ἐν Χερρονήσῳ πόλεων" 


2) Β 835: οἱ δ᾽ ἄρα Περκώτην καὶ Πράκτιον ἀμφενέμοντο | καὶ Σηστὸν χαὶ "Αβυ- 
Ss n u „ - I » [EN SS. 2 
δον ἔχον καὶ δῖαν ᾿Αρίσβην, | τῶν αὖϑ' Ὑρτακίδης Apy'"Asıos, ὄρχαμος ἀνδρῶν, |”"Asıos 
ty’ S 7 - ΞΜ 
Ὑρτακίδης, ὅν ᾿Αρίσβηϑεν φέρον ἵπποι. Wegen des zweiten dieser Verse wurde die 


Stadt Sestos den Abydenern gegen die Athener zuerkannt. 


3) Strabon VII. fragm. 52 Kr.: πρὸς δὲ τῇ ἐχβολῇ τοῦ Ἕβρου, διστόμου 
ὄντος, πόλις Αἶνος ἐν τῷ Μέλανι κόλπῳ χεῖται, χτίσμα Μιτυληναίων χαὶ Κυμαίων, ἔτι 


ὃὲ πρότερον ᾿Αλωπεχοννησίων. Vgl. Fr. 58. Forbiger, Handb. der alten Geogr. 


Ba. III. S. 1079. 


τὴ 
λούϑει. 
5) Strab. VII, 6, 1 Kr.: ἥ τε Αἶνος Πολτυοβρία ποτὲ ὠνομάζετο. 
6) Steph. 5. v.: πόλις Θραχιχή. 
) Θ 302: ὁ δ᾽ ἀμύμονα Γοργυϑίωνα, | υἱὸν ἐῦν Πριάμοιο, κατὰ στῆϑος βάλεν ἰῷ, | 


[4 «4 ΓΙᾺ , x .. -» » 
τόν δ᾽ ἐξ Αἰσύμηϑεν ὀπυιομένη τέχε μήτηρ, | χαλὴ Καστιάνειρα, δέμας ἐϊχυϊα θεῇ- 
σιν χτέ. 


A 519: βάλε δὲ Θρῃχῶν ἀγὸς ἀνδρῶν, | Πείροος Ἰμβρασίδης, ὃς ἄρ Αἰνόϑεν εἰλη- 


1 


8) Thucyd. IV. 107: Γάψηλος --- χαὶ Οἰσύμιη εἰσὶ δὲ αὖται Θασίων ἀποιχίαι. 
9%) N 363: πέφνε γὰρ (Ἰδομενεὺς) ᾿Οϑρυονῆα Καβησόϑεν ἔνδον ἐόντα. 


s6 Europa. 


Emathie und Pierie, eine Landschaft des späteren Makedonıens, 
einander coordinirt werden ἢ). 


2. Bei Homer kommen folgende Landschaften des späteren 
Makedoniens vor: 

a. Emathie (ἢ Ἠμαϑίη), zwischen den Flüssen Erigon (jetzt 
Tscherna, der Schwarze) und Axios (dem heutigen Vardar), nördlich 
oberhalb Pieriens. Homer legt dieser Region das Epitheton anmuthig 
(ἐρατεινή) bei2). Ueber den Umfang und die Gränzen derselben finden 
wir bei Homer keine genaueren Angaben. 

b. Paionie (ἡ Παιονίη), eine Landschaft Nordmakedoniens am 
Flusse Axios. Im Schiffskataloge erscheinen die Paionen, die der 
Dichter durch das Epitheton ἀγχυλότοξοι als treffliche Bogenschützen 
bezeichnet, als Verbündete der Troer unter Anführung des Pyraich- 
mes®). Ausserdem wird ihr kriegerischer Charakter durch die Bei- 
wörter δολιχεγχέες (mit langen Speeren‘)) und reisig (inro- 
χορυσταῦ 5) hervorgehoben. Wegen ihrer Fruchtbarkeit erhält diese 
Landschaft das Epitheton starkschollig (ἐριβῶλαξ), Ὁ und ἐρί-- 
BwAos’)). 


c. Pierie (ἡ Πιερίῃ 5), nördlich vom Olympos, zwischen dem 


Haliakmon und Axios. Wenn Schlichthorst°), auf B 763 ff. gestützt, 
äussert, dass Homer die Pferde Pieriens lobend erwähne, so ist dies 
jetzt insofern zu berichtigen, als schon Wolf nach dem cod. Venet. 
und Eustath. B 766 statt der Vulgata die Lesart Ilnpein aufgenommen 
hat, worin ihm Bäumlein u. A. gefolgt sind 10). 

3. Berge Makedoniens. 

Von diesen wird nur der Athoos (Adows, 6w, att. Athos, jetzt 
Haghion Oros oderMonte santo, aber auch noch Athos) !!) erwähnt, der 


1) 2226: Πιερίην δ᾽ ἐπιβᾶσα (Ἥρη) καὶ Ἠμαϑίην ἐρατεινὴν | σεύατ᾽ ἐφ᾽ ἱπποπόλων 
Θρηχῶν ὄρεα νιφόεντα. 

2) Ebendas. Vgl. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. III. S. 1061. Er 
nennt Emathie den “Ursitz des makedonischen Königthums'. 

3) B 848: αὐτὰρ Ilvpatypns ἄγε Παίονας ἀγχυλοτόξους | τηλόϑεν ἐξ ᾿Αμυδῶνος, 
ar’ ᾿Αξιοῦ εὐρυρέοντος, | ᾿Αξιοῦ, οὗ κάλλιστον ὕδωρ ἐπικίδναται atav. Vgl. II, 281. 
Κ 428: Παίονες ἀγκυλότοξοι. Vgl. über Paionie Forbiger, Handb. Bd. 1Π. S. 1057. 

4) ® 155: (᾿Αστεροπαῖος) Παίονας ἄνδρας ἄγων δολιχεγχέας. 

5) II 287: Παίονας ἱπποχορυστάς. 

6) P 350: ἐκ Παιονίης ἐριβώλαχος. 
154: ἐκ Παιωνίης ἐριβώλου. 
220. ε 50. Ueber Pierien 5. Forbiger, Handb. Bd. III. S. 1062. 
. Hom. p. 121. 
766: τὰς (Eumelos’ Rosse) ἐν Πηρείῃ ϑρέψ᾽ ἀργυρότοξος Ἀπόλλων. 
11) 3 229: ἐξ ᾿Αϑόω δ᾽ ἐπὶ πόντον ἐβήσετο ("Hpn) κυμαίνοντα. Vgl. Forbiger, 
Handb. Bd. III. S. 1052 mit Anm. 34. , 


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4. III. Makedonien. 87 


den äussersten Ausläufer des Vorgebirges Akte auf der Halbinsel Chal- 
kidike im strymonischen Meerbusen bildet. Hier war es, wo im 
Jahre 492 v. Chr. die Flotte des Dareios unterging. 

4. Flüsse. Von diesen kommt nur der Axios (ὃ ᾿Αξιός, jetzt 
Vardhari oder Vardar)!) vor, der sich in den thermaischen Meer- 
busen ergoss. Der Dichter legt ihm die Epitheta εὐρυρέων 3) und εὐρυ-- 
pesdpo<®) (breitfliessend) bei; ausserdem spricht derselbe von dem 
herrlichen (χάλλιστον) Gewässer dieses Flusses‘). Wenn im geraden 
Widerspruch damit Strabon dem Axios eine trübe Strömung beilegt>), 
so muss man sich erinnern, dass im Laufe der Jahrhunderte mannig- 
fache Erdrevolutionen stattfinden, in Folge deren auch die Flüsse 
Veränderungen erleiden, so dass der Geograph neben dem Dichter 
völlig im Rechte sein kann‘). 

5. Städte. Von diesen wirdnur Amydon (ἢ Auuöwv) am Flusse 
Axios namhaft gemacht”). 

Ausserdem meint Strabon, dass die Stadt Kissos in Thrakien die 
Heimathstadt des Iphidamas sei, von dem es heisst, dass sein Gross- 
vater Kisses ihn in der starkscholligen Thrake erzogen habe®). Dies 
ist indess eine blosse Hypothese des Geographen. 

Endlich sei hier noch zweier skythischen Nomadenvölker gedacht, 
deren Homer erwähnt, der Hippomolgen und Abier. Ersteren 
legt er das Epitheton trefflich (ἀγαυοί bei und bezeichnet sie als 
Milchesser (yAazrogayoı) 3), was ohne Zweifel darauf geht, dass die 
nomadischen Skythen meistens von Stutenmilch leben. Die Abier werden 


) 5. Forbiger, Handb. Bd. III. S. 1055 mit Anm. 41, wo bemerkt wird, 
dass Axios oft austrete und sich an seinem unteren Laufe ein neues 
Bett gebahnt habe; früher habe er zwischen Thessalonike und Chalastra gemündet. 
Vgl. auch Leake, North. Gr. III. p. 258. 289. 437. 469. Tafel in Thessal. 
Ῥ. 69—84. 287—307 und in Pauly’s Realencycl. 1. 5. 1030. Pouqueville, Voy. 
dans la Grece. Paris 1820f. Bd. II. p. 417. Nach Crusius zu 8 850 soll der 
Axios der heutige Vistrizza sein. 

2) Β 849 (11 288. © 157) : ἀπ᾽ ᾿Αξιοῦ εὐρυρέοντος. 

3) Φ 141: ᾿Αξιὸς εὐρυρέεϑρος. 

41 Β 850: ᾿Αξιοῦ, οὗ κάλλιστον ὕδωρ ἐπιχίδναται αἷαν. 

5) Strab. VII. Fragm. 21 Kr.: ὁ ᾿Αξιὸς ϑολερὸς ῥεῖ. Vgl. Fragm. 23. 

6) Vgl. Schlegel, de geogr. Hom. comm. p. 91. 

ἢ B 849 (schon citirt). Strab. VII, Fr. 23 Kr.: ἐπίχειται δὲ τῷ ᾿Αξιῷ ποταμῷ 
χωρίον, ὅπερ Ὅμηρος ᾿Αμυδῶνα καλεῖ, καί φησι τοὺς Παίονας ἐντεῦϑεν εἰς Τροίαν ἐπι- 
κούρους ἐλϑεῖν (B 849 wird eitirt). 

A 221: ᾿Ιφιδάμας ᾿Αντηνορίδης, ἠῦς τε μέγας τε, ] ὅς τράφη ἐν Θρήκῃ ἐριβώλαχι, 
μητέρι μήλων. | Κισσῆς τόν τ᾽ ἔϑρεψε δόμοις ἔνι τυτϑὸν ἐόντα | μητροπάτωρ. Strab. VII. 
Fr. 21 Kr.: τὴν Κισσὸν ὑπονοήσειεν ἄν τις τῷ Κισσῇ προσήχειν, οὗ μέμνηται ὁ ποιη- 
τῆς Κισσῆς τόν γ᾽ ἔϑρεψε, τὸν ἘΝ αντα λέγων. 
! 


9 N5: ΑΝ Ἱππημολ γῶν, | YAazrovaywv. 


ι] n. Ὁ ἕω ἀμ ““ς Υ̓Ν 
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* 


Ss Europa. 


als diegerechtesten Menschen bezeichnet!). Nach Strabon sind 
unter diesen Völkerschaften die auf Wagen wohnenden Sky- 
then und Sarmaten zu verstehen). 


8.9. 
Epeiros. 


I. Landund Bewohner. Der Ausdruck ἥπειρος bezeichnet bei 
Homer das Festland im Gegensatze zu den Inseln?) und ist, wenn 
auch noch kein vollständig ausgebildetes, doch in so weit Nomen pro- 
prium, wie es etwa terra firma für den Venetianer ist. Erst später 
bezeichnet es als eigentliches Nomen proprium die Landschaft, welche 
im Norden von Illyrien, im Osten von Thessalien und im Westen vom 
Meere begränzt wurde. Das Gebiet, welches auf der homerischen Karte 
Epeiros vertritt und sich von Aitolien ab längs der Küste, aber wohl 
nicht über Kerkyra hinaus, erstreckte, hatte geringeren Umfang als 
das spätere Epeiros, wie sich daraus schliessen lässt, dass Homer 
Dodone, welches später zu Epeiros gehörte, noch zu Thessalien rechnet. 
Zu diesem Gebiete gehört namentlich das Land der Thesproten 
(yatı Θεσπρωτῶν) ἢ, welches sich bei Homer nicht auf den Küstenstrich 
beschränkte, sondern bis an die Gränze Thessaliens erstreckte, daher 
Odysseus von den Thesproten leicht nach Dodone in Thessalien ge- 
langen konnte). Die Fruchtbarkeit des Thesprotenlandes hebt der 
Dichter hervor, indem er von dem fetten Gebiete (πίων δῆμος) der 
thesprotischen Männer spricht®). Dass die Thesproten Schifffahrt 
trieben, geht daraus hervor, dass an einigen Stellen von einem thes- 
protischen Schiffe die Rede ist”). Aus einer Aeusserung der Penelope 


1) N 6: ᾿Αβίων τε, δικαιοτάτων ἀνθρώπων. Vgl. Arrian (anab. IV, 1 Sinten.) : 
οὐ πολλαῖς δὲ ἡμέραις ὕστερον ἀφιχνοῦνται rap ᾿Αλέξανδρον πρέσβεις παρά τε Σχυϑῶν 
τῶν ᾿Αβίων καλουμένων (οὕς χαὶ “Ὅμηρος δικαιοτάτους εἰπὼν ἐν τῇ ποιήσει ἐπήνεσεν᾽ 
οἰχοῦσι δὲ ἐν τῇ Ασίᾳ οὗτοι αὐτόνομοι, οὐχ ἥκιστα διὰ πενίαν χαὶ διχαιότητα). Sintenis 
bemerkt dazu, Arrian verwechsle auch hier Asien und Europa, da die homerischen 
"Aßtor unzweifelhaft nach Europa gehören; die ursprünglich appellative Bedeutung 
werde verschieden gedeutet, z. B. auch Habelose. 

2) Strab. VII, 3, 2 Kr.: τοὺς ᾿Ιππημολγοὺς χαὶ Γαλαχτοφάγους χαὶ Aßtous — —, 
οἵπερ εἰσὶν οἱ ἁμάξοιχοι Σχύϑαι χαὶ Σαρμάται. 

3) Vgl. Schlegel, de geogr. Hom. comm. p. 82. Forbiger, Handb. der 
alten Geogr. Bd. III. S. 876 mit Anm. 41. Nach Ersterem ist ἤπειρος bei Homer 
reines Appellativum. 

Ἢ E 314: δεχάτῃ δέ με νυχτὶ μελαίνῃ | γαίῃ Θεσπρωτῶν «πέλασεν μέγα χῦμα χυλίνδον. 

5) ξ 327: τὸν δ᾽ ἐς Δωδώνην φάτο βήμεναι (von den Thesproten aus, 5. & 314£.), 
ὄφρα θεοῖο | ἐκ δρυὸς ὁΨιχόμοιο Διὸς βουλὴν ἐπαχούσαι. 

6) ρ 526 (τ 271): Θεσπρωτῶν ἀνδρῶν ἐν πίονι δήμῳ. 

7) ξ 334: τύχησε γὰρ ἐρχομένη νηῦς | ἀνδρῶν Θεσπρωτῶν ἐς Δουλίχιον πολυπύρον. 
r 65: νῦν αὖ Θεσπρωτῶν ἀνδρῶν ἐκ νηὸς ἀποδρὰς | ἤλυϑ᾽ ἐμὸν πρὸς σταϑμόν. 


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$5. Epeiros. 89 


lässt sich schliessen, dass die Thesproten mit den Ithakesiern in freund- 
schaftlicher Beziehung standen ἢ). — Ausserdem gehören hierher die 
Ephyrer?), die Bewohner der Stadt Ephyre, des späteren Kichy- 
ΤῸΒ 5), welche Pausanias in das thesprotische Epeiros setzt). 

I. Flüsse. Dahin gehören der Acheron (6 Ἀχέρων) und Ko- 
kytos (ὃ Kwxurös), der sich unweit der eben erwähnten Stadt 
Ephyre in den Acheron ergoss. Beide werden im Homer allerdings 
nicht als thesprotische Flüsse erwähnt, verdienen aber hier angeführt 
zu werden, weil nach Pausanias der Dichter sie durch Autopsie 
kannte, nach ihnen die gleichnamigen Flüsse des Todtenreiches>) 
schuf und die Namen der thesprotischen Flüsse auf letztere übertrug‘). 
Wenn übrigens der Perieget hier ausser dem Flusse Acheron auch 
einen acherusischen See (Ayspousta λίμνη) erwähnt, so ist dies nach 
Bursian’) daraus zu erklären, dass das von dem Acheron durch- 
strömte Thal theilweise von einem Sumpfe eingenommen wurde, in 
dem der Fluss selbst sich verlor, und der eine Breite von ?/, Stunden 
und eine Länge von 1'/, Stunden besass. Dieser Sumpf ist der acheru- 
sische See des Pausanias. Vor seinem Eintritt in ‚diese Ebene wälzt 
sich der Acheron reissenden Laufes durch eine schmale und finstere 
Schlucht, zu deren beiden Seiten kahle Felswände schroff empor- 
steigen; an mehreren Punkten stürzt sich der Fluss jählings in die 
finstere Tiefe und bildet brausende Kaskaden. Das Grausige dieser 
Scenerie veranlasste die Alten, wie auch Bursiana. a. O. bemerkt, 
hier einen Eingang zum Hades anzunehmen; schon im grauen Alter- 
thum entstand hier ein namhaftes Todtenorakel, und die Namen Ache- 
ron und Kokytos gingen geradezu auf die Flüsse des Hades über. 

III. Städte. Dahin gehört wahrscheinlich Ephyre (ἢ ᾿Εφύρῃ, 
das spätere Kichyros, unweit der Meeresküste und des acherusischen 
Sees®) an der Stelle eines heutigen Klosters des heil. Johannes, 


- 421: ἤχαχε Θεσπρωτούς᾽ οἱ δ᾽ ἡμῖν ἄρϑμιοι ἦσαν. 
301 1: τὼ μὲν dp &x Θρήχης Ἔφύρο ους μέτα ϑωρήσσεσθϑον χτέ. 

Strab. VII, 5 πέρχειται δὲ τούτου τοῦ χόλπου Kiyupos, ἢ πρότερον 
Ἔφυρα, πόλις Θεσπρωτῶν. 

ἢ Pausan. IX, 36, 3 Schub. Er’eitirt N 301 und 302, und fährt fort: ᾿Εφύρους 
δὲ ἐνταῦϑα, ἐμοὶ δοχεῖν, τοὺς ἐν τῇ Θεσπρωτίδι ἠπείρῳ λέγει. 

5) 8. x 513. 514. 

6) Pausan. I, 17, 5 Schub.: πρὸς δὲ τῇ Κιχύρῳ λίμνη τέ ἐστιν Ἀχερουσία χα- 
λουμένη χαὶ ποταμὸς ᾿Αχέρων, ῥεῖ δὲ χαὶ Κωχυτὸς ὕδωρ ἀτερπέστατον. “Ὅμηρός τέ μοι 
δοχεῖ ταῦτα ἑωραχὼς ἔς τε τὴν ἄλλην ποίησιν ἀποτολμῆσαι τῶν ἐν “Αἰδου, καὶ δὴ καὶ 
τὰ ὀνόματα τοῖς ποταμοῖς ἀπὸ τῶν ἐν Bei ϑέσϑαι. 

Ἢ Geogr. von Griech. I, S. 27. 

8) Κα. Thucyd. I, 46. Leake, N. Gr. IV. p. 53. Forbiger, Handb. der alten 


Geogr. Bd. III. S. 819. 


90 Europa. 


3—4 engl. Meilen vom Hafen Fanari. Die hier in Rede stehende 
Stadt wird im Schiffskataloge erwähnt, wo es heisst, Herakles habe die 
Astyocheia, die Mutter des Tlepolemos, bei der Eroberung von Ephyre 
am Strome Selleeis erbeutet!). Wenn nun ausserdem Apollodor 
erzählt, die Eroberung Ephyres und die Gefangennahme der Astyocheia 
(Astyoche) durch Herakles habe bei Gelegenheit einer Expedition 
stattgefunden , welche derselbe in Gemeinschaft mit den Kalydoniern 
gegen die Thesproten unternommen habe ?), so wird dadurch im hohen 
Grade wahrscheinlich, dass die B 659 erwähnte Stadt Ephyre nach 
Thesprotien zu setzen sei. Strabon hingegen behauptet, der Dichter 
meine Ephyre in Elis, da in Thesprotien gar kein Fluss Selleeis exi- 
stire?). Ihm folgen Schlichthorst, der daher auch Ephyre nach 
Elis setzt®), und Curtius, der in der Nähe des Dorfes Klisura die 
Ruinen von Oinoi oder Boinoa zu erkennen glaubte, welcher Ort nach 
Strabon an der Stelle der eleischen Stadt Ephyra oder doch ganz in der 
Nähe gelegen 5615). — Die thesprotische Stadt Ephyre lag nach Bur- 
sian®) wahrscheinlich am nördlichen Ende des acherusischen Sees auf 
dem Felshügel von Kastri, dessen Gipfel und Seiten noch mit Ueber- 
resten hellenischer Mauern bedeckt sind. — 

Auch über die Ὁ 531 erwähnte Stadt Ephyre’) herrscht Contro- 
vers, indem die Scholiasten hier ebenfalls die thesprotische Stadt, An- 
dere hingegen die eleische verstehen, da Phyleus ein Eleer gewesen 


sei. — Dass endlich Korinth in den ältesten Zeiten den Namen Ephyre 


führte, findet sich an betreffender Stelle bemerkt). 


δ 6. 
Das Land der Phaieken (ἡ Σχεῤίη). 
I. Lage und Bevölkerung von Scheri®. Wir setzen 
Scheri& als Nachbarland von Epeiros an, weiles nach der gewöhnlichen 


") B 657: τῶν μὲν Τληπόλεμος δουρικλυτὸς ἡγεμόνευεν, | ὃν τέκεν ᾿Αστυόχεια Bin 
Ἡραχληείῃ; | τὴν ἄγετ᾽ ἐξ Ἐφύρης, ποταμοῦ ἄπο Σελλήεντος, | πέρσας ἄστεα πολλὰ 
en αἰζηῶν. 

) Bibl. II, 7, 6 Bekk.: στρατεύει δὲ ἩΗραχλῆς μετὰ Καλυδωνίων ἐπὶ Θεσπρωτούς, 
χαὶ Bin ἑλὼν "En ρυραν, ἧς ἐβασίλευε Φύλας, Astuoyn τῇ τούτηυ ϑυγατρὶ συνελθὼν 
πατὴρ Τληπολέμου. γίνεται. 

3; Strab. VIII, 3, 6Kr.: ἐκεῖνος (Demetrios von Skepsis) γὰρ οὔ φησιν εἶναι 
Σελλήεντα ἐν Θεσπρωτοῖς ποταμόν, ἀλλ᾿ ἐν τῇ Ἠλείᾳ παρὰ τὴν ἐκεῖ Ἔφυραν. 

Ὁ Geogr. Hom. p. 55. 

5) Curtius, Peloponnesos. Bd. II. S. 40. — Vgl. Ei Schlegel, de geogr. 
Hom. comm. p. 83. 

6) Geogr. von Griech. I, 5. 29. 

7) 0 530: τόν (ϑώρηχα) ποτε Φυλεὺς | ἤγαγεν ἐξ ᾿Εφύρης, ποταμοῦ ἄπο Σελλήεντος. 

8) S. unten Korinth (Peloponnes, $. 45). 


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$6. Das Land der Phaieken. 91 


Ansicht der Alten (so des Kallimachos bei Strabon!')) mit Ker- 
kyra (Korkyra, jetzt Corfu) identisch ist. Neuere hingegen, wie 
Weleker u. Andere, erblicken in der homerischen Schilderung der 
Phaieken eine reine Fabel und leugnen jede geographische Beziehung 
von Scherie auf die Insel Kerkyra?). Ob übrigens Homer sich 
Scherie als Insel gedacht habe, ist von Manchen bezweifelt, da es nir- 
gends als νῆσος bezeichnet werde; vielleicht habe es ihm als 
Küstenland vorgeschwebt®). Homer nennt das Land bald Scherie 
(r Σχερίη ἢ, bald das Land der Phaiekenö). Die Letzteren 
hatten früher die sikanische Stadt Hypereia in der Nähe des Kyklo- 
penlandes bewohnt‘); von dort führte sie Nausithoos wegen der 
häufigen räuberischen Angriffe der Kyklopen weg und liess sie in 
Scherie sich ansiedeln?). Dass die Phaieken schon auf einer höheren Cul- 
turstufe standen, geht aus der weiteren Aeusserung des Dichters her- 
vor, dass sie eine förmliche Stadt erbaut, dieselbe mit einer Mauer 
umzogen, Göttertempel errichtet und das Ackergebiet vertheilt hätten). 
Die Phaieken sind ferner ein schifffahrttreibendes Volk, worauf auch 
schon die phaiakischen Eigennamen, wie Nausikaa, Nausithoos?), 
Akroneos, Okyalos, Elatreus, Nauteus, Prymneus, An- 
chialos, Eretmeus, Ponteus, Proreus, Thoon, Anabesi- 
neosund Amphialos!") hindeuten. 


ἢ Strab. VII, 3, 6 Kr.: ὃς (Καλλίμαχος) τὴν μὲν Γαῦδον Καλυψοῦς νῆσόν φησι, 
τὴν δὲ Κόρχυραν (spätere Form statt Κέρκυραν) Σχερίαν. 5. Völcker, hom. Geogr. 
8.125. 

2) Vgl. darüber Preller, griech. Myth. I, 5. 392. Als eine reine Phantasie- 
schöpfung Homers werden die Phaieken auch aufgefasst von A. Kestner, de Phae- 
cibus Homeri. Göttingen, 1839. Vgl. Ameiszue34im Anh. Forbiger hingegen 
(Handb. der alten Geogr. Bd. III. S. 1011. Anm. 35) meint, dass Scherie höchst 
wahrscheinlich mit Kerkyra identisch sei. — Vgl. Schliemann, Ithaka, der Pelo- 
ponnes und Troja. Archäol. Forschungen. Leipzig, Giesecke u. Devrient. 1869. 
S.1f. Schlegel, de geogr. Hom. comm. p. 168 544. 

3) Καὶ. Ameis zu ε 34. 

Ἢ So e 34, ἡ 19, v 160 (wo nicht hier die Stadt zu verstehen ist). 

5) e 34: Σγερίην, — Φαιήχων ἐς γαῖαν. So auch e 280, ε 288 und sonst. 

6) S. unten $. 58. 

7) £2: αὐτὰρ ᾿Αϑήνη | βῆ ῥ᾽ ἐς Φαιήκων ἀνδρῶν δῆμόν τε πόλιν τε, | οὗ πρὶν 
ποτ᾽ ἔναιον ἐν εὐρυχόρῳ Ὑπερείῃ, ἀγχοῦ Κυχλώπων, ἀνδρῶν ὑπερηνορεόντων, | οἵ 
σινέσχοντο, βίηφι δὲ φέρτεροι ἦσαν. | ἔνϑεν ἀναστήσας ἄγε Ναυσίϑοος ϑεοειδής, | εἴσε" 
δὲ Σχερίῃ, ἑκὰς ἀνδρῶν ἀλφηστάων. 

8) ζ9: ἀμφὶ δὲ τεῖχος ἔλασσε (Ναυσίϑοος) πόλει, καὶ ἐδείματο οἴχους, | χαὶ νηοὺς 
ποίησε ϑεῶν, καὶ ἐδάσσατ᾽ ἀρούρας. 

9 ξ 1. ἡ 56. 

1) ὃ. 111 ff. Vgl. Grashof, über das Schiff bei Homer und Hesiod. Progr. 
Düsseldorf, 1834. S. 3 mit der Note. 


S 


92 Europa. 


Wie weit sich bereits die Schifffahrt der Phaieken erstreckte, geht 
daraus hervor, dass sie den Rhadamanthys nach Euboie brachten und 
die Hin- und Rückfahrt in einem Tage bewerkstelligten ἢ. Diese ihre 
nautische Kunst befähigt sie, wie Alkinoos mit Selbstbewusstsein sagt, 
alle Fremden, welche zu ihnen verschlagen werden, sicher in die Hei- 
math zu geleiten 2), und in geheimnissvoller, wunderbarer Weise üben 
sie diesen ihren Beruf. Ihre Schiffe sind rasch wie der Vogel oder der 
Gedanke) ; sie bedürfen weder eines Piloten noch eines Steuers, wissen 
die Absichten der Schiffer, kennen nah und fern die Städte und Län- 
der, durchfiiegen, in Nacht und Nebel gehüllt, die Meeresfluthen, 
und nimmer verletzt oder beschädigt sie das Meer!). So geleiten sie 
auch den schlafenden Odysseus in geisterhafter Weise und mit über- 
natürlicher Schnelle in die Heimath’). Die ganze Färbung dieses 
Mythos — namentlich der Schlaf des Odysseus und die Nebelhülle des 
Schiffes — hat die Ansicht Welcker’s hervorgerufen, dass die Phaie- 
kensage aus einer nordischen Sage von den Fährmännern des Todes 
entsprungen sei, welche die Geister der Abgeschiedenen über das Meer 
auf die nordische Todteninsel geleiten. Dagegen bemerkt Preller®) 
mit Recht, dass jene Sage den homerischen Griechen schwerlich habe 
bekannt sein können”), dass das heitere, harmlose Wohlleben der 
Phaieken mit solchen Geschäften des Todes schlecht harmonire; so- 
dann, dass die homerischen Phaieken durchaus nicht mit Verstorbenen, 
sondern mit Lebendigen, mit wirklichen Menschen verkehren, die sie 
gleichsam wie Schutzgeister des Meeres umschweben, und dass endlich 
die Nebelhülle doch nur der gewöhnliche Schleier sei, unter welchem 
das Dämonische und Göttliche in dem realen Leben des Epos immer 
wirke und auftrete, wie denn auch der Schlaf des Odysseus selbst nur 


AR 


1) ἡ 322: τὴν περ (Euboie) τηλοτάτω φάσ ἔμμεναι, οἵ μιν ἴδοντο | λαῶν ἥμετέ- 
ρων, ὕτε τε ξανϑὸν ῬΡαδάμανϑυν | ἦγον ἐποψόμενον Τιτυὸν Γαιήϊον υἱόν. | χαὶ μὲν οἱ 
zu ἦλθον, καὶ ἄτερ χαμάτοιο τέλεσσαν | ἤματι τῷ αὐτῷ, χαὶ ἀπήνυσαν οἴχαδ᾽ ὀπίσσω. 
Vgl. Wagner, Homer und Hesiod. 5. 7 

2) ὃ 566: πομποὶ ἀπήμονές εἰμεν ἁπάντων. 

3) ἡ 36: τῶν νέες ὠχεῖαι ὡς εἰ πτερὸν ἠὲ νόημα. 

ἢ #557: οὐ γὰρ Φαιήχεσσι χυβερνητῆρες ἔασιν, | οὐδέ τι πηδάλι. ἔστι, τάτ ἄλλαι 
SV ἁλὸς ἐχπερόωσιν | ἠέρι χαὶ νεφέλῃ χεχαλυμμέναι" οὐδέ ποτέ σφιν | οὔτε τι πημαν- 
ΕΣ, » St Μ Ὑ 5 αν. 

ἤναι ἔπι δέος οὔτ᾽ ἀπολέσϑαι. 
5) ν 19 Ε΄ 
6) Griech. Mythol. I. S. 393. 


ἢ Erst sehr späte Autoren sprechen von dieser nordischen Sage. So Tzetzes 
zu Hesiods Stelle von den Inseln der Seligen und zu Lykophr. 1204 und Proco- 
pius de bell. Goth. 4, 20. Diese Citate giebt Preller a. a. ©. 5. 393, Anm. 1. 


dir 
15 . 


RN. 5 6. Das Tan der Phaieken. 93 


ὁ 


ie wunderbare Wirkung der dämonischen Phaiekenschiffe zu sein 


scheine. — Möglich, dass, wie Preller a. a. Orte meint, das Bild 


Eur 


der hülfreichen Winde (οὖροι), welche die Alten so oft als Retter in der 
Noth preisen, zu der homerischen Phaiekenschilderung führte, und dass 
die Griechen diese Sage von der früheren Bevölkerung des Mittelmeers 
erhielten und dann weiter ausbildeten. Diese guten Genien hausen 
aber da, wo Fülle, Genuss und Seligkeit herrscht !), unweit jener 
Region, wo das Elysion und die Inseln der Seligen zu suchen sind; 
ja, ältere Interpreten, die Scholiasten und Eustathios zu 7322 und 324, 
setzen das Phaiekenland und das Elysion in dieselbe Gegend, wie denn 
auch die Beschreibung der Gärten des Alkinoos mit der des Elysion 
Manches gemein hat). 


Auf dieses wonnige Leben der Phaieken in seligen Regionen 
geht vielleicht das Epitheton ἀγχίϑεοι 5), welches der Dichter ihnen bei- 
legt, um ihr gottähnliches Dasein zu bezeichnen, wenn man es nicht 
lieber auf ihre wirkliche Verwandtschaft mit den Göttern beziehen will, 
wie es denn an einer andern Stelle heisst, dass von Alters her die 
Götter bei den Festmahlen der Phaieken erscheinen und mit ihnen 
speisen; denn Letztere stehen den Göttern so nahe, wie die Geschlechter 
der Kyklopen und Giganten ἢ. 


In Rücksicht auf ihre nautische Kunst erhalten die Phaieken die 
Epitheta ruderliebend (φιλήρετμοι) 5), mit langen Rudern (δο-- 
λιχήρετμοι) und zur See berühmt (yaustxAuro:) ἢ. Aber auch andere 
Künste sind ihnen nicht fremd: ihr Sänger Demodokos ergötzt die Ver- 
sammlung durch Gesang und Saitenspiel”); Laodamas und Halios 
setzen durch ihren kunstvollen Tanz den Odysseus in Erstaunen‘), und 
auch im Wettlauf zeichnen sich die Phaieken aus, während sie in 


ἢ ὃ 248: αἰεὶ δ᾽ ἡμῖν δαίς τε φίλη κίϑαρίς τε χοροί τε | εἵματα τ᾽ ἐξημοιβὰ λοετρά 
τε ϑερμὰ χαὶ εὐναί. 

2) Vgl. ὃ 563 ff. und ἡ 114 ff. 

3) € 35: Φαιήκων ἐς γαῖαν, οἱ ἀγχίϑεοι γεγάασιν. 

4) ἢ 201: αἰεὶ γὰρ τὸ πάρος γε ϑεοὶ φαίνονται ἐναργεῖς | ἡμῖν, ᾿ ἔρδωμεν ἀγα- 
κλειτὰς ἑκατόμβας, | δαίνυνταί τε παρ᾽ ἄμμι καϑήμενοι, ἔνϑα περ ἡμεῖς, | - -ἐπεί σφισιν 
ἐγγύϑεν εἰμέν, | ὡς περ Κύχλωπές τε καὶ ἄγρια φῦλα Γιγάντων. Noch Andere erklä- 
ren eslocal: die den Göttern nahe wohnen, d.h. weit nördlich am Rande 
der durch Berge, erhöhten Erdscheibe, worüber man sich die Himmelswölbung 
dachte. : 

5) ὃ 96 (A 349. ν 36): Φαιήχεσσι φιληρέτμοισι. 

6) ὃ 191 (ὃ 369. ν 166): Φαίηχες δολιχήρετμοι, ναυσίκλυτοι ἄνδρες. 

7) [8.260 ff.]. ὃ 499 ft. 

8) 9 310--.-384. 


vo 
cu 
A 


94 Europa. 


gymnastischen Künsten, namentlich im Faust- und Ringkampf, uner- 
fahren sind). Wie aber die phaiekischen Männer durch Schifffahrts- 
kunst, so ragen ihre Weiber durch ihre Webekunst hervor, welche 
ihnen von Atkone verliehen ist?). 


87. 

U. Beschaffenheit des Phaiekenlandes. Das Gestade 
von Scheri& schildert der Dichter als gefährlich für den Landenden: 
zackige Klippen und glatte Felswände, welche von der brandenden 
Fluth gepeitscht werden, erheben sich rings?) und wehren dem schiff- 
brüchigen Odysseus das Erklimmen des Ufers, bis er schwimmend die 
Mündung des Flusses erreicht, wo der Strand eben und frei von Klip- 
pen erscheint und ihm Schutz gegen den Wind darbietet‘). — Uebri- 
gens hatte Scheri@ einen trefflichen Hafen, der allen Phaieken als Sta- 
pelplatz diente und sich zu beiden Seiten der Stadt erstreckte®). Wie 
es scheint, lagen nämlich die letztere und der £ 86 erwähnte Wasch- 
platz auf breiteren Halbinseln ©), welche durch eine schmale Landzunge 
mit einander verbunden wurden; diese zwischen beiden Häfen hin- 
durchführende Landzunge bildete den schmalen Eingang (λεπτὴ εἰσίϑμη 
£ 264) zu der Stadt, der demnach links und rechts an den in dem 
Stapelplatze (ἐπίστιον) aufgestellten Schiffen gleichsam eine schirmende 
Einfassung hatte (νῆες ὁδὸν elpuaraı ζ 264). 

Was den oben erwähnten Fluss betrifft, an dessen Mündung Odys- 
seus landet, so scheint derselbe der dichterischen Darstellung zufolge 
unweit der Phaiekenstadt zu fliessen, wie sich schon daraus ergiebt, 
dass sich der Waschplatz der Phaieken an demselben befindet”); nam- 
haft gemacht wird er indess nirgends. — Das Land der Phaieken 


1) 3246: οὐ γὰρ πυγμάχοι εἰμὲν ἀμύμονες οὐδὲ παλαισταί, | ἀλλὰ ποσὶ χραιπνῶς 
ϑέομεν χαὶ νηυσὶν ἄριστοι. 


2) ἡ 108: ὅσσον Φαίηχες περὶ πάντων ἴδριες ἀνδρῶν [νῆα ϑοὴν ἐνὶ πόντῳ ἐλαύνο- 
μεν, ὡς δὲ γυναῖκες | ἱστὸν τεγνῆσσαι" IE γάρ σφισι δῶχεν ᾿Αϑήνη | ἔργα τ᾽ ἐπίστασϑαι 


N χαὶ φρένας ἐσϑλας. 
ἊΣ πῶς ἀχταὶ προβλῆτες ἔσαν σπιλάδες τε πάγοι τε. 
δὲ χῦμα | βέβρυχεν ῥόϑιον, λισσὴ δ᾽ ἀνα 
Ε ἀλλ᾽ ὅτε δὴ ποταμοῖο χατὰ στόμα χαλλιρόοιο 
χῶρος ἄριστος, [ λεῖος πετράων, χαὶ ἐπὶ σχέπας ἦν ἀνέμοιο. 
5) 6262: αὐτὰρ 2 πόλιος ἐπιβείομεν, ἣν πέρι πύργος | ὑψηλός, χαλὸς δὲ λιμὴν 
ἑχάτερϑε πόληος, | λεπτὴ δ᾽ εἰσίϑμη νῆες δ᾽ ὁδὸν ἀμφιέλισσαι | εἰρύαται᾿ πᾶσιν γὰρ 
ἐπίστιόν ἐστιν ἑκάστῳ. 
6) 6204: οἰχέομεν δ᾽ ἀπάνευϑε πολυκλύστῳ ἐνὶ πόντῳ, | ἔσχατοι. 
1) ζ,8δὅ: αἱ δ᾽ ὅτε δὴ ποταμοῖο ῥόον περικαλλέ ἵκοντο, | Ev} ἤτοι πλυνοὶ ἦσαν 
ἐπηετανοί, πολὺ © ὕδωρ | χαλὸν ὑπεχπρορέει μάλα περ ῥυπόωντα χαϑῆραι. 


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ἴξε νέων, τῇ δή οἱ ἐείσατο 


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τ ἢ 7 ἊΨ 


$ 7. II. Beschaffenheit des Phaiekenlandes. 95 


schildert der Dichter als ein von der Natur durchaus gesegnetes; und 


auch dieser Umstand steht mit der Ansicht im Einklang, dass darunter 
die schöne und blühende Insel Kerkyra zu verstehen sei, wo noch 
jetzt sowohl die Bucht der Nausikaa wie auch das versteinerte Phaie- 
kenschiff dem Fremden gezeigt wird. Die Fruchtbarkeit Scherie’s 
deutet Homer durch das Epitheton starkschollig (ἐρίβωλος) an), 
welches auf einen schweren, fetten Lehmboden geht, der grosse feste 
Schollen giebt, die man bei günstigem Wetter eggen und zerschlagen 
muss?). Dort gedeihen der wilde und zahme Oelbaum; zwei Bäume 
dieser Art dienen dem auf Scheri& gelandeten Odysseus mit ihrem dich- 
ten Zweigwerke zum schirmenden Obdach 5). Die Ufer des Flusses, wo 
der Waschplatz sich befindet, sind mit lieblichem Grase bedeckt, wel- 
ches den Maulthieren der Nausikaa Weide darbietet?). Weiterhin am 
Wege, der zur Stadt führt, ragt ein anmuthiger, der Athene geweihter 
Pappelnhain, in welchem ein Quell sprudelt und Wiesengrund sich 
ausbreitet; dort befindet sich auch ein ländliches Besitzthum des Alki- 
noos mit einem blühenden Garten’). Auch Waldung und bewaldete 
Berge auf Scherie werden vom Dichter mehrfach erwähnt‘). — Die 
Stadt der Phaieken, welche dem Lande gleichnamig gewesen zu 
sein scheint, war mit einer hohen Mauer umgeben’) und wahrschein- 
lich, wie schon oben bemerkt wurde, auf einer Halbinsel gelegen. 
Mitten auf dem Versammlungsplatze (ἀγορή) der Phaieken, der mit 
Sitzsteinen versehen war, befand sich ein schönes Heiligthum des Po- 
seidon (Ποσιδήϊον), der bei den Phaieken als schifffahrttreibendem 


1) e 34: Σχερίην ἐρίβωλον. 

2) S. Ameis zu e 34. 

3) e 476: δοιοὺς 8’ ἄρ ὑπήλυϑε ϑάμνους, | ἐξ ὁμόϑεν πεφυῶτας " ὁ μὲν φυλίης, ὁ 
.᾽ r a Be AHITNS \ NE 
ὃ ἐλαίης "| — ος ὑπ Ὀδυσσεὺς | δύσετ. 

4) E89: χαὶ τὰς μὲν (ἡμιόνους) σεῦαν ποταμὸν πάρα δινήεντα [τρώγειν ἄγρωστιν 
μελιηδέα. 

5) 6291: δήεις ἀγλαὸν ἄλσος ᾿Αϑήνης ἄγχι κελεύϑου | αἰγείρων ἐν δὲ χρήνη νάει, 
dust δὲ λειμών" | ἔνϑα δὲ πατρὸς ἐμοῦ τέμενος τεϑαλυῖά τ ἀλωή, | τόσσον ἀπὸ πτόλιος, 

nr μ. ρὸς ἐμοῦ τέμ i 
ὅσσον τε γέγωνε βοήσας. 

6) ε 279: ὀχτωχαιδεχάτῃ ὃ ἐφάνη ὄρεα σχιόεντα | γαίης Φαιήχων. € 398: ὡς ᾿Οδυσῆ 
ἀσπαστὸν ἐείσατο γαῖα καὶ ὕλη. ε4τ0: εἰ δέ χεν ἐς χλιτὺν ἀναβὰς καὶ δάσκχιον 
ὕλην | ϑάμνοις ἐν πυχινοῖσι χαταδράϑω, --- δείδω, pn ϑήρεσσιν ἕλωρ καὶ χύρμα γένωμαι. 
Eines Berges Istone auf Kerkyra erwähnt Thukydides IV, 46: ἀφιχόμενοι ἐς Κέρχυραν 
ἐστράτευσαν μετὰ τῶν ἐκ τῆς πόλεως ἐπὶ τοὺς ἐν τῷ ὄρει τῆς ᾿Ιστώνης Κερχυραίων 
χαϑιδρυμένους. 

7) 9: ἀμφὶ δὲ τεῖχος ἔλασσε πόλει (Ναυσίϑοος). ζ 2602: πόλιος ---, ἣν πέρι πύρ- 


γος | ὑψηλός. 


96 Europa. 


Volke Sitz und Cultus hatte; neben der ἀγορή lag,die Schiffswerfte ἢ. 
Die Wohnung des Alkinoos schildert der Dichter mit glänzenden 
Farben. Die Wände derselben bestanden aus Kupfer, das Gesims aus 
Stahl; goldene Pforten bildeten den Eingang; auf der kupfernen 
Schwelle standen silberne Pfosten; die Oberschwelle (ὑπερϑύριον) be- 
stand aus Silber, der Thürring (χορώνη) aus Gold, und auf jeder Seite 
des Eingangs standen ein goldener und ein silberner Hund?). — 
Nicht minder prächtig ist der Garten des Alkinoos, der vier Morgen 
Landes umfasst?) und mit einer Umzäunung eingefriedigt ist. Derselbe 
enthält drei neben einander liegende Abtheilungen: zunächst den 
Obstgarten. Hohe Bäume ragen dort empor: Birnbäume, Gra- 
natbäume und Aepfelbäume, welche unter dem Anhauche des Zephyros 
das ganze Jahr hindurch Früchte tragen; Birne auf Birne reift heran 
und Apfel auf Apfel; Traube auf Traube zeitigt sich und Feige auf 
Feige‘). — An den Obstgarten schliesst sich als zweite Abtheilung der 
Weingarten, wo ein Theil der Trauben auf ebenem Boden in der 
Sonne trocknet, andere vom Winzer geschnitten, andere gekeltert 
werden; an der Vorderseite zeigen sich Herlinge, welche die Blüthe 
abstossen, während andere allmählich sich dunkel färben). — Die 
dritte Abtheilung endlich bildet das Gemüseland, wo wohlgeord- 
nete Beete, mit mannigfachen Gemüsen bepflanzt, das ganze Jahr hin- 
durch in frischem Grün prangen®). Richtig bemerkt Ameis’), dass 


ἢ E266: ἔνϑα δέ τέ op ἀγορὴ, καλὸν Ποσιδήϊον ἀμφίς, | ῥυτοῖσιν λάεσσε κατωρυ-- 
γέεσσ᾽ ἀραρυῖα. | ἔνϑα δὲ νηῶν ὅπλα μελαινάων ἀλέγουσιν, | πείσματα χαὶ σπεῖρα, καὶ 
ἀποξύουσιν ἐρετμά. 

\ - Σ ᾿ > ν Σ \ mo 

3: ἡ 86: χάλχεοι μὲν γὰρ τοῖχοι ἐληλέδατ᾽ ἔνϑα καὶ ἔνϑα, | ἐς μυχὸν ἐξ οὐδοῦ, 
περὶ δὲ ϑριγχὸς χυάνοιο. | χρύσειαι δὲ Nupze πυχινὸν δόμον ἐντὸς ἔεργον " | σταϑμοὶ δ᾽ 

3 EN 2.7.2 ΄ a1 
ἀβγόβεοι ἐν χακκέῳ ἕστασαν οὐδῷ, | ἀργύρεον δ᾽ ἐφ᾽ ὑπερϑύριον, χρυσέη δὲ χο- 
ρώ 


x ‚ - 


vn. | χρύσειοι δ᾽ ἑκάτερϑε καὶ ἀργύρεοι κύνες ἧσαν. 


3) ἡ 112: ἔχκτοσϑεν ὃ αὐλῆς μέγας ὄρχατος ἄγχι ϑυράων | τετράγυος περὶ δ᾽ ἕρχος 
ἐλήλαται ἀμφοτέρωθεν. Ueber den Garten des Alkinoos verbreitet sich ausführlicher 
Böttiger in den ‘Racemationen zur Gartenkunst der alten Griechen’ in seinen 
kleinen Schriften archäol. und antiquar. Inhalts, herausgeg. von Sillig. Bd. II, 
S. 157 

ὁ) ἡ 114: ἔνϑα δὲ δένδρα μαχρὰ πεφύχει τηλεϑόωντα, | ὄγχναι καὶ δοιαὶ χαὶ μιηλέαι 
ἀγλαόκαρποι Ι συχέαι τε πτηνὰ καὶ ἐλαῖαι τηλεϑόωσαι. | τάων οὔ ποτε καρπὸς ἀπόλ- 
σοι οὐδ᾽ ἀπολείπει | χείματος οὐδὲ ϑέρευς, ἐπετήσιος “ ἀλλὰ mar αἰεὶ 1 ζεφυρίη πνείουσα 
τὰ μὲν φύει, ἄλλα δὲ πέσσει. | ὄγχνη ἐπ᾽ ὄγχνῃ γηράσχει, μῆλον δ᾽ ἐπὶ μήλῳ, | αὐτὰρ 
ἐπὶ σταφυλῇ σταφυλή, σῦχον ὃ ἐπὶ σύχῳ. 


5) 122: ἔνϑα δέ οἱ πολύχκαρπος ἀλωὴ ἐρρίζωται, | τῆς ἕτερον μὲν ϑειλόπεδον 
λευρῷ ἐνὶ χώρῳ | τέρσεται ἠελίῳ, ἑτέρας Ö ἄρα τε a | as δὲ τραπέουσι᾽ 
πάροιϑε δέ τ᾿ ὄμφαχες εἰσὶν | ἄνϑος ἀφιεῖσαι, ἕτεραι δ᾽ ὑποπερκάζουσιν. 

6) ἡ 127: ἔνϑα δὲ χοσμηταὶ πρασιαὶ παρὰ νείατον ὄρχον | παντοῖα! πεφύασιν, ἐπηετα- 


νὃν γανόωσαι. 


Ἢ Zu ἡ 114 im Anhang. 


Griechenland. 97 


diese ganze Schilderung, welche an die Symmetrie der holländischen 
Gärten erinnere, mährchenhaft gehalten sei, indem der Dichter alles 
Schöne, was die Phantasie zu ersinnen vermöge, und was die Wirk- 
lichkeit in verschiedenen Zeitpunkten und an verschiedenen Gegen- 
ständen darbiete, in dieser Darstellung concentrire. 

Schliesslich noch wenige Worte über die Staatsverfassung 
der Phaieken. Oberhaupt des Volkes ist Alkinoos, dem aber, wie er 
selbst sagt, 12 Könige (βασιλῆες) zur Seite stehen ἢ. Wir finden also 
in Scherie das hergebrachte Anaktenthum der Heroenzeit; denn jene 
12 Könige, welche von dem Oberkönige Mandate empfangen und 
gemeinschaftlich mit ihm speisen, sind nichts weiter als Nebenkönige 
oder besser Geronten, die dem Oberkönige als Senat beigesellt sind, 
und deren Autorität er keineswegs missachten darf?). Man kann 
diese politischen Zustände der Phaieken füglich mit der aristokrati- 
schen Verfassung in Attike vor Theseus vergleichen, wo der König an 
der Spitze der zwölf Dynasten der 12 Districte stand’). 


Griechenland. 


δ 8. 
A. Thessalien. 


I. Land und Volk. Die äussere Physiognomie Thessaliens 
in der homerischen Zeit war von der späteren insofern verschieden, als 
das Land bei Homer einen grösseren Umfang hatte, weil er, wie auch 
Strabon sagt, einen Theil des oitaiischen und lokrischen Gebiets, so- 
wie Makedoniens dazu rechnete®). Der Name Thessalien kommt 
bei Homer ebenso wenig vor wie der der Thessaler>). Die letzteren 


ἢ ὃ 990: δώδεχα γὰρ χατὰ δῆμον ἀριπρεπέες βασιλῆες | ἀρχοὶ χραίνουσι, τρισκαιδέ- 
χατος ὃ ἐγὼ αὐτός. 

2) Υρὶ. Schömann, griech. Alterth. Berlin, Weidmann. 1855. Bd.I, 5. 22#. 
Gladstone, hom. Studien, frei bearb. von A. Schuster. Leipzig, Teubner. 1863, 
S. 280 ff. (insbesondere S. 310). Leo, Lehrb. der Universalgesch. I, S. 267. 

3) S. Ameis zu ὃ 390 im Anhange. 

4) Strab. IX, 5,4 Kr.: ὁ δὲ ποιητὴς εἰς δέχα μέρη καὶ δυναστείας διελὼν τὴν 
σύμπασαν γῆν, ἣν νῦν Θετταλίαν προσαγορεύομεν, προσλαβών τινα καὶ τῆς Οἰταίας χαὶ 
τῆς Λοχριχῆς, ὡς 8 αὕτως χαὶ τῆς ὑπὸ Μαχεδόσιν νῦν τεταγμένης. 

5) Die Ansicht, Thessalien heisse bei Homer Ἄργος Πελασγικόν, (Schlegel, 
de geogr. Hom. comm. p. 68: Pelasgicum Argos. Hoc Thessaliae nomen priscum a 
Pelasgis e Peloponneso profugis, ut videtur, illi inditum est) ist irrig, da dies nichts 
weiter als der Name einer thessalischen Stadt ist. Vgl. Schlichthorst, geogr. 
Hom. p. 91. Bursian, Geogr. von Griechenl. I, S. 44 mit Anm. 2. 


Buchholz, Homerische Realien. 18. 7 


98 Europa. 


waren, wie auch die Makedonier, ihrer Abstammung nach Illyrier. 
Die Nationaltracht beider Völker war der flache und breite Hut Kausia 
und die Chlamys, die aber bei Homer noch nicht erwähnt wird und 
auch lange hernach noch unbekannt war; auch der Gebrauch der 


Reiterei kam wahrscheinlich durch die Thessaler zuerst nach Griechen- 


land ἢ. 


U. Eintheilung Thessaliens. Strabon? und Andere 
nach ihm 3) wollten im Homer die Theilung Thessaliens in 10 Gebiete 
oder Dynastieen nachweisen, indem sie die Herrschaft des Phoinix, 
das Dolopergebiet ἢ), als autonom betrachteten. Indess berechtigt keine 
homerische Stelle zu dieser Annahme; vielmehr stand Phoinix zu 
Peleus im reinen Vasallenverhältniss, so dass das Dolopergebiet der 
Peleusdynastie als integrirender Theil einzuverleiben ist. Demnach 
bleiben nur 9 thessalische Dynastieen übrig, welche wir unten nach 
der Ordnung des Schiffskatalogs genauer betrachten wollen. 


UI. Völkerschaften Thessaliens. Dahin gehören die 
Phlegyer, welche Schlichthorst irrthümlich nach Orchomenos 
setzt). Nach Strabon waren sie vielmehr bei Gyrtone in Thes- 
salien sesshaft und hatten von Phlegyas, dem Bruder Ixions, ihren 
Namen®). Weitere thessalische Völkerschaften sind die Myrmi- 
donen, Hellenen (Bewohner der Stadt Hellas und ihres Gebietes) ?) 


ἢ S. O. Müller, Dorer. Bd. I, S.4 und II, S. 266. (1. Aufl.) 

2) IX, 5,4 Kr.: ὁ δὲ ποιητὴς εἰς δέχα μέρη καὶ δυναστείας διελὼν τὴν σύμπασαν 
γῆν, ἣν νῦν Θετταλίαν προσαγορεύομεν χτέ. Vgl. Forbiger, Handb. der alten Geogr. 
Bd. III. S. 883. Anm. 68. Mannert, Geogr. der Griechen und Römer. VI. 
S. 528 ff. 533 ff. 


3) So Schlegel: de geogr. Hom. comm. p.71, wo eine selbständige Dynastie 
des Phoinix aufgeführt wird. 

ἢ 1483: «at μ᾽ (den Phoinix) ἀφνειὸν ἔϑηχε (Peleus), πολὺν δέ μοι ὥπασε 
λαόν" ναῖον δ᾽ ἐσχατιὴν Φϑίης, Δολόπεσσιν ἀνάσσων. 

5) Geogr. Hom. p. 71. 

6) Strab. VII, Fr. 16 Kr.: Φλεγύας δὲ τοὺς Γυρτονίους [λέγεσϑαί φασιν]. IX, 
5, 21: τοὺς μὲν γὰρ Γυρτονίους Φλεγύας πρότερον ἐχάλουν ἀπὸ Φλεγύου τοῦ Ἰξίονος 
ἀδελφοῦ. Vgl. C. Bursian, Geogr. von Griechenl. Βα. 1, S. 65. 


7) Dagegen Bursian (Geogr. von Griech. I, 5. 77): ‘Die Namen Ἑλλάς und 
Φϑία sind in der homerischen Poesie wahrscheinlich von einzelnen Gegenden, nicht, 
wie manche alte Erklärer wollen, von bestimmten Städten zu verstehen, welche die 
Hauptsitze ἀογ Ἕλληνες und ᾿Αχαιοὶ Φϑιῶται waren. Der Name der letzteren wurde 
im Laufe der Zeit zur Bezeichnung der ganzen Landschaft gebraucht’ u. 5. w. Ich 
verstehe unter Hellenen und Phthioten die Bewohner der Städte Hellas und 
Phthie und ihrer dazu gehörigen Gebiete. Vgl. auch Schlegel, de geogr. 
Hom. comm. p. 68. 


j 
| 


Ό- 


ν᾿ 


Griechenland. 99 


und Achaier!j; die Kentauren?) oder Pheren?) und Lapi- 
then®); sodann die kriegerischen Perrhaiber, ein pelasgischer 
Stamm, am Olympos und Titaresios sesshaft, und die Enienen auf 
den Höhen des Oite und am Spercheios°); endlich die Aithiker, 
die auf den Höhen des Pindos wohnten ®). 


Wir gehen zur Betrachtung der einzelnen Theile Thessaliens über. 


8.9. 


a. Die achilleische Dynastie (Phthie, ἡ Φϑίη). 


I. Umfang. Die Herrschaft des Achilleus umfasste ganz 
Phthiotis, mit Ausnahme einiger dem Protesilaos gehöriger östlicher 
Küstenstädte, deren bedeutendste Phylake war, und ausserdem 
Thessaliotis, mit Ausnahme der zur Dynastie des Guneus gehö- 
rigen Region. 

Das Contingent des Achilleus für den troianischen Zug betrug 
50 Schiffe”). 


Die Gränzen der achilleischen Dynastie sind etwa folgende: im 
Norden der Fluss Onchestos, im Östen der boibeische See, der 
pagasaiische und malische Meerbusen, im ὃ. das oitaiische und im W. 
das Pindos-Gebirge. 


ΟΠ. Der Name des Landes und seiner Bewohner. Die 
dem Achilleus unterworfene Landschaft heisst Phthie (®%tn) 9), welche 
Benennung indess mitunter auch von der Hauptstadt der Myrmidonen 
steht°). Die Bewohner heissen Phthier (οἱ Φϑῖοι), welcher Name 
freilich auch den Unterthanen des Protesilaos und Philoktetes beigelegt 
wird 10). 


1) B 684: Μυρμιδόνες δὲ χαλεῦντο χαὶ “Ἕλληνες χαὶ ᾿Αχαιοί. Später treten diese 
Völkerschaften unter dem gemeinsamen Namen ᾿Αχαιοὶ Φθιῶται auf. Bur- 
sian I; 5 71. 

2) © 303: ἐξ οὗ Κενταύροισι χαὶ ἀνδράσι νεῖχος ἐτύχϑη. 

3) A 268: Φηρσὶν ὀρεσκῴοισι. B 743: Φῆρας -λαχνήεντας. 

4) M 128: Λαπιϑάων αἰχμητάων. 

5) B 749: τῷ δ᾽ ᾿Ενιῆνες ἕποντο μενεπτόλεμοί τε Περαιβοί. Vgl. Bursian, Geogr. 
von Griech. I, 5. 50. 

6) B 744: τοὺς δ᾽ ἐκ Πηλίου ὦσε καὶ Αἰϑίχεσσι πέλασσεν. 

Ἢ Β 685: τῶν αὖ πεντήχοντα νεῶν ἦν ἀρχὸς ᾿Αχιλλεύς. 

8) A155: οὐδέ ποτ᾽ ἐν Φϑίῃ ἐριβώλαχι βωτιανείρῃ | χαρπὸν ἐδηλήσαντ᾽. 

35) Β 688: οἵ 7 εἶχον Φϑίην καὶ Ἑλλάδα καλλιγύναιχα. 

10) N 686: Λοχροὶ χαὶ Φϑῖοι καὶ φαιδιμόεντες Ἔπειοί. Strab. IX, 5, 7 Kr.: 
Dior δὲ χαλοῦνται οἵ τε br ᾿Αχιλλεῖ καὶ ὑπὸ Πρωτεσιλάῳ καὶ Φιλοχτήτῃ ὁ δὲ ποιη- 
τὴς τούτου μάρτυς. 

7* 


100 Europa. 


III. Gebirge werden nicht erwähnt. Unter den Gebirgen, von 
denen A 157 die Rede ist, und welche Schlichthorst!) hierher zieht, 
sind vielmehr wohl die makedonischen Berge zu verstehen. 


IV. Gewässer. Dahin gehört der Fluss Spercheios (ὃ Σπερ- 
χειός), der auf dem Tymphrestos entspringt und sich in den malischen 
Meerbusen ergiesst, jetzt Alamana?). Ihm hatte Peleus das Haar des 
Achilleus gelobt für den Fall, dass er glücklich heimkehre, daher 
letzterer zu dem Flussgotte Spercheios betet, als er es dem todten 
Patroklos zu spenden im Begriff steht°). Ein Sohn dieses Flussgottes 
war Menesthios®). Der Name Spercheios scheint auf die rapide 
Geschwindigkeit seiner Strömung hinzudeuten (srepysstar) ἢ. Uebri- 
gens erhält der Spercheios, wie auch andere Flücee, das Epitheton 
himmelentströmend (durerrg) ®). 

V. Städte. 

a. Das pelasgische Argos (τὸ IlsAasyızov Apyos)?), so genannt 
zur Unterscheidung von dem peloponnesischen Argos°), lag im süd- 
östlichen Theile von Phthiotis an der Stelle des späteren Larisa 
Kremaste °) ; zu Strabons Zeit war sie nicht mehr vorhanden 10). An- 
dere verstehen nach demselben Geographen unter dem peloponnesischen 


ἡ Geogr. Hom. p. 96. 

2) Dies ist der im Munde des Volks übliche Name, wie mir Herr Professor 
Kiepert mittheilt, der von einem aus Lamia gebürtigen Griechen darüber Aus- 
kunft erhielt. Die französische Aufnahmekarte hingegen bietet dafür irrthümlich 
den Namen Elladha; ebenso Leake und Forbiger. Leake, North. Gr. IL. 
p- 8. 11. 13. 15. 17. 32. IV. p. 532. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. III. 
S. 519. 874. Anm. 31. 

3) W141: στὰς ἀπάνευϑε πυρῆς ξανϑὴν an, χαίτην, | τὴν pa Σπερχειῷ πο- 


ταμῷ τρέφε τηλεϑόωσαν. | ὀχϑήσας δ᾽ ἄρα 
4 


ἘΞ “ες » , ἊΝ [23 
εἶπεν ἰδὼν ἐπὶ οἴνοπα πόντον" | Zrepyet 
a . x ᾽ , Ἃ - 2 [Δὲ - 
ἄλλως σοί γε πατὴρ ἠρήσατο [Πηλεύς, | κεῖσέ με νοστήσαντα φίλην ἐς πατρίδα γαῖαν | σοΐ 
τε χύμην κερέειν χτέ. 

ἢ ]1173: Μενέσϑιος αἰολοϑώρηξ, | υἱὸς Σπεργειοῖο διιπετέος ποταμοῖο. 

5) Damm, lex. Hom. 8. v. Σπερχειός : valde citus, unde et nomen habet. 

6) 1 174 (Eben eitirt). Vgl. hom. Kosmogr. ὃ. 18. 

7) B 681. 


8). Strab. VIII, 6, 5 Kr.: τὴν γοῦν ὁμωνυμίαν τοῖς ἐπιϑέτοις διαστέλλεται, τὴν μὲν 

Sy ru = - ν 
Θετταλίαν Πελασγιχὸν Ἄργος χαλῶν, νῦν αὖ τούς, ὅσσοι τὸ Πελασγικὸν Ἄργος 
ἔνατον" τὴν δὲ Πελοπόννησον, εἰ δέ κεν Ἄργος I Σ ΟΣ = αιἰιχόν Are. 

9 Brian. Geogr. von Griech. 1, S. 82, Anm. 2: — ‘wie auch im Schifis- 
katalog (B 861) unter Πελ. "Apyos am ἜΥ τ τ τ die von der Kremaste 
Ban beherrschte Küstenebene zu verstehen ist’. 


) Strab. IX, 5, 5Kr.: τό τε "Apyos τὸ Πελασγικὸν καὶ πόλιν δέχονται Θεττα- 


N , - 2? ’ , 2 
an περὶ Λάρισαν ἱδρυμένην ποτέ, νῦν δ᾽ οὐκέτι οὖσαν᾽ οἱ δ᾽ οὐ πόλιν, ἀλλὰ τὸ 
= Ds = ” 
an. Θενταλῶν πεδίον οὕτως ὀνοματιχῶς λεγόμενον, ϑεμένου τοὔνομα Ἄβαντος, ἐξ 

2,83 


Ἄργους δεῦρ ἀποικήσαντος. 


Griechenland. 101 


Argos die ganze thessalische Ebene, die von dem aus Argos eingewan- 
derten Abas so benannt sei. Diese Ansicht widerlegt ausführlich 
Schlichthorst!). 

ß. Alos (6 und ἢ Ἄλος) 2), im östlichen Theile von Phthiotis, un- 
weit des pagasaiischen Meerbusens gelegen. Es war von Athamas ge- 
gründet; in seiner Nähe strömte der Fluss Amphrysos vorbei). 

y. Alope (ἢ ᾿Αλόπη) ἢ, im Süden von Phthiotis, unweit des ma- 
lischen Meerbusens, zwischen Larisa und Echinos, lag wahrscheinlich 
nördlich von dem jetzigen Dörfchen 'Payaız, wo auf der Höhe einige 
alte Ruinen sich finden). — Uebrigens zweifelte man schon zu Stra- 
bons Zeit, ob Homer die phthiotischen Städte Alos und Alope oder 
die gleichnamigen in Lokris meine, da die achilleische Dynastie sich 
bis dahin erstreckt habe; auch wollten Manche B 682 Halius statt 
Alope schreiben®). 

ὃ. Trechis (ἡ Τρηχίς) 1, Stadt am malischen Meerbusen, unweit 
des Oitegebirges, wohl zu unterscheiden von der gleichnamigen pho- 
kischen Stadt®). Das oitaiische Trachis hiess später Heraklea, wel- 
cher letztere Ort jedoch etwa 6 Stadien von dem ersteren entfernt 
lag); es bildet den Schauplatz der sophokleischen Trachinierinnen. 

ες. Phthie (n Φϑίῃ 10), Vaterstadt des Achilleus mit dem dazu 


ἢ Geogr. Hom. p. 97. 


2) B 682. 

3) Strab. IX, 5, 8 Kr.: ᾧχισε δὲ 6 ᾿Αϑάμας τὴν “Ἅλον -- -' ὑπέρχειται δὲ τοῦ Kpo- 
χίου πεδίου ὑεῖ δὲ ποταμὸς ᾿Αμφρυσος πρὸς τῷ [retyei]. 

ἢ B 682. 


5) 8. Bursian, Geogr. von Griechenl. I, S. 83. Nach Forbiger (Handb. 
der alten Geogr. Bd. III. S. 891) bleibt die Lage von Alope unbestimmt. 

6) Strab. IX, 5, 8 Kr.: περὶ Ἅλου δὲ χαὶ ᾿Αλόπης διαποροῦσι, μὴ οὐ τούτους 
λέγει τοὺς τόπους, οἱ νῦν ἐν τῷ Φϑιωτιχῷ τέλει φέρονται, ἀλλὰ τοὺς ἐν Λοχροῖς, μέχρι 
δεῦρο ἐπιχρατοῦντος τοῦ Αχιλλέως, ὥσπερ χαὶ μέχρι Τραχῖνος καὶ τῆς Οἰταίας. ἔστι 
γὰρ χαὶ Ἅλος καὶ ᾿Αλιοῦς ἐν τῇ παραλίᾳ τῶν Λοχρῶν, χαϑάπερ καὶ ᾿Αλόπη. οἱ δὲ τὸν 
τΑλιοῦντα ἀντὶ ᾿Αλόπης τιϑέασι χαὶ γράφουσιν οὕτως οἵ 8᾽ Ἅλον οἵ 8᾽ ᾿Αλιοῦνϑ᾽ οἵ τε 
Τρηχῖν ἐνέμοντο. 

7) B 682. 

8) Strab. IX, 3, 14 Kr.: ἡ Tpaytv, ὁμώνυμος τῇ Οἰταίᾳ, Φωχιχή πολίχνη οἱ ὃ 
ἐνοικοῦντες Τραχίνιοι λεγονται. 

9) Strab. IX, 4, 13: Ἡράνλεια --, ἡ Τραχὶν καλουμένη πρότερον, Λαχε- 
δαιμονίων χτίσμα᾽ διέχει δὲ τῆς ἀρχαίας Τραχῖνος περὶ ἕξ σταδίους ἡ Ἡράκλεια. 
Ὁ. Müller, Dorer. I, S. 39: “Jenseits lag Trachis auf dem Gebirgsabhang über 
der Ebene der kleinen Flüsse Melas und Dyras; Herakleia war 6 Stadien von der 
alten ‘Rauhburg’ angelegt.‘ Vgl. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. III. 
S. 892. 

10) B683. Vgl. 1395. 


102 Europa. 


gehörigen Gebiete, wahrscheinlich in der Gegend von Echinos zu 
suchen !). — Nach Bursian indess bezeichnet, wie schon oben?) be- 
merkt, der Name Φϑία wie auch ἡ Ἑλλάς keine bestimmte Stadt, sondern 
eine einzelne Gegend. 

ζ. Hellas (ἡ ᾿Ελλάς), mit dem Epitheton χαλλιγύναιξ 8), eine 
Stadt mit dazu gehöriger Region. — Wenn übrigens Manche meinen, 
dass Phthie und Hellas keine Städte, sondern unterschiedslose Bezeich- 
nungen des südlichen Thessaliens seien‘), so lässt sich dagegen auch 
noch geltend machen, dass Homer umschreibend von der geprie- 
senen Stadt der Myrmidonen spricht), womit doch nur Phthie 
gemeint sein kann. 


$ 10. 
b. Die Dynastie des Protesilaos. 


I. Land und Volk. Die Herrschaft des Protesilaos begriff den 
östlichen, am pagasaiischen Busen sich erstreckenden Küstenstrich 
von Phthiotis. Ihre Bewohner hiessen wie die Unterthanen des Achil- 
leus und Philoktetes Phthier‘); ihr Contingent für den Troerkrieg 
betrug 40 Schiffe”). 

IV. Städte. 

a. Phylake (7 Φυλάχῃ 8), der Hauptort des Gebiets, etwas süd- 
östlich von Eretria am nördlichen Abhange des Othrys, unweit des 
pagasaiischen Meerbusens und des phthiotischen Thebens, mit welchem 
der Verfasser der descriptio Graeciae es sogar identificirt®), und die 
Residenz des Protesilaos, dem, als er kurz nach der Ankunft von Troia. 
gefallen war, sein Bruder Podarkes im Oberbefehl nachfolgte. Der 


1) Ueber Echinos (jetzt Akhino) 5. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. Ill, 
Κ΄. 891. Leake, North. Gr. II. p. 20. Brandis, Mittheilungen. 1. S. 7. 

2) 8. 98. Anm. . 

3) Β 683: “Ελλάδα καλλιγύναικα. Ueber Hellas 5. Forbiger, Handb. Bd. IH. 
S. 853. Anm. 72. 

4 S. Schlichthorst, geogr. Hom. p. 99. 

5) ὃ 9: Μυρμιδόνων προτὶ ἄστυ περιχλυτόν. Dieser Grund spricht auch gegen 
Bursian’s schon erwähnte Ansicht (Geogr. von Griech. I. 5. 77).-S. oben τ. 98, 
Anm. 7. 

6) Strab. IX, 5, 7 Kr.: ᾧϑῖοι δὲ καλοῦνται ol τε ὑπ ᾿Αχιλλεῖ καὶ ὑπὸ Πρωτεσιλάῳ. 
χαὶ Φιλοχτήτῃ χτέ. Vgl. Schlegel, de geogr. Hom. comm. p. ΤΊ. 

ἢ B 710: τῷ δ᾽ ἅμα τεσσαράχοντα μέλαιναι γῆες ἕποντο. 

8) Β 695. 

9; Dicaearchi vel potius Athenaei deser. Graec. in den geogr. Graec. min. ed. 
Car. Mullerus. p. 109: Θήβας τὰς ᾿Αχαΐδας πρότερον Φυλάχην καλουμένην. Vgl. 
Bursian, Geogr. von Griech. I, S. 80 mit Anm. 4. 


Griechenland. 103 


Vater beider Brüder war Iphiklos, der Sohn des Phylakos!). 
Hier in Phylake fand Medon, der uneheliche Sohn des Oileus und 
Bruder des kleineren Aias, eine Zufluchtsstätte, als er einen Ver- 
wandten der Eriopis, der Gattin des Oileus, erschlagen hatte?). Auch 
befand sich in Phylake ein τέμενος des Protesilaos, wo diesem zu 
Ehren Leichenspiele gefeiert wurden®). Nach Leake*) gehören die 
am Wege von Pharsalos nach Armyrö, 40 Minuten östlich von Ghidek, 
gelegenen Ruinen dem alten Phylake an; indess lässt sich dies, wie 
auch Bursiana. a. ©. bemerkt, nicht mit Bestimmtheit entscheiden. 

β. Pyrasos (Πύρασος), im nordöstlichen Theile der thessalischen 
Phthiotis, 20 Stadien von Theben, war zu Strabons Zeiten verfallen. 
Zwei Stadien von der Stadt lag ein Hain mit einem berühmten Tempel 
der Demeter, das sogen. Demetrion5), nach welchem die Stadt selbst 
mitunter ebenfalls Demetrion hiess, wie z. B. bei Skylax®). Jener 
Hain ist das im Schiffskatalog erwähnte Δήμητρος τέμενος). Das 
Epitheton blumenreich (ἀνϑεμόεις), welches der Stadt P. an der- 
selben Stelle beigelegt wird, geht ohne Zweifel auf die üppige Vege- 
tation ihrer Umgegend und deutet somit ebenfalls auf den dort blü- 
henden Demetercult hin, worauf auch der Name Pyrasos selbst (von 
πυρός) zu gehen scheint®). Uebrigens ist die Stadt unmittelbar am 
Meere, bei dem jetzigen Καινούριο χωριό zu suchen ὃ). 

y. Iton (n Ἴτων), Stadt am Flusse Kuarios (Kuralios), dem 
heutigen Kholo, nach Leake’s Karte in der Nähe von Platano!?); sie 
war durch den Tempel der itonischen Athene, der Hauptgottheit 


1, B 704: ἀλλά σφεας κόσμησε Ποδάρχης, ὄζος "Anmos,  Ἰφίχλου υἱὸς πολυμήλου 
Φυλαχίδαο, | αὐτοκασίγνητος μεγαϑύμου Πρωτεσιλάου, | ὁπλότερος γενεῇ. 

2) N 693 fi. 

3) Schol. zu Pind. Isthm. I, 83 (Böckh): ἔστι δὲ Πρωτεσιλάου τέμενος ἐν Φυ- 
λάχῃ. -- αὐτῷ de τῷ Πρωτεσιλάῳ χατὰ τὴν Φυλάκην ἐπιτάφιος ἀγών, καϑ᾿ ὃν ὁ νιχη- 
φόρος ἐνίχησεν. Vgl. Bursian ἃ. ἃ. O.-8. 80. 

4) North. Gr. IV, p. 332. 364 f. 

5) Strab. IX, 5, 14Kr.: τὸ δὲ Δημήτριον Δήμητρος εἴρηκε τέμενος χαὶ ἐκάλεσε Πύ- 
ρασον. ἣν δὲ πόλις εὐλίμενος ἡ Πύρασος ἐν δυσὶ σταδίοις, ἔχουσα Δήμητρος ἄλσος χαὶ 
ἱερὸν ἅγιον, διέχουσα Θηβῶν σταδίους εἴχοσι ᾿ ὑπέρχεινται δὲ Πυράσου μὲν αἱ Θῆβαι. 
Vgl. Bursian, Geogr. von Griech. Βα. 1, S. 80. 

6) Seyl. Caryand. per. ὃ. 63 (in den Geogr. graec. min. ed. Car. Mull. Vol. I. 
p- 50): Ἀχαιῶν πόλεις αἵδε" ᾿Αντρῶνες, Λάρισσα, Μελιταία, Δημήτριον, Θῆβαι. 

7) B 695: Πύρασον ἀνϑεμόεντα, | Δήμητρος τέμενος. Vgl. Jacobi, mythol. 
Handwört. 5. v. Demeter, S. 242 der neuen Ausg. 

8) Damm, lex. Hom. 5. v. Πύρασος : urbs Thessaliae, dieta διὰ τὸ τὴν χώραν εἶναι 
πυροφόρον χαὶ σιτοποιόν. Bursian, ἃ. ἃ. Ο. 8. 80: ‘das nach dem fruchtbaren 
Weizenboden seiner Umgebung benannte Πύρασος“. 

9) $S. Bursian, Geogr. von Griech. Bd. 1, S. 80. 

10) Vgl. Leake, N. Gr. IV. p. 356. Forbiger, Handb. der alten Geogr. 
Bd. III. S. 890. 


104 Europa. 


der Thessaler, berühmt, deren Cult von hier aus durch die aioli- 

schen Boioter in die Ebenen am Kopaissee übertragen wurde). 
Ueberhaupt finden wir im nördlichen Hellas schon früh eine Gruppe 
von Pallasculten: in Boiotien die Athene Ὄγχα des kadmeischen The- 
bens; eben dieselbe in Alalkomenai am Kopaissee?) ; in Iton die ito- 
nische Pallas als Stammesgottheit ?),. — Uebrigens war Iton auch durch 
seine Schafzucht bekannt, daher es bei Homer μήτηρ μήλων 
heisst). 

ὃ. Antron (ὃ und ἢ Avrpwy, jetzt Fano)), hart am Meere Euboie 
gegenüber gelegen; daher das homerische Epitheton ayytakos®). Bei 
ihr befand sich auf der Fahrstrasse nach Euboie im Canale eine unter- 
irdische Klippe, welche für den Schiffer äusserst gefährlich war und 
sprichwörtlich der Eselvon Antron hiess”). 


ε. Pteleon (Πτελεόν, jetzt Ftelia®)), Hafenstadt am westlichen 
Ende des pagasaiischen Meerbusens), lag an einer tief ins Land treten- _ 
den, im Süden durch das Vorgebirge Poseidion (jetzt Σταυρός) ab- 
geschlossenen Bucht zwischen jähen, aber fruchtbaren Bergabhängen?) ; 
auf die Fruchtbarkeit seines Gebietes deutet auch das homerische Epi- 
theton grasig (λεχεποίης) hin!%). Uebrigens ist dies thessalische 
Pteleon nicht mit der gleichnamigen Stadt Triphyliens zu verwech- 
seln 1. Im Jahre 171 v. Chr. zerstörte P. Lieinius Crassus die alte 
Stadt von Grund δι 13). Sie lag lange Zeit wüst und kommt daher bei 


ἡ Strab. IX, 5, 14 Kr.: τούτου (Ἀμφρύσου) δ᾽ ὑπέρχειται ὁ Ἴτωνος, ὅπου τὸ τῆς 
Ἰτωνίας ἱερόν, ἀφ᾽ οὗ χαὶ τὸ ἐν τῇ Βοιωτίᾳ χαὶ ὁ Κουάριος ποταμός. Vgl. O. Müller, 
Orchom. 85. 391 der 1. Ausg. Jacobi, myth. Handwört. 5. v. Athene. $. 164 der 
neuen Ausg. Bursian, Geogr. von Griechenland. Bd. 1, 5. 52. 

2) Vgl. hom. Geogr. s. v. Boiotien (Alalkomenai). 

3) S. Preller, griech. Myth. Bd. I. S. 125. 

ἢ B 696: Ἴτωνά τε, μητέρα μήλων. 

8 S.Leake, N. Gr. IV. p. 349 f. Forbiger, Handb. der alten Geogr. 
Bd. III. S. 890. 

6) B 697: ἀγχίαλόν τ' ᾿Αντρῶν.. 
7) Strab. IX, 5, 14 Kr.: χατὰ δὲ τὸν ᾿Αντρῶνα ἕρμα ὕφαλον ἐν τῷ πρὸς Εὐβοίᾳ 
ὶ πόρῳ, χαλούμενος ὄνος ᾿Αντρῶνος. Vgl. Bursian, Geogr. von Griech. Bd. I, 
.81. : 

8) S. Leake, N. Gr. IV. p. 341. Forbiger, Handb. der alten Geogr. 
Bd. III. S. 890. 

9) Vgl. Bursian, ebendas. 

10) B 697: Πτελεὸν λεχεποίην. 

11) S. hom. Geogr. ὃ. 51: das Reich des Nestor s. v. Pteleon. 

12) Liv. XLII, 67: cum exereitus parte profectus in Achaiam Phthiotim, Pteleum 
desertum fuga oppidanorum diruit a fundamentis. 


Griechenland. 105 


Plinius nur als nemus Pteleon vor!); indess ward sie später wieder 
aufgebaut, und noch heute findet sich in Thessalien ein Dorf, Namens 
Φτελιό, in dessen Nähe auf einem hohen, spitzen Hügel an der 
Meeresküste die Trümmer jener mittelalterlichen Stadt liegen, welche 
jetzt Παλαιὸ Φτελιό heissen; an der Stelle des letzteren lag ohne Zweifel 
auch das alte Pteleon, von welchem aber keine Ruinen existiren 2). 


$ 11. 


c. Die Dynastie des Eumelos. 


I. Lage und Umfang. Die Dynastie des Eumelos begriff die 
den boibeischen See umgebende Landschaft und umfasste einen Theil 
von Magnesia und Pelasgiotis?). — Das Contingent, welches diese 
Herrschaft für die trojanische Expedition stellte, und an dessen Spitze 
Eumelos, der Sohn des Admetos und der Alkestis, stand, belief sich 
auf 11 Schiffe®). 

U. Seen. Dahin gehört der boibeische See, in der Nähe 
der Städte Boibe und Pherai’). Heutigen Tages heisst er nach 
einem an seiner Südostseite gelegenen Dorfe Karla ®). 

III. Gebirge. Der im nördlichen Theile von Magnesia gelegene 
Ossa (n’Ossa, jetzt Kissavo) scheint der Dynastie des Eumelos an- 
zugehören; er wird durch den Peneios vom Olympos getrennt. Der 
Mythe zufolge wollten die Aloeiden ihn auf den Olympos und das Pelion- 
gebirge auf den Ossa thürmen, um den Himmel ersteigbar zu machen’). 

IV. Städte. 

a. Pherai (αἱ Φεραῇ 5), die Residenz des Eumelos°®) und der 
bedeutendste Ort dieser Landschaft. Später war er Residenz des 
Tyrannen Jason. Der Gründer der Stadt war Pheres, der Vater des 


ἢ Nat. hist. IV, S, 15 Sillig: Larisa, Gomphi, Thebae Thessalae, nemus 
Pteleon etc. 

2) 8. Bursian, Geogr. von Griech. I, 5. 81. 

3) Strab. IX, 5, 15 Kr.: ἑξῆς δὲ τοὺς ὑπὸ τῷ Εὐμήλῳ χαταλέγει, τὴν συνεχῆ παρα- 
λίαν, ἥπερ ἐστὶν ἤδη Μαγνησίας καὶ τῆς Πελασγιώτιδος γῆς. Vgl. Schlegel, de geogr. 
Hom. comm. p. 72. 

4 B 713: τῶν ἦρχ ᾿Αδμήτοιο φίλος παῖς ἕνδεκα νηῶν, | Εὔμηλος, τὸν ὑπ᾽ ᾿Αδμήτῳ 
τέχε ὅῖα γυναιχῶν 1 Αλκχηστις, Πελίαο ϑυγατρῶν εἶδος ἀρίστη. 

5) Β 111: οἱ δὲ Φερὰς ἐνέμοντο παρὰ Βοιβηΐδα λίμνην χτέ. Strab. ΙΧ, ὅ, 15, Kr.: 
ἡ δὲ Βοιβηὶς λίμνη πλησιάζει μὲν ταῖς Φεραῖς. 

6) 5. Bursian, Geogr. von Griech. I, S.63. Leake, N. Gr. UI. p. 373. 
IV. p. 403. 419. 427. 431 ἢ. Forbiger, Handb. Bd. III. S. 575. Anm. 36. 

7) ? 315: [Ὅσσαν ἐπ’ Οὐλύμπῳ μέμασαν ϑέμεν, αὐτὰρ ἐπ᾿ Οσσῃ Πήλιον εἰνοσί- 
φύλλον, ἵν οὐρανὸς ἀμβατὸς εἴη.] Ueber den Ossa 5. Forbiger, Handb. Bd. III. 
S. 855. Anm. 79. Leake, N. Gr. III. p. 390 £. IV, 411 ἢ. 

8 B 711. 9) ὃ 798: Εὔμηλος -, Φερῇς ἐνὶ olxta ναίων. 


106 Europa. 


Admetos). Heute liegt an ihrer Stelle die kleine Stadt Velestino; 
von dem alten Pherai finden sich nur noch einige Trümmer der Stadt- 
mauern und Bruchstücke dorischer Säulen 3). 

3. Boibe (n Βοίβη) lag am boibeischen See), und zwar an dessen 
Südostseite, südlich oberhalb des heutigen Dorfes Kanalia, wo noch 
jetzt Trümmer hellenischer Mauern auf dem Gipfel eines nach dem 
See vorspringenden Hügels gefunden werden ἢ. 

+. Glaphyrai (ai Γλαφύραι) 5), für dessen Gründer Glaphyros 
galt, der Sohn des Magnes und Vater des Boibos, des Heros ἐπώνυμος 
der Stadt und des Sees Boibe®). Die Stadt lag wahrscheinlich ober- 
halb des Dorfes Kaprena auf dem Gipfel eines steilen Hügels, wo noch 
jetzt die Trümmer einer kleinen Akropolis sichtbar sind’). 

ὃ, Taolkos (ἡ ᾿Ιαωλχός), der aus der Argonautensage bekannte 
Hauptsitz der Aioliden und Residenz des Pelias, hat bei Homer die 
Epitheta wohlgebaut (ἐὐχτιμένη) und geräumig (εὐρύχορος) 5). 
Diese Stadt, bekanntlich der Sammelplatz der Argonauten, lag in 
Magnesia, hart am pagasaiischen Meerbusen, unweit des Hafens 
Aphetai, von welchem die Argo abfuhr®). Sie stand auf einem 
nackten Felshügel nahe am Gestade, der jetzt nach einem verfallenen 
Dorfe Goritza heisst, und auf dessen höchstem Punkte die alte 
Akropolis lag, während die Stadt den südlichen Hügelabhang und 
eine kleine, daranstossende Ebene einnahm; noch jetzt kann man die 
Ringmauern in ihrem ganzen Umfange, ja sogar die Richtung einiger 
Strassen verfolgen 10). 


ἡ Apollod. bibl. I, 9, 14 Bekk.: Φέρης δὲ ὁ Κρηϑέως Φερὰς ἐν Θεσσαλίᾳ κτί- 
σας ἐγέννησεν ᾿Αὗμητον καὶ Λυκοῦργον. 

2) 5: Bursian, Geogr. von Griech. I, S. 69. Leake, N. Gr. IV. 
p- 439. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bad. III. S. 886. 887. Letzterer 
schreibt Valestino. 

3) B 712. Strab. IX, 5, 15 Kr.: Botßn δὲ ywptov ἐπὶ τῇ λίμνῃ κείμενον. 

4 S. Bursian, Geogr. von Griech. I, S. 63 und 103. Leake, N. Gr. IV, 
p. 428.432. Forbiger, Handb. Bd. II. 8. 887. 

5) B 712. Nach Eustathios schrieben οἱ ἀκριβέστεροι nicht Γλαφυραί, sondern 
Γλαφύραι. Vgl. Stephan 5. v. Γλαφύραι. 

6) Stephan. ebendas. Leake, N. Gr. IV, p. 432. 

Ἢ Κι Bursian, Geogr. von Griech. 1, S. 103. 

8) B 712: Züxrwevny lawiaöv. ἃ 256: Πελίης μὲν ἐν εὐρυχόρῳ Ιαωλχῷ | ναῖε 
πολύρρηνος. 

9) Strab. IX, 5, 15 Κα. : ἐντεῦϑεν (von Iolkos) δ᾽ ἔστειλε τὸν Ἰάσονα χαὶ τὴν ᾿Αργὼ 
Πελίας. - - πλησίον δὲ χαὶ ᾿Αφέται, ὡς ἂν ἀφετήριόν τι τῶν ᾿Αργοναυτῶν. 

10) 5. Bursian, Geogr. von Griech. I, S. 102. — Nach Leake, N. Gr. IV. 
p. 380, sollen sich Ueberreste von Iolkos in der Kirche Episkopi, etwas südöstlich 
von Volo finden. 5. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. IlI. S. 887. 888. 


3 


Griechenland. 107 


δ 12. 
d. Die Dynastie des Philoktetes. 


I. Land und Volk. Diese kleine Dynastie schliesst sich süd- 
lich an die vorige und begreift den südlichen Theil Magnesias, wozu 
dann noch das Gebiet Meliboias im nördlichen Theile Magnesias, un- 
weit des Ossagebirges kommt. Die Bewohner derselben, welche bei 
Homer ebenfalls Phthier heissen), galten für tüchtige Bogen- 
schützen ?). 

Das Contingent, welches diese Dynastie für den troianischen Zug 
lieferte, betrug 7 Schiffe, deren jedes 50 Ruderer an Bord hatte); 
dasselbe wurde indess nicht von Philoktet selbst befehligt, der krank 
in Lemnos zurückgeblieben war, sondern von Medon, einem unächten 


Sohne des Oileus?). 


U. Städte. | 

a. Methone (n Μηϑώνη 5), von den gleichnamigen Städten 
Thrakiens, Makedoniens und Messeniens wohl zu unterscheiden. Sıe 
lag wahrscheinlich bei Kalanera, dem kleinen Hafenplatze des 
Dorfes Miliaes, in dessen Nähe sich heilkräftige Schwefelquellen be- 
finden ®). 

ß. Thaumakie (ἡ ®avuaxtn)”), dessen Lage durchaus un- 
sicher 1505). 

y. Meliboia (ἢ Μελίβοια) 9). Von hier aus gründete Philoktetes 
Petelia, die Hauptstadt Lukaniens, da er wegen eines Aufruhrs hatte 
fliehen müssen 10). Der vorzüglichste Industriezweig der Bewohner 


Ὁ N 693: πρὸ Φϑίων δὲ (erg. ἦν oder ἔβαινε τες ἦρχε Φϑίων) Μέδων τε μενεπτό- 
λεμός τε Ποδάρχης. Vgl. Schlegel, de geogr. Hom. comm. p. 73. 

2) B 720: τόξων εὖ εἰδότες ἴφι μάχεσθαι. 

3) Β 118: τῶν δὲ Φιλοχτήτης ἦρχεν, τόξων εὖ εἰδώς, | ἑπτὰ νεῶν ἐρέται δ᾽ ἐν 
ἑχάστῃ πεντήχοντα | ἐμβέβασαν. 

ἢ. Β 121: ἀλλ᾽ ὃ μὲν ἐν νήσῳ χεῖτο χρατέρ᾽ ἄλγεα πάσχων, | Λήμνῳ ἐν ἠγαϑέη 
--ὠἀλλὰ Μέδων κόσμησεν, Οἴλῆος νόϑος υἱός, | τόν δ᾽ ἔτεχεν Ῥήνη ὑπ᾽ ᾿ΟἸλῆϊ πτο- 
λιπόρϑῳ. 

5) B 716. 

6) 5. Bursian, Geogr. von Griech. I. S. 102. 

ἢ B716. NachLeake (N. Gr. IV. p. 416) lag Th. bei Askiti. Forbiger (Handb. 
Bd. III. S.888, Anm. 89) bemerkt indess, Müller setze es mit grösserer Wahrschein- 
lichkeit weiter südöstlich an die Stelle, welche Leake der Stadt Rhizus anweise. 

8) Vgl. Bursian a.a. ©. I, S. 102, Anm. 1. 

BETT. Strab. IX, 5, 22 Kr. 

10) Strab. VI, 1,3 Kr.: χτίσμα δ᾽ ἐστὶ Φιλοχτήτου, φυγόντος τὴν Μελίβοιαν κατὰ 
στάσιν. 


105 Europa. 


Meliboias war die Bereitung eines trefflichen Purpurs. Ausserdem 
hatte M. eine ausgezeichnete militärische Lage; es stand auf einer 
Höhe, welche das nach dem heutigen Dorfe Agia benannte Thal be- 
herrscht, etwas nördlich vom Dorfe Skiti, wo sich noch Mauern aus 
byzantinischer Zeit, unter ihnen auch einzelne hellenische Werkstücke, 
finden). 

ὃ. Olizon (ἡ ᾿θλιζών), im südlichsten Theile Magnesias, dem 
Vorgebirge Artemision auf Euboie gegenüber, war zu Strabons Zeit 
ein Dorf, welches — wie Rhizus, Sepias, Boibe und Iolkos — zu De- 
metrias gehörte?). Homer giebt der Stadt das Epitheton rauh (τρη- 
χεῖα) ἢ, ohne Zweifel wegen ihrer gebirgigen Umgebung; sie lag auf 
einem isolirten, jetzt Palaeo Kastro genannten Hügel). 


$ 13. 
e. Die Dynastie der Asklepiaden. 


I. Umfang. Diese Dynastie begriff den westlichen Bezirk Thes- 
saliens, die Hestiaiotis, in sich und wurde vom Peneios durchschnitten®). 
Ihr Contingent für den troianischen Zug betrug 30 Schiffe’). 

II. Städte. 

a. Trikke) ἢ Τρίχχη δ) oder auch Tptxn°)), von dem gleichna- 
migen Orte Messeniens zu unterscheiden 10), lag am nördlichen Ufer 
des Lethaios, eines Nebenflusses des Peneios!!). Hier blühte der Cult 
des Asklepios, dessen Heiligthum die Phlegyer, deren Hauptgott er 
war, gegründet hatten!?); die Einwohner von Trikke standen — 


Ὁ Lucret. de rer. nat. II, 500 Bernays: Meliboeaque fulgens | purpura Thessa-- 
lico concharum tacta colore. Vergl. Aen. V, 251: purpura-Meliboea. 

2) S. Bursian, Geogr. von Griech. I, S. 99. Leake, N. Gr. IV, p. 216. Vgl. 
Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. III. S. 888. 

3) Strabon. IX, 5, 15 Kr.: ἔτι δὲ Ῥιζοῦντα, Σηπιάδα, ᾿Ολιζῶνα, Βοίβην, Ἰωλκόν, 
αἱ δὴ νῦν εἰσι χῶμαι τῆς Δημητριάδος. 

ἢ B 717: ᾿Ολιζῶνα τρηχεῖαν. 

ὅ S. Bursian, Geogr. von Griech. I, S. 101. Leake N. Gr. IV. p. 384. 
Forbiger, Handb. Bd. III. 5. 888. 

6) Vgl. Schlegel, de geogr. Hom. comm. p. 73. 


7) B 733: τοῖς δὲ τριήκοντα γλαφυραὶ νέες ἐστιχόωντο. 


8) B 729. 9) A 202. 

10) Pausan. IV, 3, 2 Schub.: xat Τρίχκαν τε καλοῦσιν ἔρημον ἐν τῇ Μεσσηνίᾳ 
χωρίον. , 

1) S. Bursian, Geogr. von Griech. I, 5. 61. O. Müller, Dorer. I. $. 23 
(1. Aufl.). 


12) Strab. IX, 5, 17 Kr.: ἡ μὲν Τρίχχη, ὅπου τὸ ἱερὸν τοῦ ᾿Ασχληπιοῦ τὸ ἀρχαιό- 
τατον χαὶ ἐπιφανέστατον. Ο. Müller, Orchomen. S. 199. 


Griechenland. 109 


wie die von Ithome und Oichalie — unter dem Befehle der Söhne des 
‚Asklepios, Machaon und Podaleirios!). Das alte Trikke lag ohnge- 
fähr an derselben Stelle, wo die von den Byzantinern und den heutigen 
Griechen Τρίχχαλα genannte Stadt liegt. Die Akropolis von Trikke 
erhob sich auf dem Gipfel eines Hügels, die Stadt selbst am Abhange 
und um den südlichen Fuss desselben; nur noch wenige zerstreute 
Trümmer derselben finden sich in dem heutigen Trikkala?). — Dass 
übrigens das homerische Trikke durch seine Rossezucht bekannt war, 
beweist das ihm beigelegte Epitheton ἱππόβοτος ὃ). 


3. Ithome (ἢ ᾿Ιϑώμη), nicht zu verwechseln mit der messenischen 
Stadt gl. N. Sie lag, wie das homerische Epitheton felsig (Awua- 
χόεσσα) ἢ) zeigt, auf steiler Felshöhe, wie denn auch Strabon sie als 
ein χωρίον ἐρυμνὸν χαὶ τῷ ὄντι χλωμαχόεν bezeichnet’). Heute finden 
sich von ihr nur noch schwache Spuren auf dem äussersten nordwest- 
lichen Ausläufer des Pindos in der Festungsmauer der Stadt Phanari, 
2 Stunden südlich von Gomphoi: sie sind, wie Bursian sagt‘), alter- 
thümliche Mauerreste, aus grossen, an der Aussenseite rauhgelassenen 
Werkstücken gefügt. 


+. Oichalie (ἡ OiyaAtin) bei Trikke, wahrscheinlich die Metro- 
pole der gleichnamigen messenischen Stadt”). Homer bezeichnet sie 
als den Wohnsitz des Eurytos, des Sohnes des Melaneus und der Stra- 
tonike, der als Bogenschütze berühmt war). 


8. 14. 
f. Die Dynastie des Eurypylos. 


I. Lage. Diese Dynastie umfasste einen Theil Magnesias in der 
Nachbarschaft des Gebirges Pelion, und zwar wahrscheinlich den 


ἡ B 731: τῶν αὖϑ ἡγείσϑην ᾿Ασχληπιοῦ δύο παῖδε, | ἰητῆρ᾽ ἀγαϑώ, Ποδαλείριος 
ἠδὲ Μαχάων. Vgl. A201f. Ο. Müller, Dorier. I, 5. 26. 

2) Κ. Bursian, Geogr. von Griech. I, S. 52. Leake, N. Gr. IV. p. 285. 
Forbiger, Handb. Bd. III. S. 584. 

3) A202: Τρίχης ἐξ ἱπποβότοιο. 

4 Β 729: Ἰθώμην χλωμακόεσσαν. 

5) Strab. IX, 5, 17 Kr. 

6) Geogr. von Griech. I, S. 54.55. Leake, N. Gr. IV. p. 510. Forbiger, 
Handb. Bd. III. S. 584. 

7) 8. ©. Müller, Orchom. 5. 368, Anm. 3 (1. Aufl). Bursian, Geogr. 
von Gr. I, S.52. Anm. 2. Leake, N. Gr. IV. p. 531. Forbiger, Handb. 
Bd. III. S. 884. 

8) B 730: πόλιν Εὐρύτου Οἰχαλιῆος. Vgl. B 596. 


110 Europa. 


schmalen Landstrich, der den pagasaiischen Meerbusen bildet!). Ihr 
Contingent für den Troerkrieg betrug 40 Schiffe 2). 

II. Von Gewässern wird nur die Quelle Hypereia erwähnt), 
welche nach Strabon) in der Stadt Pherai zu suchen ist. Da indess 
Pherai zur Dynastie des Eumelos gehörte, so erklärte schon Strabon — 
nach der glücklichen Textesrestitution von du Theil — es für unstatt- 
haft, dass der Dichter die Quelle zur Dynastie des Eurypylos rechne‘). 
Bei dem Quellenreichthum jener Gegend®) empfiehlt sich daher die 
Conjectur, dass die Pheraier den homerischen Namen Hypereia für 
eine Quelle ihrer Stadt vindieirten. Dieselbe Vindication berichtet 
Strabon von den Pharsaliern, welche ebenfalls eine Quelle Hypereia 
(zugleich mit einer Quelle Messeis) in ihrer Nähe zeigten”). 

III. Städte. 

α. Ormenion ("Opueviov) 9), ein Ort am Fusse des Pelions, un- 
weit des pagasaiischen Meerbusens®), 20 Stadien nördlich von Iolkos, 
wurde später zu Demetrias gerechnet 1), Er wurde oft mit Orcho- 
menos verwechselt !!). 'Thessalische Archäologen brachten die auch 


Armenion genannte Stadt mit Armenos, dem Begleiter Iasons, in Ver- 


bindung und leiteten von ihr den Namen der Landschaft Armenien 
ab!2). Zu Strabons Zeit hiess sie ÖOrminion?3). 


) Dies ist auch die Ansicht Schlegel’s (de geogr. Hom. comm. p. 74 mit der 
τῶ ‚ der es zugleich auffallend findet, dass der Dichter, aus den inneren Regionen 
Thessaliens plötzlich hierher zurückspringe, und darauf die Vermuthung stützt, dass 
B 734 ff. vielleicht vor B 729 zu stellen seien, wodurch ein ununterbrochener Fort- 
schritt der Aufzählung hergestellt werde. 

2\ B 737: τῷ δ᾽ (Εὐρυπύλῳ) ἅμα τεσσαράκοντα μέλαιναι νῆες ἕποντο. 

3) B 734: οἵ τε χρήνην Ὑπέρειαν (ἔχον). 

4 Strab. IX, 5, 18 Kr.: ἡ δ᾽ Ὑπέρεια χρήνη ἐν μέσῃ ἐστὶ τῇ Φεραίων πόλει. Vgl. 
Bursian, Geogr. von Griech. I, 5. 69. 

5) Strab. IX, 5, 18 Kr.: ἐν μέσῃ — τῇ Φεραίων πόλει ὑπ᾽ Εὐμήλῳ οὔσῃ ἄτοπον 
τοίνυν δοῦναι αὐτὴν Εὐρυπύλῳ. Kramer will lieber Εὐμήλου οὔσῃ lesen und αὐτὴν aus- 
gelassen wissen, da die von du Theil conjieirten Worte den Raum der handschrift- 
lichen Lücke etwas überschreiten. 

6) S. die Bemerkung Strabons über Pagasai: IX, 5, 15 Kr. 

7) Strab. IX, 5, 6 Kr.: Φαρσάλιοι μὲν δεικνύουσινιἀπὸ ἑξήκοντα σταδίων τῆς ἑαυτῶν 
πόλεως κατεσχαμμένην πόλιν, ἣν πεπιστεύκασιν εἶναι τὴν “Ελλάδα καὶ δύο χρῆνας πλησίον, 
Μεσσηίδα καὶ Ὑπέρειαν. Zwei Quellen desselben Namens werden auch Z 457 erwähnt. 

8) B 734. 

9 Strab. IX, 5, 18 Kr.: ἔστι δ᾽ (Ὀρμένιον) ὑπὸ τῷ Πηλίῳ χώμη κατὰ τὸν Παγασι- 
τιχὸν πόλπον. 

10) Strab. IX, 5,15 Kr.: Παγασὰς καὶ ᾿Ορμένιον, --al δὴ νῦν εἰσι χῶμαι τῆς An- 
υμητριάδος. 

1) 5. Jacobs zu Aristot. Epigr. n.35. 8.182. O. Müller, Orchomenos. $. 348 
(1. Aufl.) mit der Anm. 2. 

12) 5. Bursian, Geogr. von Griech. I, 5. 103 mit Anm. 2. 

13) Strab. IX, 5, 18 Kr.: τὸ μὲν οὖν ᾿Ορμένιον νῦν ᾿Ορμίνιον καλεῖται. 


Br 
a 


Griechenland. 111 


β. Asterion (Ἀστέριον) ἢ), eine Stadt in der Nähe von Titanos?). 

y. Titanos (Tiravos), Stadt mit einem benachbarten Kalkfelsen 
gl. N. ; daher auch der Name derselben (τίτανος = Kalk, Gyps). 
Da bekanntlich solche Kalkhügel weithin schimmern, so erklärt sich, 
warum Homer von Titanos®’ schimmernden Häuptern spricht?). 
Nach Strabon lag der Ort nicht weit von Arne und Aphetai, also unfern 
des pagasaiischen Meercusens*., 


8 15. 
g. Die Dynastie der Lapithen (des Polypoites und Leonteus)S). 


I. Lage und Umfang. Diese Dynastie umfasst einen Theil 
der Pelasgiotis, und zwar in der näheren Umgebung des Peneios, wie 
auch einen Theil Perrhaibiens. Ihr Contingent betrug 40 Schiffe ®). 

II. Bewohner. Früher wurde dieser Landstrich von der Mün- 
dung des Peneus an bis zur Stadt Gyrton von Perrhaibern bewohnt, 
welche aber von den Lapithen in die Flussgegenden des Binnenlandes 
verdrängt wurden”). Zur Zeit des troianischen Krieges waren in 
Gyrton die letzteren ansässig, an ihrer Spitze Polypoites, der Sohn des 
Peirithoos, und Leonteus, der Sohn des Koronos). 

III. Städte. 

a. Argissa (ἢ ‘Apyıssa)®), das spätere Argura, lag unmittelbar 
am Peneios, vierzig Stadien südlich von Atrax 1). Die Stätte des- 
selben wird noch jetzt wahrscheinlich durch einige an der Strasse von 
Atrax nach Larissa befindliche alte Fundamente bezeichnet, in deren 
Nähe 7 künstlich aufgeschüttete Erdhügel (tumuli) sichtbar sind !}). 


ἡ B 735. 

2) Strab. IX, 5, 18 Kr.: χαὶ τὸ Ἀστέριον δ᾽ οὐκ ἄπωϑεν ἐστί. Τούτων geht auf die 
Umgebung von Titanos. 

3) B 735: Τιτάνοιό τε λευχὰ χάρηνα. 

4 Strab. IX, 5, 18 Kr.: Τίτανος ὃ ἀπὸ τοῦ συμβεβηκότος ὠνομάσϑη ᾿ λευχόγαιον 
γάρ ἐστι τὸ χωρίον "Apyns πλησίον καὶ [τῶν ᾿Αφε]τῶν. 

5) B 138.-141. ἶ 

6) B TAT: τοῖς ὃ᾽ ἅμα τεσσαράχοντα μέλαιναι νῆες ἕποντο. 

7) Strab. IX, 5, 19 Kr.: ταύτην τὴν χώραν πρότερον μὲν ᾧχουν Περραιβοί, 
τὸ πρὸς ϑαλάττῃ μέρος νεμόμενοι καὶ τῷ Πηνειῷ μέχρι τῆς ἐχβολῆς αὐτοῦ καὶ Γυρτῶ- 
νος, πόλεως Περραιβίδος. εἶτα ταπεινώσαντες ἐχείνους εἰς τὴν ἐν τῇ μεσογαίᾳ ποταμίαν 
Λαπίϑαι κατέσχον αὐτὰ τὰ χωρία χτέἔ. Vgl. Schlegel, de geogr. Hom. comm. 
Ρ. 76. 


8. B 740: τῶν αὖϑ᾽ ἡγεμόνευε μενεπτόλεμος Πολυποίτης, | -- οὐκ οἷος, ἅμα τῷ γε 
Λεοντεύς, ὄζος Αρηος. 
9) Β 138. 


΄ \ ι - - Υ \ - m - 
10) Strab. IX, 5, 19 Kr.: ἡ μὲν οὖν "Apyısoa, ἡ νῦν Apyoupa, ἐπὶ τῷ Πηνειῷ xei- 
=) 2 N ᾿ > 
war: ὑπέρχειται ὃ αὐτῆς Ατραξ ἐν τετταράκοντα σταδίοις. 


11) Vgl. Bursian, Geogr. von Griech. I, 5. θ7. — Nach Leake (North. 


112 Europa. 


“- 


8. Gyrtone (ἡ Γυρτώνη) ἢ, nordöstlich von Argissa, ebenfalls 
unweit des Peneus gelegen, gränzte mit seinem Gebiete an das von 
Larissa?), und war die alte Hauptstadt der Phlegyer ®), wie denn die 
Gortynier früher Phlegyer hiessen (vgl. oben S. 98 mit Anm. 6), 
während die Stadt Gyrton entweder nach Gyrtone, einer Tochter 
des Phlegyas, oder nach Gyrton, einem Bruder desselben, be- 
nannt sein sollte!). — Die Lage von Gyrton ist unsicher: viel- 
leicht ist es zwischen Larissa und dem am nördlichen Ufer des Eu- 
ropos gelegenen Turnovo zu suchen, wo ein isolirter Hügel, jetzt 
MayoöAa genannt, emporragt, auf dessen Gipfel und Nachbarebenen 
sich einige alte Werkstücke und Scherben von Thongefässen zerstreut 
finden; indess kann man mit eben so grossem Rechte die gewöhnlich 
auf Elateia bezogenen Trümmer bei Makrychorio für Gyrton bean- 
spruchen’). 

+. Orthe (ἣ Ὄρϑη) ©), unweit des Peneus. Nach Strabon wurde 
sie von Einigen die Burg von Phalanna, einer perrhaibischen Stadt am 
Peneus nahe bei Tempe, genannt’). Vielleicht gehören einige alte 
Mauerreste auf einem sehr steilen Felshügel oberhalb des linken 
Ufers des Europos, bei dem Dorfe Karadscholi, der Stadt Phalanna 
an; dort wäre also auch Orthe zu suchen‘). 

ὃ. Elone (7 ’HAwvn) 3), östlich von Doliche, in der Nähe des 
Europos (Titaresios), unterhalb des Olympos!°). In späterer Zeit hiess 


Gr. III. p. 367. IV. p. 534) lag Argura, wo jetzt östlich von Gunitza 3 tumuli 
stehen. Vgl. Forbiger, Handb. Bd. III. S. 886. 

ἡ B 738. 

2) Hieronymus bei Strab. IX, 5, 22 Kr.: εἶναι δὲ τὸ νῦν καλούμενον Πελα- 
oyızov πεδίον, ἐν [ᾧ] Λάρισα καὶ Γυρτώνη καὶ Φεραί χτέ. 

3) N 302. Schlichthorst (Geogr. Hom. p.71) setzt diese Phlegyer fälschlich 
nach Orchomenos. 

a S. O. Müller, Orchom. $. 194 (1. Aufl.), der Schol. Apoll. 1, 57 und 
Stephan. 5. v. Γύρτων eitirt. 

5) Bursian, Geogr. von Griech. I, S. 65 mit Anm. 2. Nach Leake (North. 
Gr. III. p. 382) liegen Gyrtones Trümmer bei Tatari. 

6) B 739. 
Strab. IX, 5, 19 Kr. : Ὄρϑην δέ τινες τὴν ἀχρόπολιν τῶν Φαλανναίων εἰρήῆχα- 


σιν 7 δὲ Φάλαννα Περραιβιχὴ πόλις πρὸς τῷ Πηνειῷ πλησίον τῶν Τεμπῶν. 


τ 
7 
8) S. Bursian, Geogr. von Griech. I, S. 56 mit Anm. 5. Vgl. Leake, 
North. Gr. III. p.379f. IV. p. 298. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. III. 
S. 885. 

9 B 739. 

10) Strab. IX, 5,19Kr.: ἄμφω δ᾽ (Oloosson und Elone) ὑπὸ τῷ ᾿Ολύμπῳ κεῖνται, οὐ 
πολὺ Anwdev τοῦ Εὐρώπου ποταμοῦ, ὃν ὃ ποιητὴς Τιταρήσιον καλεῖ. 


ER. ἜΝ 


Griechenland. 113 


die Stadt Leimone, lag aber schon zu Strabons Zeit in Trümmern !). 
Nach Leake?) ist sie mit dem heutigen Selos identisch. 


e. Oloosson (n’OAoosswy) heisst bei Homer weissglänzend 
(λευκή) ).. nach Strabon wegen der dort vorkommenden weissen 
Thonerde). Nach demselben Periegeten lag diese Stadt unterhalb des 
Olympos, am Titaresios (Europos) 5). Heutzutage heisst dieselbe’ EAas- 
σόνα oder ᾿Αλασσόνα und liegt am linken Ufer des Elassonitikos, des 
östlichen Hauptarmes des Titaresios‘), hart oberhalb der Einmündung 
eines kleinen, von Westen strömenden Gebirgsbachs; ihr gegenüber, 
auf dem rechten Flussufer, ragt ein von dem Kloster der Panagia ge- 
krönter Hügel, ohne Zweifel einst die Akropolis der alten Stadt, von 
der sich indess — ausser einigen Werkstücken und Inschriftsteinen, 
die theils in der Stadt zerstreut, theils in die Klostermauern eingefügt 
sind — keine weitere Spuren erhalten haben’). Aus einer am Fusse 
des Olympos aufgefundenen Inschrift aus der Zeit des Kaisers Trajan 
erfahren wir, dass das Gebiet der Stadt sich bis an Makedoniens 
Gränze erstreckte und hier an das Gebiet von Dion gränzte®). 


Wenn endlich Schlichthorst°) auch noch die P 301 erwähnte 
Stadt Larissa hierher zieht, während er eine zweite, B 841 erwähnte 
Larissa als der pelasgischen Dynastie des Hippothoos in Troas an- 
gehörig bezeichnet 10), so irrt er darin gröblich, da beide Städte vom 
Dichter als Heimath des Pelasgers Hippothoos bezeichnet werden!!) und 
folglich identisch und beide nach Kleinasien (Aiolis) zu setzen 
sind 12). 


ἢ Strab. IX, 5, 19: ἡ δ᾽ Ἠλώνη μετέβαλε τοὔνομα, Λειμώνη μετονομασϑεῖσα - 
χατέσχαπται δὲ νῦν. Vgl. Bursian, Geogr. von ΟἿ. 1, S. 56. 

2) North. Gr. III, p. 345. Forbiger, Handb. Bd. III, S. 885. 

3) B 739: πόλιν τ᾽ ᾿θλοοσσόνα λευχήν. 

4 Strab. IX, 5, 19 Kr.: καὶ ᾿θλοοσσὼν δέ, λευκὴ προσαγορευϑεῖσα ἀπὸ τοῦ λευ- 
χάργιλος εἶναι χτέ. 

5) Strab. IX, 5, 19 z. E. (Die Stelle ist auf vor. Seite citirt.) 

6) 5. Bursian, Geogr. von Gr. I, S. 42. Anm. 1. 


ἢ Bursian, ebendas. S. 55. Vgl. Leake, North. Gr. III, p. 345. IV, p. 310. 
Forbiger, Handb. Bd. III,’p. 885. 


8) Heuzey le mont Olympe Inscr. No. 20, p. 477 (von Bursian a. a. O. 
eitirt).. 

9) Geogr. Hom. p. 105. 

10) Geogr. Hom. p. 145. 

1) B 840. 841. P 288. 289. 

12) Vgl. Ο. Müller, Orchom. S. 126. 


Buchholz, Homerische Realien. Ia. 8 


114 Europa. 


8 16. 
h. Die Dynastie des Guneus. 


1. Umfang. Diese Dynastie umfasste den westlichen Theil Per- 
rhaibiens, der durch den Berg Kyphos und das Flussgebiet des Tita- 
resios gekennzeichnet wird, wie auch einen Theil von Epeiros, welches 
letztere sich daraus ergiebt, dass der Dichter Dodone hierher rechnet, 
welches später zu Epeiros gehörte. Das vom Guneus für die troianische 
Expedition gestellte Contingent betrug 22 Schiffe ἢ. 

II. Bevölkerung. Als hier ansässige Völkerschaften werden 
Eniener (Ἐνιῆνες) und Perrhaiber (Περαιβοί) genannt. Erstere, 
auch Ainianen (Αἰνιᾶνες) genannt, waren am Berge Kyphos wohn- 
haft, wo sie die B 748 erwähnte Stadt Kyphos gründeten?). Letztere 
werden als kriegerisch bezeichnet und wohnten in der Gegend Dodones 
und im Flussgebiete des Titaresios?). Der Hauptsitz der Perrhaiber 
war das im Schiffskataloge übergangene Larissa; in geschichtlicher 
Zeit dehnten sie sich ungleich weiter aus, wurden von den kambunischen 
Gebirgen, dem Passe von Tempe und dem Peneios eingefasst und er- 
strecken sich nach Westen noch über den Pindos hinaus?®). 

IH. Flüsse. Dahin gehört der Titaresios (6 Τιταρήσιος), 
später Europos genannt, von welchem der Dichter sagt, dass er sich 
in den Peneios ergiesse, ohne sich jedoch mit der klaren Fluth des- 
selben zu vermischen, indem er wie Oel darüber hinströme; denn er 
sei ein Abfluss des grausigen Styx’). Nach neueren Reisenden hat 
nämlich der Titaresios, den auch Homer als einen anmuthigen Fluss 
bezeichnet®), und dem er schönfluthendes Gewässer beilegt”), klares 
und daher dunkles, der Peneios hingegen schlammführendes und 
darum weissliches Wasser°), daher die Anwohner des Titaresios sich 
durch gesunde Frische auszeichnen, während bei den Nachbarn des 
Peneios sich eine gelbe, kränkliche Gesichtsfarbe bemerkbar macht. 
Dass die Alten beim Titaresios an den Styx und den Hades dachten, 


1) B 748: Γουνεὺς & ἐκ Κύφου ἣγε δύω καὶ εἴχοσι νῆας. 

2) Strab. IX, 5, 22 Kr.: τινὲς δ᾽ αὐτῶν (der Ainianen) ἔμειναν περὶ Κύφον, Περ- 
ραιβιχὸν ὄρος ὁμώνυμον χατοιχίαν ἔχον. 

3) Β 149: τῷ 8 Ἐνιῆνες ἕποντο μενεπτόλεμοί τε Περαιβοί, | ol περὶ Δωδώνην ὃδυσ- 
χείμερον οἰχί᾽ ἔϑεντο, | οἵ τ᾽ app’ ἱμερτόν Τιταρήσιον ἔργ᾽ ἐνέμοντο. - 

ἢ S. Ο. Müller, Dorier. I, 5. 25 und 26. 

5) B 751: Τιταρήσιον-, | ὅς δ᾽ ἐς Πηνειὸν προΐει χαλλίρροον ὕδωρ. | οὐδ᾽ ὅ γε Πη- 
νειῷ συμμίσγεται ἀργυροδίνῃ, | ἀλλά τέ μιν καϑύπερϑεν ἐπιρρέει ἠῦτ᾽ ἔλαιον " | ὅρχου γὰρ 
δεινοῦ Στυγὸς ὕδατός ἐστιν ἀπορρῴξ. Vgl. Strab. IX, 5, 20 Kr. 

6) B 751: ἱμερτὸν Τιταρήσιον. 

7) B 752: χαλλίρροον ὕδωρ. 

8) Auf diese weissliche Färbung geht wohl das homerische Epitheton ἀργυρο- 
δίνης. B 753: Πηνειῷ --- ἀργυροδίνῃ. 


4 
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| Griechenland. 115 


‚erklärt sich daraus, dass bei den dort ansässigen Perrhaibern — wie bei 


den hellopischen Pelasgern — der dodoneische Cultus eingedrungen 
war und hier wie in Dodone sich ein Psychopompeion oder Todten- 
orakel befand. Der Name des perrhaibischen Fürsten Guneus (von 
γουνός, ion. yodvos, Fruchtscholle) erinnert an die fetten Gefilde des 
früher bewohnten Thales ἢ. 

Der Titaresios ist der bedeutendste nördliche Nebenfluss des Pe- 
neios und besteht aus 2 Hauptarmen: einem schwächeren, mehr 
östlichen, der bei Oloosson vorüberströmt (daher jetzt ὁ ’EAassovirızos 
genannt), und einem bedeutenderen, mehr westlichen (jetzt Boupyapız). 
Heutzutage heisst der Titaresios Ξεράχι oder Ξερίας, da er zur Sommer- 
zeit in der Regel austrocknet??). 

IV. Gebirge. Hierher gehört der Olympos (ὃ Ὄλυμπος, noch 
jetzt ὃ Ἔλυμβος, bei den Türken Semavat Evi, d.h. Wohnsitz der Hımm- 
lischen?)), der höchste unter allen Bergen von Hellas, das Gränzgebirge 
zwischen Makedonien und Thessalien. Der Gipfel des Olympos, 
dessen höchste Spitze 9160 Fuss!) über den Meeresspiegel sich erhebt, ist 
mit ewigem Schnee bedeckt; unterhalb dieser Schneeregion ragen 
finstere Tannenwälder, weiter abwärts aber üppige Laubholzungen 
empor, stellenweise mit steilen Abgründen und gezackten Felspartieen 
wechselnd®). — Weiteres über den Olympos ist schon'oben bei Gelegen- 
heit der homerischen Kosmographie®) beigebracht, wo man nachsehen 
wolle. 

V. Städte. 

a. Kyphos (ἡ Κύφος 7, nach Strabon am gleichnamigen Berge 
gelegen‘), scheint die Residenz des Guneus gewesen zu sein. 

3. Dodone (7 Δωδώνη), am Fusse des Tomarosgebirgs. Dass 
Dodone von Homer zu Thessalien gerechnet wurde (später gehörte es 


ἢ S. ©. Müller, Dorier. I, S. 25 und 26. (1. Aufl.) 

2) S. Bursian, Geogr. von Griech. I, S. 42, Anm. 1. Hiernach sind zu be- 
richten: Leake, North. Gr. III, p. 349. 358. 396. IV, p. 295. Forbiger, Handb. 
der alten Geogr. Bd. III, S. 875, Anm. 32 a. E. Vgl. auch Koliades, Ulysse- 
Homere. p. 84. 

3) Hadschi Chalfa ed. Hammer. p. 101. 

4) Oder, was auf dasselbe hinauskommt, 9754 englische Fuss (nach Capt. Cope- 
lands Bestimmung bei der Vermessung der Küste im Jahre 1831). Hiernach ist die 
oben (am Schluss von $19, wo irrthümlich Bursian’s Angabe als vermuthlicher Druck- 
fehler bezeichnet wurde) gegebene falsche Höhenbestimmung zu berichtigen. 

5) Bursian ἃ. ἃ. Ο, 5. 41 und 42. Ausserdem vgl.: Forbiger, Handb. der 
alten Geogr. Bd. III. S. 855. — Vollborth, de Olympo Thessaliae monte. 
Gott.-1776. 4. Pouqueville, voy. III, p. 217. Holland, travels. II, p. 25 ff. 
Clarke, travels. II, 3, p. 300 f. Leake, N. Gr. I, p. 434 ἢ. III, p. 384 ff. 406 f. 

6) Hom. Kosm. $. 19. 7) B 748. 

8) Strab. IX, 5, 22 Kr.: Kögov, Περραιβικὸν ὄρος ὁμώνυμον κατοικίαν ἔχον. 

8Ὲ 


116 | Europa. 


zu Epeiros), beweist der Umstand, dass der Schiffskatalog die Enienen 
und Perrhaiber, die alten Einwohner des dotischen Gefildes und Nord- 
thessaliens, als Umwohner Dodones und des Flusses Titaresios bezeich- 
net!\.— Das rauhe, winterliche Klima Dodone’s hebt der Dichter durch 
das Epitheton δυσχείμερος hervor?). Hierin Dodone befand sich ein Orakel 
des Zeus, das älteste und heiligste aller griechischen Orakel, welches nach 
Ephoros bei Strabon?) eine Stiftung der Pelasger war, und wo Zeus durch 
das Rauschen der heiligen Eiche seinen Willen verkündete‘); hier 
wohnten die Σελλοί, eine zahlreiche Priesterschaft, welche den Willen des 
Zeus als Orakelverkünder (ὑποφῆται) offenbarten und ein äusserst asketi- 
sches Leben führten, insofern sie mit ungewaschenen Füssen auf der Erde 
sich lagerten). Ohne Zweifel sind die Σελλοί, diese Auserwählten des 
Volkes, welche dem Cultus des Zeus vorstanden, mit den ”EAAoı oder 
"Eirorss, den ältesten Bewohnern von Dodone, identisch; Strabo lässt 
es unentschieden, ob die Dodoneer ursprünglich Σελλοί oder “ERkot 
geheissen haben‘). — Was die Lage des früh verschollenen thessali- 
schen Dodone betrifft, so ist es nach Bursian auf einem isolirten 
Hügel am See Καστρίτσα zu suchen; noch jetzt zeichne sich die Mauer- 
peripherie um den Gipfel des Hügels herum ab; stellenweise seien 
Reste der Mauern von 8 bis 10 und der Thürme von 15 bis 20 Fuss 
Höhe erhalten”). Indess ist dies, wie Hr. Prof. Kiepert mir mittheilt, 
sehr fraglich; Barth glaube Dodone südlicher gefunden zu haben. 


ἡ B 749: Ἐνιῆνες — μενεπτόλεμοί τε Περαιβοί, | ol περὶ Δωδώνην δυσχείμερον 
οἰκί ἔϑεντο, | οἵ τ ἀμφ᾽ ἱμερτὸν Τιταρήσιον ἔργ᾽ ἐνέμοντο. Vgl. Bursian, Geogr. von 
Gr. 5. 23. Anm. 5. Vgl. über Dodone: Forbiger, Handb. Bd. III, 5. 880. Ueber 
das Orakel: Gronov. exercitt. acad. ad fragm. Stephani de Dodone. Lugd. B. 1681. 
Wachsmuth, Hell. Alterthumsk. II, 2, S. 261. Cordes, de oraculo Dod. Göt- 
ting. 1826. Zander in Ersch und Gruber's Encyel. I, 26, 5. 257ff. Klausen. das. 
III, 4, S. 321., Preller in Pauly’s Realencycl. II, S. 1190 ff. 

2) B 750: Δωδώνην δυσχείμερον. 

3) Strab. VII, 7, 10 Kr.: ἔστι δ᾽, ὥς φησιν Ἔφορος, (τὸ μαντεῖον τὸ ἐν Δωδώνῃ) 
Πελασγῶν ἵδρυμα. Vgl. Herod. II, 52. 

4) & 327: τὸν (der Odysseus) ὃ ἐς Δωδώνην φάτο βήμεναι, ὄφρα ϑεοῖο | ἐκ δρυὸς 
ὑψικόμοιο Διὸς βουλὴν ἐπακούσαι. 

5) 1 233: Ζεῦ ἄνα, Δωδωναῖε, Πελασγικέ, τηλόϑι ναίων, | Δωδώνης μεδέων δυσχει- 
μέρου" ἀμφὶ δὲ Σελλοὶ | σοὶ ναίουσ᾽ ὑποφῆται ἀνιπτόποδες χαμαιεῦναι. Strab. VII, 7, 
10 Kr. Ueber die Σελλοί vgl. Nägelsbach, hom. Theol. 2. Aufl. S. 191. 
C. Fr. Hermann, gott. Alt. $. 39, 18 und 19 mit den Citaten. Preller, gr. Myth. 
I, S. 30. II, 5. 276. G. Hermann, Opuse. VII, p.273 ff. Welcker, gr. Göt- 
terl. I, 5. 204. Schömann, gr. Alt. 1, S. 66. II, S. 291. Schweizer in 
Kuhn’s Ztschr. DI, S. 72, und was sonst Nägelsb. a. a. O. citirt. Ausser- 
dem: Curtius, griech. Gesch. I, S. 85 (1. Aufl.). 

6) Strab. VII, 7, 10 Kr.: πότερον δὲ χρὴ λέγειν Ἑλλούς, ὡς Πίνδαρος, ἢ Σελλούς, 
ὡς ὑπονοοῦσι παρ Ὅμήρῳ χεῖσϑαι, ἡ γραφὴ ἀμφίβολος οὖσα οὐχ ἐᾷ διισχυρίζεσθαι. 


7) 5. Bursian, Geogr. von Griech. I, 5. 23. Leake (N. Gr. IV, p. 168—201) 


ν σ- 


Lie 


Griechenland. 117 


Be 8 17. 
i. Die Dynastie des Prothoos. 


I. Land und Volk. Diese Dynastie, welche sich auf der 
rechten Seite des Peneios und um das Peliongebirge ausdehnte!), um- 
fasste einen Theil Magnesia’s, wie denn auch Homer die Einwohner 
Magneten nennt?). Das Contingent des Prothoos zur troianischen 
Expedition betrug -40 Schrffe?). 

U. Gebirge. Das Peliongebirge (τὸ Πήλιον) ἢ, jetzt 
Πλεσσίδι 5), ist ein langgestreckter Gebirgszug, dessen höchste Gipfel 
sich etwa 5000 Fuss über den Meeresspiegel erheben®). Es zeichnet 
sich auch noch jetzt durch seine herrlichen Waldungen aus (daher 
das homerische Epitheton εἰνοσίφυλλον 7), welche in den oberen 
Regionen aus Buchen, in den niederen aus Platanen und Kastanien 
bestehen; Tannen hingegen, welche im Alterthum auf dem Pelion 
häufig waren‘), finden sich heutzutage dort gar nicht mehr. Dass im 
Alterthum auch Eschen auf dem Pelion wuchsen, welche ein treff- 
liches Material zu Speerschaften lieferten, geht daraus hervor, dass der 
Speer des Achilleus, welchen Cheiron dem Vater des Achilleus ge- 
schenkt hatte, aus Eschenholz vom Pelion gefertigt war und daher 
ἸΠηλιὰς μελίη heisst). An den Abhängen des Pelion sieht man jetzt 
zahlreiche Dörfer mit üppigen Gärten, in denen die Fruchtbäume des 
Südens wie des Nordens vorzüglich gedeihen 10). 


setzt Dod. auf die Südseite des Sees Pambotis (jetzt Joannina), wo sich noch be- 
deutende Ruinen finden sollen. 

ἢ Vgl. Schlegel, de geogr. Hom. comm. p. 80. 

2) B 756: Μαγνήτων δ᾽ ἦρχε Πρόϑοος, Τενϑρηδόνος υἱός, | οἱ περὶ Πηνειὸν καὶ Πή- 
λιον εἰνοσίφυλλον | ναίεσχον. 

3) B 159: τῷ ὃ᾽ ἅμα τεσσαράχοντα μέλαιναι νῆες ἕποντο. 

a) Β 757. Π 144. 

5) Bursian, Geogr. von Griechenl. I, 5. 43. Vgl. Leake, N.Gr. IV, p. 372 
—384. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. III, S. 856. 

6) Gemin. elem. astr. c. 14. p. 55 berechnet seine Höhe auf 10 Stad., Plin. 
(n. ἢ. I, 65 Sill.) zu 1250 röm. Schritten: Dicaearchus — permensus montis, ex 
quibus altissimum prodidit Pelion MCCL passuum. 

Ἢ B 757: Πήλιον εἰνοσίφυλλον. 

8) Dicaearchi vel potius Athenaei deser. Graec. in den geogr. Graec. min. 
ed. Car. Mull. I, p. 106: ὅτι τὸ καλούμενον Πήλιον ὄρος μέγα τ᾽ ἐστὶ χαὶ ὑλῶδες ' --- 
πλείστην ὃ ὀξύην ἔχει χαὶ ἐλάτην χτέ. 8.-Bursian, Geogr. von Griech. I, 5. 43. 

9) Τ 387: πατρώϊον ἐσπάσατ᾽ ἔγχος | βριϑύ, μέγα, στιβαρόν ᾿ τὸ μὲν οὐ δύνατ᾽ ἄλλος 
᾿Αχαιῶν | πάλλειν, ἀλλά μιν οἷος ἐπίστατο πῆλαι ᾿Αχιλλεύς, Πηλιάδα μελίην, τὴν πατρὶ 
φίλῳ πόρε Χείρων | Πηλίου ἐκ κορυφῆς. 

10) Bursiana.a. O. 


118 Europa. 


III. Von Flüssen wird nur der Peneios (ὁ Πηνειός, jetzt 
Salamvria!)) erwähnt?). Derselbe entspringt auf den Abhängen 
des Lakmon, fliesst anfangs in engem Thale südöstlich, setzt dann 
in der Ebene seinen Lauf nordöstlich fort und bahnt sich endlich 
durch das zwischen dem Olympos und Ossa gelegene Tempethal, 
welches die Byzantiner und mitunter auch die Neugriechen mit 
dem Namen Wolfsschlucht (Λυχοστόμιον) bezeichnen, einen Ausweg 
ins aigaiische Meer. Wahrscheinlich bildete dies ganze Becken vor 
Zeiten einen grossen, von Gebirgen umschlossenen Binnensee, bis 
eine bedeutende Erdrevolution durch Zerreissung jenes Gebirgskranzes 
dem Gewässer einen Abfluss verschaffte und so die innere Landschaft 
bewohnbar machte?). — Von der Eigenthümlichkeit des Peneios, inso- 
fern sein Gewässer schlammführend und daher weisslich ist, so dass es 
jede Vermischung mit den klaren Fluthen des Titaresios verschmäht, 
war schon im vorigen $ die Rede. 

IV. Städte in der Dynastie des Prothoos werden nicht er- 
wähnt — wenigstens nicht im Schiffskatalog —, man müsste denn 
Budeion (τὸ Βούδειον), hierher ziehen wollen, welches das Epitheton 
schönbewohnt erhält und als Residenzstadt des Epeigeus be- 
zeichnet wird‘). Andere versetzen indess diese Stadt nach Boiotien, 
wie es denn überhaupt mehrere Städte dieses Namens gab, so dass die 
Bestimmung ihrer Lage völlig hypothetisch bleibt). 


B. Hellas im engeren Sinne der späteren Zeit‘). 
8 18. 


A. Akarnanien. 

1. Name und ältere Gestalt des Landes. Der Name 
Akarnanien kommt bei Homer nicht vor; doch erwähnt er es, 
wenn wir anders Strabon in diesem Punkte glauben dürfen”), als das 
Ithake und Kephallenien gegenüberliegende Küstenland, indem er von 


1 Bursian, Geogr. v. Gr., 5. 41. Leake, N. Gr. I, p. 415. 419. 431. 433. 
Ill, 382. 395 fi. 403. IV, p. 283. 291 u. sonst. Koliades, Ulysse-Homere. p. 84. 

2) B 757. - 

3) Bursian ἃ. ἃ. Ὁ, Ausserdem vgl.: Forbiger, Handb. der alten Geogr. 
Bad. III, S. 874 ἢ 

4, 11571: Bios ᾿Επειγεύς, | ὅς ῥ᾽ ἐν Βουδείῳ εὐναιομένῳ ἤνασσεν | τὸ πρὶν κτέ. 

5) Vgl. über diese Controvers: Schlegel, de geogr. Hom. comm. p. 12 54. 

6) ἃ. ἢ. der römischen Kaiserzeit. Zuerst findet sich diese engere Bedeutung 
des Namens beiMela, Plinius und Ptolemaeus {abernoch nichtbei Strabon). 

ἢ Strabon. X, 2, 8Kr.: αὕτη δ᾽ ἦν τὸ παλαιὸν μὲν χερρόνησος τῆς ᾿Ακαρνάνων 
γῆς, καλεῖ δ᾽ ὁ ποιητὴς αὐτὴν ἀχτὴν ἠπείροιο, τὴν περαίαν τῆς ᾿Ιϑάχης χαὶ τῆς Κεφαλ-- 


- ’ 


. Griechenland. 119 


dem Gestade des Festlandes (ἀκτὴ ἠπείροιο) spricht!). Ursprünglich 


hing Akarnanien mit der gegenüberliegenden Insel Leukas (Leuka- 
dia) zusammen; später aber durchstachen die Korinthier den Isthmos, 
machten dadurch Leukas zur Insel und benannten sie Leukas?). 

2. Flüsse. Der hierher gehörige Gränzfluss Acheloios findet sich 
bei Gelegenheit Aitoliens besprochen, worauf wir daher hier verweisen. 

3. Städte. Von diesen wird nur Nerikos (7 Νύριχος, später 
Leukas) erwähnt, welches auf der schon erwähnten Halbinsel lag, 
welche nach Durchstechung des Isthmos zur Insel wurde und den 
Namen Leukas (jetzt Lefkhada oder Santa Maura) erhielt. Homer 
nennt Nerikos eine wohlgebaute Stadt (ἐὐχτίμενον πτολίεϑρον) und 
lässt den alten Laertes von ihr erzählen, wie er in jüngeren Jahren als 
Beherrscher der Kephallener dieselbe erobert habe). Von Nerikos 
glaubt Goudisson cyclopische Ueberreste auf einem Hügel südlich von 
Santa Maura gefunden zu haben‘). Nach Bursian lässt sich die Lage 
von N. nicht mehr bestimmen’). 

4. Inseln bei Akarnanien. 

α. Die zur Herrschaft des Odysseus gehörigen akar- 
nanischenInseln. 

a. Zakynthos (ὃ und Zaxuvdos, jetzt Zante), im ionischen 
Meere, südlich von Ithake vor dem korinthischen Meerbusen‘) ge- 
legen, erhält bei Homer das Epitheton waldig (ὑλήεις) . Nach 
Strabon beträgt die Peripherie der Insel 160, ihre Entfernung von 
Kephallenien etwa 60 Stadien; er bezeichnet sie als waldig und reich 
an Früchten und die auf ihr liegende gleichnamige Stadt als einen 


ληνίας ἤπειρον καλῶν αὕτη δ᾽ ἐστὶν ἡ ᾿Αχαρνανία᾽ ὥστε, ὅταν φῇ ἀκτὴν ἠπείροιο, τῆς 
"Arapvavias ἀκτὴν δέχεσϑαι δεῖ. 

1) ὦ 978. — Hierher gehört auch Β 635: οἵ τ᾽ ἤπειρον ἔχον nd ἀντιπέραν ἐνέμοντο, 
wo Manche unter dem ‘Festlande und der gegenüberliegenden Küste’ Akarnanien 
mit Leukadien und einen Theil des späteren Epeiros verstehen wollen. Vgl. 
Schlegel, de geogr. Hom. comm. p. 53. 54. Vgl. Bursian, Geogr. von Grie- 
chenl. 1. S. 115f. 

2) Strabon. X, 2, 8 Kr.: (Κορίνθιοι) τῆς χερρονήσου διορύξαντες τὸν ἰσϑμὸν ἐποί- 
σαν νῆσον τὴν Λευχάδα, καὶ μετενέγχαντες τὴν Νήρικον ἐπὶ τὸν τόπον, ὃς ἦν ποτε μὲν 
ἰσῶμός, νῦν δὲ πορϑμὸς γεφύρᾳ ζευχτός, μετωνόμασαν Λευκάδα ἐπώνυμον. 

ὃ) Strabon. X, 2, 8Kr.: τῆς δὲ Λευκάδος ἥ τε Νήρικος, ἦν φησιν ἑλεῖν ὁ Λαέρτης 
(ὦ 376 ἢ: ἢ μὲν Νήριχον εἶλον ἐὐκτίμενον πτολίεϑρον, | ἀκτὴν ἠπείροιο, Κεφαλλήνεσ- 
σιν ἀνάσσων. 

4) Hist. and top. essay (5. unten 5. 123, Anm. 3 das volle Citat) p. 85 fl. 91 fi. 
Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. III, S. 1013. Anm. 39. 

3) Geogr. von Gr. 1, S. 117. 

6) Strabon. II, 5, 20 Kr. : χαὶ ἐφεξῆς πρὸ τοῦ Κορινϑιαχοῦ κόλπου Κεφαλληνία καὶ 
᾿Ἰϑάχη καὶ Ζάκυνϑος καὶ ᾿Εχινάδες. Vgl. Strabon. VIII, 2, 2. 

7) α 240 (n 123. τ 191) : ὑλήεντι Ζαχύνϑῳ. ı 24: ὑλήεσσα Ζάχυνθϑος. 


120 : - Europa. 


bedeutenden Ort!). Die Zakynthier standen vor Troia unter dem 
Oberbefehl des Odysseus); auch für die Schaar der Freier lieferte 
Zakynthos ein Contingent von 20 Mann?). 


δ. 19. 

Ὁ. Ithake (ἡ 'Waxn). 

a. Benennung und physische Beschaffenheit Ithake’s. 
Die Insel scheint ihren Namen von Ithakos, dem Sohne des Pte- 
relaos, zu haben, der sich mit seinen Brüdern Neritos und Polyktor 
von Kephallenien aus hier niederliess®),. Zu -Akarnanien wird sie ᾿ 
von Strabon und Skylax δ) gerechnet; die heutigen Griechen 
nennen sie Θεάχη (Theaki, Thiachi)®). Ueber ihre Lage bemerkt 
der Dichter, dass sie unter den Nachbarinseln Dulichion, Same 
und Zakynthos am meisten nach Westen (Nordwesten) liege, während 
diese eine östliche Lage hätten; zugleich heisst sie an dieser Stelle 
niedrig ἰχϑαμαλή), d. h. mit flachem Gestade versehen (?) 1). — 


1) Strabon. X, 2, 18 Kr.: ἔστιν ὁ χύχλος τῆς Ζαχύνϑου σταδίων ἑχατὸν ἑξήχοντα " 
διέχει δὲ χαὶ τῆς Κεφαλληνίας ὅσον ἑξήχοντα σταδίους, ὑλώδης μέν, εὔχαρπος δέ" χαὶ 
1 πόλις ἀξιόλογος ὁμώνυμος. 

2) Β 631: αὐτὰρ Ὀδυσσεὺς ἦγε Κεφαλλῆνας μεγαθϑύμους, οἵ ὃ Ἰϑάχην εἶχον — 
οἵ τε Ζάκυνθον ἔχον. 

3) rn 250: ἐχ δὲ Ζαχύνϑου ἔασιν ἐείχοσι χοῦροι ᾿Αχαιῶν. Uebrigens vergl. über 
die noch wenig durchforschte Insel: Dodwell, Class. Tour. I, p.79. Kruse, Hel- 
las. IIb, S. 420 ff. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. III, 5. 1015. mit 
Anm. 51. Inschriften bei Boeckh, C. Inser. Gr. II, Nr. 1934 f. 

4) ρ 207: τὴν (χρήνην) ποίησ᾽ Ἴϑαχος χαὶ Νήριτος ἠδὲ Πολύχτωρ. Von Ithakos 
erhielt die ganze Insel, von Polyktor der Ort Polyktorion, von Neritos das Ge- 
birge Neriton seinen Namen. Vgl. Kruse, Hellas. IIb, S. 274. 370. 

5) Strabon. X, 2,8 fl. Skylax, periplus ὃ. 34 ed. Car. Mullerus (in den geogr. 
Gr. min.), unter Akarnanien: μετὰ δὲ ταῦτα πόλις Φαρὰ χαὶ χατὰ ταῦτα νῆσός ἐστιν 
᾿Ιϑάχη, χαὶ πόλις καὶ λιμὴν μετὰ ταῦτα νῆσος Κεφαληνία. 

6) Kruse, Hellas. IIb, 5. 372. Nach früheren Angaben enthält Theaki 5 DOM. 
mit 8000 Einw. Vgl.Schreiber, Ithaka. 5. 18, Anm.3. Schliemann hingegen 
(Ithaka, der Pelop. und Troja. Leipzig, Giesecke u. Devrient 1869, 5. 17) giebt | 
die Einwohnerzahl auf 13000, die Erstreckung der Insel von N nach S auf 29 Ki- 
lometer, die von Ὁ nach W auf 7 Kil. an. 

Ἢ 125: αὐτὴ δὲ χϑαμαλὴ πανυπερτάτη εἰν ἁλὶ χεῖται | πρὸς ζόφον αἱ δέ τ᾽ ἄνευϑε 
πρὸς ἠῶ τ᾽ ἠέλιόν τε. 8. Völcker, hom. Geogr. $. 31. 32. Nach Strabon (X, 2, 
12 Kr.), dem Schlegel (de geogr. Hom. comm. p. 50) folgt, erklärte man χϑαμαλή 
nicht durch niedrig (ταπεινῆ), sondern dem Festland benachbart (rpös- 
χωρον τῇ ἠπείρῳ) und παν. πρὸς ζόφον : am höchsten nach Norden gelegen 
(δπὲρ πάσας ἐσγάτην τετραμμένην πρὸς ἄρκτον) ; Letzteres falsch, da ζόφος der Westen 
ist. — Ausführlich behandelt die Stelle: Schreiber, Ithaka. S.9 fi. Derselbe 
vermuthet mit Palmerius χϑαμαλῇ, welches er mit art verbindet: ‘Sie selbst aber | 
hochgelegen liegt gegen Westen im hochgehenden Meere’ (ὃ. 15. 16.). Vgl. = 
Rühle von Lilienstern, über das homerische Ithaka. S.52f. Klausen in K 
der Zeitschr. für Alt. 1835. No. 17. 5. 140. re 


Griechenland. 12 


Was die physische Beschaffenheit der Insel betrifft, so ist sie nach 
Homer rauh und felsig, für Rossezucht ungeeignet, doch — wenn auch 
ohne weite Ebenen — nicht armselig; vielmehr gedeihen auf ihr 
Getreide und Wein; sie ist reich an Ziegen und Rindern, wie auch an 
Waldungen und Bächen ἢ. Wegen ihres felsigen Charakters erhält sie 
die Epitheta rauh (τρηχεῖα) 2) und steinig (zpavan) ὃ. Wegen ihrer 
Fruchtbarkeit erhält sie das Epitheton fett (πίων) ἢ. Wenn sie ausser- 
dem sonnig (εὐδείελος) heisst’), so ist dabei an ihre sonnige, die 
Fruchtbarkeit fördernde Lage zu denken. — An einer andern Stelle 
werden die lang sich schlängelnden Pfade, die schützenden Buchten, 
die hochragenden Felsen und hochgewipfelten Bäume der Insel her- 
vorgehoben®). Als Grund, warum Ithake nicht zur Rossezucht tauge, 
wird angegeben, dass die Insel arm an Pferdefutter — an Lotos, Cy- 
pergras, Waizen, ζειά (Host oder Spelt?) und Gerste — sei’). — 
Dieser homerischen Beschreibung von Ithake entsprechen die Schilde- 
rungen neuerer Reisenden, insofern Theaki (Θεάχη) einen rauhen 
Gebirgscharakter hat. Ihr Boden gehört in geognostischer Hinsicht der 
secundären Kalkformation an, und die Ackerkrume ist nur in dünner 
Schicht über den steinigen Grund verbreitet‘). Wenn daher Homer 
von einer unglaublichen Kornproduction Ithake’s spricht), so ist das 
entweder poetische Hyperbel, oder es muss in alter Zeit eine viel be- 
deutendere Cultur dort geherrscht haben. Stellenweise ist die Insel 
Theaki höchst fruchtbar und reich an Oliven, Feigen, Weingärten und 
Getreide 10); und in Uebereinstimmung damit lesen wir, dass auf der 
Besitzung des Laertes!!) Weinreben, Oel-, Feigen- und Birnbäume 

ἢ ν 242: ἤτοι μὲν a zul τς ἱππήλατός ἐστιν, | οὐδὲ λίην Aurpn, ἀτὰρ οὐδ᾽ 
εὐρεῖα τέτυχται. [ ἐν μὲν γάρ οἱ 
βρος ἔχει τεϑαλυῖϊά τ᾽ ἐέρση. | αἰγίβο 
ἐν 8 ἀρδμοὶ ἐπηετανοὶ παρέασιν. 

2) 127: τρηχεῖ, ἀλλ ἀγαϑὴ χουροτρόφος. 

3) u 241: Ka) ᾿Ιϑάχην. Vgl. T 201. 0 510. π124. ῳ 346. 

4) E 329: ᾿Ιϑάχης ἐς πίονα δῆμον. 

5) β 1617 (ι 21. ν 212. ν 8325): Ἰθϑάχην εὐδείελον. Vgl. Kruse, Hellas. ΠῸ, 
S. 384. 


6) ν 194: τοὔνεχ ἄρ᾽ ἀλλοειδέα φαινέσχ 
λιμένες τε πάνορμοι | erpat τ ἡλί ἔβατοι χαὶ 


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ν δέ τε οἶνος | γίγνεται ᾿ αἰεὶ ὃ Op- 


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χαὶ βούβοτος ἔστι μὲν ὕλη | παντοίη, 


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To πάντα ἄναχτι, | ἀτραπιτοῖ τε διηνεχξες 


Ω᾽ ὦ 


το 
ἐνόρεα. τηλεθόωντα. 
Ἢ ὃ 601: ἵππους δ᾽ εἰς Ἰϑάχην οὐχ ἄξομαι, ἀλλὰ σοὶ αὐτῷ | ἐνθ ἀδε λείψω ἄγ πος 
σὺ γὰρ πεδίοιο ἀνάσσεις | εὐρέος, ᾧ ἔν: μὲν λωτὸς πολύς, ἐν δὲ κύπειρον | π 
τε ἐδ᾽ εὐρυφυὲς χρῖ λευκόν " | ἐν δ᾽ ᾿Ιϑάχῃ οὔτ᾽ ἂρ δρόμοι εὐρέες, οὔτε τι Yeah | alyt- 
Boros, χαὶ μᾶλλον ἐπήρατος ἱπποβότοιο. | οὐ γάρ τις νήσων ἱππήλατος οὐὸ εὐλεί- 
μων, | at art χεχλίαται - Ἰϑάχη δέ τε χαὶ περὶ πασέων. 

8) 5. Ἔα; Hellas. 110, S. 380. 

9) ν 244: ἐν μὲν γάρ ol σῖτος ἀϑέσφατος. 

10) Gell, Ithaka. p. 26. 27. 

1) Gell, der sich freilich, wie Forbiger (Handb. der alten Geogr. Bd. III, 


129 Europa. 


gediehen'). Dagegen sind heutzutage weder die Berge bewaldet, noch 
ist die Insel quellen- und wasserreich 2). 

Von Producten des Thierreichs werden zunächst bei Homer 
Schweine erwähnt, deren Zucht in grossartigem Stile betrieben 
wurde: im Gehege des Odysseus, welchem Eumaios vorstand, befanden 
sich 12 Kofen neben einander; in jeder waren 50 Säue, die zur Ver- 
mehrung der Zucht dienten, während die männlichen Schweine, die 
vorzugsweise gegessen wurden, und deren Zahl täglich durch Mahl- 
zeiten der Freier verringert wurde, ausserhalb lagerten. Im Ganzen 
betrug die Anzahl der letzteren 360, während die der weiblichen 
Schweine sich nach der obigen Angabe auf 600 belief®). Man fütterte 
die zahmen Schweine mit Eicheln (ἄχυλοι, βάλανοι) ἢ und Kornellen 
(καρπὸς χρανείης) ὃ. Aber auch die Ziegen- und Rinderzucht 
gedieh auf Ithake, da die Insel nach den Worten des Dichters reich 
an Waldung war und perennirende Bäche zur Tränke hatte®). Nicht 
minder kommen Schafhirten auf Ithake vor, obwohl die Schafe vor- 
zugsweise auf dem Festlande geweidet zu sein scheinen 7). 

Das Contingent, welches Ithake mit den zugehörigen Inseln für 
den troianischen Zug stellte, belief sich auf 12 Schiffe, die unter Odys- 
seus’ Oberbefehl standen ὃ). 


S. 1014, Anm. 46) bemerkt, manche absichtliche Täuschungen erlaubt haben soll 
[Vergl. Goodisson, historical and topographical essay on the Islands of Corfou ete. 
p- 125. Klausen in der Zeitschr. f. Alt. 1835. 5. 138. Thiersch, Briefe über 
Griechenl. im Morgenbl. 1832. S. 970], sucht die Besitzung des Laertes in der 
Gegend des Dorfs Leuka, am Fusse des Neritongebirgs, wo noch jetzt jene Pro- 
ducte vorkommen. 

1) w 244: ᾧ γέρον, οὐκ ἀδαημονίη σ᾽ ἔχει ἀμφιπολεύειν | ὄρχατον, ἀλλ᾽ εὖ Tor χο- 
μιδὴ ἔχει, οὐδέ τι πάμπαν, | οὐ φυτόν, οὐ συκῆ, οὐκ ἄμπελος, οὐ μὲν ἐλαίη, | οὐχ 
ὄγχνη, οὐ πρασιῆ τοι ἄνευ κομιδῆς κατὰ χῆπον. 

22 Vgl.Kruse, Hellas. IIb, S. 385f. 389. 391 mit den Nachweisungen. Völcker, 
hom. Geogr. S. 64. Ausserdem s. man noch: Cammann, Vorschule. S. 402 f. 

3) E13: ἔντοσϑεν δ᾽ αὐλῆς συφεοὺς δυοχαίδεχα ποίει | πλησίον ἀλλήλων, εὐνὰς συσίν " 
ἐν δὲ ἑχάστῳ | πεντήκοντα σύες χαμαιευνάδες ἐρχατόωντο, | ϑήλειαι τοχάδες" τοὶ δ᾽ ἄρ- 
σενες ἐχτὸς ἴαυον, | πολλὸν παυρότεροι " τοὺς γὰρ μινύϑεσκον ἔδοντες | ἀντίϑεοι μνηστή- 
ρες᾿ -- | οἱ δὲ τριηχόσιοί τε καὶ ἑξήχοντα πέλοντο. 

4 4409: (σύες) ἔσϑουσαι βάλανον μενοειχέα. : 

5) 4241: τοῖσι δὲ Κίρχη πάρ BP ἄκυλον βάλανόν T ἔβαλεν καρπόν τε χρα- 
νείης | ἔδμεναι, οἷα σύες χαμαιευνάδες αἰὲν ἔδουσιν. 

6) ν 240: αἰγίβοτος δ᾽ ἀγαϑὴ καὶ βούβοτος ἔστι μὲν ὕλη | παντοίη, ἐν ὃ 
ἐπηετανοὶ παρέασιν. 

7) ν 221: σχεδόϑεν δέ οἱ ἦλϑεν ᾿Αϑήνη | ἀνδρὶ δέμας ἐΐκυτα νέῳ, ἐπιβώτορι μήλων 
χτέ. Vgl. ξ 100 ff., wo die auf dem Festlande befindlichen Heerden des Odyss. 
erwähnt werden. 

8) B637: τῷ d (dem Odyss.) ἅμα νῆες ἕποντο δυώδεκα μιλτοπάρῃρι. 


, 


ἀρδμοὶ 


- ὅκ. ἃ, 


Griechenland. 125 


Wenn endlich der Dichter der Insel Ithake das Epitheton χουρο-- 
τρόφος beilegt, so besagt dies weiter nichts, als dass sie einen tüchtigen 
Menschenschlag aufzuweisen und an rüstigen Jünglingen keinen Mangel 
hatte!). Ueber die numerische Stärke ihrer Bevölkerung finden wir 
bei Homer durchaus keine Andeutung. 


δ 20. 
Fortsetzung der Beschreibung von Ithake. 


β. Häfen von Ithake. 

au. Die Bucht des Meergreises Phorkys (Φόρχυνος λιμήν) 
lag wahrscheinlich am Neriton?). Am Eingange dieses Hafens erheben 
sich zwei vorspringende, abschüssige Felsen, welche die von Sturm 
gepeitschte Meereswoge abwehren, so dass die Schiffe ohne Halttau im 
Innern des Hafens verweilen können; am Haupte der Bucht aber ragt 
ein schattiger Oelbaum ἢ. 

38. Der Hafen Rheithron (to ᾿ Ῥεῖϑρον) liegt nach Homer am 
Fusse des Neion®), während Gell ihn irrig am Neriton ansetzt®); er 
befindet sich auf derselben Seite mit der Stadt, die wegen ihrer Lage 
unterhalb des Neion ὑπονήϊος heisst”). 


1) 127: τρηχεῖ, ἀλλ᾽ ἀγαϑὴ χουροτρόφος. 5. Schreiber, Ithaka. S. 78, 
Schliemann (Ilthaka, der Pel. etc. S. 18) bemerkt, dass das Klima von Ithaka 
trotz der drückenden Sommerhitze sehr gesund sei und daher das Lob Homers 
ἀγαϑὴ κουροτρόφος (ausgezeichnet für die Pflege und Erziehung tüchtiger Männer) 
vollkommen verdiene. 

2) Ueber die heutige Einwohnerzahl s. oben ὃ. 120, Anm. 6. 

3) Völcker (hom. Geogr. ὃ. 36) setzt sie auf die Westseite (Nordwestseite) der 
Insel. Goodisson (historical and topographical essay on the Islands of Corfou, 
Leucadia, Cephalia, Ithaca and Zante. London, 1822. Cap. VIlI. p. 115. 128) wollte 
den Phorkyshafen in dem heutigen Port Molo oder genauer in einem Theile desselben, 
der Βαϊ von Dexia, erkennen ; ihmfolgt Kruse, Hellas. Bd. Ilb, 3. 397.398. Leake 
(North. Gr. III, p. 40) identifieirt ihn mit der Bucht von Frikes imN. der Ostküste. 
Vgl. ausserdem: Schreiber, Ithaca. S. 47 f. Thiersch, Briefe über Griechen]. 
im Morgenbl. 1832. S. 970. Klausen in der Zeitschr. für Alt. 1835. S. 148. 
Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. III, 5. 1014. Schliemann (Ithaka, 
der Peloponnes und Troia. Leipzig, Giesecke u. Devrient. 1869. 8. 19. 20) identi- 
ficirt den Phorkyshafen, wie Goodisson, mit dem Hafen Dexia. 

Ὁ u 96: Φόρκυνος δέ τις ἔστι λιμήν, ἁλίοιο γέροντος, | ἐν δήμῳ dung: δύο δὲ 
προβλῆτες ἐν αὐτῷ] ἀκταὶ ἀπορρῶγες, λιμένος ποτιπεπτηυῖαι, | alt ἀνέμων σχεπόωσι δυσ- 
αήων μέγα κῦμα | ἔχτοϑεν Evroodey δέ τ᾽ ἄνευ δεσμοῖο μένουσιν | νῆες ἐὔσσελμοι, ὅτ᾽ 
ἂν ὅρμου μέτρον ἵκωνται. | αὐτὰρ ἐπὶ κρατὸς λιμένος τανύφυλλος ἐλαίη. 

, ὃ) α 186: ἐν λιμένι είϑρῳ, ὑπὸ Νηΐῳ ὑλήεντι. Aristophanes von Byzanz er- 
klärte freilich « 185. 186 für unächt. 5. Nitzsch z. α 188 f. 
6) 8. Kruse, Hellas. IIb, S. 396. 
2) 1,81: ἐξ Ιϑάκης ὑπονηΐου. Völcker 5. 70 und Klausen $. 148 suchen 


124 Europa. 


x. Berge. 

aa. Das Hauptgebirge auf Ithake, welches den grössten Theil der 
Insel durchzog, ist Neriton (τὸ Νήριτον). Die Aeste dieses Gebirges 
bilden die Phorkysbucht und versperren dem Odysseus die Aussicht, 
so dass er seine Heimath nicht erkennt!). Es war mit Waldung be- 
deckt?), daher der Dichter ihm das Epitheton belaubt (εἰνοσίφυλ- 
λον) beilegt, während ἀριπρεπές auf seine hervorragende Höhe zu 
gehen scheint?). Seinen Namen hatte es, wie schon bemerkt, von 
Neritos, dem Sahne des Pterelaos. 

BP. Neion (τὸ Νήϊον) scheint nur ein Anhang des Hauptgebirges 
zu sein, und zwar oberhalb der Stadt®). Der Dichter legt dem Neion 
das Epitheton bewaldet (vX7ev) bei’). 

yy: Der Koraxfelsen (öpaxos πέτρη ἢ), in der Nähe der Quelle 
Arethusa und der Ställe des Eumaios”). 

ὃ. Von Quellen auf Ithake wird ausser der eben genannten 


das Rheithron auf der Ostküste; Leake III, p. 47 identificirt es mit der tiefen 
Bucht Afales auf der Nordküste nordöstlich von der Stadt Ithake und dem Berge 
Neion. Schreiber (Ithaca. 5. 451.) und Schliemann (5. 17) erkennen es in 
dem Hafen von Vathy (Βαϑύ). Vgl. dagegen Hercherim Hermes. 1, 2, S. 274. 

1) ν 851: τοῦτο δὲ Νήριτόν ἐστιν ὄρος χαταειμένον ὕλῃ: Worte der Athene, 
welche den in der Phorkysbucht gelandeten Odysseus zu orientiren sucht. Vgl. 
Leake (North. Gr. III, p. 37), der den heutigen Berg von Anoi, ziemlich in der 
Mitte der Insel, mit dem Neriton identificirt. Nach Völcker [hom. Geogr. 
S. 68 61 liegt das N. auf der Westseite. Vgl. Goodisson, hist and top. essay. 
S. 106. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. III, S. 1013. Anm. 46. 
Schreiber, Ithaca. S.32 f. Cammann, Vorsch. zur Il. und Od. 8. 403 mit 
Anm. 6. Vgl. dagegen Hercher im Hermes. 1, 2, S. 272. 

2) ν 351. 

3) ı 21: ἐν δ᾽ ὄρος αὐτῇ, | Νήριτον εἰνοσίφυλλον ἀριπρεπές. B 632: Νήριτον εἰνο- 
σίφυλλον. 

ἢ 481: ἐξ Ἰϑάχης ὑπονηΐου. 

5) a 186: ὑπὸ Noto ὑλήεντι. Leake (North. Gr. Il, p. 47) sucht das 
Neion im N. der Insel bei Oxoi. Vgl. Klausen in der Zeitschr. für Alt.- 
Wiss. 1835. S. 147. Nach Völcker (hom. Geogr. 8. 72), der die Insel Ithake 
westwärts vor Same setzt, lag die Stadt Ith. auf der Ostküste der Insel und 
das Neion westwärts hinter der Stadt. Nach Schreiber (Ithaca. S. 39) 
identificirt Dodwell das Neion mit dem Gebirgszuge, der jetzt Stephano Bouno 
heisst und Neriton gegenüber auf der Nordseite der Bai von Aitos liegt. Schlie- 
mann (Ithaka etc. $. 17) erkennt das Νήϊον in dem Berge "Ayıos Στέφανος, an 
dessen Fusse der Hafen von Vathy liege. 

6) ν 407: αἱ δὲ (σύΞς) νέμονται | πὰρ Köpaxos πέτρῃ ἐπί τε χρήνῃ ᾿Αρεϑούσῃ, | 
ἔσϑουσαι βάλανον μενοειχέα zul μέλαν ὕδωρ | πίνουσαι. 

7) Völcker (hom. Geogr. S. 68) setzt den Koraxfelsen auf die Westseite der 
Insel, der Stadt gegenüber; Gell in den Südosten der Insel (Kruse, Hellas IIb, 
S. 385), Schreiber (Ithaka. S. 40) nordöstlich vom Neion oder dem heutigen 
Stephano. Vgl. Schliemann, Ithaka etc. S.50f. Nach Hercher (Hermes], 


"Griechenland. | 125 


_ Arethusa (ἣ ᾿Δρέϑουσα) ἢ, welche den Schweinen des Eumaios zur 


Tränke diente2), noch die bei der Najadengrotte bezeichnet. Letztere 
lag bei der Bucht des Phorkys; in derselben standen steinerne Misch- 
krüge und zweigehenkelte Urnen, wo die Bienen ihren Honig nieder- 
legten. Dort sah man auch steinerne Webstühle, auf denen die Nym- 
phen meerpurpurne Gewänder woben, und eine nie versiegende Quelle. 
Die Grotte hat zwei Eingänge, die eine für Götter, die andere für 
Menschen). Schliemann) will dieselbe am Abhange des Berges 
Neion, 50 Meter über dem Meeresspiegel, entdeckt haben; er sagt, dass 
von ihrer Decke Tropfsteinmassen von bizarren Formen herabhängen, 
in denen die Phantasie leicht Urnen, Krüge und Webstühle erkennen 
könne. 


ὃ: 21. 
Die Stadt Ithake (ἡ Ἰϑάκη). 


Die Stadt Ithake lag am Fusse des Neiongebirges’). Demgemäss 
gebraucht der Dichter von Solchen, die aus anderen Theilen der Insel 
sich in die Stadt begeben, stets die Ausdrücke xarsını$), χατέρχο- 
war?) und χατάγω 5). Weitere Anhaltspunkte in Betreff ihrer Lage 
mögen folgende Bemerkungen bieten. Wollte man von der Stadt nach 
dem Gehege des Eumaios wandern, so gelangte man zunächst zu dem 
Brunnen, der den Söhnen des Pterelaos — Ithakos, Neritos und Poly- 
ktor — seinen Ursprung verdankte, und aus dem die Bürger Ithake’s 


2. 5. 2111.) Dagegen ist der Name Koraka dem Felsen von den Einwohnern nach 
Anleitung der homerischen Verse beigelegt. 

1) ν 408. 

2) Ueber die Arethusa vgl. Kruse, Hellas. IIb, S. 385. Nach Schreiber 
(Ithaca. S. 41) heisst sie jetzt Pegado. Nach Schliemann (Ithaka etc. S. 51) 
wird sie im Norden durch den senkrechten Rabenfelsen, im $. durch einen Abhang 
begränzt, der sich unter einem Winkel von 55 bis 60 Grad zum Meere hinabziehe. 

3) v103: ἀγχόϑι δ᾽ αὐτῆς ἄντρον ἐπήρατον, ἠεροειδές, | ἱρὸν νυμφάων, αἱ Νηϊάδες 
χαλέονται. | ἐν δὲ χρητῆρές τε καὶ ἀμφιφορῆες ἔασιν | λάϊνοι - ἔνϑα δ᾽ ἔπειτα τιϑαιβώσ- 
σουσι μέλισσαι. | ἐν δ᾽ ἱστοὶ λίϑεοι περιμήχεες, ἔνϑα τε νύμφαι | φάρε ὑφαίνουσιν ἁλι- 
πόρφυρα, ϑαῦμα ἰδέσϑαι. | ἐν 8 ὕδατ᾽ αἰενάοντα. δύω δέ τέ οἱ ϑύραι εἰσίν χτέ. 

#4) Ithaka, der Pel. und Troja. S. 21. Vgl. Schreiber, Ithaka. 5. 74. 
Kruse, Hellas. IIb, S..394. Vgl. dagegen Hercher im Hermes. I, 2, $. 274. 

5) γ81: ἐξ Ἰθάκης ὑπονηΐου. Ueber die Lesarten ὑπονηΐου und ὑπὸ Νηΐῳ. 5. 
Schreiber, Ithaka. S. 95. Anm. 1. Kruse (Hellas IIb, Κ΄. 401 ff.) setzt sie mit 
Gell auf einem isolirten Hügel in der Mitte der Insel an. 

6) 0 505: ἑσπέριος δ᾽ εἰς ἄστυ ἰδὼν ἐμὰ ἔργα χάτειμι. 

7) A187: πατὴρ δὲ σὸς αὐτόϑι μίμνει | ἀγρῷ, οὐδὲ πόλινδε κατέρχεται. 

8) u 102: ἐπὶ δέ σφισιν ἦλϑε συβώτης | τρεῖς σιάλους κατάγων. 


126 | Europa. 


ihr Wasser holten; ringsum beschattete ein Pappelnhain den feuchten 
Grund; kühles Gewässer entsprudelte dem Felsen, und auf der Höhe 
befand sich ein Altar der Quellnymphen, wo die Wanderer zu opfern 
pflegten. Hier begegnete der Ziegenhirt Melantheus dem Odysseus 
und Eumaios!). — Von diesem Brunnen aus stieg man aufwärts 
und gelangte auf den Hermeshügel?), auf welchem wahrscheinlich 
ein Altar des Hermes oder eine Hermessäule als Wegweiser stand. 
Dieser Hügel beherrschte die Stadt und bot eine Aussicht auf den 
Hafen und das Meer, so dass Eumaios von ihm aus das Schiff der 
Freier, welches dem Telemachos nachgestellt hatte, in die Bucht ein- 
laufen sehen konnte). — Vom Hermeshügel ab führte ein Weg über 
das Gebirge, zuerst über das Neion, weiterhin über das Neriton bis 
zum jenseitigen Ufer; er wird, wie es bei einem Gebirgswege natürlich 
ist, als rauh (τρηχεῖα) 4) und steil (παιπαλόεσσα) °) geschildert. 

Die Stadt Ithake®) selbst zog sich an dem durch das Neiongebirge 
(und den Hermeshügel) gebildeten Abhange bis zur Meeresküste 
hinab. In dem höheren Theile der Stadt lag der Palast des Odysseus, 


1) p 204: ἀλλ᾽ ὅτε δὴ στείχοντες ὁδὸν χάτα παιπαλόεσσαν | ἄστεος ἐγγὺς ἔσαν, χαὶ 
x > 4 - \ ” 
ἐπὶ χρήνην ἀφίχοντο | τυχτήν, χαλλίροον, ὅϑεν ὑδρεύοντο πολῖται, | τὴν ποίησ᾽ Idaxos 


χαὶ Νήριτος ἠδὲ Enz. | ἀμφὶ δ᾽ ἄρ᾽ αἰγείρων ὑδατοτρεφέων ἦν ἄλσος | πάντοσε 

r \ Γ᾿ x EM un ς , 2 L = x ἣν EB A £ 
χυχλοτερές, χατὰ δὲ BER ῥέεν ὕδωρ | ὑψόϑεν ἐκ πέτρης βωμὸς δ᾽ ἐφύπερϑε τέ- 
τυχτο | νυμφάων, ὅϑι πάντες ἐπιρρέζεσχον ὁδῖται" | ἔνϑα σφέας ἐχίχαν᾽ υἱὸς Δολίοιο Με- 


λανϑεὺς | alyas ἄγων. Vgl. υ 154. 158. 162. Nach Völcker (hom. Geogr. ὃ. 38) 
führte der Weg von Ithake zu jenem Brunnen in westlicher Richtung. Vgl. Kruse, 
Hellas. IIb, S. 403. 

2) Schliemann (Ithaka etc. S. 65) will denselben in einem kleinen, 17 Meter 
hohen Felsen erkennen, der jetzt Chordakia heisst und sich auf dem Berge Paläa- 
Moschata, der unmittelbaren nördlichen Fortsetzung des A&tos, befindet. 

8) m AT1: ἤδη ὑπὲρ πόλιος, ὅϑι" Ἔρμαιος, λόφος ἐστίν, | Ta κιών, ὅτε νῆα ϑοὴν ἰδό- 
μην χατιοῦσαν | ἐς λιμέν᾽ ἡμέτερον " πολλοὶ δ᾽ ἔσαν ἄνδρες ἐν αὐτῇ, | βεβρίϑει δὲ σά- 
χεσσι χαὶ ἔγχεσιν ἀμφιγύοισιν. Einige alte Interpreten verstehen unter dem Hermes- 
hügel einen Steinhaufen (λόφον ἢ σωρόν) : indem die Vorübergehenden die am Wege 
liegenden Steine auflasen, warfen sie dieselben auf einen Haufen und weihten sie dem 
Hermes als Vorsteher der Wege. 

4) E1: αὐτὰρ ὁ (Ὀδυσσεὺς) ἐχ λιμένος προσέβη τρηχεῖαν ἀταρπόν | χῶρον ἀν ὑλήεντα 

δι᾿ ἄχριας. 
5) p 204: ἀλλ᾽ ὅτε δὴ στείχοντες ὁδὸν χάτα παιπαλόεσσαν | ἄστεος ἔγγὺς ἔσαν χτέ. 
Doederlein (hom. Gloss. ὃ. 2362) leitet παιπαλόεις von παιπάλη (Mehl, Arist. 
Nub. 262) ab und erklärt es staubig (?).— Ueber die Topographie der Stadt Ithake 
vergl. Völcker, hom. Geogr. $. 38. 

6) Für die homerische Hauptstadt Ithake gilt gewöhnlich das heutige Aito (oder 
Palaiocastro) im Süden der Insel am grossen Molo und an der schmalsten Stelle der 
Insel. Kruse, Hellas. IIb, 5. 402. Chr. Müller, Reise durch Griechenl. und 
die ion. Inseln. Leipzig 1822. 8.206. Thiersch im Morgenbl. 1832. S. 970. 
Leake, N. Gr. IH, p. 4586. Schreiber, Ithaca. 5. 97fl. Schliemann 


| 


Griechenland. 127 


© 
τῴ». 
Ψ 
« 


der ihre Akropole bildete. Er bot eine Aussicht über die Stadt nach 
dem Hafen und Meere hin, so dass’ der Freier Amphinomos vom Hofe 


des Palastes aus das in den Port einlaufende Schiff der Auflaurer des Te- 
lemachos gewahren konnte!). Für seine hohe Lage zeugt auch der Um- 
stand, dass das Schlafgemach des Telemachos an einem frei liegenden 
Orte mit weiter Aussicht lag?), wie auch dass man von dem Palaste 
aus abwärts ging, um zum Meere zu gelangen). — Von BanBEBEN 
bestimmten Oertlichkeiten der Stadt Ithake finden wir die ἀγορή er- 
wähnt, — ein freier Platz, wo die Ithakesier ihre Volksversammlungen 
hielten‘); und zwar lag dieselbe nicht — wie die der Phaieken — 
ausserhalb, sondern innerhalb der Stadt, wie sich daraus ergiebt, 
dass die Ithakesier sich aus der Volksversammlung, in der sie den Mord 
der Freier zu rächen beschlossen haben, also von der ἀγορή, auf einen 
freien Platz vor der Stadt begeben’). Auch der Häuser der Stadt 
geschieht mehrfach Erwähnung ®). — Ausserdem finden wir in Ithake 
einen χαλχήϊος δόμος und eine λέσχη — Oertlichkeiten, welche Me- 
lantho dem Odysseus als solche bezeichnet, wohin er sich zu packen 
habe?). Ersteres ist nach Eustathios eine Schmiedewerkstatt, wohin 
Arme gingen, um sich zu wärmen‘®) ; λέσχη aber bedeutet den Scho- 
lien zufolge wahrscheinlich eine öffentliche Herberge, wo Bettler und 
anderes Gesindel übernachteten 3). 


(Ithaka, der Pel. und Troia. S. 63) setzt den Palast des Odysseus auf den Berg 
Aetos, die homerische Hauptstadt auf den Gipfel und Abhang des Berges Paläa- 
Moschata. 

1) π 351: οὔ πω πᾶν εἴρηϑ᾽, ὅτ ἄρ ᾿Αμφίνομος ἴδε νῆα, | στρεφϑεὶς ἐκ χώρης, λι- 
μένος πολυβενθέος ἐντός are. Vgl. π 343 

2) α 426: Τηλέμαχος δ᾽, ὅϑι οἱ ϑάλαμος περικαλλέος αὐλῆς | ὑψηλὸς δέδμητο, πε- 
ρισχέπτῳ ἐνὶ χώρῳ, | Ev} ἔβη εἰς εὐνήν. 


> 


3) B 401: αὐτὰρ ἐπεί δ᾽' ἐπὶ νῆα κατήλυϑον ἠδὲ ϑάλασσαν χτέ. 


ἢ ὦ 420: αὐτοὶ δ᾽ εἰς ἀγορὴν κίον ἁϑρόοι, ἀχνύμενοι χῆρ. | αὐτὰρ ἐπεί ῥ᾽ ἤγερ- 
ὃεν ὁμηγερέες τ᾽ ἐγένοντο χτέ. Vgl. α 90, π 361 und öfter. 


3) ῳ 420: αὐτοὶ δ᾽ εἰς ἀγορὴν κίον ἁϑρόοι. ὦ 467: αὐτὰρ ἐπεί δ᾽ ἔσσαντο περὶ χροῖ 


νώροπα χαλχόν, | ἁϑρόοι ἠγερέϑοντο πρὸ ἄστεος εὐρυχύροιο. 

6) So β 154: δεξιὼ ἤϊξαν διά τ᾽ οἰχία καὶ πόλιν αὐτῶν. 

7). 0 828: οὐδ ἐθέλεις εὕδειν χαλχήϊον ἐς δόμον ἐλθὼν | ἠέ ποῦ ἐς λέσχην, ἀλλ᾽ 
ἐνθάδε πόλλ᾽ ἀγορεύεις ati. Vgl. Friedreich, Realien. 5. 725. Zell’s Ferien- 
schriften. I. Samml. Freib. 1826. 5. 11. (von Friedreich a. a. Ὁ. eitirt). 

8) Eustath. zu σ 328: γαλχήϊος δόμος, τὸ τῶν γχαλχέων ἐργαστήριον, ἔνϑα 
εἰσιόντες ἀχωλύτως πτωχοὶ ἐχοιμῶντο παρὰ τῷ πυρὶ, ὃ δὲ καὶ ἐν τοῖς βαλανείοις 
ἐγίνετο. 

9) So lautet z. Β. ein Schol. zu σ 329: τόπον ἀϑύρωτον, δημόσιον, ἔνϑα συνιόντες 
λόγοις χαὶ διηγήμασιν ἀλλήλους ἔτερπον. ὠνόμασται δὲ παρὰ τὸ λέχος, ἐπεὶ ἐχεῖ ἐχοι- 


128 Europa. 


Endlich ist hier noch der Hof und Garten des Laörtes zu 
erwähnen, der ausserhalb der Stadt lag, und zwar wahrscheinlich auf 
der Westküste; denn Odysseus sagt in seiner fingirten Erzählung 
zum Laörtes, er sei von Sikanien dorthin verschlagen worden). 
Auf dieser Besitzung, welche Laertes selbst erworben hatte?), lebte der- 
selbe, um seinen Sohn trauernd, in völliger Abgeschiedenheit®) und 
beschäftigte sich mit ländlicher Arbeit). Hier befand sich ein Wohn- 
haus mit einem Wirthschaftsgebäude), welches dem Gesinde des 
Laertes, wie auch der alten sikelischen Sclavin, welche den Greis 
pflegte, zum Aufenthaltsorte diente®). Nach Gell hat man dieses 
Gehöfte des Laertes in der Gegend des Dorfes Leuka am Fusse des 
Neritongebirges zu suchen, wo sich die bei Homer genannten Früchte — 
Wein, Feigen, Birnen, Aepfel und Oel — im Ueberfluss finden sollen 7). 
Nach Schliemann δ wird ein Weinberg, der 12 Kilometer von 
Polis und 2 Kilometer vom Berge Paläa-Moschata liegt, welchen letz- 
teren er als die Stelle der homerischen Hauptstadt betrachtet, noch 
jetzt durch die Tradition als Feld des La&rtes (ἄγρος Λαέρτου) be- 
zeichnet. 


δ 22. 


Uebersicht der bedeutendsten neueren und neuesten topographi- 
schen Forschungen in und über Ithake. 


Aus der früheren Periode der ithakesischen Reisen erwähnen wir 
nur beiläufig des Arztes Spon, der auf seiner Reise mit Wheler 
1676 nach Cephalonia kam und bei Viscardo landete; er erklärte eine 
Insel Jothaco, die aber nirgends existirt und eine reine Chimäre ist, 


μῶντο οἱ πτωχοὶ παρὰ τὸ πῦρ. 8. Schreiber, Ithaka. 5. 96 mit Anm. 1 
und 2. 

1) ὦ 306: ἀλλά με δαίμων | πλάγξ ἀπὸ Σικανίης δεῦρ᾽ ἐλϑέμεν οὐχ ἐθέλοντα. | νηῦς 
δέ μοι ἥδ᾽ ἕστηχεν ἐπ᾽ ἀγροῦ νόσφι πόληος. Vgl. Schreiber, Ithaka. S. 106. 

2) 208: τάχα δ᾽ ἀγρὸν ἵκοντο | καλὸν Λαέρταο τετυγμένον, ὅν ῥά nor αὐτὸς | Λαέρ- 
τῆς χτεάτισσεν, ἐπεὶ μάλα πόλλ᾽ ἐμόγησεν. 

3) A187: πατὴρ δὲ σὸς (des Odyss.) αὐτόϑι μίμνει ἀγρῷ, οὐδὲ πόλινδε χκατέρ- 
χεται. X 192 ff. ο 353 ff. 

4) m 226: τὸν δ᾽ οἷον πατέρ᾽ εὖρεν ἐὐκτιμένῃ ἐν ἀλωῇ, | λιστρεύοντα φυτόν. Vgl. 
α 189 fi. 

53) 5. Ameis zu » 208 mit Anhang. 

6) ὦ 208: ἔνϑα οἱ οἶχος ἔην, περὶ δὲ χλίσιον ϑέε πάντῃ, | ἐν τῷ σιτέσκοντο χαὶ 
ἵζανον ἠδὲ ἴαυον | ὃμῶες ἀναγχαῖοι, τοί οἱ φίλα ἐργάζοντο. | ἐν δὲ γυνὴ Σικελὴ γρηῦς 
πέλεν, ἥ ba γέροντα | ἐνδυχέως χομέεσχεν ἐπ᾽ ἀγροῦ, νόσφι πόληος. 

ἢ Gell, The topogr. and antiq. οὗ Ithaca. London 1807. p. 104---106. 

8) Ithaca, der Pelop. etc. S. 63. 


Griechenland. 129 


für identisch mit Ithakat). Ungleich besser ist das Reisewerk Whe- 
ler’s?). 

Aus der neueren Periode nennen wir zunächst die Engländer Do d- 
well und Gell, von denen der Erstere in seinem topographischen 
Werke) auch die Inseln Corfu, Leucas, Ithaka und Cephalonia behandelt. 
Nach ihm ist der Berg Neriton der heutige Anoi, dessen Name nach 
ihm hoch bedeutet!) (nach Gell heisst ein Dorf nahe an der Spitze des 
Hügels so) ; die Wälder des Neriton sind, wie er sagt, zu Stauden und 
Sträuchern zusammengeschrumpft 5). Auch besuchte er die Quelle Are- 
thusa, die jetzt Pegado heissen soll. Die Ruinen der Stadt, welche nach 
Gell jetzt Aito (der Adler) oder Palaiocastro heissen, führen nach Dod- 
well bei den Landleuten den Namen: Schloss der heiligen Pene- 
lope‘). In den Gräbern am Fusse dieses Hügels (dem Begräbnissplatze 
der Stadt Ithake, wie Kruse’) sagt), sollen nach Dodwell®) mehrere Kost- 
barkeiten, und zwar Spangen, Ohrringe, ein künstliches, mit Seirenen 
verziertes Halsband und andere silberne und bronzene Zierrathen aus 
den schönsten Zeiten der Kunst, aufgefunden sein, die wahrscheinlich 
aus jenen Zeiten stammen, wo Ithake eine Besitzung der reichen Ko- 
rinther geworden war. — Die jetzige Hauptstadt von Theaki, Vathy 
(Bathy), hat nach Dodwell eine herrliche Lage; sie wird begränzt von 
einem Hafen, einer fruchtbaren Ebene, auf der Getreidefelder, Gärten 
und Obstpflanzungen abwechseln, und von dem Berge Stephano 
(Neion) ; in ihrer nächsten Umgebung liegen malerische Hügel). Die 
Akropolis von Ithake sucht Dodwell auf dem Gipfel des oben er- 
wähnten Hügels, wo sich noch Trümmer von ihren Mauern finden 
sollen 10), 


Was sodann William Gell betrifft, der grösstentheils in Dod- 
well’s Gesellschaft reiste, so gab er in seiner Monographie über Ithake 10) 
eine specielle Beschreibung der Insel und lieferte zugleich Pläne von 
derselben und von den vermeintlichen Trümmern der alten Hauptstadt. 


1) Voyage d’Italie, de Dalmatie, de Grece et du Levant fait en 1676 par 
Jacob Spon, D.M. Aggrege A Lyon, et George Wheler, Gentilhomme An- 
glois. Lyon, 1678. 

2) Wheler, Esq., Journey into Greece in Comp. of Doctor Spon. London 
1682. Fol. Vgl. Kruse, Hellas. Th. I, S. 92f. 

3) Edw. Dodwell,Esgq., classical and topographical Tour through Greece du- 
ring the years 1801, 1805 and 1806, in two volumes. Lond. 1819. I, p. 66 ff. 

Ἢ I, p. 63. δ) δ τ ᾿ς 68, 6) I, p« 67. 

Ἢ Hellas. IIb, S. 413. 

8) Class. and top. Tour. I, p. 68. 

9 I, p. 9. 0) I, p. 88. 89, 

11) The topography and antiquities of Ithaca by W. Gell, Esq. London 1807. 


Buchholz, Homerische Realien. Ia. 9 


190 Europa. 


Nach ihm ist der Boden stellenweise ausserordentlich fruchtbar und 


bringt Korn, Wein, Feigen und Oliven hervor). Dass Gell die Gärten 
des Laertes in der Nähe des Dorfes Leuka am Fusse des Neriton- 
gebirgs sucht, wurde schon oben erwähnt. Vom Koraxfelsen aus, wo 
er landete?), stieg er aufwärts bis zur Quelle Arethusa, wo er zwei 
Cisternen klaren Wassers und zwei Grotten fand, die er für die Ställe 
des Eumaios hielt. Eine Kalybea oder Schäferhütte, die er weiterhin 
antraf, entspricht nach seiner Beschreibung ganz dem Stathmos des 
Eumaios?). Wasserarm, wie Manche angeben, ist die Insel nach Gell 
nicht; er fand ausser mehreren Bächent) auch perennirende Quellen 
und Cisternen, in denen das Wasser für die Sommerzeit gesammelt 
wird. Die homerische Najadengrotte, welche Gell eingehend be- 
schreibt, soll sich nach seiner Angabe auf dem Wege von Vathy nach 
den Trümmern der alten Hauptstadt an der Bai von Dexia befinden 
und jetzt die Höhle von Dexia (τῆς Δεξίας τὸ σπήλαιον) heissen). 
Die Ruinen der Stadt Ithake, welche Gell ausführlich beschreibt®), 
heissen nach ihm jetzt Aito (der Adler) oder Palaio castro; die Stadt- 
mauer ist seiner Angabe zufolge noch ganz sichtbar”) ; ihre Breite be- 
trägt 6 Fuss, und Gell legt ihr ein hohes Alter bei, da sie kyklopisch 
5615). Von den vermeintlichen Ruinen des Palastes des Odysseus, die 
oben auf der Akropolis liegen sollen, liefert Gell einen sehr detail- 
lirten Plan. 


Was den Werth der Gell’schen Forschungen betrifft, so erklärt 
Kruse denselben für unschätzbar und nimmt keinen Anstand, sie in 
topographischer Hinsicht den Darstellungen des Pausanias an die Seite 
zu stellen ®). Indess hat man später gegen die Glaubwürdigkeit Gell’s 
mannigfache Zweifel erhoben: Völcker behauptet, dass seine Resultate 
durchgängig falsch seien, und wundert sich, dass ein Gelehrter wie 
Kruse sich in so hohem Grade von ihm habe imponiren lassen 10) ; ja 
Forbiger sagt geradezu, dass er sich manche absichtliche Täuschungen 
erlaubt habe !!). Für Gell tritt indess Rühle von Lilienstern in 
seiner unten zu erwähnenden Schrift entschieden in die Schranken: er 
äussert, dass Völcker’s gesammte Controverse gegen Gell ein vorgefasst 
ungünstiges Urtheil durchblicken lasse, welches sich wiederholt mit 


1) Das. p. 26. 27. 2) Das. p. 15. 3) Das. p. 22. 23. 
2). 8.2. B. p% 27. 5) Cap. V. p. 40—44. 
6) Cap. VI. 7) p. 49. 


8) Cap. VI. Vgl. Hercher im Hermes. I, 2. Κ΄. 276. 
3) Hellas. Bd. 1, S. 136. 

10) Hom. Geogr. S. 64 und 72. 

11) Handb. der alten Geogr. Bd. IH, S. 1014, Anm. 46. 


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2, 


Griechenland. 131 


leidenschaftlicher Bitterkeit ausspreche, und sucht dann die Haltbar- 
keit der topographischen Bestimmungen Gell’s im Einzelnen nachzu- 
weisen. 


δ 23. 
Fortsetzung. 


Ferner zu erwähnen sind die Beobachtungen des Dr. Henry Hol- 
land, welcher 1812 und 1813 Thessalien, Makedonien, Albanien 
und den Peloponnes bis Tripolitza durchreiste und die Resultate seiner 
Beobachtungen in einem Reisewerke niederlegte'). Er beschreibt die 
jetzige Hauptstadt Vathy als malerisch gelegen; sie zählt nach ihm 
2000 Einwohner, ist wenigstens eine englische Meile lang, besteht aus 
einer einzigen Strasse und hat manche gute, grösstentheils massive 
Häuser aufzuweisen?) ; sie gewährt dem Reisenden einen angenehmen 
und ruhigen, der gewöhnlichen Lebensgenüsse nicht entbehrenden 
Aufenthalt3). Die Ausfuhrartikel der Insel bestehen nach Holland vor- 
züglich in Korinthen, wovon fast 5000 Centner produeirt werden; der 
ithakesische Wein gilt für den besten unter den auf den ionischen 
Inseln erzeugten Weinen‘. Die Ruinen von Aito, wohin man die 
Burg des Odysseus gesetzt hat, erklärt er zwar für die interessantesten 
Spuren des Alterthums, welche die Insel darbiete; indess bezweifelt 
er, dass die Existenz dieser ehemaligen Stadt in das eigentlich klas- 
sische Zeitalter von Ithake hinauf reiche’). | 

Das Werk St. Sauveur’s#), welcher allerdings die ionischen 
Inseln selbst bereis’te, ist weniger ein Reisewerk als eine Compilation 
aus älteren Schriftstellern. Auffallend ist es, wenn er sagt, Ithake 
habe eben keine Reste des Alterthums aufzuweisen, und hinzufügt: 
On n’y a pas meme trouve de medailles et d’autres monumens. Ein 
Werk von Vaudoncourt über die ionischen Inseln ist nur in der 
englischen Uebersetzung von Walton erschienen”). 


Ὁ Travels in the Ionian Isles, Thessaly, Macedonia. Lond. 1815. 

2, Dr. Holland’s Reise nach den ion. Inseln u. 5. w. im Jahre 1812 und 1519. 
Uebers. aus dem Engl. Jena, 1816. Cap. III. 5. 41. 

3) Das. 5. 44. 

4) Das. S. 41. 

5) Das. S. 42-44. Dagegen protestirt energisch Schreiber, Ithaka. S. 100 
und 101. 

6) Voyage historique litteraire et pittoresque dans les iles et possessions cide- 
vant Venetiennes du Levant. Paris, An VIII (1799—1800). Vgl. Schreiber, Ithaka. 
8. 79. Anm. 1. 

7) Memoir on the Ionian islands. London, 1816. Umgearbeitet von D. Bergk 
unter dem Titel: Vaudoncourt's Schilderung des heutigen Griechenlands. Leip- 
zig, 1821. 


ων 
᾿ δ 
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Α͂ 


9* 


132 ν Europa. 


Die Mittheilungen ferner, welche Kendrick über Ithake giebt!), 
ergänzen und vervollständigen nur einige Punkte der Gell’schen Dar- 
stellung. Was sodann die Schrift St. Vincent’s?) über die ionischen 
Inseln betrifft, welche mit chalkographischer Pracht gestochene Karten 
enthält, so ignorirt dieselbe, wie Kruse sagt?), frühere Forschungen 
und scheint nur ein Werk buchhändlerischer Speculation zu sein. 
Auch Mannert hat bei seiner Beschreibung Ithake’s, welche nur 
11/, Seiten einnimmt, und auf seiner Karte die damaligen neueren 
topographischen Forschungen wenig oder gar nicht berücksichtigt ?). 


Unter den Reisenden, welche an Ort und Stelle in Ithake autopti- 
sche Studien machten, ist ferner der Engländer Goodisson zu nen- 
nen). Nach ihm besteht die Insel aus zwei grossen, rauhen Gebirgs- 
massen, die durch einen schmalen Isthmos zusammenhängen ®) ; sie 
gehören der sekundären Kalkformation an und sind nur dünn mit 
Ackerkrume überzogen, so dass es den Einwohnern schwer wird, nur 
für vier Monate Getreide zum Lebensunterhalte zu erzielen’) ; die Pro- 
duction des Oels beläuft sich jährlich auf 1500 Barrels, die des Roth- 
weins auf 70,000 Fässer®), welcher letztere sich aber wegen der Strenge 
nicht gut conservirt. Das zu Homers Zeit bewaldete Neriton ist jetzt 
baumlos®); die Bergabhänge sind nur mit üppigen Kräutern und 
Blumen bedeckt, welche zahlreiche Bienenschwärme umschwirren 19), 
Die Benennung des Koraxfelsens erklärt sich nach Goodisson daraus, 
dass seine Gestalt der eines Raben mit geklafterten Flügeln ähnelt 11). 
Die Najadengrotte 12) findet er am nördlichen Eingange der Bai von 
Dexia; ihre Bedeckung ist, wie er sagt, zum Gebrauch für die Be- 
wohner von Vathy zerstört, und auch der nördliche Eingang ist weg- 
gebrochen, während der südliche noch theilweise sichtbar ist; die 
Höhle bestehe aus grossen, horizontal liegenden Felsenmassen, mit 


ἢ The Ionian Isles: Manners and Customs sketches of the ancient History ete. 
by Tertius Kendrick. London, 1822. 

2) Histoire et description des Isles Ioniennes — avec un Atlas. Par Mr. le Co- 
lonel Bory de Saint-Vincent. A Paris, 1823. 

3) Hellas. IIb, S. 377. 378. Kruse erklärt hier Vincent’s Schrift für ein elendes 
Machwerk. : 

4) Geogr. der Griechen und Römer. Bd. VIII. Leipzig, 1822. 

5) The Ionian Greeks. London. 1822. — Historical and topographical Essay 
on the Islands of Corfou, Leucadia, Cephalonia, Ithaca and Zante. London, 1822. 
Cap. VII. p. 103 ff. 

6) Hist. and top. Essay. p. 106. 

Ἴ Das. p. 107. 8) p. 107. 108. 9) p. 120. 126. 


9 


10) Das. 11) p. 118. 2) v103—125. 


aa Da 


Griechenland. 133 


einer fast lothrecht sich senkenden Seitenplatte; dies, meint er, habe 
dem Dichter die Idee von den Webstühlen der Nymphen eingegeben ἢ). 
Von ithakesischen Häfen erwähnt G. den Molo, der sich von Osten 
nach Westen tief in die Insel hineinzieht und, selbst wenn die See im 
Canal unruhig ist, vom Wellenschlag frei bleibt?) ; vom Molo aus er- 
strecken sich zwei kleinere Buchten in den südlichen Theil der Insel 
unterhalb des Neion hinein, deren eine die Bai von Dexia, die zweite, 
grössere die von Vathy 1505). Der Hafen Molo oder genauer die Βαϊ 
von Dexia ist nach Goodisson mit der Phorkysbucht identisch‘). Wenn 
bei Homer von einem Hafen in der Nähe der Stadt Ithake die 
Rede ist, so will auch Goodisson dem entsprechend ..auf der einen Seite 
ihrer Ruinen einen Hafen, auf der andern eine Rhede gefunden haben?). 
Die Mauer der Stadt selbst besteht nach ihm aus Polygonalsteinen, die 
nach aussen hin abgeflächt sind), also aus dem zweiten Stile der 
griechischen Architectur. Die Gräber, welche man am Fusse des 
Hügels, auf dem der Palast des Odysseus gestanden haben soll, auf- 
gefunden hat, sind nach seiner Aussage aufgegraben und geplündert, 
die darin entdeckten Kostbarkeiten eingeschmolzen’”). 


8. 24. 
Fortsetzung. 


Manches auf ithakesische Topographie Bezügliche findet sich auch 
in dem höchst eigenthümlichen Buche‘ Ulysse-Homere’ des Neugriechen 
ConstantinKoliades‘), der sich die Aufgabe stellt, den Odysseus als 
Urheber der Iliade sowohl wie der Odyssee nachzuweisen. Im ersten 
Abschnitte giebt der Verf., dessen Familie (Koliades) ihren Ursprung 
auf Eumaios zurückführen will, eine Darstellung des Lebens des Odys- 
seus nach den homerischen Gesängen ?) ; im zweiten Abschnitt be- 
richtet er von den autoptischen Beobachtungen, die er unter der An- 
leitung seines Vaters auf Ithake gemacht habe!%). Die Insel hat nach 
ihm 24 Meilen (milles) = 8 Lieues Länge von N nach S, in ihrer 
grössten Breite etwa 4 milles — 1!/, lieues; die Zahl ihrer Einwohner 
beträgt 12,000. Ihre Hauptstadt ist Vathy. Die Schilderung der Nym- 
phengrotte giebt K. nach Gell. Die Quelle Arethusa liegt nach ihm 
im südlichen Theil der Insel, 1 Stunde vom Hafen Vathy, auf dem Ge- 
birgswege; ihr klares Wasser sprudelt aus einem Felsen und füllt ein 


1) p. 115. 116. 3) p. 115. 3) Ebendas. 4) p. 115. 128. 
5) p. 128. 6) p. 124. PL. V. 7) p. 194. 
8) Const. Koliades (Prof. dans l’universit@ ionienne), Ulysse-Homere, ou 
du veritable auteur de l’Iliade et de l’Odyssee. A Paris, chez de Bure freres. 1829. 
®) Das. p. 1—55. 10) p. 57 ff. 


134 Europa. 


Bassin von 4 Fuss Tiefe, welches von einer Mauer umschlossen ist, 
durch die es in einen Trog (auge) fliesst; wie in Eumaios’ Tagen kom- 
men noch jetzt die Heerden dorthin zur Tränke!). Oberhalb dieser 
Quelle, sagt K., dehne sich eine liebliche Landschaft aus, bis an 
den Fuss eines schroffen Felsens, der noch heute wie bei Homer der 
Koraxfelsen heisse, und auf dessen Gipfel die ithakesischen Schäfer 


noch jetzt ihre Stallungen haben; an dem nächsten Punkte des Ge- 


stades sei Telemachos bei seiner Rückkehr von Pylos gelandet?). Die 
Ruinen der alten Stadt und des Palastes des Odysseus liegen nach 
K. auf der Höhe des Aito und sind von derselben Beschaffenheit wie 
die Trümmer von Argos, Tiryns und Mykenai; der Verfasser meint, 
statt der Bezeichnung "kyklopische Mauern‘, die man ihnen gewöhnlich 
beilege, sei die Benennung 'aigyptische Monumente mehr gerechtfer- 
tigt, da sie überall den Stil und Charakter Aigyptens darbieten 3). 
Dann folgt eine Beschreibung des Palastes, die wir hier nicht im Ein- 
zelnen verfolgen können, und bei welcher der topographische Plan 
Gell’s zu Grunde liegt‘). Weiterhin werden vier unter dem Schutt des 
odysseischen Palastes entdeckte Denkmünzen beschrieben, die nach 
Dodwell mehrere Jahrhunderte nach den ithakesischen Königen ge- 
prägt seien, während Mionnet sie in die letzten Zeiten der römischen 
Republik, gegen die ersten Jahrhunderte der Kaiserzeit setze). Die 
Quelle auf dem Hermeshügel, das Werk des Ithakos und seiner Brüder, 
mit ihren Bassins existire nicht mehr; aber man sehe noch einen 
Brunnen und einen kleinen Bach an der Stelle, wo sie gelegen haben 
müsse, zwischen dem Koraxfelsen und den Ruinen von Aito®%). Den 
Landsitz des Laertes setzt K. [mit Gell) nach dem im Westen der 
Insel, am Fusse des Berges Neriton, liegenden Dorfe Leuka, auf dessen 
benachbarten Feldern Hanf und Getreide im Ueberflusse wachsen”). 

Ausführlich behandelt die Topographie Ithake’s und der Kephalle- 
nischen Inseln auch Kruse). Unter den neueren Reisenden stellt 
derselbe Goodisson und Gell als Autoritäten ersten Ranges hin und 
nimmt, wie schon oben bemerkt, keinen Anstand, die Forschungen 
des letzteren für unschätzbar zu erklären und ihn sogar dem Pausanias 
an die Seite zu stellen. 

Was sodann Schreiber betrifft), so pflichtet er den Ansichten 


1) p. 58. 2) p. 59. 3) Ὁ. 59. 4) p. 59—62. 5) p. 62. 
6) p. 64. ἢ p. 66. 
8) Hellas, oder geographisch-antiquarische Darstellung des alten Griechen- 


lands und seiner Colonien, mit steter Rücksicht auf die neuern Entdeckungen. 


Von F.C.H. Kruse. Leipzig, Leopold Voss. 1827. ΠΡ, S. 369 fi. 
9) Ὁ. Ch. Ernst Schreiber, Ithaka oder Versuch einer geographisch-anti- 


ei 


Griechenland. 135 


Dodwell’s und Gell’s bei, welche die Ruinen oberhalb der Bai von 
Aitos als die der Stadt Ithake und der Burg des Odysseus betrachten‘), 
und weist jeden Zweifel, den man gegen ihre Identität erheben könnte, 
entschieden zurück?). Namentlich erhebt er Protest gegen Holland, 
welcher bezweifelt, dass die Existenz dieser ehemaligen Stadt in die 
klassische Zeit Ithake’s hinaufreiche?). 

In offene Polemik gegen Gell, Kruse und Schreiber tritt Völ- 
cker®), der, wie bereits erwähnt, offen sein Bedauern ausspricht, dass 
Kruse sich durch Gell in so hohem Grade habe imponiren lassen, und 
unumwunden erklärt, Gell’s Untersuchungen seien von Anfang bis zu 
Ende falsch. Die Quintessenz der Völcker’schen Schrift lässt sich in 
folgende drei Hauptthesen zusammenfassen : 

1. Die wirkliche Lage und Beschaffenheit der zum kephalleni- 
schen Reiche des Odysseus gehörigen Inseln steht mit der homerischen 
Darstellung in so auffälligem Widerspruch, dass man annehmen muss, 
Homer habe keine deutliche und sichere Kenntniss dieser Gegenden 
besessen ; zum vollen Verständniss der homerischen Gedichte ist es 
daher nothwendig, sich eine idealisirte Karte zu entwerfen. 

2. Voss hat durch seine mangelhafte Uebersetzung der bezüglichen 
homerischen Stellen verkehrten Vorstellungen über die Verhältnisse 
des kephallenischen Reichs Vorschub geleistet. 

3. Wenn Gell in den lokalen Verhältnissen der heutigen Insel 
Theaki völlige Uebereinstimmung mit den örtlichen Schilderungen der 
Odyssee findet, so beruht dies auf ganz unhaltbaren Illusionen. 


8 25. 
Fortsetzung. 


Diese dreifache Tendenz, welche Völcker in seiner Schrift mit 
grosser Consequenz durchführt, hat ihrerseits wieder eine offene Pole- 
mik in dem Buche Rühle’s von Lilienstern erfahren 6). Derselbe 
macht geltend, dass kein Vernünftiger an ein nicht didaktisches Ge- 
dicht den Anspruch wissenschaftlicher Belehrung stellen werde; wolle 
Jemand nach W. Scott’s Dichtungen eine Geographie des schottischen 
Hochlands entwerfen, so werde er schwerlich alle darin vorkommenden 


quarischen Darstellung der Insel Ith. nach Homer und den neueren Reisenden. Mit 
einer Kupfertafel. Leipzig, 1829. Leopold Voss. 

1) Das. S. 97 ff. 2) Das. S. 99. 3) S. 101. 

*) K.H. W. Völcker, über homerische Geographie und Weltkunde. Han- 
nover, 1830. Hahn’sche Hofbuchhandlung. Recensirt von R. H. Klausen in 
der Hall. Lit.-Zeit. 1830. II, S. 615 ff. 

5) Ueber das homerische Ithaka. Von R. v.L. Nebst einem lithographirten 


1 38 Be 


Schilderungen in Einklang bringen oder in der Wirklichkeit nach- 
weisen können); das wahre Lagenverhältniss räumlich verknüpfter 
Gegenstände lasse sich selten mit wenigen Worten so präcis aus- 
sprechen, dass sich bei dem Versuche, aus der wörtlichen Beschrei- 
bung wieder eine intuitive Vorstellung oder ein anschauliches Bild zu 
reconstruiren, nicht ganz abweichende Resultate ergeben sollten; vol- 
lends gelte dies von poetischen Erzeugnissen, welche überdies im Laufe 
der Jahrtausende so mannigfache Veränderungen erfahren hätten). 
So nützlich und dankenswerth auch die Karten seien, die man in 
neuester Zeit im Sinne der alten Autoren entworfen habe, so sei doch 
bei ihrer Entwerfung der Willkür des Zeichners ein grosser Spielraum 
gegeben, und es sei grosse Gefahr dabei vorhanden, statt einer freien 
und unbefangenen Nachbildung der Vorstellungen des Autors ein ganz 
eigenes, regelloses Phantasiegebilde zu Stande zu bringen®). In Be- 
treff der einschlagenden geographischen Kenntniss Homers bemerkt 
der Verfasser, derselbe habe über die von Akarnanien an aufwärts 
(nördlich und westlich) gelegenen Gegenden geringe Kenntniss ge- 
habt; die Gruppe der heutigen ionischen Inseln aber mit der akarna- 
nischen Nachbarküste, wie Aitolien und der Peloponnes, seien ihm 
genau bekannt gewesen‘). Die zahlreichen Meinungsdifferenzen über 
das kephallenische Reich haben theils inder Unkenntniss des Dichters 
oder Anwendung poetischer Licenz, theils aber in der Unkunde und 
Gedankenlosigkeit der Ausleger ihren Grund, denen es an örtlicher 
Kenntniss und brauchbaren Karten gemangelt habe; bei unbefangener 
Auffassung lassen sich jene Differenzen grossentheils ausgleichen‘). 

Der Verf. stellt sodann sämmtliche auf das kephallenische Reich 
bezügliche Stellen der Ilias und Odyssee zusammen®) und sucht wei- 
terhin, obwohl er anerkennt, dass sie nicht in allen Einzelnheiten 
übereinstimmen, ihren Inhalt in eine Gesammtvorstellung zu vereini- 
gen’). Hierauf wendet sich der Verf. zur Bekämpfung Völcker’s, 
dessen Behauptungen er auf folgende Sätze reducirt: 

1. Es ist gewiss, dass Homers Dulichion nicht an der Acheloos- 
mündung lag. 

2. Homer hat die Gruppen der Echinaden und spitzigen Inseln 
mit Inbegriff von Dulichion viel südlicher als jene Mündung, ja selbst 
als die Insel Samos (zwischen Zakynthos und dem Vorgebirge Chelo- 
natas) westlich, Elis gegenüber gedacht. 


Plane des Kephallenischen Reiches. Berlin, Posen und Bromberg. Druck und Ver- 
lag von Ernst Siegfried Mittler. 1832. 

1) Das. S. 12. 2) Das. S. 13. 3) 8. 15 uud 16. 

4 S. 16. 5) 8. 18. 6) S. 18—24. 7) S. 24—29. 


ee VE N ὍΣ ER 


Griechenland. 137 


3. Selbst Ithake muss im Sinne Homers südlicher als Theaki und 
überhaupt anderswo gedacht werden, aus mehreren Gründen !). 

Diesen Völcker’schen Thesen gegenüber weis’t dann der Verfasser 
nach, dass sich vielmehr die homerischen Angaben mit der Karte recht 
wohl in Einklang bringen lassen, und dass daher Völcker durchaus 
keinen Grund habe, seiner Hypothese über das Lagenverhältniss der 
kephallenischen und echinadischen Inseln den Vorzug vor'der gewöhn- 
lichen Ansicht zu geben, welche die homerischen Schilderungen mit 
der heutigen Erdkunde in überraschendem Einklange finde). 

Im zweiten Abschnitt?) wendet sich dann der Verf. zur Wider- 
legung der Völcker’schen Behauptung, dass durch die Vossische Ueber- 
setzung der Odyssee irrige Vorstellungen von der Lage Ithake’s begün- 
stigt würden. Er bemerkt, die Hauptstelle in Bezug auf letztere sei 
ı 22—26; während Voss der strabonischen Auslegung derselben folge, 
erhebe sich Völcker mit den meisten übrigen Interpreten gegen Stra- 
bon; vergleiche man aber die Vossische Uebersetzung mit den besten 
Landkarten, so müsse der Unbefangene gestehen, dass in der Vossi- 
schen Uebertragung das heutige Theaki, welches den Meisten für das 
Urbild des homerischen Ithake gelte, unzweideutig bezeichnet 561 ἢ : 
die dreifache Charakteristik von Ithake: nachtwärts (πρὸς ζόφον), 
am höchsten hinauf (πανυπερτάτη und an der Veste gestreckt 
(χϑαμαλή) passe, zu einem Gesammtbegriff vereinigt, nur auf Ithake; 
stehe dies fest, so seien die drei übrigen Inseln in Bezug auf Ithake 
zum Licht und zur Sonne gewandt, d.h. mehr östlich oder 
südlich gelegen’). In Betreff der Erklärung von χϑαμαλή, hält der 
Verf. die Autorität des Strabon fest‘); gegen Völcker's Deutung des 
πανυπερτάπη εἰν al! = im Meere am weitesten hinausgelegen 
sei nichts einzuwenden, wenn nur nicht der Begriff dem Lande be- 
nachbart damit verdrängt werde’). Rücksichtlich der Art, wie 
Völcker die Natur der ältesten Erd- und Himmelstheilung im All- 
gemeinen auffasst, pflichtet der Verf. ihm bei®). Den Völcker’schen 
und Vossischen Gegensatz in Betreff von ζόφος und ἠώς sucht der 
Verf. durch die Annahme auszugleichen, dass ζόφος die westliche Erd- 
scheibe überhaupt (NW und SW mitbegriffen) bezeichne, und dass 
πανυπερτάτη πρὸς ζόφον auf den Norden, πρὸς ἠῶ τ ἠέλιόν τε un- 
gezwungen auf den Süden hindeute°). Er zieht dann das Resume&, dass 
sich für die Vossische Auffassung von ı 22ff. mindestens ebenso viele 
haltbare Argumente beibringen lassen wiefür die Völcker’sche Gegen- 
deutung 10), 


1) S. 30. 2) 8. 31-37. 3) 5. 31 f. ἃ) 5. 80. 51. 
ὅ) 5. 52. 6) 5. 52 ἢ, Ἢ S. 55. 3) 5. 56. 
9) S. 58. 59. 10). S 


138 Europa. ἡ 


Im dritten Abschnitt!) geht der Verf. auf die Völcker’sche Contro- 
verse gegen Gell’s Ansichten über die ithakesische Topographie ein. 
Gell’s Grundriss der Insel, sagt er, weiche nur in Kleinigkeiten von 
Guilleminot’s Darstellung ab; astronomische Beobachtungen habe Gell 
nicht gemacht, wohl aber eine Menge einzelner Punkte durch Winkel- 
messung bestimmt; ob er im Wiedererkennen einzelner Localitäten 
seiner Phantasie zu viel Spielraum gelassen, könne man nur an Ort 
und Stelle prüfen; für ihn spreche seine fast gänzliche Uebereinstim- 
mung mit Dodwell und Goodisson; vergleiche man Völcker, Gell und 
Voss, so treffen ihre topographischen Bestimmungen in keinem ein- 
zigen Punkte zusammen?). Wenn Gell in Koraka Petra am südöst- 
lichen Vorsprunge der Insel den Koraxfelsen und in der auf ihm ge- 
legenen Kalybea Amarathia das Gehege des Eumaios erkenne, so 
geschehe dadurch den homerischen Bedingungen ein Genüge, und 
namentlich biete dieser Punkt in seiner Localphysiognomie mit der 
Schilderung in & möglichst viel Uebereinstimmendes; wenn Völcker 
behaupte, der Koraxfels könne unmöglich auf der Südostseite liegen, 
so folge dies nur aus der Unverträglichkeit dieser Lage mit seiner Vor- 
stellung von der Lage der Stadt?). Auch die homerischen Angaben über 
den Weg vom Gehöfte des Eumaios zur Stadt lassen sich mit Gell’s Hypo- 
these vereinigen; ob er über das Neion oder Neriton geführt habe, sage 
Homer nicht; am unwahrscheinlichsten sei Völcker’s Annahme, dass 
er beide Gebirge berührt habe). Die Bucht Dexia, in welcher Gell 
die Phorkysbucht erkenne, entspreche der homerischen Schilderung in 
so frappanter Weise, dass auch Dodwell, Holland und Goodisson davon 
überrascht worden seien’); weder Völcker noch Voss habe für die 
Phorkysbucht eine Oertlichkeit gewählt, die sich mehr als Dexia der 
homerischen Schilderung füge‘). Was den Neriton- und Neion-Berg 
betreffe, so sei wohl unzweifelhaft, dass, da die Insel aus zwei ab- 
gesonderten waldigen Berggruppen bestanden habe, jede auch im 
Alterthum mit besonderem Namen bezeichnet, der bedeutendere nörd- 
lichere Gebirgsstock aber der allgemeiner bekannte gewesen, dort also 
auch das Neriton zu suchen sei, welcher Umstand für Gell’s Ansicht 
den Ausschlag zu geben scheine’). Die Stadt liege weder an dem einen 
noch an dem andern Berge, sondern zwischen beiden auf einem isolirten 
Hügel, daher das Beiwort ὑπονήϊος an sich nicht entscheidend sei; 
die am südlichen Ende des Isthmos belegene Stadt liege auch dem 
dort beginnenden südlichen Gebirgsstock am nächsten; auch « 185 
spreche zu Gunsten der Ansicht, die das Neion im Süden ansetze, 


1) 8. 62 Κ΄. 3) 


74. 75. 8) 8, 76. ΤΊ. 4 8. 19. 
5) 8. 81. 6) S. 82 


7) S. 82. 83. 


Griechenland. 139 


da sich auf der ganzen Südostküste der Nordhälfte Ithake’s keine 
zum Landen der Meerschiffe geeignete Bucht finde, während auf der 
Nordküste der Südhälfte ausser der Phorkysbucht noch zwei andere 
vorhanden seien !); demnach sei Rheithron nicht nördlich über, son- 
dern östlich oder südöstlich neben der Stadt zu suchen; Gell wisse 
keine geeignete Bai dafür mit Sicherheit anzugeben, gestehe aber dem 
Port Frichies wegen des grösseren darin ausmündenden Bachs mehr 
Anspruch zu als Polis; man könne zwischen der mittleren grossen 
Bucht von Vathy und Port Skoinos schwanken; die englischen Rei- 
senden entscheiden sich für die erstern, und es sei kein Grund, von 
ihnen abzuweichen?). In Betreff der Insel Asteris sprechen die mei- 
sten Umstände dafür, dass darunter Chelia, die am südlichen Ein- 
gange des Sundes stark vorspringende Spitze von Kephallonien, zu 
verstehen sei, welche früher eine Insel gewesen zu sein scheine?). 
Wenn endlich Völcker die Stadt Ithake auf das Ostufer der Insel 
setze, so lasse sich diese Ansicht mit der homerischen Schilderung 
nur schwer, mitunter gar nicht vereinigen, während die Gell’sche 
Ansicht mit der Odyssee im vollkommensten Einklange stehe?); der ein- 
zige Punkt, der allen Bedingungen, wozu namentlich auch die Nähe 
des Neion und eines in den Sund ausmündenden Ankerplatzes ge- 
höre, völlig genüge, sei Palaiocastro mit seinen kyklopischen Mauer- 
resten, wohin die englischen Reisenden im Einklange mit der leben- 
digen Tradition der Stadt Ithake setzen5). — So gelangt der Verf. 
schliesslich zu dem Resultate, dass die Völcker’sche Ansicht zu ver- 
werfen sei, während man an dem Systeme Gell’s und der früheren 
Betrachtungsweise festhalten müsse®). 


8. 26. 
Fortsetzung. 


Eine eingehende Recension des Buches von Rühle von Lilien- 
stern hat R. H. Klausen geliefert”), der die ganze Untersuchung 
noch einmal einer unbefangenen Prüfung unterzieht und sich für 
die Gewissheit entscheidet, dass man gegen Völcker wieder zu der 
Annahme, Ithake sei dem Homer wohlbekannt gewesen, zurück- 
kehren müsse. Die Gründe, welche Völcker selbst gegen Rühle von Li- 


lhienstern vorgebracht hatte‘), wobei er aus dem Urtheile anderer Reise- 


ἡ S. 83. 84. 2) 5. 84. 3) 5. 86. 4) S. 88. 

5) 3. 88. 89. 6, S. 90. 

Ἢ In der Zeitschr. für Alterthumswiss. 1835. 5. 134 ff. (No. 16 fi.) 
8) Hall. Lit.-Zeit. 1833. Juni. No. 112. 


ὌΞΩ u 


140 Europa. 


beschreiber nachzuweisen suchte, dass in Gell’s Angaben, auf die sich 
R.v. L. stützt, Vieles auf Täuschung, ja Erdichtung beruhe, scheinen 
nach Klausen’s Urtheil die von ihm (Völcker) aufgestellte Ansicht, 
so scharfsinnig und bestechend auch seine Beweisführung in der home- 
rischen Geographie erschienen sei, keineswegs gründlich zu bestä- 
tigen!). — Ueber die topographischen Bestimmungen von Seiten 
Klausen’s bemerken wir Folgendes. Der Koraxfelsen liegt nach ihm 
am Südostrande der südlichen Hälfte; ın die nördliche Seite der- 
selben schneidet ein tiefer Meerbusen ein, in welchem er die Phor- 
kysbucht erkennt. (Nach R. v. L. ist dieser mit dem Hafen Rhei- 
thron identisch, während er die Phorkysbucht in einem kleineren 
Meerbusen daneben wiederfindet) ; das Neriton ist das Gebirge nicht 
der nördlichen, sondern der südlichen Hälfte der Insel?). Für das 
Neion, sagt Klausen weiter, bleibe nur die Nordhälfte, und dahin 
gehöre demnach auch der unter dem Neion gelegene Hafen Rheithron; 
unter dem Neion liege auch die Stadt Ithake, die zugleich nahe am 
Neriton sein müsse, da die Quelle des Neritos nahe an derselben sei; 
diese Lage haben die von Gell beschriebenen Trümmer von Paläo castro 
mit kyklopischen Mauerresten auf einem Felshügel in der Landenge 
zwischen beiden Hälften der Insel; die jetzige Stadt Vathy sei an der 
alten Phorkysbucht gelegen; der Hafen Rheithron sei der jetzige 
Meerbusen Frichies oder Afrikis; die Insel Asteris könne nicht wohl 
für etwas Anderes gehalten werden, als mit R.v.L. für das Vorgebirge 
Chelia auf Kephalonien, welches der Südspitze von Ithake gegenüber- 
liege®?). Die Stadt habe terrassenförmig an dem Felsen gelegen, der 
die Akropolis trug; dagegen könne der Ausdruck χατέρχεσϑαι, der ge- 
braucht werde, wenn man sich dorthin begebe, nicht sprechen, weil 
beide neben der Stadt liegende Gebirge, Neion und Neriton, noch 
höher seien, als jener Felsen der Akropolis; was die übrigen Oertlich- 
keiten Ithake’s betreffe, so werde man die Ziegenheerden des Odysseus 
(ξ 103) im Neriton weidend ansetzen, da ihr Hirt Melanthios am 
Brunnen zu den Wanderern stosse; wo man Laörtes’ Aufenthalt zu 
denken habe, 561 nicht klar, vielleicht in der Nordhälfte am Neion, da 
Odysseus unter dem Namen Eperitos bei ihm vorgebe, von Sikanien 
dorthin verschlagen zu sein und sein Schiff liegen zu haben ἐπὶ ἀγροῦ 
νόσφι πόληος (w 308), ganz wie die Lage des Schiffes des Mentes im 
Hafen Rheithron angegeben werde (a 185); denn der aus Sikanien 
Kommende habe wohl nur im Nordwesten landen können‘). Wenn 
endlich Klausen annimmt), dass die beiden Haupthäfen entfernt von 


1) Zeitschr. für Alt. 1835. S. 135. 136. 
2 5. 147. 3) 5. 148. 4) 8. 151. 5) S. 154 ἢ. 


Fr. 


Griechenland. 141 


der Stadt liegen, und der Hafen der Stadt nicht für fremde Kauf- 
fahrer, also nicht für den Handel bestimmt sei, sondern nur für die 
anfahrenden und bald auf's Trockene gelegten ithakesischen Schiffe, 
so empfiehlt sich dies nicht, wie Teuffel bemerkt!), da man sich 
doch die Ithakesier handeltreibend denken müsse. 

Gegen die Ansicht, dass Homer Ithake aus Autopsie kenne, ist 
neuerdings abermals Widerspruch erhoben, und zwar vonR.Hercher?). 
Dieser erklärt Gell’s Entdeckungen für Resultate antiquarischer Hallu- 
cinationen, gegen welche zu protestiren dessen Nachfolger sich nicht 
berufen gefühlt hätten; vielmehr hätten sie sich geschämt, nichts 
zu sehen, wo jenem Alles klar gewesen sei, und selbst der letzte 
Berichterstatter über Ithake, George Ferguson Bowen, habe nach 
dreijährigem Aufenthalte auf der Insel keine andere Ueberzeugung 
gewonnen, als dass Gell mit seinen Versicherungen Recht gehabt habe. 

Hercher zeigt sodann, dass zwischen dem homerischen und dem 
wirklichen Ithake eine Reihe factischer Widersprüche bestehen, die 
man nicht hinweginterpretiren könne; der Dichter des 9. Buchs 
setze Ithake westlich von Kephallemia und an die Gränze der be- 
kannten Welt; wäre er in Ithake gewesen, so hätte er die Lage beider 
Inseln nicht verwechseln können; der Wirklichkeit etwas näher stehe 
Homer in den Büchern, deren Schauplatz die Insel selbst sei, aber 
willkürlich werde eine Insel Asteria in den Sund zwischen Ithake 
und Kephallenia gesetzt, die nie da gelegen habe, und in der Tele- 
machie werde Ithake dem Festlande näher, aber leider zu nahe ge- 
rückt). Auch von den ithakesischen Verhältnissen in Bezug auf 
Hoch und Tief habe der Dichter keine Vorstellung ἢ ; zwischen Stadt 
und Königshaus und in der inneren Stadt statuire erkeinen Terrainunter- 
schied, und denke sich beide etwa auf einer Horizontalfläche liegend, 
womit dasrealeIthake schlecht harmonire, da es — die künstlich geschaf- 
fene Fläche der Stadt Vathy abgerechnet — keine 50 Schritte horizontalen 
Bodens aufzuweisen habe) ; ebenso wenig entsprechen der Hafen und 
die klimatischen Verhältnisse Ithakes den homerischen Andeutungen). 
Solche Widersprüche erklären sich nur aus der Annahme, dass Homer 
Ithake nie gesehen habe, und auch Strabon’s Hypothese, dass die Insel 
Erdrevolutionen erfahren, reiche nicht zu ihrer Begründung aus, da 
ein Erdbeben die Insel nicht vom äussersten Westen in ihre jetzige 


1) S. den Art. ‘Ithaca’ von W. Teuffel in Pauly's Real-Encyel. Bd. 4. S. 335. 

2) R. Hercher, "Homer und das Ithake der Wirklichkeit’ in der Zeitschrift 
Hermes, herausgegeben von Emil Hübner. Berlin, Weidmann’sche Buch- 
handl. I, 2. S. 263 ff. 

3) S. 264. 4) S. 265. 5) $S. 266. 6) S, 266 und 267. 


142 Europa. 


Lage habe schleudern können ἢ. Wesshalb bei der Lokalisirung der 
Odysseussage, deren Abenteuer auf den Inseln des mythischen Welt- 
meers spielen, gerade Ithake zur Heimath des Odysseus ausersehen 
sei, liege auf der Hand; denn es habe eines Landes bedurft, welches 
an der Gränze eben jenes Schauplatzes, des Westmeers lag, und dazu 
habe sich nur Ithake geeignet, nach dem Glauben jener Zeit unter den 
westlichen Ländern das westlichste 3). 

Aber gegen die Autopsie Homer’s streiten nach H. noch andere 
Gründe, vor Allem der bei gewissen Vorstellungen herrschende Mangel 
individuellen Gepräges. Die beiden mit der Culturinsel gegebenen Be- 
griffe Stadt und Hafen seien bei ihm völlig physiognomielos; die 
Stadt heisse allerdings ein paarmal Ithake, werde aber dadurch nicht 
individueller gefärbt, und der Hafen sei durchaus namenlos, sowie auch 
‘der Berg’, von dem die Adler herabfliegen, allgemeinster Natur sei, 
und das Bild der Insel zunächst nur als etwas Generelles ohne be- 
stimmten Contour, ohne Massenvertheilung vor der Seele des Dichters 
stehe?). Aber auch den gelegentlich hervortretenden individuellen 
Zügen liegen keine autoptische Studien zu Grunde) ; dass ein Fels auf 
der Insel Koraka heisse, beweise nichts, und schon vor Gell und Dod- 
well habe man in Ithake die Kunst verstanden, homerische Namen auf- 
zufrischen ; Dodwell selbst erwähne ein “Castell der heiligen Penelope’ 
u.s. w., und die Eitelkeit der Bewohner pflege solche Täuschungen ; 
auch die Schilderung des Quells Arethusa sei nicht so individuell, als 
es Gell und seinen Glaubensgenossen scheine (man vgl. p 208 ff. mit 
ı 141, 114 und Il 3). Ueberhaupt habe der improvisirende Dichter 
keinen wohldurchdachten, detaillirten Plan im Kopf, sondern erfinde 
seine localen Einzelnheiten lediglich aus der Situation heraus; gewöhn- 
lich habe nach seiner Schilderung der Männersaal zwei Thüren, deren 
eine ins Freie, die andere ins Frauengemach führe, und doch springe 
einer Episode wegen plötzlich in demselben Saale die ὀρσοϑύρη auf 
u. dgl. m.5); daher sei ein Versuch, das homerische Ithake und das 
Haus Homer’s durch Karten und Pläne zu fixiren, von vornherein als 
verunglückt und als eine Lüge anzusehen; der Vossische Plan, der das 
homerische Haus bis zur Hundehütte hinab darstelle, sei ein Unding®). 
Als der Boden endlich, auf welchem Homer seine landschaftlichen An- 
schauungen gewonnen habe, denke man sich am natürlichsten sein 
heimathliches Ionien, in dem auch sonst die Anschauungen des Dichters 
wuızeln”?). 

Sodann charakterisirt Hercher noch die Selbsttäuschungen Gell’s 


1) 5. 267. 3) 


. 270. 28.271. 
5) 8. 273. 6) 7 


Griechenland. 143 


und seiner “Consorten’ durch Beispiele und erweist schliesslich noch 
die vermeintliche Entdeckung von Thiersch, der 1832 in einer Tropf- 
steinhöhle oberhalb Dexia’s nach dem Verschwinden des Gell’schen 
Fundes eine zweite Nymphengrotte entdeckt haben wollte, aus eigener 
Beobachtung als haltlos!). 

Obwohl die besonnene Forschung Hercher’s einen vernünftigen 
Skepticismus anbahnen oder doch mindestens zur äussersten Vorsicht 
mahnen und endlich überspannten Visionen hinsichtlich topographi- 
scher Entdeckungen ein Ziel setzen sollte, so sind trotzdem, wie der 
nächste $ zeigen wird, in neuester Zeit wieder Versuche aufgetaucht, 
in Gell’scher Manier die homerischen Oertlichkeiten bis in das spe- 
ciellste Detail hinein wieder aufzufinden. 


δ Ψ7: 
Schluss. 


Schliesslich ist noch der neueste Reisende, H. Schliemann, 
zu erwähnen, der im J. 1868 Ithake und Troia besucht und seine 
Beobachtungen in einer besonderen Schrift veröffentlicht hat?). Nach 
ihm zählt die Hauptstadt Vathy (Βαϑύ) 2500 Einw. und umgiebt 
mit ihren weissen Häusern den gleichnamigen Hafen. Letzterer, ein 
Theil des Molo, sei einer der besten der Welt, von Gebirgen um- 
geben und schon 1 Meter vom Ufer so tief, dass die Schiffer vor den 
Häusern der Rheder Anker werfen können; er liegt am Fuss des 
Berges Ἅγιος Στέφανος (St. Stephan), des alten Neion, und sei ohne 
Zweifel der homerische Hafen Rheithron®). Die Insel (Θεάχη genannt) 
erstrecke sich 29 Kilometer von N nach $, 7 Kilometer von O nach 
W, habe 13,000 Einw., bestehe aus einer Kette von Kalksteinfelsen 
und werde durch den Golf von Molo in zwei fast gleiche Theile ge- 
theilt, die ein 800 Meter breiter Isthmos verbinde; das Παλαιόχαστρον 
auf Letzterem gelte in der Tradition für das Schloss des Odysseus; 
das Neriton (der heutige Berg Anoge) sei wie das Neion jetzt baumlos; 
an Getreide producire die Insel nur den vierten Theil des Bedarfs, 
Schweine, Rinder, Ziegen, Schafe müssen eingeführt werden; die 
Hauptproduction bestehe in Korinthen (jährliche Ausfuhr etwa 150,000 

1) 8. 276 ff. 

2) Ithaka, der Peloponnes und Troia. Archäologische Forschungen von Heinr. 
Schliemann. Nebst 4 Lithographieen und 2 Karten. Leipzig, Commissions- 
Verlag von Giesecke und Devrient. 1869. (Auch in französischer Sprache erschienen : 
Paris, Reinwaild. 1869.) Angezeigt von B. Giseke im philolog. Anzeiger von 


E. v. Leutsch. I. Bd. 1. Hft. S. 38 ff. : 
3) Schliemann ἃ. ἃ. Ὁ. 5. 17. 


144 Europa. 


Kilos) und Olivenöl (etwa 2300 Fässer); der ithakesische Wein sei 
ausgezeichnet und dreimal stärker als Bordeaux-Wein, werde aber 
nicht exportirt!). 

Der Phorkyshafen ist nach Schliemann der heutige Dexia?); die 
benachbarte Nymphengrotte mit ihren bizarren Tropfsteinbildungen 
entspreche noch jetzt der Beschreibung des Dichters?) ; an der Stätte 
des Palastes des Odysseus, den der Verfasser auf dem Berge Aetos 
erkennt, seien noch die Ruinen von zwei parallelen Einschliessungs- 
mauern und eine kleine, in den Felsen gehauene Cisterne sichtbar ἢ. 
Ein alter Weg auf der steilen Westseite des Berges Sella führe am 
Dorfe ᾿ Aytou ᾿Ιωάννου (St. Johann) vorüber zu Weinbergen am Meeres- 
ufer, welche die Tradition als &ypos Λαέρτου (Feld des Laertes) be- 
zeichne°); 1!/, Stunden von da liege das reizende Dorf Leuke®). Die 
Ithakesier sind nach Schl. freimüthig und bieder; ausserordentlich 
keusch und fromm, gastfrei und mildthätig, lebhaft und arbeitsam, 
gefühlvoll und zutraulich, reinlich und sorgfältig; auch in geistiger 
Hinsicht arten sie auf ihren grossen Ahnherrn Odysseus’). Von der 
Natürlichkeit des Ithakesiers zeuge der Umstand, dass, während sonst 
die Griechen bei der Anrede das Wort Σεῖς (Sie) gebrauchen, die 
Herren und Damen der vornehmsten Familien in Vathy den Fremden 
dutzen; auch besıtzen die Ithakesier viel Vaterlandsliebe und Natio- 
nalstolz; zu den Reminiscenzen ihrer Vorzeit gehöre, dass fast in 
jeder Familie eine Tochter Namens Penelope und zwei Söhne sich 
finden, die Odysseus und Telemachos heissen®). Der Entwicklung 
der ithakesischen Landwirthschaft und gewerblichen Industrie stehe 
die grobe Unwissenheit, Unfähigkeit und Trägheit der dortigen Geist- 
lichen sehr im Wege; ausser den 52 Sonntagen feiern die Ithakesier 
97 Festtage, im Ganzen also 149 Tage°). Das Polisthal auf der West- 
küste der Insel, wohin von fast allen Archäologen die homerische 
Hauptstadt verlegt werde, sei reich an Ruinen und mit Weinbergen 
bepflanzt 10). Der Anoge (Neriton), in dessen Nähe das Dorf Stavros 
liege, erhebe sich etwa 1000 Meter über den Meeresspiegel, trage 
nur noch wenige Olivenbäume und biete eine weite Aussicht über 
Ithake, die ionischen Inseln, Akarnanien und den Peloponnes !!). 


Der Koraxfels, an dessen Fuss die Arethusaquelle liege, sei 34 Meter’ 


hoch '2); unmittelbar jenseit desselben, 80 Meter über dem Meeres- 
spiegel, liege ein ebenes, sehr fruchtbares Plateau, nach der Ansicht 
des Verf. das Feld, wo Eumaios seine Stallungen gehabt habe, wofür 


ἡ Das. S. 18. 2) 8. 19. 3 8. 21. s 8.24. 
5) S. 37. 6) 5. 40. 7) 8.41. 8) S. 42. 
9) 8.43. 10) 8. 44 fi. 11) 8.49. 12) 5. 50. 


ὙὝΠΥΥ 


Griechenland. 145 


namentlich die homerische Lagenbestimmung περισχέπτῳ ἐνὶ χώρῳ ἢ) 
spreche?2). Eichen, deren die Odyssee erwähne?) , seien jetzt ganz 
von Ithake verschwunden; der einzige Baum, welcher dort noch cul- 
tivirt werde, sei der Oelbaum, an dem sich indess seit einigen Jahren 
eine Krankheit gezeigt habe). In einem Wege, der in einer Höhe 
von etwa 66 Metern über dem Meeresspiegel um das Neion (St. Ste- 
phan) gehe und fast ganz in den Felsen gehauen sei, erkennt der 
Verf. den rauhen Pfad, auf welchem Odysseus vom Phorkyshafen zum 
Eumaios und von da im Geleit des Letzteren zu seinem Palaste ge- 
gangen seid); derselbe sei so steil, uneben und schlüpfrig, dass man 
ihn zu Pferde nicht passiren könne®). Am Fuss des Atos theile sich 
der Weg nach Osten und Norden; an der Stelle der alten Gabelung 
sprudele ein Quell, dessen inneres Mauerwerk ein hohes Alterthum 
bezeuge, und in welchem der Verf. den von Ithakos, Neritos und 
Polyktor herrührenden erkennen will’). Die unmittelbare nördliche 
Fortsetzung des A&tos sei der Paläa-Moschata°); 2 Kilometer von 
letzterem und 12 Kilometer von Polis liege der '#ypos Λαέρτου; auf 
dem Gipfel und Abhange des Paläa-Moschata habe die homerische 
Hauptstadt gelegen 8) ; eben dort erhebe sich auch der Hermeshügel 
(jetzt Chordakia) 10%). Das schönste und reichste Dorf auf der Insel sei 
Exoge, welches 1200 Einwohner zähle, die meist Seeleute seien; der 
Rest der Bevölkerung bestehe aus Handwerkern, Kaufleuten und Acker- 
bauern; das Dorf habe 3 Kirchen und 1 Kloster am Fuss des Berges!!). 

Nachträglich mögen noch folgende auf Ithake bezügliche Schriften 
hier Erwähnung finden: 

Thiersch, Briefe über Griechenland im Morgenbl. 1832. 
No. 242ff. (S. 965 ff.). Südöstl. Bildersaal. III, S. 516 
— 545. 

Teuffel’s Artikel’ Ithaka in Pauly’s Realencycl. IV, S. 331 ff. 

Leake, Travels in Northern Greece, 1835. 

G. F. Bowen, Ithaca in 1850. London, 1851. 

Dr. Wordsworth, Greece. 1835. 

E. Gandar, de Ulyssis Ithaca. Paris, 1854. 

Jul. Braun, Homer und sein Zeitalter. Eine Skizze. Akademi- 
sche Habilitationsschrift. Heidelberg, Georg Mohr. 1852. Nach ihm 
ist das Neriton, welches ‘wie das Haupt des Isthmosnackens im Meere 
liegt’, im nördlichen Theile der Insel zu suchen, während das Neion 
die südliche, fast losgetrennte Hälfte von Ithake bildet 12) ; die Trüm- 


ἡ &6. 2) 8.51. 3) ν 409. a 8.53 
5) £1. 9204. _9 S. 61. 7 Das. 8) 8 
9) 8. 63. 10) S. 65. 1, 8.73 ἢ. 12) S. 15 


Buchholz, Homerische Realien. 18, 10 


140 Europa. 


mer der Odysseusburg erheben sich auf einsamer Höhe des Isthmos, 
dem Neiongebirge südwestwärs zugewandt, auf dem Aito, und zeigen 
in ihren Umfangmauern, Terrassen, Thorstumpfen den vortroianischen 
Stil der Burgen von Tirynth und Mykene, kyklopische Mauern aus 
mächtigen, regellosen Blöcken, die kaum noch eine Neigung zur 
Reihenlage zeigen; rechts, am Nordabhang des Neion gegen den 
grossen Golf von Osten, der Ithake theilen möchte, verbirgt sich die 
Phorkysbucht; rückwärts, auf der Südplatte des Neion hauste, Eu- 
maios, der Schweinhirt 1). 
Ueber die ithakesischen Inschriften : 
Boeckh, Corp. inser. Gr. Nr. 1925—1927. 
Ueber die neuesten Ausgrabungen: 
A. Guitera im Bullet. d. scienc. Listor. VII. p. 389 ff. 


8. 28. 
Weitere akarnanische Inseln unter der Herrschaft des Odysseus. 


c. Krokyleia (τὰ Κροχύλεια) und Aigilips (n Αἰγίλιψ), letz- 
teres mit dem Epitheton rauh (tprysta), ohne Zweifel ein paar kleine 
Inseln unweit Ithake?, werden im Schiffskataloge als zur Herrschaft 
des Odysseus gehörig aufgeführt?). Strabon hingegen hält Kroky- 
leia und Aigilips für Ortschaften auf Leukas®), während Leake sie 
als ithakesische Orte betrachtet: und zwar setzt er Krokyleia bei 
St. Archangels südlich von der Bucht von Vathy, Aigilips bei dem 
heutigen Anoi an’). 

ἃ. Asteris (ἢ ‘Astept<) wird vom Dichter als ein mitten im Meere, 
zwischen Ithake und Samos liegendes kleines Eiland geschildert, bei 
welchem sich ein Hafen mit doppeltem Eingange befand, in welchem 
sich die dem Telemachos nachstellenden Freier in den Hinterhalt 
legten). Ueber die wirkliche Existenz dieser Insel waren schon die 
Alten im Zweifel”. Strabon sagt, dieselbe habe sich völlig verän- 


ἢ S. 16. 

2) So nimmt auch Forbiger an: Handb. der alten Geogr. Bd. III, S. 1014, 
Anm. 46. 

3) B 631: αὐτὰρ Ὀδυσσεὺς ἦγε Κεφαλλῆνας μεγαϑύμους, | οἵ δ᾽ Ἰϑάκην eiyov-- 
χαὶ Κροχύλει᾽ ἐνέμοντο χαὶ Αἰγίλιπα τρηχεῖαν. 

4, Strab. X, 2, 8 Κι. 

5) North. Gr. III, p. 49. 

6) ὃ 844: ἔστι δέ τις νῆσος μέσσῃ ἁλὶ πετρήεσσα, | μεσσηγὺς Ἰϑάχης τε Σάμοιό τε 
παιπαλοέσσης, | Αστερίς, οὐ μεγάλη λιμένες δ᾽ ἔνι ναύλοχοι αὐτῇ | ἀμφίδυμοι" τῇ τόν 
Ye μένον λοχόωντες ᾿Αχαιδί. 


”, 8. darüber Strab. X, 2, 16 Kr. 


ΤΟ a = ἰῇ a u ae a? a I . ὃ 0. γ΄. Ἵν, κι. 
ΠΥ RR Eee u x Σ 


Griechenland. 147 


dert und nicht einmal einen ordentlichen Ankerplatz mehr‘). Auch 
die Ansichten der Neueren gehen in Betreff dieser Insel sehr aus ein- 
ander. Kruse will sie mit der heutigen Halbinsel Erisso auf Ke- 
phalonia identificiren 2), die nach Goodisson?) früher eine wirkliche 
Insel gewesen sein soll. Gell hingegen setzt sie auf seiner Karte 
von Ithake an die Stelle des heutigen Daskalio, einer kleinen Klippe 
zwischen Ithake und Kephallenien, die aber weder mitten im Meere 
liegt noch einen doppelten Hafen besitzt, — eine Ansicht, welche 
Schliemann ausführlich zu widerlegen sucht ἢ, indem er unter An- 
derem geltend macht, dass Daskalion in einer Entfernung von 20 Ki- 
᾿ lometern nordnordwestlich vom Aötos liege und so klein sei, dass man 
sie von diesem Berge aus gar nicht zu sehen vermöge, dass also auch 
die Freier von dort aus das Schiff des Telemachos nicht hätten er- 
spähen können, der, von Süden kommend, nach dem Golf St. Spi- 
ridon gesegelt sei. Schliemann selbst verlegt das homerische Asteris, 
deren ehemalige Existenz er nicht bezweifelt, in die Mitte der Meer- 
enge, dem Südende Ithake’s gegenüber, meint aber, dass es in Folge 
eines Erdbebens oder des Eindringens des Meeres, wie viele andere 
kleine Inseln, verschwunden sei’). 

e. Same oder Samos (+ Σάμη ἢ), ἢ Σάμος 7), jetzt Kefalonia°), 
eine grosse Insel vor dem Eingange des korinthischen Meerbusens, 
welche nur durch einen schmalen Sund von Ithake getrennt war°). Der 
Dichter legt ihr das Epitheton rauh, schroff (παιπαλόεσσα) bei), 
welches Apollodoros als Argument für seine Ansicht gebrauchte, 
dass bei Samos an eine Insel, nicht an eine Stadt zu denken sei!!). 


ἢ Strab. I, 3, 18Kr.: καὶ ἡ ᾿Αστερία ἤλλαχται, ἣν ᾿Αστερίδα φησὶν ὁ ποιητής. -- 
ὶ δὲ οὐδ ἀγχυροβόλιον εὐφυὲς ἔχει. Vgl. Schlegel, de geogr. Hom. comm. 
φ. 53. 

2) Hellas. 110. S. 455. 

3) Hist. and top. Essay etc. p. 132. 

4, Ithaka, der Peloponnes und Troja. S. 67 ff. 

) Das. ὃ. 70. 71. 

6) «246 und sonst. 

7) B 634. ὃ 671 und sonst. 

8) S. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. III, S. 1015. 

9) 8671: ἐν πορϑμῷ dans τε Σάμοιό τε παιπαλοέσσης. 

10) Doederlein (hom. Gloss. ὃ 2362) leitet dasselbe, wie schon oben (S. 126, 
Anm. 6} bemerkt, von παιπάλη (Mehl, Arist. Nubb. 262) ab und erklärt es: voll 
Staubes; dagegen Hermann ad H. ἢ. Apoll. 39 und Lucas (Progr. Bonn 1841) 
führen es auf πάλλω zurück; nach Letzterem bedeutet es gezackt, wobei die Idee 
des im Zickzack geschleuderten Blitzes zu Grunde liege. 

il) Strabon. X, 2,10 Kr. Vgl. Schlichthorst, geogr. Hom. p. 83. not. d. 
Mit welchem Rechte Damm Σάμος als die Insel, Σάμη als die Stadt ansieht, weiss 
ich nicht: 5. Lex. Hom. s. v. Σάμος. 


10* 


148 Europ a. 


Vierundzwanzig von den Freiern der Penelope nannten Samos ihre 
Heimath ἢ. Vor Troia standen die Samier unter dem Oberbefehl des 
Odysseus ?). 

f. Dulichion (τὸ Δουλίχιον) 5. unter den Echinaden. 


8.29. 


8. Die übrigen akarnanischen Inseln. 


a. Die Echinaden (αἱ ’Eyivaı)?), eine Gruppe kleiner, zu Akar- 
nanien gehöriger Inseln vor der Mündung des Acheloios, welche zu 
Strabon’s Zeit durch die Anschlämmungen des letzteren Flusses grossen- 
theils mit dem Continente verbunden waren). Sie liegen nach des 
Dichters eigener Angabe jenseits des Meers, Elis gegenüber, und erhalten 
das Epitheton heilig’). Jetzt heissen sie Kurtzoläri®). Die be- 
deutendste der Echinaden ist Dulichion (to Δουλίχιον), südöstlich von 
Ithake, dessen Contingent für den Troerkrieg — wie das der Echinaden 
überhaupt — unter dem Oberbefehl des Phyleiden Meges stand; es be- 
trug 40 Schiffe”). Unter den Freiern der Penelope befanden sich 
32 Dulichier mit 6 Dienern ). 

Ὁ. Die spitzigen Inseln (νῆσοι Boat), nach denen Telemachos 
seinen Curs richtete, um den ihm nachstellenden Freiern zu entgehen ὃ). 
Dieselben gehören nach Strabon, der ϑοαί als gleichbedeutend mit ὀξεῖαι 
erklärt, zu den Echinaden 10), während Plinius ausdrücklich die Oxiae 
von den Echinades unterscheidet !}). 


1) n 249: ἐχ δὲ Σάμης πίσυρες zul εἴχοσι φῶτες ἔασιν. 

Β 631: αὐτὰρ Ὀδυσσεὺς ἢγε Κεφαλλῆνας - - ἠδ᾽ οἱ Σάμον ἀμφενέμοντο. 

Vgl. über diese Schlegel, de geogr. Hom. comm. p. 48 584. 

Strab. X, 2, 19 Kr.: ἀλλ᾽ ἡ χοῦς τὰς μὲν ἐξηπείρωχεν αὐτῶν ἤδη, τὰς δὲ μέλ- 
λει, πολλὴ καταφερομένη. Die Namen der Echinaden zählt Plinius (n. h. IV, 12, 19 
5111.) auf. 

5, B 625: ᾿Εχινάων 9 ἱεράων | νήσων, αἵ ναίουσι πέρην ἁλός, Ἤλιδος ἄντα. 

6, Vgl. Bursian, Geogr. von Griechenl. I, S. 127. Forbiger, Handb. 
Bd. III, S. 1013. Kruse, Hellas. ΠΡ, 5. 455 f. 457f. Leake, N. Gr. III, p. 29. 
Goodisson, histor. and topogr. Essay. p. 143 ἢ : 

7), B 625: Οὲ δ᾽ ἐχ Δουλιχίοιο Ἐχινάων 9° ἱεράων | νήσων, -- τῶν αὖϑ᾽ ἡγεμόνευε 
Μέγης ἀτάλαντος ᾿Αρηϊ, | Φυλείδης " — τῷ ὃ ἅμα τεσσαράκοντα μέλαιναι νῆες ἕποντο. 

8) m 247: ἐκ μὲν Δουλιχίοιο δύω καὶ πεντήχοντα | χοῦροι χεχριμένοι, ἕξ δὲ ὅρη- 
στῆρες ἕπονται. Vgl. Strab. X, 2, 14 Kr. 

9) 0.299: ἔνϑεν δ᾽ αὖ νήσοισιν ἐπιπροέηχε ϑοῇσιν, ὁρμαίνων, ἤ χεν ϑάνατον φύτοι, 


=>.» N 


ἤ χεν ἁλῳη. ! 

10) Strab. VIII, 3, 26 Kr.: ϑοὰς δὲ εἴρηχε τὰς ὀξείας" τῶν Ἐχινάδων δ᾽ εἰσὶν 
αὖται κτέ. Vgl. Bursian, Geogr. von Griechenl. I, S. 119. 

τ Nat. hist. IV, 12, 19 Sill.: ab incolis ante Leucadiam appellantur Taphias, 
Oxiae, Prinoessa, ante Aetoliam Echinades etc. 


a | 


»- 


Gaeckäniand 149 


c. Taphos (Τάφος) ἢ, die grösste unter den Inseln der Taphier?), 
welche in älterer Zeit Teleboer (Ἰηλεβοαί hiessen?). Nach Apollo- 
dor stammten dieselben aus Mykenai und wurden von Taphios Teleboer 
genannt, ὅτι τηλοῦ τῆς πατρίδος ἔβη ἢ. Nach Aristoteles bei Strabon >) 
hingegen erhielten sie ihren Namen von Teleboas, einem Enkel des 
Autochthonen Lelex, dessen Söhne, Τηλεβόαι, Akarnanien einnahmen. 
— Uebrigens ist Taphos zwischen Leukadien und der Küste Akarna- 
niens zu suchen; ihr jetziger Name ist Meganisi®), während sie zu 
Strabon’s Zeit den Namen Taphiüs führte”). 

Homer schildert die Taphier als ein schifffahrttreibendes Volk, in- 
dem er ihnen das Epitheton ruderliebend (φιλήρετμοι) beilegt®). Mit 
der Schifffahrt verbanden sie zugleich Handel, wie wir denn von Mentes, 
dem Sohne des taphischen Königs Anchialos, lesen, dass er in Temese 
Kupfer für Eisen eintauschen wolle®). Daraus, dass Telemachos diesen 
Mentes seinen Gastfreund nennt 10), lässt sich schliessen, dass zwischen 


Taphiern und Ithakesiern ein gastfreundschaftliches Verhältniss be- 


standen habe. Ferner verhandelten die Taphier Sclaven nach Ithake, 
welche sie von der sidonischen Küste geraubt hatten, wie dies das Loos 
des phoinikischen Weibes gewesen war, welches den Eumaios ent- 
führte !!); auch den Mesaulios hatte Eumaios von den Taphiern er- 
kauft 12). Wegen dieses räuberischen Treibens bezeichnet der Dichter 


ἢ a 411: ξεῖνος ὃ οὗτος ἐμὸς πατρώϊος ἐκ Τάφου ἐστίν, | Μέντης χτ 
2) Die Taphier erwähnt Homer « 105, ξ 452 und sonst. 


[05 


3) Strab. X, 2, 20 Kr.: ai δὲ τῶν Ταφίων νῆσοι, πρότερον δὲ Τηλεβοῶν xre. 
Hes. scut. 19 Göttl.: Ταφίων ἰδὲ Τηλεβοάων, mit der Note Göttling’s. Vgl. Sturz. 
ad Pherecyd. p. 98. 


#) Bibl. 2, 4, 5 Bekk.: Τάφιον, ὃς ᾧχισε Τάφον χαὶ τοὺς λαοὺς Τηλεβόας ἐχάλε- 
σεν, ὅτὶ τηλοῦ τῆς πατρίδος ἔβη. 

5) Strab. VII, 7, 2 Κα. : ἐν δὲ τῇ Λευκαδίων καὶ αὐτόχϑονά τινα Λέλεγα ὀνομάζει 
(Ἀριστοτέλης), τούτου δὲ ϑυγατριδοῦν Τηλεβόαν, τοῦ δὲ παῖδας δύο χαὶ εἴκοσι Τηλεβόας, 
ὧν τινας οἰχῆσαι τὴν Λευχάδα. Der Schol. Hes. leitet den Namen von τῆλε βοᾶν ab. 

6) S. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. III, S. 1013. Kruse, Hellas. 
Ib, S.463 ff. Goodisson, hist. and top. Ess. p. 82 ff. Leake, N. Gr. III, 
p- 47. IV, p. 16. 

7) Strab. X, 2, 14 Kr.: χαλεῖται δὲ νῦν Ταφιοῦς ἡ Τάφος. X, 2, 20: ἡ Τάφος, 
νῦν δὲ Ταφιοῦς καλουμένη. 

8) α 181: Ταφίοισι φιληρέτμοισιν. 

9) a 182: νῦν δ᾽ ὧδε ξὺν νηΐ χατήλυϑον ἠὸ ἑτάροισιν, | πλέων ἐπὶ οἴνοπα πόντον 
ἐπ᾿ ἀλλοϑρόους ἀνθρώπους, | ἐς Τεμέσην μετὰ γαλχόν, ἄγω δ᾽ αἴϑωνα σιδηρόν. 

10) «417. Schon oben (Anm. I) eitirt. 

11) 0425: ἐκ μὲν Σιδῶνος πολυχάλχου εὔχομαι εἶναι" | — ἀλλὰ μ᾽ ἀνήρπαξαν Τά- 
φίοι ληΐστορες ἄνδρες | ἀγρόϑεν ἐρχομένην, πέρασαν δέ με δεῦρ᾽ ἀγαγόντες κτέ. 


12) E452: πὰρ δ᾽ ἄρα μιν Ταφίων πρίατο χτεάτεσσιν ἑοῖσιν. 


150 Europa. 


sie als Freibeuter (ληϊστῆρες) ἢ. So mächtig indess die Taphier 
während des troianischen Krieges sein mochten, ‚so verschwinden sie 
doch als selbständiges Volk bald ganz aus der Geschichte; vermuthlich 
brachten die Korinther, die unweit ihres Gebiets ansehnliche Nieder- 
lassungen , wie Leukas, Hellomenon, Anaktorion u.a., in Akarnanien 
gründeten, die Inseln derselben theilweise unter ihre Botmässigkeit, oder 
setzten wenigstens ihrer Seeräuberei Schranken 2). 


N 30. 
B. Aitolien. 


1. Landund Volk. Was die natürliche Beschaffenheit Aitoliens 
betrifft, so war es theils eben, theils gebirgig; und zwar begriff nach 
Strabon das Flachland das pleuronische, das Gebirgsland das kaly- 
donische Gebiet in sich’). 


Der Name des Landes findet sich zwar bei Homer nicht, wohl aber 
der der Einwohner (οἱ Αἰτωλοί) 4), dessen Ursprung man auf Aitolos, 
den Sohn des Endymion, zurückführte, der in Folge der Ermordung 
des Apis nach Aitolien floh, die Ureinwohner des Landes, die Ku- 
reten, vertrieb und dasselbe nach sich benannte). Aus dem Um- 
stande, dass Homer die Einwohner Aitoler nennt, lässt sich schliessen, 
dass die Vertreibung der Kureten schon vor die troianische Expedition 


ἢ 2 426: ληϊστῆρσιν - Tagtorsıv. Vgl. über die Taphier namentlich: Kruse, 
Hellas. IIb, S. 463 f.. Hoeck, Kreta. Bd. II, S. 373. 

2) S. Kruse, Hellas. IIb, 5. 465. Ueber den heutigen Zustand der taphischen 
Inseln s. die Mittheilungen, welche Kruse ebendas. ὃ. 466 f. nach Goodis- 
son giebt. 

3) Strabon. X, 2, 22 Kr.: εἴρηται γὰρ, ὅτι τὴν χώραν δίχα διελόντες τὴν μὲν ὀρεῖ- 
γὴν χαὶ ἐπίχτητον τῇ Καλυδῶνι προσένειμαν, τὴν πεδιάδα δὲ τῇ Πλευρῶνι. Β 640: Κα- 
λυδῶνά τε πετρήεσσαν. Ueber die Topogr. Aitoliens vgl. Pouqueville, voy. III, 
ch. 84—87. p. 160—241. Leake, N. Gr. 1, p. 106—136. 144—156. II, p. 623—626. 
III, p. 528-555. Becker, de Aitoliae finibus ac regionibus diss. Progr. der rhein. 
Ritteracad. zu Bedburg. Bonn, 1845. Brandis, Mittheil. I, S. 23 ff. 65 ff. 261 ff. 
Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. III, S. 897 ff. Ueber das Historische: 
Brandstätter, die Geschichten des aitolischen Landes, Volkes und Bundes. 
Berlin, 1844. 8. 

4) Β 638: Αἰτωλῶν δ᾽ ἡγεῖτο Θόας. So auch B 643 und sonst. 

5) Apollod. bibl. I, 7, 6 Bekk.: Ἐνδυμίωνος δὲ καὶ vntöos νύμφης, ἢ ὥς τινες 
ἸΙφιανάσσης, Αἰτωλός, ὃς ἀποχτείνας "Arıy τὸν Φορωνέως καὶ φυγὼν εἰς τὴν Κουρήτιδα 
χώραν, “τείνας τοὺς ὑποδεξαμένους Φϑίας zul ᾿Απόλλωνος υἱούς, Δῶρον καὶ Λαοδόχον 
χαὶ Πολυποίτην, ἀφ᾽ ἑαυτοῦ τὴν χώραν Αἰτωλίαν ἐκάλεσεν. Pausan. V, 1, 8 Schub. : 
ἀπὸ μὲν Αἰτωλοῦ τοῦ ᾿Ενδυμίωνος οἱ περὶ τὸν ᾿Αγελῷον οἰκοῦντες ἐκλήϑησαν, φυγόντος: 


ἐς ταύτην τὴν ἤπειρον. 


Griechenland. > 151 


fällt; indess muss ein Theil der Letzteren im Lande zurückgeblieben 
sein, da wir in der Erzählung des greisen Phoinix dieselben bei Kaly- 
don mit den Aitolern im Streite begriffen finden ἢ. Nach derOccupation 
von Seiten der Letzteren war der Hauptsitz der Ersteren Pleuron, 
während die AitolerKalydon und andere Städte gründeten. Die Genea- 
logie derkalydonischen Königsfamilie ist nach Homer folgende: zunächst 
Portheus, welcher drei Söhne — Agrios, Melas und Oineus 
— zeugte?); Letzterer war Vater des Meleagros°) und Tydeus®), 
dieser des Diomedes, der später in Argos regierte). Zur Zeit des 
troianischen Krieges herrschte über Aitolien Thoas, der Sohn des An- 
draimon, welcher auch die Aitoler vor Troia befehligte®); er war 
Enkel des Oineus, indem Andraimon Gorge, die Tochter des Oineus, 
zur Gattin hatte’). — Das Contingent, welches die Aitoler zu der tro- 
ianischen Expedition stellten, belief sich auf vierzig Schiffe 8). 

2. Flüsse. Von diesen erwähnt Homer nur den Acheloiüos (ὃ 
᾿Αχελώϊος), den Gränzfluss Aitoliens und Akarnaniens (jetzt Aspro Po- 
tamo), der in Epeiros entspringt und sich bei den echinadischen Inseln 9) 
in das ionische Meer ergiesst. Als bedeutendsten Strom Griechenlands 
bezeichnet ihn Homer durch das Epitheton χρείων (Herrscher) 10), 
welches Pausanias durch ποταμῶν τῶν πάντων ἄρχων erläuterti!). 
Seine Bedeutung erhellt auch daraus, dass Homer den Flussgott Ache- 
loios dem mächtigen Okeanos gleichstellt, während er ihn natür- 


ἢ 1529: Κουρῆτές τ᾽ ἐμάχοντο καὶ Αἰτωλοὶ μενεχάρμαι | ἀμφὶ πόλιν Καλυδῶνα, 
καὶ ἀλλήλους ἐνάριζον, | Altwiot μὲν ἀμυνόμενοι Καλυδῶνος ἐραννῆς, | Κουρῆτες δὲ 
διαπραϑέειν μεμαῶτες "Apni. Ueber die Kureten vgl. auch: Schlegel, de geogr. 
Hom. comm. p. 55. 

2) 8115: Πορϑεῖ γὰρ τρεῖς παῖδες ἀμύμονες ἐξεγένοντο, | ᾧκεον δ᾽ ἐν Πλευρῶνι 
καὶ αἰπεινῇ Καλυδῶνι, | "Ayptos ἠδὲ Μέλας, τρίτατος δ᾽ ἣν ἱππότα Οἰνεύς, | πατρὸς ἐμοῖο 
(des Diomedes) πατήρ. 

3) 1543: υἱὸς Οἰνῆος - Μελέαγρος. Vgl. B 641. 642. 

ἢ E117: Οἰνεύς, | πατρὸς ἐμοῖο πατήρ (Worte Diomed'’s). 

5. W472: Τυδέος ἱπποδάμου υἱός, κρατερὸς Διομήδης. 

6) Β 6895: Αἰτωλῶν δ᾽ ἡγεῖτο Θόας, ᾿Ανδραίμονος υἱός. 

τ Pausan. X, 38, 5 Schub. : σὺν δὲ αὐτῷ (Ανδραίμονι) ταφῆναι λέγουσι καὶ Γόρ- 
γὴν τὴν Οἰνέως συνοικήσασαν τῷ ᾿Ανδραίμονι. 

8 Β 644: τῷ δ᾽ (dem Thoas) ἅμα τεσσάραχοντα μέλαιναι νῆες ἕποντο. 

9) Pausan. VIII, 38, 10 Schub. : τὸν μέν γε ἐπὶ τὰς Ἐχινάδας κατιόντα ᾿Αχελῷον. 

10) Φ 194: χρείων᾿ Αχελώϊος. S. über den Achel.: Forbiger, Handb. der alten 
Geogr. Bd. III, S. 872. Anm. 26. Leake, N. Gr. I, p. 121. 137. 287. 290. III, 
p- 513. 527. 555 und sonst. Pouqueville, voy. III, p. 164 ff. Bursian, Geogr. 
von Griechen. I, S. 106. 

11) Pausan. VIII, 38, 10 Schub. : τὸν μέν ze ἐπὶ τὰς Ἐχινάδας κατιόντα ᾿Αγχελῷον 
διὰ τῆς ᾿Ακαρνάνων χαὶ δι Αἰτωλίας ἔφησεν ἐν Ἰλιάδι Ὅμηρος ποταμῶν τῶν πάντων 
ἄρχοντα εἶναι. Bursian (Geogr. von Griechenl. I, 5. 106) nennt den A. den “mäch- 
tigsten aller griechischen Flüsse’. 


152 Europa. 


lich dem Zeus unterordnet!). Nach Hesiodos ist der Acheloios der 
Sohn der Tethys und des Okeanos?), denen 3000 Töchter und ebenso 
viele Söhne entstammen °). Er ist übrigens nicht mit dem gleichnamigen 
Flusse in Phrygien zu verwechseln, der dem Berge Sipylos entströmt ®). 
Der ältere Name des aitolischen Acheloios war nach Strabon Thoas?). 

3. Städte. 

a. Pleuron (ἢ Πλευρών) δ), nordwestlich von der Mündung 
des Flusses Euenos, der sich hier westlich wendet und dann 
in südlicher Richtung ins Meer fällt?”,. Nach Strabon war es 
neben Kalydon in alter Zeit die Zierde von Hellas; er setzt aber 
hinzu, beide Städte seien zu seiner Zeit sehr herunter gekommen). 
Dass Pleuron der Hauptsitz der von den Aitolern nicht vertrie- 
benen Kureten gewesen sei, und dass sie von hier aus Kalydon 
befehdeten, ist bereits erwähnt. Strabon unterscheidet Alt- und 
Neu-Pleuron und bemerkt dabei, dass, als Demetrios, mit dem Bei- 
namen der Aitoliker, diese Gegend verwüstet habe, ein Theil der 
Bewohner das fruchtbare und ebene, in der Nähe Kalydon’s gelegene 
Altpleuron verlassen und sich zu Neupleuron am Berge Arakynthos an- 
gesiedelt hätten®). Dass das homerische Pleuron mit Altpleuron iden- 
tisch ist, ist selbstverständlich 10). Uebrigens begriff das Gebiet des- 
selben das Flachland Aitoliens, wie schon oben bemerkt wurde. 

Von Alt-Pleuron sind nur noch geringe Mauerreste vorhanden, die 
um einen kleinen, in der Ebene 1 Stunde nördlich von Messolongi 
liegenden Hügel sich herumziehen. Dieser Platz wird jetzt nach einem 
in der Nähe befindlichen verfallenen mittelalterlichen Thurme τὸ Γυφτό- 


ἡ ® 194: τῷ (Κρονίωνι) οὐδὲ χρείων ᾿Αχελώϊος ἰσοφαρίζει, | οὐδὲ βαϑυρρείταο 
μέγα σϑένος ᾿Ωχεανοῖο. 

2) Theog. 337 Göttl.: Τηϑὺς ὃ ᾿Ωχεανῷ Ποταμοὺς τέχε δινήεντας,  Νεῖλόν τ᾿ ᾿Αλ- 
φειόν τε - -- Αχελώϊον ἀργυροδίνην | Se TE «TE. 

3) Theog. 362—368 Göttl. 

ἢ Ω 615: [ἐν Σιπύλῳ, ὅϑι φασὶ ϑεάων ἔμμενα: εὐνὰς | νυμφάων, alt dum ᾿Αχε- 
λώϊον ἐρρώσαντο.] Vgl. Pausan. VIII, 38, 10 und Wagner, Homer und Hesiod. 
5. ὃ 


D 


5) Strabon. X, 2, 1 Kr.: ἐκαλεῖτο δὲ Θόας ὁ, ᾿Αχελῷος πρότερον. 

6) B 639. 

ἡ Strabon. X, 2,5 Kr.: εἶτ᾽ ἀν ναχάμψας ἐπὶ τὰ τῆς Πλευρῶνος πεδία τῆς παλαιᾶς 
καὶ παραλλάξας εἰς δύσιν ἐπιστρέφει πρὸς τὰς ἐχβολὰς χαὶ τὴν μεσημβρίαν. 

8) Strabon. X, 2, 8 Kr.: Αἰτωλῶν δ᾽ εἰσὶ Καλυδών τε zul Πλευοών, νῦν μὲν τετα- 
πεινωμέναι, τὸ δὲ παλαιὸν πρόσχημα τῆς Βλλάδος ἦν ταῦτα τὰ χτίσματα. 

9) Strabon. X, 2, 4 Kr.: τὸν ᾿Αράχυνϑον, περὶ ὃν τὴν νεωτέραν [Πλευρῶνα συνῴκισαν 
ἀφέντες τὴν παλαιάν, ἐγγὺς χειμένην Καλυδῶνος, οἱ οἰχήτορες, εὔκαρπον οὖσαν χαὶ 
πεδιάδα, πορϑοῦντος τὴν χώραν Δημητρίου τοῦ ἐπιχληϑέντος Αἰτωλικοῦ. 

10) Schlichthorst (geogr. Hom. p. 79) irrt hier, wenn er statt Neupleurons 
Altpleuron an den Arakynthos versetzt. 


Be 
J b 


Griechenland; | 153 


χαστρον (Zigeunerschloss) genannt. Etwas nördlicher finden sich Ruinen 
von Neupleuron am Berge Zygos unter dem Namen τὸ χάστρον τῆς 
Κυρ -- Εἰρήνης, d. i. Κυρίας Εἰρήνης ἢ. 

Ὁ. Olenos (ἢ Ὥλενος) 2), Stadt in der Nähe von Neu-Pleuron, am 
Berge Arakynthos, wo zu Strabon’s Zeit noch Spuren derselben vorhan- 
den waren). Diese aitolische Stadt, welche von der achaiischen gl.N. 
am Fl. Melas wohl zu unterscheiden ist ἢ, wurde von den Aioliern zer- 
stört?). Der Connex von Olenos und Kalydon mit der Heraklessage sei 
hier nur beiläufig erwähnt; es genüge, zu erinnern, das Herakles mit 
dem Flussgott Acheloios um die Deianeira kämpfte und am Flusse Euenos 
in Deianeira’s Begleitung das verhängnissvolle Abenteuer mit Nessos be- 
stand), und dass Althaia, die Gattin des Oineus und Mutter der Deia- 
neira und des Meleagros, aus Olenos stammte”). 


e. Pylene (ἢ Πυλήνη) 5) lag ursprünglich am korinthischen Busen, 
wurde aber wie Olenos zerstört?) und in eine höhere Gegend verlegt, 
worauf es den Namen Proschion erhielt!",, unter welchem es z. B. 
Thukydides erwähnt!!). Der Stadt Pylene (Proschion) gehören wahr- 
scheinlich einige Trümmer an, die sich auf dem südwestlichsten Theile 
des Arakynthos, östlich oberhalb Anatoliko finden 12. 


ἢ S. Bursian, Geogr. von Griechenl. I, 5. 130. — Leake, N.Gr.], p. 118. 
1II, p. 539. Brandis, Mittheil. I, 5. 69 ἢ. Forbiger, Handb. der alten Geogr. 
Bd. III, S. 901. 

2) B 639. 

3) Strabon. X, 2, 22 Kr.: χατὰ δὲ τὴν Αἰτωλίαν ἦν Ὥλενος, ἧς ἐν τῷ Αἰτωλιχῷ 
χαταλόγῳ μέμνηται Ὅμηρος, ἴχνη ὃ᾽ αὐτῆς λείπεται μόνον ἐγγὺς τῆς Πλευρῶνος ὑπὸ 
τῷ ᾿Αραχύνϑῳ. 

4 S. Strabon. VIII. 7, 4 Kr. 

5) Strabon. X, 2, 6Kr.: καὶ Ὥλενον δὲ χαὶ Πυλήνην ὀνομάζει πόλεις ὁ ποιητὴς 
Αἰτωλιχάς, ὧν τὴν μὲν Ὥλενον ὁμωνύμως τῇ ᾿Αχαϊχῃ λεγομένην Αἰολεῖς χατέσχαψαν, 
πλησίον οὖσαν τῆς νεωτέρας [Πλευρῶνος. 

6) S. Jacobi, Handw. der Myth. 5. v. Herakles. 85. 420. 

7) ©. Müller, Dorer. I, S. 417. 418 (1. Aufl.). Jacobi, Handw. der Myth. 
s.v.Althaea. UeberOlenos vgl. Bursian, Geogr. von Griechenl. 1,S.131.— Kruse 
(Hellas. 110, S. 247), der es in die Nähe der Küste, an die Lagunen von Anatoliko 
setzt. Forbiger, Handb. Bd. III, S. 900. Anm. 50. Leake (N. Gr. 1, p. 128. 
154) glaubt, dass Trichonium an die Stelle des homerischen Olenos getreten sei. 

8) B 639. 

9) Strabon. X, 2, 22 Kr.: παραπλήσιον δέ τι καὶ ἡ Πυλήνη τῷ Ὠλένῳ πέπονϑεν. 

10) Strabon. X, 2, 6 Kr.: τὴν δὲ Πυλήνην μετενέγχαντες εἰς τοὺς ἀνώτερον τύπους 
ἤλλαξαν αὐτῆς χαὶ τοὔνομα, Πρόσχιον χαλέσαντες. 

11) Thucyd. III, 102: ἀνεχώρησαν -ἐς τὴν Αἰολίδα τὴν νῦν χαλουμένην Καλυδῶνα 
χαὶ Πλευρῶνα χαὶ ἐς τὰ ταύτῃ χωρία χαὶ ἐς Πρόσχιον τῆς Αἰτωλίας. 

12) Bursian, Geogr. von Griechenl. I, S. 191. ΘΔ ΚΟ, N. Gr. I, p. 119. 
Forbiger, Handb. Bd. III, S. 901. 


154 Europa. 


d. Chalkis (ἡ Χαλχίς), am gleichnamigen Berge!) und nord- 
östlich von der Mündung des Euenos in den korinthischen Meerbusen 
gelegen, hat als Küstenstadt bei Homer das Epitheton ἀγχίαλος 2). 

Nach Leake finden sich ihre Ruinen bei Kakiskala°) ; nach Bur- 
sian hingegen lag Ch. nahe am Meer in einem zwischen dem Chalkis 
und Thaphiassos gelegenen fruchtbaren Thale, durch welches ein kleiner 
Bach dem Meere zufliesst, der jetzt zu der kleinen Ortschaft Καβουρο- 
λίμνη gehört ἢ). 

6. Kalydon (n Καλυδών), die Hauptstadt der Aitoler, lag, wie 
schon bemerkt, in dem gebirgigen Theile Aitoliens, wie denn auch 
Homer sie durch die Epitheta πετρήεσσα ὅ) und αἰπεινή δ), welche Stra- 
bon ausdrücklich auf die Gegend bezieht’), als hochgelegene Gebirgs- 
stadt bezeichnet. Ausserdem deutet der Dichter ihre anmuthige Lage 
durch das Beiwort ἐραννήδ), ihre Macht und zahlreiche Bevölkerung 
durch μέγα ἄστυ an°®). Zwischen den Kalydoniern und den Kureten 
fanden häufige Fehden statt, und es gelang den Letzteren, wie der 
greise Phoinix ausführlich erzählt, Kalydon einzunehmen und in Brand 
zu stecken 19). Ausserdem verdient dieSage von dem kalydonischen Eber 
Erwähnung, welchen Meleagros erlegte !!). 

Das alte Kalydon lag nahe am rechten Ufer des Euenos, des 
heutigen Phidaris (ὁ Φίδαρις), wo der Arakynthos in die jetzt nach dem 
Dorfe Bochori benannte Ebene vorspringt; aus der Lage der Ueberreste 
der aus regelmässigen, meistens quadraten Steinen erbauten Ringmauern 
lässt sich schliessen, dass die Stadt zwei längliche Hügel und die zwi- 
schen denselben befindliche Vertiefung einnahm; der Gipfel des öst- 
lichen Hügels, welchen eine besondere, mit Thürmen versehene Mauer 
umgiebt, bildete muthmasslich die Akropolis 12). 

ἢ Strabon. X, 2, 4Kr.: ὑπὲρ δὲ τῆς Μολυχρείας Ταφιασσὸν χαὶ Χαλχίδα, ὄρη 
ἱκανῶς ὑψηλά, ἐφ᾽ οἷς πολίχνια ἵδρυτο Μαχυνία τε καὶ Χαλκίς. Vgl. Strabon. IX, 4, 8. 
X, 2, 21. Der Chalkis ist ein kahler Felsberg, der sich östlich vom Euenos erhebt. 
Bursian, Geogr. von Griechenl. Bd. I, S. 133. 

2) Β 640: Χαλχίδα τ᾽ ἀγχίαλον. 

3 N. Gr. I. p.111. Vgl. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. III, 3.901. 

ἢ Bursian, Geogr. von Griechen. 1, S. 134. 

5) B 640: Καλυδῶνά τε πετρήεσσαν. 

6) N 217 (8116): αἰπεινῇ Καλυδῶνι. 

1 Strabon. X, 2, 22 Kr.: ὅταν δὲ φῇ τὴν Καλυδῶνα αἰπεῖάν τε χαὶ πετρήεσσαν, 
ὃ τῆς χώρας δεχτέον. 

8) 1531: Καλυδῶνος ἐραννῆς. 9 1589. 

0) 1588: τοὶ δ᾽ ἐπὶ πύργων 1 βαῖνον Κουρῆτες καὶ ἐνέπρηϑον μέγα ἄστυ. 

11) 1538 ft. 

12) S. Bursian, Geogr. von Griechenl. Bd. I, S. 133. Leake (N. Gr. III, 
p- 535 ff.) findet die Ruinen Kalydons bei Kurtaga. Vgl. Brandis, Mittheil. I, 
S.73f. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. III, 5. 901. 


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Griechenland. 16%) 


$-.31: 
C. Lokris (οἱ Aoxpot). 


1. Landund Volk. Das Land der Lokrer erstreckt sich Euboie 
gegenüber, wie auch im Schiffskataloge ausdrücklich gesagt wird). 
Die Dreitheilung derselben in opuntische (epiknemidische) , ozo- 
lische und epizephyrische kommt bei Homer nicht vor; auch 
werden nur die Gebiete und Städte der Ersteren erwähnt, während von 
den Ozolern 2), wie auch von den in Grossgriechenland sesshaften Epi- 
zephyriern, die freilich auch in eine spätere Zeit gehören, keine Spur 
sich findet. 

Die homerischen Lokrer waren leichtbewaffnet: sie hatten weder 
Helme noch Schilde oder eschene Lanzen, sondern nur Bogen und 
Schleudern, daher sie auch in der stehenden, offenen Feldschlacht nicht 
Stand zu halten vermochten 5). Sie wurden von Aias, dem Sohne des 
Ojleus, befehligt‘). Das lokrische Contingent für den troianischen 
Zug bestand aus 40 Schiffen 5). 

2. Flüsse. — Von lokrischen Flüssen wird nur der Boagrios 
erwähnt, der bei Thronion vorüberströmte®). Nach Strabon hiess 
er auch Manes und war ein Waldstrom, den man zu Zeiten trockenen 
Fusses durchschreiten konnte, der aber mitunter auch wohl zu einer 
Breite von 2 Plethren anwuchs’). Der Angabe des Demetrios von 


Ὁ B535: Λοχρῶν, οἱ ναίουσι πέρην ἱερῆς Εὐβοίης. Vgl. J.J. Wagner, Homer 
und Hesiod. Ulm, Stettin’sche Verlagsbuchh. 1850. S. 55. 

2) Strabon. IX, 4, 7 Kr.: τῶν ye μὴν Ἑ σπερίων Λοχρῶν “Ὅμηρος οὐ μέμνηται. 
Doch setzt er hinzu, der Dichter scheine die Existenz derselben B535 gegensätzlich 
anzudeuten. Schlegel (de geogr. Hom. comm. p. 19) meint, die ozolischen 
Lokrer, welche sich jenseits des Parnasses niedergelassen, hätten als Bewohner 
eines rauhen Landstriches in Abgeschiedenheit von den übrigen Griechen ein rauhes 
Hirtenleben geführt und sich daher auch an der troianischen Expedition nicht 
betheiligt. 

3) N 712: οὐδ᾽ ap ᾿ΟἸλιάδῃ μεγαλήτορι Λοχροὶ ἕποντο - [ οὐ γάρ σφι σταδίῃ ὑσμίνῃ 
μίμνε φίλον χῆρ᾽ | οὐ γὰρ ἔχον χόρυϑας γαλκήρεας ἱπποδασείας, | οὐδ᾽ ἔχον ἀσπίδας εὐ- 
κύχλους καὶ μείλινα δοῦρα, | ἀλλ᾽ ἄρα τόξοισιν καὶ ἐὐστρεφεῖ οἰὸς ἀώτῳ | Ἴλιον εἰς ἅμ᾽ 
ἔποντο πεποιθότες. In den Perserkriegen indess führten die Lokrer bereits schwere 
Rüstung. Pausan. I, 23, 4 Schub. : Λοχροὺς γὰρ τοὺς ᾿Οπουντίους ὁπλιτεύοντας ἤδη 
κατὰ τὰ δίηδιχὰ ἴσμεν, ode Ὅμηρος ἐποίησεν ὡς φερόμενοι τόξα καὶ σφενδόνας ἐς Ἴλιον 
ἔλϑοιεν. 

4) B 5621: Λοχρῶν ὃ᾽ ἡγεμόνευεν ᾿Οἱλῆος ταγὺς Αἴας. 

5) B 534: τῷ ὃ ἅμα τεσσαράχοντα μέλαιναι νῆες ἕποντο. 

6) Β 533: Θρόνιόν τε Βοαγρίου ἀμφὶ ῥέεϑρα. 

”) Strabon. IX, 4, 4 Kr.: εἴϑ᾽ ὁ Βοάγριος ποταμὸς ἐχδίδωσιν ὁ παραρρέων τὸ 
Θρόνιον, Μάνην δ᾽ ἐπονομάζουσιν αὐτόν ἔστι δὲ χειμάρρους, ὥστ᾽ ἀβρόγοις ἐμβαίνειν 


’ 


τοῖς ποσίν, ἄλλοτε δὲ καὶ δίπλεϑρον ἴσχειν πλάτος. Vgl. Bursian, Geogr. von 


156 Europa. 


Kallatis zufolge soll der Boagrios bei Gelegenheit eines Erdbebens 
seinen Lauf verändert und sich durch eine andere Erdvertiefung einen 
Ausweg gesucht haben). 


3..8tädte. 
a. Städte im Gebiete der opuntischen Lokrer. 


a. Kynos (ἡ Κῦνος) 2, Stadt auf der gleichnamigen lokrischen 
Landspitze auf dem nordwestlichen Küstenvorsprunge des ᾿Οπούν- 
τιος χόλπος, bei Λεβανάταις 3), der euboüischen Stadt Aidepsos gegen- 
über. Sie war die Hafenstadt der Lokrer und Gränzpunkt des etwa 
40 Stadien ausgedehnten opuntischen Meerbusens‘®); auch soll sie 
Wohnsitz des Deukalion gewesen sein, und eben daselbst zeigte man 
das Grab der Pyrrha, das des Deukalion hingegen zu Athen’). 

β. Opoeis (Opus, n Orosı-)®), die Metropole der Lokrer?), 
ebenfalls am opuntischen Meerbusen, nach Strabon 15 Stadien vom 
Meere und 60 Stadien von der Hafenstadt Kynos gelegen; zwischen 
letzterer Stadt und Opus lag, Aidepsos gegenüber, eine fruchtbare 
Ebene®). Nach Bursian beträgt indess die directe Entfernung der 
Ruinen von der Küste nur !/; Stunde, daher die livianische Angabe 
auf 1000 Schritte der Wahrheit näher kommt). Opus war die Heimath 
des Menoitios und Patroklos, welcher Letztere aber wegen eines 
von ihm begangenen Mordes von da zum Peleus entfloh, welcher 


Griechenl. Bd. I, $S. 188. — Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. IIl, 8. 905, 
Anm. 77, wo die verschiedenen topographischen Bestimmungen Clarke’s, Dodwell's, 
Gell’s und Leake’s angegeben sind. 

ἡ Strabon. I, 3, 20 Kr.: Δημήτριος ὃ ὁ Καλλατιανός --- φησὶ --- τὸν Βοάγριον 
χατ ἄλλης ἐνεχϑῆναι φάραγγος. 

2) B 531. 

3) Gell, it. of Gr. p.232. Leake, North. Gr. II, p. 175. Brandis, Mitth. I, 
8.133 ἢ Ross, Wanderungen I, S. 94 ἢ Bursian, Geogr. von Griechenl. 
Ba. I, S. 190. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. III, S. 906. 

4) Strabon. IX, 4, 2 Kr.: Κῦνος δ᾽ ἐστὶ τὸ ἐπίνειον, ἄκρα τερματίζουσα τὸν Orobv- 
τιον χόλπον σταδίων ὄντα περὶ τετταράχοντα. 

5) Strabon. IX, 4, 2 Kr.: ἐν δὲ τῷ Κύνῳ Δευχαλίωνά φασιν οἰκῆσαι, χαὶ τῆς 
Πύρρας αὐτόϑι δείχνυται σῆμα, τοῦ δὲ Δευχαλίωνος ᾿Αϑήνῃσι. 

θ) Β 591. ε 

Ἴ Epigramm bei Strabon. ΙΧ, 4, 2 Kr.: μητρόπολις Λοχρῶν - Ὀπόεις. 

8) Strabon. IX, 4, 2: ἀπέχει δὲ τῆς ϑαλάττης περὶ πεντεκαίδεκα σταδίους, τοῦ 

δ᾽ ἐπινείου χαὶ ἑξήχοντα. Das.: μεταξὺ δὲ ᾿Οποῦντος καὶ Ban πεδίον εὔδαιμον" χεῖται 
τὶ χατὰ Αἰδηψὸν τῆς Εὐβοίας. 

9) Liv. XXVIIL 6: δὰ Cynum Locridis — emporium id est url Opuntiorum 
mille passuum a mari sitae. Weissenbornz. d. St. will irrthümlich die livianische 
Angabe aus Strabon widerlegen. 5. Bursian, Geogr. von Gr. Bd. I, S. 191, 
Anm. 1. 


3 


Griechenland. ἢ 157 


ihn dann gemeinsam mit Achilleus auferzog ἢ). — Die Urgeschichte 
von Opus behandelt Pindar in der 9. olympischen Ode, welche sich 
recht eigentlich im Preise dieser Stadt bewegt. 

Opus ist nach Einigen die heutige Stadt Ταλάντη, welche 
am Abhange eines Berges liegt und eine weite und schöne Ebene 
beherrscht, und wo sich zugleich bedeutende Ruinen finden, nach 
Anderen Pundonitza2. Nach Bursian’s einzig richtiger Angabe 
finden sich Trümmer der Akropolis von Opus auf einem hohen fel- 
sigen Hügel bei dem verfallenen Dorfe Γαρδινίτσα 3). So hatte auch 
schon Leake bestimmt. 

b. Städte im Gebiete der epiknemidischen Lokrer. 

a. Kalliaros (ἢ Καλλίαρος) ἢ wurde schon zu Strabon’s Zeit 
nicht mehr bewohnt); über die Lage des Orts lässt sich nichts 
mehr bestimmen. 

9. Bessa (ἢ Βῆσσαὶ ἢ, worunter nach Strabon eine bewaldete 
Gegend zu verstehen ist, daher auch der Name mit doppeltem σ 
zu schreiben sei: zur Zeit dieses Geographen existirte der Ort nicht 
mehr’). Sein Gebiet gehörte später zu Skarphe‘°). 

+. Skarphe (ἢ Σχάρφη, bei Strabon Σχάρφεια) ὃ am mali- 
schen Meerbusen , 10 Stadien von der alten Küste und 30 von Thro- 
nion entfernt '!'). 


ἡ W 83: μὴ ἐμὰ σῶν ἀπάνευϑε τιϑήμεναι Gore, ᾿Αχιλλεῦ, | aM ὁμοῦ, ὡς ἐτρά- 
φήμεν ἐν ὑμετέροισι δόμοισιν, | εὖτέ pe τυτϑὸν ἐόντα Muster ἐξ Ὀπόεντος | Aya- 
εν ὑμέτερόνδ᾽ Avöpoxtastns ὕπο λυγρῆς χτέ. Strabon. IX, 4, 2: ὅτι δ᾽ ἐξ ᾿Ὀποῦντος 
ἣν 6 Πάτροκλος, λέγει Ὅμηρος, καὶ διότι φόνον ἀκούσιον ae ἔφυγεν εἰς Πηλέα, ὁ ὃ 
πατὴρ Νίενοίτιος ἔμεινεν ἐν τῇ πατρίδι᾽ ἐχεῖσε γάρ φησιν ὁ ᾿Αχιλλεὺς ὑποσγέσϑαι τῷ 
Μενοιτίῳ χατάξειν τὸν Πάτροκλον ἐχ τῆς στρατείας ἐπανελθόντα (Σ 326). 

2) S. O. Müller, Orchom. 1. Aufl. 5. 485. 


3) Bursian, Geogr. von Griechenl. Bd. 1, 5. 191. — Ebenso sucht auch Leake 
(N. Gr. I, p. 174) Opus bei “Kardhenitza’, Kruse (Hellas IIb, 5. 116) in den 
Ruinen von ‘Talanta’. Vgl. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. III, 


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. 8. 906 £. 


4. B531. 5. Bursian, Geogr. von Griechenl. Bd. 1, 5. 190, Anm.4.— Leake, 
N. Gr. 11, p. 180. Forbiger, Handb. Bd. III, S. 906. 

5) Strabon. IX, 4, 5 Kr.: Καλλίαρος μὲν οὐκέτι οἰκεῖται. 

6) B 532. 
, Strabon. IX, 4,5Kr.: [καὶ Βῆσσα ὃ οὐχ ἔστι, δρυμώδης τις τόπος — ταύ- 
τὴν μὲν οὖν τὴν Βῆσσαν ἐν τοῖς δυσὶ γραπτέον σῖγμα᾽ ἀπὸ γὰρ τοῦ δρυμώδους ὠνό- 
μασται ὁμωνύμως χτέ. 

8, Vgl. Bursian, Geogr. von Griechenl. Βά. 1, S. 189. 

9, B 532, 

10). Strabon. IX, 4, AKr.: μετὰ δὲ ταῦτα Σκάρφεια, σταδίοις ὑπερχειμένη τῆς 
θαλάττης Sera, διέγουσα δὲ τοῦ Θρονίου τριάχοντα. 


158 ἘΣ ΠΈΣ Europa. 


Die Stadt wurde ΟἹ. 88, 2 durch ein Erdbeben verwüstet, wo- 
durch 1700 Menschen umkamen ἢ ; später aber wurde sie wieder auf- 
gebaut und bestand bis in die späteste Kaiserzeit. Sie muss der 
obigen strabonischen Angabe zufolge zwischen den heutigen Dörfern 
Molo und Antera (Andera) gelegen haben 2). 

ὃ. Augeiai (αἱ Adystat), dessen anmuthige Lage Homer durch 
das Epitheton ἐρατειναί zu bezeichnen scheint?). Diese lokrische 
Stadt ist nicht mit der gleichnamigen lakonischen zu verwechseln ἢ. 
Zu Strabon’s Zeit war sie, wenn man anders die darauf bezüg- 
liche lückenhafte Stelle richtig hergestellt hat, nicht mehr vorhanden 
und ihr Gebiet in den Besitz der Skarphieer übergegangen’). 

<. Tarphe (ἡ Τάρφῃ ®), lag nach Strabon 20 Stadien von Thro- 
nion auf einer Anhöhe, in einer an Früchten und Bäumen reichen 
Gegend; daher stamme auch ihr Name?). Bursian meint, die Stadt 
habe wie Thronion am Boagrios gelegen, und zwar südlich von 
Thronion, an den bewaldeten Abhängen der Knemis, habe aber in 
späterer Zeit wie Augeiai und Bessa nicht mehr als bewohnter Ort 
bestanden®). Leake findet ihre Stätte bei Pundonitza°). Zu 
Strabon’s Zeiten hiess sie Pharygai!". 

ζ. Thronion (τὸ Θρόνιον), die Hauptstadt der epiknemidischen 
Lokrer, am rechten Ufer des Flusses Boagrios!!). Sie ist nicht 
mit der gleichnamigen Stadt zu verwechseln, welche die Bewohner 
jenes älteren Thronion, nachdem die hellenischen Schiffe auf der 
Heimfahrt von Troia sich zerstreut hatten, in Gemeinschaft mit den 


ἢ Strabon. I, 3, 20 Kr.: χαὶ Σχάρφειαν δ᾽ ἐχ ϑεμελίων ἀναρριφῆναι (Δημήτριός 
φησι), καὶ χαταδῦναι σώματα χιλίων χαὶ ἑπταχοσίων οὐχ ἐλάττω. 

2) S. Bursian, Geogr. von Griechenl. Βα. 1, 5. 159 mit den Citaten. — 
Leake, N. Gr. U, p. 178. Gell, It. of Gr. p. 237. Forbiger, Handb. der 
alten Geogr. Bd. III, S. 906. 

3) Β 582: Αὐγειὰς ἐρατεινάς. 

4 S. unten: Peloponnes (unter Lakedaimon). 

5) Strabon. IX, 4, 5Kr.: οὐδ᾽ [ai Αὐγειαί (εἰσίν), ὧν τὴν χώ]ραν ἔχουσι Σχαρ- 
φιεῖς. Bursian, Geogr. von Griechenl. Βα. 1, S. 189. 

6) B 533. 

7; Strabon. IX, 4,6Kr.: ἢ δὲ Τάρφη χεῖται ἐφ᾽ ὕψους, διέχουσα [Opoviou] στα- 
δίους εἴχοσι, χώραν ὃ εὔχαρπόν τε καὶ ε 
σοὺς ὠνόμασται. 

8) Bursian, Geogr. von Griechen]. Bd. I, 8. 190. 

9 N. Gr. II, p. 179. Vgl. Forbiger, Handb. Bd. III, S. 906. 

10) Strab. IX, 4, 6Kr.: καλεῖται δὲ (ἡ Τάρφῃ νῦν Φαρύγαι. 

11) B 533: Θρόνιόν τε Βοαγρίου ἀμφὶ ῥέεϑρα. Strabon. IX, 4, 4 Kr.: μετὰ δὲ εἴχοσ: 
ταδίους ἀπὸ Κνημίδων λιμήν, ὑπὲρ οὗ χεῖται τὸ Θρόνιον ἐν σταδίοις τοῖς ἴσοις χατὰ 
τὴν μεσόγαιαν. εἶϑ᾽ ὁ Βοάγριος ποταμὸς ἐχδίδωσιν ὁ παραρρέων τὸ Θρόνιον. Plin. nat. 
hist. IV, 7, 12 511. : Thronium, juxta quod Boagrius amnis defertur in mare. 


FA ER ER N x σ FE ιν ἀν 2 
ὑδενῦρον ἔχει" ἤδη γὰρ χαὶ αὕτη ἅπὸ τοῦ οὐ 


- 


I; δ᾽ 


Ὁ» ας, μοι αν ς Ὁ ον ΟΕ, ἘΠΕ εν : ἫΝ 
ΤΡ se ge rn FU ea ee DE, - 
m τύ + ἕ 


Ahead. 159 


τ Ε Abanten aus Euboie unweit des keraunischen Gebirges in Illyrien 
gegründet hatten ἢ. In der Nähe von Thronion lag der Engpass von 


Thermopylai. Auch Thronion wurde Ol. 88, 2 durch das schon oben 
bei Gelegenheit von Skarphe erwähnte Erdbeben hart mitgenommen, 
wie viele andere lokrische Städte?). — Die Stadt lag am westlichen 
Fusse des jetzt Kapus genannten Bergzuges; ihr Hafen befand sich 
20 Stadien nordöstlich von ihr, bei dem jetzigen Dorfe Longaki. Die 
Ruinen von Thronion sind jetzt sehr unscheinbar, müssen aber früher 
bedeutend gewesen sein, da sie von den Umwohnern τὸ Παλαιόχαστρο 
εἰς τὰ μάρμαρα genannt wurden). 


ὃ 32. 
Ὁ. Phokis. 


1. Land und Volk. Phokis wurde nördlich und westlich von Lo- 
kris, östlich von Boiotien und südlich vom korinthischen Meerbusen 
begränzt!). Der Name des Landes, Phokis, begegnet uns bei Homer 
nicht; wohl aber werden die Phokier als Bewohner desselben, und 
zwar in der Genetivform Φωχήων, erwähnt’). Den Namen Phokis 
führt Pausanias auf den Korinthier Phokos, den Sohn des Ornytion, 
zurück, der sich hier niederliess %). Das phokische Contingent für den 
troianischen Zug betrug 40 Schiffe, welche unter dem Oberbefehl des 
Schedios und Epistrophos, der Söhne des Iphitos, standen”). 


1) Pausan. V, 22,4 Schub. : σχεδασϑεισῶν γὰρ Ἕλλησιν, ὡς ἐχομίζοντο ἐξ Ἰλίου, 
- = r ᾿Ξ \ = a x 
τῶν νεῶν, Λοχροί τε &x Θρονίου τῆς ἐπὶ Βοαγρίῳ ποταμῷ καὶ Αβαντες ἀπὸ Εὐβοίας 
γαυσὶν ὀχτὼ συναμφότεροι πρὸς τὰ ὄρη χατηνέχϑησαν τὰ Κεραύνια. οἰκήσαντες δὲ ἐν- 
- x 5) er} Ε: ΄ Zu ἘΠ ἷ “ 6. «..} , - 
ταῦϑα χαὶ πόλιν οἰχίσαντες Θρόνιον — ἐχπίπτουσιν ὕστερον ὑπὸ ᾿Απολλωνιατῶν. 
2) Strabon. I, 3, 20 Kr. 


3) 5. Bursian, Geogr. von Griechenl. Bd. 1, S. 189 mit Anm. 3. Derselbe 
bemerkt hier, dass die Lage von Thronion durch die Inschrift C. I. n. 1751 ge- 
sichert sei. — Leake hingegen setzt Thronion bei Romani an: N. Gr. UI, p. 178. 
Vgl. Forbiger, Handb. Bd. 111, S. 906. 


4) Gegen die Aeusserung Strabon’s, Phokis sei früher ausgedehnter gewesen 
und habe sich von Meer zu Meer erstreckt, da auch Daphnus zu seinem Gebiete 
gehört habe (Strab. IX, 3, 1 Kr.: ἡ Φωχίς ἐστι πρὸς ἄρκτον παραβεβλημένη τῇ 
Βοιωτίᾳ παραπλησίως ἀπὸ ϑαλάττης εἰς θάλατταν, τό γε παλαιόν. ὁ γὰρ Δαφνοῦς ἦν 
τότε τῆς Φωκίδος), protestirt Schlegel (de geogr. Hom. comm. p. 14 84.). 

5) B 517. 

6) Pausan. Il, 29, 3 Schub. : τὸ δὲ ὄνομα προ "ὑπῆρχε ν ἤδη τῇ χώρᾳ, Φώχου τοῦ 
Ὀρνυτίωνος γενεᾷ πρότερον ἐς αὐτὴν ἐλϑόντος. ἐπὶ μὲν δὴ Φώχου τούτου ἣ περὶ Τι- 
ϑορέαν τε χαὶ Παρνασὸν ἐχαλεῖτο Φωχίς. 

7) B51T: αὐτὰρ Φωχήων Σχεδίος καὶ Ἐπίστροφος ἦρχον, | υἱέες ᾿Ιφίτου μεγαϑύ- 
μου Ναυβολίδαο. B 524: τοῖς ὃ ἅμα τεσσαράκοντα μέλαιναι νῆες ἕποντο. 


160 Europa. 


2. Gebirge. Dahin gehört der Parnesos, Parnass (ὃ Ilap- 
γησός) ἢ, den Homer einen hohen, bewaldeten Berg (αἰπὺ σροςὶ) 
mit winddurchtos’ten Schluchten {πτύχας ἠνεμοέσσας) nennt?). 
Am Fusse desselben lag das Herrschergebiet des Autolykos, des 
Grossvaters des Odysseus von mütterlicher Seite, der wegen seiner 
Schlauheit und List berühmt war, und dem Odysseus in seiner Jugend 
einen Besuch abstattete, bei welcher Gelegenheit er eine Jagd im 
Parnesos mitmachte und von einem Eber verwundet wurde). 

Seinen Namen erhielt dies Gebirge nach Pausanias von Par- 
nassos, dem Sohne der Nymphe Kleodora und des Poseidon, 
neben welchem Kleopompos, ein sterblicher Mann, für seinen 
Vater galt; nach diesem Parnassos hiess der Berg die Schlucht des 
Parnassos (νάπη llapvasta); er erbaute die älteste, am Fusse des- 
selben gelegene Stadt, welche aber von der deukalionischen Fluth 
überschwemmt wurde, so dass diejenigen Einwohner, welche dem 
Tode entgangen waren, sich flüchteten und, dem Gebrüll der ihnen 
als Wegweiser dienenden Wölfe folgend, sich in die höchsten Theile 
des Gebirges retteten und hier eine Stadt gründeten, welche sie nach 
dem Wolfsgebrüll Lykoreia nannten®). — Der gleichnamige Gipfel 
des Parnasses, Lykoreia, war, wie es scheint, der höchste des Gebirges 
und lag oberhalb der korykischen Grotte’). — Uebrigens stösst der 
Parnass mit den Abhängen des Helikon zusammen; sein höchster 


ἡ So bei Homer überall, mit einfachem s: 394. 432. ῳ 220. ὦ 332. Ueber 
die Namensform vgl. O. Müller, Orchomenos, S. 479. 

2} 7431: αἰπὺ δ᾽ ὄρος προσέβαν χαταειμένον ὕλῃ | Παρνησοῦ, τάχα δ᾽ ἵχανον πτύ- 
yas ἠνεμοέσαας. 

8). τ 392; αὐτίχα δ᾽ ἔγνω (Εὐρύκλεια) οὐλήν, τὴν ποτέ μιν σῦς ἤλασε λευχῷ ὀδόν-- 
τι | Παρνησόνὸ ἐλϑόντα μετ Αὐτόλυχόν τε καὶ υἷας, | μητρὸς ἑῆς πατέρ ἐσϑλόν, ὃς 
ἀνϑρῴπους ἐκέχαστο | χλεπτοσύνῃ ὃ᾽΄ ὕρχῳ τε. Der Kampf mit dem Eber, der in 
einem Dickicht des Parnesos lagerte, wird τ 439 ff. ausführlich beschrieben. 

4) Pausan. X, 6, 1f. Schub.: πόλιν δὲ ἀρχαιοτάτην οἰχισϑῆναί φασιν ἐνταῦϑα ὑπὸ 
Παρνασοῦ, Κλεοδώρας δὲ εἶναι νύμφης παῖδα αὐτόν" χαί οἱ πατέρας, καϑάπερ γε καὶ 
ἄλλοις τῶν καλουμένων ἡρώων, Ποσειδῶνά τε ϑεὸν χαὶ Κλεόπομπον ἄνδρα ἐπονομά- 
ζουσιν. ἀπὸ τούτου δὲ τοῦ Παρνασοῦ τῷ τε ὄρει τὸ ὄνομα τεϑῆναι λέγουσι χαὶ [ἀπὸ τού- 
τοῦ] Παρνασίαν ὀνομασϑῆναι νάπην" τῶν πετομένων τε ὀρνίϑων τὴν am αὐτῶν μαν- 
τείαν γενέσϑα! Παρνασοῦ τὸ εὕρημα. Ταύτην μὲν οὖν καταχλυσϑῆναι τὴν πόλιν ὑπὸ τῶν 
ὄμβρων τῶν χατὰ Δευκαλίωνα συμβάντων - τῶν δὲ ἀνθρώπων ὅσοι διαφυγεῖν τὸν χειμῶνα 
ἠδυνήϑησαν, λύχων ὠρυγαῖς ἀπεσώϑησαν ἐς τοῦ Παρνασοῦ τὰ ἄκρα ὑπὸ ἡγεμόσι τῆς 
πορείας τοῖς ϑηρίοις, πόλιν δὲ ἣν ἔχτισαν, ἐκάλεσαν ἐπὶ τούτῳ Λυχώρειαν. 

5) S. Pausan. X, 6,3. X, 32, 7Schub. Müller, Orchom. 5. 494. — Bursian, 
Geogr. von Griechenl. Bd. I, S. 157. Nach Bursian ist die Λυκώρεια eine isolirte 
Felspyramide, an der Nordostseite des ganzen Bergstockes, heisst noch jetzt τὸ Auxept 
und hat eine Höhe von 2459 Metern. Vgl. Ulrichs Reisen. 5. 121f. Vischer, 
Erinnerungen. S. 611 ff. S. über den Parnesos: Forbiger, Handb. Bd. III, S. 859 
mit den dort gegebenen Nachweisungen. 


Griechenland. 161 


Theil ist mit fast perennirendem Schnee bedeckt und bildet den Berg- 
scheitel der ganzen Gegend, sowie die von ihm auslaufenden Felsen- 
rücken Völkerscheiden waren; die unteren Theile des Parnasses be- 
stehen aus nacktem Kalkstein, während die höheren mit dichten 
Tannenwäldern bedeckt sind; auf der Südseite desselben steigen 
lothrechte Felsen in wilden, zerrissenen Formen auf, welche die Stadt 
und das Gebiet der Delphier halbkreisförmig umgeben ; ein östlich vom 
Parnass sich erstreckender steiler Abhang, der Katopterios, trennte 
ehemals das delphische Gebiet von dem phokischen !). Zu Eustathios’ 
Zeit hiess der Parnass bei den Boiotiern Τερνεσός; sein jetziger Name 
ist Liakura?). 

3. Flüsse. Von Flüssen in Phokis wird bei Homer nur der 
Kephissos (ὃ Κυηφισσός) erwähnt, der bei der Stadt Lilaia am nörd- 
lichen Fusse des Parnasses an der Gränze Thessaliens entspringt ?), 
und, nachdem er, wie Strabon nach Hesiodos’ Vorgang sich aus- 
drückt, ‘ganz Phokis in Schlangenwindungen durchlaufen’ und alle 
Bergwasser der benachbarten Gebirge in sich aufgenommen hat, sich 
in den kephisischen See ergiesst. Jetzt heisst er in seinem oberen 
Laufe der Fluss von Dadi (τὸ ποτάμι τοῦ Δαδιοῦ), weiter abwärts das 
Schwarzwasser (τὸ Maupovspo) ἢ. Am linken Ufer desselben, zwi- 
schen dem Gebirge Hadyleion und dem Parnass, welche hier 
bis auf eine Entfernung von 5 Stunden an einander herantreten, so 
dass auf beiden Seiten des Flusses nur eine enge Strasse von Boio- 
tien nach Phokis führte, hatten die Parapotamier oder Epi- 
kephisier ihre Wohnsitze®); und diese sind ohne Zweifel zu ver- 
stehen, wenn im Schiffskataloge unter den Phokiern Solche auf- 
geführt werden, welche längs des göttlichen Kephissos 
wohnten®). Ihre Stadt hiess nach Strabon Parapotamioi, 


ἢ S. O. Müller, Orchom. 5. 22. Bursian, Geogr. von Gr. I, S. 157. 

2) Forbiger, Handb. Bd. IIl, S. 859. 

3) B523: ol τε Λίλαιαν ἔχον πηγῇς ἔπι Κηφισοῖο. Hymn. in Apoll. 240: Κηφισὸν - 
καλλιρέεϑρον, | ὅστε Λιλαίηϑεν προχέει καλλίρροον ὕδωρ. 

#) Strabon. IX, 3, 16 Kr.: τὸν Κηφισσόν, --- τὰς μὲν ἀρχὰς ἐχ Λιλαίας ἔχοντα 
Φωχιχῆς πόλειος (χαϑάπερ καὶ Ὅμηρός φησιν, οἵ τε Λίλαιαν ἔχον πηγῇς ἔπι 
Κηφισσοῖο), εἰς δὲ τὴν Κωπαΐδα λίμνην ἐχδιδόντα. -- χαὶ Ἡσίοδος δ᾽ ἐπὶ πλέον περὶ 
τοῦ ποταμοῦ λέγει καὶ τῆς ῥύσεως, ὡς δι᾿ ὅλης ῥέοι τῆς Φωκίδος σχολιῶς καὶ ὃραχοντο- 
en" παρὲκ Πανόπην Γλήχωνά τ᾽ ἐρυμνὴν καί τε dr’ Ὀρχομενοῦ 
εἰλιγμένος εἶσι, δράχων ὥς (Fr. CCI Göttl.), wo Göttling und v. Leutsch 
statt ör ᾿ΟΠρχομενοῦ : δι’ Epyopevod conjieiren. Vgl. Strabon. IX, 2, 19 Kr. Den Lauf 
des Kephissos beschreibt ausführlich ©. Müller, Orchom. $. 41. Vgl. unten 
Boiotien ὃ. 35. Bursian, Geogr. von Griechenl. Bd. I, 5. 161. Forbiger, 
Handb. Bd. III, 5. 916. Leake, N. Gr. II, p. 281 ff. 286 fi. 

5) 5. OÖ. Müller, Orchom. 5. 34 und 35. 

6) B 522: οἵ τ ἄρα πὰρ ποταμὸν Κηφισὸν δῖον ἔναιον. 

Buchholz, Homerische Realien. 18. 11 


162 Europa. 


dessen Lage durch die oben erwähnte Bergenge am Kephissos bestimmt 
wird!). Ol. 108, 1 wurde dasselbe im heiligen Kriege von Philipp zer- 
stört?). Nach Bursian sind noch einige unbedeutende Mauerreste 
davon bei dem Dorfe Belesi erhalten >). 

4. Städte. Diesesind nach der Ordnung des Schiffskatalogs fol- 
gende: 

a. Kyparissos (ἡ Κυπάρισσος, ἢ, eine früh untergegangene Stadt 
im Parnass zwischen Daulis und Delphoi, welche nach dem Schol. 
zur Ilias ihren Namen entweder von Kyparissos, dem Bruder des Or- 
chomenos und Sohne des Minyas, oder von der Menge der dort wach- 
senden Cypressen hatte); nach einem andern Scholion ist Kyp. das 
spätere Apollonias®). — Nach Pausanias hingegen war Kypa- 
rissos eine Küstenstadt am korinthischen Meerbusen und hiess später 
Antikyra’). Dieser Ansicht folgt Schlichthorst®), obwohl Erste- 
res das Wahrscheinlichere ist. O. Müller vermuthet, dass Kypa- 
rissos das heutige Arachova sei, ein auf einem Vorsprunge des Par- 
nasses gelegenes Dörfchen mit herrlicher Aussicht®). Nach Bursian 
hingegen ist Kyp. identisch mit einer am Wege von Daulis nach 
Delphoi, 1 Stunde vom Dorfe ’Apayoßa belegenen, nach der Zerstörung 
durch Xerxes verschollenen Stadt der Αἰολιδεῖς am Flusse Πλειστός 10). 

Ὁ. Python (ἢ Πυϑών!η, ἡ Πυϑώ 12)), das spätere Delphoi, hat 
bei Homer das Epitheton πετρύεσσα 12), weil es am Abhange eines Berges 
lag und von den Felsen des Parnass amphitheatralisch umgeben war!®). 


ἢ Strabon. IX, 2, 19 Kr.: δι Ἐλατείας δὲ husis, μεγίστης τῶν ἐν Φωκεῦσι πό- 
λεων, χαὶ διὰ Παραποταμίων χαὶ Φανοτέων, ὁμοίως Φωχιχῶν πολισμάτων, 
εἰς Χαιρώνειαν τῆς Βοιωτίας πρόεισιν (6 Κηφισσός). 5. Ο. Müller, Orchom. $. 483. 
2) Pausan. X, 8, 1-Schub.: χαὶ ἐς ἔδαφος ἁλοῦσαι χατεβλήϑησαν τῶν Φωχέων αἱ 
πόλεις" ἀριϑμὸς δὲ ἣν αὐτῶν Λίλαια -- χαὶ Παραποτάμιοι χτέ 


3) Geogr. von Griechenl. Βά. 1, S. 164. 


τ 


a) Β 519. 

5) Schol. zu Β 519 (Vill.): ὠνομάσϑη Κυπάρισσος ἀπὸ Κυπαρίσσου τοῦ Ὀρχομενοῦ 
ἀδελφοῦ ἢ ἀπὸ τῶν ἐν αὐτῇ φυομένων χυπαρίσσων, ὁμωνύμως δὲ τῷ δένδρῳ ἀνε- 
ἡνώσϑη. 


ya 


6) Schol. zu Β 519: Κυπάρισσος, ἢ υνὖν ᾿Απολλωνιάς, ἀπὸ Κυπαρίσσου τοῦ υἱοῦ 
Μινύου. Ueber ihre Lage: O. Müller, Orchom. 5. 190. 

') Pausan. X, 36, 5 Schub. : τὰ δὲ ἀρχαιότερα ὄνομα εἶνα! Κυπάρισσον τῇ πόλει 
φασί, χαὶ Ὅμηρον ἐν Φωχέων καταλόγῳ τὸ ὄνομα ϑελῆσαι ϑέσϑα: γε αὐτόν, ὅτι ἤδη 
τηνικαῦτα ἐκαλεῖτο ᾿Αντίκυρα" εἶναι γὰρ δὴ τὸν ᾿Αντιχυρέα χατὰ Ἡραχλέα ἡλικίαν. 

8) Geogr. Hom. 5. 73. 9) Orchom. ὃ. 454. 

10) Geogr. von Griechenl. 1, S. 170. Leake (N. Gr. I, S. 579) sucht K. am 
Parnass, und zwar am Lykoreia unweit Delphoi. Vgl. Forbiger, Handb. 
Bd. III, S. 911. . 

11) B 519. 12) 1 405. ὃ 80. λ 581. 

13) B 519: Πυϑῶνα πετρήεσσαν. 1405: Πυϑοῖ ἔνι: πετρηέσσῃ. 

1) 5,.0. Müller, Orchom. 5. 494. Justin. XXIV, 6 


Griechenland. ς 163 


Ausserdem wird die Stadt heilig, göttli ch (nyaden) genannt!) — ein 
Epitheton, welchesHomer mehrfach Städten und Ländern giebt, welche 
unter dem unmittelbaren Schutze einer Gottheit stehen, wie Pytho 
unter dem des Apollon. Die Stadt war schon im hohen Alterthum 
durch ihren Tempel mit dem apollinischen Orakel berühmt, auf dessen 
bedeutenden Reichthum die Aeusserung des Achilleus schliessen lässt, 
dass ihm sein Leben mehr werth sei als alle Schätze, selbst als die 
Dions und als die, welche die steinerne Schwelle des Apollon in Pytho 
berge?). Der hier bei Homer erwähnte Tempel war der vierte der 

_ Reihenfolge nach und etwa 1200 v. Chr. von Trophonios und Aga- 
medes aus Stein erbaut, ging aber unter dem Archontat des Atheners 
Erxikleides (Ol. 58, 1 —= 548 v. Chr.) in Flammen auf’). 

€ Bei Homer wird Pytho nur noch in Beziehung auf Leto erwähnt, 
welche auf ihrem Wege durch das Gefilde von Panopeus nach Del- 
phoi vom Tityos Gewalt erfuhr 

Das alte Delphoi befand sich an der Stelle, wo das heutige Dorf 
Kastri liegt). 

Die Gründung Pytho’s gehört, wie ©. Müller zu erweisen 
sucht), mindestens ın die Zeit der minoischen Seeherrschaft. Die 
delphischen Tempelschätze wurden bekanntlich später von den Pho- 
kiern geplündert, nachdem schon in der mythischen Zeit die räuberi- 
schen Phlesyer das Heilisthum verwüstet hatten”). 


1) ὃ 80: Πυϑοῖ ev ἠγαϑέῃ. 

2) 1 401: οὐ γὰρ ἐμοὶ ψυχῆς ἀντάξιον, οὐδ᾽ ὅσα φασὶν | ἥλιον ἐχτῆσϑαι -- 
οὐδ ὅσα λάϊνος οὐδὸς ag φήτορος ἐντὸς ἐέργει, [ Φοίβου ᾿Απόλλωνος, Πυϑοῖ ἔνι πε- 
πρηέσσῃ. ὃ 19: ὡς γάρ οἱ ᾿Αγαμέμνονι) χρείων μυϑήσατο Φοῖβος ᾿Απόλλων | Πυ- 
ϑοῖ ἐν ἠγαϑέῃ, ὅϑ᾽ ὑπέρβη λάϊνον οὐδὸν | χρησόμενος. Hymn. in Apoll. 294: ὡς 
εἰπὼν διέϑηχε ϑεμείλια Φοῖβος ᾿Απόλλων, | εὐρέα χαὶ μάλα μαχρὰ διηνεχές αὐτὰρ 
ἐπὶ αὐτοῖς | λάϊνον ἔϑηχε Τροφώνιος ἠδ᾽ ᾿Αγαμήδης, | υἱέες ᾿Εργίνου, φίλοι ἀϑανάτοισι 
ϑεοῖσιν | ἀμφὶ δὲ νηὸν ἔνασσαν ἀϑέσφατα φῦλ᾽ ἀνϑρώπων | ξεστοῖσιν λάεσσιν, ἀοίδιμον 
ἔμμεναι αἰεί χτέ. Mit Verweisung auf diese Stelle deutet O. Müller (Archäologie 
S. 29) die steinerne Schwelle als einen unterirdischen Behälter für Schätze. 

3) Pausan. X, 5, 13 Schub. : τέταρτος δὲ ὑπὸ Τροφωνίου μὲν εἰργάσϑη χαὶ ᾿Αγα- 
μήδους, λίϑου δὲ αὐτὸν ποιηϑῆναι μνημονεύουσι . χατεχαύϑη δὲ Ἐρξιχλείδου μὲν ᾿Αϑή- 
γησιν ἄρχοντος, πρώτῳ δὲ τῆς ὀγδόης ὀλυμπιάδος ἔτει καὶ πεντηκοστῆς. 

4) 1 ὅ80: Λητὼ γὰρ ἥλχησε, Διὸς χυδρὴν παράκοιτιν, | Πυϑώϑ' ἐρχομένην διὰ χαλ- 
λιχόρου Πανοπῆος. 

5) Bursian, Geogr. von Griech. I, 5. 170. Ο. Müller, Orchom. 85. 494. Vgl. 
'Forbiger, Handb. d. alt. Geogr. Bd. III, S. 911. Leake, N. Gr. I, p. 551 
—581. Thiersch in den Abh. derK. Baier. Akad. ἃ. Wiss. III, 1. (1840). 5.1 
— 73, Ulrichs Reise in Griechenl. 1, S. 25—12$. Ross im Morgenbl. 1835. No. 176. 
Brandis, Mittheil. I, S. 255ff. Westermann in Jahn’s N. Jahrb. Bd. XLI, 
S. 221 f. Inschriften: E.Curtius, Anecd. Delphica. Berol. 1843. 

6) Orchom. ὃ. 146. 

Ἢ Pausan. IX, 36, 2 Schub. : τέλος δὲ χαὶ ἐπὶ τὸ ἱερὸν συλήσοντες στρατεύουσι τὸ ἐν 
Δελφοῖς (näml. οἱ Φλεγύαι). Ἢ 


104 Europa. 


c. Krisa (ἢ Kpisa) wird von den meisten Neueren mit Recht 
als ein von Kirrha (ἡ Κίῤῥα) verschiedener Ort hingestellt; die Ansicht 
O.Müller’s, der dieIdentität beider Städte zu erweisen versuchte, hat 
Leake für immer beseitigt!). Die Stätte von Krisa ist bei dem heu- 
tigen Χρυσό zu suchen, nicht an dem nach ihr benannten Meerbusen, 
sondern 1!/, Stunde landeinwärts?). Homer legt ihr das Epitheton 
göttlich, heilig (ζαϑέη) bei®), nach Eustathios entweder dess- 
wegen, weil sie einen berühmten Tempel der Demeter hatte, oder weil 
sie dem Apollon geweiht war). 


δ 33. 
Weitere Städte in Phokis. 


d. Daulis (ἣ Δαυλίς) 5), später ἡ Δαυλία 6), bei Polybios τὸ Aau- 
λιον 7), am Parnass, etwa 5 Stunden in östlicher Richtung‘) von Del- 
phoi und etwa 7 Stadien von der sogleich zu erwähnenden Stadt Pa- 
nopeus an der Gränze Boiotiens gelegen®). Nach Einigen soll Daulis 
seinen Namen von der gleichnamigen Nymphe, einer Tochter des 
Kephisos, erhalten haben, nach Anderen aber von dem Umstande, 
dass die Umgegend von Daulis dicht bewaldet war und in alten Zeiten 
Dickichte (δασέα) δαῦλα hiessen 10). Vor Zeiten war Daulis der Sitz 
thrakischer Könige, woraus es sich erklärt, dass hier der Thrakier 
Tereus geherrscht und der Mythos von Philomela und Prokne seinen 


ıı 8. O. Müller, Orchom. 5. 495. Leake, N. Gr. II, p. 583ff. Kruse, Hel- 
las IIb, S. 49 f. Tetschke, Part. I. de Crissa et Cirrha. Strals. 1834. 4. For- 
biger, Handb. der alten Geogr. Bd. III, S. 911. 

2 Bursian, Geogr. von Griech. 1, 5. 180f. Leake ἃ. ἃ. Ὁ. Ulrichs Reise 
348.7. 

3) B 520: Κρῖσάν τε Laden». 

4) Eustath. zu B 520: ζαϑέην γὰρ αὐτὴν λέγει, ἐπεὶ Δημητρεῖόν φασι περὶ αὐτὴν 
ἐπιφανές. ἢ ὡς ἀναχειμένην ᾿Απόλλωνι. 

5) Β 520. 

6) Strabon. IX, 3, 13 Κα. : Ὅμηρος μὲν οὖν Δαυλίδα εἶπεν, οἱ ὃ᾽ ὕστερον AauAlav. 

?) Polyb. IV, 25 Bekker: Φωχέων δὲ (ἐγκαλούντων) διότι στρατεύσαντες ἐπ᾿ ᾿Αμ- 
βρυσον καὶ Δαύλιον ἐπιβάλοιντο (die Aitoler näml.) καταλαβέσϑαι τὰς πόλεις χτέ. 

8) Strabon. IX, 3, 18 Kr.: ἔτι δὲ μᾶλλον ἐν τῇ μεσογαίᾳ μετὰ Δελφοὺς ὡς πρὸς. 
τὴν ἕω Δαυλὶς πολίχνιον. 

9) Pausan. X, 4,1 ϑόμυθ.: Πανοπέως δὲ ὅσον στάδια ἑπτὰ a 

10) Ebendas.: τὸ δὲ ὄνομα τῇ πόλει τεϑῆναι λέγουσιν ἀπὸ Δα 
γατέρα δὲ εἶναι τοῦ Κηφισοῦ τὴν Δαυλίδα. τοῖς δέ ἐστιν εἰρημένον ὡς τὸ χωρίον, ἔνϑα 
ἢ πόλις χίσϑη, παρείχετο συνεχῆ δένδρα, χαλεῖσϑαι δὲ τὰ δασέα ὑπὸ τῶν πάλαι 
δαῦλα. So auch Eustath. zu Β 520: δασεῖα δὲ ἡἣ πόλις χαὶ σύμφυτος, worauf er 
dann unter Bezugnahme auf Pausan. die Ableitung von δαῦλα Ξε δασέα weiter aus- 
führt. Vgl. Strabon. IX, 3, 13 Kr. Nach Bursian (Geogr. von Griech. 1, S. 168 ἢ) 
liegt das Dorf Δαύλεια noch jetzt zwischen dichten Granatbüschen am Fuss des Berges- 


πέχει Δαυλίς. 
υλίδος νύμφης, ϑυ- 


τ N Fr Be Tr 2 τ 


Griechenland. 165 


Schauplatz gehabt haben soll!). Der Kreuzungspunkt, wo die Strassen 
von Delphoi und Daulia zusammentrafen, war nach Sophokles auch 
die Scene, wo Oidipus den eigenen Vater erschlug?). 


Im heiligen Kriege wurde Daulis von dem Makedonier Philippos 
mit Panopeus, Lilaia und andern phokischen Städten von Grund 
aus zerstört. (Ol. 108, 1) 3). 


Da es auf einem hohen Hügel lag, so machte die Einnahme des- 
selben in späterer Zeit (200 v.Chr.G.) den Römern unter T. Quinctius 
-Flamininus, als sie auf Athens Veranlassung mit Philipp II. von Ma- 
kedonien kriegten, grosse Schwierigkeit, so dass sie es weder mit 
Sturmleitern noch durch Belagerungswerke zu nehmen vermochten ἢ. 


Die alte Stadt Daulis lag, wie eine aufgefundene Inschrift lehrt, 
an derselben Stelle, wo heutzutage Δαύλεια, ein anmuthiges Dorf 
am Parnass (5 Stunden von Delphoi), gelegen ist, und zwar auf einem 
steilen, isolirten Felsrücken, der noch jetzt ringsum mit den Resten 


der aus polygonen und quadraten Steinen errichteten Befestigungs- 
mauern gekrönt ist°). 


6, Panopeus (ὁ Πανοπεύς 6), zu Strabons Zeit Φανοτεύς), unweit 
Chaironeia, gränzte an das Gebiet von Lebadeia (Boiotien) und war 
nach der gewöhnlichen Sage der Schauplatz des Mythos von Tityos, 
dem Schänder der Leto, wie auch Homer ausdrücklich sagt’), der ihn 
freilich an einer andern Stellle (η 324) nach Euboie versetzt°). Nahe bei 
Panopeus strömte der Fluss Kephissos vorüber, wie ein bei Strabon 


ἢ Strabon IX, 3, 13 Kr.: Δαυλὶς πολίχνιον, ὅπου Τηρέα τὸν Θρᾷχά φασι δυνα- 
στεῦσαι ᾿ χαὶ τὰ περὶ Φιλομήλαν χαὶ Πρόχνην ἐχεῖ μυϑεύουσι. Vgl. Pausan. X, 4, 8 ff. 

3) Oed. rex 733 Herm.: Φωχὶς μὲν ἡ γῆ χλήζεται ᾿ σχιστὴ δ᾽ ὁδὸς | ἐς ταὐτὸ 
«Δελφῶν χἀπὸ Δαυλίας ἄγει. 

3) Pausan. Χ, 8, 1 Schub.: καὶ ἐς ἔδαφος ἁλοῦσαι χατεβλήϑησαν τῶν Φωχέων 
αἱ πόλεις - ἀριϑμὸς δὲ ἦν αὐτῶν Λίλαια καὶ ᾿γάμπολις καὶ ᾿Αντίχυρα καὶ Παραποτάμιοι 
χαὶ Πανοπεύς τε χαὶ Δαυλίς. Die Zeitbestimmung giebt Pausanias kurz vorher: 
᾿ΘΘεοφίλου μὲν ᾿Αϑήνησιν ἄρχοντος, ὀγδόης δὲ ὀλυμπιάδος χαὶ ἑκατοστῆς ἔτει πρώτῳ. 

4 Livius XXXII, 18: Daulis quia in tumulo excelso sita est, nec scalis nec 
operibus capi poterat. 

5) Bursian, Geogr. von Griech. 1, 5. 108. Ο. Müller, Orchomenos. $. 484. 
Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. III, 5. 913, wo der heutige Ort Dhavlia 
geschrieben ist. Dodwell, Class. Tour. I, p. 205 ff. Gell, It. of Gr. p. 203. 
Leake, N. Gr. II, p. 98. 100 ff. Ulrichs Reise 1, S. 148 ff. 

6) B 520. 7) λ 580. (Schon oben 5. 163, Anm. 5 eitirt). 

8) Strabon. IX, 3, 14 Kr.: Πανοπεὺς δ᾽ ὁ νῦν Φανοτεύς, ὅμορος τοῖς περὶ Λεβά- 
δειαν τόποις, ἡ τοῦ Ἐπειοῦ πατρίς. χαὶ τὰ περὶ τὸν Τιτυὸν δὲ ἐνταῦϑα μυϑεύουσιν. 
Ὅμηρος δέ φησιν, ὅτι οἱ Φαίηχες τὸν Ῥαδάμανϑυν εἰς Εὔβοιαν ἤγαγον, ὀψόμενον 
Τιτυὸν γαιήϊον υἱόν (n 324). Vgl. Pausan. X, 4. 


166 Europa. 


citirtes Fragment des Hesiodos bezeugt!). Die Epitheta, welche Homer 
der Stadt beilegt, sind gepriesen (xAsıroc) 2) und mit schönen 
Tanzplätzen versehen ἰχαλλίχορος) ἢ Sie war die Heimath des 
von Hektor erlegten Schedios, den Homer den Tapfersten der Pho- 
keer nennt, und der dort über viele Männer herrschte‘). — Uebri- 
gens war Panopeus von Chaironeia 205), von Daulis etwa 7 Stadien 
entfernt‘) ; die Mauern der Stadt stehen zum Theil heute noch, und 


zwar an einem steilen Felsberge südlich vom Dorfe ”Ayıos BAasız?). 

f. Anemoreia (ἢ Ανεμώρεια 8), von Einigen ᾿Ανεμώλεια ge- 
nannt®)), bildete die Gränze der Gebiete von Phokis und Delphoi, 
als die Lakedaimonier Ol. 89, 3 = 421 v. Chr. beide absonderten und 
Delphoi zu einem eigenen Staate machten 1). Der Name soll daher 
rühren, dass die Stadt, welche an einem hohen Punkte des Parnasses 
lag, dem vom Katopterios, einem von Parnasse sich herziehenden Ab- 
hange, wehenden Winde ausgesetzt war!!). Uebrigens ist ihre Lage 
unbestimmt. Nach Bursian gehören ihr vielleicht einige Mauerreste 
in der Nähe des Dorfes ’Apayoßa an !?). 

g. Hyampolis (n ᾿ Υάμπολις) 13), im nordöstlichen Theile von 
Phokis, oberhalb Orchomenos und nicht weit von Abai gelegen. Es 


giebt nur eine Stadt dieses Namens, nicht zwei oder drei, wie Manche 


ἢ Bei Strabon. IX, 3, 16 Kr. (Fr. CCI Göttl.): rapex Πανόπην Γλήχωνά τ᾽ ἐρυ-- 
υνὴν [καί τε δι Opyopevod εἰλιγμένος εἶσι, Öpdzwv ὥς. Panope ist eine andere 
Namensform für Panopeus. Vgl. 5. 161. Anm. 4 

2, P 307: ἐν κλειτῷ Πανοπῆϊ. 

3) A581: διὰ χαλλιχόρου Πανοπῆος. 

ἢ P 306: ὁ δὲ (Ἕχτωρ) Σχεδίον, μεγαϑύμου Ἰφίτου υἱόν,  Φωκήων ὄχ᾽ ἄριστον, 
ὃς ἐν χλειτῷ Πανοπῆϊ  οἰχία ναιετάασχε πολέσσ᾽ ἀνδρεσσιν ἀνάσσων, | τὸν βάλ ὑπὸ 
χληΐϊδα μέσην κτέ. 

5) Pausan. X, 4, 1 Schub. : στάδια δὲ ἐχ Χαιρωνείας εἴχοσιν ἐς Πανοπέας ἐστί, 
πόλιν Φωχέων. [ 

6) Pausan. X, 4,7: Πανοπέως δὲ ὅσον στάδια ἑπτὰ ἀπέχει Δαυλίς. 

”, Bursian, Geogr. von Griechen]. I, S. 168. ©. Müller, Orchom. 85. 38. 
Leake, N. Gr. II, p. 109 #. Ulrichs Reis. I, S. 151 f. Forbiger, Handb. 
der alten Geogr. Bd. III, S. 912. 

8) B 521. 

9, Strabon. IX, 3, 15 Kr.: τινὲς δὲ ᾿Ανεμώλειαν χαλοῦσιν. 

10) Ebendas.: ὅριον δ᾽ ἦν ὁ τόπος οὗτος Δελφῶν τε καὶ Φωχέων, ἤνιχα ἀπέστησαν 
τοὺς Δελφοὺς ἀπὸ τοῦ χοινοῦ συστήματος τῶν Φωκέων Λαχεδαιμόνιοι καὶ ἐπέτρεψαν χαϑ᾽ 
ἑαυτοὺς πολιτεύεσθαι. 

1!) Ebendas.: ἢ δ᾽ ᾿Ανεμώρεια ὠνόμασται and τοῦ συμβαΐνοντος πάϑους χαταιγίζει γὰρ: 
εἰς αὐτὴν ὁ καλούμενος Κατοπτήριος χῶρος, χρημνός τις ἀπὸ τοῦ Παρνασσοῦ διήκων. 

2) Bursian, Geogr. von Griech. I, 5. 110. Vgl. Schol. zu Β 521. Ο. Mül- 
ler, Orchomenos. 8. 484. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. III, S. 913. 

13) B 521. 


Griechenland. 167 


Pr angenommen haben ἢ). Im heiligen Kriege wurde sie von dem Ma- 
kedonier Philippos mit mehreren anderen phokischen Städten zerstört 
(Ol. 108, 1 = 348 v. Chr.)?). Ihr heutiger Name ist nach O. Müller 
Hiapoli°®). Nach Bursian®) lag H. auf einem nahe an das linke 
Ufer des Flusses Assos herantretenden Hügel, einige Minuten nördlich 
von dem Dorfe Bogdana oder, wie Leake schreibt, Vogdhani’). 

ἢ. Lilaia (n Λίλαια), Stadt am Parnass, nach Homers eigener 
Angabe an den Quellen des Kephissos gelegen‘), in welche nach 
Pausanias die Einwohner an gewissen festgesetzten Tagen Kuchen- 
werk und andere Spenden der Sitte gemäss zu opfern pflegten”). 
Nach demselben Periegeten beträgt die Entfernung Lilaia’s von Del- 
phoi 180 Stadien®). Nach Patrick ist Lilaia das heutige Lellen?), 
während Gell, Dodwell und Leake ihre Ruinen in einem Palaeo- 
kastro finden 10). Nach Bursian!!) lag die Stadt !/, Stunde östlich 
von den Quellen des Kephissos, und zwar die Oberstadt am Abhange 
eines steilen, vom Parnass vorspringenden Hügels, die untere am 
Fusse desselben; nach ihm ist ein grosser Theil der Mauern und 
Thürme hier und da unversehrt erhalten und beweis’t, dass die Stadt 
sich von der Zerstörung durch die Makedonier völlig wieder er- 
holt hatte. 


ἢ Κ΄. über diesen Punkt, namentlich über die von Eustathios missverstandene 
Stelle Strabons (IX, 3, 15 Κα): O. Müller, Orchomenos. S. 496. Plin. nat. 
hist. IV, 7, 12 Sillig: Introrsus autem in Locris Elatea et in ripa Cephisi, ut diximus, 
Lilaea Delphosque versae Cnemis et Hyampolis. 

2) Pausan. X, 3, 1 Schub. Die Stelle ist schon oben 8. v. Daulis eitirt. 

3) OÖ. Müller, Orchom. ὃ. 496. 

4 Geogr. von Griechenl. Bd. I, 5. 165. 

5; N. Gr. II, p. 167 f. Gell, It of Gr. p. 224. Kruse, Hellas 10; S. 75. 
Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. III, 5. 913. 

6) B 523: οἵ τε Λίλαιαν ἔχον πηχῇς ἔπι Κηφισοῖο. Pausan. IX, 24, 1 Schub.: 
ἐς δὲ τὴν λίμνην (dem Kopaissee) 5 τε ποταμὸς ὁ Κηφισὸς ἐχδίδωσιν, ἀρχόμενος ἐκ 
Λιλαίας, τῆς Φωκέων χτέ. Strabon. IX, 3, 16 Kr.: τὸν Κηφισσόν, --- τὰς μὲν ἀρχὰς 
ἐχ Λιλαίας ἔχοντα Φωκικῆς πόλεως (χαϑάπερ καὶ Ὅμηρός φησιν, οἵ τε Λίλαιαν ἔχον 
πηγῆς ἔπι Κηφισσοῖο). Vgl. Bursian, Geogr. von Griechenl. Βά. 1, S. 161. 

7) Pausan. X, 8, 10 Schub. : βεβαιοῦνται δὲ οὐχ ἥκιστα οἱ Λιλαιεῖς, οἱ ἐς τοῦ 
Κηφισοῦ τὴν πηγὴν πέμματα ἐπιχώρια καὶ ἄλλα ὁπόσα νομίζουσιν ἀφιᾶσιν ἔν τισιν εἰρη- 
μέναις ἡμέραις κτέ. 

8) Pausan. X, 33, 3 Schub. : Λίλαια δὲ ἡμέρας μὲν ὁδὸν καὶ ὥρᾳ χειμῶνος ἀπέχει 
Δελφῶν χατιοῦσι διὰ τοῦ Παρνασοῦ - στάδια δὲ ἐτεχμαιρόμεϑα ὀγδοήκοντα εἶναι τῆς ὁδοῦ 
χαὶ ἑκατόν. 

9 Ο. Müller, Orchom. 5. 497. 

10) Gell, It. of Gr. p. 207. Dodwell, Olass. Tour. II, p. 133. Leake, 
North. Gr. II, p. 84. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. IH, S. 910. 

11) Geogr. von Griechenl. Bd. I, S. 161. 


168 Europa. 


8 34. 


E. Orchomenos, 


1. Politische Gestalt, Umfang und Bodenbeschaf- 
fenheit des homerischen Orchomenos. Zur Zeit des troia- 
nischen Krieges bildete Orchomenos ein von Boiotien getrenntes, 
selbständiges Reich, wie sich schon daraus ergiebt, dass es im 
Schiffskataloge besondere Erwähnung findet!) und auf eigene Hand 
ein unter besonderem ÖOberbefehl stehendes Contingent von 30 Schiffen 
nach Troia sandte?2). Uebrigens besass das damalige orchomenische 
Gebiet keine sehr bedeutende Ausdehnung und hatte — abgesehen 
von einigen unbedeutenderen Ortschaften — nur zwei Städte, Orcho- 
menos und Aspledon, aufzuweisen). Dagegen soll das Land ausser- 
ordentlich fruchtbar und üppig gewesen sein, was Strabon dadurch 
erklärt, dass die Fläche, welche später der kephisische See einnahm, 
in alten Zeiten ausgetrocknet und von den Orchomeniern angebaut 
gewesen sei‘). 

2. Mythisches. Homer nennt Orchomenos das min yeische 
(Μινύειος) 5), weil es von dem alten und vornehmen Geschlechte der 
Minyer beherrscht wurde; von da wanderten einige Minyer aus und 
führten eine Colonie nach Iolkos, wesshalb die Argonauten als Abkömm- 
linge jener Minyer ebenfalls Minyer genannt wurden®). In dem genea- 
logischen Systeme der orchomenischen Helden, welches uns Pausa- 
nias mittheilt, begegnet uns ein Minyas, welcher dem Geschlechte 
den Namen gab, und sein Sohn Orchomenos, welcher die ihm 
gleichnamige Stadt erbaute ). Auf welcher Höhe der Macht das 


ἡ. B511—516. Strabon. IX, 2, 40 Kr.: ἑξῆς δ᾽ ὁ ποιητὴς μέμνηται τοῦ τῶν 
"Opyopeviov % χαταλόγου, χορύξων αὐτοὺς ἀπὸ τοῦ Βοιωτιαχοῦ ἔϑνους. 

2) Β 5106: τοῖς δὲ τριήκοντα γλαφυραὶ νέες ἐστιχόωντο. Β 512: τῶν ἦρχ᾽ ᾿Ασχάλα- 
φος χαὶ Ἰάλμενος, υἷες "Apnos. 

3) Die Stadt der Phlegyer (N 302), welche Schlichthorst (Geogr. Hom. 
p- 71) nach Orchomenos versetzt, gehört vielmehr nach Thessalien. 

ἢ Strabon. IX, 2, 40 a. E. Kr.: λέγουσι δὲ τὸ χωρίον, ὅπερ N λίμνη χατέχει νῦν 
ἡ Κωπαΐς, ἀνεψύχϑαι πρότερον, καὶ γεωργεῖσθαι παντοδαπῶς ὑπὸ τῶν Θρχομενίων πλη- 
σίον οἰχούντων (so nach Conj.) ᾿ χαὶ τοῦτ᾽ οὖν ae τοῦ πλούτου “τιϑέασι. 

5) Β 511: ᾿Ορχομενὸν Μινύειον. λ 284: ν ᾿θρχομενῷ Μινυηΐῳ. 

6, Strabon. IX, 2, 40 Kr.: χαλεῖ δὲ Mivöe τον τὸν ᾿Ορχομενὸν ἀπὸ ἔϑνους τοῦ Mı- 
νυῶν " ἐντεῦϑεν δὲ ἀποιχῆσαί τινας τῶν Μινυῶν eis Ἰωλκόν φασιν, ὅϑεν τοὺς "Apyovad- 
τας Μινύας λεχϑῆναι. ͵ 

Ἴ Pausan. IX, 36, 4 Schub. : τούτῳ δὲ υἱὸς γίνεται Χρύσῃ Μινύας, καὶ ἀπ᾿ αὐτοῦ 
Μινύαι χαὶ νῦν ἔτι ὧν ἦρχεν ὀνομάζονται. ΙΧ, 36, 6: Μινύου δὲ ἦν Ὀρχομενός, καὶ 
ἐπὶ τούτου βασιλεύοντος ἥ τε πόλις Ὀρχομενὸς χαὶ οἱ ἄνδρες ἐκλήϑησαν Ὀρχομένιοι. 


5. Ὁ. Müller, Orchom. Κ. 134 (1. Aufl.). 


» 


Griechenland. 169 


orchomenische Reich in alter Zeit stand, ergiebt sich daraus, dass, 


als Erginos über dasselbe herrschte, die Thebaner den Orchomeniern 
zinspflichtig waren |). 

Unter den orchomenischen Herrschern wird bei Homer selbst der 
Iaside Amphion erwähnt, dessen jüngste Tochter Gattin des Ne- 
leus und Mutter des Nestor wurde ?). 

3. Städte. 

a. Orchomenos (6 Ὀρχομενός), oberhalb des kephisischen Sees, 
an der Gränze von Lokris, nicht zu verwechseln mit den gleich- 
namigen Städten Arkadiens und Thessaliens. Homer nennt es aus 
dem schon oben angegebenen Grunde an zwei Stellen das minyeische; 
nur einmal steht der blosse Name ohne Epitheton). Ol. 104, 1 wurde 
es von den Thebanern völlig zerstört und erst von Philippos von Make- 
donien nach der Schlacht bei Chaironeia wieder hergestellt). Die 
Stadt galt für ausserordentlich reich, wofür Homer selbst in der Ilias 
ausdrückliches Zeugniss ablegt, wenn er den Achilleus sagen lässt, 
er werde sich nimmer mit Agamemnon aussöhnen, wenn er ihm auch 
noch so viele Geschenke biete, ja selbst dann nicht, wenn er ihm 
die Schätze von Orchomenos und der hundertthorigen aigyptischen 
Thebe antrage5). Hieraus erklärt sich auch, wie Ὁ. Müller be- 
merkt‘), warum der Vater des Minyas Chryses heisst”). Der Erstere, 
Minyas, besass nach Pausanias so grosse Schätze, dass er alle seine 
Vorgänger an Reichthum übertraf, und er war der erste unter allen 
Menschen, der ein Schatzhaus zur Aufbewahrung seiner Besitzthümer 
erbaute®). Von diesem Schatzhause, ‘dem uralten Werk minyeischer 
Teleonten’, welches die Heroenwelt der Hellenen an Alter übertrifft, 


ἡ Strabon. IX, 2, 40 Kr.: τῆς δυνάμεως δέ (μάρτυς), ὅτι Θηβαῖοι δασμὸν ἐτέλουν 
τοῖς lan χαὶ Epyivw τῷ τυραννοῦντι αὐτῶν ἣν ὑφ᾽ Ἡραχλέους χαταλυϑῆναί 
φασιν. Vgl. Schlegel, de geogr. Hom. comm. p. 13. 

2) Χ 281: χαὶ Χλῶριν εἶδον ze τὴν ποτε Νηλεὺς  γῆμεν ἑὸν διὰ κάλλος, 
ἐπεὶ πόρε μυρία ἕδνα, | ὁπλοτάτην χούρην ᾿Αμφίονος Ἰασίδαο, | ὅς ποτ ἐν ᾿θρχομενῷ 
Μινυηΐῳ ἴφι ἄνασσεν " | ἡ δὲ Πύλου βασίλευε, τέχεν δέ οἱ ἀγλαὰ τέχνα, | Νέστορά τε 
Χρόμιόν τε Περιχλύμενόν τ᾽ ἀγέρωχον. 

3) A459: ἤ που ἐν ᾿θρχομενῷ, ἢ ἐν Πύλῳ ἠμαϑόεντι. 

ἢ Pausan. IX, 37, 8 Schub.: γενομένους δὲ ἀναστάτους ὑπὸ Θηβαίων ("Üpyope- 
νίους) κατήγαγεν αὖϑις ἐς ᾿Ορχομενὸν Φίλιππος ὁ ᾿Αμύντου. 

5) 1379: οὐδ᾽ εἴ μοι δεχάχις τε χαὶ εἰχοσάχις τόσα δοίη, | ὅσσα τέ οἱ νῦν ἐστι, χαὶ 
ἴ ποϑεν ἄλλα γένοιτο, οὐδ᾽ ὅσ᾽ ἐς RE ποτινίσσεται, οὐδ᾽ ὅσα Θήβας | Αἰγυπτίας, -- 
οὐδέ χεν ὡς ἔτι ϑυμὸν ἐμὸν πείσει ᾿Αγαμέμνων. 

6) Orchomenos, Κ᾿. 239. 

7) Pausan. IX, 36, 4 Schub. : τούτῳ δὲ υἱὸς γίνεται Χρύσῃ Μινύας. Kruse, Hel- 
las 115. S. 577. 

8) Pausan. IX, 36, 4 Schub. : πρόσοδοι δὲ ἐγίνοντο τῷ Μινύᾳ τηλικαῦται μέγεϑος 
ὡς ὑπερβαλέσϑαι τοὺς πρὸ αὐτοῦ πλούτῳ - ϑησαυρόν τε ἀνθρώπων ὧν ἴσμεν Μινύας πρῶ- 
τος ἐς ὑποδοχὴν χρημάτων κοδομήσατο. 


7 
E 


170 Europa. 


sind noch jetzt Ruinen übrig, und zwar ein breiter, von zwei auf- 
rechten Wänden getragener Marmorblock, — höchst wahrscheinlich 
der Eingang des Baus. Das Material des Gebäudes war feinkör- 
niger Marmor; es war vollkommen rund und nach oben nicht zu- 
gespitzt; der höchste Stein hielt das Ganze zusammen und bildete 
nach Pausanias’ Ausdruck die ἁρμονία des Gebäudes!'). 


Das alte Orchomenos soll das heutige Skripu sein). 


b. Aspledon (ἢ ᾿Ασπληδών) 5), zwanzig Stadien von Orchome- 
nos; das zwischen beiden Städten liegende Gebiet durchströmte der 
Fluss Melas®;, der heutige Μαυροπόταμος. Einige schrieben den 
Namen der Stadt auch ohne die erste Sylbe: Spledon; später hiess 
sie EudeielosÖ). Dass aber Aspledon in der That zum orchome- 
nischen Gebiete gehörte, beweis’t unzweifelhaft der Schiffskatalog, der 
es unmittelbar mit Orchomenos zusammenstellt®). Ihren Namen er- 
hielt die Stadt von Aspledon, einem Sohne Poseidon’s und der 
Nymphe Mideia, wie Pausanias sagt; nach demselben Periegeten 
wurde der Ort von seinen Bewohnern aus Wassermangel verlassen?). 
Von Aspledon rühren nach Bursian vielleicht einige Mauertrümmer 
am nordwestlichen Rande des orchomenischen Sumpfes μου δ); Forch- 


ἢ Pausan. IX, 38, 2 Schub.: ϑησαυρὸς δὲ ὁ Μινύου, ϑαῦμα ὃν τῶν ἐν Ἑλλάδι αὐτῇ 
καὶ τῶν ἐτέρωϑι ὀυδενὸς ὕστερον, πεποίηται τρόπον τοιόνδε" λίϑου μὲν εἴργασται, σχῆμα 
δὲ περιφερές ἐστιν αὐτῷ, χορυφὴ δὲ οὐκ ἐς ἄγαν ὀξὺ ἀνηγμένη τὸν δὲ ἀνωτάτω τῶν 
λίϑων φασὶν ἁρμονίαν παντὶ εἶναι τῷ οἰχοδομήματι. 5. Ο. Müller, Orchomenos. 
S. 239 und 240. 

2. O. Müller, Orchom. S. 481. Vgl. Bursian, Geogr. von Griechenl. I, 

8.209.210. Koliades, Ulysse-Homer. p.$3. Kruse, Hellas. IIa, S. 518 8. Dod- 
well, Class. Tour. I, p. 226ff. Leake, N. Gr. II, p. 144ff. Forchhammer, 
Hellen. S. 173f. Ulrichs Reise I, 5. 158 ff. Brandis, Mitth. I, 5. 244. Ross 
im Morgenbl. 1835. No. 165. Forbiger, Handb. Bd. III, S. 920. Inschr.: Keil, 
Syll. inser. Boeot. p. 1 ff. 

3) B 511. 

ὁ) Strabon. IX, 2, 41 Kr.: διέχει δὲ τοῦ Ορχομενοῦ στάδια elxosı" μεταξὺ δ᾽ ὃ 
Μέλας ποταμός. O. Müller, Orchom. 8. 482. Bursiana. ἃ. Ο. 8. 196. 

5) Strabon. IX, 2, 41 Kr.: τὴν δ᾽ ᾿Ασπληδόνα χωρὶς τῆς πρώτης συλλαβῆς ἐχά- 
λοὺν τινές - εἶτ᾽ Εὐδείελος μετωνομάσϑη καὶ αὐτὴ χαὶ ἡ χώρα. Vgl. über Aspledon: 
Kruse, Hellas. 118, S. 586 ff. 

6) S. O. Müller, Orchomenos. 5. 210. Schol. zu Β 511: ἔστι δὲ Βοιωτίας τῆς 
᾿Ορχομενίων γῆς. 

ἢ Pausan. IX, 38, 9 Schub. : ᾿Ασπληδόνα δὲ ἐχλιπεῖν τοὺς οἰκήτοράς φασιν ὕδατος 
σπανίζοντας " γενέσϑαι δὲ τὸ ὄνομα ἀπὸ ᾿Ασπληδόνος τῇ πόλει, τοῦτον δὲ εἶναι νύμφης 
τε Μιδείας καὶ Ποσειδῶνος. 


8). Bursian, Geogr. von Griechenl. ΒΑ. 1, S. 211. 


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Griechenland. 171 


hammer!) setzt den Ort bei Avrokastro, Leake?) am nordwest- 
lichen Seeufer bei Tzamali, Forbiger) am nördlichen Ufer an. 


$ 35. 
F. Boiotien. 


1. Gränzen: ImN. das orchomenische Gebiet, im Ὁ. der Eu- 
-ripos und Attike, im 5. Attike und der korinthische Meerbusen, im 
W. Phokis. 

2. Land und Volk. Die äussere Gestalt Boiotiens war in der 
homerischen Zeit im Allgemeinen die spätere, mit der einzigen Aus- 
nahme, dass Orchomenos damals noch davon getrennt war und ein 
selbständiges Reich bildete, wie denn auch im Schiffskataloge zwischen 
dem Reiche der Boioter und dem der Minyer eine strenge Scheidung 
stattfindet). Die Einwohner bezeichnet auch Homer schon mit dem 
Namen Boioter’). Das Land selbst schildert er als sehr fruchtbar, 
indem er ihm das Epitheton μάλα πίων beilegt®). 

Für die troianische Expedition stellte Boiotien ein Contingent 
von 50 Schiffen, deren jedes mit 120 Leuten bemannt war”). 

3. Seen. Dahin gehört der kephisische See (λίμνη Κηφι- 
ste) δ), im nördlichen Theile Boiotiens, später der kopaische See, 
heute der See von Livadia oder Topolia; denn — wie O. Müller 
sagt”) — Topolia oder Topolias (Topoglia), ein vom Wasser fast ganz 
umflossenes Dorf an der Nordostküste des Sees, soll das alte Kopai 
sein, die Ruderstadt, nördlich der Kopais, wo sie nach Strabon am 


1, Hellen. 8. 177. 

2) North. Gr. II, p. 162. 

3) Handb. der alten Geogr. Bd. III, S. 921. Vgl. Dodwell, Class. Tour. I, 
p- 233. 

ΒΚ. O. Müller, Orchomenos S. 210 (1. Aufl,). Schlegel, de geogr. 
Hom. comm. p. 6. 

5) Β 494: Βοιωτῶν μὲν Πηνέλεως χαὶ Λήϊτος Mpyoy are. Β 510: κοῦροι Βοιω- 
τῶν. Vgl. Εὶ 110. 

6) E 710: Βοιωτοί, μάλα πίονα δῆμον ἔχοντες. 

ἢ Β ὅθ09: τῶν μὲν πεντήχοντα νέες κίον, ἐν δὲ ἑκάστῃ | κοῦροι Βοιωτῶν ἑκατὸν 
χαὶ εἴχοτι βαῖνον. 

8; E 709: λίμνῃ χεκλιμένος Κηφισίδι. 

9) Orchemenos S. 42 (1. Aufl.). Vgl. über den Kopaischen See ausserdem: 
O. Müller, ἃ. ἃ. Ὁ. S.51ff. Bursian, Geogr. von Griechenl. Bd. 1, S. 195 ff. 
Wheler, Journ. p.467 sqgq. Dodwell, Class. Tour. 1, p. 234 ff. Gell, It. of Gr. 
p- 144 ff. Leake, N. Gr. II, p. 158. 310. Forchhammer, Hellen. I, 5. 159 ft. 
Ulrich’s Reis. I, 5. 191 ff. Kruse, Hellas. IIa, 5. 448 ff. Fiedler’s Reis. I, 
S. 100 ἢ. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. III, S. 876. 


172 Europa. 


tiefsten ausgehöhlt war. In alter Zeit hatte nach demselben Geo- 
graphen der ganze See noch keinen gemeinsamen Namen, sondern 
es wurden einzelne Theile desselben nach den anliegenden Städten 
benannt, wie der kopaische See nach Kopai, der haliartische nach 
Haliartos u. 5. ἢ ἢ. Die Benennung kephisischer See, welche 
sich bei Homer findet, stammt ohne Zweifel von dem Flusse Ke- 
phissos her, welcher alle Bergwasser der nahen Gebirge in sein 
breites und tiefes Bett sammelt und in den See ergiesst?). Ausser dem 
Kephissos aber nimmt der Letztere, namentlich zur Zeit des Schnee- 
ganges, noch eine Menge reissender Bäche und Bergwasser in sich 
auf, welche der Südseite des Parnasses und dem Östen des Helikon 
entströmen 5), so dass er bedeutend anschwillt und das Land weithin 
unter Wasser setzt. Das Wasser aller jener Flüsse wird durch unter- 
irdische Abzugscanäle, sogenannte Karaßodpa: (bei den Alten hiessen 
sie Bapadpa oder βέρεϑρα), abgeführt, deren im Ganzen gegen 20 sind, 
und die sich auf der Ostseite der Seeebene befinden. Diese Katabothrai 
sind langgestreckte Höhlen in dem Kalksteingebirge, welches die See- 
ebene vom euboiischen Meere trennt‘). —- Die umgekehrte Erschei- 
nung findet in der heissen Jahreszeit statt, wo der kopaische See ganz 
oder theilweise austrocknet5)j. Die Peripherie desselben Sees beträgt 
etwa 9 geographische Meilen. : 

4. Von den Flüssen Boiotiens findet bei Homer nur der an den 
Hügeln von Leuktra entspringende 6) Asopos (6 ’Aswrös) Erwähnung, 
der sich Euboie gegenüber in’s myrtoische Meer ergiesst, und welchem 
die Epitheta dichtbeschilft (βαϑύσχοινος) und grasreich (λεχεποίης) 
beigelegt werden”). Bei der geringen östlichen Abdachung des Lan- 
des, sagt OÖ. Müller), fliesst er langsam und oft versumpfend, schon 
im Alterthum mit Binsen bewachsen und von Wiesengründen um- 


ἡ Strabon. IX, 2, 27 Kr.: χαὶ τὸ γε παλαιὸν οὐχ ἦν τῆς λίμνης κοινὸν ὄνομα, 
ἀλλὰ χαϑ' ἑχάστην πρός αὐτῇ χατοιχίαν ἐχείνης ἐπώνυμος ἐλέγετο, Κωπαῖς μὲν τῶν 
Κωπῶν, ᾿Αλιαρτὶς (so conjieirt Kramer st. ᾿ἀλίαρτος) δὲ ᾿Αλιάρτου χτέ. 

3. 5. Ο. Müller, Orchomenos $. 42 oben (1. Aufl... Der Lauf des Flusses 
wird 5. 41 sehr genau beschrieben. Strabon. IX, 2, 18 Kr. : ὁ Κηφισσὸς, -τὴν Ku- 
παΐδα λίμνην πληρῶν. 

3) S. ©. Müller, Orchomenos S. 44 (1. Aufl.). 

4) S. Bursian, Geogr. von Griechenl. Bd. I, S. 196. ©. Müller, Orchome- 
nos. S.51 ff. (1. Aufl.) Kruse, Hellas. 118, 5. 449 fi. 

5) Kruse, Hellas. Bd. I, S. 250 und 251. mit Anm. 431. 

6) Vgl. Bursian, Geogr. von Griechenl. Bd. I, S. 244. 

?) A 383: ᾿Ασωπὸν δ᾽ ἵχοντο βαϑύσχοινον λεχεποίην. 


8) Orchomenos $. 43 (1. Aufl.\. Vgl. über den Asopos: Kruse, Hellas 118, 
S. 489 ff. 


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Griechenland. 175 


geben; doch tritt er bei Regengüssen über!), macht den Weg zwischen 
Plataiai und Theben unwegsam und trennt letztere Stadt gänzlich von 
ihren parasopischen Triften. — Als Nachbarfluss Thebens wird der 
Asopos in der Ilias bei Gelegenheit der Gesandtschaft erwähnt, welche 
Tydeus im Auftrage der Achaier ausrichtete, und wo er sein Geleit am 
Asopos zurückliess, als er in die Stadt ging?). Jetzt heisst der Aso- 
pos Vuriemi oder Vuriendi?). 
Des Flussgottes Asopos geschieht in der Odyssee Erwähnung, wo 
Antiope als dessen Tochter genannt wird ἢ). 


8 36. 


5. Ortschaften und Städte. 

a. Thebe ( θήβη, αἱ Θῆβαιδ), boiotisch Θεῖβαι, heutzutage 
n Θήβα, gesprochen ®rßa®). Wir stellen diese Stadt als die bedeu- 
tendste Boiotiens voran, obwohl sie im Schiffskataloge gar nicht vor- 
kommt; in diesem findet sich nur Hypothebai erwähnt, unter welchem 
Manche die Unterstadt Thebens verstehen wollen. Doch davon weiter 


unten. 
Die Epitheta, welche Homer der Stadt Theben beilegt, sind: 


ἡ Demosth. contra Neaer. 1379, 2 Reiske: ὕδωρ γὰρ γενόμενον τῆς νυχτὸς πολὺ 
Σχώλυσεν αὐτοὺς πάντας εἰσελϑεῖν᾽ ὁ γὰρ ᾿Ασωπὸς ποταμὸς μέγας ἐρρύη καὶ διαβῆναι 
οὐ ῥάδιον ἦν, ἄλλως τε καὶ νυχτός. 

2) K 286. (8. 174f., Anm. 7 eitirt). Vgl. A 383 ff. 

3) 5. Leake, N. Gr. II, p. 448. Wheler, Journ. p. 474. Walpole, Mem. 
p. 343. Clarke, Trav. VII, p. 55. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. III, 
S. 918. 

4) Δ 260: τὴν δὲ per ᾿Αντιόπην ἴδον, ᾿Ασωποῖο ϑύγατρα. 

5) Die Pluralform findet sich K 286: ἐς θήβας. Nach Squire (bei Walpole Mem. 
p. 321) soll sich die Doppelform auf die beiden Theile der Stadt beziehen, so dass 
Θήβη die Burg allein, die auch Kadmeia hiess, Θῆβαι dagegen die Burg mit der 
Unterstadt bezeichnet habe. Diese Ansicht widerlegt Kruse (Hellas Ila, S. 554), 
welcher zeigt, dass die Unterstadt die eigentliche Θήβη (A 260—264) sei, und dass nur 
im Verein mit der phoinikischen Kadmeia beide Städte Thebai genannt seien, wie 
Athen in Verbindung mit der Kekropia Athenai hiess. 

6) Bursian, Geogr. von Griechen. Bd. I, 5. 224. 225. Vgl. die hier gegebene 
ausführliche Schilderung Thebens: $.224—231. — Ausserdem : Kruse, Hellas. Ila, 
S. 554ff. Vgl. Wheler, Journey. IV, p. 333. Spon, Voy. II, p. 267 fi. Dod- 
well, Class. Tour. I, p. 264ff. Clarke, Trav. VII, ο. 2 und 3. Leake,N. Gr. J, 
p. 221—244. Gell, It. of Gr. p. 56 ff. Ross im Morgenbl. 1835. No. 158 und 163. 
Brandis, Mitth. I, S. 232f. Ulrichs in den Abh. der philos.-philol. Kl. der k. 
bair. Akad. der Wiss. III, 2 vom J. 1842. Unger, Theban. Paradox. Vol.I. Halae, 
1839. 8. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. III, 8. 926 f. 


174 Europa. x 


siebenthorig (ἑπτάπυλος) ἢ, geräumig (εὐρύχορος 3), lieblich 
(roAunparos) 3) und schönumkränzt (ἐὐστέφανος) 4), welches letztere 
auf die Befestigung der Stadt geht. Das homerische Epitheton lieb- 
lich wird durch die örtlichen und klimatischen Verhältnisse Thebens 
völlig gerechtfertigt. Es lag inmitten einer von einem Arme des Ki- 
thairon durchstrichenen Ebene, auf schwarzem hügeligen Boden, bot 
einen grünen, lieblichen Anblick dar, hatte Ueberfluss an Getreide 
und Gemüse und war die gartenreichste unter allen Städten in Hellas; 
der Sommeraufenthalt in Theben war wegen der Kühle des Klimas und 
der Frische lieblicher Quellen höchst angenehm, so dass man die Be- 
schwerden der Kanikulartage nicht im Geringsten empfand, während 
allerdings der thebanische Winter kaum zu ertragen war, da er häufige, 
vom benachbarten Kithairon wehende Orkane, feuchte, neblige Luft, 
viel Schnee und Schmutz und Ueberschwemmungen der Winterbäche 
in seinem Geleit führte). 

Während des troianischen Krieges scheint Theben in Folge des 
Epigonenkrieges in Trümmern gelegen zu haben, wie man daraus 
schliesst, dass der Schiffskatalog— wenn man von Hypothebai absieht, 
unter welchem Manche muthmasslich die Unterstadt Thebens ver- 
stehen — die Thebaner und ihre Stadt gänzlich mit Stillschweigen 
übergeht, woraus Einige sogar den Schluss gezogen haben, dass die 
Thebaner an der troianischen Expedition überhaupt keinen Antheil 
genommen hätten. Der thebanischen Kriege wird bei Homer mehr- 
fach gedacht. Von dem Verrathe der Eriphyle an Amphiaraos und 
dessen Fall vor Theben lesen wir in der Odyssee®). Ferner erwähnt 
Diomedes der Mission des Tydeus an Eteokles, deren Zweck war, 
eine gütliche Uebereinkunft und die Zurückerstattung des Erbtheils 
an Polyneikes auf friedlichem Wege herbeizuführen, bei welcher 
Gelegenheit dann Tydeus von den Thebanern aus dem Hinterhalte 
überfallen wurde und sie alle erschlug”). 

Ausserdem wird bei Homer von Tydeus gesagt, dass er in Theben 


1) 1263: Θήβης — ἐπταπύλοισ. 

2) λ 265: εὐρύχορον ah 

3) 1 275: ἐν Θήβῃ πολυηρότῳ, welches letztere freilich Manche von ἀράομαι ab- 
leiten und durch fluchbeladen erklären. So Damm im lex. Hom. s. v. Θήβη. 

4) T 99: ἐὐστεφάνῳ ἐνὶ Θήβῃ. 

5) S. darüber Ο. Müller, Orchomenos $. 27 mit den in dei Noten citirten 
Stellen. Columella de re rust. I, 4 ed. Gesner (Mannhemii): Sunt quaedam loca, 
quae solstitiis minus concalescunt, sed frigoribus hiemis intolerabiliter horrent, 
sicut Thebas ferunt Boeotias. 

6) 0247: AM Der ἐν Θήβῃσι ἡμρ ρνο εἵνεκα δώρων. λ 326: στυγερὴν τ΄ Ἐρι- 
φύλην,  ἣ χρυσὸν φίλου ἀνδρὸς ἐδέξατο τιμήεντα. 

7) K 285 betet Diomedes zur Athene: σπεῖό μοι, ὡς ὅτε πατρὶ ἅμ᾽ ἕσπεο Τυδέϊ 


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Griechenland. 175 


bestattet sei ἢ, — ein Punkt, in welchem der homerische Mythos von 
‘dem der Tragiker abweicht, welche die Gräber des Tydeus wie auch 
der übrigen Helden nach Eleusis verlegten. Schon Aischylos dichtete 
in den Eleusiniern, wie Plutarch bezeugt?), dass Theseus dem Adrast 
zu Gefallen die Bestattung der Helden in Eleusis gestattet habe. Am 
vollständigsten ausgebildet aber liegt diese attische Sage in den Hi- 
ketiden des Euripides vor, in denen sich die ganze Handlung 
um die Beerdigung der vor 'Theben gefallenen Argiver bewegt). 
Kreon verbietet dieselbe, worauf sich Adrast bittend nach Attike 
wendet; Theseus gewährt sein Gesuch, schlägt die Thebaner und 
lässt die Leichen in Eleusis bestatten, wo man ihr Denkmal zeigte ἢ). 

Auch der Zerstörung Thebens durch die Epigonen gedenkt Homer, 
indem er Sthenelos, den Sohn des Kapaneus, sich rühmen lässt, er 
und seine thebanischen Mitkämpfer seien besser als ihre Väter, weil 
sie, den Götterzeichen gehorchend und unter dem Beistande des 
Zeus, mit geringerer Heeresmacht Theben eingenommen hätten, wäh- 
rend jene durch ihren frevlerischen Uebermuth untergegangen wären). 

Zu den mythischen Reminiscenzen der thebanischen Vorzeit, 
welche wir bei Homer finden, gehört ferner die Erwähnung der 
thebanischen Alkmene als der Mutter des-Herakles®). Der 
Gründer der Stadt, Kadmos, wird nur als Vater der Ino (Leu- 
kothea) genannt’) ; nach ihm hiessen die Einwohner von Theben 
Kadmeionen‘®) oder Kadmeier (Καδμεῖοι) 3), welches auch einmal 


δίῳ | ἐς Θήβας, ὅτε τε πρὸ Ἀχαιῶν ἄγγελος {ει. | τοὺς δ᾽ ἄρ᾽ ἐπ᾿ ᾿Ασωπῷ λίπε χαλχο- 
χίτωνας ᾿Αχαιούς | αὐτὰρ ὁ μειλίχιον μῦϑον φέρε Καὸμείοισιν | zei" ἀτὰρ ἂψ ἀπιὼν 
μάλα μέρμερα μήσατο ἔργα | σὺν σοί, Gin ϑεά, ὅτε οἱ πρόφρασσα παρέστης. Ueber diese 
Sendung des Tydeus 5. Preller, griech. Myth. II, S. 248, wo sie als seine glän- 
zendste Partie bezeichnet wird. 

1) & 114: [Τυδέος, ὃν Θήβῃσι χυτὴ χατὰ γαῖα καλύπτει]. FA. Wolf hat diesen 
Vers eingeklammert, weil Aristophanes ihn gar nicht hatte und Zenodot ihn mit dem 
Obelos versah. 

3) Plut. Thes. XXIX a. E. (Sintenis) : ταφαὶ δὲ τῶν μὲν πολλῶν ἐν ᾿Ἐλευϑεραῖς 
δείχνυνται, τῶν δὲ ἡγεμόνων περὶ Ἐλευσῖνα, καὶ τοῦτο Θησέως Αδράστῳ χαρισαμένου. 
Καταμαρτυροῦσι δὲ τῶν Εὐριπίδου ᾿Ἱκετίδων οἱ Αἰσχύλου Ἐλευσίνιοι ἐν οἷς χαὶ ταῦτα 
λέγων ὁ Θησεὺς πεποίηται. 5. Preller, gr. Myth. I, S. 254, Anm. 3. 

3) 8. O. Müller, griech. Lit. II,.S. 163. 

ἢ S. Preller, griech. Myth. 5. 254. 

5) A 405: ἡμεῖς τοι πατέρων μέγ᾽ ἀμείνονες εὐχόμεϑ᾽ εἶναι. | ἡμεῖς καὶ Θήβης ξδος 
εἵλομεν ἑπταπύλοιο, | παυρότερον λαὸν ἀγαγόνϑ᾽ ὑπὸ τεῖχος Ἄρειον, | πειϑόμενοι τεράεσσι 
᾿ϑεῶν χαὶ Ζηνὸς ἀρωγῇ᾽ | χεῖνοι δὲ σφετέρῃσιν ἀτασϑαλίῃσιν ὄλοντο. 

6) Ξ 828: [οὐὺ Ἀλχμήνης ἐνὶ Θήβῃ, | ἥ δ᾽ Ἡραχλῆα χρατερόφρονα γείνατο παῖδα]. 
Uebrigens erklärten schon die alexandrinischen Kritiker diesen Vers, wie überhaupt 
die ganze Partie Ξ 317—327, wegen des anstössigen Inhalts für unächt. Vgl. T 98 £. 

7) € 333: Kadpou ϑυγάτηρ, καλλίσφυρος Ivo. 

8) W 680: ἔνϑα δὲ πάντας ἐνίχα Καδμείωνας. 9) A388, K 288 und X 276. 


170 Europa. 


mit dem Zusatze Stachler der Rosse vorkommt!). Auch die 
Brüder Amphion und Zethos erwähnt Homer in der ersten Νε- 
χυία. Sie waren Söhne der Antiope, der Tochter des Asopos, 
welche sie von Zeus gebar, und umzogen die siebenthorige Stadt, 
welche bis dahin ohne Befestigung gewesen war, mit einer Mauer, 
um sie gegen die Einfälle räuberischer Feinde zu schützen). 

Sodann finden wir auch den ersten Keim der Oidipussage im 
Homer, und zwar ebenfalls in der ersten Nexuta?). Die Ermordung 
des Vaters und die Vermählung mit der Mutter Epikaste hat der 
homerische Mythos mit dem späteren gemein; dagegen weiss Homer 
von der Blendung des Oidipus und dessen Exil nichts: er stirbt 
nach der Nexuta als Herrscher von Theben, während Epikaste sich 
erhängt‘). Zwischen den Zeilen müssen wir an manchen Stellen, wie 
schon Schneidewin bemerkt hat), die zweite Ehe lesen (denn die 
Sache wird nach der Nekyia gleich nach der Vermählung ruchbar, so 
dass der Dichter der Nekyia keine Nachkommenschaft der blutschän- 
derischen Ehe kennt), da ohne diese zweite Ehe der in der Ilias mehr- 
fach erwähnte Bruderkrieg und der Zug gegen Theben nicht entstan- 
den sein würde. — Endlich werden noch in der Ilias die Leichen- 
spiele erwähnt, welche nach dem Tode des Oidipus in Theben ge- 
feiert wurden®). 


8 37. 
Weitere boiotische Städte. 
Ferner werden im Schiffskataloge der Reihe nach folgende boio- 
tische Städte erwähnt’): 
Ὁ. Hyrie (ἡ ‘Yptn)®). Sie gehörte später zum thebanischen, nach 
Thebens Zerstörung zum tanagraischen Gebiete. In ihren Mythen spielten 


1) A 391: Καδμεῖοι, χέντορες ἵππων. 
2) A260: τὴν δὲ per ᾿Αντιόπην ἴδον, ᾿Ασωποῖο ϑύγατρα δὴ rat Διὸς εὔχετ᾽ 
, Ι P Ι ᾽ age, ı & 

3 , - ΡΣ a) 7 r ’ - - ΄ 
ἐν ἀγχοίνῃσιν ἰαῦσαι" | καί δ᾽ ἔτεχεν δύο παῖδ᾽, ᾿Αμφίονά τε Ζῆϑόν τε, | ol πρῶτοι θή- 
βης ἕδος ἔχτισαν ἑπταπύλοιο, | πύργωσάν τ᾽, ἐπεὶ οὐ μὲν ἀπύργωτόν Y ἐδύναντο | ναιέμεν 
εὐρύχορον Θήβην, χρατερώ περ ἐόντε. 

3) A 271—280. 

4) A275: ἀλλ᾿ ὁ μὲν ἐν Θήβῃ πολυηράτῳ ἄλγεα πάσχων | Καδμείων ἤνασσε ϑεῶν 
ὀλοὰς διὰ βουλάς" | Mn δ᾽ ἔβη εἰς ᾿Αἴδαο πυλάρταο, χρατεροῖο, | ἁψαμένη βρόχον αἰπὸν 
δ - , T .. ’ 
ἀφ᾽ ὑψηλοῖο weradpou, | p ἄχεϊ σχομένη. : 

5) Einl. zum Oed. tyr. 8. 22. 28. 


6) W677: Εὐρύαλος, --- ὅς ποτε Θήβασδ᾽ ἦλϑε δεδουπότος Οἰδιπόδαο | ἐς τάφον " 
ἔνϑα δὲ πάντας ἐνίχα Καδμείωνας. ν 
7) B 496 ft. 


8) Vgl. über Hyrie: O. Müller, Orchomenos S. 99 (1. Aufl.). — Forbiger, 
Handb. der alten Geogr. Bd. III, S. 924. Leake, N. Gr. H, p. 469. 474 (der 
Hyrie ohne Grund mit Hysiai identificirt). 


ΔΕΡ ΤᾺΣ ΑΕ ῸΣ Fe οὐ 6.5) ἐν en Mi 


᾿ 


τ 


Griechenland, 177 


der 'sagenhafte König Hyrieus und die Geburt des Orion eine Rolle, 
_ welche Pindar in den Dithyramben besang, und welche, wie Ὁ. Müller 
meint!), ebenso wie das obscöne Mährchen von dem οὐρεῖν der Götter 
durch einen etymologischen Witz aus der boiotischen Namensform 
Οὐριεύς entstand. Die Stadt lag nicht weit von Aulis?). Auf dem 
Gipfel eines Hügels am südlichen Rande der im Süden an den Euri- 
pos sich anschliessenden Bucht sind bedeutende Ueberreste einer mit 
alterthümlichen Polygonmauern befestigten Akropole vorhanden, welche 
wahrscheinlich Hyrie angehören °). 

6. Aulis  Αὐλίς), boiotische Hafenstadt, Chalkis auf Euboie 
gegenüber, bekannt als Sammelplatz der nach Troia bestimmten 
Griechenflotte!). Dass die Umgegend der Stadt felsig gewesen sei, 
deutet Homer durch das ihr beigelegte Epitheton πετρήεσσα an?) und 
wird von Strabon ausdrücklich bestätigt, welcher zugleich Aulis als 
ein tanagrisches Dorf bezeichnet und hinzusetzt, dass der Hafen 
von Aulis nur 50 Schiffe habe aufnehmen können, daher die Ver- 
sammlung der griechischen Schiffe selbstverständlich in dem benach- 
barten grossen Hafen, dem sog. Badös λιμήν, stattgefunden habe®). — 
Hier in Aulis erschien den Achaiern vor der Abfahrt eine Schlange, 
welche die in einer Platane nistenden Sperlinge verschlang, — ein 
Vorzeichen, welches Kalchas auf die zehnjährige Dauer des Krieges 
deutete”). Ein Stück Holz von dieser Platane wurde noch zu Pau- 
sanias’ Zeit in dem zu Aulis befindlichen Tempel der Artemis ge- 
zeigt‘). Noch jetzt bemerkt man auf der kleinen Halbinsel nördlich 
vom Badös λιμήν und in der Ebene westlich unterhalb derselben 
alte Werkstücke und einige alte Brunnen; hier lag die homerische 


1) Orchomenos $. 99, Note ὃ (1. Aufl.). | 

2) Strabon. IX, 2, 12 Kr.: Ὑρία. δὲ τῆς Ταναγραίας νῦν ἐστι, πρότερον δὲ 
Θηβαΐδος᾽ ὅπου ὁ Ὑριεὺς μεμύϑευται χαὶ ἡ τοῦ Ὠρίωνος γένησις, ἣν φησι Πίνδαρ 
ἐν τοῖς διϑυράμβοις " κεῖται ὃ᾽ ἐγγὺς Αὐλίδος. 

3) Bursian, Geogr. von Griechen]. Bd. I, 217 und 218. 

4) B 303: χες τε χαὶ 
Πριάμῳ zur Τρωσὶ φέρουσαι. 

5) Β 490: Αὐλίδα πετρήεσσαν. 

6) Strabon. IX, 2, 8 Κυ.: εἴτα λιμὴν μέγας, ὃν χαλοῦσι Βαϑὺν λιμένα ᾿ εἴθ᾽ ἢ 
Αὐλίς, πετρῶδες χωρίον καὶ κώμη Ταναγραίων" τιμὴν ὃ ἐστὶ πεντήχοντα πλοίοις, ὥστ᾽ 
᾿εἰχὸς τὸν Zee, τῶν Ελλήνων ἐν τῷ μεγάλῳ ὑπάρξαι λιμένι. Diod. Sic. XIX, 7 
Bekker: ὁ δὲ Πτολεμαῖος μετὰ 


πρώϊζ, ὅτ ἐς Αὐλίδα νῆες ᾿Αχαιῶν | ἠγερέϑοντο χακὰ 


παντὸς τοῦ στόλου χαταπλεύσας τῆς Βοιωτίας εἰς τὸν 
βαϑὺν καλούμενον λιμένα are. Pausanias (IX, 19, 5) erwähnt diesen Βαϑὺς λι- 
why nicht. 

7) B 303—332. 

8, Pausan. IX, 19, 7 Schub. : πλατάνου δὲ ἧς καὶ Ὅμηρος ἐν ᾿Ιλιάδι (B 310 
τάνιστον) ἐποιήσατο μνήμην, τὸ ἔτι τοῦ ξύλου περιὸν φυλάσσουσιν ἐν τῷ ναῷ. 

Buchholz, Homerische Realien. Ta. 12 


: πλα- 


’ 


178 Europa. 


Αὐλὶς πετρήεσσα ἢ. Nach Wordsworth?) heisst die Stätte des alten 
Aulis noch immer Vlike (d.h. Αὐλιχγ). 


ἃ. Schoinos (ἢ Σχοῖνος) 3), ein Flecken, der nach Strabon in 
der Thebaike an der von Theben nach Anthedon führenden Strasse 
liegt, etwa 50 Stadien von Theben entfernt ist und von dem Flusse 
Schoinus durchströmt wird). Der letztere ergiesst sich mit mehreren 
anderen kleinen Hügelbächen in den benachbarten hylischen 
See (ἡ Ὑλικὴ λίμνη), der aber so wenig Wasser dadurch erhält, dass 
er alle 30 oder 31 Jahre völlig austrocknen soll; heute heisst er Lak 


de Thirfa oder Morikios°). Namen und Ursprung führt Schoinos - 


auf den Minyer Schoineus zurück ©), wie überhaupt mehrere boio- 
tische Flecken ihren Ursprung auf einen Minyer zurückleiteten 7). 
Schoinos lag am östlichen Gestade der “YAıry, unweit der Mündung 
des Flusses Σιχοινοὺς ὃ). 


6. Skolos (ὃ Σχῶλος) 5), ein Flecken in der Parasopia am Fusse 
des Kithairon, von dem Strabon sagt, er sei ein unwirthlicher, rauher 
Ort, woher das Sprichwort seinen Ursprung habe: “Keiner gehe 
allein oder mit einem Andern nach Skolos’; von hier soll Pentheus 
weggeführt und zerrissen sein 10). Die Trümmer von Skolos lagen 
nach Pausanias etwa 40 Stadien seitwärts von der Strasse, welche 


\ 


von Plataiai nach Theben führte!!). Nach Bursian ist Skolos östlich 


ἢ Bursian, Geogr. von Griechenl. Bd. 1, S. 218. Vgl. Dodwell, Class. 
Tour. II, p. 194. Leake, N.Gr. II, p. 267. Forbiger, Handb. der alten Geogr. 
Bd. III, S. 922. Gell, It. of Gr. p. 134. Stephani, Reis. S. 9 ff. (der Aulis an 
der nördl. und westi. Seite des vom Hafen Vathys (Bathys) aus nördl. liegenden klei- 
nen Hafens ansetzt). 

2) Athens p. 4 ff. 

3) B 497. 

4 Strabon. IX, 2, 22 Kr.: Zyoivos δ᾽ ἐστὶ χώρα τῆς Θηβαϊκῆς κατὰ τὴν ὁδὸν 
τὴν ἐπὶ ᾿Ανϑηδόνος, διέχουσα τῶν Θηβῶν ὅσον πεντήχοντα σταδίους “ hei δὲ χαὶ πῦτα- 
wos Sr αὐτῆς Σχοινοῦς. Vgl. Ο. Müller, Orchomenos 5. 492 oben (1. Aufl.). 

5) Κ΄. O. Müller, Orchomenos S$. 43 mit den Citaten in Anm. 5. 

6) Pausan. VIII, 35, 10 Schub. : ὑπὲρ τούτου δὲ πεδίον τέ ἐστι Πώλου χαλούμενον, 
χαὶ μετ᾽ αὐτὸ Zyowods, ἀπὸ ἀνδρὸς Βοιωτοῦ Iyoıyews ἔχων τὴν κλῆσιν. 

Ὥ S. darüber O. Müller, Orchomenos $. 214 oben. 

8) Bursian, Geogr. von Griechenl. Band I, S. 214. Vgl. Kruse, Hellas. Ha, 
S. 567. Ulrichs, Reis. I, 5. 258 (setzt Sch. auf der Ostseite des Sees Hylike bei 
Moriki an). Leake, N. Gr. II, p. 320 f. (bestimmt Sch. nicht näher.). Gell, It. of 
Gr. p. 141f. Forbiger, Handb. Bd. II, S. 923. 

9 Β 497. 

10) Strabon. IX, 2, 23 Kr.: Σχῶλος ὃ ἐστὶ χώμη τῆς Παρασωπίας ὑπὸ τῷ Kıdar- 
“ρῶνι, δυσοίχητος τόπος χαὶ τραχύς, ἀφ᾽ οὗ καὶ ἣ παροιμία " “εἰς Σκῶλον μήτ᾽ αὐτὸς 
ἴναι, μήτ᾽ ἄλλῳ Eredar’. χαὶ τὸν Πενϑέα δὲ ἐνθένδε χαταγόμενον διασπασϑῆναί φασιν. 

1) Pausan. IX, 4, 4 Schub.: ἐχ Πλαταίας δὲ ἰοῦσιν ἐς Θήβας ποταμός ἐστιν 


Griechenland. 179 


von Hysiai auf einem felsigen Vorsprunge des Kithairon, bei dem jetzigen 


Filialkloster des h. Meletios, einige Minuten westlich vom Dorfe Dari- 
märi zu suchen ἢ). Uebrigens soll nach Eustathios Skolos vortreffliches 
Brot geliefert haben). 

f. Eteonos (ὃ ᾿Ετεωνός) lag ebenfalls in der Parasopia am Asopos 
und hiess in späterer Zeit Skarphe (Σχάρφη) . Homer legt dem 
Orte das Epitheton schluchtenreich (πολύχνημος) beit), ohne Zweifel 
wegen seiner Lage am Fusse des Kithairon, wie ©. Müller bemerkt, 
muss er Gränzplatz gegen Tanagra gewesen 5611). In Eteonos befand 


‚sich ein alter Tempel der Demeter, der vielleicht ein Filial des thebani- 


schen war, und in welchen eine alte Sage das Grab des Oidipus ver- 
setzte ®). 

g. Thespeia (ἢ θέσπεια) 7], das spätere Thespiai°), am Südende 
des Helikon gelegen®). Während fast alle übrigen boiotischen Orte zu 
Strabon’s Zeit bis auf den Namen und wenige "Trümmer untergegangen 
waren, hatte sich Thespiai wie auch Tanagra damals verhältnissmässig 
noch ziemlich erhalten 10). Cicero erwähnt es als handel- und geschäfte- 
treibenden Ort 1), und Plinius nennt es eine freie Stadt 12). — Die Be- 


"Depön‘ -- πρὶν δὲ ἢ διαβῆναι τὸν ᾿Ασωπόν, παρ᾽ αὐτὸ τὸ ῥεῦμα ἀποτραπεῖσιν ἐς τὰ κάτω 
χαὶ προελθοῦσιν ὅσον τεσσαράχοντα στάδια ἔστιν ἐρείπια Σκώλου. 

1) Geogr. von Griechenl. Βά. 1, 8.248. Vgl. Kruse, Hellas. 116, S. 598. 
Leake, N. Gr. II, p. 330. 369. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. III, 
S. 927. 

2) Eustath. zu B497: δοχεῖ δὲ ἡ χατὰ Βοιωτίαν Σχῶλος ἐπιμεμελημένους ἄρτους 
ἔχειν are. Vgl. B.Büchsenschütz, die Hauptstätten des Gewerbfleisses im klass. 
Alterthume. Gekrönte Preisschrift der fürstl. Jablonowski'schen Gesellschaft zu 
Leipzig. Leipzig, bei S. Hirzel. 1869. S. 101 mit Anm. 12. 

3) Strabon. IX, 2, 24 Kr.: ὁ 'Erewvös δὲ Σχάρφη μετωνομάσϑη, χαὶ αὕτη δὲ τῆς 
Παρασωπίας. Vgl. Bursian, Geogr. von Griechenl. Bd. I, 5. 248. Kruse, Hellas. 
Ha, S.599. Leake, N. Gr. II, p. 331 f. Forbiger, Handb. Ba. III, 5. 921: 

4) Ἔ 497; πολύχνημόν τ Ἑτεωνόν. Strabon. VII, 3, 6 Κα. : συνηγορῶν δὲ τούτοις 


Ὅμηρόν φησι (Ἀπολλόδωρος) τὴν μὲν Αὐλίδα καλεῖν πετρήεσσαν, ὥσπερ χαὶ ἔστι, πολύ- 


ἄνήμον δὲ τὸν Erewvöv, πολυτρήρωνα δὲ τὴν Θίσβην, ποιήεντα δὲ τὸν ᾿“Αλίαρτον " τὰ δ᾽ 
ἄποϑεν οὔτ᾽ αὐτὸν εἰδέναι οὔτε τοὺς ἄλλους. 

5) 53, Orchomenos Κ. 459 mit den Citaten. 

6) S. darüber O. Müller, Orchomenos S. 228 und 230. 

Ἢ B 498. 

8) Strabon. IX, 2, 25 Kr.: Θέσπειαν δὲ λέγει τὰς νῦν Θεσπιάς. 

9) Strabon. IX, 2, 25 Kr.: ἔστι δὲ πόλις πρὸς τῷ “Ἐλιχῶνι, νοτιωτέρα αὐτοῦ ἐπι- 
χειμένη δὲ τῷ Κρισαίῳ κόλπῳ χαὶ αὐτὴ χαὶ ὁ Ἑλικών. Vgl. O. Müller, Orchome- 
nos $. 28 a 482 (1. Aufl.). 

10) Strabon. IX, 2, 5 Kr.: αὖται (Γάναγρα καὶ Θεσπιαί) δ᾽ ἱκανῶς συμμένουσι πρὸς 
ἐχείνας χρινόμεναι. 

11) Ep. ad. fam. XIII, 22 2. Anf.: T. Manlium, qui negotiatur Thespiis, vehe- 
menter diligo. 

12) Nat. hist. IV, 7, 12'Sillig: 'Thespiae liberam oppidum. 


124 


180 ἢ | | Europa. 
nennung der Stadt führen Einige auf Thespia, Asopog’ Tach? 


Andere auf Thespios, einen Abkömmling des Erechtheus, zurück, 
welcher von Athen nach Boiotien gekommen sein soll). 


Thespeia ist nach Bursian dem heutigen Dorfe Erimokastro gegen- 
über zu suchen, am südlichen Ufer eines Baches, des alten Θέσπιος, der 
am südlichen Fusse einer niedrigen Hügelkette fliesst, welche vom 
östlichen Fusse des Helikon ausgeht und sich ununterbrochen bis nach 
Theben hinzieht; die Ringmauer der Stadt ist ein Sechseck mit abge- 
rundeten Ecken, wie die Ruinen zeigen, und bestand nur in ihrem 
unteren Theile aus Quadern, im oberen aus ungebrannten Lehmzie- 
geln 3). 

h. Graia (ἢ Γραῖα) 3), eine uralte Stadt, welche stand, als die Ta- 
nagraier noch in Dörfern wohnten‘). Sie lag vermuthlich zwischen 
Oropos und Tanagra, Eretria gegenüber’); nach Strabon nahe bei 
Oropos, indem er hinzusetzt, Graia werde von Manchen mit Tanagra 
identifieirt®). Nach Anderen ist Graia der älteste Name von Oropos’?). 


i. Mykalessos (ἢ Μυχαλησσός), Stadt im nordöstlichen Theile 
von Boiotien, Chalkis gegenüber, nördlich von der 2 Plethren langen 
Brücke von Chalkis und 16 Stadien vom Meere und dem Hermaion ge- 
legen®). Homer legt ihr das Epitheton geräumig, weit ausge- 
dehnt (evüpuyopos) bei®). Strabon rechnet sie zum tanagrischen Ge- 
biete und fügt hinzu, sie liege am Wege von Theben nach Chalkis; 
ihr boiotischer Name sei Μυχαληττός 19). Pausanias sah noch die Ruinen 
derselben ; ihr Name rührte nach demselben Periegeten daher, dass die 


1) Pausan. IX, 26, 6 Schub. : ϑυγατέρα δὲ εἶναι Θέσπιαν λέγουσιν ᾿Ασωποῦ, καὶ 
ἀπὸ ταύτης χληϑῆναι. τὴν πόλιν " οἱ δὲ ΕΝ φασιν ἐξ ᾿Αϑηνῶν ἐλθόντα τὸ ὄνομα τῇ 
πόλει δοῦναι - 1εγονέναι δὲ ἀπὸ Ἐρεχϑέως αὐτόν. 
2) Bursian, Geogr. von Griechen]. Βά. 1, S. 237. — Vgl. Kruse, Hellas. IIa, 
S. 600 ff. Dodwell, Class. Tour. I, p. 251 ff. Leake, N. Gr. II, p. 478f. Ross 
im Morgenbl. 1835. No. 158. Forbiger, Handb. Bd. IH, 5. 925. Mannert 
(Geogr. der Gr. u. R. VIII. 5. 238) hält die Ruinen von Erimokastro irrig für die 
von Leuktra. 
3) B 498. 
4) Eustath. zu Β 498. Plut. χεφ. Ἕλλ. 37 
)S. 0. Müller, Orchomenos δ. 492 (1. Aufl.) 
6) Strabon. IX, 2, 10 Kr.: χαὶ ἡ Γραῖα δ᾽ ἐστὶ ER ᾿ρωποῦ πλησίον --- τινὲς δὲ 
τῇ Τανάγρα τὴν αὐτὴν φασιν. , 
7) So Bursian, Geogr. von Griechenl. Bd. I, S.-220. 
8) Thucyd. VOL, 29: ἀπέχει δὲ (τὸ "Epmaroy) τῆς Μυχαλησσοῦ ἑχκαίδεχα μάλιστα 
σταδίους. S. O. Müller, Orchomenos S. 491 (1. Aufl.). . 
9) B 498: εὐρύχορον Μύχαληρσούν: : 
10) Strabon. IX, 2,11 Kr.: χαὶ ὁ Μυχαλησσὸς δὲ χώμη τῆς Ταναγραϊχῆς χεῖται δὲ 
παρ ὁδὸν Θηβαίων εἰς Χαλκίδα, καλοῦσι δὲ TREE, Μυχαληττόν. ΩΣ 


Griechenland. 181 


Kuh, ΚΕ ΚΝ und seine Schaar nach Theben führte, hier 
_ ein Gebrüll erhob (ἐμυχήσατοὶ ! 

Nach Bursian?) lag Myk. eine Stunde nördlich von Harma, 
auf einem sanft ansteigenden Hügel (nach Leake auf einem Hügel 
nordwestlich vom Hafen Vathys (Bathys), zwischen ihm und dem Vor- 
gebirge Vurko®), nach Gell') 11% Stunde westlich von Egripo, 
nach Kruse auf einem Hügel 77 Minuten von demselben Orte?)). 


$ 38. 
Fortsetzung. 


k. Harma (τὸ Ἅρμα) δ᾽, südlich von Mykalessos, zu Strabon’s 
Zeit ein verödeter Flecken im tanagrischen Gebiete”). In der Nähe 
desselben lag ein See gleiches Namens°®). Der Name rührt nach Stra- 
bon daher, dass Amphiaraos hier im Kampfe vom Wagen stürzte und 
ihm an der Stelle, wohin der leere Wagen kam, ein Heiligthum er- 
richtet wurde®). Nach der tanagrischen Sage soll hier der Wagen des 
Amphiaraos verschwunden sein, wie Pausanias sagt, der auch noch 
die Ruinen von Harma 58ἢ 10). Uebrigens ist das boiotische Harma 
nicht mit der gleichnamigen attischen Ortschaft auf dem Parnes zu ver- 
wechseln, welche von Athen aus sichtbar war 11). 

Die Stätte von Harma ist ein vom östlichen Fusse des Hypatos 
vorspringender, bei dem Dorfe Καστρί gelegener Hügel, auf dessen 
Gipfel sich noch die sehr alterthümlichen Ueberreste einer kleinen 
Akropole finden !2). 


ἢ Pausan. IX, 19, 4 Schub. : ἑξῆς δὲ πόλεων ἐρείπιά ἐστιν "Appuros καὶ Μυχαλησ- 
σοῦ — Μυχαλησσὸν δὲ ὁμολογοῦσιν ὀνομασθῆναι διότι ἢ βοῦς ἐνταῦϑα ἐμυχήσατο ἣ 
Κάδμον χαὶ τὸν σὺν αὐτῷ στρατὸν ἄγουσα ἐς Θήβας. 

2) Geogr. von Griechenl. Βά. 1, S. 217. 

3) North. Gr. II, p. 249 ff. u. 264. 

# It. of Gr. p. 130. 

5) Hellas. 116, S. 628. Vgl. Forbiger, Handb. Bd. III, S. 922. 

6) B 499. 

Ἢ Strabon. IX, 2, 11 Kr.: τὸ Ἅρμα, τῆς Ταναγραϊκῆς κώμη ἔρημος περὶ τὴν Mu- 
χαληττόν. 

8) Ael. var. hist. III, 45: τὴν καλουμένην ἍΑρμα - λίμνην. Vgl. Ο. Müller, 
Orchomenos ὃ. 50 mit Anm. 1 (1. Aufl.). 

9) Strabon. IX, 2, 11 Kr.: περὶ δὲ τοῦ Ἅρματος τοῦ Βοιωτιαχοῦ οἱ μέν φασιν ἐχ- 
πεσόντος &x τοῦ ἅρματος ἐν τῇ μάχῃ τοῦ ᾿Αμφιαράου χατὰ τὸν τόπον, ὅπου νῦν ἐστι τὸ 
sap αὐτοῦ, τὸ ἅρμα ἔρημον ἐνεχϑῆναι ἐπὶ τὸν ὁμώνυμον τόπον χτέ. 

10) Pausan. IX, 19, 4 Schub. : ἐξῆς δὲ πόλεων ἐρείπιά ἐστιν ἄρματος καὶ Μυχαλησ- 
σοῦ χαὶ τῇ μὲν τὸ ὄνομα ἐγένετο ἀφανισϑέντος, ὡς οἱ Ταναγραῖοί φασιν, ἐνταῦϑα ᾿Αμ.- 
φιαράῳ τοῦ ἅρματος, χαὶ οὐχ ὅπου λέγουσιν οἱ Θηβαῖοι. 

11) 5. ©. Müller, Orchomenos S. 487 (1. Aufl.). 

12) S. Bursian, Geogr. von Griechenl. Bd. 1, S.217. Vgl. Ross im Morgenbl. 


182 - Europa. 


1. Eilesion (τὸ EiAssıov)!). Nach Strabon soll es, wie auch Helos 
und Heleon, seinen Namen erhalten haben, weil es an einem Sumpfe 
(ἕλος) erbaut sei; indess sei die Lage dieser Oerter zu seiner Zeit nicht 
mehr dieselbe, da sie entweder weiter nach oben angelegt seien, oder 
der See sich, weil er einen Abfluss gefunden, zurückgezogen habe). 
Bursian meint, der Ort möge entweder bei dem Dorfe Ββράτσι, 
1!/, Stunde südöstlich von Dritsa, oder bei dem Dorfe Χλιβοτσάρι, 
1 Stunde südwestlich von Bratsi, gelegen haben; an beiden Punkten 
finden sich noch Reste alter, im Polygonstil aufgeführter Befesti- 
gungen’). 

m. Erythrai (ai’Epvdpat, oder, wie Andere schreiben, «ai Ερύ-- 
dpa) ἢ, östlich von Plataiai. am Fusse des Kithairon, wo noch Pau- 
sanias die Trümmer der Stadt sah’). Sie erhielt ihren Namen von 
Erythras, dem Sohne des Athamantiden Leukon‘), und war die 
Metropole der ionischen Stadt gl. Ν, 7. Die Ueberreste des Ortes sind 
in der Umgebung der heutigen Dörfer Kreküki und Katzula zu 
suchen ὃ). 

n. Eleon (6 ’EAswv) 3), nach Plutarch in der Nähe des Flusses 
Skamandros 1%); wesshalb Kruse !!) das an der Mündung des Skamander 
in den Asopos gelegene Ela mit Eleon identifieirt. Strabon rechnet den 
Ort zum tanagrischen Gebiete und leitet seinen Namen von den 


1835. No. 209. Wanderungen I. 5. 109. (sucht ihre Ruinen bei Dritza zwischen The- 
ben und Tanagra). Leake, N. Gr. II, p. 251 (setzt Harma nordwestlich von Aulis 
und östlich vom Berge Hypatos, an das linke Ufer des Thermodon). Forbiger, 
Handb. Βα. III, S. 923. 

1) B 499. 

2) Strabon. IX, 2, 17 Kr.: Ἕλος τε χαὶ ᾿Ελεὼν καὶ Εἰλέσιον ἐχλήϑη διὰ τὸ ἐπὶ 
τοῖς ἕλεσιν ἱδρῦσϑαι, νῦν δὲ οὐχ ὁμοίως ἔχει ταῦτα, ἢ ἀνοιχισϑέντων, ἢ τῆς λίμνης 
ἐπιπολὺ ταπεινωϑείσης διὰ τὰς ὕστερον γενομένας ἐχρύσεις. 5. O. Müller, Orchome- 
nos. S. 56. 491 (1. Aufl.). 

3) Bursian, Geogr. von Griechenl. Bd. 1, S. 224. 

4 B 499. 

5) Pausan. IX, 2, 1 Schub. : γῆς δὲ τῆς Πλαταιίδος ἐν τῷ Κιϑαιρῶνι ὀλίγον τῆς 
εὐθείας ἐχτραπεῖσιν ἐς δεξιὰ Ὑσιῶν καὶ Ερυϑρῶν ἐρείπιά ἐστι. πόλεις δέ ποτε τῶν Βοιω- 
τῶν ἦσαν χτέ. 8. Ο. Müller, Orchomenos Κα. 489. 

6) Pausan. VI, 21, 11 Schub. : - Ἐρύϑραν παῖδα Λεύχωνος τοῦ ᾿Αϑάμαντος, ἀπὸ 
τούτου 'Epvdpat πόλισμα ἐκαλεῖτο Βοιωτῶν. O. Müller, Orchom. 8. 215. 

7) Strabon. IX, 2, 12 Kr.: τῶν % 'Epudpa@v τούτων ἄποικοι αἱ ἐν Ἰωνίᾳ Ερυϑραί. 

8) Bursian, Geogr. von Griechenl. Bd. 1, S. 248. Vgl. Kruse, Hellas. Ha, 
S. 597.598. Leake, N. Gr. II, p. 329 (setzt Er. östl. von Katzula). Forbiger, 
Handb. Bd. III, S. 927. 

9) B 500. K 266. 

10) Plut. quaest. Graec. XLI: πόϑεν ἐν τῇ Βοιωτίᾳ περὶ τὸν ᾿Ελεῶνα ποταμὸς 
Σχάμανδρος ὠνομιάσϑη ; χτὲ. 


1) Hellas. 116, S. 627. 


Griechenland. 183 


- benachbarten Sümpfen ab!). Nach Bursian2) gehören dieser Stadt 


wahrscheinlich die ausgedehnten Trümmer einer befestigten Ortschaft 


an, welche sich 2 Stunden nordwestlich von Tanagra auf einem langen, 
kahlen Felsrücken bei dem Dorfe Apttoa, nicht weit vom rechten Ufer 
des Thermodon finden. (Leake?) setzt E. an die Südspitze des 
Sees Paralimni). 

o. Hyle (ἡ Ὕλη)". eine Stadt am hylischen See, der nach ihr 
benannt wurde. Wenn dennoch Homer die Stadt Hyle an den 
kephisischen See setzt’), so ist dies um so weniger auffallend, 
weil sie zwischen beiden Seen liegt®). Strabon hingegen meint 
irriger Weise, Homer wolle Εἰ 709 nicht den kopaischen, sondern 
den hylischen See verstanden wissen’). Auf die schwankende 
Quantität der Penultima, welche B 500 lang, E 708 hingegen kurz 
gebraucht ist, macht schon Strabon aufmerksam ἢ. — WUebrigens 
geschieht bei Pausanias des hylischen Sees, wie auch der Stadt 
Hyle, keine Erwähnung, weil er überhaupt die zwischen dem ko- 
paischen und hylischen See liegende Gegend gar nicht gesehen 


᾿ς hat®). Nach Bursian 1) wird die Stätte von Hyle durch Mauern aus 


byzantinischer Zeit und hellenische Werkstücke bezeichnet, welche 
sich auf dem Gipfel eines kleinen Hügels zwischen dem Fusse des 
Ptoon und der YArxr; Atwvn finden. 


1) Strabon. IX, 2, 12 ἃ. Εἰ. Kr.: χαὶ ὁ ᾿Βλεὼν 8 ἐστὶ χώμη Tavaypızn, ἀπὸ τῶν 
ἑλῶν ὠνομασμένη. Vgl. OÖ. Müller, Orchomenos S. 490 (1. Aufl.). Ausserdem 
S. 145 und 178. 

2) Geogr. von Griechen]. Bd. 1, S. 223. 

3) N. Gr. II, p. 321 und 468. Vgl. Kruse, Hellas. 114, S. 627. Forbiger, 
Handb. Bd. IH, S. 923. Müller und Kiepert setzen El. in die Nähe von Ta- 
nagra, an das rechte Ufer des Asopos. 

4) B 500. 

5) E 707: Ὀρέσβιον -, ὅς ῥ᾽ ἐν "Yin ναίεσχε μέγα πλούτοιο μεμηλώς, [λίμνῃ χεκλι- 
μένος ἱΚηφισίδι. Ausserdem wird Hyle noch H 221 erwähnt. S. u. 

6) Vgl. Bursian, Geogr. von Gr. ὃ. 195. Anm. 2. O. Müller, Orchomenos 
S. 49, Anm. 1. und S. 50. 

7) Strabon. IX, 2, 20 Kr.: οὐ γὰρ λίμνην τὴν Κωπαΐδα βούλεται λέγειν, ὡς oloy- 
ταί τινες, ἀλλὰ τὴν Ὑλικὴν προσαγορευομένην. Schlichthorst, geogr. Hom. p. 65. 
Vgl. auch Schlegel, de geogr. Hom. comm. p. 10. 

8) Strabon. IX, 2, 20 Kr.: “Ὅμηρος δ᾽ ἑνικῶς ἐχφέρει, τ 
τὴν συλλαβήν, ὡς ἐν τῷ Καταλόγῳ, ἠδ᾽ Ὕλην χαὶ I τεῶνα, ποιητιχῶς " τότε δὲ 
συστέλλων ὅς δ᾽ ἐν Ὕλη ναίεσκε. 

9. 5. O. Müller, Orchomenos ὃ. 49, Anm. 3 (1. Aufl.). 

10) Geogr. von Griechenl. Bd. I, S. 213. Andere Ansichten über die Lage von 
Hyle 5. bei Kruse, Hellas. Ha, S.571f. Leake (N. Gr. I, p. 313) setzt H. 
nördl. vom See in die Nähe von Palaiokastro, Gell (It. of Gr. p. 141) an das West- 
ende des Sees, Müller an die Ost- und Ulrichs (Reise I, S. 257) an die Südseite 
desselben, wo der Imenos mündet. Forbiger, Handb. Bd. III, S. 923, 


Σ 


ότε τε μὲν ἐχτείνων τὴν πρώ- 


124 Europa. τῇ 


Endlich sei noch bemerkt, dass Hyle die Heimath des Leder- 


arbeiters Tychios war, der den siebenhäutigen Schild des Telamoniers 


Aias verfertigt hatte!). Manche wollten an der hierauf bezüglichen 
Stelle der Ilias statt "YAy: "Yon (eine Stadt Lydiens) lesen, wogegen 
indess schon Strabon den begründeten Einwand erhebt, dass Aias 
schwerlich seinen Schild aus Lydien erhalten habe 2. 


8. 39. 


Fortsetzung. 


p. Peteon (n Πετεών) 3. Strabon erwähnt dieses Ortes als 
eines im thebanischen Gebiete gelegenen Dorfes nahe an der nach An- 
thedon führenden Strasse'). Leake sucht ihn an der Südseite der 
Hylike®). 

ο 4. Okalee (ἡ Ὠχαλέη) ἢ, am Flusse gleiches Namens, in der 
Mitte zwischen Haliartos und Alalkomenai, von Beiden dreissig Sta- 
dien entfernt”). Jetzt findet sich von diesem Orte keine Spur mehr). 

r. Medeon (Ὁ Meöcwv), von Homer als eine wohlgebaute 
Stadt bezeichnet). Sie hat ihren Namen von der phokischen Stadt 
gl. N. und liegt in der Nähe von Onchestos am Berge Phoinike, 
daher sie auch die phoinikische heisst Ὁ). Gell fand die Ruinen 


Medeons bei dem heutigen Megalo Mulchi am kopaischen See, etwa 


!/, Stunde westlich von Haliartos 11). 


ἢ H 219: Αἴας δ᾽ ἐγγύϑεν ἦλϑε φέρων σάχος ἠύτε πύργον, | χάλχεον, ἑπταβόειον, 
Bol Τύχιος χάμε τεύχων, | σχυτοτόμων ὄχ᾽ ἄριστος, Ὕλη ἔνι οἰκία ναίων. 

2) Strabon. IX, 2, 20 Kr.: οὐδ᾽ evraöße eb τραφόντων τινῶν "Yon ἔνι" οὐ γὰρ 
ὁ Αἴας ἐχ Λυδίας τὸ se μετεπέμπετο. 

3) B 500. 

4) Strabon. IX, 2, 26 Kr.: Πετεὼν δὲ χώμη τῆς Θηβαΐδος ἐγγὺς τῆς Em ᾿Ανϑη- 
δόνα ὁδοῦ. Vgl. Bursian, Geogr. von Griechenl. Bd. I, 5. 214. Kruse, Hellas. 
118, 8. 570. 

5) North. Gr. IH, p. 320. Kiepertsetzt P. südöstl. von der Hylike. Vgl. Forbi- 
ger, Handb. Bd. III, 5. 923. 

6) B 501. 

7) Strabon. IX, 2, 26 Kr.: ἡ ὃ᾽ Ὠχαλέη μέση Ἁλιάρτου καὶ Ἀλαλχομενίου ἑχατέρου 
τριάχοντα σταδίους ἀπέχουσα. O. Müller, Orchomenos 8. 69 und 482. 

8) Bursian, Geogr. von Griechenl. Bd. I, 5. 234. Leake, N. Gr. I, p. 205 f. 
Forbiger, Handb. Bd. III, S. 924. 

9) B 501: Μεδεῶνά τ᾽, ἐὐκτίμενον πτολίεϑρον. ἶ 

10) Strabon: IX, 2, 26 Kr.: ὁ δὲ Βοιωτιαχὸς (Μεδεὼν) ἀπ᾽ ἐχείνου (τοῦ Φωχιχοῦ) 
χέχληται, πλησίον δ᾽ ἐστὶν ᾿θΘγχηστοῦ ὑπὸ τῷ Φοινιχίῳ ὄρει, dp οὗ χαὶ μετωνόμασται 
Φοινιχίς: Vgl. O. Müller, Orchomenos $. 69, mit der Note 4 (1. Aufl.). 

11) It. of Gr. p. 125. Vgl. Kruse, Hellas. 118, $S. 638. Leake, North. Gr. II, 
p. 214f. Vgl-Forbiger, Handb. Bd. III, S. 924. 


Ἐπ μα να» DUO .α 


Griechenland. 185 

5. Kopai (at Köraı) N, die alte Ruderstadt, von welcher der 

 kopaische See seinen Namen erhielt. Als einst der Fluss Kephissos 
so bedeutend anschwoll, dass Kopai Gefahr lief, unter Wasser gesetzt 
zu werden, entstand unweit Kopai bei dem See ein Erdschlund, etwa 
30 Stadien an Ausdehnung, in welchem sich ein unterirdisches Wasser- 
bett befand. Dieses Bett nahm den Strom auf, der dann bei Larymna 
in Lokris wieder an die Oberfläche trat?). Uebrigens lag Kopai auf 
der Nordseite des kopaischen Sees°) ; es soll das heutige Dorf To- 
polia oder Topoglia (Τοπόλια) sein, in welchem noch Ueberreste 
alter Mauern, Fundamente und Inschriften vorhanden sind®). 

t. Eutresis (ἡ Εὔτρησις) δ), ein Flecken unweit Thespiai, an der 
Strasse von letzterem Orte nach Plataiai®), wo, wie Strabon sagt, 
Zethos und Amphion wohnten, bevor sie in Theben herrschten’). 
Auch befand sich hier ein in alten Zeiten hochberühmtes Orakel des e 
Apollon Galaxios‘), welcher Beiname von dem Bache Galaxios 
ın Boiotien herrührte ®). 

Die Reste von Eutresis sind nach Bursian auf der Ebene bei 
Thespiai zu suchen, welche den Schauplatz der leuktrischen Schlacht 
abgab; auf einem der nördlichen Hügel, die sich hier erheben, an 
dessen Fuss die heutige Quelle ᾿Αρχοπόδι entspringt, ragte ein Castell, ᾿ 
von dem noch Reste polygoner Mauern erhalten sind; hier stand wahr- 
scheinlich Eutresis 10), 


ἢ B 502. 

2) Strabon. IX’, 2, 18 Kr.: αὐξομένης γὰρ αὐτῆς ιτῆς Κωπαΐδος λίμνης), ὥστε 
χινδυνεύειν καταποϑῆναι τὰς Κώπας, [ἃς] 6 τε ποιητὴς ὀνομάζει, καὶ ἀπ᾽ αὐτῶν ἢ λίμνη 
τὴν ἐπωνυμίαν εἴληφε), χάσμα γενηϑὲν πρὸς τῇ λίμνῃ πλησίον τῶν Κωπῶν ἀνέῳξεν ὑπὸ 
ns ῥεῖθρον ὅσον τριάκοντα σταδίων χαὶ ἐδέξατο τὸν ποταμὸν, εἶτα ἐξέρρηξεν εἰς τὴν 
ἐπιφάνειαν χατὰ Λάρυμναν τῆς Λοκχρίδος τὴν ἄνω. 

3) Strabon. IX, 2, 27 Kr.: προσάρχτιος δέ ἐστιν ἐπὶ τῇ Κωπαΐδι λίμνῃ. 

4 S. O. Müller, Orchomenos $. 42. Bursian, Geogr. von Griechen]. Bd. [, 
5. 212. Dodwell, Class. Tour. II, p. 56. Leake, N. Gr. II, p. 306. Gell, Τί. 
of Gr. p. 144. Ulrichs, Reise. I, S.198 f. Forchhammer, Hellen. S. 179. 
Ross im Morgenbl. 1835. No. 209. Keil, Syll. inser. Boeot. p. 15. Forbiger, 
Handb. Bd. III, S. 921. 

5) B 502. 

6) S. O. Müller, Orchomenos S. 490. 

7) Strabon. IX, 2, 28 Kr.: ὁ δὲ ποιητὴς ἐφεξῆς ταῖς Κώπαις Εὔτρησιν τίϑησι, 
χωμίον Θεσπιέων ἐνταῦϑά φασι Ζῆϑον καὶ ᾿Αμφίονα οἰχῆσαι, πρὶν βασιλεῦσαι Θηβῶν. 

8) Stephan. 5. v. Εὔτρησις. Ο. Müller, Orchomenos S. 149. 

9) O. Müller, Orchom. S. 47. Jacobi, Handwörterb. der griech. und röm. 
Myth. s. v. Galaxios (mit den Citaten). 

10) Bursian, Geogr. von Griechenl. Bd. I, S. 240. Vgl. Kruse, Hellas. Ila, 
S. 607. Leake (N. Gr. II, p. 522) sucht Eutr. an der Stelle des Hafens Aliki am 
Gestade; Gell (It. of Gr. p. 114) hält die Ruinen von Parapungia für seine Reste. 
Forbiger, Handb. Bd. 111, S. 926. 


186 Europa. 


u. Thisbe (ἡ Θίσβη), ein Ort im Süden Boiotiens, nicht weit vom 
korinthischen Meerbusen, an den Gränzen von Thespiai und Koroneia, 
am Fusse des Helikon; zu Strabon’s Zeiten hiess derselbe Thisbai!). 
Homer legt ihm das Epitheton taubenreich (roAurprpwy) bei?), 
wesshalb Statius in der Thebais Thisbe dievon dionäischen 
Vögeln wiedertönende nennt?), insofern die Taube der Aphro- 
dite geweiht ist und in Thisbe die dionäische Aphrodite einen 
Cultus hatte. Nach Strabon’s Angabe ist das homerische Epitheton 
daher zu erklären, dass der felsige Hafen der Stadt einen grossen 
Reichthum an Tauben hatte; nach demselben Geographen betrug die 
Fahrt von hier bis Sikyon 160 Stadien!). — Pausanias erzählt, dass 
sich in Thisbe ein steinernes Bildniss und Heiligthum des Herakles 
befinde, und dass man hier Herakleen feiere; den Namen habe die 
Stadt von der einheimischen Nymphe Thisbe erhalten). 


Der Hauptort Thisbe lag etwa 1 Stunde vom Meere, in einem 
nicht sehr tiefen, !/; Stunde breiten 'Thalkessel, unweit des jetzigen 
Dorfes Kaxwsı; auf den kahlen Felsinseln der benachbarten Meeres- 
bucht nisten noch jetzt Schaaren wilder Tauben ®). 


v. Koroneia (n Kopwvera)?), ebenfalls im südlichen Theile Boio- 
tiens, hatte eine hohe Lage in der Nähe des Helikon δ᾽ und des Musen- 
berges Libethrion, von welchem letzteren es etwa 40 Stadien entfernt 
lag?). Das Gebiet von Koroneia durchströmte der Kephissos ἢ. Ur- 
sprünglich war die Stadt auf orchomenischem Gebiete erbaut und 


1) Strabon. IX, 2, 28 Kr.: ἡ δὲ Θίσβη Btoßar νῦν λέγονται, οἰκεῖται δὲ μιχρὰν 
ὑπὲρ τῆς ϑαλάττης ὅμορον Θεσπιεῦσι τὸ χωρίον καὶ τῇ Κορωνειαχῇ, ὑποπεπτωχὸς ἐχ 
τοῦ νοτίου μέρους τῷ ᾿Ἑλιχῶνι χαὶ αὐτό. 

2) B 502: πολυτρήρωνά τε Θίσβην. 

3) Stat. Theb. VII, 261 Queck: Dionaeisque avibus circumsona Thisbe. 

4) Strabon. IX, 2, 28 Kr.: ἐπίνειον δ᾽ ἔχει πετρῶδες περιστερῶν μεστόν, ἐφ᾽ οὗ 
φησιν 6 ποιητὴς πολυτρήρωνά τε Θίσβην πλοῦς ὃ ἐστὶν ἐνθένδε εἰς Σιχυῶνα σταδίων 
ἐχατὸν ἑξήχοντα. 

5) Pausan. IX, 32, 2 Schub. : Ἡραχλέους δὲ ἱερὸν καὶ ἄγαλμα ὀρϑὸν ἐνταῦϑά ἐστι 
λίϑου, χαὶ Ἡράκλεια ἑορτὴν ἄγουσι. -- Θίσβην δὲ λέγουσιν ἐπιχώριον εἶναι νύμφην, ἀφ᾽ 
ἧς ἡἣ πόλις τὸ ὄνομα ἔσχηχεν. 

θ Bursian, Geogr. von Griechenl. Bd. I, S. 242. Vgl. Kruse, Hellas. 118, 
S.615 ff. Gell, It. of Gr. p. 116. Leake, N. Gr. II, p. 506. Forbiger, Handb. 
Bd. III, S. 925 (wo das Dorf Kakosia genannt wird). 

Ἢ B 503. 

8) Strabon. IX, 2, 29 Kr.: ἣ μὲν οὖν Κορώνεια ἐγγὺς τοῦ ἙἙλικῶνός ἐστιν ἐφ 
ὕψους ἱδρυμένη. 

9) Pausan. IX, 34, 4 Schub. : Κορωνείας δὲ σταδίους ὡς τεσσαράχοντα ὄρος ἀπέχει 
τὸ Λιβήϑριον. Ο. Müller, Orchomenos 8. 34 und 69 (1. Aufl.). Bursian, Geogr, 
von Griechenl, Bd. I, 5. 235. Kruse, Hellas. IIa, S. 641 f. 

1) O. Müller, Orchomenos $. 42. 


Bee a ch 


. 


Griechenland. 187 


von den Minyern der Metropole abhängig'). Von den Boiotern 
wurde sie eingenommen, als sie nach dem troianischen Kriege von 
dem thessalischen Arne heimkehrten und auch Orchomenos in Besitz 
nahmen?). Heutzutage heisst sie nach Ὁ. Müller Kamari?); Leake 
findet ihre Stelle 1 St. südöstlich von Granitza ἢ). 


w. Haliartos (ἡ und 0 Αλίαῤτος) lag nach Strabon an einer 
schmalen Stelle zwischen einem überhängenden Berge (und zwar dem 
tilphosischen) und dem kopaischen See, wo sich der Permessos und 
Olmeios in denselben ergossen, unmittelbar an dem Sumpfe, in wel- 
chem das Flötenrohr wuchs’). In Folge dieser Lage war Haliartos, wie 
auch Onchestos, vorzüglich reich an hohem Graswuchs und Vieh- 
weiden®), daher Homer der Stadt das Epitheton grasreich (ποιήεις) 
beilegt”). Ihre Entfernung von Okalee betrug 30 Stadien). Wie 
Pausanias berichtet, liess eine Heeresabtheilung des Xerxes im Perser- 
kriege die Stadt in Flammen aufgehen, weil ihre Einwohner hellenisch 
gesinnt waren®). Im dritten makedonischen Kriege (gegen Perseus) 
wurde Haliartos trotz verzweifelter Gegenwehr von M. und Οὐ. Luere- 
tius erstürmt und verwüstet, das Gebiet aber von den Römern den 
Athenern gegeben (Ol. 152, 2); zu Strabon’s Zeit lag nach dessen Aus- 


1) Pausan. IX, 34, 7 Schub. : παραγενομένου δὲ ὡς αὐτὸν (᾿Ανδρέα) ᾿Αϑάμαντος, 
ἀπένειμε τῆς αὑτοῦ τῷ ᾿Αϑάμαντι τήν τε περὶ τὸ Λαφύστιον χώραν καὶ τὴν νῦν Κορώνειαν 
καὶ ᾿Αλιαρτίαν. 

2) Strabon. IX, 2, 29 Kr.: χατελάβοντο δ᾽ αὐτὴν ἐπανιόντες ἐκ τῆς Θετταλιχῆς Ap- 
νης οἱ Βοιωτοὶ μετὰ τὰ Τρωιχά, ὅτε περ zul ᾿θρχομενὸν ἔσχον. 

3) OÖ. Müller, Orchomenos Κ. 483 (1. Aufl.). 

4) North. Gr. II, p. 132 ff. Vgl. Ross im Morgenbl. 1835. No. 64. Forch- 
hammer, Hellen. S. 185. Forbiger, Handb. Bd. III, S. 920. 

5) Strabon. IX, 2, 30 Kr.: ἔχειτο δὲ ἐν στενῷ χωρίῳ μεταξὺ ὑπερχειμένου ὄρους 
καὶ τῆς Κωπαΐδος λίμνης πλησίον τοῦ Περμιησσοῦ χαὶ τοῦ Ολμαιοῦ καὶ τοῦ ἕλους τοῦ 
φύοντος τὸν αὐλητικὸν χάλαμον. Vgl. Bursian, Geogr. von Griechenl. Βάα.1, Κ, 232. 
Kruse, Hellas. 114, S. 636 ff. 

6) S. O. Müller, Orchomenos 8. 71. 

ἢ B 503: ποιήενϑ᾽ “Αλίαρτον. Hymn. in Apollin. 243: εἰς "Aktauprov ἀφίχεο 
ποιήεντα. Strabon VII, 3,6 Kr.: συνηγορῶν δὲ τούτοις (Ἀπολλόδωρος) “Ὅμηρόν φησι 
᾿ τὴν μέν Αὐλίδα χαλεῖν πετρήεσσαν, --- ποιήεντα δὲ τὸν ᾿Αλίαρτον. Stat. Theb. VII, 
274 Queck : quorumque novis Haliartos aristis | Invidet et nimia sata laeta superve- 
nit herba. 

8) Strabon. IX, 2, 26 Kr.: ἡ δ᾽ ᾿Ωχαλέη μέση ᾿Αλιάρτου καὶ ᾿Αλαλχομενίου ἕχα- 
τέρου τριάχοντα σταδίους ἀπέχουσα. 

5) Pausan. IX, 32, 5 Schub.: κατὰ δὲ τὴν ἐπιστρατείαν τοῦ Νίήδου φρονήσασιν 
Ἁλιαρτίοις τὰ Ἑλλήνων μοῖρα τῆς Ξέρξου στρατιᾶς γῆν τέ σφισιν ὁμοῦ καὶ τὴν πόλιν 
ἐπεξῆλθε καίουσα, 


δεν £ 3 ἐκ ἢ a TE 


188 Europa. 


sage die Stadt in Trümmern ἣν Gell und Leake fanden ihre Ruinen 


auf einem Felsen bei Mazi; nach Bursian sind von ihr noch zahl- 
reiche Bautrümmer und bedeutende Mauerreste der Akropolis erhalten). 


δ 40. 
Fortsetzung. 

ΟΣ, Plataia (ἡ Πλάταιαϑ), später mit verändertem Accent und Nu- 
merus αἱ IlAararat) , lag am Fusse des Kithairon, zwischen diesem 
und 'Theben, an der nach Athen und Megara führenden Strasse, nahe 
der Gränze von Attike und Megaris; in der Nähe der Stadt floss der 
Asopos vorbei®). Ihre Entfernung von 'Theben betrug 70 Stadien’). 
Sıe sollnach Pausanias ihren Namen von Plataia, einer Tochter des 
Asopos, erhalten haben®. Es ist wahrscheinlich, dass Plataia in sehr 
alter Zeit ein Theil des sikyonischen Reichs gewesen 5617). In den 
Perserkriegen erlangte der Ort dadurch Berühmtheit, dass Mardonios 
mit 300,000 Persern hier von den Hellenen gänzlich aufgerieben 
wurde, worauf man Zeus dem Befreier einen Tempel stiftete; zu Stra- 
bon’s Zeiten zeigte man noch die Grabstätte der in der Schlacht Gefal- 
lenen®). — Die Mauern der alten Stadt kann man noch jetzt in ihrer 
ganzen Peripherie von ziemlich 1 Stunde verfolgen). 

y. Glisas (6 Γλίσας) 1%), ein Ort am Berge Hypatos in der The- 


1) Strabon. IX, 2, 30 Kr. : ᾿Αλίαρτος δὲ νῦν οὐχέτι ἐστί, χατασχαφεῖσα ἐν τῷ πρὸς 
Περσέα πολέμῳ, τὴν γώραν δ᾽ ἔχουσιν ᾿Αϑηναῖοι δόντων Ῥωμαίων. Polyb. 30, 18. Liv. 
XLII, 56. 63. ©. Müller, Orchomenos 5. 427. 

2) Gell, It. of Gr. p. 124. Leake, N. Gr. II, p. 137. 206 fi. Ross im 
Morgenbl. 1835. No. 163. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. III, 8. 924. 
Bursian, Geogr. von Griechenl. 8. 233. 

3) B 504. 

ἢ Strabon. IX, 2, 31 Kr.: Πλαταιαὶ δὲ, ἃς ἑνικῶς εἶπεν 6 ποιητής, ὑπὸ τῷ Kı- 
ϑαιρῶνί εἰσι μεταξὺ αὐτοῦ χαὶ Θηβῶν χατὰ τὴν ὁδὸν τὴν εἰς ᾿Αϑῆνας χαὶ Μέγαρα ἐπὶ 
τῶν ὕρων τῶν τῆς ᾿Αττιχῆς χαὶ τῆς Μεγαρίδος. 

5) Thucyd. II, 5: ἀπέχει δ᾽ ἡ Πλάταια τῶν Θηβῶν σταδίους ἑβδομήκοντα. Vgl. 
Ο. Müller, Orchomenos S$. 28 und $. 488. — Bursian, Geogr. von Griechenl. 
Bad. 1, S. 243 ff. — Kruse, Hellas. 118, S. 590 ff. 

6) Pausan. IX, 1, 1 Schub.: ὄνομα δέ σφισιν (den Plataiern) ἀπὸ Πλαταίας, ἣν 
ϑυγατέρα εἶναι (Ασωποῦ) τοῦ ποταμοῦ νομίζουσιν. Eine andere Ableitung ist die ἀπὸ 
τῆς πλάτης τῆς κώπης. S. Schlichthorst, geogr. Hom. p. 67. 

7) 5. darüber ©. Müller, Orchomenos 8. 236. 

8; Strabon. IX, 2, 31 Kr.: ἐνταῦϑα Μαρδόνιον χαὶ τὰς τριάχοντα μυριάδας [Περσῶν 
αἱ τῶν Ἑλλήνων δυνάμεις ἄρδην ἠφάνισαν" ἱδρύσαντό τε ᾿Ἐλευϑερίου Διὸς ἱερόν --᾿" 
ταφή τε δείχνυται δημοσία τῶν τελευτησάντων ἐν τῇ μάχῃ. 

9) Bursian, Geogr. von Griechenl. Bd. I, 5. 244. Vgl. auch Wheler, 
Journ. VI, p. 4198. Dodwell, Class. Tour. I, p. 278}. Clarke, Trav. VII, 
p- 109. Leake, N. Gr. II, 'p. 323 ff. 355 ff. Ross im Morgenbl. 1835. No. 157. 
Brandis, Mitth. I, 5. 230 ἢ. Forbiger, Handb. Bd. III, 85. 926. 

10, B 504. 


ΤῊ 


7 \ 
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Grieähnlhni EHERE 189 


'baike, unweit Teumessos und der Burg Kadmeia‘). Nach Statius 
war derselbe weinreich?). Pausanias sah seine Ruinen 7 Stadien von 
Teumessos zur Linken’). 

Die Reste der Akropole von Grlisas findet man nach Bursian 
unterhalb eines auf dem Gipfel des Hypatos gelegenen Klosters der 
Panagia, dessen Stelle ehemals ein Tempel des Zeus Hypatos einnahm, 
auf einem kleinen, vom Fusse des Gebirgs in die Ebene vorsprin- 
genden Felshügel, oberhalb des Dorfes Sirtschi; jene Reste tragen das 
Gepräge des alterthümlichen Polygonstils 1). Das Hypatongebirge heisst 
jetzt Kleptito bouni’). (Leake setzt Glisas an das rechte Ufer des 
Thermodon, östlich vom Berge Hypatos®), Ross dagegen an die Stelle 
von Sirtschi )) 

Hypothebai (αἱ Yrxod7ßa: , welchen Ort Homer als wohl- 
gebaute Stadt bezeichnet‘). Schon bei den Alten herrschten über 
denselben schwankende Vorstellungen, indem Einige ihn für eine 
kleine Stadt dieses Namens hielten, Andere aber mit Potniai identi- 
fieirten®). Ja, Manche verstiegen sich — wie schon oben erwähnt — 
zu der Behauptung, 'Theben sei in Folge des Epigonenkriegs entvöl- 
kert gewesen und habe an der troianischen Expedition gar keinen 
Antheil genommen, während Andere vermutheten, die Thebaner seien 
zwar mit gegen Troia gezogen, hätten aber, da die im Kriege ver- 
wüstete Kadmeia noch nicht wieder aufgebaut gewesen, die Ebene 
unterhalb der Kadmeia bewohnt 10). Bei dieser schon im Alterthum 
herrschenden Meinungsverschiedenheit darf es uns nicht Wunder neh- 


I) Strabon. IX, 2, 31 Kr.: Γλίσσαντα δὲ λέγει χατοιχίαν ἐν τῷ Ὑπάτῳ 6 ὄρει, ὕ ἐστιν 
ἐν τῇ Θηβαϊχῃ πλησίον Τευμησσοῦ χαὶ τῆς Καδμείας. S.O.M alles; Orchomegen 
S. 492. 

2) Stat. Theb. VII, 308 Queck : Baccho Glisanta colentes. 

2 Pausan. IX, 19, 2 Schub.: Tevunsod δὲ ἐν ἀριστερᾷ σταδίους προελϑόντι ἑπτὰ 
τός ἐστιν ἐρείπια. 
an, Geogr. von Griechenl. Bd. 1, 8. 216. 
Kruse, Hellas. IIa, S. 568. 


Trısä 


N 
5) 
8, N. Gr. I, p. 241. 
7) Im ee 1835. No. 209. Vpl: Forbiger, Handb. Bd. III, δ. 923. 
8) B 505: οἵ 9° Ὑποϑήβας eiyov,' ἐὐκτίμενον πτολίεϑρον. : 
9 8. Es, Hellas. Ila, S. 555 ἢ Vgl. Palmer, Graec. διαί, ἵν, 23. 
ΠΡ. 510 sqq. : ᾽ e 

10) Strabon. ΙΧ, 2 2, 32 Kr.: τὸ δ᾽ οὕτω δηϑέν, οἵ 9’ ὑπὸ Θήβας Sc οἱ μὲν 
ER πολείδιόν. τι- γὙποϑήβας χαλούμενον, ot- δὲ τὰς: Ποτνίας - “τὰς -γὰρ Θῆβὰς ἐκλέ-- 
λεῖφϑαι διὰ τὴν τῶν ᾿Βπιγόνων στρατείαν καὶ μὴ μετασχεῖν τοῦ Τρωικοῦ πολέμου - οἱ δὲ 
μετασχεῖν μέν, οἰχεῖν δὲ ὑπὸ τῇ Καδμείᾳ τότε ἐν τοῖς ἐπιπέδοις χωρίοις μετὰ τὴν τῶν 
᾿Επιγόνων ἄφοδον, τὴν Καδμείαν ᾿ἀδυνατοῦντας ἀναχτίδαι: ἐπεὶ δὲ ἡ Καδμεία ἐχκἀλεῖτο 
Θῆβαι, ὑπὸ Θήβας εἰπεῖν ἀντὶ τοῦ ὑπὸ τῇ Καδμεία οἰκοῦντας τὸν ποιητὴν τοὺς τότε Θη- 
βαίους. ὅ 


ΣΙ πο U ET En ar iR νον 
a τς Tr Aalen Te a ΗσΣ 


190 Europa. 


men, wenn auch die Ansichten der Neueren über diesen Punkt aus 
einander gehen, wie denn z. B. O. Müller sich mehr zu Potniai hin- 
neigt ἢ, während Schlichthorst Hypothebai für die Unterstadt 
Thebens gehalten wissen will2). Ist es überhaupt gestattet, in Betreff 
eines so unklaren Gegenstandes eine endgültige Meinung hinzustellen, 
so möchte ich mich dem Letzteren anschliessen, da es doch höchst un- 
wahrscheinlich ıst, dass eine namhafte Stadt wie Theben im Schiffs- 
kataloge gänzlich mit Stillschweigen übergangen sein sollte, und die 
bei Strabon erwähnte Ansicht, dass die Thebaner sich nach der Ver- 
wüstung der Kadmeia in der Unterstadt angesiedelt hätten, sich durch 
ihre Glaublichkeit empfiehlt. 

z! Onchestos (δ᾽ “Ογχηστος), am südöstlichen Ende des kopai- 
schen Sees, war schon im hohen Alterthum durch seinen Poseidon- 
tempel berühmt, wesshalb Homer der Stadt das Epitheton heilig (ἱερός) 
beilegt?). Nach Strabon war Onchestos ein kahler, auf einer Höhe 
gelegener Ort, und er setzt hinzu, nicht minder kahl sei auch das 
Heiligthum des Poseidon gewesen), daher es nichts weiter als poeti- 
sche Ausschmückung sei, wenn Pindaros in Bezug auf Onchestos 
von Hainen rede. Dieser sagt nämlich in einem Fragment der Par- 
thenien: “Er (Apollon) schritt dahin über Land und Meer und stand 
über den mächtigen Warten der Gebirge und erschütterte die Tiefen, 
den Grund zu seinen Hainen legend’ >). — Auch gegen Alkaios 
übt Strabon seine Kritik, indem er sagt, dass dieser mit Unrecht 
Onchestos an die äussersten Ausläufer des Helikon setze‘), worin 
jedoch der Dichter, wie Ὁ. Müller bemerkt’), gar nicht eben Unrecht 
haben mag, indem sich bei Onchestos die Berge bis in die Nähe des 


1) Orchomenos 8. 227. 

2) Geogr. Homeri p. 61 und 62. Vgl. auch Schlegel (de geogr. Hom. comm. 
p- 8 sq.), der zu erweisen sucht, dass unter Thebe die Burg , unter Hypothebai aber 
die später Thebe genannte Stadt zu verstehen sei. 

3) B 506: "Ογχηστόν 9° ἱερόν, Ποσιδήϊον ἀγλαὸν ἄλσος. Ueber die auf den Posei- 
doneultus von Onchestos bezüglichen Städtesagen 5. ©. Müller, Orchomenos 
S. 238. 

4) Strabon. IX, 2, 33 Kr.: Ὀθγχηστὸς δ᾽ ἐστὶν — ἐν τῇ Ἁλιαρτίᾳ πρὸς τῇ Κωπαΐδι 


λίμνῃ καὶ τῷ Τηνερικῷ πεδίῳ, ἐν ὕψει χείμενος ψιλός, ἔχων Ποσειδῶνος ἱερόν, αὶ αὐτὸ 


ψιλόν. : 
5) Strabon.IX,2, 88 Κυ. (Vgl. Boeckh, Fragm. Pind. Parthen. 9. Pind.-Opp. II, 
2, 595): οἱ δὲ ποιηταὶ κοσμοῦσιν, ἄλση καλοῦντες τὰ ἱερὰ πάντα, χἂν ἡ Ψιλά τοιοῦ- 
τόν ἐστι χαὶ τὸ τοῦ Πινδάρου περὶ τοῦ ᾿Απόλλωνος λεγόμενον᾽ ᾿κινηϑεὶς ἐπήει | γᾶν τε 
χαὶ ϑάλασσαν, zal σχοπιαῖαιν μεγάλαις ὀρέων ὕπερ ἔστα, | χαὶ μυχοὺς δινάσσατο βαλλό- 
μενος χρηπῖδας ἀλσέων᾽. 

6) Strabon. IX, 2, 33 Kr.: οὐκ εὖ δ᾽ ὁ Ἀλκαῖος — τοῦ Ὄγχ ἡστοῦ χατ Heune. πρὸς 
ταῖς ἐσχατιαῖς τοῦ Ἑλικῶνος αὐτὸν τιϑείς “ ὁ 8 ἐστὶν ἄπωϑεν ἱκανῶς τούτου τοῦ ὄρους. 

7) Orchomenos S. 71 


» ae - Ari BE ΕΝ a BEE γι a'772 IE En ἂν 
N VEN? 


- - 


Griechenland. 191 


kopaischen Sees ziehen. — Wie derselbe Gelehrte vermuthet!), ist 
Onchestos das heutige Emenae (auf den Karten Imene) ; unter wel- 
chem Andere vielmehr Alalkomenai verstehen wollen. Für die ehe- 
malige Existenz von Onchestos legen nach Bursian heutzutage nur 
noch wenige Steine Zeugniss ab?). 

z2. Arne (ἣ Ἄρνη), von Homer als traubenreich (πολυστά-- 
φυλοςὶ bezeichnet®). Nach Einigen soll es, wie Strabon sagt), mit 
Akraiphion identisch sein, während es nach einer anderen Sage vom 
kephisischen See verschlungen sein soll. Derselbe Geograph polemisirt 
auch gegen diejenigen, welche statt Arne: Tarne schreiben wollen, 
da es keinen Ort des Namens in ganz Boiotien gebe’). Pausanias, 
welchem Leake folgt‘), identificirt Arne mit Chaironeia und fügt 
hinzu, dass die Stadt ihren Namen von Arne, der Tochter des Aiolos, habe, 
nach welcher auch die gleichnamige thessalische Stadt benannt wor- 
den sei’). Kiepert und Ulrichs®), denen Forbiger beipflichtet?), 
setzen Arne in die Nähe von Akraiphion an die Ostküste des Sees, 
©. Müller und Forchhammer!?) dagegen südlich vom kopaischen 
See, in die Nähe von Koroneia. 

“ὃ, Mideia (n Μίδεια) !!) wurde, wie Arne, vom kephisischen 
See verschlungen, wie Strabon in der schon oben angezogenen Stelle 
berichtet. Wenn übrigens Pausanias meint, dass Mideia mit Leba- 
deia identisch sei !?2), so hat schon Schlichthorst dagegen Protest 


1) Ebendas. S. 452, 

2) Bursian, Geogr. von Griechenl. Bd. I, S.231f. Kruse, Hellas. Ha, 
S. 638. 639. Vgl.! Gell, It. of Gr. p. 125. Leake, N. Gr. U, p. 213f. Forch- 
hammer, Hellen. 5. 159. Nach Mannert (Geogr. VIII, S. 214) lag Ὁ. an der 
Stelle des Klosters Mazaraki. Forbiger, Handb. Bd. III, S. 924. 

3) B 507: πολυστάφυλον Αρνην. 

4) Strabon. IX, 2, 34 Kr.: φασὶ δὲ τοῦτο (Αχραίφιον) καλεῖσθαι "Ἄρνην ὑπὸ τοῦ 
ποιητοῦ, ὁμώνυμον τῇ Θετταλιχῃ. ΙΧ, 2, 35: οἱ δέ φασι χαὶ τὴν [Αρνην ὑπὸ τῆς λίμνης 
χαταποϑῆναι χαὶ τὴν Μίδειαν. Vgl. ©. Müller, Orchomenos 8. 61. Bursian, 
Geogr. von Griechen]. Bd. 1, 5. 198. Schlegel, de geogr. Hom. comm. p. 11. 

5) Strabon. IX, 2, 35 Kr.: οὐχ εὖ δὲ οὔτε οἱ Τάρνην ἀντὶ τῆς ᾿Αρνης γράφοντες" 
οὐδὲ γὰρ μία δείκνυται Τάρνη παρὰ τοῖς Βοιωτοῖς χτέ. 

6) N. Gr. II, p. 305. 

Ἢ Pausan. IX, 40, 5 Schub.: Λεβαδέων δὲ ἔχονται Χαιρωνεῖς. ἐκαλεῖτο δὲ ἢ πό- 
λις χαὶ τούτοις ᾿Αρνη τὸ ἀρχαῖον ϑυγατέρα δὲ εἶναι λέγουσιν Αἰόλου τὴν Ἄρνην, ἀπὸ 
ὃξ ταύτης χληϑῆναι χαὶ ἑτέραν ἐν Θεσσαλίᾳ πόλιν. 

8) Ulrichs, Reise. I, S. 171 und 246. 

9 Handb. der alten Geogr. Bd. II, 5. 922. 

10) Hellen. S. 186. 

11) B 507. 

12) Pausan. IX, 39, 1 Schub.: αὕτη (Λεβάδεια) τὸ μὲν ἐξ ἀρχῆς 
τεώρου, καὶ ὠνομάζετο Μίδεια ἀπὸ τὴς ᾿Ασπληδόνος μιητρύς. 


χεῖτο ἐπὶ με- 


-E, 


02 


192 


eingelegt, indem er bemerkt, dass Lebadeia in bedeutender Entfer- 
nung vom kephisischen See gelegen habe und daher von Mideia ver- 
schieden sein müsse !). Jene Identität behaupteten die Einwohner von 
Lebadeia wohl nur desswegen, um ihrer Stadt einen Platz im homeri- 
schen Schiffskataloge zu sichern ?2), ähnlich wie die Bewohner Chai- 
roneias die Identität ihrer Stadt mit Arne beanspruchten). Nach 
lLeake®) lag M. an der Stelle der Burg von Lebadeia an der West- 
spitze der Stadt, nach Ulrichs5) hingegen in der Ebene östlich vom 
kopaischen See. 


δ 41. 
Fortsetzung. 


z*. Nisa (ἡ Nioa), von Homer die heilige, göttliche 
(laden) genannt®), welches Epitheton ohne Zweifel darauf geht, dass 
die Stadt einen berühmten Tempel des Dionysos hatte”). Man hüte 
sich , diese boiotische Stadt mit anderen Städten gleiches oder ähn- 
liches Namens zu verwechseln δ. Nisa ist identisch mit Nysa, einem 


Dorfe am Helikon, wie Strabon sagt, der zugleich die verschie- 


denen Varianten der Lesart anführt, welche die Kritiker B 508 für 
Nisa substituiren wollten). . Wenn derselbe Geograph bemerkt 10), 
dass Apollodoros nichts von Nisa wisse, so ist das, wie 
Ο. Müller mit Recht sagt!!), um so wunderlicher, da doch Di- 
kaiarch noch Nisa kennt und es zugleich mit Thespiai und Plataiai 
erwähnt. 

25. Anthedon (ἢ Ανϑηδών,, nördlich gelegene Küstenstadt an 
der Gränze Boiotiens, daher Homer sie die äusserste (ἐσχατόωσα) 


ἢ Schlichthorst, geogr. Hom. p. 68. 

2), $S. Bursian, Geogr. von Griechen]. Bd. 1, 5. 2 

3) Pausan. IX, 40, 5 Schub. Bursian a.a. Ὁ. 5. 201, Anm. 5. 

N..Gr. DO, p. 120. 

5) Reise. I, S. 171. 

6 B 508: Nisav τε Eden. 

7) Eustath. zu B508. Serv. zu Verg. Aen. VI, 806: Nysa eivitas in ee 
in qua Liber colitur... Stat.. Theb. VII, 260 Queck : confertissima lueis | Nysa. 
O. Müller, Orchomenos $. 89: “das hochheilige Nysa mit einem alten berähmten 
ποεῖν Ebendas. 5. 381. 

8 S. darüber Schlichthorst, geogr. Hom. p. 68. g.:4 

9) Strabon. IX, 2, 14Kr. Am Schlusse heisst es von Nysa: χώμη % ἐστὶ τοῦ 
Ἐλιχῶνος ἣ Nösa. ; Pr, f 

10) Strabon. IX, 2, 14 Kr.: 7) γὰρ Νῖσα οὐδαμοῦ φαίνεται τῆς Βοιωτίας, ὥς φησιν 
Ἀπολλόδωρος. . : 

1). Orchomenos $. 89, Anm. 8. 


| 


ns 


Griechenland. 


wohner in Einklang. Die Anthedonier sind, wie Ὁ. Müller sagt ἢ), 
ein erwerbsüchtiges Fischervolk , Taucher, Fährleute und Kahnbauer, 
leben von ihren Angeln und Netzen, von Purpurfischerei und Meer- 
schwammjagd, immer am Strande im Seegrase und in ärmlichen Binsen- 
hütten; sie sind röthlich von Haar, alle schmächtig, und (die Nägel 
ihrer Hände hat nach Dikaiarch’s Ausdruck die beständige Seearbeit 
abgenagt. Anthedon lag auf dürrem, von Ackerkrume entblösstem 
Sandboden®) , am Fusse des messapischen Berges und soll seinen 
Namen nach Einigen von einer Nymphe Anthedon, nach Anderen von 
Anthas, einem Sohne des Poseidon, der dort herrschte, erhalten 
haben). In der Nähe von Anthedon lag ein heiliger Ort mit den 
Spuren einer Stadt, welcher Isos (mit kurzer Penultima) hiess, und der 
B 508 die Lesart: σόν τε ζαϑέην (statt Νῖσάν τε ζαϑέην) veranlasste, 
indem man die erste Sylbe von ἴσος, wie Strabon sagt, wegen des 
Metrums dehnte5). Wahrscheinlich war Anthedon eine Colonie von 
Kopai®). Es istnach O. Müller das heutige Lukisi?); nach Forch - 
hammer dagegen lag es etwas westlicher bei Skroponeri 3). 

So weit die boiotischen Städte des Schiffskatalogs. Ausserdem 
aber finden wir noch bei Homer erwähnt: 

2% Alalkomenai (ai ᾿Αλαλχομεναί), freilich nur indirect, 
insofern die alalkomenische Athene vorkommt); nach Pau- 
sanias war dasselbe ein nicht eben grosses Dorf an den Ausläufern 


ἢ B 508: ᾿Ανϑηδόνα τ ἐσχατόωσαν. Vgl. Kruse, Hellas. 118, S. 632. 

2) Orchomenos $8. 29. Vgl. Bursian, Geogr. von Griechenl. Bd. TI, S. 214. 
Kruse, Hellas. Bd. 1, S. 383. 

3) 8. OÖ. Müller, Orchomenos $. 29 mit den dort citirten Stellen. 

4 Pausan. IX, 22, 5 Schub.: τῆς δὲ Βοιωτίας τὰ ἐν ἀριστερᾷ τοῦ Εὐρίπου Mes- 


σάπιον ὄρος χαλούμενον χαὶ ὑπ᾽ αὐτῷ Βοιωτῶν ἐπὶ ϑαλάσσης πόλις ἐστὶν ᾿Ανϑηδών᾽ 
ενέσϑαι δὲ τῇ πόλει τὸ ὄνομα οἱ μὲν ἀπὸ ᾿Ανϑηδόνος νύμφης, οἱ δὲ Ανϑαν δυναστεῦσαι 
λέγουσιν ἐνταῦϑα, [Ποσειδῶνός τε παῖδα καὶ ᾿Αλχυόνης τῆς Ἄτλαντος. Strabon. IX, 
2, 19 Κα. : ἐν δὲ τῇ Ανϑηδονίᾳ Μεσσάπιον ὄρος ἐστὶν ἀπὸ Μεσσάπου, ὃς εἰς τὴν Ἰαπυ- 
lau ἐλϑὼν Μεσσαπίαν τὴν χώραν ἐκάλεσεν. 

5) Strabon. IX, 2, 14 Kr.: πλησίον δ᾽ ἐστὶν ᾿Ανϑηδόνος ἱεροπρεπὴς τόπος τῆς Βοιο- 
τίας, ἴἔχνη πόλεως ἔχων, ὁ καλούμενος Ἴσος, συστέλλοντι τὴν πρώτην συλλαβήν. οἴονται 
δέ τινες δεῖν γράφειν Ἶσόν τε ζαϑέην ᾿Ανϑηδόνα τ᾽ ἐσχατόωσαν᾽, ἐχτείνοντες τὴν πρώ- 
τὴν συλλαβὴν ποιητικῶς διὰ τὸ μέτρον, ἀντὶ τοῦ ᾿ Νῖσάν τε ζαϑέην᾽. Vgl. Bursian, 
Geogr. von Griechenl. Βα. 1, S. 215. 

6) Die weitere Begründung 5. Ὁ. Müller, Orchomenos ὃ. 238. 

7) O. Müller ebendas. S. 491. Walpole, Mem. p. 301. Gell, It. of Gr. 
ma Leake, N. Gr. II, p. 272. - 

8) Hellenika. 5. 164. 

9 Δ 8: Ἥρη τ᾽ ᾿Δργείη χαὶ ᾿Αλαλχομενηῖς ᾿Αϑήνη. Vgl. Schlegel, de geogr. 
Hom. comm. p. 12. 


Buchholz, Homerische Realien. Ia. 13 


ξ ᾿ τον ἀτν 
eines nicht sehr hohen Berges und erhielt nach Einigen seinen Namen 
von einem Autochthonen Alalkomeneus, nach Andern von Alalkomenia, 
einer Tochter des Ogygos!). Hier befand sich ein uraltes, hochgeehrtes 
Heiligthum der Athene, welche — wie Here in Argos — hier geboren 
sein soll, daher Homer sie die alalkomenische nennt; dass die Ein- 
wohner von Alalkomenai nicht im Schiffskataloge erwähnt werden, 
erklärt Strabon daraus, dass sie als Priester vom Kriegsdienste befreit 
gewesen seien ?). 

Obwohl die Stadt offen und weder gross noch befestigt war, so 
entging sie doch den Verwüstungen des Krieges, weil der Feind sie 
aus Scheu vor der Göttin verschonte, so dass auch die von den Epi- 
gonen aus ihrer Stadt vertriebenen Thebaner dorthin flohen und da- 
selbst ein sicheres Asyl fanden ὃ). Sie bestand noch im 2ten Jahrh. nach 
Chr. fort). 

Die Stelle von Alalkomenai finden Leake, Gell u. A. bei 
Sulinari). 


N 49: 
G. Attike. 


I. Land und Volk. Die äussere Physiognomie des homeri- 
schen Attike ist von der des späteren insofern verschieden, als es auch 
Megara in sich begriff, wie denn Strabon ausdrücklich sagt, dass, 
wenn Homer im Schiffskataloge von den Bewohnern Athens spreche, 


1) Pausan. IX, 33, 5 Schub. : Ἀλαλκομεναὶ SE χώμη μέν ἐστιν ob μεγάλη, κεῖται 
4 


ὄρους οὐκ ἄγαν ὑψηλοῦ πρὸς τοῖς ποσὶν ἐσχάτοις. γενέσθαι δὲ αὐτῇ τὸ ὄνομα οἱ 


o7 
n- 


μὲν ἀπὸ ᾿Αλαλχομενέως ἀνδρὸς αὐτόχϑονος, ὑπὸ δὲ τούτου ᾿Αϑηνᾶν τραφῆναι λέγουσιν 
οἱ δὲ εἶναι χαὶ τὴν ᾿Αλαλκομενίαν τῶν 'Aybyov ϑυγατέρων φασίν. 

2) Strabon. IX, 2, 36 Kr.: ᾿Αλαλχομενῶν τοίνυν μέμνηται 6 ποιητῆς, ἀλλ᾽ οὐκ ἐν 
Καταλόγῳ ᾿Ἥρη τ᾽ ᾿Αργείη καὶ ᾿Αλαλχομενηῖς ᾿Αϑήνη᾽. ἔχει ὃ᾽ ἀρχαῖον ἱερὸν ᾿Αϑη- 
νᾶς σφόδρα τιμώμενον, καί φασί γε τὴν ϑεὸν γεγενῆσϑαι Evdade, χαϑάπερ καὶ τὴν Ἥραν 
ἐν "Apyeı, καὶ διὰ τοῦτο τὸν ποιητήν, ὡς ἀπὸ πατρίδων τούτων, ἀμφοτέρας οὕτως ὀνο- 
μάσαι. διὰ τοῦτο ὃ ἴσως οὐδ᾽ ἐν τῷ Καταλόγῳ μέμνηται τῶν ἐνταῦϑα ἀνδρῶν, ἐπειδή, 
ἱεροὶ ὄντες, παρεῖντο τῆς στρατείας. S. Ὁ. Müller, Orchomenos S. 213. 

3) Strabon. IX, 2, 36 Kr.: χαὶ γὰρ καὶ ἀπόρϑητος ἀεὶ διετέλεσεν ἣ πόλις, οὔτε 
μεγάλη οὖσα, οὔτ᾽ ἐν εὐερχεῖ χωρίῳ χειμένη, ἀλλ᾽ ἐν πεδίῳ τὴν δὲ ϑεὸν σεβόμενοι 
πάντες ἀπείχοντο πάσης βίας, ὥστε χαὶ Θηβαῖοι χατὰ τὴν τῶν ᾿Επιγόνων. στρατείαν, 
ἐχλιπόντες τὴν πόλιν, ἐχεῖσε λέγονται χαταφεύγειν χτέ. 8. Ο. Müller, Orchomenos 
S. 70. 

4) Bursian, Geogr. von Griechenl. I, S. 235 mit den in Anm. 1 gegebenen 
Nachweisungen. 

5) Leake, North. Gr. II, p. 135. Gell, It. of Gr. p. 152. Forchhammer, 
Hellenika. S. 185. Forbiger, Handb. Bd. Ill, S. 920. Vgl. ©. Müller, Or- 
chomenos 8. 482. Bursian, Geogr. von Griechenl. Bd. 1, 8. 235. 


‚auch die späteren Megarer dazu rechnen müsse !). Dass im Kata- 


X loge Megara keine besondere Erwähnung findet, hat seinen Grund 


_ darin, dass die Stadt Megara in der homerischen Zeit noch nicht ge- 
gründet war?). Ebenso wenig finden wir den Namen Attike bei 
Homer; vielmehr führte das Land nach Strabon in jener Zeit die 
Namen lonien und Ias, daher auch die Bewohner Attike’s beı 
Homer Iaonen genannt und als solche den Boiotern entgegen- 
gesetzt werden?). Ausserdem aber nennt Homer sie Athenaier und 
fasst unter diesem gemeinsamen Namen alle Bewohner Attike’s zu- 
sanımen ἢ). 

Die Fruchtbarkeit des Landes deutet Homer an, wenn er von der 
fruchtbaren Flur (γουνός) des heiligen Athens spricht), wofern 
man nicht etwa hier mit aller Erklärern ®) γουνός durch Windung, 
Krümmung erklären und auf die halbinselartige Gestalt Attike’s be- 
ziehen will. 

Als Stammheros der Athener bezeichnet Homer den hoch- 
herzigen Erechtheus, den die nahrungssprossende Erde geboren 
und Athene gepflegt und in ihren Tempel aufgenommen habe, welche 
letzteren Worte so zu fassen sind, dass Erechtheus neben der Athene 
zugleich eines besonderen Cultus in Athen genoss’). Die Athener 
waren auf diese homerische Stelle sehr stolz, da sie Zeugniss für ihre 
Autochthonie ablegte, insofern zufolge derselben ihr Stammheros 
der Erde entstammte. 


1) Strabon. IX, 1, 5Kr.: ὅταν φῇ ἐν τῷ Καταλόγῳ (B 546) " "ol δ᾽ dp’ ᾿Αϑήνας 
εἴχον, Eüxtinevov πτολίεϑρον᾽, δέγεσϑαι δεῖ καὶ τοὺς νῦν Μεγαρέας, ὡς χαὶ τούτους pe- 
τασχόντας τῆς στρατείας. Im Folgenden giebt dann Strabon die Beweise dafür. 

2) Strabon. IX, 1,5 Kr.: τὸ παλαιὸν μὲν οὖν Ἴωνες εἶχον τὴν χώραν ταύτην, οἵπερ 
καὶ τὴν ᾿Αττικῆν, οὔπω τῶν Meyapwv ἐκτισμένων " διόπερ οὐδ᾽ ὁ ποιητὴς μέμνηται τῶν 
τόπων τούτων ἰδίως. 

3) Strabon. IX, 1, ὅ Kr.: ἢ γὰρ ᾿Αττιχὴ τὸ παλαιὸν ᾿Ιωνία χαὶ Ἰὰς ἐκαλεῖτο, χαὶ 
ὃ ποιητὴς ὅταν φῇ ἔνϑα δὲ μαι χαὶ Teaser (N 685)’, τοὺς ᾿Αϑηναίους λέγει" 
ταύτης ὃ ἦν μερὶς καὶ ἡ Μεγαρίς. Die Form Ἰάονες ist, wie Damm im lex. Gr. 
s. v. Αϑηναῖοι bemerkt, aus Ἴωνες per Boeoticam διάλυσιν entstanden. Derselbe 
protestirt zugleich 5. v. Ἰάονες gegen die Meinung derjenigen, welche N 685 unter 
"Idoves die Athener verstehen, mit den Worten: “Imo a barbaris omnes Graeci voca- 
bantur Ἰάονες νοὶ Ἴωνες, quod apparet ex Aeschylo, Pers. 178, 564'. Vgl. dagegen 
Schlegel, de geogr. HHom. comm. p. 23. 

4) B 551 : χοῦροι ᾿Αϑηναίων. B 558: [Αϑηναίων φάλαγγες]. Strabon. IX, 1, ὅ Kr.: 
Αϑηναίους χαλῶν τοὺς ἐν τῇ Αττιχῇ πάντας συμπεριείληφε χαὶ τούτους τῷ χοινῷ ὀνό- 
ματι, ᾿Αϑηναίους νομίζων. : 

5) 1 323: ἐς γουνὸν ᾿Αϑηνάων ἱεράων. 

6) S. Ameis zu α 19. 


ἢ B 546: ᾿Αϑήνας, — δῆμον Ἐρεχϑῆος μεγαλήτορος, ὅν ποτ᾽ ᾿Αϑήνη | ϑρέψε, Διὸς 
ö. 


ϑυγάτηρ, τέχε δὲ ζείδωρος ἄρουρα, | za δ᾽ ἐν ᾿Αϑήνῃς εἶσεν, ἑῷ ἐνὶ πίονι vn 
᾽ ἴ ἵ h [A| l 


157 


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196 Europa. RE ; 

Ausserdem wird von Athenern bei Homer Theseus erwähnt, 
von dem gesagt wird, dass er Ariadne, die Tochter des Minos, aus 
Krete zur heiligen Flur Athens geführt habe, welche indess auf Pie 
(Naxos) von Artemis getödtet sei 1). 

Für die troianische Expedition stellten die Athener nur 5 Schiffe 
unter der Führung des Menestheus?,, — ein verhältnissmässig ge- 
ringes Contingent, aus welchem Damm) den Schluss zieht, dass sie 
zur Zeit des troianischen Kriegs keine bedeutende Streitmacht gehabt 
haben müssen. 

2. Das Vorgebirge Sunion (τὸ Σούνιον), bekanntlich die 
südlichste Landspitze Attike’s (jetzt Capo Colonni, χάβο Korov- 
γαις ἢ), heisst bei Homer die Höhe Athens (ἄχρον Adryewv) und | 
erhält das Epitheton heilig’), sei es, weil hier Athene später einen 
Tempel hatte®), oder weil hier der Zeus Σουνιεύς verehrt wurde”), ᾿ 
oder endlich, weil Poseidon. in Sunion eines Cultus genoss und die | 
Schiffenden ihm für glückliche Fahrt Opfer darbrachten, daher er beı | 
Aristophanes Σουνιάρατος heisst‘). | 

3. Von den Ortschaften Attike’s erwähnt Homer nur Athen 
und Marathon; die übrigen übergeht er, — wie Damm meint, 
wegen ihrer bedeutenden Zahl. | 


a. Athenai (αἱ ᾿Αϑῆναι und ἡ Adrvn) hat bei Homer die Epitheta | 
wohlgebaut oder wohlbewohnt (ξὐχτίμενος) 10), breitstrassig | 
ἱ 
. 


1. 321: "Apıdövnv, | κούρην Μίνωος ὀλοόφρονος, ἦν ποτε Θησεὺς | ἐκ Κρήτης ἐς 
Ἰουνὸν ᾿Αϑηνάων ἱεράων | ἦγε μὲν, οὐ δ᾽ ἀπόνητο. πάρος δέ μιν Ἄρτεμις ἔχτα | Δίῃ ἐν ἀμ.- , 
φιρύτῃ Διονύσου μαρτυρΐησιν. 

2) Β ὅ52: τῶν αὖϑ᾽ ἡγεμόνευ υἱὸς Πετεῶο Μενεσϑεύς. Β 556: τῷ ὃ᾽ ἅμα πεντήῆ- 
χοντα μέλαιναι νῆες ἕποντο. Ueber die Verdächtigung der Verse B 552—554 von 
Seiten der Scholiasten und alexandrinischen Kritiker s. Müller, homerische Vor- 


schule. S. 851. 


3) Lex. Gr. s. v. ᾿Αϑηναῖοι : Troianis temporibus fuere infirmiores, ita ut 50 tan- # 
tum naves ad eam expeditionem conferre possent. 
4) Bursian, Geogr. von Griechen]. Bd. I, 5. 254. Dodwell, Class. Tour. I, ὃ 
p- 542. Gell, It. of Gr. I, p. 82: Exped. scient. de Moree. T. III, Taf. 37. 4 
Unedit. Antiqq. of Attica by the Society of Dilettanti. Lond. 1817. c. 8 mit 4 
Pl. I-IV. Ross, Reis. I, S. 4f. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. III, i 
S. 868. - > 
5) 7278: Σούνιον ἱρόν, — ἄκρον ᾿Αϑηνέων. | 
6) Vgl. Nitzsch zu y 278. 
ἢ Damm, lex. Gr. 8. v. Σούνιον : ἱερόν, quia ibi colebatur Ζεὺς Σουνιεύς. 
8) Equit. 559 Bergk: ὦ | χρυσοτρίαιν᾽, ὦ | δελφίνων μεδέων, Σουνιάρατε. 
9) Lex. Gr. s. νυ. ᾿Αϑηναῖοι: “Oppida et vicos eorum non recens et Homerus, sine ᾿ 


dubio ob multitudinem. Nam CLXX δῆμοι τῆς ᾿Αττικῆς fuere, quorum multi celebres 
in historiis'. 
10) B 546: Adıvas -, ἐὐχτίμενον πτολίεϑρον. 


ψ- 
3 


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Er 
da > 2 
er x £ , 


‚Ghechenland. 197 


(εὐρυάγυιος) !) und heilig (ἱερός) ἢ. Schon in der homerischen Zeit 
befand sich hier ein reicher Tempel der Athene, in welchem die athe- 
nischen Jünglinge ihr alljährlich Opfer von Stieren und Lämmern dar- 
brachten’), was manche Gelehrte, wie F. A. Wolf und Köppen, 
nicht unwahrscheinlich auf die kleineren Panathenaien bezogen haben, . 
deren Feier alljährlich wiederkehrtet). Die Bewohner von Athen be- 
zeichnet der Dichter als das Volk des Erechtheus), weil, wie 
schon oben bemerkt, Erechtheus ihr Stammyater war. — Nach 
Homer hielt sich Orestes in Athen auf, ehe er zur Ermordung des 
Aigisthos in die Heimath zurückkehrte‘); indess verschweigt der 
Dichter, auf welche Weise er dorthin gekommen sei. Ein Scholiast 
sagt, er sei dort vielleicht erzogen und unterrichtet, was nach den 
Neueren bei Strophios in Phokis geschehen sei, daher man auch 
n 307 statt ἂψ ar’ ᾿Αϑηναίων : ἂψ ἀπὸ Φωχήων schreibe”). Dass The- 
seus die Ariadne von Krete nach Athen habe bringen wollen, wurde 
bereits bemerkt. 


b. Marathon /Mapadwy) findet nur einmal Erwähnung, und 
zwar in der Odyssee, insofern von Athene gesagt wird, sie habe Scherie 
verlassen und sich nach Marathon und dem breitstrassigen Athen 
begeben ®). 


1) n 80: εὐρυάγυιαν ᾿Αϑήνην. 

2) A 323: ᾿Αϑηνάων ἱεράων. Ueber Athen und dessen Topographie 5. Bursian, 
Geogr. von Griechenl. Bd. I, S. 271f. Kruse, Hellas. 11, 5. 77f. Wil- 
kins, Atheniensia. Lond. 1812. Ὁ. Müller in Ersch und Gruber's Encyel. 5. v. 
Attica. J. Stuart und N. Revett, Antiquities of Athens. Lond. 1762—1816 
(1825— 27). 4Bde. (Deutsch von K. Wagner und F. Osann. Darmst., 1829 und 31. 
2Bde.). Leake, Topography of Athens. Lond. 1821 (neue Ausg. 1841). Deutsch 
von A.Rienäcker. Halle, 1829. P. W. Forchhammer, Topogr. von Athen. 
Kiel, 1841. Prokesch, Denkwürd. II, S. 372 fi. 572 ff. Forbiger, Handb. 
ΘΠ III, S. 932 ff. 

3) B 549: χὰδ δ᾽ ἐν ᾿Αϑήνῃης εἴσεν, ἐῷ ἐνὶ πίονι νηῷ | ἔνϑα δέ μιν ταύροισι καὶ ἀρ- 
νειοῖς ἱλάονται | χοῦροι ᾿Αϑηναίων περιτελλομένων ἐνιαυτῶν. 

*) Andere hingegen fassen B 549 parenthetisch und beziehen μιν B 550 nicht auf 
Athene, sondern auf Erechtheus, der allerdings, wie schon oben bemerkt, in Athen 


ebenfalls einen Cultus hatte. 


) Β 546: οἱ δ᾽ ἄρ᾽ ᾿Αϑήνας εἶχον ---, δῆμον ᾿Ἐρεχϑῆος μεγαλήτορος. 


6) 7 306: τῷ δέ οἱ ὀγδοάτῳ χαχὸν ἤλυϑε ὅτος Ὀρέστης | ἂν ἀπ᾽ ᾿Αϑηνάων, χατὰ 


7 


ὃ ἔκτανε πατροφονῆα, | Αἴγισϑον δολόμιητιν. 


ἢ Ein Schol. des cod. Ambr. E bei Buttmann (Schol. antiq. in Hom. p. 103) 
zu y 801: ἐπαιδεύετο δὲ ἴσως ἐχεῖ. οἱ δὲ νεώτερο: παρὰ Στροφίῳ αὐτὸν τετράφϑαι φασίν. 
ὅθεν καὶ "al ἀπὸ Φωχήων᾽ γράφεται. 


8) ἡ 79: λίπε δὲ Σγερίην ἐρατεινήν, | ἵκετα δ᾽ ἐς Μαραϑῶνα καὶ εὐρυάγυιαν Αϑήνην. 


᾿ ΨΦῚ 4 Pr DEE τ ER 
a ET νι ΤΌΝ ἢ En a τς Ὁ 
x wr OR Ἔν τ sr; > Ἂν . 2 Er Ἵ 


ἘΦ ΕΝ ἘΣΎ Ὁ a FE ἐν ΟΡ 


ΠΝ νόος te ταν | In RN 2 Te De nn, 


198 | ς Europa. 


Das alte Marathon ist am südwestlichen Rande der marathonischen 
Ebene zu suchen, und zwar etwas östlich von dem Dorfe Vrana, auf 
einer Anhöhe am Fusse des Argaliki, die noch jetzt mit zahlreichen 
Marmortrümmern bedeckt ist!). Dass es mit dem heutigen Dorfe Ma- 
rathona nördlich von Vrana identisch sei, ist ein alter Irrthum, den 
Leake beseitigt hat?). 


4. Inseln bei Attike. 


a. Kranae (ἡ Κρανάη), kleine Insel im myrtoischen Meere, zwi- 
schen Attike und Keos, dem Vorgebirge Sunion gegenüber. Hier 
vollzog Paris, nachdem er Helene aus Lakedaimon entführt hatte, das 
Beilager mit derselben), aus welchem Grunde die Insel in späterer 
Zeit den Namen Helena erhielt, wie Strabon ausdrücklich be- 
zeugt‘). Diese Namensänderung lässt Euripides in seiner Helena’) 
durch die Dioskuren prophetisch verkünden mit den Worten: φρουρὸν 
rap ᾿Αχτῇ 6) τεταμένην νῆσον λέγω, 


᾿“Ἐλένη τὸ λοιπὸν ἐν βροτοῖς χεχλή-- 
σεται, | ἐπεὶ χλοπὰς σὰς ἐχ δόμων ἐδέξατο. Nach Pausanias hingegen 
rührt der Name Helene’ von dem Umstande her, dass Helene nach 
der Eroberung von Troia an dieser Insel gelandet sei’). Jetzt heisst 
die Insel Marathonisi, d. 1. Fenchelinsel ὃ). 


’ 


b. Salamis (ἢ Σαλαμίς), Insel auf der Westseite von Attike, 
deren benachbarte Gewässer später der Schauplatz der berühmten Per- 


ἢ Bursian, Geogr. von Griechen]. Bd. I, 339. 

2) Leake, Demi. p. 159 ff. N. Gr. p. 431 ff. Vgl. Kruse, Hellas. Ha, 5. 267. 
Gell, It. of Gr. p. 60 fi. Turner, Tour in the Lev. I, p. 346 ff. Walpole, 
Mem. p. 324. Wordsworth, Athens. p. 47 (identificirt gegen Leake das alte 


Mar. wieder mit Marathona). Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. UI, 
S. 953. 


3) Γ 443: οὐδ᾽ ὅτε σε πρῶτον Λακεδαίμονος ἐξ ἐρατεινῆς | ἔπλεον ἁρπάξας ἐν πον- 
τοπόροισι νέεσσιν, | νήσῳ δ᾽ ἐν Κρανάῃ ἐμίγην φιλότητι καὶ εὐνῇ χτλ. 

*) Strabon. IX, 1, 22 Kr. Nachdem der Geograph Γ 443—445 citirt hat, fährt 
er fort: ταύτην γὰρ λέγει Kpavanv τὴν νῦν Ἑλένην ἀπὸ τοῦ ἐχεῖ γενέσϑαι τὴν μῖξιν. 

5) Eur. Helen. 1673 ff. Nauck. Vgl. die Schol. zu I’ 448. 

6) ᾿Αχτή ist der alte Name Attike’s. S. Harpocr. und Steph. Byz. s. v. Pflugk 
zu Eur. Helen. v. 1673. 

”) Pausan. I, 35, 1 Schub.: ἄλλη δὲ (νῆσος) ὑπὲρ Σουνίου, τὴν Ἀττικὴν ἐν ἀρι- 
στερᾷ πλέουσιν" ἐς ταύτην ἀποβῆναι λέγουσιν “Ἑλένην μετὰ τὴν ἅλωσιν τὴν Ἰλίου, zat 
διὰ τοῦτο ὄνομά ἐστιν Ἑλένη τῇ νήσῳ. Vgl. auch Schlegel, de geogr. Hom. comm. 
p- 25. 

8) Bursian, Geogr. von Griechenl. Ila, S. 145, wo auch die von einigen 
Goltz’schen Münzen ausgehende Abhandlung L. Beger's ‘Cranae insula Laconica 
eadem et Helena dicta et Minyarum posteris habitata’ (Colon. Brandenb. 1696) 
eitirt, zugleich aber als unbrauchbar bezeichnet wird. 


ΠΑ χὶ 


x Vals Ὁ ἘΣ ΡΣ 
᾿ Griechenland. 


hlacht wurden. Sie war die Heimatlr 1 Telamoniers Aias, wie ἐδ 
5 er selbst in ruhmrediger Weise sagt Ὡς er führte zwölf Schiffe von 
dort nach Troia, die er neben denen der Athener aufstellte 2). Ihr 
- heutiger Name ist Koluri3). 


$ 43. γι 
Ξ I’. Der Peloponnes. 


Homerische Bezeichnungen des Peloponnes hat man in ’Artn = 

γαίη ἢ und "Apyos ’Ayarixov5) oder Ἴασον ”Apyos6) finden wollen”). 

i Indess‘ bemerkt Schlegel‘) mit Recht, dass ἀπίη γαίη an zwei ὁ 

Stellen ®) ebenso gut als fernes, entlegenes Land wie vom 

Peloponnes genommen werden hrs, an zwei anderen jedoch durch- 

aus keine Beziehung auf denselben zulasse !%) ”Apyos aber werde nir- 

gend so ausdrücklich vom Peloponnes ER ER sich nicht Einwand 

dagegen erheben liesse, obwohl man zugeben könne, dass es sich 'mit- 
unter passend vom Peloponnes erklären lasse 11). 

Der homerische Peloponnes zerfällt nach Massgabe des Schiffs- 

 katalogs in die folgenden sechs Theile: 
I. Das Reich des Agapenor (Arkadıen} 2), Ξ: 
II. Das Reich des Agamemnon (Mykenaji) 33). τῆν 


ἢ Η 198: ἐπεὶ οὐδ᾽ ἐμὲ νήϊδά τ᾽ οὕτως | ἔλπομαι ἐν Σαλαμῖνι γενέσϑαι τε τρα- 
φέμεν τε. ΔΗ 
2) Β 551: Αἴας δ᾽ ἐκ Σαλαμῖνος ἄγεν δυοχαίδεχα νῆας" [στῆσε ὃ ἄγων, ἵν ᾿Αϑη- : 
ναίων ἵσταντο φάλαγγες]. Der letzte Vers ist von manchen Kritikern verdächtigt, als 
hätten ihn die Athener eingeschwärzt, um ihr altes Anrecht auf die Insel zu docu- 
mentiren und Aias als Vasallen Athens erscheinen zu lassen. Bekanntlich war Sala- 


nr ὦ 


x 
- mis ein Zankapfel zwischen den Athenern und Megarensern. Vgl. auch Schlegel, Be, 
2 de geogr. Hom. comm. p. 27 5646. El 
᾽ 3). Vgl. 5. Dapper, deser. des isles de l’Archipel. Amst. 1703. p. 280 fl. Pro- ‚ 
g kesch, Denkw. II, 5. 356. 707 fi. Leake, Mor. II, p. Ἴθι Brandis, Mitth. I, ; ὡς 
8.362. Forbiger, Handb. der alten Ger. Bd. III, 5. 1018. u 
9 4) A 270: τηλόϑεν ἐξ ἀπίης γαίης. Le, 
3 5) 1141: ei δέ zev "Apyos ἱκοίμεϑ᾽ ᾿Αχαιϊχόν χτέ. ἣὰ 
= 6) σ 246: ei πάντες σε ἴδοιεν ἀν Ἴασον "Apyos ᾿Αχαιοί χτέ. τς 
Ε 7) 8. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. III, 85. 961. x 
Ἃ 8) Schlegel, de geogr. Hom. comm. p. 30. 
” 8) A 270. T 49. 
ξ 10) 725. π 15. Vgl. Schirlitz, Handb. der alten Geogr. für Schul. 5. 156. “ 
‚Anm. 28. je 
1) Schlegela.a.O. p. £ 


12) B 603 ft. 13) = ἫΝ ff. 1150 Α΄, (1292 ft.) : 


EEE 1 TEN “ BET Δ nd sr ee J ER A ee ἈΝ are EEE 


200 Europa, 


III. Das Reich des Diomedes 'Argos)!). 
IV. Das Reich des Menelaos (Lakedaimon)?. 
V. Das Reich des Nestor (Pylos) ὃ). 
VI. Das Reich des Diores (Elis) ἢ). 
In dieser Reihenfolge mögen die Theile des Peioponnes im Fol- 
genden betrachtet werden. 


I. Das Reich des Agapenor (Arkadien). 


1. Gränzen: ImN. Aigialos (Achaia), im ©. Sikyon und 
Argolis, im S. Lakedaimon (Lakonika) und Messene, im W. 
Elıis. 

2. Land und Bewohner. Das Reich des Agapenor umfasste, 
wie es scheint, Arkadien) ungefähr in derselben Ausdehnung, 
welche es auch in späterer Zeit behielt. Die Bewohner schildert 
Homer als kriegerisch: er nennt sie Nahkämpfer (ayyıpaynrat) 5) 
und Speerkämpfer (&yysstwopot) 7 und sagt von ihnen, dass sie sich 
auf den Krieg verständen 8). Dagegen werden sie als des Seewesens 
unkundig bezeichnet), wie dies bei Binnenländern natürlich ist. Aus 
diesem Grunde hatten sie auch keine Flotte, um ihre Ueberfahrt nach 
Troia bewerkstelligen zu können, daher ihnen Agamemnon die 
nöthigen Schiffe zur Verfügung stellte 10), Die Zahl dieser Schiffe be- 
trug sechzig !!). 

3. Gebirge. Im nördlichen Theile des Landes erstreckt sich 
als Gränzgebirge von Elis und Achaia der Erymanthos, den Homer 
als wildreich schildert, indem er sagt, dass Artemis ihn durchstreife 
und sich an der Jagd auf Eber und Hirsche ergötze !?). — Ferner wird 
im Norden von Arkadien das Gebirge Kyllene (jetzt Zyrıa) erwähnt, 
welches nach Argolis hin und ebenfalls auf der Gränze von Achaia 
liegt. Homer legt ihm das Epitheton hoch (αἰπύ, bei 13). Es war dem 


ἡ B 559 ff. 2) B 581 ff. 3) B 591 ff. 4) B 615 ff. 

5) Β 603: οἱ δ᾽ ἔχον ᾿Αρχαδίην, — τῶν ἦρχ ᾿Αγχαίοιο πάϊς, πρείων ᾿Αγαπήνωρ. 
Ueber Arkadien vgl. Ο. Müller, Dorier I, S. 68 (1. Aufl.). 

6) B 604: ἀνέρες ἀγχιμαχηταί. 

7) H 134: ᾿Αρχάδες ἐγχεσίμωροι. 


8) Β 611: Ἀρχάδες ἄνδρες, — ἐπιστάμενοι πολεμίζειν. 
9 B614: οὔ σφι ϑαλάσσια ἔργα μεμήλει. : 


10) B 612: αὐτὸς γάρ σφιν δῶχεν ἄναξ ἀνδρῶν ᾿Αγαμέμνων | νῆας ἐὐσσέλμους περάαν 
ἐπὶ οἴνοπα πόντον. 
11) B 609: τῶν ἦργ᾽ — Αγαπήνωρ, | ἑξήκοντα νεῶν. 
© 2» [4 \ er , 
12) ζ. 102: οἵη δ᾽ "Aprepıs εἶσι zur οὔρεος ἰοχέαιρα, [ ἢ κατὰ Τηΐγετον περιμῆχε- 
τον ἢ Ερύμανϑον, | τερπομένη χάπροισι | καὶ ὠκείῃς ἐλάφοισιν χτέ. 


13) B 603: Κυλλήνης ὄρος αἰπύ. 


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Griechen 


2% 


on heilig, der daher den Beinamen Kolkryie führte). Am Ab- 
Eu hange des Berges Kyllene lag das Grabmal des Königs Aipytos?), des 


Sohnes des Elatos und ER ΜΈΣΩΝ von Phaisana in Arkaden 
Dies Grabmal wurde noch zu den Zeiten des Pausanias gezeigt, der 
als autoptischer Zeuge eine Beschreibung davon giebt; nach ihm war 
es ein nicht eben grosser Erdhügel, der rings von einer steinernen 
Basis umgeben war ἢ. 


Im südlichen Theile des Landes ist endlich noch das Teygetos- 
gebirge zu erwähnen, welches eigentlich dem Gebiete von Lakedai- 
mon angehört, dessen Ausläufer aber mit denen der arkadischen 
Gebirge zusammenstossen. Homer legt ihm das Epitheton sehr hoch 
(repıunxeros) bei). Es heisst noch heute Taygetos, auch Pen- 
tadaktylos und als Hauptsitz der Mainoten Braccio di Maina®). 


4. Flüsse. Hier ist nur der Alpheios’) zu erwähnen, inso- 
fern er nach Strabon in Arkadien bei dem megalopolitischen Dorfe 
Asea entspringt, von wo er dann in das Gebiet von Elis eintritt ®). 


5. Ortschaften Bezirke)°). Sie sind nach der Ordnung des 
Schiffskatalogs folgende 1") : 


a. Pheneos (ἡ ®eveos), im nördlichen Theile des Landes, am 
gleichnamigen See gelegen. Wie Pausanias sagt, war einer pheneati- 
schen Sage zufolge ein Eingeborener, Pheneos, Gründer der Stadt, 


ἡ w1: Ἑρμῆς ς δὲ ψυχὰς Κυλλήνιος ἐξεχαλεῖτο [ ἀνδρῶν μνηστήρων. 

2) B 603: ὑπὸ Κυλλήνης ὄρος αἰπύ, | Αἰπύτιον παρὰ τύμβον. 

3) Pind. Ol. 6, 33 Bergk : Εἰλατίδαᾳ, — ὃς ἀνδρῶν Ἀρκάδων ἄνασσε Φαισάνᾳ. 

ἢ Pausan. VIII, 16, 3 Schub. : τὸν δὲ τοῦ Αἰπύτου τάφον σπουδῇ μάλιστα ἐθϑεασά- 
μὴν, ὅτι ἐν τοῖς ἐς τοὺς ᾿Αρχάδας ἔπεσιν ἔσχεν “Όμηρος λόγον τοῦ Αἰπύτου μνήματος. 
ἔστι μὲν οὖν γῆς χῶμα οὐ μέγα, λίϑου κρηπῖδι ἐν χύχλῳ περιεχόμενον. 

5) ζ 108. Die Stelle ist schon oben eitirt. 

6) S. Leake, Morea. I, p. 83. 128. 133. 136f. und sonst. Forbiger, Handb. 
der alten ὕδαρτ. Bd. III, S. 865. 

ἢ E 544: ἐκ ποταμοῖο [᾿Αλφειοῦ, Bor ᾿εὐρὺ ῥέει Πυλίων διὰ γαίης. Ueber den Al- 
pheios 5. Curtius, Peloponnesos. Bd. I, S. 155 f£e Bursian, Geogr. von 
Griechenl. IIb, S. 269. 

8) Strabon. VIII, 3, 12 Kr.: ῥεῖ 5 (ὁ ᾿Αλφειὸς) ἐκ τῶν αὐτῶν τόπων, ἐξ ὧν καὶ 
Εὐρώτας χαλεῖται δὲ ᾿Ασέα, χώμη τῆς Mey αλοπολίτιδος, πλησίον ἀλλήλων ἔχουσα 
bo πηγάς. Genauer wird vom Alpheios bei Gelegenheit Triphyliens die Rede sein. 

9) Schlegel (de geogr. Hom. comm. p.42 sq.) bemerkt, das arkadische Hirten- 
volk habe sich lange gegen den städtischen Verband gesträubt; daher seien die bei 
Homer erwähnten arkadischen Ortschaften als Gaue, Thäler und Felder mit zerstreut 
liegenden Hütten zu denken. 

10) B 605: οἱ Φένεόν τ΄ ἐνέμοντο καὶ Ὀρχομενὸν πολύμηλον | 'ῬΡίπην τε Στρατίην τε 
καὶ ἠνεμόεσσαν Ἐνίσπην, | χαὶ Τεγέην εἶχον χαὶ Μαντινέην ἐρατεινήν, | Στύμφηλόν τ᾽ 
εἶχον καὶ Παρρασίην ἐνέμοντο. 


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302 


welche in Folge einer Ueberschwemmung ihren Untergang fand 1). 


Wegen der häufigen Wasserfluthen sollte schon Herakles hier Canäle 


angelegt haben, und noch jetzt ist die Gegend in dieser Hinsicht 
sehr unsicher?). Ruinen von Pheneos finden sich bei dem Dorfe 
Phonia, wo man noch jetzt an Hügelabhängen alte Stadtmauern, aus 
grossen Polygonen erbaut, mit viereckigen und runden Thürmen er- 
kennen kann®). Nach Bursian stand das alte Pheneos etwa 10 Mi- 
nuten südwestlich von dem genannten Dorfe, welches am nördlichen 
Bergabhange, in zwei Häusergruppen getheilt, anmuthig zwischen 
Bäumen liegt, und wohin sich die Bevölkerung aus dem Thale, welches 
von einem 11!/, Meile langen und etwa 1 Meile breiten, klaren See be- 
deckt ist, vor dem den Thalkessel überfluthenden Wasser zurück- 
gezogen hat!). 

b. Orchomenos (ÜOpyoysvos) , auf der Ostseite des Landes, süd- 
lich von Pheneos. Diese Gegend war durch ihre Schafzucht berühmt, 
daher der Dichter ihr das Epitheton πολύμηλος beilegt5). Uebrigens 
ist dies arkadische Gebiet Orchomenos nicht mit der berühmten gleich- 
namigen Stadt der Minyer in Boiotien zu verwechseln. Spuren der 
Stadt sind noch bei Kalpaki übrig‘). Nach Bursian stand das 
arkadische Orchomenos auf dem Berge, an dessen Südabhange jetzt 
jenes Dorf liegt, und an dessen oberen Abhängen man noch be- 
deutende Reste von drei verschiedenen, theils aus polygonen, theils 
aus viereckigen Werkstücken erbauten, durch viereckige Thürme ver- 
stärkten Mauerringen findet, welche die alte Oberstadt umschlossen 
haben sollen’). 

c.d.e. Rhipe (ἡ “Ρίπῃ); Stratie (ἢ Στρατίη) und Enispe 
[ἢ ᾿Ενίσπη) wurden von Manchen für bewohnte Inseln im Flusse Ladon 


ἢ Pausan. VIII, 14, 1 Schub.: Φενεατῶν δὲ τὸ πεδίον χεῖται μὲν ὑπὸ ταῖς Ka- 
ρυαῖς, πλεονάσαντος δέ rote αὐτῷ τοῦ ὕδατος χαταχλυσϑῆναί φασι τὴν ἀρχαίαν Φένεον. 
VIII, 14, 4: οἰχιστὴν δὲ οἱ Φενεᾶται λέγουσιν ἄνδρα αὐτόχϑονα εἶναι Φενεόν. 

2) Weiteres darüber 5. bei Curtius, Peloponnesos. Bd. I, S. 186—190. 

3) Curtius, Peloponnes. Bd.I, S. 190.191. Leake, Mor. 1Π. p. 117. 135 £. 
Leake, Peloponnesiaca: a Supplement to Travels in the Morea. Lond. 1846. 
p- 355 f. M. E. Pouillon-Boblaye (Exped. scientif. de Moree). Recherches 
geogr. sur les Ruines de la Moree. Paris, 1836. p. 147. Forbiger, Handb. Bd. III, 
S. 1010. 

*) Bursian, Geogr. von Griechenl. IIb, S. 199. 200. 

5) B 605: ᾿Ορχομενὸν πολύμηλον. 

6. S. Ὁ. Müller, Dorier II, S. 441 (1. Aufl.). Die Ruinen von Orchomenos 
beschreibt genauer Curtius, Peloponnesos. Bd.I, S. 220 und 221. Vgl. Dodwell, 
Class. Tour. I, 2. 5. 312f. Leake, Morea. 11, p. 276. II, p. 99 fl. Boblaye, 
Recherches εἰς. p. 149. Forbiger, Handb. Bd. III, S. 1009. 

ἢ Bursian, Geogr. von Griechenl. IIb, Κ΄. 203 f. 


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Gegen diese Ansicht polemisirt Pausanıas , indem er be- 
το dass der Ladon zu klein sei, um Inseln bilden zu können wie der 
. Istros und Eridanos!). Dass Enispe eine hohe Lage gehabt habe, deutet 
Homer durch das Epitheton ἠνεμοέσσα an?2). Die Identität von Stratos, 
- einer alten Ortschaft, die nach Bursian wahrscheinlich zwischen den 
Dörfern Rhachäs und Stavri, eine Stunde westwärts von Thelpusa, lag, 
mit dem homerischen Strati& ist ganz unsicher’). Uebrigens sind diese drei 
- Oerter schon früh dergestalt verschollen, dass selbst eine auch nur 
approximative Bestimmung ihrer Lage nicht mehr möglıch 15. ἢ). 

f. Tegee (r Τεγέη), im Südosten von Arkadien. Die Stadt wurde 
nach Pausanias von Tegeates, dem Sohne Lykaon’s, gegründet und 
nach ihm benannt’). Zu Strabon’s Zeit war Tegee sehr herunter- 
gekommen, indem er von ihr sagt, sie halte sich nur noch so eben®). 
Weit verbreitete Ruinen dieser Stadt, welche auf eine Peripherie von 
etwa drei Viertelmeilen schliessen lassen, finden sich noch jetzt in und 
zwischen den Dörfern Hagios Sostis, Ibrahim Effendi und Piali?). 
Ungefähr eine Stunde nordwestlich von der Stelle des alten 'Tege®, 
dessen Ruinen man als Steinbruch für den Bau ausbeutete, erhob 
sich in neuerer Zeit die Stadt Tripolitza). 

8. Mantinee (ἢ Μαντινέη), die später durch den Sieg des Epa- 
minondas so berühmt gewordene Stadt, welche nach Pausanias von 
Mantineus, dem Sohne I,ykaon’s, gegründet wurde. Sie liegt auf der 
Ostseite Arkadiens, nördlich von Tegee°®). Homer legt ihr das Epi- 


1) Pausan. VIII, 25, 12 Schub. : ot δὲ ἥγηνται τὴν ᾿Ενίσπην καὶ Στρατίην τε χαὶ 
“Ῥίπην τὰς ὑπὸ Opnpov κατειλεγμένας γενέσϑαι νήσους ποτὲ ἐν τῷ Λάδωνι ὑπὸ ἀνϑρώ- 
πῶν οἰχουμένας ἃ οἱ πεπιστευχότες μάταια ἴστωσαν -- μέγεϑος δὲ (τοῦ Λάδωνος) οὐ 
τοσοῦτος ὡς ἐν αὐτῷ χαὶ νήσους ἀναφαίνεσθαι, χαϑάπερ ἐν Ἴστρῳ τε χαὶ Ἠριδανῷ. 

2) B 606: ἠνεμοέσσαν ᾿Ενίσπην. 

3) 5. Curtius, Peloponnesos. Bd. I, 5. 163. Vgl. Schlegel, de geogr. Hom. 
comm. p. 44, 

ἢ Bursian, Geogr. von Griechenl. IIb, S. 260 mit Anm. 2. 

5) Pausan. VIII, 3, 4: Τεγεάτης δὲ χαὶ Μαντινεὺς Τεγέαν zrikoust -zal Μαντίνειαν. 
VIII, 45, 1% Τεγεᾶται. δὲ ἐπὶ μὲν Τεγεάτου τοῦ Λυχάονος τῇ χώρᾳ φασὶν ἀπ᾿ αὐτοῦ 
γενέσϑαι μόνῃ τὸ ὄνομα “Te 

6) Strabon. VIII, 8, 2 Kr.: Τεγέα ὃ᾽ ἔτι μετρίως συμμένει. 

, 7) S. Curtius, Peloponnesos. Bd. I, 5. 253 f. Vgl. Forbiger, Handb. 
Bad. III, S. 1005. ©. Müller, Dorier. Bd. II, 5. 443 (1. Aufl.). Leake, Morea. I, 
p. 88#. Pelop. p. 112 ff. 151 ff. Boblaye, Rech. p. 142f. Ross, Reisen und 
Reiserouten in Griechen]. I. Theil. Reisen im Pelop. Berlin, 1841. S. 58 ff. 

8) S. Bursian, Geogr. von Griechen]. ΠΡ, $. 221 

9) Genaueres über die Lage von Mantinee s. bei Ὁ. Müller, Dorier II, S. 442 
(1. Aufl.) und bei Curtius (Peloponnesos. Bd. I, $8..235 ff.), welcher 5. 235 sagt, 
dass Lage und Umfang von Mantinee sich mit einer Genauigkeit bestimmen lassen, 
wie dies bei keiner anderen alt-hellenischen Stadt vergönnt sei. Nach Leake 


204 ᾿ς Europa. 


theton anmuthig (ἐρατεινη) bei!). Zu Strabon’s Zeit war sie, wie 


Orchomenos und viele andere Städte, entweder ganz verschwunden, 
oder es waren doch kaum noch Spuren und Reste derselben er- 
kennbar?). Indess sagt Pausanias, er habe noch die Ruinen der alten 
Stadt Mantine& gesehen 3). 

h. Stymphelos (ἢ Ntuuonkoe) , im nordöstlichen Theile Arka- 
diens, an dem von Strabon erwähnten!) See gleiches Namens gelegen, 
der indess bei Homer nicht vorkommt. Alt-Stymphelos war früh ver- 
schollen; an seine Stelle trat eine jüngere Stadt, deren Ueberreste sich 
noch jetzt genau erkennen und verfolgen lassen’). (Nach Leake®) 
finden sich bedeutende Ruinen von St. bei Kionia). Nach Bursian'’) 
sind von der Oberstadt von Stymphelos, die auf einem vom Fusse der 
Kyllene östlich sich erstreckenden und in mehreren Terrassen gegen 
die Niederung sich absenkenden, heut zu Tage halbinselförmig in den 
See hineinragenden Felsrücken stand, noch die Linien einiger Strassen 
auf dem Felsboden erkennbar: im westlicheren Theile sieht man die 
Fundamente eines kleinen Tempels (vielleicht der Artemis Stymphalıa, 
‘ Pausan. VIII, 22, 7) und an der Südostseite lange, aus dem Fels ge- 
schnittene Sitzstufen und einen etwa 30 Personen fassenden halbkreis- 
formigen Sitz (eine sogen. Exedra), die einem Stadion oder Hippodrom 
angehört haben mögen. 

i. Parrhasie (n Ilappastn), eine Landschaft im südwestlichen 


Theile des Landes. Parrhasier als Einwohner Arkadiens werden auch - 


von Pausanias erwähnt). 


(Morea Ill, p. 44 ff. Pelop. p. 110 f. 204. 381 f.) finden sich noch wenige Ruinen 
desselben unter dem Namen Palaeopoli. Vgl. Boblaye, Rech. p. 139 f. Ross, 
Reisen und Reiserouten. I, 5. 124 fl. Forbiger, Handb. Bd. 1Π, S. 1004. Ueber 
die Topographie von Mantinee vgl. Bursian, Geogr. von Griechenl. IIb, 
S. 213 ff. 

ἡ B 607: Μαντινέην ἐρατεινὴν. 

2) Strabon. VIII, 8, 2 Kr.: χαὶ αὐτὴ (Μαντίνεια) δὲ καὶ ᾿Ορχομενὸς καὶ Ἡραία 
χαὶ Κλείτωρ - -- ἢ οὐχέτ᾽ εἰσίν, ἢ μόλις αὐτῶν ἴχνη φαίνεται zul σημεῖα. 

3) Pausan. VIII, 12, 7 Schub.: τοῦ τάφου δὲ ἔχεται τούτου πεδίον οὐ μέγα, zul 
ὄρος ἐστὶν ἐν τῷ πεδίῳ, τὰ ἐρείπια ἔτι Μαντινείας ἔχον τῆς ἀρχαίας. 

4, Strabon. VIII, 8, 4 Kr: 

5) 5. Curtius, Peloponnes. Bd. 1, S. 203. 204. Die Ruinen von Stymphelos 
beschreibt Ross, Reisen ete. S. 54 ἢ. 

6) Leake, Morea. III, p. 109. Vgl. Boblaye, Rech. p. 147. Forbiger, 
Handb. Bd. III, S. 1009. Koliades, Ulysse-Homere. p. 85. 

ἢ Geogr. von Griechenl. 110, S. 197. 

8) B 608. Pausan. VI, 8, 2 Schub. : πύχτην ἄνδρα, τένος μὲν ᾿Αρχάδα ἐκ Παρρα- 
σίων, Δάμαρχον δὲ ὄνομα. Vgl. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. III, 
Ss. 1007. 


ΤΑΝ, ΜΨΨΨΨΥΨῸΡ ΨΥ, 


er ca N NE Ὁ 


RN Greenland‘? 


4 ar a 


f 8 44. 
1. Das Reich des Agamemnon (Mykenai)!). 


1. Theile des Landes. Dasselbe umfasste Aigialos (Achaia) 
mit Sikyon, Korinth und einen kleinen Theil von Argolis, 
dessen grösserer Theil unter der Herrschaft des Diomedes stand. 
Ausserdem besass Agamemnon noch sieben Städte im südlichen 
Peloponnes an der messenischen Küste. 

2. Gränzen von Mykenai: im N. der korinthische Meer- 
busen, im Ὁ. der saronische Busen, im S. das Reich des Diomedes 
(Argolis), Arkadien und das Reich des Diores (Elıs), im W. das ioni- 
sche Meer. 

ὃ. Land und Volk. Im Schiffskataloge heisst es von Aga- 
memnon, er habe sehr viele und tapfere Mannen in seinem Gefolge 
gehabt), und weiterhin, er habe bei Weitem die meisten Leute be- 
fehligt®), woraus sich sowohl auf eine zahlreiche Bevölkerung des 
Landes, wie auch auf die Kriegstüchtigkeit derselben schliessen lässt. 
Das Contingent, welches das Gebiet Agamemnons für die troianische 
Expedition stellte, belief sich auf hundert Schiffe ἢ. 


A. Aigialos, 6 Αἰγιαλός (Achaia) 5). 


Unter Aigialos versteht Homer den ganzen Küstenstrich, den 
einerseits der korinthische Meerbusen, andererseits Arkadien und Elis 
begränzten 6), und der auch das sikyonische Gebiet in sich begriff”). 

1. Gebirge und Flüsse kommen nicht vor. Schlicht- 
horst®) zieht fälschlich den Fluss Acheloios und den Berg 51- 
pylos hierher, an welchem Niobe in Stein verwandelt sein soll®). 


ἢ Dies war wahrscheinlich der Name des ganzen Gebiets in ältester Zeit, obwohl 
er bei Hömer nur als Bezeichnung der Stadt vorkommt. Neben der pluralischen 
Form ai Μυχῆναι findet sich auch die singularische ἡ Μυχήνη. S. u. $46. 

2) B577: ἅμα τῷ γε πολὺ πλεῖστοι χαὶ ἄριστοι | λαοὶ ἕποντ᾽. 

3) B 580: πολὺ δὲ πλείστους ἄγε λαούς. 

ἢ B ὅτθ: τῶν ἐχατὸν νηῶν ἦρχε χρείων ᾿Αγαμέυνων [᾿Ατρείδης. ® 

5) Κ΄. Schirlitz, Handb. der alten Geogr. 3. 173, Anm. 71 und Forbiger, 
Handb. der alten Geogr. Bd. III, S. 970. 

6) Vgl. Schlegel, de geogr. Hom. comm. p. 33. 34. 

Ἢ S. unten $45. 

8) Geogr. Hom. p. 33. 

9 Ὁ 614: [νῦν δέ που ἐν πέτρῃσιν, ἐν οὔρεσιν οἰοπόλοισιν, | ἐν Σιπύλῳ, ὅϑι φοσὶ 
ϑεάων, ἔμμεναι εὐνὰς | νυμφάων, αἵτ᾽ ἀμφ᾽ ᾿Αγε)ώϊον ἐρρώσαντο, | ἔνϑα λίϑος περ ἐοῦσα 
ϑεῶν &x χήδεα πέσσει (Νιόβη). 


Beide sind vielmehr nach Lydien zu versetzen, 
nach In Tödtung ihrer Kinder von Theben begab'). | 

2. Städte (Regionen). Im Schiffskataloge werden zunächst die 
folgenden fünf erwähnt?) : 

a. Hyperesie (ἢ Yrspnotn), auf der Nordostseite Achaia’s, 
nach Pausanias das spätere Aigeira®). Er erzählt, als ein Heer der 
Sikyonier die Hyperesi&er bedroht habe, hätten die Letzteren eine 
Menge Ziegen zusammengetrieben, diesen Fackeln an die Hörner ge- 
bunden und bei Nacht angezündet, worauf die Sikyonier, welche 
darın die Feuer eines Hülfsheeres zu erblicken ‘glaubten, abgezogen 


seien; die Hyperesieer aber hätten ihre Stadt nach den Ziegen (αἶγες) 3 
Aigeira genannt‘). — In Hyperesie liess sich der Seher Polypheides, 


der Vater des Theoklymenos, nieder, welcher nach Amphiaraos’ Tode 
von Apollon die prophetische Gabe erhalten hatte’). Die Stadt be- 
hauptete ihren homerischen Namen (Hyperesie) länger als die übrigen 
Städte der Halbinsel®). Aigeira heisst heute Palaeokastro?). 

b. Gono&ssa (n [ονόεσσα), Vorgebirge und Stadt°) auf der 
Nordostseite von Achaia. Wegen seiner hohen Lage giebt Homer dem 
Orte das Epitheton atzeıvy®). Pausanias fand auf dem Küstenwege 
von Aigeira nach Pellene Spuren eines Ortes, den man Donussa 
nannte und als mit dem homerischen Gonoessa ıdentisch bezeich- 
nete 10). Wahrscheinlich lag Gonoessa am rechten Ufer des Flusses 
Krios (Κρῖος) 11). 

c. Pellene (ἢ Πελλήνη), ebenfalls auf der Nordostseite, der 


I) Apollod. biblioth. 3, 5, ὁ Bekker: αὐτὴ δὲ Νιόβη Θῆβας ἀπολιποῦσα πρὸς τὸν 
πατέρα Τάνταλον ἦχεν εἰς Σίπυλον, χκάχεῖ Διὶ εὐξαμένη τὴν μορφὴν εἰς λίϑον μετ- 


᾽ 


έβαλε. - 

2) B573: --οἴ 9° Ὑπερησίην τε χαὶ αἰπεινὴν l'ovocsonv | Πελλήνην τ εἶχον, ἠδ 
Αἴγιον ἀμφενέμοντο | Αἰγιαλόν T ἀνὰ πάντα χαὶ ἀμφ᾽ “Ελίχην εὐρεῖαν, | τῶν ἑχατὸν γηῶν 
ἦρχε κρείων ᾿Αγαμέμνων. 

3) Pausan. VII, 26, 2 Schub. : Ὁμήρου δὲ ἐν τοῖς ἔπεσιν Ὑπερησία ὠνόμασται 
(näml. Aigeira). Ueber die Lage von Aigeira vgl. Ὁ. Müller, Dorier Π, 428 
(1. Aufl.). 

4 Pausan. VII, 26, 2 ff. 

5) 0 252: αὐτὰρ a Πολυφείδεα μάντιν ᾿Απόλλων | ϑῆχε βροτῶν ὄχ᾽ ἄριστον, 


x , διὲς 


ἐπεὶ Bu ᾿Αμφιάραος ‘| ὅς Ὑπερεοίηνδ᾽ ἀπενάσσατο πατρὶ χολωϑείς. 

6, S. Curtius, N, Ba. I, S. 746. 

ἢ Leake, Mor. III, p. 387. Rech. p. 27. 

8). Hesychius: Γονόεσσα πόλις. Dazu 5. die Anm. in der Alberti'schen Ausgabe. 

9, Β 573: αἰπεινγὴν Γονόεσσαν. 

10) Pausan. VII, 26, 13 Schub. Curtius, Peloponnes. Βα. 1, 8. 485. 494. 

τ Forbiger, Handb. Bd. III, S. 973. Bursian, Geogr. von Griechen]. IIb, 
5. 342. 343, wo derselbe gegen die Identificirung von Donussa und Gono&ssa 
protestirt. 


u 


rste Ort nach der sikyonischen Gränze hin). Die Trümmer des- 
olben hat T,eake im Thale von 'Trikkala aufgefunden ?). 
ο΄ ἃ Aigion (τὸ Αἴγιον), das heutige Bostitza®), liegt weiter west- * 


‚lich, nicht sehr weit von dem Vorgebirge Drepanon. Hier versam- a 
_ melte sich in späteren Zeiten der sogen. achalische Bund, weil, wie eu 
Pausanias sagt, Aigion seit der Zerstörung Helike’s die bedeutendste Εν 
Stadt Achaia’s war und damals in grosser Blüthe stand). Ἀπ 
e. Helike (ἡ ᾿Ελίχη),, ebenfalls an der Nordküste von Achaia, 2 
unweit Aigion’s, die bedeutendste der achaiischen Städte), daher ihr Br 
Homer das Epitheton εὐρεῖα (geräumig, ausgedehnt) beilegt®), τε 
insofern die einzelnen Wohnsitze, welche sich um Helike als Mittel- = 

punkt gruppirten, auf einem weiten Gebiete zerstreut lagen. Sie 5 

war der Sitz der angesehensten Geschlechter des achaiischen Vol- ΒΥ 

kes?). Nach Pausanias hatte die Stadt von Helike, der Gattin NE 

Ion’s, ihres Gründers, ihren Namen, während er die Bewohner nach ER 

sich Ioner nannte‘). Sie war durch ihren Tempel des Poseidon € 

berühmt ®); denn der Nationalgott der lonier fand in ihr, als der be- 3 

deutendsten unter den zwölf altionischen Städten, mit Recht eine τὰ 

ἢ Pausan. VII, 6, 1 Schub. : Πελλήνη πρὸς τῆς Σιχυωνίας ἐσχάτη. 2 


2) Dass die Bestimmung von Leake richtig sei, meint OÖ. Müller, DorierlJ, 
S. 428 (1. Aufl.). Genaueres über die Ruinen von Pellene, welches noch zur Zeit der 
Antonine existirte, 5. bei Curtius, Peloponnesos. Bd. I, S.480 ff. Vgl. Leake, 
Mor. III. p. 215. Pelop. p. 390. Boblaye, Rech. p. 29. Forbiger, Handb. _ 
Bd. III, S. 973. Bursian, Geogr. von Griechenl. IIb, δ. 340 ff. | 

3) Nach Curtius (Peloponnesos Bd. I, S. 459. 460) lag das alte Aigion im 
inneren Winkel der Meeresbucht, auf einem vortretenden Gebirgsfusse, zwischen 
zwei Ebenen, und zwar an der Stelle des heutigen Bostitza (nicht Vostizza , wie ER 
O0. Müller, Dorier. Bd. II, 5. 427 schreibt). Vgl. Pausan. VII, 22, 10 und VII, : 
23, 5 ff. Schub. Leake, Morea. III, p. 181. Exped. scientif. de Moree. III, p. 41. 
Boblaye, rech. p. 24. Forbiger, Handb. Bd. III, p. 974. 

EyOY χαὶ ἀπὸ χοι- 
γοῦ λόγου βουλεύματά τε ἣν ᾿Αγαιοῖς καὶ τὰ ἔργα. Αἴγιόν σφισιν ἔδο-- 
ξεν αὕτη yap μετὰ Ἑλίχην ἐπιχλυσϑεῖσαν πόλεων ἐν ᾿Αγχαΐᾳ τῶν ἄλλων δύξῃ προεῖχεν 
ἐχ παλαιοῦ χαὶ ἴσχυεν ἐν τῷ τότε. 
5) Diod. bibl. XV, 48 Bekker: τὴν EAunv συνέβαινε μέγιστον τῶν κατὰ τὴν 
ἸΑχαΐαν πόλεων ἔχειν ἀξίωμα πρὸ τοῦ σεισμοῦ. 

6, Β 575: ᾿Ἑλίχην εὐρεῖαν. 

7) ©. Müller, Dorier I, 5. 65 (1. Aufl.). 

8) Pausan. VII, 1, 4 Schub.: (Ἴων) Ἑλίχην ἀπὸ τῆς Ἰυναιχὸς ῳχισεν ἐν τῷ 
Αἰγιαλῷ πόλιν, καὶ τοὺς ἀνθρώπους ἐκάλεσεν Ἴωνας do αὑτοῦ. Ἕ 
9) Θ 203: οἱ, δέ τοι (dir, Poseidon) εἰς “Ἑλίκην τε καὶ Αἰγὰς δῶρ ἀνάγουσιν | πολλά 

καὶ χαρίεντα. ᾿ 


208 Europa. 


Hauptstätte seines Cultus, welche neben Aigai den Mittelpunkt der 
peloponnesischen Poseidonsverehrung bildete!). Zwei Jahre vor der 
Schlacht bei Leuktra (Ol. 101, 4) wurde Helike durch ein furchtbares 
Erdbeben zerstört?) , so dass fortan Aigion, wie schon bemerkt, als 
die bedeutendste der achaiischen Städte hervortritt. Der Name Helike 
blieb dem Küstenstriche vierzig Stadien von Aigion, und noch Pausa- 
nias glaubte hier von der Meeresfluth überspülte Trümmer zu sehen). 
Das verwaiste Gebiet der zerstörten Stadt fiel an Aigion?). 

Noch ist zu bemerken, dass Manche den Beinamen ἡ Ελιχώνιος, 
welchen Poseidon bei Homer hat), von “EAtxn ableiten, während 
Andere ihn auf den bekannten Berg in Boiotien, ἡ Ελικών, zurück- 
führen. Ohne Zweifel ist die erstere Ableitung die richtigere. So wie 
die Namen Aigion, Aigira, Aigina, Aigai und die Wörter 
αἰγιαλός, αἰγιάλεια mit dem Verbo ἀΐσσειν verwandt sind, welches von 
jeder heftigen Bewegung, auch der Stürme und Wolken, steht®) : so 
bezeichnet ἡ Ελίχη (von ἕλιξ, ἑλίσσω) eigentlich die sich schlängelnde 
Bewegung der Meereswellen, und nach EAtxr, wird Poseidon in einem 
sehr verbreiteten achaiischen und ionischen Culte ᾿ Ἐλιχώνιος ge- 
nannt?), 

f. Ausser den bisher besprochenen achaiischen Städten, welche 
der Schiffskatalog nennt, wird bei Homer auch noch Aigai (at Atyat) 
erwähnt, eine Küstenstadt im nordöstlichen Theile Achaia’s an der 
Mündung des Flusses Krathis, welche, wie schon bemerkt, neben 
Helike die älteste Cultusstätte des Poseidon ‚und durch den Tempel 
desselben berühmt war‘). 


I) Vgl. Preller, griech. Mythol. I, 8. 357. 

2, Diod. XV, 49. Paus. VII, 24, 5ff. Strabon. VIII, 7, 1 2: E. Kr.: τὴ: ὃ 
[ἙΕλίχης) ἀφανισϑείσης ὑπὸ χύματος. VIO, 7, 22. A.: ἐξαρϑὲν γὰρ ὑπὸ σεισμοῦ τὸ πέ- 
λαγος χατέχλυσε zul αὐτὴν καὶ τὸ ἱερὸν τοῦ “Ελιχωνίου Ποσειδῶνος. Curtius, Pelo- 
ponnes. Βα. 1, S. 466. 

3) Pausan. VII, 24 a. E. Schub. : σύνοπτα δὲ χαὶ Ἑλίκης ἐστὶ τὰ ἐρείπια — ὑπὸ 
τῆς ἅλμης λελυμασμένα. 

4) S. Curtius, Peloponnesos. Bd. I, S. 467 und 490. Vgl. Leake, Mor. UI, 
p. 399 fi. Boblaye, rech. p. 25 (sucht H. am rechten Ufer des Selinus). Bur- 
sian, Geogr. von Griechenl. IIb, S. 333 ff. 


5) Y 403: αὐτὰρ ὁ ϑυμὸν ἄϊσϑε καὶ ἤρυγεν, ὡς ὅτε ταῦρος | ἤρυγεν ἑλκόμενος Ἔλι- 
κώνιον ἀμφὶ ἄνακτα | κούρων ἑλκόντων ᾿ γάνυται δέ τε τοῖς ἐνοσίχϑων. 
6) Auch αἴξ und aiyes gebraucht man von den zwischen den Felsen und Klippen 


gleichsam hüpfenden und springenden Wellen. 

”) Vgl. Preller, griech. Myth. 1, 5. 353. 354. 

8) 0 203: οἱ δέ τοι εἰς Βλίχην τε χαὶ Αἰγὰς δοὺῤῤ ἀνάγουσιν | πολλά τε χαὶ χαρίεντα. 
S. Preller, griech. Myth. S. 353. Pausan. VII, 25, 12. 


ER, 


Δ 


EN ER RE FR ee ΑΝΣ 5, 2 . ᾿ “ 


Griechenland, 209 


Jetzt ist sie wahrscheinlich spurlos verschwunden und unter dem 


_ vom Krathis angeschlemmten Lande begraben ἢ. Ob das in der 


Odyssee als Poseidon’s Wohnsitz erwähnte Aigai?) das hier in Rede 
stehende sei, ist streitig: ein Theil der alten Erklärer versteht darunter 
die auf der Nordwestseite von Euboie liegende Stadt, während Voss 
sogar an eine kleine Felseninsel zwischen Tenos und Chios denkt 3). 
Nägelsbach dagegen nimmt an, dass ε 381 sowohl, wie N 21 die 
Stadt Aigai am Flusse Krathis in Achaia zu verstehen seit). Bei dem 
Mangel bestimmterer Zeugnisse lässt sich diese Controverse schwerlich 
sicher entscheiden. 


In Betreff der achaiischen Stadt Aigai bemerkt Pausanias noch, 
dass sie im Laufe der Zeit an Schwäche untergegangen sei). Die 
Stätte des achaiischen Aigai, welches schon früh seine Bedeutung ver- 
lor, ist nach Curtius‘®) unweit des Dorfes Diakophto am linken 
Ufer des Krathis (des jetzigen Akrataflusses) auf einem das Tiefland 
beherrschenden Ufervorsprunge zu suchen. 


ὃ 45. 
B. Sikyonien (ἡ Σικυωνία). 


1. Namen. In der ältesten Zeit hiess das Land in Gemeinschaft 
mit Achaia Aigialeia oder Aigialos (5. o.); erst als Sikyon, der 
Sohn des Metion und Enkel des Erechtheus, zur Herrschaft über das- 
selbe gelangte, wurde es Sikyonien nach ihm benannt”). 


2. Lage und Beschaffenheit. Sikyonien bildete den öst- 
lichsten Theil von Aigialos, der im Norden an den korinthischen 
Meerbusen, im Osten an das korinthische Gebiet und im Süden.an 
Argolis stiess. — Der ganze Landstrich, in welchem Korinth und 


ἢ Leake, Mor. III, p. 394. Boblaye, Rech. p. 27. Forbiger, Handb. 
B. III, S. 973. 

2) € 380: ὡς ἄρα φωνήσας ἵμασεν (Ποσειδάων) καλλίτριχας ἵππους, | ἵκετο δ᾽ εἰς 
Αἰγάς, ὅϑι οἱ χλυτὰ δώματ᾽ ἔασιν. 

3) Antisymbolik II, S. 449. 

ἢ Homer. Theol. 2. Aufl. 5. 17 und 18. Vgl. auch Schlegel, de geogr. Hom. 
comm. p. 22 mit Anm. x. 

5) Pausan. VII, 25, 12 Schub. : ἐχλειφϑῆναι δὲ αὐτὴν (die Stadt Aigai) ἀνὰ χρό- 
νον ὑπὸ ἀσϑενείας λέγουσι. 

6) Peloponnesos. Βα. I, S. 472. Vgl. Bursian, Geogr. von Griechenl. IIb, 
S. 337. 338. 

ἢ Pausan. II, 6, 5 Schub.: καὶ ἀπὸ τούτου (Σιχυῶνος) βασιλεύσαντος ἣ γῆ Σι- 
χυωνία χαὶ Σιχυὼν ἀντὶ Αἰγιαλείας ἣ πόλις ὠνομάσθη. Σιχυῶνα δὲ οὐ Μαραϑῶνος τοῦ 
Ἔπωπέως, Μητίονος δὲ εἶναι τοῦ Ἐρεχϑέως φασίν. 

Buchholz, Homerische Realien. Ia. 14 


τὰ ya 


310 Europa. 


Sikyon liegen, wird schon von den Alten als ein höchst fruchtbarer 
und von der Natur gesegneter gepriesen !). R ν᾿ 

3. Zur mythischen Geschichte des Landes. — Nach 
Homer war Adrestos der erste König von Sikyon?), jener Sohn des 
Talaos, welchen Tyrtaios durch das Epitheton μειλιχόγηρυς als den 
Nestor der kyklischen Thebais charakterisirt®). Indess war Sikyon 
schon zur Zeit des troianischen Krieges der Oberhoheit des mykeni- 
schen Reiches unterworfen, daher auch die sikyonischen Kämpfer 
unter Agamemnon’s Befehl nach Troia zogen‘. Dass den Sikyoniern 
von den Mykenaiern die Pflicht der Heeresfolge auferlegt war, sehen 
wir auch daraus, dass der Anchisiade Echepolos, ein anderer sikyoni- 
scher Fürst, als Vasall des Agamemnon bezeichnet wird, indem er sich 
von dem Zuge nach τοῖα mit Stuten loskaufen musste’). Diese Ab- 
hängigkeit Sikyon’s von Mykenai datirte nach Pausanias von der Zeit 
des sikyonischen Königs Hippolytos her, der, als Agamemnon mit 
einem Heere gegen Sikyon zog, sich aus Furcht demselben unter- 
warf®). 

Uebrigens erreichte Sikyon schon in ältester Zeit einen hohen 
Grad der Cultur und hatte bereits in der mythischen Periode eine 
ganze Reihe von Königen aufzuweisen, wie denn auch seine Kunst 
in die graue Vorzeit hinaufreicht? . 

4. Städte. 


a. Sikyon (ἢ Σιχυών) ® , dessen ursprünglicher Name Aigia- 


leia (Aigiale) war”. Homer legt der Stadt das Epitheton geräu- 


1) Lucian. Icaromen. 18: μάλιστα δὲ ἐπ ἐχείνοις ἐπηξι μοι γελᾷν τοῖς Περὶ γῆς 
ὅρων ἐρίζουσι χαὶ τοῖς μέγα φρονοῦσιν ἐπὶ τῷ τὸ Σιχυώνιον πεδίον γεωργεῖν χτέ. Li- 
vius XXVII, 31: P. Sulpieius ab Naupacto profeetus classem appulit inter Sieyonem 
et Corinthum, felicissimaeque agrum fertilitatis effuse vastavit. 

2) B572: χαὶ Σικυῶν᾽, 59° ἄρ "Adpnoros πρῶτ᾽ ἐμβασίλευεν. 

8) Tyrt. Fr. 12 (Bergk), 8: γλῶσσαν ᾿Αδρήστου μειλιχόγηρυν. Vgl. O. Müller, 
Dorier I, S. 161 (1. Aufl.). 

#) B 572 und 576. 

5) W 296: τὴν (die Stute Aithe) ᾿Αγαμέμνονι δῶχ᾽ ᾿Αγχισιάδης Ἐχέπωλος | δῶρ, 

εὖ ı ’rn 5 ’ Ἃ - ἢ » 
ἵνα en ol ἕποιϑ᾽ ὑπὸ Ἴλιον ἠνεμόεσσαν, | ἀλλ᾽ αὐτοῦ τέρποιτο μένων neya γάρ ol ἔδο»- 
χεν | Ζεὺς ἄφενος, ναῖεν 8 ὅγ ἐν εὐρυχόρῳ Σιχυῶν!. Vgl. Rempen, die Sagenkönige 
von Sikyon. Progr. des Gymn. in Clausthal von 1853. 5. 1und 2. 

6) Pausan. II, 6, 7 Schub.: μετὰ δὲ Ζεύξιππον τελευτήσαντα ᾿Αγαμέμνων στρατὸν 
Ayayer ἐπὶ Σιχυῶνα χαὶ τὸν βασιλέα Imnörurov Porarou παῖδα τοῦ Φαίστου. δείσας 
δὲ τὸν στρατὸν ἐπιόντα ᾿ἱππόλυτος συνεχώρησεν ᾿Αγαμέμνονος χατήχοος χαὶ Μωυχηναίων 
εἶναι. 

ἢ S. Th. Rempen in dem Anm. 5 citirten Programme. 

8) Β 572. 

‘ Paus. II, 6, 5 (schon oben zu ἀπῇ. des ὃ citirt). 


© 


Griechenland. 1 


$ (εὐρύχορος) beit). Sie lag an der Stelle des heutigen Vasilika, 


΄ εν, . . ξ 
wo sich noch ansehnliche Ruinen finden ?. 


b. Araithyree (ἢ Δραιϑυρέη;, südlicher als Sikyon gelegen, die 
spätere Stadt Phlius, wenn nicht die Gegend Phliasia®). Der Gründer 
der Stadt war nach der Sage Aras, ein Autochthone, daher sie anfangs 
Arantia hiess; sein Sohn Aoris aber legte ihr zum Andenken an seine 
(des Aoris) frühverstorbene Schwester deren Namen, Araithyree, bei?). 
Sie heisst, wahrscheinlich wegen ihrer anmuthigen Lage, bei Homer 
ἐρατεινή ὃ). Nach Ross finden sich noch Ruinen derselben auf dem 
Berge Polyphengo®;. 


C. Das korinthische Gebiet. 


Die Stadt Korinth (ἡ Kogıydos), zu welcher dies Gebiet gehört, 
hiess in den ältesten Zeiten Ephyre "Egvupn); sie liegt nach home- 
rischem Ausdruck im äussersten Winkel von Argos, 4. ἢ. an 
der Spitze des Peloponnes’). Neben dem älteren Namen Ephyre 
finden wir indess auch bei Homer schon den Namen Korinth®, 
worin Manche einen Anachronismus erblickt haben, da bis zur Ein- 
nahme der Stadt durch die Dorier, also noch fast ein Jahrhundert über 
Troias Zerstörung hinaus, der Name Ephyre sich erhalten habe. In- 
dess konnten recht wohl schon in älterer Zeit beide Namen neben 
einander gebräuchlich sein; sträubt man sich jedoch gegen diese Eır- 
klärung, so muss man mit Vellejus Paterculus®) annehmen, dass der 


1) W 299: ἐν εὐρυχόρῳ Σιχυῶνι. 

2) Ueber Ruinen und Topographie von Sikyon s. Curtius, Peloponnesos. 
Bd. 11, S.488 ff. Leake, Morea. III, p 357. ff. Ross, Reisen in Griechenl. 1, 
S.46 ff. Boblaye, rech. p. 30. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. III, 
S. 968. Bursian, Geogr. von Griechenl. 11ὰ, 8. 23 ff., namentlich 8. 27. 

3) S. Schlegel, de geogr. Hom. comm. p. 33. 

4) Pausan. 11, 12, 4 ff. 

5) B571: ᾿Αραιϑυρέην τ ἐρατεινῆν. Vgl. Curtius, Pelop. Bd. II, 5. 471. 

6) Ross, Reise. I, S. 27 f. Leake, Morea. III, p. 343. Forbiger, Handb. 
Bd. III, S. 970 (setzt Ar. etwas südl. von Phlius und weist die Identifieation des 
letzteren Ortes mit Ar. zurück). Vgl. Bursian, Geogr. von Griechen]. 114, $. 33. 

7) 4152: ἔστι πόλις Εξφύρη μυχῷ Ἄργεος ἱπποβότοιο. Topographisches über 
Korinth 5. bei Curtius, Peloponnesos. Bd. II, S. 523 ff. . 

8) Ausser B 570 auch N 664: Kopwsöhı οἴχια ναίων. Dagegen ist B 659 und 
0 531 die uralte Hauptstadt 'Thesprotiens am Selleeis zu verstehen. Ueber diese s. 
Ο. Müller, Dorier I, 8. 418 (1. Aufl.). 

9) Vell. Paterc., hist. Rom. I, 3, 3 Haase: Neque est quod miremur ab Homero 
nominari Corinthum: nam ex persona po£tae et hanc urbem et quasdam Ionum co- 
lonias iis nominibus appellat, quibus vocabantur aetate eius, multo post Ilium captum 
conditae. 

14} 


δ δηλ αν a A EL ERBE Bi En νον 
e Yr L ER ὅς ΩΣ Ἂν 5 μὴ h x A ἢ a Kerr 


212 . Europa. 


Dichter den Namen Korinth ex persona poetae gebraucht, 4. h. den 
Namen, welchen er in seiner Zeit vorfand, anticipirend auf die frühere 
Zeit übertragen habe ἢ). 

Dass Korinth schon in ältester Zeit eine reiche Stadt war, be- 
weist das ihr im Schiffskataloge beigelegte Epitheton ἀφνειός 3). Von 
. Heroen der korinthischen Vorzeit werden bei Homer der Aiolide Si- 
syphos, Glaukos und Bellerophontes erwähnt), dessen Aben- 
teuer in Lykien Glaukos ausführlich dem Diomedes erzählt). Nach 
Apollodor ist Sisyphos der Gründer von Korinth’). — Seine frü- 
here Unabhängigkeit hatte Korinth zur Zeit des troianischen Krieges 
verloren, wo es, wie wir aus dem Schiffskataloge ersehen ®), der myke- 
nischen Herrschaft unterthan war und der Pflicht der Heeresfolge 
gemäss dem Agamemnon ein Contingent von streitbarer Mannschaft 
zur Verfügung stellte. 

Noch jetzt heisst die Stadt Korintho, gewöhnlich aber Gortho?). 


δ 46. 
D. Argolis, insofern es zur Herrschaft des Agamemnon gehörte. 


1. Umfang und Gränzen. Der dem Agamemnon unterwor- 
fene Theil des späteren Argolis umfasste die nördliche Region des- 
selben; er stiess nördlich an Sikyon und Korinth, südlich an das 
Reich des Diomedes, dessen Hauptstadt Argos war, und westlich an 
Arkadien. 


ἡ Schlegel (de geogr. Hom. comm. p. 33) meint, zu Homer's Zeit sei der 
Name Ephyre schon antiquirt gewesen; denn wo er die Heroen redend einführe, 
bediene er sich des Namens Ephyre, wo er aber selbst rede, wie im Schiffskatalog, 
des Namens Korinth. 

2) B 570: ἀφνειόν τε Κόρινθον. 

3) 2 158: ἔνϑα (in Ephyre) δὲ Σίσυφος ἔσχεν, d χέρδιστος γένετ ἀνδρῶν, | Σίσυ- 
φος Αἰολίδης ὁ δ᾽ ἄρα Γλαῦχον τέχετ᾽ υἱόν, | αὐτὰρ Γλαῦκος ἔτιχτεν ἀμύμονα Βελλε- 
ροφόντην. 

4) 2 156 fi. 

5) Apollod. bibl. 1, 9, 3 Bekker: Σίσυφος δὲ Αἰόλου χτίσας ᾿Εφύραν τὴν νῦν λε- 
γομένην Κόρινϑον γαμεῖ Μερόπην τὴν Ατλαντος. 

6) B 570 und 576. 

ἢ Vgl. Leake, Morea. IIl, p. 229—268. Exped. scientif. Vol. III, p. 35 f. 
Prokesch, Denkw. II, S. 290-320. 720 ff. Boblaye, rech. p. 38. Ausland. 
1836. No.16f. Curtius, Peloponn. II, S.523—537. Forbiger, Handb. Bd. II, 
S. 966. Schirlitz, Handb. 5. 175 f. Ueber das Historische und die Verhältnisse 
Korinths: Walch, Antiquitates Corinthi. Jena, 1761. Wagner, Rerum Corinth. 
Spec. Darmst. 1824. Scheibel, Beitr. zur genauern Kenntn. der alten Welt. 
S.55 ff. O. Müller, Dorier. I, 5. 84 ff. Curtius, Peloponnesos. II, 8. 516—523. 
Bursian, Geogr. von Griechen]. Ila, 5. 10 ff. 


τὴν ΡΒ ΡΟ ΤΥ ΟΣ 2 Ὧν ὙΦ δ a 
᾽ ΡΝ ἢ 2 TEN v ς : m N 


Α 


Griechenland. 213 


3. Städte. 


a. Die Hauptstadt und zugleich die Residenz Agamemnon’s war 
Mykenai (αἱ Moxfvar!) und ἢ Moxyvn2)), welches nach Pausanias 
etwa 60 Stadien von Argos entfernt lag. Der Gründer dieser Stadt 
war der Sage nach Perseus°). Ihren Namen erhielt sie von My- 
kene, welche in der Odyssee ἢ als Heroine der Vorzeit neben Tyro 
und Alkmene genannt wird und nach den grossen Eöen Tochter des 
Inachos und Gattin des Arestor war). 

Nach Agamemnon’s Ermordung übernahm nach Homer Aigi- 
sthos die Herrschaft von Mykene und regierte sieben Jahre lang; 
im achten Jahre kehrte Orestes von Athen in die Heimath zurück, 
tödtete den Aigisthos und nahm den Thron seiner Väter ein δ). — 
Mykene wurde von den Argivern zur Zeit des ersten Perserkrieges aus 
Eifersucht zerstört”); zu Pausanias’ Zeit war nichts mehr davon übrig, 
als das Thor mit den darauf stehenden Löwen und andere Theile der 
Ringmauer®). Heute sieht man die Ruinen von Mykenai bei Char- 
vati (Charbati) oder, wie noch Andere schreiben, Kharvati®). — Merk- 
würdig ist es, wie schon OÖ. Müller bemerkt hat!%), dass eine so 
bedeutende Stadt wie Mykenai so schnell bei den Athenern in Ver- 


1) B 569. 2) A 52. H 180. 

3) Pausan. 11, 15, 4 Schub.: καὶ ὅτι μὲν Περσεὺς ἐγένετο Μυχηνῶν οἰκιστής, ἴσα- 
σιν Ἕλληνες. 

ἢ 8120. Der Vers wird in der folgenden Anm. eitirt. 

5) Pausan. II, 16, 4 Schub. : Ὅμηρος δὲ ἐν ᾿Οδυσσείᾳ γυναικὸς Μυκήνης ἐν ἔπει 
τῷδε ἐμνήσϑη "Tupb τ᾽ ᾿Αλχμήνη τε ἐὐστέφανός τε Μυχήνη (β 120). ταύτην εἶναι ϑυ- 
γατέρα᾽ Ἰνάχου, Ἰυναῖχα δὲ ᾿Αρέστορος τὰ ἔπη λέγει ἃ δὴ Ἕλληνες χαλοῦσιν ᾿Ηοίας με- 
γάλας᾽ ἀπὸ ταύτης οὖν γεγονέναι καὶ τὸ ὄνομα τῇ πόλει φασίν. Vgl. Preller, griech. 
Myth. II, S. 49 mit der Note 3. 

6, 4303: τόφρα δὲ ταῦτ Αἴγισθος ἐμήσατο οἴχοθι λυγρά, | χτείνας ᾿Ατρείδην, 
δέδμιητο δὲ λαὸς ὑπ᾿ αὐτῷ. | ἑπτάετες δ᾽ ἤνασσε πολυχρύσοιο Μυχήνης ᾿| τῷ δέ οἱ ὀγδοάτῳ 
χαχὸν ἤλυϑε Bios ᾿Ορέστης | ἂν ἀπ᾿ ᾿Αϑηνάων, χατὰ δ᾽ ἔκτανε πατροφονῆα, | Αἴγισθον 
δολόμνητιν, ὅς οἱ πατέρα κλυτὸν ἔκτα. 

7) Pausan. II, 16, 5 Schub.: Μυχήνας δὲ ᾿Αργεῖοι καϑεῖλον ὑπὸ ζηλοτυπίας. Vgl. 
Schlegel, de geogr. Hom. comm. p. 32 56. 

8) Pausan. Il, 16, 5 Schub.: λείπεται δὲ ὅμως ἔτι χαὶ ἄλλα τοῦ περιβόλου χαὶ ἣ 
πύλη ᾿ λέοντες δὲ ἐφεστήχασιν αὐτῇ. 

9.5. Ο. Müller, Dorier II, 433 (1. Αὐυῇ.)). — Preller, griech. Myth. II, 
S. 273 mit der Note ++. Dodwell, class. Tour. II, S.39 ff. (der deutschen Uebers.). 
Brandis, Mitth. S. 190 ff. Prokesch, Denkw. I, S. 233 ff. III, S. 526 ff. 
Leake, Mor. II, p. 264 fl. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. III, S. 998. 
Koliades, Ulysse-Homere. p. 85. Bursian, Geogr. von Griechenl. 118, Κ΄. 45 ff. 
Curtius, Peloponnes. II, S. 401 ft. 

10) Ὁ. Müller, Dorier. I, 5. 175, Note 1 (1. Aufl.). 


214 Europa. 


gessenheit gerieth: Aischylos erwähnt es gar nicht; die folgenden 
Dichter verwechseln es stets mit Argos; im der Elektra des Sophokles 
herrscht von vorn herein die grösste Confusion rücksiehtlich der Loca- 
htät!). 

In der That war Mykenai schon in der ältesten Zeit eine sehr 
bedeutende Stadt. Es war vor der dorischen Zeit der angesehenste 
Ort in Argolis; und obschon Argos die Stätte der ältesten Landes- 
eultur war, so stand es doch zu Mykenai in einem untergeordneten 
und abhängigen Verhältnisse?). Die Bedeutung von Mykenai geht 
schon aus den Epithetis hervor, welche Homer ihm beilegt. Er 
nennt es wohlgebaut (ἐὐχτίμενον) 3), breitstrassig (eüpuayuın) Τ᾿ 
und goldreich (πολύχρυσος) ?). Dass Mykene damals auch schon als 
Sitz des Herecultus berühmt war, geht daraus hervor, dass Here in 
der Ilias Argos, Mykenai und Sparta ihre liebsten Städte nennt ®). 


Ὁ. Kleonai (at Κλεωναί), eine Stadt zwischen Argos und Ko- 
rinth. Im Schiffskataloge wird ihr das Epitheton wohlgebaut (&u- 
χτιμέναι) beigelegt”), welches Strabon durch die Angabe motivirt, 
dass sie rings um einen Hügel gebaut und gut befestigt 5618). Pau- 
sanias sagt, Kleonai sei eine kleine Stadt und habe seinen Namen 
entweder von Kleones, einem Sohne des Pelops, oder von Kleone, 
einer Tochter des bei Sikyon fliessenden Asopos, erhalten®). Nicht 
weit von Kleonai lag Nemea, in dessen Nähe (etwa 15 Stadien davon) 
noch zur Zeit desselben Periegeten die Höhle des nemeischen (oder 
kleonaiischen) Löwen gezeigt wurde 10). 

Nach Leake !!) heisst noch jetzt ein aus vier oder fünf Häusern 


ı) Vgl. übrigens G. Hermann zu Soph. Electr. v. 4. 

2) 5. Ο. Müller, Dorier. I, $. 78. 

3) B569: Μυκήνας -, ἐὐχτίμενον πτολίεϑρον. 4 A52: εὐρυάγυια Μυχήνη. 

5) A46 (H 180): πολυχρύσοιο Μυχήνης. 

6) A 51: ἤτοι ἐμοὶ τρεῖς μὲν πολὺ φίλταταί εἰσι πόληες, |"Apyos τε Σπάρτη, τε 
καὶ εὐρυάγοια Μυκήνη. Vgl. Preller, griech. Myth. I, S. 104. 

7) B 570: ἐὐχτιμένας τε Κλεωνάς. 

8) Strabon. VII, 6, 19 Kr.: Κλεωναὶ δ᾽ εἰσὶ πόλισμα ἐπὶ τῇ ὁδῷ κείμενον τῇ ἐξ 
"Apyous εἰς Κόρινϑον ἐπὶ λόφου περιοιχουμένου πανταχόϑεν καὶ τετειχισμένου καλῶς, 
ὥστ᾽ οἰχείως εἰρῆσϑαί μοι δοκεῖ τὸ ἐὐκτιμένας Κλεωνάς (B 570). 

9) Pausan. II, 15, 1 Schub. : ἐκ Κορίνϑου δὲ ἐς "Ἄργος ἐρχομένῳ Κλεωναὶ πόλις 
ἐστὶν οὐ μεγάλη. παῖδα δὲ εἶναι Πέλοπος Κλεώνην λέγουσιν, οἱ δὲ τῷ παρὰ Σιχυῶνα 
ῥέοντι ᾿Ασωπῷ ϑυγατέρα ἐπὶ ταῖς ἄλλαις Κλεώνην γενέσθαι" τὸ δ᾽ οὖν ὄνομα ἀπὸ τοῦ 
ἑτέρου τούτων ἐτέϑη τῇ πόλει. 

10) Pausan. II, 15, 2: ἐν τούτοις τοῖς ὄρεσι τὸ σπήλαιον ἔτι δείκνυται τοῦ λέοντος, 
καὶ ἢ Νεμέα τὸ χωρίον ἀπέχει σταδίους πέντε που χαὶ δέχα. 

1 Leake, travels in the Morea. London, 1830. T. III, p. 325. Vgl. Becker, 
Charikles I, S. 68 (1. Aufl.). 


ἀπ ιν" 


Griechenlahd : ; 21 > 


| bestehender, in der dortigen Gegend liegender Weiler Klenäs (Κλέ-- 


vars). Nach Dodwell hingegen steht das heutige Dorf Kurtesi an 
der Stelle des alten Kleonai!). Curtius endlich sagt, an der Stelle 
des alten Kleonai habe früher der Khan von Kurtesa gestanden; die 
Ruinen des Ersteren liegen um den Fuss eines Hügels in einem Thale, 
welches der heutige Fluss Longopotamos durchströme 2). 

c. Hierher gehört endlich noch Orneiai (at "Opverat) 3), unweit 
der Gränze von Arkadien und Sikyonien gelegen. Die Stadt hatte 
nach Pausanias ihren Namen von Orneus, dem Sohne des Erech- 
theus, und wurde später von den Argivern entvölkert, welche die 
Einwohnerschaft nach Argos verpflanzten!®). 


Was die Lage von Orneiai betrifft, so ist nach Curtius kaum zu 
bezweifeln, dass der Bach von Leöndi der alte Orneates ist, ober- 
halb dessen am Berge einst Ormeiai lag; Ruinen desselben werden bei 
Palaeö Leöndi angegeben >). 


ὃ 47. 
E. Die dem Agamemnon unterworfenen Städte im südlichen 
Peloponnes®). 


Agamemnon verspricht dem Achilleus, falls er sich mit ihm ver- 
söhne, wolle er ihm sieben Städte schenken, welche in der Nähe des 


8. Dodwell, a elassical and topographical tour through Greece. London, 
1819. T. I, p. 206. 

2) Curtius, Peloponhesos. Bd. Il, 5. 510. Vgl. O.Müller, Dorier. Bd. U, 
$. 433 (1. Aufl). Boblaye, Rech. p. 41. Prokesch, Denkw. II, S. 286f. For- 
biger, Handb. Bd. III, 5. 998. Bursian, Geogr. von Griechenl. 118, S. 37 fi. 
Die Stelle der alten Stadt ist nach ihm noch durch ihre Ruinen kenntlich, und zwar 
auf einem an der Westseite des Thales gelegenen Hügel; der etwas höhere Theil 
desselben bildete die Akropolis, der breitere nordöstliche, auf welchem sich noch 
die Fundamente mehrerer Gebäude, sowie Triglyphen und andere Bruchstücke von 
einem oder zwei dorischen Tempeln finden, die eigentliche zwar nicht sehr aus- 
gedehnte, aber sehr befestigte Stadt. 

3) B 571. 

4 Pausan. ll, 25, 6 Schub. : ἐκαλοῦντο δὲ ([ρνεαὶ ἀπὸ Upvews τοῦ Βρεχϑέως. — 
᾿Αργεῖοι δὲ ὕστερον τούτων Ὀρνεάτας ἀνέστησαν " ἀναστάντες δὲ σύνοικοι γεγόνασιν ᾿Αρ- 
τείοις. 

>) Curtius, Peloponnesos. Bd. 11], 8. 478. Vgl. Leake, Mor. H, p. 414 Ὁ. 
UI, p.350f. Boblaye, Rech. p.45. Ross, Reisen. I, 8.135. Forbiger, 
Handb. Bd. Ill, S. 999. Bursian, Geogr. von Griechenl. 114, S. 64. 


» 6% Ὁ. Müller (Orchomenos $. 367) rechnet die Angaben des Schiffskataloges 
über die argolische und mykenische Heeresmacht zu den sich widersprechenden 
Theilen desselben, auf welche die dorische Einwanderung störend eingewirkt habe, 


de a Ἐ RR RT RE 


216 . Europa. 


Meeres und am äussersten Ende von Pylos belegen seien!). Diese 
Städte müssen demnach zur Herrschaft des Agamemnon gehört haben, 
da er in dieser Weise über sie verfügen konnte. Ob Klytaimnestra 
ihm dieselben als Mitgift zugebracht, ob er dieselben durch Krieg 
erworben habe, oder wie er sonst in ihren Besitz gekommen sei, lässt 
sich wegen Mangels an Zeugnissen nicht mehr entscheiden. — Sie 
sind folgende: 

a. Kardamyle (7 Καρδαμύλῃ,, jetzt Skardamula, lag nach Pau- 
sanias acht Stadien vom Meere und sechzig Stadien von Leuktra ent- 
fernt2). Die ausgebreiteten Ruinen der alten Stadt liegen nach Curtius 
oberhalb des Dorfes Skardamüla gegen Nordosten auf einer schroffen 
Bergfläche, etwa 4000 Fuss vom Meere). 


Ὁ. Enope (ἡ 'Evorn), nach Pausanias das spätere Gerenia ἢ). 
Wie Strabon sagt, hielten es Einige für Pellana, Andere für einen 
Ort in der Nähe von Kardamyle,, noch Andere für Gereniaö). Indess 
gab es auch schon in der homerischen Zeit einen Ort, Namens Ge- 
renia, wo Nestor erzogen wurde, nachdem er vor Herakles geflohen 
war ®) ; daher sein Beiname Γερήνιος. — ZurZeit des Augustus gehörte 
Enope (Gerenie) zu dem Bruderstaate der Eleutherolakonen’),d.h. 


wie denn überhaupt der ganze Katalog aus verschiedenartigen, unzusammenhängen- 
den und sich oft widersprechenden Theilen zusammengefügt sei. 

ἢ 1149 (1 291): ἑπτὰ δέ οἱ δώσω εὐναιόμενα πτολίεϑρα, | Καρδαμύλην 'Evonnv τε 
χαὶ Ἱρὴν ποιήεσσαν | Φηράς τε ζαϑέας ἠδ᾽ ΄Αντειαν βαϑύλειμον | καλήν τ᾽ Αἴπειαν καὶ 
Πήδασον ἀμπελόεσσαν. | πᾶσαι δ᾽ ἐγγὺς ἁλός, νέαται [Πύλου ἠμαϑόεντος. | ἐν δ᾽ ἄνδρες 
ναίουσι πολύρρηνες, πολυβοῦται, | οἱ κέ ἑ δωτίνῃσι ϑεὸν “ὡς τιμήσουσιν, | καί οἱ ὑπὸ 
σχήπτρῳ λιπαρὰς τελέουσι ϑέμιστας. Schlegel (degeogr. Hom. comm. p. 38) er- 
wähnt diese Städte bei Gelegenheit Lakedaimons (Messenes). 

2) Pausan. III, 26, 7 Schub.: Καρδαμύλη δὲ, ἧς χαὶ Ὅμηρος μνήμην ἐποιήσατο 
ἐν ᾿Αγαμέμνονος ὑποσχέσεσι δώρων, - - ἀπέγει --- ϑαλάσσης μὲν ὀκτὼ σταδίους, Λεύχτρων 
δὲ χαὶ ἑξήκοντα. 

3) Curtius, Peloponnesos. Bd. II, 5. 285. Vgl. Leake, Mor. I, p. 331. 
Boblaye, Rech. p. 9. Forbiger, Handb. Bd. III, S. 989 (schreibt Skardha- 
mula). Bursian, Geogr. von Griechenl. 114, S. 154. Nach ihm lag der Ort 
20 Minuten oberhalb der Küste auf einer steilen Felshöhe. 

4) Pausan. III, 26, 8: πόλιν δὲ ὀνομαζομένην ἐν τοῖς ἔπεσιν ᾿Ενόπην τοῖς Opn- 
ροὺ — καλοῦσιν Ep ἡμῶν Γερηνίαν. ; 

5) Strabon. VIII, 4,5 Kr.: Ἔνόπην δὲ οἱ μέν τὰ Πέλλανά φασιν, οἱ δὲ τόπον τινὰ 
περὶ Καρδαμύλην, οἱ δὲ τὴν Γερηνίαν. 

6) Pausan. III, 26, 8: ἐν ταύτῃ τῇ πόλει Νέστορα οἱ μὲν τραφῆναι λέγουσιν, οἱ δὲ 
ἐς τοῦτο ἐλθεῖν φεύγοντα τὸ χωρίον, ἡνίχα Πύλος ἡλίσχετο ὑπὸ “Ηραχλέους. Nach 
Apollodor ward Nestor in Gerenia erzogen. I, 9, 9 Bekker: ἐσώϑη δὲ Νέστωρ 
μόνος, ἐπειδὴ παρὰ Γερηνίοις ἐτρέφετο. Vgl. 2, 7, 3. 

1 Pausan. III, 26, 8 Schub. : πόλιν δὲ ὀνομαζομένην ἐν τοῖς ἔπεσιν ᾿Ενόπην τοῖς 


ΨΩ ΒΦ Bi en se Zn 4 


Griechenland. 217 


‘den 24 lakonischen Städten, denen August Unabhängigkeit von 
parta und Autonomie zusicherte!). Die Burg von Enope (Gerenia) 


erkennt Curtius in dem Schlosse Zarnäta unweit des Caps Kephäli 


und der Bucht von Kitriäs?). 

ec. Hire (ἢ ‘Ipy), nach Pausanias das spätere Abia (Ἀβία) ὃ). 
Homer giebt ihr das Epitheton grasreich (ποιήεσσα, ἢ. 

ἃ. Pherai (αἱ ®rpat und singularisch ἡ Φηρή, nichtionisch 
αἱ Φαραί), an der Küste des messenischen Meerbusens. Homer legt 
dieser Stadt die Epitheta wohl gebaut (£üzrıuevr)?) und sehr gött- 
lich (ζάϑεαι) δ) bei. 

Hier herrschte Orsilochos und nach ihm Diokles, dessen 
Söhne, Krethon und Orsilochos, vor Troia durch Aineias fielen”), 
und bei welchem Telemachos und Peisistratos auf ihrer Reise nach 
Sparta einkehrten®). Zu dem älteren Orsilochos, dem Vater des Diokles, 
reis’te der jugendliche Odysseus in einer öffentlichen Mission; denn 
da messenische Männer einen Raubzug in das ithakesische Gebiet 
unternommen und Heerden fortgeführt hatten, so erhielt er den Auf- 
trag, dafür Schadenersatz zu fordern, und lernte dort bei dieser Ge- 
legenheit den Iphitos kennen®. Daraus, dass Diokles seine Söhne, 
Krethon und Orsilochos, sich den nach Troia ziehenden Argeiern an- 


ἴ ” 2 5 x - “ " x 
Ομήρου, Μεσσηνίους ὄντας, ἐς δὲ τὸ συνέδριον συντελοῦντας τὸ Ἐλευϑε- 
ρολαχώνων, χαλοῦσιν ἐφ᾿ ἡμῶν Γερηνίαν. 

ἢ S. O. Müller, Dorier I, S. 22 (1. Aufl.). 


2) Curtius, Peloponnesos. Bd. II, 5. 285 und 286. Vgl. Leake, Mor. 1, 
p. 323. Boblaye, Rech. p. 93. Forbiger, Handb. Bd. III, S. 989. 

3) Pausan. IV, 30, 1: ᾿Αβία ἐπὶ ϑαλάσσῃ πόλις. ταύτην Ἴρην χαλεῖσϑαι πάλαι καὶ 
τῶν ἑπτά φασιν εἶναι πόλεων, ἃς ᾿Αχιλλεῖ πεποίηκεν Ὅμηρος ᾿Αγαμέμνονα ὑπισχνούμενον. 

4) 1150: Ἱρὴν ποιήεσσαν. Vgl. Curtius, Peloponnesos. Βά. Π, 5.198, Anm. 33. 
Leake, Mor. I, p.324 (setzt Abia bei PaleaMandinia an). Boblaye, Rech. p. 104 
(Nach ihm ist Abia bei Paleokhora zu suchen). Forbiger, Handb. Bd. III, S. 985. 
Bursian, Geogr. von Griechenl. IIa, 5. 170, wo bemerkt wird, dass angeblich das 
gegen 3 Stunden südlich von Pherai gelegene Abia oder Abea mit Hire identisch sei, 


5) E 543: ἐὐχτιμένῃ ἐνὶ Φηρῇ. 

6) 1151: Φηράς τε ζαϑέας. 

7) Ε 541 : ἔνϑ᾽ αὖτ᾽ Αἰνείας Δαναῶν ἕλεν ἄνδρας ἀρίστ 
τε Opsikoyöy τε, | τῶν ῥα πατὴρ μὲν ἔναιεν ἐξ τιμῥμη ἐν 


ou<, | υἷε Διοχλῆος, Κρήϑωνά 
Φηρῇ. 


ὶ 
δῶμα, | υἱέος ᾿Ορσιλόχοιο, τὸν 


8) 71.458 (ο 186): ἐς Φηρὰς 8 ἵκοντο, Διοχλῆος ποτὶ 
᾿Αλφειὸς τέχε παῖδα. Vgl. Pausan. IV, 1, 3 und 4 Schub. 

9) 15: τὼ ὃ (Odysseus und Iphitos) ἐν Μεσσήνῃ ξυμβλήτην ἀλλιηλοιῖν, | οἴκῳ 
ἐν ρσιλόχοιο δαΐφρονος. ἤτοι ᾿Οδυσσεὺς [ἦλϑε μετὰ χρεῖος, τό ba οἱ πᾶς δῆμος ὄφελ- 
key | μῆλα γὰρ ἐξ ᾿Ιϑάκης Μεσσήνιοι ἄνδρες ἄειραν | νηυσὶ πολυχλήϊσι τριηκόσί ἠδὲ 
νομῆας. | τῶν ἕνεχ, ἐξεσίην πολλὴν ὁδὸν ἦλθεν ᾿Οδυσσεὺς | παιδνὸς ἐών" πρὸ γὰρ ἦχε 
πατὴρ ἄλλοι τε γέροντες. 


218 Europa. 


schliessen liess !, hat man mit Wahrscheinlichkeit geschlossen, dass 
Diokles zu Agamemnon im Vasallenverhältnisse stand und daher seine 
Söhne der Pflicht der Heeresfolge genügen mussten. 

Nach Curtius entspricht dem alten Pherai das heutige Kalamäta, 
‚nur dass seit der homerischen Zeit die Entfernung des Meeres viel 
um das Doppelte angewachsen ist. Während sie nach Strabon 5, nach 
Pausanias 6 Stadien betrug, beläuft sie sich jetzt auf 10. Uebrigens 
scheint es, als ob dieser Ort durch das ganze Alterthum, wie auch 
in neuerer Zeit städtisch bewohnt blieb? 

Wenn einige neuere Gelehrte auf Grmd von 7. 491ff. und o 182ff. 
die Ansicht aufgestellt haben, es habe zur Zeit der achaiischen Herr- 
schaft eine fahrbare Strasse von Pherai (Kalamata) nach Lakedaimon 
durch das Tejgetongebirge geführt, so versichert ihnen gegenüber 
Bursian°), bei seiner Durchwanderung der Langada (so heisst nach 
Bursian S. 104 der directeste, freilich nur für Fussgänger und Maul- 
thiere passirbare Weg von Sparta nach dem messenischen Kalamata 
die Ueberzeugung gewonnen zu haben, dass jene Ansicht durchaus 
unmöglich sei. 

Antheia (ἢ Ἄνϑεια), nach Pausanias das spätere Thuria 
(Θουρία) ἢ. Homer legt ihr das Epitheton tiefwiesig (βαϑύλειμος) 
bei 5), woraus sich schliessen lässt, dass das Gebiet der Stadt sehr 
üppig und fruchtbar gewesen sei. Von dem doppelten Thuria (Ober- 
und Neuthuria) , welches Pausanias vorfand, sind noch ansehnliche 
Reste bei dem Dorfe Paläöcastro vorhanden ®). 

f. Aipeia (ἡ Αἴπεια), nach Pausanias später Korone”. 


h) E 548: 2x δὲ Διοχλῆος διδυμιάουε παῖδε τενέσϑην, | Κρήϑων ᾿Ορσίλοχός τε, μά- 
“ἧς εὖ εἰδότε πάσης. ] τὸ μὲν ἄρ ἡβήσαντε μελαινάων Ent νηῶν [Ἴλιον εἰς εὔπωλον 
ἅμ; ᾿Αργείοισιν ἐπέσϑην, | τιμὴν ᾿Ατρείδῃς ᾿Αγαμέμνονι χαὶ Μενελάῳ | ἀρνυμένω. 

2) Curtius, Peloponnesos. Bd. II, S. 158. Vgl. Leake, Mor. I, p. 342 ἢ. 
Boblaye, Rech. p. 105. Forbiger, Handb. Bd. III, S.985. Bursian, Geogr. 
von Griechen]. Ila, S. 170. Das Städtchen Kalamata liegt nach ihm in der ziemlich 
schmalen, aber — abgesehen von dem äussersten Rande — sehr fruchtbaren 
Mündungsebene des Nedon, etwa 20 Minuten vom Meere entfernt, ist von Orange- 
gärten umgeben und hat zwar eine verfallene mittelalterliche Festung, aber durchaus 
keine antiken Reste aufzuweisen. 

3) Geogr. von Griechen]. 118, 8. 105. Anm. 1. 

ἢ Pausan. IV, 31, 1 Schub. : ἐντεῦϑεν πρὸς μεσόγαιαν τῆς Μεσσηνίας σταδίους 
προελϑόντι ὀγδοήκοντά ἐστιν ἡ Θουριατῶν πόλις " Ανϑειαν δὲ αὐτὴν ἐν τοῖς ἔπεσιν ὦνο- 
ἀάσϑα!ι τοῖς Ὁμήρου λέγουσι. 

5) 1151: "Avdeıav βαϑύλειμον. 

6) Curtius, Peloponnesos. Bd. II, S. 161. Vgl. ne Handb. Bd. Il, 
S. 985. 

ἢ Pausan. IV, 34, 5 Schub,: ‘Kopwvn, τὸ μὲν δὴ ὄνομα τὸ ἀρχαῖον εἶχεν 


Αἴπεια. 


Griechenland. 219 


Homer giebt ihr das Epitheton χαλή ἢ). Aufden Ruinen von Aipeia- 
Korone erhebt sich jetzt eine Colonie der Mainoten, hart unter den 
Abhängen des Lykodimo?). 

δ. Pedasos (ἡ Πήδασος) erhielt später nach Pausaniasden Namen 
Mothone (Μοϑώνη 3). Bei Homer heisst sie weinreich (ἀμπε- 
λόεσσα) 6. Nach übereinstimmender Annahme lag sie an der Stelle des 
heutigen Modon’). 


$ 48. 
Il. Das Reich des Diomedes (Argos). 


l. Umfang und Gränzen. Das Reich des Diomedes um- 
fasste den südlichen Theil des späteren Argolis, dessen kleinerer, nörd- 
licher Theil, wie schon bemerkt, zur Herrschaft Agamemnon’s gehörte. 
Es stiess im Norden an das mykenische und korinthische Gebiet, im 
Östen an das myrtoische Meer, im Süden an den argolischen Meer- 
busen und Lakedaimon, im Westen an Arkadien. 


Wegen seiner vielen wasserreichen Ebenen war Argos für Pferde- 
zucht sehr geeignet, daher der Dichter ihm das Epitheton ἱππόβοτον 
beilegt®). Die Anzahl der Schiffe, welche Diomedes für den troiani- 
schen Zug stellte, belief sich auf achtzig”). 


2. Städte. Diese sind nach der Ordnung des Schiffskataloges 5) 
folgende: 

a. Argos (τὸ Ἄργος), die Residenz des Diomedes. Nach Pau- 
sanias erhielt sie ihren Namen von Argos, dem Tochtersohne des 


N 1152: χαλήν τ᾽ Αἴπειαν. 

3 Curtius, Peloponnesos. Βα. 11, 5. 165 und 166. Forbiger (Handb. 
Bd. III, S. 984. Nach Bursian, Geogr. von Griechen]. Ε18, 8. 172, ist Korone 
oberhalb eines flachen, jetzt Petalidi genannten Küstenvorsprungs zu suchen. 

3) Pausan. IV, 35, 1: Mo9&vn δὲ πρὶν ἢ τὴν στρατιὸν ἐς Τροίαν ἀϑροισῆῆναι καὶ 
ἐπὶ τοῦ πρὸς Mio πολέμου καλουμένη Πήδασος μεταβέβληκεν ὕστερον τὸ ὄνομα. 

ἢ 1152: Πήδασον ἀμπελόεσσαν. 

5) 8. Curtius, Peloponnesos. Bd. Il, 8. 170 und 171. Leake, Mor. I, 
p. 429 ff. Exped. scientif. I, p. 11 fl. Boblaye, Rech. p. 113. Forbiger’s 
Art. Möothone in Pauly’s Realencyel. IV, S. 1893 f. Derselbe, Handb. der alten 


. Geogr. Bd. III, S. 984. Bursian, Geogr. von Gr. 118. 5. 175, nach welchem 


sich von Mothone nur geringe Reste erhalten haben. 

6) B 287: dr "Apyeos ἱπποβότοιο. T 75 (T 258. Ὁ 30. ο 239): "Apyos ἐς ἱππόβο-- 
τὸν. ὃ 99: ἑκὰς "Apyeos ἱπποβότοιο. 0 274: "Apyos ἀν ἱππόβοτον. 

7) B 568: τοῖσι (dem Diomedes, Sthenelos und Euryalos) ὃ ἅμ, ὀγδώκοντα μέ- 
kawaı νῆες ἕποντο. Ueber das Verhältniss dieser drei Führer s. Pausan. II, 30, 10. 

8) B 559: οἱ δ᾽ "Apyog τ elyov Τίρυνϑά τε τειχιόεσσαν, | "Eppuövrv ᾿Ασίνην τε βα- 
ϑὺν κατὰ χόλπον ἐχούσας, | Τροιζῆν Ηϊόνας τε καὶ ἀμπελόεντ' ᾿Επίδαυρον, | οἵ τ΄ ἔχον 
Αἴγιναν Μάσητά τε κοῦρο! ᾿Αχαιῶν, | τῶν adN ἡγεμόνευε βοὴν ἀγαϑὸς Διομήδης. 


320 Europa. 


Phoroneus, dem er in der Herrschaft folgte!). Dass der Herecultus 
früh in Argos eine Stätte fand, und dass die Stadt zu den Lieblings- 
sitzen der Göttin gehörte, wurde schon oben bei der Besprechung 
von Mykene bemerkt?). — Noch heute existirt Argos unter diesem 
Namen (Argo), und von der alten Stadt haben sich nicht unbedeu- 
tende Trümmer erhalten). 

b. Tiryns (n Tipvve), am argolischen Meerbusen gelegen. Die 
Stadt erhielt nach Pausanias von Tiryns, einem Sohne des Argos und 
Enkel des Zeus, ihren Namen‘). Homer legt ihr das Epitheton reı- 
χιόεσσα bei5), ohne Zweifel mit Bezug auf die kyklopische Mauer), 
welche sie umgeben haben soll. Diese Mauer, welche zu Pausa- 
nias’ Zeit allein noch übrig war, war nach diesem Periegeten aus 
unbearbeiteten Steinen erbaut, welche eine so bedeutende Grösse hatten, 


dass ein Joch Maulesel auch nicht den kleinsten derselben von der | 


Stelle hätte rücken können’). 

In späterer Zeit wurde Tiryns von den Argeiern entvölkert und 
die Einwohnerschaft mit der von Argos vereinigt). 

Von Tiryns, welches man in Alt-Anapli erkannt hat, ist jetzt 
nur noch die alte Akropolis übrig). 


ἢ Pausan. II, 16, 1 Sehub.: "Apyos δὲ Φορωνέως ϑυγατριδοῦς, βασιλεύσας μετὰ 
Φορωνέα, ὠνόμασεν ἀφ᾽ αὑτοῦ τὴν χώραν. 

2) A 51. 52 (schon ὃ 46 citirt). 

3) Ueber die Ruinen von Argos 5. Ὁ. Müller, Dorier. II, 8. 434 (3. Aufl.). 
Curtius, Peloponnesos. Bd. II, 5. 350 ff. Vgl. Leake, Mor. II, p. 394 ff. 
Boblaye, Rech. p. 43. Brandis, Mitth. I, 5. 184. Schliemann, Ithaka, 
der Peloponnes und Troia. 8. 102 fl. Forbiger, Handb. Bd. III, S. 999. Bur- 
sian, Geogr. von Griechen]. Ila, S. 49 ff. 

4) Pausan. II, 25, 8: Τίρυνϑα δὲ ἥρωα, ἀφ᾽ οὗ τῇ πόλει τὸ ὄνομα ἐγένετο, παῖδα 
Ἄργου τοῦ Διὸς εἶναι λέγουσι. 

5) Β 559: Τίρυνϑά τε τειχιόεσσαν. 

6) Apollod. II, 2, 3 Bekker: χαταλαμβάνει Τίρυνϑα, ταύτην αὐτῷ Κυχλώπων τει- 
χισάντων. Vgl. Schlegel, de geogr. Hom. comm. p. 31. Die Kyklopen, welche die 
bedeutenden Bauten der pelasgischen Zeit, die Mauern von Argos, Mykene und Ti- 
ryns, errichteten, waren nach Strabon (VIII, 6, 11 Kr.) ausLykien gekommen; man 
nannte sie yuorepöyeıpes, weil sie als Baumeister sich durch ihrer Hände Arbeit er- 
nährten: sie sollen thrakischen Stammes gewesen sein. Ueber die kyklopischen 
Mauern s.C.Fr.Hermann, griech. Staatsalterth. $8, Note 4. Schlosser’ s univ. 
Uebers. I, 1, 8.300 ff. O. Müller, Handb. der Archäol. 5. 27 ff. Curtius, 
Peloponnesos. Bd. II, 5. 387. 

7) Pausan. II, 25, 8: τὸ δὴ τεῖχος, ὃ δὴ μόνον τῶν ἐρειπίων λείπεται, Κυχλώπων 
μέν ἐστιν ἔργον, πεποίηται δὲ ἀργῶν λίϑων, μέγεϑος ἔχων ἕκαστος λίϑος ὡς ἀπ᾽ αὐτῶν 
pn ἂν ἀρχὴν χινηϑῆναι τὸν μιχρότατον ὑπὸ ζεύγους ἡμιόνων. 

8) Pausan. II, 25, 8: ἀνέστησαν δὲ χαὶ Τιρυνϑίους ᾿Αργεῖοι, συνοίχους προσλαβεῖν 
χαὶ τὸ Ἄργος ἐπαυξῆσαι ϑελήσαντες. 

9 5. Ο, Müller, Dorier Il, 5. 435 (1. Aufl.). Curtius, Peloponnesos. 


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Griechenland. 221 


6. Hermione (η΄ Ερμιόνη), im südöstlichen Theile der argolischen 


 Landzunge am hermionischen Meerbusen, der bei Homer noch nicht 


vorkommenden Insel Hydrea gegenüber. Ihr Gründer soll Hermion, 
ein Sohn des Europs, gewesen sein'!). Zur Zeit der Perserkriege 
hatten Dryopen die Stadt inne?) ; später wurde sie von Argeiern ein- 
genommen). — Heute hat man das alte Hermione wieder in dem 
Albaneserdorfe Kastri am Abhange des Gebirges Pron aufgefunden ἢ). 


d. Asine (n’Aotvn), am argolischen Meerbusen gelegen, daher 
Homer von der Stadt sagt, sie habe einen tiefen Meerbusen 
inne), welche Worte sich zugleich auch auf die Lage von Hermione 
beziehen. Wie Hermione kam auch Asine später in den Besitz der 
Dryopen®). Nachmals ward es von den Argivern zerstört, welche dann 
das Gebiet dem ihrigen einverleibten 7). 


Curtius vermuthet mit Leake, dass Asine an der südöstlichen 
Spitze des Gebirges von Nauplia, am Hafen ‘Port Tolon’, gelegen 
habe, wo auf einem von drei Seiten umspülten Felsen eine alte Burg 
von polygonen Mauern stehe‘). 


e. Troizen (ἡ Τροιζήν), am saronischen Meerbusen unweit der 


Bd. II, S. 390. Leake, Mor. II, p. 350 ff. Exped. scientif. II, p. 155. Boblaye, 
Rech. p. 51. Prokesch, Denkw. II, S. 564 ff. Brandis, Mitth. 1, S. 180 ff. 
Schliemann, Ithaka, der Pel. und Troia. 5. 106 ff. Forbiger, Handb. Bd. III, 
5. 1000. Bursian, Geogr. von Griechenl. Ila, 5. 57 ff. 

1) Pausan. II, 34, 4: οἰκιστὴν δὲ τῆς ἀρχαίας πόλεως "Epproveis τενέσϑαι φασὶν 
Ἑρμίονα Εὔρωπος. 

2) Herod. VII, 48: οἱ δὲ ἙἭ).μιονέες εἰσὶ Δρύοπες. 

Ἵ Pausan. II, 34, 5: ἐπῴχησαν δὲ χαὶ ᾿Ἑρμιόνα ὕστερον Δωριεῖς οἱ ἐξ "Apyous. 
Vgl. Ο. Müller, Dorier I, 5. 175 (1. Aufl.). 

"8. ©. Müller, Dorier II, S. 436. Curtius, Peloponnesos. Bd. II, S. 454. 
Leake, Mor. II, p. 457 f. Pelop. p. 281 und 283. Boblaye, Rech. p. 60. Exped. 
scientif. II, p. 173. Forbiger, Handb. Bd. III, 5. 1001. Bursian, Geogr. 
von Griechenl. IIa, S. 95 ff., giebt an, dass das Dorf Kastri 3 Stunden östlich von 
Kranidi, dem jetzigen Hauptorte der Halbinsel, gelegen sei. 

5) B 560: "Eppibvnv ᾿Ασίνην τε βαϑὺν χατὰ χόλπον ἐχούσας. 

6) Herod. VIII, 73: Δρυόπων δὲ Ἑ).ρμιόνη τε zur ᾿Ασίνη ἣ πρὸς Καρδαμύλῃ τῇ 
Λαχωνιχῇ. Vgl. Ο. Müller, Dorier I, 155 mit der Note 3. 

ἢ Pausan. II, 36, 5 Schub. : ᾿Αργεῖοι δὲ ἐς ἔδαφος χαταβαλόντες τὴν ᾿Ασίνην χαὶ τὴν 
ὙΠ προσορισάμενοι τῇ σφετέρᾳ, [[υϑαέως τε ᾿Απόλλωνος ὑπέλιπον τὸ ἱερόν. Dass die 
Zerstörung von Asine weit früher falle, als die von Hermione, bemerkt O. Müller 
(Dorier I, S. 175, Note 4 der 1. Aufl.) gegen Strabon. 

8) Curtius, Peloponnesos. Bd. II, S. 466. Vgl. S. 454 und 455. Leake, 
Mor. II, p. 463. Boblaye, Rech, p. 51 (hält die weiter östlich liegenden Ruinen 
bei Kandia für die Reste von Asine). Forbiger, Handb. Bd. 1II, 5. 1000 mit 
Anm. 71. Bursian, Geogr. von Griechenl. Bd. IIa, 5. 60 ff. Nach ihm ist die 
Stelle der Stadt nicht mehr mit voller Sicherheit nachzuweisen. 


222 Europa. © N RR RR 


Küste gelegen. Pittheus, der Sohn des Pelo ps, benannte die : 


Stadt nach seinem Bruder Troizen'!). Hier wurde später die Geburts- 
stätte des Theseus unter dem Namen T'svedA:ov gezeigt?). Die Ruinen 
des alten Troizen hat man bei dem auf hohem Bergfusse gelegenen 


Dorfe Damalas aufgefunden ®'. 


f. Eiones (αἱ ’Hioves), fast an der äussersten Spitze der argoli- 
schen Halbinsel, unweit des Vorgebirges Skyllaion. Nach Diodor 
war die Stadt von Dryopen gegründet‘). Ὁ. Müller meint, sie sei 
vielleicht von Halieis nicht wesentlich verschieden). Nach Cur- 
tius lag Eiones vielleicht in der Ebene von Kandia‘), nach Boblaye’) 
bei Phurkaria westlich vom Vorgebirge Bukephala. 


g.Epidauros (n Ertöaupos®)), amsaronischen Meerbusen®). Homer 
giebt dieser Stadt das Epitheton ἀμπελόεις 1%). Sie erhielt ihren Namen 
von Epidauros, der nach der eleischen Sage ein Sohn des Pelops, 
nach der argivischen aber und den Eöen ein Sohn des Argos war). 


ἢ Pausan. 11, 30, 9: ἀποϑανόντος γὰρ Τροιζῆνος Ππἰτϑεὺς ἐς τὴν νῦν πόλιν συνα- 
γαγὼν τοὺς ἀνϑρώπους ὠνόμασεν ἀπὸ τοῦ ἀδελφοῦ Τροιζῆνα. 

2) Pausan. II, 32, 9: χαταβαίνουσι δὲ ἐπὶ τὸν πρὸς τῇ ΚΚελενδέρει χαλουμένῃ λιμένα 
ψωρίον ἐστὶν ὃ 1 ἐνέϑλιον ὀνομάζουσι, τεχϑῆναι Θησέα ἐνταῦϑα λέγοντες. 

3) Ο. Müller, Dorier II, S. 436 (1. Αυῇἢ.). Curtius, Pelop. Bd. I, 5. 431. 
Leake, Mor. II, p. 442 fl. Boblaye, Rech. p. 56. Exped. scientif. II, p. 171. 
Forbiger, Handb. Bd. III, S. 1001. Bursian, Geogr. von Griechenl. IIa, 
S.87 ff. Nach ihm nahm die alte Stadt Troizen eine ziemlich ausgedehnte Fläche 
nordwestlich vom Dorfe Damalas ein, wo man zunächst einen bis zu bedeutender 
Höhe erhaltenen viereckigen Thurm (an der nördlichen Seite 44 Fuss lang) mit einem 
daran stossenden Stück der südöstlichen Stadtmauer, eine Viertelstunde weiter west- 
lich die sogenannte Episkopi (den Sitz der ehemaligen Bischöfe von Damalas) mit 
mehreren ganz aus antiken Werkstücken erbauten Kirchen und Ueberbleibseln ioni- 
scher Säulen darin, davor die Unterbauten von zwei alten Tempelgebäuden finde; 
wahrscheinlich haben hier die Tempel des Hippolytos und des Apollon Epibaterios 
gestanden (Pausan. II, 32, 1 f.); die Akropolis mit einem Tempel der Athene Sthe- 
nias habe auf einem steilen Berggipfel südwestlich oberhalb der Ebene gelegen, wo 
man noch Ueberreste einer mittelalterlichen Befestigung auf antiken Fundamenten 
antreffe. 

4) Diodor IV, 37 Bekker: τούτου (Eurystheus) γὰρ αὐτοῖς (den Dryopen) συνερ- 
γοῦντος τρεῖς πόλεις ᾧκισαν ἐν Πελοποννήσῳ, ᾿Ασίνην χαὶ Ἑρμιόνην, ἔτι δ᾽ ἪἬιόνα. 

5) Dorier Il, S. 437 (1. Aufl.). Vgl. auch Dorier I, S. 175, Note 4. 

6) Curtius, Peloponnesos. Bd. II, S. 467, 

”) Rech. p. 59. δ. Forbiger, Handb. Bd. III, 5. 1001. 

8. Zu beachten ist, dass Homer B 561 den Namen masculinisch gebraucht. 

9) Genaueres über die Lage 5. bei 0. Müller, Dorier II, Κ᾽, 435 und 436. 

10) B 561: ἀμπελόεντ᾽ "Ertöaupoy. 


11) Pausan. II, 26, 2Schub. : Ἐπίδαυρος δὲ ἀφ᾿ οὗ τὸ ὄνομα τῇ γῇ ἐτέϑη, ὡς μέν φάσιν 


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Giiechenland; 223 


East blühte Pr frühzeitig der Cult ee Asklepios, der dort 
einen berühmten Tempel hatte !) 

_ Die Ruinen des alten has finden sich in der Gekeid des 
‚heutigen Dörfchens Epidauros?). 

h. Die Insel Aigina (ἡ Atyıva), welche jetzt im Schiffskataloge 
folgt, soll am Schlusse dieses ὃ Gegenstand einer besonderen Betrach- 
tung werden. 

i. Mases (Moore) ἢ, auf der Südspitze der argolischen Halb- 
insel, später Hafen von Hermione. Curtius findet denselben in der 
Bucht von Kiladiaä, welche durch eine davorliegende Insel geschützt 
ist und eine kleine, aber fruchtbare Uferebene besitzt, deren thon- 
haltiges Erdreich man zum Ziegelbrennen benutzt’). 

3. Von Inseln, die zum Reiche des Diomedes gehörten, wird 
nur Aigina (ἢ A'yıyva) bei Homer erwähnt‘). Sie liegt im saroni- 
schen Meerbusen und führte in der ältesten Zeit den Namen Oi- 
none’), der sich z. B. noch bei Pindar gebraucht findet®,. Schon 
früh zeichnete sie sich durch Kunstfleiss und Handel aus. Später 
wurden die Aigineten von den Athenern vertrieben und wanderten 
nach Thyrea ın Argolis; sie erhielten zwar nach Beendigung des pelo- 


Ἤλετοι, Πέλοπος ἦν zara δὲ ᾿Αργείων δόξαν χαὶ τὰ ἔπη τὸς μεγάλας Ἠοίας 7.) Ἔπι- 
δαύρῳ πατὴρ "Apyos ὁ Διός. 

ἢ) Pausan. II, 26, 3 Schub. : Ασχληπιοῦ δὲ ἱερὰν μάλιστα εἶναι τὴν γῆν ἐπὶ λόγῳ 
συυβέβηχε τῷδε χτέ. Daher Statius, silvae I, 4, 100 Queck : medicis felix Epidaurus. 


2) Ueber die Lage von Epidauros s. Curtius, Pelop. Bd. II, S. 225 fl. 


OÖ. Müller, Dorier II, S.435f. (1. Aufl.). Nach Leake (Mor. II, p. 429) ist E. das 
heutige Pidhavro, nach Boblaye (Rech. p.55) Nea Epidavros. S. auch Forbiger, 
Handb. Bd. III, S. 1000. Bursian, Geogr. von Griechenl. Ha, S. 72 ff. Die 
Stadt Epid. lag nach ihm auf einer kleinen felsigen Halbinsel der Ostküste, diedurch 
einen niedrigen Isthmos mit einer schmalen , aber fruchtbaren, auf drei Seiten von 
Bergen umschlossenen Strandebene zusammenhängt; an der Nordseite derselben sei 
ein natürlicher Hafen, an der Südseite eine grössere offene Bucht, die ebenfalls als 
Hafen benutzt worden sei, daher die Stadt auch das Epitheton 'doppelmündig' 
(δίστομος) geführt habe. 

3) Der Schiffskatalog stellt in auffallender Weise Aigina mit Mases zusammen, 
welches doch auf dem argolischen Festlande liegt. Vgl. darüber Strabon. VIII, 6. 

ἢ B 562. 

ö) Curtius, Peloponnesos. Bd. II, 5. 462. Leake, Mor. II, p. 462. Pelop. 
p- 286 f. Boblaye, Rech. p. 61. Forbiger, Handb. Bd. III, S. 1001. Bur- 
sian, Geogr. von Griechenl. IIa, S. 97 f. 

6) Β 562. | 

ἢ Herod. VIH, 46: Αἰγινῆται δέ εἰσι Δωριέες ἀπὸ Ἐπιδαύρου ᾿ τῇ δὲ νήσῳ πρό- 
τερον οὔνομα ἣν Οἰνώνη. Vgl. Pausan. II, 29, 2. Apollod. 11l,.12,,6: 

8) Isthm. V, 31 Bergk : ἀλλ ἐν Οἰνώνα μεγαλήτορες ὀργαὶ | Αἰακοῦ παίδων τε. 


224 ‚Europa. 


ponnesischen Krieges ihre Insel zurück, erhoben sich aber nie wieder 
zu ihrem früheren Glanze !). 


Noch jetzt führt die Insel den Namen Eghina ?). 


8. 49. 
IV. Das Reich des Menelaos (Lakedaimon). 


1. Umfang und Gränzen. Das Reich des Menelaos umfasste 
ausser Lakedaimon auch den östlichen Theil Messeniens, dessen west- 
licher Theil mit den Städten Kyparisseis und Dorion zum Gebiete des 
Nestor gehörte?). Dass in der That im heroischen Zeitalter Messe- 
nien theilweise mit Lakedaimon verschmolzen war, geht daraus hervor, 
dass in der Odyssee von Odysseus gesagt wird, er habe in Lakedaimon, 
d. h. der Landschaft Lakonika, vom Iphitos Bogen und Pfeile als 
gastfreundschaftliches Geschenk erhalten, und zwar seien Beide in Mes- 
sene, im Hause des Orsilochos, zusammengetroffen ἢ. Aus dieser Ab- 
hängigkeit Messene’s von Sparta erklärt sich zugleich, warum im 
Schiffskataloge weder Messene noch die Messenier besondere Erwäh- 
nung finden. 

Hiernach wird das Gebiet des Menelaos im Norden von Arkadien 
und dem Reiche des Diomedes, im Osten vom myrtoischen Meere, 
im Süden vom lakonischen Meerbusen und im Westen von demjenigen 
Theile Messeniens begränzt, der zum Gebiete des Nestor gehörte. 


ἢ Pausan. 11, 29, 5. 


2) Vgl. Leake, Pelop. p. 270 ff. Mor. II, p. 431 ff. Exped. scientif. Vol. III, 
p- 21 ff. Boblaye, Rech. p. 64. Ὁ. O. Müller, Aegineticorum liber. Berol. 1817. 
8. v. Scharnhorst, Notizie topogr. sull’ isola d’Egina in den Annall. dell’ Inst. 
arch. 1829. p. 201 ff. Schliemann, Ithaka, der Pelop. und Troia. S. 119 ff. 
Forbiger, Handb. Bd. III, 5. 1011 ἢ. Prokesch, Denkw. II, S. 460 ff. In- 
schr. beiBoeckh, Corp. Inscr. Gr. II, Nr. 2138—2143 und in der Exped. scient. 
‚UI, p. 59—62. Bursian, Geogr. von Griechenl. 116, 5. 77 ff.; über ihre 
achaiische Bevölkerung das. 8.79. Anm. 1. Heut zu Tage zählt die Insel etwa 
5000 Einwohner (das. S. 79. Anm. 3), während die Gesammtzahl ihrer Bevölkerung 
zur Zeit ihrer höchsten Blüthe nicht wohl unter 500,000 Seelen (darunter nach 
Aristoteles 470,000 Sclaven) angesetzt werden darf (das. S. 79 a. E.). Vgl. Wal- 
lon, histoire de l’esclavage. I, p. 281, der die Richtigkeit der Angabe des Aristo- 
teles leugnet. 


3) Ungenau ist es, wenn Schlegel (de geogr. Hom. comm. p. 35) schlecht- 
weg sagt: Lacedaemon aevo Troiano praeter Laconiam Messeniam etiam com- 
plectebatur. 

4) 913: δῶρα τά (Bogen uud Pfeile) οἱ ξεῖνος Λαχεδαίμονι δῶχε τυχῆσας | Ipt- 
τος Εὐρυτίδης ἐπιείχελος ἀϑανάτοισιν. | τὼ ὃ᾽ ἐν Μεσσήνῃ ξυμβλήτην ἀλλήλοιϊν, | οἴχῳ 
ἐν ᾿θὈρσιλόχοιο δαΐφρονος. 


Griechenland. _ 225 


Für den troianischen Zug stellte Menelaos sechzig Schiffe '). 

2. Gebirge. Hierher gehört der Teygetos (ὃ Tndyeros), der 
sich im Westen des Landes von Norden nach Süden bis zum Vor- 
gebirge Tainaron hinunterzieht. Das Gebirge heisst noch jetzt Tay- 
getos, daneben aber Pentadaktylos und als Hauptsitz der Mainoten 
Braccio di Maina 2). Homer bezeichnet es als sehr hoch (περιμή- 
χετοςὶ und schildert es zugleich als wildreich?). Da dasselbe gleich 
hohen Mauerzinnen emporragt und zugleich das Thal von Lakedaimon 
sehr eng ist, so war, wie Ὁ. Müller bemerkt‘), die natürliche Folge, 
dass dort die Hitze des Sommers wegen der wie in einem Brenn- 
punkte sich concentrirenden Sonnenstrahlen bedeutend erhöht und nie 
durch kühle Seewinde gemildert wurde, dagegen im Winter die Kälte 
doppelt streng war. Auch bewirkten jene Umstände starke Regen- 
güsse, und in Folge der zahlreichen Gebirgswasser entstanden in den 
Thälern leicht Ueberschwemmungen, daher Theophrast°) Lako- 
nika als ῥοώδης, ἔπομβρος χαὶ ἕλειος bezeichnet. 

3. Vorgebirge. Die südöstlichste Spitze®) von Lakedaimon 
bildet das Vorgebirge Maleia (ἢ Μάλεια 7, αἱ Μάλειαι 5), jetzt Maliä), 
welches bei den Alten wegen seiner heftigen Brandungen und raschen 
Windwechsel berüchtigt und für die Schifffahrt höchst gefährlich war’) 
und von Homer als hoher Berg (ῦρος αἰπύ) 10%) bezeichnet wird. Die 
an diesem Punkte dem Schiffer drohende Gefahr lernte z. B. Menelaos 
kennen, als er auf der Heimfahrt von Troia bei Maleia von heftigen 


1) B581: οἱ δ᾽ eiyov χοίλην Λαχεδαίμονα χητώεσσαν, | Φᾶρίν τε Σπάρτην τε no- 
λυτρήρωνά τε Μέσσην, | Βρυσειάς T ἐνέμοντο καὶ Αὐγειὰς ἐρατεινάς, | οἵ τ ἄρ᾽ ᾿Αμύ- 
χλας εἶχον Ἕλος τ᾽, ἔφαλον πτολίεϑρον, | οἵ τε Λάαν εἶχον ἠδ Οἴτυλον ἀμφενέ- 
μόντο, | τῶν οἱ ἀδελφεὸς ἦρχε, βοὴν ἀγαϑὸς Μενέλαος, | ἑξήχοντα νεῶν. 

39. S.Leake, Mor. I, p. 83. 128. 133. 136 f. und sonst. Forbiger, Handb. 
Bd. HI, S. 865. Bursian, Geogr. von Griechenl. Ila, S. 104. 

3) ζ 102: οἵη δ᾽ ΓΑρτεμις εἶσι κατ᾽ οὔρεος ἰοχέαιρα, | ἢ κατὰ Τηΐγετον περιμή - 
χετοὺν ἢ Βρύμανϑον, | τερπομένη κάπροισι | zul ἀὠχείῃς ἐλάφοισιν χτέ. 

ἢ Dorier I, 08. 69 (1. Aufl.). Vgl. ausserdem Curtius, Peloponnesos. Βα. 11, 
S. 203 ft. 

5) De caus,. pl. 3, 3, 4. 

6) ὃ 517: ἀγροῦ ἐπ᾿ ἐσχατιήν. Das vollständige Citat findet sich auf folg. 
Seite Anm. 1. 

Ἢ ı 80. 8) 1287. ὃ 514. € 187. 

9 Vgl. Ameiszuy287. Schlegel, de geogr. Hom. comm. p. 36sq. Cur- 
tius, Peloponnesos. Bd. II, S. 298. Dieser bemerkt, dass das Vorgebirge Malea 
nicht der südlichste, sondern der östlichste und zugleich steilste Vorsprung der süd- 
östlichen Halbinsel Lakoniens sei. Vgl. ferner Leake, Mor. I, p. 205. 215 und 
sonst. Forbiger, Handb. Bd. III, S. 867, wo als heutiger Name des Vorgebirges 
St. Angelo oder eigentl. Malio di St. Angelo angegeben wird. 

10) 4287 (ὃ 514): Μαλειάων ὄρος αἰπύ. 


Buchholz, Homerische Realien. Ia, 15 


220 Europa. 


Winden verschlagen wurde!. Auch Odysseus wäre, wie er selbst 
sagt?), wohlbehalten in die Heimath gelangt, wenn ihn nicht, als 
er das Vorgebirge Maleia umfuhr, die Strömung im Verein mit dem 
Boreas verschlagen hätte. Dass dies Vorgebirge der nächste Zielpunkt 
aller von Asien nach Europa gerichteten Seefahrten und insofern eine 
wichtige Schifferstation war, erklärt sich daraus, dass die Griechen 
lange mit übergrosser Aengstlichkeit die phoinikischen Seestrassen 
beibehielten®'. 


δ 50. 
Fortsetzung. 


4. Städte. Diese sind nach der Ordnung des Schiffskataloges 
folgende: 

a. Lakedaimon (n Λαχεδαίμων)) oder Sparte (ἢ Σπάρτῃ) ὃ); 
östlich vom heutigen Mistra®). Beide Namen scheint Homer pro- 
miscue für die Hauptstadt des Landes zu gebrauchen, obwohl sich 
an manchen Stellen fast die Vermuthung aufdrängt, dass er Sparte 
von Lakedaimon trenne’). Bei Lakedaimon finden wir zunächst 
die Epitheta χοίλη und χητώεσσαδ). Jenes geht ohne Zweifel, wie 
O. Müller bemerkt), darauf, dass in der Gegend Sparte’s 
Felsen und Hügel nahe zusammenstehen und sowohl oberhalb als 
unterhalb fast zuschliessen 19) ; diese eingeschlossene Ebene sei ohne 
Zweifel die hohle Lakedaimon Homers. Das Epitheton «7- 
twessa erklären Einige durch gross oder geräumig, welche 
Auffassung Strabon für die richtigere hält, obwohl er auch die 
Ableitung von χῦτος erwähnt!!); Andere erklären es durch reich 


1) ὃ 514: ἀλλ᾽ ὅτε δὴ τάχ᾽ ἔμελλε Μαλειάων ὄρος αἰπὺ | ἵξεσϑαι, τότε δή μιν dvap- 
πάξασα ϑύελλα | πόντον ἐπ᾽ ἰχϑυόεντα φέρεν μεγάλα στενάχοντα, | ἀγροῦ ἐπ᾽ ἐσχατιῆν. 

2) ı 80: ἀλλά με χῦμα ῥόος τε περιγνάμπτοντα Μάλειαν | χαὶ Βορέης ἀπέωσε, παρ- 
ἐπλαγξεν δὲ Κυϑήρων. 

3) S. Curtius, Peloponnesos. Bd. II, S. 299 und 300. Vgl. Bursian, Geogr. 
von Griechenl. Ila, S. 139, wo bemerkt wird, dass jetzt dort ein Einsiedier hause, 
der von vorüberfahrenilen Barken einen Tribut an Brot und Taback heische. 

a) T' 244. 31. 5) A 52. β 214. 

6) Leake, Mor. I, p. 150 ff. Exped. scientif. II, p. 61 ff. Boblaye, Rech. 
18 ff. Curtius, Peloponnesos. Bd. 11, S. 219 ff. Forbiger, Handb. Bd. III, 
. 993. Bursian, Geogr. von Griechenl. Ila, S. 120 ff. 

7) Vgl. ©. Müller, Dorier. I, S. 93 (1. Aufl.). 
8) B581 (ὃ 1) : χοίλην Λαχεδαίμονα χητώεσσαν. 
9) Dorier. I, 68 (1. Aufl.). 

10) Polyb. 5, 22. 

1 Strabon. VIII, 5, 7 Kr.: γραφόντων δὲ τῶν μὲν Λαχεδαίμονα χητώεσσαν, τῶν 


ns 


any itmrobst ers sem ΠΝ δ ᾿ - 
ὃξ χαιετόεσσαν, ζητοῦσι, τὴν χητώεσσαν τίνα δέχεσϑαι χρή, εἴτε ἀπὸ τῶν χητῶν, εἴτε 


ἜΝ 


᾿ RE FR TEUR IF A ὍΣΗ RER U 
st re j Griechenland. j 227 
 Klüften oder Schlünden, da sich in den Bergen Lake- 
_ daimons viele Schluchten finden ἢ ; noch Andere beziehen es darauf, 
dass Lakedaimon im tiefen Thale zwischen den Bergen Tefgetos und 
Parthenios liege. Das Schwanken in den Auslegungen der Alten 
zeigt, dass diese selbst über das Wort im Unklaren waren. — Bei 
Lakedaimon finden wir ferner das Epitheton εὐρύχορος 2), während 
Sparte εὐρεῖα und χαλλιγύναιξ ἢ genannt wird. Εὐρύχορος (von 
χῶρος) geht wie εὐρεῖα ohne Zweifel auf den weiten Umfang der Stadt 
und ihres zugehörigen Gebietes. 


Ὁ. Pharis (ἢ Φᾶρις), südlich von Amyklai, am Flusse Phellias, > 
der sich in den Eurotas ergoss5) und wahrscheinlich mit dem Strome 
identisch ist, dessen Hauptarme von dem heutigen Dorfe Sochä herun- v 


terkommen ®). 


c. Messe (ἢ M&son), auf der südwestlichen Landzunge Lako- 
niens, am messenischen Meerbusen gelegen. Homer legt dieser Stadt 
das Epitheton taubenreich (roAurprpwy) bei). O. Müller ver- 
muthet‘®), dass Messenien von dieser Stadt des homerischen Katalogs 
seinen Namen erhalten habe, bemerkt aber mit Recht, dass die Stadt 
Messene damit nicht zusammenhänge. Als Küstenstadt ist Messe 
auch dem Pausanias bekannt, indem er der Stadt einen Hafen bei- 
legt?). Zu Strabon’s Zeit war keine Spur mehr von ihr vorhanden 1). 
Derselbe bemerkt auch, dass Manche, freilich irrthümlich, Messe durch 
Apokope von Messene ableiteten '!). Nach Curtius liegen Messe’s 
Trümmer an der Bucht von Mezapon, auf der Spitze der mit Cisternen 4 
ausgehöhlten Halbinsel, und auch heute bewahrheitet sich an diesem 
Gestade das Epitheton taubenreich??). 


μεγάκην, ὅπερ δοχεῖ πιϑανώτερον εἶναι. Vgl. auch Schlegel, de geogr. Hom. 
comm. p. 35. Anm. p). 
ἢ Buttmann, Lexil. II, 96. Vgl. Nitzsch χὰ ὃ 1. 
2) o 1: εἰς εὐρύχορον Λαχεδαίμονα. 
3) A460: ἐνὶ Σπάρτῃ εὐρείῃ. 
4) ἡ 412: Σπάρτην ἐς χαλλιγύναιχα. — Ueber die Reste des alten Sparte 5. 
Ὁ. Müller, Dorier II, S. 451. 452. 
5) Pausan. III, 20, 3: διαβᾶσι δὲ αὐτόϑεν ποταμὸν Φελλίαν, παρὰ ᾿Αμύχλας ἰοῦσιν 
εὐϑεῖαν ὡς ἐπὶ θάλασσαν Päpız πόλις ἐν τῇ λαχωνιχῇ ποτὲ κεῖτο. 
6) Κ. Curtius, Peloponnesos. Bd. ΤΙ, 5.249. Bursian, Geogr. von Griechen]. 
. Ha, 5. 130 £. 
7) B 582: πολυτρήρωνά τε Μέσσην. 
8) Dorier I, S. 97. Note 5 (1. Aufl.). 
9) Pausan. III, 25, 9 Schub.: ὀλίγον δὲ ἀπωτέρω Μέσσα πόλις χαὶ λιμήν. 
10) Strabon. VIII, 5, 3Kr.: τῶν δ᾽ de Ὁμήρου χαταλεγομένων τὴν μὲν Μέσσην 
οὐδαμοῦ δείχνυσϑαί φασι. 
11) Strabon. VIII, 5, ὃ Κα. : ἔνιοι δὲ χατὰ ἀποχοπὴν δέχονται τὴν Νίεσσήνην. 
12) Curtius, Peloponnesos. Bd. II, S. 282. Leake, Mor. 1, p. 236f. Βο- 


15 * 


[5] 
in | 
= 


228 ᾿ Europa. 


ἃ. Bryseiai (αἱ Βρυσειαῦ ἢ), am Fusse des Tejgetos?). Nach Cur- 
tius lag dieser Ort muthmasslich in der Gegend des heutigen Dorfes 
Hagios Joannes, bei welchem sich Marmorreste von Gebäuden und 
Sculpturen finden; der wasserreiche Boden und die üppige Vegeta- 
tion, bemerkt derselbe, erscheinen für den Dionysos wie geschaffen, 
und der Name von Bryseiai bezeichne einen quellenreichen Ort?). 

e. Augeiai (αἱ Avdysıat), an der Küste des lakonischen Meerbusens 
belegen, hiess in späterer Zeit Aigiai (Αἰγίαι, Atyarat) ἢ. Homer legt 
ihr das Epitheton anmuthig (ἐρατειναί) bei’). Geringe Ueberreste 
dieses Städtchens finden sich der örtlichen Tradition zufolge in einem 
versteckten Gebirgskessel, am Hügel von Kutumü 9). 

f. Amyklai (αἱ ᾿Αμύχλαι), eine der ältesten und bedeutendsten 
Städte des Peloponnes, lag nicht weit von Sparte, und zwar in süd- 
licher Richtung davon. Hier blühte der Cultus des Apollon Kar- 
neios’), der hier einen berühmten Tempel hatte, daher Statius die 
Stadt Apollineae Amyclae nennt). Noch jetzt existirt von ihr eine 
Burg auf einem Felsen am Abhange des Teygetos ὃ). unweit des Dorfes 
Slavochöri 10), 


blaye, Rech. p. 91. Forbiger, Handb. Bd. III, 5. 989. Bursian, Geogr. von 
Griechenl. 116, S. 152. 

ἡ B 583. 

2) Pausan. III, 20, 3 Schub. : ἐντεῦϑέν ἐστιν ἀπιοῦσιν ἐχ τοῦ Ταὐγέτου χωρίον 
ἔνϑα πόλις ποτὲ κεῖτο Βρυσέαι. 

3 Curtius, Peloponnesos. Βα. II, 5. 251. Vgl. Leake, Mor. I, p. 188, 
der die Stätte von Br. bei Sinanbey findet. Forbiger, Handb. Bd. ΠῚ, S. 992. 
Bursian, Geogr. von Griechenl. 114, S. 131. Er setzt Brys. in die quellenreiche 
Gegend westlich von dem zum Theil wohl aus seinen Trümmern erbauten Slavochori, 
unweit der Dörfer Katzaru und Sinanbei, wo noch Reste eines antiken Tempelge- 
bäudes vorhanden seien. 

ἢ Pausan. Ill, 21, 5 Schub. : μετὰ δὲ Κροχεὰς ἀποτραπεῖσιν ἐς δεξιὰν ἀπὸ τῆς ἐς 
Γύϑιον εὐϑείας ἐπὶ πόλισμα ἥξεις Αἰγίας Ὅμηρον δὲ ἐν τοῖς ἔπεσι τὸ πόλισμα τοῦτο 
ὀνομάζειν λέγουσιν Αὐγείας. Strabon. VIII, 5, 3 Kr.: τῶν δ᾽ ἄλλων τῶν ὑπὸ τοῦ 
ποιητοῦ χατωνομασμένων τὰ μὲν ἀνήρηται, τῶν δ᾽ ἴχνη λείπεται, τὰ δὲ μετωνόμασται, 
χαϑάπερ αἱ Αὐγειαὶ Αἰγαιαί. 

5) B 583: Αὐγειὰς ἐρατεινάς. 

6) Curtius, Peloponnesos. Bd. II, S. 268. Vgl. Leake, Mor. I, p. 248, 
der Aug. zwischen Marathonisi und Trinisa, nördl. von Gythion setzt. Nach Bo- 
blaye, Rech. p. 85 lag es westlicher beim Sumpfe Limni auf der Anhöhe Kutumü 
(5. 0.). Leake, Pelop. p. 170. Forbiger, Handb. Bd. III, S. 992. Bursian, 
Geogr. von Griechenl. Ila, 5. 145. 

ἡ S. O. Müller, Dorier I, S. 354 (1. Aufl.). 

8). Theb. IV, 223 Queck: Huius Apollineae currum comitantur Amyelae. 

9) S. ©. Müller, Dorier I, 5. 91 (1. Aufl.). 

) Κα. Curtius, Peloponnesos. Bd. II, S. 245 und 246. Bursian, Geogr. 
von Griechenl. 118, S. 129f. Nach ihm ist die Stelle von Amyklai ein 8.4 Stunden 


Erieckenfähd: 229 


sr 2. Helos (τὸ Ἕλος "), oben am lakonischen Meerbusen gelegen. 
Als Küstenstadt bezeichnet diesen Ort Homer selbst, indem er ihn ἔφαλον 


rrokteilpov nennt?). Der Gründer desselben soll nach Pausanias He- 


leios, der jüngste Sohn des Perseus, gewesen sein; später wurde 
er bekanntlich von den Doriern erobert und seine Einwohner unter 
dem Namen Heloten zu Sclaven gemacht). Er behielt auch im Mit- 
telalter noch den Namen Helos und führt ihn, wie ©. Müller ver- 
muthet, jetzt noch !). Gewöhnlich nimmt man ihn indess für das jetzige 
Triniko?). 

h. Laas (ἢ Λάας) #), auf der westlichen Landzunge Lakonikas, 
ebenfalls unweit des lakonischen Meerbusens. Die Stadt soll einst 
von den Dioskuren zerstört worden sein, von welcher Thatsache man 
den Beinamen derselben Λαπέρσα! (von Ads und πέρϑω) ableitet”). Pau- 
sanias zählt Laas (Aä<) unter den 18 Städten der Eleutherolakonen 
auf®); nach ihm war Las, einer von den Freiern der Helene, Gründer 
der Stadt®), und zur Zeit des Periegeten sah man noch Trümmer der- 


᾿ 


südlich von Sparte, etwa 10 Minuten westlich vom Eurotas entfernter Hügel, auf 
dessen Gipfel eine Kapelle der Hagia Kyriaki, am nordöstlichen Fusse ein kleines 
Dörfchen Tschausi stehe; am östlichen Rande des Gipfels seien noch Reste einer 
aus mächtigen Werkstücken erbauten Ringmauer — jedenfalls der durch Taleklos 
geschleiften Burgmauern — erhalten. Vgl. Vischer, Erinnerungen und Eindrücke 
aus Griechenland. Basel, 1857 (Schweighauser). S. 381 ὃ. Michaelis, An- 
πᾶ] XXXILH, p. 48 £. 

1) B 584. 

2) B 584: Ἕλος τ᾽, ἔφαλον πτολίεϑρον. Vgl. Pausan. III, 20, 6: ἐπὶ ϑαλάσσῃ πό- 
λισμα Ἕλος ἦν, οὗ δὴ χαὶ Ὅμηρος ἐμνημόνευσεν ἐν χαταλόγῳ Λαχεδαιμονίων. Es 
folgt das Citat von B 584. Vgl. Strabon. VIII, 3, 25 Kr. 

3) Pausan. III, 20, 6 Schub.: τοῦτο (Ἔλος) ᾧκισε μὲν “Ἕλειος νεώτατος τῶν Περ- 
σέως παίδων, Δωριεῖς δὲ παρεστήσαντο ὕστερον πολιορχίᾳ. zul πρῶτοί τε ἐγένοντο οὗτοι 
Λαχεδαιμονίων δοῦλοι τοῦ χοινοῦ, καὶ Εἵλωτες ἐκλήϑησαν πρῶτοι, χαϑάπερ γε χαὶ ἦσαν 
χτέ. Vgl. Strabon. VIII, 5, 4 Kr. 

Αγ S. darüber O. Müller, Dorier II, S. 453 (1. Aufl.). Curtius, Pelopon- 
nesos. Bd. II, S. 250. 

5) Forbiger, Handb. Bd. III, S. 990. Vgl. Leake, Mor. I, p. 229 (ent- 
scheidet sich nicht bestimmt für diese Lage). Boblaye, Rech. p. 94 (setzt H. 
weiter östlich bei Bizani an. Westermann’s Art. Helotae in Pauly’s Real- 
eneyel. III, S. 1115f. Bursian, Geogr. von Griechen]. 116, S. 133. 

6) B 585. 

Ἢ Strabon. VIII, 5, 3 Kr.: τὴν δὲ Λᾶν οἱ Διόσκουροί ποτε ἐχ πολιορχίας ἑλεῖν 
ἱστοροῦνται, ἀφ᾽ οὗ δὴ Λαπέρσαι προσηγορεύϑησαν χτὲέ. Vgl. Ο. Müller, Dorier I, 
S. 94 mit der Anm. 5 (!. Aufl.). 

8) Pausan. III, 2, 7 Schub.: ἀριϑμὸς δὲ τῶν Ἐλευϑερολαχώνων ὀχτὼ πόλεις χαὶ 


δέχα εἰσί, πρώτη μὲν — Γύϑιον, μετὰ δὲ αὐτὴν Τευϑρώνη τε χαὶ Λᾶς χαὶ Πύρρι- 
χος χτέ. 


89) Pausan. III, 24, 10 Kr.: τοῦτον τὸν Λᾶν οἰχιστὴν εἶναι λέγουσιν οἱ ταύτῃ. 


230 Europa. 


selben). Nach Curtius liegen ihre Ruinen an der Bucht Bathy, in 
der Nähe der zerstörten Ritterburg von Passava, wo sich noch jetzt 
Ueberreste althellenischer Befestigung finden ?). 


i. Oitylos (ὃ Οἴτυλος) 3), das heutige Vitylo®, auf der West- 
küste Lakonika’s, am messenischen Meerbusen gelegen. Auch diese 
Stadt nennt Pausanias unter den Städten der Eleutherolakonen >) ; 
sie war 150 Stadien vom Hafen von Messa entfernt®). Nach Stra- 
bon?) hiess sie auch Baitylos (Βαίτυλος). 


5. Inseln. Hierher gehört die unterhalb Lakoniens, südwest- 
lich vom Vorgebirge Maleia gelegene Insel Kythera (τὰ Κύϑηρα, das 
heutige Cerigo®), von welcher Odysseus auf seiner Fahrt nach Ithake 
zu den Lotophagen verschlagen wurde”). Hier blühte der Cultus 
der Aphrodite 10), welche von der Insel als ihrem Lieblingssitze den 
Beinamen Κυϑέρεια erhielt !!), während die Insel selbst göttlich (ζά-- 
ϑεος) heisst 12). Uebrigens war Kythera schon in der homerischen Zeit 
neben Maleia eine wichtige Schifferstation 13). 


Auf Kythera lag ein kleiner Ort mit einem Hafen, Skandeia 
(ἢ Σχάνδεια), der in der Ilias erwähnt wird, und zwar als Wohnsitz 
des Kytheriers Amphidamas, der den Helm des Meriones früher 


ἢ Pausan. III, 24, 6 Kr.: at νῦν ἔτι τῆς πόλεώς ἐστι τῆς ἀρχαίας ἐρείπια. 

2) Curtius, Peloponnesos. Bd. II, 8. 273. 274. Leake, Μου. 1, p. 257. 
Boblaye, Rech. p. 27. Forbiger, Handb. Bd. III, S. 990. Bursian, Geogr. 
von Griechen]. Ila, S. 147, wo bemerkt wird, dass die alte Stadt auf dem Vor- 
sprunge des Asiaberges gelegen habe, der jetzt die auf antiken Fundamenten 
ruhenden Trümmer der mittelalterlichen Burg Passavä trage. 

3) B 585. 

4) Leake, Mor. I, p. 313. Boblaye, Rech. p. 92. Forbiger, Handb. 
Bd. III, 5. 989. Bursian, Geogr. von Griechen]. 118, S. 152. 153. 

5) Pausan. III, 21, 7 Schub. 

6) Pausan. 111, 25, 10: ἀπὸ τούτου στάδια τοῦ λιμένος (von Messa) πεντήχοντά 
ἐστι χαὶ ἑκατὸν ἐπὶ Οἴτυλον. 

7) Strabon. VIII, 4, 4 Κα. : χαλεῖται ὃ (Οἴτυλος) ὑπό τινων Βαίτυλος, welche Les- 
art freilich unsicher ist. — Vgl. Schirlitz, Handb. der alten Geogr. $. 160, 
Anm. 45. 

8) Leake, N. Gr. III, p. 69—75. Weitere Nachweisungen bei Forbiger, 
Handb. Bd. III, S. 1016 mit Anm. 54. 

9 ι80: ἀλλά με χῦμα boos τε περιγνάμπτοντα Marerav [καὶ Βορέης ἀπέωσε, παρ- 
ἐπλαγξέν τε Κυϑήρων χτέ. 

10) Genaueres darüber 5. Ὁ. Müller, Dorier I, $. 406 (1. Aufl.). 

11) 5193: Eüotegavog Κυϑέρεια. Vgl. ὃ 288. 

12) 0 432: Κυϑήροισι ζαϑέοισιν. 

13) Curtius, Peloponnesos. Bd. II, S. 299 unten. Bursian, Geogr. von 
Griechenl. Ila, S. 140. 


ἘΝ ESF er ΟΣ ἢ 
φ τ ᾿ v « 


Griechenland. 231 


ὰς ‚im Besitz gehabt hatte'). Pausanias bezeichnet Skandeia als eine Ha- 


 fenstadt?). Die Stadt Kythera findet bei Homer keine besondere 


Erwähnung. 


δ 51. 


V. Das Reich des Nestor (Pylos). 


Umfang und Gränzen. Die Herrschaft des Nestor umfasste 
den westlichen Theil Messeniens und Triphylien. Sie wurde im Norden 
von Elis, im Osten von Arkadien und dem messenischen Theile der 
Herrschaft des Menelaos, im Süden und Westen vom mittelländischen 
Meere begränzt. Das Land heisst bei Homer Pylos (6 und ἡ Ilv- 
λος), die Einwohner Pylier (ot Πύλιοι) 3). 

Das pylische Contingent für den troianischen Zug belief sich auf 
neunzig Schiffe ἢ). 


Wir werden hier von der Ordnung des Schiffskataloges?) inso- 
fern abweichen, als wir zuerst den messenischen Theil der nestori- 
schen Herrschaft, sodann Triphylien näher betrachten. 


A. Der messenische Bestandtheil der nestorischen Herrschaft. 


Städte: 1. Kyparisseeis (6 Κυπαρισσήεις) 6), am kyparissi- 
schen Meerbusen gelegen. Zur Zeit des Strabon war dafür, wie der- 
selbe bemerkt”) die femininische Singularform Kyparissia (Kura- 


ἡ K 268: Σχάνδειαν © ἄρα δῶχε Κυϑηρίῳ ᾿Αμφιδάμαντι. 

3) Pausan. III, 23, 1 Schub. : ἐν Kudnpors δὲ ἐπὶ ϑαλάσσης Σκάνδειά ἐστιν ἐπί- 
νεῖον, Genaueres über Skandeia bei Curtius, Peloponnesos. Bd. II, 5. 301 und 
Bursian, Geogr. von Griechen]. Ila, 5. 141 f. Letzterer bemerkt, der Name Skan- 
deia bezeichne wohl wie die jetzt in Griechenland häufige Benennung Skala überhaupt 
einen Platz zum Aussteigen, Landungsplatz; etwa in der Mitte der Ostküste, bei der 
durch das Vortreten der Küste gegen Osten gebildeten Bucht Avlemona (wahrschein- 
lich dem Phoiniküs der Alten) seien auf einer Anhöhe, nördlich oberhalb des jetzigen 
Hafenstädtchens Hagios Nikolaos, Mauerreste einer befestigten Stadt erhalten, welche 
ohne Zweifel der Stadt Kythera angehören, deren Hafenplatz Skandeia gewesen 
sei; auf einer andern Anhöhe weiter westwärts, unweit der Mitte der Insel, sei noch der 
Unterbau wie auch einige Säulenreste vom Tempel der Aphrodite Urania erhalten. 

3) E 544: γένος δ᾽ ἣν ἐκ ποταμοῖο | ᾿Αλφειοῦ, ὅστ᾽ εὐρὺ ῥέει Πυλίων διὰ γαίης. 

ἢ B 602: τῷ (Νέστορι) δ᾽ ἐνενήκοντα γλαφυραὶ νέες ἐστιχόωντο. 

5) B591: οἱ δὲ Πύλον τ᾽ ἐνέμοντο χαὶ ᾿Αρήνην ἐρατεινὴν | χαὶ Θρύον, ᾿Αλφειοῖο 
πόρον, χαὶ ἐὔχτιτον Αἰπύ, | χαὶ Κυπαρισσήεντα χαὶ ᾿Αμφιγένειαν ἔναιον | χαὶ Πτελεὸν 
καὶ "Eros χαὶ Δώριον Ara. 

6) Β 593. 

?) Strabon. VIII, 3, 25 Kr.: ἄλλη δ᾽ ἐστὶν ἡ Μεσσηνιαχὴ Κυπαρισσία - ὁμωνύμως 
μὲν οὖν, ὁμοίως δὲ νῦν κἀκείνῃ λέγεται Κυπαρισσία ἑνικῶς τε καὶ ϑηλυχῶς, ὁ δὲ πο- 


232 Europa. 


pıosta) gebräuchlich, während der zugehörige Fluss Kuraptoszeız hiess. 
Dieser Stadt gehören die Ruinen von Arkadia an!). 

2. Dorion (τὸ Δώριον), nordöstlich von Kyparissceis gelegen. 
Dorthin begab sich von Oichalia aus der thrakische Sänger Thamyris und 
liess sich mit den Musen in einen Wettkampf ein, worauf die letz- 
teren ihn zur Strafe für seine Vermessenheit blendeten und der Kunst 
des Gesanges beraubten?2). Zu Pausanias’ Zeit waren noch Trümmer 
der Stadt vorhanden). O. Müller vermuthet, dass das heutige Rlei- 
sura am Passe nach Arkadien und am Eingange der stenyklarischen 
Ebene von W. her das alte Dorion sein könne). Nach Curtius ist 
es am Flusse Balyra, oberhalb des Passes von Kokla zu suchen, der 
in die Ebene von Sulima führt). 


B. Triphylien. 

1. Flüsse. 

a. Der bedeutendste unter diesen ist der Alpheios (ὁ ᾿Αλφειός), 
der in Lakonika entspringt, darauf durch das südwestliche Arkadien 
und Triphylien seinen Lauf nimmt und sich in das ionische Meer 
ergiesst. Homer sagt von ihm, dass er in breiter Ausdehnung durch 
das Land der Pylier ströme , und dass ’I[hryoessa, die Gränzstadt (vearr) 
von Pylos, fern am Alpheios gelegen habe’), und zwar an einer Furth 
(πόρος) des letzteren®). Den Widerspruch, welcher zwischen dieser 
und der ersteren Angabe stattzufinden scheint, suchte schon Heyne 


ταμὸς Κυπαρισσήεις. Vgl. Schirlitz, Handb. der alten Geogr. 8. 162, Note 48. 
Curtius, Peloponnesos. Bd. II, S. 76. 

ἢ Leake, Mor. I, p.68f. Boblaye, Rech. p. 115. Exped. scientif. I, 
p-S4f. Forbiger, Handb. Bd. III, 5. 984. Bursian, Geogr. von Griechen], 
Ila, S. 178 £. 

2) B594: Δώριον, ἔνϑα τε Μοῦσαι | ἀντόμεναι Θάμυριν τὸν Opnizu παῦσαν dor- 
δῆς, | Οἰχαλίηϑεν ἰόντα παρ᾽ Εὐρύτου Οἰχαλιῆος ‘ | στεῦτο γὰρ εὐχόμενος νιχησέμεν, εἴπερ 
ἂν αὐταὶ | Μοῦσαι ἀείδοιεν, κοῦραι Διὸς αἰγιόχοιο" [αἱ δὲ γολωσάμεναι πηρὸν ϑέσαν, 
αὐτὰρ ἀοιδὴν | ϑεσπεσίην ἀφέλοντο χαὶ ἐχλέλαϑον κιϑαριστύν. 5. Pausan. IV, 33, 7 
Schub. Ο. Müller, Dorier II, S. 317, Anm. 2. Schirlitz, Handb. der alten 
Geogr. S. 163, Anm. 48. Bursian, Geogr. von Griechenl. Ha, S. 163. 

3) Pausan. IV, 33, 7 Schub. : διαβάντων δὲ Ἠλέχραν Ayaia τε ὀνομαζομένη πηγὴ 
zur πόλεώς ἐστιν ἐρείπια Δωρίου. 

ἢ) Dorier II, Κ. 456 (1. Aufl.). 

5) Curtius, Peloponnesos. Bd. 11, S. 153. 154. Vgl. Leake, Mor. I, p. 484. 
Forbiger, Handb. Bd. III, S. 985. Bursian ἃ. ἃ. Ὁ. 

6) E 545: Ἀλφειοῦ, ὅστ εὐρὺ ῥέει Πυλίων διὰ γαίης. Ueber den Alpheios s. 
Curtius, Peloponnesos. Bd. I, 5. 49. ; 

7) AT11l: ἔστι δέ τις Θρυόεσσα πόλις, αἰπεῖα χολώνη, | τηλοῦ ἐπ᾽ ᾿Αλφειῷ, νεάτη 
Πύλου ἠμαϑόεντος. 

8) B 592: Θρύον, Ἀλφειοῖο πόρον. Dies Θρύον ist mit Θρυόεσσα identisch. Vgl. 
Bursian, Geogr. von Griechenl. IIb, 8. 283. 


ν. 


Griechenland. 233 


dureh die Annahme zu heben, dass, wenn auch Thryon Gränzstadt 


gewesen, doch in andern Gegenden die Gränze über den Fluss hin- 
ausgegangen sei. Der Alpheios heisst noch jetzt Alfeo oder Rofeo, 
Rufea, Ryfo'). 

b. Der Minyeios (ὃ Μινυήϊος), der spätere Anigros, der sich 
unweit der Stadt Arene in’s Meer ergiesst2). Derselbe ist in der Gegend 
des späteren Samikon (Xapıxov) zu suchen, welches nach Pausanias 
mit Arene identisch 1565). Nach Curtius entspringt er bei Trupäs am 
Kamme des triphylischen Gebirges); den alten Namen Minyeios er- 
klärte man aus dem Umstande, dass der Fluss bei seinem geringen 
Gefälle (ὑπτιότης) sich an seiner Mündung leicht staute, wie dies bei 
heftigem Sirocco auch bei der Tiber der Fall ist). 

Nach Leake und Bursian®) ist der Anigros der heutige Ma- 
vropotamo, nach Boblaye’) aber der südlicher strömende Fluss 
des Hagios Isidoros (Ai Sidhoro). 

c. Der Chalkis (Χαλχίς), welcher sich zwischen dem Alpheios 
und Minyeios in’s Meer ergiesst‘). Indessen fehlt der Vers, in wel- 
chem dieser Fluss erwähnt wird ®), in den homerischen Handschriften 
und ist aus Strabon 10) eingeschaltet. Nach Curtius entspricht der 
gleichnamige Ort Chalkis dem oberhalb einer Schlucht liegenden Dörf- 
chen Anemochöri 11). 

2. Städte (Gebiete). 

a. Pylos (ὃ und ἢ Πύλος), am kyparissischen Meerbusen gele- 
gen 13). Es war im Alterthum unter dem Namen des triphylischen 
und arkadischen bekannt, während Homer das Land wie die Stadt 


I) Leake, Mor. I, p. 4 fl. 22. 25. 122 f. und sonst. Forbiger, Handb. 
Bd. III, S. 872 £. 

2) A722: ἔστι δέ τις ποταμὸς Μινυήϊος eis ἅλα βάλλων | ἐγγύϑεν ᾿Αρήνης. Vgl. 
Β ὅ91. Strabon. VIII, 3, 19 Kr.: τὴν ᾿Αρήνην, ὅπου χαὶ ὁ παραχείμιενος "Avıypos 
ποταμὸς, καλούμενος πρότερον Μινύειος. 

3) Pausan. V,6, 3 Schub.: χαὶ ᾿Αρήνην μὲν ἀμφισβητοίης ἂν μὴ ὀνομασϑῆναι 
τὸ Σαμικόν χτέ. 

4 Curtius, Peloponnesos. Bd. II, S. 82. 

5) Ebendas. δ. 116, Anm. 83. 

6) Mor. I, p. 54.59 ff. 64.66f.419. Bursian, Geogr. von Griechenl. IIb, S. 280. 

ἢ Rech. p. 135. Weitere Nachweisungen bei Forbiger, Handb. Bd. III, 
S. 977. 

8) Strabon. VII, 3, 13 Kr.: εἴτ᾽ ἄλλος ποταμὸς Χαλχὶς καὶ Κρήνη Κρουνοὶ χαὶ 
χατοιλία Χαλκχίς, χαὶ τὸ Σαμιχὸν μετὰ ταῦτα. 

8) 0295: [βὰν δὲ παρὰ Κρουνοὺς χαὶ Χαλχίδα χαλκιρέεϑρον.] 

10) Strabon. VIII, 3, 26 Kr. 

11) Curtius, Peloponnesos. Bd. II, S. 87. 

12) $S. ©. Müller, Orchomenos 5. 367 (1. Aufl.). 


3 


234 | Europa. 


schlechtweg Pylos nennt !). Er legt Pylos das Epitheton sandig ΠΑΡ 


ϑόεις) bei?), was sich aus der natürlichen Beschaffenheit des Landes 
erklärt, indem dieser ganze Küstenstrich sandig ist und eine aus- 
gedehnte Sandstrecke sich längs des Meeres bis nahe zum triphyli- 
schen Pylos herabzieht). Andere leiten ἡμαϑόεις von einem Flusse 
Amathos ab, an welchem Pylos gelegen habe®), und den man in 
dem nördlich von Pylos fliessenden Mamaos oder Arkadikos entdeckt 
zu haben glaubte). Ausserdem nennt Homer Pylos die hohe Stadt$) 
und die wohlgebaute Stadt des Neleus’). Curtius setzt 
Pylos oberhalb Hagios Isidoros bei Piskini an S). 

Ὁ. Arene (ἢ ᾿Αρήνη), am kyparissischen Meerbusen, nach Pau- 


sanıias das spätere Samikon®). Unweit dieser Stadt ergoss sich der 


Minyeios in’s Meer 10): Homer legt ihr ohne Zweifel in Rücksicht auf 
ihre anmuthige Lage das Epitheton ἐρατεινή bei!!). Die Ruinen der- 
selben vermochte man zu Pausanias’ Zeit nicht mehr mit Sicherheit 
anzugeben 12. Irrig verwechselten manche Alte, wie Strabon sagt, 
Arene mit der zwischen Pylos und Kyparissia gelegenen Stadt Erana 
(Epava) 12). Die Stelle von Arene hat man am Fusse der Feste Sa- 
mikon gesucht!#2). Diese Ansicht hat indess nach Bursian'’) eben 
1) Strabon. VIII, 3, 3Kr.: χαὶ ᾿Αρχαδιχὸς Πύλος ἐχλήϑη ὁ αὐτὸς χαὶ Τριφυλια- 
ς. Ὅμηρος δὲ ταύτην ἅπασαν τὴν χώραν μέχρι Μεσσήνης χαλεῖ Πύλον ὁμωνύμως 
πόλει. 
2) a 93: ἐς Πύλον ἠμαϑόεντα. Vgl. B 77. β 214. A 251. 
3) S. O. Müller, Dorier I, S. 72 (1. Aufl.). 
ἢ So Damm, lex. Hom. s. v. Ἄμαϑος. Diese Ableitung ist indess gegen den 
Sprachgebrauch. 
5) Curtius, Peloponnesos. Bd. 11, S. 87. 
6) 7485 (0 193): Πύλου αἰπὺ πτολίεϑρον. 


4: Νηλῆος ἐὐχτίμενον πτολίεϑρον. 
] Υ | r v 


8) Peloponnesos. Bd. II, S. 87. Leake (Mor. I, p. 56) setzt es bei Lepreon, 


͵ 


Boblaye (Rech. p. 135) bei Piskini an. Vgl. Forbiger, Handb. Bd. III, S. 980. 

9) Pausan. V, 6, 3 Schub.: Ἀρήνην μὲν ἀμφισβητοΐης ἂν μὴ ὀνομασθῆναι τὸ Σα- 
νυυκόν. 

᾽ν 

10) A 722: ἔστι δέ τις ποταμὸς Mivunios εἰς ἅλα βάλλων | ἐγγύϑεν ᾿Αρήνης. 

11) B 591: ᾿Αρήνην ἐρατεινήν. 

12) Pausan. V, 6, 2 Schub. : τὰ δὲ ἐρείπια τὰ ᾿Αρήνης σαφῶς μὲν οὔτε Μεσσηνίων 
εἶχεν οὐδεὶς οὔτε Ἠλείων ἀποφῆναί μοι. 

13) Strabon. VIII, 4, 6Kr.: μέση δὲ τούτων (Pylos und Kyp.) "Epava (ἣν οὐχ εὖ 
τινες ᾿Αρήνην ... νενομίχασι πρότερον). 

14) Curtius, Peloponnesos. Bd. II, S. 76. 79. Forbiger (Handb. Bd. ΠῚ, 
S. 980) lässt bei Samikon dessen Identität mit Arene unerwähnt. 


15.) Bursian, Geogr. von Griechenl. IIb, S. 282, 


| ᾿ς ΠΥΡΊ ΨΕΤΕΤΕΣ er 235 


τ wenig Wahrscheinlichkeit, wie die Identificirung des triphylischen 
Pylos mit dem Herrschersitze des Nestor. 

c. Thryon (τὸ Opvov), mit Θρυόεσσα identisch 1), die Gränzstadt 
von Pylos, welche auf einem Hügel am Alpheios lag?), und zwar an 
einer Furth desselben 9), die man, wie Strabon sagt, zu Fuss durch- 
waten konnte ἢ. Zu Strabon’s Zeit hiess die Stadt Epitalion°). Die 
Namen Θρύον und Θρυόεσσα soll sie nach Strabon dem Umstande ver- 
dankt haben, dass die ganze dortige Gegend und insbesondere die 
Flüsse reich an Binsen (ϑρύον) gewesen seien‘). Die Stätte von TIhryon 
(Epitalion) ist bei Agulenitza zu suchen’). 

d. Aipy (to Αἰπύ), welches bei Homer das Epitheton wohl- 
gebaut (ἐύχτιτον) hat‘), ist nach Strabon eine Stadt in Makistia, 
einem Theile Triphyliens, wobei er die Ansicht Derjenigen zurück- 
weist, welche Aipy mit Margalai in Amphidolia identificiren, 
welcher letztere Ort von Natur nicht fest sei®). Weiterhin fügt er noch 
die von Manchen aufgestellte Hypothese hinzu, dass Homer unter 
Thryon die Furth (xöpo<) des Alpheios, unter Aipy aber die Stadt Epi- 
talion verstanden habe, welche von Natur fest sei!). Nach Bur- 
sian!!) ist Epion, die östlichste der sechs Minyerstädte, zwischen 
Makistos (Samikon) und dem arkadischen Heräa gelegen, das home- 
rische Aipy. 

e. Amphigeneia (ἢ ᾿Αμφιγένεια) 12) lag nach Strabon in Ma- 
kistia am Flusse Hypsoeis und hatte einen Tempel der Leto 19). 


ἢ Strabon. VIII, 3, 24 Kr.: ἣν δὲ λέγει νῦν Θρύον, ἐν ἄλλοις χαλεῖ Θρυόεσσαν " 
ἔστι δέ τις Θρυόεσσα χτέ. (A 711). 

2) Δ ΤΙ1: ἔστι δέ τις Θρυόεσσα πόλις, αἰπεῖα χολώνη, | τηλοῦ ἐπ 
Πύλου ἠμαϑόεντος. ‚Val. Curtius, Peloponnesos. Bd. II, 5. 76 

3) B 592: Θρύον, ᾿Αλφειοῖο πόρον. 

ἢ Strabon. VIII, 3, 24 Kr.: ᾿Αλφειοῦ δὲ πόρον (Θρυόεσσαν) φησίν, ὅτι πεζῇ πε- 
ρατὸς εἶναι δοχεῖ χατὰ τοῦτον τὸν τόπον. 

5) Strabon. VIII, 3, 24Kr.: χαλεῖται δὲ νῦν Ἐπιτάλιον, τῆς Μακιστίας χωρίον. 

6) Strabon. VIII, 3, 24 Kr.: Θρύον δὲ χαὶ Θρυόεσσαν τὸ ᾿Επιτάλιόν φασιν, ὅτι πᾶσα 
μὲν αὕτη ἣ χώρα ϑρυώδης, μάλιστα δ᾽ οἱ ποταμοί. 

7) Leake, Mor. I, p. θὅ. II,p. 198. Boblaye, Rech. p. 133. Forbiger, 
Handb. Bd. III, 5. 980. Bursian, Geogr. von Griechenl. 1Ib, 5. 283. 

8) B 592: ἐὔχτιτον Αἰπύ. Vgl. Curtius, Peloponnesos. Bd. U, 5. 76 

9) Strabon. VIII, 3, 24 Kr.: τὸ εὔχτιτον δ᾽ Αἴπυ ἔνιοι μὲν ζητοῦσι πότερον ἐπί- 
ὕετον, χαὶ τίς ἣ πόλις, χαὶ εἰ αἱ νῦν Μίαργάλαι τῆς ᾿Δμφιδολίας - αὖται μὲν οὖν οὐ 
φυσιχὸν ἔρυμα, ἕτερον δὲ δείχνυται φυσιχὸν ἐν τῇ Μαχιστίᾳ χτέ. 

10) Strabon. VIII, 3, 24 Kr.: τάχα δέ φασι Θρύον μὲν εἰρῆσϑαι τὸν πόρον, εὔχτι- 
zoy ὃ Αἴπυ τὸ ᾿Επιτάλιον - ἔστι γὰρ ἐρυμνὸν φύσει" χαὶ γὰρ ἐν ἄλλοις αἰπεῖαν χολώ-- 
vny λέγει" ἔστι δέ τις Θρυόεσσα χτέ. (A 711). 

it) Geogr. von Griechenl. ΠΡ, S. 284. 2) B 593. 

'3) Strabon. VII, 3, 25 Kr.: ᾿Αμφιγένεια δὲ τῆς Μαχιστίας ἐστὶ περὶ τὸν ὙΨόεντα, 
ὅπου τὸ τῆς Λητοῦς ἱερόν. 5. Curtius, Peloponnesos. Bd. II, 5. 76 


290 Europa. 


f. Pteleon (τὸ Πτελεόν) war eine Colonie der gleichnamigen 
thessalischen Stadt!). Es war zu Strabon’s Zeit ein unbewohnter Wald- 
ort, der später Pteleasimon hiess?). 

g. Helos (τὸ ”EXog) wird nach Strabon von Einigen für eine 
Gegend am Alpheios, von Andern für eine Stadt, wie das lakonische 
Helos, von noch Anderen für einen Ort bei Halorion gehalten, wo 
sich ein Tempel der elischen Artemis befindet). 

Ausser den bisherigen Ortschaften, welche der Schiffskatalog auf- 
führt, sind noch zu erwähnen: 

h. Krunoi (οἱ Kpovvot), ein Ort zwischen Pylos und Chalkis, und 

i. Chalkis (n Χαλχίς), welche beide Ortschaften Telemachos auf 
seiner Reise nach Pylos berührt. Dem letzteren Orte legt Homer das 
Epitheton χαλλιρέεϑρος bei®). NachCurtius lag Krunoi auf der grossen 
Lagune, welche sich nördlich von Samikon von Agulenitza bis zur 
Alpheiosmündung erstreckt, und zwar am Ausgange des kleinen 
Thales von Taula, 15 Stadien von Klide; 40 Stadien weiter, ober- 
halb einer Schlucht liege das kleine Dorf Anemochöri, welches viel- 
leicht dem alten Chalkis entsprecheö). Bursianf) indess erklärt den 
Versuch Strabon’s, Krunoi und Chalkis hier zu fixiren, für eine ganz 
willkürliche Hypothese, welche nicht die Aufmerksamkeit verdiene, die 
Curtius ihm geschenkt habe. 

Die Existenz der Stadt Xa im homerischen Triphylien ist eben so 
problematisch, wie die Lesart an der betreffenden Stelle der Ilias, 
worauf sie sich stützt, und wo einige alte Erklärer Xaas statt Φειᾶς 
lasen 7). 


1) Strabon. VIII, 3, 25 Kr.: τὸ δὲ Πτελεὸν χτίσμα μὲν γέγονε τῶν ἐκ Πτελεοῦ τοῦ 
Θετταλιχοῦ ἐποικησάντων" λέγεται γὰρ χἀχεῖ " ἀγχίαλόν τ ᾿Αντρῶνα ἰδὲ Πτελεὸν λεχε- 
ποίην (Β 697). Ρ 

2) Strabon. ebendas.: ἔστι δὲ δρυμιῶδες χωρίον ἀοίκητον, Πτελεάσιμον καλούμενον. 
S. Curtius, Peloponnesos. Bd. II, S. 76. 

3) Strabon. VII, 3, 25 Kr.: Ἕλος δ᾽ οἱ μὲν περὶ τὸν ᾿Αλφειὸν χώραν τινά φασιν, 
οἱ δὲ χαὶ πόλιν, ὡς τὴν Λαχωνιχήν "Eros τ᾽, ἔφαλον πτολίεϑρον᾽ - οἱ δὲ περὶ τὸ ᾿Αλώ- 
proy ἕλος, οὗ τὸ τῆς Ηλείας ᾿Αρτέμιδος ἱερόν, τῆς ὑπὸ τοῖς ᾿Αρχάσιν. Vgl. Curtius, 
Peloponnesos. Bd. II, S. 76. 

4 Strabon. VIII, 3, 26 Kr.: ὅ τε ἀπόπλους τοῦ Τηλεμάχου οὕτως ἂν οἰχείως 
λέγοιτο : βὰν δὲ παρὰ Κρουνοὺς χαὶ Χαλκίδα χαλλιρέεϑρον χτέ. (0 295). Dieser Vers 
ist indess erst aus Strabon an der betr. Stelle der Odyssee eingeschaltet. 

5) S. Curtius, Peloponnesos. Bd. II, 8. 87. 

6) Geogr. von Griechenl. IIb, S. 283, Anm. 2. . 

) Η13ὅ: Φειᾶς (Χάας) πὰρ τείχεσσιν. 5. Strabon. VIII, 3, 21 Kr. Vgl. über 
Chaa: Curtius, Peloponnesos. Bd. II, S. 82. 


Griechenland. DT 


8 32. 
VI. Das Reich des Diores (Elis). 


1. Land und Volk. Der Begriff, welchen Homer mit Elis ver- 
bindet, ist beschränkter als der, welchen die Späteren ihm beilegen. 
Er versteht darunter ausschliesslich den von den Epeiern bewohnten !) 
nördlichen Theil des späteren Elis, während der südliche Theil des- 
selben in der troianischen Zeit zum Gebiete des Nestor gehörte. Die 
Gränzen von Elis sind: im N. Aigialos (Achaia), im ©. Arkadien, im 
S. das Reich des Nestor (Pylos), im W. das ionische Meer. 

Der älteste Name der Bewohner von Elis ist ot ’Ereıot?), neben 
welchem sich indess bei Homer auch der Name ᾿Ηλεῖοι findet ).” Als 
Bestandtheil der Bevölkerung von Elis finden wir ausserdem im süd- 
lichen Elis, in Triphylien auch Kaukonen®), welche als ein Stamm 
der bithynischen Kaukonen an der Gränze Paphlagoniens zu betrachten 
sind’). 

Was die Bodenbeschaffenheit von Elis betrifft, so eignete 
es sich im hohen Grade für Rossezucht, daher Homer dem Lande 
das Epitheton ἱππόβοτος beilegt‘). Hieraus erklärt sich, warum der 
Ithakesier Noemon seine Pferde und Mäuler nicht in dem gebirgigen 
und für Rossezucht durchaus ungeeigneten Ithake, sondern vielmehr in 
Elis hatte?). 

Die Epitheta, welche Elis bei Homer hat, sind: göttlich (δῖα) ®), 
weit ausgedehnt (εὐρύχορος) 8) und für Rossweide tauglich 
{ἱππόβοτος) 10) ; die Epeier selbst heissen stattlich, herrlich (φαιδι-- 
μόεντες 11) = φαίδιμοι) und erzgepanzert areas) 22), 

2, Berge. Hier ist nur der olenische Fels zu erwähnen 15), 


1) ν 275 (0 298) : eis Ἤλιδα ὃῖαν, ὅϑι χρατέουσιν Ereiot. 

: 2) Β 019: πολέες δ᾽ ἔμβαινον 'Ereit. ν 275 (ο 298), soeben eitirt. A537: ᾿Κπειῶν 
χαλχοχιτώνων. 

3) A671: ὡς ὁπότ᾽ ᾿Ηλείοισι χαὶ ἡμῖν (den Pyliern) νεῖχος ἐτύχϑη «τὰ. 

4) γϑθῦ: ἀτὰρ ἠῶϑεν μετὰ Καύχωνας μεγαϑύμους | eig. 

5) K 429: χαὶ Λέλεγες χαὶ Καύκωνες ὃῖοί τε Πελασγοί. Vgl. über die Kaukonen: 
Schlichthorst, geogr. Hom. ὃ ΧΙ}1. Nach Schlegel (de geogr. Hom. comm. 
Ῥ. 46) waren die Kaukonen ein nomadisirender arkadischer Stamm, der sich in dem 
nach Messenien liegenden Theile von Pylos und mehreren anderen Orten niederge- 
lassen hatte. 

6) @ 347: πρὸς Ἤλιδος ἱπποβότοιο. 

7) ὃ 084: ἐμὲ δὲ χρεὼ yiyverar αὐτῆς | Ἤλιδ᾽ ἐς εὐρύχορον διαβήμεναι, ἔνϑα μοι 
ἵπποι  δώδεχα ϑήλειαι, ὑπὸ δ᾽ ἡμίονοι ταλαεργοὶ | ἀδμῆπες. 


8) A 686: ἐν Ἤλιδι δίῃ. ο 298: παρ᾽ Ἤλιδα ὅταν. 


9) ὃ 085: Ἤλιδ᾽ ἐς εὐρύχορον. 10) 347. 8. Anm. 6. 

11) N 686: φαιδιμόεντες 'Ereiot. 12, A537: ᾿Βπειῶν χαλκοχιτώνων. 

18) B 616: ὅσσον --- πέτρη τ Ὠλενίη καὶ ᾿Αλείσιον ἐντὸς ἐέργει. A 756: ὄφρ᾽ ἐπὶ 
Βουπρασίου πολυπύρου βήσαμεν ἵππους | πέτρης τ Ὠλενίης. 


᾿. 


238 Europa. 


unter welchem man zu Strabon’s Zeit den Berg Sk ollis in Achaia, an 
der Gränze von Elis, verstand!) ; doch bezeichnet er dies als blosse 
Hypothese. Nach Curtius ist vielmehr unter πέτρη Θλενίη im 
Schiffskataloge B 617 die Akropolis der Epeerstadt Olenos zu ver- 
stehen; πέτρη bedeute Akropolis, wie auch Strabon selbst das Wort 
gebrauche); Strabon irre, wenn er sage), Homer erwähne die Epeer- 
stadt Olenos nicht; vielmehr sei die olenische Akropolis des Schiffs- 
katalogs offenbar mit ihr identisch; seit aber Strabon jene Worte 
geschrieben, seien ihm alle späteren Geographen blindlings gefolgt ἢ. 
Wenn demnach Curtius Recht hat, so ist auf-der Karte statt des ole- 
nischen Felsens die Stadt Olenos anzusetzen. Nach Bursian ist unter 
der πέτρη ᾿Θλενίη das Gebiet des später achaiischen Olenos zu ver- 
stehen, wie die Vergleichung der von Strab. p. 342 erhaltenen Verse 
des Hesiodos (fr. 216 Göttling) lehre’). Des aleisischen Hügels 
wird unten bei der Stadt Aleision Erwähnung geschehen. 


3. Flüsse. Hierher gehört: 


a. Der kleine Fluss Iardanos (ὃ ᾿Ιάρδανος), an welchem die 
Stadt Pheia lag®j, und welcher von dem gleichnamigen Flusse in 
Krete’) zu unterscheiden ist. Curtius erkannte denselben in einem 
grossen Giessbache, der an der Nordseite des 400 Fuss hohen Berges 
Skaphidi mündet). Uebrigens sucht Olshausen?) den Nachweis zu 
geben, dass Φειά = δὴ und ’lapdavos = 777° ihren Ursprung auf phoi- 
nikische Niederlassungen zurückführen. 

Ὁ. Hierher ziehen Manche, wie z. B. ©. Müller!®), auch den 


Fluss Enipeus, an welchem der Odyssee !!) zufolge Poseidon mit der 
Tyro den Pelias und Neleus zeugte, den aber Andere für den thessali- 


ἡ Strabon. VIII, 3, 10 Kr.: πέτρην ὃ Ὠλενίην εἰχάζουσι τὴν νῦν Σκόλλιν. 
) Strabon. IX, 1, 16 Κα. : ἐπὶ δὲ τῇ πέτρᾳ τὸ τῆς ᾿Αϑηνᾶς ἱερόν. 


τῷ 


3) Strabon. VII, 1, 4 Κα. : 6 δὲ ποιητὴς τοῦ μὲν ἐν ᾿Αγαΐᾳ ᾿Ωλένου οὐ μέμνηται. 
4) $S. Curtius, Peloponnesos. Bd. 1, S. 429 und 8. 451, Anm. 9. 

5) Bursian, Geogr. von Griechenl. IIb, S. 323. Anm. 1. 

8 


) Η 18ὅ: Φειᾶς πὰρ τείχεσσιν, ᾿Ιαρδάνου ἀμφὶ ῥέεϑρα. 
) 1.295: ἦἢχι Κύδωνες ἔναιον ᾿Ιχρδάνου ἀμφὶ ῥέεθρα. Vgl. Krete (unten ὃ 54). 
) Peloponnesos. Bd. I, 5. 45. Vgl. Boblaye, Rech. p. 131. Leake, 
Pelop. p. 214. Forbiger, Handb. Bd. III, 5. 977 (wo fälschlich E 135 st. 
H 135 eitirt ist). Ueber den Iardanos und dessen angebliche Identität mit dem 
Akidas oder Akidon, einem Nebenflusse des Anigros, s. Bursian, Geogr. von 
Griechen]. ΠΡ, S. 281. : 

9) S. Rhein. Museum. N. F. Jahrgang 5 (1853). S. 321—3410. Speciell hierher 
gehört 8. 324. 

1) Orchomenos, 8.371 (1. Aufl.). 


κεν 20 τ" - ιν τ 33 - BEN - (4 
1) 1238: Ἐνιπῆος ϑείοιο, | ὃς πολὺ χάλλιστος ποταμῶν ἐπὶ γαῖαν ἵησιν χτέ: 


[2] 


A 


ἀρ δοθέν 


Fluss erklären, der auf dem thessalischen Berge Othrys ent- 
und sich in den Apidanos ergiesst. Jener peloponnesische 
ὧς ss entsprang aus der bei der gleichnamigen Stadt befindlichen Quelle 

£ Salmone, fiel in den Alpheios und hiess zu Strabon’s Zeit Barni- 
ehios!). Nach Curtius ist der heutige Lestanitzabach mit dem Eni- 
peus identisch ?). 

6. Nach Strabon ?) gehört hierher auch der Fluss Sell&eis (ὁ Σελ-- 
Ansıc), der auf dem Gebirge Pholo& entsprang, an welchem Ephyre 
lag®), und der zwischen dem Peneios und Alpheios strömte, während 
Andere diese Stadt Ephyre nach Thesprotien versetzen. Strabon hält 
den Ladon für den homerischen Selleeis’). 

Das Contingent, welches die Epeier für den troianischen Zug 
stellten, belief sich auf vierzig Schiffe δ). 

4. Städte. Diese sind nach der Ordnung des Schiffskatalogs: 

a. Buprasion (τὸ Bourpastov), im nördlichsten Theile von Elis 
gelegen’). Bis hierher verfolgte der jugendliche Nestor mit den Py- 
liern die flüchtigen Epeier, nachdem dieselben in der Schlacht besiegt 
waren‘. Als Bewohner der Stadt werden von Homer ausdrücklich die 
Epeier genannt, indem er sagt, dass die Epeier den (Epeierfürsten) 
Amarynkeus in Buprasion bestattet hätten®). Die Fruchtbarkeit des 
Gebietes von Buprasion deutet der Dichter dadurch an, dass er ihm 
das Epitheton πολύπυρον beilegt!"). Strabon sagt, dass Buprasion 
ohne Zweifel ein bedeutender Ort in Elis gewesen sei, der aber zu 
seiner Zeit nicht mehr existirt habe; nur die Gegend an der Strasse 
von der Stadt Elis nach Dyme habe noch so geheissen ἢ. Ein Fluss, 


1) Strabon. VIII, 3, 32 Kr.: ἡ δὲ Σαλμώνη πλησίον ἐστὶ τῆς δυιωνύμου χρήνης, 
ἐξ ἧς ῥεῖ ὁ νιπεύς - ἐμβάλλει δ᾽ εἰς τὸν ᾿Αλφειόν, χαλεῖται δὲ νῦν Βαρνίχιος. 

2) Curtius, Peloponnesos. Bd. II, S. 72. Leake hingegen (Mor. II, p. 192) 
findet den En. in dem Flusse von Floka wieder. Vgl. Forbiger, Handb. Bd. IH, 
S. 977. 


3) Strabon. VIII, 3,5Kr.: ὁ Σελλήεις ὑπὸ τοῦ ποιητοῦ λεγόμενος, ῥέων &x Φολόης" 
ἐφ᾽ ᾧ Ἔφυρα πόλις, ἑτέρα τῆς Θεσπρωτιχῆς χτέ. Schlegel, de geogr. Hom. comm. 
P- 47. 

ἢ B 659. 


5) S. darüber Curtius, Peloponnesos. Bd. II, S. 39. Leake (Mor. 1, p. 6 ἢ) 
identificirt den Sell&eis mit dem Peneus. Vgl. Forbiger, Handb. Bd. III, S. 977 

6) Β 618: τῶν ad τέσσαρες ἀρχοὶ ἔσαν), δέχα δ᾽ ἀνδρὶ ἑκάστῳ | νῆες ἕποντο ϑοαί, 
πολέες ὃ᾽ ἔμβαινον Erst. Als jene Befehlshaber werden, ausser Diores, im 
Folgenden Amphimachos, Thalpios und Polyxeinos genannt. 


ἢ B 615. 
8) A 754: τόφρα γὰρ οὖν ἐπόμεσϑα (wir Pylier) διὰ σπιδέος πεδίοιο, | χτείνοντές τ 
αὐτοὺς ἀνά T ἔντεα χαλὰ λέγοντες, | ὄφρ ἐπὶ Βουπρασίου πολυπύρου βῆσαμεν ἵππους. 


9) W630: χρείοντ᾽ ᾿Αμαρυγχέα ϑάπτον Ἐπειοὶ | Βουπρασίῳ. 
10) N 756: Βουπρασίου πολυπύρου. 
it) Strabon. VIII, 3, 8 Κα. : ἦν δ᾽, ὡς ἔοιχε, κατοιχία τῆς λείας τὸ Βουπράσιον 


240 Europa. 


der jetzt mit trägem Wasser durch den dichten Eichenwald von Ali- 
Tschelebi schleicht, ist nach Curtius mit dem Flusse Buprasios iden- 
tisch, und 20 Minuten südlich von demselben hat man in der Nähe 
eines Klostergehöftes Reste alter Ansiedlung (vielleicht die Ruinen 
Buprasions) gefunden ἢ). ὄ 

Ὁ. Hyrmine (ἢ ᾿ἵρμίνη) 2), eine Stadt auf dem Vorgebirge 
gl. N. Der Gründer der Stadt war nach Pausanias Aktor, der Enkel 
des Lapithos und Sohn des Phorbas und der Hyrmine). 


Strabon bezeichnet Hyrmine als eine kleine Stadt, die aber zu 
seiner Zeit nicht mehr existirt habe; nur ein Vorgebirge in der Nähe 
von Kyllene heisse noch Hormina oder Hyrmina®). Curtius 
erkennt die Ueberreste Hyrmine’s in der kyklopischen Burgmauer auf 
der Landzunge von Kunupeli, die vielleicht das älteste nachweisbare 
Denkmal der elischen Geschichte sei, da die Stadt für eine Gründung 
Aktor’s gegolten habe, von dem sie nach seiner Mutter, der Tochter 
des Epeios, benannt sei’). (Leake hält den Ort für Kastro Tornese®), 
während Boblaye ihn viel weiter im Norden am Vorgebirge Araxos 
bei Kunupeli ansetzt”). Forbiger stimmt Leake bei®)). 

c. Myrsinos (ἡ Mopswos)°), südlich von Buprasion, an der 
Stelle des späteren Myrtuntion, auf dem Wege von Dyme nach Elis, 
wie Strabon βαρ). Homer nennt die Stadt an der äussersten 
Gränze gelegen (ἐσχατόωσα 11)), wahrscheinlich, weil sie unweit der 
Meeresküste (nach Strabon 12) 70 Stadien von der späteren Stadt Elis 
entfernt) lag. Der Lage von Myrsinos entsprechen nach Curtius un- 


G - υ) νι - f 
ἀξιόλογος, ἣ νῦν οὐχέτ᾽ Eortty‘ ἡ δὲ χώρα χαλεῖται μόνον οὕτως 


wu 


πὶ Δύμην ἐξ Ἤλιδος τῆς νῦν πόλεως. 

ἡ Curtius, Peloponnesos. Bd. II, S. 36. 2) B 616. 

3) Pausan. V, 1, 11 Schub. : Axtwp yap πατρὸς μὲν Φόρβαντος ἣν τοῦ Λαπίϑου, 
μητρὸς δὲ Ὑρμίνης τῆς 'Ererod‘ χαὶ ᾧχισεν ἀπ᾽ αὐτῆς | Axtop πόλιν Ὑρμίναν ἐν τῇ 
Ἠλείᾳ. 

4) Strabon. VIII, 8, 10 Kr.: Ὑρμίνη μὲν οὖν πολίχνιον ἦν, νῦν ὃ οὐκ ἔστιν " ἀλλ᾽ 
ἀχρωτήριον πλησίον Κυλλήνης ὀρεινόν ἐστι, χαλούμενον “Ὅρμινα ἢ Ὕρμινα. 

ὅ Curtius, Peloponnesos. Bd. II, 8. 33. 

6) Mor. U, p. 176. 7) Rech. p. 119. 

8) Handb. der alten Geogr. Bd. III, S. 978, Anm. 19. Vgl. Bursian, Geogr. 
von Griechenl. ΠΡ, S. 308. 

9) Β 616. 

10) Strabon. VIIL, 3, 10 Kr.: Μύρσινος δὲ τὸ νῦν Μυρτούντιον, ἐπὶ ϑάλατταν χαϑῆ- 
χουσα χατὰ τὴν ἐκ Δύμης εἰς Ἦλιν ὁδὸν χατοιχία. e 
'ı) B 616: Möpswos ἐσχατόωσα. 


/ 


13) Strabon. VIII, 3, 10 Kr.: στάδια τῆς Ἠλείων πόλεως διέχουσα ἑβδομήκοντα. 


Grechenland, 241 


 gefähr die Ruinen bei Kalötikos'). (Leake und Boblaye identifi- 
_ eiren es mit dem jetzigen Kionia bei Mazi?)). 


ἃ. Aleision (τὸ ᾿Αλείσιον) ἢ), ein Ort in der Nähe von Amphi- 
dolis, im südlichen Theile von Elis, an dem von Elis nach Olympia 
führenden Gebirgspfade; zu Strabon’s Zeiten hiess er Alesiaion 
(᾿ Αλεσιαῖον ἢ). Seine Lage lässt sich nicht genauer bestimmen Ὁ): 
Ausserdem erwähnt Homer einen Hügel bei Aleision ®). 

Dies sind die im Schiffskataloge aufgeführten Städte von Elis. 
Ausserdem gehört noch hierher: 

e. Kyllene {n Κυλλήνη), Hafenstadt in Elis’), welche freilich 
bei Homer nur insofern Erwähnung findet, als Otos, ein Anführer der 
Epeier, ein Kyllenier genannt wird®). Wahrscheinlich ist Kyllene 
nördlich von der Lagune von Kotiki in den Sümpfen von Manolada 
anzusetzen). 

Die Stadt Ephyre, welche Schlichthorst ausserdem noch hier 
anführt 10), gehört vielmehr aller Wahrscheinlichkeit nach zu Thespro- 
tien (Epeiros),, wo der Leser sie erwähnt findet. 


f. Endlich ist noch, wenn Strabon recht berichtet, die Stadt 
Pheia (n Φειά), hierher zu ziehen, welche zu Elis Pisatis gehörte, 
unter der Oberherrschaft der Epeier stand und nach Homer am Flusse 
Tardanos lag!!). Nach Curtius nimmt die heutige Burg Pontiko- 
kastro die Stelle der alten Ortschaft Pheia ein!?2). (Nach Leake und 


ἡ Curtius, Peloponnesos. Bd. II, S. 36. 

2) Leake, Mor. II, p. 169. Boblaye, Rech. p. 120. Forbiger, Handb. 
Bd. III, S. 978. 

3) B 617. 

4) Strabon. VIII, 3, 10 Kr.: τὸ δ᾽ ᾿Αλείσιόν ἐστι τὸ νῦν ᾿Αλεσιαῖον, χώρα περὶ 
τὴν ᾿Αμφιδολίδα -" χεῖται δὲ ἐπὶ τῆς ὀρεινῆς ὁδοῦ, τῆς ἐξ Ἤλιδος εἰς ᾿Ολυμπίαν. 

5) Leake, Mor. II, p. 185. Boblaye, Rech. p. 130. Forbiger, Handb. 
Bd. ΠῚ, 5. 979. 

6) A 757: ᾿Αλεισίου ἔνϑα χολώνη | χέχληται. Ueber die Lage Aleisions vgl. 
Curtius, Peloponnesos. Bd. II, S. 40. 

7) Strabon. VIII, 3,4 Kr.: τὸ τῶν Ἠλείων ἐπίνειον ἡ Κυλλήνη᾽ — μέμνηται δὲ 
τῆς Κυλλήνης ταύτης χαὶ Ὅμηρος, λέγων Ὦτον ἸΚυλλήνιον ἀρχὸν ᾿᾿πειῶν. 

8, Ὁ 518: Πουλυδάμας δ᾽ Ὦτον Κυλλήνιον ἐξενάριξεν, | — μεγαϑύμων ἀρχὸν 
Ἐπειῶν. 

9 Bursian, Geogr. von Griechen]. IIb, S. 308. Vgl. Leake, Mor. II, p. 163. 
Boblaye, Rech. p. 120. Forbiger, Handb. Bd. III, 5. 978. 

10) Geogr. Hom. p. 55. 

11) Strabon. VIII, 3, 12 Kr.: εἶτ᾽ ἄκρα Φειά ἦν δὲ χαὶ πολίχνη " ᾿ Φειᾶς πὰρ. τεί- 
γεσσιν, Ἰαρδάνου ἀμφὶ ῥέεϑρα (H 135)" - ἔστι γὰρ καὶ ποτάμιον πλησίον. ἔνιοι δ᾽ ἀρχὴν 
τῆς Πισάτιδος τὴν Φειάν φασι. Indess lasen nach Strabon. VIII, 3, 21 einige Kritiker 
Η 135 statt Φειᾶς : Χάας. 

12) Curtius, Peloponnesos. Bd. 11, S. 45. 


Buchholz, Homerische Realien. 18, 16 


Α 
ΝΟ... 

“ 
a. 


242 : Europa. 


Boblaye ist Ph. am Vorgebirge Ichthys, an der Mündung des Iarda- 
nos zu suchen und mit dem heutigen Katakolo identisch ')). 

Wenn endlich Schlichthorst noch Pherai als eine Stadt des 
pisatischen Elis hierher rechnet, so stützt er sich dabei an der betref- 
fenden Stelle der Odyssee?) auf die verwerfliche Lesart ᾧεράς, statt 
deren ᾧεάς herzustellen ist, wodurch dann die ebengenannte Stadt 
Pheia bezeichnet wird. 

5. Von Inseln in der Nachbarschaft von Elis ist bei Homer nur 
im Allgemeinen die Rede°), und keine derselben wird speciell nam- 
haft gemacht. 


A. Inseln bei Griechenland. 


$ 53. 
I. Euboie (ἡ EöBoin)d). 

1. Allgemeines. 

Euboie ist seit Homer’s Zeiten stehender Name (denn die Insel 
führte in alten Zeiten mehrere Benennungen’)) für die bedeutende 
Insel, welche sich auf der östlichen Seite von Griechenland oberhalb 
Attike’s im aigaiischen Meere erstreckt und heute die Namen Euri- 
pos und Euboia führt). Diese Lage der Insel schwebt dem 
Dichter vor, wenn er den Alkinoos sagen lässt, dass sie von Scherie 
bedeutend entfernt 561 7) ; nimmt man nämlich an, wie es aller Wahr- 


1) Leake, Mor. II, p. 189. Boblaye, Rech. p. 131. Forbiger, Handb. 
Bd. III, S. 980. Vgl. Bursian, Geogr. von Griechenl. IIb, S. 281. 301. 

2) 0297: ἡ δὲ (ναῦς sc.) Φεὰς (nicht Φερὰς) ἐπέβαλλεν, --- ἠδὲ παρ Ἤλιδα ὃῖαν, 
ὅϑι χρατέουσιν ’Ereist. Vgl. Forbiger, Handb. Bd. III, 5. 980 unter Phea. 
Schlegel, de geogr. Hom. comm. p. 40. Anm. m), der aber Pheia nach Py- 
los setzt. 

3) © 346: οὔϑ᾽ ὅσσοι χραναὴν Ἰϑάχην χάτα χοιρανέουσιν, | 06% ὅσσοι γήσοισι πρὸς 
Ἤλιδος ἱπποβότοιο. 

ἢ Β 590 ff. Ueber Euboie vgl.: Pflugk, rerum Euboicarum spec. Gedani, 
1829. 4. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. III, S. 1018 ff. mit den Noten. 
Schirlitz, Handb. der alten Geogr. S. 232 f. Paul Lucas Voy. I. ch. 39. 
p- 2811 Thompson, Trav. H, p. 61f. Wheler, Voy. I, p. 561f. O. Dap- 
per, deser. des isles de l’Archipel. Amst. 1703. p. 286 f. Fiedler, Reise. I, 
S. 420—506. Stephani, Reise. 5. 18 ff. Leake, N. Gr. II, p. 176. 254 ff. 422 f. 
435 ff. IV, p. 352. 

5) Strabon. X z. Anf. 

6) Die Neugriechen nennen die Insel Εὔριπος (gesprochen : Evripos) oder Εὔβοια 
(gesprochen : Evvia). Negroponte ist die alte venetianische Corruption. 

7) ἡ 319: οἱ δ᾽ ἐλόωσι γαλήνην, ὄφρ ἂν ἵχηαι | πατρίδα σὴν χαὶ δῶμα, καὶ εἴ πού 
τοι φίλον ἐστίν, | εἴπερ χαὶ μάλα πολλὸν ἑχατέρω ἔστ᾽ Εὐβοίης, | τὴν περ τηλοτάτω φάσ᾽ 
ἔμμεναι, οἵ μιν ἴδοντο | λαῶν ἡμετέρων. 


ἈΦ BETRRDR a re en "ἡ "δ ὦ ΡΣ De Β 


Griechenland. 243 


- 


lichkeit gemäss ist, dass Scherie mit Kerkyra identisch sei, so 
ee demnach Euboie auf der gerade entgegengesetzten Seite des Pe- 
 loponnes. Eine genauere Lagenbestimmung ergiebt sich aus den 
Worten des Dichters, dass die (opuntischen) Lokrer der Insel Euboie 
gegenüber wohnten, d. h. auf der entgegengesetzten Seite des euboi- 
ischen Meeres. An dieser Stelle wird zugleich der Insel das Epitheton 
heilig (ispr) beigelegt!). Die Bewohner derselben waren zur Zeit 
des troianischen Krieges die Abanten, welche nach Strabon ein 
thrakischer Volksstamm und aus der phokischen Stadt Abai 
("Aßaı) eingewandert waren, wofür er die Autorität des Aristoteles 
anführt; indess fügt er hinzu, dass nach einer zweiten Ansicht der 
Name Abanten von irgend einem Heros und der Name Euboie von 
einer Heroine seinen Ursprung habe?). — Den kriegerischen Cha- 
rakter der Abanten erkennt der Dichter an, indem er ihnen die Epi- 
theta muthathmend (μένεα πνείοντες) 5), rasch (doof) und Speer- 
schwinger (atyurrat) beilegt, wobei er hinzusetzt, sie seien begierig, 
mit ausgestreckten Lanzen die Panzer anf der Brust der Feinde zu zer- 
schmettern ἢ. Ausserdem heissen sie ὄπιϑεν χομόωντες ), womit der 
Dichter auf die eigenthümliche Sitte der Abanten anspielt, den 
Vorderkopf kahl zu scheren und nur die Haare des Hinterhauptes 
wachsen zu lassen, damit, wie Eustathios interpretirt, kein Feind sie 
bei den Haaren fassen könnte. 

Von grosser Bedeutung waren die Kupfer- und Eisenbergwerke 
für die Insel, insofern sie seit früher Zeit den Bewohnern einen lucrativen 
Erwerbszweig gewährten. Dafür spricht auch der Umstand, dass sie an- 
fangs den Namen XaAxtsführte, der dann später auf eineihrer bedeutend- 
sten Städte überging‘). Ihre Hauptfundstätte für Eisen und Kupfer 
war die lelantische Ebene, wo ein Bergwerk beide Metalle lieferte; 


ἢ B535: Λοχρῶν, οἱ ναίουσι πέρην ἱερῆς Εὐβοίης. Dass πέρην hier die oben 
angegebene Bedeutung habe, beweis’t Buttmann (Lexil. 2, 8.27). Heyne und 
Wood hingegen erklären es durch jenseits und folgern aus dieser Stelle, dass 
Asien oder eine asiatische Insel Homer's Heimath gewesen sei. 

2) Strabon. X, 1,3 Kr.: φησὶ δ᾽ ᾿Αριστοτέλης ἐξ "Αβας τῆς Φωχιχῆς Θράχας ὃρ- 
υηϑέντας ἐποιχῆσαι τὴν νῆσον zur ἐπονομάσαι Αβαντας τοὺς ἔχοντας αὐτὴν οἱ δ᾽ ἀπὸ 
ἥρωός φασι, χαϑάπερ χαὶ Εὔβοιαν ἀπὸ ἡρωίνης. Vgl. Schlegel, de geogr. Hom. 
comm. p. 20 sq. 

3) B 536: μένεα πνείοντες "Aßuvres. 

ἢ B 542: τῷ (dem Elephenor) ὃ ἅμ Αβαντες ἕποντο ϑοοί, ὄπιϑεν χομόων- 
πες, | αἰχμιηταί, μεμαῶτες ὀρεχτῇσιν μελίῃσιν | ϑώρηκας ῥήξειν δηΐων ἀμφὶ στήϑεσσιν. 

5) B 542, wie eben eitirt. 

6) Steph. Byz. 5. νυ. Χαλχίς τινὲς δὲ Χαλκιδεῖς φασι χληϑῆναι διὰ τὸ χαλχουργεῖα 
πρῶτον παρ αὐτοῖς ὀφθῆναι. 

16 * 


UN 2 
„ta = 


>  π- « u . ” u = 


΄ 


244 Europa. 


indess gewährten die Gruben schon zu Strabon’s Zeit keine Ausbeute 
mehr und standen verlassen, wie die Silbergruben Laurions !). 


Für die troianische Expedition stellte Euboie 40 Schiffe unter dem 
Oberbefehl des Elephenor 2). 

Die von Troia nach Griechenland zurückkehrenden Achaier führte 
die kürzeste Fahrstrasse von Lesbos aus gerade auf Euboie zu. Diese 
ging nämlich oben um Chios herum über Psyrie, und dann in gerader 
Linie nach Euboie. Der längere Weg führte unterhalb Chios zwischen 
Chios und dem kleinasiatischen Vorgebirge Mimas vorüber und dann 
durch die Kykladen hin >). 

2. Gebirge. Bei Homer werden eigentliche Gebirge nicht er- 
wähnt; doch sind nach Quintus Smyrnaeus!) wahrscheinlich die 


[4 


gyraiischen Felsen (l'upat πέτρα!) hierher zu setzen, und zwar 
nach Kaphereus, dem südöstlichen Vorgebirge von Euboie. 

3. Städte. Zunächst werden im Schiffskataloge die folgenden 
sieben erwähnt): 

a. Chalkis (Χαλχίς), jetzt officiell und auch volksthümlich wieder 
Chalkis, die bedeutendste Stadt der Insel an der schmalsten Stelle des 
Euripos. Sie ist nicht mit den gleichnamigen Städten in Elis und 
Aitolien zu verwechseln, daher Pausanias sie durch den Zusatz am 


x) 


1 Strabon. X, 1, 9 Kr.: χαὶ μέταλλον δ᾽ ὑπῆρχε ϑαυμαστὸν χαλχοῦ χαὶ σιδήρου 
χοινόν, ὅπερ οὐχ ἱστοροῦσιν ἀλλαχοῦ συμβαῖνον " νυνὶ μέντοι ἀμφότερα ἐχλέλοιπεν. Plut. 
de def. orac. e. 43. p. 434A. Fiedler, Reise in Griechenl. I, 441. 448. II, 
559. 561. B. Büchsenschütz, die Hauptstätten des Gewerbfleises im klassi- 
schen Alterthume. Gekrönte Preisschrift der fürstl. Jablonowski'schen Gesellschaft 
zu Leipzig. Leipzig, bei S. Hirzel. 1869. 5. 33. Dr. Hugo Blümner, die ge- 
werbl. Thätigkeit der Völker des klassischen Alterthums. Gekrönte Preisschrift der 
fürstl. Jablonowski'sschen Gesellschaft zu Leipzig. Leipzig, bei S. Hirzel. 1869. 
8. 86 ἢ. 

2) B545: τῷ (dem Elephenor) © ἅμα τεσσαράχοντα μέλαιναι νῆες ἕποντο. 

8). 1.109: ἐν Λέσβῳ δ᾽ ἔχιχεν (Menelaos) δολιχὸν πλόον ὁρμαίνοντας" | ἢ χαϑύ- 
περϑε Χίοιο νεοίμεϑα παιπαλοέσσης, | νήσου ἔπι Ψυρίης, αὐτὴν ἐπ᾽ ἀριστέρ᾽ ἔχοντες, | ἢ 
ὑπένερϑε Χίοιο, παρ ἠνεμόεντα Μίμαντα. | ἠτέομεν δὲ ϑεὸν φῆναι τέρας" αὐτὰρ ὅ γ᾽ 
ἡμῖν | δεῖξε, χαὶ ἠνώγει πέλαγος μέσον εἰς Εὔβοιαν | τέμνειν, ὄφρα τάχιστα ὑπὲχ χαχό- 
τητα φύγοιμεν. ς 

ἢ Posthom. IA, 568 Koechly: δὴ γάρ οἱ νεμέσησεν ὑπέρβιος Ἐννοσίγαιος, | εὖτέ 
μὴν εἰσενόησεν ἐφαπτόμενον χερὶ πέτρης | Γυραΐης, χαί οἱ μέγ᾽ ἐχώσατο" σὺν δ᾽ ἐτί- 
ναξε | πόντον ὁμῶς χαὶ γαῖαν ἀπείριτον᾽ ἀμφὶ δὲ πάντῃ | χρημνοὶ ὑπεχλονέοντο Κα- 
φηρέος. ; 

5) B 536: οἱ δ᾽ Εὔβοιαν ἔχον μένεα πνείοντες ΓΛβαντες, | Χαλκίδα τ᾽ Εἰρέτριάν 
τε πολυστάφυλόν ὃ᾽ Ἱστίαιαν Κήρινϑόν τ᾽ ἔφαλον Δίου τ᾽ αἰπὺ πτολίεϑρον, | οἵ τε 
Κάρυστον ἔχον MB οἱ Σ τύρα ναιετάασκον, | τῶν αὖϑ' ἡγεμόνευ᾽ ᾿λεφήνωρ, | ὄζος 


"Apnos. 


Griechenland. 245 
| s näher bestimmt'!). Der Name dieser Stadt hatte anfangs 
an οϑ Ἰμνοὶ gehaftet, ging aber dann auf die erstere über, weil sie be- 
deutende Eisen- und Kupferbergwerke besass 2). 

b. Eretria (Eitperpin, des Metrums wegen statt ’Eperpıo), eben- 
falls auf der Westküste, nach Chalkis die grösste und berühmteste Stadt 
Euboie’s. Dies Alt-Eretria, jetzt ein sogen. Palaeokastro ?), wurde im 
ersten Perserkriege zerstört und weiter nördlich Neu-Fretria angelegt). 

c. Histiaia (lotiara, att. "Estiara, später ᾿Θρεός) 5), wird vom 
Dichter als traubenreich (πολυστάφυλος) bezeichnet‘). Nach Stra- 
bon lag sie am Fusse des Berges Telethrios im sogen. Eichwalde 
(Δρυμός) am Flusse Kallas, und zwar auf einem hohen Felsen 7). 

ἃ. Kerinthos (Κήρινϑος), auf der Nordostküste unmittelbar am 
Meere gelegen, daher von Homer mit dem Epitheton ἔφαλος be- 
zeichnet‘); in der Nähe der Stadt strömte der Fluss Budoros (Βού- 
δωρος) vorüber, gleiches Namens mit dem salaminischen Vorgebirge?). 

6. Dion (Δῖον), auf der Nordwestseite an der gleichnamigen 
Landspitze, unweit des Vorgebirges Kenaion 1). Homer bezeichnet es 
als eine hochgelegene Stadt!!). 

f. Karystos (Κάρυστος), im südlichsten Theile der Insel, am 
Fusse des Berges Oche, nicht weit von Styra, war durch seine Mar- 


ἡ Pausan. VII, 7, 6 Schub. : ἐπὶ δὲ Εὐβοίᾳ χαὶ Βοιωτοῖς zul Φωχεῦσι Χαλκὶς ἣ 
πρὸς τῷ Εὐρίπῳ nee), 

2) Eustath. z. Dion. Per. 764: ἱστορεῖται δὲ χαὶ σιδήρου χαὶ γαλχοῦ μέταλλα εἶναι 
χατὰ τὴν Εὐβοϊχὴν Χαλχίδα χαὶ ὅτι ἄριστοι ἐχεῖ σιδηρουργ οἱ" χαὶ ὅτι οὐ μόνον ἐχεῖ 
πρῶτον ὥφϑη γχαλχεῖα, ἀλλὰ zul πρῶτοι γαλχὸν ἐχεῖ ἐνεδύσαντο Κούρητες μετὰ Διός. 
Vol. Eustath. zu B 537. H. Blümner, die gewerbl. Thätigkeit u. 5. w. S. 86. 87. 
mit Anm. 1. Ueber die Bergwerke und die Industrie von Chalkis 5. Dondorff, 
de rebus Chalcidens. Hal. 1855. 

3) Leake, N. Gr. H, p. 439. 

ἢ Forbiger, Handb. Bd. III, S.1020.1021. Anm. 61 mit den Nachweisungen. 

5) Forbiger, das. S. 1020. Stephani, Reise. 8. 33f. 

6) B 537: πολυστάφυλόν 9° “Ἱστίαιαν. 

Ἢ Strab. X, 1,4 Kr.: χεῖται (Ἱστίαια) 9 ὑπὸ τῷ Τελεϑρίῳ ὄρει ἐν τῷ Δρυμῷ χα- 
λουμένῳ παρὰ τὸν Κάλλαντα ποταμὸν ἐπὶ πέτρας ὑψηλῆς. 

8) B 538: Κήρινθϑόν τ ἔφαλον. 

9) Strab. X, 1, 5 Kr.: Ἱκήρινϑος πολείδιον ἐπὶ τῇ ϑαλάττῃ ἐγγὺς δὲ Βούδορος 
(so schreibt Kr. nach Handschriften st. Βούδωρος) ποταμὸς ὁμώνυμος τῷ χατὰ τὴν 
Σαλαμῖνα ὄρει πρὸς τῇ ᾿Αττιχῇ. Nur hat dies Vorgeb. die neutrische Namensform 
(Boböwpov). S. über Budoros: Forbiger, Handb. Bd. III, S. 1021, Note 61. 

10) 5. Forbiger das. 5. 1020. Strab. X, 1,5 Kr.: ἔστι δ᾽ ἐν τῷ Θρεῷ τούτῳ τό 
τε Κήναιον, χαὶ ἐπ αὐτῷ τὸ Δῖον. 

11) B 538: Δίου T αἰπὺ πτολίεϑρον. 


246 Europa, 


morbrüche | berühmt ἢ. Pomponius Mela bezeichnet diese Stadt 
und Chalkis als die reichsten Städte Euboie’s ἢ). 

g. Styra (Στύρα), südöstlich von Eretria, jetzt Stura®), nach 
Strabon unweit Karystos!). Nach Pausanias waren die Einwohner 
von Styra (οἱ Στυρεῖς) ursprünglich Dryopen, verschmähten aber diesen 
Namen’). 

Ausser diesen im Schiffskatalog angeführten Städten finden wir 
noch erwähnt: 

h. Geraistos (l'’epaıoröc), im äussersten Süden Euboie’s an der 
gleichnamigen Landspitze, jetzt Cabo Mantelo oder Lion. Nach 
Strabon hatte dieser Ort einen berühmten Tempel des Poseidon und 
eine beträchtliche Einwohnerzahl®). Dass auch schon in der troiani- 
schen Zeit der Poseidoncultus hier blühte, scheint daraus hervor- 
zugehen, dass die von Troia heimkehrenden Achaier nach ihrer Lan- 
dung bei Geraistos hier dem Poseidon Opfer brachten”). 

Wenn endlich Schlichtherst®) hierher noch Aigai zieht, so 
ist dies durchaus hypothetisch, und es ist wahrscheinlicher, dass an 
den einschlagenden Stellen®) vielmehr die Stadt in Achaia zu ver- 
stehen ist. Genauer haben wir diesen Punkt schon oben bei Gelegen- 
heit von Aigialos besprochen. 


δ 54. 
II. Krete ((n Κρήτη, αἱ Κρῆταιυ), jetzt Candia!9. 


1. Name und Beschaffenheit der Insel. Was die home- 
rische Namensform betrifft, so wechselt die singularische Form Kpy- 


ἡ Strab. X, 1, 6 Kr.: Κάρυστος δέ ἐστιν ὑπὸ τῷ ὄρει τῇ Οχῃ᾿ πλησίον δὲ τὰ 
Στύρα καὶ τὸ Μαρμάριον, ἐν ᾧ τὸ λατόμιον τῶν Καρυστίων κιόνων ze. Vgl. For- 
biger, Handb. Bd. III, S. 1021. Anm. 61. 

2) De sit orb. II, 7: verum opulentissimae Carystos et Chaleis. 

3) 8. Forbiger ἃ. ἃ. Ὁ. Leake, N. Gr. II, p. 436. 

4) Strab. X, 1, 6 Kr.: Κάρυστος δέ ἐστιν ὑπὸ τῷ ὄρει τῇ Οχῃ πλησίον δὲ τὰ 
Iröpu.(Forbiger ἃ. ἃ. Ὁ. accentuirt τὰ Στυρά). 

5) Paus. IV, 34, 11 Schub.: εἰσὶ γὰρ καὶ οἱ Στυρεῖς Δρύοπες τὸ ἐξ ἀρχῆς" -- 
ἀλλὰ οἱ μὲν Στυρεῖς χαλεῖσϑαι Δρύοπες ὑπερφρονοῦσι. Herod. VII, 46: Στυρέες δὲ 
τὰς αὐτὰς παρείχοντο νῆας τὰς χαὶ ἐπ᾽ ᾿Αρτεμισίῳ -, ἐόντες - οὗτοι Δρύοπες. 

6) Strab. X, 1, 1 Kr.: ἔχει (Γεραιστὸς) δ᾽ ἱερὸν Ποσειδῶνος ἐπισημότατον τῇ ταύτῃ 
χαὶ κατοικίαν ἀξιόλογον. Vgl. Forbigera.a. O. 5. 1021. 

7) 1 177: ἐς δὲ Γεραιστὸν | ἐννύχιαι χατάγοντο " Ποσειδάωνι δὲ ταύρων [πόλλ᾽ ἐπὶ 
pip ἔϑεμεν, πέλαγος μέγα μετρήσαντες. 

8) Geogr. Hom. p. 111. 112. 9) N 21. e 381. 

10) Im Munde der heutigen Griechen heisst die Insel Kriti, in dem der Türken 
Kirid. Vgl. über sie und ihre Alterthümer ausser den Aelteren: (Darüber For- 


nr BR Be ea 


Griechedlhund, > 2 247 


τῇ ῃ. mit der pluralischen Kprrtar?), wie denn Homer auch bei anderen No- 
_ minibus proprüs, z. B. Μάλειαι und ᾿Αϑῆναι, dieDoppelform zulässt. Die 
u liegt nach der Schilderung, welche Homer dem Odysseus in den 
Mund legt®), mitten im Meere, ist schön und fruchtbar, aussererdent- 
lich volkreich und zählt 90 oder der Boiotie zufolge ἢ gar 100 Städte. 
Dass Krete schon in alter Zeit eine verhältnissmässig bedeutende 
Land- und Seemacht besass, beweis’t der Umstand, dass Idomeneus 
80 Schiffe nach Troia führte), — ein Contingent, welches nur denen 
des Agamemnon und Nestor nachstand, obwohl die Städte, welche 
dasselbe stellten, sich nicht über die ganze Insel ausdehnten $). 


Die Epitheta, welche Homer der Insel Krete beilegt, sind: aus- 
gedehnt (eöpeia)?), rings umflossen (περίρρυτος) °) und mit hun- 
dert Städten (ἑχατόμπολις) ?). | 


Wenn übrigens Homer von 90 oder 100 Städten spricht 10), so 
wird man, wie schon Schömann bemerkt hat!!), nicht wohl glauben, 
dass jede dieser Städte einen selbständigen Staat gebildet habe. Viel- 


biger, Handb. Bd. III, 5. 1031. Anm. 5) namentlich: Rob. Pashley, Travels in 
Crete. Cambr. and Lond. 1837. 2 Voll. 8. K.Hoeck, Kreta. 3 Bde. Götting. 
1823—29. 8. Sieber’s Reise nach der Insel Kreta. Leipzig, 2 Bde. 1822. 8. 
Prokesch, Denkw. I, S. 548—628. Κρητικὰ, συνταχϑέντα καὶ ἐχδοϑέντα ὑπὸ 
M. hast. Athen. 1842. 8. S. Leipz. Rep. der Lit. 1843. S. 4813. — Inschr. 
bei Boeckh Corp. Inscr. (Gr. II, 2554—2612). 

1) B 649: Κρήτην ἑχατόμπολιν. 

2) ξ 199: ἐκ μὲν Κρητάων - εὐρειάων. Vgl. Ameis zud. St. Dagegen v 256: 
ἐν Κρήτῃ εὐρείῃ. 

8) τ 1172: Κρήτη τις γαῖ᾽ ἔστι, μέσῳ ἐνὶ οἴνοπι πόντῳ, | χαλὴ χαὶ πίειρα, περίρρυ- 
τος ἐν δ᾽ ἄνϑρωποι | πολλοί, ἀπειρέσιοι, χαὶ ἐννήχοντα πόληες. 

4) B 649. Schon Anm. 1 eitirt. 

5) B 652: τοῖσι (dem Idomeneus und Meriones) δ᾽ ἅμ᾽ ὀγδώχοντα μέλαιναι νῆες 
 Erovro. 

6) Hoeck, Kreta. Bd. II, S.182f.: “Die kretischen Städte, die der Sänger der 
Ilias im Katalog namentlich aufführt, liegen sämmtlich in den mittleren Theilen 
der Insel, meistens am Ida’. Vgl. Gladstone, homer. Studien. Bearbeitet von 
A. Schuster. Leipzig, Teubner 1863. S. 20. 

7) N453: Κρήτῃ ἐν εὐρείῃ. Vgl. v 256 und & 19. 

8) τ 112 ἢ. : Κρήτη - περίρρυτος. 

9) Β 649. Schon Anm. 1 eitirt. 

10) Nach Schlegel (de geogr. Hom. comm. p. 58) ist ἑχατόμπολις dichterisches, 
die Zahl abrundendes Epitheton, während der Dichter durch die zweite Angabe eine 
genauere Zahlenbestimmung beabsichtige. 

11) Griech. Alterth. Berlin, Weidmann. 1855. Bd. I, 8.298. Vgl. Hoeck, 
Kreta. Bd. II, 5. 443. 


248 Europa. 


mehr hatte eine beschränkte Zahl derselben autonome Verfassung, ' 
und um jede dieser Hauptstädte gruppirten sich dann mehrere kleinere, 
ihr untergeordnete Städte als Wohnsitze von Perioiken. In älteren 
Zeiten waren Knosos, Gortyn und Kydonia am bedeutendsten. 


2. Bewohner. Was die Bewohner Krete’s betrifft, so werden 
fünf verschiedene Volksstämme erwähnt, welche verschiedene Dia- 
lekte sprachen (ἄλλη © ἄλλων γλῶσσα μεμιγμένῃ : Achaier, Eteo- 
kreter, Kydonen, Dorier und Pelasger!). Offenbar redet 
hier Homer von der minoischen Zeitperiode, wo Krete in der höchsten 
Blüthe stand. Uebrigens zählt der Dichter, wie Hoeck bemerkt?), die 
Stämme nicht chronologisch auf, sondern er nennt nur die Haupt- 
factoren der Bevölkerung, wie sie vorzugsweise in Sprache und Dialekt 
ihre Stammesverschiedenheit beurkundeten; denn in der minoischen 
Zeit hatte in Krete bereits die Einwanderung und Colonisation unter 
Tektaphos oder Tektamos stattgefunden, deren Bestandtheile Dorier, 
Pelasger und Achaier?) ausmachten ). — Was die Eteokreter betrifft, 
so waren sie, wie schon der Name (wirkliche oder ächte Kreter) 
besagt, offenbar Autochthonen. Diese Bezeichnung konnte aber erst 
Sinn haben, als der Gegensatz zu den Colonisten gegeben war, d. ἢ. 
in der minoischen Zeit, nachdem Hellenen in Krete sich nieder- 
gelassen hatten. Daher wurden auch erst in der minoischen Periode 
Kreter zu den hellenischen Völkern gerechnet; denn vorher war die 
ganze Insel nur von Barbaren bewohnt), und eben diese galten in den 
Augen {der hellenischen Colonisten für Autochthonen. — Neben den 
Eteokretern sind auch die Kydonen als Autochthonen zu be- 
trachten ®) ‚welche einen alten und bedeutenden Stamm ausmachen 
und von Strabon, welcher der Autorität des Staphylos folgt, als das 
Hauptvolk des westlichen Theils der Insel erwähnt werden (sie 
waren am Flusse Iardanos sesshaft”)), während die Eteokreter, deren 


ἡ 7 175: ἄλλη δ᾽ ἄλλων γλῶσσα μεμιγμένη ἐν μὲν ᾿Αχαιοί, | ἐν δ᾽ ᾿ἘΕτεόχρητες 
μεγαλήτορες", ἐν δὲ Κύδωνες | Δωριέες τε τριχάϊΐχες δῖοι τε Πελασγοί. 
2) Kreta. Bd. I, 5. 140. 


3) Nach Eustath. zu τ 175 hatten die Achaier aus Mykenai nach llion’s Zer- 
störung sich unter Führung des Talthybios in Krete niedergelassen. 

4) S. Hoeck,;Kreta. Bd. 1, S. 141. 

5) Herod. I, 173: τὴν γὰρ Κρήτην εἶχον τὸ παλαιὸν πᾶσαν βάρβαροι. Vgl. 
Hoeck, Kreta. Βά.1, S. 141. 

6) Strab.'X, 4, 6 Kr.: τοὺς μὲν οὖν ᾿Ετεόχρητας χαὶ τοὺς Κύδωνας αὐτόχϑονας 
ὑπάρξαι εἰχός, τοὺς δὲ λοιποὺς ἐπήλυδας. Vgl. Gladstone, hom. Stud. 8. 21. 
Nach Mannert machten die Kydonen nur eine Abtheilung der Eteokreter aus. 


- 


Ἴ y 291: Κρήτῃ -, ἦχι Κύδωνες ἔναιον Ἰαρδάνου ἀμφὶ ῥέεϑρα. 


. 


ποὺ τ πονἍ 249 


4 


Ba“ E: er 
Ha ıptstadt Prason mit dem Heiligthum des diktaiischen Zeus war, den 


_ südlichen Theil innehatten '). 


Das Epitheton τριχάϊκες, welches Homer den Doriern beilegt?), 
bezieht sich darauf, dass in jedem dorischen Staate die drei Stämme: 


_ Hylleis, Dymanes (Dymanaten) und Pamphylen vertreten 


waren, — welche 'Trichotomie, wie OÖ. Müller bemerkt), der Nation 
so eigenthümlich war, dass schon Homer die Dorier die dreifach 
getheilten (tpıyaixes) nannte. Ein Fragment des Hesiodos er- 
klärt dies Epitheton ganz richtig von der Eintheilung des Landes nach 
den Geschlechtern ἢ. 


3. Flüsse. 
Von diesen wird der Iardanos erwähnt, an dessen Ufern die Kydo- 


nen wohnten 5), deren Hauptstadt, Kydonia, mit dem heutigen Hafen 


von Chanea identisch ist, wie die alten Hafenbauten zeigen, bei 
Homer aber nicht vorkommt). 


4. Gebirge. 

Von den schneebedeckten Gebirgen Krete’s ist nur im 
Allgemeinen die Rede’); selbst der höchste kretische Berg, der Ide, 
wird bei Homer nicht erwähnt. 

Nachträglich sei hier noch in Bezug auf die Bewohner Krete’s be- 


ἢ Strab. X, 4, 6 Kr.: τούτων φησὶ Στάφυλος τὸ μὲν πρὸς ἕω Δωριεῖς χατέχειν, 
τὸ δὲ δυσμιχὸν ζύδωνας, τὸ [δὲ] νότιον ᾿Ετεόχρητας, ὧν εἶναι πολίχνιον Πρᾶσον, ὅπου τὸ 
τοῦ Διχταίου Διὸς ἱερόν. Weiteres über die Eteokreter 5. beiHoeck, Kreta. Βά. 1, 
S. 142; über die Kydonen das. Βα. 1, S. 144. 

2) τ 177: Δωριέες τε τριχάϊχες. Schlegel (de geogr. Hom. comm. p. 57) 
meint, vielleicht sei dieser ganze Vers als Zusatz eines Rhapsoden zu streichen. 

3) Dorier. Bd. II, 5. 75 (1. Aufl.). Ausserdem vgl. Niebuhr, röm. Gesch. 
Bd. I, S.332 (3. Aufl.). Boeckh, Corp. inser. p. 579. 609. 667. Göttling zu 
Fragm. VII. des Hesiod. 

ἢ Fragm. VII. Göttl.: πάντες δὲ τριχάϊκες χαλέονται, | οὕνεκα τρισσὴν γαῖαν 
ἐχὰς πάτρης ἐδάσαντο. Andere leiten τριχάϊξ nicht von τρίχα, sondern von ϑρίξ ab 
und erklären: das Haupthaar frei herabwallen lassend. (τὰς τρίχας 
ἀΐσσοντες). So Doederlein (hom. Gloss. ὃ. 24), welcher bemerkt, dies passe 
völlig auf die Tracht der Dorier, bei denen Männer und Frauen das Haar in einen 


“ Busch über den Scheitel bänden, während es nach ionischer, die Barbaren nach- 


ahmender Sitte in künstliche Locken gedreht und über der Stirn mit goldenen 
Nadeln zusammengesteckt würde. Er eitirt Müller, Dorier. Bd. II, 5. 270. 
Ameis zu τ 177 derivirt ebenfalls von ϑρίξ, denkt aber an die Rosshaare des 
Helmbusches und erklärt rosshaarflatternd, als Zeichen kriegerischen Cha- 
rakters. ‚Vgl. auch Schlichthorst, geogr. Hom. p. 112, Anm. (a). 

5) y 291. Schon auf vor. Seite, Anm. 7 eitirt. 

6) S. Hoeck, Kreta. Bd. 1, S. 23. 


Ἢ 7338: Κρήτης ὄρεα νιφόεντα. 


A 


ΝΣ ΧΟ ,.. + L 
Ψ an NEN τς R 


4 


Be NEN an, SEN a στ τ Ν 
REED λους τ 
Pe - r < 8 2 EICH 7 NE 


250 Europa. 


merkt, dass sie schon seit den ältesten Zeiten durch ihre Schiffahrts- 
kunde und ihre nautischen Unternehmungen berühmt waren, welche 
letzteren über das troianische Zeitalter hinaufreichen 1). Ihre Seekunde 
wurde sogar sprichwörtlich, indem man von Einem, der sich stellte, 
als wüsste er Etwas nicht, was er doch gut wusste, zu sagen pflegte: 
“Der Kreter kennt das Meer nicht’ ?). 


δ 55. 


Fortsetzung. 


5. Städte. 

a. Knosos (ἡ Κνωσός) ?) wird als grosse Stadt und Residenz 
des Minos bezeichnet, wo derselbe jedes Mal im neunten Jahre) mit 
dem erhabenen Zeus Umgang gepflogen habe°), aus welcher An- 
gabe der spätere Glaube entsprang, Minos habe sich in die idaiische 
Grotte begeben und dort von Zeus seine Gesetze empfangen, wie er 
denn bei Homer auch als Sohn des Zeus erscheint, auf den das kre- 
tische Königsgeschlecht (Zeus, Minos, Deukalion, Idomeneus) seinen 
Ursprung zurückführte 6). — An einer andern Stelle erhält Knosos das 
Epitheton εὐρεῖα, und es heisst dort, Daidalos habe hier für die schön- 
lockige Ariadne einen kunstvollen Chorreigen gebildet”). Am natür- 
lichsten versteht man diese Worte von einem Kunstwerke des Daidalos, 
welches einen Reigentanz darstellte; diese Erklärung hat um so mehr 
für sich, weil noch in späterer Zeit in Knosos ein Relief aus weissem 
Marmor gezeigt wurde, welches Chortanz der Ariadne hiess, und 


ἡ S. Hoeck, Kreta. Bd. II, S. 373. Ukert, Geogr. der Griech. und Röm. 


La, 859. 

2) Strab. X, 4, 17 Kr. : χαὶ γὰρ ναυχρατεῖν πρότερον τοὺς Κρῆτας, ὥστε χαὶ παρ- 
οιμιάζεσϑαι πρὸς τοὺς προσποιουμένους μὴ εἰδέναι ἃ ἴσασιν Ὃ Κρὴς ἀγνοεῖ τὴν ϑάλατ- 
ταν. Vgl. Hoeck, Kreta. Bd. II, S. 206. 

3) B 646. Die gewöhnliche Schreibart ist Kywssög, die ältere aber wahrscheinlich 
Κνωσός. In den homer. Handschr. finden sich beide Formen. Hoeck, Kreta. 
Bd. I, 8. 401. 

4) So erklärt Platon de leg. I, 624b: δι᾿ ἐνάτου ἔτους. Andere Erklärungen s. 
bei Ameisim Anh. zu 19 und τ 179 und H. Weber im Philol. XVII. S. 166. — 
Vgl. Kruse, Hellas. Bd. I, S. 221. Hoeck, Kreta. Bd. I, S. 250. 

5) τ 178: τῇσι δ᾽ ἐνὶ Κνωσός, μεγάλη πόλις, ἔνϑα τε Μίνως | ἐννέωρος βασίλευε 
Διὸς μεγάλου ὀαριστῆς. Strab. X, 4, 7 Κα. : διαφερόντως δὲ τὴν Κνωσσὸν zur “Ὅμη- 
ρος ὑμνεῖ, μεγάνην καλῶν χαὶ βασίλειον τοῦ Μίνω. 

6) N 450: ὅς (Ζεύς) πρῶτον Μίνωα τέχε Κρήτῃ ἐπίουρον: | Μίνως δ᾽ αὖ τέχετ᾽ 
υἱὸν ἀμύμονα Δευχαλίωνα, | Δευχαλίων δ᾽ ἐμὲ τίχτε πολέσσ᾽ ἄνδρεσσιν ἄναχτα | Κρήτῃ 
ἐν εὐρείῃ. Vgl. τ 180 ff. Hoeck, Kreta. Βά. II, S. 181 ft. 

7) 2 590: ἐν δὲ χορὸν ποίχιλλε περιχλυτὸς ἀμφιγυήεις, | τῷ ἴχελον, οἷόν ποτ ἐνὶ 
Κνωσῷ εὐρείῃ | Δαίδαλος ἤσκησεν καλλιπλοχάμῳ ᾿Αριάδνῃ. 


ον ἢ ΨΥ ΘΟ ΑΙ ΡΣ. 88,  ὯΕΕ ," εν. τ ι- 
“ j 281} δ τ, Ρ 


Griechenland. 251 


dessen auch Pausanias in den Βοιωτιχοῖς ἢ) erwähnt mit den Worten: 
παρὰ τούτοις (ausser den beiden schon genannten Kunstwerken des 
Daidalos in Krete) δὲ χαὶ ὃ τῆς Ἀριάδνης χορός, οὗ χαὶ Ὅμηρος ἐν 
᾿Ιλιάδι μνήμην ἐποιήσατο, ἐπειργασμένος ἐστὶν ἐπὶ λευχοῦ λίϑου. Uebrigens 
erscheint Daidalos schon in der vorhomerischen Zeit als Kunstmann 
χατ ἐξοχήν, an den sich die Anfänge der Kunst auf Krete knüpfen, 
daher auch δαίδαλον schon in frühester Zeit und auch bei Homer jeg- 
liches Kunstwerk bezeichnet). 

Das alte Knosos ist an der Stelle des heutigen Makro Teikho zu 
suchen®). Der Hafenplatz von Knosos ist Amnisos, welcher Ort 
an dem gleichnamigen Flusse lag). Hier will Odysseus in seiner 
erdichteten Erzählung, nachdem der Sturm ihn nach Krete verschlagen, 
in einer gefährlichen Bucht gelandet sein; es befand sich dort auch 
eine Grotte der Eileithyia’). Nach Strabon‘) war dieser Hafenplatz 
schon von Minos gegründet. 

Ὁ. Ferner wird im Schiffskataloge Gortyn (ἡ Γόρτυν) 7) erwähnt; 
die Stadt hat das Epitheton befestigt oder ummauert (τειχιόεσσα) ὃ). 
An Macht und Bedeutung war Gortyn nach Knosos die zweite Stadt 
Krete’s®). Noch sind von ihr gewaltige Ruinen aus Granit, Porphyr 
und dem feinsten Marmor übrig, und zwar etwa 6 englische Meilen 
vom Fusse des [46 bei Hagii Dheka (ἅγιοι δέχα) am Eingange der Ebene 
Messara, am nördlichen Ufer des Flusses Malogniti, der ohne Zweifel 
mit dem Lethaios des Alterthums identisch ist, an welchem Gortyn 1851). 


ἡ Graec. descr. IX, 40, 3 Schub. 

2) E59: Μηριόνης -, ὃς χερσὶν ἐπίστατο δαίδαλα πάντα | tebyew. Ueber Daidalos 
als Künstler 5. Hoeck, Kreta. Bd. III, 5. 393 ff. 

3) Pashley, Travels in Crete. I, p. 204, Früher hielt man Kn. für Candia 
selbst: 5. Forbiger, Handb. Bd. III, S. 1043. Anm. 87 und die dort gegebenen 
Citate. 

ἢ Hoeck, Kreta. Bd. I. 8. 403. 

5) τ 188: στῆσε ὃ ἐν ᾿Αμνισῷ, ὅϑι τε σπέος Εἰλειϑυίης, | ἐν λιμέσιν χαλεποῖσι, 
μόγις δ᾽ ὑπάλυξεν ἀέλλας. 

6) Strab. X, 4, 8 Kr.: Μίνω δέ φασιν ἐπινείῳ χρήσασϑαι τῷ ᾿Αμνισῷ, ὅπου τὸ 
τῆς Εἰλειϑυίας ἱερόν. 

7) Die älteste Namensform der Stadt war Γόρτυν;; so bei Homer (B 646. y 294). 
Daneben kam Γόρτυς vor (Steph. Byz. 5. v.) ; später wurde Γορτύνα gewöhnlich. 8. 
Tzschucke zuPompon. Mela. IlI,2.p.811. Hoeck, Kreta. Bd.I, 5. 8. Anm. (g). 

8) Β 646: Γὸόρτυνά τε τειχιόεεσσαν. 

9) Strab. X, 4, 11 Kr.: μετὰ δὲ ταύτην δευτερεῦσαι δοκεῖ χατὰ τὴν δύναμιν ἢ 
τῶν Γορτυνίων πόλις. 

10) Solinus. c. 17: “Gortynam amnis Lethaeus praeterfluit‘. Ueber Gortyn 5. 
die ausführliche Erörterung bei Hoeck, Kreta. Bd. I, S. 398ff. Vgl. Pashley, 
Travels in Crete. I, p. 297f. Savary, Candia. Herausgeg. von Reichard. Leipz. 
1789. Ὁ. 152. Olivier, Voy. I, p. 408. Forbiger, Handb. Bd. III, S. 1042, 
Anm. 80 (der noch Mehreres giebt). 


252 Europa. 


c. Lyktos (ἡ Λύχτος) !) wird vom Dichter als wohlgebaut be- 
zeichnet und ist die Heimathstadt des Koiranos, des Wagenlenkers des 
Meriones 3). Eine andere Namensform dieses Ortes ist Lyttos, welche 
man auf seine hohe Lage deutete®). Dass Lyktos eine der bedeutend- 
sten Städte Krete’s war, geht aus der Aeusserung des Strabon hervor, 
dass, als Knosos von seinem Höhepunkte herabgesunken, das Prin- 
cipat auf Gortyna und Lyktos übergegangen sei!). Auch in Betreff 
des Alters hat Lyktos vor den meisten kretischen Städten den Vor- 
rang: Polybios bezeichnet sie geradezu als die älteste Stadt Krete’s 
und zugleich als eine Colonie Lakedaimons5), wozu Hoeck mit Recht 
bemerkt‘), dass diese letztere Behauptung des Historikers durch jene 
erste Angabe als nichtig hingestellt werde. 

Lyktos lag 120 Stadien von Knosos und 80 Stadien vom libyschen 
Meere’), wodurch ihm seine Stelle am westlichen Ende des frucht- 
baren Dikte-Thales angewiesen wird®). Nach Pashley’s Karte ist es 
das heutige Lytto®). 

d. Miletos (ἢ Μίλητος) 10) existirte schon zu Strabon’s Zeit nicht 
mehr; die Stadt wurde von den Lyktiern zerstört, welche sich dann 
ihr Gebiet aneigneten !!). Sie lag auf der Nordküste Krete’s, — wie es 
scheint, westlich von Camara; noch jetzt findet man auf den Karten 
einen Fluss und Ort, Namens Milata !2). Uebrigens war das kretische 
Miletos die Metropole der gleichnamigen kleinasiatischen Stadt 13). 


1) B 647. 

2) P 610: Μηριόναο ὀπάονά 9° ἡνίοχόν τε, | Κοίρανον, ὅς δ᾽ ἐκ Λύχτου ἐὐχτιμένης 
Ener αὐτῷ. 

3) Steph. Byz. 5. v.: ἔνιοι Λύττον φασὶν αὐτήν, διὰ τὸ κεῖσϑαι ἐν μετεώρῳ τόπῳ᾽ 
τὸ γὰρ ἄνω χαὶ ὑψηλὸν, λυττὸν φασί. Hesych. 5. v. λυττοί ol ὑψηλοὶ τόποι. 

4 Strab. Χ, 4, 7 Kr.: εἶτα ἐταπεινώϑη (Κνωσσὸς) χαὶ πολλὰ τῶν νομίμων den- 
ρέϑη, μετέστη δὲ τὸ ἀξίωμα εἴς τε Γόρτυναν χαὶ Λύχτον, ὕστερον δ᾽ ἀνέλαβε πάλιν 
τὸ παλαιὸν σχῆμα τὸ τῆς μητροπόλεως. 

5) Polyb. IV, 54 Bekker: Λύττος δ᾽ ἡ Λαχεδαιμονίων μὲν ἄποιχος οὖσα χαὶ συγ- 
γενὴς ᾿Αϑηναίων, ἀρχαιοτάτη δὲ τῶν χατὰ Κρήτην πόλεων. 

6) Kreta. Βα. 1, 5. 14. 

. ἢ Strab. X, 4, 1 Kr.: κεῖται - ἣ Κνωσσὸς -- μεταξὺ τῆς Λυχτίας χαὶ τῆς Topru- 
νίας... σταδίους διαχοσίους, τῆς δὲ Λύχτου - - ἑχατὸν εἴχοσι " - - Λύχτος δὲ χαὶ αὐτὴ 
τῆς Λιβυχῆς ὀγδοήκοντα. 

Ss) Hoeck, Kreta. Βα. 1, S. 409. Ueber das Diktethal 5. Hoeck das. 8. 12 
und 13. 

9 S. Forbiger, Handb. Bd. III. S. 1043. 10) B. 647. 

11) Strab. X, 4, 14 Kr.: αἱ δὲ συγχαταλεχϑε ἴσαι πόλεις οὐχέτ᾽ εἰσί, Μίλητός τε χαὶ 
Λύχαστος, τὴν δὲ γώραν, τὴν μὲν ἐνείμαντο Δύττιοι, τὴν- δὲ Κνώσσιοι, χατασχάψαν- 
τες τὴν πόλιν. Ξ 

1) S.Hoeck, Kreta. Βα. 1, 5. 418. 

13) Strab. XIV, 1, 6 Kr.: Φησὶ δ᾽ Ἔφορος τὸ πρῶτον χτίσμα εἶναι Κρητιχόν, 

ὑπὲρ τῆς ϑαλάττης τετειχισμένον, ὅπου νῦν ἡ πάλαι Μίλητός ἐστι, Σαρπηδόνος ἐχ Μι- 


Griechenland. Ὄ 253 


SER BE, Lykastos (ἢ Λύχαστος), im Innern der Insel, daher Plinius 
_ die Stadt zu den Mediterraneen rechnet!). Sie lag unweit Rhaukos, 
in gleichem Abstande von Knosos und Gortyn2). Wahrscheinlich war 

sie auf Kalkfelsen erbaut und erhält aus diesem Grunde das Epitheton 
weissschimmernd (ἀργινόεις) 9) Pomponius Mela zählt sie zu 
den bekanntesten Städten‘). Sie hatte dasselbe Schicksal wie Miletos, 
da die Knosier sie zerstörten und ihr Gebiet in Besitz nahmen, und so 
erklärt es sich, dass Strabon keine Spur mehr von ihr vorfand’). 


f. Phaistos (n Φαιστός) ἢ). Diese von Minos erbaute Stadt lag 
60 Stadien von Gortyn, 20 vom Meere und 40 vom Hafenorte Matalon; 
sie wurde von den Gortyniern zerstört und in Besitz genommen ?). 
Eine genaue Kenntniss der Umgegend von Phaistos beweist Homer, 
wenn er sagt, dass sich an der äussersten Gränze von Gortyn ein 
glatter und steiler Fels in das Meer erstrecke, wo der Südwind die 
mächtige Woge gegen das links befindliche Vorgebirge nach Phaistos 
hin treibe und das kleine Gestein die mächtige Fluth abwehre®). 
Schon im Alterthum trennte man hier (y 293) das Adjectiv λισσΥ 
von dem Substantiv πέτρη und erhob es zu einem Substantiv Λισσής, 
worunter man eine Stadt mit Vorgebirge verstand; so Eustathios zu 
x 2939) und Steph. Byz. 10). Indessen hatte, wie Hoeck wahrschein- 


λήτου τῆς Κρητιχῆς ἀγαγόντος οἰχήτορας zul ϑεμένου τοὔνομα τῇ πόλει τῆς ἐχεῖ πό- 
λεως ἐπώνυμον Are. 

1) Nat. hist. IV, 12, 20 Sill.: in mediterraneo Gortyna, Phaestum, Cnosus, 
Polyrrenium, Myrina, Lycastus etc. 

2) Hoeck, Kreta. Bd. I, 5. 415. Auf Pashley’s Karte findet man sie beim 
heutigen Känurio. Vgl. Forbiger, Handb. Bd. III, S. 1043. 

3) B 647: ἀργινόεντα Λύχαστον. Aehnlich Verg. Aen. III, 126: niveam Pa- 
ron wegen des glänzend weissen Marmors, der hier gebrochen wurde. 

ἢ De situ orbis II, 7: Urbium notissimae Gnosos, Gortyna, Lyetos, Ly- 
castos etc. 

5) Strab. X, 4, 14 Kr. Schon’auf vor. Seite, Anm. 11 eitirt. 

6) B 648. 


7) Strab. X, 4, 14, Kr.: τῶν 8 ὑπὸ Μίνω συνῳχισμένων τριῶν τὴν λοιπὴν (Φαιστὸ 
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δὲ ϑαλάττης εἴχοσι, τοῦ δὲ Ματάλου (Conj. st. Μετάλλου) τοῦ ἐπινείου τετταράχοντα " 


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ὃ ἦν αὕτη) Ἐ ἣν Ἔ χατέσχαψαν Γορτύνιοι, τῆς μὲν Töpruvos διέχουσαν ἑξήχοντα, τ 


τὴν δὲ χῶραν ἔχουσιν οἱ κατασχάψαντες. 

8) 1. 298 : ἔστι δέ τις λισσὴ αἰπεῖά τε εἰς ἅλα πέτρη | ἐσχατιῇ Töpruvos, ἐν ἠεροειδέϊ 
πόντῳ, | ἔνϑα Νότος μέγα χῦμα ποτὶ σχαιὸν ῥίον ὠϑεῖ, | ἐς Φαιστόν, μικρὸς δὲ λίϑος 
μέγα κῦμ᾽ ἀποέργει. 

9) Eustath. a. ἃ. O. sagt, entweder sei λισσὴ πέτρη = λεία πέτρη oder als Nom. 
propr. zu fassen. 


10) S. v. Φαιστός : ἔστι δὲ τῆς Φαιστιάδος καὶ ὁ χαλούμενος Λισσήῆς. "Üpnpos‘ ἔστι 


954 / Europa. 


lich macht ἢ), weder Homer wirklich eine Stadt im Sinne, noch ist die 


Stelle nach Steph. Byz. zu ändern; vielmehr hatte der Umstand, dass 
man schon im Alterthum A:s57 zu einem Substantiv Λισσής machte und 
auf einen Ort bezog, wohl keinen andern Grund, als dass später sich 
hier wirklich ein Vorgebirge mit einem Städtchen befand, zu deren 
Benennung der ausgewaschene Fels, λισσὴ πέτρη, Veranlassung bot. 
In diesem Sinne sind auch wohl die Worte Strabon’s?): χαὶ ᾿Ολύσσην 
δὲ τῆς Φαιστίας mit Salmasius3) in: χαὶ ὁ Λίσσης δὲ τῆς Φαιστίας zu 
verbessern, da ein Ort Olysse in Krete überhaupt nicht existirte. — 
Jenes Vorgebirge (ῥίον) Lisses ist demnach westlich von Phaistos, ober- 
halb der heutigen paximadischen Inseln zu suchen‘). 

Nach Strabon ist Phaistos die Vaterstadt des kretischen Wahr- 
sagers und Dichters Epimenides, welcher durch seine Lieder Athen 
reinigte). 

Nach Pashley’s Karte lag Ph. an der Stelle des heutigen Hagios 
Johannes ®). 

g. Rhytion (τὸ ‘Purwv)?). Von diesem Orte sagt Strabon, er 
gehöre zum Gebiete der Gortynier®); Plinius rechnet ihn zu den Me- 
diterraneen ®). — Nach Pashley ist er bei Pyrgo zu suchen 10). 

6. Insel bei Krete. 

Als solche ist Die (ἡ Δίη) zu merken, das spätere Naxos (jetzt 
Naxia) 11), als Insel durch das Epitheton ἀμφιρύτη gekennzeichnet. Sie 
war dem Dionysos heilig. Hier soll Ariadne, die Tochter des Minos, 


δέ τις Λισσὴς αἰπεῖά τε εἰς ἅλα πέτρη. Also las Steph. Byz. in seinem Homerexem- 
plare Λισσῆς. 

ἡ Kreta. Βα. 1, S. 411. 2) X, 4,14 Kr. 

3 "Ad Solinum c. 11. 17 p. m. 118. 

4 Hoeck, Kreta. Βα. 1, S. 412. 

5) Strab. X, 4, 14 Kr.: &x δὲ τῆς Φαιστοῦ τὸν τοὺς χαϑαρμοὺς Ari διὰ τῶν 
ἐπῶν Ἐπιμενίδην φασὶν εἶναι. Nach Hoeck (Kreta. Bd. I, κε: 10) sind diese 
Worte vielleicht ein späterer Zusatz. 

6) Vgl. Pashley, Travels in Crete. I, p. 293. Hoeck, Kreta. Bd. I, S. 410. 
Forbiger, Handb. Bd. III, S. 1042. 

7) B 048. 

8) Strab. X, 4, 14 Kr. : Γορτυνίων δ᾽ ἐστὶ καὶ τὸ Ρύτιον σὺν τῇ Φαιστῷ Φαιστόν 
τε ύτιόν τε. : 

9) Nat. histor. IV, 12, 20 Sill.: in mediterraneo Gortyna, Phaestum, CUnosus, 
Polyrrenium, Myrina, Lycastus, Rhamnus, Lyctus, Dium, Asum, Pyloros, Rhy- 
tionete. Vgl. Hoeck, Kreta. Bd. 1, 8.412. 

10) Trav. in Crete. I, p. 293. Forbiger, Handb. Bd. III, S. 1042. 

11) $. die Nachweisungen bei Forbiger, Handb. Bd. III, S. 1029, Anm. 90. 
Ich hebe nur hervor: Gruter, de insula Naxo. Hal. 1833. Curtius, über 
Naxos. Berlin, 1846. Engel, quaestiones Naxicae. Gott. 1835. Westermann’s 
Artik. Naxos in Pauly’s Realencyel. V, S. 480 ff. 


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Griechenland. PEN 255 
sie von Theseus aus Krete entführt war, von Artemis getödtet sein, 

und zwar auf das Zeugniss des Dionysos hin, dass sie ihrem Vater aus 

 Krete entführt sei '); dieser wollte nämlich die Jungfrau für sich ge- 
winnen. 


δ 56. 
Fernere zu Griechenland gehörige Inseln. 


IH. Inseln der Sporadengruppe. 


Von diesen kommt bei Homer nur Skyros (Σχῦρος) vor, eine 
mitten im Meere, zwischen Euboie und Lesbos, nordwestlich von 
Chios gelegene Insel, welche noch jetzt den Namen Scyro führt). 
Auf ihr lag eine gleichnamige Stadt, welcher der Dichter das Epitheton 
hochgelegen (αἰπεῖα) beilegt, und die er nach ihrem Beherrscher 
als die Stadt des Enyeus bezeichnet; sie wurde von Achilleus erobert). 
Hier wurde Neoptolemos, der Sohn des Achilleus und der Deidameia, 
erzogen‘), von wo ihn dann Odysseus nach Troia abholte?). Von der 
Erziehung des Achilleus auf Skyros hingegen scheint Homer nichts zu 
wissen, da ausdrücklich gesagt wird, Peleus habe den Achilleus aus 
Phthie zum Agamemnon gesandt). 


1) A 321: Φαίδρην τε Πρόχριν τε ἴδον χαλὴν τ᾽ ᾿Αριάδνην, | χούρην Μίνωος ὀλοό- 
φρονος, ἦν ποτε θησεὺς | ἐκ Κρήτης ἐς γουνὸν ᾿Αϑηνάων ἱεράων | ἦγε μέν, οὐδ᾽ ἀπό- 
νητο΄ πάρος δέ μιν Αρτεμις ἔχτα | Δίῃ ἐν ἀμφιρύτῃ Διονύσου μαρτυρίῃσιν. Vgl. Nä- 
gelsbach, homer. Theol. 2. Aufl. S. 116. 117. Ameis zu X 325 mit Anhang, 
wo derselbe bemerkt, dass A 325 schon wegen der beispiellosen Verkürzung in 
Διώνυσος wahrscheinlich ein späterer Zusatz sei. Nach den alten Interpreten soll 
Dionysos ausgesagt haben, Ariadne habe sich mit Theseus in einem heiligen Haine 
der Artemis vergangen, worauf die Erstere von der Letzteren getödtet sei. Vgl. 
auch Schlegel, de geogr. Hom. comm. p. 61. 


2) Vgl. über Skyros: Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. II, S. 1138. 
Thevenot, Voy.I, p. 208. Tournefort, νου. du Levant. Lyon 1717ff. T. 11, 
lettre 10. p. 150. Prokesch, Denkw. II, S. 182fi. Leake, N. Gr. III, p. 106ff. 
Fiedler, Reise. II, S.66ff. Tzschucke ad P. Mel. Vol. IH, Ῥ. 2. p. 671. 

3) 1 667: ἴφις ἐύὔξζωνος, τὴν οἱ (dem Patroklos) πόρε ὃῖος ᾿Αχιλλεὺς | Σχῦρον 
ἑλὼν αἰπεῖαν, νυῆος πτολίεϑρον. 

ἢ T 326: ὅς Σχύρῳ μοι ἔνι τρέφεται φίλος υἱός | [εἴ που ἔτι ζώει γε Νεοπτόλεμος 
ϑεοειδήῆς]. 

5) X 508: αὐτὸς γάρ μιν (Νεοπτόλεμον) ἐγὼ χοίλης ἐπὶ νηὸς ἐΐσης | ἤγαγον &x Σχύ- 
pov μετ᾽ ἐὐχνήμιδας ᾿Αχαιούς. 

6) 1252: ἢ μὲν σοί γε πατὴρ ἐπετέλλετο Πηλεὺς | ἤματι τῷ, ὅτε σ᾽ ἐκ Φϑέης ᾿Αγα- 
μέμνονι πέμπεν χτέ. 


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200 Eirope) 


IV. Inseln der Kykladengruppe. 


a. Syrie (r Zuptn), später Syrosi), jetzt Syra2), eine kleine, 
westlich von Delos gelegene Insel, die man oft mit der vorigen (Skyros) 
verwechselt hat. In Betreff ihrer Lage lesen wir bei Homer, dass sie 
oberhalb Ortygie (Rheneia) zu finden sei, und zwar in der Gegend der 
Sonnenwenden). Von dem letzteren Punkte und seiner Dunkelheit 
ist bereits oben in der Kosmographie*) geredet. Nach dem Dichter 
ist die Insel zwar nicht reich an Bevölkerung, wohl aber an Schafen 
und Rindern, an Wein und Getreide; auch ihre der Gesundheit gün- 
stige Beschaffenheit wird gepriesen5). Endlich werden auch zwei 
Städte auf Syrie erwähnt, ohne indess namhaft gemacht zu werden, 
in denen Ktesios, der Vater des Eumaios, herrschte‘). 

b. Delos (Δῆλος), jetzt Arın (Dhili), eine kleine Insel westlich 
von Mykonos, nach der späteren Sage Geburtsort des Apollon und der 
Artemis”). Auch in der troischen Zeit blühte hier schon der apolli- 
nische Cult; wenigstens vergleicht Odysseus die Nausikaa mit dem 


ἡ Strab. X, 5, 8 Kr.: ταύτης (Σύρου) δοχεῖ μνημονεύειν 6 ποιητῆς, Συρίην χαλῶν 
(es folgt das Citat von o 403f.). Vgl. auch Schlegel, de geogr. Hom. comm. 
p- 62 sqq. 

2) Vgl. über sie: Tzschucke ad P. Mel. Vol. H, P. 2, p. 540. Forbiger, 
Handb. Bd. III, S. 1026. Tournefort, νου. duLLev. II. lettr. 8, p. ΤΕ. Thomp- 
son, Trav. I, p. 296. Prokesch, Denkwürd. I, S. 5öff. II, S. 540f. Fiedler, 
Reis. II, S. 164ff. Ross, Inselreise. I, S. 5ff. II, S. 24ff. Ders. im Kunstbl. 
1836. Nr. 12. 

3) 0 403: νῆσός τις Συρίη χιχλήσχεται, εἴ που ἀχούεις, [Θρτυγίης χαϑύπερϑεν, ὅϑι 
τροπαὶ ἠελίοιο. 

ἢ δ 8. 

5) ο 405: οὔ τι περιπληϑὴς λίην τόσον, ἀλλ᾽ ἀγαϑὴ μέν, | εὔβοτος, εὔμηλος, olvo- 


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πληϑῆς, πολύπυρος. | πείνη ὃ οὔ ποτε δῆμον ἐσέρχεται, οἱ ς ἄλλη | νοῦσος ἐπὶ στυ- 


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γερὴ πέλεται δειλοῖσι βροτοῖσιν. 

6) ο 412: ἔνϑα δύω πόλιες, δίχα δέ σφισι πάντα δέδασται" | τῇσιν δ᾽ ἀμφοτ 
πατὴρ ἐμὸς ἐμβασίλευεν, | Κτήσιος ᾿Ορμενίδης, ἐπιείχελος ἀϑανάτοισιν. : 

7; Vgl. über Delos: Sallier, hist. de l’isle de Delos in den M&m. de l’acad. 
des Inser. III, p. 376 ff. Dorville, exercc. in den Miscell. Observv. VII, 
p- 1—124. Schwenck, Deliacorum Part. I. Francof. 1825. 4. Schläger, Pauca 
quaedam de rebus Deli Cycladis insulae. Mitav. 1840. 4. Ueber ihre jetzigen Zu- 
stände: Wheler, journ. I, p.83 ff. Thevenot, voy. p.200f. Sauveboeuf, 
Reise. Il, S. 201. Tournefort, voy. du Lev. I, lettre 7. p. 348 ff. Brönd- 
sted, Reisen. I, 8. 59. Exped. scientif. III, p. 3—8. mit Taf. 1—23. Ross, 
Inselreise. I, S. 21. S. 30—37. I, S. 167—170. Ders. im Kunstbl. 1836. No. 17. 
Bull. ἃ. Inst. archaeol. 1830. p. 9 f. Brandis, Mitth. I, S. 320 fl. Fiedler, 
teise. 11, S. 269 f. Ulrichs in der Zeitschr. ἢ. Alt.-Wiss. 1844. No.5. For- 
biger, Handb. Bd. III, S. 1025. Ueber d. delischen Inschriften: Boeckh, 
C. I. Gr. II, No. 2265—2324 und Exped. scient. III, p. 23-43. 


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τ ἐπ ἑὰ Spanien und Italien. 257 


Schösslinge eines Palmbaums, den er einst am Altar des Apollon zu 
Delos gesehen habe!), und der nach Cicero’s Zeugniss noch in spä- 
terer Zeit gezeigt wurde?). 

ec. Ortygie (7 ᾿Ορτυγίη), später ἱ Ῥηναία) 3), jetzt μεγάλη Δήλη 
{megäli Dhili) ein Inselchen westlich von Delos, nur 4 Stadien von 
derselben entfernt‘). Schon im Alterthum wurde sie mit unter dem 
Namen Delos begriffen5). Nach Homer befanden sich über ihr die 
Sonnenwenden®). 


8 57. 
Spanien und Italien. 


Kaum erkennbar sind bei Homer Spuren einer Kenntniss Spaniens 
und Italiens. Andeutungen des ersteren hat man in der Schilderung 
des im äussersten Westen, am Rande des Okeanos gelegenen Elysions 
finden wollen, namentlich ın den vom Okeanos herüberwehenden 
Westwinden, welche den Menschen Kühlung bringen’). Wie unsicher 
und verschwommen indess jene Vorstellung vom Elysion sei, bedarf 
keiner weiteren Erörterung. In der Insel der Kirke, Aiaie, hat man 
ein Vorgebirge Latiums erkennen wollen, wie z. B. Schlicht- 
horst®); derselbe identifieirt die Laistrygonenstadt mit Formiä in 
Latium ®), während doch die Laistrygonen, wie wir unten sehen wer- 
den, nach Sikanien zu setzen sind. Auch die Kimmerier und Giganten 
sind nach Schlichthorst in Italien zu suchen, und zwar in Campanien; 
Alybe (als das spätere Metapontum) setzt er nach Lucanien, Temese in 
das Bruttierland 10). Wir abstrahiren von diesen Hypothesen ganz und 


ἢ £ 162: Δήλῳ δή ποτε τοῖον ᾿Απόλλωνος παρὰ βωμῷ | φοίνικος νέον ἔρνος ἀνερ- 
χόμενον ἐνόησα. 

2) De leg. I, 1, 2 Klotz: Quod Homericus Ulixes Deli se proceram et teneram 
palmam vidisse dixit, hodie monstrant eamdem. 

3) Strabon. X, 5, 5 Kr.: ὠνομάζετο δὲ (Ρηναία) καὶ ᾿Ορτυγία πρότερον. Vgl. 
über die Insel: Tournefort, voy. du Lev. I, p. 342 ff. 374. 377. Forbiger, 

. Handb. der alten Geogr. Bd. III. S. 1025. 1026, wie auch die oben bei Delos ange- 

führten Werke. 

ἢ Strabon. X, 5,5 Kr.: Ῥηναία δ᾽ ἔρημον νησίδιόν ἐστιν ἐν τέτρασι τῆς Δήλου 
σταδίοις. 

5) Schol. Theocr. XVII, 70: Νῆσος οὕτω (Ῥηναία) λεγομένη, ἣν χαὶ Δῆλόν φασι. 

.8) ο 404: "Opruyins καϑύπερϑεν, ὅϑι τροπαὶ ἠελίοιο. 5. homer. Kosmogr. ὃ 8. 
Schlegel, de geogr. Hom. comm. p. 63 544. 

ἢ ὃ 563 fl. 

8) Geogr. Hom. p. 5. 6. 

9) Das. p.6sqq. So auch Schlegel (de geogr. Hom. comm. p. 185). 

10) Geogr. Hom. p. 8 sqq. Schlegel (de geogr. Hom. comm. p. 191) setzt 
Temese in das bruttische Gebiet und Alybe (=Metapontum) nach Lucanien (Das. 
p. 171). Ueber die Kimmerier 5. Schlegel 8. ἃ. Ὁ. p. 186 aqg. 


Buchholz, Homerische Realien. [8. 17 


E:- 


258 Europa. 


unterlassen, wo es an genügenden Daten fehlt, lieber eine bestimmte 
Localisirung schwankender geographischer Vorstellungen, wie die des 
Elysions in Spanien und der Kimmerier in Italien, obwohl Manches, 
wie die Ansässigkeit der Laistrygonen und Giganten in Sikanien, sich 
aus dem Dichter selbst mit grosser Probabilität ergiebt. Wie misslich 
es aber um den Nachweis einer Kenntniss Spaniens und Italiens bei 
Homer aussieht, lässt sich aus dem Umstande abnehmen, dass Con- 
jeeturen wie die obigen die einzige Stütze eines solchen Nachweises 
sind. Beide Länder sind daher für die homerische Geographie so gut 
als wie nicht existirend zu betrachten. 

Etwas unterrichteter aber ist der Dichter über Sikanien, welches 
schon früh mit den Griechen in Connex trat, und dessen Betrachtung 
hier zunächst folgen mag. 


δ 58. 
Sikanien (7 Σιχανία). 


1. Allgemeines. Wenn Sikanien trotz der zahlreichen grie- 
chischen Colonien bis in spätere Zeiten hinunter, ja noch im Anfange 
des peloponnesischen Krieges den Hellenen ziemlich unbekannt war!), 
so darf es um so weniger befremden, dass die poetische Geographie 
der homerischen Zeit nur höchst unvollkommene und verworrene Vor- 
stellungen über Sikaniens Lage und Bewohner hatte. — Was zunächst 
die Benennung der Insel betrifft, so findet sich der Name Sike- 
lien bei Homer noch nicht, wohl aber Sikanien (n Σιχανία) ἢ), 
obwohl man die Identität dieses homerischen Landes mit Sikelien an- 
gezweifelt und gemeint hat, es sei nur ein mährchenhaftes Land der 
Dichtung, dessen Name erst von den späteren localisirenden Griechen 
auf Sikelien übertragen worden 8615). Indess hindert nichts, anzu- 
nehmen, dass das homerische Sikanien, welches freilich in den letzten, 
von der Kritik in spätere Zeit gesetzten Büchern der Odyssee auftritt, 
mit Sikelien identisch sei, zumal da die Alten ausdrücklich sagen, 
dass die Insel anfangs Trinakria, dann Sikanien geheissen 
habe. So Thukydides, welcher bemerkt, ihre ältesten Bewohner 
seien Kyklopen und Laistrygonen gewesen; die Sikanier aber seien 


1 Thukyd. VI, 1: τοῦ δ᾽ αὐτοῦ γειμῶνος ᾿Αϑηναῖοι ἐβούλοντο αὖϑις --- ἐπὶ Σιχε- 
λίαν πλεύσαντες χαταστρέψασϑαι, εἰ δύναιντο, ἄπειροι οἱ “πολλοὶ ὄντες τοῦ μεγέϑους τοῦ 
νήσου χαὶ τῶν ἐνοιχούντων τοῦ πλήϑους τῶν “Ἑλλήνων χαὶ βαρβάρων κτέ. Vgl. Ukert, 
Geogr. der Griechen und Römer. Ia, S. 82. 

2) ὦ 306: ἀλλά με δαίμων [πλάγξ᾽ ἀπὸ Σικανίης. 

3) S. Ameis zu ὦ 307. 


Sikanien. 259 


nicht, wie sie selbst vorgeben, Autochthonen, sondern Iberer, welche 
von den Liguriern aus der Umgegend des Flusses Sikanos in Iberien 
vertrieben worden wären und sich dann in Sikelien angesiedelt hätten !), 
Damit stimmt auch Dionys von Halikarnass überein, welcher die 
Sikaner als γένος ᾿Ιβηριχόν bezeichnet?). Wenn indess der Name Si- 
kelien bei Homer nicht auftritt, so kommt doch der Name Sikeler 
(οἱ Σιχελοί) vor3), woraus Schlichthorst nicht unwahrscheinlich fol- 
gert*), dass auch der Name Sikelien schon zu Homer’s Zeit gebräuch- 
lich gewesen sein möge. 

Eine weitere Frage ist, ob die homerische Insel Thrinakie 
(n Θρινωχίη) mit Sikelien identisch sei, was die geographischen For- 
scher lange Zeit hindurch unbedingt zu bejahen keinen Anstand 
nahmen. Im neuerer Zeit indess hat Völcker diese Ansicht mit 
durchschlagenden Gründen erschüttert). Die wichtigsten derselben 
sind: Homer nennt Thrinakie νῆσος ἐρήμη ἢ, während doch in Sike- 
lien Sikaner (Sikeler), Laistrygonen, Kyklopen und Giganten wohnen; 
ferner leiden Odysseus und seine Genossen auf Thrinakie drückenden 
Mangel, so dass sie zum Fange von Fischen und Seevögeln ihre Zu- 
flucht nehmen”), während doch das Kyklopenland, welches, wie wir 
sehen werden, nach Sikelien zu setzen ist, Weizen, Gerste und Wein 
in Fülle hervorbringt; sodann erscheint die Insel Thrinakie als aus- 
schliessliches Eigenthum des Helios und ist ihm heilig®), womit sich 
die unmittelbare "Nachbarschaft zucht- und gesetzloser Völker, wie 
Kyklopen, Giganten und Laistrygonen, schwerlich vereinigen lässt. 
Ich nehme daher keinen Anstand, mit Völcker die Identität des 
homerischen Thrinakiens und Sikeliens, für welche hauptsächlich die 


ἢ Thukyd. VI, 2: παλαιότατοι μὲν λέ Ἄλλες ἐν μέρει τινὶ τῆς γώρας Κύχλωπες 
χαὶ Λαιστρυγόνες οἰχῆσαι. -- Σιχανοὶ δὲ per αὐτοὺς πρῶτοι φαίνονται ἐνοιχισάμενοι, ὡς 
μὲν αὐτοί φασι, χαὶ πρότεροι διὰ τὸ αὐτόχϑονες εἶναι, ὡς δὲ ἡ ἀλήϑεια εὑρίσκεται, 
Ἴβηρες ὄντες καὶ ἀπὸ τοῦ Σικανοῦ ποταμοῦ τοῦ ἐν Ἰβηρίᾳ ὑπὸ Λιγύων ἀναστάντες. καὶ 
ἀπ᾿ αὐτῶν Σιχανία τότε ἡ νῆσος ἐχαλεῖτο, πρότερον Τριναχρία χαλουμένη. 

2) Ant. rom. I, 22 Kiessl.: χατεῖχον ὃ᾽ αὐτὴν (Σικελίαν) Σικανοὶ, ξὰς- Ἰβηρε- 
χόν, οὐ πολλῷ πρότερον ἐνοιχισάμενοι Λίγυας φεύγοντες, καὶ παρεσχεύασαν ἀφ᾽ ἑαυ- 
τῶν Σιχανίαν χληϑῆναι τὴν νῆσον, Τριναχρίαν πρότερον ὀνομαζομένην ἐπὶ τοῦ τριγώνου 
σχήματος. 

8) w 211: γυνὴ Σιχελῆ. Vgl. ὦ 366 und 389. 

4) Geogr. Hom. p. 11. 

5) Hom. Geogr. 5. 119 ff. Vgl. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. 1, 
S. 19, Anm. 35. 

6) 350: βούλομ᾽ ἅπαξ πρὸς χῦμα γανὼν ἀπὸ μὴ, ὀλέσσαι | ἢ δηϑὰ στρεύγεσϑαι 
ἐὼν ἐν νήσῳ ἐρήμη. 

7) μι 380: χαὶ δὴ ἄγρην τ: εσχον ἀϊογτεύονεεξ ἀνάγκῃ, | ἰχϑῦς ὄρνιϑάς τε, φίλας 
ὅτι χεῖρας ἵχοιτο, | [γναμπτοῖς ἀγκίστροισιν ° ἔτειρε δὲ γαστέρα λιμός.]. 

8) μι 209 (274): νῆσον --- τερψιμβρότου Ἠελίοιο. 


Uhr 


200 Europa. 


Dreiecksgestalt der letzteren Insel zu sprechen schien, unbedingt zu 
verwerfen und sie für ein kleines Eiland zu halten, welches die beiden 
durch die Irrfelsen und durch die Skylle und Charybdis führenden 
Strassen von einander trennte. 

Während demnach 'Thrinakie wahrscheinlich als eine von Sika- 
nien getrennte Insel zu betrachten ist!), sprechen andererseits alle 
Gründe dafür, dass das Kyklopen- und Laistrygonenland als Theile 
Sikaniens anzusehen seien?) ; und zwar sind sie ohne Zweifel in lokaler 
Beziehung als einander nahestehend zu betrachten, gehören demselben 
Lande und derselben Region an, da ihr Typus — gigantische Grösse, 
Gesetz- und Gottlosigkeit — unverkennbar derselbe ist. Daher sind 
sie auch durchaus nicht auf die Ostküste zu setzen, welche mit Hel- 
lenen Verkehr unterhielt und daher einen relativ bedeutenden Grad 
von Cultur hatte. Dahin gehören vielmehr die Sikaner, deren 
Connex mit Griechenland mehrfach hervortritt. So hat z. B. Laertes 
auf Ithake eine sikelische Sklavin 3); Odysseus sagt in seiner fingirten 
Erzählung, er sei von Sikanien nach Ithake or ἐ ΝΣ u. dgl. m. 
Die Kyklopen und Laistrygonen hingegen sind auf der Westküste 
zu suchen, und zwar die ersteren auf der Südwestküste, die letz- 
teren an der Nordwestküste in der Nähe der Irrfelsen 5). Was Zeune 
berechtigt, die Kyklopen an die Nordküste Libyens, die Laistrygonen 
aber an das gegenüberliegende europäische Gestade, also etwa an die 
Südküste Galliens, zu versetzen δὲ, lässt sich schwerlich absehen und 
gesteht auch Forbiger”?) nicht zu en — Uebrigens gewinnt es 
fast den Anschein, als ob Homer sich Sikanien oder das Kyklopenland 
gar nicht als Eiland, sondern wegen seines bedeutenden Umfanges als 
einen 'Theil des Continents gedacht habe). 

Nachträglich sei hier noch bemerkt, dass auch die Phaiaken, 
ehe sie nach Scherie übersiedelten, in der Nachbarschaft der Ky- 


!) Auch Schlegel (de geogr. Hom. comm. p. 174) will die kleine Insel Thri- 
nakie streng von Sikanien geschieden wissen. 

2) S. Völcker, hom. Geogr. S. 110 ff. Forbiger, Handb. der alten Geogr. 
Bd. I, S. 19, Anm. 33. Vielleicht dürfte hier auch der Umstand Beachtung ver- 
dienen, dass der einäugige Kyklop Polyphem in der Hirtenwelt des sikelischen Bu- 
δἰ τοις Theokrit eine Rolle spielt. S. die 11. Idylle. 

3) w 211: ἐν δὲ γυνὴ Σιχελὴ γρηῦς πέλεν, ἥ da γέροντα | ἐνδυκέως χομέεσχεν ἐπ᾽ 
ἀγροῦ, νόσφι πόληος. 

ἢ ὦ 306: ἀλλά με δαίμων | πλάγξ᾽ ἀπὸ Σιχανίης δεῦρ᾽ ἐλθέμεν οὐχ ἐθέλοντα. Vgl. 
Völcker, hom. Geogr. 8. 112. 

5 8. Völcker. hom. Geogr. S. [10 ff. und 115 τ Forbiger, Handb. der 
alten Geogr. Bd. I, Κ. 19, Anm. 33. 

6) Zeune, Erdansichten. $. 8. 28.3. D: 

)S. Völcker, hom. Geogr. 5. 119. Forbiger, ἃ. ἃ. Ὁ. 


Sikanien. 261 


FR. ς ἡ | 
‚klopen ihre Sitze hatten, und zwar in Hypereie!), was jedoch in 


eine frühere Periode, als die in Rede stehende, fallen muss. Hypereie 
ist nach Einigen das spätere Camarina2). Höchst wahrscheinlich 
ist dieser frühere Sitz der Phaiaken auf die Ostküste Sikeliens zu ver- 
legen. 


N 59. 
2. Die einzelnen Völker Sikaniens. 


a. Land und Volk der Kyklopen. Homer schildert das 
Kyklopenland als ausserordentlich fruchtbar: ohne dass es von den 
Bewohnern bepflanzt oder beackert werde, bringe es die mannigfaltig- 
sten Früchte hervor, wie Weizen, Gerste und Weinreben, an denen 
der befruchtende Regen grosse Trauben hervortreibe®). 

Die Kyklopen selbst erscheinen bei Homer als rohe, unge- 
schlachte Riesen, welche trotzigen und gesetzlosen Sinnes sind (daher 
die Epitheta ὑπερφίαλοι, ἀϑέμιστες ἢ und ὑπερηνορέοντες) 5), weder Zeus 
noch überhaupt die Götter ehren, da sie ihnen weit überlegen zu sein 
glauben ® und sogar Menschenfleisch nicht verschmähen, daher dem 
Polyphem das Epitheton ἀνδροφάγος beigelegt wird”). Wenn übrigens 
Damm sich zum Apologeten der Kyklopen aufwirft, indem er die 
Aeusserung des Polyphem (275 ff.), die Kyklopen seien Gottesver- 
ächter, als eine Lüge bezeichnet und dieselben sogar ϑεοσεβεῖς 
nennt 8), so bedarf dies wohl kaum ernstlicher Widerlegung, da man 
die Stellen, welche für Damm zu sprechen scheinen, nur richtig zu 
fassen braucht, um jeden Widerspruch zu beseitigen. Denn wenn es 
heisst, die Kyklopen hätten im kecken Vertrauen auf die Götter?) 


1) ζ 8; Φαιήχων ἀνδρῶν -, | οἱ πρὶν μέν ποτ᾽ ἔναιον ἐν εὐρυχόρῳ Ὑπερείῃ, | ἀγχοῦ 
Κυχλώπων, ἀνδρῶν ὑπερηνορεόντων. S. Wagner, Homer und Hesiod. 5. 72. 

2) Schlichthorst, geogr. Hom. p. 13 und 14. Schliemann, Ithaka, 
der Pelop. und Troia. S. 2. 

3). τ 108: οὔτε φυτεύουσιν χερσὶν φυτὸν οὔτ᾽ ἀρόωσιν, | ἀλλὰ τά τ᾿ ἄσπαρτα καὶ Avh- 
pora πάντα φύονται, | πυροὶ καὶ χριϑαὶ ἠδ᾽ ἄμπελοι, αἵτε φέρουσιν | οἶνον ἐριστάφυλον, 
zur σφιν Διὸς ὄμβρος ἀέξει. 

4) 1106: Κυχλῴπων - ὑπερφιάλων, ἀϑεμίστων. 

5 £ 5: Κυχλώπων, ἀνδρῶν ὑπερηνορεόντων. 

6) 1275: οὐ yap Κύχλωπες Διὸς αἰγιόχου ἀλέγουσιν | οὐδὲ ϑεῶν μαχάρων, ἐπειὴ 
πολὺ φέρτεροί εἰμεν. 

ἢ χ 200: Κύχλωπός τε βίης μεγαλήτορος, ἀνδροφάγοιο. 

8). Nov. Lex. Gr. 5. v. Κύχλωψ: Quod autem fuerint θεοσεβεῖς, apparet ex τ 411, 
412, ubi et suadent preces. Quae Polyphemus impius contra eos mentitur, :273-——278, 
ea loquitur ex se, non ex more gentis; nec non terrendi Ulyssis causa., 

9 S. Ameis zu ı 107. 


262 Europa. 


weder gepflanzt noch gesäet und doch reichlich geärntet!), so ist dies 
nichts weiter als hyperbolisch dichterische Ausmalung des fruchtbaren 
Landes; und wenn ausserdem die Kyklopen gegen Polyphem äussern, 
einer Krankheit vom gewaltigen Zeus könne man nicht entrinnen, und 
er möge zu seinem Vater Poseidon beten): so liegt in der Anerken- 
nung der Gewalt des Zeus von Seiten roher Naturmenschen, die nichts 
weiter als physische Ueberlegenheit anerkennen, eben noch keine 
Frömmigkeit, so wenig wie in dem Rathe, Polyphem möge Poseidon 
um Hülfe anrufen, von dem er als von seinem Erzeuger am ersten Ret- 
tung erwarten konnte. 

In Betreff der Lebensweise schildert Homer die Kyklopen als 
Troglodyten: sie wohnen in gewölbten Grotten auf den Gipfeln hoher 
Gebirge°) ; sie kennen, wie schon bemerkt, weder Pflanzenzucht noch 
Ackerbau, da ihr Boden Alles von selbst hervorbringt®); auch Schiffs- 
bau und Schiffahrtskunde sind ihnen völlig fremd 5). Sie leben ferner 
ohne gemeinschaftliche Verfassung und kennen weder Rathsversamm- 
lungen noch Gerichte®), sondern Jeder richtet willkürlich über Weib 
und Kinder, und Keiner achtet des Andern’”). 


$ 60. 


Fortsetzung. 


b. Land und Volk der Laistrygonen. Auch die 
Laistrygonen beschreibt Homer als Menschen von gigantischer 
Grösse, Das Weib ihres Königs erscheint den Genossen des 
Odysseus wie ein Gebirgsgipfel®), und die Laistrygonen werden als 
Riesen bezeichnet, welche von den Felsen Steine schleudern, an deren 
jedem ein Mann mit beiden Armen vollauf zu tragen gehabt hätte 9). 


1) 1106: -Κυχλώπων -, οἵ ba ϑεοῖσι πεποιϑότες ἀϑανάτοισιν | οὔτε φυτεύουσιν yepalv 
φυτὸν οὔτ᾽ ἀρόωσιν, | ἀλλὰ τά γ᾽ ἄσπαρτα χαὶ ἀνήροτα πάντα φύονται. 

2) 1411: νοῦσόν γ᾽ οὔ πως ἔστι Διὸς μεγάλου ἀλέασϑαι, | ἀλλὰ σύ γ᾽ εὔχεο πατρὶ 
Ποσειδάωνι ἄναχτι. 

3) 1118: ἀλλ᾽ οἵ γ᾽ ὑψηλῶν ὀρέων ναίουσι χάρηνα | ἐν σπέσσι γλαφυροῖσι. ı 399: 
Κύχλωπας, - οἵ ῥά μιν ἀμφὶς | ᾧχεον ἐν σπήεσσι δ ἄχριας ἠνεμοέσσας. 

4) ı 108 ff. (schon oben citirt). e 

5) ı 125: οὐ γὰρ Κυχλῴπεσσι νέες πάρα μιλτοπάρῃηοι, | 068 ἄνδρες νηῶν ἔνι τέχτο- 
ves χτέ. 

6) 1112: τοῖσι δ᾽ οὔτ᾽ ἀγοραὶ βουληφόροι οὔτε ϑέμιστες. 

Ἢ 1114: ϑεμιστεύει δὲ ἕκαστος | παίδων 76 ἀλόχων, οὐὃ ἀλλήλων ἀλέγουσιν. Ueber 
die Kyklopen 5. auch Wagner, Homer und Hesiod. $. 71. Kanne, Mythol. der 
Griechen. 5. 23. Preller, griech. Mythol. Bd. I, $. 389 ἢ. 

8) x 112: τὴν δὲ γυναῖχα | εὖρον, ὅσην τ᾽ ὄρεος χορυφήν, κατὰ δ᾽ ἔστυγον αὐτήν. 

5) χ 119: Λαιστρυγόνες -, | μυρίοι, οὐχ ἄνδρεσσιν ἐοικότες, ἀλλὰ Γίγασιν. | οἵ δ᾽ ἀπὸ 
πετράων ἀνδραχϑέσι γερμαδίοισιν | βάλλον. 


: . ἐς | Sikanien. 263 


Wie die Kyklopen sind sie Menschenfresser:: sie spiessen die Gefährten 
des Odysseus wie Fische auf und tragen sie zum Frasse fort!). Dass 
sie bedeutende Viehzucht trieben, ergiebt sich aus der Aeusserung, 
dass bei den Laistrygonen der austreibende Schafhirt dem heimkeh- 
renden Rinderhirten den Gruss zurufe, und dass dort ein Mann, der 
auf den Schlaf verzichte, doppelten Lohn verdienen könne, wenn er, 
nachdem er mit der Schafheerde heimgekehrt sei, sogleich wieder mit 
der Rinderheerde ausziehe; denn nahe seien dort die Pfade des Tages 
und der Nacht ?2). Unter den verschiedenen Auffassungen dieser 
dunklen Stelle verdient die folgende immer noch Beachtung. Man 
pflegte das Rindvieh bei Nacht auf die Weide zu schicken, weil es am 
Tage, zumal in der heissen Jahreszeit, durch die Sonnengluth und die 
Bremsen ausserordentlich gelitten haben würde; die Schafe hingegen 
bei Tage, da einerseits ihr wolliges Vliess sie gegen die Einflüsse der 
Hitze und gegen die Insecten schirmte, andererseits zur Nachtzeit 
das bethaute Gras ihnen geschadet hätte?). Demnach hätte ein Hirt, 
der keines Schlafes bedurfte, bei Nacht die Rinder, bei Tage die 
Schafe hüten und so doppelten Lohn verdienen können, zumal da 
die zu den Tag- und Nachttriften führenden Pfade der Stadt nahe 
waren. — Diese örtliche Auffassung (τοπικῶς) der letzteren Worte 
findet sich schon bei den alten Interpreten neben jener zweiten, der 
zufolge die Worte eine Beziehung auf die Zeit (χρονιχὥῶς), und zwar 
auf die Kürze der Nächte und auf die Länge der Tage, enthalten 
sollen, woraus Manche (im Alterthume schon Krates) gefolgert haben, 
dass zu Homer bereits eine dunkle Kunde von den hellen und kurzen 
Nächten des nördlichen Europa’s gedrungen sei, wo im Sommer die 
Tage so lang sind, dass es bei Nacht fast nicht dunkel wird, wie dies 
fast schon unter den Breitegraden Norddeutschlands der Fall ist. 
Diese Erklärung befolgen u. A. Cammann®) und Nitzsch’). 
Görlitz hingegen meint, jener homerischen Stelle liege nicht eine 
dunkle und auf die Spitze getriebene Kunde von den kurzen Sommer- 
nächten im Norden zu Grunde, sondern die Wahrnehmung, dass in 
Sicilien die Sommernächte in Folge der Dämmerung kurz seien, wenn 
auch nie so kurz wie gegen Norden hin; die Erklärung, warum dies 
so sei, fehle natürlich; sie erschliesse sich dem beobachtenden For- 


1) x 124: ἰχϑῦς ὃ ὡς πείροντες ἀτερπέα δαῖτα φέροντο. 

2) χ 82: Τηλέπυλον Λαιστρυγονίην, ὅϑι ποιμένα ποιμὴν | ἠπύει εἰσελάων, ὁ δέ 
T ἐξελάων ὑπαχούει. | ἔνϑα χ᾽ ἀἄπνος ἀνὴρ δοιοὺς ἐξήρατο μισϑούς, | τὸν μὲν βουχο- 
λέων, τὸν δ᾽ ἄργυφα μῆλα νομεύων " | ἐγγὺς γὰρ νυχτός τε χαὶ ἤματός εἰσι χέλευϑοι. 

3) Verg. Georg. III, 146 544. Varr. de re rust. II, 5. 

4) Vorschule zur Il. und Od. S. 389. 

5, Zu x 86. 


204 Europa. 


scher erst von den Augenblicke an, wo erin dem Weltall Bewegung, 
namentlich die Bewegung der Erde um sich selbst und um die Sonne, 
erkenne und die Stellung der Erdachse auf der Erdbahn entdecke!). 
(Vgl. unten.) Hierher gehört auch die Ansicht Völcker’s2), welcher 
ich mich um so lieber anschliesse, weil sie mit der Annahme, dass die 
Laistrygonen auf der Nordwestküste Sikaniens ihren Sitz gehabt, im 
trefflichsten Einklange steht. Er bemerkt, dass das westliche 
Volk der Laistrygonen, deren Stadt dem Eingange des Hades und 
dem Sonnenuntergange gegenüber lag, von seinem hohen Sitze das 
untergehende Tagesgestirn am längsten habe sehen müssen, während 
es für die Menschen diesseits T'hrinakiens weıt früher verschwand, 
so dass bei ihnen, wenn die Sonne kaum untergegangen, Eos im Osten 
schon wieder sichtbar wurde. — Aehnlicher Art ist auch die in neuerer 
Zeit von Lauer?) aufgestellte und von Ameis*) adoptirte Erklärung, 
der zufolge die Laistrygonen weit, weit von Griechenland wohnen, 
nach der Region hin, wo die Sonne und der Tag wandelt, und dass 
die Laistrygonenstadt länger von der Sonne profitire, weil sie dem 
Untergange der Sonne näher liege; da nun andererseits die Sonne für 
Griechenland und Telepylos zu gleicher Zeit aufgehe, so treffe es sich 
bei den Laistrygonen, dass, während der Schäfer von der Weide heim- 
treibe, der Rinderhirt schon wieder mit der Heerde ausziehe, da die 
Sonne, kaum untergegangen, schon wieder hervorkomme; dass aber 
bei den Laistrygonen auch von einer Nacht die Rede sei und unerklärt 
bleibe, wie die Sonne so schnell von Westen nach Osten zurück- 
komme, thue jener Erklärung keinen Eintrag, da νύξ nur den Zeit- 
raum zwischen Auf- und Untergang der Sonne bezeichne, auch wenn 
dieselbe fast gleich Null 5615) und Homer über den zweiten Punkt sich 
selbst schwerlich Rechenschaft gegeben habe. 


Vor der Stadt der Laistrygonen befand sich ein herrlicher (χλυτός) 
Hafen, in welchen ein enger, von steilen Felsen gebildeter Eingang 
führte, indem die vorspringenden Gestade ihre felsigen Zacken ein- 
ander entgegenstreckten®). Ein geebneter, fahrbarer Pfad führte zur 


ἡ Görlitz, der Himmel etc. 8. 13. 

2) Hom. Geogr. 8. 117. 

3) Literar. Nachlass. I, S. 306 ff. Gesch. der hom. Poesie. S. 293 ff. Vgl. Prel- 
ler, griech. Mythol. II, S. 323, Anm. 2. Nitzsch zu x 81 fl. 

4 Zu x 86 im Anhang. 

5) 8. Oertel, de chronol. Hom. 11. Meissen, 1845. p. 3 sqq. (Von Ameis zu 
x 86 eitirt). 

8) χ 87: ἐς λιμένα χλυτὸν ἤλθομεν, ὃν πέρι πέτρη | ἠλίβατος Teröynae διαμπερὲς 
ἀμφοτέρωϑεν, | ἀχταὶ δὲ προβλῆτες ἐναντίαι ἀλλήλτσιον | ἐν στόματι προὔχουσιν, ἁραίη δ᾽ 
εἴσοδός ἐστιν χτέ. 


Sikanien. 265 


Stadt ἢ, auf dem man zunächst zur Quelle Artakie gelangte, aus 
welcher die Laistrygonen ıhr Wasser zu schöpfen pflegten, und wo 
Odysseus’ Genossen des Antiphates Tochter trafen ?). Die Stadt der 
Laistrygonen selbst bezeichnet Homer mit 1 ηλέπυλος Λαιστρυγονίη ὅ), 
wo es zweifelhaft bleibt, ob Τηλέπυλος oder Λαιστρογονίη adjectivisch 
zu fassen sei. Sie heisst die hochgelegene Stadt desLamos!,, 
der nach Eustathios Sohn des Poseidon und Erbauer der Stadt war, 
daher Ovid sie Lami Laestrygonis vetus urbs nennt’). Die Römer 
identifieirten diese homerische Laistrygonenstadt mit Formiae, einer 
Stadt Latiums unweit der campanischen Gränze; so Horaz, wenn er 
jenen Lamos als Gründer Formiae’s bezeichnet: Aeli vetusto nobilis ab 
Lamo, — qui Formiarum moenia dieitur — tenuisse®). Ebenso Pli- 
nius, wenn er sagt: Oppidum Formiae Hormiae dietum, ut existu- 
mavere, antiqua Laestrygonum sedes’); und Cicero: si vero in hane 
Τηλέπυλον veneris Λαιστρυγονίην — Formias dico —, qui fremitus homi- 
num! quam irati animi! etc.°). Die plinianische Aeusserung, dass For- 
miae früher Hormiae geheissenhabe, bestätigt Strabon, und fügt hinzu, 
dass der Name Formiae von den Lakedaimoniern herrühre:: ἑξῆς δὲ Pop- 
αίαι Λαχωνιχὸν χτίσμα ἐστίν, Opwiar λεγόμενον πρότερον διὰ τὸ eDoppov‘). 
Dass indess die Ansicht derer, welche die homerische Laistrygonenstadt 
nach Latium versetzen, irrig sei, geht schon aus dem Obigen hervor. 
c. Land und Volk der Giganten. Nach Sikanien sind 
ferner auch die Giganten zu setzen, und zwar ebenfalls auf die 
Westküste, in die Region der Kyklopen und Laistrygonen, mit 
denen sie denselben Typus gemein haben: Homer bezeichnet sie als 
frech und trotzig (ὑπέρϑυμοι) und als ein frevelmüthiges 
[ἀτάσϑαλος) Volk, dessen Herrscher Eurymedon sich und die Giganten 
durch seine Frevel in’s Verderben gestürzt habe 1). Sie waren von 
übermenschlicher Grösse, wie aus der Aeusserung hervorgeht, dass die 


ἢ #103: οἱ δ᾽ ἴσαν ἐχβάντες λείην ὁδόν, ἡ περ ἄμαξαι | ἄστυδ ἀφ᾽ ὑψηλῶν ὀρέων 
καταγίνεον ὕλην. 

2) #105: χούρῃ δὲ ξύμβληντο πρὸ ἄστεος ὑδρευούσῃ, | duyartp ἰφϑίμῃ Λαιστρυ- 
Ἰόνος ᾿Αντιφάταο. | ἡ μὲν ἄρ᾽ ἐς χρήνην χατεβήσετο καλλιρέεϑρον | ᾿Αρταχίην " ἔνϑεν γὰρ 
ὕδωρ προτὶ ἄστυ φέρεσχον. 

3) x 82, 4 x 81: Λάμου αἰπὺ πτολίεϑρον. 

ὅ) Metam. XIV, 233: Inde Lami veterem Laestrygonis, inquit, in urbem | Ve- 
nimus. 

6) Carm. III, 17, 1 544. 

1 Nat. hist. III, 5, 9 Sillig. 

8) Ad Attiec. II, 13, 2 Klotz. 9) Strabon. V, 3, 6 Kr. 

10) ἡ 58: Εὐρυμέδοντος, | ὅς ποῦ ὑπερϑύμοισι Γιγχάντεσσιν βασίλευεν. | ἀλλ᾽ ὁ μὲν 
ὥλεσε λαὸν ἀτάσθαλον, ὥλετο ὃ αὐτός. 


206 . Europa. 


Laistrygonen nicht gewöhnlichen Menschen, sondern Giganten gegli- 
chen hätten ἢ). In ihrer Nähe, zu Hypereie, wohnten einst die Phaia- 
ken, welche sehr durch ihre Räubereien litten 2). 


d. Ueber die Sikaner ist bereits das Nöthige gesagt. 


8 61. 
Inseln bei Sikanien. 
1. Die aiolische Insel (AloAin vncog]3). 


a. Lage. In Betreff der Lage dieser Insel sind folgende Punkte 
hervorzuheben: 


1. Sie ist in der Nähe des Kyklopenlandes zu suchen; denn nach 
Erwähnung der Abfahrt von der Ziegeninsel heisst es kurz, Odysseus 
sei zur aiolischen Insel gelangt*), während bei mehr als eintägiger 
Fahrt stets die Dauer ausdrücklich bemerkt wird). 


2. Zwischen der aiolischen Insel und Ithake muss offenes Meer 
liegen, da Odysseus gerades Wegs und ununterbrochen von dort in der 
Richtung nach Ithake hin- und zurücksegelt®). 


3. Die Alten rechneten meistens die Insel des Aiolos zu den lipa- 
rischen Inseln an Sıkaniens Nordküste und identifieirten sie entweder 
mit Lipara (jetzt Lipari) oder mit Strongyle (jetzt Stromboli). 
So Strabon’) und Plinius®). Dass sie aber nicht zu den lipa- 
rischen Inseln gehört, geht daraus hervor, dass die später?) zu erwäh- 
nenden vulkanischen Irrfelsen unverkennbar mit jenen identisch 
sind. 


1} χ 120: οὐχ ἄνδρεσσιν ἐοικότες, ἀλλὰ Γίγασιν. 

2) C3: Φαιήχων ἀνδρῶν, - | οἱ πρὶν μέν ποτ᾽ ἔναιον ἐν εὐρυχόρῳ Ὑπερείῃ, | ἀγχοῦ 
Κυχλώπων, ἀνδρῶν ὑπερηνορεόντων, | οἵ σφεας σινέσχοντο, βίηφι δὲ φέρτεροι ἦσαν. 

3) S. Völcker, hom. Geogr. 8. 113 ff. 

4) ı 565: ἔνϑεν δὲ προτέρω πλέομεν ἀχαχημένοι ἦτορ. χ 1: Αἰολίην δ᾽ ἐς νῆσον 
ἀφιχόμεϑ'. 

5) So z. Β. ı 82. x 28. x 80 und sonst. 6) χ 25 und 30. 

7) VI, 2, 11 Kr.: ἡ δὲ Στρογγύλη χαλεῖται μὲν ἀπὸ τοῦ σχήματος, ἔστι δὲ χαὶ 
αὐτὴ διάπυρος, βίᾳ μὲν φλογὸς λειπομένη, τῷ δὲ φέγγει πλεονεχτοῦσα " ἐνταῦϑα δὲ τὸν 
Αἴολον οἰχῆσαί φασι. ; 

8) Nat. hist. ILI, 9 Sill.: Tertia Strongyle, a Lipara M p. ad exortum solis ver- 
gens, in qua regnavit Aeolus. Auch Riccius (diss. Hom. tom. III. diss. 52. 
p. 96. 97) identifieirt Aiolien mit Strongyle, da diese Insel noch jetzt von heftigen 
Stürmen heimgesucht werde. 

9%) μ. 61—68, 


en 
De 


Inseln bei Sikanien. 267 


4. In Bezug auf Ithake liegt Aiolie ziemlich westlich; denn 
Aiolos lässt bei der Abfahrt des Odysseus den Zephyros (Westwind) ἢ 
wehen?), der ihn bis in die Nähe von Ithake treibt). 

Am wahrscheinlichsten nimmt man demnach an, Aiolie sei hinter 
der Südspitze Sikaniens gelegen; dann entspricht die in Bezug auf 
Ithake südwestliche Lage der Angabe, dass Odysseus vom Westwinde 
in die Nähe von Ithake getrieben sei. Anderer Ansicht ist Voss, der 
χ ὃ. πλωτή durch schwimmend erklärt und Aiolie doppelt ansetzt, 
einmal im Osten des Kyklopenlandes und ausserdem im Westen von 
Sikanien, wohin sie als schwimmende Insel durch den Ostwind aus 
ihrer ersten Lage gelangt seit). Völcker endlich’) erblickt in ihr 
eine der aigatischen Inseln am Vorgebirge Lilybaion. 

b. Weiteresüber dieaiolische Insel. 

Homer nennt dieselbe πλωτή δ), welches schon die alten Inter- 
preten entweder durch schwimmend (πλέουσα, χινουμένη) 7) oder 
durch umschiffbar, rings zugänglich (προςπλεομένη ὑπ ἀνϑρώ- 
πων) erklären. Obwohl die erstere Eigenschaft nichts Unerhörtes ist 
und in der Mythe auch der Insel Delos beigelegt wird, so scheint mir 
doch dieser Erklärung im Wege zu stehen, dass es weiter heisst, glatt 
emporsteigende Felsenriffe hätten einer ehernen, unzerbrechlichen 
Mauer gleich das Eiland umgeben 8). Da derartige Felsen in der Tiefe 
des Meeres wurzeln, so lässt sich schwerlich absehen, wie dennoch die 
Insel schwimmend sein konnte. Ich ‘schliesse mich daher lieber der 
zweiten Erklärung an, der zufolge die aiolische Insel als an allen 
Punkten für den Schiffer zugänglich gedacht wird. — Die auf ihr lie- 
gende Stadt wird nur als solche erwähnt, ohne namhaft gemacht zu 
werden®); in ihr haus’t der Beherrscher der Winde, Aiolos, der Sohn 
des Hippotes, und lebt mit seiner Familie stets beim Schmause, wäh- 
rend der duftende Saal vom Schalle der Flöten wiederhallt!0). Man 


1) S. Homer. Kosmogr. ὃ 7. 

2) χ 25: αὐτὰρ ἐμοὶ πνοιτὴν Ζεφύρου προέηχεν ἀῆναι. 

3) χ 29: τῇ δεχάτῃ ὃ ἤδη ἀνεφαίνετο πατρὶς ἄρουρα. Vgl. Wagner, Homer und 
Hesiod. 8. 73. 

4) Kritische Blätter. II, S. 300. 

5) Hom. Geogr. S. 114. Vgl. Schlegel, de geogr. Hom. comm. p. 193 sq. 

6) χ ὃ: πλωτῇ ἐνὶ νήσῳ. 

7) Dieselbe Erklärung befolgt Voss in der Uebersetzung und unter den Neueren 
auch Ameis. 

8) χ 3: πᾶσαν δέ TE μιν πέρι τεῖχος | χάλχεον, ἄρρηκτον, λισσὴ δ᾽ ἀναδέδρομε πέτρη. 
Die Partikel δέ hinter λισσή hat hier erläuternde Kraft und steht dem Sinne nach 
für γάρ. 

9) #13: χαὶ μὲν τῶν ἱχόμεσϑα πόλιν. 

10) χ 5: τοῦ (Αἰόλου) καὶ δώδεχα παῖδες ἐνὶ μεγάροις τεγάασιν, | ἐξ μὲν ϑυγατέρες, 
ἕξ υἱέες ἡβῴοντες “ | ἔνϑ᾽ ὅ γε ϑυγατέρας πόρεν υἱάσιν εἶναι ἀχοίτις. | οἱ δ᾽ αἰεὶ παρὰ πα- 


268 Europa. 5 


sieht, dass dieses anmuthige Seemährchen, wie Preller es nennt!,, 
viel Analoges mit der Phaiakensage hat. Der Name der Insel aber, 
wie der ihres Beherrschers, drückt, wie derselbe mythologische For- 
scher bemerkt?), treffend das flüchtige, bewegliche Wesen der Winde 
und das galoppirende Wogen des Meeres aus. Uebrigens wird der 
homerische Aiolos weder als Obergott der Windgötter, noch als Gott 
oder Vater der Winde gedacht; er ist nichts weiter als ein glücklicher, 
weiser und gastfreundlicher Herrscher, der die Kunst versteht, den 
ihn besuchenden Gästen günstigen Fahrwind zu erregen und die un- 
günstigen Winde zu fesseln. Zum Gott der Winde stempelten ihn 
erst die Alexandriner’). 


δ 62. 
Weitere Inseln bei Sikanien. 


ll. Die Ziegeninsel. 


Unter derselben ist ein Eiland zu verstehen, welches unweit des 
Kyklopenlandes liegt, und wo Odysseus anlegt, ehe er zu den Kyklo- 
pen gelangt. Sind daher oben die letzteren mit Recht auf die Süd- 
westküste Sikaniens gesetzt, so wird man folgerecht die Ziegeninsel 
dieser Küste gegenüber suchen müssen, und zwar höchst wahrschein- 
lich unter den aigatischen Inseln), deren eine, Aegusa jetzt Fa- 
vagnana), nach Cluver’'s Angabe in Betreff der Fruchtbarkeit, der 
sicheren Landungsplätze und des Ziegenreichthums genau der homeri- 
schen Beschreibung entspricht. 


Nach Homer ist die Ziegeninsel ein kleines Eiland, in dessen Wal- 
dungen wilde Ziegen) umherschweifen, welche, ohne von Jägern 
aus dem Dickicht aufgescheucht zu werden, auf den Gebirgsgipfeln 
umherklettern. Weiden und Aecker finden sich auf der Insel nicht; 
sie liegt wild und menschenleer, nur von Ziegenheerden bewohnt). 


zpt φίλῳ χαὶ μιητέρι zedvn | δαίνυνται " παρὰ δέ σφιν ὀνείατα μυρία χεῖται, | χνισσῆεν δέ 
τε δῶμα περιστεναχίζεται αὐλῇ. 

ἢ Griech. Mythol. I, S. 395. 2) Ebendas. 

3) Vgl. Jacobi’s mythol. Wörterb. Neue Ausgabe. S. 42 s. v. Aeolus. 


4 Dahin setzt sie u. A. auch Schlegel {de geogr. Hom. comm. p. 178): "In- 
sulae Aegates, ad quarum unam Ulysses appulit (quanguam dicendum potius est, 
Homerum omnes in unum confudisse), - aCaprarum, quas alebant, copia — nomen 
accepisse videntur'. 

5) Unter diesen sind höchst wahrscheinlich Steinböcke zu verstehen. 


6) ı 116: νῆσος ἔπειτα λάχεια παρὲχ λιμένος τετάνυσται | γαίης Κυχλώπων, οὔτε 


Inseln bei Sikanien. RT 269 


NE 
Diss natürlichen Beschaffenheit nach ist sie indess sehr culturfähig:: 
ihr Boden ist fruchtbar und für jede Art von Früchten geeignet; längs 
dem Gestade des Meeres erstrecken sich saftige, grasbewachsene 
Auen, auf denen der Wein herrlich gedeihen könnte, und es fehlt 
auch nicht an fettem, zum Getreidebau geeignetem Boden '!); zugleich 
aber bietet sie dem Schiffer einen trefflichen Ankerplatz?). Ja selbst 
idyllische Reize mangelten der Insel nicht: am Eingange der erwähnten 
Bucht entsprudelt dem felsigen Geklüft ein anmuthiger Quell, von 


einem grünenden Pappelhaine umgeben ?;). 


IIl. Thrinakie®). 


Wie schon oben bemerkt, ist Thrinakie wahrscheinlich eine kleine 
Insel, welche die beiden durch die Irrfelsen und die Skylle und Cha- 
rybdis führenden Seestrassen schied. Sie war dem Helios geweiht), 


dessen Heerden — 7 Heerden Rinder und 7 Heerden Lämmer, jede 
von 50 Stück —- hier weideten, die sich nicht vermehrten noch ver- 


minderten und von den Nymphen Lampetie und Phaöthusa, 
welche die edle Neaira dem Sonnengotte geboren hatte, gehütet wur- 
den, und an deren Anblick Helios auf- und niedersteigend sich täglich 
erfreute®\. Uebrigens wird Thrinakie als öde und menschenleer be- 
zeichnet?) und bot den Genossen des Odysseus, als sie wegen widriger 
Winde dort verweilen mussten, so wenig Nahrungsmittel, dass sie in 


σχεδὸν οὔτ ἀποτηλοῦ, | ὑλήεσσ᾽“ ἐν δ᾽ alyes ἀπειρέσιαι γεγάασιν | ἄγρια" οὐ μὲν γὰρ 
πάτος ἀνθρώπων ἀπερύχει, | οὐδέ μιν εἰσοιχνεῦσι χυνηγέται, οἵτε ad ὕλην, ἄλγεα 
᾽ FE χ 17 ᾽ ὶ E 

᾿ x ΄ ΄ > + δ 
πάσχουσιν χορυφὰς ὀρέων ἐφέποντες. | οὔτ᾽ ἄρα ποίμνῃσιν καταΐσχεται οὔτ᾽ ἀρότοισιν, | ἀλ.). 

3 \ ͵ a “« 2 ΄ a in 
Ay ἄσπαρτος χαὶ ἀνήροτος ἤματα πάντα | ἀνδρῶν ympeber, βόσχει δέ τε μηχάδας 
αἶγας. 

ἢ 191: οὐ μὲν γάρ τι χαχή 1ε, φέροι δέ χεν ὥρια πάντα᾽ | ἐν μὲν γὰρ λειμῶνες 
ἁλὸς πολιοῖο παρ ὄχϑας | ὑδρηλοί, μαλαχοί “ μάλα x ἄφϑιτοι ἄμπελοι εἶεν" ἐν δ᾽ ἄρο- 
σις λείη" μάλα χεν βαϑὺ λήϊον αἰεὶ | εἰς ὥρας ἀμῷεν, ἐπεὶ μάλα πῖαρ ὑπ' οὖδας. 

2) ι186: ἐν δὲ λιμὴν εὔορμος. | 

3) ı 140: αὐτὰρ ἐπὶ χρατὸς λιμένος bier ἀγλαὸν ὕδωρ, | χρήνη ὑπὸ σπείους " περὶ δ᾽ 
αἴγειροι πεφύασιν. 

4) Vgl. über Thr.: Schlegel, de geogr. Hom. comm. p. 174 sq. Schlicht- 
horst, geogr. Hom. p. 11. Anm. a). 

5) #274: νῆσον — Ἠελίοιο. 

6) μ 127: Θριναχίην δ᾽ ἐς νῆσον ἀφίξεαι- ἔνϑα δὲ πολλαὶ | βόσχοντ᾽ Ἠελίοιο βόες 
καὶ ἴφια μῆλα. | ἑπτὰ βοῶν ἀγέλαι, τόσα δ᾽ οἰῶν πώεα χαλά, | πεντήχοντα δ᾽ ἕχαστα. 

φ᾿ ᾽ - . 5 
Ἰόνος & οὐ γίγνεται αὐτῶν, | οὐδέ ποτε φϑινύϑουσι. ϑεαὶ δ᾽ ἐπιποιμένες εἰσίν, | νύμφαι 
ἑὐπλόχαμοι, Φαέϑουσά τε Λαμπετίη τε, | ἃς τέχεν Ἠελίῳ Ὑπερίονι din Νέαιρα. Vgl. 
Preller, griech. Myth. I, 5. 291. 


Ε τ, -", 
ἢ κα 351: ἐν νήσῳ ἐρήμη. 


270 ᾿ Europa. 


ihrer Noth zum Fange von Fischen und Seevögeln ihre Zuflucht nah- 
men!) und zuletzt sogar Kühe aus der Heerde des Helios schlach- 
teten ?). 


$ 63. 
IV. Die Irrfelsen. Skylle und Charybdis. 


In der Nähe von Thrinakie sind die Irrfelsen /Plankten) zu 
- suchen, an denen Odysseus vorüberfuhr, ehe er zu der Skylle und 
Charybdis gelangte. Diese strömten Rauch und Feuer aus und wurden 
dadurch verderblich, so dass selbst ein Vogel nicht unverletzt an 
ihnen vorüberschlüpfen konnte®). Im diesen feuerspeienden Fels- 
klippen haben Neuere mit grosser Wahrscheinlichkeit die liparischen 
Inseln erkennen wollen), welche vulkanischer Natur sind, während 
die Alten die Plankten meistens an die Westmündung der sikelischen 
Meerenge versetzten oder auch wohl mit den Symplegaden der Argo- 
nautensage identificirten, wie der anonyme Verfasser des periplus 
ponti Euxini®) und Plinius®). Dass Homer in der Schilderung der 
odysseischen Fahrt den Argonautenzug vor Augen gehabt habe, meinen 
auch manche Neuere, wie z. Β. Cammann’). Uebrigens nehmen 
auch noch neuere Interpreten®) die Plankten für Schlagfelsen 
(πλάζω = πλήσσω), welche, wie die Symplegaden am Pontos, durch 
ihr Zusammenschlagen Schiff und Mannschaft zerschmettert hätten; 
indess hat schon R. H. Klausen bemerkt?), dass sie bei Homer 


ἢ u 329: ἀλλ᾽ ὅτε δὴ νηὸς ἐξέφϑιτο ἤϊα πάντα, | καὶ δὴ ἄγρην ἐφέπεσχον ἀλητεύον- 
τες ἀνάγχῃ, | ἰχϑῦς ὄρνιϑάς τε, φίλας ὅτι γεῖρας ἵχοιτο, | [γναμπτοῖς ἀγκίστροισιν “ ἔτειρε 
δὲ γαστέρα λιμός]. 

2) u 353—361. 

3) 61: Πλαγχτὰς δ᾽ ἤτοι τάς 1ε ϑεοὶ μάχαρες καλέουσιν "| τῇ μέν τ᾽ οὐδὲ ποτητὰ 
παρέρχεται, οὐδὲ πέλειαι | τρήρωνες, ταίτ ἀμβροσίην Au πατρὶ φέρουσιν, | ἀλλά τε καὶ 
τῶν αἰὲν ἀφαιρεῖται Ns πέτρη | — τῇ δ᾽ οὔ πώ τις νηῦς φύγεν ἀνδρῶν, ἥτις ten- 
ται, | ἀλλά 9° ὁμοῦ πίναχάς τε νεῶν χαὶ σώματα φωτῶν | αὐμαϑ ἁλὸς φορέουσι πυρός τ᾽ 
ὀλοοῖο ϑύελλαι. 

ἢ S. Völcker, hom. Geogr. S. 118. 

5) Geogr. TR minor. ed. Car. Mullerus. Paris, Didot. p. 422, ὃ 90: αὖται ᾿δὲ 
αἱ Κυάνεαι εἰσὶν, ἃς λέγουσιν οἱ ποιηταὶ πλαγχτὰς πάλαι εἶναι, καὶ διὰ τούτων πρώτην 
ναῦν περάσαι τὴν ᾿Αργώ, ἥτις εἰς Κόλχους Ἰάσονα ἤγαγεν. ᾿ 

6) Nat. hist. VI, 12, 13 Sillig: Insulae in Ponto Planctae sive Cyaneae sive Sym- 
plegades. 

7) Hom. Vorschule, S. 388 und 390. 

8) So Ameis zu u. 61. 

9) Abenteuer des Odysseus, aus Hesiodos erklärt. Mit 1 Karte. Bonn, Mar- 
eus. 1834. 5. 57. Klausen vergleicht Apoll. Rhod. IV, 925—929. Vgl. ausserdem 
Schlegel, de geogr. Hom. comm. p. 192 54. 


Inseln bei Sikanien. 271 


ES 

_ keineswegs als beweglich, sondern als durch Brandung und Rauch 
verderblich erscheinen ἢ, und daher der Dichter offenbar an feuer- 
speiende Felsen im Meere denke?). 

Hierher gehören ferner auch die Felsen der Skylle und Cha- 
rybdis, welche in der Strasse von Sikanien einander gegenüberstehen, 
und zwar die Charybdis auf der sikanischen Seite vor Messina ἢ, wäh- 
rend die Klippe der Skylle (später Skyllaion) dem sikanischen Vor- 
gebirge Peloron (jetzt Capo di Faro) gegenüberliegt, an dessen Ostseite 
noch heute ein Städtchen Skilla sich findet. Homer selbst beschreibt 
jene Felsen, wie folgt. Die Skylle ragt mit spitzigen Felszacken zum 
Himmel empor und ist rings von dunklem Gewölk umhüllt, welches 
nie sich verzieht, so dass zu keiner J ahreszeit der Gipfel von heiterem 
Sonnenglanze erhellt wird; das Gestein aber ist glatt, als wäre es 
rings behauen, so dass kein Sterblicher, und wenn er zwanzig Hände 
und zwanzig Füsse regte, daran emporzuklimmen vermöchte; inmitten 
des Geklippes aber befindet sich eine finstere Höhle, deren Mündung 
nach Westen liegt, und in welcher die Skylle haust ἢ). Jenseits, in der 
Entfernung eines Bogenschusses von der Skylle, erhebt sich der Felsen 
der Charybdis, an dessen Fusse ein hoher Feigenbaum ragt, unter 
welchem der den Schiffer bedrohende Meerstrudel, der heutzutage den 
Namen Carofalo oder Charilla trägt, sein donnerndes Getöse erschallen 
lässt. Wenn der Dichter von diesem Strudel sagt, dass er dreimal 
täglich die Fluth emporsteigen lasse und dreimal sie wieder zurück- 
schlürfe>), so liegt darin offenbar eine Andeutung der Ebbe und Fluth, 
wie dies auch schon die Alten anerkannten. So z. B. Strabon, 
wenn er sagt®): ἀπὸ γὰρ τῶν ἀμπώτεων χαὶ τῶν πλημμυρίδων ἢ Χάρυβδις 
αὐτῷ μεμύϑευται ; und an einer andern Stelle?): ἔχεται δὲ τῆς αὐτῆς φι- 
λοπραγμοσύνης χαὶ τὸ μὴ ἀγνοεῖν τὰ περὶ τὰς πλημμυρίδας τοῦ ὠχεανοῦ χαὶ 


1) u 68: πυρός τ᾽ ὀλοοῖο ϑύελλαι. 

2) Vgl. auch Nitzsch zu „59 ff. 

3) 5. Völcker, hom. Geogr. 5. 118. Schlegel, de geogr. Hom. p. 172. 

4) 18: οἱ δὲ δύω σκόπελοι ὁ μὲν οὐράνὸν εὐρὺν ἱκάνει | ὀξείῃ χορυφῇ, νεφέλη δέ 
μιν ἀμφιβέβηκεν | χυανέη τὸ μὲν οὔ ποτ ἐρωεῖ, οὐδέ ποτ᾽ αἴϑρη | κείνου ἔχει κορυφήν, 
οὔτ᾽ ἐν ϑέρει οὔτ᾽ ἐν ὀπώρῃ. | οὐδέ χεν ἀμβαίη βροτὸς ἀνήρ, οὐ χαταβαίη, | οὐδ᾽ εἴ οἱ 
χεῖρές τε ἐείκοσι χαὶ πόδες εἶεν "| πέτρη γὰρ Als ἐστι, περιξεστῇ ἐϊκυῖα. | μέσσῳ ὃ ἐν 
σχοπέλῳ ἐστὶ σπέος ἠεροειδές, | πρὸς ζόφον εἰς Ἔρεβος τετραμμένον. μ. 85: ἔνϑα δ᾽ ἐνὶ 
Σχύλλη ναίει. 

5) μι 101: τὸν δ᾽ ἕτερον σκόπελον χϑαμαλώτερον ὄψει, ᾿Οδυσσεῦ, | πλησίον ἀλλήλων " 
χαί rev διοϊστεύσειας. | τῷ ὃ ἐν ἐρινεός ἐστι μέγας, φύλλοισι τεϑηλώς "| τῷ δ᾽ ὑπὸ dla 
Χάρυβδις ἀναρροιβδεῖ μέλαν ὕδωρ. | τρὶς μὲν γάρ τ᾽ ἀνίησιν ἐπ’ ἤματι, τρὶς δ᾽ ἀνα- 

. ροιβδεῖ | δεινόν. Nachahmend Vergil (Aen. IH, 566 Ladew.): Ter scopuli clamorem 
inter cava saxa dedere; | ter spumam elisam et rorantia vidimus astra. 

8) I, 2, 36 Kr. EN Kr, 


272 Europa. 


τὰς ἀμπώτεις are. Da indess die Ebbe und Fluth in 24 Stunden be- 
kanntlich nur zweimal eintritt, so polemisirten schon die Alten 
gegen die von Homer statuirte dreimalige Wiederkehr dieses Phäno- 
mens, wie denn Polybios bei Strabon!) in der Lesart τρίς u 105 
gar einen Schreibfehler oder einen Fehler der Erzählung erkennen 
wollte. Noch anders sucht Strabon selbst an einer andern Stelle 
jenen Widerspruch der homerischen Angabe mit der Wirklichkeit zu 
heben, indem er meint, man brauche denselben nicht als Ignoranz 
anzusehen , sondern als beabsichtigte Uebertreibung des Furchtbaren 
und Schauerlichen, durch welche Kirke den Odysseus habe ab- 
schrecken wollen; auch sonst sei eine derartige Hyperbel gewöhnlich, 
wie in den Ausdrücken dreimalselig und dreimal elend?). — 
Zu einem ähnlichen Auskunftsmittel haben auch Neuere gegriffen, wie 
5. B. Ernesti, wenn er meint, τρίς bezeichne hier wie auch sonst 
mitunter nichts weiter als mehr als einmal. Es bedarf indess nur 
einer unbefangenen und gewissenhaften Prüfung der Sache, um auch 
hier wieder die wunderbare Akribie der homerischen Naturbeobach- 
tung in hellem Lichte erscheinen zu lassen und einerseits jene polemi- 
schen Angriffe zurückzuweisen, andererseits die Deutung des τρίς in 
hyperbolischem Sinne überflüssig zu machen. Den Weg zum richtigen 
Verständniss der obigen Stelle hat in neuerer Zeit Heller betreten, 
der sich zum entschiedenen Apologeten Homer’s aufwirft, und dessen 
einfache und natürliche Auffassung der Sache fast wie das Ei des 
Columbus erscheint?). Es besteht nämlich das Phänomen der Ebbe 
und Fluth bekanntlich darin, dass das Meer 6 Stunden lang ununter- 
brochen steigt und dann wieder eben so lange unaufhörlich zurück- 
strömt, — welche beiden Bewegungen, die Gezeiten genannt, in- 
nerhalb 24 Stunden zweimal eintreten. Hiernach gestalten sich die 
Anfänge der Ebbe und Fluth, wenn man etwa von Morgens 6 Uhr ab 


γ 


ἡ Strabon. I, 2, 16 Kr.: τὸ δὲ τρὶς μὲν γάρ T ἀνίησιν᾽, ἀντὶ τοῦ δίς, γραφικὸν 
εἶναι ἁμάρτημα ἢ ἱστορικόν. Und ebenso I, 1, 7 Kr.: τρὶς μὲν γάρ τ᾽ ἀνέησιν ir 
ἤματι, τρὶς Ö ἀναροιβδεῖ᾽. χαὶ γὰρ εἰ μὴ τρὶς, ἀλλὰ δίς, τάχα τῆς ἱστορίας παραπε- 
σόντος, ἢ τῆς γραφῆς διημαρτημένης ᾿ ἀλλ᾽ ἥ γε προαίρεσις τοιαύτη. 

2) Strabon. 1, 2, 36 Κα. : λέγοιτ ἂν χαὶ οὕτως ” οὐ γὰρ κατ᾽ ἄγνοιαν τῆς ἱστορίας 
ὑποληπτέον λέγεσϑαι τοῦτο, ἀλλὰ τραγῳδίας χάριν χαὶ φόβου, ὃν ἡ Κίρχη πολὺν τοῖς 
λόγοις προστίϑησιν ἀποτροπῆς χάριν, ὥστε χαὶ τὸ ψεῦδος παραμίγνυσϑαι. Und ebendas. 
weiterhin: ὡς οὖν τοῦτο, χἀχεῖνο τὸ τρὶς μὲν 1άρ T ἀνίησιν ἐπ᾿ ἤματι ἀντὶ τοῦ Ölg, 
ἅμα καὶ τῆς ὑπερβολῆς συνήϑους πᾶσιν οὔσης, τρισμαχαρίους καὶ τρισαϑλίους λε- 
γόντων. ; 

3) 8. H. J. Heller im Philog. XV, S. 354—357, wo neben der homeri- 
schen Stelle auch die bei Caes. bell. Gall. III, 12, 1 erwähnte Ebbe und Fluth einer 
genauen Betrachtung unterzogen wird. 


Inseln’bei Sikanien. 273 


et, wie folgt (dass die Gezeiten jeden Tag um etwa 50 Minuten 
später eintreten, kommt hier nicht in Betracht) : 


Beginn der Fluth. Beginn der Ebbe. 
3 I‘ Uhr Morgens 3 12 Uhr Mittags 
3 6 Uhr Abends 5 12 Uhr Nachts 
= 6 Uhr Morgens = 12 Uhr Mittags 


Man sieht, dass, wenn man nicht mit allzu strenger mathemati- 
scher Akribie rechnet, jedes Mal in den Zeitraum von 24 Stunden drei 
Anfänge der Fluth und eben so viele Anfänge der Ebbe 
fallen; und weiter will Homer offenbar nichts sagen, als dass in 
24 Stunden (ἐπ ἤματι μ 105) das Wasser der Charybdis dreimal zu 
steigen !) und dreimal zu fallen begann; Ersteres in der Zeit von 
Morgen zu Morgen, Letzteres in der Zeit von Mittag zu Mittag. 

Nachträglich sei noch bemerkt, dass auch Polybios die Skylle 
und Charybdis in die Nähe von Sikelien setzte, weil die der Skylle 
beigelegte Art des Fanges der bei Skyllaion üblichen ähnlich sei, und 
weil die homerische Charybdis in ihren Erscheinungen mit denen der 
dortigen Meerenge durchaus übereinstimme?). — Uebrigens ist der 
von Homer als so furchtbar geschilderte Strudel der Charybdis heutzu- 
tage nicht mehr gefährlich und ist nur ein heftiger, in der Richtung 
von Norden nach Westen stattfindender Wellenschlag, bei welchem 
die zum Gestade aufsteigende Meeresfluth sich mitunter klaffend 
zertheilt. 


δ 64. 
V. Aiaie. Die Insel der Seirenen. 


a. Allgemeines. Um die Lage Aiaie’s und der Seireneninsel 
annähernd bestimmen zu können, fassen wir kurz einige Hauptmo- 
mente der odysseischen Fahrt zusammen. Aiolos entsendet den Odys- 
seus mit dem Westwinde (Zephyros), damit er nach Ithake gelange°). 
Durch die Oeffnung des Schlauches wird der entgegengesetzte Wind, 


ἢ px 105: (Χάρυβδις) ἀνίησιν, nämlich μέλαν ὕδωρ, was aus dem vorher- 
gehenden Verse zu suppliren ist. Dem ἀνιέναι entspricht bei Caesar der Ausdruck 
ineitare. Bell. Gall. III, 12, 1: cum ex alto se aestus incitavisset. 

2) Strabon. 1, 2, 16 Kr.: ἔχ τε δὴ τοιούτων εἰκάζοι τις ἄν, φησὶ (Πολύβιος), περὶ 
Σιχελίαν γενέσθαι τὴν πλάνην κατὰ τὸν Ὅμηρον, ὅτι τῇ Σχύλλῃ προσῆψε τὴν τοιαύτην 
ϑήραν, ἣ μάλιστ᾽ ἐπιχώριός ἐστι τᾷ Σχυλλαίῳ" χαὶ ἐχ τῶν περὶ τῆς Χαρύβδεως λεγο- 
μένων ὁμοίων τοῖς τοῦ πορϑμοῦ πάϑεσι. 

3) χ 25: αὐτὰρ ἐμοὶ πνοιὴν Ζεφύρου προέηκεν ἀῆναι, | ὄφρα φέροι νῆάς τε καὶ 
αὐτούς. 

Buchholz, Homerische Realien. Ia, ’ 18 


274 | ° Europa. 


der Ost, entfesselt, der ihn zur aiolischen Insel zurücktreibt 1). Von 


dort fortgewiesen, gelangt er zu den Laistrygonen, indem er mit- 


telst der Ruder und bei fortdauerndem Ostwinde die diagonale (nord- 


westliche) Richtung verfolgt). Von den Laistrygonen flüchtet er noch 
am Abend desselben Tages, wo er dort anlangte 3), und erreicht in sehr 
kurzer Zeit, ohne dass eine Aenderung des Windes eingetreten wäre, 
die Insel Aiaie®), die demnach nordwestlich vom Laistrygonenlande 
(Sikanien) liegen muss. Nach einjährigem Aufenthalt bei der Kirke 
besucht Odysseus den Hades, kehrt von da nach Aiaie zurück und 
tritt die Fahrt an, welche ihn zuletzt nach der Skylle und Charybdis 
und Thrinakie führt. Da die letzteren Punkte, wie oben gezeigt, an 
der Nordostspitze Sikaniens zu suchen sind, so muss er demnach von 
Aiale aus südöstlich steuern; indem er diese Richtung innehält, 
berührt er die Seireneninsel’) und die Irrfelsen®) und gelangt von da 
durch die Skylle und Charybdis?) nach Thrinakie®). Da diese ganze 
Fahrt nach Südost geht, so liegt folglich die Seireneninsel nord- 
westlich von den Irrfelsen und der sikanischen Meerenge, und noch 
weiter nordwestlich ist Aiaie zu suchen‘). Zugleich aber kann die Ent- 
fernung der Seireneninsel von Aiaie einerseits und den Plankten ande- 
rerseits nur gering gewesen sein, da es heisst, dass Odysseus die Fahrt 
von Aiaie zu den Seirenen !P, und von diesen zu den Plankten in kür- 
zester Zeit zurückgelegt habe !!). 


b. Weiteres über Aiaie. Die Insel hatte einen Hafen, in 
welchem Odysseus landete 12). Ausserdem erwähnt der Dichter einen 
Fluss auf derselben, ohne ihn jedoch namhaft zu machen 13). Aiaie 
war ferner mit dichtem Gebüsch und Waldung bedeckt; inmitten der- 
selben sieht Odysseus von einem hochgelegenen Punkte aus die Woh- 
nung der Kirke liegen und Rauch aus derselben emporsteigen !!). Aus 
dem Dickicht dieses Waldes kommt ihm gleich darauf ein zur Tränke 


ἡ “AT fl. % x 78. 3) χ 116—134. 4) «135. 

5) μ161. 6) 201. Ἢ 234 8, 8) p. 261. 

9) Sonderbar ist die Ansicht des Pomponius Mela, der Aiaie in die sike- 
lische Meerenge setzt und zum Sitze der Kalypso macht. De situ orbis II, 7: Circa 
Sieiliam in Sieulo freto est Aeaea, quam Calypso habitasse dieitur. 

0) m 166: τόφρα δὲ καρπαλίμω ς ἐξίχετο νηῦς εὐεργὴς | νῆσον Σειρήνοιϊν. 

11) μ.201: ἀλλ ὅτε δὴ τὴν νῆσον ἐλείπομεν, αὐτίχ᾽ ἔπειτα | καπνὸν χαὲ μέγα 
ann. ἴδον χαὶ δοῦπον ἄχουσα. 

12) κ 140: ἔνϑα δ᾽ ἐπ’ ἀχτῆς vot χατηγαγόμεσϑα σιωπῇ ἰ ναύλοχον ἐς λιμένα. 

13) χ 159: ὁ μὲν ποταμῦὔνδε χατῆϊεν. 

1) χ 148: ἔστην δὲ σχοπιὴν ἐς παιπαλόεσσαν ἀνελϑών, | zul μοι ἐείσατο καπνὸς ἀπὸ 


He ᾿ ee > ἈΝΕῚΣ 
ϑονὸς εὐρυοδείης | Κίρχης ἐν μεγάροισι, διὰ δρυμὰ πυκνὰ καὶ ὅλην. 


Inseln δὶ Blkänien. ς 975 


N 


die leibliche Schwester des Aietes und die Tochter des Helios und der 
Perse, der Tochter des Okeanos?). Sie erscheint als eine gefährliche 
Zauberin, welche die geheimen Kräfte der Kräuter kennt und die 
Menschen in Thiere verwandelt, so jedoch, dass ihnen trotz der 
Metamorphose ihr menschliches Bewusstsein bleibt und sie die Men- 
schen schmeichelnd anwedeln®). So schaflt sie die Gefährten des 
Odysseus in Schweine um. Sie wird von Berg- und Flussnymphen 
bedient, bewohnt eine einsame Grotte im schattigen Grunde des Ei- 
landes®) und webt, melodische Lieder singend, schöne Gewänder, wie 
Göttinnen sie bereiten®). — Hier, auf dem westlichen Aiaie”?), befinden 
sich der Odyssee zufolge auch die Wohnungen und Tanzplätze der Eos 
und der Aufgang des Helios ἢ, — eine Angabe, welche sehr verschie- 
dene Deutungen erfahren hat. Grotefend wollte, auf sie gestützt, 
sogar die Kimmerier und,die Kirke nach dem Osten versetzen?) , was 
aber mit der Lage des Hades und der Insel Aiaie völlig unvereinbar 
ist. Völcker meint, dass hier Eos nicht als Himmelslicht, sondern 
als Göttin zu verstehen sei 19), durch welche Annahme allerdings die 


ἢ #157: χαὶ τότε τίς με ϑεῶν ὀλοφύρατο μοῦνον ἐόντα, | ὕς δά μοι ὑΨψίχερων ἔλα- 


φὸν μέγαν εἰς ὁδὸν αὐτὴν | ἦχεν. ὁ μὲν ποταμόνδε χατήϊεν ἐκ νομοῦ ὕλης | πιόμενος. 

2) “135: Αἰαίην δ᾽ ἐς νῆσον ἀφίκομεϑ᾽ - ἔνϑα δ᾽ ἔναιεν | Κίρχη ἐὐπλόχαμος, δεινὴ 
ϑεὸς αὐδήῆεσσα, | αὐτοχασιγνήτη ὀλοόφρονος Αἰῆταο" | ἄμφω δ᾽ ἐχγεγάτην φαεσιμιβρότου 
Ἠελίοιο | μητρός τ᾽ ἐχκ Πέρσης, τὴν ᾿Αχεανὸς τέχε παῖδα. Vgl. über Kirke: Preller, 
griech. Myth. II, S. 323 f. 

3) χ( 212: ἀμφὶ δέ μιν λύχοι ἦσαν ὀρέστεροι ἠδὲ λέοντες, | τοὺς αὐτὴ κατέϑελξεν, 
ἐπεὶ χαχὰ φάρμαχ ἔδωχεν. | οὐδ᾽ οἵ γ᾽ ὡρμήϑησαν ἐπ᾽ ἀνδράσιν, AAN ἄρα τοί γε | οὐρῃ- 
σιν μαχρῇσι περισσαίνοντες ἀνέσταν. 

4 χ 291: αὐτὰρ ἐπεὶ δῶκέν τε χαὶ ἔχπιον, αὐτίχ᾽ ἔπειτα | ῥάβδῳ πεπληγυῖα χατὰ 
συφεοῖσιν ἐέργνυ. | οἱ δὲ συῶν μὲν ἔχον χεφαλὰς φωνήν τε τρίχας τε | χαὶ δέμας, αὐτὰρ 
νοῦς ἦν ἔμπεδος ὡς τὸ πάρος περ. 

5) χ 210: εὖρον δ᾽ ἐν βήσσῃσι τετυγμένα δώματα Κίρχης | ξεστοῖσιν λάεσσι, περισχέ- 
- N l 
nrw ἐνὶ χώρῳ. 

6) #221: Κίρχης ὃ ἔνδον ἄχουον ἀειδούσης ὀπὶ χαλῇ, | ἱστὸν ἐποιχομένης μέγαν, 
ἄμβροτον, οἷα ϑεάων [λεπτά τε χαὶ χαρίεντα zur ἀγλαὰ ἔργα πέλονται. 

7) Homer kennt nur ein westliches Aiaie, wo Kirke wohnt. Daneben 
taucht später ein östliches Aiaie auf, wo Aietes haust, so dass zwei von den 
Kindern des Helios bewohnte Sonneneilande — ein östliches und ein westliches — 
gedacht wurden. S. Preller, griech. Myth. I, S. 293. 

8) u 3: νῆσόν τ᾽ Αἰαίην, ὅϑι τ᾽ Ἠοῦς ἠριγενείης | οἰχία χαὶ χοροί εἰσι χαὶ ἀντολαὶ 


Ἠελίοιο. 


9) Geogr. Ephem. Bd. 48. S. 266 ff. 
10) Homer. Geogr. S. 31. Völcker eitirt hier Seebode’s kritische Biblioth. 1828 
Nr. 44. S. 347. 
18% 


276 Europa. 


Schwierigkeit gehoben wird, wenn auch nicht auf die natürlichste 
Weise. S. F. W. Hoffmann setzt die Insel der Kirke nach Osten 
und versucht damit den westlichen Eingang zur Unterwelt und die 
Kimmerier als Volk des Nordens in Einklang zu bringen !), was aber, 
wieschon Nitzsch bemerkt hat?), an der geringen Entfernung der Insel 
der Kirke vom Hades scheitert, da selbst die ungebundenste Localisirung 
ihre Gesetze hat. Nach K. Schwenck°) können Eos und Helios im 
Hades nicht die Nacht zubringen, da derselbe sonst erleuchtet gewesen 
sein würde; daher nehme Homer eine Insel fern am Ende der Welt 
an, wo sie Nachts ruhen; wie sie dann Morgens wieder im Osten auf- 
steigen können, kümmere den Dichter nicht, da von Systemen bei 
ihm nichts zu finden sei. Ich würde dieser Auffassung sofort beistim- 
men, wenn mir nicht der Zusammenhang eine andere Erklärung zu 
empfehlen schiene. Odysseus kommt aus der Region des Todtenreichs 
und der nächtlichen Kimmerier zu der Wohnung der Eos und dem 
Aufgange des Helios. Was will das Anderes sagen, als dass er aus 
dem Gebiete des westlichen Dunkels und der Nacht wieder in den 
Bereich des Tageslichtes zurückgekehrt sei, der von der westlichen 
Nachtregion durch eine scharfe Gränzlinie geschieden gedacht wurde? 4) 
Den Plural ἀντολαί beziehe ich mit Nitzsch darauf, dass jeder Ort 
der lichten Welt täglich die Sonne aufgehen sieht. 

Diese Erklärung hat bei den Alten und Neueren bedeutende Ver- 
treter gefunden. Dahin gehören der Schol. Ambros. B. und Eustathios; 
ferner OÖ. Müller, der mit Recht bemerkt, alles Folgende verbiete, 
an dieser Stelle etwas Anderes zu suchen als ein allgemeines Bild des 
Tageslichtes5); ausserdem Voss‘), Nitzsch’), Klausen®), Gött- 
ling°®) u. A. Ziemlich unverständlich bleibt mir, was Preller be- 
merkt 10), dass die ἀντολαί ᾿Ηελίοιο nicht wohl etwas Anderes sein 
können, als der Ort, von wo Helios bei seinem Aufgange aufbreche. 


ἡ Die Iberer im Westen und Osten. Leipzig, 1838. 8. 76 f. und 8. S4f. Vgl. 
Nitzsch zu μ 3f. 

2) Zu 23. 

3) Im Philol. XV, 5. 577, Anm. 2. Schwenck’s Erklärung adoptirt Ameis 
zu μ. 4. 

4 Vgl. die homer. Kosmogr. ὃ 8. 

5) Orchomenos, $. 277 (1. Aufl.). 

6) In den Anmerkgn. zur Uebers. ἢ Zu μ 9 ἢ. 

8) Abenteuer des Odysseus, S. 31. 

9) Im Hermes, Bd. 29, H. 2, 5. 264. 

10) Griech. Myth. I, S. 293, Anm. 2. — Ausserdem vgl. man noch: Schlegel, 
de geogr. Hom. comm. p. 182 sq. 


Inseln bei Sikanien. 277 


© e. Die Insel der Seirenen!). Der Dichter schildert dieselbe 
_ als ein Eiland mit grünem Gestade, an welchem die Seirenen sitzen 
und den vorüberfahrenden Schiffer durch ihren Gesang bezaubern und 
in’s Verderben locken; um sie her sind die Gebeine modernder Leichen 
und vertrocknende Häute aufgehäuft?2). Diese Mythe von den‘ Musen 
der See’, wie Preller sie nennt), ist eine Verbildlichung der ver- 
führerischen Aussenseite des ruhigen Meeres, welches unter glatter 
Spiegelfläche Klippen und Sandbänke birgt, die dem Schiffer Ver- 
derben bringen). Indess ist die Seirenensage wohl nicht als rein 
poetische Fiction zu betrachten, sondern hat ohne Zweifel in richtiger 
Naturbeobachtung ihren Ursprung. Wie nämlich Karl Schenkl 
sehr ansprechend bemerkt), erzeugt das Meer, zumal wenn es vom 
Winde aufgeregt ist, an den Felsklippen, die sich stark zerklüftet in 
das Meer hinabsenken, helle Klänge, die mit dem Rauschen des 
Windes zu eigenthümlichen Melodien verschmelzen, und die leicht den 
Schiffer verlocken mögen, mit Nichtachtung der Klippen die Landung 
zu versuchen und dabei sein Leben auf's Spiel zu setzen. Diese Natur- 
klänge wurden durch die bildende Phantasie des Sängers in bezau- 
bernden Jungfrauengesang umgewandelt. Auf diese Vorstellung 
deutet vielleicht auch der Name Seirenen hin, der nach Christ) 
die Tönenden bezeichnen solle. — Auf derselben Grundidee wie 
die Seirenensage beruht übrigens auch die angebliche Volkssage von 
der Loreley, die, wie H. Köchly bemerkt hat”), erst in unserem 
Jahrhundert aus der Seirenensage gemacht ist‘). 


ἡ Homer erwähnt nur £ine Seireneninsel, während Spätere von dreien reden. 
Strab. I, 2, 12 Kr.: νησίδια τρία — ἔρημα πετρώδη, ἃ καλοῦσι Σειρῆνας. Schlegel 
ἃ. ἃ. Ὁ. p. 190 5ᾳ. Schlichthorst, geogr. Hom. p. 14. 

2) μι 39: Σειρῆνας μὲν πρῶτον ἀφίξεαι, αἵ pa τε πάντας | ἀνθρώπους ϑέλγουσιν, ὅτις 
σφέας εἰσαφίχηται. | ὅστις ἀϊδρείῃ πελάσῃ καὶ φϑόγγον ἀκούσῃ | Σειρήνων, τῷ δ᾽ οὔ τι 

? PM pen ἢ ὉΠΟΥ͂, N pn 

γυνὴ χαὶ νήπια τέχνα | οἴχαδε νοστήσαντι παρίσταται οὐδὲ TREE, ἀλλά τε Σειρῆνες 
λιγυρῇ ϑέλγουσιν ἀοιδῇ, | ἥμεναι ἐν λειμῶνι πολὺς δ᾽ ἀμφ᾽ ὀστεόφιν ϑὶς | ἀνδρῶν πυϑο- 
μένων, περὶ δὲ ῥινοὶ μινύϑουσιν. 

3) Griech. Mythol. I, S. 382. 

4) Claudian. epigr. 100: blanda pericla maris, terror quoque gratus in undis. 

ὅ In der Zeitschr. für österr. Gymn. 1865. 5. 225. 

6) Griech. Lautl. S. 257 

7) Verhandl. der Philol. zu Augsburg. S. 48. 

8) Vgl. über die Seirenen Ameis zu „ 39, dem ich mehrere der hier gegebenen 
Bemerkungen verdanke. 


Le u 


275 Europa. 


δ 65. 
VI. Die Insel Ogygie (Qyvyin νῆσος). 


a. Lage der Insel. Odysseus gelangt nach Ogygie (nach 
Kallimachos bei Strabon die Insel Gaudos, ἢ l'aööog) !), von 
der Charybdis aus, wohin ihn der Notos (Südwind)?) zum zweiten 
Mal getrieben hatte®). An den über dem Schlunde ragenden Feigen- 
baum geklammert, harıt er, bis das Schiffsgebälk wieder aus dem 
Strudel hervorkommt; dass sich während dieser Zeit oder während 
der folgenden Fahrt der Wind umgesetzt habe, wird mit keiner Sylbe 
gesagt; wir müssen daher annehmen, dass der Notos während der fol- 
genden neun Tage fortwehte und den Odysseus in der zehnten Nacht 
nach Ogygie brachte®). Eine neuntägige Fahrt mit dem Südwinde 
musste ihn aber zu einem weit nach Norden (also hier Nordwesten) 
gelegenen Punkte führen), der gleichsam isolirt im nordwestlichen 
Meere lag. In der That heisst es aber von Ogygien, dass es fern von 
der übrigen Menschenwelt liege®); und von Kalypso, dass ihr niemals 
ein Gott oder ein Erdenbewohner genaht sei”). Daher klagt auch 
Hermes, als er auf Zeus’ Befehl nach Ogygien sich begeben hat, über 
den weiten Weg durch die unermessliche Salzfluth in so öde, von 
Menschen entlegene Regionen®). Auf diese Abgelegenheit und Ver- 
borgenheit soll sich auch der Name der Kalypso selbst beziehen, inso- 
fern sie den Odysseus vor der Welt gleichsam verbarg (χαλύπτειν) 9). 
Wenn aber Ogygie der Nabel (ὀμφαλός), ἃ. ἢ. der Mittelpunkt 


ἡ Strab. VII, 3,6 Kr.: ὃς (Καλλίμαχος) τὴν μὲν Γαῦδον Καλυψοῦς νῆσόν φησι. 
Vgl. Schlegel, de geogr. Hom. comm. p. 178. 

2) Ueber den Notos s. Homer. Kosmogr. $7. 

3) m 427: ἦλθε δ᾽ ἐπὶ Νότος ὦχα, φέρων ἐμῷ ἄλγεα ϑυμῷ, | ὄφρ᾽ ἔτι τὴν ὀλοὴν 
ἀναμετρήσαιμι Χάρυβδιν. 

4) m 441: ἔνϑεν δ᾽ ἐννῆμαρ φερόμην, δεχάτῃ δέ με νυχτὶ | νῆσον ἐς Ὠγυγίην πέ- 
λασαν ϑεοί. 

5) Die Ansicht derer, welche Ogygien nach Südwesten versetzen, widerlegt 
Völcker (hom. Geogr. $. 121) durch triftige Gründe. Hier wäre Odysseus wieder 
bei den Lotophagen, während doch Ogygie offenbar etwas ganz Neues ist, wohin er 
unter ganz neuen Verhältnissen kommt. Auch wird das Meer bei Ogygie von 
Schiffen nicht besucht (e 175. 176), während der Südwesten befahren wurde. ı 82 ff. 
ξ 295. ὃ 85. 

6) e 101: οὐδέ τις ἄγχι βροτῶν πόλις «τέ. 

Ἴ ἡ 246: οὐδέ τις αὐτῇ (der Kalypso) | μίσγεται οὔτε ϑεῶν οὔτε ϑνητῶν ἀνϑρώπων. 

8) ε 100: τίς δ᾽ ἂν ἑχὼν τοσσόνδε διαδράμοι ἁλμυρὸν ὕδωρ | ἄσπετον ; οὐδέ τις ἀγχ 
βροτῶν πόλις χτὲ. 

9 S. Völcker, hom. Geogr. 85. 124. 


Inseln bei Sikanien. 


’ 


fassen; es besagt ehe ἜΣΘΩΝ nichts, als nad die Insel weitab in 
einem ausgedehntem Meere gelegen habe?); ähnlich, wie auch wir 
sagen: Die Insel lag mitten im Meere, die Hütte lag mitten im 
Walde u. dgl. m., womit nicht sowohl ausgedrückt wird, dass der in 
Rede stehende Punkt gerade im mathematischen Centrum liege, als 
dass er nach allen Seiten und auf weite Entfernung hin umgeben und 
gleichsam abgeschlossen sei. 


b. Weiteres über Ogygie. Die Bewohnerin dieser Insel, 
Kalypso, ist die Tochter des verderblichen (6Ao0gpwv) ὃ) Atlas, der die 
Tiefen des ganzen Meeres kennt und die Säulen des Himmels trägt ®). 
Sie erscheint, wie Preller treffend bemerkt’), auf ihrem entlegenen 
Eiland in der kühlen Grotte gleichsam als verkörpertes Bild der stillen 
Einsamkeit und Heimlichkeit des offenen Weltmeers. Nach Nymphen- 
art fesselt sie den Fremdling und hält ihn sieben Jahre lang wie 
in einem Venusberge gebannt‘). In ihrer Grotte brennt auf dem 
Heerde Cedernholz und Thyon, welche weithin durch die Insel wür- 
zigen Duft verbreiten, während die Nymphe — ähnlich wie Kirke — 
emsig webt und ein melodisches Lied dabei anstimmt?). Die Insel 
selbst wird als waldig geschildert) und vom Dichter mit hohen idylli- 
schen Reizen ausgestattet. Die Nymphengrotte wird von grünem Haine 
beschattet: rings erheben sich Erlen, Pappeln und Cypressen, in 
denen Eulen, Habichte und Meerkrähen nisten; um die Grottenwöl- 
bung her ranken sich üppige Weinreben, von Trauben strotzend; vier 
Quellen sprudeln neben der Grotte hervor und schlängeln sich mit 
klarer Fluth durch grüne, schwellende Wiesen, auf denen Veilchen 
und Eppich blühen, so dass selbst ein Gott sich an dem Anblick er- 


ἢ m 50: νήσῳ ἐν ἀμφιρύτῃ, ὅϑι τ᾽ ὀμφαλός ἐστι ϑαλάσσης. 
2) Vgl. Völcker, hom. Geogr. ὃ 54. 


3) Dies Epitheton deutet wie das verwandte ὀλοφώϊα εἰδώς von Proteus auf 
die dämonische Natur des Meeres hin, welches stets für einen Sitz geheimer Weis- 
heit und von Hinterlist und mannigfachen Verwandlungen gilt. S. Preller, 
griech. Myth. I, S. 349. 


4) α 52: Ἄτλαντος ϑυγάτηρ ὀλοόφρονος, ὅστε ϑαλ ERDE ἱ πάσης βένϑεα oldev, ἔχε: 
δέ τε χίονας αὐτὸς | μαχράς, al yaldy τε χαὶ οὐρανὸν ἀμφὶς ἔχουσιν. 
5) A.a.0. 


6) ἡ 259: ἔνϑα μὲν ἑπτάετες μένον ἔμπεδον. 
2 5 τ Ep μὲν Tr ἐσχαρόφιν μέγα χαίετο, τηλόϑι δ᾽ ὀδμὴ | κέδρου T εὐχεάτοιο.. 
ει | δαιομένων ° ἢ δ᾽ ἔνδον ἀοιδιάουσ᾽ ὀπὶ χαλῃ, | ἱστὸν ἐποιχο- 
μένη χρυσείῃ χερχίδ᾽ ὕφαινεν. 

8) α 51: νῆσος REN 


280 Europa. 
freuen konnte). Und doch vermochten alle diese Reize nicht, den ἐς, 
heimwehkranken Odysseus zu fesseln; er sehnte sich, nur noch ein- 


mal den Rauch von seiner Heimath aufsteigen zu sehen und dann zu 
sterben ! 2) 


ἢ) εθ8: ὕλη δὲ σπέος ἀμφὶ πεφύχει τελεϑόωσα, | χλήϑρη τ’ αἴγειρός τε χαὶ εὐώδης 
χυπάρισσος. | ἔνϑα δέ T ὄρνιϑες τανυσίπτεροι εὐνάζοντο, | σχῶπές τ᾽ ἴρηχές τε τανύγλωσ- 
΄ - an - G ” , ων y = G x 
σοί τε χορῶναι | εἰνάλιαι, τῇσιν τε ϑαλάσσια ἔργα μέμηλεν. | 7 ὃ αὐτοῦ τετάνυστο, περὶ 
, - ς ς ΄ οι - - > { , 
σπείους γλαφυροῖο | ἡμερὶς ἡβώωσα, τεϑήλει δὲ σταφυλῇσιν - | χρῆναι δ᾽ ἑξείης πίσυρες 
Lu 4 un - v Ν «νι > 
ῥέον ὕδατι λευκῷ, | πλησίαι ἀλλήλων τετραμμέναι ἄλλυδις ἄλλη. | ἀμφὶ δὲ λειμῶνες 
μαλαχοὶ ἴου ἠδὲ σελίνου | ϑήλεον. ἔνϑα χ᾽ ἔπειτα zur ἀϑάνατός περ ἐπελϑὼν | ϑηήσαιτο 
DI \ IR 
ἰδὼν χαὶ τερφϑείη φρεσὶν now. 
2) a 57: αὐτὰρ Ὀδυσσεύς, | ἱέμενος καὶ χαπνὸν ἀποϑρώσχοντα νοῆσαι | ἧς γαίης, 
ϑανέειν ἱμείρεται. 


II. Asien. 


δ 66. 


A. Das Land der Aithiopen (οἱ Αἰϑίοπες). 


] 
) 


Was die Aithiopen betrifft, so ist die geographische Bestim- 
mung ihres Gebietes äusserst misslich und problematisch. Jedenfalls 
hatten Homer und seine Zeitgenossen, wie Völcker bemerkt ἢ, keine 
klare und bestimmte Vorstellung von diesen Wundergegenden, welche 
der Phantasie nur als Nebelbilder im Osten und Westen vorschwebten. 
Homer sagt von den Aithiopen, dass sie in weiter Ferne, an den 
äussersten Enden der bewohnten Erde leben und in zwei Hälften ge- 
theilt seien, dergestalt, dass die Einen im Osten, die Andern im 
Westen ihre Sitze haben?) ; ausserdem lesen wir, dass sie am 
Okeanos wohnen®). Wie unsicher auch trotz dieser Angaben die 
geographische Fixirung der Aithiopenländer bleibt, so muss dem Un- 
befangenen doch bald einleuchten, dass diejenigen im Unrecht sind, 
welche die östlichen Aithiopen in den tiefen Süden von Afrika, unter- 
halb Aigyptens versetzen, wie dies Ukert thut?), obwohl er in Form 
der Alternative die zweite Ansicht daneben stellt, dass die Aithiopen 
an einem Theile der Küsten des Mittelmeeres gewohnt hätten?). Die 
Ansicht, welche die Aithiopen nach Süden versetzt, ist aber falsch: 
erstens, weil sie im fernsten Osten wohnen sollen (ἔσχατοι ἀν-- 


ἢ Homer. Geogr. 8. 91. 

2) α 22: ἀλλ᾿ ὁ μὲν Αἰϑίοπας μετεχίαϑε τηλόϑ᾽ ἐόντας, | Aldtorac, τοὶ διχϑὰ 
δεδαίαται, ἔσχατοι ἀνδρῶν, | οἱ μὲν δυσομένου Ὑπερίονος, οἱ δ᾽ ἀνιόντος. Die Ansichten 
der Alten über diese Stelle 5. bei Strabon I, 2, 24 Kr. Vgl. u. A. auch: For- 
biger, Handb. der alten Geogr. Bd. I, S. 5, Anm. 20. 

3) A423: Ζεὺς ap ἐς Ὠχεανὸν μετ᾽ ἀμύμονας Αἰϑιοπῆας | χϑιζὸς ἔβη χατὰ δαῖτα 
χτὲ. W205: εἶμι γὰς αὖτις ἐπ’ Ὠχεανοῖο ῥέεϑρα, | Αἰϑιόπων ἐς γαῖαν. 

ἢ Bemerkungen über Homer's Geographie. Weimar, Verlag des geogr. Instit. 
1514. 5. 46. 

5) S. Voss im götting. Magaz. 1. Jahrg. 2. St., S. 306 und die übrigen bei 
Ukert, Bemerk. über hom. Geogr. S. 46, Note 198 eitirten Stellen. 


282 Asien. 


δρῶν, δυσομένου Yreptovog) ; sodann zweitens, weil Poseidon, nach- 
dem er sich zu den östlichen Aithiopen begeben hat'!), auf seinem 
Rückwege von denselben zu den Gebirgen der Solymer kommt? . 
Nun wohnen aber die Solymer in Lykien; folglich müssen die öst- 
lichen Aithiopen noch östlicher als die Solymer angesetzt werden, da 
sie ja den fernsten Osten bewohnen sollen®). Es ergiebt sich also, 
kurz zusammengefasst, dass die östlichen Aithiopen einerseits östlich 
von den Solymern, andererseits aber am östlichen Erdrande wohnen, 
wo der Okeanos ihre Gränze bildet. Hier haben wir also auch die 
Herrschaft des Memnon zu suchen, der mit seinen östlichen Aithio- 
pen dem Priamos zu Hülfe kam und den Antilochos, Nestor’s Sohn, 
tödtete?); hier sind auch die Aithiopen zu suchen, zu denen Menelaos 
chlgen wurde, und die er in Gemeinschaft mit Kypros, Phoi- 
nike, den Aigyptiern, Sidoniern, Erembern und Libyen nennt!. — 
Die westlichen Aithiopen, welche den östlichen so ziemlich dia- 
metral gegenüber zu suchen sind und demnach westlich von Libyen, 
ebenfalls am Erdrande, aber am westlichen Okeanos wohnen, werden 
in den ἄϑλοις ἐπὶ Ilarpoxiw erwähnt, wo von der Iris erzählt wird, 
sie habe den in Thrake wohnhaften Winden die Bitten des Achil- 
leus um Entzündung des patrokleischen Scheiterhaufens überbracht°) ; 
da ihr Weg also von Troia über Thrakien zu jenen Aithiopen führt, 
so kann das Ziel ihrer Wanderung nur der westliche Okeanos sein. 
Welche Aithiopen A 423 gemeint sind, bleibt zweifelhaft, da dort nur 
gesagt wird, Zeus und die übrigen Götter seien zu den Aithiopen, zur 
Feier des Festmahls gegangen ®). 

Was nun den Charakter der homerischen Aithiopen betrifft, 50 
werden sie als untadelig, unsträflich (ἀμύμονες) bezeichnet’), 
insofern sie als ein harmloses, frommes Naturvolk gedacht werden, 


22. 8.0. 
282: τὸν δ᾽ ἐξ Αἰθιόπων ἀνιὼν κρείων ἐνοσίχϑων | τηλόϑεν ἐχ Σολύμων 
ὁρέων ἴδεν. ἃ 


3) Vgl. Völcker, homer. Geogr. S. 89. 
ὃ ὃ 88: Κύπρον Φοινίχην τε zur Alyı 


') 


} 
/ 


an 


vs ἐπαληϑείς, | Αἰθίοπάς ὃ᾽ ἱκόμην χαὶ 


πτίο 
ende zart ᾿Ερεμβοὺς | καὶ Λιβύην ΩΝ T ἄρνες ἄφαρ χεραοὶ τελέϑουσιν. 
- - “Ὁ 
) Ψ 205: εἴμι γὰρ αὖτις ἐπ᾽ ie ῥέεθρα, | Αἰϑιόπων ἐς γαῖαν᾽ --- ἀλλ᾿ Ayı- 


λεὺς en ἠδὲ Ζέφυρον κελαδεινὸν | ἐλϑεῖν ἀρᾶται χτέ. 

6) A423: Ζεὺς τὰρ ἐς Θχεανὸν μετ᾽ ἀμύμονας Αἰϑιοπῆας | γϑιζὸς ἔβη χατὰ δαῖτα, 
Heoi ὃ ἅμα πάντες ἕποντο. Nach Chr. α. Heyne (dissertatt. de origine et causis 
fabularım Homericarum p. 53 in den Nov. commentatt. societ. reg. Gott. T. VIII) 
ist diese Wanderung der Götter zu den Aithiopen einem carmen physicum ent- 
lehnt, in welchem das Vorrücken der Sonne nach dem Wendekreise des Stein- 
bocks hin auf diese Weise dargestellt wurde. Vgl. Schlegel, de geogr. Hom. 
comm. p. 163. 

7) A 423: ἀμύμονας Αἰϑιοπῆας. 


Das Land der Aithiopen. 233 7. 


e im Lichte wohnen, wie im Norden die Hyperboreer ἢ, wobei 


weniggekannter Völker vorschwebt, wie sie uns zu allen Zeiten 

begegnet, indem man sich solche Völker entweder als Ideale reinster 

Tugend oder als Ausbünde von Rohheit und Grausamkeit dachte; wie 

denn anderwärts gewisse Skythen die gerechtesten unter den Menschen 

heissen?). Wegen dieser ihrer Unschuld sind nun nach Homer die 

Aithiopen die Lieblinge der Götter; und wie Apollon die Mahlzeiten 

der Hyperboreer, so besuchen sämmtliche Götter die der Aithiopen ® 

welche Göttermahlzeiten ihre natürlichste Erklärung darin finden, 

dass man sich in der Nähe des Helios ewige Reife und ewige Aernte 

dachte‘). 4 
Fragen wir nach der Etymologie des Namens Αἰϑίοψ, so ist der- 

selbe von ἀἴϑω und — wie die analogen Formen ἄοψ, Ayo, οἴνοψ, 

γώροψ — von db abzuleiten, welches letztere ebensowohl Gesicht 

wie Stimme bezeichnet5.. Die Aithiopen sind demnach Menschen 

mitsonnenverbranntem Gesichte, woraus sich schliessen lässt, 

dass zu den homerischen Griechen ein dunkles Gerücht von den dun- | 

kelfarbigen Menschen Asiens oder Afrika’s?) gedrungen sein muss ®). 

Offenbar denkt sich aber Homer seine Aithiopen als eine schöne Men- 

schenrace, da er ihren Fürsten Memnon als den schönsten Mann 

bezeichnet”); woraus indess nicht unmittelbar zu folgen braucht, dass 

nicht Afrika die Originale der homerischen Aithiopen geliefert habe, 

da die heutigen Berbern oder Kenus in Nordafrika, welche, ob- 

wohl sie ihre ursprüngliche Reinheit nicht bewahrt haben, doch 

als die Nachkömmlinge der alten Aithiopen zu betrachten sind, von 

den Reisenden als wohlgebaut und mit schönen Gesichtszügen ausge- 

stattet geschildert werden. Inzwischen ist es allerdings bemerkens- 

werth, dass Homer die Schwärze Memnon’s mit keiner Sylbe erwähnt, 

woraus wenigstens däs folgt, dass, wenn die Urbilder der homerischen 

Aithiopen afrikanische sind, entweder das Gerücht oder die Phantasie 


1) Vgl. Preller, griech. Mythol. I, S. 292 und 293. 

ἢ S. Zoega bei Völcker, hom. Geogr. 8. 91. 

3) A423. Schon oben citirt. α 22: ἀλλ᾽ ὁ μὲν (Poseidon) Αἰϑίοπας μετεχίαϑε, — 
ἀντιόων ταύρων τε καὶ ἀρνειῶν ἑχατόμβης. W205: εἴμι γὰρ — Αἰθιόπων» ἐς γαῖαν, ὅδ: 
δέζουσ ἑχατόμβας | ἀϑανάτοις, ἵνα δὴ χαὶ ἐγὼ μεταδαίσομαι ἱρῶν. 

4 S. über die Aithiopen und die Sonnenvölker überhaupt: Preller, griech. ᾿ξ 
Myth. I, S. 293. 

5) S. Voss, Erläuterungen zu der hom. Hymne an Demeter. S. 3. 

6) Völcker (hom. Geogr. S. 91) meint: von denschwarzen Kolchiern, 
da der Dichter nahe genug bei Kolchis gewesen sei, um von einem solchen Gerüchte 
zu hören. 

ΟΠ λ 522: χεῖνον δὴ χάλλιστον ἴδον μετὰ Μέμνονα δῖον. 


” -- 
RR 


284 Asien. - 


des Dichters ihre Schwärze sehr vermindert hatte; denn wäre dies 
nicht der Fall gewesen, so würde Homer sie sicher als etwas Ausser- 
ordentliches erwähnt oder auch als poetischen Schmuck benutzt haben, 
daher Voss mit Recht sagt, Homer stelle sich die asiatischen Aithiopen 
zwar etwas brauner vor als seine Ionier, aber sicher nicht so schwarz 
als die afrikanischen ἢ). 

Schliesslich sei hier noch der Ansicht Strabon’s über die home- 
rischen Aithiopen gedacht. Die Dichotomie derselben nach Osten und 
Westen erklärt er dadurch, dass Aithiopien gerade wie Aigypten auf 
beiden Seiten des Nil sich erstrecke und durch denselben in ein öst- 
liches und westliches Gebiet geschieden werde, daher Homer östliche 
und westliche Aithiopen unterscheide?). Indessen, sagt der Geograph 
weiterhin, sei auch noch eine andere Theilung Aithiopiens denkbar: 
es seien nämlich Alle, welche auf dem Oceane längs Libyen hin- 
gesegelt wären — sei es auf dem rothen Meere oder von den Säulen 
aus — nur an einen gewissen Punkt gelangt und dann wegen unüber- 
windlicher Hindernisse umgekehrt, daher Manche die Ueberzeugung 
gewonnen hätten, die Umsegelung werde durch einen Isthmos verhin- 
dert; ın allen Berichten der Reisenden aber heissen die äussersten 
Gegenden, die sie zu Schiff erreicht hätten, aithiopische; was 
also Absurdes daran sei, wenn auch Homer in Folge dieser Berichte 
östliche und westliche unterscheide, da es ungewiss gewesen sei, ob es 
nicht noch Zwischenländer zwischen ihnen gäbe oder nicht? ?). 

Dass dies unhaltbar ist, leuchtet ein. Wie Herr Prof. Kiepert 
mir bemerkt, ist die einfachste Erklärung die Kunde von östlichen 
(asiatischen) Aithiopen jenseits Babylon und Susa (in den Küstenländern 
des persischen Meerbusens), in Gedrosien und Indien, wo sie noch He- 
rodot als existirendes Volk eben so gut kennt, wie die Inschriften des 


1) Antisymbolik. II, S. 155. 

2) Strabon. I, 2, 25 Kr.: πότερ᾽ οὐδ᾽ ἡ Αἴγυπτος, οὐδ᾽ οἱ Αἰγύπτιοι ἀπὸ τοῦ Δέλτα 
ἀρξάμενοι μέχρι πρὸς Συήνην ὑπὸ τοῦ Νείλου δίχα διήρηνται, οἱ μὲν δυσομένου 
Ὑπερίονος, οἱ δ᾽ ἀνίοντος; τί δ᾽ ἄλλο ἡ Αἴγυπτός ἐστι πλὴν ἡ ποταμία Ἔ νῆσος Ἐ, 
ἣν ἐπιχλύζει τὸ ὕδωρ; αὕτη ὃ ἐφ᾽ ἑχάτερα τοῦ ποταμοῦ χεῖται πρὸς ἀνατολὴν καὶ δύ- 
σιν. ἀλλὰ μὴν ἡ Διἰϑιοπία ἐπ᾽ εὐθείας ἐστὶ τῇ Αἰγύπτῳ χαὶ παραπλησίως ἔχει πρός τε 
τὸν Νεῖλον χαὶ τὴν ἄλλην φύσιν τῶν τόπων. καὶ γὰρ αὕτη στενῆ τέ ἐστι καὶ μαχρὰ καὶ 
ἐπίχλυστος Are. i 

3) Strabon. I, 2, 26 Kr.: χωρὶς δὲ τούτων ἐστὶ χαὶ ἄλλως. διαιρεῖν τὴν Αἰϑιοπίαν. 
πάντες γὰρ οἱ παραπλεύσαντες τῷ ὠχεανῷ τὴν Λιβύην, οἵ τε ἀπὸ τῆς Ἐρυϑρᾶς καὶ οἱ ἀπὸ 
τῶν Στηλῶν, μέχρι ποσοῦ προελθόντες εἶτα ἀνέστρεψαν ὑπὸ πολλῶν ἀτοπιῶν χωλυόμε-: 
νοι, ὥστε χαὶ πίστιν χατέλιπον τοῖς πολλοῖς, ὡς τὸ μεταξὺ διείργοιτο ἰσϑμῷ᾽ -- ἅπαντες 
δὲ οὗτοι τὰ τελευταῖα χωρία, ἐφ᾽ ἃ πλέοντες ἦλθον, Αἰϑιοπικὰ προσηγόρευσαν καὶ ἀπήγ- 
γεῖίλαν οὕτως. τί οὖν ἄλογον, εἰ καὶ “Ὅμηρος ὑπὸ τοιαύτης ἀχοῆς ἀχϑεὶς δίχα διήρει, 
τοὺς μὲν πρὸς ἀνατολὴν λέγων, τοὺς δὲ πρὸς δύσιν, τῶν μεταξὺ οὐ γινωσχομένων, εἴτε 
εἰσὶν εἴτε μὴ εἰσίν : 


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Das Land der ürankor | 285 


gs Dareios (Kuschija, die Kuschiten’ mit semitischem Namen) und 
die alte Sage von der Gründung Susa’s durch Memnon (Κοσσαῖοι oder 
E Κουσσαῖοι, Kuschanäji in Susiana.)!) Es sei ihm nicht zweifelhaft, fügt 
Hr. Kiepert hinzu, dass man in der sog. homerischen Zeit in dem assy- 
rischen Vasallenfürstenthume Lydien, also wohl auch in Ionien, über 
Oberasien besser unterrichtet gewesen sei, alsüber den Westen der Erde. 


δ 67. 
B. Das Land. der Erember (οἱ "Epzyßot). 

Die Erember werden bei Homer nur einmal, und zwar in Ver- 
bindung mit Kypros, den Aigyptiern, Aithiopen, Sidoniern und Li- 
byen erwähnt?). Ihr Name ist auf das Adjectiv ἐρεμβός (finster, 
sehwarz) zurückzuführen und hängt mit ἐρεμνός, ἔρεβος, ἐρεβεννός 
zusammen). Ohne Zweifel bilden die Erember einen Zweig oder 
eine Abart der Aithiopen und sind wohl an die Küste des Mittelmeers, 
in die Nähe der Sidonier, Kypros gegenüber, zu setzen, so zwar, dass 
sie die Aithiopen zu östlichen Nachbarn haben , da diese nach dem 
Dichter ja den äussersten Osten behaupten müssen. Uebrigens war 
nach Strabon der Name schon den Alten sehr problematisch. Zwar 
verstand man unter dem Volke ziemlich einstimmig die Araber, suchte 
aber ihre Benennung auf verschiedene Weise mit Arabien in Einklang 
zu bringen‘). Einige gingen von der Etymologie εἰς τὴν ἔραν (Erde) 
ἐμβαίνειν aus und erklärten sie für Troglodyten; Zenon wollte ὃ 84: 
χαὶ Σιδονίους "Apoßas τε, Poseidonios: xal Σιδον. καὶ "Apapßous 
lesen , indem der Dichter die späteren Araber Aramber nenne; noch 
Andere endlich schrieben ἐρεμνούς (Schwarze), was aber Strabon 
desswegen verwirft, weil dies mehr eine Eigenthümlichkeit der Aithio- 
pen 5615). Nach Bochart‘) endlich, der das Wort Araber auf das 

1) Vgl. darüber Strab. XV, 3, 2 Kr. Herod. V, 53. 54. Die Felseninschrift des 
Dareios Hyst. s. bei Benfey, Die griech. Keilinschr. Leipzig, 1547. 

2) ὃ 89: Κύπρον Φοινίχην τε χαὶ Αἰγυπτίους ἐπαληϑείς, | Αἰϑίοπάς ὃ᾽ ἱκόμην καὶ 
Σιδονίους καὶ ᾿Ερεμβοὺς | καὶ Λιβύην. 

3) 5. Völeker, hom. Geogr. 5. 859. — Schlichthorst, geogr. Hom. 
Hom. p. 159, Anm. a. 

ἢ 8. Schlegel, de geogr. Hom. comm. p. 166. 

5) Strabon. XVI, 4, 27 Kr.: ἀλλὰ μᾶλλον περὶ τῶν ᾿Ερεμβῶν ἡ ζήτησις, εἴτε τοὺς 
Τρωγλοδύτας ὑπονοητέον λέγεσϑαι, καϑάπερ οἱ τὴν ἐτυμολογίαν βιαζόμενοι ἀπὸ τοῦ εἰς 
τὴν ἔραν ἐμβαίνειν, ὅπερ ἐστὶν εἰς τὴν γῆν, εἴτε τοὺς ΓΑραβας. ὁ μὲν οὖν Ζήνων ὁ 
ἡμέτερος μεταγράφει οὕτως" καὶ Σιδονίους ᾿Αραβάς τε. πιϑανώτερον δὲ Ποσειδώ- 
νιὸς γράφει τῷ παρὰ μιχρὸν ἀλλάξαι καὶ Σιὸ. zur ᾿Αραμβούς, ὡς τοῦ ποιητοῦ τοὺς 
νῦν Ἄραβας οὕτω κχελέσαντος, |. -- οὐδ᾽ οἱ ΕἘρεμνοὺς γράφοντες πιϑανοί᾿ τῶν γὰρ 
Αἰϑιόπων μᾶλλον ἴδιον. 

6) Phaleg. IV. c. 2. (Der vollständige Titel des Werkes ist: Sam. Bochart, 


Geographia sacra s. Phaleg de dispersione gentium et Canaan de coloniis et sermone 
Phoenicum. (Cadom. 1646 fol.). Fref. a/M. 1674. 49.) 


286 Asien. 


ER H, 
δὰ τὰ 


Bi. 


Hebräische zurückführt, wurde dasselbe früher theils Arab, thei 
Ereb gesprochen; von der letzteren Namensform stamme der home- 
rische Name Erember. 


8. 68. 
C. Phoinike (ἡ Φοινίχη). 


Il. Land und Volk. Unter der homerischen Phoinike ist 
ohne Zweifel derjenige Küstenstrich zu verstehen, der sich südlich 
von den Erembern 1) der insel Kypros?) gegenüber erstreckt. Wie es 
scheint, gebraucht der Dichter mitunter auch den Namen Sidonien 
'Ztöovtz) , der ursprünglich nur das der Stadt Sidon angehörige Gebiet 
begreift, zur Bezeichnung der ganzen Phomike. Die Bewohner selbst 
(ot Potvızes) ?) werden als kundige Seefahrer geschildert und er- 
halten in dieser Beziehung das Epitheton vaustxAnror?); zugleich aber 
trieben sie einen ausgedehnten Handel, der sich auf alle möglichen 
Spielereien und Luxusartikel (μυρία ἀϑύρματα) ?) erstreckte. So ver- 
kaufte ein phoinikischer Händler auf Syrie eine goldene, mit Elektron 
besetzte Halskette®). Man hat sich die phoinikischen Kaufleute zu- 
gleich als Haus- und Hofbesitzer in der Heimath, als Schiffsherren 
und Waareneigenthümer zu denken’); an Bord des Schiffes ver- 
einigten sie daher in ihrer Person etwa die Functionen des Befehls- 
habers und Supercargos. Als Hauptemporium des phoinikischen See- 
handels erscheint in den nautischen Sagen der Griechen Aigypten®), 
wie denn auch Odysseus in seiner fingirten Erzählung, die er dem 
Sumaios zum Besten giebt, eines Phoinikers erwähnt, der während 
seines 7jährigen Aufenthaltes in Aigypten dorthin gekommen 561). 
Wie überhaupt derartige Händler im Alterthum (auch die römischen 
mercatores nicht ausgenommen) als schlaue Betrüger erscheinen, so 
schildert auch Homer diese phoinikischen Händler als Ausbünde gau- 
nerischer Verschmitztheit, welche aller Kniffe und Pfiffe voll sind und 
sich auf Kosten Anderer zu bereichern suchen. In diesem Sinne 


!) Auf die Nachbarschaft der Sidonier und Erember lässt sich aus der Ver- 
bindung Σιδονίους χαὶ 'Epeußobs (ὃ 84) schliessen 

2) ὃ 88: Κύπρον Φοινίχην te, was auf die Nähe der Insel Kypros deutet. 

3) 4 272: Φοίνιχας ἀγαυούς. ο 415. 419. : 

ἢ 0 415: Φοίνικες ναυσίχλυτοι -- ἄνδρες. 

5) ο 416: Φοίνιχες - μυρί ἄγοντες ἀϑύρματα νηΐ μελαίνῃ. Vgl. ο 455 ff. 

6) 0459: ἤλυϑ᾽ ἀνὴρ πολύϊδρις ἐμοῦ πρὸς δώματα πατρὸς | χρύσεον ὅρμον ἔχων, 
μετὰ ὃ ἠλέχτροισιν ἔερτο χτέ. 

) 5. Ameis zu ξ 288. 
3) Ameis zu ξ 2885... Movers, Phönizier Il, 3, S. 110 und 336. 
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288: δὴ τότε Φοῖνιξ ἤλϑεν (nach Aigyptos) ἀπατήλια εἰδώς. 


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ten sie das Epitheton verschlagen, erzgescheidt (moAu- 
)); und jenen Phoiniker, der angeblich den Odysseus be- 
4 tat haben soll, ihn nach Phoinike zu. begleiten, nennt dieser 
selbst einen Gauner oder Gaudieb (τρώχτης), der Kniffe und Pfiffe 
verstanden und den Menschen viel Unheils zugefügt habe?). Das- 
selbe ehrenrührige Epitheton legt er den Phoinikern auch noch bei 
einer andern Gelegenheit bei®). Auch die Dienerin des Ktesios auf 
der Insel Syrie, welche im Einverständnisse mit den phoinikischen 
Schiffern den jungen Eumaios von dort entführte, damit sie ihn als 
Sklaven verkauften, war eine Phoinikerin®!). Ueberhaupt war, wie 
Movers bemerkt, der Sklavenhandel so alt wie der Handel über- 
haupt; und Kaufleute, die in fremden Ländern Handel treiben, sind 
in der ältesten Zeit zugleich auch Sklavenhändler. δ) 

Aus der phoinikischen Mythengeschichte wird Kurope als die 
Tochter des “gepriesenen Phoinikers’, ἃ. h. des Agenor, in der Ilias 
erwähnt, wo Zeus dieselbe in dem Kataloge seiner Geliebten mit auf- 
führt‘). 

2. Städte. Von diesen wird nur Sidon (ἢ Σιδών, jetzt Saida’)), 
und auch dieses nur einmal, in der Odyssee, erwähnt, wo ihm 
das Epitheton reich an Kupfer (πολύχαλχος, beigelegt wird»), 
welches wohl auf die berühmten, dort befindlichen Werkstätten für 
Metallarbeiten zu beziehen ist®). Dieser Reichthum an Metall kam, 
wie Movers bemerkt!"), aus den Kupferbergwerken von Kypros nach 


Sidon, und von hier in späterer Zeit als Kriegsbeute nach Jerusalem. 


Bochart'!!) hingegen bezieht das Epitheton πολύχαλχος auf Kupferberg- 
werke, welche sich in der Nähe von Sidon selbst befunden haben sollen. 
Mehrfach werden kunstreiche Metallarbeiten der Sidonier erwähnt. So 
setzt Achilleus bei den patrokleischen Leichenspielen einen silbernen 


1) 0419: τὴν δ᾽ ἄρα Φοίνιχες πολυπαίπαλοι ἠπερόπευον. 

2) Ε288: δὴ τότε Φοῖνιξ ἦλϑεν ἀνὴρ ἀπατήλια εἰδώς, | τρώκτης, ὃς δὴ πολλὰ 
κάκ ἀνϑρῴποισιν ἐώργει. 

3) 0 415: Φοίνιχες - ἄνδρες, | τρῶκται. 


4) ο 417: ἔσχε δὲ πατρὸς ἐμοῖο Ἔνι Φοίνισσ᾽ ἐνὶ οἴχῳ χτέ. 


5), Movers, Phönizier I, 3, 5. 7 
ὃ) Ξ 321: Φοίνικος χούρης Be πότ | ἣ τέχε μοι Μίνων τε καὶ ἀντίϑεον Ῥα- 
δάμανϑυν. 
> τ Fälschlich sagt Forbiger (Handb. deralten Geogr. Bd. II, S. 669, Anm. 55), 
Saida liege viel weiter gegen Westen, als das alte Sidon; es liegt vielmehr an der 
selben Stelle. Ueber die Etymologie des Namens Sidon („= = Fischfang) 
s. Michaelis, Spieil. P. II, p. 2. Gesenius, hebr. Wörterb. s. v. 
8) 0425: Σιδῶνος πολυχάλχου. 
9) Κ. Schlichthorst, geogr. Hom. p. 155. 
10) Movers, Phönizier 11, 3, 8. 66. 
tt) Phaleg. L. IV. c. 35. Vgl. Schlegel, de geogr. Hom. p. 154 


ae) Mr jr ae τι ER EN αν, DIR, EP 2 μανῶν A οι LT IE οὐς 


Phoinike. r 987 


288 Asien. 


Mischkrug als Preis aus, der 6 Mass fasste und alle Kunstwerke der 
Erde an Schönheit übertraf; denn sidonische Künstler hatten ihn 
gefertigt, worauf phoinikische Männer ihn mit über’s Meer nahmen, 
im Hafen ihn feil boten und endlich dem Thoas schenkten !). Ferner 
schenkt Menelaos dem Telemachos einen silbernen Mischkrug mit 
goldenem Rande, ein Werk des Hephaistos, welchen er einst von 
dem Könige der Sidonier, Phaidimos, empfangen hatte?). In Rück- 
sicht auf diese unvergleichliche Kunstfertigkeit heissen die Phoiniker 
πολυδαίδαλοι 3). Indess waren ihnen auch andere Künste nicht fremd; 
namentlich werden die künstlichen Arbeiten der sidonischen Frauen 
gerühmt. Als Hekabe der Athene ein kostbares Gewand zum Ge- 
schenk darbringen will, steigt sie in die Kammer hinab, wo ihre 
schönen Gewänder aufbewahrt liegen ; diese werden vom Dichter als 
Werke sidonischer Weiber bezeichnet, welche Paris selbst auf seiner 
Meeresfahrt aus Sidon mitgebracht hatte ἢ. 

Die zu Sidon gehörige Landschaft heisst ἢ Σιδονίη; sie wird als 
wohlbewohnt (εὖ ναιϊιομένη) bezeichnet). Uebrigens ist Sidon die 
einzige Stadt Phoinike’s, welche bei Homer vorkommt; Tyros findet 
in den homerischen Gesängen (wie auch in den mosaischen Urkunden) 
keine Erwähnung‘), obwohl diese Stadt uralt und nach Josephus’?) 
schon 240 Jahre vor dem Bau des salomonischen Tempels gegründet 
war; nach Justin fällt ihre Gründung ein Jahr vor Troia’s Zerstö- 
rung). Der Sidonier Mochos, von dem die Lehre von den Atomen 


- N 2 τ - = a 
1) W740: Πηλείδης δ᾽ αἶψ’ ἄλλα τίϑει ταχυτῆτος ἄεϑλα, | ἀργύρεον χρητῆρα, τετυγμέ-- 
Ä „ „ S - Ὕ 
νον ἕξ ὃ ἄρα μέτρα | χάνδανεν, αὐτὰρ χάλλει ἐνίχα πᾶσαν ἐπ᾽ αἷαν | πολλόν, ἐπεὶ Σι- 
δόνες πολυδαίδαλοι εὖ ἤσχησαν, | Φοίνιχες ὃ ἄγον ἄνδρες ἐπ᾽ ἠεροειδέα πόντον, | στῆσαν 
ΘΚ σαν, 7 ρ IEp 
δ᾽ ἐν λιμένεσσι, Θόαντι δὲ δῶρον ἔδωχαν. 
2) ὃ 015 (o 111): δώσω Tor κρητῆρα τετυγμένον - ἀργύρεος δὲ | ἔστιν ἅπας, χρυσῷ 
Ν᾽ x 
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χείλεα χεχράανται᾽ | ἔργον δ᾽ Ἡφαίστοιο. πόρεν δέ ἑ Φαίδιμος ἥρως, | Σι- 
δονίων βασιλεύς, ὅϑ᾽ ἑὸς δόμος ἀμφεχάλυψεν | χεῖσέ με νοστήσαντα " τεῖν ὃ ἐθέλω τόδ᾽ 
ὀπάσσαι. 

3) W 743: Σιδόνες πολυδαίδαλοι. Strabon. XVI, 2, 24 Kr.: Σιδόνιοι δὲ πολύτεχνοί 
τινες παραδέδονται καὶ χαλλίτεχνοι, χαϑάπερ καὶ ὁ ποιητὴς δηλοῖ. Vgl. Forbiger, 
Handb. der alten Geogr. Bd. II, S. 669. 

ἢ 4.288: αὐτὴ δ᾽ ἐς ϑάλαμον χατεβήσετο andevra, | Ev} ἔσαν οἱ πέπλοι παμιποί- 
χιλοι, ἔργα γυναιχῶν | Σιδονίων, τὰς αὐτὸς Ἀλέξανδρος ϑεοειδὴς | ἤγαγε Σιδονίηϑεν, ἐπι- 
πλὼς εὐρέα πόντον, | τὴν ὁδόν, ἣν ᾿Ελένην περ ἀνήγαγεν εὐπατέρειαν. 

5) ν 285: ἐς Σιδονίην εὖ ναιϊιομένην. Andere, wie Ameis zu ν 285, identifieiren 
hier Σιδονίη mit Σιδών. 

6) Strabon. XVI, 2, 22 Kr.: οἱ μὲν οὖν ποιηταὶ τὴν Σιδόνα τεϑρυλήχασι μᾶλλον 
(Ὅμηρος δὲ οὐδὲ μέμνηται τῆς Τύρου). Vgl. Forbiger, Handb. der alten 
Geogr. Bd. II, S. 670. Anm. 90. 

7) Antt. 8, 3,1. 

5) Justin. XVIIL, 3: Post multos deinde annos a rege Ascaloniorum expugnati, 
navibus appulsi, Tyron urbem ante annum Troianae cladis condiderunt (Phoenices). 


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D. Das Land der Solymer. 289 


= n soll, lebte nach Poseidonios bei Strabon vor der troi- 
). Indess bleibt es eine missliche Schlussfolge, wollte man 


a jene Nichterwähnung der Stadt Tyros die Behauptung stützen, 
dass Homer dieselbe überhaupt nicht gekannt habe. 


δ 69. 
D. Das Land der Solymer. 


Die Solymer (οἱ Σόλυμοι) sind nördlich von den Erembern, wahr- 
scheinlich in Pisidien, zu suchen; nach Strabon bewohnten sie die 
höchsten Gipfel des Taurosgebirges in Lykien und Pisidien?). Hero- 
dotos hingegen identificirt die Solymer geradezu mit den Lykiern: 
er berichtet, in Krete sei unter den Söhnen der Europe, Sarpedon 
und Minos, Zwist wegen des Königthums ausgebrochen, wobei Minos 
gesiegt und den Sarpedon mit seinem Anhange vertrieben habe; dieser 
sei nach Asien in das Land Milyas (das spätere Lykien) ausgewan- 
dert, dessen Bewohner früher Solymer, während der Herrschaft Sar- 
pedon’s aber Termilen genannt seien; als aber aus Athen der von seinem 
Bruder Aigeus vertriebene Lykos, der Sohn des Pandion, zu Sarpe- 
don und den Termilen gekommen sei, da habe man nach ihm all- 
mählich das Land Lykien benannt°). Bei Homer aber erscheinen 
offenbar die Solymer und Lykier als verschiedene Völkerschaften. 
Bellerophontes kommt, von Proitos gesandt, nach Lykien; auf Be- 
fehl des Lykierkönigs zieht er von hier aus gegen die Chimaira, 
die Solymer und Amazonen®) ; unmöglich können demnach nach home- 
rischer Ansicht Lykier und Solymer identisch sein; ja, aus dem 
Zusammenhange jener Stelle erhellt vielmehr, dass beide Völker- 
schaften auf feindlichem Fusse mit einander standen, da Proitos den 
Bellerophontes sicher nicht in feindlicher Absicht gegen ein befreun- 
detes Volk gesandt haben würde. Der Kern jener Mythen ist nach 
Preller der, dass die Lykier von Krete aus sich in dem kleinasiati- 
schen Xanthosthale (ἡ Μιλυάς) colonisirt hatten und den Griechen den 
Namen Lykier verdankten (nach Preller vermuthlich wegen des 
- Cultus des lykischen Apollon); früher hatten die Solymer das Xan- 
thosthal bewohnt, waren aber nach langen und heftigen Kämpfen von 


ἢ Strabon. XVI, 2, 24 Kr.: ei δὲ δεῖ Ποσειδωνίῳ πιστεῦσαι, zul τὸ περὶ τῶν ἀτό- 
μὼν δόγμα παλαιόν EM ἀνδρὸς Σιδονίου Μώγου πρὸ τῶν Τρωικῶν χρόνων γεγονότος. 

2) Strabon. I, 2, 10 Kr.: τῶν Σολύμων τὰ ἄχρα τοῦ Ταύρου τὰ περὶ τὴν Λυχίαν 
ἕως Πισιδίας κατεχόντων τὰ ὑψηλότατα. 

3) Herod. I, 119. S. Preller, griech. Mythol. Bd. U, S. 59. 

ἢ Z 168—186. 


( 
Buchholz, Homerische Realien. Ia. 19 


290 | Asien. 
den Lykiern in das Hochland auf der Gränze von Lykien und Pisi- 2 
dien zurückgedrängt worden !). Später verlor sich ihr Name ganz aus 
der Geschichte und erhielt sich nur in dem nördlichsten, nach Phry- 
gien liegenden Bergstriche, wo sie den Namen Milyer führten). — 
Der Dichter legt den Solymern das Epitheton gepriesen (χυδάλι- 
μοι) 615). Wahrscheinlich geht dasselbe auf ihre kriegerische Tüch- 
tigkeit; dass sie wenigstens Lieblinge des Ares waren, geht daraus 
hervor, dass derselbe den Isandros, Bellerophontes’ Sohn, der die 
Solymer bekriegte, getödtet haben sollt. — Von den Bergen der 
Solymer herab erblickt der von den Aithiopen zurückkehrende Po- 
seidon den jenseits Griechenlands fahrenden, unweit der phaiakischen 
Küste befindlichen Odysseus), in welchem Umstande zugleich ein schla- 
gender Beweis für die Thatsache liegt, dass Homer sich die Erde 
nicht als Kugel, sondern als platte Scheibe vorgestellt habe®). 


$ 70. 
E. Lykien (ἡ Avxtn). 


1. Allgemeines. Wie schon oben bei Gelegenheit der So- 
lymer bemerkt wurde, hatten sich die Lykier, welche ursprünglich 
Termilen hiessen, wahrscheinlich von Krete aus in dem kleinasıati- 
schen Xanthosthale, der Milyas, niedergelassen, nachdem die Solymer 
von ihnen verdrängt waren; ihren Namen, der vermuthlich auf den 
Cultus des lykischen Apollon Bezug hatte, verdankten sie ohne Zweifel 
den Griechen. Was aber Apollon betrifft, so war derselbe National- 
gottheit der Lykier. Darauf scheint schon das Epitheton λυχηγενής Τ) 


ἡ S. die Auseinandersetzung bei Preller a.a.O. Vgl. Hoeck, Kreta. Bd. II, 
S. 233. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. II, S. 248. 

2) Vgl. Forbiger, ebendas. ὃ. 249. Schlegel, de geogr. Hom. comm. 
p- 145 sq. 

3) Z 184 (204): Σολύμοισι -- χυδαλίμιοισιν. 

4) 2 208: "Isavöpov δέ οἱ υἱὸν Ἄρης Atos πολέμοιο | μαρνάμενον Σολύμοισι zar- 
ἔκτανε χυδαλίμιοισιν. 

5) ε 282: τὸν ὃ᾽ ἐξ Αἰϑιόπων ἀνιὼν χρείων ἐνοσίγϑων | τηλόϑεν ἐχ Σολύμων 
ὀρέων ἴδεν ᾿ εἴσατο γάρ οἱ [πόντον ἐπιπλώων. Wagner, Homer und Hesiod. 8. 68. 
Vgl. auch 7. H. Voss, mythol. Briefe. Stuttgart. Metzler. 1827. Βα. 1, 5. 196. 
197 mit der Anm., wo Voss gegen Heyne polemisirt, der zu Verg. Aen. VII, 286 
die Solymer in Elymer verwandelt habe. 

6) Vgl. Homer. Kosmogr. ὃ 12. 

7), A 101 (119): ᾿Απόλλωνι λυχηγενέϊ. Ueber den ᾿Απόλλων λυχηγενῆς und λύχειος 
s. Creuzer, Symbol. Bd. II, $. 132. O. Müller, Dorier. Bd. I, 5: 302 fi. 
Gail, le Philologue. I, p. 300. Hoeck, Kreta. Bd. II, S. 261 ff. Fellows Lyecıa. 
p. 277. Preller, griech. Myth. Bd. 1, 5. 152, wo Auxnyevns als der im Licht 
Wohnende erklärt wird Vgl. S. 161. 


en as, ei 
h 7 & δ᾽ « ER 
E. Lykien.. Bar N 


deuten, welches manche Grammatiker und Lexikographen von 

Ὃ υχίη ableiten, so dass Lykien als Geburtsland des Gottes bezeichnet 

würde. Grammatisch ist indess diese Etymologie nicht stichhaltig, 
da der Name des Landes Λυχίη und nicht Λύχη ist und sein ı auch 
in Compositis festhält'). Vielmehr hängt Λυχηγενής (wie auch λύ-- 
χειος) einerseits mit der alten Sprachwurzel lux, Licht, λευχός, welche 
am deutlichsten in λυχάβας (eigentlich Lichtbahn, dann Jahr) ἢ 
hervortritt, andererseits mit λύχος (Wolf) zusammen. Licht und 
Wolf stehen im altgriechischen Cultus im engsten Connex, sei es 
nun, dass die helle Farbe oder der Feuerblick des Thieres, oder irgend 
ein anderer Umstand die Ideenverbindung herbeiführte. Auch auf 
Bildwerken hat man diese Vereinigung von Sonne und Wolf er- 
kennen wollen, wie z. B. Payne Knight Münzen von Karthaia 
auf Keos erwähnt, auf denen der Vordertheil eines Wolfs, von Strahlen 
umgeben, sichtbar sein soll’). Hieraus erklärt sich, warum in den 
apollinischen Mythen Wölfe eine so bedeutende Rolle spielen: Leto 
kommt als Wölfin von den Hyperboreern nach Delos; die Schätze 
des Gottes werden von Wölfen bewacht; ein eherner Wolf lag bei 
dem grossen delphischen Altare®). Jüngeren Ursprungs ist der sikyo- 
nische Mythos vom Wolfstödter Apollon (Λυχοχτόνος, Lupercus) 5), 
der aus der Idee des unheilabwehrenden Apollon entsprang®). So 
wurde der Wolf geradezu Symbol des Gottes, und es ist dies nicht 
etwa als ein Beispiel der sogen. Paronomasie (Λύχειος, Λυχηγενής 
--λύχος) in der griechischen Symbolik zu betrachten, sondern der com- 
binirende Sinn der Griechen fand irgendwelche Relation zwischen Licht 
und Wolf, die für uns völlig verloren ist. 

Apollon λυχηγενής ist demnach der lichtgeborene Gott”), dessen 
Symbol der Wolf ist. Man muss daher annehmen, dass Apollon, ob- 
wohl er bei Homer nicht in der Function eines wirklichen Sonnen- 
gottes erscheint, dennoch schon in der ältesten Auffassung der Sonne 


1) 8. Hoecka.a. Ὁ. 5. 261, Anm. (m). 

2) E161 (τ 306): τοῦδ᾽ αὐτοῦ λυχάβαντος ἐλεύσεται ἐνθάδ᾽ ᾿Οδυσσεύς. 

Payne Knight, inquiry into the symb. lang. : Classical Journal. Nr. 49, 
p- 45. Bröndsted freilich will in dem von einem Nimbus umgebenen Thiere 
den Hund des Sirios erkennen: Voyage dans la Grece, Pl. XXVII und p. 48. 

«ἢ Pausan. X, 14, 7 Schub.: Δελφῶν δὲ ἀνάϑημια ἐστιν αὐτῶν πλησίον τοῦ βωμοῦ 
τοῦ μεγάλου λύκος χαλχοῦς. 

5) Soph. Electr. 6: αὕτη δ᾽, Ὀρέστα, τοῦ λυχοχτόνου ϑεοῦ | ἀγορὰ Λύκειος. 

6) Nach O. Müller /Dorier Bd. 1, S. 301) ist ᾿Απέλλων die alte, dorisch- 
aiolische Form des Namens Απόλλων und bedeutet den hinwegtreibenden, 
abwendenden Gott (von ἴλλω, ἔλλω, εἴλλω ; der Umlaut wie in ἐξούλη). 

ἢ Nicht Vater des Lichtes, wogegen alle analog gebildeten Formen spre- 
chen, wie Διογενήῆς, Kurpoyeuns, Θηβαγενῆς u. a., indem -yevijs in den Compositen 

19* 


299 ER RE 


sehr nahe stand, wie denn überhaupt die Begriffe des Klaren, 


Fleckenlosen, Leuchtenden sich an ihn knüpfen ἢ. Dieser 
Cultussphäre gehört im Grunde auch der zu Thymbre in Troas ver- 
ehrte Apollon an, obwohl der überwiegende Cultusname in diesen 
Gegenden der des Apollon Σμινϑεύς war?) , der sich auf die Vertil- 
gung der Feldmäuse bezog, welche dort eine förmliche Landplage 
bildeten, so dass Apollon auch hier wieder in der schon erwähnten 
Eigenschaft als unheilabwehrender Gott erscheint. — Jedenfalls aber 
ist der Cultus des Apollon λυχηγενής eine der ältesten Formen des 
apollinischen Dienstes. Als bevorzugter Verehrer desselben erscheint 
in der Ilias der apollinische Bogenschütz Pandaros, der Sohn Ly- 
kaon’s: er hat seinen Bogen von Apollon selbst empfangen 3), und ehe 
er den verhängnissvollen Pfeil auf Menelaos abschiesst, betet er zu 
seinem Gotte und gelobt ihm eine Hekatombe von Erstlingslämmern, 
worauf der Gott ihn erhört und Menelaos verwundet wird®). 

2. Beschaffenheit des Landes. Lykien wird bei Homer 
als ein überaus fruchtbares Land geschildert, indem ihm die Epi- 
theta starkschollig (ἐριβῶλαξ) ὅ und fett (πίων) 6) beigelegt  wer- 
den. Namentlich wird das Ackerstück (τέμενος), welches die Lykier 
dem Bellerophon zutheilten, als ein solches geschildert, welches sich 
durch seinen Boden und seine Pflanzungen ausgezeichnet habe’). 
Ausserdem erhält Lykien das Epitheton weit ausgedehnt (eü- 


petn) ὃ). | 


Die Anführer der Lykier im Troerkriege, wo sie als Bundes- 


- 


stets passivische Bedeutung hat. Vergl., was Hom. Kosmogr. ὃ 7 
bemerkt ist. 

1) gotßos = klar, hell; φοιβάζειν = februare, sühnen; Apollon heisst &yvös 
bei Aesch. Suppl. 201 Herm.: ἁγνόν τ᾽ ᾿Απόλλω; auch ξανϑός kann klar, hell 
bedeuten (Theophr. de lapid. 37), daher die Flüsse bei den Heiligthümern des 
Gottes in Troia und Lykien Xanthos heissen. S. Ὁ. Müller, Dorier. Bd. 1. 
δ. 301. 302. 

2) A 37: χλῦϑί peu, "Apyupörof, — — Σμινϑεῦ. Zutvdos soll im Kretischen oder 
Mysischen die Maus bedeuten. Aristarch hingegen leitete den Namen von der 
Stadt Σμίνϑη in Troas ab. 


3) B 827: Πάνδαρος, ᾧ καὶ τόξον ᾿Απόλλων αὐτὸς ἔδωκεν. 


über αἰϑρηγενῆς 


ἢ A 119: εὔχετο δ᾽ ᾿Απόλλωνι λυχηγενέϊ χλυτοτόξῳ | ἀρνῶν πρωτογόνων ὑέξειν 
χλειτὴν ἑκατόμβην | οἴχαδε νοστήσας ἱερῆς εἰς ἄστυ Ζελείης. Vgl. Δ 139. 140. 

5) P 172: Λυχίην ἐριβώλαχα. 

6) Π 481: Λυχίης ἐν πίονι δῆμῳ. Ebenso Π 514. 

7) 2 194: χαὶ μέν οἱ Λύχιοι τέμενος τάμον ἔξοχον ἄλλων, | χαλὸν φυταλιῆς χαὶ 
ἀρούρης, ὄφρα νέμοιτο. 

8) Π 673: ἐν Λυχίης εὐρείης πίονι δῆμῳ. Ζ 188: ἐκ Λυχίης εὐρείης. Z 210: ἐν 
Λυχίῃ εὐρείῃ. 


| 
| 


᾿ ssen der 'Troer erscheinen !), waren, wie wir aus dem Schiffs- 

 kataloge erfahren, Sarpedon, der Sohn des Zeus und der Laoda- 

 meja, und Glaukos, der Sohn des Hippolochos?). Ausserdem wird 
Lykien noch als Vaterland der Chimaira bezeichnet, jenes Ungeheuers, 
welches vorn Löwe, hinten Drache und in der Mitte Ziege war, und 
Feuer aus seinem Rachen spie, dennoch aber von Bellerophon erlegt 
wurde 3). 


Uebrigens bezeichnet der Dichter die Lykier als ein grosses 
Volk (μέγα ἔϑνος) 4) und legt ihnen die Epitheta göttergleich 


-ı 


(ἀντίϑεοι) 3), stark (tpdtnor) 6) und beschildet (ἀσπισταί) Τ) bei. 

3. Flüsse in Lykien. Von diesen wird nur der Xanthos 
(© Ξάνϑος) 5) erwähnt, der ja nicht mit dem gleichnamigen troischen 
Flusse zu verwechseln ist. Der Dichter legt ihm das Epitheton wir- 
belnd (δινήεις) bei®). Nach Strabon hiess er in früherer Zeit 
Sirbis!). 

4. Endlich ist hierher auch die aleische Ebene (τὸ ’AAriov 
πεδίον, das Irrfeld) zu setzen, von der es heisst, dass Bellerophon 
auf ihr umhergeirrt sei!!). Nach Anderen lag sie in Kilikien 12). 


1) Daher die häufige Verbindung Τρῶες χαὶ Λύκιοι, wie A197. Z 78 und sonst. 


2 B 876: Σαρπηδὼν 8 ἦρχεν Λυχίων zur Γλαῦχος ἀμύμων | τηλόϑεν &x Λυχίης, 


Ξάνϑου ἄπο δινήεντος. Vgl. Z 198 fi. Z 119 fi. 

3) Z 179: πρῶτον μέν ha Χίμαιραν ἀμαιμακέτην ἐχέλευσεν | πεφνέμεν. ἡ ὃ dp 
ἔην ϑεῖον γένος, οὐδ᾽ ἀνθρώπων, | πρόσϑε λέων, ὄπιϑεν δὲ δράχων, μέσση δὲ χίμαιρα, | 
δεινὸν ἀποπνείουσα πυρὸς μένος αἰϑομένοιο. [ καὶ τὴν μὲν κατέπεφνε ϑεῶν τεράεσσι 
πιϑήσας. 

4 M 330: Λυχίων μέγα ἔϑνος. 5) M 408: ἀντιϑέοισιν — Λυχίοισιν. 

6) M 417: ἴφϑιμοι Λύκιοι. ἢ 11490: Λυχίων ἀγὸς ἀσπιστάων. 

8) Wenn Forbiger (Handb. der alten Geogr. Bd. II, S. 105) sagt, der 
Xanthos heisse jetzt Etschen, Essenide, so ist dies irrig. Vielmehr hat der 
Xanthos, wie Hr. Prof. Kiepert mir mittheilt, jetzt gar keinen Namen; da er der 
einzige grössere Fluss in dieser Gegend ist, so bezeichnen ihn die türkischen An- 
wohner als Kodscha-tschai, d.i. grosser Fluss. 


9) Β 877: τηλόϑεν &x Λυχίης, Ξάνϑου ἄπο δινήεντος. 


10) Strab. XIV, 3, 6 Kr.: εἴϑ᾽ ὁ Ξάνϑος ποταμός, ὃν Σίρβιν ἐκάλουν οἱ πρότερον. 
Da Zirba im Arab. und Phoinikischen rothgelb bedeutet, so scheint das griech. 
Ξάνϑος bloss eine Uebersetzung des alten einheimischen Namens zu sein. For- 
biger, Handb. Bd. II, S. 105, Anm. 37. 


1) Z 201: ἤτοι ὁ χὰπ πεδίον τὸ ᾿Αλήϊον οἷος ἀλᾶτο, | ὃν ϑυμὸν κατέδων, πάτον 


ἀνθρώπων ἀλεείνων. S. Mannert, Geogr. der Gr. und R. VI, 9. 5. 152 ἢ 


12) Herod. VI, 95: ἀπίχοντο τῆς Κιλιχίης ἐς τὸ ᾿Αλήϊον πεδίον. 


294 Asien. 


δ ΤΙ. 
F. Karien (οἱ Κᾶρες). 


1. Allgemeines. Der Dichter legt den Karern das Epitheton 
βαρβαρόφωνοι bei ἢ). Ob er sie damit als Barbaren im Gegensatze zu 
den Hellenen bezeichnen oder ihnen eine rauh klingende, für das 
griechische Ohr misstönige Mundart beilegen will — ähnlich, wie 
die Sintier auf Lemnos ἀγριύφωνοι heissen?2) —, ist schwer zu ent- 
scheiden. Strabon bezieht das Epitheton darauf, dass die Karer 
ein schlechtes Griechisch gesprochen hätten, und bemerkt dabei, dass 
von einer solchen mangelhaften Sprache die Ausdrücke χαρίζειν, Bap- 
βαρίζειν und σολοικίζειν (wahrscheinlich von Zoo: in Kilikien) gebräuch- 
lich seien3). — Von sonstigen Eigenthümlichkeiten der Karer finden 
wir ihre Kunstfertigkeit, Elfenbein mit Purpur zu malen, erwähnt: 
das den Körper des Menelaos überströmende, seiner Wunde entquel- 
lende Blut wird mit dem Purpur verglichen, mit welchem eine Maio- 
nerin oder Karerin den elfenbeinernen Wangenschmuck des Rosses 
färbt ἢ. 

Die Karer werden im Schiffskataloge unter den Bundesgenossen 
der Troer aufgeführt; als ihre Anführer werden Nastes und Am- 
phimachos genannt, welcher letztere, um mit dem Dichter zu reden, 
trotz seines goldenen Schmuckes unter den Händen des aiakidischen 
Renners fiel). 

Den Lagerplatz der Karer auf der troischen Ebene verräth 
Dolon dem Odysseus, indem er sagt, dass sie mit den Paioniern, 
Lelegern, Kaukonen und Pelasgern meerwärts gelagert seien, wäh- 
rend die Lykier, Myser, Phryger und Maioner in der Richtung nach 


1) B 867: Καρῶν — βαρβαροφώνων. Vgl. über dies Epitheton u. A.: Nitzsch 
zu α 188. Heeren, Ideen. Bd. III, S. 187. 

2, ὃ 294: ἐς Λῆμνον μετὰ Σίντιας ἀγριοφώνους. 

3) Strab. XIV, 2, 28 Kr., wo es am Schluss heisst: ἀπὸ δὲ τοῦ χαρίζειν καὶ τὸ 
βαρβαρίζειν μετήνεγκαν εἰς τὰς περὶ ἑλληνισμοῦ τέχνας (Lehrbücher) χαὶ τὸ σολοιχίζειν, 
εἴτ ἀπὸ Σόλων, εἴτ ἄλλως τοῦ ὀνόματος τούτου πεπλασμένου. Vgl. Forbiger, 
Handb. der alten Geogr. Bd. II, S. 206 mit Anm. 86. Schlegel, de geogr. 
Hom. comm. p. 142 sq. i 

4) A141: ὡς Ö ὅτε τίς τ ἐλέφαντα γυνὴ φοίνικι μιήνῃ | Myovis ἠὲ Kasıpa, πα- 
ρήϊον ἔμμεναι ἵππων | χεῖται δ᾽ ἐν ϑαλάμῳ, πολέες τέ μιν ἠρήσαντο | ἱππῆες φορέειν" 
βασιλῆϊ δὲ κεῖται ἄγαλμα, ἀμφότερον, κόσμος ὃ᾽ ἵππῳ ἐλατῆρί τε κῦδος" | τοῖοί τοι, 
Μενέλαε, μιάνϑην αἵματι μηροὶ | εὐφυέες χνῆμαί τε ἰδὲ σφυρὰ κάλ ὑπένερϑεν. 

“ 5) Β 867: Νάστης αὖ Καρῶν ἡγήσατο βαρβαροφώνων | -- — τῶν μὲν ἄρ᾽ Ἀμφί- 

x U . , (2 7 4 ’ , 3 N , N 

payos καὶ Νάστης ἡγησάσϑην, | Νάστης ᾿Αμφίμαχός τε, Νομίονος ἀγλαὰ τέχνα, | ὃς 
χαὶ χρυσὸν ἔχων πόλεμόνδ᾽ ἴεν ἠῦτε χούρη, | νήπιος, οὐδέ τί οἱ τό y ἐπήρχεσε λυγρὸν 


Σ 


ὄλεϑρον, | ἀλλ ἐδάμη ὑπὸ γερσὶ ποδώχεος Αἰακίδαο. 


΄ 


eus: “er achte den Agamemnon ἐν χαρὸς αἴσῃ 2) auf die Karer be- 


zogen und erklärt hat, der Atride sei in seinen Augen nicht besser 


als ein karischer Miethsoldat, so steht dieser Auffassung das dop- 
pelte Hinderniss entgegen, dass einmal in Kap (der Karer) das a 
lang ist, während die Penultima von χαρός in jener Stelle kurze Quan- 
tität hat, sodann aber, dass jene Erklärung auf einer verwerflichen 
Antieipation beruht, indem die Karer als griechische Söldner sicher 
noch nicht in der homerischen Zeit vorkommen. 

2. Gebirge in Karien. Dahin gehören: 

a. Berg und Vorgebirge Mykale (ἢ Μυχάλη, jetzt Samsun- 
Dagh), welches der Insel Samos gegenüber liegt und im Jahre 479 
v. Chr. durch die Niederlage des Xerxes berühmt wurde. Der Dichter 
legt demselben hohe Gipfel (αἰπεινὰ χάρηνα) bei?). 

Ὁ. Das Gebirge der Phtheirer (Φϑειρῶν ὅρος), dessen Reich- 
thum an Waldung durch das Epitheton reichbelaubt (ἀχριτόφυλ- 
Aoy) hervorgehoben wird). Nach Strabon identificirte Hekataios 
dasselbe mit dem Latmos, während Andere darunter den Berg Grion 
(τὸ [ρίον) verständen, der dem Latmos parallel sich von Miletos öst- 
lich durch Karien bis Euromos und Chalketores ziehe’). 


ἢ K 428: πρὸς μὲν ἁλὸς Käpes χαὶ Παίονες ἀγχυλότοξοι | χαὶ Λέλεγες χαὶ Καύχω- 
νες ὅτοί τε [Πελασγοί, | πρὸς Θύμβρης δ᾽ ἔλαχον Λύχιοι Μυσοί T ἀγέρωχοι | zul Φρύγες 
ἱππόμαχοι καὶ Νίῃονες ἱπποκορυσταί. 

2) 1378: τίω δὲ μιν ἐν χαρὸς αἴσῃ. Andere nehmen χάρ st. κῆρ, so dass das a 
verkürzt sei. Nach Clarke, welchem Heyne folgt, ist ὃ oder τὸ zap ein obsole- 

tes Wort= ἡ χεχαρμένη θρίξ, so dass der Sinn sei: flocci eum facio. Die Erklä- 
rung des Venet. endlich, welche früher Döderlein adoptirte (Gloss. Hom. spec. 
1840. p. 7), geht auf φϑείρ, pediculus zurück: “ich achte ihn wie eine Laus’. Im 
homerischen Glossar (ὃ 593) widerruft Döderlein diese Ansicht und geht auf x7p zu- 
rück; nur dürfe man nicht sagen, dass χηρός in χαρός verkürzt sei, sondern χάρς, 
“ip werde auf doppelte Art declinirt, wie γέρς, χείρ, bald mit Abwerfung des Nomi- 
nativzeichens, bald mit Beibehaltung desselben, als ob es mit dem Stamm verwachsen 
wäre, χερός wie γειρός, d. h. yeps-ös. Alle übrigen Ableitungen verwirft Döder- 
lein, weil die Vergleichung Agamemnons mit einem Haar, mit einer Laus, mit 
einem Karier blosse Geringschätzung ausdrücke, während doch Achilleus 
glühenden Hass gegen ihn empfinde; diesem Gefühle aber entspreche die Ver- 
gleichung mit der Ker. Für mich bleibt noch die Ableitung von χείρω und damit die 
Erklärung: 'flocci eum facio’ am ansprechendsten. 

3) B 869: Μυχάλης T αἰπεινὰ κάρηνα. Vgl. über Mykale: Forbiger, Handb. 
Ba II, S. 170 £.. 

ἢ B 867: Καρῶν —, οἱ Μίλητον ἔχον Φϑειρῶν T ὄρος ἀχριτόφυλλον. 

5) Strab. XIV, 1, 8 Kr.: ἐχαλεῖτο δὲ πρότερον Λάτμος (die Stadt Herakleia) 
ὁμωνύμως τῷ ὑπερχειμένῳ ὄρει, ὅπερ Ἑκαταῖος μὲν ἐμφαίνει τὸ αὐτὸ εἶναι νομίζων τῷ 
ὑπὸ τοῦ ποιητοῦ Φϑειρῶν ὄρει λεγομένῳ (ὑπὲρ γὰρ τῆς Λάτμου φησὶ τὸ Φϑειρῶν ὄρος 
χεῖσϑαι), τινὲς δὲ τὸ Γρίον φασίν, ὡς ἂν παράλληλον τῷ Λάτμῳ ἀνῆχον ἀπὸ τῆς Μιλη- 
σίας πρὸς ἕω διὰ τῆς Καρίας μέχρι Εὐρώμο" καὶ Χαλχητόρων. 


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SR Bar 


296 ᾿ Asien. 


3. Flüsse. Von diesen geschieht nur des Maiandros (ὃ 
Μαίανδρος, jetzt Böjük Menderes, d. h. der grosse Maiandros), 
der unweit Celaenae in Phrygien entspringt, Erwähnung, und zwar 
im Schiffskataloge !); wie Strabon sagt, beschrieb er während seines 
Laufes so viele Windungen, dass nach ihm maiandrische Krümmungen 
sprichwörtlich wurden 2): 

4. Städte. Bei Homer wird von den Städten Kariens nur Mi- 
letos (ἢ Μίλητος) erwähnt), eine bedeutende und reiche Stadt, un- 
mittelbar an der Meeresküste gelegen, welche man mit vollem Rechte 
als die Perle aller griechischen Colonien Kleinasiens bezeichnen darf. 
Später (500 v. Chr.) wurde sie der Mittelpunkt des Aufstandes der 
Ionier gegen die Perser, der erst durch die Eroberung von Miletos 
unterdrückt wurde. Letztere lieferte bekanntlich dem Dichter Phry- 
nichos den Stoff zu seiner Tragödie Μιλήτου ἅλωσις. Jetzt hat der 
Maiandros die ganze Umgegend von Miletos am Fusse des Latmos in 
einen die Atmosphäre verpestenden Sumpf oder See verwandelt und 
die Trümmer der alten Stadt unter seinen Gewässern begraben ἢ). 


8 72. 
α. Phrygien (ἡ Φρυγίη. 


1. Land und Volk. Das homerische Phrygien begreift, wie 
es scheint, die zwischen dem Flusse Sangarios und dem askanischen 
See liegende Landschaft; es umfasst also einen grossen Theil Bithy- 
niens, wie es Strabon definirt; wie weit es sich aber in das von den 
Geographen zu Phrygien gerechnete Binnenland erstreckt, und ob 
es sich über den Sangarios ausgedehnt habe, lässt sich aus den ho- 
merischen Angaben nicht bestimmen’). Das Land wird als weinreich 
(ἀμπελόεσσα) geschildert‘); und dass es auch an andern Produkten 
reich war, geht daraus hervor, dass die Troer, nachdem ihr Gebiet 
durch die Verheerungen der Griechen bedeutend gelitten hatte, Ge- 
treide und sonstige Zufuhr aus Phrygien und Maionien zu importiren 
gezwungen waren, wie sich aus der Aeusserung Hektors schliessen 


ἡ B 869: (Καρῶν, ol Μίλητον ἔχον) Μαιάνδρου τε ῥοάς. ᾿ 

2) Strabon. XII, 8, 15 Kr.: Μαίανδρος -- —, σχολιὸς ὧν εἰς ὑπερβολήν, ὥστε ἐξ 
ἐχείγου τὰς σχολιότητας ἁπάσας μαιάνδρους καλεῖσϑαι. Vgl. Forbiger, Handb. Bd. II, 
S. 103 mit Anm. 33. 

3) B 868: (Καρῶν), ol Μίλητον ἔχον. Ueber Miletos 5. Strab. XIV, 1,3 ff. Kr. 

4) S. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. II, 5. 214 f. mit den dortigen 
Nachweisungen (und Anm. 21). 

5) Forbiger,a.a. Ὁ. Bd. II, 5. 339. Anm. 50. Schlegel, de geogr. Hom. 
p- 131. 6) T 184: Φρυγίην - ἀμπελόεσσαν. 


H. Maionien. 2 297 


| t, dass die reiche Habe der Troer zusammengeschwunden sei, 
und dass viele Kleinodien derselben zum Verkaufe nach jenen beiden 


- 
u 


Ländern wanderten ἢ. Die Tüchtigkeit der Bewohner (ot Φρύγες) 
_ im Wagenkampf wird durch das Epitheton rossetummelnd (αἰο- 
λόπωλοι) angedeutet?), und es heisst von ihnen, dass sie von Kampf- 
begierde entbrannt seien®). Wir finden sie vor Troia als Bundes- 
genossen der Troer; ihre Anführer sind Phorkys und Askanios, der 
seine Schaaren aus Askanien am askanischen See hergeführt hatte ἢ). 

2. Flüsse. Der Sangarios (6 Iayyaptog) 5), jetzt Sakarja, 
Sakari, bei den Türken Ayola, entspringt bei dem jetzigen Flecken 
Sangia in Galatien, strömt in südöstlicher, dann in nordwestlicher 
und endlich in nördlicher Richtung und ergiesst sich in den Pontos 
Euxeinos ®). 

3. Von Städten mit zugehörigen Gebieten wird nur Askanie 
[ἢ ᾿Ασχανίη), die Vaterstadt des phrygischen Heerführers Askanios, 
am askanischen See, erwähnt”). 


8 73. 
H. Maionien (ἡ Μῃονίη, das spätere Lydien). 


I. Land und Volk. Das spätere Lydien begegnet uns bei 
Homer nur unter dem Namen Maionien (Myovin)°). Die anınu- 
thige Beschaffenheit des Landes bezeichnet der Dichter durch das 
Epitheton ἐρατεινή 3). Seine gesegnete Natur und sein Producten- 
reichthum setzten es in den Stand, die durch die Verheerungen der 
Feinde in Noth gerathenen Troer mit Zufuhr zu unterstützen, welche 
diese freilich mit ihren Kleinodien erkaufen mussten !%). Die Ein- 
wohner (οἱ Myjovs<) werden durch das Epitheton reisig ἱἱπποχορυσταί) 
als tüchtige Wagenkämpfer charakterisirt !!). Sie nahmen am Troer- 


1) 2 288: πρὶν μὲν γὰρ Πριάμοιο πόλιν μέροπες ἄνθρωποι | πάντες μυϑέσχοντο 
πολύχρυσον, πολύγχαλχον " | νῦν δὲ δὴ ἐξαπόλωλε δόμων χειμήλια καλά, | πολλὰ δὲ δὴ 
Φρυγίην χαὶ Μηονίην ἐρατεινὴν | χτήματα περνάμεν᾽ ἵχει, ἐπεὶ μέγας ὠδύσατο Ζεύς. 

2) Γ 185: Φρύγας, ἀνέρας αἰολοπώλους. 

8) Β 863: μέμασαν 8 ὑσμῖνι μάχεσθαι. 

ἢ B 862: Φόρχυς αὖ Φρύγας ἦγε καὶ ᾿Ασχάνιος ϑεοειδὴς 

5) Τ' 185: ἔνϑα ἴδον πλείστους Φρύγας, ἀνέρας αἰολοπώλους, | λαοὺς ᾿θτρῆος χαὶ 


Zur 
τῆλ ἐξ ᾿Ασχανίης. 


Μύγδονος ἀντιϑέοιο, | οἵ bu τότ᾽ ἐστρατόωντο παρ᾽ ὄχϑας Σαγγαρίοιο. 

6) Vgl. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. II, 5. 101. 

ἢ B 863 (eben eitirt.) Der askanische See ist der jetzige See von Isnik: For- 
bigera.a. Ο. 5. 380. Vergl. Strab. XII, 4, 5 Kr. 

8) S. Forbiger, Handb. Bd. II, S. 167. Anm. 43. 

9) Γ 401: Μῃονίης ἐρατεινῆς. Σ 291: Μηονίην ἐρατεινήν. 

10) Σ 290—292 (schon oben Anm. 1 citirt.) 

1) K431: Moyoves ἱπποχορυσταί. 


ER 


298 > Asien. 


kriege als troische Bundesgenossen Theil, unter Anführung ‚des Mesth- 
les und Antiphos, der Söhne des Talaimenes!); sie hatten mit den 
Lykiern, Mysern und Phrygern ihren Lagerplatz in der Richtung 
nach 'Thymbre (nicht meerwärts) 2). Wie an den karischen, so wird 
auch an den maionischen Frauen die Kunstfertigkeit, Elfenbein mit 
Purpur zu bemalen, gerühmt). Dass Maionien in späterer Zeit Vielen 
für Homer’s Heimath galt, daher er selbst der Maionide genannt 
wurde, ist bekannt. 

2. Gebirge. 

a. Der Tmolos (ὃ Τμῶλος, jetzt Bozdagh, d. i. grauer Berg), 
ein nordwestlicher Hauptzweig des Mesogis®), an dessen Fusse Maio- 
nier sesshaft waren) und die Stadt Hyde lag‘). Wegen seiner Höhe 
heisst er schneebedeckt (νιφόεις) 7). 

Ὁ. Das Vorgebirge Mimas (6 Μίμας), unterhalb Chios auf der 
erythraiischen Halbinsel; der Dichter legt ihm das Epitheton luftig 
(nvaposıc) beiS). Mit welchem Rechte Schlichthorst?°) den Mimas 
nach Karien setzt, sehe ich nicht ab. 

3. Seen. Der gygaiische See ([υγαίη λίμνη 19), jetzt Mer- | 
mere oder Marmora), zwischen den Flüssen Hyllos und Hermos, 
lag nach Strabon 40 Stadien von Sardes; später hiess er Kolo& und 
hatte ein in hohem Ansehen stehendes Heiligthum der kolo@nischen 
Artemis in seiner Nähe !!). Die Nymphe des gygaiischen Sees war 
nach Homer vom Talaimenes Mutter des Mesthles und Antiphos, 
welche die Maioner vor Troia befehligten 2). Wie Strabon sagt, soll 
dieser See nach Einigen durch Menschenhand künstlich angelegt sein, 
um die bei Anschwellungen der Flüsse entstehenden Ueberschwem- 


ἡ B 864: Μήοσιν αὖ Μέσϑλης τε καὶ Αντιφος ἡγησάσϑην, | υἷε Ταλαιμένεος. 

2) K 480: πρὸς Θύμβρης δ᾽ ἔλαχον Λύχιοι Μυσοί τ᾽ ἀγέρωχοι | χαὶ Φρύγες ἱππό- 
μαχοι καὶ Μίηονες ἱπποχορυσταί. 

3) A141: ὡς δ᾽ ὅτε τίς τ ἐλέφαντα γυνὴ φοίνικι μιήνῃ | Μῃονὶς ἠὲ Κάειρα, παρῆϊον 
ἔμμεναι ἵππων χτέ. 

4) Weiteres über den Tmolos 5. bei Forbiger, Handb. der alten Geogr. 
Bad. Il, S. 171. 

5) B 866: Myovas — ὑπὸ Τμώλῳ γεγαῶτας. 

6) Υ 385: Τμώλῳ ὕπο νιφόεντι, "Tons ἐν πίονι δήμῳ. 

7) Κ΄. das vor. Citat. € 

8) 4172: ἢ ὑπένερϑε Χίοιο, παρ᾽ ἠνεμόεντα Μίμαντα. Vgl. Forbiger, Handb. 
Ba. II, S. 172. 

9) Geogr. Hom. p. 152. 10) B 865. 

11) Strab. XIII, 4, 5 Kr.: ἐν δὲ σταδίοις τετταράχοντα ἀπὸ τῆς πόλεως (Sardes) 
ἐστὶν ἡ Γυγαία μὲν ὑπὸ τοῦ ποιητοῦ λεγομένη [λίμνη], Κολόη © ὕστερον μετονομασϑεῖσα, 
ὅπου τὸ ἱερὸν τῆς Κολοηνῆς ᾿Αρτέμιδος, μεγάλην ἁγιστείαν ἔχον. 

12) B 864: Mxosıv αὖ Μέσϑλης τε. καὶ Ἄντιφος ἡγησάσθην, | υἷε Ταλαιμένεος, τὼ 
Γυγαίη τέχε λίμνη. ΐ 


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H. Maionien. 


en aufzunehmen !). Ob er seinen Namen von dem ersten lydischen 


Könige Gyges, dem Sohne des Kandaules, oder von einem Landesheros 


Gyges erhalten habe, ist nicht sicher zu bestimmen. Forbiger ist 
für das Erstere?). 

4. Flüsse. 

a. Der Kaystrios (ὃ Καύστριος, jetzt Kütschük Menderes, 
d. h. der kleine Maiandros) , der auf den Cilbianis jugis des Timolos 
entspringt und sich bei Ephesos in’s Meer ergiesst. Er durchströmte 
einen fruchtbaren Landstrich, die sogen. asische Aue (Ἄσιος λειμών), 
welche durch zahlreiche Schwärme von Gänsen, Kranichen und 
Schwänen belebt wurde, mit welchen der Dichter die den Schiffen 
entströmenden Schaaren der Achaier vergleicht®). In späterer Zeit 
hiess diese Ebene Καύστρου πεδίον. 

Ὁ. Der Hyllos (6 Ὕλλος) strömte in südwestlicher Richtung und 
ergoss sich unweit Sardes in den Hermos?); er heisst‘ bei Homer 
fischreich (ἰχϑυόεις) ἢ). Zu Strabon’s Zeiten ward er Phrygios 
genannt‘). Nach Einigen ist er der jetzige Kumtschai, nach 
Andern der Mermere Su oder Oeletschak δι. 

c. Der Hermos (Ὁ “Ἕρμος, jetzt Gedis-Tschai) entsprang in 
Phrygien und ergoss sich in den smyrnaischen Meerbusen. Homer 
legt ihm das Epitheton wirbelnd (δινήεις) bei®). 

5. Städte. 

a. Hyde (ἢ Ὕδη), Stadt am Fusse des Tmolos und in der Nähe 


ἢ Strab. XIII, 4, 7 Kr.: χειροποίητον δὲ τὴν λίμνην ἔνιοι ἱστοροῦσι τὴν Korönv 
πρὸς τὰς ἐχδοχὰς τῶν πλημμυρίδων, αἱ συμβαίνουσι τῶν ποταμῶν πληρουμένων. 

2) Handb. der alten Geogr. Bd. II, S. 177. 

3) B459: τῶν δ᾽, ὥστ᾽ ὀρνίϑων πετεηνῶν ἔϑνεα πολλά, | χηνῶν ἢ γεράνων ἢ κύχνων 
δουλιχοδείρων, | Ast» ἐν λειμῶνι, ΚΚαὐστρίου ἀμφὶ ῥέεϑρα, | ἔνϑα καὶ ἔνϑα ποτῶνται 
ἀγαλλόμενα πτερύγεσσιν, | χλαγγηδὸν προχαϑιζόντων, σμαραγεῖ δέ τε λειμών, | ὡς τῶν 
ἔϑνεα πολλὰ νεῶν ἄπο zul χλισιάων | ἐς πεδίον προχέοντο Σχαμάνδριον. V. 461 las 
‘Wolf nach dem cod. Venet. und den Scholien st. ᾿Ασίῳ : ᾿Ασίω, contr. aus ᾿Ασιέω, der 
ion. Form für ’Astou von Ἀσίας. Diesen Heros Asias, der Sohn des Atys, Enkel des 
Manes und erster König Lydiens gewesen sein sollte, erklärttHermann zum hymn. 
in Apoll. für eine reine Fietion der Grammatiker. Vgl. auch Schlegel, de geogr. 
Hom. comm. p. 141. Anm. d.) Genaueres über den Kaystrios s. bei Forbiger, 
Handb. Bd. II, S. 175 £. 

ἢ Herod. I, 80: διὰ δὲ αὐτοῦ (das sardianische Feld) ποταμοὶ ῥέοντες καὶ ἄλλοι 
καὶ Ὑλλος συρρηγνῦσι ἐς τὸν μέγιστον, καλεόμενον δὲ Ἕρμον. 

5) Υ 392: Ὕλλῳ ἐπ ἐχϑυόεντι. 

6) Strab. XIII, 4, ὅ Kr.: χαταφέρεται ὃ ὁ Παχτωλὸς εἰς τὸν Ἕρμον, εἰς ὃν χαὶ ὁ 
Ὕλλος ἐμβάλλει, Φρύγιος νυνὶ καλούμενος. 

ἢ 8. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. II, 85. 174 mit Anm. 66. 
Leake (Tour in Asia min. p. 266) hält den Hyllos fir den heutigen Ghiediz. 

8 Ὑ7 392: Ἕρμῳ ὃδινῆεντι. (Vgl. Forbiger, Handb. II, 5. 102 mit der 
Anm. 28b). 


τ Ἀν ΤΣ 


900 Asien. 


des gygaiischen Sees ἢ), Heimath des Iphition, des Sohnes des Otryn- 
teus und einer Najade, den Achilleus am Skamandros erlegte; der 
Dichter legt ihrem Gebiete das Epitheton fett (πίων) bei?). Nach 
Strabon verstanden Manche unter Hyde das spätere Sardes, noch 
Andere die Akropolis der letzteren Stadt 3). 

b. Tarne (r Tapvn) wird vom Dichter als starkschollig (ἐρι- 
βῶλαξ) bezeichnet; diese Stadt war die Heimath des Phaistos, eines 
Sohnes des Lydiers Boros, welcher (Phaistos) von Idomeneus erlegt 
wurde !). Die Scholien identificiren sie mit Sardes’). 


δ 74. 
I. Landstriche im Pontos. 


Von Völkerschaften im Pontos werden bei Homer erwähnt: 

I. Die Amazonen (αἱ ᾿Αμαζόνες), welche in der von dem Flusse 
Iris (jetzt Jeschil Irmak, d. h. grüner Fluss) durchströmten Land- 
schaft Themiskyra, in der Gegend der Landspitze Herakleion 
(heute Tscherschembi) sesshaft waren®). Homer legt diesen kriege- 
rischen Weibern das Epitheton männergleich (ἀντιάνειραι) 7) 
bei. Sie sind die stereotypen Feinde der kleinasiatischen Helden, 
wie wir sie denn in Phrygien am Flusse Sangaros mit Priamos 
und den Troern 8), in Lykien mit Bellerophon im Kampfe fin- 
den®). Während in der homerischen und überhaupt in der älteren 
Zeit Themiskyra am schwarzen Meere für ihre Heimath galt, kennen 
Aischylos und Herodotos auch schon skythische Amazonen; noch Spä- 


1) Y 389: χεῖσαι, Orpuvretön‘ — ἐνῚΊθάδε τοι ϑάνατος, γενεὴ δέ τοί ἐστ᾽ ἐπὶ λίμνη | 
Γυγαίῃ, ὅϑι τοι τέμενος πατρώϊόν ἐστιν. Vgl. das folgende Citat. 

2) Υ 382: πρῶτον ὃ ἕλεν Ἰφιτίωνα, | ἐσθλὸν ᾿Οτρυντείδην, πολέων ἡγήτορα λαῶν, | 
ὃν νύμφη τέχε νηῖς ᾿Οτρυντῆϊ πτολιπόρϑῳ | Τμώλῳ ὕπο νιφόεντι, Ὕδης ἐν πίονι δήμῳ. 

3) Strab. XIII, 4, 6 Κα. : οἱ δὲ τὰς Σάρδεις "Yonv ὀνομάζουσιν, οἱ δὲ τὴν ἀκρόπο- 
λιν αὐτῆς. Ueber die Widersprüche bei Strabon in Betreff Hyde’s 5. Schlicht- 
horst, Geogr. Hom, p. 151. Anm. b. 

4) E43: ᾿Ιδομενεὺς δ᾽ ἄρα Φαῖστον ἐνήρατο, Mrovos υἱὸν, | Βώρου, ὃς ἐκ Τάρνης 
ἐριβώλαχος εἰληλούϑει. Strab. IX, 2, 35 Kr.: οὐδὲ γὰρ μία δείχνυται Τάρνη παρὰ τοῖς 
Βοιωτοῖς, ἐν δὲ Λυδοῖς ἐστιν, ἧς καὶ Ὅμηρος μέμνηται. Es werden E 43 und 41 eitirt. 

5) Schol. Vill. zuE 44: Τάρνη ς᾽ πόλις Λυχίας (1. Λυδίας), ἡ νῦν Σάρδεις. 

6) S. Preller, Griech. Myth. Bd. II, 5. 60. — Ueber Themiskyra: For- 
biger, Handb. der alten Geogr. Bd. II, S. 419. 420. Ueber den Iris: Forbiger, 
das. S. 98. 99. 

Ἢ Γ΄ 159: ᾿Αμαζόνες ἀντιάνειραι. 

8). Γ΄ 188: χαὶ γὰρ ἐγὼν (Priamos) ἐπίχουρος ἐὼν μετὰ τοῖσιν (den Phrygern) 
ἐλέχϑην | ἤματι τῷ, ὅτε τ ἦλθον ᾿Αμαζόνες ἀντιάνειραι. ἶ 

9) Z 186: τὸ τρίτον αὖ χατέπεφνεν (Bellerophon) Ἀμαζόνας ἀντιανείρας. Vgl. 
Schlegel, de geogr. Hom. comm. p. 147. 


EI τῳ 


"ἡ 


r 


I. Landstriche im Pontos. | "rap 


versetzen sie nach dem westlichen Libyen. Der Grund für jene 
‚ältere Localisirung im Norden ist zunächst in der nach griechischen 
Begriffen übermässig freien und selbständigen Stellung des weiblichen 
Geschlechts bei den nördlichen Völkern zu suchen, sodann in der bei 
Griechen und Asiaten unerhörten, im Norden aber nicht seltenen 
Gynaikokratie, endlich in der bei den rohen nördlichen Völkern herr- 
schenden Sitte, dass die Weiber ihre Männer in den Krieg begleiteten 
und mit ihnen stritten !),. — Dass der Amazonenmythos auch in Troia 
heimisch war, beweis’t einerseits die Sage von der Penthesileia, ande- 
rerseits der Umstand, dass ein vor Troia liegender Hügel, abgesehen 
von seinem vulgären Namen Βατίεια. in der "Göttersprache’ das 
Denkmal der sprunggeübten Myrine hiess?), welche letztere 
nach Strabon zu den Amazonen gehörte, die einst Troia bekriegten, 
und das Epitheton πολύσχαρϑμος wegen ihrer Raschheit im Wagen- 
lenken erhielt®). Ein eigenthümlicher Connex, der freilich nicht bei 
Homer, aber auch auf kleinasiatischem Boden uns entgegentritt, fand 
zwischen den Amazonen und der Mondgöttin Artemis statt. Der ephe- 
sische Artemisdienst umgab nämlich diese Göttin mit kriegerischen 
Amazonen, die ihren Cultus begründet und verbreitet haben sollten. 
Diese martialischen Frauengestalten, welche im Gefolge derMondkönigin 
auf wilden Rossen in grossen Schwärmen daherbrausten, machen nach 
Preller’s treffender Bemerkung‘) ganz den Eindruck eines wilden 
Heeres am Himmel, eines Heeres von Stürmen und Wolken, wodurch 
der unheimliche Eindruck der asiatischen und thrakischen Mondgöttin 
in hohem Grade verstärkt wird. 

I. Die Halizonen (οἱ ᾿Αλίζωνοι) >) sind nach Strabon die 
späteren Chalyber im Pontos, welche zu seiner Zeit Chaldaier 
hiessen, wobei er bemerkt, dass B 557 entweder die Lesart ἐξ ᾿Αλύβης 
aus &4 Χαλύβης verändert sei, oder dass die Chalyber früher Alyber 


ἢ Vgl. Preller, griech. Myth. Bd. I, S. 60. 

2) B 811: ἔστι δέ τις προπάροιϑε πόλιος αἰπεῖα χολώνη,, | ἐν πεδίῳ ἀπάνευϑε, 
περίδρομος ἔνϑα zur ἔνϑα, | τὴν ἤτοι ἄνδρες Βατίειαν χιχλήσχουσιν, | ἀϑάνατοι δέ τε 
σῆμα πολυσχάρϑμοιο Μυρίνης. 

3) Strab. XII, 8, 6 Kr.: χαὶ ᾿Αμαζόνες χατε ἄρρησαν αὐτῆς, ἐφ᾽ ἃς ὅ τε Πρίαμος 
στρατεῦσαι λέγεται χαὶ ὁ Βελλεροφόντης" πόλεις τε παλαιαὶ ὁμολογοῦνται ἐπώνυμοι αὐτῶν * 
ἐν δὲ τῷ ᾿Ιλιακῷ πεδίῳ χολώνη τίς ἐστιν, ἣν ἤτοι ἄνδρες Βατίειαν κιχλήσκου- 
σιν, ἰ ἀϑάνατοι δέ τε σῆμα πολυσχάρϑμοιο Μυρίνης (B 813. 814) - ἣν ἕστο- 
ροῦσι μίαν εἶναι τῶν ᾿Αμαζόνων, ἐχ τοῦ ἐπιϑέτου τεχμαιρόμενοι" εὐσχάρϑμους γὰρ ἵππους 
λέγεσϑαι διὰ τὸ τάχος᾽ χἀχείνην οὖν πολύσχαρϑμον διὰ τὸ ἀπὸ τῆς ἡνιοχείας τάχος" 
χαὶ ἡ Μύρινα οὖν ἐπώνυμος ταύτης λέγεται. Vgl. Strab. XIII, 3, 6 Kr. 

4 Griech. Myth. Bd. II, 5. 59. Ueber das Volk der Amazonen s. ausserdem: 
Völeker, myth. Geogr. S. 216 ff. Welcker, ep. Cycl. 2, 5. 200 ff. 

5) Ueber die verschiedenen Ansichten der alten Geographen in Betreff der Hali- 
zonen 5. Schlegel, de geogr. Hom. comm. p. 136 54. 


ε- 


302 Ne Aa 


geheissen haben). Vielleicht sind die Halizonen östlich von den 
Enetern zu suchen). Im Troerkriege waren sie Bundesgenossen der 
Troer und standen unter der Anführung des Odios?) und Epi- 
strophos*) ‚von denen der erstere unter der Hand Agamemnon’s fiel). 

Von Städten der Halizonen wird nur Alybe (ἢ ᾿Αλύβη) nam- 
haft gemacht, wo, um mit dem Dichter zu reden, des Silbers Ur- 
sprung ist®). 

Die letzteren Worte gehen auf die in älterer Zeit zu Alybe befind- 
lichen reichen Silberbergwerke, wie denn überhaupt die Griechen ihre 
Metalle zuerst von den am Pontos wohnenden Völkerschaften empfin- 
gen. Auch zu Xenophon’s und Strabon’s Zeit triebeu die Chalyber 
noch Bergbau, der aber statt des Silbers nur noch Eisen lieferte”). 


$ 75. 
K. Das Land der Paphlagonen (οἱ Παφλαγόνες). 

1. Land und Volk. Der Name Paphlagonien als Bezeich- 
nung der zwischen den Flüssen Parthenios und Halys sich er- 
streckenden Landschaft kommt bei Homer nicht vor; wohl aber werden 
die Paphlagonen mehrfach erwähnt‘), und unter diesen vorzugs- 
weise der Stamm der Eneter (οἱ ’Evsrot), deren Gebiet nach Homer 


ἢ Strabon. XII, 3, 19 Kr.: οἱ δὲ νῦν Χαλδαῖοι Χάλυβες 
XI. 3, 20: τούτους οὖν οἶμαι λέγειν τὸν ποιητὴν ᾿Αλιζώνους 
γόνας καταλόγῳ (B 856. 857 werden eitirt)° ἤτοι τῆς γραφῆς μετατεθείσης ἀπὸ τοῦ 
τηλόδεν ἐκ Χαλύβης, ἢ τῶν ἀνθρώπων πρότερον Αλύβων λεγομένων ἀντὶ Χαλύβων. 

2) S. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. I. 5. 12. Anm. 24. 

3) Von diesem Odios ist der gleichnamige Herold Agamemnon's (1170) zu unter- 
scheiden. Vgl. Friedreich, Realien. S. 729. 

ἢ B 856: αὐτὰρ ᾿Δλιζώνων ᾿Οδίος χαὶ ᾿Ἐπίστροφος ἦρχον 


τηλόϑεν ἐξ Ἀλύβης, 


ὅϑεν ἀργύρου ἐστὶ γενέϑλη. 

5) E 38: πρῶτος δὲ ἄναξ ἀνδρῶν ᾿Αγαμέμνων | ἀργὸν Ἁλιζώνων, Θδίον μέγαν, 
ἔχβαλε δίφρου χτέ. 

6) Β 857 (eben eitirt). Vgl. über Alybe auch Millin, Mineralogie des Homer. 
Aus dem Franz. von F. Th. Rink. Königsberg und Leipzig, bei Friedrich Nicolo- 
vius. 1793. S. 95 ἢ. | 

7) Strabon. XI, 3, 19 Kr.: οἱ δὲ νῦν Χαλδαῖοι Χάλυβες τὸ παλαιὸν ὠνομάζοντο, ᾿ 
χα οὃς μάλιστα ἡ Φαρνακία ἵδρυται, κατὰ ϑάλατταν μὲν ἔχουσα εὐφυΐαν τὴν ἐκ τῆς ; 
πηλαμυδείας, -- ἐκ δὲ τῆς γῆς τὰ μέταλλα, νῦν μὲν σιδήρου, πρότερον δὲ καὶ ἀργύρου. [ 
Xenoph. Anab. V, 5, 1: ἀφιχνοῦνται εἰς Χάλυβας. οὗτοι ὀλίγοι ἦσαν χαὶ ὑπήχοοι τῶν 
Μοσσυνοίχων, χαὶ ὁ βίος ἦν τοῖς πλείστοις αὐτῶν ἀπὸ σιδηρείας. Vgl. Dr. Hugo ᾿ 
Blümner, die gewerbl. Thätigkeit der Völker des class. Alt. Leipzig, bei Hirzel. 
1869. S. 40 ἡ B. Büchsenschütz, die Hauptstätten des Gewerbfleisses im 
class. Alt. Leipzig, bei S. Hirzel. 1869. S. 43 ἢ 

8 B 851. E 577. 

9 B 852: ἐξ 'Everov, ὅϑεν ἡμιόνων γένος ἀγροτεράων. Die Kritik des Zenodot, 
der hier ἐξ ’Ever7js schreiben wollte ("Ever = älterer Name von Amisos, einer Stadt 


+ 


jöchst wahrscheinlich mit dem a (equus hemionus L.) 
ntisch ist. — Auch am Troianerkriege nahmen die Paphlagonier 
(Eneter) Theil, und zwar als Bundesgenossen der Troer unter Anfüh- 


_ χὰπρ des Pylaimenest), der dem Ares vergleichbar (ἀτάλαντος 


”Apni) heisst und später durch Menelaos fiel; die Paphlagonier selbst 


erhalten die Epitheta hochherzig (μεγάϑυμοι und beschildet 
(asrıstat) 2). 

Ausser den Enetern mögen hier noch die Kaukonen (οἱ Καύ-- 
χωνεςὶ Erwähnung finden, obwohl dieselben ausser einem Theile 
Paphlagoniens auch einen Theil Bithyniens bewohnten). Wir finden 
sie unter den Bundesgenossen der Troer, und zwar hatten sie mit den 
Karern, Paionen, Lelegern und Pelasgern ihren Lagerplatz nach der 
Meerseite hin). Zum Theil wanderten sie in den Peloponnes aus, 


daher wir sie in der Odyssee im südlichsten Theile von Elis, in Triphy-- 


lien finden’). 

2. Berge. Von diesen werden nur die Erythinoi (οἱ ᾿Ερυϑτ-- 
νου) 6) erwähnt, zwei hohe Felsen (daher das Epitheton ὑψηλοί), die 
wegen ihrer röthlichen Farbe so genannt wurden und zu Strabon’s Zeit 


᾿Ερυϑρῖνοι hiessen”). Andere verstanden darunter eine Stadt‘). 


der Leukosyrer), widerlegt Schlegel, de geogr. Hom. comm. p. 134. Zu Strabon’s 
Zeit existirten die Eneter nicht mehr in Paphlagonien. XI, 3, 8 Kr.: οὐ γὰρ δεί- 
χνυσϑαί φασι νῦν Everods ἐν τῇ Παφλαγονίᾳ. Die Römer leiteten von diesen Enetern 
die Veneter in Oberitalien her. S. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. II, 
S. 396. 397. Anm. 97. 

1) Β 851: Παφλαγόνων δ᾽ ἡγεῖτο Πυλαιμένεος λάσιον χῆρ | ἐξ Ἐνετῶν. Nach 
Pylaimenes hiess Paphlagonien auch Pylaimenien. Plin. nat. ἘΠῚ VI, 2, 2Sill.: 
Paphlagonia, quam Pylaemeniam aliqui dixerunt. ὃ. Forbigera.a.O. 

2) E 576: ἔνϑα Πυλαιμένεα ἑλέτην ἀτάλαντον Ἄρηϊ, | ἀρχὸν Παφ ῥλαγόνων μεγαϑύ- 
μῶν, ἀσπιστάων. | τὸν μὲν ἄρ᾽ ᾿Ατρείδης δουριχκλειτὸς Μενέλαος | ἑσταότ ἔγχεϊ νύξε, 
χατὰ χληϊδα τυχῆσας χτέ. 

3) Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. I, 5. 11, Anm. 23 und Bd. II, 
S. 205, wo er die Kaukonen auf die Südküste von Karien, in die Gegend von 
Caunus setzt. 

ἢ K 428: πρὸς μὲν ἁλὸς Κᾶρες χαὶ Παίονες ἀγχυλότοξοι | καὶ Λέλεγες χαὶ Καύχω- 
ves Stot τε Πελασγοί. Strabon. VIII, 3, 17 Kr.: ἱστορεῖ τοῦν ὁ ποιητὴς χαὶ τοῖς 
Τρωσὶν ἀφιγμένους συμμάχους, πόϑεν δ᾽, οὐ λέγει᾽ δοχοῦσι ὃ ἐχ Παφλαγονίας - ἐχεῖ 
γὰρ ὀνομάζουσι Καυχωνιάτας τινὰς Ναριανδυνοῖς ὁμόρους, οἱ χαὶ αὐτοὶ Παφλαγόνες εἰσί. 
Also existirten zu Strabon’s Zeit unter den Paphlagoniern noch Kaukoniaten. Vgl. 
Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. II, S. 397, Anm. 97. 

5) 4 366: ἀτὰρ ἠῶϑεν μετὰ Καύχωνας μεγαϑύμους | εἴμ. (Worte der Athene). 

6) B 851: Παφλαγόνων ---, οἵ ba Κύτωρον ἔχον — χαὶ ὑψηλοὺς ᾿Ερυϑίνους. 

?) Strabon. XII, 3, 10 Κι: ᾿Ερυϑίνους δὲ λέγεσϑαί φασι τοὺς νῦν Ἔροθρίνουο ἀπὸ 
τῆς χρόας" δύο δ᾽ εἰσὶ σχόπελοι. 

8) S. Forbiger, Handb. Bd. II, 5. 405, Anm. 28. 


AN 


904 Asien. 


3. Flüsse. 

Der Parthenios (ὁ llapdevios), der sich in den Pontos Euxeinos 
ergiesst ἢ. Er hiess den griechischen Schriftstellern zufolge so, ent- 
weder weil er durch lachende Gegenden floss?) , oder weil Artemis 
gern in ihm badete®), oder wegen seines sanften Laufes und klaren 
Wassers). 

4. Städte. Im Schiffskataloge finden wir folgende vier an- 
geführt: 

a. Kytoros (ἢ Körwpos) 5), Küstenstadt am Pontos Euxeinos, 
jetzt Kidras mit prächtigen Ruinen‘) , hatte nach Ephoros bei 
Strabon seinen Namen von Kytoros, dem Sohne des Phrixos’?). 

Ὁ. Sesamos (ἡ Σήσαμος) δ), ebenfalls Küstenstadt am Pontos. 

c. Kromna (ἣ Kpöuva, ein Kastell, 90 Stadien westlich von 
Kytoros)°). Ueber die drei hier genannten Ortschaften berichtet Stra- 
bon, dass Amastris, die Gattin des Dionysios, des Beherrschers von 
Herakleia, und die Tochter des Oxyathres, des Bruders eben jenes 
Dareios, den Alexander der Grosse bekriegte, aus ihnen und einem 
vierten Orte, Tios, die nach ihr benannte Stadt Amastris gebildet 
habe; der letztere sei indess bald aus der Gemeinschaft ausgeschieden, 
während die übrigen vereinigt blieben: und zwar gelte Sesamos für die 
Burg von Amastris 10). 


ἡ B 854: ἀμφί τε Παρϑένιον ποταμὸν χλυτὰ δώματ᾽ ἔναιον. 

2) “Fluens per regiones valde amoenas et valde placide: unde hoc delicatum 
nomen nactus est. Damm, lex Hom. 8. v. Ilaptevıoe. 

3) Scymni Chii orbis deser. in: Geogr. Graeei min. ed. Mullerus. v. 970: ἐν ὃ 
αὐτῷ λόγος | ᾿Αρτέμιδος εἶναι λουτρὸν ἐπιφανέστατον. 

4, 5. Forbiger, Handb. Bd. II, 5. 100, Anm. 24. 

5) Β 853, wozu Eustathios bemerkt, dass Körwpos Femin. sei. Schlegel, de 
geogr. Hom. comm. p. 135 und Brzoska, de geogr. myth. p. 58. sq. erklären diese 
ganze, auf die Paphlagonen und ihre Städte bezügliche Stelle des Schiffskatalogs für 
spätere Interpolation ; ja Letzterer sucht zu beweisen, dass Homer den Pontus Eux. 
und seine Küsten noch gar nicht gekannt habe. Vergl. Forbiger, Handb. der 
alten Geogr. Bd. I, S. 11, Anm. *). 

6) 5. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. II, S. 402 mit den dort gege- 
benen Nachweisungen. 

ἢ Strabon. ΧΙ, 3, 10 Kr.: τὸ δὲ Κύτωρον ἐμπόριον ἣν ποτε Σινωπέων, ὠνό- 
μασται ὃ ἀπὸ ἰζυτώρου, τοῦ Φρίξου παιδός, ὡς Ἔφορός φησι. : 

8) Β 859. Vgl. Forbiger, Handb. Bd. II, S. 401 und 402. 

9) B855. Forbigera. ἃ. O. 5. 405, Anm. 28. 

10) Strabon. XII, 3, 10 Kr.: ἦν 9 ἡ ΓἌμαστρις γυνὴ μὲν Διονυσίου, τοῦ ἫἩραχλείας 
τυράννου, ϑυγάτηρ δὲ ᾿Οξυάϑρου, τοῦ Δαρείου ἀδελφοῦ τοῦ κατὰ ᾿Αλέξανδρον " ἐκχείνη 
μὲν οὖν ἐκ τεττάρων χατοιχιῶν συνῴχισε τὴν πόλιν (Αμαστριν), ἔκ τε Σησάμου χαὶ 
Κυτώρου χαὶ Κρώμνης (ὧν χαὶ “Ὅμηρος μέμνηται ἐν τῷ Παφλαγονιχῷ διαχόσμῳ), τε- 
τάρτης δὲ᾽ τῆς Τίου - ἀλλ᾽ αὕτη μὲν ταχὺ ἀπέστη τῆς κοινωνίας, αἱ δὲ ἄλλαι συνέμειναν, 
ὧν ἡ Σήσαμος: ἀχρόπολις τῆς ᾿Αμάστρεως λέγεται. 


L. Die Myser. 305 


e er 
ra 
a 


DEE Aigialos (r Αἰγιαλός) 1), bezeichnet nach Strabon ursprüng- 


lich die mehr als 100 Stadien lange Küste, sodann auch einen auf der- 
selben gelegenen Ort?). Derselbe ist 60 Stadien östlich von Kytoros 
zu suchen >). 


δ 76. 
L. Die Myser (οἱ Μυσοί. 


Unter den Bundesgenossen der Troer werden in der Boiotia auch 
Myser unter der Führung des Chromis und Ennomos erwähnt 4) ; indess 
lesen wir nirgend, dass dieselben in der homerischen Zeit schon die 
Sitze der späteren asiatischen Myser an der Küste Kleinasiens, wo 
wir bei Homer nur die Phryger finden), innegehabt hätten, und es 
werden ihnen überhaupt keine bestimmten Wohnsitze angewiesen, so 
dass es fast den Anschein gewinnt, als ob der Dichter jene mysi- 
schen Bundesgenossen der Troer als einen noch in Europa sesshaften 
thrakischen Völkerstamm erwähne®). 

Als ein Stamm der Myser und als alte Bewohner Teuthraniens 
sind die Keteier (οἱ Κύήτειοι) 77 zu betrachten, welche an dem in den 
Kaikos sich ergiessenden Keteios, der ihnen den Namen gab, in der 
Gegend des späteren Elaia, wohnten und unter dem Öberbefehl des 
Eurypylos standen. Indessen ist an der betreffenden, unten eitirten 
Stelle der Odyssee die Lesart unsicher: Manche wollten statt Κήτειοι 
schreiben: χήδειοι ; noch Andere leiteten χήτειοι von χῆτος ab und er- 
klärten es durch μεγάλοι. 


1) B 855. 

2) Strabon. XII, 3, 10 Kr.: ὁ δὲ Αἰγιαλός ἐστι μὲν ἠιὼν μαχρὰ πλειόνων *pey* 
ἢ ἑχατὸν σταδίων" ἔχει δὲ καὶ χώμην ὁμώνυμον, ἧς μέμνηται ὃ ποιητής, ὅταν φῇ᾽ 
ζ, 5. > \ \ > . 
Κρῶμνάν τ᾽ Αἰγιαλόν τε χαὶ ὑψηλοὺς Epustvouc. Gleich darauf bemerkt er, dass 
Einige hier st. Αἰγιαλόν auch Kwßtarov lesen. ° 


3) Vgl. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. 11, 5. 405, Anm. 28. 


4) B858: Μυσῶν δὲ Χρόμις ἦρχε χαὶ "Evvopos οἰωνιστῆς - | ἀλλ᾽ οὐχ οἰωνοῖσιν 
ἐρύσσατο χῆρα μέλαιναν, ἀλλ᾽ ἐδάμη ὑπὸ γερσὶ ποδώχεος Αἰαχίδαο | ἐν ποταμῷ, ὅϑι 
περ Τρῶας χεράϊζε καὶ ἄλλους. 

5) 9 545. 


6) S. Forbiger, das. 5. 122 und 123 mit Anm. 89. Schlegel (de geogr. 
Hom. comm. p. 130 sq.) hingegen meint, die homerischen Myser hätten etwa das- 
selbe Gebiet bewohnt, wie die späteren Myser, nämlich den Landstrich von der Mün- 
dung des Aisepos bis Askanien, der bei Homer herrenlos sei. 

7) A520: πολλοὶ © ἀμφ αὐτὸν (Εὐρύπυλον) ἑταῖροι | ΚΚήτειοι χτείνοντο γυναίων 
εἵνεχα δώρων. Vgl. Forbiger, Handb. Bd. II, S. 122 und 159 mit Anm. 6, 
Schlegel, de geogr. Hom. comm. p. 127 8644. 

Buchholz, Homerische Realien. Ia. 20 


900 Asien. 


& 77. 
M. Das Land der Troer (οἱ Τρῶες). 


1. Umfang des troischen Landes. Dasselbe umfasste den 
nordwestlichen Theil des späteren Mysiens, der von den Flüssen Aise- 
pos und Kaikos begränzt wurde!). Diesen Umfang von Troas deutet 
auch der Dichter an, indem er dem Achilleus dem Priamos gegenüber 
die Aeusserung in den Mund legt, seine (des Priamos) Herrschaft um- 
fasse Alles, was nordwestlich (ἄνω) Lesbos und nordöstlich (χαϑύπερϑεν) 
Phrygien und der Hellespontos einschliessen?2). Alle jenes Gebiet 
bewohnenden Völker bezeichnet Homer mit dem gemeinschaftlichen 
Namen Troer, obwohl er mitunter auch, wie es scheint, in engerem 
Sinne die Bewohner Ilion’s und seiner näheren Umgebung darunter 
verstanden wissen will, namentlich da, wo sie den troischen Bundes- 
genossen entgegengesetzt werden. 

2. Eintheilung von Troas. Troas zerfällt nach Homer in 
9 kleinere Gebiete, die wir, indem wir nach Schlichthorst’s Vorgange °) 
der grösseren Uebersichtlichkeit wegen von der Zusammenstellung in 
der Boiotia abweichen, in folgender Ordnung betrachten wollen: 


I. Gebiet des Pandaros ἢ). 
II. Gebiet des Adrestos und Amphios). 
III. Gebiet des Asios®). 
IV. Gebiet des Aineias (Dardanien) ?). 
V. Gebiet des Hektor (Troia im engeren Sinn) °). 
Ausserhalb der Boiotia kommen noch folgende Distriete vor: 
VI. Gebiet des Altes (Leleger) ?). 
VII. Gebiet der Kiliker, und zwar: 
a. Gebiet des E£tion 10). 
b. Gebiet des Mynes!!). 
c. Gebiet des Eurypylos '?). 
3. Gebirge. Dahin gehört der Ide (7 Ἴδη 13), τὰ ᾿Ιδαῖα Sp‘), 
noch jetzt Ida), ein ziemlich hohes Waldgebirge (daher das Epi- 


ἡ S. Schlegel, de geogr. Hom. comm. p. 99 54. 
2) Ω 544: ὅσσον Λέσβος ἄνω, Μάχαρος ἕδος, ἐντὸς ἐέργει | χαὶ Φρυγίη καϑύπερϑε 


καὶ ᾿Ελλήσποντος ἀπείρων, | τῶν σε, γέρον, πλούτῳ τε zur υἱάσι φασὶ κεχάσϑαι. 
3) Geogr. Hom. p. 199. 
4) Β 824—827. 5) B 828834. 6) B 835839. 
ἢ B 819823. 8) B 816818. 9) ᾧ 80. 87. 
10) 7396 f.£. X 479. 11) T 296. 
12) A518 fl. 13) B 824 und öfter. 


14) Θ 170 und öfter. Ueber das Idagebirge 5. Forbiger, Handb. der alten 
Geogr. Bd. II, S. 112f. Strabon. XIII, 1, 5 f. Kr. 


907 


 theton υψηλή !), welches sich durch Westmysien in der Richtung von 
Südwest nach Nordost in vielen Zweigen hinzieht. Wegen dieser 
mannigfachen Verzweigung vergleichen es die Alten mit einer Assel 


(Kellerwurm , σχολοπένδρα) ἢ. Der eine Hauptzweig erstreckt sich 


längs der nördlichen Küste des adramyttenischen Busens und läuft in 
das Vorgebirge Lekton aus?); der andere zieht sich westlich am Flusse 
Aisepos hin und endet bei der Stadt Zeleia®). Wegen-seines ausser- 
ordentlichen Quellenreichthums erhält das Idegebirge das Epitheton 
roAuriöat; wegen seines Reichthums an Wild heisst es die Mutter 
oder Ernährerin wilder Thiere (μήτηρ ϑηρῶν) 5). Auf ihm ent- 
springen der Rhesos, Heptaporos, Karesos, Rhodios, Gre- 
nikos, Aisepos, Skamandros, der aus dem Kalkfelsen der 
äussersten Ausläufer des Ide herabströmt, und der windungsreiche 
Simoeis°). Die höchste Spitze des Ide ist das Gargaron (l’ap- 
γαρονὶ Τὴ) im südlichsten Theile des Gebirges, wo sich das Heiligthum 
des idaiischen Zeus befand δ). 

4. Vorgebirge. Von diesen kommt nur das schon erwähnte 
Lekton (τὸ Λεχτόν, jetzt Cap Baba oder Sta. Maria) vor, die der 
Nordküste von Lesbos gegenüber befindliche, am meisten nach Westen 
vorspringende Spitze des Ide und der südliche Gränzpunkt des troi- 
schen Gebiets. Hier betritt Here im Geleit des Hypnos auf ihrem 
Gange nach dem Ide zuerst das troische Gestade®). Noch zu Strabon’s 
Zeit zeigte man hier den angeblichen von Agamemnon errichteten 
Altar der 12 Hauptgötter!"), dessen Ursprung aber schon wegen 
dieser bestimmten Zahl der Götter in eine spätere Zeit zu setzen ist. 


1) E 293: Ἴδης ὑψηλῆς. 
2) Strabon. XIII, 1, 5Kr,: πολλοὺς δ᾽ ἔχουσα πρόποδας ἡ Ἴδη καὶ σχολοπεν- 
δρώδης οὖσα τὸ σχῆμα χτέ. 
3) Strabon. XIII, 1, 49 Kr.: ἡ γὰρ ἀπὸ τοῦ Λεχτοῦ ῥάχις, ἀνατείνουσα πρὸς τὴν 
; 


4) Β 824: οἱ δὲ Ζέλειαν ἔναιον ὑπαὶ πόδα νείατον Ἴδης, | ἀφνειοί, πίνοντες ὕδωρ 
μέλαν Αἰσήποιο χτέ. 

5) Θ 41: Ἴδην δ᾽ ἵχανεν πολυπίδαχα, μητέρα ϑηρῶν. 

6) M 18: ποταμῶν —, ὅσσοι ἀπ᾽ ᾿Ιδαίων ὀρέων ἅλαδε προρέουσιν, | Ῥῆσός ὃ Ἕπτά- 
πορός τε Κάρησός τε Ῥοδίος τε | Γρήνικός τε καὶ Αἴσηπος ὃῖός τε Σχάμανδρος | χαὶ 
Σιμόεις. Vgl. Plin. nat. hist. V, 30, 33 Sill. Netolicka, Naturhistorisches aus 
Homer. Progr. des Gymn. in Brünn. 1855. S. 4. 

7) 8 292: Γάργαρον ἄχρον |"Töns ὑψηλῆς. Θ 47: Ἴδην δ᾽ ἵκανεν —, Γάργαρον. 
Der Irrthum Pseudoplutarch’s de flum. 5. v. Σχάμανδρος, dass das ganze Gebirge in 
den ältesten Zeiten Gargaros geheissen habe, ist längst widerlegt. S. Forbiger, 
Handb. Bd. II, 5. 112. Anm. 52. 

8) 848: T'apyapov ἔνϑα δέ οἱ (Ζηνὶ) τέμενος βωμός τε ϑυήεις. 

9) Ξ 259: Ἴδην 9 ἱχέσϑην —, Λεχτόν, ὅϑι πρῶτον λιπέτην ἅλα. 

10) Strabon. XIII, 1, 48 Kr.: ἐπὶ δὲ τῷ Λεχτῷ βωμὸς τῶν δώδεχα ϑεῶν δείχνυται, 
χαλοῦσι ὃ Αγαμέμνονος ἵδρυμα. 5. Forbiger, Handb. I, S. 114. 115. 

20 * 


308 | Asien. 


δ 78. 

5. Flüsse. 

a. Der Simoeis (ὃ Σιμόεις, jetzt Dümrek (?) ἢ), entspringt nach 
Homer?) auf dem Ide; genauer auf dem Berge Kotylos.. Nachdem 
er zuerst eine westliche Richtung verfolgt hat, wendet er sich nord- 
westlich, strömt bei Altilion vorbei und vereinigt sich in der Gegend 
Neuilion’s mit dem Skamandros?). 

b. Der Skamandros (Ὁ Ixauavöpos, in der Sprache der Götter, 
d.h. in der älteren Sprache Ξάνϑος ἢ), jetzt Menderes. Von den beiden 
Quellen des Skamandros soll nach Homer ‘die eine warm sein und 
Dampf aufsteigen lassen, die andere aber kaltes Wasser besitzen). 
Strabon sagt zwar, dass zu seiner Zeit die warme Quelle nicht mehr 
vorhanden gewesen sei, sondern nurnoch die kalte, und auch diese nicht 
bei Ilion, sondern auf dem Ide®); indess versichern neuere Reisende, wie 
Choiseul Gouffier und Lechevalier, dass beide Quellen noch 
jetzt existiren, dass der Dampf der warmen Quelle aber nur zur Winters- 
zeit sichtbar sei?). Nach Ersterem hat die eine Quelle Wasser, wie 
es warme Bäder haben; das Reaumur’sche Thermometer zeigte am 
10. Februar in derselben etwa 22 Grad, während die atmosphärische 
Wärme nur 9 bis 10 Grad betrug; die andere Quelle hatte 8 Grad, 


1) Vgl. Schirlitz in Ersch und Gruber's allg. Eneycl. der Wiss. und Künste 
s. v. Dium. Sect. II. Th. 16. S. 17 sq., wo er Cheumbrek-Su oder Dombrik genannt 
wird. Ueber Quelle und Lauf des Simoeis 5. Lechevalier, νου. de la Troade. 
T. HU, p. 177. Acland, the plains of Troy. p. 32. 

2) M 22 (schon eitirt). 

3) E 773: ἀλλ᾽ ὅτε δὴ Tpotnv ἴξον ποταμώ τε ῥέοντε, | Tiyı ῥοὰς Σιμόεις συμβάλ- 
λετον ἠδὲ Σχάμανδρος χτέ. 

4) T 73: ποταμός —, ὅν Ξάνϑον χαλέουσι ϑεοί, ἄνδρες δὲ Σχάμανδρον. S. For- 
biger, Handb. der alten Geogr. Bd. II, S. 118. 119. Schirlitz in Ersch und 
Gruber's allg. Encyel. der Wiss. und Künste. 5. v. Ilium. II. Sect. 16. Theil. S. 179. 

5) X 147: χρουνὼ δ᾽ ἵχανον χαλιρρόω, ἔνϑα τε πηγαὶ | δοιαὶ ἀναΐσσουσι Σχαμάνδρου 
δινήεντος. [ ἡ μὲν γάρ 9° ὕδατι λιαρῷ ῥέει, ἀμφὶ δὲ χαπνὸς | γίγνεται ἐξ αὐτῆς, ὡς εἰ 
πυρὸς αἰϑομένοιο | ἡ δ᾽ ἑτέρη ϑέρεϊ προρέει ἐΐκυτα χαλάζῃ | χιόνι ψυχρῇ ἢ ἐξ ὕδα- 
τος χρυστάλλῳ. 

6) Strabon. XII, 1, 438 Kr.: οὔτε γὰρ ϑερμὰ νὖν ἐν τῷ τόπῳ εὑρίσχεται, οὔϑ᾽ ἣ 
τοῦ Σχαμάνδρου πηγὴ ἐνταῦϑα, ἀλλ᾽ ἐν τῷ ὄρει" χαὶ μία, ἀλλ᾽ οὐ δύο. τὰ μὲν οὖν ϑερμὰ 
ἐχλελεῖφϑαι εἰκός χτέ. 

7) 5. Lenz, Die Ebene von Troia. Neu-Strelitz, bei dem Hofbuchhändler 
Michaelis. 1798. S. 25. 26. Vgl. dagegen: Richter, Wallf. im Morgenl. Aus 
seinen Tagebüchern und Briefen dargestellt von Ewers. Berlin, Reimer. 1822. 
S. 461. Nach Letzterem hat der Sk. eine Menge Quellen, die an einem Felsen, wie 
aus einem durchlöcherten Siebe, entspringen ; der Hauptquell Bunar sprudelt im 
Schatten von Pappeln zwischen zwei Granitblöcken; dies sollte der warme sein; er 
ist aber sehr kalt und gut zu trinken. R. nimmt nach Demetrios von Skepsis bei 
Strabon an, dass eine Naturrevolution den Charakter der Skamanderquellen verändert 
habe. Die Türken nennen den Skamander den ‘Fluss der 40 Quellen’, 


| 


Μ. Das Land der Troer. 309 


war also kälter als die äussere Luft). Prof. Kiepert, welcher, wie 
er mir mittheilt, 1841 in der einen Quelle badete, fand sie lau- 
warm, hatte aber leider kein Thermometer bei sich, um die Tempe- 
ratur genau bestimmen zu können. Nach Schliemann?) hingegen 
sind beide Quellen jetzt verschwunden. 

Unter den Epitheten, welche der Dichter dem Skamandros beilegt, 
ist zunächst ἠϊόεις 3) zu erwähnen, welches wohl durch Synkope für 
ἠϊονόεις (von ἡϊών) steht und geufert xar’ ἐξοχήν bedeutet, d. ἢ. 
mithohen, steilen Ufern versehen; denn der Skamandros hat 
als Gebirgsstrom hohe, scharf abgeschnittene Gestade®). Andere Alte 
nehmen es fälschlich für tosıs und bringen es mit ἴον in Verbindung, 
woraus sie die Bedeutung ἀνϑεμόεντας λειμῶνας ἔχων gewinnen. Noch 
Andere leiten es von ἤϊα ab und erklären es durch futterreich. 
Nach Doederlein5) bedeutet es voll erdiger Theile, mit Be- 
ziehung auf die Schlamm- und Sandmassen, die der Skamandros nach 
Homer mit sich führe, welchem Umstande er auch seinen Beinamen 
Ξάνϑος verdanke, der seine trübe, dunkelgelbe, von erdigen Bestand- 
theilen herrührende Färbung bezeichne. Buttmann endlich ®) bringt 
das Wort mit εἰαμένη, Yuwaı in Verbindung und erklärt es “durch 
grasige Wiesen fliessend’. — Fernere Epitheta des Skamandros sind: 
gross (μέγας), tiefwirbelnd (βαϑυδίνης) 7), schönfliessend (ἐύρ-- 
ροος) 8) und göttlich (δῖος) 5), wohl mit Beziehung auf den Flussgott; 
denn dieser genoss eines förmlichen Cultus und hatte zu Ilios einen 
Tempel; als Priester in demselben wird Dolopion erwähnt!P). — Zwi- 
schen dem Skamandros und dem Simoeis dehnte sich die troische 
Ebene aus, deren Anmuth der Dichter durch das Epitheton blumig 
(ἀνϑεμόεις) 1) hervorhebt. An andern Stellen heisst dieselbe Ebene 


1) Lenz, Ebene von Tr. S. 59. 

2) Ithaka, der Pel. und Troia. Leipzig, Giesecke und Devrient. 1869. S. 189. 

3) E36: ἐπ᾽ ἠϊόεντι Σχαμάνδρῳ. 

4 Hesych.: ἠϊόνας ἔχοντι ἢ ἰοειδεῖ - ἢ χαλὰς ἔχοντι φωνάς, welches letztere 
Wort, wie Döderlein (hom. Gl. ὃ 244, Anm. 117) bemerkt, wohl wieder ἠϊόνας 
heissen soll. 


5) Hom. Gloss. ὃ 244. Er bemerkt, seiner Auffassung komme wohl die Glosse 
des Hesychios: ἠϊόντι ἀφρώδει am nächsten. 


6) Lexil. Bd. II, 5. 23 ff. 
Ἢ Υ 73: μέγας ποταμὸς βαϑυδίνης. 

8) Η 329: Züppoov ἀμφὶ Σκχάμανδρον. 

9) M 21: ὃῖός τε Σχάμανδρος. 

10) E 77: Δολοπίονος, ὅς ba Σχαμάνδρου | ἀρητὴρ ἐτέτυχτο, ϑεὸς δ᾽ ὡς τίετο δήμῳ. 


11) B 167: ἐν λειμῶνι Σχαμανδρίῳ ἀνϑεμόεντι. 


910 Asien. 


πεδίον Ixapavöpıov!), Τρώων πεδίον 2) oder πεδίον μεσσηγὺς Σιμόεντος ἰδὲ 
Ξάνϑοιο ῥοάων 5), oder auch schlechtweg πεδίον ἢ). 

Unweit der Mündung des Skamandros, 20 Stadien von Dion, lag 
nach Strabon das Schiffslager der Achaier’), welches der Dichter in 
der 13. Rhapsodie der Ilias beschreibt. 

c. Der Rhesos (6 “Ῥῆσος ἢ. Zu Strabon’s Zeiten hiess er 
Rhoeites ( Ῥοείτης) ; doch fügt er hinzu, dass möglicherweise auch der 
in den Granikos mündende Rhesos mit dem homerischen Rhesos iden- 
'tisch sein könne?). Uebrigens führt derselbe Geograph die Gleich- 
namigkeit dieses troischen Flusses mit dem Thrakerkönige unter den 
Belegen für die Thatsache auf, dass bei den Troern und Thrakern viele 
übereinstimmende Namen vorkämen δ). 

ἃ. Der Heptaporos (ὃ ᾿ Ἑπτάπορος) ὃ). 

6. Der Karesos (ὃ Κάρησος) 1), welcher sich in den Aisepos 
ergiesst 11}, 

f. Der Rhodios (ὁ ᾿ Ῥοδίος, 13), jetzt der Dardanellenbach am 
alten Schlosse 15), floss nach Strabon zwischen den Städten Abydos 
und Dardanos; seiner Mündung gegenüber, auf dem thrakischen 
Chersones, soll das Hundsgrabmal, das angebliche Grabmal der 
Hekabe, liegen !!). Nach derselben strabonischen Stelle liessen Manche 
den Rhodios in den Aisepos münden; an einer andern Stelle aber sagt 
er, er münde in den Ainios, indem er zugleich bemerkt, der Rhodios 
komme von Kleandria und Gordos, 60 Stadien von Kale Peuke (der 


1) B465: ἐς πεδίον — Σχαμάνδριον. 

2) 0 739: ἐν- Τρώων πεδίῳ. 3) Z2M. 

ἢ BS11: ἔστι δέ τις — αἰπεῖα χολώνη, | 
πεδίοιο. 

5) Strabon. XIII, 1, 36 Kr.: ἔστι γὰρ τὸ ναύσταϑμον πρὸς Σιγείῳ, πλησίον δὲ χαὶ 
ὁ Σχάμανδρος ἐχδίδωσι, διέχων τοῦ Ἰλίου σταδίους εἴχοσιν. 

6) M 20 (8. ο.). 

Ἴ Strabon. XIII, 1, 44 Kr.: ὁ μὲν Ῥῆσος ποταμὸς νῦν χαλεῖται Ῥοείτης, εἰ μὴ 
ἄρα ὃ εἰς τὸν Γράνιχον ἐμβάλλων Ῥῆσός ἐστιν. 

8) Strabon. XIII, 1, 21 Kr.: πολλαὶ δ᾽ ὁμωνυμίαι Θρᾳξὶ καὶ Τρωσίν, οἷον --- “Ῥῆσος 
ποταμὸς ἐν Τροίᾳ, ῬΡῆσος δὲ χαὶ ὁ βασιλεὺς τῶν Θρᾳχῶν. 

9. Μ 20. 10) Das. 

11) Strabon. XIII, 1, 44.: Κάρησος δ᾽ ἀπὸ Μαλοῦντος ῥεῖ, τόπου τινὸς 
μεταξὺ Παλαισχήψεως χαὶ ᾿Αγαιίου τῆς Τενεδίων περαίας" ἐμβάλλει δὲ εἰς τὸν Αἴσηπον. 

12) M 20. ν 

13) Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. II, S. 118. 

4) Strabon. XII, 1,28 Kr.: μεταξύ τε (zwischen Abydos und Dardanos) ὁ “Po- 

6 


φασιν 


χειμένου 


δίος ἐχπίπτει ποταμός, χαϑ ὃν ἐν τῇ Χερρονήσῳ τὸ Κυνὸς σῆμά ἐστιν, 
- ς ax x c > Σ x v Σ 3 ’ 
“Ἑκάβης εἶναι τάφον οἱ δὲ τὸν Pootoy εἰς τὸν Αἴσηπον ἐμβάλλειν φασίν. 


Die einzelnen Gebiete von Troas. 311 


kin Fichte). Er hat etwa ein halbes Dutzend grösserer und 
_ kleinerer Mündungen, die fast in Sümpfen und Rohr versteckt sind 
und ein fruchtbares und wohlbebautes Land bewässern 2). 

g. Der Grenikos (ὃ I'pyvixoc)?) entspringt auf dem Kotylos, 
einem Hügel des Ide‘), fliesst nordöstlich durch das Gefilde von 
Adresteia und mündet der Insel Ophiusa (jetzt Afzia) gegenüber). 
An seinen Ufern erlitt Dareios 334 durch Alexander die bekannte Nie- 
derlage. 

h. Der Aisepos (6 Αἴσηπος) ἢ entspringt ebenfalls auf dem 
Kotylos”), nimmt, wie schon oben bemerkt, den Karesos auf, fliesst 
nordöstlich an Zeleia vorbei und mündet der Insel Halone (jetzt 
Aloni) gegenüber δ). 

Des Selleeis, Praktios und Satnioeis wird weiter unten Erwäh- 
nung geschehen. 


Die einzelnen Gebiete von Troas. 


8. 79. 
I. Das Gebiet des Pandaros. 


a. Allgemeines. Diese zu Troas gehörige Region erstreckte 
sich längs des Aisepos bis Zeleia hinauf; ihre Bewohner, die Lykier, 
werden begütert (ἀφνειοί) genannt. Ihr Anführer ist Pandaros, Ly- 
kaon’s Sohn, der apollinische Bogenschütz 5). 

b. Von Flüssen findet sich nur erwähnt der Aisepos (ὃ Αἴση- 
πος), dessen schon am Schlusse des vor. δ Erwähnung geschehen ist. 


ἡ Strabon. XIH, 1, 44 Kr.: Ῥοδίος δὲ ἀπὸ Κλεανδρίας καὶ Γόρδου, ἃ διέχει τῆς 
Καλῆς πεύκης ἑξήχοντα σταδίους - ἐμβάλλει δ᾽ εἰς τὸν Αἴνιον. 

2) v. Richter, Wallfahrten im Morgenlande. S. 457. 

3) M 21. 

4) Strabon. XIII, 1, 43 Kr.: ἔστι γὰρ λόφος τις τῆς Ἴδης Κότυλος " — ἐξ οὗ ὅ τε 
Σχάμανδρος ῥεῖ zul ὁ Γράνιχος καὶ Αἴσηπος. 

5) S. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. II, 5. 117. 

6) M 21. : 

7) Strabon. XIII, 1, 43 (eben eitirt). 

8) Forbiger, Handb. Bd. II, S. 117. 

9) B 824: οἱ δὲ Ζέλειαν ἔναιον ὑπαὶ πόδα νείατον Ἴδης, | ἀφνειοί, πίνοντες ὕδωρ 
μέλαν Αἰσήποιο, | Τρῶες, τῶν αὖτ ἦρχε Λυκάονος ἀγλαὸς υἱὸς Πάνδαρος, ᾧ χαὶ τόξον 
᾿Απόλλων αὐτὸς ἔδωχεν. Ueber die Lykier vgl. Schlegel, de geogr. Hom. comm. 
p- 117 κα. 


ἘΣ ΔΕ TR 


912 : Asien. 


c. Von Städten wird nur erwähnt: Zeleia (n Ζέλεια), am 
Flusse Aisepos unterhalb des Ide gelegen !), 190 Stadien von Kyzikos 
und 80 Stadien von der Mündung des Aisepos entfernt?). Hier sam- 
melte sich das Heer des Dareios gegen Alexander den Grossen 3). 


U. Das Gebiet der Meropiden Adrestos und Amphios. 


a. Allgemeines. Dass dies Gebiet unmittelbar an das vorige 
stiess, bezeugt sowohl die Ordnung des Schiffskatalogs!), wie auch 
Strabon’); es gränzte im Ὁ. an das Gebiet des Pandaros, im Süden an 
das des Asios®). Seine Bewohner finden wir im troianischen Kriege 
als Mitkämpfer der Troer unter Anführung des Adrestos und Am- 
phios, der Söhne des perkosischen Sehers Merops”). 

Ὁ. Berge. Tereie (ἢ Trpsin), von Homer als ein hohes 
Gebirge bezeichnet°). Nach Strabon hielten Einige es für das Ge- 
birge Peirossos, welches die Kyzikener bei Zeleia besassen, Andere da- 
gegen — denen wir beipflichten — für einen 40 Stadien von Lampsakos 
gelegenen Hügel, auf welchem ein Tempel der Göttermutter, Namens 
Tereie, sich befand’). 

c. Städte. 

a. Adresteia (ἢ ᾿Αδρήστεια) 10), in der gleichnamigen Landschaft 
zwischen Priapos und Parion gelegen !!). 


ἡ B 824. 825 (eben eitirtj. A 103. 

2) Strabon. XIII, 1, 10 Kr.: ἡ μὲν δὴ Ζέλεια ἐν τῇ παρωρείᾳ τῇ ὑστάτῃ τῆς Ἴδης 
ἐστίν, ἀπέχουσα ΚΚυζίχου μὲν σταδίους ἐνενήκοντα χαὶ ἑκατόν, τῆς d ἐγγυτάτω ϑαλάτ- 
της, za ἣν ἐχδίδωσιν Αἴσηπος, ὅσον ὀγδοήχοντα. Vgl. Forbiger, Handb. der 
alten Geogr. Bd. I, S. 133. 134. 

3) Arrian. anab. 1, 12, 8 Sint.: οὗτοι δὲ (die Perser) ı πρὸς Zeketa πόλει χκατεστρα- 
τοπεδευχότες ἦσαν ξὺν τῇ ἵππῳ τε τῇ βαρβαριχῇ καὶ τοῖς Ἕλλησι τοῖς μισϑοφόροις. 

4 B 828 fi. 

5) Strabon. XIII, 1, 10 Kr: ἐπιμερίζει δὲ συνεχῶς (nach Zeleia's Erwähnung) τὰ 
χατὰ τὴν μετὰ τὸν Αἴσηπον ol δ᾽ Αδρήστειαν χτὲ (B 828 fl). 

6) Vgl. Schlegel, de geogr. Homm. comm. p. 118. 

ἢ B 830: τῶν Toy’ ᾿Αδρηστός τε χαὶ "Αμφιος λινοϑώρηξ, | vie δύω Μέροπος Περ- 
χωσίου, ὃς περὶ πάντων | dee μαντοσύνας. 

8) B 829: Τηρείης ὄρος αἰπύ. 

9) Strabon. XII, 1, 17 Kr.: τὸ δὲ Τηρείης ὄρος οἱ μὲν τὰ ἐν Πειρωσσῷ ὄρη φα- 
stv, ἃ ἔχουσιν οἱ Κυζικηνοὶ τῇ Ζελείᾳ προσεχῆ, ἐν οἷς βασιλικὴ ϑήρα κατεσχευάσατο 
τοῖς Λυδοῖς, χαὶ Πέρσαις ὕστερον  oi 8 ἀπὸ τετταράκοντα σταδίων Λαμψάκου δειχνύουσι 
λόφον, ἐφ᾽ ᾧ Μητρὸς ϑεῶν ἱερόν ἐστιν ἅγιον, Inpeing ἐπικαλούμενον. Vgl. Forbiger, 
Handb. der alten Geogr. Bd. II, 5. 129, Anm. 99. 

10) B 828: οἱ δ᾽ ᾿Αδρήστειάν τ᾽ εἶχον χαὶ δῆμον ᾿Απαισοῦ | καὶ Πιτύειαν 
ἔχον Are. 

11) Strabon. XIII, 1, 13 Kr.: ἡ μὲν er πόλις (Adpasteıan) μεταξὺ Πριάπου χαὶ 
Παρίου. Vgl. ee Handb. Βα. II, 5. 130. 


Die einzelnen Gebiete von Troas. 313 


ΟΠ ΒΒ. Apaisos (ἡ ᾿Απαισός) !) oder Paisos (m Παισός) 2) lag zwi- 
schen Lampsakos und Parion an dem gleichnamigen Flusse; zu Stra- 
bon’s Zeit war die Stadt zerstört, und die Einwohner waren nach 
Lampsakos übergesiedelt®). Nach Anaximenes bei Strabon war 
sie eine Colonie der Milesier). 

y. Pityeia (ἢ Πιτύεια) 5), lag in Pityus, einer Landschaft des 
parianischen Gebietes, unterhalb eines mit Fichten bewachsenen Ber- 
ges, zwischen Parion und Priapos, in der Gegend des Küstenortes 
Linon, wo die linusischen Schnecken gefangen wurden, welche unter 
allen Schneckenarten für die besten galten®). Dass Pityeia in einer 
fichtenreichen Gegend lag, deutet schon der Name an. Nach Ändern. 
war Pityeia nur der alte Name von Lampsakos’). 


8. 80. 
III. Das Gebiet des Asios. 


a. Umfang. Dies Gebiet begreift den Küstenstrich von Troas, 
der sich dem thrakischen Chersones gegenüber von Perkote ab bis 
Abydos hinunterzog. Der Beherrscher dieses Gebiets war Asios, der 
Sohn des Hyrtakos®), unter dessen Oberbefehl auch das Contingent 
der thrakischen Stadt Sestos stand ὃ). 

b. Flüsse. 

a. Der Praktios (6 Πράχτιος) 10) floss zwischen Abydos und Lam- 


ἡ B 828. 

2) E 612: καὶ βάλεν ΓΑμφιον, Σελάγου υἱόν, ὅς ῥ᾽ ἐνὶ Παισῷ | ναῖε. 

3) Strabon. XIII, 1, 19 Kr.: ἐν δὲ τῷ μεταξὺ Λαμψάχου καὶ Παρίου Παισὸς ἦν 
πόλις καὶ ποταμός ᾿ κατέσπασται ὃ᾽ ἣ πόλις" οἱ δὲ Παισηνοὶ μετῴχησαν εἰς Λάμψαχον, 
Μιλησίων ὄντες ἄποιχοι χαὶ αὐτοί, χαϑάπερ χαὶ οἱ Λαμψαχηνοί. Vgl. Forbiger, 
Handb. Bd. II, 5. 130. 131. Anm. 3. 

4) Ausser dem eben gegebenen Citat vgl. noch Strabon. XIV, 1, 6 Kr. : ᾿άναξι- 
μένης γοῦν 6 Λαμψαχηνὸς οὕτω φησίν, ὅτι — Μιλήσιοι suvurzısau — Αβυδον, ΓΑρισβαν, 
Παισόν. 

5) Β 829. 

6) Strabon. XII, 1, 15 Κα. : Πιτύα δ᾽ ἐστὶν ἐν Πιτυοῦντι τῆς Παριανῆς, ὑπερχεί- 
μενον ἔχουσα πιτυῶδες ὄρος “ μεταξὺ δὲ χεῖται Παρίου χαὶ Πριάπου χατὰ Λῖνον, χωρίον 
ἐπὶ ϑαλάττῃ, ὅπου οἱ Λινούσιοι χοχλίαι ἄριστοι τῶν πάντων ἁλίσχονται. 

7) Steph. Byz. und Etym. Μ. 5. v. Λάμψαχος. Schol. Apollon. 1, 933. Orph. 
Argon. 488. Plin. Nat. hist. V, 32, 40 Sill.: Lampsacum antea Pityusa dietum. 
Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. II, 5. 129 mit Anm. 100. 

8) B 837: τῶν αὖϑ' Vpraxtöng Tpy’ "Ασιος, ὄρχαμος ἀνδρῶν, | "Asıos Ὑρτακίδης. 

9%) B 836 

10) B835: οἱ δ᾽ ἄρα Περχώτην χαὶ Πράχτιον ἀμφενέμοντο ri. Schlegel (de 
geogr. Hom. comm. p. 121) bemerkt, dass der Dichter sich dieser Formel: οἵ... 
ἀμφενέμοντο stehend bediene, um die zerstreute Anwohnerschaft eines Flusses oder 
einer Quelle zu bezeichnen. 


314 ΓΙ Asien. 


psakos; eine Stadt dieses Namens, welche Schlichthorst hier an- 
führt!), existirte nach Strabon’s ausdrücklicher Aeusserung nicht 2). 


Der Praktios entsprang auf dem Ide und mündete nördlich von Abydos; 
jetzt heisst er Muskakoi-su, nach Andern Borgas). 

ß. Der Rhodios (ὁ ἱ Ῥοδίος)", von welchem schon ὃ 78 gegen 
den Schluss die Rede gewesen ist. 

y. Der Selleeis (ὃ Σελλήεις) ἢ, strömte im der Nähe von 
Arisbe δ). 

c. Städte. 

a. Perkote (ἡ Περχώτῃ) ?), jetzt Borgas oder Bergas®). Ihr alter 
Name war Perkope®). Neuere Reisende, wie Richter, schildern 
die Umgebung von Bergas (Perkote) als sehr schön; es soll nach dem- 
selben an einem mit Cypressen bedeckten Berge im Hintergrunde 
eines weiten Thales, ziemlich weit vom Meere, liegen 1). Wie Herr 
Prof. Kiepert mir mittheilt, beträgt die Entfernung von letzterem 
eine Stunde; er selbst habe die Strecke in ?/, Stunden zu Pferde zu- 
rückgelegt. 

β. (Sestos (ἢ Σηστός) Ὁ) wird hier nur als bundesgenössische Stadt 
des Asios erwähnt und ist bereits bei Gelegenheit Thrakiens be- 
sprochen). 

y. Abydos (ἡ ᾿Αβυδος) 12) lag der thrakischen Stadt Sestos gegen- 
über an der schmalsten Stelle des Hellespont, der hier nur 7 Stadien 
breit ist 13). Die Stadt wurde durch die von dem Grammatiker Musaios 
besungene Sage von Hero und Leander berühmt 1. Die Stelle, wo 
sie einst stand, heisst jetzt Nagara. Nördlich vor der Stadt, gerade 
an der engsten Stelle des Hellesponts, liess Xerxes 480 v. Chr. die 


ἡ Geogr. Hom. p. 138. 

2) Strabon. XIII, 1, 21 Kr.: ὁ δὲ Πράχτιος ποταμὸς μέν ἐστι, πόλις δ᾽ οὐχ εὑρί- 
σχεται, ὥς τινες ἐνόμισαν" ῥεῖ δὲ καὶ οὗτος μεταξὺ ᾿Αβύδου χαὶ Λαμψάχου. 

3) Vgl. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. II, S. 118 mit Anm. 72. 

ἢ M 18: ποταμῶν -, ὅσσοι ἀπ᾿ Ἰδαίων ὀρέων ἅλαδε προρέουσιν, --- Κάρησός τε Ῥο- 
δίος τε. 

5) B 838: ΓΑσιος Ὑρτακίδης, ὃν ᾿Αρίσβηϑεν φέρον ἵπποι - ποταμοῦ ἄπο Σελλήεντος. 

6) Strabon. ΧΙΠ, 1, 21 Kr. : τῶν δὲ ποταμῶν τὸν μὲν Σελλήεντά φησιν ὃ ποιητὴς 
πρὸς τῇ ᾿Αρίσβῃ ῥεῖν εἴπερ "Actros ᾿Αρίσβηϑέν τε ἦχε χαὶ ποταμοῦ ἄπο Σελλήεντος. 

ἢ B 835. 0 548. A 229. 

8, Forbiger, Handb. Bd. II, S. 136. 

9) Steph. 5. v. Περχώτη: Περκώτη χαὶ πάλαι Περχώπη πόλις Τρωάδος. Vgl. 
Groskurd zu Strabon. XIII, 1, 20 (590 Ο). 

10) Wallfahrten im Morgenl. S. 435. 

11) B 836. S. oben ὃ 9. 12) Das. 

13) Herod. VII, 34: ἔστι δὲ ἑπτὰ στάδια ἐξ ᾿Αβύδου ἐς τὴν ἀπαντίον. 


14) Vgl. über Abydos: Strabon. XIII, 1, 22 Kr. Forbiger, Handb. der alten 


Geogr. Bd. U, 8. 132. 


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Die einzelnen Gebiete von Troas. 315 


berühmte Schiffbrücke schlagen. Aus den Trümmern des alten Abydos 
erbauten die Türken eine Meile südlicher die Stadt und Festung 
Tschanak-Kalessi, ἃ. 1. Topfschloss; ihr officieller, aber nicht übli- 
cher Name ist Kale-Sultanie ἢ, Königsschloss, d. ἢ. das sog. alte 
Dardanellenschloss. Richter?) erkannte die Ruinen des alten Abydos 
dicht bei der Spitze von Nagara an zwei grossen Hügeln von Schutt. 

ὃ. Arisbe (ἡ ’Aptoßn), die Residenz des Asios, erhält bei Homer 
die Epitheta göttlich (öa)3) und wohlgebaut (ἐὐχτιμένη) ἢ. Sie 
ist nicht mit der gleichnamigen Stadt auf der Insel Lesbos zu verwech- 
seln. Sie lag unweit des Selleeis5) in der Gegend des heutigen Dorfes 
Mussa®). Hier sammelte sich Alexander’s Heer nach dem Uebergange 
über den Hellespont”?). 


IV. Gebiet des Aineias (Dardanien). 


a. Umfang. Dies schmale und lange Gebiet zog sich zwischen 
dem Gebiete des Hektor und der Meropiden hin und wurde einerseits 
vom Hellespontos, andererseits von den Lelegern und Kilikern be- 
gränzt; nördlich erstreckte es sich bis zu den Lykiern um Zeleia, süd- 
östlich bis in die Gegend von Skepsis®) ; es führt den Namen Darda- 
nien°), wie auch seine Bewohner Dardanier (Δαρδάνιοι) 1%) oder 
Dardaner (Δάρδανοι) 1!) heissen. Als Stammverwandte der Troer 
werden sie nicht selten mit diesen verwechselt, wie z. B. der Panthoide 
Euphorbos, der eigentlich ein Troer war, ein Dardaner genannt wird 12). 

Ὁ. Von Städten ist nur zu nennen: Dardanie (ἢ Δαρδανίη), 
eine am Fusse des Ide gelegene Stadt, deren Gründer Dardanos war, 


ἢ 8. Forbiger ἃ. ἃ. O., der aber ungenau ist. 

2) Wallfahrten im Morgenlande. S. 435. 

3) B 836 (® 43): ötav ᾿Αρίσβην. 

4) Ζ 18 : ἐὐχτιμένῃ ἐν ᾿Αρίσβῃ. 

5) B 838: ᾿Αρίσβηϑεν --- ποταμοῦ ἄπο Σελλήεντος. Μ 96. 

6) Forbiger, Handb. Bd. II, 5. 150. 

Ἢ Arrian, exp. Al. I, 12, 6 Sint.: ἐξ Ἰλίου δὲ ἐς ᾿Αρίσβην ἦχεν, οὗ πᾶσα n δύ- 
ναμις αὐτῷ διαβεβηχυῖα τὸν “Ἑλλήσποντον ἐστρατοπεδεύχει, καὶ τῇ ὑστεραίᾳ ἐς Περ- 


κώτην 


=, 5 - 

τὰ παρώρεια τῆς ἴδης τὰ ὑπὸ τῷ Αἰνείᾳ. 

9) Strabon. XIII, 1, 33 Κα. : τούτου (des troischen Gefildes) δ᾽ ἣ μὲν παρώρειός 

r - Χ x = \ Mn DEN 
ἐστι Ben, τῇ μὲν ἐπὶ τὴν μεσημβρίαν τεταμένη μέχρι τῶν zara Σκῆψιν τόπων, τῇ ὃ 
ΟΝ ἐς e [4 m = \ [a ’ , 4 
ἐπὶ τὰς ἄρχτους μέχρι τῶν χατὰ Ζέλειαν Λυχίων. ταύτην ὃ ὁ ποιητὴς ὑπ᾽ Αἰνείᾳ τάττει 
x , > - ὋΝ > 

χαὶ τοῖς ᾿Αντηνορίδαις, καλεῖ δὲ Δαρδανίαν. 

10) B 819: Δαρδανίων αὖτ᾽ ἦρχεν ἐὺς παῖς ᾿Αγχίσαο | Αἰνείας. 

1) Ὁ 426: Τρῶες καὶ Λύχιοι χαὶ Δάρδανοι ἀγχιμαγηταί. 

12) 11807: Δάρδανος ἀνήρ, | Πανϑοίδης Εὔφορβος. 


316 Asien. | rn 


und welche längst existirte, ehe noch Ilios in der Ebene erbaut wart). 
Sie lag nach Strabon, zu dessen Zeit aber keine Spur mehr von ihr 
vorhanden war?), 70 Stadien südlich von Abydos?), nach Plinius 70 
Stadien nordöstlich vom Vorgebirge Rhoiteion ἢ). Das benachbarte Vor- 


gebirge Dardanis heisst jetzt Kepus-Burun). Die später von Aioliern 


wieder aufgebaute Stadt wurde von den Römern im Frieden mit An- 
tiochus für frei erklärt. δ) 


881. 
V. Das Gebiet des Hektor (llios und die dazu gehörige Region). 


a. Umfang. Nach Demetrios bei Strabon erstreckte sich dies 
Gebiet unter dem des Aineias von der Schiffsstation der Griechen, 
also vom Skamandros bis Kebrenia, dem Gebiete der Stadt Kebrene 
(Κεβρήνη) 7). 

b. Von den hierher gehörigen Flüssen ist bereits oben die Rede 
gewesen. 


c. Städte. 

Ilios (ἢ Ἴλιος) 8) oder Ilion (τὸ Ἴλιον) 9) lag nach Strabon 
42 Stadien vom Gestade 10), von welchem aus man den Skamandros 
überschreiten musste, ehe man an die Stadt gelangte. Die homerischen 


1) 7 215: Δάρδανον αὖ πρῶτον τέχετο νεφεληγερέτα Ζεύς, | χτίσσε δὲ Δαρδανίην, 
ἐπεὶ οὔ πω Ἴλιος ἱρὴ | ἐν πεδίῳ πεπόλιστο, πόλις μερόπων ἀνθρώπων, | ἀλλ᾽ ἔϑ᾽ ὑπω- 
ρείας ᾧχεον πολυπίδαχος [Ιδης. 

2) Strabon. XIII, 1, 24 Kr.: νῦν μὲν γὰρ οὐδ᾽ ἴχνος πόλεως σώζεται αὐτόϑι. 

3) Strabon. XIII, 1, 25 Kr.: ἡ πόλις ἡ Δάρδανος, διέχουσα τῆς ᾿Αβύδου ἐβδομή- 
χοντα σταδίους. μεταξύ τε ὁ Ῥοδίος ἐχπίπτει ποταμός χτέ. 

4) Plin. nat. hist. V, 30, 33 Sill.: A Rhoeteo Dardanium oppidum parvom abest 
stadia LXX. 

5) Prokesch, Denkwürdigkeiten und Erinnerungen aus dem Orient. I, $. 141. 
Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. II, S. 137 mit Anm. 27 und 29. 

6) Liv. 38, 39: eadem et Dardanum liberandi causa fuit (näml. die Rücksicht 
auf die gemeinsame Abstammung). 

7) Strabon. XIH, 1, 33 Kr.: ὑπονοεῖ δ᾽ ὁ Δημήτριος μέχρι δεῦρο (Kebrenia) 
διατείνειν τὴν περὶ τὸ Ἴλιον χώραν τὴν ὑπὸ τῷ “Ἕχτορι, ἀνήχουσαν ἀπὸ τοῦ ναυστάϑμου 
μέχρι Κεβρηνίας. Nach Schlegel (de geogr. Hom. comm. p. 110) sind die Gränzen 
dieser Provinz: im O. Dardanien, im S. die Leleger; am Hellespont setzt er den 
Anfangspunkt der Gränzlinie muthmasslich zwischen das Vorgebirge Rhoiteion und 
Dardanien. 

8) Z 448: Ἴλιος ipn und öfter. 

9 0 71: Ἴλιον αἰπύ und sonst. 

10) Strabon. XIII, 1, 32 Kr.: ὑποπέπτωχε δὲ τῷ Ἰλίῳ πᾶσα, τῷ μὲν νῦν χατὰ τὸν 
᾿Αχαιῶν λιμένα ὅσον δώδεχα σταδίους διέχουσα, τῷ δὲ προτέρῳ τριάχοντα ἄλλοις σταδίοις, 
ἀνωτέρω χατὰ τὸ πρὸς τὴν Ἴδην μέρος. Weiteres über die Lage von Ilios 5. u. 


Die einzelnen Gebiete von Troas. 317 


Epitheta derselben sind: breitstrassig (εὐρυάγυιτα) !), schön ge- 
baut (&ööunros?) und εὐχτίμενον 3), wohlbewohnt (εὐναιόμενον) ἢ), 
heilig (ipr)?), anmuthig (ἐρατεινή) ἢ, hoch (αἰπεινή 7) und αἰπύ S)), 
hügelig (öppuossoa)?), luftig (ἠνεμόεσσα) 19), wohlummauert (εὐ- 
τείχεος) 11), reich an Rossen (εὔπωλος) 12 und gross (μέγα) 13). 
Auch werden ihr vom Dichter wohlgebaute Strassen beigelegt 12). 
Die Einwohner heissen ’IArsi<!5), — eine Namensform, welche bei Homer 
nicht vorkommt, wahrscheinlich weil sie dem Metrum widerstrebt 10) ; 
dafür findet sich die Umschreibung: λαοί, τοὶ ᾿Ιλίῳ ἐγγεγάασιν 17). Die 
Akropolis der Stadt, welche die ganze Stadt wie auch die umliegende 
Ebene beherrschte, hiess Pergamos (n Πέργαμος) ; ihr werden die 
Epitheta hoch (&xpn) 1) und heilig (ἱερή) beigelegt, welches letztere 
sich ohne Zweifel darauf bezieht, dass sich auf ihr Tempel des Apol- 
lon 13) und der Athene?) befanden. In letzterem bringt Hekabe mit 
den edlen Troerinnen der Göttin Gelübde dar und fleht zu ihr, dass 
sie sich der Stadt erbarme?!). Hier befand sich auch ein Bild der 
Pallas, und zwar ein sitzendes, wie daraus hervorgeht, dass Hekabe 
den Peplosauf dem Schoosse derselben niederlegte2?). Des bekannten 
Palladiums, einer Statue der Pallas, welche vom Himmel zur Erde ge- 
fallen sein sollte, geschieht bei Homer keine Erwähnung. — Auch 
Apollon selbst verweilt wohl persönlich auf der Höhe von Pergamos, 


1) B141 (128): Τροίην — εὐρυάγυιαν. B 12: πόλιν εὐρυάγυιαν | Τρώων. 

2) ® 516: Zöduntoro πόληος. 

3) A33 (ᾧ 433): ᾿Ιλίου — ἐὐχτίμενον πτολίεϑρον. 

4) N 380: en — εὐναιόμενον πτολίεϑρον. 

5) Z. 448 (Q 27): Ἴλιος ἱρή. ρ 293: εἰς Ἴλιον ἱρήν. Φ 128: ἄστυ — Ἰλίου ἱρῆς. 

6) E 210: ΤΗΝ εἰς ἐρατεινήν. 

7) N 773 (0 215. 558. Ρ 328): Ἴλιος αἰπεινή. 

8.0 71: Ἴλιον αἰπύ. 9) Χ 411: Ἴλιος ὀφρυόεσσα. 

10) 8499 (M 115. N 724. Σ 174. W 64): προτὶ Ἴλιον ἠνεμόεσσαν. W 291: 
Ἴλιον ἠνεμόεσσαν. 

11) Β 113: Ἴλιον — εὖτε είχεον. 

12) E 551 (β 18. ξ 71): Ἴλιον εἰς εὔπωλον. 

18) Β 332: ἄστυ μέγα Πριάμοιο. B 808: ἄστυ μέγα Πριάμου. 

14) 2, 391: ἐὐχτιμένας zur ἀγυιάς. 

15) Strabon. XIII, 1, 25 Kr.: οἱ δὲ νῦν ᾿Ιλιεῖς χτέ. 

16) Vgl. Damm, lex. Hom. 8. ν. Ἴλιος. 17, P 145. 

18) E 460: Περγάμῳ ἄχρῃ. 

19) E 446: Περγάμῳ εἰν ἱερῇ, ὅϑι οἱ νηός τῇ ἐτέτυχτο. 

20) 2 291: αἱ δ᾽ ὅτε νηὸν ἵχανον ᾿Αϑήνης ἐν πόλει ἄκρῃ χτέ. 

21) Ζ 291 ff. 

2) 2 90: πέπλον ϑεῖναι ᾿Αϑηναίης ἐπὶ γούνασιν ἠὐχόμοιο, Z 273: τὸν (πέπλον) 
ϑὲς ᾿Αϑηναίης ἐπὶ γούνασιν ἠὐκόμοιο. Z 302: ἡ δ᾽ ἄρα πέπλον -- ϑῆχεν ᾿Αϑηναίης ἐπὶ 
γούνασιν ἠὐκόμοιο. Vgl Schirlitz in Ersch und Gruber's Encyel. s. v. Ilium, 
S. 176. 


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318 Asien. => 
von wo aus er den Fortschritt des Kampfes beobachtet und die Troer 
durch Zuruf ermuntert!); von hier herab eilt er der Athene entgegen, 
als sie vom Olympos auf den Schauplatz des Kampfes sich begiebt2). — 
In der Oberstadt Pergamos lag ferner der Palast des Priamos®), des 
Paris!) und Hektor:). Die Stadt war übrigens, wie schon das obige 
Epitheton εὐτείχεος zeigt, rings von einer Mauer umgeben, welche sich 
nach der dichterischen Darstellung ohne Hinderniss umschreiten liess, 
wie daraus hervorgeht, dass Hektor und der ihn verfolgende Achilleus 
sie dreimal in ununterbrochenem Laufe umkreisen‘). Ihren Ursprung 
verdankte diese Befestigung dem Poseidon und Apollon’?) oder, nach 
einer andern Angabe, dem Poseidon allein, als er mit Apollon dem 
Laomedon Frohndienste zu leisten gezwungen war, worauf dann Posei- 
don die Mauern erbaute, während Apollon am Ide die Heerden des 
Laomedon hütete δ) 


Das Hauptthor von Ilios war das skaiische (ai Σχαιαὶ πύλαῃ 9), 
welches, wie auch schon der Name besagt, auf ihrer Westseite lag 1) 
und auf das Schlachtfeld hinausführte. Mit welchem Rechte Cam- 
mann äussert, dass “die übrigen kleinen Thore nur für die Fuss- 
gänger eingerichtet waren’ 11), weiss ich nicht. — Von bestimmten 
Punkten ausserhalb der Stadt auf der troischen Ebene werden folgende 
erwähnt: zunächst befand sich vor der Stadt ein hoher Hügel, welcher 
sich von allen Seiten umgehen liess und in der Sprache der Menschen 
Batieia (Dornberg, von βάτος), in der der Götter aber das Denkmal 


ἡ A507: νεμέσησε ὃ ᾿Απόλλων | Περγάμου ἐχκατιδών, Τρώεσσι δὲ κέχλετ' ἀῦσας" | ὄρ- 
γυσϑ, ἱππόδαμοι Τρῶες, und εἴχετε γάρμης χτέ. 

) H 20: ö s ὥρνυτ᾽ ᾿Απόλλων | Περγάμου ἔχ κατιδών Are. 

3) Ζ 242 fi. 4) 2 313 ft. 5) Z 370 fi. 

) X 165: ὡς τὼ τρὶς Πριάμοιο πόλιν περιδινηϑήτην | χαρπαλίμοισι πόδεσσιν. 
(τείχεος) δ᾽ ἐπιλήσονται, τὸ ἐγὼ καὶ Φοῖβος ᾿Απόλλων | ἥρῳ Λαομέ- 

ὅοντι πολίσσαμεν ἀϑλήσαντες. 

8) ® 443: ἀγήνορι Λαομέδοντι | πὰρ Διὸς ἐλϑόντες ϑητεύσαμεν εἰς ἐνιαυτὸν | μισϑῷ 
ἔπι ῥητῷ: 6 δὲ σημαίνων ἐπετέλλεν. | ἤτοι ἐγὼ Τρώεσσι πόλιν πέρι τεῖχος ἔδειμα | εὐρύ 
τε χαὶ μάλα χαλόν, ἵν᾽ ἄρρηχτος πόλις εἴη Φοῖβε, σὺ δ᾽ εἰλίποδας, ἕλιχας βοῦς βου- 
χολέεσχες [Ἴδης ἐν χνημοῖσι. 

9 Richter (Wallf. im Morgenl. S. 459. 460) sucht dasselbe in Bunarbaschi, 
wo man 2 Hügel gewahre, auf deren jedem ein Tschiftlik stehe; das eine möge 
die Stelle des skaiischen Thores sein. Vgl. Lenz, Ebene von- Troia. S. 224. 

10) Damm, lex. Hom. s. v. σχαιός : ᾿ πύλαι Σχαιαὶ est nomen portae Troianae 
versus mare et castra Graeca spectantis: hinc huius solius portae saepe fit mentio 
in poeta. Videtur nomen habere vel ab occidentis regione, nam τὰ δυτιχὰ vocantur 
τὰ σχαιά, si nimirum vultum convertas ad septemtriones;; vel potius ἀπὸ Σχαιοῦ τινος, 
τεχνίτου᾿. Ersteres ist das Richtige. Nach Choiseul Gouff. (bei Lenz S. 34) lag das 
skaiische Thor auf dem oberen Theile des Hügels Batieia, etwas über Bu- 
narbaschi. 

11) Vorschule, S. 396. Vgl. Lenz, Ebene von Troia. S. 224. 


Die einzelnen Gebiete von Troas. -319 


ἃ 
2% x 


der sprunggeübten Myrike hiess, und in dessen Umgebung sich die 
Troer mit ihren Bundesgenossen zum Kampfe ordneten!.;. Nach 
Strabon war diese Myrike eine der Amazonen?), woraus sich zugleich 
ergiebt, dass der Amazonenmythos auch in Troia heimisch war°). 


Ferner wird auf der troischen Ebene das Grabmal des Ai- 
syetes erwähnt, dessen Sohn der Troer Alkathoos war, der eine 
Tochter des Anchises, Hippodameia, zur Gemahlin hatte!). Dieses 
Grabmal ist bedeutend grösser als alle übrigen troischen Grabmäler 
und zugleich eins der allerältesten, da es schon zur Zeit des Troianer- 
krieges für ein Alterthum des Landes galt; es muss näher nach dem 
griechischen Schiffslager hin gelegen haben, da der Priamide Polites 
auf ihm als Späher seinen Standort hatte, um den Aufbruch der 
Achaier von den Schiffen zu beobachten’). Lechevalier‘), dem 


ἢ BS11: ἔστι δέ τις προπάροιϑε πόλιος almela κολώνη, | ἐν πεδίῳ ἀπάνευϑε, περί- 
ὄρομος ἔνϑα χαὶ ἔνϑα, | τὴν ἤτοι ἄνδρες Βατίειαν κιχλήσχουσιν, | ἀϑάνατοι δέ τε σῆμα πο- 
λυσχάρϑμοιο Μυρίκης  | ἔνϑα τότε Τρῶές τε διέχριϑεν 76 ἐπίκουροι. 

2) Strabon. XII, 8, 6 Kr.: Μυρίνης, ἣν ἱστοροῦσι μίαν εἶναι τῶν ᾿Αμαζόνων. 

3) Vgl. was ὃ 74 über die Amazonen gesagt ist. — Ueber die Batieia: 
Acland, the plains of Troy. Oxford, 1839. p. 35. 36. Richter (Wallf. im 
Morgenl. S. 460), der die Bat. in einem Hügel bei Bunarbaschi erkennt. Leche- 
valier, voyage de la Troade. Paris, 1502. Tome II, p. 283 f. Nach Schlie- 
mann hingegen (Ithaka, der Pel. und Troja. S. 194), der die Stätte Altilions 
nach Neuilion verlegt, lag die Batieia südwestlich von Ilion (also Neuilion), im 
Thale, auf der Hälfte Wegs zwischen der Stadt und dem Skamandros; da sie 
seitwärts (ἀπάνευϑε B 812) in der durch die Vereinigung des Skamandros und 
Simoeis gebildeten Ebene und also ausserhalb der Marschlinie der griechischen 
und troianischen Truppen sich befunden habe, so erkläre sich, warum Homer sie 
nur einmal anführe, während des;Feigenhügels und der Buche, die am Wege 
sich befanden, oft Erwähnung geschehe. v. Hahn endlich (die Ausgrabungen 
auf der homerischen Pergamos. Leipzig, W. Engelmann. 1865. S. 32°f) iden- 
tifieirt die Batieia mit dem jetzt Garlik genannten Hügel, der zwischen Bunar- 
baschi und dem dort von Ὁ nach W strömenden Menderes liege, 3 Stadien 
(1800 Fuss) von den nördlichsten Häusern des Dorfes, 4 Stadien von der Furt; 
seine Oberfläche bestehe aus Flussgeschieben und Kieseln, werde aber trotzdem 
von Zeit zu Zeit beackert; er sei nicht hoch, wie ihn die Ilias nenne, liege vor 
der Stadt isolirt in der Ebene und sei durchweg umlaufbar; dieser Hügel be- 
seitige jeden Zweifel, dass Bunarbaschi die Stelle des alten Troia sei, obwohl es 
fraglich bleibe, ob hier jemals eine Stadt von Ilion’s Umfang und Bedeutung ge- 
standen habe. 

4) N 427: Αἰσυῆταο διοτρεφέος φίλον υἱόν, | ἥρω᾽ Arzadoov — γαμβρὸς δ᾽ ἣν ᾿Αγχί- 
σαο, | πρεσβυτάτην ὃ᾽ ὥπυιε θυγατρῶν ᾿ἹἹπποδάμειαν. 


5) B 791: υἷξ Πριάμοιο Πολίτῃ, | ὃς Τρώων σχοπὸς ἴζε, ποδωχείῃσι πεποι- 
ϑώς, | τύμβῳ ἐπ᾽ ἀχροτάτῳ Αἰσυήταο Ἰέροντος, | δέγμενος, ὁππότε ναῦφιν ἀφορμηϑεῖεν 
Ἀχαιοί. 


6) Voyage de Troade. T. II. p. 295. 296. Vgl. auch Müller bei Lenz (die 
Ebene von Troja. S. 142 ff.), der mehrfach gegen Lechevalier polemisirt. 


320 Asien. 


Acland folgt, identifi cirt es mit einem bei Udjek gelegenen künst- 
lichen Hügel, den die Türken noch heute mit aigyptischem Namen 
Tepe nennen, und der 100 Fuss Höhe, an seiner Basis aber 400 Fuss 
Peripherie hat. Nach Choiseul Gouffier!) beträgt dessen perpen- 
dikuläre Höhe 60 Fuss über dem natürlichen Boden, der hier über das 
Niveau der Ebene selbst sehr erhaben ist und eine Art Basis bildet; 
auch bemerkt derselbe, die Angabe Strabon’s, der diesem Denkmale 
5 Stadien Peripherie gebe, sei nicht übertrieben. Nach Acland?) 
war er zum Observationspunkte völlig geeignet, da er auf einer Seite 
der troischen Ebene liege, durch keine Hügel von dieser getrennt 
werde und die Quelle und Mündung des Skamandros beherrsche, wie 
auch 10 (englische) Meilen vom Laufe des Menderös oder Simoeis, den 
Hellespont, das aigaiische Meer und einen Theil des Ide. Schlie- 
mann hingegen?) verwirft jene Ansicht und setzt das Grab des Ai- 
syetes zwischen die Furth des Skamandros und das griechische Lager, 
aber etwa 1 Kilometer nordöstlich oder südwestlich ausserhalb der Ge- 
raden zwischen diesen beiden Punkten; denn hätte es auf dem Schau- 
platz der Schlachten und Märsche gelegen, so hätte es der Dichter 
erwähnt. 

Ein anderes Grabmal auf der troischen Ebene war das des 
alten Dardaniden Ilos, am Wege von der Stadt nach dem Lager. 
Dieser Ilos, der Erbauer von Ilios, war Sohn des Tros und Vater des 
Laomedon*). Sein Grab lag nach Homer mitten auf der Ebene, am 
Wege von der griechischen Schiffsstation nach der Stadt; denn der 
die Troer verfolgende Agamemnon kommt mitten auf der Ebene an 
dem Grabmal des Ilos, dann an dem Feigenhügel°) vorüber und ge- 
langt weiterhin zur φηγός und zu dem skaiischen Thore. Von diesem 
Grabmale aus verwundete Paris, an eine Säule gelehnt, den Dio- 
medes, so dass dieser die Schlacht verlassen musste®). Hier hielt 


I) Bei Lenz, Ebene von Troia. S. 53. 54 (vgl. S. 49). 

2) Henry W. Acland, the plains of Troy. Oxford, 1839. p. 7: ‘No hills lie 
between it (the tumulus of Aesyetes) and the Plain: it commands both the source and 
mouth of the Bounabashi-chai or Scamander, ten miles of the course of the Men- 
dere or Simois, the Hellespont, and the Aegean Sea, with as much of the range 
of Ida as can be seen from any one spot in the vieinity of the Plain’. Vgl. die 
Karte Acland’s. 

3) Ithaka etc. 5. 194. 

4. Y 231: Tpwös δ᾽ αὖ τρεῖς παῖδες ἀμύμονες ἐξεγένοντο, | Ἶλός τ' ᾿Ασσάραχός τε 
χαὶ ἀντίϑεος Γανυμήδης --- — Ἶλος δ᾽ αὖ τέχεϑ᾽ υἱὸν ἀμύμονα Λαομέδοντα. 

5) A 165: ᾿Ατρείδης δ᾽ ἕπετο σφεδανὸν Δαναοῖσι κελεύων. | οἱ δὲ παρ ἴλου σῆμα 
παλαιοῦ Δαρδανίδαο, | μέσσον χὰπ πεδίον, παρ᾽ ἐρινεὸν ἐσσεύοντο | ἱέμενοι πόλιος ὁ δὲ 


χεχχηγὼς Ener αἰεὶ | ᾿Ατρείδης ᾿ --- -- ἀλλ᾽ ὅτε δὴ Σκαιάς τε πύλας χαὶ φηγὸν ἵχοντο. 


χτὲ. Vgl. Lechevalier, voy. de la Troade. T. II, p. 281. 
6) A 369: αὐτὰρ ᾿Αλέξανδρος, “Ἑλένης πόσις ἠὐχόμοιο, | Τυδείδῃ ἔπι τόξα τιταίνετο, 


συ TU ee a 


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᾿ Die einzelnen Gebiete von Troas. ᾿ 31 


"aueliHektor der Aussage Dolon’s zufolge in jener Nacht, in welcher Dio- 


_ medes und Odysseus ihr bekanntes Abenteuer bestanden, einen Kriegs- 

ταί !). — Dass es am Ufer des Skamandros oder doch in seiner Nähe 
lag, folgt, wie auch schon Choiseul Gouffier bemerkt μας), 
daraus, dass nach des Dichters eigenen Worten Priamos auf dem 
Wege zum griechischen Lager, nachdem er jenes Grabmal passirt 
hat, am Ufer des Flusses Halt macht, um seine Rosse und Mäuler zu 
tränken®). Da der Greis zur Nachtzeit von Ilios aufgebrochen ist und 
erst mit der Morgendämmerung*) an dem Grabmale anlangt, so folgt, 
dass es in ziemlich beträchtlicher Entfernung von der Stadt lag, wie 
auch Lechevalier richtig schloss, indem er zugleich vermuthete, es sei 
in der Nähe des alten Canals des Skamandros zu suchen). 


δ 82. 
Die troische Ebene (Fortsetzung). 


Unter den Landmarken, welche den Weg von der griechischen 
Schiffsstation nach Ilios kennzeichneten, wurde oben auch der Fei- 
genhügel (ὃ ἐρινεύς) erwähnt. Von ihm aus war die Stadt am meisten 
zugänglich und die Mauer am leichtesten zu ersteigen‘), mochte nun 
das sonst unebene und hügelige Terrain um Troia hier ebener sein und 
dadurch den Zugang zur Mauer erleichtern, oder die letztere hier 
niedriger gewesen sein. Der Dichter legt ihm das Epitheton luftig 
(ἡνεμόεις) bei, um seine hohe Lage anzudeuten ; nahe bei ihm befanden 
sich eine Warte und die Quellen des Skamandros”). Nach Strabon 
war der ἐρινεύς ein rauher, mit Feigen bewachsener Ort unterhalb 


ποιμένι λαῶν, | στήλῃ χεχλιμένος ἀνὸροκμιῆτῳ ἐπὶ τύμβῳ [Ἴλου Δαρδανίδαο, παλαιοῦ 
δημογέροντος. 

ἡ K 414: “ἕχτωρ μὲν μετὰ τοῖσιν, ὅσοι βουληφόροι εἰσίν, | βουλὰς βουλεύει ϑείου 
παρὰ σήματι Ἴλου. 

2) Bei Lenz, Ebene von Troia. 8. 17. 

3) Q 349: οἱ δ᾽ ἐπεὶ οὖν μέγα σῆμα παρὲξ λοιο ἔλασσαν, | στῆσαν ἄρ᾽ ἡμιόνους τε 
καὶ ἵππους, ὄφρα πίοιεν, | ἐν ποταμῷ. 

4) Ω 351: δὴ γὰρ καὶ ἐπὶ χνέφας ἤλυϑε γαῖαν. 

5) Voy. de la Troade. T. II, p. 251. Vgl. Schliemann: Ithaka, der Pel. 
und Troia. S. 182. 

6) 2 498: λαὸν δὲ στῆσον παρ᾽ ἐρινεόν, ἔνϑα μάλιστα | ἀμβατός ἐστι πόλις χαὶ 
ἐπίδρομον ἔπλετο τεῖχος. Da dies sonst nirgends erwähnt wird, so haben Manche 
diese Verse verdächtigt. Vgl. übrigens zur Sache: Lenz, Ebene von Troia. 
8. 223. 

7) X 145: οἱ δὲ παρὰ σχοπιὴν καὶ ἐρινεὸν ἠνεμιόεντα | τείχεος αἰὲν ὑπὲκ Zar ἀμα- 

ξιτὸν ἐσσεύοντο, | χρουνὼ δ᾽ ἵχανον καλλιρρόω, ἔνϑα τε πηγαὶ | δοιαὶ ἀναΐσσουσι Σκαμάν-- 
ὅρου δινήεντος. 
| Buchholz, Homerische Realien. Ia. 21 


ΓΝ 


322 Asien. 


Altilion’s!), durch welche Angabe Voss zu der Uebersetzung Fei- 


genhügel veranlasst zu sein scheint. — Als Agamemnon den Hektor 
verfolgt, stürmen Beide an dem Grabe des Ilos mitten über die Ebene 
bei dem Feigenhügel vorüber, in der Richtung nach der Stadt zu 2), 
so dass also der 2pıveos an der gewöhnlichen Marschlinie der beider- 
seitigen Heere liegen musste. Nach Lenz?) führte auch die X 146 
erwähnte Fahrstrasse an der Batieia und sodann an dem Erineos 
vorüber, welchen letzteren er näher nach den Stadtmauern, auf die Süd- 
westseite setzt. Der Feigenhügel ist nach Choiseul Gouffier‘) 
noch jetzt leicht zu erkennen und erstreckt sich gegen die Dörfer 
Bunarbaschi und Arabler. Nach Schliemann hingegen befand sich 
der Erineos mit der φηγός auf den 1700 Metern, welche die Mauern 
Troia’s (d. h. nach Schliemann Neuilion’s) von der Furth des Ska- 
mandros trennten). 

Ferner ist hier die φηγός zu erwähnen, welche vor dem skalischen 
Thore stand, daher sie mitunter in Verbindung mit letzterem er- 
wähnt wird®). Sie war von schönem, stattlichem Wuchse, wie ihr 
Epitheton περιχαλλής andeutet, und dem Zeus geweiht”). An einer 
andern Stelle erhält sie das Beiwort hoch (ὑψηλή) ὃ. Unter ihr wird 
der verwundete Sarpedon von seinen Genossen niedergelegt®). Hier 
erwarten sich Hektor und der ihn verfolgende Agamemnon 10). Unter 
ihr begegnen sich auch Apollon und Athene!!) und lassen sich gleich 
zwei Geiern auf ihr nieder, um das Schauspiel des Kampfes zu ge- 


ἡ Strabon. XII, 1, 35 Kr.: ὅ re ἐρινεός, τραχύς τις τόπος χαὶ ἐρινεώδης, τῷ μὲν 
ἀρχαίῳ χτίσματι ὑποπέπτωχεν. 

2) N 166: οἱ δὲ παρ᾽ Ἴλου σῆμα παλαιοῦ Δαρδανίδαο, | μέσσον χὰπ πεδίον, παρ᾽ 
ἐρινεὸν ἐσσεύοντο | ἱέμενοι πόλιος. 

3) Ebene von Troia. S. 222. Unter dem ἀμαξιτός versteht Bryant bei Lenz 
S. 102 das Städtchen Hamaxitos, welches unter Ide Lekton und mehr östlich als 
Troia lag. Ebendas. vermuthet Lenz, in der Nähe des Erineos habe der Obsthain 
des Priamos gelegen, in welchem Lykaon den Spross eines Feigenbaums zum Sessel- 
rande eines Wagens ausschnitt. ® 36 ff. Ueber den Erineos vgl. Lechevalier, 
voy. de Troade. T. II, p. 241 ft. 

ἢ Choiseul Gouffier bei Lenz S. 34. 

5) Ithaka, der Pelop. und Troia. S. 182. 

6) Z237: Ἕχτωρ ὃ ὡς Σχαιάς τε πύλας χαὶ φηγὸν ἵχανεν χτέ. Vgl. I 354. 
A 170. - 

Ἢ E 692: οἱ μὲν dp ἀντίϑεον Σαρπηδόνα ὃῖοι ἑταῖροι | εἴσαν ὑπ᾽ αἰγιόχοιο Διὸς 
περικαλλέϊ φηγῷ. 

8. H 60: φηγῷ ἐφ᾽ ὑψηλῇ πατρὸς Διός. 

9) E 692 fi. (eben eitirt). 


10) A170: ἀλλ᾽ ὅτε δὴ Σχαιάς τε πύλας χαὶ φηγὸν ἵκοντο, | ἔνϑ ἄρα δὴ ἵσταντο 


χαὶ ἀλλήλους ἀνέμιμνον. 
1ὴ H 22: ἀλλήλοισι δὲ τώ 1ε συναντέσϑην παρὰ φηγῷ. 


«εὖ 


Die einzelnen Gebiete von Troas. 3233 


niessen!). An ihren Stamm gelehnt, ermuthigt endlich Apollon, von 
Nebel umhüllt, den Agenor, dem Achilleus im Kampfe entgegenzu- 
treten2). — Uebrigens ist unter der φηγός nicht, wie Manche wollen, 
eine Buche zu verstehen, sondern vielmehr eine Speiseiche (quer- 
cus esculus L.), wie Miquel richtig angiebt?). Euchholz hingegen 
will in ihr einen Kastanienbaum (fagus castanea) ἢ, Braun?) 
die immergrüne Vallonaeiche erkennen. 

Eine verschiedene Erklärung hat der einige Male vorkommende 
ϑρωσμὸς πεδίοιο gefunden. Die Alten nahmen den Ausdruck zum Theil 
für ein Nomen proprium, während die Scholiasten einen isolirten 
konischen Hügel darunter verstanden, was Bryant bestreitet‘); nach 
Cammann’) ist ϑρωσμός der vorderste Raum vor den Schiffen bıs 
an die beiden Flüsse; Köppen zu den betreffenden Stellen der Ilias 
verwechselt den ϑρωσμός mit Kallikolone; Lechevalier°) hält ihn 
für ein Monument des Grabmals des Ilos.. Am natürlichsten erscheint 
es, ϑρωσμός als Erhebung des Bodens, Anhöhe zu fassen, 
analog wie auch wir sagen: ein ansteigendes Terrain; denn ohne 
Zweifel ist das Wort von ϑρώσχω abzuleiten, wie man saltus von 
salire abgeleitet hat®), was indess Döderlein für sehr zweifelhaft 
hält 10). ‘Wahrscheinlich ist unter ϑρωσμός die von den Schiffen ab 
ansteigende Ebene zu verstehen, womit es im Einklange steht, wenn 
von den Troern in der Dolonie gesagt wird, sie hätten in geringer 
Entfernung von den Schiffen auf dem ϑρωσμός während der: Nacht 
campirt!!). So fasste schon Heyne die Sache auf, und Lenz!2) scheint 
ihm beizustimmen. 

In der Nähe der Meeresküste und der griechischen Schiffsstation 
lag ferner der Wall oder die Schanzedes Herakles (τεῖχος "Hpa- 


ἢ H 58: χὰδ δ᾽ ἄρ᾽ ᾿Αϑηναίη τε χαὶ ἀργυρότοξος ᾿Απόλλων | ἐζέσϑην, ὄρνισιν ἐοιχό-- 
τες αἰγυπιοῖσιν, | φηγῷ ἐφ᾽ ὑψηλῇ πατρὸς Διὸς αἰγιόχοιο, | ἀνδράσι τερπόμενοι. 

2) ᾧ δ47: ἐν μέν οἱ χραδίῃ ϑάρσος βάλε, πὰρ δέ οἱ αὐτὸς | ἔστη, ὅπως ϑανάτοιο 
βαρείας Κῆρας ἀλάλκοι, | φηγῷ κχεχλιμένος . χεχάλυπτο δ᾽ dp ἠέρι πολλῇ. 

3) Miquel, homer. Flora. Aus dem Holländ. von Laurent. Altona, Ham- 
merich. S. 25. 

ἢ Euchholz, Flor. Homer. Progr. des kath. Gymn. zu Culm 18%7/gg. p. 14. 
Ueber den Ort der φηγός vgl. auch Lenz, Ebene von Troia. S. 223. 

5) Jul. Braun, Homer und sein Zeitalter. Eine Skizze. Akademische Habili- 
tationsschrift. Heidelberg, Georg Mohr. 1852. 8. 9. 

6) Obss. p. 11. (Die Schrift ist S. 335, Anm. 2 genauer citirt). 

7) Vorschule, 8. 398. 8) Voyage de la Troade. Tome II, p. 282. 

®) Jahn’s Jahrbb. 1841, Suppl. 8. 582. 

10) Hom. Gloss. $ 691. 

11) K 160: οὐκ ἀΐεις, ὡς Τρῶες ἐπὶ ϑρωσμῷ πεδίοιο | elaraı ἄγχι νεῶν, ὀλίγος δ᾽ 
ἔτι χῶρος ἐρύχει; Ausserdem wird der ϑρωσμός nach A 56 und Y 3 erwähnt. 

12) Ebene von Troia. S. 217. 


21* 


924 Asien. 


χλῆος), welche die Troer mit Hülfe der Athene für den Alkiden er- 


bauten, damit er hinter derselben eine Zuflucht vor dem von Poseidon 


gesandten Meerungeheuer fände. Hier liess sich ein Theil der Götter 
vor dem Beginn der Theomachie nieder, während die übrigen gegen- 
über unweit Troia’s auf Kallikolone sassen !). 

Was letztere, die Kallıkolone, betrifft, so war dieselbe ein 
ilügel nahe am Simoeis, unweit Ilion’s. Ares reizt die auf dem 
Throsmos versammelten 'Troer durch sein Geschrei zum Kampf, in- 
dem er bald auf der Akropolis von Ilion, bald auf Kallikolone am 
Simoeis hin- und herläuft?). Acland?) setzt diesen Hügel zwischen 
Tehiblak und den Hügel von Bunarbaschi. In der Nähe desselben 
lag die Ebene Thymbre?®), welche von dem Flusse Thymbrios 
durchströmt wurde, der bei dem 'Tempel des thymbraiischen Apollon 
in den Skamandros fiel; die Entfernung der Ebene von Neu-Ilion 
betrug 50 Stadien5). — Nach Lechevalier ist das Thal Thymbre im 
Norden der troischen Ebene, zwischen den Dörfern Tchiblak und 
Kalafatly zu suchen und wird von den Türken Dümrek-Dere ge- 
nannt®). Der Fluss Thymbrios ist nach Schliemann mit dem kleinen 
Flusse Kimar-Su identisch; er kommt von den Kallıkolone genannten 
Hügeln herab; etwa 1 Kilometer von seiner Mündung liegt ein Pacht- 
hof Batak, der an der Stelle des zerstörten Dorfes Akchekin erbaut 
ist; hier befand sich nach Schliemann die alte Stadt Thymbre mit 
dem Tempel des thymbrischen Apollon, worüber eine von Dr. Hunt 
aufgefundene Inschrift zu Ehren dieses Gottes keinen Zweifel lasse’). 

Schliesslich erwähnen wir noch die Gräber der gefallenen Helden 
auf der troischen Ebene: zunächst den gemeinsamen Ehren- 
hügel der Griechen, der in der Nähe der Schiffsstation lag°). 

ἡ Y144: ὡς dpa φωνήσας ἡγήσατο κυανοχαίτης | τεῖχος ἐς ἀμφίχυτον Ἡραχλῆος 
θείοιο, | ὑψηλόν, τό ῥά οἱ Τρῶες χαὶ Παλλὰς ᾿Αϑήνη | ποίεον, ὄφρα τὸ χῆτος ὑπεχπρο- 
φυγὼν ἀλέαιτο, | ὁππότε μιν σεύαιτο ἀπ ἠϊόνος πεδίονδε. | ἔνϑα Ποσειδάων χατ ἄρ᾽ 
ἕζετο zul ϑεοὶ ἄλλοι, | ἀμφὶ δ᾽ dp ἄρρηχτον νεφέλην ὥμιοισιν ἕσαντο. | οἱ δ᾽ ἑτέρωσε 
χαϑῖζον ἐπ᾽ ὀφρύσι Καλλιχολώνης χτὲ. Vgl. Lenz, Ebene von Troia. $. 212 ft. 
Lechevälier, voy. de la Troade. T. II, p. 251. 

2) Y5l: ade δ᾽ "Apns ἑτέρωϑεν, ἐρεμνῇ λαίλαπι ἴσος, | ὀξὺ χατ΄ ἀχροτάτης πόλιος 
Τρώεσσι κελεύων, | ἄλλοτε παρ Σιμόεντι ϑέων ἐπὶ ἸΚαλλιχολώνῃ. 

3) The plains of Troy. p. 36. Vgl. auch Lenz, Ebene von Troia. 8. 221 f. 
Lechevalier, voy. de la Troade. T. II, p. 250 ft. 

ἢ K 430: πρὸς Θύμβρης © ἔλαχον Λύκιοι Μυσοί T ἀγέρωχοι χτέ. 

5, Strabon. XIII, 1, 35 Kr.: πλησίον γάρ ἐστι τὸ πεδίον ἡ θύμβρα καὶ ὁ δι᾿ αὐτοῦ 
ῥέων ποταμὸς Θύμβριος, ἐμβάλλων εἰς τὸν Σχάμανδρον χατὰ τὸ Θυμβραίου ᾿Απόλλωνος 
ἱερόν, τοῦ δὲ νῦν ᾿Ιλίου χαὶ πεντήκοντα σταδίους διέχει. 

6) Voy. de la Troade. T. Il, p. 244. 

ἡ Ithaka, der Pelop. und Troia. S. 161. 

8) H 433: ἣμος 8 οὔτ᾽ dp πω ἠώς, ἔτι δ᾽ ἀμφιλύχη νύξ, | τῆμος ἄρ᾽ ἀμφὶ πυρὴν 


Br» RE 


2m κα re ἐὰδωδε 


τε Re λυ nr he ον ὁ Σὲ δ οΝ N 


Die einzelnen Gebiete von Troas. 325 


 Lechevalier will die Spuren desselben eine Meile (lieue) vom Meere 


am Simoeis aufgefunden haben !). Sodann gehören hierher die Grab- 
mäler des Aias, Achilleus, Patroklos und Antilochos, 
deren Nestor dem Telemachos gegenüber erwähnt). 


ὃ 83. 
Localverhältnisse des griechischen Lagers. 


Die griechische Schiffsstation nahm die Küstenerstreckung zwi- 
schen den Vorgebirgen Sigeion und Rhoiteion ein, von denen jenes 
das südwestliche, dieses das nordöstliche ist, und deren Entfernung 
nach Strabon®) 60 Stadien (etwa ?/, einer deutschen Meile) beträgt. 


/3 
Bekanntlich liessen die Griechen ihre Flotte nicht im Hafen, son- 
dern zogen sie an das Gestade und machten sie zu einem Theile 
ihres Lagers und ihrer Verschanzungen. Da indess die Oertlichkeit 
die Aufstellung derselben in einer Reihe nicht gestattete, so ordnete 
man sie stufen- oder sprossenartig (πρόχροσσαι) in mehreren Linien 
hinter einander), — eine Anordnung, welche die Scholiasten durch 
Vergleichung mit den über einander sich erhebenden Zuschauersitzen 
im Amphitheater verdeutlichen’), was um so mehr zutrifft, als die 


χριτὸς ἔγρετο λαὸς ᾿Αγαιῶν, | τύμβον δ᾽ ἀμφ᾽ αὐτὴν Eva ποίεον ἐξαγαγόντες | ἄχριτον ἐχ 
πεδίου, ποτὶ ὃ αὐτὸν τεῖχος ἔδειμαν | πύργους Wo ὑψηλούς, εἶλαρ νηῶν τε χαὶ αὐτῶν. 

ἡ Voy. de la Troade. T. II, p. 275. 

2) 7109: ἔνϑα μὲν Αἴας χεῖται ἀρήϊος, ἔνϑα δ᾽ ᾿Αχιλλεύς, | ἔνϑα δὲ Πάτροχλος, 
ϑεόφιν μήστωρ ἁτάλαντος, | ἔνϑα ὃ᾽ ἐμὸς φίλος υἱός, ἅμα χρατερὸς καὶ ἀμύμων, | ᾿Αν- 
τίλοχος, πέρι μὲν ϑείειν ταχὺς ἠδὲ μαχητῆς. Vgl. über diese Grabmäler: Leche- 
valier, voy. de la Troade. T. Π|, p. 301 ff. und p. 308 fl. Schliemann, 
Ithaka οἷο. S. 197 ft. 

3) Strabon. XIII, 1, 32 Kr.: ἔστι δὲ τὸ μῆχος τῆς παραλίας ταύτης, ἀπὸ τοῦ Ῥοι- 
τείου μέχρι Σιγείου zur τοῦ ᾿Αχιλλέως μνήματος εὐϑυπλοούντων, ἑξήχοντα σταδίων. 

4) Der locus classicus dafür findet sich Ξ 30: πολλὸν γάρ δ᾽ ἀπάνευϑε μάχης 
εἰρύατο νῆες | ϑῖν ἐφ᾽ ἁλὸς πολιῆς τὰς γὰρ πρώτας πεδίονδε | εἴρυσαν, αὐτὰρ τεῖχος 
ἐπὶ πρυρνῇσιν ἔδειμαν. [οὐδὲ γὰρ οὐδ᾽ εὐρύς περ 
χαδέειν, στείνοντο δὲ λαοί" [τῷ δὰ προχρόσσας 
στόμα μαχρόν, ὅσον συνεέργαϑον ἄχραι. Schliemann (Ithaka, der Pelop. und 
Troia. S. 177) fasst diese Stelle so: Die Schiffe erfüllten das ganze trockene 
Ufer, so weit es möglich war, Schiffe aufzustellen; denn die grossen Seen und 
tiefen Sümpfe zwischen der Mündung des Skamandros und dem Vorgebirge Rhoi- 
teion erlaubten nicht, ein Lager aufzuschlagen. 

5) Vgl. hierzu und zum Folgenden überhaupt: Lenz, die Ebene von Troia. 
S. 188 ff. Friedreich, Realien. 5. 352 ff. Köpke, das Kriegswesen der 
Griechen im heroischen Zeitalter. 5. 154. L. Hasper, Beiträge zur Topogr. des 
homer. Ilias. Progr. der Ritterak. zu Brandenburg. 1867. S. 34. Nach Letzterem 
ist von einer Aufstellung in einer Linie nicht die Rede, auch nicht von einer Auf- 
stellung in 5 Reihen hinter einander, wie Ulrichs wolle; vielmehr lasse sich aus 


ρυσαν, καὶ πλῆσαν ἁπάσης | ἠϊόνος 


Ἢ ; 


920 ν Asien. 


Br 


troische Küste vom Landungspunkte ab landeinwärts allmählich em- 
porstieg. Um das Morschwerden der Schiffskiele zu verhüten, gab 
man ihnen Steine zur Unterlage (ἔχματα) !), obwohl auch diese Mass- 
regel auf die Dauer nicht vorhielt?2); die Hintertheile kehrte man 
dem Lande zu°). In der Ordnung, wie die Flotten der einzelnen 
Völkerschaften landeten, zog man sie an’s Ufer und reihte sie, so 
dass die zuerst gelandeten am tiefsten landeinwärts, die zuletzt ge- 
landeten in die hinterste, dem Ufer zunächst befindliche Reihe zu 
stehen kamen). 

Die beiden äussersten Enden der vordersten, Troia am nächsten 
befindlichen Reihe nahmen die Schiffe des Achilleus und des Tela- 
moniers Aias ein’), so zwar, dass Ersterer den Flügel rechts am 
Meere, Letzterer den linken Flügel am meisten landeinwärts inne- 
hatte. Im diese vorderste Reihe sind ferner auch wohl die Kreter 
unter Idomeneus zu setzen®), und zwar in die Nähe des Telamo- 
niers Aias”’). Weiterhin, vielleicht im Centrum der Linie, hatten 
die Athener unter Menestheus ihre Stellung; denn sie vertheidigten 
den Punkt der Mauer, auf welchen Hektor und Sarpedon ihren An- 
griff richteten, und zwar am Mittelthore®); auf derselben Linie stritten 
auch die Boioter und mögen daher hier auch ihre Schiffe gehabt haben?), 


Θ 222—226 und 15—9 auf eine halbkreisförmige Linie der Schiffe schliessen, zumal 
da zwischen Schiffen und Mauer, nachdem letztere von den Troern durchbrochen, 
noch Kämpfe stattfinden; darauf weise auch die Erklärung des προχρόσσας Ξὶ 35 
durch χλιμαχηδὸν τὴν ἑτέραν πρὸ τῆς ἑτέρας seitens der Scholiasten hin (ὥστε ϑεα- 
τροειδὲς φαίνεσϑαι τὸ νεώλκιον. χρόσσαι γὰρ αἱ χλίμαχες Schol.); auch sei das Ter- 
rain zwischen Sigeion und Rhoiteion von Natur halbkreisförmig; von einem Ende 
des Halbkreises zum andern seien Graben und Mauer der Achaier gezogen; in der 
Mitte des Halbkreises bei Odysseus’ Schiff sei der Altar des Zeus zu denken; der 
mit dem Skam. verbundene Simoeis theile den Halbkreis in 2 Theile von un- 
gleicher Ausdehnung. 

1) 8410: χερμαδίῳ, τά ῥα πολλά, ϑοάων ἔχματα νηῶν, | rap ποσὶ μαρναμένων 
ἐχυλίνδετο. 

2) B 184: ἐννέα δὴ βεβάασι Διὸς μεγάλου ἐνιαυτοί, | καὶ δὴ δοῦρα σέσηπε νεῶν καὶ 
σπάρτα λέλυνται. 

3) Ξ 92 (eben eitirt). 

ἢ E31: τὰς γὰρ πρώτας πεδίονδε | εἴρυσαν. 

5) A5: στῆ ὃ᾽ ἐπ᾽ ᾿Οδυσσῆος μεγαχήτεϊ νηΐ μελαίνῃ, | δ᾽ ἐν μεσσάτῳ ἔσχε γεγω- 
νέμεν ἀμφοτέρωσε, | ἠμὲν ἐπ’ Αἴαντος χλισίας Τελαμωνιάδαο | ἠδ᾽ ἐπ᾿ ᾿Αχιλλῆος, τοί ῥ᾽ 
ἔσχατα νῆας ἐΐσας | εἴρυσαν, ἠνορέῃ πίσυνοι καὶ χάρτεϊ χειρῶν. 

6) K 118: τῶν γὰρ (465 Aias und Idomeneus) νῆες ἔασιν ἑχαστάτω, οὐδὲ μάλ᾽ 
ἐγγύς (Worte Nestor's). 

7) K53: ἀλλ᾽ ἴϑι νῦν, Αἴαντα χαὶ Ἰδομενῆα κάλεσσον [ῥίμφα ϑέων παρὰ νῆας 
(Worte Agamemnon’s). 

8 M 331: τοὺς δὲ ἰδὼν ῥίγησ υἱὸς Πετεῶο Μενεσϑεύς [τοῦ γὰρ δὴ πρὸς πύργον 
ἴσαν χαχότητα φέροντες. Vgl. Μ 373 fl. und N 690. 

9 N 685: ἔνϑα δὲ Βοιωτοὶ χαὶ Ἰάονες ἑλχεχίτωνες, | Λοχροὶ καὶ Dior χαὶ φαιδι- 


ἌΝ ΝΥΝ Bir RER ον ET Ar A χο τὰ % nF 
ἘΠΕ Se a Κ Ὁ Race, ee 


Die einzelnen Gebiete von Troas. 327 


"Links von den Boiotern standen die Phokeer!). Die letzteren schlossen 
‚sich demnach an die Athener, an diese nach rechts die Boioter; das 
Schlussglied dieser Reihe nach rechts bildeten die Myrmidonen unter 
Achilleus. Mit geringerer Wahrscheinlichkeit lassen sich die Völker- 
schaften der mittleren Schiffsreihe bestimmen, da es an genügenden 
Daten fehlt. Lenz vermuthet?), dass hierher die Lokrer unter Aias, 
‚dem Sohne des Oileus, die Dulichier, Epeer u. s. w. zu setzen seien; 
denn einerseits befanden sie sich in der Nähe der vordersten Reihe 3), 
andererseits aber auch nicht weit von der hintersten Reihe®). In der 
hintersten, dem rhoiteischen Vorgebirge zunächst gelegenen Reihe 
hatten wahrscheinlich Diomedes, Odysseus und Agamemnon ihre 
Stellung; denn sie hatten in bedeutender Entfernung vom Kampf- 
platze zuletzt ihre Schiffe an’s Gestade gezogen’). Allem Anscheine 
nach hatten diese drei die hinterste Linie allein inne, und zwar stand 
Odysseus in der Mitte®). Die vorderste und hinterste Linie, in denen 
die stärksten Völkerschaften unter Anführern ersten Ranges sich sta- 
tionirt hatten, waren demnach am meisten geschützt. 

Vor den Schiffen des Odysseus lag die ἀγορή), der zu öffent- 
lichen Versammlungen und Berathungen, zu Gerichten und Opfern 
bestimmte Platz°), wo die Altäre der Götter standen), namentlich der 
des Zeus Panomphaios, welchem z. B. Agamemnon in der höchsten 
Noth, als die Achaier in die Verschanzungen zurückgetrieben waren, 
ein Hirschkalb opferte !%). Dass Nestor mit den Pyliern in einer der 
hinteren Reihen seinen Posten hatte, geht aus mehreren Stellen her- 


μόεντες Ἐπειοὶ | σπουδῇ ἐπαΐσσοντα νεῶν ἔχον, οὐδ᾽ ἐδύναντο | ὦσαι ἀπὸ σφείων φλογὶ εἴχε- 
λον “Ἑχτορα δῖον, | οἱ μὲν ᾿Αϑηναίων προλελεγμένοι are. 
1) B525: οἱ μὲν Φωχήων στίχας ἵστασαν ἀμφιέποντες, | Βοιωτῶν δ᾽ ἔμπλην ἐπ᾽ 
ἀριστερὰ ϑωρήσσοντο. 
2) Ebene von Troia. S. 192. 
3) N 686 (oben ecitirt). 
᾿ 2) Καὶ 110: (ἐγείρομεν) Αἴαντα ταχὺν καὶ Φυλέος ἄλκιμον υἱόν. | ἀλλ᾽ εἴ τις καὶ τούσδε 
μετοιχόμενος χαλέσειεν, | ἀντίϑεόν τ᾽ Αἴαντα χαὶ Ἰδομενῆα ἄνακτα" | τῶν γὰρ νῆες ἔασιν 
ἑχαστάτω, οὐδὲ μάλ᾽ ἐγγύς. 
, 5) Ξ 29: (Νέστορι ξύμβληντο) Τυδείδης ᾿Οδυσεύς τε χαὶ Ἀτρείδης Αγαμέμνων. | πολ-- 
λὸν γάρ b ἀπάνευϑε μάχης εἰρύατο νῆες | ὃτν᾽ Ep ἁλὸς πολιῆς. 
6) 8222 (A5): στῆ 3 ἐπ’ ᾿Οδυσσῆος μεγαχήτεϊ νηΐ μελαίνῃ, 1 ἥ ῥ᾽ ἐν μεσσάτῳ 
“ἔσχε, γεγωνέμεν ἀμφοτέρωσε | [ἠμὲν ἐπ᾿ Αἴαντος κλισίας Τελαμωνιάδαο | ἠδ᾽ ἐπ᾿ Ayıı- 
Anjos] χτέ. 
7) A 806: ἀλλ᾽ ὅτε δὴ κατὰ νῆας ᾿Οδυσσῆος ϑείοιο | ἴξε ϑέων Πάτροκλος, ἵνα op’ 
᾿ ἀγορή τε ϑέμις τε | ἤην χτέ. 
8) T 172: τὰ δὲ δῶρα ἄναξ ἀνδρῶν ᾿Αγαμέμνων | οἰσέτω ἐς μέσσην ἀγορήν, ἵνα 
πάντες ᾿Αχαιοὶ | ὀφθαλμοῖσιν ἴδωσι. Vgl. Τ 249 und viele andere Stellen. 
9) A 808: τῇ δὴ χαὶ σφι ϑεῶν ἐτετεύχατο βωμοί. 
10) 8 249: πὰρ δὲ Διὸς βωμῷ περιχαλλέϊ κάββαλε νεβρόν, | ἔνϑα πανομφαίῳ Ζηνὶ 
᾿ ῥέζεσχον ᾿Αχαιοί. 


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328 Asien. 


vor, insbesondere aus der ausdrücklichen Angabe, dass Nestor’s Zelt 
am Gestade gelegen habe!). Dass endlich Menelaos in der Nähe 
seines Bruders stationirt war, ist schon an sich höchst wahrschein- 
lich; wenn es von seinen Kriegern heisst, sie hätten sich ἀπάτερϑε 
geordnet), so besagt dies nur, dass sie nicht mit den Leuten Aga- 
memnon’s gemischt waren und eine Schaar für sich bildeten. 

Das Lager wurde von vielen Pfaden oder Gassen durchschnitten 3). 
Sehr wahrscheinlich ist es, wie Lenz bemerkt!), dass die Haupt- 
strassen sich zwischen den oben erwähnten Schiffsreihen erstreckten, 
dass aber auch der Länge nach gleiche Gassen von oben nach unten 
hin zwischen den Schiffen und Völkern durchliefen. 

Uebrigens scheint der Lagerplatz der Achaier während der ganzen 
Dauer des Krieges derselbe geblieben zu sein; wenigstens ist nirgend 
angedeutet, dass er eine Aenderung erlitten habe. 

Von den Zelten der Griechen und ihrer Beschaffenheit wird 
bei den Kriegsalterthümern die Rede sein. | 


δ 84. 
Uebersichtliche Darstellung der hauptsächlichsten topographi- 
schen Forschungen über Troia?). 

Bei der Frage nach der Stelle des alten Ilion ist festzuhalten, 
dass eigentlich drei Städte Namens Ilion zu unterscheiden sind ®): 
zunächst die homerische Stadt dieses Namens, welche man das poe- 
tische oder mythische Ilion nennen könnte, und von der Manche 
sogar gezweifelt haben, ob sie als die mehr oder minder getreue Copie 
eines wirklichen Originals zu betrachten sei; sodann Ilium vetus, 
welches von Mysern und Phrygern an der Stelle des homerischen 
Dion gegründet wurde, nachdem die Einwohner des letzteren ge- 
tödtet oder ausgewandert waren, oder zum kleinsten Theile in das 
benachbarte Gergithos sich gezogen hatten. Dieses Ilium vetus nennt 
man mit Recht das historische; es heisst vetus im Gegensatze zu 
Iium novum 7), welches in noch späterer Zeit als kleiner, unbedeu- 


1) A618: χλισίην Νηληϊάδεω ἀφίχοντο᾽ | — τοὶ δ᾽ (Nestor und Machaon) ἱδρῶ 
ἀπειψύχοντο γιτώνων, | στάντε ποτὶ πνοιὴν παρὰ Yiv’ ἁλός. 

2) B 587: ἀπάτερϑε δὲ ϑωρήσσοντο. 

3) K 66: πολλαὶ γὰρ ἀνὰ στρατόν εἰσι χέλευϑοι. 

4) Ebene von Troia. S. 199. 

5) Für das Folgende bemerke ich in Betreff der nomina propria, dass ich bei 
denjenigen, deren Schreibung mir zweifelhaft erschien, die Schreibart des jedes- 
maligen Topographen beibehalten habe. 

6) Vgl. Schirlitz in Ersch und Gruber's allgem. Encycelopädie der Wiss. und 
Künste s. v. Ilium. 

Ἴ Dies Ilium novum nennt Strabon (XIII, 1, 27 z. Anf. Kr.) τὸ Ἴλιον, ὃ. 
νῦν ἐστι. 


ΡΣ 


Ὑ 


Par - 


Die einzelnen Gebiete von Troas. 329 


tender Flecken sich erhob, allmählich aber zu einer ansehnlichen 


Stadt emporwuchs, die man nach Alexander’s des Grossen Zeit für das 
ächte Ilion auszugeben um so weniger Anstand nahm, als Ilium vetus, 
welches einst Xerxes besucht hatte, damals bereits in Verfall gerathen 
war. Für dies Ilium novum bethätigte nicht nur Alexander ein grosses 
Interesse, sondern es wurde auch später von den Römern, welche den 
Ort für die Wiege ihrer Existenz hielten, in hohem Grade begün- 
stigt und mit bedeutenden Privilegien bedacht. — Es sind demnach 
3 Städte, Namens Ilion, zu unterscheiden: das mythisch-homerische 
und ein doppeltes historisches Ilion, nämlich Ilium vetus und Ilium 
novum. Man hat sich bis auf die neuesten Zeiten bemüht, durch 
topographische (grossentheils autoptische) Forschungen das Verhält- 
niss dieser drei Punkte zu der heutigen Oertlichkeit zu ermitteln 
und aufzuhellen, und über die Resultate dieser Bemühungen wollen 
wir hier, so weit es in unsern Kräften steht, einen Nachweis zu 
geben versuchen. Τ 

Ohne Autopsie, aus den blossen Angaben des Dichters suchte 
Spohn!) die Oertlichkeiten der Ilias zu bestimmen, wobei er, wie es 
nicht fehlen konnte, auf mannigfache topographische Discrepanzen 
stiess, wie wenn der Erineos bald mitten in die Ebene?), bald in 
die Nähe der Stadtmauern 5) gesetzt wird, oder wie wenn der Dichter 
die Stadt bald als hoch (αἰπεινή) schildert‘), bald aber wieder in 
die Ebene verlegt’). Da der Dichter kein Geodät ist, so wäre es 
thöricht, von ihm vollkommene topographische Akribie zu erwarten. 
Der Engländer Pope wagte ohne Autopsie sogar eine Karte von Troia 
und seinen Umgebungen zu entwerfen, die sich vor seiner Ueber- 
setzung der Ilias findet und in vielfacher Hinsicht mangelhaft ist δ). 
Ueber die Lage der Stadt sagt Pope’), sie habe weiter vom Meere 
gelegen, als die Ruinen von Alexandria-Troas (dem heutigen Eski 
Stambol, d. h. alte Stadt), die man mit denen von Troia ver- 
wechselt habe. — Im Grunde sind die Resultate der Reisenden vor 


ἢ F. A. G. Spohn, comment. geogr. crit. de agro Troiano in carminibus 
Homeriecis descripto. Lips. 1815. T. ©. Weigel. 

2. A 167: μέσσον xar πεδίον, παρ᾽ ἐρινεὸν ἐσσεύοντο. 

3) 2 488: παρ᾽ ἐρινεόν, ἔνϑα μάλιστα | ἄμβατός ἐστι πόλις καὶ ἐπίδρομον ἔπλετο 
τεῖχος. 

4) 1419: ᾽Ιλίου αἰπεινῆς. 

5) Υ 216: χτίσσε δὲ Δαρδανίην, ἐπεὶ οὔ πω Ἴλιος ἱρὴ | ἐν πεδίῳ πεπόλιστο. 

6) S. Lechevalier’s Reise in der Uebers. von Lenz. 5. 110 f. Leche- 
valier, voy. de la Troade. T. II, p. 151, wo er sagt: il est aise de juger qu'elle 
(la carte de Pope) n'est pas !’ouvrage d’un geographe; les objets n’y sont pas repre- 
sentes ἃ vue d’oiseau, mais en perspective, comme dans un tableau de paysage. 

ἢ Das. p. 153. Vgl. auch p. 154 ff. 


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390 Asien. 


Pococke und Wood in der Mitte des vorigen Jahrhunderts kaum 
erwähnungswerth, da sie eben jene von Pope gerügte Verwechselung 
begehen. Dahin gehört Pietro Beloni!), der Erste, der aus Au- 
topsie eine Beschreibung Troia’s versuchte. Er identificirte Alexan- 
dria-Troas mit Ilion, erklärte den Skamandros und Simoeis für blosse 
Bäche, die im Sommer austrockneten, und wollte im Vorüberfahren 

am Cap Sigeion einen hügelartigen Erdhaufen bemerkt haben, den - 
er für ein von den Mytilenaiern zu Ehren des Achilleus errichtetes 

Denkmal hielt?2). — Auf ihn folgt der Italiener Pietro della 

Valle®), der bei aller Begeisterung für die Ruinen Troia’s und, wie 

er selbst sagt, “gentis incunabula nostra®e dennoch über den Irrthum 

seines Landsmannes Beloni nicht hinauszukommen vermochte und 

Alexandria-Troas für Ilıon nahm, während er in dem Menderes den 

Skamandros erkannte. 

Sandys, der im Beginn des 17. Jahrhunderts die Türkei und 
Aigypten bereiste, sah die Vorgebirge Sigeion und Rhoiteion mit 
ihren Gräbern wie auch den Simoeis und Skamandros mit der von 
ihnen bespülten Ebene; aber eine Räuberbande, die das Innere des 
Landes gefährdete, hinderte ihn an weiterem Vordringen, so dass 
er nur einen Tag an der troischen Küste verweilen konnte). Uebri- 
gens wird Sandys von Pope als tüchtiger Geograph und wahrheits- 
liebender Reisender gerühmt. — Auch Grelot wollte von der Höhe 
des Caps Sigeion aus die schöne troische Ebene, wie auch die dem 
Idegebirge entströmenden Flüsse Xanthos und Simoeis gesehen haben’). 
— Nur im Vorübergehen erwähnen wir le Bruyn, der auf seiner 
Reise durch die Levante an der troischen Küste landete, wo er einige 
Pläne entwarf, ohne jedoch erhebliche Beobachtungen zu machen 6). — 
Spon und Wheler, sonst namhafte Reisende, waren nicht glück- 
licher als er; die Trümmer von Alexandria-Iroas hielten sie für die 
Reste von Ilium novum?). — Höchstens als Curiosität verdient Er- 


ἢ Observations de plusieurs singularites et choses remarquables trouv&es en 
Grece, Asie, Judee, Egypte etc. par Pierre Belon, du Mans, 1588. 

2) Vgl. Lechevalier, voy. de la Tr. Tome II, p. 157 ἢ. Schirlitz in Ersch 
und Gruber's Encycl. s. v. Ilium. 8. 179. 

3) Les fameux voyages de Pietro della Valle, gentilhomme romain, sur- 
nomme l’Illustre voyageur. Paris, 1670. Vgl. Lechevalier, δου. T. I, 
p- 158. 

ἢ Description of Turkish Empire, ed. 3. London 1627. Vgl. Lechevalier, 
Voy. T.D, p. 158 £. 

5) Relation d’un voyage de Constantinople, par Grelot. 1680. Lechevalier 
T. U, p. 159 bezeichnet ihn als "auteur d’une excellente description de Constan- 
tinople'. 

6) Voyage au Levant. 

7) Voyage d’Italie etc. A la Haye 1724. 


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TR Be; Die einzelnen Gebiete von Troas. 331 
wähnung, dass Lady Worthley Montague, eine unternehmende 
englische Touristin, auf ihrer Reise nach Constantinopel und dem 
Hellespont ihr Fahrzeug am Cap Sigeion ankern liess und, die Ilias 
in der Hand, den Gipfel desselben erstieg, von wo aus sie den Hügel 
des Achilleus, das Cap Rhoiteion mit dem Grabe des Aias und den 
Simoeis mit dem Skamandros gewahrte!). 

Unternehmender und glücklicher als die bisher genannten Rei- 
senden war der Engländer Pococke?), der im J. 1739 zuerst gründ- 
liche Untersuchungen auf der troischen Ebene anstellte. Er bestimmte 
die Lage der auf ihr befindlichen Gräber, sah das Thal Thymbre und 
den Fluss Thymbrios und wies den Vereinigungspunkt des Skaman- 
dros und Simoeis nach. Von der Fixirung der Lage Ilion’s und der 
Skamandrosquellen ist indess bei ihm noch nicht die Rede. — Einen 
weiteren Fortschritt beurkunden die Forschungen des Engländers 
Wood?°), dem es gelang, die Quellen des Skamandros zu entdecken; 
aber, durch Strabon oder vielmehr durch Demetrios von Skepsis 
verleitet, verkannte er sie und verwechselte den Simoeis mit dem Ska- 
mandros, daher Schirlitz®) den topographischen "Theil seines Werkes 
als fast gänzlich verfehlt bezeichnet. — Dieselbe Reiseroute wie Po- 
cocke verfolgte Chandler, Mitglied der Society of Dilettants, welche 
letztere sich um die Sammlung der Alterthümer Griechenlands, Klein- 
asiens und loniens die grössten Verdienste erworben hat°). Was 
Chandler betrifft, so fixirt er in seinem Reisewerke über Kleinasien®) 
die Lage der Heroengräber mit einer kategorischen Bestimmtheit, 
welche mit der skrupulösen Unsicherheit Pococke’s einen auffallen- 
den Contrast bildet ?). 

8. 85. 
Fortsetzung. 

Das bedeutendste Aufsehen erregte bald darauf der Franzose 

Lechevalier®), der in den Jahren 1785 und 1786 einen Theil 


ἢ Lady Montague, Briefe während ihrer Reisen in Europa, Asien und 
Afrika. Aus dem Englischen. Drei Theile und Nachträge. Leipzig. 1763—67. 

ἢ Pococke'’s Beschreibung des Morgenlandes und einiger andern Länder. Aus 
dem Engl. von Breyerund Scheber. 3 Thle. Gr. 4. Erlang. 1790. 1791. 

3) Essay on the Original Genius and Writings of Homer. Lond. 1769. 4. 1770. 
4. 1775. 4. In’s Deutsche übertragen von Michaelis: Frankf. 1773. Neue 
Ausg. : Frankf. 1778. 

4 S. v. Ilium in Ersch und Gruber's Eneyel. Vgl. Lechevalier. T.II, p. 162. 

5) Κ΄. darüber Kruse, Hellas. Bd. 1, S. 107 ἢ. 

6) Travels in Asia minor. Oxf. 1775. Vgl. z.B. p. 42. 

9) Vgl. Lechevalier, Voy. T. II, p. 163. 

8) Voyage de la Troade. 3 Tomes. III. edit. Paris, Dentu. An. X (1802). 
Lechevalier's Beschreib. der Ebene von Troia, mit Anmerkk. von Dalzel, aus dem 
Engl. von Dornedden. Leipzig, 1792. Lechevalier, Reise nach Troas u. s. w. 


332 Asien. 


Griechenlands und die troische Ebene bereis’te, um Wood’s Zweifel 
einer Prüfung zu unterziehen, und die dortigen Localitäten mit der 
homerischen Beschreibung in der grössten Uebereinstimmung finden 
wollte. In Deutschland fand er namentlich bei ILeyne!') und Lenz?) 
Beistimmung, während er in England einen hartnäckigen Gegner 
an Bryant fand. Da wir über Lechevalier’s Topographie im Einzelnen 
schon oben die nöthigen Nachweisungen gegeben haben, so heben 
wir hier nur hervor, dass er das homerische Ilion in die Gegend des 
Dorfes Bunarbaschi setzte?), welches auf einer Abdachung legt‘) ; 
die Monumente, auf die man stosse, verrathen die Stätte einer alten 
Stadt; ein furchtbarer Abgrund, in dessen Tiefe der Simoeis fliesse, 
umgebe rings den Hügel’), den die Türken Balli-Dahi nennen δ). 
Von diesem Hügel aus sehe man die troische Ebene, den Norden 
des aigaiischen Meeres, Tenedos, Imbros, Samothrake, den Gipfel des 
Athos und den thrakischen Chersones”); ringsum erheben sich ähn- 
liche Hügel‘). Auf der Oberfläche des Balli-Dahi unterscheide man 
Fundamente alter Gebäude und Marmorsäulen, welche auf die ehe- 
malige Existenz einer verschwundenen Stadt hindeuten®). Leche- 
valier führt dann Aeusserungen früherer Reisenden. wie M. Hawkins, 
Dr. Sıbthorpe, Lyston und Dr. Dallaway, an, welche hier ähnliche 
Beobachtungen gemacht haben 10), und beruft sich, um die Authenti- 
cität seiner Entdeckung zu stützen, schliesslich auf Homer selbst. 
Das homerische Epitheton ὑνεμόεσσα stimme mit der oben beschrie- 
benen hügeligen Oertlichkeit !!); das Dorf Bunarbaschi liege am äusser- 
sten Ende einer ungeheuren Ebene von fruchtbarer Beschaffenheit!2), 
worauf das Epitheton ἐριβῶλαξ gehe?) u. 5. w. 

Gegen das System Lechevalier’s macht Schirlitz folgende Be- 
denken geltend 12 : 

Abgesehen davon, dass nur eine luxuriante Phantasie darauf ver- 
fallen könne, jede specielle Oertlichkeit der Ilias, wie z. B. die Trümmer 
des Palastes des Hektor, nach Tausenden von Jahren wieder erkennen 
zu wollen, liege der Grundfehler der Topographie Lechevalier’s darin, 
dass er den Skamandros mit dem Simoeis verwechsele, und, um den 


Nach dem Franz. der 2. Ausg. frei bearbeitet von K. Gthld. Lenz. Mit 8 Kpfrn. und 
1 Karte. 8. Altenburg und Erfurt. 1830. Rinck (Leipzig, Hinrichs). 

1) Exeurs. ad Iliad. ib. VI. 

2) K. G. Lenz, die Ebene von Troia etc. Neustrelitz, 1798. 

3) Voy. dela Tr. T. U, p. 208 fi. 


ἢ Das. p. 208. 5) p. 209. 6) p. 210. 
7) p. 210 £. 8 p. 211. 9 p. 212. 
10) p. 212 ff. 11) 9.216. 12) p. 217. 


13) I 74: Τροίην ἐριβώλαχα. 
#4) Vgl. Schirlitz s. v. Ilium in Ersch und Gruber's Encycl. 85. 179. 


Die einzelnen Gebiete von Troas. 333 


FE hnäros nicht zu entbehren, ihn mit einem kleinen, unbedeu- 
tenden Flüsschen, dem Fiumicello di Bunar Baschi, identificire, an 
welchem das Bor Bunarbaschi-Kevi liege. Homer schildere aber den 
Skamandros durchaus als einen grossen Fluss, und da der einzige 
Fluss dieser Art, der sich überhaupt in der dortigen Gegend finde, 
der Menderes sei, so könne man vernünftigerweise nur diesen mit 
dem Skamandros identificiren, ganz abgesehen von der auffälligen 
Namensähnlichkeit und von dem Umstande, dass die dortigen Griechen 
den Menderes noch heute mit dem homerischen Namen bezeichnen. 
Sei aber der Menderes der Skamandros, so sei der jetzige Dümrek 
der Simoeis, nicht — wie Manche wegen der Namensähnlichkeit wollen 
— der homerische 'Thymbrios. — Mit dieser Verwechselung würde 
allerdings ein grosser Theil der Lechevalier’schen Topographie fallen, 
da die Bestimmung des Skamandros die Basis für die Darstellung 
der troischen Ebene abgeben muss. 


Neben Lechevalier ist der Graf Choiseul Gouffier!'), fran- 
zösischer Botschafter in Constantinopel, zu erwähnen, in dessen Dien- 
sten Lechevalier stand. Dieser schiffte sich im März 1776 mit dem 
Herın von Chabert ein, berührte Coron, Cimolo, Siphanto, Sieinos, 
Delos und andere Inseln und durchreiste dann zu Lande die West- 
küste Vorderasiens von Telmissus bis zum Hellespont und Constan- 
tinopel. Wir geben hier ein kurzes Resume seiner Darstellung, welche 
die früheren Ansichten nur wenig modificirte, und zwar nach den 
Mittheilungen von Lenz?. 


Choiseul bestätigt die Aeusserung des Plinius?) , der die Vor- 
gebirge Rhoiteion und Sigeion 30 Stadien von einander setzt); der 
Skamandros fliesse still in gleichem Bette zur Rechten vom Thros- 
mos und sei schon von Weitem an dem grünen Grase und Schilfe 
an seinen Ufern erkennbar, während der Simoeis überall Verwüstung 
zeige, welche er den Winter hindurch angerichtet habe, wie er denn 
überhaupt als reissender Fluss geschildert werde’). Die Quellen des 
Skamandros seien noch in demselben Zustande wie zu Homer’s Zeit $), 
und jede homerische Stelle lasse sich noch heute auf das beschrie- 
bene Local anwenden’); auf dem Hügel Batieia liege jetzt Bunar- 
baschi°). Choiseul sucht zu beweisen, dass X 165 περι δινηϑήτην zu 


!) Voyage pittoresque de la Grece. Tome II. Livraison II. Paris, 1820. Vgl. 
Kruse, Hellas. Bd. 1, S. 112 fi. 


2) Ebene von τοῖα. S.1 ff. 3) Nat. hist. V, 33. 
ἢ Lenz, Ebene von Troia. S. 10. 

5) Das. S. 18. 6) S. 26 ff. 7) 8. 30. 

8) S. 31. 


334 OR 


fassen sei: sous les murailles de Troie ἢ, wovon sich schwer absehen 
lässt, wie dies sprachlich zu rechtfertigen sei. Das skaiische Thor, 
sagt Ch., sei auf dem oberen Theile der Batieia, etwas über Bunar- 
baschi zu suchen; der Erineos seı leicht erkennbar und erstrecke sich 
gegen die Dörfer Bunarbaschi und Arabler?). Die Baustelle der Stadt 
sei mit unzähligen Fragmenten von Ziegel- und andern Steinen be- 
deckt; beim Ausgraben finde man Fundamentspuren — wenn nicht 
von Troia, doch von einer im Alterthum zerstörten Stadt?); ım der 
Umgebung des Erineos gebe es keine Feigenbäume mehr, einen ein- 
zigen ausgenommen!). Die Gegend des Skamandros, wo sich das 
Schloss Koum-Kalessi, der Ide, das Grab des Aisyetes, der Thym- 
brios dem Auge darbieten, schildert Choiseul als anmuthig wegen 
ihres Baumwuchses und frischen Grüns’) ; das Skamandrosbett habe 
vom Meere ab bis zum Zusammenflusse fast über 50 Toisen Breite δ) ; 
die (lothrechte) Höhe des Grabes des Aisyetes über dem eine Art 
Basis bildenden Boden betrage 60 Fuss, — eine Höhe, welche man 
nur selten bei den höchsten Häusern in Paris finde’); von seiner 
Spitze aus übersehe man die Ebene von Troia bis zum Hellespont, 
daher jener Grabhügel einen guten Observationspunkt für Polites ab- 
gegeben habe®). Die beiden Gruppen der Skamandrosquellen seien 
200 Toisen von einander entfernt, und zwar würden die Quellen in 
Bassins aufgenommen, aus denen die Bäche sich ergiessen, die nach- 
her den Fluss bilden; Letzterer heisse bei den Türken der Fluss der 
40 Quellen®); die eine Quelle sei warm, die andere Καὶΐ 10). Das 
angebliche ‚Grabmal des Achilleus hält Ch. für ein von Caracalla 
errichtetes Kenotaphion des Festus !!); an der Stelle der Stadt Sigeion 
liege jetzt das Dorf Jenitcher'?2); von dem Athenetempel in Sigeion 
sei noch ein kostbares Sculpturwerk in Basrelief übrig, wie auch eine 
Marmorbank, auf der sich die berühmte sigeische Inschrift — das 
älteste Denkmal der vor Periander und Solon gewöhnlichen griechi- 
schen Schrift — befinde, in deren erster Abtheilung das alte, aus 
20 Buchstaben bestehende Alphabet und der aiolische Dialekt ge- 
braucht sei; vergebens habe er, Choiseul, dieses kostbaren Stückes 
habhaft zu werden gesucht 15). Von Sigeion bis Jeni-Keui erheben 
sich steile Felsen, die Hesiones scopuli der Alten 1. Vom Tempel 
des Aias, der jetzt In-terpe (la bute de caverne) heisse, sei noch der 
Grund vorhanden 15. Das Thal Thymbre führe jetzt den Namen 


1) 8. 33. 2) S. 34. 3) $. 44. 
4 8.47. 5) $. 49. 6) S. 50. 
7 S. 54. 8) S. 55. 9 Κ. 58. 
10) S. 59. 1) 8.69 f. 12) 8. 73. 
13) S. 74. 14) 8. 75. 15) S. 76 ἢ. 


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Die ον ἜΡΟΝ Gebiete von Troas. 335 


ymbrek ; die prächtigen Trümmer, welche Choiseul auf dem Wege 


_ von den Dardanellen längs dem Ufer des Hellespontos am Dorfe 
. It-Guelmes vorüber entdeckte, rühren, wie er meint, vom "Tempel 


des Apollo Thymbraeus μου ἢ). 


8. 86. 


Fortsetzung. 


Eine heftige Polemik erfuhren die Ansichten Lechevalier’s zu- 
nächst von Seiten des Engländers E. D. Clarke, der ihm gegenüber 
die Behauptung aufstellte, dass Ilion und das Dorf der Ilienser in 
Tschiblak zu suchen sei. Wenn diesem auch eine genügende Be- 
gründung seiner eigenen Ansicht misslang, so brachte er doch das 
System Lechevalier’s durch geschickte Benutzung der Blössen, welche 
sich derselbe gegeben, zum Wanken. Ausser ihm tratgegen Lechevalier 
auch der Engländer Bryant auf, der seine Gegengründe und seine 
eigenen Ansichten in zwei Schriften niederlegte?) und seinerseits 
wieder an Morrit und Wakefield Gegner fand. Die Geschichte 
des Troerkrieges erklärt Bryant für eine reine Fabel; aber der Dichter 
habe sich doch einen Schauplatz der Handlung gedacht und bleibe 
in Betreff desselben im Allgemeinen mit sich in vollkommener Ueber- 
einstimmung; gegen die mitunter aufgestellte Behauptung, Τροία gehe 
bei Homer nicht sowohl auf die Stadt, als auf die Landschaft, legt er 
Protest ein, da der Dichter Troia als einen Ort mit festen Mauern), 
schönen Thürmen) und hohen Thoren°) beschreibe, ja geradezu von 
einer Stadt Troia®) rede’). Unter dem homerischen Hellespontos 
sei nicht der Canal von Abydos, sondern das aigaüische‘ Meer der 
Hellenen zu verstehen , wie die Epitheta πλατύς 5), ἀπείρων 9) und 
ἀγάρροος 10) beweisen !!); der Simoeis und Skamandros können die Stelle 
Troia’s nicht bestimmen, weil die jetzigen Simoeis und Skamandros 
nicht die ächten seien, insofern späterhin die aiolischen Colonieen, 
welche Besitz von der Landschaft genommen, viele neue Namen ein- 


ἡ. 8. 80f. 
2) Observations upon a Treatise entitled a Description of the Plain of Troy by 
Mr. le Chevalier by Jacob Bryant. Eton 1795. 4. — Dissertation concerning the war 


of Troy and the expedition of the Grecians as described by Homer. Lond. 1796. 4. 
— Iac. Bryant, Abhandl. über den troi. Krieg. Aus dem Engl. übers. von K. H. 
Nöhden. Braunschweig, Vieweg und Sohn. 1797. ‘Jacob Bryant über das homer. 
Troia’ bei Lenz, Ebene von Troia. S. 90 ff. 


3) A 129. 4 Η ΤΊ. 5) Π͵698. Φ 544. 6) A 129. 
ἢ Bryant bei Lenz, Ebene von Troia. S. 90 f. 
8) H S6. - 9) 9545. 10) M 30. 


11) Bei Lenz, ὃ. 92. 


LE ν aan τὼ > ἐξ δι ς “ RENTE TE TE ἦν Ὁ" 
5 


336 Asien. 


geführt und die Lage der Oerter mit Homer in Uebereinstimmung 
zu setzen gesucht hätten), 'Troia sei, wenn es anders je existirt 
habe, zwischen der Seeküste und Hamaxitos zu suchen, also, da 
Hamaxitos nach Strabon dicht unter Lekton gelegen habe, in der 
Nähe des letzteren 3); hier werde vielleicht einmal der Skamandros 
des Dichters entdeckt werden). Für diese Lage Troia’s sucht Bryant 
auch Vergil’s Zeugniss geltend zu machen). (Nach Letzterem be- 
findet sich Tenedos, welches Alexandria Troas gegenüber liegt, im 
Angesichte Troia’s5) ; zugleich liegt Troıa auch Antandros gegen- 
über‘); also denkt Vergil das homerische Troia nicht fern von Ale- 
xandria Troas und Hamaxitos, das unweit Antandros lag). Mit 
welchem Rechte Bryant beliauptet, dass Troia 7 Thore gehabt habe, 
lässt sich nicht absehen”?); die Fahrstrasse X 146 ist ihm die Stadt 
Hamaxitos (aiolisch ohne Aspiration gesprochen) unter Ide Lekton, 
östlich von Troia®). Das griechische Schiffslager wurde nach Bryant 
nicht durch den Skamandros rechter Hand oder südlich begränzt, 
wie auf den Karten der Dacier, Pope’s und Wood’s, sondern lag nach 
Homer zur Linken des Lagers und deckte es gegen Norden); Aias 
hatte seinen Posten zur Linken des Lagers, Odysseus in der Mitte, 
Achilleus zur Rechten 10). Dass das Schiffslager zwischen dem Rhoi- 
teion und Sigeion gewesen, stehe nicht im Homer, daher die Mei- 
nungen darüber schwankend seien 11) ; der Skamandros habe ursprüng- 
lich Kamandros geheissen,, welche freilich in den neuesten Ausgaben 
verdrängte Form bei Nonnos sich finde 13), und dass auch Homer 
dieselbe gebraucht habe, werde aus dem Umstande wahrscheinlich, 
dass er ausser bei Σχάμανδρος M 21 sonst vor zwei mutis keine kurze 
Sylbe gebrauche; die aiolischen Colonisten aber, die kurz vor Ho- 
mer’s Geburt von dieser Gegend Besitz genommen, hätten den Ixa- 
wavöpos in Kauavöpos verwandelt, wie sie überhaupt vielen Worten 
das Anfangssigma genommen hätten 19). 

Nach Bıyant war die Streitfrage über die troianische Ebene weit 
entfernt, ihren Abschluss gefunden zu haben; vielmehr betraten neue 
topographische Forscher den Schauplatz, die wir hier zum Theil nur 
namhaft machen können. Dahin gehören: William Gell, der sein 


Augenmerk vorzugsweise auf die Anfertigung von Karten richtete 12), ἡ 


) 8. 96. 2) 8. 97. Vgl. 5. 100. 3) S. 98. 
2) 8. 98 fl. 
5) Aen. ΤΙ, 21. 6) Aen. Ill, 5 54. ?, S. 101 mit Anm. 1. 
8) 8. 102. 9 8.103 f. 10). 8. 104. 
1) S. 104 f. 
12) Dionys. XXI, 356 ed. Gräfe: περὶ χεῦμα Kapavöpon. 


13) $. 111. 112. 
11) The topography of Troy and its vieinity. London, 1801. 


ἅ 
1 


Er TEEN RER 


Die einzelnen Gebiete von Troas. 337 


vkins!), Dr. Clarke, der im J. 1807 'Troia besuchte und 
‚die Hügel von Chiblak jenseits Neu-Ilion’s als die Stelle von Troia 
betrachtet, Rennell?), Mac Laren®); sodann Dodwell, Hunt, 
Hobhause, Forster u. A. Hier ist auch Leake zu erwähnen, 
dessen bedeutende Autorität uns die Pflicht auferlegt, die Haupt- 
punkte seiner Ansicht hervorzuheben. Er setzt das alte Ilion an die 
Stelle des jetzigen Bunarbaschi !) ; von Neu-Ilion sind nur noch die 
Fundamente der Mauern und wenige andere 'Irümmer sichtbar’). 
Es liegt auf einem Hügel, östlich von den Dörfern Kumkiti und 
Kalafätli6); Paleö Aktshi Kiti entspricht genau der ᾿Ιλιέων χώμη; 
welche Strabon 30 Stadien östlich von Neu-llion nach dem [46 und 
Dardanien hin setzt”); Yenishehr ist das alte Sigeion®) ; ein anderes 
Paleö-Kastro, nahe der Mündung des kleinen Bachs, der den aus 
dem Bache von Bunarbaschi abgeleiteten Canal aufnimmt, ist nach 
Leake wahrscheinlich die kleine, von Stephanus®) erwähnte Hafen- 
stadt Agameia 10); der Hügel, welcher sich über Bunarbaschi nach 
SO erhebt und in derselben Richtung von dem tiefen Thale des 
Menderes begränzt wird, bezeichnet die Stelle der von Plinius!!) 
erwähnten kleinen Stadt Skamandria 12). Die Identification der Gräber 
des Ilos, der Myrine, des Aisyetes u. s. w. bei Lechevalier bean- 
standet Leake'?), da nicht gesagt sei, dass alle diese Oertlichkeiten 
tumuli gewesen, oder, wenn sie es gewesen, dass nicht mehrere 
derselben durch den zerstörenden Einfluss der Zeit untergegangen 
seien. Dass der Bunarbaschi statt zweier, wie Homer will, eine Menge 
Quellen habe, spricht nicht gegen den Dichter, da jene Quellen an 
zwei verschiedenen, 200 Yards von einander entfernten Orten ent- 
springen und daher im poetischen oder selbst gemeinen Sprachgebrauch 
recht wohl als 2 Quellen bezeichnet werden konnten 1). Durch Er- 
wähnung einer warmen Quelle mochte der Dichter vielleicht den localen 
Präjudizen der Eingebornen schmeicheln wollen, welche bei einer der 
Quellen öfter aufsteigenden Dampf beobachtet hatten). Aus der 
Identification des Mender&s mit dem Skamandros entspringen nach Leake 


!) In den Edinburgh. transactions. Voll. IV. litt. class. 
2) Observations of the topography of the plain of Troy. Lond. 1514. 
3) Dissertation on the topography of the plain of Troy etc. Edinb. 1322. Vgl. 
Gött. gel. Anz. vom 15. Juli 1822. St. 112. 
#) Leake, journal οὗ ἃ tour in Asiaminor. London, John Murray. 1824. p. 277 ff. 
5) Das. p. 273. 
6) p. 275. ἢ p. 275. 8) p. 276. 9) s. v. Αγάμεια. 
10) p. 276. 
1) Nat. hist. V, 30 (δ 33) Sill: Est tamen et nunc Scamandria civitas parva ac 
MD passus remotum a portu Ilium immune. 
12) Leakea.a.O. p. 276. 13) Ὁ. 281. 14) p. 282, 15) p. 283. 284, 
Buchholz, Homerische Realien. Ia. 22 


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998 Asien. 


erhebliche Schwierigkeiten für die Annahme, dass Troia an der Stelle 
von Bunarbaschi liege!) ; es bleibe daher nichts übrig, als anzuneh- 
men, dass der Bach von Bunarbaschi der alte Skamandros sei, der 
dem vereinigten Strome seinen Namen gegeben, und dass der Theil 
des Menderes oberhalb des Zusammenflusses der Simoeis 5612). — Die 
Mündung des Skamandros, schliesst L. weiterhin, habe sich zur Zeit 
des troianischen Krieges nicht weit von dem heutigen Kum Kiui 
befunden, und der Bach von Bunarbaschi (oder Skamandros) habe, 
statt längs des Fusses der südlichen und westlichen Hügel hinzu- 
schleichen, die Ebene aus der Nähe von Erkessi in der Richtung nach 
Kum Kiui durchschnitten und sich mit dem Menderes oder Simoeis 
nach der Mitte der Ebene hin vereinigt, vielleicht unweit des heu- 
tigen Dorfes Kalafatli 3). 

Wie man sieht, leidet auch Leake’s Auffassung daran, dass er 
den Menderes zum Simoeis, und nicht zum Skamandros, stempelt. 

Nicht zu übersehen sind ferner die besonnenen Forschungen von 
Philipp Barker Webb). Er verwirft jedes System über 'Troas°), 
welches, allein auf Dichtungen und ihre streitigen Erklärungen be- 
gründet, mit augenscheinlichen Thatsachen und der Natur des Landes 
im Widerspruche stehe; heutzutage auffinden zu wollen, was schon 
seit 2000 Jahren verloren sei, sei ein eitles Vorgeben; ın zweifel- 
haften Dingen gelte ein hoher Grad von Wahrscheinlichkeit eben so 
viel wie moralische, nicht mathematische Gewissheit; man müsse 
daher die Zweifelsgründe gegenseitig abwägen, und diejenige Seite, 
welche weniger habe, sei unserer Zustimmung sicher. 

Barker Webb’s Ansichten sind Resultate autoptischer Beobach- 
tung und eines längeren Aufenthalts in Troas, als ihn die meisten 
übrigen Troiareisenden sich zugemuthet haben. Er bereiste im J. 1819 
in Gesellschaft zweier junger Engländer, welche ihn bei seiner Ex- 
pedition thätig unterstützten, einige Provinzen des osmanischen Reichs 
und gelangte in der Mitte Septembers desselben Jahres über den Hel- 
lespont nach Troas.. Wir lassen hier seine Hauptresultate folgen, 
und zwar nach den Mittheilungen von Schirlitz®). 

Der jetzige Kasdagh ist nach B. Webb der Ide (der Kotylos oder 
Gargara des Demetrios); die Dardanellen identifieirt er mit dem 


1) p. 284. 2) p. 290. 3) p. 296. 297. 

ἢ Untersuchungen über den ehemaligen und jetzigen Zustand der Ebene von 
Troia. Aus dem Italienischen übersetzt von Dr. Heinr. Hase, Inspector der königl. 
Antikensammlung und des Münzcabinets in Dresden. Nebst der Karte von Troas. 
Weimar, 1822, 

5) Das. S. 48. 

6) S. v. Ilium in Ersch und Gruber's Encyel. S. 180 und 181. 


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ontos, während er die Vorgebirge Aianteion und Rhoiteion 
Je-Tepe und Frank-Kevi findet. Dreissig Stadien von da gegen 
" Süden liegt das Vorgebirge Sigeion und das Achilleion, wo jetzt das 
Cap ER zu finden ist. Von hier aus bestimmt er die verschie- 
denen Tumuli und giebt zuletzt mit grosser Behutsamkeit an, wo 
ungefähr das homerische, das alte und neue Ilion gestanden haben 
möge. Nach ihm ist Tschiblak-Kevi der pagus Iliensium oder das 
sogen. alte Ilion; Palaio Califatli, weiter südlich, bezeichnet er als 
die Stätte Neuilion’s, und in die Mitte zwischen beiden setzt er das 
homerische Tlion. Den Menderes endlich identificirt er mit dem Ska- 
mandros, den Dombrik (Ghiumbrek) mit dem Simoeis. — Die von 
Barker Webb aufgenommene Karte erklärt sein Uebersetzer Hase für 
die beste über den Schauplatz der Ilias. 

Ueber Schubert’s Reise in den Orient in den Jahren 1836 
und 1837, welche auch die Küste von Troas berührte, kennen wir 
nur die Notiz von Schirlitz!), dass eine kurze Nachricht über die- 
selbe, welche -sich in der Frankfurter Oberpostamtszeitung?) finde, 
erst einen Vorgeschmack von derselben gegeben habe. 

Zum Schluss dieses ὃ erwähnen wir noch v. Richter), der 
auf seinen Reisen im Orient auch Troia berührte. Nach ihm be- 
zeichnet Bunarbaschı die Stelle von Ilion; der Menderes ist ihm der 
Simoeis®;, Ballidaghi Pergamos°); an der Stelle des heutigen Eski 
Stambol stand einst Alexandria Troas ®). 


8 87. 
Fortsetzung. 


Wir gehen zu den topographischen Forschungen und Schriften 
der neuesten Zeit über, zunächst zu der neuesten Beschreibung der 
troianischen Ebene von Acland mit beigefügter Karte”). Die letztere ist 
vom Hügel des Aisyetes aus aufgenommen) ; den Bunarbaschi-T'schai 
identificirt er mit dem Skamandros®), den Mender&s mit dem Simoeis 10), 
den Giumbrek-Su mit dem 'Ihymbrios !!); 'Tsschiblak bezeichnet die 


1) Ersch und Gruber's Encyel, s. v. Ilium. 

2) No. 276. u. f. Oct. 1837. 

3) Otto Friedrich von Richter, Wallfahrten im Morgenlande. Aus sei- 
nen Tagebüchern und Briefen dargestellt von Ewers. Berlin, 1822. G. Reimer. 

4) Das. 5. 459. 5) S. 460. 6) 462. 

ἢ Henry W. Acland, the plains of Troy. Illustrated by a panoramic drawing 
taken on the spot; and a map constructed after the latest survey. Oxford, James 
Wyatt and son. 1839. 

8) Das.p: 7. ὑ" 9 p. 31. 10) p. 32. 11) p. 33. 
Ἶ 3.9. Ὁ 


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940 Asien er 2 


Stelle von Neu-Ilion, Bunarbaschi die von Ilion!). Wie Acland die = 
übrigen Punkte bestimmt, haben wir bereits oben gelegentlich er- 
wähnt. 
Aus dem Jahre 1838 ist die Entdeckungsreise des Engländers 
Charles Fellow zu erwähnen, deren Resultate er in einer um- 
fangreichen Schrift?) veröffentlicht hat. Derselbe durchstreifte einen 
grossen Theil Kleinasiens und besuchte Landstriche, welche vor ıhm 
noch kein europäischer Reisender betreten hatte. Er richtete seine 
Aufmerksamkeit vorzugsweise auf die Antiquitäten und fand deren 
namentlich in dem Landestheile, welcher dem alten Lykien ent- 
spricht, eine so bedeutende Menge, dass er im Jahre 1840 eine 
zweite Reise dorthin unternahm, welche ebenfalls eine reiche Ausbeute 
lieferte. Seine Bemerkungen über die Trümmer alter Städte, über 
architektonische und Kunst-Denkmäler und die von ihm sorgsam 
eopirten Inschriften werfen ein helles Licht auf die alte Geographie 
und Culturgeschichte dieses Theiles des alten Griechenlands. Auf 
seinen Reisen besuchte Fellow auch Troas. In dem Dorfe Buna- 
bassy, sagt er, seien einige Ueberreste aus früherer Zeit zum Bau der 
Hütten verwandt; man finde aber nichts, was darauf deute, dass 
hier eine auch nur kleine Stadt gelegen habe; dieses Dorf, welches 
die Europäer Alt- Troia nennen, liege am Ausgange einer Kette, 
die mit 2 Bergen endige, zwischen denen der Fluss in die Ebene 
hinabfliesse, die sich etwa 15 (engl.) Meilen bis zum Meere hin aus- 
dehne; auf einen dieser Berge sei er hinaufgeritten, um nach den 
Spuren dieser Stadt zu suchen, die nach denjenigen, welche die 
Ansicht verfechten, dass das alte Troia hier gelegen habe, auf diesem 
sich finden müsste; bei den Landeseinwohnern heisse dieser Hügel 
Bollhu-Tepe, zuweilen auch die Höhen von Bunabassy; auf dem 
Gipfel eines Hügels, der aber für eine Stadt sehr klein sei, habe er 
zwei Haufen locker auf einander gehäufter Steine bemerkt, von denen 
es fraglich bleibe, ob sie von Natur oder durch Kunst zusammen- 
geschichtet seien; weder auf dieser, noch auf den benachbarten An- 
höhen habe er nur einen einzigen Quaderstein oder eine sonstige 
Spur alter Kunst gefunden; und das solle die Stätte des alten Troia 
sein!?) Die poetische Vorstellung, bemerkt er weiterhin, die man 
sich von der troischen Ebene mache, wo die homerischen Helden 
gekämpft, werde häufig gestört, wenn man durch das flache, san- 


2) Charles Fellow, Excursion in Asia minor. p. 66 ff. (In deutscher Bearbei- 
tung von Dr. Julius Theodor Zenker: Ein Ausflug nach Kleinasien und Ent- 
deckungen in Lycien. Von Ch. F. Leipzig, Dyk’sche Buchhandlung. 1853. S. 37 ff.) 

3) Fellow, Excursion etc. p. 68. 69. (S. 38 der deutschen Uebers.) 


u 


Die einzelnen Gebiete von Troas. 341 


dige und sumpfige Land komme und dessen jetzige Bewohner sehe: 
Büffel, die bis an den Kopf im Schlamm stecken, Reiher, die ın 
den seichten Bächen ihr Futter suchen, und Frösche, deren Stimme 
bald wie Kindergeschrei, bald wie Hundegebell oder Taubengegirre, 
bald wie das Aechzen der Raben erklinge und eine Harmonie her- 
vorbringe, die fast so angenehm sei, wie das Gezwitscher der Vögel ; 
an den Ufern oder sandigen Stellen finden sich zahlreiche Schild- 
kröten !). 

Nach Forbiger liegen die Ruinen Neu-Ilion’s auf einem Hügel 
östlich von den Dörfern Kum-Kiui und Kalafatli-Kiui, 5 engl. Meilen 
von Kum-Kale und 3 von der nächsten Küste; von Alt-Ilion, das 
ihm in der Gegend von Bunarbaschi gelegen zu haben scheint, finden 
sich nach ihm gar keine Spuren mehr). 

Im Jahre 1839 unternahm Forchhammer, Professor an der 
Universität Kiel, mit dem Capitain Graves, Befehlshaber des Beacon, 
eines Vermessungsschiffs der grossbritannischen Marine, vom Peiraieus 
aus eine Reise nach Troia. Capitain Graves hatte mit Bewilligung der 
Admiralität sich die Aufgabe gestellt, ausser dem Meere und der 
Küstenlinie auch die Ebene selbst sorgfältig vermessen und von der- 
selben eine genaue Karte entwerfen zu lassen. Die Aufgabe der 
Vermessung war dem Lieutenant (damals Mate) der grossbritanischen 
Marine, Spratt, zugefallen, während Forchhammer es übernahm, zur 
Erläuterung und Ergänzung der Karte eine Schrift zu verfassen. Bei- 
des, Schrift und Karte, wurde im Jahre 1850 veröffentlicht 3). 

Forchhammer schildert in seiner commentirenden Schrift zunächst 
eingehend die hydrographischen Verhältnisse), sodann das 
Erdreich5) und die atmosphärischen Verhältnisse‘) der 
troianischen Ebene, woran sich weiterhin eine Darstellung ihrer 
Flüsse und Gewässer knüpft’). Von den physischen Verhält- 
nissen der Ebene geht der Verfasser zu den Werken der Menschen- 
hand über, insofern noch Spuren derselben vorhanden sind. Dahin 
gehören 3 grosse künstliche, zum Behuf der Entwässerung angelegte 
Canäle°), sodann die 10 Tumuli (bei den Türken Tepe), die nach 


F. einer sehr frühen Zeit angehören 5), und die Reste der alten Städte 


ἢ Fellow, Exc. p. 75. (S. 41 der deutschen Uebers.). 

2) Handbuch der alten Geographie. Bd. II, S. 149 ἢ. 

3) P. W. Forchhammer, Beschreibung der Ebene von Troia. Mit einer 
Karte von T. A. B. Spratt, Lieutenant in der königl. grossbrit. Marine. Frankfurt 
a. M. Druck von Heinrich Ludwig Brönner. 1850. Vgl. auch Forchhammer 
im Journal of the Royal geographical Society. Vol. XII. 1842. 

4 Forchhammer, Beschreib. etc. S. 1—7. 

3) 8. 7£. 6) S.8. 8.9. 8) 8. 20. 

9 δ. 20 ff. 


342 Asien. 


und Ortschaften ἢ. Die Resultate, zu denen der Verf. schliesslich 
gelangt, sind folgende: Der Bunarbaschi-Su ist der Skamandros des 
Homer; seine Quellen sind die X 149 ff. beschriebenen?) ; der Men- 
deres ist mit dem homerischen Sımoeis identisch; was Choiseul Gouf- 
fier und Andere von dem veränderten Bette des Simoeis berichten, ist 
durchaus irrig?); die Stätte von Ilion, welches ohngefähr an der Stelle 
des heutigen Bunarbaschi lag, und der Akropolis Pergamos wird dureh 
die Quellen des Skamandros und die vorhandenen Ruinen bestimmt ἢ ; 
der Dumbrek-Tschai ist der alte Thymbrios, ‚der Kimar der Andrios, 
die ganze Gebirgsgegend an der rechten Seite des Simoeis die Dar- 
dania.. Die Ebene in ihrer jetzigen Beschaffenheit ist 
nach F. in allem Wesentlichen das alte Reich des Pria- 
mos und der Kampfplatz des Hektor und Achilleus;), 
Der Verf. wendet sich also, wie man sieht, entschieden wieder dem 
Systeme Lechevalier’s zu. 

Auf die Topographie von Troia geht ferner auch Braun in 
seiner Schrift “über Homer und sein Zeitalter’ ®) ein. Er verwirft 
die Meinung derer, welche das Achilleion für ein Kenotaphion des 
Festus halten ; Homer selbst habe ohne Bedenken das Grab des Achil- 
leus darin erblickt?) ; auch sei es irrig, Troia 3 oder 4 Stunden auf- 
wärts an dem oder jenem Ende des Skamandros anzusetzen; eine 
Stadt auf so geniale Entfernung belagern zu lassen, sei selbst für 
Heroenzeiten zu viel®); der Skamandros mit dem Simoeis habe früher 
eine östlichere Mündung gehabt; die ganze Bucht zwischen den beiden 
Vorgebirgen Rhoiteion und Sigeion, wie sie zu Homer’s Zeit gewesen, 
sei verschwunden, und das sandige Feld habe sich noch weit hinaus 
in die Mündung des Hellespontos geschoben; es trage auf seiner Ecke 
das Dardanellenschloss Kum-Kale, das selbst im Sande schier um- 
komme °); das Grab des Achilleus habe nun das ganze Sandfeld vor 
sich; der Simoeis, früher Nebenfluss des Skamandros, münde jetzt 
eine Stunde ostwärts bei Aias’ Grab am Rhoiteion in den Hellespon- 
tos 10); der Skamandros wälze noch immer seine tiefen Wirbel unter 
dichtem Baumwuchs von Ulmen, Pappeln und 'Tamarisken daher; 
das Grab des Ilos dürfe man in dem Hügel auf der Brust des Feldes, 
die von der Ueberschwemmung nicht erreicht werde, auf dem Throsmos 


1) S.22f. 

2) S. 25. Vgl. Forchhammeri de Scamandro Commentatio. Kieler Michaelis- 
Programm. 1840. j 

3) 5. 27. 4) 8. 27. 5) 8. 28, 

6) Dr. Jul. Braun, Homer und sein Zeitalter. Eine Skizze. Als Dissertation 
für akademische Habilitation der philosophischen Facultät in Heidelberg eingereicht. 
Heidelberg. Buchdruckerei von Georg Mohr. 1852. 

1.87. 8) 8. 8. 98.8. 10) 8.9. 


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᾿ Die einzelnen Gebiete von Troas. 3 
" . 


des Homer erkennen; Neu-Ilion sei das homerische Ilion ; zahlreiche 

kleine weisse Marmortrümmer auf dem dürren, distelbewachsenen 
Hügel seien die letzte Spur der oft erneuten Stadt; stelle man sich 
Alt-Troia mit kyklopischen Mauern und Thürmen vor, so habe man 
nur aus Homer’s Worten das Recht dazu; vorhanden sei nichts mehr, 
aber Homer habe ihre Trümmer noch durchwandert; das Grab des 
Aisyetes, von dem aus man Troia aus den Angeln zu heben und 
unsichtbar nach hinten zu verpflanzen versucht habe, sei vermuthlich 
vom Skamandros mitgenommen; wie Strabon behaupten könne, Tlion 
sei unumlaufbar, sei unbegreiflich !) ; der Verf. sei bereit, es im Ga- 
lopp zu umreiten, wenn der Tag nicht so heiss wäre; das ganze 
Alterthum erkenne Ilion (Neu-Ilion) als Troia an; Alles spreche dafür, 
dass Homer diese Orte betreten und studirt habe 2); er habe seine 
Helden auf dieses Feld berechnet, und der Plan der Ilias beruhe 
auf der Beschränktheit dieses Raumes; wir hätten keine Ilias, wenn 
Ilion nicht Troia wäre; Alles passe, wenn llion Troia sei; Nichts 
passe und jeder Wühlerei sei Thür und Thor geöffnet, wenn man’s 
anderswo dulde; wenn das Feld um 3 Stunden länger würde, so 
würde Homers Kraft um so viel schwächer, und er hätte keine oder 
eine andere Ilias geschrieben?). 

Im Jahre 1864 veranstaltete der Consul des östlichen Griechen- 
lands, v. Hahn, Ausgrabungen bei Bunarbaschi, über welche er 
in zwei Sendschreiben an Georg Finlay Bericht erstattet®). Am glück- 
lichsten war derselbe, wie er sagt, in der Blosslegung der Umfas- 
sungsmauern der Akropolis, indem er ein nach dem ältesten kyklo- 
gischen Baustile construirtes Mauerstück entdeckte; diese Reste der 
Südmauer betrachtet er als die ältesten Theile der Umfassungsmauer’). 
Weniger glücklich waren seine Untersuchungen des Plateaus der Akro- 
polis, wo sich ein Wirrsal von Fundamenten fand, die man erst weg- 
räumen musste, um auf die Werke älterer Zeit zu kommen. Nur 
auf der hart am Westaufgange gelegenen Kuppe der Akropolis fanden 
sich die Substructionen alter Bauten®). Von der Westseite der 
Umfassungsmauer, welche nach dem Verf., als dem einzigen bequemen 
Aufgange der Akropolis zugewandt, weitaus die wichtigste gewesen 
sein muss, gelang es nur einen Theil der Bastionen aufzufinden’”?) ; 
die Nomenclatur für ihre einzelnen Punkte bieten dem Verf. die 


1) S.9. 2) 8.10. 3) 8.11. 

ἢν. Hahn, k. k. Consul für das östliche Griechenland, die Ausgrabungen auf 
der homerischen Pergamos. In zwei Sendschreiben an Georg Finlay, K. R. Ὁ, in 
Athen. Leipzig, Engelmann. 1865. 

SSD)as. 8. 12, 

8) 5. 13. N 8.19. 


344 er 


Namen der neuesten namhaften Forscher (Welcker-Vorsprung, Ger- 
hard-Mauer,, Spratt-Terrasse, Curtius-Mauer, Choiseul-Sporn, Leche- 
valier-Viereck u. 5. w.) ἢ). Inschriften, Säulenknaufe oder sonst künst- 
lich behauene Architekturstücke fanden sich bei den Ausgrabungen 
nirgends, Münzen nur in geringer Zahl, die Baron v. Prokesch in 
das 2. und 3. Jahrhundert vor Chr. Geb. setzt, woraus der Schluss 
gezogen wird, dass der hier bestandene feste Ort zur Römerzeit und 
später unbewohnt gewesen sei, während die Mauern auf der Süd- 
westecke von Balidag (so heisst der von Pergamos gekrönte Fels- 
hügel) es wahrscheinlich machen, dass jener feste Ort in die vor- 
historische oder homerische Zeit hinaufreicht?). Der Menderes ist dem 
Verf. mit dem Skamandros identisch und bildete den Burggraben der 
Akropole, indem er sie in engem Bogen gegen Süden, Osten und 
Norden umfloss?), während der Quellfluss des Bunarbaschi ihm der 
alte Simoeis δύ ἢ). 

Die Untersuchungen des Verf. haben einen Winkel ergeben, 
innerhalb dessen das homerische Troia gelegen haben muss: die Spitze 
desselben bildet Pergamos auf dem heutigen Balidag, seinen Ost- 
schenkel das Bett des Menderes und seinen Westschenkel das von 
der Höhe zu den Quellen laufende Thal’); der Hügel, welcher jetzt 
Garlik heisst, ist die homerische Batieia und beseitigt dem Verf. 
jeden Zweifel, dass das homerische Troja auf dem Gebiete von Bu- 
narbaschi zu suchen sei; eine andere Frage aber sei, ob hier je eine 
so bedeutende Stadt wie Homer’s Ilios gestanden habe, da trotz alles 
Nachsuchens die Oertlichkeit, in welche die Ilias ihr Troia verlege, 
nicht die geringste Spur von der ehemaligen Existenz einer grossen 
Stadt aufweise; ausser den Grabhügeln finde sich kein Kennzeichen 
einer menschlichen Niederlassung, nicht einmal antike 'Thonscherben 
und Ziegeltrümmer; überall sei der Boden naturwüchsig, von keiner 
Menschenhand berührt®). (In ähnlicher Weise wie der Verf. läugnete 
schon Bryant, wie oben bemerkt, die wirkliche Existenz von Troia 
und den Zug nach Troia als Factum.) Der Verf. gehört zu denen, 
welche den Sagen der Ilias, wie jeder ächten Sage, als Phantasie- 
erzeugnissen, jede geschichtliche Bedeutung absprechen’). Die Sagen 
der Ilias sind ihm die hellenischen Formen arischer Ursagen, die 


1) 8.20 Ε΄ 21.8593. 24, 

3) $. 25. Die vom Verf. kurz vorher erwähnten Forschungen des dänischen 
Archäologen Bröndsted, der ebenfalls das homerische Troia in die Oertlichkeit 
von Bunarbaschi verlegt, sind mir anderweitig unbekannt. Ich erwähne sie indess 
hier der Vollständigkeit wegen. 

4). 8.6. 5) 3. 32. 6) 8. 33. 34. 

ἡ 8. 34. 


Die einzelnen Gebiete von Troas. 345 


Sonden Hellenen bei ihrer Trennung vom Mutterstamme zugleich 
mit der Sprache in ihr Sonderdasein mitgenommen wurden, sie auf 
ihrer Wanderung nach Westen begleiteten und sich endlich in der 
troischen Ebene frisch ansiedelten 1). Seine Ansicht über das Ver- 
hältniss der Topographie der Ilias zur Realität fast der Verf. schliess- 
lich in folgende These zusammen: “Der Sänger oder die Sänger der 
Ilias schmiegten die in der Troade angesiedelten hellenischen Formen 
arischer Ursagen den dortigen Ortsverhältnissen an und erkannten 
in der Oertlichkeit des heutigen Bunarbaschi und Balidag die Stellen, 
wo das Troia und Pergamos der Sage einst gelegen waren’. Diese 
Ansicht, fügt der Verf. hinzu, berechtige zu dem Wahrscheinlichkeits- 
schlusse, dass die Form, in welcher uns die llias erhalten sei (im 
Gegensatze zur Odyssee) , im Wesentlichen aus der Troade selbst 
herstamme?). 


8 88. 


Fortsetzung. 


Unter den topographischen Forschern der neueren Zeit erwähnen 
wir ferner v. Eckenbrecher, Welcker, Ulrichs und Hasper, 
die wir hier zusammenstellen, weil der letztere in seiner Schrift 
gegen die ersteren Polemik übt. 

v. Eckenbrecher?), dem im Ganzen Welcker beipflichtet, 
behauptet, Neuilion habe die Meinung des ganzen nachhomerischen 
Alterthums für sich, wogegen Hasper energisch protestirt?). Die An- 
sicht Lechevalier’s sucht v. E. als irrthümlich zu erweisen; nament- 
lich sagt er von den Skamanderquellen, dass nur ein geringer 
Temperaturunterschied zwischen ihnen stattfinde?). Er sucht zu 
zeigen, dass der Menderes der Skamandros sei, und meint, dass 
alle Umstände, wie auch alle homerischen Epitheta, für diese Be- 
hauptung sprechen; der Menderes werde durch 2 oder 3 Flüsse ver- 

stärkt; in ihn ergiesse sich der Kalifatli-Osmak und Dombrek ; das 
Bunarbaschi-Wasser habe keine hohen Ufer, — Behauptungen, welche 
Hasper für falsch erklärt®). Den ϑρωσμός verlegt v. Eck. auf einen 
unmittelbar an die Stadt stossenden Bergrücken; rücksichtlich des 
tumulus des Aisyetes ist er mit Ulrichs einverstanden (S. u.). 
Welcker’) hat sich wie Forchhammer wieder dem System 


1) 8. 35. 2) 5. 36. 

3) Ueber die Lage des homer. Ilion. Rhein. Mus. von 1643. S. 18 fl. 

ἢ Beiträge zur Topogr. der homer. Ilias. Progr. der Ritterakad. zu Branden- 
burg. 1867. S. 5 mit Anm. 1. 
5) v. Eckenbr. ἃ. ἃ. Ο. S. 20. 
6) Hasper ἃ. ἃ. Ο. 5. 24. 7) Kleine Schriften. Bd. II. 


346 Asien. 5 : ὟΣ Σ 


Lechevalier’s zugewandt und sucht dasselbe in seinen Hauptpunkten 4 
mit allen Waffen seiner Gelehrsamkeit und seines Scharfsinns zu 
halten. Den nach Homer aus den beiden Quellflüssen in der Nähe 
der Stadt sich entwickelnden Fluss nennt er Simoeis, obwohl er ein- 
gesteht, dass Homer ihn Skamandros nenne, was indess begreiflich 
werde, da der Simoeis ein Zufluss des Skamandros sei, in den er 
nach ungefähr 2 Drittheilen seines Laufs bis zur See sich ergiesse, — 
eine Auffassung, gegen die L. Hasper polemisirt!), und die er für 
eine ähnliche Begriffsverwechslung erklärt, wie wenn Jemand die 
Quellen der Saale zu denen der Elbe stempeln wolle, weil die Saale 
sich in die Elbe ergiesse; Welcker’s Irrthum, sagt H., rühre daher, 
weil er den alten Erklärern, die mit Strabon und den Neuiliensern 
den heutigen Menderes für den homerischen Skamandros halten, wie 
auch v. Eckenbrecher’s Gründen für diese Ansicht nicht widersprechen 
möge. Den tumulus des Aisyetes hält Welcker für die Kallikolone; 
derselbe vertheidigt die gewöhnliche Ansicht, dass der tumulus des 
Ais. der Ujek-tepe sei. 

Was ferner Ulrichs (weiland Prof. der Otto- Universität in 
Athen) 2) betrifit, so betrachtet er die strabonische χώμη ᾿ἰλιέων als 
Stätte Altilion’s und verlegt dieselbe nach dem heutigen Atzik -kioi; 
der Thymbrios ist ihm der Simoeis; die Ebene zwischen der Stadt 
und dem Schiffslager hat man sich nach ihm so gross als möglich 
zu denken; sie müsse, wie der ältere Philostrat?) sich ausdrücke, 
gross genug sein, um Asien gegen Europa in den Kampf zu stellen®); 
der Skamandros (d. i. der Simoeis) müsse dem Schlusse der 21. Rhap- 
sodie gemäss in beträchtlicher Entfernung von der Stadt fliessen (gegen 
diese Meinung spricht Welcker?)). Den Grabhügel des Aisyetes 
verlegt Ulrichs auf die niedrigere Verzweigung des Hügelrückens 
von Neuilion, welche, von diesem durch ein kleines, vonOnachW | 
sich erstreckendes, im Winter von einem Regenbach durchflossenes 
Thal getrennt, parallel mit diesem hinlaufe; der Hügel liegt nach E | 
ihm südlich von Neuilion auf dem äussersten Ende des erwähnten 
Höhenzuges (Bedenken dagegen erhebt Hasper®)). 

Wir gehen zu der Schrift Hasper’s?) über. Zunächst sucht 
der Verf. zu erweisen, dass weder Ilion noch die χώμη der Ilienser 


ı) Hasper a.a. O0. ὃ. 18: 
2) Ueber die Lage Troia’s. Rhein. Mus. 3. Jahrg. 1845. S. 579 ff. 
) Imag. 1, 1. 4) Ulrichs a.:a. O. S: 602. 
5) Kleine Schriften. Bd. II, p. LIX. 
6) Hasper, Beiträge. S. 37 ἢ, z 
?) Dr. Ludw. Hasper, Beiträge zur Topographie der homer. Ilias. Progr. 
der Ritterakad. zu Brandenburg. 1867. 3 


} Br Die einzelnen Gebiete von Troas. 347 
die unbestrittene Tradition des Alterthums für sich habe, dass viel- 
mehr das nachhomerische Alterthum, bis die öffentliche Meinung 
durch das Gebahren Alexanders und anderer bedeutender geschicht- 
licher Persönlichkeiten geblendet sei, der einmüthigen Ansicht ge- 
wesen, dass Ilion, einmal von Agamemnon zerstört, nicht wieder 
aufgebaut sei, und also die Prophezeiung Poseidon’s (H 452. 453) sich 
erfüllt habe; und dass auch nach Alexander die Ueberlieferung zwi- 
schen dieser Ansicht und der Neuilion günstigen mindestens getheilt 
gewesen sei!). — Einen Hauptanhaltspunkt für die topographische 
Bestimmung Ilion’s findet der Verf. in der homerischen Schilderung 
der warmen und kalten Quelle des Skamandros; zwei solche Quellen 
habe weder Neuilion noch Atzik-Kioi noch die χώμη ᾿Ιλιέων aufzu- 
weisen, wie auch Demetrios und Strabon (dieser wenigstens still- 
schweigend) und nicht minder von Eckenbrecher und Ulrichs zuge- 
stehen müssen; jener Beschreibung entsprechen einzig und allein die 
Quellen des Bunarbaschiwassers (denn die eine Quelle dampfe mit- 
unter, wesswegen der Volksglaube die eine als warm, die andere 
als kalt bezeichne); daher müsse die Höhe Baalih im Rücken des 
heutigen Dorfes Bunarbaschi der Sitz des alten Priamos sein?). Dass 
der linke von beiden Flüssen der Skamandros, der rechte der Si- 
moeis sei, dafür liege ausser dem Wortlaut der Verse X 147. 148 
die Anschauung der ganzen Ilias zum Beweise vor). Der Bunarbaschi- 
Su trage zu jeder Zeit Kähne von seiner Mündung am aigaiischen 
Meere bis an seine Quelle, während der Menderes den grössten Theil 
des Jahres hindurch auch für die kleinsten Kähne nicht schiffbar 
sei; daher könne der Menderes nicht für den "bei Weitem bedeutend- 
sten’ Fluss der troischeu Ebene gelten‘); die homerischen Epitheta 
des Skamandros, selbst das "des grossen Flusses’, seien nach Forch- 
hammer’s Bemerkung vorzugsweise auf den Bunarbaschi-Su anwend- 
bar, sobald man ihn nicht mit Rhein und Donau, sondern mit den 
Flüssen Griechenlands vergleiche’) ; eine deutliche Vorstellung von 
den Bildern der μάχη παραποτάμιος sei nur in Bezug auf den Bunar- 
baschi möglich; je tiefer und bedeutender der Menderes gedacht werde, 
desto weniger sei es denkbar, dass Achilleus darin festen Fuss zu 
Standkämpfen habe fassen können, während die Beschaffenheit des 
Bunarbaschi recht wohl solche Kämpfe in seinem Bette denkbar er- 
scheinen lasse®); durch die Epitheta Ilion’s (αἰπεινή, αἰπή, ἠνεμόεσσα, 
᾿ὀφρυόεσσα, πόλις ἄχρη und πόλις Axporarn) werde der Stadt eine be- 
deutend hohe Lage zugeschrieben, und Pergamon müsse noch über 


ἢ Das. 5. 1—12. 2) Das. S. 14—17. 3) Das. δ. 20. 
4 Das. S. 23. 5) 8. 23. 6) S. 24. 


ae ΑΝ el Ps = ΤΡ ΡΥ ΤΡ, 2 
a αν ΑΝ φ Bi AR 


348 Asien. 


dieselbe emporgeragt haben; dies passe nur auf Baalih, auf keinen Punkt 
sonst ἢ. Weiterhin heisst es: ein Intervall von kaum 2000 Schritten 


(so berechne v. Eckenbrecher die Entfernung Neuilion’s vom Lager 
der Achaier) könne nicht 100,000 (oder nach anderer Berechnung 
120,000) Griechen mit Rossen und Streitwagen fassen, noch für ihre 
kriegerischen Bewegungen Raum bieten; mit Recht sage Welcker?): 
“So im Raum eingeklemmt werden die Recken mit elfellenlangen 
Lanzen zu Zwergen und die Schilderung ihrer Thaten und zuweilen 
übermenschlichen Kräfte zur lächerlichen Uebertreibung’?); darum 
sei die Ansicht, Altilion habe an der Stelle Neuilion’s gelegen, ent- 
schieden zu verwerfen, da auf dem engen Raum zwischen letzterem 
und dem Lager der Achaier die Entfaltung wunderbarer Kraftäusserung 
nicht möglich 5615); endlich spreche für Baalih auch die Festigkeit 
und Schönheit dieses Punktes, die dann vom Verf. weiter geschildert 
wird; ein solcher Punkt sei in der That zum Herrschersitz für ein 
mächtiges Königsgeschlecht geeignet’). 

Was sodann die Bestimmung einzelner Punkte bei H. betrifft, 
so bemerken wir Folgendes. Das Lager der Achaier liegt nach ihm 
zwischen den Vorgebirgen Sigeion (im W) und Rhoiteion (im O), 
wofür auch das Grabmal des Aıias, der die äusserste Linke der 
Griechen beim Rhoiteion, und das des Achilleus, der die äusserste 
Rechte beim Sigeion behauptet habe, noch redende Zeugnisse seien ; 
die deutsche Meile, welche demnach die Schiffslinie eingenommen 
habe, sei für 1200 (genauer 1186) Schiffe in der That nicht zu gross®). 
Die Batieia, meint H., sei, da die erste Schlacht zwischen dem 
Skamandros und Simoeis geliefert sei, in dieser Richtung zu suchen; 
passend würde etwa die kleine Anhöhe dafür gehalten, die nach 
Welcker’) am Eingange der langen Ebene zwischen den Quellen 
des Bunarbaschiwassers und dem durch die Felsenschlucht hinter ihr 
sich durchdringenden Menderes liege; auch zu Strabon’s Zeiten sei 
die Batieia in der skamandrischen Ebene gezeigt; für die Kalliko- 


lone nehme man am passendsten einen erhöhten Punkt an der Hügel- 


reihe an, welche längs der Westküste hinstreiche, und zwar südlich 
von Jenischer, etwa an der Stelle, wo Forchhammer das alte Sigeion 
vermuthe; denn einerseits müsse die Kallikolone in gleicher Linie 
mit dem ϑρωσμὸς πεδίοιο gelegen haben, andererseits aber in der 
Nähe des Simoeis, an dessen Ufern Ares hinlaufe, um zu ihr zu ge- 


1) S. 26. 2) Kleine Schriften. Bd. II, p. XXVI. 
3) Hasper a.a. O.S. 28. 4) Das. δ. 29. 
5) S. 30. 6) Κ΄. 33. 


ἢ Kleine Schriften. Bd. II, p. LI. 


A 


a nn nn 


A u re Ρν 


Sa ke Fa ERS , rc . 
a Die einzelnen Gebiete von Troas. 349 


ἢ, Der ϑρωσμ. πεδίοιο werde durch eine Linie bezeichnet, die, 
ittelbar unter dem Zusammenfluss des Bunarbaschiwassers und 
_ des Menderes anhebend, zunächst dem Bunarbaschi parallellaufend, 
: dann sich hinüberwende nach der Stelle, die Forchhammer auf seiner 
Karte als das alte Sigeion bezeichne; dort liegen noch heute viele 

grosse und unregelmässige Kalksteinblöcke, die nach Forchhammer’s 

Vermuthung wahrscheinlich von einer Befestigungsmauer herrühren ?). 

Rücksichtlich des Aisyeteshügels stimmt H., indem er der Autorität 
-Strabon’s folgt, mit Ulrichs überein (s. ὁ.) 3); das Grabmal des Ilos 

werde durch K 415 ziemlich genau bestimmt; aber es scheine durch 

die Ueberschwemmungen der Ebene zerstört zu sein, da kein neuerer 

Reisender es habe auffinden können®). Der ἐρινέος, den man für 

nichts Anderes als einen uralten grossen Feigenbaum zu halten 

brauche, sei nach Z 433 sehr nahe bei der Stadt’); die φηγός end- 
lich sei keine Buche, sondern eine Valonaeiche, und stehe nach 

Z 237 und A 170 dicht am skaiischen Thore®). 

Hier sei auch noch die Schrift des Neugriechen Constantin 
Koliades’) erwähnt, der den Odysseus als Urheber der Ilias und Odys- 
see zu erweisen sucht und auch die Topographie Ithake’s und Troia’s in 
den Kreis seiner Betrachtung zieht. Nachdem er die Ansicht Leake’s 
über die Identität der Ebene des Menderes mit dem Schlachtfelde der 
Ilias, wie auch die Meinung Wood’s, mitgetheilt hat‘), bemerkt er, 
dass solche Autoritäten keinen Zweifel mehr gestatten, dass der Verf. 
der Ilias, wer er auch sei, die troische Ebene autoptisch genau studirt 
habe; man müsse annehmen, dass er entweder in Agamemnon’s Heere 
sich befunden, oder einige Jahrhunderte später vom Cap Sigeion oder 
von Pergamos aus den Plan der Ilias entworfen habe, um seine 
Episoden allen Oertlichkeiten der Ebene anpassen und in seinem 
Epos den Schauplatz der Kämpfe durchaus topographisch wahr schil- 
dern zu können; im zweiten Falle müsse man aber auch annehmen, 
dass der Verf. der Odyssee sich lange in Ithake aufgehalten habe, 
um auf dem Gipfel des Neriton oder Koraxfelsens den Plan zur Odys- 
see zu entwerfen: credat Judaeus Apella, fügt der Verf. hinzu; daher 
sei es zweifellos, dass der Urheber beider Gedichte sich im Heere 
Agamemnon’s befunden habe. Der Verf. bespricht dann seine ferneren 


ἢ Hasper.a.a. 0. 8. 95. 

2) Forchhammer, die Ebene von Troia. S. 23. Hasper ἃ. ἃ. Ὁ. S. 36. 

3) Hasper ἃ. ἃ. Ὁ. 5. 37. 

4) Das. S. 38. 5) Das. S. 38. 39. 6) S. 39. 

7) C. Koliades (prof. dans l'universite ionienne), Ulysse-Homere. A Paris, 
chez de Bure Freres, 1829. 

8) Das. p. 78. 19. 


350 Asien. 


autoptischen Beobachtungen von Paphlagonien bis Lykien, in Aegypten, r 
auf den Inseln des aigaiischen Meeres und dem griechischen Con- 
tinent und gelangt schliesslich zu dem Resultate, dass nur Odys- 
seus der Urheber der Ilias und Odyssee sein könne). 


δ 89. 
Schluss. 


Schliesslich erwähnen wir noch des neuesten autoptischen For- 
schers, Heinrich Schliemann, der, nachdem er schon vorher 
bedeutende Reisen in Europa und dem Orient gemacht hatte, im 
Sommer 1868 Korfu, Kephalonien, Ithake und auch die Küste von 
Troia besuchte und die Resultate seiner Beobachtungen in einer 
selbständigen Schrift niederlegte?), deren wesentlichen Inhalt wir 
hier mittheilen wollen. 

Schliemann schildert Bunarbaschi als ein elendes, schmutziges 
Dorf mit 23 Häusern, unter denen 15 von Türken, 8 von Albanesen 
bewohnt seien). Die Quellen in dessen Nähe, deren er 34 zählte, 
sind nach ihm nicht die homerischen Skamandrosquellen; sie heissen 
bei den Albanesen Kirk-Giös (40 Augen) und bilden den Bach Bu- 
narbaschi-Su, der mehrere Mühlen {τοι ἢ. Dieser Quellenbach ist 
dem Verf. nicht der homerische Skamandros, da er viel zu unbe- 
deutend sei, sondern der jetzige Menderes ist mit diesem identisch 8), 
während Schl. den Simoeis in dem heutigen Dumbrek-Su (auf 
mehreren Karten Thymbrios) erkennt®). Auf den Höhen von Bu- 
narbaschi fand Schl. nicht die geringsten Spuren einer alten Stadt”); 
die einer kleinen Stadt entsprechende Baustelle am Fusse der Höhen 
von Bunarbaschi gehört nicht Gergis, welches vielmehr auf den 
Höhen von Chiblak, ungefähr dem Dorfe Halil-Eli gegenüber, zu 
suchen ist, sondern wahrscheinlich Skamandria an®). Die Aus- 
grabungen auf den Höhen von Bunarbaschi lieferten nicht die ge- 


ἢ p. 82 ff. 

2) Ithaka, der Peloponnes und Troia. Archäologische Forschungen von H. Schlie- 
mann. Nebst 4 Lithographieen und 2 Karten. Leipzig, Commissions-Verlag von 
Giesecke und Devrient. 1869. Angezeigt von Giseke im philol. Anzeiger von 
v. Leutsch. Bd. II, Heft 1 (1870). 8. 38 ff.; mit viel Anerkennung besprochen in 
der Beilage zu Nr. 254 der Neuen Preussischen (Kreuz-)Zeitung vom 30. October 
1870. Dasselbe Buch ist auch in französischer Sprache erschienen: Paris, Rein- 
wald. 1869. 

3) Schliemann, Ithaka u. s. w. 8. 125. 

4) 8. 128. 5) S. 129 ff. 6) 5. 139 ἢ ἡ 8. 141 ἢ 

8) 8. 148 f. Plin. nat. hist. V, 30, 33 Sill.: Est tamen et nunc Scamandria eivi- 
tas parva etc. 


Die einzelnen Gebiete von Troas. 


‚Spur von Ziegeln und Töpferwaaren oder sonstigen Anzeichen, 
‘der Ort je bewohnt gewesen, so dass der Werk eidlich be- 
“kräftigen kann, dass hier nie eine Stadt existirt habe); auch die 
örtlichen und Entfernungs-Verhältnisse, mit den ae der Ilias 
eombinirt, beweisen ihm, dass Troia nicht auf den Höhen von Bu- 
narbaschi gelegen haben könne. Die Entfernung vom griechischen 
Lager bis Troia kann nach Schl. nur sehr gering gewesen sein und 
muss weniger als 5 Kilometer betragen haben, während Bunarbaschi 
14 Kilometer vom Vorgebirge Sigeion entfernt 1502). Der kleine Fluss 
Kimar-Su ist ihm der alte T'hymbrios; die Stadt Thymbre mit dem 
apollinischen 'Tempel lag bei dem Pachthofe Batak; hier ist der Boden 
mit Scherben bedeckt; zahlreiche Mauerreste finden sich, und die Aus- 

_  grabungen in der von Frank Calvert entdeckten Todtenstadt haben eine 
Menge mit künstlerischer Vollendung gearbeiteter Urnen geliefert 5). 
Der Boden der troischen Ebene besteht nach Schl. aus fetter Thon- 
erde, die die Ebene umgebenden Felsen aus sandigem Kalkstein; 
das Klima ist hier ungesund, und die Sümpfe dünsten pestilenzialische 
Miasmen aus®). Diese Sümpfe waren schon im Alterthum vorhanden, 
und nahe bei Troia’s Mauern fand sich ein solcher’). Die Hochfläche 
von Neu-llion (jetzt Hissarlik, d. h. Palast) ist mit Trümmern besäet ὅ) ; 
sie ist nach Schl. als die Stätte des alten τοῖα zu betrachten’). Nach 
der Tradition der Neu-llier, sagt er, sei Alt-Troıa niemals ganz zer- 
stört oder verlassen); im heroischen Zeitalter seien alle Häuser, 
selbst die Schweinställe des Eumaios, kyklopische Bauwerke gewesen, 
daher eine Stadt wie Troia nicht spurlos untergehen könne); das 
ganze Alterthum habe nicht den geringsten Zweifel über die Stelle 
Troia’s und der Burg Pergamos gehegt, namentlich auch Alexander 
der Grosse nicht 19); der griechische Naustathmos und das griechische 
Lager müssen sich nach den Berichten Homer’s über die Märsche 
beider Heere zwischen Sigeion und der Mündung des Skamandros 
befunden haben; diese Entfernung betrage jetzt 1,720 Meter, sei 
aber zur Zeit des Troerkrieges, wie gewisse Spuren eines alten 
Flussbettes zeigen, nur gleich etwa 2 Kilometern gewesen 1). Der 
Verf. sucht dann darzuthun, dass die Entfernung zwischen dem 


ἡ S. 152. 2) S. 152—158. 3) 8. 161. 
ἢ 8. 163. 5) Vgl. 472-475. 6) 8. 164. 
ἢ S. 165. Mit dieser Ansicht Schliemann’s stimmen auch C. Mac Laren (dis- 


sertation on the topography of the Troian war. Edinburgh, 1822) und v. Ecken- 
brecher (im rhein. Museum. N.F. 2. Jahrg. S. 1 ff.) überein, indem sie die Iden- 
tität Hissarlik’s mit Troja anerkennen. 

8. Schliemann,- Ithaka u. s. w. $. 166. 167. 

9) Das. 8. 170 f. 10) 5. 171 Ε΄. 1 S. 176, 


ὦ στὴν, an a ἔῃ -" ρ .- Ft 
u A ᾿ ὃ Et IE Ψ Ξ - ΨΥ Ὁ 5 ne Se ὅς, 


352 | Kia ar re 


7 


Naustathmos und Troia nur sehr gering gewesen sei; namentlich 
hebt er hervor, dass Agamemnon vom Schiffslager aus den Ton der 
Flöten und Schalmeien aus dem troischen Lager am Skamandros, 
welches doch so nahe bei Troia gelegen habe, dass Agamemnon 
sagen könne, diese Feuer brennten vor Ilion!), deutlich zu ver- 
nehmen im Stande gewesen sei; daher sei es vernunftwidrig, wenn 
Demetrios von Skepsis Troia nach ᾿Ιλιέων χώμη, d. ἢ. 11,000 
Meter vom Naustathmos verlege, da Niemand auf eine solche Ent- 
fernung Flöten- und Schalmeienton zu hören vermöge; noch weniger 
aber könne man Troia nach Bunarbaschi setzen, da die Entfernung des 
troischen Lagers am Skamandros bis Bunarbaschi etwa 11 Kilometer 
betrage u. 8. w.?). 

Wie Schl. die einzelnen Punkte, das Grab des Aisyetes u. s. w., 
bestimmt, ist bereits oben gelegentlich angegeben. 

Wir bemerken noch, dass Schl. neuerdings seine Ausgrabungen 
bei Hissarlik (Neu-Ilion) wieder aufnahm, inmitten derselben aber 
durch die türkischen Besitzer jenes Bodens unterbrochen wurde, 
worauf er sich an das Ministerium des öffentlichen Unterrichts im 
Constantinopel wandte und demselben die Anzeige machte, dass er 
das Pergamos des Priamos entdeckt und theilweise blossgelegt habe, 
wobei er zugleich hinterbrachte, dass die türkischen Eigenthümer 
des Landes die Steine der von ihm aufgedeckten Paläste und Tempel 
zum Bau einer Brücke zu benutzen entschlossen seien, und die 
dringende Bitte hinzufügte, man möge dem Pascha in Kum-Kale 
Befehl geben, einen solchen Vandalismus zu verhindern 3). 

Ausser den bisher besprochenen topographischen Werken führen 
wir endlich noch folgende an: 

Prokesch, Erinnerungen etc. Th. 3, S. 1—117. 

Prokesch, Denkwürdigkeiten. I, 8. 137 ff. 

Mauduit, Decouvertes dans la Troade. Parıs-Londres, 1840 
(Er setzt Troia nach Bunarbaschi. S. Schliemann, Ithaka 
u.s. w. 8. 165). 

M. G. Nicolaides (de Tile de Crete), Topographie et plan 
strategique del’Iliade avec une carte topographique et strategique. 
Paris, 1867. (Angezeigt von Remmer in den Blättern für das 
bayer. Gymnasialschulwesen’ von W. Bauer und G. Fried- 
lein. IV. Bd. Bamb. 1868. Vgl. Philol. XXIX, 2. S. 360. 
Nach Remmer verdient dies Buch, welches zum Verständniss 

1) 8 561. 2) S. 182. 183. 

3) Ausgrabungen in Troia im Frühjahr 1870. Artikel der allgem. Ztg. von . 
Dr. Henry Schliemann. Mitgetheilt in der Börse des Lebens. Feuilleton und 
Localblatt der Berliner Börsen-Zeitung’. Berlin, 1870. 29. Mai. Nr. 22, 


ΨΥ ΑΝ 


Sa x ἐς 7 ν᾿, τ ταν. LER u} SET, 
Die einzelnen Gebiete von Troas. 
h R ι , : ἱ - . ᾿ 

der Ilias und demzufolge auch zur Ehre des Dichters soviel 
beitrage, durch eine autorisirte Uebersetzung dem deutschen 
Leser mehr zugänglich gemacht zu werden). 

Die einschlagende Schrift von Texier kenne ich nicht weiter 
als durch Schliemann’s Erwähnung (Ithaka ete. S. 165), 
der nicht einmal den Titel derselben hinzugefügt hat). 


Resumiren wir die Hauptpunkte der vorliegenden topographischen 
Frage, so ergiebt sich ein keineswegs günstiges Resultat. Manche, 
wie Belloni und della Valla, setzen Ilios nach Alexandria Troas, 
Andere nach Tschiblak-Kevi, wie B. Webb, die Meisten, an ihrer 


‚Spitze Lechevalier, nach Bunarbaschi; wieder Andere, wie Schlie- 


mann, wollen Hissarlık (Neu-Ilion) zur Stätte Alt-Troia’s machen ; 
noch Andere endlich, wie Bryant, läugnen, dass Troia je existirt 
habe. 

Im Grunde ist die topographische Frage über Ilion in kyklischer 
Bewegung jetzt wieder zu demselben 'Trilemma. zurückgekehrt, in 
welchem sich bereits die Alten befanden. Denn in der Tradition des 
Alterthums finden wir drei Ansichten vertreten: die eine, dass 
Troia nach der Zerstörung durch Agamemnon verwüstet und öde 
geblieben; die zweite, dass an seiner Stelle Neu-Ilion erstanden, in 
welchem es fortgelebt habe (Tradition der Neu-Ilier) ; die dritte, es 
habe an der Stelle der χώμη ᾿Ιλιέων gelegen; worin, wie Hasper 
sich ausdrückt ἢ), die Alternative ausgesprochen ist, dass Troia ent- 
weder zwischen Neu-Ilion und der Kallikolone des Demetrios (auf 
dem Hügel oberhalb des Dümbrek) oder in der Nähe der Ebene 
des Menderes (an der Stätte des jetzigen Atzik-Kioi) gestanden habe. 
Dieselben Ansichten finden auch jetzt noch ihre Vertreter. Die erste 
kehrt bei den Topographen wieder, welche 'Troia nach Baalih (Bu- 
narbaschi) setzen (Lechevalier und sein Anhang): denn Baalih ist 
noch jetzt unbebaut; die zweite bei denen, welche Hissarlik (Neu- 
Dion) zur Stätte Alt-Ilion’s machen (v. Eckenbrecher, Schliemann) ; 
die dritte bei den Forschern, welche die «ur ᾿ἰλιέων und mit ihr 
die Stelle Alt-Ilion’s nach Atzik-Kioi versetzen (Ulrichs). 

Ja, nicht einmal die Identität der Flüsse Skamandros und Sı- 
moeis, welche die Basis der ganzen Untersuchung bildet, ist festge- 
stellt, insofern bald der Menderös, bald der Bunarbaschibach für den 
Skamandros gelten soll, während Einige den Dümbrek, Andere 
den Menderes, noch Andere endlich den Bunarbaschi mit dem Si- 
moeis identificiren. Nach Allem bleibt die topographische Frage 


1) Beiträge etc. 8. 6. 
Buchholz, Homerische Realien. Ia. 23 


354 ; | Asien. 


über Ilios eine durchaus offene, und es ist sehr zweifelhaft, Fi sie 
je zur Entscheidung gelangen wird. Wir wagen daher unsererseits 
nicht, ein endgültiges Urtheil zu fällen, was für den der Autopsie 
Entbehrenden ohnehin höchst misslich ist, und begnügen uns, im 
Obigen einerseits eine objective Darstellung nach dem Dichter selbst, 
andererseits eine möglichst übersichtliche Mittheilung der älteren und 
neueren Forschungen gegeben zu haben. 

Wir kehren zu der weiteren Betrachtung der Gebiete von Troas 
zurück. 

δ 90. 
VI. Gebiet des Altes (Leleger). 


1. Allgemeines. In Troas hatte sich auch ein Haufen von 
Lelegern angesiedelt, und zwar in der Gegend des Vorgebirges 
Lekton !); sie scheinen zwischen dem Gebiet des Aineias und dem 
der homerischen Kiliker ansässig gewesen zu sein. Ihr Beherrscher 
war Altes, Vater der Laothoe, welche den Lykaon gebar, und 
Schwäher des Priamos 7). 

2. Vorgebirge. Als solches ist hier der unten (Anm. 1) eitir- 
ten strabonischen Stelle zufolge Lekton (τὸ Λεχτόν), die südliche 
Spitze des Ide, zu erwähnen. 

3. Flüsse: Der Satnioeis (ὁ Σατνιόεις), jetzt Tuzla-tschai, 
d. 1. Salzfluss, entspringt auf dem Ide, durchströmt in westlicher 
Richtung den südlichsten Theil von Troas und ergiesst sich zwischen 
Larissa und Hamaxitos in die See?). Der Dichter legt ihm das 
Epitheton schönfliessend (eüppstrng) bei). 

4. Städte: Pedasos (ἡ Πήδασος) am Satnioeis, vom Dichter 
als hochgelegen (αἰπήεσσα, alzsıyn) bezeichnet’). Diese Stadt ist 
nicht mit der gleichnamigen, im südlichen Peloponnes (Messenien) 
gelegenen zu verwechseln, welche unter der Herrschaft Agamemnon’s 
stand®), Sie wurde von Achilleus zerstört”. Wenn übrigens Pli- 


1) Strabon. XIII, 1,49 Kr.: ἡ γὰρ ἀπὸ τοῦ Λεχτοῦ ῥάχις, ἀνατείνουσα πρὸς τὴν 
Ἴδην, ὑπέρχειται τῶν πρώτων τοῦ χόλπου μερῶν ἐν οἷς πρῶτον τοὺς Λέλεγας ἱδρυμέ- 
γνοὺς ὁ ποιητὴς πεποίηχεν. Vgl. Forbiger, Handb. Bd. II, S. 147, Anm. 64, 
Schlegel, de geogr. Hom. p. 122 

2) ® 84: μινυνϑάδιον δέ με (den Lykaon) μήτηρ | γείνατο Λαοϑόη, ϑυγάτηρ "AR- 
Tao τέροντος, | "Artew, ὃς Λελέγεσσι φιλοπτολέμοισιν ἀνάσσει. 

3) Καὶ Forbiger, Handb. Bd.II, S. 120 und 121. 

4) Z 34: Σατνιόεντος £üppettao. Vgl. 5445. Φ 81. 

5) ® 87: (Altes), Πήδασον αἰπήεσσαν ἔχων ἐπὶ Σατνιόεντι. Z 34: ναῖε δὲ Σατνιόεν- 
τος ἐὐρρείταο παρ ὄχϑας | Πήδασον αἰπεινήν. 

6) 1152. S. Pedasos unter Peloponnes. 

7) Y 92: πέρσε δὲ (Αχιλλεὺς) Λυρνησσὸν χαὶ Πήδασον. 


80 irrt er, wie die ausdrücklich bezeugte Lage am Satnioeis be- 
weis’t; und nicht minder irrt Mannert, wenn er Pedasos nach Karien 
versetzt), da sich recht wohl Leleger in Troas niederlassen konnten. 


N 91. 
VII. Gebiet der Kiliker. 


a. Gebiet des Eetion (thebaisches Kilikien) 5). 

1. Dasselbe erstreckt sich zwischen den Lelegern und den um 
Lyrnessos sesshaften Kilikern. Manche nehmen hier ein Gebirge 
Plakos (r IMaxos) an, unter welchem die Stadt 'Thebe gelegen 
habe, die aus diesem Grunde "Yrorkaxtn heisset). Indess ist diese 
Stadt in einer ganz andern Gegend zu suchen, und schon Strabon 
wusste einen Berg dieses Namens hier nicht mehr aufzufinden). 

2. Städte und Ortschaften. 

a. Thebe (ἡ Θήβη), die Residenz des Eetion, daher der Dichter 
sie die heilige Stadt des Eetion nennt®). Sie lag 60 Stadien 
nordöstlich von Adramyttion”), zwischen letzterer und Karine®). 
Der Dichter legt ihr die Epitheta hochthorig (ὑψίπυλος) und schön 
gebaut (εὐναιετάωσα) bei; ausserdem heisst sie ὑποπλαχίη (Ss. 0.); 
sie wurde vom Achilleus zerstört). Auch war sie befestigt, da der 
Dichter ausdrücklich von den “Mauern 'Thebe’s’ spricht 10). 

β. Chryse (ἢ Χρύση), an der Küste von Troas in der Nähe 
von Thebe. Unfern von ihr, zwischen ihr und Hamaxitos, lag ein 
Tempel des Apollon Smintheus, welchem Chryses, der Vater der 


1) Nat. hist. V, 30, 32 Sill.: Adramytteos olim Pedasus dicta. 

2) Geogr. der Griechen und Römer. VI, 3, 8. 427. Vgl. Forbiger, Handb. 
Bad. II, 5. 147, Anm. 64. 

3) Ueber die Eintheilung Kilikiens Strabon. XIII, 1,7 Kr.: ἡ τῶν Κιλίχων 
διττή, ἡ μὲν Θηβαϊκη, ἡ δὲ Aupvnsots‘ ἐν αὐτῇ ὃ᾽ ἂν λεχϑείη ἡ ὑπὸ Εὐρυπύλῳ ἐφεξῆς 
οὖσα τῇ Λυρνησσίδι. 

4) Ζ 390: Ἠετίων, ὃς ἔναιεν ὑπὸ Πλάκῳ ὑληέσσῃ, Θήβῃ ὑποπλακχίῃ, Κιλίχεσσ' 
ἄνδρεσσιν ἀνάσσων. Vgl. Z 425. 

5) Strabon. XIII, 1, 65 Kr.: οὔτε δὲ IMaxos ἢ Πλάξ ἐκεῖ τι λέγεται, οὔϑ' ὕλη 
ὑπέρχειται, καίτοι πρὸς τῇ Ιδῃ. Vgl. Schlegel, de geogr. Hom. comm. p. 124. 
Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. II, S. 127, Anm. 94. 

6) A 366: ἐς Θήβην, ἱερὴν πόλιν Ἠετίωνος. 

7) Strabon. XIII, 1, 61 Κα. : διέχουσι δὲ ᾿Αδραμυττίου ἣ μὲν (Θήβη) ἑξήχοντα, ἡἣ 
δὲ (Λυρνησσὸς) ὀγδοήχοντα καὶ ὀκτὼ ἐπὶ ϑάτερα. 

8) Herod. VII, 42: ἀπὸ δὲ ταύτης (Καρίνης) διὰ Θήβης πεδίου ἐπορεύετο, ᾿Αδρα- 
υὐττειόν τε πόλιν καὶ "Avravöpov τὴν Πελασγίδα παραμειβόμενος. Vgl. Forbiger, 
Handb. Bd. II, S. 145, Anm. 60. 

9) ZAl5: ἐκ δὲ πόλιν πέρσεν Κιλίχων εὐναιετάωσαν, | Θήβην ὑψίπυλον. 

10) Β 091: τείχεα Θήβης. 

29 Ἐ 


von Achilleus geraubten Chryseis, als Priester angehörte!,. Dass 


Chryse zur Dynastie des Eetion gehörte, geht daraus hervor, dass 
die Chryseis bei Gelegenheit der Zerstörung Thebe’s von Achilleus 
geraubt wurde?). Die Stadt besass auch einen Hafen, in welchem 
Odysseus landete, als er die Chryseis und eine Hekatombe für den 
Gott nach Chryse brachte®). Jener apollinische Tempel existirte 
selbst zu Plinius’ Zeit noch !,. Zu Strabon’s Zeit war der Ort völlig 
verödet?). 

y. Kille (ἡ KüAr), an einem dem Ide entströmenden Wald- 
bache Killeos, der hier in die See fällt, in der Gegend von An- 
tandros®). Auch dieser Ort war wie der vorige dem Apollon 
heilig’). 

b. Gebiet des Mynes (Lyrnessos). 

Hierher gehört die Stadt Lyrnessos (Λυρνησσός), vom Dichter 
auch wohl die Stadt des Mynes genannt‘). Sie wurde vom 
Achilleus zerstört, der hier die Briseis erbeutete®). Zu Strabon’s 
Zeit existirte- sie zwar noch als naturfester Ort, war aber verödet:; 
ihre Entfernung von Adramyttion betrug nach demselben Geographen 
88 Stadien 10). 

ec. Das Gebiet des Eurypylos. 

Von den der Herrschaft des Eurypylos unterworfenen Keteiern, 
welche hierher gehören, ist bereits oben bei Gelegenheit der Myser 
die Rede gewesen. 


ΠῚ 


!) A 31 (der Priester Chryses betet): χλῦϑί μευ, ἀργυρότοξ, ὃς Χρύσην ἀμφιβέ- 
βηκας-, Zuwvded. Vgl. A 491 ft. 

2) A 366: ᾧχόμεϑ᾽ ἐς Θήβην, ἱερὴν πόλιν ετίωνος, | τὴν δὲ διεπράϑομεν --- - ἐκ 
ὃ ἕλον ᾿Ατρείδῃ Χρυσηΐδα καλλιπάρῃον. 

3) A 480: αὐτὰρ ᾿Οδυσσεὺς | ἐς Χρύσην ἵχανεν ἄγων ten 
δὴ λιμένος πολυβενϑέος ἐντὸς ἵχοντο, | ἱστία μὲν στείλαντο χτέ. 

4 Nat. hist. V, 30, 32 Sill.: Zminthium templum durat. Vgl. Forbiger, 
Handb. Bd. II, 5. 141 £. 

5) Strabon. XII, 1, 63 Kr.: ἠρήμωται δὲ νῦν τὸ χωρίον τελέως. 

6) Strabon. XIII, 1, 62 Kr.: πλησίον οὖν τῆς Θήβης χαὶ (Conj. st. ἐστὶ) νῦν 


5" 


r - n T 7.2 , > , , ’χ | - 
Κύλλα τις τόπος λέγεται, ἐν ᾧ Κιλλαίου ᾿Απόλλωνός ἐστιν ἱερόν: παραρρεῖ ὃ αὐτῷ ἐξ 


γὴν ἑχατόμβην. | οἱ ὃ᾽ ὅτε 


Ss 
— 
oO, 


ἐρόμενος ὁ Κίλλαιος ποταμός ταῦτα 8 ἐστὶ κατὰ τὴν ᾿Αντανδρίαν. 

7) A 81: χλῦϑί μευ, ἀργυρότοξ᾽,, ὃς Χρύσην ἀμφιβέβηχας | Κῦλλαν τε ζαϑέην. Vel. 
Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. Il, 5. 144, Anm. 56.- 

8, T 296: πέρσεν δὲ πόλιν ϑείοιο Μύνητος. 

9) Β 690: τὴν (die Briseis) ἐκ Λυρνησσοῦ ἐξείλετο πολλὰ μογήσας, | Λυρνησσὸν 
διαπορϑήσας. Vgl. Υ 92. 191. 

10) Strabon. XIII, 1, 61 Kr.: ἐνταῦϑα γὰρ χαὶ ἣ Θήβη zul ἡ Λυρνησσός, ἐρυμνὸν 
χωρίον - ἔρημοι δ᾽ ἀμφότεραι" διέχουσι δὲ ᾿Αδραμυττίου σταδίους ἣ μὲν ἐξήχοντα, ἡἣ δὲ 


ὀγδοήχοντα χαὶ ὀχτὼ ἐπὶ ϑάτερα. Vgl. Forbiger, Handb. Bd. 11, 5. 145. 146. 


u γυναι γεν ννν, 


οὐ er 


διάδα συν κα, σάφα 1A Een 


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δι 


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& Br ε N. Das Land der Arimer. 397 


N. Das Land der Arimer (οἱ ”Apıucı) und der asiatischen 


/ 


Pelasger (οἱ Πελασγοί). 


Das zweifelhafte Gebiet der Arımer, in welchem der vom Zeus zer- 


‚schmetterte Gigant Typhoeus begraben liegen sollte!), setzen Manche 


nach Phrygie χαταχεχαυμένη ?, wie denn überhaupt in vulkanischen 


Gegenden, welche von Erderschütterungen heimgesucht wurden, nach 


der dichterischen Mythe irgend ein von Zeus zerschmetterter Gigant 
oder ein sonstiges Unthier begraben lag. Noch Andere identifieiren die 
Arimer mit den Arimaiern in Syrien oder setzen sie nach Kilikien ?) 
oder endlich an den Sonnenteich (λίωνη Ἠελίοιο ἢ 

Schliesslich sind hier noch die asiatischen Pelasger zu er- 
wähnen, welche das Gebiet der aiolischen Küste vom Flusse Kaikos 
bis zur ionischen Gränze hinab bewohnten und unter dem Oberbe- 
fehl des Hippothoos und Pylaios, der Söhne des Lethos, standen; 
ihr Hauptsitz war Larissa (7 Λάρισσα, Λάρισα) in der Nähe von 
Kyme). Dieselbe Stadt wird auch noch P 301! erwähnt. Schlicht- 
horst irrt hier sehr, wie schon oben®) bei Gelegenheit Thessaliens 


bemerkt wurde, wenn er das an letzterer Stelle vorkommende La- 


rissa nach Thessalien, in die Lapithendynastie, versetzt, und dennoch 
das B 841 erwähnte Larissa auf der aiolischen Küste ansetzt, als 
wäre es von dem ersteren verschieden, während doch der Dichter 
die Identität beider Städte genügend hervorhebt, indem er jede von 
ihnen ausdrücklich an den betreffenden Stellen als Heimath des Pe- 


1) B 781: γαῖα δ᾽ ὑπεστενάχιζε Διὶ ὡς τερπιχεραύνῳ | γωομένῳ, ὅτε τ᾽ ἀμφὶ Τυ- 
R £ 


r ! | 
2) Strabon. XII, 8, 19 Kr.: zat δὴ χαὶ τὰ περὶ τὸν Τυφῶνα πάϑη ἐνταῦϑα μυ- 
ϑεύουσι χαὶ τοὺς ᾿Αρίμους zul τὴν Ἰζαταχεχαυμένην ταύτην εἶναι φασιν. Dieser An- 
sicht schliesst sich Schlegel (de geogr. Hom. comm. p. 152) an, der hier zugleich 
die übrigen Hypothesen in Betreff der Arimer einer Prüfung unterzieht. 


3) Strabon. XVI, 4, 27 Kr.: λέγει δὲ χαὶ τοὺς ᾿Αρίμους ὁ ποιητῆς, οὕς φησι Πο- 


ι 
δώ > 5) ͵ \ ᾿ 
φοέϊ γαῖαν ἱμάσσῃ | εἰν ᾿Αρίμοις, ὅϑι φασὶ Τυφωέος ἔμμεναι εὐνάς. 
x x x 


σειδώνιος δέχεσθαι δεῖν μὴ τόπον τινὰ τῆς Συρίας ἢ τῆς Κιλιχίας ἢ ἄλλης τινὸς. γῆξ, 
ἀλλὰ τὴν Συρίαν αὐτήν" ᾿Αραμαῖοι γὰρ οἱ ἐν αὐτῇ " τάχα δ᾽ οἱ Ἕλληνες ᾿Αριμαίους ἐχά- 
λουν 7) ᾿Αρίμους. XIII, 4, 6: οἱ δὲ τοὺς Σύρους ᾿Αρίμους δέχονται, οὃς νῦν ᾿Δραμαίους 
λέγουσι, τοὺς δὲ Κίλιχας τοὺς ἐν Τροίᾳ μεταναστάντας εἰς Συρίαν ἀνῳκχισμένους, ἀποτε- 
μέσϑαι παρὰ τῶν Σύρων τὴν νῦν λεγομένην Κιλιχίαν. 

4) y1: Ἠέλιος δ᾽ ἀνόρουσε, λιπὼν περιχαλλέα λίμνην, | οὐρανὸν ἐς πολύχαλχον. 
Vgl. H 421. Ueber die Lage des Arimerlandes: Forbiger, Handb. der alten 
Geogr. Bd. 1, S. 7. 8. 

5) B 841: ᾿[ππόϑοος δ᾽ ἄγε φῦλα Πελασγῶν ἐγχεσιμώρων, 
λαχα ναιετάασχον᾽ τῶν ἦρχ Ἱππόϑοός τε Πύλαιός τ᾽, ὄζος "Ἄρηος, | υἷε δύω Λήϑοιο 
Πελασγοῦ Τευταμίδαο- Vgl. über die Pelasger: Schlegel, de geogr. Hom. comm. 
p- 138 844. 

δ) 8.815 am Ende. 


τῶν οἱ Λάρισαν ἐριβώ- 


EN 


353 Äsien. - Ξ ; 


lasgers Hippothoos bezeichnet. — Uebrigens gestehen wir, auch 
Forbiger nicht zu begreifen, wenn er em Larissa etwa 70 Stadien 
südlich von Alexandria ansetzt und dabei B 841 citirt, mit dem 
ausdrücklichen Bemerken, dies Larissa sei nicht mit dem später er- 
wähnten Larissa in Aiolien zu verwechseln), und wenn er dennoch 
dies zweite aiolische Larissa weiter unten mit demselben homerischen 
Citate B 840 belegt). 


δ 93. 


O0. Inseln in der Nachbarschaft Asiens. 


a. Inseln des aigaiischen Meeres. 

a. Rhodos (ἢ Ῥόδος) 3), noch jetzt Rhodos, Rhodes, Rho- 
dis, eine grosse Insel im karpathischen Meere, unweit der karischen 
Küste. Die politische Verfassung von Rhodos war ursprünglich alt- 
dorisch, worauf man die Aeusserung des Dichters bezogen hat, dass 
die Rhodier dreifach nach Stämmen (τριχϑὰ χαταφυλαδόν) ge- 
wohnt hätten); denn in jedem dorischen Staate waren drei Stämme, 
die Hylleis, Dymanen und Pamphylen, vertreten. Strabon hingegen 
bezieht jenes τριχϑά auf die unten anzuführende Dreizahl der rhodi- 
schen Städte). Homer legt den Rhodiern das Epitheton ἀγέρωχοι 
bei®) und sagt von ihnen, dass sie von Zeus geliebt seien, der un- 
ermesslichen Reichthum über sie ergossen habe’). Das Contingent, 
welches die Rhodier für den troischen Krieg stellten, stand unter 
dem Befehle des Herakleiden Tlepolemos und belief sich auf 
9 Schiffe 3). 

Was die rhodischen Städte betnfft, so wird Rhodos bei Homer 
noch nicht erwähnt, weil es nachhomerischen Ursprungs 1508). Da- 


ἡ Handb. der alten Geogr. Bd. II, S. 140. 

2) Das. ΚΒ. 157. Anm. 2. 

3) Ueber die Verhältnisse von Rhodos im Alterthume s.: Meursii Rhodus. 
Amstel. 1675. 4. Hefter, über die allgem. Geographie der Insel Rhodos. Branden- 
burg, 1827. Th. Menge, Vorgeschichte von Rhodos etc. Köln, 1827. Ueber die 
politische Verfassung: Müller, Dorier. II, S. 147 ff. und 413. Ueber die jetzigen 
Zustände der Insel: Prokesch, Denkwürd. III, 430 ff. Fellow, discov. in Ly- 
οἷα. p. 243 ff. Ausserdem vgl. Forbiger, Handb. der allg. Geogr. Bd. H, 
S. 241 fi. 

4) B 668: τριχϑὰ δὲ wunder χαταφυλαδόν. 

5) Strabon. XIV, 2, 6 Kr. 6) B 654: Ῥοδίων ἀγερώχων. 

Ἢ B 668: ἐφίληϑεν | ἐκ Διός, ὅστε Yeoisı χαὶ ἀνθρώποισιν ἀνάσσει, | καί σφιν ϑε- 
orestoy πλοῦτον χατέχευε Κρονίων. 

8) Β 653: Τληπόλεμος δ᾽ Ἡραχλείδης ἠῦς τε μέγας τε | ἐκ Ρόδου ἐννέα νῆας ἄγεν 
Ῥοδίων ἀγερώχων. 

9) Strabon. XIV, 2,6 Kr.: τῆς Ῥοδίων πόλεως οὔπω συνῳχισμένης. 


[4 5 u 


ee ee Ro 


©. Inseln in der Nachbarschaft Asiens. 359 


gegen werden Lindos (Λίνδος), Telysos (’ImAvooe) und Kameiros 
[Κάμειρος ἢ) nmamhaft gemacht. Der Gründer dieser Städte war 
der schon erwähnte Tlepolemos, der Sohn des Herakles und der 
Astyocheia, der aus Versehen den Likymnios, den Oheim seines 
Vaters, in Argos tödtete und einem Orakelspruche zufolge nach 
Rhodos entfloh?). 

Lindos, noch jetzt Lindo, lag südöstlich von der späteren 
Stadt Rhodos, auf einem Berge an der Küste und war ein nicht 
unbedeutender, dem Bunde der 6 dorischen Städte angehöriger Ort, 
der sich auch nach der Erbauung von Rhodos als solcher erhielt). 
Nach Strabon besass Lindos einen berühmten Tempel der lindischen 
Athene und war Vaterstadt des Kleobulos, eines der sieben griechi- 
schen Weisen, wie auch des Chares, der den berühmten Koloss 
erbaute). 

Ielysos, jetzt Philerimo, gehörte ebenfalls zu den 6 dorischen 
Hauptstädten und lag nur 60 Stadien von der Stelle des späteren 
Rhodos. Ohne Zweifel sank I. bald nach Gründung der letzteren 
Stadt, daher Strabon sie nur noch als Flecken kennt‘) und Pli- 
nius sie sogar mit Rhodos verwechselt”). 

Kameiros, vor Erbauung von Rhodos die bedeutendste Stadt 
der Insel und eine der 6 dorischen Bundesstädte, lag auf der West- 
küste und war zu Strabon’s Zeit ohne Zweifel sehr heruntergekommen, 
da er sich mit einfacher Anführung ihres Namens begnügt?). 

β. Syme (ἢ Σύμη), noch jetzt Σύμη (gesprochen Symi), nach 
Plinius auf halbem Wege zwischen Knidos und Rhodos°). Diese 
Insel stellte für den troischen Krieg ein Contingent von 3 Schiffen 
unter dem Oberbefehl des Nireus 10), 

ἢ B 655: ol Ῥόδον ἀμφενέμοντο διὰ τρίχα κοσμιηϑέντες, | Λίνδον ᾿Τηλυσόν τε καὶ 
ἀργινόεντα Κάμειρον. 

2) Β 657: Τληπόλεμος -, ὃν τέχεν ᾿Αστυόχεια βίῃ Ἡ ραχληείῃ, --- πατρὸς ἑοῖο φίλον 
ϑῆτρωα χατέχτα, | ἤδη γηράσκοντα Λιχύμνιον, ὄζον "Apnos. — — αὐτὰρ ὅ τ ἐς Ῥόδον 
ἵξεν ἀλώμενος, ἄλγεα πάσγων χτέ. Vgl. Schlegel, de geogr. Hom. comm. 
p- 59. , 

3) Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. II, S. 246. 

ἢ Strabon. XIV, 2, 11 Kr.: ἱερὸν δέ ἐστιν ᾿Αϑηνᾶς Awölas αὐτόϑι ἐπιφανές, τῶν 
Δαναΐδων ἵδρυμα. --- — ἐντεῦϑεν δ᾽ ἐστὶν εἷς τῶν ἑπτὰ σοφῶν, Κλεόβουλος. 

5) Strabon. XIV, 2, 5 Kr. : ἄριστα δὲ ὅ τε τοῦ Ἡλίου κολοσσός, ὅν φησιν ὃ ποιή- 
σας τὸ ἰαμβεῖον, ὅτι ἱἑπτάχκις δέχα | Χάρης ἐποίει πηχέων ὁ Λίδιος.. 

6) Strabon. XIV, 2, 12 Kr.: eit Ἰαλυσὸς χώμη. Forbiger, Handb. Bd. II, 
8. 247. 

7) N. hist. V, 31, 36 Sill.: Rhodos — habitata urbibus Lindo, Camiro, Ialyso, 
nune Rhodo. 

8) Strabon. XIV, 2, 12 Kr. Forbiger, Handb. Bd. II, S. 246. 

3) Nat. hist. V, 31, 36 Sill.: media inter Rhodum Cnidumque Syme. 

10) Β 671: Νιρεὺς αὖ Σύμηϑεν ἄγε τρεῖς νῆας ἐΐσας. 


360 : Asien. 


x. Krapathos (Kparados), das spätere Karpathos, eine nicht 
ganz unbedeutende Insel von 100 Stadien Länge, zwischen Krete und 
Rhodos !). 

ὃ. Kasos (Kasos) 2, 70 Stadien von Krapathos®). Beide Inseln 
liegen im karpathischen Meere und führen noch immer ihre alten 
Namen. 

e. Nisyros (Νίσυρος), jetzt Nisiro, Nisari, Nizaria ἢ), eine kleine 
Insel, welche ungefähr Knidos gegenüber und in der Mitte zwischen 
Telos und Kos liegt), und nach Plinius ehemals Porphyris hiess δ). 
Sie ist nach Strabon ein von der Insel Kos losgerissenes Felsstück 7). 
Uebrigens darf man sie nicht mit der gleichnamigen Stadt auf Kar- 
pathos verwechseln ὃ). 

ζ. Kos (ἡ Kös und Κόως), jetzt Ko oder Stancho, im myrtoi- 
schen Meere, dem Sinus Ceramicus gegenüber°). Früher hiess sie 
Meröpis 10), wie denn auch die Einwohner, nach einem alten Könige 
Μέροψ, Μέροπες hiessen; daneben finden wir den Namen Nymphaea !!). 
Die gleichnamige Hauptstadt der Insel wird vom Dichter nach dem 
Könige der Koer die Stadt des Eurypylos genannt 12) ; an andern 
Stellen heisst se schön bewohnt!®). In späterer Zeit war Kos vor- 
zugsweise durch seine Production durchsichtiger seidener Kleiderstoffe 
(Coae vestes) berühmt. 

n- Die Kalydnai (Καλύδναι νῆσοι) 1) sind südwestlich von Kos 
zu suchen 15. Einige verstanden darunter die Sporaden; Andere 


ἢ Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. III, 5. 1138. 

2) B 676: οἱ δ᾽ ἄρα Νίσυρόν τ᾽ εἶχον Κράπαϑόν τε Κάσον τε χτέ. 

3) Strabon. X, 5, 18 Kr.. Κάσος δὲ ταύτης (Καρπάϑου) μὲν ἀπὸ ἑβδομήχοντά 
ἐστι σταδίων. 

4) Forbiger, Handb. Bd. II, S. 240. 

5) Forbiger ebendas. 

6) Nat. hist. V, 31, 36 Sill.: Nisyros distans ab Cnido XII mil. 1), Porphyris 
antea dicta. Ebendas. heisst es weiterhin: Nisyron, — — quae Porphyris antea 
dieta est. 

7) Strabon. X, 5, 16 Kr.: φασὶ δὲ τὴν Νίσυρον ἀπόϑραυσμα εἶναι" τῆς Κῶ. 

8) Strabon. X, 5, 17 Κα. : μία δὲ τῶν πόλεων (auf Karpathos) ἐχαλεῖτο Νίσυρος; 
ὁμώνυμος τῇ τῶν Νισυρίων νήσῳ. ᾿ 

9) Ueber die Verhältnisse von Kos im Alterthume 5. Küster de Co insula. 
Halae, 1833. 8., über ihre heutigen Zustände: v. Prokesch, Denkwürdigkeiten. 
ΠῚ, S.433 ff. Vgl. Forbiger, Handb. Bd. I, S. 238 ff. 

10) Strabon. XV, 1, 33 Kr.: Kö τῆς Meportöos. Thuc. VII, 41: ἐς Κῶν τὴν 
Μεροπίδα. - 

1) Plin. nat. hist. V, 31, 36 Sill.: Cos, — Merope vocata, Cea, ut Staphylus, 
Meropis, ut Dionysius, dein Nymphaea. 

12) Β 677: Κῶν, Eöpurödor πόλιν. 3) Ξ 255 (0 28): Κόωνδ᾽ εὐναιομένην. 

14) B 677: νήσους τε Καλύδνας. 


15) Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. 11, S. 163. 


τὰ ET 1 ER a IE Tl et ae ΓΟ νος πὸ 
Ω Ἐπ’ ἀρῶν A = ὦ ᾿ 5 & x . ER ΔΝ 
a 2 δ δ χε ee a δ ρον. “ a 


©. Inseln in der Nachbarschaft Asiens. 361 


nahmen zwei kalydnische Inseln, Leros und Kalymna, an; nach 
Demetrios von Skepsis hingegen soll der Name plurale tantum 
sein. Strabon findet es wahrscheinlich, dass, wie die Nachbar- 
inseln von Nisyros und Kasos nach diesen benannt seien, so auch die 
kalydnischen Inseln ihren Namen von Kalymna, einer der Sporaden, 
die ehemals vielleicht Kalydna geheissen habe, erhalten hätten !). 


ὃ. Chios (ἡ Χῖος), auch jetzt noch Chios, bei den Türken 
"Ssakys Adassi?), d. 1. Mastix-Insel, eine bedeutende ionische Insel 
der durch den Mimas gebildeten Halbinsel gegenüber. Der Dichter 
legt ihr das Epitheton schroff, jäh (παιπαλόεσσα) bei?). Sie war 
durch ihren vortrefflichen Wein berühmt, dessen Güte Strabon 
mehrfach hervorhebt ἢ: 


ı. Lesbos (ἡ Λέσβος), jetzt Mytilini, die grösste Insel dieser 
Küste, welche sich den adramyttenischen Busen entlang von NW 
nach SO erstreckt5). Aeltere Namen der Insel sind: Issa®), Pe- 
lasgia’) und Makaria, denen Plinius noch andere, wohl nur 
poetische, Bezeichnungen beifügt®). Der Dichter nennt sie wohl- 
bebaut (ἐὐχτιμένη) 5) und den Sitz des Makar!®). Dieser Makar 
war ein Sohn des Helios und der Rhode und war nach der Ermor- 
dung seines Bruders Tenages nach Lesbos geflüchtet, wo er die 
gleichnamige Stadt gründete!!), die Manche © 544 verstehen wollen. 
Ausserdem rühmt Homer die Kunstfertigkeit und Schönheit der 


ἢ Strabon. X, 5, 19 Kr. Vgl. Schlegel, de geogr. Hom. comm. p. 60. 

2) Vgl. über Chios: Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. II, 8. 197 ff. — 
C. Whitte, de rebus Chiorum publieis. Havn. 1838. — A. Koray’s Χιαχῆς 
ἀρχαιολογίας ὕλη. im 3. Bde. seiner "Arustu. Paris. 1830. 8. — Poppo, Beiträge 
zur Kunde der Insel Chios und ihrer Gesch. Frankf. a/O. 1822. 4. Ueber die Ver- 
hältnisse von Chios in der Neuzeit: Pococke, Beschreib. des Morgenl. II, 
S.3fl. Tournefort, voyage du Levant. T. II, lettre 9. p. 55 fl. Prokesch, 
Denkwürdd. I, S. 76 ff. II, S. 545 ff. 

3) 4170: ἢ χαϑύπερϑε Χίοιο νεοίμεϑα παιπαλοέσσης. Vgl. y 172. 

4) Strabon. XIV, 2, 19 Kr.: εὔχαρπος δὲ πᾶσα (Kos), οἴνῳ δὲ χαὶ ἀρίστη, καϑά-- 
περ Χίος χαὶ Λέσβος. Vgl. XIV, 1, 15. 

5) Vgl. über Lesbos: Forbiger, Handb. Bd. II, 5. 163 ft. 

‘6) Strabon. I, 3, 19 Kr.: τῆς Λέσβου καλουμένης πρότερον Ἴσσης. 

ἢ Strabon. V, 2,4 Kr.: χαὶ γὰρ τὴν Λέσβον [Πελασγίαν εἰρήχασι. 

8) Nat. hist. V, 31, 39 Sill.: (Lesbos) Himerte et Lasia, Pelasgia, Aegira, 
Aethiope, Macaria appellata fuit. 

9) 8342 (p 133): ἐ χτιμένῃ ἐνὶ Λέσβῳ. 

10) Q 544: Λέσβος -, Μάχαρος ἕδος. 

1ὴ Diod. V, 57 Bekk.: εὐφυέστατος δὲ γενόμενος Τενάγης ὑπὸ τῶν ἀδελφῶν διὰ 
φϑόνον ἀνῃρέϑη γνωσθείσης δὲ τῆς ἐπιβουλῆς οἱ μετασχόντες τοῦ φόνου πάντες ἔφυγον. 
τούτων δὲ Μάχαρ μὲν εἰς Λέσβον ἀφίχετο, Κάνδαλος δὲ εἰς τὴν Κῶ. 


362 Asien. μων ΚΡ ῸΝ 


lesbischen Frauen, die der aller übrigen Erdenweiber überlegen sei ἢ), 
wie auch den Reichthum der Insel). ἢ 

x. Psyrie (n Woptn), jetzt Ῥ5 τὰ 8), eine kleine, vor der Land- 
spitze Melaina auf Chios gelegene Insel, nach Strabon von 40 Sta- 
dien Peripherie, 50 Stadien von Chios entfernt und mit einer Stadt 
gl. N.: später hiess sie Psyra (τὰ Ψύρα) ἢ. Der Dichter bestimmt 
ihre Lage durch die Angabe, dass der von Lesbos nach Psyrie 
Fahrende Chios zur Linken habe). 


8.94. 


Fortsetzung. 


λ. Tenedos (ἢ Τένεδος), noch jetzt T'enedos, bei den Türken 
bosdscha Adassi, d. 1. graue Insel, lag nach Strabon 40 Stadien 
von der troischen Küste entfernt und hatte eine Peripherie von 80 
Stadien®). In früherer Zeit hiess sie Leukophrys”’); ihren späteren 
Namen erhielt sie von dem thrakischen Fürsten Tennes, dem Sohne 
des Kyknos, der den gegenüber liegenden Küstenstrich von Troas 
beherrschte und seine Residenz zu Kolone hatte®). — In Tenedos 


ἢ 1128: δώσω δ᾽ ἑπτὰ γυναῖχας ἀμύμονα ἔργ᾽ εἰδυίας, | Λεσβίδας, ἃς, ὅτε Λέσβον 
ἐὐχτιμένην ἕλεν αὐτός, | ἐξελόμιην, αἱ κάλλει ἐνίχων φῦλα γυναιχῶν. 

2) Ω 544: ὅσσον Λέσβος ἄνω, Μάχαρος ἕδος, ἐντὸς ἐέργει | καὶ Φρυγίη καϑύπερϑε 
χαὶ Ἑλλήσποντος ἀπείρων, | τῶν σε, γέρον, πλούτῳ τε καὶ υἱάσι φασὶ χεχάσϑαι. 

3) Die Türken, welche den Anlaut Ψ nicht sprechen können, lassen ein i vor 
demselben hören und sprechen Ipsara. 

4) Strabon. XIV, 1,35 Kr.: εἶτα Μέλαινα ἄχρα, za ἣν τὰ Ψύρα, νῆσος ἀπὸ 
πευτήχοντα σταδίων τῆς ἄχρας, ὑψηλή, πόλιν ὁμώνυμον. ἔχουσα " χύκλος δὲ τῆς νήσου 
τετταράχοντα στάδιοι. Pococke (Beschreib. des Morgenl. etc. III, S. 19) giebt 
den Umfang der Insel zu 18, ihren Abstand zu 20 engl. Meilen an. Beide Di- 
mensionen sind also nach ihm grösser als nach Strabon. Vgl. Forbiger, 
Handb. Bd. II, S. 200 mit Anm. 63b. 

5) y 169: ἐν Λέσβῳ δ᾽ ἔχιχεν δολιγὸν πλόον öppatvovras, | ἢ χαϑύπερϑε Χίοιο 
νεοίμεϑα παιπαλοέσσης, | νήσου ἐπὶ Ψυρίης, αὐτὴν ἐπ᾽ ἀριστέρ᾽ ἔχοντες, | ἢ ὑπένερϑε 
Χίοιο, παρ᾽ ἠνεμόεντα Μίμαντα. 

θ) Strabon. XIII, 1, 40 Kr.: ἡ Τένεδος, οὐ πλείους τῶν τετταράκοντα σταδίων 
διέχουσα τῆν ἠπείρου. ἔχει δὲ τὴν περίμετρον ὅσον ὀγδοήχοντα σταδίων. 

τ Plin. nat. hist. V, 31, 39 Sill.: Tenedus Leucophrys dicta. Vgl. Strabo l. 1. 
Forbiger, Handb. Bd. II, S. 1011 Ueberhaupt über Tenedos: Lud. de 
Hemmer, respublica Tenediorum. Hafn. 1735. 8. Dapper, descer. des isles de 
l’Archipel. p. 489. Pococke. III, S. 32 f. Sauveboeuf, Reis. II, p. 203. 
Tournefort, νου. du Levant. Lyon 1717 fl. II. lettre 9. p. 97 fl. Chandler 
ec. 7. 8.24f. Prokesch, Denkwürdigkeiten. I, S. 111 fl. 

8) Diod. V, 83 Bekk.: Τέννης ἦν υἱὸς μέν Κύχνου τοῦ βασιλεύσαντος ΚΚολώνης τῆς 
ἐν τῇ Τρῳάδι — οὗτος οἰχήτορας ἀϑροίσας --- κατελάβετο νῆσον ἔρημον οὖσαν τὴν ὀνο- 
μαζομένην Λεύχοφρυν --- — καὶ χτίσας ἐν αὐτῇ πόλιν ὠνόμασεν ἀφ᾽ ἑαυτοῦ Τένεδον. 


O. Inseln in der Nachbarschaft Asiens. 363 


blühte nach Homer der Cultus des Apollon Smintheus!), der nach 
Strabon hier einen Tempel hatte?). Die Insel wurde von Achilleus 
eingenommen und verwüstet, bei welcher Gelegenheit Hekamede, 
die Tochter des Arsinoos, erbeutet wurde, die dann Nestor als 
Ehrengeschenk von den Achaiern erhielt). Auf der Rückfahrt in 
die Heimath brachten hier die letzteren den Göttern Opfer ἢ). 

p. Lemnos (ἢ Λῇῆμνος), auch wohl Λήμνου γαῖα), noch jetzt 
Lemno, bei den Italienern Stalimene, eine der bedeutendsten 
Inseln des aigaiischen Meeres, westlich von Tenedos. Dass sie in 
der Nachbarschaft von Samothrake und Imbros lag, deutet der Dichter 
dadurch an, dass er sie in Gemeinschaft mit diesen nennt®). In 
älteren Zeiten war die Insel durch und durch vulkanisch und ent- 
hielt den feuerspeienden Berg Mosychlos?), daher sie auch dem 
Hephaistos geheiligt war, der, nachdem ihn Zeus aus dem Olympos 
geschleudert, auf sie niedergefallen sein sollte®). Sie erhält vom 
Dichter das Epitheton ἀμιχϑαλόεσσα 9), welches traditionell von den 
Scholiasten an durch unzugänglich, nicht bequem für den 
Verkehr (Schol. A: ἀπρόσμιχτος) erklärt wird. Gegen diese Deu- 
tung legt Döderlein im Namen der Sprache entschiedenen Protest 
ein {0), wobei er das Bedenken, woher die Aspiration in Ayıydos, statt 
ἄμιχτος, komme, in den Vordergrund stellt; Wirkung einer Compo- 
sition mit ὅλς könne sie nicht sein; — αλόεις als blosse Paragoge 
lasse die Aspiration unmotivirt u. s. w. Er erklärt daher ἀμιχϑαλόεις 
für ein unmögliches Wort und conjieirt dafür ἀμυγδαλόεσσαν, 
reich an Mandelbäumen, indem er bemerkt, die beliebtesten 


1) A 37: ἀργυρότοξ᾽, ὃς Χρύσην ἀμφιβέβηχας — Τενέδοιό τε ἴφι ἀνάσσεις, | 
Σμινϑεῦ. 

2) Strabon. XIII, 1, 46 Kr.: ἔχει (ἡ Τένεδος) -- ἱερὸν τοῦ Σμινθέως ᾿Απόλ- 
λωνος. : 
3) A 624: “Εχαμήδη, | τὴν ἄρετ᾽ ἐκ Τενέδοιο γέρων, ὅτε πέρσεν ᾿Αχιλλεύς, | ὃυ-- 
γατέρ᾽ ᾿Αρσινόου μεγαλήτορος, ἣν οἱ ᾿Αχαιοὶ | ἔξελον. 

4) 1.189: ἐς Τένεδον δ᾽ ἐλθόντες ἐρέξαμεν ἱρὰ ϑεοῖσιν, | οἴκαδε ἱέμενοι. Ausser- 
dem wird Tenedos noch N 33 erwähnt. 

5, ὃ 301: Λήμνου γαῖαν. 

6) Ω 753: ἐς Σάμον ἔς T Ἴμβρον καὶ Λῆμνον ἀμιχϑαλόεσσαν. Vgl. über Lem- 
nos: C. Rhode, res Lemnicae. Vratisl. 1829. 8. Forbiger, Hand. Bd. III, 
S. 1023 f. Ders. in Pauly’s Realencyel. IV, 5. 910 ff. s. v. Lemnos. Ο. Dapper, 
deser. des isles de l! Archipel. Amst. 1703. Fol. p. 241 ff. Biörnstähl, Briefe. 
IV. S. 339. 

7) 8. Buttmann im Mus. ἢ. Alt.-Wiss. Bd. 1, St. 2. 

8) A 590: ἤδη γάρ με καὶ ἄλλοτ᾽ ἀλεξέμεναι μεμαῶτα | ῥῖψε, ποδὸς τεταγών, ἀπὸ 
βηλοῦ ϑεσπεσίοιο, | πᾶν δ᾽ ἦμαρ φερόμην, ἅμα δ᾽ ἠελίῳ καταδύντι | κάππεσον ἐν Λήμνῳ. 

9) 9753: Λῆμνον ἀμιχϑαλόεσσαν. 

10) Hom. Gloss. ὃ 1064. 


364 Asien. 


und meisten Mandeln kommen von den Inseln des griechischen 
Archipelagos, und der Umstand, dass die Mandeln fast nie von 
Aristoteles erwähnt werden, beweise nicht, dass dieser Baum erst 
später etwa aus dem asiatischen Binnenlande nach dem Westen ver- 
pflanzt worden sei. 

Die Einwohner von Lemnos heissen bei Homer Sintier (Xtyrısg) ἢ 
und werden von ihm wegen ihrer rauhen barbarischen Sprache als 
ἀγριόφωνοι bezeichnet?); trotz ihres rohen Naturells gewähren sie 
indess dem vom Olympos herabgefallenen Hephaistos gastliche Pflege), 
was sich aus der obigen Bemerkung erklärt, dass der Gott des Feuers 
bei ihnen Cultus und Heiligthum hatte. Ursprünglich waren sie 
ein thrakisches Volk®); in späterer Zeit heissen sie Sinter, Saier 
und Sapaier’). Mehrfach wird auch eine gleichnamige Stadt auf 
Lemnos erwähnt‘); sie wird vom Dichter als wohlgebaut (Züxrt- 
μενον) bezeichnet, ist dem Hephaistos die liebste unter allen Städten 
der Welt’) und heisst ausserdem die Stadt des göttlichen 
Thoas®), nach dem aus der Argonautensage bekannten lemnischen 
Könige, dem Sohne des Dionysos und der Ariadne und Vater der 
Hypsipyle. Später hatte Lemnos zwei Städte, Myrina und Hephai- 
stia, daher ihr die Bezeichnung δίπολις beigelegt wird®). Dass die 
Metalle auf der Insel Lemnos ein gesuchter Artikel gewesen seien, 
schliesst Blümner!® aus der Erzählung des Homer, dass die 
Griechen mit Kupfer und Eisen von den Lemniern Wein erhandelt 
hätten 11). 


1) A 594. ὃ 294. In alten Zeiten sollen sie Schmiede gewesen sein, 5. Eustath. 
zu A592. B. Büchsenschütz, die Hauptstätten des Gewerbfleisses im klas- 
sischen Alterthume. Gekrönte Preisschrift der fürstl. Jablonowski’schen Gesellsch. 
zu Leipzig. Leipzig, bei S. Hirzel. 1869. S. 40. 

2) ὃ 294: μετὰ Σίντιας ἀγριοφώνους. 

3) A 594: ἔνϑα (ἐν Λήμνῳ) με Σίντιες ἄνδρες ἄφαρ κομίσαντο πεσόντα. 

4) Strabon. VII. fragm. 46: Ὅτι Σιντοί, ἔϑνος Θρᾳκικόν, χατῴχει τὴν Λῆμνον 
νῆσον ὅϑεν “Ὅμηρος Σίντιας αὐτοὺς χαλεῖ χτέ. 

5) Strabon. XII, 3, 20 Kr.: Σίντιες γὰρ ἐχαλοῦντό τινες τῶν Θρᾳχῶν, εἶτα Σίντοι, 
εἶτα Σάιοι" --- οἱ δ᾽ αὐτοὶ οὗτοι Σαπαῖοι νῦν ὀνομάζονται. 

4 8.281: lass — ἄστυ und sonst. 

7) 9283: εἴσατ ἴμεν ἐς Λῆμνον, ἐὐχτίμενον πτολίεϑρον, | ἥ oi.(dem Hephaistos) 
γαιάων π 
ἢ = 230: Λῆμνον δ᾽ εἰσαφίχανε, πόλιν ϑείοιο Θόαντος. 

) S. Schol. Apoll. Rhod. 1, 604. Vgl. Forbiger, Handb. der alten Geogr. 
Bd. ἃ S. 1024, Anm. 71, mit den Citaten. 

10) Dr. Hugo Echsen die gewerbl. Thätigkeit ἃ der Völker des klass. Alter- 
thums. Gekrönte Preisschrift der fürstl. Jablonowski'schen Gesellschaft zu Leip- 
zig, bei S. Hirzel. 1869. S. 86. 

1) H 467: νῆες δ᾽ ἐκ Λήμνοιο παρέστασαν οἶνον ἄγουσαι. — — ἔνϑεν dp’ οἰνίξοντο 
χαρηχομόωντες ᾿Αχαιοί, | ἄλλοι μὲν χαλκῷ, ἄλλοι δ᾽ αἴϑωνι σιϑήρῳ Are, 


ολὺ φιλτάτη ἐστὶν ἁπασέων. 


τρῆμα von Lemnos!), wird vom Dichter als eine rauhe, schroffe 


Insel bezeichnet); auf ihr lag eine gleichnamige Stadt?). 

&. Samos (Σάμος Opnixtn) ἢ, später Samothrake und noch 
jetzt Samothraki’), der Mündung des Hebros gegenüber. Homer 
nennt die Insel bewaldet (ὑλήεσσα) δ, ; durch Zusammenstellung 
mit Imbros und Lemnos bezeichnet er sie als Nachbarinsel der letz- 
teren”). Sie war Hauptsitz des Kybele- und Kabirencultus und be- 
rühmter Mysterien ὃ). 

b. Inseln des Mittelmeers. 

Von diesen begegnet uns nur Kypros (ἡ Κύπρος), noch jetzt 
Kypros, bei den Türken und Arabern Kibris, die östlichste und 
nach Krete die grösste unter den griechischen Inseln, im pamphy- 
lischen Meere und in der Ecke zwischen Kilikien und Syrien gele- 
gen®). Menelaos berührte dieselbe auf seiner achtjährigen Irrfahrt, 
welche ihn, wie er selbst sagt, nach Kypros, Phoinike, Aigyptos, 
Aithiopien, Sidon, zu den Erembern und nach Libyen führte !0). 
Von Ortschaften auf dieser Insel werden bei Homer erwähnt: 

1. Paphos (n Πάφος), eine von dem Kyprischen Könige Ki- 
nyres gegründete Stadt 11), der nach Homer Agamemnon’s Zeitgenosse 
war, da der letztere einen Harnisch trägt, der als Gastgeschenk 
des Kinyres bezeichnet wird'?). In Paphos blühte der Cultus der 
Aphrodite, welche, um mit dem Dichter zu reden, dort einen Hain 
und duftenden Altar hatte 1"). 


1) Vgl. über Imbros: Forbiger, Handb. Bd. III, S 1023 mit den Noten. 
Wheler Voy. p. 112. 

2) N 33 (0 78): Ἴμβρου παιπαλοέσσης. 3) Ξ 281: Ἴμβρου ἄστυ. 

& N 12 (Anm. 6 eitirt). © 15. (hier schlechtweg Σάμος). 

5) Vgl. über die Insel: Forbiger, Handb. Bd. III, S. 1023. Ὁ. Dapper, 
deser. des isles de Bene: Amst. 1703. p. 250 ff. 

6) N 12: ὑψοῦ ἐπ’ N χορυφῆς Σάμου ὑληέσσης | Θρηϊχίης. 

7) Ω 153: ἐς Σάμον ἔς τ᾽ Ἴμβρον καὶ Λῆμνον ἀμιχϑαλόεσσαν. 
8) S. die ΕΜ bei Forbiger, Handb. Bd. Π|, 5. 1023, Anm. 69. 
9) Vgl. über Kypros: Meursii Creta, Rhodus, Cyprus etc. Amstel. 1675. 4. 
Mariti Viaggi per 1᾿ isola di Cipro e per la Soria e Palestina. Lucca 1769 ff. 
9 Bde. Pococke II, S. 305 ff. d’Anville in den Me&m. de l’Acad. des Inser. 
XXXH. p. 548 f. Hammer, topogr. Ansichten aus der Levante. Wien, 1811. 8. 
Engel, Kypros. Berl. 1851. 2 Bde. 8. Forbiger, Handb. Bd. UI, 5. 1044 ἢ. 

10) ὃ 82: en ἔτει ἦλϑον, | Κύπρον Φοινίχην τε καὶ Αἰγυπτίους ἐπαληϑείς, | 
Αἰϑίοπάς 9 ἱκόμην χαὶ Σιδονίους καὶ ᾿Βρεμβοὺς | χαὶ Λιβύην. 

1) Apollod. bibl. 3, 14, 3 Bekk. : οὗτος (Κινύρας) ἐν Κύπρῳ -- — ἔκτισε Πάφον. 

12) ΔΛ 19: δεύτερον αὖ ϑώρηχα περὶ στήϑεσσιν ἔδυνεν, | τόν ποτέ οἱ Kıyöpns δῶχε 
ξεινήϊον εἶναι. 

18) ὃ 902: ἣ δ᾽ ἄρα Κύπρον ἵχανε φιλομμειδὴς ᾿Αφροδίτη, | ἐς Πάφον ἔνϑα δέ οἱ 
τέμενος βωμός τε ϑυήεις. Vgl. auch Schlegel, de geogr. Hom. comm. p. 159. 


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2. Temese (Τεμέση), das spätere Tamasos, war schon in 
homerischen Zeit durch seinen Reichthum an Kupfer berühmt, wie 


aus der Aeusserung der unter der Gestalt des Mentes verkappten Ἢ 


Athene hervorgeht, sie segle nach Temese, um Kupfer gegen Eisen 
einzutauschen!). Bekanntlich hat unser Kupfer (χαλχός, cuprum 
oder aes Cyprium) von der Insel Kypros seinen Namen erhalten). 
Uebrigen irren Schlichthorst°) und Schlegel‘), wenn sie auf 
Strabon’s Autorität hin Temese nach Unteritalien, und zwar in das 
Land der Bruttier, setzen. 


1) α 182: νῦν δ᾽ ὧδε ξύν νηὶ χατήλυϑον ἠδ᾽ ἑτάροισιν, | πλέων ἐπὶ οἴνοπα πόντον 
ἐπ᾿ ἀλλοϑρόους ἀνθρώπους, | ἐς Τεμέσην μετὰ χαλχόν, ἄγω δ᾽ αἴϑωνα σίδηρον. Vgl. 
Β. Büchsenschütz, die Hauptstätten des Gewerbfleisses im klassischen Alter- 
thum. Gekrönte Preisschrift der fürstl. Jablonowski’schen Gesellsch. zu Leipzig. 
Leipzig, bei S. Hirzel. 1869. S. 42 mit Anm. 2. 

ἢ S. Ameis zu α 194. 

3) Geogr. Hom. p. 10 und 131. 

1 De geogr. Hom. comm. p. 191. 


II. Afrika. 


$ 9. 
A. Aigyptos (ἢ Αἴγυπτος)". 


1. Land und Volk. Die ungemeine Fruchtbarkeit des Landes 
erkennt Homer an, indem er von den herrlichen Gefilden der 
Aigyptier spricht?). Namentlich rühmt derselbe den Reichthum 
Aigyptens an mannigfaltigen medieinisch wirksamen Kräutern 
ἰφάρμαχα), mit dem Zusatze, dass dort alle Einwohner Aerzte seien 
und alle Sterblichen an Erfahrung übertreffen, da sie von Paieon 
abstammen®), — eine Angabe, welche durch Herodot bestätigt 
wird, der berichtet, dass in Aigypten Alles voll von Aerzten sei, da 


"jede Krankheit ihren besonderen Arzt habe; so gebe es dort beson- 


dere Aerzte für die Augen, für den Kopf, für die Zähne u. 5. νυν. ἢ). 
In Betreff der homerischen Stelle, welche den Kräuterreichthum 
Aigyptens hervorhebt, sagt Plinius5): “Homerus quidem, primus 
doetrinarum et antiquitatis parens, multus alias in admiratione Circae, 
gloriam herbarum Aegypto tribuit, cum etiam tum quae rigatur 
Aegyptus illa non esset, postea fluminis limo invecta. Herbas certe 
Aegyptias ab regis uxore tradıtas Helenae suae plurumas narrat ac 
nobile illud nepenthes oblivionem tristitiae veniamque adferens et ab 


ἢ ὃ 351. p 448: πιχρὴν Αἴγυπτον. An den übrigen Stellen, wo Aigyptos erwähnt 
wird, ist der Fluss gemeint. 
2) ξ 263: Αἰγυπτίων ἀνδρῶν περιχαλλέας ἀγρο 


Un} 


3) ὃ 228: Πολύδαμνα, — Αἰγυπτίη, τῇ πλεῖστα φέρει ζείδωρος ἄρουρα | φάρμαχα, 
πολλὰ μὲν ἐσθλὰ μεμιγμένα, πολλὰ δὲ λυγρά" | ἕχαστος ἐπιστάμενος περὶ 
πάντων ἀνθρώπων" ἢ γὰρ Παιήονός εἰσι γενέϑλης. Vgl. 1. J. Wagner, Homer 
und Hesiod. Ulm, Stettin’sche Verlagsbuchh. 1850. S. 76. 

4) Herod. II, 84: 4 δὲ ἰητριχὴ χατὰ τάδε σφι δέδασται μιῆς νούσου ἕχαστος 
ἰητρός ἐστι χαὶ οὐ πλεόνων. πάντα ö ζητρῶν ἐστὶ πλέα - οἱ μὲν γὰρ ὀφϑαλμῶν ἰητροὶ 


on 
or 
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χατεστέασι, ol δὲ χεφαλῆς, ol δὲ ὀδόντων, ὁ 
νούσων. 


5) Nat. hist. XXV, 2, 5 Sillig. 


ν κατὰ νηδύν, οἱ δὲ τῶν ἀφανέων 


πο. Ὁ | A 


Helena utigue omnibus mortalibus propinandum. Was unter diesem 
schmerzstillenden Mittel, welches Helene in Aigypten von der Po- 
lydamna erhalten hatte, und durch welches sie die Trauer des Tele- 
machos beschwichtigte !), zu verstehen sei, ist sehr strittig; vielleicht 
ist das Opium damit gemeint). 

An den Bewohnern Aigyptens wird Freigebigkeit κόξαθνην 
wenigstens sagt Odysseus in der freilich fingirten Erzählung, welche 
er dem Kumaios von seinen Abenteuern giebt, dass er sieben Jahre 
in Aigypten verweilt und bei dem aigyptischen Volke Güter gesam- 
melt habe, welche sie ihm auch in reichlichem Masse gegeben 
hätten 3). 

Ueber die Entfernung Aigyptens machte man sich im homeri- 
schen Zeitalter, wo man überhaupt von geographischen Dimensionen 
nur höchst unklare und verworrene Begriffe hatte, abenteuerliche 
Vorstellungen. Nestor sagt von Menelaos, der auf der Heimreise 
von Troia nach Aigypten verschlagen war, er sei jüngst aus fernem 
Lande zurückgekommen, von wo Niemand auf Rückkehr hoffen dürfe, 
wenn der Sturm ihn einmal durch das weite Meer dahin verschlagen 
habe; selbst die Vögel, setzt er hinzu, würden dies grosse und furcht- 
bare Gewässer nicht in einem Jahre durchfliegen können‘). Zu- 
gleich sieht man hieraus, was für enorme Vorstellungen man sich 
von der Ausdehnung des Mittelmeers machte, daher auch die Scholien 
jene Entfernungsbestimmung eine hyperbolische nennen. 


$ 96. 


Fortsetzung. 


2. Flüsse. Hier ist nur der Aigyptos (6 Αἴγυπτος) zu nen- 
nen), der, was jetzt Niemand mehr bezweifeln wird, mit dem Nil 


1) ὃ 220: αὐτίχ᾽ ἄρ᾽ εἰς οἶνον βάλε φάρμαχον, ἔνϑεν ἔπινον, | νηπενϑές τ᾽ ἄχολόν 
τε, χαχῶν ἐπίληϑον ἁπάντων. | ὃς τὸ χαταβρόξειεν, ἐπὴν χρητῆρι μιγείη, | οὔ χεν ἐφη- 
ϑέριός γε βάλοι χατὰ δάχρυ παρειῶν re. ὃ 227: τοῖα Διὸς θυγάτηρ ἔχε φάρμακα μη- 
τιόεντα | ἐσθλά, τά οἱ Πολύδαμνα πόρεν, Θῶνος παράχοιτις, | Αἰγυπτίη. 

3. Κ΄. Sprengel, Gesch. der Botanik. $S. 28. Riccius, dissert. Homer. 
Vol. III. Flor. 1741. p. 50. — Miquel, hom. Flora. ὃ. 48. Schlegel, de geogr. 
Hom. comm. p. 156. 

3) &285: ἔνϑα μὲν ἑπτάετες μένον αὐτόϑι, πολλά δ᾽ ἄγειρα | χρήματ᾽ ἀν᾽ Αἰγυπτίους 
ἄνδρας" δίδοσαν γὰρ ἅπαντες. 

4) y 318: χεῖνος (Menelaos) γὰρ νέον ἄλλοϑεν εἰλήλουϑεν, | ἐκ τῶν ἀνθρώπων, ὅϑεν 
οὐχ ἔλποιτό γε ϑυμῷ; ἐλθέμεν, ὅντινα πρῶτον ἀποσφήλωσιν ἄελλαι | ἐς πέλαγος μέγα 
τοῖον, ὕϑεν τέ περ οὐδ᾽ οἰωνοὶ | αὐτόετες οἰχνεῦσιν, ἐπεὶ μέγα τε δεινόν τε. Vgl. die 
hom. Kosmographie. ὃ 15. 

5) Der Name Νεῖλος findet sich schon bei Hesiod.: Theogon. 337. Göttl.: 
Τηϑὺς δ᾽ Ὠχεανῷ Ποταμούς τέχε δινήεντας, Νεῖλόν τ᾽ ᾿Αλφειόν τε χτέ. 


= 


& a Νεῖλος 


 tifieirt, indem er sagt, der älteste Name des Flusses sei Okeane 


a a TREE ἘΝ 
A. Aigyptos. 369 


) identisch ist, zumal da Diodor ausdrücklich beide iden- 


gewesen, was dem griechischen Okeanos entspreche; darauf habe 
man ihn wegen seiner rapiden Strömung, die Alles durchbrochen 
und überschwemmt habe, den Adler, später aber nach einem Könige 
des Landes Aigyptos genannt, was auch Homer bestätige; worauf 
ξ 258 eitirt wird!). Homer legt dem Flusse Aigyptos das Epitheton 
διιπετής (vom Himmel gefallen, himmelentströmend) bei?), 
welches, wie Ameis bemerkt’), zwar stehendes Beiwort der durch 
Regengüsse anschwellenden Ströme, für den Nil aber besonders zu- 
treffend ist, weil er in Folge der zur Sommerszeit in Aithiopien 
herrschenden Regengüsse dergestalt anschwillt, dass er ganz Aigypten 
unter Wasser setzt‘). Ausserdem heisst derselbe Fluss ἐὐρρείτης 
(sehönströmend)’). 


3. Städte. Dahin gehört Thebai (αἱ Θῆβαι), welches Homer, 
wahrscheinlich zur Unterscheidung von der gleichnamigen boiotischen 


Stadt, das aigyptische nennt®). Es lag am Nil (Aigyptos) in 
ÖOberaigypten, welches nach ihm Thebais hiess, und führte später 
den Namen Diospolis?). Die homerische Schilderung dieser Stadt 
giebt einen bedeutenden Begriff von ihrer Grösse, ihrer Macht und 
ihrem Reichthum. Die Wohnungen, heisst es, sind dort reich an 


1) Bibl. hist. I, 19 Bekker: τὸν δὲ ποταμὸν ἀρχαιότατον μὲν ὄνομα σχεῖν Θχεάνην 
(φασίν), ὅς ἐστιν ἑλληνιστὶ ὠχεανός : ἔπειτα διὰ τὸ γενόμενον ἔχρηγμιά φασιν ᾿Αετὸν 
ὀνομασθῆναι, ὕστερον δ᾽ Αἴγυπτον ἀπὸ τοῦ βασιλεύσαντος τῆς χώρας προσαγορευϑῆναι 
(μαρτυρεῖν δὲ χαὶ τὸν ποιητὴν λέγοντα “στῆσα δ᾽ ἐν Αἰγύπτῳ ποταμῷ νέας 
ἀμφιελίσσας). 

2) 8477 (581): Αἰγύπτοιο διιπετέος ποταμοῖο. 

3) Ζὰ ὃ 411. Vgl. Schlegel, de geogr. Hom. comm. p. 157. 

ἢ Vgl. Damm, lex. Graec. 8. v. διιπετῆς. Herod. II, 19 ff. Strabon. 1, 2, 30 
Kr.: 6 ποιητὴς τοίνυν διιπετέας καλεῖ τοὺς ποταμούς, οὐ τοὺς χειμάρρους μόνους, ἀλλὰ 
χαὶ πάντας κοινῶς, ὅτι πληροῦνται πάντες ἀπὸ τῶν ὀμβρίων ὑδάτων. Lehmann 
(Zur Lehre vom Locativ bei Homer. Progr. des fürstl. Hedwig’schen Gymn. zu Neu- 
stettin. Ostern 1870. S. 8) bringt διϊπετῆς mit dem Sanscr. div, die Helle, in Connex 
und nimmt den Fluss, den der Hellene ebensowohl wie der Kleinasiate alljährlich 
durch Regengüsse anschwellen gesehen habe, in poetischer Auffassung als denin 
derHellefallenden, wobei er die Bemerkung jvon Curtius (Et. 191, 3. Aufl. 
198) anzieht, dass die gräcolatinische Wurzel ursprünglich eine Bewegung durch die 
Luft bezeichnete, die sich dann im Griechischen in die beiden Hauptbedeutungen 
fliegen und fallen gespalten habe. 

5) 8257: Αἴγυπτον ἐυρρείτην. Ueber die Formation dieses Adjectivs 5. Krü- 
ger, griech. Sprachl. II, 1. ὃ 15, 3, A.4. Ameis zu &257 im Anh. Lobeck, 
paralipp. p. 459. 

6) 1381: θήβας | Αἰγυπτίας. 

2) Strabon. XVII, 1,27 Kr.: ἐν Θήβαις, τῇ νῦν Διοσπόλει. XVII, 1, 46: αἱ 
Θῆβαι (χαλεῖται δὲ νῦν Διὸς πόλις). 


Buchholz, Homerische Realien. Ia. 24 


Besitzthum; hundert Thore hat die Stadt, und aus jedem der- 
selben ziehen zweihundert Männer mit Rossen und Gespannen zum 
Kampfe!). — Was das Epitheton ἑχατόμπυλος betrifft, so will der 
Dichter durch die runde Zahl überhaupt nur eine grosse Zahl be- 
zeichnen, — ähnlich, wie Krete ἑχατόμπολις heisst?2). Pomponius 
Mela sagt darüber?): Thebae, uti quae, ut Homero dietum est, centum 
portas, sive, ut alii aiunt, centum aulas habent, totidem olim prin- 
cipum domos: solitasque singulas, ubi negotium exegerat, dena 
armatorum millia effundere. 

Von den zahlreichen Tempeln, welche Thebai hatte, wurde der 
grösste Theil von Kambyses verstümmelt; Spuren der Stadt wurden 
noch zu Strabon’s Zeit in einer Ausdehnung von 80 Stadien gezeigt; 
an ihrer Stelle fand derselbe einige Dörfer vor®). 

Eine andere alte Stadt Aigyptens, Thonis, wird bei Homer 
zwar nicht selbst erwähnt, wohl aber der König Thon, von welchem 
sie den Namen erhielt, und der den Menelaos und die Helene gast- 
freundlich aufnahm, bei welcher Gelegenheit letztere von dessen 
Gattin, Polydamna, jene magischen Kräuter erhielt, mit deren Hülfe 
sie später den Telemachos in eine heitere Stimmung versetzte’). 


δ᾽ 97. 
Schluss. 

4. Inseln. Von Inseln bei Aigypten wird nur Pharos (ἡ Φά- 
ρος), heutzutage Farillo, erwähnt. Sie lag in der Nähe der Land- 
zunge, auf welcher nachmals Alexander der Grosse Alexandria erstehen 
liess, und wurde später durch ihren Leuchtthurm berühmt®). Nach 


1) 1379: οὐδ᾽ εἴ μοι δεκάκις τε χαὶ εἰχοσάχις τόσα δοίη, | ὅσσα τέ οἱ νῦν ἔστι, zat 
εἴ ποϑεν ἄλλα γένοιτο, [ οὐδ᾽ ὅσ᾽ ἐς Ὀρχομενὸν ποτινίσσεται, οὐδ᾽ ὅσα Θήβας | Αἰγυπτίας, 
ὅϑι πλεῖστα δόμοις ἐν χτήματα κεῖται, [αἴϑ᾽ ἑχατόμπυλοί εἰσι, διηχόσιοι δ᾽ dv ἑχάστας | 
ἀνέρες ἐξοιχνεῦσι σὺν ἵπποισιν καὶ ὄχεσφιν ‘| οὐδ᾽ εἴ μοι τόσα δοίη, ὅσα Ψάμαϑός τε 
κόνις τε, | οὐδέ zev ὡς ἔτι ϑυμὸν ἐμὸν πείσει ᾿Αγαμέμνων. Vgl. 126. 127. 

2) B 649: Κρήτην ἑχατόμπολιν. 

3) De situ orbis I], 9. 

4) Strabon. XVII, 1, 46 Kr.: νῦν δ᾽ ἴχνη δείχνυται τοῦ μεγέϑους αὐτῆς ἐπὶ 
ὀγδοήχοντα σταδίους τὸ μῆχος ἔστι δ᾽ ἱερὰ [τὰ] πλείω. χαὶ τούτων δὲ τὰ πολλὰ ἤκρω- 
τηρίασε Καμβύσης νυνὶ δὲ κωμηδὸν συνοιχεῖται. 

5) Strabon. XVII, 1,16 Kr.: τὸ δὲ παλαιὸν χαὶ Θῶνίν τινα πόλϊν ἐνταῦϑά φασιν, 
ἐπώνυμον τοῦ βασιλέως τοῦ δεξαμένου Μενέλαόν τε χαὶ Ἑλένην ξενίᾳ. περὶ οὖν τῶν 
τῆς Ἑλένης φαρμάχων φησὶν οὕτως ὃ ποιητής ἐσϑλά, τά οἱ Πολύδαμνα πόρεν 
Θῶνος παράχοιτις (ὃ 228). . ᾽ 

6) Caes. de bell. οἷν. III, 112: Pharos est in insula turris, magna altitudine, 
mirificis operibus exstructa, quae nomen ab insula accepit. Haee insula, obieeta 
Alexandriae, portum effieit ete. Strabon. XVII, 1, 9 Kr.: ἔστι δ᾽ ἐν τῷ μεγάλῳ 
λιμένι κατὰ μὲν τὸν εἴσπλουν ἐν δεξιᾷ ἡ νῆσος καὶ ὁ πύργος ὁ Φάρος. 


war sie vor dem Strome Aigyptos deinden und von Aigypten 
N akhreit entfernt, dass ein mit günstigem Fahrwinde segelndes Schiff 
einen Tag gebrauchte, um dahin zu gelangen; auch bot sie dem 
Seefahrer einen bequemen Hafen dar!). Hier haus’te in gewölbten 
Grotten der Meergott Proteus mit den ihm zur Aufsicht anver- 
trauten Robben?). Dass übrigens die Insel steril und arm an Lebens- 
mitteln war, lässt sich daraus schliessen, dass Menelaos und seine 
Genossen während ihres Aufenthaltes daselbst durch Fischfang ihr 
Leben fristeten®) , obwohl Fische sonst nur von Aermeren genossen 
und als Speise wenig geschätzt wurden, daher man nur in Noth- 
fällen zu ihnen seine Zuflucht nahm. 


Wegen der Angabe, dass Pharos vom aigyptischen Festlande 
eine Tagereise weit entfernt sei, erfuhr Homer schon im Alterthume 
Tadel und Polemik, indem man dieselbe für eine Unwahrheit er- 
klärte. Thatsache ist allerdings, dass die Insel in späterer Zeit in 
der nächsten Nähe des Continents lag, wie denn Alexander sie durch 
einen (jetzt 3000 Fuss langen) Damm mit demselben verbinden konnte 
und Strabon sie als ein längliches, hart am Festlande liegendes 
Inselchen schildert‘). Indess fand der getadelte Dichter auch Apo- 
logeten, unter ihnen Strabon. “Die Erzählung des Dichters von 
der Insel Pharos’, sagt er, ‘oder vielmehr die herrschende Sage, 
Pharos habe ehemals eine Tagereise vom Festlande gelegen, brauchte 
man nicht so sehr als Unwahrheit zu verschreien; denn wahrschein- 
lich hatte er von den Anschwellungen und Verschlämmungen des Nil 
gehört, woraus er den Schluss zog, die Insel müsse zu Menelaos’ 
Zeit weiter vom Lande gelegen haben, als zu der seinigen, daher er 
auch die Entfernung um des Wunderbaren willen viel grösser ansetzt. 
Die Mährchen’, setzt er hinzu, "sind keine Erzeugnisse der Igno- 
ranz’>). Strabon trifft hier gewiss das Richtige. Zu Homer’s Zeit 


ἢ ὃ 354: νῆσος ἔπειτά τις ἔστι πολυχλύστῳ ἐνὶ πόντῳ | Αἰγύπτου προπάροιϑε, 
Φάρον δέ ἑ κιχλήσχουσιν, | τόσσον ἄνευϑ᾽, ὕσσον τε πανημερίη γλαφυρὴ νηῦς | ἤνυσεν, 
τ N ἰδ » - 
ἡ λιγὺς οὖρος ἐπιπνείῃσιν ὄπισϑεν" | ἐν δὲ λιμὴν εὔορμος, ὅϑεν τ᾽ ἀπὸ νῆας ἐΐσας | ἐς 
πόντον βάλλουσιν, ἀφυσσάμενοι μέλαν ὕδωρ. 

2) ὃ 403 ff. 

3) ὃ 368: αἰεὶ γὰρ περὶ νῆσον ἀλώμενοι ἰχϑυάασχον | γναμπτοῖς ἀγκίστροισιν, ἔτειρε 
δὲ γαστέρα λιμός. 


-G 


4) Strabon. XVII, 1,6Kr.: ἡ δὲ Φάρος νησίον ἐστὶ παράμιηχες, προσεχέστατον 
τῇ ἠπείρῳ, λιμένα πρὸς αὐτὴν ποιοῦν ἀμφίστομον. 

5) Strabon. I, 2, 80 Kr.: ὃ γὰρ ἱστορῶν αὐτῷ περὶ τῆς Φάρου, μᾶλλον δὲ ἣ χοινὴ 
φήμη, διότι μὲν τότε τοσοῦτον ἀπεῖχεν ἀπὸ τῆς ἠπείρου, ὅσον φησί, δρόμον νεὼς 
ἡμερήσιον, οὐχ ἂν εἴη διατεϑρυλημένη ἐπὶ τοσοῦτον ἐψευσμένως. ὅτι δ᾽ ἡ ἀνάβασις zul 
αἱ προσχώσεις τοιαῦταί τινες, χοινότερον πεπύσϑαι εἰχὸς ἦν ἐξ ὧν συνϑεὶς ὁ ποιητῆς, 

24 * 


ET 


ν τ 


972 
mochte der Abstand der Insel vom Continente weit grösser sein als 
später, nachdem die Anschwemmungen des Nil Jahrhunderte lang 
an seiner Verringerung gearbeitet hatten; die Angabe von einer 
Tagereise ist aber jedenfalls entweder aus geographischer Unkunde, 
welche die Dimensionen überschätzte, oder aus absichtlicher, auf den 
Wunderglauben speculirender poetischer Uebertreibung. hervorge- 
gangen. | 

Andere, wie Kant!), suchten die Differenz zwischen der ho- 
merischen Angabe und der heutigen Lage von Pharos durch das 
Sinken des mittelländischen Meeres zu erklären; noch Andere end- 
lich, wie Nitzsch?2) und Forbiger’), nehmen einen Irrthum 
Homer’s an, der die aigyptische Küste nur aus Schiffersagen ge- 
kannt habe. 


8. 98. 
B. Libyen (ἡ Λιβύῃ. 


Homer schildert Libyen, unter welchem das an Aigypten grän- 
zende afrıkanische Küstenland zu verstehen ıst, über dessen Er- 
streckung nach Süden und Westen aber keine genauere Bestimmung 
bei dem Dichter gefunden wird®), als ein Land von ausserordent- 
licher Fruchtbarkeit. Dort werden (so berichtet Menelaos dem Tele- 
machos) die Lämmer mit Hörnern geboren ; dreimal werfen die Schafe 
im Laufe des Jahres Junge; niemals leidet dort Jemand — er sei 
Herr oder Hirt — Mangel an Käse, Fleisch oder süsser Milch, welche 
das Melkvieh das ganze Jahr hindurch liefert; Menelaos setzt hinzu, 
er habe sich dort reiche Güter gesammelt). Was hier die Worte: 
ἵνα τ᾿ ἄρνες ἄφαρ χεραοὶ τελέϑουσιν betrifft, so wurden sie schon von 
den Alten verschieden interpretirtt. Die eben gegebene Auffassung 
bestätigt Aristoteles, wenn er sagt: χαὶ ἐν μὲν Λιβύῃ εὐϑὺς γίνεται 
χέρατα ἔχοντα τὰ χερατώδη τῶν χριῶν, οὐ μόνον οἱ ἄρνες, ὥσπερ Ὅμηρός 


ὅτι πλέον ἢ τότε ἀφειστήχει τῆς γῆς ἢ νῆσος χατὰ τὴν Μενελάου παρουσίαν, προσέϑηκε 
ap ἑαυτοῦ πολλαπλάσιον διάστημα τοῦ μυϑώδους χάριν᾽ αἱ δὲ μυϑοποιίαι οὐκ 
ἀγνοίας χάριν. Vgl. Koeler zu Sen. N. Q. 6, 26. p. 631. 

1) Phys. Geo. 1, 8. 129 ff. 

2) Ζυ ὃ 354: Bd. I, S. 267. 

3) Handb. der alten Geogr. Bd. II, S. 778. Anm. 

4) Vgl. Schlegel, de geogr. Hom. comm. p. 160. 

5) 885: χαὶ Λιβύην, ἵνα T ἄρνες ἄφαρ χεραοὶ τελέϑουσιν " | τρὶς γὰρ τίχτει μῆλα 

ποιμὴν | τυροῦ χαὶ 


τ 


τελεσφόρον εἰς ἐνιαυτόν. | ἔνϑα μὲν οὔτε ἄναξ ἐπιδευὴς οὔτε τι 
χρειῶν, οὐδὲ γλυχεροῖο γάλαχτος, [ἀλλ᾽ αἰεὶ παρέχουσιν ἐπηετανὸν γάλα ϑῆσϑαι. | ἕως 
ἐγὼ περὶ χεῖνα πολὺν βίοτον συναγείρων | ἠλώμιην, τείως μοι ἀδελφεὸν ἄλλος ἔπεφνεν | 
λάϑρῃ χτέ. 


C. Das Land der Pygmaien. 373 


ei φησιν, ἀλλὰ χαὶ τἄλλα ἢ. Für diese Erklärung spricht, dass τελέϑω — 


analog wie πέλω — nicht sowohl fo, als fuctus sum, ἃ. h. sum, be- 
deutet und folglich den fortdauernden Zustand einer bereits vollen- 
deten Handlung bezeichnet?). — Herodot hingegen, der — wie 
Ameis bemerkt?) — in menschlichen Dingen seiner Gewohnheit 
gemäss Naturalist ist, sagt: δοχέει δέ μοι χαὶ τὸ γένος τῶν βοῶν τὸ χόλον 
διὰ ταῦτα οὐ φύειν χέρεα αὐτόϑι, μαρτυρέει: δέ μοι τῇ γνώμῃ χαὶ Ὁμήρου 
ἔπος ἐν Ὀδυσσείῃ ἔχον ὧδε, χαὶ Λιβύην, ὅϑι τ᾽ ἄρνες ἄφαρ εεραοὶ 
τελέϑουσι, ὀρϑῶς εἰρημένον, ἐν τοῖσι ϑερμοῖσι ταχὺ παραγίνεσθαι τὰ 
χέρεα). Er will also die homerischen Worte nur vom raschen 
Wachsthum der Hörner verstanden wissen, wie man es überhaupt 
in den tropischen Ländern finde, — welche Erklärung auch Eusta- 
thios adoptirt. Was Wagner mit der Aeusserung sagen will: Li- 
byen, wo die Schafe Hörnerhhaben’), bleibt mir unklar; auch 
übersieht er das ἄφαρ des homerischen Textes. — Ausserdem wird 
Libyen nur noch einmal von Odysseus erwähnt, indem dieser in 
dem Berichte seiner fingirten Abenteuer dem Eumaios erzählt, ein 
Phoiniker habe ihn durch Vorspiegelungen von Aigyptos nach Phoi- 
nike gelockt und sei später mit ihm nach Libyen zur See gegangen, 
um ihn hier zu verkaufen ®). 


| δ 99. 
C. Das Land der Pygmaien (οἱ ΠΟυγμαῖοι) 7). 


Das zwerghafte Volk der Pygmaien, dessen Name von πυγμή 
(d. i. der Abstand der Spitze des Ellenbogens von der geballten 
Faust) abzuleiten und also unserem Däumling analog ist, wohnt 
nach Homer im südlichen Afrika, am Rande des Okeanos°), wohin 
alljährlich mit dem Beginne der rauheren Jahreszeit von Norden her 
die Kraniche ziehen, um jenem Zwergvolke Tod und Verderben zu 
bringen‘), daher Ovid in den Fasten den Kranich als den Vogel 


ἡ Hist. anim. VIII, 28 Bekker. 
2) S. Ameis zu ὃ 85 im Anhange. 

3) Ebendas. 4) Herod. IV, 29. 
5) Homer und Hesiod. 85. 76. 

6) E295: ἐς Λιβύην μ᾽ ἐπὶ νηὸς ἐέσσατο ποντοπόροιο | ψεύδεα βουλεύσας, ἵνα οἱ 
σὺν φόρτον ἄγοιμι, | χεῖϑι δέ m ὡς περάσειε καὶ ἄσπετον ὦνον ἕλοιτο. 

7) Ueber die Pygmaien 5.: Jacobi, Handwört. der griech. u. röm. Mythol. 
Leipzig, Gustav Brauns. 8. v. Pygmaeus. — Friedreich, Realien. 5. 61 und 
62. — Preller, griech. Mythol. II, S. 151. — Heyne zur Ilias. T. IV, p. 449 ff. 
— Klopfer, mythol.- Wörterb. II. S. 508. — Schöll zur Uebersetz. des Herodot 
(Stuttgart, Metzler. 1829). S. 337. Anm. 

8) Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. 1, S. 9 und 10. 

9) T 3: Höre περ χλαγγὴ γεράνων πέλει οὐρανόϑι πρό, | alt ἐπεὶ οὖν χειμῶνα 


2 | Afrikb: 


bezeichnet, der sich an dem Pygmaienblute erfreue!). Die Pygmaien 
sind die eigentlichen Liliputer der antiken Sagenwelt; allmählich 
wurde der ältere Mythos weiter ausgebildet und verschieden gestaltet, 
und die Pygmaien erscheinen als die Helden der Geranomachie im 
ionischen Epos und in der Kunst?). Hier werden sie zu Verwandten 
des 60 Ellen langen Antaios gestempelt, hausen ameisengleich in 
der Erde und treiben da wie kleine Kobolde und Gnomen ihr Wesen ; 
sie sind mit Waffen, Ackergeräthen, Pferden und Wagen versehen; 
die Getreideähren erscheinen neben ihnen wie Bäume; wie der Swift’- 
sche Gulliver als gigantische Gestalt unter den Liliputern erscheint, 
so unter den Pygmaien Herakles, dem sie, als er nach dem Kampfe 
entschläft, schaarenweise zu Leibe gehen, bis Herakles erwacht und 
die ganze Armee in seine Löwenhaut packt°). — Vorzugsweise hausen 
die Pygmaien in den sandigen Regionen Libyens, wie schon bei 
Homer; die Späteren indess pflegen sie an die Quellen des Nil zu 
versetzen, wie z. B. Aristoteles, welcher sagt, dass die Kraniche 
aus Skythien in die morastigen Gegenden Aigyptens ziehen, wo der 
Nil entspringe, und hier die Pygmaien angreifen; auch versichert 
derselbe, dass die Pygmaiensage keine Fabel sei, sondern dass ın 
Aigypten in der That eine kleine Menschenrace existire, welche ver- 
hältnissmässig kleine Pferde besitze und ein Troglodytenleben führe ἢ). 
Ferner gab es auch im Norden, in der Gegend von Thule,‘ Pygmaien, 
welche Eustathios als kurzleibig, von kurzer Lebensdauer und 
mit nadelartigen Speeren bewaffnet schildert5). Ja auch Indien hatte 
seine Pygmaien ®). 

Was endlich die Deutung der homerischen Sage oder des 
Kampfes der afrikanischen Pygmaien mit den Kranichen betrifft, so 


φύγον καὶ ἀϑέσφατον ὄμβρον, | χλαγγῇ ταί ye πέτονται ἐπ᾿ Ὠχεανοῖο ῥοάων, | ἀνδράσι 
Πυγμαίοισι φόνον καὶ χῆρα φέρουσαι " | ἠέριαι δ᾽ ἄρα ταί γε χαχὴν ἔριδα προφέρονται. 

1 Fast. VI, 176: quae Pygmaeo sanguine gaudet, avem. 

2) Eine Beschreibung der darauf bezüglichen Kunstdarstellungen giebtO. Jahn, 
archäol. Beiträge. Berlin, 1847. S. 418 ff. Unter Anderem ist auf einem pompejani- 
schen Gemälde eine Geronomachie in verschiedenen Scenen äusserst komisch und im 
Sinne eines parodirenden Epos dargestellt. 

3) Philostr. imagg. II, 22. Preller, griech. Myth. II, S. 151. 

4) Aristot. hist. anim. VIII, 12 Bekker: μεταβάλλουσι γὰρ (αἱ γέρανοι) Er τῶν 
Σχυϑικῶν πεδίων εἰς τὰ ἕλη τὰ ἄνω τῆς Αἰγύπτου, ὅϑεν ὁ Νεῖλος hei’ οὗ χαὶ λέγονται 
τοῖς Πυγμαίοις ἐπιχειρεῖν" οὐ γάρ ἐστι τοῦτο μῦϑος, ἀλλ᾽ ἔστι χατὰ τὴν ἀλήϑειαν γένος 
μικρὸν μέν, ὥσπερ λέγεται, καὶ αὐτοὶ χαὶ οἱ ἵπποι, τρωγλοδύται ὃ᾽ εἰσὶ τὸν βίον. 

5) Zu ΓΘ: ὅτι δὲ χαὶ βόρειοι Πυγμαῖοι περί που τὰ τῆς Θούλης ἀντιπέραια, ἔνϑα 
τὰ ἰγχλιχά (di βραχύσωμοι χαὶ αὐτοὶ ὀλιγοχρόνιος ἐς τὸ παντελές, βέλεσι χρώμενοι 
λεπτυνομένοις, ὡς εἰς βελόνην, περιᾷδονται. 

6) Plin. nat. hist. VI, 19Sill.: Indus statim aPrasiorum gente, quorum in mon- 
tanis Pygmaei traduntur, 


u 


E. Das Land der westlichen Aithiopen und der Lotophagen. 375 


liegt es am nächsten, daran zu denken, dass diese Zugvögel, wenn 
sie die afrikanischen Felder verwüsten, um sich Nahrung zu ver- 
schaffen, von den Einwohnern angegriffen und bekämpft werden, — 
eine Erklärung, welche sich durch ihre Einfachheit und Natürlich- 
keit empfiehlt, und die schon von Köppen gegeben ist. Schlegel 
hingegen meint, die Pygmaiensage habe ihren Ursprung in den 
abenteuerlichen Erzählungen Reisender von den zahlreichen in Afrika 
vorkommenden kleinen, menschenähnlichen Affen ἢ. Andere Mytho- 
logen nahmen zu einer symbolischen Interpretation ihre Zuflucht und 
erblickten in den Pygmaien die Sinnbilder der sechszehn Ellen des 
Nilanwuchses, denen die Kraniche gleichsam den 'Tod brachten, in- 
sofern sie gerade zu dem Zeitpunkte in den Nilgegenden anlangten, 
wo das Fallen des Stromes einzutreten begann?). 


D. Das Land der westlichen Aithiopen>). 


Homer unterscheidet zweierlei Aithiopen, welche er die äusser- 
sten Menschen nennt, und von denen die einen den fernsten Osten, 
die andern den fernsten Westen bewohnen‘). Während jene nach 
Asien zu setzen sind, muss man die westlichen Aithiopen im west- 
lichsten Theile von Afrıka, am Okeanos, suchen. Genaueres über 
die Aithiopen findet sich bei Asien vorgetragen, wo man nach- 
sehe). 


8 100. 
E. Das Land der Lotophagen (οἱ Awrogayoı) 9). 


Dass die homerischen Lotophagen in Afrika (und zwar im west- 
lichen Theile der Nordküste, in der Nachbarschaft der hesperischen 
Aithiopen) zu suchen seien, wird schon dadurch höchst wahrschein- 
lich, dass die Frucht des Lotosbaumes, welche von dem gleich- 
namigen Futterkraute”?) unterschieden werden muss, als menschliches 
Nahrungsmittel etwas specifisch Afrikanisches ist. Nicht nur lebten 
die Bewohner der Nordküste Libyens von Lotos, sondern noch heute 


ἡ Schlegel, de geogr. Hom. comm. p. 164. 

2) S. Schöll zur Uebersetz. des Herodot, S. 337, Anm. — Jacobi, Hand- 
wörterb. der Myth. s. v. Pygmaeus. 

3) Vgl. Forbiger, Handb. der alten Geogr. I, 5. 8, Note 20. 

ἢ α 23: Αἰϑίοπας, τοὶ διχϑὰ δεδαίαται, ἔσχατοι ἀνδρῶν, | οἱ μὲν δυσομένου Ὑπε- 
ρίονος, οἱ δ᾽ ἀνιόντος. 

5) 5. oben ὃ θ6. Vgl. auch Schlegel, de geogr. Hom. comm. p. 160 544. 

6) τ 84 8. Ψ 811. 

Ἢ ὃ 603. 


976 Afrika. 


wird derselbe in der Berberei unter dem Namen Jujuba hochge- 
schätzt!). Für Afrika spricht auch die Einstimmigkeit, mit welcher 
die Alten die Lotophagen dorthin versetzen?2). Herodot zählt sie 
inmitten afrikanischer Völkerschaften, der Nasamonen, Gara- 
manten, Gindaneretc., auf?); er versetzt sie also in die Gegend 
der Syrten, an die Nordküste Afrika’s. Auch Plinius?), Mela°) 
und Skylax in seinem Periplus®) setzen die Lotophagen nach Afrika. 
Wenn indess Schlichthorst?) nach dem Vorgange Strabon’s, 
zu dessen Zeit man dort noch den Altar des Odysseus zeigte), die- 
selben auf der an der Syrtenküste, vor der Mündung der kleinen 
Syrte gelegenen Insel Meninx (Μῆνιγξ, jetzt Gerbi oder Zerbi) 
sucht, so giebt dazu, wie Völcker mit Recht bemerkt®), Homer 
wenigstens nicht die geringste Veranlassung. Halten wir daher an 
der Ansicht fest, dass die Lotophagen im westlichen Theile der 
afrikanischen Nordküste wohnten, womit, wie Völcker nachweis’t!"), 
auch die Richtung der odysseischen Fahrt bis ins Einzelne trefflich 
im Einklange steht. 

Wenn Homer von den Lotophagen sagt, dass sie blühende 
Speise (ἄνϑιμον εἰδαρὶ geniessen 11), so bezeichnet er damit den Lotos 
als vegetabilische Kost!2). Ferner lesen wir, der Lotos sei 


ἡ Vgl. Völcker, hom. Geogr. S. 110. Forbiger, Handb. der alten Geogr. 
Ba. I, 5. 9, Anm. 21. Voss zu Verg. Georg. 11, 84. Shaws travels. p. 225 ff. 

2) S. Schirlitz, Handb. der alten Geogr. S. 50, Anm. 31, wo die Citate aus 
den Alten ausführlicher beigebracht werden. 

3) Herod. IV, 168—176. Dann heisst es 1V, 177: ἀχτὴν δὲ προέχουσαν ἐς τὸν 
πόντον τούτων τῶν [Γινδάνων νέμονται Λωτοφάγοι, οἱ τὸν καρπὸν μοῦνον τοῦ λωτοῦ 
τρώγοντες ζώουσι. 

4 Nat. hist. V, 4, 4 Sillig: Inde Syrtis maior circuitu DCXXV, aditu autem 
CCCXII M p.; inde adcolit gens Cisippadum. In intumo sinu fuit ora Lato- 


phagon etc. 
5) De situ orbis I, 7: tum Leptis altera, et Syrtis, nomine atque ingenio par 
priori. — — Eius promontorium est Borion, ab eoque incipiens ora, quam Lotophagi 


tenuisse dicuntur. 

6) Skylax, periplus (in den geogr. graec. minores ed. Carol. Mullerus. Paris, 
Didot.) ὃ 110: τὰ δὲ ἔξω τῆς Σύρτιδος παροιχοῦσι Λίβυες Λωτοφάγοι ἔϑνος μέχρι τοῦ 
στόματος τῆς ἑτέρας Σύρτιδος. οὗτοι λωτῷ χρῶνται σίτῳ χαὶ ποτῷ. 

7) Geogr. Hom. p. 160. 

8) Strabon. XVII, 3, 17 Kr.: τὴν δὲ Μήνιγγα νομίζουσιν εἶναι τὴν τῶν Λωτοφά- 
ywv γῆν τὴν ὑφ᾽ Ὅμήρου λεγομένην, χαὶ δείχνυταί τινα σύμβολα, χαὶ βωμὸς ᾽Οδυσσέως 
καὶ αὐτὸς ὁ χαρπός. πολύ γάρ ἐστι τὸ δένδρον ἐν αὐτῇ τὸ χαλούμενον λωτόν, ἔχον 
ἥδιστον χαρπόν χτέ. 

9) Hom. Geogr. ὃ. 110. Vgl. Schlegel, de geogr. Hom. comm. p. 181. 

10) Hom. Geogr. δ. 110. 

11) ı 84: Λωτοφάγων, οἵτ᾽ ἄνϑινον εἴδαρ ἔδουσιν. 

12) S. Ameis zu ı 84. 


ee N RE 


re ἘΝ 
ΓΞ Dies Band das Kolben 
Be: 


ὁ Πουίᾳ (μελιηδής) ; wer davon geniesse, sehne sich bei den | 
on zu bleiben und Lotos zu pflücken und vergesse der nr 
\ ath ἢ, womit der Dichter in seiner poetischen Weise den ausser- : 
endlich lieblichen Geschmack der L,otosfrucht andeutet. In der ἐν 
That besitzt dieselbe einen hohen Grad von Süssigkeit und wird von > 
_ Herodot in dieser Hinsicht mit der Dattel verglichen 2) ; der Baum ἢ 
selbst ist stachlicht, seine Frucht aber purpurroth und von der τ 
‚Grösse einer Olive 3). 


ἕξ Schliesslich ist noch zu bemerken, dass die homerische Geo- Sch 
_ graphie auch schon das Atlasgebirge in Afrika kennt, dessen 
" Höhe poetisch versinnlicht wird, indem der Dichter den Atlas als B 
den Träger der Säulen denkt, welche Himmel und Erde von ein- | 
_ ander sondern ἢ. | a 
\ 1) ı 94: τῶν δ᾽ Boris λωτοῖο φάγοι μελιηδέα χαρπόν, | οὐχέτ᾽ ἀπαγγεῖλαι πάλιν & 


᾿ ἤθελεν οὐδὲ νέεσθαι, | ἀλλ᾽ αὐτοῦ βούλοντο per’ ἀνδράσι Λωτοφάτγοισιν | λωτὸν Arne a 
μενοι μενέμεν νόστου τε λαϑέσϑαι. 
2) Herod. IV, 177: ὁ δὲ τοῦ λωτοῦ χαρπός ἐστι μέγαϑος ὅσον τε τῆς σχίνου, Er 
τ; ᾿ λυχύτητα δὲ τοῦ φοίνιχος τῷ χαρπῷ προσείχελος. Α 
3) Κ. Herod.a ἃ. Ὁ. Polyb. XII, 2. Theophr. hist. plant. IV, 3. Ameis 
| zur 84. Miquel, hom. Flora. Uebers. von Laurent. 5. 17 ff. Sprengel, Gesch. 


& ‚der Bot. I, 8.3. a 
h 4) α 52: Ἄτλαντος, — ὅστε θαλάσσης, | πάσης βένϑεα oldev, ἔχει δέ τε χίονας αὐτὸς | “4 
: μαχράς, al γαῖάν τε χαὶ οὐρανὸν ἀμφὶς ἔχουσιν. 2 
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Alphabetisches Register zur Kosmographie. 


(Die beistehenden Zahlen bezeichnen die Seiten). 


Abend, siehe ἕσπερος. 

Abendstern, siehe ἕσπερος. 

᾿Αγάννιφος, Epitheton des Olympos. 18. 

Αλλα. 23. 

"Anp. 5 f. im Gegensatz zu αἰϑήρ. 5. 

Aether, siehe αἰϑῆρ. 

Alu, siehe γῆ. 

Aias, Schlachtreihe der beiden - mit 
einer Wetterwolke verglichen. 9. 

᾿Αἴδης. 49 ff. — seine Behausungen hei- 
ssen οἰχία σμερδαλέα, εὐρώεντα. 52. 
ἀτερπῆς χῶρος genannt. 52. χέλευϑα 
ἠερόεντα führen zu ihm. 52. — av 
εὐρυπυλές "Αἴδος δῶ. 52. Anm. 6. für 
die Menschen bestimmt, im Gegensatz 
zum Tartaros. 52. 

Αἴγλη ἠξλίοιο. 32. 

Αἰγλήεις, Epitheton von Ὄλυμπος. 73. 

Αἰπύς, Epitheton von ὄρος. 71. Epithe- 
ton von ᾿Ὅλυμπος. 73. 

Αἰϑήρ, 5. im Gegensatz zu ἀήρ. 5. — dia, 
ἄσπετος, ἀτρύγετος νήνεμος. ὅ. Wohnung 
des Zeus. 6. Verhältniss zum Himmel. 6. 
bedeutet heiteresWetter. 6. ὑπορραγῆναι 
vom Aether gebraucht. 6. Verhältniss 
zum Olymp. 73. 

Αἰϑίοπες, die westlichen — am südlichen 
Rande des Okeanos. 32. 

Αἰϑρηγενέτης, Epitheton des Boreas. 24. 

Αἰϑρηγενῆς, Epitheton des Boreas. 24. 

᾿Αχαλαρρείτης, Epitheton von Ὠχεανός. 57. 

᾿Αχάμας, Epitheton von ᾿Ηέλιος. 30. 

"Axpos, Epitheton von Ὄλυμπος. 73. 

᾿Αχτίς, — ἵνες ἠελίοιο. 32. 


“Αλιμυρήεις, Epitheton von ποταμός. 68. 

“Αλιοτρεφῆς, Epitheton von yüzaı. 68. 

"Aion, — τεϑαλυῖα. 13. Anm. 3. 

"Adosböyn, Epitheton von ᾿Αμφιτρίτη. 61. 

"Ars 61. — ὃς λαῖτμα. 57. im Gegensatz 
zu πόντος das Meer am Gestade bezeich- 
nend. 60. gebraucht, wenn von der 
Brandung die Rede ist. 60. εἰς ἅλα u. 
ἅλαδε vom Einmünden der Flüsse und 
Hinablassen der Schiffe gebraucht. 60. 
Beinamen der Meeresgötter von ἅλς 
abgeleitet (ἁλοσύδνη). 61. — μαρμαρέη. 
62. — πολιή. 62. — roppupen. 63. — 
βαϑεῖα. 64. — πολυβενϑῆς. 64. — dia. 65. 
ἁλὸς ἵπποι = νῆες. 68. 

"Apaka, siehe ἄρκτος. 

᾿Αμβρόσιος, Epitheton der Nacht. 41. 
Epitheton des Schlafes. 41. 

᾿Αμολγῷ νυχτός. 41. 

Ἀμφιλύχη νύξ ἰδὲ dieletzte Nachtwache. 40. 

᾿Αμφιτρίτη ἁλοσύδψη. 61. 

᾿Ανάγεσϑαι. 58. 

᾿Αναπλέω. ὅϑ. 

ἔΛνεμοι, 23 ff. Siehe die einzelnen Winde. 

᾿Απείριτος, Epitheton von πόντος. 64. 

᾿Απείρων, Epitheton von γαῖα. 48. Epi- 
theton von πόντος. 64. 

᾿Απόλλων Νεομήνιος. 33. 

᾿ΑΨόρροος, Epitheton von ᾿Θχεανός. 54. 

Ares ὑπὸ χρυσέοισι νέφεσσιν. 8. 

᾿Αργήῆς, Epitheton von χεραυνός. 19, 

᾿Αργεστῆς, Epitheton von Νότος. 24. 

᾿Αργικέραυνος, Epitheton des Zeus. 20. 

᾿Αργυροδίνης, Epitheton von ποταμός. 69. 


.. 


νφύλαξ, siehe Βοώτης. 


θα 38. taucht allein nicht in den 


Oxrzunös. 38. δοχεύει Ὠρίωνα. 37. Frage, 
ob Homer beide Bärinnen gekannt. 38. 
᾿Αρχτοῦρος, siehe Βοώτης. 

Apoupu, siehe γῆ. 


"Asreros, Epitheton von αἰϑήρ. 5. Epi- 


theton von ὄμβρος. 11. 


” Ασφοδελὸς λειμών. 51. 


᾿Αστέρες, siehe ἄστρα. 

᾿Αστερόεις, Epitheton von οὐρανός. 4. 

᾿Αστεροπῆ, 18 ff. Unterschied von χεραὺ- 
νός. 18. oteporn in der Bedeutung 
»Glanz«. 19. von Zeus gesendet. 20. 

Ἀστεροπητῆς, Epitheton des Zeus. 20. 

Asıpa 34 ff. steigen ausser der Bärin aus 
dem Okeanos empor und in denselben 
hinab. 34. — στεφανοῦσιν οὐρανόν. 35. in 
Vergleichen mit dem Schönen einerseits 
und dem Verderblichen andrerseits 
verglichen. 35. ἀστὴρ ὀπωρινός = Σίριος. 
36. ἀστὴῤ οὕλιος = Σίριος. 36. — ἑωςφό- 
ρος. 36. ἕσπερος. 36. Πληϊάδες 36. γάδες. 
8371. ᾿Ωρίων. 37. "Apxros. 38. Bourne. 39. 

Athene donnert. 20. mit einer Feuerkugel 
verglichen. 22. hindert die Eos aufzu- 
gehen. 46. 

᾿Αϑέσφατος, Epitheton von ὄμβρος. 11. 

Atlas, Träger des Himmels. 3. 6X%60- 
φρῶν. ὃ. 


᾿Ατρύγετος, Epitheton von αἰϑήρ. 5._ 


Epitheton von πόντος. 65. 
Adyt und αὐγαί ἠελίοιο. 32. 


Bärenhüter, siehe Βοώτης. 

Bärin, siehe ἄρχτος. 

Βαϑυδίνης, Epitheton des Ὠχεανός. 57. 
Βαϑυδινήεις, Epitheton von ποταμός. θ9. 
Βαϑυρρείτης, Epitheton des Son 68. 57. 


᾿Βαϑύρροος, Epitheton des ᾿Ωχεανός. 57. 


Epitheton von ποταμός. 69. 

Βαϑύς, Epitheton des Τάρταρος. 53. Epi- 
theton von ἅλς. 64 

Βένϑεα ἁλός. 67. 

Berge, siehe ὄρεα. 

Blitz, siehe ἀστεροπή ἃ. χεραυνός. 


 ΒιΙυΐγτερθη. 12. 


Blutthau. 15. 
Βοώτης. 39. auch ’Apxroöpos u. ᾿Αρχτοφύ- 
λαξ genannt. 39. ὀψὲ δύων. 39, bringt 


den Frühling. 39. 


> 


Alphabetisches Register zur Kosmographie. 


᾿έλιος 28 ff. 


Βορέης, als eigentlicher Schneewind zu 
betrachten. 17. Nordnordostwind. 23. 
Βορέω φρίξ. 23, Anm. 10. weht aus 
Thrakien. 23. — αἰϑρηγενής, αἰϑρηγενέ- 
της. 24. 

Βουλυτόνδε. 29. 

Brandung. 66. 

Bpoven, von Zeus gesandt. 20. auch 
von anderen Gottheiten hervorgebracht. 
20. ominös. 21. die furchtbare und 
unwiderstehliche Wirkung dessel- 
ben. 21. 

Busen, des Meeres. 66 f. 


Χάλαζα in Begleitung des νιφετός. 18. — 
Ψυχρή. 18. bricht unter dem Hauche 
des eisigen Boreas unter den Wolken 
hervor. 18. 

Χάλχεος, Epitheton von οὐρανός. ὃ. 

Χεῖμα, siehe χειμών. 

Χειμάρροος =reissender Strom. 68. 

Χειμερίη ὥρη Ξε χειμών. 43. 

Χειμών. 45. ὀπώρη bildet den Uebergang 
zu ihm. 45. Zeit des Schneefalles. 45. 
statt dessen χειμερίη ὥρη, χεῖμα. 43. — 
δυσϑαλπῆς, ἔχπαγλος. 45. 

Χϑών, siehe γῆ. 

Χρυσόϑρονος, Epitheton von Ἠῴς. 28. 


Δάχρυ, — ϑαλερόν. 13. 

Δείελον ἦμαρ, Nachmittag. 40. 

Δείλη, heisst Nachmittag. 40. 

Aurerns, Epitheton von Flüssen. 68. 

Δινήεις, Epitheton von ποταμός. 69. 

Atos, Epitheton von αἰϑήρ. 5. Epitheton 
von 'Hus. 27. Epitheton von ἅλς. 65. 
Epitheton von ποταμός. 69. 

Δνοφερός, Epitheton der Nacht. 42. 

Donner, siehe βροντή. 

Ausans, Epitheton von Ζέφυρος. 25. 

Ausxnöng, Epitheton der Nacht. 42. 

Δυσϑαλπῆς, Epitheton des Winters. 45. 

Δύω ausschliesslich mit πόντος verbun- 
den. 60. 


Ἔαρ. 43. heisst auch ὥρη εἰαρινή. 43. 


Epitheton von θάλασσα. 65. 

steigt aus dem Okeanos 
empor. 28. Ausdrücke für sein Auf- 
gehen. 28 f. μέσον οὐρανὸν ἀμφιβαίνει, 
ab ἐπὶ γαῖαν ar οὐρανόϑεν προτρέπεται, 
βουλυτόνδε, ὃδύεται. 29. 


Ἠλήεις, 


μετανίσσεται 


380 


Frage, wie er nach Osten zurückkehrt. 
29. --φαέϑων, φαεσίμβροτος, παμιφανόων, 
τερψίμβροτος, ἀχάμας, Ὑπερίων, Ὑπε- 

. ριονίδης ἄναξ. 30. spendet Licht 32. es 
steht dafür φάος ἠελίοιο. 32. ἠελίοιο αὐγή 
und αὐγαί, αἴγλη, ἀχτῖνες, μένος. 32. in 
Vergleichen gebraucht. 32. freut sich 
über die auf Thrinakie befindlichen 
Rinder, während er im Osten auf- 
geht. 48. Sonnenthore und Sonnen- 
wenden. 30 u. 51. 

Ἠεροειδές, in Bezug auf das Meer ge- 
braucht. 10. 

Ἠερόεις, Epitheton der χέλευϑα εἰς ᾿Αἴδεω. 
52 mit Anm. 5. Epitheton des Τάρτα- 
ρος. 53. 

Ἐέρση. 13 ff. Sinnbild der Reinheit und 
Frische. 13. — τεϑαλυῖα. 13. Bild des 
Labenden und Erquickenden. 14. — 
στιλπνή. 14. — ϑῆλυς. 14. 15. 

Εἰαρινὴ ὥρη = Frühling. 43. 

Εἰλαπίνη, — τεϑαλυῖα. 13 mit Anm. 4. 

Eis, siehe Κρύσταλλος. 

Ἔχπαγλος, Epitheton des Winters. 45. 

Ἐλάτη reicht in den Aether. 6 mit 
Anm. 6. 

᾿Ηλύσιον πεδίον, vom Zephyr gekühlt. 25. 

"Hpap. 39 ff. Ἠώς, Morgen. 39 mit Anm. 5. 
"Hotn, Vormittag. 39. μέσον ἦμαρ, Mit- 
tag. 40. ἔνδιος von Personen, die Mit- 
tags Etwas thun. 40. δείλη, δείελον 

ἦμαρ, Nachmittag. 40. ἕσπερος, τὰ 
ἕσπερα, ἱερὸν χνέφας, Abend. 40. τελεῖ- 
ται ὑπ ᾿οῦς. 28. 

Ἡμέρη, siehe ἦμαρ. 

Ἔνάλιος, Epitheton von χῆτος. 68. 

Ἔνδιος, von Personen, die Mittag etwas 
thun. 40. 

’Eviaurös, siehe ἔτος. ἐνιαυτοῦ περιπλομέ- 
vov und περιπλομένων ἐνιαυτῶν. 46. 

’Hotn heisst Vormittag. 39. 

Ἠώς 27 Ε΄. — φαίνεται, ἔρχεται, am ἠοῖ, 
ἅμα δ᾽ ἠοῖ φαινομένῃφιν. 27. — ἠριγένεια, 
ῥοδοδάχτυλος, χροχόπεπλος, dla, ἐΐϑρο- 
νος, ἐυπλόχαμος, ϑεά, καλή, φαεινήῆ, 
φαεσίμβροτος, χρυσόϑρονος. 21 f. τελεῖ 
ἦμαρ. 28. ὅσον ἐπιχίδναται Ἢώς. 28. 
Ἠελίοιο πύλαι, τροπαί. 30 f. πρὸς ἠῶ T 
ἠέλιόν τε. 31. heisst früher Morgen. 39. 

Ἑωσφόρος. 27 u. 36. verkündet das Licht, 
ist Bote der Eos. 27. der hellste Stern ; 


Alphabetisches Register zur Kosmographie. A. τς 


ὑπερέχειν von seinem Aufgange ge- 
braucht. 36. er 

Ἐπιβρίϑειν vom ὄμβρος gebraucht. 11. 

Ἐπιχίδνασϑαι von der Ἦώς gebraucht. 28. 

Erdatmosphäre, siehe ἀήρ. 

Erde. siehe γῆ. 

Erdscheibe 47 ff. siehe γῆ. 

Ἔρεβεννός, Epitheton der Nacht. 41. 

Ἔρεβος 51. Bedeutung desselben. 51. 

᾿Εριβρεμέτης, Epitheton des Zeus. 20. 

'Eptöouros, Epitheton von ποταμός. 69. 

'Eptydouros, Epitheton des Zeus. 20. 

'Hpiyäveros, Epitheton von "Has. 27. 

Esrepros. 40. 

ἽἝἝσπερος. 36. derschönste Stern. 36. heisst 
Abend. 40. τὰ ἕσπερα — ἕσπερος. 40. 
ἱερὸν χνέφας --- ἕσπερος. 40. --- μέλας. 40. 
Adj.: ἑσπέριος. 40. Annäherung dessel- 
ben durch Phrase mit βουλυτόνδε aus- 
gedrückt. 40. 

"Eros. 43 ff. statt dessen seltener λυχάβας. 
43. 3 Jahreszeiten (&pat): Frühling 
(ἔαρ, ὥρη elapıyn), Sommer (ϑέρος), 
Winter (χειμών, ὥρη χειμερίη, χεῖμα) ; 
ὀπώρη nicht gleich Herbst. 43. Anfang 
der Jahreszeiten nach dem Stande der 
Gestirne bestimmt. 45 f. Jahreszeiten 
von den Horen gelenkt. 47. 

’EörAöxapos, Epitheton der Ἤώς. 27. 

Ἐῤρώεις, Epitheton der οἰχία ᾿Αἴδεω. 52. 

Εὖρος, Südostwind. 23. schmelzt den 
Schnee weg. 26. 

’Eöppens, Epitheton von ποταμός. 69. 

Εὐρυόδεια χϑών. 48. 

Εὐρύπορος, Epitheton von ϑάλασσα. 64. 

Εὐρυπυλής, Epitheton von δῶ Αἴδος. 52. 

Εὐρυρέων, Epitheton von ποταμός. 69. 

Εὐρύς, Epitheton von οὐρανός. 5. Epi- 
theton von χϑών. 48. Epitheton von 
πόντος. 64. 

᾿Ἔὔϑρονος, Epitheton von "Has. 27. 


Feuerkugel, Athene mit ihr vergli- 
chen. 22. 

Fisch, siehe ἰχϑύς. 

Fluss, siehe. ποταμός. 

Frühling, siehe ἔαρ. 

Fuss, siehe ποῦς. 


Γαῖα, siehe γῆ. 
Γῆ. 47 ff. ihre Gestalt. 47. durchdieFläche 


πη der Erdscheibe. 48. — 

a, εὐρυόδεια, ἀπείρων. 48. — που- 
᾿ς λυβότειρα, ζείδωρος, φυσίζοος, πολύφορ- 
᾿ς βος, din. 49. allen Göttern gemein- 

sam. 49. 

_ — γενῆς, zweiter Bestandtheil mehrerer 
Composita mit passiver Bedeutung. 
24. 

Gipfel, siehe xopugn und χάρηνον. 
Γλαυχός, Epitheton von θάλασσα. 61. 
. Götter, siehe ϑεοί. 


Hades, siehe ᾿Αἴδης. 

Hagel, siehe χάλαζα. 

Herbst, siehe ὀπώρη. 

Here donnert. 20. 

Himmel, siehe οὐρανός. 
Himmelsgegenden. 31. 
Horen, siehe Ὧραι. 

Hund des Orion, siehe Σίριος. 


Jahr, siehe ἔτος. 

Jahreszeiten. 43 ff. Die Horen Göttinnen 
derselben. 7. siehe auch ἔτος. 

Ἰχϑυόεις, Epitheton von πόντος. 64. 

Ἰχϑύς ἱερός. 68. 

Ἱερός, Epitheton von ἰχϑύς. 68. Epithe- 
ton von ποταμός. 69. 

Inseln, siehe νῆσοι. 

ἸἸοειδῆς, Epitheton von πόντος. 63. 

Ἶρις. 12. von Zeus in die Wolken ge- 

stellt. 12. — πορφυρέη. 12. 


Καχός, Epitheton der Nacht. 11. 
καλός, Epitheton der Ἡώς. 28. 
Kapnvov ὀρέων. 70. 
Κατάγεσϑαι. 58. 
Καταπλέω. 58. 
Κάτειμι. 58. 
Κελαινεφῆς von Zeus gebraucht. 7. 
ΚΚελαινός, Epitheton von κῦμα. 67, Anm. 4. 
Κῆλον, Schneeflocken als χῆλα des Zeus 
bezeichnet. 16. 
ἹΚεραυνός. 18 fl. Unterschied von ἀστε- 
port. 18. — ἀργῆς, Ψολόεις. 19. von 
Zeus gesendet. 20. ominös. 21. 
Korn ἐνάλια, zu ihnen gehören die 
Robben. 68. 
Κιμμέριοι, Wohnung der —. 50. Ablei- 
tung des Namens. 50. Anm. 11. 


Κνέφας ἱερόν = Abend. 40. 
Κόλποι. 66 f. — δεινοί. 67. 
Κορυφὴ ὀρέων. 70. 


Ε΄ Kuss. 39. 
Κρύσταλλος. 16 u. 18. 
Κῦμα πορφύρεον. 63. — χελαινόν. 67, 
Anm. 4. 


Κυμαίνειν bezeichnet den Wogenschlag. 
67. 

Κυμαίνων, Epitheton von πόντος. 64 u. 67, 
Anm. 3. 


Arira von Zeus erregt.23. Bedeutung. 23. 


Λαῖτμα bezeichnet den Meeresschlund. 
57 u. 61. 

Λέων ὀρεσίτροφος. 72. 

Λευχὰς πέτρη. 51 u. 56. Symbol des 
Tageslichtes. 56. 

Licht, ohne dasselbe vermag sich der 
Grieche kein Leben zu denken. 52. 
Atuvn, das abgegränzte Gewässer, Binnen- 

see, Sumpf bezeichnend. 59. Meeres- 
bucht bezeichnend, 59. 
Luft, siehe ἀήρ. 


Λυχάβας, siehe ἔτος. 


Μαχρός, Epitheton von Ὄλυμπος. 73. 

Μαρμάρεος, Epitheton von ἅλς. 62. 

Meer, siehe auch ἅλς, πέλαγος, λίμνη, 
λαῖτμα, πόντος, ϑάλασσα; vom ᾿Ωχεανός 
unterschieden. 54. im W. und ©. mit 
ihm in Verbindung. 54. Gegensatz zum 
Festlande. 57. befindet sich innerhalb 
der vom Okeanos umflossenen Erd- 
scheibe. 57. vom Poseidon beherrscht. 
57. begreift Mittelmeer und Pontos 
Euxeinos in sich. 57. hat seinen Ur- 
sprung aus dem Okeanos. 57. grosse 
Ausdehnung und Tiefe desselben. 57. 
das λαῖτμα μέγα desselben. 57. Vögel 
können das Mittelmeer nicht in einem 
Jahre durchfliegen. 57. ἀνάγεσϑαι, κατά-- 
γεσϑαι, ἀναπλέω, χαταπλέω, χάτειμι. 58. 
salzige Beschaffenheit desselben. 66, 
in Bezug auf die Inseln bildet es eine 
umkränzende Einfassung (ἐστεφάνωται). 
67. Die Tiefen desselben durch ἁλὸς 
βένϑεα bezeichnet. 67. 

Μεγακήτης, Epitheton von πόντος. 64. 

Μέγας, Epitheton von πέλαγος. 59. Epi- 
theton von Ἰλυμπος. 73. 


ra De ἡ. 


48 
BEWET ὁν ὶ 


7 


382 


Μέλας, Epitheton der Nacht. 42. 

May. 33 u. 46. μηνὸς ἱσταμένοιο, φϑίνοντος. 
33 u. 46. 

Menelaos, weite Fahrt desselben über 
das Mittelmeer. 57. 

Mevos ἠελίοιο. 32. 

Meteore, feurige. 22. 

Mittag. 40. heisst μέσον ἦμαρ. 40. ἔνδιος 
von Personen, die um Mittag Etwas 
thun. 40. 

Monat, siehe μήν. 

Monatsnamen kommen bei Homer nicht 
vor. 33. 

Mond, siehe σελήνη. 

Mondlose Nacht. 34. 

Mondnacht. 33. 34. 

Morgenröthe, siehe ἠώς. 

Morgenstern, siehe Ewsgöpos. 


Mündung eines Flusses durch στόμα 
bezeichnet. 68. 
Nachmittag. 40. heisst δείλη, δείελον 


ἦμαρ. 40. 

Nacht, siehe νύξ. 

Nachtwache, siehe νύξ. 

Nebel, siehe ὀμίχλη. 

Νεομήνιος, Epitheton Apollon’s. 33. 

Νεφέλη, siehe νέφος. 

Νεφεληγερέτα, Epitheton des Zeus. 7 

Νέφος. 6 fl. vom Zeus beherrscht. 6. von 
ihm gesammelt und erzeugt. 7. νεφέλαι 
Διός. T. unter der Obhut der Horen. 7. 
Die Götter in goldene Wolken gehüllt. 
8. TIhore der Wolken. 7. in Gleich- 
nissen der Ilias gebraucht. 8.9. Götter 
in sie gehüllt. 10. 

Νῆσος, vom Meer umkränzt. 67. 

Νηῦς ποντοπόρος. 60. wird in die ἅλς ge- 


zogen. 60. als Ross des Meeres be- 
zeichnet. 68. 

Νιφάς, — des ϑαμειαί, ταρφειαί, φυχραί. 
11. 


Νιφετός 10 ff. von Zeus erzeugt. 10. als 
χῆλα des Zeus bezeichnet. 16. vonihm 
in reichlichem Masse gesendet, nach- 
dem er die Winde eingeschläfert. 16. 
fällt im χειμών. 16. in Gleichnissen 
benutzt. 16. 17. durch Boreas herbei- 
geführt. 17. eine Plage. 11.’ 

Νιφόεις, Epitheton von Bergen. 17. 

Νότος führt den Nebel herbei. 24. Süd- 


Alphabetisches Register zur Kosmographie. 


wind. 24. ἀργεστής. 24. hüllt er πο ᾿ 
gipfel in Nebel. 24. 

Νύξ ff. 40. σχοτομήνιος. 34. zerfällt in 3 
Wachen. 40. ἀμφιλύχη νύξ ist die letzte 
Wache, die Morgendämmerung. 40. 
Adj.: παννύχιος. 40. νυχτὸς ἀμολγῷ. 41. 
— ἀμβροσίη, κακή, ὀλοῆ, Hot, ἐρεβεννῆ, 
μέλαινα, ὀρφναίη, δνοφερῆ, δυσχηδῆς. 
41 ἢ 


Θἴνοψ, Epitheton von πόντος. 62. Unter- 
schied von πορφύρεος. 63. 

Οἰωνοί, durchfliegen das Mittelmeer nicht 
in einem Jahre. 48. 57. 


"Qxrzavös. 54 fl. aus ihm steigt Ἠέλιος. 28. 


ebenso Ἢώς. 27. nur "Apxtos taucht 
nicht in ihn. 38. umfliesst die Erde. 54. 
auf dem Schilde des Achill darge- 
stellt. 48. als ποταμός gedacht. 54. 
ἀψόρροος. 54. vom Meere unterschie- 
den. 54. als Erdgränze gedacht. 55. 
Bedeutung von Θὠχεανοῖο πείρατα. 59. 
Ausgangspunkt aller Gewässer. 55. 
an seinem südlichen Theile wohnen 
Pygmaien und westl. Aithiopen. 55, 56. 
— βαϑυδίνης, ἰβαϑύρροος, βαϑυρρείτης, 
ἀχαλαρρείτης. 57. steht im O. und W. 
mit dem Meere in Verbindung. 57. 


'Qxrbpsos, Epitheton von ποταμός. 69. 
᾿θλοόφρων, Epitheton des Atlas. 3. 
Ὀλοός, Epitheton der Nacht. 41. 
"OXouros, allen Göttern gemeinsam. 49. 


dessen Pförtnerinnen die Horen. 7. 
Verhältniss zum Aether. 73 f. — μα- 
χρός, αἰπύς, νιφόεις, ἀγάννιφος, μέγας, 
πολύπτυχος, πολυδειράς, ἄκρος, αἰγλήεις. 
73. auf ihm wohnen die Götter. 73 u. 
74. seine Schluchten mit rröyes be- 
zeichnet. 74. 

"Opßpos. 10 ff. von Zeus gesandt. 10. 
ἐπιβρίϑει. 11. — ἀϑέσφατος. 11. — ἄσπε- 
τος. 11. — heftiger Regen galt für omi- 
nös. 12. 

Ὀμίχλη. 91. durch den Notos herbei- 
geführt. 10. Götter in sie gehüllt. 10. 
Thetis mit ihm verglichen 10. 


Ὄνειροι wohnenin der Nähe des Hades.5l. 


᾿Ὀπώρη. 43 ff. bildet den Uebergang zum 
χειμών. 45. τεϑαλυῖα. 43. beginnt mit 
Aufgang des Sirios. 43. umfasst 
Hundstage und Frühherbst. 43. 


᾿ Folken unter ihrer Obhut. 7. 
nen der Jahreszeiten. 7. siehe 
. bringen die Jahreszeiten. 47. 
"on peu. ΝΟΥΣ ihr Gipfel χορυφή und χάρηνον. 
Ὁ. ihr Fuss ποῦς od. eine 
Ἶ τοϑῶμα heisst ῥίον. 71 u. 14. ὄρος αἰπύ, 
περιμήχετον, περιμῆχες, ὄρεα σκιόεντα. 
71. νιφόεντα. 11. in Metaphern ange- 
wendet. 72. 
Ὀρεσίτροφος, Epitheton von λέων. 72. 
Ὠρίων, Hund des — siehe Σίριος. scheint 
_ von Juni bis November. 37. σϑένος 
᾿Ωρίωνος.91. δοχεύεται ὑπὸ τῆς ἄρχτου. 91. 
Ὀρφναῖος, Epitheton der Nacht. 41. 
Osten. 31. 
Οὕλιος ἀστὴρ = Σίριος. 36. 
(ὐρανός. 3 ff. Gestalt desselben. 3. — 
 rohöyakros. 3. χάλκεος, σιδήρεος. 3. 
vom Atlas getragen. 3. seine Höhe 
- über der Erde. 4. Herrschergebiet des 


πόδες. 11. 


ἷ Zeus. 5. — ἀστερόεις. 4. --- εὐρύς. 5. 
Verhältniss zum Aether. 6. unter der 
Obhut des Horen. 7. mehre Ausdrücke 


vom Laufe der Sonne, in denen οὐρανός 
- vorkommt. 28. 29. Verhältniss zum 
Aether und Olymp. 73 f. 


Πάχνη. 15. bildet sich, nachdem sich der 
᾿ς Boreas gelegt. 15. 

Παμφανόων, Epitheton von Ἠέλιος. 30. 
Παυνύχιος. 40. 

Inn λιαρῷ ὕδατι ῥέουσα. 70, mit Anm 3. 
 Deipara Ὠχεανοῖο. 55. 
Merayos, das weite, 
ya. 59. 
 Meprpinang, Epitheton von Bergen. Τί. 
 Tlepıptzeros, Epitheton von Bergen. 71. 
Φαεινός, Epitheton von Ἠώς. 28. 
Φαεσίμβροτος, Epitheton von ’Has. 28. 
- Epitheton von Ἠέλιος. 30. 

Φαέϑων, Epitheton von Ἡέλιος. 29. 30. 
Φαίνομαι nicht von Ἤέλιος gebraucht. 29. 
dos ἠελίοιο. 32. 
leben. 32. 
Φῶχαι. 68. gehören zu den χήτη ἐνάλια. 
68. — ἁλιοτρεφεῖς. 68. 

Φρίξ Βορέαο. 23, mit Anm. 10. 

Dust£oos, Epitheton von γῆ und ala. 49, 
mit Anm. 4 
Πληϊάδες. 36. 


offne Meer. 58. 


φι Ὁ 4 2 Ἃ 
ὁρᾶν φᾶος Ὥελιίοιο = 


im Bilde des Stiers. 36. 


Aufgang im Mai, Untergang im No- 
vember. 36. der Name hängt mit 
πλεῖν zusammen. 36. 

Πολιός, Epitheton von ἅλς u. ϑάλασσα. 62. 
Πολυβενϑῆς, Epitheton von ἅλς. 64. 
Πολύγαλχος, Epitheton von οὐρανός. 3. 
Πολυδειράς, Epitheton von Ὄλυμπος. 78: 
Πολύχλυστος, Epitheton von πόντος. 64. 
ΠΠολύφλοισβος, Epitheton von ϑάλασσα. 65. 
ΠΠολύφορβος, Epitheton von yata. 49. 
Πολύπτυχος, Epitheton von Ὄλυμπος. 73. 
Πόντος, ἠεροειδῆς. 62. — hohe See be- 
zeichnend, im Gegensatz zur Küste, 
Küstennähe. 59. in Ausdrücken, welche 
eine weite Meerfahrt bezeichnen, vor- 
kommend (rovroröpog). 60. tiefes Meer 


bezeichnend. 60. δήω nur mit πόντος 


vorkommend. 60. — οἴνοψ. 62. — losı- 
δῆς. 63. — εὐρύς. 64. — ἀπείριτος. 64. 
— ἀπείρων. 64. — ἰχϑυόεις. 64. — χυ- 
μαίνων. 64. — μεγαχήτης. 64. — πολύ-- 
χλυστος. 64. — ἀτρύγετος. 65. 


Πορφύρεος, Epitheton der Iris. 12, mit 
Anm.S$. Epitheton der Wellen und des 
Meeres. 63. Unterschied von οἴνοψ. 63. 

Poseidon sieht von den Bergen der Soly- 
mer den jenseits Griechenlands befind- 
lichen Odysseus. 45. beherrscht das 
Meer. 57. 

Ilorayot. 68 ff. münden in die ἅλς. 68. — 
ἁλιμυρήεντες. 68. kommen aus dem 
ÖOkeanos. 68. von Zeus genährt. 69. — 
διιπετεῖς, 68. ihre Mündung στόμα. 68. 
Epitheta der Flüsse. 68 u. 69. 
unter der Obhut von Flussgöttern 
und Najaden. 69. ihnen wurde Wachs- 
thum und Gedeihen zugeschrieben, die 
Haare der Jünglinge geopfert. 70. 

Πουλυβότειρα, Epitheton von ydav. 49. 

Ποῦς (πόδες) ὀρέων. TI. 

Πρωΐϊ ὑπηοῖος. 39, 

Ψολόεις, Epitheton von χεραυνός. 19, 
mit Anm. 7. 

Ψυχρός, Epitheton von νιφάς. 17. 
theton von χάλαζα. 18. 

(Πτύξ) πτύχες ᾿θλύμποιο. Τά. 

Πύλαι ἠελίοιο. 30. 


Epi- 


Quelle, siehe πηγή. 


= Be 
Regen, siehe ὄμβρος. 


384 

Regenbogen, siehe ipız. 

Regenzeit, siehe χειμών. 

Ῥηγμίν. 66. 

Reif, siehe στίβη. 

“Ῥίον. ΤΊ und 74. 

Robben, siehe φῶχαι. 

ἱΡοδοδάχτυλος, Epitheton von Ἠώς. 27. 

Salzige Beschaffenheit des Meerwas- 
sers. 66. 

Sanddünen. 66. 

Schlaf, siehe ὕπνος. 

Schmarotzerwolken. 9. 

Schnee, siehe νιφετός. 

. Schütze. 39. 

Σελήνη. 33 fl. Auf- und Untergang. 33. 
πλήϑουσα. 33. in Gleichnissen ge- 
braucht. 34. 

Σιδήρεος, Epitheton von οὐρανός. 3. 

Σίριος. 35f. mit seinem Aufgange beginnt 
die ὀπώρη. 35. heisst auch Hund des 
Orion. 35. ein χαχὸν σῆμα. 35. 
muperöy verkündend. 35. heisst ἀστὴρ 
ὀπωρινός. 36. heisst οὔλιος ἀστήρ. 36. 
badet sich im Okeanos. 36. 

Σχιόεις, Epitheton von Bergen. ΤΊ. 

Σχοτομήνιος, Epitheton der Nacht. 34. 

Σμερδαλέος, Epitheton der οἰχία Αἴδεω. 52. 

Sommer, siehe ϑέρος. 

Sonne, siehe Ἤέλιος. 

vom Himmel gebraucht. 
35. vom Meere gebraucht. 67. 

Sterben durch mehrere Phrasen mit χϑών 
und yaia ausgedrückt. 50. 

Sterne, siehe ἄστρα. 

Sternschnuppe. 22. 

Στεροπή, siehe dsteporn. 

Στεροπηγερέτα, Epitheton des Zeus. 20. 
τίβη. 15 ἢ. — ὑπηοίη. 15. 

Στιλπνός, Epitheton von ἐέρση. 14. 

Stunden Homer unbekannt. 39. 

Sturm, siehe λαῖλαψ. 


πολλὸν 


τεφανοῦσϑαι, 


Tag, siehe ἦμαρ. 

Tageszeiten. 39 ff. siehe auch ἦμαρ. 
durch die in ihnen geschehenden Ge- 
schäfte bezeichnet. 42. 

Ταρφειός, Epitheton von νιφάς. 17. 

Τάρταρος, seine Tiefe unter der Erde. 4. 53. 
ist für die Götter, was der Hades für die 
Menschen. 52. bei den im Tartaros be- 


ee Regier zur Komographie.. 


findlichen Titanen schwören die Götte: 
52. mit eiserner Pforte und eherner 
Schwelle, so weit unter dem Hades, 
als der Himmel über der Erde. 52. als 
ein Gegenhimmel betrachtet. 53. äu- 
sserste Gränze der Erde und des Pon- 
tos, wo Japetos und. Kronos hausen. 
53. — ἠερόεις, βαϑύς. 53. 

Τείρεα, siehe ἄστρα. 

Τερπιχέραυνος, Epitheton von Zeus. 20. 

Τερψίμβροτος, Epitheton von Ἠέλιος. 30. 

Τεϑαλώς, Epitheton von ἐέρση, ὀπώρη, 
ἀλωή, εἰλαπίνη. 18. 

Θάλασσα 51 ff. Gegensatz zu γαῖα τι. οὐρα- 
νός. 58. bezeichnet das Meer als Gan- 
zes. 58. — γλαυχή. 61. — εὐρύπορος. 64. 
— ἠχήεσσα, πολύφλοισβος. 65. 

Θαλερός, Epitheton von δάχρυ. 13. 

Θαμειός, Epitheton von νιφάς. 17. 

Thau, siehe ἐέρση. 

Θεά, von Ἠώς gesagt. 27. 28. 

Θῆλυς, Epitheton von ἐέρση. 14 ἢ. 

Θεοὶ ὑπὸ χρυσέοισι νέφεσσιν. 8. in Nebel 
und Wolken gehüllt. 10. üben Einfluss 
auf die Zeit. 46. ᾿Αἴδεω οἰχία στυγέ- 
οὐσι. 20, mit Anm. 1. schwören beiden 
Gottheitenim Tartaros, den Titanen.52. 
die Erde allen Göttern gemeinschaft- 
lich. 49. wohnen auf dem Olymp. 74. 

Θέρος. 43. 44. 

Θέτις, mit ὀμίχλη verglichen. 10. 

Bis. 66 

Θοός, Epitheton der Nacht. 41. 

Thrakien, der Boreas und Zephyros 
wehen von dort. 23. 

Θύελλα. 23. 

Tiefen des Meeres durch ἁλὸς βένϑεα be- 
zeichnet. 67. 

Τιτῆνες, beiihnen schwören die Götter. 52. 

Τοξότης. 39. 

Τροπαὶ ἠελίοιο. 30. 


Vormittag heisst ἠοίη. 39. 


Wagen, siehe ἄρχτος. . 

Weintraube, die Horen lassen sie ge- Ὁ 
deihen. 7. 

Weltgegenden. 31. 

Westen. 31. 

Widder. 39. 

Wind. 23. bei Homer nicht πνεῦμα. 23. 


ἄνεμος, ϑύελλα, 2% ἐς Zeit, von We geregelt. 46. auch von 
ichnet. 23. in Gleichnissen ge- Eos und Athene. 46. 


braucht. 26. Ζέφυρος, Nordnordwestwind. 23. weht 
BE inter siehe χειμών. aus Thrakien. 23. — δυσαῆς. 25. — RS 
ο΄  Wogenschlag durch χυμαίνειν bezeich- ἐλαφρότατος ἀνέμων. 25, mit Anm. 4. 
net. 67. kühlt die elysischen Felder. 25. zei- ἧς 
Wolke, siehe νέφος. tigt die Früchte. 25. A 
Zeös, der Himmel sein Herrschergebiet. Fe: 
‘Yaöes. 37. Regengestirn. 37. Auf- und 5. seine Wohnung der Aether. 6. IF 
Untergang beinahe wie der der Pleja- Gebieter der Wolken. 7. — vegeinye- R 
den. 37. ρέτα, κελαινέφης. 7. Διὸς νεφέλαι. ,mit 
“Yer, impersoneller Gebrauch desselben, Anm. 4. erregt einen Sturm. 7. sendet WR 
aus Ζεὺς ὕει entstanden. 10. den Regen. 10. stellt die ipıs in die ii 
Ὑπηοῖος, Epitheton von στίβη. 15. Be- Wolken. 12. erzeugt den Schnee. 16. τ 
deutung von πρωΐ ὑπηοῖος. 39. sendet Blitz und Donner. 20. — apyıze- : 
Ὑπερίων, Epitheton von ᾿Ηέλιος. 30. pauvos, ἀστεροπητῆς, ὑψιβρεμέτης, τερ- Pe 
Ὑπεριονίδης ἄναξ, von H&ito; gebraucht. πιχέραυνος, ἐριβρεμέτης, ἐρίγδουπος, μαι, Pr 
30. στεροπηγερέτα. 20. die Schneeflocken 20 
Ὕπνος μελίφρων, ἀμιβρόσιος. 41. seine χῆλα. 16. regelt die Zeit. 46. 
Ὑπορραγῆναι, vom Aether gebraucht. 6. nährt die Flüsse. 68. Pr 
ὙΨιβρεμέτης, Epitheton des Zeus. 20. Δόφος, Bedeutung desselben. 31 u. 51. | r 
 Ζείδωρος, Epitheton von ἄρουρα. 49. RN, 


4 
r . 
- 


Alphabetisches Register zur homerischen 
Geographie. 


Die beigesetzten Zahlen geben die Seiten an. 


1. Griechisches Namenregister. 


"Aßavres, Einwohner von Eößotn. 243. 

"Aßtor, Volk in Θρήχη. 87. 

"ABudog, St. im Gebiete des "Astos. 314. 

᾿Αγαμέμνων, Reich des. 205 ff. Siehe 
Μυχῆναι. 

᾿Αγαπήνωρ, Reich des —. 200 ff. Siehe 
᾿Ἀρχαδίη. 

᾿Αδρήστεια, St. im Geb. 465 Αδρηστος. 312. 

Ἄδρηστος, Gebiet des — und "Apgtos. 
312 f. Siehe Τρῶες. 

᾿Αϑῆναι. 196. ἄχρον ᾿Αϑηνέων. 196. 

᾿Αϑήνη hatte einen Cultus zu των. 103. 

᾿Αϑόως, Berg in Θρύκη. 80. 

Αἰαίη, 273 ff. 

Alyat, St. in Αἰγιαλός mit Poseidoncul- 
tus. 208. 

Αἰγιαλός, Theil von Μυκῆναι. 205 ff. Mit 
den Städten Ὑπερησίη, Γονόεσσα, Πελ- 
λήνη, Αἴγιον, Ελίχη (mit Poseidoncultus, 
— Ποσειδῶν “Ἑλιχώνιος) und Αἰγαί, wo 
ein Poseidoncultus blühte. 

Αἰγιαλός, Ort in Paphlagonien. 305. 

Αἴγινα gehört zu”Apyos. 223. 

Αἴγιον, St. in Αἰγιαλός. 207. 

Αἴγυπτος. 367 fi. Mit Αἴγυπτος ποτα- 
μός. 368 f. Θῆβαι 369. Φάρος 370. 

Αἴγυπτος, Fl. in Αἴγυπτος. 368 ἢ. 

Αἰϑίοπες, östliche — wohnen in Asien, 
die westlichen diametral gegenüber. 


2851 ff. Leute mit verbranntem Ge- 
sichte. 253. "Epepßor ein Zweig von 
ihnen. 285. 

Αἰνείας, Gebiet des — 315 ff. Siehe 
Τρῶες. 

Αἰολίη, Insel bei Σιχανίη. 266. 

Αἴπεια, St. im südl. Peloponnes. 218. 

Αἰπύ, St. in Πύλος. 235. 

Αἴπυτος, Grab des, —. 201. 

Atonros, Fl. in Troas. 311. 

Αἰσυήτης, Grab des —. 319. 

Αἰσύμη, St. in Θρήχη. 85. 

Αἰτωλοί, 150ff. Αγελώϊος, Πλευρών, Ὄλε- 
νος, Πυλήνη, Χαλχίς, Καλυδών. 151 ff. 

Akarnanien 115. ff. Ist bei Homer ἀχτὴ 
ἠπείροιο. 118. Mit St. Νήριχος. 119. 
Ins. Ζάχυνϑος, ᾿Ιϑάχη (mit Φόρχυνος 
λιμὴν und Ῥεῖϑρον, Berg Νήριτον, 
Νήϊον, χόραχος πέτρη, ᾿Αρέϑουσα, Na- 
jadengrotte 119 fi. Ims. Κροχύλεια, 
᾿Αστερίς, Σάμη oder Σάμος, "Eyivat, 
νῆσοι ϑοαί, Τάφος. "146 ff. 

᾿Αλαλχομεναί, St. in Boiotien. 193. 

᾿Αλείσιον, St. in Elis. 241. 

᾿Αλήϊον πεδίον. 293. 

“Αλίαρτος, St. in Boiotien. 187. 

“Αλίζωνοι. 301. ΜΙ: Ἀλύβη, 302. 

᾿Αλύβη, St. in Thessalien. 101. 

"Aros, St. in Thessalien. 101. 

"Arrns, Gebiet des —. 354 f. 
Τρῶες. 


Siehe - 


& AS, St. der ᾿Αλίζωνοι. 302. 

— ᾿Ἀλφειός, Fl. in Πύλος und ᾿Αρχαδίη. 
Ὶ 232 u. 201. 

ΟΑμαζόνες. 300 f. Ursprung des Mythos 

der —. 301. 

— ᾿Αμυδών, St. in Θρήκη. 81. 

τς ᾿Αμύχλαι, St. in Λαχεδαίμων mit Cultus 

des ᾿Απόλλων. 228. 

ο΄ Ἀμφιγενεία, St. in Πύλος mit Letotem- 
pel. 235. 

"Angıos, Geb. des — und "Aöpnstoe. 
312 f. Siehe Τρῶες. 

| Ἀνεμώρεια, St. in Phokis. 166. 

Λνϑεια, St. im südl. Peloponnes. 218. 

᾿Ανϑηδών, St. in Boiotien. 192. 

᾿Αντρών, St. in Thessalien. 104. 

᾿Αξιός, Fl. in Θρήχη. 87. 

᾿Απαισός, St. im Geb. des Aöpnsros und 
"Apgtos. 313. 

᾿Απόλλων hatte einen Cultus zu Δῆλος. 

256. und Ἀμύχλαι. 228. 

᾿Αραιϑυρέη, St. in Sikyonien. 211. 

"Apyıssa, St. in Thessalien. 111. 

"Apyos Πελασγικόν. 100. 

"Apyos. Reich des Διομήδης. 219. Zu — 
Herecultus. 220. Τίρυνς, “Ἑρμιόνη, 
"Astvn, Τροιζήῆν, "Hiöves, ᾿Επίδαυρος 
(mit Cultus des Ἀσχληπιός), Αἴγινα, 
Μάσης. 220 ff. 

Argolis gehört zu Μυχῆναι. 212 ff. Mit 

“ Μυχήνη {Herecultus) , Kiewvat, "Up- 
νειαί. 213 ff. 

᾿Αρέϑουσα, Quelle auf ᾿Ιϑάχη. 125. 

᾿Αρήνη, St. in Πύλος. 234. 

"Apns, wohnt in Θρήχη. 80. 

"Aptwor. Land der —. 357. 

᾿Αρίσβη, St. im Gebiete des”Asıos. 315. 

᾿Αρχαδίη. 200 ff. Mit ᾿Ερύμανϑος, Kör- 
λήνη (Κυλλήνιος Ἕρμιῆς), Grab des 
Αἴπυτος, ᾿Αλφειός, Φένεος, ᾿θρχομε- 

: vos, Pinn, Στρατίη, ’Evionn, Τεγέη, 
| Μαντινέη, Στύμφηλος, Παρρασίη. 200 f. 

ἽἍἌρμα, St. in?Boiotien. 181. 

"Apvn, St. in Boiotien. 191. 

Ἄρτεμις hatte einen Cultus zu Δῆλος 
256 und einen Tempel zu ’E%os. 236. 
᾿ς ᾿Ασίνη, St. in Ἄργος. 221. 

; Asıos, Gebiet des — 313 ff. Siehe 
Τρῶες. 

Ασιος λειμών. 299. 

Ἀσχανίη, St. in Phrygien. 297. 


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ar ur _ 
a 


ΤΠ Alphabetisches Register zur homerischen. Geographie. 


ΥΣ 


387 


᾿Ασχληπιαδῶν, Dynastie der —. 108 f. 

᾿Ασχληπιός hatte einen Cultus zu ’Ert- 
δαυρος. 223. 

᾿Αστέριον, St. in Thessalien. 111. 

᾿Αστερίς, Insel —. 146. 

᾿Ασωπός, Fl. in Boiotien. 172, 

"Ardas. 377. 

Attike. 194 ff. Σούνιον (ἄχρον ᾿Αϑηνέων), 
196, Ins. Kpavan u. Σαλαμίς. 198. 

Αὐγειαί, St. in Lokris. 158. St. in Aa- 
χεδαίμων. 228. 

Αὐλίς, St. in Boiotien. 177. 

᾿Αφροδίτη hatte einen Cultus zu Πάφος. 
365. χι. Κύϑηρα. 230. 

᾿Αχελώϊος, Fl. in Aitolien. 151. 

᾿Αχέρων, Fl. in Ἤπειρος. 89. 

᾿Αχιλλεύς, Dynastie des —. 99 ff. Siehe 
Thessalien. 


Βατίεια. 318. 

Βῆσσα, St. in Lokris. 157. 

Bosyptos. St. in Lokris. 156. 

Βοίβη, St. in Thessalien. 106. 

Βοιβηῖς λίμνη. 105. 

Boiotien. 171 Ε΄. λίμνη Κηφισίς,᾿Ασωπός, 
Θήβη (Binder), Ὑρίη, Αὐλίς, Σχοῖνος, 
Σχῶλος, Ἑπτεωνός, θέσπεια, Γραῖα, Μυ- 
χαλησσός, Ἅρμα, Εἰλέσιον, Ἔρυϑραί, 
Ἐλεών, Ὕλη, 111 Ε΄. Πετεών, ᾿Ωχαλέη, 
Μεδεών, Κῶπαι, Εὔτρησις, θίσβη, 
Κορώνεια, ᾿Αλίαρτος, Πλάταια, Ελίσας, 
Ὑποϑῆβαι, "Oyynsros, ΓΑρνη, Μίδεια, 
Νῖσα, ᾿Ανϑηδών, ᾿Αλαλχομεναί. 184 ff. 

Βούδειον, St. in Thessalien. 118. 

Βουπράσιον, St. in Λαχεδαίμων. 239. 

Βρυσειαί, St. in Λαχεδαίμων. 228. 


Γάργαρον auf dem Ἴδη. 307. 
Γεραιστός, St. auf Ευβοίη mit Poseidon- 
eultus. 246. 
Tiyavzes. 265 ἢ. 
Γλαφύραι, St. in Thessalien. 106. 
Γλίσας, St. in Boiotien. 188. 
Γονόεσσα, St. in Αἰγιαλός. 206. 
Γόρτυν, St. auf Κρήτη. 251. 
Γουνεύς, Dynastie des— in Thessalien. 114. 
Tpata, St. in Boiotien. 180. 
Γρήνιχος, Fl. 311. 
Γυγαίη λίμνη. 298. 
Γυραὶ πέτραι auf Εὐβοίη. 244. 
Γυρτώνη, St. in Thessalien. 112. 
25* 


988 


Δαρδανίη, St. im Geb. des Αἰνείας. 315. 

Δαυλίς, St. in Phokis. 164. 

Δῆλος mit Apollon- und Artemiscultus. 
256. 

Δήμητρος τέμενος bei Πύρασος. 103. 

Διομήδης: ὃ Reich des —. 219 ff. Siehe 
"Apyos. 

Δῖον, St. auf Εὐβοίη. 245. 

Διώρης, Reich des —. 237 ff. Siehe 
Ἦλις. 

Δώριον, St. in Πύλος. 232. 


Εἰλέσιον, St. in Boiotien. 182. 

Εἰρέτρια, St. auf Εὐβοίη. 245. 

Ἕχτωρ, Gebiet des —. 316 ft. 
Τρῶες. 

’Eiewv, St. in Boiotien. 182. 

“Ἑλίχη, St. in Αἰγιαλός mit Poseidon- 
eultus (Ποσειδῶν ᾿Ελιχώνιος). 207. 

Ἕλλάς, St. in Thessalien. 102. 

Ἕλος, St. in Λαχεδαίμων. 229. in Πύλος 
mit Tempel der "Aprepıs. 236. 

᾿Ενιῆνες, Volk in Thessalien. 114. 

’Evtorn, St. in ᾿Αρχαδίη. 202. 

'Evörn, St. im südl. Pelop. 216. 

’Ereıot in Ἦλις. 237. 

Ἐπίδαυρος, St. in"Apyos mit Asklepios- 
cultus. 222. 

Ἑπτάπορος, Fluss in Tpotn. 310. 

’Epeußot, Zweig der Αἰϑίοπες. 285. 

’Epıyeös. 321. 

Ἕρμιῆς Κυλλήνιος. 200 f. 

“Eppıövn, St. in "Apyos. 221. 

Ἕρμος δινήεις, Fl. in Myovin. 299. 

Ἔρυϑῖνοι, Felsen im Lande der Παφλα- 
γόνες. 303. 

᾿'Ἐρύμανϑος, B. in ᾿Αρκαδίη. 200. 

’Ertewyös. St. in Boiotien. 179. 

EdBotn,, Insel bei Attike. 242. Ἄβαντες, 
Γυραὶ πέτραι, St. Χαλκίς, Eiperpra, 
Ἱστίαια, Κήρινϑος, Δῖον, Κάρυστος, 
Στύρα, Γεραιστός (mit Tempel des Ilo- 
σειδῶν). 242 fl. 

Εὔμηλος, Dynastie des, in Thessalien. 105. 

Εὐρύπυλος, Dynastie des —, in Thessa- 
lien. 109. 

Εὐρύπυλος, Gebiet des —. 
Τρῶες. 

Εὔτρησις, St. in Boiotien. 185. 

’Egöpn, St. in Ἤπειρος. 89. alter Name 
von Κόρινϑος. 211. 


Siehe 


356. Siehe 


Alphabetisches Register zur homerischen Geographie. 


"Egopot, Volk in Ἤπειρος. 89. 
’Eyivar νῆσοι. 148. 


Zaxruydos, Insel im Reiche des ’Odus- 
σεύς. 119. 
Ζέλεια, St. im Geb. des Πάνδαρος. 312. 


Ἠετίων, Geb. des—. 355 f. Siehe Τρῶες. 
"Hiöves, St. in "Apyos. 222. 
Ἦλις, Reich des Διώρης. 


ΚΚαύχωνες. - 


'Ereiot und 

᾿Ωλενίη πέτρη, ᾿Ιάρδανος, 
Σελλήεις, Βουπράσιον, “ρμίνη, Μύρσι- 
νος, ᾿Αλείσιον, Κυλλήνη, Φειά. 2378. 

Ἠλώνη, St. in Thessalien. 112. 

Ἠμαϑίη, Gegend in Θρήχη. #6. 

Ἤπειρος. 88 fl. Θεσπρωτῶν yaln, "Exu- 
por, ᾿λχέρων, Ἐφύρη. 88 ff. 

“Hpaxkrjos τεῖχος. 323 f. 

Ἥρη hatte einen Cultus zu Μυκχήνη 214. 
zu Ἄργος. 220. 


Θαυμαχίη, St. in Thessalien. 107. 
Θέσπεια, St. in Boiotien. 179. 
Θεσπρωτῶν γαΐη. 88. 

Thessalien. 97 ff. 1. Dynastie des ’Ayıı- 
λεύς: Σπερχειός Fl., Städte: "Apyos 
IHerasyızöv,"Ados, Ἀλόπη, Τρηχίς, Φϑίη, 
Ἕλλάς. 99 ff. 2. Dynastie des Πρω- 
τεσίλαος : St. Φυλάχη, Πύρασος (mit 
Demeterhain.), "Icwv (mit Athene- 
cultus) , ᾿Αντρών, 102 f. 3. 
Dynastie des Εὔμηλος: St. Φεραΐ, 
Botßn (mit Βοιβηῖΐς λίμνη), Γλαφύραι, 
Ἰαωλχός. 105 ff. 4. Dynastie des 
Φιλοχτήτης: St. Μηϑώνη, Θαυμακίη. 
Μελίβοια, ᾿θλιζών. 107 ff. 5.) Dynastie 
der Asklepiaden: St. Tptxxn, Ἰϑώμη, 
Οἰχαλίη. 108 f. 6. Dynastie des Eö- 
ρύπυλος : St. Ὀρμένιον, ἀστέριον, Ti- 
zavos. 109 Η 7. Dynastie der La- 
pithen: St. "Apyısoa, Γυρτώνη, Ὄρϑη, 
Ἠλώνη, ᾿θλοοσσών. 111 ff. 8. Dynastie 
des Γουνεύς: St. Κύφος, Δωδώνη, 
Völker: Ἐνιῆνες, Περραιβοί, Fl.: Τι- 
ταρήσιος, Β.: Ὄλυμπος. 114 ff. 9. Dy- 
nastie des Πρόϑοος: St. Βούδειον, ΕἸ. 
Πηνειός, Β. Πήλιον. 117 ff. 


τελεόν. 


Θῆβαι, St. in Boiotien. 173 ff. 
Θῆβαι, St. in Αἴγυπτος. 379. 
Θίσβη, St. in Boiotien. 180. 


: Sitz des d. Winde. 79f. 
1) Gebiet der Musst. 82. 2) Eigentl. 
Θρήχη: Νυσήϊον ὄρος (Sitz des Διό- 

50%), St.: Ἴσμαρος, Σηστός, Αἶνος, 

Αἰσύμη, Καβησός. 83 ff. 3) Makedo- 
nien: Ἤμαϑίη, Παιονίη, Πιερίη, B.: 
᾿Αϑόως, Fl.: ᾿Αξιός, St.: ᾿Αμυδών 
86 ff. 

Θρινακίη. 269. 

Θρύον oder Θρυόεσσα, St. in Πύλος. 235. 

Θρωσμὸς πεδίοιο. 323. 

Θύμβρη, Ebene. 324. 


᾿Ἰάρδανος, Fl. ἴπ Ἦλις 238. 
‚ln, Berg. 306 ἢ 
᾿ς Imkusös, St. auf Ῥόδος. 359. 
᾿Ἰϑόάχη, Insel des Ὀδυσσεύς. 120 ff. 
᾿ς Ἰϑώμη, St. in Thessalien. 109. 
"Dos. Siehe Τρῶες. 
᾿ς Ἶδλος, Grab des —. 320. 
Ἴμβρος. 365. 
Ἱππημολγοί, V. in Θρήχη. 87. 
᾿ς Ἱστίαια, St. auf Εὐβοίη. 245. 
᾿ς ἜἼτων, St. in Thessalien mit Athenecul- 
tus. 103. 


i 
j 
᾿ς Kaßnsss, St. in Θρήχη. 85. 
F Καλλίαρος, St. der Aoxpot. 157 
Καλλιχολῴνη. 324. 
᾿ς Καλύδναι νῆσοι. 360. 
}- Καλυδών, St. der Αἰτωλοί. 154. 
Κάμειρος, St. auf Ῥόδος. 359. 
Καρδαμύλη, St. in Messene. 216. 
Κᾶρες mit Μυχάλη, Φϑειρῶν ὄρος, Mar- 
᾿ς αὐδρος, Μίλητος. 294 ff. 

Κάρησος, Fl. beim Ἴδη. 510. 
Κάρυστος, St. auf Εὐβοίη. 245. 
Κάσος, Insel. 360. 
 Kabzwves, Volk in Ἦλις. 237. 

Καύστριος, Fl. in Mnovin. 299. 

Κεφαλλῆνες. 119. 

Κήρινϑος, St. auf Εὐβοίη. 245. 

Κήτειοι, Volk in Mysien. 305. 
 Koygısiz λίμνη in Boiotien. 171. 
 Koygısös, Fl. in Phokis. 161. 
 Kixoves, Volk in Θρήχη. 83. 

Κίλιχες, Geb. der —. 355. Siehe Τρῶες. 
 Küm, St. im Gebiet des ᾿Ηετίων. 356. 
Κιμμέριοι, 50. 

j oval, St. in Argolis. 214. 

Κνωοός, St. auf Κρήτη. 250. 


Κόραχος πέτρη auf Ἰϑάχη. 124. 

Köpwdos, früher Ἐφύρη. Theil von Μυ- 
χῆναι. 211. 

Κορώνεια, St. in Boiotien. 186. 

Κουρῆτες, Volk in Aitolien. 150. 

Κρανάη, Insel. 198. 

Κράπαϑος, Insel. 360. 

Κρήτη, Insel. ΕἸ. : ᾿Ιάρδανος. St.: Κνω- 
σός, Sitz des Minos, T'öpruv, Λύχτος, 
Μίλητος, Λύκαστος, Φαιστός mit λισσὴ 
πέτρη, Ῥύτιον. 246 fl. 

Κρῖσα, St. in Phokis. 164. 

Κροχύλεια gehört zum Reich des ᾿θδυσ- 
σεύς. 146. 

ΚΚρουνοί, Ort in Πύλος. 236. 

Κρῶμνα, St. in Paphlagonien. 304. 

Κύϑηρα, Insel mit Aphroditecultus und 
St. Σχάνδεια. 230. 

Κύχλωπες. 261. 

Κυλλήνη, Hafenstadt in Elis. 241. 

Κυλλήνης ὄρος αἰπύ (Κυλλήνιος Ἑρμῆς) 
200. 

Κῦνος, St. im Geb. der Λοχροί. 156. 

Κυπάρισσος. St. in Phokis. 162. 

Κύπρος, Insel, mit Πάφος, wo der Aphro- 
ditecultus blühte. 365. 

Körwpos, St. in Paphlagonien. 304. 

Κύφος, St. in Thessalien. 115. 

Köraı, St. in Boiotien. 185. 

Κῶς, Insel. 360. 


Adas, St. in Λαχεδαίμων. 229. 

Λαιστρυγόνες. 262. 

Λαχεδαίμων, Reich des Μενέλαος. 224 ff. 
Geb.: Tröyeros, Μάλεια. St.: Aa- 


χεδαίμων oder Σπάρτη, Däpıe, Μέο- 


on, Βρυσειαί, Αὐγειαί, ᾿Αμύχλαι mit 
Cultus des ᾿Απόλλων Κάρνειος, Ἕλος, 
Λάας, Οἴτυλος, Insel Κύθηρα (mit 
Aphroditecultus und St. Σχάνδεια.) 
225 ff. 

Λάρισσα, St. in Asien. 357. 

Λεχτόν im Geb. des "Arne. 307 u. 354. 

Λέλεγες. 354. Siehe Τρῶες. 

Λέσβος, Insel. 361. 

Λῆμνος, Insel. 363. 

Λητώ hatte einen Tempel zu ᾿Αμφιγέ- 
vera. 295. : 

Λιβύη. 3726 

Λίλαια, St. in Phokis. 167. 

Λίνδος, St. auf Ῥόδος. 359. 


990 


Λισσὴ πέτρη auf Κρήτη. 253. 

Λοχροί. 155 ff. Fl. Βοάγριος. St. Kö- 
νος, "Orders, Καλλίαρος, Βῆσσα, Σκχάρ- 
on, Αὐγειαΐ, Τάρφη, Θρόνιον 155 ff. 

Λύχαστος, St. auf Κρήτη. 253. 

Λύχιοι. 290 ff. ᾿Αλήϊον πεδίον, Ξάνϑος 
Fl., ᾿Απόλλων Auunyevns, 291 ff. 

Λύχτος, St. auf Κρήτη. 252. 

Λυρνησσός, St. im Geb. des Μύνης. 356. 


Μαίανδρος, Fl. in Karien. 296. 

Μάλεια, Vorgeb. in Λαχεδαίμων. 225. 

Μάσης, St. auf Alyıva. 223. 

Μεδεών, St. in Boiotien. 184. 

Μελίβοια, St. in Thessalien. 107. 

Μενέλαος, Geb. des —. 224 ff. 
Λακεδαίμων. 

Μέσση, St. in Λαχεδαίμων. 227. 

Μεσσηΐς, Quelle. 110. 

Messene. 216 ff. 7dortige Städte gehören 
dem ᾿Αγαμέμνων : Καρδαμύλη, ᾿Ενόπη, 
“Ipn, Φηραί, "Avdeın, Αἴπεια, Πήδασος. 

Μηϑώνη, St. in Thessalien. 107. 

Μίδεια. St. in Boiotien. 191. 

Μίλητος, St. auf Κρήτη. 252. in Karien. 
290. 

Μίλυες, die Σόλυμοι bezeichnend. 289 f. 

Μίμας ἠνεμόεις, Berg in Maionien. 298. 

Μινυήϊος, Fl. in Πύλος. 233 

Μίνως hat seinen Sitz in Kvwoös. 250. 

Μυχάλη, Vorgeb. in Karien. 295. 

Μυχαλησσός, St. in Boiotien. 180. 

» Μυχῆναι, eingetheilt in Αἰγιαλός, Σιχυ- 
ὠνία, Köpwwdos, Argolis. 205 fl. Siehe 
diese Landschaften. 

Μυχῆναι, St. in Argolis mit Herecul- 
tus. 213. 

Μύνης, Gebiet des—. 356. Siehe Τρῶες. 

Μυρίνη. 301. 

Μύρσινος, St. in Ἦλις. 240. 

Μυσοί, Volk in Θρήχη. 82. In Asien. 305. 


Siehe 


Νέστωρ, Gebiet des—. 231 ff. Siehe Πύλος. 
Νήϊον, B. auf ᾿Ιϑάχη. 124. 

Νήριχος, St. in Akarnanien. 119. 
Νήριτον, B. auf ᾿Ιϑάχη. 124. 

Νῆσοι ϑοαί. 148. 

Νῖσα, St. in Boiotien. 192. 

Νίσυρος. 360. 

Νυσήϊον ὄρος in Θρήχη. 83. 


Alphabetisches Register zur homerischen Geographie. 


A ΦΎΝ, 
a > zur ve 


Ξάνϑος, Fl. in der Ebene von Τροίη. 
308. Fl. in Λυχίη. 293. 


"Oryynstos, St. in Boiotien. 190. 
Oiyaktn, St. in Thessalien. 109. 
Οἰσύμη, St. in Θρήχη. 85. 
Οἴτυλος, St. in Λαχεδαίμων. 290. 
᾿Ὀλιζών, St. in Thessalien. 108. 
’OAoosswy, St. in Thessalien. 113. 
Ὄλυμπος, B. in Thessalien. 115. 
᾿Ὁπόεις, St. der Aoxpot. 156. 


Ὄρϑη, St. in 'Thessalien. 112. 


᾿Ορμένιον, St. in Thessalien. 110. 
'Opverat, St. in Argolis. 215. 
’Opruyin, eine der Kykladen. 257. 
᾿Ορχομενός, St. in Boiotien. 168. 
Ὄσσα, B. in Thessalien. 105. 


Παιονίη, 86. 

Παισός, St. im Geb. des "Aöpnsros u. 
ἼΛμφιος, 313. 

Πάνδαρος, Gebiet des —. 
Τρῶες. 

Πανοπεύς, St. in Phokis. 165. 

Παρνησός, B. in Phokis. 160. 

Παρρασίη, Landschaft in ᾿Αρχαδίη. 204. 

Παφλαγόνες. 302 ff. Mit Kabzwves und 
“Everot, Ἐρυϑῖνοι, Παρϑένιος, Κύτωρος, 
Σήσαμος, Κρῶμνα, Αἰγιαλός. 

Πάφος, St. auf Κύπρος mit Aphrodite- 
dienst. 365. 

Πελασγιχὸν "Apyos. 100. 

Πελασγοί mit Λάρισσα in Asien. 357. 


911 ff. Siehe 


Πελλήνη, St. in Αἰγιαλός. 206. 
Περαιβοί. 114. 
Πέργαμος. 317. Siehe Τρῶες. 


Περχώτη, St. im Gebiete des "Asıng. 314. 

Πετεών, St. in Boiotien. 184. 

Πήδασος, St. im Geb. des ἤΛλλτης. 354. 
in Messene. 219. 

Πήλιον, B. in Thessalien. 117. 

Πηνειός, Fl. in Thessalien. 118. 

Πιερίη, Gegend in Θρήκη. 86. 

Πιτύεια, St. im Geb. des ᾿Αὔρηστος und 
ἼΛμφιος. 313. 

Πλαγχταί. 270. 

Πλάταια, St. in Boiotien. 188. 

Πλευρών, St. in Aitolien. 152. 

Pontos. 300 ff. 

Ποσειδῶν hatte einen Tempel zu ᾿Βλίχη 
(Π. “Ελιχώνιος) und in Alyat. 207 u. 208. 


ἜΣ ΙΝ 


I 


Ip« τος, Fl. im Geb. des Asıc. 313. 
doos, Dynastie des —. 117. 


en Πρωτεσίλαος, Dynastie des —. 102 f. 


Πτελεόν, St. in Πύλος. 236. St. in Thes- 
salien. 104. 


Πυϑών oder Πυϑώ in Phokis. 162. 
Πυλήνη, St. in Aitolien. 153. 
Πύλος, Reich des Νέστωρ. Mit Κυπα- 


ρισσήεις, Δώριον, ᾿Αλφειός, Μινυήϊος, 
Χαλχίς, Πύλος ᾿Αρήνη, θΘρύον oder 
Θρυόεσσα, Αἰπύ, Αμφιγένεια (mit einem 
Tempel der Λητώ), Πτελεόν, "Eros mit 
einem Tempel der elischen ᾿Αρτεμίς. 
Kpouvot , Χαλχίς. 231 ff. 

Πύρασος, St. im Geb. des Πρωτεσίλαος. 
103. 


Ῥεῖϑρον, Hafen bei ᾿ϑάκη. 123. 
Ῥῆσος, Fl. am Ἴδη. 310. 

Ῥίπη, St. in ᾿Αρχαδίη. 202. 

“Ῥοδίος, Fl.im Geb. des’Astos. 310 u. 314. 
“Ρόδος, Insel. 358. 

Ρύτιον, Ort auf Κρήτη. 254. 


Σαγγάριος, Fl. in Φρυγίη. 297. 
Σαλαμίς, Insel. 198 ἢ. 

Σάμη, Insel bei ᾿Ιϑάκη. 147. 

Σάμος, Insel bei Asien. 365. 


Σατνιόεις, Fl. im Geb. des Ἄλτης. 354. 
Σελλήεις, Fl. im Geb. des "Astos. 314. 
σελλήεις, Fl. in Ἦλις. 239. 

Σήῆσαμος, St. in Paphlagonien. 304. 
Σηστός, St. im Geb. des"Asıos. 314. St. 

in Θρήχη. 84. 
Σιδών, St. in Φοινίχη. 281. 
Σιχανίη, Heimath der Κύκλωπες, Λαιστρυ- 


γόνες, Γίγαντες. 258 fi. Inseln bei —. 
266 ff. 

Σιχυών, St. in Σιχυωνία. 210. 

Σιχυωνία, Theil von Μυκῆναι, mit Σιχύων 
und ’Apauupen. 209 ff. 

Σιμόεις, Fl. inder Ebene von Tpotn. 308. 

Σίντιες, Volk auf Λῆμνος. 364. 

Σκαιαὶ πύλαι. 318. 

Σχάμανδρος, Fl. in der Ebene von Τροίη. 
308 f. 

Σχάνδεια, St. auf Κύϑηρα. 230. 

Σχάρφη, St. der Λοχροί. 157. 

Σχύλλη. 271. 


᾿ Zxöpog, Inselin der Sporadengruppe. 255. 
᾿ Σχῶλος, Ort in Boiotien. 178. 


Ἵ 


Σόλυμοι. 289 f. 

Σούνιον, Vorgeb. von Attike. 196. 
Σπάρτη. 226. Siehe Λακεδαίμων. 
Στρατίη, St. in ᾿Αρχαδίη. 202. 
Στύμφηλος, St. in ᾿Αρκαδίη. 204. 

Στύρα, St. auf Εὐβοίη. 246. 

Σύμη, Insel bei Asien 359. 

Zuptn, Insel der Kykladengruppe. 256. 
Zysptn, Phaiekeninsel. 90 ff. 

Zyoivos, St. in Boiotien. 178. 


Τάρνη, St. in Myovin. 300. 

Τάρφη, St. in Lokris. 158. 

Τάφος, Insel des Μέντης. 149. 

Teyen, St. in ᾿Αρχαδίη. 203. 

Τεμέση, St. auf Κύπρος. 366. 

Tzvsöos, Insel bei Asien. 362 f. 

Τηρείη, Berg im Gebiet des Ἄμφιος und 
Δδρηστος. 312. 

Τηΐγετος, Berg in Λακεδαίμων. 201 u. 225. 

Τίρυνς, St. in "Apyos. 220. 

Tiravos, Stadt in Thessalien. 111. 

Τιταρήσιος, Fl. in Thessalien. 114. 

Τμῶλος, B. in Μηονίη. 298. 

Tenyts, St. in Thessalien. 101. 

Τρίχκη, St. in Thessalien. 108. 

Τρῶες. 306. Eintheil. ἃ. Gebietes. 306. 
Berge : Ἴδη, Γάργαρον, Λεχτόν ; ΕἸ. : Σι- 
μόεις Σχάμανδρος, Ῥῆσος, ᾿Επτάπορος, 
Κάρησος, Ῥοδίος, Γρήνιχος, Αἴσηπος. 
306 ff. 1) Geb. des Πάνδαρος mit Αἴσηπος, 
Ζέλεια. 311 f. 2) 660. des "Adpnsrosu. 
ἼΑμφιος : Berg Τηρείη, Städte: "Aöpn- 
στεια, ᾿Απαισός, Πιτύεια. 312 ὃ. 3) Gebiet 
des Ἄσιος: Πράκχτιος, "Poötog, Σελλήεις, 
Περχώτη, Σηστός, Αβυδος, ᾿Αρίσβη. 8198. 
4) Geb. des Αἰνείας : Δάρδανοι, Δαρδα- 
νίη. 315. 5) Geb. des "Extwp: Ἴλιος, 
Πέργαμος, Σκαιαὶ πύλαι. 316ff. Βατίεια, 
Αἰσυήτου τύμβος, Grab des Ἶλος,ἰἐρινεός, 
ϑρωσμὸς πεδίοιο, τεῖχος Ἡραχλῆος, Καὰ- 
λικολώνη, Θύμβρη. 318 ff. Gräber der 
Helden. 324. Schiffslager. 325. 6) 
Geb. des [Αλτης (Λέλεγες) : Λεχτόν, 
Σατνιόεις, Πήδασος. 354f. 13) Geb. der 
Κίλιχες (des Ἠετίων): Θήβη, Χρύ- 
on, Κίλλη. 355f. 7b) Geb. des Μύνης: 
Λυρνησσός. 356. 7°) Geb. des Εὐρύπυ- 
πυλος. 356. Uebersichtdertopo- 
graphischen Forschungen üb. 
Ilios: Spohn, Pope. 329. Pietro 


A 


392 


Beloni, Pietro della Valle, Sandys, 
Grelot, Lady Worthley M ontague. 330 ; 
Pococke, Wood, Chandler, Lecheva- 
lier, 331 ἢ; Schirlitz. 332; Choiseul 
Gouffier. 333; Clarke, Bryant. 335 f. 
Leake 337; Philipp Barker Webb. 
338f. Schubert, v. Richter, Acland 339; 
Charles Fellow 340; Forbiger, Forch- 
hammer 341; Braun 342; v. Hahn 
343; v. Eckenbrecher, Welcker 345; 
Ulrichs, Hasper 346 fl. Koliades 349. 
Schliemann 350 ff. 
Τροιζήν, St. in "Apyos. 221. 


“Yaprokız, St. in Phokis. 166. 
“Yon, St. in Μῃονίη. 300. 

Ὕλη, St. in Boiotien. 183. 

Ὕλλος, Fl. in Μῃονίη. 299. 
Ὑπέρεία, Quelle in Thessalien. 110. 
“Ὑπερεσίη, St. in Αἰγιαλός. 206. 
Ὑποϑῆβαι, St. in Boiotien. 189. 
“Yon, St. in Boiotien. 176. 
Ὑρμίνη, St. in Ἦλις. 240. 


Φαίηχες. 90 ff. 

Φαιστός, St. auf Κρήτη. 253. 

Φᾶρις, St. in Λαχεδαίμων. 227. 

Φειά, St. in Ἦλις. 241. 

Φένεος, St. in ᾿Αρχαδίη. 201. 

Φεραί, St. in Thessalien. 105. 

Φηραί, St. in Messenien. 217. 

Φϑειρῶν ὄρος in Karien. 295. 

Φϑίη, St. in Thessalien. 101. 

Φιλοχτήτης, Dynastie des —. 107 f. 

Φοινίχη Σιδονίη. 286 ff. 

Φόρκυνος λιμήν, Hafen bei 'Idaxn. 123. 

Φρυγίη mit Σαγγάριος u. ᾿Ασχανίη. 296f. 

Φυλάχη, St. im Geb. des Πρωτεσίλαος. 102. 

Phokis. Berg: Παρνησός. Fl.: Κηφισσός, 
St.: Κυπάρισσος, Πυϑών oder [Πυϑώ. 


Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 


Alphabetisches Register zur homerischen Geographie. 


= 


Kpisa, Δαυλίς, Πανοπεύς, Ανεμώρεια,, ὃ 
[γάμπολις, Λίλαια. 159 f. 


Χαλχίς, St. auf Eößotn. 244. St. in Ai- 
tolien, 154. St. u. Fl. in Πύλος. 233. 

Χάρυβδις. 271. 

Χῖος, Insel. 361. 

Χρύση, St. im Geb. des Ἢετίων. 355. 


Ψυρίη, Insel bei Asien. 362. 


᾿Ωχαλέη, St. in Boiotien. 184. 
᾿Ωλενίη πέτρη in Ἦλις. 238. 
Ὥλενος, St. in Aitolien. 153. 


2. Deutsches Namenregister. 


Afrika. 367 ft. 
Asien. 281 fi. 


Europa 83 ff 


Inseln bei Griechenland 242 ff., bei Σι- 
χανίη. 266 ff. bei Asien. 358 ff. 
Italien. 257. 


Kykladengruppe, Inseln der —. 256 f. 


Lotophagenland. 375 ff. 

Lydien hiess Mnovin. Mit Τμῶλος νι- 
φόεις, Mipas ἠνεμόεις, Γυγαίη λίμνη, 
Καύστριος, "Asıos λειμών, Ὕλλος, Ἕρ- 
μος, Ἴδη, Τάρνη. 297 ff. 


Najadengrotte auf ϑάχη. 125. 


Seireneninsel. 277. 

Schiffslager der Griechen. 325. 
Spanien. 257. 

Sporadengruppe, Inseln der —. 255. 


Ziegeninsel. 268 f. 


DIE 


[1 
PP WNBER 


HOMERISCHEN REALIEN. 


VON 


55. E. BUCHHOLZ, 


PROFESSOR AM KÖNIGLICHEN JOACHIMSTHALSCHEN GYMNASIUM IN BERLIN. 


> 


ERSTER BAND: 
WELT .UND NATURz 


ZWEITE ABTHEILUNG: 
DIE DREI NATURREICHE. 


(HOMERISCHE ZOOLOGIE, BOTANIK UND MINERALOGIE). 
VORAN GEHT EINE ABHANDLUNG ÜBER DIE HOMERISCHE NATURANSCHAUUNG. 


LEIPZIG, 2 
VERLAG VON WILHELM ENGELMANN. 


1873. 


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REI NATURREICHE 


NACH HOMER. 


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PROFESSOR AM KÖNIGLICHEN JOACHIMSTHALSCHEN GYMNASIUM IN BERLIN. 


LEIPZIG, ; 
VERLAG VON WILHELM ENGELMANN. 
| 1873. 


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Vorwort. 


laden ich hiermit die zweite Abtheilung des ersten Bandes meiner 
homerischen Realien der Oeffentlichkeit übergebe , habe ich derselben 
nur wenige erläuternde Bemerkungen beizufügen. Da alle nothwen- 
digen auf Plan und Anlage des Ganzen bezüglichen Mittheilungen be- 
reits im Vorworte zur ersten Abtheilung dieses Bandes gegeben sind, 
so wird es genügen, das Wesentlichste aus demselben für die etwaigen 
Nichtbesitzer der ersten Abtheilung unten zu wiederholen. Speciell in 
‚Betreff der vorliegenden Abtheilung bemerke ich nur, dass ich auch 
hier nach Kräften bemüht gewesen bin, einerseits den vom Dichter 
selbst gebotenen Stoff möglichst gründlich und selbstständig zu verar- 
beiten, andererseits aber auch das von älteren und neueren Commenta- 
toren Geleistete heranzuziehen und im Interesse der Sache zu ver- 
werthen. Werthvolle Bemerkungen und Mittheilungen, welche ich für 
die vorliegende Abtheilung dankbar benutzt habe, verdanke ich den 
Herren Professoren Braun und Reichert inBerlin, wieauch Herrn 
Dr. Paldamus in Halle. In Betreff der problematischen blutsau- 
genden Fliege bei Homer, welche mir und durch mich auch manchen 
meiner Freunde viele Scrupel verursacht hat, verdanke ich Herrn Dr. 
Julius Lederer in Wien, welcher selbst Kleinasien bereist hat, 
nähere Auskunft, und zwar durch gütige Vermittlung des Herrn Raths 
Keferstein in Erfurt; über den οἶνος Πόλλιος der Alten hat mir 
Herr Prof. Dr. Krause in Halle gütigst einige Mittheilungen ge- 
macht. Ferner haben mir bei der Abfassung der vorliegenden Abthei- 
lung literarische Hülfsmittel durch die Güte des Herrn Oberschulraths 


Δ Ἂν Ὁ ΡΝ ον τ᾿ ΡΝ Er: 


ΥΙ Vorwort. 


Marquardt in Gotha, wie auch des Herrn Oberregierungsraths 


v. Tettau in Erfurt und meines lieben Collegen und Freundes, des 
Herrn Professor Weissenborn in Erfurt, zu Gebote gestanden, 
welcher Letztere mich auch bei der Correctur der Druckbogen eifrig 
unterstützt und überhaupt meinem Buche durch sein ausgedehntes 
Wissen und seine Literaturkenntniss in dankenswerther Weise genützt 
hat. Allen diesen Herren sage ich hier auch öffentlich für das mir und 
meinem Buche bewiesene Interesse meinen herzlichen Dank. 

Ganz besonderen Fleiss habe ich auf die Indices verwandt und 
hoffe , dass vielleicht mancher Leser mir dafür Dank wissen werde, da 
ein Buch, wie das vorliegende, für den Handgebrauch erst recht taug- 
lich wird, wenn ihm ein möglichst genauer und vollständiger Index 
beigefügt ist. Und so übergebe ich denn das Buch dem wohlwollenden 
Leser mit der Bitte, die Mängel und Schwächen desselben freundlichst 
entschuldigen zu wollen. 

Berlin, 
im October 1872. 


E. Buchholz. 


Aus dem Vorwort zur ersten Abtheilung. 


DB. eine zweckmässige Bearbeitung der homerischen Realien ein 
zeitgemässes Unternehmen sei, wird wohl kein Sachverständiger leug- 
nen; denn wenn auch auf diesem Gebiete der homerischen Forschung 
viele Monographieen in neuerer Zeit erschienen sind und noch er- 
scheinen, so fehlt es doch an einer zusammenhängenden, systematischen 
und zugleich auf die Quellen zurückgehenden Behandlung des reich- 
haltigen Stoffes. Die Arbeit von Feyth ist längst antiquirt, auch die 
von Terpstra nicht mehr genügend; und was das Buch von Fried- 
reich betrifft, so kann man es höchstens als eine fleissige Compilation 
bezeichnen, die überdies von der Hand eines Laien herrührt, und der 
es an streng’ methodischer und systematischer Behandlungsweise ge- 
bricht; eine Begründung aus den Quellen sucht man in demselben mei- 
stens vergeblich ‚ und es fehlt ihm sogar nicht an mannigfachen hand- 
greiflichen Irrthümern. Eine Bearbeitung der gesammten homerischen 
Realien ist aber seit dem Friedreich’schen Buche nicht mehr erschienen. 

Einen bedeutenden Impuls zur Uebernahme der vorliegenden Ar-, 
beit, vor der ich anfangs zurückbebte, verdanke ich meinem zu früh 
heimgegangenen Freunde, dem Professor Ameis in Mühlhausen, 
welcher der Anlage meines Buches und denjenigen seiner Theile, die 
ich ihm noch mittheilen konnte, seine volle Billigung ertheilte. Sein 
früher Tod ist, wie für Homer überhaupt, so auch für mein Buch ein 
herber Verlust, da er mir mit freundschaftlicher Bereitwilligkeit ver- 
sprochen hatte, mit Rath und That sich an dem Fortschritt meines 
Unternehmens zu betheiligen. Leider hat sein plötzlicher Heimgang 


vIlI Aus dem Vorwort zur ersten Abtheilung. 


ihn an der Erfüllung seines Wortes verhindert, und die reiche Beleh- 
rung, welche er mir voraussichtlich bei längerem Leben gewährt haben 
würde, ist mir für immer entzogen. Im Grossen und Ganzen auf mich 
selbst angewiesen, habe ich dass Missliche meiner Aufgabe in um so 
höherem Grade empfunden. Eine bedeutende Schwierigkeit für den 
Bearbeiter der homerischen Realien und vielleicht ein Hauptgrund, 
warum in neuerer Zeit keine ähnliche Arbeit erschienen ist, liegt in 
der erstaunlichen Zerstreuung und Verschleppung des gelehrten Ma- 
terials in Programmen, Monographieen uud Zeitschriften. Dies Mate- 
rial in möglichst grosser Vollständigkeit ausfindig zu machen, herbei- 
zuschaffen und durchzuarbeiten ist schon an sich eine Aufgabe, deren 
Schwierigkeit nur derjenige vollkommen zu würdigen vermag, der sie 
selbst versucht hat. 

-- ---- ---- Ich darf ehrlich versichern, dass ich Alles aufge- 
boten habe, um mich meines Materials zu bemächtigen, bin aber den- 
noch weit von dem Wahne entfernt, dasselbe durchgängig richtig ge- 
würdigt oder auch nur vollständig zusammengebracht zu haben. Uebri- 
gens wird der kundige Blick, wie ich hoffe, leicht bemerken, dass mein 
durch eingehende Lectüre des Dichters, dem ich jahrelanges Studium 
zugewandt habe, gewonnenes Material die eigentliche Grundlage meiner 
Arbeit bildet, auf welcher ich dann unter gewissenhafter Zuziehung 
alles mir zu Gebote stehenden fremden Materials weiter gearbeitet habe. 
Die begründenden Citate aus dem Dichter selbst, wie aus den übrigen 
alten Autoren, habe ich meistens dem Wortlaute nach unter dem Texte 
gegeben, theils um dem Leser ein fortwährendes Nachschlagen zu er- 
sparen, welches ihm bei entlegeneren und minder zugänglichen Quellen 
oft weitläufig oder vielleicht gar unmöglich sein würde, theils weil ich 
aus Erfahrung weiss, wie oft ein blosses Zahlencitat nach Capiteln, 
Seiten oder Paragraphen den Leser trügt, während das vollständige 
wörtliche Citat selbst bei einer verschriebenen oder verdruckten Zahl 
doch den Leser zur Controle des Citirenden und, wenn es darauf an- 
kommt, zur Auffindung der richtigen Zahl in den Stand setzt. 


Was die Disposition des Ganzen betrifft, so habe ich dasselbe in 
3 Bände zerlegt, von denen der erste Welt und Natur nach home- 
rischer Vorstellung, der zweite dasöffentlicheundprivateLeben 
der homerischen Griechen, der dritte ihre religiöse und sittliche 


_ Aus dem Vorwort zur ersten Abtheilung. ΙΧ 


Weltanschauung behandelt. Was specieller deu ersten Band be- 
trifft, so zerfällt derselbe wieder in 2 Abtheilungen, von denen die erste. 


die homerische Kosmographie und Geographie, die zweite 
die drei Naturreiche (hom. Zoologie, Botanik und Mineralogie) 
zur Darstellung bringt. Der zweite Band wird in seiner ersten Abthei- 
lung das öffentliche Leben (Staatsverfassung; Kriegswesen ; Han- 
del und Wandel; Gewerbe, Künste und Industrie), in der zweiten das 
private Leben (Ehe und Familie; Wohnung, Nahrung, Kleidung; 
Gesundheitspflege; Todtenbestattung) behandeln. Der dritte Band 
endlich, in welchem die religiöse und sittliche Weltanschau- 
ung der homerischen Griechen zur Betrachtung kommen soll, wird in 
seiner ersten Abtheilung die homerische Theologie und Göt- 
terlehre, in der zweiten diehomerische Ethik enthalten. 
Eine übersichtliche Zusammenstellung des Gesammtinhalts würde 
sich demnach so gestalten: ἷ 
I. Band. Welt und Natur. 
1. Abth. Homerische Kosmographie und Geographie. 
2. ,, Die drei Naturreiche. 
ll. Bd. Oeffentliches und privates Leben. 
1. Abth. Das öffentliche Leben. 
2. ,, Das Privatleben. 
III. Bd. Religiöse und sittliche Weltanschauung. 
1. Abth. Homerische Theologie und Götterlehre. 
2. .,  Homerische Ethik. 


Erfurt, 
den 29. September 1871. 


Nachträge und Berichtigungen. 


Zunächst sei es mir erlaubt, ein Versehen 'zuw berichtigen, welches sich in der 
ersten Abtheilung dieses Bandes, und zwar in der homerischen Geographie, einge- 
schlichen hat. Daselbst ist S. 325, Anm. 5, Z. 3 ff. von unten so zu verbessern: Nach 
Letzterem (Hasper) ist von einer Aufstellung in einer Linie die Rede, nicht aber von 
einer Aufstellung in 5 Reihen hinter einander, wie Ulrichs wolle; es lasse sich aus 
Θ 222—226 und Ι 5—9 auf eine halbkreisförmige Linie der Schiffe schliessen u. 5. w. 
Zeile 4 von unten muss es heissen : Beiträge zur Topographie der (statt des) Ilias. 

Das. S. 323 ist die φηγός mit der Speiseiche identifieirt; vielmehr ist sie wohl 
mit der gemeinen Eiche (Stieleiche, Sommereiche, Quercus pedunculata) identisch. 
S. unten hom. Botan. ὃ 16 (δ. 248). 

ZurAbhandlung über diehomerische Naturanschauung ist nach- 
träglich zu eitiren: G. Hess, Beiträge zur Untersuchung über das Naturgefühl im 
klassischen Alterthume. Progr. Rendsburg, 1871. In dieser Schrift, welche übrigens 
den Gegenstand nur mit untergeordneter Beziehung auf Homer behandelt, findet 
man noch weitere Literatur in Bezug auf die Naturanschauung der Griechen und 
Römer angeführt. 

Zu 5. 32, Anm. 2 dieser Abth.: μογοστόχος]. Im ersten Gliede dieses Composi- 
tums willEdm. Weissenborn (de adiectivis compositis Homericis. Hal. Sax. 1865. 
Doctordiss. p. 23), analog wie in den ersten Gliedern von ἀνδρει-φόντης, ἀργει-φόν- 
της, ϑέ-σχελος und ϑέσ-φατος, einen pluralischen Dativ erkennen, so dass also ἀνδρεῖ 
für ἀνὸρεσι = Avöpası, apyeı- für apyesı-, de- und ϑεσ- für Yeois, poyos- für μογοις 
stände. Vgl. F. Fedde, über Wortzusammensetzung im Homer. Erster Theil. 
Progr. des Elisabeth-Gymn. Breslau, 1871. S. 24.25. Weissenborn, über die 
Zusammensetzung der Nomina und den Compositionsvocal bei Homer. Progr. Mühl- 
hausen. 186%/,o. 8. 9. 

S. 33, Anm. 5 ist nachzutragen: Ueber die Bildung von ἀταλάφρων 5. Weis- 
senborn, über die Zusammensetzung der Nomina und den ee bei 
Homer. Pier Mühlhausen. 1869/59. S. 4 ἢ, 

S. 33, Anm. 13 ist beizufügen : Ueber das Compositum χαλίτφρων 5. Weissen- 
born, über die Zusammensetzung der Nomina u. 5. w. ὃ. 18. 

S. 79, Z. 8 hätte neben ἰξύς auch ἡ λαπάρη als Bezeichnung der Weichen ange- 
geben werden müssen, mit dem Citat II 318: λαπάρης δὲ διήλασε χάλχεον ἔγχος. Aus- 
serdem steht von den Weichen auch ὁ χενεών. E 856: ἐπέρεισε δὲ Παλλὰς ᾿Αϑήνη | 
νείατον ἐς κενεῶνα, ὅϑι ζωννύσχετο μίτρῃ. 4294: Τηλέμαχος 8 Εὐηνορίδην Λειώχριτον 
οὗτα | δουρὶ μέσον χενεῶνα. 


᾿Ναοιείθρο ἘΣ EEG ὡς “gr 


w;;\ Zu S. 96, Anm. 4 (αἰόλος) 5. A. Schuster, Homers Auffass. und Gebrauch der 
Farben ‚ nebst Erläuterung eines epischen Stilgesetzes, in Mützells Zeitschr. für 


ἃ. Gymnasialwesen. XV, 5. 728. 

8. 96, Anm. 5 ist hinzuzusetzen : Ueber die Bildung von κυνάτμυιτα 5. Weissen- 
born, über die Zusammensetzung der Nomina u. 5. w. S. 6. Die herkömmliche Er- 
klärung, der zufolge das a die älteste lautliche Färbung des Compositionsvocals ist, 
wird hier gebilligt. 

S. 97, Anm. 6 ist nachzutragen: Vgl. Friedländer, Beiträge zur Kenntniss 
der homerischen Gleichnisse. Progr. des Friedrichs-Gymnasiums zu Berlin. 1871. 
S. 22. 

S. 103, Z. 12 ist in der Ueberschrift vor ὁ !b die Zahl 3 zu streichen. 

Κ΄. 115, Anm. 3 war zu B 459 zu eitiren: Friedländer , Beiträge zur Kenntniss 
der homerischen Gleichnisse. II. S. 20. 

Zu 5. 123 fl. (χλωρηίς) vgl. A. Schuster, Homers Auffassung und Gebrauch 
der Farben, in Mützells Zeitschr. für d. Gymnasialw. XV, 8. 721. 

S. 133, Anm. 6 ist hinzuzufügen : Ueber das Compositum γαμπ-σ-ώνυξ 5. Weis- 
senborn, über die Zusammensetzung der Nomina. u. s. w. 8. 12. 

S. 139, ὃ 38 zu Anf. muss es statt: Ὁ. der Adler heissen: 6. der Adler. 

S. 145, Anm. 4 ist nachzutragen: Ueber die Bildung von ἁλιοτρεφῆς s. Weis- 


senborn, über die Zusammensetzung der Nomina u. s. w. 8. 6. 


S. 146, ὃ 41 zu Anf. muss es statt: a. das Rind’heissen: a. das Rind. 

S. 146, Anm. 6 ist hinzuzufügen : Ueber das Compositum εἰλ-ί- πους, in welchem 
als Bindemittel auftritt, 5. Weissenborn, über die Zusammensetzung der No- 
mina u. 5. w. 8. 11 und 18. 

ZuS. 156, Z. 14 ist das Citat nachzutragen: Ueber πηγ-εσ-ίτ-μαλλος 5. Weis- 
senborn, über die Zusammensetzuug der Nomina u. 5. w. 8. 14. 

Zu 5. 169 (Epitheta des Rosses) 5. A. Schuster, Homers Auff. u. Gebr. der 
Farben, in Mützells Zschr. XV, S. 727 

Zu S. 171, Anm. 2 (φοῖνιξ) vgl. Gladstone, Studies on Homer and the Ho- 
merie Age. Vol. III. Aoidos. Sect. IV. p. 446. A. Schuster, Homers Aufl. u. 
Gebr. der Farben in Mützells Zeitschr. XV, 5. 715 f. 

Zu $. 171, Anm. 5 (αἴϑων) 5. A. Schuster, Homers Aufl. u. Gebr. der Farben, 
in Mützells Zeitschr. XV, S. 721 f. 727. 

Zu 5. 198, Anm. 14 ist für Π 352 zu vergleichen : Friedländer, Beiträge zur 
Kenntniss der homerischen Gleichnisse. Il. Progr. des Friedrichs-Gymnasiums in 
Berlin. 1871. 8. 17, 

Zu 5. 203, Anm. 3 (χαροπός) 5. A. Schuster, Homers Auff. u. Gebr. der Far- 
ben, in Mützells Zeitschr. XV, $. 723, der yap. ebenfalls auf den funkelnden, 
kampflustigen Blick des Löwen bezieht während Andere es auf x Farbe der 
Augen deuten. 

Zu 8. 214, ὃ 3 zu Anf. Λειριόεις als Epitheton der menschlichen Haut bezeichnet 
nach Göbel, de epithetis in εἰς desinentibus p. 35 dielilienreine, nachLob eck 
(Rbematic. Se XX. ὃ 4 dielilienzarte. Vgl. A. Schuster, Homers Auffas- 
sung und Gebrauch der Farben, in Mützells Zeitschr. für das Gymnasialwesen. 
XV. S. 720. 

Zu 8. 218, Anm. 7 (baxivd. ἄνϑος) s. A. Schuster, Homers Aufl. u. Gebr. der 
Farben in Mützells Zeitschr. XV, 8. 720. 

S. 222, Z. 25 ist als Ausdruck für Futterkraut neben ἡ ποίη zu erwähnen: ἢ 
βοτάνη. x 410: βοῦς ἀγελαίας, | ἐλϑούσας ἐς κόπρον, ἐπὴν βοτάνης κορέσωνται χτέ. Ν 498 


bedeutet βοτάνη Weide. Vgl. Friedländer, Beiträge u. 5. w. S.7 


XII Nachträge und Berichtigungen. 


S. 262, Zeile 10, wo des οἶνος πόλλιος der Alten Erwähnung geschieht. Ueber den- 
selben heisst es bei Athenaios (Deipnosoph. I, 56 Dindorf): Ἵππυς δὲ ὁ Ρηγῖνος 
τὴν εἰλεὸν χαλουμένην ἄμπελον βιβλίαν φησὶ χαλεῖσϑαι" ἣν Πόλλιν τὸν ᾿Αργεῖον, ὃς ἐβασί-- 
λευσε Συραχοσίων, πρῶτον εἰς Συραχούσας χομίσαι ἐξ Ἰταλίας" εἴη ἂν οὖν ὁ παρὰ Σιχελιώταις 
γλυχὺς χαλούμενος Πόλλιος ὁ Βίβλινος οἶνος. Und bei Aelian (var. hist. XII, 31 Her- 
cher : χαὶ ἐπὶ τούτοις IAuxbs τις ἐχαλεῖτο, πρέπων τῷ ὀνόματι τὴν γεῦσιν, καὶ Κρὴς ἄλλος. 
χαὶ ἐν Συραχούσαις Πόλλιος᾽ ἐχλήϑη δὲ ἀπό τινος ἐγχωρίου βασιλεύς. Wenn ferner Al- 
bertiin seiner Ausgabe des Hesychios schrieb: Πολιὸς οἶνος" λευχός, so hat neuer- 
dings M. Schmidt dafür gewiss mit Recht hergestellt: Πόλλιος οἶνος λευχός. Uebri- 
gens sei es mir erlaubt, noch eine Conjectur über den οἶνος Πόλλιος herzusetzen, : 
welche mir Hr. Prof. Dr. Krause in Halle mitgetheilt hat: “Die süditalische 
Landschaft Apulia brachte gute Weinsorten hervor. Nachdem die italiänische Sprache 
aus der lateinischen sich herausgebildet hatte, wurde Apulia — Pulia, Puglia, Pullia 
genannt. Die Griechen der späteren Zeit machten aus dem lateinischen u ein o, wie 
Poplicola statt Publicola, Poplios statt Publius. Also werden sie auch aus Pulia, Pul- 
lia gemacht haben Polia, Pollia. Der Πολιὸς οἶνος und der Πόλλιος οἶνος würden also 
reinen apulischen Wein bezeichnen. Zur Zeit des Hesychios, der im 4. Jahrhundert 
nach Chr. lebte, war die italiänische Sprache freilich noch nicht fertig. Aber in ein- 
zelnen Wörtern, namentlich in Namen der Landschaften und Städte, kann doch 
schon ein Anfang stattgefunden haben. So hat auch der Geographus Ravennas statt 
Hispania bereits Spania,, statt Suevi bereits Suavi, die heutigen Schwaben. Aus der 
doppelten Schreibart Πόλια, Πόλλια statt Pulia, Pullia würde sich die doppelte Lesart 
bei Hesychios: Πολιὸς und Πόλλιος leicht erklären.’ 

Zu S. 263, Anm. 9 (αἴϑοψ) s. A. Schuster, Homers Auff. u. Gebr. der Farben, 
in Mützells Zeitschr. XV, S. 721 ff. Hense, über personificirende Adj. u. Epith. 
u. 8. w. Progr. Halberstadt 1855. 5. 12. Anm., wo αἴϑοψ χαλχός durch Posidippus 
ep. 14: πῦρ τοι ὁ γαλχὸς ὁρῇ erklärt wird. 

Zu S. 271, Anm. 5 (δοδόεις) 5. A. Schuster, Homers Auff. u. Gebr. der Far- 
ben, in Mützells Zeitschr. XV. S. 720. Goebel, de epith. in εἰς desin. p. 37. Glad- 
stone, Studies on Homer. Vol. III. Aoidos. Sect. IV. p. 470, der unter ῥοῦ. ἔλαιον 
rosenfarbiges Olivenöl versteht, wogegen Schustera. a. O. bemerkt, dass es eine 
solche Farbe nicht habe. 

S. 281 ist statt Sellerie zu ändern: Selleri. 

Zu 5. 323, Anm. 3 (ἐρυϑρός) 5. A. Schuster, Homers Auff. u. Gebr. der Far- 
ben, in Mützells Zeitschr. für d. Gymnasialw. XV, S. 714. 

S. 324, Anm. 4 fehlt das Citat II 408: ἤνοπι χαλχῷ. 

Zu S. 335, Anm. 8 u. 9 (πολιός, ἰόεις) vgl. A. Schuster, Homers Auff. u. Gebr. 
der Farben, in Mützells Zeitsch. XV, S. 719. Goebel, de epith. Hom. in εἰς desi- 
nent. p. 34 (löeıs = violarum colore indutus). 

Zu 5. 341 und 342 (χυάνεος) s. A. Schuster, Homers Aufl. u. Gebr. der Far- 
ben, in Mützells Zeitschr. XV. 5. 716 ft. 

Zu 5. 340, Anm. 3 (μέλας) 5. A. Schuster, Homers Auff. u. Gebr. der Farben, 
in Mützells Zeitschr. XV, S. 719. Lucas, de nigri coloris significatione singulari. 
Embricae 1841. Doederlein, hom. Gloss. $ 2149. : 


ἣ 


Uebersicht des Inhalts. 


Ueber die homerische Naturanschauung 


rer u το σία, νι, ποὺς ee ee 


I. Das Thierreich (Homerische Zoologie). 


Erste Abtheilung. Der Mensch. 
ee 2.5 2 2 a taten. Ἐπ re ER ον 


Erstes Kapitel. Der Mensch nach seiner physischen Ent- 
wickelung und Beschaffenheit. 
inmndesaler:3 .. uhr ὩΣ THESE ρα 
Das Ingendalter. = ı...1...0 Ku ΡΣ 2 ἘΠῚ ae 
ΝΕ τι ΡΒ δΙ:.. τ τς ον τς το τ ἀξ: Ἐς ἜξυΣ 
ΝΞ οΙπΒποῖρυ. -ἰς Ὁ ρος ὦ πο ον 
$ 12. Zeugungskraft der Männer und Fruchtbarkeit der Frauen. 
Te EN τὸ 
$13. $14. Männliche Schönheit und Kraft. Das männliche Ideal 
und dessen Gegensatz (Thersites) . . . . . 2.222... 
ὃ 15. Die Begriffe der homerischen Griechen von weiblicher Schön- 
a ne a ER 


Zweites Kapitel. Der Mensch nach seiner somatischen Organi- 
satıon. 
BR: 12 a ET A a ae 
A. Das Exterieurdes Körpers. 
I. Der Stamm des Körpers. 
πο Kapf: ἢ. Der Bumpf. ᾿ς 000... 0.102 μὴ - ΠΦΕΣ 
II. Glieder oder Extremitäten. 


ὃ 18. a. Obere Extremitäten. Ὁ. Untere Extremitäten . . .. .. 
ὃ 19. ὃ 20. B. Innere Bestandtheile des menschlichen Körpers 


19 
82 


Ἰ ᾿ 


xIv ; δ: τ ΚΤ ΣΥΝ IRB £ 
γεν ie 
Zweite Abtheilung. Das Thierreich in engerem 
Sinne. 
I. Mollusken oder Weichthiere. 
$ 22. .1..Der Polyp:: ;2:/Die Auster . τ 2727. WS Re 90 
II. Würmer. : 

δ 22. Der Regenwurm .. . .. οὐ ποτὸν ἃ WR ΚΝ ἘΣ ΘΟ ΣΝ 91 
Ill. Arachniden. 

Dar lHerSpinne το ἦν π΄ Es wen Ων a τοις ΠΑΝ 92 


IV. Insecten. 
ὃ 24. a. Halbflügler (die Cicade). Ὁ. Geradflügler: 1. Die Hunds- 


laus 42.4 DieiHeuschtäske .I 31.72 E93 N,9. 7... πτττυ 92 

ἢ 29. ὃ, Fliegen : 1. Die Fliege. .2. Die Bremse “-- τ τὰν 94 

$ 26. ἃ. Immen: 1. Die Biene. 2. Die Wespe. e. Käfer: OW ... 98 
V. Fische. 


$ 27. a. Von den Fischen im Allgemeinen. b. Der Aal 
VI. Reptilien. 
$ 28. Die Schlange 
VII. Vögel. 
ὃ 29. $ 30. a. Schwimmvögel: 1. Ἧ χήξ. 2. Ἢ zopwvn. 3. Ἢ αἴϑυια. 
4. Ὃ λάρος. 5. Der Taucher. 6. Die Gans 7. Der Schwan . [10 
ὃ 31. b. Sumpfvögel: 1. Der Kranich. 2. Der Reiher ...... 116 
ὃ 32. c. Tauben: 1. Die Feldtaube. 2. Die Holz- oder Ringeltaube 120 


$33. ὃ 34. ἃ. Singvögel: 1. Die Drossel. 2. Die Nachtigall. 
3. Die Schwalbe. 4. DerSperling. 5. Die Dohle. 6. DerStaar 122 


ὃ 35—$ 38. e. Raubvögel: 1. Die Eule. 2. Der Geier. 3. Der 


„N ee 104 


N ER NH NE N ME 108 


Habicht. 4. Ἢ ἅρπη. ὅ. Ἢ κχύμινδις. 6. Der Adler... -. 130 
VIII. Säugethiere. 

539. a. Fischsäugethiere: Der Delphin: τος „u... ee are 144 
840. Ὁ. Ruderfüsser: Die Robbe :-.. .. : τ Susi Kr re 145 

ὃ 41—8 45. ec. Wiederkäuer: «a. Das Rind. ß. Das Schaf. y. Die 
Zuepe: ©. Das eh. e. Der Hirsch... ae 7 N Te 146 

ὃ 46—8 48. d. Einhufer: a. DasPferd. β. Der Esel. y. Der Maul- 
τι ὅπ ιν Ἐν ἀν Γι: Pe ΝΣ 

ὃ 49—$ 51. 6. Vielhufer: α. Das Schwein (1. Das Wildschwein. 
2. Das zahme Schwein). ß. Der Elephant. ........ 185 


ὃ 52—8$ 58. f. Fleischfresser: «a. DerHund. 8. Der Wolf. y. Der 
Schakal. ὃ. Der Löwe. e. Der Bär. ζ. Der Pardel. ἡ. Der 
Ntis” 7.02.77 δον ως οὐ χη tee RER 191 


859. g. Nagethiere:, Der Hase „ ur nr wide 26 5 208 
860, h. Flatterthiere: Die Fledermaus . . . .. 2.2... 209 


ἜΑ Ἔ hu 


4. 


Uebersicht des Inhalts. 


ji II. Das Pflanzenreich (Homerische Botanik). 
7: 


Α. Akotylen. 


B. 


αἰ. 5.71. & Le Bun) Su le 


ὃ. 1. Seetang oder Meergras 


Monokotyledonen. 


52. 1. Palmen: Die Dattelpalme. ; ., ἘΠ τὰ, ἢ sknfadut ἘΝ. :Η: 
ὃ 8. U. Liliaceen: 1. Der Asphodelos. 2. Die Zwiebel, das Knob- 

lauch. 3. Τὸ μῶλυ! A. Die Hyaeinthe . ......... 
87. IH. Irideen: Die Safranpflanze . . . m... 2... 
ὃ 8-8 10. IV. Gramineen: 1. Das Rohr. 2. Die Ackerquecke. 


3. Ζειά und ὄλυρα. 4. Der Weizen. 5. Die Gerste . . . . 
$11. V. Cyperaceen: 1. Die Binse. 2. Das Cypergras. 3. Der 
Byblos. VI. Junceen: wYpiv . 2... 2.2.20... 
Dikotyledonen. 
δ 12. I. Coniferen: 1. Die Cypresse. 2. Die Ceder. 3. Die Tanne, 
Dichte: 4:.T6.8004: Ὁ. ἢ, aa at. κο AR ARTE TEE a OR 
$&13. II. Urticeen: 1. Die Platane. 2. Der Feigenbaum. 3. Die 
Bime.oder Rüster ὦ... 4... 2 ur. ann m Deren  ἘΝΣ 
$14. III. Salicineen: 1. Die Weide. 2. Die Pappel. ..... 
ὃ 15. IV. Betulineen: Die Erle. V. Laurineen: Der Lorbeer- 
a ee BR Be en, 
$16. VI. Cupuliferen: 1. Die Eiche. 2. Die gemeine Eiche. 
BeByicke [P) >. .5....23: δον αν ah A En Εν σον 
N Papaveraceen: DerMohn . . . 2 #... 2... 2% 
$18. VIII. Tamariscineen: Die Tamariske. IX. Violarineen: 
BE erichen N TEN NE I ER οὐ το τοΣ 
ee Oleaceen: Der Oelbaum, ar. m 3. me re 
ΝΥ Jasmineen: Die Esche‘ .. .: «Ὁ: Ὁ =... ass ra 
821. XI. Ampelideen: Der Weinstock ...... 2... 
ὃ 22. XIII. Papilionaceen: 1. Der Klee. 2. Die Erbse. 3. Die 
TE As N N rn re! 
823. XIV. Rosaceen: 1. Die Rose. 2. Der Brombeerstrauch. 
Belineeon τ Der Flache... 220. 2 κου 
ΠῚ XVI. Verbenaceen: Das Keuschlamm . ........ 
ὃ 25. XVII. Pomaceen: 1. Der Apfelbaum. 2. Der Birnbaum . 
626. XVII. Granateen: Der Granatbaum . .... ..... 
827. XIX. Amygdaleen: Der Dornstrauch ........-.. 
828. XX. Corneen: Der Kornekkirschbaum . = ....... 
829. XXI. Compositen: Die Distel.e. XXI. Doldenträger: 
ποθ πο oder, Selleri.. >..." uns nu ΕΟ re 
ΠΟ Bhamneen: Der Dotos.. . .. το τοὺς Ὁ "u. 
ὃ 31. XXIV. Euphorbiaceen: Der Buchsbaum . ...... 


213 


RDTTT 5 NR nu EEE ER EN ἀν rt SUR a 
ΧΥΙ T Uebersicht des ἜΚ ii. . 
III. Das Mineralreich (Homerische Mineralogie). 
$1. Umfang der homerischen Mineralogie...» - 2 2.2.. 
I. Minerale der Metalloide oder Nichtmetalle. 
ὃ 2, Der Schwefel. τ. Ὁ .. TRIEB  ΥΒΥΓΘΥΝΝ ΟΝ 


1. Minerale der Metalle. 


1. Minerale der leichten Metalle. 
$3. a. Das Salz. Ὁ. Die Thonerde . . ... . A  - 


2. Schwere Metalle. 


$5—8$ 7. Allgemeine Vorbemerkungen. a. Das Gold ...... 
88 und.8 9: Ὁ: Das Silber 4.6: „rc ar IF a re 
5308 312. Ὁ δὲ Kupfer 52) . ;= =: ρει ας 0 Se 
59378 16, ἢ: Das Eisen  : . ..: 7... NE EN  νΝ 
Base. Der Stehl;x} .. Sarszya") sl rar PETE Life 
DER Das Bley 27.8 5. Ὁ ΜΕ Στ δι νι ἬΝ Fee 
549. 8..Das Zinni 0. see er I A 


II. Minerale organischer Verbindungen. 
8.20: Ber Bernstein . +. πε jte ste nenn fü Iren τῆς ei ee 


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u RT = ΨῸ Ra RR ΟΝ ἢ # 23: ἃ Rey ee 


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Ueber die homerische Naturanschauung.” 


$ 1. Der Begriff, welchen wir mit dem Ausdrucke Natur 
verbinden, insofern wir darunter den Complex aller Erscheinungen 
verstehen, welche uns in der sinnlichen Welt entgegentreten,, ist 
dem homerischen Griechen völlig unbekannt!). Für ihn ist die 
Natur vielmehr eine bunte Mannigfaltigkeit von concreten Erschei- 
nungen, in denen er ebenso viele Manifestationen seiner Götter 
erblickt. Der Baum, in welchem die Dryade, der Quell, in welchem 
die Najade wohnt, das Meer, in dessen Tiefe Poseidon, Amphitrite 
und Nereus mit den Nereiden schalten, wie der Aether, in welchem 
Zeus thront, treten seinen beobachtenden Augen wie eben so viele 
isolirte Erscheinungen entgegen, welche durch nichts verbunden sind, 
und denen die höhere Einheit fehlt. Die Erscheinungswelt zer- 
spaltet sich für ihn in ebenso viele getrennte Gebiete, als göttliche 
Individuen vorhanden sind, deren jedes seine ihm eigenthümliche 
Sphäre durchdringt und beherrscht. Indem also die Natur unter 
dem Einflusse zahlreicher Gottheiten steht, deren unmittelbares 
Walten in allen Naturgebieten Homer durch die Epitheta ötos und 
ἱερός ausdrückt (δῖα χϑών 2), &lu ἅλς 9), ἱερὸς ἰχϑύς ἢ), δῖος ποταμός >), 
διιπετὴς ποταμός), ὃῖα αἰϑήρ 7), Su ἠώς) u. dgl. m.), fehlt der ho- 
merischen Natur nicht nur jede Einheit, sondern auch jede Selb- 
ständigkeit. Sie kennt kein eigenes Gesetz, kein Naturgebot, 


*) Diese Abhandlung erschien zuerst im Jubiläumsprogramm des Königlichen 
Gymnasiums zu Erfurt (1870). 

1) φύσις x 303 bedeutet nur die natürliche Beschaffenheit, den Wuchs 
der Pflanze, und κύσμος in der Bedeutung des Weltsystems als eines geord- 
neten Ganzen gehört der späteren Philosophie an. S. Pazschke, über die 
homer. Naturanschauung. Progr. des Gymn. zu Stettin 1848/49. 8. 5. 

3 Ξ 347. Ω 532. Die Citate beziehen sich auf die Bäumlein’sche Aus- 


gabe. (Bernhard Tauchnitz. Leipzig, 1858.) 


3) A 141. B 152. 3 76. Ὁ 161. ® 219. S. Hom. Kosmogr. $ 15. a. E. 
4) TI 407. 6) 'B 522. M 21. 6), II 174. 7, II. 365. 8 ] 240. Σ᾽ 255. 
Buchholz, Homerische Realien. Ib. 1 


IE 


% 


2 Ueber die homerische Naturanschauung. 


sondern die Gottheit ist es, deren Willen alle Gebiete der Natur 
untergeordnet sind. Allerdings scheint der Dichter hie und da der 
Natur selbständige Regungen zuzuschreiben, wie wenn das Meer 
sich vor dem Poseidon öffnet und die Ungeheuer der Tiefe herbei- 
hüpfen, indem sie ihren Herrscher erkennen!) ; aber hierin zeigt 
sich eben nur die Unterwürfigkeit des Elements und seiner Be- 
wohner, insofern sie ihrem natürlichen Herrn huldigen. 

Völlig theilnahmlos und unselbstthätig aber steht die Natur 
dem Menschen gegenüber. Während, wie Pazschke bemerkt?), 
im germanischen Epos die Natur nicht selten den Schmerz des 
Menschen theilt oder ihm mitleidsvoll Hülfe schenkt, findet ın der 
homerischen Welt der Mensch bei der Natur nicht die geringste 
Sympathie. Wo dies scheinbar der Fall ist, geschieht es unter dem 
Einflusse einer Gottheit, wie wenn beim Falle des Sarpedon auf das 
Gebot seines trauernden Vaters, des Zeus, blutiger Thau fällt. 5) 

$ 2. Unter den Erscheinungen der drei Naturreiche haben 
die der Thierwelt vorzugsweise von Seiten des Dichters Berück- 
sichtigung gefunden, während die Pflanzenwelt sehr in den 
Hintergrund tritt. Und dies ist in der Natur der Sache begründet: 
denn einmal fordern die scharf markirten Gestalten und die klar 
hervortretenden Gruppen der Thierwelt ungleich mehr zur Beobach- 
tung auf, als die nur für den strengeren Forscherblick unterscheid- 
baren Erscheinungen und Gruppen der Pflanzenwelt; sodann herrscht 
in der Thierwelt eine rastlose Bewegung, ein reges Leben und 
Treiben, wie es dem thatkräftigen Geiste des heroischen Zeitalters 
zusagte, während die Pflanze, die still und friedlich im Verborgenen 
sich entwickelt, für denselben weit weniger Anziehendes hatte, 
als für die üppig schwelgende Phantasie des Indiers, wie Pazschke 
treffend bemerkt). Ueberdies tritt die Thierwelt schon an und für 
sich zu dem Menschen in eine sehr nahe und enge Beziehung: die 
Hausthiere sind seine vertrauten Genossen; seine Rosse sind ım 
Kriege und auf Reisen seine unzertrennlichen Begleiter, und die 
Thiere des Waldes haben für ihn als Jäger das höchste Interesse. 
Kein Wunder daher, wenn die Thierwelt in den homerischen Ge- 
sängen eine so hervorragende Rolle spielt, während nur selten Er- 
scheinungen der Pflanzenwelt, wie die im Walde knospenden und 
wieder abfallenden Blätter, der sein Haupt senkende Mohn oder die 


1) N 27: ἄταλλε δὲ κήτε᾽ br αὐτοῦ | πάντοϑεν ἐκ χευϑμῶν, οὐδ᾽ ἠγνοίησεν ἄναχτα | 
γηϑοσύνῃ δὲ ϑάλασσα διίστατο. 

2) Ueber die homer. Naturanschauung, $. 5 unten. 

3) ]I 459 ft. 

4 Ueber die homer. Naturansch. $, 24. 


τ ΟΝ treten. 
ὃ 3. Was die Beobachtung der Thierwelt bei Homer im Ein- 
zelnen betrifft, so ist es wunderbar, wie unendlich viele Züge der- 
selbe dem 'Thierleben abgelauscht hat, und wie er dieselben in Be- 
ziehung zum Menschen zu setzen weiss. Insbesondere tritt uns dies 
ΟΠ in den Gleichnissen entgegen'). Zunächst sind es menschliche 
_ Handlungen, welche durch Vorgänge aus der Thierwelt veran- 
_ schaulicht werden. So wird das Dahintreiben der schiffbrüchigen 
_ Gefährten des Odysseus auf den Meereswogen mit dem Schwimmen 
der Seekrähen verglichen?) ; in der Dolonie wird eine Parallele ge- 
zogen zwischen dem die thrakischen Krieger des Rhesos mordenden 
Diomedes und einem Löwen, der grimmigen Muthes sich auf Ziegen 
Β΄ und Schafe stürzt?); der zwischen den Schaaren der Krieger ein- 
herschreitende Odysseus wird mit einem Widder verglichen, der 
seine Heerde durchwandelt‘) u. ἃ. m. Der Dichter benutzt also 
in den Gleichnissen, wie man sieht, kleine Scenen aus dem Leben 
der Thierwelt zur Veranschaulichung menschlicher Handlungen, als 
_ deren Gegenbild sie gleichsam erscheinen; so jedoch, dass immer 
nur einzelne, isolirte Handlungen eines Menschen mit denen eines 
Thieres parallelisirt werden. Will er dagegen das ganze Wesen 
sines Menschen schildern, z. B. männliche Kraft und Schönheit, 
so vergleicht er ihn mit den Göttern, weil er in der Natur nichts 
dem Menschen Adäquates findet). 
Jedenfalls tritt uns in den homerischen Gleichnissen der erste 
Versuch entgegen, menschliches Thun durch Bilder des Thierlebens 
_ zu veranschaulichen. Ein enormer Fortschritt in dieser Richtung, 
der aber erst einer späteren Zeit vorbehalten war, ist die symboli- 
_  sirende Thierfabel, welche menschliche Charaktere unter der 
_ Hülle thierischer Gestalten versinnlicht, --- ein Fortschritt, den 
- Archilochos vorbereitete, indem er in seinen Gedichten αἴνους an- 
- brachte und die Charaktere der Thiere typisch fixirte, der aber erst 
durch Aesop (und weiterhin durch Babrios) zur wirklichen Vollen- 


1 Ueber diese vgl. u. A.: Hegel, Aesthetik I, 8. 527. III, 5. 278. — 
3. J. Wagner: Homer und Hesiod, ein Versuch über das griechische Alter- 
 thum. Ulm, Stettin’sche Verlagsbuchhandlung. 1850. 8. 14 ff. 

2) p. 418: οἱ δὲ χορώνῃσιν ἴχελοι περὶ νῆα μέλαιναν | χύμασιν ἐμφορέοντο, ϑεὸς δ᾽ 
“ ἀποαίΐνυτο νόστον. 

3) K 485: ὡς δὲ λέων μήλοισιν ἀσημάντοισιν ἐπελϑών, | αἴγεσιν ἢ ὀΐεσσι, χαχὰ 
φρονέων ἐνορούσῃ, | ὡς μὲν Θρήϊκας ἄνδρας ἐπῴχετο Τυδέος υἱός, | ὄφρα δυώδεκχ᾽ ἔπεφνεν. 
ἢ Τ' 196: αὐτὸς δὲ (Οδυσσεὺς) χτίλος ὡς ἐπιπωλεῖται στίχας ἀνδρῶν. 

3 5) Vergl. Schnaase, Gesch. der bildenden Künste bei den Alten II, 8. 137. 
Er Pazschke, über die homer. Naturanschauung. 8. 25. 


10% 


4 Ueber die homerische Naturanschauung. 


dung gedieh. Erst nach diesem Vorgange war in späteren Jahr- 
hunderten die Entwicklung des germanischen Thierepos möglich, 
welches die griechische Thierfabel zur Voraussetzung hat. — Dem 
Homer aber liegt eine solche symbolisirende Richtung fern; er be- 
gnügt sich, wie es bei seiner einfachen Naturanschauung natürlich 
ist, menschliche Handlungen durch einfache Vorgänge aus dem 
Thierleben zu versinnlichen, um die poetische Darstellung lebendiger 
zu machen. Es sind aber auch fast eben nur menschlische Hand- 
lungen, welche der Dichter durch Gleichnisse aus der Thierwelt 
veranschaulicht; weit seltener sind es menschliche Seelenzu- 
stände und Affecte, welche er durch solche Gleichnisse leben- 
diger darzustellen sucht. So wird die unerschütterliche Ausdauer, 
mit welcher die Lapithen die Troer abwehren, mit dem Muthe von 
Bienen und Wespen verglichen, welche ihre Brut vertheidigen!) ; 
dem Menelaos wird der Muth einer Fliege zugeschrieben; der 
Muth des den Patroklos vertheidigenden Aias wird mit dem des 
Löwen verglichen, der für seine Jungen kämpft?) ; Achilleus ver- 
gleicht die zahllosen Sorgen und Mühen, welche er für die Achaier 
ausgestanden hat, mit der Sorge eines Vogels für seine neugefiederte 
Brut); Telemachos und Odysseus klagen und weinen bei ihrem 
Wiedersehen Thränen der Wehmuth, gleich Vögeln, welchen 
Landleute ihre Jungen geraubt haben); die Gefährten des Odys- 
seus begrüssen denselben bei seiner Rückkunft von der Kirke 
freudig, wie Kälber ihren von der Weide heimkehrenden Müttern 
unter stetem Geblöke entgegen hüpfen‘); u. d. m. — Indess vermag 
der Dichter auch hier im Grunde nur den äusseren Ausdruck 
menschlicher Empfindungen durch Gleichnisse aus der Thierwelt zu 
schildern, wie in dem letzten der angeführten Beispiele das tertium 


ἡ M 167: οἱ δ᾽, ὥστε ne μέσον αἰόλοι ἠὲ μέλισσαι | οἰκία ποιήσωνται ὁδῷ 
πι παιπαλοέσσῃ, [ οὐδ᾽ ἀπολείπουσιν χοῖλον δόμον, ἀλλὰ μένοντες | ἄνδρας ϑηρητῆρας 
ws 


υύνονται περὶ τέχνων, | ὡς οἵδ᾽ 00x ἐθέλουσι πυλάων χαὶ δύ᾽ ἐόντε | χάσσασϑαι πρίν 


- -ἱ 


— ὦ, m 


ἠὲ χαταχτάμεν ἠὲ ἁλῶναι. 

2) P 570: χαί οἱ (Μενελάῳ) μυίης ϑάρσος ἐνὶ στήϑεσσιν ἐνῆχεν. 

3) P 132: Αἴας δ᾽ ἀμφὶ Μενοιτιάδῃ σάχος εὐρὺ καλύψας | ἑστήχειν ὥς τίς τε λέων 
περί οἷσι τέχεσσιν χτέ. 

Ὁ | 323: ὡς δ᾽ ὄρνις ἀπτῆσ!ι νεοσσοῖσι aa | μάσταχ, ἐπεί χε λάβῃσι, 
χαχῶς δ᾽ιἄρα ol πέλει αὐτῇ, | ὃς καὶ ἐγὼ πολλὰς μὲν ἀΐπνους νύχτας ἴαυον χτέ. 

5) zn 216: χλαῖον δὲ λιγέως, ἀδινώτερον ἤ τ᾽ οἰωνοί, | φῆναι ἢ αἰγυπιοὶ γαμψώνυχες, 
οἷσί τε τέχνα | ἀγρόται ἐξείλοντο πάρος πετεηνὰ γενέσϑαι. 

6) x 410: ὡς ὃ ὅτ᾽ ἂν ἄγραυλοι πόριες περὶ βοῦς ἀγελαίας, | ἐλϑούσας ἐς κόπρον, 
ἐπὴν βοτάνης χορέσωνται, | πᾶσαι ἅμα σχαίρουσιν ἐναντίαι - οὐδ᾽ ἔτι σηχοὶ | ἴσχουσ᾽, Ι 
ἀλλ᾽ ἀδινὸν μυκώμεναι ἀμφιϑέουσιν | μνητέρας᾽ ὡς ἐμὲ χεῖνοι ἐπεὶ ἴδον ὀφθαλμοῖσιν, | 
δαχρυόεντες ἔχυντο. 


N eher da die ehe DR aneak nme | | ἘΠῚ 


nie in dem freudigen Entgegenhüpfen und Entgegen- 
pringen liegt. Für die Veranschaulichung der Affecte selbst, 
jamentlich wenn sie sehr innig, tief und energisch sind, genügt 
em Dichter die Thierwelt nicht mehr, und er greift dann zu ana- 
ogen Beispielen aus menschlicher Sphäre. So wird in dem 
schon besprochenen ‘obigen Beispiele die Freude selbst, welche die 
Genossen des Odysseus empfinden, mit der Freude verglichen, 
_ welche den Menschen bei der Rückkehr in seine Heimath erfüllt’); 
2 ΗΝ Entzücken des Schiffbrüchigen beim Anblick des ersehnten 


2 


_ Landes gleicht der Freude von Kindern über die Genesung des 
Waters, den sie schon aufgegeben hatten?) u. dgl. m. 

ὃ 4. Auf Veranlassung der eben erwähnten 'Thierfabel bietet 
sich hier sachgemäss noch eine Bemerkung in Betreff der diver- 
᾿ς  girenden Auffassung dar, welche die Thiercharaktere in jener Fabel 
_ gegenüber dem homerischen Epos erfahren. Die äsopische Fabel 
nämlich, welche, ursprünglich den Griechen fremd, aus dem Orient 
zu ihnen gekommen zu sein scheint, stellt bekanntlich in parabo- 
_ lischen Erzählungen wirkliche Vorgänge aus dem Thierleben der- 
 gestalt dar, dass sie als Gleichnisse oder Symbole sittlicher und 
"menschlicher Verhältnisse erscheinen und irgend eine Gnome oder 
Paränese als Resultat liefern. Da aber für die sittlichen Ideen, 
welche sie zum Ausdruck bringen will, Träger von psychologischer 
“und ethischer Bedeutung erforderlich sind, so fixirt sie, wie schon 
oben bemerkt, die Charaktere der Thiere typisch, d. h. sie macht 
_ die einzelnen Thierfiguren ein für alle Male zu Repräsentanten einer 
: bestimmten geistigen oder sittlichen Eigenthümlichkeit, wie z. B. im 
Füchse die List und Schlauheit, im Hunde die Treue und Wach- 
 samkeit, im Esel die Trägheit und Widerspänstigkeit verkörpert er- 
scheint. Von dieser Fixirung der Thiercharaktere hat das homerische 
Epos keine Ahnung; hier erscheinen dieselben vielmehr noch gleich- 
sam im Fluss begriffen und gestatten dem Dichter die heterogenste 
_ Auffassung. Derselbe Stier, welcher im Schweisse seines Angesichts 
den Pflug durch das Ackerland zieht, leiht den Flussgöttern sein 
_ Horn als Symbol ihrer Würde, und mit demselben störrigen Esel, 
_ welchen Knaben mit Prügeln vorwärts treiben, vergleicht der Dichter 
ohne Anstand Heroen ersten Ranges, wie den Telamonier Aias. 

R. $ 5. Obwohl, wie schon bemerkt, das stille, minder in die 


U -- 


Fa} 


1) x 415: δόχησε δ᾽ ἄρα σφίσι ϑυμὸς | ὡς ἔμεν, ὡς εἰ πατρίδ 
αὐτὴν | τρηχείης Wien, ἵ ἵνα τ᾽ ἔτραφεν ἠδ᾽ ἐγένοντο. 
u) e 39: ὡς δ᾽ ὅτ ἂν ἀαπάρίας βίοτος παίδεσσι φανήῃ | πατρός, ὃς ἐν νούσῳ 
χῆται χρατέρ ἄλγεα πάσχων, | δηρὸν τηκόμενος, στυγερὸς δέ οἱ ἔχραε δαίμων, | ἀσπά- 
σιον ὃ ἄρα τόν 1ε ϑεοὶ χαχότητος ἔλυσαν, | ὡς Οδυσῆ ἀσπαστὸν ἐείσατο γαῖα καὶ ὕλη. 


, x ‘ 
izolato χαὶ πόλιν 


6 Ueber die homerische Naturanschauung. 


Augen fallende Pflanzenleben bei Homer weniger Berücksichtigung 
findet als die Thierwelt, so setzt er dennoch dasselbe in mannig- 
fache äussere und innere Beziehung zum Menschen. Derartige Be- 
ziehungen sind folgende. Die Emsigkeit, mit welcher die Mägde 
des Alkinoos ihre Arbeiten betreiben, wird mit der raschen Beweg- 
lichkeit der Blätter der Schwarzpappel verglichen ἢ). Der Fall käm- 
pfender Helden wird ferner durch den Sturz von Bäumen veran- 
schaulicht, welche unter den Hieben der Axt zu Boden sinken. So 
bricht Asios, von Idomeneus getroffen, zusammen, wie die Eiche 
oder Pappel oder die stattliche Tanne niederstürzt, welche der 
Schiffsbauer auf den Bergen mit der Axt fällt?); Krethon und Orsi- 
lochos stürzen unter den gewaltigen Händen des Aineias zusammen 
wie zwei hochgewipfelte Tannen); Imbrios taumelt unter dem 
Stosse des Telamoniden 'Teukros, gleich der Esche auf dem luftigen 
Gipfel des Gebirges‘) ; der jugendlich blühende Simoeisios sinkt in 
den Staub wie eine Pappel, die in der Niederung wuchs; jetzt legt 
sie, vom Wagner gefällt, vertrocknet am Flussgestade); der fallende 
Panthoide Euphorbos wird mit dem Schösslinge eines Oelbaums 
verglichen, der unter der Pflege des Landmanns an einsamer Stätte 
emporwuchs, vom Wasser reichlich befruchtet; er grünt stattlich 
und frisch; sanft wiegen ihn die ihn umsäuselnden Winde, und er 
ist ganz von schimmernden Blüthen überdeckt; da bricht mit mäch- 
tigem Stosse die Windsbraut auf ihn herein, reisst ihn mit der 
Wurzel aus und streckt ihn zu Boden®). 

Insbesondere aber ist hier noch hervorzuheben, wie der rasche 
Wechsel und die Vergänglichkeit der Pflanzenvegetation dem Dichter 


x - 


1 r 105: c ΦΥ « == hen = N δλάχο ᾿ ἧς οὧσ - n 07 2 N) 
ἡ 105: αἱ δ᾽ ἱστοὺς ὑφόωσι χαὶ ἠλάχατα στρωφῶσιν | ἥμεναι, οἷά τε φύλλα 
μακεδνῆς αἰγείροιο. 
» ᾿ = “ x ’ 
2) N 389: ἤριπε δ᾽, ὡς ὅτε τις δρῦς ἤριπεν ἢ ἀχερωῖϊς | ἠὲ πίτυς βλωϑρή, τῆντ 
οὔρεσι τέχτονες ἄνδρες | ἐξέταμον πελέκεσσι νεήχεσι vhiov εἶναι. Dasselbe Gleichniss 
II 482. 
3) E 559: τοίω τὼ χείρεσσιν ὑπ Αἰνείαο δαμέντε | καππεσέτην, ἐλάτῃσιν ἐοιχότες 
«ς I τῇ e 
ὑψηλῇσιν. 
e 


ἥτ᾽ ὄρεος κορυφῇ ἔχαϑεν περιφαινομένοιο j 


ὮΝ 178: ὁ δ᾽ αὖτ᾽ ἔπεσεν μελίη ὥς, 


DJ ’ x » ΄ ’ , > - 
5) A 482: ὁ δ᾽ ἐν χονίῃσι χαμαὶ πέσεν, αἴγειρος ὥς, | 7) ῥά T ἐν εἱαμενῇ ἕλεος 
τ} 


μεγάλοιο πεφύχει | λείη, ἀτάρ τέ οἱ ὄζοι en ἀκροτάτῃ πεφύασιν. | τὴν μέν ὃ ἁρματοπηγὸς 
ἀνὴρ αἴϑωνι σιδήρῳ | ἐξέταμ., ὄφρα ἴτυν κάμψῃ περιχαλλέϊ δίφρῳ. [ἢ μέν τ' ἀζομένη 
χεῖται ποταμοῖο παρ᾽ ὄχϑας. 

6) P 53: οἷον δὲ τρέφει ἔρνος ἀνὴρ ἐριϑηλὲς ἐλαίης | χώρῳ ἐν οἰοπόλῳ, ὅϑ᾽ ἅλις 
ἀναβέβρυχεν ὕδωρ; | καλόν, τηλεϑάον To δέ τε πνοιαὶ δονέουσιν | παντοίων ἀνέμων, καί 
τε βρύει ἄνϑεϊ λευχῷ" | ἐλϑὼν δ᾽ ἐξαπίνης ἄνεμος σὺν λαίλαπι πολλῇ | βόϑρου T ἐξέστρεψε 
καὶ ἐξετάνυσσ᾽ ἐπὶ γαίῃ | τοῖον Πάνϑου υἱόν, ἐϊμμελίην Εὔφορβον, | "Arpetöns Μενέλαος 
ἐπεὶ κτάνε, τεύχε ἐσύλα. 


Ueber die homerische Naturanschauung. 7 
Br, a 

Bild für die Vergänglichkeit des menschlichen Daseins bietet. 
Gleich dem Laube der Waldung, sagt Apollon, streben die Sterb- 
‚lichen mit muthiger Kraft empor, und ebenso rasch fliehen sie 
entseelt dahin!;. Namentlich aber gehört hieher der schöne Ver- 
gleich, welchen der Dichter dem Glaukos, ‘dem schwermüthigen 
Enkel des von den Göttern gehassten Bellerophontes’, wie Pazschke 
_ ihn nennt?), in den Mund legt: gleich den Blättern des Waldes 
ist das Geschlecht der Menschen; die einen weht der Wind zur 
Erde, andere treibt im neu sich verjüngenden Lenze der knospende 
Wald hervor: also wächst und vergeht der Menschen Geschlecht). 
Das menschliche Leben ist demnach durchaus eitel und nichtig, 
und seine Blüthe welkt rasch dahin gleich dem verdorrenden Laube 
des Herbstes. So wehmüthig dachte schon der homerische Held 
über das menschliche Dasein. 

$ 6. Wir gehen zur homerischen Auffassung der unbelebten 
und sodann insbesondere der landschaftlichen Natur über. 

Nichts lag dem hellenischen Alterthum ferner als sentimentale 
Naturschwärmerei. Heiter und harmlos genoss der Grieche die 
Schönheiten der Natur und erblickte überall in denselben Mani- 
 festationen seiner Götter; aber sich in Gefühlsschwärmerei oder 
 empfindsame Reflexion über die Natur zu versenken war er bei 
seinem gesunden und kernhaften Naturell durchaus unfähig. Selbst 
_ wo er sich auf die höchste Staffel der Begeisterung erhebt, wie 
etwa Pindar in seinem bekannten Frühlingsdithyrambos‘), bleibt 
doch seine Wärme natürlich und frei von gekünstelter Sentimen- 
“talität, geschweige denn dass die Epik — und vollends eine so ob- 
_ jective Epik wie die homerische, bei der die Persönlichkeit des 
Dichters so gänzlich hinter den Stoff zurücktritt — eine irgend em- 
 pfindsame Naturbetrachtung aufkommen zu lassen vermöchte. Was 
aber das homerische Zeitalter insbesondere betrifft, so machte schon 
_ dessen Naturwüchsigkeit jede derartige Schwärmerei unmöglich. 
Die Bewunderung der Naturschönheiten, welche uns in unserer mo- 
_ dernen Poesie oft in so überschwänglicher Weise entgegentritt, ist 
durchaus kein dem Menschen ursprünglich innewohnender Instinct. 
᾿ Dies geht deutlich daraus hervor, dass dem natürlichen Menschen 


ἢ ® 463: βροτῶν --δειλῶν, οἱ φύλλοισιν ἐοιχότες ἄλλοτε μέν τε | ζαφλεγέες τελέ- 
house, ἀρούρης χαρπὸν ἔδοντες, | ἄλλοτε δὲ φϑινύϑουσιν ἀκήριοι. 

2) Ueber die homerische Naturansch. 5. 11. ς 

8) Z 146: "οἵη περ φύλλων yeven, τοίη δὲ χαὶ ἀνδρῶν. | φύλλα τὰ μέν τ᾽ ἄνεμος 
βνσμάδις χέει, ἄλλα δέ ϑ᾽ ὕλη | τηλεϑόωσα φύει, ἔαρος δ᾽ ἐπιγίγνεται ὥρη" | ὡς ἀνδρῶν 
even ἡ μὲν φύει, ἣ δ᾽ ἀπολήγει. 
2 ἢ Fragm. 53 Bergk. 


- 


δ ὦ σ᾽. ν.. πὰ ἢ Ὄξον NEBEN, #7 


N ᾿ Ἐν Ὁ x ὯΝ ΩΨ 


ἘΠ Ueber die homerische Naturanschauung. RE 23 


> 
diese Bewunderung durchaus fern liegt: kein Ungebildeter, kein 


Kind wird sich bewundernd und reflectirend in die Betrachtung 
einer Landschaft versenken, und es ist eine Thatsache, dass die 
uncultivirten Bewohner bevorzugter Gegenden, deren Reiz Fremde 
von nah und fern herbeilockt, selbst für die Schönheiten derselben 
unempfindlich sind. Kurz, die Bewunderung der Natur ist etwas 
Angelerntes und entwickelt sich im Menschen erst unter dem Ein- 
flusse einer höheren Cultur. Es ist demnach phychologisch völlig 
begründet, wenn uns in einem naturwüchsigen Zeitalter wie das 
homerische von einer solchen künstlich angelernten, ohne höhere 
Cultur undenkbaren Naturbewunderung keine Spur entgegentritt. 

Nichtsdestominder muss die homerische Naturschilderung den 
wahren Naturfreund erwärmen und hinreissen. Er wird vor Allem 
an ihr die Treue und Wahrheit bewundern, welche mit fast 
mikrologischer Akribie dem Naturleben selbst die feinsten Züge ab- 
lauscht; er wird staunen über die umfassende Beobachtungs- 
gabe des Dichters, dessen Scharfblick in alle Naturgebiete eindringt, 
wie auch über das lebhafte Colorit und die Anschaulichkeit, 
welche er allen seinen Naturschilderungen zu verleihen weiss; er 
wird endlich die wunderbare Kunst bewundern, mit welcher der 
Dichter — namentlich in den Gleichnissen der Ilias — diese Natur- 
malerei zu einem Kunstmittel erhebt, welches er im Interesse seiner 
epischen Darstellung aufs Wirksamste verwendet. 

In der That hat der Dichter kaum ein Naturgebiet unberührt 
gelassen; und, wie schon A. von Humboldt bemerkt hat!), finden 
sich, wie der Charakter des Epos es erheischt, in den homerischen 
Gesängen als Beiwerk die anmuthigsten Scenen des Thierlebens. 
Alle Erscheinungen der verschiedenen Jahreszeiten ziehen an dem 
Leser seiner Dichtungen vorüber. Im Lenz verlängern sich die 
Tage?\; der knospende Wald treibt junge Blätter hervor®); von der 
Bremse gejagt, stürmen in rasendem Lauf die Rinderheerden über 
die Ebene dahin); unzählige Fliegen umschwärmen die Milch- 
eimer), und Schwärme von Bienen kommen aus der Felshöhlung 


- 


ἢ Kosmos, II. Bd., 5. 10 oben. Vgl. 5. 105, Anm. 11. 

2) σ 367: ὥρῃ ἐν elapıyy, ὅτε τ᾽ ἤματα μαχρὰ πέλονται. 

3) 2 147: φύλλα τὰ μέν τ᾽ ἄνεμος χαμάδις χέει, ἄλλα δέ W ὕλη | τηλεϑόωσα 
φύει, ἔαρος δ᾽ ἐπιγίγνεται ὥρη. 

t N > x ’ ’ - ζῳ x ’ , [4 

4 4 299: οἱ δ᾽ ἐφέβοντο χατὰ μέγαρον βόες ὡς ayehalar' | cas μέν T αἰόλος 

ἐφορμιηϑεὶς ἐδόνησεν | ὥρῃ ἐν εἰαρινῇ, ὅτε T ἤματα μαχρὰ πέλονται. 
ΓΤ 8 Π “a b u? ἐν ᾿ 

Π 641: ὡς ὅτε μυῖαι [σταϑμιῷ ἔνι βρομέωσι περιγλαγέας χατὰ πέλλας | ὥρῃ ἐν 
εἰαρινῇ, ὅτε τε γλάγος ἄγγεα δεύει χτλ. 


2 Ds 
ec Σὰ EFT nt ? 


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"und umfliegen in gedrängter Masse die Blumen des Lenzes η; 
ter dem Laubdache der Bäume aber lässt Pandaros’ Tochter, die 
Aal be Nachtigall, den Itylos bejammernd, ihre melodische Stimme 
_ ertönen Ὡς Im Frühherbst kommen die Früchte zur Reife, daher 
der Dichter ihn als die üppige Jahreszeit der Fülle bezeichnet); 
aber der stürmische Boreas als Vorläufer des Winters jagt dann 
_ auch schon die Disteln über die Felder*) und dörrt den bewässerten 
Garten aus); nicht selten ergiesst Zeus auch reissende Fluthen ®). 
ΟΠ Im Winter endlich strömt unendlicher Regen herab’); schaurige 
᾿ς Winterstürme erheben sich, welche den Arbeiten der Menschen auf 
den Feldern ein Ziel setzen und die Heerden muthlos machen ®) ; 
Ἢ da treten, wenn die Wuth des Boreas nachlässt, kalte Nächte, 
Schnee und Glatteis ein®); Zeus sendet dann seine Geschosse auf 
die Menschen herab, und Schneeflocken wirbeln in dichtem Ge- 
stöber hernieder; dann ruhen die Winde, und rastlos fällt der 
Schnee, bis er die hochragenden Gebirgskuppen, die gezackten 
f Gipfel, die Lotosgefilde und die fruchtbaren Fluren des Landmanns 
einhüllt; auch die Häfen und Buchten des graulichen Meeres be- 
deckt er, und nur die heranrauschende Woge verschlingt ihn; alles 
Uebrige umfängt die Schneehülle, wenn das Unwetter des Zeus 
hereinbricht '"). Wie richtig hier der Dichter die Natur beobachtet 


᾿ 1) B 87: ἠῦτε ἔϑνεα εἶσι μελισσάων ἀδινάων, | πέτρης ἐκ Ἱλαφυρῆς αἰεὶ νέον ἐργο- 
μενάων᾽ | βοτρυδὸν δὲ πέτονται ἐπ᾽ ἄνϑεσιν εἰαρινοῖσιν "| αἱ μέν τ ἔνϑα ἅλις πεποτήαται, 
F al δέ τε ἔνϑα χτέ. 
Ε. 3). τ 518: ὡς ὃ ὅτε Πανδαρέου χούρη, χλωρῃῖς Δηδών,  χαλὸν ἀείδῃσιν ἔαρος 
2 yeoy ἱσταμένοιο, | δενδρέων ἐν πετάλοισι χαϑεζομένη πυχινοῖσιν, | ἦτε ϑαμὰ τρωπῶσα 
τ΄ γέει πολυηχέα φωνήν, | παῖὸ ὀλοφυρομένη Ἴτυλον φίλον χτλ. 
᾿. 83) A 192: ϑέρος τεϑαλυτά τ ὀπώρη. 


4) ε 328: ὡς δ᾽ ὅτ᾽ ὀπωρινὸς Βορέης φορέῃσιν ἀχάνϑας | ἂμ. πεδίον, πυχιναὶ δὲ 
᾿ς πρὸς ἀλλήλῃσιν ἔχονται χτέ. 
Bet. 5) ® 346: ὡς ὃ ὅτ᾽ ὀπωρινὸς Βορέης νεοαρδέ ἀλωὴν | al’ ἀγξηράνῃ χτέ. 

6) Π 385: ἤματ᾽ ὀὁπωρινῷ, ὅτε λαβρότατον χέει ὕδωρ | Ζεύς. 

7) T 4: χειμῶνα --- καὶ ἀϑέσφατον ὄμβρον. 

8) P 549: χειμῶνος δυσϑαλπέος, ὅς ῥά τε ἔργων ἀνθρώπους ἀνέπαυσεν ἐπὶ χϑονί, 
μῆλα δέ χήδει. 

9) ξ 415: υὐξ Bäp’ ἐπῆλθε χαχὴ Βορέαο πεσόντος, | πηγυλίς᾽ αὐτὰρ ὕπερϑε χιὼν 


Ci 

“Γ΄ γένετ hörte πάχνη, | φυχρὴ, χαὶ σαχέεσσι ET προς ος. 

Ber 10) M 278: ὥστε νιφάδες γιόνος πίπτωσι ϑαμειαὶ | ἤματι χειμερίῳ, ὅτε τ ὥρετο 
ἦ Ἢ 2: 3 iM 


᾿ς μητίετα Ζεὺς | νειφέμεν, ἀνθρώποισι π az ὄμενος τὰ ἃ χῆλα. | χοιμῆσας ὃ᾽ ἀνέμους 
εἰ χέει ἔμπεδον, ὄφρα zu ὕψη | ὑψηλῶν ὀρέων κορυφὰς χαὶ πρώονας ἄχρους | καὶ πεδία 
λωτοῦντα χαὶ ἀνδρῶν πίονα ἔργα, | καί τ᾽ ἐφ᾽ ἁλὸς πολιῆς κέχυται λ'μέσιν τε καὶ ἀχταῖς, | 
χῦμα δέ μιν προσπλάζον ἐρύχεται᾿ ἄλλα τε πάντα | εἰλύαται καϑύπερϑ᾽, ὅτ᾽ ἐπιβρίσῃ 
᾿ Διὸς ὄμβρος. 


10 Ueber die homerische Naturanschauung. - 


hat, insofern bei völliger Windstille der Schnee am dichtesten fällt, 
wurde schon früher bemerkt 1). 

$ 7. Mit besonders lebhaften Farben weiss der Dichter die 
Elemente in ihrer furchtbar zerstörenden Wirkung darzustellen. 
Namentlich gehören dahin die Schilderungen reissender Bergströme, 
deren sich der Dichter in der Ilias bedient, um die unwidersteh- 
liche Gewalt hervorragender Kämpfer zu veranschaulichen. So wird 
der die Troer verfolgende Telamonier Aias mit einem vom Regen 
geschwellten Strome verglichen, der sich vom Gebirge in die Ebene 
hinabstürzt, viele verdorrte Eichen und zahlreiche Fichten mit sich 
reisst und eine Masse trüben Schlammes ins Meer wälzt?2). Aehn- 
lich heisst es vom Diomedes, er habe das Feld durchtobt, wie ein 
geschwollener Strom, den weder die Brücken mit ihrem mächtigen 
Bollwerk, noch die Zäune und Gehege der Felder und Gärten zu 
hemmen vermögen, und der plötzlich hervorbricht, wenn der Regen 
des Zeus sich ergiesst, so dass viele treffliche Arbeiten der Menschen 
unter ihm zusammensinken:). — Sehr schön vergleicht auch der 
Dichter das Tosen der Schlacht, wo das Frohlocken der Sieger und 
das Wehgeschrei der Sterbenden durcheinander hallen und Ströme 
Bluts den Boden netzen, mit dem donnernden Getöse zweier vom 
Regen geschwellter Ströme, welche aus gewaltigen Quellen im zer- 
rissenen Geklüft hervor ihr mächtiges Gewässer vom Gebirge nieder 
zu Thale wälzen, so dass fern im Gebirgswald der Hirt das dumpfe 
Brausen vernimmt?®). — Aber auch das Element des Feuers und 
seine verheerende Wirkung in der Natur schildert der Dichter in 
grossartigen Zügen. So wird der zum Himmel emporleuchtende 
Glanz des gewappnet einherziehenden Achaierheeres mit einer ver- 
heerenden Feuersbrunst verglichen, die auf den Gipfeln des Gebirgs 
unermessliche Waldungen vernichtet und weithin ihren Glanz ent- 


ἢ S. die Homer. Kosmogr. ὃ. 5. 


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2) A 492: ὡς δ᾽ ὁπότε πλήϑων ποταμὸς πεδίονδε χάτεισιν | χειμάρρους κατ' ὄρεσφιν, 
ὀπαζόμενος Διὸς ὄμβρῳ, | πολλὰς δὲ δρῦς ἀζαλέας, πολλὰς δέ τε πεύκας | ἐσφέρεται, 
πολλὸν δέ τ᾽ ἀφυσγετὸν εἰς ἅλα βάλλει, | ὥς ἔφεπε χλονέων πεδίον τότε φαίδιμος Αἴας. 


3) E 87: ϑῦνε γὰρ ἂμ. πεδίον ποταμῷ πλήϑοντι ἐοιχὼς | χειμάρρῳ, ὅστ᾽ ὦχα ῥέων 
ἐχέδασσε γεφύρας | τὸν ὃ οὔτ᾽ ἄρ τε γέφυραι ἐεργμέναι ἰσχανόωσιν, | οὔτ᾽ ἄρα ἕρχεα 
ἴσχει ἀλωάων ἐριϑηλέων, | ἐλϑόντ᾽ ἐξαπίνης, ὅτ᾽ ἐπιβρίσῃ Διὸς ὄμβρος" | πολλὰ Bor’ 
αὐτοῦ ἔργα χατήριπε χάλ᾽ αἰζηῶν" ὡς are. 

4) A 450: ἔνϑα δ᾽ ἅμ᾽ οἰμωγή τε χαὶ εὐχωλὴ πέλεν ἀνδρῶν | ὀλλύντων τε καὶ 
ὀλλυμένων, ῥέε δ᾽ αἵματι γαῖα. | ὡς δ᾽ ὅτε χείμαρροι ποταμοὶ κατ᾽ ὄρεσφι ῥέοντες | ἐς 
μισγάγχειαν συμβάλλετον ὄβριμον ὕδωρ | χρουνῶν ἐκ μεγάλων, κοίλης ἔντοσϑε γαράδρης" 
τῶν δέ τε τηλόσε δοῦπον ἐν οὔρεσιν ἔχλυε ποιμήν" | ὡς τῶν μισγομένων γένετο ἰαχή 
τε πόνος τε. : 


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Ueber die homerische Naturanschauung. 11 


sendet ἡ. Ferner wird die Alles zerstörende Wuth gewaltiger Käm- 

pfer nicht selten mit einem vernichtenden Waldbrande verglichen. 
Vom Agamemnon heisst es, er habe unter den Troern gewüthet 
gleich der verheerenden Lohe, welche sich in das gewaltige Dickicht 
stürzt und von der wirbelnden Windsbraut nach allen Richtungen 
getragen wird, so dass, vom Flammenorkane fortgerafft, die Stämme 
bis auf die Wurzel hinsinken?); und der Grimm des Priamiden 
Hektor, dem der Schaum die Lippen netzt und die Augen unter 
den finsteren Brauen funkeln, wird mit dem Speerschwinger Ares 
| und mit der Flammenlohe verglichen, welche in dichter Waldestiefe 
furchtbar das Gebirge durchtobt?). Auch das donnernde Getöse 
: der Schlacht weiss der Dichter nicht wirksamer zu schildern, als 
indem er die brüllende Meeresbrandung, die Schrecken des Wald- 
brandes und das Brausen des sturmgepeitschten Eichenwaldes zu 
einem grossartigen Bilde vereinigt. Nicht so gewaltig, lautet ein 
Gleichniss des 14ten Gesanges, brüllt die Meeresbrandung am Ge- 
stade, wenn der heulende Boreas die Fluth aus der Tiefe empor- 
wühlt; nicht also saust die prasselnde Flamme durch die Schluchten 
des Gebirges dahin; nicht so ergrimmt fährt der brausende Orkan 
durch die hochgipfligen Eichen, wenn er furchtbar rasend daher- 
tobt: wie der grausige Schlachtruf der Troer und Achaier erscholl, 
als sie auf einander losstürmten®). Aehnlich wird auch der grim- 
mige Kampf, der um die Leiche des Patroklos entbrennt, mit einer 
Feuersbrunst verglichen, welche eine Stadt verzehrt. Dahin tobte 
die Schlacht, so lautet das betreffende Gleichniss, wie die rasende 
Lohe, welche, die Stadt der Männer durchstürmend, plötzlich em- 
porschlägt, so dass vor der mächtigen Gluth die Häuser in Asche 
sinken, während die Gewalt des Orkans prasselnd hineinfährt>). 


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ἢ B 455: Höre πῦρ ἀΐδηλον ἐπιφλέγει ἄσπετον ὕλην | οὔρεος ἐν χορυφῇς, ἕχαϑεν 
δέ τε φαίνεται αὐγή, | ὡς τῶν ἐρχομένων ἀπὸ χαλκοῦ ϑεσπεσίοιο | αἴγλη παμφανόωσα 
Ὁ Aa. 6) \ 7 - N FT ur " x x » r 
δὲ αἰϑέρος οὐρανὸν ἴχεν. B 780: οἱ δ᾽ ἄρ᾽ ἴσαν, ὡς εἴ τε πυρὶ χϑὼν πᾶσα νέμοιτο. 

© Ἔ ER ae 
3. N 155: ὡς ὃ ὅτε πῦρ ἀΐδηλον Ev ἀξύλῳ ἐμπέσῃ ὕλῃ" πάντῃ τ εἰλυφόων 


ς 


» ΄ N G , ı 3 ΄ x A, N Ἂν» Er; 
ἄνεμος φέρει, οἱ δέ τε ϑάμνοι | πρόρριζοι πίπτουσιν ἐπειγόμενοι πυρὸς ὁρμιῃ | ὡς ἄρ ὑπ 


Ὁ} τ v 4 x - 
8) Ὁ 605: μαίνετο ὃ, ὡς ὅτ᾽ "Apns ἐγχέσπαλος ἢ ὀλοὸν πῦρ | οὔρεσι μαίνηται, 


Ye 2 4 “ ἮΝ 2 x Sı\ x ἮΡΕ , SL ey» I ) δ᾽ ᾧ 
βαϑέης ἐν τάρφεσιν ὕλης"  ἀφλοισμὸς δὲ περὶ στόμα γίγνετο, τὼ GE οἱ 0008 | ᾿αμιπέσϑην 


ΐ ᾿Ατρείδῃ ᾿Αγαμέμνονι πῖπτε χάρηνα | Τρώων φευγόντων Are. 
᾿βλοσυρῇσιν ὑπ᾽ ὀφρύσιν wre. 

ἢ ΞἙ 394: οὔτε ϑαλάσσης χῦμα τόσον βοάᾳ ποτὶ χέρσον, | ποντόϑεν ὀρνύμενον 
πνοιῇ Βορέω ἀλεγεινῇ| οὔτε πυρὸς τόσσος γε πέλει βρόμος αἰϑομένοιο | οὔρεος ἐν 
βήσσῃς, ὅτε τ ὥρετο καιέμεν ὕλην | οὔτ᾽ ἄνεμος τόσσον γε ποτὶ δρυσὶν ὑψιχόμοισιν | 
ἠπύει, ὅστε μάλιστα μέγα βρέμεται χαλεπαίνων, | ὅσση ἄρα Τρώων καὶ ᾿Αχαιῶν ἔπλετο 
φωνὴ | δεινὸν ἀὐσάντων, ὅτ᾽ Em ἀλλήλοισιν ὄρουσαν. 

5) P 736: ἐπὶ δὲ πτόλεμος τέτατό σφιν | ἄγριος Höre πῦρ, τότ᾽ ἐπεσσύμενον πόλιν 


_ 


12:7 Ueber die homerische Naturanschauung. 


$ 5. Fernere Naturphänomene, welche der Dichter mit poe- 


tischer Meisterschaft darstellt, sind Sturm und Gewitter. Sehr 


schön wird in einem Gleichnisse der Ilias das am Horizont auf- 
steigende Wettergewölk geschildert. Der Dichter vergleicht dort 
die finsteren, von Waffen starrenden Schlachtreihen der beiden Aias 
mit einer düsteren Wolke, die der Geishirt von der Warte herab 
unter dem Brausen des Zephyros über das Meer heraufziehen sieht; 
dem entfernten Betrachter scheint sie schwärzer als Pech das Meer 
zu durchschweben, und sie führt die furchtbare Windsbraut in ihrem 
Geleite; der Hirt erschrickt bei ihrem Anblick und treibt seine 
Heerde in die Höhle!). Diese Darstellung wird besonders dadurciu 
wirksam, dass der Dichter nicht das blosse Phänomen als solches, 
sondern auch den furchtbaren Eindruck schildert, welchen dasselbe 
auf den beobachtenden Menschen macht, — ein Kunstmittel, dessen 
sich Homer nicht selten bedient. — Hieher gehört auch das schon 
früher bei Gelegenheit der Wolken?) erwähnte Gleichniss, in wel- 
chem von den sog. Schmarotzerwolken die Rede ist, welche sich, 
während in der ganzen Natur Windstille herrscht, auf den Gipfeln 
hoher Gebirge unbeweglich lagern, während Boreas und die übrigen 
Winde schlummern; plötzlich aber macht sich der Wind auf und 
jagt die schattigen Wolken mit lautem Geheul aus einander). 
Trefflich malt hier der Dichter, wie man sieht, die vor dem Aus- 
bruche eines Sturmes in der Natur herrschende athemlose Stille, 
indem er die Winde schlummern lässt. Die entfesselte Wuth 
des Orkanes malt der Dichter mit gewaltigem Pinsel m hoch- 
"poetischen Gleichnissen. Die Barke des Odysseus zerschellt in der 
Brandung, wie die Spreu auf der Tenne vom hereinbrechenden Or- 
kane zerstreut wird®); Hektor stürmt unter die Danaer, wie Ze- 
phyros auf die Wolken losstürzt und sie aus einander jagt, während 
die mächtige Brandung sich heranwälzt und unter dem Stosse der 


ἀνδρῶν | ὄρμενον ἐξαίφνης φλεγέϑει, μινύϑουσι δὲ οἴχοι | ἐν σέλαϊ μεγάλῳ᾽ τὸ δ᾽ ἐπιβρέμει 
ὃς ἀνέμοιο. 

ἡ A 275: ὡς ὃ ὅτ᾽ ἀπὸ σχοπιῆς εἶδεν νέφος αἰπόλος ἀνὴρ | ἐρχόμενον χατὰ πόν- 
τον ὑπὸ Ζεφύροιο ἰωῆς | τῷ δέ τ᾽ ἄνευϑεν ἐόντι μελάντερον, ἠῦτε πίσσα, | φαίνετ᾽ ἰὸν 
χατὰ πόντον, ἄγει BE τε λαίλαπα πολλήν᾽ | ῥίγησέν τε ἰδών, ὑπό τε σπέος ἤλασε 
μῆλα χτέ. , 

2) S. die homer. Kosmogr. ὃ 2. 

3) E 522: νεφέλῃσιν ἐοιχότες, ἅστε Κρονίων | νηνεμίης ἔστησεν ἐπ᾽ ἀχροπόλο!σιν 
ὄρεσσιν | ἀτρέμας, ὄφρ ebönsı μένος Βορέαο χαὶ ἄλλων | ζαχρηῶν ἀνέμων, olte νέφεα 
σχιόεντα | πνοιῇσιν λιγυρῇσι διασχιδνᾶσιν ἀέντες. 

4) ε 368: ὡς δ᾽ ἄνεμος ζαὴς ἠΐων ϑημῶνα τινάξῃ | χαρφαλέων, τὰ μὲν ἄρ τε 
διεσχέδασ᾽ ἄλλυδις ἄλλῃ, | ὡς τῆς δούρατα μαχρὰ διεσχέδασ᾽. 


Ber; Ueber die homerische Naturanschauung. 13 
Windsbraut weisser Schaum emporspritzt!); die beschwingte Iris 
τς  durchfliegt die Lüfte, wie unter dem Stosse des äthererzeugten Boreas 
Schnee und eisiger Hagel aus den Wolken hervorstürzt?); Troer 
und Achaier stürmen mit grausigem Schlachtruf auf einander los, 
wie der Orkan ergrimmt dahertobt und die hochgewipfelten Eichen 
durchbraust), — oder, wie es ın einem andern Gleichnisse heisst, 
wie Euros und Notos in furchtbarem Wettkampf die Waldestiefen 
in den Schluchten des Gebirges erschüttern ; die Speiseiche, die 
Esche und die hochragende Kornelle schlagen mit furchtbarem Ge- 
töse ihre langausgestreckten Aeste an einander, so dass sie mit 
furchtbarem Krachen zersplittern ἢ). 

Nicht minder anschaulich und naturgetreu schildert Homer die 
Erscheinungen des Gewitters, Donner und Blitz. So lesen wir vom 
Zeus, der den Diomedes von weiterem Kampfe zurückschrecken 
will: Er donnerte furchtbar und schleuderte den leuchtenden Wetter- 
strahl; vor Diomedes’ Gespann fuhr derselbe in den Boden, und 
grausig loderte die schweflichte Gluth empor, so dass die Rosse vor 
dem Wagen entsetzt zurückfuhren®). — Odysseus ferner schildert 
seinen erdichteten Schiffbruch bei Krete mit den Worten: Zeus 
donnerte und schleuderte auf das Schiff den leuchtenden Gluthstrahl, 
und es erbebte, vom Blitze des Zeus getroffen, und füllte sich mit 
Schwefeldampf$). 

$. 9. Nirgend zeigt sich die Meisterschaft Homers in der 
Naturmalerei glänzender, als in seinen Schilderungen des Meeres’) 
und in den charakteristischen Epithetis, welche er demselben bei- 


1) A 305: ὡς ὁπότε νέφεα Ζέφυρος στυφελίξῃ | ἀργεστᾶο Νότοιο, βαϑείῃ λαίλαπι 
τύπτων ᾿| πολλὸν δὲ τρόφι χῦμα χυλίνδεται, ὑψόσε δ᾽ ἄχνη | σκίδναται ἐξ ἀνέμοιο πολυ- 

πλάγχτοιο ἰωῆς | ὃς ἄρα πυχνὰ χαρήαϑ' ὑφ᾽ “Ἕχτορι δάμνατο λαῶν. 

2) Ὁ 170: ὡς δ᾽ ὅτ᾽ ἂν ἐχ νεφέων πτῆται νιφὰς ἠὲ χάλαζα | ψυχρὴ ὑπὸ ῥιπῆς 
αἰϑρηγενέος Βορέαο, | ὡς χραιπνῶς μεμαυῖα διέπτατο ὠχέα Ἶρις. 

3) Ξ 398: οὔτ᾽ ἄνεμος τόσσον γε ποτὶ δρυσὶν ὑψιχόμοισιν | ἠπύει, ὅστε μάλιστα 
μέγα βρέμεται χαλεπαίνων, | ὅσση ἄρα Τρώων χαὶ ᾿Αχαιῶν ἔπλετο φωνὴ | δεινὸν ἀῦσάν - 
των, ὅτ᾽ ἐπ᾽ ἀλλήλοισιν ὄρουσαν. 

ἢ II 765: ὡς δ᾽ Εὐρός τε Νότος τ᾽ ἐριδαίνετον ἀλλήλοιϊν | οὔρεος ἐν βήσσῃς βαϑέην 
πελεμιζέμεν ὕλην, | φηγόν τε μελίην τε τανύφλοιόν τε χράνειαν, | αἵτε πρὸς ἀλλήλας 
ἔβαλον τανυήχεας ὄζους ἠχῇ ϑεσπεσίῃ, | πάταγος δέ τε ἀγνυμενάων, | ὃς Τρῶες χαὶ 
᾿Αχαιοὶ ἐπ᾿ ἀλλήλοισι ϑορόντες | δήουν. 

5) Θ 133: βροντήσας δ᾽ ἄρα δεινὸν ἀφῆκ᾽ ἀργῆτα χεραυνόν, | xad δὲ πρόσϑ ἵππων 
Διομήδεος ἦχε χαμᾶζε " | δεινὴ δὲ φλὸξ ὦρτο ϑεείου χαιομένοιο, | τὼ ὃ᾽ ἵππω δείσαντε 
χαταπτήτην ὑπ᾽ ὄχεσφιν. 

6) ξ 806: Ζεὺς δ᾽ ἄμυδις βρόντησε καὶ ἔμβαλε νηΐ κεραυνὸν - | ἡ δ᾽ ἐλελίχϑη πᾶσα 
Διὸς πληγεῖσα χεραυνῷ, | ἐν δὲ ϑεείου πλῆτο. 

ἢ Vergl. Wagner, Homer und Hesiod. Ulm, Stettin’sche Verlagsbuchhand- 
lung. 1850. 5. 18. 


% 


14 Ueber die homerische Naturanschauung. 


legt, und in denen so grosse Naturwahrheit liegt, dass selbst ein 
Dichtergeist wie Göthe, als er in die südlichen Gegenden kam, vor 
dem unendlich malerischen Elemente der homerischen Dichtungen 
und vor der Reinheit und Innigkeit ihrer Schilderung fast er- 
schrack !), als er ihre Wahrheit in so überraschender Weise bestätigt 
fand. Und in späterer Zeit schreibt derselbe an Schiller: “Uns Be- 
wohner des Mittellandes entzückt zwar die Odyssee; es ist aber nur 
der sittliche Theil des Gedichtes, der eigentlich auf uns wirkt; 
dem ganzen beschreibenden Theile hilft unsere Imagination nur 
unvollkommen und kümmerlich nach. In welchem Glanze aber 
dieses Gedicht vor mir erschien, als ich Gesänge desselben in Nea- 
pel und Sicilien las? Es war, als wenn man ein eingeschlagenes 
Bild mit Firmiss überzieht, wodurch das Werk zugleich deutlich und 
in Harmonie erscheint. Ich gestehe, dass es mir aufhörte, ein Ge- 
dicht zu sein, es schien die Natur selbst’?2). Namentlich liegt in 
den Epithetis, welche das Farbenspiel der Meeres malen, eine 
wunderbare Poesie. So malt πολιός 8) das grauweissliche, schäumende, 
ἠεροειδής ἢ das in weiter, dämmeriger Nebelferne am Horizont ver- 
schwimmende Meer; die den Kiel des dahinfahrenden Schiffes um- 
rauschende Woge, welche mithin aufgewühlt, zugleich aber vom 
Abend- oder Morgenroth beleuchtet wird und dadurch eine trüb- 


ἢ Sämmtliche Werke (Neapel. An Herder). Cotta, 1857. Band 24. S. 4. 


2) Briefwechsel zwischen Schiller und Göthe. Bd. IV. 5. 102. Vgl. Bern- 
hardy, griech. Literaturgesch. Bd. II. 8. 57. 


3) ὃ 580: ἑξῆς δ᾽ ἑζόμενοι πολιὴν ἅλα τύπτον ἐρετμοῖς. Vgl. p 172. 


4) e281: εἴσατο δ᾽ (das Phaiekenland dem Odysseus), ὡς ὅτε ῥινὸν ἐν ἠεροειδέϊ 
πόντῳ. Gegen die obige Göbel’sche Auffassung bemerkt indess Brieger 
[‘Das Floss des Odysseus’ im Philol. XXIX (1870), S. 193, Anm. 1]: ‘Die Luft- 
farbe des Meeres hat nichts von nebliger Trübung; es ist kein stumpfes Weiss, 
das der ferne Meeresspiegel bei gewissen Beleuchtungen zeigt, sondern ein blin- - 
kendes. Dieses weisse Blinken macht den Eindruck, als sähen wir nicht das 
schwere Element des Wassers, sondern etwas Leichtes, luftartig Entkörpertes. 
Diese Entkörperung des Meeres drückt Goethe sehr schön aus, wenn er sagt, 
bei Neapel sehe man das Meer von der Mittagsstunde an immer heiterer, luf- 
tiger und ferner glänzen (Ital. Reise, Bd. 10 der Ausg. von Kurz, $. 197). 
Da nun dieser luftige Schimmer, mag er matt oder glänzend sein, das Meer am 
Horizonte scheinbar unendlich entfernt, so hat Göbel darin ganz Recht, wenn 
er das Beiwort ἠεροειδῆς überall die Vorstellung des weissen. in unbegränzte 
Fernen sich verlierenden Meeres erwecken lässt. In Verbindung mit andern 
Dingen als dem Meere bezeichnet ἠεροειδῆς nur die -scheinbare Entkörperung 
durch die Ferne, ohne den Nebenbegriff des wasserhellen Schimmers, oder die 
als eine dicke Luft gedachte Dunkelheit einer Grotte.’ Dies zugleich als Nach- 
trag zur Kosmographie $ 16. 


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Kehas die homerische Naturanschauung. 15 


᾿ς  röthliche Farbe erhält, bezeichnet der Diehter mit πορφύρεος ἢ), wäh- 
_ rend das Meer οἴνοψ heisst2), wenn es bei heiterem, ruhigem Wetter 
bewegt ist und zugleich vom Morgen- oder Abendroth beleuchtet 
wird, so dass die oberen Theile der sich schaukelnden Wogen einen 
goldnen Saum zeigen, die tieferen hingegen dem der Sonne zuge- 
wandten Beobachter wie feuriger Wein entgegenfunkeln. Man darf 
hiebei, wie schon Wood erinnert hat), nicht vergessen, dass Homer 
als Ionier aus seiner heimathlichen Anschauung heraus dichtet, und 
dass man den homerischen Gedichten, wenn man sie dieser Bilder 
entkleidet, ihren zartesten Schmelz und Blüthenduft raubt. Mit 
Recht protestirt daher Göbel in der unten angezogenen Stelle gegen 
diejenigen, welche das poetische Epitheton weinfarbig durch die 
| Erklärung dunkel entstellen und verwässern. 
| Will ferner Homer die See als spiegelglatte Fläche schil- 
dern, so bezeichnet er sie mit γλαυχός ἢ, welches sich, wie Lucas 
nachgewiesen hat), nicht auf die Farbe, sondern ausschliesslich 
auf den Glanz bezieht. Damit verwandt ist das Epitheton μαρμάρεος ®), 
welches in Anwendung kommt, wenn das Meer bei unbewölktem 
Himmel ruhig daliegt und die Wellen sich leise im Sonnenglanze 
schaukeln, so dass sie glitzern und einen vibrirenden oder undu- 
lirenden Glanz entsenden. Man kann daher μαρμάρεος treffend durch 
glitzernd wiedergeben. — Vom Farbenspiel des Meeres steht so- 
dann auch tosıör<, ἃ. h. veilchenfarbig, dunkelblau’), inso- 
fern dem von der Sonne abgewandten Beobachter die entfernten 
Meerestheile dunkelblau erscheinen, während die leicht aufschauernde, 
sich kräuselnde Oberfläche des Meeres (φρίξ) μέλαινα heisst). 

Auch die übrigen homerischen Epitheta des Meeres sind mehr 
oder minder charakteristisch und eröffnen stets der Phantasie einen 
Spielraum. So denken wir bei εὐρύς 8), εὐρύπορος 10), ἀπείρων 1) und 
1) A 481: ἀμφὶ δὲ κῦμα | στείρῃ πορφύρεον μεγάλ᾽ ἴαχε νηὸς ἰούσης. 

2) a 183: πλέων ᾿ἐπὶ οἴνοπα πόντον. Man pflegte Seefahrten Abends anzutreten, 
wo das Meer das oben geschilderte Schauspiel darbietet. 

3) Das Originalgenie desHomer, S. 32 ff. Vergl. Göbel, das Meer 
in den homerischen Dichtungen in der Zeitschr. für Gymnasialwesen von 
1855, 5. 533. 

4) II 34: γλαυχὴ δέ σε τίχτε θάλασσα, wo yAauxt das Starre, Regungs- 
und Theilnahmlose des Meeres bezeichnet. 

5) Quaest. lex. et, etym. ὃ. 41 ff. 

6) 3 273: ἅλα μαρμαρέην, die glitzernde Springfluth. 

Ἢ ε ὅθ: ἔνϑ᾽ ἐχ πόντου βὰς ἰοειδέος Ἠπειρόνδε | ἤϊεν. 

8) ὃ 402 vom Proteus: μελαίνῃ φριχὶ χαλυφϑείς. 

9) a 196: ᾿Ὀδυσσεὺς---χατερύχεται εὐρέϊ πόντῳ | νήσῳ ἐν ἀμφιρύτῃ. 

1) p 2: χῦμα ϑαλάσσης εὐρυπόροιο. 

12) ὃ 510; πόντον ἀπείρονα κυμαίνοντα, 


16 Ueber die homerische Naturanschauung. 


ἀπείριτος ἢ unwillkürlich an das weite, unermessliche Welt- 
meer, bei βαϑεῖα 2), πολυβενϑής) und μεγαχήτης ἢ an die uner- 
gründliche Tiefe und den dräuenden Schlund des Meeres, 
bei xöua χελαινόν an die finstere, vom Sturm erregte Woge), 
bei πόντος ἰχϑυόεις an die gefrässigen Leviathans der schau- 
rigen Tiefe‘), bei πόντος πολύχλυστος an das Wogen schlagende 
Meer’). — Die onomatopoetischen Epitheta ἠχήξις ἢ und πολύ- 
φλοισβος 3) malen den dumpfen Hall der Brandung und das Zischen, 
Brausen und hohle Aechzen des Meeres, während ἀτρύγετος 10) die 
öde, uawirthliche See in Gegensatz zu den blühenden, men- 
schenbelebten Fluren des Festlandes stell. — Atos: !!) endlich ge- 
braucht der Dichter vom Meere überall da, wo der ganze Zusammen- 
hang eine fromme Stimmung hervorruft und der Mensch gleich- 
sam ein stilles Gebet zu den Gottheiten des Meeres sendet, um ihre 
Hülfe zu erflehen, namentlich beim Antritte einer Seefahrt. Es liegt 
also dem Gebrauche dieses Epithetons entschieden ein religiös 
ethisches Motiv zu Grunde. 

$ 10. Allein schon in diesen Epithetis liegt, wie man sieht, 


‚eine prachtvolle Poesie; und sicherlich gilt von ihnen, was Jean 


Paul über die Beiwörter im Allgemeinen sagt 2): “Die Beiwörter, 
die rechten und sinnlichen, sind Gaben des Genius: nur in dessen 
Geisterstunden und Geistertage fällt ihre Säe- und Blüthezeit. — 
Aber nicht minder glänzend und naturgetreu sind bei Homer die 
eigentlichen Schilderungen von Meeresscenen. So die Schil- 
derung der Brandung am Gestade: An den Klippen des Meeres 
erscholl dumpfes Getöse; hohl brüllte die gewaltige Woge am Ufer, 
indem sie brausend emporspritzte und Alles mit dem Schaume des 
Meeres bedeckte 13). 


1) χ 195: νῆσον, τὴν πέρι πόντος ἀπείριτος ἐστεφάνωται. 

2) A 532: (θέτις) εἰς ἅλα ἄλτο βαϑεῖαν. 

} ) 

3) ὃ 406: (φῶχαι), πιχρὸν ἀποπνείουσαι ἁλὸς πολυβενθέος ὀδμῆν. 
Φφ > Fe] 

4) 1. 159: ἐστόρεσεν δὲ ϑεὸς μεγαχήτεα πόντον. 

5) 16: κῦμα κελαινὸν | κορϑύεται. 


ο᾽ 


419: δείδω, μή μ᾽ ἐξαῦτις ἀναρπάξασα ϑύελλα | πόντον ἐπ᾽ ἰχϑυόεντα φέρῃ 
βαρέα στενάχοντα. 

Ἢ ὃ 354: νῆσος ἔπειτά τις ἔστι πολυχλύστῳ ἐνὶ πόντῳ. 

8) Α 151: ϑάλασσα ἠχήεσσα. 

9 A 34: βὴ δ᾽ ἀκέων παρὰ ϑῖνα πολυφλοίσβοιο ϑαλάσσης. 

10) ε 139: ἐρρέτω (Odysseus) πόντον Er ἀτρύγετον. 

1) ε 261: μοχλοῖσιν © ἄρα τῆν γε (das Schiff) κατείρύσεν εἰς ἅλα ὅῖαν. 

12, Vorschule der Aesthetik Il. 5. 161. 

13) ε 401: χαὶ δὴ δοῦπον ἄκουσε (Ὀδυσσεὺς) ποτὶ σπιλάδεσσι ϑαλάσσης. | ῥόχϑει 


x 


Ἰὰρ μέγα χῦμα ποτὶ ξερὸν ἠπείροιο | δεινὸν ἐρευγόμενον, εἴλυτο δὲ πάνϑ᾽ ἁλὸς ἄχνῃ. 


Die Sehlachtreihe der Danaer, welche dem Angriffe der Troer 
unerschüttert Stand hält, wird mit einem hochragenden, mächtigen 
Felsen am Meeresufer verglichen, der dem stürmenden Angriff heu- 
_ lender Orkane und den hochgethürmten Wogen trotzt, die donnernd 
an seine Wände schlagen ἢ). — Und wie naturgetreu schildert der 
Dichter vollends die Brandung der Charybde! Wenn die grause 
ἢ Charybde, heisst es, die Fluth aus ihrem Rachen hervorspie, wie 
ein Kessel auf siedendem Feuer, so wirbelte eine Wassersäule empor, 
und Schaum bespritzte droben die Gipfel beider Felsen ;- schlürfte 
sie aber die salzige Meeresfluth ein, so strömte diese in tobendem 
Wirbel zurück in den Schlund; die Klippen rings hallten von don- 
nerndem Getöse. wieder, und gähnend öffnete sich die sandige 
Meerestiefe ἢ). 

Ausserordentlich schön schildert der Dichter ferner die dumpfe 
| Stille des Meeres vor dem Ausbruche des Sturmes, und zwar in 

einem Gleichnisse der Ilias, wo die angstvolle Gemüthsaufregung 
| des alten Nestor beim Anblicke des Denen und flüchtigen 
- Achaierheers durch jene unheilbrütende Stille veranschaulicht wird. 
Wie wenn das Meer, heisst es, mit lautloser Woge finster aufwallt 
in dunkler Vorahnung des hereinbrechenden, heulenden Sturmes und 
weder hierhin, noch dorthin sich wälzt, bis die Windsbraut des Zeus 
offen herverbricht: so stürmische Empfindungen durchwogten die 
Brust des Greises®). Hier ist es von besonderer Schönheit, dass 
das Meer als belebtes, empfindendes Wesen aufgefasst wird: es hat 
ein Vorgefübl des Sturmes (ὕσσεται und wogt in Folge desselben 


εν 


unruhig auf. Diese sinnliche Belebung todter Gegenstände gehört 
zu den zahllosen Kunstmitteln des Dichters und findet auch in 
anderen Beziehungen häufige Anwendung, wie wenn z. B. von 
den im Kampfe geschleuderten Speeren gesagt wird, sie seien be- 
gierig, im Fleische zu schwelgen®), oder von dem dahinschwir- 


1) 0 618: ἴσχον γὰρ πυργηδὸν ἀρηρότ τες, ἠῦτε πέτρη | ἠλίβατος, μεγάλη, πολιῆς 
ἁλὸς ἐγγὺς ἐοῦσα, | ἥτε μένει λιχέων ἀνέμων λαιψηρὰ κέλευϑα | χύματά te τροφόεντα, 
τάτε προσερεύγεται αὐτήν. 

2) u 237: (δῖα Χάρυβδις) ὅτ᾽ ἐξεμέσειε, λέβης ὡς ἐν zapın πολλῷ, | πᾶσ᾽ ἀνεμορμύ- 
ΠΟ ρεσχε χυχωμένη᾽ ὕψοσε ὃ ἄχνη | ἄκροισι σχοπέλοισιν ἐπ dep τέροισιν ἔπιπτεν. [ἀλλ 
ὅτ᾽ ἀναβρόξειε ϑαλάσσης ἁλμυρὸν ὕδωρ, | πᾶσ᾽ ἔντοσϑε φάνεσκε κυκωμένη, ἀμφὶ δὲ πέτρη | 

x ΞΕ ΞΜ Be NS - 4 > I 4 a 2 
δεινὸν ἐβεβρύχειν, ὑπένερϑε δὲ γαῖα φάνεσχεν | ψάμμῳ κυανέῃ. 

3) Ξ 16: ὡς δ᾽ ὅτε πορφύρῃ πέλαγος μέγα χύματι χωφῷ, | ὀσσόμενον λιγέων ἀνέμων 
λαιψηρὰ χέλευϑα | αὔτως, οὐδ᾽ ἄρα τε προχυλίνδεται οὐδ᾽ ἑτέρωσε | πρίν τινα χεχριμένον 
χαταβήμεναι ἐχ Διός οὖρον | ὡς ὁ γέρων ὥρμαινε δαϊζόμενος χατὰ ϑυμὸν χτλ. 

a) Δ 573: πολλὰ δὲ (δοῦρα) χαὶ μεσσηγύ, πάρος χρόα λευχὸν ἐπαυρεῖν, | ἐν γαίῃ 
ἵσταντο, λιλαιόμενα χροὸς ἄσαι. Ἴ 
Buchholz, Homerische Realien. Ib, 2 


18 Ueber die homerische Naturanschauung. “ 


renden spitzigen Pfeile, er sehne sich in den Haufen hineinzu- 
fliegen ἢ). 

Auch das wogende und wallende Meer bietet dem Dichter 
Stoff zu poetischen Gleiehnissen. So werden die von Schilden, 
Helmen und Lanzen starrenden Schlachtreihen der Achaier und 
Troer mit der aufschauernden Meeresfläche verglichen, wenn der 
Hauch des Zephyros darüber hinstreieht und die Fluth verdunkelt?). 
— Am höchsten aber erhebt sich die poetische Darstellung, wo der 
Dichter das sturmbewegte, empörte Meer schildert. Odysseus 
berichtet seinen eigenen Schiffbruch den Phaieken mit den Worten: 
Zeus breitete finsteres Gewölk über dem Schiffe aus, so dass die 
Meeresfluth sich umdüsterte; nur kurze Zeit lief noch das Schiff; 
da stürmte rasend mit gewaltiger Windsbraut der Zephyros heran, 
und beide Taue des Mastbaumes zerriss der Orkan. Zeus liess 
seinen Donner erkrachen und schleuderte den Wetterstrahl auf das 
Schiff; es wurde durch und durch erschüttert, vom Blitz des Zeus 
getroffen, und füllte sich mit schweflichtem Dampfe). — In einem 
Gleichnisse der Ilias, welches die unwiderstehliche Gewalt Hektors 
veranschaulichen soll, schildert der Diehter ein sturmbedrängtes 
Schiff: so heftig stürmt Hektor auf die Danaer ein, wie der rei- 
ssende Wogenschwall, den die Windsbraut aus den Wolken nährte, 
in das dahinfliegende Schiff hereinbricht; rings wird es mit Schaum 
überdeckt, der furchtbar tobende Orkan fährt brausend in das Segel, 
und es erbebt dem Schiffer das Herz vor Furcht®). Und ähnlich 
wird der Andrang der bei den Schiffen kämpfenden Troer mit der 
gewaltigen Woge des Meeres verglichen, welche, vom Orkane ge- 
peitscht, über Bord hereinbricht®). Das vom Sturm in seinen 


ἡ A 125: ἄλτο ὃ ὀϊστὸς | ὀξυβελῆς, zud ὅμιλον ἐπιπτέσϑαι μενεαίνων. Ueber 
die sinnliche Belebung todter Gegenstände bei Homer 5. en. homer. 
‚Studien von Schuster. Leipzig, Teubner. 1863. S. 127. 

2) H 61: τῶν δὲ στίχες εἵατο πυκναί, | ἀσπίσι χαὶ κορύϑεσσι χαὶ ἔγχεσι πεφρικυῖαι" 
οἵη δὲ Ζεφύροιο ἐχεύατο πόντον ἔπι φρὶξ | ὀρνυμένοιο νέον, μελάνει δέ τε πόντον ὑπ᾽ 
αὐτῇ, | τοῖαι ἄρα στίχες εἴατ᾽ ᾿Αχαιῶν τε Τρώων τε | ἐν πεδίῳ. Vergl. Β 394 ff. 

3) m 405: δὴ τότε χυανέην νεφέλην ἔστησε Κρονίων | νηὸς ! ὅπερ γλαφυρῆς, ἤχλυσε 
δὲ πόντος ὑπ᾽ αὐτῆς. ἢ ὃ ἔϑει οὐ μάλα πολλὸν ἐπὶ χρόνον " αἶψα γὰρ ἦλϑεν | χεχληγὼς 
Ζέφυρος, μεγάλῃ σὺν λαίλαπι ϑύων, | ἱστοῦ δὲ προτόνους ἔρρηξ᾽ ἀνέμοιο ϑύελλα | ἀμφο- 
τέρους. m 415: Ζεὺς δ᾽ ἄμυδις βρόντησε καὶ ἔμβαλε γηΐ χεραυνόν" | h δ᾽ ἐλελέχϑη 
πᾶσα Διὸς πληγεῖσα κεραυνῷ, | ἐν δὲ ϑεείου πλῆτο. 

4. 0 624: ἐν δ᾽ ἔπεσ᾽, ὡς ὅτε κῦμα ϑοῇ ἐν νηΐ πέσῃσιν | λάβρον ὑπὸ νεφέων ἀνε- 
μοτρεφές" ἡ δέ τε πᾶσα | ἄχνῃ ὑπεχρύφϑη, ἀνέμοιο δὲ δεινὸς ἀήτη | ἱστίῳ ἐμβρέμεται, 
τρομέουσι δέ τε φρένα ναῦται | δειδιότες. : 

5) Ὁ 381: οἱ δ᾽, ὥστε μέγα κῦμα ϑαλάσσης εὐρυπόροιο | νηὸς 
βήσεται, ὁππότ ἐπείγῃ  ἴς ἀνέμου ἣ γάρ τε μάλιστά γε κύματ' ὁ 
μεγάλῃ ἰαχῇ κατὰ τεῖχος ἔβαινον. Vergl. A 304 fl. 


ἐρ Sonn χατα- 
λει 


| ὡς Tpwss 


« 
υπ 
ἐ ὀφέλ 
x 

a 


Ueber die homdiigelle Naturanschauung. 19 


_ unruhiger und angstvoller Gemüthsstimmung. So wird 
_ die Seelenangst der von den 'Troern bedrängten Achaier mit der 
Aufregung des Pontos ‘verglichen, den zwei aus 'Thrakien wehende 
_ Winde, jäh heranstürmend, aufwühlen; hoch bäumt sich die finstere 
_ Woge empor und schwemmt Seetang in Menge an das Gestade'). 

Auch das Tosen der Meereswogen bietet dem Dichter 
Stoff zur Vergleichung; so schildert er z. B. das Schlachtgetöse, 
indem er sagt: Nicht schlägt die vom heulenden Boreas gepeitschte 
Meereswoge mit solchem Gebrüll an den Strand, wie der grausige 
Schlachtruf der anstürmenden Troer und Achaier erscholl?2). — Wahr- 
haft hochpoetisch ist ferner die Schilderung des Seesturms, wel- 
chen Odysseus nach seiner Abfahrt von den Kikonen erlitt. Der 
Wolkenversammler Zeus, heisst es an der betreffenden Stelle, 
erregte einen furchtbaren Orkan und hüllte Erde zugleich und 
Meer in dichtes Gewölk; vom Himmel herab senkte sich Nacht. 
Vornüber geneigt, flogen die Schiffe dahin, und knitternd und knat- 
ternd zerriss der grimmige Orkan die Segel?). — Einen gigantischen 
Massstab endlich nimmt die Schilderung an, wenn Nestor in seiner 
_ Beschreibung des Sturmes, der die Achaierflotte zerstreute, sagt, 
Zeus habe tosende Orkane erregt, und hochgehende ungeheure 
ἢ Wogen seien gleich Gebirgen herangerauscht), — eine ähnliche 


Metapher, wie wenn wir von Wasserbergen reden. 

δ 11. Dieselbe Virtuosität aber, mit welcher der Dichter wilde 
Naturscenen darstellt, zeigt er auch in der Schilderung der fried- 
lichen Natur, und mitunter werden wir im Gange der epischen 
Erzählung durch förmliche kleine idyllische oder bukolische Scenen 
überrascht, welche schon wegen des plötzlichen Wechsels bezaubernd 
wirken und inmitten der behaglichen Breite des Epikers als Inter- 
mezzos der anmuthigsten Art erscheinen. Dergleichen Scenen, in 
denen eine gewisse Wärme der Naturschilderung zum Durchbruche 


1) | 4: ὡς δ᾽ ἄνεμοι δύο πόντον ὀρίνετον ἰγχϑυόεντα, | Βορέης χαὶ Ζέφυρος, τώτε 
ν ρ χ PET 
Li > 4 S Ὁ - \ r Sı 
Θρήχηϑεν ἄητον, | ἐλϑόντ᾽ ἐξαπίνης ἄμυδις δέ τε χῦμα χελαινὸν | χορϑύεται, πολλὸν δὲ 
παρὲξ ἅλα φῦχος ἔχευαν" | ὃς ἐδαΐζετο ϑυμὸς ἐνὶ στήϑεσσιν ᾿Αχαιῶν. 
3 E 394; οὔτε ϑαλάσσης χῦμα τόσον βοάα ποτὶ γέρσον, | πόντοϑεν ὀρνύμενον πνοιῇ 
Mm KOpe Kor: ἱ Ὦ 
Βορέω ἀλεγεινῇ | — — — ὅσση ἄρα Τρώων χαὶ ᾿Αχαιῶν ἔπλετο φωνὴ | δεινὸν dü- 
σάντων, Gr ἐπ᾽ ἀλλήλοισιν ὄρουσαν. 
3) ı 67: γηυσὶ δ᾽ ἐπῶρσ᾽ ἄνεμον Βορέην νεφεληγερέτα Ζεὺς | λαίλαπι ϑεσπεσίῃ, σὸν 
᾿͵ δὲ νεφέεσι χάλυψεν | γαῖαν ὁμοῦ χαὶ πόντον ὀρώρει δ᾽ οὐρανόϑεν νύξ. | αἱ μὲν ἔπειτ᾽ 
 ἐφέροντ᾽ ἐπιχάρσιαι, ἱστία δέ σφιν | τριχϑά τε καὶ τετραχϑὰ διέσχισεν Ts ἀνέμοιο. 


γῖ 


ET - 


ir 


4) 1. 289: λιγέων 8 ἀνέμων En’ ἀὐτμένα γεῦεν | κύματά τε τροφόεντα, πελώρια, 
ἴσα ὄρεσσιν. : 


2 Ἔ 


20 ‘Ueber die homerische Naturanschauung. 


kommt, begegnen uns überhaupt in den ältesten hellenischen Diebt- 
formen, im Epos und in der Lyrik, äusserst sporadisch und für 
unser modernes Gefühl fast zu selten. Erst eine weit spätere Pe- 
riode, nachdem die Rhetorik in die beschreibende nnd didaktisehe 
Poesie eingedrungen war, sollte die Schranken dieser starren Ob- 
jectivität zersprengen und in der Naturschilderung eine höhere sub- 
jective Begeisterung zum Durchbruch gelangen lassen. Die eigent- 
liche Naturbeschreibung endlich, welche als selbständiger 
Zweig der Literatur die Natur und ihre Erscheinungen um ihrer 
selbst willen, ex professo schildert, ist dem Alterthume überhaupt 
fremd geblieben und als eine Schöpfung der neuesten Zeit zu be- 
trachten. 

Die älteste hellenische Epik und Lyrik sind also, wie gesagt, 
ausserordentlich sparsam mit warmen, lebensfrischen Naturschil- 
derungen; wo uns solche begegnen, namentlich bei Homer, sind sie 
immer nur, wie auch A. v. Humboldt bemerkt!), reine Parerga, 
nicht selbständige Erzeugnisse der Phantasie: sie sind, um es kurz 
zu sagen, niemals Selbstzweck, sondern nur Mittel zum Zweck, und 
wären sie auch nur dazu da, die Spannung des Hörers oder Lesers 
auf die ganze Situation zu erhöhen. Man hüte sıch indess, in dieser 
beiläufigen Behandlung der Naturmalerei einen Mangel an Empfäng- 
lichkeit für die Schönheiten der Natur zu erblicken. Denn für den 
Epiker und Lyriker kann die Naturschilderung selbstverständlich 
nur etwas Beiläufiges und Untergeordnetes sein: ihre Sphäre ist nun 
einmal nicht die leblose Natur, sondern das handelnde, von Gefühl 
und Empfindung übersprudelnde Leben, insofern der Epiker Hand- 
lung, der Lyriker sein subjectives Gefühl zum Ausdruck zu 
bringen berufen ist; im Grunde braucht also weder der Epiker, 
noch der Lyriker sich auf Naturschilderung einzulassen; wo sie es 
dennoch thun, da ist die Naturschilderung freiwillige Zugabe, also 
Beiwerk, wenn auch immerhin verschönerndes, die Darstellung 
hebendes Beiwerk. — Sodann aber ist es für den hellenischen Epiker 
und Lyriker kaum ein eigentliches Bedürfniss, seine Bewunderung 
der Natur in Worte zu kleiden; eben weil der ächte, unverdorbene 
Hellene bei seiner regen Sinnlichkeit eine richtige, von jeder Sen-» 
timentalität freie Empfänglichkeit besitzt, so hält er es für über- 
flüssig, darüber Worte zu machen; ein rhetorischer Erguss vollends, 
der in überschwänglicher Weise die Natur priese, würde ihm lächer- 
lich, wenn nicht widerlich erscheinen; zu dieser Raffinerie versteht 
sich der Grieche erst, nachdem er unter dem Einflusse der Rhetorik 


1) Kosmos. Cotta, 1847. Bd. II, 85, 9, 


f- a FE Wr ARE 4 ον 2 ΄ a Ἀν 
ΣΝ: a Ν # OR ΚΥΣῚΝ 


‚Ueber die homerische Naturanschauung. 21 


seine gesunde Naturwüchsigkeit längst verloren hat. Wohl aber 
er sich selbst ein Homer herbei, kleine Naturgemälde als Bei- 
erke einfliessen zu lassen, sobald sie geeignet sind, die Darstellung 
zu en, die Stimmung des Hörers zu erhöhen, auf einen bedeu- 
 tenden Fortschritt der Handlung vorzubereiten oder sonst irgend 
einem Kunstzwecke zu dienen, wie es bei dem Dichter, qui nil 
ἥ molitur inepte, stets vorauszusetzen ist. — Doch gehen wir jetzt zu 
einigen charakteristischen Beispielen homerischer Landschaftsmalerei 
über. 
$ 12. Zunächst finden wir in den homerischen Gedichten 
zahlreiche kürzere Schilderungen, durch welche der Charakter einer 
Landschaft in wenigen bezeichnenden Zügen angedeutet wird. Dahin 
gehört der liebliche Pappelnhain der Athene auf Scherie, in wel- 
chem eine Quelle sprudelt und eine Flur sich ausdehnt, in der Al- 
_kinoos seine Besitzung und einen blühenden Garten hat!) ; die ein- 
same Scenerie des waldumkränzten Parnasses mit ihren hochgelegenen, 
vom Winde durchstrichenen Schluchten 2); ferner die wilde Wald- 
einsamkeit der Ziegeninsel, wo wilde Ziegen zahllos das Dickicht 
ΟΠ durchschweifen, wohin sich nie menschlicher Fusstritt verliert; am ἢ 
- Eingange der Bucht aber sprudelt eine liebliche Quelle aus dem 
- Felsen hervor, von grünenden Pappeln beschattet?). Namentlich 
die letztere Stelle ist, wie schon Pazschke bemerkt‘), in Bezug 
_ auf die homerische Naturauffassung lehrreich. Indem der Dichter 


- jene menschenleere Insel schildert, erinnert er an ihre Fruchtbarkeit 
und an den Nutzen, den ihr Anbau dem Menschen gewähren könnte); 
nirgend aber ist von dem Eindrucke die Rede, den eine so jung- 
fräuliche, vom Menschenverkehr abgelegene J,andschaft hervorzurufen 
geeignet ist, und den ein moderner Dichter zweifelsohne mit über- 

sprudelnder Begeisterung schildern würde; und auch in der Zeich- 
_ nung des Lebens und der Sitten der Kyklopen*) wird der Natur- 
zustand derselben mit wenig paradiesischen Farben dargestellt. Hier 


; ἢ ζ 291: δήεις ἀγλαὸν ἄλσος ᾿Αϑήνης ἄγχι κελεύϑου | αἰγείρων᾽ ἐν δὲ χρήνη 
der, ἀμφὶ δὲ λειμών" | ἔνϑα δὲ πατρὸς ἐμοῦ (Nausikaa redet) τέμενος τεϑαλυῖά τ᾽ 
= ἀλωή. 

Ἶ 2) τ 431: αἰπὺ δ᾽ ὄρος προσέβαν χαταειμένον ὕλῃ | Παρνησοῦ, τάχα δ᾽ ἵχανον πτύ- 
γχας ἠνεμοέσσας. S. A. ν. Humboldt, Kosmos. Cotta, 1847. Bd. II, 5. 10. 

3) ı 116: νῆσος ἔπειτα λάχεια παρὲχ λιμένος τετάνυσται | — — ὑλήεσσ᾽- ἐν δ᾽ 
αἴγες ἀπειρέσιαι γεγάασιν ἄγριαι “οὐ μέν γὰρ πάτος ἀνϑρώπων ἀπερύκχει. ı 140: αὐτὰρ 
ἐπὶ χρατὸς λιμένος ῥέει ἀγλαὸν ὕδωρ, | χρήνη ὑπὸ σπείους᾽ περὶ ὃ αἴγειροι πεφύασιν. 
% 4) Ueber homerische Naturanschauung. S. 25. 

5.13 5. 
Ἶ 6) ı 125 fi. 


Ἢ 


22 Ueber die homerische Naturanschauung. 


tritt also kein ästhetisches, sondern lediglich das praktische 
Interesse des Menschen oder ein reines Wohlgefallen an der 
Natur hervor, insofern sie dem Menschen Nutzen gewährt. Ueber- 
haupt aber schildert Homer in diesen Stellen, wie auch sonst, nicht 
die Landschaft um ihrer selbst willen, sondern nur als das 
Lokal der menschlichen Handlungen, gleichsam als den 
Hintergrund, auf dem er seine epischen Gemälde aufträgt. So giebt 
die oben erwähnte Wildniss des Parnasses die Scenerie für das 
Jagdabenteuer ab, bei welchem Odysseus verwundet wird; die Zie- 
gen- und Kyklopeninsel bilden die Localität, auf welchem das 
Abenteuer mit Polyphem spielt u. s. w. Wir sehen also hier die 
obige Aeusserung bestätigt, dass solche Naturskizzen, so anmuthig 
sie auch sein mögen, doch für den Epiker nur Beiwerk und Mittel 
zum Zweck sind. 

Indess finden wir bei Homer auch eingehendere Naturschil- 
derungen, welche zu förmlichen kleinen bukolischen Gemälden an- 
wachsen. Hieher gehört vor Allem die anmuthige Beschreibung 
der Grotte der Kalypso und ihrer Umgebung. Rings beschattet 
dieselbe ein grünender Hain von Erlen, Pappeln und duftenden Cy- 
pressen, in denen breitgefiederte Vögel, Baumeulen, Habichte und 
breitzüngige Meerkrähen nisten; um die gewölbte Grotte breiten 
sich die üppigen Ranken des Weinstocks mit schwellenden Trauben 
aus. Vier Quellen strömen mit krystallhellem Gewässer nachbarlich 
neben einander und schlängeln sich hierhin und dorthin!), und 
schwellende Wiesen breiten sich ringsum aus, auf denen Veilchen 
und Eppich blühen. Selbst ein Unsterblicher, setzt der Dichter 
hinzu, hätte diese Scene bewundert und sich des Anblickes erfreut). 
Gleich darauf heisst es dann vom Hermes, er habe dagestanden und 
diese Scene bewundert, worin gewiss das redendste Zeugniss für 
den Zauber der Landschaft liegt. Mit der Erwähnung des Hermes 
aber bricht der Dichter zugleich seine Schilderung ab und kehrt 
zur Erzählung zurück, ohne sich irgend weiter in subjeetive Aeus- 
serungen über die Schönheit der Landschaft einzulassen, deren es 


ἢ Aehnlich heisst es in der biblischen Schilderung des Gartens Eden (Ge- 
nes. 2, 10): ‘Und es ging aus von Eden ein Strom zu wässern den Garten, und 
theilte”sich daselbst in vier Hauptwasser’ u. 5. w. 

2) ε 63: ὕλη δὲ σπέος ἀμφὶ πεφύχει τελεϑόωσα, | χλήϑρη τ᾽ αἴγειρός τε χαϊ εὐώδης 
χυπάρισσος.  ἔνϑα δέ T ὄρνιϑες τανυσίπτεροι εὐνάζοντο, | σχῶπές T ἴρηχές τε τανύγλωσ- 
σοί τε χορῶναι | εἰνάλιαι, τῇσιντε ϑαλάσσια ἔργα μέμηλεν. | ἡ δ᾽ αὐτοῦ τετάνυστο περὶ 
σπεῖους γλαφυρδιο | ἡμερὶς ἡβώωσα, τεϑήλει δὲ σταφυλῇσιν. | χρῆναι δ᾽ ἑξείης πίσυρες 
ῥέον ὕδατι λευχῷ, | πλησίαι ἀλλήλων τετραμμέναι ἄλλυδις ἄλλη. ἀμφὶ δὲ λειμῶνες 
μαλακοὶ ἴου ἠδὲ σελίνου | ϑήλεον. ἔνϑα χ᾽ ἔπειτα χαὶ ἀϑάνατός περ ἐπελϑὼν | ϑηήσαιτο, 
ἰδὼν χαὶ τερφϑείη φρεσὶν now. | ἔνϑα στὸς ϑηεῖτο διάχτορος ἀργειφόντης. 


Ueber die homerische Naturanschauung. 23 


«-, 


auch um so weniger bedarf, weil die Bewunderung des Gottes mehr 

® für dieselbe spricht, als alle erdenklichen rhetorischen Phrasen und 

 Ergüsse. Jedenfalls aber hat der Dichter durch jene Schilderung 

die Spannung des Hörers erregt, der jetzt das Erscheinen der Nymphe, 

welche ein solches Paradies bewohnt, nothwendig mit Begierde 
erwartet. 

Nicht weniger bezaubernd auf den Hörer und Leser wirkt die 
Schilderung einer friedlichen Mondnacht, die uns in einem 
Gleichnisse der Ilias begegnet, welches den Glanz der zahllosen 
Feuer, welche die Troer vor Dlios angezündet haben, veranschau- 
lichen soll. Hoch am Himmel, heisst es dort, strahlen um den 
glänzenden Mond her die funkelnden Gestirne; windstill ist der 
weite Aether; hell erscheinen alle Höhen und gezackten Gipfel und 
Thäler; aus der zerrissenen Wolkenhülle bricht der unermessliche 
Aether hervor; alle Sterne erscheinen dem Auge, und es freut sich 
im Herzen der Hirte!). Aus dieser ganzen Schilderung weher uns 
die feierliche Stille und der idyllische Frieden entgegen, welche in 
einer Mondnacht die träumende Schöpfung durchwalten; und doch 
ist dieser Frieden der Natur, der uns in eine so elegische Stimmung 
versetzt, direct mit keinem Worte angedeutet. Der Dichter gibt 
eine einfache und wahre Schilderung der Mondnacht und überlässt 
es dem empfindenden Hörer, die derselben entsprechende Stimmung 
selbst in sich zu erzeugen. Doch damit die Schilderung nicht völlig 
todt bleibe, so wird der Eindruck angedeutet, den die Scene auf 
den beobachtenden Hirten macht. Allein bei dieser einfachen Her- 
zensfreude des Hirten hat es auch sein Bewenden ; wo der moderne 
Dichter sich vielleicht in überschwänglichen Phrasen sentimentaler 

„Verzückung ergehen würde, da ist dem antiken Epiker, der seinem 
Stoffe mit starrer Objectivität gegenübersteht, die Andeutung der 
Stimmung eines Beobachters völlig genügend. Ebenso, um ein 
analoges Beispiel anzuführen, verfährt der Dichter, wenn er dem 

; Hörer eine Idee von der Schönheit der Helene geben will: statt 
eine detaillirte Beschreibung ihrer Reize zu liefern oder gar in Ex- 
clamationen zu gerathen, theilt er einfach die bewundernde Aeu- 
sserung mit?), zu welcher die trojanischen Geronten bei ihrem An- 
blicke hingerissen werden. 


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ἡ. Θ 555: ὡς ὃ ὅτ᾽ ἐν οὐρανῷ ἄστρα φαεινὴν ἀμφὶ σελήνην | φαίνετ ἀρύπρε το δ 
ὅτε τ᾽ ἔπλετο νήνεμος αἰϑήρ, | [ἔχ τ᾽ ἔφανεν πᾶσαι σχοπιαὶ καὶ πρώονες ἄκροι | χαὶ 
νάπαι᾿οὐρανόϑεν ὃ ἄρ ὑπερράγη ἄσπετος αἰϑήρ,] πάντα δέ τ᾽ εἴδεται ἄστρα, γέγηϑε 
δέ τε φρένα ποιμῆν᾽ | τόσσα μεσηγὺ νεῶν ἠδὲ Ξάνθοιο ῥοάων | Tpuwv καιόντων πυρὰ 
φαίνετο Ἰλιόϑι πρό. 

2 T 156 ff. Vgl. Lessing’s Laokoon ΧΧΙ. z. Απί. 


24 Ueber die homerische Naturanschauung. 


Wir haben also im Bisherigen gesehen, dass die homerischen 
Naturschilderungen immer nur Beiwerke der epischen Erzählung 
bleiben, und dass der Dichter den Schönheiten der Natur gegen- 
über immer eine gewisse Objectivität beibehält; dass ferner in seinen 
Naturgemälden eine wunderbare Treue und Wahrheit der Auffassung 
hervortritt, und dass, so fern ihm auch eine sentimentale Natur- 
betrachtung liegt, dennoch seine Naturschilderungen von einer ge- 
wissen Wärme durchdrungen sind, die allerdings nicht nach dem 
Massstabe der enthusiastischen Gefühlsergüsse unserer modernen 
Poesie gemessen werden darf. Jedenfalls glauben wir gegen die 
Ansicht Derjenigen, welche den Griechen und auch dem Homer Sınn 
und Empfänglichkeit für Naturschönheiten absprechen, entschiedenen 
Protest einlegen zu dürfen; und wenn vollends Gervinus äussert, 
das ganze Alterthum kenne keine Freude an der Natur!j, so be- 
ruht dies auf einer Verkennung des naturwüchsig naiven Stand- 
punktes der Alten, welche eben diese Freude für etwas so Selbst- 
verständliches hielten , dass sie es kaum für nöthig erachteten, der- 
selben durch Worte einen besonderen Ausdruck zu geben. 

Von den Gärten des Alkinoos, bei denen die Natur schon 
mit einem wesentlichen Ingredienz der Kunst versetzt erscheint, ist 
schon in der homerischen Geographie bei Gelegenheit Scherie’s die 
Rede gewesen. 


$ 13. Betrachten wir endlich noch die landschaftlichen Scenen, 
welche uns in der ὁπλοποιία, auf dem Achilleusschilde begegnen. Hier 
bildet der schaffende Hephaistos ein lockeres, fettes Brachland von 
weitem Umfange, welches dreimal bepflügt ist; viele Ackerleute 
lenken hierhin und dorthin die Gespanne; so oft sie aber zurück 
an das Ende des Ackers gelangen, tritt ein Mann zu ihnen und 
reicht ihnen einen Becher lieblichen Weins; sie ziehen sodann 
Furchen, begierig, an das Ende der tiefen Flur zu gelangen. Da- 
hinter erscheint das Land schwärzlich und gleicht, obwohl aus Gold, 
doch geackertem Felde: so wunderbar war es gebildet?). 

Diese, wie die übrigen landschaftlichen Scenen des Achilleus- 
schildes, sind von besonderem Interesse, weil es der Dichter hier 


1) Literaturgeschichte Bd. I, S. 134. 


2) 2 541: ἐν δ᾽ ἐτίϑει νειὸν μαλαχήν, πίειραν ἄρουραν, | εὐρεῖαν, τρίπολον" πολλοὶ 
δ᾽ ἀροτῆρες ἐν αὐτῇ | ζεύγεα δινεύοντες ἐλάστρεον ἔνϑα χαὶ ἔνϑα. | οἱ δ᾽ ὁπότε στρέ- 
Ψαντες ἱχοίατο τέλσον ἀρούρης, | τοῖσι δ᾽ ἔπειτ᾽ ἐν χερσὶ δέπας μελιηδέος οἴνου | δόσχεν 
ἀνὴρ ἐπιών: τοὶ δὲ στρέψασχον ἀν ὄγμους, | ἱέμενοι νειοῖο βαϑείης τέλσον ἱχέσϑαι. | 
ἡ δὲ μελαίνετ ὄπι.ϑεν, ἀρηρομένῃ δὲ ἐῴχει | χρυσεΐη περ ἐοῦσα τὸ δὴ πέρι ϑαῦμα 
τέτυχτο. 


nämlich, wie dies Lessing im Laokoon so überzeugend ausein- 


_ andersetzt ἢ, die Zeitfolge, das Gebiet des Malers und Plastikers 


aber der Raum. Der Vorwurf der Plastik sind mithin Körper 
mit ihren sichtbaren Merkmalen, der Vorwurf der Poesie hingegen 
Handlungen. Will daher der Maler in seinen coexistirenden Com- 
positionen Handlungen darstellen, so kann er dies nur andeutungs- 
weise durch Körper, wobei er aber nur einen bestimmten Moment der 
Handlung herausgreifen und fixiren kann, wozu er natürlich, um mit 
Lessing zu reden, den prägnantesten wählen wird. Will umgekehrt 
der Dichter bei seiner fortschreitenden Nachahmung Körper schil- 
dern, so kann er jedesmal nur eine einzige Eigenschaft des Körpers 
uns vorführen; wollte er uns daher die ganze Situation eines Ge- 
mäldes, dessen Totaleindruck unser Auge im Nu und gleichsam 
blitzschnell auffasst, in Worten reproduciren, so müsste er uns 
langsam der Reihe nach. dessen einzelne Züge zuzählen, wodurch 
aber alle Illusion verloren ginge. Das Frostige und Langweilige 
einer solchen Aufzählung vermeidet Homer nun dadurch, dass er 
sich eines Kunstgriffes bedient: statt einer blossen Beschreibung 
giebt er nämlich die lebendige Schilderung einer Handlung und 
verwandelt somit das Coexistirende in ein Consecutives, so dass das 
vom Plastiker Fixirte gleichsam in Fluss und Bewegung gesetzt und 
der Verlauf der Handlung vorgeführt wird. Kurz, der Dichter ver- 
zichtet auf die unmittelbare Reproduction des plastischen Kunst- 
werkes und spielt den Vorwurf auf sein ihm eigenthümliches Gebiet 
hinüber, indem er Handlung giebt. Dies gilt auch von der oben 
geschilderten Scenerie, in welcher uns der Reihe nach einzelne 
Momente der Handlung entgegentreten: wir sehen Ackerer vor uns; 
sie lenken wiederholt ihre Gespanne das Brachfeld hinunter und 
wieder hinauf; bei jeder Wendung tritt ein Mann zu ihnen und 
reicht ihnen Wein u. s. w. Noch schärfer gefasst, glauben wir 
hier eigentlich den Hephaistos vor uns zu sehen, der diese Vorgänge 
der Reihe nach zur Darstellung bringt, und unter dessen schaffender 
Hand die einzelnen Züge des Gesammtbildes nach einander ent- 
stehen. 

Alle diese Bemerkungen gelten auch für die folgenden Scenen 
des Achilleusschildes: für die Schnitterscene, wo die Vorgänge bei’m 


1) Lessing's gesammelte Werke. Göschen, 1856. Bd. 6. 5. 113 ff. 129 ff. 
2) 2.550—560. 


m» ER ΤΣ 


26 Ueber die homerische Naturanschauung. 


Mähen des Getreides dargestellt werden?), für die Schilderung der 
Weinlese!) und endlich für die beiden bukolischen Scenen, in denen 
der Dichter oder vielmehr der plastisch bildende Hephaistos uns eine 
weidende Rinderheerde, welche von zwei Löwen überfallen wird), 
und eine im anmuthigen Thale umherschweifende Schafheerde®) 


vorführt. 


1. 


Das Thierreich. 


(Homerische Zoologie). 


Zur Literatur. 


Tasher, letters illustrating the anatomical knowledge of Homer, in dessen Se- 
leet Odes, Lond. 1792. 

Tasher, a conversation on the question whether Homer understood anatomy, 
in dessen Series of letters, 2 edit., London 1798; Lett. I-VII. IX. XH. 
LXXX—LXXXI (Beide von Friedreich (Realien, S. 129, Anm. 1) eitirte 
Schriften sind mir nicht zugänglich geworden, obwohl ich mich desshalb an 
grössere Universitätsbibliotheken und selbst an Londoner Antiquariatshand- 
lungen gewandt habe). 

J. 1. Wagner, Homer und Hesiod. Ulm, Stettin’sche Verlags-Buchhandlung. 
1850. 5. 93 ff. 

J. B. Friedreich, die Realien in der Iliade und Odyssee. 2. Ausg. Erlangen, 
1856. Verlag von Ferdinand Enke. S. 122 ff. 

W. Jungelaussen, über das Greisenalter bei Homer. Progr. des Königl. 
Gymnasiums. 1870. 


G. Ph. F. Groshans, prodromus Faunae Homeri et Hesiodi. Fasciculus I. u. DH. 
Lugduni Batavorum, apud S. et J. Luchtmans 1843. 

Pazschke, über homerische Naturanschauung. Programm des Gymnasiums zu 
Stettin von 18#/yg. S. 11 ff. 

Naturhistorisches aus Homer, vom Prof. Dr. Netolicka, im Programm des 
K. K. Gymnasiums in Brünn für das Schuljahr 1855. 

Friedreich, die Realien in der Iliade und Odyssee. S. 99 fi. 

Dr. Fr. €. H. Kruse, Hellas. Leipzig, Leopold Voss. 1825. Bd. I. 5. 361 8. 

Dr. Friedr. Günther, die Viehzucht bei Homer. Programm des herzoglichen 
Carlsgymnasiums zu Bernburg. Ostern 1867. S. 15 ff. 

H. ©. Lenz, Zoologie der alten Griechen und Römer, deutsch in Auszügen aus 
deren Schriften, mit Anmerkungen. Gotha, Becker'sche Buchhandlung. 1856. 


Erste Abtheilung. 
Der Mensch. 


(Die anthropologischen Vorstellungen in den homerischen Gedichten.) 


χὰ ; 


Allgemeines. 


Indem wir den Menschen in physischer und somatischer Be- 
ziehung vom homerischen Standpunkte aus zu betrachten im Begriff 
sind, tritt uns vor Allem der weite Abstand zwischen göttlicher und 
menschlicher Natur entgegen; denn obwohl der homerische Grieche 
sich seine Götter durchaus anthropomorphistisch vorstellt, so sind sie 
dennoch von den Menschen durch eine bedeutende Kluft getrennt, 
wie der Dichter dies ausdrücklich dem Apollon in den Mund 
legt, der den Diomedes warnt, sich den Göttern gleich zu achten, 
und hinzusetzt, dass der Stamm der unsterblichen Götter und der 
auf der Erde wandelnden Menschen durchaus ungleich sei.!) Die 
Letzteren sind sterblich (Bporot?), ϑνητοί ") oder χαταϑνητοί ἢ), wäh- 
rend die Götter als Unsterbliche (ἀϑάνατοι 5), ἄμβροτοι 6)) nimmer 


1) E 440: φράζεο, Τυδείδη, καὶ yalco, μιηδὲ ϑεοῖσιν | Io’ ἔϑελε φρονέειν, ἐπεὶ οὔ 
ποτε φῦλον ὁμοῖον | ἀϑανάτων τε ϑεῶν χαμαὶ ἐρχομένων T ἀνϑρώπων. 


2) Z 141: οὐδ᾽ ἂν ἐγὼ μακάρεσσι ϑεοῖς ἐθέλοιμι μάχεσϑαι. | εἰ δέ τίς ἐσσι βρο - 
τῶν, οἱ ἀρούρης καρπὸν ἔδουσιν, | ἄσσον ἴϑ᾽. ὃ 222: ὅσσοι νῦν βροτοί εἰσιν ἐπὶ χϑονὶ 


- σῖτον ἔδοντες. Vgl. ı 89. x 101. 


3) N 321: ἀνδρὶ δέ χ᾽ οὐχ εἴξειε μέγας Τελαμώνιος Αἴας, | ὅς ϑνητός T εἴη καὶ 
ἔδοι Δημήτερος ἀχτήν, | χαλχῷ τε δῥδηχτὸς μεγάλοισί τε χερμαδίοισιν. 

4) 2 123: χαταϑνητῶν ἀνϑρώπων. : 

5) ἡ 209: ἀϑανάτοισιν —, τοὶ οὐρανὸν εὐρὺν ἔχουσιν. ε 1: Ἠὼς — ὥρνυϑ, ἵν 
ἀϑανάτοισι φόως φέροι ἠδὲ βροτοῖσιν. 

6) Υ 358: Αρης, ὕς περ ϑεὸς ἄμβροτος. 


30 Der Mensch. “ 


vergehen!); die Menschen wandeln hier unten auf der Erdscholle 
(daher ἐπιχϑόνιοι , während die Götter droben im Olympos und im 
Aether wohnen (daher ϑεοὶ ᾿Ολύμπιοι ἢ. Aus diesem Grunde steht 
auch Achill höher als Hektor, weil jener von einer Göttin, dieser 
von einer Sterblichen geboren 180). 

Während die Götter Nektar und Ambrosia geniessen’), welche 
ihnen Unsterblichkeit gewähren, sind die Sterblichen darauf ange- 
wiesen, sich von der Frucht der Erde®) oder dem Korn der De- 
meter?) zu nähren, in welchem Sinne den Menschen das Epitheton 
ἀλφησταί (brotessend) beigelegt wird®); ferner durchströmt die 
Adern der Götter Ichor®), während in denen der Menschen Blut 
fliesst, durch dessen Verderbniss sie den gefährlichsten Krankheiten 
anheimfallen. Weiterhin aber ist eharakteristisch für den Menschen, 
dass er im Gegensatze zu den stummen Thieren der Sprache theil- 
haftig ist, wesshalb ihm der Dichter die Epitheta μέροψ 1) und 
αὐδήεις 1) beilegt. 

Mit der oben besprochenen physischen Organisation des Menschen, 
welche ihm seinen Standpunkt tief unter den Göttern anweist, steht 
seine irdische Schwäche und Himfälligkeit in engem Zusammenhang. 
Für dies Thema, welches von den Späteren so mannigfach variirt 
wird, hat schon Homer entschieden den Grundton angeschlagen. 
Die sterblichen Männer sind, wie Kronion sagt, unglückliche Wesen 
(δύστηνοι) ; nichts Bejammernswertheres giebt es unter Allem, was 


ἢ ® 518: ϑεοὶ αἰὲν ἐόντες. 
A 266: ἐπιχϑονίων---ἀνδρῶν. A 272: βροτοί---ἐπιχϑόνιοι. Δ 45: ἐπιχϑονίων 


A 353: Ὀλύμπιος---, Ζεὺς ὑφιβρεμέτης. A 399: ᾿θλύμπιοι---ἄλλοι. 

Q 56: εἴη χεν χαὶ τοῦτο τεὸν ἔπος, ἀργυρότοξε, | εἰ δὴ ὁμὴν ᾿Αχιλῆϊ καὶ Ἑχτορι 
ϑήσετε τιμὴν. [Ἑχτωρ μὲν ϑνητός τε, γυναῖκά τε ϑήσατο μαζόν" | αὐτὰρ ᾿Αχιλλεύς ἐστι 
ϑεᾶς γόνος, ἣν ἐγὼ (Here spricht) αὐτὴ | ϑρέψα κτέ. 

5) e 196: νύμφη (Καλυψὼ) δ᾽ ἐτίϑει πάρα πᾶσαν ἐδωδήν, | ἔσϑειν καὶ πίνειν, οἷα 
βροτοὶ ἄνδρες ἔδουσιν" | αὐτὴ ὃ ἀντίον ἷζεν ᾿Οδυσσῆος ϑείοιο, | τῇ δὲ παρ᾽ ἀμβροσίην 
ὃμωαὶ χαὶ νέχταρ ἔϑηκχαν. 

6) ὃ 222: βροτοὶ --- ἐπὶ χϑονὶ σῖτον ἔδοντες. Vgl. ı 89. x 101. 

7) N 321; ἀνδρὲ --- ὅς ϑνητός τ εἴη καὶ ἔδοι Δημήτερος ἀχτῆν. 

8) ζ 8: ἑχὰς ἀνδρῶν ἀλφηστάων. Nach K. Fr. Hermann in Schneidewin's 
Philol. Th. II. 5. 428 ist ἀλφησταί = ἀλφίτων ἐδεσταί, also synonym mit ἀρούρης 
χαρπὸν ἔδοντες (Z 142) und ἐπὶ χϑονὶ σῖτον ἔδοντες (ὃ 222). Vgl. Doederlein, 
Hom. Gloss. ὃ. 36. 


) 
ὦ 


9) E 339: ῥέε δ᾽ ἄμβροτον αἶμα ϑεοῖο, | ἐχώρ, οἷός πέρ τε ῥέει μαχάρεσσι ϑεοῖσιν. 


10) Β 285: μερόπεσσι βροτοῖσιν. 


Sn 5? 


11) e 334: Λευχοϑέη, ἣ πρὶν μὲν ἔην βροτὸς αὐδήεσσα, | νῦν δ᾽ ἁλὸς ἐν πελάγεσσι 
εῶν ἐξέμμορε τιμῆς. ζ 125: ἀνθρώπων αὐδηέντων. 


Ὁρῶν ἐλ, δὲ 


RE 


ὃ 1. Allgemeines. 31 


da auf Erden athmet und sich regt, als den Menschen). Die 


i % seligen Götter hingegen leben Tag für Tag auf dem Olympos im 
Genusse?). Die Sterblichen sind hinfällig wie das Laub in den 


Wäldern, heisst es an einer andern Stelle; jetzt streben sie kräftig 
empor, die Frucht der Erde geniessend; dann wieder schwinden sie 
entseelt hin. Und aus dem Munde des Achilleus hören wir die 
pessimistische Aeusserung: “Während die Götter selbst sorgenfrei 
sind, bestimmten sie den unglücklichen Sterblichen ein Leben in 
Kummer und Gram. Denn an der Schwelle Kronions stehen zwei 
Fässer, das eine mit den Gaben des Glücks, das andere mit denen 
des Unglücks gefüllt; wem nun Zeus gemischte Gaben aus beiden 
spendet, den trifft abwechselnd bald ein gutes, bald ein böses Loos; 
wem er aber vom Bösen zutheilt, den verstösst er in Schande und 
Noth, so dass er, weder von Göttern noch von Menschen geehrt, 
umherirrt?). Hierin liegt die herbe Alternative ausgesprochen, dass 
die Götter über den Menschen entweder ausschliesslich Unglück 
verhängen, oder ihm Glück mit Unglück vermischt senden; dass 
des Lebens ungemischte Freude keinem Sterblichen zu Theil werde, 
erkannte schon das heroische Zeitalter und dichtete in diesem Sinne 
jenen Mythos von den beiden Fässern des Zeus, dessen Entstehung 
um so erklärlicher erscheint, als der Mensch von Natur geneigt ist, 
das mit dem Unglück gepaarte Gute zu übersehen, und daher leicht 
zu dem Glauben gelangt, dass das Unglück eben nur Unglück sei 
und jeder Beimischung von, Gutem entbehre. — Hierher gehört 
endlich auch noch die schon oben eitirte Stelle der Ihas, wo Glaukos 
die kommenden und schwindenden Geschlechter der Menschen mit 
den Blättern des Waldes vergleicht, die im Herbst der Windhauch 
zur Erde weht, worauf der junge Lenz neue hervortreibt°), woraus 


+ 


1) P 443: ὦ δειλῴ (Zeus spricht zu Achillens Rossen), τί σφῶϊ δόμεν [Πηλῆϊ 
ἄναχτι; — — ἢ ἵνα δυστήνοισι μετ᾽ ἀνδράσιν ἄλγε ἔχητον; | οὐ μὲν γάρ τί πού ἐστιν 
ὀϊξζυρώτερον ἀνδρὸς | πάντων, ὅσσα τε γαῖαν ἔπι πνείει τε καὶ ἕρπει. 

2) ζ 46: τῷ (dem Olympos) ἔνι τέρπονται μάχαρες ϑεοὶ ἤματα πάντα. 

᾿ Σ > ” ΄ “ Δι - 
3) Φ 462: ἐννοσίγαι᾽, οὐκ ἄν με σαόφρονα μυϑῆσαιο | ἔμμεναι, εἰ δὴ σοί γε βροτῶν ἕνεχα 
’ > - Ü - 
πτολεμίζω | δειλῶν, οἱ φύλλοισιν ἐοικότες ἄλλοτε μέν τε | ζαφλεγέες τελέϑουσιν, ἀρούρης 
χαρπὸν ἔδοντες, | ἄλλοτε δὲ ϑινύϑουσιν ἀχήριοι. 

ἢ 626: ὡς γὰρ ἐπεχλώσαντο ϑεοὶ δειλοῖσι βροτοῖσιν, | ζώειν ἀχνυμένοις" αὐτοὶ 

> > S x x DS DEAN 
δέ τ΄ ἀχηδέες εἰσίν. | δοιοὲ γάρ τε πίϑοι χαταχείαται ἐν Διὸς οὔδει | δώρων, οἷα δίδωσι" 

ΡΞ ΡΥ ji x DI x 
χαχῶν, ἕτερος δὲ ἑάων. | ᾧ μέν χ᾽ ἀμμίξας δώῃ Ζεὺς τερπιχέραυνος, | ἄλλοτε μέν τε 

= ΄ ἡ ἀν" 7 O3 u Ὁ - - DI ν᾿ 
wur ὅ ye χύρεται, ἄλλοτε δ᾽ ἐσϑλῷ" | ᾧ δέ χε τῶν λυγρῶν δώῃ, λωβητὸν ἔϑηκεν, | 

[4 , > - >) »" 
wat © χαχὴ βούβρωστις ἐπὶ χϑόνα ὅταν ἐλαύνει, | φοιτᾷ δ᾽ οὔτε ϑεοῖσι τετιμένος. οὔτε 
βροτοῖσιν. 


5) Z 146 (schon oben, $. 7 eitirt). 


32 Der Mensch. 


hervorgeht, wie schwermüthig schon der homerische Mensch über ® 
die Nichtigkeit des menschlichen Daseins dachte ἢ. 

Nach diesen allgemeinen Vorbemerkungen mögen jetzt die anthro- 
pologischen Vorstellungen bei Homer in der Weise zur Betrachtung 
kommen, dass wir den Menschen zunächst nach seiner phy- 
sischen Entwickelung und Beschaffenheit und so'amn 
nach seiner somatischen Organisation in’s Auge fassen. 


Erstes Kapitel. 


Der Mensch nach seiner physischen Entwickelung 
und Beschaffenheit. 


8.2. 


Das Kindesalter. 


Der Lebensprocess des Menschen beginnt in dem Momente, wo 
die ‘schwer gebärende Eileithyia’ ihn an das Tageslicht befördert 
hat, so dass er die Strahlen des Helios gewahrt?). Daher die so 
häufige Redensart das Licht der Sonne schauen für leben). 
— Die erste Stufe des menschlichen Daseins ist das Kindesalter‘). 
Für Kind finden wir bei Homer die Ausdrücke τέχος 58) neben τέχνον ®) 
und παῖς. Die beiden ersteren (von τίχτειν, rexsiv) bedeuten eigent- 
lich das Geborene und bezeichnen demgemäss das Kind jeden 
Alters den Aeltern gegenüber; namentlich aber dienen sie zur ver- 
traulichen Anrede der Aeltern an die Kinder’) und überhaupt 


1) Vgl. die obige Abhandl. über die homer. Naturansch. $. 5 am Ende. 

2) Π 187: αὐτὰρ ἐπειδὴ τόν γε (Εὔδωρον) μογοστόκος Εἰλείϑυια | ἐξάγαγε πρὸ 
φόωσδε χαὶ ἠελίου ἴδεν αὐγάς χτέ. 

3) So z. B. x 491: οὐδέ νύ μοι “np | ἤϑελ᾽ ἔτι ζώειν χαὶ ὁρᾶν φάος ἠελίοιο. 

4 S. darüber: W. Jungcelaussen, über das Greisenalter bei Homer. 
Progr. des Königl. Gymnasiums zu Flensburg. 1870. S. 4 ff. Diese treffliche 
Abhandlung habe ich für das Folgende dankbar benutzt. ; 

5) Ω 466: χαί μιν ὑπὲρ πατρὸς χαὶ μητέρος ἠὐχόμοιο | λίσσεο χαὶ τέχεος, ἵνα ol 
σὺν ϑυμὸν ὀρίνῃς. 

6) B 136: αἱ δέ που ἠμέτεραί τ ἄλοχοι χαὶ νήπια τέκνα | εἵατ᾽ Evi μεγάροις 
ποτιδέγμεναι. 

7) ζ 68: οὔτε τοι ἡμιόνων φϑονέω, τέκος, οὔτε τευ ἄλλου (sagt Alkinoos zu 
Nausikaa). 


tius?) von der Wurzel pu zeugen abstammt und daher ursprüng- 
lich Sohn oder Tochter hinsichtlich ihrer Abkunft bezeichnet, wird 
dann in erweiterter Bedeutung Ausdruck für die kindliche Alters- 
stufe und erhält dem entsprechende Epitheta, wie verstandlos, 
thöricht (ἄφρων) 3) von der geistigen Unmündigkeit, schwach 
_ kraftlos (ἀφαυρός) ἢ und kindlich gesinnt, kindlich den- 
 kend (ἀταλάφρων, nach Eustath. — ἀταλλὰ φρονέων) 5). Am bezeich- 
_ nendsten für den kindischen Charakter des Kindesalters ist das 
_  Epitheton νήπιος δ) mit seinen hypokoristischen Formen νηπίαχος 7) und 
γηπύτιος 5) : es ist die eigentliche Bezeichnung der kindlichen Geistes- 
schwachheit und Blindheit im Gegensatze zu der höheren geistigen 
Reife des männlichen Alters und steht dann auch in übertragener 
Bedeutung vom der Kurzsichtigkeit und geistigen Blindheit des 
sterblichen Menschen im Gegensatze zu der überlegenen Einsicht 
und Weisheit der Götter®). Die Etymologie des Wortes νύπιος ist 
unsicher 10). Nach Doederlein!!) ist νήπιος privatives Adjectiv 
von εἰπεῖν -- ἀνα — ἔπιος, also so viel wie infans; Curtius!2) hin- 
gegen geht auf die Wurzel pu zurück, von der nach ihm auch παῖς 
herstammt (5. o.). In Verbindung mit νήπιος kommt χαλίφρων (thö- 
‚richt, unverständig) vor!?). Als physischer Begriff tritt dem 
γήπιος zur Seite τυτϑός (jung. klein), welches Epitheton dem 
-Kinde beigelegt wird, insofern es auf die Pflege seiner Mutter oder 


Ὁ T 162: δεῦρο πάροιϑ᾽ ἐλθοῦσα, φίλον τέχος, ἵζευ ἐμεῖο (sagt Priamos zu He- 
lene). Vgl. I 437. 

2) Etym. S. 270. 

3) A 389: οὐχ ἀλέγω, ὡς εἴ με γυνὴ βάλοι ἢ πάϊς ἄφρων. 


4 H 235: μὴ τί μὲν ἠῦτε παιδὸς ἀφαυροῦ πειρήτιζε | ἠὲ γυναιχὸς, ἣ οὐχ οἶδεν 

᾿ πολεμήϊα ἔργα. 

ᾷ 5) Z 899: ἅμα © ἀμφίπολος χίεν αὐτῇ] παῖδ᾽ ἐπὶ κόλπῳ ἔχουσ᾽ ἀταλάφρονα, 

᾿ νήπιον αὔτως. 

: 6) X 484: πάϊς δ᾽ ἔτι νήπιος αὔτως, | ὃν τέχομεν σύ τ' ἐγώ τε δυσάμμοροι. 

| Ἢ Z 407: δαιμόνιε, φϑίσει σε τὸ σόν μένος, οὐδ᾽ ἐλεαίρεις | παῖδά τε νηπίαχον χαὶ 
&w ἄμμορον. Vgl. II 262. 

8) Υ 200: Πηλείδη, μὴ δή μ᾽ ἐπέεσσί γε νηπύτιον ὡς | ἔλπεο δειδίξεσϑαι. 

9) Vgl. über νήπιος: F. K. D. Jansen, über die beiden homerischen Car- 

dinaltugenden. Progr. der Meldorfer Gelehrtenschule von 1854. Gedruckt in 

Itzehoe (Pfingsten’s Buchdruckerei). S. 20. Jungcelaussen, über das Greisen- 

alter bei Homer. S. 5. 

10) S. die Zusammenstellung von Autenrieth in Nägelsbach’s Anm. zur 

Ilias B 38. 

11) Hom. Gloss. ὃ 506. 

12) Etym. 5. 430. 

18) ὃ 371: νήπιός εἰς, ὦ ξεῖνε, λίην τόσον ἠδὲ χαλίφρων. 

Buchholz, Homerische Realien. Ib, 3 


ἢ 


ΓΙ 


34 Der Mensch. 


Wärterin angewiesen ist!). Auch die Etymologie von rurdos ist 
unsicher; vielleicht ist es mit τιτϑός, τίτϑη, τιϑήνη verwandt?). 

So viel über Terminologie und Epitheta dieser Altersstufe. 
Aber auch sonst finden wir in der homerischen Poesie zahlreiche 
Züge aus der Kinderwelt und dem Familienleben, durch welche das 
Kindesalter treffend charakterisirt wird. Als der zum Kampf ge- 
rüstete Hektor die Arme nach dem kleinen Astyanax ausstreckt, 
schmiegt dieser sich schreiend an den Busen der Amme, aus Furcht 
vor seinem kriegerischen Aussehen und dem furchtbar flatternden 
Helmbusch 3). Rührend schildert der greise Phoinix, wie er ehedem 
oft den kleinen Achilleus auf die Kniee genommen und ihm Speise 
und Trank gereicht habe, wobei ihm oft das Kleid befeuchtet sei, 
weil jener nach Kinderart den Wein übergespritzt habe*). Das 
Kind hält die fortgehende Mutter am Kleide fest, bittet sie, es auf- 
zunehmen, und blickt weinend zu ihr auf, bis jene es auf den Arm 
nimmt). Treffend schildert der Dichter auch das kindische Spiel 
und den Leichtsinn des Knabenalters. Ein Knabe baut sich am 
Ufer des Meeres in kindischer Freude Sandhaufen, und wenn er 
sie vollendet hat, verschüttet er sie wieder mit Händen und Füssen ®). 
Muthwillige Buben haben die Gewohnheit, Wespenschwärme, welche 
am Wege nisten, zu reizen’. — Noch andere wahrheitgetreue 
Scenen sind folgende. Dem sanft schlummernden Kinde wehrt die 


ἡ b 324: εἴσιδε πάντας ἑταίρους | μητέρα 9, ἥ μιν ἔτιχτε χαὶ ἔτρεφε τυτϑὸν 
ἐόντα. ; h 

2) Vgl. Curtius, Etym. S. 235, wo er diese Ableitung dahin gestellt sein 
lässt, während er an einer andern Stelle, S. 451, τυτϑόν für ein Deminutiv vom 
Demonstrativstamme ro hält. 

3) Z 466: ὡς εἰπὼν οὗ παιδὸς ὀρέξατο φαίδιμος “Ἕκτωρ. | ἂψ 8 ὁ πάϊς πρὸς κόλ- 
πον ἐὐζώνοιο τιϑήνης | ἐχλίνϑη ἰάχων, πατρὸς φίλου ὄψιν ἀτυχϑείς, | ταρβῆσας χαλκόν 
τε ἰδὲ λόφον ἱππιοχαίτην, | δεινὸν ἀπ᾿ ἀχροτάτης κόρυϑος νεύοντα νοήσας. 

4) 1 486: οὐχ ἐθέλεσχες ἅμ᾽ ἄλλῳ | οὔτ᾽ ἐς δαῖτ᾽ ἰέναιο br’ ἐν μεγάροισι πάσασϑαι, | 
πρίν Ὑ ὅτε δή. δ᾽ Em ἐμοῖσιν ἐγὼ γούνεσσι καϑίσσας | ὄψου τ᾽ “ἄσαιμι προταμὼν καὶ 
οἶνον ἐπισχών. | πολλάχι μοι χατέδευσας ἐπὶ στήϑεσσι χιτῶνα | οἴνου ἀποβλύζων ἐν νη- 
πίεῃ ἀλεγεινῇ. 

5) II 7: τίπτε δεδάχρυσαι, Πατρόκλεις, ἠῦτε κούρη | νηπίη, MV ἅμα μητρὶ ϑέουσ᾽ 
ἀνγελέσϑαι ἀνώγει, | εἱανοῦ ἁπτομένη, καί T ἐσσυμένην χκατερύχει, | δαχρυόεσσα δέ μιν 
ποτιδέρχεται, ὄφρ᾽ ἀνέληται. 

6 Ὁ 361: ἔρειπε δὲ (Απόλλων) τεῖχος ᾿Αχαιῶν | ῥεῖα μάλ᾽, ὡς ὅτε τις ψάμαϑον 
παῖς ἄγχι ϑαλάσσης, | ὅστ᾽ ἐπεὶ οὖν ποιήσῃ ἀϑύρματα νηπιέῃσιν, | ἂψ αὖτις συνέχευε 
ποσὶν χαὶ χερσὶν ἀϑύρων. 

7) II 259: αὐτίχα δὲ σφήχεσσιν ἐοικότες ἐξεχέοντο (Μυρμιδόνες) | εἰνοδίοις, οὃς 
παῖδες ἐριὸμαίνωσιν ἔϑοντες, | [αἰεὶ χερτομέοντες ὁδῷ ἔπι οἰχί ἔχοντας,] | νηπίαχοι᾽ ξυνὸν 
δὲ χαχὸν πολέεσσι τιϑεῖσιν. τοὺς δ᾽ εἴ περ παρά τίς τε κιὼν ἄνϑρωπος ὁδίτης | κινήσῃ 
ἀέκων, οἱ δ᾽ ἄλκιμον ἦτορ ἔχοντες | πρόσσω πᾶς πέτεται χαὶ ἀμύνει οἷσι τέκεσσιν, 


ὌΨΙ ΝΙΝ ΝΥ ΠΝ ΥΩ ΟΥΑΙ τ να 
ΑΩΔ δ; ἫΝ 


Das Susmäalter. : | | 35 


s 1gsame Mutter die Fliege ab'!). Wenn der Vater aus dem Kampfe 


_ nach Hause zurückkehrt, so eilen die Kinder ihm entgegen und 
 stammeln ‘Papa’ an seinen Knieen?). Der kleine Eumaios läuft, 


gescheit wie er ist, seiner Wärterin aus dem Hause nach’). Einen 
Esel, der in ein Saatfeld gelaufen ist, suchen Knaben mit Knitteln 
daraus zu vertreiben; aber ihre Kraft ist zu schwach, und erst, 
nachdem er sich satt gefressen hat und viele Knittel auf ihm zer- 
schlagen sind, verlässt er das Feld*). Besonders rührend ist auch 
die Schilderung der Leiden des verlassenen, vaterlosen Knaben, wie 
wir sie aus dem Munde der Andromache hören.) Bemerkenswerth 
ist übrigens, dass fast alle diese Stellen der Ilias angehören, und es 
scheint beinahe, wie Jungclaussen treffend bemerkt®), als habe 
der Dichter in ihnen einen lieblichen Contrast gegen die rauhen 
Scenen des Krieges geben wollen. 


ὃ 4. 
Das Jugendalter. ἢ) 


Die Jünglinge heissen νέοι, im Gegensatze zu den Greisen 
ἰγέροντες) ἢ. Daneben ist der Ausdruck αἰζηοί zu merken, welcher 
Jünglinge und Männer in ihrer rüstigen Kraft und vollen Frische 
bezeichnet 8), der aber in Rücksicht auf seine Etymologie noch 
immer ein ungelöstes Problem ist 19. Die Jugend als die Periode 
der Mannbarkeit und körperlichen Blüthe heisst ἥβη 1) und wird 


1) A,130: ἡ δὲ (Αϑηναίη) τόσον μὲν Zepyev (βέλος) ἀπὸ χροός (Μενελάου), ὡς ὅτε 
μήτηρ | παιδὸς ἐέργῃ μυῖαν, ὅϑ᾽ ἡδέϊ λέξεται ὕπνῳ. 

2) E 400: νῆπιος, οὐδὲ τὸ οἵδε κατὰ φρὲνα Τυδέος υἱός, | ὅττι μάλ᾽ οὐ δηναιός, ὅς 
ἀϑανάτοισι μάχηται, | οὐδέ τί μιν παῖδες ποτὶ γούνασι παππάζουσιν | ἐλϑόντ᾽ ἐκ πολέ- 
μοιο χαὶ αἰνῆς δηϊοτῆτος. 

3) 0 450: παῖδα γὰρ ἀνὸρὸς ἑῆος ἐνὶ μεγάροις ἀτιτάλλω, | κερδαλέον δὴ τοῖον, 
ἅμα τροχόωντα ϑύραζε: | τόν κεν ἄγοιμ᾽ ἐπὶ νηός, ὁ δ᾽ ὑμῖν μυρίον ὦνον | ἄλφοι, ὅπῃ 
περάσητε var ἀλλοϑρόους ἀνϑρώπους. 

4 N 558: ὡς δ᾽ ὅτ᾽ ὄνος παρ᾽ ἄρουραν ἰὼν ἐβιῆσατο παῖδας | νωϑήῆς, ᾧ δὴ πολλὰ 
περὶ ῥόπαλ᾽ ἀμφὶς ἐάγη, | χείρει τ᾽ εἰσελϑὼν βαϑὺ λήϊον" οἱ δέ τε παῖδες | τύπτουσιν 
ῥοπάλοισι" βίη δέ τε νηπίη αὐτῶν. σπουδῇ τ ἐξήλασσαν, ἐπεὶ τ᾽ ἐχορέσσατο φορβῆς" | 
ὡς τότ᾽ ἔπειτ᾽ Αἴαντα μέγαν, Τελαμώνιον υἱόν, | Τρῶες ὑπέρϑυμοι πολυηγερέες τ᾽ ἐπί- 
χούροι | νύσσοντες ξυστοῖσι μέσον σάχος αἰὲν ἕποντο. 

5) X 484 ff. 

6) Ueber das Greisenalter bei Homer. S. 6. 

ἢ Vgl. Jungclaussen, ebendas. S. 4 und 6 ff. 

8) B 789 ([ 36. 258): ἠμὲν νέοι ἠδὲ γέροντες. 

9 A 414: χύνες ϑαλεροί τ᾽ αἰζηοί. Θ 298: ἀρηϊϑόων αἰζηῶν. 

10) 5, darüber Curtius, Etym. 8. 577. Jungelaussen ἃ. ἃ. Ὁ. 5. 4. 

15. darüber Curtius, Etym. $. 538, 


3* 


36 Der Mensch. _ f Br ΤᾺ 


vom Dichter als eine schöne, wonnige Zeit bezeichnet, indem er 
ihr die Epitheta lieblich (πολυήρατος) ἢ und hochgepriesen 
(&pıxuöng) 2) beilegt. Das von ἥβη abgeleitete Verbum ἡβᾶν drückt 
die jugendliche Freude und Lust am Leben aus und steht 
besonders charakteristisch in jener stereotypen Formel: εἴϑ᾽ ὡς ἡβώοιμι, 
Bin δέ μοι ἔμπεδος εἴη, ὡς ὅτε χτλ. 3), durch welche Greise ihre weh- 
müthige Reminiscenz an die entschwundene schöne Jugendzeit aus- 
zudrücken pflegen. Für den Eintritt in die ἥβη, für den Zeitpunkt 
der Reife und Mannbarkeit finden wir die Ausdrücke ἥβης μέτρον 
ἱχάνειν ἢ, ἥβης ἄνϑος ἔχειν) und ὁππότ ἂν nßnen‘). Diejenigen, 
welche so eben auf der Stufe der ἥβη angelangt sind, heissen πρὼω- 
ϑῆβαι, und zwar steht dieser Ausdruck gleicherweise von Jüng- 
lingen?), wie von Mädchen®). Nachhomerisch ist der Ausdruck 
ἔφηβος. Was ferner die Ausdrücke xoöpos und χούρη betrifft, welche 
gleichfalls vom jugendlichen Alter stehen, so sind sie nach Cur- 
tius®) auf die Wurzel «ep zurückzuführen und bezeichnen demnach 
mit ihren Derivatis die Jugend als den Zeitpunkt, wo der zur Pu- 
bertät gelangte Jüngling und die vor der Vermählung stehende 
Jungfrau sich das Haupthaar abscheeren, um es der Gottheit zu 
weihen 10). Insofern also χοῦρος den aus der Kindheit getretenen, 
erwachsenen Jüngling bedeutet, kann der Dichter diesen Ausdruck 
von der jungen Mannschaft der Achaier!!), wie auch von den 
Freiern!2) gebrauchen. Wenn dagegen χοῦρος einmal von dem 
noch ungeborenen männlichen Kinde steht!3), so geht es 


ἢ 0 366: ἥβην πολυήρατον. 
2) A 225: ἥβης ἐριχυδέος ---- μέτρον. 
3) H 132 ff. Ψ 629 #. 

4) λ 317: χαί νύ χεν ἐξετέλεσσαν, el ἥβης μέτρον ἵχοντο. σ 217: νῦν Ö', ὅτε δὴ 
μέγας ἐσσὶ καὶ ἥβης μέτρον ἱκάνεις. 5. A 225 und sonst. 

5) N 484: χαὶ δ᾽ ἔχει ἥβης ἄνϑος, ὅτε χράτος ἐστὶ μέγιστον. 

θ) α 41. 

7) & 262: ἀμφὶ δὲ κοῦροι | πρωϑῆβαι ἵσταντο, δαήμονες ὀρχηϑμοῖο. 

8) α480: τὴν (Εὐρύκλειαν) ποτε Λαέρτης πρίατο χτεάτεσσιν ἑοῖσιν | πρωϑήβην ἔτ᾽ ἐοῦσαν. 

9 Studien zur griech. und lat. Grammatik. Bd. 1. S. 250. 1868, und Etym. 
142. Doederlein hingegen (hom. Gloss. ὃ 757) erklärt χοῦρος als den waffen- 
fähigen Mann, im Gegensatze des Kindes- und Greisenalters; die χοῦροι sind 
nach ihm Männer an sich und werden erst durch den Zusatz νέοι und πρωϑῆβαι 
zu Jünglingen. 

10, Κ᾽, W 145 ff., wo von der Haarweihe des Achillens die Rede ist. Für die 
Haarweihe der Braut findet sich bei Homer kein Beispiel. 

11) A 473: χοῦροι ᾿Αχαιῶν. So auch B 562 und sonst. 

12) 8 96: χοῦροι, ἐμοὶ μνηστῆρες. So redet Penelope ihre Bewerber an. Ameis 
z. ἃ. St. will unter χοῦροι edle Jünglinge, Edelherren verstehen. 

13) Z 58: μηδ᾽ ὅντινα γαστέρι μήτηρ | κοῦρον ἐόντα φέροι, μηδ᾽ ὃς φύγοι, 


£ 
. 
᾿ 


ee iz, = 


* 


Di 
fr 


Das Jugendalter. 37 


δ 


” hier auf die Abstammung. Was ferner xoupn betrifft, so bezeichnet 
Bes meistens die heirathsfähige Tochter!), mitunter aber auch 
ΟΠ die schon vermählte Frau in ihrem Verhältnisse als 


Τὰ 


Tochter, wie z. B. Chloris χούρη ᾿Αμφίονος ἢ und Helene χούρη 


Διός ἢ heisst. Von Derivatis der Wörter xoöpos und χούρη ist 


namentlich χουρίδιος zu erwähnen, welches sich in Verbindung mit 


ἀνήρ ἢ), πόσις ὅ), ἄλοχος 5), γυνή 7), λέχος 8) und δῶμα 9) findet; sodann 
χούρητες 10) und endlich χουρίζειν (ΞΞΞ 7 ὰ 5 6π ἀ] 16 ἢ sein) 1). Abstra- 
hirt man von den Stellen, wo diese Ausdrücke in allgemeinerem 
Sinne Herkunft oder Angehörigkeit bezeichnen, so ergiebt 
sich an den restirenden Stellen für jene Ausdrücke die Bedeutung 
des Bräutlichen, und die Personen und Gegenstände, welche 
jene Epitheta erhalten, werden durch dieselben entweder als schon 
dem bräutlichen Stande angehörig oder doch als für denselben quali- 
fieirt oder endlich als in irgend einer Beziehung zu ihm stehend 
gedacht. 

In den Kreis der hierher gehörigen Bezeichnungen sind endlich 
noch ἠίϑεος, παρϑένος, νυμφίος und νύμφη zu ziehen. ”Hideos ist der 
noch unvermählte junge Mann, was klar aus dem Umstande 
hervorgeht, dass der Dichter ἠίϑεοι und ὀπυίοντες einander entgegen- 
setzt 12), während παρϑένος die noch ledige Jungfrau bezeichnet, wie 
denn z. B. Nausikaa diese Bezeichnung erhält!3). Daher werden 
auch ἠίϑεος und παρϑένος zur Bezeichnung unvermählter Personen 
beider Geschlechter verbunden 1). Zu παρϑένος tritt auch wohl noch 
das Epitheton ἀδμής (noch nicht angejocht, 4. ἢ. unver- 


1) 1395: πολλαὶ ᾿Αχαιΐδες εἰσὶν dv “Ελλάδα τε Φϑίην τε, | κοῦραι ἀριστήων. ὃ 10: 
υἱέϊ δὲ Σπάρτηϑεν ᾿Αλέχτορος ἤγετο κούρην. υ 73: εὖτ᾽ ᾿Αφροδίτη dla προσέστιχε μα- 
κρὸν ᾿θλυμπον | χούρῃς αἰτήσουσα τέλος ϑαλεροῖο γάμοιο κτέ. 

2) A 281: Χλῶριν —, ὁπλοτάτην χούρην ᾿Αμφίονος Ἰασίδαο. 

3) T 426: “EAevn, κούρη Διὸς αἰγιόχοιο. 

4) ὦ 196: ἀνδρὸς κουριδίου. 

5) ἃ 430: χουριδίῳ — πόσει. 

6) A 114: κουριδίης ἀλόχου. ξ 244: τεχέεσσιν | χουριδίῃ τ᾽ ἀλόχῳ. 

Ἤν 44: γυναῖχας | χουριδίας. 

8) Ὁ 39: λέχος ---- κουρίδιον. 

9) τ 579: δῶμα | κουρίδιον. 

1) T 193: χούρητας ἀριστῆας Παναχαιῶν. T 248: χούρητες ᾿Αχαιῶν. 
1) χ 188 : ὃ (σάχος) κουρίζων φορέεσχεν (Λαέρτης). = 
12) ζ 62: πέντε δέ τοι φίλοι υἷες ἐνὶ μεγάροις γεγάασιν, | οἱ δύ᾽ ὀπυίοντες, τρεῖς δ᾽ 


& ἠΐϑεοι ϑαλέϑοντες. 


= > MP τὸ τ 


18) ξ 33: οὔ τοι ἔτι δὴν παρϑένος ἔσσεαι" | ἤδη γάρ σε μνῶνται ἀριστῆες χατὰ 
᾿ δῆμον. 
1) 2 598: ἔνϑα μὲν ἠΐϑεοι καὶ παρϑένοι ἀλφεσίβοιαι | ὠρχεῦντ᾽ χτέ. Vgl. X 127. 


ee 


38 Der Mensch. 


mählt) hinzu!). Die Wurzel xop, auf welche Curtius?) παρϑένος 
zurückführt, soll nach demselben auf die künftige Bestimmung der 
Jungfrau hindeuten. Νυμφίος ferner bezeichnet den jungen Ehe- 
mann), während νύμφη nur einmal von der verlobten Braut®), 
häufiger jedoch von der jungen Ehefrau steht), sodann aber 
auch in erweiterter Bedeutung von jeder verheiratheten Frau 
gebraucht wird, wie denn Helene®) und Penelope”) νύμφαι heissen. 


8 4. 
Das Jugendalter (Schluss). 


Von Epithetis des Jugendalters sind zu merken: blühend 
(ϑαλερός 8 und ϑαλέϑων3), zart (Arakoc) 10) und an Körper und 
Gestalt bewundernswürdig (δέμας χαὶ εἶδος ἀγητός) 11). 

In Betreff der physischen Charakteristik des Jugend- 
alters finden wir bei dem Dichter etwa Folgendes. Die Jugend ist 
die Zeit der lieblichsten Blüthe, wo der erste Bart zu sprossen be- 
ginnt12); Milchhaare keimen hervor und bedecken das Kinn mit 
blühendem Gekräusel 13); selbst wenn ein solcher Jüngling getödtet 
in der Schlachtreihe daliegt, bietet er noch einen schönen Anblick 1), 
Der erwachsene Jüngling wird gross (μέγας) genannt'’), und die 


ἢ £ 109 (ζ 228): παρϑένος ἀδμής. 

2) Etym. 8. 265. 

3) ἡ 64: τὸν μὲν ἄχουρον ἐόντα βάλ᾽ ἀργυρότοξος ᾿Απόλλων | νυμφίον Ev μεγάρῳ. 
Vgl. W 223. 

4) Z 491: ἐν τῇ μὲν (πόλει) pa γάμοι τ ἔσαν εἰλαπίναι τε, | νύμφας δ᾽ &x ϑαλά- 
uns δαΐδων ὕπο λαμπομενάων | ἠγίνεον ἀνὰ ἄστυ, πολὺς δ᾽ ὑμέναιος ὀρώρει. 

5) A 447: ἢ μέν μιν (Πηνελόπειαν) νύμφην 1ε νέην κατελείπομεν ἡμεῖς | ἐρχόμενοι 
πόλεμόνδε᾽ πάϊς δέ οἱ ἦν ἐπὶ μαζῷ νήπιος χτέ. So auch I 560 und sonst. 

6) T 180: δεῦρ ἴϑι, νύμφα φίλη (Iris spricht zur Helene). 

) ὃ 743: νύμφα φίλη, womit Eurykleia die Penelope anredet. 
8) 3 4: ϑαλερῶν αἰζηῶν. 

9) ζ θ8: ἠΐϑεοι ϑαλέϑοντες. 

10) A 38: νύμφαι τ᾽ ἠϊϑεοί τε, πολύτλητοί τε γέροντες, | παρϑενιχαί τ ἀταλαΐ. 

11) 3 177, wo Telemachos so genannt wird. 

2) Q 347: βῆ δ᾽ (Ἑρμείας) levar χούρῳ αἰσυμνητῆρι ἐοιχώς, | πρῶτον ὑπηνήτῃ, 
τοῦ περ χαρβιεστάτη ἤβη. 

13) X 318: ἀλλ᾽ ὄλεσεν Διὸς υἱός, ὃν ἠΐχομος τέχε Λητώ, ἀμφοτέρω (die beiden 
Aloiden) , πρίν σφωΐν ὑπὸ χροτάφοισιν ἰούλους | ἀνθϑῆσαι πυχάσαι τε γένυς εὐανϑέϊ 
λάχνῃ. 

14) X Tl: νέῳ δέ τε πάντ᾽ ἐπέοιχεν, | ἀρηϊχταμένῳ, δεδαϊγμένῳ ὀξέϊ γαλχῷ, | 
χεῖσϑαι. πάντα δὲ χαλὰ ϑανόντι περ, ὅττι φανήῃ. 

15) σ 217: νῦν δ᾽, ὅτε δὴ μέγας ἐσσὶ χαὶ ἥβης μέτρον ἱχάνείς. 


Das Jugendalter. 39 


körperliche Kraft erreicht auf seiner Altersstufe ihren Höhepunkt). 
Das Wachsthum der Jugend wird mit dem eines Sprösslings?) oder 
_ einer Pflanze auf fruchtbarem Gefilde verglichen 8) ; Nausikaa gleicht 
dem Spross der Palme am apollinischen Altar zu Delos‘) und der 
_ im Kampfe fallende Euphorbos einem üppigen Schösslinge des Oel- 
baums5). Eltern wünschen nichts sehnlicher, als dass ihr Sohn 
zum Jünglingsalter gelange, und Penelope betet in diesem Sinne zu 
den Göttern, sie mögen es ihr vergönnen, den Telemachos als bär- 
tigen Jüngling zu sehen®). Der Gott aber, welcher den Jünglingen 
ihr Wachsthum und Gedeihen schenkt, ist Apollon’), der ja selbst 
von den Griechen als ewig blühender Ephebe gedacht wird. Kein 
Wunder, wenn bei solcher Begeisterung für jugendliche Schönheit 
es dem homerischen Griechen als ein hohes Gut erscheint, der Hülle 
des Alters entkleidet und zum blühenden Jüngling erneut zu werden, 
wie wir dies aus dem Munde des greisen Phoinix hören 8). Schreck- 
lich hingegen ist es, wenn schon der Jüngling dem Tode verfällt 
und seine Seele zum Hades hinabflieht, laut ihr Loos De 
dass sie von Jugend und Mannkraft sich trennen muss). 

Wir gehen zur geistigen Charakteristik des Jugendalters über. 
Bei dem erwachsenen Jünglinge beginnt der Verstand sich zu ent- 
wickeln; er erforscht die Reden Anderer, und der Muth wächst 
ihm in der Brust!P). Dem gutgearteten Jünglinge ist ferner eine 
gewisse Schüchternheit (αἰδώς) eigen, welche bescheidenes Misstrauen 
in die eigenen Kräfte setzt und den Ansprüchen der Welt noch 
nicht genügen zu können meint. In treffenden Zügen und mit 
psychologischer Meisterschaft ist dies blöde und schüchterne jüng- 


1) N 484: χαὶ δ᾽ ἔχει ἥβης ἄνϑος, ὅτε κράτος ἐστὶ μέγιστον. 
2) ξ 175: τὸν (Τηλέμαχον) ἐπεὶ ϑρέψαν ϑεοὶ ἔρνεϊ ἴσον χτέ. 
3) Σ 56: ὁ δ᾽ (Ἀχιλλεὺς) ἀνέδραμεν ἔρνεϊ ἴσος" | τὸν μὲν ἐγὼ ϑρέψασα, φυτὸν ὡς 
γουνῷ ἀλωῆς, — τὸν δ᾽ οὐχ ὑποδέξομαι αὖτις | οἴκαδε νοστήσαντα. 
| 4 £ 162: Δήλῳ δή ποτε τοῖον ᾿Απόλλωνος παρὰ βωμῷ] φοίνιχος νέον ἔρνος avepyo- 
᾿ς μενον ἐνόησα. Vgl. ζ 167. 
5) P 58: οἷον δὲ τρέφει ἔρνος ἀνὴρ ἐριϑηλὲς ἐλαίης, | --- -- τοῖον Πάνϑου υἱόν, 
ἐυμμελίην Εὔφορβον, [᾿Ατρείδης Μενέλαος ἐπεὶ χτάνε, τεύχε᾽ ἐσύλα. 
6) σ 175: ἤδη μὲν γάρ τοι παῖς τηλίχος, ὃν σὺ (Eurynome spricht zu Penelope) 
μάλιστα | ἠρῶ ἀϑανάτοισι γενειήῆσαντα ἰδέσϑαι. Vgl. σ 269. 
Nr 86: ἀλλ᾽ ἤδη παῖς τοῖος ᾿Απόλλωνός γε ἕχητι, | Τηλέμαχος. 
8,1 444: ὡς ἂν ἔπειτ᾽ ἀπὸ σεῖο, φίλον τέχος, οὐχ ἐϑέλοιμι | λείπεσϑ᾽, οὐδ᾽ εἴ χέν 
μοι ὑποσταίη ϑεὸς αὐτὸς | γῆρας ἀποξύσας ϑήσειν νέον ἡβώοντα. 


5 9) TI 855: ὥς ἄρα μιν (Πάτροχλον) εἰπόντα τέλος ϑανάτοιο κάλυψεν" Ψυχὴ δ᾽ ἐχ 
+ ῥεϑέων πταμένη Αἰδόσδε βεβήχει, | ὅν πότμον Ἰοόωσα, λιποῦσ ἀνδροτῆτα καὶ ἥβην. 
Η 10) B 314: νῦν δ᾽ ὅτε δὴ μέγας εἰμί, χαὶ ἄλλων μῦϑον ἀχούων | πυνθάνομαι, χαὶ 


δή μοι ἀέξεται ἔνδοϑι ϑυμός, | πειρήσω χτέ. 


40 Der Mensch. ἢ 


linghafte Naturell im Charakter des Telemachos gezeichnet, der 


z. B. bei seinem Auftreten in Pylos sich scheut, den greisen Nestor 
zu befragen !), wesshalb Athene ihn ermahnt, für jetzt einmal seine 
Schüchternheit abzulegen?. Auf der anderen Seite hingegen ist 
die Jugend voll flatterhaften Leichtsinns®) und Unverstands®); das 
Temperament des Jünglings ist übereilt, und er besitzt nur einen 
geringen Grad von Ueberlegung, so dass er sich leicht zu Rechts- 
überschreitungen hinreissen lässt, wie Antilochos bei den patro- 
kleischen Leichenspielen dem Menelaos gegenüber, welchem er frei- 
müthig seine Schuld eingesteht®). Die aufwallende jugendliche 
Hitze überwältigt oft den Verstand®); auch sind Jünglinge über- 
müthig und unzuverlässig?’) und lieben viele Worte und eitles Ge- 
schwätz, daher es am Menelaos gerühmt wird, dass er trotz seines 
jüngeren Alters dennoch von diesen Fehlern frei gewesen sei®). Als 
ein besonderes Lob erscheint es, wenn Jüngere eine verständige 
Gesinnung zeigen und Schickliches reden, wie dies Nestor an Dio- 
medes®) und Telemachos!0), Menelaos an Peisistratos!!) und Odys- 
seus an Nausikaa?) rühmt. Das eigentliche Element aber, in wel- 
chem der Jüngling sich bewegen soll, ist Waffenspiel und Krieg, 


1) y 22: Μέντορ, πῶς τ᾽ ἄρ᾽ ἴω, πῶς τ᾽ ἄρ προσπτύξομαι αὐτόν; | οὐδέ τί zw 
μύϑοισι πεπείρημαι πυχινοῖσιν: | αἰδὼς δ᾽ αὖ νέον ἄνδρα γεραίτερον ἐξερέεσθϑαι. 

2) y14: Τηλέμαχ᾽, οὐ μέν σε χρὴ ἔτ᾽ αἰδοῦς, οὐδ᾽ ἠβαιόν" | τοὔνεχα γὰρ καὶ πόν- 
τὸν ἐπέπλως, ὄφρα πύϑηαι | πατρός χτέ. 

3) Τ' 108: αἰεὶ δ᾽ ὁπλοτέρων ἀνδρῶν φρένες ἠερέϑονται. 

4) ἡ 294: αἰεὶ γάρ τε νεώτεροι ἀφραδέουσιν. 

5) W 587: ἄνσγεο νῦν᾽ πολλὸν γὰρ ἔγωγε νεώτερός εἰμι} σεῖο, ἄναξ Μενέλαε, σὺ 
δὲ πρότερος χαὶ ἀρείων. ! οἶσθ᾽, οἷαι νέου ἀνδρὸς ὑπερβασίαι τελέϑουσιν᾽ | χραιπνότερος 
μὲν γάρ τε νόος, λεπτὴ δέ τε μῆτις. 

6) W 604: νῦν αὖτε νόον νίχησε νεοίη. 

Ἴ T 105: ἄξετε δὲ Πριάμοιο βίην, ὄφρ᾽ ὅρκια τάμνῃ | αὐτός, ἐπεί οἱ παῖδες ὑπερ- 
φίαλοι χαὶ ἄπιστοι χτέ. 

8) Τ' 213: ἤτοι μὲν Μενέλαος ἐπιτροχάδην ἀγόρευεν, | παῦρα μέν, ἀλλὰ μάλα λιγέως, 
ἐπεὶ οὐ πολύμυϑος | οὐδ ἀφαμαρτοεπήῆς .... 7) καὶ γένος ὕστερος ἦεν. 

9) 153: Τυδείδη, πέρι μὲν πολέμῳ ἔνι καρτερός ἐσσι, | καὶ βουλῇ μετὰ πάντας 
ὁμήλικας ἔπλευ ἄριστος. | οὔ τίς τοι τὸν μῦϑον ὀνόσσεται, ὅσσοι ᾿Αχαιοί, | οὐδὲ πάλιν 
ἐρέει. ἀτὰρ οὐ τέλος ἵχεο μύϑων. | ἢ μὴν χαὶ νέος ἐσσι, ἐμὸς δέ χε καὶ πάϊς εἴης | 
ὁπλότατος Ὑενεῆφιν᾽ ἀτὰρ πεπνυμένα βάζεις | [᾿Αργείων βασιλῆας, ἐπεὶ κατὰ μοῖραν 
ἔειπες]. 

10) y 124: ἤτοι γὰρ μῦϑοί γε ἐοικότες, οὐδέ χε φαίης | ἄνδρα νεώτερον ὧδε ἐοικότα 
μυϑήσασϑαι. - 

1) ὃ 204: ὦ φίλ᾽, ἐπεὶ τόσα eines, ὅσ᾽ ἂν πεπνυμένος. ἀνὴρ | εἴποι χαὶ ῥέξειε, καὶ 
ὃς προγενέστερος εἴη χτέ. 

12) ἡ 293: τὴν ἱχέτευσ᾽- ἡ δ᾽ οὔ τι νοήματος ἤμβροτεν ἐσϑλοῦ, | ὡς οὐχ ἂν ἔλποιο 
γεώτερον ἀντιάσαντα | ἐρξέμεν᾽ αἰεὶ γάρ τε νεώτεροι ἀφραδέουσιν. 


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41 


Das Mannesalter. 


; "er.noch Vertrauen auf seine Kraft setzt!). Daher hat auch 


 Nereus an dem jungen Peleus seine Freude, der schon in jungen 
_ Jahren sich im Kriege auszeichnete?), und Menelaos spornt den 
_ Antilochos durch Hinweisung auf seine Jugend zum Kampfe an, 
indem er sagt, keiner der Achaier sei jünger, schnellfüssiger und 
tapferer als\,er®), — Eigenschaften, durch welche der junge Kämpfer 
gewissermassen moralisch verpflichtet wird, sich nicht dem Streite 
zu entziehen, sondern sich frisch und muthig in denselben hinein- 
᾿ zustürzen. 


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Ἷ δ ὅ. 

| Das Mannesalter. ἢ 


Zur Bezeichnung des Mannes hat Homer die synonymen Aus- 
drücke φώς, welches nach Curtius®) ursprünglich den Zeu- 
genden bedeutet’), und ἀνήρ, ein Wort von ungewisser Ablei- 
tung®). Neben dem Manne als dem Erzeuger steht als ‘Gebärerin’ 9) 
das Weib, γυνή. Im ihrem ehelichen Verhältnisse 1%) heissen Mann 
und Weib παραχοίτης 1) und παράκοιτις 12) oder ἀχοίτης 13) und ἄχοιτις 14), 
welches letztere auch im Gegensatze zum Kebsweibe stehend vor- 


ἢ A 322: ἀλλὰ χαὶ ὡς ἱππεῦσι μετέσσομαι ἠδὲ χελεύσω [βουλῇ καὶ μύϑοισι" τὸ 
γὰρ γέρας ἐστὶ γερόντων. | αἰχμὰς δ᾽ αἰχμάσσουσι νεώτεροι, οἵ περ ἐμεῖο | ὁπλότεροι 
γεγάασι πεποίϑασίν τε βίηφιν. \ 


RETTET 


2) A 683: γεγήϑει δὲ φρένα Νηλεύς, | οὕνεχά μοι τύχε πολλὰ νέῳ πόλεμιόνδε κιόντι. 
3) Ὁ 569: ᾿Αντίλοχ᾽, οὔ τις σεῖο νεώτερος ἄλλος ᾿Αχαιῶν, | οὔτε ποσὶν ϑάσσων 
οὔτ ἄλχιμος ὡς σὺ μάχεσθαι" | εἴ τινά που Τρώων ἐξάλμενος ἄνδρα βάλοισϑα. 


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ἢ Vgl. Jungclaussen, das Greisenalter bei Homer. ὃ. 8 ff. 

ὅ T 52: οὐκ ἂν δὴ μείνειας ἀρηΐφιλον Μενέλαον ; | γνοίης χ᾽, οἵου φωτὸς ἔχεις 
ϑαλερὴν παράχοιτιν. 

6) Etym. S. 285. 

ἢ Andere leiten φώς von φάω, rede, ab, so dass φώς den mündigen 
Mann bezeichnen würde. S. Damm. lex. 5. νυ. φώς. 

8) Curtius, Etym. S. 287. 

9 S. Curtius, Etym. 5. 166. 


10) Nach Curtius, Etym. 5. 166 und 499, ist γάμος vom Stamme yev — ab- 
zuleiten. 


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1) Z 429: Ἕχτορ, ἀτὰρ σύ μοί ἐσσι πατὴρ καὶ πότνια μήτηρ | ἠδὲ χασίγνητος, σὺ 
δέ por ϑαλερὸς παρακοίτης. ͵ 

12) Γ' 53 (kurz vorher citirt). 

13) Ὁ 91: ἢ υάλα δή σ᾽ ἐφόβησε Κρόνου παῖς, ὅς τοι (Ἥρῃ) ἀχοίτης. Vgl. ε 120. 
φ 88. ᾿ 


14) T 447: ἣρχε (Πάρις) λέχοσδε χιών: ἅμα ὃ einer ἄχοιτις. 


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42 Der Mensch. Fur 


kommt!), während ἄλοχος, die Lagergenossin?), geradezu auch 


vom Kebsweibe gebraucht wird, wie z. B. Achilleus die Briseis 
ἄλοχος ϑυμαρής mennt®). Als ehelicher Herr und Gebieter heisst der 
Mann πόσις “), welches mit πότνια und δεσπότης verwandt ist, das Weib 
aber als Gebieterin des Hauses δέσποινα δ), welcher Ausdruck auf 
die gleichberechtigte Stellung der Hausfrau hinweist. Δέσποινα, aus 
δεσποτνια entstanden, kommt nur in der Odyssee vor, während ds- 
σπότης sich bei Homer gar nicht findet. Wenn ausserdem die Gattin 
auch δάμαρ (von δαμάω) heisst‘), so tritt sie dadurch in Gegensatz 
zu der παρϑένος ἀδμής; übrigens wird δάμαρ᾽ stets mit dem Genetiv 
des Gattennamens verbunden. Endlich dienen zur Bezeichnung der 
Ehefrau noch die defectiven Formen ὀάρων ΤΠ) und ὥρεσσιν s), welche 
beide zu ὅαρ gehören und wohl mit Recht von Jungclaussen‘) 
mit ὀασριστής, ὀαριστύς und ὀαρίζω in Verbindung gebracht werden, 
so dass demnach ὅαρ das “traute’ (Stamm — ap?) eheliche Verhält- 
niss bezeichnen würde, während Curtius, gegen dessen Ansicht 
Jungelaussen a. a. O. sich ausspricht, ὅαρ vielmehr in 6-sap 
zerlegt und es mit συνήορος und conjux in eine Linie stellt 10). 

Zur physischen Charakteristik des Mannes giebt der Dichter 
mannigfache treffende Züge. Sein Haar ist blond!!) und wallt, 
gleich der Blume Hyakinthos, in reicher Fülle herab 12) ; seine Haut- 
farbe ist dunkel, seine Wange voll und straff, und dunkel sein 


1) 1 448: ᾿Αμύντορος —, ὅς μοι παλλαχίδος περιχώσατο χαλλιχόμοιο, | τὴν αὐτὸς 
φιλέεσχεν, ἀτιμάζεσχε δ᾽ ἄχοιτιν, [ μητέρ᾽ ἐμήν. 

2) Ψ 181: ὡς ἄρ᾽ ἔφη πόσιος πειρωμένη" αὐτὰρ ᾿Οδυσσεὺς | ὀχϑῆσας ἄλοχον προσε- 
φώνεε χέδν᾽ εἰδυῖαν. 5. über ἄλοχος Curtius, Etym. $. 183. 

3) 1 336: ἔχει δ᾽ (Ἀγαμέμνων) ἄλοχον ϑυμαρέα. 

4) H 411: Ζεύς —, ἐρίγδουπος πόσις Ἥρης, T 329: ὃῖος ᾿Αλέξανδρος, “Ἑλένης 
πόσις ἠὐχόμοιο. 

5) y 403: τῷ (Νέστορι) δ᾽ ἄλοχος δέσποινα λέχος πόρσυνε χαὶ εὐνήν. Ψ 1: γρηῦς 
(Εὐρύχλεια) δ᾽ εἰς ὑπερῷ ἀνεβήσετο χαγχαλόωσα, | δεσποίνῃ ἐρέουσα φίλον πόσιν ἔνδον 
ἔοντα. 

6) Γ 121: Ἶρις —, εἰδομένη γαλόῳ, Ἀντηνορίδαο δάμαρτι. ὦ 125: μνώμεϑ' 
Ὀδυσσῆος δὴν οἰχομένοιο δάμαρτα. Derselbe Vers mit geringer Abweichung υ 290. 

7) 1 326: ἤματα δ᾽ αἱματόεντα διέπρησσον πολεμίζων, | ἀνδράσι μαρνάμενος ὀάρων 
ἕνεχα σφετεράων. ᾿ 

8) E 485: τύνη ὃ ἔστηχας, ἀτὰρ οὐδ᾽ ἄλλοισι χελεύεις | λαοῖσιν μενέμεν χαὶ ἀμυνέ- 
μεναι ὥρεσσιν. 

9 Das Greisenalter bei Homer. S. 9. 

10), Curtius, Etym. ὃ. 317. 

11) ν 399: ξανϑὰς δ᾽ ἐχ χεφαλῆς ὀλέσω τρίχας (Athene spricht zu Odysseus). 

12) ζ 229 ; τὸν μὲν Αϑηναίη ϑῆχεν, Διὸς ἐχγεγαυῖα, | μείζονά T εἰσιδέειν χαι πάσ- 
σογα, κα δὲ χάρητος | οὔλας ἦχε χόμας, δαχινϑίνῳ ἄνϑει ὁμοίας. 


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᾿ς Das Mannesalter. 43 


_ Baarthaar!); über Haupt und Schultern ist ihm Anmuth ergossen, 
[? Fan er gleicht an Wuchs und Gestalt unsterblichen Göttern?). — 
_ Wie aber der Mann im Besitze der körperlichen Vollkraft sich be- 
findet, so soll er auch von derselben Gebrauch machen und sie 
durch Thaten verwerthen, namentlich im Kriege, der die eigent- 
liche Sphäre des Mannes ist, und wo er seinen Mannesmuth (ἠνορέῃ) 
und seine Energie im Kampfe (ἀλχή) bewähren soll. Denn Kampf 
und Waffen ehren den Mann, daher der Schlacht das Epitheton 
χυδιάνειρα beigelegt wird’) und die Waffe εὐήνωρ heisst‘). Für den 
ächten Mann hat das Eisen gleichsam eine magnetisc.ie Anziehungs- 
kraft, so dass er sich unwiderstehlich zu ihm hingezogen fühlt 5), 
und die Ermahnung: Seid Männer! ist gleichbedeutend mit: Seid 
tapfer!%) — Zum vollkommenen Manne ist aber nach homerischer 
und überhaupt nach hellenischer Ansicht vollkommene Harmonie 
der körperlichen und geistigen Kräfte erforderlich; der Mann soll 
nicht einseitig seine Körperkraft ausbilden, sondern auch seine 
geistigen Anlagen pflegen und geistig gesund und tüchtig sein; er 
soll Einsicht (μῆτις) 7, Klugheit (πινυτή) δ), besonnene Ueberlegung 
(ἐπιφροσύνη) ἢ und klaren, gesunden Verstand (σαοφροσύνη) 10) be- 
sitzen. Erst wenn der Mann sich diese beiden Cardinaltugenden, 
| Mannhaftigkeit und besonnene Einsicht, zu eigen gemacht hat, ver- 

wirklicht er in seiner Person das Ideal der homerischen ἀρετή, als 
deren leibhaftiger Repräsentant Odysseus erscheint, und deren eigent- 
liches Wesen der Dichter in die prägnante Aeusserung zusammen- 
fasst, dass der Mann beredt im Wort und tüchtig in der That. 
sein solle 11). 


Ψ 
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7 


ἢ m 175: ἂψ δέ μελαγχροιὴς γένετο, γναϑμοὶ δὲ τάνυσϑεν, | χυάνεαι δ᾽ ἐγένοντο 
γενειάδες ἀμφὶ γένειον. 
2) ᾧ 102: [ὥς μὲν τῷ (Ὀδυσσῆϊ) περίχευε (Αϑήνη) χάριν χεφαλῇ τε χαὶ ὥμοις,] 
ἐχ ὃ᾽ ἀσαμίνϑου βῆ δέμας ἀϑανάτοισιν ὁμοῖος. 
8) Z 124 (Θ 448): μάχῃ ἔνι χυδιανείρῃ. 
4) ν 19: εὐήνορα γχαλχόν. 
Ὁ) m 294 (τ 13): αὐτὸς γὰρ ἐφέλχεται ἄνδρα σίδηρος. 
6) Θ 174: ἀνέρες ἔστε, φίλοι, μνήσασϑε δὲ ϑούριδος ἀλκῆς. 
ἢ Φ 124: σὴν (Telemachos spricht zum Odysseus) γὰρ ἀρίστην | μῆτιν ἐπ 
ὀνϑρώπους Ya ἔμμεναι, οὐδέ χέ τίς τοι | ἄλλος. ἀνὴρ ἐρίσειε χαταϑνητῶν ἀνϑρώπων. 
8) H 288: Αἴαν, ἐπεί τοι δῶχε ϑεὸς μέγεθός τε βίην τε | καὶ πινυτήν, περὶ 6’ 
ἔγχει Ἀχαιῶν φέρτατός ἐσσι χτέ. 
9) ε 486: ἔνϑα χε δὴ δύστηνος ὑπὲρ μόρον ὥλετ᾽ ᾿Οδυσσεύς, | εἰ μὴ ἐπιφροσύνην 
| ὥχε γλαυχῶπις ᾿Αϑήνη. 
Ε 10) Ψ 29: Τηλέμαχος δ᾽ ἄρα μιν πάλαι ἤδεεν ἔνδον ἐόντα, | ἀλλὰ σαοφροσύνῃσι 
᾿ς νοήματα πατρὸς ἔχευϑεν. 
1) 442: τοὔνεκά pe (Φοίνικα) προέηχε (Πηλεύς), διδασχέμεναι τάδε πάντα, | 
μύϑων τε ῥητῆρ᾽ ἔμεναι πρηχτῆρά τε ἔργων. 


Ἵ 


44 Der Mensch. 


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In körperlicher wie in geistiger Hinsicht steht hinter dem 
Manne das Weib zurück, welches vermöge seiner physischen Or- 
ganısation nur schwach ist. Der Mann unterscheidet ‘sich einer- 
seits durch seinen martialischen Sinn vom Weibe, welches nichts 
von kriegerischen Werken versteht!) und daher das halb ver- 
ächtliche Epitheton ϑηλύτερος erhält?), ja in dieser Hinsicht sogar 
mit schwachen Kindern auf eine Stufe gestellt wird, wie wenn Dio- 
medes äussert, er achte das Geschoss des weichlichen Paris nicht 
mehr, als wenn ein Weib oder ein Kind ihn treffe. 3) Andererseits 
— und darin liegt ein zweiter wesentlicher Differenzpunkt zwischen 
Mann und Weib — kommt den Männern das Wort, d. h. die 
weise Berathung und Leitung der häuslichen Angelegenheiten zu, 
während die Frau sich um ihre weiblichen Arbeiten zu kümmern 
hat. In diesem Sinne spricht der sich mündig fühlende Telemachos, 
der als ἡβῶν bereits sein Erbtheil beanspruchen kann), zu seiner 
Mutter die stolzen Worte: ‘Geh’ in das Gemach an deine Frauen- 
arbeit und halte die Dienerinnen zum Werke an! Männern liegt 
das Wort ob, und zumal mir; denn mein ist die Macht im Hause.’ 5) 
Die eigentliche Sphäre des Weibes ist die γυναιχωνῖτις, wo sie ihren 
Arbeiten obliegt, in deren kunstverständiger Uebung, welche sie der 
Göttin Athene verdankt, *) sie ihren eigentlichen Stolz zu suchen 
hat, daher das ächte Weib, wie es sein soll, oft als ein solches 
charakterisirt wird, welches untadlige Werke verstehe.”) Das Weib 
soll am Webstuhl sich tummeln, während dem Manne der Bogen 
am Herzen liegt.*) Nach der Ansicht der homerischen Griechen, 


ἢ H 235: μή τί peu ἠῦτε παιδὸς ἀφαυροῦ πειρήτιζε | ἠὲ yuvarxös, ἣ οὐκ οἶδεν 
πολεμιῆϊα ἔργα. 

6) "; sr ᾿ Ζ - 2X ‚ ER, - 2 ΄ 

2, Θ 520: ϑηλύτεραι δέ γυναῖχες ἐνὶ μεγάροισιν ἑχάστη | πῦρ μέγα καιόντων. 

3) A 389: οὐχ ἀλέγω, ὡς εἴ με γυνὴ βάλοι ἢ πάϊς ἄφρων" κωφὸν γὰρ βέλος ἀν- 
δρὸς ἀνάλχιδος οὐτιδανοῖο. Vgl. Η 235 f. (so eben eitirt). 

ἢ τ 160: ἤδη γὰρ ἀνὴρ οἷός τε μάλιστα | οἴχου χήδεσθαι, τῷ τε Ζεὺς χῦδος 
ὀπάζει. 

5) a 356: [ἀλλ᾽ εἰς οἶχον ἰοῦσα τὰ σ᾽ αὐτῆς ἔργα χόμιζε, | ἱστόν τ᾽ ἠλαχάτην τε, 
χαὶ ἀμφιπόλοισι χέλευε | ἔργον ἐποίχεσϑαι. μῦϑος ὃ ἄνδρεσσι μελήσει | πᾶσι, μάλιστα 
I" τοῦ γὰρ κράτος ἔστ᾽ ἐνὶ οἴχῳ!. 

3 RR: > - 7 = 

6) B 115 : ei δ᾽ ἔτ᾽ ἀνιήσει γε (Πηνελόπεια) πολὺν χρόνον υἷας Ἀχαιῶν, | τὰ φρονέουσ᾽ 
ἀνὰ ϑυμόν, ἅ οἱ πέρι δῶκεν ᾿Αϑήνη, | ἔργα τ᾽ ἐπίστασϑαι περιχαλλέα καὶ φρένας 
ἐσϑλάς χτέ. 

7) WW 268 : γυναῖχα --- ἀμύμονα ἔργ᾽ εἰδυῖαν. 
N = \ ᾿ ᾽ ei ᾿ = » 
8) φ 350 (Telemachos zur Penelope): ἀλλ᾽ εἰς οἶχον ἰοῦσα τὰ σ᾽ αὐτῆς ἔργα 
= - γ - 
χόμιζε: | — — τόξον δ᾽ ἄνδρεσσι μελήσει | πᾶσι, μάλιστα ὃ᾽ ἐμοί" τοῦ γὰρ κράτος ἔστ᾽ 
ἐνὶ οἴχῳ. 


er ᾿ς Griechen überhaupt, gehört das Weib nicht, vor die Oeffent- 
ΐ keit; und ist sie ja einmal gezwungen, sich öffentlich sehen zu 
le ssen , so gebieten weibliche Zurückhaltung und Schamhaftigkeit, 
dass sie verschleiert 'erscheine, wie Penelope vor den Freiern !); 
‚auch darf sie vor Männern nur im Geleit von Dienerinnen sich 
zeigen; denn die Scham verbeut dem Weibe, allein unter Männer 
zu treten). | 
Wenn übrigens oben gesagt wurde, dass die eigentliche Sphäre 
des Mannes der Krieg sei, so ist dies nicht so zu verstehen, als ob 
er nicht auch andere Beschäftigungen treiben dürfe und treibe. Im 
Gegentheil, selbst der freie und edle Mann der Heroenzeit schämt 
sich nicht, Arbeiten zu verrichten, die dem späteren Griechen und 
- uns Modernen für banausisch gelten. So z. B. baut sich Paris, der 
Prinz von Geblüt, selbst sein Haus); Odysseus hat sich in eigener 
Person sein Ehebett verfertigt‘) u. dgl. m. 


ὃ 6. 


Das Greisenalter. >) 


Die gebräuchlichen homerischen Ausdrücke für Greis sind 
γέρων δ) und παλαιός 7, welche beide im Gegensatze zu νέος stehen. 
Ausserdem dient zur Bezeichnung des Greisenalters πρέσβα, welches 
- die Gradationsstufen πρεσβύτερος und πρεσβύτατος hat und nach Cur- 

tius®) früher geboren bedeutet. An den sechs Stellen, wo 
πρέσβα vorkommt, involvirt es deutlich den Begriff der dem Alter 
 zukommenden Würde; so heisst Here πρέσβα ϑεά 8), Ate πρέσβα Διὸς 


ἢ a 332 (σ 208): ἣ δ᾽ ὅτε δὴ μνηστῆρας ἀφίχετο δῖα γυναιχῶν, | στῇ ba παρὰ 
σταῦμὸν τέγεος πύχα ποιητοῖο, | ἄντα παρειάων σχομένη λιπαρὰ ἀρήδεμνα: 

2) σ 182 (Penelope zu Eurynome): ἀλλά μοι Αὐτονόην τε χαὶ Ἱπποδάμειαν 
ἄνγωχϑι | ἐλϑέμεν, ὄφρα κέ μοι παρστήετον ἐν μεγάροισιν. | οἴη ὃ οὐχ εἴσειμι μετ᾽ ἀνέρας" 
αἰδέομαι γάρ. 

᾿ 3) 2 313: “Ἕχτωρ δὲ πρὸς δώματ᾽ Ἀλεξάνδροιο βεβήκει | χαλά, τά δ᾽ αὐτὸς ἔτευξε 
᾿ σὺν ἀνδράσιν, οἵ τότ᾽ ἄριστοι | ἦσαν ἐνὶ Τροίῃ ἐριβώλαχι τέχτονες ΕΝ 

Ἷ 4) ᾧ 188: μέγα σῆμα τέτυχται | ἐν λέχει ἀσχητῷ᾽ τὸ δ᾽ ἐγὼ χάμον, οὐδέ τις ἄλλος. 
5 5) Vgl. Jungcelaussen, über das Greisenalter bei Homer. 5. 4. 10 ff. 

6) B 789: ἠμὲν νέοι ἠδὲ γέροντες. Ebenso I 36. 258. 

Ἢ Ἑ 108: ἢ νέος ἠὲ παλαιός. ὃ 58: [νέοι ἠδὲ παλαιοί]. Ξ 136: παλαιῷ φωτὶ 
 ἐοιχώς. PB 118: παλαιῶν, | τάων, αἵ πάρος ἦσαν ἐὐπλοχαμῖδες ᾿Αγχαιαί. Auch mit 
γέρων verbunden (ν 432: παλαιοῦ — γέροντος) ; ebenso mit γρηῦς (τ 346: γρηῦς 
᾿ παλαιή). 


| 8) Etym. S. 437 | 
i 9) E 721. Θ 383. Ξ 194. Ξ 243. Weiter kommt dieser formelhafte Vers 
_ nicht vor. 


48 Der Mensch Ἅ 2: ἐν ον 


doyarnp!) und einmal Eurydike, Nestors Gemahlin, πρέσβα 2). Heinet 
gehört hieher der Vocativ ἄττα, welcher zur vertraulichen Anrede 
alter Männer dient’); sodann γρηῦς (einsilbig) ἢ), γρηῦς (zweisilbig) 5), 
das ἅπαξ λεγόμενον ypata®), welche alle drei die Greisin bezeichnen, 
und endlich das als vertrauliche Anrede einer alten Frau dienende 
μαῖα 7, welches nach Curtius®) mit μήτηρ verwandt ist und damit 
die Wurzel ma messen, schaffen gemein hat. Weitere hieher 
gehörende Bezeichnungen sind noch folgende. Für den Eintritt in 
das Greisenalter hat Homer, abgesehen von dem Verbum yrpasxeıv®), 
die metaphorischen Ausdrucksweisen zur Schwelle des Alters 
gelangen (γήραος οὐδὸν ἱχέσϑαι) 10) und auf der Schwelle des 
Alters befindlich (ἐπὶ γήραος a) 11), BR kommen noch die 
formelhaften Ausdrücke γῆρας χαταμάρπτει 12), γῆρας ἔπεισιν) 13) und 
γῆρας ἔτετμεν 12). 

Insofern das Alter Allen gemeinsam ist und Niemand ihm zu 
entrinnen vermag»), legt der Dichter ihm das Epitheton ouotios bei 1%). 


ἢ: T 9. 2) y 452: Εὐρυδίχη, πρέσβα Κλυμένοιο ϑυγατρῶν. 

3) 1 607: Φοῖνιξ, ἄττα γεραιέ. Ῥ 561: Φοῖνιξ, ἄττα γεραιὲ παλαιγενές. Auch in 
der Odyssee kommt ἄττα mehrfach vor, jedoch allein, ohne Beiwort. So x 91: 
ἔσσεται οὕτως, ἄττα. @ 369: ἄττα, πρόσω φέρε τόξα. Nach Curtius, Etym. 8. 195, 
hat sich von dieser uralten vertraulichen: Anrede im Sanskrit nur das Femininum 
erhalten. 

4) 7 346: γρηῦς — παλαιή, χέδν εἰδυῖα. 

5) σ 185: γρηύς δὲ διὲχ μεγάροιο βεβήχει. 

6) a 438: χαὶ τὸν μὲν (χιτῶνα) γραίης πυχιμιηδέος ἔμβαλε χερσίν. 

7) p 499: nal’, ἐχϑροὶ μὲν πάντες, ἐπεὶ καχὰ μηχανόωνται (Penelope spricht 
zu Eurynome). 

8) Etym. $. 311. 

9 P 323: Περίφαντι ---, | — — ὅς οἱ παρὰ πατρὶ γέροντι | κηρύσσων γήρασχε. 
Und öfter. 

10) ο 246: οὐδ᾽ ἴχετο γήραος οὐδόν. 

1) Q 486: μνῆσαι πατρὸς σοῖο, ϑεοῖς ἐπιείχελ᾽ Αχιλλεῦ, | τηλίχου ὥς περ ἐγών, 
ὀλοῷ ἐπὶ γήραος οὐδῷ. Vgl. X 60. Ueber den Ausdruck ἐπὶ γήραος οὐδῷ 5. 
Jacob Grimm in der Rede über das Alter. 2ter Abdruck. 1864. S. 40, wo es 
heisst: “rt ynp. οὐδῷ (in limine senectutis) wird gewöhnlich vom Eintritt in das 
Greisenalter, zuweilen auch schon von dem höchsten Ziel, von der Schwelle, die 
das Leben vom Tode scheidet, verstanden. 

2) ὦ 389: γρηῦς Σιχελή, ἥ — δα γέροντα | ἐνδυχέως ea ἐπεὶ χατὰ γῆρας 
Hero 

) A 29: τὴν δ᾽ ἐγὼ οὐ λύσω" ze μιν χαὶ γῆρας ἔπεισιν | ἡμετέρῳ ἐνὶ οἴκῳ, ἐν 
παι τηλόϑι πάτρης. 

14) u 218: ἀνέρος, ὅν χτεάτεσσιν ἑοῖς ἔπι γῆρας ἔτετμεν. 

15) ν 59: γῆρας | — χαὶ ϑάνατος, τάτ᾽ ἐπ᾿ ἀνθρώποισι πέλονται, 


16) A 315: ἀλλά σε γῆρας τείρει ὁμοίϊον. 


Rede sein. 


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Rd Buzz 


In physischer Hinsicht charakterisirt der Dichter das Alter in 
anschaulichen Zügen. 

Wenn dasselbe herannaht, so färben sich Bart und Haupthaar 
grau!), daher dem auf der Uebergangsstufe vom Mannes- zum 
Greisenalter befindlichen Idomeneus das Epitheton halbgrau (μεσαι-- 
πόλιος) beigelegt wird?); der Greis wankt gebückt einher) ; seine 
Kniee versagen ihm den Dienst*), und er bedient sich eines Stabes 
als Stütze) ; seine Haut verschrumpft auf den Gebeinen ἢ und wird 
 welk, das blonde Haupthaar verliert sich, und blöde und trüb werden 
die Augen?) ; gelöst ist seine Kraft; schwer wuchtet das Alter auf 
ihm 5] und lähmt seine Hände und Füsse *); unfäbig wird dann der 
Körper zu Faust- und Ringkampf, zur Handhabung des Wurfspiesses 
und zum Wettlauf, da das Alter auf ihm lastet 10), — Hinsichtlich 
der körperlichen Kräfte übt demnach das Greisenalter einen sehr 
zerstörenden Einfluss auf den Menschen; ob seine Einwirkung auf 
die geistigen Kräfte nach homerischer Ansicht von derselben Art 
ist, wird im Folgenden näher zur Betrachtung kommen. 


1) 518: παῖδας πρωϑήβας πολιοχροτάφους τε γέροντας. X 74: πολίον τε χάρη 
πολίον τε γένειον | — γέροντος. Vgl. X 77. ὦ 316: (der Greis Laertes) κόνιν αἰϑα- 
λόεσσαν | yebaro zar κεφαλῆς πολιῆς. w 498: Λαέρτης Δολίος τ᾽ ἐς τεύχε᾽ Zöuvov, χαὶ 
πολιοί περ ἐόντες. 


2) N 361: ἔνϑα μεσαιπόλιός περ ἐὼν Δαναοῖσι κελεύσας | ᾿Ιδομενεὺς Τρώεσσι μετάλ-- 
μενος ἐν φόβον ὦρσεν. 


er , Ἂς 2 n , > ἡ N Sy Ä ΓΕ .. Fr x = FR N ” x P UZS 
3) β 15: ἥρως Αἰγύπτιος ἦρχ᾽ ἀγορεύειν, | ὃς δὴ γῆραϊ χυφὸς ἔην χαὶ μυρία ἤδη. 
ἡ W 627: οὐ γὰρ ἔτ᾽ ἔμπεδα γυῖα, φίλος, πόδες, οὐὺ ἔτι χεῖρες | ὥμων ἀμφο-- 
τέρωϑεν ἐπαΐσσονται ἐλαφραί (Worte Nestor's). 


5) p 201: ὁ δ᾽ (Εὔμαιος) ἐς πόλιν ἦγεν ἄνακτα | πτωχῷ λευγαλέῳ ἐναλίγχιον ἠδὲ 
γέροντι, | σχηπτόμενον. 


6) m 145: φϑινύϑει δ᾽ ἀμφ᾽ ὀστεόφι γρώς. 


7) » 430: (Athene, den Odysseus in einen Greis verwandelnd) χάρψεν μὲν χρόα 
χαλὸν ἐνὶ γναμπτοῖσι μέλεσσιν, | ξανϑὰς ὃ ἐχ χεφαλῆς ὄλεσε τρίχας, — — κχνύζωσεν 
δέ οἱ ὄσσε πάρος περιχαλλέ ἐόντε. 


8) Θ 103: σὴ δὲ βίη λέλυται, χαλεπὸν δέ σε γῆρας ὀπάζει. Vgl. Δ 321. A315: 
ἀλλά σε γῆρας τείρει ὁμοίϊον. E 153: ὁ δὲ τείρετο γήραϊ λυγρῷ. 

9) λ 496: ἤ μιν ἀτιμάζουσιν ἀν᾽ “Ἑλλάδα τε Φϑίην τε, | οὕνεκά μιν χατὰ γῆρας 
ἔχει χεῖράς τε πόδας τε. 

10) W 621: οὐ γὰρ πύξ γε μαχήσεαι, οὐδὲ παλαίσεις, | οὐδέ τ᾽ ἀκοντιστὺν ἐσδύσεαι, 
οὐδὲ πόδεσσιν | Yebosar ἤδη γὰρ χαλεπὸν κατὰ γῆρας ἐπείγει. 


48 ἷ Der Mensch. | = 


87. 
Das Greisenalter (Fortsetzung). 


Hier tritt uns noch eine Frage von grosser Bedeutung ent- 
gegen, deren gründliche Beleuchtung recht geeignet sein dürfte, die 
specifisch homerische Ansicht vom Greisenalter in ein helleres Licht 
zu setzen. Ich meine die Frage: Erscheint das Greisenalter dem 
homerischen Griechen als etwas Erwünschtes, als eine dankbar hin- 
zunehmende Liebesgabe der Götter, oder vielmehr als eine wider- 
wärtige und unwillkommene Last, der zu entgehen ein wünschens- 
werthes Loos ist? Diese Frage hat einander diametral entgegen- 
gesetzte Beantwortungen gefunden. Wenn Preller!) in völliger 
Allgemeinheit den Satz hinstellt: ‘Immer ist das Alter den Griechen 
etwas ganz Abscheuliches’, wozu er Hesiod. th. 225, Sophokles Oed. 
Col. 1234 und Eurip. Herc. fur. 639 ff. citirt, so scheint er diese 
Ansicht auch den homerischen Griechen zu vindieiren. Noch aus- 
drücklicher aber betont Ameis diesen Punkt. Es heisst in der 
Odyssee?2), Zeus und Apollon hätten den Amphiaraos von Herzen 
mit aller denkbaren Huld geliebt; er sei nicht zur Schwelle des 
Greisenalters gelangt, sondern in Theben gestorben. Die Partikel 
οὐδέ fasst Ameis hier (o 246) in dem begründenden Sinne von οὐ 
yap; dagegen habe die Deutung des οὐδέ durch aber dennoch 
nicht ausser dem willkürlich beigefügten dennoch den Umstand 
gegen sich, dass das Greisenalter nirgends bei Homer als besondere 
Liebesgabe der Götter erscheine; es heisse vielmehr χαλεπόν, Auypov, 
στυγερόν und ὀλοόν. ἢ Hiernach wäre also die in Rede stehende 
homerische Stelle die einzige, welche den Ausspruch Menanders: 
“Ὃν οἱ ϑεοὶ φιλοῦσιν, ἀποϑνήσχει νέος᾽ bestätigte, obwohl Ameis diese 
Consequenz zu ziehen sich sträubt und auf halbem Wege stehen 
bleibt, indem er hinzusetzt, dass die volle Anwendung dieses menan- 
drischen Ausspruchs für die homerische Zeit zu weit gehe. — Offene 
Polemik gegen Ameis’ Interpretation jener homerischen Stelle übt 
W. Jungelaussen in seinem schon mehrfach eitirten Programme), 
indem er nachzuweisen versucht, dass die ganze Auffassung von 
o 245 f. bei Ameis eine unhomerische sei. Ich kann nicht umhin, 
bei aller Achtung vor Ameis und seinen Verdiensten um Homer der 


!) Griech. Mythol. Bd. I. S. 300, Anm. 2 (der ersten Aufl.). 

2) o 244: ᾿Αμφιάραον, | ὃν πέρι χῆρι φίλει Ζεύς τ᾽ αἰγίοχος καὶ ᾿Απόλλων | παν- 
τοίην φιλότητ᾽ οὐδ᾽ ἵχετο γήραος οὐδόν, | ἀλλ᾽ ὄλετ᾽ ἐν Θήβησι γυναίων εἵνεκα δώρων. 

3) Ameis zu o 246 und im Anhange. 

4. W. Jungelaussen, über das Greisenalter bei Homer. S. 1 und 19 ἢ, 


ἜΣ οἷν 


Das Greisenalter. 49 


_  besonnenen und ganz it homerischem Geiste gehaltenen Darstellung 


Jungelaussen’s beizupflichten, und werde im Folgenden dessen An- 
sicht mit freier Benutzung seiner Schrift für den Leser in das rich- 
tige Licht zu stellen versuchen. 

Zunächst ist festzuhalten — und darin tritt uns eben eine cha- 
rakteristische Seite der homerischen Poesie entgegen —, dass von 
der Ansicht, das Alter verwüste zugleich mit dem Körper auch den 
Geist des Menschen, im Homer keine Spur sich findet. Allerdings 
kannte auch schon das homerische Zeitalter das Gesetz von der 
Harmonie des geistigen und körperlichen Menschen, in Folge dessen 
beide in Wechselbeziehung stehen und sich gegenseitig bedingen, 
so dass sie auf der Scale der menschlichen Vollkommenheitsgrade 
mit einander steigen und fallen und aus der gleichmässigen Vollen- 
dung der körperlichen und geistigen Qualitäten das Ideal des Menschen 
hervorgeht, wie es uns in Odysseus entgegentritt, während der Ver- 
ein von körperlicher und geistiger Hässlichkeit das Zerrbild eines 
Menschen bewirkt, wie wir es in Thersites erblicken. Trotzdem hat 
nach homerischen Begriffen der körperliche Verfall des Greises nicht 
seinen geistigen zur Folge; im Homer ist wohl von dem kindischen 
Wesen des Knaben und der 'Thorheit des Jünglings die Rede, nie 
aber von einem kindischen Greise. Im Gegentheil ist es ein Präro- 
gativ des homerischen Menschen, dass das Alter nur von seinem 
körperlichen Bestandtheile den natürlichen Tribut fordert, während 
sein geistiges Ich der Natur gegenüber gleichsam exlex ist; er ist 
noch naturwüchsig und anticipirt nicht, wie der hypercultivirte 
Mensch, im jüngeren Alter Genüsse, welche erst reiferen Alters- 
stufen zukommen; daher wird er nicht entnervt, und sein Geist 
bleibt frisch und kräftig. Erst mit der wachsenden hellenischen 
Cultur geht die kräftige Naturwüchsigkeit des heroischen Zeitalters 
verloren; die früheren Altersstufen absorbiren die geistigen Kräfte 
zugleich mit den körperlichen, und der Greis wird leiblich und 
geistig zur Ruine, obwohl auch in dieser Hinsicht die Verschieden- 
heit der Stämme Einfluss übt, insofern der kräftige Dorier bei seiner 
einfacheren und naturgemässeren Lebensweise im Allgemeinen eines 
ungleich frischeren und ungeschwächteren Alters sich erfreute, als 
der leidenschaftliche und früh sich aufreibende Ionier, woraus sich 
zugleich der Umstand erklärt, dass das Alter in Lakedaimon einer 
weit höheren Ehre genoss, als in Athen. 


Buchholz. Homerische Realien. Ib. 4 


50 Der Mensch. 


ὃ 8. 


x Das Greisenalter (Fortsetzung). 


Aus dem Vorhergehenden ergiebt sich, dass nach der Ansicht 
der homerischen Griechen das Alter nicht zugleich mit dem Körper 
auch den Geist verwüste. Aber noch mehr: dass man dem Greisen- 
alter geradezu geistige Vorzüge, ja eine Art geistiger Superiorität 
beilegte, geht klar aus der unbedingten Verehrung hervor, welche 
man dem Alter zollte.e Diese Verehrung hängt mit dem patriarcha- 
lischen Geiste jener Zeit zusammen, wo der Greis auf Grund seiner 
Erfahrung und Einsicht selbstverständlich den Vorraug im Rathe 
und Gerichte beanspruchte, und die Ehrfurcht vor ihm nicht bloss 
eine natürliche Pietätspflicht war, sondern zu einer moralischen, ja 
selbst religiösen Forderung ward, insofern die Schwäche und Hülf- 
losigkeit des Greises dem Jünglinge eine fromme Scheu einflössen 
sollte, deren Nichtbeobachtung von den Göttern schwer geahndet wurde. 

Es finden sich bei Homer zahlreiche Beweise von der Achtung, 
welche man dem Greisenalter aus reiner natürlicher Pietät zollte. 
Insbesondere tritt diese ehrerbietige Gesinnung bei wohlgearteten 
Jünglingen, wie Telemachos, hervor, welcher, als Athene-Mentor 
ihn ermahnt, seine Blödigkeit (αἰδώς) abzulegen und Nestor dreist 
anzureden, erwiedert, er wisse nicht, wie er dies anzufangen habe; 
ungeübt sei er in verständiger Rede, und ein Jüngling hege Scheu, 
einen älteren Mann zu befragen ἢ. Dieselbe Ehrerbietung und zu- 
gleich ein feines Schicklichkeitsgefühl, ja einen für jene Zeit be- 
merkenswerthen Tact legt Peisistratos an den Tag, indem er Mentor 
als dem älteren den Becher eher reicht, als dem jüngeren Telemachos, 
so dass selbst die Göttin sich freut, in ıhm einen Mann zu er- 
kennen, der Schicklichkeit und Anstand verstehe (ἀνὴρ δίχαιος) 2). 
Im Bewusstsein dieses dem Alter zukommenden Prärogativs fordert 
ferner Agamemnon, dass Achilleus ihm nachgebe, nicht nur in 
Rücksicht auf seine höhere Stellung, sondern auch auf sein Alter); 
und nicht minder nimmt Penelope Rücksicht auf die Vorrechte des 


δέ 


1) y 22: Μέντορ, πῶς τ dp ἴω, πῶς T ἂρ προσπτύξομαι αὐτόν; | οὐδέ τί zw 

ϑοισι πεπείρημιαι πυχινοῖσιν. [αἰδὼς δ᾽ αὖ νέον ἄνδρα γεραίτερον ἐξερέεσϑαι. 

2) y 49: (Peisistr. spricht zu Athene): ἀλλά νεώτερός ἐστιν, ὁμιηλικέη δ᾽ ἐμοὶ 
αὐτῷ" | τοὔνεκα σοὶ προτέρῳ δώσω γρύσειον ἄλεισον. | ὡς εἰπὼν ἐν χερσὶ τίϑει δέπας 
ἡδέος οἴνου" | χαῖρε δ᾽ ᾿Αϑηναίη πεπνυμένῳ ἀνδρὶ διχαίῳ, | obvera ol προτέρῳ δῶνχε 
χρύσειον ἄλεισον. 

3) 1 160: zat μοι ὑποστήτω, ὅσσον βασιλεύτερός εἰμι, | ἠδ ὅσσον γενεῇ προγενέστε- 
φῆς εὔχομαι εἶναι. 


Das Greisenalter. 51 


"Alters, wenn sie der Amme Eurykleia, welche ihr die Botschaft von 


Fe 


nn 


der Heimkehr des Odysseus bringt, erklärt, eine andere Dienerin 
"wäre, wenn sie ihr eine solche Botschaft gebracht hätte, mit Schimpf 
und Schande von ihr zurückgeschickt; sie aber solle in Anbetracht 
ihres Alters für dies Mal so davonkommen !). Ja selbst die älteren 
Götter bestehen den jüngeren gegenüber auf dem Vorrechte des 
Alters, wie denn Zeus von Poseidon Gehorsam fordert, weil er an 
Macht und auch an Alter hinter ilım zurückstehe 2). 

Wie tief im homerischen Menschen die Achtung vor dem Alter 
wurzelt, findet einen eigenthümlichen Beleg in dem Umstande, dass 
selbst der homerische Sprachgebrauch dem Alter seine Ehre wider- 
fahren lässt, indem er die appellativischen Bezeichnungen des Greises 
(yepwy und γεραιός) durch Beifügung des deiktischen Artikels aus- 
zeichnet. Nach der Beobachtung von Α Τὴ 615 5) nimmt γέρων als Sub- 
jeet des Satzes 50 mal, γεραιός als solches 12 mal das Demonstrativ ὁ 
zu sich. ἢ) 

‘Die Achtung vor dem Alter erhebt sich aber bei den home- 
rischen Griechen, wie schon bemerkt, geradezu zu einer sittlichen 
Pflicht; denn es ist nicht nur die höhere Summe der Lebensjahre, 
welche den Greis ehrwürdig macht, sondern mit dem Alter paaren 
sich auch Erfahrung und höhere Einsicht, welche vom sittlichen 
Standpunkte aus Ehrerbietung heischen. Der Greis weiss ‘Altes 
und Vieles’, — ein formelhafter Ausdruck , dessen sich der Dichter 
in Bezug auf Nestor’), auf den Seher Halitherses®) und auf den 
Phaieken Echeneos’) bedient; d. ἢ. sein Wissen ist ein reiches, 
weil aus langjähriger Erfahrung geschöpftes. Dem alten Aigyptios 
wird ein tausendfältiges Wissen zugeschrieben δ) ; die alte Eurykleia 
heisst vielkundig, vielwissend (πολύϊδρις) und hegt verständige 
Rathschläge in ihrem Geiste. 9). — Die höhere Intelligenz des Greises 


1) ᾧ 21: εἰ γάρ τίς m ἄλλη γε γυναικῶν, αἵ μοι ἔασιν, | ταῦτ ἐλϑοῦσ᾽ ἤγγειλε καὶ 
ἐξ ὕπνου ἀνέγειρεν, | τῷ χε τάχα στυγερῶς μιν ἐγὼν ἀπέπεμψα νέεσϑαι | αὖτις ἔσω 
μέγαρον᾽ σὲ δὲ τοῦτό γε γῆρας ὀνήσει. 

2) Ὁ 163: φραζέσϑω δὴ ἔπειτα κατὰ φρένα χαὶ κατὰ ϑυμόν, | μή μ᾽ οὐδὲ χρατερός 
περ ἐὼν ἐπιόντα ταλάσσῃ | μεῖναι, ε 
πρότερος. 

3) Zu 1. 373. 

4 So z. B. A 310: ὡς ὃ γέρων ὥτρυνε. T 191: Ὀδυσῆα ἰδὼν ἐρέειν ὁ γεραιός. 
1 373: ϑαύμαζεν δ᾽ ὁ γεραιός. Vgl. Jungelaussen, über das Greisenalter bei 
Homer. S. 11. 12. 


Ὶ 

Er ἐπ Ω! au ἐπ Γ 

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va: ul Τ 


Ὧν 


ρος εἶναι | χαὶ γενεῇ 


5) ὦ» 51 : ἀνήρ--παλαιά τε πολλά τε εἰδώς, | Νέστωρ. 
Ἵ .— ν ͵ BEN 
6) B 188. 1) n 157. 8) β 16: μυρία Non. 
) ᾧ 81: μαῖα φίνη, γαλεπόν σε ϑεῶν αἰειγενετάων | δήνεα εἴρυσϑαι, μάλα περ 
πολύϊδριν ἐοῦσαν. 


4* 


59 Der Mersch“ 


bezeichnet der Dichter mit speciellerem Ausdruck dahin, dass er Ἢ 


‘vorwärts und rückwärts schaue’, d. h. Gegenwart, Vergangenheit 
und Zukunft mit seinem Blicke umfasse!). Diesen hellsehenden 
Blick, vor welchem die Schranken der Vergangenheit und Zukunft 
fallen, legt der Dichter sonst den Propheten bei, womit indess nicht 
gesagt sein soll, dass die homerischen Propheten immer als Greise 
gedacht werden; im Gegentheil begegnen uns bei Homer auch 
jugendliche Propheten, wie Polydamas?) und Helenos, Hektors 
Bruder. ?2) Nichtsdestominder sind die homerischen Propheten mei- 
‘stens als Greise zu denken, wie denn namentlich der thebanische 
Seher Teiresias als blinder Greis erscheint. *; Auch die weissagenden 
Dämonen des Meeres sind Greise, wie Nereus, der schlechtweg ἅλιος 
γέρων heisst), Proteus®; und Phorkys’), so dass wir auch hierin 
wieder den nahen Connex zwischen Alter und prophetischer Bega- 


bung erkennen. 


δ 9. 
Das Greisenalter (Fortsetzung). 


Es ergiebt sich aus dem Bisherigen, dass nach homerischen Be- 
griffen dem Greise eine höhere Intelligenz innewohnt. Während 
daher die eine, wesentlich durch körperliche Kraft und Frische be- 
dingte Cardinaltugend, die Tüchtigkeit und Mannhaftigkeit (ἠνορέῃ), 
vorzugsweise bei der Jugend sich findet, ist die andere, auf geistiger 
Ueberlegenheit beruhende, die besonnene Klugheit und Einsicht 
(σαοφροσύνη, ἐπιφροσύνη. μῆτις) mehr dem Mannesalter und in emi- 
nentem Grade dem Greisenalter eigen. Daher kommt es recht 
eigentlich dem Greise zu, Andere mit seinem Rathe zu unterstützen 
und zu ermahnen; das ist, um mit Nestor zu reden, ihr Stolz und 


, 
ὧν μέετέῃσιν, 


Ὁ 


1) T 108: αἰεὶ 5° ὁπλοτέρων. ἀνὸρῶν φρένες ἠερέϑονται" | οἷς ὃ ὃ γέ 
᾿ ἵ ᾿ Τὶ U ‘ 
"u x >] ἢ ’ ” , hl ’ [4 
ἅμα πρόσσω χαὶ ὀπίσσω | λεύσσει, ὅπως ὄγ᾽ ἄριστα per ἀμφοτέροισι γένηται. ὦ 451: 
οἷσι δὲ χαὶ μετέειπε γέρων ἥρως ᾿Αλιϑέρσης | Μιαστορίδης᾽ ὁ γὰρ οἷος ὅρα πρόσσω χαὶ 


ὀπίσσω. Vgl. Σ 250. 


2) Σ 249: τοῖσι δὲ Πουλυδάμας πεπνυμένος Apy’ ἀγορεύειν | Πανϑοίδης" ὁ γὰρ οἷος 


> Ei. 
΄ 


ὅρα πρόσσω χαὶ ὀπίσσω. 1 Ἕχτορι δ᾽ ἦεν ἑταῖρος, ἰῇ ὃ ἐν νυχτὶ γένοντο. 
8 Η 44: Ἕλενος, Πριάμοιο φίλος παῖς. 
4) μ 267: μάντηος ἀλαοῦ, Θηβαίου Τειρεσίαο. Vgl. κα 492 f. Ob Kalchas als 

Greis gedacht werde, darüber lesen wir nichts. 

5) A 556]: Θέτις, ϑυγάτηρ ἁλίοιο γέροντος. ; 

6) ὃ 308 : Πρωτέος ἰφϑίμου ϑυγάτηρ, ἁλίοιο γέροντος, | Εἰδοϑέη. 


7 ” > φ᾽ , ie δ ,͵ 
ἢν 96: Φόρχυνος δέ τις ἔστι λιμήν, ἁλίοιο γέροντος. 


Das ΟΕ δα δ γεν: 53 


ihre Ehre (γέρας) ἢ), und mit Selbstgefühl durfte der pylische Redner 
dies äussern, da er unter Allen durch die Macht seiner Beredsam- 
_ keit hervorragte, so dass es von ihm heisst, die Worte seien ihm 
süsser als Honig von der Lippe geströmt?). Die Greise sind im 
Rathe (ἢ βουλή) des Königs, wie auch in der Volksversammlung, 
die Wort- und Stimmführer®). Daher wird der Ausdruck γέροντες 
zur officiellen Bezeichnung der aus den Häuptern der edelsten Fa- 
-  milien bestehenden Rathsmitglieder ἢ, in welcher allerdings der Be- 
griff des Alters hinter den der bevorzugten Nobilität zurücktritt. 
‘ Dass aber schon den Greisen an sich entschieden das Prärogativ 
_ wortführender Berather zugestanden wurde, geht daraus hervor, dass 
Jüngere Anstand nehmen, das Wort zu ergreifen, wie denn Diomedes, 
als er vor der Versammlung reden will, die Bitte ausspricht, man 
möge ihm als dem Jüngsten der Anwesenden nicht zürnen und Ge- 
hör leihen5\. Am stärksten aber hebt der Dichter die Autorität und 
Ehrwürdigkeit des Alters hervor, wenn er Ehrfurcht gebietende 
Greise in ihrer äusseren Erscheinung mit Unsterblichen vergleicht) ; 
nur ein ΤΌΠΟΙ und gefühlloser Mensch, der aller Sittlichkeit Hohn 
spricht, vermag einen solchen Greis durch unehrerbietiges Benehmen 
zu kränken, wie dies Eurymachos thut, indem er den greisen Seher 
Halitherses in rauher Weise anfährt”).. Wenn endlich ein ehrwür- 
| diger Greis mit dem ‘lieben Vater’ verglichen wird°®), so liegt auch 
darin ausgesprochen, dass die Ehrerbietung gegen das Alter als eine 
sittliche Pflicht erscheint, welche mit der Pietätspflicht eines Sohnes 
gegen den Vater verwandt ist. 


x 


ἢ Δ 322: ἀλλὰ χαὶ ὡς ἱππεῦσι μετέσσομαι ἠδὲ χελεύσω | βουλῇ καὶ mörorsı" τὸ 

Ἰὰρ γέρας ἐστὶ γερόντων. Vgl. auch F. K. D. Jansen, über die beiden homer. 
-  Cardinaltugenden. Progr. der Meldorfer Gelehrtenschule. Itzehoe, 1854. Ge- 
druckt in Pfingsten'’s Buchdruckerei. S. 13. 

2) A 247: τοῖσι δὲ Νέστωρ | ἠδυεπὴς ἀνόρουσε, λιγὺς Πυλίων ἀγορητής, | τοῦ χαὶ 
ἀπὸ γλώσσης μέλιτος γλυχίων δέεν αὐδήῆ. 

3) B 53: βουλὴν δὲ πρῶτον μεγαθύμων ἴζε γερόντων | Νεστορέῃ παρὰ νηΐ Πυλοι- 
yeveos βασιλῆος. 

ἢ β 14: ἕζετο δ᾽ ἐν πατρὸς ϑώχῳ (Τηλέμαχος), εἶξαν δὲ γέροντες. I 70 und sonst. 
Vgl. Bene. griech. Alt. Bd. I. S. 24 f. Nitzsch zu β 14. 

Ξ 109: τοῖσι δὲ χαὶ μετέειπε βοὴν ἀγαϑὸς Διομήδης" | ἐγγὺς ἀνήρ — οὐ δηϑὰ 
ματεύσομεν —, αἵ χ' ἐθέλητε | πείϑεσθαι χαὶ pn τι κότῳ ἀγάσησϑε ἕκαστος, | οὕνεχα 
δὴ γενεῆφι νεώτατός εἰμι eh ὑμῖν. ὶ 

6), Η 366: Δαρδανίδης Πρίαμος, ϑεόφιν μήστωρ ἀτάλαντος. Γ 409: Νηλεύς ---, 

Yeszıy μήστωρ ἀτάλαντος. Γ 246: ὥς τέ μοι ἀϑάνατος ἰνδάλλεται εἰσοράασϑαι (Νέστωρ). 

Ἢ β 118: & τέρον, ei δ᾽ Ὧν νῦν μαντεύεο σοῖσι τέχεσσιν | οἴχαδ᾽ ἰών, μή ποῦ τι 
χαχὸν πάσγωσιν ὀπίσσω" | ταῦτα δ᾽ ἐγὼ σέο πολλὸν ἀμείνων μαντεύεσθαι. 
8) Ὁ 371 (Hermes spricht zu Priamos) : φίλῳ δέ σε πατρὶ ἐΐσχω. 


ἐς εν ἜΝ 
54 Der Mensch. 3 TER 


Aber diese Ehrerbietung ist nicht nur eine sittliche, sondern 
auch eine religiöse Pflicht, wie dies der Dichter ausdrücklich sagt, 
wenn er dem Antilochos, welcher bei den patrokleischen Leichen- 
spielen im Wettlauf von dem durch Athene begünstigten Odysseus 
sich überwunden sieht, die Aeusserung in den Mund legt, dass die 
Unsterblichen selbst den Aelteren Ehre erweisen'). Nicht minder 
bedeutungsvoll aber ist die Aeusserung der Iris dem Poseidon gegen- 
über, dass die Erinnyen stets den Aelteren zur Seite stehen), wo- 
durch sie ihn zu bewegen sucht, dem Befehle des bejahrteren Zeus, 
er möge vom Kampfe ablassen, Folge zu leisten. Wie überhaupt 
die Erinnyen als vollstreckende Gewalten der unterirdischen Götter 
auf sittlichem Gebiete ihren Einfluss geltend machen und alle Frevel, 
welche gegen sittliche Gesetze verstossen und die natürliche Welt- 
ordnung zu zerstören drohen, streng ahnden: so rächen sie insbe- 
sondere auch alle Vergehungen, welche die Pietätsgesetze der Familie 
verletzen, wie dies Aischylos in der Oresteia in so grossartiger Weise 
veranschaulicht. Aber auch schon bei Homer erscheinen die Erin- 
nyen als Dienerinnen sittlicher Mächte; sie rächen alle Uebertre- 
tungen der Kindespflicht gegen die Eltern, wie dies die Mythen von 
Phoinix°) und Meleagros!) zur Genüge darthun, und nicht minder 
die Verletzung des Erstgeburtsrechtes. In letzterem Sinne sind die 
oben angeführten Worte der Iris zu fassen. Das Recht der Erst- 
geburt ist ein unantastbares, und es ist sittliche Pflicht des jüngeren 
Bruders, das Vorrecht des älteren anzuerkennen und zu achten; als 
Schirmerinnen der sittlichen Weltordnung dulden die Erinnyen eine 
Missachtung dieses Vorrechts nicht und ‘stehen schützend und rä- 
chend dem Aelteren zur Seite’, bereit, jeden Eingriff in seine Rechte 
schwer zu ahnden’). 

Wenn hiernach das Alter schon als solches unter dem Schutze 
der Götter und der sittlichen Mächte steht, so steigert sich die Ehr- 
würdigkeit desselben noch besonders in dem Falle, wenn der Greis 
als hülflos und fremden Schutzes bedürftig erscheint und zum Schutz- 
flehenden (ἱχέτης) wird. Ein Greis in solcher Lage steht unter der 
unmittelbaren Obhut der Götter und gilt geradezu für heilig und 
unantastbar. Einem Greise, der vom Unglücke gebeugt ist, heisst 
es, soll man nicht noch mehr Leides anthun®); die Verunehrung 


ἢ" Ψ' 788: ἀϑάνατοι τιμῶσι παλαιοτέρους ἀνϑρώπους. 
2) Ὁ 204: οἶσϑ᾽, ὡς πρεσβυτέροισιν ᾿Ερινύες αἰὲν ἕπονται. 

3) 1 453 ft. 4) 1 568 fi. 

5) Vgl. Preller, griech. Myth. Bd. I. S. 520 f. Jungelaussen, über 
das Greisenalter bei Homer. S. 14 ἢ. 


6) ὃ τῦ4: μιηδὲ γέροντα χάχου χεχαχωμένον. 


Das Greisenalter. 55 


(ἀτιμάζειν) eines Greises, dem das Alter Hände und Füsse geschwächt 
hat, ist ein Frevel, vor welchem den Vater zu schützen heilige 
Pflicht des Sohnes ist!); und wenn Leichenschändung schon an sich 
ein Frevel ist, so ist die Schändung der Leiche eines Greises das 
Grausigste?). Die Unverletzbarkeit des greisen ἱχέτης erkennt Zeus 
selbst an, wenn er, um Priamos zur Fahrt in das Griechenlager und 
zur Auslösung der Leiche Hektors zu ermuthigen, ihm durch Iris 
sagen lässt, Achilleus sei kein Frevler (ἀλιτήμων) und werde gegen 
den Schutzflehenden Milde und Schonung üben’). Im Vertrauen 
auf diese Unverletzlichkeit des schutzflehenden Greises unternimmt 
Priamos die gewagte Fahrt; als er dem Würger seiner Söhne unter 
die Augen tritt, da heisst er ihn seines eigenen Vaters eingedenk 
sein, der auch auf der Schwelle des Alters stehe‘); und es gelingt 
ihm, dem Peliden menschliche Rührung einzuflössen, so dass dieser 
des Greises sich erbarmt, ihn vom Boden emporhebt und die Leiche 
seines Sohnes ihm zurückgiebt δ). 


δ 10. 
Das Greisenalter (Fortsetzung). 


Aber wie? Stehen mit dieser hohen Ehrwürdigkeit des Greisen- 
alters, wie sie im Vorhergehenden nach Massgabe der homerischen 
Gedichte geschildert ist, nicht die Epitheta, welche Homer dem 
Alter beilegt, im schreiendsten Widerspruch? Bezeichnet er doch 
dasselbe als lästig und drückend (χαλεπόν) 6), abscheulich, 
fürchterlich (στυγερόν) , traurig (Avypov)®) und verderblich 
(ὀλοόν) 9), während die Greise selbst unglücklich, vielduldend 


1) A 494: εἰπὲ δέ μοι, Πηλῆος ἀμύμονος εἴ τι πέπυσσαι, | ἢ ἔτ᾽ ἔχει τιμὴν πολέσιν 
μετὰ Μυρμιδόνεσσιν, | ἤ μιν ἀτιμάζουσιν ἀν᾽ “Ἑλλάδα τε Φϑέην τε, | οὕνεχά μιν κατὰ 
γῆρας ἔχει χεῖράς τε πόδας τε. | οὐ yap ἐγὼν ἐπαρωγὸς ὑπ᾽ αὐγὰς ἠελίοιο xre. 

2) X TA: ἀλλ᾽ ὅτε δὴ πολιόν τε χάρη πολιόν τε γένειον | αἰδᾶν τ᾽ αἰσχύνωσι κύνες 
χταμένοιο γέροντος, | τοῦτο δὴ οἴχτιστον πέλεται δειλοῖσι βροτοῖσιν. 

3) Ω 157: οὔτε γάρ ἐστ᾽ ἄφρων οὔτ᾽ ἄσκοπος οὔτ᾽ ἀλιτήμων, | ἀλλὰ μάλ᾽ ἐνδυχέως 
ἱχέτεω πεφιδήσεται ἀνδρός. 

4) Ω 486: μνῆσαι πατρὸς σοῖο, ϑεοῖς ἐπιείκελ᾽ ᾿Αχιλλεῦ, | τηλίκου ὥςπερ ἐγών, 
ὀλοῷ ἐπὶ γήραος οὐδῷ. 

5) Ω 501 ff. 

6) Θ 103: χαλεπὸν δέ σε (γῆρας ὀπάζει. W 623: ἤδη γὰρ χαλεπὸν χατὰ 
γῆρας ἐπείγει. 196: χαλεπὸν δ᾽ ἐπὶ γῆρας ἱχάνει. 

7) T 336: γήραϊ τε στυγερῷ. 

8) E 153: ὁ δὲ τείρετο γήραϊ λυγρῷ. Σ 434: γῆραϊ λυγρῷ | — ἀρημένος. 
Vgl. Καὶ 79. W644. ὦ 249 ἢ. 

9) Q 487: ὀλοῷ ἐπὶ γήραος οὐδῷ. 


56 Der Mensch. 


(πολύτλητοι) ἢ, undkummervoll (πολυπενϑεῖς, 2) heissen. Inzwischen 
lehrt eine genauere Betrachtung der einzelnen Stellen, wie auch 
Jungclaussen bemerkt?), dass jene Epitheta entweder auf die 
besondere traurige Situation der Personen, denen sie beigelegt sind, 
Bezug haben, oder aber auf die körperliche Gebrechlichkeit des 
Alters gehen. Betrachten wir beispielsweise einige der betreffenden 
Stellen. In der ὁπλοποιία klagt Thetis, dass Zeus sie zwangsweise 
einem sterblichen Manne vermählt habe, der jetzt, von traurigem 
Alter gedrückt, im Palaste daliege®). Wenn hier Peleus γήραϊ λυγρῷ 
ἀρημένος heisst, so soll er damit ohne Zweifel als körperlich zu 
Grunde gerichtet bezeichnet werden; denn ἀρημένος, welches von 
ἀρᾶν — ἀράσσειν abzuleiten ist, bedeutet eigentlich zerschlagen 
und geht auf den zerstörenden Einfluss des Alters, durch welchen 
die körperliche Maschine in Verfall geräth’?). Wenn ferner in der 
ersten vexuta erzählt wird, es seien aus dem Hades die *Schatten 
von jungen Bräuten, Jünglingen und ‘vielgeprüften’ (πολύτλητοι, 
Greisen emporgestiegen‘), so geht letzteres Epitheton in diesem 
Zusammenhange auf die Leiden des Alters im Gegensatz zu den 
Freuden und Genüssen der vorher erwähnten Jugend. In der Ilias 
heisst es von Peleus, dass er in Kummer ein abscheuliches (stuyspoy) 
Alter verlebe, welches Epitheton aber gleich darauf durch den Zu- 
satz motivirt wird, dass er beständig der traurigen Botschaft harre, 
welche ihm den Tod des Sohnes verkünde’). Hier findet also 
das Epitheton στυγερόν in der speciellen traurigen Situation des 
Peleus seine Begründung. In ähnlicher Weise liesse sich auch an 
den übrigen Stellen zeigen, dass die betreffenden Epitheta auf 
die besondere Lage der Personen oder auf die leibliche Ge- 
brechlichkeit gehen, also mit der oben entwickelten homerischen 
Ansicht vom Greisenalter nicht im geringsten Widerspruch stehen, 
daher Ameis Unrecht hat, wenn er aus jenen Attributen des Alters 
die Folgerung zieht, dass nirgends im Homer das Alter als beson- 
dere Liebesgabe der Götter erscheme. Selbst der unglücklichste 


% 


ἢ. λ 38: Τἠΐϑεοί τε πολύτλητοί τε γέροντες]. 

2) ξ 386: γέρον πολυπενϑές. 

3) Ueber das Greisenalter bei Homer. S. 16. 

a Σ 434: ὁ μὲν δὴ γήραϊ λυγρῷ [| χεῖται ἐνὶ μεγάροις ἀρημένος. 


x Ἵ 


5) Vgl. Doederlein, hom. Gloss. ὃ. 1044. 
6) A 36: αἱ δ᾽ ἀγέροντο | ψυχαὶ ὑπὲξ ᾿Ερέβευς νεχύων χατατεϑνηώτων | [νύμφαι 
τ ἠίϑεοί τε, πολύτλητοί τε γέροντες] χτέ. ͵ 


‚ T 334: ἤδη γὰρ Πηλῆά 7 ὀΐομαι ἢ χατὰ πάμπαν | τεὐνάμεν, ἤ ποὺ τυτϑὸν ἔτι 
" ᾿ - - TEE - x - \ ᾿ ͵ 
ζώοντ᾽ ἀχάγησϑα! | γήραϊ τε στυγερῷ, χαὶ ἐμὴν ποτιδεγμένον αἰεὶ | λυγρὴν ἀγγελέην. 


ὅτ᾽ ἀποτθιμένοιο πύϑηται. 


Das Greisenalter. ᾿ 57 


eh 


ΑΝ 


aller Greise, welche uns bei Homer begegnen, Laertes, ist nicht in 
Folge des Alters so unglücklich; er ist körperlich noch rüstig, be- 


‚stellt mit eigener Hand seinen Garten und schickt sich sogar zum 
 Kampfe gegen die Verwandten der Freier an; es ist vielmehr der 
Gram um den Sohn und die durch den Tod ihm entrissene Gattin, 
der an ihm zehrt und ihm sein Leben dergestalt verbittert, dass er 
früh dem Alter verfällt!,; denn rasch altern die Menschen im Un- 
glück?2). So kann denn auch Laertes, so traurig auch sein Loos 
nach der Schilderung des Dichters erscheint, nicht zum Beweise für 


die Ansicht dienen, dass nach Homer das Alter für den Menschen + 


unbedingt eine traurige Existenz herbeiführe. Auf der andern Seite 
aber liefert die Figur des alten Nestor einen frappanten Beweis, 
dass das Alter nach homerischer Ansicht auch ein glückliches und 
gottgesegnetes sein könne. Von ihm sagt der Dichter, dass Kronion 
ihm bei seiner Geburt und Vermählung Glück und Segen (ὔλβον᾽ 
bestimmt habe, und dass er sich daheim eines behaglichen Alters 
'λιπαρῶς γηρασχέμεν) und verständiger, kampfestüchtiger Söhne er- 
freue?). Auch sonst ist mehrfach von gesegnetem Alter die Rede, 
wie wenn Telemachos den Wunsch äussert, der Sohn eines glück- 
lichen Mannes zu sein, dem auf seinen Besitzthümern das Alter sich 
nahe*). Dazu kommen noch viele andere Züge, aus denen unwider- 
leglich hervorgeht, dass ein behagliches Alter dem homerischen 
Griechen als etwas durchaus Erwünschtes erschien. Hat doch kein 
Sterblicher dem Zeus so viele fette Schenkel und erlesene Heka- 
tomben geopfert, wie Odysseus, unter dem Gebete, dass ihm ein 
behagliches Alter nahen möge; nur aus besonderem Hasse, meint 
Eurykleia, habe Zeus ihm dies Liebesgeschenk versagen können. 5) 
Als Odysseus seiner Gattin mittheilt, dass Teiresias ihm ein behag- 
liches Alter und einen sanften Tod geweissagt habe, da begrüsst 
diese die Weissagung als Eröffnung einer freudigen Zukunft nach 


ἢ 0 355: ἐχπάγλως γὰρ παιδὸς ὀδύρεται οἰχομένοιο | κουριδίης τ᾿ ἀλόχοιο δαΐφρο- 
΄ , Σ ’ x ’ ᾿ - ; - - 
νος, 7) ἐ μάλιστα  ἤχαχ ἀποφϑιμένη χαὶ ἐν ὠμῷ γήραϊ ϑῆχεν. 
ΤῊ, x 2 x ED \ ΑΗ 
2.360: αἶψα γὰρ ἐν χαχότητι βροτοὶ χαταγηράσχουσιν. 
ἜΣ: - ΞΕ y τ 2 An ἢ Ξ Ξ 
3) ὃ 201: ῥεῖα δ᾽ ἀρίγνωτος γόνος ἀνέρος, ᾧτε Κρονίων [ὄλβον ἐπιχλώσῃ ταμέοντί 
ze γιγνομένῳ τε, | we νῦν Νέστορι δῶχε διαυπερὲς ἤματα πάντα, αὐτὸν υὲν λιπαρῶς 
᾿ 0 9 I \ ἐν N N 
γηρασχέμεν ἐν μεγάροισιν, | υἱέας αὖ πινυτούς τε χαὶ ἔγχεσιν εἶναι ἀρίστους. Vgl. 
x 136. τ 368. Ψ 283. 
4" e an Uyes , " ex δ 2 « 
4 m 211: ὡς δὴ ἔγωγ ὄφελον μάκαρός vb τεῦ ἔμμεναι υἱὸς | ἀνέρος, ὃν χτεάτεσσιν 
ἑοῖς ἔπι γῆρας ἔτετμεν. 
5) τ 363: ὦμοι ἐγὼ σέο, τέχνον, ἀμήχανος, ἢ σε περὶ Ζεὺς | ἀνδϑρώπων ἤχϑηρε 
» Η ἂς \ 3 
ϑεουδέα ϑυμὸν ἔχοντα. | οὐ ap πώ τις τόσσα βροτῶν At τερπιχεραύνῳ | πίονα μηρί 
x, ῳ II ıp_ ὦ ER: ΄ “ \ - 38 18 er: μὴ " προ κα 3 
ἔχη, οὐδ᾽ ἐξαίτους ἑχατόμβας,  ὕσσα σὺ τῷ ἐδίδως, ἀρώμενος ἕως ἵχοιο | γῆράς τε λιπα- 


x ὃ 21 ΄ er nm .r 
pOY pzyaın τε DALLD.ON YL0M. 


58 Der Mensch. 


überstandenem Leid!). Beim Abschiede von den Phaieken weiss 
ferner Odysseus der Königin Arete nichts Besseres zu wünschen, 
als dass sie stets wohl leben möge, bis Alter und Tod sich ihr 
nahen). Endlich äussert Penelope nach der Erkennungsscene gegen 
ihren Gatten, von den Göttern sei ihnen Unglück beschieden, da 
diese es ihnen missgönnt hätten, vereint die Jugend zu geniessen 
und zur Schwelle des Alters zu gelangen°). Mit Recht wirft Jung- 
claussen®) in Betreff der letzteren Stelle die Frage auf: ob denn 
etwa das nicht als Lebensglück und Segensloos empfunden worden 
561, um was selbst die Götter die Sterblichen beneidet hätten? Mit 
nichten erscheint also das Alter dem homerischen Griechen als ein 
unbedingtes Leid. Dass der gebrechliche Körper, das gerunzelte 
Antlitz, die entstellte, gebeugte Gestalt des Greises dem für Schön- 
heit und jugendlichen Reiz so begeisterten Hellenen unschön er- 
scheinen musste, und dass er in dieser Beziehung das Alter ver- 
dammte, ist aus ästhetischen Gründen leicht erklärlich ; aber nimmer- 
mehr liegt darin eine völlige Verurtheilung des Greisenalters, wie 
die obigen Erörterungen zur Genüge dargethan haben werden. 


8 11. 


Das Greisenalter (Schluss). 


Und doch, könnte man sagen, musste das Alter wohl dem 
homerischen Griechen verhasst sein; denn Hektor’) und Sarpedon δ) 
haben keinen angelegentlicheren Wunsch, als den, alterlos und un- 
sterblich zu sein, worin doch, wie es scheint, offen ausgesprochen 
ist, dass das Alter ihnen als eine drückende Last erscheine. Man 
darf indessen, wie schon Jungclaussen bemerkt hat’), in dieser 
Aeusserung nichts weiter als einen im Affect ausgesprochenen Wunsch 
erblicken, dessen Gegenstand dem, der ihn äussert, als ein uner- 


1) ᾧΦ 286: ei μὲν δὴ γῆράς γε ϑεοὶ τελέουσιν ἄρειον, | ἐλπωρή τοι ἔπειτα χαχῶν 
ὑπάλυξιν ἔσεσθαι. 

Ξ - 2 > ͵ ΡΥ " Σ m x ͵ 

2) ν 59: χαῖρέ μοι, ὦ βασίλεια, διαμπερές, εἰς ὅ χε γῆρας | ἔλϑῃ χαὶ ϑάνατος, rar 


π᾿’ ἀνϑρώποισι πέλονται. 


ἐπ 

8) Φ 210: ϑεοὶ ὃ ὥπαζον ὀϊζύν, | οἱ νῶϊν ἀγάσαντο παρ᾽ ἀλλήλοισι μένοντε | ἥβης 
ταρπῆναι καὶ γήραος οὐδὸν ἱχέσϑαι. ; 

4, Ueber das Greisenalter bei Homer. ὃ. 17. 

5) Θ 538: ei γὰρ ἐγὼν ὡς | εἴην ἀϑάνατος χαὶ ἀγήρως ἤματα πάντα, | τιοίμτην δ᾽, 
ὡς τίετ ᾿Αϑηναίη καὶ Ἀπόλλων, | ὡς νῦν ἡμέρη ἥδε χαχὸν φέρει Ἀργείοισιν. 

6) M 322: ὦ πέπον, εἰ μὲν γὰρ πόλεμον περὶ τόνδε φυγόντε | αἰεὶ δὴ μέλλοιμεν 
ἀγήρω τ᾽ ἀϑανάτω τε | ἔσσεσϑ᾽, οὔτε κεν αὐτὸς ἐνὶ πρώτοισι μαχοίμην, | οὔτε χε σὲ στέλ- 
λοιμι μάχην ἐς χυδιάνειραν. 

7) Ueber das Greisenalter bei Homer. 8. 17. 


be, Be ᾿ς Das Greisenalter. 59 


Be, ’ 
reichbares Ideal vorschwebt. Wo dem homerischen Menschen die 
᾿ς Wahl zwischen diesem phantastischen Ideal und den sittlichen Gü- 
tern der Wirklichkeit vorliegt, da entscheidet er die Alternative 
unbedingt zu Gunsten der letzteren, wie dies Odysseus thut, als 
ihm Kalypso Alterlosigkeit und Unsterblichkeit unter der Bedingung 
verspricht, dass er bei ihr bleibe!). Odysseus verschmäht dies An- 
erbieten; denn, erwiedert er der Göttin, es gebe nichts Süsseres, 
als Vaterland und Eltern, selbst wenn man ein begütertes Haus in 
der Fremde bewohne; wohl wisse er, dass Penelope eine Sterbliche 
und ihre Schönheit vergänglich, Kirke hingegen unsterblich und 
alterlos sei; aber auch so hoffe er von Tage zu Tage auf Rückkehr 
in die Heimath?2). Mag daher, um mit Feuerbach?) zu reden, 
das Versprechen der Kalypso immerhin ein Ausdruck der Poesie 
des Affects sein und nur die Bedeutung einer poetisch als ein Fac- 
tum vorgestellten, hyperbolischen Annahme haben —, dennoch liegt 
in dem Vorzuge, welchen Odysseus der sterblichen, heimathlichen 
Existenz vor dem unsterblichen, der geliebten Gegenstände entbeh- 
renden Dasein ausserhalb der Heimath giebt, eine tiefe und ernste 
Bedeutung, und es spricht sich darin eine ächt hellenische Denkart 
aus. Der homerische Mensch fühlt sich mit den mächtigsten Banden 
an sein Geburtsland gekettet; es zeigt sich bei ihm, wie Jung- 
elaussen sich ausdrückt‘), ein Particularismus der Verehrung hei- 
mathlicher Scholle, für den wir modernen Menschen mit unseren 
weltbürgerlichen oder doch grossnationalen Anschauungen fast den 
Massstab verloren haben; der homerische Mensch wurzelt mit allen 
Fibern und Fasern seines Herzens in den sittlichen Gütern und 
Aufgaben der Wirklichkeit; und wird ihm zwischen diesen und den 
glänzendsten Idealen einer luxurianten Phantasie die Wahl gelassen, 
da entscheidet er sich ohne Zaudern für die ersteren. Fasst man 
von diesen Gesichtspunkten aus jenes Begehren nach Alterlosigkeit 
und Unsterblichkeit auf, so zeigt sich klar, dass dasselbe nicht als 
Beweis für die Behauptung dienen könne, das Alter sei den home- 
rischen Menschen verhasst gewesen. 

Endlich lässt sich auch noch Folgendes geltend machen. Erschiene 


ἢ ε 135 (Kalypso spricht) : τὸν μὲν (Ὀδυσσῆα) ἐγὼ φίλεόν τε χαὶ ἔτρεφον, ἠδὲ 
ἔφασχον | θήσειν ἀϑάνατον χαὶ ἀγήρων ἤματα πάντα. Vgl. ἡ 255 ft. 

3) ε 215: πότνα ϑεά, μῇ μοι τόδε γώεο. οἷδα χαὶ αὐτὸς | πάντα μάλ᾽, οὕνεχα σεῖο 
περίφρων [Πηνελόπεια | εἶδος ἀχιδνοτέρη μέγεϑός τ΄ εἴξςαντα ἰδέσϑαι" [ἡ μὲν γὰρ βροτός 
ἐστι, σὺ ὃ ἀϑάνατος καὶ ἀγήρως. | ἀλλὰ χαὶ ὡς ἐθέλω zur ἐέλδομοι ἤματα πάντα] 
οἴχαδέ T ἐλϑέμεναι χαὶ νόστιμον ἦμαρ ἰδέσϑαι, 

3) Theogonie. Leipzig, 1857. S. 405. 

4) Ueber das Greisenalter bei Homer. S. 18. 


60 Der Mensch. 


in der T'hat das Greisenalter dem homerischen Griechen nur als eine 
drückende Bürde, so müsste er folgerecht nichts sehnlicher wünschen, 
als eine möglichst baldige Erlösung von demselben, d. h. einen 
frühen Tod. Nun finden wir aber bei Homer gerade die diametral 
entgegengesetzte Ansicht, dass ein früher Tod vielmehr eine Strafe 
sei, welche die Götter über Frevler verhängen, dass er aber, wenn 
gute und von den Göttern geliebte Menschen ihm verfallen, als ein 
trauriges Verhängniss beklagt werden müsse. Insbesondere werden 
diejenigen früh eine Beute des Todes, welche sich in irgend einer 
Weise gegen die Götter überheben. So Niobe, weil sie sich der 
Leto gleichzuachten wagte!), und der Thraker Lykoorgos, welcher 
des Himmels Mächten trotzte und sich der Verehrung des Dionysos 
widersetzte, wodurch er allen Göttern verhasst wurde und seinen 
Frevelmuth mit Blindheit und frühem Tode büssen musste 2). Ferner 
starb Eurytos jähen Todes, weil er Apollon zum Bogenkampfe heraus- 
gefordert hatte?). Antinoos soll den Göttern und Erinnyen ver- 
fallen und frühen Todes sterben, weil er an dem unter dem Schutze 
des Zeus ἱχετήσιος stehenden Bettler gefrevelt hat*); auch der Lokrer 
Aias verfällt dem Verderben wegen Gotteslästerung). So furchtbar 
bestätigt sich die Wahrheit des Ausspruchs der Dione, dass der- 
jenige, welcher den Göttern zu trotzen wage, nicht lange bestehe, 
und dass ihm nie Kinder an den Knieen: ‘Mein Väterchen!” stam- 
meln 6). Wer aber vollends unschuldig einem frühen Tode verfällt, 
ist im höchsten Grade beklagenswerth. Vor Allem gilt dies von 


ἡ @ 603: τῇ περ (Νιόβῃ) δώδεχα παῖδες ἐνὶ μεγάροισιν ὄλοντο, | ἕξ μὲν ϑυγαάτέρες, 
ΣῈ δ᾽ υἱέες ἡβώοντες. | τοὺς μὲν ᾿Απόλλων πέφνεν ἀπ᾽ ἀργυρέοιο βιοῖο | χωόμενος Νιόβῃ, 
DE) , 
τὰς δ᾽ Ἄρτεμις ἰοχέαιρα, | οὕνεχ᾽ ἄρα Λητοῖ ἰσάσχετο χαλλιπαρηῳ, 
2) 


2) Z 130: οὐδέ γὰρ οὐδὲ Arkuydt υἱός, χρατερὸς Λυχόοργος, | δὴν ἦν, ὅς ῥα 
θεοῖσιν ἐπουρανίοισιν ἔριζεν, | ὅς ποτε μαινομένοιο Διωνύσοιο τιϑῆνας | σεῦε Kar’ ἠγάϑεον 
Νυσήϊον᾽ --- --- τῷ μὲν ἔπειτ᾽ ὀδύσαντο ϑεοὶ ῥεῖα ζώοντες, καί μιν τυφλὸν ἔϑηχε Κρό- 
νου παῖς" οὐδ᾽ ἄρ᾽ ἔτι δὴν | ἦν, ἐπεὶ ἀϑανάτοισιν ἀπήχϑετο πᾶσι ϑεοῖσιν. 

3) Θ 226: τῷ pa χαὶ al’ ἔϑανεν μέγας Εὔρυτος, οὐδ᾽ ἐπὶ τῆρας | 
ροισι᾿ χολωσάμενος γὰρ ᾿Απόλλων | ἔχτανεν, οὕνεχά μιν προχαλίζετο τ 

4 ρ 415: ἀλλ᾽ εἴ ποῦ πτωχῶν γε ϑεοὶ καὶ Ἐρινύες εἰσίν, | ᾿Αντίνοον πρὸ γάμοιο 
τέλος ϑανάτοιο χιχείη. 


ς [4 
ὑπερφίαλον 


ὅ) ὃ 502: χαί νύ χεν ἔχφυγε χῆρᾶ χαὶ ἐχϑόμενός περ ᾿Αϑήνῃ: 
ἔπος ἔκβαλε zul μέγ᾽ ἀάσϑη. | φῇ δ᾽ ἀέχητι ϑεῶν φυγέειν μέγα λαῖτμα ϑαλάσσης. τοῦ 
62 Ποσειδάων μεγάλ᾽ ἔχλυεν αὐδήσαντος" | αὐτίχ᾽ ἔπειτα τρίαιναν ἑλὼν γερσί στιβαρῇσιν | 
ἤλασε Γυραίην᾽ πέτρην, ἀπὸ δ᾽ ἔσγισεν αὐτήν“ | καὶ τὸ μὲν αὐτόϑι μεῖνε, τὸ δὲ τρύφος 
ἔμπεσε πόντῳ, τῷ p Αἴας τὸ πρῶτον ἐφεζόμενος μέγ᾽ ἀάσϑη" | τὸν ὃ ἐφόρει χατὰ 
πόντον ἀπείρονα χυμιαίνοντα" [ὡς ὁ μὲν ἔνϑ᾽ ἀπόλωλεν, ἐπεὶ πίεν ἁλμυρὸν ὕδωρ]. ' 
6) E 406: νήπιος, οὐδὲ τὸ οἵδε χατὰ φρένα Τυδέος υἱός, | ὅττι μάλ᾽ οὐ δηναιός, 

N 


« 


ὃς ἀϑανάτοισι μάγηται, | οὐδέ τι μιν παῖδες ποτὶ γούνασι παππάζουσιν. 


Ω 


δ; 


ERSTER TE SEND N RETTEN Ὁ, 0,8 
κ᾿ “2 Δ τς ν Υ vor ᾿ 


Das Greisenalter. 61 


hilleus, der in dieser Hinsicht die Epitheta ὠχύμορος !) und μινυν- 
γάδιος 2 erhält; wie derselbe wegen seines harten Looses von 'Thetis 
bejammert wird), so beklagt er selbst im Hades den so früh vom 
Verhängnisse hingerafften Agamemnon!). Ueber den frühen Tod 
des geliebten Sarpedon vergiesst sogar Zeus blutige Thränen). So 
furchtbar erscheint dem homerischen Griechen ein früher Tod, wäh- 
rend wir von der Vorstellung, dass der Tod als ein freundlicher 
Genius den Menschen von den Schrecken des Alters erlöse, bei 
Homer nirgends auch nur die leiseste Andeutung finden. 

Alle im Bisherigen (δ 7—11) gegebenen Erörterungen liefern, 
zusammengefasst, gegen Ameis den unumstösslichen Beweis, dass 
nach der Ansicht der homerischen Griechen das Greisenalter keines- 
wegs nur eine lästige Bürde sei, dass es an Intelligenz und Ehr- 
würdigkeit über allen andern Altersstufen stehe, und dass ein früher 
Tod keineswegs als eine besondere Liebesgabe der Götter betrachtet 
werden dürfe. Wenn Ameis endlich seine Ansicht auch in sprach- 
licher Hinsicht zu stützen sucht, indem er die Erklärung des οὐδέ 
(o 246‘ durch aber dennoch nicht willkürlich nennt, weil das 
dennoch nicht in der Partikel liege, und sie vielmehr im Sinne 
von οὐ γάρ fasst, so hat schon Jungelaussen mit Recht dagegen 
bemerkt, dass der adversative Gebrauch des οὐδέ ausser allem Zweifel 
sei, und dass man bei scharfem Gegensatze berechtigt sei, bei der 
Erklärung desselben bis zu einem doch nicht oder dennoch 
nicht vorzugehen ©). Mehrere derartige Stellen?) hat schon Nitzsch 
besprochen, der οὐδέ durch neque tamen erklärt). 


- - ν᾽ Ki , I \ » 3 Ξ , 
1) A 411: νῦν δ᾽ ἅμα τ᾽ ὠχύμορος καὶ ὀϊζυρὸς περὶ πάντων | ἔπλεο. A 505: τίμη- 
« Ta) 2 Ἂ , 
σύν μοι υἱόν, ὃς ὠχυρορώτατος ἄλλων | Ecker. 
9 - - Σ 2272 n ’ , “ 
2) A 352: μῆτερ, ἐπεί μ᾽ ἔτεχές γε μινυνϑάδιόν περ ἐόντα, | τιμνὴν πέρ μοι ὄφελλεν 
In, 
Ολύμπιος ἐγγυαλίξαι. 
3) A 414: ὥμοι, τέχνον ἐμόν, τί vb σ᾽ ἔτρεφον αἰνὰ τεχοῦσα ; | αἴϑ᾽ ὄφελες παρὰ 
5» » = 
νηυσὶν ἀδάχρυτος χαὶ ἀπήμων | ἦσϑαι, ἐπεί vb τοι αἶσα μίνυνϑαά περ, οὔ τι μάλα δήν᾽ | 
- > “ : Η͂ .. x \ an - - 2 
νῦν ὃ ἅμα τ᾽ ὠχύμορος χαὶ ὀϊζυρὸς περὶ πάντων | ἔπλεο᾽ τῷ σε χαχῃῇ αἴσῃ τέχον ἐν 
μεγάροισιν. 


- ἊΝ - ) ” 
πρῶτα παραστήσεσϑαι ἔμελλεν | μοῖρ ὀλοήῇ, τὴν οὔ τις 


τω 


4) m 28: ἢ τ ἄρα χαὶ on 
ἀλεύεται, ὅς χε γένηται. | ὡς ὄφελες τιμῆς ἀπονήμενος, ἧς περ ἄνασσες, | δήμῳ ἔνι 
Τρώων ϑάνατον χαὶ πότμον ἐπισπεῖν χτέ. 

5) Π 459: αἱματοέσσας δὲ Ψιάδοας χατέχευεν (Ζεὺς) ἔραζε | παῖδα φίλον τιμῶν, τόν 
οἱ Πάτροχλος ἔμελλεν | φϑίσειν ἐν Τροίῃ ἐριβώλαχι, τηλόϑι πάτρης. 

6%) Jungclaussen, über das Greisenalter bei Homer. S. 21. 

202831. T:4092 Υ᾽ 345 u. 5. ν. ΓῚ 

8. Nitzsch zu ε 81. Vgl. auch Krüger, griech. Sprachl. Poetisch-dia- 
lektische Syntax. ὃ 69, 60. Anm. 


Ψ 


62 Der Mensch. ” 
δ 12. 
Zeugungskraft der Männer und Fruchtbarkeit der Frauen. 
Generationen. 


Rücksichtlich der geschlechtlichen Fortpflanzung erscheint das 
homerische Menschengeschlecht als ein ausserordentlich fruchtbares. 
Einerseits wird dem männlichen Geschlechte eine bedeutende Zeu- 
gungsfähigkeit beigelegt, wie z. B. Aiolos Vater von sechs Söhnen und 
sechs Töchtern ist!), und Priamos, wie er selbst äussert, mit seiner 
rechtmässigen Gattin Hekabe neunzehn und mit seinen Kebsweibern 
ausserdem noch eine Anzahl von Kindern gezeugt hat?). Der männ- 
lichen Zeugungskraft entspricht die Receptionsfähigkeit der Weiber, 
wie schon das oben über Hekabe Gesagte zeigt. Dazu lassen sich 
leicht noch andere Beispiele auffinden, wie denn Niobe als Mutter 
von zwölf Kindern, sechs Söhnen und sechs Töchtern, bezeichnet 
wird; stolz auf ihren Kinderreichthum, überhob sie sich gegen Leto, 
welche nur zwei Kinder aufzuweisen hatte, und büsste für ihren 
Uebermuth dadurch, dass ihre Kinder sämmtlich von Apollon und 
Artemis getödtet wurden °). 

Ueber die Dauer des Menschenalters finden wir bei Homer 
keine Angaben. Wie Friedreich‘!) herausrechnen will, dass es 
auf drei und dreissig Jahre angesetzt sei, so dass drei Menschenalter 
etwa hundert Jahre ausgemacht hätten, sehe ich nicht ab; bei dem 
Dichter selbst wenigstens finden sich keine Angaben, durch welche 
jene Bestimmung gestützt würde, und in den von Friedreich ei- 
tirten Stellen (£ 325 und A 250) ist nur im Allgemeinen von Men- 
schenaltern (yzvsat) die Rede, ohne dass über die Dauer eines solchen 
irgend etwas Bestimmtes gesagt würde. 

Eine besondere Beachtung verdient hier noch die homerische 
Ansicht von der abnehmenden Kraft der Generationen, 
indem der Dichter an einigen Stellen seinen Helden die Aeusserung 
in den Mund legt, dass in Betreff der physischen Stärke die jetzige 


ἢ x 5: τοῦ (Αἰόλου) χαὶ δώδεχα παῖδες ἐνὶ μεγάροις γεγάασιν, | EE μὲν ϑυγατέρες, 
ὑἱέες ἡβώοντες. ; 

2) Ω 496: ἐυνεαχαίδεχα μέν μοι (Priamos spricht) tie ἐκ νηδύος ἦσαν, | τοὺς δ᾽ 
ἄλλους μοι ἔτιχτον ἐνὶ μεγάροισι γυναῖχες. 

3) Ω 602: καὶ γάρ 7’ ἠὔκομος Νιόβη ἐμνήσατο σίτου, τῇ περ δώδεχα παῖδες Evi 
μεγάροισιν ὄλοντο, | ἕξ μὲν ϑυγατέρες, ἕξ δ᾽ υἱέες ἡβώοντες. | τοὺς μὲν ᾿Απόλλων πέφνεν 
ἀπ᾿ ἀργυρέοιο βιοῖο | χωόμενος Νιόβῃ, Ξὰς δ᾽ ΓΆρτεμις ἰοχέαιρα, | οὕνεχ, ἄρα Λητοῖ 
ἰσάσχετο χαλλιπαρήῳ. 

4. Realien. S. 123. 


Das Greisenalter. 63 


Darauf geht der mehrfach vorkommende Ausdruck οἷοι νῦν βροτοί εἰσ᾽, 
_ welcher die Ohnmacht der Epigonen im Vergleich mit ihren Vor- 
vätern bezeichnen soll. Aias tödtete den Epikles mit einem Feld- 
steine, den ein jugendlich kräftiger Mann der “jetzigen Generation’ 
nicht aufzuheben vermocht hätte!). Ja, Diomedes?) und Aineias) 
schleuderten Steine, welche für zwei Männer, ‘wie sie jetzt sind’, 
zu schwer gewesen wären. Und ähnlich heisst es von Hektor, er 
habe das Thor der Achaier mit einem Steine gesprengt, den nicht 
leicht zwei der stärksten Männer ‘der Jetztzeit' mit Hebeln vom 
Boden auf den Wagen gehoben hätten; Hektor aber schwang ihn 
allein mit Leichtigkeit, und wie ein Schäfer die Wolle eines Wid- 
ders mit Einer Hand fasst und sonder Mühe fortträgt, so nahm der 
Priamide den Feldstein und trug ihn zum Thore®). Und dieser 
Generation gewaltiger Heroen gehen wiederum andere Generationen 
voran, welche jene an physischer Kraft weit überbieten. So spricht 
der alte Nestor von einem früheren Geschlechte, mit welchem er 
selbst noch Umgang gepflogen habe; solche Männer, sagt er, habe 
er nie gesehen, noch werde er je wieder sehen, wie Peirithoos, 
Dryas, Kaineus, Exadios, Polyphemos und Theseus; das seien die 
stärksten der Erdbewohner gewesen, und sie hätten mit den gewal- 
tigen Kentauren gekämpft und sie vertilgt; auch er, Nestor, sei ihr 
Kriegsgenoss gewesen; aber keiner der jetzt lebenden Menschen, 
setzt er hinzu, vermöchte wohl mit ihnen den Kampf zu bestehen 5). 


ἢ M 378: Αἴας δὲ πρῶτος Τελαμώνιος ἄνδρα χατέχτα, | Σαρπήδοντος ἑταῖρον, 
᾿Ἐπιχλῆα μεγάϑυμον, | μαρμάρῳ ὀκριόεντι βαλών, ὅ ῥα τείχεος ἐντὸς | κεῖτο μέγας παρ᾿ 
ἔπαλ δ | er ΑΥ̓ΛΌΣ er EL Ἄν ΄ ν᾿ >. 5 a. “2. £0Q0=- 
ἔπαλξιν ὑπέρτατος" οὐδέ χέ μιν ῥέα | γείρεσσ᾽ ἀμφοτέρῃς ἔχοι ἀνήρ, οὐδὲ μάλ᾽ ἡβῶν, | 
οἷοι νῦν βροτοί εἰς΄. 


2) E 302: 5 δὲ χερμάδιον λάβε χειρὶ | Τυδείδης, μέγα ἔργον, ὃ οὐ δύο γ᾽ ἄνδρε 
φέροιεν, | οἷοι νῦν βροτοί eis’" ὁ δέ μιν ῥέα πάλλε χαὶ οἷος. 


3 Y 285 ff. (Dieselben Worte, wie E 302 ff., nur in Bezug auf Aineias). 


ἢ M 445: Ἕχτωρ δ᾽ ἁρπάξας λᾶαν φέρεν, ὅς ῥα πυλάων | ἑστήχει πρόσϑε, πρυμνὸς 
p ὕπερϑεν | ὀξὺς ἔην. τὸν δ’ οὔ χε δύ᾽ ἀνέρε δήμου ἀρίστω | ῥηϊδίως ἐπ᾽ 
ἄμαξαν dm οὔδεος ὀχλίσσειαν, | οἷοι νῦν βροτοί eis" ὁ δέ μιν ῥέα πάλλε καὶ οἷος. | 
[τόν οἱ ἐλαφρὸν ἔϑηχε Κρόνου παῖς ἀγχυλομήτεω.] | ὡς δ᾽ ὅτε ποιμὴν bein φέρει πόκον 
ἄρσενος οἰὸς | χειρὶ λαβὼν ἑτέρῃ, ὀλίγον δέ μιν ἄχϑος ἐπείγει, | ὡς Ἕκτωρ ἰϑὺς σανίδων 
φέρε λᾶαν ἀείρας. 


5) A 260: ἤδη γάρ ποτ᾽ ἐγὼ χαὶ ἀρείοσιν ἠέ περ ὑμῖν | ἀνδράσιν ὡμίλησα, χαὶ 
οὔ ποτέ Ἵ οἵ , ἀϑέ τῷ | = , —- ΄ ᾿ N x 3,2 = ax vn Ὁ I 4 [4 
τοτέ m. Y ριζον. | οὐ γάρ πω τοίους ἴδον ἀνέρας, οὐδὲ ἴδωμαι, | οἷον Πειρίϑοόν 
, [4 - A > \ 
τε Δρύαντά τε, ποιμένα λαῶν, | Καινέα τ᾽ ᾿Εξάδιόν τε χαὶ ἀντίϑεον Πολύφημον | [Θησέα 
᾽ [ Ἴ ΡΥ - 
τ Αἰγείδην, ἐπιείχελον ἀϑανάτοισιν)].  χάρτιστοι δὴ κεῖνοι ἐπιχϑονίων τράφεν ἀνδρῶν" | 
κχάρτιστοι μὲν ἔσαν χαὶ χαρτίστοις ἐμαγοντο, | φηρσὶν ὀρεσχῴοισι, χαὶ ἐκπάγλως ἀπόλεσ- 


64 Der Mensch. = 


Man sieht, dass Hoıner, ohne indess seine Helden, deren Tu- 
genden er vielmehr in das hellste Licht stellt, damit irgend herab- 
setzen zu wollen, die Meinung aller Zeiten und Völker theilt, der 
zufolge die früheren Generationen besser sind als die Epigonen; die 
ewige Klage über die ‘gute alte Zeit der Väter und Vorväter’ mit 
ihren Vorzügen findet ihren Grundton schon bei dem alten Vater 
Homeros, um durch alle Jahrtausende in mannigfachen Variationen 
fortzuklingen. ἢ Und nicht etwa bloss in Hinsicht auf physische 
Stärke und kriegerische Tapferkeit hegt Homer diese pessimistische 
Ansicht von der allmählichen Entartung der Geschlechter, sondern 
er überträgt sie auch auf das sittliche Gebiet. Wie Jahrhunderte 
später der venusinische Dichter in einer seiner ethisch-didaktischen 
Oden den sittlichen Verfall seiner Zeit beklagt und mit der Prophe- 
zeiung schliesst, seine Zeitgenossen, deren Eltern schlechter seien, 
als ihre Ahnen, würden eine noch schlechtere Generation hervor- 
bringen 2), und wie in ähnlichem Sinne Aratos die Göttin Dike den 
immer mehr sich verschlechternden Menschen die Worte zurufen 
lässt: “Welch’ ein entartetes Geschlecht hinterliessen doch die gol- 
denen Väter! Bald werdet ihr selbst noch schlechtere Kinder zeugen’ 3) : 
so lässt uns auch schon Homer aus Athene-Mentors Munde die 
Klage vernehmen, dass wenige Kinder ihren Vätern an Tugend 
gleich, dass vielmehr die meisten schlechter und gar wenige besser 
geartet seien, als ihre Erzeuger*). Wenn übrigens Thiersch’) 
die oben besprochenen Worte οἷοι νῦν βροτοί εἰσ für einen späteren 
Zusatz der Rhapsoden erklärt, denen es sonderbar und lächerlich 
habe erscheinen müssen, dass ein Heros nach seinem Gegner mit 
einem Steine geworfen habe, da eine derartige Kampfesart den Zeit- 
genossen der Rhapsoden, denen sie die homerischen Gesänge vor- 


say. | χαὶ μὲν τοῖσιν ἐγὼ μεϑομίλεον ἐχ Πύληυ ἐλϑών, | τηλόϑεν ἐξ ἀπίης γαίης" 
χαλέσαντο γὰρ αὐτοί" καὶ μαγόμιην χατ ἔμ. αὐτὸν ἐγώ" zeivor ὃ ἂν οὔ τις | τῶν, οἱ 
νῦν βροτοί εἰσιν ἐπιχϑόνιοι, μαγέοιτο. 

1) Vgl. E. Curtius, griechische Geschichte. Berlin, Weidmann 1857 (1. Aufl.). 
Bd. I. S. 123. 

2, Horat. Carm. III, 6, 46: Aetas parentum. peior avis, tulit | Nos nequiores, 
mox daturos | Progeniem vitiosiorem. ς 

3) Arat. Phaen. 123 Voss: οἵην χρύσειοι πατέρες γενεὴν ἐλίποντο | χειροτέρην ! 
ὑμεῖς δὲ χαχώτερά γε τέξεσϑε. 

4 β 276: παῦροι yap τοι παῖδες ὁμοῖοι πατρὶ πέλονται, | οἱ πλέονες χαχίους, παῦ- 
ροι δέ τε πατρὸς ἀρείους. ᾿ 

5) Ueber das Zeitalter und das Vaterland des Homer. Halberstadt, 1824. 
S. 32. Man vgl. auch Nitzsch, Georg. Guil., de Homeri verbis οἷοι νῦν βροτοί 
εἰσι. Ind. scholar. aestivar. Kiliae, 1835. typ. Mohr. VIII. pag. 


| 
3 
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τῷ Männliche Schönheit und Kraft. Das männliche Ideal ete. 65 


ΓΝ 


ἵ, ev en 3 Ἕ ἊΝ 
_ trugen, unbekannt gewesen sei, wesswegen sie zur Milderung des 
 Lächerlichen hinzugesetzt hätten: ‘Das war aber ein Stein, wie ihn 


jetzt zwei Menschen nicht zu heben vermögen’: so wird schwerlich 
Jemand diese Auffassung theilen, und man wird lieber der obigen 
Erklärung beipflichten, welche sich durch ihre Einfachheit und 
Natürlichkeit empfiehlt und mit der homerischen Ansicht von der 
abnehmenden Tüchtigkeit der Generationen im besten Einklange steht. 


8. 18. 


Männliche Schönheit und Kraft. Das männliche Ideal und 
dessen Gegensatz (Thersites). 


Für den Mann, wie er sein soll, sind nach homerischen Be- 
griffen physische Kraft und Gewandtheit und eine stattliche, impo- 
nirende Gestalt unentbehrliche Eigenschaften, welche, obwohl sie 
nur äusserlich sind und bei uns in Rücksicht auf die sittliche 
Schätzung des Mannes für unwesentlich , ja nichtsbedeutend gelten, 
dennoch bei den homerischen Griechen eine Art ethischer Bedeutung 
haben, insofern die Cardinaltugend der ἀρετή nach homerischem 
Sprachgebrauch neben dem moralischen Muthe, der den Krieger 
beseelt, wesentlich auch die auf körperlicher Kraft und Ausbildung 
beruhende Kriegstüchtigkeit in sich begreift!;. Wie ausserordentlich 
nach Homer bei der Schätzung eines Mannes körperliche Vor- 
züge in’s Gewicht fallen, beweis’t der Umstand, dass der Dichter an 
seinen Helden ausdrücklich solche körperliche Qualitäten hervor- 
hebt oder ihnen darauf bezügliche Epitheta giebt. Der Hauptheld 
der Ilias heisst schnellfüssig (πόδας ὠχύς 2), ποδώχης 3), da Rasch- 
heit im Lauf für den homerischen Kämpfer eine wesentliche Eigen- 
schaft ist, welche ausser an Achilleus auch an dem Lokrer Aias und 
an Dolon gepriesen wird, indem jener ταχύς ἢ, dieser ποδώχης ὅ) ge- 
nannt wird. Ein fernerer. Vorzug des Kämpfers ist körperliche 
Kraft, welche dem Tydiden Diomedes®) durch das Epitheton xpa- 
τερός vindieirt wird. Ebenderselbe heisst an anderen Stellen ein 
gewaltiger Erreger der Furcht (χρατερὸς μήστωρ φύβου) 7) ; 


ἢ Vgl. F. K. Ὁ. Jansen, über die beiden homerischen Cardinaltugenden. 
Programm der Meldorfer Gelehrtenschule. Itzehoe, 1854. S. 11. 
2) A 84: πόδας ὠχὺς Ἀχιλλεύς. Und so oft. 
3) B 860: ποδώχεος Alaxtöao. Eben so II 134 u. sonst. 
ἢ Καὶ 110: Αἴαντα ταχύν. Vgl. N 66. Ξ 442. 520. 
μ. 


5) K 914: Δόλων --- —, ὃς δή τοι εἶδος μὲν ἔην χαχός, ἀλλὰ ποδώχης. 
6) A 401 (Κ 446) : κρατερὸς Διομήδης. 
7) Z 96: Τυδέος υἱόν, --- χρατερὸν μήστωρα φόβοιο. 


Buchholz, Homerische Realien. Ib. 


σι 


66 Der Mensch. 


ebenso Hektor!). Das Epitheton χρατερός erhalten auch Ares®, 


Diores®), Ephialtes‘), Herakles’5) u. A. In ähnlichem Sinne wird 
manchen Kämpfern gewaltige Kraft (χρατερὸν μένος) beigelegt; 
so dem Hektor®), Echekles’) und Leonteus®). Auch eine edle, 
schöne Gestalt hebt der Dichter häufig an seinen Helden hervor. 
Als Hermes dem auf der Fahrt in das Griechenlager begriffenen 
Priamos in Gestalt eines Jünglings von königlichem Geblüt erscheint, 
wünscht Priamos sich Glück, dass ihm ein Geleiter von so bewun- 
dernswerther Gestalt und Körperbildung und so verständigem Geiste 
begegnet sei, und er preis’t die Eltern eines solchen Sohnes glück- 
lich®). Unter den gewinnenden Eigenschaften (χαρίεντα) eines Mannes 
wird neben Einsicht (φρένες) und Beredtsamkeit (ἀγορητύς) auch 
die Gestalt (φυή) aufgeführt, mit dem Zusatze, dass Mancher eine 
minder ansehnliche Gestalt (εἶδος) besitze, aber dafür durch den Vor- 
zug gewinnender Rede entschädigt werde!%). Zugleich wird auch 
durch diese Stelle der Umstand bestätigt, dass in dem homerischen 
Ideale eines Mannes die geistigen und sittlichen Vorzüge mit den 
körperlichen innig verwachsen sind. Als unansehnlich an Gestalt 
(εἶδος) wird ferner Dolon geschildert; aber als Ersatz dafür wird 
seine Schnellfüssigkeit bezeichnet ἢ. Mit dem Ausdrucke εἶδος, der 
hier und an vielen anderen Stellen die Gestalt bezeichnet, scheint 
Homer zugleich auch den Begriff der Schönheit zu verbinden. 
An sich bezeichnet εἶδος allerdings nur die äussere Erscheinung nach 
ihren Lineamenten; aber an manchen Stellen involvirt es deutlich 
den Begriff der sehenswürdigen, schönen Gestalt, wie wenn 
Odysseus dem übermüthigen Antinoos vorwirft, es fehle ihm bei 
seiner schönen Gestalt (ἐπὶ εἴδεϊ) an verständigem Sinne 12), oder 


) M 39: Ἕχτορα, — χρατερὸν μήστωρα φόβοιο. 

- - „ .. m 
) B 515: Apni χρατερῷ. 

N AR 
) B 622: χρατερὸς Διώρης. 
I ᾽ 

4) E 385: Ὥτος χρατερός τ Ἐφιάλτης. 
) E 392: χρατερὸς παῖς ᾿Αμφιτρύωνος. 
) H 38: "Extopos — χρατερὸν μένος ἱπποδάμοιο. 
) Π 189: Ἐχεχλῆος χρατερὸν μένος ᾿Αχτορίδαο. 
) W 837: Λεοντῆος χρατερὸν μένος ἀντιϑέοιο. 
9) Ὁ 374: ἀλλ᾽ ἔτι τις χαὶ ἐμεῖο θεῶν ὑπερέσχεϑε χεῖρα, 


er 


ὅς μοι τοιόνδ᾽ ἦχεν 
, | πέπνυδαί τε νόῳ, 


4 2 


| 

ὁδοιπόρον ἀντιβολῆσαι, | αἴσιον, οἷος δὴ σὺ δέμας χαὶ Eidos ἀγητός 
μαχάρων δ᾽ ἔξ ἐσσι τοχήων. 

10) ὃ 167: οὕτως οὐ πάντεσσι ϑεοὶ χαρίεντα διδοῦσιν 1 ἀνδράσιν, οὔτε φυὴν οὔτ᾽ ἂρ 

φρένας οὔτ᾽ ἀγορητύν. | ἄλλος μὲν γάρ τ᾽ εἶδος ἀκιδνότερος πέλει ἀνήρ, ἀλλὰ ϑεὸς 


ν > 


μορφὴν ἔπεσι στέφει, οἱ δέ T ἐς αὐτὸν | τερπόμενοι λεύσσουσιν χτέ. 
11) Καὶ 814: Δόλων --- —, ὃς δή. τοι εἶδος μὲν ἔην χαχός, ἀλλὰ ποδώχης. 
] ; ὶ Ι ᾽ 
12 454: ᾧὦ πόποι, οὐχ ἄρα σοί 7 ἐπὶ εἴδεϊ χαὶ φρένες ἦσαν. 
) Ὶ l 


ER 


τς τὸν ESTER ἘΣ ψ μὴν EZ en 
5 DW; a μον dd 4) γι ζω 


- Männliche Schönheit und Kraft. Das männliche Ideal οἵο. 67 


wie wenn reihe vom Hunde Argos sagt, er sei zwar schön an 
Ge stalt; doch zweifle er, ob er bei solcher Schönheit (ἐπὶ εἴδεϊ τῷ-- 
Ε δε) auch Raschheit im Laufe besessen habe!). Hermes in der Ge- 
stalt eines edlen Jünglings heisst δέμας χαὶ εἶδος ἀγητός 2 ; von Pene- 
lope wird gesagt, dass sie an Gestalt (εἶδος), Grösse (μέγεϑος) 
und Einsicht (φρένες) alle Weiber übertreffe?) u. dgl.m. Aehnlich 
bezeichnet im griechischen Sprachgebrauch auch μορφή zunächst die 
Gestalt und sodann die körperliche Schönheit, woraus sich 
die von Pausanias berichtete Thatsache erklärt, dass sich zu Lake- 
daimon ein Tempel der Aphrodite Morpho befinde®). Ohne Zweifel 
soll dieser Beiname Morpho die Liebesgöttin als die Schöne oder 
Schönheitspendende bezeichnen. 

Dass indess Schönheit allein bei’'m Manne nicht genüge, son- 
dern dass sie sich mit Mannhaftigkeit paaren müsse, — dafür lie- 
fert Nireus einen Beleg, von welchem der Dichter sagt, er sei nach 
dem Peleionen der schönste unter allen Danaern, aber unkriegerisch 
und feig gewesen’). 


ὃ 1a. 


Männliche Schönheit und Kraft. Das männliche Ideal und 
dessen Gegensatz (Schluss). 


Insbesondere gilt ferner auch ein hoher Wuchs, eine hoch- 
ragende und imponirende Gestalt für einen grossen Vorzug 
des homerischen Kämpfers. Als ein non plus ultra in dieser Hin- 
sicht steht der Telamonier Aias da. Gross und gewaltig, eine gi- 
gantische Erscheinung, ragt er mit Haupt und Schultern unter dem 
übrigen Volke hervor, daher auch Priamos in der Teichoskopie 
staunend nach ihm fragt®), worauf Helene ihm erwiedert, das sei 
der gewaltige (reAwptos) Aias, der Hort der Achaier’). Stiefmütter- 


ἢ 307 Eeahör μὲν δέμας ἐστίν, ἀτὰρ τόδε γ᾽ οὐ σάφα οἶδα, | εἰ δὴ καὶ ταχὺς 


8) σ 218: περίεσσι γυναικῶν | εἶδός τε μέγεϑός τε ἰδὲ φρένας ἔνδον ἐΐσας. 

ἢ Pausan. III, 15 Schub. : ναῶν δὲ ὧν οἶδα μόνῳ τούτῳ καὶ ὑπερῷον ἄλλο ἐπῳ- 
χοδόμηται Mopypoös ἱερόν. ἐπίχλησις μὲν δὴ τῆς ᾿Αφροδίτης ἐστὶν ἢ Μορφώ χτέ. Vgl. 
Friedreich, Realien $. 125. Anm. 2. 

5) B 673: Νιρεύς, ὃς χάλλιστος ἀνὴρ ὑπὸ Ἴλιον ἦλϑεν 
ἀμύμονα Πηλείωνα. | ἀλλ᾿ ἀλαπαδνὸς ἔην, παῦρος δέ οἱ εἵπετο λαός. 

% T 226: τίς τ᾽ ἄρ᾽ ὅδ᾽ ἄλλος ᾿Αχαιὸς ἀνὴρ ἠῦς τε μέγας τε, | ἔξοχος Ἀργείων 
χεφαλήὴν τε χαὶ εὐρέας ὥμους; — 


DEP 


ayaoıy BET 


7) T 228: τὸν 8° Ἑλένη τανύπεπλος ἀμείβετο, δῖα γυναικῶν" | οὗτος δ᾽ Αἴας ἐστὶ 
πελώριος, ἕρχος ᾿Αχαιῶν. 
: ἮΝ 


΄ 
᾿ 


68 Der Mensch. : 


licher ist in dieser Hinsicht Odysseus von der Natur bedacht. Er 
ist unansehnlicher und macht von vorn herein eben keinen bedeu- 
tenden Eiudruck; scheint es doch anfangs, als raube der Zorn ihm 
die Sprache, oder als könne er, um modern zu reden, keine Fünf 
zählen ; sobald er aber die Stimme erhebt, und seine Worte gleich 
Schneeflocken sich drängen, da vergisst der Hörer seine unansehn- 
liche Gestalt, und er macht den Eindruck, als sei er Allen über- 
legen ἢ. Odysseus ist hier seiner geistigen und körperlichen Eigen- 
thümlichkeit nach meisterhaft gezeichnet. Er ist, wie Jansen 
bemerkt?), der eigentliche Held des Wortes und der Klugheit, wie 
Achilleus der der Thaten ist. Er steht in einem Alter, wo alle 
geistigen und körperlichen Kräfte auf den Punkt voller Reife ge- 
diehen sind, ohne von ihrer Energie Etwas eingebüsst zu haben; 
er ist von mittelmässigem Wuchse, aber kräftig und gedrungen; 
auf den ersten Blick unscheinbar neben den hohen martialischen 
Gestalten seiner Umgebung; wenn er aber die ganze Fülle seiner 
Rede entwickelt, so fühlt Jeder, dass er unwiderstehlich sei; im 
Kreise der Phaieken und daheim am Familienheerde bezaubert er 
die Hörer durch die Erzählung seiner Erlebnisse, und Alle lauschen 
ihm in Andacht, während er draussen im Kriege und auf wogender 
See inmitten zahlloser Gefahren sich als den bewundernswürdigen 
Helden jener unerschütterlichen Seelenruhe und gelassenen Stetig- 
keit bewährt, die sich durch alle Prüfungen und Gefahren durch- 
ringt bis an das ersehnte Ziel. So charakterisirt der Dichter den 
herrlichen Dulder Odysseus, den besonnenen Helden der That, aber 
mehr noch des Wortes und der berechnenden Klugheit. 

Ein männliches Ideal ganz anderer Art hat der Dichter in 
Achilleus gezeichnet, der eigentlichen Lieblingsfigur der heroischen 
Zeit, in der sich die ἀρετή selbst gleichsam verkörpert. Er ist der 
schönste, stärkste und kriegstüchtigste Streiter der Ilias, der Held 
der That, nicht des Wortes, eine martialische Figur vom Scheitel 
bis zur Sohle, in der vollen Blüthe der Jugend und Schönheit, un- 
widerstehlich im Kampfe, aber aufbrausend, jähzornig und grausam; 
erst nach überstandenem Läuterungsprocesse dringt er zur reinen 


L. ie x 

ἡ Τ' 216: ἀλλ᾽ ὅτε δὴ πολύμητις ἀναΐξειεν ᾿Οδυσσεύς, | στάσχεν, ὑπαὶ δὲ ἴδεσχε 
ix \ m x „ , - ΔΙῚ v_) > [4 An An en NE 2 , ἀλλ᾽ 
χατὰ γϑονὸς ὄμματα πήξας,  σχῆπτρον δ᾽ οὔτ᾽ ὀπίσω οὔτε πρόπρηνὲς ἐνώμα, | ἁ 


΄ 


> 
ἀστεμφὲς ἔχεσχεν, ἀΐδρει φωτὶ ἐοικώς" φαίης χε ζάκοτόν τέ τιν᾽ ἔμμεναι ἄφρονά τ᾽ 
αὔτως. | ἀλλ᾿ ὅτε δή pP ὄπα τε μεγάλην ἐχ στήϑεος ἵει | χαὶ ἔπεα νιφάδεσσιν ἐοικότα 
χειμερίῃσιν, [οὐχ ἂν ἔπειτ᾽ ᾿Οδυσῆϊ γ᾽ ἐρίσσειε βροτὸς ἄλλος" | οὐ τότε γ᾽ ὧδ᾽ Ὀδυσῆος 
ἀγασσάμιεϑ᾽ εἶδος ἰδόντες. 
2) Ueber die beiden homerischen Cardinaltugenden. Progr. der Meldorfer 
Gelehrtenschule. Itzehoe, 1854. S. 23. i 


ΡΣ ΔΝ μη WR ᾿ 
Männliche Schönheit und Kraft. Das männliche Ideal etc. 69 


2% 


Menschlichkeit durch, die in der Scene zwischen ihm und dem 
_ greisen Priamos gleichsam ihren Triumph feiert. — Der schnurgerade 


Gegensatz zu dem männlichen Ideale, wie es uns in Achilleus ent- 
gegentritt, ist Thersites. In ihm ist die widerwärtigste Oarri- 
catur des Mannes verkörpert; er ist der hässlichste unter allen 
Griechen: er schielt (φολχός) 1), ist an einem Fusse lahm, hat höcke- 
rige, gegen die Brust zusammengebogene Schultern, einen zuge- 
spitzten Kopf (φοξός) 2) und spärliches Haar?). Zugleich ist er der 
ärgste Lästerer im Achaierheere und entblödet sich nicht, dem 
Achilleus, Odysseus und Agamemnon unter lautem Geschrei Schmä- 
hungen zu sagen, so dass die Achaier darüber empört sind?). Man 
hat darüber gestritten, mit welchem Rechte Homer, der doch sonst 
nur regelmässige Körpergestalten schildere, hier seinem Schönheits- 
prineipe untreu geworden sei und eine so überaus hässliche, das 
ästhetische Gefühl verletzende Figur habe zeichnen können). Die 
Entscheidung dieser Streitfrage scheint nahe zu liegen. Die home- 
rische Schilderung des Thersites ist, wie die shakspeare’sche Zeich- 
nung Glosters in Richard III., eine berechtigte, weil eine natur- 
getreue und zugleich psychologisch wahre. Es ist Thatsache, dass 
gerade Bossus und überhaupt missgestaltete, verwachsene Personen 
von der Natur mit einer reichen satirischen Ader bedacht und die 
gelehrigsten Jünger des Momos sind, wofür sich Namen, wie Lichten- 


I) So erklären die Scholiasten φολχός, indem sie es von φάεα und ἕλχειν her- 
leiten. Buttmann (Lexil. 2. Aufl. Bd. I. S 246) geht auf einen Verbalstamm 
®EAK® (einerlei mit flecto, plecto, πλέχω) zurück und versteht φολχός von 
schiefen Beinen (valgus). Auch Doederlein (Hom. Gloss. ὃ. 2478) leitet 
polzös von φέλχειν (flectere) ab und erklärt es durch sichel- oder säbelbeinig 
(λαισποδίας). 

2) Nach Buttmann (Lexil. 2. Aufl. Bd. I. 5. 244 f.) Verkürzung für pw- 
ξός, von φώγειν, am Feuer dörren, daher wahrscheinlich entstellt, zuge- 
spitzt. Nach Doederlein (Hom. Gloss. ὃ. 2478) hingegen ist φοξός Adjeetiv 
zu φύσχη, gboxos die Blase und bedeutet Dickkopf, capito. 

3) B 216: αἴσχιστος δὲ ἀνὴρ ὑπὸ ἴλιον ἦλϑεν" | φολκὸς ἔην, χωλὸς d ἕτερον πόδα" 
τὼ δέ οἱ ὥμω | χυρτώ, ἐπὶ στῆϑος συνοχωχότε᾽ αὐτὰρ ὕπερϑεν | φοξὸς ἔην χεφαλήν, 
Ψψεδνὴ ὃ ἐπενήνοϑε λάχνη. 

4 B 220: ἔχϑιστος δ᾽ ᾿Αχιλῆϊ μάλιστ᾽ ἣν ἠδ᾽ Ὀδυσῆϊ" | τὼ γὰρ νειχείεσχε. τότ' 
αὖτ᾽ ᾿Αγαμέμνονι δίῳ | ὀξέα χεχληγὼς λέγ᾽ ὀνείδεα. τῷ δ᾽ ἄρ᾽ ᾿Αχαιοὶ | ἐκπάγλως χοτέ- 
οντο, νεμέσσηϑέν τ᾽ ἐνὶ θυμῷ. 

5) Ueber Thersites vgl.u.a.: Schaarschmidt, de Homeri Thersite. Guben, 
1791. Herder, kritische Wälder. I. Lessing im Laokoon. XXIII. Jacobs, 
zerstreute Blätter. Leipzig, 1837. Doederlein, über das Bild des homerischen 
Thersites in: Reden und Aufsätze. I. Samml. Erlangen 1843. W. E. Glad- 
stone’s homerische Studien. Bearb. von A. Schuster. Leipzig, Teubner 1863, 
S. 336 ff. 


70 Der Mensch. Re ΡῈ R 


berg u. a., als Belege anführen lassen; es ist, als ob solche sati- 
rische Bossus dafür, dass sie “um das saubere Gleichmass verkürzt 
und von der Stümperin Natur um Schönheit geprellt sind’!), gleich- 
sam Revanche nehmen wollen, indem sie ihre Mitmenschen mit der 
ganzen Lauge ihres Sarkasmus überschütten und sich eine Art 
geistiger Superiorität anmassen, welche sie für ihr körperliches Ge- 
brechen gewissermassen schadlos halten soll. So ist denn auch der 
missgestaltete Thersites ein politischer Witzbold und Satiriker, der 
über seine Umgebung, und zwar vorzugsweise über die Besten seiner 
Umgebung, einen Achilleus, Odysseus und Agamemnon, seine Galle 
ergiesst; er ist ein ächter Schreier aus der Hefe des Volks und das 
Prototyp aller gemeinen Rabulisten alter und neuer Zeit, welche je 
politische Zungendrescherei getrieben haben. Was aber naturwahr 
ist und der Wirklichkeit entspricht, giebt auch einen berechtigten 
Vorwurf für die Schilderung des Dichters ab, und daher war Homer 
nicht minder befugt, einen Thersites zu schildern, als es dem grossen 
englischen Bühnendichter gestattet war, in seinem Richard III. die 
äusserste körperliche und geistige Hässlichkeit zum Ausdruck zu 
bringen. Auch däs ist ein psychologisch wahrer Zug an Thersites, 
dass er nicht sowohl Helden niederen Ranges, als gerade die Besten 
und Edelsten des Achaierheeres schmäht; denn das Mittelmässige 
und Schlechte reizt den missgünstigen Jünger des Momos nicht so 
sehr, wie das Schöne und Gute; das Excellirende versetzt ihn in 
Wuth, eben weil es excellirt. — Dass indess nicht jeder Hässliche 
oder Missgestaltete unbedingt verachtet wurde, dass im Gegentheil 
auch ein solcher Mensch sich trotz seiner unangenehmen körper- 
lichen Erscheinung durch geistige Vorzüge empfehlen und beliebt 
machen konnte, beweis’t Eurybates, der Herold des Odysseus, wel- 
cher, obwohl er bucklig, von dunkler Hautfarbe und krausköpfig 
war, dennoch von Odysseus hoch vor den andern Kriegsgenossen 
geehrt wurde, weil er verständigen Sinnes war?). 


8 15. 


Die Begriffe der homerischen Griechen von weiblicher Schönheit. 


Wie der homerische Grieche auf seinem naturwüchsigen Stand- 
punkte in Rücksicht auf die Liebe und in der Auffassung des 


ἡ Worte Gloster's in Shakspeare's Richard III. Act I. Scene 1. 
2) τ 246: τυρὸς ἐν ὥρμοισιν, μελανόχροος, οὐλοχάρηνος, | Εὐρυβάτης δ᾽ ὄνομ᾽ ἔσχε" 
n ” ΜᾺ € ’ > ’ r € x Ym 

τίεν BE μιν ἔξοχον ἄλλων | ὧν ἑτάρων ᾿Οδυσεύς, ὅτι οἱ φρεσὶν ἄρτια Non. 


-- τι a‘ } - Ἢ 


)ie Begriffe ὅν ΠΑΡ ται Griechen von weiblicher Schönheit. 71 


j _ geschlechtlichen Verhältnisses von aller Sentimentalität himmelweit 
entfernt ist: so sind auch die Frauengestalten, welche ihm für schön 
gelten, keineswegs als Sylphiden oder ätherische Wesen zu denken. 
ΟΠ Die antike Heroine ist von ungleich derberem Schlage, als die zarten 
Elfengestalten, wie sie unsere modernen Dichter feiern. So schil- 
dert der Freier Eurymachos die unwiderstehliche Schönheit Pene- 
lope’s mit den Worten: “Wenn alle Achaier im iasischen Argos dich 
sehen könnten, so würden morgen noch mehrere Freier in eurer 
Behausung zum Schmause sich sammeln, weil du alle Weiber an 
Gestalt, Grösse und Klugheit übertriffst’!),. Und von Artemis lesen 
wir, Leto freue sich über ihre Erscheinung, weil sie alle Nymphen 
ihres Geleits mit ihrem Haupte überrage und unter ihnen leicht 
erkennbar sei, obwohl sie alle durch Schönheit sich auszeichnen 2). 

Es ist also die Körpergrösse, welche neben anderen Eigen- 
schaften hier ausdrücklich als Ingredienz der weiblichen Schönheit 
hervorgehoben wird, und Penelope, wie auch Artemis, denkt sich 
der Dichter demnach als hohe, imponirende Frauengestalten. Eben- 
so wird auch das phoinikische Weib, welches den jungen Eumaios 
entführte, als schön, gross und trefflicher Arbeiten kundig geschil- 
dert®). Dass in der That die weiblichen Schönheiten der heroischen 
Zeit ungleich markiger und robuster zu denken sind, als schöne 
Frauengestalten nach unseren Begriffen, geht auch daraus hervor, 
dass jene sich weit über die Zeit der eigentlichen Jugend hinaus 
bis in ein Alter conserviren, wo nach unseren modernen Ansichten 
der weibliche Reiz längst zur Ruine geworden ist. Während eine 
Ninon de Lenclos in unseren Jahrhunderten als ein staunenswerthes 
Phänomen erscheint, ist bei Homer eine schöne Frau, welche längst 
über die Jugend hinaus ist, nichts Auffallendes. Helene, die schon 
geraume Zeit vor dem Ausbruche des Troerkrieges mit Menelaos 
vermählt gewesen zu sein scheint, wird im zehnten Jahre des Krieges 
von den troischen Greisen wegen ihrer Schönheit bewundert‘), und 
selbst noch weit später, als sie in die Heimath zurückgekehrt ist, 


ἢ σ 245: χούρη "Ixaptoıo, περίφρον Πηνελόπεια, | εἰ πάντες σε ἴδοιεν ἀν᾽ Ἴασον 
"Apyos ᾿Αχαιοί, | πλέονές χε μνηστῆρες ἐν δμετεραιαι δόμοισιν | ἠῶϑεν δαινύατ᾽, ἐπεὶ 
περίεσσι γυναιχῶν | εἶδός τε μέγεθός τε ἰδὲ φρένας ἔνδον ἐΐσας. 

2.“ 106: γέγηϑε δέ τε φρένα Λητώ: | πασάων᾽ δ᾽ ὑπὲρ ἥ γε (Αρτεμις) κάρη ἔχει 
ἠδὲ μέτωπα, | ῥειά τ᾽ ἀριγνώτη πέλεται, χαλαὶ 3% τε πᾶσαι. 
ἐνὶ 


ἴ 


3) 0 411: ἔσχε δὲ πατρὸς ἐμοῖο γυνὴ Φοίνισσ᾽ ἐνὶ οἴχῳ, | χαλή τε μεγάλη τε χαὶ 
ἀγλαὰ ἔργ᾽ εἰδυῖα (Worte des Eumaios). Vgl. ν 289. 

4) Γ 155: ἦχα πρὸς ἀλλήλους ἔπεα πτερόεντ᾽ ἀγόρευον" | οὐ νέμεσις Τρῷας καὶ 
ἐδχνήμιδας ᾿Αχαιοὺς | τοιῇδ᾽ ἀμφὶ γυναιχὶ πολὺν ypövov ἀλγεα πάσχειν" | αἰνῶς ἀϑανά- 
τῇσι ϑεῇς εἰς ὦπα ἔοιχεν. 


sa N ΚΤ ni: 47: ΟΡ. Ὁ BR“ Feen. Ὶ un uR tr Σὰ gi Re 
a2 De EA FE, χων U nn 


72 Der Mensch. Ἄ 


ist ihre Gestalt noch der Art, dass der Dichter sie mit der Artemis 
vergleicht). Penelope, deren Gatte bereits zwanzig Jahre in der Fremde 
weilt, und deren Sohn längst erwachsen ist, besitzt noch Reize, 
welche aus der Nähe und Ferne Freier herbeilocken und vom Dichter 
mit denen der Artemis und Aphrodite verglichen werden?). Auch 
Klytaimnestra, die Mutter des erwachsenen Orestes, ist noch als 
schön zu denken, da ihre Reize den Aigisthos bethören®). Mit 
Recht bemerkt Friedreich?), dass ein moderner Dichter, ohne 
sich lächerlich zu machen, Frauen dieser Altersstufe nicht als so 
schön und verführerisch darstellen dürfe. Dazu kommt, dass, wie 
eben derselbe a. a. Ὁ. bemerkt, der Geschmack der homerischen 
Griechen, wie der Griechen überhaupt im Punkte der weiblichen 
Schönheit ein von dem unsrigen wesentlich verschiedener war, 
worauf auch die erhaltenen plastischen Werke der Hellenen hin- 
deuten. Hier kommt die Schönheit nicht durch leichte, anmuthige 
Züge, durch Colorit und Incarnat zur Erscheinung, sondern mehr 
durch jenen constanten und festen, aus dem Knochenbau hervor- 
gehenden Ausdruck, insbesondere den der Stirn, Nase und Augen. 
Das jugendlich Anmuthige, welches unserem Geschmacke zusagt, 
tritt gegen die fest im Bau der Theile beruhende Schönheit zurück, 
welche den Einflüssen der Zeit minder unterworfen ist und sich 
dadurch der Idee unvergänglicher Schönheit annähert. 

In der Beschreibung weiblicher Reize ist Homer im Allgemeinen 
sehr sparsam. Selbst wo er das Musterbild einer Jungfrau schil- 
dern will, geschieht dies kurz und bündig, wie wenn er von Hippo- 
dameia sagt, der Vater und die ehrwürdige Mutter hätten sie von 
Herzen geliebt, da sie alle ihre Altersgenossinnen an Schönheit, 
weiblicher Kunstfertigkeit und Verstand übertroffen habe°). Eine 
specielle Beschreibung weiblicher Reize ex professo, wie wir sie 
z. B. bei den italiänischen Epikern, namentlich bei Ariost, finden, 
vermeidet Homer grundsätzlich; selbst von der Schönheit der He- 
lene giebt er nur indirect einen Begriff, indem er den mächtigen 


1) ὃ 121: ἐκ δ᾽ “Ἑλένη ϑαλάμοιο ϑυώδεος ὑψορόφοιο | ἤλυϑεν, ᾿Αρτέμιδι χρυσηλα- 
χάτῳ ἐϊχυτα. 


᾿Αφροδίτῃ. 

3) 1.268: ὁ δ᾽ (Αἴγισϑος) εὔχηλος μυχῷ "Apyeos ἱπποβότοιο | πόλλ᾽ ᾿Αγαμεμνονέην 
ἄλογον ϑέλγεσχ᾽ ἐπέεσσιν. 

4 Realien $. 125. 

5) N 429: πρεσβυτάτην δ᾽ ὦπυιε (᾿Αλκάϑοος) ϑυγατρῶν “Ἱπποδάμειαν, | τὴν πέρι 
χῆρι φίχησε πατὴρ χαὶ πότνια μήτηρ | ἐν μεγάρῳ πᾶσαν γὰρ ὁμιηλιχίην ἐκέκαστο | 
χάλλεϊ χαὶ ἔργοισιν ἰδὲ φρεσί. 


7 


oe Der Mensch nach seiner somatischen Organisation. 73 


Eindruck schildert, welchen dieselbe auf die troischen Greise her- 


vorbringt!). Auch sonst sind es immer nur wenige einzelne Züge 
oder blosse Epitheta, mit denen sich der sparsame Dichter begnügt. 


So werden der Aphrodite ein schöner Nacken, liebliche Brüste und 


glänzende Augen beigelegt?) ; die Dardaniden heissen tiefbusig 
(βαϑύχολποι) 3), Diomede, die Tochter des Phorbas, schönwangig 
(καλλιπάρῃος) ἢ) u. dgl. m. 


Zweites Kapitel. 


Der Mensch nach seiner somatischen Organisation.” 


$ 16. 


Dass von einer eigentlichen, auf genauerem Studium beruhenden 
anatomischen Kenntniss bei Homer nicht die Rede sein kann, ist 
selbstverständlich. Nichtsdestominder finden wir bei ihm manche 
überraschend genaue Bemerkung, welche zeigt, dass er, wie über- 
haupt die Natur, so auch den menschlichen Körper und seine Theile 
scharf beobachtet hat und eine Kenntniss derselben besitzt, soweit 
sie sich ohne Secirmesser nur immer erlangen lässt. Die inner- 
lichste anatomische Kenntniss, welche sich bei ihm findet, ist wohl 
die der Ader (φλέψ), welche den Rücken hinauf bis in den Nacken 
läuft‘). Immerhin lässt der Complex der anatomischen Kenntnisse, 
welche die homerischen Gedichte verrathen , darauf schliessen, dass 


ἡ T 155 ff. (schon oben eitirt). Vgl. Lessing, Laokoon. XXI. 


2) T 396: καί ῥ᾽ ὡς οὖν ἐνόησε (EAevn) Be 


s περιχαλλέα δειρὴν | senden 9° ἱμε- 
ρόεντα χαὶ ὄμματα μαρμαίροντα, | ϑάμβησέν τ᾽ ἄρ᾽ ἔπειτα, ἔπος τ᾽ ἔφατ᾽ ἔχ τ᾽ ὀνόμαζεν χτέ. 


3) Σ 122: Δαρδανίδων βαϑυχόλπων. 
4) 1 665: Διομήδη χαλλιπάρῃος. 


5) 8. Friedreich, Realien. 5. 129 f. Wagner, Homer und Hesiod. 
Ulm, Stettin’sche Verlagsbuchhandlung. 1850. S. 93 ff. Tasher, letters illustra- 
ting the anatomical knowledge of Homer in dessen Select odes. Lond. 1792. 
Tasher, a conversation on the question whether Homer understood anatomy; 
8. dessen Series of letters. 2. edit. Lond. 1798. Letter I-V1I. IX. XH. LXXX— 
LXXXIH. Die letzten beiden Schriften habe ich trotz aller Bemühung weder 
von grösseren Universitätsbibliotheken noch von Londoner Antiquariatshand- 
lungen erhalten können. 


6), N 545. S. u. 


zu ἢ N Te v2, 


74 ß Der Mensch. 


die homerischen Griechen wenigstens eine Art chirurgischer Mediein 
gekannt haben ἢ). 

Uebrigens ist die zweite Hälfte der Ilias ungleich reicher an 
anatomischen Bemerkungen, als die erste, wie denn auch die in der 
ersteren sich findenden Angaben genauer sind. Worin dieser Um- 
stand seinen Grund habe, kann hier wenigstens nicht weiter unter- 
sucht werden. 

Bei der folgenden Betrachtung der Körpertheile, soweit sie bei 
Homer vorkommen, werden wir am natürlichsten die Anordnung 
befolgen, dass wir zuerst das Exterieur des Körpers, sodann die 
inneren Theile (Eingeweide) betrachten. Nach seinem äu- 
sseren Habitus, bei welchem man am zweckmässigsten die topo- 
graphisch-anatomische Anordnung befolgt, lässt sich der Körper 
in Stamm und Glieder oder Extremitäten eintheilen. Der 
Stamm wird in Kopf und Rumpf zerlegt; der Kopf in Schä- 
deltheil und Gesicht; der Rumpf in Hals, Brust und Bauch 
mit der Beckengegend. Die Extremitäten zerfallen in obere 
und untere. Zu den oberen gehört die Schultergürtel-Re- 
gion, einschliesslich des Schlüsselbeins und seiner Gegend; 
ferner Oberarm, Unter- oder Vorderarm, Hand; zu den 
unteren Hüftgegend oder Beckengürtel-Region, Ober- 
schenkel, Unterschenkel und Fuss. 

Zu den inneren Theilen gehören sodann: das Gehirn ın 
der Schädelkapsel und das Rückenmark im Rückgrat; die 
Eingeweide im Inneren des Halses und der Brust-, Bauch- 
und Beekenhöhle: Herz und Lungen in der Brusthöhle; 
Leber (Galle), Magen und Niere in der Bauchhöhle. Dazu 
kommt endlich noch das die Knochen bedeckende Fleisch und 
das durch den ganzen Körper verbreitete Blut mit seinen Gefässen, 
wie auch Sehnen und Muskeln. 

Nach Massgabe dieser Disposition mögen jetzt die einzelnen 
Körpertheile zur Betrachtung kommen. 


A. Das Exterieur des Körpers. 


$ 17. 
I. Der Stamm des Körpers. 
a. Der Kopf (ἡ κεφαλή, τὸ χάρα, τὸ χάρηνον, ὁ KPAR). 
Die Bezeichnung des Kopfes, n χεφαλή, kann einerseits, weil 
der Kopf Sitz der Denkorgane und insofern der edelste Körpertheil 


I) Vgl. Wagner, Homer und Hesiod. $. 95. 


a. Der Kopf. 75 


et; für die ganze Person gesetzt werden, wie in den Anreden 
 glin χεφαλή) und ἠϑείη χεφαλή an geliebte Personen; anderer- 
seits kann χεφαλή, weil der Körper ohne den Kopf nicht fortzu- 
leben vermag und also das Leben wesentlich an ihn geknüpft ist, 
geradezu in die Bedeutung Leben übergehen, wie in den Redens- 
arten seinen Kopf (sein Leben) auf’s Spiel setzen (χεφαλὴν 
παρατίϑεσθϑαι) 5. und eine That mit dem Kopfe oder Leben 
büssen (ἀναμάσσειν ἔργον χεφαλῇ) ἢ. Das Nicken mit dem Haupte 
ist Zeichen der Gewährung und, wie wir aus dem Muude des Zeus 
hören), ein unverbrüchliches und heiliges Unterpfand für die Zu- 
verlässigkeit des gegebenen Versprechens. Auch küsste man sich 
bei Begrüssungen Haupt und Hände®). Die Redensar”vom Kopf 
bis zu den Füssen endlich soll die ganze Leibeslänge be- 
zeichnen ἢ). 

Die Stirn oder genauer der zwischen den Augenbrauen 
befindliche Raum heisst τὸ μέτωπον 8) oder τὸ μετώπιονϑ). Cha- 
rakteristische Angaben in Betreff der Stirn kommen nicht vor, aus- 
genommen etwa, dass eine geglättete Stirn als Ausdruck heiterer 
'Gemüthsstimmung bezeichnet wird 10). In übertragener Bedeutung 
steht μέτωπον von der Vorderseite des Helmes!!). Derjenige Theil 
der Stirnhaut, welcher den vorspringenden Theil der Stirn und 
den oberen Rand der Augenhöhle bedeckt, auf welcher die Augen- 
brauen sich befinden, heisst τὸ ἐπισχύνιον. Dass die letzteren bei 
verschiedenen Affecten, namentlich im Zorn, zusammen- und herab- 
gezogen werden, erwähnt der Dichter bei der Schilderung eines 
zornigen Löwen, von dem es heisst, er ziehe wuthfunkelnden Blickes 
die Brauen (τὸ ἐπισχύνιον) herab 12. In Bezug auf den Menschen 
kommt ἐπισχύνιον nicht vor. 


1) Θ 281: Τεῦχρε, φίλη χεφαλή. 
2) W 94: τίπτε μοι, ἠϑείη χεφαλή, δεῦρ᾽ εἰλήλουθας; 


8) B 237: σφὰς γὰρ παρϑέμενοι χεφαλὰς χατέδουσι βιαίως | οἴχον ᾿Οδυσσῆος. 

ἢ τ 92: μέγα ἔργον, ὃ σῇ χεφαλῃῇ ἀναμαάξεις. 

5) A 524: εἰ δ᾽ ἄγε τοι χεφαλῇ κατανεύσομαι, ὄφρα πεποίϑῃς" | τοῦτο γὰρ ἐξ ἐμέϑεν 
je μετ ἀϑανάτοισι μέγιστον | τέχμωρ᾽ οὐ γὰρ ἐμὸν παλινάγρετον οὐδ᾽ ἀπατηλὸν | οὐδ᾽ 
ἀτελεύτητον, ὅτι χεν χεφαλῇ κατανεύσω. 

6) ῳ 225: ὡς δ᾽ αὔτως ᾿Οδυσεὺς χεφαλὰς χαὶ χεῖρας ἔχυσσεν. 

7) % 353: ἐς πόδας ἐχ χεφαλῆς. 

8) N 614: ἤλασεν---μέτωπον | ῥινὸς ὕπερ runden. 

9 A 95: μετώπιον ὀξέϊ δουρὶ | νύξ. Ausserdem noch II 739. 
10) ἢ 102: οὐδὲ μέτωπον ἐπ᾽ ὀφρύσι χυανέῃσιν | ἰάνϑη. 

11) II 70: χόρυϑος---μέτωπον. 

12) P 136: πᾶν ὃέ τ᾽ ἐπισχύνιδν χάτω ἕλχεται ὄσσε χαλύπτων. 


76 Der Mensch. ἐς 


Das Gesicht (Antlitz) bezeichnet Homer mit ὧψ ἢ), welches 
eigentlich Auge bezeichnet, das Haupthaar mit ἢ χαίτη 2 und 
ἢ ϑρίξ). Von der Gesichtsfarbe gebraucht der Dichter χρώς, 
indem er das Erbleichen der Wangen als Symptom einer feigen 
Seelenstimmung erwähnt‘). Dass man in der Trauer sich das Haar 
ausraufte und abschor, zeigen die unten angezogenen Stellen. Ob 
in der Redensart τίω δέ μὶν ἐν χαρὸς alon’) der Genetiv xapos auf 
einen Stamm x4p zurückzuführen ist, der abgeschorenes Haar 
bedeutet, so dass der Sinn wäre: ‘ich achte ıhn gleich einem Haar’, 
ist unsicher. — Auf die Augen, welche mit οἱ ὀφθαλμοί, τὰ ὄμματα 
oder dem dualischen τὼ 0592 bezeichnet werden, und aufihren Aus- 
druck beziehen sich mannigfache Epitheta. So steht ochsenäugig 
(βοώπης, βοῶπις) in Beziehung auf die grossen, stark vortretenden 
Augen der Here®), Klymene?), Philomedusa°) und Halie?); ἑλίχωψ 
bezeichnet einen munteren, lebhaften Blick, namentlich insofern 
er Ausdruck des Muthes und der Kampfbegier ist 10), während yAau- 
zörıs—strahlenäugig sich auf den feurigen Ausdruck der strengen 
Athene als Kriegsgöttin bezieht 1). Dass die Affecte der Seele in 
den Augen zum Ausdruck gelangen, deutet der Dichter an, indem 
er von Odysseus, der seiner Gemahlin gegenüber seine Gefühle zu 
beherrschen weiss, sagt, seine Augen hätten ihm wie Horn oder 
Eisen in den Wimpern gestanden 2). Ἢ γλήνη kann sowohl den 
Augenstern (die Pupille), wie auch den Augapfel bezeichnen. 
Die letztere Bedeutung findet sich Ξ 494, wo von Peneleos gesagt wird, 
dass er dem Ilioneus den Augapfel ausgestossen habe 15), zu welcher 
Stelle Friedreich bemerkt!!), dass Voss hier die Worte ἐχ d wos 
γλήνην irrig übersetzt habe: “dass ihm der Stern ausfloss’, da man von 
der Pupille nicht sagen könne, dass sie ausfliesse, während der Aug- 


1) T 158: αἰνῶς ἀϑανάτῃσι ϑεῇς εἰς ὦπα ἔοιχεν (Eievn). Vgi. α 411. 

2) K 15: πολλὰς ἐχ χεφαλῆς προϑελύμνους ἕλχετο χαίτας. Bekanntlich steht 
γαίτη auch von der Mähne des Pferdes, wie P 439. 

3) X 77: πολιὰς δ᾽ ἄρ᾽ ἀνὰ τρίχας ἕλχετο χερσὶν | τίλλων ἐκ χεφαλῆς. 

4 N 279: τοῦ μὲν γάρ τε κακοῦ τρέπεται χρὼς ἄλλυδις ἄλλῃ. N 284: τοῦ δ᾽ 
ἀγαϑοῦ οὔτ᾽ ἂρ τρέπεται χρώς. 

5) I 378. 6) A 551: βοῶπις πότνια Ἥρη. 7), T 144: Κλυμένη τε βοῶπις. 

8) H 10: Φιλομέδουσα βοῶπις. 9 2 40: “Αλίη te βοῶπις. 

10) Α 389: ἑλίχωπες ᾿Αχαιοί. A 98: ἑλιχώπιδα χούρην (die Tochter des Chry- 
ses). Köppen zu A 98 bezieht ἑλίχωψ auf ein rundes, gewölbtes Auge, da in den 
Compositis von ἑλίσσω der Begriff der Bogenförmigen herrsche. 

11) A 44: γλαυχῶπις ᾿Αϑήνη. 5. Ameis z. d. St. Lucas, de Minervae 
cognomine yA. 

12) τ 211: ὀφθαλμοὶ δ᾽ ὡς εἰ χέρα ἕστασαν ἠὲ σίδηρος | ἀτρέμας ἐν βλεφάροισι. 

18). Ξ 498: τὸν τόϑ' ὑπ᾽ ὀφρύος οὗτα zur ὀφθαλμοῖο ϑέμεϑλα, | ἐκ δ᾽ ὦσε γλήνην. 


14) Realien. S. 132. 


ἐ Baer “ιν πὸ 2 ἐ Ara ΥΨ ne Dr KB στ», ur | 
€ ne Σὰ Pi ΡῚ ν h 


τὸ, ᾿ 
x A b. Der Rumpf. 77 
RR 
apfel mit einem Speere ausgestossen werden könne. — Weil im 


Auge das Bild des Menschen verkleinert erscheint, so kann γλήνη 
— ebenso, wie χόρη, welches ebenfalls Pupille nnd Mädchen 
bedeutet, — Puppe, Püppchen, Dirne bezeichnen und als 
schimpfliche Anrede eines Feigen gebraucht werden, wie z. B. Hek- 
tor den Diomedes χαχὴ γλήνη mennt!). — Für Mund ferner finden 
sich bei Homer die Ausdrücke τὸ stöua?) und 7 μάσταξ 3), welche 
beiden Ausdrücke auch von Thieren gebraucht werden, und von 
denen der letztere zugleich die Nahrung bezeichnen kann, welche 
der Mund in sich aufnimmt®). — Die Zähne (οἱ ὀδόντες) bilden 
nach der homerischen Anschauung gleichsam eine zusammenhängende 
Pallisadenreihe, welche der Dichter mit dem Ausdrucke ἕρχος ὀδόντων 
bezeichnet). Mittelst der Zähne kann der Mensch auch Affecte 
ausdrücken: wie das Zähneknirschen Zeichen des äussersten Grimmes 
ist®), so macht die höchste Angst die Zähne klappern?). Auf die 
Zähne geht die Ausdrucksweise den Boden mit den Zähnen 
fassen (γαῖαν ὀδὰξ &Xsiv)°) von denen, die im Kampfe fallen. 
Auf die Zähne und Lippen endlich bezieht sich die mehrfach 
wiederkehrende Formel ὀδὰξ ἐν χείλεσι φῦναι von Solchen, die sich 
im Unmuth auf die Lippen beissen °). 


b. Der Rumpf. 


Der Ausdruck ὁ τράχηλος für Hals, Nacken kommt bei Homer 
nicht vor. Für Brust finden wir bei Homer die Ausdrücke στέρνον 
und στῆϑος: und zwar ist στέρνον der äussere, aus Knochen be- 
stehende Brustkasten, dessen breite Wölbung als Zeichen eines 


\ 


kräftigen männlichen Körpers hervorgehoben wird: so bei Odysseus 10) 


1) 8 164: Zope, κακὴ γλήνη. 

2) K 375: ἄραβος δὲ διὰ στόμα γίγνετ ὀδόντων. ε 322: στόματος δ᾽ ἐξέπτυσεν 
ἅλμην | πιχρῆν. 

8) ὃ 287: ἀλλ᾽ ᾿Οδυσεὺς ἐπὶ μάσταχα χερσὶ πίεζεν | νωλεμέως χρατξρῇσι, σάωσε δὲ 
πάντας ᾿Αχαιούς. 

4) 1 323: ὡς δ᾽ ὄρνις ἀπτῆσι νεοσσοῖσι προφέρῃσιν | μάσταχ᾽, ἐπεί χε λάβῃσι χτέ. 

5) a 64: τέχνον ἐμόν, ποῖόν σε ἔπος φύγεν ἕρχος ὀδόντων Und so oft. 

6 Τ 365: [τοῦ χαὶ 6 

7) N 288: πάταγος ὃ 
K 375. 

8. X 16: πολλοὶ | γαῖαν ὀδὰξ εἷλον. T 61: τῷ x οὐ τόσσοι ᾿Αχαιοὶ ὀδὰξ ἕλον 
ἄσπετον οὔὗας. Und so öfter. 

9) a 381: οἱ δ᾽ ἄρα πάντες ὀδὰξ ἐν χείλεσι φύντες | Τηλέμαχον ϑαύμαζον. 
10) Γ΄ 193: μείων μὲν χεφαλῇ Δγαμέμνονος ᾿Ατρείδαο, | εὐρύτερος δ᾽ ὥμοισιν ἰδὲ 


͵ 
στέρνοισιν ἰδέσϑαι. 


πω" 
NE, 


78 Der Mensch. 


und Poseiden!). In der anatomischen Terminologie soll sternum, 
wie Friedreich bemerkt?), die drei Brustbeine, das obere, mittlere 
und untere, bedeuten, welche den mittelsten und vordersten Theil 
des Gerüstes der Brusthöhle schliessen. Στῆϑος hingegen geht vor- 
zugsweise auf die inneren Organe der Brusthöhlung, woraus es 
sich erklärt, warum der ϑυμός 3), das μένος ἢ und das ἦτορ 5) im 
στῆϑος ihren Sitz haben. Die obige Angabe Friedreich’s in Betreff 
der drei Brustbeine bedarf indess, wie mir Herr Prof. Reichert 
bemerkt, mehrfacher Berichtigung. Im Kindesalter besteht das 
Brustbein aus drei Stücken der Länge nach, die aber von Friedreich 
nicht richtig genannt werden. Sie heissen: ‚Handgriff (manubrium), 


Körper (corpus) und schwertförmiger Fortsatz (processus xiphoides 


s. ensiformis). Später verwachsen die drei Stücke; der Ausdruck 
‘drei Brustbeine’ ist falsch; es giebt nur-ein Brustbein, welches 
noch im Kindesalter aus drei Stücken besteht. — Uebrigens galt 
eine stark behaarte Brust, wie sie z. B. dem Achilleus beigelegt 
wird δ), für ein Zeichen männlicher Kraft. — Die Gegend um die 
Brust herum zwischen den Armen, der Busen, heisst ὁ χόλπος; 
der weibliche Busen erhält das Epitheton duftend (χηώδης 7), weil 
man sich mit wohlriechendem Oele zu salben pflegte. 

Die Bezeichnungen für Rücken ferner sind τὸ νῶτον δ) und 
τὸ weraopevoy®). Der Bauch heisst ἢ γαστήρ: speciellere Bezeich- 
nungen der Bauchregion sind μέση γαστήρ 10) und νείαιρα γαστήρ 11), 
ἃ. 1. ἐσχάτη γαστήρ, Unterbauch, Unterleib. Dass γαστήρ auch den 
Magen bedeutet, wird bei den inneren Theilen bemerkt werden. 
Die übertragene Bedeutung von γαστήρ, vermöge deren es von der 
Wölbung des Schildes steht, wie sie sich bei Tyrtaios findet 12), 
kommt bei Homer nicht vor; wohl aber findet sich bei letzterem 
das verwandte ἢ γάστρη von der Wölbung eines Dreifusses12). Die 


ἢ B 477: μετὰ δὲ χρείων ᾿Αγαμέμνων, | ὄμματα zul χεφαχὴν ἴχελος Διὶ περπιχε- 
ραύνῳ, | "Apei δὲ Ev νην, στέρνον δὲ Ποσειδάωνι. 
2) Realien ὅ. 133. 
3) B 142: τοῖσι δὲ ϑυμὸν Evi στήϑεσσιν ὄρινεν. 
4) E 125: ἐν γάρ τοι στήϑεσσι μένος πατρώϊον Tara | ἄτρομον. 
) A188 ὁ (Wird gleich eitirt). 
6) A 188: ἐν SE οἱ (Πηλείωνι) ἧτορ | στήϑεσσιν Austorsı διάνδιχα μερμήρίξεν κτέ. 
Z 483: “ἣ δ᾽ ἄρα μι) κηώδεϊ δέξατο χόλπῳ. 
8) N 289: οὐκ ἂν ἐν αὐχέν ὄπισϑε πέσοι βέλος οὐδ᾽ ἐνὶ νώτῳ. 
9) E 40: φψεταφρένῳ ἐν δόρυ πῆξεν | Elan μεσσηγύς, διὰ δὲ στήϑεσφιν ἔλασσεν: 
10) N 506: βάλε γαστέρα μέσσην. 
1) Ἢ 465: τὸν βάλε νείαιραν χατὰ γαστέρα. 
12) Tyrt. (lyr. Graeei ed. Bergk) 11,24: ἀσπίδος εὐρείῃ γαστρί. 
13) Σ 348: γάστρην μὲν τρίποδος πῦρ ἄμφεπε. 


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“ΔΑ ἱψὰ R 

‚Gegend zwischen Nabel (ὃ ὀμφαλός) und Scham (τὰ αἰδοῖα) be- . 
‚zeichnet der Dichter als besonders schmerzhaft in Bezug auf Ver- 


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ἐς BO: | II. Glieder oder Extremitäten. 79 


wundungen ἢ. Herr Prof. Reichert bemerkt mir zu dieser Stelle, 
dass jene Region, wenn nicht die empfindlichste des Körpers, doch 
empfindlicher sei als die nächste Umgebung nach aufwärts; ausser- 
dem liege die Schamgegend sehr nahe. Die Hinterbacken (ὃ 


γλουτός) werden als in der Region der Blase (χύστις) befindlich er- 


wähnt?). Die Region zwischen Lenden und Hüften heisst ἢ ἰξύς 
(die Weichen)?). 

Ferner bezeichnet Homer die Seiten oder Rippen mit αἱ 
πλευραί. Die Unruhe des schlaflosen Achilleus schildert der Dichter, 
indem er sagt, derselbe habe sich bald auf die Seite, bald auf den 
Rücken, bald auf das Antlitz gelegt!,. Neben αἱ πλευραί findet sich 
auch einmal die neutrische Form τὰ πλευρά ὃ. Auch hier stimmt 
der homerische Ausdruck nicht mit unserer heutigen anatomischen 
Terminologie überein, welche unter Pleura die Haut versteht, welche 
die Wände (Seiten) der Brusthöhle bekleidet. Um die Seitenwände 


des Brustkastens äusserlich zu bezeichnen, wendet man den be- 


treffenden Ausdruck nicht an. Uebrigens bezieht sich der Ausdruck 


πλευραί (latera) zunächst darauf, dass der menschliche Körper bila- 


teral gebaut ist und eine rechte und linke Seite darbietet. 


8 18. 
1. Glieder oder Extremitäten. 


a. Obere Extremitäten. 


Hieher gehören die Schulterregion nebst Schlüsselbein, Oberarm, 
Unter- oder Vorderarm und Hand. 
Die Schulter heisst ὃ ὦμος (humerus)®). Breite Schultern 


1) N 567: Μηριόνης ὃ ἀπιόντα μετασπόμενος βάλε δουρὶ | αἰδοίων τε μεσηγὺ χαὶ 
ὀμφαλοῦ, ἔνϑα μάλιστα | γίγνετ᾽ ᾿Αρης ἀλεγεινὸς ὀϊζυροῖσι βροτοῖσιν. ᾿ 

2) E 65: τὸν μὲν Μηριόνης ὅτε δὴ χατέμαρπτε διώχων, | βεβλήχει γλουτὸν κατὰ 
δεξιόν. ἡ δὲ διαπρὸ | ἀντιχρὺ κατὰ χύστιν ὑπ᾽ ὀστέον ἤλυϑ᾽ ἀχωχήῆ. 

8) ε 231: περὶ δὲ ζώνην βάλετ᾽ ἰξυῖ. 

4 Ω 9: ϑαληρὸν κατὰ δάχρυον eißev, | ἄλλοτ᾽ ἐπὶ πλευρὰς κατακείμενος, ἄλλοτε 
δ᾽ αὖτε | ὕπτιος, ἄλλοτε δὲ πρηνής. 

5) A 468: πλευρά, τά οἱ κύψαντι παρ᾽ ἀσπίδος ἐξεφαάνϑη, οὔτησε ξυστῷ χαλχηρεϊ. 

6) In der jetzigen anatomischen Terminologie heisst der Schulterknochen 
scapula oder omoplata; das Schultergelenk wird nach dem Oberarmknochen (hu- 
merus) articulatio humeri genannt. Will man die Gegend des Schultergelenks 
allgemein bezeichnen, so gebraucht man auch den Ausdruck humerus und nennt 


- häufig den Oberknochen os humeri. 


Εν 


80 Der Mensch. 


werden mehrfach als Zierde an kräftigen Männern hervorgehoben, 
wie z. B. an dem Telamonier Aias!); der hässliche Thersites hin- 
gegen wird vom Dichter mit höckerigen, gegen die Brust zusammen- 
gebogenen Schultern ausgestattet?2). Den obersten Theil der Schulter 
bezeichnet der Dichter mit νείατος ὦμος). Auch das Schlüssel- 
bein (ἢ χληΐς) zwischen Hals und Nacken findet mehrfach Erwäh- 
nung, und zwar wird die Gegend desselben in Bezug auf Verwun- 
dungen als höchst gefährlich bezeichnet). Der heutige anatomische 
Terminus für «Anis ist elavicula. 

Was ferner den Arm betrifft, so heisst der obere Theil des- 
selben vom Ellenbogen bis zu den Schultern ἡ ὠλένη, welcher Aus- 
druck indess bei Homer nicht vorkommt und nur in dem mit ihm 
componirten Epitheton λευχώλενος (weissarmig) auftritt. Letzteres 
wird der Here5) und Arete®), wie auch der Nausikaa’) und ihren 
Dienerinnen®) beigelegt. — Die Bezeichnung für Ellenbogen ist 
ὃ ἀγχών ), welches in übertragener Bedeutung auch für Mauer- 
vorsprung gesetzt wird!P). Der Arm vom Armgelenk bis zur 
Handwurzel endlich, also der Unterarm, heisst ὁ πῆχυς, welches 
poetisch auch für den ganzen Arm gesetzt wird!!). Es entspricht 
demnach ἢ ὠλένη dem lateinischen lacertus, πῆχυς dem lateinischen 
᾿ brachium. 

Für Hand findet sich bei Homer neben ἢ χείρ 12 auch ἢ ra- 
Aaun, welches letztere, wie palma, eigentlich die flache Hand 
bezeichnet und von der Hand gebraucht wird, insofern man mit ihr 
Etwas fasst oder verrichtet!3). Daher erscheint die παλάμη als Sinn- 
bild der Kunstfertigkeit, und ein ungeschickter Mensch, der der- 


227: ἔξοχος ᾿Αργείων χεφαλῆν τε καὶ ὥμους. Vgl. II 360. Σ 204. ζ 225. 


En 
2) B 217: τὼ δέ οἱ ὥμω | χυρτώ, ἐπὶ στῆϑος συνοχωχότε. 


3) Ὁ 341: Δηΐοχον δὲ Πάρις βάλε νείατον ὦμον ὄπισϑεν. 
4 Θ 325: παρ᾽ ὦμον, ὅϑι “Amis ἀποέργει | αὐχένα τε στῆϑος τε, μάλιστα δὲ καί- 


ριόν ἐστιν. X 324: χληϊδες ἀπ᾿ ὥμων αὐχέν᾽ ἔχουσιν. 

5) E 711: ϑεὰ λευχώλενος Ἥρη. 

6) ἡ 335: ᾿Αρήτη λευχώλενος. 

Ἵ ζ 251: Ναυσιχάα λευχώλενος. 

8) 6 289: χλῦτέ μευ, ἀμφίπολοι λευχώλενοι, ὄφρα τι εἴπω. 

9) A 252: νύξε δέ μιν χατὰ χεῖρα μέσην, ἀγκῶνος ἔνερϑεν. 

10) Π 702: τρὶς μὲν ἐπ᾽ ἀγχῶνος βῆ τείχεος ὑψηλοῖο | ΠΠάτροχλος. 

11) E 814: ἀμφὶ δ᾽ ἑὸν φίλον υἱὸν ἐχεύατο πῆχεε λευχώ. 

12) A 361: χειρί τέ μιν κατέρεξεν. Σ 253: ἔν τ᾽ ἄρα οἱ φῦ χειρί, und so oft. 

13) A 237: νῦν αὖτέ μιν υἷες ᾿Αχαιῶν | ἐν παλάμιῃς΄ φορέουσι. α 104: παλάμη δ᾽ 
ἔχε χάλκεον ἔγχος. Ὁ 410: στάϑμη δόρυ νῆϊον ἐξιϑύνει | τέχτονος ἐν παλάμῃσι δαήῆ- 
μόνος. 


Br τν Ἂς a a, δον ἫΝ ᾿ ER 


£ / 


b. Untere Extremitäten. S1 


se heisst ἀπάλαμνος ἢ. Die Handwurzel endlich, 
die Region des Händyeleakk‘ heisst ὃ χαρπός). 


b. Untere Extremitäten. 


Zu den unteren Extremitäten gehört zunächst die Hüftgegend, 
welche in der Ilias erwähnt wird, wo es heisst, Diomedes habe den 
Aineias mit einem Stein auf das Hüftgelenk (ἰσχίον) getroffen, und 
zwar da, wo sich der Kopf des Oberschenkels (wnpos) im Hüft- 
gelenke drehe). Diese Vertiefung bezeichnet der Dichter mit dem 
Ausdrucke χοτύλη. Im Allgemeinen ist diese Beschreibung ana- 
tomisch richtig, wie Herr Prof. Reichert mir bezeugt, welcher 
zugleich bemerkt, für xoruAr, gebrauche man in der heutigen ana- 
tomischen Sprache den Terminus ‘acetabulum’; was das Verhältniss 
zwischen ἰσχίον und χοτύλη betreffe, so gehe das letztere Wort mehr 
auf Gelenk, ἰσχίον dagegen auf die Gegend: ‘Hüftgegend’, oder 
auch auf alle Knochen jener Gegend. 

Der Unterschenkel scheint an einer Stelle der Ilias be- 
zeichnet zu werden, wo es heisst, 416 Lanze des Peleiden sei in 
das untere Bein (πρυμνὸν σχέλος) des Amphiklos eingedrungen, wo 
das diekste Muskelfleisch (υυών) sich befinde®). Dass hier der 
Unterschenkel, die Wade, zu verstehen sei, meinten schon die 
Alten. So der Scholiast, wenn er zu πρυμνὸν σχέλος bemerkt: τὸ 
ἔσχατον πρὸς τὸν μηρόν, λέγει δὲ τὴν γαστροχνημίαν (die Wade). Diese 
Erklärung ist in Beziehung auf σχέλος völlig haltbar, da dieser Aus- 
druck nicht nur in weiterer Bedeutung das ganze Bein, sondern 
auch in engerer den Unterschenkel mit der Wade bedeuten kann. 
Μυών bezeichnet, wie Herr Prof. Reichert mir bemerkt, das 
Muskelfleisch namentlich schlank geformter Muskeln. Heyne zu 
der betr. Stelle fasste dagegen πρυμνὸν σχέλος als den Oberschenkel 
in der Hüftgegend. Von den Il 316 erwähnten Sehnen (vzöpa) wird 
bei den inneren Theilen die Rede sein. 

Vom Fusse werden manche charakteristische Epitheta entlehnt. 


8 


So heisst Achilleus schnellfüssig (πόδας ὠχύς 5), ποδώχης ὅ)) und 


E 597: ἀνὴρ ἀπάλαμνος. 
Ω 671: ἐπὶ χαρπῷ χεῖρα γέροντος | ἔλλαβε δεξιτερῆν. 
E 305: τῷ βάλεν Αἰνείαο zur ἰσχίον, ἔνϑα τε μηρὸς | ἰσχίων ἐνστρέφεται, χο- 
τύλην δέ τέ μιν χαλέουσιν᾽ | ϑλάσσε δέ οἱ κοτύλην, πρὸς δ᾽ ἄμφω ῥῆξε τένοντε. 
4 Ν DS ᾽»» - 
Ὁ Π 313: Φυλείδης δ᾽ Αμφιχλον ἐφορμ. RER δοχεύσας | ἔφϑη ὀρεξάμενος πρυμνὸν 
σχέλος, ἔνϑα Der τος  μυὼν ἀνθρώπου πέλεται" περὶ δ᾽ ἔγχεος αἰχμῇ | νεῦρα διεσχίσϑη. 
5) A 148: πόδας ὠχὺς ᾿Αχιλλεύς. 
6) B 800: ποδώχεος Αἰαχίδαο. 
Buchholz, Homerische Realien. Ib. 6 


Ε΄: 


82 Der Mensch. τς 


Thetis silberfüssig (ἀργυρόπεζος) ἢ), wie auch sonst Meeresgott- 
heiten auf das Silber bezügliche Beiwörter erhalten. Pferden wird 
das Epitheton die Füsse hebend, trabend (ἀερσίπους) 2) bei- 
gelegt. Wenn die Füsse selbst das Beiwort λιπαρός erhalten 3), so 
ist dabei nicht etwa an Salben zu denken, sondern es ist vielmehr 
auf die pralle, nicht gerunzelte Haut zu beziehen, die von kräftiger 
Gesundheit zeugt, so dass λιπαρός durch strotzend, frisch, 
wohlgenährt wiederzugeben ist. Im übertragenem Sinne steht 
ποὺς für Fusstritt, Gang, wie es vom Zeus heisst, unter seinen 
Füssen sei der Olympos erzittert‘). Bildlich wird endlich der 
untere Theil eines Berges durch ποῦς Ὁ) oder πόδες δ) bezeichnet. 


δ 19. 
B. Imnere Bestandtheile des menschlichen Körpers. 


I. Was zunächst den Schädeltheil des Menschen betrifft, so 
wird derselbe bei Homer nicht erwähnt; nur einmal findet sich der 
Ausdruck xpavtov, und zwar vom Pferde’). Wohl aber werden die 
Knochen (ὀστέα) des Hauptes genannt, denen der Dichter das 
£pitheton weiss (λευχός) beilegt. Idomeneus, so lesen wir in der 
Nias, trifft den Erymas mit der Lanze in den Mund; sie dringt aus 
dem Nacken unter dem Gehirn hervor und zerschmettert die weissen 
Knochen des Hauptes; die Zähne entfallen ihm, seine Augen füllen 
sich mit Blut, und röchelnd spritzt er Blut aus Mund und Nase 
hervor, worauf die dunkle Wolke des Todes ihn umhüllt®). Auch 
des Stirnbeins geschieht Erwähnung: Antilochos durchbohrt die 
Stirn des Echepolos; tief in den Knochen dringt die metallene Spitze, 
und Dunkel umhüllt seine Augen). In der heutigen anatomischen 
Sprache heisst das Stirnbein os frontis. 

Die Stelle, wo der Kopf mit dem Halse zusammentrifft,, also 


A 538: ἀργυρόπεζα Θέτις. 
I 327: ἵπποι ἀερσίποδες. 


) 
) 
3) B 44: ποσσὶ δ’ ὑπὸ λιπαροῖσιν ἐδήσατο χαλὰ πέδιλα. 
) Θ 443: τῷ δ᾽ ὑπὸ ποσσὶ μέγας πελεμίζετ᾽ "Ὄλυμπος. 
) Β 824: ἔναιον ὑπαὶ πόδα νείατον "Töne. 
) Y 59: πόδες πολυπίδαχος Ἴδης. : 
7) © 83: ἄκρην κὰκ zopugnv, ὅϑι τε πρῶται τρίχες ἵππων | χρανίῳ ἐμπεφύασι. 

8. Π 345: Ἰδομενεὺς δ᾽ ᾿Ερύμαντα κατὰ στόμα νηλέϊ χαλκῷ | νύξε᾽ τὸ 8 ἀντιχρὺ 
δόρυ χάλκεον ἐξεπέρησεν | νέρϑεν ὑπ᾽ ἐγχεφάλοιο, κέασσε δ᾽ ἄρ᾽ ὀστέα λευχά᾽ | ἐκ δ᾽ 

, 


ἐτίναχϑεν ὀδόντες, ἐνέπλησϑεν δέ οἱ ἄμφω | αἵματος ὀφθαλμοί" τὸ δ᾽ ἀνὰ στόμα zul κατὰ 
δῖνας | πρῆσε χανών᾽ ϑανάτου δὲ μέλαν νέφος ἀμφεχάλυψεν. 


τε x ταὶ γὴν Δα ΜΟΥ τα 
9) A 460: ἐν δὲ μετώπῳ πῆξε, πέρησε δ᾽ ἄρ᾽ ὀστέον εἴσω | αἰχμὴ χαλχείη" τὸν δὲ 


σχότος ὄσσε κάλυψεν. 


" 
- 


B. Innere Bestandtheile des menschlichen Körpers. | 89 


2 


as Gerick, heisst bei Homer ἀστράγαλος. Sie wird mehrfach er- 

wähnt: Archelochos wird von der Lanze am Wirbel (ἀστράγαλως) 

_ getroffen, wo Haupt und Nacken sich fügen, und beide Sehnen ‚des 

Nackens werden durchschnitten !); Elpenor stürzt vom Dache hinab, 

so dass ihm das Genick zerbricht 2). -— Ausserdem heissen die Wir- 

 belknochen des Rückgraths und Halses σφονδύλιοι : Deukalion wird 
vom Schwerte in den Nacken (αὐχήν) getroffen, so dass das Haupt 
mit dem Helme weithin geschleudert wird und aus den Nacken- 
wirbeln (σφονδύλιοι das Mark emporspritzt®). Zu dieser Stelle be- 
merkt mir. Herr Prof. Reichert, dass σπόνδυλος für Wirbelkörper 
zwar bei Krankheitsbezeichnungen, aber nicht in der Anatomie ge- 
bräuchlich sei; vertebra sei der Wirbel; mit σπόνδυλος (σφόνδυλος; 
werde bei Hippokrates besonders der zweite Halswirbel bezeich- 
net, sonst auch allgemein die Wirbel; ἀστράγαλος bezeichne einen 
dem Würfel ähnlichen eckigen Knochen, wie auch die Halswirbel, 
stehe aber auch, und zwar sei dies jetzt das Gebräuchliche, für 
einen Knochen der Fusswurzel, mittelst dessen der Fuss und der 
Unterschenkel sich gelenkig verbinden (das sog. Sprungbein). Yrov- 
ὄυλος, fügt derselbe hinzu, heisse Wirbel—Wirbelkörper mit den zum 
Rücken abgehenden Bogen, die den Wirbelkanal von hinten be- 
gränzen. 

Das Gehirn (6 ἐγχέφαλος) wird mehrfach bei Gelegenheit tödt- 
licher Verwundungen erwähnt. Agamemnons Lanze durchbohrt die 
Stirm des Oileus und dringt durch die Sturmhaube und den Schädel, 
so dass das Gehirn ganz mit Blut vermischt wird). Hippothoos 
wird von Aias dergestalt getroffen, dass das Gehirn an der Röhre 
des Speeres blutig aus der Wunde hervorspringt5). Ferner beten 
Troer und Achaier nach Abschliessung ihres Vertrages, dass das Ge- 
hirn dessen, der denselben verletze, gleich dem von ihnen ausge- 
gossenen Weine zur Erde rinnen möge®). Mit Blut und Gehirn 


1) 3 465: τόν (Λρχέλοχον) δ᾽ ἔβαλεν χεφαλῆς τε καὶ αὐχένος ἐν συνεογμῷ, | 
νείατον ἀστράγαλον, ἀπὸ δ᾽ ἄμφω χέρσε τένοντε. 

5) χ ὅδ9: ἀλλὰ χαταντιχρὺ τέγεος πέσεν" ἐχ δέ οἱ αὐχὴν | ἀστραγάλων ἐάγη, ψυχὴ 
3 Αἰδόςδε χατῆλϑεν. Vgl. λ 64. 65. 

3) Υ 481: ὁ δὲ φασγάνῳ αὐχένα ϑείνας | τῆλ᾽ αὐτῇ πήληχι κάρη βάλε" μυελὸς 
αὖτε | σφονδυλίων ἔχπαλϑ᾽, ὁ δ᾽ ἐπὶ χϑονὶ χεῖτο τανυσϑείς. 

4) A 95: τὸν δ᾽ ἰϑὺς μεμαῶτα μετώπιον ὀξέϊ δουρὶ | νύξ᾽, οὐδὲ στεῷ φάνη δόρυ οἱ 
σχέϑε χαλχοβάρεια, | ἀλλὰ δι᾿ αὐτῆς ἦλϑε χαὶ ὀστέου, ἐγχέφαλος δὲ | ἔνδον ἅπας πεπά- 
λακτο, δάμασσε δέ μιν μεμαῶτα. 

5) P 297: ἐγχέφαλος δὲ παρ αὐλὸν ἀνέδραμεν ἐξ ὠτειλῆς he αἱυατόεις. 

6) Γ΄ 298: Ζεῦ κύδιστε, μέγιστε, χαὶ ἀϑάνατοι ϑεοὶ ἄλλο 
ὑπὲρ ὅρχια πημήνειαν, | ὧδέ σφ᾽ ἐγχέφαλος χαμάδις ῥέοι ὡς ὅδε Ni 


6* 


a 
ur; 


84 Der Mensch. 


den Boden besudeln!) ist homerische Ausdrucksweise für ge- 
tödtet werden. 

Das im Rückgrat befindliche Rückenmark heisst Ὁ μυελός: 
Deukalion wird von Achilleus so in den Nacken getroffen, dass das 
Rückenmark (μυελός) ihm aus den Wirbeln emporspritzt?2). Weiterhin 
steht dann wusAos, wie auch im deutschen Sprachgebrauche, für eine 
sehr kräftige und nahrhafte Speise, wie z. B. von Astyanax gesagt 
wird, er habe sich auf den Knieen des Vaters und der Mutter mit 
Mark und fettem Fleische der Lämmer genährt®). In ähnlichem 
Sinne wird auch das Gerstenmehl (ἄλφιτα wegen seiner Nahrhaftig- 
keit Mark der Männer (μυελὸς ἀνδρῶν) genannt‘). — Nur vom 
Rückgrat der Thiere findet sich bei Homer der Ausdruck 7 
ἄχνηστις gebraucht 5). 

Für das die Knochen bedeckende Fleisch gebraucht Homer 
in der Regel den Ausdruck at sapze<#); nur einmal kommt der Sin- 
gular ἢ σάρξ vor’), und zwar mit gutem Grunde, da an der betref- 
fenden Stelle ein einzelner Fleischtheil, nämlich der dicke 
Muskel auf der Vorderseite des Oberschenkels, bezeichnet werden soll. 

Das durch den ganzen Körper verbreitete Blut (τὸ αἷμα) erhält 
die Epitheta purpurn (πορφύρεος) °) und schwärzlich (χελαινός) 9). 
Das aus der Wunde eines Menschen geflossene, geronnene Blut 
bezeichnet der Dichter auch mit ὃ βρότος, welchem er die Epitheta 
blutig (aiwarosız) 10) und schwarz (μέλας 1) beifügt. 

Was die Adern betriffi, so wird nur RE bei Homer eine 
solche erwähnt, und zwar in der Ilias, wo von Antilochos gesagt 
wird, er habe den Thoas von hinten verwundet und ihm die Ader 
(ἢ φλέψ) durchhauen, welche den Rücken hinauf bis zum Nacken 


> 


1) v 394: χαί τιν ὀΐω | αἵματί τ᾿ ἐγκεφάλῳ τε παλαξέμεν ἄσπετον οὖδας | ἀνδρῶν 
μνηστήρων, οἵ τοι βίοτον χατέδουσιν. Vgl. ı 290 
2) Y 481: ὃ δὲ φασγάνῳ αὐχένα ϑείνας | τῆλ. ΣῈ ἢ πήληκι χάρη βάλε: μυελὸς αὖτε | 


σφονδυλίων ἔχπαλϑ᾽, ὁ ὃ ἐπὶ χϑονὶ χεῖτο Tayu 
᾿ πάις 37 ᾿ ς \ \ 
3) X 500: ᾿Αστυάναξ, ὃς πρὶν μὲν 
χαὶ οἰῶν πίονα δημόν. 


Ὧν ὦ 
Ξξρ 
EN 


A 
an 


RZ πατρὸς | μυελὸν οἷον ἔδεσχε 


ΟΣ 
Φ 
ct 


4) 3 290: ἄλφιτα, μυελὸν ἀνδρῶν. 0 108: ἀλείατα, μυελὸν ἀνδρῶν. 

5) x 161: τὸν (ἔλαφον) δ᾽ ἐγὼ ἐχβαίνοντα κατ ἄχνηστιν μέσα νῶτα | ee: 

6) ı 293: ἔγχατά τε σάρχας τε χαὶ ὀστέα μυελόεντα. A 219: οὐ γὰρ ἔτι σάρχας τε 
καὶ ὀστέα ἵνες ἔχουσιν. 

N x 450: πολλὸν δὲ 


\ ns Ἃ x 4 =’ 2 ı “u 
mguoe σαρχὸς ὀδόντι | λιχριφὶς ἀΐξας, ob ὀστέον ἵκετο 


2 


8) P 360: αἵματι δὲ χϑὼν 1 δεύετο πορφυρέῳ. 
9 A 303: αἶμα χελαινόν. 

10) H 425: βρότον αἱματόεντα. 

1) ὦ 189: μέλανα βρότον. 


re ἐν νὴ mn 
u 5. 0 


Β. Innere Bestandtheile des menschlichen Körpers. s5 


l), Schon die Scholiasten machen darauf aufmerksam, wie 
genau hier der Dichter die Ader beschreibe. Ueber diese φλέψ, 
deren Kenntniss Wagner als die innerlichste anatomische Kennt- 
niss im Homer bezeichnet), sagt Heyne zu N 546: ‘Vena cava a 
dextra spinae dorsı ab hepate procedens et secundum diaphragma 
procedens ad cor, et inde ad cervicem.’ Dass diese Erklärung die 
richtige sei, bezweifelt indess Herr Prof. Reichert, welcher mir 
auf meine Anfrage in Betreff jener homerischen φλέψ folgende brief- 
liche Auskunft giebt: “Ueber das Blutgefässsystem hatten die Alten, 
Hippokrates und Aristoteles noch eingeschlossen, äusserst geringe 
Kenntnisse. Dass die Arterien, Schlagadern, mit Blut gefüllt seien, 
wussten sie nicht. Von den Venen (pA&4), Blutadern, kannten sie 
einige, die sich äusserlich in der Haut des Halses bemerkbar 
machen (äussere Drosselvene — Vena jugularis externa), ferner die 
Blutader am Arme (vena brachialis), die zur Venaesection benutzt 
wurde. Ueber die weitere Verbreitung der Blutadern, auch der 
ihnen bekannten, wussten sie nichts. Es war aber noch zur Zeit 
des Hippokrates eine verbreitete Ansicht, dass es vier Paare grösster 
Blutadern gebe. Das erste Paar sollte hinten aus dem Nacken 
kommen und zu beiden Seiten des Rückgrats zu den Hüften und 
Lenden hinabsteigen u. s. w. Im menschlichen Körper existirt 
keine so verlaufende Vene. Es scheint mir unzweifelhaft, dass 
Homer nicht, wie Manche es auslegen, an die untere und obere 
Hohlvene (Vena cava inferior und superior) gedacht haben kann, 
von der er jedenfalls keine genaue Kenntniss hatte. Ein Hieb, 
längs dem Rücken geführt, musste die ganze Wirbelsäule und somit 
den ganzen Rumpf in nahe zwei Hälften spalten, wenn er zugleich 
auch die Hohlvene treffen sollte. Es ist also wahrscheinlich, dass 
die Ansicht von den vier Paaren der Venenstämme sehr alt gewesen, 
und dass die Beschreibung Homers auf das bezeichnete erste Paar 
zu beziehen sei. Hat der Hieb den Rücken getroffen, so hat er 
auch jenes angenommene erste Paar der Venenstämme durchschnitten, 
auf welches offenbar das aus der klaffenden Wunde herausfliessende 
Blut bezogen wurde.’ 

Schiiesslich sei noch der Muskeln und Sehnen gedacht, 
_ für welche sich bei Homer die Ausdrücke 6 μυών und τὰ νεῦρα 
finden. Amphiklos wird von einer Lanze in das Bein getroffen, 
wo die Wade (ὃ wuov) am dicksten ist, und die Sehnen (τὰ νεῦρα) 


ὮΝ 545: ᾿Αντίλογος δὲ Θόωνα μεταστρεφϑέντα δοχεύσας | οὔτασ᾽ ἐπαΐξας, ἀπὸ δὲ 
φλέβα πᾶσαν ἔχερσεν, | fr ἀνὰ νῶτα ϑέουσα διαμπερὲς αὐχέν ἱχάνει. 


ἢ Homer und Hesiod. 5. 93. 


sh Der Mensch. 2 


werden von der Lanze durchschnitten ἢ. Wie schon oben bei Ge- 
legenheit des Unterschenkels gesagt wurde, bezieht sich μυών auf 
das Muskelfleisch, insbesondere schlank geformter Muskeln. Νεῦρον 
ist, wie mir Herr Prof. Reichert bemerkt, der alte Ausdruck 
für Sehne (tendo) des Muskels;: es seien aber auch Nervenstränge 
von den Alten für Sehnen gehalten. Ausserdem findet sich für 
‘Sehnen’ auch der Ausdruck ot τένοντες, welcher z. B. von den 
Sehnen des Ellenbogens?2) und Nackens?) steht. Die zwei Sehnen 
des Nackens können sich, wie Herr Prof. Reichert mir mittheilt, 
nur auf die beiden, die sogenannte Nackengrube begränzenden Mus- 
kelbäuche beziehen, die durch die tiefen Nackenmuskeln (besonders 
durch den Complexus und Biventer cervicis) gebildet oder hervor- 
gerufen werden; bei kräftigen Männern markire sich die Nacken- 
grube unter dem Hinterhaupt deutlich. 

Il. Eigentliche Eingeweide. Von Eingeweiden der 
Brusthöhle sind sodann die φρένες (oder φρήν) zu erwähnen, 
welche Wagner für den Herzbeutel zu nehmen geneigt ist?®). 
Dagegen bemerkt mir Herr Prof. Reichert in einer brieflichen 
Mittheilung, dass Hippokrates das Zwerchfell φρένες genannt habe, 
welches übrigens an einer Stelle mit dem Herzbeutel verwachsen 
sei; wahrscheinlich beziehe sich der Ausdruck φρένες bei Homer 
auf das Zwerchfell, da der Herzbeutel schwieriger anatomisch zu 
zergliedern sei. Uebrigens liegt das Herz in einem Hohlraume 
über dem Zwerchfell; die Wände des Hohlraums heissen jetzt Peri- 
cardium. 

Häufig erscheinen die φρένες bei Homer als Sitz von Affeeten: 
so der Freude), der Furcht‘), des Zorns’) und der Liebe®); 
sie sind aber auch nach mehr grobsinnlicher Vorstellung der Sitz 
des Appetits nach Speise. 


\ Ss ΟΥ̓ » r > , » > x 
1) [I 313: Φυλείδης δ᾽ ᾿Αμφιχλον ἐφορμηϑέντα δοχεύσας | ἔφϑη ὀρεξάμενος πρυμνὸν 
΄ Ν ’ x ’ BER er ν 5.2 pe 3 3 - - > ’ 
σχέλος, ἔνϑα πάχιστος | μυὼν ἀνθρώπου πέλεται" περὶ ὃ ἔγχεος αἰχμῇ | νεῦρα διεσχίσϑη, 

τὸν δὲ σχότος ὄσσε χάλυψεν. 
2) T 478: ἵνα τε ξυνέχουσι τένοντες | ἀγκῶνος. 


- 


3) II 587: ῥῆξεν δ᾽ ἀπὸ τοῖο (αὐχένος) τένοντας. E 307: ϑλάσσε δέ οἱ χοτύλην, 


5) A 474: ὁ δὲ φρένα τέρπετ᾽ ἀκούων. 


θ)χ 298: τῶν δὲ φρένες ἐπτοίηϑεν. 
7) TI 60: οὐδ᾽ ἄρα πως ἦν | ἀσπερχὲς χεγολῶσϑαι ἐνὶ φρεσίν. 


8. T 442: ἔρως φρένας ἀμφεκάλυψεν. 


9) A 89: σίτου τε γλυχεροῖο περὶ φρένας ἵμερος αἱρεῖ. 


B. Innere Bestandtheile des menschlichen Körpers. 87 


_ Wie at φρένες, so bezeichnet auch αἱ πραπίδες eigentlich das 
Zwerchfell ἢ, sodann aber auch den Sitz des Verstandes und den 
Verstand selbst). 


Die Lunge heisst ὁ πνεύμων, welche Form die ältere für πλεύ-- 
μῶν ist?). Nur zweimal wird die Lunge erwähnt, und zwar als ein 
Körpertheil, dessen Verwundung tödtliche Folgen hat). 


Das Herz bezeichnet Homer mit dem Ausdrucke 7 χραδίη, 
dessen eigentliche Bedeutung an einzelnen Stellen deutlich. hervor- 
tritt, wie wenn es als Symptom einer feigen Gesinnung bezeichnet 
wird, dass das Herz (zpaötn) vor Todesangst ungestüm in der Brust 
klopfe®); oder wie wenn Agamemnon von sich sagt, dass ihm vor 
Angst um die Danaer das Herz aus der Brust springe®). Idomeneus 
ferner durchbohrt dem Alkathoos mit der Lanze das Herz (xpaötnv), 
so dass vom pochenden Schlage desselben der Schaft an der Lanze 
erzittert?). Herr Prof. Reichert bemerkt mir zu dieser Stelle, es 
sei schwer zu glauben, dass ein kräftiger Schaft der Lanze durch 
den Herzschlag in Bewegung gesetzt werden könne; indess bleibt 
das Bild doch schön. 


Auch die xpaötn erscheint als Sitz von Affecten: so des Kum- 
mers®), der Furcht”), des Muthes!P) und des Zorns!!). 


Der Ausdruck τὸ x7p (zusammengezogen aus τὸ χέαρ), welcher 
ebenfalls ursprünglich das Herz bedeutet, bezeichnet dasselbe bei 
Homer nur in übertragenem Sinne als Sitz von Affeeten: so des 
Wollens und Begehrens!2), der Freude!?), der Trauer'%), 


1) A 578: βάλε- ἧπαρ ὑπὸ πραπίδων. 

2) A 607: ἐχάστῳ δῶμα--Ἤφαιστος ποίησεν ἰδυίῃσι πραπίδεσσιν. 

3) Vgl. Lobeck, Phryn. p. 305. 

4) Y 486: τὸν βάλε μέσσον ἄχοντι, πάγη ὃ ἐν πνεύμονι χαλχός, | ἤριπε ὃ ἐξ 
ὀχέων. Δ 528: πάγη δ᾽ ἐν πνεύμονι χαλκός. 

5) N 252: ἐν δέ τέ οἱ (dem δειλὸς ἀνήρ) κραδίη μεγάλα στέρνοισι πατάσσει | 
Κῆρας ὀϊομένῳ. 

6) K 94: χραδίη δέ μοι ἔξω | στηϑέων ἐχκϑρώσχει, τρομέει ὃ᾽ ὑπὸ φαίδιμα γυῖα. 

7) N 442: δούπησεν δὲ πεσών, δόρυ δ᾽ ἐν χραδίῃ ἐπεπήγει,  ἥ ῥά οἱ ἀσπαίρουσα 
χαὶ οὐρίαχον πελέμιζεν [ ἔγχεος. 

8) B 171: ἐπεί μιν ἄχος κραδίην χαὶ ϑυμὸν ἵχανεν. Vergl. W 47. 

9) A 225: οἰνοβαρές, κυνὸς ὄμματ ἔχων, χραδίην δ᾽ ἐλάφοιο. 

10) ® 517: ἐν μέν οἱ κραδίῃ ϑάρσος βάλε. 

11) 1 646: ἀλλά μοι οἰδάνεται χραδίη χόλῳ. 

12) σ 844: ἄλλα δέ οἱ χῆρ | ὥρμαινε φρεσὶν now, & δ᾽ οὐχ ἀτέλεστα. γένοντο. 

13) X 503: εὕδεσχ᾽ ἐν λέχτροισιν, -- — ϑαλέων ἐμπλησάμενος κῆρ. 

14) Q 773: ἀχνυμένη κῆρ. ἡ 


58 ὃ | Der Mensch. 


des Zorns!), der Liebe?), des Hasses®,, des Muthes!, und 


der FurchtÖ). Auch der Verstand wohnt im χῇρ δ). 

Endlich bezeichnet bei Homer auch τὸ top das Herz sowohl 
in eigentlichem, wie in übertragenem Sinne. Eigentlich steht es, 
wenn Andromache sagt, dass ihr das Herz (τὸ ἥτορ, in der Brust 
klopfe?). Metaphorisch bezeichnet ἥτορ das Herz als Organ von 
Freude‘) und Schmerz), von ΜΓ} 1), Furcht!!!) und Sehn- 
sucht). 


δ 20. 
B. Innere Bestandtheile des menschlichen Körpers (Schluss). 


Von Eingeweiden der Bauchhöhle ist zunächst die 
Leber (τὸ rap) zu erwähnen, welche mehrfach als gefährliche 
Stelle in Rücksicht auf Verwundungen bezeichnet wird !?). . Wenn 
es in der Odyssee heisst: ‘Die Brust, wo Zwerchfell uud Leber 
zusammenstossen’, [ἢ so will der Dichter damit die Brustgegend 
bezeichnen, wo das Zwerchfell liegt, durch welches Brust- und 
Bauchhöhle mit Leber u. s. w. geschieden wird. Die Leber gränzt 
unmittelbar an das Zwerchfell). Die Netzhaut (omentum), 
welche die Leber und Eingeweide umschliesst, heisst bei Homer 
τὸ δέρτρον, welches vom Scholiasten durch ἐπίπλους erklärt und auch 
von Hippokrates in demselben Sinne gebraucht wird. Des δέρτρον 
geschieht in der ersten Nexuta Erwähnung, wo vom Tityos gesagt 
wird, dass Geier seine Leber zerhackt hätten und mit ihren Schnä- 
beln in die Netzhaut eingedrungen wären. 1) Gewiss ist δέρτρον 
nicht, wie Manche wollten, der Schnabel der Vögel, da es dann 


1) N 206: πέρι χῆρι Ποσειδάων ἐχολώϑη. 


2) N 430: τὴν πέρι χῆρι φίλησε πατὴρ χαὶ πότνια μήτηρ. 


Δ δ8: τ 
II 553: αὐτὰρ ᾿Αχαιοὺς | ὥρσε---Πατροχλῆος λάσιον zn. 
3) M 45: τοῦ δ᾽ οὔ ποτε χυδάλιμον χῆρ | ταρβεῖ οὐδὲ φοβεῖται. 
5l: τῷ χε Ποσειδάων γε -- αἶψα μεταστρέψειε νόον μετὰ σὸν χαὶ ἐμὸν χῆρ. 
7) X 451: ἐν δ᾽ ἐμοὶ αὐτῇ | στήϑεσι πάλλεται ἦτορ ἀνὰ στόμα. 


8) ᾧ 989: ἐγέλασσε δέ οἱ φίλον ἦτορ | γηϑοσύνῃ. 

9) 1 9: ᾿Ατρείδης δ᾽ ἄχεϊ μεγάλῳ βεβολημένος ἦτορ | φοίτα χτέ. 

10) E 529: ὦ φίλοι, ἀνέρες ἔστε χαὶ ἄλχιμον ἦτορ ἕλεσϑε. Vgl..T 169. 
11) T 31: waren) ἤγη φίλον Top 

12) τ 136: ἀλλ᾽ Ὀδυσῆ ποϑέουσα φίλον χατατήκομαι ἦτορ. 


13) Υ 469: ὁ δὲ φασγάνῳ οὗτα χα ἤπαρ. 

14) ı 301: οὐτάμεναι πρὸς στῆϑος, ὅϑι φρένες ἧπαρ ἔχουσιν. 

15) A 579: ἧπαρ ὑπὸ πραπίδων. 

16) A 578: γῦπε δέ μιν ἑκατέρϑε παρημένω ἧπαρ ἔχειρον, | δέρτρον ἔσω δύνοντες. 


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B. Innere Bestandtheile des menschlichen Körpers. sg 
ov oder τέρϑρον heissen müsste. Nach Aristarchos ist es die 
aut.) 

Die Galle (6 χόλος), welche ein Excret der Leber ist und in 
einer Blase (Gallenblase) unmittelbar an der Leber liegt, wird, wie 
auch in unserem Sprachgebrauch, metaphorisch für Zorn gesetzt. 
So in den Ausdrucksweisen: ‘Das Herz schwillt von der Galle’ 2) 
und ‘Er verbeisst seinen Zom’3). Der Magen (ὃ γαστήρ) wird 
mehrfach als Sitz des Appetits nach Speise und des Hungers er- 
wähnt®). Die Redensart Jemanden mit denMagen betrauern’) 
gebraucht Odysseus in dem Sinne von Jemanden durch Fasten 
betrauern. — Die Niere ferner heisst ὁ νεφρός, welcher Aus- 
druck indess bei Homer nicht vorkommt; nur das Adjectivum ἐπινε- 
φρίδιος findet sich in der Verbindung δημὸς ἐπινεφρίδιος (Nierenfett). 
Es heisst nämlich in der Ilias von der Leiche des Asteropaios, 
welchen Achilleus getödtet hat, dass die Fische des Skamandros sie 
umspielt und ihr weisses Nierenfett benagt hätten®). Wie Herr 
Prof. Reichert mir bemerkt, wird die Niere bei’'m Menschen, wie 
bei den Haussäugethieren, von einer Fettkapsel umhüllt, in welcher 
das Fettgewebe gewöhnlich stark entwickelt ist; mit der Blase (s. u.) 
stehe sie durch den Harnleiter in Verbindung. 

Die Gedärme heissen αἱ χολάδες. Diores wird dergestalt von 
der Lanze getroffen, dass ihm alle Gedärme aus dem Leibe auf die 
Erde stürzen ”). 

Die Urinblase ( (ἡ χύστις) wird in der Ilias erwähnt: Harpalion 
wird von dem Pfeile des Meriones am rechten Hinterbacken ge- 
troffen; die Spitze durchbohrt die Blase und dringt am Schambein 
wieder hervor‘). Der heutige anatomische Ausdruck für Blase ist 
vesica urinaria.. Der Ausdruck χύστις ist, wie Herr Prof. Reichert 
mir bemerkt, jetzt nur noch bei Krankheiten im Gebrauch, wie 

B. die Entzündung der Harnblase Cystitis heisst. 


1) Aristarch. Ὁ. Etym. M. 257, 30: τὸ δέρμα καὶ πάντα τὸν χρῶτα τὸν πρὸ τοῦ 
ἥπατος. Vgl. Nitzsch zu X 576 ff. 
ἢ Ι 646: ἀλλά μοι οἰδάνετα! χραδίη γόλῳ. 
) A 518: χόλον ϑυμαλγέα πέσσει. Vgl. A Si. 
᾿ υ, 532: [ἔτειρε δὲ γαστέρα λιμός]. Vgl. σ 58 ἢ. 
5) T 225: γαστέρι δ᾽ οὔ πως ἔστι νέχυν πενϑῆσαι ᾿Αχαιούς. 
.6) ® 203: τὸν Se ἄρ ἐγχέλυές τε καὶ ἰἐγϑύες ἀμιφεπένοντο, | δημὸν ἐρεπτόμενοι 
tn χείροντε 
) Δ 525: ἐχ δ᾽ ἄρα πᾶσαι | χύντο χαμαὶ En τὸν δὲ σεῦτος ὄσσε κάλυψεν: ὃ 
) N 650: Μηριόνης δ᾽ ἀπιόντος ἵει γαλικήρε ὀϊστὸν 
ER αὐτὰρ ὀϊστὸς | Avrızpb κατὰ χύστιν ὑπ᾽ ὀστέον ἐξε Be ΞΟ 


Zweite Abtheilung. 


Das Thierreich in engerem Sinne. 


δ 21. 
I. Mollusken oder Weichthiere. 
1. Der Polyp (ὁ πολύπους) ἢ). 


Des Polypen geschieht bei Homer nur einmal Erwähnung, und 
zwar in der Odyssee, wo von dem schiffbrüchigen Odysseus gesagt 
wird, er habe sich, nachdem er an die Küste von Scherie getrieben 
sei, so fest an die Klippen des Ufers geklammert, dass, als die Fluth 
ihn zurückgeschleudert habe, seine Hände am Gestein zerschunden 
und die Haut an demselben hängen geblieben sei, wie kleine 
Steinchen an den Fangarmen (xoruAnöovsc) des Polypen?). Ohne 
Zweifel ist unter demselben der zu den Sepien oder Dinten- 
fischen gehörige gemeine Seepolyp (Octopus vulgaris) zu ver- 
stehen ®), welcher sich im mittelländischen Meere um Griechenland 
findet und acht mit zwei Reihen von Saugwarzen besetzte Fangarme 
von zwei Fuss Länge hat, mit welchen er sich an alle Gegenstände 
festsaugt. — Die sonderbare Ansicht J. J. Wagner’s?), dass unter 


1 Vgl. Groshans, Prodr. Fasc. post. p. 33. Netolicka, Naturhist. 
aus Hom. ὃ. 16. Friedreich. Realien. S. 120. Pazschke, über hom. 
Naturansch. S. 12. 

2) e 432: ὡς δ᾽ ὅτε πουλύποδος ἡαλάμιης ἐξελχομιένοιο | πρὸς χοτυληδονόφιν ποχιναὶ 
λάϊγγες ἔχονται, | ὡς τοῦ πρὸς πέτρῃσι ϑρασειάων ἀπὸ γειρῶν | ῥινοὶ ἀπέδρυφϑεν" τὸν 
δὲ μέγα κῦμα χάλυψεν. 

3) Dies ist auch die Ansicht Netolicka’s: Naturhistorisches aus Homer. 
S. 16. 


ἢ Homer und Hesiod, ein Versuch über das griechische Alterthum. Ulm, 


Stettin'sche Verlagsbuchhandlung. 1850. S. 16. Anm.: ‘Sollte nicht etwa hier der 


By 


I. Mollusken oder Weichthiere. II. Würmer. 91 


ler: . " . Ν , .. 

᾿ς dem homerischen πολύπους auch der Krebs verstanden sein könne, 
weil derselbe kleine Sandsteine zwischen die Scheeren fasse, hat 
bereits Friedreich!; mit Recht als unbegründet zurückgewiesen. 


2. Die Auster (τὸ τῆϑος) 2). 
} Auch die Auster findet nur einmal im Homer Erwähnung, und 
zwar durch Patroklos, der den häuptlings vom Wagen taumelnden 
Kebriones in sarkastischem Spotte mit einem Taucher vergleicht, 
der, vom Schiffe rasch sich in’s Meer stürzend, zahlreiche Austern ᾿ 
fangen und damit vielen Menschen Nahrung verschaffen könne). 
Aus dieser Stelle erhellt zugleich, dass schon zu Homers Zeit die 
Austern zur Speise dienten, und dass die Fischerei derselben von 
Tauchern förmlich geübt wurde. Groshans vermuthet?), dass 
unter der homerischen Auster die Ascidia Phusca zu verstehen sei, 
welche noch heute bei den Griechen diesen Namen {Phusca) führe 
und in den Meeresgegenden bei Smyrna und Byzanz häufig sich finde. 


8 22. 
1l. Würmer. 


Der Regenwurm (ὁ σκώληξ) 5). 


Derselbe kommt nur einmal in einem Gleichnisse der Ilias vor, 
in welchem es heisst, der von Meriones getroffene Harpalion sei 
niedergestürzt und habe wie ein Regenwurm ausgestreckt am Boden 
gelegen®). Das tertium comparationis liegt hier in dem Langaus- 
gestrecktsein, nicht, wie Damm meint’), in der Länge und Dünne 


πολύπους der Krebs sein? Fresenius sagt: »Wenn Regen oder Sturm bevor- 
steht, fassen die Krebse kleirie Sandsteine in die Scheeren, verdecken sich mit 
Sand und kriechen aus ihrem gewöhnlichen Wasser.« Praktische Wetterkunde, 
S. 150.’ 

ἡ Realien S. 120. 

ἢ 5. Groshans, Prodr. Fasc. post. p. 36 sg. Netolicka, Naturhist. 
aus Hom. S. 16. Friedreich übergeht die Auster ganz. 

3) II 745: ὦ πόποι, ἢ μάλ᾽ ἐλαφρὸς ἀνῆρ, ὡς ῥεῖα κυβιστᾷ. | εἰ δή που καὶ πόντῳ 
ἐν ἐχϑυόεντι γένοιτο, | πολλοὺς ἂν χορέσειεν ἀνὴρ ὅδε τήϑεα διφῶν, | νηὸς ἀποϑρώσχων, 
εἰ χαὶ δυσπέμφελος εἴη, [ ὡς νῦν ἐν πεδίῳ ἐξ ἵππων ῥεῖα χυβιστᾷ. 

ἢ Prodromus Faunae Homeri οἱ .Hesiodi. Faseic. poster. p. 37. 

5, S. Netolicka, Naturhist. aus Hom. 5. 16. Friedrei'ch, Realien. 5. 120. 

6) N.653: Elöpevos δὲ ar αὖϑι, φίλων ἐν γερσὶν ἑταίρων, | dupdv ἀποπνείων, 
ὥστε σχώληξ ἐπὶ yatn | κεῖτο ταϑείς. 

7) Nov. lex. graec. s. v. σχώληξ: ‘Est ea παραβολὴ ταπεινή, de viro non nimis 
forti, qui videtur fuisse σοηχώδης καὶ ἀλιπὴς χαὶ τετανὸς, lang, mager und spillerig'. 


92 Das Thierreich in engerem Sinne. 


des Leibes. Ohne Zweifel ıst der σχώληξ mit dem Lumbricus ter- 
rester identisch. 


δ 28. 
11l. Arachniden. 
Die Spinne (ἡ ἀράγνη) ))- 


Von Arachniden ist hier allein die Spinne anzuführen, die 
indess nur indireet vorkommt, insofern ihres Gewebes Erwähnung 
geschieht. Die Fesseln, mit welchen Hephaistos den Ares und die 
Aphrodite auf ihrem ehebrecherischen Lager umstrickt, werden 
rücksichtlich ihrer Zartheit mit Spinngeweben verglichen; sie werden 
als so fein bezeichnet, dass selbst keiner der seligen Götter sie habe 
wahrnehmen können?). Ausserdem gehört die Stelle hieher, wo 
Telemachos nach seiner Rückkehr aus Pylos den Eumaios fragt, ob 
seine Mutter noch daheim weile, oder ob sıe bereits vermählt und 
das Bett des Odysseus verödet und von Spinngeweben überzogen sei3). 


δ 24. 
IV. Insecten. 
a. lHalbflügler. 
Die Cicade (ὁ τέττιξ) 4). 


Von den Cicaden sagt Homer, dass sie, im Walde auf Bäumen 
sitzend, ihre lilienartige (λειριύεσσα), d. h. ihre helle, liebliche 
Stimme ertönen lassen; daher auch die trojanischen Volksältesten 
als treffliche Volksredner mit ihnen verglichen werden). Die 
homerische Cicade ist nach Köppen®*) die Cicada Omi, nach Gros- 
hans’) die Cicada plebeja Linn. Dass nur das Männchen der 


ἢ S. Groshans, Prodr. Fasc. post. p. 10. Netolicka, Naturhist. aus 
Hom. S. 16. . Friedreich, Realien. ὃ. 120. 

2) ὃ 219: πολλὰ (δέσματα) δέ χαὶ χαϑύπερϑε μελαϑρόφιν ἐξεκέχυντο, | HOT ἀράχνια 
λεπτά, τά γ᾽ οὔ χέ τις οὐδὲ ἴδοιτο, | οὐδὲ ϑεῶν μακάρων πέρι γὰρ δολύεντα τέτυχτο. 

3) Καὶ Groshans, Prodr. Fasc. prior. p. 29. Netolicka, Naturhist. aus 
Hom. 5. 15. Pazschke, über die hom. Naturansch. 5. 12. Friedreich, 
Realien. S. 117. 714. Kruse, Hellas. Bd. I. S. 250. 

ἢ m 3l: ἐνθάδ᾽ ἱχάνω, | ὄφρα---αὖϑον ἀχούσω, | εἴ μοι ἔτ᾽ ἐν μεγάροις μιῆτηρ μένει, 
ἠέ τις ἤδη | ἀνδρῶν ἄλλος ἔγημεν, ᾿Οδυσσῆος δέ που εὐνὴ | χήτει ἐνευναίων χάχ᾽ ἀράχνια 
χεῖται ἔχουσα. 

5) T 150: ἀγορηταὶ | ἐσθλοί, τεττίγεσσιν ἐοιχότες, οἵτε za" ὕλην | δενδρέῳ ἐφεζό- 
μενοι ὄπα λειριόεσσαν ἱεῖσιν. 

6) Zu Γ 151. 

7) Prodrom. Faseic. prior. p. 30. 


” Er BE 


WR er RR 
ürmer. III. Arachn 


zt ist eine singende Cicade in Griechenland heimisch 2). 

Nach der Sage sollen die Cicaden einst Menschen gewesen sein, 
die aber nach der Geburt der Musen, vom Gesange derselben be- 
zaubert, Speise und Trank vergassen und umkamen; aus ihnen ging 
das Geschlecht der Cicaden hervor, denen die Musen die Fähigkeit 
verliehen, ohne Speise leben zu können, und welche, wenn sie aus- 
gesungen, zu den Musen zurückkehrten. Wegen ihres Gesanges 
wurde die Cicade mit Apollon und den Musen in Connex gesetzt 
und sogar Gegenstand des Cultus’). Sie war das Wahrzeichen der 
Lokrer und wurde von ihnen auch auf ihre Münzen geprägt). 


b. Geradflügler. 
1. Die Hundslaus (6 χυνοραιστῆς) ? 


Diese Insecten gehören zu den Plagen der Hunde, in deren 
Haut sie sich festsaugen; von ihnen wimmelte der Hund Argos, 
während er verwahrlos’t vor dem Palaste des Odysseus auf dem 
Miste lag®). Groshans identifieirt «den χυνορα!στής mit Acarus rici- 
nus Linn’). 


2. Die Heuschrecke (ἣ ἀχρίς)8.. 


Homer veranschaulicht in einem Gleichnisse der, Ilıas die Hast 
und Verwirrung, mit welcher die vor Achilleus fliehenden Troer 
sich in den Skamandros stürzen, durch die Schilderung eines dichten 
Schwarms von Heuschrecken, welche, durch Feuer und Rauch be- 

-  täubt, aus der Luft in das Wasser niederfallen®). In der That war 
dies das Mittel, durch welches man Heuschrecken tödtete. So er- 
zählen Strabon und Diodoros von den Akridophagen oder Heu- 


ἢ Nat. hist. XI, 20, 32 Sill.: Mares canunt in utroque genere, feminae silent. 

2 Vgl. Netolickaa.a. Ο. 

3) Seebode’s neue Jahrb. f. Philol. Supplembd. VIII. Hft. I. S. 145. 

4 Kanne, die goldenen Aerse der Philister. Nürnb. 1820. S. 7. Fried- 
reich, Realien. S. 714. 

5) Groshans, Prodr. Fasc. post. p. 27. 

6, ο 300: ἔνϑα κύων zeit "Apyos ἐνίπλειος χυνοραιστέων. Vgl. unten ὃ 32. 

ἡ Prodr. Fasc. post. p. 27. 

8) Groshans, Prodr. Fasc. post. p. 9. Friedreich, Realien. S. 118. 
Netolicka, Naturhist. aus Hom. S. 15. Kruse, Hellas. Bd. I. 5. 381. 
Pazschke, über d. hom. Naturansch. S. 12. 

9) ᾧ 12: ὡς ὃ ὅϑ᾽ ὑπὸ διπῆς πυρὸς ἀκρίδες ἠερέϑονται | φευγέμεναι ποταμόνδε᾽ 


ee ΚΞ ΨΥ ΣΤ Ἄν Φζθ'᾿ 


rw γῈ 2 ΠΕΣ = m 4 SAT er g σϑ . “Ὁ =, 
τὸ δὲ φλέγει ἀχάματον πῦρ | ὄρμενον ἐξαίφνης, ταὶ δὲ πτώσσουσι za ὕδωρ" | ὡς ὑπ 
γ ζῳ - Sn € ge = τ᾿ 
ἈΑγχιλλῆος Ξάνϑου βαϑυδινήεντος | πλῆτο δόος χελάδων ἐπιμὶξ ἵππὼν τε χαὶ ἀνδρῶν. 


iden. ΤΥ. meter. χα 93 


94 Das Thierreich in engerem Sinne. 


schreckenessern in Aithiopien, dass sie ganze Heuschrecken- 
schwärme tödten, indem sie in Thälern und Schluchten Reisig ver- 
brennen und dadurch einen dicken Qualm erzeugen, der die darüber 
hinfliegenden Heuschrecken ersticke, so dass sie massenweise aus 
der Luft herabfallen, worauf sie dieselben salzen, eine Art von 
Kuchen daraus bereiten und während des übrigen Jahres davon 
leben). — Höchst wahrscheinlich meint Homer mit ἀχρίδες die 
sogenannten Wanderheuschrecken, welche, wie Netolicka 
bemerkt?), periodisch das mittlere und südliche Asien verwüsten. 
Ich halte die homerische ἀχρίς für identisch mit der Species, welche 
unter der Benennung Acridium migratorium bekannt ist und mit- 
unter in ungeheuren Schwärmen aus Osten auch nach Europa 
kommt und in den Gegenden, welche sie heimsucht, die ganze 
Vegetation vernichtet. Groshans will vorzugsweise den Gryllus 
migratorius 1. verstanden wissen 3). 

Mehrere Oedipoda-Arten kommen in der Morea vor, wie Oed. 
migratoria, cruciata, cruentata, geniculata?). 


ὃ 20: 
ec. Fliegen. 
Die Fliege (ἢ μυῖα). 5) 


Homer unterscheidet mehrere Fliegenspecies. Offenbar ist die 
Stubenfliege (Musca domestica), resp. Garten- oder Wald- 
fliege gemeint, wenn von einer Mutter die Rede ist, welche von 


ἡ Strabo XVI, 4, 12 Kramer: ζῶσι δ᾽ ἀπὸ ἀχρίδων, ἃς οἱ ἐαρινοὶ λίβες zul 
έφυροι, πνέοντες μεγάλοι, συνελαύνουσιν εἰς τοὺς τόπους τούτους. ἐν ταῖς χαράδραις δὲ 
υβαλόντες ὕλην χαπνώδη καὶ ὑφάψαντες μιχρὸν [ῥᾳδίως ϑηρεύουσι τὰς ἀχρίδας " ὑπερπετά-- 
μεναι γὰρ τὸν χαπνὸν σχοτοῦνται χαὶ πίπτουσι" συγχόψαντες δ᾽ αὐτὰς nei ἁλμυρίδος 
μάζας πατοῦνται καὶ χρῶνται. Die eingeklammerten Worte habe ich mit Groskurd 
zur Ausfüllung der Lücke eingeschaltet. Vgl. Diodor, bibl. hist. III, 29 Bekker. 


2) Naturhistorisches aus Homer, 8. 15. 


3) A. ἃ. Ο. Vgl. Kruse, Hellas. Bd. I. S. 381, wo bemerkt wird, dass die 
Heuschrecken für Griechenland eine Landplage, und dass sie dort gegessen worden 
seien (Athen. Deipn. V, 4, wo Heuschrecken statt Grillen gemeint zu sein 
scheinen). 


ἢ 5. Aubert und Wimmer, Aristoteles Thierkunde. Leipzig, W. Engel- 
mann. 1868. Bd. I. S. 159. 


5) Groshans, Prodr. Fase. post. p. 32 sq. Friedreich, Realien. S. 119. 
715. Netolicka, Naturhist. aus Hom. 5. 15. Pazschke, über d. hom. 
Naturansch. S, 11. 


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μ᾿ 

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IV. Insecten. 95 


ihrem süss schlummernden Kinde die Fliege abwehrt'), oder wenn 


die Menge der Achaier mit unzähligen Schwärmen von Fliegen 


verglichen wird, welche durch das Gehege des Hirten zur Früh- 
lingszeit umherstreichen, wenn die Milch von den Butten trieft?). 
Dagegen ist offenbar die Aas- oder Fleischfliege (Musca vomi- 
toria oder carnaria oder Sarcophaga mortuorum Meigen)°) zu ver- 
stehen, wenn Achilleus die Befürchtung ausspricht, dass Fliegen im 
Leichnam des Patroklos Maden erzeugen und dadurch seine Ver- 
wesung beschleunigen möchten ἢ), und wenn 'Thetis gleich darauf 
von Fliegen spricht, welche die im Kriege gefallenen Männer ver- 
zehren ὃ). 

Die Fliege erscheint wie in der aigyptischen Hieroglyptik, so 
auch bei Homer als Sinnbild der Keckheit und Verwegenheit, 
wenn vom Menelaos gesagt wird, Athene habe ihm die Uner- 
schrockenheit der Fliege eingeflösst, welche, wie oft sie auch vom 
menschlichen Leibe fortgescheucht werde, doch aus Durst nach 
Menschenblut ihn unaufhörlich steche®). Die letztere Bemerkung 
erklärt Netolicka für unrichtig, da die Stubenfliege kein Blut sauge’). 

Dagegen möchte ich mir einige apologetische Bemerkungen im 
Interesse Homers erlauben. Offenbar geht hier Netolicka von einer 
falschen Prämisse aus, werin er die Stelle auf die Musca domestica 
bezieht, wozu durchaus kein zwingender Grund vorliegt, da μυῖα 
als allgemeiner Gattungsbegriff auch an jede andere (hier natürlich 
blutsaugende) Fliegenspecies zu denken gestattet. Vielleicht meint 
Homer die Stomoxys calcitrans Meigen, welche mit einem Stachel 
das Fleisch durchsticht und dann mit den Lippen das Blut ein- 
saugt). Diese Fliege ist, wie Herr Julius Lederer in Wien 


1) A 130: ἡ δὲ τόσον μὲν Eepyev ἀπὸ γροός, ὡς ὕτε μήτηρ [παιδὸς ἐέργῃ μυῖαν, 
rg) en 25 [4 u i 
ὁ ἡδέϊ λέξεται ὕπνῳ. 

2) B 469: ἠῦΐτε μυιάων ἀδινάων ἔϑνεα πολλά, | alte χατὰ σταϑμὸν ποιμνήϊον ἠλά- 
σχουσῖν | ὥρῃ ἐν ἐιαρινῇ, ὅτε, τε γλάγος ἄγγεα δεύει, τόσσοι ἐπὶ Tpweost χαρηχομόωντες 
> x Ey} “ « >) I _.\ N x ς f ς “ = 
Ἀχαιοὶ | ev πεδίῳ ἵσταντο. [1 641: οἱ ὃ αἰεὶ περὶ νεχρὸν ὁμίλεον, ὡς ὅτε μυῖαι | 

«“ , u ! \ [4 A Σ ) τὶ u Ἂ ’ ” DJ , 
ι ωϊ1 cas [8 HENNIG = [® [53 \ ς ξῶωξι. 
σταϑιμῷ ἔνι βρομέωσι περιγλαγέας κατὰ πέλλας | ὥρῃ ἐν εἰαρινῇ, ὅτε τε γλάγος ἄγγεα δεύει 

3) Bei den Griechen heisst diese Fliege gewöhnlich μυῖα στρατιῶτις. So bei 
Lucian, muscae encomium 12: γίγνονται δὲ Aal μέγισταί τινες wulat, ἃς στρατιώτιδας 

᾽ P Y ᾿ ? ρ 
οἱ πολλοὶ χαλοῦσιν. , 
4 Τ 23: ἀλλὰ μάλ αἰνῶς | δείδω, pr μοι τόφρα Μενοιτίου ἄλκιμον υἱὸν | αὖται 
χαδὸῦσαι χατὰ γαλχοτύπους ὠτειλὰς | εὐλὰς ἐγγείνωνται, ἀειχίσσωσι δὲ νεχρόν. 

5) T 91: μυίας, αἵ ῥά τε φῶτας ἀρηϊφάτους κατέδουσιν. 

6, P 570: χαί οἱ μυίης ϑάρσος ἐνὶ στήϑεσσιν ἐνῆχεν, | ἥτε χαὶ ἐργομένη μάλα περ 
χροὺς ἀνδρομέοιο | ἰσχανάᾳ δαχέειν, λαρόν τέ οἱ αἷμ᾽ ἀνθρώπου. 

Ἢ Naturhist. aus Homer δ. 15. 

8) Ueber diese Fliege s. Degeer’s Abhandlungen zur Geschichte der In- 


90 Das Thierreich in engerem Sinne. 


bezeugt ἢ, im Wiener Museum aus Aigypten und Syrien vorhanden, 
wird also auch in Kleinasien vorkommen. Möglicherweise konnte 
indess Homer auch die Haematopota pluvialis Meigen meinen, von 
der Herr Lederer bezeugt, dass sie ihn in Kleinasien sehr gequält 
habe, wie auch Chrysops punctifer, die ebenfalls blutsaugend sein 
soll, oder endlich die Chrysops caecutiens, welche das Wiener Mu- 
seum aus Syrien, Brussa und Sicilien aufzuweisen hat. An welche 
von diesen Species nun auch Homer gedacht haben mag, — auf 
alle Fälle wirft Netolicka dem Dichter mit Unrecht einen Irrthum 
vor, da der generelle Ausdruck αὐἴα, dessen er sich bedient, sich 
auf jede der genannten blutsaugenden Fliegenspecies beziehen lässt. 

Aus den Eiern, welche die Fliege in Fleisch und todte Körper 
legt, schlüpfen kleine Maden oder Larven (εὐλαί) hervor, von 
denen Homer sagt, dass sie die im Kriege Gefallenen verzehren 2), 
daher Achilleus ihren zerstörenden Einfluss für den Leichnam des 
Patroklos fürchtet?). Sie erhalten das Epitheton αἰόλος, ἃ. h. wim- 
melnd, kriebelnd!®. 

Eine besondere Species der Fliege ist die Hundsfliege (ἢ xuva- 
wura). Sie ist das Sinnbild der Unverschämtheit, daher zuvauuın als 
Schimpfwort gegen freche Weiber gebraucht wird. Ares bedient 
sich desselben gegen Athene’) und Here gegen Aphrodite®). Dies 
Insect wird den Pferden und Hunden äusserst lästig. Groshans 
versteht unter der χυνάμυια die Hippobosca equina L.”) Netolicka 
hingegen meint®), xuvauuıan sei gar keine besondere Fliegenspecies, 
sondern nur ein Schmähwert gegen böse Weiber. Mit welchem 
Rechte er so behauptet, lässt sich nicht absehen, da die Existenz 
eines wirklichen Insectes, und zwar einer besonderen Fliegenspecies, 
jenes Namens auch anderweitig constatirt wird. So erklärt z. B. 


secten, aus dem Französ. übersetzt von Goeze. VI. Band. Nürnberg. Raspe. 1782. 
S. 39 und 40. 

ἢ Ich verdanke diese wie die folgenden Mittheilungen des Herrn Lederer, 
welcher selbst mehrere Male Kleinasien besucht hat, der gütigen Vermittlung 
des als Entomolog rühmlichst bekannten Herrn Rath Keferstein in Erfurt. 

2) Q 414: οὐδέ τί οἱ χρὼς σήπεται, οὐδέ μιν εὐλαὶ | ἔσϑουσ, αἵ ῥά τε φῶτας 
ἀρηϊφάτους κατέδουσιν. 

3) T 24: δείδω, pn μοι τόφρα Μενοιτίου ἄλχιμιον υἱὸν | μυῖαι καδδῦσαι χατὰ χαλ- 
χοτύπους Eu L εὐλὰς ἐγγείνωνται, ἀειχίσσωσι δὲ νεχρόν. 


4) X 508: νῦν δὲ σὲ μὲν παρὰ νηυσὶ χορωνίσι νόσφι τοχήων I. αἰόλαι εὐλαὶ ἔδονται. 
5) ᾧ 394: nr nor, ὦ χυνάμυια, ϑεοὺς ἔριδι ξυνελαύνεις ; 

M NS + . „ τι N 

6) Φ 421: χαὶ δ᾽ αὐϑ' ἡ χυνάμυια ἄγει βροτολοιγὸν Αρηα | δηΐου ἐκ πολέμοιο κατὰ 


χλόνον. 
7) Prodr. Fasc. post. p. 27. 
3, Naturhist. aus Homer ὃ. 15. 


IV. Insecten. 97 


_ Hesychios!) χυνόμυια (denn diese Form ist neben χυνάμυια gebräuch- 
_ lich) durch frech, unverschämt und setzt hinzu, derartige Thiere 
seien der Hund und die χυνόμυια. Auch Philo?) spricht von der 
χυνόμυια als einem bissigen und heimtückischen Thiere. Nach Ae- 
lian3) ist der μύωψ der sog, χυνόμυια Ähnlich; nur verursacht er 
grösseres Geräusch als der οἶστρος, hat aber einen kleineren Stachel. 
Mit den Hundsfliegen endlich sollen die Arovthiere des alten Testa- 
ments identisch gewesen sein, welche Aigypten mit Ausnahme des 
Landes Gosen heimsuchten und auf Moses Bitte beseitigt wurden, 
wie denn in der Septuaginta das Wort Arov geradezu durch χυνάμυια 
wiedergegeben wird ἢ). 

Die Musca domestica ist in Griechenland eben so häufig, wie 
im übrigen Europa’). 


2. Die Bremse (ὃ οἶστρος). 


Homer sagt von diesem Insecte, dass es im Frühlinge die Rin- 
derheerden verfolge; mit der wilden Flucht einer solchen Heerde 
vergleicht er die panische Angst der vor Odysseus durch den Saal 
hinfliehenden Freier6). Das Epitheton αἰόλος, welches der Bremse 
beigelegt wird, bezieht sich wohl auf ihren raschen Flug’). 
Ohne Zweifel ist unter derselben die Species der Vieh- oder 
Ochsenbremse (Oestrus bovis) zu verstehen, welche ihre Eier 
unter die Haut des Rindviehs legt, wo sie den Winter hindurch 
liegen bleiben und zu Puppen werden; allmählich dehnen sich diese 
Larven aus, ‘und so entstehen die Höcker, welche man häufig auf 
der Haut des Rindviehs wahrnimmt. Der Lateiner bezeichnet diese 
Bremse mit dem Ausdrucke asilus°), der indess schon zur Zeit des 


1) S. v. χυνόμνια- ἀναιδῆς, χαὶ ἰταμή, χαὶ ϑρασεῖα. τοιαῦτα γὰρ τὰ ζῶα ὁ χύων 
χαὶ ἣ μυῖα. 

2) Im I. Buch de vita Mosis. 

3) De nat. anim. IV, 51 Jacobs: τὸν μὲν οὖν μύωπα ὅμοιον φύεσϑαι τῇ χαλουμένῃ 
χυνομυίᾳ χτέ. 

4) S. darüber: A. Keferstein, die ägyptischen Plagen in der Zeitschr 
für die gesammten Naturwissenschaften von Giebel u. Heintz. Jahrg. 1856. 
Berlin. 7. Bd. 5. 537 mit der Anm. 

5) 5. Bory St. Vincent, expedition de Moree. p. 315. Die Stomoxys 
caleitrans (Stechfliege) wird von Bory unerwähnt gelassen. Vgl. Aubert und 

- Wimmer, Aristoteles’ Thierkunde. Leipzig, W. Engelmann. 1868. Bd. 1. S. 168. 
6% 299: οἱ δ᾽ ἐφέβοντο χατὰ μέγαρον Boss ὡς ἀγελαῖαι: | τὰς μέν T αἰόλος 
οἶστρος ἐφορμιηϑεὶς ἐδόνησεν | ὥρῃ ἐν εἰαρινῇ, ὅτε τ ἤματα μαχρὰ πέλονται. 

7) χ 300: αἰόλος οἶστρος. 

8) Verg. Georg. III, 147 Ladewig: cui nomen 8. 5110 | Romanum est, oestrum 
Grai vertere vocantes, | Asper, acerba sonans, quo tota exterrita silvis | 
Diffugiunt armenta. Servius citirt hiezu die Notiz des Grammatikers Nigidius 

Buchholz, Homerische Realien. Ib. τ 


98 Das Thierreich in engerem Sinne. - 


_ Philosophen Seneca obsolet geworden war!). — Wenn übrigens 


Groshans sagt?), unter οἶστρος sei nicht der Tabanus zu verstehen, 
da dieser kein Geräusch hervorbringe und folglich das Vergilianische 
Epitheton acerba sonans auf ihn nicht passe, und wenn er sich 
dabei auf Paulet?) beruft, so lässt sich darauf entgegnen, dass 
wenigstens Plinius den asilus und tabanus identificirt 4) und folglich, 
da der asilus mit dem οἶστρος identisch ist, nach ihm auch der 
tabanus mit dem οἶστρος identisch sein muss. 


δ 26. 
d. Immen. 
1. Die Biene (ἡἣ μέλισσα) 5). 


Wir finden bei Homer mehrere charakteristische Züge der Bienen 
erwähnt. Sie kommen, wie es in einem Gleichnisse der Ilias heisst, 
in stets sich erneuernden dichten Massen aus dem gehöhlten Fel- 
sen hervor und umschwärmen traubenförmig (Borpuöov) die Blumen 
des Lenzes; in zahlloser Menge fliegen einige hieruin, andere dort- 
hin®). Der Dichter will durch dies Gleichniss die Menge der zur 


Figilus: ‘asilus apud Graecos prius μύωψ vocabatur, postea magnitudine in- 
commodi οἵστρον appellarunt', und knüpft daran die Bemerkung: ‘hoc est quod 
ait, oestrum Grai vertere vocantes. Non de Latino in Graecum, sed de Graeco 
in suam linguam, quae prior fuit.' 

ἡ Epist. LVIII Ruhkopf z. Anf.: Hunc quem Graeci oestrum vocant, pe- 
core peragentem et totis saltibus dissipantem, asilum nostri vocabant. Hoc 
Vergilio licet eredas: Est lucum Silari etc. (Georg. III, 146 sqq.). Puto intelligi 
istud verbum interisse. 

2, Prodr. Fasc. prior. p. 23: Verba enim “acerba sonans’ probant non esse 
Tabanum qui sc. tacite animalia invadat. Ausserdem vgl. Friedreich, Realien. 
S. 119. Netolicka, Naturhist. aus Hom. ὃ. 15. Günther, die Viehzueht 
bei Hom. ὃ. 21. 

3) Paulet, Flore et Faune de Virgile. Paris 1824. p. 142. 143. 

4) Nat. hist. XI, 28, 34 Sillig: Reliquorum quibusdam aculeus in ore, ut 
asilo, sive tabanum dici placet. 

5) Groshans, Prodr. Fasc. post. p.31sq. Friedreich, Realien. 8. 118 f. 
262. 714. Netolicka, Naturhist. aus Hom. S. 15. 16. Kruse, Heilas. Bd. 1. 
S. 379 f£ Günther, d. Viehzucht bei Homer. ὃ. 39. Pazschke, über die 
hom. Naturansch. ὃ. 11. 

τ 6) B 81: Höre ἔϑνεα εἶσι μελισσάων ἀδινάων, πέτρης &x γλαφυρῆς αἰεὶ νέον Epyo- 
μενάων“ | βοτρυδὸν δὲ πέτονται ἐπ᾽ ἄνϑεσιν εἰαρινοῖσιν" | αἱ μέν τ᾽ ἔνϑα ἅλις πεποτήαται, 
αἱ ὃδέ τε ἔνϑα᾽ | ὃς τῶν ἔϑνεα πολλὰ νεῶν ἄπο χαὶ χλισιάων | ἠϊόνος προπάροιϑε βα- 
ϑείης ἐστιχόωντο | ἰλαδὸν εἰς ἀγορῆν. Vgl. Pazschke, über die hom. Naturansch, 
Ss. 11, 


IV. Insecten, 99 


) Tersammlung eilenden Achaier veranschaulichen: wie 'stets neue 
Bienenschwärme aus dem Felsen hervorkommen, so drängen sich 
immer neue Schaaren aus den Schiffen und Zelten hervor; das ter- 
tium comparationis liegt demnach in dem Schwarmweishervorkommen ἢ). 
Die in βοτρυδόν liegende homerische Metapher, welche die gleichsam 
zu Klumpen geballten Insectenmassen treffend schildert, giebt der 
nachahmende Vergil in seiner Erzählung von Aristaios und der 
künstlichen Erzeugung von Bienen aus den Leibern von Rindern 
durch uva wieder?2). Uebrigens werden auch in der Bibel Kriegs- 
heere mit Bienenschwärmen verglichen. So sagt der Psalmist): 
‘Sie (die Heiden) umgeben mich wie Bienen, sie dämpfen wie ein 
Feuer in Dornen, aber im Namen des Herrn will ich sie zerhauen’. 
— Und im 5. Buch Mose) lesen wir: “Da zogen die Amoriter aus, 
die auf dem Gebirge wohnten, euch entgegen und jagten euch, wie 
Bienen thun, und schlugen euch zu Seir, bis gen Harma’. 

Auch die hartnäckige Erbitterung, mit welcher die Bienen ihren 
im Felsen am höckrigen Wege angelegten Stock und ihre junge 
‚Brut gegen die Angriffe von Jägern vertheidigen, schildert Homer 
in einem Gleichnisse, um dadurch die tapfere Ausdauer zu ver- 
sinnlichen, mit welcher die Lapithen Polypoites und Leonteus das 
Thor der Achaier vertheidigen’). Uebrigens stimme ich unbedenk- 
lieh Netolicka bei, wenn er meint®), dass in den beiden eben 
besprochenen Gleichnissen der Ilias wilde Bienen zu verstehen 
seien, welche bekanntlich in hohlen Bäumen oder Felsenspalten 
nisten. 

Dass indess Homer auch schon zahme Bienen und eine künst- 
‚liche Bienenzucht kennt, verräth er deutlich, wenn er von einer den 
Nymphen geweihten Grotte spricht, wo man Gefässe aufgestellt 
habe, in denen die Bienen ihren Honig bereitet hätten”). Dass 


ἢ S. Nägelsbach, Anmerkungen zur Ilias (2. Aufl.). S. 145. 

2) Verg. Georg. IV, 556 Ladewig: stridere apes — iamque arbore summa | con- 
fluere et lentis uvam demittere ramis. 

3) Psaim 118, 12. 

4 5. Buch Mose V, 1, 44. Vgl. Jesaia 7, 18. Friedreich, Realien. S. 714 f. 

5) M 167: οἱ δ᾽, ὥστε σφῆχες μέσον ἠὲ μέλισσαι | οἰκία ποιήσωνται ὁδῷ ἔπι παιπα- 
“λοέσσῃ, | οὐδ᾽ sans σιν χοῖλον δόμον, ἀλλὰ μένοντες | ἄνδρας ϑηρητῆρας dba αι 

pl τέχνων, | ὃς οἵδ᾽ οὐχ ἐθέλουσι πυλάων χαὶ δύ ἐόντε | γάσσασϑαι πρίν y ἠὲ χα- 
τάχταμεν ἠὲ ἁλῶναι. Richtig bemerkt hierzu Damm, nov. lex. Graec. 8. v. μέ- 
Aıssa: hoc animal valde pugnax est pro favo et prole sua. 

6) Naturhist. aus Homer S. 16. 

Ἢν 103: ἀγχόϑι δ᾽ αὐτῆς ἄντρον ἐπήρατον, ἠεροειδές, | ἱρὸν νυμφάων, αἱ Νηϊάδες 
χαλέονται. | ἐν δὲ χρητῆρές τε χαὶ ἀμφιφορῆες ἔασιν | Ava ἔνϑα δ᾽ ἔπειτα τιϑαι- 
βώσσουσι μέλισσαι. 

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100 Das Thierreich in engerem Sinne. ἢ 


hier Nymphen und Bienen mit einander in Beziehung gesetzt werden, 
ist keineswegs zufällig oder bedeutungslos, wie denn überhaupt 
zwischen Beiden ein näherer Connex stattfindet!). Eine Nymphe 
Melissa soll zuerst auf die Bereitung und den Genuss des Honigs 
aufmerksam gemacht haben); die Bienen scheinen das Symbol der 
Nymphen gewesen zu sein, daher diese geradezu μέλισσαι heissen?) ; 
insbesondere werden die Nymphen so genannt, welche den jungen 
Zeus in Krete pflegten und zugleich Töchter des Melisseus waren®); 
Aristaios, der Erfinder der künstlichen Bienenzucht, wird von Nym- 
phen in seiner Jugend gepflegt5); die Nymphe Makris füttert den 
kleinen Dionysos mit Honig‘); auch wurden wohl Nymphen in 
Bienen verwandelt, wie denn bei Columella eine solche meta- 
morphosirte Nymphe uns unter dem Namen Melissa begegnet”). 

Auch die Producte der Bienenzucht übergeht Homer nicht 
mit Stillschweigen. Dem Wachse (ὃ xnpöc) wird das Epitheton 
honigsüss (ueAınönc) beigelegt); bevor Odysseus bei den Seirenen 
vorüberfährt, zerschneidet er eine grosse Scheibe Wachs mit scharfem 
Erz, zerdrückt es mit den Händen, lässt es zugleich ar der Sonne‘ 
erweichen und verklebt seinen Genossen die Ohren damit). 

Was den Honig (τὸ μέλι) betrifft, so genoss man denselben, 
und zwar als Bestandtheil von Mischtränken. Kirke mischt Käse, 
Mehl, Honig und pramnischen Wein, versetzt dies Getränk mit 
schädlichen Kräutern und credenzt es den Genossen des Odysseus 10). 


1) S. Preller, griech. Mythol. I, S. 448. Friedreich, Realien $S. 262. 

2) Schol. zu Pind. Pyth. IV, 104: Μέλισσα χηρία μελισσῶν εὑροῦσα πρώτη ἔφαγε 
χαὶ ὕδατι μίξασα ἔπιε, καὶ τὰς ἄλλας δὲ ἐδίδαξε, χαὶ τὰ ζῶα μελίσσας ἐξ ἑαυτῆς ἐκά- 
λεσε. 5. Jacobi, Handwörterb. der griech. und röm. Mythol. S. 609 5. v. 
Melissa. 

3) Schol. zu Pind. Pyth. IV, 104: τὰς περὶ τὰ ἱερὰ διατελούσας νύμφας Me- 
λίσσας ἔλεγον. 

4) Apollod. I, 1, 6 Bekk.: τοῦτον (Δία) δίδωσι τρέφεσϑαι Κούρησί τε χαὶ ταῖς 
Μελισσέως παισὶ νύμφαις, ᾿Αδραστείᾳ τε χαὶ Ἴδῃ. Boeckh zu Pind. Olymp. VI, 36 ff. 
5) 8. Preller, griech. Myth. Bd. I, 5. 307 mit den dort eitirten Stellen. 

6) Apollon. Rhod. Arg. IV, 1136: (Mazpıs) μέλιτι ξηρὸν περὶ χεῖλος ἔδευσεν 
te. Boeckh zu Pind. Ol. VI, 36 ft. 

7) Colum. IX, 2 ed. Gesner (Manhemii): Nec sane rustico dignum est seisci- 
tari, fueritne mulier pulcherrima specie Melissa, quam Jupiter in apem con- 
vertit etc. . 

8) μι 48: χηρὸν δεψήσας μελιηδέα. 

9) p 173: αὐτὰρ ἐγὼ χηροῖο μέγαν τροχὸν ὀξέϊ χαλχῷ [ τυτϑὰ διατμήξας χερσὶ 
στιβαρῇσι πίεζον. | alla δ᾽ ἰαίνετο κηρός, ἐπεὶ κέλετο μεγάλη ὃς | Ἠελίου τ᾽ αὐγὴ 
Ὑπεριονίδαο ἄναχτος" | ἑξείης δ᾽ ἑτάροισιν ἐπ᾽ οὔατα πᾶσιν ἄλειψα. 

10) x 294: ἐν δέ σφιν τυρόν τε zul ἄλφιτα χαὶ μέλι χλωρὸν | οἴνῳ Πραμνείῳ 
ἐχύχα χτέ. 


IV. Insecten. 101 


e Töchter des Pandareos labt Aphrodite mit einer Mischung von 
Milch, Wein und Honig'); auch unter den Gerichten, welche 
Hekamede den vom Kampf erschöpften Helden im Zelte des Nestor 
vorsetzt, befindet sich Honig?). Die Epitheta des letzteren sind 
gelblich (χλωρός) 8 und süss, lieblich (γλυχερός) ἢ. — Der 
Honig gehört ferner zu den Flüssigkeiten, welche man den Todten 
libirte, und zwar mischte man ihn’ zu dem Ende mit Milch, welche 
Mischung μελίχρητον hiess), wobei der Honig ohne Zweifel eine 
allegorische Bedeutung hatte, insofern er die Versüssung des Todes 
andeuten sollte. Die Libation, welche Odysseus in der Nexuta den 
Manen der Abgeschiedenen darbringt, besteht aus jenem μελίχρητον, 
Wein, Wasser und Mehl®); neben das Lager des auf dem Scheiter- 
haufen hingebetteten Patroklos stellt Achilleus Krüge, welche mit 
Honig und Oel angefüllt sind”); und auch auf die Leiche des Achil- 
leus libiren die Achaier, wie der Schatten des Agamemnon in der 
zweiten Nexuta erzählt, Salben und Honig‘). 

Die Lieblichkeit des letzteren giebt dem Dichter auch zu Me- 
taphern Veranlassung. Dem Nestor fliesst die Rede lieblicher als 
Honig von der Lippe°); der in der Mannesbrust rasch auflodernde 
Zorn ist lieblicher als sanft eingleitender Honig !%); lieblicher Wein 
heisst honigsüss (μελιηδής 1) und μελίφρωνὶ) 12); ein erquickender 
Schlaf erfreut durch Süssigkeit das Herz (μελίφρων) 13) ; und endlich 
legen sich die durch ihren Gesang Alles bezaubernden Seirenen eine 
honigsüsse Stimme (μελίγηρυς) bei !#). 


1) υ 68: χόμισσε δὲ Öl ᾿Αφροδίτη | τυρῷ χαὶ μέλιτι γλυχερῷ χαὶ ἡδέϊ οἴνῳ. 

2) N 628: ἐπιπροΐηλε τράπεζαν ---, αὐτὰρ ἐπ᾿ αὐτῆς | χάλχειον χάνεον, ἐπὶ δὲ 
χρόμυον, πότῳ ὄψον, | ἠδὲ μέλι χλωρόν. . 

3) x 234 (A 631): μέλι γλωρόν. — Damm hingegen (Nov. lex. Graee. 8. v. 
μέλῃ erklärt χλωρόν: πρόσφατον, νεοτρύγητον, recens expressum mel. 

4) v 69: μέλιτι γλυχερῷ. 


5) Eustath. zu x 519: μελίχρατον οἱ παλαιοὶ μίγμα φασὶ μέλιτος καὶ γάλακτος, 


Evradda οἱ μέντοι meh “Ὅμηρον μέχρι χαὶ ἐσάρτι χρᾶμα μέλιτος χαὶ ὕδατος τὸ μελί- 
χρατον οἴδασι. Vgl. Ο. Fr. Hermann, gott. Alt. ὃ 25, Note 18. 

6) A 26: ἀμφ᾽ αὐτῷ δὲ yorv γεόμην πᾶσιν νεχύεσσιν, | πρῶτα μελιχρήτῳ, μετέπειτα 
δὲ dei οἴνῳ, | τὸ τρίτον αὖϑ᾽ ὕδατι. ἐπὶ ὃ ἄλφιτα λευχὰ πάλυνον. Vgl. κ 519. 

Ἢ W 170: ἐν δ᾽ ἐτίϑει μέλιτος χαὶ ἀλείφατος ἀμφιφορῆας, | πρὸς λέχεα χλίνων. 

8) m 66: καίεο δ᾽ ἔν τ᾽ ἐσθῆτι ϑεῶν χαὶ ἀλείφατι πολλῷ | χαὶ μέλιτι γλυχερῷ. 

9) A 249: τοῦ καὶ ἀπὸ γλώσσης μέλιτος γλυκίων ῥέεν αὐδή. 

10) Σ 108: γόλος, — ὅστε πολὺ γλυκίων μέλιτος καταλειβομένοιο | ἀνδρῶν ἐν στῆ- 
ϑεσσιν ἀέξεται ἠῦτε καπνός. 

11) Δ 346: οἴνου μελιηδέος. 

12) Z 264: οἶνον μελίφρονα. 

13) B 34: μελίφρων ὕπνος. 

14) u 187: μελίγηρυν ὄπα. 


\ - 


102 Das Thierreich in engerem Sinne. 2 


Schliesslich noch die Bemerkung, dass man den Bienen Sinn 
für Musik und Gesang zuschrieb, daher Varro sie geradezu Vögel 
der Musen nennt!); und da der musikalische Rhythmus folgerecht 
auf den Rhythmus der Rede führte, so wurde die Biene Symbol 
der Beredtsamkeit. Etwas Verwandtes hat die indische Mythe, der 
zufolge den Krischna eine Biene umschwirrt, wenn er das Wesen 
der Gottheit erklären will). 


2. Die Wespe (ὁ σφήξὶ) 3). 


Die eigenthümliche Körperbildung dieses Insects bezeichnet 
Homer dadurch, dass er sie in der Mitte beweglich (μέσον αἰόλος) 
nennt®), was durchaus auf richtiger Naturbeobachtung beruht; denn 
der mit mehreren Ringeln versehene Hinterleib der Wespe ist von 
dem Bruststücke durch einen tiefen Einschnitt getrennt und lässt 
sich daher leicht nach allen Richtungen hin bewegen). Diese Er- 
klärung scheint vorzüglicher als die Köppen’s, welcher αἰύλος hier 
in der Bedeutung bunt nimmt. Wie gefährlich die Wespe ist, 
wenn sie gereizt wird, schildert der Dichter in einem Gleichnisse®), 
wo die aus den Schiffen hervorströmenden Myrmidonen mit Wespen 
verglichen werden, welche, wenn muthwillige Knaben sie reizen, 
aus ihrem am Heerwege befindlichen Neste hervorschwärmen und 
in ihrer Erbitterung selbst des harmlos vorbeiziehenden Wanderers 
nicht schonen, der sie unversehens aufregt. Ausserdem gehört hie- 
her das schon oben bei Gelegenheit der Bienen angezogene Gleich- 
niss, in welchem die Bienen wie die Wespen als tapfere Verthei- 
digerinnen ihrer jungen Brut geschildert werden”). — Endlich ver- 
dient noch Erwähnung, dass nach der Figur der Wespe eine Haar- 


1) De re rust. III, 16. Verg. Georg. IV, 62 Ladew.: Huc tu jussos adsperge 
sapores, | Trita melisphylla et cerinthae ignobile gramen; | Tinnitusque cie et 
matris quate cymbala circum: | Ipsae consident medicatis sedibus, ipsae | Intima 
more suo sese incunabula condent. 

2, Vgl. Friedreich, Realien. $. 722. 

3) Groshans, Prodr. Fasc. post. p. 35 564. Netolicka, Naturhist. aus 
Hom. S. 16. Friedreich, Realien. S. 119. Pazschke, über die homer. 
Naturansch. S. 11 £. 

4) M 167: σφῆχες μέσον αἰόλοι. 

5) Vgl. Netolickaa.a. O. 

6) Π 259: αὐτίχα δὲ σφήχεσσιν ἐοιχότες ἐξεχέοντο | εἰνοδίοις, οὃς παῖδες ἐριδμαί- 
νῶσιν ἔϑοντες, | [αἰεὶ χερτομέοντες ὁδῷ ἔπι οἰχί᾽ ἔχοντας,] | νηπίαχοι᾽ ξυνὸν δὲ χαχὸν 
πολέεσσι τιϑεῖσιν. | τοὺς δ᾽ εἴ περ παρά τίς τε χιὼν ἄνϑρωπος ὁδίτης | χινήσῃ ἀέχων, 
οἱ ὃ ἄλχιμον ἧτορ ἔχοντες | πρόσσω πᾶς πέτεται χαὶ ἀμύνει οἷσι τέκεσσιν. Vgl. 
Pazschke, über die hom. Naturansch. 5. 12. 

7) M 167 ff. S. oben. 


4 


we 


IV. TInsecten. 103 


tracht benannt wurde, welche darin bestand, dass man dem Haare 


durch Zusammenschnüren (σφηχοῦν) eine Form gab, welche an den 
eingeschnittenen Körper der Wespe erinnerte!). Andere deuten?) 
hingegen das Verbum σφηχοῦν auf ein Binden des Haares mit Gold- 
und Silberfäden, so dass es, ähnlich dem Leibe der Wespe, eine Ab- 


 wechselung zwischen hellen und dunklen Ringen zeige. 


Vespa orientalis ist in Griechenland sehr häufig; Vespa crabro 
findet sich, ist aber seltener. Ausserdem kommen dort aus dem 
genus Vespa vor: Polistes Gallica und interrupta, Eumenes dimidiata 
und coaretata, Odynerus gracilis 3). 


e. Käfer. 
3. Ὁ 10.4) 


Als Odysseus aus der Hand des Eumaios seinen Bogen em- 
pfangen hat, den die Freier vergeblich zu spannen versucht haben, 
bewegt er ihn prüfend in den Händen hin und her und untersucht, 
ob etwa das Horn von nagenden Insecten angefressen 861. ἢ Diese 
Insecten bezeichnet Homer mit ἵπες. Nicht unwahrscheinlich ver- 
muthet Netolicka®), dass dieser ἵψ mit dem Klopfkäfer (Anobium 
pertinax) identisch sei, der in die Zunft der Nagekäfer (Devasta- 
toria) gehöre, sich in Holz bohre und hölzerne Geräthe anfresse; 
wobei er bemerkt, dass die homerischen Bogenflügel (χέρατα) ur- 
sprünglich allerdings aus Horn, später aber gewöhnlich aus Holz 
gefertigt worden seien’). — Andere, wie Friedreich®), verstehen 
unter dem !ü den Holzbohrer (Ptinus pertinax), einen Käfer, 
der ebenfalls Holz und Horn anfrisst. 

Der Ausdruck Ips ist auch als Gattungsbezeichnung in die 
Entomologie eingeführt, zuerst von Degener, der ihn der Gruppe 
der Borkenkäfer beilegt. Erichson, der die Gruppe der Nitidu- 
larien einer systematischen Ordnung unterzogen hat, bezeichnet eine 


ἢ P 52: πλοχμοί 9, ol χρυσῷ τε χαὶ ἀργύρῳ ἐσφήχωντο. 

2) So F. Motz, über den Metallarbeiter der heroischen Zeit. Progr. Mei- 
ningen. 1868. 5. 27. 

3) 5. Auber und Wimmer Aristoteles Thierkunde. Leipzig, W. Engel- 
mann. 1868. Bd. I. S. 171. 

4) S. Netolicka, Naturhist. aus Hom. ὃ. 16. Friedreich, Realien. 
S. 120. 715. Groshans lässt den ἴψ unerwähnt. 

5), φ 393: ὁ δ᾽ ἤδη τόξον ἐνώμα | πάντῃ ἀναστρωφῶν, πειρώμενος ἔνϑα χαὶ ἔνϑα, | 
μὴ χέρα ἵπες ἔδοιεν ἀποιχομένοιο ἄνακτος. 

6) Naturhistorisches aus Homer. S. 16. 

ἢ S. darüber: Doederlein, hom. Gloss. ὃ 746 und 863. Rüstow und 
Koechly, Gesch. des griech. Kriegswesens. Aarau, Verlags-Comptoir 1852. 8. 21. 

8) Realien, S. 120. 


104 Das Thierreich ih engerem Sinne. 
Lo gar 


Abtheilung derselben mit Ipina und ordnet derselben die Gattungen ᾿ f 
Ips, Cryptarcha und Rhizophagus unter‘). Bei Fabricius und 
Olivier finden sich unter Ips kleine, langgestreckte, flache, meist 
unter Baumrinde lebende Käfer zusammengestellt. 


δ 27. 
V. Fische (οἱ ἰχϑύες) 2). 
a. Von den Fischen im Allgemeinen. 


Homer legt den Fischen das Epitheton rohes Fleisch fres- 
send (ὠμηστής) bei®), um ihre Gefrässigkeit anzudeuten; namentlich 
aber sind sie nach dem Fleische von Leichnamen begierig, deren 
weisses Nierenfett sie benagen ἢ). Daher ruft Achilleus dem getödteten 
Lykaon nach, indem er ihn in die Fluthen des Skamandros schleu- 
dert: ‘Da liege nun, den Fischen zum Frass, welche unbekümmert 
von der Wunde dir das Blut ablecken werden!’5). Rücksichtlich 
ihrer Gier nach Menschenfleisch werden die Fische auch wohl mit 
den Robben zusammengestellt, wie es z. B. von dem sidonischen 
Weibe, der Entführerin des Eumaios, heisst, sie sei von den phoi- 
nikischen Schiffern den Phoken und Fischen zur Beute in’s Meer 
geworfen‘). Auch ausserdem wird mehrfach von im Meer verun- 
glückten Menschen gesagt, sie seien eine Beute der Fische geworden’). 
Das Wasser ist, wie der Dichter ausdrücklich sagt, das eigentliche 
Element der Fische, ohne welches sie nicht bestehen können; hat 
der Fischer sie im maschigen Netz an das Gestade gezogen, 80 
liegen sie, nach der salzigen Fluth lechzend, im Sande umher und 
verenden in der Gluth der strahlenden Sonne. Durch diese Schil- 


ἢ In Germar’s Zeitschr. für Entomologie. Bd. IV. S. 225. Vgl. Fried- 
reich, Realien. S. 715. 

2, Friedreich, Realien. 5. 116f. Pazschke, über die hom. Naturansch. 
8-12, 

3) Ω 82: ὠμηστῇσιν ἰχϑύσι. 

4 © 208: τὸν μὲν ἄρ ἐγχέλυές τε χαὶ ἰχϑύες ἀμιφεπένοντο, | δημὸν ἐρεπτόμενοι 
ἐπινεφρίδιον χείροντες. 

5) ᾧ 122: ἐνταυϑοῖ νῦν χεῖσο μετ᾽ ἰχϑύσιν, οἵ σ᾽ ὠτειλὴν | aim 
ἀκηδέες. Vgl. ® 126. 127. 


6) ο 480: χαὶ τὴν μὲν φώχῃσι χαὶ ἰχϑύσι κύρμα γενέσϑαι | ἔχβαλον. 


ἀπολιχμήσονται 


Ἢ ξ 135: ἢ τόν γ᾽ ἐν πόντῳ φάγον ἰγϑύες. ὦ 290: ὅν που τῆλε φίλων καὶ πα- 
] 1  φαγ Χ 
a 


τρίδος αἴης | NE πο. ἐν πόντῳ φάγον ἰχϑύες., ἢ ἐπὶ χέρσου [ ϑηρσὶ καὶ οἰωνοῖσιν ἕλωρ 
γένετ, 


V. Fische. Ὁ 105 


erung will Homer die haufenweise auf und über einander liegenden 
‚getödteten Freier veranschaulichen !). — Insofern aber die Fische 
das feuchte Element, das Meer, bewohnen, sind sie dem Poseidon 
geweiht, und der Mensch muss sie als Geschenke desselben be- 
trachten, in welchem Sinne der Dichter ihnen das Epitheton heilig 
(ἱερός) beilegt 2). 

Dass die homerischen Menschen schon förmlichen Fischfang 
trieben, wird.mehrfach bezeugt; und zwar werden zwei Arten des- 
selben unterschieden: der Fang mit dem Netz und der mit der 
Angel:). Das Netz (τὸ δίχτυον) hat das Epitheton vieläugig, 
d. ἢ. maschig (πολυωπός) ἢ. Die Angelschnur (τὸ ἄγχιστρον) 
heisst gekrümmt, gebogen (γναμπτός) δ) und diente zum Fange 
der Vögel (d. ἢ. der Seevögeli sowohl wie der Fische®). Unmittel- 
bar über der Angel befand sich wahrscheinlich eine Röhre aus Horn, 
welche das Abbeissen der Schnur verhindern sollte, zu welchem 
Ende man sich heutzutage einer Federspule bedient; über der Röhre 
aber war eine durchbohrte Bleikugel angebracht, um vermöge ıhrer 
natürlichen Schwere die Angel hinabzuziehen?). Die Tiefe,. bis zu 
welcher die Angel einsank, und den anbeissenden Fisch erkannte 
man wohl an einem auf der Wasserfläche schwebenden Korke°). 
Die Angelruthe heisst auch 7, ῥάβδος und hat das Epitheton sehr 
lang (περιμήχης) : an dem Angelhaken war natürlich die Lockspeise 
oder der Köder (τὰ εἴδατα) befestigt). 

Uebrigens dienten die Fische gewöhnlich nur Aermeren zur 
Speise, und die Helden zogen bei ihren Mahlzeiten den Genuss des 
gebratenen Rind- und Schweinefleisches vor; erst nach Homer fingen 


ἢ χ 383: τοὺς δὲ ἴδεν μάλα πάντας ἐν αἵματι χαὶ χονίῃσιν  πεπτηῶτας πολλοὺς, 
ὥστ ἰχϑύας, οὔσϑ᾽ ἁλιῆες | χοῖλον ἐς αἰγιαλὸν πολιῆς ἔχτοσϑε ϑαλάσσης | διχτύῳ ἐξέρυ- 
σαν πολυωπῷ οἱ δέ τε πάντες | χύμαϑ᾽ ἁλὸς ποϑέοντες ἐπὶ ψαμάϑοισι χέχυνται- | τῶν 
μέν τ᾽ ἠέλιος φαέϑων ἐξείλετο ϑυμόν. 

2) II 407: ἱερὸν ἰχϑύν. 

3) 8. E. L. Cammann, Vorschule zur Il. und Odyss. S. 373. 

4) χ 386 (eben citirt). 


5) ὃ 368: ἰγϑυάασχον |γναμπτοῖς αἀγχίστροισιν. 
χ Υ Y 


D A N DN »ν δ. ἔστι “᾿ ὧν ὅν Tr ”“ - En u Eu r ἘΞ ) In 4 a 
| 6) u 330: xal δὴ ἄγρην ἐφέπεσχον -“--- ἰχϑῦς ὄρνιϑάς te — [γναμπτοῖς ἀγχίστροισιν]. 
Ἢ Ω 80: ἣ δὲ μολυβδαίνῃ ἰκέλη ἐς βυσσὸν ὄρουσεν, | ἥτε κατ᾽ ἀγραύλοιο βοὸς χέρας 


ἐμβεβαυῖα | ἔργεται ὠμηστῇσιν ἐπ᾿ ἰχϑύσι χῆρα φέρουσα. 
" de «στῇ £ 1Pr φερ 


8) S. Voss, Randglossen zur Ilias. S. 48. 


7 er x , .. 2} ) ‚ - 
9) μ 251: ὡς δ᾽ ὅτ᾽ ἐπὶ προβόλῳ ἁλιεὺς περιμήχεϊ ῥάβδῳ | ἰχϑύσι τοῖς ὀλίγοισι 
3 


δόλον χατὰ εἴδατα βάλλων ἐς πόντον προΐησι βοὸς κέρας ἀγραύλοιο, | ἀσπαίροντα δ᾽ 
ἔπειτα λαβὼν ἔρριψε ϑύραζε χτέ. 


ee 
“ 4 » δὶ ἫΝ 
ΤΡΙΝΝ 
an rn 


N ν 


106 Das Thierreich in engerem Sinne. 


auch die Vornehmeren an, die Fische werthzuschätzen ἢ. Indess 
nahmen auch die homerischen Menschen im Falle der Noth und in 
Ermangelung anderer Lebensmittel zu Fischen ihre Zuflucht. So 
wird von den Gefährten des Odysseus erzählt, dass sie auf der Insel 
Thrinakie, von nagendem Hunger gequält, Fische und Vögel mit 
der Angel gefangen und verzehrt hätten?); und zum Genusse von 
Fischen bequemten sich auch Menelaos und seine Genossen, als sie 
auf der Insel Pharos verweilten). 


Zu den Feinden der Fische gehört der Delphin, den der 
Dichter ungeheuer gross (μεγαχήτης) nennt, und vor dem sie 
angstvoll in die Buchten des Hafens sich flüchten, weil er grässlich 
verschlingt, wen er von ihnen erhascht‘). Auch der Vogel λάρος, 
eine Mövenart, ist ihnen gefährlich; von ihm lesen wir, dass er oft 
seine Schwingen in die Salzfluth tauche und sich Fische fange), 
wie es bekanntlich die Möven zu thun pflegen. 


Ausser den schon angeführten auf Fische bezüglichen Gleich- 
nissen mögen schliesslich noch folgende hier erwähnt werden. In 
den patrokleischen Kampfspielen giebt Epeios dem Euryalos einen 
derartigen Streich auf die Backen, dass derselbe zu Boden sinkt; 
wie vor dem kräuselnden Nordwind, heisst es weiter, ein Fisch aus 
der Fluth sich emporschnellt am seetangbewachsenen Strande, und 
die dunkle Woge ıhn bedeckt: so sprang er auf von dem Streiche®). 
Sehr ansprechend vermuthet Netolicka’), dass diese Stelle eine 
Andeutung des Fliegefisches (Exocoetus volitans) enthalte, der 
nicht sowohl bei unbewegtem Meere erscheint, als vielmehr bei 
hohlgehender See mit der sich hebenden Woge aufsteigt und im 
Moment des Zusammenfallens sich aus ihr emporschnellt, um rasch 
wieder in der Fluth zu verschwinden. In einem anderen Gleich- 
nisse werden die Gefährten des Odysseus, welche die Skylle entrafft, 
mit zappelnden Fischen verglichen, welche der Fischer aus dem 


ἢ δ. Damm, ΠΟΥ. lex. Graec. s. v. ἐχϑύς. 

2) μ 350. χαὶ δὴ ἄγρην ἐφέπεσχον ἀλητεύοντες ἀνάγκῃ, | ἰχϑῦς ὄρνιϑάς τε, φίλας 
ὅτι χεῖρας ἵἴχοιτο, | [ Ἱναμπτοὺς ἀγχίστροισιν" ἔτειρε δὲ γαστέρα λιμός.] 

3) ὃ 368: αἰεὶ γὰρ περὶ νῆσον ἀλώμενο ι ἰχϑυάασχον | γναμπτοῖς ἀγκχίστροισιν, ἔτειρε 


a D 22: ὡς δ᾽ ὑπὸ δελφῖνος μεγαχήτεος ἰχϑύες ἄλλοι | φεύγοντες πιμπλᾶσι μυχοὺς 
λιμένος εὐόρμου, | δειδιότες" μάλα γάρ τε κατεσϑίει, ὅν χε λάβῃσιν χτέ. 
΄ ΄ - 

5) ε 51: λάρῳ ὄρνιϑι ἐοικώς, | ὅστε χατὰ δεινοὺς χόλπους ἁλὸς ἀτρυγέτοιο | ἐχϑῦς 
ἀγρώσσων πυχινὰ πτερὰ δεύεται ἅλμῃ. 

6) W 692: ὡς δ᾽ ὅϑ᾽ ὑπὸ φριχὸς Βορέω ἀναπάλλεται ἐχϑὺς | ϑίν᾽ ἐν φυκιόεντι, μέλαν 
5, ς δι ΓΙ δ ! ὧ } x 3 ! λτ᾽ 
δέ € χῦμα χάλυψεν, | ὃς πληγεὶς ἀνέπαλτ᾽. 

7) Naturhistorisches aus Homer. S. 14. 


ti 2 


V. Fische. 107 


Meere zieht und an’s Ufer wirft!); und von denen, die eine Beute 


der Laistrygonen wurden, wird gesagt, man habe sie wie Fische 
durehbohrt zum Frasse hingetragen ?). 


b. Der Aal (ἡ ἔγχελυς). 3) 


Der Aal ist die einzige Fischspecies, welche bei Homer beson- 
ders namhaft gemacht wird; und auch ihn scheint der Dichter nicht 
einmal zu den Fischen gerechnet zu haben, da er mit diesen als 
etwas wesentlich Verschiedenes zusammengestellt wird mit den 
Worten : ἐγχέλυές te χαὶ ἰχϑύες. An der betreffenden Stelle heisst 
es von dem durch Achilleus erlegten Asteropaios, dass ringsum Aale 
und Fische seinen Leichnam umschlängelt und gierig sein Nieren- 
fett benagt hätten), womit vom Dichter zugleich die Gefrässigkeit 
des Aales geschildert wird. Wie Oken bemerkt), wurde der Aal 
wegen seiner Aehnlichkeit mit der Schlange von den Alten nicht 
gegessen und daher auch von Homer aus der Zahl der Fische aus- 
geschlossen. Indess darf uns Homers Unkenntniss dieser Fischart 
um so weniger befremden, als selbst weit spätere Forscher über sie 
im Unklaren blieben; nahm doch selbst Aristoteles noch an, dass 
die Aale aus dem Schlamme entständen®), während Plinius in 
Betreff ihrer Fortpflanzung lehrte, dass sie an Felsen und Klippen 
sich rieben und das, was sie dabei abgeschabt hätten, Leben ge- 
wönne?). — Dass übrigens der Skamandros nicht arm an Aalen 
war, geht sowohl aus den oben citirten Worten der μάχη παραποτά-- 
utos, wie auch aus einer anderen Stelle derselben hervor, wo es 
heisst, dass die Aale und Fische jenes Stromes sehr von den Gluthen 
des Hephaistos gequält und hierhin und dorthin getaumelt seien ὃ). 


1) μ 251: ὡς 
δόλον χατὰ εἴδατα 


δ᾽ ὅτ᾽ ἐπὶ προβύλῳ ἁλιεὺς περιμήχκεϊ ῥάβδῳ | ἰχϑύσι τοῖς ὀλίγοισι 
βάλλων [ ἐς πόντον προΐησι βοὸς κέρας :ἀγραύλοιο, | ἀσπαίροντα δ᾽ 
ἔπειτα λαβὼν ἔρριψε ϑύρα ale, | ὥς οἵ γ᾽ ἀσπαίροντες ἀείροντο ποτὶ πέτρας. 

2) χ 124: ἰχϑῦς δ᾽ ὡς πείροντες ἀτερπέα δαῖτα φέροντο. - 

3) Groshans, Prodr. Fasc. post. p. 13. Friedreich, Realien. S. 117. 
Netolicka, Naturhist. aus Hom. S. 14. 

4. ® 203 (schon ὃ. 104, Anm. 4 eitirt). 

5) Allgem. Naturgesch. VI. Bd. S. 122 

6) Hist. anim. VI, 16. 

ἢ Nat. hist. IX. 51 Sillig: anguillae atterunt se scopulis; ea strigmenta 
vivescunt nec alia est eorum procreatio. 

8) ® 353: τείροντ᾽ ἐγχέλυές τε χαὶ ἰχϑύες οἱ κατὰ δίνας, | ol χατὰ καλὰ ῥέεϑρα 
χυβίστων ἔνϑα χαὶ ἔνϑα. 


108 


Homer legt der Schlange die charakteristischen Epitheta sich 


- Das Thierreich in engerem Sinne. 


δ 28. 
VI. Reptilien. 


Die Schlange (ὁ δράχων, ὁ ὄφις). ἢ 


ringelnd (αἰόλος ἢ und dunkelblau (χυάνεος) ἢ bei, welches 
letztere auf die dunkelschillernde Farbe der Schlangen geht, — 
ähnlich wie sie an einer andern Stelle mit dem Regenbogen ver- 


\ 


glichen werden !), insofern sie, zumal im Reflex des Sonnenlichtes, 
ein herrliches Farbenspiel von Goldglanz und Purpur zeigen. Auf 
dieses Farbenspiel bezieht Netolicka°) auch das Epitheton roth- 
gelb (δαφοινός 6); und eben dahin möchte ich auch das Beiwort 
bluthroth, hochroth (φοινήεις 7 ziehen. 

Bei Homer werden einzelne Arten von Schlangen deutlich unter- 
schieden. Wenn in der Ilias®) erzählt wird, vor der Abfahrt der 
Achaier von Aulis sei während der Opferung eine grässliche, auf 
dem Rücken rothgelbe Schlange®) an einer Platane emporgeschlüpft 
und habe einen dort befindlichen Sperling mit seiner Brut ver- 
schlungen, woraus Kalchas die neunjährige Dauer des Krieges pro- 
phezeit: so ist offenbar eine Baumschlange gemeint, die, wie 
auch Netolicka a. a. O. bemerkt, in warmen Klımaten auf Bäumen 
lebt, an denen sie rasch auf- und abgleitet und von kleinen Vögeln 
und deren Jungen sich nährt, ohne jedoch giftig zu sein. 

Diese Schlangenspecies gehört wegen ihres Farbenspiels und 
metallischen Glanzes zu den prachtvollsten Schlangenarten. 

Die Schlange, welche den Philoktet verwundet (ὀλούόφρων ὕδρος) 19), 
ist, wie schon die Ableitung von ὕδωρ zeigt, offenbar eine Wasser- 
schlange. 


1) 
Hom. 


Groshans, Prodr. Fase. post. p. 11 sq. Netolicka, Naturhist. aus 
5. 15. Friedreich, Realien. 5. 120 f£ Kruse, Hellas. 5. 379. 


Pazschke, über die hom. Naturansch. 5. 12 ἢ Lenz, Zoologie der alten 
Griechen und Römer. S. 432 ff. 


2) 


3) 


10) 


- δι τ os - mann 
ὅϑι μιν λίπον υἷες ᾿Αχαιῶν | ἕλκεϊ μοχϑίζοντα κακῷ ὀλοόφρονος ὕδρου. 


) B 308 (s. o.). 


M 208: αἰόλον ὄφιν. | 
A 39: χυάνεος δράχων. 
A 26: χυάνεοι δράχοντες, --- ἴρισσιν ἐοιχότες. s | 
ar. Ξ 
B 308: δράχων δαφοινός. 

M 202: φοινήεντα δράκοντα. 


B 308 ft. 


\ ’ , - ΄ v ‘ ‘ , , 
Β 121: ἀλλ᾽ ὁ μὲν ἐν νήσῳ κεῖτο χρατέρ᾽ ἄλγεα πάσχων, | Λήμνῳ ἐν ἠγαϑέῃ, 


τρία θα, a θα ra A HE BEE oma ORTE (ΝΆ 
u. % En δε ‘ 5 ” Ἶ 


VI. Reptilien. 109 


Vielleicht ist unter diesem üöpos Coluber viperinus Boie zu 
verstehen, der in den wenigen Süsswasserstellen auf den Kykladen 
lebt und hier νερόφιδον oder οἰχένδρα heisst). Coluber natrix kommt 
in Griechenland überhaupt nicht vor?). 

Dass übrigens Homer zwischen δράχων und ὄφις nicht eben 
scharf distinguirt, zeigt deutlich eine Stelle der Ilias, wo eine und 
dieselbe Schlange zuerst δράχων und gleich darauf ὄφις heisst?). 
Was den öpaxwy insbesondere betrifft, so ist derselbe durch die Phan- 
tasie abenteuerlich ausgeschmückt und in manchen Beziehungen, 
wie unser Drache, ein fabelhaftes Thier‘). Er wohnt in Gebirgen >) 
und nährt sich von bösen Kräutern, wodurch seine giftige Natur 
angedeutet wird®). Seine Gestalt nimmt Proteus an, um seinem 
Gegner Schrecken einzuflössen 7); die fabelhafte Chimaira, welche 
Bellerophon erlegte, war vorn Löwe, hinten Drache und in der 
Mitte Ziege®). Ueberhaupt ist der Drache ein furcht- und schrecken- 
erregendes Ungeheuer: furchtbarer Grimm packt ihn, und scheuss- 
lich ist sein Blick, wenn er um die Felskluft sich ringelt®); ein 
Mann, der im Gebirge unerwartet auf ihn stösst, erzittert an allen 
Gliedern, und vor Entsetzen erbleichend fährt er zurück 10). 

Der natürliche Feind der Schlangen ist der Adler. Ein solcher 
erscheint dem Heere der Troer als - Götterzeichen, wie er eine 


1) Erhard, Fauna der Cycladen. S. 75. 

2) Aubert und Wimmer, Aristoteles’ Thierkunde. Leipzig, W. Engelmann. 
1868. Bd. I. S. 119. 

3) M 201: φοινήεντα δράκοντα; dagegen M 208: αἰόλον ὄφιν. Beiläufig sei hier 
bemerkt, dass nach Pausanias die Epidaurier die grossen Schlangen, welche 
— wie die indischen und libyschen — eine Länge von mehr als 30 Ellen er- 
reichen, nicht unter die Schlangen rechnen, welche letztere sie ὃδράχοντες nennen. 
Pausan. II, 28, 1 Schub.: τοὺς δὲ ὄφεις οἱ ᾿Επιδαύριοι τοὺς μεγάλους, ἐς πλέον 
πηχῶν καὶ τριάχοντα προήχοντας, οἷοι παρά τε Ἰνδοῖς τρέφονται χαὶ ἐν Λιβύῃ, ἄλλο δὴ 
τι γένος φασὶν εἶναι χαὶ οὐ δράχοντας. 

ἢ Vgl. Groshans, prodr. Fasc. post. p. 13. — Friedreich, Realien. 
S. 121. 

5) X 93: δράχων ὀρέστερος. 

6) X 94: βεβρωχὼς καχὰ φάρμαχ. Indess bemerkt Lenz (Zoologie der alten 
Griechen und Römer. S. 433, Anm. 1312) zu dieser Stelle, man kenne keine 
Schlange, welche Gift fresse. 

7) ὃ 456: ἀλλ᾽ ἤτοι πρώτιστα λέων γένετ᾽ ἠὐγένειος, | αὐτὰρ ἔπειτα δράχων χτέ. 

8) Z 181: πρόσϑε λέων, ὄπιϑεν δὲ δράκων, μέσση δὲ γίμαιρα. 

9) X 94: ἔδυ δέ τέ μιν χόλος αἰνός, | σμερδαλέον δὲ δέδορκεν ἑλισσόμενος περὶ 

Ξιῇ. 
10) T 33: ὡς δ᾽ ὅτε τίς τε ὃράχοντα ἰδὼν παλίνορσος ἀπέστη | οὔρεος ἐν βήσσῃς; 
ὑπό τε τρόμος ἔλλαβε γυῖα, ! ἄψ τ᾽ ἀνεχώρησεν, ὦχρός τέ μιν εἷλε παρειάς. ᾿ 


12 u WW τὶ SIE νῷ Χο ἢ 
Σ 7 


110 Das Thierreich in engerem Sinne. 


Schlange (öpaxovra) in den Klauen durch die Lüfte trägt, welche 
lebend unter seinem tödtlichen Griffe zappelt, trotz ihrer Qual aber 
sich zur Wehr setzt und den Gegner dergestalt am Nacken ver- 
wundet, dass er sie schmerzgefoltert loslässt, worauf sie in die Mitte 
der Schaar niederfällt!). 

Künstlich gebildete Schlangen dienten im heroischen Zeit- 
alter als Ornament der Waffen, wie z. B. der Harnisch Agamem- 
nons mit drei dunkelschillernden Schlangen geziert ist). 


δ. 29. 
VII. Vögel. 
a. Schwimmvögel. 
1. Ἢ «rk. 


Dieser Vogel gehört zu den zweifelhaften Individuen der ho- 
merischen Ormithologie. Er wird nur einmal erwähnt, und zwar in 
einem Gleichnisse der Odyssee, wo es von dem sidonischen Weibe, 
welche den Eumaios entführte, heisst, sie sei, von Artemis getroffen, 
häuptlings gleich der «7: in den Schöpfraum gestürzt?®). Die Scho- 
liasten z. d. St. verstehen darunter entweder den λάρος oder die 
αἴϑυια, insofern die letztere sich ebenfalls kopfüber in’s Meer stürze; 
indess werden Vögelspecies, die durch bestimmte Benennungen aus- 
drücklich unterschieden werden, sich schwerlich identificiren lassen. 
Eustathios ferner vergleicht die χήξ mit der Schwalbe. Die 
Neueren halten sie theils für die Möve, theils für das Seehuhn; 
unter den letzteren Pazschke®). Doch wie dem auch sein mag, 
— so viel steht nach dem homerischen Texte fest, dass die χύξ ein 
Seevogel ist, da ihr das Epitheton εἰναλίη beigelegt wird; und 


ἢ M 200: ὄρνις γάρ σφιν ἐπῆλϑε — αἰετὸς ὑψιπέτης —, φοινήεντα δράχοντα φέ- 
ρων ὀνύγεσσι πέλωρον | ζωόν, ἔτ᾽ ἀσπαίροντα. καὶ οὔ πω λήϑετο χάρμης" | χόψε γὰρ 
αὐτὸν ἔχοντα χατὰ στῆϑος παρὰ δειρὴν | ἰδνωϑεὶς ὀπίσω. ὁ δ᾽ ἀπὸ ἔϑεν ἦχε χαμᾶζε | 
ἀλγήσας ὀδύνῃσι, μέσῳ δ᾽ ἐνὶ χάββαλ᾽ ὁμίλῳ. 

2) A 26: χυάνεοι δὲ δράχοντες ὀρωρέχατο προτὶ δειρὴν | τρεῖς ἑχατέρϑ᾽, ἴρισσιν 
ἐοιχότες. Ueber die Schlange als Symbol des Asklepios und seiner Tochter Hy- 
gieia s. Preller, griech. Mythol. Bd. I. 5. 326 f. Friedreich, Realien. 
S. 735. Der Grund dieser Symbolisirung ist in der Selbstverjüngung der Schlange 
zu suchen. Auch glaubte man, dass die Heiligthümer der Götter von Schlangen 
bewacht würden. Friedreich 5. 473. 739. 

3) 0 478: τὴν μὲν ἔπειτα γυναῖχα BEN [Αρτεμις ἰοχέαιρα, | ἄντλῳ δ᾽ ἐνδούπησε 
πεσοῦσ᾽ ὡς εἰναλίη χήξ. 

4) Ueber die homer. Naturanschauung 5. 14 oben. 


VII. Vogel. 111 


ausserdem lehrt der Zusammenhang der Stelle, dass sie in die Classe 
der Taucher (Colymbidae) gehören muss. Welche Species der 
Taucher aber der Dichter bezeichnen will — ob den Haubentau- 
eher (Colymbus cristatus) oder den Seetaucher (Colymbus septen- 
trionalis) oder eine andere —, darüber lässt sich höchstens eine 
Hypothese aufstellen. Netolicka denkt an den Haubentaucher 
oder Lappentaucher, wie er ihn nennt, welcher die Seeküsten 
Asiens bewohnt, und, wie er vermuthet, den Namen χήξ von seiner 
kräftigen und weitschallenden Stimme: köck, köck, köck! er- 
halten hat). 


2. Ἡ xopwvn. 


Auch dieser Vogel gehört zu den hypothetischen; doch wird er 
als See- und Schwimmvogel deutlich in einem Gleichnisse charak- 
terisirt, in welchem die schiffbrüchigen und auf den Wogen dahin- 
treibenden Genossen des Odysseus mit solchen Vögeln verglichen 
werden 2); überdies werden sie als Meeresbewohner bezeichnet, 
denen Werke der See, d. ἢ. Fischfang obliege®). Ausserdem legt 
ihnen der Dichter das Epitheton langzüngig (τανύγλωσσος) bei ἢ). 
— Ueber die Frage: welche Species von Seevögeln unter der χορώνη 
zu verstehen sei? gehen die Meinungen aus einander. Die Scho- 
liasten halten sie für identisch mit der atdvın; bei Hesychbios lesen 
wir 5. v. χορώνη: al ἰχϑὺς χαὶ λάρος und wiederum s. v. αἴϑυιαι: 
ἐνάλιαι χορῶναι, wohingegen Arrian die αἴϑυια. den λάρος und die 
χορώνη als verschieden neben einander stellt’). Auch die Neueren 
sind nicht übereinstimmender Ansicht. Groshans vermuthet®), 
es sei der Larus cachinnans Pall. zu verstehen, über welchen Palla- 
sius Folgendes bemerke?’): adultorum vox inter volandum corvina, 
cum sono cachinnantis hominis aemulo alternans. Die Meisten 
denken an die Seekrähe. So Bothe, wenn er die Note 
macht: cornices mare accolentes. Eben so Voss, Friedreich‘®), 


ἡ Netolicka, Naturhist. aus Homer. S. 14. Vgl. Friedreich, Realien. 
S. 116. Von Groshans ist die x7& übergangen. 

2) p 418 (ξ 308): οἱ δὲ χορώνῃσιν ἴχελοι περὶ νῆα μέλαιναν | κύμασιν ἐμφορέοντο. 

8) ε 66: χορῶναι | εἰνάλιαι, τῇσιντε ϑαλάσσια ἔργα μέμηλεν. 

4) ε 66: τανύγλωσσοί τε χορῶναι. 

5) Periplus ponti Euxini c. 33 (Geogr. graeci minores ed. Car. Mullerus. 
Paris, Didot. 1855. Vol. I. p. 398. P. 22 Hudson): ὄρνιϑες δὲ πολλοὶ αὐλίζονται ἐν 
τῇ νήσῳ, λάροι χαὶ αἴϑυιαι zul χορῶναι αἱ ϑαλάσσιοι τὸ πλῆϑος οὐ σταϑρμιητοί. 

6) Prodr. Fasc. post. p. 23. 

ἢ Zoogr. Rosso-Anat. T. II. p. 319. 

8) Realien S. 116, 


112 Das Thierreich in engerem Sinne. ᾧ 


Pazschke!) und Netolicka?), welcher den Seeraben, specieller 
die Cormoran-Scharbe (Halieus carbo) versteht und bemerkt, 
dass dieselbe an Meeresküsten mitunter sehr häufig vorkomme, in 
Gesellschaft Fischfang (ϑαλάσσια ἔργα) betreibe und geschicktschwimme 
und tauche; der zum Haken übergebogene Oberkiefer dieses Vogels, 
fügt derselbe hinzu, scheine auch in seinem Namen χορώνη (νῆες 
χορωνίδες) angedeutet zu sein. — Auch ich nehme keinen Anstand, 
die homerische χορώνη für eine Seekrähe zu halten, obwohl die ge- 
nauere Bestimmung der Species bei der Unzulänglichkeit der An- 
gaben als misslich erscheint. 


3. Ἡ αἴϑυια. 


Wenn schon Arrian in der oben angezogenen Stelle zwischen 
αἴϑυια und λάρος einen deutlichen Unterschied statuirt, so thut dies 
noch ausdrücklicher Aristoteles, indem er sagt, dass Beide auf 
den Felsen am Meeresufer ihre Eier, 2 oder 3 an der Zahl, legen, 
und zwar der λάρος im Sommer, die αἴϑυια im Beginne des Früh- 
lings gleich nach der Sonnenwende, und dass das Brüten wie bei 
den übrigen Vögeln geschehe, dass aber weder der λάρος noch die 
αἴϑυια Winterschlaf halte)). — Was nun speciell die αἴϑυια be- 
trifft, so rechnet Aristoteles dieselbe ausdrücklich zu den Meer- 
vögeln®. Bei Homer wird Leukothee mit diesem Vogel verglichen, 
wie sie aus dem Meere emporsteigt, sich auf das Floss des Odysseus 
setzt und dann wieder in die Meeresfluth hinabtaucht5). Auch in 
Betreff der αἴϑυια gehen die Ansichten der Gelehrten aus einander. 
Bothe hält sie für den Taucher, Netolicka®) für den Säge- 
taucher (Mergus), der vortrefflich tauche, mehrere Minuten unter 
der Wasserfläche aushalte und sich durch raschen Flug auszeichne. 
Voss übersetzt durch Wasserhuhn. Schneider würde ihn 
wegen seiner schon von den Alten hervorgehobenen Gefrässigkeit 


ἡ Ueber die homer. Naturanschauung. 8. 13 f. 

2) Naturhist. aus Homer S$. 14. 

3) Hist. an. V, 9 Bekker: ἡ δ᾽ αἴϑυια χαὶ οἱ λάροι τίκτουσι μὲν ἐν ταῖς περὶ 
θάλατταν πέτραις, τὸ μὲν πλῆϑος δύο ἤ τρία AAN ὁ μὲν λάρος τοῦ ϑέρους, ἡἣ δ᾽ αἴϑυια 


> 


ἀρχομένου Tod ἔαρος εὐθὺς ἐχ τροπῶν, χαὶ ἐπιχαϑεύδει ὥσπερ αἱ- ἄλλαι ὄρνιϑες. οὐ- 
δέτερον δὲ φωλεύει τούτων τῶν ὄρνεων. 

# Hist. an. VIII, 3, Bekker: περὶ δὲ τήν ϑάλατταν χαὶ ἁλχυὼν χαὶ χήρυλος. 
— -- — ἔτι δὲ λάρος ὁ λευχὸς καὶ χέπφος, αἴϑυια, χαραδριός. 

5) e 337: [αἰϑυίῃ δ᾽ εἰχυῖα ποτῇ ἀνεδύσετο λίμνης]. € 352: αὐτὴ δ᾽ ἂψ ἐς πόντον 
ἐδύσετο κυμαίνοντα | αἰϑυίῃ ἐΐχυτα. 

6) Naturhistor. aus Homer. ὃ. 14. 


VII. Vögel. 113 


für den Larus parasiticus halten, wenn dieser tauchen könnte). 
Groshans gesteht ehrlich, nicht zu wissen, welcher Vogel gemeint 
sei, läugnet aber, dass die αἴϑυια zu den Tauchern gehöre, da Ari- 
stoteles sie nicht zu den Breitfüssern (Palmipedes) rechne?). 
In Betreff des letzteren Punktes möchte ich nur entgegnen, dass 
wenigstens Homer die αἴϑυια für eine Taucherart gehalten zu haben 
scheint, da er das rasche Emportauchen der Leukothee durch das 
Bild der atdvın veranschaulichen will und jene Vogelgattung un- 
streitig dazu am geeignetsten war. Sonst wage ich bei der proble- 
matischen Natur des Gegenstandes keine entschiedene Ansicht aus- 
zusprechen. 

Nach Aubert und Wimmer?) ist die aristotelische αἴθυια 
eine Mövenart. 


δ. 30. 
4. Ὁ λάρος. 


Von dem Unterschiede dieses Vogels und der αἴϑυια war schon 
oben bei Gelegenheit der Letzteren die Rede. Mit dem λάρος wird 
bei Homer der auf seinem Wege zur Kalypso über die Wogen dahin- 
eilende Hermes verglichen, wobei der Dichter zur Charakteristik 
des Vogels hinzusetzt, dass er an der Bucht des öden Meeres Fische 
fange und sein Gefieder häufig in die salzige Fluth tauche®). Na- 
 mentlich dies letztere Merkmal ist bezeichnend für die Möve, 
welche, wenn sie einen Fisch im Wasser entdeckt hat, herabschiesst 
und so weit in’s Wasser taucht, dass ihr Gefieder auf der Wasser- 
oberfläche ausgebreitet liegt, worauf sie dann ihren Fang heraus- 
zieht. Ich stehe daher nicht an, die αἴϑυια für identisch mit der 
Μόνε zu halten. Derselben Ansicht sind auch Netolicka’), 
Pazschke‘), Crusius’) und Friedreich®). Groshans hebt 
aus der Gattung des Larus hier vorzugsweise den Larus leuco- 


1) Zu Aristot. hist. an. V, 84 (T. III. p. 278). 

3). Prodr. Faun. Fasc. post. p. 8. Vgl. Friedreich, Realien. S. 116. 
Pazschke, über die hom. Naturansch. $. 13. 

3) Aristoteles’ Thierkunde. Leipzig, W. Engelmann. 1868. Bd. I. S. 86. 

4) e 50: Πιερίην δ᾽ ἐπιβὰς ἐξ αἰϑέρος ἔμπεσε πόντῳ | sebar ἔπειτ᾽ ἐπὶ χῦμα λάρῳ 
ὄρνιϑι ἐοιχώς, | ὅστε κατὰ δεινοὺς χόλπους ἁλὸς ἀτρυγέτοιο | ἰχϑῦς ἀγρώσσων πυκινὰ 
πτερὰ δεύεται ἅλμῃ. 

5) Naturhistor. aus Homer, S. 14. 

6) Ueber die homer. Naturanschauung, 8. 13. 

7) Anm. zu e 51. 

8) Realien S. 116. 


Buchholz, Homerische Realien. Ib. 3 8 


m 


= A τ τα 

a 

ς ἷ BSH 

114 Das Thierreich in engerem Sinne, Ne 


phthalmus Licht. und melanocephalus, Atrieilla Linn. hervor !). Schliess- | 


lich sei noch bemerkt, dass mit den oben bei Gelegenheit der 
αἴϑυια beigebrachten aristotelischen Angaben?) über den λάρος Pli- 
nius übereinstimmt, wenn er sagt, dass die Möven (gaviae nach 
plinianischer Terminologie) auf Felsen nisten und gewöhnlich — 
und zwar zur Sommerszeit — 3 Eier legen). 

Möven (Larus, Sterna) sind in Griechenland häufig und heissen 
noch jetzt γλάρος ἢ. Sehr häufig ist daselbst die schwarze See- 
schwalbe, Sterna nigra— St. fissipes, welche vielleicht mit dem 
aristotelischen grauen λάρος identisch ist?). 


5. Der Taucher (ὁ apveurnp). 6) 


Da derselbe häuptlings in das Wasser stürzt, so bedient sich 
Homer ‚desselben in zwei Gleichnissen zur Veranschaulichung eines 
jähen Sturzes. Einmal wird der Pilot des Odysseus mit demselben 
verglichen, der, als ihm bei’'m Ausbruche des Orkans das Steuer- 
ende des Schiffes auf das Haupt stürzt, jählings vom Verdecke 
hinabschiesst”?); ausserdem wendet der Dichter diese Vergleichung 
auf den Epikles an, der, von dem Telamonier Aias mit einem Steine 
getroffen, von der Mauer der Achaier hinabstürzt®), und auf Ke- 
briones, der, von Patroklos getroffen, häuptlings vom Wagen tau- 
melt®). Manche Interpreten beziehen indess diese Stellen nicht auf 
den Tauchervogel, sondern auf einen menschlichen Taucher oder 
Kunstspringer, der in ähnlicher Weise kühne Sprünge vollführt. 


6. Die Gans (ἡ χήν). 


Das Epitheton, welches Homer der Gans beilegt, ist weiss, 
glänzend (ἀργός) 10). Wir finden bei ihm deutlich zahme und 


ἡ Prodr. Faun. Hom. et Hes. p. 30. 

2) Hist. an. V. 9 Bekk. 8. o. 

3) Nat. hist. X, 32, 48 Sillig: gaviae in petris nidificant, mergi et in arbori- 
bus; pariunt plurumum terna, sed gaviae aestate, mergi incipiente vere. 

ἢ S. v. d. Mühle, Beiträge zur Ornithologie Griechenlands. 8. 137. 
Erhard, Fauna der Cycladen. 5. 45. Lindermayer, die Vögel Griechen- 
lands. S. 172 £. ᾿ 

53) Κ΄. Aubert und Wimmer, Aristoteles’ Thierkunde. Leipzig, W. Engel- 
mann. 1868. Bd. I. S. 101. 

6) Vgl. Friedreich, Realien. S. 114. 


x, - x) 
7) p. 413: 6 δ᾽ ἄρ᾽ ἀρνευτῆρι ἐοιχὼς | χάππεσ᾽ ἀπ᾿ ἰχριόφιν, λίπε 6 ὀστέα ϑυμὸς - 


ἀγήνωρ. 
8) Μ 385: ὁ δ᾽ ἄρ᾽ ἀρνευτῆρι ἐοιχὼς | χάππεσ᾽ dp ὑψηλοῦ πύργου, λίπε δ᾽ ὀστέα ϑυμός. 
- EN , - S S 
9 II 742: ὁ δ᾽ ἄρ ἀρνευτῆρι ἐοικὼς | χάππεν ἀπ᾽ εὐεργέος δίφρου, λίπε δ᾽ ὀστέα 


ϑυμός. 10) ο 101: ἀργὴν χῆνα. 


en ΩΣ σαν το ee ae 5 a  α 
ee > Ar” r % 


VII. Vögel, 115 


οὐδ Gänse unterschieden. Die Zucht der Ersteren scheint schon 
ἢ der Heroenzeit im Hauswesen üblich gewesen zu sein. So wurden 
im Palaste des Odysseus zwanzig zahme Gänse unterhalten, an 
denen Penelope, wie sie selbst versichert, ihre Freude hatte, und 
welche mit Wasser gemischten Weizen frassen; als Penelope die- 
selben im Traume von einem Adler erwürgen sah, jammerte sie laut 
und schluchzte im Traume auf!). Man sieht hieraus, dass man die 
Gänse als Hausgeflügel schon damals geschätzt haben muss. Ausser- 
dem geschieht der zahmen Gans nur noch einmal Erwähnung, und 
zwar bei Gelegenheit der Abfahrt des Telemachos von Sparte, wo 
ein Adler als ominöses Zeichen erscheint und eine ungeheure weisse 
Gans vom Hofe des Menelaos raubt?). 

Wilde Gänse werden in Gemeinschaft mit Kranichen und 
Schwänen erwähnt. Besonders häufig müssen dieselben auf der 
asischen Aue, einer fruchtbaren Gegend Lydiens am Flusse Kaystrios, 
unweit: Sardes, gewesen sein, da der Dichter die aus den Schiffen 
hervorströmenden Schaaren der Achaier mit den am Kajstrios hin- 
und herflatternden Schwärmen jener Vögel vergleicht?). Als Feind 
der wilden Gänse, wie auch der Kraniche und Schwäne, bezeichnet 
Homer den Adler, wenn er den auf die achaiischen Schiffe anstür- 
menden Hektor mit diesem Raubvogel vergleicht, der sich auf die 
Schwärme jener Vögel stürze, während sie am Gestade des Stromes 
gelagert seien‘). Zugleich werden die wilden Gänse hier als 
Wasservögel geschildert, indem ihr Aufenthalt an Gewässern 
und ihr Zusammenleben mit anderen Sumpfvögeln hervorgehoben wird. 


Groshans identificirt die homerische Gans mit unserem Anser 
cinereus ). 


1) τ 536: χῆνές μοι χατὰ οἶχον ἐείχοσι πυρὸν ἔδουσιν | ἐξ ὕδατος, καί τέ σφιν lat- 
νομαι εἰσορόωσα᾽ | ἐλϑὼν δ᾽ ἐξ ὄρεος μέγας αἰετὸς ἀγχυλοχείλης | πᾶσι war αὐχένας 
Mes καὶ ἔκτανεν" οἱ ὃ᾽ ἐχέγυντο | ἀϑρόοι ἐν μεγάροις, ὁ δ᾽ ἐς αἰϑέρα ὅϊαν ἀέρϑη. Vgl. 
Pazschke, über die homer. Naturanschauung. 8. 15. 

3) 0 160: ὥς ἄρα οἱ εἰπόντι ἐπέπτατο δεξιὸς ὄρνις, | αἰετὸς ἀργὴν γῆνα φέρων 
ὀγύχεσσι πέλωρον, [ ἥμερον ἐξ αὐλῆς. 

3) Β 459: τῶν ὃ, ὥστ᾽ ὀρνίϑων πετεηνῶν ἔϑνεα πολλά, [χηνῶν ἢ γεράνων ἢ 
χύχνων δουλιχοδείρων, [᾿Ασίῳ ἐν λειμῶνι, Καῦστρίου ἀμφὶ ῥέεϑρα, | ἔνϑα καὶ ἔνϑα 
ποτῶνται ἀγαλλόμενα πτερύγεσσιν, | χλαγγηδὸν προχαϑιζόντων, σμαραγεῖ δέ τε λειμών, | 
ὡς τῶν ἔϑνεα πολλὰ νεῶν ἄπο zul χλισιάων | ἐς πεδίον προχέοντο RER 

4) Ο 690: ἀλλ᾽ ὥστ᾽ ὀρνίϑων πετεηνῶν αἰετὸς αἴϑων | ἔϑνος ἐφορμᾶται, ποταμὸν 
πάρα βοσχομενάων, | γηνῶν ἢ γεράνων ἢ κύχνων δουλιχοδείρων, | ὡς Ἕχτωρ ἴϑυσε νεὸς 
χυανοπρώροιο ἀντίος ἀΐξας. ' 

5) Prodr. Faun. Hom. et Hes. Fasc. post. p. 39. Vgl. ausserdem: Neto- 
licka, Naturhist. aus Hom. ὃ. 10. Günther, die Viehzucht bei Homer. S. 


37 1 Pazschke, über d. hom. Naturansch. ὃ. 15. 
s* 


ῷ ..» ΡΥ . π᾿ Ws ψ, ν - 
“ > „is 


116 Das Thierreich in engerem Sinne. 


Die wilde Gans (Anser ferus oder cinereus) kommt in Grie- 5 


chenland im Winter oft massenhaft vor und heisst ἀγριοχύνα !). 


7. Der Schwan (ὃ χύχνος). 


Homer legt dem Schwane das charakteristische Epitheton lang- 
halsig (δουλιχόδειρος) bei?). Als der Feind desselben erscheint 
nach Homer der Adler, da er diesen einen Angriff auf Schwäne 
machen lässt3). Die Natur der Schwäne als Schwimmvögel wird 
vom Dichter angedeutet, wenn er sie mit den Gänsen und Kra- 
nichen als Vögel bezeichnet, die an Flüssen sich aufhalten ἢ), 
oder wenn er an einer andern Stelle, wo er die zahllose Menge der 
Achaier mit ihren Schwärmen vergleicht, bemerkt, dass sie auf der 
asischen Flur, an den Gewässern des Kaystrios mit Geschrei hin- 
und wiederfliegen 5). 

Nach Groshans ist der homerische xuxvos der Cyenus musicus 
Bechstein, der sich im Winter im südlichen Europa und in Klein- 
asien häufig finde ®). 

Der Cygnus musicus ist in ganz Griechenland und auf den Ky- 
kladen häufig, brütet auch in Griechenland und heisst jetzt χύχνος, 
auf den Kykladen auch χοῦλος 7). 


$ 31. 
b. Sumpfvögel. 
1. Der Kranich (ὃ γέρανος). 


In ihrer Eigenschaft als Zugvögel werden die Kraniche vom 
Dichter geschildert, wenn er sagt, dass sie mit der beginnenden 


I) S. v. ἃ. Mühle, Beiträge zur Ornithologie Griechenlands. 5. 121. Au- 
bert und Wimmer, Aristoteles’ Thierkunde. Leipzig, W. Engelmann. 1868. 
51.3.8. .112: 

3) B 460: χκύχνων δουλιχοδείρων. Ebenso () 692. 


3) 0 690: ἀλλ᾽ ὥστ᾽ ὀρνίϑων πετεηνῶν αἰετὸς αἴϑων | Edvos Eroppätaı — — χη- 
νῶν ἢ γεράνων ἢ χύχνων δουλιχοδείρων, | ὡς "Exrtwmp ἴϑυσε νεὸς χυανοπρώροιο | ἀντίος 
ἀΐξας. 

4 Ὁ 690: ὀρνίϑων πετεηνῶν — ἔϑνος ---, ποταμὸν πάρα βοσχομενάων, | χηνῶν ἢ 


χεράνων ἢ χύχνων δουλιχοδείρων. 

5) B 459 ff. Die Stelle ist schon oben 8. v. Gans Ge 

6) Prodr. Faunae Fasc. post. p. 24. Vgl. ausserdem: Netolicka, Natur- 
hist. aus Hom. S. 10. Pazschke, über ἃ. hom. Naturansch.S. 14. Kruse, 
Hellas. Bd. I. 5. 375. Lenz, Zoologie der alten- Griechen u. Römer. $. 393. 

7) S. v. d. Mühle, Beiträge zur Ornithologie Griechenlands. ὃ, 119. Er- 


hard, Fauna der Cycladen. ὃ. 61. Lindermayer, die Vögel Griechenlands. 


BT en 2 ᾿᾿ ᾿ 


- VI. Vögel. >. 497 
Reg onzeit zu den Fluthen des Okeanos ziehen, um den Pygmaien 
'Verderben zu bringen!). Zugleich wird die Höhe ihres Fluges 
‚angedeutet durch die Aeusserung, dass sie hoch unter dem 
Himmel (οὐρανόϑι πρό einherziehen, wozu Netolicka bemerkt?), 
dass sie sich oft bis auf 5000 Fuss erheben, so dass sie dem Auge 
kaum sichtbar sind und früher gehört als gesehen werden. Da sie 
bekanntlich mit lautem Geschrei ihre Wanderung beginnen und 
fortsetzen, so bieten sie einen Vergleichungspunkt für den lärmenden 
Auszug der kampflustigen Troer?). Wenn ferner der Dichter an 
den Ufern des Kaystrios Kraniche sich aufhalten lässt®), so ist dies 
auch naturhistorisch richtig, da der Kranich als Sumpfvogel sich 
gern an Gewässern aufhält. — Zu den natürlichen Feinden des 
Kranichs gehört der Adler, dessen heftiger Angriff auf einen 
Schwarm von Kranichen, Gänsen und Schwänen in einem Gleich- 
nisse zur Veranschaulichung des im Kampfe anstürmenden Hektor 
dient’). 

Nach Groshans ist der γέρανος die Ardea grus, welche im 
Sommer im nördlichen und östlichen Europa wohnt und im Anfange 
des Winters nach Afrika zieht). 


S. 156. Aubert und Wimmer, Aristoteles’ Thierkunde. Leipzig, W. Engel- 
mann. 1868. Bd. I. S. 100. 

ἢ T 2: Τρῶες μὲν χλαγγῇ τ ἐνοπῇ τ ἴσαν, ὄρνιϑες ὥς" | ἠῦτε περ χλαγγὴ γερά- 
νων πέλει οὐρανόϑι πρό, | αἴτ᾽ ἐπεὶ οὖν χειμῶνα φύγον καὶ ἀϑέσφατον ὄμβρον, | χλαγγῇ 
ταί γε πέτονται ἐπ᾿ ᾿Ωχεανοῖο ῥοάων, | ἀνδράσι Πυγμαίοισι φόνον χαὶ χῆρα φέρουσαι χτέ. 
Dass die Kranichschaaren während der im Norden herrschenden kalten Jahres- 
zeit im Innern Afrikas verweilen, ist ausgemachte Thatsache; Alfred Brehm 
fand sie allein im Sudan in solcher Menge, dass er annimmt, es überwintern da- 
selbst jährlich an 300000 Stück. S. Lenz, Zoologie der alten Griechen u. 
Römer. S. 368. Anm. 1137. 

2) Naturhist. aus Homer. S. 10. 

3) T 2 fl. (S. o.). Mit Recht bemerkt Pazschke über diesen Punkt (Ueber 
die homerische Naturanschauung, S. 14): ‘In Schaaren veranschaulichen die 
Vögel, wie oben die Bienen und Fliegen, die Menge, nur mit dem Unterschiede, 
dass der geräuschvolle Flug und ihr lautes Geschrei insbesondere der Darstellung 
eines lauten Getümmels angemessen ist: die Achaier strömen in die Ebene des 
Skamandros, wie unzählige Schwärme von Kranichen oder Schwänen, die 
sich schreiend niederlassen, mit freudigem Flügelschlage (ἀγαλλόμενοι πτερύγεσσιν) 
hierhin und dorthin fliegen und die Wiese beleben’. 

4) B 459 ff. (S. o.). 

5) Ὁ 690 (S. o.). 

6) Prodr. Faunae Fasc. prior. p. 8. Vgl. auch: Friedreich, Realien. S. 114. 
Kruse, Hellas. Bd. I. S. 375. 


Fe 


118 Das Thierreich in engerem Sinne. 


2. Der Reiher (ὁ ἐρωδιός). 


Dieser Vogel wird bei Homer nur einmal, und zwar in der 
Dolonie, erwähnt, wo dem Odysseus und Diomedes bei ihrem nächt- 
lichen Abenteuer von rechtsher ein von Athene gesandter Reiher 
erscheint!), der, wie der Scholiast bemerkt, insbesondere für die- 
jenigen, welche einen listigen Anschlag ausführen wollten, als glück- 
verkündendes Zeichen galt. Welche besondere Species des Reihers 
unter &pwötös zu verstehen sei, darüber gehen die Ansichten aus ein- 
ander. Friedreich?) und Crusius?°) denken an den gemeinen 
Reiher (Ardea major Linn.), der in Sümpfen und im Röhricht 
wohnt, Köppen hingegen an die Rohrdommel (Ardea stellaris), 
welche bekanntlich ein sehr lautes, fast ohrbetäubendes Geschrei 
hören lässt, was Köppen ohne Zweifel für seine Ansicht gewonnen 
hat, da die Helden den Vogel ja an seiner Stimme erkennen sollen. 
Ungleich ansprechender scheint mir die Vermuthung Netolicka’s?), 
dass Homer den Nachtreiher (Ardea nycticorax) gemeint habe. 
Dieser Vogel lebt nämlich im Osten und Süden Europas, wie auch 
im mittleren Asien; er wohnt in Sümpfen und Morästen im Röh- 
richt, welches bekanntlich am Skamandros’), wie auch am Simoeis, 
in Menge wuchs; selten lässt er sich blicken, führt ein nächtliches 
Dasein und giebt oft nur durch lautes Krächzen seine Nähe zu er- 
kennen. Wie trefflich diese Eigenthümlichkeiten des Nachtreihers 
mit der oben angezogenen homerischen Stelle im Einklange stehen, 
insofern der Reiher dem Odysseus und Diomedes zur Nachtzeit 
erscheint, und sie ihn nur an seinem Geschrei erkennen, liegt auf 
der Hand, daher ich nicht anstehe, den homerischen ἐρωδιός für die 
Ardea nycticorax zu nehmen. — Uebrigens bemerkt ein neuerer Rei- 
sender®), dass noch jetzt die troische Ebene von Reihern bewohnt 
werde, welche dort in den seichten Bächen ihr Futter suchen. 


ἢ K 274: τοῖσι δὲ δεξιὸν ἦχεν ἐρωδιὸν ἐγγὺς ὁδοῖο | Παλλὰς ᾿Αϑηναίη" τοὶ ὃ οὐχ 
ἴδον ὀφθαλμοῖσιν νύχτα δι᾿ ὀρφναίην, ἀλλὰ χλάγξαντος ἄχουσαν. 

2) Realien, S. 112. 

3) Zu K 274. 

4) Naturhistor. aus Homer. S. 10. ; 

5) K 466: δέελον δ᾽ ἐπὶ σῆμά T ἔϑηχεν, | συμυάρψας δόναχας μυρίχης τ ἐρι- 


ϑηλέας ὄζους. Das Zelt des Achilleus ist mit Schilf gedeckt: Ω 450: ἀτὰρ χαϑύ- 


περϑεν ἔρεψαν [λαχνήεντ᾽ ὄροφον λειμιωνόϑεν ἀμνήσαντες. 
6, Charles Fellows, Excursion in Asia minor. p. 75. Deutsche Bear- 
beitung von Dr. Julius Theodor Zenker unter dem Titel: Ein Ausflug nach 


Kleinasien u. Entdeckungen in Lycien von Ch. F. Leipzig, Dyk'sche Buch- ; 


handl. 1853, S, 41, 


A ar in au A hen U 0 ze u a mt a ad aim 2 as 


VII. Vögel. 119 


Groshans hingegen will den gemeinen Fischreiher (Ar- 
E: ἄρα cinerea L. ) verstanden wissen !), wobei er sich auf eine Stelle des 
RZ opyros beruft, der statt der Lesart Παλλὰς ᾿Αϑηναίη Καὶ 275 eine 
andere Lesart: πελλὸν ᾿Αϑηναίη -erwähnt?2), nach welcher πελλόν mit 
ἐρωδιόν verbunden und demnach der ἐρωδιὸς πελλός (oder, wie Andere 
accentuiren, πέλλος) verstanden werden müsste. Den Letzteren finden 
wir auch bei Aristoteles erwähnt, der 3 Arten von Reihern 
unterscheidet: den πέλλος, Azuxos und ἀστερίας. Die betreffende 
Stelle lautet: τῶν δ᾽ ἐρωδιῶν ἐστὶ τ τη ἃ γένη, ὅ τε πέλλος χαὶ ὃ λευχὸς 
χαὶ ὃ ἀστερίας χαλούμενος. τούτων ὃ πέλλος χαλεπῶς εὐνάζεται χαὶ ὀχεύει" 
χράζει τε γὰρ χαὶ αἷμα, ὡς φασίν, ἀφίησιν ἐχ τῶν ὀφθαλμῶν ὀχεύων, 
χαὶ τίχτει φαύλως χαὶ ὀδυνηρῶ ὥς"). Und weiterhin sagt derselbe Natur- 
historiker: ) τῶν © ἐρωδιῶν ὁ μὲν πέλλος, ὥσπερ εἴρηται, ὀχεύει μὲν 
χαλεπῶς, εὐμήχανο ος δὲ χαὶ δειπνοφόρος χαὶ ee (d. h. auf der Jagd 
glücklich), ἐργάζεται δὲ τὴν ἡμέραν᾽ τὴν μέντοι χροίαν ἔχει φαύλην 
χαὶ τὴν χοιλίαν ἀεὶ ὑγράν. Aber gerade diese Stelle des Stagiriten 
giebt, so viel ich absehe, ein entscheidendes ASEuEIcR! gegen die 
Ansicht von Groshans ab, insofern die Worte ἐρ γάζ εται δὲ τὴν ἡμέραν 
doch den offenbaren Sinn geben, dass der ἐρωδιὸς πέλλος bei Tage 
seinem Fange nachgehe, während die obige homerische Stelle den 
ἐρωδιός genügend als Nachtvogel charakterisirt. Ich stehe daher 
nicht an, jene aristotelische Notiz gegen den Werth der Lesart des 
Zopyros selbst in die Wagschale zu legen, wobei der πέλλος, wie 
ich fürchte, leicht den Kürzeren ziehen dürfte, da ein so fein beobach- 
tender Dichter wie Homer schwerlich einen so groben Missgriff be- 
gangen haben wird, einen Tagvogel zum Nachtvogel zu machen. 
Der Löffelreiher, Platalea leucorodius, wie auch Ardea cinerea 
und die Rohrdommel, Ardea stellaris, sind in Griechenland häufig; 
selten dagegen ist der Silberreiher, Ardea alba oder egretta°). 


ἢ Prodr. Faun. Hom. et Hes. Fasc. post. p. 15. 16. 

2) De Mileto condita, lib. IV (cf. Schol. B): ἐν τῇ νυχτεγερσίᾳ τοῦ ποιητοῦ 
ϑέντος πελλὸν ᾿Αϑηναίη μεταγράφουσί τινες χαί φασι Παλλὰς ᾿Αϑηναίη τῷ ἐπιϑέτῳ buya- 
γωγούμενοι, ἀλλ᾽ οὐ τῇ ἀληϑεία ἀχολουϑοῦντες. 

3) Hist. anim. IX, 1 Bekker (ed. acad. reg. Bor. Berlin, Reimer). 

ΠΕ an. IX, 18. 

5) S. von der Mühle, Beiträge zur Ornithologie Griechenlands. S. 118. 
113. 116. Aubert und Wimmer, Aristoteles’ Thierkunde. Leipzig, W. Engel- 
mann. 1868. Bd. I. S. 92. 


en ὧδ ὙΦ οὶ ἈΦ ΎΘΨΙΣ el {εν τ λ Ο 
en ὅ 7 


120 Das Thierreich in engerem Sinne. ἧς 


δ 32. 


c. Tauben. 


Bei Homer begegnen uns zwei Arten von Tauben, und zwar: 


1. Die Feldtaube (N πέλεια, ἡ πελειάς). 1) 


Das einzige, aber charakteristische Epitheton, welches der Dichter 
derselben beilegt, ist schüchtern (τρήρων) 2), und er benutzt diese 
ihre Eigenschaft in einem Gleichnisse zur Veranschaulichung der 
vor Here angstvoll fliehenden Artemis3). Dass die πέλεια unserer 
Feldtaube entspricht, dafür bürgt einestheils ihr Name selbst (von 
relets—schwarz, schwarzblau)®), insofern die Feldtaube in 
der That eine bläulich schiefergraue Farbe besitzt, anderntheils der 
Umstand, dass diese Thiere noch jetzt an den kleinasiatischen Küsten 
und im griechischen Archipel in unzähligen Schwärmen sich finden ). 

Diese Taubenart besitzt eine rapide Geschwindigkeit des Fluges 
und weiss ihre Verfolger durch rasche Ausbiegungen dergestalt zu 
täuschen, dass selbst der Habicht, den Homer als den raschesten 
aller Vögel bezeichnet, ihrer nur mit Mühe habhaft wird‘). Ausser 
dem Habicht und andern Raubvögeln waren auch die Menschen 
gefährliche Feinde der Tauben, da man ihnen im Gebüsch Schlingen 
(wohl nach Art unserer Sprenkel) stellte und sie darin fing”). Be- 
sonders ergiebig muss der Taubenfang in Thisbe, einer Stadt 
Boiotiens®), und in der lakonischen Stadt Messe°) gewesen sein; 
Homer legt beiden Städten in dieser Rücksicht das Epitheton tau- 
benreich (roAurprpwv) bei!%), wobei in sprachlicher Hinsicht zu 


ἢ Groshans, Prodr. Fasc. post. p. 33 sq. Friedreich, Realien. 8. 113. 
Netolicka, Naturhist. aus Hom. ὃ. 9. Günther, die Viehzucht bei Hom. 
S. 38. Kruse, Hellas. Bd. I. 5. 373. — Die Nebenform πελειάς findet sich nur 
im Plural (πελειάδες). 

2) W 853: τρήρωνα πέλειαν. p 62: πέλειαι τρήρωνες. 

3) D 493: δαχρυόεσσα δ᾽ ὕπαιϑα ϑεὰ φύγεν ὥστε πέλεια, [ἥ δά W ὑπ Ipmxos κοίλην 
εἰςξέπτατο πέτρην, | χηραμόν. 

ἢ Hesych.: πέλειαι" μέλαιναι περιστεραί. φάσσαι (9). 

5) Vgl. Netolickaa.a. O. 

6) X 139: ἠῦτε χίρχος ὄρεσφιν, ἐλαφρότατος πετεηνῶν, | ῥηϊδίως οἴμησε μετὰ τρή- 
pwva πέλειαν᾽ | ἣ δέ ϑ᾽ ὕπαιϑα φοβεῖται, ὁ δ᾽ ἐγγύϑεν ὀξὺ λεληχὼς | ταρφέ᾽ ἐπαΐσσει, 
ἐλέειν τέ ἑ ϑυμὸς ἀνώγει χτέ. 

7) y 408: ὡς δ᾽ ὅτ᾽ ἂν ἢ κίχλαι τανυσίπτεροι ἠὲ πέλειαι | ἕρκει ἐνιπλήξωσι, τόϑ᾽ 
ἑστήχει ἐνὶ ϑάμνῳ χτέ. 

8 S. die hom. Geogr. S. 186. 

9 5. die hom. Geogr. 5. 227. 


10) B 502: πολυτρήρωνα Θίσβην. B 582: πολυτρήρωνα Μέσσην. 


VII. Vögel. -+421 


_ beachten ist, wie hier das Adjectiv substantivirt wird und in die 
Bedeutung Taube übergeht‘). Auch an πελειάς lässt sich noch 
die sprachliche Bemerkung knüpfen, dass es, obwohl es von πέλειος 
(schwarzblau) stammt, dennoch seine Bedeutung dergestalt ab- 
schwächt, dass Herodot πελειάδες μέλαιναι verbinden konnte?). 

Ausserdem wird die πέλεια noch in folgenden Beziehungen er- 
wähnt. Here und Athene werden, wie sie dahinschreiten, mit 
schüchternen Tauben verglichen 3), wodurch der Dichter wohl den 
leicht dahinschwebenden Gang der Göttinnen versinnlichen will ®). 
Nach der Odyssee waren es ferner Tauben, welche dem Zeus Nah- 
rung brachten, als Rhea ihn vor der Gefrässigkeit des Kronos ge- 
rettet und den Nymphen zur Pflege übergeben hatte5). Endlich war 
der Kelch Nestors, in welchem Hekamede den ermatteten Helden 
einen stärkenden Trunk darbot, mit künstlichen Figuren geschmückt, 
welche Tauben darstellten ®). 

Groshans?) und Netolicka®) halten die πέλεια für die Co- 
lumba livia Briss., welche, wie der Erstere bemerkt, in Felsen niste. 
Der Letztere bemerkt ausserdem noch, dass auch die Taubenzucht 
den homerischen Griechen wohl kaum unbekannt gewesen sei, da 
man dieselbe in Aigypten und Persien schon in uralter Zeit in aus- 
gedehnter Weise betrieben habe und die Tauben in der mosaischen 
Gesetzgebung bereits unter den reinen 'Thieren aufgeführt seien ὃ). 


2. Die HE oder Ringeltaube (ἣ φάσσα). 10) 


Diese kommt nur indirect vor, insofern ihres Todfeindes, des 
taubenwürgenden Habichts (ἴρηξ φασσοφόνος) Erwähnung ge- 
schieht 1). Die Holztaube (Columba oenas) und Ringeltaube (Co- 
lumba palumbus), denen die φάσσα zu entsprechen scheint, sind ein- 


ἢ Vgl. Günther, die Viehzucht bei Hom. 5. 38. 
2) II, 55. 
3) E 778: αἱ δὲ βάτην τρήρωσι πελειάσιν ἴϑμαϑ' ὁμοῖαι. 
4 Vgl. Voss, mythol. Briefe I, 5. 136. 
5) m 62: πέλειαι | τρήρωνες, ταίτ ἀμβροσίην Διί πατρὶ φέρουσιν. 
6) A 633: οὔατα δ᾽ αὐτοῦ (δέπαος) τέσσαρ᾽ ἔσαν, δοιαὶ δὲ πελειάδες ἀμφὶς ἕκαστον | 
χρύσειαι νεμέϑοντο. 
. 7) Prodr. Fasc. post. p. 34. 
8) Naturhist. aus Homer, 8. 9. 
9 Das. S. 10. 
_ 10) Friedreich, Realien. 5. 113. Netolicka, Naturhist. aus Hom. S. 10. 
Günther, die Viehzucht bei Hom. 5. 38. 
11) 0 237: βῆ δὲ (᾿Απόλλων) var Ἰδαίων ὀρέων ἴρηχι ἐοικὼς | drei, φασσοφόνῳ, 
ὅστ᾽ ὥχιστος πετεηνῶν. 


\ δ ;- A e Ka 
122 Das Thierreich in engerem Sinne. en. 


ander ähnlich, da Beide an der Brust weinroth, oben bläulich 
aschgrau sind; jedoch hat die Ringeltaube an den Fittigen ἘΠ am 
Nacken weisse Flecken, welche der Holztaube fehlen. 


δ᾽ 33. 
d. Sıngvögel (passeres). 
1. Die Drossel (ἢ χίχλη). ! 


Homer legt diesen Vögeln das Beiwort mit ausgebreitetem 
Fittig fliegend (τανυσίπτερος) bei?2). Sie werden nur einmal, und 
zwar in einem Gleichnisse der Odyssee, erwähnt, wo die Todes- 
zuckungen der erhängten treulosen Mägde des Odysseus durch das 
Zappeln von Tauben und Drosseln veranschaulicht werden, welche 
sich in Schlingen gefangen haben). Zugleich ergiebt sich hieraus, 
dass man damals schon die Kunst verstand, diesen Thieren im Ge- 
büsch Schlingen oder Sprenkel (Zpxn) zu stellen und sie auf diese 
Weise zu fangen. — Ohne Zweifel ist unter der homerischen χίχλη 
die Wachholderdrossel oder der Krammetsvogel (Turdus 
pilaris) zu verstehen. Groshans lässt diesen Punkt unentschieden, 
wenn er sagt, dass der Turdus iliacus, musicus und pilaris hieher 
zu rechnen seien?). 


2. Die Nachtigall (ἢ ἀηδών). 


Die Nachtigall, welche schon ihr Name (ἀηδών) als Sängerin 
χατ ἐξοχήν bezeichnet, wird bei Homer in einem schönen Gleich- 
nisse geschildert, wie sie im jungen Lenze ihr liebliches Lied an- 
stimmt und, unter dem dichten Laube der Bäume sitzend, ihre 
Stimme in mannigfach wechselnden Modulationen sich ergehen lässt; 
sie bejammert in klagenden Weisen ihren geliebten Sohn Itylos, 
den sie — im Wahne, den ältesten Sohn ihrer Schwägerin Niobe zu 
tödten, welche sie um ihre zahlreiche Nachkommenschaft beneidete 
— mit eigener Hand gemordet hatte’). Penelope, welcher das 


ἡ Groshans, Prodr. Fasc. post. p. 22. 23. Netolicka, Naturhist. aus 
Hom. S. 10. 

2) y 468: χίχλαι τανυσίπτεροι. - 

3) y 468: ὡς δ᾽ ὅτ᾽ ἂν ἢ χίχλαι τανυσίπτεροι ἠὲ πέλειαι | ἕρχει ἐνιπλήξωσι, τόϑ᾽ 
ἑστήχει ἐνὶ ϑάυννῳ, | αὖλιν ἐσιέμεναι, στυγερὸς ὃ ὑπεδέξατο χοῖτος, | ὥς αἵ γ᾽ ἑξείης 
χεφαλὰς ἔχον, ἀμφὶ. δὲ πάσαις | δειρῇσι βρόχοι ἦσαν, ὅπως οἴχτιστα ϑάνοιεν. | ἤσπαιρον 
δὲ πόδεσσι μίνυνϑά περ, οὔ τι μάλα δῆν. : 

4) Prodr. Faun. Hom. et Hes. Fasc. post. p. 23. 

5) τ 518: ὡς δ᾽ ὅτε Πανδαρέου χούρη, YAwpnis ᾿Αηδών, | καλὸν ἀείδῃσιν ἔαρος 


VII. Vögel. 123 


ν᾿ 


ΚΣ Gleichniss in den Mund gelegt ist, will durch den raschen Modu- 
lationswechsel in der Stimme der Nachtigall die rastlose Unruhe und 
Aufregung ihres Gemüthes versinnlichen. Das ϑαμὰ τρωπῶσα der 
homerischen Stelle (τ 521) wird man vollkommen verstehen, wenn 
man bedenkt, dass eine gute Nachtigall etwa mit 20 verschiedenen 
Strophen varlirt, abgesehen von den Modulationen, welche sie ausser- 
dem noch anzubringen weiss. Auf die wehmüthige Liebesklage der 
Mutter des Itylos aber passt vortreffllich die Büffon’sche Charak- 
teristik des Gesanges der Nachtigall: “dass sie sanft klagende, in 
einander geschmolzene, seelenvolle Cadenzen hervorbringe, — wahre 
Seufzer der Liebe, die zum Herzen sprechen, dass es von Gefühlen 
aufwalle und in sanfte Schwermuth versinke’ ἢ). 

Das Epitheton χλωρηΐς, welches Homer hier der Nachtigall bei- 
legt, erklärt ein Schol. B.2): ἤτοι ἐν χλωροῖς φαινομένη" ἢ διὰ τό 
χρῶμα: und ein Schol. vulg.: ἥτοι ἐν χλωροῖς ὄρνεον διατρίβουσα, ἢ 
ἅμα τοῖς χλωροῖς φαινομένη" ἔαρος γὰρ φαίνεται. ἢ διὰ τὸ χρῶμα. Hier 
sind die Erklärungen ἐν γλωροῖς διατρίβουσα und ἐν χλωροῖς φαινο-- 
μένη wohl kaum statthaft, weil sie mit δενδρέων ἐν πετάλοισιν χαϑε-- 
ζομένη πυχινοῖσιν (τ 520) eine offenbare Tautologie abgeben, obwohl 
Netolicka meint?), dass auch die Wortform dafür spreche, inso- 
fern das weibliche Suffix ic im Allgemeinen die Angehörigkeit, den 
Aufenthalt oder auch die Beschäftigung bezeichne, wie in Myo- 


- 


> 4 . r . a - r 
vie, ἈΑχαιίς, ἀλετρίς: und die andere ἅμα τοῖς χλωροῖς φαινομένη, 


νέον ἱσταμένοιο, | δενδρέων ἐν πετάλοισι χαϑεζομένη πυχινοῖσιν, | ἦτε ϑαμὰ τρωπῶσα 
χέει: πολυηχέα φωνήν, | παῖὸ ὀλοφυρομένη Ἴτυλον φίλον, ὅν ποτε χαλχῷ | χτεῖνε δι 
ἀφραδίας, χοῦρον Ζήϑοιο ἄναχτος, | ὡς zul ἐμοὶ δίχα ϑυμὸς ὀρώρεται ἔνϑα χαὶ ἔνϑα 
χτέ. Vgl. Pazschke, über die homer. Naturansch. 5. 15. Ueber die auf Pan- 
dareos bezüglichen Sagen s.: Hartung, Relig. und Myth. der Gr. III, S. 33 f. 
H. Düntzer in Kuhn’s Zeitschr. XIV, S. 207 Ε΄. J. L. Hoffmann im Album 
des lit. Vereins zu Nürnberg. 1866. S. 49. Nitzsch, Beitr. zur Geschichte der 
ep. Poesie S. 14. Ameis zu τ 518 im Anhange. 

ἢ Plinius-{Nat. hist. X, cap. XXIX, ὃ 43 Sillig) schildert den Nachtigallen- 
gesang, wie folgt: Primum tanta vox tam parvo in corpusculo, tam pertinax spi- 
ritus; deinde in una perfecta musica scientia modulatus editur sonus et nunc con- 
tinuo spiritu trahitur in longum, nunc variatur inflexo, nune distinguitur conciso, 
copulatur intorto, promittitur revocato, infuscatur ex inopinato, interdum et se- 
cum ipse murmurat, plenus, gravis, acutus, creber, extentus; ubi visum est, 
vibrans, summus, medius, imus etc. Vgl. Netolicka, Naturhist. aus Homer. 
S. 10, Anm. 30. Kruse, Hellas. Bd. I. S. 374. 

2) S. Scholia antiqua in Homeri Odysseam ed. Buttmann zu τ 518. Die Er- 
klärung des Scholiasten: ἐν γλωροῖς διατρίβουσα billigt auch Ameis (Anh. zu 
τ 518), wenn er es vorzieht, an das Grün des frischen Laubes zu 
denken. i 

3) A.2.0,8. 11, 


124 Das Thierreich in engerem Sinne. 


wenn sie in dem Sinne ἔαρος γὰρ φαίνεται gefasst wird, ist nicht minder 
unstatthaft, weil sie neben ἔαρος νέον ἱσταμένοιο (τ 519) als völlig tau- 
tologisch erscheint. Richtig aber ist es, wie ich glaube, wenn beide 
Scholien hinzusetzen: 7 διὰ τὸ χρῶμα, obwohl die Ansichten der 
Neueren, welche χλωρηΐς ebenfalls auf die Farbe beziehen, sehr aus 
einander gehen. H. Düntzer erklärt das Epitheton durch dunkel, 
welcher Begriff, wie Ameis!) richtig bemerkt, für Homer eine zu 
vage und zu unbestimmte Vorstellung giebt; Friedreich?) durch 
grün oder gelblich; Groshans meint, dem Homer müsse eine 
besondere Species der Nachtigall vorgeschwebt haben, auf welche 
das Beiwort χλωρηΐς passe3); Voss übersetzt falbes Gefieders. 
— Fragen wir nun, was bei dieser Diserepanz der Ansichten mit 
jenem χλωρηΐς zu machen sei, so glaube ich zuvörderst die Meinung 
derjenigen zurückweisen zu müssen, welche es nicht auf die Farbe, 
sondern darauf beziehen, dass die Nachtigall unter grünem Laube 
ihr Lied anstimme. Denn bedenkt man, wie ausserordentlich cha- 
rakteristisch sonst die homerischen Epitheta sind, und wie sie stets 
etwas Specifisches an dem zu schildernden Individuum hervorheben: 
so muss man gestehen, dass das blosse Sitzen im Laube nichts aus- 
schliesslich für die Nachtigall Charakteristisches ist; es giebt ausser 
ihr auch noch zahlreiche andere Vögel, welche unter dem Laub- 
dach der Bäume sitzend singen, und auf diese würde das Epitheton 
χλωρηΐς, wenn es diesen Sinn hätte, eben so gut passen. Wo wäre 
also da das scharf Distinguirende des homerischen Epithetons? — 
Es bleibt daher allem Anscheine nach nichts übrig, als χλωρηΐς auf 
die Farbe des Vogels zu beziehen. Nun aber kann es vermöge 
seiner Ableitung von yAwpos nur auf eine grünliche, gelbgrüne 
Farbe gehen, woraus weiter folgt, dass Homer unsere Nachtigall 
(Sylvia luscinia) nicht gemeint haben kann, da dieselbe oben grau- 
braun, ins Röthliche spielend, unten hellgrau ist; es muss ihm folg- 
lich ein anderer Vogel vorgeschwebt haben. Aber welcher? Hatte 
er vielleicht eine Fringilladee — etwa unseren Grünfinken (Frin- 
gilla, Chlorospiza Chloris) — im Sinne, auf welche das Epitheton 
χλωρηΐς vollständig passen würde? Aber das Charakteristische des 
Nachtigallengesanges ist in der obigen homerischen Stelle zu unver- 
kennbar geschildert, als dass man sie auf den Finkenschlag beziehen 
könnte. So hat der Dichter vielleicht an die sog. grüne Nachti- 
gall gedacht, die, wie ein neuerer Ornitholog entdeckt haben 


ἢ Zu τ 518 im Anh. 
2) Realien 5. 114. 
3) Prodr. Faunae Hom. et Hes. Fasc. post. p. 5. 


VII. Vögel. 125 


; soll, in Amerika vorkommt, und deren z. B. J. L. Hoffmann 
erwähnt?!) Diese Hypothese wäre indess selbst dann zurückzu- 
weisen, wenn sich das Vorkommen dieses Vogels in Griechenland 
und Kleinasien constatiren liesse, da derselbe von der Familie der 
nur der alten Welt eigenen Nachtigallen eben so weit entfernt ist, 
wie etwa unser Dompfaff oder Kernbeisser von unseren Grasmücken 
(Sylviadae). Jedenfalls muss die homerische ἀηδών der Nachtigall 
ungleich näher gestanden haben. Groshans meint?), diese ἀηδών 
sei eine uns unbekannte Species, über welche sich Schinz also 
äussere): “Ich habe aus Griechenland einen Sänger erhalten, wel- 
cher der Nachtigall sehr ähnlich ist, sich aber durch den stärkeren 
Schnabel, welcher schwarz ist, durch etwas bedeutendere Grösse, 
auch durch etwas verschiedene Farbe unterscheidet. Ich halte ihn 
für eine eigene Art.” Da aber keine nähere Bestimmung dieses 
Vogels gegeben wird, so kommt man damit nicht weiter. Möglich 
ist es, dass Homer eine Art der Hypolais gemeint hat. Es kommen 
nämlich in Griechenland und Kleinasien im Frühjahr 3, vielleicht 
4 Arten einer ausgezeichneten Sängerfamilie vor, deren mitteleuro- 
päische Repräsentanten die Trivialnamen Bastardnachtigall, 
Spötternachtigall führen, die Hypolais vulgaris und poly- 
glotta, und von denen zwei Arten erst in der Neuzeit in Griechen- 
land entdeckt sind, Hypolais olivetorum und elaeica®). Sie sind oben 
olivengrünlich grau, unten gelb und dabei — namentlich die beiden 
ersten Arten — ganz ausgezeichnete und unermüdliche Sänger, deren 
Gesang der Unkundige oft für den Gesang der Nachtigall nimmt. Auch 
das homerische ϑαμὰ τρωπῶσα passt mindestens eben so sehr auf den 
Gesang der Hypolais polyglotta und vulgaris, wie auf den Schlag 
der Nachtigall, und ich halte es daher gar nicht für unmöglich, 
dass eine solche Hypolais, die — wie gesagt — in Griechenland 
und Kleinasien nachweislich vorkommt, das Urbild der homerischen 
ἀηδὼν χλωρηΐς gewesen sei. Will man mir indess die Annahme 
verwehren, dass Homer eine Hypolais für eine Nachtigall. genommen 
haben soll, so will ich auf alle Fälle lieber zu der Vermuthung 
meine Zuflucht nehmen, dass der Dichter in der obigen Stelle eine 
uns unbekannte Nachtigallenspecies von grünlicher Farbe schildert, 
als ihm zumuthen, er habe unter ἀηδὼν χλωρηΐς die unter grünem 


ἡ Im Album des liter. Vereins zu Nürnberg. 1866. S. 49. 

2) Prodr. Faun. Hom. et Hes. Fasc. post. p. 5, Note 1. 

3) Europaeische Fauna. Stuttgart, 1840. Bd. 1. S. 181. 

4) Ich verdanke diese Notiz, wie überhaupt einen Theil der hier gegebenen 
Bemerkungen der gütigen Mittheilung des Herrn Dr. Paldamus in Halle, 


- 


Ban. " Das Thierreich in engerem Sinne, 


-- 


Laube singende Nachtigall verstanden, worin jedenfalls nichts 
ausschliesslich für die Nachtigall Charakteristisches liegt. 

Nach von der Mühle " heisst jetzt die Nachtigall, Luscinia 
lusciola, in Griechenland ἀηδόνι. 


ὃ 34. 
3. Die Schwalbe (ἢ γελιδών). 2) 


Dieser Vogel wird bei Homer nur zweimal, und zwar in wenig 
charakteristischer Weise, erwähnt. Einmal heisst es von der Sehne 
am Bogen des Odysseus, sie sei, als Letzterer vor den Freiern den- 
selben spannte, hell erklungen gleich dem frischen Ton der Schwalbe, ὁ 
wozu Pazschke bemerkt, dass in der Stimme das schon höher ent- 
wickelte Seelenleben des Vogels austöne und theilnehmende Hörer 
finde‘). Ausserdem gehört die Stelle hieher, wo Athene dem Odysseus 
während des Kampfes mit den Freiern erscheint, indem sie, mit der 
Raschheit einer Schwalbe herbeieilend, sich auf das russige Gebälk an 
der Decke des Zimmers setzt’), — ein Zug, welcher der Eigenthüm- 
lichkeit der Schwalbe genau entspricht, da sie, wie Netolicka be- 
merkt‘), an Balken, Schornsteinen und selbst in bewohnten Zimmern 
nistet, wenn sie ungestört gelassen wird. Derselbe Gelehrte zieht hieher 
auch α 320: ὄρνις δ᾽ ὡς ἀνοπαῖα (Bäumlein: av orala) διέπτατο und 
erkennt in ἀνοπαῖα ein wesentliches Attribut, so dass ὄρνις ἀνοπαῖα 
sich auf das oben an der Decke befindliche Rauchloch beziehe und 
die Schwalbe bezeichne, insofern sie oben durch die Oeffnung aus- | 
und einfliege, welches Merkmal in jener Zeit wohl bekannt gewesen 
und daher für die Schwalbe charakteristisch sei; zugleich sei es 
bedeutsam, dass Athene, welche das Haus des Odysseus schütze, 
gerade die Gestalt einer Schwalbe annehme, die gleichsam als die 
traute Genossin des Menschen erscheine, und deren heimisches und 
friedsames Wesen dadurch schön und lieblich verbildlicht werde. 
Dieselbe Rauchschwalbe versteht auch Rumpf, wenn er, auf 
Herodians Erklärung: παρὰ τὸ διατρίβειν ἐν ταῖς ὀπαῖς gestützt, die 


| 
| 
| 


ἡ Beiträge zur Ornithologie Griechenlands. S. 73. Vgl. Dr. H. Aubert 
und Dr. Fr. Wimmer, Aristoteles Thierkunde. Leipzig, W. Engelmann. 1868. 
Bd. 1. S. 84. 

2) Groshans, Prodr. Fasc. post. p. 38. Netolicka, Naturhist. aus Hom. 
S. 11. Kruse, Hellas. Bd. I. 5: 375. 

3) φ All: ἡ (veupn) δ᾽ ὑπὸ χαλὼν ἄεισε, χελιδόνι εἰχέλη αὐδήν. 

4 Pazschke, über die homer. Naturanschauung. S. 15. 

5) y 239: αὐτὴ ὃ αἰϑαλόεντος ἀνὰ μεγάροιο μέλαϑρον | ἕζετ ἀναΐξασα χελιδόνι 
εἰχέλη ἄντην. 


6) A. ἃ. Ο. 


χω 


fr 
ἢ 
κῃ 


VII. Vögel, 127 


Vermuthung hinstellt, Aristarch habe unter ἀνόπαια vielleicht χελιδόνα 
in camino versantem’ gemeint, obwohl er zuletzt sich für die Er- 
klärung: sie flog davon wie ein Vogel durch die Kamin- 
öffnung als die wahrscheinlichere entscheidet!). Ich gestehe, dass 
ich Netolicka’s überaus sinniger Erklärung, der zufolge die Gottheit 
des Hauses sich in den Vogel verwandelt, ‘der gern der Menschen 
friedlich Dach bewohnt’, sofort beipflichten würde, wenn nicht das 
doppelte Hinderniss im Wege stände, dass erstens die homerischen 
Götter sich niemals in Thiergestalten verwandelt haben, wie dies 
Platz nachgewiesen hat?); und zweitens, dass ὡς nur bei Ver- 
gleichungen gesetzt wird, niemals aber eine Person mit etwas An- 
derem identificirt?). Am einfachsten wird man daher nach Ari- 
starch’s Vorgange unter ἀνόπαια eine gewisse Adlerart verstehen, 
so dass der Vergleich auf die Schnelligkeit geht, mit welcher 
Athene davonfliegt. Diese Erklärung geben die Scholiasten mit den 
Worten: Ἀρίσταρχος δέ φησιν ὄνομα ὀρνέου ἡ ἀνόπαια, ὡς φήνῃ εἰδο-- 
μένην, wo dann allerdings von der in den letzten Worten angedeu- 
teten Verwandlung abzusehen ist ἢ. 

Sowohl die Hausschwalbe (Hirundo urbica), wie auch die Rauch- 
oder Blutschwalbe (Hirundo rustica) ist noch jetzt in Griechenland 
sehr häufig’). - 


4. Der Sperling (ὁ στρουϑός). 


Dieser findet nur einmal bei Homer Erwähnung, und zwar in 
dem Berichte über das Wunderzeichen, welches den Achaiern wäh- 
rend der Opferung in Aulis erschien, und aus dem Kalchas die 
neunjährige Dauer des Krieges prophezeite. Unter dem Altar, auf 
welchem man opferte, schlüpfte eine grässliche Schlange hervor und 
ringelte sich an einer in der Nähe befindlichen Platane bis zum 
Wipfel hinauf, wo ein Sperling mit acht Jungen unter dem Laube 
sass; gierig frass sie die angstvoll zwitschernde Brut, während die 
Mutter sie laut wehklagend umflatterte, bis die Schlange, das Haupt 


ἡ Rumpf, de aedibus Homericis. P. II (Giessen 1857). p. 32. 

2) C. F. Platz, die Götterverwandlungen, eine Frage der homerischen 'Theo- 
logie. Karlsruhe, 1857. Nägelsbach, hom. Theol. 2. Aufl. S. 159 ff. mit der 
Note von Autenrieth zu S$. 159. 

3) S. Ameis zu α 320 im Anh. 

4) Ueber andere Erklärungen von a 320 5. Ameis z. d. St. im Anh. — Doe- 
derlein, hom. Glossar. ὃ 851 (II, S. 261 ἢ). 

5) S. Aubert und Wimmer, Aristoteles’ Thierkunde. Leipzig, W. Engel- 
mann. 1868. Bd. I. S. 111. 


128 Das Thierreich in eiigerem Sinne. 


wendend, auch sie erhaschte und verschlang!). Auf die hier ge- 
gegebene naturwahre Schilderung der Mutterliebe des Sperlings- 
weibchens hat bereits Pazschke aufmerksam gemacht). 

Die etwaigen Bedenken, welche man gegen die Identität des 
homerischen στρουϑός mit unserem Spatz (Fringilla domestica) erheben 
könnte, hat Netolicka gründlich beseitigt?). Zunächst darf man 
B 311 nicht mit Voss übersetzen: “Dort nun ruhten im Neste 
des Sperlings nackende Kindlein’, da die Sperlinge nicht auf hohen 
Bäumen unter freiem Laub nisten; es ist an flügge werdende Junge 
zu denken, welche, wie man beobachtet hat, von der Alten aus 
ihrem in Höhlungen befindlichen Neste herausgeführt werden. Weiter 
aber kann man fragen: Warum flohen denn die Jungen nicht vor 
der Schlange, wenn sie bereits flügge waren? Die Antwort lautet: 
Die Schlangen können durch ihren fascinirenden Blick, ihre wider- 
liche Ausdünstung und ihren Pesthauch Vögel und überhaupt kleinere 
Thiere dergestalt betäuben, dass diese dadurch gleichsam an die 
Stelle gebannt werden, oder wohl gar dem Reptile entgegeneilen. 
Auf diese Weise ist es recht wohl denkbar, dass jene Baumschlange 
— denn an eine solche ist zu denken) — sich der Sperlinge be- 
mächtigte.e. — Wenn man endlich noch hervorgehoben hat, dass 
der Sperling in der Regel zur Zeit nur 5—6 Junge habe, während 
Homer deren 8 nenne, so lässt sich dagegen anführen, dass man 
ausnahmsweise in Sperlingsnestern auch wohl mehr als 6 Eier resp. 
Junge gefunden hat. 

Dass unter στρουϑός der Sperling zu verstehen sei, ist um so 
weniger zweifelhaft, als derselbe noch jetzt der häufigste Vogel in 
Griechenland ist5). Auf den Kykladen heisst er jetzt sroupyirns®). 


ἡ B 311: ἔνϑα δ᾽ ἔσαν στρουϑοῖο νεοσσοί, νήπια τέχνα, | ὄζῳ ἐπ᾽ ἀκροτάτῳ, πετά- 
λοις ὑποπεπτηῶτες, | ὀχτὼ, ἀτὰρ μήτηρ ἐνάτη ἦν, ἣ τέχε τέχνα. | ἔνϑ᾽ ὅ γε τοὺς ἐλε- 
εινὰ χατῆσϑιε τετριγῶτας" | μήτηρ δ᾽ ἀμφεποτᾶτο ὀδυρομένη φίλα τέχνα" | τὴν δ᾽ ἐλελι- 
ξάμενος πτέρυγος λάβεν ἀμφιαχυῖαν. | αὐτὰρ ἐπεὶ κατὰ τέχν᾽ ἔφαγε στρουϑοῖο χαὶ αὐτήν, | 
τὸν μὲν ἀρίζηλον ϑῆχεν ϑεός, ὅς περ ἔφηνεν᾽ λᾶαν γάρ μιν ἔϑηχε Κρόνου παῖς ἄγχυλο- 
μἤτεω. 

2) Ueber die homer. Naturanschauung. S. 14. 

3) Naturhist. aus Homer. S. 11. Vgl. Groshans, Prodr. Fasc. post. 
p- 35. 

4) S. oben $. 108. 


5) v. ἃ. Mühle, Beiträge zur Ornithologie Griechenlands. Κα. 44. Linder- 
mayer, die Vögel Griechenlands S. 57. 


6) Erhard, Fauna der Cycladen. 5. 44. Vgl. Aubert und Wimmer, 
Aristoteles Thierkunde. Leipzig, W. Engelmann. 1868. Bd. I. S. 109. 


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h ἣ x ee 4. Die Dohle (ὁ χολοιός). ἢ 
5. Der Staar (6 ψήρ). 2) 
Beide Vögel werden gemeinschaftlich in einem Gleichnisse der Ilias 
erwähnt, in welchem der auf die Lykier und Troer einstürmende Pa- 


troklos mit einem Habicht verglichen wird, der sich auf einen Zug von 
Staaren und Dohlen stürzt ?); — woraus sich zugleich ergiebt, dass die 


Schwärme beider Vogelarten sich unter einander mischen. Derselbe . 


Umstand wird auch in einem andern Gleichnisse der Ilias erwähnt, wo 
es heisst, die Achaier seien vor Aeneas und Hektor geflohen, wie Staare 
und Dohlen vor dem χίρχος ἢ ; wo der Ausdruck νέφος andeutet, dass 
diese Vögel in dichten Schwärmen fliegen. Uebrigens kennzeichnet 
schon der Name χολοιός die Dohle als einen heiserkreischenden 
Vogel, da derselbe mit xoAwos (Gekreisch)°) und χολῳᾶν (krei- 
schen) ) zusammenhängt. 

Der χολοιός ist nach Groshans der Corvus monedula, welcher von 
der Grösse der Taube ist und stets in Gesellschaft lebt”); der Ψψήρ aber 
der Sturnus varius Meyer®.. 

Aristoteles sagt über den Staar: ὃ δὲ ψάρος ἐστὶ ποικίλος" μέγεϑος 
δ᾽ ἐστὶν ἡλίχον χόττυφος ὃ). 

Der Staar, Sturnus vulgaris, ist ın Griechenland sehr häufig 
und heisst jetzt Ψαρούι; er überwintert im Rohre der Sümpfe ver- 
steckt 10). 


ἢ Groshans, Prodr. Fasc. prior. p. 17. Netolicka, Naturhist. aus Hom. 
5. 12. Friedreich, Realien. ὃ. 114. 


2, Groshans, Prodr. Fasc. post. p. 40. Netolickaa..a. O. 


3) II 582: ἴϑυσεν δὲ {Πάτροχλος) διὰ προμάχων ἴρηκι ἐοικὼς | Brei, bot ἐφόβησε 
χολοιούς τε ψῆράς τε. 


ἢ Ρ 755: τῷ ὃ, ὥστε Ψηρῶν v 


no 
-S 
© 


ος ἔρχεται ἠὲ χολοιῶν, | οὖλον κεχληγῶτες, ὅτε προΐ-- 
[4 τ » “ 

δωσιν ἰόντα | xipxov, ὅτε σμιχρῇσι φόνον φέρει ὀρνίϑεσσιν, | ὡς ἄρ᾽ ὑπ᾽ Αἰνείᾳ τε καὶ Erropı 

χοῦροι ᾿Αχαιῶν | οὖλον χεχληγῶτες ἴσαν. 


5) A 575: ἐν δὲ ϑεοῖσι χοχῳὸν ἐλαύνετον. 

6) B 212: Θερσίτης δ᾽ ἔτι μοῦνος ἀμετροεπὴς ἐχολῴα. 5. Doederlein, hom. 
Gloss. III, 5. 125. 126 ($ 2125), wo Weiteres gegeben wird. 

Ἢ Prodr. Fasc. prior. p. 17. 

8) Prodr. Fasc. post. p. 40. 

9) Hist. an. IX, 26 Bekker. 


10) S.v.d. Mühle, Beiträge zur Ornithologie Griechenlands. ὃ. 55. Aubert 
und Wimmer, Aristoteles Thierkunde. Leipzig, W. Engelmann. 1568. Bd. I. 
8. 113. 


Buchholz, Homerische Realien. Ib. 9 


130 Das Thierreich in engerem Sinne. 


$ 35. 
e. Raubvögel. 


1. Die Eule (ὃ σχώφ). 


Der Vogel σχώψ, den schon Plinius nicht mehr zu kennen ge- 
steht!), wird unter den Vögeln aufgezählt, welche den neben der. 
Grotte der Kalypso befindlichen Hain bevölkern?). Wie der Vogel 
selbst in ornithologischer, so istsein Name in etymologischer Beziehung 
problematisch, indem Einige σχώψ von σχέπτομαι --- nach der Analogie 
von χλώψ und χλέπτειν, φώρ und φέρειν — ableiten) und auf die Glotz- 
augen der Eule beziehen, Andere hingegen von σχώπτειν, so dass der 
Name entweder auf die komische Gestalt des Vogels geht oder ihn als 
possirlichen, Alles nachäffenden Kauz bezeichnen soll, wofür der σχώψ, 
wie wıraus Ailıan und Athena1los wissen, beiden Alten ın ähnlicher 
Weise galt, wie bei uns der possenhafte Sittich; nach Doederlein) 
liegt der reine Stamm in xußnvars’ γλαυξί Hes., sodann in χόμβα" 
χορώνη. [[ολυρρήνιοι Η68., in den Reduplicationen cucubare>) und xw- 
χύειν, und in Kauz, altfrk. chauch. Noch schwankender sind die An- 
sichten darüber, was für ein Vogel der σχώψ sei. Die Meisten erklären 
ihn für die Eule; Manche denken specieller an die Ohreule®), Ne- 
tolicka an die kleine Öhreule (Strix otus) ), Groshans an die 
Strix scops L.°), die Buffon le petit duc nennt, Böttigeran den 
Regenpfeifer, eine Mövenart®), Doederlein an den Schuhu 
oder Uhu 10). Nach Lenz endlich ist unter dem homerischen σχώψ 
die niedliche kleine Zwergohreule zu verstehen, welche gar drollige 
Geberden zeige, und deren mit Glasaugen ausstaffiirtes Köpfchen die 
Illyrier heut zu Tage zum Spass als Kokarde tragen !!). So schwer es 


ἢ Nat. hist. X, 49, 70 Sillig: Nominantur ab Homero scopes avium genus; neque 
harum satyricos motus cum insidientur plerisque memoratos facile conceperim mente, 
nequeipsaeiamavesnoscuntur. 

2) & 65: ἔνϑα BET ὄρνιϑες τανυσίπτεροι εὐνάζοντο, | σχῶπές τ᾽ ἴρηκές τε τανύγλωσσοί 
τε χορῶναι | εἰνάλιαι. 

3) So Netolicka, Naturhist. aus Homer. S. 13. 

4) Hom. Gloss. ὃ 2359 (II. 3. 263. 264). 

5) Carm. Philom. 41: Noctua lucifuga cucubat in tenebris. 

6) Ameis zua64im Anh. 

7) Naturhist. aus Hom. S. 13. 

8) Prodr. Fasc. post. p. 35. 

9) Kleine Schriften archäol. und antig. Inhalts, heräusgeg. von Sillig. IT, $. 179. 

10) Hom. Gloss. $ 2359. 
!ı Lenz, Zoologie der alten Griechen und Römer. S. 269 mit Anm. 770. 


VIL. Vögel. 131 


ist, sich in einem so unsicheren Punkte ein Urtheil zu bilden, so glaube 
ich doch, dass eine unbefangene Prüfung wenigstens däs als unzweifel- 
haft erscheinen lässt, dass mit σχώψ eine Eule gemeint sei. Am 
meisten scheint mir hier in’s Gewicht zu fallen, dass Aristoteles den 
σχώψ in die Kategorie der Nachtvögel rechnet und mit dem Nacht- 
raben, der Eule (γλαύξ), dem Uhu (βρύας), dem ἐλεός (einer Art Raub- 
vogel) und dem αἰγώλιος (einem Nachtvogel) zusammenstellt und dann 
eine specielle Vergleichung des σχώψ und der γλαύξ hinzufügt, indem 
er sagt, dass Ersterer kleiner sei als Letztere !). Dass ferner die σχῶπες 
bei Homer in der Gesellschaft von Habichten und Seekrähen erscheinen, 
enthält nichts der Eulennatur Widersprechendes; ja die kleine Ohreule 
nimmt sogar die verlassenen Nester von Raubvögeln, Krähen, wilden 
Tauben und Eichhörnchen ein, so dass sich in dieser Beziehung die 
Ansicht Netolicka’s empfiehlt, welcher den σχώψ mit der kleinen 
Ohreule (Strix otus) identificirt 2). 

Das ästhetische Bedenken Böttiger’s®), dass eine Eule wenig 
angethan sei, den Hain einer Nymphe zu zieren, will wenig besagen, 
da die Alten in dergleichen Dingen ungleich natürlicher und derber 
dachten als wir. Wie Vieles findet sich nicht im Homer, was unserem 
modernen Gefühl zuwiderläuft! Heisst doch Here ochsenäugig und 
Athene γλαυχῶπις, welches Epitheton der stolzen Tochter des Aigis- 
erschütterers den funkelnden Blick der Eule vindicirt, insofern γλαύξ 
und γλαυχός Beide auf das Intensivum γλαύσσειν, ἃ. 1. γελα--ύσσειν Ζα-- 
rückgehen ἢ. Auch giebt die Eule mitihren grossen, glotzenden Augen, 
ihren äusserst komischen Geberden und Stellungen und ihrem seiden- 
artigen Gefieder eine höchst phantastische Figur ab, welche mit dem 
Wildromantischen des Eilandes der Kalypso und mit dem Zauberhaften 
und Grotesken eines Nymphensitzes im vollkommensten Einklange 
steht). 

Schliesslich sei noch bemerkt, dass manche alte Kritiker χῶπες 
und σχῶπες als zwei ganz verschiedene Vogelarten statuiren zu müssen 
glaubten; und zwar seien die χῶπες eine Eulenart, die σχῶπες aber 


ἡ Hist. an. VIII, 3 Bekker: ἔτι τῶν νυχτερινῶν ἔνιοι γαμψώνυχγές εἰσιν, οἷον νυχτι- 


χόραξ, γλαύξ, βρύας. --- ἔτι δ᾽ ἐλεὸς καὶ αἰγώλιος χαὶ σκώψ. — ὁ δὲ σκὼψ ἐλάττων γλαυχός. 
3. Naturhist. aus Hom. ὃ. 13. Ζ 
9) A.a. Ο. 


4 5. Doederlein, Hom. Gloss. $78. Lobeck, Rhem.p. 105. Homer. Kos- 
mogr. ὃ 16 (8. 61 f.). In Betreff des Wortes γλαύξ sagt der Schol. zuP 172: ἀπὸ τοῦ 
γλαύσσειν. Uebrigens geht die Aehnlichkeit des Auges der Athene nicht auf die gelbe 
Farbe der γλαύξ, sondern auf den eigenthümlichen Glanz des Eulenauges. Doe- 
derlein, hom. Gloss. $ 78. Anm. 54. 

5) Vgl. Netolicka, Naturhist. aus Homer. 8. 13. 


9* 


182 Das Thierreich in engerem Sinne. x 


‘Spottvögel’. Manche schrieben sogar ε 66 statt su@rnes: χῶπες ἢ. 
führt Hesychios ywras’ χολοιούς als makedonisch an 2). 

Dass die Zwergohreule (Ephialtes scops) in Griechenland vor- 
kommt, wird von den Faunisten Griechenlands mehrfach bestätigt?). 


2. Der Geier (ὃ γύψ, ὁ αἰγυπιός). 
α. Ὃ γύψ. 


* Der γύψἢ wird überall als ein Vogel geschildert, der sich vom 
Fleische der Leichen ermährt, daher von den Geiern (γῦπες) ge- 
fressen werden nicht selten für dem Tode verfallen steht. “Die 
Geier werden dich fressen !’ rufen die ergrimmten Freier dem Odysseus 
zu, als Antinoos durch das Geschoss desselben gefallen ist’). Und die- 
selbe Drohung hört der sterbende Patroklos aus Hektors Munde®). 

Daher heisst es in piquanter Ausdrucksweise von den gefallenen 
Troern, sie seien den Geiern willkommener als ihren Gattinnen”), in- 
sofern sie für die Letzteren, wenn man sie zu ihnen zurückbrächte, ein 
Gegenstand der Trauer und Wehklage sein würden δ). Mitunter werden 
in dieser Beziehung die Hunde, welche bei Homer als leichenfres- 
send erscheinen, in Gemeinschaft mit den Geiern genannt®). Auch 
von dem büssenden Tityos heisst es in der ersten Νεχυία, dass zwei 
Geier, an seiner Seite sitzend, seine Leber verzehrten und bis in die 
Netzhaut eindrängen, ohne dass er sich ihrer zu erwehren vermocht 
habe 10). Aus allem Bisherigen ergiebt sich mit Evidenz, dass der γύψ 
in die Classe der Aasgeier gehört, obwohl ich mir nicht getraue, die 


ἡ S. Doederlein, homer. Gloss. ὃ 2350. 

2) Κ΄. Lobeck, Path. 1, 124. 

3) v. ἃ. Mühle, Beiträge zur Ornithologie Griechenlands. 5. 27. Erhard, 
Fauna der Cycladen. S. 44 und 57. Lindermayer, die Vögel Griechenlands. S. 36. 
Aubertund Wimmer. Aristoteles’ Thierkunde. Leipzig, W. Engelmann. 1868. 
Ba. 1. S. 107. 

4 Nach Doederlein (hom. Gloss. ὃ 124) ist γύψ durch Contraction aus γύοψ 
oder ybw) entstanden. 

5) χ 30: τῷ σ᾽ ἐνθάδε γῦπες ἔδονται. 

6) [1 836. Ausserdem vgl. A 237. 

7) A 161: οἱ δ᾽ ἐπὶ γαίῃ | χείατο, γύπεσσιν πολὺ φίλτεροι ἢ ἀλόχοισιν. 

8) Damm hingegen (noy. lex. Graec. 5. v. γύψ) erklärt: vulturibus longe gra- 
tiores quam uxoribus suis: quod elliptice et ἀστείως dietum, sc. nunc cadavera 
eorum magis placebunt vulturibus, quam ipsi viviantea placuerant uxoribus. 

9) Σ 271: πολλοὺς δὲ κύνες χαὶ γῦπες ἔδονται | Τρώων. X 42: τάχα χέν € χύνες χαὶ 
γῦπες ἔδοιεν | χείμενον. Vgl. hom. Zool. 5. v. Hund. Pazschke, über die hom. 
Naturansch. S. 15. ; 

10) 1 578: γῦπε δέ μιν ἐχάτερϑε παρημένω Trap ἔχειρον, | δέρτρον ἔσω δύνοντες" ὁ ὃ 


00%. ἀπαμύνετο χερσίν. 


ὙΠ. Vögel. 133 


Species näher zu bestimmen, da Homer selbst wohl kaum so scharf 
distinguirt hat. Netolicka denkt an den weissköpfigen Geier 
(Vultur leueocephalus 5. fulvus) 1), welcher Vorderasien und Nordafrika 
bewohnt. Groshans lässt es unentschieden, ob der Vultur fulvus oder 
V. ceinereus zu verstehen sei?). 


β. Ὁ αἰγυπιός.8) 


Was zunächst die Etymologie von αἰγυπιός betrifft, so ist das Wort 
von αἴξ und γύψ abzuleiten, analog wie αἰπόλος aus alyoroAos entstanden 
ist). Demnach ist der αἰγυπιός der Ziegen- oder Lämmergeier 
(Gypaötus barbatus), der in den Hochgebirgen von Südeuropa, Asien 
und Afrika haus’t und Jagd auf Hasen, Lämmer und Gemsen macht. 
Damit ist zugleich der Unterschied zwischen dem γύψ und αἰγυπιός aus- 
gesprochen, welchen zuerst Gesner genauer begründete), und der 
darin besteht, dass der γύψ von Aas sich nährt, der αἰγυπιός hingegen 
nurlebende Thiere tödtet und verzehrt. | 

Die Epitheta, durch welche die αἰγυπιοί bei Homer als Raub- 
vögel gekennzeichnet werden, sind krummklauig (γαμψώνυχες) und 
krummschnablig (ἀγχυλοχεῖλαι) 6). Sie horsten auf Felsen und be- 
kämpfen sich mitunter gegenseitig unter lautem Gekrächze”). Wenn 
ihnen die Jungen geraubt werden, so erheben sie ein durchdringendes, 
anhaltendes Klaggeschrei, mit welchem die wehmüthige Klage des 
Odysseus und Telemachos bei der Scene ihrer Wiedererkennung ver- 
glichen wird 8). Sie stossen auf kleinere Vögel, welche bei ihrem An- 
blicke erschrocken aus den Wolken auf das Feld hinabflüchten, worauf 
jene sie, verfolgen und tödten; in Betreff der Heftigkeit und Wuth des 


ἢ Naturhist. aus Hom. S. 13. 

2) Prodr. Fasc. prior. p. 4. 

3), Groshans, Prodr. Fasc. prior. p. 2. Netolicka, Naturhist. aus Hom. 
S. 13. Friedreich, Realien. S. 113. 

ἢ Döderlein hingegen (hom. Gloss. ὃ 124) weiss den Zusatz αἱ — nicht zu 
begründen und nennt ihn rein phonetisch wie in αἴϑυια. Nach Damm (πον. lex. 
Graec. 5. v. αἰγυπιός) erhält γύψ das a intensivum, welches durch das hinzutretende ı 
verlängert wird. Noch anders Plato (Cratyl. 408 ΟἹ : ὀρϑῶς ἄρα ὁ πᾶν μηνύων χαὶ 
ἀεὶ πολῶν Πὰν αἰπόλος εἴη are. 

5) Hist. anim. lib. III de avium natura. 

6) ΠῚ 428: αἰγυπιοὶ γαμψώνυχες ἀγχυλοχεῖλαι. Vgl. rn 217. 

ἢ 11428: οἱ δ᾽, ὥστ' αἰγυπιοὶ γαμψώνυχες ἀγχυλογεῖλαι | nerpn ἐφ᾽ ὑψηλῇ μεγάλα 
χλάζοντε μάχωνται, | ὡς οἱ χεχληγῶτες ἐπ᾽ ἀλλήλοισιν ὄρουσαν. 

8) rn 216: χλαῖον δὲ λιγέως, ἀδινώτερον ἤ τ᾽ οἰωνοί, | φῆναι ἢ αἰγυπιοὶ γαμψώνυχες, 
οἷσί τε τέχνα | ἀγρόται ἐξείλοντο πάρος πετεηνὰ γενέσϑαι. Vgl. Pazschke, über die 
homer. Naturanschauung. 8. 15. 


a 


134 Das Thierreich in engerem Sinne. τ 


τ 
ἘΝ 
ν᾿ 


Angriffs werden Odysseus und Telemachos mit ihnen verglichen, wie 
sie erbarmungslos die Freier ermorden ἢ. Auch auf Gänse stossen sie 
mit Ungestüm, wie es in einem Gleichnisse heisst, welches die Heftig- 
keit des durch die Schlacht dahinstürmenden Automedon veranschau- 
lichen 501] 3). Ein anderes, ähnliches Gleichniss geht auf Meriones?). 
— Endlich werden auch Athene und Apollon, während sie, auf einer 
hohen Speiseiche sitzend, das Schlachtgewühl beobachten, mit zwei 
Geiern verglichen‘); denn diese pflegen so zu sitzen, wenn sie in der 
Ferne Aas wittern. 

Die in Griechenland vorkommenden Geier sind Neophron per- 
enopterus, Vultur fulvus, Gyps cinereus und Gypa&tos barbatus?). 


δ 36. 
3. Der Habicht (6 ἴρηξ, ὁ xtpxog). 


Fragen wir zunächst, wie sich ἴρηξ und x{pxos zu einander ver- 
halten, so ergiebt sich, dass ἴρηξ der generelle Ausdruck ist, während 
xipxos eine bestimmte Species bezeichnet. Dies bestätigt ausdrücklich 
Aristoteles, wenn er sagt): τῶν δ᾽ ἱεράχων χράτιστος μὲν ὃ τριόρχης, 
δεύτερος ὃ ὁ αἰσάλων, τρίτος ὃ xipxos. Hieraus erklärt sich zugieich die 
Möglichkeit der Verbindung beider Ausdrücke: ἴρηξ χίρχος. 

Gehen wir vom ἴρηξ aus. Homer legt demselben die Epitheta 
schnell (ὠχύς) 7) und mit raschem Fittig (ὠχύπτερος) 5) bei. Rosse 
von rapider Geschwindigkeit bezeichnet Aias als solche, die den ἴρηξ 
an Schnelle überbieten®), und in einem Gleichnisse wird der tauben- 
würgende Habicht der geschwindeste aller Vögel genannt!0). 


1) y 302: οἱ ὃ 
νίϑεσσι ϑόρωσιν" [ταὶ μέ" 


’ 
4 > x >. > 3 4 ΕΞ »ν = Μ x 
ἐπάλμενοι, οὐδέ τις ἀλχὴ γίγνεται οὐδὲ φυγῇ" χαίρουσι δέ τ᾽ ἀνέρες aypn' | ὡς ἄρα τοὶ 


Σ - - Σ γ 
ὥστ᾽ αἰγυπιοὶ γαμινώνυγες, ἀγχυλοχεῖλαι, | ἐξ ὀρέων ἐλϑόντες ἐπ᾽ ὀρ- 
τ ἐν πεδίῳ νέφεα πτώσσουσαι ἵενται, οἱ δέ τε τὰς ὀλέχουσιν 


υνηστῆρας ἐπεσσύμενοι χατὰ δῶμα | τύπτον ἐπιστροφάδην. 
2) P 459: τοῖσι δ᾽ ἐπ᾿ Αὐτομέδων udyer ἀχνύμενός περ ἑταίρου, | ἵπποις ἀΐσσων ὥστ᾽ 

αἰγυπιὸς μετὰ χῆνας. ᾿ 

3) N 531: Μηριόνης δ᾽ ἐξαῦτις ἐπάλμενος, αἰγυπιὸς ὥς, | ἐξέρυ 


᾿ 
p 
€ 
[3 


σε---ἔγγος. 
ζέσϑην, ὄρνισιν ἐοικότες 


bh 
Σ ’ 


4, H 58: χὰὸ δ᾽ ἄρ᾽ ᾿Αϑηναίη τε χαὶ ἀργυρότοξος ᾿Απόλλων | 
αἰγυπιοῖσιν, | φηγῷ ἐφ᾽ ὑψηλῇ πατρὸς Διὸς αἰγιόχοιο, | ἀνδράσι τερπόμενοι. 
5) 5. Dr. H. Aubert und Dr. Fr. Wimmer, Aristoteles’ Thierkunde. Leip- 
zig, W. Engelmann. 1868. Bd. I. 5. 89. 
6) Hist. anim. IX, 36 Bekker. 
Ἢ 11582 : ἴρηκι ἐοικὼς | ὠχέϊ. 
8. N 62: ἴρηξ ὠχύπτερος. ᾿ 
9) N 819: ϑάσσονας ἰρήχων---χαλλίτριχας ἵππους. 
10) Ὁ 2371 ἴρηχι, ---- ὅστ᾽ ὥκιστος πετεηνῶν. 


VII. Vögel. 135 


Ferner wird der Habicht als ein auf hohen Gebirgsgipfeln lebender 
2 Raubvogel geschildert, der von da in reissendem Schwunge auf andere 
‚Vögel herabschiesst ἢ. Die Thiere, auf welche er Jagd macht, sind 
kleinere Vögel wie Dohlen und Staare, die daher auch entsetzt fliehen, 
sobald sie ihn erblicken?), wie auch Tauben, von denen es heisst, dass 
sie vor ihm tief in die Felskluft sich verbergen ®). Habichte finden wir 
auf der Insel der Kalypso mit Eulen und Meerkrähen nistend 4). — 
Mehrfach erscheinen ἴρηχες bei Homer in Gleichnissen. Nachdem Po- 
seidon die Achaier ermuntert hat, schwingt er sich mit der Schnelle 
des Habichts von dannen’); und rasch gleich dem Habicht enteilt 
Thetis vom Olymp, um ihrem Sohne die von Hephaistos gefertigten 
Waffen zu überbringen ®). 

Noch ist zu erwähnen, dass Homer dem ἴρηξ auch das Epitheton 
φασσοφόνος beilegt, und zwar in einem Gleichnisse der Ilias, wo der 
vom Idegebirge in die troische Ebene sich hinabschwingende Apollon 
mit dem taubenwürgenden Habicht, dem geschwindesten aller Vögel, 
verglichen wird’). Dass der ἴρηξ φασσοφόνος als eine besondere Species 
des ἴρηξ zu betrachten sei, wie auch Scaliger, Camus°) und Gros- 
hans°) annehmen, welche ihn mit dem Falco peregrinus identifi- 
ciren, wird dadurch glaublich, dass Aristoteles ihn unter den ein- 
zelnen Gattungen der Habichte aufzählt 10). 

Was sodann den xtpxos betrifft, so ist dieser, wie schon gesagt, 
nach Aristoteles ebenfalls eine besondere Species des ἴρηξ; daher es 
kein Wunderist, wenn er Vieles mit dem ἴρηξ gemein hat; indess scheint 
Homer zwischen ἴρηξ und χίρχος nicht sehr scharf distinguirt zu haben 


1) N 62: αὐτὸς δ᾽, ὥστ᾽ ἴρηξ ὠχύπτερος ὦρτο πέτεσϑαι; | ὅς Bau ᾿ ἀπ᾿ αἰγίλιπος πέτρης 
περιμήχεος ἀρϑεὶς | ὁρμήσῃ πεδίοιο διώχειν ὄρνεον ἄλλο, | ὡς ἀπὸ τῶν ἤϊξε Ποσειδάων 
ἐνοσίχϑων. 

2) II 582: ἴϑυσεν δὲ διὰ προμάχων Ipmxı ἐοιχὼς | ὠχέϊ, ὅστ᾽ ἐφόβησε χολοιούς τε 
Ψψῆρας τε. 

8) ᾧ 498: ϑεὰ φύγεν ὥστε πέλεια, | ἥ ῥά ϑ᾽ ὑπ᾽ ἴρηχος κοίλην εἰσέπτατο πέτρην, | 
χηραμόν. 

4) ε Θθὅ : ἔνϑα δέ τ᾽ ὄρνιϑες τανυσίπτεροι εὐνάζοντο, | σχῶπές τ᾽ ἴρηχες τε τανύγλωσσοί 
τε χορῶναι | εἰνάλιαι. 

5) N 62: ὥστ᾽ ἴρη 

6) Σ 616: ἡ δ᾽ ἴρη 
Ἡφαίστοιο φέρουσα. 

70237: βῆ δὲ (Απόλλων) ἀπ᾽ Ἰδαίων ὀρέων ἴρηκι ἐοικὼς  ὠχέϊ, φασσοφόνῳ,, dar’ 
ὥὦχιστος πετεηνῶν. 

8 Camus zu Arist. hist. an. IX. 36. Tom. II. p. 315. 

9) Prodr. Fasc. post. p. 20. 

10) Hist. an. IX, 36 Bekk. : τῶν δ᾽ ἱεράχων κράτιστος μὲν ὁ τριόρχης. — --- — ὁ δ᾽ 
ἀστερίας χαὶ ὁ φασσοφόνος χαὶ ὁ πτέρνις ἀλλοῖοι. 


χύπτ ἀπὸ τῶν ἤϊξε Ποσειδάων ἐνοσίχϑων. 
Kal Ὕ ΓῚ , Ρ' 4 , 
ὡς Deo χατ Οὐλύμπου νιφόεντος, | τεύχεα μαρμαίροντα παρ 


ἘΞ 


180 Das Thierreich in engerem Sinne. R 


und verbindet a wie gesagt. Genus und Species in der Zusammen- 
stellung ἴρηξ χίρχος ἢ). Der Ausdruck χίρχος hängt, wie es scheint, mit 
χίρχινος zusammen und bedeutet eigentlich einen Vogel, der im Fliegen 
Cirkel beschreibt. Wie der ἴρηξ heisst er der behendeste der Vögel?) und 
macht Jagd auf Tauben, die ihm durch häufiges Ausbiegen zu ent- 
gehen suchen 5), wie auch auf Staare und Dohlen, welche vor ihm die 
Flucht ergreifen) ; mit seinem Fluge wird der reissende Lauf des die 
Meereswogen durchfurchenden Schiffes verglichen). Uebrigens galt 
er für einen Weissagevogel und heisst als solcher der rasche Bote Apol- 
lons; in dieser Eigenschaft erscheint er, eine Taube in den Klauen 
haltend, dem 'Telemachos, welchem das Omen von Theoklymenos auf 
die Fortdauer seines Geschlechts gedeutet wird δ). 

Welche specielle Habichtarten unter ἴρηξ und χίρχος zu verstehen 
seien, dürfte sich wohl kaum mehr entscheiden lassen. 

Netolicka hält den ἴρηξ wie auch den χίρχος für den Tauben- 
habicht (Astur palumbarius), der über den grössten Theil Asiens und 
Europas verbreitet sei, in waldigen Gebirgen lebe und den Vögeln 
durch sein Erscheinen panisches Entsetzen einjage’), — eine Hypo- 
these, die sich immerhin hören lässt, obwohl Netolicka verkannt hat, 
dass sich der ἴρηξ zum xipxos wie das Genus zur Species verhält. — 
Groshans endlich meint, der ἴρηξ ohne weiteren Zusatz sei derFalco 
subbuteo,lebobereau‘). 

ἜΠΉΞ Ἂς noch die etymologische Bemerkung, dass ἴρηξ (ἱέραξ) 
vielleicht mit ἱερός verwandt ist, wie denn erwähnter Massen der Ha- 
bicht bei den Alten als heiliger Bote der Götter, als ominöser Vogel 
von grosser Bedeutung angesehen wurde und in der aigyptischen Hie- 
roglyphenschrift als Symbol der Sonne auftrat; in diesem Sinne heisst 
er bei Vergil: sacer ales®). Auch bei den Persern hatte der Habicht 
göttliche Bedeutung: die Magier dachten sich die Gottheit mit einem 


ἢ v 86. 
22 νϑ86:ἴ ἴρηξ | χίρχος, — ἐλαφρότατος πετεηνῶν. 
3) ΧΊ199: ἠῦτε χίρχος ὄρεσφιν, ἐλαφρότατος πετεηνῶν, | ῥηϊδίως οἴμησε μετὰ τρῆρωνα 
πέλειαν" , ἡ EP ὕπαιϑα φοβεῖται, ὁ δ᾽ ἐγγύϑεν ὀξὺ λεληχὼς | ταρφέ᾽ ἐπαΐσσει, ἑλέειν τέ ἑ 
ϑυμὸς ἀνώγει χτέ 

4) P 755: τῶν δ, ὥστε ψαρῶν νέφος ἔρχεται ἠὲ κολοιῶν, | οὖλον χεχληγῶτες, ὅτε 
προΐδωσιν ἰόντα | κίρχον, ὅτε σμιχρῇσι φόνον φέρει ὀρνίϑεσσιν χτέ. 

5) ν 86: ἡ δὲ (νηῦς) μάλ᾽ ἀσφαλέως ϑέεν ἔμπεδον" οὐδέ κεν ἴρηξ | πίρχος ὁμαρτήσειεν 
ἐλαφρότατος πετεηνῶν. 

6) ο 525: ὡς ἄρα οἱ εἰπόντι ἐπέπτατο δεξιὸς ὄρνις, | χίρκος, ᾿Απόλλωνος μκὺς ἄγγε- 
hoc’ ἐν δὲ πόδεσσιν | τίλλε πέλειαν ἔχων, κατὰ δὲ πτερὰ χεῦεν ἔραζε χτέ. 

?) Naturhist. aus Homer S. 12. 

8) Prodr. Faun. Hom. et Hes. Pars post. p. 20 


9) Aen. XI, 721: aceipiter, — sacer ales. Vgl. Ameis zu e 64 ff. im Anh. 


᾿. 


4 


᾽ 


σῦν τὸν, Ἀν ἢ ἌΣ Ὁ ΠῚ LE 
Se SER RR er οτος 


ers VII. Vögel. | 137 


ΙΧ. 


Habichtskopfe versehen, und bei den Weihen des Sonnengottes Mithra 


hiessen die Mysten in der Terminologie des Ordens ‘Habichte‘. In 
einer altböhmischen Mythe erscheint der Habicht ebenfalls als heilig 
und wird im Haine der Götter gehegt; auf den Aesten der aus den 
Gräbern Erschlagener hervorsprossenden Bäume sitzen heilige Ha- 
bichte und verkünden den Mord !), 


N l.- 
4. Ἡ ἅρπη. 


In Betreff dieses Vogels gehen die Ansichten der älteren wie der 
neueren Gelehrten sehr aus einander. Nach den Scholiasten ist der- 
selbe ein Wasservogel oder eine Falkenspecies; Eustathios sagt, er 
sei ein Seevogel, der mit dem λάρος im Kriege lebe und Nahrung zu- 
sammenzutragen und im Neste aufzubewahren pflege zum Unterhalte 
für seine Jungen?). Heyne und Voss verstehen unter der ἅρπη den 
Adler, Crusius den Falco ossifragus, Groshans?°) den Falco fusco- 
ater, Falco Aegyptius Gmel., Netolicka den Falken), der den 
leichtesten und geschicktesten Flug habe; in Ersch und Gruber’s 
Eneyelopädie5) endlich wird die ἅρπη mit dem Bartgeier identificirt, 
der früher bald zu den Geiern, bald zu den Adlern, bald zu den Falken 
gerechnet wurde; jetzt führe er den Namen Gypaetus und gehöre ım 
Systeme zwischen die Geier und Falken. 

Bei dieser Discrepanz der Meinungen ergiebt sich mit Sicherheit 


nur, dass die ἅρπη in die Kategorie der Raubvögel gehört, wofür 


einerseits die etymologische Verwandtschaft mit ἁρπάζειν, andererseits 
der Zusammenhang der homerischen Stelle zu sprechen scheint, wo sie 
erwähnt wird, insofern dort der reissende Flug der Athene vom Himmel 
durch den Aether abwärts veranschaulicht werden soll‘), wozu das 
Bild eines aus den Lüften mit rapider Geschwindigkeit herabschie- 
ssenden Raubvogels ohne Zweifel am passendsten erscheint. Damitlassen 


sich auch die homerischen Epitheta breitgefiedert (tavurrepuf) und 
hellschreiend (λιγύφωνος) recht wohl vereinigen, obwohl sie auch 


ἢ Vgl. Friedreich, Realien. S. 722 f. 
3) Zu T 350: ζῶον ϑαλάσσιον, λάρῳ πολεμοῦν᾽ φιλεῖ δέ, φασιν, τροφὴν συνάγειν χαὶ 
φυλάσσειν ἐπὶ τοῖς χάρφεσιν εἰς χορηγίαν τοῖς νεοσσοῖς. 
3) Prodr. Faun. Hom. et Hes. Fasc. post. p. 10. 
4, Naturhist. aus Hom. S. 14. 
5) S. v. Harpe. Friedreich, Realien. S. 714. 
6) T 350: ἢ ὃ (Αϑήνη) ἅρπῃ ἐΐκυτα τανυπτέρυγι, λιγυφώνῳ | οὐρανοῦ ἔχ χατέπαλτο 


δι αἰϑέρος. 


138 Das Thierreich in engerem Sinne. 


= 


auf manche andere Vogelspecies passen könnten. — Die Raubvogel- 
natur der ἅρπη deutet übrigens auch Plinius an, indem er sagt, dass 
sie wie der milvus den triorches, eine Habichtart, befehde !). 

Einen Vogel ἅρπη erwähnt auch Euteknios, der Paraphrast des 
Oppian, und sagt von ihm, dass er den Menschen selten sichtbar 
werde, die rauhesten Felsen bewohne und an tiefen Abgründen sein 
Nest erbaue?). 

Unter der aristotelischen ἅρπη ist nach Aubert und Wimmer‘) 
vielleicht eine Tringa oder Larus zu verstehen. 


5. Ἡ χύμινδις (ἡ yarats).- 


Dieser Vogel, der in der ornithologischen Sprache der Götter χαλ- 
χίς, in der der Menschen χύμινδις heisst‘), kommt nur einmal bei 
Homer vor, indem von dem Schlafgotte gesagt wird, er habe sich gleich 
der χύμινδις auf eine hohe Tanne des Idegebirges gesetzt und unter 
ihrem Zweigwerke verborgen, wobei ausdrücklich bemerkt wird, dass 
der Vogel auf Gebirgen lebe; durch das Epitheton Aryupos wird dem 
Letzteren eine helltönende Stimme beigelegt:). Bei diesen unzuläng- 
liehen Angaben würde die Natur des Vogels völlig hypothetisch bleiben, 
wenn nicht Aristoteles uns wenigstens einige Auskunft darüber 
ertheilte. Ihm zufolge kommt die χύμινδις nur selten zum Vorschein, 
da sie Gebirge bewohnt, hat schwarze Farbe und die Grösse des tau- 
bentödtenden Habichts und ist von langer und schmächtiger Gestalt δ]. 

Welcher Vogel unter der χύμινδις zu verstehen sei, darüber sind 
die Meinungen sehr getheilt. Nach Plinius ist es der Aceipiter no- 


!) Nat. hist. X, 74 Sill.: aquaticae, anates et gaviae, harpe et triorchis aceipiter 
(dissident). Ebendas. : harpe et milvos contra triorchim. 

?) Eutecnii paraphr. librorum Oppiani de aucupio I, 2 (Poetae bucol. et didact. 
Paris, Didot): τὰς ἅρπας δὲ οὐδὲ ἰδεῖν συνεχῶς τοῖς ἀνθρώποις ἐστί" τὰς τραχυτάτας γὰρ 
οἰχοῦσι πέτρας χαὶ τοῖς νεοττοῖς ἐπὶ ταῖς ὑψηλαῖς φάραγξι ποιοῦσι τὰς χαλιάς, τοῖς χρημνοῖς 
ἀντὶ πρέμνων ἢ χαὶ χλάδων ἐπιχαϑήμεναι. 

3) Aristoteles’ Thierkunde. Leipzig, W. Engelmann. 1868. Bd. 1. S. 87. 

#4) Ueber die Göttersprache 5. Heyne und Köppen zuZ 291. Nägels- 
bach, hom. Theol. 2. Aufl. S. 202. Lobeck, Aglaoph. II, p. 858 ff. Nauck in 
Jahn’s Jahrb. Suppl. VIII. S. 548 ff. Bernhardy, griech. Lit. I, S. 182. 
Nitzsch zur Od. 111, S. 133. 

5) 3.289: ἔνϑ᾽ nor’ ὄζοισιν πεπυκασμένος εἰλατίνοισιν, | ὄρνιϑι λιχυρῇ ἐναλίγχιος, ἥντ᾽ 
ἐν ὄρεσσιν | γαλχίδα κιχλήσχουσι ϑεοί, ἄνδρες δὲ χύμινδιν. 

6) Hist. an. IX, 12: ἡ δὲ χύμινδις ὀλιγάχις μὲν φαίνεται (οἰχεῖ γὰρ ὄρη), ἔστι δὲ μέ- 
λας καὶ μέγεϑος ὅσον ἱέραξ 6 φασσοφόνος χαλούμενος, χαὶ τὴν ἰδέαν μαχρὸς χαὶ λεπτός. 
ΚΚύμινδιν δὲ χαλοῦσιν Ἴωνες αὐτήν" ἧς καὶ “Ὅμηρος μέμνηται ἐν τῇ Ἰλιάδι εἰπών '“χαλχίδα 
χικλήσχουσι ϑεοὶ, ἄνδρες δὲ χύμινδιν᾽. IX, 32: φαίνεται (der Adler) δ᾽ ὀλιγάκις ὥσπερ ἡ 
χαλουμένη χύμινδις. Vgl. Kruse, Hellas. Βα, 1. S. 373. 


aus, wobei derselbe bemerkt, dass der Vogel bei Tage minder gut 
sehe und ein geschworener Feind des Adlers sei ἢ. Der plinianischen 
- Ansicht scheint Voss zu folgen, wenn er durch Nachtaar übersetzt; 
Cuvier versteht die Striga uralensis Pallasii, mit deutschem Ter- 
minus Habichteule?), Netolicka die von Pallas entdeckte Ha- 
bichteule (Surnia uralensis), dieheute vorzugsweiseim Ural vorkommt); 
er stimmt also mit Cuvier überein. Köppen denkt an eine Falkenart 
und leitet den Namen (χαλχίς) von der Kupferfarbe (χαλχός) des 
Vogels ab. 

Wir begnügen uns mit der aristotelischen Ansicht, die χύμινδις sei 
ein Raubvogel von der Grösse des Habichts, eingedenk des Cicero- 
nianischen: sequimur probabilia, nec ultra quam id, quod verisimile 
oeeurrerit, progredi possumus. Nach Sundevall®) ist unter der xu- 
υινδις--χαλχίς der Ibis falcinellus zu verstehen, wogegen Aubert und 
Wimmerö) protestiren, mit dem Bemerken, eher könne man an Tetrao 
urogallus oder tetrix denken. T. urogallus kommt noch jetzt in Grie- 
chenland vor‘), während T. tetrix bis jetzt noch nicht dort beob- 
achtet ist. 


δ 98. 
b. Der Adler (ὁ αἰετός). 7) 


Als Raubvogel charakterisirt Homer den Adler, indem er ihm 
‚die Epitheta krummschnablig (ἀγχυλοχείλης °) und Jäger (dnpn- 
zrp)®) beilegt. Ausserdem heisst er der stärkste und rascheste 
unter allen Vögeln!) ; sein hoher Flug wird durch die Epitheta 


1) Nat. hist. X, 8, 10 511]. : Nocturnus accipiter cybindis vocatur,, rarus etiam in 
silvis, interdiu minus cernens; bellum internecinum gerit cum aquila cohaerentesque 
saepe prenduntur. 

2) Ad. Plin. X. c. 10. Hist. naturelle de Pline, traduction nouvelle par M. 
Ajasson de Grandsagne. Paris. 1830. I. V. 11. p. 374. 375. 

3) Naturhist. aus Homer. S. 13. Vgl. auch Friedreich, Realien. S. 115. 

4) Aristoteles’ Thierarten. S. 163. 

5) Aristoteles’ Thierkunde. Leipzig, W. Engelmann. 8568. Bd. I. 5. 100. 

6) v. ἃ. Mühle, Beiträge zur Ornithologie Griechenlands. δ. 84. 

Ἢ Groshans, prodr. Fasc. post. p. 5 sqq. Netolicka, Naturhist. aus 
Homer. ὃ. 12. Friedreich, Realien. S. 112. 714. Pazschke, über die hom. 
Naturansch. S. 14. Kruse, Hellas. Th. I. 5. 372. Lenz, Zoologie der alten Grie- 
chen und Römer. S. 275 ff. 

8) τ 538: μέγας αἰετὸς ἀγχυλοχείλης. 

9) Φ 252: αἰετοῦ --- τοῦ ϑηρητῆρος. Ω 315: αἰετὸν --- ϑηρητῆρα. 

10) ᾧ 252: αἰετοῦ, — 69 ἅμα χάρτιστός τε χαὶ ὥκιστος πετεηνῶν. Ω 310: πέμψον 
δ᾽ οἰωνόν, — ὅστε σοὶ αὐτῷ | φίλτατος οἰωνῶν. καί eb χράτος ἐστὶ μέγιστον. 


140 Das Thierreich in engerem Sinne. Kate τς ἥ 
᾿ 


ὑψιπέτης ἢ und ὑψιπετήεις 3), sein Farbenglanz durch αἴϑων 8) ver- 
anschaulicht, wenn Letzteres nicht vielleicht richtiger mit Neto- 
licka®) auf den Muth und die Hitze bezogen wird, mit welcher der 
Adler auf seine Beute stürzt. In Betreff der Farbe wird derselbe bei 
Homer durchweg als schwarz geschildert’). Ferner wird von ihm 
gesagt, er sei unter allen Vögeln des Himmels mit dem schärfsten 
Blicke begabt, und selbst wenn er in bedeutender Höhe schwebe, 
entgehe ihm doch seine Beute im Dickicht nicht). Wenn übrigens 
der Adler reAsıoraros πετεηνῶν heisst”), so soll er damit nicht als König 
der Vögel bezeichnet werden, sondern als vollendeter Weissagevogel, 
der untrügliche Zeichen verkündet; denn der Adler ist, um mit dem 
ein Augurium vom Zeus erflehenden Priamos zu reden, der rasche 
Bote und Liebling des Zeus Ilavoupatos®). Daher wird auch eben der 
Adler mehrfach als Weissagevogel erwähnt. So erscheint dem "Tele- 
machos bei der Abfahrt von Lakedaimon als günstiges Vorzeichen von 
rechts her ein Adler, der eine Gans in den Klauen trägt); als die 
Troer den Wall der Achaier zu erstürmen im Begriff sind, erscheint 
ihnen von der linken Seite ein Adler, mit einer zappelnden Schlange 
in den Fängen 10), — ein unheilvolles Omen, welches aber Hektor 
missachtet; und die Freier werden vom Morde des Telemachos durch 
einen linksher fliegenden Adler abgeschreckt, der eine Taube als Beute 
trägt !!). Die Hauptstelle für die Bedeutung des Adlers in der Mantik 
aber findet sich in der Odyssee, wo dem Telemachos in der Volksver- 
sammlung zwei von Zeus gesandte Adler erscheinen, welche anfangs 
durch die Lüfte Cirkel beschreiben, und mit den Fittigen schlagen, 
sodann aber sich gegenseitig mit ihren Fängen zerkratzen und nach 


ἡ M 201: αἰετὸς ὑψιπέτης. 
2) ὦ 538: αἰετὸς ὑψιπετήεις. 
3) Ὁ. 690: αἰετὸς αἴϑων. 
ἢ Naturhist. aus Homer, S. 12. 
- 5) ᾧ 252: aletod-p£kavos. 

6) P 673: Μενέλαος, | πάντοσε παπταίνων ὥστ᾽ αἰετός, ὅν δά τέ φασιν | ὀξύτατον δέρ- 
χεσϑαι ὑπουρανίων πετεηνῶν, | ὅντε χαὶ ὑψόϑ' ἐόντα πόδας ταχὺς οὐχ ἔλαϑε πτὼξ | ϑάμνῳ 
IT ἀμιφικόμῳ καταχείμενος, ἀλλά τ᾽ ἐπ᾽ αὐτῷ | ἔσσυτο χτέ. 

ἢ 0247. 

8) Ω 810: πέμψον δ᾽ οἰωνὸν, ταχὺν ἄγγελον, ὅστε σοὶ αὐτῷ] φίλτατος οἰωνῶν. 

9 0 160: ὡς ἄρα οἱ εἰπόντι ἐπέπτατο δεξιὸς ὄρνις, | αἰετὸς ἀργὴν χῆνα φέρων ὀνύχεσσι 
πέλωρον. 

10, Μ 200 : ὄρνις yap σφιν ἐπῆλϑε περησέμεναι μεμαῶσιν, | αἰετὸς ὑψιπέτης ἐπ᾿ ἀριστερὰ 
λαὸν ἐέργων, | φοινήεντα δράκοντα φέρων ὀνύχεσσι πέλωρον | ζωὸν, ἔτ ἀσπαίροντα. 

11) u 242: αὐτὰρ ὁ τοῖσιν ἀριστερὸς ἤλυϑεν ὄρνις, | αἰετὸς ὑψιπέτης, ἔχε δὲ τρήρωνα͵ 
πέλειαν. : 


ὙΠ. Vögel. or 141 


rechts kin aber die Stadt Ithake hinwegstürmen !), — welches Omen 


Σ ‚der Mastoride Halitherses auf die Rückkehr des Odysseus und die Ver- 
_ nichtung der Freier deutet. 

Der Adler lebt in Gebirgen 2) ; dort hegt er im Horste seine Brut, 
welcher er die erbeutete Nahrung zuträgt?). Auf seinen Fang schiesst 
er aus hoher Wolkenregion herab); er macht Jagd auf Gänse’), Kra- 
niche und Schwäne‘), Tauben’), Lämmer und Hasen °), Hirschkälber °) 
‚und Schlangen 1). 

Groshans versteht unter dem αἰετός, wie ihn Homer schildert, 
den Falco imperialis!!); Lenz führt ihn unter der Linne’ischen Gat- 
tung Falco auf!?). 

Mitunter kommt der Adler auch in Gleichnissen vor. So stürmt 
Hektor auf den Achilleus mit dem Ungestüm des Adlers los'’); Mene- 
laos späht scharfen Blickes umher wie ein Adler '®); Achilleus flieht 
mit der Schnelle des Aars vor dem Skamandros 15) u. dgl. m. 


‘Schliesslich sind hier noch zwei Beiwörter des Adlers zu er- 
wähnen: μόρφνος und περχνός 16). Was μόρφνος betrifft, so ist es wahr- 


1) B 146: ὥς φάτο Τηλέμαχος" τῷ δ᾽ αἰετὼ εὐρύοπα Ζεὺς | ὑψόϑεν ἐκ χορυφῆς ὄρεος 
προέηχε πέτεσθαι. | τὼ δ᾽ ἕως μέν 6 ἐπέτοντο μετὰ πνοιῇς ἀνέμοιο, | πλησίω ἀλλήλοισι 
τιταινομένον πτερύγεσσιν" ἀλλ᾽ ὅτε δὴ υέσσην ἀγορὴν πολύφημον ἱχέσϑην, | ἔνϑ'᾽ ἐπιδινη- 
ϑέντε τιναξάσϑην πτερὰ πολλά, | ἐς δ᾽ ἰδέτην πάντων χεφαλάς, ὄσσοντο δ᾽ ὄλεϑρον, | ὃρυψα-- 
μένω ὃ ὀνύχεσσι παρειὰς, ἀμφί τε δειρὰς | δεξιὼ ἤϊξαν διά τ᾽ οἰχία καὶ πόλιν αὐτῶν. Ueber 
die Symbolik des Adlers 5. die von Friedreich (Realien. S. 734) beigebrachten 
Citate. 

2) ο 174: ὡς ὅδε (der A Adler) χῆν ἥρπαξ᾽ — ἐλϑὼν ἐξ ὄρεος, ὅϑι οἱ yeven τε τόχος τε. 

3) M 221: ἄφαρ δ᾽ ἀφέηκε (der Adler die Schlange) πάρος φίλα οἰχί ἱχέσϑαι, | οὐδ᾽ 

τέλεσσε φέρων δόμεναι τεχέεσσιν ἑοῖσιν. 
ἐτέλεσσε φέρων δόμ. ἑ 

4) X 308: αἰετός ---, ὅστ᾽ εἶσιν πεδίονδε διὰ νεφέων ἐρεβεννῶν | ἁρπάξων ἢ ἄρν᾽ ἀμα- 
λὴν ἢ πτῶχα λαγωόν. Vgl. Ρ 676. 

᾿ ο 1601 : αἰετὸς ἀργὴν χῆνα φέρων ὀνύχεσσι πέλωρον. Vgl. τ ὅ 

6) Ὁ 690: ἀλλ᾽ ὥστ᾽ ὀρνίϑων πετεηνῶν αἰετὸς αἴϑων τῶν ρορμᾶται, --- γηνῶν ἢ 
I Ι τ χη 
γεράνων ἢ κύχνων δουλιχοδείρων ΧΈΕΣ 

7) u 242: ἤλυϑεν ὄρνις, | αἰετὸς ὑψιπέτης, ἔχε δὲ 


8) X 908. S. ο. 
9) & 247: αἰετόν, --- νεβρὸν ἔχοντ᾽ ὀνύχεσσι 


ρήρωνα πέλειαν. 


el 


10) M 200: ἐπῆλϑε — αἰετὸς ---, φοινήεντα δράκοντα φέρων ὀνύχεσσι πέλωρον. 

11) Prodr. Faun. Hom. et Hes. Fasc. post. p. 6. 

12) Zoologie der alten Griechen und Römer. 5. 275. 276. 

13) X 308 ff. Ὁ 690. 

1 P 673 f. 

15) M 251 fi. 

16) Q 315: αἰετόν, — μόρφνον, ϑηρητῆρ᾽, ὃν καὶ περχνὸν καλέουσιν. Aristarch 
accentuirte richtig: μύρφνος, während Andere minder richtig μορφνός schreiben. Vgl. 
Doederlein’s hom. Gloss. III, S. 249. Ueber wöppvos und περχνός 5. auch Rud. 


142 Das Thierreich in engerem Sinne. 


scheinlich aus ὄρφνη durch Vorschlag von μ᾽ entstanden und geht auf 
die dunkle Farbe des Adlers. Arıstarch machte aus μόρφνος Sogar 
eine besondere Species des Adlergeschlechts; eben so Aristoteles, 
dem zufolge er nach dem πύγαργος an Grösse und Stärke den zweiten 
Rang behauptet, mit rAayyos identisch ist, Schluchten und Teiche 
bewohnt und den Zunamen vrrrogovos hat!). Dass aber bei Homer 
wöpgvos kein Substantiv ist, geht nach Doederlein’s richtiger 
Bemerkung?) daraus hervor, dass eine naturhistorische Kennzeichnung 
dieser Adlerspecies durch drei Namen, μόρφνος, ϑηρητήρ und περχνός, 
eine gar zu unpoetische Gründlichkeit sein würde. Noch Andere lassen 
es durch Synkope von wopogovos (tödtlich, mordend) entstehen; die 
geringste Probabilität aber hat wohl die von Doederlein?) gebilligte 
Ableitung von μάρπτω, als habe es ursprünglich μάρφνος (ὃ συλλαμβάνων) 
gelautet. — Ilspxvos ferner bedeutet ebenfalls dunkelfarbig und 
liegt dem Verbo περχάζειν zu Grunde, welches von den blauen Wein- 
trauben und den Oliven gebraucht wird, welche sich zu zeitigen und 
eine schwärzliche Färbung anzunehmen beginnen. 
Als besondere Species des Adlergeschlechts sind zu merken: 


H φήνη. 


Das Wort φήνη geht auf φηνός (λαμπρός Arcad. p. 63), att. φανός 
zurück, welches sich aus dem unhomerischen πέφηνα entwickelt ἢ, 
daher man entweder mit Lobeckö) φήνη als subalbida age erklären 
oder, wie Doederlein hypothetisch hinstellt 6), auf die ὄμματα λαμπρά 
des Engel: beziehen wird. 

Mit der φήνη wird Athene in Betreff der Raschheit verglichen, mit 


Peppmüller in der Gratulationsschrift des Halle'schen Stadtgymnasiums zum 
50jährigen Jubiläum des Königlichen Gymn. in Erfurt. 1870. Halle. Druck von 
Ed. Heynemann. p. 7 84. 

ἡ Hist. an. IX, 32 Bekk.: ἕτερον δὲ γένος ἀετοῦ ἐστὶν ὃ πλάγγος χαλεῖται, δεύτερος 
μεγέϑει χαὶ ῥώμῃ olzei δὲ βῆσσας χαὶ ἄγχη χαὶ λίμνας, ἐπικαλεῖται δὲ νηττοφόνος χαὶ 
μόρφνος" οὗ χαὶ Ὅμηρος μέμνηται ἐν τῇ τοῦ Πριάμου ἐξόδῳ. Ihm folgt Plinius (nat. 
hist. X, 3, 8 Sillig): Tertii (generis) morphnos quam Homerus et percnum vocat, 
aliqui et plangum et anatariam, secunda magnitudine et vi; huie vita circa lacus. 
Zu dieser plinianischen Stelle bemerkt Lenz (Zoologie der alten Griechen und 
Römer. 5. 281 mit Anm. 822), dass Morphnos der Schreiadler sei. 

2) Hom. Gloss. III, S. 249. 


3) Das. 5. 248 ἡ. 

4) Doederlein, hom. Gloss. III, 5. 164. 
5) Rhem. 278. 

6) Α. ἃ. 0. 


VII. Vögel. Eee 143 


r sie den Blicken der staunenden Anwesenden entschwindet!); 
ausserdem wird die Wehklage des Odysseus und Telemachos durch 
‚das Jammergeschrei veranschaulicht, welches φῆναι und Geier um ihre 
Jungen erheben, die ihnen von Landleuten geraubt sind, noch ehe sie 
flügge geworden?. Es ist höchst wahrscheinlich, dass unter der φήνη 
der Seeadler (Falco ossifragus L.) zu verstehen sei, der nicht nur auf 
Fische Jagd macht, sondern sogar Hasen und Rehe angreift und aus 
den Gehöften Flügel raubt, wie auch Homer zu wissen scheint, wenn 
er z 218 sagt, dass die Landleute ihm nachstellen. — Aristoteles 
sagt von der φήνη ; sie sei besorgt um ihre Nachkommenschaft , wisse 
sich reichliche Nahrung zu verschaffen, ätze ihre Brut, sei sanfter 
Sinnesart und nähre ausser ihren Jungen noch die des Adlers, welche 
sie, wenn sie von ihren Aeltern vertrieben seien, bei sich aufnehme 3). 

Ausserdem äussert Aristoteles, indem er von der grössten Adlerart 
spricht, diese sei grösser als die φήνη ἢ, wie auch, dass die Letztere 
blöde Augen habe). Welche Vogelspecies hier dem Stagiriten vor- 
geschwebt habe, dürfte sich schwer entscheiden lassen. 

Nach Cuvier®) und Savigny’) ist die φήνη identisch mit dem 
Gypaötus barbatus, nach Groshans mit dem Adlerweibchen‘). 
Unter der aristotelischen φήνη verstehen Aubert und Wimmer‘) 
einen Geier. 


“τ. erg, ᾿ 


on 


β. Ἡ ὄρνις ἀνοπαῖα. 


Dieser Vogel, unter welchem Manche die Rauchschwalbe ver- 
stehen wollten, ist — wie schon oben 10) gesagt wurde — wahrschein- 
lich eine gewisse Adlerart von rapider Schnelligkeit, daher das 
rasche Davonstürmen der Athene durch Vergleichung mit derselben 
veranschaulicht wird 12). 


ἢ 4371: ὡς ἄρα φωνήσασ ἀπέβη γλαυκῶπις ᾿Αϑήνη | φήνῃ εἰδομένη: ϑάμβος δ᾽ ἕλε 
= πάντας ἰδόντας. 
2) n 216: χλαῖον δὲ λιγέως, ἀδινώτερον ἤ τ᾽ οἰωνοί, 


φῆναι ἢ αἰγυπιοὶ γαμψώνυχες, 
οἷσί τε τέχνα | ἀγρόται ἐξείλοντο πάρος πετεηνὰ γενέσϑαι. 

3) Hist. an. IX, 34 Bekk.: ἡ δὲ DES φήνη ἐστὶν εὔτεχνος χαὶ zz Kal 
δειπνοφόρος χαὶ ἤπιος, χαὶ τὰ τέχνα ἐχτρέφει καὶ τὰ αὑτῆς χαὶ τὸ τοῦ ἀετοῦ. χαὶ γὰρ ταῦτ' 
ὅταν ἐχβάλλῃ ἐκεῖνος, ἀναλαβοῦσα τρέφει χτέ. 

ἢ H. an. IX, 32 Β. : ἔστι δ᾽ οὗτος μέγιστος τῶν ἀετῶν ἁπάντων, μείζων τε τῆς φήνης. 

5) H. an. IX, 34: ἡ δὲ φήνη ἐπάργεμός τ᾽ ἐστὶ χαὶ πεπήρωται τοὺς ὀφθαλμούς. 

6) Ad. Plin. X, 6. 3. 

7) Description de l’Egypte. Tom. XXIII. p. 253 f. Paris, Pancoucke. 1828. 

8) Prodr. Faun. Hom. et Hes. Fasc. post. p. 37. 

9) Aristoteles’ Thierkunde. Leipzig, W. Engelmann. 1868. Bd. I. S. 83. 

10) Homer. Zoologie S. 127. 


11) α 320: ὄρνις δ᾽ ὡς ἀνοπαῖα διέπτατο. 


144 . Das Thierreich in engerem Sinne. 


$ 39. 
VIII. Säugethiere. 
a. Fischsäugethiere. 


Der Delphin (δῥδελφίς). 


Dass Homer den Delphin in die Kategorie der Fische rechnet, 


geht daraus hervor, dass er ihn ausdrücklich anderen Fischen ent- 
gegensetzt; er erscheint als ein höchst gefrässiges Raubthier; denn 
alle Fische fliehen vor ihm und suchen die Buchten des Hafens als 
schirmenden Zufluchtsort!). Delphine werden neben Seehunden und 
andern Ungeheuern der brausenden Amphitrite als die Beute be- 
zeichnet, von der die gefrässige Skylle sich nährt?). — Groshans 
identificirt den homerischen Delphin mit unserem gemeinen Delphin 
(Delphinus delphis) ?); da indess der Erstere durch das Epitheton μεγα-- 
χήτης als ein Ungeheuer von ungewöhnlicher Grösse bezeichnet wird, 
und die Länge des gemeinen Delphins nicht über 6—7 Fuss hinaus- 
geht, so möchte ich mich der Meinung derer zuneigen, welche ein 
grösseres Thier dieser Gattung verstehen. Netolicka denkt an ein 
Individuum aus der Gruppe der Schnabelwale (Delphinorhyn- 
chus), welche oft eine Länge von 30 Fuss erreichen ἢ. 

Nach Erhard?°) durchzieht der Delphin (Delphinus Delphis) in 
Truppen von 5—20 Stück das Cycladenmeer nach allen Richtungen. 
Delphinus Tursio soll daselbst seltener und mehr in den Gewässern 
von Candia sein. 

Schliesslich sei noch bemerkt, dass der Delphin bei den Alten 
einerseits als Symbol der Aphrodite erscheint, welche ihren Ursprung 
ebenfalls dem Meere verdankt‘), andererseits als Symbol der Nautik 
und Seeherrschaft und als Attribut des Poseidon, daher aufalten Kunst- 
werken Poseidon mit einem Delphine in der Hand dargestellt wird”). 


ἢ ® 22: ὡς δ᾽ ὑπὸ δελφῖνος μεγαχήτεος ἰχϑύες ἄλλοι | φεύγοντες πιμπλᾶσι μυχοὺς 
λιμένος εὐόρμου, | δειδιότες" μάλα γάρ τε χατεσϑίει, ὅν χε λάβῃσιν" ὡς Τρῶες---πτῶσσον 
ὑπὸ χρημνούς. Bellon beiOken (allgem. Naturg. Bd. VII. S. 1069) bemerkt in 
dieser Beziehung, dass die Fischer in Griechenland die Delphine wieder aus dem 
Netze lassen, weil sie ihnen die Fische herbeitreiben. x 

2) μι 95: αὐτοῦ δ᾽ Iyduaa — δελφῖνάς τε χύνας τε, zal el ποϑι μεῖζον &Ansıv.| χῆτος, 
ἃ μυρία βόσχει ἀγάστονος Ἀμφιτρίτη. 

3) Prodr. Faun. Hom. et Hes. Fasc. post. p. 11. 

4) Naturhist. aus Hom. S. 9. 

5) Fauna der Cycladen. S. 27. 

6) S. Preller, griech. Myth. Bd. 1. S. 234. 

7, Friedreich, Realien. ὃ. 764 f. mit den Citaten. 


VIII. Säugethiere. 


δ 40. 
Ὁ. Ruderfüsser (Pinnipeda). 
Die Robbe (A φώχῃ). 


Die eigenthümlichen Merkmale, welche Homer den Robben bei- 
legt, sind durchaus naturhistorisch begründet. Er nennt sie veroösc 
und charakterisirt sie damit als Schwimm- oder Flossfüsser !), da das 
Wort ohne allen Zweifel aus νέειν componirt 1502). Die Phoken be- 
wohnen ferner das grauliche Meer, aus welchem sie emportauchen, um 
sich am Ufer zu lagern), daher ihnen das Epitheton meerernährt 


᾿ἁλιοτρεφής) beigelegt wird‘); sie dünsten einen scharfen, 


unange- 


nehmen Geruch aus’), den Homer als vom Meere herrührend be- 
zeichnet‘), der indess, wie Netolicka richtig bemerkt”), vielmehr in 
dem thranigen, übelriechenden Fleische der Robben seinen Grund hat. 
Eidothee sucht diesen Gestank durch duftende Ambrosia zu paraly- 
siren, welche sie dem Odysseus und seinen Genossen unter die Nase 
hält). Ausserdem nennt Homer die Robben wohlgenährt (ζατρε- 
φεῖς ®)), was ebenfalls naturhistorisch richtig ist, insofern dieselben eine 
unglaubliche Menge Speck und Thran liefern , welche bekanntlich den 
Völkern des Nordens zur Nahrung dienen. Wenn es ferner in der 
Odyssee heisst, dass die phoinikischen Schiffer die sidonische Frau, 
welche den Eumaios seiner Heimath entführte, den Fischen und Rob- 
ben zum Frasse vorgeworfen hätten 10), so liegt darin offenbar ausge- 


sprochen, dass die Robben auch Menschenfleisch fressen. 


Unter der homerischen φώχη versehen Manche den gemeinen 


ἢ ὃ 404: φῶχαι νέποδες. 


ἢ Vgl. darüber: Lobeck, Parall. p. 124. n. 6. Elem. I. p. 197. Ameis zu 
ὃ 404im Anh. Doederlein im hom. Gloss. III, S. 196 (ὃ 2240). Höchst sonderbar 
so dass 
man sich die Robben als Abkömmlinge,der schönen Halosydne denken müsste, 
was, wie Ameis a. a. Ὁ. bemerkt, der Phantasie allerdings bei solchen Bestien 


erklärt G. Curtius (Gr. Etym. I, S. 251) veroöes im Sinne von ἀπόγονοι, 


schwer wird. 
3) ὃ 404: ἀμφὶ δὲ μιν φῶχαι venodes χαλῆς ᾿Αλοσύδνης, | ἁϑρόαι εὔδουσ 
ἁλὸς ἐξαναδῦσαι. 
4, "ὃ 442: φωχάων ἁλιοτρεφέων. 
5) ὃ 442: den — ὀλοώτατος ὀδμή. 
) ὃ 406: πιχρὸν ἀποπνείουσαι ἁλὸς πολυβενθέος ὀδμιῆν. 
7) Naturhist. aus Hom. S. 9. 
) 8445: ἀμβροσίην ὑπὸ ῥῖνα ἑκάστῳ ϑῆχε φέρουσα | ἡδὺ μάλα πνείουσαν, 
κἥπεος ὀδμιῆν. 
9 ὃ 450: ra ζατρεφέας. 
10) ο 480: “al τὴν μὲν φώχῃσι καὶ ἰχϑύσι κύρμα γενέσϑαι | ἔχβαλον. 
Buchholz, Homerische Realien. Ib. 10 


ὄλε 


πολιῆς 


146 Das Thierreich in engerem Sinne. 
Seehund (Phoca vitulina), weil der Dichter die Phoken auch xuve 
nennt!j, während Groshans sie mit dem sog. Seemönch (Ph. 
monachus Gm.) identifieiren will2). — Schliesslich sei noch bemerkt, 
dass es ebenfalls auf richtiger Beobachtung beruht, wenn Homer die 
Robben um Mittag dem Meere entsteigen lässt, da sie um diese Zeit 
sich gern sonnen?). 

Nach Erhard?) ist fast die einzige im Mittelmeere vorkommende 
Robbe Phoca Monachus, die Mönchsrobbe. Diese ist daher ver- 
muthlich bei Aristoteles, wie auch bei Homer unter φώχη zu verstehen. 
Nach Erhard nennt man noch jetzt die merkwürdigen Höhlen, welche 
den Robben zum Aufenthalte dienen, φωχότρυπαι. 


δ 41. 


c. Wiederkäuer (Ruminantia). 


a. Das Rind (ὃ und ἡ βοῦς). ὅ 


Die eigenthümliche Natur dieses Thieres veranschaulicht der Dichter 
durch mehrere Epitheta. Dahin gehört zunächst εἰλίπους δ), d. h. die 
Füsse fortwindend, insofern die Rinder bei jedem Schritte mit den 
Zehen und Knieen eine halbe Schraubenwindung beschreiben, deren 
Achse die gerade Linie des Weges ist, während z. B. die Füsse des 
Pferdes beim Gehen eine geradlinige Bewegung haben. Der Grund 
jener schwerfälligen Bewegung des Rindviehs ist aber darin zu suchen, 
dass sie ein schlaffes Sprunggelenk haben, welches Hippokrates mit 
χαλαρόν bezeichnet. Was sodann das Epitheton ἕλιξ ΤΠ) betrifft, so pflegt 


1) u 96: δελφῖνάς τε κύνας τε. Dieser Ansicht ist z. B. Netolicka: Naturhist. 
aus Hom. 8. 9. 

2) Prodrom. Faun. Hom. et Hes. Fasc. post. p. 38. 

3) ὃ 400: ἦμος δ᾽ ἠέλιος μέσον οὐρανὸν ἀμφιβεβήχῃ, | τῆμος ἄρ᾽ ἐξ ar 


4 


ἅλιος γνημερτῆς" | — ἐχ δ᾽ ἐλϑὼν χοιμᾶται ὑπὸ σπέσσι γλαφυροῖσιν" | ἀμφὶ 


τ ΄ 


εἶσι γέρων 


x 
05 
δέ μιν φῶχαι 


γνέποδες---ἀϑρόαι εὕδουσιν. 

4 Fauna der Cycladen. S. 18. Vgl. Dr. Η. Aubert und Dr. Fr. Wimmer, 
Aristoteles’ Thierkunde. Leipzig, W. Engelmann. 1868. Bd. 1. 8. 76. 

5) Groshans, Prodr. Fasc. prior. p.6sq. Netolicka, Naturhist. aus Hom. 
S.5. Günther, ἃ. Viehzucht bei Hom. 5. 17 fi. Friedreich, Realien. S. 106 £. 
252. 261. 267. Pazschke, über ἃ. hom. Naturansch. 5. 17. Kruse, Hellas. 
Bd. 1. S. 363. 368. Cammann, Vorschule. 8. 370 f. 

6) 3 60: εἰλίποδας βοῦς. Vgl. Z 424. Ὁ 547. 5. Ameis zu a 92 mit dem Anh. ὦ 
Lobeck, path. elem. II. p. 362 sq. 

7) M 293: βουσὶν ἕλιξιν. Vgl. 633. 2524. y 292. u. 355. Auch mit εἰλίπους 
verbunden: I 466: εἰλίποδας ἕλιχας βοῦς. ᾧ 448. W166. «92. 5. Ameis zu letzterer 
Stelle mit dem Anh. 


κ SARE AERAR ” “ Br an ΤᾺ ke: Ψ ΜΝ AT δ 
ὃ ᾿ς, x v ἡ" fr 
es ar) 2 ᾿ 


| Umstand eintritt, dass &A:& nichts von dem Begriffe gehörnt enthält; 


vielmehr scheint es darauf zu gehen, dass bei jenem eigenthümlichen 


Damm, ΠΟΥ͂. lex. Graec. 5. v. ἀγέλη. 


Gange des Rindes auch der Oberkörper desselben in eine schrauben- 
förmig sich windende Bewegung geräth, die ein Jeder gründlich kennen 
lernen kann, wenn er dem Rathe von Ameis (zu α 92 im Anh.) folgt 
und einmal auf einer Kuh oder einem Ochsen reitet. Fernere Epitheta 
des Rindes sind: mit geraden Hörnern (ὀρϑόχραιρος) 1), was wahr- 
scheinlich die aufrechte Stellung der Hörner im Gegensatze zu andern 
Racen andeuten soll?), breitgestirnt (εὐρυμέτωπος) ?), weinfarbig 
ἃ. h. schwärzlich, dunkelbraun (οἴνοψὶ) ἢ, glänzend (αἴϑων δ) und 
ἀργός 5)), laut brüllend (ἐρίμυχος) 7), daneben ἐρύγμηλος 5), auf dem 
Felde lagernd (ἄγραυλος) ὃ, im Gehöfte eingehegt (αὐλιζό-- 
wevog) 10) und in Heerden geschaart (ἀγρόμενος, 1). Ausser οἶνοψ 
kommt von der Farbe noch παμμέλας vor 12). 

Das unbändige, feurige Naturell des Stieres (ταῦρος, βοὺς ἄρσην 15), 
ταῦρος βοῦς 1#)) schildert Homer treffend durch das Beiwort μεγάϑυμος 15) 
Die allgemeine Bezeichnung für Rind ist das zweigeschlechtliche βοῦς, 
welches als Feriininum meistens die Kuh bezeichnet; das Kalb oder 
junge Rind heisst ἡ πόρτις 16), πόρις 7) und ἢ τ DR . Die Rinder- 
heerden heissen βοῶν ἀγέλαι oder auch bloss ἀγέλαι 19) ; daher das Epi- 


1) © 231: βοῶν ὀρϑοχραιράων. Σ 573. m 348. 

2) S. Netolicka, Naturhist. aus Homer. ὃ. 5. Note 6. Döderleinhin- 
gegen (hom. Gloss. II, ὃ 747) meint, dass ὀρϑόχραιραι gerade Hörner im Gegensatze 
zu verkrüppelten bezeichne. 

3) μ 262: χαλαὶ βόες εὐρυμέτωποι. Y 495. υ 212. Auch mit ἕλιξ: A 289: ἕλιχας 
βόας εὐρυμετώπους. 

4 N 703 (ν 52): βόε οἴνοπε. 

5) σ 371: βόες---αἴϑωνες. II 488. θ) W 30: βόες ἀργοί. 

) 0 235: βοῦς ἐριμύχους. W775 

) Σ 580: ταῦρον ἐρύγμηλον. 

) W 780: βοὸς ἀγραύλοιο. P 521. χ 403. 
10) u. 265: βοῶν αὐλιζομενάων. 
) B 481: βόεσσι---ἀγρομένῃσιν. 
2) + 6: ταὐρούς παμμέλανας. 

) T 495: βύας ἄρσενας. 

) P 389: ταύροιο Boos μεγάλοιο βοείην. 
15) Π 487: ταῦρον---μεγάϑυμον. 
) E 162: πόρτιος ἠὲ βοός. 

) χ 410: ἄγραυλοι πόριες. 

18) Ρ 4: ὥς τις περὶ πόρταχι μήτηρ. 

19) A 678: πεντήχοντα βοῶν ἀγέλας. P 62: βοσχομένης ἀγέλης βοῦν. Seltener steht 
ἀγέχη von anderen Thieren, z. B. Pferden. T 281: ἵππους δ᾽ εἰς ἀγέλην ἔλασαν. Vgl. 


- 


10% 


148 | Das Thierreich in engerem Sinne. 


theton ἀγελαῖαι ἢ. Sehr naturwahr zeichnet der Dichter die Liebe der 
Kühe zu ihren Jungen, indem er das Entzücken, welches die Gefährten 
des Odysseus bei der Rückkehr desselben von der Kirke empfinden, 
mit der Freude vergleicht, mit der die Kälberschaar im Gehege ihre 
von der Weide heimkehrenden Mütter brüllend umhüpft, indem 
sie aus der Umzäunung ihnen entgegenläuft?). Aehnlich wird die 
schützende Sorgfalt, mit der Menelaos den Leichnam des Patroklos 
umwandelt, durch die mütterliche Obhut veranschaulicht, welche die 
Stärke ihrem erstgeborenen Jungen zuwendet?). Eine andere ländliche 
Scene, wo eine Heerde Rinder mit fröhlichem Gebrüll aus den Ställen 
längs dem Flusse und durch das Geröhricht des Ufers der Weide ent- 
gegeneilt, stellte Hephaistos auf dem Achilleusschilde dar?). 

Die Rindviehzucht wurde in der homerischen Zeit sehr allgemein 
und in bedeutendem Umfange betrieben. Namentlich wird in dieser Hın- 
sicht der Reichthum des Odysseus hervorgehoben, dessen Rinder, wie der 
Rinderhirt Philoitios sagt, sich in’s Unendliche vermehren ; schwerlich 
gedeihe einem andern Manne die Rinderzucht in gleichem Grade). 
Da indess das felsige Ithake für die Letztere minder geeignet war, so 
befanden sich Odysseus’ Rinder auf dem Festlande®). Ferner heisst es 
von der Insel Syrie, dass sie für Schaf- und Rinderzucht vorzüglich 
geeignet sei’); nicht minder gilt dies von Thrinakie, wo die 
Heerden des Helios weideten‘); wie auch von den messenischen 
Küstenstädten, von denen wir lesen, dass ihre Bewohner reich 
seien an Schafen und Hornvieh ®). — In den Ställen wurden die Rinder 
an Krippen (ἐπὶ φάτνῃ) genährt 10), 

Da man die Rinder vorzugsweise zur Ernährung des Menschen 
zog, so gehen manche Epitheta derselben auf ihre Wohlgenährtheit; 


1) 4 299: βόες ἀγελαῖαι. Vgl. Günther, die Viehzucht bei Homer. 5. 11 A. 
2) χ 410: ὡς ὃ᾽ ὅτ᾽ ἂν ἄγραυλοι πόριες περὶ βοῦς ἀγελαίας, | ἐλϑούσας ἐς χόπρον, ἐπὴν 
βοτάνης χορέσωνται, | πᾶσαι ἅμα σχαίρουσιν ἐναντίαι" οὐδ᾽ ἔτι σηχοὶ [ἴσγουσ᾽, ἀλλ᾽ ἀδινὸν 
η f ᾽ μ ὶ Ἃ ’ 
Br 


υυχώμεναι ἀμφιϑέουσιν | μητέρας" ὡς ἐμὲ χεῖνοι ἐπεὶ ἴδον ὀφθαλμοῖσιν, | δαχρυόεντες ἔχυντο. 


3) Ρ 4: ἀμφὶ δ᾽ ἄρ᾽ αὐτῷ βαῖν᾽, ὥς τις περὶ nöpruzı μιήτηρ  πρωτοτόχος, κινυρῆ, οὐ 
) : αμῷ [ ! ) ς τὶς περ' TOPTAAL μὩΤῊρ | πρῶτοτ ς, θη, 
΄ 


πρὶν εἰδυτα τόχοιο" | ὼς περὶ Πατρόκλῳ βαῖνε ξανϑὸς Μενέλαος. 

Δ 2 575: μυχκηϑμῷ δ᾽ ἀπὸ κόπρου ἐπεσσεύοντο νομόνδε | πὰρ ποταμὸν χελάδοντα, 
παρὰ ῥοδανὸν δοναχῆα. 

5) u 211: νῦν δ᾽ αἱ μὲν (βόες) γίγνονται ἀϑέσφατοι, οὐδέ χεν ἄλλως | ἀνδρί γ᾽ ὑποστα- 
χύοιτο βοῶν γένος εὐρυμετώπων. 

6) E 100: δώδεχ᾽ ἐν ἠπείρῳ ἀγέλαι χτέ. 

7) 0 406: (Συρίη) εὔβοτος, εὔμηλος. 

8) Χ 108: βοσχομένας δ᾽ εὕρητε (auf Thrin.) βόας χαὶ ἴφια μῆλα | Ἠελίου. 

9) 1164: ἐν ὃ ἄνδρες ναίουσι πολύρρηνες, πολυβοῦται. 


10) ὃ 535: ὥς τίς τε χατέχτανε βοῦν ἐπὶ φάτνῃ. 


ἢ 
3 


τυ σειν ne Arab N ΦΟΩΣ 


γεν 


VIII. Säugethiere. - 149 


 wohlgenährt (ζατρεφής, von einem Stiere!), fett (πίων) von 
einem Rinde?), auch mit dem Zusatze δημῷ 3); poetisch steht Fett 

der Rinder (πῖαρ βοῶν) für fettes Rindvieh®). — Der Nutzen, 
welchen das Rind dem homerischen Griechen gewährte, war ein höchst 
mannigfaltiger. Zunächst war das Rindfleisch eine höchst beliebte 
Speise, an der selbst der Gaumen der üppigen Freier Geschmack 
fand 5), und die auch Ktesippos vor sich hatte, als er den Odysseus mit 
einem Kuhfusse warf®). Namentlich durfte dieselbe bei festlichen Ge- 
legenheiten nicht fehlen, wie denn unter Anderem bei dem Leichen- 
schmause, welchen Achilleus zu Ehren des Patroklos veranstaltet, 
ausser einer Menge von Schafen, Ziegen und Schweinen auch zahi- 
reiche Rinder geschlachtet wurden”), welches Letztere auf die Weise 
geschah, dass man dem Thiere unmittelbar hinter den Hörnern mit 
einer scharfen Axt den Nacken durchhieb®). Für einen besonderen 
Leckerbissen galt das Rückenstück des Rindes, daher man es den 
Gästen als ehrenden Antheil (γέρας, zu überlassen pflegte, — eine Aus- 
zeichnung, welche z. B. dem Telemachos bei’m Menelaos zu Theil 
ward). — Man gebrauchte ferner die Rinder als Zugthiere, indem 
man sie sowohl vor den Wagen wie vor den Pflug spannte. So schaffen 
die Achaier auf Rinder- und Maulthiergespannen ihre Todten vom 
Schlachtfelde nach dem Lager, um sie in der Nähe der Schiffe zu ver- 
brennen 10). Ein Paar Pflugstiere schildert der Dichter in einem 
die Kampfgenossenschaft der beiden Aias veranschaulichenden Gleich- 
nisse, wie sie den festgefügten Pflug durch das Brachfeld dahinziehen, 
während ihnen dicke Schweisstropfen an den Wurzeln der Hörner her- 
vorquellen 11), — welcher letztere Umstand sich däraus erklärt, dass 


1. H 223: ταύρων ζατρεφέων. 

3) Β 402: βοῦν ἱέρευσεν ---πίονα. 

3) W 750: βοῦν --- πίονα le 

4) Δ 550 (P 659) : βοῶν &x πῖαρ ἐλέσϑαι. 

5) a 91: μνηστήρεσσιν ---, οἵτε οἱ (dem Odysseus) αἰεὶ | μιῆλ᾽ ἀδινὰ σφάζουσι χαὶ εἰλί- 
ποδας ἕλικας βοῦς. 

6) υ 299: ὡς εἰπὼν ἔρριψε βοὸς πόδα χειρὶ παχείῃ, 

7) W 29: αὐτὰρ ὃ τοῖσι N μενοεικέα δαίνυ. | πολλοὶ μὲν βόες ἀργοὶ ἐδ νινς ἀμφὶ 
σιδήρῳ | σφαζόμενοι, πολλοὶ δ᾽ ὀΐες καὶ μηχάδες αἶγες, | πολλοὶ δ᾽ ἀργιόδοντες ὕες χτέ. 

8) P 520: ὡς δ᾽ ὅτ᾽ ἂν ὀξὺν ἔχων πέλεχυν αἰζήϊος ἀνήρ, | κόψας ἐξόπιϑεν N, βοὸς 

᾿ ἀγραύλοιο, | ἶνα τάμῃ διὰ πᾶσαν, ὁ δὲ προϑορὼν ἐρίπησιν χτέ. 
9) 865: ὥς φάτο (Μενέλαος), χαί σφιν νῶτα βοὸς παρὰ πίονα ϑῆχεν | ὄπτ᾽ ἐν χερσὶν 


χείμενον ἐχ χανέοιο λαβών. 


ἑλών, τά ῥά οἱ γέρα πάρϑεσαν αὐτῷ. 

10) H 332: αὐτοὶ δ᾽ ἀγρόμενοι χυχλήσομεν Evdads νεχροὺς | βουσὶ καὶ ἡμιόνοισιν" ἀτὰρ 
χαταχήομεν αὐτοὺς  τυτϑὸν ἀποπρὸ νεῶν. 

1 N 703: ἀλλ᾽ ὥστ᾽ ἐν νειῷ βόςξ οἴνοπε πηχτὸν 5... | ἴσον ϑυμὸν ἐ ἔχοντε; τιταίνε- 
τον" ἀμφὶ δ᾽ ἄρα σφιν | πρυμνοῖσιν χεράεσσι πολὺς ἀναχηχίει ἱδρώς" τὼ μέν τε ζυγὸν οἷον 


150 Das Thierreich in engerem Sinne. 


die Stiere-bei’'m Ziehen das Haupt senken, und daher der am Halse 


unter dem Joche hervordringende Schweiss sich hier sammeln muss. 
— Ein fernerer Gebrauch, den man von den Stieren machte, war der, 
dass man durch sie das Getreide austreten liess, statt es zu dreschen; 
dies Zerstampfen der Gerste dient dem Dichter als Vergleichungspunkt 
für das Zermalmen der Schilde und Leichname unter den Hufen der 
Rosse des Achilleus!). — Uebrigens wird derselbe Gebrauch, das Ge- 
treide durch Rinder zerstampfen zu lassen, auch in der Bibel erwähnt, 
wo es heisst: “Du sollst dem Ochsen, der da drischet, nicht das Maul 
verbinden’?). Auch in Aigypten war diese Sitte herrschend 5), und 
noch jetzt wird in Adrianopel mit Stieren gedroschen ἢ), während man 
in Attike das Getreide durch Pferde austreten lässt). 

Was ferner die Haut des Rindes betrifit, so bot dieselbe ein Ma- 
terial zu mannigfacher nützlicher Verarbeitung. Ehe diese geschah, 
wurde die Haut mit Fett getränkt und von mehreren Männern heftig 
hin- und hergezogen, damit sie die nothwendige Geschmeidigkeit er- 
hielte®). Was die besonderen Zwecke ihrer Verwendung betrifft, so 
lieferte die Stierhaut w egen ihrer Dicke und Zähigkeit namentlich einen 
trefflichen Stoff für die über einander liegenden Schichten, aus denen 
der Schild zusammengesetzt war. Der Schild des Telamoniers Aias 
bestand aus sieben solchen rindsledernen Lagen, über welchen sich 
dann noch eine Metallschicht befand; daher ihm Homer das‘ Epitheton 
ἑπταβόειος beilegt”). In Rücksicht auf eben jenes Material erhält der 
Schild des Deiphobos das Beiwort ταύρειος 5). Hier sind auch die Schilde 
aus der Haut wilder Ochsen βοάγρια) zu erwähnen, dergleichen Tele- 
machos, als er die Waffen aus dem Saale fortschafft, für seinen Vater 


ἐύξοον ἀῤιφὶς ἐέργει | ἱεμένω κατὰ ὥλκα᾽ τέμει δέ τε τέλσον ἀρούρης" | ὡς τὼ (die Aias) 
παρβεβαῶτε μάλ᾽ ἕστασαν ἀλλήλοιϊν. Vgl. K 851. ν 31. 

1) Y 495: ὡς δ᾽ ὅτε τις ζεύξ n βόας ἄρσενας εὐρυμετώπους | τριβέμεναι κρῖ λευχὸν ἐυ- 
κτιμένῃ ἐν ἀλωῇ, | ῥίμφα τε λέπτ᾽ ἐγένοντο βόῶν ὑπὸ πόσσ᾽ ἐριμύχων, | ὡς ὑπ᾽ Αχιλλῆος 
μεγαϑύμου μώνυχες ἵπποι | στεῖβον ὁμοῦ νέχυάς τε καὶ ἀσπίδας. 

3. Deuteron. (5. Buch Mose) 25, 4. Vgl. Homer. Botan. ὃ 9. C. Fr. Her- 
mann, Lehrb. der griech. Privatalterthümer. 2. Aufl., bearbeitet vonK.B. Stark. 
Heidelberg, J. C. B. Mohr. 1870. S. 95 mit Anm. 7. 


3) Nach einigen Sculpturen inden Katakomben beidem Berge Dschebbel Scheikh 
Said bei Hamilton, Aegypt. 


4) Lady Montagues, Lettres on Turkey. Lett. 30. 40. 

Dodwell, Class. Tour. 11..Ρ. 9. Vgl. Kruse, Hellas. Bd. I, 5. 344. 

P 389 ff. (Die Stelle ist unten bei den hieher gehörigen Gleichnissen οἰ τί). 
) H 220: Τυχίος, — ὅς οἱ (dem Aias) ἐποίησεν σάκος αἰόλον ἑπταβόειον, ταύρων 
ζατρεφέων, ἐπὶ δ᾽ ὄγδοον ἤλασε χαὶ χόν. 


8) N 160: ἀσπίδα — ταυρεΐην. Vgl. N 406. 


VII. Säugethiere. 


Ἢ zur Abwehr gegen die Freier zurückbehält!). — Auch gehört 
, dass der Erzkünstler am Schilde des Sarpedon innerhalb meh- 
re Lagen von Rindshäuten mit durchgehenden goldenen Stäbchen 


_ angebracht hatte?). Insofern aber materia pro re stehen kann, setzt 
ang ᾿ Ρ 


dann der Dichter auch geradezu βοὺς für ἀσπίς ὃ). 

Ferner verfertigte man Helme aus Stierhaut; eine derartige 
Sturmhaube diente dem Diomedes als Kopfbedeckung, als er mit Odys- 
seus seinen abenteuerlichen Streifzug in das troische Lager unter- 
nahm). Nicht minder lieferten Rindshäute das Material zu Bogen- 
sehnenö), zu Rahseilen (προτόνοις), womit die Segelstangen am 
Maste befestigt wurden‘), sodann zu den Riemen, mittelst deren 
der Helm unter dem Kinne festgehalten wurde’); und zu Bett- 
gurten, auf welche die Einlage des Bettes gelegt wurde®); ferner zu 
Beinschienen, wie sie Laertes bei seiner EERRETEN trug, um 
die Beine gegen das Ritzen der Dorngesträuche zu schützen 3); endlich 
zu Sandalen, dergleichen sich z. B. Eumaios aus Rindshaut ver- 
fertigte!%). — Sodann dienten Rindshäute auch statt der Taue zum 
Aufspannen der Segel !!), namentlich aber auch als Unterlagen bei’m 
Liegen und Schlafen. So bettet Patroklos’ Genosse den verwundeten 
Eurypylos auf eine Stierhaut 12) ; auf einer solchen schlafen Diomedes 


ἢ 2295: νῶϊν δ᾽ οἴοισιν δύο φάσγανα καὶ δύο δοῦρε | χαλλιπέειν καὶ [δοιὰ Boaypız 
χερσὶν ἐλέσϑαι. M 22: καὶ Σιμόεις, ὅϑι πολλὰ βοάγρια καὶ τρυφάλειαι | χάππεσον ἐν 
χονίῃσι. 

2) M 296: ἔντοσϑεν δὲ βοεία 


3) M 105: οἱ δ᾽ ἐπεὶ ἀλλήλους ἄραρον τυχτῇσι βόεσσιν are. M137: βόας αὔας | ὑψόσ᾽ 


ὧν 
Ὁ 
> u 
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0) 
pP 
{=} 
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Sp 
ὧν 
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[9] 
Ο 
-- 
ES 
nn 
or 
ὥς 
ὍΝ 
ey) 


οἱσι διηνεχέσιν περὶ χύχλον. 


ἀνασχόμενοι. 
4) K 257: ἀμφὶ δέ οἱ (dem Diomedes) κυνέην χεφαλῆφιν ἔϑηχεν (Thrasymedes)  ταῦ- 
ρείην, ἀφαλόν. τε χαὶ ἄλλοφον, ἥτε χαταῖτυξ | χέχληται. 
ὅ) A122: νεῦρα βόεια. 
6) μι 422: αὐτὰρ ἐπ᾽ αὐτῷ (ἱστῷ) | ἐπίτονος βέβλητο, βοὸς ῥινοῖο τετευχώς. 
= 4 4 εὖῷὸ ’ 3 - 
δειρήν, | ὅς οἱ ὑπ ἀγδεβεθῆθε 
ἴρυσσέν τε καὶ ἄσπετον ἤρατο χῦδος, | εἰ pr) ἄρ᾽ ὀξὺ 


ἢ T 371: ἄγχε δέ μιν πολύχεστος ἱμὰς ἁπαλὴν ὑπὸ 

ὀχεὺς τέτατο τρυφαλείης" | καί νύ zev εἴ 
νόησε Διὸς ϑυγάτηρ Ἀφροδίτη, -- οἱ ῥῆξεν ἱμάντα βοὸς ἴφι χταμένοι 

σε Y 1P post, ] οἱ prsev ıı βοὸς io ATAUENOLO. 
8) Ψ 201: &x δ᾽ ἐτάνυσσα ἱμάντα βοὸς φοίνικι φαεινόν. 
9) w 228: περὶ δὲ χνήμῃσι βοείας | χνημῖδας ῥαπτὰς δέδετο, τραπτῦς ἀλεείνων. Der- 
artige lederne Beinschienen werden nur hier erwähnt; sie sollen ohne Zweifel das 
Bild des armseligen Aufzuges, in dem der greise La£rtes erscheint, vervollständigen 


helfen. 
10) E23: αὐτὸς δ᾽ ἀμφὶ πόδεσσιν ἑοῖς dpapısze πέδιλα | τάμνων δέρμα βόειον Lüypo 


11) Β 426: ἕλχον δ᾽ ἱστία λευκὰ ἐϊὐστρέπτοισι βοεῦσιν. 


12) A 843: ϑεράπων δὲ ἰδὼν ὑπέχευε βοείας. | ἔνϑα μιν ἐχτανύσας ἔκ μιηροῦ τάμνε μα- 


χαίρῃ | ὀξὺ βέλος. 


152 Das Thierreich in engerem Sinne. 


und Odysseus!). Einer frisch abgezogenen Stierhaut bedient sich der 
Herold Medon als bergender Hülle, um im Getümmel des Kampfes dem 
Tode zu entgehen ?). 

Auch in landwirthschaftlicher Hinsicht war das Rind dem ho- 
merischen Griechen höchst wichtig, insofern der Mist desselben wie 
der des Maulthiers zum Düngen des Ackers benutzt wurde. Frei- 
lich nahm man bei der Natürlichkeit der damaligen Zeit auch keinen 
Anstand, den Dünger unmittelbar vor dem fürstlichen Palaste aufzu- 
häufen, wie wir denn den Hund Argos auf dem Miste vor dem Palaste 
des Odysseus finden ®). 

Aus der ausserordentlichen Nutzbarkeit des Rindes erklärt es sich, 
wie es einerseits als Kauf- und Tauschmittel, andererseits als Mittel 
zur Werthbestimmung dienen und somit die Stelle des gemünzten 
Geldes vertreten konnte. Namentlich kaufte und verkaufte man Scla- 
ven um Rinder und Stiere. So verkaufte Achilleus den Priamiden Ly- 
kaon in Lemnos für 100 Stiere®, und der Preis, für den Laertes die 
Eurykleia erstanden hatte, betrug 20 Rinder’). Ferner bietet Eury- 
machos dem Odysseus in Ermangelung des Geldes 20 Rinder Schaden- 
ersatz von Seiten eines jeden Freiers®. Einen Beleg für die That- 
sache, dass Rinder als Tauschmittel dienten, finden wir in der Ilias: 
als aus Lemnos mit Wein befrachtete Schiffe anlangen, kaufen die 
Achaier sich Wein für ihren Bedarf, indem die Einen Erz, Andere 
Eisen oder Stierhäute, wieder Andere lebendige Rinder, noch Andere 
endlich Kriegsgefangene dafür bezahlen Τ᾽. — In Ermangelung ge- 


: ICH 2 Κ ΑΥΌ Ace ΣΝ SE FW 
1), K 154: αὐτὰρ ὅ γ᾽ ἥρως | εὖδ᾽, ὑπὸ δ᾽ ἔστρωτο ῥινὸν βοὸς ἀγραύλοιο. υ 1: εὐνάζετο 


ὃῖος Οδυσσεύς" | rap. μὲν ἀδέψητον βοξην στόρεσ᾽. αὐτὰρ ὕπερϑεν | χώεα πόλλ᾽ ὀΐων. 


DEIS ἢ 


2) y 8602: πεπτηὼς γὰρ ἔχειτο ὑπὸ ϑρόνον, ἀμφὶ δὲ δέρμα | ἕστο Boos νεόδαρτον, ἀλύ-- 
σχὼν χῆρα μέλαιναν. 

3) ρ 296 : δὴ τότε χεῖτ᾽ ἀπόϑεστος Brrorgun nu ἄναχτος, | ἐν πολλῇ κόπρῳ, ἥ οἱ προ- 
πάροιϑε ϑυράων | ἡμιόνων τε βοῶν τε ἅλις κέγυτ᾽, ὄφρ᾽ ἂν ἄγοιεν | ὃμῶες ᾿δυσσῆος τέμενος 
μέγα χοπρήσοντες 

4 © 18; χαί μ᾽ ἐπέρασσας ἄνευϑεν ἄγων πατρός τε φίλων τε | Λῆμνον ἐς ἠγαϑέην, 
ξχατόμβοιον ὃέ τοι ἤλφον. Vgl. ΟαἸ]α ἀβύοπϑ᾽ 5 homerische Studien. Frei bearbeitet 
von Dr. A. Schuster. Leipzig, Teubner. 1863. 8.357f. Büchsenschütz, Besitz 
und Erwerb imgriech. Alterthume. Halle, Buchhandlung des Waisenhauses. S. 218 ff. 


- ’ ΩΝ ’ ΄ ͵ ΄“΄ «- ᾽ 
δ) a 429: Εὐρύκλεια, — τὴν ποτε Λαέρτης πρίατο χτεάτεσσιν ἑοῖσιν | πρωϑήβην ἔτ 
- N a) v8 r 
ἐοῦσαν, ἐειχοσάβοια ὃ ἔδωχεν Are. 
χ δῦ: ἀτὰρ ἄμμες ὄπισϑεν ἀρεσσάμενο: χατὰ δῆμω; | ὅσσα τοι ἐχπέποται καὶ ἐδήΞ 
Ba ἐν μεγάροισιν, | τιμὴν ἀμφὶς ἄγοντες ἐειχοσάβοιον ἕκαστος are 


-' --ς , ᾽ ἢ r x ER, ΜᾺ Ὁ ES) 
ἡ H 472: ἔνϑεν ἄρ᾽ οἰνίζοντο χαρηχομόωντες Ἀχαιοί, | ἄλλοι μὲν χαλχῷ, ἄλλοι ὃ 
ν Sr Ds a. e en τς αἵ = - ES =!S 
αἴϑωνι σιδήρῳ, ἄλλοι δὲ pivois, ἄλλοι δ᾽ αὐτῇσι βόεσσιν, | ἄλλοι δ᾽ ἀνδρὰπόδεσσι. 


ΝΜ δ» ee A 


ΤΑΥ͂ 


ὟΣ ΤΥ ΚΩΝΝ τ Ν En X “κὰν ζο ΣΡ ΡΑῪΣ IRRE" Ye Κι τὸ Κι ΨῚ 
ia A 
τῇ VIII. Säugethiere. 153 


τ πηϊηζίθη Geldes pflegte man ferner auch den Werth von Gegenständen 


nach Rindern abzuschätzen. Von den Rüstungen, welche Diomedes 
und Glaukos unter sich austauschen, ist die kupferne des Ersteren 9, 
die goldene des Letzteren 100 Rinder werth!); und bei den patro- 
kleischen Leichenspielen befinden sich unter den Kampfpreisen ein 
Weib im Werthe von 4 Rindern 32), ein Dreifuss im Werthe von 12Rin- 
dern) und endlich ein Becken im Werthe von 1 Rinde). 

Als Feinde der Rinder werden im Allgemeinen wilde Thiere 
(ϑῆρες) bezeichnet, von denen es heisst, dass sie zur Nachtzeit in Rin- 
der- und Schafheerden einbrechen 5) ; unter ihnen aber ist es vor Allem 
der Löwe, welcher Nachts auf den Rinderraub ausgeht und, wenn er 
eines Rindes habhaft geworden ist, ihm mit seinem mächtigen Gebisse 
das Rückgrat zerbricht und das Blut und die Eingeweide seines Opfers 
einschlürft 6). — Als ein für das Rind sehr gefährliches Insect wird bei 
Homer die Ochsenbremse (6 οἶστρος) 7) erwähnt, welche zur Früh- 
lingszeit, wo längere Tage kommen, die Rinderheerden rasend ver- 
folgt). 

Wie hoch das Rind von den homerischen Griechen geschätzt 
wurde, geht aus manchen Umständen hervor; zunächst daraus, dass 
der Bräutigam sowohl dem Vater der Braut, als der Braut selbst Ge- 
schenke (2Zöya) darbrachte, welche meistentheils in Vieh, namentlich 
Rindern, bestanden. So wird vom Iphidamas, der durch Agamemnons 
Hand fiel, gesagt, er habe als Bräutigam reiche Geschenke — 100 
Rinder und 1000 Ziegen und Schafe — dargebracht, die sein jugend- 
liches Weib ihm aber wegen seines frühen Todes nicht habe belohnen 
können ®). Hierauf bezieht sich das Epitheton aAgsstßoros, welches der 


> 


ἡ 7235: (Γλαῦχος) πρὸς Τυδείδην Διομήδεα τεύχε᾽ ἄμειβεν | χρύσεα γαλχείων, ἐχα- 
τόμβοι᾽ ἐννεαβοίων. 

2) W 704: ἀνδρὶ δὲ νιχηϑέντι yuvalz ἐς μέσσον ἔϑηκχεν, | πολλὰ δ᾽ ἐπίστατο ἔργα, τίον 
DE € τεσσαράβοιον. 

3) W702: τῷ μὲν νικήσαντι μέγαν τρίποδ᾽ ἐμπυριβήτην, | τὸν δὲ δυωδεχάβοιον Evi 
σφίσι τῖον Ἀχαιοί. 
4) W 885: χὰὸ δὲ λέβητ᾽ ἄπυρον, βοὸς ἄξιον, ἀνθεμόεντα | ϑῆχ᾽ ἐς ἀγῶνα φέρων. 
) 0 328: οἱ δ᾽, ὥστ᾽ ἠὲ βοῶν ἀγέλην ἢ πῶὐ μέγ᾽ οἰῶν | ϑῆρε δύω κλονέωσι μελαίνης 
νυχτὸς ἀμολγῷ χτέ. : 

6) A 112: βόες ὥς, | ἅστε λέων ἐφόβησε μολὼν ἐν νυχτὸς ἀμολγῷ 


πάσας" τῇ δέ τ' ἰῇ 


ἀναφαίνεται αἰπὺς ὄλεϑρος᾽ τῆς δ᾽ ἐξ αὐχέν ἔαξε λαβὼν χρατεροῖσιν ὀδοῦσιν 
ἔπειτα δέ ϑ᾽ αἷμα χαὶ ἔγχατα πάντα λαφύσσει. 4]. Ρ 61. P542. Π 481. Ε 161. Εὶ 5548. 
χ 402 ff. 

7) S. homer. Zool. 8. 97 £. 

8) 4 299: οἱ δ᾽ ἐφέβοντο χατὰ μέγαρον βόες ὡς ἀγελαῖαι" | τὰς μέν T αἰόλος οἶστρος 
ἐφορμηϑεὶς ἐδόνησεν | ὥρῃ ἐν εἰαρινῇ, ὅτε τ᾿ ἤματα μαχρὰ πέλονται. 

9 A 211: ὡς ὁ μὲν αὖϑι πεσὼν κοιμήσατο γάλκεον ὕπνον | οἰχτρός. ἀπὸ μνηστῆς ἀλό-- 


ων 


154° Das Thierreich in engerem Sinne. SE 32 


Dichter Jungfrauen beilegt, die wegen ihrer Schönheit von vielen 2 


Freiern umworben werden und daher ihren Aeltern viele Rinder ein- 
bringen!). Ferner setzt Achilleus bei den patrokleischen Leichen- 
spielen als zweiten Preis für die Wettläufer einen grossen, fetten Stier 
aus?2). — Namentlich aber gehört hieher, dass das Rind unter den 
Opferthieren einen nicht geringen Rang behauptete. Zu dem Ende 
musste es fehlerlos sein, daher man nur auserlesene (χεχριμένοι) 3) 
Thiere zur Opferung bestimmte, die dem Menschen auch am Pfluge 
noch nicht gedient haben durften; in letzterer Hinsicht heissen solche 
Opferrinder ungestachelt (Yxsstaı)) ἢ, insofern sie den Stachel des 
Treibers noch nicht empfunden haben, oder ungebän digt (ἄδμητοι) 5). 
Der Ochsenstachel, mit welchem man das Thier trieb, heisst βουπλήξ δ). 
Beispiele von Rinderopfern sind folgende: die Priesterin Theano gelobt 
der Athene für den Fall, dass sie Ilios errette, 12 einjährige, unge- 
zähmte Rinder’); derselben Göttin leistet Diomedes das Gelübde, ihr 
ein solches Rind mit vergoldeten Hörnern zu opfern, wenn sein Aben- 
teuer gelinge®); Agamemnon opfert dem Zeus einen feisten Stier von 
fünf Jahren), in welchem Alter, wie die Scholien bemerken, die Rin- 
der am schönsten seien und vorzugsweise den Göttern geopfert würden; 
und im Schiffskataloge wird von den Athenern berichtet, dass sie der 
Athene alljährlich Opfer von Stieren und Lämmern darbrächten 10). 
Auch das Fett und die Schenkel von Rindern verbrannte man den 
Göttern zu Ehren, wie denn u. A. Agamemnon äussert, er habe dem 


459, ἀστοῖσιν ἀρήγων, | κουριδίης, ἧς οὔ τι χάριν ἴδε, πολλὰ δ᾽ ἔδωκεν" | πρῶϑ᾽ ἑκατὸν 
Bods δῶχεν, ἔπειτα δὲ χίλι᾽ ὑπέστη, | αἶγας ὁμοῦ χαὶ ὄϊς, τά οἱ ἄσπετα ποιμιαίνοντο. 

1) 2593: ἔνϑα μὲν (auf dem Achilleusschilde) ἠΐϑεοι καὶ παρϑένοι ἀλφεσίβοιαι | 
ὠρχεῦντ᾽. 


2. W 750: δευτέρῳ αὖ βοῦν ϑῆχε μέγαν χαὶ πίονα δημῷ. 


N; 


y 181: Ποσειδάωνι δὲ ταύρους | δώδεκα χεχριμένους ἱερεύσομεν. 


Ἂν» 


\ 2 93 (Z 274) : δυοχαίδεχα βοῦς ---ἥνις, ἠχέστας. 
J J ᾿ N ’ 7 
K 292 (7.382): βοῦν 


Z 134: dr ἀνδροφόνοιο Auxoöpyou | ϑεινόμεναι βουπλῆγι (Subject: die Ammen 
des Dionysos). > 


σι 


Ὁ 2 AN We RR \ r x ” ΟΕ; 
ἀδμιητην, Ὧν οὔ πῶ ὑπὸ ζυγὸν Ὥγαγεν avnp. 
6) 


7) Z 308: αὐτίχα νῦν δυοχαίδεχα βοῦς ἐνὶ νηῷ | Avıs, ἠκέστας, ἱερεύσομεν, αἴ χ᾽ ἐλε- 
ἤσῃς | ἄστυ τε καὶ Τρώων ἀλόχους καὶ νήπια τέκνα. Vgl. Z 275. 

8) K 292: σοὶ δ᾽ αὖ ἐγὼ ῥέξω βοῦν ἦνιν, εὐρυμέτωπον, | ἀδμιήτην, ἣν οὔ πω ὑπὸ ζυγὸν 
ΠΑΝ ἘΝ Ἐν & τ ες δι ΟΝ ἡ ἢ EIOL N er re προ ΩΝ Vol 2 382 zu 
ἤγαγεν ἀνῆρ᾽ | τῆν τοι ἐγὼ ῥέξω, χρυσὸν κέρασιν περιχεύας. Vgl. y 322. 

9 Η 314: τοῖσι δὲ βοῦν ἱέρευσεν ἄναξ ἀνδρῶν ᾿Αγαμέμνων, | ἄρσενα, πενταέτηρον, 
ὑπερμενέϊ Κρονίωνι. 

10) Β 550: ἔνϑα δέ μιν ταύροισι καὶ ἀρνείοις ἱλάονται | κοῦροι ᾿Αϑηναίων περιτελλο- 
μένων ἐνιαυτῶν. Vgl. Kruse, Hellas. Bd. I. 85. 368 mit Anm. 592. 


VII. Säugethiere. 155 


sus auf allen Altären Fett und Schenkel von Stieren verbrannt unter 


Ir % ὁ“. . . x. .. \ 
 Gebeten, er möge ihm Ilions Zerstörung gewähren ἢ). 


- 


Daraus, dass die Rinderopfer unter den Thieropfern eine bedeu- 
tende Stelle einnahmen, erklärt sich der Umstand, dass alle bedeu- 
tenderen Opfer von Vieh von den Rinderopfern ihre allgemeine Be- 
zeichnung erhielten; denn der Ausdruck Hekatombe, der ursprüng- 
lich ein Opfer von 100 Rindern bezeichnet, erlangt schon bei Homer 


eine so allgemeine Bedeutung, dass weder ausschliesslich an Rinder, 


noch gerade an die Zahl 100 dabei gedacht wird. Das Maximum von 
auf einmal geopferten Rindern, welches bei Homer vorkommt, be- 
trägt 812), und auch diese Angabe ist vielleicht poetische Hyperbel. 

Aus dem derben und kerngesunden Sinne der homerischen Zeit, 
der ohne Prüderie und in ungeheuchelter Einfalt seine Naturauffassung 
aussprach,, ist es zu erklären, dass Homer einer Here das Epitheton 
ochsenäugig [βοῶπις)) beilegen konnte ?), welches die grossen, stark 
hervortretenden Augen und damit den hehren, majestätischen Blick 
der Göttin schildern soll. Dasselbe Epitheton erhalten Klymenet), 
Philomedusa’) und Halie®). 

Wir bemerken zum Schluss, dass das Rind auch in den homerischen 
Gleichnissen eine Rolle spielt. Der vom Achilleus tödtlich getroffene 
Hippodamas brüllt dumpf wie ein zum Altare Poseidons geschleifter 
Opferstier?); der von Meriones durchbohrte Adamas zappelt wie ein 
Stier, den Hirten im Gebirge gewaltsam an Seilen fortschleppen ὃ) ; 
das Schimpfliche seiner Ermordung hebt Agamemnon hervor, indem 
er sagt, er sei beim Mahle vom Aigisthos umgebracht, wie ein Stier an 
der Krippe®). Von demselben Agamemnon heisst es ferner in einem 
Gleichnisse, er durchwandle mit männlicher Würde seine Schaaren, 
wie ein Stier seine Heerde 10); Menelaos umschreitet schirmend die 


4) Θ 240: ἀλλ᾽ ἐπὶ πᾶσι βοῶν δημὸν καὶ μηρῖ ἔχηασ, | ἱέμενος Τροίην εὐτείχεον ἐξαλα- 

πάξαι. 

2) 7011: ἐννέα δ᾽ ἕδραι ἔσαν, πεντηχύσιοι ὃ᾽ ἐν ἑχάστῃ | εἵατο, καὶ προὔχοντο ἑχάστοϑι 
ἐννέα ταύρους. 
3) A 550: βοῶπις πότνια “Ἥρη. 
4 Γ 144: Κλυμένη τε βοῶπις. 
5) H 10: Φιλομέδουσα βοῶπις. 

6) Σ 40: Ἁλίη τε βοῶπις. 

ἢ Y 403: αὐτὰρ ὁ ϑυμὸν diode χαὶ ἤρυγεν, ὡς ὅτε ταῦρος | ἤρυγεν ἑλκόμενος Ἕλι- 
κώνιον ἀμφὶ ἄναχτα | κούρων ἑλκόντων᾽ γάνυται δέ τε τοῖς ἐνοσίχϑων. Vgl. P 520. 

8) N 570: ὁ δ᾽ ἑσπόμενος περὶ δουρὶ | ἤσπαιρ᾽ ὡς ὅτε βοῦς, τόντ᾽ οὔρεσι βουκόλοι ἄν- 


᾿ὄρες | ἰλλάσιν οὐκ ἐθέλοντα βίῃ δήσαντες ἄγουσιν. 


2) Χ 409: ἀλλά μοι Αἴγισϑος τεύξας ϑάνατόν τε μόρον τε | ἔχτα σὺν οὐλομένῃ ἀλόχῳ, 
οἰκόνδε καλέσσας, | δειπνίσσας, ὥς τίς τε κατέχτανε βοῦν ἐπὶ φάτνῃ. Vgl. ὃ 535. 
hr - v - 
10) B 480: ἠῦτε βοῦς ἀγέληφι μέγ᾽ ἔξοχος ἔπλετο πάντων | ταῦρος" ὁ γάρ te βόεσσι 


τ πὰ a a pe 5 Er ee ΝΥ ὙΥ cr 
ei. 3 ΤᾺΣ εἰς δ᾽ ἀρ ον Ah vo Ὰ er Ἃ 
Ἂ - > = er Yo 
156 Das Thierreich in engerem Sinne. Se 


Leiche des Patroklos wie eine Kuh ihr Kalb !) ; die von Penelope geöff- 
nete Thür der Kleinodienkammer des Odysseus erkracht wie das Ge- 
brüll eines Pflugstiers?). Ein eigenthümlicher, wenn auch anschau- 
licher Vergleich ist es endlich, wenn der von den Troern und Achaiern 
hin- und hergezerrte Leichnam des Patroklos mit einer Rindshaut ver- 
glichen wird, welche, nachdem sie mit Fett getränkt ist, von mehreren 
Männern hin- und hergezogen wird, bis die Feuchtigkeit verschwindet 
und die fette Materie hineindringt). 


N 42, 
β. Das Schaf (ὁ und ἡ ὄϊς) ἢ. 


Die Eigenthümlichkeit der Schafe wird durch mancherlei Bei- 
wörter veranschaulicht. Auf ihr schimmernd weisses Vliess gehen die 
Epitheta λευχός δ), ἄργυφος δ), ἀργεννός 7) und χαλλίϑριξ δ) ; ihr zottiges 
Aussehen wird durch λάσιος 8) δασύμαλλος 10) und πηγεσίμαλλος 1) ge- 
schildert; im Gegensatz zu der schwerfälligen und schraubenförmigen 
Bewegung des Rindviehs wird der schlanke Lauf und der langbeinige 
Wuchs des Schafviehs durch ταναύπους 12. gemalt; ihre starke und 
wohlgenährte Beschaffenheit ferner wird durch ἴφιος 1?) und Zörpeor< !t, 


μεταπρέπει ἀγρομένῃσ w* | τοῖον ἄρ᾽ Ἀτρείδην ϑῆχε Ζεὺς ἤματι χείνῳ, | ἐχπρεπέ ἐν ποὶ- 
λοῖσι χαὶ ἔξοχον ἡρώεσσιν. 
) P& (schon 5. 148, Anm. 3 eitirt). 
N φ 48: τὰ δ᾽ ἀνέβραχεν ἠῦτε ταῦρος | βοσχόμενος λειμῶνι" τόσ᾽ ἔβραχε καλὰ ϑύρετρα | 
πληγέντα χληῖδι 
3) P 389: ὡς δ᾽ ὅτ᾽ ἀνὴρ ταύροιο βοὸς μεγάλοιο βοείην 
ουὐσαν ἀλοιφῇ | δεξάμενοι δ᾽ ἄρα τοί γε διαστάντες τανύουσιν 
ἔβη, δύνει δέ τ᾽ ἀλοιφὴ | πολλῶν ἑλχόντων, τάνυται δέ τε πᾶσα διαπρό" ; ὥς οἵ y ἔνϑα χαὶ 


ς 


Re δώῃ τανύειν, μεϑύ- 


x τῷ 


ἔνϑα νέχυν ὀλίγῃ ἐνὶ χώρῃ | ἕλκεον ἀμφότεροι. 

4 Vgl. Groshans, Prodr. Faun. Fasc. prior. p. 21sq. Friedreich, Realien. 
S. 107 f. 252. 261 f. Günther, die Viehzucht bei Homer. S. 21 ff. Kruse, Hel- 
las. Bd. 1. S. 805 ἢ. Pazschke;, über d. hom. Naturansch. ὃ. 15. Cammann, 
Vorschule. S. 371. Der später für Schaf gebräuchliche Ausdruck πρόβατον be- 
zeichnet bei Homer stets nur im Allgem. das Vieh, im Plural Viehheerde. 


5) T 103: ἄρνα λευχόν. 


6) χ 85: ἄργυφα μῆλα. 


ἡ Z 424: ἀργεννῇς ὀΐεσσιν. Ebenso Σ 529. 588. p 472 
8) 1 469: χαλλίτριχα μῆλα. 9) Ω 125: ὄϊς λάσιος 


10) τ 425: ὄϊες---δασύμαλλοι. 

11) Γ 197: ἀρνειῷ πηγεσιμάλλῳ 

12) 1 464: μῆλα ταναύποδα. 

13) u. 2608 : ἴφια μῆλα. Vgl. E 556. Θ 505. I 466. 
14) 1 425: ὄϊες---ἐὐτρεφέες. 


ἐν" ἢ ἧς 
A 7 


ne ὉΚ En N 
157 ST 


vn. Säugethiere. 


«- ν'. 


5 Nutzbarkeit rücksichtlich der Schur ihrer Wolle durch εἰροπόχος !), 
Eigenschaft als Blöker durch μεμαχώς 2) ausgedrückt. Ausserdem 
den wirnoch die Beiwörter dunkel [loöveor<) 3), schwarz ἰμέλας ἢ), 


öllig schwarz (παμμέλας) 5), fett (πίων) 6), eh [χλυτός) ?) und 


Ε 


2 


_ gross (μέγας ὃ. Das Epitheton dichtgedrängt (ἀδινός) 9), welches 


ΠΟ auch den Bienen beigelegt wird, schildert treffend die charakteristische 
_ Eigenschaft der Schafe, sich in dichte Schaaren zusammenzudrängen. 
_ Dass man schon das Castriren der Widder kannte, scheint das Epi- 
 theton ἔνορχος (unverschnitten, mit Hoden) 19) anzudeuten, wenn 
es nicht überhaupt nur ein männliches Schaf bezeichnen soll. > 

Die bekannte Gewohnheit der Schafe, ihrem Leitbocke blindlings 
zu folgen !!), benutzt der Dichter zu einem Gleichnisse , in welchem es 
von den Troern heisst, sie seien ihren Führern gefolgt, wie die Schafe 
dem Widder xttXo<) 12). Mit dem Letzteren wird auch der die Schaaren 
der Kämpfer durchwandelnde Odysseus verglichen !?). Auch sonst 
kommen noch Gleichnisse vor, welche dieser Sphäre entlehnt sind. 
Die vor Diomedes fliehenden Troer werden mit gescheuchten Lämmern 
verglichen 12); und die Leichtigkeit, mit welcher Hektor den Stein 
schwingt, der das Mauerthor der Achaier zersprengt, wird durch die 
Mühelosigkeit veranschaulicht, womit ein Hirt die Wolle eines ge- 
schornen Schafes in der Hand trägt 15). 

Der Widder oder Schafbock heisst bei Homer entweder ὃ vice oder 


1) E 137: ἐπ᾽ εἰροπόχοις ὀΐεσσιν. Vgl. ı 443. 


2) A433: ὄϊες --- — μεμαχυται. Vgl. ı 439: ϑήλειαι δὲ μέμηχον ἀνήμελχτοι περὶ 
σηχούς. μὶ 266: οἰῶν τε βληχήν. 

3) ı 425: ἄρσενες ὄϊες---ἰοδνεφὲς εἴρος ἔχοντες. 

4 4 527: ὄϊν ἀρνειὸν----ϑύλυν τε μέλαιναν. 

5) χ 524: ὄϊν---παμμέλανα. 

6 Μ 319 (ι 257) : πίονα μῆλα. w 66: μῆλα---μάλα πίονα. ι.464 : wi 
ı 308: χλυτὰ μῆλα. 


α 92: μὴλ ἀδινά. Vgl. Günther, die Viehzucht bei Homer. 5. 23. 

Ψ' 141: ἔνοργα---μῆλα. 

3 11) Tibull. I, 10, 10: securus varias dux gregis inter oves. 

12) N 491: αὐτὰρ ἔπειτα | λαοὶ ἕπονϑ᾽, ὡς εἴ τε μετὰ χτίλον ἕσπετο μῆλα | πιόμεν᾽ ἐκ 
᾿ βοτάνης. 


) 

j 8) υ 250: ὄϊς μεγάλους. 
9) 
10) 


ὙΦ sah in 


13) T 196: αὐτὸς δὲ χτίλος ὧς ἐπιπωλεῖται Gröpue ἀνδρῶν. | ἀρνειῷ μιν ἔγωγε ἐΐσχω 
πηγεσιμάλ λῳ, | ὅστ᾽ ὀΐων μέγα πῶῦ τ ἐς ται ἄἀργε: "νάων. 
14) Θ 131: zul νύ κε σήχασϑεν κατὰ Ἴλιον ἠῦτε ἄρνες, | εἰ μὴ ἄρ᾽ ὀξὺ νόησε πατὴρ ἀν- 


δρῶν τε ϑεῶν τε. 


R 


5) ] a τ τι πω ἢ ὶ 1} 

15) M 451: ὡς δ᾽ ὅτε ποιμὴν ῥεῖα φέρει πόχον ἄρσενος olös | χειρὶ λαβὼν ἑτέρῃ, ὀλίγον 
ΗΠ Eh ἐπεί Rene ΘΑ ΝΣ Θέρευχδιωτἄεῖ 
ἐ μιὺὺ ἄχϑος ἐπείγει, | ὡς “Ἕχτωρ ἰϑὺς σανίδων φέρε λᾶαν ἀείρας. 


3 £ 
F 
ἃς 
δ Ἦν 
᾿ 


158 - Das Thierreich in engerem Sinne. ᾿ 


΄ Da 


x 


ὄϊς ἄρσην ἢ. Besondere Bezeichnungen dafür sind χτίλος 2), χριός 3), 
ἀρνειός mit und ohne ὄϊς 3), wie auch mehrere Casus des im Nominativ 
nicht gebräuchlichen ἀρήν δ᾽. Letzterer Ausdruck steht indess bisweilen 
auch von einem jungen Schafe oder Lamme®). Das weibliche Schaf 
heisst in der Regel ἢ dic; seltener wird es durch den Zusatz ϑήλεια be- 
zeichnet’). — Von den Schafen im Allgemeinen gebraucht der Dichter 
auch Ben: PERF: τά μῆλα, wie überhaupt von den kleineren Vieh- 
arten, z. B. Ziegen. 

Was die Schaflämmer betrifft, so werden bei Homer rück- 
sichtlich des Alters drei Classen unterschieden: πρόγονο! (d. h. zwei- 
jährige Schafe, welche zuchtfähig zu werden beginnen, Zeitvieh), 
μέτασσαι (Jährlinge) und ἕρσα! (frisch geborene Lämmer, Frisch- 
linge) °). Sonst heisst ein neugeborenes Lamm ἔμβρυον 3). Lämmer 
dienten häufig zu Opfern, wiez. B. Pandaros dem Apollon eine Heka- 
tombe von Erstlingslämmern gelobt 10) ; bei dem Abschlusse des Bünd- 
nisses zwischen Achaiern und Troern wird dem Helios ein weisses, der 
Erde ein schwarzes Lamm geopfert !!) ; athenische Jünglinge bringen 
der Athene alljährlich in ihrem Tempel Rinder und Lämmer als Opfer 
dar!2) u. dgl. m. 

Die gewöhnliche Bezeichnung für Schafheerde ist bei Homer 
πῶῦ 13). Auf den Besitz zahlreicher Schafheerden wird grosses Gewicht 
gelegt; in dieser Hinsicht stehen die Epitheta reich an Schafen 
(roAdunAos) 1%) und lämmerreich (πολύρρην᾽ 15). 

Wegen τοὺ Schafzucht waren in der heroischen Zeit berühmt: 


ἢ ı 425: ἄρσενες ὄϊες. . 
2. T 196 (5. ο.). Κτίλος findet sich nur in der 11188. 


3) 1 447: χριὲ πέπον. Κριός kommt nur in der Odyssee vor. 


΄ 


ἢ B 550: ταύροισι καὶ ἀρνειοῖς. χ 521 : ὄϊν ἀρνειόν. 


- a) Π " DS 
5) T 103: οἴσετε δ᾽ ἄρν᾽, ἕτερον λευχόν, ἑτέρην δὲ μέλαιναν. ὃ 8: 
, 


»ν 


: ἄρνες---ο-χεραοί. 


ὧν 


6) A 102: ἀρνῶν πρωτογόνων X 310: ἄρν᾽ ἄμαλήν. 
7) 527: ὄϊν ν ἀρνειὸν---ϑῆλύν τε μέλαιναν. τ 
) ı 220: BAER δὲ ἕχασται | Epyaro, χωρὶς μὲν πρόγονοι, χωρὶς δὲ μέ - 


9) ı 245: τς Ἧ ἔμβροον ἦκχεν ἑχάστῃ. 

10) Δ 119: εὔχετο δ᾽ ᾿Απόλλωνιλ RER χλυτοτόξῳ | ἀρνῶν πρωτογόνων ῥέξειν χλειτὴν 
ἐχατόμβην. ᾿ ; 

11) Τ' 103: οἴσετε δ᾽ ἄρν᾽, ἕ nr λευχόν, ἑτέρην δὲ μέλαιναν, | Γῇ τε χαὶ Ἠελίῳ. 


12) B 550: ἔνϑα δέ μιν ταύροισι χαὶ ἀρνειοῖς ἱλάονται | χοῦροι ᾿Αϑηναίων περιτελλο- 
I} 1} ᾿ I . 5 


μένων ἐνιαυτῶν. Vgl. Kruse, Hellas. Bd. 1. S. 368 mit Anm. 592. 
13) A 696: πῶὐ μέγ᾽ οἰῶν. ἃ 402: οἰῶν πώεα καλά, ΄" 
1) Ξ 490: Φόρβαντος πολυμήλου. 
15) 1154 (1 296) : ἄνδρες---πολύρρηνες. B 106: πολύαρνι Θυέστῃ. 


vn. Säugethiere. 159 


rinakien!), Itonin Thessalien?), Pylos®), Orchomenos 

enden 4), die Insel Syrie5) und das Land der Kyklopen®) 

- und Laistrygonen’). Vor Allem aber war in dieser Beziehung Li- 

F byen gesegnet, wo die Lämmer gehörnt zur Welt kamen, und die 
Schafe dreimal im Jahre Junge warfen 3). 

Der Nutzen der Schafe erscheint bei Homer als ein mannigfal- 
tiger. Zunächst war ihr Fleisch eine beliebte Speise, welche z. B. bei 
den Schmäusen der Freier?) und bei’'m Leichenmahle des Patroklos 10) 
aufgetischt wurde. Das Rückenstück des Schafes galt wie das des 
Rindes für den delicatesten Theil, daher sich bei dem ausgesuchten 
Mahle, welches den Gesandten der Achaier bei’m Achilleus vorgesetzt 
wurde, auch der Rücken eines Schafes befand 1). Die Schafmilch 
diente wie die Ziegenmilch als Getränk; die Kuhmilch wird weder in 
dieser Beziehung noch überhaupt ausdrücklich erwähnt. Besonders 
galt die Schafzucht auch des Wollertrages wegen für wichtig, den man 
um so höher schätzte, weil in der Heroenzeit vorzüglich Wollstoffe zur 
Bekleidung dienten. Die geschorne Wolle heisst πόχος 12) ; sonst heisst 
die Wolle bei Homer εἴριον 13) und τὸ zipos!!); als ἅπαξ λεγόμενον findet 
sich die bei den Attikern gebräuchliche Form & ἔριον 13). Besonders zarte 
Wolle heisst Flocke des Schafes (οἰὸς ἄωτος oder ἄωτον) 16. Aus 
Schafwolle drehte man ferner Seile für die Schleuder 17, und aus den 
Därmen der Schafe verfertigte man Saiten für die φόρμιγξ 5). Sodann 


STE 3 
aolEs 


1) » 127: Θριναχίην δ᾽ ἐς νῆσον ἀφίξεαι" ἔνϑα δὲ πολλαί | βόσχοντ᾽ Ἠελίοιο βόες χαὶ 
ἴφια μῆλα. Vgl. λ 108. 

3) B 696: Ἴτωνά τε, μητέρα μήλων. Vgl. Β. Büchsienschütz, Besitz und Er- 
werb im griech. Alterthume. Halle, Buchhandlung des Waisenhauses. 1869. S. 222. 

3 0 226: Πύλῳ ἔνι, μητέρι μήλων. ἡ 

ἢ B 605: ᾿θρχομενὸν πολύμηλον. 

5) ο 403 : νῆσός τις Συρίη a 2 - εὔβοτος, εὔμνηλος. 

6) τ 183: ἔνϑα δὲ πολλὰ | PAR : τ τε χαὶ αἶγες, ἰαύεσχον. 7) x 82 fi. 

8) ὃ 85: χαὶ Λιβύην, ἵνα τ᾽ ἄρνες ἄφαρ χεραοὶ τελέϑουσιν. S. homer. Geogr. ὃ 98. 
9) a 91: μνηστήρεσσιν, --- οἵτε οἱ αἰεὶ | υ»ῆλ ἀδινὰ σφάζουσι χαὶ εἰλίποδας ἕλιχας βοῦς. 

10) W 80: πολλοὶ μὲν βόες ἀργοὶ ὀρέγϑεον ἀμφὶ σιδήρῳ | σφαζόμενοι, πολλοὶ δ᾽ ὄϊες 
χαὶ μιηχάδες αἶγες. 

11) 1207 : ἐν δ᾽ ἄρα νῶτον ἔϑηχ ὄϊος χαὶ πίονος αἰγός. 

ΐ 12) M 451: ὡς δ᾽ ὅτε ποιμὴν ῥεῖα φέρει πόχον ἄρσενος οἰός χτέ. 
δ 13) Γ' 388: εἴρια χαλά. 
14) ὃ 1835 (ι. 426): ἰοῦνεφὲς eipos. 
1) ὃ 124: τάπητα --μαλακοῦ ἐρίοιο. 

16) α 448: οἰὸς ἀώτῳ. Bei ἘΠ πές ist das Geschlecht von ἄωτ. nicht erkennbar. 

17) N 599: αὐτὴν. δὲ ξυνέδησεν ἐὐστρεφεῖ οἰὸς ἀώτῳ, | σφενδόνῃ. Vgl. N 716. 

18) φ406: ὡς ὅτ᾽ ἀνὴρ φόρμιγγος ἐπιστάμενος καὶ ἀοιδῆς | ῥηϊδίως ἐτάνυσσε νέῳ περὶ 
χόλλοπι χορδήν, ἅψας dümgrtpösden ἐὐστρεφὲς ἔντερον ὀιός, | ὡς ἄρ᾽ ἄτερ σπουδῆς τάνυσεν 
μέγα τόξον ᾿Οδυσσεύς. 


mr in: 


- 


160 Das Thierreich in engerem Sinne. ER ER τς 


dienten Schaffelle als Bettunterlagen und Bettdecken: so bereitet Eu- 
maios dem Odysseus ein Lager aus Schaf- und Ziegenhäuten !); Odysseus 
macht sich in seinem Palaste selbst ein Lager aus Stierhäuten und Schaf- 
fellen 2), und Telemachos bedeckt sich bei’m Schlafen mit einem Schaf- 
vliesse 3). Auch bei’m Sitzen benutzte man Schaffelle als Polster, wie 
denn Eumaios dem Telemachos einen Sitz aus grünen Zweigen mit 
darüber gebreitetem Schafvliess bereitet *), und Eurynome für den Odys- 
seus über den δίφρος ein χῶας breitet). 

Wegen dieses ihres vielfachen Nutzens waren die Schafe sehr ge- 
schätzt, so dass man sie auch wohl als ἕδνα darbrachte. Unter den Ge- 
schenken, welche z. B. Iphidamas für seine Braut zahlte, befanden sich 
1000 Ziegen und Schafe $). 

Daraus, dass in der Dolonie Nestor schwarze Schafe als Be- 
lohnung in Aussicht stellt”), lässt sich vielleicht schliessen, dass 
schwarzwollige Schafe höher im Werthe standen, wie es denn auch von 
den Schafen des Polyphem heisst, sie seien schön und gross und mit 
dunkler Wolle bekleidet gewesen δ). Wenn übrigens Kirke dem Odys- 
seus die Weisung giebt, dem Teiresias einen schwarzen Widder zu 
opfern 3), so hat dies seinen Grund darin, dass man bei Todtenopfern 
durchaus schwarze Opferthiere als Symbol-der im Hades herrschenden 
Finsterniss darbrachte. 

Als Feinde der Schafe erscheinen Löwen 10), Wölfe!!), Adler!2), 


1) Ε 519: ἐν δ᾽ (εὐνῇ) ὀΐων τε χαὶ αἰγῶν δέρματ᾽ ἔβαλλεν. | ἔνϑ᾽ ᾿Οδυσεὺς zarelexr. 

2) v1: αὐτὰρ ὁ ἐν προδόμῳ εὐνάξετο Bios ᾿Οδυσσεύς" | χὰμ μὲν ἀδέψητον βοέην στό- 
ρεσ᾽, αὐτὰρ ὕπερϑεν | κώεα πόλλ᾽ ὀΐων, τοὺς ἱρεύεσκον ᾿Αχαιοί. 

3 α 448: ἐνϑ᾽ ὅγε παννύχιος, κεκαλυμμένος οἰὸς ἀώτῳ, | βούλευε φρεσὶν ἧσιν ὁδόν, 
τὴν πέφραδ᾽ ᾿Αϑήνη. 

4) m 46: τῷ δὲ συβώτης | χεῦεν ὕπο χλωρὰς ῥῶπας καὶ κῶας ὕπερϑεν" | ἔνϑα καϑέζετ᾽ 
ἔπειτα ᾿Οδυσσῆος φίλος ϑιός. 

5) τ 100: ἡ δὲ μάλ᾽ ὀτραλέως κατέϑηχε φέρουσα | δίφρον ἐΐξεστον. καὶ ἐπ᾽ αὐτῷ κῶας 
ἔβαλλεν" | ἔνϑα χαϑέζετ᾽ ἔπειτα πολύτλας δῖος ᾿Οδυσσεύς. 

6) A 244: πρῶϑ'᾽ ἑκατὸν βοῦς δῶχεν, ἔπειτα δὲ χίλ᾽ ὑπέστη, αἶγας ὁμοῦ καὶ ὄϊς, τά 
οἱ ἄσπετα ποιμαίνοντο. 

ἢ K 214: ὅσσοι γὰρ νήεσσιν ἐπιχρατέουσιν ἄριστοι, | τῶν πάντων οἱ ἕκαστος ὄϊν δώ- 

σουσι μέλαιναν, | ϑήλυν, ὑπόρρηνον. 

8) ı 425: ἄρσενες ὄϊες ἦσαν ἐὐτρεφέες ,----ἰοὐνεφὲς elpog ἔχοντες. 

9) χ 524: Τειρεσίῃ ὃ ἀπάνευϑεν ὄϊν ἱερευσέμεν οἴῳ | παμιμέλαν᾽ χτέ. 

10) E 556: τὼ μὲν (δύω λέοντε) ἄρ᾽ ἁρπάζοντε βόας καὶ ἴφια μῆλα ἱ σταϑμοὺς ἀνϑρώ- 
rwv χεραΐζετον. Vgl. K 485. E 186 fl. ; 

11) ἢ 352: ὡς δὲ λύκοι ἄρνεσσιν ἐπέχραον ἢ ἐρίφοισιν | σίνται, ὑπὲκ μήλων αἱρεύμενοι" 
--ἃς Δαναοὶ Τρώεσσιν ἐπέχραον. : 

12) X 308: οἴμνησεν δὲ ἀλεὶς ὥστ᾽ αἰετὸς ὑψιπετήεις, | ὅστ᾽ εἶσιν πεδίονδε διὰ νεφέων ἐρε- 
βεννῶν | ἁρπάξων ἢ ἄρν᾽ ἀμαλὴν ἢ πτῶκα λαγωόν. 


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Welke ἜΤ ἐς ΘΟ ΩΣ, le a a a ee 
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ὙΠ. ἐρυρῥυρῶο: | 161 


"haupt alle reissenden Thiere ϑῆρες), von denen gesagt wird, dass- 


sem Dunkel der Nacht auf Rinder und Schafe Jagd machen 1). 
5. 
᾿ δ 43. 
y. Die Ziege (ἡ αἴξ) 2). 
er Die Natur dieses Thieres bezeichnet Homer sehr treffend durch 


die Epitheta meckernd (unxas)3) und zottelhaarig oder lang- 
bärtig (ἰονϑάς) ἢ), welches letztere von der wilden Ziege (dem Stein- 
bocke) gebraucht ist. Ausserdem finden sich noch die Epitheta fett 
(rtoy) 5) und wohlgenährt (Eürpsprs®), Carpeons?)). Dass die ho- 
merischen Griechen förmliche Ziegenzucht trieben , beweis’t die mehr- 
fache Erwähnung von Geisheerden und Geishirten®), wie auch der 
Umstand, dass Ithake als für Ziegenweide vorzüglich geeignet be- 
zeichnet wird®), wie denn bekanntlich Ziegen vorzugsweise in Gebirgs- 
ländern gedeihen. Die Nutzbarkeit der Ziege war eine vielfache. Die 
Milch derselben trank man entweder oder bereitete Käse aus ihr 10) ; 
ihr Fleisch diente als Speise, wie z. B. bei’m Leichenschmause 
des Patroklos!!), und das Rückenstück einer fetten Ziege galt als Deli- 
catesse1?). Selbst das Fleisch der wilden Ziege diente dem Odysseus 
und seinen Gefährten zur Mahlzeit!3). Auch jetzt noch geniesst man 


ἢ 0323: οἱ δ᾽, ὥστ᾽ ἠὲ βοῶν ἀγέλην ἢ 
ἐφόβηϑεν ᾿Αχαιοὶ ἀνάλχιδες. 

3, Netolicka, Naturhist. aus Hom. δ. 5. Groshans, Prodr. Fase. prior. 
p-4f. Friedreich, Realien. S. 108. Günther, die Viehzucht bei Homer. 

8.25 ff. Kruse, Hellas. Bd. I. 5. 369. Pazschke, über die hom. Naturansch. 

S.18f. Das Wort χίμαιρα kommt in der Bedeut. Ziege nur Z 181 vor: vgl. Gün- 
ther ἃ. ἃ. 0.8.25. Schafe und Ziegen werden nicht selten, wie schon bemerkt, 
unter dem gemeinschaftlichen Namen μῆλα zusammengefasst. 

3) A 583: μηχάδες αἴγες. Eben so W 31 und ı 244. 

ἢ & 50: ἰονθάδος ἀγρίου αἰγός. 

5) 1 207: πίονος αἰγός. 


οἰῶν | ϑῆρε δύω χλονέωσι"---ὥς 


=>: 
A 
ῳ 
ς 

= 
> 

= 


6) 8530: αἰγὸς ἐὐτρεφέος. 

τ Ε 106: ζατρεφέων αἰγῶν. 

8) So Β 474: ὥστ᾽ αἰπόλια πλατέ αἰγῶν αἰπόλοι ἄνδρες | ῥεῖα διαχρίνωσιν, ἐπεί χε 
νομῷ μιγέωσιν χτέ. 

9) ὃ 605: ἐν δ᾽ Ἰϑάκῃ οὔτ᾽ ἄρ᾽ δρόμοι εὐρέες, οὔτε τι λειμών" | αἰγίβοτος. καὶ μᾶλλον 
ἐπήρατος ἱπποβότοιο. 

10) A 639: ἐπὶ δ᾽ αἴγειον χνῆ τυρὸν | κνήῆστι χαλκείη. 
| πολλοὶ μὲν βόες ἀργοὶ ὀρέχϑεον ἀμφὶ 
σιδήρῳ | Εν ἤμενοι,. πολλοὶ δ᾽ ὄϊες καὶ μηκάδες αἴγες. 

12) 1207: ἐν δ᾽ ἄρα νῶτον ἔϑηχ᾽ bios καὶ πίονος αἰγός. 


1) W 29: αὐτὰρ ὁ τοῖσι τάφον μενοειχέα δαίνυ. 


18). ı 154: ὥρσαν δὲ νύμφαι, κοῦραι Διὸς αἰγιόχοιο, | αἴγας REF ῴους, ἵνα δειπνήσειαν 
ἑταῖροι. Vgl. Kruse, Hellas. Bd. I. S. 369. 
Buchholz, Homerssche Realien. Ib. {1 


162 Das Thierreich in engerem Sinne. 


in Griechenland Ziegenmilch und Ziegenkäse). Aus Ziegenfellen 
verfertigte man Schläuche, welche zur Aufbewahrung von Wein und 
Wasser, namentlich auf Reisen, dienten. Einen solchen Schlaueh mit 
Wein nimmt Nausikaa mit sich, als sie zum Gestade fährt?) ; und eben 
so Odysseus, als er sich zur Höhle des Polyphem begiebt?). Dem 
Letzteren giebt Kalypso bei seiner Abfahrt von Ogygie sogar zwei 
Schläuche mit, von denen der eine mit Wein, der andere mit Wasser 
gefüllt wart. Auch den bei’m Abschlusse des Vertrags zwischen 
Achaiern und Troern erforderlichen Opferwein bringen die Herolde in 
ziegenledernen Schläuchen herbei 5 . — Ferner gebrauchte man Ziegen- 
häute als Bettdecken®), ja selbst als Kleidungsstücke, wie sich 
denn Eumaios eines Ziegenvliesses als Ueberwurfs zum Schutz gegen 
den Wind bedient’). Auch verfertigte man aus Ziegenfell eine Art von 
Kappen, welche die Landleute bei ihrer Arbeit zum Schutz gegen die 
Sonne zu tragen pflegten; eine solche Kappe trägt Laertes bei seiner 
ländlichen Arbeit, als Odysseus zu ihm kommt‘). Mehrfach werden 
Ziegen den Göttern als Opfer dargebracht; so dem Hermes°), dem 
Apollon 19) und den Nymphen !!). Solche Thiere mussten τέλεια sein, 
d. h. nach einigen Interpreten makellos, frei von Gebrechen, wenn sie 
anders ein der Gottheit würdiges Geschenk sein sollten. Der Ziegen- 
bock heisst entweder ὃ αἵξ 12) oder ὃ τράγος 13) ; der junge Bock, die 
junge Ziege heisst ἔριφος 12). 

Zu den natürlichen Feinden der Ziege, welchen sie oft zur Beute 


ἡ Dodwell, Class. Tour. 11. p. 498. 
2 ζ = ἐν δ᾽ οἶνον gr | ἀσκῷ ἐν αἰγείῳ (Arete für Nausikaa). 
3) ı 196: ἀτὰρ αἴγεον ἀσχὸν ἔχον μέλανος οἴνοιο, | ἡδέος. ı 212: τοῦ φέρον ἐμπλήσας 
ἀσχὸν μέγαν. 
4) € 265 : ἐν δέ οἱ ἀσχὸν ἔϑηχε ϑεὰ μέλανος οἴνοιο [τὸν ἕτερον, ἕτερον δ᾽ ὕδατος μέγαν. 
Hier steht freilich nur schlechtweg ἀσχός. 
5) T 245: κήρυκες ὃ ἀνὰ ἄστυ ϑεῶν φέρον ὅρχιο πιστά, | ἄρνε δύω καὶ οἶνον ἐὔφρονα, 
χαρπὸν ἀρούρης, | ἀσχῷ ἐν αἰγείῳ. 
6) ξ 518: τίϑει δ᾽ ἄρα οἱ πυρὸς ἐγγὺς | εὐνήν, ἐν δ᾽ οἵων τε καὶ αἰγῶν δέρματ' ἔβαλλεν. | 
ἔνϑ᾽ ᾿Οδυσεὺς κατέλεχτ᾽. 
7) & ὅ90: ἂν δὲ νάχην ἕλετ᾽ αἰγὸς ἐὐτρεφέος, μεγάλοιο. 
8) w 290: αὐτὰρ ὕ εἴην κυνέην χεφαλῇ ἐ ἔχε; πένϑος ἀέξων. 
9) τ 391 : τῷ (dem u) γὰρ Pr μηρία χαῖεν | ἀρνῶν ἠδ᾽ ἐρίφων. 
1) A 66: αἴ κέν πως ἀρνῶν χνίσης αἰγῶν τε τελείων | βούλεται (Ἀπόλλων) ἀντιάσας 


ἡμῖν ἀπὸ λοιγὸν ἀμῦναι. 
11) p 240: νύμφαι χρηναῖαι, χοῦραι Διός, εἴ ποτ᾽ ᾿Οδυσσεὺς | bp’ ἐπὶ μιηρί᾽ ἔχης, χα- 
- - « -} , ? S 
λύψας πίονι δημῷ, | ἀρνῶν ἠδ ἐρίφων, τόδε μοι χρηήνατ ἐέλδωρ. 
12) ξ 106: ζατρεφέων αἰγῶν ὅστις φαίνηται ἄριστος. 
1 ı 239: ἀρνειούς τε τράγους τε. 
14) τ 397: μηρία χαῖεν | ἀρνῶν ἠδ ἐρίφων. 


REM 


ar Bäugethiere. ie 163 


wird, gehören der Löwe und der Wolf, — ein Thema, welches sich 
nm manchen Gleichnissen behandelt findet!;. — Schliesslich sei noch 
erwähnt, dass die ἕδνα, welche der Bräutigam dem Schwäher und der 
Braut darbrachte, meistens in Vieh bestanden, unter welchem sich 
nicht selten auch Ziegen befanden. So brachte Iphidamas für seine 
jugendliche Braut 100 Rinder und 1000 Ziegen und Schafe als Zövo. dar). 
Obwohl die Ziegen meistens in zahlreichen Heerden (αἰπόλια πλατέα 
αἰγῶν) ?) weideten, so wurden sie doch auch in Ställen gefüttert %). 


Einer besonderen Erwähnung bedarf noch der wilde Geisbock 
ἄγριος al), unter welchem Manche den kaukasischen Bock (Capra 
caucasica), Andere die Bezoarziege (Capra aegagrus) verstehen, der 
aber ohne Zweifel mit unserem Steinbock (Capra ibex) identisch 
ist?). Homer legt ihm die Epitheta zottelbärtig (lovdas) δ᾽, auf 
- Bergen weilend (ὀρευσχῷος ”, und ἴξαλος 5, bei, welches letztere (von 
᾿ς ἀΐσσω abzuleiten) den Steinbock als trefflichen Springer und Kletterer 
eharakterisirt. Auf diese T'hiere machte man mit Hunden Jagd, wie es 
u. A. vom Hunde Argos heisst, er sei in seinen jungen Jahren zur 
Verfolgung von wilden Geisböcken, Hasen und Rehen gebraucht). 
Vom Pandaros lesen wir, er habe eigenhändig im Gebirge einen wilden 
Bock erlegt und sich aus seinem 16 Palmen hohen Gehörn einen Bogen 
τς schnitzen lassen 10), wozuNetolicka bemerkt !!), der Ausdruck ἐχχαιδε-- 
; χάδωρα werde auch zugleich dadurch erklärt, dass die Hörner mit 
ἐ 14—16 quergestellten runden Wülsten versehen seien, wodurch bei- 
nahe eben so viele Abtheilungen deutlich hervortreten. — Die Haut 


ἢ K485: ὡς δὲ λέων μήλοισιν ἀσήμαντοισιν ἐπελϑών, | αἴγεσιν ἢ ὀΐεσσι, χακὰ φρο- 
νέων ἐνορούσῃ χτὰ. A 381: Τρῶες---, οἵτε σε πεφρίχασι λέονθ᾽ ὡς μιηχάδες αἶγες. Vgl. 
N 195 ff. ΠῚ 352: ὡς δὲ λύχοι ἄρνεσσιν ἐπέχραον ἢ ἐρίφοισιν | σίνται χτέ. 

2) A 244: πρῶϑ᾽ ἑκατὸν βοῦς δῶχεν, ἔπειτα δὲ χίλι ὑπέστη, | αἶγας ὁμοῦ χαὶ ὄϊς. 

3) A 679 u. sonst. 

4) p 223: τόν x’ εἴ μοι δοίης σταϑμῶν δυτῆρα λιπέσϑαι, | σηχοχόρον τ᾽ ἔμεναι ϑαλλόν 
“Γ΄ τ᾽ ἐρίφοισι φορῆναι χτέ. 

5) So urtheilt auch Netolicka: Naturhistor. aus Homer, S.5. Vgl. Günther, 

die Viehzucht bei Homer. 8. 25. 

6) E50: ἐονθάδος ἀγρίου αἰγός. 7) ı 155: αἴγας ὀρεσκῴους. 
| 8) A105: ἰξάλου αἰγὸς | ἀγρίου. Ueber ἴξαλος sagt A. Nauck Aristoph.p. 105: un- 
ἃ decunque derivas, saliendi significatum habebit. S. Doederlein, homer. Glos- 
) sar. $ 26. Ἶ 
δ 9) p 291: τὸν δὲ πάροιϑεν ἀγίνεσχον νέοι ἄνδρες [αἶγας ἐπ ἀγροτέρας ἠδὲ πρόχας ἠδ 
᾿ς -λαγωούς. 

10) Δ 105: αὐτίχ᾽ ἐσύλα τόξον ἐύΐξοον ἰξάλου αἰγὸς | ἀγρίου, ὅν δά ποτ᾽ αὐτὸς ὑπὸ στέρ- 
νοιο τυχήσας | BON: ἐχβαίνοντα, δεδεγμένος ἐν προδοχῇσιν, | βεβλήχει πρὸς στῆϑος᾽ ὁ δ᾽ 
ὕπτιος ἔμπεσε 2 zen. | τοῦ χέρα En χεφαλῆς ἑχχαιὸς χάδωρα πεφύχει. | χαὶ τὰ μὲν ἀσχήσας 
χερατοξόος ἤραρε τέχτων χτὲ 

11) Naturhist. aus Homer, S. 5. 


11* 


164 Das Thierreich in engerem Sinne. 


des wilden Geisbocks diente zu mannigfachen Zwecken, wie z. B. Ἐπ- 


maios eine solche für den Odysseus als Sitzpolster ausbreitet!). Aus 
dem Horne des Thieres endlich verfertigte man Bogen, wie bereits 
erwähnt ist. 

Der Steinbock wird wie auch die Gemse nach Groshans noch 
heutzutage in Griechenland angetroffen 2) (??). 


ὃ 44. 
ὃ. Das Reh (ὁ und ἡ πρόξ) 3). 


Dasselbe wird nur an einer Stelle erwähnt, und zwar in der Odys- 
see, wo vom Hunde Argos gesagt wird, er sei in seiner Jugend zur 
Jagd auf wilde Ziegen, πρόχας und Hasen gebraucht). Höchst wahr- 
scheinlich sind hier unter πρόχες Rehe zu verstehen, obwohl sich schon 
der Scholiast hypothetisch darüber ausdrückt, wenn er zu xpoxas in der 
angezogenen Stelle die Glosse macht: δορχάδων εἶδος ἢ ἐλάφων ἔχγονα 
veoyva. 

Nach Dr. H. Aubert und Dr. Fr. Wimmer) ist das bei Ari- 
stoteles unter dem Namen πρόξ vorkommende Thier vermuthlich dasReh. 


δ 45. 
ε. Der Hirsch (ὁ ἔλαφος) 6). 
Die Epitheta der Hirsches sind: gehörnt (xepaös) ?), hochge- 
hörnt (ὑψίχερως) ὃ), flüchtig, scheu (φυζανικός) 9), schnell (ταχύς) 10) 
und landbewohnend (ἀγρότερος) 1). Mehrfach erscheint derselbe 


1) ξ 50: ἐστόρεσεν δ᾽ ἐπὶ δέρμα ἰονθάδος ἀγρίου αἰγός, αὐτοῦ ἐνεύναιον, μέγα καὶ δασύ. 

2. 5. Groshans, Prodr. Faun. Hom. et Hes. Fasc. prior. p. 4. 

3) Groshans, Prodr. Fasc. prior. p. 28 sq. Von Netolick a übergangen. 
Friedreich, Realien. S. 108. Wenn Pazschke (über die hom. Naturansch. 
S. 16) von einer öfteren Erwähnung der Rehe spricht, so beruht dies auf Verwechs- 
lung derselben mit Hirschkälbern. 

4) ρ 294 (auf voriger Seite, Anm. 9 eitirt). 

5) Aristoteles Thierkunde. Leipzig, W. Engelmann. 1868. Bd. I. 8. 67. 

ὃ Groshans, Prodr. Fasc. prior. p. 8sqq. Netolicka. Naturhist. aus Hom. 
S.6. Friedreich, Realien. S. 105. Pazschke, über die hom. Naturansch. 
S.16. Kruse, Hellas. Bd. I. S. 361. 

7) T 24: ἔλαφον χεραόν. 

8) 4.158: ὑψίχερων ἔλαφον. 

9 N 102: φυζανιχῇς ἐλάφοισιν. 

10) & 248: τέκος ἐλάφοιο ταχείης. 

11) ζ 188: ἀγροτέρας ἐλάφους. 


νυ δε , οὐαὶ 


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δία {ων δ 


VIII. Säugethiere. 165 


als Symbol der Feigheit. So macht Agamemnon den zum Kampfe 


lässigen Achaiern den Vorwurf, dass sie gleich jungen Hirschen da- 
ständen, denen kein Muth in der Brust wohne!) ; eben so werden die 
fliehenden Troer mit denselben Thieren verglichen 2), und in der Zank- 
scene zwischen Achilleus und Agamemnon macht Ersterer dem Letz- 
teren den Vorwurf, dass er dass Herz eines Hirsches habe). — Was 
die einschlagende "Terminologie betrifft, so ist ἔλαφος der homerische 
Gattungsbegriff für Hirsch. Minder klar sind die specielleren Be- 
zeichnungen νεβρός und χεμάς. Zunächst bezeichnet νεβρός höchst 
wahrscheinlich das ganz junge Hirschkalb, wie sich schon aus den 
ihm beigelegten Epithetis neugeboren (νεηγενής) und milchsau- 
gend (γαλαϑηνός) schliessen lässt‘); ferner heisst der νεβρός: τέχος 
ἐλάφοιο ταχείης ὅ), und ein Adler trägt ihn in seinen Klauen fort), was 
bei einem schon mehr erwachsenen Thiere richt denkbar wäre. Uebri- 
gens heisst das Hirschkalb auch ἑλλός 7). Der Ausdruck χεμάς aber, der 
bei Homer nur als ἅπαξ λεγόμενον vorkommt, bezeichnet den Hirsch in 
seiner Uebergangsperiode vom νεβρός zum erwachsenen Hirsche, also 
etwa den zweijährigen Hirsch oder Spiesser. Wenigstens sagt Eusta- 
thios : ἐλάφων τὰ μέν νέα νεβροὶ, αἱ δὲ ἀρτίως ἐχ νεβρῶν ἐπὶ ἐλάφους μετα-- 
βάλλουσα! χεμάδες. Erwachsene Hirsche endlich heissen ἔλαφοι (Eu- 
stath. : τὰ δὲ τέλεια, οὐχ ἄλλο τι ἢ ἔλαφοι). 

Die Lebensweise des Hirsches hat Homer vollkommen richtig 
beobachtet, wenn er den Odysseus sagen lässt, er habe einen Hirsch 
erlegt, der, in Folge der Hitze vom Durst gequält, aus dem Walde zum 
Bache hinabgegangen 5615. Der Hirsch hält sich nämlich gewöhnlich 
im Walde auf; nur Morgens und Abends, oder wenn der Durst ihn 
heftig plagt, verlässt er denselben, um auf offener Trift zu weiden oder 
zur Tränke zu gehen. Wenn es gleich darauf heisst, dass die Genossen 
des Odysseus das gigantische Thier angestaunt hätten), so muss man 


ν < γ > , ᾿ 
1) A 242: Ἀργεῖοι ἰόμωροι, ἐλεγχέες, οὔ νυ σέβεσϑε ; | τίφϑ᾽ οὕτως ἕστητε τεϑηπότες 
More veßpot, | alt’ ἐπεὶ οὖν ἔκαμον πολέος πεδίοιο ϑέουσαι, | ἑστᾶσ᾽, οὐδ ἄρα τίς σφι μετὰ 
φρεσὶ γίγνεται Aha. 
2) ΧΊ: ὡς οἱ μὲν (Τρῶες) κατὰ ἄστυ, πεφυζότες höre νεβροί, ἱδρῶ ἀπεψύχοντο. 
Vgl. N 102 (schon vor. Seite, Anm. 9 citirt). 
s9r ᾿ ᾿ x 
3) A 225: οἰνοβαρές, χυνὸς ὄμιματ᾽ ἔχων, κραδίην d ἐλάφοιο. 
4) ὃ 336 (p 127) : veßpooüs—venyeveas γαλαϑηνούς. 
5) Θ 218: νεβρὸν, — τέκος ἐλάφοιο ταχείης. Vgl. A 119. 
6) Θ 247 : αὐτίχα δ᾽ αἰετὸν ἦκε, τελειότατον πετεηνῶν, νεβρὸν ἔχοντ᾽ ὀνύχεσσι. 
7) τ 228 : ἐν προτέροισι πόδεσσι χύων Eye ποιχίλον ἑλλόν, | ἀσπαίροντα λάων. 
8) χ 151: χαὶ τότε τίς με ϑεῶν ὀλοφύρατο μοῦνον ἐόντα, | ὅς ῥά μοι ὑψίχερων ἔλαφον 
͵ μ ᾽ T 
μέγαν εἰς ὁδὸν αὐτὴν | ἦχεν. ὁ μὲν ποταμόνδε χατῆϊεν ἐχ νομοῦ ὕλης | πιόμενος" δὴ γάρ μιν 
ἔχεν μένος ἠελίοιο χτέ. 
9 χ 180: ϑηήσαντ᾽ ἔλαφον᾽ μάλα γὰρ μέγα ϑηρίον ner. 


166 Das Thierreich in engerem Sinne. 5 


sich erinnern , dass in jenen ältesten Zeiten, wo das Wild minder ver- 
folgt wurde, die Hirsche eine jetzt unerhörte Grösse erreichten. 

Zu den Feinden des Hirsches gehört zunächst der Löwe, der 
in das Lager der Hindin eindringt und ihre Jungen mit gewaltigem 
Gebiss zermalmt und tödtet!). In einem andern Gleichnisse werden 
Hektor und Patroklos, welche um den Leichnam des Kebriones streiten, 
mit zwei blutlechzenden Löwen verglichen, welche, von Hunger ge- 
quält, auf den Höhen des Gebirges sich um eine getödtete Hindin be- 
kämpfen 2). Hieher gehört auch die Stelle, wo Menelaos prophetisch 
den die Freier mordenden Odysseus mit einem Löwen vergleicht, der 
in sein Lager zurückkehrt und hier die Jungen einer Hindin vorfindet, 
welche von ihrer Mutter in seine Lagerstatt gebettet sind und jetzt 
durch ihn ein schreckliches Ende finden). Wenn übrigens Homer 
hier und auch an anderen Stellen!) von Jungen der Hindin im Plural 
spricht, so braucht man dies nicht gerade mit Netolicka°) auffallend 
zu finden; denn obwohl die Hindin in der Regel nur ein Junges hat, 
so kommen doch — wenn auch sehr selten — Fälle vor, dass sie deren 
zwei gebiert ®). 

Unter den Feinden des Hirsches sind ferner die Wölfe zu nennen, 
mit deren verwegener Mordlust der kriegerische Trotz der Myrmidonen 
verglichen wird: die Kinnbacken von Blut geröthet, verschlingen jene 


den mächtigen Hirsch des Gebirges, nachdem sie ihn erwürgt haben; 


dann schlürfen sie, den Mord ausspeiend, das dunkle Gewässer der 
Quelle, während allen die Bäuche gedehnt sind”). Furchtbar sind 
dem Hirsche ferner die Jagdhunde. Diomedes und Odysseus, welche 
den Dolon verfolgen, werden mit zwei scharfzahnigen, in der Wildjagd 


A 113: ὡς δὲ λέων ἐλάφοιο ταχείης νήπια τέχνα | δηϊδίως συνέαξε λαβὼν κρατε- 

ροῖσιν ὀδοῦσιν, | ἐλϑὼν εἰς εὐνήν, ἁπαλόν τε σφ᾽ ἦτορ ἀπηύρα χτέ. 

2) Π 756: τὼ περὶ Κεβριόναο λέονϑ᾽ ὡς δηρινϑήτην, | GT ὄρεος κορυφῇσι περὶ χτα- 
μένης ἐλάφοιο, | ἄμφω πεινάοντε, μέγα Φ φρονέοντε μάχεσϑον. 
3) ὃ 385 (p 126) : ὡς δ᾽ ὁπότ᾽ ἐν end ἔλαφος κρατεροῖο λέοντος | νεβροὺς κοιμήσασα 
νεηγενέας Tanya | ee ἐξερέῃσι καὶ ἄγκεα ποιήεντα | βοσχομένη, ὁ 8 ἔπειτα ἑὴν 
εἰσήλυϑεν Erin , | ἀμφοτέροισι δὲ τοῖσιν ἀεικέα πότμον ἐφῆχεν, | ὡς ᾿Οδυσεὺς κείνοισιν ἀει- 
χέα πότμον ἐφήσει. 
a A 113. 

Naturhistor. aus Homer, S. 6. 

6, S. Wilmsen, Handb. der Naturgesch. Berlin, Amelang. Bd. I, S. 484. 


ἢ T1156: οἱ δὲ (Μυρμιδόνες) λύχοι ὡς | ὠμοφάγοι, τοῖσίν τε περὶ φρεσὶν ἄσπετος 


or 


ES 


ἀλκῇ, | οἵτ᾽ ἔλαφον χεραὸν μέγαν οὔρεσι δῃώσαντες 


δάπτουσιν᾽ πᾶσιν δὲ παρήϊον αἴμιατι 
οινόν" | καί τ᾽ ἀγεληδὸν ἴασιν ἀπὸ κρήνης μελανύδρου | λάψοντες γλώσσῃσιν ἁραιῇσιν μέ- 
νη Y 1 ἢ 


λαν ὕδωρ | ἄκρον, ἐρευγόμενοι φόνον αἵματος" ἐν δέ τε ϑυμὸς | στήϑεσιν ἄτρομός ἐστι, πε- 
τ ΡΟΣ 


ριστένεται δέ τε γαστήρ᾽ | τοῖοι Μυρμιδόνων ἡγήτορες ἠδὲ μέδοντες | ἀμφ᾽ ἀγαϑὸν ϑερά- 


m er) 3 
moyra ποδώχεος Αἰχκίδαο | δώοντ. 


ὙΠ. Säugethiere. 167 


᾿ erfahrenen Hunden verglichen, die in wilder Hast einen jungen Hirsch 
_ oder Hasen verfolgen, der quäkend dahineilt!); ebenso stürzt Anti- 
'lochos auf den Melanippos, wie ein Hund auf ein getroffenes Hirsch- 


kalb2). Die “Tragödie des verwundeten Hirsches’ schildert der Dichter 
schön in einem Gleichnisse: hastigen Laufes entrinnt das angeschos- 
sene Thier dem Jäger; aber die Schakale verfolgen seine Fährte; der 
Schmerz, den der gefiederte Pfeil ihm erregt, übermannt ihn, und er 
wird von den Schakalen zerrissen; da erscheint ein Leu: die Srhakale 
stieben aus einander, und jener verschlingt ihn). Hieher gehört auch 
τ 227, wo ein künstlich gebildetes, in den Klauen des Hundes zap- 
pelndes Hirschkalb geschildert wird, welches ihm vergeblich zu ent- 
rinnen sucht*). — Minder qualvoll ist das Loos des auf den Tod ge- 
troffenen Hirsches: klagend bricht er zusammen, und sein Leben ent- 
flieht). Das μαχών an dieser Stelle soll wohl den eigenthümlichen 
Schmerzensschrei des verendenden Hirsches ausdrücken. 

Die Haut des Hirsches scheint mitunter Aermeren als Bekleidung 
oder Umwurf gedient zu haben. Der von Athene in einen Bettler me- 
tamorphosirte Odysseus trägt ein solches Hirschfell, welches aber von 
Haaren entblösst ist), damit das Bettlerhafte seiner Erscheinung er- 
höht werde. Endlich finden wir, wie schon erwähnt, auf einem me- 
tallenen Kunstwerke, welches am Gewande des Odysseus ange- 
bracht ist, ein gesprenkeltes, in den Klauen eines Hundes zappelndes 
Hirschkalb ’). 

Noch jetzt kommen Cervus elaphus und Cervus dama in Griechen- 
land vor). 


ἡ Καὶ 360: ὡς δ᾽ ὅτε τίη δύω κπύνε, εἰδότε ϑήρης, | ἢ κεμιάδ᾽ ἠὲ λαγωὸν ἐπεί- 
En - Se N x SEE 2 

γετον sk αἰεὶ | χῶρον ἀν᾽ ὑλήενϑ᾽, ὁ δέ τε προϑέῃσι μεμηκώς, | ὡς τὸν Τυδείδης ἠδ ὁ 
πτολίπορϑος ᾿Πδυσσεὺς | — διώχετον. 

) 0 579: ᾿Αντίλογον δ᾽ ἐπόρουσε χύων ὥς, ὅστ᾽ ἐπὶ νεβρῷ [ βλημένῳ ἀΐξῃ, τόντ᾽ ἐξ 

N er hunde Βα ) 

εὐνῆφι ϑορόντα | ϑηρητήρ ἐτύχησε βαλ 

3) A 473: ἀμφὶ δ᾽ ἄρ᾽ αὐτὸν | T ε ἷ 
ἔλαφον χεραὸν βεβλημένον, Gyr ep 2 En ar ΤΩ νευρῆς᾽ τὸν μέν T ἤλυξε πόδεσσιν | 
[4 


ὃ 
ὠμοφάγοι μιν ϑῶες ἐν οὔρεσι BE | ἐν Μέβεῖ σχιερῷ ἐπί τε λῖν ἤγαγε δαίμων | 
σίντην᾽ ϑῶες μέν τε διέτρεσαν, αὐτὰρ ὁ δάπτει. Vgl. Pazschke, über die homer. Na- 
turansch. S. 16. 
4) τ 227: πάροιϑε δὲ δαίδαλον ἧεν" | ἐν προτέροισι πόδεσσι κύων ἔχε ποικίλον ἑλλόν, | 
a eg λάων᾽ τὸ δὲ ϑαυμάζεσχον ἅπαντες, | ὡς οἱ χρύσεοι ἐόντες ὁ μὲν Ade νεβρὸν ἀπάγ- 


χων, | αὐτὰρ ὁ eo Era ἤσπαιρε πόδεσσιν. 


sı » 


5) x 163: za6 δ᾽ ἔπεσ᾽ ἐν κονίῃσι μακών, ἀπὸ δ᾽ ἔπτατο ϑυμός. 
6) ν 436: ἀμφὶ δέ μιν μέγα δέρμα ταχείης ἕσσ᾽ ἐλάφοιο, | Ψιλόν 


7) τ 221 (oben eitirt). 
8) S. v. der Mühle, Beiträge zur Ormithologie Griechenlands. 1844. S. 1. 


“rn 
Eur; 


ἌΝ ITEM 


168 Das Thierreich in engerem Sinne. 


δ 46. 
ἃ. Einhufer (Solidungula). 
a. Das Pferd (ὃ ἵππος) 1). 


Das Pferd ist ohne Frage das wichtigste Thier der homerischen 
Welt, schon wegen der hohen Bedeutung, welche es damals für den 
Be hatte; denn da man von Streitwagen herab kämpfte, so ist selbst- 
verständlich , dass der glückliche Erfolg des Kampfes wesentlich durch 
die Tüchtigkeit der Rosse bedingt wurde. ‘Daher liebt auch der ho- 
merische Grieche sein Ross, wie nur immer der Araber das seinige 
lieben kann, und wendet ihm eine unglaubliche Aufmerksamkeit und 
Sorgfalt zu; und zwar gilt dies selbst von den Vornehmen und Fürsten, 
wie denn die fürstliche Andromache sich nicht schämt, mit eigener 
Hand die Rosse Hektors zu füttern2). Wie aber Homer durchgängig 
der getreue Spiegel der Heroenzeit ist, so weht uns auch die ganze 
Achtung und Liebe, welche der Heroe für das edelste Thier hegt, aus 
seinen Liedern entgegen. Diese zeigt sich einerseits in der eingehenden 
Detailmalerei , mit welcher der Dichter das Ross und alles auf dasselbe 
Bezügliche schildert, andererseits in seiner ganzen Auffassung des 
Thieres, welche nahezu an das Ideale streift. Sind doch die Rosse des 
aiakidischen Renners göttlicher Abkunft?) und unsterblich ἢ ; sie 
weinen um den Tod des Patroklos und lassen in ihrem Schmerze die 
blühende Mähne in den Staub hinabwallen5); ja der Dichter verleiht 
dem Rosse Xanthos durch Here die Gabe der Sprache und prophetische 
Divination, so dass es dem Achilleus sein nahendes Verhängniss ver— 
kündet®), wie denn überhaupt nach dem Glauben der Alten in den 
Thieren wegen des ihnen innewohnenden natürlichen Instinets die 


Dr. H. Aubert u.Dr. Fr. Wimmer, Aristoteles’ Thierkunde. Leipzig, W. Engel- 
mann. 1868. Bd. I. S. 67. 

Ὁ Groshans, Prodr. Fasc. prior. p. 15sq. Feith, ant. Hom. p. 489 564. 
Netolicka, Naturhist. aus Hom. S.3f. Günther, die Viehzucht bei Homer. 
S.30#. Pazschke, über die hom. Naturansch. S. 19f. Friedreich, Realien. 
S.103#. Kruse, Hellas Bd. I.S. 363 f. Cammann, Vorschule. ὅ. 371. 

2) 8 186: νῦν μοι τὴν κομιδὴν ἀποτίνετον, ἣν μάλα πολλὴν | Avöpopayn, ϑυγάτηρ 
υεγανήτορος Ἠετίωνος, | duiv παρ᾽ προτέροισι μελίφρονα πυρὸν ἔϑηκχεν, | [οἶνόν τ᾽ ἐγχερά-- 
σασα πιεῖν, ὅτε ϑυμὸς ἀνώγοι,] | ἢ epal, en πέρ οἱ Bar πόσις εὔχομαι εἶναι. 

3) Π149: Ξάνϑον χαὶ Βάϊ 1% e ι 

4 Π158: ᾿Αχιλλεύς, | ὃς zat "Svnrde ἐὼν ἕπεϑ' μα τοῖς er 

P 437: δάχρυα δέ σφιν | ϑερμὰ χατὰ βλεφάρων χαμάδις ῥέε μυρομένοισιν | ἡνιόχοιο 
πόϑῳ᾽ ϑαλερὴ δὲ μιαίνετο χαίτη | ζεύγλης ἐξεριποῦσα παρὰ ζυγὸν ἀμφοτέρωϑεν. 

€) T 407 : αὐδήεντα δ᾽ ἔϑηχε (Ξάνϑον) ϑεὰ λευχώλενος Ἥρη; | "rat λίην σ᾽ ἔτι νῦν γε 
σαώσομεν, ὄβριμ: Ἀχιλλεῦ" | ἀλλά τοι ἐγγύϑεν ἦμαρ ὀλέϑριον᾽. 


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Ku ΟΝ an Fa IS HEN RT TE Den ER, 
ET SEE Safe te ; 


VIII. Säugethiere. 169 


göttliche Natur lauterer und ungetrübter hervortritt, so dass sie gleich- 


sam ein divinatorisches Gefühl des Göttlichen besitzen, wo es den der 


Natur mehr entfremdeten Menschen verborgen bleibt. Die dem Odys- 
seus erscheinende Athene erkennen instinctiv dieHunde und entfliehen 
mit Gewinsel, während die Erscheinung der Göttin dem blöden Auge 
des Telemachos entgeht ἢ. — Dass übrigens Thiere den Tod ihres 
Herrn 'weissagen, kommt auch in altdeutschen Mythen vor). 

Die charakteristischen Epitheta des Pferdes sind folgende: zu- 
nächst μῶνυξ 3), welches verschieden etymologisirt und erklärt wird. 
Die traditionelle Erklärung läuft auf die Bedeutung einhufig hinaus. 
So sagt Hesychios s. v. μῶνυξ: ὃ μίαν ὁπλὴν ἔχων, μονώνυχος und 
5. v. μώνυχα: ὁπλῶν μὴ διεστωσῶν (so ist zu lesen st. διεστῶσαν). Dem- 
nach wäre uöyu: durch Synkope aus μονῶνυξ entstanden, wie λαιμαργία 
aus λαιμομαργία ἢ, und dem euripideischen μονόχηλος synonym). So 
fasst offenbar auch Aristoteles μῶνυξ, wenn er sagt): διαφέρει d ὁ 
χάραβος ὃ ἄρρην τῆς ϑηλείας" τῆς μὲν γὰρ ϑηλείας ὃ πρῶτος ποῦς δίχρους 
ἐστὶ, τοῦ ὃ ἄρρενος μῶνυξ. Diese Erklärung, verwirft Doeder- 
lein?), welcher vielmehr μώνυχες als Aphäresis aus μώνυχες betrachtet 
und es auf Pferde bezieht, die zusammen eingefahren sind, 
ὁμοῦ χϑόνα νύσσοντες ὀνύχεσσι. so dass sie gleichen Schritt mit einander 
halten. Der Grund, warum Doederlein die Erklärung einhufig 
verwarf, war ‘sein Missbehagen an solchen indifferenten Epithetis or- 
nantibus oder perpetuis, die weder ein Lob enthielten wie χρατερώνυχες, 
noch ein lebendiges Bild gewährten wie γαμψώνυχες". Hierauf lässt sich 
erwiedern, dass Homer manche Epitheta nur desswegen gewählt hat, 
um die eigenthümliche Natur der Thiere zu kennzeichnen: er 
nennt den Löwen gemähnt (ηὐγένειος, und yaporos (katzenäugig), 
den Widder wollig (Ad4sıog), den Hund bellend (vAaxouwpog), 
die Robbe schwimmfüssig (veroug), den Wolf grau (πολιός 
u. dgl. m. Ein eben so charakteristisches Epitheton wäre einhufig 
für das Pferd, insofern es dadurch in bezeichnender Weise vou den 
Zwei- und Vielhufern unterschieden würde. Aus dem Doederlein’schen 
Grunde würde ich daher die Erklärung einhufig nicht verwerfen. 


1 2160 ff. Vgl. unten ὃ 52. 

2) S. Panzer, Beitrag zur deutschen Mythologie. München 1548. S. 224. 
No. 255. Friedreich, Realien. S. 734. 

3) E 236 (Εἰ 321. II 712. ο 46): μώνυχας ἵππους. 

4 S.C. Fr. Hermann im Philol. II, S. 438. 

5) Iph. Aulid. 225 Nauck : (πώλους) πυρρότριχας, μονόχαλα δ᾽ ὑπὸ σφυρὰ ποικιλο- 
δέρμονας. 

6) Hist. anim. IV, 2 ed. Bekk. 

7) Homer. Gloss. ὃ 582. 


170 Das Thierreich in engerem Sinne. τ 


Indess treten uns andere, gewichtigere Bedenken in Betreff dieser Auf- 
fassung von u®voE entgegen: zunächst der Umstand, dass bei Homer 
kein Compositum mit μόνος vorkommt; sodann, dass er für wövos stets 
die Form μοῦνος gebraucht, so dass es mindestens μουνώνυχες heissen 
müsste), und dass überdies μόνος niemals mit εἷς synonym ist. Aus 
diesen Gründen entscheide ich mich lieber mit Grashof?), Ameis’ 
u. A. für die Ableitung von MAQ und erkläre uöyu: nach ihrem Vor- 
gange durch strebhufig, eilhufig. 
Fernere Epitheta des Pferdes sind: schöngemähnt (eÖdpıEt), 
καλλίϑριξ Ὁ) ), ὄϑριξύ » schnell (ταχύς ἢ und ὠχύς 5), schnellfüssig 
ὠχύπους 3) und ποδώχης 10)), leicht hüpfend (εὔσχαρϑμος 1), 56 ἢ π61]- 
fliegend (ὠχυπέτης 12), er als Falken (ϑάσσων ἰρήχων 13) : 
und mit beweglichen, raschen Füssen (πόδας αἰόλος 13). Auf : 
die Ausdauer RB Rosses gehen die Epitheta starkhufig ἰχρατε-- 
ρώνυξ 15) und kupferhufig (χαλχόπους !6)), welches Letztere metapho- 
risch für χρατερῶνυξ steht; so nimmt es Sch Eustathıos, wenn er es 
durch stepporous erklärt. Dass χαλχόύόπους nicht auf einen eisernen Be- 
schlag der Hufe bezogen werden dürfe, geht, wie Netolicka richtig be- 
merkt !?), daraus hervor, dass der Gebrauch des Beschlagens der Pferde 
von keinem griechischen Schriftsteller erwähnt wird. Hieher gehört 


Ste 


F 

!) Eine Synkope der Buchstaben ou» anzunehmen wäre, wie Ameiszu ὁ 46 im 
Anh. mit Recht bemerkt, mehr als kühn. 

2) Ueber das Fuhrwerk bei Homer und Hesiod. Programm des Düsseldorfer 
Gymnas. von 1846. 8. 6, Anm. 4. 3 

3) Zu o 46 im Anh. 

4) W 301: Eörpıyas ὁπλίσαϑ᾽ ἵππους. 

5) E 323 (8 348. 433. 503) : καλλίτριχας ἵππους. - ὶ 

θ) B 763 Εἰ : ἵπποι---, τὰς Εὔμηλος ἔλαυνε, --- ὄτριλας. Einmal wird auch ein 
schwarzgemähntes Ross erwähnt: Y 224: ἵππῳ εἰσάμενος κυχνοχαίΐτῃ (vom 
Boreas). 

7) E 356: ταχέ ἵππω. 

8) Δ 760 (Γ 263. E 261. K 527. M 62. N 536): ὠκέας ἵππους. E 257 (Θ 88) : ὠχέες 

ἵπποι. 

9 Β 388: ἵπποισιν---ἠχυπόδεσσιν. E 295 (8 122. 314. M 50): ἵπποι | ὠχύποδες. 
K 535: % ἵππων ὠχυπόδων. 

10) P 614: ποδώχεας---[(πποὺυς. 

1) N 31: ἐὐσκαρϑμοι---ἵπποι. 

2) 041 (N 23): γαλκόποῦδ ἵππω, | 

13) N 819: ann ἰρήκων.--αὐλλίτριχας 

14) T 401: πόδας αἰόλο: ἵππος. 

15) E 329 (II 124) : χρατερώνυχας ἵππους. 

16) Θ 41: χαλκοπόδ᾽ ἵππω. - 

17, Naturhistorisches aus Homer, ὃ. 4, Anm. I. Vgl. Günther, die Viehzucht 
bei Homer. S$. 33. 


| 
| 
| 


ὠχυπέτα. 
4 
' 


ITTOUS. 


VIII. Säugethiere. Be lu 


auch, wenn der Dichter von donnernden (Zptyöouro:) Hufen der 
osse spricht ἢ. ur 
; Weiter finden wir die Epitheta: bräunlich oder bräunlich 
gelb (&avdss2)), womit isabellenfarbige Rosse bezeichnet werden?) ; 
roth (φοῖνιξ), zur Bezeichnung eines Brandfuchses®) ; auch αἴϑων ὅ) 
wollen Manche auf die Farbe beziehen und erklären es brandrothe 
Füchse; richtiger ist indess wohl die less E feu- 
rig, muthig. Sodann: stark- oderhochnackig (ἐριαύχην δ), d.h. 
mit starkem, hohem Halse; die Füsse hebend, trabend (ἀερσί-- 
rovs?)); lautwiehernd oder poetischer vielleicht mit hoch erho- 
benem Kopfe wiehernd (ὑψηχής 5); stolz (auöwwy?)); seiner 
Schönheit vertrauend (ἀγλαΐηφι πεποιϑώς 10)), ἃ, h. seiner Schön- 
heit sich bewusst !!); Erreger der Furcht (μήστωρ φόβοιο 12) : vom 
Stachel getrieben (χεντρὴ eure 1}: den Wagen ziehend (Zpu- 
σάρματες, metaplastisch statt ἐρυσάρματοι, mit ὠχέες verbunden 14)); 
- Kampfpreise erringend (ἀεϑλοφόροι 15) und ἀϑλοφόροι 16), zwei- 
spännig (δίζυγες 17) und vierspännig ἰτετραόροι !S)); und mitgol- 
denem Stirnband geschmückt ἰχρύσαμπυξ ) 19)). Schliesslich noch: 
wohlgenährt, sieggekrönt (πηγός, ἀὐλοφόρος 59), schweiss- 
triefend ἱδρώων 21)), und ἄριστος 22), χάλλιστος, μέγιστος 3) und ἐσϑλός 322)), 


EEE EEE EEE PIERRE LE GUN 


1) A 152: ἐρίγδουποι πόδες ἵππων. 
2) N 680: ἵππους---ξαυνϑάς. 
3) Dahin gehört auch der umschreibende Ausdruck I 407: ἵππων ξανϑὰ χάρηνα. 


Im Latein würde also diesem ξανϑός gilvus entsprechen. Virg. Georg. III, 82 La- 
dew.: color deterrimus albis | Et 
4) W 454; (ἴππον), ὃς τὸ μὲν ἄλλο τόσον φοῖνιξ ἣν χτέ. 
Σ 5) B 838: ἵπποι | Be en: 
ὃ) P 496 (K 305. Σ 280. Ψ' 111): ἐ 
ἢ 7 327: ἵπποι ἀερσίποδες. Σ 531: ἵππων---ἀερσιπόδων. 
8) E 112: ὑψηχέες ἵπποι. 
9 Z 806: στατὸς ἵππος---χυδιόων. 10) Ζ 510. (Seite 171, Anm. 12 citirt). 
11) So giebt es treffend Pazschke, über homer. Naturansch. S. 19. 
12) E 272: (δύο ἵππω) μιήστωρε" (andere LA. μήστωρι, auf Αἰνείᾳ bezogen) φόβοιο. 
13) E 752 (© 396) : χεντρηνεκέας---Γ[ππους. 
14) [1 370: Εδυδάριρατες ὠκέες ἵπποι. 
15) X 162: ἀεϑλοφόροι---πποι. 
16) 1128: ἵππους. ἀϑλοφόρους, οἵ ἀέϑλια ποσσὶν ἄροντο. 
17) E 195: δίζυγες ἵπποι. 
18) ἡ 81: τετραόροι ἄρσενες ἵπποι. 
19) E 358: χρυσάμπυκας---[ππους. 
20) 1123: ἵππους  πηγούς, ἀϑλοφόρους 
21) 0 548: ἵππους---ἰδρώοντας. 32 E 206: ἄριστοι! | ἵππων. 
23) K 436: καλλίστους ἵππους---ἠδὲ μεγίστους. 
24) W 348 (von Laomedons Rossen). 


ἐριαύχενας ἵππους \ 159 : ἐριαύγενες ἵππο 
° d ς ς. ΟἹ ep! IE ες LTTTOL. 


De zen 


172 Das Thierreich in engerem Sinne. S 


Die Götterpferde sind χρυσάμπυχες, d.h. mit goldenem Stirnband 
geschmückt!) und nähren sich von ambrosischer Speise). 

Das junge Pferd oder Füllen heisst ὃ πῶλος 5). Als πῶλοι er- 
scheinen in der Odyssee die Rosse der Eos, Lampos und Phaäthon # ; 
denn die Göttin des jungen Tages wird als jugendlich gedacht, und 
und daher geziemen ihr auch jüngere Rosse5). Die Stute heisst ἢ Ir- 
πος, ἵππος ϑήλεια 5), der Hengst ὃ ἵππος, ἄρσην ἵππος. Der Vorzug, 
welchen die Griechen im Allgemeinen den Stuten vor den männlichen 
Pferden einzuräumen pflegen, tritt bei Homer noch nicht hervor; viel- 
mehr lobt er gleichmässig die Ersteren wie die Letzteren®). So preis’t 
er die Stuten des Eumelos als ausgezeichnete Thiere°); dagegen sind 
die excellirenden Renner des Achilleus, Xanthos und Balios 10), männ- 
liche Pferde. Ja die Stuten werden den männlichen Rossen gegen- 
über gewissermassen für inferior erklärt, wenn Antilochos seine Hengste 
in der Rennbahn durch den Zuruf anzuspornen sucht, sie sollten sich 
nicht durch das Pferd des Menelaos, die Aithe, beschämen lassen, da 
diese doch nur eine Stute 5611}. — Auch lässt sich nicht verkennen, 
dass der Dichter edle männliche Rosse mit einer gewissen Vorliebe 
schildert. Den Priamiden Paris, wie er von Pergamos’ Höhe hernieder- 
steigt, vergleicht er mit einem Hengste, der, nachdem er an der Krippe 
sich reichlich genährt, plötzlich seine Halfter zerreisst und stolz, mit 
stampfendem Hufschlag durch das Gefilde zur Schwemme des schön 
dahingleitenden Stromes eilt; hoch trägt es sein Haupt, die Mähnen 
umflattern seine Schultern; und leicht tragen die Schenkel das seiner 
Schönheit sich bewusste Thier zur bekannten Weide der Rosse !?). 


1) E 358: (Ἀφροδίτη) Ber πυχας ἥτεεν ἵππους. 
111: τοῖσιν δ᾽ ἀμβροσίην Σιμόεις ἀνέτειλε νέμεσϑαι. Vgl. E 369. 

3) A 680: ἵππ υς--ϑηλείας, πολλῇσι δὲ πῶλοι ὑπῆσαν. Vgl. Υ 222 und 225. 

4) W246: Λάμπον καὶ Φαέϑονθ᾽, οἵτ Ἠῶ πῶλοι ἄγουσιν. 

5) Damm, lex’ Hom. 8. νυ. πῶλος: ‘apte dat Aurorae, utpote pueritiae quasi 
deae, equos juniores‘. 

A 680: ἵππους ---ϑηλείας. 

Ἢ W 377: Διομήδεος ἄρσενες ἵπποι. 

8) Vgl. Groshans, Prrur. Faun. Hom. et Hes. Fasc. prior. p. 15. 

9) B 763: ἵπποι μὲν μέγ᾽ ἄρισται ἔσαν Φηρητιαδάο, | τὰς Εὔμηλος ἔλαυνε ποδώχεας 
ὄρνιϑας ὥς, | ὄτριχας, οἰετέας, στα ρούλῃ ἐπὶ νῶτον ἐΐσας. 

10) Π 149: Ξάνϑον χαὶ Bahıos,. τὼ ἅμα πνοιῇσι πετέσϑην. 

11) Ψ 407: ἵππους δ᾽ Ατρείδαο κιχάνετε, μηδὲ λίπησϑον, | χαρπαλίμως, um σφῶϊν ἐλεγ- 
χείην χαταχεύῃ | Δἴϑη ϑῆλυς ἐοῦσα. 

12) 2 506 (Ὁ 263) : ὡς δ᾽ ὅτε τις στατὸς ἵππος, ἀχοστήσας ἐπὶ φάτνῃ, | δεσμὸν FR 
ρήξας ϑείῃ : πεδίοιο χροαίνων, | εἰωϑὼς λούεσϑαι Züppetos ποταμοῖο, | χυδιόων" ὑψοῦ δὲ χάρη 
ἔχει, d ἀμφὶ δὲ χαῖται | ὥριος dissovrar' ὁ δ᾽ ἀγλαΐηφι πεποιϑώς, | ῥίμφα © γοῦνα φέρει μετά 
τ ἤϑεα χαὶ νομὸν ἵππων" | ὡς υἱὸς Πριάμοιο Πάρις κατὰ Περγάμου ἄχρης | — ἐβεβήχει 


χαγχαλόων. Vgl. X 22 ff. 


Fin. Εν dieser Gattung stattet der Dichter mit ausgezeichneten 
᾿ Zügen und Eigenschaften aus. Die Rosse des Rhesos sind weisser als 
Schnee und den Winden an Schnelle überlegen‘); eins der Rosse 
des Diomedes ist ein Brandfuchs mit einer weissen, mondförmigen 
Blässe vor der Stirn? ; die des Eumelos kommen den Vögeln an 
Schnelle gleich und haben gleiche Mähnen, gleiches Alter und gleiche 
Höhe‘); die von Boreas gezeugten Rosse laufen über die Spitzen der 
Halme dahin, ohne sie zu knicken ἢ ; ähnlieh, wie Poseidons Renner 
über die Meeresfluth dahineilen, ohne dass die Achse des Wagens be- 
netzt wird 5) ; HektorsRosse endlich stürmen mit Geräusch dahin gleich 
Waldströmen, die tosend vom Gebirge in’s purpurne Meer sich wälzen®). 

Auf die Fütterung und überhaupt auf die Pflege der Pferde 
verwendete der homerische Grieche grosse Sorgfalt. Das Futter der- 
selben bestand in Host (£sı@), Gerste’), Spelt (öupa) δ), Wei- 
zen®), Lotosklee und Eppich!%, endlich in χύπειρυν (Cyper- 
gras ἢ 11). Hafer wird weder bei Homer noch überhaupt bei den älteren 
griechischen Autoren als Pferdefutter erwähnt; die beiden Haferarten, 


1) K 436: τοῦ (Ρήσου) δὴ καλλίστους ἵππους ἴδον ἠδὲ μεγίστους" | λευχότεροι χιόνος, 
ϑείειν ὃ᾽ ἀνέμοισιν ὁμοῖοι. 

2) W 454: (ἵππον) ὃς τὸ μὲν ἄλλο τόσον φοῖνιξ ἦν, ἐν δὲ μετώπῳ | λευκὸν σῆμ᾽ ἑτέ- 
τυχτο περίτροχον ἠῦτε μήνη. 

3) B 763: ἵπποι μὲν μέγ᾽ ἄρισται ἔσαν Φηρητιάδαο, 


γ᾿ 


τὰς Εὔμηλος ἔλαυνε ποδώχεας 


ὄρνιϑας ὥς, | ὄτριχας, οἰέτεας, σταφύλῃ ἐπὶ νῶτον ἐΐσας. 

4) 7 226: αἱ δ᾽ ὅτε μὲν σχιρτῷεν ἐπὶ ζείδωρον ἄρουραν, | ἄχρον ἐπ᾽ ἀνϑερίχων χαρπὸν 
ϑέον, οὐδὲ χατέχλων. Vgl. Kruse, Hellas. Ba. 1. S. 366. 

3) N 29: γηϑοσύνῃ δὲ ϑάλασσα διίστατο. τοὶ δ᾽ ἐπέτοντο | δίμφα par’, οὐδ᾽ ὑπένερϑε 
διαίνετο χάλχεος ἄξων. 

6) Π 384: ὡς δ᾽ ὑπὸ λαίλαπι πᾶσα κελαινὴ βέβριϑε χϑὼν | ἤματ᾽ ὀπωρινῷ, ὅτε λαβρό-- 
τατον χέει ὕδωρ | Ζεύς, ὅτε δή ῥ᾽ ἄνδρεσσι κοτεσσάμενος χαλεπήνῃ" | — τῶν δέ τε πάντες 
μὲν ποταμοὶ πλήϑουσι ῥέοντες, | πολλὰς δὲ χλιτῦς τότ᾽ ἀποτμήγουσι χαράδραι, | ἐς ὃ ὅλα 
πορφυρέην μεγάλα στενάχουσι ῥέουσα! | ἐξ ὀρέων ἐπὶ χάρ, μινύϑει δέ τε ἔργ᾽ ἀνθρώπων" | 
ὡς ἵπποι Τρῳαὶ μεγάλα στενάχοντο ϑέουσαι. 


νὴ n 5 x Sn x U >> An ’ 2) vn Ἃ y_! yo adz 
) ὃ 40: χαὶ τοὺς μὲν κατέδησαν ἐφ᾽ ἱππείῃσι χάπῃσιν, | πάρ δ᾽ ἔβαλον ζείας, ἀνὰ δὲ χρ 


“ 


λευκὸν ἔμιξαν. 
5) Ε 195: παρὰ BE στιν ἑκάστῳ δί λευχὸν ἐρεπτόμενοι χαὶ 
ὀλύρας. 
9). Καὶ 568: φάτνῃ ἐφ᾽ ἵππείῃ, Bde περ Διομήδεος Immo: | ἕστασαν ὠκύποδες, μελιηδέα 
πυρὸν ἔδοντες. 
10) Β 775: ἵπποι δὲ παρ ἅρμασιν οἷσιν ἕχαστος, | λωτὸν ἐρεπτόμενοι ἐλεόϑρεπτόν τε 
σέλινον, | ἕστασαν. 
1 ὃ 601: ἵππους δ᾽ εἰς Ἰθάκην οὐκ ἄξομαι, ἀλλὰ σοὶ αὐτῷ | ἐνθάδε λείψω ἀγαλμα΄ σὺ 
γὰρ πεδίοιο ἀνἄσσεις | εὐρέος. ᾧ ἔν: μὲν λωτὸς πολύς, ἐν δὲ χύπειρον | πυροΐ τε ζειαί τε iR 
εὐρυφυὲς χρῖ λευχόν. 


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Ὁ - εἶν, ε τὰν ν᾽ 


174 Das Thierreich in engerem Sinne. 


welche den Griechen bekannt waren, βρόμος und αἰγίλω, finden wir 
sogar noch bei Theophrast als wilde Gewächse ἢ. Auch auf die Rein- 
lichkeit und Sauberkeit der Pferde hielt man sehr viel: man 
wusch sie häufig mit klarem Wasser und übergoss sie mit geschmei- 
digem Oel, wie dies Patroklos mit den Rossen des Achilleus that?. 
Man goss ihnen auch wohl Wein zwischen den Weizen oder befeuch- 
tete ihr Futter damit?), vielleicht um ihren Muth und ihr Feuer zu 
erhöhen ἢ, ähnlich wie auch jetzt noch die Leute in Weinländern den 
stark angestrengten Pferden gern Wein auf Brod geben, wie unsere 
Kutscher Bier und Schnaps’). Indess hielten schon die Alten diese 
letztere Stelle für interpolirt, und Miquel®), erklärt jene Aeusserung 
mit Sprengel für eine poetische Licenz. Entgegengesetzter Ansicht 
ist Groshans’), und auch ich gestehe in der That nicht zu begreifen, 
warum man an der Sache selbst so grossen Anstoss nimmt. Em- 
pfiehlt doch Columella°) den Genuss des Weins für schwächliche 
und abgemattete Pferde; warum sollte derselbe Trank nicht auch auf 
Pferde wohlthätig wirken, die schweisstriefend aus dem Kampfe zurück- 
kehren? In rein sachlicher Beziehung würde mir daher die Athe- 
tese jener Stelle bedenklich erscheinen. — Auch auf die Veredelung 
der Pferderacen scheint man schon damals sein Augenmerk gerichtet 
zu haben; wenigstens lesen wir vom Anchises, er habe seine Zucht 
veredelt, indem er seine Stuten mit den Hengsten des Laomedon ver- 
mählte®). Wir finden an dieser Stelle eine förmliche Genealogie der 


„ ἢ 8.C.Fr. Hermann, griech. Privatalterthümer. 15, 11. Günther, die 
Viehzucht bei Homer. S. 31. Vgl. auch Lenz (Botanik der alten Griechen und 
Römer. S. 250. Anm. 535), welcher bemerkt, er kenne einen reichen Bauer, der in 
einem Jahre, wo der Waizen vorzüglich gut gerathen sei, seinen Pferden Waizen 
statt Hafer gegeben habe, wobei sie sich ganz vortrefflich befunden hätten. 

2) W 280: τοίου γὰρ χλέος ἐσθλὸν ἀπώλεσαν ἡνιόχοιο, | ἠπίου, ὅ spwiv μάλα πολλάκις 


ὑγρὸν ἔλαιον | χαιτάων χατέχευε, λοέσσας ὕδατι λευχῷ. Vgl. G.G.S. Köpke, über das 


ς. 


Kriegswesen der Griechen im heroischen Zeitalter. Berlin, 1807. Friedrich Braunes, 
S. 131 ft. 


3) Θ 188: νῦν μοι τὴν κομιδὴν ἀποτίνετον, ἣν μάλα πολλὴν | Ἀνδρομάχη — ὑμῖν πὰρ 
προτέροισ! μελίφρονα πυρὸν ἔϑηχεν, | [οἶνον T ἐγχεράσασά πιεῖν, ὅτε ϑυμὸς ἀνώγοι,] ἢ ἐμοὶ, 
ς πέρ οἱ ϑαλερὸς πόσις εὔχομαι εἶναι. 

ἢ Köppen zu θ 188: “Dass man den Pferden zwischen das Wasser Wein goss, 
oder damit ihr Futter nass machte, geschah vermuthlich, um ihr Feuer zu vermehren, 
so wie unsere Reuter desshalb den Pferden Brod in Branntwein getaucht geben’. 

5) Lenz, Bot. der alten Griechen und Römer. ὃ. 250. Anm. 535. 

6) Homer. Flora. S. 8, Anm. 2. 

τ Prodr. Faunae Hom. et Hes. Fasc. prior. p. 16, Anm. c. 

8 De re rust. VI, c. 30: Lassitudini quies remedio est, ita ut in fauces oleum, 
vel adeps vino mista infundatur. 

9 E 265: τῆς γάρ τοι γενεῆς, ἧς Tpwi περ εὐρύοπα Ζεὺς | düy υἷος ποινὴν Γανυμή- 


; 
᾿ 
j 
w 


ὙΠ]. Säugethiere. 175 


F τὰ [1 


Rosse des Aineias!,, insofern sie zunächst ihren Ursprung auf Lao- 


medons Rosse und durch diese auf die des Tros zurückführen , welche 
- derselbe vom Zeus zum Ersatz für den geraubten Ganymed erhielt ?. 


Als Beleg für die Thatsache, dass der Dichter seine Kenntniss des 
Pferdes aus der genauesten Beobachtung der Natur dieses Thieres ge- 
schöpft hat, ist häufig die Stelle angeführt, wo die πρῶτα! τρίχες, d. ἢ. 
der oben auf dem Kopfe zwischen den Ohren befindliche Mähnen- 
schopf, als verwundbarster Punkt des Hirnschädels bezeichnet werden 3), 
— eine Bemerkung, deren Richtigkeit Aristoteles bestätigt®,.” Die 
Gefährlichkeit der Stelle rührt aber, wie Herr Professor Reichert 
mir bemerkt, daher, dass da, wo die Mähne des Pferdes am Kopfe auf- 
hört, die Schädelkapsel beginnt, welche das Gehirn enthält. Für diese 
Akribie des Dichters legen auch sonst unzählige andere Züge Zeugniss 
ab, und die ganze hier gegebene Darstellung liefert hoffentlich eine 
Bestätigung derselben. 

Was die Benutzung des Pferdes betrifft, so gebrauchte man es 
nie zum Reiten, sondern ausschliesslich zum Ziehen der Streit- und 
Reisewagen. Dass man indess die Reitkunst kannte), ist unzweifel- 
haft und wird schon durch den uralten Kentaurenmythos verbürgt; 
auch geschieht bei Homer zweimal der Reitkunst Erwähnung: einmal 
wird von dem schiffbrüchigen Odysseus gesagt, er habe rittlings auf 
dem Schiffskiele gesessen, wie wenn er auf einem Rennpferde (χέλης; 
ritte 6) ; ausserdem ist in der Ilias von einem Kunstreiter die Rede, der 
auf vier zusammengekoppelten Pferden dahinjagt, indem er fortwäh- 
rend, ohne zu fehlen, von einem auf das andere springt”). Man sieht 


» 75 


δεος, οὕνεχ. ἄριστοι | ἵππων, ὅσσοι ἔασιν ὑπ᾽ ἠῶ T ἠέλίον τε. 
ἀνδρῶν ᾿Αγχίσης, | λάϑρῃ Λαομέδοντος ὑποσχὼν ϑήλεας ἵππους. 

1 Dass schon die Alten den Pferden Namen gaben und Stammbäume derselben 
führten, bemerkt auch Kruse, Hellas. Bd. 1. S. 366. 

2) E 265—273. 

3) 0 83: ἄχρην χὰκ χορυφήν, ὅϑι τε πρῶται τρίχες ἵππων | χρανίῳ ἐμπεφύασι, μά- 


ΤΣ een EN 
τῆς γενεῆς ἔχλεψεν ἄναξ 


hısta δὲ χαίριόν ἐστιν. : 

4, Aristot. de generat. anim. V, ὅ. 

5) Grashof (über das Fuhrwerk bei Homer und Hesiod. Düsseld. Progr. 1546. 
S. 1 u. 2) meint, dass die Heroenzeit das Reitpferd noch nicht gekannt habe, und 
dass, wenn Homer davon rede, dies nur einen in der Zwischenzeit gemachten Cul- 
turfortschritt bezeichne. Die Sache liegt wohl so, dass auch die Heroenzeit die Reit- 
kunst zwar kannte, aber keinen weiteren praktischen Gebrauch davon machte. Vgl. 
zum Folgenden auch Frieb, das Fuhrwerk bei Homer. Progr. des Gymn. zu den 
Schotten in Wien. 1854. S. 18 f. 

6) € 370: αὐτὰρ ᾿υδυσσεὺς | ἀμφ᾽ ἑνὶ δούρατι βαῖνε, κέληϑ᾽ ὡς ἵππον ἐλαύνων. 

ἢ 0 679: ὡς δ᾽ ὅτ᾽ ἀνὴρ ἵπποισι χελητίζειν εὖ εἰδώς, | ὅστ᾽ ἐπεὶ Er πολέων πίσυρας 
συναείο- αἱ ἵππους, | σεύας ἐχ πεδίοιο μέγα προτὶ ἄστυ δίηται | λαοφόρον χαϑ' ὁδόν πολέες 


176 Das Thierreich in engerem Sinne. 


hieraus, dass die Reitkunst (wenigstens in der homerischen Zeit) sogar 
schon bis zu einem höheren Grade ausgebildet war. Dass die ho- 
merischen Helden, wenn es sein musste, auch das Pferd selbst zu be- 
steigen und zu reiten vermochten, beweisen Odysseus und Diomedes 
in der Doloneia, wo sie die Rosse des Rhesos besteigen und in das 
Lager bringen !). — Inzwischen wäre das Reiten bei der gewichtigen 
Waffenrüstung der Heroen in der Kriegspraxis unthunlich gewesen, 
und man stritt daher stets zu Wagen?). In der Regel wurde der Streit- 
und Reisewagen von zwei Pferden gezogen, woraus sich der von den 
zusammengespannten Pferden mehrfach gebrauchte Dualis erklärt). 
Diese beiden Pferde gingen zu beiden Seiten der Deichsel unter dem 
Joche und hiessen daher ἵπποι ζύγιοι. Mitunter wurde diesen noch ein 
drittes Pferd beigegeben , welches mittelst eines Seiles an eines der 
Stangenpferde gebunden ward, theils um den Wagen mit zu ziehen, 
theils auch wohl, um im Nothfalle für ein verwundetes oder gestürztes 
Pferd einzutreten. Dieses Seiten- oder Handpferd hiess παρήορος ἢ 
(seil. ἵππος), welches Hesychios 5. v. durch παράσειρος erklärt, der 
Riemen oder die Halfter aber, welche seinen Zaum mit dem des Joch- 
pferdes verband, rapropta®). Diese Verbindung zwischen den Joch- 
pferden und dem Handpferde konnte unter Umständen sehr gefährlich 
werden, wenn nämlich das Handpferd stürzte oder getödtet wurde. So 
geräth Nestor in grosse Noth,, als sein Seitenross stürzt und die Joch- 
pferde in Verwirrung bringt, so dass ihm nichts Anderes übrig bleibt, 
als den Verbindungsriemen zu zerhauen®). In ähnlicher Situation 
finden wir später den Patroklos”?). Da nach dem Bisherigen das Seiten- 


τέ ἑ ϑηήσαντο | ἀνέρες ἠδὲ γυναῖχες" ὁ ὃ ἔμπεδον ἀσφαλὲς αἰεὶ | ϑρώσχων ἄλλοτ᾽ ἐπ᾽ ἄλλον 
ἀμείβεται, οἱ δὲ πέτονται" | ὡς Αἴας ἐπὶ πολλὰ ϑοάων ἴκρια νηῶν | φοίτα μαχρὰ Bıßas. 
γε]. Kruse, Hellas. Bd. I. 5. 364 mit Anm. 554 u. 555. 

1) K 528: Τυδείδης δὲ χαμᾶζε ϑορὼν ἔναρα βροτόεντα | ἐν χείρεσσ ᾿)δυσῆϊ τίϑει, ἐπε- 
βήσετο ὃ᾽ ἵππων" | μάστιξεν δ᾽ ἵππους, τὼ ὃ᾽ οὐχ ἄκοντε πετέσϑην. 

2) Wenn Cammann (Vorschule, S. 304) sagt, dass zu Pferde kämpfende Krieger 
bei Homer als Merkwürdigkeit genannt würden, und zum Beleg dafür ı 49 eitirt, so 
hat er diese Stelle missverstanden, da hier ἀφ᾽ ἵππων nicht zu Pferde. sondern zu 
Wagen bedeutet, wie gewöhnlich. 

3) 841 (N 23): ὑπ’ ὄχεσφι τιτύσχετο γαλκόποδ᾽ ἵππω. 11475: τὼ 8 (Immo) ἐϑυν- 
ήτην. E 356: ταχέ᾽ ἵππω. 

4 ΠΠ 471: ἐπειδὴ χεῖτο παρήορος ἐν κονίῃσιν. II 468. 

5) ΠΙ152: ἐν δὲ παρηορίῃσιν ἀμύμονα Πήδασον ἵει. 5. Κα ὄρ Κα, Kriegswissenschaft 
des heroischen Zeitalters. $. 139. 

6, Θ 85: ἀλγήσας 6 ἀνέπαλτο, βέλος δ᾽ εἰς ἐγχέφαλον δῦ, | σὺν δ᾽ ἵππους ἐτάραξε χυ- 
λινδόμεγος περὶ χαλκῷ. | ὄφρ᾽ ὁ γέρων ἵπποιο παρηορίας ἀπέταμνεν | φασγάνῳ ἀΐσσων χτέ. 

Ἴ 11473: σπασσάμενος τανύτγκες ἄορ παχέος παρὰ μιηροῦ, | ἀΐξας ἀπέκοψε παρήορον, 
οὐδ᾽ ἐμάτησεν. Vgl. über das Dreigespann noch: Grashof, über das Fuhrwerk bei 
Hom. und Hes. S. 3, Anm. i. 


- 


en A A Δ. τὸ Ὁ. 


er 


u ὦ 


VII. Säugethiere 177 


e ‚pferd frei ging und daher im Laufen mancherlei Sprünge machen und 


sich überhaupt keck und stolz geberden mochte, so wird erklärlich, 
wie παρήορος in metaphorischem Sinne von einem verwegenen und 
übermüthigen Menschen gebraucht werden kann !). Wenn übrigens 
παρηορίαι an den betreffenden Stellen (0 87. Il 152) im Plural steht, 
so berechtigt dies nicht zu dem Schlusse, dass man mehrere oder doch 
mindestens zwei Riemen zur Befestigung des Seitenpferdes gebraucht 
habe; vielmehr ist, wie das Verbum ἐνίημι II 152 zeigt, nach Gras- 
hof’s Bemerkung?) die ganze, zu diesem Zwecke dienende Vorrichtung, 
insbesondere also auch das Zaumzeug, in welches man den Kopf des 
Seitenpferdes befestigte, unter raproptaı zu verstehen. 

Endlich finden wir bei Homer an drei Stellen auch ein Vier- 
gespann erwähnt. Einmal redet Hektor vier vor seinen Wagen ge- 
spannte Rosse an?); ferner wird vom Neleus gesagt, er habe vier Rosse 
zum Wettlauf nach Elis geschickt, die vom Augeias zurückbehalten 
seien, während er den Wagenlenker (ἐλατήρ) nach Hause zurückgesandt 
habe); endlich wird die Schnelligkeit des Phaiekenschiffes, welches 
den Odysseus in die Heimath trägt, mit der rapiden Eile eines Vier- 
gespanns verglichen, welches unter der geschwungenen Geissel durch 
die Rennbahn dahinbraus’t’). Imdess wäre es höchst misslich,, aus 
diesen Stellen schliessen zu wollen, in der Heroenzeit sei das Vier- 
gespann schon im Gebrauche gewesen. Die erste jener Stellen ist krı- 
tisch unsicher, und manche ältere und neuere Gelehrte (auch Bäumlein) 
haben sie mit dem Obelos versehen; schon alte Kritiker hielten © 185 
πόδαργε und αἴϑων für blosse Adjective, da Hektor gleich darauf‘) den 
Dualis gebrauche”?). Auch die zweite Stelle der Ilias ist kritisch ange- 
fochten (so von Grashof®)) und bezieht sich ohnehin auf die olym- 
pischen Wagenkämpfe, welche erst nach Augeias’ Tode von Herakles 
eingesetzt sein sollen; auch nimmt Grashof a. a. ©. wohl nicht mit 
Unrecht an dem Umstande Anstoss, dass Neleus in jenem Zeitalter, wo 


x 


ἡ W 603: ἐπεὶ οὔ τι παρήορος οὐδ᾽ ἀεσίφρων | Tata πάρος" νῦν αὖτε νόον νίχησε νεοίη. 

2) Ueber das Fuhrwerk bei Hom. und Hes. S. 3, Anm. 

3) Θ 185: [Ξάνϑε τε χαὶ σύ, Πόδαργε, καὶ Αἴϑων Λάμπε τε Biel. , 

ἢ A 698: καὶ γὰρ τῷ χρεῖος μέγ᾽ ὀφείλετ᾽ ἐν Ἤλιδι δίῃ, | τέσσαρες ἀϑλοφόροι ἵπποι 
αὐτοῖσιν ὄχεσφιν, | ἐλϑόντες μετ᾽ ἄεϑλα. περὶ τρίποδος γὰρ ἔμελλον | ϑεύσεσϑαι᾽ τοὺς δ’ αὖϑι 
ἄναξ ἀνδρῶν Αὐγείας | κάσχεϑε, τὸν δ᾽ ἐλατῆρ᾽ ἀφίει ἀκαχήμενον ἵππων. 

5) ν 81: ἡ δ᾽, ὥστ᾽ ἐν πεδίῳ τετράοροι ἄρσενες ἵπποι, πάντες ἅμ: ὁρμηϑέντες ὑπὸ πλη- 
new ἱμάσϑλης, | ὑψόσ' ἀειρόμενοι ῥίμφα πρήσσουσι κέλευϑον, | ὥς ἄρα τῆς πρύμνη μὲν 
ἀείρετο, χῦμα δ᾽ ὄπισϑεν | πορφύρεον μέγα ϑῦε πολυφλοίσβοιο ϑαλάσσης. 

6) Θ 180: νῦν μοι τὴν χομιδὴν ἀποτίνετον. 

7) Vgl. Feith, antiq. Hom. p. 494. 495. 

8) Ueber das Fuhrwerk bei Hom. und Hes. S. 2 und 3 in der Anm. 

Buchholz, Homerische Realien. Ib. 12 


173 - Das Thierreich in engerem Sinne. 


doch nur persönliche Tüchtigkeit galt, nicht selbst sein Gespann 
gelenkt, sondern wie bei unseren Jockeireiten einen Wagenlenker an 
seiner Statt geschickt haben solle. Die Stelle der Odyssee endlich ist 
nichts weiter als ein Gleichniss und geht ebenfalls auf die olympischen 
Wagenspiele. Jene Stellen sind demnach auf keinen Fall genügend, 
um auf einen allgemeinen Gebrauch des Viergespanns schliessen zu 
lassen. 

Beiläufig sei hier noch erwähnt, dass ἵπποι bei Homer häufig für 
den Wagen oder vielmehr für das ganze Gespann steht!), nicht 
selten aber auch die Pferde selbst bezeichnet, namentlich da, wo epi- 
theta ornantia damit verbunden sind). 

Was die bei Homer vorkommenden Eigennamen von Pferden 
betrifft, so beziehen sie sich theils auf die Farbe, theils auf andere cha- 
rakteristische Eigenschaften. So von der Farbe: Ξάνϑος, ein Pferd des 
Achilleus?), wie auch des Hektor!), Αἴϑη, die Stute Agamemnons?), 
Aldov, ein Ross des Hektor®), und Βάλιος (Schecke), ein Renner des 
Achilleus?), Auf die glänzende Hautfarbe geht Λάμπος, welchen 
Namen ein Ross des Hektor°) und ein anderes der Eos°) führen. Noch 
andere Pferdenamen sind: [Πόδαργος (Schnellfuss), ein Pferd des Hek- 
tor 10), Ilndasos (Springer), das dritte Ross des Achilleus!!), und Ἀρείων 
(der Stärkere), das Pferd des Adrestos 12. Das zweite Pferd der Bos 
heisst Φαέϑων 1"). 

Bemerkenswerth ist der schon oben berührte und mit der idealen 
Auffassung des Thieres zusammenhängende Glaube des homerischen 
Zeitalters, der auch den alten Germanen eigen gewesen sein soll, dass 
dem Pferde eine höhere, über den thierischen Instinet hinausgehende 
Natur und in Folge deren eine Art prophetischer Divinationsgabe inne- 
wohne. Dahin gehörende Züge sind die Trauer der Pferde des Patro- 
klos über den Tod ihres Herrn 1 und die Prophetie des Rosses Xan- 
thos in Bezug auf den Tod des Achilleus 15). 

Bei der hohen Geltung, in welcher das Pferd stand, kann es nur 
natürlich erscheinen, wenn sich unter den Preisen, welche Achilleus 
für die Sieger beim Wagenrennen aussetzt, auch ein Pferd befindet, 


x? 


1) 1265: ἐξ ἵππων ἀποβάντες. E19: we δ᾽ ἀφ᾿ ἵππων (den Phegeus). II 810: 
φῶτας ἐείχοσι βῆσεν ap ἵππων. 
2) W301: ἐύΐτριχας ὁπλίσαϑ' ἵππους. P 495: ἔλπετο ϑυμὸς | αὐτώ τε χτενέειν ἐλάαν 


, " 
τ Eptabyevas ἵππους χτέ. 


3) 11549. ἢ Θ 185 (der Vers ist verdächtig). 5) W 295. 6) Θ 185. 
7) 11149. 8) Θ 185. 9) Ψ 240. 10) Θ 188. 11) »IE152, 12) W 346. 
13) d 246. 


14) P 437 (schon oben citirt). 
15) T 407 (ebenfalls eitirt). Vgl. Cammann, Vorschule. 5. 306, 


4 
| 
j 
8 


- VIII Säugethiere. 179 


a zwar ein sechsjähriges, noch ungebändigtes, welches noch über- 
er mit dem Füllen des Maulthiers trächtig ist ). — Dass endlich der 


- Helmbusch (λόφος) aus Pferdemähnen bestand , ist bekannt; daher er- 


ν 1a Beh 
ea 


hält derselbe die Epitheta ἱππιοχαίτης Ἴ und ἵππειος ὃ, während der 
Helm selbst in diaser Beziehung ἱπποδασύς ἢ), ἱπποχόμος 5) und ἵππουρις) 
heisst. 

Die Pferde wurden vorzugsweise auf ausgedehnten und grasigen 
Ebenen gezogen; indess nährte man sie auch in Ställen an Krippen 
(garvar, χάπαι) 7); solche Stallrosse heissen στατοὶ ἵπποι ἡ). 

In Betreff der Frage, auf welchem Boden Pferde am besten ge- 
diehen, galt es für ausgemacht, dass Gebirgsländer für Rossezucht 
durchaus ungeeignet seien und diese nur in Flachländern mit Erfolg 
getrieben werden könne. Daher verschmäht Telemachos die ihm von 
Menelaos zum Geschenk angebotenen Rosse, mit dem motivirenden 
Zusatze, dass diese besser in dem Blachlande Lakedaimons gedeihen 
würden, wo Lotosklee, Cypergras, Waizen, Host (?) und Gerste gediehen, 
während das felsige Ithake der Ebenen entbehre und höchstens für 
Ziegenzucht geeignet sei, wie denn überhaupt keine der Inseln für 
Rossezucht tauge?). Besonders günstig für Letztere war Argos wegen 
seiner vielen wasserreichen Ebenen, daher ihm das Epitheton rosse- 
nährend (ἱππόβοτος) beigelegt wird !%). Dasselbe Epitheton erhält aus 
demselben Grunde Elis!!), woraus sich erklärt, warum der Ithakesier 
No&mon seine Pferde und Maulthiere nicht in dem gebirgigen und für 


ἡ W 265: ἀτὰρ αὖ τῷ δευτέρῳ ἵππον ἔϑηχεν | ἑξέτε᾽, ἀδμιήτην, βρέφος ἡμίονον 
χυέουσαν. Nach Massgabe dieser Stelle he G. Hermann bei Sophocl. Antig. 
349: λασιαύχενά 9 | ἵππιον ἑ ξέτε᾽ ἀμφὶ λόφον ζυγοῖ statt der handschriftlichen LA.: 
λασιαύχενά 9 ἵππον ἄξεται ἀμφίλοφον ζυγόν. 

2) 2 409: λόφον ἱππιογαίτην. 

3) 0 537 : ἵππειον A t 

4 7'369: χόρυϑος λάβεν ἱπποδασείης. Vgl. 2 9. N 614. y 11 (y 145) : χυνέας γαλ- 
χήρεας ἱπποδασείας. 

5) M 339: ἱπποχόμων τρυφαλειῶν. ΠῚ 338: ἱπποχόμο" κόρυϑος. 


»-- 
Os 
G 
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6) I’ 334 (MI 137): χυνέην εὔτυχτον---[(ππουριν. A 41: ἀμφίφαλον χυνέην---τετρα- 
φάληρον, ἵππουριν. 

7) K 568: φάτνῃ ἐφ᾽ ἱππεί 

8) Z 506: στατὸς ἵππος. 

9) ὃ 601: ἵππους δ᾽ eis Ιϑάχην οὐχ ἄξομαι, ἀλ)λιὰ σοὶ αὐτῷ | ἐνθάδε λείψω ἄγαλμα" σὺ 


Ex Ir 
ὃ 40: ἐφ᾽ ἱππείῃσι χάπῃσιν. 


1ὰρ πεδίοιο ἀνάσσεις | εὐρέος, ᾧ ἔνι μὲν λωτὸς πολύς, ἐν δὲ κύπειρον | πυροί τε ζειαί τε ἰδ᾽ 


εὐρυφυὲς χρῖ λευχόν. | ἐν δ᾽ Ἰϑάχῃ οὔτ᾽ ἂρ ὑρόμοι εὐρέες, οὔτε τι λειμών" | αἰγίβοτος, zul 
μᾶλλον Ἐπίροτο ος ἱπποβότοιο. B οὐ 1άρ τις νήσων ἱππήλατος οὐδ᾽ εὐλείμων, | αἴϑ' ἁλὶ ze- 
χλίαται: Ἰϑάχη δέ τε χαὶ περὶ 

10) Β 287: ἀπ᾽ Ἄργεος en 0 30 (T 75. 258. ο 239) : "Apyos ἐς ἱππόβοτον. 
ὃ 99: ἑχὰς Ἄργεος ἱπποβότοιο. ο 214: Ἄργος ἀν ἱππόβοτον. 
11) ῳ 347: πρὸς Ἤλιδος ἱπποβότοιο. S. hom. Geogr. ὃ 52. (5. 237). 


180 Das Thierreich in engerem Sinne. 


Rossezucht untauglichen Ithake, sondern in Elis hatte!). Eben so 
heisst auch Trikke in Thessalien ἱππόβοτος, welches zu der Dynastie 
der Asklepiaden gehörte?) ; die thessalischen Rosse waren überhaupt im 
Alterthum berühmt). — Dass die griechischen Ebenen das Gedeihen 
der Pferde so sehr begünstigten, erklärt sich geognostisch daraus, dass 
ihr Erdreich im Allgemeinen aus einer Mischung von Sand und Lehm 
besteht, wie sie für das Wachsthum des Getreides überaus günstig ist, 
und dass daher Gerste und Weizen überall gedeihen®). Im Grossen 
und Ganzen waren indess die Pferde in Griechenland nie sehr häufig, 
da das Land im Allgemeinen zu gebirgig ist, um viele solcher Thiere 
ernähren zu können; daher ‘war auch die griechische Reiterei nie be- 
deutend 5). — Uebrigens stand auch das troische Gebiet wegen seiner 
Pferdezucht in hohem Rufe, daher Aineias dem Pandaros gegenüber von 
dem troischen Rossen rühmt, dass sie geschickt seien, bei der Flucht wie 
bei der Verfolgung hierhin und dorthin zu sprengen®). Auch sind die 
feurigen Hengste des Diomedes von troischer Abstammung”). Von 
dem troischen Könige Erichthonios lesen wir sogar, dass er eine Heerde 
von dreitausend Stuten besessen haben soll®). Insbesondere finden 
sich am Ide treffliche Pferdeweiden; Ilios selbst erhält wegen seiner 
Pferdezucht das Epitheton füllenreich (evxwAog)). Die Fruchtbarkeit 
der Gegend am Idegebirge war natürlich; denn es hatte grossen Reich- 
thum an Quellen, daher es πολυπίδαξ 10) und πιδήεσσα 11 heisst. Auf 
ihm entsprangen die Flüsse Rhodios, Karesos, Heptaporos, Grenikos, 
Rhesos, Aisepos, Skamandros, der den Kalkfelsen der äussersten Aus- 
läufer des Ide entströmt, und der Simoeis, der in vielen Windungen 
die Ebene von Hlios durchfliesst 3). Bei diesem Wasserreichthum 


) ὃ 631: ἐμὲ δὲ χρεὼ I ha αὐτῆς | Ἤλιδ᾽ ἐς εὐρύχορον διαβήμεναι, ἔνϑα μοι ἵπ-- 
ποι | δώδεχα ϑήλε ιαι, ὑπὸ δ᾽ ἡμίονοι ταλαεργοὶ | ἀδμιῆτες. 

2) A 202: Τρίχης ἐξ ἱπποβότοιο. S. hom. Geogr. S. 109. 

Vgl. Kruse, Hellas. Bd. I. S. 365 mit Anm. 561 u. 562. 
S. ones: Naturhist. aus Homer. S. 4. 
S. Kruse, Hellas. Bad. 1. S. 363 und 364. 

6) E 221: ἀλλ᾽ Ay ἐμῶν ὑχξῶν ἐπιβήσεο, a ἴδηαι, | οἷοι Τρώϊοι ἵπποι, ἐπιστάμενοι 
πεδίοιο | χραιπνὰ par ἔνϑα χαὶ ἔνϑα διωκέμεν ἠδὲ φέβεσϑαι. 

7) W 571: τὰς δὲ per ἐξέφερον Διομήδεος ἄρσενες ἵπποι, | Tpwiotı. 

8) Υ 219: Δάρδανος αὖ τέχεϑ᾽ υἱὸν ᾿Εριχϑόνιον βασιλῆα, | ὃς δὴ ἀφνείοτατος γένετο 
ϑνητῶν ἀνϑρώπων᾽ | τοῦ τρισχίλιαι ἵπποι ἕλος χάτα βουκολέοντο | ϑήλειαι, πώλοισιν ἀγαλλό-- 
μεναι ἀταλῇσιν. Vgl. Β. Büchsenschütz, Besitz und Erwerb im griech. Alterth. 
Halle, Verlag der Buchhandl. des Waisenhauses. 1869. 8. 210. 

9) E 551 (II 576) : Ἴλιον εἰς εὔπωλον. 

10) 3 157 6 117) : πολυπίδαχος Ἴδης. 

1) Δ 188 : Ἴδης---πιδηέσσης. 

12) M 18: ποταμῶν---, ὅσσοι ἀπ᾽ ᾿Ιδαίων ὀρέων ἅλαδε προρέουσιν, | Ῥῆσός ϑ' Ἕπτά- 
πορός τε Κάρησός τε Ῥοδίος τε | Γρηνιχός τε καὶ Αἴσηπος Bios τε Σχάμανδρος | καὶ Σιμόεις. 


vn. Säugethiere. 181 


kann die Fruchtbarkeit des dortigen Bodens nicht befremden; auch 
neuere Topographen bestätigen, dass derselbe aus fetter 'Thonerde 
besteht, auf welcher Graswuchs, Gerste und Weizen herrlich gedeihen. 

Als vorzüglich schön werden endlich auch die thrakischen Rosse 
des Rhesos gepriesen ἢ) ; die Thrakier selbst heissen rossetummelnd 
(ἱπποπόλοι 3). Auch sonst erhalten die Kämpfer vom Rosse entlehnte 
Epitheta: die Paioner heissen mit Kampfrossen gerüstet (Innoxo- 
pusrat3)), welches auch allgemein von Männern steht?), die Phry- 
ger rossetummelnd (aioAörwAor‘)), die Danaer und Myrmidonen 
schnellrossig (ταχύπωλοι )), Tydeus, Phoinix und Peleus Rosse- 
treiber (ἱππηλάται 7), Pelops, Menestheus und Oileus rossesta- 
chelnd (πλήξιπποι8)), Troilos an Rossen sich freuend {ἱππιοχάρ-- 
une®)), Patroklos zu Wagen fahrend (inroxeievdos 1). Häufig sind 
endlich noch die Epitheta reisig (ἱππότα 1) und rossebändigend 
(ἱππόδαμος 12)ὴ- 


8. 47. 
B. Der Esel (ὁ ὄνος 18)). 
Der Esel war, obwohl ihm Homer das Epitheton νωϑής beilegt 12), 


dennoch in der homerischen Zeit wie noch jetzt im Orient, wo er über- 
haupt ungleich besser gedeiht als in unserem Klima 15), durchaus kein 


ἡ K 4356 fi. 2) N 4: ἱπποπόλων θρῃχῶν. 
3) Π 251: Παίονας ἱπποχορυστάς. 
4 


) B 1: ἀνέρες ἱπποχορυσταί. 
5) Τ 185: Φρύγας, ἀνέρας αἰολοπώλους. 

6) A 232: Δαναῶν ταχυπώλων. W6: Μυρμιδόνες ταχύπωλοι. 

Ἴ Δ 387: ἱππηλάτα Τυδεύς. Π 1960: ἱππηλάτα Φοῖνιξ. H 125 : ἱππηλάτα Πηλεύς. 

8) Β 104: Πέλοπι πληξίππῳ. A327: Μενεσϑῆα πλήξιππον. A 99: ᾿Οἴλῆα πλήξιππον. 

9) ὦ 251: Τρωΐλον ἱππιοχάρμην. 

10) ΠΠΙ 584: Πατρόχλεις ἱπποχέλευϑε. 

11) B 336: ἱππότα Νέστωρ, u. so öfter. 

12) H 88: Εχτορος---ἰπποδάμιοιο, u. so oft. 

13) Groshans, Prodr. Fasc. prior. p. 23sqq. Netolicka, Naturhist. aus 
Hom. 5. 4. Günther, die Viehzucht bei Hom. 8. 37. Friedreich, Realien. 
S. 105. 713. Pazschke, über die hom. Naturansch. 8.20 f. Kruse, Hellas. 
Bad. 1. S. 368. 14) A 558: ὄνος---νωϑής. 

15) Der Kalif Mervan führte den Beinamen ‘der Esel Dschesira’s, d. ἢ. Mesopo- 
tamiens, wo die Esel so kräftig und muthvoll sind, dass man sie in der Schlacht statt 
der Pferde gebrauchte und sprichwörtlich von ihnen sagte: ‘Der Esel des Kriegs 
flieht nicht‘. Eben so sagte man proverbiell: “Er ist im Kriege ausdauernder als ein 
Esel’, daher auch jener Kalif, wie Abul Mahasen sagt, seinen Beinamen erhielt, weil 
er mit Nachbarvölkern und Aufrührern unaufhörlich Krieg führte. Vgl. Rosen- 
müller, das alte und neue Morgenland. Bd. I. 5. 236. Friedreich, Realien, 
S. 713. 


182 Das Thierreich in ehgerem Sinne. Fr 


verachtetes T'hier, wie sich schon daraus schliessen lässt, dass der Tela- 
monier Aias mit ihm verglichen wird. Dieser zog sich, wie es in einem 


Gleichnisse der Ilias heisst, vor den ihm umschwärmenden Troern 
langsam zurück, gleich dem Esel, der in einem Saatfelde trägen Ganges 
vorschreitet, den Knaben zum Trotz, welche rings um ihn viele Stöcke 
zersplittern, während Jener unter einem Hagel von Streichen in die 
wogende Saat hineinweidet und nur mit Mühe sich vertreiben lässt, 
nachdem er seinen Hunger gestillt hat!). Das tertium comparationis 
liegt hier in der phlegmatischen Ruhe, mit welcher Aias die Troer bald 
abwehrt, bald wieder vor ihnen zurückweicht. Die Bedenklichkeiten 
derer, welche diesen Vergleich als ehrenrührig für den Trelamonier be- 
trachteten, sind völlig grundlos, da, wie gesagt, der Esel der südlichen 
Länder weit edler ist als der unsrige. Schon Köppen hat jene Serupel 
als nichtig zurückgewiesen 2). 


8 48. 
γ- Der Maulesel (ἡμίονος 8), οὐρεύς 4)). 


Den Unterschied zwischen rutovosund ὀρεύς definirt Kruse fälsch- 
lich dahin, dass Ersteres einen aus Pferd und Eselin, Letzteres einen aus 
Esel und Stute entstandenen Bastard bezeichne’); vielmehr scheint 
Aristoteles die Ausdrücke ἡμίονος und ὀρεύς 415 synonym zu gebrauchen δ). 
Die Erzielung der Maulesel soll nach den Scholiasten eine Erfindung 
der den Enetern benachbarten Mysier und von da aus den Griechen 
bekannt geworden sein. Der gewöhnliche Ausdruck für dies Thier ist 


N’ \ Σ --᾿ ”. 

1) A 558: ὡς δ᾽ ὅτ᾽ ὄνος παρ ἄρουραν ἰὼν ἐβιήσατο παῖδας | νωϑῆς, ᾧ δὴ πολλὰ περὶ 
r »’- \ + ’ 3, %5 . \ n u ΤῸ" EN , . D =. 
ὃ ἀυιφὶς ἐάγη, | κείρει τ᾽ εἰσελϑὼν βαϑὺ λήϊον" οἱ δέ τε παῖδες [τύπτουσιν ῥοπάλοισι 
> 5 - ᾿ π- , ‚2 , ἢ 2 - , ἣν 
βίη δέ τε νηπίη αὐτῶν" | σπουδῇ τ ἐξήλασσαν, ἐπεί τ ἐχκορέσσατο φορβῆς" | ὥς τότ ἔπειτ 

» , ΄ φ, u... ς τὰ Ἃ Κι 2 | [4 , 

Αἴαντα μέγαν, Τελαμώνιον υἱόν, | Τρῶες ὑπέρϑυμοι πολυηγερέες τ᾽ ἐπίχουροι | νύσσοντες 
ξυστοῖσι μέσον σάχος αἰὲν ἕποντο. | Αἴας δ᾽ ἄλλοτε μὲν μνησάσχετο ϑούριδος ἀλχῆς | αὖτις 


ὑποστρεφϑείς, χαὶ ἐρητύσασχε φάλαγγας | Τρώων ἱπποδάμων" ὅτε δὲ τρωπάσκετο φεύγειν. 
2) Erklärende Anmerkungen zu Homers Ilias. Hannover 1820. 3. Aufl. III. Bd. 

S. 252. 253. 

3) Gewöhnlich steht ἡμίονος femininisch, nur P 742 masculinisch. 

4 Groshans, Prodr. Fasc. prior. p. 23 sqgqg. Günther, die Viehzucht bei 


Hom. S. 36f. Netolicka, Naturhist. aus Hom. $S. 4f. Friedreich, Realien. 
S.105f. Pazschke, über die hom. Naturansch. S. 20. 


ὅ S. Kruse, Hellas. Bd. I. 5. 367. 


6) Vgl. darüber: Dr. H. Aubertund Dr. Fr. Wimmer, Aristoteles’ Thier- 
kunde. Leipzig, W. Engelmann. Bd. e S. 68. C. Fr. Hermann, Lehrb. der 
griech. Privatalterthümer. 2. Autl. S. 108, Anm. 13. : 


- τ Ὶ m = 
> ““ . : 4 


Τὰ κου μνῶν, Br na ar ES FT EB a 4 


VIII. Säugethiere. 183 


αἰονος: weniger häufig ist οὐρεύς 1, wahrscheinlich von ὄρος, also Ge- 
birgsthier, insofern das Maulthier vorzugsweise in Gebirgsgegenden 
brauchbar ist. Den sicheren Tritt und die unverwüstliche Ausdauer, 
welche dasselbe vorzüglich zur Ueberwindung des gebirgigen Terrains 
befähigen, wusste man schon im homerischen Zeitalter wohl zu wür- 
digen, wie jenes Gleichniss lehrt, wo Menelaos und Meriones, welche 
mit energischer Ausdauer den Leichnam des Patroklos aus der Schlacht 
tragen, mit kräftigen Mauleseln verglichen werden, die auf steilem 
Pfade vom Gebirge herab einen Balken oder mächtigen Block zum 
Schiffsbau schleppen , während sie unter Arbeit und Schweiss sich ab- 
mühen?. Hier ziehen oder schleifen sie also die Last hinter sich 
her, wie der Ausdruck ἕλχειν P 473 zeigt. Man scheint sie aber auch 
zum Lasttragen benutzt zu haben, wenigstens bei’'m Transport des 
Holzes für den Scheiterhaufen des Patroklos vom Idegebirge nach dem 
achaiischen Lager. Von Transportwagen, wie Friedreich will), 
ist hier sicher nicht die Rede, da diese auf den schiefen und krummen 
Gebirgswegen, die durch dichtverwachsenes Gebüsch (διὰ porria πυχνὰ 
(W 122)) bergauf und bergab (W 116) führten, schwerlich brauchbar ge- 
wesen wären; zudem wird in der ganzen Stelle von einem Anspannen 
(ζευγνύναι) keine Silbe gesagt. Auch an ein Fortschleifen ist hier 
wohl nicht zu denken, da nirgend der Ausdruck ἕλχειν vorkommt, son- 
dern nur ein blosses Gehen (rposeßav W 117) erwähnt wird. Wahr- 
scheinlich wurden die Maulthiere mit dem Holze bepackt, wofür sowohl 
*der Ausdruck ἐχδεῖν (W 121) spricht, der auf das Festbinden des ge- 
spalteten (\Y 120: διαπλήσσοντες) Holzes an die Maulthiere zu beziehen 
ist, wie auch das Verbum χαταβάλλειν (Ü 127: παραχάββαλον ἄσπετον΄. 
ὕλην), der auf das Abladen und Niederwerfen des Holzes am Strande 
geht). — 
Die Maulthiere wurden aber auch an Wagen gespannt. Ein 
solcher, von Maulthieren gezogener Lastwagen heisst ἄμαξα ἡμιονείη ὃ). 


᾿ς ἢ A 50: οὐρῆας μὲν πρῶτον ἐπῴχετο χαὶ χύνας ἀργούς. 

2) P 142: οἱ δ᾽, ὥσϑ᾽ ἡμίονοι χρατερὸν μένος ἀμφιβαλόντες | ἕλχωσ᾽ ἐξ ὄρεος κατὰ 
παιπαλόεσσαν ἀταρπὸν | ἢ δοχὸν ἠὲ δόρυ μέγα νήϊον" ἐν δέ τε ϑυμὸς | τείρεϑ᾽ ὁμοῦ χαμάτῳ 
τε χαί ἱὸρῷ σπευδόντεσσιν. | ὡς οἵ y ἐμμεμαῶτε νέχυν φέρον. 

3) Realien 5. 2601. 

4) Die betreffende Stelle lautet W 115: πρὸ ὃ᾽ ἄρ᾽ οὐρῆες κίαν αὐτῶν. | πολλὰ δ᾽ 
ἄναντα χάταντα πάραντά τε δόγμιά τ᾽ ἦλϑον. | ἀλλ᾽ ὅτε δὴ χνημοὺς προσέβαν πολυπίδακος 
Ἴδης, | αὐτίχ᾽ ἄρα ὃρῦς-- -τάμνον ἐπειγόμενοι. --- τὰς μὲν ἔπειτα διαπλήσσοντες Ἀχαιοὶ | 
ἔχδεον ἡμιόνων" ταὶ δὲ γϑόνα ποσσὶ δατεῦντο | ἐλδόμεναι πεδίοιο διὰ ῥωπήϊα πυχνά κτέ. 
Vgl. Netolicka, Naturhistor. aus Homer. ὃ. 4, Anm. 4. 

5) Ω 189 : ἄμαξαν ἐὔτρογον, ἡμ!ιονείην | ὁπλίσαι ἠνώγει. Vgl. Β. Büchsenschütz, 
Besitz und Erwerb im griech. Alterthume. Halle, Buchhandl. des Waisenhauses, 
1869, S. 216, 217, 


184 Das Thierreich in engerem Sinne. ze 


Selbst fürstliche Wagen verschmähten diese Bezeichnung nicht, wie 


der der Nausikaa 1) und der Leichenwagen Hektors2). Auch die Achaier 
bewerkstelligten den Transport ihrer Todten mit Hülfe von Mauleseln 
und Rindern 3). 

Ferner gebrauchte man die Maulthiere zum Ackern, zu welchem 
Ende man sie auch wohl mit Stieren zusammen’ vor den Pflug spannte, 
wobei die Ersteren, wie es heisst, wegen ihrer Vorzüglichkeit weit vor- 


aus zu sein pflegten ®). Indess ist die Erklärung der bezüglichen Stelle 


unsicher, da man, wie auch manche Interpreten gethan haben, an zwei 
verschiedene Gespanne — das eine von Maulthieren, das andere von 
Stieren — denken könnte, von denen jenes diesem vorausgeeilt sei. — 
Das Futter der Maulthiere bestand in ἄγρωστις μελιηδής 5), worunter 
Netolicka®) Ackerquecke (Triticum repens L.), Billerbeckin 
der Flora class. Fenchgras (Panicum dactylon L.) versteht. Jene 
Ackerquecke wächs’t, wie Netoiicka a. a. Ὁ. bemerkt, auf feuchtem 
Boden, widersteht leicht Ueberschwemmungen und giebt wegen des 
bedeutenden Zuckergehalts ihrer Wurzeln ein vortreffliches Pferde- 
futter ab. 

In Betreff der Nutzbarkeit der Maulthiere-ist noch zu erwähnen, 
dass man ihren Mist wie den der Rinder zum Düngen gebrauchte”). 
Die homerischen Epitheta des Maulthiers beziehen sich, wie es natür- 
lich ist, aufihre Stärke und Ausdauer. Sie sind folgende: starkhufig 
(χρατερώνυξ ")), im Geschirrarbeitend (ἐντεσιεργός 5)) und bei der 
Arbeitausdauernd (ταλαεργός 19). Auf die Stärke des Thieres be- 
zieht sich auch die poetische Paraphrase μένος Ἡμιονοῖιν für Maulthiere 


253: ζεῦξεν δ᾽ ἡμιόνους χρατερώνυχας, ἂν δ᾽ ἔβη αὐτή. 
211: ζεῦξαν δ᾽ ἡμιόνους χρατερώνυχας, ἐντεσιεργούς. 


ἘΠ Sn) 


2 
332: αὐτοὶ ὃ ἀγρόμενοι κυχλήσομεν ἐνθάδε νεχροὺς | βουσὶ χαὶ ἡμιόνοισιν. 

4) K 351: ἀλλ᾽ ὅτε δὴ ῥ᾽ ἀπέην, ὅσσον T ἐπὶ οὖρα πέλονται | ἡμιόνων---αἱ γάρ τε βοῶν 
προφερέστεραί εἰσιν | ἑλκέμεναι νειοῖο βαϑείης πηχτὸν ἄροτρον ---, | τὼ μὲν ἐπεδραμέτην, 
ὁ δ᾽ ἄρ ἔστη δοῦπον ἀκούσας. Vgl. Ο. Fr. Hermann, Lehrb. der griech. Privatalt. 
2. Aufl., bearbeitet von K. Β. Stark. Heidelberg, J. C. B. Mohr. 1870. S. 95 mit 
Anm. 8. 

5) 689: καὶ τὰς μὲν (ἡμιόνους) σεῦαν ποταμὸν πάρα δινήεντα | τρώγειν ἄγρωστιν με- 
λιηδέα. 

6) Naturhist. aus Homer, ὅ. 5. Nach Düntzer zu ζ 90 ist die ἄγρ. wohl unser 
Hundszahn. ὃ 

7) p 296: (der Hund Argos) δὴ τότε χεῖτ᾽ ἀπόϑεστος ἀποιχομένοιο ἄνακτος, | ἐν 
πολλῇ χόπρῳ, ἥ οἱ προπάροιϑε ϑυράων | ἡμιόνων τε βοῶν τε ἅλις κέχυτ', ὄφρ᾽ ἂν ἄγοιεν | 
δμῶες ᾿Οδυσσῆος τέμενος μέγα χοπρήσοντες. 

8) ζ 258 : ἡμιόνους χρατερώνυχας. 

9) Ω 277: ἡμιόνους χρατερώνυχας, ἐντεσιεργούς. 

10) W 654: ἡμίονον ταλαεργόν. 


x 


” 


: 2 Ἢ € i £ VII. Säugethiere. 185 


“überhaupt ἡ, Uebrigens wird die Zähmung des Maulthiers bei Homer 
᾿ς als schwierig bezeichnet). 


Dass das Maulthier nach homerischen Begriffen kein unedles Thier 


_ war, geht daraus hervor, dass selbst Helden mit solchen Thieren ver- 


glichen werden: so, wie schon erwähnt, die Achaier, welche die Leiche 
des Patroklos zu den Schiffen tragen). Endlich soll nach Homer im 
Lande der Eneter auch eine Art wilden Maulesels (ἡμίονος ἀγρότερος) 
vorkommen ®), unter welchem man den Dschiggetai (Equus hemionusL.), 
eine Mittelart zwischen Pferd und Esel, verstanden hat). Derselbe hat 
mit dem Maulesel die äussere Gestalt und Grösse gemein, läuft so schnell, 
dass das flüchtigste Pferd ihn nicht einzuholen vermagund wohnt iin den 
waldlosen unermesslichen Steppen und Wüsten des hohen Mittelasiens. 
Wahrscheinlich ist er identisch mit der Maulthierart, welche nach 
Herodot®) dem Zopyros ein Junges gebar; Theophrast versetzt 
nach Plinius dies Thier nach Kappadokien’?). 


δ 49. 
e. Vielhufer (Multungula). 
a. Das Schwein (σῦς, ὗς). 
1. Das Wildschweinß) (ὁ κάπρος, σῦς χάπριος, σῦς χάπρος 9)). 


Die Eigenthümlichkeit dieser Thiere wird vom Dichter an meh- 
reren Stellen in charakteristischen Zügen beschrieben. Der Eber erhält 


)m2 

2) W 654: ἡμίονον ταλαεργὸν ἄγων χατέδησ᾽ ἐν ἀγῶνι | ἑξέτε᾽, ἀδμιήτην, fr ἀλγίστη 
δαμιάσασϑαι. 

3) P 742 (schon S. 183, Anm. 2 eitirt). Vgl. Kruse, Hellas. Βα. I. S. 367, 
Anm. 583. 

4) Β 851: Παφλαγόνων δ᾽ ἡγεῖτο Πυλαιμένεος λάσιον χῆρ | ἐξ Everov, ὅϑεν ἡμιόνων 
γένος ἀγροτεράων. S. hom. Geogr. 5. 302. 

5) So Köppen, erkl. Anm. zu Homers Il. Bd. II, 5. 277. — Netolicka, 
Naturhist. aus Hom. 5. 5. Groshans, Prodr. Faun. Hom. et Hes. Fasc. prior. 
p- 25 u. A. Vgl. C. Fr. Hermann, Lehrb. der griech. Privatalterthümer. 2. Aufl. 
bearb. von K. B. Stark. Heidelberg, J. C. B. Mohr. 1870. S. 108. Anm. 13. 

6) ΠῚ, 153: τούτῳ τῷ Μεγαβύζου παιδὶ Ζωπύρῳ ἐγένετο τέρας τόδε: τῶν οἱ σιτοφόρων 
ἡμιόνων μία ἔτεχε. 

7, Plin. nat. hist. VIII, 44, 69 Sillig : Theophrastus volgo parere (mulas) in Cap- 
padocia tradit, sed esse id animal ibi sui generis. 

8) Groshans, Prodr. Fasc. post. p. 21. Netolicka, Naturhist. aus Hom. 
S.8. Friedreich, Realien. $. 106. 713f. Pazschke, über die hom. Naturansch. 
8. 161. 

9 E 783: ἢ συσὶ χάπροισιν. 


186 Das Thierreich in engerem Sinne. x 


das Epitheton mit weissen Hauern (Apytoöous!)), welches indess 


auch von männlichen zahmen Schweinen vorkommt?) ; er lebt im tief 
verwachsenen Dickicht, wetzt, wenn Hunde und Jäger ihn angreifen, 
den Zahn im zurückgebogenen Rüssel und stürmt mit klappenden 
Hauern auf seine Angreifer 1055). Dabei sträubt er, wie es in einem 
andern Gleichnisse heisst, den borstigen Rücken empor, und wild 
funkeln seine Augen, wenn die Jäger ihn aus seiner einsamen Lager- 
statt aufhetzen ἢ ; seitwärts daherstürmend durchbricht er die Gebüsche 
und mäht sie vom Stamme weg). Selbst mit dem Löwen lässt sich 
der Eber in einen Kampf ein, wenn er zur Tränke geht und ihm am 
Borne begegnet, wobei er freilich den Kürzeren zieht‘). 

Wegen dieses seines kecken Muthes heisst es vom Eber, dass er 
auf seine Stärke trotze?); und neben dem Pardel und Löwen wird er 
als ein Bild des Trotzes und Grimmes hingestellt®). Wie gefährlich 
er den Saaten und Früchten sei, ersieht man aus der Schilderung des 
kalydonischen Ebers, den Meleagros erschlug; grossen Schaden an- 
richtend durchstürmte er die Aecker des Oineus; viele hochragende 
Bäume entwurzelte er und warf sie über einander mit den Blüthen des 


Obstes 3). 
Man machte auf den Eber mit Hunden Jagd, von denen der 


1\ 1539: σῦν ἄγριον ἀργιόδοντα. 

2) W 32: πολλοὶ δ᾽ ἀργιόδοντες ὕες, ϑαλέϑοντες ἀλοιφῇ, | εὑόμενοι τανύοντο διὰ φλογὸς 
Ἡφαίστοιο. 

3) Λ 414: ὡς δ᾽ ὅτε χάπριον ἀμφὶ χύνες ϑαλεροί τ᾽ αἰζηοὶ [σεύωνται" 
χ ξυλόχοιο | ϑήγων λευχὸν ὀδόντα μετὰ γναμπτῇσι γένυσσιν, | ἀμφὶ 


U 
Ἂς [ἅ ji BE 


τε χόμπος ὀδόντων | γίγνεται" οἱ δὲ μένουσιν ἄφαρ δεινόν περ ἐόντα" 
ang" Οδυσῆα διίφιλον ἐσσεύοντο | Τρῶες. 

4) N 4171: ἀλλ᾽ ἔμεν, ὡς ὅτε τις σῦς οὔρεσιν ἀλκὶ πεποιϑώς, | ὅστε μένει ZONEN 
περχόμενον πολὺν ἀνδρῶν | χύρῷ ἐν οἰοσπόλῳ, φρίσσει δέ τε νῶτον ὕπερϑεν" 1@ ὀφϑαλμὼ δ᾽ 
pa. οἱ πυρὶ λάμπετον" αὐτὰρ ὀδόντας | ϑήγει, ἀλέξασϑαι μεμαὼς κύνας ἠδὲ zul ἄνδρας. 

5) M 146: (die Lapithen ποτ τας ἀγροτέρ βοισι σύεσσιν ἐοιχότε, tur ἐν ὄρεσσιν | ἀν- 
δρῶν ἠδὲ χυνῶν UBER χολοσυρτὸν ἰόντα, ] δοχμώ τ᾽ alssovre περὶ σφίσιν ἄγνυτον ὕλην, | 
πρυμνὴν ἐχτάμνοντες, ὑπαὶ δέ τε χόμπος ὀδόσεον | γίγνεται, εἰς ὅ κέ τίς τε βαλὼν ἐκ ϑυμὸν 
ἕχηται. 

6) Π 828: ὡς δ᾽ ὅτε σῦν Be λέων ἐβιήσατο yapıım, | ὥτ᾽ 


Bi ut 4 

ὄρεος χορυφῇσι μέγα 

: 4 
φρονέοντε μάχεσϑον | πίδακος ἀμφ᾽ ὀλίγης" ἐθέλουσι δὲ πιέμεν ἄ | 


wow" | πολλὰ der’ ἀσϑμαί- 


νοντα λέων ἐδάμασσε βίηφιν χτέ. 

7) N 471: σῦς---ὠἀλχὶ πεποιϑώς. - 

8, P 20: οὔτ᾽ οὖν παρδάλιος τόσσον μένος οὔτε λέοντος | οὔτε συὸς κάπρου ὀλόοφρονος, 

τε μέγιστος | ϑυμὸς ἐνὶ στήϑεσσι περὶ σϑένεϊ βλεμεαίνει, | ὅσσον Πάνϑου υἷες ἐὐμμελίαι 

φρονέουσιν. Ῥ 281: ἴϑυσεν δὲ διὰ προμάχων aut εἴχελος ἀλχὴν | χαπρίῳ. 

9) 1538: ἡ δὲ (Ἄρτεμις) χολωσαμένη, δῖον γένος, ἰοχέαιρα | ὥρσεν ἔπι χλούνην σῦν 
ἄγριον ἀργιόδοντα, | ὅς χαχὰ πόλλ᾽ ἔρδεσχεν ἔϑων Οἰνῆος ἀλωήν" | πολλὰ δ᾽ ὅ γε προϑέ- 
λυμνα χαμαὶ βάλε δένδρεα μαχρὰ | αὐτῇσιν ῥίζῃσι καὶ αὐτοῖς ἄνϑεσι μιῆλων. 


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.».;. 


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VIII. Säugethiere. Ei 2 | 


ichter sagt, dass sie hurtigen Laufs ihn hinten an der Hüfte oder 
Lende packen und alle Wendungen des gefährlichen Gegners scharf 
beobachten ἢ. Die Stärke des Ebers wird mehrfach hervorgehoben 
und als eine unverwüstliche bezeichnet, daher die um Diomedes 
geschaarten gewaltigen argivischen Kämpen mit Ebern verglichen 
werden 2), wie denn auch dem Kreterfürsten Idomeneus die Stärke 
eines Ebers beigelegt wird). In Rücksicht auf seine hartnäckige Aus- 
dauer im Kampfe erhält der Eber das Epitheton ἀχάμας 4), während 
ὀλούφρων δ) auf seine verderbliche Zerstörungswuth geht. 

Was sodann das Epitheton χλούνης δ) betrifft, so hat dasselbe sehr 
verschiedene Deutungen erfahren. Der Scholiast sagt: οἱ μὲν ἀφριστήν" 
χλουδεῖν γὰρ ἀφρίζειν τινὲς Δωριέων ἔλεγον. Demnach wäre es also 
schäumend, welcher Auffassung Doederlein folgt”), mit der Be- 
merkung: »Der Stamm ist nicht sowohl χλουδεῖν als χελούειν᾽ βήσσειν 
Hes., ‘quod Laconicum vel Boeoticum pro χελύειν a χέλυς᾽, nach Lob. 
Rhem. 206.« Nauck‘) leitet es von χλόνος ab und erklärt es durch 
turbas ciens, perniciosus, ohne jedoch den Wechsel von x und y zu 
motiviren. Noch andere Auffassungen sind: wohl genährt (εὐτραφής);, 
einsam lebend (μονιός) und verschnitten (τομίας), von denen aber 
keine ein wesentliches Characteristicum enthält. Apoll., Eustath. und 
Hesych. endlich leiteten es von yAon und εὐνή ab, so dass es — yAo- 
εύνης, d. ἢ. ἐν χλόῃ εὐναζόμενος, im Grase lagernd wäre, welcher 
Auffassung Netolicka®) und Günther!) folgen. — Dass von allen 
diesen Erklärungen die erste, ἀφριστής, für den-Eber am zutreffendsten 
ist, lässt sich wohl nicht in Abrede stellen, obwohl die von Doeder- 
lein gegebene Etymologie nicht ganz unbedenklich erscheint. 

Mehrfach kommt der Eber in homerischen Gleichnissen vor. Ab- 
gesehen von den schon erwähnten Vergleichungen, wird der den Aineas 
furchtlos erwartende Idomeneus mit einem muthigen Eber verglichen !!), 


ἡ Θ 338: ὡς ὃ᾽ ὅτε τίς τε χύων συὸς ἀγρίου ἠὲ λέοντος ἅπτηται χατόπισϑε, ποσὶν τα- 
χέεσσι διώχων, | ἰσχία τε γλουτούς τε, ἑλισσόμενόν τε δοχεύει, | ὡς Ἑχτωρ ὦπαζε καρη- 
χομόωντας ᾿Αχαιούς χτέ. 

2) E 180: πλεῖστοι καὶ ἄριστοι ---, ἀμφὶ βίην Διομήδεος ἱπποδάμοιο | εἰλόμενοι, λείου- 
σιν ἐοιχότες ὠμοφάγοισιν | ἢ συσὶ κάπροισιν, | τῶν τε σϑένος οὐκ ἀλαπαδνόν. 

- 8) A 253: ᾿Ιδομενεὺς μὲν ἐνὶ προμάχοις, avi εἴκελος ἀλχήν. 

4) 11 823: σῦν ἀκάμαντα. 

5) P 20: μένος---συὸς κάπρου ὀλοόφρονος. 

6) 1539: χλούνην σῦν ἄγριον ἀργιόδοντα. 

7) Homer. Gloss. ὃ 2495. 

8) Arist. 120. 

9 Naturhist. aus Hom. ὃ. 8, Anm. 25. 

10) Die Viehzucht bei Homer. ὃ. 29. 


14) N ATI: ἀλλ᾽ ἔμεν᾽, ὡς ὅτε τις σῦς οὔρεσιν ἀλκὶ πεποιϑώς χτέ. 


188 Das Thierreich in engerem Sinne. A 


eben so der von den Troern bedrängte Odysseus ἢ) ; auch die das achaiische 
Thor gegen die Troer vertheidigenden Lapithen vergleicht der Dichter 
mit einem Eberpaar?), und Menelaos stellt die Panthoiden an Zorn 
und Trotz Löwen und Ebern gleich). 

Die Hauer des Ebers dienten auch wohl als Verzierung des 
Helmes), ähnlich wie Eberbilder zu Emblemen auf den Helmen der 
nordischen Helden dienten 5). 


δ 50. 


2. Daszahme Schwein). 


Da das Schweinefleisch zu den Lieblingsspeisen der homerischen 
Griechen gehörte, so trieb man eine förmliche Schweinezucht, die wir 
in grossartigem Massstabe in dem Gehege des Odysseus ausgebildet 
finden, welchem Eumaios vorstand. Innerhalb desselben befanden sich 
12 Kofen nahe bei einander, in denen die Schweine sich lagerten; in 
jeder waren 50 Säue, welche zur Vermehrung der Zucht dienten, wäh- 
rend die männlichen Schweine, deren Zahl in Folge der Schlemmerei 
der Freier täglich abnahm, ausserhalb ihr Lager hatten. Im Ganzen 
betrug die Zahl der Letzteren 360, während die der weiblichen Schweine 
sich nach dem Gesagten auf 600 belief”). Aus dieser Stelle folgt zu- 
gleich, dass die weiblichen Schweine zur Fortpflanzung gehalten, die 
männlichen aber vorzugsweise gegessen wurden. Die im Gehege be- 
findlichen Schweine heissen σύες αὐλιζόμεναι ), im Gegensatz zu den 
auf dem Felde weidenden (ἀγρόμενοι σύες 3). Als Futter gab man den 


1) A 414 ff. (schon eitirt). 

2) M 146 ff. (ebenfalls eitirt). 

3) P 20 ff. (ebenfalls). 

4 K 263: ἔχτοσϑε δὲ λευχοὶ ὀδόντες | ἀργιόδοντος ὑὸς ϑαμέες ἔχον ἔνϑα καὶ ἔνϑα | εὖ 
χαὶ ἐπισταμένως" μέσσῃ ὃ ἐνὶ πῖλος ἀρήρει. 

5) Vgl. Friedreich (Realien. S. 713 f.), welcher auch bemerkt, dass man in 
den Grabstätten deutscher Helden häufig !iberzähne gefunden habe. ς 

6) Groshans, Prodr. Fasc. post. p. 21sq. Netolicka, Naturhist. aus Hom. 
S. 9. Friedreich, Realien. ὃ. 106. 252. 262. Günther, die Viehzucht bei Hom. 
S. 27 ff. Kruse, Hellas. Bd. I. S. 363. Lenz, Botanik der alten Griechen uud 
Römer. S. 198. 

Ἢ E13: ἔντοσϑεν δ᾽ αὐλῆς συφεοὺς δυοχαίδεχα ποίει | πλησίον ἀλλήλων, εὐνὰς συσίν" 
ἐν δὲ ἑκάστῳ | πεντήκοντα σύες χαμαιευνάδες ἐρχατόωντο, | ϑήλειαι τοχάδες. τοὶ δ᾽ ἄρσενες 
ἐκτὸς ἴαυον, | πολλὸν παυρότεροι᾽ τοὺς γὰρ μινύϑεσκον ἔδοντες [ἀντίϑεοι μνηστῆρες, ἐπεὶ 
προΐαλλε συβώτης | αἰεὶ ζατρεφέων σιάλων τὸν ἄριστον ἁπάντων" | οἱ δὲ τριηχύσιοί τε χαὶ 
ἑξήχοντα πέλοντο. - 

8) ξ 412: συῶν αὐλιζομενάων. 

9) E25: ἅμ; ἀγρομένοισί σύεσσιν. 


VIII. Säugethiere. | 189 


(καρπὸν χρανείης ἢ). Die Bezeichnung für Sau ist ἢ σῦς oder ἢ ὗς, 
seltener ὗς ϑήλεια, für die Zuchtsau σῦς ϑήλεια τοχάς 2, für Ferkel 
χοῖρος). Das Mastschwein hiess σίαλος ; ihm wird das Epitheton 
wohlgenährt (ἁπαλοτρεφής ἢ), ζατρεφής 5)) beigelegt, und von seinem 
Rücken heisst es, dass er mit blühendem Fette (ἀλοιφή) bewachsen 
5615). Während das Fleisch der Mastschweine für eine Delicatesse 
galt, wurde hingegen das des Ferkels (χοῖρος) weit minder geschätzt: 
daher thaten sich die feinschmeckerischen Freier an Ersterem gütlich, 
indess Eumaios und die Hırten sich mit Letzterem begnügen mussten’). 
Namentlich war der Rücken des Schweins ein Leckerbissen, welchen 
geehrte Gäste vorab erhielten, wie Odysseus bei’'m Eumaios°). Merk- 
würdig ist indess, dass die Griechen jener Zeit, wie es scheint, 
das Schweinefleisch um so wohlschmeckender fanden, je älter das Thier 
war; führen doch die Hirten des Eumaios ein fünfjähriges Mast- 
schwein herbei, um es zum Mahle zu bereiten). Uebrigens ist auch 
heutzutage noch Schweinefleisch eine Lieblingsspeise der Griechen, 
welche mit dem Schweine in der engsten Freundschaft leben 10). 
Manche Städte wimmeln von diesen quiekenden Thierchen und ver- 
pesten die Strassenatmosphäre mit ihrem Schmutz, was indess die 
Griechen auf die Luft schieben '!). 

Das männliche Schwein nennt Homer den Befruchter der 
Säue (ἐπιβήτωρ συῶν 12)). Sonstige Epitheta der Schweine sind: weiss- 


1) χ 241: τοῖσι δὲ Κίρχη | πάρ δ᾽ ἄκυλον βάλαυόν τ᾽ ἔβαλεν χαρπόν τε χρανείης, | &6- 
μεναι, οἷα σύες γαμαιευνάδες αἰὲν ἔδουσιν. ν 407: δήεις τόν γε (den Sauhirten) σύεσσι 
παρήμενον᾽ αἱ δὲ νέμονται | πὰρ ΚΚόρακος πέτρῃ ἐπί τε χρήνῃ Αρεϑούσῃ, | ἔσϑουσαι βάλανον 
μενοειχέα χαὶ μέλαν ὕδωρ | πίνουσαι. 

2) ξ 16: (σύες) ϑήλειαι τοχάδες (nur einmal). 

3) & 73: ἔϑνεα χοίρων (nur hier). 

4 ᾧ 363: ἁπαλοτρεφέος σιάλοιο. Andere ähnliche Epitheta: dv nara πίονα (Ε 419) 
und ὕες ϑαλέϑοντες ἀλοιφῇ (W 32). 

5) ξ 19: ζατρεφέων σιάλων. 

6) 1 208: συός σιάλοιο ῥάχιν τεϑαλυῖαν ἀλοιφῇ. 

7) & 80: ἔσϑιε νῦν, ὦ ξεῖνε, τάτε ὃμώεσσι πάρεστιν, | χοίρε᾽" ἀτὰρ σιάλους γε σύας μνη- 
στῆρες ἔδουσιν. 

8) ξ 437: νώτοισιν ὃ Ὀδυσῆα διηνεχέεσσι γέραιρεν | ἀργιόδοντος δὸς, χύδαινε ὃὲ ϑυμὸν 
ἄναχτος. 

x 5 > 

9) E419: οἱ δ᾽ ὦν εἰσῆγον μάλα πίονα πενταέτηρον. | τὸν μὲν ἔπείτ ἔστησαν ἐπ 

΄ 

ἐσχάρῃ. 
10) S. Kruse, Hellas. Bd. I, S. 363. 
11) Gell, journey. p. 63. 


12) A 131 (Ψ 278): συῶν τ᾽ ἐπιβήτορα κάπρον. 


> ‚ - er 4. ΩΣ 


190 Das Thierreich in engerem Sinne. ΑΛ Sr 


zahnig (ἀργιόδους ἢ), auf der Erde lagernd (χαμαιϊευνάς ἢ) und 
in der Saat weidend [Anißorsıpa®)) in Bezug auf die Gefrässigkeit 
des 'Thieres. 

Mitunter dienten Schweine auch zum Opfern. So schlachtet Tal- 
thybios bei der Versöhnung des Achilleus und Agamemnon einen Eber 
und wirft ihn in’s Meer, damit er den Fischen zur Speise diene); denn 
an dem Fleische, bei welchem man geschworen hatte, haftete eine Ver- 
wünschung, daher man es dem menschlichen Auge gänzlich entzog: 
Endlich besteht das Opfer, welches Odysseus in der Fremde dem Po- 
seidon darbringen soll, aus einem Widder, Stier und Eber). 


8 51. 
ß. Der Elephant. 


Der Elephant selbst wird allerdings bei Homer nicht erwähnt, 
wohl aber das Elfenbein. In dieser Beziehung bemerkt Pausanias, das 
Elfenbein als Material für Kunstwerke und Arbeiten sei seit alten 
Zeiten überall bekannt; aber die T'hiere selbst habe, ehe die Make- 
donier nach Asien hinübergegangen, ausser den Indern und Libyern 
Niemand gesehen; dies deute auch Homer an, der die Betten der 
Könige und die Wohnungen der Reichen als mit Elfenbein geschmückt 
schildere, aber des Elephanten als Thieres nicht erwähne; hätte, setzt 
der Perieget hinzu, Homer einen Elephanten gesehen oder davon ge- 
hört, so würde er dessen weit eher gedacht haben als des Kampfes der 
Pygmaien und Kraniche‘). Als Schmuck findet sich das Elfenbein in 


“ 


4), λ 418: σύες ὡς ἀργιόδοντες, | οἵ ῥά T ἐν ἀφνειοῦ ἀνδρὸς μέγα δυναμένοιο | ἢ γάμῳ 
ἢ ἐράνῳ ἤ εἰλαπίνῃ τεϑαλυίῃ. 

2) χα 243 (ξ 16) : σύες χαμαιευνάδες. Der erste Theil χαμαί des Compositums χαμαι- 
euyades ist jetzt allgemein als Locativ anerkannt. S. Lehmann, zur Lehre vom 
Locativ bei Homer. Progr. des fürstl. Hedwig’schen Gymn. zu Neustettin. Ostern 
1870. 8.5. Curtius, griech. Schulgr. ὃ 179. Schleicher, Comp. 568. 

3) 629: συὸς ὡς ληϊβοτείρης (ἅπαξ λεγ.). Eben so steht ἀναχτόριοι o 397 verein- 
zelt. Lehmanna.a. Ὁ. S. 6 fasst den ersten Theil ληΐ des Compositums ληϊβότειρα 
als Locativus Singularis und erklärt im Gemeindegut weidend. 

4 T 266: 7, καὶ ἀπὸ στόμαχον κάπρου τάμε νηλέϊ χαλχῷ. | τὸν μὲν Ταλϑύβιος πολιῆς 
ἁλὸς ἐς μέγα λαῖτμα | δῖψ᾽ ἐπιδινήσας, Ei ἰχϑύσιν. 

5) Ψ 276: χαὶ τότε μ᾽ ἐν γαίῃ πήξαντ᾽ ἐχέλευεν ἐρετμόν, | ἔρξανϑ᾽ ἱερὰ χαλὰ Ποσει- 
δάωνι ἄνακτι, | ἀρνειὸν ταῦρόν τε συῶν τ᾽ ἐπιβήτορα zar τρον, Ι οἴχαδ᾽ ἀπ TOgee τς 

6) Paus. I, 12, 4 Schub. : ἐλέ ἔφαντα γάρ, ὅσα μὲν ἐς ἔργα χαὶ ἀνδρῶν χρείας; εἰσὶν ἐκ 
kei δῆλοι πάντες εἰδότες" αὐτὰ δὲ τὰ ϑηρία, πρὶν ἢ διαβῆναι Μακεδόνας ἐπὶ τὴν Ἀσίαν, 
οὐδὲ ἑωράχεσαν ἀρχὴν, πλὴν ᾿Ινδῶν τε αὐτῶν χαὶ Λιβύων χαὶ ὅσοι πὰ ηριόχθρον τούτοις. 
δηλοῖ δὲ χαὶ “Ὅμηρος, ὃς βασιλεῦσι χλίνας μὲν χαὶ οἰκίας τοῖς εὐδαιμονεθε ἔροις αὐτῶν ἐλέ- 
φαντι ἐποίησε χεχοσμημένας, ϑηρίου δὲ ἐλέφαντος μνήμην οὐδεμίαν ἐποιήσατο" ϑεασάμενος 


ud rn 1 a δα ἀν να Ἐν, a Eee a FR αν 


VII. Bängeihiere. 191 


_Menelaos’ Palaste!), dessen glänzende Ausstattung Telemachos bewun- 
dert, und auch sonst dient es mannigfach als Verzierung: die Scheide 
des Schwertes, welches Euryalos dem Odysseus schenkt, ist aus ge- 
glättetem Elfenbein gefertigt?); der Schlüssel, mit Se Penelope 
das entlegene each öffnet, in welchem der Bogen des Odysseus sich 
befindet, ist mit einem elfenbeinernen Griff versehen 3), und auch die 
χλισίη, auf der sie während ihrer Unterredung mit dem Odysseus sitzt, 
ist mit Elfenbein und Silber ausgelegt‘). Eben so der Zügel des My- 
don). In Rücksicht auf Glanz und Glätte vergleicht der Dichter die 
Haut der Penelope, deren Schönheit Athene erhöht hat, mit dem Elfen- 
bein®). Ausserdem ist noch zu erwähnen, dass das Thor, aus welchem 
die falschen Träume hervorgehen, der dichterischen Darstellung zufolge 
aus Elfenbein gefertigt ist”). 

Uebrigens erhielten die Griechen das Elfenbein durch ihre mer- 
kantilische Verbindung mit den Phoinikern; dass sie die Elephanten 
selbst erst zur Zeit Alexanders des Grossen kennen lernten, folgt schon 
aus der oben mitgetheilten Bemerkung des Pausanias. , 


2: 


σι 


δ 


f. Fleischfresser (Carnivora). 
a. Der Hund (χύων 8)). 


Die eigenthümliche Natur dieser Thiere wird durch mehrere cha- 
rakteristische Epitheta veranschaulicht. So zeichnen die Beiwörter 


δὲ χαὶ πεπυσμένος ἐμνημόνευσεν ἂν πολύ γε πρότερον, ἐμοὶ δοχεῖν, ἢ Πυγμαίων τε ἀνδρῶν 
χαὶ γεράνων μάχης. 

ἢ ὃ ΤΊ : φράζεο, Νεστορίδη, --- χαλκοῦ τε στεροπὴν κὰδ δώματα ἠχήεντα | χρυσοῦ 
ἠλέχτρου τε χαὶ ἀργύρου ἠδ᾽ ἐλέφαντος. 

2) ὃ 408: δώσω οἱ τόδ ἄορ παγγάλχεον, ᾧ ἔπι χῴώπη | ἀργυρέη, κολεὸν δὲ νεοπρίστου 
ἐλέφαντος | ἀμφιδεδίνηται. 

3) φθ: εἵλετο δὲ χληϊὸ εὐχαμπέα χειρὶ παχείῃ | καλήν, χαλχείην" κώπη 


ἐπῆεν. 

4) 755: τῇ παρὰ μὲν χλισίην πυρὶ κάτϑεσαν, ἔνϑ' ἄρ ἐφῖζεν, | δινωτὴν ἐλέφαντι καὶ 
> , 
FTPP- 

5 


) E 582: 2x 8 ἄρα em | ἡνία λεύχ᾽ ἐλέφαντι χαμαὶ πέσον ἐν χονίῃσιν. 

ἢ σΊ196: λευχατέρην ὃ δ᾽ ἄρα μιν ϑῆχε που ἐλέφαντος. 

N x 562: δοιαὶ γάρ τε πύλαι ἀμενηνῶν εἰσιν ὀνείρων" | αἱ μὲν γὰρ χεράεσσι τετεύχαται, 
αἱ. δ᾽ ἐλέφαντι. | τῶν οἱ μέν x ἔλθωσι διὰ πριστοῦ 
ἀχράαντα φέροντες. 

8) Groshans, Prodr. Fasc. post. p. 27 344ᾳ. Lenz, Zoologie der alten Grie- 
chen und Römer. S. 94 ff. S. 108. Netolicka, Naturhist. aus Hom. 8.6. Fried- 
reich, Realien. S. 99 ff. Günther, die Viehzucht bei Hom. S. 15 ff. Kruse, 
Hellas. Bd. 1. 5. 36i ἢ. Pazschke, über die hom. Naturansch. 5. 21 ἢ, 


uw A. 797 4 » Ὕ 
ἐλέφαντος, | οἵ δ' ἐλεφαίρονται, ἔπε 


192 Das Thierreich in engerem "Sinne. 


ταχύς !), πόδας ἀργός ἢ, Apytrovs®) und schlechtweg Apyss*) ihreSchnell- 

füssigkeit, ὑλαχόμωρος δ) ihre Eigenschaft als Beller, χαρχαρόδους 
ihr scharfes, spitziges Gebiss‘), ἀργιόδους die blendende 
Weisseihrer Zähne”), ὠμηστής ihre wilde Gier). Als sonstige 
charakteristische Züge finden wir, dass die Hunde ihren Herrn und 
bekannte Personen wedelnd und ohne Bellen empfangen), während 
sie Fremden entgegenbellen; ja die Hunde des Kumaios, welche mit 
wilden Thieren verglichen werden 10), stürzen dem Odysseus wüthend 
entgegen und würden ihn zerrissen haben, wenn nicht Eumaios es ver- 
hindert hätte 11). In förmliche Raserei gerathen aber die Hunde, wenn 
sie einmal frisches Blut gekostet haben; sie schonen dann selbst ihres 
eigenen Herrn nicht, daher Priamos in seiner Ansprache an den au- 
sserhalb der Mauer des Achilleus harrenden Hektor mit Entsetzen der 
Zeit gedenkt, wo nach Eroberung der Stadt seine eigenen Tischhunde 
ihn zerfleischen und in tollem Wahnsinn sein Blut schlürfen würden 12). 
Aus solchen und ähnlichen Aeusserungen lässt sich schliessen, dass 
die griechischen Hunde, deren vorzüglichste Racen die lakonischen 
und molossischen waren, halb wild gewesen sein müssen, und dass 


2) B 11: χύνες πόδας apyot. Vgl. υ 145. p 62. Σ 518. 

3) Q 211: ἀργίποδας κύνας ἄσαι. 

4) A 50: χύνας ἀργούς. Vgl. Σ 283. Apyös geht aus der Grundbedeutung flim- 
merndindie Bedeutungschnellüber. Die Grammatiker erklären theils durch keu- 
χοί, theils durch ταχεῖς. 

5) ξ 29 (m 4): χύνες ὑλαχόμωροι. 


1) Γ΄ 26: ταχέες τε χύνες. Vgl. Σ 584. 
) 


6) Καὶ ὁ00 : χαρχαρόδοντε δύω χύνε. N 198: χυνῶν ὕπο χαρχαροδόντων. 

7) A 292: χύνας ἀργιόδοντας. Lehmann (Zur Lehre vom Locativ bei Homer. 
Progr. des fürstl. Hedwig’schen Gymn. zu Neustettin. Ostern 1870. 8. 7) bemerkt, 
dem ἀργιόδους, wie den verwandten Wörtern ἀργικέραυνος und Apytroug liege nach Cur- 
tius Etym. 157 die Sanskr. Wurzel rag = arg glänzen zu Grunde, und mit gleichem 
Rechte, wie in ἑλχεσί-πεπλος, ἑλχε-γίτων und sonst der zweite Theil des Compositums 
in syntaktischer Abhängigkeit von dem ersten zu denken sei, könne ἀργι-όδους im 
Glanz der Zähne oder, nach Uebergang der Locativbedeutung in die des Abla- 
tivus resp. Dativus, mit dem Glanz der Zähne bedeuten. 

8) X 66: χύνες---ῴὥμησταί. 

9) 2.216: ὡς δ᾽ ὅτ᾽ ἂν ἀμφὶ ἄναχτα χύνες δαίτηϑεν ἰόντα | σαίνωσ᾽" αἰεὶ γάρ τε φέρει 
μειλίγματα ϑυμοῦ. mA: Τηλέμαχον δὲ περίσσαινον χύνες ὑλακόμωροι, οὐδ᾽ ὕλαον προσιόντα. 
πϑ: Εὔμαι, ἡ μάλα τίς τοι ἐλεύσεται ἐν) άδ᾽ ἑταῖρος, | ἢ χαὶ γνώριμος. ἄλλος, ἐπεὶ κύνες 
οὐχ ὑλάουσιν, [ ἀλλὰ περισσαίνουσι. 

10) ξ 21: πὰρ δὲ χύνες ϑήρεσσιν ἐοικότες αἰὲν ἴαυον | τέσσαρες. ἕ 

11) & 29: ἐξαπίνης δ᾽ ᾿Οδυσῆα ἴδον χύνες ὁλαχόμωροι. | οἱ μὲν χεχληγῶτες ἐπέδρα- 
μὸν χτέ. ; 

12) X 69: οὺς τρέφον ἐν μεγάροισι τραπεζῆας ϑυραωρούς, | οἵ x’ ἐμὸν αἷμα πιόντες, 
ἀλύσσοντες πέρι ϑυμῷ, | χείσοντ᾽ ἐν προϑύροισι. 


VIII. Säugethiere. 193 


| _ viele derselben, in der Wildniss umherschweifend, von Leichnamen der 
Menschen und Thiere sich nährten ἢ. Mit Recht bemerkt Günther?,, 
- aus Stellen wie Ὁ 351, A 4, N 233 u. a. lasse sich schliessen, dass, wie 
noch jetzt im Orient, in der Umgebung grösserer Städte, namentlich 
Dions, unzählige Hunde gehaus’t hätten. — In rührender Weise hin- 
gegen wird die Anhänglichkeit des Hundes an den Herrn in der 
Erzählung vom Argos geschildert, der den Odysseus nach dessen 
zwanzigjähriger Abwesenheit wieder erkennt; als er den Letzteren 
nahen hört, erkennt er- ihn durch seinen Instinet; er wedelt mit dem 
Schweife, senkt die Ohren, vermag aber nicht näher heranzukriechen 
und fällt gleich darauf leblos zurück). Eine naturgemässere Schil- 
derung dieser Situation ist kaum denkbar; inwieweit die Wiedererken- 
nung nach zwanzig Jahren möglich oder wahrscheinlich sei, braucht 
man bei dem Dichter nicht zu fragen. — Uebrigens tritt uns auch hier 
wieder die schon oben ($ 46) gemachte Bemerkung entgegen, dass 
- nach dem Glauben der Alten den Thieren überhaupt und daher auch 
den Hunden vermöge ihres Instinets ein über die thierische Natur hin- 
ausgehendes Ahnungsvermögen innewohnt, wie sie denn überhaupt die 
göttliche Natur lauterer und ungetrübter offenbaren, so dass sie gleich- 
sam ein divinatorisches Gefühl des Göttlichen besitzen, wo es den 
blöden Sterblichen verborgen bleibt. Als daher Athene dem Odysseus 
erscheint, erkennt Telemachos sie nicht, während die Hunde instinctiv 
die Nähe einer Gottheit ahnen und winselnd entfliehen ἢ). 

Sehr charakteristisch ist es auch für die Natur der Hunde, dass 
sie Feinde, welche ihnen imponiren, nur aus gewisser Entfernung an- 
bellen und sich nicht an sie heran wagen. Eine derartige Scene bildet 
Hephaistos auf dem Schilde des Achilleus: zwei Löwen rauben einen 
Stier aus einer Heerde und schleifen ihn fort; junge Männer verfolgen 
ihn und hetzen Hunde auf ihn; diese aber wagen nicht auf sie loszu- 
beissen, sondern halten sich unter fortgesetztem Bellen respectvoll in 
kleiner Entfernung), wie denn überhaupt der Hund vor dem Löwen 
eine natürliche Furcht hat. 


ἡ Vgl. Kruse, Hellas. Bd. I. S. 361 und 362 (wo als Belege A 4, 0 379 und 
Ψ' 182 ff. citirt werden: S. 362, Anm. 544). 

2) Die Viehzucht bei Homer. ὃ. 17. 

3 p 301: δὴ τότε 7, ὡς ἐνόησεν Vdussen ἐγγὺς ἐόντα, | οὐρῇ μέν ρ᾽ Gy ἔσηνε καὶ 
οὔατα χάββαλεν ἄμφω, | ἄσσον δ᾽ οὐκέτ᾽ ἔπειτα δυνήσατο οἷο ἄναχτος | ἐλϑέμεν χτέ. 

4, πΊθ0: οὐδ᾽ ἄρα Τηλέμαχος ἴδεν ἀντίον, οὐδ᾽ ἐνόησεν ---᾿ | οὐ γάρ πω πάντεσσι ϑεοὶ 
φαίνονται ἐναργεῖς ---, | ἀλλ᾿ ᾿Οδυσεύς τε κύνες τε ἴδον, καί ῥ᾽ οὐχ ὑλάοντο, | χνυζηϑμῷ ὃ. 
ἑτέρωσε διὰ σταϑμοῖο φόβηϑεν. 

5) Σ 585: οἱ δ᾽ ἤτοι δακέειν μὲν ἀπετρωπῶντο λεόντων, | ἱστάμενοι δὲ μάλ᾽ ἐγγὺς 
ὑλάχτεον ἔχ τ᾽ ἀλέοντο. 

6) E 476: ἀλλὰ καταπτώσσουσι, κύνες ὡς ἀμφὶ λέοντα. 


Buchholz, Homerische Realien. Ib. 13 


194 Das Thierreich in engerem Sinne. 


. 


Bei Homer werden die Hunde ferner auch als leichenfressend 
dargestellt; daher es häufig von Getödteten, welche unbestattet da- 
liegen, heisst, dass sie die Hunde mit ihrem Fette nähren ἢ), oder ein 
Spiel der Hunde seien?;. Insbesondere werden in dieser Beziehung 


die Hunde häufig in Verbindung mit den Vögeln erwähnt, bei welchen 


Letzteren natürlich an die aasfressenden Arten zu denken ist 3). 

Der Nutzen, welchen die Hunde den Menschen gewähren, ist 
nach Homer ein mehrfacher. Zunächst dienen sie zur Bewachung 
des Hauses (daher das Epitheton Thürhüter, ϑυραωρός ἢ, wofür 
Andere ruAawpos) und der Ställe und Heerden, wie z. B. vom 
Eumaios gesagt wird, er habe vier reissenden Thieren ähnliche Hunde 
unterhalten, die bei seinen Schweineheerden ununterbrochen Wache 
hielten, und die er selbst aufgezogen hatte). Auch als Hüter von 
Schafheerden werden mehrfach Hunde erwähnt. Von den Wäch- 
tern des Achaierheeres heisst es, sie seien wachend und in ihren 
Rüstungen von den Fürsten angetroffen ; der süsse Schlaf sei von ihren 
Wimpern entflohen, und sie hätten die schreckliche Nacht durchwacht, 
gleich Hunden , welche mit ängstlicher Unruhe die Schafe im Gehege 
bewachen, wenn sie aus dem Walde das Geheul eines wilden Thieres 
vernehmen‘). Köppen bemerkt zu dieser Stelle, dass das Gleichniss 
völlig treffend sei; denn man bemerke in der That unter solchen Um- 
ständen eine gewisse Aengstlichkeit an den Hunden, als fürchte dies 
treue Thier nicht Alles zu thun, was eskönne. In einem andern Gleich- 
nisse wird ein Löwe geschildert, der in ein dichtverschlossenes Gehege 
dringt, in welchem wachsame Hirten mit Hunden und Spiessen die 
Schafe bewachen, trotz deren Hut er hineinbricht”). 

Der Hund wurde ferner auch schon im homerischen Alterthum 


1) ASIT: ὡς ἄρ᾽ ἐμέλλετε, τῆλε φίλων καὶ πατρίδος αἴης, | ἄσειν ἐν Τροίῃ ταχέας 
χύνας ἀργέτι δημῷ; 

2) P 254: νεμεσιζέσϑω δ᾽ ἐνὶ ϑυμῷ | Πάτροχλον Τρωῇσι χυσὶν μέλπηϑρα γενέσϑαι. 

3) A 4: αὐτοὺς δὲ ἑλώρια τεῦχε χύνεσσιν | οἰωνοῖσί τε πᾶσι. X 335: σὲ μὲν χύνες ἠδ᾽ 
οἰωνοὶ | ἑλκήσουσ᾽ ἀϊχῶς. Θ 379: ἤ τις zul Τρώων χορέει χύνας ἠδ᾽ οἰωνοὺς | δημῷ καὶ 
σάρχεσσι, und so oft. 

4 X 69: τραπεζῆας ϑυραωρούς. 

5) E21: πὰρ δὲ χύνες ϑήρεσσιν ἐοικότες αἰὲν ἴαυον | τέσσαρες, οὃς ἔϑρεψε συβώτης ὄρ-- 
yap.os ἀνδρῶν. 

) Καὶ 181: οὐδὲ μὲν εὕδοντας φυλάκων ἡγήτορας εὖρον, | ἀλλ᾽ ἐγρηγορτὶ σὺν τεύχεσιν 
εἴατο πάντες. [ ὡς δὲ χύνες περὶ μῆλα δυσηρήσωσιν ἐν BR | ϑηρὸς ἀχούσαντες χρατερό- 
φρονος, ὅστε χαϑ' ὕλην | ἔρχηται δι᾿ ὄρεσφι᾽ --- --- ὥς τῶν νήδυμος ὕπνος ἀπὸ βλεφάροϊιν 
ὀλώλει εἰ} νύχτα Baraze eg Bere 

ἢ M 302: εἴ περ γάρ χ᾽ ἐπα rap αὐτόφι βώτορας ἄνδρας | σὺν κυσὶ καὶ δούρεσσι 


φυλάσσοντας περὶ μῆλα, οὔ ῥά T ἀπείρητος μέμονε σταϑμοῖο δίεσθαι χτέ. 


ι 


VIII. Säugethiere. 195 


_  zurJagd gebraucht und erhält in dieser Hinsicht die Bezeichnung χύων 


ϑηρευτής ἢ). Die nothwendigen Requisite eines guten Jagdhundes zählt 
Eumaios auf, indem er die frühere Tüchtigkeit des Hundes Argos schil- 
dert: sie sind Schnelligkeit (ταχυτής), Muth mit Kraft gepaart 
(ἀλχή), und eine feine Spürnase, welche sich die Fährten des 
Wildes nicht entgehen lässt?2). Von demselben Argos heisst es kurz 
vorher, man habe ihn zur Jagd auf wilde Ziegen, Rehe und 
Hasen gebraucht) ; die Hitze, mit welcher Diomedes und Odysseus 
den Dolon verfolgen, wird mit dem Eifer verglichen, womit zwei scharf- 
zahnige, jagdgeübte Hunde ein Hirschkalb oder einen Hasen durch 
das Dickicht verfolgen). Indess dienten die Hunde auch zur Ver- 
folgung noch edleren Wildes: der die Achaier verfolgende Hektor wird 
mit einem Hunde verglichen, der einem Eber des Gebirgs oder einem 
Löwen mit raschen Füssen nachsetzt, jede Wendung des Verfolgten 
scharf im Auge hat und ihn endlich an der Hüfte oder Lende packt). 

Aus Hundshäuten pflegte man Helme zu verfertigen, daher χυνέη 
einen Helm oder eine Sturmhaube bezeichnet, in welcher Bedeu- 
tung es nicht selten auch dann steht, wenn dieselbe aus anderem Ma- 
terial, wie z. B. Stier- oder Wieselhaut®), bereitet ist. Es lässt sich 
daraus schliessen , dass Hundsleder ein sehr gewöhnliches Material für 
diesen Zweck gewesen sein muss. 

Man hielt indess die Hunde nicht bloss des Nutzens wegen, son- 
dern auch zum Prunke, als Tischhunde (τραπεζῆες), denen man den 
Zutritt in das. Speisezimmer gestattete. Diese galten jedoch für ver- 
weichlicht und untüchtig, daher Odysseus rüstige Laufhunde in 
scharfen Gegensatz zu solchen Tischhunden stellt, welche von ihren 
Herren lediglich zum Staate unterhalten zu werden pflegten”). Auch 
war es eine sehr gewöhnliche Sitte, bei’m Ausgehen solche Hunde mit 
sich zu nehmen, wie z. B. Telemach zwei derselben als Begleiter bei 


1) A 325: ἐν χυσὶ ϑηρευτῇσι. Vgl. M 41. K 360: χύνε, εἰδότε ϑήρης. 

2) p 315: Wäre der Hund noch wie vormals, — αἶψά χε ϑηήσαιο ἰδὼν ταχυτῆτα 
χαὶ ἀλχῆν. | οὐ μὲν γάρ τι φύγεσχε βαϑείης βένϑεσιν ὕλης | χνώδαλον, ὅττι δίοιτο" καὶ 
ἴχνεσιγὰρ περιήδη. 

3) ρ 294: τὸν δὲ πάροιϑεν ἀγίνεσχον νέοι ἄνδρες | αἴγας ἐπ ἀγροτέρας ἠδὲ πρόκας ἠδὲ 
λαγωούς. 

ἢ K 360: ὡς δ᾽ ὅτε χαρχαρόδοντε δύω xbve, εἰδότε ϑήρης, | ἤ κεμάδ᾽ ἠὲ λαγωὸν ἐπεί- 
γετον ἐμμενὲς αἰεὶ | χῶρον av ὑλήενϑ᾽, ὁ δέ τε προϑέῃσι μεμηχώς, ὥς are. Vgl. X 189 fi. 

5) Θ 338: ὡς δ᾽ ὅτε τίς τε χύων συὸς ἀγρίου ἠὲ λέοντος | ἅπτηται χατόπισϑε, ποσὶν 
ταχέεσσι διώκων, | ἰσχία τε γλουτούς τε, ἑλισσόμενόν τε δοχεύει, ὡς “χτωρ κτλ. 

6) K 257: χυνέην ταυρείην. K 335: χτιδέην χυνέην. 

7) p 307: οὐ σάφα οἶδα, | εἰ δὴ καὶ ταχὺς ἔσχε (Argos) ϑέειν ἐπὶ εἴδεϊ τῷδε, | ἢ αὔ-- 
τως οἷοί τε τραπεζῆες κύνες ἀνδρῶν | γίγνοντ᾽ς ἀγλαΐης ὃ ἕνεχεν χομέουσιν ἄναχτες. 


15 * 


196 Das Thierreich in engerem Sinne. Bi. 


sich hat, als er sich in die Versammlung der Ithakesier begiebt ἢ. Wie 
sehr das Halten von Tischhunden schon den homerischen Griechen 
zum Bedürfniss geworden war, geht daraus hervor, dass man sie selbst 
nach dem Tode im Hades nicht entbehren zu können glaubte, daher 
Achilleus dem Patroklos zwei von dessen neun Lieblingshunden in’s 
Schattenreich nachsendet, indem er sie mit seinen Pferden auf dem 
Scheiterhaufen verbrennt?). Indess waren selbst diese Haushunde 
nicht völlig unnütz, da sie als Thorwächter (πυλαωροί), also zur Be- 
wachung des Hauses dienten; selbst im Palaste des Priamos wurden 
dergleichen Haushunde unterhalten 5). 

Zu den Plagen der Hunde gehörte die. Hundslaus (χυνοραν- 
στής). Von diesen Insecten wimmelte der Hund Argos, als er vernach- 
lässigt vor dem Palaste des Odysseus auf dem Miste lag*). Ausserdem 
wird die Hundsfliege (χυνάμυια) erwähnt, jedoch nur in metapho- 
rischem Sinne als Schimpfwort, da diese Fliegenart als Symbol unver- 
schämter Frechheit galt’). Diesen Ausdruck gebraucht die erbitterte 
Here von der Aphrodite, als dieselbe den verwundeten Ares aus dem 
Kampfe zu führen im Begriff ist‘); und eben so nennt Ares kurz vorher 
die Athene, als er im Streite auf sie losstürmt 1). 

Die Jungen der Hunde (σχύλαχες) dienen als Symbol der völligen 
Schwäche und Hülflosigkeit, daher es von den Gefährten des 
Odysseus heisst, der Kyklop habe sie wie junge Hunde gepackt und 
am Boden zerschmettert®). Kurz und treffend wird in einem Gleich- 
nisse die Mutterliebe der Hündin geschildert, welche, sobald ein Frem- 
der in die Nähe ihrer zarten Jungen kommt, ihn anbellt und, während 
sie ihre Jungen schützend umkreis’t, sich zum Angriffe gegen ihn an- 
schiekt°?). Das tertium comparationis liegt hier in dem furchtbaren 
Ingrimme der Hündin, durch welchen der innere Grimm des Odysseus 


ἡ B 10: βῆ δ᾽ ἴμεν εἰς ἀγορήν᾽" — ἅμα Twye κύνες πόδας ἀργοὶ ἕποντο. 
) Ψ 173: ἐννέα τῷ τε ἄναχτι τραπεζῆες κύνες ἧσαν" | καὶ μὲν τῶν ἐνέβαλλε πυρῇ δύο 
δειροτομήσας. 
3) X 69: οὺς τρέφον (ich, Priamos) ἐν μεγάροισι τραπεζῆας ϑυραωρούς. 
N ο 300 : ἔνϑα κύων χεῖτ᾽ Ἄργος ἐνίπλειος κυνοραιστέων. 
5) Netolicka (Naturhistorisches aus Homer, S. [5) leugnet indess, dass, wie 
manche Lexicographen annehmen, χυνάμοια überhaupt eine besondere Fliegenspeecies 


bezeichne; es sei reines Schmähwort. 
6) ᾧ 421: χαὶ δ᾽ αὖϑ' ἡ χυνάμυια ἄγει βροτολοιγὸν Ἄρηα δηΐου ἐκ x πολέμοιο χατὰ 


χλόνον. 
7) ᾧ 394: τίπτ᾽ αὖτ, & κυνάμυια, ϑεοὺς ἔριδι ξυνελαύνεις ; — 
x ἂν ἢ , I , 
8) 1289: σὺν δὲ δύω μαμυας ὥστε σχύλαχας ποτὶ γαίῃ | κόπτ΄. 
ἊΣ , ῃ - vn 7 Dr . 
9 v14: ὡς δὲ χύων ἀμαλῆρι περὶ σχυλάκεσσι βεβῶσα | ἄνδρ ἀγνοιήσασ᾽ ὑλάει, μέμο- 


» 


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[4 ΄ μὰ ς - DS € 4 2 £ = x » 
νέν τε μάχεσϑαι, | ὥς bu τοῦ ἔνδον ὑλάχτει ἀγαιομένου κακὰ ἔργα. 


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ΠΡ ΡΣ ΚΜ ΚΕΝ 


VIII. Säugethiere. ἡ 197 


bei’m Anblicke des unzüchtigen Treibens der Mägde veranschaulicht 
werden soll. 

. Schon bei Homer erscheint der Hund als Symbol unverschämter 
Frechheit und verwegenen Muthes, wesshalb χύων häufig als 
Scheltwort in diesem Sinne gebraucht wird!). Dessen bedient sich 
2. B. Iris der Athene gegenüber, welche gegen den Willen des Zeus 
am Kampfe Theil nimmt?); Hektor nennt die Achaier Hunde, welche 
von den Keren zum Verderben Troia’s hergeführt seien 3) ; der erbitterte 
Achilleus schilt den Hektor Hund, als Apollon denselben aus dem 
Kampfe entrückt*), und Penelope nennt die freche Melantho eine 
schamlose Hündin’). Ja, χύων bildet in diesem Sinne sogar die 
Comparationsformen χύντερος und χύντατος. Zeus erklärt der Here, es 
gebe nichts Hündischeres, d. h. Unverschämteres, als sie®); der Schatten 
Agamemnon’s äussert, es existire nichts Scheusslicheres und Hün- 
discheres als Klytaimnestra 7), und vom Diomedes wird gesagt, er habe 
nach der Tödtung des Rhesos überlegt, welche hündischeste, d. h. ver- 
wegenste That er jetzt unternehmen könne°®). — In demselben meta- 
phorischen Sinne steht auch das Adjectiv χύνεος, d. h. frech wie ein 
Hund, welches z. B. der erbitterte Achilleus dem Agamemnon bei- 
legt?). — Nicht selten erscheint auch der Blick des Hundes als Sym- 
bol der Unverschämtheit. So nennt in der vsxuta der Schatten Aga- 
memnon’s die Klytaimnestra hundsäugig!®); dasselbe Epitheton legt 
sich die ihre unbesonnene That bereuende Helena 6111), und in der 
erbitterten Zankscene zwischen Agamemnon und Achilleus nennt 
dieser den Ersteren einen Weinberauschten, der den Blick des Hundes, 
aber das Herz des Hirsches habe 12). 


Als Symbol des Verächtlichen erscueint der Hund übrigens auch 
in der Bibel. So heisst es im Buche Hiob 15): Nun aber lachen meiner, 


Ὦ Vgl. Lenz, Zoologie der alten Griechen und Römer. 5. 108. 

2) 0423: ἀλλὰ σύ γ᾽, alvorden, χύον ἀδδεές, εἰ ἐτεόν γε | τολμήσεις Διὸς ἄντα πελώ- 
ρίον ἔγχος ἀεῖραι. 

3) Θ 527: χύνας χηρεσσιφορήτους. 

Ἢ 7 449: ἐξ αὖ νῦν ἔφυγες θάνατον, χύον. Vgl. ᾧ 451. A 362. 

5) τ 91: χύον ἀδδεές. 

6) Θ 483: ἐπεὶ οὐ σέο χύντερον ἄλλο. 

7) λ 421: ὡς οὐχ αἰνότερον χαὶ χύντερον ἄλλο γυναιχός χτέ. 

8. Καὶ 609: αὐτὰρ ὁ μερμήριζε μένων ὅτι χύντατον ἔρδοι. 

9) 1372: οὐδ᾽ ἂν ἔμοιγε | τετλαίη χύνεός περ ἐὼν εἰς ὦπα ἰδέσϑαι. 

10) λ 424: ἡ δὲ χυνῶπις νοσφίσατ᾽ χτέ. 

11) Z 344: δᾶερ ἐμεῖο, κυνὸς χακομιηχάνου (sie redet Hektor an). Vgl. Z 356. 

12) A 226: οἰνοβαρές, χυνὸς ὄμματ᾽ ἔχων, κραδίην δ᾽ ἐλάφοιο. 

18) 80, 1. 


ud Ar 
ΔΙΌΣ 
a 


198 Das Thierreich in engerem Sinne. 


die jünger sind denn ich, welcher Väter ich verachtet hätte, zu stellen 
unter meine Schafhunde. Ferner im 2. Buch der Könige!): Hasael 
sprach: Was ist dein Knecht, der Hund, dass er solches grosse Ding 
thun sollte? Und im Briefe an die Philipper?) : Sehet auf die Hunde, 
sehet auf die bösen Arbeiter, sehet auf die Zerschneidung u. s. w. 


8 53. 
8. Der Wolf (6 Aöxos3)). 


Die Farbe des Wolfes bezeichnet Homer als grau (πολιός ἢ), die 
Stärke seiner Klauen durch das Epitheton xparspwvu£), ihre ge- 
frässige Gier und ihre Natur als Fleischfresser durch ὠμοφάγος), 
ihre räuberische Natur endlich, die sie dem Heerdenbesitzer gefähr- 
lich macht, durch σίντης 7). Die mörderische Blutgier der Wölfe bietet 
dem Dichter mehrfach Anlass zu Vergleichungen. Von den Troern 
und Achaiern wird gesagt, dass sie in grausiger Schlacht auf einander 
losgestürzt seien und gewüthet hätten wie Wölfe). Auch die kampf- 
begierigen Myrmidonen werden mit blutdürstigen Wölfen verglichen, 
die tollkühnen Muthes einen Hirsch im Gebirge zerreissen und ver- 
schlingen ; ihr Rachen trieft von Blut; sie trinken an der Quelle, blu- 
tigen Mord ausspeiend, und ihre Bäuche sind zum Platzen gefüllt). 
Die Wölfe machen Jagd auf Hirsche!%), Lämmer und Ziegen); 
namentlich sind sie geschworene Feinde der Lämmer, daher Achilleus 
erklärt, zwischen ihm und Hektor sei eben so wenig ein Bündniss 


1) 8, 13. 
2) 8,2. Vgl. Offenb. Johann. 22, 15. Friedreich, Realien. 5. 712. 
3) Groshans, Prodr. Fasc. post. p. 30 sq. Netolicka, Naturhist. aus Hom. 


S. 7. Friedreich, Realien. S. 100 ἢ. Pazschke, über die hom. Naturansch. 
5. 22. Kruse, Hellas. Bd. 1. 5. 361. 

4) K 334: ῥινὸν πολιοῖο Abxoto. 

5) χ 218: λύχοι χρατερώνυχγες. 

6) 1 156: λύχοι ὡς  ὠμοφαγοι. 

7) 11 352: λύχοι---σίνται. 

8) A 471: οἱ δὲ λύχοι ὡς | ἀλλήλοις ἐπόρουσαν, ἀνὴρ δ᾽ ἄνδρ᾽ ἐδνοπάλιζεν. 

9 ΠΊ56θ: οἱ δὲ λύχοι ὡς | ὠμοφάγοι, τοῖσίν τε περὶ φρεσὶν ἄσπετος ἀλχή, | οἵτ᾽ ἔλαφον 
χεραὸν μέγαν οὔρεσι δῃώσαντες | δάπτουσιν᾽ πᾶσιν δέ παρήϊον αἵματι φοινόν" | χαί τ' ἀγελης 
δὸν ἴασιν ἀπὸ χρήνης μελανύδρου | λάψοντες ἡλώσσῃσιν ἁραιῆσιν μέλαν ὕδωρ | ἄχρον, ἐρευ- 
τόμενοι φόνον αἵματος" ἐν δέ τε θυμὸς | στήϑεσιν ἄτρομιός ἐστι, περιστένεται δέ τε γαστήρ. 

10) N 102: (Τρῶες) ἐλάφοισιν ἐοίχεσαν, αἵτε χαϑ' ὕλην | ϑῴώων παρδαλίων τε λύχων τ᾽ 
ἤϊα πέλονται. - 

14) Π 352: ὡς δὲ λύχοι ἄρνεσσιν ἐπέχραον ἢ ἐρίφοισιν | σίνται, ὑπὲκ μήλων αἱρεύμενοι, 
alt’ ἐν ὄρεσσιν | ποιμένος ἀφραδίῃσι διέτμαγεν᾽ — ὡς Δαναοὶ Τρώεσσιν ἐπέχραον. 


VIII. Säugethiere. 199 


möglich , wie Eintracht zwischen Wölfen und Lämmern herrsche, die 
stets durch feindlichen Sinn geschieden würden'!). — Ferner sei noch 
bemerkt, dass Dolon, als er sich auf sein nächtliches Abenteuer begiebt, 
sich einer Wolfshaut als Umwurfs bedient?). Uebrigens sieht man aus 
den auf den Wolf bezüglichen homerischen Stellen, dass derselbe in 
Kleinasien häufig gewesen sein muss, wofür auch viele Stellen der 
Bibel Zeugniss ablegen. Nach Bory St. Vincent?) ist der Wolf, 
Canis lupus, sehr häufig auf der Morea. 


$ 54. 
+. DerSchakal (6 ϑώς). 


Ein höchst problematisches Thierindividuum ist für die Gelehrten 
von jeher der ϑώς gewesen. Einige erblicken in ihm die Genett- 
katze, wie z. B. Dalekamp®), Andere wie J. C. Scaliger den 
Luchs, noch Andere den Schakal (so Bochart), Büffon, 
Oken®), Millin de Grandmaison?), Groshans®) und Neto- 
licka°)); und zwar identificiren Manche noch specieller den ϑώς 
mit derjenigen Schakalart, welche in der Bibel unter dem Namen 
Schual vorkommt 10). Ehrenberg! hingegen will unter dem ϑώς 
den Canis syriacus verstanden wissen /mit welchem Reisende den 
Schakal öfters verwechselthaben), da die Existenz eigentlicher Schakale 
in Vorderasien überhaupt noch sehr problematisch sei. Noch Andere 
endlich, wie Friedreich'!?), lassen es unentschieden, welches Thier 
unter dem ϑώς zu verstehen sei. 

Ich schliesse mich ganz entschieden denen an, welche unter dem 
ϑώς den Schakal verstehen, und verwerfe in erster Linie die Ansicht 


ἢ X 262: ὡς οὐχ ἔστι λέουσι zur ἀνδράσιν ὅρκια πιστά, | οὐδὲ λύχοι zul ἄρνες ὁμό-- 
φρονα ϑυμὸν ἔχουσιν, | ἀλλά χαχὰ φρονέουσι διαμπερὲς ἀλλήλοισιν, | ὡς οὐχ ἔστ᾽ ἐμὲ χαὶ 
σὲ φιλήμεναι; 

2) K 334: ἕσσατο δ᾽ ἔχτοσϑεν ῥινὸν πολιοῖο λύχοιο. 

3) Expedition de Mor£ee. p. 16. Vgl. Dr. Η. Aubert und Dr. Fr. Wimmer, 
Aristoteles Thierkunde. Leipzig, W. Engelmann. 1868. Bd. 1. S. 73. 

*) Zu Plin. nat. hist. VIII, 19. ed. Francof. 1608. p. 362. 

5) Hierozoicon 8. de animalibus scripturae sacrae in der Rosenmüller'schen Aus- 
gabe: Lips. 1793. 4%. Tom. II. p. 190 sq. (Ed. pr. London, 1663). _ 

6) Allg. Naturg. Bd. VII. 5. 1556. 

τὴ Dissertation sur le Thos, im Journal de Physique. 1787. No. 5. p. 438 ff. 

8) Prodr. Faun. Fasc. prior. p. 15. 

9 Naturhist. aus Homer. 8. 8. 

10) S. darüber die Bemerkung am Schlusse dieses $. 

11) Icon. et descript. mammal. dec. 2. 

12) Die hom. Realien. S. 111. 


200 Das Thierreich in engerem Sinne. 


derer, welche ihn mit der Genette identificiren, da diese ein Thier von 
1'/, Fuss Körperlänge 1501), während Homer den ϑώς mit reissenden 
ardeln und Wölfen zusammenstellt?. | 

Die Meinung, dass der ϑώς mit dem Luchs (Lupus cervarius) iden- 
tisch sei, bedurfte‘kaum der Widerlegung des Hermolaus Barbarus3), 
da der ϑώς nach Allem, was Homer über ihn mittheilt, weit mehr von 
der Natur des Wolfes als von der des Luchses an sich hat. Ueberhaupt 
ist der ϑώς nach den Angaben der Alten dem Wolfe ähnlich; so nach 
Aristoteles?) und Hesychios?). Nach Oppian Jeiten die ϑῶες 
von der Vermischung der Wölfe und röthlichen Pardel ihren Ursprung 
her und besitzen daher eine gedoppelte Natur., indem sie das Fell der 
Mutter und das Antlitz des Vaters haben). 

Die bedeutendste charakteristische homerische Stelle für den ϑώς 
ist jenes Gleichniss, wo die den Odysseus bedrängenden Troer mit 
diesen 'Thieren verglichen werden, wie sie sich heisshungrig um einen 
verwundeten Hirsch schaaren, der vor dem Jäger in das Dickicht ent- 
floh; da plötzlich erscheint ein grimmiger Leu, und jene ergreifen die 
Flucht, ihm die Beute überlassend ’). 

Minder charakteristisch ist die Stelle, wo Poseidon die fliehenden _ 
Troer mit Hindinnen vergleicht, welche vor dwst, Pardeln und Wölfen 
die”Flucht ergreifen 5). 

Dies ist Alles, was wir bei Homer über den dw: lesen. Die Gründe 
nun, welche für dessen Identität mit dem Schakal sprechen, sind 
folgende: 

1. Der Löwe jagt dem Schakal seine Beute ab, daher man den 
Letzteren wohl den ‘Proviantmeister’ des Löwen genannt hat?). Offen- 


I) Vgl. Groshans.l.1.p. 13. 

2), N 103: ϑώων παρδαλίων τε λύχων τε. 

3) Zu Plin. VIII, 18. Castigg. in Plin. ed. Basil. a. 1584. p. 1958. 

4 Hist. anim. II, 17 Bekk. : ἔχει δὲ χαὶ ὁ ϑὼς πάντα τὰ ἐντὸς ὅμοια λύχῳ. 

- N zn ͵ ͵ er ö 

5) Θώς: εἶδος ϑηρίου, λύχῳ ὕμοιον. 

6) Cyneg. III, 336 ed. Lehrs (in den poet. bucol. et didact. Paris, Didot): δη- 
Yazı ὃ᾽ αὖτε λύχοι χαὶ πορδαλίεσσι δαφοιναῖς | εἰς εὐνὴν ἐπέλασσαν, ὅϑεν χρατερόφρονα 


φῦλα, | Yes’ ὁμοῦ δὲ φέρουσι διπλοῦν μεμορυγμένον ἄνϑος, | μητέρα μὲν ῥινοῖσι, προσώ- 
ποις δ᾽ αὖ γενετῆρα * * *. 

7 A473: ἀμφὶ δ᾽ ἄρ᾽ αὐτὸν | Τρῶες ἕπονθ᾽, ὡς εἴ τε δαφοινοὶ dcs ὄρεσφιν | ἀμφ᾽ 
ἔλαφον χεραὸν βεβλημένον, ὅντ᾽ ἔβαλ᾽ ἀνὴρ | ἰῷ ἀπὸ νευρῆς" τὸν μέν τ᾽ ἤλυξε πόδεσσιν | 
φεύγων, ὄφρ᾽ αἷμα λιαρὸν καὶ γούνατ᾽ ὀρώρῃ᾽ | αὐτὰρ ἐπειδὴ τόν γε δαμάσσεται ὠκὺς 
ὀϊστός, | ὠμοφάγοι μιν ϑῶες ἐν οὔρεσι δαρδάπτουσιν | ἐν νέμεϊ σκιερῷ" ἐπί τε Av ἤγαγε 
δαίμων | σίντην᾽ des μέν τε διέτρεσαν, αὐτὰρ ὁ δάπτει. 

8. N 101: (Τρῶες) τὸ πάρος περ | φυζανιχῇς ἐλάφοισιν ἐοίχεσαν, αἵτε ad ὅλην | 
ϑώων παρδαλίων τε λύχων τ᾽ ἤϊα πέλονται. 


9 S. Wilmsen, Handb.’der Naturg. Berlin, 1831. CE Amelang. Bd.]. 
S. 350. 351. 


VIII. Säugethiere. 201 


Hk hat Homer diesen Zug gekannt und in obigem Gleichnisse benutzt. 
wenn es heisst, dass bei’m Erscheinen des Löwen die Schakale zer- 
stieben und ihm die Beute überlassen. Dazu stimmt auch die Bemer- 
kung des Aristoteles!), dass der Löwe und der ϑώς einander feindlich 
seien, da sie bei ihrer Gefrässigkeit gemeinsame Nahrung hätten. 

2. Der Schakal hat eine röthliche (gelbrothe) Farbe, womit das 
homerische Epitheton des dw<, δαφοινός 2), völlig im Einklange steht. 
Andere freilich beziehen dasselbe nicht auf die Farbe, sondern erklären 
es blutgierig, wie Netolicka?); aber auch dies passt völlig auf 
die Natur des gefrässigen Schakals. 

3. Die Schakale sind ausserordentlich gefrässig und raubgierig; 
eben so die ϑῶες, wie das ὠμοφάγοι δαρδάπτουσι des obigen Gleichnisses 
(A 479) lehrt. 

4. Die Schakale leben schaarenweise und machen gemeinsame 
Jagd; eben so die ϑῶες, wie sich daraus ergiebt, dass Homer nur im 
Plural von ihnen spricht ?). 

5. Bei Homer begegnen uns die ϑῶες im Dickichte des Gebirges?) ; 
in der That aber leben die Schakale lieber im Gebirge als in der 
Ebene. 

6. Nach Aristoteles und den Alten überhaupt®) hat der ϑώς Aehn- 
lichkeit mit dem Wolfe; dasselbe gilt auch vom Schakal, wiewohl 
dieser allerdings dem Fuchse noch näher steht. 

7. Nach Aristoteles’) wird der Körper des ϑώς gegen den 
Schweif hin schmaler und gestreckter; dies ist aber auch beim Schakal, 
namentlich bei dem syrischen, der Fall. 

8. Aristoteles sagt, dass die ϑῶες, während sie mit Hunden 
und Löwen auf dem Kriegsfusse stehen, von Natur menschenfreundlich 
seien und dem Menschen weder Schaden zufügen, noch ihn eben 
fürchten 5. Es ist aber nach Büffon Thatsache, dass die Schakale 
dem Menschen wenig misstrauen, und, wenn sie auf Reisende stossen, 


«ἢ Hist. anim. IX, 1 Bekk.: πολέμιοι δὲ χαὶ ὁ λέων χαὶ ὁ ϑὼς ἀλλήλοις" ὠμοφάγοι 
γὰρ ὄντες ἀπὸ τῶν αὐτῶν ζῶσιν. 

2) A 41:: δαφοινοὶ Yes. 
3) Naturhist. aus Homer. S. 8. 
; A 474: δαφοινοὶ dass. N 103: ϑώων παρδαλίων τε λύχων τε. 
N 102: χαϑ' ὕλην. A 474: ὄρεσφιν. 
) 5. ἃ. oben eitirten Stellen: Hist. an. Il, 17. Hesych. 5. v. dus. Opp. Cyn. 
ΠῚ, 336. 

7) Hist. an. VI, 35 Bekk.: ἔστι δὲ (ὁ Is) τὴν ἰδέαν ἐπ᾽ οὐρὰν μὲν μακρός, τὸ ὃ 
ὕψος βραχύτερος. 

8) Hist. an. IX, 44: φιλάνϑρωποι δ᾽ εἰσὶ καὶ οἱ ϑῶες, zul οὔτ᾽ ἀδιχοῦσι τοὺς ἀνϑρώ- 
ποὺς οὔτε φοβοῦνται σφόδρα, πολεμοῦσι δὲ τοῖς χυσὶ χαὶ τοῖς λέουσιν. 


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a 


202 Das Thierreich in engerem Sinne. N 


furchtlos stehen bleiben, um sie zu betrachten , ja gegen dieselben oft 
zudringlich werden N). 

9. Für die Identität des homerischen und aristotelischen ϑώς mit 
dem Schakal spricht auch der Umstand, dass der Letztere in der Tür- 
kei und Kleinasien zu Hause ist. Auch auf dem griechischen Festlande, 
wie auf der Insel Euboie sollen Schakale noch jetzt häufig sein; mehrere 
Jäger auf Naxos, die nie ihre Heimath verlassen, kannten sowohl den 
jetzigen Ausdruck chacal, wie auch den rein altgriechischen ϑώς 2). 

Nachträglich sei noch angeführt, dass nach Aristoteles das Weib- 
chen des ϑώς wie der Hund trägt und 2, 3 oder 4 blinde Junge gebiert?). 

Schliesslich noch folgende Bemerkung. An einer Stelle im Buche 
der Richter‘) wollte man unter shu älem (sonst durchgängig, auch 
Ps. 63, 11 eine Bezeichnung der Füchse) Schakale (Thos) verstanden 
wissen, weil Füchse, zumal in solcher Anzahl, schwer zu fangen seien. 
Wären Schakale gemeint, so würde hier nur ein ungenauer Ausdruck 
des Schriftstellers vorliegen, wie noch jetzt im Orient Schakal und 
Fuchs wegen ihrer Aehnlichkeit oft genug verwechselt werden). Denn 
für den Schakal hat der Hebräer die besonderen Namen ’1®) und tän”), 
von denen der eine das Thier nach seinem Geheul, der andere nach 
seinem Lauf bezeichnet zu haben scheint S). 


δ 55. 


ὃ. Der Löwe (ὁ λέων, ὁ λίς) 9). 


Charakteristische Eigenthümlichkeiten des Löwen werden hervor- 


ἡ 8. Wilmsen, Handb. der Naturg. Bd. 1. S. 351. 

2) 8. Dr. H. Aubertund Dr. Fr. Wimmer, Aristoteles’ Thierkunde. Leipzig, 
W. Engelmann. 1868. Bd. I. S. 69. Ihnen zufolge passt die aristotelische Beschrei- 
bung des ϑώς nicht auf den Schakal, eher auf Viverra, z. B. Viverra Zibetha und (Ci- 
vetta und Genetta. 

3) Hist. anfVI, 35: χαὶ οἱ ϑῶες δ᾽ ὁμοίως κυΐσχονται τοῖς χυσί, καὶ τίχτουσι τυφλά" 
τίχτουσι δὲ χαὶ δύο καὶ τρία χαὶ τέτταρα τὸν ἀριϑμόν. 

ἢ 15, 4. Luther übersetzt: ‘Und Simson ging hin, und fing dreihundert Füchse, 
und nahm Bränder, und kehrete je einen Schwanz zum andern, und that einen Brand 
je zwischen zwei Schwänze.’ Vgl. E. F. K. Rosenmüller, Handbuch der bi- 
blischen Alterthumskunde. Leipz. IV. (1530). II. S. 156 ff. 

5) Vgl. Carsten Niebuhr, Beschreibung von Arabien. Kopenh. 1772. 5. 166. 

6) Z. Β, Jes. 34, 14 de Wette: ‘Da treffen sich Steppenthiere mit Schakalen'. 

τ 2. B. Jes. 34, 13 de Wette: ‘und es wird eine Wohnung der Schakale'. 

8) Vgl. W. Gesenius, Thesaurus phil. cerit. linguae hebr. et chald. V.T. Lps. 
1829 sq. s. w. Ξ 

95). Groshans, Prodr. Fase. prior. p. 17ff. Netolicka, Naturhist. aus Homer. 
S.6f. Friedreich, Realien. 5. 101 ff. 712f. Pazschke, über die hom. Natur- 


VIII. Säugethiere. 203 


gehoben durch die Epitheta rohfressend (ὠμοφάγος ἢ), d. h. rohes 
Fleisch fressend, wodurch der Löwe als reissendes Thier gekenn- 
zeichnet wird, starkbärtig (ἠδγένειος 2), helläugig (χαροπός )), in 
Bezug auf den Katzenblick des Löwen, und im Gebirge lebend 
(öpsattpopos®)). Ausserdem findet sich noch, in Verbindung mit μέγας, 
das Epitheton αἴϑων, welches Einige auf die feuerrothe Farbe, Andere 
auf den feurigen Muth des Löwen beziehen. Die Farbe seiner Haut 
wird an derselben Stelle als rothgelb (δαφοινός) bezeichnet), woraus 
sich zugleich ergiebt, dass αἴϑων hier nicht sowohl auf die Farbe als 
auf den Muth gehen wird, da es in der ersteren Bedeutung neben δα-- 
φοινὸν δέρμα tautologisch stehen würde. 

Abgesehen von diesen Epithetis, schildert der Dichter auch sonst 
die Natur des Löwen in so trefflicher Weise, dass man auch hier wie- 
der die genaue Naturbeobachtung des Dichters bewundern muss. Dass 
der Löwe ihm als Symbol des Muthes erscheint, geht aus den zahl- 
reichen Vergleichen hervor, die Homer vom Löwen entlehnt, um den 
Muth und die Stärke seiner Helden zu veranschaulichen. Beispiels- 
weise schreiten Diomedes und Odysseus in der Doloneia durch das 
nächtliche Dunkel über Mord und Leichen, durch Waffen und Blut 
dahin wie zwei Löwen ®); Agamemnon reisst die Lanze des Iphidamas 
mit Gewalt an sich wie ein Bergleu’) ; die trotzige, harte Gesinnung 
des Achilleus vergleicht Apollon mit der des Berglöwen, der, von ge- 
waltiger Kraft und Trotz getrieben, sich unter die Heerde stürzt°) u. 
dgl. m. Dem Löwen wird ferner ein stolzes Bewusstsein seiner Kraft 
beigelegt®); vollends wird er furchtbar, wenn,es die Vertheidigung 
seiner Jungen gilt, daher der den Leichnam des Patroklos verthei- 
digende Aias mit einem solchen Löwen verglichen wird !0. Aehnlich 
erscheint der Löwe auch in der Bibel als Symbol des Muthes und der 


ansch. S.22 ff. Kruse, Hellas. Bd, I. 5. 361. Lenz, Zoologie der alten Griechen 
und Römer. S. 126 ff. 

I) E 782 (H 256. () 592) : λείουσιν ἐοικότες ὠμοφάγοισιν. 

2) 0 275 (P 109) : λὶς ἠὐγένειος. 

3) A 611: χαροποί τε λέοντες. 

4) M 299: λέων ὀρεσίτροφος. 

5) K 23: δαφοινὸν ἑέσσατο δέρμα λέοντος | αἴϑωνος, μεγάλοιο. 

6) K 297: βάν δ᾽ ἴμεν ὥστε λέοντε δύω διὰ νύχτα μέλαιναν, | ἂμ. φόνον, ἂν νέχυας, διά 
T ἔντεα χαὶ μέλαν αἶμα. 

7) A 238: καὶ τό γε χειρὶ λαβὼν εὐρυχρείων ᾿Αγαμέμνων | ἕλχ᾽ ἐπὶ οἷ μεμαὼς ὥστε λίς. 

8) Ω 41: λέων δ᾽ ὡς ἄγρια οἴδεν, | ὅστ᾽ ἐπεὶ ἂρ μεγάλῃ τε βίῃ zul ἀγήνορι ϑυμῷ] 
εἴξας εἴσ᾽ ἐπὶ μῆλα βροτῶν, ἵνα δαῖτα λάβῃσιν. 

9 Ε 299: λέων ὡς ἀλχὶ πεποιϑώς (vom Aineias). 

10) Ῥ 132: Αἴας ὃ ἀμφὶ Μενοιτιάδῃ σάκος εὐρὺ καλύψας | ἑστήκειν ὥς τίς τε λέων περὶ 
“οἷσι τέκεσσιν κτέ. 


294 Das Thierreich in engerem Sinne. 


Stärke. So heisst es beim Jesaias!): Er zerbrach mir alle meine Ge- 
beine, wie ein Löwe. Namentlich bei den Propheten ist der Löwe 
Symbol der unwiderstehlichen Kraft Gottes. So bei Amos): Der Löwe 
brüllet, wer sollte sich nicht fürchten? Der Herr, Herr redet, wer 
sollte nicht weissagen? u. dgl. m. 

Ferner lässt Homer die Heimtücke und Hinterlist des Katzen- 
charakters an dem Löwen hervortreten, wenn er sagt, dass er im 
Sprunge sein Opfer packe und es durch Zerbeissen des Genicks 
tödte?). Der Löwe macht Jagd auf Hirsche und Gemsen?), auf 
Rinder), selbst Stiere®) nicht ausgenommen, ferner auf Zie- 
gen und Schafe”). Dass der Löwe dem Schakal (ϑώς) seinen Raub 
abjage, wurde schon oben bei Gelegenheit dieses Thieres bemerkt. 
Durchaus naturwahr sind auch folgende Züge. Der Löwe sucht 
den Kampf mit dem Menschen nicht; kann er ihn aber nicht ver- 
meiden, so runzelt er mit wuthfunkelndem Blicke die Stirnhaut), 
peitscht mit dem Schweif seine Flanken, krümmt sich gähnend zum 
Sprunge und stürzt mit schäumendem Gebiss in den Kampf auf Leben 
und Tod°). Vom Hunger getrieben, wagt er sich selbst in die Nähe 
menschlicher Wohnungen 10), lässt sich aber leicht durch Feuer zurück- 
schrecken, daher die von ihm angegriffenen Landleute ihm lodernde 


88, 13. 
; 3,8. Vgl. Friedreich, Realien. 5. 712. 

3) E 161: ὡς δὲ λέων ἐν βουσὶ ϑορὼν ἐξ αὐγένα ἄξῃ | πόρτιος ἠὲ βοός, ξύλοχον χάτα 
βοσχομενάων, | ὡς τοὺς ἀμφοτέρους ἐξ ἵππων Τυδέος υἱὸς | βῆσε χαχῶς ἀέκοντας, ἔπειτα 
δὲ τεύχε ἐσύλα. Vgl. Υ 168, wo es von ihm heisst, dass er sich gähnend zum Sprunge 
zusammenkrümme, nach der Sitte der Katzen: ἐάλη τε γανών. 

T' 23: ὥστε λέων ἐχάρη μεγάλῳ ἐπὶ σώματι χύρσας, | εὑρὼν ἢ“ἔλαφον χεραὺὸν ἢ 
ἄγριον αἶγα, | πεινάων χτέ. ν 

5) E 101 f. (eben citirt). Vgl. A 112 ff. M 293. 

6) P 541: ἂν 8 αὐτὸς ἔβαινε, πόδας χαὶ γεῖρας ὕπερϑεν | αἱματόεις ὥς τίς τε λέων 
χατὰ ταῦρον ἐδηδώς. 

, 


7) K485: ὡς δὲ λέων μήλοισιν ἀσημάντοισιν ἐπ 


᾿ 
| 
. 


0) 


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νέων ἐνορούσῃ, | ὥς μὲν θρήϊκας ἄνδρας ἐπῴχετο Τυδέος δΐ ς. A 383: (Τρῶες), οὔτε δε 
πεφρίχασι λέονϑ' ὡς μηκάδες αἶγες. Vgl.M 299 ff. Ni 

8 P 135: (der seine Jungen vertheidigende Löw 
ἐπισχύνιον χάτω ἕλχεται ὄσσε χαλύπτων. 

9) Y 164 vom Achilleus: ἐναντίον ὦρτο, λέων ὡς | σίντης, ὅντε χαὶ ἄνδρες ἀποχτά- 
μεναι μεμαάσιν | ἀγρόμενοι, πᾶς δῆμος" 6 δὲ πρῶτον μὲν ἀτίζων | ἔρχεται, ἀλλ᾽ ὅτε χέν τις 
2 "ἃ 2 1%,» ΡΣ x [a 3 Κὰ 4 R "a DT; x θα , ee & ΡΥ, , « 
ἀρηϊϑόων αἰζηῶν | δουρὶ βάλῃ, ἐάλη τε γανών, περί T ἀφρὸς ὀδόντας | γίγνεται, ἐν δέ τέ οἱ 
χραδίῃ στένει ἄλχιμον Top, | οὐρῇ δὲ πλευράς τε χαὶ ἰσχία ἀμφοτέρωϑεν | μαστίεται, ἐὲ δ᾽ 
αὐτὸν ἐποτρύνει μαχέσασϑαι, | γλαυκιόων δ᾽ ἰϑὺς φέρεται μένει χτέ. 

10) M 299: βῆ ῥ᾽ ἴμεν ὥστε λέων ὀρεσίτροφος, ὅστ᾽ ἐπιδευὴς | δηρὸν ἔῃ χρειῶν, κέλεται 


. 


δέ € ϑυμὸς ἀγήνωρ | μήλων πειρήσοντα zul ἐς πυχινὸν δόμον ἐλϑεῖν. 


ΡΥ Ba RR EEE ΟΣ τὰς 


VIII. Säugethiere. 205 


Fackelbrände entgegenschleudern ἢ. Hat er einmal ein Thier erlegt, 
so behauptet er hartnäckig seine Beute, sowohl gegen Menschen ?), 
wie gegen seines Gleichen ?). Er verzehrt sie aber nicht auf der Stelle, 
sondern schleppt sie in ein Versteck, daher werden die beiden Aias, 
welche den verwundeten Imbrios forttragen, mit zwei Löwen ver- 
glichen, welche eine Ziege, die sie den Hunden entrissen haben, durch 
das Dickicht im blutigen Rachen fortschleppen ἢ). --- Dass übrigens der 
Löwe gleichzeitig mehr als ein Junges gebiert, ist dem Dichter wohl 
bekannt, indem er von den Jungen des Löwen (P 133: περί οἷσι τέ- 
χεσσιν. 2319: σχύμνους) spricht. Dieser Stellen bedient sich Gellius, 
um den Herodot zu widerlegen, der die Behauptung aufstellt, dass 
die Löwin nur ein Junges gebäre). 

Die oben gegebene Charakteristik des homerischen Löwen beweis’t 
wohl zur Genüge, dass derselbe ein gefährliches Raubthier war. Im 
Widerspruche hiemit meint Kruse‘), er möge doch nicht so furchtbar 
gewesen sein, da man ihn durch Hunde habe verscheuchen können, 
wobei er die Stelle der ἀσπιδοποιΐα citirt, wo Hephaistos eine landschaft- 
liche Scene bildet: eine Rinderheerde, von Hirten und Hunden be- 
gleitet, weidet am Flussufer; zwei Löwen überfallen einen Stier, 
schleifen ihn fort und zerreissen ihn, während die Hirten Hunde auf 
ihn hetzen. Die unzulängliche Beweiskraft dieser Stelle fühlt indess 
Kruse selbst, wenn er hinzusetzt”), es sei hier freilich nur von einem 
Löwen die Rede, der auf dem Achilleusschilde dargestellt sei. Ich 


1) A 551: ὁ δὲ (der Löwe) χρειῶν ἐρατίζων | ἰϑύει, ἀλλ᾽ οὔ τι πρήσσει" ϑαμέες γὰρ 
ἄχοντες | ἀντίον ἀΐσσουσι ϑρασειάων ἀπὸ χειρῶν, | καίομεναί τε δεταί, τάστε τρεῖ ἐσσύμενός 
περ᾽ | ἠῶϑεν δ᾽ ἀπονόσφιν ἔβη τετιηότι ϑυμιῷ. 

2) EZ 161: ὡς ὃ ἀπὸ σώματος οὔ τι λέοντ᾽ αἴϑωνα δύνανται | ποιμένες ἄγραυλοι μέγα 
πεινάουτα δίεσϑαι, | ὥς ῥα τὸν οὐχ ἐδύναντο δύω Αἴαντε χορυστὰ | Ἕχτορα Πριαμίδην ἀπὸ 
νεχροῦ δειδίξασϑαι. 

3) Π 756: τὼ περὶ Κεβριόναο λέονϑ᾽ ὡς δηρινϑήτην, | ὥτ᾽ ὄρεος κορυφῇσι περὶ χτα- 
μένης ἐλάφοιο, | ἄμφω πεινάοντε, μέγα φρονέοντε μάχεσϑον. 

4) N 198: ὥστε δύ᾽ αἶγα λέοντε χυνῶν ὕπο χαρχαροδόντων | ἁρπάξαντε φέρητον ἀνὰ 
δωπῆϊα πυχνά, | ὑψοῦ ὑπὲρ γαίης μετὰ γαμφηλῇσιν ἔχοντε, | ὥς ῥα τὸν ὑψοῦ ἔχοντε δύω 
Αἴαντε χορυστὰ | τεύχεα συλήτην. 

5) Noct. att. XIII, 7: Leaenas inter omnem vitam semel parere eoque uno partu 
nungquam edere plures quam unum * Herodotus in tertia* Historia scriptum reliquit. 
Verba ex eo libro (III, 105) haec sunt: ἡἣ δὲ δὴ λέαινα ἐὸν ἰσχυρότατον καὶ ϑρασύτατον 
ἅπαξ ἐν τῷ βίῳ τίχτει ἕν" τίχτουσα γὰρ συνεχβάλλει τῷ τέχνῳ τὰς μιῆτρας. Homerus autem 
leones, sie enim feminas quoque virili genere appellat, quod grammatici ἐπίχοινον vo- 
cant, plures gignere atque educare catulos dieit. Darauf eitirt GelliusP 133 fi. 
und Σ 318 ff. 

6, Hellas. Band 1. S. 361. 

7) Das. S. 361, Anm. 538. 


200 Das Thierreich in engerem Sinne. 


meine sogar, dass die Stelle das gerade Gegentheil der Kruse’schen 
Ansicht beweis’t, da der Dichter ausdrücklich sagt, die Hirten hätten 
vergeblich (αὔτως Hunde auf die Löwen gehetzt, da diese sich gescheut 
hätten, die letzteren zu beissen, und, aus der Nähe sie anbellend, ihnen 
ausgewichen seien !). 

Die Haut des Löwen diente zur Bekleidung. Eine solche trägt 
Diomedes, als er (in der Dolonie) sich mit Odysseus auf das nächtliche 
Abenteuer begiebt?). Denselben Umwurf trägt auch Agamemnon 3). 

Uebrigens lässt sich aus der genauen Kenntniss des Löwen, wie 
sie in den homerischen Gesängen hervortritt, auf das häufige Vor- 
kommen dieses Thieres und seine weitere geographische Verbreitung 
zurückschliessen ἢ. 

$ 56. 


e. Der Bär (ὃ ἄρχτος) ὅ). 


Des Bären geschieht nur einmal Erwähnung, und zwar in der 
ersten Νεχυία. wo unter den auf dem Wehrgehenke des Herakles künst- 
lich abgebildeten Gegenständen Bären, Eber und Löwen genannt 
werden‘), aus welcher Zusammenstellung sich wenigstens schliessen 
lässt, dass der Bär in Kleinasien und Griechenland damals nicht min- 
der häufig vorkam als der Eber und Löwe, und dass er wie sie ein 
Gegenstand der Jagd war. Der Bär (Ursus Arctos) findet sich nach 
von der Mühle’) noch jetzt auf dem Olymp und Pindos. 


8 57 


£. Der Pardel (ὁ πάρδαλις) 8). 


Derselbe wird überhaupt nur an zwei homerischen Stellen erwähnt, 
so jedoch, dass er deutlich als Raubthier charakterisirt wird. Einmal 


Σ 583: οἱ δὲ νομῆες | αὕτως ἐνδίεσαν To) χύνας ὀτρύνοντες. | οἱ ὃ 


>= 
c- 9 
Q 
N 


x 


1 
μὲν ἀποτρωπῶντο λεόντων, | ἱστάμενοι ὃ ὑλάχτεον ἔχ τ᾽ ἀλέοντο. 


Pa} 
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OYTOS. 


τῆς 
-Ὁ 
= ω 
ΕΒ’ RN m 
nn 
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δὲ 

) Καὶ 177: ὁ δ᾽ ἀμφ᾽ ὥμοισιν ἑέσσατο 
) Κ 23: ἀμφὶ δ᾽ ἔπειτα δαφοινὸν en δέρμα λέοντος. 
ἢ Vgl. Netolicka, Naturhist. aus Homer. ὃ. 6 und 7. 
) Groshans, Prodr. Faun. Fasc. prior. p.ösq. Netolicka, Naturhist. aus 
Hom. S. 8. 

6) X 609: σμερδαλέος δέ οἱ ἀμφὶ περὶ στήϑεσσιν ἀορτὴρ | χρύσεος Tv τελαμών, ἵνα 
ϑέσχελα ἔργα τέτυχτο, | ἄρχτοι τ ἀγρότεροί τε σύες γαροποί τε λέοντες. 

τὴ Beiträge zur Ornithologie Griechenlands. 1844. S. 2. Vgl. Dr. H. Aubert 
und Dr. Fr. Wimmer, Aristoteles’ Thierkunde. Leipzig, Wilh. Engelmann. 1868. 
Bad. 1. 5. 64. 

8) Πάρδαλις ist die ältere Form für πόρδαλις, welche Spitzner, Bekkeru. A. 


a 


VIII. Säugethiere. 207 


wird er neben dem Schakal (ϑώς, und Wolf als Verfolger und grim- 
miger Feind der Hindin genannt!). Charakteristischer noch ist das 
Gleichniss der Ilias, in welchem Agenor in Betreff seiner Kühnheit 
mit einem Pardel verglichen wird, der, wenn er im tief verwachsenen 
Dickicht das Gebell der Meute vernommen, sich dem Jäger muthig 
entgegenwirft und, selbst wenn der Speer ihn durchbohrt hat, vom 
Kampfe nicht ablässt). Als naturgetreue-Züge sind hier zu beachten, 
dass der Pardel in der Verborgenheit des Dickichts lauert, dass er 
durchaus furchtlos auf Jäger und Hunde stürzt und, zumal wenn er 
verwundet ist, ein furchtbarer Gegner wird. 

Was das Vorkommen des Pardels in Kleinasien betrifft, so war er 
hier selbst zu Cicero’s Zeit noch nicht selten, weniger allerdings in 
dessen Provinz Cilicien, aber doch in Carien und Pamphylien. Als 
Caelius während seiner curulischen Aedilität Cicero brieflich gebeten 
_ hatte, ihm zur Verherrlichung seiner Spiele aus Cilicien Panther zu 
schicken °), antwortete Jener *) : ‘De pantheris per eos, qui venari solent, 
agitur mandatu meo diligenter, sed mira paucitas est, et eas, quae sunt, 
valde ajunt queri, quod nihil cuiquam insidiarum in mea provincia nisi 
sibi fiat; itaque constituisse dicuntur in Cariam ex nostra provincia 
decedere.” Caelius aber schreibt5): “Tu, si modo memoria tenueris, et 
Cibyratas arcessieris itemque in Pamphyliam literas miseris — nam 
ibi plures capı ajunt —, quod voles efficies.’ 

Ein Pardelfell als Umwurf tragen Alexandros®) und Menelaos’). 
Homer legt hier diesem Felle das Epitheton ποιχίλος bei. 


mit Aristarch wieder hergestellt haben. Vgl. Spitzner zu N 103. Ob der Unter- 
schied, welchen nach Apion und Hesych. Einige statuirten, dass πόρδαλις das Männ- 
chen, πάρδαλις das Weibchen bezeichne, sich durch irgend welche Analogie be- 
gründen lasse, ist sehr zu bezweifeln. Vgl. Groshans, Prodr. Faun. Hom. et Hes. 
Fasc. prior. p. 25 mit Anm. e. Nach Phot. ist πάρδαλις die attische Form, wobei er 
bemerkt, dass bei Homer das Thier mit o, das Fell mit « geschrieben werde. Ueber 
den Pardel vgl. ausser Groshans a. a. O. auch noch: Friedreich, Realien. 
S. 103. Netolicka, Naturhist. aus Hom. S. 7. Pazschke, über die hom. Natur- 
ansch. S. 22. 

1) N 102: ἐλάφοισιν —, αἵτε zad' ὕλην | ϑώων παρδαλίων τε λύχων T ἤϊα πέλονται. 

2 ® 573: ἠῦτε πάρδαλις εἶσι βαϑείης ἐκ ξυλόχγοιο | ἀνδρὸς ϑηρητῆρος ἐναντίον, οὐδέ 
τι ϑυμιῷ  ταρβεῖ οὐδὲ φοβεῖται, ἐπεί χεν ὑλαγμὸν ἀχούσῃ" | εἴ περ γὰρ φϑάμενός μιν ἢ οὐ- 
τάσῃ, ἠὲ βάλῃσιν, | ἀλλά τε χαὶ περὶ δουρὶ πεπαρμένη οὐχ ἀπολήγει | ἀλκῆς, πρίν γ᾽ ἠὲ 
ξυμβλήμεναι ἠὲ δαμῆναι" | ὡς ᾿Αντήνορος υἱὸς ἀγαυοῦ, Bios ᾿Αγήνωρ, | οὐχ ἔϑελεν φεύγειν 
πρὶν πειρήσαιτ᾽ ᾿Αχιλῆος. 

3) Stellenweise im VIII. Buch der epp. ad. Fam. 

ἢ Ep. ad. Fam II, 11, 2 Klotz. 

5) Ep. ad Fam. VIII, 9, 3 Klotz. 

6) T 16: ᾿Αλέξανδρος ϑεοειδής, | παρδαλέην ὥμοισιν ἔχων. 

ἢ K 29: (Μενέλαος) παρδαλέῃ μὲν πρῶτα μετάφρενον εὐρὺ χάλυψεν | ποικίλῃ. 


208 Das Thierreich in engerem Sinne. ER 
De 
τ 


Nach Groshans!) ist der homerische πάρδαλις mit Felis pardus 
L. identisch. 


8 58. 
η. Der Iltis (ὁ χτίς) 2). ὩΣ 


Dies Thier wird nur einmal erwähnt, und zwar in der Doloneia, 
wo es vom Dolon heisst, er habe einen Helm von Iltisfeli (χυνέη xrıögn) 
auf’s Haupt gesetzt?). An das gemeine Wiesel ist hier unmöglich zu 
denken, da dasselbe einschliesslich des Schweifes nur gegen 8 Zoll 
Länge und eine Höhe von 1 Zoll 5 Linien besitzt?) und mithin viel zu 
winzig ist, als dass sein Pelz das Material zu einem Manneshelme lie- 
fern könnte ; wohl aber eignet sich das Fell des Iltis (Mustela putorius) 
dazu, der ohne den Schweif 1 Fuss 6 bis 8. Zoll lang ist; sein Schweif 
hat 7 Zoll Länge, und die Höhe des Thieres beträgt 5 Zoll). 

Nach Dr. H. Aubert und Dr. Fr. Wimmer‘) ist das von Ari- 
stoteles mit ἰχτίς bezeichnete Thier der Steinmarder, Mustela foina, 
der nach Erhard’) noch jetzt auf den Kykladen häufig ist und von 
den Griechen, ausser mit dem allgemeinen Namen für die Plünderer 
der Tauben- und Hühnerhöfe vıotröa, auch mit dem Namen ἰχτίς be- 
nannt wird. 

Noch Andere identificiren den χτίς mit dem Frett (Mustela furo), 
welches aber ursprünglich nur in Afrika zu Hause 181 ὃ). 


$ 59. 


g. Nagethiere (glires). 


Der Hase (ὃ λαγωός, ὁ πτώξ) 9). 


Bei den Hasen, wie bei den Rehen und Hirschen, tritt im Homer, 
wie dies bei dem kriegerischen Geiste des heroischen Zeitalters natür- 


ἡ Prodr. Fasc. prior. p. 28. 

2 Von Groshans und Friedreich übergangen. Vgl. Netolicka, Natur- 
hist. aus Hom. S. 8. 

3) Καὶ 334 : ἕσσατο δ᾽ ἔχτοσϑεν ῥινὸν πολιοῖο λύχοιο, | κρατὶ δ᾽ ἐπὶ χτιδέην κυνέην. 

4) S. Wilmsen, Handb. der Naturg. Bd. 1. S. 257. 

5) Das. 5. 258 und 259. R 

6) Aristoteles’ Thierkunde. Leipzig, W. Engelmann. 1868. Bd. I. S. 65. 

τ Fauna der Cycladen. 8. 17. 

8, Wilmsena.a. Ο. 5. 261. 

9) Groshans, Prodr. Fasc. post. p. 29sq. Netolicka, Naturhist. aus Hom. 


S.6. Von Friedreich übergangen. 


VIII. Säugethiere. 209 


" lich ist, nur die flüchtige und zaghafte Seite ihres Naturells hervor !), 
worauf auch die dem Hasen beigelegten Epitheta scheu {πτώξ 2) und 
schnellfüssig (πόδας ταχύς 3)) gehen. Kurz, der Hase ist dem Dich- 
ter geradezu Symbol der Furcht und Feigheit, daher der vor Diomedes 
und Odysseus fliehende Dolon mit einem Hasen verglichen wird, den 
zwei Jagdhunde durch das Dickicht verfolgen ‘). Ausser dem Hunde 
ist der Adler ein gefährlicher Feind des Hasen; er entdeckt ihn ver- 
möge seines scharfen Späherblickes selbst im dichten Gebüsch , wo die 
Hasen bekanntlich bei Tage sich einen Schlupfwinkel suchen 5). Die 
kunstgerechte Verfolgung des Hasen war Hauptrequisit eines guten 
Jagdhundes, daher die ehemalige Tüchtigkeit des Hundes Argos darein 
‚gesetzt wird, dass er Gemsen, Rehe und Hasen zu jagen verstanden 
habe®). Den eigenthümlichen quäkenden Schrei, den der verfolgte 
Hase in der höchsten Angst ausstösst, und der mit dem Geschrei eines 
Kindes Aehnlichkeit hat?), drückt der Dichter durch μεμηχώς aus). 

Das Epitheton πτώξ des Hasen, welches eigentlich sich duckend 
᾿χαταπτώσσων) und daher scheu bedeutet, wird auch substantivirt und 
geradezu für λαγωός gebraucht). 


δ 60. 
h. Flatterthiere (Handflügler). 
Die Fledermaus (ἡ νυκτερίς) 10). 


Schon der Name νυχτερίς bezeichnet das Thier als ein nächt- 
liches. Die Eigenthümlichkeit desselben, sich mit den Füssen an 
Decken, Balken und Gemäuer zu hängen und so gewissermassen 


ἡ Vgl. Pazschke, über die homer. Naturanschauung. 5. 16. 

2, X 310: πτῶχα λαγωόν. 

3) P 676: πόδας ταχὺς.--- πτώξ. 

ἢ Καὶ 360: ὡς δ᾽ ὅτε χαρχαρόδοντε δύω κχύνε, εἰδότε ϑήρης, | ἢ χεμάδ᾽ ἠὲ λαγωὸν ἐπεί- 
γετον ἐμμενὲς αἰεὶ | yapov av ὁ)λλήενϑ᾽, ὁ δέ τε προϑέῃσι μεμηχώς, | ὡς τὸν Τυδείδης ἠδ᾽ ὁ 
πτολίπορϑος ᾿Οδυσσεὺς | λαοῦ ἀποτμήξαντε διώχετον ἐμμενὲς αἰεί. 

5) P 674: (Μενέλαος) παπταίνων ὥστ᾽ αἰετός, --- --- ὅντε χαὶ ὑψόϑ᾽ ἐόντα πόδας ταχὺς 
οὐκ ἔλαϑε πτὼξ | ϑάμνῳ ὑπ᾽ ἀμφιχόμῳ χαταχείμενος, ἀλλά τ En’ αὐτῷ | ἔσσυτο, χαί τέ μιν 
ὦχα λαβὼν ἐξείλετο ϑυμόν. X 308: οἴμησεν δὲ ἀλεὶς ὥστ᾽ αἰετὸς ὑψιπετήεις, | Bor’ εἶσιν 
πεδίονδε διὰ νεφέων ἐρεβεννῶν | ἁρπάξων ἤ ἄρν᾽ ἀμαλχὴν ἤ πτῶχα λαγωόν. 

6) p 294: τὸν δὲ πάροιϑεν ἀγίνεσχον νέοι ἄνδρες | αἶγας ἐπ᾿ ἀγροτέρας ἠδὲ πρόκας ἠδὲ 
λαγωούς. 

7), 8. Wilmsen, Handb. der Naturg. Bd. 1. 5. 217. 

8) Καὶ 362 (die Stelle ist schon oben eitirt). 

9) P 676: πόδας ταχὺς---πτώξ. 

10) Groshans, prodr. Fasc. post. p. 33. Netolicka, Naturhist. aus Hom. 
5.6. Friedreich, Realien. 5. 108f, Pazschke, über die hom. Naturansch. 8. 13. 


Buchholz, Homerische Realien. Ib. 14 


210 Das Thierreich in engerem Sinne. 


schwebend zu ruhen ἢ), bietet Veranlassung zur Vergleichung des an 
den Aesten eines Feigenbaumes hängenden Odysseus mit einem solchen 
Thiere?). Ausserdem wird in einem Gleichnisse der zweiten Νεχυία 
das Geschwirr, mit welchem die Seelen der Freier in den Hades hinab- 
eilen, mit dem schrillen, schwirrenden Laute verglichen , mit welchem 
Fledermäuse hin- und herflattern, wenn eine derselben von der Decke 
der Höhle, wo sie in einer Reihe festgeklammert hängen, plötzlich 
herabfälit3). Wenn es hier heisst, dass die Fledermäuse an einander 
hangen (ἀνά τ ἀλλήλῃσιν ἔχονται, so erklärt sich dies wohl aus der An- 
gabe des Plinius, dass das Fledermausweibchen seine beiden Jungen ἢ 
umklammert halte und so im Fliegen mit sich forttrage?). 

Die Fledermaus, Vespertilio, heisst noch jetzt in Griechenland 
γυχτερίδα δ). Erhard’) erwähnt einer auf Syra häufigen Fledermaus, 
die er vorläufig Vespertilio soricinus benennt, und Bory St. Vin- 
cent) führt als Fledermäuse der Peloponnes Vesp. murinus und pipi- 
strella an. 


ἡ S. Wilmsen, Handb. der Naturg. Bd. I. S. 154. 

2) 432: αὐτὰρ ἐγὼ ποτὶ μακρὸν ἐρινεὸν ὑψόσ᾽ ἀερϑεὶς | τῷ προσφὺς ἐχόμην ὡς νυχ- 
τερίς. 

3) w 6: ὡς δ᾽ ὅτε νυχτερίδες μυχῷ ἄντρου ϑεσπεσίοιο [ τρίζουσαι ποτέονται; ἐπεί χέ τις 

( 4 

ἀποπέσῃσιν | ὁρμαϑοῦ ἐκ πέτρης, ἀνά τ' ἀλλήλῃσιν ἔχονται, | ὡς αἱ τετριγυῖαι ἅμ᾽ ἤϊσαν. 

4 Die Fledermäuse zeugen meistens 2 Junge, welche sie säugen. S. Wilmsen, 
Handb. der Naturg. Bd. 1. S. 152 und 153. 

5) Plin. nat. hist. X 61, 851 Sillig: Parens (vespertilio) geminos volitat amplexa 
infantis secumque portat. 

6) S. vonder Mühle, Beiträge zur Ornithologie Griechenlands. S. 28. 

7) Fauna der Cycladen. 8. 5. 

8) Expedition de Moree. p. 10. Vgl. Dr. H. Aubert und Dr. Fr. Wimmer, 


Aristoteles’ Thierkunde. Leipzig, W. Engelmann. 1868. Bd. I. S. 74. 


TR 


Das Pflanzenreich. 


(Homerische Botanik). 


Zur Literatur. 


Florae graecae prodromus ed. J. E. Smith. Lond. 1813. 
Sprengel, Geschichte der Botanik. Theil I. Altenburg 1817. 
J. Billerbeck, Flora Classica. Lips. 1824. 


F. C. H. Kruse, Hellas oder geographisch-antiquarische Darstellung des alten 


Griechenlands und seiner Colonieen. Leipzig, bei Leopold Voss. 1825. Bd. 1. 
S. 339—361. 

J. A. W. Miquel, tentamen florae homericae, of Bijdragen tot de Kenntniss der 
Planten, die in de Gedichten van Homerus voorkomen. Rotterdam 1835. 

J. A. W. Miquels homerische Flora. Aus dem Holländischen übersetzt von J. C. 
M. Laurent, ph. Dr. Altona, bei Joh. Friedr. Hammerich. 1836. 

Flora Homerica, vom Gymnasial-Lehrer Euchh.olz, im Jahresberichte über das 
königl. kath. Gymnasium zu Culm #7/5. Culm, gedruckt bei Wilhelm Theodor 
Lohde. 

J. B. Friedreich, die Realien in der Iliade und Odyssee. 2. Ausg. Erlangen, 1856. 
Verlag von Ferdinand Enke. S. 9u—99. 

H.O. Lenz, Botanik der alten Griechen und Römer, deutsch in Auszügen aus 
deren Schriften, nebst Anmerkungen. Gotha, Verlag von E.F. Thienemann. 1859. 

Der Ackerbau bei Homer, von Prof. Dr. Friedrich Günther. Progr. des her- 
zogl. Carlsgymnasiums zu Bernburg. Ostern 1866. Bernburg, Druck vonL. Rei- 
ter. 1566. 


A. Akotylen. 
81. 


Seetang oder Meergras (τὸ φῦχοςὶ) 1). 


Diese Pflanze gehört zur Familie der Algen und wird vom Meere, 
zumal wenn es vom Sturme erregt ist, in grosser Menge an’s Ufer ge- 
worfen 2), welchem der Dichter aus diesem Grunde das Epitheton φυ- 
χιόεις (mit Meergras bedeckt) beilegt?). Das homerische φῦχος 
ist ohne Zweifel mit der Zostera maritima L. identisch, welche 
Pflanze noch jetzt im mittelländischen Meere wächs’t und von den 
Griechen φύχια ἢ oder nach Lenz φυχέα, auch ὑαλόχορτον genannt 


wird). 


B. Monokotyledonen. 
g2. 


I. Palmen (Palmae). 
Die Dattelpalme (ὁ φοίνιξ) 6). 


Dieses Baumes geschieht nur einmal bei Homer Erwähnung, und 
zwar in der Odyssee, wo Odysseus die jugendlich schlanke Gestalt der 
Nausikaa mit dem Sprösslinge der heiligen Palme des Apollon auf 


ἢ Miquel, hom. Flora. S. 61. Friedreich, Realien. S. 91. Euchholz, 
Flor. Hom.p. 9. Lenz, Botanik der alten Griechen und Römer. S. 748 ff. 

2) 16: ἄμυδις δέ τε χῦμα χελαινὸν | κορϑύεται, πολλὸν δὲ παρὲξ ἅλα φῦχος 
ἔχευαν (Boreas und Zephyros). 

3) W 692: ἀναπάλλεται ἰχϑὺς | ϑίν ἐν φυχιόεντι. 

4 5. Smith, prodr. flor. gr. I, p. 2. Miquel, hom. Flora. S. 61. Euch- 
holz, Flora Homerica. p. 9 oben. Friedreich, Realien S. 91. 

5) Lenz, Botanik. S. 748. 

6) 5. Miquel, hom. Flora S. 33 f. Euchholz, Flor. Hom. p. 9. Fried- 
reich, Realien S. 94. 711. Lenz, Botanik der alten Griechen und Römer. 5. 332 ff. 


214 Das Pflanzenreich. 


Delos vergleicht). In der Ilias findet sich φοίνιξ nur in der Bedeutung‘ 
Purpurfarbe?); eben so kommt es auch in der Odyssee vor?). — 
Dass der homerische φοίνιξ mit der Dattelpalme (Phoenix dactyli- 
fera L.) identisch sei, lässt sich daraus schliessen, dass die Dattelpalme 
auch später bei den Griechen den Namen φοίνιξ beibehielt und noch 
jetzt von den Neugriechen goıwyıza genannt und cultivirt wird®). | 


N23. 
II. Liliaceen (lilienartige Pflanzen). 


Die Lilie selbst (τὸ λείριον) kommt bei Homer nicht vor; doch 
findet sich zweimal das Epitheton λειριόεις (lilienartig), und zwar 
einmal von der lilienweissen, zarten Haut des Menelaos’), so- 
dann auch von dem hellen, lieblichen Tone der Cicaden®). 
An der ersteren Stelle (N 580) nimmt Lenz λειριόεις in der Bedeutung 
weiss und schliesst zugleich aus derselben, dass Homer die weisse 
Lilie gekannt habe’). 


1. Der Asphodelos (ὁ ἀσςόδελος) 8). 

In der ersten wie auch in der zweiten Nekyia geschieht bei Homer 
der Asphodeloswiese als des gewöhnlichen Aufenthaltsortes der 
Todten Erwähnung, der am Okeanos im Lande der Kimmerier gelegen 
5615). Der Asphodelos, mit welchem diese Wiese bewachsen sein sollte, 
ist eine lilienartige Pflanze mit essbaren knolligen Wurzeln 19), welche 
wegen ihres Gehalts an Stärkemehl nahrhaft sind und daher in den 


1) £162: Δήλῳ δή ποτε τοῖον ᾿Απόλλωνος παρὰ βωμῷ  φοίνιχος νέον ἔρνος ἀνερχό- 
μενον ἐνόησα. Nach Fraas wachsen noch jetzt auf Delos Dattelpalmen. S. Lenz 
ἃ. ἃ. Ο. 5. 333. Anm. 710. 

8) A141. 2 219. 3) Ψ 201. 

Ὁ C. Fraas, Klima und Pflanzenwelt in der Zeit. Landshut, 1847. S. 102. Ueber 
die symbolische Bedeutung der Palme bei den Aigyptern, wie auch im religiösen 
Ritus der Christen und Juden 5. die von Friedreich‘S. 711 eitirten Stellen. 

5) N 830: δόρυ μαχρόν, ὅ τοι χρόα λειριόεντα | δάψει. 

6) T 150: ἀγορηταὶ | ἐσϑλοί, τεττίγεσσιν ἐοικότες, οἵτε auf ὕλην | δενδρέῳ ἐφεζόμενοι 
ὄπα λειριόεσσαν ἱεῖσιν. 

7) Lenz, Botanik der alten Griechen und Römer. 5. 288. 

8 5. Miquel, Flor. Hom. 5. 44f. Euchholz, Flor. Hom. p.9sq. Fried- 
reich, Realien. 85. 91 f. 710. Lenz, Botanik der alten Griechen und Römer. 
S. 302 f. ’ 

9 1538: ψυχὴ δὲ ποδώχεος Αἰακίδαο | φοίτα μαχρὰ βιβᾶσα zur ἀσφοδελὸν λειμῶνα. 
λ 572: τὸν δὲ per’ Ὠρίωνα πελώριον εἰσενόησα | ϑῆρας ὁμοῦ εἰλεῦντα war ἀσφοδελὸν λει- 
μῶνο, ὦ 18: αἶψα δ᾽ ὕχοντο zur’ ἀσφοδελὸν λειμῶνα, | ἔνϑα τε ναίουσι ψυχαὶ, εἴδωλα χα- 
μόντων. ἢ ; 

10) Nach den Schol. Ambr. zu ἃ 539 ist sie der Meerzwiebel ähnlich, die 


Τ᾽ Palmen (Palmae). II. Liliaceen (ilienartige Pflanzen). 215 


ältesten Zeiten zur Nahrung dienten '). Um die Todten nicht ohne 

Nahrung zu lassen, pflanzte man sie auf Gräber, und so mag auch die 
Sage von der Asphodeloswiese entstanden sein. Dass aber gerade 
Asphodelos als Nahrung der Todten gedacht wurde, erklärt sich daraus, 
dass er eine höchst frugale Kost für Aermere abgab, die Existenz der 
Todten aber ebenfalls als sehr einfach und frei von Luxus gedacht 
wurde 2). 

Der Asphodelos findet sich nach Smith noch heute auf den grie- 
chischen Inseln unter dem Namen ἀσφοδέλω 5), oder, wie Lenz sagt, 
unter den Bezeichnungen σφερδουλάχα, σπούρδαχλα und σπουρδάχυλα !). 
Nach Fraas wird er, wie Lenz a. ἃ. O. bemerkt, noch auf Gräber 
gepflanzt, aber nicht mehr gegessen. Nach Lenz’) und Sprengel‘) 
entspricht die homerische Pflanze dem Asphodelus ramosus L. 


8. 4. 


3. Die Zwiebel (τὸ κρόμυον), das Knoblauch (τὸ πράσον) ‘) 


}" 


Die Zwiebel diente zur Nahrung, als <Zukost zum Trunke’, wie 
wir aus der Stelle der Ilias ersehen, wo Hekamede in Nestors Zelte die 
ermatteten Kämpfer erquickt und ihnen Zwiebeln, gelblichen Honig 
und Gerstenmehl vorsetzt‘). Lenz erklärt hier χρόμυον als Küchen- 
zwiebel®). Auch in späteren Zeiten noch bildeten Knoblauch und 
Zwiebeln, wie wir z. B. aus Aristophanes’ Rittern erfahren !%), eine 
gewöhnliche Zukost zum Trunke. — Ausserdem geschieht der Zwiebel 


ebenfalls zu den Liliaceen gehört: ἥτις ἐστὶ βοτάνη, ὁμοία σκίλλῃ. So auch Suidass. v. 
ἀσφοδελός : σχιλλῶδες φυτόν, φύλλα ἔχον μαχρὰ χαὶ ἀνϑέρικον ἐσθιόμενον. 

ἡ Hesiod. Op. et D. 40 Göttl.: νήπιοι, οὐδὲ ἴσασι, ὅσῳ πλέον ἥμισυ παντός, | οὐδ᾽ 
ὅτου ἐν μαλάχῃ τε καὶ ἀσφοδέλῳ μέγ᾽ ὄνειαρ. Nach Göttling z. d. St. sieht man noch 
jetzt auf den griechischen Todtenäckern Asphodelos in Menge wachsen. 

2) Ueber die Wunder- und Heilkräfte des Asphodelos s. Plin. nat. hist. XXI], 
17, 68. XXI, 22, 32 und 33 Sillig. Creuzer, Symbolik und Mythologie (2. Aufl.). 
IV. Bd. 5. 456. 

3), Smith, Prodr. flor. gr. I, p- 233. 

4 Lenz, Botanik der alten Griechen und Römer. S. 302. 

5) Lenz ebendas. 

6) Antiquit. botan. spec. prim. p. 05 fl. 

Ἢ Miquel, hom. Flora. S. 428. Euchholz, Flora Hom. p. 10 sq. Fried- 

reich, Realien. S. 91. F. Günther, der Ackerbau bei Homer. ὃ. 151. Lenz, 
Botanik der alten Griechen und Römer. S. 259 ff. 

8) A 630: ἐπὶ δὲ κρόμυον, πότῳ ὄψον, | ἠδὲ μέλι χλωρόν, παρὰ ὃ᾽ ἀλφίτου ἱεροῦ ἀκτήν. 

9 Lenz, Botanik der alten Griechen und Römer. S. 296. 

10) Aristoph. Equit. 599 Bergk : ὡς ὅτ᾽ εἰς τὰς ἱππαγωγοὺς εἰςεπήδων ἀνδρικῶς, | 
πριάμενοι κώϑωνας, οἱ δὲ χαὶ σκόροδα zul χρόμμυα. 


« 


216 Das Pflanzenreich. 


noch einmal in der Odyssee Erwähnung, indem Odysseus bei der Be- 

schreibung seines eigenen Leibrocks das feine Zeug desselben mit der 

Schale einer getrockneten Zwiebel vergleicht!): wo das tertium com- 

parationis darin liegt, dass der χιτών sich so sanft dem Körper an-. 
schmiegte, wie jene zarte Schale die Zwiebel umgiebt. 

Das χρόμυον ist ohne Zweifel mit dem Allium cepa L. identisch, 
welches noch jetzt von den Neugriechen unter dem Namen χρομμύδ' 
eultivirt wird 2). 

Bemerkenswerth ist es übrigens, wenn Plutarch in Betreff der 
bei Homer als Zukost zum Trunke vorkommenden Zwiebel sagt, sie 
eigne sich mehr für Schiffer und Ruderknechte, als für Könige ?). 

Der der Zwiebel verwandte Knoblauch (τὸ πράσον, Allium) wird 
zwar selbst nichtbei Homer erwähnt und kommt erstinder Batrachomyo- 
machie vor, wo ihm das Epitheton grün (χλοερός) beigelegt wird ἢ ; 
doch vermuthet man, dass unter den in der Odyssee vorkommenden 
πρασιαῖς 5) Beete zu verstehen seien, auf denen derselbe gezogen wurde. 
Andere freilich leiten das Wort von πέρας ab und erklären es als die 
Einfassung der Bäume und Weingärten. 


8 5. 


6. Τὸ μῶλυβ). 


Ueber das Moly lesen wir bei Homer Folgendes. Als Odysseus zur 
Kirke zu gehen im Begriff steht, begegnet ihm Hermes und verspricht 
ihm ein treffliches Heilmittel gegen den Zauber derselben’). Darauf 
reisst er eine Pflanze aus der Erde und lehrt ihn deren physische Be- 
schaffenheit kennen: schwarz ist ihre Wurzel und milchweiss ihre 


1) 2 232: τὸν δὲ χιτῶν ἐνόησα περὶ χροῖ σιγαλόεντα, | οἷόν τε χρομύοιο λοπὸν χάτα 
ἰσχαλέοιο 

2) Smith, prodr. fl. Gr. I, p. 227. 

3) Quaest. symp. IV, 4, 3: τὸ μὲν γὰρ ὋΟμηριχὸν ἐκεῖνο, κρόμυον ποτοῦ ὄψον, ναύ- 
ταῖς καὶ χωπηλάταις μᾶλλον ἢ βασιλεῦσιν ἐπιτήδειον ἦν. Vgl. Friedreich, Realien. 
S. 121. 

4) Batrach. 54: πράσοις χλοεροῖς. 

5) ἡ 127: ἔνϑα δὲ Ana πρασιαὶ παρὰ νείατον ὄρχον [παντοῖαι πεφύασιν. ὦ 247: 
οὐχ ὄγχνη, οὐ πρασίη τοι ἄνευ κομιδῆς κατὰ κῆπον. 

6) 5. Miquel, hom. Flora. 8. 49 ff. Euchholz, Flor. Hom. p. 11. Fried- 
reich, Realien. 5. 187 f. 718. Günther, der Ackerbau bei Homer. $. 19. 

7) χ 281: τῆ, τόδε φάρμακον ἐσθλὸν ἔχων ἐς δώματα Kipuns | ἔρχευ, ὅ κέν τοι χρατὸς 
ἀλάλκῃσιν καχὸν ἦμαρ. Das Zaubermittel derKirke soll nach Dierbach (Flora myth. 


S. 204) der Alraun, Atropa Mandragora L. sein. Eine völlig willkürliche Hypo- 
these. 


II. Liliaceen (lilienartige Pflanzen). 217 


Blüthe; von den Göttern wird sie Moly genannt; für Sterbliche ist sie 
schwer zu graben ; aber Götter vermögen Alles). 

Die Bestimmungsversuche, welche in Bezug auf das Moly vorge- 
bracht sind, lassen sich füglich in drei Kategorieen bringen. Wir 
unterscheiden nämlich: 

1. Die allegorische Auffassung derer, welche unter dem Moly 
die παιδεία, d. ἢ. den Unterricht oder die Unterweisung verstanden, 
die Hermes dem Odysseus über die Art und Weise ertheilt, wie er die 
magischen Künste der Kirke paralysiren könne. Hieher gehören Eu - 
stathios und Riccius?). 

2. Die Auffassung derjenigen, welche in dem Moly ein rein my- 
thisches oder vom Dichter fingirtes Kraut erblicken, bei welchem jeder 
Bestimmungsversuch verschwendet sei. Hieher gehört z. B. Ameis, 
welcher meint), μῶλυ stehe bei Homer eben so mährchenhaft, wie im 
Schatzgräber von Musäus die zauberhafte ‘Springwurzel’. 

3. Die Ansichten derer, welche in dem Moly eine in der home- 
rischen Flora wirklich existirende Pflanze erblicken und sie nach Mass- 
gabe der von dem Dichter selbst angegebenen Merkmale zu bestimmen 
suchen. 

Abgesehen von den Scholiasten, welche μῶλυ von μωλύειν = ἀφανί- 
ζειν (aufheben, vernichten) ableiten und eine den Zauber eni- 
kräftende Pflanze darin erblicken, gehört hieher Theophrast, 
welcher sagt), bei Pheneos?°) in Arkadien und auf dem Berge Kyl- 
lene wachse eine der homerischen ähnliche Pflanze, Namens Moly, die 
man für die homerische halte, deren runde Wurzel zwiebelähnlich sei, 
und deren Blattwerk dem der Meerzwiebel gleiche; man bediene sich 
ihrer als eines Antidots.gegen Gift und magische Künste; doch weiche 
sie darin von der homerischen Pflanze ab, dass sie sıch leicht ausreissen 
lasse. Dies theophrastische Moly hält Sprengel für identisch mit 
dem Allium nigrum Gouan., dessen Eigenthümlichkeiten nach Mi- 
quel®) auch auf die homerische Pflanze sehr gut passen sollen. 


ἡ 4 302: ὡς ἄρα φωνήσας πόρε φάρμαχον ἀργειφόντης | ἐκ γαΐης ἐρύσας, καί μοι φύ- 
σιν αὐτοῦ ἔδειξεν. | ῥίζῃ μὲν μέλαν ἔσχε, γάλαχτι δὲ εἴχελον ἄνθος" | μῶλυ δέ μιν χαλέουσι 
ϑεοί. χαλεπὸν δέ τ᾽ ὀρύσσειν | ἀνδράσι γε ϑνητοῖσι᾽ ϑεοὶ δέ τε πάντα δύνανται. 

2) Disput. hom. p. 429. 

3) Zu x 305. 

4 Hist. plant. IX, 15, 7 Schneider: τὸ δὲ μῶλυ περὶ Φενεὸν καὶ ἐν τῇ Κυλλήνῃ 
φασὶν εἶναι, καὶ ὅμοιον ᾧ “Ὅμηρος εἴρηχε, τὴν μὲν ῥίζαν ἔχον στρογγύλην, προσεμφερῆ 
χρομμύῳ, τὸ δὲ φύλλον ὅμοιον σχίλλῃ" χρῆσϑαι δὲ αὐτῷ πρός τε τὰ ἀλεξιφάρμακα καὶ τὰς 
μαγείας. Οὐ μὴν ὀρύττειν γε εἶναι χαλεπόν, ὡς “ΟΘμιηρός φησι. 

5) S. darüber homer. Geogr. ὃ 48. (δ. 201 f.). 

6) Hom. Flora. S. 50 und 51. 


2.3 


215 Das Pflanzenreich. 


- 
= 


Hier ist ferner auch das Moly des Dioskorides!) zu nennen, wel- 
ches Sibthorp zu einer eigenen Species macht und A. Dioscoridis 
nennt?); nach Gussone ist esmit A. Siculum Urv. identisch). Noch 
Andere verstehen unter dem Moly das ἄγριον πήγανον, eine Art Raute. 
Lenz meint ferner, man möge sich unter dem Moly-beliebig den Zau- 
berlauch oder eine andere Pflanze denken; wahrscheinlich sei es 
freilich, dass das gegen Behexung sichernde Kräutchen nur Erzeugniss 
der Dichterphantasie sei; die Worte “dass Menschen es nicht gut graben 
können’ weisen deutlich genug auf die letzte Erklärung hin‘). Euch- 
holz endlich identificirt es mit dem Allıum victoriale (Siegwurz, Aller- 
manns-Harnischd). Diese Pflanze ist kaum eine Elle hoch, wächs’t 
auf Bergesgipfeln, hat eine sehr lange und schwarze Wurzel und einen 
Kopf mit weisser Blüthe und lässt sich wegen ihrer langen Wurzel nur 
schwer aus dem Boden ziehen. 

Wenn anders unter dem homerischen Moly keine mährchenhafte, 
sondern eine wirkliche Pflanze zu verstehen ist, so möchte ich mich 
mitEuchholz für die Identität mit dem Allium victoriale entscheiden. 


$ 6. 


4. Die Hyacinthe (ὁ dazıydag) 6). 


Diese Blume wird zweimal in der Odyssee erwähnt, und zwar in 
einem Vergleiche, der das schöne lockige Haar des Odysseus veran- 
schaulichen soll”); auch wird die Hyacinthe in der Ilias nebst Lotos 
und Krokos unter den Kräutern auf Gargarons Gipfel genannt, welche 
dem Zeus und dessen Gemahlin während ihrer Umarmung ein schwel- 
lendes Lager darboten‘®). In Betreff der Bestimmung dieser Pflanze 
sind die Ansichten sehr divergirend. Sprengel?) versteht darunter 
den Gladiolus communis, var. triphyllus Sibth.; Euchholz die gemeine 


1) L. IIl. ce. 46. 54. 

2) Smith, Pr. fl. gr. I, p. 222. 

3) Schultes, in Systema Vegetab. VII, p. 1109. R 

Ὁ Lenz, die Botanik der alten Griechen und Römer. 5. 296. Anm. 609. 

5) Euchholz, Flora Hom. p. 11. 

6) 5. Miquel, hom. Flora. S.52f. Euchholz, Flor. Hom. p. 10. Fried- 
reich, Realien. ὃ. 96 δ. Günther, der Ackerbau bei Homer. ὃ. 29. 

7) ζ 280 (b 157): κὰὸ δὲ χάρητος | οὔλας ἦκε (Αϑηναίη) χόμας, ὑακινϑίνῳ ἄνϑει 
ὁμοίας. 
3 Ξ 341: τοῖσι δ᾽ ὑπὸ γϑὼν ὃῖα φύεν νεοϑηλέα ποίην, | λωτόν ϑ᾽ ἑρσήεντα ἰδὲ χρόκον 
ϑάκινϑον  πυχνὸν καὶ μαλαχόν, ὅς ἀπὸ χϑονὸς ὑψόσ᾽ Zepyev. 
9 


Gesch. der Botan. Βά. 1, S. 31. 


ἘΚ Ρ ν τὴ Ἐν 


; : IIl. Irideen oder Schwertlilien. 219 


Hyacinthe!); der Neapolitaner Tenore, wie Miquel mittheilt?), 


den Gladiolus byzantinus Gawl.; Voss?) endlich, derdurch purpurne 


Blume übersetzt, identifieirt— wieauch Billerbeck) und Nitzsch 
— die homerische Hyacinthe mit der blauen Schwertlilie (Iris germa- 
nica IL, ). Die Entscheidung dieser Controvers wird noch dadurch er- 
schwert, dass in späterer Zeit bei den Alten mehrere Gewächse den 
Namen Hyakinthos trugen, deren Blumen eine charakteristische, an die 
Buchstabenzüge Al oder TA erinnernde Zeichnung besassen. Ist es 
überhaupt in dieser Frage gestattet, eine bestimmte Ansicht auszu- 
sprechen, so möchte ich mit Euehholz an die gemeine Hyacinthe 
denken. Wahrscheinlich geht nämlich der obige Vergleich der Odyssee 
nicht sowohl auf das dunkle Colorit, als auf das Lockige des Haares, 
wie denn auch die antiken Odysseusköpfe als starkgelockt erscheinen; 
in der That aber besitzen die herabhängenden, unten gekrümmten 
Blüthen der gemeinen Hyacinthe eine unverkennbare Aehnlichkeit 
mit gelocktem menschlichem Haare. Auf alle Fälle aber ist die An- 
sicht von Voss, Billerbeck und Nitzsch zu verwerfen, dass die 
Iris zu verstehen sei; denn dieselbe wird, wie auch Euchholz be- 
merkt’), schon vom Dichter selbst widerlegt, der die Hyacinthe auf 
der Höhe des Gargaron wachsen lässt®). Die Iris liebt aber feuchte 
Orte, wie Gräber, Teiche und Seen, und wird schwerlich auf Berges- 
höhen vorkommen, während die gemeine Hyacinthe gerade umgekehrt 
trockenen Boden liebt und daher an hochgelegenen Orten recht wohl 
gedeihen kann. 


δ 
III. Irideen oder Schwertlilien. 
Die Safranpflanze (ὁ χρόχος) 1). 


Des Krokos oder der Safranpflanze geschieht in der Ilias Erwäh- 
nung: als Zeus die Here auf dem Ide umarmt, entspriessen dem Boden 


ἢ Flor. Hom. p. 10. 2) Hom. Flora. 8. 53. 

3) Hymne an Demeter. Frläut. zu v. 7: ‘Der Hyakinthos mit den Trauerzügen 
Al oder YA, woraus man Al, wehe, oder den Anfang von YAzıydos oder Αἴας deu- 
tete, war am gewöhnlichsten die violblaue Schwertlilie, Iris germanica’ u. s. w. 

#4) Flor. class. ὃ. 14. 

5) Flora Hom. p. 10. 

6) Die Scene des Ξ 316 ff. geschilderten Vorgangs ist die Höhe des Ide. 5. 5 
157 ff. 

7) 5. Miquel, hom. Flora. $.52. Euchholz, Flor. Hom. p. 12. Fried- 
reich, Realien. 5. 92. Günther, der Ackerbau bei Homer. ὃ. 28. Lenz, Botanik 
der alten Griechen und Römer. S. 318 ff. 


220 Das Pflanzenreich. 


Gras , Lotos , Krokos und Hyakinthos ἢ. Auf die prächtige Farbe des 
Safrans bezieht sich das Epitheton safrangewandig (χροχόπεπλος) 
welches der Dichter der Eos beilegt, um die hochgelbe Färbung zu be- 
zeichnen, welche der Himmel annimmt, wenn die Sonne aufzugehen 
im Begriff 1502). Welche Species unter dem homerischen Krokos zu 
verstehen sei, lässt sich schwerlich entscheiden, da man eben so wohl 
an den ächten Safran (Crocus sativus), wie an den Frühlings- 
safran (Crocus vernus) denken kann: welche beiden Pflanzen im süd- 
lichen Europa wild und cultivirt wachsen 3). Von der Verwendung des 
Safrans als Färbestoff findet sich bei Homer keine Spur. 


8 8. 


IV. Gramineen oder Gräser. 
1. Das Rohr (6 δόναξ, ὁ ὄροφος) ἢ. 


Der δόναξ wuchs in Gemeinschaft mit der Tamariske auf der 
troischen Ebene, wie wir in der Doloneia lesen, wo Odysseus δόναξ und 
Tamariskenzweige sammelt, um daran eine Marke zur Erkennung des 
Platzes zu haben, wo er die Rüstung des Dolon als Trophäe aufgehängt 
hatte). Ein aus dieser Rohrart bestehendes Geröhricht heisst δοναχεύς 
und erhält das Epitheton poöavos®); welches vom Scholiasten durch 
εὐδιάσειστος, εὐχίνητος erklärt wird und demnach das Leichtbewegliche, 
Zitternde, Schwankende des jedem Lufthauche nachgebenden Rohres 
malt; zugleich lehrt diese Stelle, dass der δόναξ — wie überhaupt die 
Rohrarten — vorzugsweise an Flüssen und feuchten Orten wuchs. 
Was seine Nutzbarkeit betrifft, so lieferte er das Material zu Pfeil- 
schaften?) und, wenn Eustathios wahr berichtet, zu Syringen oder 
Hirtenflöten ὃ). 


1) 5 347: τοῖσι δ᾽ ὑπὸ χϑὼν Dim φύεν νεοϑηλέα ποίην, | λωτόν θ᾽ ἐρσήεντα ἰδὲ κρόχον 

ἠδ ὑάχινθϑον | πυχνὸν χαὶ μαλαχόν, ὃς ἀπὸ γϑονὸς ὑψόσ ἔεργεν. 
k e χ ι Y 

2) 8 1: ᾿Ηὼς μὲν χροχόπεπλος ἐκίδνατο πᾶσαν ἐπ᾽ alav. Vgl. Ti. W227. Q 69. 

3; Κ΄. Wilmsen, Handb. der Naturgesch. Bd. III. 5. 222 ἢ, 

ἢ S. Miquel, hom. Flora. S.58f. Euchholz, Flora Hom. p.6sq. Fried- 
reich, Realien. 5. 91. 

5) K 466: δέελον δ᾽ ἐπὶ σῆμά τ ἔϑηχεν, | συμμάρψας δόναχας μυρίχης τ᾽ ἐριϑηλέας 
ὄζους, | μὴ λάϑοι αὖϑις ἰόντε ϑοὴν διὰ νύχτα μέλαιναν. 

6) 2575: μυχηϑμῷ ὃ ἀπὸ χόπρου ἐπεσσεύοντα (βόες) νομόνδε | πὰρ ποταμὸν χελά- 
ὅοντα, παρὰ ῥοδανὸν δοναχῆα. 

?) A 582: αὐτίκα τόξον | ἕλχετ᾽ ἐπ᾿ Εὐρυπύλῳ, καί μιν βάλε μηρὸν ὀϊστῷ | δεξιόν᾽ 
2; λ 4‘ »ı 87 ΣΩ 1 ὡς ΝᾺ [4 
ἐκλάσϑη δὲ δόναξ, ἐβάρυνε δὲ μηρόν. 

8) Eustath. zu Καὶ 467: χαὶ δοκοῦσιν ἐχ δονάχων μὲν σύριγγες γίνεσϑαι, αὐλοὶ δὲ ἐχ 


χαλάμιων. 


ἘΜ ΚΎΕΣ 


IV. Gramineen oder Gräser. 221 


Dem ὄροφος giebt Homer das Epitheton wollig (λαχνήεις) ; er 
wuchs auf sumpfigen Wiesen und diente zur Bedachung: wenigstens 
lesen wir von den Myrmidonen, dass sie die Zelte des Achilleus damit 
bedeckt hätten ἢ ; ähnlich wie Plinius von den nördlichen Völkern er- 
zählt, dass sie Rohr zum Decken ihrer Häuser benutzten, und dass 
solche Dächer lange Zeit ausdauerten ἢ). 

Was die Bestimmung des δόναξ und ὄροφος betrifft, so identifieirt 
Miquel?°) den Ersteren mit Arundo donax L., die nach Sibthorp noch 
jetzt in den Sümpfen Griechenlands gemein sei®), während ὄροφος nur 
im Allgemeinen in Sümpfen wachsendes Rohr bezeichne und wohl 
nicht auf eine bestimmte Species zu beziehen sei. Euchholz identifi- 
ceirt mit grosser Sicherheit ὄροφος mit Arundo phragmites (Sumpfrohr)- 
und δόναξ mit Arundo donax (dichtes Rohr) 5). — In Betreff dieses pro- 
blematischen Punktes, der bei eingehender Prüfung auf mannigfache 
Schwierigkeiten stossen lässt, giebt mir Herr Professor Alexander 
Braunin Berlin, den ich in meinen Zweifeln um Rath befragt hatte, 
gütigst folgendebriefliche Auskunft: ‘InLenz, Botanik deralten Grie- 
chen und Römer (Gotha 1859), worin wir Botaniker in solchen Fragen 
gewöhnlich Rath suchen, ist auffallender Weise ὄροφος gar nichtgenannt. 
Ich ersehe aus dieser Schrift, dass Theophrast 3 Arten des Rohres 
unterscheidet, Pfahlrohr, Flötenrohr und Pfeilrohr; Dioskorides sogar 
4 Sorten. Ob hiebei wirklich verschiedene Arten oder nur verschiedene 
Verwendungen anzunehmen, möchte schwer zu entscheiden sein. Es 
sind in Griechenland und Kleinasien nur zwei Rohrarten mit Sicher- 
heit bekannt: Arundo donax und Phragmites communis. Allerdings 
giebt es im südlichen Europa noch einige weitere, minder verbreitete 
Arten, namentlich Arundo Pliniana, Arundo ampelodesmos und Phrag- 
mites gigantea, die auch in Griechenland möglicher Weise vorkommen 
könnten. Da es sich bei Homer nur um 2 Arten handelt, so werden 
wohl die 2 gemeinsten darunter zu verstehen sein. ”Opoyos wird man, 
da es zum Dachdecken gebraucht und das wollige genannt wird, unbe- 
denklich für Phragmites halten dürfen, da der Gebrauch jetzt noch 
existirt und die Blüthenährchen mit der Reife eine Wolle entwickeln, 


1) Ω 448: ἀλλ᾽ ὅτε δὴ χλισίην Πηληϊάδεω ἀφίκοντο | ὑψηλήν, τὴν Μυρμιδόνες ποίησαν 
ER δοῦρ dar a κα N , ΝΜ, εἰ δί » 9 ! 
ἄναχτι | δοῦρ ἐλάτης χκέρσαντες" ἀτὰρ καϑύπερϑεν ἔρεψαν | Aayvnevr' ὄροφον λειμωνόϑεν 
Au-fouvtec. 


2) Plin.'nat. hist. XVI, 36. 64 Sillig: Tegulo earum (harundinum) domus suas 


- septentrionales populi operiunt durantque aevis tecta alta. Vgl. Lenz, Botanik der 


alten Griechen und Römer. ὃ. 237. 
3) Homer. Flora. S. 58. 
ἢ Smith, Prodr. ἢ. gr. I. p. 68. 
5) Flora Hom. p. 6.7. 


222 Das Pflanzenreich. 


«- 


welche die Spelzen überragt und sehr bemerkbar ist. Arundo donax hat 
zwar auch Haare, die aber kürzer sind, die Spelzen nicht überragen, 
und daher nicht so auffallend erscheinen. In Betreff von δόναξ bin ich, 
soweit es zu Pfeilschaften benutzt wird, weniger gewiss; denn nach 
Theophrast soll das Pfeilrohr weniger Knoten und mehr Fleisch be- 
sitzen, und Dioskorides nennt es massiv (vastos), was auf Arund® donax 
nicht passen will, welches zwar dickwandiger und kräftiger ist als 
Phragmites, dessgleichen gerader und dieKnoten wenig oder gar nicht 
vorspringend; aber es ist doch hohl im Innern und hat eben so viele 
Knoten wie Phragmites. Es ist mir überhaupt unter den Gräsern kein 
Rohr bekannt, welches dicht wäre. Selbst das Bambusrohr ist hohl, 
und an ein Palmrohr , welches wirklich dicht ist, kann doch nicht ge- 
dacht werden’. 


2. Die Ackerquecke (ἡ ἄγρωστις) 1 


E 


Die Grasart ἄγρωστις, welche die Maulthiere der Nausikaa am Ufer 
des Stromes abweiden, und der das Epitheton honigsüss (nsiınöng) 
beigelegt wird 2), erklärt Billerbeck in der Flor. class. für Fench- 
gras, Panicum dactylon Linn., Düntzer für Hundszahn?,. Für 
wahrscheinlicher halte ich die Ansicht Netolicka’s‘), dass dies honig- 
süsse, am Strome wachsende Feldgras mit der Ackerquecke (Triti- 
cum repens L., identisch sei, da dieselbe feuchten Boden liebt und 
wegen des erheblichen Zuckergehaltes ihrer Wurzeln ein ausgezeich- 
netes Pferdefutter abgiebt; obwohl Lenz bemerkt, dass dies Gewächs 
in Griechenland selten 5615). 

Der allgemeine Ausdruck für Gras und Futterkraut bei Homer 
ist ἢ ποίη δ). 

3. Zeıaundöhupe?). 
Die ζξιά wird zweimal in der Odyssee erwähnt: die Diener des 


Menelaos werfen den Rossen des Telemachos und Pisistratos ζειά und 
Gerste zum Fressen vor‘), und ausserdem wird Lakedaimon vom Tele- 


1} Von Miquel, Euchholz und Friedreich übergangen. 

2, E89: xal τὰς μὲν (ἡμιόνους) σεῦαν ποταμὸν πάρα δινήεντα | τρώγειν ἄγρωστιν με- 
λιηδέα. 3 Ζα ζ 90. 

4 Netolicka, Naturhistorisches aus Homer. Progr. des k. k. Gymnasiums 
in Brünn. 1855. 8.5. Vgl. Wilmsen, Handb. der Naturg. Bd. III. S. 242. 

5) Lenz, Botanik der alten Griechen und Römer. 5. 231. 

6) 1449: νέμεαι τέρεν ἄνϑεα ποΐης. 0372: (362) χεχορηότε ποΐης und sonst. 


7) Miquel, hom. Flor. S.9f. Euchholz, Flora Hom. p. 3. Friedreich, 


Realien. S. 260. Kruse, Hellas. Bd. I. 5. 342. Die Accentuation ὀλύρα, die z. B. 
Damm im lex. Hom. s. v. befolgt, ist falsch: Arcad. p. 194 Barker (3. Ausg.). 


3, ὃ 41. πὰρ ὃ ἔβαλον ζειάς, ἀνὰ δὲ χρῖ λευχὸν ἔμιξαν. Vgl über ζειά noch ins- 


Ἔ 
= 
br 


ri 


IV. Gramineen oder Gräser. 993 


 machos als ein für Pferdezucht taugliches Land bezeichnet, weil es viel 


Pferdefutter — Lotos (Klee), Cypergras, Weizen, ζειά und Gerste her- 
 vorbringe !). Ebenso wird die ὄλυρα zweimal ın der Ilias neben Gerste 
als Pferdefutter erwähnt?). Herodot erwähnt es daher als eine Merk- 
würdigkeit, dass die Aigyptier im Gegensatz zu andern Menschen, die 
von Weizen und Gerste sich nähren, aus ὄλυρα (ζει) Brod bereiten 3). 
Die Bestimmung dieser beiden Getreidearten ist ausserordentlich 
schwierig, wenn nicht unmöglich, da die hier in Frage kommenden 
Species nur durch schwache Nüancen differiren und im Homer keine 
genaueren Angaben vorliegen; um so weniger ist es zu verwundern. 
wenn die Ansichten darüber weit aus einander gehen. Euchholz; 
versteht unter ζειά Triticum spelta (Spelt), unter ὄλυρα Trit. monococ- 
con (Einkorn); Miquel’) enthält sich der genaueren Bestimmung 
und bemerkt, dass dieser Punkt zu den botanischen Streitfragen gehöre, 
die zu einem bestimmten Abschlusse noch nicht reif seien; Sprengel 
hingegen will, auf Dioskorides gestützt, striet beweisen, dass ὄλυρα Tri- 
ticum spelta L. und [sıa Trit. zea Host) bezeichne δ ; während Biller- 
beck’) mit Link glaubt, dass unter ὄλυρα Trit. zea und unter £sıa Trit. 
monococcon zu verstehen sei. Friedreich endlich übersetzt ὄλυρα 
und ζειά schlechtweg durch Dinkel und Spelt‘®,, als sei die Identität 
selbstverständlich. Bei solcher Verschiedenheit der Ansichten und bei 
dem Mangel an zuverlässigen Anhaltspunkten für die genauere Bestim- 
mung bleibt nur übrig, diese Frage als eine offene zu betrachten. 


besondere: Link in Berl. Abh. 1826. 5.11 Ε΄. Heyne, opusc. Ip. 330 sq. Nitzsch 
zu ὃ 39. C. Fr. Hermann, Lehrb. der griech. Privatalt. 2. Aufl. bearb. von 
K.B.Stark. Heidelberg, J. C. B. Mohr. 1870. 5. 100. Anm. !3. 


1) ὃ 602: σὺ γὰρ πεδίοιο ἀνάσσεις | εὐρέος, ᾧ ἔνι μὲν λωτὸς πολύς, ἐν δὲ χύπειρον | 
4 

2) Ε 195: παρὰ δέ σφιν ἑχάστῳ δίζυγες ἵπποι | Estäsı, κρῖ λευχὸν ἐρεπτόμενοι καὶ ὀλύ- 
pas. Θ 564: ἵπποι δὲ χρῖ λευκὸν ἐρεπτόμενοι καὶ ὀλύρας, | ἑσταότες rap ὄχεσφιν, ἐΐϑρονον 
"Ho μίμνον. 

3) Herod. II, 36: ἀπὸ πυρῶν καὶ κριϑέων ὦλλοι ζώουσι, Αἰγυπτίων δὲ τῷ ποιευμένῳ 
ἀπὸ τούτων τὴν ζόην ὄνειδος μέγιστόν ἐστι, ἀλλὰ ἀπὸ ὀλυρέων ποιεῦνται σιτία, τὰς ζειὰς 
μετεξέτεροι χαλέουσι. Herodot identifieirt demnach hier beide Getreidearten. Vgl. 
Schömann, griech. Alt. Bd. 1. 5. 70. Anm. 1 (der 1. Aufl.). 

ἢ Flor. Hom. p. 3. 

5) Hom. Flora. S. 10. 

6) Geschichte der Botan. Altenburg u. Leipzig. Th. 1. S. 36. 

Ἢ Flora class. Leipz. 1824. p. 29. 

8) Realien. S. 260. Auch Kruse (Hellas. Bd. I. 5. 342) identificirt schlechtweg 
ὄλυρα und Spelt. 


΄ 


224 Das Pflanzenreich. 


89. 


Gramineen (Fortsetzung). 
4. Der Weizen (ὁ πυρός) ἢ). 


Homer legt dieser Getreideart das Epitheton apfel- oder quit- 
tengelb (μήλωφψ) bei2), durch welches die goldgelbe Farbe des voll- 
reifen Weizens in charakteristischer Weise bezeichnet wird. Das Lieb- 
liche und Schmackhafte des Letzteren deutet der Dichter durch die 
Epitheta honigsüss (μελιηδής Ὁ)) und das Herz durch Süsse er- 
freuend (peitppwy®)) an. Ausserdem heisst das Weizen- wie auch das 
Gerstenmehl Mark der Männer), wodurch der Dichter das Nahr- 
hafte beider Getreidearten hervorheben will. Die homerische Benen- 
nung des Weizenmehls ist ἀλείατα ὅ) (Plural von ἄλειαρ ; attisch 
ἄλευρον oder gew. im Plural ἄλευρα, im Gegensatz zu ἄλφιτα (Gersten- 
mehl?)). Das Weizenbrot heisst πύρνον 8), während σῖτος überhaupt 
mehlige Speisen, wie Brot und Graupen, im Gegensatze zu Fleisch- 
speisen bezeichnete 9). 

Dass die Weizencultur bei Homer schon förmlich regelmässig be- 
trieben wurde, geht daraus hervor, dass viele Gegenden in dieser Be- 
ziehung vom Dichter wegen ihrer Fruchtbarkeit gepriesen werden. So 
wird Lakedaimon wegen seines Reichthums an Weizen und andern 


ἢ Miquel, hom. Flora. 5. ὅ fl. Euchholz, Flor. Hom. p. 3sqq. Fried- 
reich, Realien. 5. 267 ἢ. Günther, der Ackerbau bei Homer. ὃ. 151. Kruse, 
Hellas. Bd. 1. 5. 341. 


2) ἡ 104: ai μὲν ἀλετρεύουσι μύλης ἔπι μήλοπα καρπόν. 


3) K 669: μελιηδέα πυρόν. 

4, Θ 1858: μελίφρονα πυρόν. 

5) 108: ἀλφιτα---καὶ ἀλείατα, μυελὸν ἀνδρῶν. Ueberhaupt legten die alten Diä- 
tetiker dem Weizen einen bedeutenden Nahrungsgehalt bei. Plin. nat. hist. XVII, 
10, 21 Sillig: Tritico nihil est fertilius; hoc ei natura tribuit, quoniameoma- 
xume alebat hominem, utpote cum e modio, si sit aptum solüm quale in By- 
zacio Africae campo, centeni quinquageni modii reddantur. Vgl. auch die von Gün- 
thera.a. Ο. 5. 16 angeführten Stellen. 

6) u 108 (eben citirt). 

1) Plat. respubl. II, 372 Ὁ: τρέφονται δέ, &x τῶν κριϑῶν ἄλφιτα σχευαζόμενοι, ἐκ δὲ 
τῶν πυρῶν ἄλευρα; 


8) ο 311: χατὰ δὲ πτόλιν αὐτὸς ἀνάγχῃ  πλάγξομαι, αἴ χέν τις χοτύλην χαὶ πύρνον ' 


3 90 ᾽ \ , 0) 7 αἱ ES ns - "» ) « , 
ὀρέξῃ. ρ΄980 : αὐτὰρ ᾿Αϑήνη | ἄγχι παρισταμένη Λαερτιάδην᾽ Οδυσῆα | ὥτρυν, ὡς ἄν πύρνα 
χατὰ μνηστῆρας ἀγείροι. 
Ξ " \ » ͵ ͵ ͵ , τ u) ı- r ᾿ » P 
9 15: οὐ γὰρ ἔγωγέ τί φημ! τέλος χαριέστερον εἶναι | ἢ ὅτ ἐὐφροσύνη μὲν ἔχῃ κάτα 
a2 2 > a y ’ f ἄς > ) “ "ἢ 
δῆμον ἅπαντα, | --- παρὰ δὲ πλήϑωσι τράπεζαι | σίτου καὶ χρειῶν. p 18: ἅμα ὃ 


3 4 . ͵ ᾽ “- - x [4 m 5. \ N » ΔΙ 2 [4 
ἀμφίπολοι φέρον αὐτῇ | σῖτον χαὶ χρέα πολλὰ χαὶ αἴϑοπα οἶνον ἐρυϑρόν. 


E 
5 


IV. Gramineen oder Gräser. 225 


Nutzgewächsen gerühmt 1) ; manche Gebiete erhalten aus diesem Grunde 
das Epitheton weizentragend (πυροφόρος, einmal ruprgöpos?) oder 
weizenreich (πολύπυρος). So erhalten das erstere Beiwort die Fluren, 
welche Tydeus in Argos besass°), die Ebene von Ilios®) und das ly- 
kische Königsgefilded). Durch das zweite Epitheton werden ausge- 
zeichnet: Argos‘), Buprasion”), die Insel Syrie‘) und Dulichion ®). 
Dass Pyrasos in Boiotien 10) für Weizencultur besonders geeignet war, 
deutet schon der Name an; ja selbst von dem felsigen Ithake heisst es, 
dass es Weizen und Gerste hervorbringe ἢ. In dem begünstigten 
Lande der Kyklopen wuchs der Weizen auch wild 12). 

Sehr schön schildert der Dichter das Mähen des Weizens in einem 


Gleichnisse, in welchem die auf einander losstürmenden Troer und 


Danaer mit Schnittern verglichen werden, welche, indem sie einander 
entgegengehen, das Schwad, Weizen oder Gerste, niedermähen, so 
dass Handvoll auf Handvoll hinsinkt!?2). Das Mahlen des Weizens 
wird in der Odyssee erwähnt: im Palaste des Alkinoos sind 50 Weiber 
geschäftig, auf rasselnden Handmühlen die goldgelbe Frucht zu zer- 
malmen !2); und eben so sind im Palaste des Odysseus 12 Müllerinnen 
auf dieselbe Arbeit angewiesen 15). 

Was die Verwendung des Weizens betrifft, so lieferte er zunächst 


ἢ 6603: ἐν δὲ (in Lakedaimons Gefilde) κύπειρον | πυροί τε ἕειαί τε id εὐρυφυὲς 
κρῖ λευχόν. 

2) 1.498: ἴξον δ᾽ ἐς πεδίον πυρηφόρον (Lakedaimons). 

3) Ἑ 122 : ὅλις δέ οἱ (dem Tydeus) ἦσαν ἄρουραι 

ἢ Φ 602: ὁ (Achilleus) τὸν (den unter Agenors Gestalt verkappten Apollon) πε- 
δίοιο διώκετο πυροφόροιο. 

5) M 313: τέμενος νεμόμεσϑα (wir Lykierfürsten ; Sarpedon spricht) μέγα Ξάν- 
Yoro παρ᾽ ὄχϑας | καλὸν φυταλιῆς καὶ ἀρούρης πυροφόροιο. 

6) Ὁ 372: ἐν Apyei περ πολυπύρῳ. 

7) A 756: Βουπρασίου πολυπύρου. 

8) 0403: Zuptn — — πολύπυρος. 

9) 4 335 (τ 292): ἐς Δουλίχιον πολύπυρον. Vgl. π᾿ 396. 

10) B 695 : Πύρασον ἀνϑεμόεντα. 

U) τ 111: φέρησι δὲ γαῖα μέλαινα (dem Odysseus) πυροὺς καὶ κριϑάς. 


! 
TUPOTOBHDL. 


12) 1109: ἀλλὰ τά γ᾽ ἄσπαρτα καὶ ἀνήροτα πάντα φύονται, | πυροὶ καὶ χριϑαὶ ἠδ᾽ ἄμ.- 
πελοι. 

13) A 67: οἱ δ᾽, ὥστ᾽ ἀμητῆρες ἐναντίοι ἀλλήλοισιν | ὄγμον ἐλαύνωσιν ἀνδρὸς μάχαρος 
κατ ἄρουραν | πυρῶν ἢ χριϑέων᾽ τὰ δὲ δράγματα ταρφέα πίπτει" | ὡς Τρῶες καὶ ᾿Αχαιοὶ ἐπ᾽ 
ἀλλήλοισι ϑορόντες | δήουν κτέ. 

14) ἡ 103: πεντήχοντα δέ οἱ ὃμωαὶ χατὰ δῶμα γυναῖκες | αἱ μὲν ἀλετρεύουσι μύλης ἔπι 
penAona χαρπόν χτέ. 

15) υ 105: φήμην δ᾽ ἐξ οἴχοιο γυνὴ προέηκεν ἀλετρὶς | πλησίον, ἔνϑ᾽ ἄρα οἱ μύλαι εἴσατο 
ποιμένι λαῶν, | τῇσιν δώδεκα πᾶσαι ἐπερρώοντο γυναῖκες | ἄλφιτα τεύχουσαι καὶ ἀλείατα, 
μυελὸν ἀνδρῶν χτέ. 


Buchholz, Homerische Realien. Ib. 15 


226 Das Pflanzenreich. 


Brod (πύρνον), welches z. B. die Freier essen ἢ. Ferner diente er neben 
Lotos, Gerste und andern Vegetabilien als Pferdefutter, welches u. a. 
die Rosse des Diomedes, so wie die Hektors aus der Hand der Andro- 
mache geniessen?2). Ausserdem diente Weizen, in Wasser erweicht, 
als Gänsefutter; von dieser Kost lebten z. B. die zahmen Gänse der 
Penelope 3). 

Obwohl Manche, wie Galen®) und Dureau de la Malle’) ge- 
zweifelt haben, ob man unter dem homerischen πυρός den eigentlichen 
Weizen, und nicht vielmehr eine schlechtere Kornart, wie Dinkel oder 
Spelt, zu verstehen habe, zumal da Weizen ein ungesundes Futter für 
die Pferde abgebe, so hat man sich doch im Allgemeinen jetzt mehr für 
die Ansicht entschieden ®), dass der πυρός mit unserem noch jetzt in 
südlichen Gegenden vorzugsweise cultivirten Sommerweizen identisch 
sei, aus welchem der Winterweizen vielleicht erst durch Cultur ent- 
. standen ist. Richtig bemerkt in dieser Beziehung Miquel’) gegen 
Galen und Dureau de la Malle, dass das Epitheton μελιηδής, welches 
bei Galen so grossen Anstoss erregte, mehr einem guten Weizen als 
einer schlechten Kornart zukommt. 


$ 10. 
5. Die Gerste (ἡ χριϑή, τὸ χρῇ) 8). 


Als charakteristisches Epitheton dieser Getreideart, durch welches 
die Identität derselben mit unserer Gerste verbürgt wird, finden wir 
bei Homer εὐρυφυής, breitwachsend°), welches sich darauf bezieht, 
dass an der Gerstenähre nur zwei Reihen Körner sich gegenüberstehen, 
im Gegensatz zu der dickwachsenden Korn- und Weizenähre 10). — 
Ein ferneres homerisches Epitheton der Gerste ist λευχός 1), über 


x 

2) 8 186: νῦν μοι τὴν κομιδὴν ἀποτίνετον, ἣν μάλα πολλὴν | ᾿Ανδρομάχη---μῖν πὰρ 
προτέροισι μελίφρονα πυρὸν ἔϑηκεν---ἢ ἐμοί. 

3) 7536: χῆνές μοι χατὰ οἶχον ἐείχοσι πυρὸν ἔδουσιν---ἐξ ὕδατος. Vgl. τ 552 f. 

4) De facult. aliment. I, 313. 

5) Annales des sciences naturelles. Tom. IX, Bl. 73. 

6) Vgl. Euchholz, Flor. Hom.p.3. Friedreich, Realien. ὃ. 268. Kruse, 
Hellas. Bd. I. S. 341. 

7) Hom. Flora. 8. 8. 


an , ΕΣ - “Ἁ ΄ - 
1) ρϑ8θ0: ᾿Αϑήνη-- Ὀδυσῆα  ὥτρυν᾽, ὡς ἂν πύρνα κατὰ μνηστῆρας ἀγείροι. 


8) Miquel, hom. Flor. 5. 10f. Euchholz, Flor. Hom. p. 6. Friedreich, 


Realien. 5. 267. Günther, der Ackerbau bei Homer. 5. 16f. Kruse, Hellas. 
Bd. I. S. 342. 

9-8 604: εὐρυφυὲς χρῖ λευχόν. 

10) S. Ameis zu ὃ 604. 

11) E 196 (Υ 495. ὃ 41): κρῖ Aeuxöv. Auch mit εὐρυφυές verbunden: ὃ 604 (s. vorher). 


ch “εν ὦ... 


Ὺ 


IV. Gramineen oder Gräser. - 227 


_ welches mir folgende briefliche Mittheilung des Prof. Ameis vorliegt: 
‘Schwerlich bedeutet xpi λευχόν etwas Anderes als weissliche Gerste; 
diese Farbe nimmt sie an, wenn sie reif ist: daher ist der Begriff ‘reif? 
nicht die Bedeutung, wie Sie mir zu imputiren scheinen, sondern die 
Sinnbestimmung. Die Grundbedeutung der Wurzel Aux, wozu λευχός 
gehört, bezeichnet das Leuchtende (— Helle) oder Schimmernde. 
Wem daher weisslich nicht gefällt, kann auch weissgelblich 
übersetzen. Denn dies gehört ebenfalls zum ‘Hellen’, im Gegensatz zu 
μέλας. Wie in diesem μέλας alle die verschiedenen Nüancirungen ent- 
halten sind, die unter den Begriff dunkel fallen, so ist in λευχός zu- 
sammengefasst, was zum ‘Hellen’ gehört, vgl. meinen Anhang zu A 98. 
S.$f. Natürlich darf man in dem Epitheton etwas Charakteristisches 
für die specielle Getreideart nicht suchen, sondern es ist, wie ich zu 
ὃ 41 (vierte Aufl.) bemerkt habe, bloss schmückendes (stabiles) Bei- 
wort.” Uebrigens nennen auch noch unsere Oekonomen die beste 
Qualität der Gerste ‘weisse Gerste’, die in der That ein so blassgelbes 
Aussehen hat, dass man sie füglich weiss nennen kann. 

Die Nutzbarkeit der Gerste ist nach Homer sehr bedeutend. Die 
Gerstengraupen (ἄλφιτα) galten für sehr nahrhaft, daher sie das Mark 
der Männer genannt werden !). Ἄλφιτα ist nämlich das aus der χριϑή 
gewonnene Mehl, während das Weizenmehl ἄλειαρ oder gewöhnlicher 
ἀλείατα (att. ἄλευρον, ἄλευρα) heisst, wie schon oben bemerkt wurde. 
Die Gerstengraupen waren eine der gewöhnlichsten Volksspeisen und 
wurden als Teig oder Brei genossen?) ; eine Quantität derselben nimmt 
z. B. Telemachos als Proviant für seine Reise nach Pylos in Schläuchen 
mit3). — Wie Plinius ausdrücklich sagt!), galt die Gerste für die 
älteste Getreideart; und darin liegt wohl auch der Grund, wesshalb 
Gerstenmehl bei’m Opfern gebraucht wurde. Die für diesen Zweck 
grob geschrotene Gerste hiess οὐλαί 5) oder häufiger odAoyurar®). Wahr- 
scheinlich ist es, dass man dieselbe, wie bei den Römern die mola 
salsa, vorher röstete und mit Salz vermischte, was indess aus Homer 
nicht nachweisbar ist; diese Opfergerste wurde dann als eine Art 
Voropfer zwischen die Hörner des Opferthieres und über den Altar 


ἢ B 290 : ἄλφιτα, μυελὸν ἀνδρῶν. 

2) Vgl. Ameis zu β 290. 

3) 8 354 (der zur Reise sich rüstende Telemachos spricht zu Eurykleia) : ἐν 
ἄλφιτα χεῦον ἐὐρραφέεσσι δοροῖσιν᾽ | εἴχοσι δ᾽ ἔστω μέτρα μυληφάτου ἀλφίτου ἀκτῆς. 

4) Nat. hist. XVIII, 7, 14 Sillig: antiquissimum in cibis hordeum. 


5) y44l: ἑτέρῃ δ᾽ ἔχεν (ἄρητος) οὐλὰς | ἐν χανέῳ. 


BI 


δέ μοι 


6) Α 449: χερνίψαντο δ᾽ ἔπειτα χαὶ οὐλοχύτας ἀνέλοντο. Vgl. Β 410. y 447. ὃ 761. 
Vgl. unten homer. Mineral. ὃ ὃ (Salz). Ο. Ε. Hermann, gott. Alt. S. 129. Anm. 11. 


15 * " 


228 Das Pflanzenreich. 


gestreut!\. Dass auch bei den Hebräern die Gerste zum Opfer diente, 


lesen wir in den mosaischen Urkunden 2) : ‘So soll er sie zum Priester 
bringen, und ein Opfer über sie bringen, den Zehnten Epha Gersten- 
mehl, und soll kein Oel darauf giessen, noch Weihrauch darauf thun’. 
Mit Gerstenmehl pflegte man ferner auch bei’m Auftragen das gebratene 
Fleisch zu bestreuen®). Namentlich aber war dies ein heiliger Ge- 
brauch bei Opfern, indem man ausgesuchtes Fett und Fleisch mit 
Gerstenmehl bestreute und zu Ehren der Götter verbrannte *), — eine 
Pflicht, die für so unverbrüchlich galt, dass Eurylochos und seine Ge- 
nossen, nachdem sie die Rinder des Helios geschlachtet, in Erman- 
gelung von Gerstenmehl Eichenblätter als οὐλοχύται auf das Opferthier 
streuen 5). 

Was die Behandlung der rohen Gerste betrifft, so bestand dieselbe 
darin, dass man sie, wenn sie gemäht war®), zunächst, statt sie zu 
dreschen, von Rindern austreten liess ’), — ein Gebrauch, der auch in 
den mosaischen Urkunden erwähnt wird®) —, worauf sie dann auf 
Handmühlen gemahlen wurde). Diese letztere Operation wurde, wie 
es scheint, vorzugsweise von weiblichen Sklaven besorgt; wenigstens 


1) A 449. 8761. Nach Doederlein (hom. Glossar. ὃ 474) geschah das Streuen 
der Gerste nicht unmittelbar aus der hohlen Hand, sondern mittelst eines eigenen 
Bechers oder ähnlichen Opfergeräthes, mit welchem eine Opferportion Gerste aus 
der Gerstenschüssel (zavzov) gefasst wurde, wie der Wein mit dem χύαϑος aus dem 
κρατήρ; diesen Becher bezeichne bald der allgemeine Ausdruck προχύτης, bald 
der speciellere οὐλοχοεῖον. Οὐλοχύτης ist nach Doederlein eigentlich der Becher 
zum Aufstreuen der Opfergerste und tropisch die in dem Becher enthaltene 
Opfergerste selbst. Vgl. C.F.Hermanna.a.0. ᾿ 


2) 4. Mos. 5, 15. 


3) 2 559: βοῦν δ᾽ ἱερεύσαντες μέγαν ἄμφεπον" αἱ δὲ γυναῖχες | δεῖπνον ἐρίϑοισιν λεύχ᾽ 
ax b — zer » Ν 
ἄλφιτα πολλὰ πάλυνον. ξ ΤΊ : ὁ ὃ ἄλφιτα λευχὰ πάλυνεν. 
4) Ε 429: καὶ τὰ μὲν ἐν πυρὶ βάλλε, παλύνας ἀλφίτου ἀχτῇ, | μίστυλλόν τ᾽ ἄρα 
talk κτέ 


5) m 356: τὰς δὲ περίστησάν τε χαὶ εὐχετόωντο ᾿ϑεοῖσιν, | φύλλα δρεψάμενοι τέρενα 
δρυὸς ὑψικόμοιο" | οὐ γὰρ ἔχον κρῖ λευχὸν ἐὐσσέλμου ἐπὶ νηός. 

6) Das Mähen ist sehr anschaulich geschildert A 67 (schon $S. 225, Anm. 13 
eitirt). 

7) Y 495: ὡς 8° ὅτε τις ζεύξῃ βόας ἄρσενας εὐρυμετώπους --τριβέμεναι κρῖ λευχὸν ἐῦ- 
χτιμένῃ ἐν Akon, | ῥίμφα τε λέπτ᾽ ἐγένοντο βοῶν ὑπὸ πόσσ᾽ ἐριμύχων, | ὥς “re. Wie 
Miquelan diese Stelle die Bemerkung knüpfen kann, dass auch den Kühen Gerste 
gereicht sei, ist mir unbegreiflich. > 

8) Deuteron. (5. Mose), Cap. 25, v. 4: ‘Du sollst dem Ochsen, der da drischet, 
nicht das Maul verbinden’. Noch heute werden in Italien die Getreidegarben von 
Pferden ausgetreten. Vgl. Kruse, Hellas. Bd. I. S. 344. Hom. Zool. $ 21 und die 
dort gegebenen Citate. 

9) β 355: μυληφάτου ἀλφίτου ἀχτῆς. 


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Dr V. Cyperaceen oder Scheingräser. 229 


_ finden wir im Palaste des Odysseus funfzig Mägde damit beschäftigt, 
auf rasselnder Mühle die gelbliche Frucht zu zerkleinern und die Spin- 
del zu drehen !). 

Endlich diente die Gerste auch als Pferdefutter. So nähren 
sich die Rosse des Pandaros von Gerste und ζειά 3), und dasselbe Futter 
erhalten die Rosse des Peisistratos bei’m Menelaos?). Insbesondere aber 
gehört die Stelle der Odyssee hieher, wo Telemachos dem Menelaos 
gegenüber Lakedaimon als günstigen Boden für Pferdezucht bezeichnet, 
der die Hauptarten des Pferdefutters hervorbringe, und neben λωτός, 
χύπειρον, πυροί und ζειαί auch die weisse Gerste namhaft macht). — 
Ausser Lakedaimon wird auch das Land der Kyklopen als ein solches 
bezeichnet, wo Gerste üppig wachse). 


KIT: 


V. Cyperaceen oder Scheingräser. 
1. Die Binse (ὃ oyoivos)6). 


Die Binsenart σχοῖνος fand der schiffbrüchige Odysseus auf der 
Phaiekeninsel, als er aus dem Strome an das Ufer emporgestiegen 
war”). Dass der homerische σχοῖνος zu unsern Schönus- und Seir- 
pusarten gehöre, ist wohl nicht zu bezweifeln; welche bestimmte Spe- 
cies aber damit gemeint sei, lässt sich um so weniger bestimmen, 
weil mehrere Gewächse dieser Art an den Ufern der griechischen 
Inseln. vorkommen: so Seirpus holoschoenus L., mucronatus L., 
maritimus L. und palustris L.S). Euchholz°) will die Seebinse 
(Seirpus lacustris) verstanden : wissen. Besonders reich an σχοῖνος 


ἢ ἢ 103: πεντήχοντα δέ οἱ ὁμωαὶ χατὰ δῶμα γυναῖκες | αἱ μὲν ἀλετρεύουσι μύλης ἔπι 
pehkora χαρπόν, | αἱ δ᾽ ἱστοὺς ὑφόωσι καὶ ἠλάκατα στροφῶσιν. 

2) E 195: παρὰ δέ σφιν ἑκάστῳ δίζυγες ἵπποι | ἑστᾶσι, χρῖ λευχὸν ἐρεπτόμενοι χαὶ 
᾿ ὀλύρας. 
3) ὃ Al: πὰρ ὃ ἔβαλον ζειάς, ἀνὰ δὲ χρῖ λευκὸν ἔμιξαν.- 
4) ὃ 602: σὺ γὰρ πεδίοιο ἀνάσσεις | εὐρέος, ᾧ ἔνι μὲν λωτὸς πολύς, ἐν δὲ χύπειρον | 
mupot τε ζειαί τε 10’ εὐρυφυὲς κρῖ λευχόν. 

5) ı 109: ἀλλὰ τά y ἄσπαρτα χαὶ ἀνήροτα πάντα φύονται, | πυροὶ χαὶ χριϑαὶ ἠδ 
ἄμπελοι. 

6) 5. Miquel, hom. Flora. 5. 60. Euchholz, Flor. Hom. p. 7. Fried- 
reich, Realien. S. 90 ἢ. 

7) ε 462: ὁ δ᾽ ἐκ ποταμοῖο λιασϑεὶς | σχοίνῳ ὑπεχλίνϑη, χύσε δὲ ζείδωρον ἄρουραν. 


8) S. Sprengel, Gesch. der Bot. I. 5. 95. 
9) Flor. Homer. p. 7. 


230 Das Pflanzenreich. 


- 


war der boiotische Fluss Asopos, daher ihm das Epitheton τὰ 11 hohen 
Binsen (βαϑύσχοινος) beigelegt wird ἢ). 


2. Das Cypergras (τὸ xöreıpov) 2). 


Dies Gewächs, wahrscheinlich eine Species der Cyperaceenfamilie, 
fand sich in Gesellschaft des Klees (λωτός) und des ϑρύον an den Ufern 
des Skamandros) und diente als Pferdefutter®). — Nach diesen spär- 
lichen Andeutungen ist eine haarscharfe Classification des homerischen 
χύπειρον ein Adynaton; daher auch die mannigfachen Hypothesen der 
homerischen Botaniker, denen die Wahl überdies durch die zahlreichen, 
von Theophrast’) beschriebenen Species erschwert wird. Sprengel®) 
entscheidet sich für Cyperus longus L.-, welche Pflanze zudem unter 
den in Griechenland vorkommenden Cyperusarten die gewöhnlichste 
ist”). Billerbeck meint, es können auch C. fuscus und flavescens 
hieher gezogen werden®S). Euchholz°) endlich erklärt den home- 
rischen χύπειρος kategorisch für Cypergras, indem er bemerkt, dass 
dasselbe nach Sibthorp noch jetzt bei den Neugriechen χύπειρος heisse 
und in Griechenland häufig sei, daher wir keinen Anstoss nehmen, 
dieser Identification als der wahrscheinlichsten beizupflichten. 


3. Der Byblos (ὁ βύβλος) 10). 


Der Byblos scheint ein papyrosartiges Gewächs gewesen zu sein. 
Miquel!!, versteht darunter mit Wahrscheinlichkeit Papyrus anti- 
quorum W., Eustathios eine der Papyrosstaude ähnliche Pflanze, 
Mad. Dacier und Montbel die aigyptische Pflanze, d. h. die Pa- 
pyrosstaude selbst. Aus dem Baste dieser Staude flocht man Schiffs- 


ἡ A 383: ᾿Ασωπὸν δ᾽ ἵχοντο βαϑύσγοινον λεχεποίην. 

2), 8. Miquel, hom. Flora. S. 59. Euchholz, Flor. Hom. p. 7. Fried- 
reich, Realien. 5. 91. 

3) Φ 351 : χαίετο δὲ λωτός τε ἰδὲ ϑρύον ἠδὲ xuretpov, | τὰ περὶ καλὰ ῥέεϑρα ἅλις ποτα- 
μοῖο πεφύκει. 

4) ὃ 601: ἵππους δ᾽ εἰς Ἰϑάκην οὐχ ἄξομαι, ἀλλά σοι αὐτῷ | ἐνθάδε λείψω ἄγαλμα" σὺ 
Ἰὰρ πεδίοιο ἀνάσσεις | εὐρέος, ᾧ ἔνι μὲν λωτὸς πολύς, ἐν δὲ χύπειρον χτέ. 

5), Hist. plant. IV, 11 ff. 

6) Gesch. der Botan. 1. S. 35. 

2) 8: Smith, pr. fl. gr. I. p. 29. 

8, Flor. Class. 5. 18. 

9, Flor. Hom. p. 7. 


10) $. Miquel, hom. Flora. 5. 56. Friedreich, Realien. 5, 97 f. Von j 
Euchholz übergangen. Lenz, Botanik der alten Griechen und Römer, 8.272. ἣ 
Letzterer erklärt βύβλινον ὅπλον als ein ‘aus Papyros gefertigtes Schiffstau’. Ἶ 

1) Hom. Flora. 85. 56. 4 
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ΠΥ ΤᾺ ὁ ων 


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VI. Junceen. C. Dikotyledonen: I. Coniferen (Zapfenträger) . 231 


taue (ὅπλα). Eines solchen Taues bediente sich Philoitios, um die Thür _ 
des Vorhofs in Odysseus’ Palaste zu verschliessen , indem er die Flügel 
derselben damit verband). Manche Interpreten wollten hier ein Seil 
aus Baumbast, andere aus Hanf (xavvaßıvos) verstehen; noch andere 
wollten das Epitheton βύβλινος von Byblos ableiten, einer uralten phoi- 
nikischen Stadt (jetzt Dtschibail), welche zwischen Tripolis und Bery- 
tos auf einem Hügel unweit des Meeres lag und durch den Tempel und 
Cultus des Adonis berühmt war. Einige Meilen südlich von Byblos 
lag Palai-Byblos; zwischen beiden Städten, über deren Verhältniss man 
übrigens nichts Sicheres weiss, floss der Adonisfluss. 


VI. Junceen. 
Τὸ ϑρύον 3). 


Dies Gewächs wird unter den Bäumen und Pflanzen erwähnt, 
welche Hephaistos am Ufer des Skamandros in Flammen setzte®). 
Höchst wahrscheinlich gehört dies ϑρύον zu den Binsenarten (Junceen). 
Euchholz) will darunter den Juncus conglomeratus oder die Knopf- 
binse verstanden wissen. Lenz lässt dies Gewächs völlig unbestimmt, 
indem er es mit einem Fragezeichen versieht?). 


0, Dikotyledonen. 


δ΄ 12: 
1. Coniferen (Zapfenträger). 
1. Die Cypresse (ἣ χυπάρισσος) 6). 


Die Cypresse, welche man für die bekannte Cupressus sempervirens 
des Linne’schen Systems hält, hat bei Homer das Epitheton εὐώδης, 
die lieblich duftende’), weil sie während der heissesten Tages- 


ἢ φ 890: χεῖτο δ᾽ ὑπ᾽ αἰϑούσῃ ὅπλον νέος ἀμφιελίσσης | βύβχινον, ᾧ δ᾽ ἐπέδησε ϑύρας, 
᾿ ἤϊεν αὐτός. 
2) 8. Miquel, hom. Flora. S.60. Euchholz, Flor. Hom. p. 8. Fried- 
reich, Realien. S. 91. 

3) ® 350: χαίοντο πτελέαι τε χαὶ ἱτέαι ἠδὲ μυρῖχαι,  χαίετο δὲ λωτός τε ἰδὲ ϑρύον 
ἠδὲ χύπειρον. 

4) A.a.O. 

5) Botanik der alten Griechen und Römer. S. 270 mit Anm. 566. 

6) 8. Miquel, hom. Flora. S. 35. Euchholz, Flora Hom. p. 14. Kruse, 
Hellas. Bd. I. 5. 350. Von Friedreich übergangen. Lenz, Botanik der alten 
Griechen und Römer. S. 366 ff. 


Ἢ e 64: εὐώδης χυπάρισσος. 


ἐς ὃ 


232 Das Pflanzenreich. x 


stunden einen angenehmen und gesunden Harzgeruch ausströmt. Wir 
finden diesen Baum auf der Insel der Kalypso, um deren Grotte her 
schattige Gruppen von Erlen, Schwarzpappeln und Cypressen sich er- 
hoben!). Da der Cypressenbaum in Griechenland eine bedeutende 
Stärke erlangt (er wird mitunter so dick, dass er 30 Fuss in der Peri- 
pherie hält?)), und sein Holz sich durch Festigkeit und Härte aus- 
zeichnet, so benutzte man dasselbe schon im homerischen Zeitalter als 
Bauholz. So wird im Palaste des Odysseus eine cypressene 'Thürpfoste 
erwähnt, an welche derselbe sich lehnt, nachdem er auf der Schwelle 
Platz genommen hat). 


2. Die Ceder (ἣ κέδρος) 4). 


Die homerische Ceder ist nicht mit der Ceder des Libanon iden- 
tisch, sondern entspricht, wie man glaubt, der Juniperus oxycedrusL., 
unserem Wachholder, einer baumähnlichen Strauchart, welche noch 
jetzt in Griechenland sich häufig findet und den Namen χέδρος 
führt). — Das wohlriechende Holz des Cederbaums verbreitet, wenn 
man es verbrennt, einen angenehmen Geruch und diente desshalb als 
Räucherwerk; daher es in der Odyssee heisst, der Duft der Ceder habe 
sich weithin durch die Insel der Kalypso verbreitet®). An derselben 
Stelle legt der Dichter dem Cederbaum das Epitheton εὐχέατος (leicht 
spaltbar) bei. — Ausserdem diente das Holz der Ceder auch als 
Bauholz, wie daraus hervorgeht, dass die Kleinodienkammer des 
Priamos mit derartigem Holze bekleidet war, daher der Dichter ihr das 
_ Epitheton χέδρινος giebt”). 


1) e 63: ὕλη δὲ σπέος ἀμφὶ πεφύχει τηλεϑόωσα,  χλήϑρη τ᾽ αἴγειρός τε χαὶ εὐώδης 
χυπάρισσος. 

K S. Krusea.a. Ὁ. Anm. 470 mit den Citaten. 

3) ρ 339: ἴζε ὃ ἐπὶ μελίνου οὐδοῦ ἔντοσϑε ϑυράων, | χλινάμενος σταϑμιῷ χυπαρισσίνῳ, 
ὅν ποτε τέχτων | ξέσσεν ἐπισταμένως καὶ ἐπὶ στάϑμην ἴϑυνεν. 

4) Fa hom. Flora. S. 34. Euchholz, Flor. Hom.p.14. Kruse, Hel- 
las. Bd. 1. 5. 349 f. Lenz, Botanik der alten Griechen und Römer. S. 356 ff. Von 
ee übergangen. 

) S. Miquel, hom. Flora. 5. 34 und 35. Andere, wie Billerbeck in der 
flora asien, verstehen unter χέδρος die Cederfichte (Pinus cedri Linne). 
ε 59: πῦρ μὲν ἐπ᾽ japan μέγα χαίετο, τηλόϑι δ᾽ ὀδμὴ | χξδρου τ᾽ εὐχεάτοιο ϑύου 
ἤσπον ὀδώδει | ὃ δαιομένων. ς 
Ω 191 : αὐτὸς ὃ ἐς ϑάλαμον κατεβήσετο χηώεντα, | κέδρινον, ὑψόροφον, ὃς γλήνεα 


πολλὰ χεγάνδει. 


I. Coniferen (Zapfenträger). 233 


3. Die Tanne ‚ Fichte (ἡ ἐλάτη, ἢ reden, h πίτυς) ἢ. 


Die ἐλάτη wird bei Homer als ein Baum von bedeutender Höhe 
geschildert; denn er legt ihr die Epitheta hoch (ὑψηλός) 2), sehr hoch 
{περιμήχετος) 3) und himmelhoch (οὐρανομήχης) *) bei und fügt an der 
zweiten Stelle hinzu, dass die in Rede stehende Tanne, in deren Ge- 
zweig sich der Hypnos vor dem Zeus verbarg, durch die untere Luft 


bis zum Aether emporgestiegen sei. Wir finden diesen Baum auf dem 


Idegebirge und auf der Insel der Kalypso ἢ. 

Das Holz der ἐλάτη diente zu mannigfachen Zwecken, zunächst 
als Schiffsbauholz, wie denn Odysseus sein Floss aus trockenem 
Erlen-, Schwarzpappeln- und Tannenholz verfertigt; sodann als Ma- 
terial für die Mastbäume der Schiffe5) und als Bauholz, wie 
2. B. das Zelt des Achilleus, welches in grösserem Stile hausartig aus- 
geführt war, aus Tannenholz bestand ®). Auch zuRiegelnan Thüren 
und Pforten nahm man Holz der ἐλάτη; wenigstens finden wir im 
Zelte des Achilleus einen Riegel aus diesem Material’). 

Auch zu Gleichnissen bietet die ἐλάτη dem Dichter Anlass, inso- 
fern er Helden, die im Kampfe fallen, mit hochragenden Fichten ver- 
gleicht®), wie er an anderen Stellen den Sturz des Imbrios durch den 
einer gefällten Esche®), den des Hektor durch den Fall einer vom blitz 
zerschmetterten Eiche veranschaulicht 10), 

Die ἐλάτη ist wahrscheinlich die Pinus picea Linn., welche noch 
heute in den Gebirgsgegenden Griechenlands wächst und den Namen 
ἔλατος oder ἐλάτη führt!!). Die Tanne (ἐλάτη), auf welcher der Schlaf 
sitzt, um auf Zeus zu lauern, ist nach Braun eine Pinus larix 12). 


1) S. Miguel, hom. Flora. S.31. Euchholz, Flor. Hom.p. 12sqq. Fried- 
reich, Realien. S. 94. Lenz, Botanik der alten Griechen und Römer. ὃ. 373 ft. 

2) E 560: ἐλάτῃσιν ee ὑψηλῇσιν. 

3) 3286: ἔνϑ᾽ ὝὝπνος μὲν ἔμεινε πάρος Διὸς ὄσσε ἰδέσϑαι, | εἰς ἐλάτην ἀναβὰς περι- 
μήκετον, ἣ τότ᾽ ἐν Ἴδη] μα *po τάτηπεφυυῖα δι ἠέρος ai ἐν ἵχανεν. 

4) e 237 : (Odysseus) Are δ᾽ ὁδοῖο | νήσου ἐπ᾽ ἐσχοτιῆε, ὅϑι δένδρεα το πεφύκει; | 
χλήϑρη T αἴγειρός τ᾽, ἐλάτη τ᾽ Tvobpavounans, | αὖα πάλαι, περίχηλα, τά οἱ πλώοιεν 
ee 

5) β 424: ἱστὸν δ᾽ εἰλάτινον κοίλης ἔντοσϑε μεσόδμιης | στῆσαν ἀείρανθεε, 

θ) Q 448: χλισίην Πηληϊάδεω ἀφίχοντο | ὑψηλήν, τὴν Μυρμιδόνες ποίησαν ἄνακτι | 
δοῦρ᾽' ἐλάτης χέρσαντες. 

7) Ω 453: ϑύρην δ᾽ ἔχε μοῦνος ἐπιβλὴς | εἰλάτινος. 

8) E 560: χαππεσέτην, ἐλάτῃσιν ἐοιχότες ὑψηλῇσιν. 

9). Ν 118 ἢ. 1) = 414 ff. 

11) S. Miquel, hom. Flora. S. 32. 
12) Dr. Jul. Braun, Homer u. sein Zeitalter. Eine Skizze. Akademische Ha- 
bilitationsschrift. Heidelberg, Buchdruckerei von Georg Mohr. 1852. S. 10. 


234 Das Pflanzenreich. 


Lenz identifieirt die homerische ἐλάτη mit der Weisstanne?) (also 
auch mit der Pinus picea). £ 

Die πεύχη findet bei Homer überhaupt nur zweimal Erwähnung: 
einmal bei Gelegenheit der Leichenspiele des Patroklos, wo von der 
γύσσα, um welche die Wagen in der Rennbahn biegen sollen, gesagt 
wird, sie sei ein Pfahl entweder der πεύχη oder der Eiche (δρῦς) ge- 
wesen?). Ausserdem kommt die revxr; noch in einem Gleichnisse der 
Ilias vor, in welchem der die Troer verfolgende Aias mit einem rei- 
ssenden Bergstrome verglichen wird, der dürre Eichen und eine Menge 
Fichten (πεύχας) mit sich fortrafft®). Die Bestimmung des Baumes ist 
bei so unzulänglichen Angaben höchst misslich. Am wahrscheinlichsten 
ist wohl die Meinung, dass die πεύχη mit der Pinus maritima identisch 
sei, welche noch jetzt unter dem Namen πεῦχος in Griechenland häufig 
vorkommt‘). Lenz versteht unter der homerischen πεύχη eine 
Kiefer). 

Die πίτυς endlich hat bei Homer die Epitheta hochragend (βλω- 
dp6<) €) und langstämmig μαχρός) ἢ. Sie wuchs auf Gebirgen, und 
man gebrauchte sie als Material für Schiffsbalken®). Wir finden 
sie im Lande der Kyklopen neben Lorbeerbäumen ?, und Eichen; von 
Fichten (πίτυσσιν) und Eichen war das dort befindliche Gehege des 
Polyphem umschlossen !0). — Zu Gleichnissen benutzt der Dichter die 
πίτυς, insofern er den Sturz fallender Helden, wie des Asios!!) und 
Sarpedon !2), mit ihrem Sturze vergleicht. 

Welche Species der Tanne oder Fichte die πίτυς sei, ist schwer zu 
entscheiden. - Einige vermuthen in ihr die Pinus abies L. (Roth- 
tanne) 195), Andere die Pinus larix 1), noch Andere die Pinus pinea L., 


Ὁ Lenz, Botanik der alten Griechen und Römer. S. 381. 

2) W 327: ἕστηχε ξύλον αὖον, ὅσον τ᾽ ὄργυ!᾽, ὑπὲρ αἴης, | ἢ δρύος ἢ πεύχης. 

3) A 492: ὡς δ᾽ ὁπότε πλήϑων ποταμὸς πεδίονδε χάτεισιν | χειμάρρους κατ ὄρεσφιν, 
ὀπαζό βξνος Διὸς ὄμβρῳ, | πολλὰς δὲ δρῦς ἀζαλέας, πολλὰς δέ τε πεύχας | ἐσφέρεται, ποὰλ- 
λὸν BET ἀφυσγετὸν εἰς ἅλα βάλλει. 

4) S. Smith, Prodr. flor. graec. II, p. 247. 

5) Lenz, Botanik der alten Griechen und Römer. $. 374. 

6) N 390 (Π 483) : πίτυς βλωϑρή. 

7) 1186: μαχρῖσι πίτυσσιν. ᾿ 

8) N 389 (TI 482): ἤριπε δ᾽, ὡς ὅτε τις δρῦς ἤριπεν ἢ ἀγε ερωῖς | ἠὲ πίτυς βλωϑρή, 
Sr οὔρεσι τέχτονες ἄνδρες | ἐξέταμον πελέχεσσι νεήχεσι νγήϊον εἶναι. 

9 1182: σπέος εἴδομεν ---δάφνῃσι χατηρεφές. 

10) 1184: περὶ δ᾽ αὐλὴ | ὑψηλὴ δέδμιητο κατωρυχγέεσσι λίϑοισιν | μακρῇσίν τε πίτυσσιν 
ἰδὲ δρυσὶν ὑψιχόμοισιν. ι 

11) N 389 ff. S. ο. 12, [IA82 ff. S.o. 

13) S. Billerbeck, flora class. p. 233. 

14) S. Sprengel, Gesch. der Botan. I, S. 39. 


I. Coniferen (Zapfenträger). 235 


zu denen auch Lenz gehört, der πίτυς durch Pinie wiedergiebt ἢ). 
Alle diese Ansichten sind rein hypothetisch. 

Auch das Pech (ἡ πίσσα), welches bekanntlich verschiedenen 
Tannenarten entfliesst, findet bei Homer Erwähnung, indem er von 
einer aufsteigenden Sturmwolke sagt, dass sie dem fernen Beobachter 
schwärzer als Pech erscheine?). Allerdings sagt der Dichter nicht aus- 
drücklich, ob er unter diesem ‘Pech’ eine vegetabilische oder minera- 
lische Substanz verstehe; indess lässt sich, wie auch Millin?) bemerkt, 
bei der bedeutenden Anwendung, welche das Nadelholz schon in der 
homerischen Zeit fand, recht wohl vermuthen, dass man damals schon 
das den Fichten, Tannen, Lärchen und Terpentinbäumen entströmende 
Harz gesammelt habe, und dass dies die Substanz sei, welche Homer 
πίσσα nennt. 


4. Τὸ ϑύον ἢ. 


Das ϑύον findet nur einmal in der Odyssee Erwähnung, wo gesagt 
wird, auf der Insel der Kalypso habe Holz von der χέδρος und dem 
ϑύον gebrannt5). Manche wollten darunter Weihrauch verstehen; allein 
Plinius weis’t diese Ansicht zurück und identificirt das Thyon mit dem 
Citronenbaum, indem er sagt: ‘Inter pauca nitidioris vitae instrumenta 
haec arbor (citrus) est, quapropter insistendum ei quoque paulum vide- 
tur. Nota etiam Homero fuit; thyon Graece vocatur, ab aliis thya. 
Hance itaque inter odores uri tradıt in deliciis Circes, quam deam volebat 
intellegi, magno errore eorum qui odoramenta in eo vocabulo accipiunt, 
cum praesertim eodem versu cedrum laricemque una tradat uri, in quo 
manifestum est de arboribus tantum locutum’®). Gegen die Identität 
mit dem Citronenbaume macht indess Sprengel den gegründeten 
Einwand, dass das Holz desselben bei’m Verbrennen keinen Duft ver- 
breite”). Miquel®) und Schneider?) halten das ϑύον für einen nicht 
näher bestimmbaren Baum, Billerbeck für die Thuja cypressoides 


Ἢ Lenz, Botanik der alten Griechen und Römer. ὃ. 378. 

2) A 277: τῷ δέ τ᾽ ἄνευϑεν ἐόντι μελάντερον, ἠῦτε πίσσα, | (νέφος) yalver ἰὸν κατὰ 
πόντον. 

3) AubinLouisMillin, Mineralogie des Homer. Aus dem Französischen 
von Fr. Th. Rink. Königsberg u. Leipzig, bei Friedrich Nicolovius. 1793. 5. 37. 

4 Miquel, Hom. Flora. S. 36 f. Von Euchholz übergangen. Friedreich, 

_ Realien. S. 97. Lenz, Botanik der alten Griechen und Römer. 5. 362 ff. 

5) ε 59: τηλόϑι © ὀδμὴ | κέδρου T εὐχεάτοιο ϑύου τ᾽ ἀνὰ νῆσον ὀδώδει | δαιομένων. 

6, Plin. nat. hist. XIII, 16 z. Anf. Sillig. 

7) Sprengel, Gesch. der Botanik. 1. S. 39. 

8) Homer. Flora. S. 37. 

9) Lexik. 5. v. ϑύον. 


= 7 ” nf a 


236 j Das Pflanzenreich. RER 


L.!), Lenz für den Lebensbaum (Thuja articulata, Vahl) 2), noch 
Andere für Juniperus Sabina L. 3). Schon diese divergirenden An- 
sichten zeigen, wie misslich es um die Bestimmung des ϑύον steht; nur 
so viel scheint aus dem Zusammenhange, in welchem es vom Dichter 
erwähnt wird, mit Wahrscheinlichkeit hervorzugehen, dass es ein zu 
den Coniferen gehöriger Baum sei, dessen Holz beim Verbrennen 
duftet. 


$ 13. 
II. Urticeen (Nesseln). 


1. Die Platane (ἣ πλατάνιστος) 4). 


Dieses Baumes geschieht nur einmal Erwähnung: unter einer 
Platane opferten die Griechen in Aulis vor der Abfahrt nach Troia, bei 
welcher Gelegenheit ihnen die Hydra erschien, die den Sperling mit 
seiner Brut erwürgte, welches Omen Kalchas vauf die neunjährige 
Dauer des Krieges deutete). Ein Stück Holz von dieser Platane zeigte 
man noch dem Pausanias in einem Tempel der Artemis®). — Fälsch- 
lich versteht Voss unter der homerischen πλατάνιστος eine Ahornart 
(Acer) ©) ; vielmehr ist ohne Frage an eine Platanus orientalis L. zu 
denken, wofür schon der Umstand bürgt, dass ganz derselbe Baum 
noch heute in Griechenland an feuchten Plätzen und in der Nähe von 
Gewässern häufig gefunden wird und den Namen πλατάνιστος führt®). 
Die Platane war bei den Griechen ein sehr geschätzter Baum, wie denn 
auch Homer ihr das Epitheton χαλός beilegt®). — Uebrigens ist die 
oben angezogene Stelle B 308 ff. nicht so zu fassen, als habe der Sper- 
ling in der Platane genistet; denn die Sperlinge nisten weder auf Pla- 
tanen noch überhaupt auf hohen Bäumen unter freiem Laube. Viel- 


ἢ Flora Class. S. 234. 
2 Lenz, Botanik der alten Gr. und Röm. 5. 362. 
3) So Wedel bei Miquel, hom. Flora. 5. 36. Anm. 5. 


ἢ S. Miquel, hom. Flora. $S.25f. Euchholz, Flor. Hom.p. 18sq. Fried- 
reich, Realien. 5. 93f. Kruse, Hellas. Bd. I. 5. 350. Lenz, Botanik der alten 
Griechen und Römer. S. 434 ff. 

5) B305: ἡμεῖς δ᾽ ἀμφὶ περὶ Rehm ser χατὰ βωμοὺς | ἔρδομεν ἀϑανάτσισι τεληέσ- 
σας ἑκατόμβας, | καλῇ ὑπὸ πλατανίστῳ χτ 

6) Deser. Gr. IX, 19, 7 Schub. : πλατάνου δὲ ἧς χαὶ Ὅμηρος ἐν Ἰλιάδι ἐ ἐπρεῆβασα 
μνήμην, τὸ ἔτι τοῦ ξύλου περιὸν φυλάσσουσιν ἐν τῷ ναῷ (Ἀρτέμιδος). 

ἡ Er übersetzt χαλῇ ὑπὸ πλατ. Β 307: unter des Ahorns Grün. 

8) S. Smith, prode, Flor. Gr. II. p. 244. 


9 B 307: NA ὑπὸ πλατανίστῳ. 


II. Urticeen (Nesseln). 2317 


mehr ist an flügge werdende Junge zu denken, die von der Alten aus 
ihrem in einer Höhlung gebauten Neste herausgeführt sind ἢ. 

Schliesslich sei noch erwähnt, dass die Platane ein majestätischer 
Baum ist, dessen Zweige sich auf 60 Fuss nach jeder. Seite hin aus- 
breiten, während die Peripherie ihres Stammes mitunter 38 Fuss be- 
trägt. In Lakonien findet man Platanen, deren Stamm 6—7 Fuss 
Durchmesser hat?). 


2. Der Feigenbaum (ἣ συχέη (συχῆ), ὁ ἐρινεός) 3). 


Der Feigenbaum wuchs nicht nur wild, sondern wurde auch in 
Gärten gezogen. Einen wilden Feigenbaum (Zpıveos) finden wir z. B. 
auf der Klippe der Charybdis*) ; einen andern auf der troischen Ebene, 
welcher letztere mehrfach erwähnt wird 5), wo indess Voss ἐρινεός in 
der Bedeutung Feigenhügel nimmt. Die Zweige des wilden Feigen- 
baums lieferten das Material zum Kranze des Wagenstuhls®). 

Uebrigens soll der ἐρινεός seinen Namen von der gleichnamigen 
Stadt Erineos am Oite in Doris erhalten haben”). Euchholz identi- 
fieirt ihn mit Ficus caprificus (silvestris) $). Noch heute kommt dieser 
Baum in Griechenland häufig vor. Die neugriechischen Benennungen 
desselben sind ἀγρισυχιά, ὄρνος, ὄρνεος und ὀρείνια 5). 

Der zahme (edle) Feigenbaum heisst ἣ συχέη, seine Frucht τὸ σῦ-- 
xoy 10%). Man zog ihn mit andern zahmen Fruchtbäumen in Gärten, wie 
z. B. in denen des Alkinoos !!). Auch Laertes schenkte dem-Odysseus 


1) Vgl. hom. Zool. ὃ. 128. 
2, Vgl. Kruse, Hellas. Bd. I. S. 350 mit Anm. 471. 


3) Miquel, hom. Flora. S. 14. Euchholz, Flor. Hom. p. 19. Friedreich, 
Realien. 8. 94 f. Günther, der Ackerbau bei Homer. 5. 24f. Kruse, Hellas. 
Bd. 1. 5. 351 δ. Lenz, Botanik der alten Griechen und Römer. S. 421 ff. 

4) u 103: τῷ δ᾽ ἐν ἐρινεός ἐστι μέγας, φύλλοισι τεϑηλώς" | τῷ δ᾽ ὑπὸ Bin Χάρυβδις 
ἀναρροιβδεῖ μέλαν ὕδωρ. 

5) Z 433: λαὸν δὲ στῆσον παρ᾽ ἐρινεόν, ἔνϑα μάλιστα | ἄμβατός ἐστι πόλις καὶ ἐπίδρο- 
μὸν ἔπλετο τεῖχος. Vgl. A 167. X 145. 

6) ᾧ 81: ὁ (Λυχάων) δ᾽ ἐρινεὸν ὀξέϊ γαλικῷ | τάμνε νέους ὄρπηκας, ἵν᾽ ἅρματος ἄν- 
τυγες εἶεν. 

7) Tzetzes ad Lycophr. v. 980. Kruse, Hellas. Bd. I. 5. 352, Anm. 483. 

8, Flora Hom. p. 19. 

9 Smith, Flor. gr. prodr. Vol. Il.p. 288. Miquel, hom. Flor. 5. 14. Euch- 
holz, Flor. Hom. p. 19. Lenz, Botanik der alten Gr. und Röm. 5. 421. 

10) 7 120: ὄγχνη ἐπ’ ὄγχνῃ γηράσκει, μῆλον δ᾽ ἐπὶ μήλῳ, | αὐτὰρ ἐπὶ σταφυλῇ στα- 
φυλή, σῦκον δ᾽ ἐπὶ σύκῳ. 

1Ὶ ἡ 114: ἔνϑα δὲ δένδρεα μαχρὰ πεφύκχει τηλεϑόωντα, | ὄγχναι καὶ δοιαὶ καὶ μηλέαι 
ἀγλαόκαρποι | συχέαι τε γλυχεραὶ καὶ ἐλαῖαι τηλεϑόωσαι. 


238 Das Pflanzenreich. 


vierzig Feigenbäume aus seinem Garten); ausserdem sagt der Letz- 
tere von Ersterem, dass er auf die Fruchtbäume seiner Pflanzung — 
Feigenbäume, Weinreben und Birnbäume, wie auch auf die Beete — 
grosse Sorgfalt verwandt habe?). Endlich finden sich auch unter den 
Fruchtbäumen, deren Früchte im Hades die Gelüste des Tantalos rei- 
zen, edle Feigenbäume?). Das Epitheton, welches der Dichter der 
συχέη beilegt, ist süss (γλυχερός) ἢ. Nach Euchholz ist die συχέη mit 
Ficus carica identisch 5). 


3. Die Ulme oder Rüster (ἡ πτελέη) 9). 


Die Epitheta, welche Homer der Ulme beilegt, sind schön ge- 
wachsen (εὐφυής) und hoch (μέγας) 7). Da die Ulme feuchten Boden 
liebt, so ist es natürlich, dass wir sie am Ufer des Skamandros finden, 
wo Hephaistos die dort wachsenden Bäume, darunter auch Ulmen, mit 
reissender Gewalt verzehrt°). Auch sucht Achilleus im Kampfe mit 
dem Strome des Skamandros eine Ulme am Ufer zu fassen, welche aber 
unter der Wucht seines Griffes entwurzelt wird®). — Man pflegte 
Ulmen, die überhaupt im Alterthume als Symbol der Trauer er- 
scheinen 10), um Gräber zu pflanzen; so schmückten die Oreaden das 
Grab des Eötion, des Vaters der Andromache, welcher bei der Zer- 
störung von 'Thebe in Kilikien durch Achilleus gefallen war, mit 
Ulmen !!). Uebrigens ist die homerische πτελέη ohne Zweifel identisch 
mit der Ulmus campestris L., da diese sich noch jetzt häufig in Grie- 
chenland findet und den Namen φϑελιά oder, wie Lenz schreibt, 
φϑελεά führt 12). 


1) » 340: ὄγχνας μοι δῶχας τρισχαίδεχα χαὶ δέχα μιηλέας, | συχέας τεσσαράχοντ'. 

2) m 245: εὖ τοι χομιδὴ ἔχει, οὐδέ τι πάμπαν. | οὐ φυτόν, οὐ συχῆ, οὐχ ἄμπελος--- 
ἄνευ χομιδῆς χατὰ χῆπον. 

3) A588: δένδρεα δ᾽ ὑψιπέτηλα χατὰ χρῆϑεν χέε χαρπόν, | ὄγχναι καὶ δοιαὶ καὶ μηλέαι 
ἀγλαόκαρποι: | συχέαι τε N υχεραὶ καὶ ἐλαῖαι τηλεϑόωσα! 

4) ἡ 116 (A 590) : συχέαι τε γλυχεραί. 5) Flor. Hom. p. 19. 

6) S. Miquel, hom. Fiora. ὃ. 28. Euchholz, Flor. Hom. p. 19. Fried- 
reich, Realien. ὃ. 94. 711. Lenz, Botanik der alten Griechen und Römer. 
S. 413 fl. 7) Φ 242: πτελέην---εὐφυέα μεγάλην. 

8) ® 349: ὁ (Ηφαιστος) δ᾽ ἐς ποταμὸν τρέψε φλόγα παμφανόωσαν. | καίοντο πτελέαι 
τε χαὶ ἰτέαι ἠδὲ μέρεχάι ATE. 

9) Φ 242: ὁ δὲ πτελέην ἕλε χερσὶν | εὐφυέα μεγάλην᾽ ἡ δ᾽ ἐκ ῥιζέων ἐριποῦσα | xpn- 
υνὸν ἅπαντα διῶσεν χτέ. 
τ) 


Vgl. Friedreich, Realien. S. 111. 
11) Z419: περὶ (um Eötions Grab) δὲ πτελέας ἐφύτευσαν | νύμφαι ὀρεστιάδες, χοῦραι 
Διὸς αἰγιόχοιο. 
12) Smith, Prodr. fl. gr. I. p. 40. Miquelund Euchholza.a.O. Lenz, 


Botanik der alten Griechen und Römer. S. 413. 


III. Salieineen. 239 


δ 14. 
III. Salieineen. 
1. Die Weide (ἡ ἱτέη) ἢ. 


Bezeichnend für die Natur dieser Baumart ist das homerische Epi- 
theton fruchtverlierend (ὠλεσίχαρπος) 2); denn in der That wirft 
die Weide ihre Frucht ab, ehe dieselbe noch zur völligen Reife gelangt 
ist?). Wir finden sie in der Gesellschaft von Ulmen und Tamarisken 
am Ufer des Skamandros wachsend ἢ ἢ was ebenfalls naturhistorisch 
richtig ist, da die Weiden an Teichen,, Flüssen und Seen, überhaupt 
an feuchten und sumpfigen Orten sich finden. — Uebrigens erscheinen 
die Weiden, wie auch die Pappeln, insofern ihre Frucht vor der Zeit 
abstirbt, bei Homer als Symbole des Todes und der Vernichtung, daher 
der Dichter sie im Haine der Persephone wachsen lässt’). 

Ausserdem ist noch zu erwähnen, dass Odysseus den Bord seines 
Schiffes zur Abwehr der Wogen mit Weidengeflecht (dirssst οἰσυΐ-- 
vs) umgiebt®). Der weidenartige Strauch selbst, der ihm dazu das 
Material lieferte, und der den Namen οἰσία (Bandweide) führt, wird 
bei Homer nicht weiter erwähnt. Nach Euchholz ist die οἰσύα iden- 
tisch mit Salıx vitellina oder der Dotterweide”). 

Welche Species der Weiden unter ἰτέη zu verstehen sei, lässt sich 
nicht genauer bestimmen. Nur scheint es noch Erwähnung zu ver- 
dienen, dass die Salix alba L. oder Silberweide noch jetzt in Grie- 


chenland ἰτεά heisst). 


1) S. Miquel, hom. Flora. 5. 26 fl. Euchholz, Flor. Hom. p. 17 sag. 
Friedreich, Realien. S. 93. Lenz, Botanik der alten Griechen und Römer. 
S. 436 fl. 

2) 2510: ἰτέαι ὠλεσίκαρποι. Vgl. über dies Epitheton: Döderlein, hom. 
Gloss. ὃ 2159. Plin. XVI, ὃ 110 Sillig: Ocissime salix amittit semen, antequam, 
omnino maturitatem sentiat, ob id dieta Homero frugiperda. Vgl. Euchholz, 
Flora Homerica. p. 18. 

3) S. Ameis zu x 510. 

4) ® 349 (schon $. 238, Anm. 8 citirt). 

5 χ 509: ἔνϑ᾽ ἀχτή τε λάχεια καὶ ἄλσεα Περσεφονείης, | μαχραΐ τ᾽ αἴγειροι καὶ ἰτέαι 
ὠλεσίχαρποι. ; 


- 


6) ε 256: φράξε δέ μιν ῥίπεσσι διαμπερὲς οἰσυίνῃσιν | κύματος εἶλαρ ἔμεν. 

7) Flor. Hom. p. 18. Vgl. Friedreich, Realien. S. 93. 

8) Miquel, Hom. Flora. S. 38, wo (in der Laurent'schen Uebersetzung) wohl 
durch einen Druckfehler &tıasteht. Vgl. Smith, prodr. flor. graec. II, p. 254. Lenz), 
Botanik. S. 436. 


240 Das Pflanzenreich. 


In Griechenland scheinen Salix purpurea und Salix alba am häu- 


figsten vorzukommen !). 


2. Die Pappel (f αἴγειρος ἡ ἀχερωΐς) 3). 


Was zunächst die αἴγειρος betrifft, so bezeichnet der Dichter die 
eigenthümliche Natur dieses Baumes durch die Epitheta schlank 
(uaxsövös) 3), hoch (μαχρός) ἢ und vom Wasser genährt (ὑδατο-- 
τρεφής; δ᾽; welches letztere ebenfalls völlig naturgemäss ist, da die Pap- 
peln die Nähe von Gewässern und feuchte Orte lieben. Den Fall des 
Simoeisios veranschaulicht der Dichter, indem er sagt, er sei hingetau- 
melt, wie eine Pappel, welche in der Niederung eines grossen Sumpfes 
aufgewachsen, und deren Stamm unten glattsei, während ihr oben Zweige 
entspriessen 6). — Die Oertlichkeiten, wo nach Homer die αἴγειρος vor- 
kommt, werden stets als feucht oder wasserreich bezeichnet. So ist die 
Bucht der Ziegeninsel, wo Odysseus landet, von Pappelngehölz ein- - 
gefasst, und in der Nähe strömt blinkendes Quellwasser aus einer 
Grotte hervor”); bei der Grotte der Kalypso auf Ogygie wachsen Erlen, 
Pappeln und Cypressen °), während in der Nähe vier Quellen mit kry- 
stallhellem Gewässer sich ergiessen®) ; auch am Gestade von Ogygie, 
also in der Nähe der See, wachsen Erlen, Pappeln und Fichten 10) ; 
eben so finden wir in Ithake einen Pappelnhain, in welchem kühles 
Gewässer aus der Felskluft herabrinnt !!), und auch in dem der Athene 
geweihten Pappelnhaine entspringt eine Quelle, welche die Wäese 


!) S. Aubert und Wimmer, ‘Aristoteles’ Thierkunde. Leipzig, W. Engel- 
mann. 1868. Bd. 1. 5. 185. ἐπ 

3. Miquel, hom. Flora. 5. 26 ff. Lenz, Botanik der alten Griechen und 
“ Römer. S. 439 ff. Euchholz, Flora Hom. p. 17 sq. Friedreich, Realien. 
S. 93. 711. Kruse, Hellas. Bd. I. S. 349. — Ueber die Pappel in ihrer Beziehung 
zu Herakles s. die Botanik der Geschichte und Literatur von Frau v. Genlis, übers. 
von Stang. I. Th. Bamberg 1817. 5. 79. FriedreichS. 711. 

3) ἡ 106: φύλλα μαχεδνῆς alyelpoto. 

4 4510: μαχραὶ Ber 

) p 208: ΠΕ μὸν ὑδατοτρ βφέων 

6 A 482: ὁ ὃ᾽ ἐν χογίησι χαμ. 
λοιο πεφύχει | λείη, ἀτάρ τέ οἱ ὄ 
Ἢ 1140: αὐτὰρ ἐπὶ χρατ 


͵ 


[4 > ” φὰς,» δέ. « ud 4 
τέσεν, αἴγειρος ὥς, | 7) ῥά τ᾽ ἐν εἱαμενῇ ἕλεος μεγά- 
ἀχροτάτῃ πεφύασιν. 


4 x ? 


ι ἐπ 
λιμένος ῥέει ἀγλαὸν ὕδωρ, | χρήνη ὑπὸ σπείους" περὶ ὃ 
αἴγειροι πεφύασιν. 

8. E63: ὕλη δὲ σπέος ἀμφὶ πεφύκει τηλεϑόωσα, | χλήϑρη τ᾽ αἴγειρός τε χαὶ εὐώδης 
χυπάρισσος. 

9) € 70: χρῆναι δ᾽ ἑξείης πίσυρες ῥέον ὕδατι λευχῷ. 

10) ε 237 ; ἦρχε δ᾽ ὁδοῖο Ἢ νήσου ἐπ᾿ ἐσχατιῆς, ὅϑι δένδρεα μαχρὰ πεφύχει, | χλήϑρη T 
αἴγειρός τ', ἐλάτη τ' “ἦν οὐδόν μὰ > 

11) 0 208: ἀμφὶ δ᾽ ἄρ᾽ ah ὑδατοτρεφέων ἦν ἄλσος | πάντοσε χυχλοτερές, κατὰ δὲ 


is 


Ψυχρὸν δέεν ὕδωρ | ὑψόϑεν ἐχ πέτρης. 


σι θ, Προ, ἘΠῚ τ : 


ΤῊΣ Balkineen 241 


_ durehschlängelt'). Da die Blätter der Pappel an langen, dünnen 
Stielen hängen und bei dem geringsten Lufthauche erzittern 2), so ver- 
gleicht der Dichter die ämsige Regsamkeit, mit welcher die Dienerinnen 
im Palaste des Alkinoos ihre Arbeit verrichten, mit der unaufhörlichen 
Beweglichkeit der Pappelblätter®); bei welcher Vergleichung dem 
Dichter ohne Zweifel die sog. Zitterpappel vorgeschwebt hat. 

Dass die Pappel dem Dichter für das Symbol des Todes und der 
Vernichtung gilt und daher im Haine der Persephone wächst), wurde 
schon oben bei Gelegenheit der Weide bemerkt. 

Schliesslich erwähnen wir noch, dass das Holz der αἴγειρος wegen 
seiner Biegsamkeit und Elasticität dem Wagenbauer als Material für 
den Radkranz (ἴτυς) diente’). 

Welche Species der Pappel unter der homerischen αἴγειρος zu ver- 
stehen sei, ist schwer zu bestimmen. Miquel®) meint, es seien meh- 
rere Arten dieser Gattung, von denen Homer spreche, obwohl die Po- 
pulus graeca Ait., die in Griechenland auf den Inseln gewöhnlich vor- 
komme, wohl die vornehmlich betheiligte sei. Sibthorp rechnet die 
αἴγειρος des Dioskorides zu der Populus nigra, die er in Griechenland 
fand?). Auch Euchholz versteht unter der homerischen αἴγ. die P. 
nigra (Schwarzpappelj°), welche Ansicht Lenz für unzweifelhaft 
hält®), während Friedreich sie mit der Zitterpappel identifi- 
eirt 10), für welche Ansicht der schon erwähnte Umstand spricht, dass 
die ämsige Geschäftigkeit der Dienerinnen in Alkinoos’ Palaste mit der 
leichten Beweglichkeit der Blätter der atyzıpos verglichen wird 11). 


, 


1) ζ 291: δήεις ἀγλαὸν ἄλσος ᾿Αϑήνης ἄγχι κελεύϑου | αἰγείρων᾽ ἐν δὲ χρ 
ἀμιφὶ δὲ λειμών. 

2, Plin. nat. hist. 10. XVI, ὃ 91 Sillig: pediculo—tremulo (folia sunt) populis 
et iisdem solis inter se crepitantia. 

3) ἡ 103: πεντήχοντα δέ οἱ ὁμωαὶ χατὰ δῶμα yavalzes | αἱ μὲν ἀλετρεύουσι 


νὴ νάει, 


υὐὔλοπα καρπόν, | αἱ δ᾽ ἱστοὺς ὑφόωσι καὶ ἠλάχατα στρωφῶσιν | ἥμεναι, Ber τες 
χεῦνής αἰγείροιο. Nitzsch bezieht ἄξη Vergleich auf die blosse Dicht tigkeit, 
das dichte Zusammensitzen, was indess schon Euchholz (Flora ΞΈΡΕΙ 18) 
u. A. mit Recht zurückgewiesen haben. 

4) #510: ἔνϑ᾽ ἀχτή τε λάχεια καὶ ἄλσεα Περσεφονείης, | parpat τ᾽ αἴγειροι καὶ ἰτέαι 
ὠλεσίχαρποι. 


ἁ 3 


5, A485: τὴν μέν 9 (αἴγειρον) ἁρματοπηγὸς ἀνὴρ αἴϑωνι σιδήρῳ | ἐξέταμ᾽, ὄφρα 
ἴτυν χάμψῃ περιχαλλέϊ δίφρῳ 
6) Hom. Flora. S. 27. 
Smith, prodr. ἢ. gr. 11. p. 260 
Flor. Hom. p. 17. 
9, Lenz, Botanik der alten Griechen und Römer. ὃ. 139. 
10) Realien. S. 93. 
11) n 105. 106 (schon oben eitirt). 


Buchholz, Homerische Realien. Ib. 16 


A 


δε. 1 


242 ar Das Pflanzenreich. 


Was ferner die ἀχερωΐς betrifft, so kommt sie nur in zwei Gleich- 
nissen vor, in denen der Sturz fallender Kämpfer mit dem dieses 
Baumes verglichen wird!); sonst giebt der Dichter keinen Anhalts- 
punkt für ihre Bestimmung. Nach dem Scholiasten, welchem Lenz?), 
Euchholz?°) u. A. folgen, ist sie mit Populus alba (der Weiss- oder 
Silberpappel) identisch. Pausanias?) führt den Ursprung ihres Na- 
mens auf den Umstand zurück, dass Herakles diesen Baum am Flusse 
Acheron in Thesprotien fand und zuerst nach Griechenland hinüber- 
brachte. 


- δ 15. 
IV. Betulineen. 
Die Erle (A χλήϑρη)ὅ). 


Wir finden diesen Baum auf der Insel Ogygie, wo er in Gesell- 
schaft der Pappel und Cypresse die Grotte der Kalypso beschattete®), 
wie auch am Gestade derselben Insel”). Sprengel, welchem Euch- 
holz folgt°), identificirt denselben mit der Alnus oblongata Wild., 
indem er sich auf die Autorität des Theophrast stützt, welcher einen 
Baum, den er χλέϑρα nennt, unter der Angabe von Merkmalen be- 
schreibt, die Sprengel auf die Aln. obl. deuten zu müssen glaubte. 
Indess bemerkt Miquel?°), dass die Aln. obl. in Griechenland wenig 
oder gar nicht vorkomme, wenigstens Sibthorp sie dort nicht angetroffen 
habe; wohl aber sei dort die Alnus glutinosa allgemein verbreitet, die 
auch Sibthorp gefunden habe, und welche jetzt noch den Namen χλέϑρα 
führe, daher die Identität derselben mit der homerischen χλήϑρη einen 
höheren Grad von Wahrscheinlichkeit für sich habe. Dieser Ansicht 
ist auch Lenz 10). 


1) N 389 (TI 482) : ἤριπε δ᾽, ὡς ὅτε τις δρῦς ἤριπεν ἢ ἀχερωΐς | ἠὲ πίτυς βλωϑρή. 
2), Lenz, Botanik de alten Gr. und Röm. S. 439. 
3) Flor. Hom. p. 18. 

4) Descr. Graec. V, 14, 2 Schub.: τὴν δὲ λεύχην (die Weisspappel) ὁ Ἡρακλῆς 
πεφυκυῖαν παρὰ τὸν Ayspovra εὖρε τὸν ἐν RER T ταμιόν, χαὶ τοῦδε ἕνε χά φασιν αὐτὴν 
Ἀχεραΐδα ὁ ὑπὸ Opnpou χαλεῖσϑαι. Auch nach Pausanias ist demnach die ἀχερωΐς mit 
der Weisspappel (λεύχη) identisch. Vgl. Kruse, Hellas. Bd. I. 5. 349 mit 
Anm. 465. Sprengel, Geschichte der Botanik. S. 40. 

5) Miquel, hom. Flora. S.30. Euchholz, Flora Hom. p. 17. Friedreich, 
Realien. 5. 94. Lenz, Botanik der alten Griechen und Römer. 3. 392 f. 

6) E63: ὕλη δὲ σπέος ἀμφὶ πεφύχει τηλεϑόωσα, | χλήϑρη τ᾽ αἴγειρός τε καὶ εὐώδης 
χυπάρισσος. 

7) ε2ϑτ: ἦρχε δ᾽ (Ὀδυσσεὺς; ὁδοῖο | νήσου ἐπ᾽ ἐσγατιῆς, ὅϑι δένδρεα μαχρὰ πεφύχει, | 
χλήϑρη τ᾽ αἴγειρός τ΄. 

BEER AED: 9 Α. ἃ. Ο. 
10) Lenz, Botanik. 5. 392. 


V. Laurineen. VI. Cupuliferen. 243 


V. Laurineen. , 
DerLorbeerbaum (A δάφνη) ἢ. 


In der Ilias geschieht des Lorbeerbaumes überhaupt keine Erwäh- 
nung, wohl aber an einer Stelle der Odyssee, wo die Höhle des Poly- 
phemos als von Lorbeerbäumen überschattet bezeichnet wird). Ohne 
Zweifel ist unter der homerischen δάφνη Laurus nobilis L. zu verstehen, 
da diese Baumart noch heute in Griechenland gefunden wird und den 
altgriechischen Namen bewahrt hat?). — Eine bedeutendere Rolle 
spielt der Lorbeer in den homerischen Hymnen, wo z. B. Dionysos mit 
Epheu und Lorbeer bekränzt erscheint), und Apollon in den Thälern 
des Parnesos unter einem Lorbeerbaume Orakel ertheilt5). 

Bei den Neugriechen heisst der Lorbeer (Laurus nobilis Linne) 
δαφνή 9). | 

$ 16. 
VI. Cupuliferen. 
1. Die Eiche (ἡ δρῦς) 7). 

Die Bezeichnung δρῦς scheint bei Homer mehr genereller, als spe- 
cieller Art zu sein ; wenigstens ist es höchst misslich , aus den bei dem 
Dichter vorliegenden Andeutungen über diesen Baum auf eine be- 
stimmte Species zu schliessen, wie dies beispielsweise Euchh.olz thut, 
wenn er ihn schlechtweg für Quercus aegilops (Knoppereiche) er- 
klärt®). Das heisst offenbar in den Dichter zu viel hineininterpretiren, 


da seine Angaben auch auf manche andere Eichenarten eben so gut 
passen ; höchstens könnte man mitMiquel?) sagen, dass jene Angaben 


ἡ Miquel, hom. Flora. S.29f. Euchholz, Flora. Hom. p.20. Von Fried- 
reich übergangen. Kruse, Hellas. Bd. I. S. 358 mit Anm. 528. Lenz, Botanik 
der alten Griechen und Römer. S. 450 ff. 

2) ı 182: ἔνϑα δ᾽ ἐπ᾿ ἐσχατιῇ σπέος εἴδομεν, ἄγχι ϑαλάσσης, | ὑψηλόν, δάφνῃσι χατη- 
ρεφές. 

3) Smith, prodr. fl. gr. I. p. 268. 

4) Hymn. Hom. 25 in Bacch. v. 85: δὴ τότε φοιτίζεσχε χαϑ' ὑλήεντας ἐναύλους, | 
χισσῷ χαὶ δάφνῃ πεπυχασμένος. 

5) Hymn. Hom. 1 in Apoll. v. 394: ἀγγέλλουσι ϑέμιστας | Φοίβου ᾿Απόλλωνος χρυ- 
σαόρου, ὅττι ev εἴπῃ, | χρείων ἐκ δάφνης γυάλων ὕπο Παρνησοῖο. 

᾿ς 6) Lenz, Botanik der alten Gr. und Röm. 5. 450. 

7) Miquel, hom. Flora. $.22ff. Euchholz, FloraHom. p.15.sqq. Fried- 
reich, Realien. ὃ. 93. 715. Kruse, Hellas. Bd. 1. S. 350 ἢ, Lenz, Botanik der 
alten Griechen und Römer. $. 399 ff. 


8) A.a.0.p. 15. 9) A.2.0.8.2. 
16* 


244 Das Pflanzenreich. 


- 


vorzugsweise Charakteristica für zwei Species, Quercus robur L. und 
Q. pedunculäta W., darbieten. Ueberhaupt aber scheint der Ausdruck 
δρῦς in der älteren Sprache einen umfassenderen Begriff gehabt zu 
haben, wie denn der Scholiast zum Aristophanes bemerkt, die Alten 
hätten jeden Baum δρῦς genannt). 

Was wir über die δρῦς bei Homer lesen, ist etwa Folgendes. Sie 
erhält die Epitheta hochbelaubt (ὑψίχομος) 2) und hochgewipfelt 
(ὑψιχάρηνος) 3). Wir finden diesen Baum auf dem Ide, von wo die 
Achaier Eichenholz als Material für den Scheiterhaufen des Patroklos 
holen‘) ; ferner in Gesellschaft von Fichten auf. der Insel des Poly- 
phemos5). Man benutzte ihn zu mannigfachen Zwecken: so zu Schiffs- 
balken, zu welchem Ende man ihn mit scharfen Aexten’ fällte®), und 
zu eichenen Thürschwellen, wie bei der Vorrathskammer des Odys- 
5615 7). Das Holz der δρῦς bezeichnet der Dichter neben dem der πεύχη 
als besonders dauerhaft, da es der Fäulniss am längsten widerstehe; 
einen Pfahl aus solchem Holz, an den zwei weissschimmernde Steine 
sich lehnten, und der in früherer Zeit als Denkmal eines Todten oder 
als Rennziel errichtet war, bestimmte Achilleus bei den patrokleischen 
Leichenspielen zum Ziele beim Wagenrennen‘®). Ein äusserst derbes 
und fast unverwüstliches Material liefert das Herz oder der mittlere 
Kern der öpöc, daher Eumaios aus ihm die Pallisaden seines Geheges 
verfertigte ®). Der Dichter bezeichnet hier diesen Kern mit τὸ μέλαν τῆς 
ὃρυός, welches Lenz durch Eichen-Kernholz übersetzt 10), und so 
fasst es auch der Scholiast. wenn er interpretirt: ἢ ἐντεριώνη, τὸ Eyxap- 
öLoy τῆς ὃρυός, während Krates, da die Eiche von Weitem wegen 


2 


1) Schol. zu Equit. v. 672: οἱ ἀρχαῖοι πᾶν δένδρον δρῦν ἐχάλουν. 

2) Ξ 898: ποτὶ δρυσὶν ὑψιχόμοισιν. W118: δρῦς ὑψιχόμους. 

3) M 132: δρύες οὔρεσιν ὑψικάρηνοι. 

4 W117: ἀλλ᾽ ὅτε δὴ χνημοὺς προσέβαν πολυπίδαχος Ἴδης, | αὐτίχ᾽ ἄρα δρῦς ὑψι- 
χόμους ταναήχεῖ χαλκῷ  τάμνον ἐπειγόμενοι. 

5) τ.184: περὶ δ᾽ αὐλὴ | ὑψηλὴ δέδμητο χατωρυχέεσσι λίϑοισιν | μαχρῇσίν τε πίτυσσιν 
ἰδὲ δρυσὶν ὑψιχόμοισιν. 

θ) N 389: ἤριπε δ᾽, ὡς ὅτε τις δρῦς ἤριπεν ---, τήντ᾽ οὔρεσι τέχτονες ἄνδρες | ἐξέταμον 
πελέχεσσι νεήκεσι νήϊον εἶναι. ᾿ 

7) φ42: ϑάλαμον τὸν ἀφίχετο dla γυναικῶν (Penelope), οὐδόν τε δρύϊνον προσεβῆ- 
σετο, τόν ποτε τέκτων 1 ξέσσεν ἐπισταμένως χαὶ ἐπὶ στάϑμιην ἴϑυνεν. 

8. W 327: ἕστηχε ξύλον αὖον, ὅσον τ' ὄργοι᾽, ὑπὲρ αἴης, | ἢ δρυὸς ἢ πεύκης" τὸ μὲν 
οὐ χαταπύϑεται ὄμβρῳ, | Ads δὲ τοῦ ἑχάτερϑεν ἐρηρέδαται δύο λευκὼ | ἐν ξυνοχῇσιν 
ὁδοῦ, λεῖος δ᾽ ἱππόδρομος ἀμφίς"  ἤ τευ σῆμα βροτοῖο πάλαι κατατεϑνηῶτος, ἢ τόγε νύσσα 


Ir" 


τέτυχτο ἐπὶ προτέρων ἀνθρώπων, | καὶ νῦν τέρματ' ἔϑηχε ποδάρκης δῖος Ἀχιλλεύς. 


9) E11: σταυροὺς δ᾽ ἐχτὸς ἔλασσε διαμπερὲς ἔνϑα καὶ ἔνϑα, | πυχνοὺς χαὶ ϑαμέας, τὸ 


μέλαν δρυὸς ἀμφικεάσσας. 
10) Lenz, Botanik der alten Griechen und Römer. $. 399. 


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VI. Cupuliferen. 245 


ihres Schattens schwärzlich erscheine, den Eichstamm (also τὸ μέλαν 
τῆς ὃρυός = τὴν μέλαιναν δρῦν), Aristarchos hingegen die Schale 
verstehen wollte. ἢ 

Einen eigenthümlichen Gebrauch machten, wie schon 5. 228 
erwähnt, die Gefährten des Odysseus, nachdem sie die Rinder des 
Helios geschlachtet hatten, von den Blättern der δρῦς: sie streuten 
dieselben in Ermangelung der heiligen Gerste (οὐλαί) als Voropfer 
über das Opferthier und den Altar!). Eines Scheites der δρὺς be- 
diente sich Eumaios, um ein Schwein, mit welchem er den Odysseus 
bewirthen wollte, damit zu erschlagen 2). — Auch ist noch eine sprich- 
wörtliche Redensart zu merken, welche von der öpös entlehnt wird: 
indem nämlich Penelope den Odysseus nach seiner Abkunft fragt, 
setzt sie hinzu, er stamme doch nicht von einer Eiche (δρῦς) oder von 
einem Felsen); etwa, wie wir sagen würden: du bist doch nicht vom 
Himmel gefallen! 

Ein berühmter Baum dieser Art war der zu Dodone in Thessalien, 
aus dessen Rauschen die Priester des dodonischen Zeus (Σελλοί) den 
Willen des Gottes verkündeten, und von welchem Odysseus ein Orakel 
über seine Heimkehr einholte ἢ. 

Mannigfach begegnet uns die öpös in den homerischen Gleich- 
nissen. Das am achaiischen Thore unerschütterlich ausharrende La- 
pithenpaar gleicht nach dem Dichter hochgewipfelten Gebirgseichen, 
welche, mit mächtigen, weitreichenden Wurzeln im Boden haftend, 
dem Sturme und Regen Trotz bieten); den kriegerischen Grimm des 
Telamoniers Aias veranschaulicht der Dichter durch das Bild eines 
Stromes, der, vom Regen geschwellt, sich vom Gebirge in die Ebene 


1) u 356 ff. (schon 5. 228, Anm. 5 citirt). Vgl. Lenz, Botanik der alten Grie- 
chen und Römer. S. 260. 


2 [4 


2) ξ 425: χόψε δ᾽ ἀνασχόμενος σχίζῃ δρυός, ἣν λίπε χείων᾽ | τὸν δ᾽ ἔλιπε ψυχή. 

3) 7162: ἀλλὰ χαὶ ὥς μοι εἰπὲ τεὸν γένος, ὁππόϑεν ἐσσί" | οὐ γὰρ ἀπὸ δρυός ἐσσι πα- 
λαιφάτου, οὐδ᾽ ἀπὸ πέτρης. Eustathios bemerkt hiezu, die Alten hätten neuge- 
borne Kinder, die sie aus Mangel nicht zu ernähren vermocht, in hohle Bäume 
und Felsen ausgesetzt, und, wer ein solches Kind gefunden, habe gesagt, es stamme 
von der Eiche oder vom Felsen. Vgl. Friedreich, Realien. 5. 715. 

4) &327 (τ 296): τὸν (den Odysseus) ὃ ἐς Δωδώνην φάτο βήμεναι, ὄφρα ϑεοῖο | ἐκ 
δρυὸς ὁψιχόμοιο Διὸς βουλὴν ἐπαχούσαι, | ὅππως νοστήσῃ dung ἐς πίονα δῆμον | ἤδη δὴν 
ἀπεών, ἢ ἀμφαδὸν ἠὲ χρυφηδόν. Ueber Dodone 5. homer. Geogr. ὃ 10 (5. 115. 41). — 
Sophocles hingegen (Trach. 171) nennt die dodonische Eiche 7) παλαιὰ φηγός. 
5. Schneidewin z. d. St. Senec. Herc. Oet. 1474 sq. : quercus fatidica. 

5) M 131: τὼ μὲν ἄρα προπάροιϑε πυλάων ὑψηλάων | ἕστασαν, ὡς ὅτε τε δρύες obpe- 
σιν ὑψικάρηνοι, | alt ἄνεμον μίμνουσι καὶ ὑετὸν ἤματα πάντα, | ῥίζησιν μεγάλῃσι διηνε- 

Be _ 
χέεσσ᾽ ἀραρυῖαι. 


246 Das Pflanzenreich. 

wälzt und dürre Eichen und Fichten mit sich fortrafft!). Wenn hier 
die öpös das Epitheton ἀζαλέος erhalten, so bezieht sich dies, wieDamm 
bemerkt), wohl darauf, dass man solche Bäume in der Nähe der Fluss- 
ufer zu fällen pflegte und sie hier eine Zeitlang liegen liess, um sie 
austrocken zu lassen und dann auf dem Flusse an den Ort ihrer Be- 
stimmung zu transportiren. — Ferner wird das Kampfgetöse auf der 
troischen Ebene mit dem Brausen des Orkans verglichen, welcher hoch- 
gewipfelte Eichen durchtobt); sehr schön endlich wird der Sturz Hek- 
tors, der unter der Wucht des von dem Telamonier Aias geschleuderten 
Steines zusammenbricht, durch das Bild eines Eichbaums veranschau- 
licht, der, vom Wetterstrahle des Zeus entwurzelt, krachend zu Boden 
stürzt, während starker Schwefelgeruch sich rings verbreitet‘). Die. 
Frucht der δρῦς sind wohl die ἄχυλοι, welche Homer als Schweine- 
futter neben βαλάνοις und Kornellen erwähnt?). Lenz übersetzt ἄχυλοι 
durch Ilex-Eicheln®), wobei er sich auf eine Stelle des Plinius 


beruft”). 


2. Diegemeine Eiche (?), (ἡ φηγός) 8). 


Dieser Baum wächst nach dem Dichter in Gesellschaft von Eschen 
und Kornelkirschbäumen wild in Wäldern, wo Euros und Notos ihn 
umstürmen 9) ; dass er indess auch künstlich gezogen wurde, beweist 
die von Menschenhand gepflanzte, mehrfach erwähnte Vertreterin 


ih A 492: ὡς δ᾽ ὁπότε πλήϑων ποταμὸς πεδίονδε χάτεισιν | χειμάρρους κατ᾽ ὄρεσφιν, 
ὀπαζόμενος Διὸς ὄμβρῳ, | πολλὰς δὲ δρῦς ἀζαλέας. πολλὰς δέ τε πεύχας | ἐσφέρεται, πολ- 
λὸν δέ τ᾽ ἀφυσγετὸν εἰς ἅλα βάλλει, | ὧς ἔφεπε χλονέων πεδίον τότε φαίδιμος Αἴας, | δαΐζων 
ἵππους τε χαὶ ἀνέρας. 

2) Nov. lex. Graec. 8. v. δρῦς. 

3) 5.398: οὔτ᾽ ἄνεμος τόσσον 1ε ποτὶ δρυσὶν ὑψιχόμοισιν | ἠπύει, ὅστε μάλιστα μέγα 
βρέμεται χαλεπαίνων, | ὅσση ἄρα Τρώων καὶ ᾿Αχαιῶν ἔπλετο φωνὴ | δεινὸν ἀὐσάντων, ὅτ᾽ 
ἐπ᾿ ἀλλήλοισιν ὄρουσαν. 

4 Ξ 414: ὡς δ᾽ 69 ὑπὸ πληγῆς πατρὸς Διὸς ἐξερίπῃ δρῦς | πρόρριζος, δεινὴ δὲ ϑεείου 
yiyveraı ὀδμὴ | ἐξ αὐτῆς τὸν δ᾽ οὔ περ ἔχει ϑράσος, ὅς κεν ἴδηται | ἐγγὺς ἐών, χαλεπὸς δὲ 
Διὸς μεγάλοιο κεραυνός" | ὡς ἔπεσ᾽ "Ertopos ὦχα χαμαὶ μένος ἐν κονίῃσιν. 

5) χ 241: τοῖσι δὲ Κίρχη | πάρ δ᾽ ἄχυλον βάλανόν τ᾽ ἔβαλεν καρπόν τε κρανείης, | ἔδ-- 
μεναι, οἷα σύες χαμαιευνάδες αἰὲν ἔδουσιν. 

6) Lenz, Botanik der alten Griechen und Römer. $. 399. 

7) Plin. nat. hist. XVI, 6, 8 Sillig: Ilieis glans utriusque brevior et gracilior, 
quam Homerus acylon appellat eoque nomine a glande distinguit. 

8) Miquel, hom. Flora. S. 24f. Euchholz, Flora Hom. p. 14 sq. Fried- 
reich, Realien. ὃ. 93. Kruse, Hellas. Bd. I. S 350. € 

9 11 765: ὡς δ᾽ Εὖρός τε Νότος T ἐριδαίνετον ἀλλήλοιϊν | οὔρεος ἐν βήσσῃς βαϑέην. 
πελεμίζεμιεν ὕλην, | φηγόν τε μελίην τε τανύφλοιόν τε κράνειαν, | αἵτε πρὸς ἀλλήλας ἔβαλον 
τανυήχεας ὄζους | ἠχῇ ϑεσπεσίῃ, πάταγος δέ τε ἀγνυμενάων, | ὡς Τρῶες καὶ ᾿Αχαιοὶ ἐπ᾽ 


"» Ἂ uf 
ἀλλήλοισι ϑορόντες | δῃουν. 


VI. Cupuliferen. 247 


dieser Baumart, welche am skaiischen Thore stand!). Sie war dem 
Zeus geweiht; von ihr herab beobachteten Athene und Apollon den 
Kampf auf der troischen Ebene?), und unter ihr wurde der verwundete 
Sarpedon von seinen Genossen niedergelegt). — Die Frucht der φηγός 
hiess βάλανος ; dieselbe diente als Schweinefutter und fand sich in reich- 
licher Menge auf Ithake am Quell Arethusa, wo die Schweine des Eu- 
maios ihr Futter zu suchen pflegten®). Auch auf der Insel der Kirke 
war, wie schon erwähnt, die βάλανος zu Hause und wurde von der 
Zauberin neben ἄχυλος und Kornelle als Futter für die von ihr in 
Schweine verwandelten Menschen benutzt). Indess war die φηγός 
auch in anderer Beziehung nutzbar, insofern ihr Holz wegen seiner 
Härte und Dauerhaftigkeit als Material zu Wagenachsen diente; so 
war z. B. die Achse an Diomedes’ Wagen aus dem Holze der φηγός 
gefertigt ®). 

Die Epitheta, welche Homer der φηγός beilegt, sind: hoch (ὑψηλός; 7) 
und sehr stattlich (περιχαλλής) ὃ). 


In Betreff der Frage, welcher Baum unter φηγός zu verstehen sei, 


gehen die Ansichten aus einander. Damm°) u. A. verstehen darunter 


die Buche (Fagus); wieder Andere, wie Kruse!" und Fried- 
reich 12), dieEiche mitessbarer Frucht /Quercus esculus); eben 
so Lenz, welcher φηγός durch Speiseeiche übersetzt 12), indess die 
Bemerkung hinzufügt, dass bei Homer auch jede andere Eichenart ge- 
meint sein könne, wie im Gegentheil bei Hesiod die Eichen, deren 
Früchte den Menschen Nahrung geben, unter δρῦς mit begriffen seien 15). 


[ἢ 237: "Ἕχτωρ δ᾽ ὡς Σκαιάς τε πύλας χαὶ φηγὸν ἵκανεν are. Damm (ΠΟΥ. lex. 
Gr. 5. v. φηγός) erkennt in diesen Worten eine Hysterologie (ein Prothysteron), da 
die φηγός weit vor dem skaiischen Thore gelegen habe. Vgl. 1 354. A 170. 

2) H 58: κὰδ ὃ ἄρ᾽ ᾿Αϑηναίη τε χαὶ ἀργυρότοξος ᾿Απόλλων | ἐζέσϑην, ὄρνισιν ἐοικότες 
αἰγχυπιοῖσιν, | φηγῷ ἐφ᾽ ὑψηλῇ πατρὸς Διὸς αἰγιόχοιο, | ἀνδράσι τερπόμενοι. 

3) E 692: οἱ μὲν ἄρ᾽ ἀντίϑεον Σαρπήδονα δῖοι ἑταῖροι | εἶσαν ὑπ᾽ αἰγιόχοιο Διὸς περι- 
χαλλέϊ φηγῷ. 

4) ν 401: αἱ δὲ νέμονται | πὰρ Κόραχος πέτρῃ ἐπί τε χρήνῃ ᾿Αρεϑούσῃ | ἔσϑουσαι βά- 
λανον μενοεικέα χαὶ μέλαν ὕδωρ | πίνουσαι, τάϑ᾽ ὕεσσι τρέφει τεϑαλυῖαν ἀλοιφήῆν. 

5) x 241 (schon oben bei der δρῦς eitirt). 

6) E 837: ἡ δ᾽ ἐς δίφρον ἔβαινε παραὶ Διομήδεα ὅτον | ἐμμεμαυῖα ϑεά ἰΑϑήνη). μέγα 


“δ᾽ ἔβραγε φήγινος ἄξων | βριϑοσύνῃ. 


ἢ H 60: φηγῷ ἐφ ὑψηλῇ. 

8) E 693: dr αἰγιόχοιο Διὸς περικαλλέϊ φηγῷ. 

39). Nov. lex. Gr. 8. v. φηγός. 

10) Hellas. Bd. I. 5. 350. 

11) Realien. S. 93. 

12) Lenz, Botanik der alten Griechen und Römer. $. 399. 
13) Das. S. 399. Anm. 376. 


248 Das Pflanzenreich. 


Die letztere Ansicht, dass die φηγός mit der Quercus esculus identisch 
sei, ist jedoch entschieden zu verwerfen; denn Homer legt H 60 der 
φηγός das Epitheton ὑψηλός bei, während die Quercus esculus, deren 
Heimath allerdings Südeuropa ist, sich durch ihre Kleinheit cha- 
rakterisirt!). Wenn uns Vergil eine hochragende, der homerischen 
Schilderung entsprechende esculus schildert?), so erinnert Euch- 
holz?) dagegen, dass dieser Baum in Griechenland noch nicht ange- 
troffen sei. Hasper®) und Braun’) ferner identifieiren die φηγός mit 
der ‘immergrünen Vallonaeiche’, einer Eichenart mit essbarer Frucht, 
Euchholz endlich mit dem Kastanienbaume (Fagus castanea) ®). 
— Ich möchte mich entschieden für die Ansicht aussprechen , dass die 
homerische φηγός mit der gemeinen Eiche (Stieleiche, Sommereiche, 
. Quercus pedunculata) identisch sei. Diese hat, wie Wilmsen sagt’), 
den majestätischen Wuchs und den Charakter der Grösse, um derent- 
willen die alte Welt Eichenhaine als Tempel benutzte, und entspricht 
insofern den homerischen Epithetis ὑψηλός und περικαλλής ; zudem geben 
ihre Früchte den Schweinen eine nützliche Vormast°), und dass sie in 
Griechenland zu Hause ist, bezeugt ausdrücklich Sibthorp?). 


3. Die Buche (ἡ ὀξύη) (ἢ). 

Es bleibt durchaus problematisch, ob Homer diesen Baum gemeint 
habe, wenn er von Speeren das Epitheton ὀξυόεις gebraucht 19), wel- 
ches, wie Euchholz!!) u. A. wollen, von ὀξύη abstammen und also 
das Holz dieser Buche als Material der Speerschafte bezeichnen soll. 
Wie misslich es aber sei, auf diese Ableitung hin die homerische Flora 
mit der ὀξύη zu bereichern, leuchtet ein, zumal da das Substantivum 
ὀξύη sich in den homerischen Gesängen überhaupt nicht findet, und 


Ὁ S. Wilmsen, Handb. der Naturg.! Berlin, C. F. Amelang. 1831. Bd. IIl. 
S. 412. 

2, Georg. Il, 290 Ladew. : Altior ac penitus terrae defigitur arbos, | Aesculus in 
primis, quae quantum vertice ad auras | Aetherias, tantum radice in Tartara tendit. 

3) Flora Hom. p. 15. 

4 L. Hasper, Beiträge zur Topographie der homer. Ilias. Progr. der Ritter- 
akad. zu Brandenburg. 1867. 8. 39. 

5) J. Braun, Homer und sein Zeitalter. Eine Skizze. Habilitationsschrift. 
Heidelberg, Buchdruckerei von Georg Mohr. 1852. 8. 9. 

6) Flora Hom. p. 14. 

τ Handb. der Naturg. Bd. III. 5. 412. 

8 Wilmsen, ebendas. 

9, Smith, prodr. fl. gr. II. p. 239 sqg. 

10) τ 33: ἔγχεά τ᾽ ὀξυόεντα. 3443 : δουρὶ---ὀξυόεντι. Und so öfter. 

1!) Flora Homer. p. 17. Ueber die ὀξύη vgl. übrigens Lenz, Botanik der alten 
Griechen und Römer. ὃ. 409 ἢ. 


VII. Papaveraceen. 249 


_ jene Ableitung selbst durchaus nicht verbürgt ist. Allerdings ent- 
scheidet sich Porphyrios!) für die Ableitung von ὀξύη ; hingegen 
schwankt der Scholiast zu E 50 zwischen der Derivation von ὀξύς 
und der von ὀξύη,, wenn er glossirt: ὀξυόεντι" ὀξεῖ ὃ ἀπὸ ὀξύας, und der 

_ Grammatiker Apion nimmt ὀξυόεις geradezuin dem Sinne von spitzig, 
scharf?), so dass es demnach nur als eine poetische Nebenform von 
ὀξύς zu betrachten wäre. Bei dieser problematischen Natur der Sache 
ist es aber um so gewagter, wenn Euchholz die ὀξύη mit der speciellen 
Bestimmung ‘Fagus silvatica, Rothbuche’ unter den homerischen Cu- 
puliferen verzeichnet. 


$ 17. 
VII. Papaveraceen. 
Der Mohn (ὁ μήχων) 3). 


Derselbe wird nur an zwei Stellen erwähnt: einmal in einem 
Gleichnisse der Ilias, wo der vom Pfeile des Teukros auf den Tod ge- 
troffene Gorgytion mit dem Mohne verglichen wird, der, mit Samen 
gefüllt und vom Regen des Frühlings gebeugt,, im Garten dasteht und 
sein Haupt zur Seite neigt‘). Wenn der Dichter hier den Mohn aus- 
drücklich im Garten (ἐνὶ χήπῳ) wachsen lässt, so lässt sich daraus 
schliessen, dass man ihn bereits künstlich zog’). Zugleich dürfte be- 
merkenswerth sein, dass dies die einzige ausführlichere Vergleiehung 
ist, welche Homer von einer Blume entlehnt hat). — An einer andern 
Stelle steht in kühner Metapher das Haupt des Mohns (xwöeıa) für 
Menschenhaupt, und zwar für das Haupt des Ilioneus, welches 
Peneleos jauchzend emporhebt und dem Troervolke zeigt”). 


1) Quaest. hom. 11. 

2; 5. Apollon. Lex.:'O&uöevrı. ὁ μὲν ᾿Απίων, ὀξεῖ ἔγχεϊ. ὀξυόεντι δέ, ὀξυΐνῳ. 
Vgl. Lobeck, Elem. I. p. 81. Ueber die Adjectiva auf εἰς überhaupt, welche nur 
von nominibus substantivis gebildet werden und mit Etwas behaftet odermit 
Etwas versehen, erfüllt bedeuten, 5. Buttmann, Spr. 11. S. 451. Lo- 
beck, Elem. I. p. 67. not. 4. Ameisim Anh. zuö 1 und τ 90. 

3) Miquel, hom. Flora. S.45 ff. Euchholz. Flor. Hom. p. 23. Fried- 
reich, Realien, S. 92. 181 ff. Günther, der Ackerbau bei Homer. ὃ. 211. Lenz, 
Botanik der alten Griechen und Römer. S. 612 ff. 

ἢ Θ 306: μήχων 9° ὡς ἑτέρωσε χάρη βάλεν, Ar’ ἐνὶ κήπῳ | χαρπῷ βριϑομένη νοτίῃσί 
τε εἰαρινῇσιν᾽ | ὡς ἑτέρωσ᾽ ἤμυσε κάρη πήληχι βαρυνϑέν. Ueber diese Stelle 5. Fried- 
länder, Beiträge zur Kenntniss der homerischen Gleichnisse. Progr. des Friedrichs- 
Gymnasiums in Berlin. S. 23. 

5) Vgl. Euchholza.a.O0. 

6) Vgl. Pazschke, über die homer. Naturansch. 8.8. 

7) Ξ 499: ὁ δὲ φῆ χώδειαν ἀνασχών | [πέφραδέ τε Τρώεσσι καὶ εὐχόμενος ἔπος 
ηὔδα! χτέ. 


250 Das Pflanzenreich. 


Welche Art des Mohns an jenen homerischen Stellen zu verstehen 


‚ lässt sich schwerlich entscheiden. Sprengel!), Euchholz?) 
u. A. denken an den gewöhnlichen oder Garten-Mohn (Papaver somni- 
ferum L.), während der homerische μήχων möglicherweise auch mit 
Papaver Rhoeas L. identisch sein könnte ὃ. Wenigstens kannten die 
späteren griechischen Botaniker beide Species. 

Von dem theokriteischen Mythos, demzufolge der Mohn aus den 
Thränen der Aphrodite entstanden sein soll, ferner von seinen Be- 
ziehungen auf Demeter, die ihn auf der Insel Mekonia gefunden haben 
sollte, wie auch von der Rolle, die er später in den Culten dieser Göt- 
tinnen spielte, und von seinen symbolischen Beziehungen auf Frucht- 
barkeit, Schlaf und Tod finden wir bei Homer keine Spur. 

Hier ist auch das in der Odyssee vorkommende schmerzstillende 
Zaubermittel (φάρμαχον νηπενϑές) ἢ zu erwähnen, welches Helene von 
der Gemahlin Thons, Polydamna, erhalten hatte und dem Telemachos 
und seinen Gefährten in den Wein mischte, um ihre Trauer zu lindern. 
Wer von diesem Gemisch kostet, sagt der Dichter, dem benetzt wäh- 
rend des ganzen Tages keine Thräne das Antlitz, ob ihm auch Vater 
und Mutter gestorben wären, oder die Feindeswaffe den Bruder oder 
den lieben Sohn vor seinen eigenen Augen getödtet hätte®). — Ueber 
die Frage, was unter diesem φάρμαχον zu verstehen sei, gehen die An- 
sichten der Alten und Neueren sehr aus einander. Diodor sagt über 
die Natur desselben weiter nichts, bemerkt aber, dass Helene dasselbe 
in Diospolis (Thebe) erhalten habe, und dass noch zu seiner Zeit die 
dortigen Frauen von Alters her den Trank zu bereiten wüssten, der 
Zorn und Kummer stille). Theophrast fasst jene homerische Stelle 
vom poetisch-mythischen Standpunkte aus und scheint an der wirk- 
lichen Existenz des Nepenthes zu zweifeln”). Plinius erwähnt es zu- 


1) Geschichte der Botan. 1. S. 38. 2) A.a. Ο. 

3) Vgl. Günther, der Ackerbau bei Homer. S. 28. 

4) Von νὴ privativum und πένϑος. Ueber das Nepenthes 5. die Abhandlung von 
- P. Petiti, Homeri Nepenthes 5. de Helenae medicamento etc. dissertatio. Traj. ad 
Rhen. 1689. 

5) ὃ 219: ἔνϑ᾽ αὖτ᾽ ἄλλ᾽ ἐνόησ Ἑλένη Διὸς ἐχγεγαυῖα | αὐτίχ᾽ ἄρ᾽ εἰς οἶνον βάλε φάρ- 

μαχον, ἔνϑεν ἔπινον, | νηπενϑές τ ἄχολόν τε, καχῶν ἐπίληϑον ἁπάντων. | ὃς τὸ χκαταβρό- 
ξειεν, ἐπὴν κρητῆρι μιγείη, | οὔ χεν ἐφημέριός γε βάλοι κατὰ δάχρυ παρειῶν, | οὐδ᾽ εἴ οἱ 
κατατεθγαίη pnenp τε πατῆρ τε, | οὐδ᾽ εἴ οἱ προπάροιϑεν ἀδελφεὸν ἢ φίλον υἱὸν | χαλχῷ 
δηϊόφεν, ὁ δ᾽ ὀφθαλμοῖσιν ὁρῷτο. 
“ 6) Bibl. hist. I, 97 Bekker: τὸ γὰρ νηπενϑὲς φάρμαχον, ὃ λαβεῖν φησὶν ὁ ποιητὴς 
τὴν Erb ἐχ τῶν Αἰγυπτίων Θηβῶν : παρὰ Πολυδάμνης τῆς Θῶνος γυναικός, ἀχριβῶς 
ἐξητακὼς φαίνεται" ἔτι γὰρ καὶ νῦν τὰς ἐν ταύτῃ γυναῖκας τῇ προειρημένῃ δυνάμει χρῆσϑαι 
λέγουσι, χαὶ παρὰ ιδὸ yars ταῖς Διοσπολίτισιν ἐκ παλαιῶν ΧΡΌΝΟΝ ὀργῆς καὶ λύπης φάρμακον 
εὑρῆσϑαί φασι, τὰς δὲ Θήβας καὶ Διόσπολιν τὴν αὐτὴν ὑπάρχειν. 


?) Hist. plant. 9, 15,1 Βομηθίου  ἐκεῖϑεν (von Aigypten) γὰρ τὴν “Ἑλένην λαβεῖν 


πον Ἂν ὙΠ MENT τος he Se RR I 
5 X , ν᾿ 


Γ᾿ 


VII. Papaveraceen. B; 251 


gleich mit dem Helenium, welchem er analoge Wirkungen beilegt wie 
dem Nepenthes, ohne jedoch das gegenseitige Verhältniss und die 
Unterschiede beider Pharmaka anzugeben !). — Manche Erklärer geben 
dem Nepenthes eine allegorische Deutung. So Plutarch, der die 
Wirkung des mit Wein vermischten Krautes Buglossos (Buglosson, 
Ochsenzunge) für der des Nepenthes analog erklärt, weiterhin aber das 
Letztere auf eine der herrschenden Stimmung und den Umständen an- 
gemessene Rede deutet). 

Ferner gehört hieher Macrobius, der in dem Nepenthes eine 
allegorische Verbildlichung fesselnder Redegabe erblickt, welche die 
Schwermuth des Hörers verscheucht und ihn in eine freudige Stimmung 
versetzt habe°). Eine noch andere Ansicht ist die, dass mit dem Ne- 
penthes die aigyptische Weisheit gemeint 561). Dass indess jede alle- 
gorische Deutung verfehlt sei und der Dichter ein wirklich ie 
Kraut verstanden wissen wolle, eu daraus hervor, dass er ὃ 229 aus-. 
drücklich sagt: φέρει ζείδωρος ἄρουρα, wie auch aus dem Umstande, 
dass Helene das Nepenthes mit andern φαρμάχοις von Polydamna er- 
halten hatte. 

Die meisten Neueren verstehen unter dem Nepenthes das Opium. 
So Ricci’), Sprengelf), Schlegel”), Miquel®), Friedreich, 


- 


φασιν) [Es folgt das Citat von ὃ 228—230]' ἐν οἷς δὲ καὶ τὸ νηπενϑὲς ἐχεῖνό φησιν εἶνα 
χαὶ ἄχολον, ὥστε λήϑην ποιεῖν χαὶ 
ὑπὸ τῶν ποιητῶν ὑποδεδεῖχϑαι. 

1) Nat. hist. XXI, 21, 91 Sillig: Helenium ab Helena, ut diximus, natum favere 
ereditum formae — — —. Attribuunt et hilaritatis effectum eidem potae in vino 
eumque quem habuerit nepenthes illud praedicatum ab Homero, quo tristitia omnis 


aboleretur;; est autem suci praeduleis. Vgl. XXV, 2, 5. 


2 
ἀπάϑειαν χαχῶν. Καὶ σχεδὸν αὖται μὲν ΠΕΣ σιν PR: 


2) Plut. Symp. quaest. 1: οἱ μὲν οὖν τὰ βούγλωσσα χαταμιγνύντες εἰς τὸν οἶνον χαὶ 
τοῖς ἀποβρέγμασι τῶν περιστερεώνων καὶ ἀδιάντων τὰ ἐδάφη ῥαίνοντες, ὡς τούτων τινὰ 
τοῖς ἑστιωμένοις εὐθυμίαν χαὶ φιλοφροσύνην ἐνδιδόντων, ἀπομιμούμενοι τὴν Ὁμηρικὴν ERe- 
νὴ» ὑποφαρμάττουσαν τὸν ἄχρατον, οὐ συνορῶσιν, ὅτι κάχεινος ὃ μῦϑος ἐχπεριελϑὼν ἀπ᾽ 
Αἰγύπτου μακρὰν ὁδὸν εἰς λόγους ἐπιειχεῖς χαὶ πρέποντας ἐτελεύτησεν" ἡ γὰρ ᾿Ελένη πίνου- 
σιν αὐτοῖς διηγεῖται περὶ τοῦ ᾿Οδυσσέως᾽ ᾿ἀλλ᾽ οἷον τόδ᾽ ἔρεξε καὶ ἔτλη καρτερὸς ἀνήρ, | ad- 
τόν μιν πληγῇσιν ἀειχελίῃσι δαμάσσας. τοῦτο γὰρ ἦν (ὡς ἔοιχε) τὸ νηπενϑὲς φάρμακον καὶ 
ἀνώδυνον, λόγος ἔχων χαιρὸν ἁρμόζοντα τοῖς ὑποχειμένοις πάϑεσι χαὶ πράγμασιν. 

3) Saturn. VII, 1: ‘Non herba fuit, non ex India succus , sed narrandi oppor- 
tunitas, quae hospitem moeroris oblitum flexit ad gaudium. 

4 Vgl. Themistios, Or. XVI. p. 209 (mit verkehrter Lesart, wie Nitzsch 
bemerkt). Himer. Ecl. XVII. p. 255 sq. mit Wernsdorf’s reichhaltiger Note. 
Nitzsch zu  219—226 : Erkl. Anm. zur Odyss. Bd. I. 5. 253 f. 

5) Dissertationes Homericae habitae in Florentino lyceo ab Angelo Maria Ric- 
οἷο. Vol. III. Flor. 1741. p. 50. 6) Gesch. der Botan. 1. 5. 18. 

7) De geogr. Hom. comm. Hannov. Schmid. 1788. p- 156. 

8) Hom. Flora. S. 46 ft. 


252 Das Pflanzenreich. 


der bemeıkt, Nep. sei das reinste thebaische Opium, wie es geritzten 
Mohnköpfen entfliesse!), Wedel, der es für eine narkotische Sub- 
stanz erklärt, für deren Identität mit dem Opium alle Umstände 
sprechen, u. A. Nach Günther ist es fraglich, ob an Opium zu 
denken 5613). Die von Manchen geäusserte Ansicht, dass der Dichter 
mit dem Nepenthes den Wein gemeint habe, wird schon durch seine 
eigenen Worte wiederlegt, indem er sagt, Helene habe es in den 
Wein hineingeworfen®). Aus dem βάλε an dieser Stelle schliesst 
Doederlein’), dass die in Rede stehenden φάρμαχα feste Sub- 
stanzen seien; er sagt: βάλε, nicht y&s. Doch waren es jedenfalls 
Kräuter, die durch ihren Saft, mithin gleichsam durch Benetzung 
wirkten.” Andere verstehen den Stechapfel, Datura stramonium®), 
welches den Orientalen als Berauschungsmittel dient, noch Andere 
eine Composition aus Stechapfel und anderen narkotischen Ingre- 
dienzien. 

Sicheres lässt sich Dei einem Gegenstande von so problematischer 
Natur selbstverständlich nicht bestimmen. Nur däs scheint gewiss, 
dass unter dem Nepenthes irgend ein narkotisches Kraut zu verstehen 
sei; und es mag immerhin zugegeben werden, dass die Deutung auf 
das Opium sich durch ihre grössere Probabilität empfiehlt. 

Ein Analogon findet das gapy. νηπ. in dem indischen Baume 
Asoka (A-soka —= ohne Kummer, ohne Leid). In dem indischen Ge- 
dichte ΝᾺ] und Damajantı trifft die ihren Gatten suchende Damajanti 
einen solchen Baum im Walde, pflückt ein Gespross desselben ab und 
flicht es sich zum Troste in die Locken’). 


ἤσουν; hit 
VIII. Tamariseineen. 


Die Tamariske (7 poptzn) 8). 


Dass diese Strauchart wild auf der troischen Ehene wuchs, geht 
aus dem Umstande hervor, dass sich während des Kampfes die Rosse 


ἡ Realien. 5. 182. Vgl. 5. 717. 

2), De Nepenthe Homeri, in seinen Exercit. medico-philolog. Dee. VI. Exer- 
eit. 10. 3) Der Ackerbau bei Homer. ὃ. 28. 

4) ὃ 220: εἰς οἶνον βάλε φάρμαχον. 5) Hom. Glossar. ὃ 2465. 

6) Vgl. Wedel a. a. Ὁ. Ausserdem sehe man noch über das Nepenthes: Ga- 
lenos, περὶ ψυχῆς ἠϑῶν. c. 3. p. 777. Mulierum Graecarum Fragmenta. Gotting. 
1739. p. 201. 203 

7) S. Polyglotte der orientalischen Poesie von Jolowicz. Leipzig, 1853. 8.126. 
Friedreich, Realien. 5. 717. 

8) Miquel, hom. Flora. S. 39 ἢ, Euchholz, Flora. Hom. p. 25. Fried- 
reich, Realien. $. 92. 


VII. ἘΠ 259 


des Adrestos in einen Tamariskenstrauch verwickeln und, nachdem 
sie die Deichsel des Wagens zerbrochen, scheu nach der Stadt davon- 
stürmen !\. Hieraus geht zugleich hervor, dass die μυρίχη ein Strauch 
mit ruthenartigen Zweigen gewesen sein muss. Auch in der Doloneia 
wird die Tamariske erwähnt: nachdem Odysseus bei seinem nächtlichen 
Abenteuer mit Diomedes den Dolon getödtet hat, hängt er dessen 
Rüstung auf einen solchen Strauch und bricht Zweige desselben und 
Rohrhalme als Marke für den Rückweg ab2). Namentlich wuchs die 
Tamariske auch am Ufer des Skamandros: vor der hier stattfindenden 
blutigen Scene lehnt Achilleus seinen Speer an einen Tamariskenstrauch 
und stürzt sich dann mit dem Schwerte auf die Troer?). Ueberhaupt 
liebt die Tamariske, wie es scheint, die Ufer der Flüsse, daher man 
auch die Statuen der Flussgötter mit dieser Strauchart bekränzte®). 
Ihren langen und üppig sprossenden Zweigen legt der Dichter das Epi- 
theton ἐριϑηλής bei’). 

Ohne Zweifel ist die homerische αυρίχη identisch mit der fran- 
zösischen Tamariske (Tamarix gallica L.), welche ebenfalls die 
Flussufer liebt und im Orient und südlichen Europa als Baum und als 
Strauch wächst). Ganz ihr entsprechend ist die Beschreibung, welche 
Dioskorides von der Tamariske giebt, und die ebenfalls für jene 
Identität spricht”). Endlich bezeugt Sibthorp, dass die Tamarix gal- 
liea noch heutzutage in Griechenland häufig vorkommt und die Namen 
υυστιχιά und 4 ἀρμυρίχη führt). 

Wie Rossius meint, ist das Wort Tamarix aus τὰ, dem femini- 
nischen Artikel, und uuptxr, entstanden °). 


ἢ 238: ἵππω (des Bee vdp οἱ ἀτυζομένω πεδίοιο, | ὄζῳ ἔνι βλαφὶ έντε μυρι- 
χίγῳ, ἄγκυλον ἅρμα | ἄξαντ᾽ ἐν πρώτῳ ῥυμῷ αὐτὼ μὲν ἐβήτην | πρὸς πόλιν, ἢ περ οἱ ἄλλοι 
ἀτυζόμενοι φοβέοντο. 

2), Καὶ 465: ὡς ἄρ᾽ ἐφώνησεν, χαὶ ἀπὸ ἔϑεν ὑψόσ᾽ ἀεί 
δ᾽ ἐπὶ σῆμά τ᾽ ἔϑηχεν, | συμμάρψας δόναχας μυρίκης τ᾽ ἐριϑηλέας ὄζους, | μὴ λάϑοι αὖτις 
ἰόντε ϑοὴν διὰ νύκτα μέλαιναν. 


ῃ 


ίρας  ϑῆχεν ἀνὰ μυρίχην" δέελον 


3) ® 17: αὐτὰρ ὁ διογενὴς δόρυ μὲν λίπεν αὖτ ὄχϑη | χεχλιμένον μυρίχῃσιν, ὁ δ᾽ 
ἔσϑορε δαίμονι ἴσος, | φάσγανον οἷον ἔχων, κακὰ δὲ φρεσὶ μήδετο ἔργα are. 

4. S. Dierbach. fl. myth. S. 54. 

5) Καὶ 467: μυρίχης τ᾽ ἐριϑηλέας ὄζους. 

6) 5. Wilmsen, Handb. der Naturgesch. Bd. III. S. 949. 

7) Περὶ τῆς ἰατρικῆς I, 117: μυρίχη δένδρον ἐστὶ γνώριμον παρὰ λίμναις καὶ τοῖς 
.στασίμοις ὕδασι φυόμενον, καρπὸν ὥσπερ ἄνϑος φέρουσα κτέ. Vgl. Euchholz, p. 25. 
Miquel,p. 39. 8) Smith, Prodr. Flor. graec. I. p. 208. 

9) Etymolog. Aegypt. p. 263. Plin. nat. hist. XXIV, 9, 41 Sillig: Myricen, 
quam ericam vocant, Lenaeus similem scopis Amerinis (dieit) ; — eandem esse arbi- 
trantur quidam tamaricen, Vgl. auch Nicand. Ther. v. 612 ed. F. S. Lehrs in den 
poet. bucol. et did. Paris, Didot. 1851. p. 135. Hymn. Hom. in Mere. v. 81. 


254 Das Pflanzenreich. 


IX. Violarineen. 
Das Veilchen (τὸ ἴον) 1). 


Diese Blume blüht in Gesellschaft des σέλινον auf den Wiesen des 
Eilandes der Kalypso?); freilich lesen an der betreffenden Stelle Eusta- 
thios und andere Interpreten statt ἴον: otov®?). Wenn die Lesart ἴον 
richtig ist, so meint der Dichter damit ohne Zweifel unser duftendes 
Veilchen (Viola odorata L.), welches bei den späteren griechischen 
Botanikern ἴον μέλαν (Schwarzveilchen) hiess®, zur Unterscheidung 
von dem lackartigen λευχόιον. Von dem ἴον sind die Epitheta ἰόεις, ἰο-- 
δνεφής und ἰοειδής entlehnt (alle drei = veilchenfarbig oder dun- 
kelblauj; und zwar steht tosıs vom Eisen), ἰοδνεφής aber von dun- 
kelfarbiger Wolle®), während ἰοειδής dem Meere beigelegt wird”), wo- 
durch der Dichter wiederum seine feine Naturkennerschaft documentirt: 
denn in der That erscheinen nach neueren Naturforschern die ent- 
fernteren Meerestheile dem Beobachter dunkelblau, wenn die Sonne 
hinter ihm steht). 

Das Epitheton veilchenbekränzt (ἰοστέφανος), welches in den 
homerischen Hymnen der Aphrodite beigelegt wird ®), kommt weder in 
der Ilias noch in der Odyssee vor. Bei Gelegenheit der Hymnen sei 
noch bemerkt, dass im Hymnos auf Demeter unter den Blumen, welche 
Persephone pflückt, auch Veilchen erwähnt werden 10); wie denn über- 
haupt nach Diodors Zeugniss auf der Flur von Enna, wo jene Ent- 
führungsscene vorfiel, Veilchen und andere duftende Blumen das ganze 


ἢ Miquel, hom. Flora. $. 51 f. Euchholz, Flora Hom. p. 25. Günther, 
der Ackerbau bei Homer. 8. 29 ἢ. Sprengel, Gesch. der Botanik. I. 5. 36. Von 
Friedreich übergangen. 

2) e 72: ἀμφὶ δὲ λειμῶνες μαλακοὶ ἴου ἠδὲ σελίνου | ϑήλεον. 

3) Sibthorp identifieirt das σίον des Dioskorides mit Sium nodiflorum L., wel- 
ches in Griechenland sich häufig findet. 

4 Theophr. hist. plant. I, 13, 2 Schneider: λέγω δὲ διανϑὲς ὅτι ἕτερον ἄνϑος ἐν 
τῷ Aydeı ἔχει κατὰ μέσον, ὥσπερ τὸ ῥόδων, καὶ τὸ χρίνου zal τὸ ἴον μέλαν. 

5) W 850: ἰόεντα σίδηρον. 

6) ὃ 195 (1 426) : ἰοδνεφὲς eipos. 

7) ε 56: ἐκ πόντου Bas ἰοειδέος. A 298 (A 107) : ἰοειδέα πόντον. 

8) Vgl. Göbel, das Meer in den homerischen Dichtungen, in der Zeitschr. für 
das Gymnasialwesen. 9. Jahrg. 1855. 5. 535. Sommer, Gemälde der phys. Welt. 
III. S. 370. 372. Meine homerische Kosmogr. ὃ 16. Vgl. über losöns: Doeder- 
lein, homer. Gloss. $ 411. 

9) Hymn. hom. V, 18: ἰοστεφάνου Kudepetns- 

10) Hymn. hom. IV, 2: ϑύγατρα τανύσφυρον, ἣν ᾿Αἰδωνεὺς | ἥρπαξεν --- — παίζουσαν 
χούρῃσι σὺν Ὠχεανοῦ βαϑυκχόλποις, | ἄνϑεά τ᾽ αἰνυμένην, ῥόδα χαὶ χρόχον ἠδ᾽ ἴα χαλά χτέ. 
Vgl. auch noch Plin. nat. hist. XXI, 6, 14 Sillig. Horat. Carm. III, 10, 14. 


ἷ 
᾿ 
; 
᾿ 
' 
| 


΄ 
᾿Ξ π᾿ m u te 


X. Oleaceen. 255 


"Jahr hindurch fortblühen und der Gegend stets ein frisches , lachendes 
Ansehen verleihen sollten 1). 

Nur als Curiosum sei hier noch die Ableitung von ἴον erwähnt, 
wie wir sie bei Euchholz2) lesen: “ἴον quod exclamationem ἰὼ, ὦ ex- 
eitat, quam emittunt puellae hanc violam spectantes et ἰός, sagitta ab 
ἴω, ἴημι.᾽ 


δ 19. 


X. Oleaceen. 
1, Der Oelbaum (ἡ ἐλαΐη, ἣ φυλίη) 3). 


Wir finden bei Homer zwei Species des Oelbaums, ἐλαίη und 
φυλίη, erwähnt. Die erstere ist ohne Zweifel mit dem zahmen Oel- 
baume (Olea europaea L.) identisch; in Betreff der φυλίη hingegen 
bleibt die Bestimmung problematisch. Nach Billerbeck, und 
Euchholz°) ist darunter derimmergrüne Kreuzdorn (Rhamnus 
alaternus L.) zu verstehen, der noch jetzt unter der Benennung φυλίχη 
auf der Insel Korfu vorkomme, wogegen Miquel das sehr gegründete 
Bedenken erhebt‘), dass es zwei Bäume waren, unter denen Odysseus 
nach seinen Schiffbruche an der Küste des Phaiekenlandes Schutz 
suchte”), während der Rhamnus alaternus ein Strauch ist. Unter 
φυλίη ist vielmehr höchst wahrscheinlich der wilde Oelbaum zu ver- 
stehen, der nach Eustathios noch zu seiner Zeit diesen Namen 
führte, und den die Griechen auch sonst von dem cultivirten oder 
zahmen Oelbaume streng unterscheiden: so Dioskorides, der die 
ἀγριελαία 5 und die ἐλαία in verschiedenen Capiteln bespricht®). Dem 
Scholiasten zu e 477 zufolge verstanden Einige unter der homerischen 
φυλίη eine Species des zahmen Oelbaums mit myrthenähnlichen Blät- 


1) Bibl. hist. V, 3 Bekker: τὰ δὲ ἴα χαὶ τῶν ἄλλων ἀνθέων τὰ παρεχόμενα τὴν εὐὼ- 
δίαν παραδόξως δι’ ὅλου τοῦ ἐνιαυτοῦ παραμένειν (μυϑολογοῦσι) θάλλοντα χαὶ τὴν ὅλην 
πρόσοψιν ἀνθ ηρὰν χαὶ ἐπιτερπῆ παρεχόμενα. 

2, Flora Hom. p. 25. 

3) Miquel, hom. Flora. S. 14 ff. Euchholz, Fiora Hom. p. 21 und 30. 
Günther, der Ackerbau bei Homer. 8.25 fl. Friedreich, Realien. S. 95. 711. 
Kruse, Hellas. Bd. I. S. 357 f. Lenz, Botanik der alten Griechen und Römer. 


S. 500 ft. 4 Flor. class. p. 53. 

5) Flor. Hom. p. 30. 6) Hom. Flora. S. 16. 

7) € 476: δοιοὺς δ᾽ ἄρ᾽ ὑπήλυϑε ϑάμνους, | ἐξ ὁμόϑεν πεφυῶτας" ὁ μὲν φυλίης, ὃ δ᾽ 
ἐλαίης. 


8) Die späteren Benennungen des wilden Oelbaums sind: 7 ἀγριέλαιος, 7 ἀγριε- 
λαία, ἣ χότινος und τὸ ἀγριέλαιον. Letztere Form hat der Schol. zu e 477. 8.u. Dios- 
cor. I, 138: ἀγριελαία, ἣν ἔνιοι χότινον καλοῦσιν. 

9) 1138 des Diosk. trägt die Ueberschrift περὶ ἀγριελαίας, I 139 περὶ ἐλαίας. 


256 { Das Pflanzenreich. 


tern, Andere den wilden Oelbaum (76 ἀγριέλαιον) ἢ. Noch unbestimmter 
äussert sich Hesychios, der uns statt eines Dilemmas, wie der Scho- 
liast, gar das Trilemma vorlegt, dass unter φυλίης (ἢ entweder eine be- 
sondere Species der ἀγριελαία oder eine Feigenart oder endlich ein der 
Steineiche (πρῖνος) ähnlicher Baum zu verstehen sei2). Eine andere 
Glosse desselben Lexikographen lautet indess kurz und kategorisch: 
φυλίη, ἀγριελαία. — Dass nach Pausanias die Troizenier die ganze 
Gattung der unfruchtbaren Oelbäume (χότινος, φυλία und ἔλαιος) mit 
bayos bezeichneten ?), bemerken wir hier nur, um Günther zu berich- 
tigen, der bei Gelegenheit der φυλίη inrthümlich bemerkt, die Troi- 
zenier hätten mit φυλίη die unfruchtbaren Oelbäume bezeichnet, und 
darin einen Grund für (je Identität der φυλίη mit dem wilden Oelbaum 
zu finden scheint‘). Diese Identität constatirt übrigens ausser Miquel 
auch Sprengel’), und — Alles zusammengenommen — hat dieselbe 
allerdings das Meiste für sich. 

Den zahmen Oelbaum soll Herakles aus dem Lande der Hyper- 
boreer nach Hellas verpflanzt haben ®). Derselbe lieferte Früchte mit 
grossem Kerne und wenig Fleisch, der wilde hingegen eine Frucht mit 
viel Fleisch und kleinem Kerne; diese letztere hiess gauXla”). Berühmt 
waren im Alterthume die attischen Oliven, wie auch die von Kyrene; 
heutzutage wachsen die schönsten Oliven bei Salona, in der Nähe des 
alten Delphoi®). Da der Oelbaum in andern Ländern, wie am Pontos, 
in Persien (mit Ausnahme Mediens), Babylon, Baktrien u. s. w., gänz- 
lich mangelte, so wurde er für die Hellenen zu einem wichtigen Han- 
delsartikel. Bekanntlich blüht noch heute in Griechenland die Oel- 


ἢ Schol. zu ε 477 (Schol. ant. in Hom. Od. ed. Ph. Buttmann. p. 218): φυλίας" 
εἶδος ἐλαίας, μυῤῥίνης ὅμοια φύλλα ἐχούσης, οἱ δὲ τὸ ἀγριέλαιον λέγουσιν. 

2) Hes. 8. v. φυλ[εϊίης (so in der Ausg. von M. Schmidt)’ φυλία ἔστιν εἶδος 
ἀγριελαίας" ἄλλοι, συκῆς. οἱ δὲ, εἶδος δένδρου ὅμοιον πρίνῳ. 

3) Deser. Graec. II, 32, 10 Schub.: ῥάχους μὲν δὴ καλοῦσι Τροιζήνιοι πᾶν ὅσον 
ἄκαρπον ἐλαίας, κότινον καὶ φυλέην καὶ ἔλαιον. Ἔλαιος ist hier der männliche Oel- 
baum. 

4) Der Ackerbau bei Homer. $. 27. 

5) Miq uel, hom. Flora. S. 16. 

6) Pind. Ol. III, 13 Bergk: τάν (ἐλαίαν) ποτε | Ἴστρου ἀπὸ σχιαρᾶν ἔνειχεν Ἄμφι- 
τρυωνιάδας, μνᾶμα τῶν Οὐλυμπίᾳ χάλλιστον ἀέϑλων, δᾶμον Ὑπερβορέων πείσαις ᾿Απόλ- 
Awvos ϑεράποντα λόγῳ, | πιστὰ φρονέων, Διὸς αἴτει πανδόχῳ | ἄλσει σκιαρόν τε φύτευμα 
ξυνὸν ἀνθρώποις στέφανόν τ᾽ ἀρετᾶν. Paus. V, 7, 7 Schub.: κομισϑῆναι δὲ ἐκ τῆς Ὑπερ- 
βορέων γῆς τὸν χότινόν φασιν ὑπὸ τοῦ Ηραχλέους ἐς Ἕλληνας. 

1 Theophr. hist. plant. II, 2, 12 Schneider : ὃ γὰρ ἐπὶ τοῦ χοτίνου φασὶ συμβαίνειν, 
ὥστε, ἂν περικόπτῃς τὴν ϑαλίαν ἢ ὅλως μεταφυτεύσῃς, φέρειν φαυλίας, μετακίνησίς τις 
yiverar οὐ μεγάλη. Vgl. Kruse, Hellas. Bd. I. 5. 358. 

8. Dodwell, Class. Tour. 11. p. 149. 


X. Oleaceen. 257 


baumzucht, über welche Beaujour interessante Mittheilungen ge- 


- macht hat!!). 


Das aus den Früchten des zahmen Oelbaums gewonnene Oel heisst 
τὸ ἔλαιον; es diente schon im heroischen Zeitalter hauptsächlich zum 
Salben des Körpers, welches nach vorangegangenem Bade zu geschehen 
pflegte. So wurde Odysseus bei der Kirke vor der Mahlzeit von einer 
Dienerin gebadet und gesalbt?); denselben Dienst leistete Polykaste 
dem Telemachos) u. 5. w. Eine goldene Flasche mit solchem Oele 
gab auch Arete ihrer Tochter Nausikaa nach dem Waschplatze mit, 
damit sie sich nach dem Bade damit salben könnte). Die Epitheta, 
welche der Dichter dem Olivenöl beilegt, sind: flüssig (ὑγρός) 5), wo- 
durch das geschmeidige vegetabilische Oel im Gegensatze zu dem 
dickeren Thierfette charakterisirt wird, und duftend (εὐώδης 6). Das 
Epitheton ῥοδόεις W 186 gehört nicht hieher, da es eben vom Rosenöl, 
nicht vom Olivenöl gebraucht wird. 

Der Oelbaum selbst erhält bei Homer folgende Epitheta: zunächst 
τανύφυλλος 7), welchesDöderlein sointerpretirt: “der Oelbaum streckt 
seine belaubten Aeste und Zweige hinaus, ohne dass damit ihre beson- 
dere Länge bezeichnet werden soll’®). Da indess der Oelbaum in der 
That lanzettförmige, also längliche Blätter besitzt°), so halte ich die 
Erklärung mit länglichen Blättern für die durchaus richtige 10). 
Ferner heisst der Oelbaum heilig (ἱερός) 11), welches Epitheton die 
Scholiasten darauf beziehen, dass der Oelbaum der Athene heilig ge- 
wesen sei; diese Auffassung beruht indess wohl nur auf einer irrigen 
Anticipation, da jener Mythos einer späteren Zeit anzugehören scheint. 
Vielmehr ist iepos wohl der Ausdruck innig religiösen Gefühls: die 
wohlthuende Empfindung, welche den Südländer in seinem heissen 


1) Tableau de commerce. I. p. 173 564. 

2) χα 364: αὐτὰρ ἐπεὶ λοῦσέν τε χαὶ ἔχρισεν Alm’ ἐλαίῳ, | ἀμφὶ δέ με χλαῖναν καλὴν 
βάλεν ἠδὲ χιτῶνα. Λίπα ist adverbiell und mit λιπαρῶς gleichbedeutend; wie λίγα mit 
λιγέως und αἶψα, κάρτα mit αἰψηρῶς, χαρτερῶξ ; es bedeutet fett, glänzend. Nach 
Herodian zu £ 215 und Buttmann ist λίπα ein verkürzter Dativ von τὸ λίπας, einer 
Nebenform von τὸ λίπος. Vgl. Doederlein, hom. Gloss. ὃ 2428. Ameis zu y 466. 

3) y 464: τόφρα δὲ Τηλέμαχον λοῦσεν zart Πολυκάστη. Ξ 

4) ξ 19: δῶχεν δὲ χρυσέῃ ἐν ληχύϑῳ ὑγρὸν ἔλαιον, | εἴως γυτλώσαιτο σὺν ἀμφιπό- 
λοισι γυναιξίν. 

5) W 281: ὑγρὸν ἔλαιον. 

6) β 899: εὐῶδες ἔλαιον. 

7) ν 102: τανύφυλλος ἐλαίη. Eben so v 346. ψ 190 : ϑάμνος---τανύφυλλος ἐλαίης. 

8) Hom. Gloss. ὃ 215. 

9. S. Wilmsen, Handb. der Naturg. Bd. III. S. 204. 

10) So fasst auch Ameis zu v 102 das Epitheton τανύφυλλος. 
1) ν 372: ἱερῆς παρὰ πυϑμέν᾽ ἐλαίης. 
Buchholz, Homerische Realien. Ib. 17 


258 ö Das Pflanzenreich. 


Klima unter dem Schatten des langblättrigen Olivenbaumes durch- 
drang, war so innig, dass er dem Baum als seinem Wohlthäter gleich- 
sam seelische Kräfte beilegte und diese als Lebensäusserung göttlicher 
Thätigkeit auffasste!); ähnlich, wie Uhland den Apfelbaum, der ihm 
süsse Kost und Schatten gespendet, als wundermilden Wirth segnet, 
bei dem er zu Gaste gewesen. In ganz verwandtem Sinne ist dem 
Dichter auch das Getreide2), ja selbst die Getreidetenne?) gesegnet. 
— Endlich nennt der Dichter den Oelbaum grünend, blühend 
(τηλεϑόων) ἢ). 

Eine sehr schöne Schilderung des Oelbaums giebt der Dichter in 
einem Gleichnisse: Euphorbos fällt im Kampfe gleich dem Stamme 
eines Oelbaums, den ein Landmann an einsamer Stätte aufzieht, wo 
hinreichendes Gewässer dem Boden entsprudelt; lieblich sprosst er 
empor; sanft bewegen ihn kühlende Lüfte, und schimmernde Blüthe 
überdeckt ihn; plötzlich aber entwurzelt ihn ein Orkan und streckt ihn 
zu Boden’). 

Was die Nutzbarkeit des Oelbaums betnfit, so lieferte er den - 
homerischen Griechen ausser dem schon erwähnten Olivenöl auch 
Nutzholz zu mancherlei Zwecken. Aus demselben verfertigte man 
Stiele zu Streitäxten: eine derartige Axt erhielt Odysseus von der Ka- 
lypso, um Holz zum Schiffsbau zu fällen δ), und auch Peisandros führte 
eine solche im Kampfe”?). Aus gleichem Material bestand auch die 
Keule des Kyklopen Polyphemos®), und Odysseus hatte sein Bett aus 
Olivenholz verfertigt®). Dass überhaupt auf Ithake der Oelbaum ge- 


ἡ Vgl. Nitzsch zu y 278: Erkl. Anm. zur Od. Bd. III. S. 195. Lehrs, po- 
pul. Aufs. 5. 92. Ameis zu v 372 mit dem Anhange, wo er bemerkt, dass man dess- 
wegen auch öfters über Landungsplätzen dergleichen Bäume gepflanzt haben möge, 
um solchen Oertern im Lebensgewühle der kommenden und gehenden Schiffer einen 
heiligen und friedlichen Charakter zu geben. 

2) A 631: ἀλφίτου ἱεροῦ ἀχτήν. 

3) E 499: ἱερὰς κατ᾽ ἀλωάς. 

4) ἡ 116: ἐλαῖαι τηλεϑόωσαι. 

5) P 53: οἷον δὲ τρέφει ἔρνος ἀνὴρ ἐριϑηλὲς ἐλαίης | χώρῳ ἐν οἰοπόλῳ, ὅϑ' ἅλις ἀνα- 
βέβρυχεν ὕδωρ, | καλόν, τηλεϑάον᾽ τὸ δέ τε πνοιαὶ δονέουσιν | παντοίων ἀνέμων, καί τε 
βρύει ἄνϑεϊ λευκῷ" | ἐλϑὼν δ᾽ ἐξαπίνης ἄνεμος σὺν λαίλαπι πολλῇ | βόϑρου τ᾽ ἐξέστρεψε χαὶ 
ἐξετάνυσσ᾽ ἐπὶ γαίῃ" | τοῖον Πάνϑου υἱόν, ἐδμμελίην Εὔφορβον, | ᾿Ατρείδης Μενέλαος, ἐπεὶ 
χτάνε, τεύχε᾽ ἐσύλα. 

6) € 294: δῶχέν οἱ (Kalypso dem Odysseus) πέλεχυν μέγαν" | αὐτὰρ. ἐν αὐτῷ | στει- 
λειὸν περιχαλλὲς ἐλάϊνον, εὖ ἐναρηρός. 

7) N 611: 6 δ᾽ ὑπ᾽ ἀσπίδος εἵλετο χαλὴν | ἀξίνην εὔχαλχον, ἐλαΐνω ἀμφὶ πελέχχῳ, | 
μαχρῷ, ἐὐξέστῳ. 

8) ı 319: Κύχλωπος γὰρ ἔχειτο μέγα ῥόπαλον παρὰ σηκῷ, | χλωρόν, ἐλαΐνεον. 

9) Ψ 190 £. 


x 


X. Oleaceen. 259 


dieh, lehren ausser der letzteren auch noch andere Stellen. An der 
Spitze des Phorkyshafens, wo das phaiekische Schiff mit dem Odysseus 
ankerte, erhob sich ein solcher Baum!), und in den Gärten des alten 
Laörtes wurde derselbe mit Weinreben, Feigen- und Birnbäumen 
sogar künstlich gezogen?), wie auch in den Gärten des Alkinoos?). 
Endlich finden wir den Oelbaum auch unter den Bäumen im Hades, 
welche die Gelüste des Tantalos reizen ἢ). 

Im ganzen Alterthum natte der Oelbaum eine hohe Bedeutung. 
Dass den Siegern bei den panathenaiischen und olympischen Spielen 
Kränze aus Oelzweigen verliehen wurden, ist bekannt. Ferner ist der 
Oelzweig Symbol des Friedens, daher Schutzflehende und Alle, welche 
um Frieden bitten, Oelzweige in den Händen tragen, wie z. B. die 
Gesandtschaft des Aeneas an den Latinus5). Er ist auch Symbol der 
Fruchtbarkeit, daher z. B. die Epidaurier, als sie sich bei’m Orakel 
über die Unfruchtbarkeit ihres Bodens beklagten, von demselben den 
Befehl erhielten , der Demeter und Persephone Statuen aus dem Holze 
des Oelbaums zu errichten®). Sodann erscheint der Oelbaum wegen 
seiner Heiligkeit auch als Symbol des Rechtlichen und Gesetzlichen, 
woraus sich die Thatsache erklärt, dass die Oelbäume im Alterthum 
zur Bezeichnung der Gränzen dienten; daher die proverbielle Redens- 
art extra oleas vagari von Solchen, welche die gesetzlichen Schranken 
überschreiten. Nach Vergil endlich bedienten sich die Teucrer bei der 
Bestattung des Misenus eines Olivenzweiges zur Besprengung bei der 
Lustration 1). 


1) ν 102: αὐτὰρ ἐπὶ κρατὸς λιμένος τανύφυλλος ἐλαίη. 

2) ὦ 246: οὐ φυτόν, οὐ συκῆ, οὐκ ἄμπελος, οὐ μὲν ἐλαίη, | οὐκ ὄγχνη, οὐ πρασιή τοι 
ἄνευ κομιδῆς κατὰ κῆπον. 

3) ἡ 114: ἔνϑα δὲ δένδρεα μαχρὰ πεφύχει τηλεϑόωντα, | — — συχέαι τε γλυκεραὶ χαὶ 
ἐλαῖαι τηλεϑόωσαι. 

4) λ 588: δένδρεα ὃ ὑψιπέτηλα χατὰ χρῆϑεν χέε καρπόν, | — — — συχέαι τε γλυκε- 
ραὶ χαὶ ἐλαῖαι τηλεϑόωσαι" | τῶν ὁπότ᾽ ἰϑύσει᾽ ὁ γέρων ἐπὶ χερσὶ μάσασϑαι, | τὰς δ᾽ ἄνεμος 
δίπτασχε ποτὶ νέφεα σχιόεντα. 

5) Verg. Aen. VII, 153 Ladew.: (Aeneas) centum oratores augusta ad moenia 
regis | Ire iubet, ramis velatos Palladis omnis. 

6) Herod. V, 82: ᾿Επιδαυρίοισι ἡ γῇ καρπὸν οὐδένα ἀνεδίδου. περὶ ταύτης ὧν τῆς 
συμφορῆς οἱ Ἐπιδαύριοι ἐχρέωντο ἐν Δελφοῖσι: ἡ δὲ Πυϑίη σφέας ἐκέλευε Δαμίης τε καὶ 
Αὐξησίης ἀγάλματα ἱδρύσασϑαι: καί σφι ἱδρυσαμένοισι ἄμεινον συνοίσεσϑαι. ἐπειρώτεον ὧν 
οἱ Ἐπιδαύριοι, χότερα χαλκοῦ ποιέωνται τὰ ἀγάλματα, ἢ λίϑου" ἡ ὃε Πυϑίη οὐδέτερα τού- 
τῶν ἔα, ἀλλὰ ξύλου ἡμέρης ἐλαίης χτέ. Vgl. Pausan. II, 30, 4 Schub., wo auf die hero- 
doteische Stelle Bezug genommen wird (Friedreich, Realien. $. 711, eitirt fälsch- 
lich Pausan. V.). 

7) Aen. Υ͂Ι, 229: Idem ter socios pura circumtulit unda | Spargens rore levi et 
ramo felieis olivae | Lustravitque viros. 


11% 


260 Das Pflanzenreich. 


δ. 20. 
XI. Jasmineen. 
Die Esche (ἡ μελίη ἢ. 


Dieser Baum wird in Gemeinschaft mit φηγὸς und χρανεία erwähnt, 
und zwar in einem Gleichnisse, welches das Kampfgetümmel der Troer 
und Danaer durch das Bild eines vom Orkan durchtobten Waldes ver- 
anschaulicht 2). In einem anderen Gleichnisse wird der Sturz des Im- 
brios mit dem einer Esche verglichen, welche auf dem Gipfel des Ge- 
birgs, mit der Axt gefällt, ihr zartes Blätterwerk zur Erde senkt). 

Man benutzte das Eschenholz vorzugsweise als Material für Lan- 
zenschafte, daher einerseits die Lanzen das Epitheton μείλινος er- 
halten ®), andererseits nach der Figur materia pro re μελίη für die Lanze 
selbst steht. So heisst die Lanze des Achilleus, welche der Kentaure 
Cheiron dem Peleus geschenkt hatte, Πηλιὰς μελίη, weil die Esche, 
welche das Holz dazu geliefert hatte, auf dem Berge Pelion gefällt 
war5). Daher bedeutet ἐὐμμελίης lanzenkundig®). Uebrigens be- 
nutzte man das Eschenholz auch als Material für Thürschwellen; 
eine solche eschene Schwelle finden wir im Palaste des Odysseus”). 

Euchholz°) hält die homerische μελίη für die Fraxinus excel- 
sior, Miquel dagegen für die Fraxinus ornus°). Der letzteren 
Ansicht ist auch Lenz, welcher bemerkt, dass bei Homer unter μελίη 
nur die Manna-Esche (Fr. ornus) zu verstehen sei!). Später hiess 
die Fraxinus orn. μελία, die Frax. exc. βουμελία 11). Welche von jenen 


ἡ Miquel, hom. Flora. S. 29. Euchholz, Flora Hom.p. 21. Lenz, Bo- 
tanik der alten Griechen und Römer. S. 509 ff. Von Friedreich übergangen. 

2) 11765: ὡς δ᾽ Εὖρός τε Νότος τ ἐριδαίνετον ἀλλήλοιϊν | οὔρεος ἐν βήσσῃς βαϑέην 
πελεμιζέμεν ὕλην, | φηγόν τε μελίην τε τανύφλοιόν τε χράνειαν, | alte πρὸς ἀλλήλας ἔβαλον 
τανυήχεας ὄζους | ἠχῇ ϑεσπεσίῃ, πάταγος δέ τε ἀγνυμενάων, | ὡς Τρῶες καὶ Ἀχαιοὶ ἐπ᾽ 
ἀλλήλοισι ϑορόντες | δήουν. 

3) N 178: ὁ (Ἴμβριος) δ᾽ αὖτ ἔπεσεν μελίη ὥς, | Tr’ ὄρεος κορυφῇ ἕκαϑεν περιφαινο- 
μένοιο | χαλχῷ ταμνομένη τέρενα χϑονὶ φύλλα πελάσσῃ. 

4 N 715: μείλινα δοῦρα. ; 

5) Π 148: Πηλιάδα μελίην, τὴν πατρὶ φίλῳ πόρε Χείρων | Πηλίου ἐκ χορυφῆς. Vgl. 
ξ281: 7 μέν μοι μάλα πολλοὶ ἐπήϊσσον μελίησιν | ἱέμενοι κτεῖναι. 

6) P 9: Πάνϑου υἱὸς ἐὐμμελίης. Ῥ 59: ἐὐμμελίην Εὔφορβον. Δ 41: λαὸς ἐϊμμελία» 
Πριάμοιο. Eben so Z 449. y 400 : ἐὐμμελίην Πεισίστρατον. 

7) p 339: ἴζε (Ὀδυσσεὺς) δ᾽ ἐπὶ μελίνου οὐδοῦ ἔντοσϑε ϑυράων. 

8) A.a.O.p. 21. 

9) A.a.0.S. 29. 

10) Lenz, Botanik der alten Gr. und Röm. S. 510. Anm. 47. 

11) Theophr. hist. pl. IH, 11, 4 Schneider: ἔνιοι δὲ καλοῦσι τὴν μὲν μελίαν, τὴν δὲ 


4 r 


βουμελίαν, ὥσπερ οἱ περὶ Maxedovtav. 


XII. Ampelideen. 261 


' Ansichten die richtige sei, dürfte sich schwerlich mit Sicherheit ent- 
scheiden lassen ; für die Identität der homerischen μελίη mit der Fraxi- 
nus ornus spricht indess der Umstand, dass nach Hawkins der letz- 
tere Baum noch jetzt häufig in Griechenland auf felsigen Gebirgen vor- 
kommt, und zwar unter dem Namen μέλεος !). 


$ 21. 
XII. Ampelideen. 
Der Weinstock (6 ἄμπελος) 2). 


Der Weinstock wuchs nicht nur wild, wie im Lande der Ky- 
klopen) und auf der Ziegeninsel®), sondern wurde sowohl auf dem 
Continent und den Inseln Griechenlands, wie auch in Kleinasien cul- 
tivirt und regelmässig gezogen. Dieser zahme, veredelte Weinstock 
heisst ἢ ἡμερίς, worunter Manche seltsamer Weise auf Grund einer 
Aeusserung des Theophrast, der unter 5 Eichenarten eine ἥμερίς 
anführt:), die Eiche haben verstehen wollen. Die Weintraube 
heisst ἢ σταφυλή δ) und ὃ βότρυς, Letzteres mit dem Epitheton μέλας 1). 

Auf wie hoher Stufe die Weincultur bereits stand, lässt sich daraus 
schliessen, dass viele Länder und Gegenden wegen ihres Weines be- 
rühmt waren und daher vom Dichter durch die Epitheta πολυστάφυλος 
und ἀμπελόεις ausgezeichnet werden. Das erstere Beiwort erhalten 
Histiaia auf Euboie®) und Arne in Boiotien ὃ) ; das letztere Phrygien 10), 


ἡ Dureau dela Mallein den Annales du Museum. T. IV. p. 212. 

2) Miquel, hom. Flor. 5. 12f. Euchholz, Flora Hom. p. 23 sqq. Fried- 
reich, Realien. S. 270 ἢ. Günther, der Ackerbau bei Homer. S. 30 ff. Kruse, 
Hellas. Bd. I. 5. 354 ff. Lenz, Botanik der alten Griechen und Römer. ὃ. 578 ft. 

3) ı 106: Κυχλώπων δ᾽ ἐς γαῖαν --ἴχομεϑ᾽, ol ῥα ϑεοῖσι πεποιϑότες ἀϑανάτοισιν | οὔτε 
φυτεύουσιν χερσὶν φυτὸν οὔτ᾽ ἀρόωσιν, | ἀλλὰ τά γ᾽ ἄσπαρτα χαὶ ἀνήροτα πάντα φύονται, | 
πυροὶ χαὶ χριϑαὶ ἠδ᾽ ἄμπελοι. 

4) ı 131: οὐ μὲν γάρ τι χαχή γε, φέροι δέ χεν ὥρια πάντα᾽ | — μάλα x ἄφϑιτοι ἄμ- 
πελοι εἶεν. ᾿ 

5) Hist. pl. III, 8, 2 Schneider: γένη (δρυὸς) μὲν οὖν οἱ μὲν τέτταρα ποιοῦσιν, οἱ δὲ 
πέντε. Διαλλάττουσι δ᾽ ἔνια τοῖς ὀνόμασιν. οἷον τὴν τὰς γλυκείας φέρουσαν οἱ μὲν ἡμερίδα 
χαλοῦντες, οἱ δὲ ἐτυμόδρυν. Vgl. Euchholzp. 24. 

6) ε 69: τεϑήλει δὲ σταφυλῇσιν. 

7) 2 561: ἐν δ᾽ ἐτίϑει σταφυλῇσι μέγα βρίϑουσαν ἀλωήν, | καλὴν, χρυσείην" μέ - 
λανες δ᾽ ἀνὰ βότρυες ἦσαν. 

8) B δὅ81: πολυστάφυλόν ϑ᾽ Ἱστίαιαν. 

9) B 507 : πολυστάφυλον Ἄρνην. Vgl. Kruse, Hellas. Bd. I. 5. 354. 

10) T 184: Φρυγίην---ὠἀμπελόεσσαν. 


262 Das Pflanzenreich. ἢ 2 


Epidauros!) und Pedasos?). Auch die Insel Syrie oberhalb Ortygiens 
wird wegen ihres Ueberflusses an Wein und andern Erzeugnissen ge- 
priesen®); eben so die Insel der Kalypso ἢ), wie auch Ithake, wo ausser 
Feigen und Oelbäumen auch der Wein gedieh°), so dass Laertes dem 
jugendlichen Odysseus 50 Reihen mit Weinranken in seinem Garten 
zum Geschenke machen konnte®). Namentlich aber war der Wein- 
garten des Alkinoos berühmt, wo der Weinstock zugleich reife und 
unreife Früchte und Blüthen trug”), — eine Angabe, welche den Inter- 
preten grosse Schwierigkeiten gemacht hat. Der Italiäner Lando- 
lina hat nachzuweisen versucht, dass hier der Dichter den οἶνος πόλλιος 
der Alten gemeint habe, und dass dieser mit unserem Muskatwein 
identisch sei; auch hatte Seume auf seiner sicilischen Fussreise Ge- 
legenheit, zu beobachten, dass der Weinstock, der den Muskateller 
liefert, zugleich Blüthen und Früchte trage®). Man braucht also die 
obige Angabe Homers nicht als poetische Fiction zu betrachten. 

Sehr beliebt war ferner auch der pramnische Wein®); die Grie- 
chen vor Ylios erhielten Zufuhr an Wein aus Lemnos!®) und aus 


1) B 561: ἀμπελόευτ᾽ Ἐπίδαυρον. Vgl. Kruse, Hellas. Bd. I. S. 354. 

2) 1152 (1 294): Πήδασον ἀμπελόεσσαν. 

3) 0.403: νῆσός τις Συρίη κιχλήσχεται, — εὔβοτος. εὔμηλος, οἰνοπληϑής, πολύπυρος. 

4) ε6θ8: ἣ δ᾽ αὐτοῦ τετάνυστο περὶ σπείους γλαφυροῖο | ἡμερὶς ἡβώωσα, τεϑήλει δὲ 
σταφυλῇσιν. 

5) w 245: οὐδέ τι πάμπαν, | οὐ φυτόν, οὐ συκῆ, οὐκ ἄμπελος, οὐ μὲν ἐλαίη, | οὐκ 
ὄγχνη, οὐ πρασιῆ τοι ἄνευ χομιδῆς χατὰ κῆπον (des Laertes). Nach Schliemann 
(Ithaka, der Peloponnes und Troia. Leipzig, Commissions-Verlag von Giesecke u. 
Devrient. 1869. S. 18) ist der heutige ithakesische Wein ausgezeichnet und dreimal 
stärker als Bordeaux-Wein, wird aber nicht exportirt. 

6) m 340: ὄγχνας μοι δῶχας τρισκαίδεκα —' ὄρχους δέ μοι ὧδ᾽ ὀνόμηνας | δώσειν nev- 
τήχοντα, διατρύγιος δὲ ἕκαστος | ἤην᾽ ἔνϑα δ᾽ ἀνὰ σταφυλαὶ παντοῖαι ἔασιν. 

7) ἡ 122: ἔνϑα δέ οἱ πολύκαρπος ἀλωὴ ἐρρίζωται, | τῆς ἕτερον μὲν ϑειλόπεδον λευρᾳ 
ἐνὶ χώρῳ | τέρσεται ἠελίῳ, ἑτέρας δ᾽ ἄρα τε τρυγόωσιν, | ἄλλας δὲ τραπέουσι᾽ πάροιϑε δέ 
τ ὄμφακες εἰσὶν | ἄνϑος ἀφιεῖσαι, ἕτεραι δ᾽ ὑποπερκάζουσιν. 

8) Seume, Spaziergang nach Syrakus in der Cabinetsbibl. der deutschen Clas- 
siker. I. 5. 108. Vgl. Miquel, hom. Flora. $. 12. Anm. 4. 

9. A.638: ἐν τῷ (dem Becher Nestors) ῥά σφι χύκησε γυνὴ ἐΐκυτα ϑεῇσιν | οἴνῳ 
Πραμνείῳ are. χ 234: ἐν δέ σφιν τυρόν τε καὶ ἄλφιτα χαὶ μέλι χλωρὸν | οἴνῳ Πραμνείῳ 
ἐχύχα (Κίρχη). Den Namen leiteten Einige von einem Berge Pramne in Karien, 
Andere von einem Felsen auf der Insel Ikaria her. Plin. nat. hist. XIV, 4, 6 Sillig: 
Et Pramnio quod idem Homerus celebravit etiam nunc honos durat; nascitur Zmyr- 
nae regione juxta delubrum Matris deum. Vgl. Hüllmann, Handelsgeschichte der 
Griechen. Bonn, 1839. 8.19. Friedreich, Realien. 5. 721. 

10) H 467: νῆες δ᾽ ἐκ Λήμνοιο παρέστασαν οἶνον ἄγουσαι, | πολλαὶ, τὰς προέηκεν Ἴη- 
σονίδης Εὔνηος" | — --- ἔνϑεν ἄρ᾽ οἰνίζοντο καρηχομόωντες ᾿Αχαιοί χτέ. 


XII. Ampelideen. 263 


Thrakien!), welches bei Homer auch als Schauplatz des Mythos 
vom Dionysos und Lykurgos erwähnt wird2). Unter den thrakischen 
Weinen war namentlich der maroneische berühmt, der noch Kraft be- 
hielt, wenn man einen Becher desselben mit 20 Maass Wasser ver- 
mischte 5). 

Dass Homer ein grosser Lobredner des Weines sei, erkannte be- 
reits Horaz an mit den Worten: Laudibus arguitur vini vinosus Ho- 
merus®), und wird schon durch die homerischen Epitheta des Weines 
bestätigt. Diese sind: erfreuend, erheiternd (süypwv) 5), honig- 
süss (μελιηδής) 6), lieblich zu trinken und Göttertrank (ἡδύ-- 
ποτος und ϑεῖον zorov)”), dem Manne ziemend oder ihn kräf- 
tigend (εὐήνωρ) 8); ferner αἴϑοψ (röthlich oder, wie Andere erklären, 
feurig) ®), dunkelroth (ἐρυϑρός) 10), reichtraubig (ἐριστάφυλος) 1), 
durch Süssigkeit das Herz erfreuend (μελίφρων) 12), süss, 
lieblich (ἡδύς) 15), herzerquickend (μενοεικής) 1%) und dunkel 
(μέλας) 1%). Auch wird der Wein wohl als Frucht der Erde (καρπὸς 
ἀρούρης) bezeichnet !%). Von der Farbe des Weines ist ferner das Epi- 
theton οἶνοψ entlehnt, welches vom Dichter häufig dem Meere beigelegt 
wird 17 und durchaus auf richtiger Naturbeobachtung beruht; denn 


1) T ΤΊ : πλεῖαί τοι οἴνου κλισίαι, τὸν νῆες ᾿Αχαιῶν | ἠμάτιαι Θρήκηϑεν ἐπ᾽ εὐρέα πόν- 
τον ἄγουσιν. 

2. Ζ 180 f. 

3) ı 196: ἀτὰρ αἴγεον ἀσκὸν ἔχον μέλανος οἴνοιο, | ἡδέος, ὅν μοι ἔδωκε Μάρων, Εὐάν- 
ϑεος υἱός, | ἱρεὺς Ἀπόλλωνος, ὃς Ἴσμαρον ἀμφιβεβήκει. τ 208 : τὸν δ᾽ ὅτε πίνοιεν μελιηδέα 
οἶνον ἐρυϑρόν, | ἕν δέπας ἐμπλήσας ὕδατος ἀνὰ εἴχοσι μέτρα | χεῦ,, ὀδμὴ d ἡδεῖα ἀπὸ 
χρητῆρος ὀδώδει, | ϑεσπεσίη. Plin. nat. hist. XIV, 4, 6 Sillig: Vino antiquissima ela- 
ritas Maroneo in Thraciae maritima parte genito, ut auctor est Homerus. — — Ma- 
roneum viciens tanto addito aquae misceendum Homerus prodidit. Durat etiam vis in 
eadem terra generi rigorque indomitus,, quippe cum Mucianus ter consul ex his qui 
nuperrime prodidere sextarios singulos octogenis aquae misceri conpererit praesens 
in eo tractu, esse autem colore nigrum odoratum, vetustate pinguescere. 

4) Epist. I, 19, 6. 

5) Γ΄ 246: οἶνον ἐὔφρονα. 

6) Δ 846: οἴνου---μελιηδέος. ı 208: μελιηδέα οἶνον ἐρυϑρόν. 

7) β 340: ἐν δὲ πίϑοι οἴνοιο παλαιοῦ ἡδυπότοιο | ἕστασαν, ἄχρητον ϑεῖον ποτὸν ἐντὸς 
ἔχοντες. 8) ὃ 622 : εὐήνορα οἶνον. 

9) Z 266: αἴϑοπα οἶνον und sonst. 

10) ı 208 (μ. 19) : οἶνον ἐρυϑρόν. 

11) ı 111 (ι 358) : οἶνον ἐριστάφυλον. 

12) Z 264 (Θ 506) : οἶνον ---- μελίφρονα. 

13) y 51 : δέπας ἡδέος οἴνου. 

14) ε 165: οἶνον ἐρυϑρὸν | ἐνθήσω μενοειχέ᾽. 

15) € 265: ἀσχὸν -- μέλανος οἴνοιο. 

16) T 246: οἶνον ἐΐφρονα, καρπὸν ἀρούρης. 

1 β 421: ἐπὶ οἴνοπα πόντον und öfter. 


264 Das Pflanzenreich. i 


wenn das Meer vom Morgen- und Abendroth beleuchtet wird, ohne in 
starker Bewegung zu sein, so erscheinen dem der Sonne zugewandten 
Beobachter die Spitzen der sich schaukelnden Wellen goldumsäumt, 
während ihre tieferen Theile*wie der feurigste Rothwein funkeln 1). 

Ein besonders trefflicher Wein wird vom Dichter als ein Ausbruch 
von Ambrosia und Nektar bezeichnet?). Die kräftigende Wirkung des 
edlen Rebensaftes auf den menschlichen Körper wird vom Dichter an- 
erkannt, indem er der Hekabe, welche dem vom Kampfe ermatteten 
Hektor einen Trunk Weines anbietet, die Worte in den Mund legt, 
dass der Wein für den ermüdeten Mann eine kräftige Stärkung sei?); 
Brod und Wein, heisst es an einer andern Stelle, sind Muth und 
Kraft®). Dass man auch kleinen Kindern Wein zu trinken gab, geht 
daraus hervor, dass der alte Phoinix unter den Jugendreminiscenzen 
des Achilleus auch die anführt, dass derselbe als Knäblein in seiner 
Unbehülflichkeit oft den Wein über den Becher hinausgesprudelt und 
so sein Gewand bespritzt habe’). Den Genuss des Weins in so frühem 
Alter missbilligt indess Platon entschieden; er verlangt vielmehr, 
dass Knaben sich bis zum 18. Jahre des Weins durchaus enthalten, 
dass junge Männer bis zum 30sten Jahre ihn nur mässig geniessen und 
Trunkenheit und Schwelgerei in Wein durchaus vermeiden sollen ®). 
Uebrigens scheint man sogar ermatteten Pferden Wein unter den 
Weizen gemischt zu haben, obwohl man die hierauf bezügliche Stelle 
für interpolirt erklärt hat’). 

Wenn nun der Dichter nach allem Obigen einerseits als begeisterter 
Panegyriker des Weines erscheint, so ist doch andererseits das ihm bei- 
gelegte horazische Epitheton vinosus dahin zu modificiren, dass Homer 


τ Vgl. die obige Abhandlung über die homer. Naturansch. ὃ 9 und homer. Kos- 
mog. ὃ 16. 

2) ı 359: ἀλλὰ τόδ᾽ ἀμβροσίης καὶ νέχταρός ἐστιν ἀπορρώξ (Worte des Polyphemos 
dem Odysseus gegenüber). 

3) 2 201: ἀνδρὶ δὲ χεχμιηῶτι μένος μέγα οἶνος ἀέξει, | ὡς τύνη χέχμηχας ἀμύνων σοῖ- 
σιν ἔτῃσιν. 

4 Τ 161: τὸ (σῖτος καὶ οἶνος) γὰρ μένος ἐστὶ καὶ ἀλχή. 

5) 1490: πολλάχι μοι χατέδευσας ἐπὶ στήϑεσσι χιτῶνα | οἴνου ἀποβλύζων ἐν νηπιέῃ 


ἀλεγεινῇ. 
6) De leg. II. p. 666. A: dp’ οὖν νομοϑετήσομεν πρῶτον μὲν τοὺς παῖδας μέχρι 
ἐτῶν ὀχτωχαίδεχα τὸ παράπαν οἴνου μὴ γεύεσθαι" — — μετὰ δὲ τοῦτο οἴνου μὲν ἤδη γεύ- 


εσϑαι τοῦ μετρίου μέχρι τριάχοντα ἐτῶν, μέϑης δὲ χαὶ πολυοινίας τὸ παράπαν τὸν νέον ἀπέ- 
χεσϑαι. Vgl. Feith. Antiq. hom. Argentorati, impensis Η. 1,. Steinii. 1743. p. 277g. 

7) Θ 186 (Hektor redet seine Rosse an) : νῦν μοι τὴν χομιδὴν ἀποτίνετον, ἣν μάλα 
πολλὴν | Ἀνδρομάχη — ὑμῖν πὰρ προτέροισι μελίφρονα πυρὸν ἔϑηκεν, | [οἶνόν τ᾽ ἐγχερά- 
sası πιεῖν, ὅτε ϑυμὸς ἀνώγοι,] ἢ ἐμοί, ὅς πέρ οἱ ϑαλερὸς πόσις εὔχομαι εἶναι. Vgl. Hom. 
Zool. 5. 174. 


XI. Ampelideen. 265 


übermässigen Weingenuss für durchaus schädlich erklärte und in dieser 
Beziehung den beim Weine entbrannten Streit der Lapithen und Ken- 
tauren als abschreckendes Beispiel hinstellt ἢ. 

Uns ehrlichen Norddeutschen dürfte es übrigens schwer werden, 
in das homerische Lob des hellenischen Weines einzustimmen, wenn 
wir ihn in ächter Qualität unserer Zunge zu kosten gäben; wenigstens 
sind die neueren hellenischen Touristen weit entfernt, jenes Lob zu be- 
stätigen. Es muss ein hellenischer Magen dazu gehört haben, bemerkt 
Καὶ 563), und ein hellenischer Gaumen, um den schon in alten Zeiten 
mit Harz angemachten Wein vertragen und wohlschmeckend finden 
zu können. Wir lesen bei Plutarch, dass die Fichte geeignete Be- 
standtheile zur Conservirung des Weines enthalte; denn überall ver- 
piche man die Gefässe, in denen man den Wein aufbewahre, und an 
vielen Orten, wie in Euboie und den Pogegenden Italiens, vermische 
man sogar den Wein mit Harz; der mit Pech versetzte Wein, welchen 
die Römer so hoch schätzen, werde aus der gallischen Stadt Bienna 
importirt; durch derartige Ingredienzien erhalte der Wein nicht nur 
einen angenehmen Duft, sondern werde auch rasch dadurch veredelt, 
indem der junge Wein sein Rohes und Wässeriges dadurch verliere?). 
Aehnliches lesen wir bei Plinius?). 

Noch heutzutage wird der Wein von den Neugriechen in ähnlicher 
Weise mit organischen Substanzen versetzt. Nach Dodwell versetzt 
man in Boiotien jede Tonne Weins (— 24 engl. Gallonen) mit fast drei 
Pfund Terpentin; im Pontos vermischt man ihn mit einer gleichen 
Qualität Theer, während man es in andern Theilen Griechenlands bei 
der Hälfte bewenden lässt. Kein Wunder daher, dass Dodwell dem 


1) φ 293: οἶνός σε τρώει μελιηδής, ὅστε χαὶ ἄλλους | βλάπτει, ὃς ἄν μιν γανδὸν ἕλη, 
μηδ᾽ αἴσιμα πίνῃ. | οἶνος χαὶ Κένταυρον, ἀγαχλυτὸν Εὐρυτίωνα, | das’ ἐνὶ μεγάρῳ μεγα- 
ϑύμου Πειριϑόοιο, | ἐς Λαπίϑας ἐλϑόνϑ᾽. ---- — ἐξ οὗ Κενταύροισι καὶ ἀνδράσι νεῖκος ἐτύχϑη, 

| ot δ᾽ αὐτῷ πρώτῳ χαχὸν εὕρετο οἰνοβαρείων. 

2) Kruse, Hellas. Bd. I. 5. 355 mit Anm. 501. 

3) Plut. Symp. quaest. 3: οὐ μὴν ἀλλὰ χαὶ τῆς πίτυος αὐτῆς elnos ἀπολαύειν τὴν ἄμ.- 
πελον, ἐχούσης ἐπιτηδειότητα πολλὴν πρὸς σωτηρίαν οἴνου χαὶ διαμονήν. τῇ τε γὰρ πίττῃ 
πάντες ἐξαλείφουσι τὰ ἀγγεῖα, καὶ τῆς ῥητίνης ὑπομιγνύουσι πολλοὶ τῷ οἴνῳ, καϑάπερ Εὐ- 
βοεῖς τῶν λληνιχῶν χαὶ τῶν Ἰταλιχῶν οἱ περὶ τὸν Πάδον οἰκοῦντες" ἐκ δὲ τῆς περὶ Βίενναν 
Γαλατίας ὁ πισσίτης οἶνος χαταχομίζεται, διαφερόντως τιμώμενος ὑπὸ “Ῥωμαίων οὐ γὰρ 
μόνον εὐωδίαν τινὰ τὰ τοιαῦτα προσδίδωσιν, ἀλλὰ zul τὸν οἶνον εὐφυῆ παρίστησι ταχέως 
ἐξαίρων τῇ ϑερμότητι τοῦ οἴνου τὸ νεαρὸν χαὶ ὑδατῶδες. 

ἢ Nat. hist. XVI, 11, 22 Sillig: Haec (resina) in vinum additur farinae modo 
tunsa, nigrior colore. XIV, 20, 25: Ratio autem condiendi musta in primo fervore, 
qui novem diebus cum plurumum peragitur, adspersu picis, ut odor vino contingat 
et saporis quaedam, acumina; vehementius id fieri arbitrantur crudo flore resinae ex- 
eitarique lenitatem etc. 


266 Das Pflanzenreich. . 


Arak (Raki), der aus den Stengeln der Weintraube gepresst wird, vor 
dem Weine den Vorzug gab; er gesteht unumwunden, dass das saure 
Bier in England ein ungleich vorzüglicheres Getränk sei, als der mit 
Theer versetzte griechische Wein !). Nicht minder beklagte sich Luit- 
prand, der Bischof von Cremona, der in Constantinopel den Gesandt- 
schaftsposten bekleidete (948—968), über den schlechten Wein, den er 
' dort vorfand 3). 

Aus dem Umstande, dass die Fichte dem Weine gleichsam seine 
Würze gab, erklärt sich zugleich, warum sie dem Dionysos geweiht 
war?), wie auch die Thatsache, dass die Mainaden auf dem Thyrsos- 
stabe den Pinienapfel haben ἢ). 

Wir kehren nach dieser Abschweifung zum Homer zurück. Dass 
schon die homerischen Griechen den Wein nicht concentrirt, sondern 
mit einer gewissen Quantität Wassers gemischt tranken, ist bekannt 
und wird oft erwähnt). Der pramnische Wein war, wie schon be- 
merkt, so stark, dass ein Becher desselben sogar einen Zusatz von 
20 Mass Wasser vertragen konnte, ohne dadurch unschmackhaft zu 
werden. Alter Wein galt natürlich caeteris paribus für vorzüglicher 9) ; 
einen elfjährigen Wein setzte Nestor seinen Gästen, dem Tele- 
machos und der als Mentes verkappten Athene, in seinem Palaste zur 
gastlichen Bewillkommnung vor’). Ein besonderer Ehrenwein, γερού-- 
σιος οἶνος, pflegte den Aeltesten und Angesehensten des Volkes ver- 
abreicht zu werden: so den phaiekischen Geronten im Palaste des Al- 
kinoos®) und den tapfersten Achaiern ὃ). Die natürlichste Ableitung 
ist die von γέρων, so dass also γερούσ. οἶνος etwa unserem ‘Herrenwein’ 
entspräche; eine andere, minder wahrscheinliche die von γέρας, “dem 
Herrenberge, dem τέμενος des Königs’, wie Nitzsch sich ausdrückt 10). 
— Uebrigens diente der Wein nicht bloss als Getränk, sondern auch 


) Dodwell, Class. Tour. I. p. 212 und 144. 

2), Luitprand, Legat. Antw. 1645. 

3) Plut. Sympos. quaest. 3: τῷ δὲ Διονύσῳ τὴν πίτυν ἀνιέρωσαν, ὡς ἐφηδύνουσαν 
τὸν οἶνον. 

4 Vgl. Kruse, Hellas. Bd. I. 5. 356. 

5) So z. B. α 109: χκήρυχες δ᾽ αὐτοῖσι καὶ ὀτρηροὶ ϑεράποντες | οἱ μὲν ἄρ᾽ οἶνον ἔμι- 
σγον Evi χρητῆρσι χαὶ ὕδωρ χτέ. 

6) β 840: ἐν δὲ πίϑοι οἴνοιο παλαιοῦ ἡδυπότοιο [ἕστασαν κτέ. 

7) 7390: τοῖς δ᾽ ὁ γέρων ἐλθοῦσιν ἀνὰ χρητῆρα κέρασσεν | οἴνου ἡδυπότοιο; τὸν ἑνδε- 
κάτῳ ἐνιαυτῷ | ὥϊξεν ταμίη χαὶ ἀπὸ χρήδεμνον ἔλυσεν. 

8) ν71: ὑμέων δ᾽ ἀνδρὶ ἑχάστῳ ἐφίεμενος τάδε εἴρω (Alkinoos spricht), | ὅσσοι ἐνὶ μεγά- 
ροισι γερούσιον αἴϑοπα οἶνον | αἰεὶ πίνετ᾽ ἐμοῖσιν, ἀκουάζεσϑε δ᾽ ἀοιδοῦ. 

9) Δ 259: ἐν δαίϑ᾽, ὅτε πέρ τε γερούσιον αἴϑοπα οἶνον | Ἀργείων οἱ ἄριστοι ἐνὶ χρητῆρι 
χέρωνται. 

10) Erklär. Anm. zur Odyssee. Bd. I. 5. 42: zu a 226. 


. 
Νὰ ἡ λ" 


΄ 


ΧΙΙ. Ampelideen. 267 


᾿ς zu manchen andern Zwecken. Man löschte bei der Todtenbestattung 
die Gluth des Scheiterhaufens mit Wein; so bei der Bestattung des 
Patroklos!) und bei der des Hektor?). Ferner übergoss man die Ge- 
beine der Todten mit ungemischtem Weine und Balsam 8), was nach 
Eustathios in der Absicht geschah, sie dadurch länger zu conserviren. 
Dass man endlich auch den Göttern Wein libirte, ist bekannt ἢ). 
Schliesslich sei noch die schöne Schilderung einer Weinlese er- 
wähnt, welche der Dichter in der ὁπλοποιΐα giebt. Dort bildet Hephai- 
stos auf dem Achilleusschilde ‚einen üppigen Weingarten aus Gold; 
schwärzlich erglänzen die Trauben, und, aus Silber gebildet, stehen 
die Weinpfähle gereiht. Ringsum ist ein Graben aus Stahl und ein 
Gehege aus Zinn gezogen, und nur ein einziger Pfad führt zu dem 
Weingarten, der für die Träger zur Zeit der Weinlese bestimmt ist. 
Jünglinge und Jungfrauen tragen in jugendlicher Lust die süsse Frucht 
in schöngeflochtenen Körben; inmitten der Schaar schreitet ein Knabe, 
der der melodischen Leier liebliche Klänge entlockt und mit hell- 
tönender Stimme ein Lied dazu anstimmt, während die Uebrigen, den 
Boden stampfend, mit Gesang und Jauchzen ihn umhüpfen 5). 


8. 22. 
XIII. Papilionaceen. 
1. Der Klee (ὁ λωτός) 6). 


Dieser Lotos, welcher durchaus von der gleichnamigen Loto- 

_  phagenspeise zu unterscheiden ist, wird vorzugsweise als Pferdefutter 
erwähnt. So heisst es von den Rossen des zürnenden und in seiner 
Unthätigkeit verharrenden Achilleus, dass sie in aller Musse Lotos und 
Eppich gerupft hätten”). Daher zog man ihn als nutzbares Gewächs 


1) W 250: πρῶτον μὲν χατὰ πυρχαϊὴν σβέσαν αἴϑοπι οἴνῳ, | ὅσσον ἐπὶ φλὸξ ἦλϑε, Ba- 
ϑεῖα δὲ χάππεσε τέφρη. Vgl. W 237 fi. 

2. Ω 191: πρῶτον μὲν χατὰ πυρχαϊὴν σβέσαν αἴϑοπι οἴνῳ | πᾶσαν, ὁπόσσον ἐπέσχε 
πυρὸς μένος. Vgl. Feyth, antig. hom. p. 111 sg. 

3) m 72: ἠῶϑεν δή τοι λέγομεν λεύχ᾽ ὀστέ, Ἀχιλλεῦ, | οἴνῳ ἐν ἀκρήτῳ χαὶ ἀλείφατε 
(Worte Agamemnons in der zweiten Νεχυία). Feyth (Ant. hom. p. 118 54.) hat dies 
übersehen. 

ἢ K 578: ᾿Αϑήνη---λεῖβον μελιηδέα οἶνον. H 480: οὐδέ τις ἔτλη | πρὶν πιέειν, πρὶν 
λεῖψαι ὑπερμενέϊ Κρονίωνι, und so oft. 

5) 2 561-572. 

6) Miquel, hom. Flora. S. 19 ff. Euchholz, Flora homerica. p. 28 sq- 
Friedreich, Realien. 5. 95f. Kruse, Hellas. Bd. I. 5. 346. Lenz, Botanik 
der alten Griechen und Römer. 5. 720. 

7) B 175: ἵπποι δὲ rap’ ἅρμασιν οἷσιν ἕχαστος, | λωτὸν ἐρεπτόμενοι ἐλεόϑρεπτόν τε 
σέλινον, [ ἕστασαν. 


208 Das Pflanzenreich. e 


auf den Feldern, wie denn in einem Gleichnisse, in welchem der Dich- 
ter das winterliche, die Natur mit weisser Decke umhüllende Schnee- 
gestöber schildert, kleebewachsene Gefilde neben den fruchtbaren 
Aeckern der Menschen erwähnt werden ἢ. Als besonders geeignet für 
die Lotoscultur wird vom Telemachos Sparte geschildert, wo ausser 
Cypergras, Weizen, ζειά und Gerste auch Lotos gedeihe, im Gegensatz 
zu Ithake, wo sich nur Weide für Ziegen finde, daher auch Ithake für 
Pferdezucht untauglich, Sparte dagegen höchst geeignet 5612). Auch 
am Ufer des Skamandros gedeiht Lotos neben ϑρύον und Cypergras, 
welche Grasarten zugleich mit den dort wachsenden Ulmen, Weiden 
und Tamarisken eine Beute des Hephaistos werden, als er zum Kampfe 
mit dem Stromgotte heranstürmt). Selbst auf dem Idegebirge wächst 
Lotos in Gemeinschaft mit Krokos und Hyakinthos, aus welcher Zu- 
sammenstellung wahrscheinlich wird, dass diese Kleeart Lotos eine 
schöne Blume gehabt habe; an derselben Stelle legt der Dichter dem 
Lotos das Epitheton thauig, bethaut (ἑρσήεις) beit). 

Ohne Zweifel ist der in Rede stehende Lotos für eine Kleeart 
zu halten. Auch Dioskorides beschreibt, abgesehen von dem ai- 
gyptischen Lotos, zwei Lotosarten: den zahmen L otos (λωτὸς ἥμε-- 
ρος), der in Gärten wachse und auch τρίφυλλον heisse, und den wilden 
Lotos (λωτὸς ἄγριος), der λίβυον genannt werde und vorzugsweise in 
Libyen wachse 5). Den Letzteren willSprengel entweder mit Tri- 
gonella elatior L.) oder mit Lotus corniculatus L.?) identificirt wissen. 
Noch jetzt wachsen diese Pflanzen in Griechenland und Kleinasien wild. 

Euchholz hält λωτός und τρίφυλλον für congruente Bezeich- 
nungen; nur sei jenes der ältere Ausdruck der Dichtersprache, τρίφυλ-- 


1) M 278: τῶν δ᾽ ὥστε νιφάδες χιόνος πίπτωσι ϑαμειαὶ | ἤματι χειμερίῳ, ὅτε τ' Br 
ἀνέμους γέει 


2? 


τοῖσι πιφαυσχόμενος τὰ ἃ κῆλα" | κοιμιῆσας ὃ 


Q. 
> 
u: : 
A 
Ὁ 


, 
untiera Ζεὺς | νειφέμεν 
ἔμπεδον, ὄφ oa. παλύψῃ | ὑψηλῶν ὀρέων χορυφὰς καὶ πρώονας ἄχρους | χαὶ πεδία λωτοῦντα 
χαὶ ἀνδρῶν πίονα ἔργα χτέ. 

2, ὃ 602: σὺ γὰρ (Telem. spricht zum Menelaos) πεδίοιο ἀνάσσεις | εὐρέος, ὦ ἔνι 
μὲν λωτὸς πολύς, ἐν δὲ κύπειρον | πυροί τε ζειαί τε ἰδ εὐρυφυὲς χρῖ λευκόν" | ἐν δ᾽ Ἰϑάχῃ 

ἊΡ 5 ” IN [4 9 ΄ » = μ΄ Ξ ΄ Ξ $] 1Q x -. ἃ Pe A m ξις ΕΞ 

οὔτ᾽ ἄρ δρόμοι εὐρέες, οὔτε τι λειμών" | αἰγίβοτος, καὶ μᾶλλον ἐπήρατος ἱπποβότοιο. 

3) ® 350: χαΐοντο πτελέαι τε zul ἰτέαι ἠδὲ μυρῖχαι, | καίετο δὲ λωτός τε ἰδὲ ϑρύον ἠδὲ 
χύπειρον, | τὰ περὶ καλὰ ῥέεϑρα ἅλις ποταμοῖο πεφύκει. 

4) 5 841: τοῖσι (dem Zeus ang seiner Gattin) δ᾽ ὑπὸ χϑὼν Dia φύεν νεοϑηλέα ποίην, 
λωτόν 9° ἐρσήεντα ἰὸξ χρόχον ἠδ᾽ ὑάχινϑον | πυχνὸν καὶ μαλαχόν, ὅς ἀπὸ χϑόνος ὀψόσ᾽ 


ἔεργεν. 

5) Dioscor. περὶ τῆς ἰατριχῆς IV, 111: a ς ἥμερος, οἱ δὲ τρίφυλλον᾽ φύεται ἐν πα- 
ραδείσοις «te. IV, 112: λωτὸς ἄγριος, οἱ δὲ λίβυον καλοῦσι, φύεται μὲν πλεῖστος ἐν Λι- 
βύῃ κτέ. 


6) Comment. in Dioscor. p. 622. Smith, flor. Graec. II. p. 108. 
7) Sprengel, Gesch. der Botan. Th. I. 5. 39. 


BEN ΥΥ ον 


XIII. Papilionaceen. 269 


“λον aber späteres Wort der Prosa; er versteht unter dem homerischen 
Lotosklee Trifolium messanense (Lotus argolica Link) und T. alpestre !). 
Koliades erklärt ihn für die Pflanze sain-foin (ἃ. 1. spanischer Klee), 
qui sert de päture aux animaux?2). Nach Kruse kommt der Klee 
überall in Griechenland, besonders in feuchten Gegenden, vor und 
heisst jetzt τριφύλλι). Lenz endlich ist der Ansicht, dass unter dem 
homerischen λωτός, der von Pferden gefressen werde, vorzugsweise der 
Erdbeerklee (Trifolium fragiferum L.) zu verstehen sei, welcher an 
feuchten Stellen in Kleinasien und Griechenland wachse ἢ). 


2. Die Erbse, Kichererbse (ὃ ἐρέβινϑος) 3). 

Der Erbse wie der Bohne geschieht nur einmal Erwähnung, und 
zwar in einem Gleichnisse der Ilias, wo der vom Panzer des Menelaos 
abprallende Pfeil des Helenos mit Bohnen und Erbsen verglichen wird, 
welche auf der Tenne unter dem Hauche des Windes und dem Schwunge 
des Worflers leicht von der Wurfschaufel springen®). Hieraus ergiebt 
sich einerseits, dass man die Erbsen (wahrscheinlich auf dem Felde, 
wie Günther a. a. OÖ. meint) schon förmlich baute, andererseits, dass 
man sie auf der Tenne mittelst der Wurfschaufel reinigte und säuberte, 
wie dies auch mit dem Getreide geschah. Der Ansicht von Sprengel’) 
und Euchholz°), dass der homerische ἐρέβινθϑος mit der Kichererbse 
identisch sei, scheint nichts im Wege zu stehen. Wie in der hero- 
ischen Zeit®), so dient auch noch heute diese Frucht den Griechen zur 


1 Flor. Hom. p. 28. 

2, Constant. Koliades (prof. dans l’universite ionienne), Ulysse-Homere, ou 
du veritable auteur de l!’Iliade et de l’Odyssee. A Paris, chez de Bure freres. 1829. 
p. 86. 

3) Hellas. Bd. I. S. 346. 

) Lenz, Botanik der alten Griechen und Römer. S. 720; wo zugleich Fraas, 
Synopsis, p. 62 eitirt wird. 

5) Miquel, hom. Flora. S. 41f. Euchholz, Flora. Hom. p. 28. Fried- 
reich, Realien. 5. 91. Günther, der Ackerbau bei Homer. 5. 18. Lenz, Bo- 
tanik der alten Griechen und Römer. 5. 723 f. Letzterer übersetzt ἐρέβινθοι durch 
Kichern. 

6) N 558: ὡς ὃ ὅτ᾽ ἀπὸ πλατέος πτυόφιν μεγάλην κατ᾽ ἀλωὴν | ϑρώσκωσιν κύαμοι 
μελανόχροες ἢ ἐρέβινϑοι | πνοιῇ ὕπο λιγυρῇ καὶ λιχμητῆρος ἐρωῇ, | ὃς ἀπὸ ϑώρηχος Meve- 
λάου κυδαλίμοιο | πολλὸν ἀποπλαγχϑεὶς ἑκὰς ἔπτατο πιχρὸς ὀϊστός. Vgl. zu dieser Stelle: 
Friedländer, Beiträge zur Kenntniss der homerischen Gleichnisse. Progr. des 
Friedrichs-Gymnasiums in Berlin. 85. 23. Ausserdem 5. C. Fr. Hermann, Lehrb. 
der griech. Privatalt. 2. Aufl. bearb. von K. B. Stark. Heidelberg, J. C. B. Mohr. 
1870. S. 95. S. 100. Anm. 15. 

7) Gesch. der Botan. I. S. 38. 

8) Flor. Hom. p. 28. 

9) Erst später, als die mystische Philosophie auf den Blüthen des ἐρέβινϑος 


270 Das Pflanzenreich. 


Nahrung; auf Kandia heisst sie jetzt ῥεβίϑι ἢ. Nach Lenz werden > 
die Kichern in Griechenland allgemein cultivirt und heissen ῥεβίνϑια, 
gedörrt und geröstet aber srpayaktarz?). 


ως 


3. Die Bohne (ὁ χύαμος) 3). 


Die Bohne — die älteste Schotenfrucht, welche man anbaute — 
wird in dem oben angezogenen Gleichnisse der Ilias zugleich mit der 
Erbse genannt, und was oben von dem Anbau und der Reinigung der 
Letzteren gesagt ist, gilt auch von ihr. Homer legt ihr das Epitheton 
dunkelfarbig (μελανόχρως) beit); in der Batrochomyomachie, wo 
sie ebenfalls erwähnt wird, heisst sie blassgrün, grüngelb (yAos- 
00<)5). Nach Sprengel‘) und Euchholz’?) ist der homerische xua- 
wos mit der Vicia faba L. identisch; eben so nach Lenz, der χύαμος 
durch Bufbohne übersetzt. Letzterer bemerkt zugleich, dass diese 
Bohnenart in Griechenland nicht wild wachse, aber allgemein und 
zwar als Winterfrucht gebaut und χουχχιά genannt werde‘). 

In Attike wurde ein Heros Kyamites verehrt, der in der Nähe des 
Kephissos einen Tempel hatte, und von dem es Pausanias zweifelhaft 
lässt, ob er zuerst Bohnen gepflanzt, oder ob man für die Bohnenpflan- 
zung einen Heros dieses Namens erfunden habe, weil man der Demeter 
die Erfindung der Bohnen nicht beilegen dürfe®). Ihm schrieb man 
die Wahl zu den Magistratsämtern durch Bohnen zu 30). 


ominöse und abschreckende Buchstabenzüge entdeckte, verschmähte man diese 
Nahrung. 

ἡ Smith, prodr. flor. graec. II. p. 75. 

2) Lenz, Botanik der alten Gr. und Röm. S. 723. 

3) S. die oben für den ἐρέβινϑος citirten Stellen. 

4 N 589 (5. vor. Seite, Anm. 6.). S. C. Fr. Hermann, Lehrb. der griech. 
Privatalt. 2. Aufl. bearb. von Stark. Heidelberg, J. C. B. Mohr. 1870. S. 95. 
S. 100. Anm. 15. 

5) Batrachom. v. 125: χυάμους yAospob;. 

6) Gesch. der Botan. I. 38. 

Ἢ Flor. Hom. p. 28. Vgl. Miquel, hom. Flora. S.42. Günther, der Acker- 
bau bei Homer. S. 18. 

8) Lenz, Botanik_.der alten Griechen und Römer. ὃ. 726. 

9, Pausan. I, 37, 4 Schub. : φκοδόμηται δὲ χατὰ τὴν ὁδὸν ναὸς οὐ μέγας, καλούμενος 
Κυαμίτου: σαφὲς δὲ οὐδὲν ἔχω λέγειν, εἴτε πρῶτος κυάμους ἔσπειρεν οὗτος, εἴτε τινὰ ἐπε- 
φήμισαν ἥρωα, ὅτι τῶν χυάμων ἀνενεγκεῖν οὐχ ἔστι σφίσιν ἐς Δήμητρα τὴν εὕρεσιν. 


10) Vgl. Creuzer, Symbol. III. S. 336. 


RT S- ΝᾺ > Yryn 


XIV. Rosaceen. 311 


$ 23. 
XIV. Rosaceen. - 


1. Die Rose (τὸ ῥόδον) 1). 


Diese Blume findet nicht bei Homer selbst, sondern erst in dem 
Hymnos an Demeter Erwähnung, wo sie neben Krokos und Veilchen 
unter den Blumen hervorgehoben wird, die Persephone vor ihrem 
Raube durch Hades gepflückt habe?). Indess fehlt es bei Homer nicht 
an Beziehungen auf die Rose, wohin namentlich das der Eos beigelegte 
Epitheton rosenfingrig (poöoögxtuAos) gehört), welches sich auf den 
radienförmigen Purpurglanz der Morgenröthe bezieht, der dem Sonnen- 
aufgange vorangeht, und dessen Strahlen den Fingern der ausgestreckten 
Hand ähneln. Ausserdem wird in der Ilias Rosenöl (boöoev ἔλαιον) 
erwähnt, mit welchem Aphrodite den Leichnam Hektors einrieb, um 
ihn zu conserviren und gegen Verletzung zu schützen’); wo indess 
Manche ῥοδόεν in der Bedeutung duftig genommen haben, ohne spe- 
ciell das Rosenöl zu verstehen. Auch liegt, wie schon Büchsen- 
schütz®) bemerkt hat, keine genügende Sicherheit vor, dass dabei 
wirklich an ein Parfüm zu denken sei. Das Rosenöl wurde übrigens 
von den Alten unter die Antiseptika gerechnet’). 

Euchholz bezeichnet die in Rede stehende Rose als Rosa centi- 
folia (Centifolie) 5). 


2. Der Brombeerstrauch (ὁ βάτος) 9). 


Dieses Gewächses geschieht nur einmal Erwähnung, und zwar in 
der Odyssee, wo von dem alten Laertes, der in seinem Garten arbeitet, 


ἢ Miquel, hom. Flora. S.55f. Euchholz, Flor. Hom. p. 26sq. Gün- 
ther, der Ackerbau bei Homer. S 28. Von Friedreich übergangen. Lenz, 
Botanik der alten Griechen und Römer. ὃ. 692. 

2) Hymn. in Cer. 1: Δήμητρ᾽ ἠύκομον, --- ἣν Αἰδωνεὺς | ἥρπαξεν, --- παίζουσαν zob- 
ρῃσι σὺν Ὠχεανοῦ βαϑυχόλποις, | ἄνϑεά T αἰνυμένην, ῥόδα χαὶ χρόχον ἠδ᾽ ἴα χαλά. 

s 3) Β1 (Z 175): ῥοδοδάκτυλος 'Hws. 

ἢ S. Ameiszuß1. Homer. Kosmogr. ὃ 8 (δ. 27.). 

5) W186: ῥοδόεντι δὲ χρῖεν ἐλαίῳ, | ἀμβροσίῳ, ἵνα un μιν ἀποδρύφοι ἑλχυστάζων. 

θ) Β. Büchsenschütz, die Hauptstätten des Gewerbfleisses im klassischen 
Alterthume. Gekrönte Preisschrift der fürstl. Jablonowski’schen Gesellschaft zu 
Leipzig. Leipzig, bei S. Hirzel. 1869. S. 94. Anm. 3. 

᾿ς ἢ Pausan. IX, 41, 7 Schub. : τὸ δὲ (μύρον) ἐκ τῶν ῥόδων ποιούμενον, εἰ χαί ἀγάλ- 
ματα εἰργασμένα ξύλου χρίοις, ῥύεται καὶ ταῦτα σηπεδόνος. 

8) Flor. Hom. p. 26. 

9) Miquel, hom. Flora. S. 40. Euchholz, Flora. Hom.p. 26. Lenz, Bo- 
tanik der alten Griechen und Römer. 5. 700. 


272 Das Pflanzenreich. 


gesagt wird, er habe zum Schutze gegen den βάτος Handschuhe (χειρῖ-- 
δες) an den Händen gehabt ἢ. „Höchst wahrscheinlich ist dieser home- 
rische βάτος mit dem Rubus fruticosus L. identisch, der auf den grie- 
chischen Inseln häufig vorkommt und auch bei den Neugriechen βάτος 
oder βάτω (nach Lenz βάτα, als Plural) 2) heisst). Als Stachelgewächs 
bezeichnet den βάτος auch Theophrast, wenn er sagt): ὃ δὲ βάτος 
χαὶ παλίουρος ἀχ ανϑ ὦ δη. 


XV. Lineen. 
Der Flachs (τὸ λίνον) ὅ). 


Obwohl der Gebrauch des Leinens in der homerischen Zeit keines- 
wegs ein allgemeiner war und man namentlich zu Kleidungsstücken 
vorzugsweise wollener Stoffe sich bedient zu haben scheint, während 
sich wohl nur Reichere den Luxus leinener Gewänder erlaubten, so 
geht doch aus mehreren homerischen Stellen zur Genüge hervor, dass 
man den Flachs und seine Benutzung kannte. Mehrfach werden lei- 
nene Panzer erwähnt, welche aus mehreren Lagen von Leinwand be- 
standen haben mögen; dem Träger eines solchen Panzers wird das 
Epitheton λινοϑώρηξ beigelegt: so dem kleineren Aias®) und dem Mero- 
piden Amphios”). Ueberhaupt waren derartige Leinenpanzer bei den 
alten Völkern eine keineswegs ungewöhnliche Tracht, wie denn Xeno- 
phon ausdrücklich sagt, dass sie bei den Persern landesüblich gewesen 
seien®). Auch unter den Bestandtheilen des Lagers, welches die Die- 
nerinnen des Achilleus für den greisen Phoinix bereiten, werden neben 
Fellen und sonstigen Decken auch leinene Decken genannt°®). Wenn 
hier der Dichter den Ausdruck zarte Flocke des Leines (λίνοιο 


1) w 228: περὶ δὲ rhpge βοείας | χνημῖδας ῥαπτὰς δέδετο, γραπτῦς ἀλεείνων, | χει- 
ρἴδάς τ᾽ ἐπὶ χερσὶ βάτων ἕνεχ᾽. 

2) Τ,6 528. ἃ. Ο. 

3) Smith, Prodr. Flor. Graec. I. p. 350. 

4 Hist. plant. I, 5 Schneider. 

5) Miquel, hom. Florä. S. 43 ἢ. Lenz, Botanik der alten Grieche und 
Römer. S. 672 fi. Euchholz, Flora Hom. p. 26. Günther, der Ackerbau bei 
Homer. S. 19 ἢ . 

6) Β 529: (Οἵλῆος ταχὺς Αἴας) ὀλίγος μὲν ἔην, λιν οϑίρηξ. 

7) B 880: Ἄμφιος λινοϑώρηξ. 

8) Cyrop. VI, 4, 2: ἐπεὶ δ᾽ ἔμελλε (Adrabatas, König der Susier) τὸν λινοῦν ϑώ- 
para, ὃς ἐπιχώριος ἦν αὐτοῖς, ἐνδύεσϑαι, προςφέρει αὐτῷ ἡ Πάνϑεια χρυσοῦν καὶ χρυσοῦν 
κράνος χτλ. 

9 1660: αἱ δ᾽ ἐπιπειϑόμεναι στόρεσαν λέχος, ὡς ἐχέλευσεν (Πάτροχλος), | κώεά τε 
δῆγός τε λίνοιό τε λεπτὸν ἄωτον. 


ΧΥ͂Ι. Lineen. 373 


λεπτὸν ἄωτον) gebraucht, so mag er damit wohl eine vorzüglich zarte 
und feine Leinwand bezeichnen wollen. Ferner bereiten auch die 
Phaieken dem Odysseus auf dem Schiffe, welches ihn in die Heimath 
bringen soll, ein Lager, indem sie leinene und andere Decken auf dem 
Verdecke zubereiten!). Die feine Leinwand, welche auf dem Parade- 
bette über die Leiche des Patroklos gedeckt wird, heisst mit epischem 
Ausdrucke λίς und erhält das Epitheton zart (ξανός 2), wozu der Scho- 
liast interpretirt: λεπτῷ λίνῳ. Uebrigens diente das Leinen auch noch 
zu andern Zwecken: so lieferte es das Material zuAngelschnüren?), 
und zu Fangnetzen‘), die allerdings an der betreffenden Stelle in 
metaphorischem Sinne erwähnt werden. In der Odyssee heisst auch 
der Faden der Schicksalsgöttinnen λίνον ὅ. Ob endlich odovn, welches 
der Dichter von weiblichen Gewändern oder Schleiern gebraucht), von 
Leinwand zu verstehen sei, lässt sich weder aus Homer selbst noch 
aus den Scholien mit Bestimmtheit entscheiden. 

Uebrigens wird der Flachs, λινάρι, noch heute in Griechenland 
sehr eultivirt?). Er heisst ausserdem auch λινοχαλάμι ὃ). 

Dass die Verwendung des Flachses zu Seilen Homer bekannt ge- 
wesen sei, willMotz°) aus B 135 10) schliessen; indess waren die hier 
in Rede stehenden Seile ἰσπάρτα) wohl nicht aus Flachs, sondern aus 
Binsen-Pfriemenkraut oder Spartium junceum Linne (Genista juncea, 
Spartianthus) gefertigt, welches Gewächs in Griechenland vorkommt 
und noch jetzt τὰ σπάρτα heisst, und dessen Zweige, wenn sie 
wie Hanf behandelt werden, zähe Fasern für Seile u. s. w. geben 
können !!). 


1) 13: χὰἀὸ 8 ἄρ᾽ ᾿Οδυσσῆϊ στόρεσαν ῥῆγός τε λίνον τε | νηὸς ἐπ᾽ ἰκριόφιν γλαφυρῆς, 
ἵνα νήγρετον εὕδοι. 

2). Σ 352: ἐν λεχέεσσι δὲ ϑέντες ἑανῷ λιτὶ κάλυψαν | ἐς πόδας ἐκ κεφαλῆς. 

3) Π 406: ἕλχε δὲ δουρὸς ἑλὼν ὑπὲρ ἄντυγος," ὧς ὅτε τις φὼς | πέτρῃ ἔπι προβλῆτι 
χαϑήμενος ἱερὸν ἐχϑὺν | &x πόντοιο ϑύραζε λίνῳ zul ἤνοπι χαλκῷ. 

4 E487: μήπως, ὡς ἁψῖσι λίνου ἁλόντε πανάγρου, | ἀνδράσι δυδμενέεσσιν ἕλωρ zul 
κύρμα γένησϑε. 

5) 7,196: ἔνϑά δ᾽ ἔπειτα | πείσεται, ἅσσα οἱ Αἴσα κατὰ Κλῶϑές τε βαρεῖαι | γιγνομένῳ 
γήσαντο λίνῳ, ὅτε μιν τέχε μήτηρ. 
6 


T 141: αὐτίχα δ᾽ ἀργεννῇσι καλυψαμένη ὀϑόνῃσιν | ὡρμᾶτ᾽ ἐκ ϑαλάμοιο. Σ 595: 
αἱ μὲν λεπτὰς ὀθόνας ἔχον, οἱ δὲ χιτῶνας | εἴατ᾽ ἐὐννήτους. 

7) Smith, Prodr. flor. gr. I. p. 214. 

8) Lenz, Botanik der alten Griechen und Römer. S. 672. 

9) Motz, über den Metallarbeiter der heroischen Zeit. S. 6. Anm. 

10) B 135: καὶ δὴ δοῦρα σέσηπε νεῶν χαὶ σπάρτα λέλυνται. 

1) S. Lenz, Botanik der alten Griechen und Römer. ὃ. 715. 
Buchholz, Homerische Realien. Ib. 18 


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τῶν 9 


274 Das Pflanzenreich. 


δ 24. 
XVI. Verbenaceen. 
Das Keuschlamm (ὁ λύγος) 1) 


Die Strauchart Ayyosmuss biegsame, elastische Zweige gehabt haben, 
da man sich derselben zum Binden, Flechten u. s. w. bediente, daher | 
man überhaupt von jedem schwanken und zähen Strauche den Ausdruck 
λύγος gebrauchte. Mit Zweigen des λύγος fesselte Achilleus auf dem 
Idegebirge den Isos und Antiphos, die Söhne des Priamos?). Aus der- 
selben Strauchart hatte der Kyklop Polyphemos sich sein Lager be- 
reitet, so dass Odysseus das Gezweig desselben benutzen konnte, um 
die Schafböcke des Kyklopen an einander zu binden). Auch auf der | 
Insel der Kirke verfertigte Odysseus, als er einen Hirsch erlegt hatte, 
aus λύγος und anderem Gesträuch ein Seil, mit welchem er die Füsse | 
des Wildes zusammenband und es dann zum Schiffe transportirte®). 
Dem Hymnos auf Dionysos zufolge fesselten die tyrrhenischen Räuber 
den Dionysos ebenfalls mit Zweigen des λύγος ἢ. Ohne Zweifel ist der 
λύγος mit unserm Keuschlamm (Vitex agnus L.) identisch, welches 
Aehnlichkeit mit den Weiden besitzt und noch heute an Bächen und 
feuchten Stellen in Griechenland wächst. Die jetzigen Griechen nennen 
diese Strauchart ayvsıa oder λυγειά δ). In der späteren Gräcität heisst 
sie ἄγνος und ist nach Platon hoch und schattig”). Nach Diosko- 
rides ist der ἄγνος oder λύγος ein baumartiger Strauch, der an Fluss- 
ufern, in rauhen Gegenden und in den Betten reissender Ströme wächst, 
lange, schwer zerbrechliche Zweige und ölbaumartige, aber zartere 
Blätter hat; nach ihm trägt die eine von den beiden Species desselben 
weisse Blüthen, mit purpurnen gemischt; die andere hat nur purpurne 
Blüthen und pfefferartigen Samen®°). Hieraus erklärt sich das Epitheton- 


ἡ S.Miquel, hom. Flora. 5. 37. Euchholz, Flor. Hom. p. 20. VonFried- 
reich übergangen. 

2) A 101: ’Isöv τε χαὶ Ἄντιφον —, υἷε δύω ἹΙριάμοίο, — ᾧ ποτ᾽ ᾿Αχιλλεὺς [Ἴδης ἐν 
χνημοῖσι δίδη μόσχοισι λύγοισιν, Ι ποιμιαίνοντ᾽ ἐπ ὄεσσι λαβών, καὶ θαι ἀποίνων. 

3) ı 427: τοὺς (die Schafböcke) ἀχέων συνέεργον ἐὐστρεφέεσσι λύγοισιν, | τῇς ἔπι 
Κύχλωψ εὖδε. 

ἢ χιθθ: αὐτὰρ ἐγὼ σπασάμην ῥῶ 


πάς τε λύγους τε, | πεῖσμα δ᾽, ὅσον τ᾽ ὄργυιαν, ἐῦ- 
στρεφὲς ἀμφοτέρωϑεν | πλεξάμενος συνέδησα πόδα 


ας δεινοῖο πελώρου, | βῆν δὲ χαταλοφάδεια 
φέρων ἐπὶ νῆα μέλαιναν. : 

5) Hymn. in Bacch. v. 18: τὸν 8 οὐχ ἴσχανε δεσμά, λύγοι ὃ ἀπὸ τηλόσε πίπτον | 
γειρῶν ἠδὲ ποδῶν. 

6) Smith, prodr. fl. gr. I. p. 441. 

7) Plat. Phaedr. p. 230 B: τοῦ τε ἄγνου τὸ ὕψος χαὶ τὸ σύσχιον πάγχαλον. 

8) Dioscor. I, 136: ἄγνος ἢ λύγος ϑάμνος ἐστὶ δενδρώδης, παρὰ ποταμοῖς τραχέσι τε 


΄ 


XVII. Pomaceen. 275 


πολυάνϑης, welches Nikander dem λύγος beilegt!). Der spätere Name 
ἄγνος rührt nach Dioskorides daher, dass die athenischen Matronen 
bei den Thesmophorien, um ihre aphrodisischen Gelüste zu verbannen 
und so ihre Keuschheit zu schirmen, aus den Blättern dieses Gesträuchs 
sich ihr Lager bereiteten, während die Bezeichnung λύγος auf die Elasti- 
cität der Zweige gehe ?). 


δ 25. 
XVII. Pomaceen. 
1. Der Apfelbaum (ἡ μηλέῃ) 8). 


Den Apfelbaum finden wir neben anderen Fruchtbäumen im Gar- 
ten des Alkinoos®j, wie auch in dem des Laertes, der dem jungen Odys- 
seus 13 Birnbäume, 10 Apfelbäume, 40 Feigenbäume und 50 Reihen 
Weinstöcke zum Geschenk machte). Aus diesen Angaben lässt sich 
zugleich schliessen, dass man den Apfelbaum, wie überhaupt diese 
Obstbäume, bereits künstlich in Gärten cultivirte, wie dies noch jetzt 
in Griechenland häufig geschieht). Der Apfelbaum wird ausserdem 
auch unter den Bäumen des Hades erwähnt, welche die Lüsternheit 
des Tantalos reizen Τὶ ; das Epitheton ἀγλαόχαρπος (d. i. mit herrlichen 
Früchten), welches der Dichter ihm an der letzteren Stelle, wie auch 
ἢ 115, beilegt, zeigt, dass man schon in der homerischen Zeit das Köst- 


πόποις καὶ χαράδραις φυόμενος, ῥάβδους ἔχων δυσϑραύστους, μαχράς" φύλλα δὲ ὥσπερ 


φέρει" σπέρμα δὲ ὡς πέπερι. 

ἢ Theriac. v. 63 (Oppiani et Nicandri quae supersunt. Ed. F. 8. Lehrs in den 
poet. buc. et did. Parisiis, Didot. 1851. p. 128) : ἢ σύ y ὑποστορέσαιο Aöyov πολυαν- 
ϑέα κόψας. 

2) Dioscor. I, 136: ὠνόμασται δὲ ἄγνος διὰ τὰς ἐν τοῖς ϑεσμοφορίοις ἁγνευούσας 70υ- 
γναῖχας εἰς ὑπόστρωμα χρῆσϑαι αὐτῇ, λύγος δὲ διὰ τὸ περὶ τὰς ῥάβδους αὐτῆς εὔτονον. Plin. 
XXIV, 9, 38 Sillig: Graeci lygon vocant, alias agnon, quoniam matronae thesmo- 
phoriis Atheniensium castitatem custodientes his foliis eubitus 5101 sternunt etc. 

3) Miquel, hom. Flora. 5. 16 ἢ Euchholz, Flora Hom. p. 27. Fried- 
reich, Realien. 5. 710. Günther, der Ackerbau bei Homer. 5. 23f. Kruse, 
Hellas. I. 5. 351. Lenz, Botanik der alten Griechen und Römer. S. 685 ff. 

4) ἡ 114: ἔνϑα δὲ δένδρεα μακρὰ πεφύχει τηλεϑόωντα, | ὄγχναι καὶ δοιαὶ χαὶ μνηλέαι 
ἀγλαόχαρποι χτέ 

5) ὦ 510: ὄγχνας μοι δῶχας τρισχαίδεκα χαὶ δέκα μηλέας, | συκέας τεσσαράκοντ᾽ " ὄρ-- 
y095 δέ μοι ὧδ᾽ ὀνόμηνας | δώσειν πεντήκοντα. 

86. 5. Smith, Prodr. flor. Graec. I. p. 342. 343. 

7) λ 588: δένδρεα δ᾽ ὑψιπέτηλα κατὰ χρῆϑεν γέε χαρπόν, | ὄγχναι καὶ δοιαὶ καὶ μνηλέαι 
ἀγλαόχαρποι. Ueber die Bedeutung des Epithetons ἀγλαόχαρπος handelt Plutarch: 
quaest. symp. V, 8. 


18 * 


276 Das Pflanzenreich. 


liche seiner Frucht zu schätzen wusste. Die Frucht des Apfelbaumes 
heisst τὸ μῆλον ἢ), welches freilich an der betreffenden Stelle der Ilias, 
wo von dem kalydonischen Eber gesagt wird, er.habe die Fluren des 
Oineus mit ihren Bäumen und den Blüthen des Obstes (ἥλων) zer- 
stört, Manche — ähnlich, wie im Lateinischen pomum und malum ge- 
braucht wird — in weiterem Sinne von jeder Obstart haben verstehen 
wollen. Von der goldgelben Farbe des Apfels ist das Epitheton μήλωψ 
entlehnt, welches vom Dichter dem Weizen beigelegt und von Manchen 
mehr auf die gelbe Quitte (ujAov χυδώνιον), als auf den eigentlichen 
Apfel bezogen wird 2). | 

Euchholz identificirt die homerische μηλέη mit Pirus malus (dem 
wilden Apfelbaum) 3); dieser Baum trägt, wie Kruse bemerkt), eine 
bittere Frucht und wächst wild im nördlichen Griechenland, auf den 
makedonischen Gebirgen und auf dem Athos; wilde Aepfel heissen 
noch jetzt bei den Neugriechen ἀγριόμηλα 5). Die Quitte (Pirus cydonia, 
bei Dioskorides χυδωνία μῆλα, jetzt χυδωνία) cultivirt man im nörd- 
lichen Griechenland in Gärten ®). 

Dass man übrigens die Kunst des Pfropfens und Okulirens im 
heroischen Zeitalter verstanden habe, davon findet sich bei unserem 
Dichter keine Spur. Vielmehr beschränkte sich die ganze künstliche 
Cultur der Fruchtbäume, wie die obigen Stellen zeigen, lediglich darauf, 
dass man sie aus der rauhen Waldesluft in die mildere Gartenatmo- 
sphäre verpflanzte und ihnen die nöthige Bewässerung angedeihen 
liess”). Dass bei den Alten der Apfel Sinnbild der Fruchtbarkeit, 
Symbol der Liebe und daher Attribut der Aphrodite war, ist bekannt). 
Auch das Werfen mit Aepfeln hatte eine erotische Bedeutung?); Lie- 
bende beschenkten sich mit Aepfeln 10): und die Uebersendung eines 
Apfels, den man auch wohl anbiss, galt für eine Liebeserklärung 11) ; 
sogar von Aepfeln träumen bedeutete Liebesglück. — Auch bei andern 


1) 1541: πολλὰ δ᾽ ὅ ye (σῦς ἄγριος) προϑέλυμνα χαμαὶ βάλε δένδρεα μαχρὰ | αὐτῇσιν 
δίζησι χαὶ αὐτοῖς ἄνϑεσι μήλων. Eustath.: μῆλα πάντες οἱ καρποὶ ἀπὸ μέρους τῶν μήλων. 

2, So von Günther, der Ackerbau bei Homer. S. 24. 

3), Euchholz, Flora Hom. p. 27. 

ἢ Hellas. I. S. 351. Anm. 483. 

5) 8. Miquel, hom. Flora. S. 17. Anm. 4. 

6, Krusea.a. Ὁ. Sibthorp bei Smith, Prodr. fl. Graec. p. 345. 

7) Vgl. Euchholza.a. Ο. 

8) S. Preller, griech. Myth. Bd. 1. S. 216. 234. 

9) Theoer. V, 88. ΥἹ, 6. Plato bei Diog. L. I, 23. Fritzsche zu Theoer. 11,120. 
Verg. ἘΠ]. III, 64. Dazu Ladewig. 

10) Theoecr. II, 120. III, 10. Prop. Eleg. I, 3,24. 3 

11) Luc. Toxar. 13. Böttiger, Sabina. Leipzig, Göschen. 1803. $. 219. 


XVIl. Pomaceen. 271 


Völkern finden wir Analoges. Im hohen Liede Salomonis !) lesen wir: 
“Er erquicket mich mit Blumen und labet mich mit Aepfeln; denn ich 
bin krank vor Liebe’. Auch bei den alten nordischen Völkern hatten 
die Liebesgöttinnen Aepfel zu Attributen: Siwa, die wendische Liebes- 
göttin, hält einen Apfel in der Rechten; das Bild der Freya zu Magde- 
burg, welches Karl d. Gr. zerstörte, hielt in der Linken drei goldene 
Aepfel, und hinter der Göttin standen drei Mädchen, jedes mit einem 
Apfel in der Hand. Selbst noch bei den Neugriechen hat sich die ero- 
tische Symbolik des Apfels traditionell erhalten: Mädchen beschenken 
ihre Geliebten mit Aepfeln; in der Johannisnacht legen Mädchen und 
Frauen einen Apfel in ein Gefäss mit Wasser und nehmen ihn am an- 
dern Morgen wieder heraus u. dgl. m. 3). ‚ 


2. Der Birnbaum (ἡ ὄγχνη) 3). 


Die oben eitirten, auf den Apfelbaum bezüglichen homerischen 
Stellen gehören fast alle auch hieher. Wir finden den Birnbaum in den 
Gärten des Alkinoos®) und Laörtes5), wie auch unter den Bäumen, 
nach deren Frucht Tantalos im Hades schmachtet®). Ausserdem legt 
ihm der Dichter dasEpitheton schlank (βλωϑρός) bei”). Seine Frucht 
heisst ὄγχνη, aber nur an einer Stelle, wo die Zusammenstellung mit 
μῆλον, σταφυλή und σῦχον zeigt, dass die Frucht, nicht der Baum ge- 
meint ist®). 

Nach Euchholz°) und 1,612 10) ist die homerische ὄγχνη unsere 
Pirus communis. Der wilde Birnbaum (Aypas, ἄπιος, Pinus silvestris) 
wächst im Peloponnes so häufig 11), dass der ältere Name des Pelo- 
ponnes, Apia, davon abgeleitet sein soll. In den ältesten Zeiten 
schnitzte man aus dem Holze der aypas Bildsäulen; aus diesem Mate- 
rial bestand nach Pausanias z. B. die älteste Statue der Here im He- 
raion bei Mykenai, welche Peirasos, der Sohn des Argos, nach Tiryns 
geweiht hatte, worauf die Argeier sie nach der Zerstörung von Tiryns 


E22 5: 2) Vgl. Friedreich, Realien. 5. 743 ἢ. 

3) Miquel, hom. Flora. S. 16. Euchholz, Flora Hom. p. 27. Günther, 
der Ackerbau bei Homer. S. 24. Kruse, Hellas. I. 5. 551. Lenz, Botanik der 
alten Griechen und Römer. S. 683 ff. 

4) ἡ 114 Εἴ. (. o.). 5) w 340 ff. (8. ὁ.). 6) λ 589 (5. οὐ). 

7) ὦ 294: στὰς ἄρ ὑπὸ βλωϑρὴν ὄγχνην κατὰ δάχρυον εἶβεν (Odysseus beim Anblick 
des Läa£rtes). 

8) ἡ 120: ὄγχνη Er ὄγχνῃ γηράσχει, μῆλον δ᾽ ἐπὶ μήλῳ, | αὐτὰρ ἐπὶ σταφυχῇ στα- 
φυλή, σῦχον d ἐπὶ σύχῳ. 

“ 9) Flor. Hom. p. 27. 10) Lenza.a. O.S. 683. 

11) Sibthorp bei Smith, Prodr. I. p. 343. Vgl. Kruse, Hellas. 1. 5. 351. 

Anm. 483. 


278 Das Dasnreii: 


in das Heraion brachten ἢ. Uebrigens heisst der zahme Birnbaum noch 
jetzt bei den Neugriechen ἀπίδα 2) oder nach Lenz ἀπιδιά δ), der wilde 
nach demselben ἀχλαδιά 3). 


$ 26. 


XVIII. Granateen. 
Der Granatbaum (ἡ ῥοιή) ὅ). 


Auch dieser Baum findet sich im Garten des Alkinoos®) und im 
Hades, wo er dem büssenden Tantalos seine lockenden Früchte zeigt”); 
bei Gelegenheit des Gartens des Laertes hingegen geschieht seiner 
keine Erwähnung. Nach Euchholz°) ist die homerische ῥοιά mit 
Punica granatum L. identisch. Die Frucht des Baumes heisst bei Dio- 
skorides poa 9), dorisch σίδη, heutzutage ῥόα, ῥοδιά 19), odernach Lenz!t) 
δοϊδιά. Noch jetzt findet sich der Granatbaum häufig in Griechenland, 
sowohl wildwachsend, wie auch in Gärten cultivirt!?). Im Hymnos 
auf Demeter wird der Kern der Granate als liebliche Speise bezeichnet 15), 
wozu Günther!#) bemerkt, die Erwähnung dieser Frucht gerade in 
diesem Hymnos erinnere an die mannigfachen Mythen, welche auf die 
Granate, die später bei Hochzeitsgebräuchen und als Symbol der Frucht- 
barkeit eine Rolie gespielt habe, sich beziehen 15). 


$ 27. 
XIX. Amygdaleen. 


Der Dornstrauch (ἡ ainasın, ἡ ἄχερδος 16)). 
Die αἱμασιή (von αἷμα, αἱμιάσσω abzuleiten) war ein Stachelgewächs, 


Ὁ Pausan. Il, 17, 5 Schub. : τὸ δὲ ἀρχαιότατον (ἄγαλμα ρας) πεποίηται μὲν ἐξ 
ἀχράδος, ἀνετέϑη δὲ ἐς Τίρυνϑα ὑπὸ Πειράσου τοῦ "Apyov, Τίρυνϑα δὲ ἀνελόντες ᾿Αργεῖοι 
χομίζουσιν ἐς τὸ Ηραῖον. 2) S. Krusea.a. Ο. 

3) Lenza.a.O.S. 683. ἢ Lenz ebendas. 

5) Miquel, hom. Flora. S.16f. Euchholz, Flora Hom. p. 25 sq. Gün- 
ther, der Ackerbau bei Homer. S. 24. Kruse, Hellas. I. 5. 951 f. Lenz, Bo— 
‚tanik der alten Griechen und Römer. ὃ. 681 f. 

6) n 115 (oben citirt). 7) λ 589 (oben citirt). 8) Flor. Hom. p. 25. 

9) Περὶ ὕλης ἰατρικῆς I, 152: ῥόα πᾶσα εὔχυμος, εὐστόμαχος, ἄτροφος. 

10) Vgl. Kruse, Hellas. I. 5. 352. Anm. 483. Miquel, hom. Flora. S. 17. 

11) Lenz, Botanik u. 8. w. S. 681. 

12) Smith, Prodr. I. p. 336. 

13) Hymn. in Cerer. 411: αὐτὰρ ὁ λάϑρη | ἔμβαλέ μοι ῥοιῆς κόκκον, μελιηδέ᾽ ἐδωδήν. 

14) Flor. Hom. p. 24. 

15) Ueber die erotische Symbolik des Granatapfels s. Nork, etymol., symbol. 
mytholog. Realwörterb. Bd. I. 5. 97. Bähr, Symbolik des mosaischen Cultus. I. 
S. 122. Friedreich, Realien. S. 743 ἢ. 3 

16, Miquel, hom. Flora. 5. 40. Euchholz, Flora Hom. p. 27 84. 


Ὑ πνλγεις 


XIX. Amygdaleen. XX. Corneen. 279 


dessen man sich zur Einfriedigung der Gärten bediente. Die Einsamm- 
lung desselben war Sache der Sklaven, daher wir in Ithake den Dolios 
und die übrigen Sklaven des Laertes mit dieser Arbeit beschäftigt 
finden!). Zu derselben Arbeit und zum Pflanzen von Bäumen will 
Eurymachos den als Bettler verkappten Odysseus dingen). 

Zu demselben Zwecke der Einfriedigung diente auch die ἄχερδος 
(mach Eustathios von ἄχερος, α priv. und χείρ abzuleiten), wie denn 
ausdrücklich gesagt wird, dass die Ställe des Eumaios mit diesem 
Stachelgewächs umpflanzt gewesen seien®). Die αἱμασιή und ἄχερδος 
einer bestimmten Species zuzuweisen ist misslich. Ob an die Prunus 
spinosa oder Crataegus monogyna oder ein anderes verwandtes Gewächs 
zu denken sei, bleibt fraglich. Nach Sibthorp giebt die Mespilus 
monogyna L. noch heutzutage auf Zakynthos vortreffliche Hecken ἢ. 
Voss übersetzt ἄχερδος durch Hagdorn. 


δ 28. 
XX. Corneen. 
Der Kornelkirschbaum (9 χρανείη) ). 


Der Dichter erwähnt diesen Baum in Gesellschaft der φηγός und 
μελίη und legt ihm das Epitheton mit langer Rinde (τανύφλοιος) 
bei), nach Köppen’s Vermuthung desswegen, weil seine Rinde bei’m 
Abschälen in lange Stücke reisst, nicht aber, wie die der Eiche und 
anderer Bäume, in kleine Stücke bricht. Nach Döderlein hingegen, 
der die χράνεια mit dem Hartriegel, dem wilden Kornel- oder 
Heckenbaum, identifieirt, ist τανύφλοιος synonym mit τανύφυλλος : die 
χράνεια breite ihre berindeten Aeste aus, wie die ἐλαία ihre be- 
laubten?). Noch Andere nehmen das Epitheton mitlanger Rinde 
im Sinne von langoderschlank gewachsen. — Die Frucht der 
χρανεία diente als Schweinefutter, daher Kirke sie den verwandelten 


ἢ ὦ 222: οὐδ᾽ εὗρεν Δολίον, μέγαν ὄρχατον ἐσκαταβαίνων, | οὐδέ τινα δμώων οὐδ᾽ 


υἱῶν" ἀλλ᾽ ἄρα τοί γε | αἱμασιὰς λέξοντες ἀλωῆς ἔμμεναι ἕρκος | wyovT. 

2) σ 357: ξεῖν᾽, ἢ ἄρ x ἐθέλοις ϑητευέμεν, εἴ σ᾽ ἀνελοίμιην, | ἀγροῦ ἐπ᾽ ἐσχατιῆς--- 
μισϑὸς δέ τοι ἄρκιος ἔσται--- | αἱμασιάς τε λέγων χαὶ δένδρεα μαχρὰ φυτεύων ; — 

3) ξ 1: (αὐλή), ἥν ba συβώτης | αὐτὸς δείμαϑ᾽ ὕεσσιν ἀποιχομένοιο ἄναχτος, | νόσφιν 
δεσποίνης χαὶ Λαέρταο γέροντος, | ῥυτοῖσιν λάεσσι, καὶ ἐδρίγχωσεν ἀχέρδῳ. 

4) Smith, Prodr. flor. gr. I. p. 342. 

5) Miquel, hom. Flora. 5. 21 f. Euchholz, Flor. Hom. p. 22. Fried- 
reich, Realien. ὃ. 94. Lenz, Botanik der alten Griechen und Römer. S. 596 ἢ. 

6) 11 765: ὡς δ᾽ Εὖρός τε Νότος τ᾽ ἐριδαίνετον ἀλλήλοιϊν | οὔρεος ἐν βήσσῃς, βαϑέην 
πελεμιζέμεν ὕλην, | φηγόν τε μελίην τε τανύφλοιόν τε χράνειαν χτέ. 

. 7) Hom. Glossar. ὃ 216 (Βα. 1. 5. 143). 


280 Das Pflanzenreich. 


Genossen des Odysseus vorwarf!); auch in späterer Zeit noch ge- 
brauchte man sie zu demselben Zwecke, daher Columella in dem 
auf die Behandlung der Schweine bezüglichen Capitel sagt: Nemora 
sunt convenientissima, quae vestiuntur quercu, subere, fago — — pomi- 
ferisque silvestribus, ut sunt albae spinae, Graecae siliquae, iuniperus, 
lotos, pinus, cornus, arbutus ete?). 

Was die Bestimmung der χρανείη betrifft, so ist unter derselben 
ohne Zweifel der Kornelkirschbaum (Cornus mascula L.) zu verstehen 3). 
Die Beschreibungen der χρανία bei den Alten bestätigen diese Identität 
vollkommen. Dioskorides schildert sie als einen Baum, der oliven- 
ähnliche, längliche Früchte trage, die anfangs grünlich seien, zur Zeit 
der Reife aber eine röthliche oder wachsartige Färbung erhalten und 
essbar seien®). Auch jetzt noch ist der Kornelkirschbaum in Griechen- 
land häufig; Sbehdrs traf zahlreiche Bäume dieser Art ın Wäldern 
am Wege zwischen 'Smyrna und Bursa, wie auch in Arkadien und in 
der Umgebung Konstantinopels 5). 


δ᾽ 29. 
XXI. Compositen. 
Die Distel (ἡ ἄκανθα) δ). 


Die Distel kommt nur einmal bei Homer vor, und zwar in einem 
Gleichnisse der Odyssee, in welchem das von den Wogen hin- und 
hergeschleuderte Floss des Odysseus mit Disteln verglichen wird, die 
im Frühherbst vom Boreas durch das Gefilde dahingejagt werden’). 
Euchholz°) erinnert zur Erläuterung dieses Gleichnisses an den ge- 
meinen Löwenzahn (Pfaffenröhrlein, Leontodon taraxacum), dessen 
gefiederter Samenkopf sich durch einen leichten Hauch hinwegblasen 
lässt. 


1) 4241: τοῖσι δὲ Κίρχη | πάρ ῥ᾽ ἄχυλον βάλανόν τ᾽ ἔβαλεν χαρπόν τε χρανείης, | ἔδ-- 
μεναι, οἷα σύες γαμαιευνάδες αἰὲν ἔδουσιν. 

2) Colum. de re rust. VII, 9. 

3) Diese Identität erkennt u. A. auch Lenz an: Botanik der alten Griechen und 
Römer. S. 596. 

4) Περὶ ὕλης ἰατρικῆς I, c. 173: χρανία δένδρον ἐστὶν ἀδρόν, καρπὸν φέρον ὡς ἐλαίας, ἡ 
ἐπιμήκη, γλωρὸν τὸ πρῶτον, πεπαινόμενον δὲ ξανϑὸν ἢ κηροειδῆ, ἐδώδιμον χτέ. Vgl. 
Theophr. III, 4, 3 Schneider. 

5) S. ὅττι; Prodr. flor. gr. I. p. 104. 
6) Euchholz, Flora Hom. p. 22. Friedreich, Realien. 5. 92. Lenz, Bo- 
tanik der alten Ghechon und Römer. ὃ. 557 f. Von Miquel übergangen. 

7) 2328: ὡς ὃ᾽ ὅτ᾽ ὀπωρινὸς Βορέης φορέῃσιν ἀχάνϑας | ἂμ. πεδίον, πυχιναὶ δὲ πρὸς 
ἀλλίλοῃσιν ἔχονται, | ὡς τὴν (σχεδίην) ἂμ. πέλαγος ἄνεμοι φέρον ἔνϑα zul ἔνϑα. 


8) Α. ἃ. Ο. Vgl. Wilmsen, Handb. der Naturg. Bd. III. 603 £. 


a u he ee ἈΠ. Hs 
ΝΥ, ἐρεῖ 4 ἌΝ 


XXI. Doldenträger (Umbelliferae). 281 


XXII. Doldenträger (Umbelliferae). 
Der Eppich oder Sellerie (τὸ σέλινον) 1). 


Wir finden dies Gewächs zweimal in den homerischen Gesängen 
erwähnt: einmal in der Ilias, wo es von den Rossen der Myrmidonen« 
heisst, dass sie, während Achilleus dem Agamemnon grolle, unthätig 
Klee und σέλινον weideten 3) ; und ausserdem in der Odyssee, in der 
Schilderung der die Grotte der Kalypso umgebenden Flur, auf welcher 
Veilchen und Eppich grünen). Als Sumpfpflanze wird das σέλινον 
durch das Epitheton sumpfgenährt (ἐλεόϑρεπτος, ἢ charakterisirt. 
Am wahrscheinlichsten versteht man darunter den Sellerie (Apium gra- 
veolens L.), der noch jetzt in Griechenland an sumpfigen Orten wächst 
und den Namen ἀγριοσέλινον führt’). Wahrscheinlich identisch mit 
dem homerischen σέλινον ist auch eim Gewächs, welches Theophrast 
unter dem Namen ἐλειοσέλινον (Sumpfeppich) beschreibt. Dasselbe 
wächst an Gräben und Sümpfen, hat dünnstehende, vereinzelte Blätter 
und ist dem Sellerie an Geruch, Saft und Gestalt ähnlich®). Was den 
Geruch betrifft, so hat bekanntlich der Eppich frische und kräftig rie- 
chende Blätter, welche man gern zu Kränzen verwandte”). 

Hier ist auch noch das stovzuerwähnen, welchesMiquel zugleich 
mit dem σέλινον aufführt®), und mit welchem Eustathios und Andere 
die homerische Flora bereichern wollten, indem sie ες 72 statt lou: σίου 
lasen. Ein Gewächs dieses Namens beschreibt Dioskorides und sagt, 
es finde sich in Gewässern, habe aufrecht stehendes, üppiges Strauch- 


ἢ Miquel, hom. Flora. S. 56f. Euchholz, Flora Hom. p. 22. Fried- 
reich, Realien. S. 91. Günther (der Ackerbau bei Homer. S. 19) irrt, wenn er 
das σέλινον unter den Gemüsen aufführt, die nur in der Batrachomyomachie vor- 
kommen. 

2) B 775: ἵπποι δὲ παρ᾽ ἅρμασιν οἷσιν ἕχαστος, | λωτὸν ἐρεπτόμενοι ἐλεόϑρεπτόν τε 
σέλινον, ἕστασαν. 

3) ε 12: ἀμφὶ δὲ λειμῶνες μαλαχοὶ ἴου ἠδὲ σελίνου | ϑήλεον. 

ἢ B 776: ἐλεόϑρεπτόν τε σέλινον. 

5) Smith, Prodr. flor. Gr. I. p. 205. Vgl. Lenz, Botanik der alten Griechen 
und Römer. S. 557. 

6) Theophr. hist. plant. VII, 6 Schneider: τὸ μὲν γὰρ ἐλειοσέλινον τὸ παρὰ τοὺ 
ὀχετοὺς zul ἐν τοῖς ἕλεσι φυόμενον μονόφυλλόν τε χαὶ οὐ δασὺ γίνεται, προσεμφερὲς δέ π 
io σελίνῳ χαὶ τῇ ὀσμῇ καὶ τῷ χυλῷ χαὶ τῷ σχήματι. 


g 
Nun 


7) Theocrit. III, 21: τὸν στέφανον τῖλαί με χαταυτίχα λεπτὰ ποιήσεις, | τόν τοι ἐγών 
μ. 19815, ID; 
᾿Ἀμαρυλλὶ φίλ ἴο φυλά ἀλμιπλέξας χαλύχεσσι χαὶ εὐόὸ σελίνοις. 8 
Αμαρυλλὶ φίλα, χισσοῖο φυλάσσω, | ἀμπλέξας χαλύχεσσι χαὶ εὐόδμοισι σελίνοις. 8. 
Fritzsche Ζ. ἃ. St. Anacreon 55 [53] Bergk : ἐπὶ δ᾽ ὀφρύσιν σελίνων στεφανίσχους | 
ϑέμενοι ϑάλειαν ὁρτὴν ἀγάγωμεν | Διονύσῳ. Horat. Carm. IV, 11, 2: Est in horto, | 
Phylli, nectendis apium coronis: | Est hederae vis | Multa. 
8) Hom. Flora. S. 57. Vgl. Günther, der Ackerbau bei Homer. $. 29. 


282 Das Pflanzenreich. 


werk und breite Blätter, die dem des ἱπποσέλινον (eine grosse Art von 
Eppich) ähnelten, aber kleiner wären und dufteten!). Sibthorp iden- 
tifieirt dies σίον des Dioskorides mit Sium nodiflorum L., welches in 
Griechenland ganz gewöhnlich 5612), und Miquel meint°), Letzteres 
„könne allerdings das homerische σίον sein, obwohl es wahrscheinlicher 
sei, dass der Dichter verschiedene Wasserdolden unter diesem Namen 
begriffen habe, da man nicht annehmen dürfe, dass er eine einzelne 
Pflanze, die keinen bestimmten Nutzen gehabt, so genau beschrieben 
habe. Da indess ε 72 You, nicht σίου, zu lesen ist, so existirt für unsere 
homerische Flora das σίον gar nicht, und wir begnügen uns, der Voll- 
ständigkeit wegen hier die Verschiedenheit der Lesarten und die darauf 
gestützte Ansicht der genannten Gelehrten einfach anzuführen. 


$ 30. 
XXIII. Rhamneen. 


DerLotos (ὃ λωτός) ἢ). 


Dieser Lotos, der von dem gleichnamigen Pferdefutter) völlig 
verschieden ist, wird nur in der Odyssee erwähnt. Es heisst an der 
betreffenden Stelle, Odysseus sei zu den Lotophagen gekommen, die 
ihm und seinen Genossen honigsüssen Lotos zu kosten gegeben hätten; 
wer von dieser Frucht einmal genossen habe, der denke nicht weiter 
an Rückkehr in die Heimath, sondern sehne sich, bei den Lotophagen 
zu bleiben und Lotos zu pflücken®). Kurz vorher werden die Loto- 
phagen selbst als Menschen bezeichnet, welche blühende Speise (ἄνϑινον 
εἰδαρ) geniessen’), wodurch ohne Zweifel der Lotos als vegetabi- 
lische Kost charakterisirt werden soll). 


1) Diosc. περὶ ὕλης ἰατριχῆς II, 154: σίον τὸ ἐν ὕδασιν εὑρίσχεται ἐν τοῖς ὕδασι Ya- 
μνιὸν ὀρθόν, λιπαρόν, φύλλα ἔχον πλατέα ἱπποσελίνῳ ἐοικότα, μικρότερα δὲ καὶ ἀρωματί- 
ζοντα. 

2 Smith, Prodr. flor. Gr. I. p. 194. 

3) A.a.0. 

4) Miquel, hom. Flora. S. 17 ff. Euchholz, Flora Hom. p. 29sq. Fried- 
reich, Realien. 5. 96. Kurt Sprengel, antiquitatum botanicarum speeimen I. 
Lipsiae, 1798. p. 47 sqq. Lenz, Botanik der alten Griechen und Römer. $. 652 f. 

5) 8. oben ὃ 22. 

6) ı 92: οὐδ᾽ ἄρα Λωτοφάγοι μήδονθ᾽ ἑτάροισιν ὄλεϑρον | ἡμετέροις, ἀλλά σφι δόσαν 
λωτοῖο πάσασϑαι. τῶν δ᾽ ὅστις λωτοῖο φάγοι μελιηδέα καρπόν, | οὐκέτ᾽ ἀπαγγεῖλαι πάλιν 
ἤϑελεν οὐδὲ νέεσϑαι, | ἀλλ᾽ αὐτοῦ βούλοντο per’ ἀνδράσι Λωτοφάγοισιν | λωτὸν ἐρεπτόμενοι 
μενέμεν νόστου τε λαϑέσϑαι. 

N) 183: αὐτὰρ δεχάτῃ ἐπέβημεν | γαίης Λωτοφάγων, οἵτ᾽ ἄνϑινον εἴδαρ ἔδουσιν. 

8) S. Ameiszu: 84. Düntzer zu derselben Stelle findet in der Speisevon 
Blumen einen Gegensatz zu σῖτος. 


FE XXIII. Rhamneen. 283 


Nach Herodot bewohnen die Lotophagen die Landenge, welche 
sich von den Gindanern in das Meer hinaus erstreckt; ihre einzige 
Speise, sagt er weiter, sei die Lotosfrucht, welche die Grösse des Mastix 
besitze und an Süssigkeit der Dattelfrucht gleichkomme; auch werde 
von den Lotophagen Wein aus ihr bereitet!). Auf jenen süssen Ge- 
schmack des Lotos geht das homerische Epitheton μελιηδής 2. Wie 
Heeren bemerkt, dient seine Frucht noch jetzt in den nordafri- 
kanischen Gegenden bis in das Herz von Afrika hinein zur gewöhn- 
lichen Nahrung, und auch gegenwärtig noch wird, wie im Alterthum, 
eine Art Wein oder Meth daraus bereitet?) ; jetzt führt der Lotos in 
jenen Gegenden den Namen Jujuba‘). Nach Polybios, der eine 
autoptische Beschreibung des Lotos giebt, ist derselbe ein rauher, dor- 
niger Baum mit grüngelben, rhamnosähnlichen Blättern, dessen Frucht 
anfangs an Farbe und Grösse den ausgewachsenen weissen Myrthen 
gleiche, bei weiterer Entwicklung aber sich purpurn färbe und die 
Grösse einer Olive erreiche; sie enthalte einen ganz kleinen Kern, und 
ihr Geschmack sei süss, wie der der Feige und Dattel, ihr Duft aber 
lieblicherd). Theophrast unterscheidet den kyrenaiischen Lotos und 
den der Lotophagen; Letztere ist, wie er sagt, lieblich von Geschmack 
und unschädlich und kommt so häufig vor, dass das Heer des Ophellos 
auf seinem Marsche nach Karthago,, als ihm der Proviant ausgegangen 
war, sich mehrere Tage lang von dieser Frucht ernährte‘). Was jenen 
kyrenaiischen Lotos des Theophrast betrifft, so ist er nach Sprengel’s 


ἢ Herod. IX, 177: ἀκτὴν δὲ προέχουσαν ἐς τὸν πόντον τούτων τῶν Γινδάνων νέ-- 
μονται Λωτοφάγοί' οἱ τὸν χαρπὸν μοῦνον τοῦ λωτοῦ τρώγοντες ζώουσι" ὁ δὲ τοῦ λωτοῦ χαρ- 
mög ἐστι μέγεϑος ὅσον τε τῆς σχίνου᾽ γλυχύτητα δὲ τοῦ φοίνιχλος τῷ καρπῷ προσείχελος. ποι- 
εὔνται δὲ ἐκ τοῦ χαρποῦ τούτου οἱ Λωτοφάγοι καὶ οἶνον. Theophr. hist. plant. IV, 3 
Schneid. : ποιοῦσι δὲ χαὶ οἶνον ἐξ αὐτοῦ. 

2) ι94: λωτοῖο---᾿αηλιηδέα καρπόν. 

3) Heeren, Ideen über die Politik, den Verkehr und den Handel der vor- 
nehmsten Völker der alten-Welt. 4. Ausg. Göttingen, 1824—26. II, 1. S. 51. 

ἢ S. Völcker, homer. Geographie. S. 110. Shaws, Travels. p. 225 ff. Voss 
zu Verg. Georg. II, 84. Forbiger, Handb. der alten Geogr. Bd. I. S. 9. Anm. 21. 
Hom. Geogr. $ 100. 

5) Polyb. XII, 2 Bekker: ἔστι δὲ τὸ δένδρον ὁ λωτὸς οὐ μέγα, τραχὺ καὶ ἀκανθῶδες, 
ἔχει δὲ φύλλον χλωρόν, παραπλήσιον τῇ ῥάμνῳ, μικρῷ βαϑύτερον χαὶ πλατύτερον. ὁ δὲ χαρ- 
πὸς τὰς μὲν ἀρχὰς ὅμοιός ἐστι χαὶ τῇ χρόᾳ καὶ τῷ μεγέϑει ταῖς λευκαῖς μυρτίσι ταῖς τε τε- 
τελειωμέναις, αὐξανόμενος δὲ τῷ μὲν χρώματι γίνεται φοινιχοῦς, τῷ δὲ μεγέϑει ταῖς γογγύ- 
λαις ἐλαίαις παραπλήσιος" πυρῆνα δ᾽ ἔχει τελέως μιχρόν. --- --- ἔστι δὲ τὸ βρῶμα παραπλή- 
σιον σύχῳ zul φοινικοβαλάνῳ, τῇ d εὐωδίᾳ βέλτιον. 

6) Theophr. hist. plant. IV, 3 Schneid.: ἐσθιόμενος δὲ ἐν τοῖξ Λωτοφάγοις καλου- 
μένοις γλυχύς, ἡδὺς καὶ ἀσινῆς" --- — πολὺ δὲ δένδρον χαὶ πολύχαρπον. Τὸ οὖν ᾿Οφέλλου 
στρατόπεδον ἡνίχα ἐβάδιζεν εἰς Καρχηδόνα, καὶ τούτῳ φασὶ πλείους ἡμέρας ἀπολειπόντων 
τῶν ἐπιτηδείων χεχρῆσϑαι. 


284 Das Pflanzenreich. 


Auseinandersetzung mit Celtis australis L. identisch und lieferte das 
Material zu den libyschen Flöten ἢ). 

Der homerische Lotos der Lotophagen ist ohne Zweifel mit Rham- 
nus lotus oder Zizyphus lotus Lam. identisch 2). Dieser ist ein Strauch 
von Mannshöhe, hat weisse, gekrümmte Zweige, blasse, dreirippige 
Blätter und kleine weisse Blüthen; seine Früchte sind röthlich wie 
Schlehen, schleimig, süss, schmackhaft und den Feigen und Datteln 
ähnlich. Noch jetzt sammeln die Bewohner der kleinen Syrte und der 
benachbarten Wüste diese Früchte, bringen sie zu Markte, benutzen 
sie als Speise und Viehfutter und bereiten aus ihnen durch Reiben im 
Wasser ein Getränk; auch ist ihnen nicht unbekannt, dass in alten Zei- 
ten ihre Vorfahren davon gelebt haben). Nach Mungo Park kommt 
jener Baum auch im Innern Afrikas häufig vor; bei den Negern heisst 
seine Frucht Tomberug; sie trocknen dieselbe und stossen sie in höl- 
zernen Mörsern, um das mehlige Fleisch von den Steinen zu sondern, 
worauf sie dann die Masse zu Kuchen formen und an der Sonne dör- 
ren®). Diese Kuchen stehen dem besten Zuckerbrode an Geschmack 
nicht nach. Die hier in Rede stehende Frucht ist wohl dieselbe, die 
von griechischen Autoren, wie z. B. Herodot, als Speise der Aigypter 
erwähnt wird). Miquel meint®), dass der homerische Lotos mit der 
Frucht identisch sei, die in der Bibel unter dem Namen Dudaim vor- 
komme’). Der ursprüngliche Vertreter dieser Ansicht ist Olaus Cel- 


ἡ Eur. Troad. 544 Nauck : Λίβυς τε λωτὸς ἐχτύπει | Φρύγιά τε μέλεα. Alcest. 346: 
οὔτ᾽ ἂν φρέν ἐξαίροιμι πρὸς Λίβυν λαχεῖν | αὐλόν. Sprengel, antiq. bot. p. 48 sqq. 

2) Vgl. darüber Desfontaines in den Me&moires de l’acad. de Paris. 1158. 
p. 443 und Tab. 2!. Oken, allgem. Naturg. Bd. III. Abth. 3. 5. 1747. Lenz, 
Botanik der alten Griechen und Römer. ὅ. 652. 

3) Desfontainesa.a. O.: D’aujourd'hui les habitants de la petite Syrte et du 
voisinage du desert recueillent encore les fruits du jujubier ; ils les vendent dans les 
marchös, les mangent comme autrefois, et en nourrissent m&me leurs troupeaux ;, ils 
en font aussi une boisson etc. 

4 Mungo Park, Travels. p. 100. Vgl. Sprengel, ant. bot. p. 51. 

5) Herod. II, 92: ἐπεὰν πλήρης γένηται ὁ ποταμὸς χαὶ τὰ πεδία πελαγίσῃ, φύεται ἐν 
τῷ ὕδατι zplven πολλά, τὰ Αἰγύπτιοι καλέουσι λωτόν. ταῦτ᾽ ἐπεὰν δρέψωσι, αὐαίνουσι πρὸς 
ἥλιον, χαὶ ἔπειτα τὸ ἐχ μέσου τοῦ λωτοῦ, τῇ μήχωνι ἐὸν ἐμφερές, πτίσαντες ποιεῦνται ἐξ 
αὐτοῦ ἄρτους ὀπτοὺς πυρί. Koliades, Ulysse-Homere. Paris, chez de Bure freres. 
1829. p. 86: Lotos Egyptia. C’6tait une sorte delis, qui, selon H£rodote, croit abon- 
damment dans les eaux du Nil quand il a inonde les terres. 

6, Miquel, hom. Flora. 5. 19. 

7) 1. Mose 30, 14: Ruben ging aus zur Zeit der Weizenärnte und fand Dudaim 
auf dem Felde und brachte sie heim seiner Mutter Lea. Da sprach Rahel zu 
Lea: Gieb mir der Dudaim des Sohnes einen Theil u. s. w. Vgl. das hohe Lied 
Salom. 7, 13. 


3 
4 
4 
> 


πον a RN MD TE BR In cn na HE ls Mn 
Σ ν Ὁ 


” 


XXIV. Euphorbiaceen. 285 


R ‚sius!), dessen Gründe indess sein Landsmann Sam. Oedmann? 
_ ausführlich widerlegt hat. Für die Identität des Lotos und der Dudaim 
spricht sich auch noch J. H. Voss aus?) ; jetzt deutet man indess in 
Uebereinstimmung mit den alten Bibelversionen (Alexdr. Chald. Syr, 
Vulg.) die Dudaim allgemein als Mandragora vernalis 1,. ἢ). 


8 31. 
XXIV. Euphorbiaceen. 


Der Buchsbaum (ἡ πύξος) δ). 


Aus dem Holze des Buchsbaums war das Joch am Wagen des 
Priamos gefertigt‘), wozu essich wegen seiner Härte vorzüglich eignete. 
Im Orient und im südlichen Europa wird dieser Baum, den die Neu- 
griechen πύξαρι nennen’), armsdick und dient als Zimmerholz 5). Ohne 
Zweifel ist unter demselben der gemeine (hochstämmige) Buchsbaum 
(Buxus sempervirens s. arborescens) zu verstehen, den Hawkins auf 
dem Pindos und in Epeiros angetroffen hat). 


1) Hierobotanicon 5. de plantis scrpt. sacr. Upsala. I. 1745. p. 20 sqg. 

2) Verm. Sammlungen aus der Naturkunde zur Erklärung der h. Schr. Upsala 
1785 ff. Aus dem Schwedischen: Rostock 1786 ff. Heft 5. S. 99 ff. Vgl. auch Jo. 
Dav. Michaelis: Supplementa ad lexica hebr. Gottingae 1792. p. 410 544. 

3) Zu Verg. Georg. S. 292. 

4 Vgl. auch Friedreich (naturhistorische, anthropologische und medicinische 
Fragmente zur Bibel. Th. I. S. 159. Realien. S. 96), der die Dudaim mit Atropa 
mandragora identificirt. 

5, Miquel, hom. Flora. S. 38 ἢ. Euchholz, Flora Homer. p. 19 sq. Lenz, 
Botanik der alten Griechen und Römer. S. 658 ἢ. Von Friedreich übergangen. 

6) Q 268: #35 ὃ᾽ ἀπὸ πασσαλόφι ζυγὸν ἤρεον ἡμιόνειον, | πύξινον, ὀμφαλόεν, εὖ 
οἰήκεσσιν ἀρηρός. 

Ἴ Smith, Prodr. flor. graec. II. p. 232. 

8 Wilmsen, Handb. der Naturg. Bd. III. S. 274. 

9) Smitha.a.O. Vgl. Lenz, Botanik der alten Gr. und Röm. 5. 658. 


II. 


Das Mineralreich. 


(Homerische Mineralogie). 


% 


Zur Literatur. 


Mineralogie des Homer von Aubin Louis Millin. Aus’ dem Französischen mit 


Anmerkungen und Berichtigungen von Friedrich Theodor Rink. Königs- 
berg und Leipzig, bei Friedrich Nicolovius, 1793. 

Launay, Mineralogie der Alten. (Deutsch). Prag, 1799. 

α. 6. 5. Köpke, über das Kriegswesen der Griechen im heroischen Zeitalter. Ber- 
lin, 1807. Bei Friedrich Braunes. S. 39 ft. 

Friedrich Carl HermannKruse, Hellas oder geographisch-antiquarische Dar- 
stellung des alten Griechenlands und seiner Colonieen. Leipzig, bei Leopold Voss. 
Theil 1. 1825. S. 327—339. 

J.J. Wagner: Homer und Hesiod, ein Versuch über das griechische Alterthum. 
Aus J. J. Wagner's kleinen Schriften 3. Bd. besonders abgedruckt. Ulm, Stet- 
tin'sche Verlagsbuchhandlung. 1850. S. 87 ἢ. 

7. Β. Friedreich, die Realien in der Iliade und Odyssee. Zweite, mit Zusätzen 
vermehrte Ausgabe. Erlangen, 1856. Verlag von Friedrich Enke. $. 85—%0. 
Η. Ο. Lenz, Mineralogie der alten Griechen und Römer, deutsch in Auszügen 
aus deren Schriften, mit Anmerkungen. Gotha, Verlag von E. F. Thiene- 

mann. 1861. 

F. Motz, über den Metallarbeiter der heroischen Zeit. Programm des Gymnasium 

Bernhardinum in Meiningen. 1868. 


(Weitere einschlagende Literatur findet sich in den Anmerkungen unter dem 
Texte eitirt). 


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ΟΝ 
Umfang der homerischen Mineralogie. 


Ueberblickt man die bei Homer vorkommenden Mineralien, so 
muss man gestehen, dass seine mineralogische Kenntniss eine sehr be- 
schränkte ist. Von Mineralien der Metalloide oder Nichtmetalle findet 
sich nur der Schwefel erwähnt; von denen der leichten Metalle nur das 
Salz, und zwar das Seesalz, während Steinsalz und Kochsalz nicht vor- 
kommen und in jener frühen Periode noch unbekannt gewesen zu sein 
scheinen; der Ausdruck udpuapos, unter welchem Millin, Damm 
u. A. den Marmor verstehen, scheint nichts weiter als Stein zu be- 
zeichnen, und der Thonerde geschieht nur indirect Erwähnung ἰχέραμος 
als Thongefäss und χεραμεύς). Ueberhaupt werden die Erdarten nicht spe- 
ciell namhaft gemacht; denn die Ausdrücke γῇ, αἷα, γαῖα und χϑών sind 
so wenig charakteristisch, dass sie kaum eine mineralogische Bedeutung 
haben. Höchstens könnte der Ausdruck γαῖα φυσίζοος auf vegetabilische 
Erde oder Humus gedeutet werden, die bekanntlich aus den Ueber- 
resten vermoderter Pflanzen entsteht, wie denn auch Eustathios y. φυσί- 
Coos als die Erde interpretirt, welche die zum Leben nothwendigen Er- 
fordernisse hervorbringe!); indess braucht man auch nicht einmal 
speciell an Humus zu denken, da man recht wohl φυσίζοος im Sinne 
von ζείδωρος nehmen kann, so dass also γαῖα φυσίζοος auf alma tellus 
hinausliefe2). Wenn ferner Millin γαῖα μέλαινα 5) von der Garten- 
erde verstehen will, so hat schon sein Uebersetzer Rink) mit Recht 
dagegen protestirt und den Ausdruck auf die Dunkelheit des Grabes 
bezogen, die den Todten mit Nacht umgiebt, für welche Erklärung 
auch der Zusammenhang spricht, da an der bezüglichen Stelle der Dias 
von dem todten Protesilaos die Rede ist, den schon die dunkle Erde 


1) Eustath. zu Γ᾽ 243: φυσίζοος δὲ ἡ φύουσα τὰ πρὸς ζωὴν χρήσιμα. 

2) Vgl. Millin, Min. des Hom. S. 1. 2. 

3) B 699. 

4) Millin, Min. des Hom. S. 2, Note +. 
Buchholz, Homerische Realien. Ib. 19 


290 Das Mineralreich. 


- 


umfange, im Gegensatze zu dem lebenden (ζωὸς ἐών unmittelbar vor- 
her), der früher die Krieger von Phylake, Pyrasos und den übrigen 
Städten jener Region befehligt habe. Von nicht grösserer mineralo- 
gischer eng sind die von Millin!) aufgezählten Ausdrücke für 
Sand: xovıs, χονίη,. ψάμμος und ψάμαϑος, deren von ihm gegebene Di- 
stinction en: und xovin = feiner Sand, glareae des Wallerius; ψάμμος, 
ψάμαϑος — gröberer Sand, arenae des Wallerius) sich schwerlich aus 
dem Dichter mit Probabilität nachweisen lässt. Auch χεράς (Sand- und 
Kiesgerölle) hat in mineralogischer Hinsicht wenig oder nichts Cha- 
rakteristisches. Dasselbe gilt von den Ausdrücken λίϑος, λιϑάς, λᾶας, 
πέτρος und χερμάδιον, womit im Allgemeinen Steine bezeichnet werden, 
wie auch von πέτρη (Fels). Wenn endlich Millin unter dem proble- 
matischen Ausdrucke τρίγληνα 2), welcher wahrscheinlich als Adjeetivum 
mit ἕρματα zu verbinden ist und Ohrgehänge mit drei Augen oder 
Sternen (Berloquen) bezeichnet, eine besondere Substanz, und zwar 
eine Gattung geäugelter Steine, wittert, von denen er beispielsweise 
die Achate, Alabaster, Kiesel von concentrischer Farbenmischung, die 
Feldspathe (Katzenauge, Fischauge u. s. w.) anführt, mit dem Zusatze, 
dass man jene Benennung auch noch auf andere Steine, wie die Fluor- 
und Jaspisarten, so wie auf einige Mineralien, wie die Malachiten, habe 
ausdehnen können?) : so ist dies eben nur blosse Hypothese, die jedes 
sicheren Haltes entbehrt. Auch sonst ist von kostbaren oder geschlif- 
fenen Steinen bei Homer nirgends die Rede. 

Es liegt in der Natur der Sache, dass die sog. schweren Metalle, 
welche in jener frühen Periode bereits nicht nur zum Theil bekannt 
waren, sondern auch verarbeitet wurden, bei dem Dichter die häufigste 
Erwähnung finden. Die ihm bekannten schweren Metalle sind: Gold, 
Silber, Kupfer, Eisen, Stahl, Blei und Zinn. Nach Schweigger®) 
würde diesem Kataloge auch noch das Platin einverleibt werden müssen, 
da er das homerische ἤλεχτρον >) damit identificirt; indess ist unter dem 
‚Letzteren gewiss der Bernstein zu verstehen, welcher zugleich das ein- 
zige Mineral organischer Verbindungen ist, welches bei Homer vor- 
kommt. — Dass man mit den Metallen auch schon manche künstliche 


ἡ Das. 5. ὃ 
2) Ξ 182: & δ᾽ ἄρα ἕρματα ἦχεν ἐὐτρήτοισι λοβοῖσιν | τρίγληνα, μορόεντα᾽ χάρις δ᾽ 
ἀπελάμπετο πολλή. 

3) Millin, Mineral. des Homer. 5. 17 ff. In Döderlein's homerischem 
Glossar suche ich rptyAnvos vergebens, obwohl es dem Index zufolge in “ὃ 79 mit Zu- 
satz’ sich finden soll. 

4) J. 8. C. Schweigger, über das Elektron der Alten. Greifswald. C. A. 
Koch’s Separat-Conto. 1848. S. 6 ἢ, 

5) ὃ 73 u. sonst. 


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RE 8 Ά De 


Minerale der Metalloide oder Nichtimetalle. 291 


Processe vorzunehmen verstand, erhellt aus dem Dichter selbst deut- 
lich. So wird schon eine Art der Ver goldung erw ähnt, indem man 
die Hörner des Opferthiers mit Gold überzog !); man kannte das Po- 
liren des Eisens, worauf wenigstens das ihm beigelegte Epitheton αἷς 
ϑων 2) hindeutet, auch wohl das Feilen desselben, da sich sonst das 
Epitheton πολιός 3) bei'm Eisen, welches erst in Folge des Feilens diese 
Farbe erhält, schwerlich erklären liesse; dass man das Eisen auch zu 
härten und mithin Stahl zu bereiten wusste, geht aus einer Stelle 
der Odyssee hervor, wo von einem Metallarbeiter (yaAzzUs) die Rede 
ist, der das Beil in kaltes Wasser tauche, um es zu härten (φαρμάσσειν), 
wodurch das Eisen erst seine rechte Kraft erhalte* ; auch ist es wahr- 
scheinlich, dass man ein besonderes Verfahren der Kupferhärtung 
kannte, da das Kupfer (yaAx0:) an sich kaum die genügende Härte be- 
sitzt, um namentlich dauerhafte Waffen abgeben zu können. Vonallen 
diesen Operationen wird bei den einzelnen Metallen genauer die 
Rede sein. 


I, Minerale der Metalloide oder Nichtmetalle. 
8. 2. 


DerSchwefel (τὸ ϑέειον, τὸ ϑή ον) 5). 


Mehrfach spricht der Dichter von dem durchdringenden Schwefel- 
geruch, der sich beim Einschlagen des Blitzes verbreite. Vor dem Ge- 
spann des die Troer verfolgenden Diomedes schleudert Zeus den Wet- 
terstrahl in den Boden, so dass eine furchtbare Flamme brennenden 
Schwefels emporlodert®‘. Den Fall des unter dem Wurfe des Tela- 
moniers Aias taumelnden Hektor vergleicht der Dichter mit dem Sturze 
eines vom Wetterstrahle des Zeus entwurzelten Eichbaums, mit dem 
Zusatze, dass ein entsetzlicher Schwefelgeruch aus ihm sich verbreite”?). 


ἡ K 294. y 384. 2) A 485. T 372. 3, 1366. W261. 4) 1391 fi. 

5) Millin, Mineral. des Homer. S. 34 ff. Friedreich, Realien. $. 88. 
Wagner, Homer und Hesiod. 5. 58. Lenz, Mineralogie der alten Griechen und 
Römer. S. 1 mit Anm. 2; wo sich die Bemerkung findet: ‘Auf der Akropolis’, so 
berichtet Landerer aus Athen, ‘hat man in neuer Zeit vor dem Tempel der Mi- 
nerva an der Stelle, wo geopfert wurde, eine antike Lampe gefunden, in welcher sich 
noch mit Fädchen vermischter Schwefel befand. 

6) Θ 135: δεινὴ δὲ φλὸξ pro ϑεείου χαιομένοιο 

7), 8414: 2 ὃ 5% ὑπὸ πληγῆς πατρὸς Διὸς re δρῦς | πρόρριζος, δεινὴ δὲ ὃεε 
γίγνεται ὀδμὴ | ἐξ αὐτῆς: τὸν δ᾽ οὔ περ ἔχει ϑράτος, ὅς κεν ἴδηται ἐγ γὺς ἐών, πὸς 
Διὸς μεγάλοιο κεραυνός | ὡς ἔπεσ δπ ἀξορὸς ὦχα γαμαὶ μένος ἐν χονίῃσιν. 

19* 


292 : Das Mineralreich. 


« 
- 


5 
Eben so lesen wir in der Schilderung des Seesturms, bei welchem das 
Schiff des Odysseus vom Blitz getroffen wird, dass das Schiff sich mit 
Schwefel gefüllt habe ἢ ; und dieselbe Schilderung wiederholt Odysseus 
mit denselben Worten in der fingirten Erzählung, die er dem Eumaios 
zum Besten giebt?). In der That beruht das in diesen Stellen erwähnte 
Phänomen auf völlig richtiger Naturbeobachtung, insofern der ein- 
schlagende Blitz einen eigenthümlich erstickenden , schwefelartigen 
Geruch erzeugt, — eine Erscheinung, die auf der elektrischen Natur 
des Gewitters beruht, wie schon daraus hervorgeht, dass man einen 
derartigen Schwefelgeruch, wenn auch in schwachem Grade, auch an 
kräftigen Elektrisirmaschinen wahrnimmt. Auch sonst findet jenes 
Phänomen bei den Alten Erwähnung, wie z. B. bei dem älteren 
Plinius?). 

Es ist bekannt, dass der Schwefel böse Dünste vertreibt. In dieser 
Beziehung heisst er bei Homer χαχῶν ἄχος ἢ, und Odysseus bedient 
sich seiner nach dem Morde der Freier zur Durchräucherung des Saales, 
des Palastes und Vorhofs, um so die Miasmen unschädlich zu machen 
und die verpestete Atmosphäre wieder zu reinigen5). Ueberhaupt 
schrieb man dem Schwefel in religiöser Hinsicht besondere kathartische 


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oder lustrirende Kraft zu®), worauf auch schon sein Name hindeuten 


1) 2416: ἡ (νηῦς) δ᾽ ἐλελίχϑη πᾶσα Διὸς πληγεῖσα χεραυνῷ, | ἐν δὲ ϑεείου πλῆτο" 
πέπον ὃ᾽ ἐχ νηὸς ἑταῖροι. 

2) 1. 306. 307. 

3) Nat. hist. XXXV, 15, 50 Sillig: Fulmina et fulgura quoque sulphuris odorem 
habent, ac lux ipsa eorum sulphurea est. 

4) y 481: οἷσε ϑέειον, γρηῦ, καχῶν ἄχος, οἷσε δέ μοι πῦρ, | ὄφρα ϑεειώσω μέγαρον. 

5) χ 493: ἤνεικεν δ᾽ ἄρα πῦρ καὶ ϑήϊον. αὐτὰρ ᾿Οδυσσεὺς | εὖ διεϑείωσεν μέγαρον καὶ 
δῶμα χαὶ αὐλήν. Wie schon Millin 5. 35, Anm. ++ bemerkt hat, übersetzt Clarke 
hier ϑέειον durch tus, Weihrauch, falsch und überdies inconsequent, da er Il 228 
durch sulphur vertirt. U 50: αὐτὰρ ὁ δῶμα ϑεειοῦται περικαλλές, πῦρ μέγα χηάμενος. 

6) Plin. nat. hist. XXXV, 15, 50 Sillig: (Sulphur) habet et in religionibus locum 
ad expiandas suffitu domos. Vgl. Eustath. σὰ γ 481. Casaub. ad Theophr. p. 187. 
Tibull. I, 5, 11: Ipseque ter circum lustravi sulphure puro. Dazu Broukh. Propert. 
IV, 8, 86: — terque meum tetigit sulphuris igne caput. Dazu Burmann. Verg. Ciris 
369: At nutrix patula componens sulphura testa, | Narcissum, casiamque, herbas 
incendit olentes ete. Iuven. II, 157: cuperent lustrari, si qua darentur | Sulfura cum 
taedis, et si foret humida laurus. Ovid. Met. VII, 261: Terque senem flamma, ter 
aqua, ter sulfure lustrat. Theocr. XXIV, 94 Fritzsche: χαϑαρῷ δὲ πυρώσατε δῶμα 
ϑεείῳ. Vergil empfiehlt das Räuchern mit Schwefel bei Krankheiten der Thiere. 
Georg. III, 440 Ladew. : Morborum quoque te causas et signa docebo. | Turpis ovis 
temptat scabies. — — — Spumas miscent (magistri) argenti et sulphura viva. Vgl. 
J. ©. Lomeier, de veterum gentilium lustrationibus. Ultraj. 1681. p. 249 564. 
C. F. Hermann, Lehrb. der gottesdienstl. Alterth. der Griechen. ὃ 23 mit Note 11. 
— Kiessling zu Theoer. XXIV, 94 mit den Citaten. Nork, etymolog. symbol. 
mytholog. Realwörterbuch. Bd. IV. S. 261. — Friedreich, Realien. 5. 710. 


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' Minerale der leichten Metalle. 293 


soll, den indess Andere auf die Göttlichkeit des Blitzes beziehen ἢ). 
Diese religiöse Bedeutung des Schwefels geht auch bei Homer deutlich 
daraus hervor, dass Achilleus, bevor er den Zeus um Beschirmung des 
zum Kampfe ausziehenden Patroklos anfleht, einen Becher mit Schwefel 
reinigt, in lauterem Wasser wäscht und darauf feierlich libirt ἢ). 

Dass in mehreren Gegenden Griechenlands und Italiens Schwefel 
sich gefunden habe, bezeugen die Alten ausdrücklich; namentlich war 
die Insel Melos (Μῆλος) im aigaiischen Meere, eine der Kykladen, 
durch ihren Schwefel berühmt, den Plinius sogar als nobilissimum 
sulphur bezeichnet 8). Auch Tournefort bezeugt, dass man auf dieser 
Insel θεοὶ τὰ Aufwühlen der Erde grosse Stücke Schwefel finde ἢ. 

Wenn übrigens Scheuchzer:) die Stelle des Hiob®): “Ueber 
seine Hütte wird Schwefel gestreuet werden’ auf Lustration der Häuser 
durch Schwefeldampf bezogen hat, deren Zweck gewesen sei, böse 
Geister zu vertreiben, Unreinigkeft zu entfernen und dadurch ihre 
Räume zur Bewohnung tauglich zu machen, so hat er die Stelle falsch 
aufgefasst; vielmehr ist jetzt allgemein constatirt, dass dort — wie 
Psalm 11, 6. Ezech. 38, 22 und 5. Mos, 29, 23 — die Erwähnung des 
᾿ς Schwefels darauf hinweisen soll, wie den Frevlern das Loos von Sodom 
und Gomorrha?) bevorstehe. Ueberhaupt scheint man im Orient den 
Schwefel niemals zu Lustrationen benutzt zu haben. 


II. Minerale der Metalle, 
1. Minerale der leichten Metalle. 
8 3. 


a. Das Salz (6 ἅλς, οἱ ἅλες) 8). 
Dass man in der homerischen Zeit nur Seesalz kannte, bezeugt 
theils die dem Meere und Salze gemeinsame Benennung (ὅλο), theils 


ἢ So z. B. 7. J. Wagner, Homer und Hesiod. Κα. 88. 

2) 11228: τό (δέπας) ba τότ᾽ ἐκ χηλοῖο λαβὼν ἐκάϑηρε ϑεείῳ | πρῶτον, ἔπειτα δὲ νίψ᾽ 
ὕδατος χαλῇσι δοΐσιν χτέ. Τὸ ἃ τῇ τὰ 8. v. ϑέειον : ‘quo suffitu prius religiose purgabatur 
poculum, cum destinaretur ad libandum düs. 

3) Plin. nat. hist. XXXV, 15, 50 Sillig: Nobilissimum (sulphur) in Melo insula. 

4) Voyage du Levant. T. I. p. 155. 4. Ausg. 

5) Phys. sacr. Vol. IV. p. 709. Diese Schrift eitirt Friedreich : Realien. S. 710; 
welches Citat zu der obigen Bemerkung über die Stelle des Hiob Veranlassung ge- 
geben hat. 6) Hiob 18, 15. n 1. Mos. 19, 24. 

8) Millin, Mineral. des Homer. S. 23 ff. Friedreich, Realien. S. 88. 443. 
Kruse, Hellas. Th. I. S. 339. Lenz, Mineralogie der alten Griechen und 
Römer. S. 1. 


294 ι De Mech 


der Umstand, dass der Dichter zweimal von Menschen redet, die fern 
vom Meere wohnen und keine mit Salz vermischte Speise geniessen !), 
welche Stellen Pausanias, indem er sie citirt, auf die alten Epeiroten 
bezieht?2). Der Dichter legt dem Salze das Epitheton göttlich (ϑεῖος) 
bei), über dessen Grund und Bedeutung die Meinungen sehr aus ein- 
ander gehen‘). Am einfachsten fasst man es wohl als Ausdruck reli- 
giöser Empfindung, welche die ausserordentliche Nutzbarkeit des un- 
entbehrlichen Gewürzes unter dankbarem Aufblick zu der Gottheit, 
die es gespendet, fromm anerkennt. Vielleicht schwebte dem Dichter 
zugleich auch durch naheliegende Ideenassociation das ‘göttliche Meer’ 
vor5), dem das Salz seinen Ursprung verdankt; wozu noch kommt, dass 
das Salz im Alterthum bei den Opfern eine wichtige Rolle spielte®), 
nicht nur bei den Griechen und Römern, sondern auch im alten Orient, 
worüber weiter unten. Ob man übrigens die heilige Gerste (οὐλαί γ 441, 
οὐλοχύται A 449), welche bei’'m Beginne des Opfers nach dem Hände- 


1) A 122 (ψΨ 269) : εἰς ὅ κε τοὺς ἀφίχηαι, οἱ οὐκ ἴσασι ϑάλασσαν | ἀνέρες, οὐδέ N ἅλεσσι 
μεμιγμένον εἴδαρ ἔδουσιν. : ; ΐ 

2, Pausan. I, 12 ἃ. E. Schub.: τοῖς Ἠπειρώταις, οἱ μηδὲ ἁλούσης ᾿Ιλίου ϑάλασσαν 
οἱ πολλοὶ μνηδὲ ἁλσὶν ἠπίσταντό πω χρῆσϑαι. μαρτυρεῖ δέ μοι χαὶ “Θμήρου ἔπος ἐν ᾿θδυσ- 
sein‘ οἱ οὐχ ἴσασι χτέ. Vgl. Strabon. XIV, 5, 24 Kram. Aehnliches berichtet Sallust 
von den Numidiern. De bell. Jug. 59 Kritz: Numidae plerumque lacte et ferina 
carne vescebantur, et neque salem neque alia irritamenta gulae quaerebant. 

3) 1 214: πάσσε δ᾽ ἁλὸς ϑείοιο. 

ἢ Nach Eustath. zu I 214 heisst das Salz ϑεῖος in mythologischer Beziehung 
(μυϑικῶς) ; Peleus habe das dort in Rede stehende Salz an seinem Hochzeitstage vom 
Neleus empfangen, und daher sei es für Achilleus ein χειμήλιον gewesen ; auch habe 
es, wie das φάρμαχουν der Helene, die Kraft besessen, selbst den Traurigsten zum 
Essen zu bewegen: ϑεῖον δὲ ἅλα καλεῖ μυϑικῶς, ὃν ὁ Ἀχιλλεὺς χειμήλιον εἶχε, δῶρον 
ὄντα Νηρέως ἐκ τοῦ πατριχοῦ γάμου. ὡς ἄν, ἐὰν ἐξ αὐτοῦ χαταπάττοι βρῶμα, ἡδύτατον 
αὐτὸ πιῇ καὶ τὸν ἐν μεγίσταις ὄντα λύπαις πείϑῃ φαγεῖν. οὕτω καὶ ἐν ᾿Οδυσσείᾳ ἡ “Ελένη 
φάρμακόν τι ἔχουσα καὶ Br εν τῷ χρατῆρι ἀλύπους ἐποίει τοὺς πίνοντας. χαὶ τὸν ἅλα 
yody τοῦ Νηρέως τοῦτον ϑείαν τινὰ ἔχειν δύναμιν ὁ μῦϑος φησὶν ἐπὶ τοῖς ἐσθίουσιν. Ausser- 
dem fügt Eustathios noch folgende a hinzu: ἄλλως μέντοι κοινότερον, ϑεῖον 
τὸν ἅλα φησίν, ἢ ὅτι συναγωγός ἐστιν εἰς φιλίαν καὶ εὐνοίας σύμβολον τοῖς ξένοις ἐν τῇ τρα- 
πέζῃ παρετίϑετο, ἢ διότι τὰ ἁλίπαστα ἐπὶ πολὺ παραμένειν ποιεῖ (also wegen seiner con- 
servirenden Kraft). εἴποι δ᾽ ἄν τις καὶ παρὰ τῷ Λυχόφρονι (Cass. 135) ἁγνίτην τὸν ἅλα 
λέγεσθαι, ἀντὶ τοῦ ϑεῖον. Nach der letzteren Erklärung stände also das homerische 
ϑεῖος im Sinne des lykophronischen ἀγνίτης (reinigend). Plutarch (quaest. symp. 
V, 10) macht die Erklärung des ϑεῖος zum Gegenstand einer besonderen Untersuchung. 
Platon nennt das Salz ϑεοφιλές. Timaeus p. 60 E: τὸ δὲ (γένος) — — ἁλῶν, κατὰ λόγον 
νόμου, ϑεοφιλὲς σῶμα ἐγένετο. Plut. quaest. symp. V, 10, 1: ᾿Ομήρου μὲν ἄντιχρυς λέ- 
Ἴοντος᾽ πάσσε ὃ ἁλὸς ϑείοιο᾽ Πλάτωνος δὲ τῶν ἁλῶν σῶμα χατὰ νόμον ἀνθρώπων 
ϑεοφιλέστατον εἶναι φάσχοντος. 

5) A 141: εἰς ἅλα δῖαν. 

6) Plin. nat. hist. ΧΧΧΙ, 7,41 Sillig: Maxume tamen in sacris intellegitur aucto- 
ritas, quando nulla en, sine mola salsa. Kruse, Hellas. Th. 1. S. 339. 


MEERE EN ρας Ban 2 Se TE a 3 eg Yale Faser De ar 


, Winsrale der leichten Metalle. 295 


waschen über das Opferthier und den Altar ausgeschüttet (ydw) wurde, 
gleich der mola salsa der Römer mit Salz mischte, ist zweifelhaft; nach 
einer Stelle des Dichters Athenion scheintees, als ob dies nicht geschehen 
561 ἢ. — Dass man sich des Salzes zum Würzen der Speise bediente, 
ist selbstverständlich ; die Art und Weise, wie man das Fleisch zuberei- 
tete, beschränkte sich eben darauf, dass man es briet und mit Salz be- 


streute. So lesen wir vom Patroklos, er habe zur Bewirthung der Ge- 
sandtschaft an Achilleus Fleisch an Bratspiesse gesteckt und Salz darauf 
gestreut). Insbesondere ist aber noch hervorzuheben, dass man schon 


: in der homerischen Zeit dem Salze eine kathartische Kraft zuschrieb. 
Um überhaupt beten und mit der Gottheit in Verkehr treten zu dürfen, 
war Reinheit conditio sine qua non, daher jeder religiösen Handlung 
Waschungen und Reinigungen vorangingen, zu denen man sich am 
liebsten des Meerwassers wegen seines Salzgehaltes bediente 5). Daher 
reinigen sich die Achaier, bevor sie dem Apollon opfern, und schütten 
des unreine Wasser ins Meer!) ; und es ist dies nicht etwa, wie Nägels- 
bach zud. St. bemerkt, bloss als eine medicinische oder Sanitäts-Mass- 
regel zu fassen, sondern man reinigte sich damit zugleich von der 
Schuld, welche durch Agamemnons Vergehen auch über das Heer ge- 
bracht, und um welcher willen dasselbe von der Pest heimgesucht 
war). Auch Telemachos begiebt sich, ehe er zur Athene betet, an das 
Gestade des Meeres und wäscht sich in der graulichen Fluth die Hände, 
worauf er sein Gebet verrichtet δ), 

Dass man dabei dem salzigen Ingrediens des Meerwassers ent- 

ν schieden die kathartische Kraft zuschrieb, geht daraus hervor, dass 


N 1 
> 


σπλάγχνα τοῖς ϑεοῖσιν ὀπτῶσιν φλογί, | ἅλας οὐ προσάγοντες" οὐ γὰρ ἦσαν οὐδέ 
τὴν τοιαύτην χρῆσιν ἐξευρημένοι. Vgl. Ο. Fr. Hermann, gott. Alt. ὃ 28, Anm. 11. 


1) Athenion bei Athen. XIV, 85: ὅϑεν ἔτι zul νῦν τῶν πρότερον μ μεμνημένοι | τὰ 
4 


πω | εἰς 


2) 1212: αὐτὰρ ἐπεὶ κατὰ πῦρ ἐκάη καὶ φλὸξ ἐμαράνϑη,  ἀνϑραχιὴν στορέσας ὀβελοὺς 
ἐφύπερϑε τάνυσσεν, | πάσσε δ᾽ ἁλὸς er χρατευτάων ἐπαείρας. 

3) Philo de sacrif. p. 548 C.: οἱ μὲν ἄλλοι νι πον ἅπαντες ἀμιγεῖ ὕδατι περιρραίνον- 
ται ϑαλάττῃ μὲν οἱ πολλοὶ, τινὲς δὲ ποταμοῖς, οἱ δὲ χάλπεσιν ἐκ πηγῶν ἀρυόμενοι. Eur. 
Iph. Taur. 1193 Nauck: ϑάλασσα χλύζει πάντα τἀνϑρώπων καχά. Vgl. Io. Lomeier, 
de veterum gentilium lustrationibus. Ultraj. 1681. 4, namentlich p.. 152sqq. Fabric. 
bibl. antig. p. 494. Böttiger, Kunstmyth. I. S. 118—128. P. van Limburg- 
Brouwer, histoire de la civilisation morale et religieuse des Grecs. Groningue, 
1833—42. Vol. VIII. p. 213 fgg. C. Fr. Hermann, gott. Alt. ὃ 23, Anm. 8. Eu- 
stath. zu A 313. Hertzberg in Jahns Archiv. V. 5. 415. 

4) A 313: λαοὺς δ᾽ Arpetöng ἀπολυμαίνεσϑαι ἄνωγεν. | οἱ δ᾽ ἀπελυμαίνοντο καὶ εἰς ἅλα 
λύματ' ἔβαλλον, | ἔρδον δ᾽ ᾿Απόλλωνι τεληέσσας ἑκατόμβας. 

5) Vgl. Ο. Fr. Hermann, gott. Alt. ὃ 28 ἃ. E. mit Anm. 23. 

6) » 260: Τηλέμαχος δ᾽ ἀπάνευϑε χιὼν ἐπὶ ϑῖνα ϑαλάσσης, | χεῖρας νιψάμενος πολιῆς 
ἁλός, εὔχετ' Ἀϑήνη: | κλῦϑί μεὺ κτέ. 


296 Das Mineralreich. 


man, wo man sich süssen Wassers zur Lustration bediente, Salz hinein- 
warf, um dadurch seine lustrirende Kraft der des Meerwassers anzu- 
nähern '). 

Endlich ist hier noch eine sprichwörtliche Redensart zu erwähnen, 


welche vom Salze entlehnt ist. Der als Bettler verkappte Odysseus _ 


sagt zum Antinoos, der ihm eine Gabe verweigert, er werde schwerlich 
einem Hülfsbedürftigen aus eigener Habe ein Salzkorn schenken, da 
er ihm eine Spende von fremdem Gut vorenthalte?). Ἅλς steht also 
hier proverbiell von einer geringfügigen Sache, die man Jemandem vor- 
enthält; ähnlich wie wir wohl sagen; ‘Er gönnt dem Armen nicht einen 
Trunk Wassers.’ Das homerische Sprichwort schwebt offenbar dem 
Theokrit vor, wenn er ein Mädchen zu seinem Liebhaber sagen lässt: 
‘Jetzt versprichst du mir Alles, giebst mir demnächst aber vielleicht 
nicht ein Salzkorn.’ 3). 

Wir fügen schliesslich noch einige Bemerkungen in Betreff der 
Verwendung des Salzes bei den orientalischen Opfergebräuchen hinzu, 
über welche Friedreich manches Ungehörige beibringt ἢ. 

Wie bei den Römern schon in den frühesten Zeiten, nach Plinius 
schon unter Numa), bei den Opfern die mola salsa zur Anwendung 
kam, so sollte auch nach dem mosaischen Gesetze jedem Opfer Salz 
beigegeben werden®). Dies Gesetz mag immerhin zunächst nur die 
vegetabilischen Opfer gemeint haben; indess haben nach Josephus die 
israelitischen Priester auch alle animalischen Opfer mit Salz bestreut?). 
Daher heisst es auch im Evangelium desMarkos®) : πᾶς γὰρ πυρὶ ἁλισϑή- 
σεται, χαὶ πᾶσα ϑυσία ἁλὶ ἁλισϑήσεται. Das Salz sollte aber nicht nur die 
dem Gotte dargebrachten Speisen geniessbarer und schmackhafter 


ἡ Theoer. XXIV, 94 Fritzsche: χαϑαρῷ δὲ πυρώσατε δῶμα ϑεείῳ | πρᾶτον, ἔπειτα 
ὃ ἅλεσσι μεμιγμένον, ὡς νενόμισται, | ϑαλλῷ ἐπιρραίνειν ἐστεμμένον ἀβλαβὲς ὕδωρ. (“Aqua 
lustralis, sale mixta Wuestemann.) Vgl. Menander bei Clem. Alex. Strom. VII. 
p. 714. Tzetzes ad Lycophr. 135. C. Fr. Hermann, gott. Alt. ὃ 23. Anm. 9. 

2), p 455: οὐ σύ γ᾽ ἂν ἐξ οἴχου σῷ ἐπιστάτῃ οὐδ᾽ ἅλα δοίης, | ὃς νῦν ἀλλοτρίοισι παρή- 
μενος οὔ τί μοι ἔτλης | σίτου ἀποπροελὼν δόμεναι" τὰ δὲ πολλὰ πάρεστιν. 

3) Theocr. 27, 60: φῇς μοι πάντα δόμεν" τάχα ὃ ὕστερον οὐδ᾽ ἅλα δοίης. 

4) Realien. S, 443. 191 ff. 

5), Plin. nat. hist. XVIII, 2, 2 Sillig: Numa instituit deos fruge colere et mola 
salsa supplicare. 

6) 3. Mos. 2, 13: Alle deine Speisopfer sollst du salzen, und dein Speisopfer soll 
nimmer ohne Salz des Bundes deines Gottes sein; denn in allem deinem Opfer sollst 
du Salz opfern. 

7) Antig. iud. III, 9, 1 ed. Fr. Oberthür: εἶτα χαϑαροποιήσαντες (das Opferthier) 
διαμελίζουσι" χαὶ πάσαντες ἁλσὶν ἐπὶ τὸν βωμὸν ἀνατιϑέασι, σχιζῶν ἤδη πεπληρωμένον χαὶ 
πυρὸς φλεγομένου. 


8) 9, 49. 


a 
Ἢ 
1 
L 


», 


᾿νε τὰν 


nd a Er a 


Minerale der leichten Metalle. 397 


machen, sondern auch wegen seiner reinigenden und erhaltenden Kraft 
dem Opfer selbst eine höhere Bedeutung verleihen !). 

Auch bei Mahlzeiten hat das Salz im Orient eine besondere Be- 
deutung. Es war ein σύμβολον φιλίας, welches vor allen übrigen Speisen 
dem Gastfreunde vorgesetzt wurde?). Sobald der Araber mit seinem 
Gaste Brod und Salz genossen hat, verräth er ihn um keinen Preis der 
Welt) und hält treu an seiner Freundschaft fest). Auch Verträge 
werden durch den Genuss von Salz besiegelt’), und ein solcher ‘Salz- 
bund’ gilt für unauflöslich ®). 


8 4. 


b. Die Thonerde (6 κέραμος) 1). 


Diese Erde wird, wie schon oben°) bemerkt wurde, nur indirect 
erwähnt, insofern der Dichter von Krügen (χέραμοι) redet, aus denen 
man Wein getrunken habe), worunter Thonkrüge zu verstehen sind, 
die zur Aufbewahrung des Weines dienten. So interpretirt auch Eu- 
stathios1P): χέραμος δέ, ἢ λάγυνος, ἢ πίϑος, ὡς χαὶ ἐν τῷ ᾿ χαλχέῳ δ᾽ ἐν 
χεράμῳ δέδετο. Was die in den letzten Worten citirte Stelle betrifft, so 
ist dort vom Ares die Rede, der von den Aloiden eingekerkert sei 11). 


1) Diese symbolische Bedeutung des Salzes ist ausführlicher entwickelt von K. 
Ch. W. Fel. Bähr: Symbolik des mosaischen Cultus. Heidelberg. Bd. II (1839). 
S. 325 ff. Die besonders hieher gehörige Stelle hat Friedreich (Realien. Κ΄. 731) aus- 
geschrieben. Die von Friedreich S. 443 citirte Schrift von Zeibich: ‘De foedere (bei 
Friedreich steht foedore!) salis ex antiquitat. illustr. Ger. 1760’ ist eine akademische 
Dissertation und ohne Werth. Eben so sind die in der vorhergehenden Anm. ci- 


_tirten Abhandlungen, die aus Winer’s Realwörterbuch II, 366 f. mit mancherlei 


Fehlern abgeschrieben sind, nur gelehrte farrago , jetzt schwer zugänglich und völ- 
lig entbehrlich. Die übrigen Bibelstellen, welche Friedreich citirt, gehören gar 
nicht hieher. 

2) Eustath. zu A 449. Vgl. auch die oben eitirte Note des Eustath. zu I 214. 

3) Volney: Reise. I, 314. 

4 Tischendorf, Reise. I, 267. 

5) Ritter, Erdkunde. XIV, 960. 

6) 2 Chronica 13, 5: Wissetihr nicht, dass der Herr, der Gott Israels, hat das 
Königreich zu Israel David gegeben ewiglich, ihm und seinen Söhnen einen $alz- 
bund? Vgl. 4. Mose 18, 19. 

7) Millin, Mineral. des Hom. S. 3. Friedreich, Realien. S. 297. Lenz, 
Mineralogie der alten Griechen und Römer. S. 1. 8) 81. 

9) 1469: πολλὸν δ᾽ &x χεράμων μέϑυ πίνετο τοῖο γέροντος. Vgl. B. Büchsen- 
schütz, die Hauptstätten des Gewerbfleisses im klass. Altherthume. Gekrönte 
Preisschrift der fürstl. Jablonowski’schen Gesellsch. zu Leipzig. Leipzig, bei 8. Hir- 
zel. 1869. S. 11 mit den in Anm. 1 angezogenen Stellen. 10) Zu 1 469. 

11) E 385: τλῆ μὲν Ἄρης, ὅτε μιν Ὦτος χρατερός τ Ἐφιάλτης, παῖδες Ἀλωῆος, δῆσαν 
χρατερῷ ἐνὶ δεσμῷ" | χαλχέῳ δ᾽ ἐν χεράμῳ δέδετο τρισκαίδεκα μῆνας. 


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r = - δ Ρ > : 5% {: ας αν ro e 2 
Ξ.- ἢ * > τς ΜῈ ne ir - 


298 Ν ; Das Minerslreich. τ Br > 


Nach Eustathios ist hier χέραμος in der Bedeutung von ἀγ- 
ἡξῖον oder πίϑος zu nehmen, wie es auch I 469 stehe; nach An- 
dern, fügt er hinzu, bedeute χέραυος in der Sprache der Kyprier so viel 
wie δεσμωτήριον ; noch Andere endlich wollten Kzpauos als eine karische 
Stadt fassen, die wegen ihrer starken Befestigung das Epitheton χάλ- 
xzos erhalte!), wie denn auch Strabon ein Städtchen Keramos an der 
karischen Küste erwähnt?. Wieder Andere erklärten sonderbarer 
Weise χέραμος vom metallenen Himmelsgewölbe 3). Am einfachsten er- 
scheint es, diesen Ausdruck als ein aus Ziegelsteinen erbautes Gefäng- 
niss und dann überhaupt als Kerker zu fassen. 

Dass man in der homerischen Zeit schon thönerne Geräthe mit- 
telst der Töpferscheibe zu verfertigen wusste, geht aus einem Gleich- 
nisse der Aspidopoiia hervor. Dort schildert der Dichter einen Reigen- 
tanz, den Hephaistos auf dem Achilleusschilde plastisch darstellt, und 
vergleicht die leichte und rasche Bewegung der Tänzer und Tänzerinnen 
mit der Geschwindigkeit einer Töpferscheibe, welche der Töpfer vor 
dem Beginne seiner Arbeit herumdreht, um zu prüfen, ob sie auch ohne 
Hinderniss laufe). Zugleich scheint aus dieser Stelle zu folgen, dass 
in der homerischen Zeit das Töpferhandwerk schon ex professo ge- 
trieben wurde, und dass ein solcher Thonkünstler χεραυξύς hiess. 

Hierauf beschränken sich aber auch die auf den xepauss bezüg- 
lichen homerischen Stellen. 


2, Schwere Metalle. 


ὍΣ 


Allgemeine Vorbemerkungen. 


Die bei Homer vorkommenden schweren Metalle sind: Gold, Sıl- 
ber, Kupfer, Eisen, Stahl, Blei und Zinn. Da Griechenland selbst an 


ράμῳ, ἤγουν ἀγγείῳ, οἷον 


1) Eustath. zu E 387: ἔϑηχαν δὲ τὸν Ἄρην ἐν γχαλχέῳ 
) φασι δεσμωτηρίῳ στερρῷ, 


πίϑῳ᾽ χρῆσις δὲ τῆς λέξεως ταύτης κα 
λέγοντες Κυπρίους κέραμον καλεῖν τὸ & πόλιν Καρίας φασὶ τὸν χέραμον 
χάλκεον οἷον δοκοῦσαν καὶ τροπιχκῶς λεχϑεῖσαν διὰ τὸ στερρὸν τοῦ τειχίσματος. 
2) Strabon. XIV, 2, 15 Kram.: εἶτα μετὰ Κνίδον Κέραμος καὶ Βάργασα πολίχνια 
ὑπὲρ ϑαλάττης. : 
3) Eustath. zu E 387: ἡ μέντοι Δημώ μαϑηματικῶς ταῦτα τεϑεράπευχε λέγουσα χάλ-᾿ 
ῦ 


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ΓΟΥ͂ 
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χεον μὲν κέραμον τὸν ὑπὸ To 

4) 2599: οἱ δ᾽ ὅτε μὲν ϑρέξασχον ἐπισταμένοισι πόδεσσιν | ῥεῖα μάλ᾽, ὡς ὅτε τις τρο- 
χὸν ἄρμενον ἐν παλάμῃσιν | ἑζόμενος κεραμεὺς πειρήσεται, αἴ χε ϑέῃσιν. Vgl.C.Fr. Her- 
mann, Lehrb. der griech. Privatalt. 2. Aufl. bearb. vonK.B. Stark. Heidelberg, 
J. C. B. Mohr. 1870. S. 353. Anm. 9. 


ποιητοῦ χάλκεον χαλούμενον οὐρανόν. 


Schwere Metalle. 299 


Metallen nicht reich war ἢ), so mussten die Hellenen ihre Metallwaaren 
meistens von aussen beziehen; als Länder, wo im heroischen Zeitalter 
Kunstgegenstände aus Gold, Silber und Kupfer verfertigt wurden, 
macht Homer vorzugsweise Phoinike, Thrakien, Aigypten, Lykien und 
Kypros namhaft. Dass man schon in der heroischen Zeit in Griechen- 
land Gold- und Silberarbeiten verfertigt habe, ist durchaus unwahr- 
scheinlich ; war doch, wie Böckh zeigt?), selbst in der früheren histo- 
rischen Zeit nach unverwerflichen Zeugnissen besonders des Goldes 
äusserst wenig vorhanden, und noch in den siebziger Olympiaden war 
reines Gold eine Seltenheit. Dass dagegen Griechenland schon in der 
heroischen Zeit, wenn auch keine Goldarbeiter?), doch Eisen- und 
Kupferschmiede mindestens in den Städten in hinreichender Zahl hatte, 
lässt sich namentlich aus W 826 und 832—36 schliessen ἢ. 

Eine allgemeine Bezeichnung für die Metalle findet sich bei Homer 
nicht: wohl aber das Verbum μεταλλάω ὅδ), auf welches das erst später 
gebräuchliche Substantiv μέταλλον zurückgeführt wird, und welches 
schon die Alten von με ἄλλα ableiteten, so dass demnach μεταλλᾶν 
nach andern Dingen forschen, suchen und μέταλλον das 
Durchsuchen, den Ort, wo man sucht, und das Gesuchte 
selbst bezeichnet‘), woraus sich die speciellere Bedeutung Berg- 
werke, Gruben, in denen man nach Metallen, Gesteinen u. S. W. 
sucht, entwickelte, worauf dann der Ausdruck μέταλλα auf die aus den- 
selben gewonnenen Erze und Metalle selbst übertragen wurde. 

Wir gehen jetzt zur Betrachtung der einzelnen Metalle über. 


a. Das Gold (ὃ χρυσός) Τ) 


Dass das Gold schon zu Homers Zeiten in ausserordentlich hohem 
Werthe stand), geht nicht nur daraus hervor, dass ihm die Epitheta 


1) 8. Böckh, Staatshaush. der Athener. S. 7 der 2. Ausg. 

2) Das. 8. 6.7. 

3) S.Schoemann, griech. Alt. Bd. I. S. 73. 

ἢ S. Motz, über den Metallarbeiter der heroischen Zeit. 5. 7. 

5, A 550. T 177. α 231 und sonst. Vgl. Friedreich, Realien. S. 56. 

6) Buttmann, Lexil. Bd. I. 5. 140 der 2. Aufl. Köpke, über das Kriegs- 
wesen der Griechen im heroischen Zeitalter. S. 40. 

7, Millin, Mineral. des Hom. S. 98 ff. Friedreich, Realien. 5. 86. 289 f. 
Wagner, Homer und Hesiod. 5. 87. Kruse, Hellas. Th. I. S. 327 ἢ, Lenz, 
Mineralogie der alten Griechen und Römer. S. 1 ff. 

8) Vgl. Curtius, griech. Geschichte. Berlin, Weidmann’sche Buchh. 1857 
(1. Aufl.). Bd. I. 5. 126: ‘Die Ionier sind es, welche das Gold in den griechischen 
Verkehr gebracht haben, und die Bewunderung seines Glanzes und Zaubers, wovon 
die-homerischen Gedichte voll sind, ist vorzugsweise der ionischen Auffassung zuzu- 
schreiben’. 


300 Das Mineralreich. 


τιμήξις ἢ oder contrahirt τιμῆς 2) und ἐρίτιμος 3) beigelegt werden, son- 
dern auch aus dem unten genauer zu besprechenden Umstande, dass 
die Geräthschaften der Götter meistens als aus Gold bestehend gedacht 
werden. Genaueres aber erfahren wir über den Werth des Goldes aus 
der proportionalen Angabe, dass die goldene Rüstung des Glaukos 100, 
die kupferne des Diomedes hingegen nur 9 Rinder werth gewesen sei ἢ ; 
denn in Ermangelung gemünzten Geldes pflegte man den Werth der 
Gegenstände nach Rindern zu bestimmen. Der Werth des Goldes be- 
trug demnach das 11!/,fache von dem des Kupfers. Uebrigens be- 
stimmte man das Gold quantitativ nach Talenten, — eine Gewichts- 
grösse, welche man durch Abwägen (ἱστάναι) 5) feststellte. So befindet 
sich unter den Preisen, welche Achilleus bei den patrokleischen Lei- 
chenspielen für den Wettlauf aussetzt, ein halbes Talent Goldes®) ; bei 
den Phaieken macht Alkinoos den Vorschlag, dass ausser ihm jeder der 
12 Fürsten dem Odysseus einen Mantel und Leibrock, wie auch ein 
Talent Goldes als Gastgeschenk darbringe?), während der Wächter, 
der von der Warte den rückkehrenden Agamemnon erspäht und dem 
Aigisthos davon Kunde bringt, zwei Talente Goldes zum Lohne em- 
pfängt 5). 

Eben so sind in der Processscene auf dem Achilleusschilde dem, 
der am besten Recht spreche, zwei Talente bestimmt°); welche Stelle 
Schömann!?) so erklärt, dass 2 Talente Goldes niedergelegt seien, die 
demjenigen zufallen sollen, der sein Recht am besten dargethan, also 
obgesiegt haben werde; so dass wir also, wie derselbe Gelehrte hinzu- 
fügt, hier etwas der Parakatabole im attischen Process Entsprechendes 
hätten, eine Summe, welche jede der beiden Parteien im Beginn des 
Processes deponirte, und die der Besiegte ausser dem Verlust seiner 
Sache auch noch obendrein verwirkte, als eine poena temere litigandi. 


1) 3 393: χρυσοῖο τάλαντον---τιμήεντος. ἃ 327: χρυσὸν---τιμήεντα. 
2) 2 475: χρυσὸν τιμῆντα. 

3) 1126 (1 268) : ἐριτίμοϊο χρυσοῖο. 

ἢ. 2 295: (Γλαύχῳ), ὃς πρὸς Τυδείδην Διομήδεα τεύχε᾽ ἄμειβεν | χρύσεα χαλχείων, 
ἑχατόμβοι ἐννεαβοίων. 

5) Τ 247: χροσοῦ δὲ στήσας ᾿Οδυσεὺς δέχα πάντα τάλαντα | ἦρχ᾽ κτέ. 

6) W 751: ἡμιτάλαντον δὲ χρυσοῦ λοισϑήϊ ἔϑηχεν. Vgl. W796. 

7) 3 392: τῶν οἱ φᾶρος ἕκαστος ἐὐπλυνὲς ἠδὲ “χιτῶνα | χαὶ χρυσοῖο τάλαντον ἐνείχατε 
τιμήεντος: Worte des Alkinoos zu den phaiekischen Fürsten. 


Nr \ S ’ - ᾿ - > 

8) ὃ 524: τὸν δ᾽ dp ἀπὸ σχοπιῆς εἶδε σχοπός, ὅν ba χαϑεῖσεν | Alyısdos δολόμητις 
ἄγων, ὑπὸ δ᾽ ἔσχετο μισϑὸν [χρυσοῦ δοιὰ τάλαντα κτέ. 

9% 3507: κεῖτο ὃ᾽ ἄρ᾽ ἐν μέσσοισι δύω γρυσοῖο τάλαντα, | τῷ δόμεν, ὃς μετὰ τοῖσι 


ῶ» 


χη ἰϑύντατα εἴποι. 
10) G. F. Schoemann, griech. Alt. Berlin, Weidmann. 1855. Bd. I. S. 29. 
Derselbe in den Antig. iur. publ. Graec. p. 73. 


ΠΑΊΣ ον ΤΥ ΨΩ, % 


Schwere Metalle. 301 


Dass 2 Talente Goldes genannt werden, meint Schömann,, sei freilich 
auffallend genug und lasse sich nur als poetische Fiction ansehen; denn 
die epische Poesie habe der heroischen Vorzeit einen Reichthum an 
edlen Metallen gegeben, wie er in der Wirklichkeit sicherlich nicht 
existirt habe. 

Denselben Preis von 2 Talenten erhält bei den patrokleischen Lei- 
chenspielen der Vierte bei’m Wagenrennen !), an welcher letzteren Stelle 
allerdings die Werthbegriffe etwas seltsam sind 2). — Doch auch grö- 
ssere Quantitäten Goldes kommen vor. Odysseus erhält von Maron, 
dem apollinischen Priester, 7 Talente Goldes zum Geschenk 3) ; ja unter ὦ 
dem Sühnpreise, den Agamemnon dem zürnenden Achilleus bietet, be- 
finden sich sogar 10 Talente ?); eben so unter dem Lösegelde, welches 
Priamos für Hektors Leiche zahlen will); auch unter den Geschenken, 
die Menelaos von dem Aigypter Polybos erhält, befindet sich dieselbe 
Summe Goldes®). 

Werfen wir die Frage auf, wie man sich das homerische Gold- 
talent zu denken habe, so berühren wir damit einen sehr unklaren und 
streitigen Punkt”). In erster Linie ist die Meinung derjenigen zu ver- 
werfen, welche dabei einen allgemein anerkannten und conventionell 
festgesetzten Geldwerth annehmen, oder gar, wie Everh. Feith°) und 
und in bedingter Weise auch Goguet°,, an geprägte Münzen denken 
wollten. Die letztere Ansicht hat schon Terpstra!P) mit gutem 
Grunde bestritten, und die Majorität der stimmfähigen Gelehrten setzt 


1), W 269: τῷ δὲ τετάρτῳ (der ἱππεῖς) ϑῆχε δύω γρυσοῖο τάλαντα. 
2, Vgl. Cammann, Vorschule zu der Iliade und Odyssee. 5. 367. 
3) ı 202: χρυσοῦ μέν μοι δῶχ᾽ εὐεργέος ἑπτὰ τάλαντα (näml. Mapwv). Vgl. ὦ 274. 
a) 1121: ὑμῖν δ᾽ ἐν πάντεσσι περιχλυτὰ δῶρ ὀνομήνω, | ἕπτ᾽ ἀπύρους τρίποδας, δέχα 
δὲ χρυσοῖο τάλαντα χκτέ. Vgl. Τ 247. 
5) Q 232: χρυσοῦ δὲ στήσας ἔφερεν δέκα πάντα τάλαντα, | ἐκ δὲ δύ᾽ αἴϑωνας τρίποδας" 
- -- πέρι δ᾽ ἤϑελε ϑυμῷ | λύσασϑαι φίλον υἱόν. 
6) ὃ 128: ὃς (Πόλυβος) Μενελάῳ δῶχε δύ᾽ ἀργυρέας ἀσαμίνϑους, | δοιοὺς δὲ τρίποδας, 
δέχα δὲ χρυσοῖο τάλαντα. | 
ἢ Vgl. darüber: Böckh, metrol. Untersuch. Berlin. S. 33. Fr. Hultsch, 
griech. und röm. Metrol. Berlin, Weidmann. 1862. 5. 104. Weissenborn, Hel- 
len. Jena, Mauke. 1844. 5. 67 f. Motz, über den Metallarbeiter der heroischen 
Zeit: Progr. Meiningen. 1865, S. 9. Cammann, Vorschule zu der Diade und Odys- 
see. Leipzig, Hahn. 1829. S. 367. 
8) Ant. homer. libri IV. Argentorati. 1743. p. 200: ‘Nummorum in commereciis 
- usum fuisse ex ipsomet Homero videatur colligi; cum meminit ἑχατομβοίων centum 
boves valentium, utiin permutatione armorum Glauci ac Diomedis'. 
9, Goguet, über den Ursprung der Gesetze, Künste und Wissenschaften. Aus 
dem Französ. von Joh. Geo. Hamberger. Lemgo. 1761. 4. II. S. 272 f. 


10) Antiquitas homerica. Lugd. 1841. p. 98. 


> u ae ὁ ὁ er 


302 Das Mineralreich. 


mit Recht die Erfindung der Münzprägung in eine vielspätere Periode). 


Es liegt kein zwingender Grund vor, das homerische Goldtalent anders 
als eine Gewichtsgrösse zu fassen, wofür schon der Umstand ent- 
scheidend ist, dass Homer die Wage mit demselben Ausdrucke τά-- 
λαντον bezeichnet?). Was den Werthbetrag des homerischen Goldta- 
lents betrifft, so bemerken Böckh?) und Hultsch®), dass es, wie 
schon alte Grammatiker annehmen, ein kleines Gewicht sei, welches 
aber durchaus keine genaue Bestimmung zulasse. Dennoch versucht 
Motz5) eine solche. Er findet durch Combination von W 269, W 885 
und Y 750, dass der Werth eines Rindes etwa =? Goldtalenten sei, 
und beruft sich ausserdem auf Böckh®), dem zufolge nach Pollux IX, 
61 bei der Delischen Theorie für einen Ochsen 2 Drachmen bezahlt 
worden seien, welche Nachricht Böckh selbst nicht für unwahrscheinlich 
halte”), und der Meinung dieses Gelehrten werde Jeder beipflichten, 
der in Betracht ziehe, dass für die Zeit Solons als Preis eines “vermuth- 
lich zu den Opfern auserlesenen’ Ochsen 5 Drachmen angegeben wer- 
den°). Mit Hülfe dieser Daten gelangt Motz schliesslich zu dem Re- 
sultate, dass !/, Goldtalent =2 Drachmen sei, und folglich, da die 
attische Drachme bekanntlich 24 Kreuzer gegolten habe, das home- 
rische Goldtalent 48 Kreuzer betrage. Indess leidet diese Berechnung 
offenbar an zwei Fehlern, von denen der eine daher rührt, dass Motz 
anfangs den Werth eines Rindes zu 2 Talenten annimmt, weiterhin 
aber denselben — !/, Goldtalent setzt, wodurch der erste Theil des Cal- 


ἢ S. Weissenborn, Hellen. S. 68. Anm. 253. 

2) X 209: καὶ τότε δὴ χρύσεια πατὴρ ἐτίταινε τάλαντα. Vgl. Poll. IX, 6, 54. p. 1018. 
Uebrigens heisst die Wage bei Homer auch σταϑμός: M 433: ἀλλ᾽ ἔχον, ὥστε τάλαντα 
γυνὴ χερνῆτις ἀληϑῆς, | ἥτε stadyov ἔχουσα χαὶ εἴριον ἀμφὶς ἀνέλχει | ἰσάζουσ᾽, ἵνα παισὶν 
ἀεικέα μισϑὸν ἄρηται. Indess ist diese Stelle, wie Weissenborn 5. 68, Anm. 253 
meint, vielleicht späteren Ursprungs. 


3) Metrol. Unters. 5. 33. Vgl. Lenz, Mineral. der alten Griechen und Römer. 
S. 2. Anm. 3. 

ἢ Griech. und röm. Metrol. S. 104, Anm. 4. Vgl. G. F. Schoemann, griech. 
Alt. Berlin, Weidmann. 1855. Bd. 1. S. 29. 

5) Ueber den Metallarb. der her. Zeit. S. 9. 

6) Staatshaush. Bd. I. S. 104. (2. Ausg.) Motz S. 9 eitirt fälschlich 5. 51. 

7) BöckhSS. 104 sagt vielmehr nur, es sei kein hinlänglicher Grund vorhanden, 
darin einen sehr alten Preis der Ochsen zu suchen, da sich die Sitte bei den delischen 
Theorieen, dem zu Beschenkenden so viel mal zwei attische Drachmen zu geben, als 
ihm durch den Herold Ochsen in Aussicht gestellt waren, in Uebereinstimmung mit 
der Ueberlieferung daraus erklären lasse, dass auf den alten Didrachmen, nament- 
lich den attischen, ein Stier geprägt gewesen sei. 

8) Vit. Solon. XXIII Sintenis : Abxov δὲ τῷ χομίσαντι πέντε δραχμὰς ἔδωχε, λυχιδέα 
δὲ μίαν, ὧν φησιν ὁ Φαληρεὺς Δημήτριος τὸ μέν βοὸς εἶναι, τὸ δὲ προβάτου τιμήν. 


ΝΙΝ νυ δι νυν ........1......... al, 


ri α΄..:1:} 


Schwere Metalle. » - 303 


culs wieder über den Haufen geworfen wird. Vielmehr würde eine 


consequente Durchführung der Rechnung sich so gestalten: 
ı Rind—2 Goldtalenten (durch Combination von W 269, W 885 und 
Y 750) 
1 Ochse (Rind) =2 Drachmen (nach Böckh, Staatsh. Bd. I. S. 851). 
Folglich, da zwei Grössen, welche gleich einer dritten sind, auch 
unter sich gleich sind : 
2 Talente Goldes —=2 Drachmen 
1 Goldtalent = 1 Drachme 
Der zweite Fehler bei Motz liegt darin, dass er, nachdem er plötz- 
lich 1... Goldtalent — 2 Drachmen gesetzt hat, die Rechnung so durch- 
führt: τῷ Goldtalent = 2 Drachmen 
1 Drachme —= 24 Kreuzern 
Folglich: ı Talent = 48 Kreuzern 
Vielmehr musste es heissen: 
τς Goldtalent = 2 Drachmen 


Daher: 1 Goldtalent = 4 Drachmen 
Ferner: i Drachme — 24 Kreuzern 
Mithin: 1 Goldtalent = 96 Kreuzern. 


Dies Resultat ist natürlich falsch, weil es auf die falsche Prämisse 
gestützt ist, dass !/, Goldtalent— 2 Drachmen sei. Indess ist auch das 
obige erste Resultat (1 Talent — 1 Drachme problematisch, zumal da 
die von Böckh angezogene Stelle des Pollux keine Bürgschaft dafür 
leistet, dass dort ein sehr alter Preis zu verstehen sei. 

Dass in der That das Gold schon den Alten für das edelste Metall 
galt, beweist der Umstand, dass die Kleidungsstücke, Utensilien, Waffen 
u. 5. w., deren sich die Götter bedienen, von ihnen meistens als golden 
gedacht werden. Poseidon bewohnt einen goldenen Palast zu Aigai!); 


“ der Fussboden des Gemachs, in dem die Götter versammelt sind, ist 


von Gold, und sie trinken aus goldenen Bechern?) ; nicht nur Zeus 
sitzt auf goldenem Throne ?), sondern auch die übrigen Götter bedienen 
sich goldener Lehnsessel*,, aus welchem Grunde Here und Eos spe- 
ciell das Epitheton χρυσόϑρονος erhalten5). Golden heisst ferner auch 


ἡ N 21: Αἰγάς, ἔνϑα τέ οἱ (dem Poseidon) χλυτὰ δώματα βένϑεσι λίμνης | χρύσεα, 
μαρμαίροντα τετεύχαται, ἄφϑιτα αἰεί. 

2) ΔΊ: οἱ δὲ ϑεοί πὰρ Ζηνὶ χαϑήμενοι ἠγορόωντο | χρυσέῳ ἐν δαπέδῳ" -- -- τοὶ δὲ 
χρυσέοις δεπάεσσιν | δειδέγατ᾽ ἀλλήλους. 

3) Θ 442: αὐτὸς δὲ χρύσειον ἐπὶ ϑρόνον εὐρύοπα Ζεὺς | ἕζετο. 

4 6 436: αὐταὶ (Athene und Here) δὲ χρυσέοισιν ἐπὶ χλισμοῖσι χαϑῖζον | υἱγδ᾽ ἄλ- 
λοισι ϑεοῖσι. 

5) A 611: χρυσόϑρονος Ἥρη. Vgl. Ξ 158. O5. = 541: χρυσόϑρονος ἤλυϑεν Ἠώς. 
Vgl. νυ 142. ξ 502. ο 250. τ 319. 


᾿ 
0 
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ΧΟΡ 


904 


die Aigis, mit der Apollon den Leib Hektors vor Verletzung schirmt !) ; 
und derselbe Gott führt ein goldenes Schwert, daher ihm das Epitheton 
χρυσάορος beigelegt wird2); ähnlich, wie der Dichter den Zauberstab 
des Hermes sich aus Gold bestehend denkt?) und desswegen Hermes 
selbst ypusöpparıs heisst?). Auch Athene trägt einen goldenen Stab, 
mit welchem sie den Odysseus berührt, um ihn zu metamorphosiren δ), 
und Artemis erhält wegen der goldenen Spindel, welche sie führt, das 
Epitheton χρυσηλάχατος δ). Dieselbe Vorstellung wird auch auf die Be- 
kleidung der Götter übertragen. Von Zeus lesen wir, dass er sich 
mit Gold umhüllt habe’), und auch Poseidon trägt ein Gewand von 
Gold 8) ; in der bekannten Toilettenscene, wo Here sich schmückt, um 
den Gatten durch ihre Reize zu bethören, steckt sie ihr Gewand mit 
goldener Spange zusammen°); ja Hermes trägt sogar goldene San- 
Aslen 10), wie auch Athene!!) und Here, welche Letztere aus diesem 
Grunde χρυσοπέδιλος genannt wird 12. Nicht minder werden auch die 
Götterwagen nebst ihrem Zubehör reichlich mit Gold ausgestattet. 
An Here’s Wagen befindet sich ein goldenes “0608 13); seine Räder 
haben einen goldenen Kranz 18), and sein Sessel hängt in goldenen 
und silbernen Riemen 15) ; Zeus 16) und Poseidon 17) führen eine goldene 
Geissel, 
welche sie führen, das Epitheton χρυσήνιος 15), während Iris, da sie 
auf goldenen Fittigen die Lüfte durchschwebt, χρυσόπτερος heisst 19). 


1.9 20: περὶ δ᾽ αἰγίδι πάντα κάλυπτεν | χρυσείῃ, ἵνα μή μιν ἀποδρύφοι ἑλχυστάζων. 


Das Mineralreich. 


“ 


und Artemis und Ares erhalten wegen der goldenen Zügel, 


2) E 509: Φοίβου ᾿Απόλλωνος χρυσαόρου. Vgl. Ὁ 256. 


3) w 2: ἔχε (Ἑρμῆς) δὲ ῥάβδον μετὰ χερσὶν | καλὴν, ypusetnv are. Vgl. ε 47. 


4) e 87: Ἑρμεία χρυσόρραπι. % 277: Ἑρμείας χρυσόρραπις. 


5) m 172: ἢ καὶ χρυσείῃ ῥάβδῳ ἐπεμάσσατ᾽ ᾿Αϑήνη. m 454: αὐτὰρ ᾿Αϑήνη | ἄγχι πά- 
ρισταμένη Λαερτιάδη θδυσῆα | ῥάβδῳ πεπληγυῖα πάλιν ποίησε γέροντα. Vgl. ν 429. 


[1 


II 183: ἐν Kop® ᾿Αρτέμιδος χρυσηλαχάτου, χελαδεινῆς. 
Θ 43: χρυσὸν δ᾽ αὐτὸς ἔδυνε (Ζεύς) περὶ χροΐ. 
N 25: χρυσὸν δ᾽ αὐτὸς ἔδυνε Mosctden περὶ χροΐ. 


180 : χρυσείῃς δ᾽ ἐνετῇσι χατὰ στῆϑος περονᾶτο. 


2 840 : αὐτίχ᾽ ἔπειϑ᾽ ὑπὸ ποσσὶν ἐδύσατο χαλὰ πέδιλα, | ἀμβρόσια, χρύσεια. Eben 


a 96: Dieselben Worte wie Q 340 und ε 44. 

) % 604: Ἥρης χρυσοπεδίλου. 

) E 729: αὐτὰρ ἐπ᾽ ἄχρῳ | δῆσε χρύσειον χαλὸν ζυγόν. 

) E 724: τῶν (χύχλων) ἤτοι χρυσέη ἴτυς ἄφϑιτος. 

E 727: δίφρος δὲ χρυσέοισι καὶ ἀργυρέοισιν ἱμᾶσιν | ἐντέταται. 
) Θ 48: γέντο (Ζεὺς) δ᾽ ἱμάσϑλην | χρυσείην, εὔτυκτον. 

) N 25. Dieselben Worte, wie Θ 43, vom Poseidon. 

) 2 205: χρυσήνιος ΓΑρτεμις. 3 285: χρυσήνιος "Apne. 

8 398 : Ἶριν--χρυσόπτερον. Eben so A 185. 


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4 
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ΡΣ ΤΡΊΑ ΣΥΣΣ 150 


ni 


Schwere Metalle. 305 


Ferner haben die Rosse des Zeus und Poseidon sogar goldene Mähnen ἢ, 
während die des Ares?) und der Here®) das Epitheton χρυσάμπυξ er- 
halten, wegen der vergoldeten Zügel und Riemen, mit denen ihre Stirn 
geschmückt ist. — Endlich nennt der Dichter die Aphrodite als bevor- 
zugte Göttin der Schönheit χατ ἐξοχήν die goldene, um die ausser- 
ordentliche Anmuth ihrer körperlichen Erscheinung hervorzuheben ®). 

Diese vom Golde entlehnten Vorstellungen beschränken sich 
übrigens keineswegs auf die olympischen Gottheiten, sondern werden 
vom Dichter auch auf die dei minorum gentium übertragen. So 
schmücken sich Kalypso und Kirke mit goldenem Gürtel δ) ; die Erstere 
webt mit goldener Spule δ᾽, und auf den Tischen der Letzteren prangen 
goldene Speisekörbe’) und goldene Becher ὃ. 

Endlich gehören auch noch manche andere verwandte Vor- 
stellungen hieher, wie die folgenden. Zeus will die Götter an einer 
goldenen Kette in der Schwebe halten und dann emporziehen°); er 
und Here werden bei ihrer Umarmung auf dem Idegebirge von gol- 
denem Gewölke umfangen 19), und auch Ares sitzt auf dem Olympos 
inmitten goldener Wolken !!) ; Zeus wägt auf goldener Wage die Todes- 
geschicke des Achilleus und Acker 12); Here endlich verspricht dem 


ἢ 8-41: ὡς εἰπὼν dr? ὄχεσφι (Ζεὺς) τιτύσχετο χαλκόποδ᾽ ἵππω, | ὠκυπέτα, χρυσέῃσιν 
ἐϑείρησιν χομόωντε. Eben so N 23 vom Poseidon und dessen Rossen. 

2) E 357: ἡ δὲ ("Aypodten) — — γρυσάμπυχας ἥτεεν ἵππους (vom Ares). 

3) E 720 (© 382) : ἣ μὲν ἐποιχομένη χρυσάμπυκας ἔντυεν ἵππους [ Ἥρη, πρέσβα ϑεά. 

4 764: δῶρ ἐρατὰ---γρυσέης ᾿Αφροδίτης. Vgl. E 427. "T 2827°X74270:79769% 
ὃ 337. p37. <54. Damm 5. v. χρύσεος: “Habet hoc epitheton vel διὰ τὸ χρυσοφορεῖν, 
Ἰυναιχῶν γὰρ τοῦτο: vel, quia auro emuntur Veneres, sicut Dana& docet et Atalanta 
et innumerae: vel et simpliciter pro ἣ χαλή, nam nihil pulcrius auro: vel ob omnia 
tria simul, ob ornatum , formositatem et praestantiam venustatis, et ob dona quibus 
deliniuntur et obsequentes fiunt'. Die richtige Auffassung ist wohl die, dass das 
Gold hier gleichsam als Symbol der Schönheit auftritt. Vgl. Millin, S. 108. 


5) ε 231: περὶ δὲ ζωνὴν βάλετ᾽ ἰξυῖ | καλήν, χρυσείην (Καλυψώ). Dieselben Worte 
χ 544 von der Kirke. 

6) e 61: ἡ (Καλυψὼ) δ᾽ ἔνδον ἀοιδιάουσ᾽ ὀπὶ καλῇ, | ἱστὸν ἐποιχομένη χρυσείῃ κερχίδ 
ὕφαινεν. 


Ὗ 


7) χ 355: ἐπὶ δέ σφι τίϑει χρύσεια κάνεια (eine Dienerin der Kirke). 
8) χ( 357: νέμε δὲ χρύσεια κύπελλα. 
9.8 18: εἰ δ᾽ ἄγε πειρήσασϑε, ϑεοί, ἵνα εἴδετε πάντες. | σειρὴν χρυσείην ἐξ οὐρανόϑεν 
Bee | πάντες δ᾽ Es inteode ϑεοὶ πᾶσαί τε ϑέαιναι χτέ. 
10) Ξ 850 : ἐπὶ δὲ νεφέλην ἕσσαντο | χαλήῆν, χρυσείην (Zeus und Here). Vgl. Ξ 343. 
11) N 523: ἀλλ᾽ 6 (Ares) ἄρ᾽ ἄκρῳ ᾿Ολύμπῳ ὑπὸ χρυσέοισι νέφεσσιν | ἦστο Διὸς Bou- 
λῇσιν ἐελμιένος. 
12) X 209: χαὶ τότε δὴ χρύσεια πατὴρ ἐτίταινε τάλαντα, | ἐν δ᾽ ἐτίϑει δύο χῆρε τανη- 
λεγέος ϑανάτοιο, τὴν μὲν Ἀχιλλῆος, τὴν δ᾽ ἽἝχτορος ἱπποδάμοιο χτέ. 
Buchholz, Homerische Realien. Ib. 30 


900 Das Mineralreich. 


Hypnos einen goldenen Sessel, ein Kunstwerk des Hephaistos, wenn 
er den Zeus einschläfere !). 


δ 6. 


Das Gold (Fortsetzung). 


Obwohl demnach der Dichter die Götter und ihre Umgebung frei- 
gebig mit Gold ausstattet, so ist dennoch der Gebrauch dieses Metalls 
keineswegs etwa ein Prärogativ der Götter, sondern auch bei den 
Menschen ist derselbe in den mannigfachsten Formen und Verhält- 
nissen verbreitet. Zunächst ist es die kriegerische Ausrüstung, bei der 
das Gold wie auch sonstiges Metall nicht gespart wird, ohne Zweifel, 
um die ganze Erscheinung des Kämpfers stattlicher und glänzender zu 
machen. So bemerkt auch Millin?), dass in jenen Zeiten, wo Alles 
durch die Waffen entschieden sei, diese den eigentlichen Schmuck der 
Krieger ausgemacht hätten, während hingegen Feith?) der Ansicht 
ist, der Glanz der Waffen habe nicht sowohl zum Schmucke des home- 
rischen Kriegers gedient, als um dem Feinde Schrecken einzuflössen. 
Von Nestors Schilde lesen wir, dass er einschliesslich der Halter (χανό- 
γεςὶ ganz von Gold 5613 ; das Gold an Achilleus’ Schilde schützt ihn 
vor Verwundung?°), und an Sarpedons Schilde befinden sich goldene 
Stäbe (ῥάβδοι) 6). Die Rüstungen des Glaukos?) und Rhesos®) werden 
schlechtweg als goldene bezeichnet, bei Letzterem mit dem Zusatze, 
dass sie nicht sterblichen Menschen, sondern unsterblichen Göttern En 
gezieme. Ferner ist das Schwert Agamemnons mit goldenen Bu- 


"vu. 


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ὦ he Πα a en ee ee τω. Ah 


ἢ 8.238: δῶρα δέ τοι δώσω καλὸν ϑρόνον, ἄφϑιτον αἰεί, | χρύσεον: Ἥφαιστος δέ x’ 
ἐμὸς παῖς ἀμφιγυήεις | τεύξει ἀσχήῆσας. 

2) Millin, Mineral. des Homer. ὅ. 100. 

3) Ant. hom. IV, 4, p. 486: ‘Armorum quoque splendor valde ab heroibus af- 
fectatus; non tam ad decus, quam ad metum hostibus incutiendum’. Von dieser 
Stelle macht indess Millina. a. O. keinen ganz richtigen Gebrauch, indem er thut, 
als ob Feith dort ausschliesslich vom Golde auf Rüstungen rede, während dieser 
doch, wie die im Folgenden von ihm citirten Stellen zeigen, überhaupt von Metallen 
Spricht. 

4) Θ 192: ἀσπίδα Νεστορέην, τῆς νῦν χλέος οὐρανὸν ἵχει, | πᾶσαν χρυσείην ἔμεναι, 
τῆν. 

5) Ὑ 267: οὐδὲ τότ᾽ Αἰνείαο δαΐφρονος ὄβριμον ἔγχος | ῥῆξε σάχος᾽ χρυσὸς γὰρ ἐρύχακχε, 
δῶρα ϑεοῖο. Vgl. Φ 165. 

6) M 296: ἔντοσθεν (innerhalb des Schildes des Sarpedon) δὲ βοείας ῥάψε (χαλ- 
κχεὺς) ϑαμειὰς | χρυσείῃς ῥάβδοισι διηνεκέσιν περὶ κύχλον. 

7, Z 234: (Γλαῦκος) πρὸς Τυδείδην Διομήδεα τεύχε ἄμειβεν | χρύσεα χαλκχείων, 
ἑχατόμβοι ἐννεαβοίων. 

8. Καὶ 439: τεύχεα (des Rhesos) δὲ χρύσεια, πελώρια, ϑαῦμα ἰδέσϑαι. 


χανόνας TE χαὶ αὖ 


Schwere Metalle. 307 


ckeln ἢ und goldenem Gehenk 3) versehen, welcher erstere Schmuck 
auch dem Scepter des Achilleus beigelegt wird 5) ; auf dem von Hephai- 
stos gefertigten Helme des Letzteren prangt ein goldener, ἃ. ἢ. aus 
goldenen Mähnen bestehender Helmbusch‘®, der, wie Millin be- 
merkt), wohl aus Fäden oder sehr schmalen Platten zusammengesetzt 
sein musste; an Agamemnons Harnisch befinden sich 12 Streifen Gol- 
des®), an Hektors Speer ein goldener Ring (πόρχης) 7), an Pandaros’ 
Bogen eine goldene χορώνη ὃ) ; Herakles ist sogar im Hades mit gol- 
denem Schwertriemen geschmückt‘), und vom Amphimachos sagt der 
Dichter, er sei wie ein Mägdlein mit Gold geschmückt in die Schlacht 
gezogen, welches ihn aber nicht vor dem Verderben geschützt habe 10) ; 
aus welcher Stelle, wie auch Motz richtig bemerkt!!}, zugleich hervor- 
geht, dass man ausser an der Rüstung nur wenige Schmucksachen von 
edlen Metallen an dem Manne zu sehen gewohnt war, und dass Ueber- 
ladung mit derartigem Prunk für unmännlich galt. — Endlich ist der 
Streitwagen des Tydiden mit Zinn und Gold 12), der des Rhesos mit 
Gold und Silber geschmückt 15). 

Wie die Kriegsrüstung, so entbehrte auch die gewöhnliche Klei- 
dung goldener Schmuckgegenstände nicht. Namentlich finden wir 
Spangen aus diesem Metall mehrfach erwähnt 1). So schenkt Alkinoos 
der Penelope einen prächtigen Peplos, an welchem sich zwölf mit gol- 
denen Häkchen in einander greifende Spangen befinden ®’); zu der von 
Diomedes verwundeten Aphrodite sagt Athene schalkhaft, sie habe 
vielleicht eine holde Achaierin am Gewande gestreichelt und sich an 


1) A 29: ἀμφὶ δ᾽ ἄρ ὥμοισιν βάλετο ξίφος ἐν δέ οἱ ἦλοι | Ypbasıoı πάμφαινον. 
2) A 30: ἀτὰρ περὶ κουλεὸν ἣεν | ἀργύρεον, no: ἔοισιν ἀορτήρεσσιν ἭΡΗΣ 
; A 245: ποτὶ δὲ σχῆπτρον βάλε (Arpelöng) γαίῃ | χρυσείοις ἥλοισι πεπαρμένον. 
4) 2 612: ἐπὶ δὲ χρύσεον λόφον ἦκεν (Hephaistos an den Helm des Achilleus). 
T 382: περισσείοντο δ᾽ ἔϑειραι | χρύσεαι, ἃς Ἥφαιστος ἵει λόφον ἀμφὶ ϑαμειάς. Eben so 
X 315. 
5) Mineral. des Homer. ὃ. 107. 
6) A 25: δώδεχα (olpor) δὲ χρυσοῖο καὶ εἴκοσι χασσιτέροιο. 
7, Z 320: περὶ (um Hektors Speer) δὲ γρύσεος ϑέε πόρχης. 
3 \ J 7 1} 4 
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ἢ Alll: πᾶν δ᾽ εὖ λειῆνας χρυσέην ἐπέϑηχε χορώνην. 
| 4 ὶ 1 


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9) A 609: σμερδαλέος δέ οἱ ἀμφὶ περὶ στήϑεσσιν ἀορτὴρ | χρύσεος ἦν τελαμών. 


10) B 871: ᾿Αμφίμαγος ---, ὃς χαὶ χρυσὸν ἔχων Een) ἴεν ἠῦτε zobpn, | νῆπιος, 
οὐδέ τί οἱ τό τ᾽ ἐπήρκεσε λυγρὸν ὄλεϑρον. 
1 F. Motz, über den Metallarbeiter der heroischen Zeit. ὃ. 26. 
12) W503: ἅρματα (des Tydeiden) δὲ χρυσῷ πεπυχασμένα χασσιτέρῳ τε | ἵπποις ὠχυ- 
πόδεσσιν ἐπέτρεγον. 
13) K 438: ἅρμα δέ οἱ (dem Rhesos) γρυσῷ 
14) Vgl. darüber Motza.a. O.S. 26. 27. 
15) σ 292: ᾿Αντινόῳ μὲν ἔνειχε (κῆρυξ) μέγαν περιχαλλέα πέπλον, | ποικίλον" ἐν δ᾽ ἄρ 


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Ὁ) 


χαὶ ἀργύρῳ εὖ ἤσχηται. 


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ἔσαν περόναι δυοχαίδεχα πᾶσαι | γρύσειαι, κληΐσιν ἐθγνάμπτοις ἀραρυται. 
; 68 


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308 Das Mineralreich. < 


ihrer goldenen Spange die Hand geritzt!). Auch Menelaos?) und Poly- 


doros®) haben goldene Spangen am Gurt, und eben so Odysseus am 
Gewande), auf welchem letzteren überdies ein goldener Hund und 
ein goldenes Reh gestickt sind 5), wie wir denn solche eingewebte oder 
eingestickte Figuren mehrfach bei Homer finden; vielleicht waren sie 
mit Goldfäden hineingestickt®). Auch Schnüre oder Ketten (ὅρμοι) 
von Gold werden erwähnt: ein solches Busengeschmeide schenkt der 
Freier Eurymachos der Penelope’) ; ein anderes verkaufen die Phomiker 
auf Syrie®). Selbst zum Haarschmuck diente mitunter edles Metall; 
wenigstens lesen wir vondem Panthoiden Euphorbos, dass seine Locken 
von Gold und Silber durchringelt gewesen seien®). Motz meint 10), da 
σφηχοῦν von σφήξ, dieWespe, herkomme, so deuteman jene Stelle wohl 
am besten auf ein Binden des Haares mit Gold- und Sılberfäden, so 
dass es, ähnlich dem Leibe der Wespe, eine Abwechslung zwischen 
hellen und dunkeln Ringen gezeigt habe. Richtiger ist vielleicht die 
andere Auffassung, dass man dem Haare durch Zusammenschnüren 
(σφηχοῦν) eine Form gab, die an den eingeschnittenen Körper der 
Wespe erinnerte 11), — ein Haarschmuck, den selbst unsere heutige 
Damenmode nicht verschmäht hat. 

Ungleich häufiger noch finden wir Gold als Material von Haus- 
geräthen und sonstigen Utensilien erwähnt, wohin vor Allem Trink- 
geräthe gehören. Namentlich werden die Becher und Mischkrüge ent- 
weder als golden oder doch als mit goldenem Ornament versehen be- 
zeichnet. So trinken die Freier aus goldenen Bechern 13), deren man 
sich namentlich auch zu Libationen bedient zu haben scheint, wie 


ἢ E 424: τῶν τινὰ χαρρέζουσα ᾿Αχαιϊάδων εὐπέπλων | πρὸς χρυσέῃ περόνῃ χαταμύ- 
ξατο χεῖρα ἁραιῆν. 

2) A 132: αὐτὴ (Athene) δ᾽ αὖτ᾽ ἴϑυνεν (Object: Pandaros’ Pfeil), ὅϑι ζωστῆρος 
ὀχῆες | χρύσειοι σύνεγον χαὶ διπλόος ἤντετο ϑώρηξ. 
) Y 414: Dieselben Worte (ὅτι ζωστῆρος χτέ) vom Gurt des Polydoros. 
ἢ) τ 226: αὐτάρ οἱ (dem Odysseus) περόνη χρυσοῖο τέτυχτο | αὐλοῖσιν διδύμοισι. 
) τ 229: τὸ δὲ ϑαυμάζεσχον ἅπαντες, | ὡς οἱ χρύσεοι ἐόντες ὁ μὲν λάε νεβρὸν ἀπάγ- 
χων, | αὐτάρ ὃ ἐχφυγέειν μεμαὼς ἤσπαιρε πόδεσσιν. 

6) Vgl. Voss, mythol. Forsch. 5. 295. Crusius zu τ 227. 

7) 5295: ὅρμον δ᾽ Εὐρυμάχῳ πολυδαίδαλον αὐτίχ᾽ ἔνειχεν (xTjpvE), | χρύσεον, ἠλέκ- 
τροιῖσιν ἐερμένον, ἠέλιον ὥς. 

8) 0459: ἤλυϑ'᾽ ἀνὴρ πολύϊδρις ἐμοῦ πρὸς δώματα πατρὸς | χρύσεον ὅρμον ἔχων, μετὰ 
᾿ δ᾽ ἠλέχτροισιν ἔερτο : Worte des Eumaios in der Erzählung von seiner Entführung. 

9 P 51: αἵματί οἱ (dem Euphorbos) debovro χόμαι Χαρίτεσσιν ὁμοῖαι | πλοχμοί ὃ’, 
ol χρυσῷ τε καὶ ἀργύρῳ ἐσφήχωντο. 

10) Motz, über den Metallarbeiter u. 5. w. S. 27. 

11) S. homer. Zool. ὃ 26 a. E. 

12) a 141: [δαιτρὸς δὲ χρειῶν πίναχας παρέϑηκχεν ἀείρας | παντοίων, παρὰ δέ σφι τίϑει 
χρύσεια χύπελλα΄] κτέ. Vgl. χ 10. 


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Schwere Metalle. 309 


denn Peleus dem Zeus ἢ), die Troer und Achaier bei’'m Abschlusse ihres 
Bundesvertrags?) und Achilleus den Winden aus goldenem Gefässe 
spendet, damit sie den Scheiterhaufen des Patroklos in Gluth setzen ®) ; 
auch die Todtenspenden für Patroklos schöpft der Pelide aus goldenem 
Mischkruge‘). Durch goldenes Ornament zeichnet sich der Becher des 
Nestor aus, der nach Einigen aus Holz, nach Anderen aus Metall gefertigt 
ward), und an welchem nicht nur goldene Buckeln, sondern auch zwei 
Tauben aus Gold angebracht waren). Goldene Becher setzte man 
namentlich auch besonders geehrten Gästen vor; einen solchen cre- 
denzt Nestor der Athene und dem Telemachos’?), Menelaos dem Tele- 
machos und Peisistratos®); und die Gesandten der Achaier an Achil- 
leus werden bei ihrer Rückkehr von den griechischen Fürsten eben- 
falls mit goldenen Bechern bewillkommnet 9). Goldene Gefässe dienten 
endlich auch als Gastgeschenke, wie denn Alkinoos dem Odysseus ein 
goldenes ἄλεισον 1) und Menelaos dem Telemachos einen silbernen 
Mischkrug mit goldenem Rande schenkt !!). 

Auch das Skepter, welches Fürsten, Priester, Herolde und Richter 
als Insigne trugen, wird bei Homer mehrfach als golden bezeichnet; 
so das fürstliche Skepter des Odysseus, mit welchem er den Thersites 


1 A 772: γέρων ὃ ἱππηλάτα Πηλεὺς | πίονα μηῤῇί ἔκαιε βοὸς Διὶ τερπικεραύνῳ | 
ας , ν ax ͵ » BERN „ „ Ε ς = 
αὐλῆς ἐν χόρτῳ ἔχε δὲ χρύσειον ἄλεισον, | σπένδων αἴϑοπα οἴνον ἐπ᾽ αἰϑομένοις ἱεροῖσιν. 

2) T 241: φέρε δὲ χρητῆρα φαεινὸν | κῆρυξ Ἰδαῖος ἠδὲ χρύσεια κύπελλα. Dazu vgl. 
T 295 ἢ. 
3) W196: πολλὰ δὲ καὶ σπένδων χρυσέῳ δέπαϊ λιτάνευεν (dem Boreas und Zephyros) | 


Dr er 


ἐλϑέμεν, ὄφρα τάχιστα πυρὶ φλεγεϑοίατο νεχροὶ | ὕλη τε σεύαιτο χαήμεναι. 

4 W 218: ὁ δὲ πάννυχος ὠχὺς ᾿Αχιλλεὺς | χρυσέου ἐκ κρητῆρος ἑλὼν δέπας ἀμφι- 
χύπελλον, | οἶνον ἀφυσσόμενος χαμάδις χέε, δεῦε δὲ γαῖαν, ψυχὴν χιχλήσχων Πατροχλῆος 
δειλοῖο. 

5) Ueber den Becher Nestors s. die eingehenden Besprechungen bei Lehrs, 
Aristarch. p. 199 sq. Heyne im Commentar zu N 632 #. Vogel, de supellectili in 
Homeri lliade et Odyssea illustranda. Halis. p. 25. Motz, über den Metallarbeiter 

der heroischen Zeit. 5. 23 f. 
6) A 632: πὰρ δὲ δέπας περιχαλλές, ὃ οἴχοϑεν ἦγ᾽ ὁ γεραιός, | χρυσείοις ἥλοισι πεπαρ- 
μένον" οὔατα δ᾽ αὐτοῦ | τέσσαρ᾽ ἔσαν, δοιαὶ δὲ πελειάδες ἀμφὶς ἕχαστον | χρύσειαι νεμέϑοντο, 
δύω ὃ ὑπὸ πυϑμένες ἧσαν. 

7) γχἍ0: ἐν δ᾽ οἶνον ἔχευεν | χρυσείῳ δέπαϊ᾽ δειδισχόμενος δὲ προσηύδα | Παλλάδ᾽ ᾿Αϑη- 
ναίην χτέ. Ἶ 

8) ὃ 58: [παρὰ ὃέ σφι τίϑει (δαιτρὸς) χρύσεια χύπελλα.] τὼ καὶ δειχνύμενος προσέφη 
ξανϑὸς Μενέλαος χτέ. 

9) 1670: τοὺς μὲν ἄρα χρυσέοισι χυπελλοις υἷες ᾿Αχαιῶν | δείδεχατ᾽ ἄνλοϑεν ἄλλος 
ἀνασταδόν. 

10) ὃ. 430: χαί οἱ ἐγὼ τόδ᾽ ἄλεισον ἐμὸν περικαλλὲς ὀπάσσω, χρύσεον. 

11) ὃ 615: δώσω τοι χρητῆρα τετυγμένον" ἀργύρεος δὲ | ἔστιν ἅπας, χρυσῷ δ᾽ ἐπὶ χείλεα 
χεχράανται, 


910 Das Mineralreich. 


schlägt ἢ. Ja, Teiresias führt sogar in der Unterwelt einen goldenen 
Stab?2), und Minos hält mit goldenem Skepter Gericht über die 
Todten ®); endlich erhält auch das Skepter, auf welchem der Priester 
Chryses die apollinischen Lorbeerkränze trägt, dasEpitheton golden‘), 
dessen Bedeutung indess wohl dahin zu modificiren ist, dass man es 
auf goldene Nägel bezieht, welche zum Schmucke hineingetrieben sind, 
wie denn das Skepter des Achilleus χρυσείοις ἥλοις πεπαρμένος heisst). 
Dass dasselbe nicht aus massivem Golde bestand, geht daraus hervor, 
dass Achilleus, als er bei diesem Skepter schwört, von ihm sagt, es 
werde nie wieder Blätter und Zweige tragen, seit es den Stumpf im 
Gebirge verlassen habe‘). Mithin war der eigentliche Körper des Skep- 
ters von Holz, und nur die Nägel oder Buckeln, womit es beschlagen 
war, bestanden aus Gold’). Uebrigens bemerkt Eustathios, das 
Skepter des apollinischen Priesters heisse desswegen golden, weil das 
Gold dem Apollon geweiht gewesen 5618), — eine Behauptung, deren 
Richtigkeit sich indess aus Homer nicht nachweisen lässt). 


N 1: 
Das Gold (Schluss). 


Von häuslichen Utensilien wird ferner die Giesskanne (rpoyoo<), 
aus der man vor der Mahlzeit den Gästen Waschwasser über die Hände 
goss, mehrfach als golden bezeichnet; einer derartigen goldenen Kanne 2 
bediente man sich im Palaste des Odysseus 10), des Alkinoos!!), des | 


1) B 2061: σμῶδιξ δ᾽ αἱματόεσσα μεταφρένου ἐξυπανέστη | σχήπτρου ὕπο χρυσέου. 

2) A 90: ἦλϑε δ᾽ ἐπὶ ψυχὴ Θηβαίου Τειρεσίαο, Ἵ χρύσεον σχῆπτρον ἔχων. 

3) λ 568: ἐνθ᾽ ἤτοι Μίνωα ἴδον, Διὸς ἀγλαὸν υἱόν, | χρύσεον σκῆπτρον ἔχοντα, ϑεμι- 

τεύοντα νέχυσσιν. 

ἢΠΑ 12: ὁ (Χρύσης) γὰρ ἦλϑε ϑοὰς ἐπὶ νῆας ᾿Αγαιῶν -- — στέμματ ἔχων ἐν χερσὶν 
ἑκηβόλου ᾿Απόλλωνος | χρυσέῳ ἀνὰ σκήπτρῳ. 

5) A245: ὡς φάτο Πηλείδης, ποτὶ δὲ σχῆπτρον βάλε γαίῃ | χρυσείοις ἥλοισι πεπαρμένον. 

6) A 284: ναὶ μὰ τόδε. σκῆπτρον, τὸ μὲν οὔ ποτε φύλλα χαὶ ὄζους | φύσει, ἐπειδὴ 
πρῶτα τομὴν ἐν ὄρεσσ! λέλοιπεν, | οὐδ᾽ ἀναϑηλήσει are. 

ἢ Vgl. Motz, über den Metallarbeiter der heroischen Zeit. 5. 26. Schoe- 
mann, griech. Alterth. Bd. 1. S. 35. Friedreich, Realien. S. 397. Düntzer 
zu X 91. 

8) Eustath. zu A 15: τὸ δὲ σχῆπτ 


" 2 > 4 ς Zr a HR 4) 
τρον χρυσοῦν ἐνταῦϑα πλάττει ὁ ποιητὴς τῷ Απόλ- 
λωνι, τουτἔστι τῷ ἡλίῳ διὰ τὸ χαὶ τὸ μέτ 


3 } en: - ς , -- N -- nt j) -- > ; 
αλλον τοῦ χρυσοῦ ἡλίῳ παρὰ τῶν παλαιῶν ἀνατί- 


10) u 190 (ρ 91) : χέρνιβα δ᾽ ἀμφίπολος προχόῳ ἐπέχευε φέρουσα | χαλῇ, χρυσείῃ, ὑπὲρ 
ἀργυρέοιο λέβητος, | νίψασϑαι. 


ϑεσϑαι 
9 Vgl. Millin, Mineral. des Homer. S. 102. 
ar 3 ᾿ 

1 n 172: dieselben Worte. 


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τ Wi ὦ “ἡ Ne ἘΦ 
“in DE 2 


ἈΞ ἢ ἀ ΚΤ Μὰ Metalle. B | 311 


_ Menelaos!) und der Kirke?). Golden heisst ferner die Flasche, in 


der Arete der Nausikaa Oel zum Salben mitgiebt®), und die Lanze, mit 
der Athene dem Odysseus und Telemachos leuchtet); sogar das Bett 
des Odysseus ist künstlich mit Gold, Silber und Elfenbein durchwirkt’). 
Endlich finden wir auch goldene Todtenurnen erwähnt; in einer sol- 
chen werden die Gebeine des Hektor ®), des Achilleus’?) und des Patro- 
klos °) beigesetzt. 

Yon weiblichem Arbeitsgeräth, bei welchem Gold eine Rolle spielt, 
gehört hieher der silberne Korb der Helene, welcher mit goldenen 
Rändern versehen war), wozu Millin!®) die Bemerkung macht, dass 
man schon die Kunst verstanden habe, diese Metalle zu löthen. Eine 
goldene Spindel empfängt Helene von der Alkandre, Polybos’ Gattin, 
zum Geschenk !!), und Artemis erhält, weil sie eine solche Spindel 
führt, das Epitheton χρυσηλάχατος '?). 

Als Material für den plastischen Künstler findet das Gold reich- 
liche Verwendung am Achilleusschilde. Eine Lage desselben ist von 
Gold 13) ; in der idyllischen Scene, wo eine Heerde am Geröhricht des 
Flusses weidet, sind die Rinder aus Gold und Zink, die Hirten aus 
Gold gebildet !t); in der Belagerungsscene sind Ares und Athene aus 


! 


ἢ ὃ 52 (ο 135): eben so. 

2) x 368: eben so. B äumlein klammert hier die Worte ein. Ohne das Epithe- 
ton χρυσείη steht πρόχοος 9 304. 

3) 679: δῶχεν δὲ χρυσέῃ ἐν λχηκύϑῳ ὑγρὸν ἔλαιον. 

4) 233: πάροιϑε δὲ Παλλὰς Αϑήνη, | χρύσεον λύχνον ἔχουσα, φάος περίκαλλες ἐποίει. 

5) Ψ 199: ἐκ δὲ τοῦ ἀρχόμενος λέχος ἔξεον, ὄφρ᾽ ἐτέλεσσα, | δαιδάλλων χρυσῷ τε χαὶ 
ἀργύρῳ ἠδ᾽ ἐλέφαντι. 

6) Ω 792: αὐτὰρ ἔπειτα | ὀστέα λευχὰ λέγοντο χασίγνητοί ὃ᾽ ἕταροί τε | μυρόμενοι᾽" — 
— χαὶ τά 1: χρυσείην ἐς λάρναχα ϑῆχαν ἑλόντες. 

7) ὦ 18: δῶχε δὲ μήτηρ | χρύσεον ἀμφιφορήα: — --- ἐν τῷ τοι κεῖται λεύχ᾽ ὀστέα, 
φαιδίμ᾽ ᾿Αχιλλεῦ, | μίγδα δὲ Πατρόκλοιο Μενοιτιάδαο ϑανόντος. 

8, W 252: χλαίοντες δ᾽ ἑτάροιο ἐνηέος ὀστέα λευκὰ | ἄλλεγον ἐς χρυσέην φιάλην. Vgl. 
Ψ 243. 

9) ὃ 131 : χρυσέην τ᾽ ἠλαχάτην τάλαρόν 9 ὁπόχυχλον ὄπασσεν (᾿Αλχάνδρη) | ἀργύρεον, 
χρυσῷ ὃ ἐπὶ γείλεα χεχράαντο. Ueber diesen Korb vgl. Motz, über den Metall- 
arbeiter u. 5. w. ὃ. 25. 

10) Mineral. des Homer. S. 104. 

11) ὃ 131 (eben citirt). 

12) Π 183: ᾿Αρτέμιδος χρυσηλαχάτου, χελαδεινῆς. Vgl. Υ 70. Nachahmend So- 
phoel. Trachin. 636 Dind.: Μηλίδα πὰρ λίμναν | χρυσαλακάτου τ᾽ ἀκτὸν κόρας. 

13) Υ 212: τὴν δὲ μίαν (πτύγα) χρυσέην (ἔλασσεν Ἥφαιστος), τῇ δ᾽ ἔσχετο μείλενον 
ἔγχος. Ueber die plastischen Darstellungen bei Homer s. Cammann, Vorschule. 
S. 354 fl. 

14) 3 574: αἱ δὲ βόες χρυσοῖο τετεύγατο κασσιτέρου τε. Σ 511: χρύσειοι δὲ νομῆες ἅμ; 
ἐστιχόωντο βόεσσιν | τέσσαρες, 


312 Das Mineralreich. 


Gold geformt und mit goldenen Gewändern angethan !); auf dem- 
selben Schilde finden wir ein goldenes Ackergefilde?2) und weiterhin 
einen goldenen Weingarten®); und zwar war die Darstellung des 
Ersteren so künstlich auf die Illusion des Betrachters berechnet, dass 
das vom Pfluge aufgewühlte Erdreich ein schwärzlicheres Colorit zeigte, 
wie dies in der That bei umgeackerter Erde der Fall ist; wozu Millin 
bemerkt?), dass die Alten bereits die Metalle durch Composition zu 
färben und dadurch das sog. farbige Gold hervorzubringen verstanden 
hätten. Ferner tragen die tanzenden Jünglinge auf dem Achilleus- 
schilde goldene Dolche (μαχαίρας) an silbernen Riemen). Auch haben 
die dreifüssigen Automaten des Hephaistos goldene Räder®), und der 
hinkende Künstler selbst stützt sich auf Dienerinnen, die aus Gold ge- 
formt sind und täuschend lebenden Jungfrauen gleichen ?). Ueber die 
Bestimmung jener künstlichen Automaten gehen die Ansichten sehr 
aus einander. Faesi zu der unten angezogenen Stelle der Ilias hält sie 
für Sitze der Götter, Andere hingegen für Milchgefässe mit dreibeinigen 
Gestellen 8). — In Bezug auf die mannigfache künstliche Verarbeitung 
des Goldes, namentlich zu solchen plastischen Bildwerken, giebt der 
Dichter ihm das Epitheton sehr kunstreich (πολυδαίδαλοςὶ 5). 
Derartige plastische Kunstwerke hat auch der Palast des Alkinoos 
aufzuweisen: zu beiden Seiten der Thür liegen goldene und silberne 
Hunde 10), und im Saale stehen goldene Jünglinge als Träger bren- 
nender Fackeln 1). Ausserdem ist die Pforte selbst von Gold 2) und 
hat einen goldenen Thürring 13). Nicht minder freigebig stattet der 


1) 2516: ἦρχε δ᾽ ἄρα σφιν "Apng καὶ Παλλὰς ᾿Αϑήνη, | ἄμφω χρυσείω, χρύσεια δὲ 
εἵματα ἔσϑην. 

2) Σ 541: ἐν 8 ἐτίϑει νειὸν μαλαχήν, πίειραν ἄρουραν | — — ἣ δὲ μελαίνετ᾽ ὄπισϑεν, 
ἀρηρομένῃ δὲ ἐῴχει | ypusein περ ἐοῦσα. 

3) 3 561: ἐν δ᾽ ἐτίϑει σταφυλῇσι μέγα βρίϑουσαν ἀλωῆν, | καλήν, χρυσείην. 

4 Mineral. des Homer. 5. 103. 

5) 2 597: οἱ δὲ (ἠΐϑεοι) μαχαίρας | εἴχον χρυσείας ἐξ ἀργυρέων τελαμώνων. 

6) Σ 373: τρίποδας γὰρ ἐείχοσι πάντας ἔτευχεν | ἑστάμεναι περὶ τοῖχον ἐὐσταϑέος με- 
γάροιο, | χρύσεα δέ σφ ὑπὸ χύχλα ἑχάστῳ πυϑμένι ϑῆκεν, | ὄφρα οἱ αὐτόματοι ϑεῖον δυ-- 
salat ἀγῶνα Are. 

7) 2 417: ὑπὸ δ᾽ ἀμφίπολοι ῥώοντο ἄναχτι | χρύσειαι, ζωῇσι νεήνισιν εἰοικυῖαι. 

8) S. Motz, über den Metallarbeiter der heroischen Zeit. S. 24 mit der Note. 

9 v 11: χρυσὸς πολυδαίδαλος. Vgl. Millin, Mineral. des Homer. S. 103. 

10) ἡ 91 : χρύσειοι δ᾽ ἑχάτερϑε χαὶ dpybpeor κύνες ἦσαν, | οὺς “Ἥφαιστος ἔτευξεν ἰδυίῃσι 
πραπίδεσσιν | δῶμα φυλασσέμεναι μεγαλήτορος ᾿Αλκινόοιο, | ἀϑανάτους ὄντας χαὶ ἀγήρως 
ἤματα πάντα. 

11) 7100: χρύσειοι ὃ᾽ ἄρα χοῦροι ἐδδμήτων ἐπὶ βωμῶν | ἕστασαν αἰϑομένας δαΐδας 
μετὰ χερσὶν ἔχοντες, | φαίνοντες νύχτας χατὰ δώματα δαιτυμιόνεσσιν. 

12) ἡ 88: χρύσειαι δὲ ϑύραι πυχινὸν δόμον ἐντὸς ἔεργον. 

13) ἡ 90: χρυσέη δὲ κορώνη. 


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Schwere’ Metalle. 313 


Dichter den Palast des Menelaos aus, der von Kupfer, Gold, Elektron, 
Elfenbein und Silber strahlt 1). 

Zu bemerken ist noch, dass das Gold auch bei’m religiösen Ritus 
eine Rolle spielte. Des Gebrauchs von goldenen Bechern bei Liba- 
tionen geschah schon oben Erwähnung. Dass man Gold auch als 
Weihgeschenk darbrachte, geht daraus hervor, dass nach Agamemnons 
Ermordung Aigisthos nicht nur Schenkel opfert, sondern auch Schmuck- 
sachen, Festgewänder und Gold weiht?). Hieher gehört auch die Sitte, 
die Hörner des Opferthiers zu vergolden 8), wobei freilich wohl schwer- 
lich an Giessen zu denken ist; man legte vielmehr höchstens Gold- 
blech um die Hörner des Thiers, und da es unmittelbar nachher ge- 
opfert werden sollte, so war eine vollkommenere Befestigung auch 
nicht einmal nothwendig®). Motz meint sogar, der in Rede stehende 
χρυσός sei eine aus Goldblech bestehende Zier gewesen, die während 
der Opferfeierlichkeit um die Hörner des Thieres gelegt, dann aber 
wieder abgenommen worden, also wiederholt verwendbar gewesen sei); 
wogegen sich indess einwenden lässt, dass das Belegen der Hörner mit 
einem schon fertigen Goldschmuck eine Manipulation ist, zu der kaum 
eine professionelle Geschicklichkeit gehört, während doch y 432 ff. erst 
der Metallarbeiter Laörkes mit seinem ganzen Handwerksapparat her- 
beigeholt wird, um seine Kunst zu üben; Nestor giebt ihm erst das 
Gold, worauf er dasselbe verarbeitet (ἀσκήσας) und um die Hörner legt. 
Es scheint demnach hier von der Herstellung eines ganz neuen, noch 
nicht gebrauchten Schmucks die Rede zu sein. 

Uebrigens bezweifelt Schömann, dass wie überhaupt die bei 
Homer vorkommenden goldenen Schmucksachen so auch der Schmuck 
_ der Opferthiere wirklich von Gold gewesen sei; er meint, diese Vergol- 
dung sei doch gewiss nur eine poetische, und ein Goldschmid, der zu 
diesem Behufe hätte herbeigeholt werden können, habe in Pylos, wo 
Homer ihn uns zeige, eben so wenig existirt, als der Schmid des 
nestorischen Goldschildes®). Indess ist doch kaum anzunehmen, dass 


ἢ ὃ 71: φράζεο, Νεστορίδη, --- χαλκοῦ τε στεροπὴν ad δώματα ἠχήεντα | χρυσοῦ T 
ἠλέχτρου τε καὶ ἀργύρου ἠδ᾽ ἐλέφαντος. 

2) Ὑ 273: πολλὰ δὲ μηρί ἔχηε ϑεῶν ἱεροῖς ἐπὶ βωμοῖς, | πολλὰ δ᾽ ἀγάλματ᾽ ἀνῆψεν, 
ὑφάσματά τε χρυσόν Te,  ἐχτελέσας μέγα ἔργον, ὃ οὔ ποτε ἔλπετο Yuan. 

3) 7. 384 (Nestor betet zur Athene) : τὴν (βοῦν) τοι ἐγὼ ῥέξω χρυσὸν χέρασιν περι- 
᾿ yebas. Dieselben Worte richtet auch Diomedes K 294 an Athene. y 436: γέρων ὃ 
ἱππηλάτα Νέστωρ | χρυσὸν ἔδωχ᾽" ὁ (Λαέρχης) δ᾽ ἔπειτα βοὸς κέρασιν περίχευεν | ἀσχῆσας, 
ἵν᾿ ἄγαλμα ϑεὰ κεχάροιτο ἰδοῦσα. 

4Ὶ S. Millin, Mineral. des Homer. $. 105. 

5) Motz, über den Metallarbeiter der heroischen Zeit. 8. 8. 

6) Schoemann, griech. Alterth. Bd. I. S. 73. Vgl. auch Böckh, Staatsh. 


914 Das Mineralreich. 


alle bei Homer erwähnten goldenen Schmuck- und Kunstgegenstände 
nichts weiter als ‘poetisches Gold’ seien, wogegen M otz mit Recht gel- 
tend macht !), dass der Verkehr der Phoiniker mit Hellas in der he- 
roischen Zeit feststehe 2), dass sie recht wohl durch Geschenke, selbst 
werthvolle aus Gold oder Silber, von den griechischen Fürsten die Er- 
laubniss, mit deren Unterthanen commerziellen Verkehr zu treiben, 
erkaufen konnten, wie denn die homerischen Gedichte solche phoini- 
kische Geschenke ausdrücklich erwähnen 3) ; und dass ein griechischer 
Fürst zweifelsohne reich genug gewesen sei, um von Sidoniern goldene 
Becher, goldverzierte Waffen, Schmucksachen u. dgl. einzutauschen ἢ). 

Der Meister, welcher jene Operation der Vergoldung vollzieht, 
erhält vom Dichter die Bezeichnung Goldschmelzer oder Gold- 
giesser (χρυσοχόος), mit specieller Beziehung auf das gerade jetzt von 
ihm verarbeitete Metall 5) ; ausserdem heisst erauchKupferarbeiter, 
Kupferschmid (χαλχεύς) ; die Instrumente, deren er sich bedient, 
sind Ambos, Hammer und Zange δ). 

Ein anderes Beispiel der Vergoldung findet sich in einem Gleich- 
nisse der Odyssee, wo es heisst, Athene habe Haupt und Schultern des 
Odysseus mit Anmuth umgossen , wie ein kunstverständiger Mann Sil- 
ber mit Gold umgiesse”), was Millin vom blossen Vergolden oder 
Ueberziehen mit Gold verstehen will, indem er bemerkt, dass man 
derartige vergoldete Arbeiten zu seiner (Millin’s) Zeit in Frankreich und 
vorzugsweise in England verfertige, und dass sie sog. überzogenen 
(fourrees) Medaillen, wie man sie vor nicht gar langer Zeit gehabt 
habe, ähnlich zu denken seien ὃ). 

Nicht selten vertritt das Gold im heroischen Zeitalter die Stelle 


der Ath. 2. Ausg. Bd. I. S.6. Motz, über den Metallarb. der heroischen Zeit. 
S.8. Büchsenschütz, Besitz und Erwerb im griech. Alterth. Halle, 1869. 8. 78. 

I) Motz ebendas. 8.7 f. 

2) ο 418 fl. 

3) W 740 ἢ, wo Achilleus als Kampfpreis einen silbernen χρητήρ aussetzt, den 
der lemnische Fürst Thoas von Phoinikern erhalten haben soll. 

4 Ἢ 472 ff., wo eine Menge Gegenstände aufgezählt werden, die für den Tausch- 
handel mit den Phoninikern geeignet sein konnten. 

5) y 425: εἷς δ᾽ αὖ χρυσοχόον Λαέρχεα δεῦρο κελέσϑω | ἐλϑεῖν, ὄφρα βοὸς χρυσὸν χέ- 
pasıy περιχεύῃ. Damm, lex. 5. v. χρυσοχόος: ‘“Proprie estein Vergolder, qui 
aurum malleo ductile cudit, deinde superinducit aliis corporibus'. 

6) y 432: ἦλϑε δὲ χαλχεὺς | ὅπλ᾽ ἐν χερσὶν ἔχων χαλκήϊα, πείρατα τέχνης, | ἄκμονά 
τε σφῦράν T' εὐποίητόν τε πυράγρην, | οἴσιντε χρυσὸν εἰργάζετο. Vgl. Σ 475 ff. 

Ἴ 6232 (ψΨ 159): ὡς δ᾽ ὅτε τις χρυσὸν περιχεύεται ἀργύρῳ ἀνὴρ | ἴδρις, ὃν “Ἥφαιστος 
δέδαεγ aut Παλλὰς ᾿Αϑήνη | τέχνην παντοίην, χαρίεντα δὲ ἔργα τελείε!, | ὡς ἄρα τῷ χατέ- 
χευε χάριν χεφαλῇ τε καὶ ὥμοις. 

8. Millin, Mineral, des Homer. $. 106, 


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Schwere Metalle. 315 


des gemünzten Geldes, wo es sich um Bezahlung für geleistete Dienste 
und dergleichen handelt. Die Sidonierin, welche den jugendlichen 
Eumaios entführt, verspricht den phoinikischen Schiffern ausser der 


Person des Letzteren auch Gold als Fährlohn !); Eriphyle verkauft 
ihren Gatten für Gold?) ; Antimachos wird für seinen Protest gegen 
die Auslieferung der Helene von Paris mit Gold belohnt) ; und Aga- 
memnon verspricht dem Achilleus für seine 'Theilnahme am Kampfe 
eine reiche Menge Kupfers und (xoldes aus der troischen Beute). Na- 
mentlich aber diente das Gold als Lösegeld. Hektor stellt dem Achil- 
leus für die Auslieferung seiner Leiche Goldes und Kupfers die Fülle 
in Aussicht®); Aehnliches verspricht Adrestos dem Menelaos für seine 
Freilassung®). Endlich wird Gold mehrfach als Bestandtheil reichen 
Besitzthums genannt. Im 'Thalamos des Odysseus fand sich Gold und 
Kupfer aufgehäuft”); Menelaos sammelt in Aigypten Gold und andere 
Habe®) ; Achilleus hat in seinem Gezelte ausser Vieh, Sklavinnen und 
Pferden viel Gold und Kupfer’); die Genossen des Odysseus ver- 
muthen, in Aiolos’ Zauberschlauche sei Silber und Gold verborgen !P) ; 
der Erstere wird von den Phaieken mit Gewändern und Gold be- 
schenkt !!) u. dgl. m. 

Eine allegorische Ausdrucksweise ist es, wenn der Dichter von 
‘soldenem Gewölke’ redet. So umkränzt Athene das Haupt des Achil- 
leus mit Goldgewölk und lässt Feuer daraus hervorstrahlen, um ihn 


1) 0 448: οἴσω γὰρ χαὶ χρυσόν, ὅτις γ᾽ ὑποχείριος ἔλϑῃ. 

2) A 326: Maipav τε Κλυμένην τε ἴδον στυγερήν τ᾽ ᾿Εριφύλην, | ἣ χρυσὸν φίλου ἀν-- 
δρὸς ἐδέξατο τιμήεντα. 

3) A 123: ᾿Αντιμάγχοιο δαΐφρονος, ὅς ῥα μάλιστα | χρυσὸν ᾿Αλεξάνδροιο δεδεγμένος, 
ἀγλαὰ δῶρα, | οὐχ εἴασγ᾽ "Erevnv δόμεναι ξανϑῷ Μενελάῳ. 

4) 1137: νῆα ἅλις χρυσοῦ zur χαλχοῦ νηησάσϑω | εἰςελϑών, ὅτε χεν δατεώμεϑα ληΐδ᾽ 
᾿Αχαιοί. Vgl. 1277 fi. 

5) X 339: μή pe ἔα παρὰ νηυσὶ χύνας καταδάψαι᾽ Αχαιῶν, [ἀλλὰ σὺ μὲν χαλκόν τε ἅλις 
χρυσόν τε δέδεξο | δῶρα, τά τοι δώσουσι πατὴρ χαὶ πότνια μήτηρ. Vgl. X 351 ἢ 

6) Ζ 40: ζώγρει, ᾿Ατρέος υἱέ, σὺ δ᾽ ἄξια δέξαι ἄποινα. | πολλὰ δ᾽ ἐν ἀφνειοῦ πατρὸς 
χειμήλια χεῖται, | χαλχός τε χρυσός τε πολύχμητός τε σίδηρος, τῶν κέν τοι γαρίσαιτο πα- 
τὴρ ἀπερείσι ἄποινα, | εἴ κεν ἐμὲ ζωὸν πεπύϑοιτ᾽ ἐπὶ νηυσὶν ᾿Αχαιῶν. Vgl. auch B 229. 

7) β 981: ὡς gavı ὁ δ᾽ ὑψόροφον ϑάλαμον χατεβήσετο πατρός, | εὐρύν, ὅϑι νητὸς χρυ- 
σὸς χαὶ χαλκὸς ἔχειτο χτέ. 

8) 1.901: ὡς 6 μὲν ἔνϑα πολὺν βίοτον χαὶ χρυσὸν ἀγείρων | ἠλᾶτο ξὺν νηυσὶ zart ἀλλο-- 
ϑρόους ἀνθρώπους. 

9) W549: ἔστι τοι (Antilochus spricht zum Achilleus) ἐν χλισίῃ χρυσὸς πολύς, ἔστι 
δὲ χαλχός χτέ. Vgl. ξ 9824. φΊ0. χ ὅ8. 

10) χ 44: ἀλλ᾽ ἄγε ϑᾶσσον ἰδώμεϑα, ὅττι τάδ᾽ ἐστίν, | ὅσσος τις χρυσός τε χαὶ ἄργυρος 
ἀσκῷ ἔνεστιν. Vgl. x 35 f: 

11) #439: τίϑει (Apten) δ᾽ ἐνὶ (in die Kiste) κάλλιμα δῶρα, ἐσθῆτα χρυσόν τε, τά 
οἱ Φαίηκες ἔδωκαν. ΚΕ]. ο 200 ἢ. ν 215. «165. π 185, 


916 Das Mineralreich. 


- 


furchtbarer erscheinen zu lassen!); Ares sitzt auf dem Olympos in 
goldenem Gewölk?), und eine goldene Wolke verschleiert die Um- 
armung des Zeus und der Here). Des Epithetons χρύσειος der Aphro- 
dite, welches ebenfalls hieher gehört, wurde schon oben gedacht). 


ES. 


Ὁ. Das Silber (ὁ ἄργυρος) 5). 


Das Silber wird, wenn auch minder häufig als das Gold, doch bei 
Homer nicht selten erwähnt, namentlich insofern es zum Schmuck und 
zur Verzierung der Rüstung und anderer Gegenstände diente. So ist 
der Wagen des thrakischen Heerführers Rhesos mit Gold und Silber 
geschmückt ®); und am Wagen der Here bestehen sogar die Naben ’?) 
und die Deichsel aus demselben Metall®), während der Sessel in gol- 
denen und silbernen Riemen ruht), wie denn überhaupt die Geräth- 
schaften der Götter aus edlerem Metall zu bestehen pflegen. Einen 
eigenthümlichen, aus Gold und Silber bestehenden Haarschmuck trägt 
der Panthoide Euphorbos; derselbe war nach der Figur der Wespe be- 
nannt und bestand, wie schon oben 19) bemerkt, darin, dass man dem 


Haare durch Zusammenschnüren (σφηχοῦν) eine Form gab, welchean 


den eingeschnittenen Körper der Wespe erinnerte !!). Dass man auch 
zur Verzierung der Sessel Silber gebrauchte, sehen wir aus der Stelle 
der Odyssee, wo Penelope, nachdem sie den Männersaal betreten hat, 
vor ihrer Unterredung mit Odysseus in einem mit Elfenbein und Silber 
ausgelegten Lehnsessel Platz nimmt 12). In diesem Sinne finden wir 


) 3 205: ἀμφὶ δέ οἱ χεφαλῇ νέφος ἔστεφε dia ϑεάων | χρύσεον, ἐκ δ᾽ αὐτοῦ δαῖε 
φλόγα παμιφανόωσαν. 
2) N 523: ἀλλ ὅ γ᾽ (Αρης) dp’ ἄκρῳ ᾿Ολύμπῳ ὑπὸ χρυσέοισι νέφεσσιν | ἦστο Διὸς βου- 
λῇσιν ἐελμένος. 
3) Ξ 850: τῷ ἔνι λεξάσϑην, ἐπὶ δὲ νεφέλην ἕσσαντο | καλήν, χρυσείην. 
4 Vgl. Millin, Mineral. des Homer. S. 108. 
>) Millin, ebendas. S. 95 ff. Friedreich, Realien. S. 86. 290f. Kruse, 
Hellas. Th. I. 5. 328 f. Wagner, Homer und Hesiod. 5. 87. Lenz, Mineralogie 
der alten Griechen und Römer. S. 2 ft. 
6) K 438: ἅρμα δέ οἱ χρυσῷ τε zul ἀργύρῳ εὖ ἤσκηται. 
7 E 126: πλῆρμναι δ᾽ ἀργύρου εἰσὶ περίδρομοι ἀμφοτέρωϑεν. 
8) E 729: τοῦ δ᾽ ἐξ ἀργύρεος ῥυμὸς πέλεν. 
9) E 727: δίφρος δὲ χρυσέοισι καὶ ἀργυρέοισιν ἱμᾶσιν | ἐντέταται. 
10) &6. Vgl. hom. Zoologie ὃ 26 (unter Wespea.E.). 
1 P 51: αἵματί οἱ δεύοντο κόμαι Χαρίτεσσιν ὁμοῖαι | πλοχμοί 9, ol γρυσῷ τε χαὶ dp- 
γύρῳ ἐσφήχωντο. Anders fasst den Ausdruck σφηχοῦν Motz, über den Metallarbeiter 
der heroischen Zeit. 5. 27. S. oben ὃ 6. 


2) 255: τῇ παρὰ μὲν χλισίην πυρὶ κάτϑεσαν, ἔνϑ᾽ ἄρ᾽ ἐφῖζεν, | δινωτὴν ἐλέφαντι χαὶ 


Be ΝΡ 


δέ δυ τον na ut 


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Schwere Metalle. 317 


von Sesseln mehrfach das Epitheton ἀργυρόηλος ἢ). Nicht minder künst- 
lich ist das Ehebett des Odysseus mit Gold, Silber und Elfenbein aus- 
gelegt ?). 

Am häufigsten erscheint das Silber als Verzierung von Waffen und 
kriegerischen Geräthen. So sind die Beinschienen des Alexandros 
zum Zweck der Befestigung am Knöchel mit silbernen Schnallen (Erı- 
σφυρίοις) versehen ὃ) ; der Bogen Apollons besteht ganz aus Silber ἢ), daher 
diesem Gotte das Epitheton ἀργυρότοξος beigelegt wird 5); Achilleus’ 
Schwert ist mit silbernem Heft (χώπη) versehen δ), wie auch das Schwert 
Agamemnons, welches aus diesem Grunde das Epitheton ἀργυρόηλος 
erhält”); ein derartiges Schwert empfängt Odysseus von dem Phaieken 
Euryalos zum Geschenk). Nicht minder ist die Scheide an Agamem- 
nons Schwerte aus Silber gefertigt®); eben so das Gehenk seines ἢ), 
wie auch des achilleischen Schildes!!). Auch das an Agamemnons 
Gurt befindliche Silber nehmen die Interpreten für Platten, mit denen 
der Gurt belegt worden sei, damit er mehr Schutz gewähre und zu- 


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gleich stattlicher erscheine 12). 
Ferner werden auch mannigfache Haus- und sonstige Geräthe als 


ἀργύρῳ; wo Eustathios interpretirt : δινωτὴ ἴσως μὲν χαὶ ἡ τορευτικὴ κατά τινα μέρη, 
υὔλιστα δὲ ἡ κύχλῳ χκεχοσμημένη ἐλεφαντίνοις ὀστοῖς χαὶ ἀργύρῳ. 

1) 2.389: ἐπὶ ϑρόνου ἀργυροήλου. Eben so ἡ 162, x 314 und x 366. 365: ϑρόνον 
ἀργυρόηλον. y 341: ϑρόνου ἀργυροήλου. Damm, lex. 8. v. ἀργυρόηλος : ‘De sella ejus- 
modi magnifica sine dubio ἀργυρόηλος est, quando pedes sunt argentei, aut si fastigia 
reclinationis in sella sunt argenteis globulis ornata. De gladio autem respectu capuli 
ponitur'. 

2) Ψ 199: ἐκ δὲ τοῦ ἀρχόμενος λέχος ἔξεον, ὄφρ᾽ ἐτέλεσσα, | δαιδάλλων χρυσῷ τε χαὶ 
ἀργύρῳ ἠδ᾽ ἐλέφαντι. 

8) T 330: χνηνῖδας μὲν πρῶτα περὶ κνήμῃσιν ἔϑηχεν | καλάς, ἀργορέοισιν ἐπισφυρίοις 
ἀραρυΐας. Eben so T 369. 

4) A 49: δεινὴ δὲ χλαγγὴ γένετ᾽ ἀργυρέοιο βιοῖο. Ω 605: τοὺς (die Söhne der Niobe) 
μὲν ᾿Απόλλων πέφνεν ἀπ᾽ ἀργυρέοιο βιοῖο. Damm, lex. s. v. ἀργύρεος : “Ejusmodi arcus 
tribuitur Apollini ut Soli, ob albedinem radiorum Solis'. ς 

5) B 106: ἀργυρότοξος ᾿Απόλλων. Eben so n 64. Daher heisst Apollon schlecht- 
weg ἀργυρότοξος. Α 1 (A450) : vAdH μευ, ἀργωυρότοξ᾽. E 517: οὐ γὰρ ἔα πόνος ἄλλος, ὃν 
ἀργυρότοξος ἔγειρεν. © 229: & πόποι, ἀργυρότοξε, Διὸς τέχος χτέ. Vgl. 2 50. 

6) A 210: ἢ, καὶ ἐπ᾿ ἀργυρέῃ κώπῃ σχέϑε χεῖρα βαρεῖαν. 

7) B 45: ἀμφὶ δ᾽ ἄρ ὥμοισιν βάλετο ξίφος ἀργυρόηλον: Vgl. Γ 334. 361. H 303. 
II 135. T 372. ὃ 406. 416. W 807 : φάσγανον ἀργυρόηλον. 

8) ὃ 408: δώσω οἱ τόδ᾽ ἄορ παγχάλκεον, ᾧ ἔπι κώπη | ἀργυρέη. 

9 A 30: ἀτὰρ περὶ χουλεὸν ἦεν | ἀργύρεον. 

10). Δ 38: τῆς 8’ ἐξ ἀργύρεος τελαμὼν ἦν. 

1 Σ 478: ποίει (Ἤφαιστος) δὲ πρώτιστα σάκος —, ἐχ ὃ᾽ ἀργύρεον τελαμῶνα. Vgl. 
Motz, über den Metallarbeiter der her. Zeit S+#1: 

12) A 236: οὐδ᾽ ἔτορε [Ἰφιδάμας) ζωστῆρα παναίολον, ἀλλὰ πολὺ πρὶν | ἀργύρῳ ἀντο- 


2 


μένη μόλιβος ὡς ἐτράπετ᾽ αἰχυ. δ. Motz, über den Metallarbeiter u. s. w. S. 15. 


918 Das Mineralreich. 2 


silbern bezeichnet: so die Becken, deren man sich vor der Mahlzeit 
zum Waschen der Hände zu bedienen pflegte!}. Mehrfach finden wir 
auch silberne Mischkrüge erwähnt: Achilleus setzt bei den patro- 
kleischen Leichenspielen einen solchen als Kampfpreis aus, der sechs 
Maass fasste und alle Kunstwerke der Erde an Schönheit übertraf, da er 
von kunstverständigen Sidoniern gefertigt war?). Auch Menelaos 
schenkt dem Telemachos einen silbernen Mischkrug mit goldenem 
Rande, ein Werk des Hephaistos, welchen er von dem Sidonierkönige 
Phaidimos als Gastgeschenk erhalten hatte®); und eine Dienerin der 
Kirke mischt Wein in einem solchen). Ferner ist der Kasten, welcher 
dem Hephaistos zur Aufbewahrung seiner Schmiedegeräthschaften 
dient, aus Silber gefertigt5), wie auch der Arbeitskorb, in welchem 
Helene ihr Garn und ihre Wolle aufbewahrt‘), und der Steg an der 
Leier des Achilleus?). Auch silberne Badewannen werden erwähnt; 
ein Paar solcher besitzt Menelaos, die er von dem Aigypter Polybos 
zum Geschenk erhalten hatte®). In der Regel freilich waren die Bade- | 
wannen wohl nicht aus den Händen des Metallarbeiters hervorgegangen; | 
wenigstens deutet das Epitheton ἐύξεστος, welches an anderer Stelle 
Badewannen beigelegt wird ®), auf Holzarbeit hin. Nur in fürstlichen 
Häusern mochten sie von Metall sein 10). 

Ferner ist die Thür der Schlafkammer des 'Telemachos mit sil- 4 
bernem Ringe (xopwvn) versehen !!); und der Windschlauch, den Aiolos 
dem Odysseus mitgiebt, ist sogar mit silbernem Bande zugebunden 13), 
— wie Riccius meint, damit der Glanz desselben die Genossen des 


a 136 (ὃ 52): Be oben, S$. 310. Anm. 10, eitirt). 
Ψ' 740: Πηλείδης δ᾽ aid’ BA ie ἀεῦλα, | ἀργύρεον an τετυγμέ- 
vov' ἕξ δ᾽ ἄρα 2 | χάνδανεν, θεῖον χάλλει ἐνίχα πᾶσαν ἐπὶ alay | πολλόν, ἐπεὶ Σιδόνες 
πολυδαίδαλοι εὖ ἤσχησαν, | Φοίνιχες δ᾽ ἄγον ἄνδρες ἐπ᾽ ἠεροειδέα πόντον χτέ. 

8) ὃ ae δώσω (Menelaos spricht) τοι χρητῆρα teruyp£vov' ἀργύρεος δὲ | ἔστιν ἅπας, 
ἐπὶ χείλεα χεκράανται. Vgl. ο 102 f. o 115 f. ο 121 f. 
4) 4 856: 7) δὲ τρίτη κρητῆρι μελίφ ΠΡῸΣ οἶνον ἐκίρνα | ἡδὺν ἐν ala 


a 


) Σ 412: ὅπλα τε πάντα | ipviea δὲ ἐς Pre συλλέξατο, τοῖς ἐπονεῖτο. 
ὃ 125: Φυλὼ δ᾽ ἀργύρεον τάλαρον φέρε, τόν οἱ ἔδωχεν | ᾿Αλχάνδρη, Πολύβοιο δά- 
μαρ. ὃ 131: χρυσέην τ᾽ ἠλαχάτην τάλαρόν ὃ᾽ ὑπόχυχλον ὄπασσεν | ἀργύρεον, χρυσῷ δ᾽ ἐπὶ 
χείλεα χεκράαντο. Vgl. Motz, über den Metallarbeiter der her. Zeit. S. 25. 
Ἴ 1187: ἐπὶ δ᾽ ἀργύρεον ζυγὸν ἧεν. 
8) ὃ 128: ὃς (Πόλυβος) Μενελάῳ δῶχε δύ᾽ ἀργυρέας ἀσαμίνϑους. 
9) K 576: ἔς δ᾽ ἀσαμίνϑους βάντες ἐὐξέστας λούσαντο. Vgl. Motz, über den Me- 
tallarbeiter u. s. w. S. 25. : 
10) Damm 8. v. ἀθάμενθος zu ὃ 128: “Ubi vides regales elegantias.. 
1) α 441: ϑύρην ὃ δ᾽ ἐπέρυσσε χορώνῃ | ἀργυρέῃ. 


12) χ 28: νηΐ δ᾽ ἐνὶ Ἡλαφυρῇ χατέδει (scil. ἀσχόν) μέρμιϑι φαεινῇ | ἀργυρέῃ, ἵνα pn τι 
παραπνεύσῃ ὀλίγον περ. 


ae > “ὦ. - a ΘΝ, 


οι ΟΣ δ. 
a ἊΣ ΄- «” 1 > N 


r Schwere Metalle. 319 


Odysseus zur Oeffnung des Schlauches verlocke und so weitere Irr- 
fahrten desselben, wie sie die Oekonomie des Epos verlange, herbei- 
geführt würden !); und in der That gerathen auch die Genossen des. 
Helden auf die Vermuthung, dass der Schlauch Gold und Silber ent- 
halte 2), und werden dadurch verführt, ihn zu öffnen. Im Palaste des 
Alkinoos,, der überhaupt die äusserste Pracht entfaltet, finden wir sil- 
berne Pfosten an der Schwelle 3), silbernes Obergebälk (ὑπερϑύριον) über 
der Thürt) und künstliche Hunde aus Gold und Silber zu beiden Seiten 
des Eingangs). Durch nicht geringere Pracht zeichnet sich der Pa- 
last des Menelaos aus, in welchem Telemachos den Glanz des Kupfers, 
Goldes, Elektrons, Elfenbeins und Silbers bewundert). 


8.9. 
Das Silber (Schluss). 


Im Palaste der Kirke finden wir sogar silberne Tische”), und auch 
ihr Gewand wird als silbern bezeichnet 5), gleichwie das der Kalypso 5), 
was wohl auf die hellweisse Farbe zu beziehen ist 10), wie denn über- 
haupt die ‘Silberfarbe’ oft im Zusammenhange mit dem Meere, den 
Meeresgottheiten und Gewässern überhaupt erwähnt wird. So heisst 
die Grotte der Nereiden silbern !!) : Thetis selbst heisst silberfüssig 


1) Riccii dissert. Hom. p. 416: ‘Liquet autem, cur vates adpositum confingat 
ab Aeolo funiculum argenteum utri, nempe ut hujus funiculi splendor et pretium so- 
cios ad utrem reserandum pelliciat, atque adeo ejus consilium perfieiatur, qui Ulyssem 
ad alios errores hoc successu transferre vult’. 

2) x 35: καί μ᾽ ἔφασαν γρυσόν τε καὶ ἄργυρον οἴκαδ᾽ ἄγεσϑαι. χ 44: ἀλλ᾽ ἄγε ϑᾶσσον 
ἰδώμεϑα, ὅττι τάδ᾽ ἐστίν, | ὅσσος τις χρυσός τε χαὶ ἄργυρος ἀσκῷ ἔνεστιν. 

3) ἡ 89: σταϑμοὶ δ᾽ ἀργύρεοι ἐν χαλκέῳ ἕστασαν οὐδῷ. 

4 ἡ 90: ἀργύρεον δ᾽ ἐφ᾽ ὑπερϑύριον. 

5) ἡ 91: χρύσειοι δ᾽ τ οἰ ξῶς καὶ ἀργύρεοι κύνες ἦσαν, | οὺς Ἥφαιστος ἔτευξεν ἰδυίῃσι 
πραπίδεσσιν χτέ. 

6) ὃ 171: φράζεο, Νεστορίδη, — χαλχοῦ τε στεροπὴν κἀὸ δώματα ἠχήεντα | χρυσοῦ τ 
ἠλέχτρου τε χαὶ ἀργύρου ἠδ᾽ ἐλέφαντος. 

7) χ 354: ἡ 8 ἑτέρη προπάροιϑε ϑρόνων ἐτίταινε τραπέζας | ἀργυρέας, ἐπὶ δέ σφι τίϑει 
χρύσεια κάνεια. 

8) χ 543: αὐτή δ᾽ ἀργύφεον φᾶρος μέγα ἕννυτο νύμφη, | λεπτὸν καὶ χαρίεν. 

9) € 280 (dieselben Worte). 

10) Anderer Ansicht ist Millin (Mineral. des Homer. $. 97), welcher meint, es 


sei nicht an die weisse Farbe zu denken: vielmehr habe man das Silber in getrennte 


Platten zerlegt, wie sie es mit dem Golde machten, und mit einer Nadel oder sonst 
wie kleine Stückchen desselben von verschiedener Gestalt auf dem Zeuge befestigt, 
wie man heutzutage Flitterchen oder etwas dem Aehnliches auf Kleidern anzubringen 
pflege. 


ΠΣ 50: τῶν (Nnpntöwv) δὲ καὶ ἀργύφεον πλῆτο σπέος. 


320 Das Mineralreich. 


> 


(ἀργυρόπεζα) ἢ, und auch Flüsse, namentlich der Peneios, erhalten das 
Epitheton silberstrudelnd (ἀργυροδίνης 2). Da nun das Meer am 
Gestade und in der Umgebung von Inseln in Folge der Brandung weiss 
erglänzt, so scheint es, als habe der Dichter mit Rücksicht darauf den 
am Gestade oder auf Inseln wohnenden Gottheiten jene vom Silber 
entlehnten Attribute beigelegt’). 

Neben anderen Metallen?) findet ferner das Silber auch auf dem 


Achilleusschilde Verwendung, wo nicht nur die Weinpfähle’), son-- 


dern auch, wie sich aus dem Epitheton ἀργεννός schliessen lässt, die 
im Thale weidenden Schafe aus lauterem Silber geformt sind®). Wenn 
übrigens oben bemerkt wurde, dass der Dichter die Silberfarbe auf 
Gewässer und namentlich auf die Meeresfluth übertrage, so sei hier bei 
Gelegenheit der Schafe nachträglich hinzugefügt, dass er auch diesen 
Thieren das Epitheton silbern (ἄργυφος) beilegt, wodurch er ohne 
Zweifel das blendende Weiss ihres Vliesses bezeichnen will”). 

Dass man im homerischen Alterthum schon das Silber zu vergolden 
wusste, beweis’t eine Stelle der Odyssee, wo von Athene gesagt wird, 
sie habe Haupt und Schultern des Odysseus mit Anmuth umgossen, 
gleichwie ein kunstverständiger Mann Silber mit goldenem Rande um- 
giesse®). Man vergleiche, was über diese Vergoldung bei Gelegenheit 
des Goldes®) bemerkt ist. 


1) A 538: ἀργυρόπεζα θέτις. II 222: Θέτις ἀργυρόπεζα. Eben so Σ 127. 369. 381. 
T28. @ 89. Eustathios zu A 538 versteht sehr unpoetisch unter πέζα eine Art 
Franse oder Verzierung von glänzendem Weiss, mit der man den unteren Saum der 
Kleider verbrämt habe. Vgl. Millin, Mineral. des Homer. S. 98. 

2) B753: Πηνειῷ---ἀργυροδίνῃ. Der wahre Grund dieses Epithetons bei'm Peneios 
liegt in dem Umstande, dass er ein schlammführender Fluss und daher weisslich ist, 
daher sich auch der Titaresios mit seinem klaren und daher dunklen Wasser von ihm 
sondert. $S. ©. Müller, Dorier. I. S. 25 (1. Aufl.). Homer. Geogr. ὃ 16 und 17. 
— Φ 8: ἐς ποταμὸν -- βαϑύρροον, ἀργυροδίνην. Φ 130: ποταμός περ ἐὔρροος, ἀργυ- 
ροδίγης. 

3) Aehnlich Damm im Lex. 5. v. ἀργυρόπεζα: ‘Respicit (poeta) naturam maris, 
quod in extremis suis oris, i. 6. ad litora, album esse solet a spumis: πέζαι enim sunt 
extremae orae alicujus rei; Thetis vero est mare. sic et poeta mare ad litus vocat ro- 
λιόν, in alto vero οἴνοπα ἢ μέλανα, quia color ejus in alto est μελάντερος᾽. Richtigeres 
hierüber s. hom. Kosmogr. $ 16. 

4 Kupfer, Zinn und Gold: Σ 474. 475. 

5) 2 563: ἑστήχει (ἡ ἀλωή) δὲ χάμαξι διαμπερὲς ἀργυρέῃσιν. 

6) 2 587: ἐν δὲ νομὸν ποίησε περιχλυτὸς ἀμφιγυήεις, | ἐν χαλῇ βήσσῃ, μέγαν οἰῶν 
ἀργεννάων. 

7) Ω 621: ὄϊν ἄργυφον. x 85: ἄργυφα μῆλα. 

8) £ 232 (ψΨ 159 ff.), schon S. 314, Anm. 7 eitirt. 

9 S. oben ὃ 7. 


ῳ κε ΔῪ ἐκ" FT 
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Ras ἐν δέν u EN 


321 


; Schwere Metalle. 
Als besonders silberreich bezeichnet der Dichter Alybe, eine 
Stadt der Halizonen am Pontos!), indem er sagt, es sei bei ihr der 


Ursprung des Silbers?); welche Worte auf die in älterer Zeit dort 
betriebenen Silberbergwerke zu beziehen sind, wie denn die Grie- 


“ chen überhaupt — abgesehen davon, dass Kypros ihnen Kupfer lie- 


ferte (vgl. ὃ 10) — ihre Metalle anfangs von den pontischen Völker- 
schaften erhielten. Auch noch später, zu Xenophons und Strabons 
"Zeit, betrieben die Chalyber Bergbau, durch den aber kein Silber, 
‚sondern nur noch Eisen gewonnen wurde ?); und noch heutzutage ist 
die Art des Bergbaus und Hüttenbetriebes in jenen Gegenden dieselbe 
wie in alter Zeit?). 


8 10. 
ο. Das Kupfer (6 χαλκός) 5). 


Das von Homer mit dem Ausdruck χαλχύς bezeichnete Metall ist 
aller Wahrscheinlichkeit nach mit dem Kupfer identisch δ᾽ ; wenn den- 
noch die meisten Interpreten und Uebersetzer ihn durch Erz wiederge- 
geben haben, so hatten sie dafür wohl keinen weiteren Grund, als weil 
sie diesen Ausdruck für edler hielten’). Bei Homer wird das Kupfer 


ἢ S. hom. Geogr. ὃ 74. 

2) B 851: τηλόϑεν ἐξ ᾿Αλύβης, ὅϑεν ἀργύρου ἐστὶ γενέϑλη. 

3) Xenoph. Anab. V, 5, 1: (οἱ Έλληνες) ἀφικνοῦνται εἰς Χάλυβας. οὗτοι ὀλίγοι ἦσαν 
χαὶ ὑπήχλοοι τῶν Νίοσσυνοίχων, καὶ ὁ βίος ἣν τοῖς πλείστοις αὐτῶν ἀπὸ σιδηρείας. Strab. 


: 
Ἵ 


"XU, 3, 19 Kramer: οἱ δὲ νῦν Χαλδαῖοι Χάλυβες τὸ παλαιὸν ὠνομάζοντο, zad οὃς μάλιστα 
ἣ Φαρνακία ἵδρυται, κατὰ ϑάλατταν μὲν ἔχουσα εὐφυΐαν τὴν ἐκ τῆς πηλαμυδείας, ἐκ δὲ τῆς 
γῆς τὰ μέταλλα, νῦν μὲν σιδήρου, πρότερον δὲ καὶ ἀργύρου. Vgl. Hugo Blümner, die 
gewerbliche Thätigkeit der Völker des klass..Alterthums. Eine von der fürstl. Jablo- 
nowskischen Gesellsch. in Leipzig gekrönte Preisschrift. Leipzig, S. Hirzel. 1869. 
S. 40. 41 mit den Noten. B. Büchsenschütz, die Hauptstätten des Gewerb- 
fleisses im klass. Alterthum. Von der fürstl. Jablonowski’schen Gesellsch. in Leipzig 
gekrönte Preisschrift. Leipzig, S. Hirzel. 1869. S. 43. 44 mit den Noten. Lenz, 

- Mineralogie der alten Griechen und Römer. ὃ. 3. Anm. 4. : 

4 Ritter, Geogr. Βα. XVIII. 5. 849. Hamilton, researches in Asia minor. I. 
S. 276. 

5) Millin, Mineral. des Homer. ὃ. 67 ff. Friedreich, Realien. S. S6 ff. 292. 
Wagner, Homer und Hesiod. S. 87. Kruse, Hellas. Th. 1. S. 330 ff. Cam- 
mann, Vorschule. S. 353 mit Anm. 2. Lenz, Mineralogie der alten Griechen und 
"Römer. S. 2 ff. 

6) Manche fassen diese Identität in beschränkterem Sinne. Caylus {recueil d’ 
antiquites I, 251) versteht darunter eisenhaltiges Kupfer, Wagner (Homer und 

_ Hesiod. S. 87) die Metallmischungen und das Kupfer, Crusius zu α 99 ein Kupfer, 
welches mit Zinn und Zink versetzt gewesen sei. 

7) Vgl. Millin, Min. des Homer. S. 68. 


Buchholz, Homerische Realien. Ib. 21 


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322 Das Mineralreich. x Wok 


unter allen Metallen am häufigsten erwähnt!), aus dem einfachen 
Grunde, weil es ausgedehntere Anwendung fand als selbst das Eisen, 
was sich aus dem Umstande erklärt, dass es sich ungleich leichter ver- 
arbeiten lässt als das Letztere?). Dass das Kupfer frühere Verwendung 
fand als das Eisen, bezeugt auchHesiod, indem er bei der Schilderung 


des dritten Zeitalters der Menschheit, welches er als das γένος χάλχειον 


bezeichnet, sagt: ‘Damals hatten die Menschen kupferne Rüstungen 
und kupferne Wohnungen; überhaupt verarbeiteten sie nur Kupfer; 
schwarzes Eisen hatten sie nicht’ ?). Nach Plinius wurde das Kupfer 
zuerst auf der Insel Euboie entdeckt, welche aus diesem Grunde in 
älteren Zeiten den Namen Chalkis führte ἢ : in späterer Zeit ging der- 
selbe von der Insel auf eine ihrer bedeutendsten Städte über, in der ohne 
Zweifel die Erzarbeit ganz besonders betrieben wurde) ; nach Steph. 
Byz. erhielten ihre Bewohner, wie Manche glaubten, den Namen 
Χαλχιδεῖς, weil sie die ersten Kupferbergwerke und Kupferwerkstätten 
aufzuweisen hatten δ). Hiernach ist es natürlich, wenn uns auch sonst 
auf Euboie Namen begegnen, welche auf χαλχός Beziehungen ent- 
halten. Ein alter König auf Euboie, der von Amphitryon in einer 
Schlacht geschlagen und getödtet wurde, hiess Chalkodon’); dessen 
Sohn Elephenor, den Homer patronymisch als Chalkodontiaden 
bezeichnet, begegnet uns in der Boiotie als Führer der Abanten°); die 


ἢ Vgl. Lenz, Mineral. S. 3. Anm. 6. 

2) Vgl. Köpke, das Kriegswesen der Griechen im heroischen Zeitalter. $. 56. 

3) Op. et dies 150 Göttl. : τοῖς δ᾽ ἣν γάλχεα μὲν τεύχεα, χάλκεοι δέ τε οἶχοι, | χαλκῷ 
δ᾽ εἰργάζοντο: μέλας ὃ᾽ οὐκ ἔσχε σίδηρος. Lucret. de ver. nat. V, 1284 Bernays: Poste- 
rius ferri vis est aerisque reperta | et prior aeris erat quam ferri cognitus usus. 

ἢ Plin. nat. hist. IV, 12, 21 Sillig: Antea (Euboea) vocitata est Chalcodontis 
aut Macris, ut Dionysius et Ephorus tradunt, ut Aristides Macra, ut Callidemus 
Chaleis, aere ibi primum reperto. Ν : 

5, Vgl. Dr. Hugo Blümner, die gewerbliche Thätigkeit der Völker des klass. 
Alterthums. S. 86 f. B. Büchsenschütz, die Hauptstätten des Gewerbfleisses 
im klass. Alterthume. 8. 32. 38 f. 


6) Steph. Byz. s. v. Χαλχίς" τινὲς δὲ Χαλκιδεῖς φασι χληϑῆναι διὰ τὸ χαλχουργεῖα, 


πρῶτον παρ᾽ αὐτοῖς ὀφθῆναι. Eustath. zu Dion. Per. 764: ἱστορεῖται δὲ χαὶ σιδήρου 
χαὶ γαλιχοῦ μέταλλα εἶναι κατὰ τὴν Εὐβοϊκὴν Χαλκχίδα χαὶ ὅτι ἄριστοι ἐχεῖ σιδηρουργοί. καὶ 
ὅτι οὐ μόνον ἐχεῖ πρῶτον ὥφϑη χαλχεῖα, ἀλλὰ καὶ πρῶτοι χαλχὸν ἐκεῖ ἐνεδύσαντο Κούρῃτες 
μετὰ Διός. Vgl. Eustath. zuB 537. Ueber die Bergwerke und die Industrie ‚von 
Chalkis s. die auch von Blümnera. a. Ὁ. citirte Schrift von Dondorff: de rebus 
Chalcidens. Hal. 1855. 

7) Pausan. VIII, 15, 6 Schub. : Χαλχώδων, ὃν πρότερον ἔτι ἀποχτεῖναι Apgırpbwv 
χαὶ μαρτυρεῖται χαὶ πιστεύειν ἄξιά ἐστιν ἐν Θήβαις. Vgl. Hartung zu Eur. Ion. 59. 

8) B 540: τῶν ad ἡγεμόνευ᾽ Ἐλεφήνωρ, ὄζος Ἄρηος, | Χαλχωδοντιάδης, μεγαϑύμιων 
ἀρχὸς ᾿Αβάντων. Vgl. A 464. 


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Schwere Metalle. ε 323 


Einwohner von Euboie selbst heissen bei Euripides nach jenem Chal- 
kodon Chalkodontiden!). In letzter Instanz führt man die Ent- 
deckung und Einführung des Kupfers auf Kadmos und die Phoiniker 
zurück, welche sich frühzeitig auf der Insel Kypros niederliessen und 
von da aus, wie es scheint, die Bearbeitung des Kupfers und anderer 
Metalle nach Griechenland verpflanzten 2). 

Die homerischen Epitheta des Kupfers, von denen nur wenige die 
Natur desselben charakterisiren, sind folgende: zunächst röthlich 
(ἐρυϑρός) 3), ein Beiwort, das der χαλχός mit dem Weine und Nektar 
gemein hat, und welches, da das Kupfer in der That eine eigenthüm- 
lich rothe Farbe besitzt, von einem Zusammenschmelzen des χαλχός mit 
Zinn aber nirgends bei Homer die Rede ist, gegen die Identität des 
χαλχός mit der Bronze, aber für die Identität desselben mit dem 
Kupfer entschiedenes Zeugniss ablegt!); sodann kalt (ψυχρός, in 
Bezug auf die dem Kupfer und überhaupt den Metallen eigenthümliche 
Kälte, welche man bei ihrer Berührung empfindet) ; ferner unver- 
wüstlich (ἀτειρής) von der metallischen Härte und Dauerhaftigkeit®), 


ἢ Eur. Ion 59 Nauck: ἦν ταῖς ᾿Αϑήναις τοῖς τε Χαλχωδοντίδαις, | οἱ γῆν ἔχουσ᾽ 
Εὐβοΐδα, πολέμιος χλύδων. Vgl. Hülsemann zu Eur. Ion. v. 57 ft. 

2) Vgl. Kruse, Hellas, Th. I. 5. 330 ὃ Büchsenschütz, die Hauptstätten 
des Gewerbfleisses im klass. Alt. S. 41.53. Blümner, die gewerbl. Thät. der 
Völker des klass. Alt. S. 52. Anm.2. Motz, über den Metallarbeiter der heroischen 
Zeit. S. 6. Um 586 v. Chr. holten sich die Tyrier nach Ezech. 27, 13 ihr Kupfer aus 
den reichen Minen der Caucasusländer Tübhal und Mesech (der Tibarener und 
Moscher) unweit der Chalyber (Xenoph. Anab. V, 5, 1). Indess wohl kaum aus- 
schliesslich aus dieser Gegend. Denn auch in den Gebirgen der Nachbarländer Sy- 
rien, Palästina und Arabien kam Kupfer in eben so reichlicher Menge vor wie Eisen 
(5. Mos. 8, 9), und Beides ward auch schon in den frühesten Zeiten kunstmässig 
ausgebeutet. Für das nördliche Arabien liegen alte Zeugnisse vor (vgl. Gesenius: 
Thesaurus II, 1095). Auf der Sinaihalbinsel sind von Ed. Rüppell (Reisen in 
Nubien, Kordofan und dem petr. Arabien. 5. 261 8), Lepsius (Briefe aus Ae- 
gypten S. 336 ff.) und Jos. Russegger (Reisen. 11I. S. 226 ff.) Spuren ehemaliger 
Kupferbergwerke gefunden ; ebenso auf dem Libanon von Ch. F. Volney: Reisel. 
S. 233. Vgl. Ritter, Erdkunde. XVII. S. 1063. 

3) 1 365: γαλχὸν ἐρυϑρόν. 

4 Vgl. Hoeck, Kreta. Bd. I. S. 261. 262. Als noch irriger wird hier mit Recht 
die Ansicht bezeichnet, dass unter γαλχός Eisen zu verstehen sei, da doch beide 
Metalle häufig einander entgegengesetzt und deutlich genug unterschieden werden. 
. Als Vertreter dieser Ansicht werden von Hoeck eitirt: Eustath. zull. I. p. 93 und 
de Mare&e, Versuch über die Cultur der Griechen. 5. 34. S. auch Lenz, Mineral. 
der alten Griechen und Römer. $. 3. Anm. 6. 

5) E 75: ψυχρὸν δ᾽ ἕλε χαλκὸν ὀδοῦσιν. 

6) E 292 (H 247. Ξ 25) : χαλκὸς ἀτειρῆς. Σ 414 (T 233): χαλχὸν---ἀτειρέα. Vgl. 
Doederlein, hom. Gloss. ὃ 646. 


- 


21* 


τ αν σάν νυ τς a νὰ a Στῆς 
924 ἶ ; Das Mineralreich. er PR Ὁ 


funkelnd (αἴϑοψ) ἢ, glänzend (φαεινός) 2) und blendend (νῶροψ 5). 
nnd ἦνοψ (ἢ 9). 

Minder charakteristisch sind folgende Epitheta: spitzig (ὀξύς) 5), 
die Haut durchschneidend (taussiypwg)6) und mit langer 
Schärfe oder Spitze (τανυηχής) 7), alle «drei von scharfen kupfernen 
Waften; ferner grausam (vnAre) 8), mit poetischer Personification der 
verwundenden Waffe; furchtbar (σμερδαλέος) 5), göttlich, herr- 
lich (ϑεσπέσιος) 10) und mannhaft (εὐήνωρ) 1!), indem, wie Ameis 
erklärt 13), die Wirkung der Sache als eine sinnlich belebte und gleich- 
sam personificirte, weil der Sache selbst passiv inhärirende Eigenschaft 
dargestellt wird. 

Den Glanz des polirten Kupfers hebt der Dichter, abgesehen von 
den obigen, darauf bezüglichen Epithetis, auch sonst mehrfach hervor. 
Die zur Schlacht eilenden a Troer heissen von Kupfer 
schimmernd (χαλχῷ wapuatpovres) 13); vom Glanze des letzteren 


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A 495 (E 562. 681. N 305. P 3 u. sonst) : αἴϑοπι χαλχῷ. F 
M 151: χαλχὸς -- gazınde. 

B 578: νώροπα γαλχόν. Vgl. Η 206. A 16. Ξ 383. II 130. Die Alten leiteten 
νῶροψ entweder von vn- und ὁρᾶν ab (also nichtanzusehen, vor Glanz blen- i 
dend, oder erklärten es mit Zurückführung auf ὄν durch ὀξύφωνος, ἔνηχος., Nach 4 
Doederlein (hom. Gloss. ὃ 335) hingegen ist νῶροψ so viel wie ἀνώροφος, ἀνῶροψ, _ ; 
also mit dem ἀν — intensivo componirt, und bedeutet gut bedeckend, gut 
schützend, so dass es als specielles Epitheton die Schutzwaffen, im Gegen- 
satze anderen Erzgeräthes, charakterisire und daher epitheton distinguens, nicht or- 
nans sei. Vgl. hom. Gloss. $ 230. Anm. 113. 

ἢ Ἦνοψ soll entweder für ἄν---οψ stehen (vor Glanz nicht anzusehen) 

oder, indem man es von ὄψ Stimme ableitet, helltönend bedeuten (Vgl. Mil- 
lin, Mineral. des Hom. S. 77 f.), oder endlich wegen seines Zusammenhanges 
mit ἔνοπτρον die Bedeutung spiegelblank erhalten. Doederlein (hom. Gloss. 
ὃ 230) erklärt ἦνον durch gebogen und versteht x 360 unter ἦνοψ χαλκός einen 
gebogenen, rundgewölbten Erzkessel; nach ihm ist ἦνοψ kein Compositum, wie 
οἴντοψ, αἴϑ-ον, sondern hat nur eine mit -ὄψ homonyme, aus einem labialen Aus- 
laut hervorgegangene Endung, wie σκόλοψ von χολύπτω, νῶροψ von ὄροφος U. 8. W. 
Woher der Anlaut ἡ komme, lässt Döderlein unentschieden. 

5) E 192 (K 135 und öfter): ὀξέϊ χαλκῷ. 

6) A511: χαλχὸν---ταμεσίχροα. 

7) H 77 (#118. Ω 754. ὃ 257): ταναήχεϊ χαλκῷ. Nach Doederlein (hom. 
Gloss. ὃ 217) muss zavu — in τανυηχῆς als Adjectivum, Adverbium gefasst werden, 
und es liegt dem Worte, wie auch dem völlig synonymen ταναηκῆς, zava fös (wovon 
ταναύπους) zu Grunde. 

8. Γ΄ 292- νηλέϊ χαλχῷ. Eben so A 348. ὃ 743. x 532. σ 86. ᾿ 


ωὐ (ἶθ - 


9 ΝΊ191: χκῷ! σμερδαλέῳ. 
10) Β 457: ἀπὸ γαλχοῦ ϑεσπεσίοιο. 
11) ν 19: εὐήνορα χαλκόν. 


᾿ 
12) Zu ὃ 622. ) N 801. | 


Ἂ-ς 


ὌΧ. νου Γ΄ Ὁ ΝΥ Κι N ἐν ἀφ: N 
ΤΥ ΡΥ a A οΠῪ ΤΉΝ ΤῊΣ, μνμι 
Fr ἣν : ᾿ N : \ Ἷ 


x 
# ᾿ N 


Schwere Metalle. 325 


strahlt das ganze Gefilde!) ; Hektor schimmert in seiner Rüstung wie 
| der Blitz des Zeus?); die Erscheinung des gewappneten Peliden wird 
mit der des strahlenden Hundssterns) oder auch mit dem Glanze des 
| Feuers und der aufgehenden Sonne verglichen ἢ) ; der Schild des Thrasy- 
medes strahlt hell von Kupfer), und der Palast des Menelaos glänzt 
von Bernstein, Elfenbein, Kupfer und anderen Metallen wieder®). 


Sg 


Das Kupfer (Fortsetzung). 


Als eine Hauptfundstätte des Kupfers bezeichnet Homer Temese, 
indem er in der Odyssee den angeblichen Taphierkönig Mentes äussern 
lässt, er segle dorthin, um Kupfer für Eisen einzutauschen τ). Dieser 
Ort, den Einige mit der gleichnamigen 5), ebenfalls durch ihr Kupfer 
berühmten ®) bruttischen Stadt identificiren, ist ohne Zweifel auf der 
Insel Kypros zu suchen, von der unser Kupfer (euprum oder aes Cy- 
prium) seinen Namen hat 10), wo schon früh phoinikische Colonisten 
einen bedeutenden Bergbau betrieben, und von wo aus, wie schon be- 
merkt, das Kupfer und dessen Bearbeitung auch den Griechen bekannt 
wurde. Wenn nach dem Dichter ἀλλύόϑροοι ἄνϑρωποι (α 183) in Temese 
leben, so deutet dies wohl darauf hin, dass der Ort eine phoinikische 
Colonie gewesen sei, wie denn auch der Name Temese phoinikischen 


ἐγ 
- 


ἢ Υ 156: τῶν δ᾽ ἅπαν ἐπλήσϑη πεδίον, χαὶ λάμπετο χαλχῷ, | ἀνδρῶν ἠδ᾽ ἵππων. 
Vgl. ξ 261. 

2) N 65: πᾶς δ᾽ ἄρα χαλχῷ [ λάμφ ὥστε στεροπὴ πατρὸς Διὸς αἰγιόχοιο. Vgl. Καὶ 153. 
A 83. T 363. 


VD 


n Achilleus) δ᾽ 6 γέρων Πρίαμος πρῶτος ἴδεν ὀφθαλμοῖσιν, | παρμ- 


3) X 25: τὸν (de 
2 , ι΄ [7 er κά 
φαίνονϑ᾽ ὥστ᾽ ὅσα ep’, ἐπεσσύμενον πεδίοιο, | ὅς δά τ 
4) X 134: ἀμφὶ δὲ γαλχὸς ἐλάμπετο εἴχελος αὐ 
τος. Vgl. A 441. 
5) Ξ 9: σάχος--- Θρασυμήδεος ἱπποδάμοιο,  γαλχῷ παμιφαῖνον. 
6) ὃ 71: φράζεο, ἢ seronlön], — χαλχοῦ τε στεροπὴν χἀὸ δώματα ἠχήεντα | γρυσοῦ 


15 εἶσιν χτέ. 
τ Ἃ x J [4 ΝΡ ΤΡ 3 ! 
n | ἢ πυρὸς αἰϑομένου ἢ ἠελίου ἀνιόν- 


Ἷ- 
ὀπώρης 
“ ! 


ἠλέχτρου τε καὶ ἀργύρου ἠδ᾽ ἐλέφαντος. 

7) a 182: νῦν δ᾽ ὧδε ξὺν νηῖ χατήλυϑον ἠδ᾽ ἑτάροισιν, | πλέων ἐπὶ οἴνοπα πόντον ἐπ᾽ 
ἀλλοϑρόους ἀνϑρώπους, | ἐς Τεμέσην μετὰ γαλχόν, ἄγω δ᾽ αἴϑωνα σίδηρον. 

8) Temese, Temesa, Temsa. Ovid. Met. XV, 52: Thurinosque sinus Temesenque. 
XV, 707: Hippotadaeque domos regis Temesesque metalla. Mela II, 85: Medama, 
Hippo, nunc Vibon, Temesa etc. Plin. nat. hist. III, 5, 10 Sillig: Oppidum Temsa a 
Graecis Temese dietum. 

9) Stat. Silv. I, 5, 47 Queck: nunquam Temesaea notabis | aera. Gegen die 
Identität von Temese und dem italischen Temsa macht Köpke (über das Kriegs- 
wesen der Griechen im heroischen Zeitalter. S. 43. Anm.) geltend, dass die letztere 
Stadt keineswegs Küstenstadt, sondern im Binnenlande belegen gewesen sei, was 
für Handelsschiffe eine unbequeme Lage gewesen wäre. 

10) S. Ameis zu a 184. 


Δεν Σ 


326 - Das Mineralreich. 


Ursprungs ist!). Später hiess diese kyprische Stadt Tamassos und 
behauptete noch zu Strabons Zeit ihren alten Ruf?). Ausserdem 
wird bei Homer auch die Stadt Sidon als kupferreich ᾿πολύχαλχος) 
bezeichnet) ; aus ihr stammte, wie dieselbe Stelle lehrt, die Entführerin 
des jungen Eumaios, welche durch taphische Seeräuber von dort geraubt 
worden war, — ein Umstand, aus welchem zugleich auf den Wechsel- 
verkehr geschlossen werden kann, der schon in der homerischen Zeit 
zwischen Phoinikern und Griechen stattfand. j 

Der Kupfer- und überhaupt der Metallarbeiter heisst bei | 
Homer ἀνὴρ χαλχεύς ἢ oder schlechtweg χαλχεύς 5), welche Bezeichnung 
auch Hephaistos erhält), dessen gesammter Handwerksapparat Σ 468 fl. 
genauer beschrieben wird. Dass in der That χαλχεύς bei Homer auch 
in weiterem Sinne steht und z. B. auch vom Goldarbeiter gebraucht 
wird, beweis’t der Umstand, dass Laerkes, der als χρυσοχόος bezeichnet 
wird’), gleich nachher χαλχεύς heisst‘). Die Thätigkeit des Kupfer- 
arbeiters bezeichnet Homer mit χαλχεύειν 9), seine Werkstatt mit yaA- 
χήϊος δόμος, welcher letztere Ausdruck sich in der Odyssee findet 1), 
wo Melantho auf den Odysseus schmält, dass er sich nicht fortpacke 
und in einer Schmiedewerkstatt oder in einer λέσχη sein Nachtlager 
suche. Aus dieser Stelle, wo Eustathios δόμος χαλκήϊος durch τὸ 
τῶν χαλχέων ἐργαστήριον interpretirt, ergiebt sich zugleich, dass Aermere 
in solchen Werkstätten ein warmes Nachtlager zu suchen pflegten !}). 
— Sämmtliche Schmiedegeräthschaften werden mit dem Ausdrucke 


!) S. darüber W. Gesenius: Scripturae linguaeque phoen. monumenta quot- 
quot supersunt. Lips. 1837. p. 122 sq.; ferner die Monographie von W. H. Engel: 
Kypros. Berlin, 1841; vor Allem aber F. C. Movers, die Phönicier. Bonn, 1841 ff. 
Wenn übrigens Bochart den Namen Temese von temes ‘Giessung’ ableitet, so 
hätte er sich für diese Deutung auch auf den phoinikischen Namen der Stadt Sarepta 
(seäarephat die ‘Schmelzung’) berufen können. 
2) Strab. XIV, 6, 5 Kr.: μέταλλά τε χαλχοῦ ἐστιν ἄφϑονα τὰ ἐν Ταμασσῷ, ἐν οἷς τὸ 
χαλκαυϑὲς γίνεται, χαὶ ὁ ἰὸς τοῦ χαλκοῦ, πρὸς τὰς larpızas δυνάμεις χρήσιμα. Vgl. 
Β. Büchsenschütz, die Hauptstätten des Gewerbfleisses im klass. Alt. S. 41 f. 
H. Blümner, die gewerbl. Thätigkeit der Völker der klass. Alt. S. 51 f. Homer. 
Geogr. $ 94. a. E. 
3) 0 425: ἐκ μὲν Σιδῶνος πολυχάλκου εὔχομαι εἶναι. 
4) ı 391: ὡς δ᾽ ὅτ᾽ ἀνὴρ χαλκεὺς πέλεχυν μέγαν ἠὲ σκέπαρνον | εἰν ὅδατι ψυχρῷ βάπτῃ 
κτέ. A187: μίτρη, τὴν χαλκῆες χάμον ἄνδρες. j 
5) M 294: ἀσπίδα, — ἣν ἄρα χαλχεὺς | ἤλασεν. . | 
6) Ὁ 309: γαλχεὺς | Ἥφαιστος. Ι 
7) 7.425 : χρυσοχόον Λαέρκεα. ἔ 
8) 1.452 : ἦλϑε δὲ χαλχεὺς | ὅπλ᾽ ἐν γερσὶν ἔχων. 3 
9 2 400: τῇσι παρ᾽ εἰνάετες χάλκευον (ich, Hephaistos) δαίδαλα πολλά. | 
10) σ 328: οὐδ᾽ ἐθέλεις εὕδειν χαλχήϊον ἐς δόμον ἐλθὼν | ἠέ που ἐς λέσχην are. 4 
11) Vgl. hom. Geogr. $21. Millin, Mineral. des Homer. $. 76. 3 
4 


Schwere Metalle. ar 


ὅπλα χαλχήϊα zusammengefasst !); zu ihnen gehörten namentlich Blase- 
bälge (φῦσαι) 2), der Ambos (ὃ ἄχμων) mit seinem Block (τὸ ἀχμό- 
derov), der Schmiedehammer (7 ῥαιστήρ) und die Zange (n nu- 
ράγρη) ὃ). 

In der That war das Kupfer schon zu Homers Zeit in Griechen- 
land und Kleinasien sehr verbreitet und in ausgedehnterem Gebrauche 
als irgend ein anderes Metall?), und man hat daher die gegründete 
Frage aufgeworfen, wie denn das natürliche Kupfer bei seinem unge- 
nügenden Härtegrade namentlich für Kriegswaffen und Rüstungen ein 
brauchbares Material habe liefern können? Manche haben in dieser 
Beziehung vermuthet, dass unter dem homerischen χαλχός eine metal- 
lische Composition nach Art unserer Bronze zu verstehen sei; indess 
findet sich bei dem Dichter nicht die geringste Andeutung einer sol- 
chen Mischung, und überall spricht er vom χαλχός wie von einem ein- 
fachen Metalle). Man hat daher andererseits vermuthet, dass schon 
die homerische Zeit ein besonderes Verfahren gekannt habe, dem 
Kupfer durch Löschen oder durch eine eigenthümliche Methode des 
Abkühlens einen höheren Härtegrad zu geben, als es von Natur besitzt, 
wie denn in der That der Graf Caylus ein doppeltes Verfahren der 
Art ausfindig gemacht hat‘). Wenn man aber in neuerer Zeit bei der 
Untersuchung antiker kupferner Waffen ein Ingredienz von Zink in 
denselben gefunden hat’), so ist dies für die homerische Zeit durchaus 
nicht entscheidend, da jene antiken Waffen einer weit späteren Periode 
angehören‘). Uebrigens besitzt das Kupfer, wie auch Kruse be- 
merkt®), schon an sich einen hohen Grad von Dauerhaftigkeit, insofern 
es dem Roste ungleich weniger unterworfen ist, als das Eisen, und 
selbst nach seiner Oxydation sich mit einem grünen Schmelze (aerugo 


1) 7432: ἦλϑε δὲ χαλχεὺς | ὅπλ᾽ ἐν χερσὶν ἔχων χαλκήϊα. 

2) 2468: (Ἥφαιστος) βῆ δ᾽ ἐπὶ φύσας. 

3) 2 476: ϑῆκεν (Ἤφαιστος) ἐν ἀχμοϑέτῳ μέγαν ἄχμονα, yevıo δὲ χειρὶ | ῥαιστῆρα 
χρατερῆν, ἑτερῆφι δὲ γέντο πυράγρην. 

# Vgl. Lenz, Mineral. der alten Griechen und Römer. 5. 3. Anm. 6. 

5) Erst nach der homerischen Zeit gelangte in Folge des ausgedehnteren Han- 
dels mehr Zinn in die das mittelländische Meer umgebenden Länder, wodurch man 
in den Stand gesetzt wurde, zahlreiche Waffen, Werkzeuge und Gefässe aus Bronze 
zu verfertigen. Vgl. Lenz, Mineral. u. 5. w. 5. 4. Anm. 6a. E. 

6) Vgl. Millin, Mineral. des Homer. S. 73f. Hoeck, Kreta. Bd. I. 5. 262. 
Anm. f. 

7) Lenz, Mineral. der alten Griechen und Römer. 5. 3.4. Anm. 6. Kruse, 
Hellas. Th. I. S. 332 mit Anm. 331. Mongez, sur le Bronze in den M&m. de !In- 
stit. — Litt. et beaux Arts. Tome. V. p. 187, 

8) Hoeck, Kreta. Bd. 1. S. 262. 

9, Hellas. Th. I. S. 332. 


ee 


328 Das Mineralreich. 


- 


nobilis, überzieht, der es vor weiterer Verderbniss schützt, daher auch 
Castellan!) alles Ernstes den Vorschlag gemacht hat, nach dem Vor- 
gange der Alten statt des Eisens wieder das Kupfer zum bürgerlichen 
Gebrauche einzuführen. 


8. 12. 


Das Kupfer (Fortsetzung). 


Im heroischen Zeitalter diente das Kupfer vorzugsweise als Ma- 
terial für kriegerische .Waffen und Geräthe, daher auch Ares selbst das 
Epitheton χάλχεος erhält2). Aus diesem Metall bestand der künstliche 
Harnisch®), welchen Agamemnon von dem Kyprier Kinyras erhalten 
hatte, von dem die Sage ging, dass er nicht nur die kyprischen Kupfer- 
bergwerke angelegt, sondern auch Hammer, Zange und Ambos er- 
funden habe). So trägt auch der Wagenlenker des Asios einen ku- 
pfernen- Panzer); Achilleus verspricht dem Eumeios einen solchen, 
den er dem Asteropaios geraubt hatte, zum Geschenk €) u. s. w. Daher 
steht auch nach der Figur materia pro re χαλχός für den Panzer”). In 
Rücksicht auf diesen kupfernen Panzer erhalten die Kämpfer selbst 
das Epitheton kupfergepanzert  (χαλχεοϑώρηξ) ®). Weniger Arbeit als 
bei dem ϑώρηξ fiel dem χαλχεύς bei dem Waffen- oder Leibrock (χιτών) 
zu, unter welchemnach Rüstow und Köchly°) ein starkesledernes, mit 
Kupfer beschlagenes Koller zu verstehen ist, deraber wegen dieses Kupfer- 
beschlages ebenfalls das Epitheton χάλχεος erhält (so z. B. der χιτών 
des Alkathoos !%)), wie den Kämpfern selbst das Epitheton χαλχοχίτων 

1) Lettres sur la Grece. Partie I. p. 28. Krusea.a.O. 

2) E 704: χάλχεος Ἄρης. Vgl. E 859. 866. Η 146. 11543. Kruse, Hellas. ΤῊ. 1. 
8. 332. Millin, Mineral. des Homer. S. 76. 

3) Ueber diesen Harnisch vgl. Motz, über den Metallarb. der heroischen Zeit. 
S. 14. 

ἢ A16: ἐν δ᾽ αὐτὸς ἐδύσατο νώροπα χαλχόν. | χνημῖδας μὲν πρῶτα περὶ χνήμῃσιν 
ἔϑηχεν᾽ | — — δεύτερον αὖ ϑώρηχα περὶ στήϑεσσιν ἔδυνεν, τόν ποτέ οἱ Κινύρης δῶχε 
ξεινήϊον εἶναι. Plin. nat. hist. VII, 56, 57 Sillig: Tegulas invenit Cinyra Agriopae 
filius et metalla aeris, utrumque in insula Cypro, item forcipem, martulum, vectem, 
ineudem. Vgl. Büchsenschütz, die Hauptstätten des Gewerbfleisses im klass. 
Alt. S. 41. 42. 

-5) N 397 : οὐδ᾽ ἤρχεσε ϑώρηξ | χάλχεος, ὃν φορέεσκε. 

6) W 560: δώσω οἱ ϑώρηχα, τὸν ᾿Αστεροπαῖον ἀπηύρων, | χάλκεον. 

7) Δ 420: δεινὸν δ᾽ ἔβραχε χαλχὸς ἐπὶ στήϑεσσιν ἄναχτος. 

8) Δ 441 (θ 61) : ἀνδρῶν | γαλχεοϑωρήχων. Vgl. Motz, über den Metallarbeiter 
der her. Zeit. S. 13. 

5). Geschichte desgriechischen Kriegswesens von der ältesten Zeit bis auf Pyrrhos. 
Aarau, Verlagscomptoir. 1852. S. 13. 14. 

10) N 439: ῥῆξεν (Ἰδομενεὺς) δέ οἱ ᾿Αλχαϑόῳ) ἀμφὶ χιτῶνα | γάλχεον. Vgl. Motz, 
über den Metallarbeiter u. 5. w. 5. 14. 


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Schwere Metalle, ey: ) 


beigelegt wird). Dass ferner auch kupferne Beinschienen allge- 
mein getragen wurden, geht daraus hervor, dass den Achaiern das Bei- 
wort χαλχοχνήμιδες gegeben wird?), obwohl auch Beinschienen aus 
Zinn erwähnt werden?) ; indess haben die ersteren den Vorzug‘). 
AusKupfer besteht sodann auch der Helm; daher seine Epitheta : 
kupfern (χάλχειος) δ), mitKupfer versehen (χαλχήρης) ®)und, in- 
sofern sich an ihm kupferne Backenstücke befinden, auch χαλχοπάργρος 7). 
Auch steht metonymisch χαλχός für Helm). Dass bei der χόρυς — 
die innere, weichere Ausfütterung derselben ausgenommen — die ganze 
Arbeit dem γαλχεύς zugefallen sei, bemerkt Motz, wie auch, dass der 
Helmkranz (στεφάνη) und der Bügel (φάλος) aus Kupfer gefertigt, 
die Seitenbedeekungen am Helme (φάλαρα) aber mindestens 
damit beschlagen gewesen seien; auch von dem χύμβαχος (dem oberen 
Theile des Helmes, auf welchem der Helmbusch aufsitze) lasse sich 
mit Bestimmtheit vermuthen, dass er aus Kupfer bestanden habe). 
Die Epitheta der στεφάνη sind εὔχαλχος 10), χάλχειος 1!) und χαλχόβαρους 12). 
Was sodann den Schild betrifft, so bestand derselbe aus mehreren 
Lagen von Rindshaut, über denen sich noch eine äusserste von Kupfer 
befand; so hat der des Aias über 7 Rindshäuten eine Kupferschicht 
und daher das Epitheton χάλχεος 15). An Agamemnons Schilde befinden 
sich 10 kupferne Ringe (χύχλοι 14). — Obwohl der Schild des Achil- 
leus!5) wie auch der des Nestor'6) aus massivem Metall bestanden 


1) A 371 (B 41) : ᾿Αχαιῶν χαλχοχιτώνων. E 180: Τρώων---χαλκογιτώνων. Eben 
so P 485. N 255: Κρητῶν---χαλχοχιτώνων. Ὁ 330: Βοιωτῶν---χαλκοχιτώνων. Vgl. 
Kruse, Hellas. Bd. 1. S. 331. 2) Η 41: γαλκοχνήμιδες ᾿Αχαιοί. 

3) Σ 613: τεῦξε δέ οἱ χνημῖδας ἑανοῦ κασσιτέροιο. 

4 Vgl. Lenz, Mineral. der alten Griechen und Römer. S. 6. Anm. 18. Motz, 
über den Metallarb. u. s. w. S. 15. 

5) M 184 ( 398); γαλκείη κόρυς. 

6) 0 535: χόρυϑος γαλκχήρεος. 

7) w 523: χόρυϑος διὰ χαλχοπαρήου. Eben so M 183. Υ 397: zuvens διὰ χαλκο- 

- παρήου. 

8, A351: πλάγχϑη δ᾽ ἀπὸ yarzögpı γαλιχός (diekupferne Lanze vom kupfernen Helm). 

9 Motz, über den Metallarb. der her. Zeit. S. 11. 13. 

10) H 12: ὑπὸ στεφάνης εὐχάλχου. 

11) K 30: στεφάνην---χαλχείην. 

12) A 96: στεφάνη ---χαλχοβάρεια. 

13) H 219: Αἴας δ᾽ ἐγγύϑεν ἦλϑε φέρων σάκος ἠῦτε πύργον, | χάλκεον, ἑπταβόειον, 6 


‚ol Τυχίος χάμε τεύχων, | — ὅς οἱ ἐποίησεν σάχος αἰόλον ἑπταβόειον, | ταύρων ζατρεφέων, 
ἐπὶ δ᾽ ὄγδοον ἤλασε γαλχόν. 
14) Δ 82: ἂν δ᾽ ἕλετ --- ἀσπίδα ϑοῦριν, | καλῆν, ἣν πέρι μὲν κύχλοι δέχα γάλκεοι ἦσαν. 


15) Υ 270 (von Achilleus’ Schilde) : πέντε πτύγας ἤλασε χυλλοποδίων, | τὰς δύο γ α).- 
χείας, δύο ὃ ἔνδοϑι χασσιτέροιο, | τὴν δὲ μίαν χρυ σέην. 
16) Θ 192: ἀσπίδα Νεστορέην, τῆς νῦν χλέος οὐρανὸν ἵκει, 


πᾶσαν χρυσείην ἔμεναι. 


ΨΥ Ἂ χὴν δ' — εἰ τ - Rat, ». - ΤΣ Ὁ" 
- 


330 | Das Mineralreich. 


haben soll, und Manche daraus auf den Gebrauch ganz kupferner 
Schilde geschlossen haben, so darf man doch annehmen, dass im All- 
gemeinen die Helden — wie Aias und Teukros — Schilde aus ver- 
schiedenen Lagen von Rindsleder und einer Kupferschicht führten ἢ). 
Daher fällt auch nicht alle Arbeit am Schilde dem χαλχεύς zu, woraus 
es sich erklärt, warum mitunter dieser 2), mitunter aber auch der Leder- 
arbeiter (sxvroronos) als Verfertiger desselben genannt wird 3). 

Wie die Defensions-, so entbehrten auch dieAngriffswaffen 
des Kupfers nicht. Die Spitze (aiyur) des Speeres bestand aus 
diesem Metall und erhält desswegen das Epitheton χάλχειος ἢ) ; daher 
heisst der Speer selbst χάλχειος ὃ), ἀχαχμένος ὀξέϊ χαλχῷ δ), χαλχήρης ἢ, 
χαλχογλώχιν δ), χαλχόβαρυς 5), χεχορυϑμένος χαλχῷ 10) und εὔχαλχος 13). 
Aus diesem Grunde steht auch χαλχός für die Lanze 5610 5012. Auf 
die Kupfertheile der Lanze deuten auch die Epitheta raupavowy 13) und 
φαεινός 12). — Aus Kupfer besteht ferner die Klinge des Schwertes, 
aus welchem Grunde es χάλχεος heisst!5), sodann auch die Spitze 
des Pfeils (daher ἰὸς χαλχοβαρής 16), ἰὸς χαλχήρης 1 und χαλχήρης 
οἷστός 18)), obwohldieselbe auch wohl von Eisen war 19), und dieStreit- 
axt (ἀξίνη) des Troers Peisandros?). Hieher gehört es endlich, wenn 
die Rüstungen von Kupfer schimmernd heissen ?!), wenn von 
Verwundungen durch Kupfer?) und kupfergeschlagenen 


», 


ἘΠ Vgl. Motz, über den Metallarb. der her. Zeit. 5. 16. 

2) M 294: ἀσπίδα —, ἣν ἄρα χαλκεὺς ἤλασεν. 

3) H 219: Αἴας δ᾽ ἐγγύϑεν ἦλϑε φέρων σάχος —, ὅ οἱ Τυχίος κάμε τεύχων, | σχυτο - 
τόμων ὄχ᾽ ἄριστος. 

4 A461 (Z 11) : αἰχμὴ χαλκείη. 

5) T 380 (E 856) : ἔγχεϊ χαλχείῳ. 

6) Ξ 12: ἄλχιμον ἔγχος ἀκαχμένον ὀξέϊ γαλκῷ. 

ἼΕ 145 {A 742. T 58) : χαλχήρεϊ δουρί. Z 3 (ε 809) : χαλκήρεα δοῦρα. 

8) X 225: ἐπὶ μελίης χαλχογλώχινος. ᾿ 

39). X 328 (y 259. 276): μελίη γαλχοβάρεια. 

10) T 18 (4 125): δοῦρε δύω χεχορυϑμένα χαλκῷ. 

11) 7 322: μελίην εὔχαλκον. 

2, B 416: χιτῶνα ---χγαλχῷ ῥωγαλέον. 

18). E 618: Τρῶες δ᾽ ἐπὶ δούρατ᾽ ἔχευαν | ὀξέα, παμφανόωντα. 

14) τ 453: φαεινοῦ δουρὸς ἀκωχήῆ. 

15) T 334: ξίφος ἀργυρόηλον | χάλχεον. Eben so Π 135. T 372. x 261. τ 241: χάλ- 
χειον ἄορ. ὃ 403: ἄορ παγχάλκεον. Vgl. Motz, über den Metallarb. der her. Zeit. 
8. 18. 16) Ὁ 465. 17) α 262. 18) N 650. 662. 

19) A 123: νευρὴν μὲν μαζῷ πέλασεν, τόξῳ δὲ σίδηρον. 

20), N 611: ὁ δ᾽ ὑπ᾽ ἀσπίδος εἵλετο καλὴν | ἀξίνην εὔχαλχον. Vgl. Kruse, Hellas. I. 
S. 331. 

21) 2 504 (Ξ 420): τεύχεα ποικίλα χαλχῷ. 

2) E 887 : χαλχοῖο τυπῇσιν. 


᾽ γεν δ ς el Ἂ a ἐν ἐν er 
a 5 " 


” 


Schwere Metalle. 331 


Wunden'), vom Getöse des Kupfers in der Schlacht?) und von 
kupfergewappneten Kämpfern die Rede ist (so heissen z. B. 
Hektor°) und Sarpedon ®)). : 

Eine weitere Verwendung fand das Kupfer bei den Streit- 
wagen, namentlich denen der Götter. An Heres Wagen sind die 
Räder) und die Schienen (der eiserne Beschlag , ἐπίσσωτρα) 5), an dem 
des Poseidon die Achse von Kupfer”). Aber auch an den Wagen sterb- 
licher Männer fehlte das Kupfer nicht, wie denn der Wagen des Achil- 
leus von Kupfer schimmernd heisst). 


δ 19. 
Das Kupfer (Fortsetzung). 


Auch bei Häusern und sonstigen Baulichkeiten scheint 
im heroischen Zeitalter Kupfer verwandt zu sein. Wenigstens lesen 
wir in der Odyssee, im Palaste des Alkinoos seien sowohl die Wände), 
wie auch die Schwelle!) von Kupfer gewesen, und der Palast des 
Menelaos habe von Kupfer gestrahlt!'). Die Wohnungen des Zeus !?), 
Hephaistos!2) und Alkinoos!t) heissen kupfergegründet (yalxo- 
βατής, was man auf die Schwelle des Hauses bezogen hat, welche, da 
sie das Epitheton kupfern erhält'5), wohl mit Kupferplatten über- 
zogen war!t). Einen Fingerzeig zur Beurtheilung dieser Stellen giebt 
Nitzsch!”) mit der Bemerkung: ‘Die Fülle des Metalls am Feen- 


1) T 25: χατὰ χαλχοτύπους ὠτειλάς. 

2) Π 635: ὡς τῶν ὥρνυτο δοῦπος ἀπὸ χϑονὸς εὐρυοδείης | χαλκοῦ τε ῥινοῦ τε Are. 

3) E 699: Ἕκτορι χαλχοχορυστῇ. Eben so Z 398. N 720. Vgl. Ὁ 221. 458. 
II 358. 536. 4, 2 199: Σαρπηδόνα γαλκοχορυστῆν. 

5) E 722: Ἥβη δ᾽ due’ ὀχέεσσι ϑοῶς βάλε καμπύλα κύχλα, | χάλκεα. 

6) E 724: αὐτὰρ ὕπερϑεν | γάλκε᾽ ἐπίσσωτρα. f 

7) N 29: τοὶ (Poseidons Rosse) ὃ ἐπέτοντο | ῥίμφα μάλ᾽, οὐδ᾽ ὁπένερϑε διαίνετο χάλ-- 
χεος ἄξων. 

8) K 322: τοὺς ἵππους τε καὶ ἅρματα ποικίλα χαλκῷ | —, οἱ φορέουσιν ἀμύμονα. Πη- 
λείωνα. i 

9 ἡ 86: χάλκεοι μὲν γὰρ τοῖχοι ἐληλέδατ᾽ ἔνϑα καὶ ἔνϑα. 

10) ἡ 89: σταϑμοὶ δ᾽ ἀργύρεοι ἐν χαλχέῳ ἕστασαν οὐδῷ. Vgl. ἡ 83. 

᾿ 1) ὃ 71: φράζεο, Νεστορίδη, — χαλχοῦ τε στεροπὴν κὰἀὸ δώματα ἠχήεντα. 

12) A 426: Διὸς ποτὶ χαλκοβατὲς δῶ. 

13) $ 321: οἱ δ᾽ ἀγέροντο ϑεοὶ ποτὶ χαλκοβατὲς δῶ (des Hephaistos). 

14) y4: ὦ Oduoed, ἐπεὶ ἵκευ ἐμὸν ποτὶ χαλκοβατὲς δῶ κτέ. 

15) ἡ 88. 89 (s. ο.). 

10) Κ΄. Ameis zu p 339 im Anh. Motz, über den Metallarb. der her. Zeit. 5. 28 
in der Anm. 1. 

17) Erkl. Anm. zu Homers Odyssee. Bd. II. S. 144 (zun 84), wo zugleich O. Mül- 
ler’s Archäol. S. 25 f. citirt wird. 


332 Das Mineralreich. X 


palaste des Alkinoos wird uns freilich als im hohen Maasse gesteigert 
erscheinen ; aber glänzende metallische Zierrathen können wir an den 
. Herrenhäusern als geschichtlich annehmen.’ 

Metallene Schwellen werden übrigens auch sonst wohl erwähnt. 
So stattet Vergil den von Dido gegründeten Junotempel mit eherner 
Schwelle aus ἢ ; noch zu Pausanias’ Zeit zeigte man in Aulis eine Quelle, 
unter der die B 307 erwähnte Platane stand, und in der Nähe der- 
selben die kupferne Schwelle vom Zelte Agamemnons?). Bekanntlieh 
hatte auch Athene χαλχίοιχος in Lakedaimon einen kupfernen Tempel, 
von dem indess Barnes zu ἡ 36 meint, dass er nicht aus massivem 
Metall bestanden habe, was dem gesunden Menschenverstande wider- 
streite, sondern dass seine Mauern mit Kupferblech belegt gewesen 
seien ὃ). 

Nach dem Dichter ist sogar die ganze Insel des Aiolos rings von 
einer kupfernen Mauer umgeben; indess erklärt an der betreffenden 
Stelle der Scholiast χάλχεον durch ἰσχυρόν ἢ, und Eustathios, dem 
eine derartige Mauer für unwahrscheinlich gilt, will eine glatte Fels- 
wand verstehen, welche die Insel eingeschlossen habe. 

Ferner finden wir bei Homer auch manche aus Kupfer gefertigte 
Hausgeräthe und sonstige Utensilien5). Hekamede reibt Zie- 
genkäse mit kupferner Raspel®) ; auf Nestors Tafel prangt ein ku- 
pferner Korb vollZwiebeln”) ; Kochkessel aus demselben Metall werden 
mehrfach erwähnt), und auch da, wo Kupfer in Gemeinschaft mit 
anderen Metallen vorkommt, sind mitunter kupferne Gefässe zu ver- 
stehen ®). Ferner begegnen uns kupferne Dreifüsse, unter denen ent- 


!) Aen. 1,446: Hic templum Junoni ingens Sidonia Dido | Condebat, donis opu- 
lentum et numine divae, | Aerea cui gradibus surgebant limina nixaeque | Aere tra- 
bes, foribus cardo stridebat aenis. 

2) Pausan. IX, 19, 7 Schub. : δείκνυται δὲ καὶ ἡ πηγή; παρ᾽ ἣν ἡ πλάτανος ἐπεφύχει, 
χαὶ ἐπὶ λόφου πλησίον τῆς Αγαμέμνονος σκηνῆς οὐδὸς yarzod. Vgl. Conr. Bursian, 
Geogr. von Griechenl. Bd, I. Leipzig, Teubner. 1862. 5. 218. 

3) Vgl. Millin, Mineral. der Hom. 5. 75. 

4, Schol. antiqg. in Hom. ed. Buttmann. Zux4: χάλκεον] ἰσχυρόν. ἀπρόσβατον 
γάρ ἐστι διά τὴν περὶ αὐτὸ λειότητα. Vulg. 

5) Vgl. Motz, über den Metallarb. der her. Zeit. 5. 24 ff. 

6) A 639: ἐπὶ δ᾽ αἴ γείον χνῇῆ (Exapnön) τυρὸν | χνήῆστι γαλχείῃ. 

7) A 628: πρῶτον μὲν (Ἑχαμήδη) ἐπιπροΐηλε τράπεζαν | — ---, αὐτὰρ ἐπ᾽ αὐτῆς | 
χάλικειον χάνεον, ἐπὶ δὲ χρόμυον, ποτῷ ὄψον χτέ. 

8) Σ 849: αὐτὰρ ἐπειδὴ ζέσσεν ὕδωρ ἐνὶ ἤνοπι χαλκῷ xt. Eben so x 360. ὃ 426: 


2 , 


ἀμφὶ δέ οἱ πυρὶ γαλχὸν a at ϑέρμετε ὃ᾽ ὕδωρ. 
9) So 2 41: πολλὰ δ᾽ ἐν ἀφνειοῦ πατρὸς χειμήλια χεῖται, | ya χός TE χρυ 
λυχμιητός τε σίδηρος. Eben so A132 £. 108. 9 61: τῇ δ᾽ ἅρ᾽ ἅμ᾽ ἀμφίπολοι 


χιον͵ ἔνϑα σίδηρος | χεῖτο πολὺς χαὶ χαλκός, ἀέϑλια τοῖο ἄναχτος. 


Schwere Metalle. 


_ weder dreifüssige Kessel zum Kochen, zum Heissmachen des Wassers 


u. 8. w. oder dreifüssige Gestelle für Kesselschalen u. dgl. zu verstehen 
sind; diese letztere Benutzung des τρίπους als blossen Gestelles lässt 
sich allerdings aus Homer nicht ausdrücklich nachweisen, ist aber doch 
wohl keinem Zweifel unterworfen!). Aus Kupfer besteht auch das 
Becken, in welchem Eurykleia dem Odysseus die Füsse wäscht); 
aus demselben Metall verfertigte man ausserdem Messer’), Beile®), 
für die auch bloss χαλχός steht), Schlüssel‘) und Fischangeln”). 


8.14. 
Das Kupfer /Schluss). 


Dass das Kupfer bei dieser seiner ausgedehnten Nutzbarkeit in 
hoher Geltung stand, ist natürlich. Daher erklärt es sich, warum es 
einerseits zu den werthvollen Besitzthümern gerechnet wurde, anderer- 
seits neben andern Tauschmitteln die Stelle unseres Geldes vertrat. 
Für wie werthvoll das Kupfer galt, zeigen mehrere Stellen. Thersites 
wirft dem Agamemnon vor, dass seine Zelte gegen sein Verdienst voll 
von Kupfer seien‘; Antilochos zählt als Besitzthümer des Achilleus 
Gold, Kupfer, Vieh, Sklavinnen und Pferde auf®) ; auch im Thalamos 
des Odysseus sind Gold, Kupfer, Kleidung und andere werthvolle 
Gegenstände aufgespeichert 10), Daher figurirt unter Gastgeschenken 
mitunter auch Kupfer, wie z. B. die Phaieken den Odysseus mit 
Kupfer, Gold und Kleidung beschenken 1. Mehrfach vertritt aber 
das Kupfer auch, wie gesagt, die Stelle unseres Geldes, zunächst als 


Ὁ Vgl. Motz, über den Metallarb. der her. Zeit. S. 24. 
2) τ 469 :ὲν δὲ λέβητι πέσε χνήμη, κανάχησε δὲ χαλχός. 

3) A 296: περὶ γάρ δά ἑ (den Stamm, woraus Achilleus’ Scepter verfertigt ist) χαλ- 
χὸς ἔλεψεν | φύλλα τε καὶ φλοιόν. μι 173: αὐτὰρ ἐγὼ χκηροῖο μέγαν τροχὸν ὀξέϊ γαλχῷ 
τυτϑὰ διατμήξας χερσὶ στιβαρῇσι πίεζον. Vgl. Γ 294. 

ἢ € 234: δῶχέν οἱ πέλεχυν μέγαν, --- χάλκεον. 


5) N 118: ὁ δ᾽ αὖτ᾽ ἔπεσεν μελίη ὥς — γαλκῷ LE vn. © 162: ἀλλ᾽ ἄγε δούρατα 
μακρὰ ταυὼν ἁρμόζεο yar “ip | εὐρεῖαν σχεδίην. ε 244: πελέχκησεν δ᾽ ἄρα γαλχῷ. 

6) φθ: εἵλετο δὲ χληϊὸ᾽ εὐκαμπέα---χαλχε Inv. 

ἢ TI 406: ἕλκε δὲ δουρὸς ἑλών, --- ὡς ὅτε τις φὼς | — — ἱερὸν ἰχϑὺν | ἐκ πόντοιο 


ϑύραζε λίνῳ καὶ ἤνοπι γαλκῷ. 

8) B 226: πλεῖαί τοι χαλκοῦ κλισίαι. Vgl. Millin, Mineral. des Hom. 85. 75. 

9) W549: ἔστι τοι ἐν χλισίῃ χρυσὸς πολύς, ἔστι δὲ γαλχὸς | καὶ πρόβατ᾽, εἰσὶ ὃ 
ὃμωαὶ καὶ μώνυχες ἵπποι. 

10) β 337: ὁ δ᾽ ὑψόρος φον ϑάλαμον χατεβήσετο πατρός, | εὐρύν, ὅϑι νητὸς γουσὸς καὶ 
πε, ἔχειτο, | ἐσθής τ᾽ ἐν χηλοῖσιν, ἅλις T εὐῶδες ἔλαιον. 

1) ε 37: πέμψουσιν δ᾽ ἐν νηΐ φίλην ἐς πατρίδα γαῖαν (die Phaieken den Odysseus), | 
χαλκόν τε χρυσόν τε ἅλις ἐσθῆτά τε δόντες. Vgl. v 136. 968. ξ 324. 


994 Das Mineralreich. 


Tauschmittel :so heisst es von den Achaiern, dass sie sich für Kupfer, 
Eisen, Stierhäute, lebende Rinder und Kriegsgefangene Wein einge- 
kauft hätten ἢ. Von diesem Umtausche äquivalenter Quantitäten ver- 
schiedener Artikel (ἀντίδοσις) unterscheidet Salmasius?) die gegen- 
seitige Beschenkung (ἀμοιβή), bei welcher Dinge von sehr ungleichem 
Werthe ausgetauscht werden können, wie Glaukos’ goldene Rüstung 
gegen die kupferne des Diomedes°®). Ausserdem dient Kupfer auch 
als Lösegeld. So stellt Hektor dem Achilleus für die Auslieferung 
seiner Leiche Kupfer und Gold in Aussicht?) ; ebenso. Adrestos dem 
Menelaos für seine Freilassung). 

Vom Kupfer entlehnt der Dichter endlich auch manche Metaphern. 
So steht kupferner Schlaf für Tod®; dem Achilleus wird eine 
kupferne Stimme beigelegt’), und in demselben Sinne heisst Stentor 
χαλχεόφωνος ὃ) ; im Eingange der Boiotie ferner spricht der Dichter von 
einem kupfernen Herzen°). Auch χάλχεος als Epitheton des Him- 
mels 10) haben Manche, wie A. von Humboldt und Völcker, meta- 
phorisch im Sinne von fest, unvergänglich gefasst!!), obwohl 
Andere es eigentlich verstehen und annehmen, der Dichter habe sich 
den οὐρανός als Metallgewölbe über dem Aether gedacht, gegen welche 


) H 472: ἔνϑεν ἄρ᾽ οἰνίζοντο χαρηκομόωντες ᾿Αχαιοί, | ἄλλοι μὲν χαλχῷ, ἄλλοι δ᾽ αἵ- 
πος διδήρῳ, | ἄλλοι δὲ δινοῖς, ἄλλοι δ᾽ αὐτῇσι βόεσσιν, | ἄλλοι δ᾽ ἀνδραπόδεσσι. Hier ist 
der instrumentale Dativ zu beachten, der die Gegenstände recht eigentlich als 
Tauschmittel erscheinen lässt. 

) De usuris. p. 370. 

3) 2 285: (Γλαῦχος) πρὸς Τυδείδην Διομήδεα τεύχε ἄμειβεν | χρύσεα γαλικείων, ἐχα- 

όμβοι ἐννεαβοίων. 

4 X 339: μὴ με ἔα παρὰ νηυσὶ χύνας χαταδάψαι Αχαιῶν, | ἀλλὰ σὺ μὲν χαλκόν τε 
ἅλις χρυσόν τε δέδεξο | δῶρα, τά τοι δώσουσι πατὴρ καὶ πότνια μήτηρ, | σῶμα δὲ οἴχαδ᾽ 
ἐμὸν δόμεναι πάλιν χτέ. 

5) 7, 46: ζώγρει, ᾿Ατρέος υἱέ, σύ δ᾽ ἀξια δέξαι ἄποινα. | πολλὰ δ᾽ ἐν ἀφνειοῦ πατρὸς 
τ N εηξύς τε σίδηρος χτέ. Vgl. Χ 50. 

ὃ 12 541: ὡς ὁ μὲν αὖϑι πεσὼν κοιμιήσατο χάλκεον ὕπνον. Vgl. Millin, Mineral. 
des Hom. S. 78. Dagegen Vergil (Aen. x, 745): ferreus somnus. 

ὭΣ 222: οἱ δ᾽ ὡς οὖν ἄϊον ὄπα γάλχεον Αἰακίδαο, | πᾶσιν ὀρίνϑη ϑυμός. 

8) Ε 184: Ἥρη, | Στέντορι εἰσαμένη, μεγαλήτορι, χαλχεοφώνῳ, | ὃς τόσον αὐδήσασχ᾽, 
ὅσον ἄλλοι πεντήχοντα. 

9) Β 488: πληϑὺν δ᾽ οὐχ: ἂν ἐγὼ μυϑήσομαι οὐδ ὀνομήνω, | οὐδ᾽ εἴ μοι δέχα μὲν 
γλῶσσαι --εἶεν, | — — en χεον δέ μοι ἦτορ ἐνείη. 

10) P 425: γάλκεον οὐρανόν. 

1) A.vonHnmboldt, Kosmos. Stuttgart und Tübingen. Cotta, 1850. Bd. II. 
S. 200: “Wenn in Homer und Pindar der Uranos γάλχεος und σιδήρεος heissen, so 
bezieht sich der Ausdruck , wieindem ehernen Herzenundin der ehernen 
Stimme, nur aufdas Feste, Dauernde, Unvergängliche.' Vgl. Völcker, 
über hom. Geogr. und Weltkunde. Hannover, 1830, Hahn’sche Hofbuchhandlung. 
S. 5. Homer. Kosmogr. ὃ 1. 


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“Schwere Metalle. > BR 335 


Annahme Völcker energisch protestirt!). Auch das Beiwort der 
Pferde χαλχόπους 2 wird tropisch im Sinne von χρατερώνυξ zu fassen 
sein, wie es denn auch Eustathios durch στερρόπους erklärt; dasselbe 
auf einen kupfernen Beschlag der Hufe zu beziehen verbietet, wie auch 
Netolicka bemerkt), schon der Umstand, dass der Gebrauch des 
Beschlagens der Pferde von keinem griechischen Autor erwähnt wird. 

Auch die Schwelle des Tartaros denkt sich der Dichter kupfern %), 
wodurch ebenfalls das Feste, Unvergängliche angedeutet werden soll; 
und ganz ähnlich ist es zu fassen, wenn der Kerker, in welchem Ares 
von Otos und Ephialtes gefesselt wird, kupfern genannt wird’). 
Schliesslich ist noch jene kühne Personification des Kupfers zu er- 
wähnen, vermittelst deren der Dichter sich den Krieg als eine Ernte 
denkt, bei welcher die Kämpfer als Halme erscheinen, die das Metall 
auf den Boden hinmäht®), 


8 15. 
ἃ. Das Eisen (ὁ σίδηρος) 7). 


“In Bezug auf seine Farbe erhält dies Metall bei Homer die Epi- 
theta grau (πολιός) S) und veilchenfarbig, dunkelblau (losız) 9), 
welche es mit dem Meere gemein hat, nur dass bei Letzterem statt ἰόεις 
das sinnverwandte ἰοειδής steht 1%). Beide sind völlig berechtigt; denn 
die ursprüngliche Farbe des Eisens ist in der That hell-stahlgrau 1, 
während blankes Eisen, mässig erhitzt, veilchenblau anläuft!?. Wenn 


ἡ Ueber hom. Geogr. u. 5. w. 8. 5. 

2) 0 41: γχαλχόποδ ἵππω. 

3) Naturhistorisches aus Homer. Progr. des k. k. Gymnasiums in Brünn. 1855. 
S. 4. Anm. 1. Vgl. homer Zool. ὃ 26. Millin, die Mineral. des Hom. 8. 77. 

ἢ 8 13:7 μιν ἑλὼν ῥίψω ἐς Τάρταρον ἠερόεντα, | — ἔνϑα σιδήρειαί τε πύλαι χαὶ yah- 
χεος οὐδός. Vgl. Völcker, hom. Geogr. S. 5. 

5) E 387: γαλχέῳ δ᾽ ἐν χεράμῳ (Ἄρης) δέδετο τρισχαίδεχα μῆνας. 

6) T 221: αἶψά τε φυλόπιδος πέλεται χόρος ἀνθρώποισιν, | ἦστε πλείστην μὲν χαλάμην 
χϑονὶ γαλχὸς ἔχευεν, | Autos δ᾽ ὀλίγιστος, ἐπὴν χλίνῃσι τάλαντα | Ζεύς χτέ. 

7) Millin, Mineral. desHom. S.60ff. Friedreich, Realien. S.86. Kruse, 
Hellas. Th. 1. 5. 332 f. Lenz, Mineral. der alten Gr. und Röm. 5. 3 ff. 

8) 1 366: πολιὸν σίδηρον. Eben so # 3 und Y 261. Andere Erklärungen von πο- 
λιός, wie ἔντιμος und roAtrıxös, 5. bei Damm im Lex. s. v. πολιός. 

9) W850: ἰόεντα σίδηρον. Andere Erklärungen von ἰόεις sind rostig (von ἰός; 
und zu Pfeilen (ἰός) tauglich. 

10) Υ 229: ἁλὸς πολιοῖο. ε ὅθ: ἐχ πόντου ἰοειδέος. 

1) E.P. Wilmsen, Handb. der Naturg. Berlin, 1831. C. F. Amelang. 8. 808 
unten. 

12) Lenz, Mineral. der alten Gr. und Röm. S. 5. Anm. 10. Köpke, über das 
Kriegswesen der Griechen u. s. w. S. 65. 


336 Das Mineralreich. 


dasselbe Metall ferner glänzend (αἴϑων) genannt wird ἢ, so geht dies 
offenbar auf das polirte Eisen; endlich heisst es auch mühsam be- 
arbeitet ἰπολύχμητος) 2), insofern es nicht nur schwerer aus seinen 
Erzen zu gewinnen, sondern auch wegen seiner Härte schwerer zu be- 
arbeiten ist als Kupfer und Gold 3). 

Der Nutzen, den das Eisen dem homerischen Griechen gewährte, 
war ein mehrfacher. Namentlich diente es als Material zur Verfertigung 
der ländlichen Geräthschaften, deren die Hirten und Pflüger bedurften. 
Dies geht deutlich aus einer Stelle der patrokleischen Leichenspiele 
hervor, wo von der eisernen Wurfkugel (σόλος), mit der die Kämpfer 
um die Wette werfen, gesagt wird, dass der Sieger, der sie als Preis 
davontrage, fünf Jahre an ihr genug Eisen zum Gebrauch haben würde 
und — er sei Hirt oder Pflüger — nicht aus Mangel an Eisen in die 
Stadt zu gehen brauche). Man kann diese Stelle, wie Motz be- 
merkt), entweder so verstehen, dass der Gewinner des σόλος aus dem- 
selben auf fünf Jahre alle nothwendigen eisernen Utensilien in Vorrath, 
und zwar in der Stadt, schmieden lässt und sie dann zu Hause für das 
jedesmalige Bedürfniss bereit liegen hat; oder man kann annehmen, 
dass der Landmann dem Schmiede. je nach Bedürfniss von seinem 
Eisenvorrathe geliefert, wie dies noch heutzutage auf dem Lande nicht 
selten geschieht, woraus man dann die Existenz von Dorf- oder Wan- 
derschmieden folgern müsste. Diese Art der Betreibung des Handwerks 
hätte aber um so weniger Auffallendes, als wir in der Odyssee lesen, 
dass der, welcher des δημιοεργός bedürfe, ihn erforderlichen Falles 
selbst aus der Fremde herbeirufe ®). — Aus Eisen verfertigte man ferner 
Beile, wesswegen σίδηρος geradezu für Beil steht”), sodann auch 
Schwerter), Schlachtmesser°) und Keulen!®). In Rücksicht 
auf das Geklirr der eisernen Waffen wird vom Dichter das Schlacht- 


ἡ. A485: αἴϑωνι σιδήρῳ. α 184: αἴϑωνα σίδηρον. 
) Z 48: γχαλχός τε χρυσός τε πολύχμητός τε σίδηρος. Eben so K 379 und A 133. 

3) Lenz, Mineral. der alten Griech. und Röm. S. 5. Anm. 9. Lucret. de rerum 
nat. V, 1285 Bernays: Prior aeris erat quam ferri cognitus usus, | Quo facilis magis 
est natura et copia maior. 

4 W 833: ἕξει μιν καὶ πέντε περιπλομένους ἐνιαυτοὺς | χρεώμενος" οὐ μὲν γάρ οἱ 
ἀτεμβόμενός 1: σιδήρου | ποιμὴν οὐδ᾽ ἀροτὴρ εἶσ᾽ ἐς Bei ἀλλὰ παρέξει. 

5) Ueber den Metallarb. der heroischen Zeit. ἐν 

6) ρ 382: τίς γὰρ δὴ ξεῖνον καλεῖ ἄλλοϑεν αὐτὸς πελϑὼν | ἄλλον τ᾽, εἰ μὴ τῶν, ol δη- 


τῷ 


μιοεργοὶ ἔασιν ; ἢ “τέ. 
7\ Ö ee N 7 1 [x x EN ,᾿ ΠΣ. a Σ , S ” [4 
N) » 96: τῷ δ᾽ ἄρα ϑυμὸς ἐνὶ στήϑεσσιν ἐώλπει | νευρὴν ἐντανύσειν διοϊστεύσειν τε σι- 
ae Vgl. τ 587: @ 114. 127. 
8) Σ 34: δείδιε γὰρ μὴ λαιμὸν ἀπαμῆσειε Bere 
9) W 30: πολλοὶ μὲν βόες dp γοὶ ray ἀμφὶ σιδήρῳ | arte 
10) H 141: ἀλλὰ σιδηρεΐῃ κορύνῃ δήγνυσχε φάλαγγας. 


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’ Bılwor Metalle. 337 


getümmel als ein eisernes Getümmel bezeichnet ἢ. Ferner versah 
man die Spitzen der Pfeile zuweilen mit Eisen 2), obwohl man ge- 
wöhnlich Kupfer dazu nahm?°). An Here’s Wagen ist auch die Achse 
aus Eisen gefertigt); dies ist indess ein Vorzug, welchen der Wagen 
der Göttin vor den Wagen der Sterblichen voraus hat, bei welchen 
Letzteren die Achse gewöhnlich aus Holz, und zwar aus dem der 
gemeinen Eiche (φηγός) δ), gefertigt ist. 

Einen weiteren el gewährte das Eisen im heroischen Zeit- 
alter, wo gemünztes Geld noch nicht im Gebrauch war, als Tausch- 
mittel. Als im achaiischen Lager eine frische Zufuhr von Wein an- 
langt, kaufen sich die Griechen einen Vorrath davon für Kupfer, Eisen, 
Häute, Rinder und Kriegsgefangene δὴ ; die als Mentes verkappte Athene 
sagt, sie wolle in Temese für Eisen Kupfer eintauschen”). Jedenfalls 
war das Eisen im heroischen Zeitalter sehr geschätzt,. wenn auch sein 
Gebrauch wegen der Schwierigkeit seiner Bearbeitung noch beschränkt 
war, und auszeichnende Epitheta, wie τιμήεις und ἐρίτιμος, welche der 
Dichter dem Golde beilegt, sich bei’'m Eisen nicht finden. Wie hoch 
man das Letztere hielt, geht namentlich daraus hervor, dass künstlich 
verarbeitetes Eisen mehrfach neben dem Kupfer und Golde zu den 
kostbaren Besitzthümern begüterter Häuser gerechnet wird. So bietet 
Adrestos dem Menelaos für den Fall, dass er ıhn schone, ein reiches 
Lösegeld an Kupfer, Gold und Eisen aus der Schatzkammer seines 
Vaters an®). Dasselbe Anerbieten macht Dolon dem Odysseus und 
Diomedes, um sein Leben von ihnen zu erkaufen 3). 


δ 16. 
Das Eisen (Schluss). 
Was die Bearbeitung des Eisens betrifft, so kannte man ausser 
der Kunst des Polirens, welcher es sein Epitheton αἴϑων verdankt, 


2 


P 424: ὡς οἱ μὲν μάρναντο, σιδήρειος δ᾽ ὀρυμαγδὸς | χάλχεον οὐρανὸν Ixe. 
123 : νευρὴν μὲν μαζῷ πέλασεν, τόξῳ δὲ σίδηρον. 
5. 


Δ 
8). S. oben ὃ 12 gegen das Ende. 
4) E 722: Ἥβη ὃ ἀμφ᾽ ὀχέεσσι ϑοῶς βάλε καμπύλα χύκλα, | χάλχεα, ὀκτάχνημα, σι- 
δηρέῳ ἄξονι ἀμφίς. 

5) Ueber die φηγός vgl. oben: hom. Botan. S. 247. 248. 

6) H 472: ἔνϑεν ἄρ᾽ οἰνίζοντο χαρηχομόωντες ᾿Αχαιοί, | ἄλλοι μὲν χαλκῷ, ἄλλοι δ᾽ al- 
ϑώνι σιδήρῳ, | ἄλλοι δὲ ῥινοῖς, ἄλλοι ὃ αὐτῇσι βόεσσιν, | ἄλλοι δ᾽ ἀνδραπόδεσσι. 

7) a 152: νῦν ὃ᾽ ὧδε ξὺν νηΐ χατήλυϑον --- πλέων --- ἐς Τεμέσην μετὰ χαλχὸν, ἄγω δ᾽ 
αἴϑωνα σίδηρον. Vgl. oben ὃ 11 2. Anf. 

8) Ζ 40: ζώγρει, Ἄτρεος υἱέ, σὺ ὃ ἄξια δέξαι ἄποινα. | πολλὰ δ᾽ ἐν ἀφνειοῦ πατρὸς 
χειμήλια χεῖται, | χαλκός τε χρυσός τε πολύχμητός τε σίδηρος. 

9) Καὶ 378: ζωγρεῖτ᾽, αὐτὰρ ἐγὼν ἐμὲ λύσομαι: ἔστι γὰρ ἔνδον | χαλκός τε χρυσός τε 
πολύκμιητός τε σίδηρος, | τῶν x Ὄμμιν χαρίσαιτο πατὴρ ἀπερείσι ἄποινα, | εἴ χεν ἐμὲ ζωὸν 
. πεπύϑοιτ᾽ ἐπὶ νηυσὶν ᾿Αχαιῶν. Vgl. A 130 ff. 


Buchholz, Homerische Realien. Ib. 


τῷ 
τ 


338 Σ “Das Mineralreich. 


auch die seiner Härtung ERBE wie dies deutlich aus der fol- 
genden Stelle der Kuxiwreta erhellt: ‘Das von dem glühenden Pfahle 
versengte Auge des Kyklopen zischte auf, wie wenn ein Erzarbeiter 
eine Axt oder ein Schlichtbeil in kaltes Wasser taucht, welches spru- 
delnd aufbraus’t, damit er das Metall künstlich härte; denn das verleiht 
dem Eisen seine Kraft.’ ἢ Es ist bemerkenswerth,, dass der Ausdruck 
φαρμάσσειν, dessen sich Homer zur Bezeichnung dieses Verfahrens be- 
dient, in der späteren Sprache als technischer Terminus für das Ein- 
tauchen der zu färbenden Stoffe in das Farbenbad auftritt. 
Metaphorisch gebraucht Homer das Eisen mehrfach als Symbol 
grosser Seelenstärke und geistiger Energie. Als Odysseus 
der Penelope gegenübersitzt, und ihre Wehklage um den verlorenen 
Gatten tief in seine Seele dringt, weiss er sich dennoch zu beherrschen ; 
starr und unbeweglich wie Horn oder Eisen, um mit dem Dichter zu 
reden, stehen ihm die Augen in den Wimpern, und klüglich verbirgt 
er seine Thränen?). Und als Odysseus drohend der Eurykleia verbietet, 
ihn nicht zu verrathen, versichert sie ihn, dass sie einen starken und 
unerschütterlichen Sinn habe und an sich halten wolle wie ein starrer 
Fels oder wie Eisen®). In ähnlicher Weise steht das Eisen auch wohl 
als Symbol starrer Unbeugsamkeit und Hartherzigkeit. Als 
Odysseus die Genossen auffordert, an der Insel Thrinakie vorüberzu- 
steuern, erwiedert ihm Eurylochus: “Grausam bist du, Odysseus; du 
besitzest Kraft, und deine Glieder erschlaffen nicht. Wahrlich, du 
bist ganz und gar aus Eisen geschaffen, da du deinen ermatteten Ge- 
nossen verbietest, das Land zu betreten.’*) Ausserdem gehören fol- 
gende Ausdrucksweisen hieher. Dem Priamos, welcher dem Achilleus 
unter die Augen zu treten wagt, wird ein eisernes Herz (σιδύρειον 
ἦτορ) 5) beigelegt; eben so dem Achilleus, nur dass von ihm der Aus- 
druck σιδήρεος ϑυμός δ) steht. Kalypso hingegen sagt von sich, sie habe 


1) 1391: ὡς ὃ ὅτ᾽ ἀνὴρ χαλχεὺς πέλεχυν μέγαν ἠὲ ὀκέπαρνον | εἰν ὕδατι ψυχρῷ βάπτῃ 
μεγάλα ἰαχόντα | φαρμάσσων" τὸ γὰρ αὖτε σιδήρου γε χράτος ἐστίν" | ὡς τοῦ σίζ᾽ ὀφθαλμὸς 
ἐλαϊνέῳ περὶ μοχλῷ. # 

2) τ 211: ὀφθαλμοὶ δ᾽ ὡς εἰ χέρα ἕστασαν ἠὲ σίδηρος | ἀτρέμας ἐν βλεφάροισι" δόλῳ δ᾽ 
ὅ γε δάχρυα χεῦϑεν. 

3) τ 498: οἶσϑα μέν, οἷον ἐμὸν μένος ἔμπεδον οὐδ᾽ ἐπιειχτόν, | ἕξω δ᾽, ὡς ὅτε τις στε- 
ρεὴ λίϑος ἠὲ σίδηρος. 

4) u 219 : σχέτλιός εἰς, ᾿Οδυσεῦ᾽ πέρι τοι μένος, οὐδέ τι γυῖα | χάμνεις. ἢ δά νυ σοί γε 
σιδήρεα πάντα τέτυχται, | ὅς δ᾽ ἑτάρους καμάτῳ ἀδηχότας ἠδὲ καὶ ὕπνῳ | οὐχ ἐάας γαίης 
ἐπιβήμεναι. 

5, Ω 208: πῶς ἐϑέλεις ἐπὶ νῆας ᾿Αχαιῶν ἐλϑέ μεν οἷος, [ ἀνδρὸς ἐς ὀφθαλμούς, ὅς τοι 
πολέας τε χαὶ“ἐσϑλοὺς [υἱέας ἐξενάριξε : σιδήρειόν νύ τοι ἥτορ. 


6) X 357: 7) γὰρ σοί γε (Hektor spricht zum Achilleus) σιδήρεος ἐν φρεσὶ ϑυμός. 


Schwere Metalle. 339 


kein eisernes, sondern ein mitleidiges Herz im Busen ἡ, Hieher ist es 


auch zu ziehen, wenn dem verheerenden Feuer ein eiserner, d. h. un- 


widerstehlicher Grimm (μένος σιδήρεον) beigelegt wird2). In eigent- 
lichem Sinne hingegen ist es zu fassen, wenn Apollon den zurückwei- 
chenden Troern zuruft: “Auf, ihr reisigen Troer! Räumt nicht den 
Argeiern das Feld! Denn ihr Leib ist weder von Stein noch von 
Eisen’) (d. h. siesind verwundbar). Kaum zerbrechliche Fesseln 
heissen bei dem Dichter ‘eisern’; so sagt Athene vom Odysseus, er 
werde bald in seine Heimath zurückkehren, und wenn eiserne Bande 
ihn umfangen hielten). Wenn ferner dem Tartaros eiserne Thore und 
eine kupferne Schwelle beigelegt werden δ), so liegt darin ausgesprochen, 
dass denen, welche er einmal in sich aufgenommen hat, der Ausgang 
unwiderruflich versperrt sei. Von σιδήρεος als Epitheton des Himmels δ᾽ 
gilt dasselbe, was schon oben?) über χάλχεος in dieser Beziehung be- 
merkt ist. . 

Endlich ist hiernoch der in der Odyssee vorkommenden Redensart zu 
gedenken, dass dasEisen denMann anziehe®), womit der Dichter 
sagen will, dass schon der blosse Anblick von Waffen eine verführe- 
rische Kraft besitze und den Mann zu mörderischer That reize. Odys- 
seus meint nämlich, die Entfernung der Waffen aus dem Saale könne 
den Freiern gegenüber durch den Vorwand beschönigt werden, dass 
die Waffe, wenn sie zur Hand sei, den Mann gleichsam zum Kampfe 
locke, und dass daher leicht, wenn sie trunkenen Muthes seien, blutiger 
Zwist unter ihnen entstehen könne, dem man durch Beseitigung der 
Kampfgeräthe vorbeugen müsse. An die anziehende Kraft des Mag- 
neten, wie Eustathios will?), ist nicht zu denken. 


, = 1 ν 4 
ρὸς μένος χε διδήρεον, ὄφρα νέμοιτο. 
7 vr 
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3) A 509: ὄρνυσϑ', ἱππόδαμοι Τρῶες, und’ εἴχετε χάρμης [᾿Αργείοις, ἐπεὶ οὔ σφι λίϑος 


x 
πόρος 
τι 


΄ 


χρὼς οὐδὲ σίδηρος. Vgl. Damm im Lex. 5. v. σίδηρος. 
4) u 208: οὔ τοι ἔτι δηρόν γε φίλης ἀπὸ πατρίδος αἴης | ἔσσεται, οὐδ᾽ εἴ πέο τε τιδήοςα 
͵ ir T Π i 2 


δέσματ᾽ ἔχησιν 
ν ἡ 
3) Θ 18: ἐς Τάρταρον ἠερόεντα, --- ἔνϑα σιδήρειαί τε πύλαι καὶ χάλιχεος οὐδός. 
6) 0 329 (ρ 565): σιδήρεον οὐρανόν. 


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7) ὃ 14 gegen das Ende. 

8) m 294: αὐτὸς γὰρ ἐφέλχεται ἄνδρα σίδηρος. Valer. Flace. Argon. V 541: namque 
virum trahit ipse chalybs. 

9) Eustath. zu π 294: αὐτὸς γὰρ ἐφέλχεται ἄνδρα σίδηρος. ἤγουν πρόχειρος εἰς μάχην 
ἀνὴρ κατὰ τοὺς παλαιοὺς παραχειμένου σιδήρου, ἵνα ὥςπερ σίδηρον ἡ μαγνῆτις, οὔτ 


τὸ παρατυχόν. 
22 Ὲ 


a ν Ὁ. 
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340 Das Minerälreich. 


$ 17. 


e. Der Stahl (ὁ χύανοςὶ) 1;. 


Obwohl schon manche alte Erklärer an den betreffenden home- 
rischen Stellen unter χύανος die blaue Farbe ohne Bezeichnung des 
Stoffes verstanden, undobwohl Andere, wie Lenz 3), geradezu leugnen, 
dass Homer eine besondere Benennung für Stahl habe, so ist es doch 
wohl wahrscheinlich, dass unter dem homerischen χύανος der durch 
Härtung des Eisens gewonnene Stahl zu verstehen sei. Dass man schon 
in der hömerischen Zeit das Eisen zu härten verstand, beweist schla- 
gend die schon citirte Stelle ı 391, wo es von einem Metallarbeiter 
heisst, er tauche, um das Metall zu härten, eine Axt in kaltes Wasser, 
so dass es laut aufzische; denn das gebe dem Eisen seine Stärke. Es 
ist, als hätte hier der Dichter den Metallarbeiter in seiner Werkstätte 
belauscht; denn das sog. ‘Ablöschen’ des Stahls besteht in der That 
darin, dass man ihn glühend in kaltes Wasser taucht und plötzlich ab- 
kühlt; seine ganze Natur ist dann gleichsam wie umgewandelt, da er 
durch die Ablöschung im höchsten Grade spröde und mithin un- 
schmiedbar wird und eine grössere Härte besitzt, als sonst irgend ein 
Körper, den Diamanten und die krystallisirte Thonerde ausgenommen; 
er ritzt daher Glas und Kiesel mit Leichtigkeit, wesswegen man ihn 
glashart zu nennen pflegt. Unserem heutigen Terminus ablöschen 
entspricht das homerische gapuasseıw τ 393, und mit Recht sagt der 
Dichter von dieser Operation, dass sie dem Stahl erst seine rechte 
Stärke verleihe (τὸ γὰρ αὖτε σιδήρου γε χράτος ἐστίν, ı 393). Wenn ferner 
der Dichter dem gehärteten Stahle das Epitheton μέλας beilegt?), so 
will er offenbar die blauschwarze Farbe desselben bezeichnen, und 
auch dies beruht durchaus auf richtiger Beobachtung der Wirklichkeit. 
Wenn nämlich der polirte Stahl erhitzt oder, wie es in der Kunstsprache 
heisst, angelassen wird, so wechselt er zugleich seine Farbe und 
durchläuft mit wachsender Hitze eine förmliche Farbenreihe: er wird 
zunächst blassgelb, dann dunkelgelb, orange, roth, dunkelroth, darauf 
violett, blau und endlich blauschwarz. Diese letzte Farbennüance 
jener Farbenprogression bezeichnet der Dichter offenbar durch μέλας. 
Diese an das Farbenspiel des Regenbogens erinnernde Farbenreihe 


ἡ Vgl. Millin, Mineral. des Homer. 5. 88 ff. Friedreich, Realien. ὅδ. 86. 
291. Wagner, Homer und Hesiod. 5. 87. Kruse, Hellas. Bd. I. S. 334 ἢ. 

2, Mineral. der alten Griechen und Römer. S. 5. Anm. 11: ‘Homer hat keine 
besondere Benennung für Stahl; spätere griechische Schriftsteller nennen ihn zu- 
weilen γάλυψ. Dagegen vgl. Köpke, Kriegswiss. ἃ. Gr. S. 86. Anm. u. A. 

3) A 35: μέλανος χυάνοιο. 


Schwere Metalle. ; 341 


kann man leicht beobachten, wenn man etwa eine Stricknadel an den 
äussersten Rand einer Kerzenflamme bringt; dann wird die am meisten 
erhitzte Stelle schwarz, während an den minder heissen Punkten alle 
.jene Farben zum Vorschein kommen. Dass dem Dichter dies Farben- 
spiel bei χυάνεος deutlich vorschwebt, schliesse ich aus einer Stelle der 
Ilias, wo der Panzer Agamemnons geschildert wird; auf diesem sind 
drei stahlblaue Schlangen nachgebildet, welche, wie der Dichter sagt, 
gleich dem Regenbogen schillern ἢ. Auch gleich nachher findet sich 
das Epitheton χυάνεος von einer Schlange2). Der Dichter denkt hier 
offenbar an die dunkelschillernde Farbe der Schlangen, und die 
Vergleichung mit dem Regenbogen ist um so berechtigter, insofern 
diese Reptilien, namentlich im Reflex des Sonnenlichts, ein herrliches 
Farbenspiel von Goldglanz und Purpur zeigen. Auf letzteres bezieht 
Netolicka3) auch das Epitheton rothge 10 (δαφοινός, der Schlange’), 
und dahin möchte ich auch, wie schon oben 5) bemerkt, auch das Bei- 
wort φοινήεις (blutroth, hochroth)®) ziehen. Dies Farbenspiel lässt 
sich aber, wie aus dem Obigen: erhellt, leicht auch bei’m Stahle künst- 
lich durch verschiedenartige Erhitzung seiner Theile hervorbringen, 
und der Künstler, der den Panzer des Agamemnon verfertigt hatte, 
konnte daher allerdings jene Schlangen so aus Stahl herstellen, dass 
sie im Farbenspiele des Regenbogens schillerten. 

Wie übrigens das Epitheton χυάνεος die Schlangen als dunkel- 
schillernd bezeichnet, so tritt der Begriff des Dunkeln, Finsteren 
auch sonst deutlich in demselben hervor. In diesem Sinne dient 
es zur Bezeichnung eines finsteren Gewölks”), einer finster 
drohenden Schlachtreihe°,, der dunklen Brauen Kro- 
nions®), der dunklen Haupthaare Hektors!%, der dunklen 
Barthaare des Odysseus!!), der dunklen Mähnen eines 


1) A 26: χυάνεοι δὲ δράκοντες ὀρωρέχατο προτὶ δειρὴν | τρεῖς ἐχάτερϑ᾽, ἴρισσιν ἐοιχό- 
τες, ἅστε Κρονίων | ἐν νέφεϊ στήριξε τέρας μερόπων ἀνθρώπων. 

3) A 38: αὐτάρ ἐπὶ αὐτοῦ | κυάνεος ἐλέλιχτο δράχων. 

3) Naturhistor. aus Homer. Progr. des k. k. Gymn. in Brünn. 1855. S. 15. 

4) B 308: δράκων ἐπὶ νῶτα δαφοινός. 

5) 5. oben: homer. Zool. ὃ 8. 

6) M 202: φοινήεντα δράκοντα. 

7) Ψ' 188: χυάνεον νέφος. E 345 : χυανέῃ νεφέλῃ. Vgl. Υ 115. μ 75. 405. ξ 303. 

8) Π 86: κυάνεον Τρώων νέφος. A 281: δήϊον ἐς πόλεμον πυχιναὶ κίνυντο φάλαγγες | 
χυάνεαι. 

9) A 528: 7, καὶ κυανέῃσιν ἐτὶ ὀφρύσι νεῦσε Κρονίων. Eben so P 209. Vgl 0 102. 

10) X 401: τοῦ ὃ ἦν ἑλκομένοιο χονίσαλος, ἀμφὶ δὲ χαῖται | χυάνεαι πίτναντο. 

11) m 176: χυάνεαι δ᾽ ἐγένοντο {ενειάδες ἀμφὶ γένειον. Dazu Ameis: ‘Dunkel- 
blau wurden die Barthaare, von blauröthlicher Schattirung , wie sie bei einem kräf- 
tigen Mann bisweilen mit b londem Haupthaar (v 399. 491) vereinigt sind." 


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342 | Das Mineralreich. 


Rosses!) und der dunklen Trauerhülle der ihren Sohn be- 
weinenden Thetis?). Das Epitheton χυάνεος findet sich ferner von 
dem Graben, der den auf dem Achilleusschilde dargestellten Wein- 
garten umgiebt), und welcher dunkel erscheint, weil er vertieft gear- 


beitet ist; einem Tische werden durch das Epitheton χυανόπεζα 


dunkelblaue Füsse beigelegt‘). Insbesondere aber wird die blaue 
Stahlfarbe dem Meere und den mit demselben zusammenhängenden 
Erscheinungen beigelegt. So heisst Poseidon χυανοχαίτης δ), “der stahl- 
blauhaarige’, wie Ameis interpretirt®), “indem die Farbe des Ele- 
mentes (die bei Homer in diesem Sinne tosıör< heisst) auf die Haupt- 
haare des Gottes übertragen ist’; und aus demselben Grunde erhält 
Amphitrite das Epitheton χυανῶπις). Auch auf die Schiffe wird die 
Meeresfarbe übertragen, indem der Dichter ihnen die Epitheta xuavo- 


πρώρειος 8) und χυανόπρωρος 8) (d.h. stahlblauschnäbelig) beilegt; 


ja selbst auf den Grundsand des Meeres 10), welchem die bläuliche Fluth 


ihre Färbung gleichsam mittheilt. 

Rücksichtlich der Verwendung des Stahles ist schliesslich noch 
zu bemerken, dass an Agamemnons Panzer sich zehn Streifen Stahles 
befinden 11), und dass in Alkinoos’ Palaste ein Gesimse von Stahl ange- 
bracht ist !2). 


δ 18. 


f. Das Blei (ὁ μόλιβος) 13). 


Dies Metall findet nur zweimal Erwähnung bei Homer, und zwar 
nur in der Ilias. Als Iphidamas den Agamemnon durchbohren will, 


1) Y 224: ἵππῳ---χυανοχαίτῃ. Sonst wird das letztere Epitheton dem Poseidon 
beigelegt (S. u.). 

2) 0 93: ὡς ἄρα φωνήσασα zarupp. ἕλε dla ϑεάων | κυάνεον, τοῦ δ᾽ οὔ τι μελάντερον 
ἔπλετο ἔσϑος. 

3) Σ 564: ἀμφὶ δὲ χυανέην κάπετον, περὶ δ᾽ Epxog ἔλασσεν | κασσιτέρου. 

4) A 628: ἥ opwiv πρῶτον μὲν ἐπιπροΐηλε τράπεζαν | καλήν, κυανόπεζαν. 

5) N 563: χυανοχαῖτα Ποσειδάων (Eben so Ξ 390). Ὁ 174 (201) : γαιήοχε χυανο- 
χαῖτα. 1 6: ἐνοσίχϑονι κυανοχαίτῃ. Auch heisst Poseidon schlechtweg χυανοχαίτης. 
So YT 144: ὡς ἄρα φωνήσας ἡγήσατο χυανοχαίτης. 1536: τοῦ δ᾽ ἔχλυς χυανοχαίτης. 

) Zuy6. 7) μ. 60: κῦμα---χυανώπιδος ᾿Αμφιτρίτης. 
8) 1 299: νέας χυανοπρωρείους. 
9) Ὁ 693: νεὸς κυανοπρώροιο. W 852: νηὸς χυανοπρώροιο. Vgl. W878. ı 482. 539. 


10) μι 242: ὑπένερϑε δὲ γαῖα paveozev | ψάμμῳ κυανέῃ. 

11) A 24: τοῦ δ᾽ ἤτοι δέκα οἴμοι ἔσαν μέλανος χυάνοιο. 

12) 186: γχάλχεοι μὲν γὰρ τοῖχοι ἐληλέδατ᾽ ἔνϑα καὶ ἔνϑα, | ἐς μυχὸν ἐξ οὐδοῦ, περὶ 
δὲ ϑριγχὸς χυάνοιο. ἐν 

13) Vgl. Millin, Mineral. des Homer, $8. 84f. Friedreich, Realien. 5. 88. 
710. Wagner, Homer und Hesiod. 5. 87. 


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. | Schwere Metalle. 343 


“ findet seine Lanze ein Hemmniss an den Silberplatten, mit denen der 


Leibgurt des Atriden belegt ist, und biegt sich wie Blei!). Letzteres 
dient also hier zur Veranschaulichung der Weichheit und Nachgiebig- 
keit. In Betreff der Nutzbarkeit des Bleis finden wir nur die Angabe, 
dass Iris (nicht Thetis, wie Millin 5. 84 irrthümlich sagt) in die 'Tiefe 
des Meeres hinabgefahren sei gleich einer Bleikugel (μολυβδαίνη), 
welche, über dem Horne des Stieres angebracht, sich hinabsenke, um 
den Fischen Verderben zu bringen). Man versah also die Fischangel 


_ mit einer Bleikugel, um durch ihre specifische Schwere das Sinken der 


Angel zu bewirken. Voss?) denkt sich unmittelbar über der Angel 
eine Röhre von Horn, die das Abbeissen der Schnur durch die Fische 
verhindern solle, was man jetzt durch Federspulen bewirke; über der 
Röhre aber eine durchbohrte Bleikugel, um die Angel hinabzuziehen; 
auf der Wasserfläche schwebe Kork, der die Tiefe des Absinkens be- 
stimme und den anbeissenden Fisch verrathe. Doederlein®) versteht 
hier unter χέρας eine aus Stierhorn gedrechselte Röhre. Er sagt: 
‘Sicherlich ist hier kein natürliches Stierhorn gemeint, sondern 
ein aus Stierhorn gedrechseltes Röhrchen , durch welches die Angel- 
schnur lief, wie heutzutage durch einen Federkiel, um gegen das Ab- 
beissen des anbeissenden Fisches geschützt zu sein, und welches oben 
mit Blei ausgefüllt war, um desto schneller in die Tiefe hinabzufahren. 
So erklärte es Aristarch, als σύριγξ ἐκ χέρατος βοείου. Andere verstanden 
eine Angelschnur aus Stierhaar.’ 

Abgesehen von den beiden angezogenen Stellen, lesen wir bei 
Homer vom Blei nichts. Wenn Millin>) auch den χύανος μέλας A 35 
unter die Kategorie des Bleis rechnet, so ist (dies irrthümlich und 
darunter vielmehr Stahl zu verstehen ®). 


8 19. 
g, Das Zinn (ὁ κασσίτερος) 7). 


Für die Identität des homerischen χασσίτερος mit unserem Zinn 


1) A 236: οὐδ᾽ ἔτορε ζωστῆρα παναίολον, ἀλλὰ πολὺ πρὶν | ἀργύρῳ ἀντομένη μόλιβος 
ὡς ἐτράπετ᾽ αἰχμή. 

2) @ 80: ἡ (Ἶρις) δὲ μολυβδαίνῃ ἰκέλη ἐς βυσσὸν ὄρουσεν, | ἥτε κατ᾽ ἀγραύλοιο βοὸς 
κέρας ἐμβεβαυῖα | ἔρχεται ὠμηστῆσιν ἐπ᾽ ἐχϑύσι κῆρα φέρουσα. 

3) Randglossen zur Ilias. S. 48. 4) Hom. Gloss. ὃ 746. 

5) Mineral. des Homer. ὃ. 87. 

6) S. oben $ 17. Ueber das Blei als Symbol der Schwere s. Friedreich, Rea- 
lien. S. 710. 

7) Vgl. Millin, Mineral. des Homer. S. 92 ff. Friedreich, Realien. 5. 88. 
292f. Wagner, Homer und Hesiod. S. 87. Lenz, Mineral. der alten Griechen 
und Römer. S. 2 ff. 


344 | Das Mineralreich. 2 


spricht namentlich die Autorität des älteren Plinius, der jenes Metall 
ausdrücklich für plumbum candidum erklärt). Trotzdem haben Manche 
diese Identität bestritten, da das Zinn viel zu weich sei, um Wider- 
standsfähigkeit zu besitzen und im Kriege Schutz zu gewähren, daher 
man unter χασσ. einhärteresMetall verstehen müsse. So Beckmann?) 
und Schneider?), welche den χασσ. mit dem stannum der Römer, 
unserem Werk oder Werkblei, identificiren,, worauf sich erwiedern 
lässt, dass der χασσίτερος bei Homer nicht sowohl zum Material für De- 
fensionswaffen, als zur Verzierung der Rüstung dient, wie die unten 
anzuführenden Stellen zeigen werden; nur die Beinschienen, welche 
Hephaistos für Achilleus verfertigt, bestehen ausnahmsweise aus χασσί- 
tepos*), wozu Lenz’) bemerkt, der Glaube, solche Schienen seien 


nicht aus Zinn, sondern aus Werkblei gefertigt gewesen, habe gar 


keinen Grund; Zinn sei bedeutend härter als Blei und als Werkblei, 
auch viel leichter als jene; Blei wäre an Rüstungsstücken durchaus 
unpassend. 

Für die Identität des χασσίτερος mit dem Zinn spricht ferner auch 
die Ansicht derjenigen, welche das von Homer dem xasstrepos beige- 
legte Epitheton &avos®) in dem Sinne von weich, biegsam, sich 
anschmiegend erklären, wie Buttmann, der es auf 24w zurück- 
führt”). Andere indess, wie Lobeck °) und Doederlein®), verwerfen 
diese Etymologie und leiten es von ἕννυμι ab, woraus sich die Bedeu- 
tung bekleidend, anziehbar entwickelt, — ein Epitheton, welches 


ἢ Nat. hist. XXXIV. 16, 47 Sillig: Sequitur natura plumbi, cuius duo genera, 
nigrum (i. e. unser jetziges Blei) atque candidum. — — — Album habuit auctori- 
tatem et Iliacis temporibus, teste Homero, cassiterum ab illo dietum. 


2) Gesch. der Erfindungen. IV. Bd. 3 Stück. 

3) Im Lexik.s. v. Vgl. Schoemann, griech. Alt. Bd. I. 5. 81, Anm., wo es 
heisst: ‘Das Metall, aus welchem Hephaistos die Beinschienen für den Achilleus ver- 
fertigt, heisst χασσίτερος, welcher Name bei den Spätern bekanntlich Zinn bedeutet: 
ob auch bei Homer, ist streitig. Manche erklären es für das beim ersten Schmelzen 
des Silbererzes erhaltene sog. Werk, wo das Silber noch nicht rein, sondern mit 
Blei gemischt ist.’ 

4) 3 613: τεῦξε δέ οἱ χνημῖδας ἑανοῦ χασσιτέροιο. ᾧ 592: ἀμφὶ δέ μιν (Αχιλῆα) 
χγηρμὰὶς νεοτεύχτου κασσιτέροιο | σμερδαλέον χονάβησε. Vgl. Motz, der Metallarb. der 
heroischen Zeit. S. 15, wo bemerkt wird, dass die Beinschienen gewöhnlich ohne 
Zweifel aus Erz (Kupfer) gewesen seien. 

5) Mineral. der alten Griech. und Röm. 5. 6. Anm. 13. 

6) Σ 613: ἑανοῦ χασσιτέροιο. 

7) Lexil. II, 12. Schon bei den Alten finden sich die Erklärungen: λεπτός, μα- 
λακός; ausserdem : εὐδιάγυτος, λευχός, εὐώδης, ποιχίλος. 

. 8) Pathol. 184. 
9) Homer. Gloss. ὃ 2283. (Bd. III. S. 219). 


ψάμμον 


4 ἣν 


ΟΝ δε διυν, νυ, ὁ νων νι... κ 


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δε a re A ας ET Fir 2 r - 
MIR u 


- Schwere Metalle. / 345 


E 734 bei’m πέπλος als müssig!) und hier bei’m χασσίτερος als für die 
Natur des Metalles wenig charakteristisch erscheint. 

Von einem Zusammenschmelzen des Zinnes mit dem γαλχός ist bei 
Homer nirgends die Rede, daher, wie schon oben 2) bemerkt, diejenigen 
irren, welche das letztere Metall mit der Bronze identificiren; ohne 
Zweifel kam zu Homers Zeit, wie auch Lenz richtig bemerkt), das 
Zinn noch in so geringer Quantität nach Griechenland und Kleinasien, 
dass man es nur für sich allein verwendete. Was nun diese Verwen- 
dung betrifft, so diente der xass., wie schon oben gesagt, vorzugsweise 
zur Ornamentirung der Rüstung, wohl desswegen, weil es ein silber- 
artiges Aussehen besitzt, sehr lange blank bleibt und leicht bearbeitet 
und geputzt werden kannt). So befinden sich am Harnisch des Aga- 
memnon zehn Streifen aus χύανος, zwölf aus Gold und zwanzig aus 
χασσίτερος ὃ) und an seinem Schilde zwanzig weissblinkende Buckeln 
aus Zinn®). Der Schild des Achilleus enthält fünf Schichten, deren 
zwei aus Kupfer, zwei aus Zinn und eine aus Gold besteht”), wo die 
dem Zinn mangelnde Solidität durch seine Verbindung mit den beiden 
anderen Metallen ersetzt wird, wie denn auch die Wucht der von Ai- 
neias geschleuderten Lanze, nachdem sie zwei Schichten durchdrungen 
hat, an der Lage Goldes sich bricht. 

Auf dem Schilde des Achilleus bildet ferner Hephaistos das Ge- 
hege, welches das Weingefilde umgiebt, aus χασσίτερος 5), wie denn 
auch die Rinderheerde, welche einen Schmuck desselben Schildes bil- 
det, theils aus demselben Metalle, theils aus Gold geformt ist?). So- 
dann ist der Wagen des Diomedes mit Gold und xasstrepos geschmückt 10) ; 
auch der kupferne Panzer, den Achilleus dem Eumelos zum Geschenk 
machen will, trägt einen Reif aus χασσίτερος als Ornament!!). Dass 


ἢ E 734: πέπλον μὲν χατέχευεν ἑανὸν πατρὸς ἐπ᾽ οὔδει. 
2) 810. 3) Mineral. der alten Griechen und Röm. 5. 3. Anm. 6. 
4) S-Lenz ebendas. S. 6. Anm. 12. 
5) A 24: τοῦ δ᾽ ἤτοι δέχα οἶμοι ἔσαν μέλανος κυάνοιο,---ώδεκα δὲ χρυσοῖο καὶ εἴχοσι 
χασσιτέροιο. 

6) A 84: ἐν δέ οἱ ὀμφαλοὶ ἦσαν ἐείκοσι κασσιτέροιο | Asuxot, ἐν δὲ μέσοισιν ἔην μέλα- 
νος χυάνοιο. 

7) 7 269: ἀλλὰ δύω μὲν ἔλασσε διὰ πτύχας, αἱ δ᾽ ἄρ᾽ ἔτι τρεῖς ἦσαν, ἐπεὶ πέντε πτύ- 
χας ἤλασε χυλλοποδίων, | τὰς δύο χαλκείας, δύο δ᾽ ἔνδοϑι κασσιτέροιο, | τὴν δὲ μίαν χρυ- 
σέην, τῇ δ᾽ ἔσχετο μείλινον ἔγχος 

8) Σ 564: ἀμφὶ δὲ χυανέην χάπετον, περὶ δ᾽ ἕρχος ἔλασσεν | χασσιτέρου. 

9) Σ 573: ἐν δ᾽ ἀγέλην ποίησε βοῶν ὀρϑοχραιράων. | αἱ δὲ βόες χρυσοῖο τετεύχατο 
χασσιτέρου τε. 


> 


10) W 503: ἅρματα δὲ χρυσῷ πεπυχασμένα χασσιτέρῳ τε | ἵπποις ὠχυπόδεσσιν ἐπέ- 
τρεχον. 
= \ - τ - 
1) Ψ' 560: δώσω οἱ ϑώρηχα, τὸν ᾿Αστεροπαῖον ἀπηύρων, | χάλχεον, ᾧ πέρι χεῦμα 


φαεινοῦ χασσιτέροιο ! ἀμφιδεδίνηται. 


346 Das Mineralreich. ᾿ : = 


endlich die von Hephaistos für Achilleus verfertigten Beinschienen aus 
demselben Stoffe bestanden, wurde bereits erwähnt. 

Dass das Wort χασσίτερος von einem zinnreichen Berge Cassius im 
südwestlichen Spanien abzuleiten sei, findet A. v. Humboldt sehr 
unwahrscheinlich !); derselbe bemerkt, kassiteros sei das altindische 
Sanskritwort kastira; Zinn {isländ., dän., engl. tin, schwed. tenn) 
heisse in der malayischen und javanischen Sprache timah, welche Laut- 
ähnlichkeit fast an die des altgermanischen glessum (Name für den 
durchsichtigen Bernstein) mit unserem Worte Glas erinnere; übrigens 
habe das Sanskritwort kastira, welches ein so nützliches hinterindisches 
Product bezeichne und sich unter den altaramäischen Idiomen noch jetzt 
im Arabischen als kasdir finde, durch den Verkehr, den die Phoiniker 
von ihren Factoreien im persischen Meerbusen aus mit der Ostküste 
von Indien trieben, den Griechen bekannt werden können, ehe man 
selbst Albion und die britischen Kassiteriden besucht habe?). 


III. Minerale organischer Verbindungen. 


8.20. 
Der Bernstein (ὃ ἤλεχτρος oder τὸ ἤλεχτρον) 3). 


Homer erwähnt das Elektron an mehreren Stellen. Der Palast 
des Menelaos strahlt von Gold, Elektron, Elfenbein und Silber®). Auch 
eine goldene, durch Bernsteinstücke verbundene Halskette (ὅρμος) 
kommt vor, die der phoinikische Händler im Palaste des Ktesios, des 
Beherrschers der Insel Syrie, zum Verkaufe ausbietet5). Endlich be- 


ἢ Kosmos. Stuttgart und Tübingen. Cotta 1847. Bd. II. S. 109. Anm. 29. 

2) Ausser Humboldt a. a. O. vgl. noch die von ihm angezogenen Stellen : 
A. W.v. Schlegelin der indischen Bibl. Bd. II. S.393. Benfey, Indien. S. 307. 
Pott, etymol. Forschungen. Th. II. S.414. Lassen, ind. Alterthumskunde. Bd. I. 
8. 239. 

3, Das Genus ist bei Homer nicht erkennbar. Uebrigens vgl. über das Elektron: 
Millin, Mineral. des Homer. S. 26 ff. Friedreich, Realien. ὃ. 89 ἢ. J. S. 
C.Schweigger, über das Elektron der Alten und den fortdauernden Einfluss der 
Mysterien des Alterthums auf die gegenwärtige Zeit. Greifswald, ©. A. Koch’s Se- 
parat-Conto. 1548. Lenz, Mineral. der alten Griech. und Röm. S. 1 ff. 

4) ὃ 71: φράζεο, Νεστορίδη, — χαλκοῦ τε στεροπὴν κὰδ δώματα ἠχήεντα | χρυσοῦ T 
ἠλέκτρου τε καὶ ἀργύρου ἠδ ἐλέφαντος. Plin. nat. hist. ΧΧΧΊΙΠΙ, 4, 23 Sillig: Vetusta 
et electro auctoritas Homero teste, qui Menelai regiam auro et electro, argento, 
ebore fulgere tradit. 

5) 0.459: ἤλυϑ᾽ ἀνὴρ πολύϊδρις ἐμοῦ πρὸς δώματα πατρὸς [χρύσεον ὅρμον ἔχων, μετὰ 
8 ἠλέχτροισιν ἔερτο. 


- a u ch A Et u SV Ποὺ νυν x Jia “ FE Ἢ 
ΡΥ A Tr a a SEE Fr nid EL 
& ΤῊΝ τ A a u αν 7 νὸς τ x x j } 
e ee Ων. τι 7  ’α ἰς Ν 
ἣ ἐν 


Minerale organischer Verbindungen. 347 


findet sich unter den Geschenken, welche die Freier der Penelope dar- 
bringen, eine solche, ebenfalls mit Elektron besetzte Halskette, die 
Eurymachos der Fürstin verehrt, und welche gleich der strahlenden 
Sonne erglänzt 1). 

Die Ansichten sind in Betreff des homerischen Elektrons sehr di- 
vergirend. Der Scholiast zu Aristophanes?) wollte darunter das 
Glas (ὕαλος) verstanden wissen, für welches bei Homer und den Alten 
überhaupt die Bezeichnung ἤλεχτρος üblich gewesen sei; nach Plinius 
ist es eine Metallcomposition, und zwar aus Gold und dem fünften 
Theile Silbers 5), — eine Ansicht, welche auch Neuere adoptirt haben, 
wie z. B. Wachsmuth, Hoffmann, Cammann®) u. A. Schö- 
mann) und Hüllmann‘) meinen, Elektron bezeichne; überhaupt 
schimmerndes Edelgestein; denn Homer, der doch sonst Alles, was 
zum Luxus und zur Pracht des Grossen gehöre, so vollständig schil- 
dere, werde diese schwerlich unerwähnt gelassen haben, und ausser 
ἤλεχτρον finde sich nichts ihnen Entsprechendes: in diesem Sinne 
spreche der Dichter auch von einer mit Edelgesteinen (daher der Plu- 
ral ἠλέχτροισιν σ 296) besetzten Halskette. — Höchst eigenthümlich ist 
die von Schweigger aufgestellte Ansicht, welche ich aus Achtung 
vor dem sonst so bedeutenden Naturforscher hier anführe, obwohl sie 
meines Erachtens durchaus nicht haltbar 1507). Nach ihm sind χασσί- 
τερος und ἤλεχτρον gleichbedeutende Ausdrücke und bezeichnen beide 
das Platin; Buttmann‘) habe nachgewiesen, dass ἤλεχτρον von ἕλ- 
χειν, ziehen, abstamme, was er sowohl grammatisch , wie auch durch 
analoge Bezeichnungen des Bernsteins in andern Sprachen begründe; 
in diesem auf Anziehungskraft sich beziehenden Sinne habe man 
die natürlich vorkommende Platina mit gutem Grunde Elektron nennen 
können, weil sie wegen ihres Eisengehalts magnetisch sei, und zwar 
nicht bloss vom Magneten angezogen werde, sondern selbst in grösseren 


1) σ 295: ὅρμον δ᾽ Εὐρυμάχῳ πολυδαίδαλον αὐτίχ᾽ ἔνεικεν. | χρύσεον, ἠλέκτροισιν ἐερ- 
μένον, ἠέλιον ὥς. 

2) Schol. zu Arist. Nubb. 768 Bergk : “Ὅμηρος δὲ οὐκ οἷδε τὸ ὄνομα (näml. ὕαλος), 
ἀλλὰ παρ᾽ αὐτῷ χαὶ τοῖς ἀρχαίοις ἤλεκτρος μέν ἐστιν᾽ ὕαλος δὲ οὔ. Vgl. Schweigger, 
über das Elektron der Alten. S. 14. Anm. 8. 

3) Plin. nat. hist. XXXIII, 4, 23 Sillig: Ubicumque quinta argenti portio est, 
et electrum vocatur (aurum). 

4 Vorschule zu der Iliade und Odyssee. S. 354. Anm. 1. 

5) Griech. Alterthümer. Bd. I. S. 75. Anm. 6. 

6) Handelsgesch. der Gr. $S. 70—172. 

τὴ Ueber das Elektron der Alten (8. o.). 5. 6 ἢ. Vgl. auch: Schweigger, ‘über 
Platina, Altes und Neues’ im Journal für praktische Chemie. Bd. 34. 5. 3855—420. 

8, Mythologus. Bd. II. S. 337 ff. 


948 Das Mineralreich. 


«. 


Stücken polarisch vorkomme; da also die natürlich vorkommende Pla- 
tina sich dem Magneten angeschlossen habe, so sei sie schon dadurch 
im Alterthume der wissenschaftlichen Naturforschung entzogen und 
gehöre den Mysterien an, in welchen der Magnetismus eine so grosse 
Rolle spiele; der Name Elektron für die natürlich vorkommende Pla- 
tina stamme also aus den Mysterien und sei für die mit magnetischer 
Polarität begabten Platinastücke sehr verständig gewählt, darauf aber, 
obwohl unpassend, selbst übertragen auf die Legirung aus Gold und 
Silber, womit man das Platin nachzuahmen gesucht habe; zugleich 
sehe man, dass der Ausdruck χασσίτερος ein genereller, Elektron aber 
ein specieller, auf eine mysteriöse Eigenschaft hindeutender,, also vor- 
zugsweise oder wenigstens zunächst der polarischen Platina angehöriger 
sei; der (als Elektron polarisch vorkommende und daher den Mysterien 
sich anschliessende) Kassiteros werde allein in der Iliade mit den dios- 
kurischen Wesen Achill und Diomed in Verbindung gebracht, und 
selbst der von Agamemnon getragene Kassiteros sei dem verwandten 
kyprischen Mythenkreise angeschlossen; da aber in der Ilias die my- 
steriösen Beziehungen nur den dunklen Hintergrund bilden, worauf 
die Gestalten der Helden in so hellerem Glanze hervortreten, so ver- 
meide Homer den mysteriösen Ausdruck Elektron in der Ilias gänz- 
lich; in der Odyssee hingegen, welche die magischen Fabeln der My- 
sterien gewissermassen zur Schau trage, komme umgekehrt nie der 
Ausdruck Kassiteros vor, sondern statt des Kassiteros glänze hier 
Elektron neben Gold. So Schweigger. Wenn das nicht zu viel in 
den Dichter hineininterpretiren heisst, so weiss ich es nicht. 

Dass die Kenntniss des Bernsteins in das hohe griechische Alter- 
thum hinaufreichte, zeigt die Erwähnung desselben bei Hesiod, der 
den Heraklesschild von Gyps, Elfenbein, Elektron und Gold erglänzen 
lässt!). Nach Herodot kommen Zinn und Bernstein aus den ent- 
legensten Ländern, obwohl er von einem Strome Eridanos, aus wel- 
chem der Letztere, der Sage zufolge, gewonnen werden sollte, nichts 
wissen will?2). Den Griechen wurden bekanntlich die Producte jener 
entlegenen Regionen von den Phoinikern zugeführt, wie denn auch 
bei Homer eine mit Elektron besetzte Halskette von Phoinikern feil- 
geboten wird®). Für die Identität des Elektron mit dem Bernstein 


1) Hes. scut. Herc. 141 Göttl.: πᾶν μὲν γὰρ χύχλῳ τιτάνῳ λευκῷ τ᾽ ἐλέφαντι | 
ἠλέχτρῳ $ ὑπολαμπὲς ἔην, χρυσῷ τε φαεινῷ [ λαμπόμενον. 

2, Herod. III, 115: οὔτε γὰρ ἔγωγε ἐνδέκομαι Ἠριδανόν τινα χαλέεσϑαι πρὸς βαρβά- 
ρων ποταμὸν ἐχδιδόντα ἐς θάλασσαν τὴν πρὸς βορῆν ἄνεμον, ἀπ᾽ ὅτευ τὸ ἤλεχτρον φοιτᾶν 
λόγος ἐστί, οὔτε νήσους olöa Κασσιτερίδας ἐούσας, ἐκ τῶν ὁ κασσίτερος ἡμῖν φοιτᾷ. --- — — 
ἐξ ἐσχάτης δ᾽ ὧν ὅ τε χασσίτερος ἡμῖν φοιτᾷ καὶ τὸ ἤλεχτρον. 

3) 0415: ἔνϑα (nach Syrie) δὲ Φοίνικες ναυσίχλυτοι ἤλυϑον ἄνδρες, | τρῶχται, pupt 


Minerale organischer Verbindungen. ΩΝ 349 


spricht aber namentlich die Angabe des Eustathios, es sei natürlich, 
dass der Dichter auch den ἤλεχτρος, den der Mythos wegen seines son- 
nenartigen Glanzes aus den geronnenen Thränen der Heliaden ent- 
stehen lasse (dessen Identität mit dem Bernstein wohl Niemand be- 
zweifeln wird), dem Palaste des Menelaos als Schmuck beilege ἢ. Für 
jene Identität entscheiden sich auch Voss, Bitaube, Millin?) und 
Buttmann?). Friedreich) hingegen will ὃ 73 die Mischung aus 
Gold und Silber, o 460 und σ 296 hingegen den Bernstein oder genauer 
Bernsteinkorallen verstanden wissen, indem der an den letzteren Stellen 
gebrauchte Plural (ἡλέχτροισιν) eine perlenartige Ausstattung mit kleinen 
Theilchen vermuthen lasse. 

Von der elektrischen Eigenschaft des Bernsteins, vermöge deren 
er leichte Körper anzieht, weiss Homer natürlich noch nichts. 


ἄγοντες ἀϑύρματα νηΐ μελαίνῃ. © 459: ἤλυϑ᾽ ἀνὴρ πολύϊδρις ἐμοῦ (Eumaios spricht) πρὸς 
δώματα πατρός, | χρύσεον ὅρμον ἔχων, μετὰ δ᾽ ἠλέχτροισιν ἔερτο. 

ἡ Eustath. zu ὃ 78 : δοκεῖ δὲ καὶ ὁ λοιπὸς δηλοῦσϑαι νῦν ἤλεκτρος. ὃν ὁ μῦϑος διὰ τὸ 
οἷον ἡλιῶδες τῆς χρόας δάκρυον εἶναι τῶν Ἡλιάδων λέγει. ἀφ᾽ οὗ καὶ λαβαὶ μαχαίραις γί- 
νονται ἀχύρων ἐπισπαστιχαί. εἰκὸς γάρ, καὶ τοιοῦτον παρεντετεῖσϑαι τοῖς τοῦ Μενελάου δό- 
μοις εἰς δαίδαλμα. 

2) Mineralogie des Homer. S. 30 f. 

3) Mythol. Bd. II. Berlin, 1829. S. 337. 

4 Realien. S. 90. 


Register zur Abhandlung über die homerische 
Naturanschauung. 


(Die beigefügten Zahlen geben die Seiten an). 


Affecte] werden bei Homer seltener durch 
Gleichnisse aus der Thierwelt veran- 
schaulicht, als Handlungen; zu ihrer 
Veranschaulichung wählt Homer Bei- 
spiele aus menschlicher Sphäre. 4. 5. 

᾿Απείριτος und ἀπείρων, Epitheta des 
Meeres. 15. 16. 

᾿Ατρύγετος, Epitheton des Meeres. 16. 


Βαϑύς, Epitheton des Meeres. 16. 

Bergströme dienen in den homerischen 
Gleichnissen zur Veranschaulichung 
der unwiderstehlichen Gewalt der Käm- 
pfer. 10. 

Brandung, die, am Gestade, bei Homer 
geschildert. 16. 

Bukolische Gemälde bei Homer. 21. 22. 

Bukolische Scenen in die epische Er- 
zählung eingeflochten. 19 f. 


Ciiarybde, deren Brandung bei Homer 
geschildert. 17. 


Atos, Epitheton des Meeres. 16. 
Donner und Blitz von Homer geschil- 
dert. 13. 


Ἤεροειδής, Epitheton des Meeres. 14. 

Elemente, die, in ihrer zerstörenden 
Wirkung bei Homer lebhaft geschil- 
dert. 10. 11. 

Epik, die älteste, ist arm an Naturschil- 
derungen. 19. 2υ. 


Epitheta, homerische, welche das Farben- 
spiel des Meeres malen. 14. 15. 

Εὐρύς, Epitheton des Meeres. 15. 

Εὐρύπορος, Epitheton des Meeres. 15. 

Ἢχήεις, Epitheton des Meeres. 16. 


Farbenspiel, das, des Meeres, durch Epi- 
theta gemalt. 14. 15. 
Feuer] seine verheerende Wirkung bei 
Homer geschildert. 10. 11. . 
Friedliche Natur, deren Schilderung bei 
Homer. 19 ff. 

Frühherbst, seine Erscheinungen bei 
Homer erwähnt. 9. 

Frühling, dessen Erscheinungen bei Ho- 
mer erwähnt. 8. 9. 

Frühlingsdithyrambos, der pindarische. 7. 


Gervinus, dessen Ansicht über die antike 
Naturanschauung zurückgewiesen. 24. 

Gewitter, dessen Schilderung bei Ho- 
mer. 12. 

Γλαυχός, Epitheton des Meeres. 15. 

Gleichnisse, diehomerischen, veranschau- 
lichen durch kleine Scenen aus der 
Thierwelt menschl. Handlungen. 3. 4. 

Göthe, dessen Ansicht über die home- 
rische Naturschilderung. 14. 


Handlungen werden bei Homer häufiger, 
als Affecte, durch Gleichnisse aus der 
Thierwelt veranschaulicht. 4. 5. 

Humboldt, A. v., über die homerische 
Naturschilderung. 20. 


πὸ κι Ἢ ΔΝ 


Gen bar τ 


- 


Jahreszeiten, ihre Erscheinungen in den 
homerischen Dichtungen. 8. 9. 

Jean Paul über die Beiwörter. 16. 

Ἰοειδής, Epitheton des Meeres. 15. 


Kalypso, Schilderungihrer Grotte. 22. 23. 
Κῦμα χελαινόν. 16. 


Landschaftliche Schilderungen bei Ho- 
mer. 21 ft. 

Lessing, über das Verhältniss der Poesie 
zur Malerei und Plastik. 25. 

Lyrik, die älteste, ist arm an Naturschil- 
derungen. 20. 


Μαρμάρεος, Epitheton des Meeres. 15. 

Μεγαχήτης, Epitheton des Meeres. 16. 

Meer, dessen Erscheinungen bei Homer 
meisterhaft geschildert. 13 fi. Das 
sturmbewegte Meer. 18. 

Meeresscenen, von Homer geschildert. 
16 ff. 

Meeresstille, die, vor dem Ausbruche des 
Sturms geschildert. 17. 

Mondnacht, deren Schilderung bei Ho- 
mer. 23. 


Natur] dieser Ausdruck in unserem Sinne 
ist dem Homer unbekannt. 1; die ho- 
merische Natur ist ohne Einheit und 
Selbständigkeit und nicht dem Natur- 
gebot, sondern der Gottheit unterge- 
ordnet. 1. 2. Sie steht dem Menschen 
theilnahmlos gegenüber. 2. Die home- 
rische Auffassung der unbelebten Na- 
tur. 7 fi. Naturschwärmerei lag dem 
hellenischen Alterthum fern. 7; die 
Bewunderung der Natur entwickelt 
sich erst unter dem Einflusse einer 
höheren Cultur. 7. 8. 

Naturbeschreibung, die, ist als selbstän- 
diger Literaturzweig dem Alterthum 
fremd. 20. 

Naturgemälde bei Homer als Beiwerk 
zur Hebung der Darstellung. 20. 21. 
Naturschilderung, homerische, deren 

Treue und Anschaulichkeit. 8. 


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e Register zur Abhandlung über die homerische Naturanschauung. ’ 351 


Θἴνοψ, Epitheton des Meeres. 15. 
Ὁπλοποιΐα, landschaftliche Scenen in der- 
selben. 24 ff. 


Pflanzenwelt, die, tritt bei Homer im 
Vergleich mit dem Thierreich in den 
Hintergrund. 2. Beziehungen des 
Pflanzenlebens 'auf den Menschen. 6. 
Die Vergänglichkeit der Pflanzenvege- 
tation ein Bild der Vergänglichkeit des 
menschlichen Daseins. 6. 7. 

Φρὶξ μέλαινα. 15. 

Πολιός, Epitheton des Meeres. 14. 

Πολυβενϑής, Epitheton des Meeres. 16. 

Πολύφλοισβος, Epitheton des Meeres. 16. 

Πόντος ἰχϑυόεις. 16. 

Πόντος πολύχλυστος. 10. 

Πορφύρεος, Epitheton des Meeres. 14. 15. 


Schmarotzerwolken, von Homer beob- 
achtet. 12. 

Seesturm, Schilderung desselben bei Ho- 
mer. 11 fl. 

Sinnliche Belebung, die, todter Gegen- 
stände ein homerisches Kunstmittel. 
17. 18. 

Sturm, Schilderung desselben bei Homer. 
12713: 


Thiercharaktere, divergirende Auffassung 
derselben in der Thierfabel und im 
homerischen Epos. 5. Von ihrer Fixi- 
rung hat das homerische Epos keine 
Ahnung. 5. 

Thierfabel] die symbolisirende Richtung 
derselben liegt dem Homer fern. 4. 
Thierreich, dessen Erscheinungen finden 
bei Homer vorzugsweise Berücksich- 
tigung. 2. Scenen aus demselben zur 
Veranschaulichung menschl. Hand- 

lungen benutzt. ὁ. 

Tosen, das, der Meereswogen bietet dem 

Dichter Stoff zur Vergleichung. 19. 


Winter, seine Erscheinungen pei Homer 
erwähnt. 9. 

Wogen, das, und Wallen des Meeres von 
Homer geschildert. 18. 


Register zur homerischen Zoologie. 


Ayzıotpov, τό, die Angel, mit dem Epi- 
theton Ἰναμπτός; Beschreibung der- 
selben. 105. 
᾿Αγκυλοχείλης, Epitheton von αἰγυπιός. 
133. von αἰετός. 139. 
᾿Αγχών, ὁ, der Ellenbogen des Menschen, 
steht metaphorisch für Mauervor- 
sprung. 80. 
᾿Αγλαΐηφι πεποιϑώς, Epitheton von ἵππος. 
171: 
Αγραυλος, Epitheton von βοῦς. 147. 
᾿Αγρόμενος, Epitheton von βοῦς. 147. 
᾿Αγρότερος, Epitheton von ἔλαφος. 164. 
"Aypwscıs als Futter für Maulthiere. 184. 
᾿Αδινός, Epitheton von μῆλα. 157. 
Adler, der, ist ein Feind der Schlangen. 
109. 141. der wilden Gänse und 
Schwäne. 115. 116. 141. wie auch der 
Kraniche. 117. 141. 
᾿Αὑμήῆς, Epitheton von παρϑένος. 37. 38. 
Αδμητος, Epitheton von βοῦς. 154. 
᾿Δερσίπους, Epitheton von ἵππος. 171. 
᾿Αηδών, ἣ, die Nachtigall. 122 ff.; ihr 
Gesang in einem Gleichnisse geschil- 
dert, welches heftige Gemüthsaufre- 
gung veranschaulichen soll. 122 f., Er- 
klärung des ϑαμὰ τρωπῶσα (τ 521) 123. 
Verschiedene Auffassungen des Epithe- 
thons yAwpnis. 123 f. Untersuchung 
über die Species, zu der die homerische 
ἀηδών gehört. 124 ff. Wahrscheinlich 
ist sie eine uns unbekannte Nachti- 
gallenart von grünlicher Farbe. 125. 
᾿Αϑλοφόρος, Epitheton von ἵππος. 171. 
Aias, der Telamonier, mit einem Esel 
verglichen. 182. 


Αἰγυπιός, ὃ, der Lämmergeier (von αἴξ 
und γύψ), erhält die Epitheta γαμψώνυξ 
und ἀγκχυλοχεΐλης. 133. kommt in 
Gleichnissen vor. 134. 

: Αἰδοῖα, τά, des Menschen. 79. 

Αἰδώς, von der Schüchternheit des Jüng- 
lings. 39. 

Αἰετός, ὁ, der Adler. 139 ff. Epitheta: 
ἀγκυλοχειλῆς, ϑηρητήρ,. κάρτιστος χαὶ 
ὥχιστος πετεηνῶν, ὑψιπετῆς, ὑψιπετήεις, 
αἴϑων, μέλας, τελειότατος πετεηνῶν. 139. 
Sein scharfer Blick (P 673 ff.) 140. Er 
ist Liebling des Ζεὺς Πανομφαῖος. 140. 
wird als Weissagevogel erwähnt. 140. 
Andere charakteristische Züge dessel- 
ben.141. Erkommtin Gleichnissen vor. 
141. erhält die Beiwörter μόρφνος und 
repayög. 141. 142. deren muthmass- 
liche Bedeutung. 142. Φήνη und ὄρνις 
ἀνοπαῖα sind wahrscheinlich Species 
des Adlergeschlechts. 142 f. 

Αἰζηοί erklärt. 35. 

Αἴϑυια, A, wird von Aristoteles zu den 
Meervögeln gerechnet, kommt in 
Gleichnissen vor. 112. Ansichten der 
Neueren über diesen Vogel. 112. 113. 

Αἴϑων, Epitheton von βοῦς. 147. αἰετός. 
140. ἵππος. 171. und λέων. 203. 

Aily«, τό, das Blut, mit seinen Epithe- 
tis. 84. 

Αἴξ, ἡ, die Ziege. 161ff. Epitheta: μηκάς, 
ἰονϑάς, πίων, &ürpepng, Larpepng.161.Die 
homerischenGriechen trieben förmliche 
Ziegenzucht. 161. Nutzbarkeit der 
Ziegen. 161 f. Mannigfache Utensilien 
aus Ziegenfellen. 162. Ziegen als Opfer- 


Ω Ὁ ΄. Τὰ τ A Er Ὡς Ἢ» Asa) 
ne Se ET τορααΣ Ν 
BE © ν. : wo ιν 


ῬΑ 


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thiere. 162. Bezeichnungen des Zie- 
genbocks, des jungen Bocks und der 
jungen Ziege. 162. Feinde derselben. 
162 f. Der wilde Geisbock, wahrschein- 
lich mit unserem Steinbock identisch. 
163. Bogen aus dem Horn des wilden 
Bocks. 163. Dessen Haut undjHorn be- 
nutzt. 163 f. 

Αἰόλος, Epitheton von εὐλαί. 96. von οἷ- 
στρος. 97. ὄφις. 108. und δράχων. 108. 

᾿Αχάμας, Epitheton von σῦς. 187. 

᾿Αχοίτης und ἄκοιτις erklärt. 41. 

Akridophagen, die, in Aithiopien. 93. 94. 

"Axpis, ), wahrscheinlich die Wander- 
heuschrecke (acridium migratorium). 
Man tödtetesie durch FeuerundRauch ; 
die Akridophagen in Aithiopien. 93. 94. 

᾿Αλιοτρεφής, Epitheton von φώχη. 145. 

"AXoyos erklärt. 42. 

᾿Αλφεσίβοιος. 153 f. 

᾿Αλφησταί, Epitheton von ἄνδρες. 30. 

"Aigıra, τά, das Gerstenmehl, nennt Ho- 
mer μυελὸς ἀνδρῶν. 84. 

᾿Αναμάσσειν ἔργον χεφαλῇ. 75. 

Hand, die, des Menschen ; Bezeichnungen 
für dieselbe. 80. 

"Avhpneben gwsBezeichnung desMannes. 
41. 

᾿Ανοπαῖα ὄρνις ist wahrscheinlich eine ge- 
wisse Adlerart. 127. 143. 

᾿Απάλαμνος erklärt. 80. 81. 

᾿Απαλοτρεφῆς, Epitheton von σίαλος. 189. 
Anm. 4. 

Apollon verleiht den Jünglingen Wachs- 
thum und Gedeihen. 39. 

Apollons Bote heisst der xtpxos als Weis- 
sagevogel. 136. 

᾿Αράχνη, ἣἧ, die Spinne, wird von Homer 
nur indirect erwähnt. 92. 

᾿Αργεννός, Epitheton von ὄϊς. 156. 

᾿Αργιόδους, Epitheton von σῦς ἄγριος. 186. 
Anm. 1. von σῦς. 190. Anm. 1. und 
χύων. 192. ° 

"Apytrous, Epitheton von χύων. 192. 

"Apyös, Epitheton von βοῦς. 147. 
χύων. 192. 

Argos, für Rossezucht geeignet. 179. 

Ἄργυφος, Epitheton von μῆλα. 156. 

Aristaios, Erfinder der Bienenzucht. 99. 

Ἄρχτος, ὁ, der Bär, wird nur X 611 er- 
wähnt. 206. 


Buchholz, Homerische Realien. Ib. 


und 


Register zur homerischen Zoologie. 


ed a ν 4 4 - γ΄ urP 


353 


᾿Αρνειός mit und ohne ὄϊς. 158. 

᾿Αρνευτήρ, ὁ, vielleicht der Tauchervogel, 
dient in Gleichnissen zur Veranschau- 
lichung eines jähen Sturzes. 114. 
Manche nehmen dpveurnp als Kunst- 
springer. 114. 

᾿Αρπη, 1, problematischer Vogel. 137 f. 
Ansichten der Alten und Neueren über 
ihn. 137. Jedenfalls ist er ein Raub- 
vogel (ἅρπη---ἁρπάζειν) ; Epitheta: τα- 
νυπτέρυξ und λιγύφωνος. 137. 

ἼΑρσην ἵππος, der Hengst. 172. 

Asilus ist Bezeichnung des Lateiners für 
οἶστρος, die aber schon zu Senecas Zeit 
obsolet war. 97. 98. Asilus wird'von 
Plinius mit tabanus identifleirt. 98. 

᾿Αστράγαλος, ὃ, dasGenick des Menschen. 
82. 

Astragalus bedeutet in der heutigen ana- 
tomischen Sprache das Sprungbein. 83. 

"Arta erklärt, 46. 

Auge, das, des Menschen; Bezeich- 
nungen für dasselbe. 76. 

Αὐδήεις, Epitheton von βροτός. 30. 

Αὐλιζόμενος, Epitheton von βοῦς. 147. 
und σῦς. 188. 

Ἀφροδίτη, ihr Symbol der Delphin. 144. 

᾿Αχιλλεύς, dessen Charakteristik bei Ho- 
mer beleuchtet. 68. 69. 


Bauch und Bauchregion desMenschen.78. 

Baumschlange, eine, ist B 308 ff. zu ver- 
stehen. 108. 

Begriffe der homerischen Griechen von 
weiblicher Schönheit. 70 ff. 

Beinschienen aus Rindshaut. 151. 

Bettdecken, als solche dienen Ziegen- 
häute 162. 

Bettgurten aus Stierhaut. 151. 

Bezeichnungen für Mann und Weib in 
ihren ehelichen und häuslichen Ver- 
hältnissen. 41. 42. 

Βοαγρια. 150. 

Bogen aus dem Horn des wilden Geis- 
bocks. 163. 

Bogensehne aus Stierhaut. 151. 

Borpuöov B 89, von Vergil durch uva 
wiedergegeben. 99. 

Βουπλήξ, der Ochsenstachel. 154. 

Βοῦς, ὃ und ἡ, das Rind. Epitheta des- 
selben. 146 ff. Ταῦρος mit dem Epi- 

23 


354 


theton μεγάϑυμος. 147. πόρτις, röpısund 
πόρταξ, das junge Rind. 147. Liebe der 
Kühe zu ihren Jungen. 148. Bedeu- 
tende Rinderzucht im heroischen Zeit- 
alter. 148. Durch Rinderzucht berühmte 
Gegenden. 148. Rinder an der Krippe 
(φάτνη) genährt. 148. Rindfleisch als 
Speise und darauf bezügliche Epitheta. 
149. Rinder als Zugthiere und zum 
Austreten des Getreides gebraucht. 149. 
150. Die Lagen des Schildes aus Rin- 
derhäuten. 150 f. Boaypıa. 150. βοῦς 
metonymisch für ἀσπίς. 151. Helme, 
Bogensehnen, Rahseile, Helmriemen, 
Bettgurten und Sandalen aus Stier- 
haut. 151. Rindshäute als Taue und 
Unterlagen gebraucht. 151. Rinder- 
mist als Dungmittel. 152. Das Rind 
als Tauschmittel und Mittel zur Werth- 
bestimmung. 152 f. Feinde der Rin- 
der. 153. Rinder als ἕδνα dargebracht. 
153. Rinder als Opferthiere. 154f. He- 
katomben. 155. Maximum der auf ein- 
mal geopferten Rinder. 155. βοῶπις. 
155. Das Rind in den homerischen 
Gleichnissen. 155 ἢ, 

Βοώπης (βοῶπις), Epitheton der Here, 
Klymene u. s. w. 155. 

Βρότος, ὁ, das geronnene Blut. 84. 


Gänsezucht, die, im Hauswesen, scheint 
bei den homerischen Griechen üblich 
gewesen zu sein. 115. 

Γαῖαν ὀδὰξ ἑλεῖν. 77. 

Γαλαϑηνός, Epitheton von νεβρός. 165. 

Γαμψώνυξ, Epitheton von αἰγυπιός. 133. 

Γαστήρ, 7, inverschiedenen Bedeutungen. 
18. 

Gellius widerlegtausP 133. und Σ 518 ft. 
die Ansicht Herodots, dass die Löwin 
nur ein Junges gebäre. 205. 

Generationen,homerischeVorstellung von 
der abnehmenden Kraft derselben.62f. 

Γέρανος, ὁ, der Kranich, von Homer als 
Zugvogel geschildert. 116. Höhe seines 
Fluges. 117. Die ausziehenden Troer 
mit Kranichen verglichen. 117. Der 
Adler als Feind der Kraniche. 117. 

Gerste als Pferdefutter. 173. 

Γέρων, neben παλαιός Ausdruck für Greis. 
45. 


Register zur homerischen Zoologie. 


Geschlechter, die, der Menschen, mitden 
Blättern des Waldes verglichen. 31. 
Getreide, das, wurde von Rindern ge- 

droschen (zerstampft). 150. 

Γλαυκῶπις erklärt. 76. 

Γλήνη, N, in den Bedeutungen Augen- 
stern, Augapfel und Puppe, Dirne. 
76. 77. 

Γλουτός, ὁ, die Hinterbacken des Men- 
schen. 79. 

Γλυχερός, Epitheton von μέλι. 101. 

Γναμπτός,, Epitheton von ἄγχιστρον. 105. 

Götter, die, sind den Menschen sehr un- 
gleich. 29. 

Γραῖα, ypnds und γρηῦς. 46. 

Greis, Ausdrücke dafür. 45. 

Greisenalter, das] Cbarakteristik des- 
selben. 47. Untersuchung über die 
Frage: ob das Greisenalter nach der 
Ansicht des homerischen Griechen eine 
drückende Last sei? 48 ff. Von der 
Ansicht, dass das Alter den Geist ver- 
wüste, findet sich bei Homer keine 
Spur. 49. Verschiedenheit der Stämme 
in Bezug auf das Alter. 49. Hohe Ver- 
ehrung, dieman dem Alter zollte. 50ff. 
Die Ehrfurcht vor dem Greisenalter 
ist eine Pietätspflicht, ja eine mora- 
lische und religiöse Forderung. 50 fl. 
Dieappellativischen Bezeichnungen des 
Greises zeichnet der homerischeSprach- 
gebrauch durch Beifügung des deikti- 
schen Artikels aus. 5l. Erfahrung und 
Einsicht des Alters. 51 ff. Γέροντες = 
Rathsmitglieder. 53. Greise mit Un- 
sterblichen verglichen. 53. Ein Greis 
mit einem Vater verglichen. 53. Ein 
Greis als ἱχέτης steht unter besonderer 
Obhut der Götter und gilt für heilig. 
54. 55. Die homerischen Epitheta des 
Greisenalters sollen dasseibe nicht 
herabsetzen. 55 ff. Nestor ein gottge- 
segneter Greis. 57. Der Wunsch, alter- 
los zu sein, ist nur als im Affect ge- 
sprochen zu betrachten: 58f. Vom Tode 
als von einem freundlichen Genius fin- 
det sich bei Homer keine Spur. 61. 

Γυναιχωνῖτις, die, ist der Ort für die Thä- 
tigkeit des Weibes. 44. 

Γυνή, ἡ, das Weib als ‘Gebärerin’. 41. 
Das Weib in seinem Verhältnisse zum 


DE ἀν νυν» γον 


μὰ τ " R a EN ἀν)... ΔΎ Keen 
ἐπάν ὦ Δ ἌΣ μὰ, wo 
- ἐς ? 4 : 

εἰ Sn 


Manne. 41. 42. Sphäre der weiblichen 
Thätigkeit. 44. 55. 

Föb, ὁ, wird von Homer als leichenfres- 
sender Vogel geschildert und gehört 


"Register zur homerischen Zoologie. 


ohne Zweifel zu den Aasgeiern. An- 


sichten der Neueren über ihn. 132 fz 


Δάμαρ im Gegensatz zu παρϑένος aöpns.42. 

Δασύμαλλος, Epitheton von ὄϊς. 156. 

Dauer, die, eines Menschenalters, wird 
bei Homer nicht angegeben. 62. 

Δαφοινός, Epitheton von δράχων. 108. von 
λέων. 203. 

Deiktische Artikel, der, bei γέρων und 

 yepauög. 51. 

Δελφίς, ὁ, der Delphin, ist Feind der 
Fische, heisst μεγαχήτης. 144. wird von 
Homer zu den Fischen gerechnet. 144. 
Ansichten Neuerer über denselben. 
144. bei den Alten Symbol der Aphro- 
dite, wie auch der Nautik und des Po- 
seidon. 144, 

Δέσποινα erklärt. 42. 

Atfoyos, Epitheton von ἵππος. 171. 

Δίχτυον, τό, das Fischernetz, mit dem 
Epitheton πολυωπός. 105. 

Δουλιχόδειρος, Epitheton vonxöxvos. 116. 

Δράχων, 5. Schlange. 

Δύστηνος, Epitheton von ἀνήρ. 30. 


γκχέφαλος, ὁ, das Gehirn. 83. 

Ἔηχελυς, N, der Aal, die einzige bei Ho- 
mer vorkommende Fischspecies, viel- 
leicht von Homer gar nicht zu den 
Fischen gerechnet. 107. Seine Gefräs- 
sigkeit. 107. Der Aal von den Alten 
nicht gegessen. 107. Seine Entstehung 
nach Aristoteles. 107. Seine Fortpflan- 
zung nach Plinius. 107. Der Skaman- 
dros nicht arm an Aalen. 107. 

Ἕνα, aus Rindern bestehend. 153. aus 
Ziegen und Schafen. 163. 

Eigennamen der Pferde bei Homer und 
ihre Beziehung. 178. 

Eigenschaften einas vollkommenen Man- 
nes. 43. 65. 66. 

Εἴδατα, τά, der Fischköder. 105. 

Εἰλίπους, Epitheton von βοῦς. 146. 

Εἰνάλιος, Epitheton von χήξ 110 und χο- 
ρώνη. 111. 

Eintritt in die ἥβη, Ausdrücke dafür. 36. 


355 


Eintritt in das Greisenalter, Ausdrücke 
dafür. 46. | 

Eipwov, elpos und ἔριον, Bezeichnungen 
für Wolle. 159. 

Eiporöxog, Epitheton von ὄϊς. 157. 

Eicheln als Schweinefutter. 189. 

Hekatomben. 155. 

Ἔλαφος, ὁ, der Hirsch. 164 ff. Epitheta: 
χεραός, ὑψίχερως, φυζανιχός, ταχύς und 
ἀγρότερος. 164. Er istSymbol der Feig- 
heit. 165. ἔλαφος, νεβρός, χεμὰς und ἐλ- 
λὸς unterschieden. 165. Die Lebens- 
weise des Hirsches vom Dichter richtig 
beobachtet. 165. Feinde des Hirsches. 
166. μακών vom Schmerzensschrei des 
verendenden Hirsches. 167. Die Haut 
des Hirsches zur Bekleidung benutzt. 
167. 

᾿Ἐλαφρότατος πετεηνῶν, Epitheton von 
ἴρηξ χίρκος. 136. Anm. 2. 

Elephant, der, nur indirect erwähnt, in- 
sofern Elfenbein vorkommt. 190. 

Ἑλίχωψ erklärt. 76. 

Ἕλιξ, Epitheton von βοῦς. 146 f. 

Elis, für Rossezucht geeignet. 179. ı 

Ἕλλός, Hirschkalb. 165. 

Helme aus Stierhaut. 151. 

Elfenbein, das, ὁ ἐλέφας, als Verzierung 
und Schmuck erwähnt. 191. in Gleich- 
nissen. 191. Es kam von den Phoini- 
kern zu den Griechen. 191. 

Ἔμβρυον, τό, das neugeborne Lamm. 158. 

"Evopyos, Epitheton von μῆλα. 157. 

᾿Εντεσιεργός, Epitheton von ἡμίονος. 184. 

Ertsxbviov, τό. 75. 

Eppich als Pferdefutter. 173. 

“Ἑπταβόειος, Epitheton von 04x05. 150. 

'Eptabynv, Epitheton von ἵππος. 171. 

’Eptydouros, Epitheton der Rosseshufe. 
17, 

ἜἘριχυδής, Epitheton von ἥβη. 36. 

Ἐρίμυχος, Epitheton von βοῦς. 147. 

Erinnyen, die, stehen den Aelteren zur 
Seite; dieselben als Dienerinnen sitt- 
licher Mächte. 54. 

ἽἝρχος ὀδόντων. 77. 

ἽἝρσαι, Frischlinge. 158. 

Ἐρύγμηλος, Epitheton von βοῦς. 147. 

᾿Ερυσάρματες ἵπποι. 171. 

ἜἘρωδιός, ὁ, der Reiher, 618 glückverkün- 
dender Vogel erwähnt. 118. Ansichten 

23* 


356 Register zur homerischen Zoologie. 


der Neueren über denselben. 118 ἢ. 
ἐρωδιὸς πελλός. 119. Der ἐρωδιός bei 
Homer als Nachtvogel gekennzeichnet. 
118. 119. 

Εὔϑριξ, Epitheton von ἵππος. 170. 

Εὐλαί, αἱ, Maden oder Larven, schlüpfen 
aus den Eiern der Fliege hervor. 96. 

Εὐρυμέτωπος, Epitheton von βοῦς. 147. 

Εὔσκαρϑμος, Epitheton von ἵππος. 170. 

’Eörpepns, Epitheton von ὄϊς. 156. von 
αἴξ. 161. 

Egnßos ist nachhomerischer Ausdruck. 
36. 


Zarpegns, Epitheton von φώχη. 145. von 
ταῦρος. 149. von αἴξ. 161. und σίαλος. 
189. Anm. 5. 

Ζειά als Pferdefutter. 173. 

Zeugungskraft, die, der Männer. 62. Das 
homerische Menschengeschlecht er- 
scheint als ein sehr fruchtbares. 62. 

Zeus Πανομφαῖος, sein Bote derAdler. 140. 

Ziegenhäute als Kleidungsstücke. 162. 
als Sitzpolster. 164. 

Ζύγιοι ἵπποι. 176. 


“HBäv und ἥβη erklärt. 35. 36. 

Ἠίϑεος erklärt. 37. 

Hxestos, Epitheton von βοῦς. 154. 

“Hitovos, ὁ, der Maulesel, nicht von οὐ- 
peös verschieden. 182. Die Erzielung 
dieser Thiere soll nach den Schol. eine 
Erfindung der Mysier sein. 182. Ihre 
Ausdauer in einem Gleichnisse geschil- 
dert. 183. Vielleicht wurden sie auch 
zum Lasttragen benutzt. 183. Y 115 ff. 
erklärt. 183. Die Maulthiere dienten 
zum Ziehen von Wagen und zum 
Ackern. 183. 184. ἄγρωστις als Futter 
für Maulthiere erwähnt. 184. Maul- 
thiermist zum Düngen benutzt. 184. 
Epitheta von ἡμίονος : χρατερώνυξ, Evre- 
σιεργός, ταλαεργός. 184. Die Zähmung 
des Maulthiers nennt Homer schwierig. 
185. Der wilde Esel im Eneterlande 
ist wohl der Dschiggetai. 185. 

“Hrup, τό, die Leber. 88. 

Herodot verbindet πελειάδες μέλαιναι. 121. 

’Hrop, τό, das Herz, eigentlich und als 
Sitz von Affecten. 88. 

Ἠυγένειος, Epitheton von λίς. 203. 


« 


Θαλέϑων, Epitheton von ἠίϑεος. 38. 

Θαλερός, Epitheton von αἰζηός. 38. 

Θάσσων ἱρήχων, Epitheton von ἵππος. 170. 

Thersites, der Gegensatz des männlichen 
Ideals; dessen Charakteristik bei Ho- 
mer beleuchtet. 69. 70. 

Θηρητήρ, Epitheton von αἰετός. 139. 

Θίσβη, boiotische Stadt, als taubenreich 
bezeichnet. 120. 

Θριναχίη, für Rinderzucht vorzüglich ge- 
eignet. 148. wie auch für Schafzucht 
159. 

Θώς, ὁ, wahrscheinlich der Schakal. Ver- 
schiedene Ansichten über den ϑώς und 
ihre Beleuchtung ; Gründe für die Iden- 
tifieirung des ϑώς mit dem Schakal; 
der Schual der Bibel. 199 ff. 


Ideal, das männliche, und dessen Gegen- 
satz (Thersites). 65 ff. 

Hieroglyptik, die aigyptische, macht die 
Fliege zum Symbol der Keckheit. 96. 

“Iepös, Epitheton von ἐχϑύς. 105. 


»1%dxn, für Rinderzucht wenig geeignet. 


148. Vorzüglich geeignet für Ziegen- 
zucht. 161. 

Hindin, die, mit mehreren Jungen, bei 
Homer erwähnt. 166. 

Ἴξαλος, Epitheton von αἴξ. 163. 

Ἰἰοδνεφῆς, Epitheton von eipos. 160. 
Anm. 8. 

'Iovdds, Epitheton von αἴξ. 161. 163. 

Jugendalter, das, 35 fl. Physische und 
geistige Charakteristik desselben. 38 ff. 

Irroßöros, Epitheton von Argos, Elis 
und Trikke. 179 ἢ 

"Innos, ὁ, das Pferd. 168 ff. Bedeutung 
desselben für den homerischen Grie- 
chen. 168. Epitheta desselben. 169 ff. 
Bezeichnungen des Pferdes nach Alter 
und Geschlecht. 172. Der Vorzug der 
Stuten vor den männlichen Rossen 
tritt bei Homer noch nicht hervor, der 
sogar männliche Rosse mit Vorliebe 
schildert. 172. Besonders ausgezeich- 
nete Rosse bei Homer. 173. Hafer er- 
scheint bei Homer nochnnicht alsPferde- 
futter. 173 ἢ. Weizen, mit Wein be- 
feuchtet, den Pferden vorgeworfen. 
174. Veredlung der Pferderacen. 174. 
DasPferd bei den homerischenGriechen 


A 
Α 
n 

a 


Register zur homerischen Zoologie. 


in der Regel zum Ziehen, nicht zum 
Reiten benutzt, obwohl man die Reit- 
kunst kannte. 175. Kunstreiter. 175. 
Der Streitwagen gewöhnlich von zwei 
Pferden gezogen. 176. Diesen wurde 
mitunter ein Handpferd (παρήορος) bei- 
gegeben. 176. An drei Stellen ein Vier- 
gespann erwähnt. 177. ἵπποι = Ge- 
spann. 178. Die homerischen Eigen- 
namen der Pferde und ihre Beziehung. 
178. Prophetische Gabe der Pferde. 
178. Pferde als Kampfpreise. 178 £. 
Helmbusch aus Pferdemähnen. 1.79. 
Durch Rossezucht berühmte Gegenden. 
179 f. Vom Pferde entlehnte Epitheta 
der Kämpfer. 181. 

Ἴρηξ, ὁ, der Habicht. 134 ff. Ἴρηξ ist 
genereller Ausdruck, während xtpxos 
eine Species bezeichnet. 134. Epitheta 
von ἴρηξ : ὠχύς und ὠκχύπτερος. 134. Der 
ἴρηξ wird als Raubvogel geschildert, 
kommt in Ogygie vor, wird in Gleich- 
nissen erwähnt. 135. ἴρηξ φασσοφόνος, 
vielleicht eine besondere Species des 
ἴρηξ. 135. ἴρηξ vielleicht mit ἱερός ver- 
wandt. 136. 

Hirschhaut als Bekleidung. 167. 

Ἰσχίον, τό, dasHüftgelenk des Menschen. 
81. 

Iton in Thessalien, durch Schafzucht be- 
rühmt. 159. 

Ἴφιος, Epitheton von μῆλα. 156. 

᾿Ιχϑύες, ot, die Fische, heissen ὠμησταί. 
104. werden mit den Robben zusam- 
mengestellt und in einem Gleichnisse 
erwähnt (s. u.). 104. Ihr Epitheton 
ἱερός erklärt. 105. Die homerischen 
Griechen kannten zwei Arten des 
Fischfangs: mit Netz und Angel. 105. 
Fische dienten denAermeren zurSpeise. 
105. Der Delphin und der λάρος sind 
Feinde der Fische. 106. Die Fische in 
Gleichnissen. 106. Das Gleichniss W 
692 ff. geht vielleicht auf den Fliege- 
fisch. 106. 

Ichor fliesst in den Adern der Götter. 30. 

ἼΨ, ὁ, wahrscheinlich der Klopfkäfer 
(Anohium pertinax) ; nach Andern der 
Holzbohrer (Ptinus pertinax) 103. 


357 


Καλλίϑριξ, Epitheton von μῆλα. 156. und 
ἵππος. 170. 

Kalydonische Eber, der, 186. 

Kappen aus Ziegenhaut. 162. 

Κάπρος. ὃ, das Wildschwein. Epitheton 
ἀργιόδους. 186. Schilderung des Ebers 
in Gleichnissen. 186. Der kalydonische 
Eber. 186. Kämpfer mit Ebern ver- 
glichen. 187. Der Eberheisst ἀχάμας u. 
ὀλούόφρων. 187. Verschiedene Auffas- 
sungen des Epithetons χλούνης. 187 
Die Hauer des Ebers dienten als Ver- 
zierung. 188. 

Καρπός, ὁ, die Handwurzel. 81. 

Κάρτιστος καὶ ὥχιστος πετεηνῶν, Epitheton 
von αἰετός. 139. 

Καρχαρόδους, Epitheton von χύων. 192. 

Kaystrios, Flussjin Lydien ; dessen Ufer 
reich an wilden Gänsen,, Kranichen 
und Schwänen. 115. 116. 117. 

Κεχριμένος, Epitheton von ταῦρος. 154. 

Κελαινός, Epitheton von αἷμα. 84. 

Keine, ein Rennpferd, bei Homer er- 
wähnt. 175. , 

Κεμάς, Spiesser. 165. 

Kevrpnverng, Epitheton von ἵππος. 171. 

Κεραός, Epitheton von ἔλαφος. 164. 

Κεφαλή, in der Anrede an geliebte Per- 
sonen. 75. Κεφαλὴν παρατίϑεσϑαι. 75. 

ΚΊξ, 7, ein zweifelhafter Schwimmvogel, 
nach den Schol. mit λάρος oder αἴϑυια 
identisch. 110. von Eustathios mit der 
Schwalbe verglichen. 111. Ansichten 
der Neueren über die χήξ. 110. 111. 

Κήρ, τό, das Herz, als Sitz von Affecten. 
87. 88. 

Κηρός, ὁ, das Wachs, mit dem Epitheton 
μελιηδῆς. 100. 

Κηώδης, Epitheton von xöArog. 78. 

Kind, homerische Ausdrücke dafür. 32. 
33. 

Kinderwelt, Züge aus derselben. 34. 35. 

Κίρχος, ö, nach Aristoteles eine Species 
des ἴρηξ. 134. ἴρηξ xtpxos (Gerus und 
Species beiHomer verbunden) mitdem 
Epitheton ἐλαφρότατος πετεηνῶν, kommt 
in Gleichnissen vor. 134. 136. Der xip- 
χος heisst als Weissagevogel der Bote 
Apollons. 136. 

Κίχλη, ἡ, die Drossel, heisst τανυσίπτερος, 
kommt in einem Gleichnisse vor, 122. 


358 Register zur homerischen Zoologie. 


Man kannte die Kunst, sie durch 
Sprenkel zu fangen. 122. Sie ist ohne 
Zweifel unsere Wachholderdrossel. 122. 

Κληΐς, ἡ, das Schlüsselbein des Menschen 
(elavieula). 80. 

Κλυτός, Epitheton von μῆλα. 157. 

Körpergrösse, ein Ingredienz der weib- 
lichen Schönheit. 71. 

Körpertheile,, die, des Menschen , über- 
sichtlich zusammengestellt, soweit sie 
bei Homer vorkommen. 74. 

Κολοιός, ὁ, die Dohle, zugleich mit dem 
Staar erwähnt; χολοιός ist mit χολῳᾶν 
verwandt und bedeutet’ einen heiser 
kreischenden Vogel (vielleicht Corvus 
monedula). 129. 

Κόλπος, ö, der weibliche Busen. 78. 

Kopf, der, des Menschen ‚. als Körper- 
theil. 74. 75. 

Kornellen als Schweinefutter. 189. 

Κορώνη, h, ein zweifelhafter See- und 
Schwimmvogel, erhält die Epitheta 
εἰνάλιος und τανύγλωσσος. 111. Ansichten 
der Scholiasten und der Neuern über 
die χορώνη. 111. 

Κοτύλη, ἡ, die Vertiefung im Hüftgelenk 
= acetabulum. 81. 

Κοτυληδόνες, die Fangarme des Polypen. 
90. 

Kunstreiter in der Ilias erwähnt. 175. 

Koöpn und xoöpos, Etymologie und Er- 
klärung dieser Wörter; Derivata der- 
selben. 36. 37. 

Κουρίδιος, Derivatum von χοῦρος und 
χούρη, als Epitheton in mannigfachen 
Verbindungen. 37. 

Kpaötn, 4, das Herz, eigentlich und als 
Sitz von Affecten. 87. 

Kpavtoy, τό, kommt bei Homer nur ein- 
mal vor, und zwar vom Schädel des 
Pferdes. 82. 

Κρατερώνυξ, Epitheton von ἵππος. 170. 
von ἡμίονος. 184. und λύχος. 198. 

Κριός, ὁ, der Widder. 158. 

Κτίλος, ὁ, der Widder. 158. 
τίς, ὁ, der Iltis, nur Καὶ 335 erwähnt; 
Helm von Iltisfell; der χτίς ist nicht 
mit dem gemeinen Wiesel und dem 
Frett identisch. 208. 

Kudveos, Epitheton von ὁράχων. 108. 

Κυδιάνειρα, Epitheton von μάχη. 43. 


Κυδιόων, Epitheton von ἵππος. 171. 


Kyklopenland, das, für Schafzucht ge- ° 


eignet. 159. 

Κύχνος, ὁ, der Schwan, heisst δουλιχόδει- 
ρος, hat den Adler zum Feinde, wird 
von Homer als Schwimmvogel gekenn- 
zeichnet. 116. 

Κύμινδις, ἡ, mit χαλκχίς identisch, heisst 
ὄρνις λιγυρή, ist ein problematischer 
Vogel. 138. Ansichten über denselben. 
138f. Nach Aristoteles ist er ein Raub- 
vogel von der Grösse des Habichts. 
139. 

Κυνάμυια, ἣ, die Hundsfliege. 96. 196. 

Κύνεος. 197. 

Κυνοραιστῆς, ὁ, die ‚Hundslaus (Acarus 
ricinus L.). 93. 196. 

Kövrepos, κύντατος. 197. 

Κύπειρον als Pferdefutter. 173. 

Κύστις, ἧ, vesica urinaria, im mensch- 
lichen Körper. Jetzt ist der Ausdruck 
nur für Krankheiten im Gebrauch 
(eystitis). 89. 

Κύων, ὃ, der Hund. 191 ff. Epitheta 
und charakteristische Züge desselben. 
192. Homer stellt die Hunde als lei- 
chenfressend dar. 194. Nutzen der 
Hunde als Wächter der Heerden und 


auf der Jagd. 194 f. Nothwendige Re- 


quisite eines guten Jagdhundes. 195. 
Nutzbarkeit der Hundshäute. 195. 
Tisch- und Haushunde. 195 f. Plagen 
der Hunde: Hundslaus uud Hunds- 
fliege. 196. Die Jungen der Hunde, 
Symbol der Schwäche. 196. Der Hund 
Symbol der Frechheit. 197. 


Lager aus Stierhäuten. 151 £. 

Auywös, ὁ, der Hase. 208 f. Epitheta: 
πτώξ, πόδας ταχύς. 209. Er ist Symbol 
der Feigheit; seine Feinde; μεμηχώς 
drückt den Angstschrei des verfolgten 
Hasen aus ; πτώξ für λαγωός. 209. 

Laistrygonen, das Land der, für Schaf- 
zucht geeignet. 159. 

Lakedaimon, für Pferdezucht geeignet. 
179. 

Λάρος, ὁ, eine Mövenart, ist den Fischen 
gefährlich. 113. Mit dem λάρος wird 
der über die Wogen eilende Hermes 
verglichen. 113. Er ist vielleicht mit 


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der Möve identisch. 113. Ansichten der 
Neueren über ihn. 113. 114. 

Λάσιος, Epitheton von ὄϊς. 156. 

Λευχός, ggg von ἀρήν. 156. und 
ὀστέον. 82. 

Λέων, ὁ, (ὁ Ats), der Löwe. 202 fi. Epi- 
theta: ὠμοφάγος, ἠῤγένειος, γαροπός, 
ὀρεσίτροφος, αἴϑων, δαφοινός. 203. Mu- 
thige Kämpfer werden mit Löwen ver- 
glichen. 203. Thiere, auf die der Löwe 
Jagd macht. 204. Charakteristische 
Züge des Löwen. 203 ff. Nutzbarkeit 
seiner Haut. 206. 

Ληϊβότειρα σῦς. 190. 

Libyen, für Schafzucht geeignet. 159. 

Λιγυρὴ ὄρνις, Epitheton der χύμινδις. 138. 

Λιγύφωνος, Epitheton von ἅρπη. 137. 

Λιπαροὶ πόδες erklärt. 82. 

Λίς, ὃ, der Löwe, 5. λέων. 

Lokrer, die, prägten eine Cicade auf ihre 
Münzen. 93. 

Avypös, Epitheton von γῆρας. 55. 

Aöxos, ὃ, der Wolf. 198 f. Epitheta: 
πολιός, χρατερώνυξ, ὠμοφάγος, σίντης. 
198. Biutgier der Wölfe. 198. Mit 
ihnen mordgierigeKämpfer verglichen. 
198. Thiere, auf welche der Wolf Jagd 
macht. 198. Eine Wolfshaut als Um- 
wurf. 199. 

Awrös als Pferdefutter. 173. 


Männliche Schönheit und Kraft. 65 ft. 

Μαῖα] Erklärung und Etymologie des 
Worts. 46. 

Makris, die Nymphe, fütterte den kleinen 
Dionysos mit Honig. 100. 

Μαχών vom Schmerzensschrei des ver- 
endenden Hirsches. 167. 

Mann, der, in seinem Verhältnisse zum 
Weibe. 41. 42. 

Mannesalter, physische und geistige Cha- 
rakteristik desselben. 42. 43. 

Μεγάϑυμος, Epitheton von ταῦρος. 147. 

Μεγακήτης, Epitheton des δελφίς. 106.144. 

"Μέγας, Epitheton von ὄϊς. 157. Epitheton 
des Jünglings. 38. 

Μέλας, Epitheton von αἰετός. 140. von 
ὄϊς. 157. und βρότος. 84. 

Μέλι, τό, der Honig. Verwendung des- 
selben als Speise und als Ingredienz 
von Mischtränken. 100 f. Er erhält die 


Register zur bomerwäheh Zoologie. 


Er N ur IT λυ τ, Ὁ ΣΤ 
u A ρον ἂν ἀν᾽ ΤῊ ον ἐν 
Der vi ἕ > ἴ 


359 


Epitheta χλωρός und γλυχερός. 101. 
wurde, mit Milch vermischt, den Todten 
libirt; der Honig zu Metaphern ge- 
braucht. 101. 

Μελίγηρυς, Epitheton von ö (Stimme). 
101. 

Μελιηδῆς, Epitheton von χηρός. 100. von 
οἶνος. 101. 

Μελίχρητον, eine Mischung von Milch 
und Honig, wurde den Todten libirt. 
101. 

Μέλισσα, «ἡ, die Biene, dient in Gleich- 
nissen zur Veranschaulichung der 
Menge (wie auch in der Bibel) und der 
tapferen Ausdauer im Kampfe. 98. 99. 
B 87 und M 167 siud wilde Bienen ge- 
meint. 99. Homer kennt auch zahme 
Bienen. 99. Nymphen und Bienen 
stehen in Beziehung zu einander. 100. 
Die Nymphe Melissa. 100. Die Nym- 
phen heissen geradezu μέλισσαι. 100. 
Aristaios, der Erfinder der Bienen- 
zucht. 100. Producte der Bienenzucht: 
Wachs und Honig. 100. Den Bienen 
Sinn für Musik zugeschrieben. 102. Die 
Biene Symbol der Beredtsamkeit. 102. 

Melissa, eine Nymphe, wurde in eine 
Biene verwandelt; sie machte zuerst 
auf den Genuss des Honigs aufmerk- 
sam. 100. 

Μελίφρων, Epitheton von οἶνος. 101. 

Μεμαχώς, Epitheton von ὄϊς. 157. 

Μεμηχώς drückt den Angstschrei des ver- 
folgten Hasen aus. 209. 

Mensch, der, nach seiner physischen Or- 
ganisation. 32 ff. nach seiner soma- 
tischen Organisation. 73 fl. 

Menschen, die, in ihrer Schwäche und 
Hinfälligkeit. 29 ft. 

Menschliches Haupthaar, Bezeichnungen 
für dasselbe. 76. 

Μέροψ, Epitheton von βροτός. 30. 

Μεσαιπόλιος erklärt. 47. 

Μέσση, lakonische Stadt, war taubenreich. 
120. 

Messenische Küstenstädte, 
Schafen und Hornvieh. 148. 

τασσαι, Jährlinge. 158. 

N τό, und τὸ μετώπιον, die Stirn. 
75. 

Μηχάς, Epitheton von αἴξ. 161, 


reich an 


300 Register zur homerischen Zoologie. 


Μῆλα, τά, bezeichnet kleinere Vieharten. 
158. 

Mnpös, ὁ, der Oberschenkel des Men- 
schen. 81. 

Μήστωρ φόβοιο, Epitheton von ἵππος. 171. 

Μογόστοχος, Epitheton der Eileithyia. 32. 

Μόρφνος, Epitheton von alerög. 141. 142. 

Mund, der, des Menschen, Bezeichnungen 
für denselben. 77. 

Musen] Vögel der Musen nennt Varro 
die Bienen. 102. 

Muskel (ὁ μύων). 85. 86. 

Μυελός, ὁ, das Rückenmark ; metapho- 
risch für kräftige, nahrhafte Speise. 84. 

Mythos, der, von den Fässern desZeus.31. 

Μυῖα, ἡ, die Stuben- oder Gartenfliege 
(Musca domestica) und Aasfliege (Musca 
vomitoria), ist Symbol der Keckheit 
und Verwegenheit. 95. Wenn Homer 
von blutsaugenden Fliegen spricht, so 
ist er nicht zu tadeln, da es im Orient 
derartige Fliegen giebt. 95. 96. Aus 
den Eiern der Fliegen schlüpfen Maden 
(εὐλαί), denen Homer das Epitheton 
αἰόλος giebt. 96. Eine besondere Flie- 
genspecies ist die Hundsfliege (ἡ χυνά- 
μυια), deren Name als Schimpfname 
für freche Weiber gebraucht wird. 96. 

Μυών, ὁ, das Muskelfleisch, daher die 
Wade. 81. 85. 86. 

Μῶνυξ, Epitheton von ἵππος. 169. 


Νεβρός, ὁ, das Hirschkalb. 165. 

Nenyevns, Epitheton von νεβρός. 165. 

Νείατος ὦμος, ist der oberste Theil der 
Schulter des Menschen. 80. 

Νέοι = Jünglinge. 35. 

Νέπους, Epitheton von φώκη. 145. 

Nervenstränge wurden von den Alten 
für Sehnen gehalten. 86. 

Neöpov, τό, alter Ausdruck für Sehne 
(tendo) des Muskels. 86. 

Νεφρός, ὁ, die Niere, kommt bei Homer 
nur als Bestandtheil des Adjectivs 
ἐπινεφρίδιος vor. 89. 

Νήπιος, Etymologie des Wortes. 33. 

Nicken, das, mit dem Haupte ist Zeichen 
der Gewährung. 735. 

Νυχτερίς, ἡ, die Fledermaus. 209 f. Cha- 
rakteristischa Eigenthümlichkeiten 
derselben kommen in Gleichnissen 


vor. 210. Das Aneinanderhangen der 
Fledermäuse (w 6 ff.) aus Plinius er- 
klärt. 210. 

Nymphen, die, haben die Biene zum 
Symbol und heissen geradezu μέλισσαι; 


Nymphen pflegten den Zeus in Krete. 


100. 
Νύμφη und νυμφίος erklärt. 38. 
Νωϑής, Epitheton von ὄνος. 181. 


Ξανϑός, Epitheton von ἵππος. 171. 


"Oapwv, defecte.Form. 42. 

Odysseus, dessen homerische Charak- 
teristik beleuchtet. 68. 

Ὄϑριξ, Epitheton von ἵππος. 170. 

Oivod, Epitheton von βοῦς. 147. 

Οἷοι νῦν βροτοί elo’ geht auf die Ohnmacht 
der Epigonen im Vergleich mit den 
Vorältern. 63 ff. 

Οἰὸς ἄωτος (oder ἄωτον). 159. 

"Οἵς, ὁ und ἡ, das Schaf. Epitheta : λευ- 
χός, ἄργυφος, ἀργεννός, καλλίϑριξ, λάσιος, 
δασύμαλλος, πηγισίμαλλος, ἴφιος, ἐῦτρε- 
φῆς, εἰροπόχος, μεμαχώς, ἰοδνεφήῆς, μέ- 
λας, παμμέλας, πίων, χλυτός, μέγας, 
ἀδινός und ἔνορχος. 156. 157. Das 
Schaf zu Gleichnissen benutzt. 157. 
Bezeichnung der Schafe nach Alterund 
Geschlecht. 157. 158. Lämmer zu 
Opfern gebraucht. 158. Durch Schaf- 
zucht berühmte Gegenden. 159. Nutzen 
der Schafe. 159 f. ihre Feinde. 160 ἢ, 

Οἴστρος, ὁ, die Vieh- oder Ochsenbremse 
(Oestrus bovis), verfolgt die Rinder- 
heerden, legt ihre Eier unter die Haut 
desRindviehs, heisst beiden Lateinern 
asilus. 97. 

Ὀλοός, Epitheton von γήραος οὐδός. 55. . 

᾿θὈλοόφρων, Epitheton von ὕδρος. 108. von 
σῦς ἄγριος. 187. 

“Opotios, Fpitheton von γῆρας. 46. 

"OXupa, als Pferdefutter. 173. 

"Opyparös, der Nabel des Menschen. 79. 

"Oyog, ὃ, der Esel. Epitheton: νωϑής. 181. 
Er war kein verachtetes Thier. 181. 
Der Telamonier Aias wird mit ihm ver- 
glichen. 182. 

‘Opäv φάος ἠελίοιο = leben, 32. 

᾿᾽θρεσίτροφος, Epitheton von λέων. 203. 

"Opesxöos, Epitheton von αἴξ. 163. 


3 
L 


Register zur homerischen Zoologie. 361 


Opdörpaupos, Epitheton von βοῦς. 147. 


Orchomenos in Arkadien, durch Schaf- 
zucht berühmt. 159. 

Ὀρυστέα, τά, die Knochen des Menschen- 
kopfes. 82. j 

Οὐδέ, die Partikel, wie dieselbe o 246 zu 
fassen sei, wird besprochen. 48. 61. 

Οὐρεύς, ὁ, der Maulesel ; von ἡμίονος nicht 
verschieden. 182. 

Ὄφις, 5. Schlange. 


Παῖς, von τέχος und τέχνον unterschieden ; 
Epitheta von παῖς. 32. 33. 

Παλαιός neben γέρων Ausdruck für Greis. 
45. 

Παλάμη, ἡ, die flache Hand (palma). 80. 

Παμμέλας, Epitheton von βοῦς. 147. von 
dis. 157. 

Παραχοίτης und παράχοιτις erklärt. 41. 

Πάρδαλις, ὁ, der Pardel, von Homer deut- 
lich als Raubthier charakterisirt. 206. 
Vorkommen des Pardels in Kleinasien. 
207. Pardelfell als Umwurf. 207. 

Παρήορος (ἵππος). 176. 

Παρϑένος erklärt. 37. 

Πέλεια, 7, und ἡ πελειάς, die Feldtaube, 
heisst zpfjpwv, kommt in Gleichnissen 
vor. 120. Gründe für die Identification 
der πέλεια mit der Feldtaube. 120. 
Thisbe und Messe durch das Epitheton 
πολυτρήρων als taubenreich bezeichnet. 
120. Tauben brachten dem jungen 
Zeus Nahrung. 121. künstlich gebil- 
dete Tauben. 121. vielleicht kannten 
die homerischen Griechen Tauben- 
zucht. 121. 

Πελλός, ἐρωδιός, eine Species des Rei- 
hers. 119. 

Περιμηχῆς, Epitheton von ῥάβδος. 105. 

Περχνός, Beiwort von αἰετός. 142. 

Πηγεσίμαλλος, Epitheton von ἀρνειός. 156. 

Πηγός, Epitheton von ἵππος. 171. 

Πήγυς, ὁ, der Unterarm des Menschen. 80. 

Πταρ βοῶν. 149. 


- Πίων, Epitheton von βοῦς. 149. von ὄϊς. 


157. von αἴξ. 161. 

Pleura bezeichnet in unserer heutigen 
Anatomie die die Wände der Brust- 
höhle bekleidende Haut. 79. 

Πλευραί, αἱ, (τὰ πλευρά), die Seiten oder 
Rippen des Menschen. 79. 


Πνευμών, ὁ, (ältere Form für πλευμών), 
die Lunge. 87. 

Πόδας αἰόλος, Epitheton von ἵππος. 170. 

ΠῸόδας ἀργός, Epitheton von χύων. 192. 

Πόδας ταχύς, Epitheton von πτώξ. 209. 

Ποδώχης, Epitheton von ἵππος. 170. 

Ποικίλος, Epitheton der Pardelhaut. 207. 

Ilöxos, die geschorene Wolle. 159. 

Πολιός, Epitheton von λύχος. 198. 

Πολυήρατος, Epitheton von ἥβη. 36. 

Πολυπενϑής, Epitheton von γέρων. 56. 

Πολύπους, ὁ, der gemeine Seepolyp ; seine 
Fangarme ; er findet sich im Mittelmeer 
um Griechenland; der πολύπους ist 
nicht mit dem Krebs identisch. 90. 91. 

Πολύτλητος, Epitheton von γέρων. 55. 56. 

Πολυτρήρων, Epitheton von Thisbe und 
Messe. 120. 

Πολυωπός, Epitheton von δίχτυον. 105. 

Πορφύρεος, Epitheton von αἶμα. 84. 

Poseidon, sein Symbol der Delphin. 144. 

Πόσις erklärt. 42. 

Πούς, ὃ, der Fuss als Körpertheil des 
Menschen; von demselben entlehnte 
Epitheta. 81. 82. 

Πραπίδες, αἱ, das Zwerchfell. 87. 

Πρέσβα mit seinen Gradationsstufen. 45. 

Πρόγονοι, Zeitvieh. 158. 

Πρόξ, 6 und 7, wahrscheinlich das Reh.164. 

Prophetische Gabe der Pferde. 168. 178. 

Πρυμνὸν σχέλος, das untere Bein des 
Menschen. 81. 

Πτώξ, ὁ, der Hase, 5. ὁ λαγωός. 

Πτώξ, Epitheton von λαγωός. 209. 

Πυρός, Weizen, als Pferdefutter. 173. 

Pylos, durch Schafzucht berühmt. 159. 

Πῶλος, das Füllen. 172. 

Πῶὺῦ, gewöhnliche homerische Bezeich- 
nung für Schafheerde. 158. 


“"Paßöog, ἡ, die Angelruthe, mit dem Epi- 
theton περιμήχης. 105. 

Rahseile aus Stierhaut. 151. 

Receptionsfähigkeit, die, der Weiber, 
erscheint im heroischen Zeitalter als 
eine bedeutende. 62. 

Reisewagen, von zwei Pferden gezogen. 
176. 

Reitkunst, die, war den homerischen 
Griechen bekannt, aber bei ihnen nicht 
üblich. 175. 176. 


9602 Register zur homerischen Zoologie. 


Riemen am Helme aus Stierhaut. 151. 

Rinder als Tauschmittel und Mittel zur 
Werthbestimmung. 152. als Opfer- 
thiere. 154 f. 

Rindermist als Dungmittel. 152. 

Röhren an der Angel aus Horn. 105. 

Rücken, der, des Menschen, Bezeich- 
nungen für denselben. 78. 


Sandalen aus Stierhaut. 151. 

Σάρξ, ἡ, und αἱ oapxes. 84. 

Sehnen im Menschenkörper. 86. 

Σίντης, Epitheton von λύκος. 198. 

Skamandros, der, war nicht arm an 
Aalen. 107. 

Σχώληξ, ὃ, der Regenwurm (Lumbricus 
terrester), in einem Gleichnisse er- 
wähnt. 91. 92. 

Σχώψ, ö, ein problematischer Vogel ; ver- 
schiedene Ansichten der Neueren über 
denselben. 130. Gründe für die An- 
sicht, dass darunter eine Eulenart zu 
verstehen sei. 131. Alte Kritiker unter- 
schieden χῶπες und σχῶπες. 131. 132. 

Sparsamkeit Homers in der Schilderung 
weiblicher Reize. 72. 73. 

Σπόνδυλος ist jetzt nur noch bei Krank- 
heitsbezeichnungen, nicht in der Ana- 
tomie gebräuchlich. 83. 

Steinbock , der, ist wahrscheinlich unter 
dem ἄγριος αἴξ bei Homer zu verstehen. 
163. 

Στέρνον von στῆϑος unterschieden. 77.78. 

Stirnbein, das, des Menschen (osfrontis). 
82. 

Streitwagen, der, wurde in der Regel von 
zwei Pferden gezogen. 176. 

Στρουϑός, ὁ, der Sperling, nur Β 511 ff. er- 
wähnt. 127. DieIdentität des στρουϑός u. 
unseres Sperlings nachgewiesen. 128. 

Στυγερός, Epitheton von γῆρας. 59. 

Συρίη, die Insel, für Rinderzucht vor- 
züglich geeignet. 148. eben so für 

- Schafzucht. 159. 

Σῦς (ὗς) das zahme Schwein. Die home- 
rischen Griechen trieben förmliche 
Schweinezucht. 188. Gehege des Eu- 
maios. 188. σῦες αὐλιζόμεναι: 188. Futter 
der Schweine : Eicheln und Kornellen. 
189. Bezeichnungen für Mastschwein, 
Sau, Zuchtsau und Ferkel. 189. Fer- 


kelfleisch gering geschätzt. 189. Epi- 
theta des männlichen Schweins. 189. 
190. Das Schwein als Opferthier. 190. 

Σφηχοῦν, Erklärung des Ausdrucks. 103. 
104. 

Zone, 6, die Wespe, heisst μέσον αἰόλος 
— warum ? Die Wespe in Gleichnissen. 
102. Nach ihr eine Haartracht benannt 
ἰσφηχοῦν). 103. 

Σφονδύλιοι, οἱ, die Nackenwirbel des 
Menschen (vertebrae). 83. 

Schaf, männliches und weibliches — ver- 
schiedene Bezeichnungen dafür. 157. 
158. 

Schlange, die (ὁ δράχων, ὁ ὄφις). Epitheta: 
αἰόλος, κυάνεος, δαφοινός, φοινήεις. 108. 
Homer unterscheidet einzelne Schlan- 
genarten. 108. B 308 ff. ist eine Baum- 
schlange zu verstehen. 108. ὅδρος, 
Wasserschlange B 723 das. Homer di- 
stinguirt nicht scharf swischen δράχων 
und ὄφις. 109. Abenteuerliche Vorstel- 
lungen von dem δράχων. 109. Der Adler 
ist Feind der Schlangen. 109. 110. 
Künstlich gebildete Schlangen als Or- 
nament. 110. 

Schläuche aus Ziegenfell 162. 

Schönheit, die, der antiken Heroine, 
conservirt sich weit über die Zeit der 
eigentlichen Jugend hinaus. 71. 72. 


Ταλαεργός, Epitheton von ἡμίονος. 184. 

Ταναύπους, Epitheton von μῆλα. 156. 

Τανύγλωσσος, Epitheton von χορώνη. 111. 

Τανυπτέρυξ, Epitheton von ἅρπη. 137. 

Tavustrtepos, Epitheton von χίχλη. 122. 

Taue aus Stierhaut. 151. 

Ταύρειος, Epitheton von ἀσπίς. 150. 

Ταχύς, Epitheton von ἔλαφος. 164. von 
ἵππος. 170. von χύων. 192. 

Texvov und τέχος, von παῖς unterschieden. 
32. 33. 

Τελειότατος πετεηνῶν, Epitheton von ale- 
τός. 140. 

Τένοντες, Sehnen im Menschenkörper. 86. 

Terpaopos, Epitheton von ἵππος. 171. 

Τέττιξ, ὁ, die Cicade. 92. 93. Die Ci- 
caden sollen einst Menschen gewesen 
sein und standen mit Apollon und den 
Musen in Connex. 93. Die Cicade auf 
lokrischen Münzen. 93. 


PREPERNEE WEN UN 


Pr 


Τῆϑος, τό, die Auster, wird in einem 
‚Gleichnisse erwähnt ; diente zur Speise ; 

ihre Fischerei von Tauchern geübt; 
nach Groshans ist das homerische τῆ- 
ϑος mit Ascidia Phusca identisch. 91. 

Tod, ein früher, galt für eine Strafe der 
Götter. 60. 

Tonpwv, Epitheton von πέλεια. 120. 

Trikke in Thessalien, für Rossezucht ge- 
eignet. 180. 

Troie stand in Ruf wegen seiner Pferde- 

- zucht. 180. 

Τυτϑός, Etymologie des Wortes. 33. 34. 


᾿ Ὕδρος, ὁ, die Wasserschlange. 108. 109. 
εὙλαχόμωρος, Epitheton von χύων. 192. 
"Ye, 8. ode. 
ὙΨηχήῆς, Epitheton von ἵππος. 171. 
ὙψΨίχερως, Epitheton von ἔλαφος. 164. 
Tıırerneis und ὑψιπετήῆς, Epitheta von 
᾿ς αἰετός. 140. 


Φάσσα, ἢ, die Holz- oder Ringeltaube, 
kommt nur indirect vor, insofern des 
ἴρηξ φασσοφόνος Erwähnung geschieht. 
121 £. 

Φασσοφόνος ἴρηξ, vielleicht eine beson- 
dere Species des ἴρηξ. 135. 

Φάτνη, Krippe. 148. 

Φήνη, 4, eine Species des Adlerge- 
schlechts; Etymologie des Worts. 142. 
Wahrscheinlich ist die φήνη mit dem 
Seeadler identisch. 143. Aristoteles 
über die φήνη. 143. Ansichten der 
Neueren. 143. 

Φλέψ, ἡ, deren Beschreibung ist auf das 
erste von den vier Paaren der Venen- 
stämme zu beziehen, nicht, wie Heyne 
will, auf die obere und untere Hohl- 
vene. 84. 85. 

Fliegefisch, der, Exocoetus volitans, ist 
vielleicht W 692 ff. zu verstehen. 106. 

Φοινήεις, Epitheton von Spaxwv. 108. 

Φοῖνιξ, Epitheton von ἵππος. 171. 

Φρήν, 7, und ai φρένες, dasZwerchfell. 56. 

-®uLavızös, Epitheton von ἔλαφος. 164. 

Φώχη, ἧ, dieRobbe. Diese Thiere heissen 
verodes (als Schwimmfüsser), aktorpe- 
φεῖς und ζατρεφεῖς. 145. Ihre unange- 
nehme Ausdünstung. 145. Wahrschein- 
lich ist die φώχη mit Phoca Monachus 
identisch. 146. 


- Register zur homerischen Zoologie. 


363 
Φώς neben ἀνήρ Bezeichn. des Mannes.41. 


Χαλεπός, Epitheton von γῆρας. 59. 

Χαλχίς, ἡ, heisst der Vogel κύμινδις in der 
Göttersprache. 138. 

Χαλχόπους, Epitheton von ἵππος. 170. 

Χαμαιευνάς, Epitheton von σῦς. 190. 

Xaporös, Epitheton von λέων. 203. 

Χελιδών, 7), die Schwalbe, kommt in 
zwei Gleichnissen vor. 126. ὄρνις ἀνο- 
rain α 320 ist nicht die Schwalbe, son- 
dern wahrscheinlich eine gewisse Adler- 
art. 127. 

Χήν, ἧ, die Gans, mit dem Epitheton 
ἀργός. 114. Homer unterscheidet zahme 
und wilde Gänse. 114. 115. Gänse- 
zucht im Palaste des Odysseus. 115. 
Wilde Gänse in Gesellschaft von Kra- 
nichen und Schwänen erwähnt. 115. 
Sie finden sich häufig am Flusse Kay- 
stros in Lydien. 115. Der Adler als 
Feind der wilden Gänse, 115. Letztere 
werden von Homer als Sumpfvögel 
geschildert. 115. 

Χλούνης, Epitheton von σῦς ἄγριος ; ver- 
schiedene Auffassungen desselben. 187. 

Χλωρηΐς, Epitheton von ἀηδών ; verschie- 
dene Auffassung desselben. 123 f. 

Χλωρός, Epitheton von μέλι. 101. 

Χολάδες, αἱ, die Gedärme im-mensch- 
lichen Körper. 89. 

Χόλος, ὃ, die Galle, metaphorisch für 
Zorn. 89. 

Χρυσάμπυξ, Epitheton von ἵππος. 171. 172. 

Χρώς — Gesichtsfarbe. 76. 


Yp, ὁ, der Staar, wird mit der Dohle 
erwähnt (vielleicht Sturnus varius 
Meyer). 129. 


᾿Ωχυπετής, Epitheton von ἵππος. 170. 
"Oxbrous, Epitheton von ἵππος. 170. 
᾿Ὠχύπτερος, Epitheton von ἴρηξ. 134. 
᾿Ωχύς, Epithet. v. ἴρηξ. 134. ν. ἵππος. 170. 
Ὠλένη, ἧ, derOberarm des Menschen. 80. 
"Qumsths, Epitheton von χύων. 192. 
Ὦμος, ὁ, die Schulter des Menschen. 79. 
"Opogayos, Epitheton von Abxos. 198. von 
λέων. 203. 
"Opsssıy, defecte Form; Ableitung der- 
selben. 42. 
"Ob vom Antlitz des Menschen. 76. 


Register zur homerischen Botanik. 


᾿Αγλαόχαρπος, Epitheton der μηλέη. 275. 

ἤλγρωστις, ἧ, eine Grasart, wuchs in 
Scherie, erhält das Epitheton μελιηδῆς 
und ist nach Einigen mit Fenchgras 
(Panicum dactylon L.), nach Anderen 
mit der Ackerquecke (Triticum repens 
L.) identisch. 222. 

Alyeıpos, 7, eine Pappelart; Epitheta: 
μαχεδνός, μαχρός, ὑδατοτρεφής. 240. Ein 
fallender Kämpfer mit ihr verglichen. 
240. wuchs aufder Ziegeninsel, bei der 
Grotte der Kalypso, am Gestade von 
Ogygie und auf Ithake. 240. Regsame 
Mägde mit der Zitterpappel verglichen. 
241. Die αἴγειρος Symbol des Todes. 
241. Ihr Holz lieferte das Material zu 
Radkränzen. 241. 

Aue. 7), ein Stachelgewächs, diente 
zur Einfriedigung der Gärten. 278 ἢ. 
Ἄχανϑα, N, die Distel, nur einmal in 

einem Gleichnisse erwähnt. 280. 

Ἄχυλοι, wahrscheinlich die Frucht der 
δρῦς. 246. 

'Αλείατα -Ξ Weizenmehl. 224. 

Alkinoos; dessen Weingarten berühmt. 
262. 

[Λλφιτα = Gerstenmehl. 224. galt für 
nahrhaft und war eine gewöhnliche 
Volksspeise. 227. 

᾿Αμπελόεις, Epitheton weinreicher Ge- 
genden. 261. 

Aureiog, ὁ, der Weinstock,, wuchs wild 
und N auch cultivirt. 261. Der 
zahme Weinstock heisst ἡ ἡμερίς. 261. 
die Weintraube: ἡ σταφύλη und ὁ βό- 
τρυς. 261. Weinreichen Gegenden giebt 
Homer die Epitheta πολυστάφυλος und 
ἀμπελόεις. 261. οἶνος πόλλιος = Muskat- 


wein (?) 262. Pramnischer Wein, Zu- 
fuhr von Wein aus Lemnos und Thra- 
kien nach Troie. 262. Epitheta des 
Weines: εὔφρων, μελιηδῆς, ἡδύποτος 
καὶ ϑεῖον ποτόν, εὐήνωρ, αἴϑοψ, ἐρυϑρός, 
ἐριστάφυλος, μελίφρων, ἡδύς, μενοειχήῆς, 
μέλας, καρπὸς ἀρούρης und οἴνοψ. 263. 
ἀμβροσίης καὶ νέχταρος ἀπορρώξ von ed- 
lem Wein. 204. Wirkung des Weins. 
264. Derselbe schon von kleinen Kin- 


dern genossen, was Platon missbilligt- 


264. Homer warnt vor übermässigem 
Weingenuss. 265. Der Wein von den 
Alten mit Pech, wie auch von den 
Neugriechen mit organischen Sub- 
stanzen versetzt. 265. Schon von den 
homerischen Griechen mit Wasser ver- 
mischt. 266. Alter des Weins. 266. ye- 
ρούσιος οἶνος. 266. Scheiterhaufen wur- 
den mit Wein gelöscht und die Todten- 
gebeine damit übergossen. 267. Den 
Göttern wurde Wein libirt. 267. Home- 
rische Schilderung einer Weinlese. 267. 


Λπιος, ὁ, der wilde Birnbaum, häufig im 


Peloponnes. 277. 

᾿Απορρώξ ἀμβροσίης καὶ νέχταρος von ed- 
lem Wein. 264. 

Arne in Boiotien war weinreich. 261. 


᾿Ασφόδελος, ὁ, lilienartige Pflanze. 214. 


diente zur Nahrung und wurde auf 

Gräber gepflanzt. 215. vielleicht mit 

Asphodelus ramosus'L. identisch. 215. 
Attische Oliven berühmt. 256. 


Ayspöos, N, ein Stachelgewächs, diente 


zur Einfriedigung; mit ihm waren die 
Ställe des Eumaios umpflanzt. 278. f. 
’Ayspwis, 7), eine Pappelart, kommt in 
Gleichnissen vor ; vielleicht mitPopulus 


| 
| 
| 


alba identisch ; Ursprung ihresNamens. 
242. 

’Aypds, der wilde Birnbaum, im Pelo- 
ponnes häufig. 277. 


Babylon und Baktrien, arm an Oliven. 
256. 

Βάλανος, ὃ, die Frucht der φηγός. 247. 

Βάτος, ὃ, der Brombeerstrauch (wahr- 
scheinlich Rubus fruticosus L., der 
noch jetzt bei den Neugriechen βάτος 
heisst). 271 ἢ. 

BößAwos, Epitheton eines Schiffstaues, 
verschieden erklärt. 231. 

Βύβλοφ, ὁ, vielleicht ein papyrosartiges 
Gewächs (Papyrus antiquorum W.?), 
aus welchem manSchiffstaue flocht. 230. 


Γερούσιος οἶνος. 266. 
Γλυχερός, Epitheton von oux&n. 238. 


Δάφνη, ἣ, der Lorbeerbaum, wahrschein- 
lich Laurus nobilis L., wuchs bei der 
Höhle des Polyphemos. 243. 

Δόναξ, ὁ, eine Rohrart, wächst mit der 
Tamariske auf der troischen Ebene. 
220. liebt feuchte Orte. 220. und lie- 
fert das Material zu Pfeilschaften, nach 
Eustathios auch zu Syringen. 220. 
Die Bestimmung des δόναξ ist proble- 
matisch. 221. Manche identifieiren ihn 
mit Arundo donax. 221. Ansicht des 
Herrn Prof. A. Braun über den home- 
rischen δόναξ. 222. 

Apös, A, eine nicht genau bestimmbare 
Eichenart. 243. Epitheta:: ὑψίχομος und 
ὑψιχάρηνος ; sie wuchs auf dem Idege- 
gebirge und auf der Kyklopeninsel 
und lieferte das Material zu Schiffs- 
balken, Thürschwellen und Pfählen. 
244. Ihr Kern heisst τὸ μέλαν τῆς δρυός. 
244. Ihre Blätter als Vertreter der 
Opfergerste. 245. Proverbielle Redens- 
art von ihr entlehnt. 245. Die δρῦς in 
Dodone. 245. Die δρῦς in Gleichnissen. 
245. Ihre Frucht sind wohl die ἄχυλοι. 
246. 


Eavös, Epitheton von λίς. 273. 
Eichenblätter statt der οὐλοχύται auf das 
Opferthier gestreut. 228. 245. 


ἊΣ 


Register zur homerischen Botanik. ε 


365 


᾿Ελαίη, ἡ, der zahme Oelbaum (Olea euro- 
paea L.). 255. durch Herakles nach 
Hellas verpflanzt. 256. Unterschied 
vom wilden Oelbaum. 256. Seine Zucht 
blühtnoch heute in Griechenland. 256 ἢ. 
Seine Früchte liefern das Olivenöl (τὸ 
ἔλαιον). 257. Epitheta des letzteren: 
ὑγρός und εὐώδης. 257. Epitheta der 
ἐλαίη : τανύφυλλος, ἱερός, τηλεϑάων. 2578. 
Schilderung des Oelbaums in einem 
Gleichnisse. 258. Seine Nutzbarkeit. 
258 ἢ, 

'EXarn, ἣ, wahrscheinlich Pinus piceaL., 
erhält die Epitheta περιμήκετος, ὑψηλός 
und οὐρανομήκης, wächst auf dem Ide- 
gebirge und der Insel der Kalypso, 
dient als Bauholz und zu Riegeln an 
Thüren und Pfosten und kommt in 
Gleichnissen vor. 233. 

Ἐλεόϑρεπτος, Epitheton von σέλινον. 281. 

Epidauros als weinreich bezeichnet. 262. 

Epitheta des Weines. 263. 

Ἐρέβινϑος, ὁ, die Kichererbse, kommt 
in einem Gleichnisse vor. 269. wurde 
wahrscheinlich förmlich eultivirt und 
dient noch heute den Griechen zur 
Nahrung. 269 f. 

'Epwveös, ὃ, der wilde Feigenbaum, wuchs 
auf der Klippe der Charybdis und in 
der troischen Ebene; seine Zweige 
lieferten das Material zum Kranze des 
Wagenstuhls. 237. 

"Eöppeitns = lanzenkundig. 260. 

Εὐρυφυήῆς, Epitheton von xpt. 226. 

Εὐφυής, Epitheton von πτελέη. 238. 

Εὐώδης, Epitheton der Cypresse, geht 
auf den ihr entströmenden angenehmen 
Harzgeruch. 231 f. Epitheton des 
ἔλαιον. 257. 


Ζειά, ἣ, eine Getreideart, neben der 
Gerste als Pferdefutter erwähnt. 222. 
wächst mit Lotos (Klee), Cypergras, 
Weizen und Gerste in’ Lakedaimon. 
222. 223. und ist nach Einigen mit 
Triticum spelta, nach Andern mit Triti- 
cum Zea, nach noch Anderen mit Trit. 
monococcon identisch. 223. 


Thrakien, Weinzufuhr von da nach Troie. 
263. 


366 


Θρύον, τό, wahrscheinlich eine Binsenart. 
231. 

Θύον, τό, ein unbestimmbares Gewächs; 
vielleicht ein zu den Coniferen gehö- 
render Baum. 235. 236. 


Idegebirge : auf ihm wuchs Lotos (Klee). 
268. 

“Iepös, Epitheton der ἐλαίη. 257. 

Ithake, brachte Weizen und Gerste her- 
vor. 225. 

"loöveprns, Epitheton der Wolle. 254. 

Ιοειδῆς, Epitheton des Meeres. 254. 

Ἰόεις, Epitheton des Eisens. 254. 

Ἴϊον, τό, das Veilchen (Viola odorata L.?), 
wuchs auf dem Eilande der Kalypso ; 
von ihm die Epitheta ἰόεις, ἰοδνεφῆς 
und ἰοειδῆς entlehnt; das Epitheton 
ἰοστέφανος der Kythereie findet sich 
erst in den homerischen Hymnen. 254. 

. Histiaia auf Euboie war weinreich. 261. 

Iren, A, eine Weidenart; Epitheton: 
ὠλεσίχαρπος ; wuchs am Skamandros, 
war Symbol des Todes. 239. 


Καλός, Epitheton von πλατάνιστος. 236. 

Keöpıvos, Epitheton von ϑάλαμος. 232 mit 
Anm. 7. 

Keöpos, ἣ, wahrscheinlich unser Wach- 
holder (Juniperus oxycedrus), noch jetzt 
häufig in Griechenland; sein Holz 
diente als Räucherwerk und als Bau- 
material; Epitheton : εὐχέατος. 232. 

Κλήϑρη, ἡ, die Erle, vielleicht Alnus glu- 
tinosa, wuchs auf der Insel Ogygie. 242. 

Koavetn, ἣ, der Kornelkirschbaum (Cor- 
nusmascula L.). Epitheton : τανύφλοιος 
279. Seine Frucht diente als Schweine- 
futter. 279. Schilderung der xpavta bei 
Dioskorides. 280. Noch jetzt ist der 
Kornelkirschhaum in Griechenland 
häufig. 280. 

Kpi, τό, und ἡ χριϑή, mit unserer Gerste 
identisch, erhält die Epitheta εὐρυφυῆς 
und λευχός. 226. Gerstengraupen (ἀλ- 
φιταὶ galten für nahrhaft. 227. Die 
Gerste istnach Plinius die älteste Ge- 
treideart ; daher beimOpfern gebraucht. 
227. Mit Gerstenmehl bestreute man 
gebratenes Fleisch. 228. die Gerste 
wurde von Rindern gedroschen und 


Register zur homerischen Botanik. 


u, u ae: Ὄπ" 4 ὦ Ὁ 


auf Handmühlen gemahlen. 228. Sie 
diente als Pferdefutter und wuchs üp- 
pig im Kyklopenlande. 229. 

κροκόπεπλος, Epitheton der Eos. 220. 

Κρόχος, 6, die Safranpflanze, wuchs auf 
dem Idegebirge. 219. 220. Ob sie mit 
dem ächten Safran (Crocus sativus) oder 
mit dem Frühlingssafran (Crocus ver- 
nus) identisch sei, ist schwer zu ent- 
scheiden. 220. 

Kpöpvov, τό, die Zwiebel, mit Allium cepa 
L. identisch. 216. Mit der Schale dieser 
Pflanze wird das feine Zeug des Leib- 
rockes des Odysseus verglichen. 216. 

Kyamites, attischer Heros. 270. * 

Κύαμος, ὁ, die Bohne (wohl Vicia fabaL., 
Bufbohne), erhält das Epitheton μελα- 
voyp&s; der attische Heros Kyamites. 
270. 

Kyklopenland, 
Weizen. 225. 

Kyllene, Berg zwischen Arkadien und 
Achaia, auf welchem nach Theophrast 
eine Pflanze Moly wuchs. 217. 

Κυπάρισσος, ἣ, wahrscheinlich Cupressus 
sempervirens, erhält das Epitheton 
εὐώδης. 231. wuchs auf der Insel der 
Kalypso, erlangt in Griechenland eine 
bedeutende Stärke und wurde schon 
im heroischen Zeitalter als Bauholz 
benutzt. 232. 

Κύπειρον, τό, wahrscheinlich eine Species 
der Cyperaceenfamilie; verschiedene 
Ansichten über dieselbe. 230. 

Kyrene lieferte berühmte Oliven. 256. 


das, erzeugte wilden 


Laörtes, in seinen Gärten gedieh der 
Wein. 262. 

Lakedaimon wegen seines Reichthums 
an Weizen und andern Nutzgewächsen 
gerühmt. 224 f. 

Aayvneız, Epitheton von ὄροφος. 221. 

Λειριόεις = lilienartig, Epitheton der 
Haut des Menelaos. 214. 

Lemnos, Weinzufuhr von da nach Troie. 
262. 

Λευχός, Epitheton von χρῖ (weissliche 
oder weissgelbliche Gerste). 226 f. 

Λίνον, τό, und λίς oder At, der Flachs. 
Teinene Panzer (λινοϑώρηξ) und Decken 
272. ἑανός als Epitheton von λίς. 273. 


_ Angelschnüre und Fangnetze aus Lei- 
nen. 273. Noch heute wird der Flachs 
unter dem Namen λινάρι in Griechen- 
land cultivirt. 273. 

Λύγος, ὁ, das Keuschlamm, eine Strauch- 
art mit elastischen Zweigen, diente 
zum Binden, Flechten u. 5. w., wuchs 
auf demIdegebirge, im Kyklopenlande 
undaufderInsel der Kirke. 274. Wahr- 

τ seheinlich mit Vibex agnusL.identisch, 
welche Strauchart bei den Neugriechen 
ἀγνειά oder λυγειά heisst. 274. Der spä- 
tere Name für λύγος ist ἄγνος. 274. 275. 

‘ Λωτός, ὁ, der Klee, diente vorzugsweise 
als Pferdefutter. 267. gedieh in Sparte 
und wuchs am Skamandros und auf 
dem Idegebirge. 268. Epitheton : &p- 
σήεις. 268. Ansichten der alten und 
Neueren über den Lotos-Klee. 268 f. 
Noch heute kommt Klee (τριφύλλι) 
überall in Griechenland vor. 269. 

Λωτός, ὁ, der Lotos der Lotophagen,, als 
blühende Speise und damit als vege- 
tabilische Kost bezeichnet. 282. Hero- 
dot über dieLotophagen ; Epitheton des 
Lotos: μελιηδῆς ; noch jetzt dient die 
Lotosfrucht (Jujuba) in Afrika alsNah- 
rung; Polybios’ autoptische Beschrei- 
bung des Lotos; der Lotos der Loto- 
phagen bei Theophrast vom kyrenai- 
schen unterschieden. 283. Der home- 
rische Lotos ohne Zweifel mit Rhamnus 
lotus oder Zizyphus lotus Lam. iden- 
tisch; Beschreibung desselben; auch 
im inneren Afrika ist er häufig; bei 
den Negern heisst seine Frucht Tom- 
berug;; nach Miquel ist der homerische 
Lotos mit der in der Bibel vorkom- 
menden Frucht Dudaim identisch. 284. 


Mahd, die, des Weizens geschildert. 225. 
Mahlen des Weizens. 225. 
Maxeövö;, Epitheton der αἴγειρος. 240. 
Μαχρός, Epitheton der αἴγειρος. 240. 
Μέγας, Epitheton der πτελέη. 238. 
Μείλινος, Epitheton der Lanze. 260. 
Μέλαν, τό, τῆς δρυός, das Kernholz der 
Eiche. 244. 
Μελανοχρώς, Epitheton von χύαμος. 270. 
Μέλας, Epitheton von βότρυς. 261. 
MeXtn, ἧ, die Esche, kommt in Gleich- 


Beer zur ας homerischen Botanik. 


367 


nissen vor, lieferte das Material zu 
Lanzenschaften. 200. Daher μείλινος 
Epitheton der Lanze und μελίη = 
Lanze, ἐϊμμελίης = lanzenkundig. 260. 
Aus dem Holze der μελίη wurden Thür- 
schwellen gezimmert.260. Verschiedene 
Ansichten über die μελίη. 260 ἢ. 

Μελίη = Lanze. 260. 

Μελιηδής, Epitheton von ἄγρωστις. 222. 
und vom Lotos. 283. 

Μήχων, ὁ, der Mohn, kommt in einem 
Gleichnisse vor. 249. wurde künstlich 
gezogen. 249. κώδεια (Mohnkopf) me- 
taphorisch für Menschenhaupt. 249. 
Die Species für wrzwv lässt sich nicht 
bestimmen. 250. 

Μηλέη, ἡ, der Apfelbaum, wuchs in den 
Gärten des Alkinoos und La£rtes, 
kommt im Hades vor (Tantalos) ; Epi- 
theton: ἀγλαόχαρπος. 275. Seine Frucht 
τὸ μῆλον. μιηλωψ : Epitheton des Wei- 
zens; nach Euchholz ist pnA&n mit Pi- 
rus malus identisch ; das Pfropfen und 
Okuliren den homerischen Griechen 
unbekannt. 276. Symbolische Bedeu- 
tung des Apfels. 276 ἢ. 

Μῆλον, τό, die Frucht der μιηλέη. 276. 

Μήλωψ, Epitheton des Weizens. 224. 276. 

Mupixn, ἣ, die Tamariske (Tamarix gal- 
lica?,;, wuchs in der troischen Ebene 
und am Skamandros. 252 f. 

Μῶλυ, τό. Drei Arten von Bestimmungs- 
versuchen dieser Pflanze. 217. Nach 
Theophrast wächst eine Pflanze Moly 
bei Pheneos in Arkadien und auf dem 
Berge Kyllene. 217. Das Moly des 
Dioskorides. 218. Neuere Bestim- 
mungsversuche dieser Pflanze. 218. 
Vielleicht ist sie mit Allium victoriale 
identisch. 218. 


Νύσσα, 7, der Rennbahn, bestand bei den 
patrokleischen Leichenspiele auseinem 
Pfahle der πεύχη oder δρῦς. 234. 


"Oyyvn , ἧ, der Birnbaum, kommt in den 
Gärten des Alkinoos und Laörtes und 
im Hades vor, erhält das Epitheton 
βλωϑρός; seine Frucht öyyvn; vielleicht 
ist er mit Pirus communis identisch. 
277. Bei den Neugriechen heisst der 
zahme Birnbaum artöu. 278. 


908 


Oelbaum,, seine hohe Bedeutung im Al- 
terthume. 259. 

Oelbaumzucht, die, blüht noch heute in 
Griechenland. 256 f. 

᾿Οϑόνη -- ob vonLeinwand zu verstehen ὃ 
273. 

Οἶνος πόλλιος — ob Muskatwein ? 262. 

Disöa, ἣ, die Bandweide, lieferte das 
Geflecht, mit welchem Odysseus den 
Bord seines Flosses umgab. 239. 

λύρα, ἣ, eine Getreideart, wird in der 
Ilias als Pferdefutter erwähnt und ist 
nach Einigen mitTriticum monococcon, 
nach Andern mit Triticum spelta oder 
aber mit Triticum Zea identisch. 223. 

᾿θξύη, , (die Buche?), bei Homer nicht 
weiter erwähnt; ob das Epitheton ö&u6- 
εἰς von ὀξύη abstamme, ist fraglich. 
248 f. _ 

"Opozog, ὃ, eine Rohrart, erhält das Epi- 
theton wollig (λαχνήεις), wächst auf 
sumpfigen Wiesen, dientzur Bedachung 
und istohne Zweifel mit Arundo phrag- 
mites identisch. 221. 

(ὐλαΐ und οὐλοχύται, grob geschrotene 
Gerste, beim Opfern gebraucht. 227. 
Dass man die οὐλαί mit Salz vermischt 
habe, istaus Homer nicht nachweisbar; 
sie wurden zwischen die Hörner des 
Opferthiers und über den Altar ge- 
streut. 227 ἢ. 

Οὐρανομήχης, Epitheton von ἐλάτη. 233. 


Pedasos als weinreich bezeichnet. 262. 
Περικαλλῆς, Epitheton der φηγός. 247. 
Περιμήχετος, Epitheton von ἐλάτη. 233. 
Persien, mit Ausnahme Mediens für die 
Oelbaumzucht unfruchtbar. 256. 

Πεύχη, , vielleicht Pinus maritima; ein 
Pfahl aus ihr dient als νύσσα ; die πεύχη 
kommt in einem Gleichnisse vor. 234. 

Πίσσα, A, wahrscheinlich das dem Nadel- 
holz entströmende Harz; eine Sturm- 
wolke mit ihr verglichen. 235. 

Πίτυς, ἣ, eine nicht genau bestimmbare 
Tannen- oder Fichtenart. 23:. Epi- 
theta: βλωϑρός, μαχρός;; sie diente als 
Material zu Schiffsbalken und wuchs 
im Kyklopenlande. 234. kommt in 
Gleichnissen vor. 234. war nach Plu- 
tarch dem Dionysos geweiht. 266. 


Register zur homerischen Botanik. 


% ὃ 


Πλατάνιστος, 7, Platanus orientalis L.; 
unter einem solchen Baume, von dem 
man noch zu Pausanias’ Zeit ein Stück 
zeigte, opferten die Griechen in Aulis; 
χαλός als Epitheton der Platane. 236. 

Notn, 7, allgemeiner homerischer Aus- 
druck für Gras und Futterkraut. 222. 

Πολύπυρος, Epitheton von Argos, Bupra- 
sion, Syrie und Dulichion. 225. 

Πολυστάφυλος, Epitheton weinreicher Ge- 
genden. 261. 

Ῥοπίοβ, dessen Umgebung für Oelbaum- 
zucht unfruchtbar. 256. 

Pramnischer Wein. 262. 

Πράσον, τό, das Knoblauch, Allium, bei 
Homer nicht erwähnt; doch soll das 
in der Odyssee vorkommende rpastat 
damitbepflanzte Beete bezeichnen. 216. 
Πράσον kommt erst in der Batrocho- 
myomachie mit dem Epitheton yAoepös 
vor. 216. 

Πτελέη, A, die Ulme oder Rüster (Ulmus 
campestris L.). Epitheta: εὐφυῆς und 
μέγας ; sie wuchs am Skamandros und 
wurde auf Gräber gepflanzt. 238. 

Πύξος, ἡ, der Buchsbaum, lieferte das 
Material zu Wagenjochen; bei den 
Neugriechen heisst er πυξάρι; erist wohl 
identisch mit Buxus sempervirens 8. ar- 
borescens. 285. 

Πύρασος in Boiotien; sein Name deutet 
auf Weizencultur. 225. 

Πυρηφόρος, Epitheton Lakedaimons. 225. 

Πυρός, ὁ, der Weizen, erhält die Epitheta 
μήλωψ, μελιηδῆς, μελίφρων und μυελὸς 
ἀνδρῶν. 224. ἀλείατα --Ξ- Weizenmehl, 
πύρνον τ Weizenbrod. 224. Die alten 
Diätetiker legten dem Weizen einen 
bedeutenden Nahrungsgehalt bei. 224. 
Anm. 5. Der Weizen lieferte Brod, 
Pferde- und Gänsefutter. 226. Der ho- 


merische πυρός ist wohl mit unserem 


Sommerweizen identisch. 226. 


Πυροφόρος, Epitheton.der Fluren des 
Tydeus in Argos, der troischen Ebene 
und des lykischen Königsgefildes. 225. 


‘Payos, bei den Troizeniern Bezeichnung 
für die ganze Gattung der unfrucht- 
baren Oelbäume. 256. 


2 


Ῥόα heisst bei Dioskorides die Frucht 
des Granatbaums. 278. 
Ροδανός = εὐδιάσειστος, εὐχίνητος, Epi- 
theton von δοναχεύς. 220. 
Ῥοδοδάχτυλος, Epitheton der Eos. 271. 
ἱἹΡόδον, τό, die Rose, kommt nicht bei 
Homer selbst, sondern erst im Hymnos 
an Demeter vor; doch fehlt es bei 
jenem nicht an Beziehungen auf die 
Rose. Dahin gehört das Epitheton 
der Eos, ῥοδοδάχτυλος ; auch wird Ro- 
senöl erwähnt, welches zur Conservi- 
rung der Leiche Hektors dient. 271. 
‘Potn, ἡ, der Granatbaum, kommt in den 
Gärten des Alkinoos und im Hades 
vor ; soll mitPunica granatum L. iden- 
tisch sein ; seine Frucht heisst bei Dio- 
skorides δόα; er ist noch jetzt‘in Grie- 
chenland häufig. 278. 
Rosenöl 271. 


Σέλινον, τό, der Eppich oder Selleri 
(Apium graveolens L.), erhält als 
Sumpfpflanze das Epitheton ἐλεόϑρεπ- 
τος ; noch jetzt wächst Selleri in Grie- 
chenland häufig ; Theophrasts Beschrei- 
bung des mit dem homerischen σέλινον 
wahrscheinlich identischen ἐλειοσέλινον ; 
die Blätter des Eppichs von den Alten 
zu Kränzen’verwandt. 281. 

Σίον, τό, ein für unsere homerische Flora 
nicht existirendes Gewächs, da σίον bei 
Eustathios nur Variante für ἴον ε 72 ist. 
281 f. 

Σῖτος, ὁ, bezeichnet mehlige Speisen im 
Gegensatze zu Fleischspeisen. 224. 

Skamandros, an seinen Ufern wuchs Lo- 
tos (Klee). 268. 

Sparte, für Lotos- (Klee-)Cultur geeignet. 
268. 

Συχέη (συχῆ), ἣν, der zahme Feigenbaum, 
wurde in Gärten gezogen. 237. Seine 
Frucht hiess τὸ oöxov. 237. Epitheton 
der συχέη: γλυχερός. 238. 

‚Züxov, τό, die Frucht der sux&n. 237. 

Syrie, Insel, als weinreich bezeichnet. 262. 

Zyoivos, ὃ, eine Schönus- oder Seirpus- 
art, die sich nicht genauer bestimmen 
lässt. 229. Der Asopos erhält das Epi- 
theton βαϑύσχοινος. 230. 


δ; "Register zur homerischen Botanik. 


369 


Τανύφλοιος, Epitheton der χρανείη. 279. 

Tavöpurdos, Epitheton der ἐλαίη. 257. 

Τηλεϑάων, Epitheton der ἐλαίη. 258. 

“Yazıydos, ὁ, eine Blume, mit welcher das 
lockige Haar des Odysseus verglichen 
wird, und welche mit Lotos und Kro- 
kos auf Gargarons Gipfel wächst. 218. 
VerschiedeneBestimmungen derselben. 
218 f. Bei den Alten trugen mehrere 
Gewächse mit den Buchstabenzügen 
AI und YA den Namen δάχινϑος. 219. 
Der homerische b4x. ist vielleicht mit 
der gemeinen Hyacinthe identisch; 
jedenfalls ist darunter nicht die Iris 
zu verstehen. 219. 

Ὑγρός, Epitheton des ἔλαιον. 257. 

ὙὙδατοτρεφῆς, Epitheton der alyeıpos. 240. 

“Ὑψηλός, Epitheton von ἐλάτη. 233. und 
φηγός. 247. 

Ὑψιχάρηνος, Epitheton von δρῦς. 244. 

“Ὑψίχομος, Epitheton von δρῦς. 244. 

Φάρμαχον νηπενϑές, verschiedene Erklä- 
rungen desselben; wahrscheinlich ein 
narkotisches Kraut. 250 ff. 

Φένεος, Stadt in Arkadien, bei der nach 
Theophrast eine Pflanze Moly wuchs. 
217. 

Φηγός, ἧ, vielleicht die gemeine Eiche, 
wuchs wild in Wäldern und wurde 
auch künstlich gezogen (die φηγός am 
skaiischen Thor). 246. Ihre Frucht 
hiess βάλανος uud diente als Schweine- 
futter. 247. Ihr Holz lieferte das Ma- 
terial zu Wagenachsen. 247. Epitheta: 
ὑψηλός und περιχαλλῆς. 247. Verschie- 
dene Ansichten über die φηγός. 247 f. 

Φοίνιξ, ὁ, identisch mit. der Dattelpalme 
(Phoenix dactylifera L.). 213 1. 

Phrygien als weinreich bezeichnet. 261. 

Φυχιόεις, Epitheton der Meeresküste. 213. 

Φῦχος, τό, der Seetang. Mit Zostera mari- 
tima identisch. 213. 

Φυλίη, ἣ, höchst wahrscheinlich der wilde 
Oelbaum ; verschiedene Ansichten über 
denselben ; Unterschied zwischen guAtn 
und ἐλαίη. 255 f. 


Χλοερός, in der Batrachomyomachie Epi- 
theton von χύαμος. 267. 


᾿Ωλεσίχαρπος, Epitheton von ἰτέη. 239. 


Buchholz, Homerische Reanlien. 1b. 


24 


Register zur homerischen Mineralogie. 


Haarschmuck aus edlem Metall. 308. 

Härten, das, des Eisens, ist den home- 
rischen Griechen bekannt (φαρμάσσειν). 
338. 

Aermere suchten in Kupferwerkstätten 
ein Nachtlager. 326. 

᾿Αϑήνη γαλχίοιχος hatte in Lakedaimon 
einen Tempel aus γαλχός. 332. 

Aigypten schon. im heroischen Zeitalter 
durch seine Kunstwerke aus Metall 
berühmt. 299. 

Αἴϑοψ, Epitheton von χαλχός. 324. 

Αἴϑων, Epitheton von σίδηρος. 336. 

Aiolos, die Insel des, von einer kupfernen 
Mauer umgeben. Verschiedene Deu- 
tung der letzteren. 332. 

Ἀχαχμένος ὀξέϊ γαλχῷ, Epitheton von ἔγ- 
γος. 330. 

Alkinoos, in dessen Palast ein Gesimse 
von Stahl. 342. 

Allegorische Ausdrucksweisen, 
Golde entlehnt. 315 £. 

Ἅλς, ὁ, und οἱ ἅλες, das Salz. 293 f. Die 
homerischen Griechen kannten wohl 
nur Seesalz. 293. Die Menschen, 
welche bei Homer salzlose Speise ge- 
niessen,, sind nach Pausanias die alten 
Epeiroten. 294. Erklärung des Epi- 
thetons,Jeios. 294. Das Salz spielt im 
Alterthum bei Opfern eine wichtige 
Rolle. 291. Ob die heilige Gerste (οὐ- 
kat, οὐλοχύται) mitSalz gemischt wurde, 
ist zweifelhaft. 394 f. Das Salz zum 
Würzen der Speisen benutzt. 295. Ka- 
thartische Kraft des Salzes. 295. Wa- 
schungen und Reinigungen mit Meer- 
wasser. 295. Die kathartische Kraft 


vom 


des letzteren wurde seinem Salzgehalt 
zugeschrieben ; daher warfen die Alten, 
wenn siesüsses Wasser zu Lustrationen 
gebrauchten, Salz hinein. 295 f. Eine 
sprichwörtliche Redensart, vom Salze 
entlehnt. 296. Bemerkungen über die 
Verwendung des Salzes bei den orien- 
talischen Opfergebräuchen. 2961: Nach 
dem mosaischen Gesetze soll jedem 
Opfer Salz beigegeben werden. 296. 
Im Orient war das Salz ein σύμβολον 
φιλίας. 297. Der ‘Salzbund’ gilt bei 
den Orientalen für unauflöslich. 297. 
Alybe als silberreich bezeichnet. 321. 
Amphitrite erhält das Epitheton χυανῶπις. 
312, 
Angeln versah man mit einer Bleikugel, 
umihrrasches Sinken zu befördern.343. 
Ἀντίδοσις von ἀμοιβή unterschieden. 334. 
’Apyevvös, Epitheton von ὄϊς. 320. 
᾿Ἀργυροδίνης, Epitheton desPeneios. 320. 
᾿Αργυρόηλος, Epitheton von ϑρόνος. 317, 
Anm. 1. und ξίφος. 317, Anm. 7. 
᾿Αργυρόπεζα, Epitheton der Thetis. 320. 
᾿Αργυρότοξος, Epitheton Apollons. 317. 
"Apyupos, ὃ, das Silber, diente zur Ver- 
zierung der Rüstung und anderer Ge- 
genstände. 316. Haarschmuck aus 
Gold und Silber. 316. ᾿Αργυρόηλος, 
Epitheton von ϑρόνος. 317. Silber als 
Verzierung von Waffen und Kriegsge- 
räthen. 317. Silberne Schnallen am 
Knöchel (ἐπισφύρια). 317. ᾿Αργυρότοξος, 
Epitheton Apollons. 317. Silberne 
Geräthe. 317 f. Silbernes Band am 
Schlauche des Aiolos; eigenthümliche 
Ansicht vonRiccius über dasselbe.318f. 


᾿Αργυρόπεζα, Epitheton der Thetis. 919. 
Apyvpoötvns, Epitheton des Peneios. 
320. Silber auf dem Achilleusschilde. 
320. ᾿Αργεννός und ἄργυφος, Epitheta 
von Schafen. 320. Vergoldung des 
Silbers. 320. Alybe als silberreich be- 
zeichnet. 321. 


 Apyogos, Epitheton von Schafen. 320. 


Anm. 7. 

᾿Ατειρῆς, Epitheton von yarxds. 323. 

Hausgeräth und Utensilien aus Gold. 
308 f. aus Kupfer. 332 f. 

Automaten, die künstlichen, des He- 
phaistos; verschiedene Ansichten über 
ihre Bestimmung. 312. 


Beile, aus Eisen. 336. 

Bernsteinstücke dienen zur Verbindung 
einer goldenen Halskette. 346. 

Beschlagen, das, von Pferden wird bei 
keinem griechischen Autor erwähnt. 
335. 

Bleikugeln wurden an Fischangeln an- 
gebracht, um das Sinken derselben zu 
bewirken. 343. 

Blitz, der, erzeugt beim Einschlagen 
einen Schwefelgeruch. 291. 

Bronze, nicht identisch mit γαλχός. 327. 


Γαῖα φυσίζοος bezeichnet vielleicht vege- 
tabilische Erde oder Humus, wenn 
nicht vielmehr φυσίζοος im Sinne von 
ζείδωρος steht. 259. 

Geräthschaften des γαλχεύς. 326 f. 

Gold, Ueberziehen damit, also eine Art 
Vergoldung, kommt bei Homer vor. 
291. Reines Gold war noch in den 
siebziger Olympiaden in Griechenland 
eine Seltenheit. 299. 

Goldene Schmuckgegenstände an der 
Kleidung. 307 ἢ. 

Goldquantitäten, grössere und kleinere, 
bei Homer erwähnt. 300. 

Goldschmelzer oder Goldgiesser (ypuso- 
4505). 314. 


- Griechenland hatte schon in der heroi- 


schen Zeit, wenn auch keine Goldar- 
beiter, doch Eisen- und Kupfer- 
schmiede. 299. 


Δαφοινός, Epitheton von δράχων. 341. 
Anm. 4. 


ae ne le FREE nu a PER Te 
> = . KR 5 Ἢ κι ῳ > = re I 
Σ a γΟν > ; \ 
Register zur homerischen Mineralogie. 371 


Dorf- oder Wanderschmieden in der he- 
roischen Zeit. 336. 


“Ἑανός, Epitheton von κασσίτερος. 344 f. 

Eingewebte oder eingestickte Figuren, 
vielleicht aus Goldfäden. 308. 

Eisen, dessen Poliren, Feilen und Här- 
ten dem Homer bekannt. 291. Eisen 
als Tauschmittel. 337. Es gehört zu den 
kostbaren Gütern. 337. ist Symbol der 
Seelenstärke u. Hartherzigkeit. 338. 
und der Unverwundbarkeit. 339. 

Elephenor, Sohn des Chalkodon, Königs 
von Euboie, als Chalkodontiade be- 
zeichnet; war Führer der Abanten. 322. 

᾿Επισφύρια, silberne. 317. 

᾿Βρίτιμος, Epitheton des Goldes. 300. 

Ἔρυϑρός, röthlich, Epitheton von γαλχός, 
spricht gegen die Identität dieses Me- 
talles mit der Bronze. 323. 

Euboie] dessen Einwohner heissen bei 
Euripides Chalkodontiden. 323. Hier 
wurde nach Plinius zuerst das Kupfer 
entdeckt: daher hiess die Insel in äl- 
teren Zeiten Chalkis. 322. 

Εὐήνωρ, Epitheton von γαλχός. 324. 

᾿Εὔξεστος, Epitheton von ἀσάμινϑος, deu- 
tet auf Holzarbeit hin. 318. 

Eusthatios] dessen Erklärung, warum 
das Skepter des apollinischen Priesters 
Chryses golden heisse. 310. 

Ebyarzos, Epitheton von μελίη. 330. 
Anm. 11 und ἀξίνη. 330. Anm. 20. 


Zinn] Zinnerne Streifen an Agamemnons 
Harnisch ; zinnerne Buckeln u. Schich- 
ten am, Schilde; Gehege aus Zinn; 
zinnerner Wagenschmuck und Panzer- 
reif. 345. 


Ἤλεχτρος, ὁ, oder ἤλεχτρον, τό (?). Istnicht 
Platin, sondern Bernstein. 290. Ἤλεχ- 
τρον dient als Schmuck im Palast des 
Menelaos. 346. Eine goldene, durch 
Bernsteinstücke verbundeneHalskette. 
346. Verschiedene Ansichten über das 
Elektron: Einige verstehen darunter 
Glas, Andere eine Metallcomposition 
aus Gold und Silber, noch Andere 
schimmerndes Edelgestein. 347. Nach 
Schweigger ist das Elektron mit dem 


24 * 


379 Register zur homerischen Mineralogie. 


natürlichen Platin identisch, welches 
polarische Eigenschaften besitze und 
in den Mysterien eine Rolle spiele 
347 f. Die Kenntniss des Bernsteins 
reicht in das hohe Alterthum hinauf; 
seine Erwähnung bei Hesiod und Hero- 
dot. 348. Eustathios identificirt den 
aus den 'Thränen der Heliaden ent- 
standenen ἤλεχτρος mit dem home- 
rischen. 349. Die elektrische Eigen- 
schaft des Bernsteins ist den home- 
rischen Griechen unbekannt. 349. 
Heliaden] Der aus ihren Thränen ent- 
standene ἤλεχτρος ist nach Eustathios 
mit dem homerischen identisch. 349. ᾿ 
ἮἬνοψ, Epitheton von yarzöz. 324. 
Epeiroten] Die alten Epeiroten sind nach 
Pausanias die Menschen, welche bei 
Homer salzlose Speisen geniessen. 291. 


Θέειον, τό, oder τὸ Yrjiov, der Schwefel. 
291 fi. Schwefelgeruch beim Einschla- 
gen des Blitzes, welches Phänomen 
ausser Homer auch andere Alte, wie 
z. B. der ältere Plinius, erwähnen. 
291 f. Der Schwefel heisst χαχῶν ἄχος, 
weil er böse Dünste vertreibt. 292. 
-Kathartische und lustrirende Kraft 
desselben, worauf schon der Name 
ϑέειον hindeuten soll, den Andere auf 
die Göttlichkeit des Blitzes beziehen. 
292 ἢ Reinigung des Bechers mit 
Schwefel vor der Libation. 293. Die 
Insel Melos im aigaiischen Meere 
durch ihren Schwefel berühmt. 293. 
Lustrationen mit Schwefel waren den 
Orientalen wahrscheinlich unbekannt. 
293: 

Θεῖος als Epitheton des Salzes erklärt. 294. 

Θεσπέσιος, Epitheton von χαλχός. 324. 

Thonkrüge (χέραμοι) bei Homer erwähnt, 
297. 

Thrakien, schon im heroischen Zeitalter 
durch seine Metallwaaren berühmt. 299. 


Ἰόεις als Epitheton des Eisenserklärt.335. 

Josephus] Ihm zufolge bestreuten die 
israelitischen Priester alle Opfer, auch 
die animalischen, mit Salz. 296. 

Junotempel mit eherner Schwelle bei 
Vergil. 332. 


“ 


ἹΚαχῶν ἄχος heisst bei Homer der Schwe- 
fel, weil er böse Dünste vertreibt. 292. 

ἸΚασσίτερος, ὁ, dasZinn. 343 ff. Die Iden- 
tität des χασσίτερος mit unserem Zinn 
bestätigt der ältere Plinius. 343 f. An- 
dere identificiren es mit dem stannum 
der Römer. 344. Erklärung des dem 
χασσίτερος beigelegten Epithetons ἐσ- 
νός. 344. Von einem Zusammenschmel- 
zen des 4455. mit γαλχός ist beiHomer 
nirgends die Rede. 345. Der χασσ. 
diente vorzugsweise zur Verzierung 
der Rüstung. 345. Streifen von χασσί- 
τερος am Harnisch, Buckeln aus Zinn 
und zinnerne Schichten am Schilde. 
345. Gehege aus «ass. am Achilleus- 
schilde. 345. Kaoo. als Wagenschmuck 
und Panzerverzierung. 345. Ableitung 
des Worts χασσ. 346. 

Kathartische und lustrirende Kraft des 
Schwefels. 292. 

Κεχορυϑμένος χαλχῷ, Epitheton von δόρυ. 
330. 

Kepapsög, der T'honarbeiter. 298. 

Kzpspos, ὃ, die Thonerde, bei Homer 
nur indirect erwähnt, insofern Thon- 
krüge vorkommen. 297. Κέραμος E 387 
verschieden erklärt; wahrscheinlich 
bezeichnet es ein aus Ziegelsteinen er- 
bautes Gefängniss und dann überhaupt 
einen Kerker. 297 f. Die Verfertigung 
von Thongefässen mittelst der Töpfer- 
scheibe war den homerischen Griechen 
bekannt. 298. Der Thonarbeiter hiess 
χεραμεύς. 298. 

Keulen aus Eisen. 336. 

Kinyras, der Kyprier, soll die kyprischen 
Kupferbergwerke angelegt haben. 328. 

Kovin und χόνις sollen nach Millin feinen 
Sand(glareae desWallerius) bezeichnen. 
290. 


Kostbare und geschliffene Steine werden 
bei Homer nicht erwähnt. 290. 

Kochsalz kommt bei Homer nicht vor. 
289. 293. 

ΚΚυάνεος, Epitheton einer Schlange, wird 
erklärt. 341. Kudveos, Epitheton von 
νέφος, νεφέλη, φάλαγγες, ὀφρύς, χαίτη, 
χάλυμμα, κάπετος und ψάμμος. 341 f. 

Κυανόπεζα, Epitheton von τράπεζα. 342. 


| 
| 


ΩΝ ΩΝ, τὰν ἀὐχαν, τ έδν RER en ἀν σόν. ER λ νον et Ἶ BRUT.) We 


wer 


ἢ : 
Hekiafei zur homerischen Mineralogie. 


373 


Κυανοπρώρειος und χυανόπρωρος, Epitheta 
von νηῦς. 342. 

Köavos, ὁ, der Stahl. 340 ff. Manche 
leugnen, dass Homer eine besondere 
Bezeichnung für Stahl habe. 340. Ho- 
mer kennt das Härten (φαρμιάσσειν) des 
Eisens ; der heutige Terminus dafür ist 
“ablöschen‘. 340. Das Epitheton μέλας 
des xbavos soll dessen blauschwarze 
Farbebezeichnen, welche er zuletzt an- 
nimmt, wenn er 'angelassen’ wird. 340. 
Κυάνεος als Epitheton von δράχων wird 
erklärt. 341. Epitheton von 
νέφος, νεφέλη, φάλαγγες, ὀφρύς, γαίτη 

. und χάλυμμα. 941 ἢ. Κυανοχαίτης, Epi- 
theton von ἵππος. 342. Κυανόπεζα, Epi- 
theton von τράπεζα. 342. Kuuvoyateng, 
Epitheton des Poseidon. 342. Kuavo- 
πις, Epitheton der Amphitrite. 342. 
Κυανοπρώρειος und χυανόπρωρος, Epi- 
theta von νηῦς. 342. An Agamemnons 
Panzer befinden sich zehn Streifen von 
Stahl und an Alkinoos’ Palaste ein 
stählernes Gesimse. 342. 

Kuavoyatıns, Epitheton des Poseidon. 
342. Von ἵππος. 342. 

Κυανῶπις, Epitheton der Amphitrite. 342. 

Kypros, die Insel, war schon im heroi- 
schen Zeitalter durch seine Metall- 
waaren berühmt. 299. Von ihr hat das 
cuprum oder aes Cyprium seinen Na- 
men. 325. Die ἀλλόϑροοι ἄνϑρωποι auf 
Kypros deuten auf eine phoinikische 
Colonie hin. 325. 


Kupfer als Tauschmittel. 333. 334. als 
Lösegeld. 334. 

- Kupferhärtung, die, war den homerischen 

Griechen wahrscheinlich bekannt. 291. 

327. 


Kupferne Wände. 331. 


ἹΚυάνεος, 


Laerkes, als γαλχεύς und γρυσοχόος be- 
zeichnet. 326. 


. Libation] Vor derselben wurde der Becher 
mit Schwefel gereinigt. 293. 


Lykien war schon im heroischen Zeit- 
alter durch seine Metallwaaren be- 
rühmt. 299. 


Μάρμαρος scheint bei Homer nicht ‘Mar- 


mor', sondern überhaupt nur ‘Stein’ zu 
bezeichnen. 289. 

Medaillen, überzogene {fourrees)] Bei 
Homer wird etwas ihnen ÄAehnliches 
erwähnt. 314. 

Μέλαινα γαῖα B 699 bezeichnet nicht Gar- 
tenerde, sondern geht auf die Dunkel- 
heit des Grabes. 289. 

Μέλας, Epitheton von χύανος, soll die 
blauschwarze Farbe bezeichnen, welche 
dies Metall beim "Anlassen’ erhält, 
nachdem es mehrere Farbennüancen 
durchlaufen hat. 340. 

Μέταλλα aufperarido zurückgeführt. 299. 

Metalle] Angabe der schweren Metalle, 
so weit sie Homer kennt. 290. 298. Da 
Griechenland nicht reich an Metallen 
war, so bezogen die Griechen meistens 
ee Metallwaaren von aussen. 298 f. 
Als Länder, welche Metallwaaren pro- 
ducirten, werden bei Homer Phoinike, 
Thrakien,, Aigypten, Lykien und Ky- 
pros bezeichnet. 299. Eine allgemeine 
Bezeichnung der Metalle findet sich 
bei Homer nicht, wohl aber das Ver- 
bum μεταλλάω, worauf die spätere Be- 
zeichnung μέταλλα zurückgeführt wird. 
299. Der Reichthum an edlen Me- 
tallen, womit die epische Poesie das 
heroische Zeitalter ausstattet, soll 
nach Schömann in der Wirklichkeit 
nicht existirt haben. 313. Löthen der 
Metalle. 311. Färbung der Metalle 
durch Composition. 312. 

Metallwaaren bezogen die Griechen meist 
von aussen. 299. 

Μῆλος, Insel im aigaiischen Meere, durch 
ihren’Schwefel berühmt. 299. 

Minerale der leichten Metalle) Von ihnen 
ist dem Homer nur das Salz bekannt. 
239. 

Minerale der Nichtmetalle] Von ihnen 
kennt Homer nur den Schwefel. 289. 

Mineralogie, homerische] ihr Umfang. 
289 ff. 

Μόλιβος, ὁ, das Blei. 342 f. Die Bieg- 
samkeit der Lanzenspitze des Iphida- 
damas wird durch Vergleichung der- 
selben mit Blei veranschaulicht. 343. 
Die Fischangel versah man mit einer 


374 Register zur homerischen Mineralogie. 


Bleikugel, um dadurch ihr Sinken zu 
befördern. 343. 

Mosaische Gesetz, das, verordnete, dass 
jedem Opfer Salz beigegeben werden 
sollte. 246.  _ 


Nestors Becher. 309 mit Anm. 5. 

Νηλῆς, Epitheton von γαλχός. 324. 

Numa] Schon unter seiner Regierung 
kam bei den Römern die mola salsa in 
Gebrauch. 296. 

Nöpovb, Epitheton von γαλχός. 321. 


ξύς, Epitheton von γαλχός. 324. 

Opfer] Bei den Opfern der Alten spielte 
das Salz eine wichtige Rolle. 294. 

Opferthiere] Wie ist die Vergoldung der 
Hörner derselben zu denken ?? 313. 

Orientalen, die, haben wahrscheinlich 
nie Schwefel zu Lustrationen benutzt. 
293. Bei ihnen war das Salz ein σύμ.-- 
βολον φιλίας. 297. Der ‘Salzbund’ gilt 
bei ihnen für unauflöslich. 297. 

Οὐλαί! Ob diese mit Salz vermischt wur- 
den, ist zweifelhaft. 294 f. 


Παμφανόων, Epitheton von δόρυ. 330. 
Panzer , der, Agamemnons ist mit zehn 
Streifen Stahles versehen. 342. 
Parakatabole, die, im attischen Process, 
findet ein Analogon in der Processscene 
auf dem Achilleusschilde. 300. 
Personification des γαλχύς. 335. 
Pfeilspitzen, kupferne. 330. 
Platina, die natürliche, soll mit dem ho- 
merischen ἤλεκτρον identisch sein. 347 f. 
Plinius der Aeltere erwähnt den Schwefel- 
geruch beim Einschlagen des Blitzes. 
292. 

Πολιός, Epitheton des Eisens. 335. 
Poliren, das, des Eisens ist den home- 
rischen Griechen bekannt. 291. 337. 
Πολυδαίδαλος, Epitheton des Goldes. 312. 
Πολύχμητος, Epitheton des Eisens. 336. 

Πολύχαλχος, Epitheton von Sidon. 326. 

Poseidon erhält das Epitheton zuavoyat- 
τῆς. 342. 

ae, die, auf dem Achilleus- 
schilde. 300. 

Πῦρ] Dem Feuer wird μένος σιδήρεον bei- 
gelegt. 339. ᾿ 

Rinder dienten in Ermangelung gemünz- 
ten Goldes zur Werthbestimmung. 300. 


Seesalz war die einzige den homerischen 
Griechen bekannte Salzart. 289. 293. 


᾿ Zıönpetos, Epitheton von zopbvn. 336. 


ὀρυμαγδός. 337. Trop. 338. Yupös. 339. 
μένος. 339. und οὐρανός. 339. 

Σίδηρος, ὁ, das Eisen. 335 ff. Epitheta 
desselben. 335 f. Eisen diente als Ma- 
terial zu ländlichen Geräthschaften. 
336. Beile, Schwerter, Schlachtmesser, 


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Keulen, Pfeilspitzen und Wagenachsen 
aus Eisen. 336 f. Σίδηρος für Beil. 336. 
Eisen als Tauschmittel. 337. Das Eisen 
ward zu den kostbaren Besitzthümern 


gerechnet. 337. Das Poliren undHär- 


ten des Eisens war den homerischen 
Griechen bekannt. 337 f. Vom Eisen 
entlehnte Metaphern. 338f. Das Eisen 


als Symbol der Unverwundbarkeit. 339. 


Der Tartaros hat eiserne Thore. 339. 
Sprichwörtliche Redensart : Das Eise 
zieht den Mann an. 339. 

Sidon als kupferreich bezeichnet. 326. 

Silber] Vom Silber entlehnte Attribute 
werden den am Gestade wohnenden 
Gottheiten beigelegt — warum? 320. 

Silbernes Band am Schlauche des Aiolos ; 
eigenthümliche Ansicht von Riceius 
über dasselbe. 318 f. 

Skepter, das, des Achilleus war nicht aus 
massivem Gold, sondern nur mit gol- 
denen Nägeln beschlagen. 310. 

Σχυτοτόμος, der, wird mitunter als Ver- 
fertiger von Schilden genannt. 330. 

Σμερδαλέος, Epitheton von γαλχός. 324. 

Σόλος, aus Eisen. 336. ; 

Stahl, dessen Bereitung den homerischen 
Griechen bekannt. 291. 340. 

Stannum, das, der Römer (= Werkblei) 
soll nach Einigen mit dem homerischen 
χασσίτερος identisch sein. 344. 

Stein, Atos, als Symbol der Unverwund- 
barkeit. 339. 

Steinsalz kommt bei Homer nicht vor. 
289. 

Streitäxte, kupferne. 330. 

Σφηχοῦν, σφήξ. 308. 

Schilde, die, bestehen aus Lagen von 
Rindsleder u. einer Kupferschicht. 330. 

Schlachtmesser aus Eisen. 336. 

Schnüre oder Ketten aus Gold. 308. 

Schwellen, kupferne. 351. Die kupferne 
Schwelle an Agamemnons Zelte wurde 
noch zu Pausanias’ Zeit in Aulis ge- 
zeigt. 332. 

Schwere Metalle, so weit Homer sie 
kennt. 290. 298. 

Schwerter aus Eisen. 336. 

Schwertklingen, kupferne. 330. 


Talent, das, war eine Gewichtsgrösse 
und wurde durch Abwägen (ἱστάναι) 
bestimmt. 300. Zu verwerfen ist die 
Meinung derer, welche darin einen 
conventionell festgesetzten Geldwerth 
erblicken. 301. Eine genauere Bestim- 
mung des Talentes ist unmöglich. 302. 
Die Meinung von Motz, dass das ho- 
merische Goldtalent 48 Kreuzer be- 
trage, wird als irrig erwiesen. 302 f. 

Ταμεσίγρως, Epitheton von γαλκός. 324. 

Τανυηχής, Epitheton von γαλχός. 324. 

Tartaros] dessen Schwelle heisst in meta- 


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phorischem Sinne χάλκεος. 335. Der- 
selbe hat eiserne Thore. 339. 

Temese, die Hauptfundstätte des Ku- 
pfers, ist nicht mit der gleichnamigen 
bruttischen Stadt zu identificiren, son- 

dern auf Kypros zu suchen. 325. Der 

Name Temese ist phoinikischen Ur- 
sprungs. 325 f. Temese hiess später 
Tamassos. 326. 


Τιμήεις (contrahirt τιμῆς), Epitheton des 


Goldes. 300. 

Töpferscheibe) Ihr Gebrauch war den 
homerischen Griechen bekannt. 298. 
Τρίγληνα (2182) ἕρματα sind wahrschein- 
lich Ohrgehänge mit drei Augen oder 

Sternen (Berloquen). 290. 

Τρίπους] Die Benutzung desselben als 
'blossen Gestelles ist zwar aus Homer 
nicht nachweisbar, aber wohl keinem 
Zweifel unterworfen. 332 f. 


Ὕαλος (Glas) ist nach dem Scholiasten 
zu Aristophanes mit dem homerischen 
ἤλεχτρον identisch. 347. 


Φαεινός, Epitheton von χαλκός. 324. und 
δόρυ. 330. ᾿ : 

Φαρμάσσειν, welches bei Homer das Här- 
ten des Eisens bezeichnet, ist in der 
späteren Sprache technischer Terminus 
für das Eintauchen der zu färbenden 
Stoffe in das Farbenbad. 338. 

Φοινήεις, Epitheton von δράχων. 341. 

Phoinike, schon im heroischen Zeitalter 
durch seine Metallwaaren berühmt. 299. 


Χάλχειος, Epitheton der Speerspitze. 330. 
von χύρυς. 329. und ἔγχος. 330. 

Χαλχεοϑώρηξ, Epitheton von Kämpfern. 
328 


Χάλχεος, Epitheton des Ares. 925. von 
χιτών. 328. ὕπνος. 334. ὄψ. 334. Top. 
334. οὐρανός. 334. οὐδός. 335. und χέ- 
ραμος. 335. 3 

Χαλχεόφωνος, Epitheton Stentors. 334. 

Χαλχεύειν bezeichnet die Thätigkeit des 
χαλκεύς. 326. 

Χαλχεύς = Kupferarbeiter. 326. 

Χαλχήϊος δόμος, die Werkstatt des χαλ- 
χεύς. 326. 

Χαλχήρης, Epitheton von δόρυ. 330. ἰός. 
und ὀϊστός. 330. und xöpus. 329. 

Χαλχιδεῖς, Name der Bewohner von Eu- 
boie; Grund desselben. 322. 

Χαλχίοιχος, Epitheton der Athene. 332. 

Chalkis, älterer Name von Euboie; seine 

_ Bedeutung. 322. 

Χαλχοβαρῆς, Epitheton von ἰός. 330. 

Xarxößapus, Epitheton von μελίη. 330. 

Χαλχοβατῆς, Epitheton von δῶ. 331. 

Χαλχόγλωχιν, Epitheton von μελίη. 330. 

Chalkodon, alter König von Euboie, 
Vater des Elephenor. 322. 


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- 


homerischen Mineralogie. | 375 


Χαλχοχνήμις, Epitheton der Achaier 329. 

Χαλχοχορυστῆς, Epitheton des Hektor 
und Sarpedon. 331. 

Χαλχοπάρῃος, Epitheton von κόρυς. 329. 

Χαλχόπους, Epitheton von ἵππος. 335. 

Χαλχός, ὃ, wahrscheinlich mit dem Ku- 
pfer identisch, wird gewöhnlich durch 
Erz übersetzt. 321. Dies Metall wird 
von Homer unter allen Metallen am 
häufigsten erwähnt. 322. Es wurde 
nach Plinius zuerst auf der Insel Eu- 
boie entdeckt; daher ihr älterer Name 
Chalkis, der später auf eine ihrer be- 
deutendsten Städte überging. 322. Die 
Bewohner von Euboie hiessen Xakxı- 
δεῖς ; Grund dieses Namens. 322. Chal- 
kodon, alter König von Euboie; der 
Chalkodontiade Elephenor. 322. Die, 
Einwohner von Euboie heissen bei 
Euripides Chalkodontiden. 323. Epi- 
theta des Kupfers: ἐρυϑρός, ψυχρός, 
ἀτειρῆς, αἴϑοψ, φαεινός͵ νῶροψ, 1nod, 
ὀξύς, ταμεσίχρως, τανυηχῆς, νηλῆς, σμερ- 
δαλέος, ϑεσπέσιος, εὐήνωρ. 323 f. Glanz 
des Kupfers. 924 f. Temese, das spä- 
tere Tamassos, Hauptfundstätte des 
Kupfers. 325 f. Cuprum oder aes Cy- 
prium hat von Kypros seinen Namen. 
325. Sidon als kupferreich bezeichnet. 
326. Homerische Bezeichnungen für 
Kupferarbeiter. 326. Seine Thätigkeit 
heisst χαλκεύειν, seine Werkstatt yak- 
χήϊος δόμος. 326. Geräthschaften des 
γαλχεύς. 326 f. Χαλκχός ist nicht mit 
Bronze identisch. 327. Das Härten 
des Kupfers ist schon dem Homer be- 
kannt. 327. Das Kupfer ist sehr dauer- 
haft und dem Rosten weniger unter- 
worfen als Eisen. 327. Der χαλχός 
liefert das Material für kriegerische 
Waffen nnd Geräthe. 328. Χαλχός 
metonymisch für Helm. 329. Die Be- 
standtheile des κόρυς sind fast alle Ar- 
beit des χαλχεύς. 329. Der Schild be- 
steht aus Lagen von Rindsleder und 
einer Kupferschicht; daher wird mit- 
unter der σχυτοτόμος als Verfertiger 
des Schildes genannt. 330. Kupferne 
Theile derLanze; Epitheta der Lanze; 
χαλχός für Speer. 330. Kupferne 
Schwertklingen, Pfeilspitzen undStreit- 
äxte. 330. Kupfer an Streitwagen. 
331. Kupferne Wände und Schwellen. 
331. Junotempel mit eherner Schwelle 
bei Vergil. 332. Kupferne Schwelle 
an Agamemnons Zelt, noch zu Pau- 
sanias’ Zeit in Aulis gezeigt. 332. 
Tempel der Athene χαλκίοιχος in La- 
kedaimon. 332. Die Insel des Aiolos 
von einer kupfernen Mauer umgeben. 
332. Kupferne Hausgeräthe und Uten- 
silien. 332 f. Χαλχός für Beil. 333. 
Kupfer gehört zu den werthvollen Be- 


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| Ἂ «, ᾿ Ξξῷ Ba ” Nie E a en ZMEUESR 
376 Register zur homerischen Mineralogie. Ὁ 
ἘΞ 5.4. x S 


Anm... 

Χαλχοχίτων, Epitheton von Kämpfern. 
329. Anm. 1. 

Chalyber, die, trieben noch zu Xeno- 
phons und Strabons Zeit Bergbau. 
321. 

Χιτών, nach Rüstow und Köchly ein star- 
kes, mit Kupfer beschlagenes Koller. 
328. 

Χρυσάορος, Epitheton des Apollon. 304. 

Χρύσεος, Epitheton der Aphrodite. 305. 

Χρυσηλάχατος, Epitheton der Artemis. 
304. 

Χρυσήνιος, Epitheton der Artemis und 
des Ares. 304. 

Χρυσόϑρονος, Epitheton der Here und 
Eos. 303. 

Χρυσοπέδιλος, Epitheton der Here. 304. 

Χρυσόπτερος, Epitheton der Iris. 304. 

Χρυσόρραπις, Epitheton des Hermes. 304. 

Χρυσός, ὁ, das Gold, stand in der heroi- 
schen Zeitin sehr hohem Werthe, daher 
es τιμήεις, τιμῆς und ἐρίτιμος heisst. 
299 f. Der Goldwerth und der Kupfer- 
werth verhalten sich wie 100:9; das 
Gold wurde quantitativ nach Talenten 
bestimmt. 300. Kleinere und grössere 
Goldquantitäten bei Homer erwähnt. 
300 f. Das homerische Goldtalent war 
eine Gewichtsgrösse, kein conventionell 
festgesetzter Goldwerth, noch weniger 
eine geprägte Münze. 301. Sein Werth 
lässt sich nicht genau bestimmen; die 
Meinung von Motz, dass es 48 Kreuzer 


Druck von Breitkopf & 


: ἈΝ ἣν 
betragen habe, ist irrig. 902 f. Die 

Kleider und Geräthe der Götter werden 
meistens als goldene gedacht. 303 ff. 
Verwendung des Goldes bei der krie- 
gerischen Ausrüstung. 306 f. Der von 
Hephaistos gefertigte Helm des Achil- 
leus bestand aus goldenen Mähn« 
musste also wohl aus Fäden oder sehr 
schmalen Platten zusammengesetzt _ 
sein. 307. Goldene Schmuckgegen- 
stände an der Kleidung. 307 f. Ein- a 
gewebte oder eingestickte Figuren, 
vielleicht aus Goldfäden. 308. Schnüre 3 
oder Ketten (ὅρμοι) aus Gold. 308. 
Haarschmuck aus edlem Metall. 308. 
Hausgeräth und Utensilien aus Gold. 
308 f. Goldenes Skepter. 309 f. Gold 
am Achilleusschilde. 311 f. Sog. far- 
biges Gold. 312. Xpusös πολυδαίδαλος. 
312. Das Gold spielte bei dem reli- 
giösen Ritus eine Rolle. 313. Vergol- 
dung der Hörner des Opferthiers. 313. 
Nicht alles bei Homer erwähnte Gold 
war poetisches, wie Schömann meint. 
313 ἢ Goldschmelzer’oder Goldgiesser 
(χρυσοχόος). 314. Vergoldete Arbeiten 
nach Art der überzogenen (fourr£es) 
Medaillen. 314. Gold als Stellvertreter 
des gemünzten Geldes. 314 f. Vom 
Golde entlehnte allegorische Aus- 
drucksweisen. 315 ἔς Haarschmuck 
aus Gold und Silber. 316. 


Ψάμαϑος und Ψάμμος sollen nach Millin 
gröberen Sand (arenae des Wallerius) 
bezeichnen. 290. 

Ψυχρός, Epitheton von γαλχός, in Bezug 
auf dessen metallische Kälte. 323. 


Härtei in Leipzig, 


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