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Full text of "Die ichneumonen der forstinsecten in forstlicher und entomologischer beziehung; ein anhang zur Abbildung und beschreibung der forstinsecten"

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IN ENTOMOLOGISCHER UND" FORSTLICHER BEZIEHUNG. 


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zur 


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J. T. C. RATZEBURG. 


BER EUM RL vier -in Stahl gestoehenen Tafeln. 


Berlin. 
In der Nicolai’schen Buchhandlung. 


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Die lcehneumonen 


der 


Forstinsecten 


in forstlicher und entomologischer Beziehung 
ein Anhang v 


zur Abbildung und Beschreibung der Forstinsecten 


von 


JULIUS THEODOR CHRISTIAN RATZEBURG 


Dr. und Professor der Naturwissenschaften an der Königlich Preufsischen höhern Forst-Lehranstalt, Ritter des Rothen 
Adlerordens vierter Klasse, der Kaiserlich-Leopoldinisch - Carolinischen Akademie der Naturforscher, der Schlesischen 
Gesellschaft für vaterländische Cultur, des Schlesischen Forstvereins, des wissenschaftlichen Comite’s im Kaiserl. Russ. 
Ministerio der Reichs-Domainen, der naturforschenden Gesellschaften zu Moskau, zu Emden und des Osterlandes, der 
Gesellschaft zur Beförderuug der Waldwirthschaft in Russland, der märkisch-öconomischen Gesellschaft zu Potsdam, 
der Hufelandschen medizinischen Gesellschaft zu Berlin, des Apotheker-Vereins für das nördliche Deutschland, des natur- 
forschenden Vereins des Harzes und zu Dresden und des entomologischen Vereins zu Stettin wirklichem, correspondi- 
rendem und Ehrenmitgliede. 


Mit 4 in Stahl gestochenen Tafeln. 


Derlin, 1844. 


In der Nicolaischen Buchhandlung. 


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SEINER EXCELLENZ 


dem 


Königlich Preufsischen Geheimen -Staats-Minister und Chef der Domainen-Abtheilung des Königlichen 
Haus-Ministerii, General-Major, auch Chef des 27. Landwehr- Regiments, 


des Eisernen Kreuzes und Rothen Adlerordens, sowie vieler andern hohen Orden Ritter 


Herrn 


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seinem hochverehrten Chef 


in tiefer Verehrung zugeeignet 


vom Verfasser. 


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Wenn ich Eurer Excellenz die vorliegende Arbeit, die mühevollste meines Lebens, zu überrei- 
chen wage, so geschieht es keinesweges aus blos äufsern Rücksiehten; es ist vielmehr eine 
innere Verpflichtung, die mich zu dieser Widmung bewegt. Eure Excellenz haben Sich durch 
die Aufmerksamkeit, welche Sie unserm Institute schenkten, ein Anrecht an die wissenschaft- 
lichen Leistungen desselben erworben. Sie haben die Bearbeitung der Forstinsecten in denselben 
Schutz genommen, wie Ihr erleuchteter Herr Amtsvorgänger; es heilst also nur die Pflicht der 
Dankbarkeit erfüllen, wenn ich mit dem Werke zugleich auch die Namen der Männer, welche 
dasselbe ins Leben riefen, förderten und vollenden halfen, auf die Nachwelt bringe. 

Es dürfte auf den ersten Blick befremden, dafs ich einen Theil der Forstinseeten zum Gegen- 
stande einer besondern Bearbeitung gemacht habe. Allein nehmen schon die vielen Eigenthüm- 
lichkeiten in der Entwickelung und Lebensweise der Ichneumenen ein besonderes Interesse in 
Anspruch, so ladet noch weit mehr der immer noch nicht beendete Streit über die forstliche 
Bedeutung dieser Insecten zu einer speciellen Beobachtung und Behandlung derselben ein. Be- 
kanntlich sind die beiden streitenden Parteien ganz entgegengesetzter Ansicht. Die eine erhebt 
diese Thiere, weil sie nach ihrer Meinung Ursache des Aufhörens eines Insectenfralses sind, 
sehr hoch, fragt nach den Namen aller einzelnen, nach den Zügen ihrer Lebensweise, nach den 
verschiedenen schädlichen Insecten, in welchen sie wohnen uud dergl. mehr, während die andre 
die ihnen beigelegte Bedeutung nicht anerkennen will, und in dem zahlreichen Erscheinen der 
Ichneumonen nur eine nothwendige Folge übergrofser Inseetenvermehrung erkennt. Auf welcher 
Seite aber auch die richtigere Ansicht sein möge, jedenfalls beweist das Fortbestehen des 
Streites die Nothwendigkeit, einmal mit der Bearbeitung dieser morphologisch genugsam unter- 


suchten Inseetengruppe auch von biologischer Seite den Anfang zu machen. Die Überzeu- 
gung von dieser Nothwendigkeit hat dies Werk hervorgerufen. Möge dasselbe nur als ein An- 
fang betrachtet und auch dann noch nachsichtig beurtheilt werden, wenn die Balın mehr betreten 
sein wird! Es Hochdero ganz besondrem Schutze empfehlend, verharre ich in tiefster Verehrung 


Eurer E.xcellenz 


Neustadt- Eberswalde unterthänigster Diener " 
im März 1844. Ratzeburg. 


Inhaltsverzeichnifs. 


Allgemeiner Theil. 


Erster Abschnitt. Stellung der Ichneumonen im Systeme . 
Zweiter Abschnitt. Characteristik et 
Dritter Abschnitt. Entstehung und Eutwickelung des Individuums URS: 
Vierter Abschnitt. Wie viel Zeit gebraucht die Ichneumonenbrut zu ihrer Entwickelung? 
Fünfter Abschnitt. Was beginnen die Ichneumonen nach dem Ausfliegen und in der ganzen 
Zeit, bis sie von Neuem legen? en 
Sechster Abschnitt, Wie verhält sich der Wirth, während er seine Gäste hat, und was 
zeigen diese für Reaction gegen widrige Einflüsse? 3 . 
Siebenter Absehnitt. Über die verschiedenen Classen, Ordnungen, Gattungen und Arten der 
Ichneumonenwirthe a ek: 
Achter Abschnitt. Welche forstliche Bedeutung und welche Bedeutung überhaupt haben die 
Ichneumonen im Haushalte der Natur? Darf der Mensch sich hier Eingriffe erlauben? 
Neunter Abschnitt. Woran erkennt man, dafs die Inseeten von Schmarotzern bewohnt sind? 
Zehnter Abschnitt. Literarisch-geschichtlicher Überblick über die Leistungen in der Ichneu- 
monologie . 


Elfter Abschnitt. System und Anleitung zum Bestimmen der Ichneumonen 


Seite 
l 
3—9 
9—14 
14—15 
15 — 16 
16 — 21 
31 — 30 
30 — 33 
33 — 94 
34—38 ° 


38 — 40 


Es folgen dann die nicht paginirten beiden analytischen Tabellen der Ichneumoniden und Pteromalinen. 


vın INHALTSVERZEICHNISS. 


Specieller Theil. 
Braconides asilchneumonides adsdıliv ..5. a ee 
Ichneumonides s. Ichneumonides genuini . . . . . e a 3 1 3! 


Pteromalini (die Gattung Pachyceras ist durch ein Versehen des Setzers ans Ende hinge- 


Kommen): . .... anne no ne Be a Een 16 2 a 21 Won Buell pe See 
Register . . - SR AT NIEREN A ARE le, N 
Erklärung der Abbildungen De EN ER EIER TEE 1 ee Li. 7 ee 


Allgemeiner Theil. 


ee Der 


ERSTER ABSCHNITT. 


Stellung der Ichneumonen im Systeme. 


Di. Ichneumonen theilen das systematische Schicksal der übrigen Insecten, indem sie Uebergänge 
nach allen Seiten hin bilden. Sie gehen zu den eigentlichen Wespen, besonders in der Form über- 
raschend an die Wegwespen anstreifend; sie nähern sich den Gallwespen, von welchen sie kaum 
noch Gestalt und Flügelgeäder trennt; ja sie erinnern sogar an die Holzwespen und Blattwespen, 
indem diese durch den langen Bohrer oder durch die eigenthümlichen Bewegungen des ganzen 
Körpers und der Fühler wiederum sehr oft lebhaft das Bild der Ichneumonen vor Augen rufen. 

Wir schliessen sie, wenn wir die isogastrischen, pflanzenfressenden Blatt- und Holzwespen 
getrennt haben, mit den Gallwespen zusammen von allen übrigen Hymenopteren durch zwei kleine 
zwischen Hüfte und Schenkel gelegene Glieder aus. Von den Gallwespen aber dürften sie zu 
trennen sein durch das Geäder der Vorderflügel: sie haben entweder Nerven und Randmal, oder, 
wenn ihnen das Randmal fehlt, nur 1—2 Nerven (den Vorderrand und was mit demselben eng 
verbunden ist, nicht mitgerechnet), oder gar keine. 

Ihre Lebensweise trennt sie nicht so scharf, wie man wohl behauptet hat; denn ich habe bereits 
unter den eigentlichen Wespen, Wegwespen und Goldwespen einige gefunden, welche in grofser 
Menge in den Harzgallen der Tortrix cosmophorana schmarotzen (s. Forstins. B. I1].), und unter den 
Gallwespen scheint das Schmarotzen noch viel gewöhnlicher zu sein. Hr. Bouche hat uns dies von 
einem Figites nachgewiesen; ich habe ein Figites ganz ähnliches Thierchen, nur mit lang gestieltem 
Hinterleibe, dessen Ringe ziemlich gleich grols sind, als Schmarotzer der Tortrix resinana erzogen, 
und Hr. Hartig hat uns in seiner Arbeit über Gallwespen mehrere Gattungen aufgestellt, welche ihm 
wirklich schmarotzende Arten lieferten, besonders aus Blattläusen und aus Blattgallen - Blattwes- 
pen. Allotria erythrocephala hat die Gestalt einer Cynips, sticht wie eine Gallwespe mit senk- 
recht aufgesetztem Bohrer, ohne dass aber die Bauchwand dabei, wie bei Cynips, senkrecht steht, 
und entwickelt sich — wie ein Ichneumon. 

Die Bedeutung dieser letztern Schmarotzer ist aber nur gering, und ihre Lebensweise noch wenig 
erforscht. Andrerseits muss ich, um doch eine feste Grenze zu ziehen und durch jene nicht noch 
in andre Abtheilungen hineingezogen zu werden, bei den Linn&’schen Ichneumonen bleiben. 
Ueberhaupt sind die Ichneumonen bei Weitem die wichtigsten Schmarotzer, denn die Tachinen 
sind minder zahlreich an Arten und einförmiger lebend, und Eingeweidewürmer findet man nur 
selten in kranken Insecten. 

1 


D) ÄLLGEMEINER THEIL. 


ZWEITER ABSCHNITT. 


Charakteristik. 


Fliege. In der Charakteristik stehen die Beine und die Flügel obenan. 

Brise. Von den beiden vorher genannten, zwischen Hüfte und Schenkel liegenden Glieder- 
chen heifst das erste, d.h. auf die Hüfte folgende, Schenkelhöcker oder Schenkelring Zro- 
chanter, das andre, meist viel kleinere, nenne ich Apophyse. Sonst bestehen die Beine bei den 
Ichneumonen, wie bei andern Insecten, aus Hüfte (eoxa), Schenkel (femur), Schiene (tibia) mit 
1—2 (selten fehlenden) Dornen an ihrem Ende, Lauf (Zarsus) und Häkchen (unguieuli) nebst den 
kleinen dazwischen liegenden Ballen (pulvilli). In der Gröfse, Form und Oberfläche dieser Theile 
kommen die gröfsten Verschiedenheiten vor, weshalb bei den 3 Hauptabtheilungen das Allgemeine 
nachzusehen ist. Wir haben hier denselben Fall, wie bei den Käfern, indem es nicht blofs pen- 
tamerische, sondern auch tetramerische Gattungen (Eulophus, Elachestus, Trichoceras) giebt. 

Die FrüceL sind, mit sehr wenigen Ausnahmen des gänzlichen Fehlens*) oder Verkümmerns 
bei Peromachus und einigen Pteromalinen, vorhanden, und zwar dann stets beide Pare. Auf der 
niedrigsten Stufe ihrer Ausbildung (bei den Pteromalinen) zeigen sie, obgleich sie, mit Ausnahme 
einiger fadenförmig schmalen, ansehnliche Gröfse und normale Form haben, doch nur sehr wenige 
Nerven und höchst selten ein Randmal (Ceraphron). So wie sich einRandmal einfindet, tritt 
auch, mit sehr wenigen Ausnahmen, gleich ein vielverzweigtes Geäder ein. Ueber die Namen 
der einzelnen Nerven und Zellen ist man bei den Ichneumonen einiger, als in andern Abtheilungen 
der Aderflügler. Sie sind in dem allgemeinen Charakter der Ichneumoniden und der Pteromalinen 
zu finden. Die Hinterflügel gebrauchen wir selten für die Charakteristik; desshalb ist auch, um 
nieht mit für den Hauptzweck Unnützem zu überladen, die hier übliche Terminologie weggeblieben. 
Diese Nerven und Zellen sind immer hauptsächlich zu beachten, da sie eine wunderbare Bestän- 
digkeit ihrer Form zeigen, besonders bei den kleinsten Ichneumonen, den Pteromalinen, wo auch 
der kleinste Ansatz eines Radialnerven immer in derselben Deutlichkeit sichtbar bleibt, und ein 
längerer seine Dimensionen so bestimmt bewahrt, dass man ihn mit der Länge andrer Nerven 
vergleichen und so seine Grölse bestimmen kann. Bei den vielverzweigten Nerven der grölsern 
Ichneumoniden kommen eher einige Abweichungen vor, jedoch auch nur so selten, dass man sie 
gleich bei der Charakteristik der Gattungen andeuten und so den Anfänger vor zu grolsem Ver- 
trauen auf ihre Ständigkeit warnen kann. 

Zunächst ist die Anheftung des Hinterleibes und seine Form wichtig. Der erste Ring, 
welcher sich an den Metathorax heftet und stets schmaler ist, als derselbe, trägt an seinem Rande 
die gewöhnlichen beiden Luftlöcher, bald etwas hervorragend und wie Höckerchen erscheinend, 
bald etwas vertieft und dann weniger leicht sichtbar; hier trennt sich der vor ihnen liegende Theil 
(Vordertheil, Stieltheil) und der hinter ihnen liegende (Hintertheil, von Gravenhorst 
„pars antica“ genannt). Beide Theile haben sehr verschiedene Länge und Breite und geben, be- 
sonders der Vordertheil, zu den Benennungen „gestielter, fast gestielter, fast sitzender 
und sitzender Hinterleib” Anlass. Ist die Entfernung zwischen den beiden Luftlöchern (Luft- 
lochbreite) gröfser, als die Länge des Stieltheils beträgt, oder kommt sie ihr gleich, oder wird 
sie höchstens ein klein wenig übertroffen, so ist der Hinterleib sitzend; ist die Luftlochbreite 


*) Wenn sie nur Einem Geschlechte fehlen, so ist dies gewöhnlich das d. Hr. Westwood (Introduet. Vol. Il. 
p. 160) theilt uns indessen eine interessante Ausnahme mit. Hr. Audouin hatte ihm nämlich von einem in den Nestern 
bienenartiger Insecten lebenden Pieromalus gesagt, dass nur die 2 vollständige Flügel hätten, um ihre Brut ungehindert 
in andre Nester tragen zu können. 


ÜHARAKTERISTIK. HINTERLEIB. 3 


aber 1% mal in der Länge des Stieltheils enthalten, so sagt man: fast sitzender H.; wenn 1% 
bis 2 mal, so fast gestielter H., und wenn mehr als 2 mal, so gestielter H., und dann heifst 
der dadurch gebildete schmale, oft drahtrunde, meist plötzlich in den Hintertheil sich erweiternde 
Vordertheil der Stiel (petolus). Wenn dieser Stiel von einiger bemerkbaren Länge ist und 
sieh recht auffallend von der Luftlochbreite unterscheidet, so berechtigt er auch schon zu dem 
Ausdrucke gestielter H., wenn auch, eben wegen zu grolser Luftlochbreite, jenes Verhältniss 
von 1:2 nicht recht deutlich wird, wie z. B. bei /chneumon brumnicornis. Wo der Hinterleib sich 
entschieden dem sitzenden nähert, wird man obige Bestimmungen immer fest halten können. 

Sitzender und gestielter Hinterleib sind leicht zu unterscheiden, aber zwischen fast sitzendem 
und sitzendem und wieder fast gestieltem u. s. f. giebt es unmerkliche Uebergänge, wesshalb man 
darauf nicht zu viel Werth legen sollte. Am Sichersten ist es immer, den ganzen Ring genau 
nach den Verhältnissen der Basis und der Spitze, nach der vollkommnen oder plötzlichen Erwei- 
terung u. dgl. zu beschreiben. 

Die Foru DES GANZEN HINTERLEIBES ist hauptsächlich in sofern verschieden, als er bald mehr 
niedergedrückt (also von oben), und in diesem Falle gewölbt oder flach ist, bald mehr zu- 
sammengedrückt (also von der Seite) erscheint. Auch in dieser Beziehung tritt öfters eine 
eben so grofse Ungewissheit ein, wie bei der Bestimmung des etwas sitzenden oder etwas ge- 
stielten Hinterleibes, namentlich bei den Gattungen Campoplex, Mesochorus, Tryphon. Ich habe die 
hier notwendigen Bestimmungen in einer Anmerkung zur Tabelle der Ichneumoniden gegeben. 

Was die mehr gestreckte oder gedrungene Form des Hinterleibes betrifft, so wird diese, in- 
dem man von oben darauf sieht, am Besten durch die in der Botanik üblichen auf Flächen ange- 
wandten Termini und durch den Vergleich der Länge mit der von Kopf und Rumpf bestimmt. 

Gewöhnlich sind die Hinterleibsringe deutlich zu unterscheiden (meist 8 an der Zahl, seltner 
weniger) öfters aber schieben sich die letzten so zusammen, dass das Zählen nur an den aufge- 
weiehten Thieren möglich wird, und in einzelnen Fällen verschmelzen die Ringe vollständig (Chelonus). 

Der für das Eierlegen bestimmte (bei vielen Ichneumonen im Hinterleibe versteckte, wirklich 
stechende) Bohrer der 2, welcher aus den beiden Klappen und dem eigentlichen Bohrer besteht, 
dessen wesentliche Theile, die beiden meist am Ende widerhakigen in einer Hornrinne sich be- 
wegenden Borsten sind, wird ebenfalls hier und da bei der Bestimmung höherer Abtheilungen 
benutzt und ist sehr oft bei den Artbeschreibungen von grofser Wichtigkeit, namentlich ist seine, 
gewiss nur sehr selten variirende Länge, seine Richtung und sein Ursprung — ob er aus der 
Spitze des Hinterleibes, oder unter dem Bauchende hervortritt — zu berücksichtigen. 

Zunächst kommt der Kopr zur Bestimmung. Gewöhnlich ist der Durchmesser seiner Breite 
bedeutender, als der seiner Dicke — er ist quer (Zransversum) —, zuweilen sind aber auch alle 
Dimensionen fast gleich —kuglig (ylobosum) — wie bei Xylonomus, Bracon. Die 3 Nebenaugen 
sitzen da, wo Scheitel und Stirn sich trennen; ist diese Stelle schmal, wie in den meisten Fällen, 
so heisst es: ein schmaler Scheitel, und ist er breit, d.h. so, dass die Nebenaugen auf einer 
etwas gewölbten Fläche liegen, so heisst er breit (weriex latus). Dies ist besonders bei den 
Braconiden wichtig, sollte aber auch in andern Abtheilungen nieht übersehen werden, 

Die BEIDEN GROSSEN AuGen sind gewöhnlich kahl; bei den Braconiden aber auch öfters behaart. 

Die Fünter werden meist nur hinsichtlich ihrer Länge, ihrer Form — ob sie grade oder 
am Ende gekräuselt, grade oder gekniet (wie bei den Pteromalinen), faden- oder keulen- 
förmig, zusammengedrückt u. s. f. sind — seltner hinsichtlich der Gliede rzahl (Pteromalinen 


und Braconiden) benutzt. Die Bestimmung der Gliederzahl ist oft schwierig oder sehr schwierig, 
1* 


4 ALLGEMEINER THEIL. 


indem die Glieder sehr klein sind und sehr eng zusammensitzen. Man gebrauche solche Charak- 
tere daher nur im Falle der Noth. 

Mancherlei Eindrücke und Höcker des Gesichts u. dgl. ergeben sich an Ort und Stelle leicht 
aus den Beschreibungen (z.B. bei Metopius, Exochus u. s. f.). 

Die Muxvrueie spielten sonst eine wichtige Rolle in den Gattungscharakteren, und es ist auch 
wohl nicht zu leugnen, dass sie hier so grosses Gewicht, wie in andern Insectengruppen haben. 
Dennoch hat man neuerlich sie wenig berücksichtigt, und das gewiss mit Recht; denn die Unter- 
suchung derselben hat, begreiflich wegen der ausserordentlichen Kleinheit, grofse Schwierigkeiten, 
die von den allermeisten Entomologen nie werden überwunden werden können. Wenn wir in der 
Untersuchung der wenigen aus jeder Gattung zufällig herausgegriffenen Arten schon die 
Entomologen ex professo Fehler begehen sehen, wie soll es da einst den andern ergehen? Ich 
habe, um von ihrer Bildung einen Begriff zu geben, aus jeder Hauptabtheilung eine oder mehrere 
Gattungen möglichst genau untersucht und die gewonnenen Darstellungen auf meinen 3 Tafeln 
gegeben. Der Kopfschild ist nicht durch eine Naht von dem Gesichte getrennt, sondern die 
Grenze meist nur durch ein Par seitliche Grübchen oder diagonale Eindrücke angegeben. Die 
Lefze ist selten deutlich zu sehen, vielmehr allermeist unter dem Kopfschilde versteckt. Sie ist 
selten hornig, meist nur häutig oder lederartig, 3- oder 4-eckig, oder rundlich und oft an den 
langen Wimpern des Vorderrandes zu erkennen. An sie schliessen sich entweder unmittelbar die 
Oberkiefer, oder es bleibt eine rundliche Oeffnung dazwischen (sehr hübsch und charakteristisch 
bei Bracon und Spathius). Die Oberkiefer haben meist die bei den übrigen Aderflüglern herr- 
schende Form und Substanz: entweder ist ihre Spitze 2-spaltig [die obere dann fein gezähnt 
(T. VI. F. 3b.) und die Anlage zu mehreren Spitzen zeigend, oder auch nur einfach (T. VL. F. 9b.)], 
oder 3-, selbst 4-zähnig (Alysia), selten blofs mit einfacher Spitze. Die Unterkiefer lassen 
immer deutlich Stamm und Lade unterscheiden, indem die Grenze, wie gewöhnlich, durch Insertion 
des Tasters bezeichnet wird. Der Stamm ist zusammengedrückt, bei den Ichneumoniden fest und 
hornig, oder wenigstens lederartig, bei den Pteromalinen und gewiss auch bei vielen Braconiden 
nur häutig, wie die Durchsichtigkeit unter dem Mikroskop schliefsen lässt. Die Lade, welche 
meistens ziemlich so gross ist, wie der Stamm, zuweilen auch kürzer erscheint, ist abgerundet- 
viereckig oder rundlich, am obern und innern Rande meist etwas wulstig, und trägt am Innen- 
rande einen Hautlappen, an die ähnliche Bildung bei den Blattwespen und selbst der Käfer er- 
innernd. Dieser umfasst in vielen Fällen (z. B. Taf. VO. Fig. 14e.) die Lade. Bei den Pteromalinen 
konnte ich dies nicht bemerken, und hier schien mir auch die Lade anders gebaut, da sie hier 
nach innen gehöhlt ist und die Lippe, wie für einen Saugapparat vorbereitend, umfasst (T. VIH. 
F. 1.). Die Taster sind durch Länge und Gliederzahl sehr verschieden: entweder ist nur ein ein- 
ziges Glied vorhanden (Eulophus), oder es sind deren 4 (T. VII. F. 6.), oder wohll5—6<T. VI, VID, 
was sonst besonders für Gattungsunterschiede gebraucht wurde. Das vorletzte Glied erhält in einer 
veränderten Ansicht oft eine ganz andere Form. Die Lippe sitzt allermeist auf einem hornigen 
Kinne und ist beinahe herzförmig, die Seitenflügel allermeist nach vorn (gegen die Taster) wen- 
dend und dadurch oft eine tütenförmige Höhlung bildend. Nach innen bildet sich dadurch eine 
Kante, hinter welcher noch ein Fortsatz liegt (T. VI. F.3d. von der Seite gesehen). Die Taster 
sind bald nur 1-gliedrig und sehr klein (T. VII. F. 1.), bald 3-, bald 4-gliedrig, welche letztere 
Zahl fast bei allen Ichneumoniden und Braconiden herrscht. Alle Mundtheile sind, mit Aus- 
nalıme einiger unbedeutenden Stellen, wie z. B. der Oberkieferspitzen, behaart, der innere Laden- 
lappen am Kürzesten (einige speciellere Angaben bei den Pteromalinen im Allgemeinen). 

Es bliebe uns nun nur noch der Runer übrig. Er dient am Seltensten bei der Bestim- 


er 


CuARAKTERISTIK. Runpr. ScuLPpTur. 5 


mung der Hauptabtheilungen und wird auch, was seine Form betrifft, mit Ausnahme von Pezoma- 
chus, Trogus, Hybothorax u. dergl. selbst bei den Arten wenig benutzt Desto wichtiger sind die 
später zu erwähnenden Farben desselben. Ihretwegen muss man mit seinen verschiedenen Ge- 
genden vertraut sein. Die einfachste Bildung sieht man bei den ungeflügelten Pezomachus 
(Taf. VII. F. 5.), indem hier zwischen Kopf und Hinterleibsstiel nur 3 Abschnitte sich finden, 
von denen der schmalste, dieht hinter dem Scheitelausschnitt liegende Prothorax ist [dessen hier 
nicht bemerkbare Unterseite (Collare) die Vorderbeine trägt], und die beiden folgenden gröfsern 
Mesothorax und Metathorax. Vergleicht man mit dieser Figur von Peromachus alle übrigen der- 
selben Tafel und von Taf. VL, z. B. die von Alysia auf Taf. VI, so erkennt man den schmalen 
Streifen hinter dem Kopfe leicht wieder für Prothoraxr (zuweilen Halskragen genannt), den 
nächstfolgenden hier 3lappig erscheinenden für Mesothorax und den an den Hinterleib reichen- 
den (hier stark punktirten) für Metathorax. Zwischen Meso- und Metathorax haben sich Theile 
eingefunden, welche bei Peromachus nieht sind, deren Entstehung daher von der Bildung der 
Flügel abhängig erscheint: das ist das, besonders bei der Gattung Trogus stark höckrig her- 
vorragende, bei Banchus dorntragende abgerundet-dreieckige Schildcehen (scufellum) und das 
hinter demselben liegende äufserst schmale, fadenförmige frenum. Da, wo die Flügelwurzel 
an den Mesothorax befestigt ist, liegt das Flügelschüppchen (Zegula, sguamula). 

Die ganze Unterseite bezeichnet man gewöhnlich mit dem Ausdrucke Brust, wie man die 
Unterseite des Hinterleibes Bauch nennt. 

Wir haben endlich von dieser Charakteristik der Form noch die der Oberfläche, d.h. 
die der Sculptur, Farben und Behaarung zu trennen. 

Die Scurprur gehört mit zu den wichtigsten Kennzeichen. Ihre Angabe wurde bisher bei 
Beschreibungen der Arten gar sehr vernachlässigt, obgleich man sie doch hier und da zur Be- 
stimmung von Gattungen benutzte. Grade bei den kleinsten Ichneumonen, bei welchen man sich 
oft vergebens nach sichern Kennzeichen der Farben u. A. umsieht, leistet einem oft die un- 
veränderliche Gegenwart oder Abwesenheit von einigen Pünktchen, die gröbere oder feinere Be- 
schaffenheit, diehterer oder sparsamerer Stand derselben u. dergl. die wichtigsten Dienste. Nur 
bei den grofsen Ichneumonen werden diese an einzelnen 'Theilen, namentlich am Metathorax, 
etwas veränderlicher, jedoch, wie es scheint, nur bei wenigen Arten (z. B. Tryphon). Sind 
kleine, wie mit der Nadel gestochene Eindrücke vorhanden, so nennt man sie Punkte und bei 
gröfserem Umfange Grübchen, und wenn sich diese gleichsam in die Höhe heben, Schüppchen. 
Sind kleine, gewundene, meistens sich verzweigende Hervorragungen von merklicher Längendi- 
mension, vorhanden, so heifsen sie Runzeln, bei gleichen Dimensionen nach mehreren Richtun- 
gen Höckerehen, Warzen, Narben. Mit den combinirten Ausdrücken runzlig-punktirt, 
warzig-punktirt, schuppig-punktirt u. dergl. kann man alle Mittelbildungen recht hübsch 
bezeichnen. Nadelrissig deutet recht hübsch eine Fläche an, die gleichsam von einer feinen 
Nadelspitze in dichten Reihen durchfurceht wurde. Gerieselt wäre ein noch feinerer Grad, be- 
sonders bei geschlängelter Form der kleinen Risse. Eine feine Hervorragung, welche isolirt und 
in grader Linie fortläuft, besonders in der Mittellinie eines Theils, heilst Kiel, sonst Leistchen. 
Werden durch solche Leistehen regelmäfsige 4-6-S-eckige Figuren eingeschlossen, so nennen wir 
sie Felder oder Schilder. Solche giebt es besonders auf dem Rücken des Metathorax, wel- 
cher überhaupt meist die wichtigsten Sculpturverschiedenheiten zeigt. Die grölste Zahl von Schil- 
dern, welche hier vorkommt, z. B. bei Mesochorus, ist 11: dann liegen 3 in der Mittellinie, das 
vorderste meist sehr klein und oft zweifelhaft, dann 3 zu jeder Seite und neben diesen nach au- 


6 ALLGEMEINER THEIL. 


aussen, d. h. in der Gegend des Luftloches, noch jederseits 1. Die beiden dann noch nach der 
Hüftenbasis hin liegenden werden nicht gerechnet. ; 

Auch die Seulpturen von Mesothorax und Hinterleib sind so wichtig, dals sie schon zur 
Bildung von Gattungen früher benutzt wurden, s. z. B. Ahyssa, Glypta, Polysphineta. 

Sehr dichte Seulptur pflegt eine Fläche matt, und sparsame oder fehlende glänzend oder 
stark glänzend zu machen. 

Die Firgen sind weit weniger werth, da sie selten beständig sind. Je bunter die Farben, 
desto mehr variiren sie, je einfacher, desto eonstanter erhalten sie diesen Charakter der Einfach- 
heit. Bei den metallischen Farben weils man öfters nicht, ob man blau, grün, oder röthlich sa- 
gen soll. Dennoch kann man der Farben bei den Beschreibungen nicht entbehren, ja man ist 
öfters, in Ermangelung andrer Merkmale, genöthigt, Seetionen danach zu bilden, wobei man, so 
gut man kann, der bekannten Ausnahmen erwähnt. Wo man aber nicht recht sicher ist, 
sehe man alle Seetionen nach dem zu bestimmenden Thiere durch. Die Farbe des Rand- 
mals, wo es vorhanden ist, pflegt sehr eonstant zu sein, auch in vielen Fällen sind die hüb- 
schen Flügelflecken ständig. Gewisse Theile haben fast überall übereinstimmende Farben, so 
sind z. B. die Augen, die Spitzen der Oberkiefer und das Endglied der Tarsen, auch die Klap- 
pen des Bohrers ganz oder zum Theile dunkel, meist auch das Flügelgeäder. Wenn an den Bei- 
nen dunkle Farben vorkommen, so treten sie gewils immer zuerst an den Hinterbeinen, später 
dann auch an den mittlern, besonders an den 'Tarsen und Schienen, später auch an den Schen- 
keln, auf, und hier wieder eher am Ende, als an der Basis, obwohl die Schienenbasis dann auch 
gewöhnlich einen schmalen dunklen Ring hat, wenn auch gleich darauf ein weilser Ring folgt. 
Die Vorderbeine erhalten sich am Längsten hell und sind, wenn alle Beine hell sind, oft wieder 
die hellsten. Es mufs diefs mit Bildungsgesetzen zusammenhangen. Einzelne Dunkelheiten tin- 
den sich am Liebsten an der Aufsenseite der Beine und an der Oberseite der Fühler, bei den 
geknieten mehr an der Geifsel, als am Schafte, wahrscheinlich, weil diese Gegenden während des 
Puppenzustandes schon dem Lichte mehr ausgesetzt waren. 

Die Benaarung wird selten bei Beschreibungen genannt. Ein seltner Mangel an Haaren 
findet sich als Wiederholung der Erscheinung bei den Ameisen an den Flügellosen, wie z. B. 
bei Pezomachus, während beim Auftreten der kleinsten Stumpfe in derselben Gattung gleich 
deutliche Haare da sind. 

Die Grösse variirt bei den Ichneumonen eben so sehr, wie bei andern Hymenopteren, be- 
sonders den Holzwespen; bei einigen Arten der grolsen, wie z. B. Pimpla examinator geht es 
ins Unglaubliche, indem Stücke von 6‘ und wiederum andre von 2%‘, ja wie Gravenhorst 
angiebt, von 17,“ Länge vorkommen! Bei den Ichneumonen scheint dazu besondre Veranlassung 
in der Verschiedenheit der Wohnungsthiere einiger zu liegen (s. 7. Abschnitt am Ende). Indes- 
sen ist doch meist eine gewisse Grölse herrschend, und die Extreme sind Ausnahmen. Die 
Gröfse der einzelnen Theile, wie z. B. der Fühler, des Hinterleibes, bestimmt man selten abso- 
lut, sondern mehr relativ, indem man sie mit der Länge des ganzen Körpers odes des Rumpfes 
und Kopfes u. s. f. vergleicht. 

Die GeschLecHTer unterscheiden sich auf sehr verschiedene Weise. Am besten erkennt man 
sie an dem Hinterleibe, welcher beim $ auf der Rücken- und Bauchseite gleiehviel Ringe, beim 
2 aber am Bauche 1 Ring weniger hat, der auch nach der verschiedenen Bestimmung beim & 
schmächtiger, dünner, beim 2 untersetzter und dicker ist. Den penis der $ bemerkt man entwe- 
der schon so, oder man kann ihn leicht hervordrücken. 

Wo ein hervorragender Legebohrer ist, gebrauchen wir kein andres Kennzeichen, und wo er 


ÜCHARAKTERISTIK. LARVE. 7 


versteckt ist, kann man ihn leicht durch einen Druck hervortreiben. Oft geben auch die Fühler 
hübsche Merkmale, indem sie im Allgemeinen beim $ länger sind, und bei den einzelnen Abtheilun- 
gen noch besondre Kennzeichen abgeben, z. B. schöne Kammstrahlen haben (s. Pteromalinen im 
Allgemeinen). Wenn auch nicht immer bedeutende Farbenverschiedenheiten vorhanden sind, so 
finden sich doch meist einige freundlichere, lebhaftere Zeichnungen beim $ am Gesicht, an der 
Unterseite der beiden ersten Fühlerglieder, am Flügelschüppchen und in der Gegend desselben, 
an den Vorderbeinen, besonders der Basis derselben und bei den Pteromalinen auch häufig ein 
Hinterleibsgürtel oder Fleck. Bei denen mit verstümmelten oder fehlenden Flügeln bekommen 
die $ am Ersten welche. 

Die Seulptur bleibt in der Regel bei beiden Geschlechtern dieselbe und ist daher wieder ein 
treflliches Hülfsmittel, die verschieden aussehenden Gatten zusammenzubringen. 

In der Regel finden sich auch bei den Ichneumonen unter den & die kleinsten Individuen, 
und wenn es bei manchen Arten unsrer Sammlungen umgekehrt zu seyn scheint, so muls man 
dies für Zufall halten. 

Dessenungeachtet kommt man zuweilen in Verlegenheit, das eine oder andre Geschlecht zu- 
sammenzufinden, indem sich im Aeulsern durchaus keine Unähnlichkeit der Individuen zeigt, wie 
z. B. Metopius, ja es sind sogar schon $ und 2 verwechselt worden (s. die Ichneumoniden). 
Bei der Gattung J/chneumon kann man bei flüchtiger Betrachtung die $ wegen der bohrerartig 
hervorragenden Ruthenklappen für 2 halten. 

Die Larven der Ichneumonen bieten weniger Abwechselung, als in andern so grolsen In- 
seetengruppen. Sie sind sämmtlich gestreckt, walzig, an beiden Enden verschmälert (linien-lan- 
zettförmig), sehr weich, fufslos (sind also Maden in der Volkssprache), haben 12 Leibesringe und 
einen Kopftheil. So habe ich schon früher (über Entmickelung der Hymenopteren-Larven in Nov. 
Act. Academ. Caesar. Leopold. Carol. Vol. XVI.P. I. ». 150.) den vordersten, rundlichen Abschnitt 
genannt, welcher, weil er keine Augen hat, nur als ein Theil des Kopfes erscheint, und so sehe 
ich die Sache auch noch jetzt an*). Die Farbe des Leibes ist allermeist ein etwas gelbwer- 
dendes Weils, selten rein gelb (wie z. B. bei Banchus s. dort). Von Haarbildung findet sich. 
sonderbar genug, höchst selten eine Spur, und nur einmal habe ich behaarte Larven in Eichen- 
blatt-Galläpfeln gefunden, welche wahrscheinlich Ichneumonen angehörten. Die Haarlosigkeit 
mufs hier nothwendig ein physiologisches Moment abgeben und ihre Erklärung in der eigenthüm- 
lichen Entwickelung der Larve finden. Luftlöcher sind, wie bei allen mir bekannten Larven, 9 
Paare vorhanden: der 2. und 3. Ring hat kein Stigma; der Hauptstrang der Tracheen tritt hier 
nach innen und kann von aufsen nicht durchscheinend gesehen werden. Am Kopftheile finden 
sich die meisten Verschiedenheiten, wie ich bei Mierogaster, Anomalon u. A. beschrieben und 
abgebildet habe **). Verschiedenheiten des Körpers werden sich auch mehr finden, sobald wir 


*) Die Augen sieht man bei der Verpuppung in der Gegend des Isten Leibesringes entstehen, so dafs Kopftheil 
und I Ring zusammen dem Kopfe andrer Larven entsprechen. Hr. Westwood (Introduet. Vol. II. p. 14S$u. 226) meint, 
er habe die Sache früher eben so angesehen, sei bei genauerer Untersuchung aber doch zu der Ansicht gekommen, dafs 
bei der in der Larven-Haut eingeschlossenen Puppe eine andre Lagerung der Theile eingetreten sei. Indessen kann 
ich nicht davon abgehen, dass die Abschnitte der Puppe gewissen Abschnitten der Larve eorrespon- 
diren. Man darf nicht die fertige Puppe betrachten, welche oft, besonders im Weingeist, sich vollkommen von der 
umschliefsenden Larvenhaut löst und in einem verkürzten Zustande darin schwebt; sondern man mufs die Beobachtung 
mit dem ersten Durchscheinen der Augen beginnen. Dann ist gewils noch keine Trennung denkbar, sondern die Theile 
der Puppe (zuerst Beine und Flügel) entwickeln sich allmälig in Absätzen aus den Larvenringen. 

**) Hr. Hartig schlägt an einer Stelle, ich erinnere mich nicht gleich, wo, vor, die nach der Häutung der Lar- 
ven zurückgebliebenen Schädeltheile zu sammeln und danach die Mundtheile zu bestimmen. Manche Formen, wie die 


8 ALLGEMEINER TuEıL 


die Entwickelung von mehreren kennen. Die beiden bis jetzt in dieser Hinsicht allein bekann- 
ten (Mierogaster und Anomalon) zeigen dies zur Genüge (S. auch 3ten Abschnitt von der Ent- 
stehung und Entwickelung). Die Larven sind sehr beweglich und schieben sich durch Ausdeh- 
nung und Zusammenziehung ihrer Ringe leicht fort, weshalb man sie in engen Räumen, die man 
eröffnet, schwer erhalten kann. Alles übrige sich hier Anschliefsende gehört in die Abschnitte 
von der Entwickelung der Ichneumonenbrut und der Belästigung der Wirthe durch dieselben. 

Die Purre erlangt, wie bei allen Insectis metabolis, erst alle Theile der Wespe. Diese 
liegen eben so bewundernswürdig regelmälsig, wie bei allen übrigen Inseeten und ähneln 
den Käferpuppen am Meisten wegen ihrer Weifse, Zartheit und Weiche und der Durchsichtig- 
keit ihrer Haut. Ich habe aus den verschiedensten Abtheilungen (Braconen, Ichneumoniden und 
Pteromalinen) Puppen gehabt, es aber nie anders gefunden. Sollte sich Hrn. Hartig’s (Blatt- und 
Holzwesp. p. 1.) Bemerkung „in einzelnen Fällen derbhäutig, wie die Puppen der Schmetter- 
linge (Xorides, Eurytoma)‘“ nicht auf eine vorgerücktere Zeit des Puppenstadiums beziehen, 
in welcher die Puppen immer fester und dunkler werden? Um die Lagerung der Glieder an der 
Puppe zu zeigen, habe ich einige Repräsentanten aus verschiedenen Abtheilungen gewählt und 
auf Taf. IX. Fig. 5, 9, 21, 22 und 31. dargestellt. Sie sind eben so unbehaart, wie die Larven. 
Besonders überraschend ist die Lage des Bohrers am Rücken (Fig. 9.). Ausführlichere Beschrei- 
bungen finden sich bei Pimpla, Anomalon, Mierogaster und Pteromalus. Ich habe früher (Nov. 
Act. Leop. Vol. XVI. P. 1.) beobachtet, dafs gewisse Puppen (z. B. Hemiteles luteolator) in ge- 
krümmter Stellung liegen. Hr. Westwood (Introduet. 149.) knüpft daran die Vermuthung, dafs 
dies wohl bei allen denen der Fall sein möchte, welche beim Eierlegen den Hinterleib zwischen 
den Vorderbeinen durchschieben. 

Die Ichneumonenlarven, nur mit Ausnahme der meisten Pteromalinen, spinnen sich, ehe sie 
zur Verpuppung schreiten, eine Hülle. Diese ist von sehr verschiedener Beschaffenheit, bald nur 
dünn und unvollständig, wie bei den in den Puppen ihrer Wirthe sich verpuppenden (s. Anoma- 
Zon), bald überall vollständig geschlossen und dann bald mehr wattenartig weich und weils, wie 
bei den meisten, besonders dicht an der todten Raupe sich verspinnenden, bald fester und rigider 
und von dunklerer Färbung, wie bei Banchus und Ophion. Die Form ist meistens gestreckter, 
als die bekannte Form der Lophyren-Tönnchen, oft wie aus 2 mit ihrer Grundfläche an einan- 
der gelegten Kegeln zusammengesetzt, oder gerstenkornförmig, zuweilen diesen Lophyrentönnchen 
äufserst ähnlich wie z. B. bei Ophion. Das Gespinnst ist entweder durchweg von gleicher Farbe, 
oder das Innere und eine Zone oder mehrere um das Tönnchen herum sind anders gefärbt (s. 
Ophion merdarius) [s. desshalb auch Reaumur I. 435... Ganz grüne Tönnehen dürften wohl 
die allerseltensten sein (Mesochorus brevipetiolatus). 

Die meisten Cocons liegen in oder dicht an dem Wohnungsthiere; zuweilen liegen sie aber 
entfernt von demselben (Banchus, Ophion), oder sie hangen frei an Zweigen und Blättern (Pe- 
rilitus unieolor). Reaumur (Memoires T. II. p. 450.) beobachtete schon die sonderbaren han- 
genden, springenden zarten Tönnchen. ? 

Alle Ureinwohner dieser Tönnchen eröffnen sie bei ihrem Ausfliegen, indem sie einen grös- 
sern Deckel am Ende oder auch noch einige Spähne dazu ausschneiden; die Schmarotzer-Schmarotzer 
aber bahnen sich nur eine ganz kleine Oeffnung an der Seite des Cocons, eben so, wie alle 
Schmarotzer, wenn sie den Cocon ihres pflanzenfressenden Wirthes verlassen, nur ein sehr klei- 


der Oberkiefer, Taster, Fühler, erhalten sich wohl so, aber die weichern Theile sind eingeschrumpft und geben kein 
treues Bild mehr. 


ENTSTEHUNG UND ENTWICRELUNG DES InDivipouuns. 9 


nes Loch machen, wodurch z. B. die von der Blattwespe oder von einem Ichneumon eröffneten 
Blattwespentönnchen so leicht zu unterscheiden sind. 

Die Eırr sind, so viel wir davon wissen, in dem Abschnitte von der Entwickelung be- 
schrieben. 

Der Korn ist ganz dünnflüssig oder krümlig (s. bei Anomalon und Eulophus). 


DRITTER ABSCHNITT. 


Entstehung und Entwickelung des Individuums. 


Wir beginnen mit der Begattung. Im Freien ist es gewils sehr schwer, diese zu beob- 
achten, woher auch wohl Gravenhorsts, des vielerfahrenen Ichneumonen - Kenners Klage rührt, 
dafs er sie, obgleich ihm 100,000 lebende Ichneumonen vorgekommen seien (lehneumonolog. 1. 98.), 
nie zusehen Gelegenheit gefunden habe. Im Zwinger habe ich sie sehr oft mit angesehen und sie 
z.B. bei Eneyrtus Lophyrorum, Pimpla Mussii und Pudibundae (s. Pimpla Allgem.) u. A. genau be- 
schrieben; auch findet sich bei den ältern besonders getreu bei De Geer Gesch. 1. 3. p. 174. die 
Begattung von Paniscus testaceus geschildert. Sie hat wegen der Lebendigkeit der Thiere, die sie 
dabei entwickeln, und wegen der sonderbaren Bewegungen manches Eigenthümliehe. Wie viel Zeit 
von der Begattung bis zum Ablegen der Eier vergeht, ist noch unbekannt (s.5. Abschnitt). Auch 
über die nach der Begattung eintretende Entwickelung der Eier ist es schwer, Erfahrungen zu 
sammeln, weil die Thierchen im Zwinger gar zu schnell sterben und im Freien die Verfolgung 
der befruchteten Individuen ganz unmöglich wird. 

Indessen kennen wir doch Einen Vorgang, wahrscheinlich auch den interessantesten, den es 
giebt. Das ist das Hervortreten gestielter Eier aus dem Eileiter und das längere Verweilen und 
die erste Entwickelung derselben unter dem Bauche einiger Ichneumonen. Bonnet und De Geer 
haben dieser Erscheinung schon ausführlich gedacht und neuerlich sind unsre Blicke wieder auf 
dieselbe gerichtet worden. Jene ersten Entdecker nahmen sie wahr bei Paniseus testaceus ®), 
und Gravenhorst und Hartig wiesen sie bei Tryphonen, jedoch nicht forstlich wichtigen, nach. 
Wahrscheinlich kommt sie aber auch bei Ophionen und noch andern Ichneumonen vor, wenig- 
stens redet Hr. Hartig vorübergehend (Jahresber. lahrg. 1. p. 210.) von gestielten glänzend schwar- 
zen Eiern auch bei Exenterus, und schwarzen mit schwarzen Dornen dicht besetzten Stieleiern bei 
einem Pteromalus. Ich selbst habe vor langen Jahren, ehe mir die Sache noch in ihrer ganzen Wich- 
tigkeit erschien, bei mehreren Pteromalinen Spuren der gestielten Eischale an kleinen Lärvehen ge- 
sehen. Der am Schlusse von Pteromalus Boucheanus erwähnte sonderbare Körper war gewils ein 
Ei dieses Thiers (s. dort... Das meiste Interesse erregen wieder die Tryphonen, weil bei ihnen 
die Eier in Form von kleinen vielbeerigen Trauben am Ende des Bauches sitzen. Ein jeder, 
welcher diese Thierchen etwas fleifsig gesammelt hat, wird bei der einen oder andern Art, wenn 
er seine Sammlung durehmustert, in der Aftergegend, da wo der Bohrer liegt, eine krümliche 
Substanz entdecken. Betrachtet er sie nur mit einer gewöhnlichen Lupe, so sieht er, dafs es 
rundliche oder. birnförmige Körperchen sind, welche, wenn sie von der Mutter getrennt werden, 


*) Nach Gravenhorsts Deutung soll der De G&ersche Ichneumon Ophion luteus gewesen sein. Hr. Hartig 
(Wiegmanns Archiv für Naturgesch. Jahrg. 3. p. 153.) erhebt dagegen gegründete Zweifel und läfst die Wahl zwi- 
schen Paniscus testaceus und Mesoleptus testaceus. Mir scheint, wenn ich die De G&ersche Abbildung betrachte 
(Th. 2. Taf. 29. Fig. 16, 17.) und seine Beschreibung vergleiche, kein Zweifel zu bleiben, dafs hier Paniscus testaceus 
gemeint sei. 


2 


10 ALLGEMEINER TaEıL. 


kleine Stiele haben, die sich entweder an dem Ende selbst oder etwas oberhalb desselben inse- 
riren. Sind ihrer sehr viele — sie sitzen hier 20—830 zusammen —, so wenden sie sich, wahr- 
scheinlich um Raum zu gewinnen, nach allen Seiten, so dafs sie vor den Bauchrändern hervor- 
ragen und auch nach vorn oft bis zur Mitte des Bauches reichen. Es sind theils Eier, theils 
mehr oder weniger entwickelte Embryonen, welche mit dem an der Basis verdickten Stielchen 
in und an dem Eileiter der Mutter befestigt sind und wahrscheinlich nur auf eine günstige Ge- 
legenheit warten, aus ihrer Gefangenschaft befreit zu werden, d. h. auf eine der Mutter in den 
Weg kommende Raupe, an welche sie ihre Brut absetzen kann. Das wie? ist noch ein agen- 
dum. Hr. Hartig (. !. p. 1506.) hat diese kleinen Wesen beschrieben und abgebildet. Der Stiel 
und der knopfartige Fufs desselben besteht aus einer derben Haut, welche sich auch um die das 
eigentliche Ei umschliefsende Schale fortsetzt, deren Membran Hr. Hartig bei halbem Lichte 
unter dem Mikroskop panzerartig geschuppt gesehen hat. Die Membran des inwendig gelagerten 
eiförmigen Eies wird später zur Larvenhaut und schon vor dem Zerplatzen der Eischale bemerkt 
man am obern abgerundeten Ende die allmälige Entwickelung der hornigen Kopfhaut. Nach dem 
Platzen der Eischale sieht die Larve mit ihrem grofsen schwarzen hornigen Kopfe aus der Spalte 
hervor und sitzt mit dem übrigen Theile des Körpers, wie in einer Schale, welche ihr auch noch 
später, wenn sie schon ihren Wirth gefunden hat, verbleibt. Dieser Kopf ist das Eigen- 
thümliehste an der ganzen Larve, indem er über %, der ganzen Körperlänge ausmacht, einen bis 
zum Hinterhauptsrande reichenden schmalen Kopfschild hat und, nicht wie gewöhnlich, einen 
stumpfen Winkel mit der Brust bildet, woher eben die übergebogene, vorher erwähnte Lage in 
den Trauben am Bauche der Mutter rührt. Auch die Lage der Luftlöcher auf dem Rücken des 
Isten Ringes, dicht hinter dem Schädelrande, welche Hr. Hartig im Leben beobachtet zu 
haben scheint, ist sehr eigenthümlich. Eine höchst merkwürdige Stelle findet sich bei Curtis 
(Brit. Entomologie Vol. IX. t. 399). An Tryphon varitarsus Grv., demselben, an welchem Gra- 
venhorst schon äusserlich Eiertrauben beobachtet hatte, wurden 18 Lärvehen lebend bemerkt. 
Ihre Mundhaut war in fortwährender Erweiterung und Verengerung begriffen, und die Oberkiefer 
öffneten und schlossen sich, ja die ältesten von diesen Lärvehen machten sich darüber her und 
verzehrten ihre Nachbaren, so däfs nur die Haut übrig blieb. Sonst zeigten sie kein Lebens- 
zeichen, weil sie am Eileiter befestigt waren; wurden sie aber davon losgemacht, was selten 
ohne Verletzungen abging, so zeigten sie eine kleine springende Bewegung (a slight jerking 
motion). 

Bei den Tryphonen, ‘welche keine solche Eiertrauben haben, findet man, eben so, wie bei 
Sphinetus, Paniscus, immer nur ein einzelnes Ei in dem merklich hervorragenden Eileiter. Hr. 
Hartig dl. 1. p. 155.) hat vorgeschlagen, zwei eigene Gattungen, Polyblastus und Monoblastus 
auf diese Verschiedenheit der Eier-Gruppirung zu gründen (s. das Allgem. von Tryphon). 

Reaumur (Memoires T. VI. p. 306.) beschreibt und zeichnet „une espece de rouleau de ma- 
tiere blanche‘“, welche er unter der Lupe aus der Bohrerspitze eines langschwänzigen Ichneu- 
mons (wahrscheinlich Mesostenus gladiator), den er beim Stechen und Legen traf, gedrückt 225 
Wahrscheinlich ist dies das Ei gewesen. 

Das Weibchen muss doch Gelegenheit und Zeit finden, die Eier stark an die Raupen zu be- 
festigen; denn De Ge£er (2. 1. p. 171.) erzählt uns, er habe an der leeren Raupenhaut von Har- 
pyia Vinula die Eierstielchen so tief in die Haut gepflanzt gefunden, dass er sie nicht habe ab- 
ziehen können, ohne zugleich ein Stükchen Haut mit abzureilsen. Nothwendig mag eine solche 
Befestigung wohl an den sehr unruhigen Afterraupen, an welchen wahrscheinlich die meisten 
Tryphonen wohnen, sowie an den mit der Gabel sich wehrenden Gabelschwänzen sein, wenn 


EnTSTEHUNG UND ENTWICRELUNG DES Inpiviouuns. 1 


das Ei und das daraus hervorgehende Lärvchen nicht gleich oder durch die später erfolgende 
Häutung wieder angestolsen werden soll. Sobald die Raupen sich versponnen haben, hat es 
keine Noth mehr damit. Daher habe ich auch an den zahlreichen Kiefern-Afterraupen, welche ich 
innerhalb ihres Tönnchens mit den sich fest anschmiegenden Tryphonenlarven besetzt fand (s. das 
Allgem. von Tryphon), weder Stiel noch Eischale an deren Larven bemerkt, während doch wahr- 
scheinlich beides zur Zeit, als sie noch frei auf den Bäumen safsen, vorhanden gewesen ist. Wo 
bleiben diese Reste aber? 

Fragen wir, warum diese Art der Eierbefestigung nicht sämmtliche Ichneumonen haben, so 
könnten wir darauf mit ziemlicher Bestimmtheit antworten: Die einen gebrauchen sie nicht, weil 
sie im Raupenkörper leben, und die andern kommen nicht in Gefahr, abgestreift zu werden, 
weil sie an die eng eingeschlossene Larve (z. B. bei manchen Blattwespen, sämmtlichen Gall- 
wespen und dergl.) oder an sehr kranke und matte Raupen (s. den von mir an Pimpla favipes 
beobachteten Fall) abgelegt werden (s. 6. Abschnitt). 

Wir sind also schon so weit, dals wir eine dreifach verschiedene Unterbringung der Ichneu- 
moneneier kennen: sie sitzen entweder fest an dem Wohnungsthiere, oder sie kleben lose an 
demselben oder in seiner Umgegend, oder sie werden in dasselbe hineingeschoben. 

Der Act des Eierlegens wurde bisher nur äufserst sparsam beobachtet und ich kann mir es 
auch erklären, warum frühere Schriftsteller wenig oder gar nicht davon redeten, und viele Oberför- 
ster, wenn sie es ehrlich gestehen, nichts davon sahen, wenn sie auch oft genug Raupen im 
Reviere hatten. Ich habe oft stundenlang Exeursionen gemacht, blofs um diesen Act zu belau- 
schen, und ieh bin sehr oft unbefriedigt wieder heimgekehrt. Waren Raupen genug da, so 
fehlte es an Ichneumonen , und kam auch einer seines Weges und berührte er auch wirklich die 
Raupe, so zog er sich selmell wieder zurück, wahrscheinlich weil es nicht die ihm angewiesene 
Art oder nicht der gehörige Zustand (s. 8. Abschnitt) war, oder er eine Puppe und keine Larve 
verlangte u. dergl. Ein anderes Mal fand ich wieder die Ichneumonen lustig auf Blättern und 
Zweigen sich tummeln, aber es waren weder Eier, noch Larven, noch Puppen zugegen. Der 
Ichneumon mufs wenig Witterung von seiner Beute haben und von der Gegenwart derselben erst 
benachrichtigt werden, wenn er mit den Fühlern dicht daran ist; denn zum blofsen Vergnügen 
kann er es nicht treiben, wenn er stundenlang mit seinen vibrirenden Fühlern herumtastet und 
oft Blatt für Blatt, manches Mal sowohl Ober- wie Unterseite absucht. Nur in einem Falle 
wurde der Zweck unglaublich schnell erreicht (s. Pimpla Allgem.). Am Ersten gelangt man 
noch zum Ziele, wenn man auf die kleinsten Thierchen Obacht giebt, wobei nun aber wieder 
eben die geringe Gröfse diese 'Thierchen der Beobachtung entzieht. Sie sind viel träger beim 
Ablegen, als die grolsen, und gebrauchen ganze Stunden, ja selbst mehrere Tage, um ihre Arbeit 
vollständig zu verrichten (s. Pteromalus Puparum, Teleas terebrans). 

Hat man das Glück, zur reehten Stunde zu kommen, so findet man in der Beobachtung des 
ganzen Vorganges auch reichlich Entschädigung für die durch vergebliches Suchen verlornen 
Stunden. Besonders belehrt und belustigt der Angriff des Thieres und das Wehren und Sträu- 
ben der Angegriflenen. Einige zeigen sich dabei als Helden; sie benehmen sich mit grofser Kühn- 
heit und: scheinen in Wuth zu gerathen, 2. B. Pimpla examinator (s. d. Allgem. v. Pimpla). Hr. 
Wagenschieber erzählte mir, dals beim Abklopfen einer Eiche eine Spannerraupe in den Schirm 
gefallen sei, an welcher der stechende Ichneumon noch fest sals. Andere (z. B. Aphidius aphidi- 
vorus) gehen wieder sehr vorsichtig und schüchtern zu Werke, und es giebt eine sehr komische 
Scene, wenn der Angrifl grade auf recht schwache Thierchen gemünzt ist, welche sich blofs durch 
Hin- und Herwedeln des Hintertheils vertheidigen können, wie die Blattläuse (Ss. Aphidius). 

2* 


12 ALLGEMEINER TAEIL. 


Im Ganzen habe ich solche Scenen etwa 10—12mal beobachtet und glücklicher Weise sowohl 
bei Ichneumoniden, wie bei Braconiden und Pteromalinen, sowohl an Larven und Puppen, wie an 
Eiern der Wohnungsthiere. Man sehe defshalb z. B. nach: Pieromalus Puparum, Teleas 
terebrans und das Allgemeine von Pimpla, Torymus und Mierogaster. Den Bohrer setzen ver- 
schiedene auf verschiedene Weise an, auch bleiben die Klappen bald beim Bohrer, bald legen sie 
sich während des Eindringens des Bohrers nach hinten in ihre gewöhnliche Stellung, wie dies 
auch Reaumur beobachtete (s. Mesostenus gladiator). 

Hr. Westwood (Introd. Vol. I. p. 140.) beschreibt ebenfalls den Stich von mehreren Ich- 
neumonen, jedoch ohne Angabe der Species. Auch bildet er einen kleinen Ichneumon ab, wel- 
cher mit zwischen den Vorderbeinen vorgestreektem Hinterleibe eben eine Syrplnsiikiee an- 
sticht; er meint, dafs die Ichneumonen mit verstecktem Bohrer es wohl meist so machen würden. 
Mein Aphidius benahm sich grade so, wie es jene Abbildung zeigt. Y 

Es versteht sich von selbst, dafs der Bohrer nur zum Ablegen der Eier da ist, und nur sel- 
ten (wie z. B. bei Paniscus, einigen Ichneumonen u. A.) zum Verwunden der menschlichen Hand 
gebraucht werden kann. Ueber seinen Bau ist schon in dem Abschnitt von der Charakteristik 
gesprochen. Indem die beiden bei den langschwänzigen, 3seitig prismatisch gebauten, am Ende ge- 
sägten Borsten sich beim Durchsägen der Larven- oder Puppenhaut innerhalb der Hornrinne bewe- 
gen, bleibt nur ein sehr kleiner Raum zwischen ihnen und dem Futterale, durch welchen das Ei, 
welches wahrscheinlich durch das Sägen fortgeschoben wird, sich durehdrängen muls. Seine 
Länge steht gewifs immer mit dem gröfsern oder geringern Versteck der Wohnungsthiere in Be- 
ziehung. Larven, welche im Holze, in Gallen, in Zapfen u. s. f. stecken, haben immer lang- 
schwänzige Ichneumonen, besonders aus den Gattungen Ephialtes, Rhyssa, Bracon, Torymus u. 8. f. 
zu Verfolgern, und wenn man wiederum einen Jchneumon, Tryphon, Pteromalus, Teleas u. s. f. 
findet, so kann man aus der Unsichtbarkeit seines Bohrers schon schliefsen, dafs er auf frei 
lebende Larven oder Eier angewiesen ist. Zu den Puppenangriffen und wahrscheinlich auch meist 
zum Belegen haariger Raupen scheint meist ein mäfsig langer Bohrer erforderlich zu sein, weil 
die Puppen doch häufig von Gespinnst umgeben sind, und, wenn sie auch nackt sind, ihre glatte 
Oberfläche doch einen festern Ansatz nothwendig macht. 

Oft mag der Ichneumon auch über die Anwesenheit oder über den Ort des Wirthes getäuscht 
werden und seine Arbeit vergeblich verrichten. Hr. Westwood (Introduet. 11. 141.) erzählt, er 
habe eine Pimpla stechen BEER es seien aber in dem trocknen Holze nachher nur Gänge mit 
Wurmmehl zu finden gewesen. Siehe defshalb auch Torymus. 

Das Wunderbarste der Art erfahren wir wiederum durch Hrn. Westwood (!. I. p. 142.). 
Es soll nemlich Agriotypus armatus an den Ufern des Clyde, neben den Felsen, bis zu ansehnlicher 
Tiefe tauchen, wohl 10 Minuten lang wegbleiben, dann heraufkommen und wieder untertauchen, 
wahrscheinlich um Wasserlarven anzustechen. 

Gehen wir nun an die Entwiekelung der Brut in oder an ihren Wirthen. Wenn 
ich bedenke, dafs man bisher davon nicht mehr gewufst hat, als dafs die Ichneumonenlarven vom 
Fettkörper leben und dafs sie sich in ihren Wirthen verpuppen oder sich vorher daraus hervor- 
fressen; so darf ich froh sein, wenigstens in einigen Fällen erfahren zu haben, wie sie in und 
an ihren Wirthen zehren und welchen merkwürdigen Veränderungen sie dabei unterliegen. 
Sehr mühsam sind diese Untersuchungen natürlich auch, indem man schon eine geraume Zeit 
dazu gebraucht, um die Identität der Larven unter einander und mit den imaginibus auszumitteln. 
Man mufs dazu Hunderte von Raupen und Puppen derselben Art Wochen und Monate lang zur 
Hand haben, denn eine jede reicht, da man sie tödten muls, nur zu Einer Beobachtung hin. Die 


ENTSTEHUNG UND ENTWICRELUNG DES Inpivinuuns. 13 
lohnendsten Untersuchungen der Art, welche ich vornahm, waren die an Raupen und Puppen der 
Bombyx Pini. Ich habe in diesen Anomalon eircumflexum fast vom Ei an — das Ablegen selbst 
konnte ich leider nie zu sehen bekommen — bis zur Vollendung der Wespe in der Puppe des 
Falters verfolgt (s. das Allgem. von Anomalon). Zunächst boten mir Mierogaster nemorum in der 
Kienraupe die belehrendsteu Erscheinungen, und dann habe ich auch Pimpla flavipes an 'ster- 
benden Raupen der guadra vom Ei bis zur Wespe verfolgt und ziemlich zusammenhangende Beob- 
achtungen bei Tryphon, Phygadeuon, Ophion und Pteromalus u. A. anstellen können. 

Das erste, was ich aus meinen Resultaten hervorheben mufs, ist, dafs die Schmarotzer nicht 
den Fettkörper ihrer Wirthe angreifen, wenigstens nicht in den von mir beobachteten Fällen, 
wahrscheinlich aber auch in keinem einzigen; denn die Eierfresser werden sich auch wohl mit 
Flüssigkeit begnügen, weil sie gleich, nachdem die Eier abgelegt sind, in dieselben hineinkom- 
men. Esist unbegreiflich, wie diese Annahme allgemein bisher hat Wurzel fassen können. Schon 
die bekannte Erscheinung, dafs viele Schmarotzer nur auswendig an der Raupe saugen und nie in 
das Innere derselben dringen, hätte zu der Annahme führen müssen, dafs die Ichneumonenlarven 
nur feine Nahrung, nur Flüssigkeit gebrauchen können. Bei den Puppenfressern (z. B. vielen 
Pimplen, Pteromalen, Eulophen, möchte es zwar scheinen, als zerfrälsen sie nicht blofs den Fett- 
körper der Puppe, sondern auch noch andere Theile, weil man nemlich nach vollendeter Entwicke- 
lung der Schmarotzer die Puppe fast ganz leer findet. Wahrscheinhich geht es aber dabei ganz 
auf dieselbe Weise her, wie ich das Schwinden der Schmetterlingspuppe in Folge des Druckes 
des wachsenden Anomalon beobachtet habe (s. dort). 

Nach der Betrachtung der Ernährungsweise der Schmarotzerlarven, welche im 6. Ab- 
schnitt noch in anderer Beziehung ausführlicher erörtert ist, wäre wohl das Wichtigste und bis- 
her ganz unbekannt Gebliebene die mit ihnen vorgehende Gestaltveränderung. Sie ist nach 
den verschiedenen Phasen genau bei Mierogaster und Anomalon beschrieben und ich darf hier 
auch nur wieder die Hauptmomente zusammenfassen. Es dürfte sich kaum in irgend einer andern 
Abtheilung von Inseeten so viel Gelegenheit zu biologischen und physiologischen Beobachtungen 
finden, wie in der der Ichneumonen. Kaum ist der Uebergang von der Larve zur Puppe irgend 
eines Insects interessanter, als der Uebergang der eben ausgeschlüpften Larve his zu der verpup- 
pungsfähigen eines Anomalon. Man sieht hier, dafs ein eigenes Organ, der Schwanz, schwindet, 
man sieht, wie die Tracheen allmälich sich entwickeln, man sieht, wie der Bildungssack, in wel- 
chem die Larve lange gefangen gehalten wurde, reilst, und bewundert die Gröfse der berechnen- 
den Natur, wenn man bemerkt, wie die Ausbildung der Mundtheile sich nach dem jedesmaligen 
Bedürfnils der Larve ändert. Bei Anomalon sind die Mundtheile in den früheren in dem Bildungs- 
sacke verlebten Stadien derLarve am Kräftigsten und werden zuletzt schwächer, weil die Larve 
ihren Wohnort vor der Verpuppung nicht verläfst, während es bei Microgaster umgekehrt ist. 
Hier ist der ganze Mund anfänglich nur aus 4 zarten Wärzchen gebildet, denn das Thierchen 
braucht nur zu saugen; es bekommt zuletzt aber tüchtige Zangen, weil es sich nun aus sei- 
ner Wohnung herausbeifsen mufs. Man glaubt sich in eine Zauberwelt versetzt zu sehen. Man 
freut sich, wenn noch das kleine Völkchen der Larven im Innern der Raupe beisammen sitzt, 
über ihre Glätte und Geschmeidigkeit, ist aber auch zugleich in Besorgnifs, wie diese kleinen 
glatten Aale (s. Taf. 28, 29.) sich durch das Raupenfell hindurcharbeiten werden. Kaum ist diese 
Besorgnils entstanden, so sieht man, dafs eine nach der andern ein anderes mit den erwähnten 
Frefszangen garnirtes Kleid anzieht (Taf. IX. F. 26, 27.) und mittelst der kleinen nach hinten gerich- 
teten Dornreihen sich kräftig aus ihrer Gefangenschaft hervorarbeitet und dann auch sofort ihr 
Spinngeschäft beginnt (F. 25.). 


14 ALLGEMEINER TuEIL. Mr 


Zu den merkwürdigsten Gestaltveränderungen gehört, wie schon erwähnt, das allmälige Ein- 
schrumpfen des bei Microgaster und Anomalon vorkommenden Schwanzes, gleichsam eine Wie- 
derholung der Gestaltveränderung bei den Batrachiern. Wozu aber dieser Schwanz? Wahr- 
scheinlich vermittelt er die Respiration, welche in so. eigenthümlichen Medien anders, als bei 
Luftthieren sein mufs, und die Tracheen, welche überdiels auch erst später entstehen, haben 
hier nicht mehr Function, als die Lungen im menschlichen Fötus. Mr. Newman (s. West- 
wood 2. 1. p. 147.) will einen fadenförmigen Anhang am Schwanze der Mierogaster-Larve beob- 
achtet haben und meint, dieser möge oh wie ein Nabelstrang anzusehen sein. Ich Be der- 
gleichen hier nicht. 

Hr. Westwood (. 2. 11. 150.) berichtet nach Haliday, dafs Dufour ein Puppengebähren 
bei Chelonus beobachtet habe — the female prüdnegs her young not in the state of eggs, but of 
adult pupae —. 

Endlich hat Hr. Boie (Wiegm. Archiv Jahrg. U. B. 1. p. 38.) auch Eh dasselbe bei den 
Ichneumonen zur Sprache gebracht, was ich früher schon in meinen Forstinseeten bei den Schmet- 
terlingen beobachtete: dafs nemlich die 2 sich nach dem &$ entwickeln. Er beobachtete es bei 
Paniscus testaceus, und ieh habe es bei Pieromalus und Eulophus wieder gesehen. Es kann 
also wohl kaum zufällig sein. Auch läfst sich wohl denken, dafs das 2 mit seinem sehwerfälli- 
gen Eierstocke mehr Zeit zur völligen Ausbildung bedarf, als das meist kleinere und leichtere 4. 
Wir müssen der Sache durch Versuche noch weiter auf die Spur kommen. Es müssen Larven, 
welche zu gleicher Zeit sich einspinnen, eingezwingert und nun ihre Flugzeiten erwartet werden. 


VIERTER ABSCHNITT. 


Wie viel Zeit gebraucht die Iehneumonenbrut zu ihrer Entwickelung? 


Bisher wurde wenig oder gar nichts Zuverlässiges über die Entwickelungszeit bekannt, weil 
es viel Schwierigkeiten hat, den Stich zu beobachten und dann das gestochene Thier mit der 
Brut im Leibe bis zur vollen Entwickelung der letztern durchzubringen. Im Zwinger ist mir das 
nie geglückt, jedoch habe ich einige Male Beobachtungen ganz im Freien, und halb im Freien 
halb im Zwinger anstellen können, und zwar mit grofsen und kleinen Ichneumonen. Nehme ich 
dabei die Bruchstücke anderer Beobachtungen, die sich nun leicht reguliren lassen, zur Hülfe, so 
kann ish schon im Allgemeinen behaupten, dafs die Ichneumonen sich ungemein schnell entwik- 
keln, dafs sich nun, wenn wir alle Insectenordnungen mit berücksichtigen, als Gesetz ansehen 
läfst: die fulslosen, ganz besonders aber die fuls- und kopflosen Larven der Insecten gebrauchen 
am wenigsten Zeit zu ihrer Ausbildung, während die bebeinten, namentlich die grölsten unter 
ihnen, lange Zeit gebrauchen. Unter den bebeinten Larven haben nur allein die Blattwespen zu- 
weilen eine doppelte Generation. 

Pteromalus Puparum (s. dort) machte seine ganze Metamorphose innerhalb 37 Tagen durch, 
nemlich vom 11. Juni bis 14. Juli bei warmem Wetter. Rösel (a. a. ©.p. 27.) giebt nur 14 Tage an; 
ich möchte aber bezweifeln, dafs es damit seine Richtigkeit habe. . Pimpla flavipes zeigte mir die 
kürzeste Entwieckelungsdauer, nemlich vom 16. (frühestens 15.) Juli bis zum 5. August, 20 — 21 
Tage (s. das Allgemeine von Pimpla). Auch die ganze Entwickelung von Mierogaster solita- 
rius kann nicht länger, als 2—3 Wochen dauern. Danach zu urtheilen, scheint die Zeit gar nicht 
von der Gröfse des Ichneumons abhängig zu sein; so erinnere ich mich auch eines Falles, den 
ich leider nicht in meinem Tagebuche bemerkte, weil er. bei einem Wieseninsecte, der Noctua 
Polygoni vorkam, wo die auswendig an der Raupe saugenden Larven, aus denen eine ziemlich 


ZEIT DER ENTWICKELUNG. BEGINNEN NACH DEM AUSFLIEGEN. 15 


grofse Pimpla wurde, äufserst rasch — ich glaube längstens in 3 Wochen — sich entwickelten. 
Dafs die kurzschwänzigen, puppenstechenden Pimplen auch nur 4—6 Wochen brauchen, ist (Pim- 
 pla das Allgem.) umständlich erörtert. 
"Es kann aber auch vorkommen, dafs eine Ichneumonenbrut fast 1 Jahr dauert. Das würde 
ur in dem Falle geschehen, wenn der Anfang der Brut in den Nachsommer fällt. Meine 
Teleas tere rans (s. dort) stach und legte in den ersten Tagen des August, und die Wespen 1lo- 
gen erst im Juni des nächsten Jahres aus. Dafs vom August an die Entwiekelung nur träge 
vorschreitet, besonders in dieken Hüllen der Eier, Raupen und Puppenhüllen, durch welche die 
Wärme schwerer durchdringt, darf uns nicht wundern; denn wir sehen ja bei andern Insecten, 
2. B. der Nonne, dafs, wenn auch schon das Eierlegen im Juli erfolgt, doch die Larven con- 
stant erst im nächsten April auskriechen. Dafs sie sich aber bei Teleas im nächsten Jahre so 
lange verzögerte, war auffallend, und dürfte vielleicht irgend einem Nebenumstande, den ich nicht 
beachtet habe, zugeschrieben werden. 

Indessen kommen auch darin Ausnahmen vor. So z. B. wurde bei Hrn. Hartig sowohl, 
wie bei mir noch im Spätherbst eine ganze Brut von Teleas laeviuseulus in den Spinnereiern 
reif, und zwar in der für diese Jahreszeit kurzen Dauer von 4—6 Wochen. Hr. Bouche erhielt 
im Augüst schon nach 14 Tagen die Teleas aus den Eiern von B. Salieis. Hierher gehört auch 
das bei Anomalon Gesagte und der Röselsche Fall, in welchem derselbe Pieromalus Puparum, 
welcher im Sommer nur 14 Tage gebraucht haben sollte, den Winter über in der Puppe lebte, 
da der Anstich erst im Herbst erfolgt war. 

Daraus geht also hervor, dafs viele Ichneumonen eine doppelte und dreifache Generation 
haben können. Ob sie sie aber haben? das ist eine andere und noch von Niemand beantwor- 
tete Frage. Es liefse sich dies nur im Zwinger beobachten und da wird man schwerlich alle 
Umstände so glücklich vereinigen können. 

Unwahrscheinlich ist es nicht, dafs mehrere Generationen Statt finden, weil manche Ichneu- 
monen, wie uns der 6. Abschnitt lehrt, in Ermangelung ihrer Stammwirthe auch andere, die sie 
grade vorfinden, ausnahmsweise anstechen können. Ich habe aber auch den entgegengesetzten 
Fall der Uberjährigkeit bei den Ichneumonen beobachtet, d.h. dafs sie länger als 1 Jahr mit 
ihrer Entwickelung zubringen. Das Ausführlichere und die vermuthlichen Winke der Natur findet 
man bei Phygadeuon (Allgem.). 

Daran reiht sich die Frage im folgenden 


FÜNFTEN ABSCHNITT. 


Was beginnen die Ichneumonen nach dem Ausfliegen und in der ganzen Zeit, bis sie von 
Neuem legen? 


Im Freien schwingen sie sich, sobald nur die Flügelehen zurecht gelegt und die Fühler mit 
den Vorderbeinen geputzt sind, in die Lüfte oder sie bewegen sich auch wohl halb springend, 
halb fliegend (s. Eulophus). Ihr Flug, besonders bei warmem Wetter, welches sie überhaupt un- 
gemein beweglich macht, ist so schnell, dafs man ihnen, wenn sie nicht bald Gelegenheit finden, 
sich wieder auf Zweige zu setzen, nicht folgen kann, dafs sich also auch über ihr nächstes 
Beginnen nichts bestimmen läfst. Im Zwinger habe ich bei Mierogaster und bei Pömpla beob- 
achtet, wie bald nach dem Ausfliegen die Begattung vorgenommen wurde. Wahrscheinlich sind 
also die Weibchen, welche man so häufig auf den Zweigen mit ihren halbmondförmig gekrümmten, 
vorgestreckten Fühlern suchen sieht (s. 3. Abschnitt), schon befruchtete.. Es ist aber auch mei- 


Ss 


16 ALLGEMEINER THEIL. 


stens mit Bestimmtheit anzunehmen, dafs sie ihre Stammwirthe nicht gleich auffinden können. 
Wir sehen z. B., dafs die Arten von Teleas, welche in den Eiern von Bombyx Pini leben, keine 
vollen Eier mehr finden, wenn sie im September oder October ausfliegen. Sie müssen sich dann 
entweder andre Eier suchen oder überwintern, und dann noch ein gut Stück Zeit warten, bis sie 
wieder frisch gelegte Spinnereier finden. Wenn ferner Trogus flavatorius im August und Sep- 
tember aus den Nonnenpuppen ausfliegt, findet er keine für die Unterbringung seiner Brut g- 
liche mehr und mufs eben so lange mit vergeblichem Suchen zubringen, wie Teleas. Diesem 
Übelstande hat die Natur wahrscheinlich auf doppelte Weise begegnen wollen: einmal hat sie 
den Ichneumonen viel Geduld verliehen, und dann hat sie dafür gesorgt, dals sie im schlimmsten 
Falle in einer ungewöhnlichen Herberge ihr Unterkommen finden (s. defshalb den 7. Abschnitt). 
Dafs oft viel Geduld und Abhärtung dazu gehört, die Unterbringung der Brut abzuwarten, ersehen 
wir aus der grofsen Menge überwinternder Ichneumonen. Sehr häufig findet man bei der 
Winteruntersuchung der Stöcke und anbrüchigen Stämme, dafs in Löchern, Ritzen und Spalten 
die kleinen, schwächlieh scheinenden Thierchen zu Dutzenden zusammengedrängt sitzen, in der 
erwärmenden Hand aber schnell Leben und Regsamkeit gewinnen. Das einzige Vergnügen, wel- 
ches sich diese Thierchen machen, mag wohl darin bestehen, dafs sie bei schönem Wetter fleifsig 
auf Blumen, besonders Dolden, Compositen, Rosaceen u. dergl. herumschwärmen und hier im Pollen 
herumstöbern. Wahrscheinlich nehmen sie hier aus den Neectarien die einzige Nahrung; wenig- 
stens sieht man sie nie etwas essen oder trinken. In den systematischen Werken von Nees 
und Gravenhorst ist des Vorkommens der Ichneumonen auf Blumen häufig erwähnt, darf aber 
immer nur für zufällig gehalten werden. Hr. Westwood (l. !. p. 150) wollte die Ichneumonen 
gefunden haben, wie sie an den mit Honigthau beschmierten Blättern sogen. 


SECHSTER ABSCHMITT. 


Wie verhält sich der Wirth, während er seine Gäste hat, und was zeigen diese für Reaction 
gegen widrige Einflüsse? 


Es sind sowohl über das Befinden der Wirthe, wie der Gäste, manche unrichtige Ansichten 
im Umlaufe, und es fehlt nicht viel, dafs man auch hier wieder mit Hypothesen die Praxis be- 
lästigt hätte. Durch den Act des Eierlegens werden die Wohnungsthiere nicht merklich behelligt. 
Die Larven, besonders Raupen, auch die Puppen sträuben sich zwar gewaltig dabei, wenn sie 
gestochen werden; allein das äufsern sie auch, wenn sie von einer menschlichen Hand berührt wer- 
den, und bald nachdem sie ihre Gäste empfangen haben, thun sie, als wenn nichts vorgefallen 
wäre. Die Natur scheint den Raupen jedoch zur Abwehr dieser Einquartirung verschiedene Mittel 
an die Hand gegeben zu haben, besonders den Larven der Blattwespen, welche von Zeit zu Zeit 
bei ihrem Frafse, besonders wenn sich irgend eine Bewegung in ihrer Nähe zeigt, so regelmäfsige 
und gemeinschaftliche (schlagende oder schnippende) Bewegungen des Körpers — öfters alle 5 
Secunden eine — ausführen, wie sie nur eine marschirende Colonne von Soldaten machen kann. 
Auch die bockenden Bewegungen anderer Raupen, namentlich des Kiefernspinners, wenn man 
sie anrührt, das plötzliche Zusammenrollen einiger, wobei sie sich öfters mit ihren, den Ichneu- 
inonen sehr unangenehmen, Haaren wie mit einem Schilde bedecken, riechende Absonderung 
u. dergl. mehr, scheint denselben Zweck zu haben. 

Sind sie einmal von ihren Gästen besetzt, und wenn deren auch Hunderte sich einquartirt 
hätten, so merkt man ihnen wenig oder gar nichts an, höchstens dafs sie etwas träger als 
die ganz gesunden sind und zuweilen die Stichwunden sich als mifsfarbige Flecken der Haut 


BEWOHNTE RAUPEN FRESSEN NICHT WENIGER ALS UNBEWOHNTE. 17 


kenntlich machen (s. defshalb meine Forstinseeten. Bd. Il. p. 19. u. f). Man sollte das Gegentheil 
vermuthen. Es ist auch immer die herrschende Meinung gewesen, die von Ichneumonen bewohnten 
Raupen fräfsen weniger, allein die Meinung hatte nichts, als eine plausible Vermuthung für sich. 
Gewifsheit kann man hier nur durch Versuche erlangen, die, wenn sie auch langweilig, mühsam 
und ekelhaft, doch in mehr als Einer Hinsicht sehr belehrend sind. Im J. 1841, als mir grade 
eine Generation von Kienraupen zu Gebote stand, welche gesunde und an verschiedenen Krank- 
heiten leidende Individuen in Menge zählte, benutzte ich den Sommer vom Monat April an zur 
Anstellung meiner Versuche. Jede Raupe wurde in einem besondern Kästchen in einem luftigen 
Zimmer isolirt und immer nach Verlauf von 2—4 Tagen untersucht. Sie selbst, das neue Futter 
und das alte übrig bleibende, so wie der Koth, welchen sie in dieser Zeit gelassen hatte, wurden 
genau gewogen. Ich rechnete nach Granen, deren 60 auf ein Quentchen (Drachme) gehen. Man 
kann in Ermangelung eines solchen Grans auch ein Pfefferkorn von mittlerer Gröfse nehmen. Aus 
der Gewichtsdifferenz des frischen Futters und des am nächsten Futtertage übrig bleibenden, aus- 
geräumten ersieht man die Quantität der verzehrten Nadeln. Man mufs dabei aber alle 3 Tage 
auf 20 Gran Futter 2 Gran Verdunstungsverlust in Abrechnung bringen. Die am 10. Juni abge- 
streifte Haut der Microgaster-Raupe wog 0,2 Gran. 


(EEE EEE EBENE EEE REESEEBEEBEBESERE SEHEN BER GEBE EEE 
Altes Frisches) Altes 
Futter. Futter. | Futter. 


Koth. Raupe. Koth.| Bemerk. 


Bemerk. | Datum. 


12. Mai. 
11. — 
20. — 
23. — 
26. — 
29. — 


1'4“lang | 20. April. | 35 
23.1987 
21... — .|. 80 
30. — | 37,8 
2. Mai. | 39 


5. 
er 
1 

E 


ein gesundes Männchen ausgekommen. (wurde später von Anomalon entbunden, s. dort). 


18 ALLGEMEINER TEIL. 


Datum. Raupe. er e AR Koth.| Bemerk. Datum. Raupe. in, ie He Koth.| Bemert. 
7. Mai 2,4 18 13‘lang |l| 12. Juni. | 5,6 | 90 S0 |1,3 

9. — 2,7 10,5 | 138,5 | 1,2 14. — 7,3.| 48 70.12 

12. — 3,1 13 7 1,4 20. — 8,3 | 106 24 |4,8 |1%“laug 
15. — 3,6 13 10 1,2 24. — 11 48 45 |45 

17. — 3,1 42 12 0,5 7. — 13,5 | 27 27 |5 11%“lang 
20. — 3 20 26 0 |Häutung | 29. — 14,5 | 30 19210 

D — 2,7 25 12 0,4 2. Juli. | 155 | 39. | 12 |6 2”Jang 
Br reed er RE 18.05 

BB = N DB“ IB gg 1.0) 60 27 |S 2%“lang 
1. Juni.| 4,6 | 128 11,5 | 3 16. — 16 74 86 | 8,5 

5. — 6,5 23 79 4 19. — | von Microgaster entbunden. 

1. — 6 Ss 16 0,4 |Häutung (Fortsetzung s. bei Microgaster). 


Aus einer grolsen Menge so behandelter Individuen habe ich also nur des Vergleiches wegen 
hier herausgehoben: eine ganz gesunde, eine kranke nicht bewohnte, eine von Anomalon und eine 
von Mierogaster bewohnte. Es geht daraus, wie aus den andern hier nicht mitgetheilten Ver- 
suchen hervor, dafs die von Schmarotzern bewohnten keinesweges weniger fressen, sondern 
als redliche Wirthe für das Gedeihen ihrer Gäste sorgen. Im Gegentheile, die gesunde hatte zu 
keiner Zeit ihres Lebens so ungeheuer an Gewicht zugenommen, wie die Anomalon-Raupe in 
den 8 Versuchstagen, auch nicht die Mierogaster; und doch hatte die Anomalon-Raupe in den 
S Tagen lange nicht so viel Futter verbraucht, wie z. B. die gesunde Raupe vom 12. bis 20. 
Mai. Im Allgemeinen darf man aber dennoch keinen gröfseren Futterverbrauch annehmen, denn 
die Microgaster-Raupe frals vom 24. Juni bis 2. Juli fast eben so viel, wie die gesunde Raupe 
vom 12. Mai bis 20., in welcher Zeit sie auch ziemlich gleich viel zunahmen. Noch andere 
Schlüsse mag ein Jeder selbst daraus ziehen. 

Wir haben nun zu untersuchen, wie und wo der Wirth von seinem Gaste angegriffen wird 
und in welcher Periode seines Lebens er unterliegt, wobei das im 3. Abschnitt Gesagte zu ver- 
gleichen ist. Die Schmarotzer zehren entweder auswendig oder inwendig von ihren Wirthen. 
Auswendig zehren besonders die Pteromalinen, die Braconen, Spathius, und unter den Ichneu- 
moniden vorzüglich die Tryphonen, Phygadeuonen, mehrere Crypten und Pimplen, jedoch überall 
mit einzelnen Ausnahmen. Die meisten auswendig bewohnten Wirthe finden wir unter den Blatt- 
wespen, Gallwespen, Wicklern uud vorzüglich den unter Rinden und im Holze lebenden Käfern, 
überhaupt unter denjenigen Inseeten, welche während ihres ganzen Lebens von irgend einem 
fremden Körper eng eingeschlossen sind. Es ist möglich, dafs die Mutterwespe hier den frem- 
den Körper nicht so vollständig zu durchdringen im Stande ist, um dann noch die Larve zu 
durehbohren nnd ihre Eier in deren Inneres zu bringen. Indessen kann dies nicht als ganz all- 
gemein gültige Regel angesehen werden, weil einige ganz frei lebende Raupen auswendig saugende 
Gäste (z. B. Pimpla) haben, und zuweilen bei versteckten wiederum der Schmarotzer im Innern 
des Körpers sitzt. 

Von den auswendig saugenden Schmarotzern dürften wohl die Wirthe meistens weniger lei- 


Dir BEwoHNTEN WIRTHE ERLIEGEN IN SEHR VERSHIEDENEN ZUSTAENDEN. 19 


den, als von den inwendigen; denn es kommt nur bei diesen der Fall vor, dafs sie bis zum imago 
gelangen (s. Phygadeuon Pteronorum). Wie esin dieser Beziehung mit den sub.no. 6. erwähnten 
Fällen gewesen ist, wissen wir nicht. Wenn viele nur auswendig bewohnte vor der Verpuppung 
eingehen, wie z. B. die Afterraupen, so liegt dies daran, dafs die ausgewachsenen den ganzen Win- 
ter im Cocon ruhen und unterdessen so von dem Schmarotzer überflügelt werden, dafs nun keine 
Verpuppung mehr möglich ist. Pteromalus Cecidomyiae thut auch dies nicht einmal (s. dort). Die 
Saugwunden sind hier immer nur sehr klein, und es werden die Wirthe dadurch weder sehr ent- 
kräftet, noch zerstört. Man hat dies besonders leicht zu beobachten Gelegenheit in den Galläpfeln 
der Eichenblätter. Ich fand hier öfters die ganz ausgewachsenen Ichneumonenlarven an den schon 
zur Verpuppung sich anschickenden Cynips-Larven saugend, welche nur äufserst undeutliche Sauge- 
flecke hatten und vollkommen normal gefärbt erschienen. Ich sah, wie der Ichneumon dabei nur 
den untern Theil des Mundes, und nicht die Oberkiefer angedrückt hielt. 

Die inwendig bewohnten Wirthe sind jedenfalls immer schlimmer daran. Die Schma- 
rotzer sind hier zudringlicher und schwelgen fortwährend in dem Überfluss der extravasirenden 
Säfte. Dennoch würden höchst wahrscheinlich viele mit dem Leben davon kommen, wenn sie 
nicht zuletzt den empfindlichsten Stofs bekämen. Viele Gäste nemlich, wie namentlich die Micro- 
gasteren, bohren sich vor ihrer Verpuppung durch die Haut der Raupe und verletzen dabei wahr- 
scheinlich deren Tracheen- und peripherisches Nervensystem. Das kann die Raupe nicht über- 
leben. Andre Gäste erwarten ihre Verpuppung in ihrem Wirthe: dieser bleibt noch lebensfähig 
und verpuppt sich sogar meist; dann aber erstickt er unter der zunehmenden moles seines 
Gastes (s. defshalb Anomalon). Im Ganzen erleben nicht viele bewohnte Forstinseeten die Verpup- 
pung, nemlich von den in vorliegendem Werk erwähnten nicht ganz ’%,; über ’ werden von den 
Schmarotzern schon früher getödtet, und zwar in den verschiedensten Zuständen ihres Lebens: 

1) Sie sterben schon im Eie, weil hier der Schmarotzer fast nur flüssige Masse findet und diese 
in kurzer Zeit leicht aufreibt. Nie kommt aus einem von Schmarotzern bewohnten Eie ein 
Räupchen hervor, und man findet das Innere solcher Eier immer ganz leer. Hierher beson- 
ders Teleas. 

2) Sie sterben als ganz junge Larven. Sind sie bald nach ihrem Auskriechen aus dem Eie an- 
gestochen worden, wie z. B. viele kaum viertelwüchsige Nonnen und Schwammräupchen von 
Mierogaster, so werden sie von dem Schmarotzer sehr leicht überwältigt, der überdiefs meist 
schon nach 2—3 Wochen verpuppungsfähig ist und dann sicher seinen Wirth tödtet. 

3) Sie sterben, ehe sie ganz vollwüchsig werden und ehe sie sich noch verspinnen. In diesem 
Falle war der Stich erst um die Zeit der Halbwüchsigkeit oder wohl gar noch später erfolgt, 
wie bei mehreren Microgasteren. 

4) Sie sterben, nachdem sie sich versponnen haben, aber noch vor der Verpuppung, wie bei 
mehreren Pimplen, bei Tryphonen, Campoplegen, Crypten u. s. f. 

5) Sie sterben erst als Puppen, und zwar würde in dieser Beziehung noch der Unterschied zu 
machen sein, dafs sie ihren Gast erst in der Puppe erhielten, wie z. B. die gröfsern Pimplen, 
Trogus, oder dafs sie ihn schon als Larven hatten und in die Puppe mit hinübernahmen, 
wie die Anomalon, Ichneumon, Mesochorus. 

6) Sie erreichen den Zustand des imago. Dies mufs allerdings sehr selten sein, wefshalb das 
Auskommen von Ichneumonen aus imaginibus gewöhnlich bezweifelt wird. Hr. Westwood 
(Introduet. Vol. II. p. 145.) erzählt uns mehrere interessante Fälle, in welchen z. B. Mieroc- 
tonus terminalis Westw. als Larve aus dem Hinterleibe von Coceinella 7-punctata und 2 
Braconiden aus Rüsselkäfern, die schon auf Nadeln gespielst waren, hervorkamen und sich 


3*# 


20 ALLGEMEINER TEIL. 


daneben verspannen. Hr. Graff erzählt mir, dafs der verstorbene Ölmann in Leipzig einen 

Ichneumon aus einer Eule erzogen habe. Hr. Riek in Berlin soll dasselbe erfahren haben. 

Hierher gehört auch der von mir beobachtete und durch Ichneumonenkampf erklärte Fall, 

welchen ich bei Phygadeuon näher erzähle. 

Ob in den von Westwood mitgetheilten Fällen vielleicht der Ichneumon erst die imagines 
anstach? In einem scheint dies wirklich so gewesen zu sein. (Introduet. Vol. 11. p. 144.) 

Einer auffallenden Erscheinung wäre hier nur noch zu erwähnen, die wir sonst nirgends an- 
zubringen wülsten. Manche Raupen, wie z. B. Papilio Brassicae und Crataegi verwenden ihre 
letzten Kräfte dazu, die kleinen Microgasteren, wenn sie sich eben durchgefressen und verspon- 
nen haben, noch zu überspinnen; sie thun dem Feinde noch Gutes! wird man sagen. Die Sache 
verhält sich aber wohl anders, und die Moralität bleibt diesmal aus dem Spiele. Die Raupe ist 
gewöhnt, sich vor der Verpuppung an fremden Gegenständen anzuspinnen, mufs sich auch viel- 
leicht des Spinnsaftes, der. sie als Puppe belästigen würde, entledigen. Daher spinnt sich auch 
Bombyx Pini, noch ehe sie von Pimpla Mussii entbunden wird, ein und wir müssen es nur der 
grofsen Erschöpfung derselben Raupe zuschreiben, oder der noch nieht ganz erfolgten Entwicke- 
lung, wenn sie es mit Microgaster nemorum und ordinarius nicht eben so macht. 

Zuweilen sieht man, dafs die todte Raupe, obgleich sie viele Löcher hat, aus welchen die 
Wespen hervorkamen, doch fast ganz und gar ihre natürliche Form erhielt, so z. B. die von 
Eneyrtus entbundenen Mottenraupen und die von Rogas und Eupelmus bewohnt gewesenen 
(s. dort). . 

Wenn wir nun zum Schlusse noch von der Reaction der Schmarotzer gegen äulsere 
widrige Einflüsse reden, so denken wir dabei an die Behauptung einiger Forstmänner, dafs 
die Ichneumonen empfindlicher seien, als ihre Wohnungsthiere. Es ist leicht einzusehen, wel- 
chen logischen Zusammenhang diese Conjectur hat. Man wollte sich daraus erklären, warum in 
gewissen Fällen ein Raupenfrafs länger daure, als gewöhnlich. Die Ursachen einer solchen Ca- 
lamität zu erörtern, ist hier nicht der Ort, aber in dem Aussterben der Ichneumonen liegt sie 
gewils nicht. Dafür kann ich folgende Beweise aufbringen. Ich habe bei meinen zahlreichen 
Sectionen höchst selten todte Ichneumonenlarven in einer lebenden Raupe gefunden; viel häufi- 
ger kamen mir lebende Schmarotzer in frisch abgestorbenen Raupen vor. Um die zu untersu- 
chenden Raupen nicht lebend zu zerschneiden, brachte ich sie immer 2—3 Stunden vor der 
Section in Aetherdunst. Sie waren dann vollkommen asphyxirt und die meisten waren wirklich 
todt; dennoch lebten die Larven der Microgasteren und Anomalen in ihrem Innern noch eine 
Zeitlang fort. Ich stellte allerlei Versuche mit den letztern an, setzte sie z. B. an die Sonne, 
liefs das Wasser, in welchem ich sie erhielt, austrocknen und dergl. mehr, aber. stets bemerkte 
ich eine bewundernswürdige Zählebigkeit. 

Endlich habe ich den Gästen, wie den Wirthen allerlei Widerwärtigkeiten bereitet, welche 
beweisen, dafs eher die letztern als die ersteren leiden. Es wurden 100 Cocons von Lophyrus 
Pini gleich nach Neujahr des J. 1842 auf einen mit Erde gefüllten Blumentopf gelegt und nun 
abwechselnd dem Froste und Schnee und schnell wieder der Wärme der Stube, ja einige Male 
unmittelbar des Ofens ausgesetzt; sie mulsten mit dem geschmolzenen Schneewasser einfrieren 
und dann schnell wieder aufthauen. Das Resultat, welches ich am 2. April durch Aufschneiden 
der Cocons erhielt, war, dafs die Larven der mit den Lophyren hausenden Crypten, Tryphonen, 
und Phygadeuonen ganz munter geblieben, von den Afterraupen selbst aber 10 Pre. eingegangen 
waren (diar. no. 537.). 

Nehmen wir nun dazu das schon früher (5. Abschn.) erwähnte Überwintern ganzer Gesellschaften 


VERSCHIEDENE 'THIERCLASSEN SIND VON ICHNEUMONEN BEWOHNT. 21 


von [chneumonen an wenig gegen Frost und Feuchtigkeit geschützten Orten, welches kein Schmet- 
terling aushält, ferner die eintretende Verpuppung solcher Larven, welche gewaltsam von ihren 
Wirthen getrennt wurden (wie z. B. der Tryphonenlarven aus Lophyrentönnchen), so können wir 
doch unmöglich die Schmarotzer für weichlicher halten, als die Raupen. 


SIEBENTER ABSCHNITT. 


Über die verschiedenen Klassen, Ordnungen, Gattungen und Arten der Ichneumonen- 
Wirthe. 


Es begegnen uns hier eine Menge interessanter, selbst für den Praktiker wichtiger Fragen. 
Welche sind die verschiedenen Wirthe? 
Ist ein gewisses numerisches Verhältnifs der käfer., falter- u. s. f. bewoh- 
nenden Ichneumonen zu ermitteln? Hat jeder Ichneumon nur einen Wirth 
(monophagisch), oder hat er deren mehrere (polyphagisch)? Ist der Grund 
der Monophagie oder Polyphagie etwa in der Beschaffenheit des Ichneu- 
mons zu suchen, oder liegt er in andern Dingen? 

Um den ersten Anfang zur Beantwortung dieser und ähnlicher, bis jetzt fast ganz unterlas- 
sener Fragen zu machen, habe ich einen Auszug aus dem speciellen Theile des vorliegenden 
Buches besorgt und theile ihn hier mit. Wer mit der Form und Lebensweise der Wohnungs- 
thiere, ihrem Beisammen- oder Getrenntleben, Entwickelungszeiten u. s. f. nur einiger Mafsen 
bekannt ist #), und dazu das Verhalten der Ichneumonen studirt, wird sich am Besten solche 
Fragen selbst beantworten, oder einsehen, dafs sie sich nicht genügend beantworten lassen. 

Zuvörderst mufs ich nur bemerken, dals man die Ichneumonen auch schon aufserhalb der 
Insectenklasse wohnend angetroffen hat. Wenn ich nicht irre, hat mir Hr. Hoffmeister 
gesagt, dafs er bei Regenwürmern Maden gefunden habe, welche auf Ichneumonen oder Tachi- 
nen schlielsen liefsen. Es ist längst bekannt, dafs sich häufig Ichneumonen, wie z. B. Piero- 
malus, Pimpla u. s. f. aus den Eiernestern der Spinnen entwickeln; aber noch Niemand hat 
meines Wissens die seltsame Beobachtung De Geer’s (Geschichte II. 2. p. 178. Tab. XXX. 
F.2, 3.) wiederholt, der zufolge Ichneumonen sogar an erwachsenen Spinnen leben. Wenn wir 
aus seiner Beschreibung dieses Ichneumons auf einen Hinterleibstiel und ein Randmal schliefsen 
dürfen, so würde er in der Nähe von Ceraphron, Spalangia, Platygaster zu suchen sein, also 
schon eine ganz eigenthümliche Stellung im Systeme haben. Die Larve sog am Hinterleibe der 
Spinne, und diese sals beständig am Glasrande unter dem Papierdeckel still. Einige Tage nach- 
her bemerkte De Ge£er zu seiner Verwunderung mitten im Glase den Anfang zu einem Verti- 
kalgewebe, wie es diese Spinnen zu machen pflegen. Die Spinne hatte dies Gewebe vor ihrem 
Tode gemacht und die Ichneumonenlarve hatte im Mittelpunkt desselben Posto gefafst, um sich 
hier ein vertikal hangendes Tönnchen zu spinnen. Interessante ähnliche Fälle deutet auch W est- 
wood (Untroduet. Vol. U. p. 144.) an. 

Solche Fälle kommen aber unter Tausend kaum einmal vor. Der gewöhnliche Tummelplatz 
der Ichneumonen befindet sich innerhalb der Klasse der Inseeten. Wahrscheinlich ist keine ein- 
zige Gruppe derselben frei, und wenn wir sie auch noch nicht in allen Ordnungen, wie z. B. in 


*) Wer in Büchern sich defshalb Auskunft holen will, kann meine Forstinsecten oder einen Auszug aus denselben: 
die Waldverderber (2te Ausgabe, Berlin 1842) nachsehen. 


22 AÄLLGEMEINER TEIL. 


der der Orthopteren gezogen haben, so liegt das wohl nur daran, dafs diese weniger forstlich 
wichtig sind und sich überdiels auch so schwer im Zwinger erziehen lassen, dafs die Resultate 
dieser Arbeit nicht die Mühe belohnen. Auch in Ordnungen, welche sonst viel von Ichneumonen 
heimgesucht werden, wie in der der Käfer, kennen wir in mehreren Gattungen noch nicht die 
Ichneumonen, so z. B. in der wichtigen Gattung Melolontha. Wahrscheinlich werden diese auch 
nicht von Ichneumonen gestochen, da sie immer unter derErde stecken. Die Larven der Cara- 
ben, welche theils unter theils über der Erde sich aufhalten, entgehen dem schon nicht ganz, wenn 
sie auch wahrscheinlich nicht häufig so schlimme Gäste haben. Der Ameisenlöwe, so wenig er auch 
aus seiner Sandhöhle hervorguckt, wird doch von einem Gaste überlistet, ja wir erfahren von Hrn. 
Westwood sogar, dals die Larven im Wasser nicht verschont werden (s. 3. Abschn. p. 12). 

Hierin sind schon die Schwierigkeiten zum Theile angedeutet, welche sich der Bearbeitung die- 
ses Abschnittes der Iehneumonologie entgegenstellen. Bechnen wir dazu die nothwendige häufige 
Wiederholung der Erziehung eines und desselben Inseets, wo möglich in den verschiedensten Ge- 
genden, ferner das Erfordernis eines möglichst ausgedehnten Frafses desselben u. s. f., so wird 
man gewils jetzt nur billige Forderungen machen und dereinst, wenn der Gegenstand von Hunder- 
ten eultivirt sein wird, bedenken, dafs ich hier die Bahn brechen mulste in der nun folgenden Zu- 
sammenstellung des früher bekannten fremden mit dem eignen *#). 

Aus dieser Zusammenstellung ergiebt sich, dafs es mit den Ichneumonen beinahe eben so ist, 
wie mit den pflanzenfressenden Inseeten. Wie diese bald nur an Einer Holzart leben, bald an 
mehreren vorkommen, ja endlich nicht blofs Hölzer, sondern auch Kräuter angehen; so haben 
wir Ichneumonen, welche immer nur aus einem und demselben Wirthe erzogen werden — Mono- 
phagen —, alsdann solche, welche recht verschiedene Holzinseeten bewohnen — Polyphagen —, 
und endlich die schon aus den verschiedensten Holz- und Krautinsecten erzogenen — Pantopha- 
gen —. Unter den Monophagen liefsen sich noch die bedingten und unbedingten unterscheiden. 
Die unbedingten werden an den verschiedensten Orten aus denselben Wirthen erzogen, wie z.B. 
Pachymerus vulnerator, Macropalpus leptocephalus und Cremastus interruptor aus Tortrix 
Buoliana; ferner Eulophus zanthopus, Mierogaster nemorum und ordinarius immer nur aus Bom- 
byx Pini; ferner Torymus chalybeus aus Tortrix strobilana und Tryphon eques aus Lophyrus 
rufus u. A. m. 

Die meisten Ichneumonen sind bedingte Monophagen, d. h. sie nehmen gern einen und den- 
selben Wirth, gehen aber auch leicht auf andere, welche sich in Gestalt, Gröfse und Lebens- 
weise dem Stammwirthe nähern. So sind z. B. Tinea cognatella, evonymella und padella ein- 
ander so ähnlich in den meisten Beziehungen, dafs sie ihre Schmarotzer wohl kaum zu unter- 
scheiden wissen und dafs sie daher alle3 Arten promiseue angehen, und in einem Wirthssysteme 
auch nieht getrennt werden können. So werden auch verschiedene Lophyren promiscue angegan- 
gen, wie man unter der Rubrik der Hymenoptera, unter Tenihredo, nachsehen kann. Eine etwas 
grölsere Verirrung ist es schen, wenn dieselbe @lypta Resinanae aus Tortrix turionana und Tor- 
trix resinana kommt. Beide Wickler stehen sich zwar im Systeme nahe, sie leben auch beide 
an der Kiefer; aber der eine hat eine einjährige Generation und lebt in der Knospe, der andre 
ist 2jährig und steckt unter einer dicken Harzgalle. i 


*) Die Zeichen in der nun folgenden Übersicht bedeuten: + dafs die Species hier nicht beschrieben wurde, theils weil 
sie zu unwichtig schien, weil ich sie nieht genauer kannte oder für fremd hielt; ? dafs ich das Wohnungsthier nicht 
genau kenne; B. — Braconiden, I. — Ichneumoniden und P.— Pteromalinen. Ich habe nemlich bei jeder Gattung oder 
Art der Wirthe die Gäste eben so, wie die Wirthe alphabetisch geördnet, damit man sie schnell findet, doch aber die 
Braconiden, Ichneumoniden und Pteromalinen zusammengelassen. 


EiINTHEILUNG DER INSECTENBEWOHNENDEN ICHNEUMONEN NACH IHREN WIRTHEN. 


Coleoptera. 
[B] Aspigonus Abietis 


Brachistes interstitialis 


Anobium: 


Spathius clavatus 
[P]+Perilampus angustus(W estw.) 
Pteromalus Hohenheimensis. 
Bostrichus: [P]jPachyceras Xylophagorum 
Pteromalus Spinolae 
- suspensus 
[I] Ephialtes manifestator 
[P] Eulophus Agrilorum 
Microgaster ? *) 
[B]Bracon flavulator 


- initiator 


Buprestis: 


Carabus: 
Cerambyx: 


- leucogaster 
[1] Ephialtes carbonarius 
- manifestator 
Pimpla terebrans 
Xylonomus filiformis 
- praecatorius 
[P]Pteromalus Dahlbomii 
- Pogonochoeri 
Cocecinella**): [P]Encyrtus Eytelweinii 
rıı.r flaminius (W estw.) 
[B];Mieroetonus terminalis 


[I] Bassus exsultans 


Cureulio: 
Macvanıs: [B] Alysia rubriceps 
Chelonus atriceps 
Spathius brevicaudis 
[I] Glypta concolor 
[P]Eurytoma abieticola 
Pteromalus violaceus 
ORcHESTES: Eulophus xanthops 
Quereus: II} Polysphineta latistriata 


[P]Eulophus eyclogaster 


23 


Coleoptera. 
ÖRCHESTES: Eulophus dendricornis 
Quercus: - flavomaculatus 

- obscuripes 
5 Orchestis 
- peetinicornis 
- pilicornis 
- sesquifaseiatus 
Pteromalus diachymatis 
- Orchestis 
[B] Brachistes firmus 


- robustus 


Pıssopes: 
notatus: Bracon disparator 
-  incompletus 
-  labrator 
- palpebrator 
Microdus abseissus 
[P]Pteromalus Dahlbomii 
- guttatus 
Eccoptogaster:[B]Brachistes longicaudis 
intricatus: [P]Elachestus leucogramnıa 
Eulophus albipes 
Eurytoma Eccoptogastri 
Pachyceras Eccoptogastri 
Pteromalus binaevius 
[P]+Cleonymus pulchellus(Wstw.) 
Mylesinus: [P]Eulophus Hylesinorum 
Trasxini: 


Eurytoma flavovaria 
- flavoscapularis 
- lschioxanthos 
Pteromalus bicaliginosus 
= binimbatus 
- bivestigatus 
- Fraxini 
Styloceras Ladenbergii 


Lyetus: [P]+Perilampus micans (West w.) 


*) Einst fing ich eine grofse dicke Larve von Calosoma und steckte sie in Weingeist. Bald darauf platzte sie und 
es drängten sich Lärvehen von Microgaster daraus hervor. Wohl über 100 lagen dieht zusammengeschiehtet, mit dem 


Schwanzende nach dem Bauchende der Larve gekehrt. 


*«) Die Coceinellen haben mehr Feinde unter den Pteromalinen, wie wir aus den Werken von Reaumur und 


24 


Musca: 


Syrphus: 


Tipula: 


Fagi: 


Pini: 


Salieis: [P] Eulophus albipes 


Aphis: 


Cocceus: 


Cimex: 


ALLGEMEINER TIEIL. 


Diptera. | 


[P] Pteromalus muscarum (Bomb, Pini) 
[B] Aphidius flavidens (Bomb. Mon.) 
- flavipes ( - be) 
[I] Bassus albosignatus 
[P] Bothriothorax Altensteinii 
Ceraphron ancyloneurus 
- Syrphi 


[P] Eulophus collega 
- elongatus 
Pteromalus Einersbergensis 
- suspensus 
Torymus erinicaudis 


= eultriventris 


> Nördlingeri 


[P] Pteromalus Cecidomyiae 


Torymus_ diffieilis 


Hemiptera. 
[B] tAphidius aphidivorus 
[P] +Ceraphron clandestinus 
+Chrysolampus aphidiphagus 
[P] Eneyrtus scutellaris 


-  Försteri 


- sylvius 

- truncatellus 

- zephyrinns 
Eulophus leptoneuros 

- pachyneuros 
Pteromalus lunulatus 


[P] Teleas spee. (exovis W est w.) 


De Ge&er (Geschichte der Insecten I., die 17te Abhandlung. p. 46. und folg. und Taf. 32. Fig. 6 —21) 


ersehen. 


*) Viele interessante Pteromalinen, welche an Hymenopteren, 


Westwood in seinem trefllichen Werke (ll. 459) an. 


Hymenoptera *). 


[P] Eulophus albitarsus 


| Cynips: 


Ichneumon: 


APHIDIUS: 


Bracon: 


[P] Chrysolampus suspens.Westw. 


dendricornis 


skianeuros 


Eurytoma signata 


vertieillata 


Platyenemis Erichsonii 


Westwoodii 


Pteromalus flavipalpus 


Siphon. brevicauda et chalybea 


Cordairii 
leucopezus 
Neesii 
pilosus 


Saxesenii 


+Teleas truncatus (Nees) 


Torymus appropfnquans 


Cyniphidum 
Försteri 
longicaudis 
obsoletus 


rubripes 


[P] Pteromalus Braconidis 


Mierogaster: [I] Hemiteles areator 


? 
? 


? 


aestlvalis 
crassiceps 
diminuens 
fulvtpes 
Lundensis 
nens 
similis 


socialis 


aber nicht forstlich wichtigen, schmarotzen, führt 


EINTHEILUNG DER INSECTENBEWOHNENDEN ICHNEUMONEN NACH IHREN WIRTHEN. 25 


Hymenoptera. 


Ichneumon: 
MiıcROGASTER: 


Mesochorus pectoralis 


Pezomachus agilis 


? _ bicolor 
? _ hortensis 
? - pedestris 


[P] Eurytoma Abrotani 
Eulophus galactopus 
Eupelmus azureus 


Pteromalus Audouinii 


- Boucheanus 

S Pini 
PeriLıtus: Hemiteles monozonius 
UryPpTus: Hemiteles dispar 


Pezomachus ceursitans 


Torymus obsoletus 


Opuon: Pezomachus Gravenhorstii 
Sirex: Rhyssa persuasoria 
Sphex; Mesostenus gladiator 
Tenthredo: 


Cıngex variabilis:[1] Campoplex pubescens 
Cryptus migrator 
Ichneumon leucotomus 
Mesochorus Cimbieis 
Paniscus glaucopterus 
-  Amerinae: lchneumon leucocheir 
-  Sorbi: [1] Tryphon nigriceps 
- Sorbi 
Cravıus albipes: |1] Exenterus lueidulus 
J Salieis: [1] Polysphineta areolaris 
Lopuyrus fratetorum: [1] Tryphon frutetorum 
- Laricis: Mesochorus Laricis 
- Tryphon impressus 
- nemorum: Campoplex senieulus 
- pallidus: Campoplex argentatus 
- semidivisus 
Tryphon variabilis 
B Pini: [I] Campoplex argentatus 


Hymenoptera. 
Loruyrus Pini: Campoplex carbonarius 
- retectus 
Cryptus flavilabris 
-  leucostieticus 
-  nubeculatus 
- Punctatus 
Exenterus lucidulus 
- marginatorius » 
Mesochorus Larieis 
Metopius serobiculatus 
Ophion merdarius 
Phygadeuon Pteronorum 
- pugnax 
Tryphon calcator 
& haemorrhoicus 
- impressus 
- leucostieticus 
- Lophyrorum 
- seutulatus 
[P] Eulophus Lophyrorum 
Torymus obsoletus 
- rufus: [1] Paniseus oblongopunctatus 
Tryphon eques 
- variegatus:|1] Tryphon impressus 
- Larieis 
- Lophyrorum 
- scutulatus 
- virens: Tryphon suceinetus 
Lyoa campestris: [I] Exetastes fulvipes 
Nematus Abietum :[D] }Mesoleptus exornatus 
tHemiteles abietinus (Hrt.) 
- Erichsoniü: [P]Pteromalus Klugii 
- gallicola: T[P]+Eulophus Nemati (W estw.) 
-  septentrion.: [1] Exenterus gibbus 
- Vallisnierii: [1] Pimpla vesicaria 
- CapreaeDG.?[Ij+Tryphon exstirpatorius Drews, 


Vespa: [1] +Anomalon Vesparum (Wstw.) 
4 


26 


ALLGEMEINER 'TnEır. 


Lepidoptera. 


Papilio Crataegi: [I] Pimpla flavicans, 


[B]Mierogaster Crataegi 
- Pieridis 
Polyehloros: [1] Ichneumon luctatorius 
[P] Pteromalus Puparum 


Phalaena Bonusyx: 


antiqua: [1 Campoplex carbonarius 
Pimpla stercorator 

[P] Teleas Dalmannii 

auriflua: [B] Mierogaster inclusus 

IT] Mesochorus splendidulus 
"Pimpla instigator 

[B]Perilitus fasciatus 


[P] Teleas punctatissimus 


bucephala: 


chrysorrhoea: [1] Pimpla instigator 
[P] Torymus anephelus 
cöruleocephala: [B] Microgaster insidens 
[I] Anomalon cerinops 
Cryptus cyanator 
Cossus: [D Ichneumon pusillator 
Lissonota setosa 
dispar: [B] Microgaster Liparidis 
- melanoscelus 
- pubescens 
- solitarius 
[MD Campoplex eonieus 
Pimpla flavicans 
- instigator 
lanestris: [1] Ophion inflexus 
[P] Eulophus bombyeicornis 
Monacha: IB] Microgaster melanoscelus 
- solitarius 
[I] Campoplex rapax 
Ichneumon melonocerus 
- raptorius 
- sugillatorius 


Pimpla examinator 


- Pini: 


Lepidoptera. 


Phalaena Bonsyx: Pimpla instigator 
- Monacha: -  rufata 


- varieornis 
Trogus flavatorius 
Xylonomus irrigator 


IP] Teleas laeviusculus 


- Neustria: [B]Mierogaster Gastropachae 


[DH Mesostenus ligator 
Pimpla flavipes 
- stercorator 
[P] Teleas terebrans 
[B] Microgaster nemorum 
- ordinarius 
Perilitus unicolor 
Rogas Esenbeckii 
[I] Anomalon biguttatum 
- flexuosum 
Cryptus Ratzeburgii 
Ephialtes mediator 
Ischnocerus marchieus 
Pimpla Bernuthii 
- didyma 
-  flavicans 
-  instigator 
- Mussii 
-  Turionellae 
[P] Chrysolampus solitarius 
Eneyrtus embryophagus 
Eulophus xanthopus 
Teleas laeviusculus 
- processionea:[B] Perilitus brevicornis 
[{] Anomalon amietum 
Pimpla instigator 


[P] Pteromalus Processioneae 


- pudibunda: |] Ichneumon balticus 


Pimpla Pudibundae 
Trogus alboguttatus 


EINTHEILUNG DER INSECTENBEWOHNENDEN ICHNEUMONEN NACH IHREN WIRTHEN. 27 


Lepidoptera. 
Phalaena Bongyx:[P] Teleas Zetterstedtii 
QOuercus: Il] Cryptus migrator 
2 obseurus 
Salieis: IB] Rogas praerogator 
[I] Ichneumon monotonus 
Pimpla instigator 
[P] Teleas punetatulus 
Vinula: [B]Mierogaster Vinulae 
[I] Paniscus testaceus 
[P] Eulophus Vinulae 
GEOMETRA: 
betularia: 


brumata: 


[B] Alysia confluens 
[1] Campoplex pugillator 
Campoplex armillatus 
fulvata: [I] Cryptus Ratzeburgii 
[P] Eneyrtus truncatellus 
lituraria: [I] Cryptus Ratzeburgii 
Ichneumon annulator 
- ineubitor 
- nigritarius 
B Wienkeri 
Phygadeuon Liturariae 
[1] Banchus falcator 


Glypta longicauda 


piniaria: 


lchneumon annulator 
- comitator 
- nigritarius 
Phygadeuon eurvus 
Polysphincta velata 
Noctua: 
[X] Ophion obscurus 
[B] Brachistes Noctuae 


Perilitus unicolor 


leporina: 
piniperda: 


[I] Anomalon ? gliscens 
- xanthopus 
Banchus compressus 


Cryptus filicornis 


Lepidoptera. 


Phalaena Noctua: 


piniperda: 


quadra: 


TınEA: 
abietella: 
cognatella: 
evonymella: 
padella: 


Cryptus leueostomus 
- longipes 
- seticornis 
Ichneumon annulator 
- Hartigii 
- metaxanthus 
- nigritarius 
- seutellator 
- Troschelii 
Mesochorus brevipetiolatus 
Ophion merdarius 
- ramidulus 
Phygadeuon pachymerus 
- Piniperdae 
Pimpla instigator 
[B] Perilitus faseiatus 
- longicornis 
[4 Pimpla examinator 


- Nlavipes 


[B] Microgaster nigripes 
[B] Mierogaster Evonymellae 
[1] Anomalon canaliculatum 
Campoplex chrysostietus 
- lineolatus 
Exochus gravipes 
- mansuetor 
Ichneumon brunnicornis 
Mesochorus splendidulus 
Pimpla examinator 
Tryphon multicolor 
[P] Copidosoma Boucheanunı 
Enceyrtus atricollis 
Eulophus Evonymellae 
_ Padellae 


Pteromalus albinervis 
; 4* 


23 
Lepidoptera. 


Phalaena Tisea: 
Pteromalus Brandtii 
e variabilis 
laricinella: I[B]JMicrodus pumilus 
TorTRIX: 
[B] Perilitus dilutus 


Maeropalpus leptocephalus 


Buoliana: 


[I] Campoplex albidus 
- difformis 
Cremastus interruptor 
Glypta flavolineata 
Lissonota Buolianae 
Pachymerus vulnerator 
Pimpla Buolianae 
-  examinator 
- planata 
- . sagax 
-  Turionellae 
-  variegata 
[P] Eulophus Turionum 
[B] Mierodus Clausthalianus 
[B] Rogas flavipes 


Clausthaliana: 
dorsana: 

[I] Pimpla longiseta 
[B]Perilitus flaviceps 
[B] Chelonus similis 

[I] Mesochorus dilutus 
[B] Perilitus flaviceps 
[P] Ceraphron Tortrieum 
[I] Glypta flavolineata 


Ichneumon 


hercyniana: 
ocellana: 


piceana: 


laevis 


pomonana: [I Phygadeuon brevis 


ALLGEMEINER TuEIL. 


Pyymaeana: 


resinana: 


splendana: 
strobilana: 


viridana: 


Sphinx []: 


Pinastri: 


turionana: 


Lepidoptera. 


|Phalaena Torrx: 


[B] Microgaster ensiformis 
[P] Pteromalus Pygmaeanae 
[P} Rogas interstitialis 
[I] Glypta Resinanae 
Lissonota hortorum 
Pimpla linearis 
[1] Glypta Resinanae 
[l] Campoplex flaviventris 
[P] Eulophus geniculatus 
- Strobilanae 
Pteromalus Hohenheimensis 
Torymus chalybeus 
- erinicaudis 
Trichoceras erythrophthalmus 
Glypta resinanae 
[I] Ichneumon stimulator 
Pimpla rufata 
[P] Eulophus Phalaenarum 


[P]Anomalon amietum 
- Klugü 

e Pinastri 

Ichneumon Pisorius 


& Proteus 


Neuroptera. 


Hemerobius: [I] Hemiteles aestivalis 


Myrmeleon: |PjHybothorax Graffi 
[I] Crypt. spec.? (Wstw. 11. 143.) 
Rhaphidia: [I Campoplex incidens *) 


*) Für die Entozoen gab Rudolphi in seiner Synopsis Entozoorum (Berol. 1819) ein System der Wohnungs- 


thiere, in welchem auch die Inseeten vorkommen. 


PoLyPnAGEN UND PANTOPHAGEN. SCHMAROTZER - SCHMAROTZER. 29 


Bemerkenswerth ist noch, dafs öfters ganze, grofse Gruppen nur verwandte Wirthe angehen und 
sich wenigstens in den Schranken der bedingten Monophagen halten. So gehen z. B. die Try- 
phonen die Lophy ren an, während diese von den nahe verwandten, andre Afterraupen bewoh- 
nenden Mesolepten nicht belästigt werden. 

Als Polyphagen habe ich bis jetzt nur kennen gelernt: Zatzeburgii (fulvata, lituraria und 
Pihi); ferner Pimpla stercorator (antiqua, neustria), favipes (neustria, quadra), Turionellae (Pini, 
Buoliana), eraminator (Monacha, quadra, evonymella, Buoliana), favieans (Crataegi, a dispar); 
alsdann Mesochorus splendidulus (padella, auriflua), Pteromalus suspensus (Cecidom. Fagi, Bostr. 
Larieis), Torymus obsoletus (Cynips, Lophyrus Pini), Torymus erinicaudis (Cynips, rohen 
Perilitus unicolor (Pini, Monacha, piniperda), Perilitus faseiatus (quadra, bucephala) 

Pantophagen sind: Cryptus ceyanator (neustria und fuliginosa), und migrator (Bombyx 
Quercus, Erminea und Noctua moneta); ferner Pimpla instigator (Monacha, Pini, dispar, pro- 
cessionea, piniperda, Erminea, libatrix, auriflua, chrysorrhoea, Papilio Brassicae), und varicornis 
(Monacha, Crataegi, viridana, Papilio Urticae, Aranea diadema); dann Campoplex carbonarius 
antiqua, fascelina, Lophyrus Pini) und pugillator (Ziezae, fagana, Noctua marginata und Geo- 
metra brumata). 

Dieses Verzeichnils der Polyphagen und Pantophagen wird allerdings mit der Zeit immer grö- 
fser werden. Allein dafs es grölser, als das der Monophagen werden sollte, steht nicht zu er- 
warten; denn einmal haben wir schon eine grofse Menge von Monophagen — über 100 Arten — 
öfters gezogen, und dann kennen wir auch aus den Berichten von Bouche und Boie und Drew- 
sen schon ziemlich viele Bewohner von Krautinseeten, welche noch nie aus Holzinsecten, so 
oft wir deren verschiedene Arten nun auch eingezwingert haben, erzogen wurden, so dafs sich 
schon jetzt annehmen läfst, dals es eben so bestimmte Monophagen der Krautfresser, wie der 
Laubfresser giebt. 

Aufeinige sehr auflallende Poly- u. Pantophagien muls ich hier doch noch aufmerksam machen. Es 
bewohnen z. B. Borkenkäfer und Mücken zugleich Pferomalus suspensus; oder Holz- und Krautin- 
seeten Cryptus cyanator und migrator, besonders aber Pimpla instigator; oder sehr grofse und 
sehr kleine Inseeten zugleich, in welcher letztern Beziehung Pimpla examinator ein sehr auflal- 
lendes Beispiel liefert: die gröfsten Individuen dieses Ichneumons sind viel zu grols, als dals sie 
eben so grolse Nachkommen aus der Duoliana und evonymella, wie aus der Monacha und quadra 
erwarten dürften; gehen die grofsen also nur an die letzten beiden Raupen und die kleinsten nur 
an die erstern? Sollte eine solche Gröfseverschiedenheit der Wirthe häufiger vorkommen und 
daher die oft auflallende verschiedene Gröfse der Ichneumonen zu erklären sein? Sollten die 
auflallenden Verschiedenheiten von Pimpla varicornis und rufata, welche ich nur als Varietäten 
Einer Art ansehe, von den so sehr verschiedenen Wohnungsthieren herrühren? 

Ferner mufsich als etwas Merkwürdiges erwähnen, dafs öfters in einem und demselben Wirthe 
Ichneumonen von auffallend ähnlicher Bildung des ganzen Körpers oder einzelner Theile leben, 
gleich als ob sie diese aus der gleichen Nahrung gesogen hätten (s. das Nähere z. B. bei Exo- 
chus und bei den aus Orchestes und Cecidomyia gezogenen Eulophus u. A. m.) 

Wir finden unter den Diptern auch bei Masca und unter den Hymenoptern auch bei Jehneu- 
mon Schmarotzer aufgeführt. Das sind also Schmarotzer-Schmarotzer. Das war schon bekannt; 
aber neu dürfte die Erfahrung sein, dafs im Schmarotzer-Schmarotzer zuweilen noch ein Schma- 
rotzer steckt, also in der dritten Potenz! (s. bei Pieromalus Boucheanus). 

Die grölste Zahl von Schmarotzern — wenn wir die Schmarotzer-Schmarotzer nicht mit 
rechnen — beträgt bei Lophyrus Pini = 22. Aus Bombyx Pini und Noctua piniperda wurden 


30 ALLGEMEINER TaEiL. 


fast eben so viele erzogen, wahrscheinlich weil man diesen wichtigsten Arten die meiste Auf- 
merksamkeit widmete. 

In Betreff des Vaterlandes der Ichneumonen hätte ich nur noch anzuführen, dafs mir sonder- 
barer Weise beim Vergleiche der Ichneumonen eines und desselben Wohnungsthieres aus südli- 
chern und nördlichern Ländern die nordischen Exemplare stets blasser und heller gezeichnet vor- 
kamen, gleich als wollte sich das allgemeine physikalische Farbengesetz auch hier geltend ma- 
chen (s. z. B. Ichneumon brunnicornis). 


ACHTER ABSCHNITT. 


Welche forstliche Bedeutung und welche Bedeutung überhaupt haben die Ichneumonen 
im Haushalte der Natur? Darf der Mensch sich hier Eingriffe erlauben? 


Jeder Forstmann, jeder Gärtner sagt, sie sind nützlich und auf allen Tafeln steht „nütz- 
lich“ obenan. Es mufs also wohl wahr sein. Aber warum? Das Wie und Warum erfordert 
eine weitläufigere Ueberlegung, als man auf den ersten Blick vermuthet. Die gewöhnliche Art 
der Erörterung ist folgende. Wenn zwei bis drei Jahre lang ein Baupenfrafs unsere Wäl- 
der und Gärten verwüstet hat, so kann jeder aufmerksame Beobachter wahrnehmen, dafs sich 
die Raupen unerwartet vermindern, und wenn man noch etwas aufmerksamer ist, wird man sehen, 
dafs unsere Ichneumonen in grofser Menge um die Raupen und Puppen, selbst um die Eier be- 
schäftigt sind, dafs, zum Theile unter heftigem Kampfe, diese von jenen gestochen und spä- 
ter von ihrer Brut inwendig und auswendig belagert werden. An diesen ganz richtig beobachte- 
ten Vorgang knüpft man nun gewöhnlich folgenden Schlufs. Weil die Ichneumonen die 
Raupen in so grofser Menge gestochen und belagert haben, so ist der letztern Tod so schnell 
und unerwartet allgemein herbeigeführt worden. Diese Logik ist allerdings erlaubt, ja sie besticht 
sogar so sehr, dafs man ihr immer noch fast allgemein huldigt, wie die noch von Zeit zu Zeit 
selbst in öffentlichen Blättern darüber erscheinenden Aufsätze beweisen, ja dafs man gar nicht 
an die Möglichkeit eines andern Schlusses denkt. Müssen denn aber die Ichneumonen durchaus 
Ursache des Raupentodes sein, können sie nicht als Wirkung desselben angesehen werden? 
Dieser Logik wollen wir nun einmal folgen, und da diefs, wenn sie auch nicht als unerlaubt 
hinwegdisputirt werden kann, doch wenigstens grofse Anfechtung findet, so müssen wir uns mit 
Gründen tüchtig waffinen. Wir berufen uns zunächst auf Analogien. Es ist bekannt, dafs auch 
der Mensch von Schmarotzern heimgesucht wird, so gut wie das Insect. Jeder kennt als solche 
z. B. Eingeweidewürmer und Läuse. Es weils ferner ziemlich ein Jeder, dafs die Eingeweide- 
würmer sich nur in lästiger Menge bei Menschen einfinden, welche vorher sehon als kranke be- 
kannt waren, dafs die scheufsliche Läusesucht nur da eintritt, wo die Krankheit, Entmischung 
und Zerrüttung eines menschlichen Körpers schon den höchsten Grad erreicht hatte. Wir fragen 
nun: Sind Würmer und Läuse Wirkung oder Ursache der Krankheit und des Todes eines Men- 
schen? Gewils wird man einstimmig sie für die Wirkung und nicht für die Ursache halten. - 
Indem wir dies nun auf die Ichneumonen und Raupen anwenden, hören wir schon den Einwand: 
bei den Raupen läfst sich keine dem Ichneumonenangriffe vorhergehende Krankheit nachweisen. 
Wir wollen aber doch versuchen, diesen Einwand zu beseitigen. Auf medizinischem Wege ist 
dies freilich nicht möglich, weil wir die Natur einer Raupe nicht so genau kennen, wie die eines 
Menschen und uns für diese auch nicht so interessiren. Es giebt aber noch andre Wege. Ich 
habe bereits in meinen Porstinseeten Band N. p. 18. ausführlich geschildert, wie sich allerdings 


ForstLiche BEDEUTUNG DER SCHMAROTZER. 31 


mit zunehmender Raupenverbreitung Krankheitserscheinungen einstellen und sich sogar postu- 
liren lassen. Ich habe später immer wieder meine ganze Aufmerksamkeit auf diesen Gegenstand 
gerichtet und (Waldverderber 2te Ausgabe p. 76.) bereits numerisch nachweisen können, dafs bei 
dem einen Nonnenfrafse % und bei dem andern % der eingezwingerten Raupen gestorben war, 
ohne dafs man dem Zwinger die Schuld hätte beimessen können. Da aus diesen keine Schmet- 
terlinge geworden waren, auch keine Ichneumonen daraus hervorkamen, so bleibt doch nur der 
Schlufs übrig: im letztern Falle, in welchem die Hälfte starb, war die Generation krank und im 
ersteren (bei ‘% der todten) sehr krank. Hr.Dahlbom erzählte mir auch, er habe einst in einem 
abgesonderten Zimmer eine grofse Menge Raupen der Bombyx neustria gut gefüttert; aber nur 
% habe Ichneumonen geliefert und ’% etwa sei gestorben, ohne in Puppen oder Schmetterlinge 
überzugehen. Ich habe ferner beobachtet, dafs ein Räupchen von Bombyx dispar von einer 
Tachine mit einem Ei belegt wurde, später aber von einem Microgaster entbunden wurde, und 
dafs aus einer Aphis, welche eine Allotria gestochen hatte, ein Aphidius hervorkam. Meine 
Abbildung (Taf. IX. Fig. 23.) zeigt eine von Microgaster und Anomalon zugleich bewohnte 
Raupe, welche zuverlässig von Anomalon gestochen wurde, als Microgaster schon darin war. 
In diesen Fällen, denen sich bei einiger Aufmerksamkeit noch viele andere anreihen lassen, ist 
also von einzelnen Individuen so bestimmt, wie es nur immer geschehen kann, nachge- 
wiesen, dals sie im kranken Zustande von Ichneumonen gestochen wurden |[s. defs- 
halb auch den schon früher von Hın. Zimmer mitgetheilten Fall (Forstins. Bd. H. p. 16). Rech- 
nen wir ferner die von mir in den frühern Abschnitten vorgetragenen Erfahrungen über das Be- 
nehmen der Ichneumonen beim Stiche: wie sie manche Raupen, nachdem sie sie kaum betastet 
haben, wahrscheinlich weil dieselben gesund sind, umgehen, wenn sie auch zu der Klasse ihrer 
Wirthe gehörten, und dergl. mehr, wie stellt sich dann der Eingangs erwähnte 2te ganz über- 
gangene oder verachtete Schluss? Ich glaube, es räumt mir so ziemlich ein Jeder ein, dass die 
Ichneumonen Folge der Krankheit der Raupen sind, und nicht Ursache. Es dürfte nicht 
unpassend sein, hier auch auf die Wechselwirkung zwischen Borkenkäfer und Fichte in der be- 
kannten Wurmtrocknifs, welche viele Aehnlichkeit mit der Wechselwirkung zwischen Ichneumonen 
und Raupen hat, hinzuweisen. Der Borkenkäfer geht entschieden Anfangs nur kranke Bäume an, 
muls später aber, da er sich in jenen ungewöhnlich vermehrt hat, und nie eine so allgemeine 
Krankheit der Bäume eintritt, zuletzt auch gesunde Bäume angehen. Die Ichneumonen aber finden, 
wenn sie anfangen sich bedeutend zu vermehren, mehr kranke Raupen, als sie zur Unterbringung 
ihrer Brut gebrauchen, so dafs, wie meine Versuche andeuten, y, — %, der Raupen ohne Ichneu- 
monen untergeht. Liegt hier nun nicht der Schlufs sehr nahe, dafs alle kranke Raupen ster- 
ben würden, wenn auch gar keine Ichneumonen da wären, eben so, wie die von der Läuse- 
sucht befallenen Menschen nicht das gewöhnliche Lebensziel erreicht hätten, wenn auch kein e Läuse 
hinzugekommen wären. Warum denn aber solche Ichneumonen bei den Inseeten, Entozoen u. Läuse 
bei den kranken Menschen und Borkenkäfer bei den kranken Fichten noch hinzukommen, darüber 
wollen wir zum Schlufs noch einige Betrachtungen anstellen. Vorher mufs nur noch erwähnt 
werden, dafs der erste der beiden Hauptschlüsse auch selbst in der Praxis der Forstmänner und 
Gärtner keine Unterstützung gefunden hat. Man hat nämlich auf Grund des ersten Schlusses 
geschlossen: dureh künstliche Vereinigung und Ernährung von Raupen auf (durch Gräben) isolir- 
ten Wald- oder Garten-Orten — sogenannten Raupenzwingern — muls sich eine solche Menge 
von Ichneumonen erziehen lassen, dafs diese, wenn sie ausfliegen, den benachbarten Wald oder 
Garten von Raupen gänzlich säubern. Es hat aber noch kein Zwinger, so viele man auch an- 
legte, so grolse oder so kleine man machte, den erwünschten Erfolg gehabt. Solche Zwinger 


32 ALLGEMEINER THEIL. 


können also nur wissenschaftlichen Nutzen haben, d. h. Beobachtungen auf demselben anzustellen 
u. dgl. Ich verweise defshalb auf meine Forstinsecten Bd. I]. pag. 33 — 39, wo ich über die Ein- 
richtung und Erfolge solcher Raupenzwinger umständlich gesprochen habe. Ich glaube, es ist 
jetzt schon erlaubt, auch über den Grad der Krankheit einige Betrachtungen anzustellen. Meine 
im 6. Abschnitte angegebenen Versuche zeigten, dafs die kranken, nieht bewohnten Raupen viel 
schlimmer daran waren, als die bewohnten, denn sie fralsen sehr wenig und verdauten auch schlecht. 
Die Ichneumonen scheinen solche also nicht anzugehen, sondern diese den Tachinen zu über- 
lassen, deren Maden sich zuletzt auch in stinkenden animalischen Überresten ganz wohl fühlen; 
jene müssen für ihre Larven Inseceten haben, welche bis zur Verpuppung derselben leben und 
fressen. Das Endresultat ist also, dafs der Mensch hier niemals mit Vortheil wird Eingriffe unter- 
nehmen dürfen. 

Die Ichneumonen geben nur das Barometer ab, nach welchem wir auf das Ende eines Rau- 
penfrafses meistens mit Gewilsheit schliefsen können. Sind sie in geringer Menge vorhanden, 
haben sie also etwa nur 4, — y,, der Raupen befallen, so können wir nichts zu ihrer Vermehrung 
beitragen, da diese ja von der Raupenvermehrung abhangt. Wir müssen vielmehr suchen durch 
Vertilgungsmittel der letztern vorzubeugen, um wo möglich das Gleichgewicht wieder 
herzustellen. Sind sie zu grofser Menge angewachsen, haben sie also schon /, oder mehr ange- 
griffen, so brauchen wir nichts zu thun, denn die Natur macht nun von selbst dem Raupenfralse 
ein Ende. Widersinnig, oder schädlich, wie man es wohl genannt hat, ist es alsdann aber 
keinesweges, die Raupen noch durch Sammeln zu vermindern; denn auch die infieirten fressen, 
wie wir im 6. Abschnitte gesehen haben, noch recht tüchtig, und wenn wir sie möglichst früh 
entfernen, so erhalten wir den Bäumen einen Theil des Laubes. Wenn wir es unterlassen, so 
geschieht es nur, weil die Kosten des Einsammelns so grofser Raupen- oder Puppenquantitäten 
durch den gestifteten Nutzen gewöhnlich nieht gedeckt werden. Es ist dabei aber immer noch 
der Zustand der Bäume in Betracht zu ziehen: ob sie noch etwa in einer solchen Verfassung 
sind, dafs sie, wenn wir ihnen eine Erleichterung durch das Sammeln verschaffen, erhalten wer- 
den können, oder ob sie jedenfalls eingehen. Gedankenlos nach gewissen Regeln darf man also 
auch hier nicht verfahren. 

Um möglichst früh bestimmen zu können, ob ein Raupenfrafs bald aufhören wird, ist es 
nöthig, dafs man eine Zergliederung mit den noch nicht ganz ausgewachsenen Raupen vornimmt. 
Eine Anweisung dazu enthält der 9. Abschnitt. 

Warum haben wir denn nun aber gleich vorweg die Ichneumonen für nützlich erklärt? Sie 
tragen dazu bei, die kränkelnden Eier, Raupen und Puppen, welche oft zu Millionen und wieder 
Millionen gedrängt beisammen sind, schnell aufzuräumen; hier und da auch wohl einem Fresser, 
welcher vielleicht noch kümmerliche Nachkommen bereitet hätte, schnell den Garaus zu machen. 
.Die immer mehr sich entmischenden Säfte, welche nahe daran sind, die Luft mit Ausdünstung 
und Gestank zu verpesten, verwandeln sich gleichsam allmählig in lebende, gesunde, thierische 
Massen, ebenso, wie die kranken Säfte der Fichten zu gesunden, kräftigen Borkenkäfern sich 
gestalten. Zu dem stinkenden Aase gefallener warmblütiger Thiere können die Geyer und die’ 
Raubthiere hinzu; dem Aase der Inseeten mufsten schlankere und geschmeidigere Vertilger ge- 
setzt werden. Die Natur läfst also kein Wesen sterben, ohne neues Leben aus dem- 
selben hervorzurufen. Sie ruft sogar aus den Schmarotzern, aber immer nur, wenn 
dieselben sehr Überhand genommen haben, wieder neue Schmarotzer hervor. 

Noch ist aber eine Frage übrig: Was wird aus den Ichneumonen, wenn sie sich in so un- 
geheurer Menge vermehrt haben und nun plötzlich die Wirthe, auf deren Rechnung sie gelebt 


ERRKENNUNG DER VON SCHMAROTZERN BEWOHNTEN INSECTEN. 33 


haben, fehlen? Auch hier weils die gütige Natur Rath. Dafs sie das weils, kann man sich 
schon denken, aber dem Wie auf die Spur zu kommen, wäre doch eine schöne Sache. Unter den 
ältern Beobachtern hat schon der treffliche De Ge&eer (Geschichte der Insecten. Bd. H. Th. H. 
p. 191.) sich darüber gewundert, dafs unter ganzen Gesellschaften von Ichneumonen, welche er 
aus Inseeten erzog, sich nur ein und dasselbe Geschlecht befand. Mir ist dasselbe begegnet; 
denn aus einem ganzen Vorrathe, den ich aus vielen Hunderten von aus Polychloros-Puppen 
erzogenen Pieromalus Puparum zusammengeschüttet hatte, fand ich nur mit Mühe einige Weib- 
chen, unter Eurytoma flavovaria wieder nur $. Man durchlaufe ferner z. B. die systematischen 
Werke von Gravenhorst und Nees, so wird man finden, dafs in ganzen Gattungen, z. B. von 
Pezomachus fast nur Weiber bekannt wurden, während ich z. B unter einem grolsen Vorrathe 
von Pteromalus Spinolae wieder die & bedeutend überwiegen sah. Dafs diese merkwürdige 
Erscheinung nicht allein da steht, ersieht man schon aus meinen frühern Darstellungen bei den 
Borkenkäfern. Hr. Hartig bezweifelt bei einigen Cynips- Arten sogar die Existenz von 4. Ich 
glaube nun, dafs das Zurücktreten des einen Geschlechtes immer Wirkung einer ungewöhnlichen 
Vermehrung einer Inseetenart ist. Die widernatürlichen, bei soleher Vermehrung unvermeidlichen 
Verhältnisse bringen eine einseitige Wirkung auf die Ausbildung der Individuen hervor, und die 
Species tritt dadurch in die ihr angewiesenen normalen Schranken zurück. 


NEUNTER ABSCHNITT. 


Woran erkennt man, dals die Insecten von Schmarotzern bewohnt sind? 


In vielen Fällen lehrt schon das äufsere Aussehen eines Insects, ob es gesund ist, oder ob es 
Schmarotzer enthält. Ist eine Raupe oder Puppe träger, als gewöhnlich, oder wohl gar ganz un- 
beweglich, und hat sie dunklere Farben, so kann man schon daraus schlielsen, dafs sie krank 
sei. Aber nicht immer sind diese Kennzeichen ganz genügend. Vielmehr ist es immer am 
Sichersten, die Seetion mit dem fraglichen Individuo vorzunehmen, wenn man es nicht etwa 
zum Behufe einer längern Beobachtung aufheben und füttern will. Ganz vorzüglich wird diese 
Zergliederung nothwendig, wenn es sich darum handelt, zu entscheiden, ob die im Winterlager 
befindlichen Raupen des grofsen Kiefernspinners vorherrschend krank oder gesund seien, ob 
man also sie sich selbst überlassen könne, oder ob man, um der weitern Vermehrung der gesun- 
den vorzubeugen, sie sammeln und tödten müsse. Nur wenn die Anatomie entschieden hat, sind 
Täuschungen unmöglich. 

Wir wollen also den gewöhnlichsten und wichtigsten Fall annehmen, die Kienraupe sei halb- 
wüchsig von Microgasteren befallen und so ins Winterlager gegangen. Man lälst nun aus jedem 
Reviertheile eine kleine Quantität Raupen — wenn auch nur 40 —50 — sammeln und unter- 
sucht jede für sich, um zu erfahren, ob nicht irgend ein Ort grade vorzugsweise von Schmarotzern 
besezt sei, während die meisten andern noch keine haben. Die Menschlichkeit erheischt, dafs 
man die Raupen vor der Operation tödte oder wenigstens asphyxire. Man nimmt daher ein 
weitmündiges Glas, bedeckt den Boden mit einem Blättchen Löschpapier und träufelt 10 — 20 
Tropfen Schwefeläther darauf. Jetzt schüttet man schnell die zu untersuchenden Raupen dar- 
auf, bedeckt sie noch mit einem Blättehen, welches wiederum 10 Tropfen Aether erhält, und 
verschliefst dann das Glas dicht mit einem Pfropfen oder Deckel. Nach etwa 1 Stunde sind die 
Raupen ganz regungslos und man kann zur Untersuchung schreiten. Die Raupe wird zwischen 
die 3 ersten Finger der mit einem Handschuh verwahrten linken Hand, genommen und auf die 

5 


34 AÄLLGEMEINER TEIL. 


linke Seite gelegt. In der rechten Hand hält man die Scheere und schneidet der Raupe den 
Bauch auf: am Besten wählt man dazu die Linie, welche zwischen den Luftlöchern und den 
Füfsen hinläuft, indem man den rechten Afterfufs wegschneidet und nun durch die gewonnene 
Öffnung unter die Haut fährt, und dieht unter derselben bleibend — damit nicht schon vor der 
Zeit inwendig Alles zerstört wird — mit 6 — S Scheerenzügen bis zum Kopfe fortgeht. Ist auf 
diese Weise die Haut getrennt, so legt man die Raupe in eine Tasse voll Wasser und breitet 
sie vorsichtig aus einander, damit das Wasser alle Theile von einander halte. Nun ist leicht zu 
unterscheiden, was zu den innern Organen der Raupe gehört, und was Ichneumon ist. 

Unter den innern Organen, welche sich immer gleich als angewachsene zeigen, wenn sie 
auch hin und her flottiren, unterscheidet man zuerst den mitten durch den Leib gehenden dieken 
Darmkanal (s. T. IX. F. 23, 24.), die langen, geschlängelten, ziemlich feinen Spinngefälse (welche 
in F. 24. an der Seite der Raupe zwischen Brust- und Bauchfülsen zum Vorschein kommen) und 
die ganz feinen, ebenfalls stark geschlängelten Gallengefälse, welche sich in den Darm münden 
und hier kleine Auftreibungen oder Knötchen zeigen, die schon Mancher fälschlich für kleine 
Schmarotzer genommen hat. Noch deutlicher bemerkt man 2 gelbliche Körperchen, aus welchen 
sich später bei der Metamorphose die Geschlechtsorgane bilden. 

Was sich dagegen leicht aus dem Innern der Raupe herausspülen läfst, das betrachte man 
genauer: man wird daran wahrscheinlich bald die Gestalt einer Made und die durch feine Ein- 
schnitte getrennten 12 Ringe unterscheiden (s. die vollständigere Beschreibung und Hinweisung 
auf die Figuren bei Microgaster). Von diesen Mierogasteren sind auch, wie gesagt, immer so 
viele in Einer Raupe, dafs man an der Menge derselben schon die für die Raupe fremden Körper 
erkennt. Schmarotzer, welche nur einzeln oder in wenigen Exemplaren in der Spinnerraupe leben, 
sind schon schwerer zu erkennen, ihr Verkennen aber auch von keiner so grofsen Wichtigkeit, 
da sie viel seltener, als jene Microgasteren vorkommen (s. defshalb die Beschreibungen von 
Anomalon). 

Hat man sich in dieser Untersuchung erst einige Übung verschafft, so kann man in 1 Stunde 
20 — 30 Raupen vornehmen. 

Will man noch andre Raupen und zu andrer Jahreszeit untersuchen, z. B. die grofse Schwamm- 
raupe im Vorsommer, welche auch zuweilen schon stark infieirt ist, wenn man noch eine: Vertil- 
gung beabsichtigt, so verführt man ganz auf dieselbe Weise. 

Will man Puppen untersuchen, die durch ihre Unbeweglichkeit und schwarze Farbe Schma- 
rotzer verrathen, so braucht man sie nur in der Mitte durchzubrechen, um sogleich die Larve 


des Ichneumons oder der Ichneumonen zu bemerken oder zu sehen, ob der Schmetterling etwa 
in der Puppe gestorben sei. 


ZEHNTER ABSCHNITT. 


Literarisch-geschichtlicher Überblick über die Leistungen in der Ichneumonologie. 


Wir besitzen zwar in dem Gravenhorstschen Werke einen reichen Literaturschatz und 
eine Geschichte der Ichneumonologie. Da dies Werk jedoch nur bis zum Jahre 1829 reicht und 
es uns überdiefs hier vorzüglich darauf ankommt, die brauchbarsten Werke herausgehoben zu 
sehen und die Leistungen der Naturforscher in biologisceh-entomologischer Beziehung zu 
vergleichen; so dürfen wir diesen Abschnitt nicht übergehen. 


LiITERARISCH - GESCHICHTLICHER ÜEBERBLICK. 35 


Die Gruppe der Ichneumonen ist eine so anziehende Erscheinung, dafs sich kein Zoolog, 
wenn er sich nur irgend mit Inseeten beschäftigte, ihrer Betrachtung entzog. Wir finden 
ihrer seit den ältesten Zeiten unter den elle Namen ‚Jehneumon“ — die Zerstö- 
rungen, welche das Inseet im Innern anderer Insecten anrichtet, führte zu dem Vergleich mit 
dem Ichneumon der Ägypter, einer Raubthiergattung, von welcher man früher fabelte, sie kröche 


dem Krokodile in den Leib —, „„Schlupfwespe“ — von dem Hineinschlüpfen in andere Insec- 
ten —, „Wipperwespe‘‘ von der wippenden Bewegung der Fühler —, Museca tripilis, mouche 
tripile — von dem leicht in 3 Fäden spaltenden Bohrer — erwähnt. Die erste Aufmerksamkeit 


richtete sich auf die merkwürdige Lebensweise; daher ist bis zu den neueren und neuesten Zei- 
ten der deseriptive Theil der Ichneumonologie merkwürdig vernachlässigt worden. Aus den be- 
rühmten Werken von Aldrovandus (welcher zuerst die noch jetzt bei Laien so fest eingewur- 
zelte Meinung vom Eierlegen der Raupen, wenn Ichneumonenlarven aus ihrem Leibe kamen und 
sich kleine eiförmige Tönnchen spannen, aufbrachte), Gödart (der schon treffliche, noch jetzt 
brauchbare Beobachtungen lieferte), Swammerdam, Ray, Albinus, Reaumur, Rösel, De 
Ge&er u. A. lernen wir sehr viel von der Lebensweise dieser Thiere im ie neiaen: allen wir 
errathen nur selten mit einiger Zuverlässigkeit die Art, welche gemeint ist, weil die Beschrei- 
bungen gewöhnlich nur die Farben berühren und nicht die viel wichtigern Kennzeichen des Flü- 
gelgeäders, der Hinterleibsform, Anheftung u. dergl. Rösel bewährt hier nieht den an so vie- 
len andern Stellen errungenen Ruhm; denn er nennt nur wenige Ichneumonen und beschreibt 
ihr Thun und Treiben oberflächlich, zuweilen sogar fehlerhaft. Reaumur und De G&er glän- 
zen in der Ichneumonologie, wie in den übrigen Zweigen der Entomologie, vor allen andern. 
Reaumur beschreibt viele Ichneumonen nach ihren Wohnungsthieren, ihrer Verwandlung, ihrem 
Stiche, ihrer Geselligkeit oder Einsamkeit; er kannte schon das frühere oder spätere Absterben 
der Raupen oder Puppen, je nachdem sie von dem einen oder andern Ichneumon bewohnt wur- 
den; er kannte die gespinnstlosen und so seltsam eoncentrisch gruppirten Puppen der Eulophen 
auf Blättern, ferner die hangenden, springenden Tönnchen u. dergl. mehr. De Geer leistete, 
meines Erachtens, noch mehr. Er bemerkte nicht allein von Ichneumonen, was ihm in den Weg 
kam, sondern er suchte sie auch mit Fleils auf, und erzog Inseeten ihretwegen. Er sondert die 
Arten, beschreibt und benennt sie nach besten Kräften, so dafs wir danach, wie nach seinen 
Abbildungen schon manche Species herausfinden. In der Götzeschen Übersetzung (Abhandlungen 
zur Geschichte der Inseeten, Nürnberg 1778. 7 Bde. in 4t0) findet sich noch manche nützliche 
Anmerkung des Übersetzers. Frisch (Beschr. von allerlei Inseeten, Berl. 1766) bleibt, was 
Ichneumonen betrifft, gegen beide zurück. Der sonst so tüchtige Franz von Paula Schrank 
(Fauna boica in 3 Bden. 80, Nürnberg 1798 — 1803) giebt fast nur unzureichende Artbeschreibungen. 

Nach so guten Vorarbeiten und Mustern der Beobachtung hätte man von einem Werke, 
welches schon in die neueste Zeit hinüberreiecht und die Lebensweise der Waldinsecten zur 
Hauptaufgabe hatte, mehr erwarten sollen. Im J. 1805 edirten Bechstein und Scharfenberg 
eine vollständige Naturgeschichte der schädlichen Forstinsecten nebst einem Nachtrage der scho. 
nenswerthen Insecten (3 Bde. in 4to. Leipzig); sie enthält aber nur schlechte Beschreibungen und 
gar niehts Neues; vielmehr fehlen viele der wichtigsten Ichneumonen, welche die Verfasser in 
kurzer Zeit aus Inseetenbrut sich hätten verschaffen können. Das Werk verdient in Betreff der 
Ichneumonen gar nicht mehr eitirt zu werden. Bechstein hat in seiner Forstinsectologie 
(Gotha 1818, in 80) zwar die Beschreibungen etwas geändert und verbessert, jedoch nicht in 
dem Malse, dafs dadurch ein Erkennen der Arten, welche er meint, möglich wäre. Eigene 


Beobachtungen hat er sehr wenige. 
5%* 


36 ALLGEMEINER THEIL. 


Schon vor dieser Zeit und ganz besonders nachher trat eine ganz neue Aera für unsere Wis- 
senschaft ein. Fabrieius benutzte die Mundtheile und Jurine das Flügelgeäder, um die grofse 
Menge von Arten, welche Linne noch in Einer Gattung (Jehneumon) vereint hielt, in mehrere 
Gattungen zu trennen. Mit dem täglich mehr anwachsenden Artenreichthum wurde auch das 
Bedürfnifs nach noch zahlreicheren Gattungen immer gröfser, und Latreille besonders, dann 
Illiger, Spinola, Dalman, Gravenhorst, Nees u. A. halfen diesem ab. Es entstand all- 
mälig das System, welches noch jetzt besteht und im Wesentlichen auch wohl fortbestehen wird. 
In welchem Verhältnifs die verschiedenen Schriftsteller zum Aufbaue desselben beitrugen, werden 
die in vorliegendem Werke den Gattungen beigefügten Namen am Besten zeigen). 

Das Studium der Ichneumonologie erhielt besonders durch die einen unerwarteten Arten- 
schatz bringenden, alle Ichneumonen umfassenden und daher so verbreiteten Schriften von 
Nees und Gravenhorst (s. die vorzüglichsten und einem jeden Ichneumonologen unentbehr- 
lichsten in der Anmerkung) einen bedeutenden Aufschwung. Entomologen und Dilettanten be- 
schäftigten sich nicht mehr allein mit Käfern und Schmetterlingen, sondern sie fanden auch an 
den Ichneumonen Vergnügen, da sie nun hoffen konnten, ihre gezogenen oder gefangenen Ichneu- 
monen in den angeführten Werken aufzufinden oder nicht aufzufinden und sie im letztern Falle 
für neue Arten halten zu dürfen. 

Zunächst haben die Engländer diesem Zweige der Entomologie grofse Aufmerksamkeit ge- 
widmet. Es erschienen eine Menge grölserer und kleinerer Abhandlungen von Kirby und Spence, 
von Walker, Curtis, Haliday, Marsham, Dale, Newman, Lewis, Stephens, West- 
wood u. A. Vor Allen aber zeichneten sich Walker (Monographia Chaleiditum. Lond. 1839. 8.) 
durch Aufzählung vieler neuen Arten und Westwood (hntroduetion to the modern Classification of 
Insects, founded on the natural habits and corresponding organisation of the different families, in 
imo volumes. London 1840. 8vo.p. 136. u. f.) durch Aufstellung neuer Gattungen und Beobachtung 
der Lebensweise der Ichneumonen aus. Der letztere hat uns zugleich in seinem vortrefllichen 
Werke die vollständigste und interessanteste Zusammenstellung des in der Ichneumonologie Be- 
kannten, mit Hinzufügung vieler Abbildungen gegeben und dabei auch manche Nachriehten über 


*) Dim. = Dalman (Försök till Uppställning af Inseet- Familjen „Pteromalini“, Stockholm 1820. 8vo.) auch 
in Vetensk. Acad. nya Handl. 1820 — 1822. 

F. = Fabrieius (seine Schriften allgemein bekannt). 

Geoffr. = Geoffroy (Histoire abregee des insectes, Paris 1764. 2 Bde.). 

G. = Gravenhorst (I/chneumonologia europaea, Vratislaviae 1829, 3 Bde. in 8vo.) 

Hrt. — Hartig {seine zerstreuten systematischen Beiträge in: Jahresberichte über die Fortschritte der Forst- 
wissenschaft und forstlichen Naturkunde im J. 1836 und 1837. Jahrgang 1, Berlin 1837. 8vo.) 

111. = lUlliger (Magazin für Insectenkunde, Braunschweig 1801 — 1807, 7 Bde. in 8vo. und die neue Aus- 
gabe von Rossi’s Fauna Etrusca). 

Jur.=Jurine (Nouvelle methode de elasser les Hymenopteres et les Diptöres. Tome 1. a Gen&ve 1807. 4to.). 

L. — Linne& (besonders dessen Fauna suecica ed. 2. Stockholmiae 1761. 8vo.) 

Ltr.— Latreille (besonders zu benutzen seine Entomologie in Cuvier’s rögne animal, ed. 2. Tom. V., Paris 
1829. 8v0.). j 

N. = Nees von Esenbeck (Hymenopterorum Ichneumonidibus affinium Monographiae. Stutigartiae et Tu- 
bingae 1834. 2 Bde. in vo.) i 

Swed. = Sweder (Abhdl. in Kongl. Vetensk. Acad. nya Handl. ann. 1795. Vol. XV1.). 

Pnz. — Panzer (kritische Revision der Insectenfauna Deutschlands, Nürnberg 1806. 8vo.). 

Spin. = Spinola (Verschiedene Abhdl. in Annales du Museum d’histoire naturelle.e. T. VII. und Insect 
Ligur. Genuae 1808. 4to.). h 

Wesm. = Wesmael (Monographie des Braconides de Belgique, Bruxelles 1835. 2 Bde. in 4io.). 


LITERARISCH-GESCHICHTLICHER ÜEBERBLICK. 37 


exotische Arten benutzt. Es ist nur zu bedauern, dafs die Engländer die Gattungstrennungen 
zu weit trieben und bei den kleinsten Arten doch nicht genug auf die Sculpturverhältnisse ach- 
teten; es wird uns daher oft unmöglich, unsre neuen Arten in ihren Werken aufzufinden, um so 
mehr, als uns schon die Verschiedenheiten von Deutschland und Grofsbritanien geneigt machen, 
viele verschiedene Arten in beiden Ländern vorauszusetzen. 

Unter den Franzosen fand dies Studium nicht so viel Anklang, indem die berühmten Beobach- 
ter Audouin, Boyer de Fonscolombe, de La Cordaire, Saint Fargeau, Leon Dufour, 
Geoffroy sich mehr mit den wespen- und bienenartigen Hymenopteren beschäftigten, als grade 
mit Ichneumonen. Von Boudier (in den Annal. d. !. soeiet. entomol. de France. T. Il.) vühren 
sehr hübsche Beobachtungen her. 

Des Belgiers Wesmael vortreflliches Werk ist schon in der Anmerkung mitgetheilt, eben 
so die Schriften von Spinola, welcher mit Disderi (in den Abhandlungen der Turiner Aka- 
demie im 2. Bande) in Italien für unsere Wissenschaft wirkte. 

Die Schweden und Dänen halfen, wie überall, auch hier treulich. Aufser den schon genann- 
ten, besonders um die Systematik verdienten, sind noch als Beobachter zu nennen: Tren- 
tepohl, Schiodte, Bohemann, Ljungh, Drewsen (in Kryers naturhistorisk Tiddsskrift, 
aber hauptsächlich über nicht forstlich wichtige Ichneumonen) und Boie (beide in Wiegmanns 
Arch. f. Naturgesch. Jahrg. 2. v. lahre 1856, p. 35. u. f. mit hübschen Beobaebtungen über forst- 
liehe und nicht forstliche Ichneumoniden), Zetterstedt und Dahlbom, welchen beiden letz- 
tern ich schätzbare briefliche Mittheilungen und die Stücke selbst, an welchen die Beobachtun- 
gen angestellt wurden, verdanke, auch Sundewall, dessen treffiiche Beobachtungen aber im- 
mer noch vergraben liegen, da ihr Verfasser sich ganz den Wirbelthieren zuwandte. 

Um zuletzt noch einmal auf die Deutschen zurückzukommen, bei welchen ein lebhaftes Trei- 
ben Statt findet, so erwähne ich zuerst Försters Beiträge zur Monographie der Pteromalinen 
Nees. Aachen 1841. in 4to. als eines schätzbaren neuen Hilfsmittels. Es ist auch jedem Unbe- 
mittelten in der kleinen, sehr wohlfeilen Schrift Gelegenheit gegeben, die Gattungscharaktere 
nach bildlichen Umrissen zu studiren. Alsdann Bouche& (Naturgesch. d. Inseeten, besonders in 
Hinsicht ihrer ersten Zustände als Larven und Puppen, Berlin 1834. 8vo., 1. Lieferung mit 
10 Kupfertafeln, auch sehr wohlfeil), und Hartig (in den in der Anmerk. eitirten /ahresber., sowie 
im forstlichen und forstnaturwissenschaftl. Conversat.-Lexic., Berlin 1834. 8vo. und in den Ader- 
flüglern Deutschlands, Berl. 1837. Abtheilung: Blatt- und Holzwespen, von welchen bisher leider 
erst die Blatt- und Holzwespen erschienen). Ich weils Niemand, der sich mit Erziehung der Insee- 
ten so viel abgegeben hätte, wie diese. Beide wirken noch jetzt unter uns durch Schriften, 
wie mit dem Munde, und ich versäume nie, bei meinen Besuchen in Berlin nach Bouche’s schö- 
nem, grofsen Garten zu gehen und hier den vielerfahrenen, mittheilenden, einfachen Mann im- 
mitten seiner Schätze von lebenden und todten Inseeten und Pilanzen zu sehen und zu hören. 
Nehmen wir dazı die Notabilitäten des entomologischen Cabinetts von Berlin, die wespenkun- 
digen Klug und Erichson, ferner die zahlreichen Sammler, Dilettanten und Händler unsrer 
regen Hauptstadt, so dürfen wir wohl mit Recht behaupten, dafs kein Ort der Welt mehr Gele- 
genheit zum Studium der Ichneumonologie darbietet, als gegenwärtig Berlin. 

Nicht vergessen darf ich hier des Antheils, welchen auch deutsche Forstmänner an der För- 
derung dieser Wissenschaft genommen haben, indem sie mir theils grolse Massen von Zug- 
inseeten, theils schon erzogene Ichneumonen zusandten, wie die schon längst bekannten Namen 
Lehmann, v. Meyerinck, Nördlinger, v. Pannewitz, Radzay, Saxesen, Zebe u. A. im 
Texte anzeigen. 


« 
35 AELLGMEINER THEIL. 


Trotz dieser Anstrengungen bleibt doch noch gewaltig viel zu thun, ‚ehe wir unsre Wissen- 
schaft auf den Standpunkt bringen, auf welchem sich z. B. schon das Studium der Blattwespen 
befindet; obgleich sie auch wieder andern verwandten Abtheilungen, z. B. der der in Nestern 
schmarotzenden Wegwespen, Goldwespen und eigentlichen Wespen voraus ist. Die Beschrei- 
bungen der schon bekannten guten Arten müssen von Neuem gemustert werden, damit wir 
sie mit Sicherheit auf neu aufzufindende Exemplare derselben Arten anwenden und zur schar- 
fen Unterscheidung neuer, nahe verwandter benutzen können. Die Enträthselung älterer, sehr 
schlecht beschriebener Arten, selbst vieler Linn&schen, ist dagegen zeitraubend und unnütz. Es 
mufs besonders die Sculptur, welche bisher sehr vernachlässigt wurde, berück- 
sichtigt werden. Die langen Reihen von Farben-Varietäten, welche wir in den Büchern aufge- 
führt finden, sind schrecklich ermüdend und ganz unnütz; denn, wenn von einer Species schon 
10 solcher Varietäten bekannt wurden, so läfst sich annehmen, dafs noch 100 andre davon exi- 
stiren. Wer wird diese aber alle registriren? Es ist in solchen Fällen wohl hinreichend, gleich 
in der Beschreibung der Farben diejenigen nach den Theilen zusammenzustellen, welche variiren. 
Wir geben den Farben dadurch einen untergeordneten Werth; den verdienen sie aber auch, denn, 
wenn zwei Arten weiter keine Unterschiede als ein Paar bunte Fleckchen mehr oder weni- 
ger zeigen, noch dazu, wenn diese variiren, so sind es wahrscheinlich auch keine rechte Arten. 
Die Beweise kann man selbst im vorliegenden Werke, obgleich dies nur eine verhältnilsmälsig 
geringe Zahl von Arten zu behandeln hat, finden. 

Wir müssen ferner noch die Entwickelungsgeschichte und Lebensweise der Ichneumonen stu- 
diren. Die Erziehung im Zwinger hat keine Schwierigkeiten, da es hierzu nur Ausdauer und 
einiger Kenntnisse von der Lebensweise der Wohnungsthiere bedarf. Die meisten Ichneumonen 
sind sehr zählebig und gelangen zur vollen Ausbildung, wenn sie auch als Larven oder Puppen 
aus ihrer Ruhe gestört werden. Das Studium der Entwickelung erfordert aber ungleich mehr 
Kenntnisse und Resignation (s. den 3ten Abschnitt und das Allgemeine von Anomalon und Mi- 
crogaster), ist aber auch noch lohnender. Was werden wir da noch für Wunder erfahren, wenn 
wir erst aus jeder Gattung oder wenigstens aus jeder verwandten Gruppe von Gattun- 
gen einige Arten in dieser Beziehung kennen werden! Wie viel höher wird ein solches Wissen 
dereinst stehen, als die oberflächliche Kenntnifs der bunten Wesen fremder Zonen! 


ELFTER ABSCHNITT. 


System und Anleitung zum Bestimmen der Ichneumonen. 


Berathungen über die höhern Abtheilungen des Systems sind hier nicht zu erwarten; denn 
einmal ist die Zahl der in Forstinseeten lebenden Ichneumonen viel zu gering, als dafs sie die 
Aufstellung eines natürlichen Systems möglich machen sollte, und dann sind auch überhaupt die 
Materialien zum Aufbau eines solchen noch zu sparsam vorhanden. Nur wenige Abtheilungen 
der Inseeten lassen so viel Neues erwarten, wie die Ichneumonen; denn wenn es schon einem 
Einzigen gelingt unter circa 400 Arten über 200 neue aufzufinden, was haben wir da zu hoffen; 
wenn mit der Zeit sich Viele auf die Erziehung der Ichneumonen gelegt haben werden? Bauen 
wir also jetzt schon an einem solchen System und wollen dann später die Hälfte der nachzulie- 
fernden Steine hier und da gewaltsam einschieben, was soll das für Haltbarkeit versprechen? 
Ich habe mich daher begnügt, Iier das Auffinden der Ichneumonen, unsre Hauptaufgabe, 
möglichst zu erleichtern und nebenher so viele Winke über Verwandtschaft und Stellung der 
Gattungen zu geben, wie es mir die aufgegebenen Arten und die in meiner Sammlung aufserdem 


SYSTEM UND ANLEITUNG ZUM BESTIMMEN. 39 


befindlichen zahlreichen andern nur gestatteten. Vor einer Vermehrung der Gattungen, wie sie 
z. B. in der Ormithologie besteht (Gottlob in der Entomologie noch nieht!) habe ich mich sehr 
in Acht genommen, weil ich gefunden habe, dafs die vorhandenen so vortrefflich sind, dafs man 
hier das meiste ohne Zwang unterbringen kann. Wo sich indessen so eigenthümliche Formen 
zeigten, wie bei einem Pieromalus ein Griffelfortsatz der Fühler oder auffallend breite Mittel- 
schienen, bei Eneyrtus ein schneidend-zusammengedrückter Hinterleib u. drgl., da habe ich diese 
unbedenklich gesondert. 

Mein Hauptaugenmerk ist auf die Arten gerichtet gewesen. Ich habe in dem Isten Ab- 
schnitte am Ende der Characteristik der Fliege, vor den Geschlechtsunterschieden meine An- 
sichten ausführlich dargelegt. Wenn ich alte Arten getrennt oder vereinigt habe, so durfte ich 
dies um so mehr, als mir häufig eine ungewöhnliche Menge von Exemplaren durch die Erziehung 
zuflofs. So zeigen sich z. B. Tryphon Lophyrorum, variabilis und impressus trotz ihrer syste- 
matisch nothwendig werdenden Trennung nur als Formverschiedenheiten durch äufsere Umstände 
erzeugt. Alle 3 stehen in ihren Kernexemplaren weit gesondert, reichen aber in den Übergangs- 
stücken unmittelbar an einander. Gewifs werden wir dies immer häufiger finden, wenn wir 
noch mehr erziehen. Auf der andern Seite muls auch wieder anerkannt werden, dafs sich ge- 
wisse Species, wie z. B. Pimpla examinator, in den engsten Schranken halten, obgleich die 
wunderbar verschiedenen äufsern Entwickelungsmomente mehr Abweichungen, als blofse Gröfsen- 
verschiedenheit erwarten liefsen. 

Wer mit der Bestimmung der Ichneumonen nicht zu viel Zeit zubringen will, mufs sich mög- 
lichst schnell in den Besitz einer kleinen Sammlung setzen, in welcher wenigstens die Haupt- 
gattungen repräsentirt sind. Um einen solchen Anfang, den man nicht immer durch Kauf oder 
durch andre fremde Hülfe machen kann, zu erleichtern, habe ich die wichtigsten und verschie- 
densten Gattungen abgebildet. Die Figuren werden so ziemlich alles in den dichotomisch an- 
geordneten Bestimmungstabellen Vorkommende erläutern. 

Hat man auf diesen Tabellen die Gattung gefunden, so vergleiche man zur Sicherheit noch 
den ausführlichern Gattungscharaeter und gehe dann zur Bestimmung der Section, in welcher die 
fragliche Art enthalten ist und zur Beschreibung der Arten selbst. Ich habe hier keinen soge- 
nannten wesentlichen Character gegeben, weil es sehr schwer ist, den in der vorgeschriebenen 
Kürze herauszufinden, und er auch selten genügt, eben weil er nur ein ganz willkührlicher ist. 
Die Beschreibungen sind nicht zu lang und können leicht ganz durchgenommen werden. Künf- 
tig wird man sie vielleieht noch mehr abkürzen können, wenn man die Thiere Bauliggr erzogen 
hat. Was in verschiedenen Wohnungsthieren lebt, kann nicht mehr eollidiren. 

Man wird daher bei der Bestimmung einer erzogenen Art immer zuerst nach der Wirths- 
Classification sehen müssen.  Weils man Pteromalinen, Braconiden und Ichneumoniden zu unter- 
scheiden, was sehr leicht ist, so bleibt dann üliers nur die Wahl zwischen wenigen dort ver- 
zeichneten Arten, deren Beschreibungen man mit Hilfe des Registers leicht auflindet. 

Lassen sich die Beschreibungen durchaus nicht mit der fraglichen Art vereinbaren, so ist 
diese, für den Forstmann wenigstens, neu. Man beschreibe sie nun, wenn einem nicht eine grö- 
fsere Bibliothek zu Gebote steht, mit Rücksicht auf die verwandtesten Arten und überlasse es 
einem Nachfolger, sie danach für eine schon in ältern Werken vorkommende, aber noch nicht 
erzogene, oder für eine wirklich neue zu erklären. 

Den Anfang der Bestimmung macht man mit der ersten, auf der umstehenden Seite gedruck- 
ten und durch gröfsere Schrift ausgezeichneten Tabelle und geht dann zu einer der andern 3 Ta- 
bellen über, auf welche die erlangte Bestimmung hinweist. 


40 ALLGEMEINER Tuer. 


Ichneumonen ‘ 


y 


mit 1 zurücklau- 


fenden Nerven: Braconides 


' mit einem oder 2 
zurücklaufenden 
Nerven 


mit 2 zurücklau- 


fenden Nerven: Ichneumonides 


ohne zurücklaufende Nerven: ........ P teromalini. 


Fo Oberseite des Hinterleibes ohne Absätze von Ringen ........ue.ssesneneeensseunne 2. Chelonus 
'z Zwischen Kopfschild und Oberkiefer Hinterleib sitzend.... 2. Bracon 
= eine Öffnung -  langgestict 3. Spathius 
= En £ Be 
Rn Obers. des Hinter!, Hinterleib gestielt .............00242....- 4. Aphidius 
an nit breit Zwei Cubital- Zellen .......... 5. Brachistes 
Scheitel | ır: S 
ke chei Ahnen 3.Cnbit. ie C.Z.breit.alshoch 6. Alysia 
e sitzen 
One Zellen eC.Z.höher alsbreit 7. Aspigonus 
Nur 2 Cubital- Zellen ......- 8. Macropalpus 
mit kahl. mittl. C. Z. sehr klem 9. Microdus 
Augen 3 
m.schmal 3Cubit. | mittl, Cub. Z. nicht viel 
Scheitel Zellen | kleiner als die erste IO. Rogas 


Hinterleib sitzend.... 84. Microgaster 
mit behaarten 


Augen Hinterleib gestielt ... 12. Perilitus 


* 


Die Tarsen der Hinterbeine dicker, als die deraalon 


. 5 HORUS 


Auf die inngN 
zelle stöfst 


. Aarau! gestielt Schenkel nicht un- zurücklauflOPIEX 
oder fast gestielt 
| i gewöhnlich dick astus 
i mn. | \Hintertarsen nicht scus 
Hinterleib von der Seite *) "ungewöhnlich dick Die inneom 
zusammengedrückt JE 
2 Die Schenkel der Hinterbeinymerus 
= \Hinterleib. attzanıl (Ma sitzend. Der Verbindungsnerv zwischdins 
= oder fast sitzend | Hinterleib fast sitzend. Der Verbindungsnerv zmstes 
En Die Enden der Hinterschienen ohne Dornen .........crcusnesseeeennnaseeeeenneonneeneeen terus 
= Hinterleibsrnota 
= 
- - la 
> Schildchen rund- | ıltes 
u Hi : lich. Gesicht ge- 2 
interleib / wähnlich »hincta 
v. oben flach ‘ Hinterleib oben Hinterleibs 
oder sanft gewölbt drückt. Bohı 
gewölbt N Hinterleih sitzend d. Bauchend3& 
Schildchen viereckig. Gesichius 
so) Hinterleib stark niedergedrückt, breit sitzend.....18 
en ae Kopf fast kuglig. Gesicht nomnus 
RE fast gestielt od. fast Gesicht nis 
Dornen sitzend und wo das Kopfquer. Gesicht ’ 
nicht deutl. ist, geg. zuweilen höckrig Gesicht nid 


\ N Hinterleih gestielt { d. Ende zusammen- Schenkel PLEX 
oder fast gestielt, | gedrückt 


Seltnertanf sitzend Schildehen merklich höckrigis 


immer deutlich Bohrer dumon 
gestielt Schildehen fach us 
pr / adeuon 
Bohrer ytenus 
PLEX 
:horus 
OCEeros 
teles 


nachus 


—- +7 nn —— 


*) Der Hinterleib ist in sehr verschiedenem Grade zusammengedrückt: bei Anomalon schon vom StielCompression 
auch sehr vollständig und scharf; dagegen tritt sie bei den andern erst vom 4ten Ringe an ein und dann oft mi Breite des 
Rückens über der Zusammendrückung. Daher gehört Xylonomus, bei welchem die Breite des Rückens wenigser Cautelen, 
zuweilen in Verlegenheit, wenn wir nicht zugleich den Habitus und die Verwandtschaft der Thiere berücksichtigelicherweise 
kommen solche Schwierigkeiten im Ganzen nur selten vor, und wir gehen bei dieser Bestimmung meist einen sicinen Stellen 
vorkommen, weil man nun nicht fehlen kann, wenn man auch gleich Anfangs einen falschen Weg eingeschlagen Ider Ichneu- 
moniden, eben so Form des Schildchens, Bohrer u. s. f. Als Controle beim Bestimmen versäume man nie die / 


Die Tarsen der Hinterbeine dicker, ats die der übrigen Fulspare ...... ee ee ee STRENGE re EIERN 0. Anomalon 
JATROTANETO. 2 ee are On En reee MESOCHORUS 
& er; | Areola großen une onnnnnesneesneesesnnensennensessnnnernnneenennunerennnnnesesnusnnnnsennnnersnesengesnsusses seen nnee nettes 
Auf die innere Cubital- Hinterleib meist mehr gewö ü 
gewölbt, al sa % N 
"Hinterleib gestielt ( “7 zelle stölst nur der eine ) Areola klein, zu- Er I nen SR A RN sr, ee nn 
oder fast zestielt [ern nicht un-/ zurücklaufende Nerv weilen: fehler) ” Stielchen lang und deut- (Hinterleibsrücken selten gekielt, Arcola selten fehlend Campoplex 
u) gewöhnlich dick \ interleib meist deutlich lich abgesetzt Hinterlei R 2 Ki A: 
Goaammeifgoähh Br 8 /Hinterleib vom 3ten Ringe an gekielt. Areola0... Cremastus 
} sr f Et Hintertarsen nicht Stielchen kurz, allmälig sich erweiternd und übergehend ..............000.0000.. Paniscus 
‚ Hinterleib von der Seite *) ungewöhnlich dick Die innere (1ste) Cubitalzelle nimmt beid, ücklaufende N f s 
Q zusammengedrückt =,” = ie innere (1ste) Cubitalzelle nimmt beide zurücklaufende Nerven auf........... " ERBBBEL SORGE ac RE a ERELE A a Ophion 
8 ee Die Schenkel'der"Hinterbeingrungewöhnlich ‚diek ws srenmu.ncnann.e SUR DOREEN a nn een ne NE ee ale nr Eee ee anna aenn ee een nennen ii. Pachymerus 
= \Hinterleib sitzend ) Hinterleib sitzend. Der Verbindungsnerv zwischen Areola und 1. nerv. reeurrens fast grade, oder nur dicht bei der Arcola leicht gebogen z.erennasennnnesennannnneunennnnnnrssenneneneenennnnne Banchus 
) = fast sitzend (Hinterleib fast sitzend. Der Verbindungsnerv zwischen Areola und 1. nerv. recurrens in der Mitte wiuklig oder gebogen ....usensennssunsennsnnneonennenrnnonsn ee rHannrnenennunnenannne rennen Exetastes 
= Due mensnersHinterschienen ohne: Dorneun.ese.seszesser neues eeaans gear WERTET Eee be el aan antenne ae ehe ne San are enge Eixenterus 
= | Hinterleibsrücken glatt. Bohrer aus der Hinterleibsspitze entspringend........... Sc KERLE RE RO ERRTRGE TEL RER RR LER Lissonota 
= Hinterleibsringe breiter als laug........... EEE EEE". Pimpla 
= Schilächen rund Areola vorhanden ...... } ; 5 nu BE - I 
=|, Feen " Mittlere Hinterleibsringe länger als breit .....zueesssasnseennesnnennnnsnesnennnennne iphialtes 
interleib ? uESE ax punktirt Teen ut j ak 
s een Act NEN wöhnlich 3 N \ SE en “ l Aresia fehlt \Hinterleibsringe mit Quereindrücken «....usu20ssusseneenenneseeennneeenenenen en Polysphincta 
: nterlei interleibsrücken einge- 8. Ze SEO No Br R ER < 
oder sanft en gewölbt all nee Bolanzt Furch {Wenigstens drei Ringe haben schiefe Eindrücke ....uuuususunsunnesnaneseeeeneen Giypta 
gewölbt Mrinterleihiwitzend ) d. Bauchend, entspringend | Thoraxrücken querrunzlig Rhyssa 
] Schildchen viereckig.. Gesieht-schildförmig, eingedrückt.....mnseweasadeewenrenenn einen ndash aan nen an na a RENNER TER EEERT RE RS En eeEERE Metopius 
teschie: Hinterleib stark niedergedrückt, breit sitzend... eu .sasseossnseneunennonanneeenenunnnnnnn nen rn ren en nnna ren Bassus 
nen am Ende , \ Kopf fast kuglig. Gesicht nieht hervorragend. ....u2r22ss2neerenenennnennnnnnnnnne nennen .  Kylonomnus 
mt 1—2 fast gestielt od. fast 42 CR R e 8 B S 
Din end das Gesicht mit vorstehendem Höcker. Hinterschenkel sehr kurz und dick ......uuusseenunessunnsneennnsnunnnenennnnnnnnnnnnnn nenn nnennn nenne nenn . Exochus 
3 5 Kopf quer. Gesicht N : “ ? n 
cn gie Bent intuBe: zuweilen höckrig | Gesicht nicht höckrig, \ Hinterleib meist ‘deutlich _gewölbt u.a sonne een orale a ee ee TEEN TERN . ETryphon 
. en > Schenkel gewöhnlieh { Hinterleib mehr seitwärts zusammengedrückt, als CAMPOPLEX 
zestielt, ick Se 
ee Im Schildehen merklich höckrig hervorstehend .................»: Trogus 
immer deutlich Bohrer der Weibchen immer versteckt .... Echneumon 
gestielt Schildehen fach Arabia Bhckike \ Fühler und Beine lang und dünn... Cryptus 
je | Fühler und Beine kurz und dick... Phygadeuon 
. Bohrer hervorragend . \ Bohrer der Weibchen lang ... ee Mesostenus 
Arcola klein ....uueenseseeenneeesnnnnesennernenene: / Bohrer der Weibchen kurz......uu.0cueseeenerenenn CAMPOPLEX 
Areola 4-eckig, e - Areola ‚großß 4.4... 4 ER Mesochorus 
AR oder © \ mit vollkommnen Flügeln NEE. © »2 Areola fehlend ........... Ischnoceros 
Areola grofs oder fehlend ne Aue JAreola unvollkommend-eckig Memiteles 


unvollkommen 
3 und $, oder wenigstens die 2, mit unvollkommnen oder fehlenden Flügen  Pezomachus 


*) Der Hinterleib ist in sehr verschiedenem Grade zusammengedrückt: bei Anomalon schon vom Stielchen an und selr scharf, bei Ophion und einigen Arten von Campoplex erst vom zweiten Ringe an, bei Cremastus erst vom dritten an. Bei allen diesen ist die Compression 
auch sehr vollständig und scharf; dagegen tritt sie bei den andern erst vom 4ten Ringe an ein und dann oft mit u en Abrundung des Rückens verbunden, jedoch dann immer noch so, dass die Höhe der zusammengedrückten Stelle beträchtlicher ist, als die Breite des 
Rückens über der Zusammendrückung. Daher gehört Aylonomus, bei welchem die Breite des Rückens wenigstens der Höhe der zusammengedrückten Stelle gleichkommt oder dieselbe wohl gar übertrifit, nieht hierher, eben so einige Tryphonen. Dennoch sind wir, trotz dieser Cautelen, 
zuweilen in Verlegenheit, wenn wir nicht zugleich den Habitus und die Verwandtschaft der Thiere berücksichtigen; denn bei Banchus und Ziretastes haben die Männchen zuweilen, wenn auch allerdings nur selten, entschieden einen mehr breiten als hohen Hinterleibsrücken! Glücklicherweise 
kommen solche Schwierigkeiten im Ganzen nur selten vor, und wir gehen bei dieser Bestimmung meist einen sichern Weg. Die hier mit abweichender Schrift gedruckten Namen gehören eigentlich nicht dahin, wo sie stehen; indessen wird es gut sein, dass sie an verschiedenen Stellen 
vorkommen, weil man nun nicht fehlen kann, wenn man auch gleich Anfangs einen falschen Weg eingeschlagen haben sollte, Die Anheftung des Hinterleibes (sitzend, gestielt ete,) erklärt p.2 u. f. Die Bildung der Zellen und Nerven s. in dem allgemeinen Charakter der Ichneu- 
moniden, eben so Form des Schildchens, Bohrer u. s. f. Als Controle beim Bestimmen versäume man nie die Abbilduugen und die Charaktere der Gattungen im Texte zu vergleichen. 


Pteromalini 


arsen des mittlern Fulspaares unge- | Hinterleib von der Seite,y, gen 
wöhnlich dick, mit kurzborstig. Sohle ; 
[messerförmiger Hinterleib, oder sehr ! 
unebener Rumpf] 


Hinterleib von der Seite 


ov. gen, 
Füh 
Flügel ohne Randmal ft 
fü 
7. gen. 
Radialnerv lang und 
deutlich, und wenn er 
kurzist,immerhinter 
der Junetur 
Tarsen nicht auffallend dick, ohne 
borstige Sohle 
Fühlgen. 
nov. g. 
‘Radialnerv fehlt, oder, Obe 
wenn eine Spur da ist, r. gen. 
entspringt sie v. d. 
Junetur K 
Grü 
\Randmal der Vorderflügel ein rundlicher oder länglicher, eircumseripter, dunkler Fleck, 


arsen des mittlern Fulspaares unge- | Hinterleib von der Seite messerförmig-zusammengedrückt, Radialnerv an der Junctursummmmmmmanmmmmmmemmmnne nm Annan 


wöhnlich dick, mit kurzborstig.Sohle j 1 - v - 

[messerförmiger Hinterleib, oder sehr Hinterleib von der Seite nicht merklich zusammengedrückt; Radialnerv hinter der Junetursummmmmmmmamammmmmnan mann vanannanannan en 

unebener Rumpf A N 
n Fühler wie gewöhnlich, a SIEZENdyumnnmnmannanAnnnnnaRAnnAnnAnAnnnAnnanannnn 


nur schwach behaart 


Hinterleib: gestielt. nun INN LTR RRTNAn 


Tarsen 4- 


borstige Sohle 
Hinterleibsringe mit tiefen, 4- bis 6-eckigen Grübchen und gezähnten Rändernuummmmmmmmmmmm 


gliedrig Fühler mit sehr langen Borstenhaaren.ummmmumwmm mm mann 
Hinterl. gestielt; Farben nichtmetallisch; Forstl. wichtig 
Rumpf mitdeutlich vertieften Grübchen | : 
Hinterl. elatt {Hinterl. sitzend; Farbenmetallisch; Kaum forstl, wichtig 
| interl. gla 
ee Hand Fühler ohne Kr = {Rumpf fein wellenförm.-runzlig; Radialnerv kurz, gekrümmt; Qmitlang.Legebohrer 
ügel ohne Randma Griffel- punktirt oder 
fortsatz gerunzelt Rumpf Rumpfschuppig- [Hinterleibmitdünnem, meist etwas gekrümmten Stielchen [selten] 
BEDET an ı Fühler dieht über dem Munde eingefügt; Geifsel ge- 
punktirtoder‘\ bar-punktirt; Kränmte höchetens MW 
runzlig Bohr. sehr kurz, \Hinterleib a SEN 
und wenn er lang sitzend oder mit lang 1 dem Boh 
Tarsen'ö: ı N g 0 ıg hervorragendem Bohrer 
Radialnerv lang und DR \ist, d. Fühler sehr | undeutlich Br { R 3 
Jesraed van a gliedrig dick gestielt x mit im Hinter- Mittelschienen 
> ng F Fühler an der }Hinter- \schienen gewöhnl, 
E kurz ist,immerhinter Stirn befest.;\ leibe m. 1 End- 
3 der Junetur Geilsel grade | verst. |dorn - verbreit. 
= En ar Hinterschienenmit2End- 
= Tarsen nicht auflallend dick, ohne SERLESL DuEr dornen 
© 
= 


\Fühler der '? mit einem Griffelfortsatze an der Spitzen mm MAT WARNTE 


B Radialnery deutlich an der Juncturammmmmmem 
Oberseite des Rumpfes und Kopfes mit deutlichen Grübchensmmmmmmeum 


en fehl 2 
Radialnerv fehlt, oder, ein starker Doppelnerv ohne Radialnervamımmam 


wenn eine Spur da ist, 
entspringt sie v. d. 
Junctur Kopf und Rumpf ohne 
Grübchen 


\ Fühler nur zweimal so lang, wie der Kopf, mit schwer unterscheidbaren Gliedern; Radialnerv meist vorhanden 
] Fühler mehr als zweimal so lang, wie Kopf, mit deutlich gesonderten Gliedern, Radialnerv fehlend (schwarz) 


|Randmal der Vorderfügel ein rundlicher oder länglicher, eircumseripter, dunkler Fleck umammummmmmuammmnmummmmm RAN nA AM AMAAnAAN 


[} 5 


Copidosoma nor. gen. 
Eupelmus 
Eulophus 
Elachestus 
Trichoceras nor. gen. 
Eurytoma 
Perilampus 
Torymus 
Chrysolampus 


Teleas 
Pachyceras nov. gen. 


Pteromalus 
Platymesopus 


Cleonymus 
Siphonura 
Styloceras nov. gen. 
Bothriothorax nor. g. 
Hybothorax nov. gen. 
Encyrtus 
Platygaster 
TCeraphron 


Specieller Theil. 


EDS Drum 


BRACONIDES 8. ICHNEUMONIDES ADSCITI. 


Aıs Eine Familie läfst sich diese Abtheilung sehr gut von den Pteromalinen, welche viel ein- 
fachere Nerven haben, und von den Ichneumonen mit 2 zurücklaufenden Nerven unterscheiden; 
zwei Familien Draconoidei und Alysioidei aber daraus machen zu wollen, scheint mir sehr ge- 
wagt; denn ob die erstere immer nur 5, und die letztere immer 6 Maxillartasterglieder hat, 
ist noch nicht ausgemacht, da man nur eine sehr geringe Zahl von Arten darauf untersuchte. 
Und wasNees von dem Habitus der Braconoideen ‚„debiles“ (p.5.), und der Alysioideen ‚„cor- 
pore coaeto“ (p. 198.) sagt, dürfte bei manchen (z. B. Bracon, Rogas, Helcon) sich grade umge- 
kehrt verhalten. 

Die Mannigfaltigkeit der Formen ist in jeder Beziehung eben so grofs, wie in irgend einer 
Abtheilung, und es wäre in der That zu verwundern, wenn sich nicht hinsichtlich des zweiten 
rücklaufenden Nerven noch dereinst die Uebergänge zu den ächten Ichneumonen fänden; nach 
den Pteromalinen hin macht Aphidius schon zuweilen durch Armuth der Nerven den Uebergang. 

Die interessantesten Verwickelungen hinsichtlich der Flügelzellen entstehen bei der Gattung 
Aphidius (s. dort). . 

Aus diesem Grunde entstehen hier eben so oft Verlegenheiten, wohin man dies oder jenes 
Thier bringen soll, besonders, wenn sie zwischen den vielgestaltigen Formen von Dracon, Hel- 
con und Mierogaster in der Mitte stehen. So finden wir an Aspigonus z. B. Eigenthümlichkei- 
ten der Hinterleibsbildung von Mierogaster, die Flügelbildung von Perilitus und den Kopf von 
Helcon. 

Man darf sich daher nur selten beim Bestimmen auf ein einzelnes Organ als leitendes ver- 
lassen. So hat z. B. Aphidius stets eine geringere (bei einigen uns nicht angehenden Gattungen, 
wie z.B. Blacus und Hybrizon ebenfalls herrschende) Zahl von Fühlergliedern, als sie in dieser 
Familie herrscht; indessen kommen auch Alysien, z. B. meine Alysia confluens mit 22 Fühler- 
gliedern, vor. So hat ferner Alysia zwar immer die deutlich 3-zähnigen Oberkiefer, aber auch 
Aphidius flavipes zeigt mit einem Male dieselbe Erscheinung. So ist auch der gestielte Hinter- 
leib nicht immer einer ganzen Gattung durchgehend eigenthümlich. 

Es giebt im Verhältnifs zu der geringen Zahl dieser Ichneumoniden eine Menge von forst- 
lich interessanten Arten, indem die zahlreichen im alten absterbenden oder abgestorbenen Holze 


lebenden Käferlarven hauptsächlich von Braconoideen verfolgt werden. Auch hält sich eine Gat- 
6 


42 ÜHELONUS. 


tung öfters mit merkwürdiger Ausschliefslichkeit an eine Gruppe von Wohnungsthieren, wie z. B. 
Rogas, Microgaster und Perilitus an Raupen, Aphidius vorzüglich an Blattläuse, Spathius, Bra- 
chistes, Aspigonus und Bracon an Käfer. 

Grade in dieser Abtheilung wird es nöthig, die Entdeekung einer möglichst grofsen Zahl 
von Arten abzuwarten, bevor wir gute Gattungen aufzustellen im Stande sind. Die neueste Ar- 
beit von Wesmael [(Monographie des Braconides de Belgique, Bruxelles 1835. 41o. (2 Abthei- 
lungen)] über diesen Gegenstand, so viel Treffliches sie auch enthält und so oft sie mich auch 
bei meiner Synopsis leitete, beweist dies aufs Neue; denn hier sind zuweilen Trennungen vor- 
genommen (wie z. B. von Brachistes und Aspigonus, Aphidius und Elassus und dergl.), welche 
die Natur nicht duldet und Gattungscharactere angegeben, welche bei nahe verwandten Arten 
(z. B. Aphidien) nicht passen. 

In meiner Synopsis habe ich diejenigen Gattungen, welche am Ersten verwechselt werden 
könnten, am Nächsten zusammengebracht, damit man in zweifelhaften Fällen mit Zuhülfenahme 
der ausführlichern Charaktere sich leicht herausfinden könne. 


Gen. I. Chelonus Jor. 


Unverkennbar: Die Hinterleibsringe sind auf der Oberseite so verwachsen, dafs man keine 
Spur von Gliederung bemerkt. Dazu kommt die grubig-runzlige Sculptur derselben, wie auch 
meist des ganzen Rumpfes. Fühler haben über 30 Glieder. Farben meist eintönig- schwarz 
mit Rotlbraun an den Beinen. Beide Geschlechter schwer zu unterscheiden: bei den Männchen 
verdünnen sich die etwas längern Fühler ganz allmälig, beim 2 aber plötzlich gegen das Ende. 

Bei der grofsen Verwandtschaft dieser Thierchen im Habitus ete. schien es mir nicht zweck- 
mäfsig, mit Wesmael (l. 1. p. 226.) Ascogaster als eigne Gattung von Chelonus zu trennen. 

Nach einer Andeutung von Wesmael lebten sie in Raupen. Ich habe 2 Arten aus Wick- 
lerraupen und eine aus Holzkäfern erzogen. In meinem Garten schwärmten die kleinen Wespen 
im J. 1540 Anfangs Juli sehr häufig. Sie liefen, wie die meisten Ichneumonen, äufserst emsig 
umher und betasteten die Ober- und Unterseite der Blätter. Bei eintretendem Regen wulsten 
sie sich geschickt unter Blättern zu verstecken. 


Il. Augen nackt. Scheidenerv zwischen 1ster Cubital- und Ister Discoidalzelle 
vorhanden (Ascogaster). 


1. C. similis Ns. 


1’ — 2“ lang. Von allen verwandten besonders durch die grobe Sculptur unterschieden, 
vorzüglich ist der Mesothorax, welcher bei andern Arten nur runzlich-punktirt ist, hier zellig- 
runzlig. Hinterleib leicht und gleichmälsig gewölbt. Rothbraun sind die ganzen Vorderschienen, 
die Enden der Vorderschenkel (selten auch etwas der hinteren), die Basen der Hinterschienen, 
weniger der mittlern, und wenigstens die Spitzen, zuweilen auch der übrige Theil der ersten 
Fühlerglieder, öfters auch mehrere der folgenden, besonders auf der Unterseite. An Hüften und 
Schenkelhöckern bemerkt man nur an den Gelenkstellen etwas röthliche Farbe #). Die Tarsen 
schmutzig bräunlich, die hintersten die dunkelsten. Taster schmutzig bräunlich. 


*) Das ist es, was bei Nees anders lautet. Indessen kann dies variiren und ich nehme diesen für den ächten 
Nees’schen similis, da Hr. Erichson ihn dafür erkannte, wahrscheinlich nach Vergleichung mit Exemplaren des 
Berl. Musei. 


CHELoNDS. Bracon. 43 


Ich erzog diese Art, welche auch nach Nees häufig in den verschiedensten Gegenden vor- 
kommt, gewöhnlich aus Toritrix ocellana, welche im Jahre 1839 unsere Apfelblüthen weit und 
breit verheert hatte. 


2. C. atriceps. 

1% — 27, lang, also schon durch die Gröfse vom vorigen unterschieden, dem er sehr 
ähnlich ist. Am Kopfe sieht man gewöhnlich nichts, als die Oberkieferspitzen und zuweilen ein- 
zelne Stellen der Fühlerbasis schwach bräuneln. Die Mittel- und Hinterschienen sind etwas aus- 
gedehnter röthlich, als beim vorigen. Besonders aber ist die ganze Sculptur feiner, namentlich 


des Metathorax. 
Ich erzog mehrere Stücke aus mit Magdalis violacea besetzten Fichtenknüppeln des Fran- 


kenwaldes. 
I. Augen behaart. Scheidenerv fehlt. (Chelonus). 
3. C. nigrinus Er. 


Dem €. similis aufserordentlich ähnlich, aber verschieden durch feinere Seulptur, besonders 


nur punktirten, kaum runzlichen Mesothorax, ganz schwarze Fühler, ganz rothbraune Mittelschie- 


nen. Auch die Enden der vordern und mittlern a ana rötheln stark, und die Hinter- 
schienen sind gröfstentheils roth. 

Er steckte unter den Exemplaren von €. similis und ist wahrscheinlich mit denselben gemein 
schaftlich aus Tortrixr ocellana gekommen. 


Gen. 2. Bracon F. 


Die Form und Flügelbildung der Braconen verzweigt sich nach allen Seiten hin, theils zu 
den stielleibigen Perilitus- und Aphidius-Arten, theils zu Microdus und selbst zu den Alysioi- 
deen. Von allen unterscheidet sie aber die tiefe, zwischen Lefze und Kopfschild einerseits und 
den Oberkiefern andererseits gebildete Öffnung (daher Cyelostomes W esm.), welche sie nur mit 
Spathius zusammenbringt. Der breite Scheitel und die lange 2te Cubitalzelle, auch wohl der 
sitzende, nie deutlich gestielte Hinterleib geben ebenfalls gute Unterscheidungszeichen, indem 
Perilitus nicht blofs den schmalern Scheitel (dessen Bestimmung den Anfänger öfters in Zweifel 
läfst), sondern auch eine schmalere Cub.-Z. hat, bei Aphidius immer ein langer Hinterleibsstiel 
und ganz besonders die geringere Fühlerzahl, bei Microgaster und Mierodus aber wieder die 
auffallend kleine Areola uns entgegentritt. 

Bei der grofsen Menge von Arten wird die Unterscheidung sehr schwer, und man kann sich 
schon jetzt, da gewils nur ein kleiner Theil der lebenden Arten bekannt ist, nur schwer heraus- 
finden. Nees bildet zwar 4 Seetionen; allein die 4te ist unverhältnilsmälsig stark gegen die 3 
ersten bevölkert, und die 4 Tribus der vierten helfen auch wenig, da die Unterscheidung von 
microcephali und sphaerocephali zu subtil ist; Nees bringt selbst einmal eine Art in beiden Tri- 
bus vor, nemlich (B. caudiger p. 77. und 103). Ich habe daher meine Sectionen auf die nie 
trügenden Verschiedenheiten des Metathorax gegründet, und dann auch noch die Farben der 
Beine zur Hülfe genommen, welche mich wenigstens bei den für mich wichtigen Arten nicht im 
Stiche liefsen. Und dann ist es viel eher statthaft, dafs man eine Art nach der verschiedenen 
Farbe der Beine in verschiedene Abtheilungen bringt, als nach der Kopfbildung, indem alsdann 


die verschiedene Auflassung der letztern durchaus subjeetiv sein muls. 
6* 


44 Bracon. I. nır 2 CUBITALZELLEN 


Einen Typus der Gattung habe ich Taf. VI. F. S. abgebildet und.man wird danach, theils 
im Einzeinen, theils im Habitus, einen Bracon überhaupt bald wiedererkennen. Die röthlichen 
oder gelben Farben herrschen meistens an den Beinen, am Hinterleibe und schon seltener am 
Kopfe, am Seltensten sind die ganz hellen oder ganz schwarzen Arten. Bohrer immer hell und 
die Klappen dunkel. Der Rumpf, mit Ausnahme des Metathorax immer glatt und blank. Fühler 
immer lang. 

Ein sehr grofses forstliches Interesse haben die Braconen nicht, da sie hauptsächlich auf 
die Inseeten des absterbenden oder abgestorbenen Holzes, namentlich Cerambyces und Cureulio- 
nen angewiesen sind. Uberhaupt scheinen sie die Käfer bei Weitem am Häufigsten zu verfolgen, 
wie auch Nees’s Angaben der aus Dorcatoma erzogenen Arten beweisen. Einmal beobachtete 
dieser Schriftsteller (7. 2. p. 127.) einen aus einer Raupe hervorgehenden Bracon, welcher darauf 
in 14 Tagen sich zur Wespe verwandelte. Ich habe keine einzige Art aus Waldraupen erzogen 
und auch Hr. Hartig, welcher schöne kleine Arten aus Hylesinen und Bostrichen erzog, erwähnt 
nichts davon (Conversat.-Lex. p. 433.). In Blattläusen und Fliegen leben einige. Über Ernäh- 
rung und Entwickelung sagt Hr. Hartig (Conversat.-Lex. p. 435.): „Frühere Beobachter sind 
der Meinung: die Schlupfwespen dieser Gattungen legten ihre Eier in die Maden der Käfer ab. 
Dies mag auch wohl in manchen Fällen geschehen, so weit jedoch meine Beobachtungen rei- 
chen, ist dies nicht der Fall. Die Schwärmzeit der Wespen fällt stets mit der der Käfer zusam- 
men. Ist dies aber der Fall, so können die Eier nicht in Maden abgelegt werden, die zur Zeit 
nieht vorhanden sind. Ich bin daher der Meinung, dafs die Wespe ihre Eier neben die der 
Käfer legt und dafs, wenn sich beide entwickelt haben, die Wespenmade sich entweder in die 
Käfermade hineinfrilst, oder auch wohl beständig frei neben den Maden der Käfer lebt, wie dies 
mit Diplolepis bestimmt der Fall ist.“ Diesen Schlufs kann ich aber nicht billigen und mufs in 
dieser Beziehung auf Beobachtungen verweisen; denn es schwärmen oft die Wespen mit 
ihren Wohnungsthieren zusammen, und müssen doch so lange warten, bis deren Larven sich 
entwickeln (s. z. B. Tryphon marginatorius). Die Ichneumonen sind ja auch gewöhnt, sich 
lange herumzutreiben, ehe sie ihre Eier ablegen. 

Viele Braconen spinnen sich, wenn sie als Larven ihre Wohnungsthiere (besonders die 
Bockkäferlarven unter trockner Buchen- und Kieferrinde) verlassen haben, einen Cocon in Ferm 
eines Salzfäfschens oder einer Rindendose von schmutzig weilser oder bräunlicher Farbe. 


I. Nur 2 Cubitalzellen. 
1. Br. incompletus. 


17“ (2) gestreckt. Durch das Fehlen des vom Stigma heruntersteigenden Scheidenerven 
sind erste und zweite Cubitalzelle zu Einer grofsen, gekrümmten verschmolzen. Auch die Ner- 
ven der Hinterflügel sind nicht ganz vollständig, indem der dem Vorderrande zunächst parallele 
nach der Kreuzung mit den Gabelnerven verschwindet. Metathorax fein-runzlig, mit einem in 
der Mitte gablig getheilten Leistehen. Auch der erste Hinterleibsring und die äufserste Basis 
des 2ten runzlich. Hinterleib schmal-sitzend, ein wenig länger, als Rumpf, oval, zusammenge- 
drückt. Legebohrer von halber Länge desselben, grade. Rumpf und Kopf sehr dicht und fein 
punktirt, der erstere vor dem Schildchen etwas runzlig. Rumpf schwarz, an der Brust vorn etwas 
heller. Kopf dunkelbraun. Mund röthlichgelb, nur die Oberkieferspitzen dunkel. Fühler an der 
Basis röthlichgelb, schwach-dunkel-geringelt. Hinterleib schmutzig-gelbbraun, am Isten Ringe 
am Dunkelsten. Beine durchaus bräunlich gelb. 


Bracon. I. m. 3 CvBitanzEnten. A. METATHORAX RUNZLIG. 45 


Zwei 2 habe ich in unsrer Gegend aus Kiefernknüppeln, wahrscheinlich aus Curculio nota- 
tus erzogen. 


ID. Drei Cubitalzellen. 


A. Metathorax runzlig. 
a) Metathoraz zu jeder Seite der Mittellinie mit einem von feinen Leistchen umzogenen Schilde. 
* Die beiden Metathoraxschilder gröfstentheils glatt und glänzend. 
2. B. leucogaster Ziegl. 

3% — 4 lang, gestreckt (2). Zweite Cubitalzelle breiter, als hoch, mit fast graden und 
fast parallelen Scheidenerven. Rücklaufender Nerv am Ende der I1sten Cubitalzelle. Die beiden 
Metathoraxschilder glatt und glänzend, im Umkreise stark-runzlig. Hinter denselben 3 runzlige 
Felder, jederseits (am Rande des Metathorax) begrenzt von einem glatten Knöpfchen. Hinter- 
leib kürzer, als Rumpf, ziemlich breit-sitzend, länglich-eiförmig, am Rücken gewölbt, am Bauche 
etwas zusammengedrückt, gekielt, aus dem ziemlich weit klaffenden Ende einen Legebohrer von 
Länge des ganzen Körpers entlassend. Der Iste Ring ganz und der 2te an der Basis runzlig- 
nadelrissig. Kopf fast kugelig; Scheitel fast so lang, wie breit. Stirn zurückgedrückt. Unter- 
gesicht vertical herabsteigend, fast etwas eingezogen und mit den vorgestreckten Oberkiefern einen 
spitzen Winkel bildend. Mesothorax vorn etwas protuberirend, und, sowie der Scheitel, glatt. 
Schildchen weitläufig-punktirt. Behaarung stark, grau, am Kopf und Beinen mehr abstehend, 
am Körper mehr anliegend. Hinterleib röthlich-gelb. Kopf, Rumpf und Beine glänzend-schwarz, 
nur die meisten Gelenke der letztern etwas heller, und Oberkiefer-Basis nebst Mundumgegend 
kreisförmig gelbroth. Flügel graubraun angeräuchert mit einer weilslichen schmalen, durch die 
Länge der Isten Cubitalzelle und die äufsere Discoidalzelle ziehenden Binde. 

Hr. Bouche& erzog diese Art aus Cerambyx indagator, und ich fing sie öfters im Walde 
und auf Holzplätzen. 

Nees (l. 1. Vol. I. p. 98.) vergleicht diese Art mit 2. favator Fbr. umständlich. Dieser ge- 
hört aber in eine ganz andere Abtheilung (B. «) und unterscheidet sich überdiefs durch die dun- 
kelsten Flügel. Es mag überhaupt mehrere Arten geben, deren Typus hier in der Beschreibung 
ausgedrückt ist. Sehr nahe verwandt ist z. B. auch BD. denigrator Linn., nur dafs der Bohrer 
länger, als der ganze Körper und die Fühler kürzer, auch der erste Hinterleibsring schmaler, 
der 2te aber mit sehr deutlichen dreieckig-zugespitzten Schildilecken versehen ist. 


** Die beiden Metathoraxschilder ganz oder gröfstentheils runzlig. 
3. B. disparator. Nase 


2% — 3% lang, sehr gestreckt. Die 2te Cubitalzelle breiter, als hoch, mit fast graden, 
aber stark divergirenden Scheidenerven: der äufsere etwas schwächer als der innere, und, sowie 
das Ende des erstern, weifslich. Rücklaufender Nerv am Ende der Isten Cubitalzelle oder auf 
den Scheidenerven treffend. Die beiden Metathoraxschilder runzlich, nur beim 2 nach vorn etwas 
glatt. Die 3 dahinter liegenden Felder schwach, ohne Knöpfchen. Hinterleib ziemlich schmal 
sitzend, auf den beiden ersten Ringen stark runzlich, beim $ so lang, beim 2 kürzer, als Rumpf, 
beim & linien-lanzettförmig, niedergedrückt, beim 2 länglich- oval, oben gewölbt, unten etwas 
gekielt. Legebohrer etwas kürzer, als Hinterleib, grade. Fühler des $ merklich länger, als der 
ganze Körper. Kopf und Rumpf, auch Seulptur und Behaarung, wie bei Zeueogaster. & fast 
ganz schwarz, und nur die meisten Gelenke der Beine, Kieferbasis und Mundumkreis röthelnd. 
Beim 2 dagegen sind der Iste (ganz oder zum Theile) und 2te Hinterleibsring, die Beine, mit 


46 Bracon I. 3 CusiTaLzELLen. B. METATHORAX GLATT. 


Ausnahme der Schienen (öfters auch nicht ganz), der Schenkelspitzen und der Hintertarsen, die 
Mundgegend, wie gewöhnlich, und der Unterhals röthlichbraun. Flügel der 2 wenig getrübt, der 
& etwas stärker und bei diesen auch von einem hellen Winkelstreifen, wie bei leucogaster, ge- 
ziert. Ich habe & und 2 in Menge aus mit Curculio notatus besetzten Kieferknüppeln erzogen. 


b) Schilder auf dem Metathorax nicht bemerkbar. 
Bisher ist mir noch keine forstlich wichtige Art aus dieser Abtheilung vorgekommen. 


B. Metathorax glatt. 
a) Beine gröfstentheils dunkel. 
4. B. initiator F. 


4’ — 6 lang, gestreckt. Die 2te Cubitalzelle mehr als zweimal breiter, als hoch, mit fast 
graden, aber divergirenden Scheidenerven. Rücklaufender Nerv am Ende der 1sten Cubitalzelle. 
Metathorax gewölbt und, wie alle übrigen Theile des Rumpfrückens glatt und glänzend. Hinter- 
leib breit sitzend, so lang, wie Kopf und Rumpf zusammengenommen, oben gewölbt, unten 
schwach stumpf-gekielt, nur die letzten beiden Schuppen öfters scharf vorgezogen; die beiden 
ersten Ringe machen etwa ’, des ganzen Hinterleibes aus und tragen in der Mittellinie eine 
linien - lanzettförmige Erhabenheit, welche durch Furchen von den Seitentheilen der Ringe geschie- 
den ist und an der Basis des 1sten Ringes beginnt und auf dem letzten Drittheil des 2ten spitz 
oder zugespitzt endet*). Der Legebohrer merklich länger, als der ganze Körper. Kopf und 
Rumpf, wie bei B. leucogaster, der Stirneindrusk aber bedeutender. Fühler fast so lang, wie 
der ganze Körper. Leuchtend-schwarz, und nur bräunlich-roth: der Hinterleib und der Kopf, 
mit Ausnahme der Augen, Fühler, Taster und Kieferspitzen, sowie eines kreisrunden schwarzen 
Fleckes auf dem Scheitel, welcher nach dem Hinterhaupte als keilförmiger Streifen hinabsteigt. 
Flügel sehr dunkel, mit heller, halbmondförmig durch die erste Cubitalzelle in die combinirte 
Discoidalzelle reichender Binde und einem isolirten Fleckchen der mittleren Humeralzelle. 

Aus Cerambyx Indagator nach Hrn. Bouche, wahrscheinlich auch in Cerambyx Aedilis. 

Hierher gehört noch der ebenfalls von Cerambyces in trocknem Holze lebende Br. flavator, 
dessen schon bei B. leueogaster (s. p. 45.) Erwähnung geschah. 


5. Br. flavulator. 

Ein B. flavator im verjüngten Mafsstabe (2% lang), und vielleicht nur unterschieden durch 
die weniger gesättigten Flügel ($). Ob die 2 vielleicht mehr Unterschiede bieten? Oder ob die 
& von B. flavator wirklich zuweilen so klein sind? 

Ich habe im J. 1539 ein $ aus Cerambyx faseicularis aus Kiefernknüppeln erzogen. 


6. B. caudiger N. 

17% — 1% lang, gedrungen (4, 2). Die 2te C.-Z. etwa doppelt so lang, wie hoch, mit 
gradem, aber stark divergirenden Scheidenerven. Rücklaufender N. immer vor dem Ende der 
Isten C.-Z. Metathorax ziemlich gewölbt und, sowie alle übrigen Gegenden des Rumpfrückens- 
und obere Kopfgegend glatt und stark glänzend. Hinterleib schmal sitzend, aber plötzlich erwei- 
tert und daher breit erscheinend, umgekehrt-eiförmig-länglich, oben gewölbt, beim & so lang, 


*) Da, wo Ister und 2ter Ring nicht in Einer Ebene liegen, erscheinen diese Wülste eingelenkt und der des 2ten 
Ringes fast herzförmig. 


Bracon. DI. 3 CusirarzeLLen. B. Meritnorax GLATT. 47 


wie der Rumpf, beim 2 länger, als derselbe. Auf dem Rücken des Isten Ringes zwei nach vorn 
convergirende Furchen und dazwischen eine etwas erhabene Platte. Beim 2 der Bauch nur 
wenig gekielt. Legebohrer fast von der Länge des ganzen Körpers, abwärts gekrümmt, kurzbor- 
stig. Kopf merklich schmaler, als Rumpf, fast kuglig, aber etwas quer, mit perpendiculärem, selbst 
etwas gewölbtem Untergesichte und 2 eingedrückten Punkten über dem Kopfschilde. Fühler des 
2 etwas kürzer, des 5 etwas länger, als der Körper. Leuchtend schwarz, und nur röthlichgelb 
oder überhaupt etwas heller: die Oberkieferbasen, Lippe hier und da die Gelenkspitzen der Beine, 
besonders der Hinterschienenbasis, auch ein feiner Innenrand der Augen, und der Hinterleib, 
auf welchem beim 2 die mittlere Erhöhung des Isten Ringes, bei einer Var. auch ein grofser 
Rückenfleck, beim & fast die ganze Oberseite schwarz oder braunschwarz ist. Aftergegend des 
2 heller bräunlich-gelb, als der übrige Hinterleib. Flügel sehr dunkel, und die gewöhnlichen 
hellen Wische sehr hell. 

Ich habe diese Art häufig aus eingezwingerten Buchnüssen, welche von Tortrixz splendana 
bewohnt gewesen waren, erzogen, und Hr. Nees (. Z. p. 103.) erhielt das 2 von Eichen aus 
Schlesien. Von Hrn. Saxesen erhielt ich aus dem Harze eine den 12. Juni gefangene ganz 
ähnliche Art, mit fast ganz schwarzem Hinterleibsrücken, die jedoch nur 17% mifst, bei wel- 
eher der Bohrer nur die Hinterleibslänge hat und die Flügel etwas weniger dunkel und die Füh- 
ler etwas dicker sind, vielleicht eine Varietät des D. variator Nees (B. setiger?). 


b) Beine gröfstentheils hell. 
7. BB. palpebrator. 

1% — 2%‘ lang (3, 2), ziemlich gedrungen. Die 2te C.-Z. merklich länger, als hoch, mit 
graden, aber divergirenden Scheidenerven. Rücklaufender Nerv vor dem Ende der Isten C.-Z. 
Metathorax ziemlich gewölbt und, sowie die übrigen Gegenden des Rumpfrückens und obere Kopf- 
gegend glatt und glänzend. Hinterleib ziemlich breit-sitzend, wenig gewölbt, beim 2 umgekehrt- 
eiförmig und so lang, wie der Rumpf, beim & länglich-lanzettförmig, länger als Rumpf, sonst 
wie bei B. caudiger. Legebohrer von Länge des Hinterleibes, kurzborstig. Kopf wie bei 
B. caudiger. Glänzend schwarz; rothgelb sind: die ganzen Beine, zuweilen mit Ausnahme der 
hintern, seltner auch der mittlern Hüften, Unterhals, Gesicht und Stirn bis zu den Fühlern, mit 
Ausnahme von 2 schwarzen Stirnflecken des 2 und der schmutzigern Taster, Augenkreis und 
beim & auch meist die Fühlerbasis, und endlich der Hinterleib mit Ausnahme der meist mehr 
oder weniger schwarzen Mittelplatte des Isten Ringes, beim 2 öfters auch noch andrer Hinter- 
leibsrücken - Flecke. 

Hat viel Ähnlichkeit in Gröfse und Farben mit B. orbitator N., welcher aber einen runzli- 
gen Metathorax hat. Ich erzog sehr viele $ und 2 aus mit Cureulio notatus gefüllten Kiefern- 
knüppeln, welche ich von Hrn. Oberförster Zebe aus Borutin in Oberschlesien erhalten hatte. 


8. B. labrator. 

1% — 2 lang, gedrungen ($, 2), dem in der vorigen Abtheilung beschriebenen B. caudi- 
ger und auch Nees’s B. variator sehr ähnlich, aber bestimmt verschieden: die 2te C.-Zelle ist 
nur etwa 1% mal so lang, wie hoch und ihre Längennerven mehr divergirend; Oberlippe stets 
hell; die Flügel wenig getrübt und die Beine, mit Ausnahme der meist dunklen Hüften, stets 
hell oder nur etwas angeräuchert; Legebohrer constant % — % der Hinterleibslänge; Hinterleib 
ganz schwarz oder die Seiten des Isten Hinterleibsringes, seltener auch des 2ten, röthlich; Au- 
genränder nirgends röthelnd; Taster meist röthlich-gelb, seltener schmutzig bräunlich, 


48 Bracox D. B. SPATHIUS. 


Überhaupt finde ich bei dieser Art, so viele Exemplare mir auch für die Untersuchung zu 
Gebote stehen, nieht so grofse Verschiedenheiten, wie die von Nees (2. 2. p. 78. u. f.) bei 
variator angegebenen, unter welchen besonders das auffallend variable Verhältnifs des Lege- 
bohrers; ich vermuthe daher, dafs hier wirklich verschiedene Arten zusammengesteckt sind, die 
sich dereinst näher ausweisen werden, wenn ihre Lebensweise mehr bekannt sein wird. 

Meine Stücke stammen aus Borutin in Oberschlesien, von wo ich sie mit Curculio nota- 


tus in Kiefernknüppeln erhielt. 


9. B. sordidator, 

1% — 1% lang, sehr gestreckt, sonst dem B. palpebrator sehr ähnlich: alle helle Farben 
schmutziger, die Hinter- und Mittelhüften, sowie Unterhals stets dunkel und der Hinterleib lan- 
zett-linienförmig. 

Ich erzog sie, jedoch nur in männlichen Individuen mit B. palpebrator zusammen aus Ober- 
schlesischen Kiefern, wahrscheinlich auch aus Cureulio notatus. 


Gen. 3. Spathius Nees. 

Gehört wegen der grofsen, zwischen Kopfschild und Oberkiefern bleibenden Öffnungen zu 
der Abtheilung der Cyclostomen, wie sie Wesmael nennt. Gehört also in die Nähe von Bra- 
con und unterscheidet sich von diesen nur durch den lang gestielten Hinterleib. Auch erinnert 
Spathius durch den breiten, gerundeten Scheitel, die breite 2te Cubitalzelle und durch die eigen- 
thümlichen Schilder des Metathorax an Bracon; durch die gestreckte gestielte Form auch an 
Perilitus, wo aber wieder Scheitel und Cubitalzelle anders sind. Hinterleibsbohrer immer lang 
vorragend. Fühler sehr lang. Flügel immer gefleckt, wenn auch zuweilen nur undeutlich. 
Rumpf fein und dicht punktirt, Kopf aber glatt, oder runzlig. Das Hinterleibsstielchen längs- 
runzlig, auch die übrigen Ringe zum gröfsern oder kleinern Theile runzlig oder punktirt. 

Die Farben sind aus Braun (dunkler oder heller) und Roth gemischt, meist in einander ver- 
aufend und daher schwer für kleine Gegenden bestimmt anzugeben. Oberseite meist dunkler, 
fals untere. 

Die Spathius-Arten scheinen nur in Käfern zu leben. Bis jetzt wurden überhaupt nur we- 
nige bekannt, ja Nees beschreibt sogar nur 2 Arten. : 

Die Sculptur des Metathorax giebt auch hier wieder Gelegenheit zu einer Eintheilung, wenn 
man diese dereinst für die zahlreicher bekannt gewordenen Arten gebrauchen sollte. 


IL. Die beiden Metathoraxschilder undeutlich, von schwachen Leistehen umgrenzt, 
nur undeutlich runzlig. 


1. 8. elavatus Pnaz. 


2—3’, sehr gestreckt (9, 2). Die beiden Metathoraxschilder kaum bemerkbar, von sehr 
feinen Leistehen umzogen, sehr schwach-und eng-runzlig. Stielchen sehr wenig ansteigend, die 
Hälfte des Hinterleibes ausmachend, etwas gewölbt, gewimpert, fein nadelrissig, am Ende des. 
ersten Drittheils seitwärts mit einem Körnchen, am Ende des letzten Viertels plötzlich ansehn- 
lich erweitert, beim & etwas kürzer und am Ende plötzlicher erweitert. Der übrige Theil des 
Hinterleibes länglieh-eiförmig, schwach gewölbt, unten nur bei einigen Individuen schwach ge- 
kielt. Legebohrer von der Länge des ganzen Leibes, grade. Beine lang. Schenkel stark. Füh- 
ler von der Länge des ganzen Körpers, äufserst dünn. Kiefer-Taster bis über die Vorderhüf- 
ten reichend. Der ganze Rumpf fein- und dicht punktirt. Kopf ganz glatt. Der 2te Hinterleibsring 


Sparmus I. 49 


an der Basalhälfte nadelrissig-punktirt. Schmutzig-braun, abwechselnd dunkler (besonders am 
Rücken des Mesothorax, an den Brustseiten, Scheitel und Hinterleibsende) und heller (am Auf- 
fallendsten am Metathorax) gelleckt. Taster, Flügelschüppchen, Hüften, Schenkelringe und 
Apophysen, so wie ein breiter Ring an der Schienenbasis, welcher von fast schwarzen Flecken 
begrenzt wird, bräunlichweifs. Fühler bräunlichgelb, dunkel geringelt. Randmal halb braun, 
halb weilslich. Flügel dunkel gefleckt, besonders unterm Randmale und nach dem Verlaufe der 
Humeralzellen - Nerven. 

Das häufige Vorkommen dieser Art (in sehr kleinen und colossalen Exemplaren) in mit alten 
Meubles oder altem Holzwerke versehenen Räumen läfst schon erwarten, dafs sie aus Anobien 
kommt; Hr. Bouch& hat sie aber auch schon wirklich aus Anobium striatum erzogen. 


I. Die beiden Metathoraxschilder überall von deutlichen Leistchen, besonders 
dem mittelsten gegabelten, umgrenzt, zuweilen an der innern Peripherie stark- 
runzlig. 

1. 8. brevicaudis. 

1’%“ lang, ziemlich gedrungen ($, 2). Im Ganzen dem vorigen in den Verhältnissen ähnlich. 
Die Metathoraxschilder an der innern Peripherie etwas runzlig. Stielchen stark ansteigend, nicht 
ganz die Hälfte des Hinterleibes ausmachend; dieser ohne jenes beim 2 rundlich- eiförmig, unten 
stark gewölbt und gekielt, oben schwach gewölbt, beim $ eiförmig, oben etwas gewölbt, unten 
stark eingefallen. Legebohrer 7% der Hinterleibslänge ausmachend. Fühler äufserst dünn, länger 
als der ganze Körper. Beim & herrscht ein dunkles Schwarzbraun oder Schwarz vor, und nur 
die Fühler, die ganzen Beine, einige Brustflecke, Gesichtgegend und Hinterleibsbasis sind röth- 
liceh-braun. Beim 2 sind dagegen die ganze Unterseite von Kopf, Rumpf und Hinterleib, die 
ganzen Beine und Hinterleibsbasis rothbraun, die Oberseite dagegen zuweilen, mit Ausnahme des 
Metathorax und auch des Vordertheiles des Mesothorax, dunkel. Die Taster bei beiden bräun- 
lich gelb, und die Fühler an der Basalhälfte röthlichbraun, an der (gröfsern) Endhälfte dunkel. 
Flügelmal dunkel-graubraun, nur beim 2 vorn etwas weilslich. Die Flügel sind sehr wenig 
trübe, am Merklichsten unter dem Randmale und schimmern an einem durch den nervus r. zie- 
henden Streifen weilslich. 

Einige Aehnlichkeit hat diese Art wohl mit Nees’s $. rubidus, allein schon der kürzere 
Legebohrer unterscheidet sie merklich. 

Ich habe mehrere Exemplare aus mit Cureulio violaceus besetzten Fichtenknüppeln erzogen, 
welche ich von Herrn Redslob aus dem Frankenwalde erhielt. 


\ 


2. SS. eurvicaudis. 


24 lang, ziemlich gestreckt (2). Die Metathoraxschilder an der innern Peripherie (hinten 
und innen) stärker runzlich. Stielchen stark ansteigend, kaum % der Hinterleibslänge ausmachend, 
ziemlich breit, hinten wenig erweitert, runzlig-nadelrissig, mit mehreren stärkern Leistehen. Der 
übrige Theil eiförmig, oben gewölbt, unten etwas eingefallen, gröfstentheils fein und dicht punk- 
tirt. Der nach oben gekrümmte Legebohrer etwas kürzer, als der Hinterleib. Hinterschenkel 
kurz und stark. Fühler so lang, wie der Körper. Kopf deutlich runzlig. Hinterleib, mit Aus- 
nahme des gröfstentheils röthlichen Stielehens, braunschwarz. Sonst die Oberseite gröfstentheils 
bräunlichschwarz, die Unterseite nebst den Beinen gröfstentheils schmutzig-röthlichbraun. Die 
Schenkelringe merklich dunkler. Taster dunkelbraun. Fühler an der Basis rothbraun, nach der 
Spitze dunkler. Am Kopfe nur der Mundumkreis deutlich rothbraun. Bohrer gelbbraun mit 

2 7 


50 BRACONIDES. APHIDIVS. 


schwarzem Spitzenfünftel. Flügel schön grau und weils gefleckt: die weilsen Flecke theils zer- 
streut, theils in Form von zusammenhangenden Querbinden mitten durch die Humeralzellen, dann 
unterhalb des weilsen Fleckchens des sonst schwarzbraunen Stigmas und an der Flügelspitze. 

Hr. Nördlinger übersandte mir ein Weibchen dieser schönen Art, welche er aus in leben- 
den Bäumen nach Art der Bupresten hausenden Käferlarven erzogen hatte. Leider konnte er 
den Käfer selbst nicht erziehen und es mufs die Bestimmung desselben einem andern Orte vor- 
behalten bleiben. Bemerkenswerth ist noch, dafs der Spathius erst nach einem vollen Jahre, im 
Juni 1842, ausschlüpfte. 


Gen. 4 Aphidius Ners. 


unterscheidet sich von allen übrigen Gattungen der Ichneumones adseiti durch die geringe Zahl 
(12—24) der sehr deutlich getrennten Fühlerglieder und den gestielten Hinterleib. Andre Gat- 
tungen der Ichneumonides adseiti wären zwar wegen der ungewöhnlich geringen Fühlerglieder- 
zahl mit Aphidius zu verwechseln (wie z. B. Alysia und Microgaster), allein sie haben dann 
einen sitzenden Hinterleib. Im Ubrigen stehen sie zwischen Bracon und Perilitus in der Mitte, 
den ersteren wegen des breiten Scheitels, den letztern wegen des schlanken Hinterleibsstielchens 
ähnelnd. Die Flügelnerven gehen die merkwürdigsten Veränderungen durch, ohne dafs man bei 
dem sich gleich bleibenden Habitus und der vollkommenen Aehnlichkeit in den übrigen Einzel- 
heiten im Stande wäre, kleinere Gattungen daraus zu machen. Die vollständigste und zugleich 
eine der seltensten Bildungen (z. B. bei dem in Rosenblattläusen lebenden 12-gliedrigen A. obseu- 
rator Be. und meinem später noch zu erwähnenden 22-gliedrigen A. flavipes) ist die, wenn die 
3 Cubitalzellen so vollständig, wie bei Bracon, vorhanden sind. Alsdann folgt die gemeinste Form, 
bei welcher nur 2 Cubitalzellen sich finden, und zwar fehlt der ersten der Nerv zwischen ihr 
und der Discoidalzelle und zwischen ihr und der 2ten Cubitalzelle, überdiefs ist die 3te nicht 
vollständig geschlossen und fliefst gegen die Flügelspitze mit der Radial- und Discoidalzelle zu- 
sammen (mein A. flavidens). Ferner entsteht wieder eine andre Form, wenn die Cubitalzellen 
zwar von der Discoidalzelle getrennt sind, aber nicht untereinander und bei dem gänzlichen Man- 
gel von Scheidenerven in eine grolse verfliefsen, welche mit gegen die Flügelspitze verschwin- 
denden Nerven hier mit der Radialzelle und äufsern Cubitalzelle zusammenfliefsen (z. B. bei dem 
von mir aus Rosenblattläusen erzogenen A. aphidivorus). Endlich, die seltenste Bildung, bei 
welcher die Cubitalzellen gänzlich fehlen (Nees’s sonderbarer A. enervis.) 

Wesmael giebt als Hauptcharacter seiner "Gattung Aphidius ,cellula radialis incompleta 
und nervus parallelus interstitialis“; indessen findet sich das nicht immer, denn z. B. bei mei- 
nem A. aphidivorus, welcher in allen übrigen Stücken ein ächter Aphidius ist, entspringt der 
nervus parallelus auf gewöhnliche Weise, nemlich nicht unmittelbar vom Ende des nervus re- 
eurrens. Im Habitus zeigen die Aphidien defshalb etwas Eigenthümliches, weil sie einen stark 
gewölbten und nach vorn vortretenden Mesothorax haben, und den Kopf nach unten geneigt, meist 
auch die Fühler im Tode gekrümmt, tragen, defshalb mit den Hemiteles-Arten einige Ähnlichkeit 
zeigen. Der Kopf ist ganz glatt, der Rumpf auch glatt oder fein-punktirt, und der Metathorax 
entweder glatt (A. aphidivorus) oder mit sich kreuzenden Leistehen versehen. Der Hinterleib 
ist äufserst dünn und zart, beim & linienförmig, beim 2 gegen das Ende verdickt, ohne äufser- 
lich sichtbaren Legebohrer. 

Die Aphidien leben gröfstentheils — ein Par seltne Ausnahmen am Ende — von Blattläusen. 
Ich habe aber bisher nur Gelegenheit gefunden, die Blattlauswürger an Rosensträuchern zu beob- 
achten, auch ist meines Wissens noch von keinem Andern eine Species aus irgend einer nam- 


APHIDIUS. 51 


haften Forst-Blattlaus gezogen worden. Defshalb kann ich hier nur wenig Aufmerksamkeit auf 
sie verwenden. 

Wahrscheinlich haben die meisten viel Übereinstimmung in der Lebensweise und defshalb 
‚darf ich hier wohl das, was ich von A. Rosarum N. und von meinem A. aphidivorus beobach- 
tet habe, mittheilen, noch dazu, da die sonderbarsten Gewohnheiten der Ichneumonen dabei zum 
Vorscheine kommen, 

An beiden Arten kann man am Ersten dazu gelangen, das seltne und ergötzliche Schauspiel 
eines Ichneumonenstiches einmal selbst zu beobachten. *#) Man darf nur in einen Garten gehen 
und da, wo im Monat Mai und Juni viele Blattläuse auf den Rosensträuchern sitzen, genau nach- 
sehen; da wird man auch bald diese kleinen Ichneumonen, die nicht zu den tapfersten gehören, 
gewahren. Mit ordentlich geheimnifsvoller Vorsicht umschleichen sie die Gesellschafteu der Blatt- 
läuse, als wenn sie es mit einem argen Feinde zu thun hätten. Haben sie eine Gruppe der ru- 
hig weidenden Thierchen gefunden, die sie berücken zu können glauben mögen, so bleiben sie 
eine Zeitlang beobachtend unbeweglich vor denselben sitzen und sondiren das Schlachtfeld nur 
zuweilen mit den vibrirenden, gekrümmten Fühlern. Werden die Blattläuse unruhig, so geht der 
Held auch wohl klüglich ihnen etwas aus dem Wege, bis die Luft wieder rein ist. Plötzlich 
legt er an, indem er, auf seine 6 Beine fest aufgestämmt, den Hinterleib auf so geschickte und 
unbegreifliche Weise, wie es wohl noch von keinem Äquilibristen und in keinem cirque olym- 
pique gesehen worden ist, nach hinten und unten krümmt und in der, seiner natürlichen Rich- 
tung grade entgegengesetzten Stellung unter der Brust und unter dem Kopfe fortschiebt, bis er 
den letztern oft weit überragt. Sitzt die Laus, auf welche es gemünzt ist, mit dem Ichneumon in 
einer Ebene, so wird der Hinterleib horizontal angelegt; hat der Ichneumon aber für gut gefunden, 
seiner gröfsern Sicherheit wegen, sich in einen Hinterhalt zu postiren, so mufs er den Hinterleib 
zuweilen um eine Blattfalte oder Kante herumbewegen und ihm eine s-förmig gebogene Gestalt geben, 
wie es schon Westwood(p. 140.) in einer Zeichnung andeutet. Der Bohrer kommt nun zum Vor- 
schein und wird der Laus pfeilschnell in den Leib gejagt. Die Getroflene geräth in Zorn und Angst: 
sie wedelt mit dem Hinterleibe rechts und links, nach oben und unten und wischt mit den Hin- 
terbeinen, als wollte sie einen fremden Körper von ihrem Leibe entfernen; hilft aber Alles nichts, 
der Schütze hatte gut gezielt, die Folgen davon werden sich bald zeigen. Vorher wollen wir 
nur noch die Hauptperson einen Augenblick verfolgen. Der Ichneumon hat sich wieder in seine 
beobachtende Stellung zurückgezogen, bis er nach längerer oder kürzerer Zeit, oft erst nach 
Zwischenräumen von 4— Stunde, ein zweites Ei auf die vorherbeschriebene Weise anbringen 
kann. Dabei verunglückt er aber auch nicht selten; denn ich habe gesehen, dafs er in dem 
Augenblicke, wo er eben den Bohrer hervorschiefsen wollte, durch eine Bewegung der Laus 
erschreckt, sich wieder zurückziehen mulste, oder dafs er wohl gar von der hinten ausschlagen- 
den Laus vom Blatte heruntergestürzt wurde. Besonders viel Vergnügen machte mir einst am 
12. August des J. 1541 ein Thierchen, welches durchaus nicht zum Stiche kommen konnte, ob- 
gleich es aller Augenblicke anlegte. Es kroch ganz dicht an die Laus heran; so wie sich diese 
aber wehrte, stark wedelte und mit dem Vordertheile des Körpers bockte, zog der Verfolger 


*) Schon Leeuwenhoek und De G&er (letzterer in der Götzeschen Übersetzung Bd. II. Th. 2. p. 180 u. f.) 
haben diese Gelegenheit benutzt und in der Schilderung des Ichneumonenstiches sowie des Verhaltens derselben die 
ganze Gröfse ihres Beobachtungstalents gezeigt. Leeu wenhoek’s Verfahren, Blattläuse mit dem Aphidius zusammen in 
eine Glasröhre zu sperren und dabei den Stich zu beobachten, verdient hier noch besondre Erwähnung. Ich habe die- 
sen Weg nie eingeschlagen, sondern meine Beobachtungen immer im Freien angestellt, 

7% 


52 BRACONIDES. Aruıpius. 


wieder ab. Vielleicht war dies ein ganz frisch entwickeltes Individuum, welches die Sache noch 
nieht ordentlich verstand oder wohl gar noch nicht begattet wurde. 

Der Ichneumon sucht sich zum Ablegen seiner Eier weder die gröfsten, noch die kleinsten 
Blattläuse aus, sondern wählt nur die von mittlerer Gröfse, wahrsheinlich halbwüchsige. Es 
glückte mir mehrmals, aus den angestochenen Läusen den Ichneumon zn erziehen. So z. B. 
nahm ich am 20. August Vormittags eine grüne Rosenblattlaus, nachdem sie eben durch Aphi- 
dius aphidivorus gestocheu worden war, in den Zwinger. Am 24. Abends war sie schon sehr 
schwach: ich setzte sie aufein frisches, grünes Rosenblatt; sie war aber schon so matt, dafs die 
Fufshäkchen beim Gehen immer abglitten und der Schnabel welk herunterhing, ohne stechen zu 
können. Am 25. früh hat die Laus schon die trockne, graugelbe Farbe angenommen und ist zu 
einer solchen unbeweglichen Hülle geworden, wie man sie öfters an den Rosenblättern kleben 
sieht. Am 5. September, Morgens 6 Uhr, kam der Ichneumon aus, hatte also volle 16 Tage 
zu seiner Entwickelung gebraucht. Die Temperatur der Stube war wenigstens immer +15 —17°R. 
gewesen, hatte auch wohl in der Sonne über + 20° gehabt. Ein anderes Mal nahm ich eine 
gestochene Laus den 12. August in die Stube; den 15. war sie zwar schon merklich geschwollen, 
aber noch grün und beweglich. Am 17. fand ich sie todt an der Glaswand klebend. Ich löste 
sie vorsichtig von derselben ab und konnte nun durch den etwas zerbrochenen dünnen Bauch 
der Laus hindurch deutlich die ausgebildete und gekrümmt liegende Apkidius-Larve bemerken; 
sie bewegte sich häufig und liefs grüne Massen durchschimmern, welche sie der Blattlaus abge- 
sogen haben mulste. Ich setzte sie mit der Bauchseite auf ein frisches, grünes Rosenblatt, 
konnte sie aber, als ich sie Mittags wieder abnehmen wollte, nicht losbekommen; wahr- 
scheinlich hatte sich die Aphidienlarve angeponnen. Den 25. August war der Aphidius munter 
ausgekrochen. Dieser Fall war mir noch defshalb merkwürdig, weil ich den 12. August nicht 
den Aphidius, sondern Allotria erythrocephalaW estw. anstechen sah. Ich hatte mit Sicherheit 
auf diesen gerechnet und war daher nicht wenig überrascht gewesen, als ich den Aphidius im 
Zugglase fand. Die Laus, welche vom Allotria gestochen wurde, hatte also schon (wahrschein- 
lich den Tag vorher) von Aphidius einen Stich und dessen Ei erhalten. Später ging es mir 
noch mehrmals eben so; es scheint also gar nicht selten zu sein und deutet, im Vereine mit 
mehreren andern von mir gesammelten Fällen wieder darauf hin, dafs die Ichneumonen nur kranke 
Inseeten anstechen, gleich viel, ob schon gestochene oder sonst wie erkrankte. 

Was aus dem Ei der Allotria geworden ist, ob sich noch die Larve aus demselben ent- 
wickelt hat u. dgl., weifs ich natürlich nicht. Wer eine Blattlaus zufällig eröffnete und die Lar- 
ven beider darin fände, könnte auf den Gedanken kommen, die eine sei Schmarotzer-Schma- 
rotzer. Ich vermuthe daher, dafs öfters ein solches Verhältnils der Mitbewohnerschaft Statt 
findet, wo wir von Schmarotzer-Schmarotzer reden *). 


1. 4A. flavipes. 


1 — 1% lang, gestreckt. Bis jetzt ist nur eine Species mit ganz und gar gelben Beinen 
(A. resolutus N.) bekannt geworden; da diese aber ganz verkümmerte Flügelnerven und nur’ 
12-gliedrige Fühler hat, während an meiner Art 22-gliedrige Fühler, alle Zellen vollständig sind, 


*) De Geer [l. L. p. 183.) erwähnt ausdrücklich, dafs er immer nur eine Larve in einer Blattlaus gefunden habe; 
Götze macht aber hierzu die Bemerkung, dafs sich auch zuweilen 2 Larven, eine gröfsere und eine kleinere in einer 
Blattlaus fänden, von denen die kleinere als Feind der gröfsern aufträte uud sich zu einer Gallenfliege entwickele. 
Götze hat also offenbar Allotria gezogen. Ob aber das von ihm angenommene Verhältnils von Schmarotzer- Schma- 
rotzer richtig sei, lasse ich doch dahin gestellt sein; mir scheint es vielmehr das p. 31. besprochene zu sein. 


APHIDIUS. BRACHISTES. 53 


und nur die Ste Cubitalzelle an der Flügelspitze nicht vollständig von der Discoidalzelle geschie- 
den ist, so kann keine Verwechselung vorfallen. Hinterleib etwas länger als Rumpf, von der Basis 
des Stielchens bis zum Ende allmälig erweitert, oft hinten abgestutzt, wie abgebrochen (3), 
oder von der Seite stark zusammengedrückt mit scharf gekieltem Bauche und aufwärts gekrümm- 
tem Legebohrer von halber Hinterleibslänge (2). Die Oberkiefer 3-zähnig, nach Art einer Alysia 
aufgesperrt. Aufser den Beinen sind Taster und Flügelschüppchen nebst Basis der Fühler noch 
gelb. Oberkiefer grölstentheils rothhraun, Flügelnerven dunkelbraun, sonst alles Uebrige glän- 
zend schwarz. Randmal sehr lang, linienförmig. Kopf und Thorax, mit Ausnahme des fein- 
runzligen Metathorax, durchaus glatt. 

Auch hinsichtlich der Lebensweise gehört diese Art zu den wunderlichsten. Den 5. August 
des J. 1840, als die Nonne in unsrer Gegend am Heftigsten wüthete, hatte ich bei der Abliefe- 
rung gesammelter Puppen und Raupen eine grofse Quantität derselben eingezwingert, um das 
Erscheinen von Schmarotzern abzuwarten. Da sie schon von den Sammlern tüchtig geschüttelt 
und durchwühlt worden waren, so verbreiteten sie bald einen pestilenzialischen Gestank, der 
durch seine säuerliche Nüance besonders widerlich wurde. Es bohrte sich eine Menge Tachinen- 
Larven, aber nur wenige Stücke von Pimpla flavicans heraus. .Mit einem Male aber erschienen 
Legionen kleiner Dipteren- Larven Phora rufipes Mg. (s. Diptera meines 3ten Bandes der Forst- 
inseeten), welche sich bald in die gewöhnlichen Tönnchen, jedoch von etwas geringerer Härte 
und hellerer Farbe verwandelten. Den 29. August schwärmten schon die Fliegen und mit ihnen 
unzählige des kleinen Aphidius. Er verdient daher eben sowohl wegen seiner eigenthümlichen 
Lebensweise, als wegen des hervorragenden Legebohrers und des linienförmigen Randmals zu 
einer eignen Gattung (Orthostigma) erhoben zu werden. 


2. 4. flavidens 


ist dem vorigen aufserordentlich ähnlich in Gestalt und Farbenvertheilung, nur sind die Hinter- 
beine etwas dunkler, die ganze Mundgegend sammt den Oberkiefern (die äufsersten Spitzen aus- 
genommen) hellgelb und die dicken 20-gliedrigen Fühler und das Flügelschüppchen braun, auch 
an der Hinterleibsbasis gelbe Flecken. Was diese Art aber von jener entfernt und sie zu den 
ächten Aphidien bringt, ist die ganz andere Bildung des grofsen, dreieckigen Randmales und 
der mit einander und mit der Isten Discoidalzelle verschmelzenden Cubitalzellen. In dieser 
Hinsicht, sowie selbst hinsichtlich der Gestalt und Farben nähert sich diese Art wieder so sehr 
dem A. aphidivorus, dals man sie für Eine Art halten könnte, wenn letztere nicht des Scheide- 
nerven zwischen 2ter und 3ter C.-Z. entbehrte, welchen favidens hat, und bei diesem letztern 
auch der Nerv zwischen Ister C.-Z. und lter Discoidalzelle fehlte. 

In der Lebensweise nähern sich favipes und flavidens einander am Meisten; denn der letz- 
tere bewohnt auch Diptern. Ich erzog 4 $ aus dem Tönnchen einer Tachine, welche aus kran- 
ken Monacha-Raupen 14 Tage vor dem Erscheinen von A. flavipes hervorgekommen war. 


Gen. 5. Brachistes Wesn. 

Von dem kurzen, gedrungenen Baue der Microgaster, besonders meines M. amentorum, von 
diesen aber unterschieden durch den breiten, gewölbten Scheitel, die kahlen Augen und den voll- 
ständigen Radialnerven. Cubitalzellen nur 2, sonst sehr ähnlich den beiden der zweizelligen Mi- 
erogasteren; auch der nervus recurrens inserirt sich meist der Isten Cubitalzelle an ihrem Ende, 
selten ist er fast interstitialis. Hinterleib sitzend, beim $ lanzettförmig-länglich, sehr flach, beim 
Weibchen mehr rundlich, selten lanzettförmig. Legebohrer hervorragend, kurz oder sehr lang. 


54 BrAcHISTES. 


Sculptur des Metathorax öfters ausgezeichnet, eben so die der ersten Hinterleibsringe. Fühler 
23 — 30-gliedrig. Farben sehr eintönig, meist schwarz, mit mehr oder weniger rothbraunen 
Beinen. 

Die forstlieh wichtigen Arten haben immer mehr als 2 von oben deutlich sichtbare Hinter- 
leibsringe, während bei sämmtlichen von Wesmael beschriebenen Weibchen die auf den 2ten 
Ring folgenden Ringe unter jenen. zurückgezogen sind. 

Es sind mir bereits 4 aus Käfern, namentlich versteckt lebenden (Cureulio, in 
Anobium) herrührende Arten vorgekommen, und es ist nicht unwahrscheinlich, dafs die meisten 
übrigen Arten sich ähnlich verhalten werden. Nur eine einzige Art erhielt ich aus Lepidopteren, 
die ich defshalb auch B. Noctuae genannt habe. 


I. Nur der erste Hinterleibsring oben nadelrissig. 
1. B. robustus. g 
Fast 2“ lang, sehr gedrungen, mit diekem, fast kugligem Kopfe und rundlichem, unten bis 
zum Bohreraustritte scharf gekieltem Hinterleibe des Weibehens. Hinterleib des 5 lanzettförmig- 
länglich, sehr flach. Metathorax mit 5 — 7 durch W-förmige Leistehen gebildeten Felderchen. 
Rumpf und Kopf fast glatt. Der 2te Hinterleibsring punktirt, ziemlich matt, der 3te nebst fol- 
genden glatt und glänzend. Der nervus recurrens nicht önterstitialis. Legebohrer kürzer als 
Hinterleib, grade. Schwarz. Beine schmutzig gelbbraun mit angeräucherten Hüften. Fühler und 
Taster schmutzig bräunlich. Flügelschüppchen kaum etwas bräunelnd. 
Aus Kiefernzapfen, wo er wahrscheinlich die Larven von Cureulio notatus verzehrte. 


2. B. longicaudis. 

1%“ lang, ungewöhnlich gestreckt, indem der Hinterleib lanzettförmig-länglich und der Le- 
gebohrer länger, als der ganze Körper ist. Sculptur, wie beim vorigen, nur dals die Hinterleibs- 
ringe schon vom 2ten an ganz glatt und sehr stark glänzend sind. Der zervus recurrens nicht 
interstitialis. Die Beine ganz und gar röthlich-gelb und eben so die Taster und der Legebohrer. 
Flügelschüppchen bräunelnd. Fühler schwarzbraun. 

Hr. Nördlinger erzog diese Art zu Stuttgart aus kranken Apfelzweigen, in welchen .meh- 
rere Käferlarven, besonders aber Eccoptogaster rugulosus gehaust hatten. 


I. Auch der 2te Hinterleibsring nadelrissig. 
3 B. firmus. 

Dem B. robustus aufserordentlich ähnlich, jedoch mit noch etwas mehr gerundetem Hinter- 
leibe und etwas abwärts gekrümmtem Heekboiteh ganz röthlichgelben Beinen und bräunlichgelben, 
schwarz geringelten Fühlern und schmutziggelben Flügelschüppchen. 

Von mir aus Kieferzapfen, in welchen Cureulio notatus frals, erzogen. 


4. B. interstitialis 


kaum 1” lang, ziemlich gestreckt (9). Der gröfste Theil des 2ten Hinterleibsringes noch nadel- 


rissig. Der nervus recurrens ist genau interstitialis. Metathorax mit wenig bemerkbaren Leist- 
chen, fast glatt. Fühler 23-gliedrig, so lang, wie der Körper. Beine schmutzig-braun, hier und 
da dunkler angeräuchert. Fühler braunschwarz. Taster schmutzig-braun. Flügelschüppchen.dunkel. 

Von Hm. Nördlinger zu Stuttgart aus Knospen trockner Fichtenzweige, in welchen Anobium 
pusillum steckte, gezogen. 


H ALYSIA. 55 


5. A. Noctuae 


2%" lang, gestreckt (3). Er hat so viel Ähnlichkeit mit B. firmus, dafs man ihn für das $ dieser 
Art halten könnte. Allein der Metathorax ist, mit Ausnahme eines vordern ganz glatten Quer- 
streifens, runzlicher und hat, mit Ausnahme der beiden die Mittellängsfurche einschliefsenden, 
nieht mehr deutlich bemerkbare Leistchen. 

Ich erzog das $ aus einer Puppe der Noctua piniperda, welche von Hrn. Lehmann aus 
Boytzenburg herstammte. 


Gen. 6. Alysia Lrr. 


Das erste und leichteste Gattungsmerkmal liegt in den starken, breiten, dreizähnigen, die 


Zähne nach aufsen krümmenden Oberkiefern, welche vom sterbenden Insect allermeist so weit, 


wie möglich, aufgesperrt werden, welches man in den meisten Fällen mit als ein Kennzeichen 
für Alysia ansehen kann. Nur ausnahmsweise ereignet sich dies bei andern Gattungen, wo denn 
auch die Zahl der Zähne geringer ist. Alysia steht aber auch mehr isolirt, als andere Gattun- 
gen. Einige Annäherung finde ich in dem breiten Kopfe und besonders dem in der Mittellinie 
vortretenden Kopfschilde mit Aspigonus, in den Flügelzellen mit Chelonus und mit Bracon und 
in den weit aufgesperrten Oberkiefern mit Aphidius flavipes. 

Im übrigen zeichnet sich Alysia durch einen besonders gedrungenen Bau, sehr grofsen und 
breiten Kopf, breiten Scheitel und grofse Cubitalzellen aus. Der Hinterleib ist kurz, gedrungen, 
sitzend oder kurz gestielt, meist mit einem ansehnlichen Legebohrer bei den 2. Die Fühler sind 
meist lang, so lang, wie der ganze Körper, oder noch länger, meist vielgliedrig, jedoch auch 
zuweilen kurz, oft aus mehr als 30, oft aber nur aus 22 Gliedern zusammengesetzt. Augen bald 
kahl, bald behaart. 

Die Gattung ist reich mit Arten besetzt und wir können uns Glück wünschen, dafs die Seulp- 
tur-Mannigfaltigkeit des Metathorax und des Hinterleibes und ganz besonders die Verschieden- 
heiten der Radialzelle, sowie der Cubital- und Discoidalzellen, bequeme Gelegenheit zur Bildung 
vieler Sectionen geben. 

Für den Forstmann dürfte die Gattung indefs nie grofse Bedeutung erlangen, da man schon 
jetzt weils (s. Bouche's Naturgesch. d. Ins. p. 147 u. f. und Nees’s Vol. 1. p. 239. u. A), dafs die 
meisten Arten in den Larven der koth- und pilzfressenden Käfer (z. B. in Orchesia micans nach 
Boye)und Fliegen u. dgl. leben. Ich habe nur eine einzige Art aus Raupen und eine aus Käfern 
erzogen. 


l. Augen behaart. 


1. A. confluens. 


17,“ lang, sehr gedrungen (2). Die 1ste Cubitalzelle verschmilzt mit der Discoidalzelle ganz, 
indem der trennende Nerv gänzlich fehlt. Das Randmal ungewöhnlich schmal, kaum % — 


der Radialzelle, erinnert nebst der folgenden Eigenthümlichkeit an meinen seltsamen Aphidius 


flavipes. Fühler 22-gliedrig, etwas länger, als der ganze Körper, stark behaart. Hinterleib so 
lang, wie Rumpf, eiförmig-rundlich, ganz zusammengedrückt, oben etwas eingefallen, ganz kurz 
gestielt: das Stielehen dicht hinter der Basis plötzlich erweitert, auf dem Rücken mit 2 paralle- 
len Leistehen, zwischen welchen das Mittelfeld längsrunzlig ist, das Übrige glatt und glänzend. 
Legebohrer mehr als die halbe Hinterleibslänge betragend. Metathorax scharf gekielt mit einzel- 
nen  , fein-punktirt. Der übrige Theil des Rumpfes und der Kopf glatt. Schwarz, 


I 


56 BrACoNIDES. ALysIA. ASPIGONUS. 


nur Beine. Mund, Fühlerbasis und die Flügelschüppchen hell bräunlichgelb. Randmal graubraun. 
Ich habe 2 2 aus der Raupe vun Geometra betularia erzogen, 


I. Augen kahl. 
2. A.rubriceps. 


2% — 2%’ lang, gedrungen (2). Die Cubitalzellen vollständig getrennt, nur mit. Unterbre- 
chung lichterer Fleckchen in den Nerven. Randmal grofs, gröfser als die Radialzelle. Fühler 
30gliedrig, kürzer als der Körper. Hinterleib kürzer als Rumpf, oval, oben gewölbt, unten 
eingefallen: der 1ste Ring in der Mitte etwas erhaben mit flach vertiefter Rinne, nadelris- 
sig. Bohrer fast von der Länge des Hinterleibes, grade. Metathorax stark (fast zellig-) runzlig. 
Glänzend schwarz, nur der Kopf (mit Ausnahme der Fühler, eines Fleckchens um die Fühler- 
basis und um die Nebenaugen) braunroth. Beine, besonders die Enden derselben, so wie ein 
grofser Theil des übrigen Körpers grau seidenglänzend. 

Die Oberkiefer sind hier nicht, wie gewöhnlich, weit geöffnet, sondern geschlossen. Indes- 
sen läfst schon die ganze Form keinen Zweifel übrig, dafs wir es mit einer ächten Alysia zu 
thun haben. 

Ich erzog 2 2 dieses schönen Thierchens aus mit Magdalis phlegmatica besetzten Kiefern- 
knüppeln, welche ich aus Oberschlesien von Hrn. Radzay erhalten hatte. 


Gen. 7. Aspigonus Wesn. 


Sehr nahe verwandt mit Brachistes. Drei Cubitalzellen, von welchen die 2te höher als breit, 
nebst dem nach vorne in eine Spitze ausgezogenen elypeus bilden den wesentlichen Character. 
Indessen bemerkt man auch schon bei Brachistes hier und da die Neigung, am Vorderrande des 
elypeus eine kleine Spitze zu bilden. Die Verlängerung des vorletzten Lippentastergliedes nach 
innen in einen spitzen Lappen, welche Wesmael noch als wesentliches Kennzeichen anführt, 
konnten wir nicht bemerken, da der Kopf des Thierchens stark gegen die Brust gedrückt war 
und ohne Zerstörung des Unicums, noch dazu fremden Eigenthums, nicht statthaft war. Fühler 
25 — 26 - gliedrig. 


1. 4A. Abietis. 


17.2” (& 2). Metathorax zellig-runzlich. Der übrige Rumpf nebst Kopf fast glatt. Er- 
ster Hinterleibsring ziemlich schmal, ganz und gar nadelrissig, nur am Hinterrande in der Mitte 
mit einer kleinen glatten Schwiele. Die übrigen Ringe glatt und glänzend. Legebohrer etwas 
länger, als der ganze Körper, mit seiner Concavität nach oben gekehrt. Glänzend schwarz. Die 
Beine, mit Ausschlufs der schwarzbraunen Hüften und der mehr oder weniger angeräucherten 
Schenkelringe und Hintertarsen, hell rothbraun. Flügelschüppchen wenig bräunelnd. Taster 
schmutzig-bräunlich, Hinterleib des & lanzettförmig, tlach, des 2 eiförmig-länglich, unten bis zum 
Ursprung des Bohrers scharf gekielt. 

Hr. Nördlinger erzog $ und 2 aus Fichtenzapfen, in welchen besonders Anobium Abietis, 
weniger Tortröx strobilana gehaust hatte. Ganz dasselbe Thierchen erhielt ich von Hrn. Saxe- 
sen aus dem Harze, wo es dieselbe Lebensweise, wie in den Fichtengegenden Würtembergs 
führen konnte. 


Gen. 8. WHacropalpus nov. GEN. 
In der ganzen Form und Scheitelbildung am Meisten verwandt mit einem N eesschen 


MAacROPALPUS. Mıicropts. 57 


Microdus (obseurator), in der Flügelbildung mit einem 2-zelligen Mierogaster, von beiden aber ver- 
schieden durch die grolsen, starkgliedrigen Taster (T. VII. F. 9ı.), von der ersten Gattung (wenig- 
stens in dem Sinne, wie ich sie nahm) auch noch durch 2 Cubitalzellen, und von der letzteren 
Gattung auch durch die kahlen Augen und die vielgliedrigen Fühler. Von Eubadizon, wohin die 
hierher gehörige Art früher gebracht wurde, unterscheidet sie sich wiederum durch die starken 
Tasterglieder und dann auch durch den sehr schmalen Scheitel. Die Fühler sind lang und haben 
32 — 33 Glieder. Hinterschenkel ziemlich stark. Legebohrer der Weibchen lang, abwärts gebo- 
gen. Hinterleib des Männchens lanzett-linienförmig, des Weibchens lanzettförmig-länglich, flach, 
und nur von dem Ursprunge des Bohrers an unten etwas gekielt. 
Bis jetzt wurde nur eine Form dieser Gattung aus Wicklerraupen erzogen. 


3. M. leptocephalus Hrt. 


2% — 2%" lang ($, 2) Kopf auffallend klein, viel schmaler, als Rumpf. Rumpf fein 
punktirt. Metathorax runzlig. Die beiden ersten Hinterleibsringe und die Basis des 3ten oben 
grob- und eng-punktirt. Legebohrer des Weibchens länger, als Hinterleib. Schwarz, und nur 
braunroth der gröfste Theil der Schienen, die Enden der Vorder- und Mittelschenkel und die 
Apophysen der Hinterbeine, zuweilen auch etwas von den Spitzen und Basen der Hinterschenkel; 
die Tarsen gröfstentheils angeräuchert. Die Fühler an der Basis zuweilen röthelnd. Flügel stark 
angeräuchert mit hellen, durch die erste Cubitalzelle u. s. f. gehenden Wischen. 

Ein sehr gemeiner Schmarotzer der Tortrix Buoliana. Hr. Hartig hat ilm zuerst (lah- 
resber. p. 268.) als Eubadizon leptocephalus beschrieben. 


Gen. 9. Microdus Ners. 


Ich begreife mit Wesmael hierunter nur die Arten mit 3 Cubitalzellen, da ohnehin von 
den durch Nees noch zu Mierodus gezogenen 2-zelligen keine bisher forstlich wichtig gewor- 
den ist. Die mittlere Cubitalzelle ist klein, d. h. sie hat kaum 7. der Randmal-Gröfse. Die 
erste Cubitalzelle hat allermeist keinen ganz vollständigen innern Nerven und fliefst {bei den 
forstlich wichtigen Arten wenigstens immer) mit der Discoidalzelle zusammen. Der Kopf klein 
mit sehr schmalem Scheitel. Augen kahl. Fühler vielgliedrig, mit sehr nahe verbundenen Glie- 
dern. ' Hinterleib länger als Rumpf. Legebohrer lang hervorragend. Beine ziemlich kurz. Hinter- 
hüften stark. Am Meisten verwandt ist Microdus mit der Zatreilleschen (durch schnabelförmig 
verlängerte Mundtheile ausgezeichneten) Gattung Agathis, von welcher letztern aber noch keine 
forstlich wiehtigen Arten bekannt wurden. Mein M. abseissus hat ganz den Habitus einer Aga- 
this, aber nicht den Schnabel. Auch mit einer neuen Gattung Macropalpus haben die ächten 
Microdus (nicht Agathis ähnlichen) Arten viel Ähnlichkeit (s. dort). 

Im Ganzen sind bis jetzt nur wenige Arten aus Forstinseeten erzogen worden, theils aus 
Raupen, theils aus Käfern. 


L Metathorax glatt oder sehr schwach runzlig. 
1. M. pumilus. 


1 — 1%" lang, gedrungen ($, 2). Die 1ste Cubitalzelle ist meist nicht ganz vollständig 
von der Discoidalzelle geschieden*). Die 2te C.-Z. abgerundet-dreieckig, sehr klein, fast ganz 


*) Bei einem offenbar zu derselben Art gehörenden 5 ist der Nerv, welcher bei allen andera in der Mitte nicht 
ganz zusammenhangt, vollständig vorhanden. Ein seltnes Beispiel von Veränderlichkeit der Nerven. 


S 


58 BraconIDes. Micropvs. 


geschlossen. Der Nerv zwischen der 3ten C.-Z. und der Radialzelle nur schwach angedeutet, 
aber fast bis zur Flügelspitze erkennbar. Gesicht nach vorn merklich verschmälert, aber von 
einem Schnabel keine Spur. Uber dem Kopfschilde jederseits ein kleiner Eindruck, un zwischen 
beiden Grübchen ein stumpfer Kiel. Fühler von der Länge des ganzen Körpers. Schildehen 
vom Mesothorax durch eine schmale, nur undeutliche Zelleneindrücke zeigende Furche geschie- 
den. Metathorax mit zwei Leistchen, welche eine schmale Furche zwischen sich lassen, punk- 
tirt und sehr fein-runzlig. Hinterleib länglich-lanzettförmig, sitzend, oben schwach gewölbt, 
unten etwas eingefallen; der erste Ring an der Basis fein nadelrissig, alles Übrige glatt und 
stark glänzend. Legebohrer grade, von halber Hinterleibslänge. Glänzend-schwarz, nur der 
Hinterleib an den Einschnitten zwischen den Ringen bräunlich- durchscheinend; die Beine heller: 
die Vorderbeine ganz bräunlichgelb, die mittlern und hintern mit grölstentheils dunklen Scher- 
keln und Schienen, welche an der Basalhälfte weifslich, an der letzten Hälfte braungrau sind 
und am letzten Paare noch ein dunkles Ringelfleckchen der Basalhälfte Pk Randmal grau- 
braun mit nieht sehr scharf begrenzten Rändern. 

Im J. 1838 habe ich mehrere Exemplare, unter denen aber nur 1 2 war, aus Tinea lari- 
einella erzogen. 


U. Metathorax stark runzlig. 
2. M. absecissus. 


2%“ lang, ziemlich gestreckt (3). Von dem die Iste C.-Z. von der Discoidalzelle trennen- 
den Nerven nur eine Spur vorhanden. Die übrigen Nerven und Kopf, wie bei der vorigen Art. 
Fühler etwas kürzer, als der Körper. Schildehen vom Mesothorax durch eine breite, 5—6 deut- 
liche Zelleneindrücke zeigende Furche geschieden. Metathorax sehr grob-runzlig. Hinterleib 
etwas länger, als Rumpf, linien-lanzettförmig, oben schwach gewölbt, unten der ganzen Länge 
nach scharf gekielt, kurz und breit gestielt: das Stielchen längsrunzlig, an der Basis mit einem 
Paare Seitenhöckerchen, die übrigen Ringe glatt, Hinterhüften mehr als doppelt so stark, als 
die übrigen. Glänzend schwarz; braunroth sind: Mund, Pro- und Mesothorax, mit Ausnahme 
eines Stückchens vor den Vorderhüften, die Vorder- und Mittelbeine, mit Ausnahme der Hüften, 
Schenkelringe, Apophysen und Schenkelbasen der letztern, und endlich die Dornen der Hinter- 
schienen. Die Basis des Bauches und ein schmales Ringelehen der Hintertibien weils. Flügel 
etwas trübe, das Randmal dunkelbraun. Das breite Hinterleibsstielchen seitwärts und hinten 
schmal hell-gerandet. 

Im J. 1837 erzog ich 1 Stück aus mit Cureulio notatus gefüllten Kot nppeig von 
Borutin in Oberschlesien. 

3. MM. Clausthalianus Sxs. 

3” lang (2). Die areola ist ganz vollständig, nur dafs die Fortsetzungen der Nerven hier 
an 2 Stellen durch helle Fleckchen (Fortsetzungen der Wische durch die erste Cubitalzelle) unter- 
brochen sind. Die erste Cubitalzelle fliefst mit der dahinter liegenden Discoidalzelle fast ganz 
zusammen. Fühler von Länge des ganzen Körpers. Bohrer länger als Körper. Scheidung zwi-. 
schen Mesothorax und Schildchen tief mit deutlichen Zelleneindrücken. Metathorax deutlich 
runzlig, in der Mittellinie mit einer von Leistehen umgebenen Rinne. Hinterleib etwas länger 
als Rumpf, linien-lanzettförmig, oben schwach gewölbt, unten scharf gekielt, sitzend: der Iste 
Ring nadelrissig. Hinterhüften mehr als doppelt so stark, als die übrigen. Glänzend schwarz. 
Braunroth sind die Beine, mit Ausnahme der Hüften und eines Theiles der Schenkelringe, der 
Bohrer und die Taster. 


Rocas. 59 


Hr. Saxesen sandte mehrere 2 mit der Bemerkung: ‚‚Mehrere Male gezogen aus der Raupe 
von Tortrix Clausthaliana.““ Er hielt sie schon für neu und wünschte sie Clausthalianae zu 
nennen. Da indessen Hr. Zeller (Entomolog. Zeitung. Jahrg. 1. p. 191.) gegen Tortrix Claus- 
thaliana Bedenken geäufsert und zwar in sofern mit Recht, als Treitschke die Species schon 
mit dem (freilich früher schon anders gebrauchten) Namen bereyniana belegt hatte: so habe ich, 
um fernere Collisionen zu begegnen, diesen Mierodus Clausthalianus genannt und somit den 
Wunsch Vieler, auch Zeller’s, erfüllt, die alte ehrwürdige, an entomologischen Erinnerungen 
durch Saxesen 80 reich gewordene Bergstadt auch unter den Insecten fortleben zu lassen. 


Gen. 1. Rogas Ners. 


Die Gattung gehört zu den schmalscheitligen, hat also in dieser Beziehung Ähnlichkeit mit 
Microdus, Microgaster, Perilitus und: Macropalpus. Von Mierogaster unterscheiden. sie die 
kahlen Augen und vielgliedrigen Fühler, und von den 3 andern die andre Zellenbildung der Flü- 
gel, d. h. die verhältnifsmälsig grofse 2te Cubitalzelle, welche immer etwas breiter als hoch ist. 
Die Fühler haben ungewöhnlich viele, oft über 40 Glieder, sind daher meist auch so lang. 

Allermeist sind auch alle 3 Hinterleibsringe durch eine runzlige Sculptur ganz oder zum 
Theile ausgezeichnet, und leiden so leicht keine Verwechselung mit andern Gattungen. Der Meta- 
thorax ist meist runzlig, aber nie sehr stark. 

Sehr auffallend sind die grofsen Verschiedenheiten der ganzen Gestalt. Einige (aus der 
Nees’schen 2teg und 3ten Section) nähern sich darin der bekannteren Form der Braconen, 
andere aber (aus der isten Neesschen Section) werden so lang und dünn, dafs man ihnen aus 
der Abtheilung der Ichneumonides adseiti nichts an die Seite zu stellen weils. Fühler und Bohrer 
sind entweder sehr lang, oder letzterer versteckt. Die Farben oft sehr angenehm und bunt 
wechselnd, oft sehr eintönig schwarz und braungelb. 

Wesmael giebt noch einen hübschen Character von Rogas in dem ungleichen, 3 Hervor- 
ragungen zeigenden Mesothorax. Der nervus recurrens ist aber nicht, wie er bemerkt, genau der 
ersten Cubitalzelle eingefügt, sondern auch einmal interstitialis. 

Im Ganzen sind ziemlich viele Arten bekannt geworden, aber nur wenige bis jetzt aus Forst- 
insecten, und diese nur aus Raupen, erzogen worden. Manche haben die Eigenthümlichkeit, 
dafs sie in der Raupe einen festen Cocon spinnen und diese dadurch (ob wohl blofs mechanisch?) 
so ausdehnen, dafs sie ihre natürliche Gestalt und Farben behält und gleichsam mumifieirt. Die- 
selbe Erscheinung bemerkte auch Nees (. Z. p. 210.) an einer Raupe von Zygaena Filipendulae. 


IL. Hinterleib linienförmig,. Rücklaufender Nerv der ersten Cubitalzelle einge- 
fügt oder intersitialis. 

k 1. R. flavipes. 

1% — 2% lang, äufserst gestreckt ($, 2). Rücklaufender Nerv 2 — 4 Nerven breit vom 
Interstitium entfernt mündend. Metathorax stark gewölbt, fein-runzlig. Der übrige Theil des 
Rumpfes theils fein-runzlig, theils glatt. Scheitel glatt, Gesicht und ein Theil der Stirn fein 
punktirt. Fühler sehr fein, länger als der Körper. Hinterleib länger, als Rumpf, linienförmig, 
beim $ oben flach oder schwach gewölbt, unten gehöhlt, beim 2 oben stets deutlich gewölbt, 
am Bauche gegen das Ende zusammengedrückt, bei beiden gestielt: das Stielchen ziemlich breit, 
gegen das Ende wenig erweitert und, so wie die beiden folgenden Ringe, beim gröfstentheils, 


beim $ nur zum kleinsten Theile nadelrissig. Bohrer etwas länger, als der ganze Körper, grade. 
i 3% 


60 BRrACoNIDES. Rocas. 


Braunschwarz, nur hell bräunlichgelb sind: Mund (die Taster noch heller), die 3 ersten Fühler- 
glieder, Flügelschüppchen und die ganzen Beine; Halsunterseite etwas dunkler. Randmai bräun- 
lichgelb. Beim $ sind die hellern Farben meist dunkler, schmutziger, als beim 2. 

Herr Saxesen erzog im Harze mehrere & aus Tortrix dorsana, zu welchen ich aus meinen 
Sammlungen ein aus unbekannter Quelle herstammendes 2 vorfand. 

Einige Ähnlichkeit dürfte zwischen dieser Art undNees’s R. pallipes vorhanden sein; allein 
die Farbe der Hinterleibs- und Fühlerbasis stimmen nicht überein. 


2. R. interstitialis. 
1% — 2” lang (&, 2). Dem vorigen aufserordentlich ähnlich, vielleicht nur eine Varietät 
desselben; alle 3 Exemplare haben aber einen nervus recurrens interstitialis. 
Auch diese rühren von Hrn. Saxesen her. An der Nadel steckt die Bezeichnung resinana, 
so wie ein Häufchen von 7 zusammengeklebten bräunlichgelben durchscheinenden 'Tönnchen. 


I. Hinterleib umgekehrt-kegelförmig-lanzettförmig, selten länger als Kopf und 
Rumpf. Rücklaufender Nerv der lsten Cubitalzelle eingefügt. 


3. R. praerogator L. 


2%" lang ($, 2). Schwarz; nur Mund und Beine gelbbräunlich, die Hinterschenkel am Ende, 
auch deren Tibien und Tarsen dunkler. Flügel wasserhell, die Nerven und das Randmal braun, an 
letzterem ein weifslicher Punkt. Die vorderen Hinterleibssegmente feiner runzlig mit schwä- 
cherer Leiste; der Seitenrand des 2ten und 3ten, vorzüglich gegen die Basis, hin durch eine 
Längsrunzel (depressione?) erhoben (elevato?) Bohrer versteckt. Bauch durch eine stark erhobene 
Längsleiste zweitheilig, beim $ nur etwas convex. Bei diesem auch die dunkle Farbe der Hin- 
terschienen deutlicher, bei einer Varietät auch die Hinterhüften, sowie die hintern Schenkelringe 
dunkel; hier nimmt auch das Dunkle die Enden der Schenkel und Schienen breiter ein. (Nach 
Nees 2. I. p. 219. Beschreibung). 

Soll nach Linne (Fauna suee. ed. 2. no. 1619) in den Raupen von Bombyx Salieis 
leben. 


4. R. Esenbeckii Hrt. 


Fast 5“ lang, also die gröfste bekannte Art. Hinterleib verkehrt -kegelförmig, sitzend. Rück- 
laufender Nerv der innersten C.-Z. inserirt. Röthlich-lehmfarben, fast rostroth. Fühler vom 2ten 
Gliede an, Rücken der Hinterbrust und der ganze Hinterleib dunkel rostbraun. Nebenaugen einen 
schwarzen Fleck umgebend. In der Sculptur mit R. eirceumseriptus N., und in den Farben mit 
R. luteus N. am Meisten übereinstimmend. 

Hr. Hartig, von welchem (ahresber. p. 255.) ich die Beschreibung entlehnte, erzog dies seltne 
Thierchen am 6. Juli des J. 1837 aus einer %,“ langen Kiefernspinnerraupe. Die Larve hatte sich 
im Innern derselben einen festen Cocon gesponnen und dadurch die Raupe so ausgedehnt, dafs 
sich deren natürliche Gestalt fast unverändert erhalten hatte. 


Gen. 11. Microgaster Lrx. 


Die Gattung zeichnet sich zuerst durch die eigenthümliche Bildung der Cubitalzellen und 
der Radialzelle und deren Nerven aus. Die erste Cubitalzelle ist 6 — 7-eckig; die 2te (areola) 
ist dreieckig oder bildet, wie in den meisten Fällen, blofs einen spitzen Winkel, indem der nach 


MicRoGASTER. ÜUHARACTERISTIK. 61 


der Flügelspitze gewendete Schenkel (der äufsere) fehlt, und blofs die Basis des Dreiecks 
und seine Hypothenuse vorhanden ist. Diese areola hängt immer, wie ein Steigbügel, an einem 
Stielchen, welches fast einen rechten Winkel mit der costa bildend von dem Randmale länger 
oder kürzer heruntersteigt. Am Ende dieses Stielchens bemerkt man entweder eine scharfe Ecke 
oder den Anfang eines, gegen die Flügelspitze hinstrebenden Nerven (Rudiment); seine, nur 
wie ein Hauch durchscheinende Fortsetzung (welche bei andern Gattungen, z. B. Maeropalpus 
als deutlicher dunkler Nerv erscheint) deutet den Radialnerven an, und scheidet die 3te keil- 
förmige Cubitalzelle von der Radialzelle. In diese Unvollständigkeit des Radialnerven 
setze ich den wichtigsten Character von Möicrogaster. 

Eine andere, bei wenigen Insecten wiederkehrende Eigenschaft ist die, mitunter recht starke 
Behaarung der Augen. 

Im ganzen Habitus stehen die Microgasteren zwischen verschiedenen andern Gattungen, wie 
Macropalpus (hinsichtlich der Cubitalzellenbildung) und Brachistes (im Habitus) in der Mitte. 
Der Kopf ist mäfsig, mit engem Scheitel. Augen ziemlich grofs, behaart, meist sogar stark. 
Fühler lang, so lang, wie der ganze Körper, oder länger als derselbe, aus meist 18 Gliedern 
bestehend, an der Basis sehr genähert. Mundtheile s. Taf. VH.F.141. Rumpf kurz und stark gewölbt. 
Das Schildchen vom Mesothorax durch eine kleine Rinne abgesetzt, in welcher meist (nur mit 
Ausnahme von eruciatus, Liparidis und inelusus) eine Reihe regelmäfsiger zeltenähnlicher Ein- 
drücke liegen. Frenum und Metathorax breit. Hinterleib immer (schmaler oder breiter) sitzend, 
stets kürzer, als der Rumpf, meist am Bauche gegen das Ende seitlich zusammengedrückt, beim 
2 meist stark klaffend und einen meist kurzen Legebohrer entsendend. Die beiden ersten Ringe 
desselben werden, meiner Meinung nach, durch den runzligen Rücken einiger Arten (s. bei den 
Sectionen) angedeutet, so dals da der Ste Ring anfängt, wo eine tiefe Querfurche die Runzelu be- 
srenzt*). Allerdings hängt der 2te und 3te Ring sehr eng zusammen und man kann sie leicht 
für einen sehr grofsen nehmen; mein M. amentorum zeigt aber die Trennung an der erwähnten 
Stelle unzweideutig, da hier noch die Bauchseite vom Rücken her zu sehen ist und deutliche 
Trennung der Schuppen nachweist. Auf dem Rücken des ersten und öfters auch noch des 2ten 
sieht man einen schmalern oder breitern, glatten und allermeist heller gefärbten Rand. Fülse 
ziemlich lang; die Hinterhüften sehr stark. Den dicht auf denselben folgenden Theil nenne ich 
Schenkelring (Zrochanter) und das darauf folgende Gliedehen Schenkelbasis (Apophysis). 

Die Sculpturverhältnisse gestalten sich nur am Schildchen, Metathorax und auf den 2 — 3 
Hinterleibsringen verschieden, sonst ist die Punktirung von Rumpf und Kopf ziemlich einförmig, 
und ohne Vergleichungsstücke kaum mit „‚stärker‘ und „schwächer“ auszudrücken. 

Farben sehr eintönig. Herrschend ist Schwarz, und untergeordnet sind die hellern, röthliehen, 
gelblichen oder bräunlichen Farben: besonders zeigen sie Mannigfaltigkeit an den Beinen, und 
an deren Farbenverschiedenheiten ist auch der Beschreiber leider! öfters allein verwiesen. Die 
Taster und Oberkieferspitzen sind dagegen fast immer (mit einziger Ausnahme von M. semieireu- 
laris) hell, auch der Bauch an der Basis meist hell durchscheinend und das Flügelschüppcehen, 
mit Ausnahme von pubescens, erueiatus, flavilabris, rufilabris, memorum, Liparidis, immer dunkel. 


*) Nees (z. B. bei der Beschreibung von M. reconditus p. 174.) scheint den 2ten und 3ten Ring für Einen (den 
2ten) zu nehmen; jedoch verwickelt er sieh dadurch selbst in Widersprüche, indem er beim natürlichen Gattungs- 
character (l. l. p. 160.) sagt, nur der erste und zweite Ring hätten Runzeln, und die folgenden seien immer 
glatt, bei der Beschreibung von M. abdominalis und rugulosus (p. 163.) aber von drei runzlichen Segmenten 
spricht. 


62 BraconiDes. MıcRoOGASTER. 


Die Flügel sind allermeist hell, selten etwas trübe. Randmal und Nerven meist dunkel, ersteres 
zuweilen mit weilser, scharf abgeschnittener Basis. 

Die Männchen haben einen kleinern, weniger seitlich zusammengedrückten Hinterleib, etwas 
längere Fühler und unterscheiden sich überdiefs bei manchen Arten noch durch dunklere Flecken 
und Streifen der Hinterbeine, wenn die der 2 hell sind. 

In der Gröfse der verschiedenen Arten giebt es auch nicht viel Mannigfaltigkeit. Die aller- 
meisten haben 1 — 1%“ Länge, und keine Art ist unter 1“ oder über 3°, auch variiren die In- 
dividuen einer und derselben Art selten auffallend in der Gröfse. 

Aus dem Gesagten geht schon hervor, dafs man bei den Beschreibungen von Arten, die der 
Lebensweise nach wirklich verschieden sind, öfters in Verlegenheit kommt, als auch wenn man 
neue machen, oder wenn man alte verstehen soll, indem bei letztern oft die Bücher die geringfü- 
gigsten Dinge hervorheben und schneidende Kennzeichen weglassen. Keine Schmarotzer wurden 
unzureichender beschrieben, als die Microgasteren. Bei keiner Gattung ist eine gute ela- 
vis so nöthig, wie bei dieser. 

Ob die von mir aufgestellte Eintheilung brauchbar ist, wird sich in der Folge zeigen. Viel- 
leicht habeich auf die Farben zu viel gegeben; indessen liefsen sie mich doch bei meinem grofsen 
Vorrathe von Exemplaren selten im Stiche. Wesmael’s Eintheilung konnte ich viel weniger 
gebrauchen und ich habe sie daher ganz unberücksichtigt gelassen. | 

Nur bei wenigen Gattungen und Arten habe ich die frühern Zustände so genau kennen ge- 
lernt, wie die von Microgaster, und ich will daher Alles, was meine Tagebücher darüber enthal- 
ten, mittheilen, namentlich über M. nemorum Hrt. 

Die ausgewachsene Larve (vor dem Einspinnen auf der Aufsenseite der Raupe) hat (je 
nachdem sie sich beim Einspinnen mehr zusammenzieht oder ausstreckt) 2 — 3“ Länge und ist 
ziemlich gestreckt. Der Kopf ziemlich gewölbt, gröfstentheils bräunlichweifs, wie der ganze 
Körper, nach dem Tode; bei dem Herausbohren aus der Raupe aber oft grünlichweifs mit grün- 
lich durchscheinendem Darmeanal. Die Mundtheile (Fig. 27.) sind im Vergleiche mit denen der 
übrigen Ichneumonen-Larven sehr unvollkommen. Die Unterlippe wird durch das genäherte Paar 
der kleinen 1-gliedrigen Taster deutlich genug angezeigt und die Unterkiefer zeigen sich in der 
Form zweier weilsen Wülste, welche ebenfalls 1-gliedrige, sehr kleine (aber von einander ent- 
fernte) Tasterspitzen tragen; über diesen befindet sich ein % gebogener brauner Hornstreifen, 
dessen verdicktes Ende die Stelle bezeichnet, wo die Oberkieferbasis ansitzen mülste; es ist aber 
von dieser letztern keine Spur vorhanden und man bemerkt höchstens eine etwas dunklere Fär- 
bung da, wosie nach innen gerichtet sein müfste*) (s. Abbildung). Weder Oberlippe noch Fühler- 
spuren sind deutlich vorhanden. Von den 12 Ringen des Körpers sind die 3 ersten durch den 
Mangel der auflallenden (die Larve aus der Raupe hervorschiebenden, wie ich deutlich beobach- 
tete) Seitenwülste (s. Fig. 26.) des 4ten bis 10ten Ringes ausgezeichnet. Sehr kleine Stigmata 


*) Die im Weingeist verwahrten Exemplare, welche ich zu dieser Beschreibung benutzte, bestätigen, als ich sie 
von Neuem nachsehe, das hier Gesagte. Um so mehr war ich erstaunt bei einer Untersuchung, die ich mit lebenden 
Larven noch kürzlich vornehmen konnte in dem Augenblicke, als sie sich aus der Raupe hervorbohrten, deutliche hor- 
nige Oberkiefer zu finden; diese sah ich sogar unter dem Mikroskop (welches sich bei jenen Spiritus-Exemplaren nicht 
recht anwenden liefs) sich bewegen. An diesen Weingeist-Exemplaren konnte ich auch die Dörnchen unterhalb der 
Unterlippe nicht bemerken, welche ich an den lebenden Exemplaren deutlich sehe. Ich versuche abermals die Anwen- 
dung des Compositi, halte aber das gewonnene Bild nicht für klar genug, um es an die Stelle der unter der Lupe ge- 
zeichneten Ansicht (mit welcher ich zwar auch nicht ganz zufrieden bin) zu setzen; indessen setze ich doch noch die 
Figur der klar durchscheinenden braunen Oberkiefer unter den Kopf. 


MicROGASTER. EntwickELung. 63 


an der Basis des 4ten bis 10ten Ringes. In der Mittellinie des Rückens bilden sich vom 4ten 
bis 10ten Ringe am Ende derselben grofse Keilwülste, welche wohl auch die Fortbewegung und 
das Hervordrängen der Larve befördern mögen. Alle Ringe sind mit kleinen schwärzlichen War- 
zendörnchen bekleidet, deren verschiedene Vertheilung die Abbildung genau angiebt. 

Puppe (F.31.)2“ lang, ziemlich gestreckt. Kopf etwas übergebogen. Taster bis zum 1.Schenkel- 
höcker reichend Fühler über und zwischen den Augen entspringend, mit sehr schwachen Bie- 
gungen fast gerade bis zum vorletzten Ringe (beim & bis über den letzten hinaus) herabfliefsend. 
Flügel an der Aufsenseite der Schienen und Tarsen des 2ten Paares bis zum Ende der leztern 
herabsteigend, die untern neben der Mitte des Isten Tarsalgliedes nur sehr wenig unter den 
obern hervorguckend. Die Schienen des Sten Paares bis zum 3ten Hinterleibsringe, die Tarsen 
bis auf die Mitte des Legebohrers hinabreichend. Hinterleib S-ringelig, sitzend, oval. Lege- 
bohrer kurz; an Statt desselben beim &$ ein Höckerpaar. Haare fehlend. Farbe aller Theile 
gelblichweils. 

Es ist hier nicht so, wie bei den meisten andern Inseeten, dafs man mit dem verpup- 
pungsfähigen Zustande der Larve die ganze Larve kennt: bei Mierogaster hat die Larve mehrere 
verschiedene Stadien der Bildung, welche ich bei Gelegenheit der Section von Kienraupen ken- 
nen lernte, derselben, welche mir zum Funde der Entwickelung von Anomalon (s. dort) verhalfen. 

Als Istes Stadium sehe ich das kaum 1“ lange, fadendünne Thierchen an, welches aufser 
seinen 12 Leibesringen, dem beim nächsten Stadio zu beschreibenden Kopftheil und der merk- 
würdigen Schwanzblase nichts Bemerkenswerthes darbietet. 

Im 2ten Stadio (Fig. 28.) ist das Lärvehen mindestens schon 1%‘ lang und verhältnils- 
mäfsig dick. Zu der schon im vorigen Stadio erwähnten Schwanzblase und dem eigenthümlich 
gebildeten Kopftheile treten als besondere Merkwürdigkeit noch die Spinngefälse, welche vom 
Kopfe anfangen, neben dem mit grumöser Masse gefüllten Darmcanal einfach herabsteigen und 
noch vor der Mitte desselben sich dichotomisch theilen und gewunden bis zum letzten Hinter- 
leibsringe reichen. 

Die Schwanzblase, von welcher man bei der ausgebildeten Larve keine Spur mehr bemerkt, 
ist das Merkwürdigste am ganzen Thiere. Sie hat wohl die Länge von 2 Hinterleibsringen und 
tritt hinter dem letzten als ein rundlicher, oft noch von einer feinen Haut (Häutung?) umzogener 
blasiger Körper hervor. Bei guter Beleuchtung habe ich die ganze Oberfläche mit spitzen Höcker- 
chen besetzt gesehen, welche besonders an der Peripherie deutlich hervortreten. An der Basis 
der Blase ist dieselbe gleichsam von den Hinterleibsringen abgeschnürt durch Faserringe, deren 
Bedeutung und Ursprung eben so dunkel, wie der der Blase selbst ist. Sollte sich bei der 
Häutung die Haut zurückstreifen und am Ende des Körpers als dicht gedrängte Falten sitzen 
bleiben? Die Blase selbst dürfte noch am Ersten als Athmungsorgan anzusehen sein, um so mehr, 
als die beiden ersten Stadien noch gar keine Tracheen haben. 

Zunächst ist der Kopftheil bemerkenswerth. Er kann bei keinem Insect einfacher sein; denn 
man bemerkt an dem rundlichen, sonst aber ziemlich grofsen milchweifsen, durchsichtigen Körper 
nichts weiter, als einen kleinen, ebenfalls milchweilsen und durchscheinenden Fortsatz am Vor- 
derende, welcher die Mundtheile enthält. Diese sind auch wieder die einfachsten, die man sich 
denken kann: 4 Wärzchen stehen im Viereck und lassen sich allenfalls mit Ober- und Unter- 
kiefern vergleichen, die stumpferen, welehe von einem halbmondförmigen Fältchen (Oberlippe?) 
begrenzt werden, mit den Ober-, und die spitzeren mit den Unterkiefern. In der Mitte zwischen 
diesen 4 Wärzchen befindet sich ein kleiner Fortsatz, welcher in der Ruhe trichterförmig einge- 
zogen erscheint (wie es Fig. 28. zeigt), in Folge eines gelinden Druckes aber blasenförmig mit 


64 BraAconIDES. MICROGASTER. 


gröfserer oder geringerer Zuspitzung hervortritt (wie in der das 3te Stadium andeutenden) Fig. 29. 
angegeben ist). Man würde diesen Theil für’Unterlippe nehmen können; dann würde die verän- 
derte Lage aber zu allerlei Betrachtungen Anlafs geben, da sie ja grade in der Mitte zwischen 
jenen 4 Wülsten liegt, im zurückgezogenen Zustande sich auch wie ein Trichter einstülpt, was 
eine eigentliche Lippe auch nicht thut. Von Hornsubstanz verrieth weder eine gröfsere Härte 
noch dunklere Farbe an diesen Mundtheilen etwas. 

Das 3te Stadium ähnelt dem 2ten vollkommen, nur dafs eine wichtige Veränderung mit 
demselben in Hinzubildung von Tracheen vorgegangen ist. Die beiden grofsen Seitenstränge 
reichen mit ihren Verzweigungen bis in den Kopf und bis in den letzten Ring, aber nicht bis 
in die Schwanzblase. An den Seitenverzweigungen, d. h. an den in jedem Ringe rechts und 
links abgehenden habe ich eine merkwürdige Verschiedenheit beobachtet, welche ich nur als 
Entwickelungsstufen des Athmungsorganes, nicht aber als verschiedene Stadien der ganzen Larven- 
Phase ansehen kann: bei den meisten Larven fand ich die Seitenverästelungen sehr einfach (wie 
Fig. 30. zeigt) und nicht bis über den Darmcanal reichend; bei einigen waren sie aber auch in 
sehr viele feine Endigungen, die so fein und so grade verlaufend sind, wie die Fäden eines 
Spinngewebes, und sich von beiden Seiten auf dem Rücken begegnen, aufgelöst, wie Fig. 29. 
zeigt. Eine solche Einfachheit, wie ich sie bei Anomalon sah (s. dort), konnte ich aber bei kei- 
ner Microgaster-Larve beobachten, so viele ich ihrer auch unter das Mikroskop nahm: entweder 
sieht man gar nichts von Tracheen, oder sie zeigen gleich ziemlich lange, aber wenig verästelte, 
oder sehr stark zertheilte Seitenäste, 

Als ich in einer Raupe über 150 Larven, unter denen sich mehrere sehr kleine (also Nach- 
zügler in der Entwickelung) befanden, in diesem Stadio fand, bemerkte ich schon mit blofsen 
Augen den grün durehschimmernden Darmcanal (s. auch Anomalon). 

Larven aus diesem Stadio sah ich einst in Menge beim Aufschneiden einer Raupe in der 
Gegend der innern Stigmaten - Oflnung angesogen. 

Zwischen diesem 3ten Stadio und dem verpuppungsfähigen liegen wahrscheinlich noch zwei 
Stadien; ich habe nemlich noch kürzlich eine Raupe zerschnitten, aus welcher erst eben einige Lar- 
ven hervorgekrochen waren, in welcher die meisten also noch eingeschlossen waren. Ihre Unter- 
suchung ergab folgendes: sie hatten alle schon den Mundapparat der verspinnungsfähigen, und 
die meisten hatten auch schon die Seitenwülste; mehreren aber fehlten sowohl diese letztern, 
als auch die Warzendörnchen, und solche Larven hatten auch noch eine Spur der Schwanzblase, 
welche milchweils war und der spitzen Höckerchen entbehrte (s. das folgende defshalb.) 

Es bliebe demnach nur noch zu ermitteln, wie die Eier in die Raupe hineinkommen 
und hier die Lärvehen ausschlüpfen, und dann endlich auch der Act des Durch- 
bruches und Verspinnens zu beschreiben. Die Versuche, welche ich machte, um das 
Ablegen der Eier zu beobachten, blieben erfolglos: ich hatte frisch ausgekommene Wespen mit 
Kienraupen, die ich passend fand, zusammengesperrt; aber die Thierchen unternahmen nichts, 
obgleich ich sie oft über die Raupe hinweglaufen und sie betasten sah, sie starben dann bald 
alle. Einmal sahe ich auch wohl, wie ein 2 den Legebohrer heftig ansetzte; aber es zog ihn 
auch eben so schnell wieder zurück, und der ganze Angriff des Thierchens rührte wohl daher, 
dafs es aus Ärger über die langen Haare der Raupe, in die es sich verwickelt hatte, die Raupe 
stach. Wahrscheinlich hatte ich ihnen doch nieht die Raupen so (in einem kränklichen Zustande), 
wie sie sie gebrauchten, verschaffen können. Herr Zimmer schrieb mir einst, dafs die kleinen 
Wespen Raupen in seinem Zwinger gestochen hätten; er beschrieb mir aber nicht weiter den 
„ganzen Act. 


MICcROGASTER. ENTWIcKELUNG. 65 


Wahrscheinlich sticht dieselbe Mutterwespe die Raupe mehrmals an verschiedenen Stellen 
an Dies schliefse ich aus den zahlreichen schwarzen Flecken und Pünktchen, welche ich öfters 
an mit den Larven besetzten Raupen fand, besonders wenn eine helle, graue Grundfarbe der- 
selben das Erkennen erleichterte. Jedoch sieht man nieht immer solche Stichflecken, wenn auch 
die Bauchhöhle der Raupe ganz voll Larven steckt. Entweder verheilen jene wieder, oder sie 
werden auch auf der dunklen Grundfarbe oder zwischen den Haaren oder in den Incisuren 
versteckt angebracht. 

Unter vielen Hundert Spinnerraupen, aus denen ich auch so viele Gesellschaften von Micro- 
gasteren-Larven herausförderte, fand ich eine, welche nur eine einzige Microgaster-Larve enthielt, 
die sonst; den übrigen im 3ten Stadio glich. Ob dies eine eigne, einsame Art war, oder ein Über- 
bleibsel von einer ganzen dahingestorbenen Gesellschaft? Wie viel giebt es hier doch noch zu 
thun! Wie Ba und zeitraubend sind aber die dazu nöthigen Beobachtungen. 

Neuerlieh glückte es mir, den Act des Herausbohrens mit rechter Ruhe zu beobachten. 
Es war gegen Abend, als ich eine aus, dem Reviere Massin herstammende Portion Raupen füt- 
tern wollte. Ich wollte den aus dem Glase genommenen Koth eben wegschütten, als ich be- 
merkte, dals eine mit Koth ganz überklebte Raupe darin lag. Sie war ganz regungslos und ich 
hatte sie defshalb in dem Zwielichte der Abenddämmerung für todt gehalten; als ich aber bei 
Lampenschein genauer nachsah, entdeckte ich, dals sich schon eine grolse Menge Microgasteren- 
Larven herausgebohrt und durch. ihren klebrigen Spinnschleim den Raupenkoth angenommen 
hatten. Als ich eine Larve eben mit dem Kopfe aus der Hautwunde der Raupe hervorbrechen 
sah, holte ich die Lupe und verliels sie erst nach % Stunden mit dem Auge. Sie hatte sich 
während der Zeit vollständig hervorgearbeitet. Eine mühsame Arbeit ist es für das schwache 
Thierchen jedenfalls: man sieht es an den häufig (alle 1—2 Minuten) wiederholten wurmförmigen 
Bewegungen, welche es macht, wobei die Seitenwülste des Körpers ihm gewils sehr zu Statten 
kommen und verhindern, dafs es nicht wieder in die Wunde zurückgleitet. In dem Augen- 
blieke, als der After aus der Raupenwunde gezogen war, schlofs sich letztere sogleich, als Be- 
weis, dafs es der Haut der noch immer lebenden Raupe nicht an Turgor fehlte. Die Larve fing 
schon, als sie noch halb in der Wunde steckte, an zu spinnen; bei den eigenthümlichen Bewe- 
gungen, die sie machte, um den Faden an das schon vorhandene Gewebe auzukleben und dann 
lang auszuziehen, fiel mir als Vergleich die Bewegung einer Katze ein, welche diese macht, wenn 
sie sich zierlich Brust und Hals leckt. Am andern Morgen, den 19. März, waren alle Tönnchen 
fertig. Den 20., Morgens, zeigten sich schon die Augenflecke, als Zeichen der beginnenden 
Verpuppung, den 21., Abends, war Alles verpuppt und den 29. März, Morgens, flogen alle Wes- 
pen ziemlich zu gleicher Zeit aus. Allerdings hatte hierbei wohl die gleichmälsige Temperatur 
der Stube, welche am Tage-+ 15 — 17° R. war, Nachts aber bis auf + 12 — 13° herunter- 
sank, einen Antheil, jedoch ist dieser nicht so wesentlich, da die Temperatur im Freien, wenn 
diese Thierchen auskommen, auch nicht geringer zu sein pflest. 

Dals ich die Larven von Microgaster mehrmals mit einer Larve von Anomalon in Einer und 
derselben Raupe antraf, und dafs ich die ersteren als die früheren ansah, welche allein zur Ent 
wickelung gekommen wären, ist schon bei Anomalon erwähnt, und eine Ansicht davon auf 
Taf. IX. Fig. 23. gegeben. Fig. 24. enthielt nur Mierogaster-Larven, welche hier auf dem un- 
verletzten Fettkörper und Darmkanal, gleich nachdem die Haut weggenommen war, zu sehen 
waren. Fig. 25. zeigt endlich eine Raupe, welche eben von den vollendeten Larven, deren sich 
schon viele zum Einspinnen ‚anschicken, entbunden wird. 

Es wird für die Naturgeschiehte dieser Thiere interessant sein und besonders das Benehmen 

9 


= 


66 BRACoNIDES. MicRoGASTER. 


der Raupen, während sie mit jenen besetzt sind, erhellen, wenn ich hier aus meinem Tagebuche 
folgendes hersetze. Unter mehreren andern von mir gefütterten und genau controlirten Kien- 
raupen befand sich eine, welche den 7. Mai, als ich sie in Kost nahm, 13“ lang war und 2,4 
Gran wog. Nachdem sie allmälig zugenommen hatte (p. 18.), wog sie den 16. Juli 16 Gran und 
hatte über 2” Länge. Sie hatte sich während der Zeit 2-mal (20. Mai und 10, Juni) ganz natur- 
gemäls gehäutet. Ich hatte ihr durchaus keine Krankheit ansehen können und wurde daher nicht 
wenig überrascht, als sie den 19. Juli früh von Mierogaster entbunden wurde. Uber Nacht 
waren 25 — 30 Larven herausgekommen und hatten sich gleich am Bauche der Raupe verspon- 
nen, so dafs ich sie auch, da die Raupe an den Nadeln safs, nicht recht zählen konnte. Die 
Raupe hatte sich so zusammengezogen, dafs sie kaum noch 1%“ mals; sie ging nicht mehr von 
der Stelle, war aber doch noch so empfindlich, dafs sie die gewöhnlichen bockenden Bewegun- 
gen mit dem Vordertheile machte, wenn ich sie mit dem Finger berührte. In der Gegend des 
2ten und 3ten Bauchfufspaares ist die Raupe merklich geschwollen und hinter dieser Stelle wie- 
der stark eingefallen. Den ganzen Tag bemühte ich mich vergebens, neue Maden sich heraus- 
bohren zu sehen. Auch in den folgenden Tagen zeigte sich nichts mehr, und ich schnitt die 
Raupe, nachdem sie sich noch bis zum 8. August gequält hatte und die vom 1. August an 
schwärmenden Microgaster- Wespen bereits alle gestorben waren, am 10. August auf. Sie war 
noch ganz weich und dehnbar und hatte unter der äufsern Haut noch eine vollständige innere; 
sie war also kurz vor der Häutung gestorben. In der Bauchhöhle lagen noch 7 todte Micro- 
gaster-Larven. Eine von diesen war eben im Begriffe gewesen, sich durchzubohren, denn ich 
mulste sie mit einiger Anstrengung aus ihrer Incarceration herausziehen. An dem Ende, mit 
welchem sie noch in der Bauchhöhle steckte, war sie mit den Überbleibseln einer schwarzen 
Haut bekleidet, welche höchstwahrscheinlich von der Häutung herrührte.. Die intestina der 
Raupe fand ich alle noch unversehrt vor. Der Darmkanal war mit einer grumösen Masse erfüllt 
und im recetum steckten noch geformte feces. Ich glaubte, dafs die erwähnte, plötzliche Ruhe 
der Raupe, welche bei dem Herausbohren der Larven eintrat, von einer Zerstörung und Lähmung 
des Haupt-Nervenstranges herrührte; allein ich hatte noch kürzlich Gelegenheit, durch die 
Section einer Raupe, aus welcher sich noch eben Larven herausbohrten, mich zu überzeugen, dafs 
jener auch ganz unverletzt sei. Wahrscheinlich leidet daher das peripherische Nervensystem bei 
jener gewaltsamen Eruption, was freilich durch die Anatomie schwer zu erweisen sein möchte. 
Die Wespen, welche sich in der vorher beschriebenen Raupe entwickelt hatten, gehörten zu 
Mierogaster ordinarius N., die Tönnchen aber, aus denen sie geschlüpft waren, lagen ziemlich 
regelmäfsig an der Bauchseite der Raupe. 

Das Ausfliegen der Wespen habe ich mehrmals zu verschiedenen Zeiten beobachtet. Im 
J. 1837 schwärmten sie z. B. bei mir den 20. August (also ziemlich so, wie im eben beschrie- 
benen Falle), im J. 1842 aber schon den 23. April und im J. 1843 den 5. Mai. 

Die verschiedenen Arten von Mierogaster werden häufig von kleinen Pteromalinen, z. B. 
Pteromalus Boucheanus und tenuis, Eurytoma Abrotani und Eupelmus azureus heimgesucht (s. 
die Beschreibung jener Arten). Die von einem Schmarotzer-Schmarotzer verlassenen Tönnchen 
zeigen nur ein kleines Fluglöchelchen, und im Innern die Überreste der Larve oder Puppe des 
Microgaster und die Puppenhaut des Schmarotzers, während der auskommende Microgaster einen 
Deckel abschneidet und nichts im Innern des Tönnchens zurückläfst, aulser etwas krümlichen 
weilsen Larvenkoth. 

Um nun doch auch schon im Allgemeinen in einigen Worten die Verbreitung der Miecro- 
gasteren, soviel sie mir bekannt geworden, zu bezeichnen, bemerke ich Folgendes. Sie kommen 


MicrGAsTER. I. A. a. b. 67 


in allen Gegenden und in allen Expositionen vor, existiren in sehr vielen Arten und weichen, 
hinsichtlich der Individuenzahl, keiner andern Gattung, indem in manchen Raupen oft über 150 
dieser Thierchen gesellig leben, und öfters «— '% aller Raupen mit Microgasteren besetzt ist! Sie 
gehören daher zu den wichtigsten und interessantesten Schmarotzern für Wald und Garten. Sie 
sind aber sämmtlich nur auf den Larvenzustand angewiesen und wir haben noch kein Inseetenwoh- 
nungsthier bis jetzt kennen gelernt, welches sie im Ei- oder Puppenzustande aufnähme. Dabei 
haben sie auch noch das gemeinsam, dafs sie die Larve nicht zur Verpuppung kommen lassen. 
Dies rührt aber nicht von der gefährlichen Verletzung her, welche sie den Larven in deren 
Innern beibringen, sondern diese stirbt an den Folgen der Stiche, welche ihnen die Mierogasteren- 
Larve, sobald sie ausgewachsen ist und sich herausbohrt, beibringt: ich habe schon vorher 
‘einen Fall erwähnt, in welchem man einer von 150 Mierogasteren-Larven bewohnten Spinner- 
raupe, obgleich sie täglich gefüttert und defshalb genau beobachtet wurde, nichts ansehen konnte, 
bevor sie nicht von den Larven entbunden wurde. 

Es sind bisher die meisten Microgasteren nur in Schmetterlingslarven beobachtet worden, 
und nur 2 Arten kenne ich, die aus Haufen von Spinneneiern erzogen wurden, und M. Aphidum 
Spin. lebt, wie der Name erwarten läfst, in Blattläusen. Es sind ziemlich eben so viele Arten 
aus kahlen, wie aus haarigen Raupen, aus kleinen, wie aus grofsen, erzogen worden; aber die 
gröfste Zahl von Individuen kommt unstreitig aus den haarigen. Sie scheinen nur selten ihr 
Wohnungsthier zu verwechseln und nur hei M. solitarius habe ich mit Bestimmtheit wahrge- 
nommen, dafs er Monacha sowohl, wie dispar, die freilich in jeder Hinsicht ähnlich und ver- 
wandt sind, befällt. 


I. Mittlere Cubitalzelle (areola) vollständig oder fast vollständig geschlossen. 
A. Metathorax und Hinterleib glatt oder schwach punktirt oder wellenlinig. 
a) Die Schenkel des Areolar-Dreiecks etwa nur Y, so lang, wie der Stiel. 
1. M. pubescens. 

17% — 2 lang (5). Die Basis des Areolar-Dreiecks stark verdickt, aber plötzlich dünn 
und durchsichtig und defshalb nicht vollständig mit den beiden andern Schenkeln verbunden; der 
äufsere Schenkel sehr kurz, so lang, wie die Höhe des Dreiecks. Metathorax stark bräunlich- 
weichhaarig und defshalb die ziemlich grobe Punktirung wenig bemerkbar, mit einer schwach 
vertieften, glänzenden Rinne durchzogen. Hinterleib nur schwach punktirt. Kopf und Rumpf 
anliegend-grau-weichhaarig, glatt, nur der hintere Theil des stark höckrig - gewölbten Schild- 
chens und das Freni spiegelblank, kahl. Röthlichgelb: Taster, Flügelschüppchen und die Beine, 
mit Ausschlufs der Hüften, Schenkel- und Schienenspitzen und der Tarsen des hintern Paares, 
zuweilen auch die Basis des Hinterleibes, Randmal und Areola-Schenkel braunschwarz. Hinter- 
leib ziemlich schmal-sitzend, am Bauche an der Basis hell durchscheinend. 

Lebt einzeln in den Räupchen von Liparis dispar, aus welchen sich die Larve, wenn jene 
kaum viertelwüchsig sind, herausbohrt und in einem bräunlichweilsen Tönnchen auf Blättern oder 
Nadeln verspinnt. 


b) Schenkel des Areolar- Dreiecks so lang oder fast so lang, mie der Stiel. 
2. M. erueiatus. 
1%. lang (2). Nur der äufsere Schenkel des rechtwinkligen Areolar-Dreiecks ist schwächer, 
; 9% 


Tr RUE 


68 BrAaconIDES. MicrocAster. 1. B. C. 


als die beiden andern, und da, wo er vom Stiel abgeht, entspringt dem Abgange der Hypothe- 
nuse gegenüber das Rudiment und bildet so ein Kreuz. Metathorax und der schmal-sitzende 
Hinterleib nur schwach punktirt. Legebohrer etwas länger, als halbe Hinterleibslänge. Farben 
wie bei M. pubescens, nur die Hinterleibsbasis an den Seiten breit gelb. 

Wurde von Hrn. Saxesen im Oberharze auf Fichten gefangen. Wahrscheinlich ist diese 
Art ein Schmarotzer in Fichtenwicklern. 


> B. Metathorax runzlig, Hinterleib glatt. 
9. MM. semicircularis. 


2" lang (3). Beide Schenkel des Areolar-Dreiecks sind so stark gekrümmt, dafs sie über 
der Basis fast einen Halbkreis bilden. Vom Rudiment nur eine kaum bemerkbare Spur. Meta- 
thorax sehr grob zellig-runzlig, scharf gekielt. Hinterleib nur sehr schwach punktirt. Der erste 
Ring aufserordentlich breit- (schmutzig bräunlich-) gerandet und dadurch eine stark hervorstehende, 
zungenförmige, punktirte, am Ende mit Wärzchen endende Platte bildend.. Rumpf und Kopf 
stark- und eng-punktirt, daher fast matt. Schildchen hinten nur an den Seiten blank. Hinter- 
leib flach, länglich-eiförmig. Ganz schwarz, nur die Schenkelspitzen des Isten und 2ten Paares, 
die ganzen Vorderschienen und fast die ganzen Hinterschienen und beide Enden der Mittel- 
schienen bräunlichgelb. Flügel trübe. Randmal schwarz. Taster dunkel. 

Von Hrn. Saxesen im Harze den 25. Mai auf Fichten gefangen. 


4. M. stigmatieus. 


1% lang (2). Areola fast, wie bei der vorigen Art, nur der äufsere Schenkel weniger ge- 
krümmt. “Gleicht dem vorigen überhaupt sehr, jedoch sind die Mitteltibien ganz gelb und das 
vordere Drittheil des Stigmas ist scharf abgeschnitten-gelb.». Die 3 letzten Tasterglieder hell. 
Hinterleib gewölbt, gegen das Ende etwas seitlich zusammengedrückt. Legebohrer kaum her- 
vorragend. 

Aus Waldraupen, jedoch ohne Angabe des Fundortes und Wohnungsthieres. 


C. Metathorax und ein Theil des Hinterleibes runzlig. 


5. M. ameniorum. 

1%“ lang (9, 9). Areolar-Dreieck ganz geschlossen, mit Ausnahme zweier blassen Punkte; 
der innere Schenkel (Hypothenuse), wegen des kleinen Knickes des Aufsenschenkels r-förmig*). 
Metathorax runzlig, gekielt. Hinterleib rundlich-eiförmig, breit sitzend, bei beiden Geschlechtern 
auffallend niedergedrückt, und nur beim 2 die Bauchseite gegen das Ende etwas zusammenge- 
drückt, die beiden ersten Ringe schwach runzlig, der 3te an der äufsersten Basis grob punktirt, 
der erste kaum merklich-hell-gerandet. Legebohrer ’% so lang, wie Hinterleib, schwach abwärts 
gekrümmt. Schildchen, Dreieck und Frenum glatt und glänzend. Taster und die ganzen Beine, 
mit Ausnahme der schwarzen Hüften und Schfekelringe und der etwas angeräucherten Hinter- 
tarsen, röthlichgelb. Flügelschüppchen schwarzbraun. Flügel wasserhell. 

Diese neue Art, welche ich in Menge aus den mit Tortrix amentana (s. Forstins. Ba. 11. p. 937. ) 
besetzten Kätzchen der Erle erzog, hat die meiste Ähnlichkeit mit Bouch&’s M. Anthomyiarum 


*) Bei den @ geht der schwache Radialnerv von dem .Kniek ab, bei vielen 3 aber sehe ich ihn unmittelbar von 
der Grenze des Stiels und des äufsern Schenkels abgehen und hier auch das kreuzbildende Rudiment entstehen, wel- 
ches sonst ganz fehlt. 


Mierocaster. IT. A. B. 69 


(2. I. p. 160.), unterscheidet sich aber sogleich durch den Mangel der Flügeltrübung und der 
Schenkelflecke, abgesehen von den kleinen Areolar- Verschiedenheiten. 

" Wie Nees aber diese Bouchesche Art zu seinem M. rugulosus, welcher drei runzlige 
Hinterleibsringe haben soll, ziehen kann (s. Addenda in Vol. H. p. 400), begreife ich nicht. 


II. Mittlere Cubitalzelle (areola) nach au/sen ganz offen. 
A. Der Anfang des Radialnerven mit einem deutlichen Rudimente vom Stielchen entspriogend, 


6. M. flavilabris. 


17% lang (2). Das Radialnerven-Rudiment wenigstens 7; so lang, wie Stielchen. Meta- 
thorax und Hinterleib, sowie das ganze Schildehen (nicht blols das Dreieck) und Frenum sehr 
schwach punktirt, glänzend. Hinterleib schmal-sitzend, schmalrückig, seitlich stark zusammen- 
gedrückt, mit kaum hervorragendem Bohrer. Röthlichgelb oder gelbroth sind: Lefze, der gröfste 
Theil der Oberkiefer, Taster, die ganzen Beine, mit Ausschlufs des hintern Paares, welches an 
Hüften, Schenkeln, Schienenspitzen und Tarsen schwarz oder angeräuchert ist, und endlich die 
sehr breit röthlichgelb durchscheinende Hinterleibsbasis. _Flügelschüppchen hellbraun. Band- 
mal graubraun. Erster Hinterleibsring breit-hell gerandet. 

Von Hrn. Saxesen aus Fichtenraupen erzogen. 


7... M. rufilabris 


ist dem vorigen aufserordentlich ähnlich, unterscheidet sich aber sehr bestimmt durch die mehr 
röthliche Lefze, die gröfstentheils schwarzen Hüften, dafür aber fast ganz bräunlichgelben Schen- 
kel, Schienen und Tarsen der Hinterbeine, und ganz besonders durch den Legebohrer, welcher 
fast die Länge des Hinterleibes hat. 

Ein 2 habe ich aus Waldraupen erzogen, leider aber nicht bemerkt, aus welchen, da mir 
beim Aufsteeken nicht gleich das besondere Interesse, welches diese Rudiment- Arten haben, 
auffiel. 


B. Ein dunkler nervenähnlicher Anfang des Radialnerven fehlt entweder gänzlich, oder tritt nur als scharfe 
Ecke am Ende des Stielchens auf. - 
a) Metathorax glatt oder schwach punktirt. 
* Beine (nicht blofs die vordern, sondern auch die hintern) gröfstentheils hell (gelblich oder röthlich). 
8. M. nemorum Hrt. 

1% — fast 1%“ lang, stark glänzend, fast ganz glatt, dem M. flavilabris in Gestalt und 
Gröfse äufserst ähnlich, aber ausgezeichnet durch eine scharfe, etwas vorgezogene Ecke des 
Stielchens und fast ganz röthlichgelbe Beine, an welchen nur die Hinterhüften schwarz und die 
äufsersten Spitzen der Schenkel und Schienen und die Tarsenglieder etwas angeräuchert und 
selbst beim $ nur unmerklich dunkler sind. Flügelschüppchen gelb. Die beiden ersten Hinter- 
leibsringe merklich hellgerandet. Legebohrer hat fast Y%, der Hinterleibslänge. 

Diese ist nebst M. ordinarius (M. reconditus N.) die wichtigste Species unter den Feinden der 
Spinnerraupe. Sie umgiebt, nachdem sich die Larven aus der sterbenden Raupe herausgebohrt 
haben, letztere von allen Seiten mit ihren unregelmäfsig durch einander liegenden Tönnchen, wie 
schon Hr. Hartig (Jahresb. p. 252.) bemerkt. Im Ganzen scheint sie seltner zu sein, als die 
andre Art, obgleich ich sie auch häufig genug erzogen habe. 


70 BRACoNIDES. Micro6AsTER. I. B. a 


9. M. Liparidis. 

1 — 1% lang, ziemlich gestreckt. Stielchenecke ein wenig vorgezogen. Metathorax, so 
wie Hinterleib fast ganz glatt. Punktirung überhaupt sehr schwach. Schildehen vom Mesothorax 
durch eine Furche getrennt, in welcher aber keine Zelleneindrücke zu bemerken sind. Flügel- 
mal und Nerven graubraun. Röthlich- oder bräunlichgelo sind Taster, Oberkieferspitzen, Flügel- 
schüppchen und die ganzen Beine, mit Ausnahme der Hinterhüften und der schwach angeräu- 
cherten Hintertarsen. Hinterleib am Ende seitlich zusammengedrückt, an der Basis gelblich 
durchscheinend. Bohrer kaum 7, der Hinterleibslänge hervorragend. 

Die Larven leben gesellig in der Raupe von Liparis dispar und tödten dieselbe, ehe sie 
sich verpuppt. Bis gegen Ende Juni im J. 1842 waren die meisten aus den zu 15 — 20 unter 
den Raupen sitzenden Tönnchen schon ausgeflogen. 


10. M. Evonymellae Be. 


1%“ lang und sehr ausgezeichnet durch einen rothbraunen Legebohrer, welcher länger als 
Hinterleib ist. Metathorax in der Mitte, so wie auch die beiden ersten Hinterleibsringe gröfs- 
tentheils deutlich punktirt. Beine, mit Ausnahme des gröfsten Theiles der Hüften und der Enden 
der hintersten Schienen und Tarsenglieder, hell röthlichgelb. 

Lebt nach Hrn. Bouch& einsam in den Raupen der Tinea evonymella. 


** Hinterschenkel gröfstentheils dunkel oder angeräuchert. 
11. M. inelusus. 


1 — 1%" lang (2). Stielehen geht, ohne eine deutliche Ecke zu bilden, in den innern 
Areolarschenkel über. Metathorax und Hinterleib fast ganz glatt und glänzend. Der schmal- 
sitzende Hinterleib an der ganzen Endhälfte stark zusammengedrückt, stark klaffend und den 
Bohrer bis zu ': seiner Länge entlassend. Die Zelleneindrücke vor dem Schildchen nicht zu 
bemerken. Bräunlichgelb sind: die ganzen Vorderbeine, mit Ausschlufs der schwarzen Hüften 
und angeräucherten Schenkelringe, die mittlern Beine, mit Ausschlufs der Hüften und einiger 
Schenkelstriche, die Taster und die durchscheinende Hinterleibsbasis: die Hinterbeine sind Per 
tentheils schmutzig-braun. Flügelschüppchen dunkelbraun. 

Die Larve lebt in den Raupen von Liparis auriflua gesellig. Sie bohren sich erst heraus, 
wenn die Raupe sich schon eingesponnen hat, und man findet dann die weilsen Tönnchen zu 
10— 15 Stücken innerhalb des Gespinnstes eingelllihnsen:. 


12. M. ensiformis. 

1%. — 1%" lang (2, 9). Stielchen eine kaum merkliche Ecke bildend (an der rechten Seite 
etwas deutlicher, als an der linken). Metathorax glänzend, nur mit einigen schwachen Wellen- 
linien. Hinterleib ebenfalls glänzend, nur schwach gestrichelt, ziemlich breit-sitzend, oben flach, 
an der Endhälfte zusammengedrückt und aufserordentlich stark klaffend. Die säbelfürmig ge- 
krümmten, am Ende breitern Klappen der braungelben (gesondert sehr lang hervorragenden) Lege- - 
röhre so lang, wie der Hinterleib. Felleneindälk: vor dem Schildchen fehlend. Beine gröfsten- 
theils schwarz und schwarzbraun angeräuchert. Flügelschüppchen dunkelbraun. Randmal grau- 
braun. Hinterleibsring nur schwach-hell gerandet. 

Es befinden sich mehrere $ darunter, welche, da sie auch aus pygmaeana erzogen wurden, 
wahrscheinlich zu derselben Art gehören, aber wegen der ganz schwarzen Schenkel und der 
gröfstentheils gelbbraunen Schienen der Hinterbeine eine auffallende Varietät bilden. 


MicroGAsTER I. B. 2. 71 


Von Hrn. Saxesen aus Fichten-Wicklern des Harzes gezogen. Das eine Stück, welches 
sich nur durch etwas geringere Gröfse und innerhalb der Klappen verschlossenen Bohrer unter- 
scheidet, gewils aber zu derselben Art gehört, lebte in Coceyx pygmaeana und wurde den 
6ten August erzogen. Die Raupe der letzteren war, noch ziemlich wohl erhalten, daneben 
aufgeklebt. 


13. M. nigripes. 

14“ lang (9). Stielehen mit scharfer Ecke. Metathorax und Hinterleib stark glänzend mit 
wenigen, sparsamen Punkten. Hinterleib schmal-sitzend, lanzettförmig-länglich, ziemlich stark 
niedergedrückt. Die beiden ersten Hinterleibsringe sehr breit-, aber schwach-hell gerandet. 
Zellen-Eindrücke vor dem Schildehen .... .? (die Nadel steckt hier). Randmal hell-bräunlich- 
grau. Die Mittel- und Hinterbeine sind ganz schwarz und haben nur an der äufsersten Spitze der 
Schenkel und Basis der Schienen und Tarsen etwas Graubraun; an den Vorderbeinen ist das 
Ende der Schenkel und der grölste Theil der Schienen und Tarsen schmutzig graubraun. An 
den Tastern nur ‚die letzten Glieder weilslich. 

Von Hrn. Saxesen im Harze aus Phyeis abietella erzogen. 


b) Metathorax deutlich runzlig. 
* Nur die zwei ersten Hinterleibsringe haben einen runzligen Rücken. 


+ Hinterschenkel wenigstens zur Hälfte hell. 
14. M. ordinarius. 

1% — 1%“ lang ($, 2). Stielchen mit scharfer Ecke endend. Metathorax grob -runzlig, 
scharf gekielt. Hinterleib schmal-sitzend, lanzettförmig-länglich, mit ziemlich breitem Rücken 
und zusammengedrücktem Bauchende; der Iste und der gröfste Theil des 2ten Ringes runzlig, 
stumpf und glänzend-gekielt, das schmale, glänzende, glatte End-Drittheil des 2ten kaum merk- 
lich von der Schuppe des 3ten geschieden. Legebohrer als eine kleine schwarze, stark nach 
unten gerichtete Spitze von der Länge des letzten Ringes aus dem ziemlich stark klaffenden 
Hinterleibe hervorragend. Punktirung des Rumpfes und Kopfes stark. Taster gelblich, Kiefer- 
spitzen röthlich. _ Fühler. bräunlichschwarz. Beine schmutzig-bräunlichgelb, nur schwarz oder 
stark angeräuchert sind: sämmtliche Hüften, Schenkelhöcker (aber ohne die Apophysen), und 
am hintern Paare das End-Drittheil der Schienen, der gröfste Theil der Tarsen und an den 
Schenkeln fast die ganze Oberkante und das End-Viertheil, so wie auch die Oberkante der 
Mittelschenkel. Randmal schwarzbraun, Bauch an der Basis von der Seite hell durchscheinend 
und der Rücken des 1sten und 2ten Ringes schmal-, aber sehr hell gerandet. 

Der gewöhnlichste Feind der Kiefernspinner-Raupen, leicht schon in einiger Entfernung 
daran kenntlich, dafs die Larven, wenn sie sich aus der Raupe herausgebohrt haben, ihre Tönn- 
chen ordentlich in Reihen neben und über einander auf den Nadeln oder der Rinde spinnen. 

Was ich bei der Erläuterung der Gattung von der Entwickelung gesagt habe, bezieht sich 
auch auf diese Art, welche ich bei den dort erwähnten Versuchen am Häufigsten erzog. 

Hr. Hartig (Jahresber. p. 252.) findet in dieser Art den M. reconditus N. wieder. Ich bin 
aber nicht der Meinung, denn bei diesem sollen die ganzen Beine roth und nur die Hinter- 
schenkel an der Spitze braun und die Hüften schwarz sein. Die Angabe „abdominis primo 
segmento seeundoque basi rugulosis‘“ mag wohl auf der Annahme beruhen, dafs der 2te Hinter- 
leibsring % des ganzen Hinterleibes ausmache. Wesmael’s reconditus palst schon besser auf 


unsre Art. 


72 BraAconNIDES. MıcrocaAsTer I. B, 2. 


Die Tönnchen dieser Art liegen an Zweigen und Borke neben oder unter der sterbenden 
Raupe gewöhnlich in so regelmälsigen Reihen, als ob man Tonnen auf einem Stapelplatze 
aufgehäuft sieht. 


15. M. Gastropachae Be. 


17,” lang, also in der Regel bemerkbar kleiner, als M. ordinarius, welchen diese Art zum 
Verwechseln ähnlich sieht; die ganze Punktirung ist aber etwas feiner, der Mittelkiel der beiden 
ersten Hinterleibsringe schwächer; die Hüften nur braun, nicht schwarz, und mit den Schenkel- 
höckern auch die Apophysen angeräuchert. Fühler dunkel-graubraun. 


Lebt nach Hrn. Bouche (ld. 2. p. 157.) gesellig in den Raupen von Gastropacha neustria 


16. M. Vinulae Be. 


1%“ lang, in Nervenbildung und Sculpturverhältnissen dem M. ordinarius, sowie mehreren 
andern ähnlich, aber ausgezeichnet durch die gelbbraunen, dunkel geringelten Fühler, die schön 
röthlichgelben Beine, an welchen nur die Hüften ein wenig dunkler sind, und den gelbrothen 
gezähnten Rand des Isten und 2ten Hinterleibsringes. Randmal hell bräunlichgrau. 

Die Larve lebt nach Bouche (Naturgesch. d. Ins. p. 156.) in den Raupen von Bombyx 
Vinula. Sie kleben sich bei der Verpuppung haufenweise unter der Raupe den Blättern an. Die 
davon befallenen Raupen sehen etwas mifsfarbig aus und leben länger, als die gesunden. 

Aus diesen erzog Hr. Graff den Eulophus galactopus als Schmarotzer. 


17. M. Crataegi. 


17. — 1%“ lang. Wieder in Hinsicht der Flügelnerven und der Sculptur dem M. ordinarius 
sehr ähnlich, jedoch verschieden durch die ganz hellen (rothgelben) Beine, an welchen meist nur 
die Hüften, sowie die Schenkel-, Schienen und Tarsalgliederspitzen, selten etwas mehr von der 
letzten Hälfte der Hinterschenkel (bei dem überhaupt schmutzigere Farben der Beine zeigenden 
Männchen) dunkel ist. Der Iste Hinterleibsring sehr hell-, der 2te kaum merklich -hellgerandet. 

Ich habe diese Art öfters aus der Raupe der Papilio Crataegi erzogen. Die Larven spin- 
nen sich, wenn sie aus der sterbenden Raupe hervorkommen, unter derselben in einem Ballen 
beisammen ihre hell dottergelben Tönnchen. Ich habe sie mit einem neuen Namen belegen müs- 
sen, weil ich mich vergebens nach einem passenden umsah. Linne hat schon in der Fauna 
sueeica (ed. IH. p. 410.) eine Art mit gelben Tönnchen beschrieben und diese mit dem Namen 
glomeratus belegt. Da aber mehrere auf Kräutern und am Grase vorkommende Arten solche gelbe 
Tönnchen spinnen, so dürfte schwer zu ermitteln sein, welche Art die Linnesche unvollkom- 
mene Diagnose bezeichnet, und ich verliere daher keine Zeit mit der schon öfters (z. B. von 
Spinola und Nees) geführten Untersuchung. Der von Nees (p. 179.) beschriebene glomeratus 
ist nicht diese aus Crataegi erzogene. 


jr Hinterschenkel ganz oder fast ganz dunkel. 
18. M. insidens. 

1%, — 1%" lang. Hinterleib am Rücken flach oder etwas gewölbt, am Bauche nicht stark 
zusammengedrückt. Legeröhre kaum hervorragend. Die Runzeln des Metathorax und der beiden 
ersten Hinterleibsringe sind zwar nicht sehr stark, aber sehr dicht, und auf dem Metathorax an 
Statt der Leiste zuweilen eine kleine Rinne bemerkbar. Schildehen punktirt. Hinterleib überall 
gleichmälsig schwarz, der Rücken des Isten Ringes kaum etwas schmal-hell gerandet. Schwarz 


MicrocAstEer. IL B. 2. ++ 73 


sind an den Beinen: alle Hüften und Schenkelringe, die Schenkelbasis des Isten Paares, die 
gröfsere Schenkelhälfte des 2ten, die ganzen Schenkel des ten, mit Ausnahme der Schenkel- 
ringspitze; die Schienenspitzen des öten Paares und sämmtliche Tarsen erscheinen etwas ange- 
räuchert, Randmal graubraun. 

Lebt in der Larve von Bombyx coeruleocephala und bekleidet die letztere nach dem Her- 
ausbohren auf eigenthümliche Weise. 12 — 15 Tönnchen werden auf dem Rücken der sterben- 
den Raupe so angesponnen, dafs das Fufsende an der Raupe klebt, das Kopfende aber abwärts 
gekehrt ist, und die Raupe wie mit einem Diadem bekleidet erscheint. 


19. M. Pieridis Be. 


Sehr klein, kaum 1%‘ lang. Die Beine ganz dunkel, nur die vordern heller gelbbraun, und 
an den mittlern und hintern ein Theil der Schienen angeräuchert. Legebohrer sehr wenig her- 
vorragend. Die beiden ersten Hinterleibsringe kaum etwas hell-gerandet, undeutlich gekielt, 

Noch ein Feind der Pieris Crataegi! Lebt nach Hrn. Bouche (l. /. p. 152.) in grofsen 
Gesellschaften in den Raupen derselben und verpuppt sich reihenweise auf der Raupe in dun- 
kelgelben, ziemlich feingesponnenen Hülsen. 


+ Auch der 3te Hinterleibsring hat ganz oder zum Theile einen runzligen oder tief punktirten 
Rücken. 


* Hinterschenke] wenigstens zur Hälfte hell. 
20. M. solitarius. 


1% — 1%“ lang ($, 9). Metathorax stark runzlig, meist etwas gekielt. Hinterleib breit 
sitzend, mit flachem breiten Rücken und gegen das Ende zusammengedrücktem Bauche, weit 
klaffend und einen sehr kurzen, nach unten gekrümmten Legebohrer entlassend. Die beiden 
ersten Ringe haben, wie gewöhnlich, einen stark runzligen Rücken, auch der Ste ist fast ganz 
runzlich und grobpunktirt, alle drei in der Mitte von einem stumpfen, nicht überall ganz deut- 
lichen Leistehen durchzogen. Punktirung des Rumpfes und Kopfes dicht und ziemlich stark, 
auch das Schildehen, aber sparsam- und schwach -punktirt. Erster Hinterleibsring unmerklich- 
hell gerandet. Beine, mit Ausnahme sämmtlicher Hüften und Schenkelhöcker, gröfstentheils gelb- 
roth: beim 2 meist nur die Schenkel und Schienenspitzen der Hinterbeine — selten etwas mehr 
— Schwarz, beim $ ist Ober- und Unterrand, zuweilen auch ein Theil der Seiten der Hinter- 
schenkel, zuweilen auch etwas der mittlere, schwarz, auch die Spitzen der Schenkel und Schie- 
nen sind breiter schwarz, als beim 2. Beim 2 sind nur die hintern Tarsen, beim & auch die 
mittlern und vordern angeräuchert. Randmal braungrau. Taster gelblichweils. 

Im Ganzen scheint diese Art selten zu sein. Erst als in unsrer Gegend Monacha sich in 
ungeheurer Menge vermehrt hatte, fand sie sich ein (s. Forstins. Bd. II. p. 98.), und ging, als 
später auch dispar sich ungewöhnlich stark verbreitete, auch auf diese über. Wahrscheinlich 
sticht die Wespe das Räupchen, wenn es nicht lange das Ei verlassen hat, an; denn schon im 
Anfange des Juni bohrt sich die Larve aus dem verkümmerten, kaum viertelwüchsigen Räupchen 
heraus. Meist spinnt es sich seinen hell eitronengelben Cocon unter dem Bauche des Räupehens 
am Blatte oder an der Nadel. Vorher wird aber noch ein lockeres Gewebe angelegt, durch 
welches die Seiten dünnerer Blätter einander sogar etwas genähert werden, um das Tönnchen 
auf die Weise zu beschützen. Im letzten Jahre des Nonnen-Raupenfralses war das Thierchen 


in unglaublicher Menge verbreitet. 
10 


74 Braconipes. MicROGASTER. 


** Hinterschenkel ganz oder fast ganz schwarz. 

21. M. melanoscelus 
ist dem vorigen so aufserordentlich ähnlich, dafs man ihn, da er auch ganz: dieselbe Lebensweise 
führt, nur für eine Varietät desselben halten möchte; aber er unterscheidet sich nieht blofs durch 
die ganz schwarzen Hinterschenkel, welche auch bei jenen fast eben so dunkel als Seltenheit vor- 
kommen, sondern bei ihm ist auch der te Hinterleibsring kaum runzlich, nur an der Basis scharf 
puuktirt. Zelleneindrücke vor dem Schildehen sehr schmal. Das eine $, welches ich besitze, 
ist nur 1“ lang. 


22. M. Iuniperatae Be. 


ist wiederum dem vorigen aufserordentlich verwandt und nur verschieden durch ansehnlichere 
Gröfse (17) und noch dunklere Beine: an den hintern ist nur die Basalhälfte der Schienen, ein 
unmerkliches Fleckchen an der Schenkelbasis und an der Basis der Tarsen hell, an den mittleren 
nur die äufsersten Schenkelenden und die Basalhälfte der Schienen, an den vordern aber die letzte 
Schenkelhälfte ganz oder zum Theile und die ganzen Schienen hell. Die Tarsen sind an allen 3 
Paaren etwas angeräuchert. Der erste Hinterleibsring ist etwas röthlich gerandet, was bei jenem 
kaum merklich der Fall ist. 

Bei der grofsen Bestimmtheit, mit welcher die Mierogasteren ihre Wohnungsthiere innehalten, 
oder doch nur mit sehr ähnlichen vertauschen, sind diese beiden letzten Arten um so mehr für 
verschieden zu halten. M. Juniperatae erzog Hr. Bouche (l. !. p. 154.) nemlich aus Geometra 
Juniperata. Die Larve kriecht-aus der Mitte der Raupe heraus und spinnt sich an den Nadeln 
des Wachholders ein. Sie spinnt zuerst‘ das äufsere, grobe Netz, und webt es nach Art der 
Topfllechter zusammen, alsdann spinnt sie erst die innere,, feine Hülle. Sie entwickelt sich 
im Frühjahre. 


Gen. 2. Perilitus Neers. 


Ich habe mit Wesmael die kurzstieligen, an Bracon erinnernden Arten, welche bisher auch 
noch nicht in Waldinseceten bekannt wurden, ausgeschieden und rechne zu Perilitus nur die lang- 
stieligen, welche überdiels noch durch ihre (wenn auch zuweilen nur schwach) behaarten Augen 
ausgezeichnet sind. Sie haben die meiste Ähnlichkeit mit Spathius und Aphidius. Von diesen 
unterscheidet sie aber, wie ich bei allen von mir untersuchten Stücken beobachte, die 2te Cubi- 
talzelle, welche bei Perilitus höher als breit, bei den andern aber breiter als hoch ist, von 
Spathius auch noch der von oben ganz geschlossene Mund. Von Bracon unterscheidet sich, 
auch von dem völlig geschlossenen Munde abgesehen, übrigens Perilitus noch dureh den schma- 
len Scheitel, an welchem gleich da, wo die Hinterhauptsgegend vertikal aufsteigt, gleichsam auf 
einem Kamme, die Nebenaugen stehen. 

Die Seulpturverhältnisse zeigen bei ihnen nicht viel Mannigfaltigkeit und der Thorax ist meist 
runzlig. 

Der zurücklaufende Nerv, welcher, wie ich aus zahlreichen Exemplaren einer und derselben - 
Art ersehe, sehr constant in seinem Verlaufe ist, trifft entweder auf die Iste oder 2te Cubital- 
zelle oder auf deren Scheidenerven (nervus interstitialis). 

Die Farben bieten an Kopf, Rumpf und Hinterleib viel Abwechselung, aber wenig an den 
Beinen, welche fast überall hell sind, jedoch sind sie bei den gefleckten Arten äufserst variabel. 

Die Flügel sind stets hell und durchsichtig. Behaarung nicht auffallend, oft seidenartig an 
Gesicht und Stirn. 


i Periuitus A. 75 


Für die Aufstellung von Seetionen schienen mir hier ‘die Farben, je nachdem der Rumpf 
ganz schwarz ist, oder nicht, die auflallendsten Merkmale abzugeben. Sind erst mehr wichtige 
Arten aus der Gattung bekannt geworden, so würde man sie danach, ob der nervus recurrens 
önterstitialis ist, oder sich in die 1ste oder 2te Cubitalzelle inserirt, oder nach der Länge des 
Stielehens oder auch nach der Seulptur desselben, welche bald punktirt, bald nadelrissig ist, 
eintheilen können. 

Die Zahl der bekannten Arten ist nicht grofs und unter diesen wurden nur wenige bis 
jetzt gezogen. So wie manche andre Gattungen der Ichneumonides adseiti sich an gewisse 
Inseetenordnungen halten, so scheinen auch diese nur einer Ordnung, nemlich der der Lepi- 
dopteren zugetheilt zu sein, unter welchen ihnen aber, wie ich schon in einem Falle kennen 
lernte, verwandte Arten ihre ursprünglichen Wohnungsthiere ersetzen. Alle 6 Arten kamen aus 
Raupen und zeigten oft eine Eigenthümlichkeit darin, dafs sie sich sogleich von der sterbenden 
Raupe entfernten, indem sie sich an einem Faden von dem Aste, der Rinde oder dem Blatte 
herunterliefsen und sich frei schwebend einspannen und verpuppten. Andre spinnen sich aber 
auch dicht neben der sterbenden Raupe ihr Tönnchen. 

Wesmael (2. 2. p. 22.) vermuthet, dafs Perilitus- Arten auch in Coleopteren lebten; das ist 
aber noch durchaus nicht erwiesen. 


A. Rumpf ganz oder fast ganz schwarz. 
1. P. rubriceps. 

27 lang, gestreekt. Der zurücklaufende N. grade auf den Scheidenerven treffend. Meta- 
thorax mit zwei ziemlich deutlichen, von feinen Leistehen umzogenen Schildern, welche in der 
Mitte glatt, am Rande leicht-runzlig sind. Der übrige Theil des Rumpfes und Kopf sehr leicht- 
punktirt. - Hinterleib, von der Länge des Rumpfes und Kopfes zusammengenommen, gestielt: der 
Stiel ansteigend, ”; der Länge des ganzen Hinterleibes ausmachend, an der Basis gekielt: und 
nadelrissig, sonst flach; gegen das Ende verbreitert und allmälig übergehend in den oben etwas 
gewölbten, am Ende stark verdickten, unten wenig zusammendrückten Theil; Legebohrer ent- 
springt am Anfange des letztern und hat (aufserhalb der schwarzen Klappen betrachtet) die 
Länge des Hinterleibes. Kopf rothbraun, nur die Nebenaugen auf einem schwarzen Fleckchen, 
Stirn und Gesicht seidenhaarig, Mund und Taster gelblich, die beiden ersten Fühlerglieder röth- 
lichbraun. Fühler dunkelbraun. Rumpf ganz schwarz, nur Unterhals und die Vorderbrustseiten 
(vor den Flügeln) nebst Flügelschüppchen und den ganzen Beinen bräwnlichgelb, nur die Hinter- 
tibien am Ende schwärzlich und die Mittel- und Hintertarsenglieder gegen das Ende dunkler, 
Hinterleib röthlichbraun, gegen das Ende etwas dunkler, mit schwarzem Stielchen. Bandmal 
schmutzig hellbraun. 

Hat mit P. ruficeps N. sehr viel Ähnlichkeit, worauf der Name deuten soll; aber der rück- 
laufende Nerv, Stiellänge und Metathorax unterscheiden ihn wesentlich. 

Lebte in einer Laubholz-Wicklerlarve, welche, als ich sie fand, schon so entstellt war, dals 
ich sie der Art nach nicht mehr bestimmen konnte. Die Larve spann sich, als sie sich hervor- 
gebohrt hatte, ein weilses Tönnchen; welches, bis auf die Durchscheinenheit, einem Mierogaster- 
Tönnchen ähnelt. An dem eirkelrund abgeschnittenen Deckelchen ist die Spitze besonders stark 
durch Gespinnst verfestigt und undurehsichtig. 


2. P. flaviceps. 
Dem vorigen in Gröfse, Gestalt und Farbenvertheilung äufserst ähnlich, unterscheidet sich 


nur durch die aufsen nicht deutlich umgrenzten Metathoraxschilder, durch ein nadelrissiges, weni- 
10% 


76 Bocas. 


ger deutlich geleistetes Stielchen, fast ganz schwarzen, nur in der Mitte etwas bräunlich durch- 
scheinenden Hinterleib, ein etwas gröfseres, nach dem Hinterhaupte merklich hinabsteigendes 
schwarzes Nebenaugenfeld und fast ganz dunkle Hintertarsen. 

Hr. Saxesen erzog den 17. Juni 1837 ein Stück aus Tortrix hereyniana. Zwei 2 erhielt 
Hr. Graff zu Berlin aus Tortrix piceana. Die schneeweilsen Tönnchen sitzen zwischen den 
Kiefernnadeln. 


3. P. einctellus Be. 


Wiederum dem vorigen sehr ähnlich, aber fast das ganze mittlere Drittheil des Hinterleibes 
und aufserdem noch die Ränder gegen die Spitze desselben, sowie die ganzen Beine sind hell- 
rothgelb, auch die ganzen Fühler sehr hell mach Boucheschen Exemplaren). 

Lebt nach Bouche& (l. I. p. 149.) in den Raupen von Tortrix viridana und macht sich zur 
Verwandlung eine längliche, lose gesponnene, schneeweilse Hülse. 


B. Rumpf ganz hell oder doch nur dunkel-gefleckt, 
4. P. wnicolor Hrt. 


27%“ lang. Überall einfarbig, scherbengelb; Fühler, das 1ste Hinterleibssegment und die 
Hintertarsen kaum etwas dunkler. Rücken der Hinterbrust und des Isten stark nadelrissigen 
Segments mitunter fast schwarz. Von P. pallidus N. durch den Mangel des schwarzen Augen- 
flecks unterschieden. 

Diese Beschreibung entlehne ich von Hrn. Hartig (Jahresber. p. 254), welcher das Insect 
einzeln in der Spinnerraupe, häufiger aber in Bombyx Monacha und Noctua piniperda beob- 
achtete. Die Larve frifst sich aus der lebenden Raupe hervor, welche während dieser Zeit, wie 
von einem Starrkrampfe befallen, still sitzt, bis die Perilituslarve einen Faden am Aste oder 
der Rinde, auf welchem die Raupe sitzt, befestigt und sich an diesem 1 — 4 Zoll weit herab- 
gelassen hat. Während die Raupe wieder munter wird, fortkriecht, oder bald darauf stirbt, fer- 
tigt die Schlupfwespenmade, an dem Faden frei in der Luft schwebend, um sich herum jene 
niedlichen, durchscheinend braunen, spindelförmigen Cocons, welche man beim Raupenfrafs hin 
und wieder in beträchtlicher Menge an den Ästen hangen sicht. Die Schwärmzeit findet Ende 
August und Anfang September Statt. Auch diese Cocons beherbergen häufig Cryptwespen, 
welche parasitisch im Perilitus gelebt haben. 


5. P. longicornis. 


27%’" lang, sehr gestreckt (2). Rücklaufender Nerv am Anfange der 2ten Cubitalzelle 2 — 3 
Nervenbreiten hinter dem Scheidenerven). Metathorax schwach-runzlig. Hinterleib länger, als 
Rumpf, lang gestielt: das Stielglied ansteigend, etwas mehr als % der Hinterleibslänge aus- 
machend, nadelrissig, flach, mit 2 deutlichen Grübchen jederseits an der Basis; die letzte Hälfte 
verbreitert und allmälig in den länglich-ovalen, oben gewölbten, unten etwas gekielten Theil 
übergehend. Legebohrer fast % der Hinterleibslänge, ansteigend, grade. Kopf etwas breiter, 
als gewöhnlich. Die Fühler so lang, wie der Körper mit dem Legebohrer. Hell bräunlichgelb, 
und dunkel sind nur gefärbt: ein meist nach dem Hinterhaupte hinunterziehender Nebenaugen- 
fleck, einige mehr oder weniger braune oder schwarze Flecke des Mesothorax, zuweilen auch die 
Mitte des Metathorax und beständig das Hinterleibsstielchen. Fühler fein dunkel geringelt. 

Den 7. Juli 1839 erzog ich 2 2 aus einer Raupe von Noctua guadra, und Hr. Graff erhielt 
dieselbe Art aus der gquadra. 


Be. 


Periuıtus B. 77 


6. P. faseiatus. r 

Diese Art ähnelt der vorigen ungemein und ich schwankte, besonders bei der Betrachtung 
der sehr variabeln Farben, lange, ob ich sie für Species halten sollte; indessen wenn ich die 
constant dunkle Färbung des Hinterleibsendes (selbst wenn der erste Hinterleibsring anfängt, 
hell zu werden), die dunklen Mittel- und Hintertarsen, und ganz besonders das lange, dünne 
Stielchenglied, welches hier fast % der Hinterleibslänge ausmacht, vergleiche, zweifle ich nicht 
mehr. Auch ist das Stielchen schmaler und die beiden Grübehen an der Basis desselben undeut- 
licher. Fühler 32—33-gliedrig. Am meisten hat diese Art Ähnlichkeit mit Nees’s ebenfalls 
sehr variablen P. rubens; jedoch ersieht man selbst aus der sehr kurzen Beschreibung, dafs der 
nervus r. interstitialis ist; denselben hat P. obfuscatus, sonst würde auch dessen Beschreibung 
auf unsre Art passen. 

Ich habe diese Art im Juli 1838 und wiederum im J. 1840 aus den Raupen der Noctua quadra 
erzogen, welche sehr durch diesen kleinen Schmarotzer belästigt werden. So wie sie die Raupe 
verlassen haben, spinnen sie einen 2 — 3“ langen Faden und bereiten am Ende desselben, mit 
dem Kopfe nach unten hangend, das durchscheinende, schmutzig. bräunlichweilse Tönnchen. 
Ganz dasselbe 'Thierchen erhielt ich aus den Raupen der dbucephala. 


N 7. P. dilutus. 


3“ lang. Den vorigen beiden wiederum in allen Verhältnissen sehr ähnlich, aber verschie- 
den durch den nerv. r. interstitialis und die helle Färbung des ganzen Inseets, an welchem nur 
die äufsersten Oberkieferspitzen, sehr feine Fühlerringel und einige variirende Flecken des Meso- 
und Metathorax mehr oder weniger dunkelbraun sind; auch bemerkt ınan an den Hinterschienen 
und Tarsen zuweilen eine leichte Trübung. Auf dem Metathorax fallen mir einzelne zerstreute 
grobe, leistenähnliche, geschlängelte Runzeln zwischen den feinern auf. Grübchen an der Basis 
des Hinterleibsstielchens sehr undeutlich. 

Vom Hrn. Oberförster Mufs rühren mehrere 2 mit der Bezeichnung: ,‚aus Kiefernwicklern“ her. 


8. P. brevicornis (bimaculatus W sm.?). 

2% — 2% lang. Wiederum den vorigen, besonders foseiatus und longicornis sehr ähnlich, 
aber schon durch die Fühler, welche nur 29—30 Glieder haben, und kürzer, als der Körper sind, 
zu unterscheiden. Der nervus recurrens ist nicht interstitialis. Grübchen an der Basis des Stiel- 
chens undeutlich. Hell bräunlichgelb; ganz dunkel ist ein sehr kleines Fleckchen hinter der 
Flügelschuppe und der gröfste Theil der Oberseite des Hinterleibsstielchens, und stark braun 
angeräuchert: der Rücken des Metathorax (in Form von 2 Flecken), 2 mehr oder weniger deut- 
liche Fleckehen des 2ten Hinterleibsringes und ein Querstreifen des 3ten, auch die hintern 
Schienenspitzen und die letzten Tarsalglieder, sowie auch die Verbindungsstellen der Äugelchen. 
Fühlerglieder mit sehr schmalen dunklen Ringeln. 

Hr. Dr. Hoffmeister erzog im J. 1845 ein 2 aus einer zur Verpuppung sich anschicken- 
den Prozessionsraupe, welche aus dem Lödderitzer Elbreviere herstammte; es hatte sich ein 
schmutzig-braungraues Tönnchen, wie gewöhnlich bei Perilitus, gesponnen. Alsdann erhielt ich 
von Hrn. Saxesen ein 2 vom Harze, jedoch ohne Angabe des Wohnungsthieres. 


nn = =" 2 56. Ste. © SS — 


78 


ICHNEUMONIDES 8 ICHNEUMONIDES GENUINL. 


Von den beiden andern Fiji. son ueleäsheitien sie sich (s. auch pag. 40.) durch 2 zurück- 
laufende Nerven (s. sämmtliche Figuren auf‘ Taf! VL: und: die obern auf Taf. VII), d. h. es laufen 
2 Nerven gegen die Cubitalzellen; der mehr äufsere gegen die, meist als die kleinste deutlich 
und leicht herauszufindende:. mittlere: oder 2te Cubitalzelle (Mittelzelle, areola), und der mehr innere 
gegen die 1ste Cubitalzelle; durch den ersteren werden die beiden Discoidalzellen getrennt. 
Zuweilen bemerkt man auch die mehr oder weniger deutliche Spur eines Nerven, welcher die 
iste Cubitalzelle in: zwei’ zu 'theilen versucht (z. B. Taf. VI. F. 10. Cryptus seticornis). Eine 
Zelle, deren wir zuweilen noch haben bei den Ichneumoniden Erwähnung thun müssen, ist die 
Radialzelle, welehe nach aufsen von dem (stets als ein dunkles, längliches Fleekchen erschei- 
nenden) Randmale (stigma) am Ende des Vorderrandes (eosta s. nervus eostalis s. radius) sich 
befindet und von diesem, so wie von einem innern und äufsern Nerven begrenzt wird. Auf die 
Mitte dieser Radialzelle stölst die areola. 

Nur selten (bei der Gattung Pezomachus) fehlen die Flügel. Indessen auch in diesem Falle 
wird man einen fraglichen Jehmeumon aus der grofsen Ähnlichkeit in dem ganzen Bane des Kör- 
pers und der Beine mit nahe verwandten gefllügelten und die beiden rücklaufenden Nerven zei- 
genden (Hemiteles und Cryptus) leicht erkennen. 

Nur selten zeigen sich einzelne unbedeutende Abweichungen in der Bildung der Nerven und 
Zellen, so z. B. schwindet bei Mesostenus gladiator die kleine areola zuweilen auf der einen 
Seite ganz — sonderbar, dann immer auf dem rechten Flügel — und bei Polysphineta schlägt 
eine Art (areolaris) ganz aus der Gattung, indem sie eine ana bekommt und diese nur aus- 

nahmsweise wieder verliert. S. auch Tryphon suecinetus. Der Scheidenerv variirt am meisten 

(z. B. bei manchen Tryphonen ist er auf der rechten Seite stark, auf der linken gar nicht) und 
ist daher auch nicht sonderlich zw beachten, wenn er nicht ochr srols und bei vielen Stücken 
übereinstimmend auftritt. 

Der Scheitel ist. meist schmal, jedoch auch bei einzelnen Gattungen, die dadurch Fine 
rundlichen oder fast kugligen Kopf bekommen, recht breit, wie bei Xylonomus, Hemiteles und 
Pezomachus. 

Die Stirn bekommt öfters ansehnliche Eindrücke zur Aufnahme der Fühler, z. B. bei Phyga- 
deuon, namentlich P: Piniperdae und besonders brevis. 

Die Fühler variiren in der Länge bei Gattungen und Arten, erreichen oder übertreffen aber 
nur selten die Länge des Körpers. Bei Ophion kommen über 60 Glieder vor. 

Den Bohrer der? finde ich bei Einer Species immer constant. Er giebt für Arten und selbst 
für Gattungen, z. B. Campoplex gegen: Tryphon, sehr gute Merkmale ab, nicht blofs hinsichtlich 
der Länge, sondern auch des Ursprunges (z. B. bei Lissonota im Gegensatz gegen die übrigen . 
Pimplen). Es ist daher von besonderer Wichtigkeit, beim Bestimmen grade 2 zu 
haben, widrigenfalls man leicht in Versuchung geräth, einen Jehneumon zu Cryptus zu stecken, 
oder umgekehrt. 

Die öfters benutzte Hinterleibslänge erfordert schon ein geübtes Augenmafs. Noch mehr 
Schwierigkeit verursacht das Ansprechen der verschiedenen Hinterleibsanheftung (8. p- 2.), 
und seine Form (s. die Note zur Tabelle der Jchneumonödes). 


ANOMALON. 79 


Die Beine sind bald kürzer (Phygadeuon), bald länger (Oryptus), meistens proportionirt und 
nur in Einem forstlichen Falle mit ungewöhnlich starken und gedornten Hinterschenkeln. Die 
gewöhnlichen Dornen der Schienen fehlen bei Exenterus (s. dort). Der Innenrand der Häkchen 
ist bei mehreren Arten von Tryphon, Exenterus, Ophion fein kammzähnig. 

Den Rumpf habe ich, hinsichtlich seiner Form, nur selten bei Beschreibungen benutzen 
können. Trogus zeichnet sich durch besonders hervorragendes und Metopius durch sehr vier- 
eckiges Schildchen aus. Beide Gattungen kommen aber nur selten vor. Die interessantesten, 
physiologisch wichtigen Verschiedenheiten bietet Pezomachus (s. dort das Ausführlichere). 

Die Sculptur zeigt sich auch bei den Ichneumoniden von grofser Wichtigkeit, obgleich die 
Leistehen des Metathorax hier variabler sind, als bei den Braconiden. Man mufs damit vorsichtig 
sein, wie dies z. B. ein Fall bei Trypkon Lophyrorum und variabilis genugsam darthut. Seulp- 
turverhältnisse sind sogar für Bildung von Gattungen benutzt worden, z. B. bei Rhyssa, Glypta. 

Die Farben sind, wie bei einer so grofsen Abtheilung zu erwarten steht, grofsen Verschie- 
denheiten unterworfen (s. p. 6... Am Meisten variirt die Farbe der Beine: gewöhnlich sind 
nemlich, wenn sie auch hell erscheinen, dunkle Farben an den Hinterbeinen — meist am Ende 
der Schienen, an den Tarsen, auch oft an den Schenkelenden und selbst an den Hüften — und 
diese gehen dann öfters auch auf) die Mittelbeine über. Weniger variirt die Farbe des Schild- 
chens, und man kann meist brauchbare Sectionen darauf bauen, indem die wenigen anders gefärb- 
ten Stücke sich leicht als Varietäten ausweisen. Sehr häufig variirt auch die Farbe der Fühler, 
gewöhnlich aber ist die Neigung, hell zu werden, zuerst auf der Unterseite zu bemerken, wo dann 
an den Absätzen je zweier Glieder dunklere Ringel entstehen (s. auch pag. 6. die Farben). 

Über die Geschlechtsverschiedenheiten s. p-:6, 7. Die Fühler 'sind:beim S mehr 
grade, während sie beim 2 häufig am Ende Spiren bilden, gekräuselt ‘sind, was: indessen erst, 
nach dem Tode eintritt (s. defshalb Banchus). Die gekräuselten Fühler ‘der 2 haben: oft weilse 
Ringel oder sind bunt, wenn die der $ einfarbig sind. Auch in der Seulptur des Metathorax 
habe ich schon, wiewohl selten, kleine Geschleehtsunterschiede gefunden, indem die $ stärkere 
Runzeln oder Punkte zeigen. Bei Peromachus bekommen die $ zuweilen Flügel. Über die san- 
derbaren Schwänzchen der & bei Mesochorus s. dort. 

Die Ichneumoniden bilden die artenreichste Abtheilung der Ichneumonen, ‘obgleich sie wegen 
ihrer meist ansehnlichen Gröfse — nur sehr wenige gehen bis unter 2, keine einzige’unter 1“ — von 
den kleinsten Wohnungsthieren und von den Eiern der Inseeten ausgeschlossen sind: :sie beherr- 
schen die grolsen Lepidopteren und Hymenopteren in einem auffallend. überwiegenden Grade (S. 
p- 25. u. £) und liefern uns auch die allermeisten Schmarotzer - Schmarotzer (s. pag. 24, 25.) 

Über Entwickelung und Generation haben uns grade die Mitglieder dieser Abtheilung in- 
teressante Aufklärungen verschafft (s. den allgem. Theil, ferner Anomalon,: Pimpla w. A.). 


Gen. 1. Anomalon G. 


hat wegen des schon vom 2ten Ringe an stark zusammengedrückten Hinterleibes nur mit Opkion 
Ähnlichkeit, unterscheidet sich aber von dieser, 'wie von allen andern durch die Tarsen der Hin- 
terbeine, welche auffallend stärker, als die der Mittel- und Vorderbeine sind. Der Hinterleib ist 
hier sehr lang gestielt, aufserordentlich stark von der Seite zusammengedrückt und bildet, von 
der Basis nach der Spitze allmälig an Breite zunehmend, am Rücken und am Bauche eine scharfe 
Kante, hat dabei auch meist eine ansehnliche Krümmung. Die Beine sind ungewöhnlich lang. 
Die areola fehlt, und der nervus recurrens läuft entweder auf den Scheidenerven zwischen der 
ersten und zweiten Cubitalzelle oder auf den Anfang der letztern. Metathorax grols und runz- 


so ICHNEUMONIDES. ANOMALORN. 


lig, ganz gewölbt, oder in der Mittellinie schwach rinnenförmig eingedrückt. Schildehen meist 
hervorragend, gewölbt oder etwas vertieft. Fühler lang und dünn, oft von Länge des ganzen 
Hinterleibes, oder noch länger. 

Die Farben sind im Wesentlichen bei allen Arten dieselben: am Rumpf herrscht Schwarz, 
zuweilen mit Gelb oder Gelbroth am Schildehen, am Metathorax und an den Brustseiten. Kopf 
ebenfalls schwarz, jedoch allermeist mit hellen Farben, oft Gesicht und Stirn sowie Unterseite 
des Isten Fühlergliedes ganz gelb. Beine und Hinterleib vorherrschend gelb oder gelbroth, letz- 
terer fast immer mit Schwarz auf dem Rücken des zweiten Ringes und gegen den After hin. 

Die $ sind etwas schlanker, als die 2 und haben einen schmalern, abgerundet endenden Hin- 
terleib. Man verwechsele die stark hervorragenden etwas gekrümmten Ruthenklappen nicht mit 
einem Bohrer! Bei den 2 dagegen wird der Hinterleib gegen das Ende breiter und endet schief 
abgestutzt. Hier tritt ein kurzer, nicht % der Hinterleibslänge ausmachender Legebohrer hervor. 
Beim $ sind auch die hellen Farben der Beine und des Kopfes oft reiner und heller gelb, als 
beim 2. 

Es sind schon eine Menge Arten in Forstinseeten entdeckt worden. Einige sind sogar die 
gemeinsten Schmarotzer, wie z. B. A. eircumflexum im Kiefernspinner. Alle leben in Raupen 
und gehen auch höchstwahrscheinlich alle aus der Larve in die Puppe über, aus welcher sich 
die Wespe befreit (s. nachher). « 

Mehrere Arten sind schon als eircumvagirende bekannt geworden, einige haben sich aber 
auch bewundernswürdig eonstant an Ein Wohnungsthier gehalten. Bei der grofsen Aehnlichkeit 
der Arten untereinander, ihrer grofsen Farben-Variabilität und der unglaublichen Veränderlichkeit 
ihrer Gröfse, muls man sehr vorsichtig sein mit der Bestimmung. 

LarvE (von A. eireumflexum) ausgewachsen fast 1” lang, gelblichweils (s. Fig. 18. noch 
nieht ganz ausgewachsen und Fig. 19. schon im Begriff sich zur Verpuppung anzuschicken, wie 
die durehscheinenden Augen am ersten Körperringe und der stark zusammengeschnürte, den künf- 
tigen petiolus andeutende 4te zeigen), mit durehschimmerndem Tracheenstrange, einem klei- 
nen Kopftheile und einem auf den 12ten Ring folgenden Afteranhange, welcher an seiner untern 
Wulst ein Wärzchen trägt. An dem Kopftheile (Fig. 20.) sind Unterlippe mit 2 Tasterspuren 
(der unterste unpare Theil), Unterkiefer (jederseits eine starke fleischige von hornig-braunem 
Ringe fast ganz umschlossene Wulst), die deutlichen, dreieckig beginnenden lang zugespitzten 
Oberkiefer und dicht darüber die mit 2 sonderbaren Wärzchen versehene Oberlippe, über wel- 
cher ein Paar Wülste die Fühler andeuten (vergl. noch dies bei der Entwickelungsgeschichte be- 
schriebene 4te Stadium). 

Die Puppe (F. 21,22.) 10” lang, gelblichweifs, sehr gestreckt. Kopf übergebogen. Taster über 
die Schenkelhöcker des Isten Fulspaares hinausragend.. Fühler über und zwischen den Augen 
entspringend, mit mehreren leichten Biegungen bis auf die Mitte des drittletzten Ringes herabflie- 
send, etwas gesägt. Flügel an der Aufsenseite des 2ten Schienen- und Tarsen-Paars bis zum 
2ten Gliede der letztern herabsteigend; die untere nur sehr wenig neben der Mitte des 1sten 
Tarsalglieles bemerkbar. Die Schienen des 3ten Fufspaares bis zum 3ten Hinterleibsringe, die - 
Tarsen bis zum vorletzten reichend. Hinterleib S-ringelig: der erste Ring dreieckig, mit gegen 
das Schildehen gelegtem, nicht sichtbarem Stielehen; der letzte Ring sehr klein, jederseits mit 
einem Wärzchen. Der Legebohrer nach hinten gerichtet, aus dem Hinterrande des drittletzten 
Ringes entspringend. (Ueber den Cocon s. am Ende des 4ten Stadii). 

Die hier beschriebenen Zustände sind aus der Puppe des Spinners entnommen (wovon spä- 
ter mehr). Ich begnügte mich indessen nicht damit, sondern suchte mir auch grofse Quantitäten 


AÄNOMALON. EINTWICKELUNG. si 


Raupen aus verschiedenen Gegenden zu verschaffen, um die ganze Entwickelung kennen zu 
lernen *). 

Erstes Stadium. Das Thierchen bewegt sich ganz frei nnd ist noch von keinem Sacke, 
welcher sich erst im zweiten Stadio einfindet, beengt. Von Tracheen noch keine Spur bemerk- 
merkbar. 

Ich sah dies Stadium mehrmals, jedoch immer nur in den kleinsten (6 — 8 langen) Räup- 
chen. Die Lärvchen hatten noch nicht 1 Länge und waren nicht viel stärker, als ein Pferdehaar. 
Der Schwanz hatte die halbe Körperlänge und war lang und spitz zugespitzt. Der Darmcanal 
ging bis in den Schwanz, wie ich unter dem Mikroskop deutlich an der Fortbewegung der Flüs- 
sigkeit sehen konnte: vom 2ten bis I1ten Ringe waren die Contenta grünlich. Der Kopf konnte 
erst bei SO-maliger Vergröfserung deutlich erkannt werden: er war hornartig-braun und zeigte 
nur ein Paar Oberkiefer; diese waren aber verhältnilsmälsig sehr stark, bedeutend gekrümmt und 
spitz (stark vergrölsert, wie die an den Larvenköpfen Fig. 14 — 16.), auch deutlich beweglich. 
Diese Form stellt Fig. 11. dar#*). 

Zweites Stadium. Von einem Umhüllungssacke keine Spur. Hauptstrang der Tracheen 
vorhanden, hier und da auch schon mit einer kleinen Verzweigung. Schwanz hat noch % — % 
der ganzen Körperlänge. Eingliedrige Fühler- Rudimente deutlich sichtbar. Das Thier, welches 
ich (Fig. 14.) den 8. April zum Beispiele zeichnete, lag unter dem Glasquetscher und ist deishalb 
etwas dicker geworden, als es im freien Zustande sein sollte, auch dürften die spiralförmig um 
den Schwanz herumgehenden Falten, die ich indessen nicht ganz weglassen wollte, ihre Ent- 
stehung einer zu starken, jedoch zwischen dem Glase nicht wieder zu entwirrenden Rotation 
des Schwanzes verdanken. Das 'Thierchen war im freien Zustande kaum 1” lang und nur 
so diek, wie ein dünner Zwirnsfaden gewesen. Der Schwanz hatte fast die halbe Körperlänge 
und entleerte beim gelindesten Drucke zwischen dem Glasquetscher eine flüssige, krümliche 
(auch in der Zeichnung angedeutete) Masse. Am Rücken, da wo der Schwanz vom Körper ab- 
ging, bemerkte ich eine Bucht mit einer körnigen, einem Drüsenkörper ähnlichen Substanz. Der 


*) Das Glück hatte mich in sofern ungewöhnlich begünstigt, als ich im Winter und Frühjahre 1841 aus dem Kö- 
niglichen Brahlitzer Reviere (Jagen 7 und 9) durch den Förster Klofsmann Raupen erhielt, welche zum vierten Theile 
mit Schmarotzern besetzt waren. Unter diesen befand sich ein wunderbares Geschöpf bald klein, bald grofs, bald von 
einem Sacke eingeschlossen, bald nieht, bald mit, bald ohne Tracheen, bald mit mehr, bald mit weniger entwickelten 
Mundtheilen, bald lang- bald kurzgeschwänzt. Ich hatte Anomalon cireumflerum in seinen mannigfaltigsten Entwick- 
lungsstufen, wie sie vielleicht bei keinem andern Insect wieder vorkommen, vor mir. In der Identität dieser Thiere 
konnte ich mich nicht getäuscht haben; denn die Formen, so verschieden auch ihre Extreme waren, reihten sich doch 
an einander und stimmten auch in gewissen Punkten, z. B. immer in den sehr kräftigen Oberkiefern, dem Bildungs- 
sacke u. dergl. unverkennbar überein. Im Mai oder Juni erschienen die Wespen, und ich hatte das Vergnügen mehr- 
mals sie noch da sich entwickeln zu sehen, wo ich die Spinnerpuppe zu [rüh geöffnet und noch mit der Schmarotzer- 
Larve besetzt gefunden hatte. 

Am Besten werde ich die wichtigsten Verschiedenheiten der Formen hier beschreiben können, wenn ich nach der 
deutlichern oder undeutlichern Bildung der Mundtheile, nach Ab- oder Anwesenheit des Bildungssackes, der Tracheen 
und des Schwanzes 4 Stadien unterscheide. 

**) Anmerk. Am 24. April öffnete ich 6 Raupen von 6— 8’ Länge und fand in der einen ein ganz ähnliches, 
auch mit so starken Oberkiefern bewaflnetes fadenförmiges Thierchen mit grünem Darme und Tracheenspuren, an wel- 
chem ich aber durchaus keinen Schwanz bemerken konnte. Ob dies etwas anders, als Ophion gewesen Ist? Hierher 
würde ich auch noch eine Larve bringen, an welcher ich, bei vollkommener Ähnlichkeit mit den vorigen, Fühlerspuren 
deutlich bemerkt zu haben glaube; von Unterkiefern konnte ich aber auch an dieser nichts wahrnehmen (ll. April). 


11 


82 IchNEUMONIDES, ANOMALON. 
Haupt-Tracheenstrang hatte sich offenbar erst kürzlich gebildet und zeigte nur hier und da eine 
beginnende Verzweigung. Auch die Fortsetzung in den Kopf hinein erschien nur als einfache, 
kurze Gabel, und bis zum Schwanze war die Verlängerung — wenn ich mich so, eine vorschrei- 
tende Entwickelung oder ein Wachsthum dieses interessanten (auch bei Mierogaster ausführlich 
erwähnten und abgebildeten) Organs annehmend, ausdrücken soll — noch gar nicht gediehen. 
Stigmata, sogar 11 an der Zahl, glaube ich ende mit Bestimmtheit [vielleicht durch ungewöhn- 
liches Licht begünstigt (oder auch getäuscht?)] bemerkt zu haben, obgleich ich sie selbst bei 
spätern Stadien nicht wieder sehen konnte. Unterkiefer konnte ich nieht wahrnehmen, vielleicht 
weil mir der Kopf zu früh zerbrach. Jedoch bildeten sich unterhalb der Oberkiefer schon Horn- 
streifen, wie sie bei ältern Stadien die Unterlippe einfassen *). 

Das dritte Stadium wird durch das Vorhandensein eines das Thier umschliefsenden 
Sackes, vollständig verzweigte Tracheen, so wie durch die nun deutlich zu den Oberkiefern hin- 
zutretenden Unterkiefer und Lippe, gegliederte Taster und Fühler bezeichnet. Die Larve ist 


nun mindestens 4 — 5 lang und hat nur einen ganz kurzen Schwanz (s. Fig. 17. in natür- 
licher Gröfse von dem Sacke umschlossen, und Fig. 16. aus demselben herausgenommen und 
vergrölsert). 


Das Auflallendste, was uns hier begegnet, ist der Sack. Er besteht aus einer zarten milch- 
weilsen Haut und zeigt auch bei der stärksten Vergröfserung keine Spur von Fasern oder Öf- 
nungen. Das Lärvchen ist vollständig von demselben umschlossen und macht häufig wurmför- 
mige Bewegungen in demselben. Was soll man von diesem Sacke halten? Ist er etwa mit der 
Amnios der Säugethiere oder mit dem Bildungssacke mancher Entozo@&en zu vergleichen? Oder 
ist er das Resultat einer Häutung der Larve, also etwa dem Tönnchen analog, in welchem die 
Fliegen ihre Verpuppung bestehen? Die letzte Erklärung würde am meisten für sich haben, 
wenn man sich denken könnte, wie die Larve ganz und gar hinein käme, da doch die abge- 
streifte Haut am Kopfe zerreiflsen mülste. Ich beobachtete mehrmals Larven, welche von ei- 
nem weiten Sacke umhüllt waren. Als ich eine von 5“ Länge mehrere Tage zur Beobach- 
tung in Wasser gesetzt hatte, lebte sie nicht allein fort, sondern vergröfserte sich auch derma- 
fsen, dafs ich nach 4 Tagen glaubte, der Sack sei gänzlich verschwunden; bei genauer Unter- 
suchung überzeugte ich mich aber, dafs der Sack sich nur dieht an die Larve gelegt habe: unter 
dem Glase bemerkte ich, dals bei der geringsten Berührung mit einem feinen Pinsel feine Lappen 


=) Eine etwas veränderte, jedoch noch zu diesem Stadium gerechnete Form habe ich mehrmals beobachtet und 
Fig. 12. (den 24. April) gezeichnet. Die Verzweigungen der Tracheen sind gröfser, und der Hauptstamm reicht bei- 
nahe schon bis zum Schwanze. Stigmata konnte ich nicht bemerken, auch nicht die Fühler, welche aber wohl da 
gewesen sind und auch von mir aufgefunden worden wären, wenn das Thier nicht zu früh starke Quetschungen erlitten 
hätte. Als ich es lebend unter dem Mikroskop hatte, beobachtete ich wieder die schon früher beschriebene Strömung 
der grünen Contenta; es entstand mehrmals an verschiedenen Stellen, besonders im 3ten und 4ten Ringe eine Leere, 
welche dann immer bald wieder durch das Hinzuströmen von vorn nach hinten ausgefüllt wurde. An einem ganz ähn- 
lichen, aber schon abgestorbenen Individuum drückte ich einen braunen Körper (Fig. 13.) hervor, den ich bald an der 
krümlichen, daraus hervorgequetschten Masse für den Darmkanal erkannte, Er war mir nur wegen seiner eigenthüm- 
lichen Gestalt und weil er trotz des starken angewandten Druckes, seine Form so bestimmt erhalten hatte, aufgefallen. 
In beiden Individuen bemerkte ich gegen das Ende des Körpers festons-artige Zeichnungen (Anfänge von Spinnge- 
fälsen ?) 

Von einem Lärvchen, welches wahrscheinlich in dies Stadium gehörte, kam die Unterseite des Kopfes so schön 
ausgebreitet zu liegen, dafs ich sie Fig. 15. zeichnen konnte. Auch hier sieht man die Oberkiefer wieder sehr stark 
und besonders auffallend war mir die Figur in der Mittellinie mit ihrem spitzen Fortsatze, aus welcher sich wohl später 
die Unterlippe herausbildet. 


ANOMALON. ENTWICckELUNG. 33 


des Sackes losgingen und unbemerkt im Wasser umherschwammen, und als ich die todte Larve 
zwischen den Glasquetscher brachte, sah ich deutlich, dafs eine doppelte Haut da sei und dafs 
die äufsere (alte, abzustreifende) schon an mehreren Stellen, besonders am Sehwanze, sich gelöst 
habe. Ob es nun nicht auch so in der Raupe hergeht? Die Larve häutet sich: die abgestreifte 
Haut bläht sich anfänglich sehr auf, wird dann aber von dem wachsenden Thiere immer mehr 
ausgefüllt, bis sie platzt, und ihre Überreste unbemerkt unter die Lappen des Fettkörpers ge- 
mengt, später auch wohl ganz resorbirt werden; die Larve bleibt dann vielleicht kurze Zeit ohne 
Sack, oder es bereitet sich auch unter dem alten schon wieder eine neue Häutung vor. Die 
verschiedene Gröfse dieser Hülle, welche ich bei meinen zahlreichen Sectionen bemerkte, spräche 
dafür. Ganz ohne Sack habe ich aber von diesem 3ten Stadio an bis zur Verpup- 
pung des Thiers kein Stück gefunden. 

Die Tracheen sind vollständig ausgebildet und nach allen Seiten, selbst bis in den Kopf 
und durch den ganzen Schwanz unendlich fein und zierlich verzweigt. Es war mir aber nicht 
möglich, Stigmata zu entdecken, obgleich ich bei starker Vergröfserung die Punkte genau bemer- 
ken konnte, an welchen die 'Tracheen an der Haut fest salsen; die Bogen, welche von einem 
solchen Punkte zum andern gingen, waren jedoch vollkommen beweglich. Hat es mit meiner 
Ansicht über die Bedeutung des Sackes seine Richtigkeit, so möchte aiese Einrichtung die Tren- 
nung der Tracheen von der Haut erleichtern; denn ich setze voraus, dafs sich die neue Haut 
dicht unter der alten bildet. 

Die Mundtheile sind in diesem Stadio viel kräftiger, als im vorigen, ja wunderbar genug, deut- 
licher ausgebildet, als im nächstfolgenden, letzten. Die Oberkiefer sind ein Paar kräftige, braune 
Hornzangen, die man häufig sich bewegen und die Spitzen kreuzen sieht. Dicht unter denselben 
liegen ein Paar 3-gliedrige, gewils den Unterkiefern angehörige Theile, die man, wenn man die dicke 
Basalwulst für den Unterkiefer selbst ansprechen wollte, für 2-gliedrige Taster ansehen könnte, 
Unter diesen und mehr nach innen befindet sich ein hufeisenförmiger Hornstreifen und ein Paar 
1-gliedrige, in einem Grübehen betindliche Fortsätze — Unterlippe nebst den Tastern. Die grofse 
herzförmige Fläche, welche die Mundtheile von unten begrenzt und stützt und an ihrer Peri- 
pherie 2 Paare kleiner Grübehen (Stigmata, als Communication mit den Tracheen?) hat, ist dem 
Kinn zu vergleichen. Zwischen der Oberlippe und den Oberkiefern deutet eine dunkle Stelle 
den Eingang zur Speiseröhre an. Über der Oberlippe bemerkte ich noch ein Paar deutlich 
2-gliedrige Körperehen, welche offenbar Fühler vorstellen. Der Kopf ist überdiefs verhältnifs- 
mälsig grofs, stark und hornig, und weicht darin vielleicht von allen Schmarotzerlarven - Köpfen, 
die man eigentlich nur Kopftheile nennen kann, ab; er tritt aber auch in dem letzten Stadio, 
wenn ich so sagen darf, wieder in den untergeordneten Rang der Schmarotzerlarven-Köpfe ein. 
Warum er aber so lange so auffallend begünstigt wurde, ist mir unerklärlich, da doch die Larve in 
ihrem Sacke weniger, als irgend eine andere saugende Larve damit ausrichten kaun. Man muls 
hier die Idee von Nutzen und Schaden ganz fallen lassen und in dieser Einrichtung nur die Andeu- 
tung einer Entwickelungsstufe erkennen, deren Richtung vielleicht später noch einmal aufgefun- 
den wird. 

Der Schwanz verdient hier noch einige Berücksichtigung: er ist seit dem 2ten Stadio merklich 
kürzer geworden und hat eine mehr sichelförmige Gestalt angenommen. Auf den physiologischen 
Zusammenhang dieser Erscheinung kommen wir vielleicht, wenn wir die mit dem Verschrumpfen 
des Schwanzes gleichzeitig eingetretene Tracheen-Entfaltung beachten. Sollte hier nicht ein 
kiemenähnliches Organ, wie in der Schwanzblase von Mierogaster zu suchen sein, welches durch 
die Hervorbildung der Tracheen allmälig zurückgedrängt und ersetzt wird? Sollten die Eier die 

11* 


S4 ICHNEUMONIDES. ANOMALON. 


ses Anomalon eben so gestielt sein, wie die von Ophion, und diese Stiele nach dem Ausschlüpfen 
der Larven noch einen Schwanz an denselben zurücklassen? Im 4ten und lezten Sadio werden wir 
kaum mehr eine Spur von diesem Schwanze finden. 

Das 4te und letzte Stadium, bis zu welchem es vielleicht noch interessante, mir entgan- 
gene Mittelstufen giebt, finde ich in den von mir gezeichneten und gleich im Eingange beschriebenen 
Fig. 18, 19. Das Inseet tritt hier aus der Reihe der Infusorien - Stufen heraus und in die der übrigen 
Schmarotzerlarven, welchen es nun erst ähnelt, ein. Die auffallendste Erscheinung, wenn wir 
dies Stadium mit den früheren vergleichen, ist folgende: der Schwanz ist ganz verschwunden, 
der Kopf ‚hat die starke, hornige Beschaffenheit verloren, ist verhältnifsmäfsig kleiner geworden 
und die Mundtheile haben ganz den indifferenten, das Saugegeschäft andeutenden Character der 
übrigen Ichneumonen-Larven angenommen (8. Fig. 20. deren Einzelheiten sich aus dem früheren 
erklären und auch gleich im Eingange bei der Beschreibung der ausgewachsenen Larve erwähnt 
wurden). Auch hat sich die ganze Scene des Larvenlebens verändert. Während wir in allen 
frühern Stadien die Larve frei in der Bauchhöhle der sich noch bewegenden, ja noch fressenden, 
übrigens aber in ihren Intestinis ganz unversehrten Raupe herumschwimmen sehen und aus der 
grünen Farbe ihres Darminhaltes auf eine Aufnahme des grünen Bauchsaftes der Raupe schliefsen 
dürfen, finden wir jetzt im 4ten die gröfser gewordene oder ganz ausgewachsene Larve einge- 
engt und weniger mehr mit der Aufnahme von Nahrung, als mit dem Behaupten ihres Platzes 
in dem immer mehr verderbenden Wohnungsthiere beschäftigt. Ich ziehe hier die Bemerkungen 
aus meinem Tagebuche vom J. 1841 in einer Note aus) 


*) Am 6ten Mai zerschneide ich mehrere, schon längere Zeit gefütterte Raupen, welche aber sehr matt waren und 
wahrscheinlich in wenigen Tagen schon gestorben wären. Sie enthalten die Anomalon-Larve. Die eine hat über 
7% Länge und 1," Dieke. Der sehr dieke spangrüne Darm schimmert durch 10 Larvenringe hindurch. Wird Ver- 
suches halber in ein Wasserglas gelegt. Den Tten liegt der gehäutete Larvenkopf daneben, den Sten zieht sich die 
Larve zusammen, wie zur Verpuppung. Noch bemerkt man die grüne Farbe durehschimmernd- Den ten ist nur noch 
der Vordertheil grünlich, der Hintertheil (künftiges abdomen?) wird aber hellgelb, zugleich welk uud ist Abends faulig, 
Wahrscheinlich war der lehneumon in demselben Grade krank, wie die Raupe sich krank gezeigt hatte. Ein ähnlicher 
Fall. in welehem ein kranker Ichneumon ein krankes Wohnungsthier inne hatte, ist folgender. Eine Raupe stirbt in 
dem Moment, als unter ihrem Balge schon die fertige Puppe steckt. In ihrem obern Theile liegt eine Anomalon-Larve 
zwar noch lebendig und beweglich, jedoch in einem für diese Zeit so verkümmerten ande’ (kaum 5" lang), dals 
ihre vollständige Ausbildung wohl nieht erfolgt sein würde. Am 10. Mai fand ich in meinem Zwinger eine Spinner- 
puppe von 13° Länge. Sie hatte schon alle Beweglichkeit verloren, wahrscheinlich aber erst seit einigen Stunden. 
Auch das übrige deutete auf eine (durch Schmarotzer verursachte) Krankheit; denn die Puppenhülse erschien sehr 
brüchig und der Cocon, welchen sich die Raupe vor der Verpuppung noch gesponnen hatte, auffallend dünn und durch- 
sichtig. Beim Eröffnen der Puppenhülse fand ieh den Hinterleib gröfstentheils gefüllt mit einer chocoladenfarbenen 
fast gallertartigen, von feinen häutigen Substanzen (residua des Darmkanals?) durchzogenen, etwas übelriechenden 
Masse. In diesem Schlamme steckte das Schwanzende des Ichneumons, jedoch ohne besehmutzt zu sein, und sein 
vanzer Vordertheil erfüllte den leeren Vordertheil der Puppe; er war im Begriffe, den Larvenzustand zu verlassen 
und in den der Puppe überzugehen, wie es die Fig- 19. zeigt. 

Eine Scene, welche die beiden vorigen sehr interessant vermittelt, beobachtete ich um dieselbe Zeit. Eine schon 
früher von mir als krank erkannte Raupe hatte sieh den 2ten Mai versponnen und, wie ich durch den dünnen Cocon 
deutlich wahrnehmen konnte, den 10. sich verpuppt. Die Puppe, anfänglich weich und noch grün an Flügeln, Fülsen 
und dem gröfsten Theile des Rumpfes, ist sehr mobil und zeigt beim Stillliegen aullallende zuckende Bewegungen der 
Hinterleibsrne&, besonders wahrnehmbar in der Gegend der Stigmata. Ich wollte das Absterben derselben nicht ab- 
warten und eröffnete sie. Wunderbar! alle Eingeweide sind vollkommen in Ordnung, namentlich Fettkörper, Gallen- 
gefälse und Darmcanal unverletzt, ar Hoden besonders grofs, und dennoch liegt eine mächtige Ophionen-Larve von 
8 Länge und 3‘ Dieke in ihrer S-förmigen Stellung mit noch vorhandenen (aber ganz prall anliegenden) die abge- 
streifte Kopfhülle tragenden Sacke (so dafs der Kopf der Larve ganz weils erscheint) an der Bauchseite der Pappä; 


ANOMALON. ENTWICKELUNG. s5 


Endlich ist auch noch zu erwähnen, in welcher Verfassung ich die Puppe und Fliege unsres 
Anomalon in der Spinnerpuppe fand. Am 30. April hatten sich in meinem Lazareth- Zwinger 
2 Raupen versponnen, und am 9. Mai waren beide verpuppt. 

Die eine den Il. unbeweglich gewordene Puppe gebar den 30. eine muntere Wespe, welche 
„den 27. Juni starb. Die andere (von festerem, ganz undurehsichtigen Gespinnste umgebene) 
Puppe wurde den 12. Mai unbeweglich. Ich nehme sie den 1. Juni aus dem Cocon und öffne 
sie. Der Ichneumon ist schon vollständig gefärbt und kann einzelne Glieder frei bewegen. In 
der obern Hälfte der Spinnerpuppe befindet sich ein trockner, zarter, ziemlich durehsichtiger (Forst- 
insecten Band H. Taf. VII. F. P+. abgebildeter) Cocon, welcher nicht ganz fest an den innern 
Wandungen der Spinnerpuppe anliegt, sondern sie nur mit einzelnen faserigen Fäden berührt. 
An der untern Hälfte des Ichneumons konnte ich kein Gespinnst bemerken; mit dieser steckte 
er in der immer noch vorhandenen Chocoladen-Masse, ohne aber davon berührt und benetzt zu 
werden; ich vermuthe daher, dafs diese Masse noch von einer feinen Haut umgeben ist und 
möchte es auch daraus schlielsen, dafs ich sie erst bei Anwendnug der Messerspitze zum Flielsen 
bringen konnte. Am 2. Juni kroch der Ichneumon schon herum. In mehreren andern Fällen 
überzeugte ich mich, dals das Gespinnst des Ichneumons schon in der Gegend des Isten Hinter- 
leibsringes mit der Spinnerpuppenhülse verklebt war, die Chocoladenmasse sich also innerhalb 
desselben befand, wie ich das auch bei andern Ichneumonen beobachtete. Mehrmals sah ich 
deutlich eme Übereinstimmung der Lage des Ichneumens mit der der Spinnerpuppe: die Mund- 
theile beider palsten fast genau auf einander; jedoch ist das wohl nur Zufall gewesen. 

Wie haben wir uns nun das erste Entstehen des Insecets zu denken und wie 
lange dauert die ganze Metamorphose? 

Meines Wissens ist noch von Niemand ein genauer Bericht über die Begattung und das 
Eierlegen von Anomalon erstattet worden, obgleich mich hier und da wohl ein Forstmann ver- 
sicherte, von dem Anstechen der Raupen durch den Ichneumen Zeuge gewesen zu sein. Ich 
selbst habe zwar sehr oft gesehen, wie das Inseet, nach Art der übrigen Ichneumonen, eifrig 
auf den Kiefern mit vorgestreekten, vibrirenden Fühlern umhersuchte und von einem Aste auf 
den andern flog, auch habe ich ihm wohl Raupen in den Weg gelegt, in der Hoffnung, er würde 
sie vor meinen Augen anstechen; allein es glückte niemals, dies zu beobachten. Die Wunde, 
welche die Wespe mit ihrem kurzen Legebohrer der Raupe beibringt, mufs eine ziemlich be- 
trächtliche sein; denn ieh fand während des Winters meistens deutlich schwarze Flecke, öfters 
so grols, wie zwei Nadelknöpfe an den infieirten Raupen, und — vielleicht nur zufällig? — mehr- 
mals die Larve unmittelbar unter jenen Flecken. Jedoch habe ich auch Raupen mit Larven 
ohne alle äufsere Stichzeichen gehabt; diese mögen wohl an irgend einer versteckten oder stark 


die oben genannten Organe der Puppe nach deren Rückenwand drängend. — An einem andern Individuo beobachtete 
ich noch genauer. Unter den (später speciell aulzuführenden) von mir gefütterten und oft gewogenen Raupen war 
eine (no. 2. bezeichnet), welche vom 20. April bis zum 27. von 11 Gran Gewicht auf 30 Gran gekommen war. Sie 
verspinnt sich den 28.; der Cocon ist aber so schwach, dafs ich die Raupe, ohne sie zu verletzen, herausnehmen kann. 
So liegt sie bis zum $. in einem verkürzten Zustande, durch die eigenthümlichen Bewegungen des Hinterleibes an die 
bekannten Puppenbewegungen erinnernd, und geht endlich den 9. in eine sehr muntere, bewegliche, aber kleine Puppe 
über. Den 10. ist diese noch ganz lustig, wird aber den 11. schon träger und bewegt sich den 12. gar nicht mehr, 
obgleich sie noch weich ist. Jetzt zerschneide ich sie und finde eine ausgewachsene Anomalon-Larve im Innern. Von 
den innern Organen der Spinner-Puppe ist nichts mehr deutlich zu erkennen: sie sind zum Theile schon in die choco- 
ladenfarbene Masse übergegangen. Leider wurde die Larve beim Herausschälen, welches nicht ganz leicht zu bewerk- 
stelligen ist. verletzt und starb bald; aus ihrer Wunde quoll ein chocoladenfarbener Salt, dem der verwesenden Pup- 
penorgane gauz ähnlich. 


s6 ICHNEUMONIDES. ANOMALON. 


behaarten Stelle gesessen haben oder wieder verheilt gewesen sein. Und endlich habe ich eine 
Raupe mit deutlichen schwarzen Stichflecken gehabt, in welchen keine Spur eines Schmarotzers 
sich fand, vielleicht weil das Ei bald nach seinem Eintritt in die Raupe gestorben war. An 
einer Raupe bemerkte ich 5 — 6 solcher Stichflecke ganz deutlich, zum Beweise, dafs die Mut- 
terwespe, welche doch nur Ein Ei in die Raupe gelegt hatte, diese mehrmals vergeblich ange- 
stochen haben mufs. 

In sechstelwüchsigen Raupen (von 6 — 8’ Länge) fand ich die Ichneumonen-Larve nur 
sehr selten, und dann nur als äufserst kleines, dünnes, wahrscheinlich erst kürzlich aus dem Ei 
geschlüpftes Thierchen; gewöhnlich befand sie sich in den viertel- oder halbwüchsigen, und auch 
in diesen öfters noch als sehr kleine Larve, wie schon aus meinen Beschreibungen erhellt. 

Man darf also annehmen, dafs die etwa im August auskommenden Spinnerraupen im Sep- 
tember oder October gestochen werden — zu welcher Zeit ich auch die Wespen am Häufigsten 
herumfliegen sah —, und dafs die ganze Entwickelung des Anomalon eirca 3 Monate dauert, wenn 
wir die Monate November bis März als unthätige betrachten. Demnach wäre es möglich, ja sehr 
wahrscheinlich, dafs dieser Schmarotzer eine doppelte Generation hätte: wenn die Wespen nem- 
lich Ende Mai’s oder Anfang Juni’s ausfliegen, so finden sie bei grofser Verbreitung des Spin- 
ners genug Raupen, welche ihre Eier aufnehmen können. Diese 2te Brut wäre spätestens im 
September wieder flugfertig. In der That, ich habe auch öfters im August und September den 
Anomalon in meinem Zimmer fliegend gehabt, freilich ohne zu wissen, ob er von vorjährigen 
oder diesjährigen Eiern herrührte. 

Nur zweimal fand ich 2 Larven in Einer Raupe, 5l-mal waren sie einsam. Wahrscheinlich 
waren die ersteren von Zwei Müttern nach einander in die Raupe gelegt worden. (Noch ein 
hübscher Belag zu p.31.!). In der einen Raupe lebten beide, in der andern war eine Larve todt. 

Zehrt der Schmarotzer von irgend einem Organe der Raupe und Puppe vor- 
zugsweise? Ich glaube diese Frage entschieden mit Nein beantworten zu können. Ich habe 
mich sowohl bei Anomalon, wie bei mehreren andern Ichneumonen überzeugt, dafs es mit der alt- 
herkömmlichen Annahme des Fettkörper-Verzehrens eine Fabel ist, die man aus Mangel an eig- 
nen Untersuchungen sich ausdachte. Aus meinen frühern Angaben, selbst über den situs in 
der Puppe (p. 84. von der am 2. Mai versponnenen und den 10. verpuppten Raupe) geht her- 
vor, dafs alle Eingeweide erstaunlich lange unversehrt bleiben, dafs sie wenigstens im Vergleiche 
mit denen aus gesunden Raupen keinen sinnlich wahrnehmbaren Unterschied zeigen. Dafür spricht 
auch die verschiedene Lage, welche die Schmarotzer-Larve in verschiedenen Raupen hat: bald 
fand ieh sie näher dem Kopfe, bald näher dem After, am Häufigsten aber ziemlich in der Mitte 
der Raupe; sie lag meist dicht unter der Haut, mehr über, als unter dem Fettkörper, immer 
zwischen die Tracheenäste hineingeschoben, sonst aber ohne alle Continuität und durch das flot- 
tirende Wasser immer leicht herauszuspülen. Die Larve lebt also von der frei in der Bauchhöhle 
der Raupe befindlichen Flüssigkeit, und da diese immer spangrün ist, so erklärt sich auch das 
häufig grüne Contentum des Darmcanals der Larve. Dafs die Raupe dadurch nicht sehr belästigt 
wird, zeigen meine Fütterungsversuche (p. 17, 18.). Erst die Puppe erfährt eine wesentliche Störung 
ihrer Organe, wenn die Schmarotzer-Larve nicht mehr Platz hat und jene zusammendrängt: \ 
wahrscheinlich wird dadurch das Nervensystem primär belästigt (wie aus den vorher beschriebe- 
nen eigenthümlichen Zuckungen einer Puppe abgenommen werden dürfte), es erfolgt eine Läh- 
mung der Puppe und erst nach deren Absterben tritt ein Faulen der Eingeweide ein. 

Die Zählebigkeit der Larve wurde schon pag. 20. berührt. Hier noch einige speciellere 
Erörterungen. Am 7. April hatte ich eine Larve eintrocknen lassen. Erst am andern Tage 


AnomaLon ]. 87 


befeuchtete ich sie wieder; sie wurde bald wieder beweglich und bewegte den Mund, ja ich 
konnte sogar noch Versuche damit anstellen; sie wurde % Stunde lang in eine roth gefärbte 
Flüssigkeit gelegt; nach dem Zerquetschen unter dem Mikroskop kam eine Flüssigkeit aus der 
Schwanzspitze, welche zwar ungewöhnlich gelbbraun, aber nicht roth war. Den 21. April hatte 
ich 13 Larven aus sehr kranken Raupen zusammen. Obgleich das Wasser, in welches ich sie 
gesetzt hatte, wieder eingetrocknet war, lebten sie doch noch am Abend, und als ich das Was- 
ser lauwarm erneuert hatte, auch noch am andern Morgen, starben dann aber den 23. Am 
9. Mai setzte ich eine schon ziemlich erwachsene Larve 1 Stunde lang ohne Wasser der Sonne 
aus; sie wurde merklich matter, lebte aber noch bis zum andern Tage. 


I. Schildehen gelb oder röthlichgelb. 

1. A. eireumflexum. L. 9 — 14“ lang, sehr gestreckt. 2 Kopf und Rumpf meist schwarz. 
Hinterleib meist 3:!b’»:ı, Fühler braunroth. Die 2—3 ersten Glieder schwarz, das erste 
zuweilen unten gelvgefleckt. Am Kopfe sind röthlichgelb: Augenränder, gröfstentheils Mund und 
ein kegelförmiger nach der Stirn aufsteigender Fleck des Gesichts. Am Rumpfe sind immer 
gelbroth die Flügelschüppchen, und zuweilen mehr oder weniger deutlich Seitenfleekehen des 
Metathorax und Striche unter den Hinterflügeln und über den Mittelbeinen. Beine röthlichgelb, 
mit hellern Schenkelringen, an den hintern die Spitzen der Schenkel und Schienen stets schwarz; 
alle Hüften schwarz, zuweilen, besonders die hintern, hellgefleckt. Am Hinterleibe sind schwarz: 
eine Rückenkante des 2ten Ringes, und an der Seite des 3ten bis äten Ringes eine schmale 
Fleckenbinde, welche sich nach hinten verbreitert und die letzten Ringe mehr oder weniger ganz 
überzieht, immer jedoch die Bauchkante hell läfst. Aufser dem stark höckrig hervorragenden 
Schildehen ist noch in der Regel guttigelb ein Fleckchen des Freui. Flügel bräunlich - getrübt. 
Randmal röthlichbraun. & (aufser den schon im Gattungscharakter angegebenen Merkmalen) hat 
von Gesicht und Stirn bis zur Fühlerbasis, an der Unterseite der beiden ersten Fühlerglieder, 
an den ganzen Hüften des Isten und 2ten Paares und meist auch einem Fleckchen des dritten 
Citronengelb. 

Von dieser alten Linneschen Art hat Gravenhorst (deh. Eur. P. II. p. 617.) ein A. gi- 
ganteum getrennt, welches sich besonders durch die dunkle Farbe des Stielchens des Isten 
Hinterleibsringes, so wie durch helle Flecken an der Unterseite der Hüften und an den Seiten 
des Rumpfes unterscheiden soll. Ein gröfserer Vorrath von Exemplaren hat mich aber gelehrt, 
dals die unmerklichsten Übergänge, besonders in den schon bei A. eireumflexum meist ange- 
deuteten Flecken des Rumpfes, nachzuweisen sind und das A. giganteum nur als eine Varietät 
erscheinen lassen. 

Als eine eigenthümliche Erscheinung steht aber isolirt da 

2. A.unieolor, welches bei voller Uebereinstimmung mit A. eireumflexum doch der Flecken zur 
Seite des Rumpfes und an den Hüften gänzlich entbehrend; ferner nur der äufserste, 2-höckrige Theil 
des Schildehens braunroth, am Gesichte und Stirn nur einen feinen Mittelstreifen braunroth und 
endlich am Hinterleibe die schmale schwarze Fleckenbinde erst vom 4ten Ringe an hat; letztere 
erweitert sich auch plötzlich auf dem 5ten. Die Schenkelringe sind von derselben röthlichgelben 
Farbe, wie die Schenkel selbst. 

Von der wirklich specifischen Verschiedenheit dieser Art bin ich um so mehr überzeugt, als 
ich bei den zahlreichen Seetionen der Spinnerraupen, von denen beim Gattungscharakter die 
Rede war, kleine Unterschiede der Ophionen-Larven beobachtete, die ich damals auf verschiedene 
Entwickelungszustände deutete, welche jetzt aber passender durch das Vorkommen von 2 ver- 


Ss Icnhn£umonipEs. ANOMALON II. 


schiedenen Arten des Anomalon im Spinner ‚erklärt werden können. Alles was mir über Ent- 
wiekelung und Leben der im Kiefernspinner so gemeinen Art A. eircumflerum, bekannt gewor- 
den ist, habe ich als /ypus generis mitgetheilt. Hier wäre nur noch als einer Merkwürdigkeit 
zu erwähnen, dafs von A giganteum ein 2 aus der Puppe von Bombyx Trifolii erzogen wurde 
(Grav. p. 648.). Also wieder eine eireumvagirende Art, wenn auch die Raupen von Pini und 
Trifolii viel Ähnlichkeit mit einander haben und auch beide oft im Walde beisammen leben. 

3. A. biguttatum Grv. dem A. eireumflexum ebenfalls sehr ähnlich. Ich bringe ihn zur Sprache, 
weil ich ihn für einen, wiewohl seltnen, Schmarotzer des Kiefernspinners halte. Er ist kleiner 
und schlanker: das Stielehen beträgt mehr, als 4 der Hinterleibslänge. Gesicht und Stirn sind 
ganz gelb (bis zur Fühlerwurzel), die vordern und mittlern Hüften gröfstentheils hell. Die hin- 
tern Schenkelringe schwarz, die beiden röthlichgelben Metathoraxflecke besonders deutlich 
und grofs, und die Seiten der 4 ersten Hinterleibsringe entbehren, mit Ausnahme eines schmalen 
Schattenstreifens der Bauchkante, das Schwarz gänzlich. Die Fühler haben nur an der letzten 
Hälfte das Braunroth des eöreumflexi, indem dies auf der Basalhälfte allmälig in ein schmutziges 
Braun übergeht; hier sind auch feine, dunkle Ringel deutlich erkennbar. Das & unterscheidet 
sieh im Colorit hier nur dadurch, dafs die Mittelhüften so hell eitronengelb, wie die vordern sind. 


U. Schildehen schwarz. 
A. Fühler gröfstentheils hell. 


4. A. amietum Fbr. 11-14“ lang, äufserst gestreckt ($, 2). In Form, Farbenvertheilung und 
Sculptur dem gemeinen A. eöreumflexum ähnlich, aber noch gestreckter, obgleich ich glaube, dafs 
Gravenhorst, durch das Augenmals getäuscht, ein unrichtiges Verhältnils angegeben hat, in- 
dem er sagt (P. 11]. p. 650.). „.abdomen capite thoraceque fere quadruplo longius:“ an meinem 
grölsten Exemplare milst der (noch dazu ganz grade gestreckte) Hinterleib 10°, und Kopf und 
Rumpf zusammen 4, es existirt also noch nicht einmal ein Verhältnifs von 3: 1. Schildehen 
nieht sehr stark hervorragend, ziemlich grob-runzlig. Metathorax sehr grob-runzlig, mit einer Spur 
von Mittelrinne. Hintertarsen besonders beim $ sehr stark, das 2te Glied unten gerinnt. Gesicht 
und Stirn bis zur Fühlergegend, Mund und meist auch die ganze Backengegend und oft ein iso- 
jirtes Fleckchen am obern Augenrande, sowie das (oben oft schwarz gefleckte) 1ste Fühlerglied, 
ganz oder blofs unten hell, eitronengelb. Fühler an der Basalhälfte schmutzig rostroth, nach 
der Spitze allmälig heller. Rumpf meist ganz schwarz, nur Flügelschüppcehen bräunlichgelb, die Nähte 
an den Brustseiten und zuweilen einige grofse Flecken des Metathorax rostroth, Beine von 
den gelblichen und röthlichen Farben des’ A. eöreumflexi, aber die Schenkelringe wenig ver- 
schieden von der Farbe der Schenkel und die Hüften entweder ganz von derselben Farbe, oder 
doch nur die hintern mehr oder weniger schwarz. Am Hinterleibe meist nur die Rückenkante 
des 2ten, seltner auch des Isten Ringes schwarz, das Ende nur etwas schmutziger, nicht schwarz. 

Es ist noch eine Frage, ob unter den verschiedenen zu dieser Art gerechneten Individuen 
nicht mehrere Arten stecken; wenigstens deuten die Angaben Gravenhorst’s, dafs Richter 
zu Breslau die Wespe aus der Prozessionsraupe gezogen, er selbst sie aber in den Sudeten, (wo 
doch gewils keine Prozessionsraupen leben) gefangen habe, so wie das Vorkommen in verschie- 
denen andern Gegenden, wo jene Raupe auch fehlt, darauf hin: entweder, dafs hier verschiedene 
Thiere gemeint sind, oder dafs diese Art eireumvagirend ist, was freilich auch sehr möglich; so 
habe ich z. B. eins von meinen Stücken, welche gröfstentheils aus Borutin in Oberschlesien her- 
stammen, aus Sphinx Pinastri erzogen; es unterscheidet sich von den andern nur dadurch, dafs 
die mittlern Hüften heller, als die hintern sind; Gesicht und Wangen sind ganz gelb und am Me- 


Anomaron. I. B a. 89 


tathorax ist über den Hinterhüften bis.nach der Stielchenanheftung hin ein grofser rostrother 
Fleck; die dunkel rostrothen Hinterhüften haben nur innen, wo sie sich berühren, Schwarz; er- 
stes Fühlerglied heller, als die folgenden, sonst sind die Formen und Seulpturverhältnisse, wie 
bei den übrigen Stücken. Es wäre sehr auffallend, wenn dasselbe Thier in den kahlen Schwär- 
merraupen und zugleich in den äufserst haarigen Prozessionsraupen, die manche gar nicht für 
zugänglich halten, leben sollte. 

4. 4. Pinastri Hrt. 87.“ lang. Schwarz. Hinterleib roth mit schwarzer Basis und Spitze. 
Beine rotlı mit schwarzen Hüften. Fühler wenig länger, als Kopf und Thorax. Männchen mit 
gelbem Gesicht. 

Diese von Hrn. Hartig aus Sphinz Pinastri gezogene Art, deren Beschreibung ich seinem 
Jahresberichte (p: 269.) wörtlich entlehne, würde sich also vorzüglich durch auffallende Kürze 
der Fühler unterscheiden. ' 

5. 4. Klugii Hrt. 12° lang ($, 2). Schwarz. Hinterleib roth mit braunem Rücken des 2ten 
Segments; Brustrücken rothfleckig, Metathorax roth; Gesicht gelb; Fühler rostroth mit schwar- 
zer Basis und gelber Spitze. Körperform von A. eöreumflexum, Schildehen aber eben, ungefärbt. 

Vom Hrn. Oberförster Mufs aus Sphinx Pinastri erzogen. 

B. Fühler ganz schwarz oder schwarzbraun. 
a) Schenkel sämmtlich hell. 

6. A. zanthopus Grv. S— 9" (nach Gravenh. öfters nur 5% lang), sehr gestreckt. Sehr 
ähnlich (auch nach Gravenh. Versicherung) dem 4. amietum sowohl in Form, als Seulptur und 
Farbenvertheilung, wnterscheidet sich aber auf den ersten Blick durch weniger langen Hinterleib 
und dunkle Fühler, welche entweder ganz schwarzbraun oder nur auf der Unterseite etwas heller 
und dunkel geringelt sind, und auf der Unterseite des ersten Gliedes bei 2 und & (also nicht 
blofs bei den $, wie Gravenhorst sagt) Gelb haben; alsdann unterscheidet er sich aber 
auch meist durch die geringere Gröfse. Schildehen nur fein punktirt. Hinterhüften wenigstens 
zur Hälfte schwarz. Am Hinterleibe sind, aufser dem gewöhnlichen Rückenstreifen des 2ten 
Ringes, der 5te bis Ste grölstentheils schwarz. 

Ich habe diese Art mehrmals aus Puppen der Noctua piniperda, welche im Boytzenburg- 
schen gesammelt wurden, erzogen. 

7. A. gliscens Hart., soll nach den Jahresberichten (p. 260.) die 2teGravenhorstsche Va- 
vietät des Xanthopus sein, welche Gravenhorst besonders durch rothe Hinterhüften, rostrothe 
Oberseite der Fühler, gelbbraune Brustnähte und Metathoraxenden, sowie durch ganz schwarzes 
Ttes Hinterleibssegment eharaecterisirt. 

Gravenhorst’s Beschreibung ist aber nicht von der Art, dafs man danach genau bestimmen 
könnte, indem er einmal Merkmale, die genau so sind, wie bei Nanthopus, wiederholt, dann aber 
auch sich widerspricht, indem er gleich vorn ‚‚coxis postieis rufis‘“, und bald nachher ‚‚coxarum 
(seil. postiearum) basi et tibiarum apice nigris‘ sagt, und darauf käme doch viel an, ob die 
Hinterhüften ganz oder zum Theile roth wären. 

Wie Hrn. Hartig’s Exemplare in dieser Beziehung sind, erfahren wir nicht aus den Jahres- 
beriehten, da hier nur der Name steht. Sie wurden von Hrn. Oberförster Mufls aus Noctua 
piniperda erzogen; es ist also sehr wahrscheinlich, dafs sie mit den von mir als Xanthopus be- 
schriebenen zu Einer Art gehören, und dafs in der Eule nicht 2 so nahe verwandte Arten 
wohnen. 

8. A. capillosum Hrt. 3°‘ lang ($). Schwarz. Hinterleib blafs braunroth mit brauner 
Spitze und Rücken. Beine rothbraun mit schwarzer Basis der Hinterhüften, schwarzer Spitze 

12 


De, 


90 ICHNEUNONIDES, Axomaron II. B. 5, 


der Hintertibien. Kopf mit gelbem, silberhaarigem Gesicht. Ob die Fühler hell oder dunkel 
sind, ist in der Beschreibung nicht bemerkt. 

Hr. Hartig (lahresber. p. 265.) erzog diesen Ichneumon aus einer ’%“ langen 10-fülsigen, 
weilswarzigen Kiefernspannerraupe, welche blals zinnoberroth war, grünliche Längsstriemen und 
blalsbraunen Kopf und Brustfülse hatte. Geometra lituraria, wie er vermuthet, war dies wohl nicht. 

9. A. canaliculatum. 4—5'' lang, äulserst gestreckt und zart, sonst von Gestalt und Far- 
ben des A. amictum, nur dafs am Metathorax helle Farben fehlen, dafs der Hinterleib am Ende 
nach der Rückenkante hin sehr dunkel wird, und dafs die Hinterhüften nur selten etwas Schwarz 
haben; überhaupt geht hier ein Typus durch so viele Arten, dafs man, besonders bei der Nei- 
gung zu variiren, kaum weils, wo die eine Art aufhört und die andre anfängt, und es mehr dar- 
auf ankommt, irgend ein schneidendes Merkmal der Form zu finden, als die stets wandelbaren 
und wiederkehrenden der Farben wieder aufzuzählen. Besonders wichtig ist hier wohl das von 
allen Beschreibern übersehene Schildehen, welches bei allen Stücken dieselbe in der Mitte ver- 
tiefte Form hat, indem die Ränder etwas scharf hervortreten. Dies halte ich auch für das ein- 
zige sichere Kennzeichen, durch welches diese neue Art von A. faveolatum Grv., zu welcher 
sie Gravenhorst, wenn er von 3%“ Länge spricht, gebraeht zu haben scheint, getrennt 
werden kann. Ich besitze Exemplare dieser letztern Art von Gravenhorst selbst, welche ein 
vollkommen gewölbtes Schildchen haben. Bei einigen im Freien gefangenen Stücken, die ich 
nur hierher ziehen kann, wird allerdings das Schildehen an den Seiten schon etwas kantig, aber 
nie sehe ich bei ihnen die Kanten so hervortreten und die Mitte des Schildchens so stark ein- 
fallen, wie bei den kleinsten Stücken aus Tinea Evonymella. Als etwas Wesentliches dürfte 
dann noch anzusehen sein, dafs bei keinem meiner zahlreichen Stücke von canaliculatum die 
Schenkelringe der Hinterbeine wirklich schwarz werden. Durch diese Kennzeichen wird auch 
das kleine A. tenuicorne, dessen äulserst lange und dünne Fühler die Länge des ganzen Körpers 
haben, davon getrennt. 

A. flaveolatum Grv. hat Hr. Boie (Wiegmann’s Archiv. Jahrg. II. B. 2. p. 44.) in 20 
durchaus ähnlichen Exemplaren beider Geschlechter von 7—8“ Länge aus überwinterten Puppen 
der Noctua Batis erzogen. 


b) Hinterschenkel oder auch die vordern und mittlern zum Theile dunkel. 


10, _A. cerinops Grv. 9 lang ($, 2), mach Gravenhorst auch von 5— 9“ Länge) selır 
gestreckt. Diese Art ist wieder ein A. eireumflexum im Kleinen, oder wegen des ganz hellen 
Gesichts dem A. amietum noch ähnlicher. Am Gesichte machen sich ein Paar diagonale schwarze, 
eingedrückte Strichelchen über dem Kopfschilde bemerklich., An den Vorder- und Mittelbeinen 
sind beim 2 blols die Hüften, beim $ (wovon Gravenhorst aber nichts erwähnt) aber auch 
die Schenkelringe ganz oder zum Theile und ein Schenkelstrich schwarz; an den Hinterbeinen 
sind bei beiden Geschlechtern Hüften, Schenkelringe und der gröfste Theil der (nach Graven- 
horst zuweilen nur dunkelbraunen) Schenkel schwarz, beim 2 die Apophysen ganz hell, beim & 
aber auch ziemlich dunkel, und bei diesem auch die Tarsen theilweise dunkel angeräuchert, aber 
kein Glied ganz schwarz, Am Hinterleibe ist bei $ und 2 der gewöhnliche schwarze Rücken- 
strich des 2ten Ringes und beim $ aulserdem auch noch ein dunklerer Anfang des Stielchens. 
Beim 2 beginnt das die ganzen letzten Ringe einnehmende Schwarz am Ende des 4ten, beim 5 
aber erst am ten, erscheint aber bei diesem zuweilen schon in Form von kleinen Flecken gegen 
das Ende des ten und 4ten. Fühler ganz schwarz, nur auf der Unterseite des Isten Gliedes 
beim 2 mehr, beim $ weniger eitronengelb. Schildehen stark hervortretend, gewölbt, runzlig. 


CANPOoPLEX. 91 


Metathorax stark runzlig mit sehr schwach angedeuteter Mittelrinne. Beim & ist der 2te nervus 
recurrens genau interstitialis, beim 2 endet er ein klein wenig hinter dem Scheidenerven. 

Ich erhielt am 22. Mai des J. 1838 ein $ aus Dombyx coeruleocephala. Die Raupe hatte ich 
schon im Jahre 1837, da sie mir krank vorkam und hier und da in den Einschnitten schwarze 
Flecken zeigte, eingezwingert. Sie hatte sich bereits den 29. Juni versponnen; es ist hier also eine 
auffallend lange Zeit bis zum Erscheinen des Ichneumons verstrichen. 

Dasselbe Thier, und zwar wieder ein $, erzog Hr. Graff im Jahre 1843 aus der Puppe der 
eoeruleocephala. 

An diese Art schliefsen sich auch wieder mehrere nahe verwandte, namentlich A. melanoba- 
Zum Grv., welches sich indessen durch mehr Schwarz an den Beinen, namentlich schwarze 3 —5 
Tarsalglieder der Hinterbeine auszeichnen soll. Gravenhorst würde vielleicht das von mir zu 
A. cerinops gezogene 5 zu melanobatum als Varietät bringen. 


Gen. 2. Campoplex G. 

Auch hier finden wir den Hinterleibsstiel von Opkior, und zwar fast eben so lang und deutlich, 
wie bei Anomalon; nur bei wenigen Arten, wie z. B. C. cylindricus (der indessen wahrscheinlich 
nicht zu den Forstinseeten gehört) sich zu einem fast sitzenden verbreiternd.. Von den Banchis 
sind daher die Campopleges sehr gut unterschieden, und mit Ophion leiden die dünnen Hinter- 
tarsen keine Verwechselung. Der Hinterleib ist nicht so stark zusammengedrückt, wie bei 
Anomalon, meist auch nicht so stark, wie bei Paniscus, nähert sich aber Banchus in dieser 
Eigenschaft. Zu Banchus und Exetastes neigt sich auch diese Gattung hinsichtlich der Flügel- 
bildung: die Flügel werden gern ein klein wenig trübe; die mittlere Cubitalzelle (areola) ist 
klein und verzogen-dreieckig, allermeist mit einem deutlichen Stielchen, und als Ausnahme 
erscheint (b. €. flaviventris) an Statt dieser areola ein einfacher Nerv — dann ist der Übergang 
zu Porizon da, und nur das kleine Stigma unterscheidet noch von jenen mit riesigem Rand- 
male —, und als noch seltnere Ausnahme tritt ein halber Nerv an der Grenze der innern Cubital- 
und der Discoidalzelle auf (bei ©. semidivisus), etwa wie bei Ewetastes fornicator. Allermeist 
trifft der 2te nervus reeurrens auf die Mitte der Areola, selten auf deren äufsere Schenkel. Der 
Legebohrer ist etwas nach oben gekrümmt, meist nur wenig, aber doch stets deutlich her- 
vorragend, selten so lang, wie der halbe Hinterleib. Fühler ziemlich dünn, selten von Länge 
des ganzen Körpers. 

Mit einigen 'Tryphonen, z. B. dem T. seutulatus, grenzen einige (wie z. B. C. argentatus) so 
nahe, dafs alle Systematik zu Schanden wird, und hier vielleicht nur der Bohrer entscheidet. 
Auch zu Cryptus (z. B. dem 2 von €. longipes) neigt sich die Gattung, unterscheidet sich aber 
immer noch durch die Areola. 

Die Farben bieten wenig Abwechselung. Der Rumpf ist ganz schwarz mit gewöhnlicher 
Ausnahme des Flügelschüppehens. Kopf ganz schwarz, immer mit Ausnahme des Mundes und 
oft auch der hellen Unterseite des ersten Fühlergliedes; die Fühler werden gegen das Ende 
zuweilen braun. Hinterleib schwarz oder mit rothen Flecken oder Rändern, selten mit gelben 
Zeichnungen. Beine meist nur an der Wurzel schwarz, höchstens die hintern gröfstentheils dun- 
kel, sonst mit Roth, Gelb und Gelbweils (besonders an den mit doppelten weifslichen und 
schwärzlichen Ringen oft versehenen Hinterschienen) geziert. Diese letztern Theile variiren aber 
ungemein und man ist häufig in Verlegenheit, ob ein vorliegendes Stück auf die Beschreibung 
einer Gravenhorstschen Art, oder auf die Varietät einer andern Art palst. Daher ist es hier 


durchaus nöthig, auf andere constantere Merkmale zu sehen, ganz besonders auf die Sculptur 
12% 


92 ICHNEUMONIDES. CAMPOPLEX. 


des Metathorax, zuweilen auch auf seine ganze Form, wie es überall in meinen Beschreibungen 
und auch in der Sonderung in Unterseetionen geschehen ist. Wenn ich einige Arten, die ich 
nicht selbst vergleichen konnte, sondern nur nach Namen und Beschreibungen Anderer aufneh- 
men mufste, nicht richtig in dieser Beziehung unterbrachte, so liegt es daran, dafs dieser Sculp- 
turverhältnisse noch in keiner frühern Beschreibung Erwähnung geschieht. So leicht werde ich 
aber nicht gefehlt haben, da man aus den übrigen Eigenschaften und Verwandtschaften mit be- 
kannten Arten auch die Sculptur-Seetion so ziemlich errathen kann. Indessen schien es mir 
doch immer sicherer wegen der Aufnahme Gravenhorstscher Arten, dessen Sections - Merkmale 
voranzusetzen. 

Männchen und Weibchen unterscheiden sich, wie bei Anomalon. 

Es sind viele Arten aus Forstinsecten erzogen worden, obwohl nur wenige häufig zu sein 
scheinen. Fast alle leben in Raupen und Afterraupen, vorzüglich kleinen, besonders der Lophy- 
ren und nur eine Art stammt aus einem Netzflügler (Raphidia). Einige verfertigen einen tönn- 
chenförmigen, starken, schmutzig-weilsen Cocon, an jedem Ende mit einer schwarzen Zone, 
andere spinnen sich am Bauche der Larve fest, und die Lophyrenbewohner verwandeln sich 
sämmtlich innerhalb des Blattwespentönnchens, in denselben wahrscheinlich früher an der After- 
raupe saugend. 

Es giebt auch hier bestimmt eircumvagirende Arten. Man mols aber hier ganz besonders 
vorsichtig mit solehen Angaben sein und es ist, bei der selbst tüchtigen Entomologen begegnen- 
den Verwechselung, auf die Arten, welche Bechstein und Scharfenberg aus diesem oder 
jenem Inseet gezogen haben wollen, gar nichts zu geben. 


I. Mittlere Cubitalzelle (areola) vollständig vorhanden. 
A.  Hinterleib schwarz. 
a. Fühler schwarz. 


7) Vier deutliche, von scharfen Leistchen umgrenzie Metathorawschilder, die beiden obern fast halbkreisförmig, 
die untern langgezogen dreieckig. 


1. C. difformis Grv. 2% — 4%'" lang, gestreckt (3, 2). Areola klein, dreieckig oder 
rhomboidal, oft abgerundet, gestielt oder sitzend. Schildehen gewölbt, kaum bemerkbar punktirt. 
Mesothorax-Punkte ein klein wenig deutlicher. _ Metathorax gewölbt; in der Mitte zwischen den 
beiden dreieckigen Schildern bildet sich nur eine sehr schwache Rinne. Die beiden halbkreis- 
runden Metathoraxschilder durch sehr scharfe Leistehen überall geschlossen, sehr fein und sehr 
eng runzlig-punktirtt. Die dreieckigen, ziemlich grobrunzligen, nicht ganz bis zum Stielchen 
herabreichenden Schilder reichen mit ihren Leistehen bis zu den obern und nur das innere L. 
verläuft nach oben etwas undeutlich; der Mittelraum zwischen ihnen so grols, wie sie selbst, 
ziemlich grob-runzlig, aufserhalb derselben schwächer gerunzelt, durch Seidenhärchen fast ganz 
verdeckt.. Hinterleib etwas länger, als Kopf und Rumpf und etwa von halber Breite des Meso- 
thorax, gegen das Ende deutlich abgerundet-zusammengedrückt (8 von 2%"); das Stielchen 
rundlich, länger als die Verbreiterung, welche gewölbt und etwas. länger, als breit ist. 

Kopf, Rumpf und Hinterleib schwarz; am Kopf nur die Oberkiefer und Taster röthlichgelb; 
am Rumpfe Flügelschüppehen und Flügelwurzel strohgelb; Hinterleib nur an der vordern Bauch- 
kante braungrau durchscheinend. Beine röthlichgelb, ‚die 'vordern am Hellsten, Hüften, der 
gröfste Theil der Schenkelringe und selbst ein Theil der Apophysen schwarz. _Hintertarsen 
und äufserste Spitze der Hinterschienen stark angeräuchert.. Randmal gelbbraun, schwach durch- 
scheinend. 


CAnpoprex 1. 93 


Mit diesem $ stimmt in Seulptur und Farben ein von Hrn. Bouch& aus Tinea verbascella 
gezogenes 2 (von 3°) vollkommen überein, bei welchem der etwas nach oben gebogene, ziem- 
lich starke Bohrer mehr als die halbe Hinterleibslänge hat. Nur eins ist verdächtig: das Rand- 
mal ist hell strohgelb, stark durchscheinend. Ferner stimmt damit vollkommen überein ein 2 von 
44" Länge. 

Dagegen mufste 1 Stück ausscheiden, welches zwar genau die Farben und Gröfse der vori- 
gen theilte, aber viel gröbere Sceulptur zeigte und defshalb gewils einer andern Art angehört. 
Ich erhielt es mit dem vorher genau beschriebenen $ zusammen als €. difformis von Graven- 
horst selbst. Ich zog es vor, nach jenem und nicht nach diesem die Species zu beschreiben, 
weil mit jenem mehrere 2 übereinstimmten, das letztere aber ganz isolirt dastand. Was mögen 
hier also für Verwirrungen herrschen, wenn selbst in den gediegensten und neuesten Werken 
nicht die nöthige Auskunft ertheilt wird! 

Von Hrn. Prof. Leunis in Hildesheim erhielt ich ein Stück, welches nur so geringe Far- 
benabweichungen zeigt, dafs man es danach für Varietät des €. difformis hätte nehmen können; 
aber es hat gar keine Thoraxschilder (s. pag. 95. no. 9. am Ende). 

Hr. Hartig (Jahresber. p. 268.) sagt, dals er den C. diformis als Seltenheit aus Tortri« 
Buoliana erzogen habe. Nach Boie (Wiegm. Arch. II. 1. 40) im Juni aus Puppen von Tor- 
trix ameriana, und nach Hrn. Bouche (Gartenins. p. 154.) aus dispar. 

2 C. carbonarius. 4 lang (2). Von allen bekannten Arten selbst durch die Farben ver- 
schieden, vielleicht dem ebeninus Grv. am Ähnliehsten: Alles ist schwarz und nur die Spitzen der 
Apophysen, Schenkel, Schienen (an den Hinterbeinen auch diese nicht ganz) und der gröfste 
Theil der Tarsen der Vorder- und Mittelbeine, sowie das letzte Kiefertasterglied ist gelbroth 
oder rothgelb. Legebohrer kaum vorragend. Mesothorax sehr fein. Schildehen etwas stärker 
punktirt. Metathoraxschilder deutlich umleistet. Nervus recurrens fast interstitialis. 

Ich erzog 1 2 aus einer Oberschlesischen Raupe von Bombyx antiqua. Die Raupe blieb 
wohlerhalten. Am Bauche derselben hatte sich die Larve durchgefressen und in weilsem Ge- 
spinnste, welches fest am Blatte klebte, verpuppt, war dann aber, als imago, am Rücken der 
Raupe durch ein hirsekorngrofses Loch hervorgebrochen. Dasselbe Thier erzog Hr. Graff aus 
Bombyx fascelina. 

Am 1. April erzog ich aus einem grofsen Haufen Tönnchen des Loph. Pini ein Thierchen; 
welches in Gröfse und Seulptur vollkommen als & hierher pafst und selbst in den Farben nur 
folgende Verschiedenheiten zeigt. Flügelwurzel und Schüppchen, Oberkiefer, Taster, sowie Basen 
der Vorder- und Mittelbeine und ein Punkt an der Unterseite des Isten Fühlergliedes sind gelb 
und der nervus recurrens stöfst auf die Mitte der Areola; auch ist der Hinterleib schwach ange- 
drückt-weichharig. Ob doch wohl eine andere Art? 

3. €. lineolatus B£&. 3" lg. (2) ist wegen seines sehr schmalen, stark zusammengedrückten 
Hinterleibes, trotz der Übereinstimmung der Farben, von €. difformis geschieden. Er zeigt auch 
dieselben Seulpturverhältnisse, steht aber ganz einzig da in der Eigenthümlichkeit einer tiefen 
Mulde, welche schon zwischen den halbkreisförmigen Schillern des Metathorax entspringt und 
zwischen den Hinterschildern bis zur Stielanheftung hinabläuft. Die Runzeln sind überall nur 
schwach und auf den Hinterschildern fast abgeglättet. 

Hr. Bouche& hat ihn häufig aus Tinea evonymella erzogen. 

4. €. Turionum Hrt. Wieder von Gröfse und Farben des ©. difformis, aber ausgezeichnet 
durch die ganz schwarzen Apophysen der Mittel- und Hinterbeine, die merklich schwarzen 
Enden der Hinterschenkel und Tibien und die an der Basis weilslichen, am Ende schwarzen 


94 IcHNEUMONIDES. CAmPpoPLex. 1. 


Hintertarsalglieder. Sculptur fast wie bei C. argentatus, aber die Mitte des Metathorax stärker 
eingedrückt und die Hinterschilder weniger deutlich umleistet. 

Ich erhielt ein Exemplar (ohne Hinterleib) von Hrn. Leunis. Wahrscheinlich ist die Art 
nur vorläufig benannt, ohne irgend wo beschrieben zu sein, und stammt, dem Namen nach, aus 
einem der gemeinen Kiefernwickler (Buoliana oder turionana). 

5. C. reteetus Hrt. 4 lang (2). Schwarz. Hinterleib wenig zusammengedrückt, abge- 
stutzt, schwarzbraun; Spitze des Bauches, Mund, Taster und Beine roth, vordere Hüften und 
Schenkelringe gelb, die hintern schwarz, Tarsen und Tibienspitze der Hinterbeine schwarz mit 
weifslicher Basis. 

Von Hr. Hartig einmal aus Tenthredo Pini erzogen. 

Ob übrigens diese Art, welche ich nur nach der Beschreibung in den Jahresber. (p. 272.) 
schildern konnte, hinsichtlich der Sculptur des Metathorax hierher gehört, kann ich nicht bestim- 
men, vermuthe es aber. 

6. C. albidus Grv. 2% — 5“ lang. Nähert sich dureh die ziemlich starke Metathorax- 
Mulde am meisten dem C. lineolatus, hat aber sehr stark ausgedrückte Runzeln und die Vorder- 
schilder sind auch nieht ganz schwach punktirt. Das Hinterleibsstielchen schwillt nach hinten 
besonders auffallend an und bildet hier einen gewölbten, etwas aufgeschwollenen Theil. Der 
Legebohrer hat fast die halbe Hinterleibslänge. Farben gröfstentheils wieder wie bei €. difformis, 
nur die Hinterschienen sind ganz anders gefärbt: ihr Gelb hat einen weifslichen Anflug, welcher 
am Deutlichsten unmittelbar an der Basis vor dem kleinen schwarzen Ringe eintritt, das Enddrit- 
theil schwarz. Auch die Basis der Hintertarsalglieder ist nebst den beiden Schienendornen weils- 
lich. Flügelschüppchen besonders grols und auffallend bräunlichgelb, die Flügelwurzel hell 
strohgelb. Die weilslichen, kurzen Härchen, mit denen der ganze Körper und besonders das 
Gesicht bekleidet ist, sind ziemlich auffallend. 

Die Beschreibung ist nach einem von Gravenhorst selbst herrührenden Exemplare gemacht 
und stimmt auch mit dessen Beschreibung der genuinen Art vollkommen. 

Hr. Hartig (Jahresber. p. 268.) hat diese Art sehr häufig aus Tortrix Buoliana erzogen. 

7. C. ineidens. 3% lang ($). Sculptur und Farben ziemlich wie bei ©. difformis, nur dafs 
die Punkte und Runzeln des Metathorax noch schwächer sind und die obern Schilder fast ganz 
glatt erscheinen, auch die Leistehen nur schwach, wenn auch deutlich. Besonders ausgezeichnet 
ist das Zusammentreffen des 2ten nervus recurrens mit dem äufsern Nerven der areola und die 
Theilung der linken areola durch einen kleinen Nerven in 2 vollkommen rechtwinklige kleine 
Dreiecke, welches letztere wohl nur als Monstrosität anzusehen wäre. Vorder- und Mittelhüften 
halb schwarz, halb hellgelb, die hintere nebst den Hinterschenkelringen ganz schwarz. Hinter- 
tibien und der gröfste Theil der Hintertarsen schwärzlich, erstere mit den gewöhnlichen, aber 
undeutlichen Ringen. 

Ich erhielt ein Stück von Hrn. Nördlinger, welcher es aus der Larve von Aaphidia Opki- 
opsis unter mulmiger Fichtenrinde erzogen hatte. Der Ichneumon sals in einem Gespinnste am 
Bauche der Larve. 


ii) Metathoraxschilder undeutlich umgrenzt oder ganz fehlend. 


8. €. trieolor Hrt. 3% lang (l 9. Die Gegend der Metathoraxschilder ist zwar ange- 
deutet, aber ohne Spur von Leistehen; man sieht nur 2 vom Ende des Metathorax aufsteigende 
Leistchen etwa auf der Mitte desselben zusammenstofsen. Die Gegend der obern Schilder 
fast ganz glatt und etwas glänzend, der untern schwach runzlig. Schildchen und Mesothorax 


CanpopLex 1. 95 


schwach, aber sehr dicht punktirt, matt. Hinterleib so lang, wie Kopf und Thorax zusammen, 
am Ende mäfsig zusammengedrückt ($). Kopf, Rumpf und Hinterleib rein schwarz. Oberkiefer, 
Taster, Flügelschüppchen und Vorderbeine fast eitronengelb, nur ein wenig bräunelnd. An den 
Mittelbeinen haben die Hüften schwarze Flecken, und an den Hinterbeinen sind die Hüften, 
Schenkelringe, Apophysen und fast die ganzen Schenkel (mit Ausnahme des bräunlichen Endes) 
schwarz. Hinterschienen stark weilslich, nur an der äufsersten Basis und am Endviertheil schwarz. 
Hintertarsen und Schienendornen ganz hell. An den Fühlern haben die 3 ersten Glieder etwas 
hellere Ringe an den Verbindungssteilen. 

Ich erhielt 1 $ von Hrn. Leunis, jedoch ohne Angabe des Wohnungsthieres, welches in- 
dessen doch höchst wahrscheinlich, da die Art von Hrn. Hartig herrührt, ein Forstinsect ist. 

9. C. conieus. 3% — 4“ lang (). Keine Spur von irgend einer Metathoraxleiste oder 
einer Schildbildung. Metathorax mehr kegelförmig, als walzig, runzlig, stark mit Seidenhaaren 
bedeckt. Schildehen und Mesothorax äufserst fein punktirt, fast glatt. Areola sehr klein drei- 
eckig, oder fast viereckig, gestielt. Hinterleib bald mehr, bald weniger stark gegen das Ende 
zusammengedrückt mit kaum hervorragendem Legebohrer. Das auffallend lange Stielchen geht 
sehr allmälig in den kurzen anschwellenden Theil des ersten Ringes über. Flügelschüppehen 
braunschwarz. Flügelwurzel strohgelb. "Taster gelblichweils. Hüften und Schenkelringe schwarz. 
An den Hinterbeinen die Schenkelspitzen und der gröfste Theil der Schienen und Tarsen matt- 
schwarz, das Übrige der Schienen und Tarsen weilslich. 

‘Von Hrn. Bouche aus Bombyx dispar erzogen. Die starken Tönnehen, in welchen die 
Verpuppung erfolgte, sind schmutzigweils und haben an beiden Enden eine dunkle Zone, 

Hierher gehört auch das bei €. difformis (p. 93.) erwähnte (Leunis) Stück, welches, obgleich 
in Farben mit jenen übereinstimmend, doch gewils eine sehr ausgezeichnete Art ist. Der Meta- 
thorax ist fast ganz walzenförmig, ohne Spur von irgend einem Schilde, grob-punktirt, in der 
Mitte etwas runzlig, hinten durch eine Querleiste begrenzt, von welcher kleine, schnell verschwin- 
dende Längsleistehen entspringen. (C. eylindrieus). Der Hinterleib fast sitzend. 


b. Erstes Fühlerglied unten hell. 


+) Vier deutliche, von scharfen Leistehen umgrenzte Metathorawschilder, die beiden obern fast halbkreisförmig, 
die untern langgezogen - dreieckig. 


10. C. armillatus Grv. 3 (nach Gravenhorst 2 — 3%) lang (3, 2). Schildleistehen 
sehr deutlich: die obern Schilder schwachpunktirt, die untern schwach runzlig; Mittellinie des 
Metathorax kaum eingedrückt, ziemlich stark runzlig. Schildehen und Mesothorax äulfserst fein 
punktirt, fast glatt. Hinterleib so lang, wie Kopf und Thorax zusammen, ziemlich schmal, be- 
sonders beim $. Legebohrer fast von halber Länge des Hinterleibes. Fühler fast von der Länge 
des ganzen Körpers. Areola klein, schief 3-eckig, gestielt. Schwarz. Taster, Kiefer, Flügel- 
schüppehen und Wurzel, sowie Hüften, Schenkelringe und Apophysen der beiden ersten Paare 
und Mitte und äufserste Basis der Hintertibien nebst Basis der Tarsen und Apophysen, zuweilen 
auch Schenkelringspitzen der Hinterbeine gelblichweils. An den Hinterbeinen sind Hüften und 
Schenkelringe, die beiden gewöhnlichen Schienenringe und der gröfste Theil der Tarsen schwarz. 
Randmal hell braungrau. Basis der Bauchkante hell durchscheinend. Unterseite des ersten Füh- 
lergliedes schmutzigweils. 

Ich habe diese Beschreibung, die auch im Wesentlichen mit Gravenhorst’s übereinstimmt, 
nach Exemplaren entworfen, die ich Hın. Hartig’s Güte verdanke; er erzog sie aus G@eometra 


fulvata (lahresber. p. 263.). 


96 IcunEUMONIDES. Canpoprex 1. 


11. ©. chrysostietus Gmel. Grv. 1% — 3“ lang (3,2). Wenn ich Gravenhorst’s Be- 
schreibungen von ©. armillatus und ehrysostietus vergleiche, finde ich durchaus keinen wesentlichen 
Unterschied; denn die helle Makel an der Seite des 3ten und 4ten Hinterleibsringes des chryso- 
stietus (welche ich an einem meiner Schwedischen Exemplare bemerke) kann auch, wie er selbst 
sagt, fehlen, und die Hüften können alle schwarz sein, und wiederum die mittlern und vordern 
sämmtlich gelb. Was blieben dann für Unterschiede? Daher stimmen denn auch die Exemplare, 
welche ich von Hrn. Hartig erhielt und die meinigen zahlreichen vollkommen mit den bei €. 
armillatus beschriebenen überein, nur dals an unsern fast überall (mit Ausnahme des einen Schwe- 
dischen) die „macula lateralis badia” fehlt; schwerlich wird man uns defshalb einwerfen, wir 
hätten nieht die rechten Stücke von €. chrysostietus. Auch das Weils des ersten Fühlergliedes 
fehlt an einem Schwedischen &. 

Hr. Hartig hat das Thier häufig aus Tinea cognatella erzogen, und bei mir ist es auch aus 
Puppen der padella in grolser Menge ausgekommen, eben so in Lund bei Hrn. Dahlbom. 

12. C. seniculus Grv. fast ‘4 lang, mit stark zusammengedrücktem, an der Bauchkante etwas 
röthlich durehschimmernden Hinterleibe mit kaum hervorragendem Bohrer. Areola äulserst klein, 
lang gestielt. Am schwarzen Rumpfe und Kopfe nur Flügelwurzel und Schüppcehen, Mundtheile 
und Unterseite des Isten Fühlergliedes gelb oder weifslich. Beine röthlich-braun und nur Hüften, 
Schenkelhöcker und Hinterschienen-Basis weilslich. Hinterhüften und Tarsen schwarz. Einmal 
von Hrn. Graff aus L. nemorum erzogen. Ein seltner Gast wählte sich einen seltnen Wirth! 


+1) Metathoraxschilder undeutlich umgrenzt oder ganz fehlend. 


13. C. pubescens. Ziemlich von Gröfse, Form und Farben des C. armillatus (oder ehrysostietus), 
aber verschieden durch unbedeutend schwarze Spitzen der röthlichgelben Hintertibien, und ganz 
besonders durch die fehlenden Leisten der Metathoraxschilder, welche überdiels so, wie die übrigen 
Körpertheile, besonders Schildehen, mit feinen weilsen Härchen bedeckt sind, dafs man von Seulptur 
nur undeutlich die feine Punktirung erkennt. 

Ich erzog einst ein $ aus Cimbex lucorum. 


B. Hinterleib schwarz und roth. 
a. Erstes Fühlerglied unten hell. 

14. C. argentatus F. 3— 4" lang, (2). Die Metathoraxschilder sind ganz deutlich umleistet, 
nur die Leistcehen, welche die vordern von den hintern trennen, verschwinden 
fast ganz, wodurch sich diese Art vorzüglich unterscheiden dürfte. Auch sind die Punkte und 
Runzeln des Metathorax schwach, die Mittelrinne zwischen den Schildern aber ziemlich bedeutend. 
Schildehen und Mesothorax äufserst fein punktirt. Der Hinterleib ist ungewöhnlich stark schon 
von der Mitte an zusammengedrückt. Legebohrer wenig (etwa % — 4, des Hinterleibes) vorragend, 
nach hinten und oben gerichtet, röthlich mit schwarzen Klappen. Stielchen wie gewöhnlich. Das 
Hinterleibsroth beginnt schon am Ende des 2ten Ringes und dehnt sich über den gröfsten Theil 
der übrigen Ringe aus, nur die Rückenkante und etwas vom Hinterrande schwarz lassend. Taster, 
Unter- und Oberkiefer, Unterseite des ersten Fühlergliedes, Flügelschüppehen und Wurzel, sowie 
Hüften und Schenkelringe der Vorder- und Mittelbeine von einem hellen Citronengelb. Die 
Mittelhüften haben zuweilen einen schwarzen Fleck und die hintern sind nebst den Schenkel- 
ringen ganz schwarz. An den Hinterbeinen sind dann noch schwarz: die äulserste Spitze der 
Schenke! (schwach), das Enddrittheil und ein schwaches Fleckchen hinter der weifslichen Basis 
der Schienen, sowie der gröfste Theil der Tarsen, welche eben so, wie die Schienendornen an 


mr 


CamporLex. I. B. 97 


der Basis (oft nur sehr wenig) weifslich sind. Die Fühler sind nur am Basalviertheil ganz 
schwarz und werden dann schmutzig rothbraun, dunkelgeringelt. Randmal fast ganz schwarz und 
undurchsichtig. 

Ob ich hier wirklich den (auf 2% — 2%“ angegebenen) Gravenhorstschen C. argentatus 
oder seinen (2% — 4‘ langen) longipes, welcher hellere Fühler haben soll, beschrieben habe, 
dürfte schwer zu entscheiden sein; die Exemplare von Hrn. Hartig zeigen mir, dafs er dasselbe 
Thier, wie ich, dafür genommen hat. Hr. Hartig (s. Jahresber. p. 272. und Aderflügl. Deutschl. 
p. 68, 131, 133, 137, 140, 160.) hat ihn besonders häufig aus verschiedenen Lophyren gezogen, 
auch ich erhielt ihn aus A. pallidus und beobachtete, dafs sein Gespinnst fast das ganze Innere 
des Tönnchens einnahm und dafs in demselben gleich nach dem Ausschlüpfen des Ichneumons 
sich ganz weiche dunkel chocoladenfarbene Massen (residua aus der Puppe) befanden. Die munter 
umherschwärmende Wespe entlehrte mehrmals an den Wänden des Zwingers Tröpfchen einer 
wasserhellen Flüssigkeit aus dem Bohrer. 

15. C.semidivisus. Dieser hat mit dem vorigen (dem angeblichen argentatus oder vielleicht 
longipes) die gröfste Ähnlichkeit und wurde mir auch von Hrn. Hartig als €. argentatus ge- 
schickt; allein er hat ein höchst auffallendes, bei keiner Art meiner Sammlung wieder vorkom- 
mendes Merkmal: die Iste Cubitalzelle verschmilzt nicht so vollständig mit der hinter ihr liegen- 
den Discoidalzelle, sondern wird bis zur Hälfte durch einen Scheidenerven gesondert. Da es an 
beiden Flügeln ganz auf dieselbe Weise ausgebildet ist, so kann ich es nicht für Monstrosität 
halten. In den Farben bemerke ich sonst keine wesentlichen Unterschiede von jenem, nur ist am 
Rücken und an der ganzen Spitze des Hinterleibes und an den Fühlern mehr Schwarz (was aber 
nur leider zu oft variirt). Ein Paar andre Stücke, ganz kürzlich aus Z. pallidus erzogen, bestär- 
ken mich in der wirklichen Verschiedenheit dieser Art, denn hier hat der Metathorax deutliche 
6 Rückenschilder, welche auch narbiger und runzliger sind. An dem einen Stücke fehlt der 
Scheidenerv auf der einen Seite gänzlich, während er auf der andern sehr grols ist, auch ist 
die areola gröfser, fast 5- eckig. 

Eine gröfsere Menge von Exemplaren wird über diese Dinge mehr entscheiden Es ist nicht 
unmöglich, dals diese die $ zu €. argentatus sind. Die $ von argentatus kennt Gravenhorst 
auch nicht. 


b. Erstes Fühlerglied unten nicht hell. 


16. C. rapax Grv. 3%“ lang (2). Metathoraxschilder deutlich und vollständig umleistet, 
die hintern wegen eines nach innen vorspringenden Winkels fast trapezoidal erscheinend; zwi- 
schen ihnen der Mittelraum flach. Mesothorax ziemlich deutlich punktirt, an einigen Stellen so- 
gar schwach runzlig. Hinterleib an der letzten Hälfte stark zusammengedrückt, mit wenig vor- 
ragendem Legebohrer. Oberkiefer und Taster sind fast ganz weils, nur schwach gelbelnd, eben 
so Flügelschüppchen und Wurzel. An den Beinen sind die Hüften ganz schwarz, und an den 
hintern der gröfste Theil der Schenkelringe und die beiden gewöhnlichen Schienenringe, sowie 
der gröfste Theil der Tarsen, das Übrige der Hinterschienen ungewöhnlich weilslich. Am Hin- 
terleibe hat nur der Iste und 4te Ring Roth, und zwar auch nicht ganz von Schwarz befreit, 
und die letzten Ringe sind ganz und gar schwarz. Fühler ganz schwarz. 

In der Gravenhorstschen Beschreibung ist nichts, was meinem Stücke, nach welchem ich 
beschrieben habe, wiederspräche; allein es fehlt darin die Farbeneigenthümlichkeit der Hinter- 
schienen, welche ich sehe. Dennoch habe ich mich bequemen müssen, jenen Namen anzu- 


nehmen. 
13 


98 ICHNEUMONIDES. CasporLex I. 


Mein Exemplar ist aus Bombyx Monacha erzogen und schlüpfte aus einem Tönnchen, wel- 
ches dieselbe schmutzig weifse Farbe und die schwarzen Zonen, wie das des C. conicus hat. 

17. C pugillator L. 4 — 6“ lang, zuweilen nur 3“, oder bis 6%‘ lang. Von den Meta- 
thoraxschildern ist nur jederseits ein vorderes, seitliches, dreieckiges, vollkommen ebenes 
übrig geblieben, und die Mittellinie des Metathorax bildet eine stark vertiefte, fein runz- 
lige, weichhaarige Rinne. Bohrer des 2 etwa nur = % der Hinterleibslänge. Areola meist 
etwas gestielt mit sehr diekem und kurzem Stielehen. Am Kopfe sind gewöhnlich nur die 
Taster ein wenig bräunlich. Hüften immer schwarz, meist auch die Schenkelhöcker und Apo- 
physen, sowie der gröfste Theil der Mittel- und Hinterbeine, an welchen meist nur die Schen- 
kelspitzen, und von den mittlern Schienen mehr, von den hintern wenig rothbraun sind. Die 
Schienen der Vorderbeine ganz und die Schenkel gröfstentheils röthlichgelb. Der 3te Hinterleibs- 
ring ganz und der 2te und 4te gröfstentheils gelbroth. Flügelschüppchen schwarzbraun. Flügel 
schwach angeräuchert. 

Es dienten mir einige nicht gezogene Exemplare zur Beschreibung. Ob sie dem Normal- 
pugillator angehören und welcher dieser ist, weils ich nicht; wahrscheinlich aber stecken unter 
den Gravenhorstschen zahlreichen Varietäten mehrere, und es ist zu vermuthen, dafs auch 
bei den andern Auctoren hier keine Übereinstimmung herrscht. Man erziehe fleifsig und be- 
schreibe dann! 

Wenn alle Schriftsteller einen und denselhen meinen, so würde der pugillator zu den Panto- 
phagen gehören. 1) soll er der von Scharfenberg (a. a. ©. Th. Ill, p. 962.) aus Bombyx Ziezae 
sein; 2) soll ihn nach Gravenhorst (Ichneum. 1I. p. 607.) Hr. Richter aus Pyralis fagana 
gezogen haben; 3) will ihn Hr. Boie (Wiegm. Arch. I. 1. p. 40.) aus einer Puppe von Noctua 
marginata und dann wieder aus Geometra brumata erzogen haben. 


UI. An Statt der areola nur Ein Nerv (Porizon?) 


18. C. flaviventris. 27“ Ig. (2). Eine in vieler Hinsicht sehr ausgezeichnete Art: I) sind 
die Schilder des Metathorax ganz glatt und fettglänzend und die Leistehen an manchen Stellen 
undeutlich; 2) befindet sich anstatt der areola ein einfacher Nerv; 3)ist das Randmal nicht linien- 
lanzettförmig, sondern dreieckig und ziemlich grofs; 4) bemerkt man vom Legebohrer äulserlich 
keine Spur; 5) ist der Bauch schon vom Ende des Stielchens an stark zusammengedrückt, und 
die häutige Masse erscheint hier blafs guttigelb, wie es Gravenhorst in keiner Seetion anführt. 
Die übrigen Farben stimmen mit C. armillatus, nur dafs Schenkel, Schienen und Tarsen der 
Hinterbeine gröfstentheils dunkelbraun sind mit geringer Ringandeutung der Hinterschienen. 

Ein Exemplar erzog Hr. Saxesen aus Tortröx strobilana und ein anderes kam bei mir 
aus mit Toririx strobilana gefüllten Fichtenzapfen aus; diese Art mufs also im Harze nicht sel- 
ten sein. 


Gen. d. Cremastus G. 


Die Gattung schliefst sich durch den langen, sehr zusammengedrückten, lang gestielten Hin- 
terleib am Meisten an Anomalon und Ophion an, unterscheidet sich aber von beiden sogleich 
durch den oben sanft gewölbten oder fast ganz flachen zweiten Hinterleibsring, dann auch von 
Anomalon durch die schlanken Hintertarsen, und von Ophion durch den einzigen auf die erste 
Cubitalzelle, laufenden nervus reeurrens. Auch an Campoplex wird man wieder erinnert durch 
die eigenthümliche Sculptur des Metathorax, auf welchem sich aber meist mehrere und noch an- 
ders gestaltete Schilder bilden, zum Theile auch durch den Habitus. In den Flügeln fehlt die 


ÜREMASTUS. Panıscus. 99 


areola regelmäfsig, welche wir bei Campoplex nur sehr selten vermissen. In dieser Beziehung 
entsteht eine grofse Ähnlichkeit mit einer bis jetzt noch nicht forstlich wichtig gewordenen 
Gattung, Porizon, bei welcher aber die Radialzelle bis fast zur Mitte des Flügels herabsteigt 
und mit ihrem Winkel fast auf den Nervus recurrens stöfst, während bei Cremastus ein Scheide- 
nery zwischen den beiden Cubitalzellen bleibt, welcher der halben Höhe des Randmals gleich- 
kommt. Beide Nerven treffen meist genau auf einander, wodurch sich die Gattung auch, sowie 
durch die nicht auffallend verdiekten Hinterschenkel, von Pachymerus unterscheidet. 

Die Weibchen haben einen lang hervorragenden Legebohrer, welcher entweder grade ist oder 
etwas abwärts gekrümmt. 

Es ist bis jetzt erst eine einzige Art aus Forstinsecten erzogen. Die Gravenhorstsche 
Eintheilung in die beiden Sectionen ‚mit hellem und mit dunklem Schilde“ wird hier also nicht 
nöthig. 

1. €. interruptor Grv. 3 — 4 lang ($, 2), äufserst gestreckt. Auf dem Metathorax 
entstehen 11, oder, wenn in der Mitte des langen Mittelschildes noch ein Querleistchen ist, 
12 Schilder, welche theils grob punktirt, theils (besonders das mittelste) ziemlich regelmälsig 
querrunzlig sind. - Der übrige Theil des Rumpfes ist deutlich und dicht punktirt. Der Hinterleib 
wohl 17% mal so lang, als Kopf und Rumpf zusammen, vom 3ten Ringe an messerförmig zusam- 
mengedrückt. Erster und zweiter Ring ziemlich flach, nadelrissig, das dünne Stielchen beträgt 
% des ersten Ringes. Der Legebohrer des Weibchens etwas länger als die halbe Hinterleibs- 
länge, nach der Spitze ein wenig abwärts gekrümmt. Flügel verhältnifsmäfsig kurz; der nervus 
recurrens trifft genau auf den Scheidenerven und ist etwa 1’; mal so lang, als dieser. Die Füh- 
ler machen etwas mehr als die halbe Körperlänge aus. Kopf, Rumpf und Hinterleib vorherr- 
schend schwarz; an den beiden erstern citronengelb: ein Ring um die Augen, weleher beim & 
breiter und vollständiger ist und hier wohl gar quer über das Gesicht zusammentlielst, oder wenig- 
stens kleine bunte Flecken bildet, alsdann kleine schmutzige Fleckchen an der Unterseite der 
Fühler, Kopfschild (beim 2 mit schwarzen Mittelstreifen) ferner die röthlich- und schwarz-spitzi- 
gen Oberkiefer und die schmutzigen Taster, alsdann einige Streifen des Pro- und Mesothorax 
und fast das ganze Schildchen. Am Hinterleibe ist die Bauchhaut gelblich und das Ende der 
meisten Hinterleibsringe breiter oder schmaler gelblich und röthlich, hier und da, besonders beim 
2, schwarz geflleckt. Die Beine theils röthlich, theils gelblich, die Hüften und Schenkelringe fast 
weils, die ersteren mit, besonders an den Hinterbeinen, breiter schwarzer Basis, auch die Schenkel- 
ringe, besonders wieder breit die hintern, und hier auch die Apophysen, mit schwärzlicher Basis, 
beim $ meist etwas mehr, als beim 2. An den Hinterbeinen der gröfste Theil der Schenkel, An- 
fang und Ende der Schienen und der gröfste Theil der Tarsen, sowie die Tarsen der Mittelbeine 
dunkel angeräuchert. Flügelsehüppchen und Wurzel hell citronengelb. Randmal schwarzbraun. 

Im Wesentlichen stimmt hiermit auch Gravenhorst’s Beschreibung; zu seinem confluens 
liefs sich unser Ichneumon nicht bringen. Er wurde schon öfters und immer häufig aus Tortrix 
Buoliana erzogen (s. auch Hartig’s Jahresber. p. 268.). 


Gen. 4 Paniscus GC. 


läfst sich hinsichtlich des zusammengedrückten, gestielten Hinterleibes und der dreieckigen areola 
am Ersten mit Anomalon, und Campoplex verwechseln; von der ersteren unterscheidet sich die . 
Gattung aber durch die nicht ungewöhnlich verdiekten Hintertarsen und von beiden durch den 
ersten Hinterleibsring, welcher langgezogen - kegelförmig ist und keinen merklichen Absatz zeigt da, 


wo das kurze Stielchen durch die Luftlochhöckerchen begrenzt wir. Von dem ebenfalls sehr 
13* 


100 ICHNEUMONIDES. Panıseus, 


nahe verwandten Ophion ist P. unterschieden durch das Vorhandensein einer areola. Die Try- 
phonen, unter welchen es ganz ähnliche Farben giebt (z. B. T. testaceus), haben nie einen so 
stark und der ganzen Länge nach zusammengedrückten Hinterleib. Die Fühler immer sehr lang, 
von Länge des ganzen Körpers. Der Legebohrer der 2 nur sehr wenig hervorragend. Die Tar- 
salhäkchen mit aufserordentlich starken Kammzähnen. Der Metathorax hat nur Andeutungen von 
Schildern, und gewöhnlich nur in der Mittellinie, an den Seiten und über dem Stielanuata Lei- 
sten, oder diese fehlen gänzlich. Herrschende Farben gelb, oft mit Schwarz. 

Aus der sehr artenarmen Gattung sind nur wenige Arten bis jetzt als Schmarotzer von 
Forstinsecten, namentlich nur- aus Afterraupen, bekannt geworden. 

1. P. glaucopterus Linn. 7 — 10 lang, also die gröfste bekannte Art. Übrigens noch 
verschieden durch das herrschende Gelbroth des Kopfes und Hinterleibes, welches nur von 
Schwarz unterbrochen ist: an Nebenaugen und Hinterhaupt und Oberkieferspitzen und den 4 oder 
5 letzten Hinterleibsringen. Der Rumpf ist gröfstentheils schwarz, das Schildchen rothgelb, 
bei einer Varietät aber auch fast der ganze Rücken gelbroth oder etwas bräunelnd. Die Beine 
haben nur an den Hüften meist etwas Schwarz. Flügel sammt Randımal rothgelb. Der Kör- 
per ist fast ganz glatt, und der Metathorax mit 2 eine schmale Rinne einschliefsenden Mittel- 
leisten und mehreren Seiten- und Endleisten. 

Ein Feind von Cimbex variabilis nach Hartig (lahresber. p. 68.) und Drewsen (Wieg- 
mann’s Arch. lahrg. 2. p. 38.). Der letztere bemerkt, dafs der Ichneumon sich im nächsten Som- 
mer entwickelt habe, die Blattwespen aber 12 Monate später erschienen. 

2. P. oblongopunetatus Hrt. 4‘ lang (4, 2). Scherbengelb, Augen und Nebenaugen 
braun; die innere Cubitalzelle mit einem linienförmigen Hornfleck, wie bei Ophion merdarius, 
ramidulus. 

Vom Hrn. Oberförster Muls aus Zophyrus rufus erzogen (selten. Hartig (Jahresber. 
p. 272.) 

3. P. testaceus Grv. Gewöhnlich 6 — 7‘ lang, nach Gravenhorst (Ichn. Ill. p. 627.) 
aber zuweilen nur 3° und bis 8 — 9“ lang. Der Rücken des Metathorax entbehrt jeder Spur 
von Leisten oder Rinnen und ist nur schwach und eng-querrunzlig. Die Areola sehr klein, fast 
gestielt, dreieckig, mit unvollkommenem äufsern Schenkel, das ganze 'Thier bräwnlichgelb, und 
nur zuweilen wird das Hinterleibsende etwas dunkler und die Nebenaugen liegen in einem dunk- 
len Felde. Von ähnlich gefärbten Arten (z. B. P. virgatus Grv.) unterscheidet ihn der unge- 
wöhnlich lange Bohrer der 2, welcher fast — % des Hinterleibes ist. 

Höchstwahrscheinlich sind die gestielten Eier, welche Gödart und besonders De Ge&er 
(s. das Allgem. p. 9.) an der Gabelschwanzraupe (Bombyx Vinula) beobachteten, von diesem 
Ichneumon. Drewsen (Wiegm. Arch. lahrg. 2. Bd. 2. p. 38.) erhielt am 4. Juni 3 $ und am 
7. Juni 5 2 aus einer Puppe der Finula. Hr. Bouch& (Garteninseet. p. 154) fand die Lar- 
ven in denen der Tenthredo lutea und Amerinae, in deren Puppenhüllen sie sich verwandeln. 


Gen. 5. Ophion F. 


steht wegen der beiden der innern (verschmolzenen) Cubitalzelle inserirten rückkehrenden Nerven 
ganz einzig da. Es kann also eine Verwechselung mit den andern Gattungen, welche einen ge- 
stielten und zusammengedrückten Hinterleib haben, unter denen Anomalon dieserhalb am Meisten 
hierher pafst, am Wenigsten vorkommen. Die Flügel zeigen manche sonderbare Eigenthümlichkeit 
in dem Vorhandensein von kleinen hornartigen Fleckchen in der innern Cubitalzelle einiger Arten, 
in dem Rudimente eines Scheidenerven zwischen innerer Cubital- und -Discoidalzelle einiger Arten, 


Ir 


Opniox. A. 101 


ferner in dem bald graden, bald verschieden geschwungenen Nerven zwischen Radial- und innerer 
Cubitalzelle. Legebohrer der 2 nur wenig hervorragend. 

Die Fühler sind immer sehr lang und hahen über 60 Glieder, wohl die gröfste bei Ichneu- 
monen und überhaupt bei Hymenopteren vorkommende Zahl. Der Metathorax ist bald schwä- 
cher, bald stärker runzlig, meist ohne ausgezeichnete Schilderbildung. Die Häkchen der Tarsen 
zeichnen sich durchzierliche, bald feinere, bald gröbere Kammzähne aus, welche der Wespe wohl 
zum Festhalten, wenn sie auf den glatten, nackten Raupen sitzen, dienen mögen. Die herr- 
schende Farbe ist ein bräunliches, bald helleres bald schmutzigeres Gelb, welches nur bei wenigen 
Arten durch etwas Schwarz unterbrochen wird. Hellgelbe Streifen und Flecken haben einige. 
Gewils läfst man sich aber dadurch öfters verleiten, zusammenzuwerfen, was doch noch verschie- 
den ist. So bin ich überzeugt, dafs die gelb- und rothblässigen, welche Gravenhorst bei der 
Beschreibung von ©. obscurus erwähnt (J1]. 689.) zwei verschiedenen Arten mit anderer Seulptur 
des Metathorax gehören. 

Es wurden bis jetzt nur wenige Arten, von manchen aber viele Individuen, aus Raupen und 
Afterraupen erzogen. 

Die Ophionen sind träger, als die übrigen Ichneumonen und bewegen auch beim Suchen nach 
ihrer Beute die Fühler nicht so schnell und vibrirend, wie andre. Sie haben einen sehr kräfti- 
gen Flügelschlag, so dafs man das Schwirren bis in eine Entfernung von mehreren Schritten 
hören kann. be 


A. In der innersten, aus zwei Zellen verschmolzenen Cubitalzelle, L—2 Hornfleckchen. 


1. O.merdarius Grv. 6—9"lg. (4, 9) .Metathorax stark und dicht runzlig. Schildehen und 
Mesothorax fein punktirt. Der innere Nerv der Radialzelle leicht geschwungen. Kammzähne der 
Häkchen sehr grofs und stark. Die allgemein herrschende braungelbe Farbe wird nur an folgen- 
den Stellen unterbrochen: Augenränder (selten nach innen bis über das halbe Gesicht hervor- 
tretend), meist auch Fühlerbasis und Lefze, auch ein Stückchen an der Basis der Bauchhaut 
hell eitronengelb. Hinterleibsende braungrau. Legebohrer nur wenig nach vorn und unten her- 
vortretend. 

Eine der gemeinsten Arten, welche eben so in den Raupen der Noctua piniperda schmarozt, 
wie Banchus. Uber ihr Verhalten bis zum Verspinnen ist mir nichts bekannt geworden. Auch 
Hr. Hartig (/ahresber. p. 260.) sagt nur (wie es scheint von Banchus compressus und Ophion 
ramidulus gemeinschaftlich): ‚‚Merkwürdig, dafs die ersten Fäden, mit denen sich die ausge- 
krochene Made unterm Moose einspinnt, schneeweils sind, während das Hauptgespinnst schwarz 
ist.“ Wahrscheinlich ist dies nur aus der Ansicht des zergliederten Cocons entnommen, und 
nicht aus einer Beobachtung der Larve im Augenblicke des Spinnens. Ich habe die Tönnchen 
häufig zur Zeit eines Eulenfrafses im Winter unterm Moose gefunden, wiewohl immer seltner, 
als die von Banchus. Die Tönnchen beider haben viel Ähnlichkeit mit einander, die des Ophion 
sind aber stumpfer und sehen wie Lophyren-Tönnchen aus, nur dafs sie noch gröfser, als die 
gröfsten von L. nemorum sind (6 — 7" lang und 2%‘ breit) und auf dem dunklen braunschwar- 
zen Grunde eine, das mittlere Drittheil einnehmende hellere Zone haben. Sie bestehen aus meh- 
reren Gespinnstlagen, und diese lassen sich wegen ihrer Trockenheit und Sprödigkeit mit einem 
starken Silberschaume vergleichen. Über die Larve kann ich nichts mit Gewilsheit angeben. 
Als ich die Tönnchen aufschnitt, fand ich schon den ausgebildeten Ichneumon darin, und zwar 
eben so in einer schmierigen, weichen Masse, wie ich sie bei Banchus compressus beschrieben 
habe. Wenn sich der Ichneumon aus seinen Tönnchen befreit, benimmt er sich aber ganz anders, 


102 ICHNEUMORIDES. Oruorx B. 


als jener; denn er schneidet am Ende des Cocons ein eirkelrundes Deckelchen, welches noch 
nit einem Stückchen sitzen bleibt, ab, und ähnelt darin frappant den Lophyren, welche den 
Deckel, wegen ihres dicken Körpers nur etwas gröfser schneiden müssen. Die Öffnung erscheint 
nach dem Auskriechen oft, wie verklebt und enthält das Näpfchen (s. defshalb bei Banchus), 
wahrscheinlich weil die weichen Massen von dem Ichneumon bis zur Öffnung mitgenommen 
wurden. 

Ein Stück erhielt ich von Hrn. Krause, einem meiner Zuhörer, welcher es im April 1843 
aus einem Tönnchen des Lophyrus Pini erzogen haben will. 

Schmarotzer dieses Ophion ist Pezomachus Gravenhorsti (s. dort). 

2. 0. ramidulus Linn. Grv. Unterscheidet sich von dem vorigen nur durch das nur von 
einer bräunlichen Mittellinie unterbrochene Gelb des ganzen Gesichts, welches sich bei meinem 
Stücke sogar bis zum Scheitel hinaufzieht und die Augen ringförmig umgiebt, dann durch das 
wirkliche Schwarz der 3 letzten Hinterleibsringe, sowie durch die schwachen, hier und da in 
grobe Punkte übergehenden Runzeln des Metathorax. Auch ist die allgemeine Körperfarbe wohl 
etwas reiner und heller gelb. Die Fühler werden hier, wie bei merdarius, gegen die Spitze 
etwas schmutziger. 

Das Oberschlesische, von Hrn. Zebe herrührende Stück, welches mir hier zur Beschreibung 
diente, pafst auf die Gravenhorstsche Beschreibung vollkommen. Ob dies aber wirklich rami- 
dulus Linn. ist? Nach Linne’s kurzer Diagnose dürfte schwer auszumachen sein, ob er mer- 
darius oder ramidulus vor sich gehabt habe. 

Hr. Hartig (Jahresber. p. 260.) will O. ramidulus mit Banchus compressus, wie ich schon 
bei merdarius bemerkte, aus Noctua piniperda erzogen haben. Sollte das wirklich der Graven- 
horstsche ramidulus sein, den ich noch nicht erziehen konnte, oder hat Hr. Hartig den Linne- 
schen Namen auf die gemeinere Art angewandt und, wie ich, O. merdarius Grv. erzogen? 

3. O.inflexus. Den beiden vorigen äulserst ähnlich, aber bestimmt verschieden: der innere 
Nerv der Radialzelle sehr stark geschwungen, so dafs seine Basis mit dem Randmale parallel 
läuft; der Rücken des Metathorax weniger deutlich in einem glatten (vordern) und runzlichen 
(hintern) Theil geschieden und der letztere mit sehr grofsen und deutlich gesonderten, halbmond- 
förmig verlaufenden Runzeln, während diese bei den andern Arten verworren und chagrinartig 
sind. Nur im rechten Flügel 1 Hornfleckchen. Hinterleib am Ende wenig dunkier. Augenränder 
von der Kopffarbe nicht verschieden. Kammzähne sehr stark. 

Von Hrn. Graff 1 2 aus dem Cocon von Gastropacha lanestris erzogen. 


B. Die Cubitalzellen ganz klar und durchsichtig, ohne Flecken. 


4. ©. luteus Linn. Grv. Von der Gröfse und Gestalt des ©. merdarius, aber verschieden 
durch das Fehlen der Horfleckehen im Flügel, und den graden innern Nerven der Radialzelle, 
ferner durch das Vorhandensein eines Nerven-Rudiments zwischen innerer Cubitalzelle und Dis- 
coidalzelle, welches zuweilen den halben Raum beider combinirten Zellen durchläuft, und dann 
durch die beiden hellen Rückenstreifen des Rumpfes (,‚Prothoraeis“ wie Gravenhorst sagt) - 
und das meist helle Schildchen, auch durch schwächere Kammzähne der Häkchen. Die Leist- 
chen des Metathorax, selbst die gewöhnlich grofse Querleiste, schwinden fast ganz, und der 
Metathorax wird fast glatt. 

Ich besitze mehrere Stücke, welche ganz auf diese Gravenhorstsche Beschreibung pas- 
sen, aber nicht die hellen weilslichen Striche (wie sie bei ©. obsceurus, so schön und deutlich 
sind) haben. 


PACHYMERDS. 103 


Nach Gravenhorst (Jehn. Ill. p. 697.) rühren die merkwürdigen gestielten Eier, welche 
schon mehrere ältere Beobachter von der Gabelschwanzraupe wahrnalhmen, von diesem Ichneu- 
mon her, nach Hrn. Hartig’s und meiner Deutung aber von Paniseus testaceus (s. dort). 

Boie (Wiegm. Arch. II. 2. p. 39) erzog $ und 2 im Sommer (Juni, August) aus über- 
winterten Puppen von Noctua Absynthü, Cucubali und Pinastri. Sind hier nicht Verwechse- 
lungen mit andern Arten im Spiele? Ist hier unter Noctua Pinastri die Hübnersche gemeint? 
Hr. Bouch& (Garteninseet. p. 155.) erwähnt ihrer in verschiedenen Eulen- und Spinnerraupen. 

5. 0. obseurus F. Gr. Ist meist etwas schwächer als der vorige und unterscheidet sich 
schon in der Farbe durch zahlreiche weilsgelbe Striche, Ränder und Flecken des Körpers, nament- 
lich fast aller Nähte des Rumpfes. Gesicht braungelb, wie gewöhnlich. Auf dem Metathorax ent- 
stehen 5 — 6 deutlich umleistete Schilder hinter der (auch bei den andern Arten angedeuteten) 
grolsen Querleiste am Ende des 1sten Drittheils. 

Ein aus Forstinsecten herrührendes Stück verdanke ich Hrn. Hartig, ohne aber das Woh- 
nungsthier zu kennen. Nach Boie (Wiegm. Arch. Iahrg. 2. B. 2. p. 39.) aus vorjährigen Pup- 
pen von Noetua leporina. 


Gen. 6. Pachymerus G. 


Die Gattung hat wegen der fehlenden areola und des ziemlich stark zusammengedrückten 
Hinterleibes die meiste Ähnhichkeit mit Porizon (von welchem sie sich jedoch durch kleinere 
Radialzelle unterscheidet), ferner mit Cremastus (von welchem sie der aufserhalb des Scheide- 
nerven treffende nervus recurrens trennt). Von Campoplex und Mesochorus, mit welchem sie 
die Bildung des Hinterleibes — der jedoch in den meisten Fällen einen schärfer gekielten Rücken 
zeigt — oft gemein hat, unterscheidet sie die stets fehlende areola, und von Paniseus das dün- 
nere Hinterleibsstielehen. Von allen diesen, sowie von den entfernter stehenden Anomalon, 
Ophion wird Pachymerus dann überdies noch getrennt durch die dicken, kurzen Hinterschenkel, 
von welchen die Gattung ihren Namen erhielt. Entweder zeichnen sie sich, wenn sie nieht viel 
breiter, als die Hüften sind, dadurch aus, dafs sie fast nur so lang sind, wie diese, oder sie 
sind breiter als diese und etwa nur 1% — 2-mal so lang, als sie; meist führen sie auch an 
ihrer Vorder- oder Unterkante einen stärkern Zahn und mehrere schwächere. Der Metathorax 
hat entweder 14 sehr ausgezeichnete, regelmäfsige Schilder, oder sie fehlen fast ganz; diese sind 
zum Theile runzlich, zum Theile wie der übrige Rumpf punktirt. 

Die Weibchen haben einen hervorragenden Legebohrer, welcher aber immer kürzer, als der 
Hinterleib ist. 

Von den wenigen bekannten Arten ist nur eine aus Forstinseeten erzogen worden. 

1. P. vulnerator Pnz. 2 — 4" lang ($, 2). Diese Art ist von der andern bekannten (zu 
welcher ich noch eine neue, gedornte, aber wahrscheinlich nieht in Forstinseeten lebende Art 
entdeckt habe) verschieden durch die Hinterschenkel, welche breiter und wohl noch einmal so 
lang, als die Hüften sind und einen starken Dorn nebst 10 — 12 dahinter folgenden kleinen 
haben. Der Metathorax hat 15 sehr deutliche Schilder: die hintersten runzlig, die übrigen punk- 
tirt. Der Scheitel, auf welchem die Nebenaugen stehen, ist sehr schmal. Rumpf (mit Ausnahme 
des Flügelschüppehens), Kopf (mit Ausnahme des etwas bräunlichen Mundes, der innern Augenkreise 
und der Fühlerbasis theilweise) schwarz, und der Hinterleib schwarz mit breiter rother Querbinde 
beim $, beim 2 aber nur mit rothen Rändern am ®ten bis 3ten oder 4ten Ringe. Die Beine 
mit Ausnahme der schwarzen, am Ende bräunlichen Hüften und der gröfstentheils schwarzen 


104 IcHNEUMONIDES, Bancnus. 


Schenkelringe, sowie der angeräucherten Spitzen und Basalringe der Schienen und Tarsen der 
Hinterbeine und deren schwarze Dornen, braunroth. Bohrer des 2 % so lang, wie Hinterleib, 
Von Hrn. Hartig (Jahresber. p. 267.) und mir häufig aus Tortrix Buoliana erzogen. 


Gen. 7. Banchus. F. 


steht mit Exetastes unter allen zusammengedrücktleibigen Ichneumonen wegen des sitzenden Hin- 
terleibes allein da: der erste Ring ist nemlich nur kurz und von den beiden Seitenhöckerchen ist 
nur eine Spur von stielartiger Verdünnung, indem hier sogleich die Verbindung mit dem Meta- 
ihorax zu Stande kommt; die Breite des Stielrudiments unmittelbar vor den Höckerchen beträgt 
etwa y, oder wohl gar % der Länge des ersten Ringes. Der Hinterleib ist sehr merklich zu- 
sammengedrückt, bei den £ fast der ganzen Länge nach, bei den & mehr an den letzten Ringen, 
welehe daher oft eine um so schärfere Bauchkante erhalten und sich um so breiter (höher) gegen 
die Vorderhälfte absetzen; an der ersten Hälfte des Hinterleibes ist der Rücken gerundet, an 
der letzten scharfkantig. Nur bei dem & sieht man äufserlich etwas hervorragen, und das sind 
die beiden am obern Ende stehenden kurzen Schwänzchen und der meist am untern Ende nach 
hinten und unten etwas hervorragende öfters sogar gegen die Bauchkante etwas umgeschlagene 
penis mit seinen Klappen. Am Ende des 2 Hinterleibes sieht man keine Spur von Legebohrer, 
welcher sehr klein, sichelförmig, lang zugespitzt, und immer in den Hinterleib zurückgezogen ist. 
Die Flügel haben eine gewöhnliche, kleine, sitzende, dreieckige, oder, wenn man den kleinen 
hintern Winkel rechnet, rhomboidale areola. Der von dieser gegen die Flügel-Basis, aber mehr 
nach hinten strebende Nerv (unterer äufserer Nerv der combinirten Cubito-Disecoidalzelle) ist fast 
grade, oder macht nur dicht bei der areola eine leichte Biegung. Der Metathorax ist 
grobpunktirt, meist mit kleinen glatten Zwischenräumen, hier und da etwas runzlig, aber ohne 
Schilderbildung. Das Luftloch desselben tritt mit stark gewulsteten Rändern hervor. Das Schild- 
chen ragt stark hervor und trägt auf der Mitte meistentheils einen besonders bei den 2 ausge- 
zeichneten Dorn. Die Beine sind besonders stark und kräftig. Die Fühler sind beim & fast von 
der Länge des Körpers und entweder grade oder an der Spitze leicht umgebogen; beim $ aber 
sind sie merklich kürzer und machen an der Spitze 1% — 2 Spiren. Im Leben tragen sie beide 
Geschlechter grade, krümmen die Spitze aber schon, wenn beim Eintritt des Todes die Glieder- 
bewegungen anfangen schwerfälliger zu werden, bis mit der vollständigen Regungslosigkeit auch 
die Ringelung vollständig erfolgt ist, beim 2 immer mehr, als beim $. Farben meist schön bunt, 
d. h. Gelb oder Röthlich mit Schwarz wechselnd. Auch in dieser Beziehung unterscheiden sich 
die Geschlechter; denn bei dem & ist fast das ganze Gesicht gelb, das 2 hat aber nur die Augen- 
ringe hell. 

Gravenhorst (Jchneum. 11]. 375.) verwechselte $ und 2. Wahrscheinlich ist er durch die 
stärkere Endhälfte des Hinterleibes bei dem $ zu dieser Annahme verleitet worden; die Bildung 
der Fühler hätte aber allein schon abmahnen sollen. 

Im Gauzen sind nur wenige Arten dieser Gattung bekannt und unter ihnen nur 2 aus Forst- 
inseeten, und zwar aus glatten, kahlen Raupen. Die Wespen verbreiten, wenn man sie anfalst, 
einen penetranten Geruch, der dem aus aufgerührten Ameisenhaufen kommenden ähnlich ist. Sie 
haben ein sehr keckes, kühnes Wesen und ähneln darin den eigentlichen Wespen und Wegwes- 
pen sehr. Ueber ihre Entwickelung werde ich bei B. compressus etwas mittheilen. 

I. B. compressus. F. 4% — 6%“ lang. ($, 2). Der Dorn des Schildchens fehlt bei dieser 
Art nie, er erreicht bei beiden Geschlechtern öfters die halbe Höhe des Schildchens. Metathorax 
nemlich grob punktirt, auf der Oberseite nirgends runzlig, in der Mitte meist mit einem kleinen 


Bancuvs. 105 


Quereindrucke. Der von der areola nach-innen und hinten gehende Nerv fast ganz grade, nur 
am Anfange und Ende eine kleine Biegung machend. Kopf, Rumpf und Hinterleib vorherrschend 
schwarz; am Hinterleibe sind nur die Hinterränder der Ringe, am Breitesten an der Bauchseite, 
(selten recht schön klar an der Rückenseite) gelb oder: bräunlich; am Rumpf steht meist ein 
gelbes Fleckchen zu jeder Seite des Mesothorax-Vorderrandes und über den Hinterschenkeln, 
sowie ein Strich unter der Basis der Vorderflügel, welche bei den 2 meist, bis auf den Hüften- 
fleck, ganz fehlen oder sehr undeutlich sind. Der Schildehendorn bräunelt meist etwas. Am Kopfe 
sind gelb: beim 2 fast die ganzen Augenränder und Unterseite des ersten Fühlergliedes, beim & 
aufserdem noch Gesicht und Stirn, mit Ausnahme einer schwarzen Mittellinie, der Kopfschild 
und der gröfste Theil der Oberkiefer. Die Fühler oben schwarz oder braunschwarz, unten mehr 
oder weniger rothbraun. Mundtheile gröfstentheils röthlich oder bräunlich. An den Beinen sind 
schwarz: sämmtliche Hüften ganz oder gröfstentheils, die Mittel- und Hinterschenkelringe, wenig 
die vordern, dann die Schenkel am Meisten der hintern Beine, weniger der mittlern und am 
Wenigsten der vordern, und endlich das Schienenende der Hinterbeine. Das Übrige an den 
Beinen theils eitronengelb, theils stärker oder schwächer röthelnd. Flügelschüppchen schmutzig 
bräunlichgelb, am Innenrande mit einem schwarzen Fleckchen. Randmal graubraun. Im frischen 
Zustande sind die gelben Farben brillanter, als im trocknen. 

Die Larve ist 6 — 7“ lang, hell dottergelb mit den gewöhnlichen Mundtheilen der Ichneu- 
monen. Die Puppe ist 6° lang, hell dottergelb, nur am Hinterleibe etwas heller. Die Fühler 
reichen ($) bis zur Schwanzspitze, und das letzte Tarsalglied geht fast eben so weit. Vom Ge- 
schlechtsapparate auswendig keine Spur. Cocon 6 — 7‘ lang, in der Mitte fast 3° breit, nach 
beiden Enden merklich verschmälert, also fast doppelt-kegelförmig. Die in der Mitte des Tönn- 
chens herumlaufende Zone rührt daher, dafs zwischen den beiden Gespiunstplatten noch lockere 
Fäden befindlich sind; diese Partie ist mehr bräunlich, zum Theile silberglänzend, und daher rührt 
die hellere Farbe der Zone. Als eine solche locale Bildung kann man es nur betrachten; denn 
inwendig ist der Cocon überall gleichmäfsig glatt und glänzend, und auch auswendig mufs man 
schaben, ehe man auf die wollenartige Schicht kommt. 

In diesem Tönnchen liegt der Autochthon nackt und ohne weitere Hülle. Befreit sich die 
Wespe selbst daraus, so schneidet sie seitwärts unterhalb der Spitze ein rundliches Loch von 
der Gröfse eines starken Hanfkorns. Die rechte Gröfse, um hindurch zu kommen, glückt ihnen 
nicht immer gleich; denn sie müssen die Oflnung noch öfters erweitern, und man findet dels- 
halb in dem Zwinger, wo man sie erzog, eine Menge schwarzer, oft ringförmiger Spänchen. 

Öffnet man den Cocon vor der Zeit, so findet man den Hinterleib der Wespe noch von 
einer feuchten, schmierigen Masse umgeben, in welcher man bald die abgestreifte Puppenhaut 
herausfindet; es bleiben also Massen, wahrscheinlich aus dem Darmeanale herrührend, übrig, 
welche das Inseet nicht in den vollkommenen Zustand mit hinübernimmmt, während andre Insecten 
meist blofs die trockne, zarte Puppenhülle hinterlassen. Aus dieser sich gauz nach dem Ende 
des Cocons zurückziehenden Masse entsteht dann auch, wenn sie trocknet, das harte, schwarze 
Näpfehen, welches man im Cocon findet, dessen ich schon bei Ophion merdarius erwähnte, nament- 
lich wenn die Wespe im Cocon gestorben ist. Wo die Wespe glücklich das Tönnchen verlassen 
hat, findet man meist nur die weilse Puppenhaut und nur ein kleiner Theil bildet sich zum 
Näpfchen. 

Ich habe die Wespe öfters in grofser Menge da gezogen, wo ein Frals der Noctua pini- 
perda gewüthet hatte. Ihre Tönnchen liegen dann mit den Puppen der Forleule zusammen un- 


ter'm Moose. Ich erhielt immer 3 — 5-mal so viel $, als $. Einmal ist mir die Wespe unmit- 
14 


106 IcnnEuMoNIDES. ExETASTES. 


telbar aus der Puppe der Forleule hervorgekommen, Ferner besitze ich ein $, welches aus Bom- 
byx auriflua herrührt. 

Die Larve dieses Schmarotzers mufs nothwendig wieder von Schmarotzern bewohnt werden, 
Mehrere Male habe ich beim Öffnen der Tönnchen nicht die gelbe Banchus-Larve darin ge- 
funden, sondern eine weilse Larve, sicher von einem gröfsern Ichneumon herrührend, die ich 
aber nicht erziehen konnte. Alsdann habe ich an alten, trocknen, im Walde gesammelten Cocons 
verschiedene Formen und Gröfsen von Öffnungen gefunden, welche auf verschiedene Schmarotzer- 
Schmarotzer deuten: 1) ein feines, wie mit der Nadel gestochenes Löchelchen, durch welches 
nur eine kleine Pteromaline entschlüpfen konnte; 2) eines, wie mit einer starken Stecknadel ge- 
stochen. 

2. B. falcator F. 5— 7%" lang (&, 2). In Sculptur dem vorigen ziemlich ähnlich, jedoch 
bildet sich nie ein Quereindruck auf dem Metathorax. Der Dorn des Schildchens fehlt meist, 
oder er bildet nur ein kleines Höckerchen. Der von der areola ausgehende innere Nerv auch 
fast ganz grade. Die &$ ausgezeichnet gelbbunt: es stehen nemlich überall da, wo bei der vori- 
gen Art kleine oder verschwindende Flecke und Striche waren, hier grolse, und aufserdem noch 
auf dem Schildehen und oft auch auf dem Metathoraxrücken und dem Frenum, eben so auf 
Flügelwurzel und Schüppchen. Auch die Unterseite der Fühler ist fast ganz gelb, nur gegen 
das Ende etwas röthelnd.. An dem Hinterleibe ist meist mehr Gelb und Rothgelb, als Schwarz. 
Fühler und Kopf fast, wie bei voriger Art, nur dafs die, Fühler meist auch oberhalb von Gelb 
inselartig umgeben werden oder dafs sich wenigstens in der Mittellinie ein herzförmiger Fleck 
bildet. An den Beinen fehlt das Schwarz gänzlich an den Schenkeln und Schenkelringen, und ist 
auch an Hüften und Schienenspitzen sparsamer. Das 2 ist am Rumpfe ganz schwarz, und nur die 
Flügelschüppchen sind schmutzig rothbraun. Am Kopfe haben nur das erste Fühlerglied unten und 
der äufsere Augenring, selten auch der innere, sowie die Mundtheile, Rothbraun. Unterseite der 
Fühler schmutzig rothbraun. Der Hinterleib hat nur an der Basalhälfte, und zwar meist nur auf 
dem Rücken der Ringe, Rothbraun, während die Bauchhaut nur hell durchscheint; das Stielchen 
aber immer ganz oder gröfstentheils schwarz. An den Beinen sind schwarz: die ganzen Hüften 
und Hinterschienenspitzen, das Übrige ist ein mehr oder weniger gelbelndes Roth. Das Rand- 
mal röthelt bei beiden Geschlechtern stark, beim & etwas heller, als beim 2. 

Hr. Bouche (Naturgesch. p. 147.) erzog diese Art aus den Raupen von Geometra piniaria. 
Der Cocon scheint dem der vorigen Art sehr ähnlich zu sein. 


Gen. 8. Exetastes G. 


hat im Habitus sowohl, wie im Einzelnen die grölste Ähnlichkeit mit Banchus. Der stielförmige 
Ansatz des ersten Hinterleibsringes ist aber etwas länger, als bei jener Gattung, so dafs seine 
Breite an der Insertionsstelle % — ’, der Länge des ersten Ringes beträgt. Auch läuft eine 
deutliche Mittelrinne von der Basis des Stielchens bis über sein Ende hinaus. Ganz besonders 
unterscheidet diese Gattung der von der areola nach innen und hinten laufende Nerv, welcher 
in der Mitte einen winkligen oder bogigen Knick macht und an dieser Stelle auch oft einen 
Nerven bis zur Mitte der combinirten Cubito -Discoidalzelle sendet. Der Rumpf ist feinpunktirt, 
und der Metathorax überdiefs noch häufig runzlig oder grobpunktirt, zuweilen mit eigenthümlichen, 
von Leistehen umgebenen Figuren, jedoch immer ohne Schilder. Farben vorherrschend schwarz, 
meist nur am Hinterleibe und den Beinen braunroth. 

Das 2 hat einen kurzen hervorragenden Legebohrer. Beim 3 ist der Hinterleib nicht, wie 


EXETASTES. ExENTEROS. 107 


bei Banchus, am Ende stark zusammengedrückt, sondern hier im Gegentheile schmaler, als beim 
2, bei welchem eine meist ansehnliche Bauchkante bis zum Stielchen läuft. 

Von den ziemlich zahlreichen, wohl hauptsächlich auf Eulen angewiesenen Arten (s. Drew- 
sen und Boie I. 1.) ist nur eine einzige einmal aus Zyda campestris erzogen worden. 

1. E. fulvipes Gr. 5 — 6“ lang (3, 2). Von den meisten andern Arten unterschieden 
durch die rein schwarze Farbe des Kopfes (an welchem nur die Mundtheile etwas bräuneln und 
die Fühler gröfstenheils schwärzlich-rostroth sind), des Rumpfes, an welchem nur die Flügel- 
schüppchen schmutzig gelbbraun sind und des ganzen Hinterleibes, sowie durch die abgerundete 
Ecke des Cubito-Discoidalnerven, an welchem auch kein Rudiment befindlich ist. Die Beine 
sind, mit Ausnahme der grölstentheils schwarzen Vorder- und Mittelhüften, sowie der Schienen- 
spitze und der Tarsen der Hinterbeine, braunroth. Beim $ ist kaum eine Zusammendrückung 
des oben überall gerundeten Hinterleibes, und dann nur an der Basis zu bemerken. Der Lege- 
bohrer % — ' der Hinterleibslänge hervorragend. Auch die Sculptur des Metathorax ist hier 
eigenthümlich; es steigen nämlich von der Insertionsgegend des Hinterleibes 2 stumpfe Leisten, 
nach aufsen einen Bogen bildend bis zum letzten Viertel der Höhe hinauf und laufen dann noch 
als eine runzlige Wulst in der Mittellinie bis zum Frenum; sie schliefsen über der Oeffnung des 
Metathorax eine fast kreisförmige, etwas vertiefte Fläche ein, die nur schwach punktirt und glän- 
zend ist. 

Ich habe ein einziges Männchen aus ZLyda eampestris erzogen und mich um so mehr darüber 
gefreut, als aus dieser Hymenopterengattung noch kein Schmarotzer bekannt geworden war. Es 
wäre zwar möglich, dals eine Täuschung dabei vorgefallen sei, aber doch nicht wahrscheinlich. 
Ich hatte nemlich eine Kiefernpflanze mit mehreren von der Ostseeküste durch des Herrn Ober- 
försters v. Bernuth Güte uns zugesandten Larven von Lyda campestris den Winter über im 
Freien gelassen und im Monat Mai einen Drahtkasten, durch welchen höchstens Fliegen und 
Mücken aus- und einpassiren konnten, darüber gesetzt. Es erschienen im Mai eine Zyda und den 
S. Juni mein E.etastes unter dem Kasten. 


Gen. 9. Exenterus Hrt. 


ist ganz mit Tryphon übereinstimmend, bis auf den hier immer sitzenden Hinterleib und die 
Schienendornen, welche am letzten Fufspaare ganz fehlen, am mittelsten und vordersten aber nur 
einfach vorhanden sind. Sie schliefsen sich in den Verhältnissen des Hinterleibes und der 
Seulptur am Nächsten an Tryphon impressus an. 

1. E. marginatorius Fbr. 3% —4‘“ lang, ziemlich gestreckt. Der Rücken des Metathorax 
ungewöhnlich breit mit 4 — 6 scharf umleisteten, grob punktirten oder runzligen Feldern, deren 
hinterstes (an das Stielchen grenzende) besonders grofs. Die beiden ersten Hinterleibsringe grob- 
(hier und da fast runzlig-) punktirt, der Iste mit äufserst kurzem, verstecktem Stielchen, sonst 
sehr breit. Scheitel ziemlich schmal. Fühler erreichen nie die ganze Hinterleibslänge. 

Die Farben aufserordentlich buntscheckig, schwarz und gelb. Bald sind sie ziemlich gleich 
vertheilt, bald herrscht die eine oder andere vor, meist aber die schwarze. Hier und da tritt auch 
wohl etwas Roth oder Braun dazwischen. — Bei den zahllosen Varietäten, welche man von die- 
sem gemeinen Thiere erzieht, wenn man ansehnliche Quantitäten von Lophyrus Pini hat — ich 
hatte sie in diesem Jahre bis zum Belaufe von % Scheffel —, kann man nur Eine Art anneh- 
men. Hr. Hartig unterscheidet von E. marginatorius noch 


2. E. Oriolus, ausgezeichnet durch vorherrschendes Gelb. 
14% 


108 ICHNEUNMONIDES. ExenTerus. 


3. E. adspersus mit vorherrschendem Schwarz, namentlich am Hinterleibe, welcher beim & 
ganz schwarz ist, beim 2 nur den 1sten und 2ten Rand Gelb hat. An dem Exemplare, welches 
mir Hr. Hartig gütigst als Autographon mittheilte, sind die Vorderbeine ganz gelb; das Thier 
hat die dunkle Körperfärbung von marginatorius (Mutter) und die hellen Beine von Oriolus (Vater?); 
der Kopf schlachtet mehr nach dem Vater. ‘Ein Paar von mir aus L. Pini erzogene Stücke glei- 

chen dem adspersus vollkommen, haben aber die schwarzfleckigen Beine und die ganz Brerne 
Brust von marginatorius. 

Wunderschön ist bei den gelbsten Individuen der Glanz und a Farbenspiel der Augen im 
Leben, und ausgezeichnet der Geruch des Insects, welchen man mit dem Geruche der Rosen 
oder des Honigs vergleichen kann. Ich habe öfters bemerkt, dafs der Ichneumon mit seinem 
Cocon die eine Hälfte des Tönnchens der Länge nach einnimmt, und die oft noch ganz weiche 
und frische Lophyrenlarve die andere Hälfte. 

Einer der gemeinsten Verfolger der gemeinen Kiefernblattwespe (4. Pini). Hr. Hartig 
(lahresber. p. 270.) will E. marginatorius nur aus L. Pini, Oriolus aber auch aus frutetorum, 
und adspersus auch aus L. rufus erzogen haben. Bei mir kamen sie promiseue aus im Winter- 
lager gesammelten Tönnchen, welche bei Weitem vorherrschend ZL. Pini lieferten. 

4, E. lueidulus Grv. 2% — 2% lang, gestreckt (2). Besonders ausgezeichnet durch die 
deutlichen Kammzähne der Häkchen, den sehr starken, fast kugligen Kopf mit besonders breitem 
Scheitel und stark hervorragenden Backen und Augen. Metathoraxschilder schwach, aber deut- 
lich umleistet und, wie der ganze Körper, fast ganz glatt, stark behaart. Hinterleib linien-lanzett- 
förmig, mit ziemlich schmalem, gegen das Ende sich allmälig erweiternden Isten Ringe und ver- 
borgenen Bohrer. Schwarz mit mannigfaltigen gelben oder röthlichen Flecken und Streifen: am 
Hinterrande der Hinterleibsringe vom 2ten an, an Schildehen und Frenumspitze, Flügelwurzel 
und Schüppchen und unter denselben, Gesicht und Unterseite des Collare. Bauch ganz gelb. 
Beine rothbraun mit hellern Hüften und Schenkelringen der Vorder- und Mittelbeine und schwärz- 
lichen Tarsen und Schienenspitzen der Hinterbeine. Fühler oben schwärzlich, unten braun. Rand- 
mal graubraun. 

Hr. Hartig (Blatiwesp. p. 179) erzog das Thier aus Cladius albipes und Hr. Graff aus 
Lophyrus Pini, 

Tryphon 6-ceincetus Grv. und S-einetus sind sehr nahe verwandt, jedoch mit etwas weniger 
diekem Kopfe und schmalen hellen Hinterrändern, wahrscheinlich auch aus Blattwespen. 

5. T. gibbus. 4" lang (kopfloses 2). Sehr ausgezeichnet durch den Metathorax, welcher 
fast in gleicher Höhe mit dem Schildchen emporragt, so dafs das Frenum zwischen beiden tief 
vergraben liegt. Die beiden Leisten, welche das Vorder-Mittelschildchen einschliefsen, treten 
daher wie ein Paar Kämme hervor und das Schild selbst wird rinnenartig. Hinterleib sehr breit 
sitzend, an der Basis flach, gegen das Ende gewölbt und hier am Bauche selbst etwas zusam- 
mengedrückt; die beiden ersten Ringe grobpunktirt, zum "Theile runzlig. Areola schief-dreieckig, 
kurz gestielt. Schwarz, weils, bald mehr, bald weniger gelbelnd sind: Schildehen- und Frenum- 
spitze, ein Mittelfleck am Hinterrande aller Hinterleibsringe, der ganze Bauch, Flügelwurzel und 
Schüppchen, ein Strich unter und ein langer Streifen vor demselben, das ganze Collare, einige 
Bruststreifen und die Hüften, Schenkelringe und Apophysen der Vorder- und Mittelbeine; der 
übrige Theil der Beine rothbraun, die hintern von der Schienenspitze an schwarz. Randmal 
schwarz. (Kopf fehlt an dem Stücke.) 

Hr. Graff erzog das schöne Thier aus einem Cocon des Nematus varus oder septentrionalis 


LıissonoTa. Pımpıa. 109 


2 | Gen. 10. Lissonota G. 

' Der glatte, d. h. aller Einschnürtwngen, Höcker oder Randerhöhungen enthereinie Hinter- 
leibsrücken, von welchem der Namen entlehnt ist, darf nicht als der beste Character angesehen 
werden, indem eine unsrer gemeinsten Species (L. setosa) in dieser Hinsicht von einer gewöhn- 
lichen Pimpla nicht zu unterscheiden ist. Das beste Kennzeichen, wenn man nur Einem folgen 
will, giebt der Ursprung des Bohrers ab, welcher nicht, wie bei Pimpla und Consorten, aus 
einer Furche zwischen den letzten Schuppen der Unterseite entspringt, sondern gleichsam aus 
einem von der letzten, gewölbten Schuppe gebildeten Canal. Dazu kommt noch die 
sehr gestreckte Form des Hinterleibes, welcher niemals, wenigstens nicht bei den 2, eine solche 
lanzettförmige Gestalt annimmt, wie bei den ächten Pimplis, sondern mehr linienförmig erscheint, 
öfters gegen das Ende scharf seitlich zusammengedrückt, wodurch eine Ähnlichkeit mit Xorides 
entsteht. Die areola fehlt oder ist vorhanden (dreieckig). Der Bohrer der 2 meist sehr lang. 

Im Ganzen finden wir auch hier noch die herrschenden Farben der Pimplen; jedoch machen 
die Lissonaten auch hinsichtlich der Farben, indem sie öfters rothe Hinterleibsbinden annehmen, 
den Übergang zu Xorides und entfernter zu den Braconen. 

In der Lebensweise scheint in sofern Übereinstimmung zu herrschen, als sie alle auf Lepi- 
doptern angewiesen sind, die sie mittelst ihres langen Bohrers an versteckten Orten, wie z. B. 
unter Rinden, in Knospen u. s. f. aufsuchen. 

1. L.setosa Fourer. Von allen bekannten Arten durch seine ungewöhnliche Gröfse, welche 
gewöhnlich 6 — 7, auch wohl bis 9‘ beträgt, unterschieden, sowie durch den nicht glatten 
Rücken (s. Gattungscharacter). Körper und Hüften sind ganz schwarz, die übrigen Theile der 
Beine rothbraun, nur die Hintertarsen etwas dunkler. Die areola dreieckig, fast 4-eckig. Bohrer 
fast etwas länger, als der ganze Körper. Fühler sehr lang. Metathorax ganz gewölbt, an der 
Basis mit Spur einer Längswulst, runzlig - punktirt. 

Nach Hrn. Bouch& (Naturgeseh. p. 145.) lebt diese Art in den Raupen von Cossus liqui- 
perda, in deren Puppenhülle sie sich zum Winter eine eigene, inwendig dichte papierähnliche, 
auswendig mit Holzspänen und Sand vermischte Hülse baut. Sie entwickelt sich im Mai des 
folgenden Jahres. Zuweilen finden sich 2—3 in einer Raupe. 

2. L. Buolianae Hrt. 27." (2) lang. Schwarz; eine Linie vor, ein Punkt unter den Flü- 
geln, Flügelschüppchen und ein Fleck am Scheitelrande der Augen gelb; Beine blafs rothbraun 
mit schwarzen Hüften und Schenkelringen, brauner Tibienspitze und Tarsen der Hinterbeine; 
Bohrer länger, als Hinterleib. 

Von Hrn. Hartig (lahresber. p. 267.) aus Puppen von Tortrix Buoliana gezogen, aber 
selten. ‘ 

3. L. hortorum Grv. 2%‘ lang (2). Schwarz. Beine roth mit graubraunen Hinterschen- 
kelhöckern. Eine Linie vor den Flügeln gelb. Bohrer von Länge des Hinterleibes. Hinterleibs- 
ringe mit bräunlichen Hinterrändern. 

Von De Geer als Feind der Tortrix resinana genannt (Gravenhorst /11. 49.) 


Gen. 11. Pimpla F. 


ist der Stamm einer sehr grofsen Gattung von Ichneumonen, welche man, mehr wegen der Über- 
füllung der Abtheilung als wegen der grofsen Verschiedenheiten ihrer Mitglieder, in mehrere 
kleinere Gattungen aufgelöst hat. Alle Pimplen haben einen gestreckten Körper, sitzenden, 
besonders bei den Männchen sehr schmalen, bei den Weibchen mit einem (meistens lang) her- 
vorragenden, graden oder nach unten etwas convexen Legebohrer versehenen Hinterleib, lange 


110 IcısEuMoNIDES. Pınpıa. 


vielgliedrige, meist sehr dünne Fühler und einen breiten, meist aber schmalscheitligen Kopf. 
Ihre Farben sind allermeist eintönig schwarz, selten mit Roth oder Braun oder Gelb, die Beine 
aber vorherrschend hell rothbraun. Gewisse hellere (weilsliche oder gelbliche) Zeichnungen, wie 
an der Flügelwurzel, dem Schüppehen und einem Fleckchen vor diesem, an den hintern Schie- 
nen und Tarsen, alsdann beim $ meist noch an Hüften, Schenkelringen, Gesicht, Fühlerunterseite 
kehren bei vielen Arten, mit geringen Abänderungen, wieder. 

Die Gattung Pimpla im engern Sinne unterscheidet sich durch eine dreieckige areola und 
durch den Hinterleib, welcher hier mehr länglich lanzettförmig, als linear ist, allermeist dichte 
und deutliche Punktirung und eine gewisse Unebenheit zeigt, indem das Ende eines jeden Ringes 
gewulstet hervortritt, öfters sogar die vordere und hintere Hälfte, wenn in der Mitte des Ringes 
eine Quereinschnürung ist; die meisten Ringe oder alle sind breiter, als lang, wovon nur die 
Männchen einiger, sehr selten auch die $ (wie bei P. longiseta), eine Ausnahme machen; bei 
den Weibchen bilden die letzten Ringe auf der Unterseite in der Mittellinie eine Längsfurche, 
in welcher der Legebohrer entspringt. 

An Pimplen habe ich die meisten Beobachtungen über Lebensweise anstellen können. Daher 
auch auf sie grade im allgem. Theile häufig Bezug genommen wurde. Zuerst einen Fall des 
Anstechens. 

Als ich den 22. Juni 1840, Nachmittags 5 Uhr, in unserm Forstgarten war und zufällig an 
einem niedrigen Strauche von Rhus zu thun hatte, kam plötzlich eine Pimpla (aus der Abthei- 
lung der schwarzen rothbeinigen von mittlerer Gröfse) geflogen und setzte sich auf die Oberseite 
eines Blattes. Sie verrieth sogleich eine grofse Aufmerksamkeit und es dauerte auch nicht lange, 
so setzte sie plötzlich ihren Bohrer vertical gegen das Blatt, legte damn die beiden Klappen 
schnell horizontal zurück in gleicher Lage mit dem Hinterleibe, und stiefs dann den Bohrer pfeil- 
schnell bis an den Leib durch das Blatt, — zog ihn aber auch eben so schnell wieder zurück. 
In dem Augenblicke des Stiches entstand eine heftige Bewegung des ganzen Zweigleins, und 
nun erst wurde ich gewahr, dafs unter dem Blatte und noch von zwei andern Blättern versteckt 
der Cocon einer Bombyx neustria angesponnen war. Der Ichneumon konnte diesen unmöglich 
gesehen haben, sondern mufste durch andere Sinne von der Gegenwart desselben benachrichtigt 
worden sein. ' 

Nachdem die Bewegungen des Zweiges wieder nachgelassen hatten, und der Ichneumon mehr- 
mals auf dem Blatte unruhig hin und her gelaufen war, wiederholte er plötzlich den Stich, zog 
aber auch dieses Mal schnell wieder den Bohrer zurück. Gleich darauf flog er davon, und ich 
nahm die Blättergruppe mit dem Cocon nach Hause in einen Zwinger. Meine Hoffnung, einen 
Ichneumon aus der Pnppe zu erziehen, wurde aber getäuscht, denn nach 3 Wochen kam ein 
Weibchen der neustria frisch und munter zu Tage. Wahrscheinlich hatte der Ichneumon doch 
nicht recht die Puppe treffen können, und flog dann aus Ärger über das Mifsglücken seiner Be- 
mühungen so schnell davon. Etwas Ähnliches sah ich bei P. scanica auf einem Rosenstrauche, 
auf welchem sich eine Puppe, ganz von Blättern versteckt, angesponnen hatte. Hier dienten 
aber die Klappen während des Stiches, welcher auch nie über 2 — 4 Secunden dauerte (daher 
auch wohl gleich als ein blinder zu erkennen war), als Stützen. In diesem Falle hatte sich auch 
das Ende des Hinterleibes nach unten gekrümmt. Ein Belag dafür, dafs die Pimplen vorzüglich 
Puppen stechen, ist folgender. Am 10. Juli 1840, als die Nonnenraupen theils ausgewachsen, 
theils verpuppt waren, traf ich eine P. examinator suchend an einem Zaune an. Er begegnete 
daselbst mehreren herumkriechenden Nonnenraupen, ging ihnen aber, sowie er sie betastet hatte, 
aus dem Wege. Endlich fiel mir ein, eine Puppe zu suchen und ihm hinzuhalten. Er betastete .. 


PınrL.a. A. 111 


sie, sowie er an das Blatt gekommen war, mit welchem ich sie ihm entgegen gehalten hatte, 
sehr aufmerksam, und, ehe ich es dachte, hatte er seinen Bohrer blofs und schob ihn der Puppe am 
Schwanzende bis an den Leib hinein. Die Puppe warf und krümmte sich fürchterlich und der 
Ichneumon war genöthigt, seinen Bohrer schnell wieder herauszuziehen. Er setzte gleich noch 
einmal an, verfehlte die Puppe aber und stach in’s Blatt. Nachdem er aus demselben den Bohrer 
nur mit Mühe hatte wieder herausziehen können, war er nicht wieder dazu zu bewegen, die 
Puppe, die ich ihm immer wieder in den Weg legte, von Neuem zu stechen. Die Puppe wurde 
eingezwingert, starb aber bald hernach. 

P. flavicans habe ich nicht allein aus Puppen erzogen (s. defshalb bei dieser Species), son- 
dern ich sah auch eines Tages ein 2 davonfliegen, als ich an eine Pappel trat, wo sich Bombyx 
dispar in grofser Menge gesellig versponnen hatte. 

Bemerkenswerth ist dabei noch, dafs alle diese Puppenräuber ihrer Gewohnheit treu bleiben, 
auch wenn sie die verschiedensten Arten von Insecten angehen. So habe ich z. B. die Erfah- 
rungen gemacht, dafs P. examinator die Monacha, quadra und selbst die kleine evonymella, ja 
sogar Tortrix Buoliana anging, aber — immer nur die Puppen! 

Diese Puppenbewohner gebrauchen wohl 4— 6 Wochen zu ihrer Entwickelung; denn gegen 
die Mitte des August sah ich immer die meisten grofsen Pimplen (besonders P. varicornis [s. bei 
dieser], auch flavicans, instigator und examinator), und zwar unzweifelhaft frisch ausgekommene, 
schwärmen. Ist also meine Annahme, dafs sie sich nur in Puppen entwickeln, richtig, so konn- 
ten sie auch erst im Juli von den Müttern als Brut abgesetzt worden sein. 

Unter den kleinern Arten, wie P. Mussi, pudibundae giebt es aber auch eben so entschie- 
dene Raupenbekämpfer; denn diese kommen immer aus dem Cocon, in welchem man, wenn 
man ihn öffnet, den Balg der todten Raupe findet. Da man den Raupen aber vor ihrem Ver- 
spinnen nieht viel ansieht, so haben sie den Feind in sich getragen und ihn mit in ihr Gespinnst 
genommen. Dagegen giebt es noch andre Pimplen, die defshalb wieder ein ganz verschiedenes 
Verhalten zeigen, weil sie sich nur aufserhalb der Raupe entwickeln. Am 16. Juli, Morgens, 
traf ich an einer Kiefer eine Raupe von Lithosia quadra, welche sich eben erst versponnen zu 
haben schien, da noch keine Spur von eintretender Verpuppung an ihr zu bemerken war. Sie war 
mit 8 kleinen weilsen Körperchen von % — 4“ Länge besetzt, welche ich sogleich für Ichneu- 
moneneier erkannte. Bei genauer Besichtigung ergab sich, dals die meisten dieht an der 
Raupe safsen, einige aber auch in deren Gespinnst hingen. Am 17. früh waren sie schon länger, 
zeigten wurmförmige Gestalt und krümmten sich auch — es war aber keine Spur einer etwa 
abgeworfenen Eihülle zu sehen — Am 19. Juli hatten sie die Grölse, wie ich sie Taf. IX. 
F. 3. neben der todten, in ihrem Gespinnste hangenden Raupe saugend abgebildet habe. Am 
20. hatten sie sich schon versponnen, und den 23., als ich einige ihrer kleinen weilsen an einander 
klebenden Cocons öffnete, fand ich sie zwar noch larvenförmig, aber doch schon mit durch die 
Haut schimmernden Puppenaugen. Am 25. waren die ersten Puppen fertig, den 3. August färbte 
sich der Rumpf und den 5. August, also nach 20tägiger Dauer der ganzen Generation — gewils 
einer bewundernswürdig kurzen — flogen zuerst Männchen von P. flavipes aus. 

Da die quadra im J. 1840 sehr häufig war, so beobachtete ich ähnliche Gruppen, zuweilen 
bis 12 Maden an Einer Raupe, zu verschiedenen Malen. Sie saugen an der Raupe auf ähn- 
liche Weise, wie dies Tryphonen an Lophyrenlarven thun; der letztern Saugwunden sind 
Taf. IX. Fig. 4. abgebildet. 

Die Begattung habe ich an verschiedenen Arten (P. pudibundae und Mussi) beobachtet, 
und zwar zweimal in der Mitte des Mai, einmal Ende Juni und einmal den 1. August. In den 


4112 IcHhNEUMONIDES. Pınpra. 


ersten Tagen des Mai 1839 waren eine Menge Pimplen, welche in den Cocons der Bombyz pudi- 
bunda überwintert hatten, ausgeflogen. Nach einigen Tagen safsen schon Männchen und Weib- 
chen zusammen und zwar, mit Verlaub, wie die Hunde. Procul hine, procul este profani! Das 
Männchen war plötzlich herbeigellogen und hatte die Hinterleibsspitze unter den Leib des Weib- 
chens, an der Basis des Bohrers, eingebracht. Das Weibchen hatte sich gar nicht gewehrt, 
kroch anfangs zwar noch langsam herum, fafste dann aber Posto und blieb in dem einen Falle 
wohl % Stunde unbeweglich. Während dem ruckte das Männchen fortwährend mit dem Hinter- 
leibe und schlug regelmäfsig (etwas schneller, als pro Secunde 1 Schlag) mit den Flügeln dazu. 
Dabei bewegten sich die Fühler regelmäfsig gegen einander. Nach der Begattung safsen einmal 
beide auffallend still und das Männchen war nach % Stunde schon todt, während das Weibchen 
sich Fühler und Füfse putzte. Ein andres Mal wurde das Männchen, vielleicht weil es zu früh 
losgelassen hatte, von dem Weibchen höchst erschöpft und fast regungslos fortgeschleppt und 
zwar in der Stellung, wie das bei den nach der copula noch zusammenhangenden Hunden bekannt 
genug ist. Auch beobachtete ich öfters, dafs ein Männchen vom andern abgelöst wurde, welches 
gar nicht die Zeit hatte erwarten können, sondern schon, während dem das erste Männchen fest- 
sals, mitbohrte. Die Begattung des einen Pärchens hatte fast % Stunde gedauert. 

Die allermeisten Arten wurden nur aus Lepidopteren erzogen, nur einige wenige aus Nadel- 
holzknüppeln, welche wahrscheinlich Käferbrut enthalten hatten, — 1 aus Orchestes Quercus aus 
Eichenblättern, leider nur ein sehr verstümmeltes, für eine Beschreibung nicht geeignetes &, 1 
wahrscheinlich aus Blattwespen und 2 Arten aus Spinneneiern (P. rufata von Hrn. Bouche 
[Z. 7. p. 145.) und P. oculatoria nach einer Angabe von Gravenhorst Iehn. Ill. 155.). — Wir 
kennen keine ähnlichen Beispiele von Polyphagie, denn P. flavicans ist bereits aus 4 Arten, und 
P. examinator sogar aus Nonnen und aus Spillbaummotten, ja sogar aus Kiefernwicklern erzo- 
gen worden! P. instigator hat sich in 7 verschiedenen Wohnungsthieren gezeigt (s. dort)! 

Hier und da kommen noch Eigenthümlichkeiten im Verhalten bei den einzelnen Arten vor. 
Von den meisten Arten erhält man mehr 2, als $, ja von einigen sind mir die letztern noch 
ganz unbekannt. 

Hierher gehört die bei Weitem gröfste Menge von Forstarten und wir müssen uns nach be- 
quemen Abtheilungen umsehen. Seulpturverhältnisse sind zu deren Aufstellung nicht zu gebrau- 
chen. Auch die gröfsere Breite des Scheitels, welche ich besonders bei den langröhrigen finde, 
läfst sich nicht gut benutzen, da so feine Verschiedenheiten in dieser Beziehung vorkommen, 
dafs man wegen der Bestimmung in Ungewifsheit bleibt. Die Rudimente des Scheidenerven 
zwischen der Isten Cubitalzelle und der benachbarten Discoidalzelle sind kaum für Species- 
Unterschiede, aber nicht für die Seetionen zu gebrauchen. Bei den Männchen einiger sind die 
Vorderschenkel an der Innenseite wie ausgebissen, und Hr. Hartig (Jahresber. p. 267.) gründet 
darauf eine eigne Gattung (‚Scambus); allein da, wie vorher erwähnt, die & öfters recht selten 
sind, so ist es für unsern Zweck nicht gerathen, nach jenem Kennzeichen Hauptabtheilungen zu 
machen. 

Farben werden, wie bei vielen andern, auch hier den besten Eintheilungsgrund geben, und . 
wenn diese auch dann und wann Abänderungen erleiden, so dürfte dies grade den Forstmann 
am Wenigsten stören, da diesem meist eine gröfsere Menge von Exemplaren zu Gebote stehen, 
unter denen er dann gewifs die Norm von der Varietät unterscheiden wird. 


Pıypr.a. A. 113 


A. Der grölste Theil des Rumpfes, das ganze Schildchen und der Hinterleib schwarz, und an letzterm nur 
selten einige Stellen unbestimmt bräunlich schimmernd, am Schildchen nur bei einer Var. von P. instigator 
und Turionellae ein helles Fleckchen. 


a. Hinterhüften rothbraun, oder überhaupt hell. 
+) Randmal schwarz oder dunkelbraun. 


1. P. Mussüä Hrt. 4—5lg. ($, 2). Die blassen Hinterschienen am Ende mit breitem, 
hinter der Basis mit schmalem dunklen Ringel, auch die Hintertarsen breit dunkel geringelt. 
Vorderhüften gröfstentheils dunkel. Flügelschüppchen, Kopfschild und der gröfste Theil der 
Fühler beim 2 bräunlich, beim $ die Schenkelhöcker und Apophysen nebst dem gröfsten Theile 
der Vorder- und Mittelbeine, Flügelschüppchen, Gesicht, Taster und fast die ganze Unterseite 
der Fühler gelb. Randmal fast ganz schwarz. Behaarung des ganzen Körpers ungewöhnlich stark. 
Die Hinterleibsringe in der Mitte mit deutlichen Quereindrücken, an der Basis des 2ten (selbst 
undeutlich am 3ten) mit einem schiefen Eindrucke. Legebohrer der 2 kaum von halber Hinter- 
leibslänge. 

Dies ist einer der gemeinsten Schmarotzer der Bombyx Pini (s. Forstins. II. 152.). 

Wahrscheinlich sticht der Ichneumon die Raupe an, wenn sie dreiviertelwüchsig ist, denn 
in halbwüchsigen, im Winterlager gesammelten Raupen fand ich nie eine Spur dieses Schma- 
rotzers, obgleich ich so viele Hunderte von Raupen in den verschiedensten Jahren zergliedert 
habe. Daher ist die Larve auch ausgebildet, noch ehe die Raupe sich verpuppen kann. Sie 
spinnt sich zwar noch ihren Cocon, stirbt dann aber und man findet neben ihr die 4—8 schmutzig 
weilsen, eiförmig |länglichen Ichneumonentönnchen (s. Bd. I. Taf. VII. F. 1. +.) innerhalb ihres 
Cocons. Gewöhnlich überwintern die Ichneumonen als Larven und verpuppen sich dann erst im 
nächsten Frühjahre. Ich habe sie häufig in grofser Menge erzogen und dann auch ihre Begat- 
tung beobachtet (s. p. 110). 

2. P. Bernuthii Hrt. Der P. Mussii sehr ähnlich, aber die Quereindrücke der Hinterleibs- 
ringe sind viel undeutlicher, der Bohrer hat etwas mehr, als die halbe Hinterleibslänge, das 
Randmal gröfstentheils schmutzig hellbraun, die Fühler der 2 werden gegen das Ende dunkler, 
und beim $ sind am Kopfe nur die Taster und der gröfste Theil der Unterseite der Fühler gelb, 
selten auch ein Fleckehen des Gesichts. Das Flügelschüppchen bei beiden gelb und vor dem- 
selben sogar noch ein helles Fleckchen. 

Stammt ebenfalls aus Bombyx Pini her. Hr. v. Bernuth erzog sie, und zwar nur diese, 
aus den versponnenen Raupen (Cocons) und theilte mir Exemplare mit. Eine kurze Beschreibung 
in Hartig’s Jahresber. p. 259. 

3. P. Turionellae L. Hat wieder mit P. Mussii grolse Ähnlichkeit, erscheint aber noch 
etwas gestreckter. Bohrer des 2 von halber Hinterleibslänge. Die dunkle Färbung an den hin- 
tersten Schienen und Tarsen sehr vorherrschend, oft nur an der Innenseite etwas heller lassend. 
Hüften hier und da angeräuchert, die vordern an der Basis schwarz. Flügelwurzel und Flügel- 
schüppchen gelb. Fühler vom 2ten Ringe an schmutzig braun, dunkel geringelt. Taster gelb- 
braun. Die mittlern Quereindrücke der Hinterleibsringe deutlich, aber nirgends eine Spur der 
schiefen. 

Das $ hat nach Gravenhorst die Unterseite des Isten Fühlergliedes weifslich und die 
Taster blals strohgelb. 

Schon aus sehr verschiedenen Lepidopteren erzogen: von mir aus Bombyxr Pini, von 
Hrn. Hartig aus Buoliana, worauf auch Linne’s Angabe „in Phalaenae Turionellae larvis“ zu 
beziehen ist. 

15 


114 IcHNEUMONIDES PmpLAa. A. 


4. P. Buolianae Hrt. 2 (das $) — 4 (das 2). Das 2 ausgezeichnet durch ausgebis- 
sene Vorderschenkel. Die Hinterleibsringe sehr wenig eingedrückt, etwas länger als breit. Die 
Unterseite der beiden ersten Fühler'glieder, Taster, Flügelwurzel und Flügelschüppchen nebst 
einem Fleckchen vor den letztern, die ganzen Vorder- und Mittelbeine und an den hintern Schen- 
kelringen, Apophysen und der gröfste Theil der Schienen und Tarsen hellgelb, hier und da weils- 
lich, die Spitzen der Schienen (breit) und Tarsenglieder (schmal), sowie ein Fleckehen hinter der 
Schienenbasis dunkel. Hinterleib hier und da bräunlich durchschimmernd. Beim 2 Bohrer von 
Länge des ganzen Hinterleibes. Die Beine hell rothbraun, nur an den hintern an denselben 
Stellen, wie beim & dunkel. Flügelwurzel und Schüppchen nebst einem Fleckchen vor denselben 
gelb. Unterseite der beiden ersten Fühlerglieder und Taster schmutzig hellbraun. Flügelmal 
schwarzbraun, an der Basis weilslich gefleckt. 

Von Hrn. Hartig und mir aus Toortrix Buoliana erzogen. 

Ob Linne’s Ichneumon Resinellae hierher gehört? (s. P. linearis). 

5. P. didyma Grv. 37%" (5) — 4’ (9). Der vorigen sehr ähnlich, aber das $, bei 
welchem die Vorderschenkel nicht ausgebissen, wohl aber ungewöhnlich verbreitert sind, ohne 
dunklen Basalfleck der Hinterschienen, mit bedeutender (2 Schenkel nach oben und nach unten zu 
den Vorderhüften absendeuder) Erweiterung des Gelben vor den Flügelschüppcehen, viereckig gelbem 
Gesicht, Lefze und Oberkieferbasis und Taster und gelben 2 ersten Fühlergliedern (unten). Auch 
dem 2 fehlt der dunkle Fleck der Hinterschienen, die Tarsen aber sind fast ganz dunkel, unter 
der Fühlerbasis 2 gelbe Fleckchen am Gesicht, Taster weilslich-gelb und Oberkieferbasis nebst 
Lefze hell bräunlich, die beiden ersten Fühlerglieder hellbraun unten, die folgenden schmutzig 
und dunkel geringelt. Bohrer von Länge des Hinterleibes. 

Von Hrn. Hartig (lahresber. p. 253.) als Feind des Kiefernspinners genannt. 

6. P. terebrans. 4's“' lang, mit 5“ langem Bohrer, ist der P. lonyiseta der Abtheilung b. 
wegen der gestreckten Form sehr ähnlich. Die Hinterleibsringe sämmtlich breiter, als lang. 
Beine ganz rothbraun, nur die hintersten Schienen und Tarsen angeräuchert, Hinterleibsringe mit 
deutlichen Höckerchen, wie bei Ephialtes. 


Von mir aus Kiefernknüppeln, in welchen wahrscheinlich Pogonochoerus enthalten war, 
erzogen. 


it) Randmal gelb oder hellbraun. 


7. P. Pudibundae. Auch wieder den vorigen, besonders wegen der Kopfzeichnung der & 
und der Flügelschüppchenfarbe der P. Bernuthii sehr ähnlich, sehr verschieden aber durch das 
gelbe Randmal, die sehr wenig bemerkbaren Eindrücke der Hinterleibsringe, die meist sehr 
brillante Farbe der gelben Theile der Beine. Der Legebohrer fast so lang, wie der ganze 
Hinterleib. 

Ich habe diese neue Art, wie schon Forstinsecten Bd. 11. p. 167. erwähnt wurde, aus 
Bombyx pudibunda, welche ich von der Insel Rügen erhalten hatte, in Menge erzogen. Die 
Cocons, aus welchen sie hervorkommen, sehen etwas schmutziger und eingefallener aus, als die 
gesunden, sind sonst aber, wie gewöhnlich bei pudibunda, doppelt. Im innersten Cocon findet 
sich der Balg der Raupe, welche dem Tode erliegt, ehe sie sich verpuppen kann (also wieder 
dieselbe Erscheinung, wie bei den beiden vorigen Arten). Neben ihr verspinnen sich 8 — 12 
Larven unsres Ichneumons; ihre Cocons sind so dicht an einander geklebt, dafs sie einige Ähn- 
lichkeit mit Bienenzellen haben. Der damalige Oberförster des Reviers, Hr v. Kathen wollte 
bemerkt haben, dafs schon im ersten Jahre des Frafses ungefähr die 30ste Puppe der pudibunda 


Pınpıa. A. 115 


die Ichneumonslarve enthalten habe, was sich schon durch die weifsliche Farbe der Puppen ver- 
rathen habe (Forstins. a. a. O.) Das ist aber wohl eine Verwechselung oder ein Schreibfehler 
gewesen; denn ich habe nie diese Schmarotzer aus Puppen erzogen. 

8. P. stercoratorF.*). Die 2 unterscheiden sich nur sehr wenig von denen der pudibundae, 
vielleicht nur durch ein klein wenig längern Bohrer und eine etwas gröbere und weniger spar- 
same Punktirung des Metathorax, auch hellere, gelbliche Taster und schwarze Basis der Vorder- 
hüften, bei den $ aber ist Gesicht und Kopfschild gelb. 

Hr. Bouche& (Naturgesch. der Ins. p. 146.) hat diese Art aus der Bombyx antiqua (also 
auch aus einer Orgyia) erzogen. Im Herbst und Winter leben sie in den Puppen (Cocons?), 
wo sie zu 2 — 3 beisammen sind, und nachdem sie ausgebildet sind, verpuppen sie sich in 
länglichen, lederartigen braunen Hüllen, welche an einander kleben. 

Später erzog sie auch Hr. Graff aus Bombyx neustria, in deren Cocon die Zellen des 
Ichneumons auf dieselbe Weise gelagert waren, wie bei P. Pudibundae. 

9. P. nucum. Wiederum den vorigen sehr nahe verwandt, besonders dem stercorator, aber 
sehr gut zu wmterscheiden an der schmutzig bräunlichen Farbe des gröfsten Theils des Hinter- 
leibes, an dessen Ringen nur die Hinterränder schwarz sind. Metathorax fast ganz glatt. Vor- 
derhüften ganz roth. Bohrer reichlich so lang, wie Hinterleib. 

Ich habe 2 Stücke dieses gewils seltnen Thierchens aus einem grofsen Haufen von Buch- 
nüssen erzogen, in welchen die Larve von Tortrix splendana sich einzeln gezeigt hatte. Mit 
ihm, aber häufiger, war Bracon caudiger N. ausgekommen (s. dort). 

10. P. vesicaria. 2’ lang(2). Bohrer fast von der Länge des Hinterleibes. Metathorax 
ganz glatt. Hinterleibsringe in der Mitte. schwach quereingedrückt. Vom Rudiment des Scheide- 
nerven keine Spur. Das Schwarz des Hinterleibes schillert auch deutlich ins Bräunliche. Beine 
ganz gelbbraun und auch an den hintersten Schienen und Tarsen wenig dunkler. Fühler schmutzig 
dunk@lbraun, dunkel geringelt. Flügelwurzel, Flügelschüppchen und ein Fleckchen vor dem- 
selben gelb. 

Ich habe eine Menge Männchen und Weibchen aus den kleinen an Weidenblättern sitzen- 
den Blasen, die gröfstentheils von Nematus Saliceti herrühren (s. Bd. IH. Taf. II. Fig. 2.), erzo- 
gen. (p. 25. ist die Blattwespe fälschlich Vallisnieriä genannt). 

11. P. flavipes Grv. Gewöhnlich 2%, — 3 lang, jedoch auch bisweilen nur 2“, selten 
bis 4. Bohrer von Hinterleibslänge. Metathorax mit schwacher Mittelrinne, schwach runzlig. 
Hinterleibsringe schwach eingeschnürt. Scheitel schmal. Schwarz und nur Flügelwurzel und 
Schüppehen gelblichweils. Beine rothbraun, nur die hintern Schienen hell und schwarzbraun 
geringelt, beim 5 das helle besonders breit und fast weils; bei diesem überhaupt die ganzen 
Beine mit Ausschlufs der röthlichen Hinterhüften und Schenkel, so wie die Taster und Unterseite 
der Fühlerbasis gelblichweils; auch der übrige 'Theil der Fühler auf der Unterseite hell. 

Ich habe sie in grofser Menge und zu verschiedenen Malen aus Lithosia quadra erzogen, 
auch erhielt Hr. Graff dasselbe Thier aus Gastropacha neustria (s. Ausführl. p, 110.). 


*) Hr. Hartig (Jahresber. p. 253.) scheidet von dieser Art einen Bewohner des grofsen Kiefernspinners unter 
dem Namen P. Pini, indem er sagt: „Das Weibchen stimmt vollkommen mit denjenigen Weibern der P. stereorater 
Grv., deren Fühler auf der Unterseite braun, an der Basis gelb sind. Das & hingegen unterscheidet sich sehr be- 
stimmt durch ein ganz schwarzes Gesicht. Als P. stercorator möchte ich daher nur die Weibchen mit schwarzen 
Antennen bezeichnen“ (?). 

Das Vorkommen von P. Graminellae (Forstins. Bd. IJ. p 152.) in dem grofsen Kiefernspinner hat sich nicht 
bestätigt. 4 

15* 


116 ICHNEUMONIDES. Pmpra. A. 


b. Hinterhüften schwarz, seltner blofs dunkelbraun. 

12. P. instigator Fbr. Die $ 5% — 6’%“' lang, ziemlich gestreckt, die 2 6 — 7, sehr 
robust. Einfarbig schwarz und nur Flügelwurzel und die Beine, mit Ausnahme des dunklen 
Tarsenendes der Hinterbeine und der schwarzen Hüften, Schenkelhöcker und Apophysen, roth- 
braun. Randmal dunkelbraun. Bei einer ziemlich seltnen Varietät das Schildchen hell gefleckt. 
Bohrer etwas kürzer als halbe Hinterleibslänge. Metathorax ohne die gewöhnliche seichte Mittel- 
rinne, ganz und gar gewölbt, quergerunzelt. Hinterleib mit schwachen Quereindrücken. Beim $ 
die ganzen Hintertarsen schwarz und die Taster grölstentheils hellbraun. 

Einer der gemeinsten Ichneumonen, der schon als Feind verschiedener Lepidopteren bekanut 
geworden ist. Ich habe ihn zuerst aus Spinnerpuppen (Monacha, dispar, Pini) und dann sogar 
aus Noctua piniperda erzogen. Nach den Angaben von Gravenhorst (Zehn. 111. 217.) käme er 
auch aus Puppen der Bombyx auriflua und chrysorrhoea, ferner Erminea und libatrix und nach 
Hrn. Graff sticht er die Puppen von Papilio Brassicae. Hr. Bouche erzog ihn mehrmals aus 
Bombyx Salieis und Hr. Graff sogar aus processionea. Letzterer hatte die Raupen lebend 
aus Lödderitz erhalten und sie zur Verpuppung gebracht. Um aber dem Auskommen der Schmet- 
terlinge und dem Aufrühren des gefährlichen Staubes durch das Fliegen derselben vorzubeugen, 
brühte er sie mit kochendem Wasser ab. Trotz dem war noch vor Winter diese Pimpla nebst 
mehreren Tachinen ausgeschlüpft. 

13. P. examinator Fbr. Dem vorigen besonders in der gedrungenen Statur, Bohrerlänge 
und Farbenvertheilung sehr ähnlich, aber verschieden: An den Beinen sind nur die sämmtlichen 
Hüften und Spitzen der Hinterschenkel ganz schwarz, und die Schenkelhöcker öfters angeräuchert 
und die Hinterschienen schwarzbraun mit weilsem Ringel, welcher sich auch öfters an den ziem- 
lich hellen Vorder- und Mittelschienen schwach wiederholt. Flügelwurzel und Schüppehen und 
eine Linie vor demselben bräunlich oder weilslich. Beim &$ meist die Vorderschenkelhöcker und 
Taster hell, und die Hinterleibsringränder bräunelnd. R 

Ich habe ihn aus der Bombyx Monacha und Lithosia quadra und Tinea evonymella erzogen. 
Kaum sollte man es für möglich halten. Anfänglich glaubte ich, die kleinen Thierchen (von denen 
einzelne kaum 2 Linien lang sind) aus der Spillbaummotte für eigne Art nehmen zu müssen; 
Allein auch die genaueste Vergleichung derselben mit den grolsen Stücken aus Monacha ergab 
keine wesentliche Verschiedenheit. Es ist dies ein merkwürdiger Beitrag zur Entwickelungs- 
geschichte der Insecten; gewils kommt es nirgends weiter vor, dafs ein Thier so sehr von der 
Ernährung abhängig gemacht werden kann, dafs es nemlich einmal als grofse und dann wieder 
als kleine Art vorkommt. Es wäre sehr lehrreich, zu wissen, ob die evonymella immer nur von 
kleinen Individuen der P. eraminator gestochen wird, oder ob sich auch wohl einmal ein grufser 
daran macht. Endlich hat Hr. Graff auch noch mehrere Exemplare von eirca 3“ Länge aus 
Tortrix Buoliana erzogen, jedoch auch, wie bei den übrigen, nur aus Puppen. Eben so Freund 
Dahlbom zu Lund im Juli und August 1834. 

14. P. scanica Vill. Grv. Hat die Natur, Bohrerlänge und die weilsen Schienenringel, ist 


aber nur höchstens 4 (eins meiner $ nur 2%“) lang, unterscheidet sich auch ferner durch 


schön schwarz und weils geringelte Tarsen und braune, schwarz geringelte Fühler der 2, beim 
& durch schwarze Hintertarsen und Fühler, an welchen letztern das Iste Glied (zuweilen auch 
die meisten folgenden) unten weils oder bräunlich ist. Flügelschüppehen und Flügelwurzel und 
ein Fleckchen vor demselben weils. Metathoraxrinne flach und glänzend. Häufig wird der Hin- 
terleib auf der ganzen Unterseite und an den Rändern der Oberseite rothbraun, 


Pınpr.ä. B. 117 


Ich habe sie öfters aus den Puppen der Tortrix viridana und chlorana erzogen, und zwar 
immer kurz nach der Flugzeit der Schmetterlinge. 

15. P. longiseta. 37“ lang mit 4%‘ langem, nach oben etwas concaven Bohrer! Hinter- 
hüften nebst Basis der vordern dunkelbraun, auch der gröfste übrige Theil der Hinterbeine grau- 
braun. Flügelwurzel, Schüppchen und ein grofser Fleck vor demselben, so wie sämmtliche Apo- 
physen- und Vorderschenkelhöcker weils. Hinterleibsränder etwas bräunelnd. Randmal graubraun. 
Der 2te Hinterleibsring länger, als breit. Metathorax schwach runzlig punktirt mit ziemlich 
glatter Mittelrinne. Scheitel breit. 

Anfangs Juni erzog ich nebst mehreren Tachinen 1 2 aus mit Tortrix dorsana gefüllten 
Fichtenknüppeln, welche mir Hr. Redslob aus dem Voigtlande gesandt hatte. Am 31. Juni 
zwingerte ich eine Larve ein, welche sich den 1. Juli verpuppte und den 15. ein verkrüppeltes 
2 gab. Ein aus demselben Material gezogenes 3‘ langes & ist wahrscheinlich das & zu dieser 
Art, da es in den Sculpturverhältnissen ganz mit dem 2 übereinstimmt und überhaupt nur in den 
den & öfters eignen Farben abweicht, nemlich in der gelbweifsen Farbe einzelner Kopftheile 
(hier nur der Taster) und der Unterseite der beiden ersten Fühlerglieder, sowie der Hüften, mit 
Ausnahme der letzten, welche schwarz sind, Schenkelhöcker und Apophysen. 

16. P. linearis. 2 lang, mit fast 2” langem ganz graden Bohrer, ungemein schmal und 
gestreckt mit sehr grob punktirtem Hinterleibe. Metathorax fast ganz glatt, ohne Mittelrinne. 
Scheitel breit. An den gelbbraunen Beinen sind nur die Hüften schwarz und die Schenkelhöcker 
nebst Schienenspitzen und Tarsalenden der Hinterbeine angeräuchert. Fühler schwarz. "Taster 
hell. Flügelwurzel und Schüppehen weilslich, letzteres mit dunklem Fleckehen. Randmal 
graubraun. 

Das $ unterscheidet sich gar nicht, auch nicht einmal in den bei $ häufig abweichenden 
Farben der Beine, hat aber einen noch schmalern, äufserst dünnen Hinterleih. 

Ob dies der Jchneumon Resinellae des Linne ist? Es ist wohl nicht gut, diesen vagen 
Namen, den Gravenhorst (III. 983.) sogar auf einen Ephialtes bezieht, fortzuführen. „Anten- 
narum basis flava“ (Faun. suee. ed. 2. p. 405.) palste auf unsere Art durchaus nicht, eher auf 
P. Buoliana Hrt. Ich habe 1 2 und 2 $ aus den Harzgallen der Tortrix resinana erzogen. 

17. P. sagax Hrt. 2% ($) — 4“ (2). Männchen mit ausgebissenen Vorderschenkeln. Der 
Bohrer des 2 etwas länger, als Hinterleib. An den Beinen die Hüften schwarz, das Ubrige roth- 
braun, nur die hintern Schienen und Tarsen mit schmutzig braunen und weifslichen Farben. 
Flügelschüppehen und Wurzel weilslich. Taster hellbraun. Randmal schwarz. Nach Hrn. Hartig 
(dl. 1. p. 267.), Taster und Schenkelringe der (mir fehlenden) $ gelb. 

Von Hrn. Hartig aus Tortrix Buoliana erzogen. 

15. P. planata Hrt. 4— 4%" lg. Schwarz; Hinterleibsspitze an den Seiten rothbraun, 
auf dem Rücken weilsrandig; Thorax mit gelbem Strich vor den Flügeln; Unterseite der Fühler 
und Beine roth, Tibien und Tarsen der Hinterbeine schmutzig weils, schwarz geringelt. Bohrer 
etwas länger, als Hinterleib (Hartig Jahresber. p. 267.). 

Ebenfalls von Hrn. Hartig, dessen Beschreibung ich hier entlehnte, aus Toririx Buoliana 
erzogen. 


B. Das Schildchen ganz oder zum Theile, oft auch der übrige Körper mehr oder weniger hell. 


19. P. varicornisF. Meist 5 — 6‘ lang(2) und von dem kräftigen Baue der P. instigator, 
selten nur 4 lang. An dem Schildchen ist meist nur die äufserste Spitze hellgelb, sonst der 
ganze Körper mit Ausnahme der Spitze des Freni, beim $ auch des Flügelschüppchens, eines 


118 IcnnEuMoNIDES. Pınpra. B. 


Fleckchens vor demselben, 2 Gesichtsflecke, Kopfschild, Lefze, Oberkieferbasis und Taster, 
welche gelb oder bräunlichgelb sind, schwarz (mit Ausnahme einiger Var., die ich als Übergänge 
zu rufata ansehe). Fühler gelbbraun, schwarz geringelt, an der Basis auch auf der Oberseite 
gefleckt. Beine mit Ausnahme der an der Basis schwarzen Vorderhüften, rothbraun. Metathorax 
schwach punktirt mit glatter, wenig vertiefter Mittelrinne. Bohrer 7, der Hinterleibslänge. 

Zu verschiedenen Malen in verschiedenen Gegenden aus den Puppen der Bombyxz Monacha 
erzogen, und zwar immer um die Mitte des August. Die Brut konnte also höchstens 6 Wochen 
alt sein. Hierher gehört wahrscheinlich auch Rösel’s (11. Th. Hummeln und Wespen p. 55.) aus 
den Puppen von Papilio erataegi gezogene „gro/se schwarze Wipper-Wespe.“ 

20. P. rufata Gm. Grv. Dürfte wohl nur eine Varietät der vorigen sein, da durchaus 
keine beständigen Unterscheidungszeichen herauszufinden sind. Als solche werden gewöhn- 
lich genommen: die gelblichen Mittelstreifen des Mesothorax, einige gelbe Strichelehen vor 
und unter dem Flügelschüppchen, schwarze Fleckchen an Schenkeln, Schienen und Tarsen der 
Hinterbeine; allein zu allen diesen Zeichnungen finden wir bei P. varicornis die Anfänge und 
Übergänge. Auch die von Gravenhorst angeführte gestrecktere Form ist nicht mit Bestimmt- 
heit herauszufinden. 

Von mir mehrmals aus den Puppen der Monacha und viridana erzogen. Nach Bouche 
(Naturgesch. p. 145.) findet man sie im Herbst in den Eierklumpen der Kreuzspinne, welche sie 
aufzehren. Nachher verpuppen sie sich in weifsen elliptischen, etwas flachen, papierähnliehen 
Hüllen, welche dicht neben einander zu 10 — 15 im Gespinnst der Spinne liegen. Entwicke- 
lung im Frühjahre. Drewsen (Wiegmann’s Archiv Jahrg. 2. p. 3.) erzog P. rufata im Spät- 
sommer aus den Puppen von Papilio Urticae, und Boie (ibid. p. 40.) aus überwinterten Pup- 
pen von Sphinz Ligustri. 

21. P. variegata. 37%" lang. Sehr ausgezeichnet durch den rothbunten Körper und den 
langen (die Hinterleibslänge übertreffenden) Bohrer (dadurch namentlich von arundinator verschie- 
den). Der Rumpf ist mehr roth, der Hinterleib mehr gelb und die Beine sind mehr braun. 
Schwarz ist hauptsächlich an den Nähten des Körpers und am Ende der Hinterleibsringe, sowie 
am ganzen Kopfe, mit Ausnahme der hellgelben Taster. Randmal gelb. An den Beinen sind 
nur die Tarsen und gröfstentheils die Hinterschienen etwas schmutzig. Metathorax schwach 
runzlig-punktirt. Scheitel breit, Flügelwurzel und Schüppchen und ein Strich vor demselben 
weils. 

Ein Weibchen wurde bei Aachen aus Tortrix Buoliana erzogen. 

Hr. Hartig, welcher das hier beschriebene Stück zum Vergleich hatte, hielt es für arundi- 
nator; daher seine Angabe im Jahresberichte p. 268. 

39. P. flavicans F. Gewöhnlich von 4 — 5‘ Länge, jedoch auch bis 7 und bis 2% 
(beides die $). Steht ganz einzig da wegen der gelbbraunen Farbe des ganzen Körpers, die nur 
hier und da von schwarzen Stricheln und Flecken unterbrochen wird und dadureh zahllose Varie- 
täten erzeugt. Der Scheitel ist schmal. Bohrer etwa % der Hinterleibslänge. Besonders aus- 
gezeichnet die Seulptur des Metathorax, welcher ganz glatt und glänzend ist und durch scharfe 
Leisten in mehrere (6) Felder getheilt wird. 

Eine der gemeinsten Arten, welche ich sehr oft aus den verschiedensten Puppen gezogen 
habe, und zwar der Papilio Crataegi (meist Anfangs Juli), der Bombyx Pini und dispar (gegen 
die Mitte des August). Die Wespe hatte bei Crataegi regelmälsig das Schwanzende durchbohrt, 
um auszufliegen. 


Epunutes. A. B. 119 


Gen. 12. Ephialtes 6. 


Auch diese Gattung ist als eine Untergattung von Pimpla zu betrachten. Sie hat, wie die 
nächstfolgende, einen sehr gestreckten Körper mit vollkommen linearem Hinterleibe, dessen Ringe 
(wenigstens immer der Iste und 2te, wo nicht alle), länger, als breit sind und häufig noch in 
der Mitte an jeder Seite einen stumpfen, meist aber nur undeutlichen Höcker haben; der Rumpf 
jedoch ist, zum Unterschiede von der nächstfolgenden, fast ganz glatt. Der sehr lange Bohrer 
entspringt, wie bei Pimpla, aus einer Furche am Hinterleibsende. 

Die nicht zahlreichen Arten dieser Gattung sind meist auf versteckte Larven, sowohl der 
Käfer, wie der Lepidopteren, angewiesen. 


A. Schildehen und Rumpf ganz schwarz. 


1. E. manifestator L. Die gröfste Art, deren 2 gewöhnlich eirca 1” haben, zuweilen bis 
15‘, seltner nur 6“. Legebohrer 1% mal so lang, als der ganze Körper. Körper ganz schwarz. 
Beine rothbraun, nur die hintersten Schienen und Tarsen schmutzig graubraun. Flügelwurzel, 
Schüppchen und meist auch ein Fleckchen vor demselben rothbraun. Seitenhöckerchen der Hin- 
terleibsringe undeutlich. Metathorax stark runzlig-punktirt mit deutlicher Mittelrinne. 

Sicher verfolgt dieser die im Holze versteckte Brut verschiedener Käfer. Einmal meiflselte 
sich eine schöne grofse Puppe aus einem alten Kiefernstocke, in welchem, den Gängen nach zu 
urtheilen, die Larven von Buprestris Mariana gelebt hatten. Hr. Bouche, welcher den mani- 
festator auch an Callidium basulus fand, (Gartenins. p. 153.) erzählte mir, dafs er das 2 öfters 
an alten Zäunen seinen Bohrer bis an den Leib hätte hineinstecken sehen, und zwar so, dals, 
fast wie bei einem stechenden Aphidius, die Spitze des Hinterleibes unter dem Bauche hervor- 
geschoben wurde. Ich habe mich oft an dem eigenthümlichen Fluge und dem lang ausgestreckten 
Bohrer des 2 ergötzt und dasselbe einst Mitte Juli % Stunde lang auf den Blättern der Acacie 
sitzen und sich im Winde wiegen sehen. Bechstein (s. Bechstein und Scharfenberg 
a. a. ©. p. 956,) hat ihn oft auf einjährigen Eichen- und Buchenstöcken mit seinen Fühlern 
sondiren sehen. Auch Reaumür’s Bemerkung, Tome VI. p. 307., bezieht sich sicher auf ihn. 
Er sah, wie das Thier die morsche Stelle einer starken Rüster anstach, wobei nur der Bohrer 
eintrat, die beiden Klappen aber die gewöhnliche Richtung nach hinten hatten. An einer andern 
Stelle (p. 308) erwähnt er einer in einem weilsen Cocon verschlossenen Ichneumonenpuppe unter 
Rüsternrinde, wo Käfer gefressen hatten, die ebenfalls wahrscheinlich Ephialtes war. 

2. E. carbonarius Chr. Grv. Dem vorigen sehr ähnlich, aber allermeist viel kleiner, ge- 
wöhnlich nur 5 — 8 lang, auch der Bohrer nur so lang, wie der Hinterleib und die Seiten- 
höckerehen des Hinterleibes deutlich gewölbt hervortretend. Metathorax runzlig-punktirt über 
und über, ohne deutliche Mittelrinne. 

Von mir aus der Brut von Pogonochoerus pilosus erzogen. Ich erhielt auch von andrer Seite 
her das Inseet, namentlich von Annaburg, wo ein Frals des grolsen Kiefernspinners ge- 
wüthet hatte, jedoch ohne bestimmte Angabe der Wohnungsthiere. 


B.  Schildehen, Rumpf und meist auch Hinterleib hell gefleckt. 

3. E. mediator Fbr. Eine der kleinern Arten, welche gewöhnlich nur 4 — 5‘, selten bis 
6“ lang wird. Die Hinterleibsringe vom ten oder 4ten an etwas breiter, als lang, hinten weils 
gerandet. Sehr bunt: der gröfste Theil des hier und da weilsstreiligen Mesothorax roth; auf dem 
rothspitzigen Schildchen, Frenum und Metathorax ein weilses Fleckchen. Innere Augenränder 


120 IcHhNEUMONIDES, POLYSPHINCTA. GLYPTA. 


weils. Beim 2 die ganzen Beine rothbraun, beim $, welches überdiefs noch ganz weilses Ge- 
sicht, und Taster, Lee Oberkiefer und Unterseite der Fühlerbasis Weifs hat, zum Theile gelb- 


lichweils. 
Ich habe diese Art aus Cocons des grofsen Kiefernspinners erzogen. 


Gen. 13. Polysphincta G. 


Gleicht wieder den ächten Pimplis in Form, geringer Bohrerlänge, Endfurche für Bohrer- 
ursprung und (sogar sehr starker) Quereinschnürung der Hinterleibsringe, hat aber keine areola 
und nur zuweilen auf einer Seite eine kleine. Mit der Gattung Bassus ist, besonders bei den 

, die Ähnlichkeit sehr grofs, jedoch unterscheiden auch von diesen die deutlichen Metathorax- 
schilder. 

Bis jetzt nur wenige Arten aus Raupen der Geometra piniaria bekannt geworden, nemlich 

1. P. velata Hrt. 3°.“ lang (2). Schwarz; Fühler rostroth; Beine gelbroth, hintere Tibien 
und Tarsen mit weifser Basis, Hintertibien an der Spitze und vor der Basis braun. Hr. Hartig 
erzog diese Art aus Raupen der Geometra piniaria, in welchen sich die Made in einem dureh- 
sichtigen, aus weifsen Fäden netzartig gewobenen Cocon verpuppt hatte (lahresber. p. 262.). 

2. P. areolaris. 2% —2;“' lang, gestreckt (9). Metathoraxrücken mit 6 deutlichen, scharf 
umleisteten, glatten, glänzenden Schildern. Die kleine, verzogen-dreieckige, etwas gestielte 
Areola fehlt bei meinem 3ten Stücke auf der rechten Seite. Hinterleib schwarz mit gelbem 
Bauchstreifen. Rumpf schwarz mit Roth am Mesothoraxrücken und der Brust über den Vorder- 
und Mittelhüften und weilsem Flügelschüppcehen. Am schwarzen Kopfe sind weils: Gesicht und 
Mund. Beine bräunlichgelb mit schwärzlichen Flecken der Hinterbeine. Unterseite der Fühler 
hell. — P. multieolor Grv. mufs dieser äufserst ähnlich sein. : Zwei $ am 26. August 1840 aus 
Puppen von Cladius viminalis (auf p. 25. ist die Blattwespe fälschlich 7. Salieös genaunt) gezogen. 

3. P. latistriata. 2‘ lang, gestreckt (3). Die so oft bei den Pimplen vorkommende 
Mittelrinne des Metathorax fängt hier schon ungewöhnlich breit an und wird nach hinten immer 
breiter; die dieselbe bildenden Seitenleistehen sind gablig verzweigt. Scheitel schmal. Schwarz; 
aber schön blafs sehwefelgelb: Schildehen und Frenumspitze, Flügelwurzel und Schüppchen nebst 
einem Striche vor demselben und unter den Flügeln, ferner das ganze Gesicht, die innern Augen- 
ränder, Unterseite der 2 ersten Fühlerglieder. Hinterränder der Hinterleibsringe bräunelnd. 
Beine blafs rothbraun mit blafs sehwefelgelben Hüften, Schenkelringen und Apophysen (mit 
Ausnahme der röthlichen Hinterhüften), und weifs und schwarz geringelten Hinterschienen und 
ganz dunklen Hintertarsen. Unterseite der Fühler bräunlich. 

Aus Orchestes Quercus in den Epiderminalblasen der weifsfleckigen Eichenblätter erzogen. 


Gen. 14. Glypta G. 


RER N 


Sie nähern sich in Form und Farben wieder mehr den eigentlichen Pimplis, haben aber _ 


immer eine höchst eigenthümliche Seulptur, indem wenigstens 3 Hinterleibsringe 2 schiefe, gegen 
die Mitte des Vorderrandes convergirende Eindrücke haben. Auch fehlt hier regelmäfsig_ die 
areola. Der Bohrer ist lang. Fühlerglieder über 40. 

Es sind schon verschiedene Arten dieser Gattung aus Lepidopteren erzogen worden, die sie 
entweder als ausgebildete Raupen oder als Puppen angestochen hatten. Eine Art scheint in 
Fichten eifriger Verfolger von Rindenkäfern zu sein. x 


Gıypra. A. B. Ruyssa. 121 


A. Hinterhüften ganz oder an der Basis (dann aber übergehend) schwarz (mit Ausschluls der $ von 
Resinanae). 


1. @. longicauda Hrt. 3 lang(2). Schwarz; 2ter und 3ter Hinterleibsring roth gerandet; 
Unterseite der Fühler, Taster und Beine gelbroth; Basis der Hüften schwarz; Tibien und 
Tarsenglieder der Hinterbeine an der Spitze braun. Bohrer länger, als Körper (Hartig /. /.p. 261.). 

Von Hrn. Hartig einzeln aus überwinternden Puppen der Geometra piniaria in der Mitte 
des Mai gezogen. 


B. Hinterhüften roth. 


2. @G, flavolineata Grv. 4 — 5 lang (4, 2), sehr gestreckt. Bohrer des 2 von Hinter- 
leibslänge. Scheitel schmal. Rücken des Metathorax durch Leistehen in 5 Felder getheilt, 
runzlig-grobpunktirt. Auch der übrige Rumpf und Kopf ziemlich grobpunktirt. Schwarz. Schild- 
chenspitze, Flügelwurzel und Schüppchen nebst einem Striche vor demselben, Kopfschild, Lefze, 
Oberkieferbasis und Taster gelb. Schenkel (mit häufiger Ausnahme der schwarzen Spitzen der 
hintersten Schienen und Tarsen, auch Hinterhüften, mit Ausnahme der dunklen Hinterschienen 
und schmal weifsgeringelten Tarsen, rothbraun, das Ubrige der Beine gelb. Beim $ auch öfters 
die Unterseite der dann geringelten Fühler rostroth und die beiden Isten Glieder unten gelb. 

Von Hrn. Hartig (Jahresber. 267.) aus Puppen der Tortrix Buoliana (aber selten) und von 
mir aus Tortrix piceana gezogen. Im letztern Falle starb die Raupe vor der Verpuppung, und 
der Ichneumon spann sich neben der Hülle einen länglichen, weilsen, durchsichtigen Cocon. 

3. @. Resinanae Hrt. Gestalt und Gröfse, wie flavolineata, aber Punktirung des Rumpfes 
schwächer und die Metathorax-Leistehen sehr verwischt. Am Rumpfe sind nur Flügelwurzel, 
Schüppchen und ein kleines Fleckchen vor demselben rothbraun, am Kopfe nur Lefze (beim & 
auch diese öfters nicht) und Taster braun. Beine ganz rothbraun, mit Ausnahme der Hinter- 
schenkelspitze und der hintern Schienen und Tarsen. Beim &$ sämmtliche Hüften oder wenig- 
stens die hintersten, zuweilen auch die Schenkelringe, schwarz. 

Hr. Hartig erzog diese Art aus Tortrix resinana, ich ebenfalls in Menge, und aufserdem 
noch aus Zurionana. Die Knospe war vom Wickler ganz ausgefressen; der Ichneumon kann 
ihn also erst spät gestochen haben; er hatte sich einen Gespinnsteanal an der Basis der Knospe 
inwendig, gesponnen. 

4. @. coneolor. Wieder den beiden vorigen sehr ähnlich, jedoch etwas kleiner [3 ($) bis 
37%" (2) lang], noch schlanker, mit 6, oder wenigstens 4 deutlichen, jedoch nicht stark punktirten 
Metathoraxschildern. Flügelwurzel und Schüppchen weifslich. Beine bei $ und 2 gleichfarbig 
rothbraun (bis auf die Hinterschienen und Tarsen und Hinterschenkelspitzen), nur beim & die 
vordern und mittlern Hüften, Schenkelhöcker und Apophysen weilslicher, welche jedoch auch bei - 
einigen 2 hier und da ziemlich hell sind. Lefze bei einem 2 (mit weifslichen Hüften) bräunlich. 

Aus Fichtenknüppeln des Voigtlandes, mit Magdalis violacea erzogen. 


Gen. 15. Rhyssa GC. 


Ist eigentlich nur ein Ephialtes, aber mit stark quergerunzelter Oberseite des Mesothorax. 
Sie bildet, öfters auch in Farben, den wahren Ubergang der Pimplen zu Banchus (Coleo- 
centrus) und zu den auch schon runzelrückigen Xorides. 
1. R. persuasoria L.. einer der schönsten und gröfsten Ichneumonen, nemlich gewöhnlich 
S — 10, zuweilen bis 14, selten aber auch nur 5“ lang, schwarz mit zahlreichen weilsen 
16 


122 IcınEUMoNIDES. METOoPIUS. Bassus. 


Flecken und Binden des ganzen Körpers und enormem Bohrer, welcher 1%, mal so lang ist, als 


der Körper. 
Hr. Nördlinger hat die Wespe aus Sirex spectrum in Weilstannen erzogen. 


Gen. 16. Metopius Pnz. 


steht Pimpla zwar wegen des gewölbten Hinterleibes nahe, unterscheidet sich aber von allen 
durch die (oft scharfkantig und nach hinten spitzwinklig ausgezogene) viereckige Form des Schild- 
chens, den versteckten Bohrer der 2, das eingedrückte Gesicht und die grofse areola. Der ganze Körper 
grobpunktirt. Beine kräftig mit besonders starken Hinterschenkeln und sehr dicken Hinterhüften. 

Wahrscheinlich sind beide Geschlechter aufserordentlich ähnlich; denn bisher konnte noch 
kein Unterschied entdeckt werden. 

Es ist nur eine Art bis jetzt in Forstinsecten bekannt geworden, nemlich Hr. Hartig 
(lahresber. p. 272.) erzog einmal aus Lophyrus Pini 

1. M. scrobiculatus Hrt. 5%" lang. Schwarz; das 3te bis 6te Segment gelb gerandet; 
die vordere Knie, die Vordertibien und Tarsen an der Vorderseite rostbraun. Gesicht concav, 
in der Mitte convex. Fühler etwas länger als Leib. 


Gen. 17. Bassus G. 


Zeigt auch noch die meiste Ähnlichkeit mit Pimpla in dem sitzenden, breiten Hinterleibe, 
zuweilen kommt auch die areola zum Vorschein und die Hinterleibsringe haben eine Querein- 
schnürung, ja sogar eine recht detliche, scharfe; allein der Hinterleib ist sehr flach gedrückt und 
der erste Ring meist vorn und hinten gleich breit, und der Bohrer des Weibchens ragt kaum 
hervor; auch fehlt die areola allermeist, wenigstens in den forstlichen Fällen. Metathoraxschilder 
fehlen entweder ganz oder sind undeutlich. Luftlöcher am Stielchentheile stark hervorstehend. 

Grofse forstliche Bedeutung erlangte die Gattung noch nicht, indem erst einmal von Hrn. 
Bouche (Naturgesch. p. 147.) eine Species aus den Puppen von Syrphus balteatus und eine aus 
Coceinella gezogen wurde. 

1. B. albosignatus Grv. 27% — 4“ lang ($, 2), sehr gedrungen. Der Scheitel ziemlich 
breit. Metathorax mit mehreren scharfen Leistehen: durch die beiden mittelsten wird an der 
Basis des Metathorax ein hinten durch eine Querleiste begrenztes, rundliches oder viereckiges 
Mittelfeld gebildet, worauf ein grofses, erweitertes, besonders stark runzliges folgt. Die schwarze 
Körperfarbe ist von Gelblichweifs unterbrochen: an den Hinterrändern mehrerer Hinterleibsringe, 
an der Spitze des Schildehen und Freni, am Flügelschüppchen, und streifig vor und unter dem- 
selben, ferner an Kopfschild, Oberkiefern und innern Augenrändern, oft auch unter der Hinter- 
flügelbasis. Füfse gröfstentheils rothbraun, zuweilen mit schwarz angeflogenen Hüften, oder auch 
Schenkelhöckern, immer mit schwarzen, breit weifsbindigen Hinterschienen und schwarzen Hin- 
tertarsen. 

Lebt nach Hrn. Bouch& (Naturgesch. 147.) im Herbst in den Puppen von Syrphus balteatus 
und verwandelt sich in denselben ohne eigne Hülle. 

2. B. exsultans Gr. 2 — 3“ lang, ziemlich gestreckt, besonders weil der Hinterleib 
ungewöhnlich schmal (linien-lanzettförmig) ist und einen deutlichen Stielchentheil hat. Areola 
fehlt gänzlich. Metathorax stark und gleichmälsig gewölbt, kaum mit einer Spur von Leistchen, 
dicht punktirt. Fast dieselben Farben, wie beim vorigen, aber das Gelbweils ist über Stirn 


Xyroxonus. A. B. 123 


und Gesicht, Fühlerunterseite, Bauch nnd Hinterleibsränder verbreitet. Beine, mit Ausnahme der 
dunklen hintern Tarsen und Schienenenden, rothbraun und gelbweils, ohne Ringel. 
Von Hrn. Bouche& mehrmals aus Coceinella 7-punctata- erzogen. 


Gen. 15. Xylonomus G. 


Eine Untergattung der gröfsern Gattung Xorödes. Sie hat wegen der Form des ganzen Kör- 
pers und besonders wegen des Hinterleibes und seiner Quereindrücke, und des langen Bohrers 
noch einige Beziehungen zu Pimpla, ja sie macht sogar das Bindeglied mit den Ichneumonidibus 
adseitis aus, indem sie uns aus dieser Abtheilung durch breitere Scheitel, weit vorstehende Ober- 
kiefer die eyklostomen Braconen, die sie auch durch Lebensweise repräsentirt, in das Gedächt- 
nifs ruft. Mit ihr beginnt die Reihe der stielleibigen Ichneumonen, zwar noch so, dafs sich der 
Anfänger bei einigen wegen der Gegenwart eines Stielchens täuschen könnte; dieser ist aber 
doch auch öfters deutlich. Der Kopf ist, wie bei jenen Braconen, ungewöhnlich kuglig, haupt- 
sächlich wegen des sehr breiten und gewölbten Scheitels. Der Bohrer der Weibchen ist lang 
oder ziemlich lang. Die areola fehlt. Die Fühler sind sehr dünn, bei den & ziemlich grade, bei 
den 2 an der Spitze etwas gekrümmt. Die & unterscheiden sich von den 2 auch noch durch 
sehr gestreckten, schmalen Hinterleib. 

Sie verfolgen vorzüglich die Käfer im todten Holze, doch gehen sie auch ausnahmsweise an 
Raupen und Puppen. Ihr Cocon ist durchscheinend, schmutzig grau oder bräunlich, länglich und 
liegt unter der Rinde oder im Holze. Die Wespe frilst sich aus demselben dicht unter der 
Spitze an der Seite eine Ofinung. In ihren Bewegungen sind die Wespen, gleichwie die Braconen, 
weniger rasch. 

Innerhalb der Holzstämme habe ich zwar schon mehrere Arten gefunden, aber nur von 2 
Arten konnte ich mit Bestimmtheit ermitteln, dafs sie gegen Callidium sanguineum und Acan- 
thoeinus Aedilis gestritten hatten. Diese sind: 


A. Mit rothem (aber nicht mit weilsgefleckten Hinterleibe). 


1. X. filiformis Grv. Gewöhnlich 6 — 7“ lang, soll nach Gravenhorst sogar bis 8% 
lang werden können. Die einzige bekannte Art mit ganz rothem Hinterleibe, wodurch sie sich 
also genugsam unterscheidet. Auf dem Rücken des Metathorax entstehen 7 regelmälsige, deut- 
lich umleistete Schilder. Bohrer von Länge des Hinterleibes. 

Feind des Acanthocinus Aedilis unter Kiefernrinde. 

2. X. irrigator Fbr. Ziemlich von der Gröfse des vorigen, geht aber bis zu 4“ hinab, 
nie über 6“ hinauf. Der Hinterleib ist bis zum 2ten oder häufiger bis zum Ende des 3ten Rin- 
ges rothbraun, von da an schwarz. Der Bohrer hat nur die halbe Hinterleibslänge. Metathorax- 
schilder sind nur 6 vorhanden, indem an Statt des vordersten unparen nur ein (öfters nach vorn 
in 2 Schenkel getheiltes) Leistchen da ist. 

Diese Art macht eine wunderbare Ausnahme in der Lebensweise; denn ich erhielt 1 Stück 
von Hrn.Rosenhein mit der Bezeichnung: „im Juli aus Nonnenpuppe gezogen“. Hr. Hartig 
erwähnt auch (Convers.-Lex. p. 433.) eines Xor. ruspator (?) aus B. Monacha. 


B. Mit weifsbuntem Hinterleibe. 
3. X. praecatorius F. 3 — 5%“ lang. Metathorax wie bei örrigator: die beiden vorder- 
sten Schilder glänzend, fast ganz glatt. Bohrer die halbe Hinterleibslänge wenig übertreffend. 


Kopf stark kuglig. Am Hinterleibe finden sich bald mehr, bald weniger weifse Fleckchen oder 
16% 


124 IcHNEUMONIDES, Exochvs. 


Streifen. Allermeist ist die Grundfarbe des Hinterleibes schwarz; jedoch besitze ich auch Stücke 
mit vorherrschendem Roth, nur in der Mitte schwarz gefleckt. Ob dies einen Ubergang bereitet 
zu der andern in dieser Section bekannten Species, zu X. ferrugatus Grv.? 

Bei den $ nimmt das Schwarz des ganzen Körpers öfters so Uberhand, dafs man nur noch 
an den innern Augenrändern Spur von Weifs bemerkt. ’ 

Von mir mehrmals aus Callidium sanguineum in trocknen Weifsbuchen-Kloben erzogen. 


Gen. 19. Exochus G. 


Wird immer mit zu Tryphon gerechnet, gehört aber, wenigstens dem Hauptbestande, den 
mittelzellenlosen nach, ohne Frage mehr zu Ichneumon hin; denn wir finden hier, obgleich der 
Hinterleib immer sitzend oder fast sitzend ist, den ganzen Habitus von J/chneumon, die kurzen, 
gekräuselten Fühler der 2, den am Isten Ringe ansteigenden, am Ende wieder abwärts geboge- 
nen, stets stark gewölbten Hinterleib, die Sculptur und die ganze gedrungene Gestalt mit den 
kurzen Beinen, welche bei den Ichneumonen mehr zu Hause ist, als bei den Tryphonen. Die 
wesentlichsten Gattungsmerkmale: starker Gesichtshöcker und dicke, kurze Hinter- 
hüften nebst dem sehr kurzen Stielchentheile finden sich, wenn auch nur im kleinen 
Mafsstabe, beide bei J. brunnicornis, und bei diesem bleibt auch zuweilen der äufsere Nerv der 
areola aus, welcher bei Exochus fast constant fehlt. Auch zu PAygadeuon, namentlich P. brewvis, 
welcher einen merklichen Gesichtshöcker hat, neigt die Gattung hin. 

Für diese sytematischen Betrachtungen haben nun noch die Resultate der Erziehung grofses 
Gewicht. Wenn wir zwei so nahe verwandte und doch so sonderbar gebildete Ichneumonen, 
wie J, brunnicornis und Exochus mansuetor aus Einem und demselben Wohnungsthiere erziehen, 
so spricht dies schon für ihre Verwandtschaft, und umgekehrt: ihre Verwandtschaft sprieht wie- 
der für das Herrschen gewisser gemeinschaftlicher Bildungsgesetze bei gleichen Wohnungsthieren, 
wie wir diesen Satz schon früher haben belegen können (s. pag. 29.). 

Es sind bis jetzt zwei Arten aus Tinea padella erzogen. _ 

1. E. mansuetor Grv. 1% — 2% lang (2) gedrungen. Areola fehlt. Das Stielchen hat 
etwa nur % der Länge des ganzen Isten Ringes und erweitert sich plötzlich. Die Protuberanz 
des Gesichts ist sehr auffallend, besonders dieht unter den Fühlern, welche in ein Paar Grüb- 
chen eingesenkt sind und sich nach hinten in eine Stirnvertiefung legen, daher erscheint 
der Kopf fast kuglig. Fühler noch nicht gleich der halben Körperlänge, gekräuselt. Beine kurz 
und stark: die Hinterhüften zusammengedrückt, fast schief-herzförmig; Schenkel wenig länger, 
als Metathorax, und so breit, wie das Ende des 1sten Hinterleibsringes. Metathorax mit deut- 
lich umleisteten, regelmäfsigen, fast gleichen, fast ganz glatten, glänzenden Schilderchen. Auch 
der übrige Körper nur schwach punktirt. Schwarz, nur hell-röthlichbraun sind: Flügelwurzel 
und Schüppehen, Basis der Fühler, welche dann gegen die Mitte etwas dunkler werden, Spitze 
des Gesichtshöckers, Mund und die ganzen Beine, welche nur an den Hinterhüften zuweilen etwas 
schwärzlich werden. Randmal schwarzbraun. Bohrer nicht bemerkbar. 

Zwei 2 erzog Hr. Dahlbom zu Lund den 20. Juli 1834 aus Tinea padella mit Ichn. brun- 
nicornis und mehreren andern Ichneumonen. 

2. E. gravipes Grv. 3%, —4 Ig.(Gravenhorst). Dem vorigen sehr ähnlich, nur gröfser, 
und sämmtliche Hüften und Schenkelhöcker schwarz, auch die Gesichts-Protuberanz mehr gleich- 
mälsig gewölbt, ohne Zuspitzung unter den Fühlern, auch stärker und dichter punktirt. Fühler 
des &länger, als die halbe Körperlänge, ganz schwarz. Metathoraxschilder besonders regelmäfsig, 


Trypuon. 125 


grols und glänzend. Hinterhüften verhältnifsmälsig nicht so grofs, mehr umgekehrt- eiförmig, als 
schief-herzförmig. Flügel ziemlich trübe. Randmal braun. 

Das $, welches ich durch Dahlbom’s Güte aus Lund erhielt, war leider verstümmelt und 
die Beschreibung mufs daher, da auch Gravenhorst bei diesem Thiere ungewöhnlich mangel- 
haft ist, etwas unvollständig bleiben. 

Mit dem vorigen den 20. Juli erzogen. 


Gen. 20. Tryphon Gr. 


Die Tryphonen schliefsen sich einmal den zunächst vorhergehenden Gattungen an, zuweilen 
selbst recht auffallend in der Farbenvertheilung, besonders dem bunt gebänderten Hinterleibe, 
an die Gattung Metopius, andererseits wieder der Gattung Campoplex, von welchen letztern sie 
zuweilen nicht leicht zu unterscheiden sind. Indessen ist doch bei ihnen der Hinterleib an seinem 
Ende nie so stark zusammengedrückt, wie bei letztern, Von Metopius unterscheidet sie das 
mehr rundliche Schildchen und von Pimpla der immer nur die Hinterleibsspitze kaum überra- 
gende Bohrer. Nur bei 7. seutulatus hemerke ich auswendig keinen Bohrer. 

Der Hinterleib ist häufiger deutlich gestielt, seltner so stark sitzend und so gedrückt, wie 
bei Bassus, in welchem Falle sie doch noch meist die Gegenwart einer areola und die langen 
Fühler, welche beinahe die Länge des Körpers haben, unterscheiden. Mit der Gegenwart des 
Hinterleibsstielchens hängt auch immer die Langstreckigkeit des Körpers zusammen, wodurch 
sich die Tryphonen von allen jenen verwandten Gattungen unterscheiden. Der Kopf ist quer 
und nie kuglig, dadurch von Xylonomus verschieden. 

Von der p. 107. beschriebenen, sehr nahe verwandten Gattung Exenterus unterscheidet sie die 
vollständige Gegenwart der Schienendornen an allen Fufspaaren. 

Die Seulpturverhältnisse sind hier mannigfaltigen Abänderungen unterworfen, ja es kommt 
hier der kaum erhörte Fall vor, dafs bei einer und derselben Art der Metathorax und das erste 
Hinterleibssegment, fast glatt und wiederum etwas punktirt und runzlig sind. Die Farben sind 
selten so eintönig schwarz und rothbraun, wie bei Pimpla, meist bunter gemischt. 

Tryphonen wurden bereits zahlreich erzogen, und zwar fast nur aus Blattwespen, welche 
ihre wichtigsten Feinde in dieser Gattung haben. Einige sind sogar so wählig, dals sie immer 
nur eine und dieselbe Art angehen, wie z. B. T. eques, welcher zu den verschiedensten Malen 
und in den verschiedensten Gegenden nur aus Z.rufus gezogen wurde. Hr. Hartig (Conversat.- 
Lex. p. 432) erzog eine Art, die er jedoch noch nicht benannte, aus einem Fliegentönnchen, 
dessen Made im Zwinger aus Geometra piniaria ausgekommen war. 

Ich habe mehrere Momente aus der Entwickelungsgeschichte einiger Tryphonen, wie T. eques 
und Exenterus marginatorius beobachtet. Sie saugen, wie Phygadeuon Pteronorum, an den 
Lophyrenlarven und unterscheiden sieh nur durch einen grölsern Cocon, welcher das Innere des 
Lophyrentönnchens ganz ausfüllt. Höchstwahrscheinlich sind sie also sämmtlich Larvenschma- 
rotzer, die nur selten die Verpuppung ihrer Wirthe zulassen. Mehreres hierher gehörende s. bei 
Phygadeuon Allgem. 

Der Artenreichthum der Gattung läfst wohl wünschen, dals sich Merkmale zur Trennung 
kleinerer Gattungen finden möchten. Hr.Hartig hat dergl. bereits in Vorschlag gebracht (Wieg- 
mann’s Archiv für Naturgesch. Iahrg. 3. H. 2. p. 155. und p.158.). Er sagt, die eiertragenden 
Tryphonen mit vielbeeriger Traube haben bei beiden Geschlechtern die Klauen bis zur Spitze 
stark kammzähnig und würden als Polyblastus von Tryphon zu trennen sein, während die Try- 
phonen mit einfachem Ei im Legestachel nur an der Basis der Klauen einige zugespitzte Zähne 


126 ICHNEUMONIDES Teyeruox. A. a. b. 


hätten und als Monoblastus zu trennen wären. Dagegen habe ich nur folgendes zu erinnern. 
Es giebt Arten, welche nicht traubentragend sind und doch Kammzähne haben, wie z. B. T. hae- 
morrhoieus Hrt. und Exenterus lueidulus Grv. Wollte man nach den Kammzähnen gehen, so 
würde man bei der letztern Art in Verlegenheit kommen, ob man sie zu Exenterus oder zu 
Polyblastus bringen oder gar eine noch andre Gattung daraus machen sollte. Unter den von 
mir aus Forstinseeten erzogenen Tryphonen habe ich noch keine Perg eE Arten (über 
welche im Allgemeinen Theile 3. Abschnitt mehr) gefunden. 


A. Mit gestieltem oder fast gestieltem, gegen das Ende (wenigstens beim 2) etwas zusammengedrücktem Hin- 
terleibe *). 


a. Mit schwarzem Schildchen. 

1. T. Sorbi Sxs. 7"' lang, sehr gestreckt (3), jedoch wohl eher fast sitzend, als fast 
gestielt zu nennen, und schon durch diese ansehnliche Gröfse ausgezeichnet. Schwarz mit gel- 
bem Gesicht und gröfstentheils rothbraunen Beinen. Metathorax in der Mitte mit tiefer Rinne 
und mehreren Leistchen. Areola gestielt, dreieckig. Scheitel ziemlich schmal. Fühler fast von 
der Länge des Körpers. 

Von Hrn. Saxesen aus seiner Cimbexr Sorbi zu Clausthal erzogen. 

2. T. eques Hrt. 4—4%“ lang, sehr gestreckt. Fühler fast so lang, wie der Körper. 
Scheitel ziemlich schmal. Metathoraxrücken ohne Schilder, jederseits von einem gebogenen 
Leistehen eingefafst, fein runzlich. Areola sehr klein, gestielt, verzogen-dreieckig. Körper 
schwarz und nur die Hinterleibsmitte rothbraun, Flügelwurzel und Schüppehen, einige Gesichts- 
tlecke (gröfsere beim $), Mundtheile, Vorderhüften (beim & auch die mittlern, zuweilen selbst 
die hintern gröfstentheils, sowie meist einige Brustflecken) gelb. 

Von Hrn. Hartig zweimal aus Lophyrus rufus erzogen (lahresber.p.272.). Auch ich erhielt 
ihn nur aus dieser Lophyren-Art. Jın J. 1842 hatten sich die Afterraupen den 2ten Juli ver- 
sponnen. Einzelne Blattwespen erschienen im Herbst, die Ichneumonen aber erst im nächsten 
Frühjahre. 

3. T. frutetorum Hrt. 3%“ (2). Schwarz; Unterseite der Fühler aufser der Basis, zwei 
Flecke dicht unter den Fühlern, Mund, Halsrand, zwei matte Flecke am Vorderrande des. Mit- 
telbrustrückens, Flügelecken des Halskragens, Flügelschüppchen, ein dreieckiger Fleck zu jeder 
Seite des Schildchens, 2 Striche und die Sutur hinter demselben gelb; das 2te und 3te Segment 
des glänzenden Hinterleibes kaum merklich gelbgerandet; Beine roth, Tibien und Tarsen der Hin- 
terbeine schwarz, erstere vor der Basis weils. 

Aus Lophyrus frutetorum (Hartig Jahresber. p. 271.). 

b. Mit gelbem oder geflecktem Schildchen. 

4. T. nigriceps Grv. 6 lang, sehr gestreckt (3) und überdiefs ausgezeichnet durch ganz 
rothbraune Beine und Körper und schwarzen Kopf, an welchem nur Lefze, Fühler und der 
gröfste Theil der Fühler rothbraun sind. Areola fehlt. Metathorax schwach runzlig, mit äulserst 
schmaler Mittelrinne und starken Seitenleistchen. Scheitel schmal. 

Von Hrn. Saxesen aus Cimbex Sorbi zu Clausthal einmal erzogen. 

5. T. Lophyrorum Hrt. 3 — 4, ziemlich gedrungen. Hinterleib der 2 mit sehr kurzem, 


*) Ich folge dieser von Hrn. Hartig (Jahresber. p. 271.) gegebenen Eintheilung, da ich seine Arten auf diese 
Weise am besten unterbringen kann. Es finden sich zwar einige Übergänge, was Re Bildung des Stielchens (z. B. 
bei 7. Lophyrorum) betrifft, diese wird man aber in den nach den Farben gegebenen Unterabtheilundel leicht her- 
ausfinden. 


Trypnon. A. b. 127 


ansteigenden und daher versteektem Stielchen, fast sitzend, länglich - lanzettförmig, gewölbt, an 
der Bauchseite gegen das Ende etwas zusammengedrückt, mit gewölbtem, ungerinnten 1sten 
Ringe, der der $ schmaler, flacher, weniger zusammengedrückt. Bohrer der Weibchen merklich 
hervorstehend. Metathorax mäfsig gewölbt, schwach runzlig, mit kaum bemerkbarer Mittelrinne. 
Hinterleib sehr schwach punktirt, fast glatt. Scheitel schmal. Areola fast gestielt, schief- drei- 
eckig. Körper schwarz mit zahlreichen gelben Flecken und Strichen (d. h. an der Flügelwurzel, 
Schüppchen, vor und unter demselben), gelbem (bald mehr ganz gelbem, bald nur gelbileckigem) 
Gesichte, Mundtheilen und Hinterrändern der Hinterleibsringe. Besonders sind gelb: die Spitze 
des Freni nebst feinen Linien desselben, Spitze und Linien des Schildehens und dann 2 drei- 
eckige Basalflecken desselben, welche die Mitte des Schildchens in Form eines schwarzen Drei- 
ecks einschliefsen, dessen Basis nach hinten und dessen Spitze nach vorn gewendet ist. An 
den Beinen sind die hintern Schenkelspitzen, Tarsen und Schienen schwarz, letztere mit schma- 
lem weilsen Ringel hinter der Basis. Alles Ubrige ist entweder ganz rothbraun, oder, jedoch 
seltner, die Hüften und selbst zuweilen die Schenkelringe sind ganz oder theilweise schwarz. 
Beim & findet sich, wie gewöhnlich, an den Beinen ein reines Gelb ein. 

Von Hrn. Hartig und mir aus Loph. Pini und variegatus mehrere Male erzogen. 

6. T. variabilis. Er ist dem vorigen zum Verwechseln ähnlich und ich würde nicht daran 
gedacht haben, ihn von jenem zu trennen, wenn nicht die Sculpturverhältnisse ganz anders 
wären. Indessen zeigen auch diese hier eine Veränderlichkeit (daher der Name), wie ich sie 
noch bei keinem Aderflügler kennen lernte. Bei unzweifelhaften Individuen bilden sich ordent- 
liche, wenn auch nur durch feine Leistehen gesonderte Schilder und die vordern sind grob- 
punktirt, das gröfste, hintere sogar grobrunzlig. Zugleich durchläuft eine tiefe Rinne die Mittel- 
linie des Isten Ringes bis % der Länge und der ganze Hinterleibsrücken, besonders der Iste 
Ring, ist grob und eng punktirt, daher auch fast matt. Bei einigen Individuen schwinden diese 
Charactere etwas, namentlich die Punktirung, und man kann sie nur noch wegen der Rinne hier- 
her rechnen. 

In den Farben läfst sich bei der grofsen Veränderlichkeit derselben kein Unterschied auffin- 
den; jedoch wendet das schwarze Dreieck in der Mitte des Schildchens meist sehr deutlich seine 
Spitze nach hinten und die Basis nach vorn. 

Jedenfalls ein sehr beachtenswerthes Beispiel, wie sich bei anscheinender grofser Verschie- 
denartigkeit von Thieren doch immer Übergänge einschleichen. 

Von Hrn. Hartig erhielt ich Bildungen beiderlei Art unter dem Namen T. Lophyrum. 

Meine Exemplare rühren aus Lophyrus pallidus her. 

7. T. leueostietus. 3’h''lg. ($), gestreckt. Form von 7. Lophyrorum, für dessen Varietät 
man ihn halten könnte, wenn nicht so viel Weils in den Zeichnungen wäre. Gravenhorst’s 
Beschreibung seines melanoleueus stimmt zwar allermeist auf dieses schöne Thier; allein es ist 
doch noch durch mehrere, dort nieht erwähnte Zeichnungen characterisirt, nemlich das Schildchen 
ist an der Basis roth, an der Spitze weils; auch die Frenumspitze halb roth, halb weils. Vor 
den weilsen Flügelschüppchen ist ein weifses Fleckehen, und vor diesem zieht dann noch ein 
weilser Streifen am Vorderrande des Mesothorax herum. Kopfschild, Lefze und Mundtheile 
gelblichweils, sonst Kopf und Fühler schwarz, letztere etwas bräunelnd. Beine (mit Ausnahme 
der schwarzen Tarsen und schwarzen, weilsgeringelten Schienen der Hinterbeine, sowie selbst 
die ganze Brustgegend, braunrotl. Hinterleibsringe vom 3ten an weils gerandet, unten ganz 
weils. Areola fehlt. Fühler so lang wie der Körper. Hinterleib und Metathorax ziemlich glatt, 
letzterer, sowie der Iste Hinterleibsring, mit Mittelrinne. 


128 IcınEUMONIDES. Tryvpnon. A. b. 


Ein Stück aus Lophyrus Pini gezogen. 

8. T. seutulatus Hrt. 3 — 3% lang, ziemlich gestreckt. Erinnert in dem beim £ nach 
hinten stark eomprimirten Hinterleibe sehr an Campoplex und hat eine ganz ähnliche Farben- 
vertheilung, wie C. argentatus. Auf der Mitte des Metathorax bilden sich 3 deutliche runzlig- 
punktirte Schilder, auch der Hinterleib ist grob, hier und da fast runzlig-punktirt, der 1ste Ring 
mit einer deutlichen Mittelrinne, das Stielehen nur kurz, aber deutlich. Areola klein, schief drei- 
eckig. An dem schwarzen Rumpfe ist besonders die gelbe Zeiehnung des Schildchens, welche 
in der Mitte einen schwarzen Fleck lälst, ausgezeichnet und aufserdem Flügelwurzel und Schild- 
chen und mehrere Flecken vor und unter demselben, sowie ein dreieckiger Fleck am Vorder- 
rande des Mesothorax, beim & auch wohl einen Schenkel bis zur Brust absendend, schön gelb 
oder röthlich. Das Gesicht beim 2 gelbfleckig, beim $ ganz gelb. Unterseite der Fühler an der 
Basis gelb (besonders beim $), ferner bräunlich. Beine rothbraun mit schwärzlichen Hintertarsen 
und Schienen, letztere mit breitem weisen Ringel, die Hüften und Schenkelringe und meist auch 
Apophysen heller, beim $ schön schwefelgelb, nur an den Hinterbeinen die Schenkelringe und 
Oberseite der Hüften schwarz. Hinterleib in der Mitte mehr oder weniger roth, am Bauche beim 
& gelb. Fühler des $ länger als Körper. Beim 2 äufserlich kein Bohrer sichtbar. 

Von Hrn. Hartig und mir aus Lophyrus virens, variegatus und Pini erzogen; nach Hrn. 
Hartig soll die Art sogar häufig sein. 

9. T. succinetus Grv. 3 — 37“ lang, gestreckt ($). Der Metathorax ist fast ganz ohne 
Leisten und selbst das mittlere pyramidale Feld ist nur undeutlich, alles nur fein punktirt. Auch 
Mesothorax und Hinterleib nur fein punktirt, der Iste Ring mit lang auslaufender Mittelrinne. 
Der Hinterleib etwas länger, als Kopf und Rumpf, nach dem kurzen und ziemlich breiten Stiel- 
chen sich etwas erweiternd und dann linienförmig mit plötzlich abgestutztem After. Areola, 
Kopf und die ungewöhnlich grofsen Ocellen, wie beim vorigen; ob auch der Bohrer der 2 äufser- 
lich nicht sichtbar? 

Farben sehr bunt. An dem schwarzen Rumpfe und Kopfe sind gelb: das einen schwarzen (nach 
hinten spitz-) dreieckigen Mittelfleck lassende Schildehen, so wie dessen ganze Spitze und Hinter- 
vand nebst Spitze des Frenum, Flügelwurzel, Schüppehen, ein Fleck unter demselben und fast 
der ganze Rand (sehr breit) des Pro- und Mesothorax, die ganze Brust, das ganze Gesicht, Mund 
und Unterseite der beiden ersten Fühlerglieder. Fühler unten hellbraun, oben dunkel. Hinterleib 
an den ersten und letzten Ringen schwärzlich, an den mittlern bräunlich, alle am Hinterrande 
gelblichweils. Beine roth- oder gelbbraun, die vordern und mittleren an der Basis gelber, die 
hintern mit schwarzen Tarsen und Schienenende und breiter weifslicher Schienenbasis. Flügel klar. 

Von diesem aus Loph. virens von mir erzogenen Stücke weicht ein anderes, dessen Ursprung 
unbekannt ist, nur durch ausgedehnteres Schwarz und röthliche Ränder des Hinterleibes, so wie 
durch ganz helles Schildehen und durch fehlende Areola ab, auch ist der Mesothorax kaum 
bemerkbar punktirt, gehört also doch wohl einer andern Art, vielleicht zu marginellus Grv. Die 
Erziehung vieler Stücke wird indessen erst lehren, in wie weit das Fehlen der Areola constant 
ist, da an meinem Stücke rechts schon eine Spur des Stielchens sich findet. 

Ob diese Art wirklich die Gravenhorst’sche ist, läfst sich auch noch nicht mit Bestimmtheit 
behaupten, da dieser Schriftsteller leider so wenig auf die so wichtige Seulptur achtete. Von 
gelber Brust sagt er auch nichts, was indessen variiren kann. 

10. T. multieolor Grv. 2% — 4“ lang, gestreckt (2). Metathorax gewölbt, ohne Spur 
von Leistehen und, wie der ganze Körper, nur äufserst fein gerieselt, fast glatt, jedoch ziemlich 
matt. Areola schief-dreieckig, gestielt, Scheitel ziemlich breit. Hinterleib so lang, wie Rumpf 


Trypnon. B. MEsoLEPTUS. 129 


und Kopf, an dem Bauche gegen das Ende merklich zusammengedrückt. Der erste Ring keil- 
förmig-allmälig verbreitert, leicht gewölbt. Bohrer deutlich hervorragend. Fühler fast von der 
Länge des Körpers. Schwarz; gelb oder schön röthlichgelb sind: Schildchenspitze, Flügelwurzel, 
Schüppchen und ein Fleckchen vor demselben, nebst einem Strichelehen und der Naht unter 
demselben, Gesicht, Mund und Unterseite der beiden ersten Fühlerglieder. Auch die beiden 
ersten Fulspaare ziemlich von derselben Farbe, am hintersten rötheln aber Hüften und Schenkel 
mehr, und die Tarsen und Tibienspitzen sind dunkel. Randmal bräunlichgelb. Fühler hell gelb- 
braun, gekräuselt. Hinterleibsringe röthlich oder weifslich gerandet, Bauchkante gelb. 
Ein 2 den 24. Juli 1834 von Hrn. Dahlbom aus Tinea padella erzogen. 


B. Mit sitzend:m, an Bassus erinnerndem Hinterleibe, 


11. T. impressus Grv. (T. Tenthredinum Scharffbg.). 3 — 3%“ lang. Hinsichtlich der 
Form und Sculptur des Hinterleibes erinnert diese Art sehr lebhaft an 7. variabilis, auch in 
der Vertheilung der Farben, namentlich der eigenthümlichen bunten Färbung des Schildchens 
und Frenums. Eine eigne Art ist es dennoch, weil 1) der Hinterleib gar nicht gestielt und, wie 
bei Bassus, gedrückt ist, 2) die areola nur sehr klein ist, 3) die Hinterränder der Hinterleibs- 
ringe nur weilslich notirt sind, 4) am Kopfe nur eine helle bräunliche oder gelbliche Farbe an 
der Lefze und den innern Augenrändern zum Vorschein kommt. 

Schon aus verschiedenen Lophyren erzogen, namentlich pallidus, Pini, Laricis, variegatus. 

12. T. haemorrhoicus Hrt. 3‘ lang (2), ziemlich gedrungen. Die Tarsalhäkchen sind 
kammzähnig. Schwarz; und nur braunroth: die Mundtheile, Flügelwurzel, Afterring, Bohrer und 
Beine gröfstentheils, mit Ausnahme der schwarzen Hüften und meist auch Schenkelhöcker. 
Metathoraxrücken mit 5 durch schwache Leistchen geschiedenen Schilderchen. Scheitel schmal. 
Hinterleibsform wieder ähnlich, wie bei 7. variabilis, aber schwächer punktirt, und die Spur des 
Stielchens etwas geringer. 

Wurde von Hrn. Hartig aus Lophyrus Pini erzogen, jedoch nur selten; bei mir kam er 
dagegen aus den Tönnchen von Alt-Ruppin ziemlich häufig aus. 

13. T. ealeator Grv. Müll. 2% — 3° lang, mit fast sitzendem, ziemlich niedergedrücktem 
Hinterleibe, dessen Ister bis 4ter Ring canalieulirt ist. Areola fehlt. Schwarz; der 2te und 
3te Hinterleibsring zuweilen mit bräunlichen Rändern. Lefze, oder auch die Oberkiefer, rostroth, 
Fühler schwarz oder braun-röthlich. Flügelwurzel und Schüppchen bräunlich oder gelb, Fülse 
rothbraun. 

Hr. Hartig hat diese Art, deren Beschreibung ich, in Ermangelung eigner Exemplare, nach 
Gravenhorst gebe, aus Lophyrus Pini einmal erzogen (lahresber. p. 271.). 


Mesoleptus G. 
ist ebenfalls eine Tryphonengattung, welche sich durch ein sehr dünnes Hinterleibsstielehen und 
überhaupt meist durch zarten, feinen Bau des ganzen Körpers auszeichnet. Da aber auch bei 
den ächten Tryphonen sich oft schon ein zierliches Stielchen einstellt, so ist hier weniger, als 
irgendwo eine Grenze zu ziehen. Ich erwähne dieser Abtheilung nur, weil sie sehr artenreich 
ist; sonst ist mir noch keine sehr wichtige Form bekannt geworden. Sie stimmen auch in sofern 
mit den ächten Tryphonen überein, als sie Feinde der Afterraupen sind, wahrscheinlich aber nur 
der nicht forstlich wichtigen; aus den gemeinsten und se häufig eingezwingerten Tenthreden kam 
nie ein Mesoleptus, dagegen häufig aus den Alanten und Nematen von Farrkräutern, Stachel- 
beeren u. 8. f. Hr. Hartig (Jahresber. Blatiw. p. 242.) giebt M. ewornatus Grv., welcher schon 
' 17 


130 IcHNEUMONIDES, Trocus. 


früher von Drewsen (Wiegmann’s Archiv lahrg. 2. 1836. p. 37.) gezogen wurde, als Feind 
seines Nematus abielum an. 


Gen. 2l. Trogus G. 


unterscheidet sich eigentlich gar nicht wesentlich von J/chneumon, denn bei mehreren, z. B. auch 
T. flavatorius, ist selbst das.höckrig erhabene gewölbte Schildehen nur wenig von denen 
der ächten Ichneumonen verschieden. 

Die meisten Arten sind grofse, welche daher auch nur in grofsen Raupen fortkummen können. 

1. T. lutorius. Gewöhnlich 10 — 12, seltner nur 7‘ lang. Das Schildchen mit einem 
starken, ziemlich spitzen Höcker hervortretend. Metathorax stark querrunzlig; die Schilder meist 
stark umleistet: die Mittelrinne lang und das vordere Schildchen nur klein und undeutlich. Meso- 
thorax sehr fein und dicht punktirt. Hinterleib ebenfalls sehr fein- und gestrichelt-punktirt, 
beim 5 fast von doppelter Länge des Rumpfes, linien-lanzettförmig, beim ? kürzer, eiförmig- 
länglich. Areola 3-eckig, klein. Scheidenerv vorhanden. Schwarz; guttigelb sind: Schildehen, 
Frenumspitze, Flügelwurzel und Schüppcehen, ein Strich unter demselben und vorderer Halskragen- 
rand, Gesicht, Mundtheile und die ganzen Augenränder, beim & auch die untere Fühlerbasis. und 
die ganzen Beine, oft mit Ausschlufs schwarzer Fleckchen an den Hinterschenkeln, Hüften und 
Schienen; beim 2 alle diese Theile röther und die Mittel- und Hinterhüften fast ganz schwarz. 
Fühler des 2 schwach gekräuselt, bis % der Länge, des $ nur bis % oder 7 gelblichroth, sonst 
schwarzbraun. Flügel stark gelbelnd mit gelbem Randmale. Hinterleib rothbraun oder gelbbraun, 
mit Schwarz an den letzten ganzen Ringen, oder blofs in Form von Flecken auf dem Rücken der 
letzten Ringe. 

Hr. Mufs erzog ihn aus Sphinxz Pinastri und Hr. Graff aus ocellata. 

2. T. flavatorius Pnz. 7 — 9" lang, gestreckt ($, 2). Metathorax runzlig und punktirt; die 
Schilder scharf umleistet, auch am vordern Theile der Mittelrinne ein deutliches. Mesothorax 
fein und dicht punktirt. Hinterleib gestrichelt-punktirt, in der Mittellinie der Ringe fast nadel- 
rissig, sonst wie beim vorigen. Schildchen flach, obwohl immer etwas vorragend. Areola 
3-eckig, klein. Scheidenerv selten deutlich. Scheitel sehr schmal, Meist sehr vorherrschend 
angenehm bräunlichgelb, jedoch mit zahllosen Abänderungen, indem zuweilen das Schwarz den 
gröfsten Theil des Rumpfrückens (jedoch mit stetem Ausschlufs der gewöhnlich hellen Zeich 
nungen des Schildchens u.s.f.) einnimmt, oft aber auch nur in mannigfaltigen Streifen und Flecken 
vorhanden ist. Die letzten 2 — 3 Hinterleibsringe sind immer bläulich schwarz und an den Bei- 
nen meist nur einige Hinterschenkelfleckehen schwarz. Randmal der Flügel gelb. Die Flügel selbst 
wenig gelbend, am Spitzen- Viertel aber stark angeräuchert. Fühler der $ fast von der Länge 
des Körpers unter dem Isten Gliede (zuweilen auch oben) gelb, sonst dunkelbraun, beim 2 kür- 
zer, gekräuselt und bis auf % der Länge gelbbraun. 

Ich habe ihn im J. 1838 in grofser Menge aus der Puppe der Liparis Monacha erzogen. 
Bis gegen die Mitte des August waren die Wespen alle da, und wenn ich annehmen darf, dafs 
erst die Puppe gestochen worden sei, dauert die ganze Verwandlung, trotz der Gröfse des Thiers, 
nicht über 5—6 Wochen. Von Boie (Wiegm. Arch. 11. 1.p. 40.) aus den Puppen von Sphinz 
Salicis gezogen. 

Wenn Sceopoli’s Sphex erassicornis hierher gehört, wie Gravenhorst (2. 1. I. p. 83.) 
behauptet, so wohnt er auch im Sphinz Tiliae. Sphex disparis Poda soll ebenfalls der fava- 
torius sein und in den Puppen von Liparis dispar leben. Der Aufenhalt in dispar würde für 
mich nichts Auffallendes haben; denn hier würde, wie bei Monacha, die Puppe gestochen. Mit 


PınpLa. A. IchnEumon. 131 


Sphinz Tiliae, die sich erst gegen den Winter verpuppt, kommt mir die Sache schon unwahr- 
scheinlicher vor; es mülste denn die Wespe, nachdem sie ihren Puppenaufenthalt im August 
verlassen hätte, gleich darauf die nackten Raupen des Schwärmers finden und hier ihre Herberge 
aufschlagen. Indessen ist es freilich ja noch nicht ausgemacht, ob die Wespe nicht auch bei 
der Nonne die Raupe sticht und ihre Brut auf diese Weise Raupe und Puppe durchlebt. 

3. T. alboguttatus Grv. 7 — 8“ lang. Schwarz mit bläuelndem Hinterleibe, dessen Ister 
Ring am Rande und dessen 7ter Ring auf einer Längslinie Weifs hat. Schildehen und zuweilen 
auch einige Rumpffleckchen weils. & mit weifsfleckigem Gesichte und 2 mit weilsem Fühler- 
ringe. Beine schwarz mit mannigfaltigen gelblichweilsen Zeichnungen. (Gravenh.) 

Hr. Boie (Wiegm. Arch. I. 1. p. 20.) erzog im Juni 2 $ und im Juli 1 2 aus überwin- 
terten Puppen von Bombyx pudibunda. In der Puppe des Schmetterlings war keine Hülle des 
Schmarotzers (?). 


Gen. 22. Ichneumon G. 


Diese Gattung kann als der Stamm der ganzen Abtheilung der ächten Ichneumonen ange- 
sehen werden, weil sie sich am Meisten von den Braconiden entfernt, obwohl sie durch Hemi- 
teles und Xylonomus zu diesen zurückkehrt und auch von dieser Seite der ewige Kreis geschlos- 
sen wird. Mit ihr beginnen wir eine Reihe von Formen, welche sich alle durch das deutliche 
immer stark ansteigende Hinterleibsstielchen und den selten deutlich etwas vorragenden Bohrer 
auszeichnen. Hinterleib der $ meist länger als Rumpf wnd Kopf zusammen, der 2 nur so lang, 
oder kürzer. Ihre Areola ist meist 5-eckig, seltner blofs 3-eckig. Die Fühler sind meist lang 
und haben immer eirca 40 Glieder bei den $, bei den 2 etwas weniger. Bei den $ sind sie 
grade, bei den 2 meist an der Spitze spiralig gewunden {gekräuselt). Die Beine meist pro- 
portionirt, selten sehr lang oder auffallend gedrungen. Schildehen flach oder wenig gewölbt, 
nie stark hervorragend (zum Unterschiede von der nächstfolgenden Gattung). Metathorax nie 
ganz glatt, immer stark runzlig oder runzlig-punktirt, allermeist mit 6 — 8 deutlichen, umleisteten 
Schilderchen, deren vorder-mittelstes das kleinste. Auch der übrige Rumpf punktirt, oft stark 
und eng, eben so der Hinterleib. Scheitel meist schmal, jedoch auch öfters ziemlich breit (im 
Gegensatz gegen Cryptus). Legebohrer (hier oft Stachel) wenig oder gar nicht vorragend und 
die 2 dadurch meist schwer zu unterscheiden. 

Farben sehr mannigfaltig und schön, beim 2 meist in sofern schöner, als die hellen (oft 
- weilsen) Farben, besonders am Gesicht und der Unterseite der Fühler, auch an den Beinen 
ausgedehnter sind. Hinterbeine, wie gewöhnlich, ganz oder theilweise dunkler, als die übrigen, 
die Schienen oft mit weilsem Ringel und dunkler Spitze. Das Randmal meist gelblich oder 
bräunlich und die Flügel selbst selten ganz klar, sondern getrübt, besonders gegen die Spitzen. 

Ich kenne von mehreren Arten Larven und Puppen und will sie von einer der grölsten 
Arten (7. Pisorius) hier beschreiben. Sie hat nicht blofs viel Ähnlichkeit mit den andern Arten, 
sondern auch mit Anomalon. Sie ist 1%” lang, sehr diek, aber dabei ungewöhnlich welk und 
lappig, gelblichweils. Die Seitenränder sind unterhalb der Tracheenstränge ungewöhnlich stark 
gekerbt-wulstig. Der After 2-lappig, entleert im Leben öfters Tröpfchen von Flüssigkeit. Luft- 
löcher, wie gewöhnlich, 9: das Iste bis 6te sehr deutlich, gelblich, langgezogen-urnenförmig, das 
7—9te weniger bestimmt und weniger gelb durchschimmernd, auch die Röhre bis zum Strange 
immer kürzer werdend, alle meist hinter den Seitenästen der Tracheenstränge schief von vorn 
und oben nach hinten und unten gerichtet. Kopftheil ziemlich grofs, mit der gewöhnlichen 
(s. Anomalon) Mund- und Fühlerbildung, aber ohne hervortretende Glieder. Ich sehe deutlich 

17% 


132 IcuSEUMONIDES. Icuneumon I. A. 


aus der Mitte der Unterlippe ein Tröpfchen hervortreten. Die Oberkiefer sind wenig beweglich 
und erhalten ihre Thätigkeit wohl erst mit der Ausbildung der Wespe. Braune Hornsubstanz 
bemerke ich nur an den Oberkiefern und im Umkreise der Basis derselben. Die Taster treten 
als kleine Wärzchen hervor, und neben den Maxillartastern nach innen wird noch ein ganz 
kleines Wärzchen bemerkbar. Oberlippe mit 2 stark hervortretenden Wülsten, den Mund bedeckend. 
— Die Puppe 1“ lang, gelblichweils, im Allgemeinen wie bei Anomalon. Fühler seitwärts herab- 
laufend, aber nur bis zum Ende des 2ten Hinterleibsringes. Füfse mit ansteigenden Schenkeln 
und ziemlich parallelen Tarsen, aber die hintersten Tarsen nur bis zum öten Ringe. Von den 
Unterflügeln nur an der äufsersten Basis etwas zu sehen. RR 

Die allermeisten Arten der Gattung leben von Lepidopteren, und zwar in der Raupe und 
Puppe. Die wenigen in Blattwespen vorkommenden scheinen diese vor der Verpuppung zu 
tödten. Sie sind ungewöhnlich stetig, indem die meisten schon an den verschiedensten Orten 
aus einer und derselben Puppenart gezogen wurden, einige in dem Entstehungsjahre selbst, die 
meisten erst nach dem Winter. Aus den Beiträgen von Drewsen und Boie (Wieg. Archiv I. 
1. p. 35. u. f.) ersehen wir, dafs zahlreiche Arten dieser Gattung aus Kraut -Eulenpuppen her- 
vorgehen. Sie scheinen daher ihren Tummelplatz hauptsächlich auf Kräutern und Gräsern zu 
haben. Auch läfst sich daraus abnehmen, dafs sie Raupen und Puppen bewohnen: die Eulen- 
puppen überwintern nemlich meist unter dem Moose, und es ist nicht ‚wahrscheinlich, dafs sie 
hier von den Ichneumonen aufgesucht werden. 


Il. Schildehen ganz schwarz, mit Zuziehung der hellgefleckten Varietät von 
J. nigritarius. 


A. Hinterschienen weils oder weilslich gefleckt oder geringelt. 


1. 1. annulator F. Gewöhnlich 3% — 4“ lang (2), nach Gravenhorst auch 2, was 
gewils sehr selten ist. Schwarz, mit bräunelnden Mundtheilen und breitem weifsen Fühlerringe. 
Tarsen gröfstentheils dunkelbraun. Schienen schwarzbraun oder röthlich, an der Aufsenseite mit 
grofsem weilsen Flecke. Das Übrige der Beine gröfstentheils schwarz. Metathorax grob punk- 
tirt, sonst wie gewöhnlich. Hinterleib länglich-eiförmig, so lang wie Rumpf, zuweilen mit bräu- 
nelnden Rändern. 

Ich habe diese Art, jedoch immer nur 2, aus den Puppen der Noctua piniperda, sowie der 
Geometra piniaria und lituraria im Frühjahre erzogen (Forstins. II. 175, 184, 186). Hr.Hartig 
(dahresber. p. 260.) erwähnt ihrer ebenfalls bei Noctua piniperda. 

2. 1. laevis. 4%''lang, gestreckt ($). Metathorax runzlig, mit lauter fast viereckigen, stark 
umleisteten Schilderchen, das ober-mittelste vollkommen quadratisch, mit abgerundeten Vorder- 
ecken. Mesothorax sehr fein punktirt. Hinterleib ziemlich grob- und weitläufig-punktirt, ohne 
Spur von Nadelrissen, der 1ste Ring in der Mitte gewölbt, vollkommen glatt und stark glänzend. 
Areola regelmäfsig-5-eckig. Scheitel breit. Schwarz; und nur weifs oder gelblichweils sind; 
Basis des Bauches, Flügelwurzel, Schüppchen und ein Fleckehen vor demselben, Gesicht, Mund- 
theile und Unterseite des Isten Fühlergliedes, Hüften, Schenkelringe und Apophysen, mit Aus- ° 
nahme der hintersten, schwarz gelleckten. Schienen und Tarsen etwas gelblicher; die Hinter- 
tarsen nebst Schienen-Enddrittel und Basalspitze schwarz, letztere mit breitem bräunlichweifsen 
Ringel. Hinterschenkel ganz schwarz, die vordern und mittlern gröfstentheils dunkel. Fühler 
auf der Unterseite hellbraun. Flügel fast glashell. Randmal schwarz. 

Dies $ hat mit einem bei mir steckenden 7. pallifrons Grv. so viel Ähnlichkeit, dafs ich, 
abgerechnet das nicht ganz reine Schienenweils, welches durch Schmutz erklärt werden könnte, 


Icuseumon. I. B. a. b. + 133 


aur mit Hülfe der Sculptur sie unterscheide; diese (leider von Gravenhorst in seiner Beschreibung 
nicht erwähnte) ist bei meinem pallifrons an den ganzen Isten und der Basis des 2ten Hinter- 
leibsriuges nadelrissig, auch ist bei diesem das vorder-mittelste Metathoraxschildchen quer, auch 
hat dieser eine ziemlich grobe Punktirung des Mesothorax und der Scheitel ist viel schmaler. 

Ich habe ihn aus einer zwischen Kiefernnadeln versponnenen Puppe der Tortr. piceana 
erzogen. Er war in der Gegend der Taster aus derselben hervorgebrochen und hatte kaum merk- 
liches Gespinnst hinterlassen. Ich hatte am 11. Juli die Puppe eingezwingert. Obgleich sie 
eine krankhafte dunkle Färbung hatte, so mufste ich sie doch für gesund halten, da sie sehr 
mobil war. Am13., als derIchneumon ausschlüpfte, kam ich von meinem Irrthum zurück und sah 
nun ein, dafs jene Bewegungen die Ichneumonenpuppe verursacht haben mulste. 

3. I. extinetus. 2" lang, sehr gedrungen, besonders ausgezeichnet durch die sehr schwa- 
chen, geglätteten Leistehen des Metathorax. Mesothorax sparsam punktirt. Farben fast wie bei 
annulator, jedoch das Schwarz etwas blasser und das Braun der Beine verbreiteter; auch die 
Unterseite des I1sten Fühlergliedes und der ganze Mund braunroth. 

Von Hrn. Bouche aus Geometra piniaria erzogen. 


B. Hinterschienen nicht weilsgefleckt oder geringelt. 
a. Die letzten Tarsenglieder der Hinterbeine weils. 

4. 1. leucocheir. 6"' lang, sehr gestreckt ($). Metathorax stark runzlig, mit 2 breiten 
Schildern an der Basis, ohne abtheilende Längsleistchen und mit 2 spitzen Höckerchen. Hinterleib 
länger als Rumpf, linien-lanzettförmig, mit ganz glatten, stark glänzenden Ringen. Rumpf und 
Kopf schwarz, mit weifslichen Fleckchen und Strichelchen am Flügelschüppchen und unter dem- 
selben, sowie am Oberrande des Collare; Augenränder weilslich schillernd, die Kopfschildfleckchen 
und Mundtheile bräunlichweils. Beine lang und dünn. Hüften und Schenkelköcker schwarz, das 
Übrige rothbraun, mit Ausnahme der schwarzen Hintertibienenden und des grölstentheils schwar- 
zen ersten Tarsengliedes und der übrigen weilsen, nur das letzte wieder gröfstentheils dunkel. 
Hinterleib schmutzig gelbbraun, mit schwarzem Stielchen. 

Ich erhielt ein $, welches mit seinem 6‘ langen, gestreckten gelblichweifsen Cocon auf 
einem Cocon von Cimbex Amerinae steckt, von Hrn. Zebe. 

5. 1]. leueotomus. 7'' lang, sehr tragt ($). Dem vorigen in Verhältnissen und Seulptur 
äufserst ähnlich, nur Hinterleib und Rumpf, mit Ausnahme eines weilslichen Schüppchenileckes, 
ganz schwarz. Kopf mit weilsen Gesichtsflecken und innern Augenrändern, auch weilsem Kopf- 
schildileck und Oberkiefern. Beine genau, wie beim vorigen, nur auch die Apophysen schwarz, 
Hinterschienen fast ganz schwarz, und die weilsen Hintertarsen vom 2ten Gliede an scharf ab- 
geschnitten. 

Von Hrn. Zebe aus Cimbex variabilis erzogen. Der Cocon, in welchem der Ichneumon 
unter dem Bauche der vertrockneten Raupe sitzt, ist dünner als der der vorigen Art. 


b. Die letzten Tarsenglieder der Hinterbeine nicht weils. 
1) Hinterleib schwarz, höchstens etwas bräunlich-gerandet, selten ganz braun (I. brunnicornis). 


6. 1. Hartigii. 57; — 6 lang ($), gestreckt. Dem J. bölineatus Grv. sehr ähnlich und 
von Hrn. Hartig, wenn auch mit einigem Bedenken (lahresber. p. 260,) dafür gehalten, jedoch 
bestimmt verschieden: durch den Mangel des Nadelrissigen (welches auch am 1sten Ringe undeut- 
lieh ist) am ®2ten Hinterleibsringe, auch dadurch, dafs meist das ganze Gesicht gelb oder 
bräunlich ist (nur mit Ausnahme einiger Varietäten, bei welchen einzelne Fleckchen schwarz 


er A 


134 IcuXEUMORIDES. Icnxeunon. L B. b. + 


bleiben), und dafs ferner fast die ganze Unterseite der Fühler röthlichbraun ist. Metathorax 
grobrunzlig, sonst wie gewöhnlich. Ganz schwarz sind: Hinterleib, Rumpf, mit Ausnahme des 
Flügelschüppchens und eines Fleckchens vor und unter demselben, welche weils sind, ferner 
Hüften, Schenkelringe und Apophysen, nebst Hintertarsen und Enden der Hinterschienen, zuweilen 
auch Hinterschenkelspitzen. 

Mit mehreren andern, z. B. /chneumon nigriltarius und annulator, von mir aus überwinterten 
Puppen der Noctua piniperda aus Boytzenburg erzogen (Forstins. II. p. 174.). 

7. I. nigritarius Grv. Gewöhnlich 5 — 6“, wohl selten nur 4%‘, wie Gravenhorst an- 
giebt. Ausgezeichnet durch die grofse Einfachheit der Farben, welche durchweg rein schwarz 
sind; beim 2 ist nur ein breiter (meist nicht ganz vollständiger) Fühlerringel und ein Fleck an 
der Vorderseite der Vorderschienen, zuweilen auch ein Fleckchen des Schildchens, weifs. Beim 
& sind die innern Augenränder meist weils, und die Vorder- und Mittelschienen nebst Vorder- 
und Mittelschenkeln theilweise und Basis der Hinterschienen und Tarsenglieder rotbraun, auch 
schwärzer varriirend. Metathorax beim &$ mehr runzlig, beim 2 nur grob punktirt. Hinterleib 
des 2 eiförmig-länglich; die beiden ersten Ringe grob punktirt und zum Theile nadelrissig. 

Mit dem vorigen und zu gleicher Zeit im Frühjahre aus den Puppen der Noczua piniperda 
(Forstins. II. p. 174.) und der Geometra piniaria (ibid. p. 184.) und lituraria (186.) 

8. 1. brunnicornis Grv. 2% — 3, selten nur 2° oder bis 3%, ziemlich gestreckt (2, &). 
Gesicht unterhalb der Fühler etwas höckrig (erinnert an Exochus). Auf dem Mesothorax bilden 
sich neben der mittlern Schildreihe jederseits 3 ziemlich gleiche Schildehen. Hinterleib ziemlich 
kurz gestielt, beim 2 länglich-lanzettförmig, ziemlich grobpunktirt, in der Mittellinie des Isten 
Ringes mit glattem, nur schwach nadelrissigem, breitem Leistehen. Beine ungewöhnlich kurz, 
besonders die dieken Hinterschenkel. Hüften unbewehrt. Schwarz, mit gelblich- weilsem Flügel- 
schüppchen, unter welchem zuweilen noch ein weilses Fleckchen, selten auch vor demselben ein 
Strichelehen, sehr hellem (bräunlich-gelben) Randmale, weifslichen Mundtheilen, und 
bräunlichen weifslich-seidenglänzenden Fühlern (mit Ausnahme des 1sten dunklen Gliedes); beim 
& sind auch noch Gesicht und Unterseite der beiden ersten Fühlerglieder weils, auch die Fühler- 
unterseite ferner weifslich, und die Hinterleibsringe häufig braun gerandet oder ganz und gar 
bräunelnd. Beine beim 2 fast ganz und gar einfach hleaun mit dunklen Spitzen der Hinter- 
schienen und Hintertarsenglieder, beim $ die Beine heller und die Hüften, Schenkelringe und 
Apophysen g gelblich - weils. 

Die chen schwedischen Exemplare, welche ich Dahlbom’s Güte verdanke, sind mit 
den unsrigen vollkommen übereinstimmend, nur dafs die Beine durchweg einen Ton heller sind, 
und auch der Hinterleib heller wird, ja bei den $ ganz und gar, sowie bei einem 2“ langen re 
ganze Körper bräunelt. Sie wurden, wie die meinigen, aus der Tinea padella erzogen, nur, was 
bemerkenswerth ist, vom 24. Juli bis 11. August (1834), während die unserigen vom 6. bis 
15. Juli Alle auskamen (1839). 

9. 1. stimulator Grv. 3’ Ig., dem vorigen sehr ähnlich, aber constant verschieden durch 
die Hinterhüftendornen, die fast ganz schwarzen Hüften, schwarzes erstes Fühlerglied der 2, und 
die ebenfalls gröfstentheils dunklen Hüften, das ganz schwarze, nur zuweilen an den innern 
Augenrändern und den Mundtheilen weifsgefleckte Gesicht, die nicht weilse Fühlerunterseite und 
die nur selten etwas schmutzig-weilsen Hüften der 4. 

Aus den Puppen von Tortrix viridana des Lödderitzer Reviers im Monat Juli und Alıgast. 

10. 1. comitator L. Gewöhnlich 5—7“, zuweilen nach Gravenhorst nur 4%“ lang, 
gestreckt (9). So schwarz wie J. Proteus (s. no. 16.), nur etwas mehr bläuelnd, die Vorder- 


Er 


En 9 


Icnneunon. IL B. b. Fl. BA, 135 


und Mittelschienen ganz und die Vorder- und Mittelschenkel zum gröfsten oder kleinsten 'Theil 
rothgelb, auch die innern Augenränder mehr oder weniger weils. Ein breiter Fühlerringel weils. 
Areola fast dreieckig. Flügel schwach angeräuchert. Metathorax ziemlich stark runzlig. Meso- 
thorax ziemlich grob und dicht punktirt. 

Hr. Mul[s erzog ihn aus Geometra piniaria (Hartig Jahresber. p. 262.). 


tr) Hinterleib nicht ganz schwarz, mit mehreren bestimmten, ausgedehnten Farben. 


11. I. ineubitor Linn. 2%—3%'" lang (2), gedrungen. Metathorax mit deutlichen Schildern, 
aber geglättet-punktirt. Scheitel sehr schmal. Areola unbestimmt-fünfeckig, zuweilen fast drei- 
eckig. Hinterleib länglich-eiförmig, so lang, wie der Rumpf. Rumpf ganz schwarz, nur das 
Flügelschüppehen etwas bräunelnd.. Am Kopfe steht am obern Augenrande meist ein weilses 
Fleckchen, und Kopfschild, Lefze und Oberkiefer sind rotlıbraun, Taster noch heller. Fühler 
bräunlich und schwarz mit breitem weifsen Ringel. Hinterleib rothbraun, vom 4ten Ringe an 
bläulich-schwarz, auf der Oberseite der beiden letzten Ringe weifsgefleckt. Beine rothbraun mit 
schwarzen (ganz oder theilweise) Hüften und Schenkelringe. 

Ich habe 1 Stück aus einer Puppe von Geometra lituraria aus der Neustädter Gegend erzogen. 

12. I. monotonus 4“ lang, sehr gestreckt ($). Metathorax stark runzlig, mit 2 schwachen, 
keine regelmälsige Schilder bildenden bogigen Leisten und 2 Paaren dornähnlicher Ecken. Meso- 
thorax eng und ziemlich stark punktirt. Areola sehr breit-5-eckig. Scheidenerv ansehnlich. 
Kopf und Rumpf nebst Basis der Beine und Basis und Spitze des Hinterleibes eintönig schwarz. 
Hinterleib jenseits der Luftiochbreite gelbbraun. 

Von Hrn. Bouche aus Bombyx Salieis erzogen. 

13. 1. pusillator Grv. 2‘ lang oder noch kleiner. Der Hinterleib so lang, wie Kopf und 
Rumpf zusammen, zwar schwarz, aber mit rothen Rändern (beim 2 der Iste Ring ganz schwarz 
und glatt, beim & meist rothgerandet). Rumpf beim 2 walzig, beim & höckerig, mit einem gel- 
ben Punkte unter den Flügeln, Flügel ein wenig angeräuchert mit weilsgelber Wurzel und bräun- 
lichem Schüppehen. Beim 2 der Mund und die Basis der Fühler roth, beim $Mund und Gesicht, 
oder auch nur ein Gesichtsfleck gelb. Fühler des $ schwarzbraun, unterhalb rostroth, des 2 
lster Ring roth, zuweilen oben schwarz, 2 - 6 - 9 roth, allmälig dunkler, die übrigen schwarz- 
braun. Beine roth mit ganz oder halb schwarzen Hinterhüften, beim 5 die Basis der vordern 
Hüften und Schenkelhöcker schwarz. 

Die Beschreibung der mir nicht bekannten Art, welche von Nees v. Esenbeck ans Cossus 
ligniperda erzogen sein soll (Gravenhorst 7. p. 606.), nach Gravenhorst. 


I. Schildchen hell oder hellgeflekt, mit Ausschlufs der Varietät des hierher 
nicht gehörenden 7. nigritarius. 


A. Hinterleib ganz schwarz oder mit weilsem Afterfleckchen., 


14. 1. baltieus. 7 — Th“ lang, gestreckt ($, 2). Hinterleib länger als Kopf und Rumpf, 
bei beiden Geschlechtern lanzett-linienförmig (fast ganz gleich), vom Ende des 3ten Ringes an’ 
fast glatt und daher glänzend. Metathorax stark runzlig, ohne die gewöhnlichen Längsleistehen 
der beiden Seitenschilder. Auch Mesothorax ungewöhnlich stark runzlig-punktirt. Scheitel 
ziemlich breit. Areola dreieckig, zuweilen fast gestielt. Hinterleib blauschwarz, auf der After- 
spitze weils getropft, an den ersten Ringrändern (2) zuweilen röthlich schimmernd. Rumpf schwarz, 
nur Schildchen, ein Fleckehen vor und unter dem Flügelschüppehen, sowie am Kopfe nur die 
innern Augenränder, ein Fleckchen unter den Augen, an den Oberkiefern, sowie die Unterkiefer 


136 ICHNEUMONIDES. Icnseumon. I. A. B. a. 


und Unterkiefertaster beim $ schneeweils, beim 2 röthlich, bei letzterem auch Frenum und Metha- 
thoraxbasis und Spitze röthelnd; bei letzterem auch die ganzen Beine, mit Ausschlufs der Hüften, 
röthelnd, bei dem weifsfleckigen $ sämmtliche Schenkel, sowie Tarsen und Endhälfte der Schie- 
nen der Hinterbeine schwarz. Fühler des &$ einfarbig schwarz, etwas röthelnd, des 2 etwas 
gekräuselt, schwarz mit breitem weilsen Ringel. 

Ich erhielt das schöne Thier zweimal aus den Cocons der Orgyia pudibunda, welche ich in 
grofser Menge im J. 1833 von der Insel Rügen bekommen hatte (s. Forstins. 1. p. 167). Die 
Larven mufsten aber in den Puppen überwintert haben, denn die Wespen schwärmten erst im 
Juni und Juli des J. 1839. 

15. 1. melanoceras. S'" lang ($). Dem vorigen (und unter den bekannten dem fuscipes G.) 
sehr ähnlich, aber bestimmt verschieden durch die langgezogen-dreieckigen hintern Seitenschilder 
und die weniger starken Runzeln des Metathorax, auch ist der Mesothorax schwächer und weit- 
läufiger punktirt, als bei baltieus, der Hinterleib aber ganz und gar grob punktirt und daher 
matter. Der weifse Aftertropfen fehlt; die hintern Augenränder fast ganz weils, die Hinterbeine 
ganz schwarz (zum Unterschiede von fuseipes), die vordern und mittlern an der Aufsenseite auch 
gröfstentheils, an der innern zum Theile weils oder röthlichweils; Fühler ganz schwarz, nur das 
iste Glied unterhalb weils. 

'Ich erhielt nur dies einzige Stück bei dem grofsen Nonnenfrafse in unsrer Gegend aus einer 
Puppe. 

16. 1. Proteus Chr. Grv. 11—12°, nach Gravenhorst zuweilen nur 8“ lang, gestreckt (2). 
Ausgezeichnet durch die sammtschwarze Farbe aller Theile, welche nur unterbrochen wird durch 
Schildchen, inneren Oberaugenrand, breite Fühlerringel, Vordertibien- Vorderseite, welche weils 
sind, und roströthliche Unterseite der Fühlerspitzen. Flügel ungewöhnlich stark schwarz angeräu- 
chert, besonders gegen das Ende, mit röthlichem Male. Am Metathorax das vorderste Mittelschild 
umgekehrt-herzförmig, glatt und glänzend. Mesothorax, so wie Hinterleib fein- aber dicht-punktirt 
und matt. 

Hr. Rector Neuhaus zu Liebenwalde erzog ihn aus der Puppe von Sphinx Pinastri. 

17. 1. scutellator Grv. 5‘ lang, gestreckt ($). Metathorax mit 6 deutlich durch Leistchen ge- 
sonderten Schildehen grob- und ziemlich regelmälsig - runzlig. Hinterleibsringe stark punktirt, 
der Iste und Basis des 2ten stark nadelrissig. Mesothorax schwach und ziemlich weitläufig- 
punktirt. Scheitel schmal. Areola 5-eckig. Scheidenerv deutlich. An dem schwarzen Körper 
sind blafsgelb: Ende des Schildchens, ein Strich vor und unter dem Flügelschüppchen, diese fast 
weils, Unterseite des 1. Fühlergliedes, Gesicht, in dessen Mitte aber ein zierlicher M-förmiger, 
schwarzer Fleck bleibt, nebst Kopfschild, Oberkiefern und Tastern; und bräunelnd bemerkt man 
das Flügelschüppchen, die Basis des 2. Hinterleibsringes. Schenkel, Schienen und Tarsen roth- 
braun, die Tarsen und Schienenspitzen des letzten Paares, sowie Hüften, Schenkelhöcker und die 
sehr kleinen Apophysen schwarz. — Stimmt in allen wesentlichen Stücken auf die Gravenhorst- 
sche Beschreibung. 

Ich erzog ein Stück aus Puppen der Noctua piniperda von Boytzenburg. 


B. Hinterleib nicht ganz schwarz, mit mehreren bestimmten, ausgedehnten Farben. 
a. Hinterschienen gröfstentheils gelb oder weifslich. A 
18. ]. luetatorius L. Gewöhnlich 7—9'“ lang, zuweilen nur 5’, gestreckt. Metathorax sehr 
grob runzlig. Mesothorax grob punktirt, Hinterleib vom 2. Ringe an, aber nur fein punktirt, länger 
als Kopf und Rumpf. Schildchen, Flügelwurzel und Schüppchen, 2ter und öter Hinterleibsring, 


Icuxeumox. IL: A. B. a. 137 


sämmtliche Schienen (mit Ausnahme der Spitzen der hintersten) und die vordern und mittlern 
Schenkel gröfstentheils ($) oder fast ganz (2) röthlich-gelb. Beim $ die Mundtheile, Gesicht 
und Unterseite des 1. Fühlergliedes, beim 2 aber nur Mundtheile, Augenränder und einige Ge- 
sichtstlecke gelb, und hier die Fühler mit weilsem Ringel. Flügel stark gelbelnd, mit rothgelbem 

Einer der gemeinsten Ichneumonen, den ich aus den verschiedensten Gegenden Deutsch- 
lands erhielt, aber doch nie selbst erziehen konnte. Nees soll ilın (Gravenhorst Iehn. 1. 421.) 
aus den Raupen von Papilio Polyechloros erhalten haben. 

19. I. metaxanthus Grv. 5“ lang, gestreckt ($). Metathoraxschilder scharf umleistet, 
aber nur verwischt-runzlig. Areola fast oder ganz dreieckig Hinterleib und Mesothorax mälsig 
punktirt. Schwarz; gelb sind: Schildchen, Spitze des Frenum, oberes Ende des Metathorax, 
Flügelwurzel, Schüppehen, ein Strich unter demselben und vorderer Mesothoraxrand, Gesicht, 
die ganzen Augenränder, Mundtheile und Unterseite des Isten Fühlergliedes, auch die Vorder- 
und Mittelbeine, mit Ausschlufs der gröfsern Hälfte der Mittelhüften, und die hintern Schienen, 
mit Ausschlufs der Spitze derselben. Unterseite der Fühler braun und schwarz geringelt. Am 
Hinterleibe der gröfste Theil des Isten Ringes, dann der 2te, 3te, 4te röthlichgelb. 

Ich erzog ihn einmal aus Boytzenburger Puppen der Noctua piniperda. 

20. I. Pisorius L. Grv. Meist 1—11, selten nur 8“ lang, gestreckt (4, 2). Metathorax- 
schilder nieht sehr stark runzlig, nur schwach umleistet, das vorder-mittlere fast herzförmig, 
Hinterleib dieht punktirt und daher matt: die Ringe stark abgesetzi, an der Basis des 2ten ein 
Paar tiefe Grübehen. Mesothorax grob-, aber weitläufig-punktirt. Areola 5-eckig. Scheidenerv 
bedeutend. Schwarz; Hinterleib, mit Ausnahme des gröfsten Theiles des isten Ringes rothgelb. 
Gelb sind ferner: Schildchen, ein Strich unter dem Schüppchen, oberer Halskragenrand, innere 
Augenränder, der gröfste Theil der Schienen, und beim $ aufserdem noch: Flügelwurzel, Schüpp- 
chen, zuweilen auch noch das behaarte Täschehen an der Wurzel des 2ten Flügelpaares, ferner 
Gesicht, Mundtheile, Unterseite des Isten Fühlergliedes, oft auch äufserer Augenrand, mehrere Brust- 
lecken und auch der grölste Theil der Schenkel. Beim $ zuweilen die beiden letzten Hinterleibs- 
ringe schwarz. Fühler des 5 schwarzbraun, des 2 mit breitem weilsen Ringel, stark gekräuselt. 

Er wird häufig an verschiedenen Orten aus Sphinx Pinastri (Puppen) erzogen (s. auch 
Hartig Jahresber. 269). Im Frühjahre 1843 erhielt ich durch Freund Lehmann von Boytzen- 
burg 50 Puppen des Schwärmers, unter welchen 9 infieirte waren. Letztere unterschieden sich 
nicht blofs durch Unbeweglichkeit, sondern auch durch eine dunkle, fast schwarze Farbe. Die 
Ichneumonenlarve war vollkommen ausgewachsen und erfüllte fast das ganze Innere der Puppe. 
Sicher erfolgt ihre Entwiekelung auf die bei Anomalon beschriebene Weise; denn das Ei muls 
schon im Nachsommer in die fressende Raupe gelegt worden sein. Ich finde auch in der Puppe 
_ dieselbe chocoladenfarbene Masse, wie dort. In der einen hängt diese mit einer aus dem After 
der Larve hervorhangenden Masse zusammen und scheint mit feces vermischt zu sein. Die Lar- 
ven, welche ich aus der Puppe nahm, wollten sich durchaus nicht entwickeln; höchstens traten 
die Augenflecke hervor. Hr. Bouche& (Gartenins. p. 150) erzog ihn auch aus mehreren andern 
Sphinges, wie ocellata, Populi, Ligustri, und zwar im Juni. 

Nach Becehstein und Scharfenberg (a. a. O. p. 956.) in den Raupen der Noctua Pisi. 
Sehr zweifelhaft. 

21. 1. sugillatorius L. 5% — 6“ lang (3, 2). Areola 5-eckig oder fast 3-eckig. Hinter- 
leib etwas länger, als Kopf und Rumpf. Schwarz; weils sind: Schildehen und beim $ ein Fleck- 
chen vor und unter den Flügeln, auch schmale Augenränder. Hinterleib blauschwarz oder pur- 
purascirend mit weilsem Seitenrandileckchen (2) oder Strichelehen (5) am 2ten bis 4ten Ringe, 

; 18 


R 


138 ICHNEUMONIDES. Icnseumon. I. A. B. b. 


beim 2 auch noch mit weilsem Punkt des l1sten Ringes, welcher dem & zuweilen fehlt. Fühler 
des $ länger als die halbe Körperlänge, auf dem l2ten bis l4ten Gliede weils, beim 2 gekräuselt, 
auf dem 9ten bis 13ten Gliede weils. 

Nach Bechstein und.Scharfenberg.«(Naturgesch. d. Forstins. Th. III. p. 954.) Feind der 
Nonne. Sehr zweifelhaft. 


b. Hinterschienen nicht gelb. 


22. 1. Wienkeri. 3% — 4“ lang, gestreckt (3, 2). Metathoraxschilder deutlich umleistet, 
fein-runzlig. Mesothorax dicht punktirt. Hinterleib, mit Ausschlufs des gröfstentheils glatten 
lsten Ringes, dicht punktirt. Areola fast 3-eckig. Hinterleib so lang, wie Kopf und Rumpf. 
Fühler fein, fast länger als der ganze Körper. Schwarz; nur weils sind: Schildehen, Flügel- 
schüppchen und ein Strich vor wnd unter demselben, die innern Augenränder und zuweilen auch 
ein Strichelehen der äufsern. Hinterleib mehr oder weniger (wenigstens doch ein Theil des I1sten 
und 2. Ringes) roth. Beine, mit Ausschlufs der Hüften und Schenkelhöcker, gröfstentheils roth- 
braun. Fühler schwarzbraun mit weifsem Ringel. Das 2 unterscheidet sich nur durch schwach 
gekräuselte Fühler, ganz schwarze Basis derselben, sehr schmale Augenränder, überhaupt etwas 
weniger extendirtes Weils und dunklere Beine. 

Von mir im Juli 1838 aus überwinterten Puppen der @eometra lituraria in mehreren Exem- 
plaren gezogen und nach dem, um die höchst treue und characteristische Darstellung vieler Forst- 
inseeten verdienten Kupferstecher Hrn. Wienker genannt. 

23. 1. Troscheli. 5 lang, gestreckt ($). Metathoraxschilder stark umleistet, runzlig- 
punktirt, stark weifslich behaart, besonders an den Seiten nach hinten. Mesothorax und der 
ganze Hinterleib ziemlich grob- und dicht-punktirt. Scheitel sehr schmal. Hinterleib länger, 
als Kopf und Rumpf. Fühler kurz, nur bis zum ®2ten Hinterleibsringe reichend. Areola fast 
3-eckig. Schwarz; weils oder etwas gelbelnd sind: Schildehen (zuweilen nur mit sehr kleinen 
Fleckchen), Frenumspitze, ein Pünktchen des Flügelschüppchens und ein Strich vor und unter 
demselben, die ganzen innern und der gröfste Theil der äufsern Augenränder, 2 Flecke des Kopf- 
schildes (Var. das ganze Gesicht) und die Taster. Hinterleib mit Ausnahme des 1sten Ringes 
(gröfstentheils) der letzten Ringe und grofser Mittelflecke des 3ten, 4ten, 5ten braunroth. Beine, 
mit Ausnahme der Innenseite der Vorderschenkel und Schienen und eines Theiles der Mittel- 
schienen, welche röthlich sind, schwarz, jedoch auch die hintern Schienen und Tarsen mit braun- 
rothen Ringeln variirend. Randmal schwarz oder bräunlich. Fühler schwarzbraun. 

Ein von Rheinsberg herstammendes Stück habe ich aus der Puppe von Noctua piniperda 
erzogen und nach dem um die Darstellung meiner Forstinseeten vielfach verdienten Maler Hrn. 
Troschel genannt. 

24. I. raptorius L. A—6”' lang. Areola 5-eckig. Hinterleib des $ so lang, wie Kopf und 
Rumpf. Schwarz; weils oder gelblich sind: Schildchen und zuweilen ein innerer Augenrand, 


Hinterleibsringe 2ter und 3ter roth, 5 — 7ter mit einer weilsen Rückenmakel oder Querstrichel- ' 


chen. Beine der $ mit schwarzen Schenkeln, die vordern mit rostrother Spitze, der 2 schwarz: 
die vordern an der Spitze roth, meist aber unten ganz roth, die hintern meist, selten auch die 
mittlern mit schwarzer Spitze. Tarsen roth, die hintern beim 2 zuweilen ganz oder an den Glie- 
derenden schwarz (Gravenhorst). 

Soll nach Bechstein Feind der Nonne sein. 


. 


Crywprus. A. B. a. 139 


Gen. 23. Cryptus. F. 

Wie /chneumon, nur sind Fühler und Füfse länger und dünner, und dabei die Leiber der 
Weiber stark gedrungen (meist länglich-eiförmig), dennoch meist etwas länger, als Kopf und Rumpf, 
am Stielchen stark auf- und gegen den After wieder stark absteigend, mit deutlichem, meist 
/%— 'h der Hinterleibslänge betragenden, abwärts gerichteten Bohrer. Die $ haben stets einen schlan- 
kern linien- oder linienlanzettförmigen Hinterleib, welcher länger als Kopf und Rumpf ist. Areola 
meist 5-eckig und ziemlich grofs, selten zum Dreieckigen sich neigend. Scheitel immer ungewöhn- 
lich schmal. Metathorax meist mit2 deutlichen Dornen am Ende der hintersten gebogenen Quer- 
leiste, eng-runzlig, jedoch selten mit so vielen und so deutlichen Schildern, wie bei Jchneumon. 
Hinterleib meist glatt. Die Stirn mit einem Paare flach vertiefter Gruben zur Anlage der ersten 
Fühlerglieder. Fühler der 2 stark gekräuselt, bis 26-gliedrig, der Männer grade; bis 36-gliederig. 

Farben meist sehr eintönig: der Hinterleib nemlich in der Mitte rothbraun und an beiden 
Enden schwarz, oft mit weilsen Afterfleckchen. Daher die Versuchung, Vieles zu Einer und 
derselben Art zu stecken, was wirklich verschieden ist, grofs. Man beachte hier be- 
sonders die Seulptur und Bohrerlänge! 

In der Lebensweise nähern sich die Crypten auch den Ichneumonen am Meisten. Sie leben 
in Lepidopteren und Tenthreden, und zwar scheinen sie die glattleibigen Raupen, grade wie die 
Ichneumonen, am Liebsten anzugreifen. Sie kommen zwar meistens aus Puppen hervor, es ist 
aber sehr wahrscheinlich, dafs sie, grade so, wie die Ichneumonen und Anomalen, schon die 
Raupen belegen, und dafs die Larve sehr bescheiden in der Raupe zehrt und dieser noch ver- 
stattet, sich zu verpuppen. Mehrere Arten haben sich schon als monophagisch erwiesen, von 
mehreren hat die Erziehung aber auch schon Polyphagen dargelegt (z. B. wie C. migrator.) 

A. Hinterleib ganz schwarz. 

1. C. cyanator Grv. Gewöhnlich 6 — 7’ lang, seltner wohl 5° oder $', wie Gravenhorst 
angiebt. Ausgezeichnet durch die vollkommene, am Hinterleibe bläuelnde Schwärze, welche nur 
unterbrochen wird durch das Rothbraun der Schenkel, Schienen und Tarsen, die letzteren sind, 
sowie das Hinterschienenende, etwas dunkler. Zuweilen ein röthliches Fleekchen unter den Flü- 
geln. Fühler des 2 gekräuselt. Flügel ziemlich stark angeräuchert. Randmal schwarz. Areola 
S-eckig. Scheidenerv bedeutend. Bohrer des 2 von halber Hinterleibslänge. Metathorax grob- 
runzlig-punktirt; nur die das grofse, absteigende Hinterfeld scheidenden Leistehen deutlich. Me- 
sothorax grob und weitläufig-punktirt. Hinterleib sehr fein-punktirt, der Iste Ring stark glänzend, 
fast ganz glatt. 

Von Hrn. Graff wurden $ und 2 aus Bombyx neustria und von Hrn. Bouche (Gartenins. 
p. 151). aus coeruleocephala gezogen. Ein $ kam bei Hrn. Gravenhorst aus der Puppe von 
Bombyx fuliginosa. Hierher zieht Gravenhorst (lehn. II. p. 443.) auch Rösels (Insectenbelust. 
Th. IH. Hummeln und Wespen p. 26. Taf. VI.) „Schlupf- oder Wipper-Wespe mit dem gelb- und 
schwarzen Hinterleibe“ welche aus der Puppe von Bombyx neustria gekommen war. Scharfen- 
berg (Naturgesch. d. Forstins. Th. III. p. 975) hatte aus der letztern einen J/chneumon Röselii 
gemacht. Man kann aber weder aus Rösels schlechten Abbildungen und Beschreibungen, noch 
aus Scharfenberg, der nur Rösel abschrieb, etwas Sicheres entnehmen. Rösel briugt hier 
auch nichts Neues zur Lebensgeschichte. 

B. Hinterleib nicht ganz schwarz, meist sogar mit vorherrschendem Gelb oder Roth. 
a. Schildchen hell gefleckt, mit Zuziehung der schwarzschildrigen Var. von C. longipes und mit Ausschlufs der weils 
schildigen von €. nubeeulatus. 


2. €. Ratzeburgii Hrt. 4—4'“' lang, gestreckt (2). Metathorax schwach und weitläufis 
15* 


140 ICHNEUMONIDES, Cryprus. B. a. 


punktirt, die Schilder ziemlich deutlich durch Leistchen getrennt, das vorder-mittelste abgerundet- 
4-eckig, fast ganz glatt. Mesothorax sehr schwach punktirt. Hinterleib ungewöhnlich gestreckt, 
lanzettförmig, sehr dicht und ziemlich fein punktirt, der 1. Ring auf der etwas erhabenen, ge- 
wölbten Mitte sehr fein quer-nadelrissig, glänzend, an den Seiten ziemlich grob-punktirt, Bohrer 
des 2 etwa nur % der Hinterleibslänge hervorragend. Beine nur mälsig lang. Areola 5-eckig. 
Scheidenerv undeutlich. Fühler gekräuselt, von halber Körperlänge. Schwarz mit schön bunten 
Zeichnungen: Am Rumpfe ist nur der Metathoraxrücken ganz schwarz, alles Uebrige vorherr- 
schend roth, hier und da ins Schwärzliche verlaufend, und nur weifs oder gelblich -weils sind: 
die Spitze des rothen Schildchens und die beiden Seitentlecke der rothen Frenumspitze, ein Theil 
des Flügelschüppchens und ein Strich unter demselben, einige Flecke über und vor den Mittel- 
hüften und Halskragenrand. Kopf schwarz, mit rother Stirn, weilsen Augenringen und Mund- 
theilen. Fühler braunschwarz mit breitem weifsen Ringel. Hinterleib hell-rothbraun, mit gröfstentheils 
schwarzem 1. Ringe*). Beine rothbraun mit weilsfleckigen Vorderhüften und schwarzer oder 
schwärzlicher Oberseite der Mittel- und Hinterhüften, auch dunklern Schenkelringen, bräunlichen 
Tarsen und Tibienspitze der Hinterbeine. Flügel fast glashell. Randmal dunkelbraun. Ich erzog 
1 2 aus der Puppe von Geometra fulvata G. (s. Forstins. 1]. 186), und Hr. Hartig (Jahresber. 
p: 263) 1 2 aus einem Haufen von 3000 Cocons der Bombyx Pini, unter welchen jedoch wohl 
auch eine Puppe der falvata gesteckt haben kann. Später gewann Hr. Graf! mehrere Exemplare 
aus Puppen der Zituraria. 

3. C. leucostomus Grv. 25—4%;"' lg. (2). Hinterleib doppelt so lang, wie Rumpf und halb so 
schmal, oder etwas kürzer. Areola 5-eckig. Schwarz; nur weils: Augenränder und ein Gesichtstleck 
nebst Kopfschild (ganz oder theilweise) und Mund, 1 Fühlerglied unterhalb, eine Linie vor und unter 
den Flügeln und Oberhalsrand, und zuweilen ein Fiügelschüppchenfleck, ferner Unterseite der 
vordern und mittlern Schenkelhöcker, und öfters auch Hüften nebst 2 — 4 Tarsenglieder der 
Hinterbeine. Hinterleib in der Mitte roth. Hr. Hartig bemerkt (Jahresber. p. 260), dals Herr 
Mufs die Gravenhorstsche Varietät mit beschränkterem Weifs am Gesicht und nur vordern 
weilsen Schenkelhöckern aus Noctua piniperda erzogen habe. 

4. C. leueostieticus Hrt. 3% —4' (%, 2). Metathorax fast wie bei ©. eyanator. Hinter- 
leib, mit Ausnahme des Isten fast ganz glatten Ringes ziemlich stark und dicht punktirt. Meso- 
thorax grob- und ziemlich dicht-punktirt. Areola ungewöhnlich grofs und 5-eckig. Scheidenerv 
deutlich. Schwarz. Hinterleib roth, nur der 1. Ring gröfstentheils und der letzte ganz schwarz. 
An den Beinen sind Hüften, Schenkelringe und Apophysen ganz, die vordern und mittlern Schen- 
kel zum gröfsern Theile, die hintern nur an der äulsersten Basis und Spitze, so wie an den 
Hinterbeinen der gröfste Theil der Schienen und das 1ste Tarsenglied schwarz. Beim 2 sind ein 
Fühlerring, die innern Augenränder, oberer Halskragenrand und die Schildchen und Afterspitze 
weils, und der Metathorax 2-dornig; beim $ der M. ungedornt, und an 2 Fleckchen desselben, 
sowie am 2. —4. Tarsengliede der Hinterbeine, weils. 

Hr. Hartig (Jahresber. p. 273.) erzog ihn häufig aus Zoph. Pini. 

5. ©. longipes Hrt. 5—6”1g., sehr gestreckt ($, 2). Metathoraxrücken runzlig mit S deutlichen 
Schildern. Hinterleib glänzend, fast ganz glatt, länger, als Kopf und Rumpf, beim 5 lanzett-linienför- 
mig beim 2 linienförmig, am Endviertel stark zusammengedrückt, mit sehr undeutlichem Bohrer. 
Areola 5-eckig. Scheidenerv beim 2 bedeutend, beim $ fehlend. Mesothorax dicht, aber 


*“) In Hrn. Hartig’s Beschreibung (Jahresber p. 263). heilst es, wahrscheinlich in Folge eines Druckfehlers. 
einmal (3te Reihe) Hinterleibsspitze schwarz, und dann wieder (Öte Reihe) Hinterleibsspitze gelbweifs. 


Cryprus. B. b. 141 


ziemlich schwach punktirt. Fühler nicht viel kürzer, als Körper, nicht gekräuselt. Schwarz, und 
nur weils sind: ein kleines (zuweilen gauz fehlendes) Schildileckehen, die Augenränder und Unter- 
seite des I1sten Fühlergliedes, und beim 2 auch noch ein Fleckehen unter den Flügeln, 2 mittlere 
Gesichtsilecke und die Oberkiefer. Hinterleib rothbraun mit theilweise (2) oder ganz (&) schwar- 
zem Isten Ringe und schwarzem Ende. Randmal dunkelbraun. Beine, mit Ausschlufs der 
sämmtlichen Hüften, Schenkelringe und Apophysen (die vordersten Schenkelringe weils) und der 
Hinterschienenspitzen und des Isten Tarsengliedes der Hinterbeine, welche sämmtlich schwarz 
sind, und des weilsen 2 — 4ten Hintertarsengliedes, braunroth beim 2, beim $ schwarz, mit 
Ausnahme der vordern und mittlern Schienen und der Gelenke. An den Hinterbeinen das Iste 
halb nebst 3ten und 4ten Tarsengliede weils. Flügel wenig getrübt. 

Ich habe diese Art mehrmals, aber immer nur aus Noetua piniperda, erzogen. 

6. C. punetatus ist dem vorigen zwar in den Farben aufserordentlich ähnlich, unterscheidet 
sich aber in vielen Stücken durch deutlich punktirten Hinterleib und Mesothorax; auch der Meta- 
thorax hat stärkere Leistehen und nie hat das Schildechen Weils, wogegen das Flügelschüppehen 
und eine Linie unter demselben immer weils sind. 

Auch von dieser Art erzog ich nur Wespen mit graden Fühlern, obgleich unter ihnen 2 mit 
sanz kurzem Bohrer zu sein scheinen. Lophyrus Pini von Boytzenburg. 

7. €. filieornis. Er hat so aufserordentliche Ähnlichkeit mit dem in der folgenden Section 
beschriebenen (©. seticornis, dals man ihn für dessen Var. halten könnte; allein die Vordertlügel 
haben einen kleinen Schatten, wie bei ©. nubeeulatus, der weilse Fühlerring liegt jenseits der 
Fühlermitte und der Hinterleib ist, mit Ausschlufs eines Theiles des Stielchens, ganz und gar 
hell rothbraun, auch ist der Bohrer — der Hinterleibslänge. 

Ein 2 erzog ich mit ©. seticornis gemeinschaftlich aus Puppen der N. piniperda. 


b. Schildehen ganz schwarz (mit Ausschlufs seltner schwarzschildigen Var. von €. longipes. und mit Zuziehung der 
seltnen weifsschildigen Var. von €. migrator). 


8. ©. seticornis. 5'k — 6" lang (2), ziemlich gestreckt. Hinterleib wenig länger, als Kopf 
und Rumpf, lanzettförmig-länglich, in der Mitte so breit, wie Rumpf. Bohrer von % der Hinter- 
leibslänge. Seulptur, Areola und Scheidenerv, wie bei €. eyanator, nur der deutlich 2-dornige 
Mesothorax feiner und dichter punktirt und mit einer der hintern parallelen, wellenförmigen (vor- 
dern) Querleiste versehen. Beine ungewöhnlich lang. Fühler fast von Hinterleibslänge, gekräu- 
selt, sehr fein borstenförmig, das 1ste Glied ungewöhnlich grofs und diek und dem entsprechend 
starke Stirngruben.Ganz schwarz, und rothbraun sind nur der gröfste Theil des Hinterleibes, und 
Schenkel, Schienen und Tarsen, mit Ausnahme der hintersten Schienen und Tarsen , welche 
mehr oder weniger schwarzbraun sind. Augenränder mehr oder weniger weils, zu weilen auch 
ein Fleckehen unterhalb der Mitte der Fühler. Flügel wenig angeräuchert, ohne Wölkchen. 

Im J. 1838 wurden von mir 2 2 aus Boytzenburger Puppen der Noctua piniperda erzogen. 

9. C. obscurus Gmel. Grv. 5 — 7%” (9), 3% — 7” (2) lang nach Gravenhorst. 
Gravenhorst’s Beschreibung palst in den meisten Stücken auf ©. seticornis, nur dafs der Hin- 
terleib schmaler sein soll, als Rumpf, was bei diesem nicht der Fall ist. Auch ist des sehr 
bedeutenden Scheidenerven, den Gravenhorst sonst nieht übergeht, nicht erwähnt, eben so 
soll die Areola zuweilen subtriangularis sein. Überdies vermuthe ich, nach mehreren Angaben. 
z. B. dals der Bohrer zuweilen fast so lang wie der Hinterleib, zuweilen kaum halb so lang sein 
soll, u. s. f., dafs Gravenhorst wirklich mehrere Arten vor sich gehabt hat, als er die Beschrei- 
bung entwarf — pag. 552. spricht er selbst schon die Vermuthung aus —; es schien mir dels- 


142 IcuxEuMoNIDES. Cayprus. B. b. 


halb räthlicher, jene Art, deren Erziehung wir genau kennen, festzustellen. — Gravenhorst 
führt, jedoch mit einiger Unbestimmtheit, an, dafs €. obseurus in den Larven von Bombyx querna 
lebe. Es mul/s später genau auf diese Thiere geachtet werden, welche überhaupt viele Schwie- 
rigkeiten der Beschreibung darbieten. A 

Wir müssen hier um so mehr auf der Huth sein, als die nächstfolgende sehr verwandte Art 
zuverlässig aus Bombyx Quercus gezogen wurde. 

10. C. migrator F. 3 — 4%“ lang, ziemlich gedrungen. Metathorax dem des C. ceyanator 
ganz ähnlich, und durch die sehr groben Warzenrunzeln besonders von mehreren verwandten 
Arten unterschieden, schwach gedornt. Hinterleib des 2 kaum so lang, wie Kopf und Rumpf, 
breiter als diese, länglich-eiförmig, beim &$ fast linienförmig, lang, sparsam und fein punktirt, 
der Iste Ring ganz glatt. Bohrer fast von halber Hinterleibslänge. Areola grols, fast 4-eckig. 
Scheidenerv fehlt fast ganz. Fühler länger, als der halbe Körper, beim 2 gekräuselt. An Rumpf 
und Kopf ist meist nur die Flügelwurzel und zuweilen ein feiner innerer Augenrand weils. Die 
Fühler sind bräunlich und schwärzlich, mit weifsem Ringel. Hinterleib rothbraun, und nur ein 
Theil des Stielehens und der letzten Hinterleibsringe schwärzlich mit weiflser Hinterleibsspitze. 
Hüften und Schenkelringe, oft auch Apophysen und Schenkelbasis der vordern und mittlern 
schwarz, die hintersten Tarsen und Schienen schwärzlich, letztere, so wie zuweilen die mittelsten 
mit feinem weilsen Basalringe. Flügel etwas angeräuchert, gegen die Spitze etwas dunkler (zum 
Unterschiede von C. nubeculatus, welcher nach innen von der Areola starken Schatten hat. 

Auch diese Art ist sehr variabel, besonders was die weilsen Fleckchen und Linien betrifft, 
welche sich zuweilen am Schildehen, am Gesichte und selbst an den Hintertarsen finden, und es 
müssen hier noch viele Stücke erzogen werden, ehe man über Identität derselben sicher urthei- 
len kann. 

Vielleicht gehören die Exemplare, welche nach Gravenhorst (11. 593.) aus Bombyx Erminea, 
Noctua Moneta und noch andern erzogen sein sollen, verschiedenen Arten an. Das eine 9, 
welches mir bei der Beschreibung diente, erhielt Hr. Saxesen aus Bombyx Quercus. 

11. C.incubitor Ström. Grv. Wiederum den vorigen aufserordentlich ähnlich, aber etwas 
schlanker. Metathorax nur schwach runzlig-punktirt, vor der ersten Querleiste glänzend, fast 
glatt mit kaum bemerkbaren Dörnchen. Bohrer der,? kaum ; der Hinterleibslänge. Flügel sehr 
wenig getrübt. Hinterhüften ganz oder grölstentheils beim 2 rothbraun, Augenränder selten fein 
weils. Bei dem äulserst schlanken und daher Tryphon ähnlichen $ (welches Gravenhorst 
nicht beschreibt) sind schneeweils: Unterseite des Isten Fühlergliedes, Gesicht, mit Ausnahme 
schwarzer, ein weilses Herz einschliefsender Linien, Mund, Hüften, Schenkelringe und Apophysen 
der Vorder- und Mittelbeine, die Hintertarsen gröfstentheils, Schildchen und‘ Frenumspitze, Flü- 
gelwurzel und Schüppchen und ein Strich unter demselben. Hinterhüften ganz schwarz und an 
der Oberseite der hintern Schenkelringe und Apophysen, sowie an den Vorder- und Mittelhüften 
schwarze Flecken. 

Er überwinterte in einem Cocon von Cimbex variabilis. Letztern hatte ich im April gefun- 
den. Als ich ihn an einer Stelle ein wenig öffnete, bemerkte ich, dafs sich mehrere kleine 
Cocons in demselben wie Zellen an einander gesponnen befanden. In der Mitte des Mai erschie- 
nen die Ichneumonen nebst mehreren Exemplaren von Hemiteles dispar und Pezomachus eursitans 
(s. dort). Hr. Graff erzog ebenfalls den ineubitor, jedoch in Gesellschaft des Torymus obsole- 
tus, welcher hier den Schmarotzer-Schmarotzer gespielt hatte. Die Cocons hatten meist 2 grö- 
{sere (Uryptus-) und 2 kleinere (Torymus-) Fluglöcher. 


PıyGADEvon. 143 


Aus den noch kenntlichen Überresten der Afterraupe wie der Cryptus-Larven war abzuneh- 
men, dafs nur an ihnen gesogen worden sei. 

12. C. nubeculatus Grvv. ausgezeichnet, wie schon bei migrator erwähnt, durch den sehr 
merklichen Flügelschatten nach innen von der Areola unter dem Randmale, und dann durch die 
besonders starken und spitzen Dornen des grob- und dicht-runzlig-punktirten und runzligen, nur 
2 wellenförmige Querleisten zeigenden Metathorax. Innere Augenränder mit einer feinen Spur 
von Weils. Schildehen zuweilen mit weifser Spitze. Hinterleibsbohrer von halber Länge des 
Hinterleibes. Eine Form mit ganz schwarzen Mittel- und Hinterbeinen und ganz schwarzem 
Kopfe auch ungewöhnlich trüben Flügeln, gehört jedenfalls hierher, weil alle Seulpturverhältnisse 
übereinstimmen. 

Von Hrn. Graff und mir aus ZLophyrus Pini erzogen. 

13. C. flavilabris Hrt. 3%“ lang ($). Schwarz; Hinterleibsmitte (% — 4) und Beine 
roth, Hüften und Schenkelringe, Spitze der hintern Schenkel und Schienen, Hintertarsen schwarz ; 
Mandibeln, Anhang und Taster, Gesichtsrand der Augen, Unterseite des Isten Fühlergliedes, 
Oberseite des Halsrandes, Schildchenspitze, Flügelwurzel und Schüppchen, ein Fleck unter der 
erstern und die Spitze der Vorderhüften gelb. 

Von Hın. Hartig aus Zophyrus Pini gezogen, aber selten (Jahresber. p. 273.) 


Gen. 24. Phygadeuon. 6. 


Von Cryptus in der That nur wenig verschieden; denn die kürzern Beine und kürzern dennoch 
meist bis 30 Glieder zählenden diekern Fühler (besonders der 2) nähern sich öfters gar sehr den 
ächten Crypten. Sonst Farben und Sculpturverhältnisse ganz wie dort. Der 1. Hinterleibsring 
hier besonders zu beachten. 

In der Lebensweise schliefsen sie sich zum Theile ebenfalls den Urypten an, wie z. B. 
P. pachymerus, Piniperdae und eurvus. Andern Theils aber nähern sie sich darin mehr den 
äulserlich schmarotzenden 'Tryphonen. Ich habe dies mit Bestimmtheit bei P. Pteronorum_ er- 
fahren, welcher im letzten Jahre sehr häufig bei mir war. Sobald ich erst mit der Kenntnifs 
der Larve im Reinen war, suchte ich mir die kleinsten, die ich nur finden konnte @ — 2% lg.) 
und beobachtete sie von Zeit zu Zeit, indem ich den aufgeschnittenen Lophyren-Cocon, um den 
Schmarotzer wieder in möglichst natürliche Lage zu versetzen, mit Wachs verklebte und wieder 
öffnete. In dem Malse, wie der Schmarotzer wuchs, verkümmerte die Afterraupe. Ich konnte 
nur wenige Stellen an ihr bemerken, welche durch Unterbrechung der Hautebene, durch etwas 
eallöse Ränder und Mifsfarbigkeit die Saugewunde des Schmarotzers verrieth. Natürlich konnte 
ich diesen nie lange beim Saugegeschäft selbst beobachten, weil er durch das jedesmalige Öffnen 
des Tönnchens in seiner Ruhe gestört wurde; aber ich fand ihn immer mit dem Kopfe an der- 
selben Saugwunde. Wenn ich die Beobachtung in der warmen Stube z. B. am 17. Febr. begann, 
so hatte am 1. März die Larve schon 4 Länge und verspann sich. Den 7. März mufste die 
Verpuppung vor sich gegangen sein, wie die am Schwanzende liegende, abgestreifte schwarze 
Haut zeigte. Den 2. April hat die Puppe die Wespenfarben und den 4. April fliegt sie aus. Der 
seidenartige, graue oder schwärzliche, aus mehreren feinen knisternden Lagen bestehende Cocon, 
welchen sich die Larve im Innern des Tönnchens gesponnen hatte, war den Wänden desselben 
dieht angeschmiegt, während derselbe von Exent. marginatorius, der auch weilser war, nur die 
Hälfte des Tönnchens (der Länge nach) einnahm, und die andre Hälfte der abgezehrten todten After- 
raupe überliels. Es ist mir aber einige Male so vorgekommen, als sei die halbe oder ganze 
Ausfüllung, des Tönnehens durch den Schmarotzer-Cocon nicht Eigenthümlichkeit einer Species, 


Be nn 


145 IcunEUMONIDES. Puycavevon. A. 


sondern komme bei mehreren promiscue vor und rühre von der mehr oder weniger reichlichen Er- 
nährung der Larve her. Es sind mir Fälle vorgekommen, in denen die Afterraupe nur welk 
und schlaff, sonst aber in den unveränderten Farben erschien, während ein anderes Mal an Statt 
ihrer nichts als eine chocoladenbraune schmierige (wohl von der starken Zusammendrückung der 
Afterraupenreste herrührende?) Masse zu finden war, in welcher die Schmarotzerpuppe mit dem 
Schwanze stand. So war einst mit Tryphon eques in Lophyrus rufus. Hier war der After- 
raupenbalg noch ganz kenntlich, aber wunderbar! so von Harz durchdrungen, dafs mir von dem 
Anfassen die Finger schmierig wurden und rochen. 

An der Phygadeuonenbrut habe ich ferner noch ein Par Erscheinungen wahrgenommen, welche 
für die Naturgeschichte dieser Thiere und für ihre Bedeutung im Haushalte der Natur vou höch- 
ster Wichtigkeit sind. Wahrscheinlich werden sie sich auch noch an andern finden, wenn man 
nur so grolse Massen zur Untersuchung haben wird, wie sie mir in den Tönnchen des Lophy- 
rus Pini im J. 1843 zu Gebote standen. Die eine dieser merkwürdigen Erscheinungen kann ich 
mit dem schon früher angenommenen Ausdruck ‚‚Üeberjährigkeit‘‘“ bezeichnen. Als ich meine 
Vorräthe der Lophyren-Tönnchen vom Herbste 1842 im Herbste des J. 1843 aufräumte und viele 
Hunderte öffnete, fand ich in einem mit 200 Tönnchen besetzten Versuchskästehen folgende Aus- 
zählung: 76 durchbrochene Cocons (eirca zur Hälfte von Lophyren und zur andern Hälfte von 
Phygadeuon und Exenterus nebst einigen wenigen Tachinen erbrochen) 61 theils als Larven 
theils als Wespen gestorbene Lophyren, 2 gestorbene Ichneumonen und 49 noch lebende, ge- 
sund scheinende Lophyrenlarven und 3 fast ausgewachsene muntere Larven von Phygadeuon. 
Sowie also die Natur dafür sorgt, dals zu jeder Zeit durch überjährige Blattwespen wieder neue 
Brut derselben entstehen kann, so sorgt sie auch für die Nachhaltigkeit ihrer Feinde. Denselben 
Zusammenhang wird auch das allmählige Ausfliegen von Eulophus Lophyrorum haben, welches 
ich vom Frühjahre 1843 bis zum Herbste in ein und demselben Zwinger beobachtete (s. dort). 

Die ?2te noch merkwürdigere Erscheinung ist der Ichneumonenkampf, wie ich ihn nennen 
möchte. Aus einer kleinen Partie Lophyrentönnchen, welche ich im Novbr. 1842 im Alt-Ruppiner 
Reviere unter demMoose selbst gesammelt hatte, und in die warme Stube brachte, erschienen den 
24. April 1843., 2 Individuen von /emiteles areator. Ich untersuchte gleich die beiden Cocons, 
aus welchen sie gekommen waren und fand zu meiner Verwunderung darin vollkommen aus- 
gebildete Wespen von Lophyrus Pini und Phygadeuon Pteronorum. Phygadeuon war voll- 
kommen flugfertig, beim Lophyrus aber schienen die Flügel noch nicht entfaltet gewesen zu sein, 
obgleich alle Farben des 'Thiers vollkommen ausgebildet waren. Wie erklären wir uns den son- 
derbaren Fall? Wahrscheinlich hatte die Lophyrenlarve, als sie von Phygadeuon gestochen 
wurde, schon einen so bedeutenden Vorsprung, dafs ihre Verpuppung nicht mehr gehemmt wer- 
den konnte. Phygadeuon hatte denselben Vorsprung, als Hemiteles hinzukam und so kamen alle 
3 zur Entwickelung, aber auch nur so eben, denn zum Durchbruche aus dem Cocon fehlte zweien 
die Kraft. 

Auch in der Stetigkeit der Wohnungsthiere schliefst sich Phyyadeuon den Tryphonen an. 


A. Der Iste Hinterleibsring überall punktirt, auch wohl etwas nadelrissig. 
a. Schildehen schwarz. 

1. P. pachymerus Hrt. 4 — 5“ lang, ziemlich gedrungen (2). Der 1. Hinterleibsring am 
Ende des Stielehens nadelrissig, nachher weitläufig punktirt. Der 2. und 3. Ring auch grobpunk- 
tirt, der Iste an der Basis etwas nadelrilsig. , Rücken des Metathorax mit S Schilderchen, grob- 
und hier und da runzlig-punktirt, das vorder-mittelste Schildehen glänzend, fast glatt. Mesothorax 


Paysavevon. A. a. b. B. 145 


ziemlich stark punktirt. Stirn zur Aufnahme der Fühler (besonders des ersten, ungeheuer starken 
Gliedes) mit 2 besonders tiefen Gruben. Areola 5-eckig. Scheidenerv fehlend. Bohrer der 2 
kaum merklich hervorragend. Schwarz, nur braunroth: ein gröfserer oder kleinerer Theil des 
Flügelschüppchens, Kopfschild, Lefze und Oberkiefer. Innerer Augenrand mehr oder weniger 
weils. Hinterleib rothbraun mit weilsem After, am Stielchen und vom 3. oder 4. Ringe an 
schwarz. An den Beinen sind die vordersten Schienen und Tarsen ganz, die hintersten nur zum 
Theile braunroth, das Ubrige ganz uder gröfstentheils schwarz. Fühler des 2 stark gekräuselt, 
mit vollständigem oder unvollständigem weifsen Ringel. Flügel etwas getrübt. 

Ich habe ihn mehrmals aus Pommerschen Puppen der Noctua piniperda erzogen. 

2. P. pugnax Hrt. Dem vorigen ähnlich, aber etwas kleiner, die ganze Oberseite des 
Stielchens nadelrissig und der Hinterleib nur schwach punktirt, die Fühlergrübchen schwach und 
der Bohrer fast der Hinterleibslänge betragend. Beine fast ganz rothbraun. 

In Zophyrus Pini nach Hrn. Hartig (Jahresber. p. 274.) häufig. Wunderbar, dafs ich ihn 
nicht einmal erhielt, obgleich ich die Tönnchen dieses Zophyrus aus verschiedenen Gegenden in 
ganzen Metzen hatte. 


b. Schildehen weifs- 


3. P. Piniperdae Hrt. Wiederum dem P. pachymerus sehr ähnlich, auch in der ganzen 
Sculptur und Bohrerkürze aber etwas kleiner und die Fühlergruben viel schwächer, das Schild- 
chen und ein Strichelchen unter den Flügeln fast ganz weils. Beim & der innere Augenrand, 
Seiten der Lefze und der Halsrand überdiels noch weils. 

Bei Hrn. Hartig und mir aus den Puppen der Noctua piniperda ausgekommen. 


B. Der Iste Hinterleibsring, wenigstens auf der Mitte des breitesten Theiles, ganz glatt. 


4. P. Pteronorum Hrt. 3 — 4 lang (3, 2) ziemlich gestreckt. Dem P. pugnax am Ähn- 
lichsten. Der Rücken des kaum gedornten Metathorax bildet Eine schwach gewölbte, nur beim 
& deutliche Längsleistehen tragende Fläche, welche durch die gewöhnliche, gebogene Querleiste 
von dem Abfall geschieden ist und nur einzelne stärkere Runzeln auf dem schwachnarbigen 
Grunde zeigt; beim $ sind auch diese Narben und Runzeln stärker. Beim £ ist der 1. Ring des 
Hinterleibes ganz glatt, beim $ verwischt-gerissen-punktirt. Mesothorax fein und dicht-punktirt. 
Areola grols, 5-eckig. Scheidenerv fehlt gänzlich. Bohrer des 2 fast % der Hinterleibslänge. 
Schwarz; nur weils: die Flügelwurzel, der Fühlerring, die Afterspitze und Hinterschienenbasis, 
beim $ auch Schildehenspitze, das Schüppchen und der Hinterrand des 7. Hinterleibringes, ein 
innerer Augenrandileck, Oberkiefer und Taster nebst Fleckchen des 1. Fühlergliedes unten, und 
nach Hrn. Hartig (Jahresber. p. 273.) auch ein (bei meinen sämmtlichen zahlreichen Exem- 
plaren fehlender) Halsrand. Hinterleib in der Mitte braunroth, an der Basis und am Ende mehr 
oder weniger schwarz. Die Beine, mit Ausschlufs der Hüften und der Schenkelhöcker (gröfsten- 
theils) braunroth, nur an den hintersten die Enden der Schenkel und Schienen und die ganzen 
Tarsen schwarz. Fühler der 2 stark gekräuselt, vom 2ten bis öten, 6ten Gliede hellbraun. Flügel 
etwas trübe. 

Der gewöhnliche Schmarotzer in Lophyrus Pini. Ich habe ihn im J. 1843 zu Hunderten 
erzogen und dabei manches Eigenthümliche zu beobachten Gelegenheit gehabt. Da es wahr- 
scheinlich für viele Gattungsverwandte gilt, ja sogar bei Tryphonen der Lophyren wieder vor- 
kommt, so habe ich es bei Phygadeuon im Allgemeinen mitgetheilt. 

5. P. brevis Grv. 2— 2", lang, kurz, gedrungen. Dem vorigen ähnlich, aber Metathorax 

19 


146 IcınEuUMoNIDES. Puycapevon. B. MESOSTENUS. 


stärker geleistet und deutlich 2-dornig.: Gesicht in eine merkliche, gleichmäfsig gewölbte Her- 
vorragung ansteigend (Exochus-ähnlich), über welcher die Fühler in ansehnlicher Vertiefung ste- 
hen. Areola breit-5-eckig. Bohrer % der Hinterleibslänge. Hinterleib fast ganz gelbbraun, am 
Ende noch etwas heller, durchaus glatt und stark glänzend. An den Beinen Hüften und Schen- 
keiringen, auch Hinterschenkel und hintere Tarsen und Schienenenden dunkel. Flügelschüppchen 
hellbraun. Fühler gekräuselt, fast 3-farbig. 

Von Hrn. Bouch& aus Tortrix pomonana erzogen, aber erst im Mai und Juni. 

6. P. curvus Schr. Grv. 3—4“ lang. Wiederum dem Pteronorum sehr ähnlich, nament- 
lich auch ‚in der Seulptur, nur ist der Bohrer einklein wenig länger, der Hinterleib noch glatter 
und glänzender und die Fühlergruben bedeutender. Weifs ist nur der Fühlerring und die After- 
spitze. Schenkel, Schienen und 'Tarsen, mit Ausschlufs der Tarsen und Schienenenden des letz- 
ten Paares, bräunlichgelb, alles Übrige der Beine schwarz. Auch das Hinterleibsroth meist stark 
gelbelnd. Flügel trübe. Randmal gelb. 

Nach Hrn. Bouche& (Naturgesch. der Ins. p. 144) lebt er in den Raupen von Geometra 
piniaria, Die Larve verwandelt sich aulser der Raupe an der Erde in einer elliptischen, ruls- 
schwarzen, pergamentartigen Hülle. 

Hr. Hartig (lahresber. p. 264) beschreibt einen P. Liturariae*), dessen Sculpturverhält- 
nisse ich nicht kenne, folgendermafsen: 3—4 lang. Schwarz. Hinterleibsmitte (/, —3) und 
Beine rotlı, Hüften, Schenkelringe und Basis der Hinterschenkel schwarz; 2 mit rothem Munde, 
weilsringligen Fühlern und 2 weilsen Flecken an der Hinterleibsspitze; $ Gesichtsrand der Au- 
gen, Seiten der Oberlippe, Anhang, Taster weils. Unterseite der Fühler vom 4ten Gliede ab 
rostroth. 

Aus Geometra lituraria. 


Gen. 25. Mesostenus G. 


ist ein langschwänziger Cryptus mit kleiner Areola. Aber nur bei der einen Art ist die Areola 
so aufserordentlich klein, dafs man sie kaum bemerkt, und dafs sie wohl gar, gewöhnlich im 
rechten Flügel, ganz ausbleibt und auch nur bei dieser ist der Bohrer der 2 länger, als der ganze 
Körper. Bei den übrigen Arten nähert sich die Bildung dem Typus der Crypten noch mehr, 
auch selbst in Sculptur, Verhältnissen des Kopfes u. s. f. 

Bis jetzt nur 2 Arten in der überhaupt artenarmen Gattung für uns wichtig. 

1. M. gladiator Scop. Grv. Gewöhnlich 5— 6‘, selten 7° oder auch nur 3“ lang. Der 
Bohrer des 2 fast von doppelter Länge des Körpers. Areola äufserst klein, quadratisch oder 
verschoben, in dem einen Flügel zuweilen ganz fehlend. Der kaum gedornte Metathorax nur 
mit den beiden gewöhnlichen wellenförmigen Querleisten. Der übrige Kopf und Rumpf grob- 
punktirt. Der Iste Hinterleibsring stark glänzend, fast ganz glatt, die übrigen sehr diekt- und 
ziemlich stark-punktirt. Die Fühler des 2 fast von der Länge des Körpers, gegen das Ende 
umgebogen, des $ kürzer. Auch die Beine lang. Hinterleib länger, als Kopf und Rumpf, am 
Ende etwas zusammengedrückt. Schwarz, nur an den Mundtheilen und zuweilen an den äufsern 
Augenrändern dunkel braunroth. Fühler der 2 an Statt eines Ringels meist mit einem weilsen 
Fleckchen. Flügel unter dem Randmale meist mit einem leichten Wölkehen. Beine rothbraun, 


) Der Auctor sagt Zituratae; der Spanner gehört aber zu den kammhörnigen und erfährt daher die Adjeetiv- 
endung aria, heifst also Zituraria. 


MEsosTeEnus. MEsocnorvs. 147 


nur Hüften, Schenkelhöcker und Apophysen nebst hintern Tibien (gröfstentheils) und Tarsen 
schwarz, letztere beim 5 immer, beim £ zuweilen mit weilsem Ringel. 

Er hat einen höchst sonderbaren Wohnort, nemlich in den kleinen Lehm- und Thonnäpfchen, 
welche sich verschiedene Hymenopteren, namentlich Pelopoeus spirifer und Trypoxylon anfer- 
tigen, um hier kleine Raupen zusammenzuschleppen und mit ihren Eiern zu belegen, s. Graven- 
horst /chneumonologie 1. p. 768. 

Der langschwänzige Ichneumon, dessen Stich Reaumur (Mem. Tom. VI. p. 302. u. f., u. 
Pl. 29.) so ausführlich beschreibt, war wahrscheinlich M. gladiator. Das Thier hatte sich an 
eine Mauer gesetzt und brachte, um zu stechen, mit der umgebogenen Hinterleibsspitze den Bohrer 
so unter den Bauch, dafs er weit über den Kopf hinaus vorgeschoben wurde. 

2. M. ligator Gıv. 5% — 6%“ lang, also nach dem vorigen der gröfste in der Gattung. | 
Die Areola ist zwar kleiner, als sie bei einem gewöhnlichen Oryptus sein würde, aber sonst von 
der bei Crypten häufigen, 4-eckigen Gestalt. Der Bohrer der 2 geht nicht viel über die halbe 
Hinterleibslänge. Sculptur, wie beim vorigen, nur der Metathorax mit 2 deutlichen, manchmal 
ziemlich spitzen Dornen und der 1ste Hinterleibsring überall, wenn auch sparsam, grob-punktirt. 
Rumpf und Kopf ganz schwarz, nur am letztern beim $ weilse innere Augenränder und Mund- 
flecke. Hinterleib braunroth, nur Stielbasis und die letzten Ringe schwarz, meist mit weilslichen 
oder röthlichen Rändern. Beine rothbraun, nur Hüften, Schenkelhöcker und Apophysen, sowie 
der grölste Theil der hintern Schenkel und Schienen und Tarsen schwarz, letztere mit weilsem 
(5) oder röthlich-weilsem Ringel. Fühler des $ länger, als Körper, schwarz, des 2 etwas kürzer 
und weilsgefleckt. Flügel schwach getrübt. 

Nach Gravenhorst’s Angabe hat Hr. v. Block zu Dresden mehrere $ aus Raupen der 
Bombyx neustria erzogen (Ichn. II. 762.). 


Gen. 6. Mesochorus G. 


wird zwar immer zu Cryptus gestellt, weil der Hinterleib ziemlich stark gewölbt ist, und viel- 
leicht auch wegen der, bei jener Gattung einheimischen Areola; diese weicht indessen, indem 
sie zuweilen unregelmäfsig dreieckig ist, schon in der Form sehr von der jener ab. Nehmen wir 
dazu den gegen das Ende (vom 4ten oder öten Ringe an) stark zusammengedrückten 
Hinterleib, ferner den lachen Kopf mit äufserst schmalem Scheitel und den zierlichen, feinen, 
gestreckten Körper, so springt die gröfsere Verwandtschaft mit Ophion, namentlich mit Campo- 
plex, in die Augen, welshalb ich in der Tabelle auch dort die Gattung angebracht habe. Auch 
der Hinterleib nähert sich öfter einem fast sitzenden mit kurzem, breiten Stielchen, als dem 
eigenthümlich gestielten bei Cryptus, Mesoleptus, Pezomachus. Die Seulptur des Mesothorax isı 
sehr eigenthümlich und dürfte, wenn wir ihre grofse Beständigkeit bei allen Arten noch in An- 
schlag bringen, das beste Gattungsmerkmal neben der Gröfse und Form der Areola abgeben: die 
Leistehen der Schilder sind fein; die beiden vordern von der gewöhnlichen halbkreisrunden 
Gestalt der Campopleges, die beiden hintern aber trapezoidal, hinten durch eine Querleiste ver- 
bunden, so dafs man, da hinter diesen noch 3 Schilder zu Stande kommen, im Ganzen 8 schöne, 
zierliche regelmäfsige Schilder unterscheidet. Die 3 haben unter der letzten Rückenschuppe ein 
Paar an Hemiteles erinnernde Schwänzchen von % — % der Hinterleibslänge, derentwegen man 
sie leicht für 2 halten könnte. Bei den 2 wird der Bohrer von einem Paare starker Klappen 
unterstützt und liegt auf der letzten pflugschar-förmig nach hinten und unten ragenden Bauch- 
schuppe. 
198 


148 ICHNEUMONIDES. MESocHor0s. 


Die Farben sind mehr hell, als dunkel und äufserst variabel, wefshalb die Unterscheidung 
der Arten grofse Schwierigkeit macht. Ich habe nur eine meiner Arten mit Sicherheit auf eine 
Gravenhorstsche zurückführen können, da bei diesem Schriftsteller fast gar nicht auf die stän- 
digern Merkmale Rücksicht genommen wurde. 

Die Mesochoren sind wohl gröfstentheils monophagisch und stammen meistens aus Raupen, 
jedoch auch mehrere aus Afterraupen her, ja die eine Art scheint als Schmarotzer-Schmarotzer 
zu leben. Sie spinnen sich kleine, weilse, halbdurchsichtige, sonst Microgaster - ähnliche 
Tönnchen, 

1. M. brevipetiolatus. 2%“ lang ($). Metathorax stark gewölbt und, sowie der ganze 
Rumpf, glatt und mit feinen anliegenden, weilslichen, langen Härchen bedeckt; nur das hinterste 
unpaare Feld erscheint etwas runzlig. Die Areola ein klein wenig gestielt und, da der Aufsen- 
nerv eine kleine Krümmung macht, fast 5-eckig-rhomboidal. Hinterleib länger, als Rumpf und 
Kopf, am letzten Drittheil deutlich zusammengedrückt, zuletzt schief akgestutzt, an der Basis 
sehr flach; das Stielchen beträgt noch nicht die Hälfte des lsten Ringes und ist ziemlich breit; 
die Schwänzchen der $ grade, kaum % der Hinterleibslänge hervorragend. Fühler so lang, wie 
der ganze Körper. Kopf, Rumpf und Hinterleib vorherrschend dunkel schwarzbraun, nur an 
Gesicht, Augenrand und Stirn, den Brustseiten und dem Prothorax, und hier und da an den 
Hinterleibseinschnitten zeigt sich ein unbestimmt begrenzter, hellerer, röthelnder Ton. Basis des 
Bauches hell eitronengelb. Beine, Mund und Unterseite der beiden ersten Fühlerglieder sind von 
einer bestimmten bräunlichgelben Farbe und nur an den etwas dunklern Hinterbeinen die äufserste 
Basis und eine breite Spitze der Schienen, sowie der gröfste Theil der Tarsen schwarzbraun. 
Fühler braun, gegen das Ende am Dunkelsten. Randmal gelbbraun. Flügel hell. 

Ich erzog im J. 1838 ein Stück aus Puppen der Noetuwa piniperda von Boytzenburg. Die 
Larve hatte sich an der Kiefernnadel einen spangrünen Cocon von der Gröfse und Gestalt 
eines länglichen Gerstenkorns gesponnen, aus welchem sich die Wespe durch eine sehr kleine 
Offnung unterhalb der Spitze hervorarbeitete. 

2. M. splendidulus Grv. 2—2%" lang ($, 2), ganz von Gestalt und Oberfläche des vori- 
gen, aber der Hinterleib ist noch schmaler, noch weniger zusammengedrückt und das Stielchen 
fast % des ersten Ringes, auch die Areola regelmäfsiger rhomboidal und kaum mit einer. Spur 
von Stielchen. Die Schwänzchen der $, wie bei der vorigen Art. Der Bohrer der £ grade, 
fast /. der Hinterleibslänge hervorragend. Farben im Allgemeinen wie bei vorigen, aber das 
dunkle Schwarzbraun herrscht nur an der Oberseite des ganzen Thieres und ist auch hier 
häufig von einem hellen Gelbbraun unterbrochen, namentlich um die ganzen Augenränder, zu den 
Seiten der Nebenaugen, auf dem Mesothorax, Schildchen, Frenum und am Ende des Metathorax 
in Form von Flecken und Strichen. Die beiden ersten Ringe des Hinterleibes fast ganz dunkel und 
das Ende desselben stark angeräuchert. Fühler zur Hälfte bräunlichgelb, gegen das Ende immer 
brauner werdend, dunkelgeringelt. Die ganze Unterseite hell, und die Beine ganz wie bei 
brevipetiolatus, nur heller, zum Theile weifslich. Randmal graubraun. Flügelschüppcehen und 
Wurzel weils: 

Ich erhielt Anfangs Juli des J. 1840 aus einigen Nestern der Tinea evonymella mehrere 4%, 
aber nur 1 2 dieser Art nebst einer Menge anderer Schmarotzer, und Hr. Graff erzog sie aus 
Liparis auriflua. 

Nach einem von Hrn. Bouche mir gütigst überlassenen Exemplare zu urtheilen, gehört auch 
dessen Pletiseus zonatus (Naturgeseh. d. Ins. p. 144.) hierher, welchen er aus padella erzog. 

3. M. dilutus. 2% lang, sehr schlank ($). In allen Beziehungen der vorigen Art gleich, 


MEsocHoruSs. IsCHNocERoS. 149 


aber bestimmt verschieden dureh eine beschränktere Verbreitung des Schwarzen an der Ober- 
seite, indem dies nur am Metathorax und 1sten Hinterleibsringe vorherrscht, sonst aber fast 
ganz durch das noch dazu sehr helle Gelbbraun verdrängt wird, auch ist der ganze Kopf gelbbraun 
und bräunlichgelb. Das Randmal ganz blafs und nur von dunklen Rändern umgeben. 

Ich erzog im Juli des J. 1840 ein Stück aus Tortröxr ocellana, welche unsere Apfelblüthen 
hart zugesetzt hatte. 

4. M. pectoralis 1'4“ lang. Dem M. splendidulus äufserst ähnlich, aber verschieden durch 
die ganz dunkle Brust, die dunklern, gelbbraunen Fühler und die nur sehr schwach angeräucher- 
ten Enden der Hinterschienen. 

Ich erhielt 1 Stück aus jungen Räupchen der Bombyx dispar. Es hatte sich darin auf ähn- 
liche Art verhalten, wie Microgaster und auch ein ganz gleiches Tönnchen am Blatte gesponnen. 
Es wäre aber auch möglich, dafs es hier in Microgaster schmarvtzte. 

5. M. Larieis Hrt. 3 — 3%” lang ($, 2). Ganz und gar bräunlichgelb, nur Hinterleibs- 
ende mit leisem dunklen Anfluge. Areola sehr grols, regelmäfsig-gradlinig-rhomboidal, auch die 
mittlern der seitlichen Metathoraxschilder ungewöhnlich gestreckt. & besonders stark gestreckt, 
die Fühler merklich länger, als der Körper. Also wohl bestimmt genug von M. testaceus Grv. 
verschieden, welchen Gravenhorst selbst nur für eine Var. des splendidulus vermuthet. 

Hr. Hartig führt ihn (lahresber. p. 273.) als M. testaceus auf, und giebt ihm den Namen 
Larieis erst bei seinen Blattwespen. Er erhielt ihn aus Lophyrus Larieis, variegatus und Pini, 
ich ebenfalls aus Lophyrus variegatus beide Geschlechter. 

6. M. Cimbieis. 3 lang (2). Dem M. dilutus in der Farbenvertheilung äufserst ähnlich, 
nur dafs die hellen Farben im Allgemeinen mehr rötheln, dafs das Randmal dunkel graubraun ist 
und das Schwarz des Hinterleibes sich auch über den 2ten Hinterleibsring fast ganz fortzieht, 
auch sind Hinterhaupt, selbst zuweilen Ocellengegend und ein Mittelfleck des Prothorax und 
Mesothorax schwarz. Leistehen des Metathorax schwach hervortretend. Fühler länger als der 
ganze Körper. 

Wurde von Hrn. Mufs, welcher sich lange und eifrig mit der Erziehung von Forstinsecten 
beschäftigte, aus Cimbex wariabilis erzogen. Für M. politus Grv. wagte ich diese Art nicht 
zu halten, eben so wenig für M. testaceus Grv., für welche Hr. Bouche sie bestimmen möchte. 


Gen. 27. Ischnoceros G. 


Diese von ihren feinen, fädenförmigen, wenn auch eben nicht sehr langen Fühlern so ge- 
genannte Gattung unterscheidet sich von den übrigen Cryptis, zu welchen sie gerechnet wird, 
besonders durch die ganz fehlende oder höchstens sehr kleine dreieckige Areola. Durch ihren 
schlanken Körperbau — der Hinterleib ist länger, als Kopf und Rumpf zusammen, mit etwas 
gegen das Ende zusammengedrücktem Bauch der 2 — nähern sie sich der Gattung Mesoleptus 
eben so sehr, wie sie sich von Cryptus entfernen. Das Hinterleibsstielchen ist sehr bestimmt, 
zuweilen sogar lang. Der Bohrer hat die halbe oder ganze Länge des Hinterleibes. 

Die Farben sind ziemlieb einfach, aus Schwarz und Rothbraun oder Gelbbraun gemischt. 

Bis jetzt ist aus der äufserst artenarmen Gattung nur eine einzige Species gezogen worden 
Hr. Hartig (Jahresber. p. 255.) erhielt als grolse Seltenheit Anfangs Juni aus in der Gegend 
von Berlin gesammelten Cocons der Bombyx Pini 

1. I. marehieus Hrt. 2.“ lang. Schwarz; Hinterleib mit rother Binde und weilslichem 
After; Beine, Mund und Fühlerbasis gelbbraun; Fühler dreifarbig, Mittelzelle fehlend. 


150 IcHNEUMONIDES, Henıteres. 1. 


Gen. 23. Hemiteles. 


Sehr nahe mit Cryptus und Phygadeuon verwandt, besonders wegen des deutlichen Stiel- 
chens, der eigenthümlichen Richtung und Form des Hinterleibes (welcher jedoch meist etwas 
kürzer ist, als Kopf und Rumpf) und Bohrers, der Sculptur und der mehr gedrungenen Gestalt, 
auch an Xylonomus wegen des oft sehr starken Kopfes und der Flügelilecken streifend. Die Areola 
ist zwar unvollkommen; wenn wir uns indessen den äufsern, in der That öfters durch einen 
Lichtstreifen angedeuteten Schenkel hinzudenken, so giebt es genau die 5-eckige Areola jener. 
Der breite Scheitel deutet die grolfse Ähnlichkeit mit Peromachus an. Fühler sehr verschieden 
bei einigen 2 der ersten Abtheilung wunderbar gegen das Ende verbreitert und zusammengedrückt. 
In allem diesen aber finden wir die bestimmtesten Gegensätze gegen Mesochorus, welche hin- 
sichtlich der geringen Gröfse mit Hemiteles verwechselt werden könnten. Wenige Arten, 
2%," Länge, sehr wenige (eine einzige forstliche) erreichen 3“ und nur ein einziger, wahrschein- 
lich nieht einmal ein ächter Hemiteles). Aus der ganzen, grolsen, artenreichen Gattung (4. insignis 
Grv.) hat 5° Länge. Meist sind 6 — 9 deutlich umleistete, selten stark punktirte oder runz- 
liche Thoraxschildchen vorhanden, zuweilen aber schwinden sie fast ganz. Hinterleib meist deut- 
lich punktirt, besonders bei &, seltner glatt. Die Fühler haben nur 22 — 25 Glieder. 

Bohrer des 2 kurz. Beim & ein Paar starke Klappen des penis, welche leicht für den Bohrer 
der 2 genommen werden können. 

Farben sehr verschieden, oft schön bunt, besonders zuweilen durch zierlich gefleckte Flügel 
ausgezeichnet. Wunderbar, dafs von den letztern die 3 so selten sind. Gravenhorst beschreibt 
sie nur von einer Species, und ich besitze von areator, den ich so häufig zog, nicht ein einziges. 

Besonders aus Raupen und Afterraupen erzogen. Wahrscheinlich immer Schmarotzer- 
Schmarotzer, die aber, eben so wie ihre Wohnungsthiere, nur mälsig saugen, welshalb die letz- 
tern zuweilen ihre vollständige Entwickelung erreichen und dann erst sterben (s. Phygadeuon 
das Allgemeine). 


I. Rumpf und Hinterleib schwarz, letzterer höchstens mit etwas hellern Rändern. 


1. H.similis Gmel. Grv. 1%‘ lang, klein und schwach, nach Gravenhorst bis 2%‘ (2). 
Metathoraxschilder undeutlich, eigentlich nur die beiden wellenförmigen Querleisten deutlich zu 
unterscheiden. Der Iste Hinterleibsring und die Basalmitte des 2ten fein nadelrissig, der 2te 
und 3te an der Basis fein punktirt, beim & stärker, als beim 2. Bohrer = % der Hinterleibs- 
länge. Schwarz; schön hellgelb sind: Mund, Flügelwurzel und Schüppchen und ein Fleckcehen vor 
demselben und fast die ganzen Beine, mit Ausschlufs der hintern, deren Hüften, Schenkel und 
Schienenspitzen ganz oder theilweise dunkel sind, beim $ auch das 1ste Fühlerglied. Bauch 
und auch einige Randpünktchen des etwas bräunelnden Hinterleibes hell. Flügel klar. Randmal 
bräunlichgelb. Fühler schmutzig braun, beim 2 an der Basis heller, an der 2ten Hälfte zusam- 
mengedrückt-breiter. 

Hr. Bouche& erzog $ und 2 als Schmarotzer eines Mierogaster. 

3. H. fulvipes Grv. Ähnelt der vorigen Art aufserordentlich, scheint doch aber durch 


etwas kräftigern Bau, kürzere Fühler #), reineres Schwarz und einen grellern Gegensatz der 


Hüften gegen die schmutzigern Schenkel und Schienen verschieden. 


*) So bedeutend, wie Gravenhorst den Unterschied angiebt, ist er aber wohl nicht, wie denn überhaupt aus 
essen beiden langen Beschreibungen nichts Wesentliches für die Unterschiede zwischen similis und fulvipes her- 
vorgeht. 


a 


Hemiteres. 1. 151 


Schon mehrmals als Schmarotzer der Microgasteren des grofsen Kiefernspinners, namentlich 
von mir mit M. nemorum gezogen, 

3. A. nens Hrt. unterscheidet sich wenig von den beiden vorigen und kommt besonders 
wegen der bräunelnden Hinterränder der Hinterleibsringe sehr mit Z. sömilis überein, für dessen 
Varietät ich ihn halte. 

Lebensweise wie von HA. fulvipes (Hartig Jahresber. p. 253). Von Hrn. Hartig, von mir 
und von Hrn. Nördlinger, also in den verschiedensten Gegenden, gezogen. 

4. H. socialis. Wiederum den vorigen äufserst ähnlich, jedoch bestimmt verschieden 
durch deutlichere, auf dem 2ten Ringe sogar etwas runzlig und gekörnt erscheinende Sculptur 
des Hinterleibes. 

Ein 5 erhielt ich von Hrn. Nördlinger mit der Bemerkung: ‚‚Schmarotzer von Papilio Cra- 
taegi. Sie haben sich an der Bauchseite Tönnchen gesponnen, auf welchen die Raupe zu brü- 
ten scheint.‘“ Auch hier gehörten die Tönnchen gewils den Microgasteren, welche Hemiteles 
zerstörte. 


I. Rumpf und Hinterleib oder blofs der Hinterleib mit ansehnlichen hellern 
Flecken und Streifen. 


A. Hinterleib mit vorherrschendem Schwarz. 


5. H. areator Grv. 1% — 2%“ lang, nach Gravenhorst zuweilen nur 1%‘. Metathorax 
sehr fein und dicht gestrichelt. Die beiden ersten Hinterleibsringe fast ganz und gar, der 3te bis 
über die Hälfte ausnehmend dicht punktirt. Bohrer — ’ der Hinterleibslänge. Durch die glas- 
hellen Flügel ziehen sich 2 Schattenbinden, welche wie 3 erscheinen, indem die breitere (der 
Flügelspitze zugewandte) durch einige helle Fleckchen am Randmale, an der Stelle der Areola 
und am rücklaufenden Nerven unterbrochen wird. Mit dem Schwarz des Körpers kämpft ein 
dunkles Braunroth auf die mannigfaltigste Weise; gewöhnlich ist aber die Oberseite vorherr- 
schend schwarz mit rothen Strichen und die Unterseite roth mit schwarzen Flecken. Hinterleib 
vorherrschend schwarz, gewöhnlich nur am 1sten und 2ten Ringe mit Roth. Beine vorherrschend 
roth mit unbedeutenden schwärzlichen Schattirungen, an der äufsersten Basis der Mittel- und Hin- 
terschienen mit weifslichem Ringel. 

Ich habe eine grofse Menge dieses hübschen Thierchens, aber nur 2, aus den verschie- 
densten Insecten erzogen, nemlich aus Bombyx Pini, aus Tinea coynatella, Lophyrus Pini und 
variegatus und nach Hrn. Westwood (Introduet. Vol. II. p. 143.) sollen sie sogar in unsern 
Häusern die Larven der Speckkäfer und Anthrenen anfallen. In Bombyx Pini hatten sie in 
Microgästeren schmarotzt und in den Tönnchen des Loph. Pini in Phygadeuon Pteronorum (S. 
das Allgem. von Phygadeuon. 

6. H. erassiceps. 3" lang ($), ziemlich gestreckt. Besonders ausgezeichnet durch den 
dieken Kopf mit sehr breitem Scheitel, vollständige, stark runzlige Schilder des 2-dornigen Meta- 
thorax und die diehte Punktirung des Hinterleibes, welcher dadurch an der ersten Hälfte ganz 
matt wird. Stielchen ziemlich kurz und breit, mit starker bis zum Ende des Ringes laufender, 
nadelrissiger Rinne. Der ganze Körper reinschwarz, nur am Hinterleibe ist das Ende des Isten 
und der gröfste Theil des 2. Ringes rothbraun, und die Flügelwurzel ist gelblichweifs. Beine roth- 
braun, nur die Vorderhüften theilweise und die Spitzen der Hinterschienen und Tarsen schwarz. Flü- 
gel sehr wenig getrübt. Randmal braunschwarz. Fühler reichen nicht bis zur Mitte des Hinterleibes. 

Mit dem vorigen zusammen, und wie dieser, aus Zophyrus Pini erzogen. Ist doch wohl 
nicht gar das $ desselben? 


152 IcunEUMONIDES. HesiteLes DI. B. 


7. H. monozonius Grv. 2“ lang ($). Fühler fast von Körperlänge, das Iste — 4te Glied 
roth, allmälig dunkler. Die drei ersten Hinterleibsringe mit rothem Rande. Beine roth (Gra- 
venhorst.) 

Lebt nach Hrn. Hartig (Jahresber. p. 260.) parasitisch in (?2) den Larven von Perilitus uni- 
color und frifst sich an den Seiten des Cocons hervor, während Perilitus einen Deckel an der 
Spitze abschneidet. 


B. Hinterleib mit vorherrschendem Roth oder Gelb, 


8. H. dispar 2—2',"' lang ($, 2), gestreckt. Gravenhorst’s Beschreibung des 4. palpator 
würde ganz auf ihn passen, wenn nicht der Bohrer des 2 so klein wäre, etwa nur ”, der Hinter- 
leibslänge. Diese Art zeichnet sich nemlich vor vielen andern dadurch aus, dafs beim 2 nach 
innen von der Areola (unter dem Randmale) ein leichter winklicher Schatten steht. Beim 2 stehen 
auf dem Rücken des etwas gedornten Metathorax 6 zierliche regelmälsige, scharf umleistete, glän- 
zende und ziemlich glatte Schildchen, beim & aber hat er, aufser einer leichten Mittelrinne, kaum 
eine Spur verwischter Leistchen und ist matt und feinrunzlig-punktirt. Hinterleib, so wie Mesothorax, 
beim $ kaum bemerkbar punktirt, beim 2 der 1. Ring nadelrissig, und Mesothorax deutlich punk- 
tir. Fühler des $ fast von Hinterleibslänge, beim 2 kürzer und dicker, gekräuselt. Rumpf und 
Kopf sind schwarz, die Flügelwurzel weils, das Schüppchen braun, Oberkiefer und Taster beim 
2 bräunelnd. Fühler dunkel graubraun, beim 2 an der Basalhälfte und beim & die 3 ersten Glie- 
der rothbraun. Beine des 2 ganz rothbraun, nur an den hintern die Hüftenbasen und die Enden 
der Schienen nebst Tarsen dunkler, beim $ auch die Mittel- und Hinterhüften und die Schenkel 
der hintern grölstentheils und die der mittlern nebst Schienenspitzen zum Theile schwarz, selbst 
an den vordern zuweilen ein Schenkelfleckchen. Randmal schwarz mit weifslicher Basis. Hinter- 
leib fast etwas kürzer als Kopf und Rumpf, in der Mitte (2ter und dter oder blofs 2ter Ring 
beim $, und bei diesem noch öfters mit schwarzem Rückenfleckehen) braunroth, am Anfang und 
Ende schwarz, beim 2 mit feinem weilsen Rande des 6ten Ringes. 

Ob die hier beschriebenen, allerdings sehr ungleichen beiden Geschlechter, zusammengehören, 
ist freilich nicht ganz sicher; indessen wird es dadurch wahrscheinlich, dafs ich Beide aus 
einem Cocon von Cimbex variabilis erzog, in welchem Cryptus incubitor und Pezomachus cur- 
sitans gehaust hatte, (s. dort). Wahrscheinlich schmarotzten Pezomachus und Hemiteles im Oryptus. 

Ein Stück von Hrn. Dahlbom den 31. August aus Puppen der Tinea padella erzogen. 

9. H. diminuens Hrt. 2%‘ lang. Schwarz; Mandibelileck, Taster, Fühler, Beine und Hin- 
terleib gelbroth, letzterer mit gelbem Stiel; Schenkelringe blafsgelb; Spitze der Hintertibien und 
Tarsen braun. (Hartig). - 

Nach Hrn. Hartig ein Schmarotzer in Geometra lituraria (lahresber. p. 264.). 

10. H. Lundensis 2'4' lang, gestreckt (2). Bohrer fast — Hinterleib, welcher so lang wie 
Kopf und Rumpf ist und gegen das Ende am Bauche etwas zusammengedrückt erscheint. Meta- 
thorax mit zierlichen regelmälsigen Schildern, und so wie der ganze Körper, fast glatt. Hinterleib 
äufserst fein und dicht punktirt, Randmal ungewöhnlich grofs und gleichseitig dreieckig. Schwarz; 
rothbraun sind: Unterseite des I1sten Gliedes der (abgebrochenen) Fühler, Taster, Oberkieferileck, 
Beine und 1ster und fast ganz auch 2ter Hinterleibsring, selbst ein Fleckchen des Isten. Flügelwurzel 
und Schüppchen fast weils. Randmal der hellen Flügel graubraun. Mit Gravenhorst’s H. mono- 
spilus (Ichn. 11. 810.). nahe verwandt. 

11. H. aestivalis Grv. 2% lang ($). Sehr ausgezeichnet durch den Metathorax; in der 
Mittellinie sind nur 2 Schildchen, deren oberstes ungewöhnlich breit und schmal und mit Längs- 


Przovacms. 1. 153 


rippcehen durchzogen ist. während das untere (hintere) wieder sehr lang ist. Alle sehr stark 
runzlig oder leistig. Der äufsere Areolar-Nerv durchscheinend. Hinterleib niedergedrückt, eiför- 
mig-länglich, hinter dem Stielehen plötzlich erweitert. Schwarz; gelblich-weils sind: Flügelwurzel 
und Schüppehen, Unterseite des Isten Fühlergliedes und Mund, auch die Basis der Vorder- und 
Mittelbeine. Die Beine sonst rothbraun mit schwarzen Enden der hintern Schienen und Tarsen, 
und die Hüften meist schwarz. Hinterleib schwarz, nur die Basis des 2ten und ten Ringes 
halbmondförmig und die Hinterränder der folgenden Ringe braunroth. Fühler und Randmal 
schwarz. Bohrer des 2 nach Gravenhorst — Y des Hinterleibes. 


Ein 5 von mir aus Jlemerobius Perla erzogen (im Juli). 


Gen. 29. Pezomachus 6. 

schliefst sich so innig an (ie vorige Gattung, dafs die $ Beider zuweilen kaum zu unterscheiden sind. 
Gewöhnlich unterscheiden sich die Peromachi auf den ersten Blick dureh den gänzlichen Mangel oder 
die Verkümmerung der Flügel, eine Erscheinung, die erst bei den Pteromalinen wieder heimisch 
wird, Durch diese Verstümmelung erleidet auch der Rumpf höchst eigenthümliche Alterationen. 
Er zeigt nur 2 Abschnitte, also sogar noch einen weniger, als eine Ameise, Man kann also 
nit Bestimmtheit annehmen, dals hier das Schildehen fehlt (s. das Allgem. der Ichneumonen p.5.). 
So wie sich nur-eine Spur von Flügeln zeigt, tritt auch ein kleines Schildchen hervor, wel- 
ches in dem Malse wächst, als die Flügel sich vergröfsern, meist auch ein Paar Dörnchen des 
Metathorax. Zu der Ähnlichkeit der ungeflügelten mit Ameisen gehört noch, dafs der Kopf so 
breit und der Rumpf so schmal ist. Der Hinterleib hat meist die Breite des Kopfes und ist 
ziemlich so lang, wie Kopf und Rumpf. Punktirung meist sehr fein und undeutlich, zuweilen 
nur am Abfall des Metathorax etwas runzlig, scheint sich aber mit dem Zunehmen der Flügel- 
grölse auch mehr zu entwiekeln. Bei den Flügellosen fehlt auch die Behaarung fast ganz, tritt 
aber mit dein Hervorbrechen der Flügel ein (ob immer?). Bohrer beim 2 immer deutlich, mälsig. 
Fühler nie sehr lang, meist nur 20 —22-gliedrig. Farben schwarz oder rothbunt. 

Die bis jetzt gezogenen Stücke, welche zum Theile bedeutend eireumvagirten, wurden gröls- 
tentheils deutlich als Schmarotzer-Schmarotzer erkannt, theils auf Mierogasteren, theils auf 
Crypten und Ophionen angewiesen. Sie scheinen also den Hemiteles eben so biologisch, wie mor- 
phologisch verwandt zu sein. 

1. Ganz ungeflügelt. 

1. P. agilis F. 1% —2 lang, nach Gravenhorst die £ öfters nur % lang, die $ ge- 
streckter, als die 2. Von Schildehen keine Spur beim 2: beim 3, welches kleine weilse Flügel- 
stummel hat, eine Spur davon. Der Kopf mehr als noch einmal so breit, als Rumpf, so breit, 
wie Hinterleib. Metathorax 1% mal so lang, als Vorderrumpf. Punktirung äufserst fein und 
dieht, nur auf dem Abfalle des Metathorax deutlicher, fein-runzlig. Nur hier und da anliegende, 
mikroskopische, graue Härchen bemerkbar. Bohrer des 2 — Y: der Hinterleibslänge. Schwarz, 
nur hier und da an den Nähten, Stigmen und Rändern des Hinterleibes (besonders Isten, 2ten) 
rothbraun-schimmernd. Fühler gewöhnlich an der Basis und die ganzen Beine, meist nur mit 
Ausschlufs von Flecken an den Hüften, Schienenenden der hintern, sehmutzig-rothbraun. 

Als Sehmarotzer aus verschiedenen Mierogastern erzogen und zwar bei Gelegenheit des Ein- 
zwingerns von Bombyx Pini zu verschiedenen Malen (s. auch Hartig /. 2. p. 2593.), auch einst 
aus einer Raupe von Zygaena. 

2. P. eursitans F. 2%“ lang, nach Gravenhorst zuweilen nur 1% (2). Ohne Spur 
von Schildehen. Gestalt und Punktirung des vorigen, nur der Hinterleib etwas breiter als Kopf. 


20 


154 Przomacuvs. 1. 


Bohrer fast = % der Hinterleibslänge. Rumpf (zuweilen mit Ausschlufs des Stigmas), Kopf (zu- 
weilen mit Ausschlufs des Mundes) und letzte Hinterleibshälfte nebst Fleckehen der hintern 
(zuweileu auch der mittlern) Schenkel- und Schienenenden schwarz und letzte Fühlerhälfte (selt- 
ner nur das letzte Sechstel) schmutzig dunkelbraun, alles Übrige sehön braunroth. 

Hr. Hartig vermuthet (Jahresber. p. 274), das $ dazu in einem geflügelten Wesen gefun- 
den zu haben; es war aus Zoph. nemorum ausgekommen. Den ungeflügelten eursitans habe ich 
aus Lophyrus Pini, Bombyx Pini und Cimbex variabilis erzogen, im letztern Falle in Gesell- 
schaft mit Hemiteles dispar, welche beide wahrscheinlich in dem mit ihnen zusammen wohnenden 
Cryptus ineubitor (s. dort) schmarotzten. 

3. P. bicolor Vill. Grv. 1% — 2 (2). Rumpf kürzer, breiter. Von Schildehen zuweilen 
ein Rudiment. Schwarz; Basis der Fühler (mit Ausschlufs des stets dunklern 1sten Gliedes). 
Rumpf (zuweilen mit Ausnahme einiger Flecken des Metathorax und Prothorax), Ister Hinter- 
leibsring, zuweilen auch Rand des 2ten (selten ganz) oder gar des ten, nebst ganzen Beinen 
(Var. mit dnnkeln Schenkeln) roth. Bohrer = %—% der Hinterleibslänge (Gravenhorst). 

Hr. Hartig (Jahresber. p. 253.) setzt dazu: Das & ist ein geflügelter Hemiteles. Beim 2 
sind die Seiten des 2ten Hinterleibsringes nie roth. Dagegen wird der 1ste Ring häufig dunkler, 
wodurch sie mit den dunklern Arten von P. agilis viel Ähnlichkeit erhalten. 

4. P. hortensis Chr. ist als ein von Hrn. Dahlbom aus Tinea padella gezogenes Stück 
bezeichnet; es ist aber, da der Hinterleib ganz fehlt und die Nadel durch den Rumpf geht, ganz 
unkenntlich geworden. 


U. Mit Flügelansätzen. 

ö. P. pedestris F. 2 lang, nach Gravenhorst auch nur 1%“ (2). Zwischen den sehr 
kleinen weifslichen anliegenden Flügelansätzen kommt das rundliche Schildchen deutlich zum 
Vorschein. Dadurch erlangt der Vorderrumpf dieselbe Länge, wie der Metathorax. Sonst die 
Verhältnisse, wie bei den vorigen Arten. Bohrer fast von halber Hinterleibslänge. Der Iste 
Hinterleibsring nadelrissig, die übrigen vollkommen glatt, stark glänzend. Abfall des Metathorax 
runzlig-punktirt. Der ganze Körper ziemlich stark behaart. Schwarz sind: Rumpf, Kopf, der 
Iste und der 4te (ganz oder zum Theile) nebst folgenden Hinterleibsringen (mit Ausnahme eines 
weilslichen Afterfleckes) und an den Hinterbeinen die Spitzen der Schenkel und Schienen, alles 
Übrige sehr freundlich gelbroth. Fühler gekräuselt, an der Endhälfte dunkel. 

Nach Hrn. Hartig (p. 253.) Schmarotzer-Schmarotzer in Bombyx Pini. 

6. P. Gravenhorstü. 27. lang, ziemlich gestreckt (2). Ganz von den Verhältnissen des 
P. pedestris. Bohrer reichlich von halber Hinterleibslänge. Der Iste Hinterleibsring nur undeut- 
lich nadelrissig, auch an dem Abfall des ziemlich stark gedornten Metathorax kaum etwas nadel- 
rissig. Behaarung schwächer, als bei pedestris. Flügelansätze etwas abstehend. Schildchen 
quer. Roth; schwarz sind: Kopf (mit Ausschlufs des Mundes), Hinterleibsende (mit Ausschlufs 
des weifslich schimmernden Afters) und Spitze des Stielchens, am Rumpfe Flecken über der 
Hüftenbasis, die Ränder des Schildehens und des Metathorax. Die Beine sind bräunlichgelb, die 
hintern etwas dunkler mit schwärzlichen Enden der Schenkel und Schienen. Fühler etwas ge- 
kräuselt, an der Basalhälfte bräunlich-gelb, ferner dunkel. 

Ein Schmarotzer des Oph. merdarius. Ich erzog ein Stück aus den id jenem (p. 702.) be- 
schriebenen Cocon und zwar nach der Ü berwinterung in der Stube den April. In dem von 
einen Löchelehen durchbohrten Cocon konnte ich noch deutlich die SER ee Ophion erkennen, 
obgleich sie faul geworden war. Neben ihr lag der dunkle Cocon des Peromachus. 


— 


PTEROMALINI. 


Sie unterscheiden sich von den beiden vorhergehenden Abtheilungen durch den Mangel der 
zurücklaufenden Nerven, haben auch überhaupt nur wenige Flügelnerven und nur selten ein 
Randmal. Fühler meist deutlich gebrochen. 

Näher verwandt ist sie, besonders durch die Gattungen Ceraphron, Platygaster, Prosa- 
cantha, Spalangia mit den kleinen Familien der allermeist mehr Flügelnerven zeigenden Dryinen 
und Codrinen, welche indefs bis jetzt noch nicht als Schmarotzer von Ferstinseeten bekannt 
wurden und delshalb hier ganz weggelassen werden. Auch findet sich von ihnen zunächst der 
Übergang zu den Gallwespen (s. p. 1.). 

Die Familie ist die gröfste unter allen und dürfte an Artenreichthum selbst die Ichneumoniden 
übertreffen, obwohl die Zahl der aus Forstinseeten gezogenen Arten nicht so bedeutend ist. Da- 
her findet sich hier auch ein grofser Reichthum an Formen, jedoch mehr in der Bildung des 
ganzen Körpers, als in den Flügelnerven, welche von der Erscheinung eines kleinen, unschein- 
baren Stumpfes bis zum gänzlichen Verschwinden aller Nerven nur kleine Schritte haben, dennoch 
zur Bestimmung von Gattungen und Arten viel beitragen. Allermeist findet sich ein dem Vorder- 
rande (costa) paralleler Nerv (nervus subeostalis), welcher sich bald früher, bald später mit der 
costa vereinigt (an der Junktur) und mit dieser gemeinschaftlich den Doppelnerven bildet und 
bald früher, bald später vor der Flügelspitze aufhört. Von diesem Doppelnerven, selten unmit- 
telbar an der Junktur, entspringt der Radialnerv (ramulus stigmaticus) und gewährt durch seine 
Richtung, sein Stielehen und Knöpfchen und dessen Spitzen, sowie durch sein Längenverhältnifs 
im Vergleiche mit dem Doppelnerven sehr hübsche Charaktere. Nur selten entspringt dieser von 
einem besondern Randmale. Flügel meist von gewöhnlicher, abgerundet dreieckiger Gestalt, 
selten schmal bandförmig, bei den Forstinseetenbewohnern nie fehlend, obgleich es 
sonst genug ungeflügelte Pteromalinen giebt. Am Kopfe bemerken wir, aufser der verschie- 
denen Form desselben, oft einen tiefen Eindruck der Stirn für die Aufnahme der Fühler, und an 
den Fühlern mannigfache Unterschiede der Länge, des Ursprunges nahe oder fern über dem 
Munde, der Form, Richtung und Gliederzahl. Auf die letztere, welche von 7 — 14 geht, wenn 
man an der Basis des Schaftes (scapus) noch ein besondres kleines Gliedchen *) (radieula) 


*) Bei mehreren Gattungen, welche ich hinsichtlich der Fühler mikroskopisch untersuchte, konnte ich die „radieula 
brevissima in faveola frontali latens“ bei Pleromalus z. B. (Nees /. /. p. 91.) nicht bemerken, obgleich ich selbst 
‚durch eine Maceration nachher ein Gliedehen von dem Schafte zu trennen suchte. Vielleicht hat Nees dafür die stark 
abgeschnürte Basis des Schaftes genommen; diese konnte ich aber nie bewegen und sahe sie immer nur ruhend in der 
Pfanne. Das Wendeglied sah ich bei Pleromalus (communis) umgekehrt-kegelförmig und die übrige Geilsel 9-gliedrig: 
die beiden ersten Gliedehen sehr klein und ziemlich versteckt, das Ote fast so lang, wie die zwei vorhergehenden zu- 
sammengenommen, 2-ringelig. Bei Teleus schien mir jene zweifelhafte radieula zwar mittelst einer durchsichtigen, 
gallertartigen Masse von der Hornsubstanz des Schaftes getrennt, allein beweglich ist sie auch hier nicht. Hr. Erich- 


son nimmt auch keine solehe radieula an. 
208 


156 PTERONALINT. 


annimmt, ist jedoch oft nicht viel zu geben, weil die letzten Glieder bald mehr, bald weniger 
innig zusammenhangen und leicht zu einer falschen Zählung verleiten können; ich habe daher bei 
den Beschreibungen immer nur die Zahl angegeben, wo sie unzweifelhaft ist. Das sogenannte 
Stielehen (pedicellus) habe ich immer mit zur Geifsel (Äagellum) gerechnet. 

Die Mundtheile sind, wie sich Jeder leicht denken kann, sehr klein und eignen sich gar 
nicht zur Aufstellung eines Systems, nach welchem ohne Mikroskop bestimmt werden soll; ja 
selbst mit Hülfe eines solchen Instruments hat die Untersuchung noch ihre Schwierigkeit und 
inuls daher noch der Entscheidung der Anatomen überlassen bleiben *). 

Der Rumpf ist bald kürzer, bald länger gebaut: Prothorax meist klein und ziemlich versteckt. 
selten grofs und mit dem Mesothorax um den Vorrang kämpfend; Schildehen grols oder klein, 
zuweilen mit Parvallelnähten neben der Mittellinie; Brustseiten meist durch Nähte zertheilt, selten 
mit grofsen, gewölbten Schildern. Metathorax breit oder eng, entweder fast horizontal nach 
hinten vortretend, oder ziemlich vertieal absteigend. Beine meist kurz, seltner lang, oft mit ver- 
diekten hintern Hüften und Schenkeln, selten mit eigenthümlicher Verbreiterung der Schienen 
(Platymesopus) und ungewöhnlicher Stärke der Tarsen. Tarsen meist 5-, zuweilen 4-gliedrig. 
Meist an jedem Schienenende 1 Dorn, zuweilen (Eurytoma, Perilampus, Torymus, Cleonymus, 
Siphonura und meist Eulophus und Elachestus) an den hintern 2 Dornen und zwar von gleicher 
oder verschiedener Gröfse, oft wegen der rigiden Schienenborsten undeutlich. Hinterleib 6—7- 
ringelig, oder durch Versehmelzen von Ringen 3—5-ringelig, lang gestielt, sitzend oder fast 
sitzend, von sehr verschiedener Form, meist aber eiförmig oder rundlich, oben etwas eingefallen 
und unten beim £ gekielt oder etwas zusammengedrückt, sehr selten von der Seite messerförmig 
zusammengedrückt. Legebohrer der 2 von verschiedener Länge und Richtung, entweder aus der 
Spitze des Hinterleibes selbst oder unter dem Bauche aus einer Spalte heryortretend. Die Seulp- 
tur zeigt aufserordentlich viele Verschiedenheiten, sowohl am Rumpfe, wie am Kopfe, ganz beson- 
ılers aber am Metathorax, wogegen der Hinterleib meist einförmig glatt oder fein-punktirt ist. Jedoch 
bleibt sie bei einer und derselben Art sehr constant und die Pteromalinen haben diese Bestimmt- 
heit vor allen übrigen Ichneumonen voraus. Die Farben sind meist schön metallisch, seltner 
schwarz. R 

Die Geschlechtsverschiedenheiten wurden schon ps 7. berücksichtigt. 

Die Pteromalinen gehören zu den kleinsten Ichneumonen und enthalten die kleinsten Insecten, 
die es überhaupt giebt, d. h. von % — 4" Länge! Die meisten haben 1— 2 Länge, selten dar- 
über noch 1‘ hinaus. L 

Vermöge ihrer grofsen Artenmächtigkeit verbreiten sie sich über alle Ordnungen der Inseeten 

*) Ich habe, um im Allgemeinen einen Begriff von der Bildung der Mundtheile zu geben, einige der verschieden- 
sten Gattungen in dieser Hinsicht genau mikroskopisch untersucht. 

Pieromalus: Oberkiefer stark hornig, 4-zähnig. Unterkiefer mit dünn-hornigem Stamme und häutiger, stark be- 
haarter, kappenförmiger Lade. Unterkiefertaster ziemlich in der Mitte des Unterkiefers, winkelständig, 4-gliedrig: 
die ersten 3 Glieder, ziemlich gleich lang, das dte aber bedeutend länger. Lippe mit horniger, wach aufsen gekielter 
Stütze und häufiger, kappenförmiger, schwach gefalteter, gewimperter Zunge. Lippentaster 3- gliedrig: das 2te Glied 
klein, das 3te das längste.  Aneinanderliegend schliefsen’ die Unterkiefer die Lippe mit ihrer dadurch gebildeten 
Höhlang ein und bilden eine Art von Saugapparat, welcher schon an den Rüssel der Bienen erinnert. , 

Enlophus (wantkopus): Oberkiefer 2-zähnig: der eine Zahn spitz, der andre Stumpf und breit. Lefze tief aus- 
serandet. Zunge und Unterkiefer ganz, wie bei Pleromalus, aber die Taster nur I-sliedrig,; der Lippentaster kurz, 
der Unterkiefertaster lang, beide behaart und mit besonders langen Haaren an der Spitze. 

Teleasz Die Unterkiefertaster 3-gliedrig, das 2te Glied das kleinste. Lippentaster I-zliedrig (nach Nees 2-glie- 
drig). mit sehr langen Borstenhaaren. 


Corınosoma. EvureLmus. 157 


und über alle Stände, die nur von Sehmarotzern angegangen werden, wiewohl immer mehr über 
kleine, als über grofse (s. z. B. pag. 23, 24, 28.); sie bewohnen nicht allein Larven und Puppen, 
sondern auch die Eier der Inseeten, welche keine andre Schmarotzer befallen; oft bewohnen ihrer 
8S—12Ein Ei! Keine einzige Gattung, wenn wir schon mehrere Arten derselben durch Erziehung 
kennen lernten, bleibt aber einer und derselben Inseetenordnung treu, wie wir dies z. B. bei’ den 
Braconiden sehen; sondern eine Art wohnt in Käfern, eine andre in Lepidopteren, u. s. f£ Auch 
haben wir bei ihnen schon ziemlich viele eireumvagirende Arten kennen gelernt. Sie liefert auch 
ziemlich viele Schmarotzer-Schmarotzer. Über Entwickelung u. s. f. s. den allgemeinen "Theil. 

Von den Larven läfst sich im Allgemeinen nur sagen, dals sie Ähnlichkeit in der Bildung 
mit den übrigen Ichneumonenlarven haben (siehe Tafel IX.);: meist aber erscheinen sie schlan- 
ker, am Schwanzende etwas zugespitzt. Sie sind ganz kahl und nur ein einziges Mal habe ich 
ein Thierchen, welches ich an einer Cyröps-Larve in einem Eichenblatt- Gallapfel saugend fand 
und defshalb für eine Pteromaline halten mufste, lang und dicht behaart gefunden. 


Gen. 1. Copidosoma. nov. gen. 

Nähert sich wegen des an der Junktur stehenden Radialnerven Zneyrtus, wegen der star- 
ken Mitteltarse und starkem langen Dorn aber Eupelmus; unterscheidet sich aber von allen durch 
einen ungewöhnlich stark seitlich (messerförmig-) zusammengedrückten Hinterleib. Es ist nur eine 
Art bekannt: 

1. C. Boucheanum 1'%4"' (inel. terebr. 2) lang, sehr gestreckt (2). R. kurz und diek, ohne 
Knöpfchen, unmittelbar an der bräunlich verdiekten Junetur. Fühler sehr lang und dünn, Geilsel 
S-gliedrig, aus sehr gestreekten, schwer durch die Lupe unterscheidbaren Gliedern bestehend, 
das letzte Glied wenig stärker, fast so lang, wie die beiden vorhergehenden zusammengenommen. 
Metathorax kurz, gewölbt. Erstes Tarsalglied der Mittelbeine lang, mit bräunlicher Bürste, der 
Mitteltibien-Dorn sehr stark und lang. Hinterleib 1% mal so lang, als Rumpf, sehr stark seit- 
lich zusammengedrückt, mit schneidendem Rücken und Bauche. Das kurze Stielehen wird von 
dem herzförmigen 2ten, unmittelbar an den Metathorax tretenden fast ganz umfalst. Legebohrer 
aus einer breiten Afterspalte hervorgehend, % so lang wie Hinterleib. Plewralschilder grols und 
gewölbt. Schön smaragdgrün und himmelblau, Fühler dunkelbrann, am Schafte etwas metallisch. 
Flügelschüppehen hautartig-weils. Beine und Taster hellbräunlichgelb; die Hüften gröfstentheils 
grün, Schenkel und Schienen der Hinterbeine, zum Theile auch die Schienen der Mittelbeine. 
braun angeräuchert. Legebohrer deamkelbraun. ’ 

Hr. Bouche, der Entdecker der Art, erzog viele Exemplare, aber nıw 2, aus Tinea eronymella- 


Gen. 2. Eupelmus. Dalm. 

Die Gattung unterscheidet sich schon allein durch die eigenthümlich verdiekten, an der Sohle mit 
schwarzen Börstehen besetzten, ersten Tarsalglieder der Mittelbeine: der Schienendorn ist sehr stark, 
aber etwas kürzer, als das erste Tarsalglied. Der Radialnerv ist ziemlich lang, schwach geknopft, 
aber kaum % — so lang, wie der sehr lange Doppelnerv. Auch ist in dem ganzen Habitus. 
obgleich er sowohl an Torymus wie an Pteromalus erinnert, etwas Eigenthümliches: der Rumpf 
ist bedeutend kürzer, als der Hinterleib, steigt in dem in der Mitte etwas vertieften Mesothorax 
in die Höhe und senkt sich in dem dachförmig-abschüssigen Schillehen wiederum gegen den Me- 
tathorax, welcher fast ganz unter dem Schildehen versteekt ist mal sich fast der ganzen Breite 
nach mit dem Hinterleibe verbindet. Der Kopf steht auffallend vor. Die Fühler nahe über dem 
Munde eingefügt, lang und gestreckt, gegen das Ende allmählig verdiekt, mit am Ende schief 


Be a Sue en 


158 PTEROMALINEN. Evroruus. 


abgestutztem oder etwas zurückgedrücktem, geringeltem letztem Gliede. Der lanzett- linienförmige, 
unten wenig gekielte, oben stark eingefallene Hinterleib führt am Ende einen unter'm Bauche 
hervorkommenden Legebohrer. Die sehr grofsen, gewölbten, glänzenden Pleuralschilder nähern 
die Eupelmen den Eneyrten, mit denen sie sonst in der übrigen Bildung wenig gemein haben. 
Die Punktirung ist unbedeutend und steht zwischen der schuppenähnlichen von Pteromalus und 
der runzligen von Torymus (besonders am Kopfe) in der Mitte. 

Einige, jedoch nicht forstlich wichtige, Arten haben nur kleine Flügelstummel. 

Einige Eneyrti nähern sich den Eupelmen durch die Verdiekung der Mitteltarsen, allein sie 
sind in allem Uebrigen ächte Eneyrten (s. E. Eytelweinüi.). 

Die Gattung ist nicht sehr reich mit Arten ausgestattet, von den Engländern aber doch 
schon in mehrere (bei uns wenig bekannte) kleinere Gattungen aufgelöst. Die meisten scheinen 
auf Kraut-Inseeten zu schmarotzen, und nur 2 — 3 Arten wurden bis jetzt aus Forstinsecten 
erzogen. 

Eine Art habe ich als Schmarotzer-Schmarotzer (aus Microgaster) erzogen. Zwei Arten 
sind als Autochthonen aus Diptern- und Käfern-Puppen erzogen worden, namentlich E. annulatus 
N. (s. pag. 75.) aus Cryptocephalus 12-punetatus. 

1. E. azureus. 1 — 1.‘ lang, sehr gestreckt (2). Rn. etwas mehr, als , so lang, wie 
dort. Mesothorax in der Mitte stark gehöhlt. _Hinterleib 17, mal so lang, wie Rumpf. Bohrer 
sehr wenig aufsteigend, fast % der Hinterleibslänge. Pleuralschilder feinschuppig-punktirt. Grün- 
lich und bläulich metallisch. Fühlergeifsel dunkel, Schaft metallisch-grün. Schenkel und Hüften 
gröfstentheils metallisch-blau, Schienen und Tarsen gröfstentheils bräunlich-gelb, erstere mit ge- 
ringem (am Isten Paare stärkeren) stahlbraunen Anfluge an der Basis, letztere gegen das Ende 
bräunelnd. Legebohrer an der Basis scharf-begrenzt dunkel-metallisch, gegen das Ende ver- 
laufend-braun, in der Mitte gelblichweils. 

Ich habe 1 2 dieser Art gemeinschaftlich mit Eurytoma Abrotani und Pteromalus tenuis 
und Boucheanus aus den Tönnchen von Mierogaster disparis erzogen. Ein anderes 2 erzog 
Hr. Erichson mit Torymus und Eurytoma aus den Schwammgallen der Cynips terminalis. 
Wahrscheinlich hat Zupelmus in beiden Fällen den Schmarotzer-Schmarotzer abgegeben. 


Gen. 3. Eulophus Geoffr. 


Nebst Elachestus und Trichoceras die einzige tetramerische Gattung unter den Forstinsecten- 
Feinden, und von der ersteren durch den stets sitzenden Hinterleib und von der letztern durch 
die schwächer behaarten Fühler (wobei man allerdings nicht auf die kammstrahligen sehen darf), 
genugsam unterschieden. 

Eine der gröfsten und buntesten Gattungen, daher für Trennung in kleinere Untergattungen 
mehr, als irgend eine andre geeignet. Indessen würden für diese nur künstliche Charactere ge- 
geben werden können, wenn mit Sicherheit und Leichtigkeit danach bestimmt werden sollte; 
daher habe ich es vorgezogen, durch Aufstellung von zahlreichen Sections - Merkmalen meinen 
Nachfolgern das Aufsuchen der Arten möglichst, zu erleichtern, und überlasse es Andern, noch: 
andre Gattungsversuche, als neuerlich schon gemacht wurden, nach meinen neuen Characteren 
aufzustellen. Letztere betreffen hauptsächlich die Verhältnisse des Radiälnerven, die Bildung des 
Metathorax (besonders in der ersten Abtheilung), die Sculptur und die Zeichnung des Schild- 
chens (s. meine Aufstellung). Die bei vielen Arten sehr feine, bei andern wieder gröbere Punk- 
tirung des Rumpfes würde sich, meiner Meinung nach, am Besten zur Aufstellung von Gattungen 
eignen, obgleich auch in dieser Beziehung die Mittelformen nicht fehlen. 


PrEROMALINT. Evrornvs 159 


Auf die Fühler habe ich weniger gegeben, weil die Unterscheidung und Zählung der Glieder 
öfters grofse Schwierigkeit macht: man weils nicht, was zum letzten Gliede gehört, und ist 
daher öfters recht ungewils, ob man 4, 5 oder 6 zählen soll. Es wurde also nur bei den Arten 
davon geredet, und hier die Zahl der Glieder, die Gröfse und Zusammensetzung des letzten, die 
stärkere oder schwächere Annäherung aller u. dgl. beschrieben. 

Der Hinterleib bietet sehr viele, obwohl die Extreme überall in einzelnen Arten verbindende 
Verschiedenheiten, allein meist nur bei den 2; Sections- oder Gattungscharaetere aber blols auf’ 
Ein Geschlecht zu beziehen, schien mir unerlaubt. Dennoch mufste es in der ersten Abtheilung 
geschehen, wo indessen, wie dort in einer Anmerkung angegeben ist, noch die Hülfskennzei- 
chen des Metatlorax, welche bei beiden Geschlechtern gelten, hinzugezogen wurden. 

Die Farben sind aufserordentlich schön und mannigfaltig und erleichtern das Bilden der 
Diagnose gar sehr. 

Die 2 haben keine hervorragende Legeröhre, wahrscheinlich weil sie selten tief zu bohren haben, 
Die 5, welche auch hier, mit Ausnahme der kammhörnigen, immer seltner sind, als die 9, unter- 
scheiden sich durch etwas längere und gestrecktere Fühlergeilsel, welche immer mit längern, fast 
borstenartigen, oft vereinzelt-abstehenden Haaren besetzt ist; leichter aber erkennt man sie an der 
gewöhnlichen Schlankheit. 

Bei vielen (besonders den schwachpunktirten) Arten trägt auch der Rumpf ähnliche, starre 
Haare, wie die der Fühler sind. Der Kopf hat ebenfalls gewöhnlich sehr deutliche Haare, und 
auch am Hinterleibe fehlen sie den meisten Arten nicht. 

Die meisten Arten leben von Käfern und zwar vorzüglich von den versteckt unter der Epi- 
dermis der Eichen- und Buchenblätter fressenden Orchestes - Arten. Selbst n Walker (1. Z. 
p 162.) finden wir einen E. Eneugamus als „parasitie on a subeutaneous larva of beech-leaves“ 
aufgeführt. In Xylophagen haben wir schon 2 Arten und in Bupresten eine Art (no. 27.) ken- 
nen lernen. Zunächst werden die Lepidopteren von Eulophen bewohnt, alsdann die Hymenopteren, 
und zuletzt die Hemiptern und die Diptera. Die allermeisten sind Monophagen oder bedingte Mono- 
phagen. Nur eine Art (E. dendricornis) habe ich zugleich aus Käferbrut und Gallwespen erhalten. 

Häufig leben sie gesellig, theils mit nahe verwandten Arten derselben Gattung, theils mit 
entfernter stehenden Pteromalinen. So z.B. habe ich aus Orchestes den E. pilicornis und viduus, 
nebst Pteromalus Orchestis erzogen, dann wieder aus derselben Käfergattung den E. sesquifas- 
eiatus und obseuripes, dann wieder den E. eyelogaster mit sesqwifaseiatus zusammen, so ferner 
E. Strobilanae mit Torymus chalybaeus zusammen aus Tortrix strobilana, und endlich E. elon- 
gatus und Collega zusammen aus den kegelförmigen Buchenblattgallen, und E. Zeptoneuros und 
pachyneuros aus Coceus. Die grolse Ähnlichkeit der beiden letztern Mitbewohner in so engem 
Raume ist besonders auffallend und trägt in Verbindung mit andern 'Thatsachen wohl dazu bei, 
allerlei Ideen über die successive Entwickelung der Thierarten aus einander zu fassen (s. allgem. 
Theil). 

Ich habe bereits einen Eulophus als Schmarotzer-Schmarotzer kennen gelernt, auch sind 
Beobachtungen von Nees (. Z. p. 170) vorhanden, denen zufolge Eulophen von Eurytomen, 
welche in Eichenblattgallen sehmarotzten, lebten. Eurytomen und Pteromalen zusammen habe ich 
auch aus Mierogaster erzogen (s. bei Eurytoma). 

Über die Entwickelungszeit wissen wir auch schon Einiges. Einen Fall mufs ich hier erwähnen, 
der, obgleich er kein Forstinseet betrifft, doch lehrreich ist. Nees nemlich (2. 2. p. 155.) sagt: „Cepi 
feminam hoc ipso momento, cum Larvae Noetuae Gammae ova imponeret, Sickershusae d. 6. Maji 


160 PrTEROMALINT. Europuves. 1. 


a. 1S11. Metamorphosis. qualis in #. ramicorni deseripta. Imagines post 10 dies exelusi sunt, Julio 
mense.* Durch diese 10 Tage soll wohl die Zeit der Puppenruhe angedeutet werden; «denn die 
ganze Verwandlungszeit (vem 6ten Mai bis in den Juli) muls doch wenigstens S Wochen 
gedauert haben. Solche Arten, welche ihre Entwiekelung erst spät beginnen, wie die in den 
Spinnerpuppen zu Hunderten beisammen lebenden E. zanthopus, liegen erst im Mai des näch- 
sten Jahres aus. Ich muls bei dieser Gelegenheit noch einmal‘des eben vorlier erwähnten 
Nees’schen Falles erwähnen, Aus Cynips Quereus gemmae L. schlüpften am 13. Juli des Jah- 
res 18509 mehrere Exemplare der Kurytoma signata und dann im Jahre 1811 Anfangs März aus 
derselben Galle, welche in einer Schachtel wohlverwahrt gehalten worden war, wiederum mehre 
Exemplare des (bei mir nicht beschriebenen) E. Gallarum. Wenn hier nicht ein Irrthum oder 
ein Druckfehler in der Angabe der Jahreszahl vorgefallen ist, so hat die Brut des Eulophus fast 
2 Jahre zu ihrer Verwandlung gebraucht. 

Die kleinen Wespchen bewegen sich häufig durch einen ziemlich weiten Sprung fort, wobei 
ihnen die Schenkel, da sie nicht auffallend diek sind, wenig behülflich sind. Ich habe öfters die 
Lupe angesetzt, um zu sehen, ob irgend ein Körpertheil besonders dabei mitwirke; allein der 
Sprung erfolgte plötzlich und ohne alle Vorbereitung und ich sah nichts. 

Die Eulophen verpuppen sich öfters ohne Spur von Gespinnst auf der freien Fläche der 
Blätter, ‚wo sie sich wahrscheinlich durch Aussonderung einer klebrigen Masse gesellig befestigen 
und vor dem Eintritte der Verpuppung eine ungewöhnliche Menge eines Anfangs flüssigen, später 
krümlich werdenden dunklen Kothes von sich lassen. Eine von mir beschriebene Art, die sich 
so verhält, ist &. Dombyeicornis. De Geer erzog eine aus Noctua Aceris. Am 12. Juli hatten 
sich 16 Larven aus der Raupe herausgebohrt, sie lagen ohne Ordnung umher, und am 19ten Juli 
erschienen die Wespen. Reaumur (Mem. T. II. p. 445. u. f) beschreibt kleine auf Eichenblättern 
ziemlich regelmälsig concentrisch gelagerte Püppchen, gewils ebenfalls Eulophen. Ihre Eutwik- 
kelung ging aber sehr langsam vor sich; denn gegen Ende des Juni kamen die Larven schon 
aus der Raupe hervor und erst im nächsten April logen die Wespen aus. 


I. Fühler der $ mit Kammstrahlen*). 

1. E. pilieornis. 1" (8) — 1%" (2) lang. Geilsel 6-gliedrig. Die Kammstrahlen der $ 
so lang, wie die 3 letzten Fühlerglieder zuammengenommen, abstehend-langbehaart. Rn. nur 
etwa '; so lang, wie der Dn. Schildehen ziemlich flach, ohne Parallelnäthe, und sowie der Vor- 
dertheil des Thorax deutlich und ziemlich weitläufig-punktirt. Metathorax glatt und glänzend, in 
der Mitte dureh Leistehen kelchförmig gezeichnet und von einem Mittelkiel und einem denselben 
rechtwinklich durehsehneidendem durchzogen. Kopf und Vordertheil des Rumpfes dunkel- oliven- 
grün, der hintere heller-grün. Hinterleib länglich, beim 2 zugespitzt metallisch-bläulich, an der 
äulsersten Basis grün, dieht dahinter mit einem bräunlich-gelben Fleck, welcher sich beim 2 noch 
an den Rändern bis über die Mitte fortzieht. Fühler beim 5 einfarbig graubraun, am Schaft et- 
was metallisch, beim $£ der Schaft unten gelblich. Die Beine, nur manchmal mit Ausnalıme eines 
Theiles der Hüften bräunlich-gelb, bald mehr bald weniger mit dunkelbraunem Striche der Schen- 
kel und einiger Anräucherung der Hinterschienen, die der £ am hellsten, Flügelschüppchen schmutzig- 
braun. Kopf und Rumpf mit einzelnen, auffallend langen, borstenförmigen Haaren. 

Ich erzog diese Art zu verschiedenen Malen aus den subeutanen Larven von Orchestes 


) Für die 2 dürfte sieh vielleicht in den Leistehen des Metathorax, welche eine kelchförmige Ir Zeichnung 
bewirken, ein durchgreifender Unterschied linden lassen. 


Europavs. 1. 161 


Quercus, und zwar theils allein, theils mit Pieromalus Orchestis und mit dem 2 eines Eulophus, 
welcher gewils zu derselben Abtheilung gehört, wie E. pilicornis, und den ich 

2. E. viduus nenne. Das 2 gleicht, dem der vorigen Art ungemein, aber die Beine mit 
sämmtlichen Hüften sind ganz hell (bräunlichgelb); und der Hinterleib ohne helle Flecken, nur 
metallisch-grün und violett (s. die Bemerkung bei E. pectinicornis). 

3. E. peetinicornis F. '% — 1‘ lang. Kammstrahlen fast bis zur Spitze der Geifsel rei- 
chend und daher dem pilicornis am Ahnlichatan (sowie dem tarandicornis Frst.); verschieden 
aber durch den kleineren, hellen Hinterleibsfleck, den „‚scapus concolor‘“ und die schwarz-metal- 
lischen Vorderschenkel der $, sowie durch die „‚antennae nigro -fuscae‘“ der 4. 

Vielleicht ist mein E. viduus das 2 dieser Art, und zwar die von Nees (p. 154.) für die 
Hauptform „abdomine eoncolore‘ gehaltene. 

Dies schöne kleine Thierchen, welches, wie gesagt, die gröfste Ähnlichkeit mit meinem 
E. pilicornis hat, vielleicht gar nur eine Varietät desselben ist, lebt auch, wie dieser von den 
kleinen Minirlärvehen des Orchestes Quereus, wie De Geer (Gesch. d. Ins. Th. 1. 4tes Quartal, 
die I7Tte Abhandlung „von den Raupenfeinden“ p.36.u. f.) schon berichtet. Nur stimmt die Jah- 
reszeit, in welcher er die Wespen erzog (9. October), nicht mit der von uns beobachteten, was 
indessen, da oft dergleichen Abweichungen bei einem und demselben Inseet vorkommen, in Neben- 
dingen liegen kann. i 

Es werden von Nees noch mehrere Autoren mit ihren Synonymen zu demselben Thiere 
angeführt; es ist doch aber sehr fraglich, ob jene damit nicht andre, nahe verwandte Arten be- 
zeichneten. 

4. E. bombyeicornis. 1%—1'%'' lang. Geilsel 5-gliedrig. Der Fühlerschaft des $ breit, 
auf der Unterseite eingefallen. Die Kammstrahlen abstehend behaart, von Länge der beiden 
letzten Fühlerglieder. Rn. fast halb so lang, wie der Dn. Schildehen ziemlich gewölbt, ohne 
Parallelnähte. Metatlorax kelchförmig gezeichnet, wie bei den vorigen Arten, aber ohne mittlere 
Kreuzleiste. Kopf und Rumpf grün, hier und da, besonders am Schildehen, kupferroth angeflo- 
gen. MHinterleib violett und bronzefarben, bei beiden Geschlechtern länglich und hinten abge- 
rundet, an der Basis mit bräunlich-gelbem Flecken, der beim 2 aber gröfser ist (fast die Hälfte 
des H. einnehmend), als beim $. Fühlergeilsel graubraun. Schaft, Wendeglied nebst Mund, und 
ganze Beine und Flügelschüppchen hell weifslichgelb, schwach bräunelnd. 

Ich fand einst auf einem Birkenblatte eine Gruppe von kleinen Puppen, welche in einem 
Kreise lagen, und zwar so concentrisch geordnet, dafs die Schwänze alle nach dem Centrum 
gerichtet waren, die Köpfe aber in der Peripherie lagen. Es kamen S 2 und 1 $ aus. Wahr- 
scheinlich rührten sie aus einer Raupe, vielleicht aus Bomby.x lanestris her. 

5. E. dendricornis. 1“ lang. Geifsel 5-gliedrig,. Fühlerschaft des $ nicht auffallend breit 
oder eingefallen. Kammstrahlen kurz und nur wenig abstehend-behaart, von Länge der beiden 
letzten Glieder. Rn. etwa ’% so lang wieDn. Metathorax kelchförmig gezeichnet, mit schwachem 
Kreuzleistehen. Punktirung des Rumpfes sehr grob, schuppenähnlich, des Schildchens aber etwas 
feiner, an den Seiten fast nadelrissig. Kopf, Rumpf und Hinterleibsbasis schön stahlblau, der 
Metathorax aber, und zum Theil auch der Rumpf, mehr grün. Fühlerschaft metallisch mit brau- 
nem Basalpünktchen. Geifsel graubraun. Flügelschüppehen braun. Beine, mit Ausschlufs des 
gröfsten Theiles der metallischen Hüften, gelblichweils (bei dem Würtemb. Stücke fast ganz 
weils), nur mit dunklen Strichen der Schenkelbasis, besonders der Mittel- und Hinterbeine, deren 
Schienen auch meist gegen das Ende ungewöhnlich dunkel werden. Hinterleib länglich, fast linien- 
fürmig, auf dem ersten Drittheile der Oberseite ein kleiner, röthlichbrauner, durchscheinender Flecken. 

21 


162 PrrEROMALINI. Evropuvs. 1. 


Ich erhielt 2 vollkommen übereinstimmende Stücke, das eine von Hrn. Saxesen, welches 
aus einer Rosen-Cynips herstammte, und das andre von Hrn. Nördlinger, welches aus einer 
Minirraupe in Erlenblättern (Orchestes Quercus) Anfangs Juni ausschlüpfte. 

6. E. Lophyrorum Hrt.*%). 1 — 1%“ lang. Geifsel des 2 stark verdickt, 5-gliedrig, das 
letzte Glied aber deutlich in 2 Glieder zerfallend, mit einem Spitzengliedehen, des & deutlich 
6-gliedrig. Fühlerschaft des $ etwas verdickt. Kammstrahlen ziemlich lang-, aber anliegend- 
behaart, etwa von doppelter Länge des Gliedes, von welchem sie entspringen. Rn. kaum % der 
Länge des sehr langen Doppelnerven. Metathorax ohne deutliche Kelchzeichnung. Punktirung 
des Rumpfes fein-schuppig. Schildehen ohne Parallelnähte. Flügel (bis auf das glashelle Basal- 
Viertel) stark graubraun getrübt, beim $ etwas schwächer als beim 2. Schwarz, kaum etwas 
bläuelnd. Geifsel des $, wie gewöhnlich, graubraun und der Schaft des £ fast weils (im leben- 
den Zustande schön silberglänzend). Beine, mit Ausschlufs der dunklen Schenkel (beim & auch 
der Hüften) fast weils, nur ein wenig bräunelnd. ' 

Nach Hrn. Hartig (Jahresber. p. 274. und Aderflügler Bd. I. p. 160.) lebt diese Art zu 
50-60 Exemplaren in Einem Tönnchen des Lophyrus Pini beisammen. Ich erzog sie ebenfalls 
aus Lophyrus Pini (Boytzenburg Ukm.). Im J. 1843 waren es die ersten Schmarotzer, welche 
mir auskamen (gemeinschaftlich mit den ersten Blattwespen in der warmen Stube schon den 
24. Febr... Eines Morgens schwärmten in einem nur mit wenigen Cocons gefüllten Kästchen 
42 Individuen (darunter 2 $!). Ich besah jedes Tönnchen und öffnete eines, welches an der 
Seite ein feines, wie mit der Nähnadel gestochenes Löchelchen hatte und fand in demselben die 
unverkennbaren Spuren des Aufenthaltes meiner Eulophen. Die Afterraupe war kaum mehr 
erhalten, jedoch noch so weich, dafs ich’sie ausdehnen und dabei noch die Haut in vollstän- 
diger Integrität erkennen konnte. Die Eulophen haben sich also nicht etwa aus derselben heraus- 
gefressen, sondern wahrscheinlich auswendig an ihr gesogen. Dafür spricht auch, dafs ich an 
dem einen Ende einen ganzen Klumpen bräunlichen, krümlichen Kothes fand und aufserdem noch 
alle Häute, welche die Puppen abgestreift hatten, auf einem Haufen vereinigt. Es war aber 
weder eine Puppe noch eine Larve mehr innerhalb des Cocons zu entdecken; es mulsten also 
alle Wespen in der Nacht und zwar durch das einzige Löchelchen herausgekommen sein, denn 
ich hatte das Kästehen noch den Abend vorher besehen und nichts Fliegendes darin bemerkt. 
Ein andres Mal öflnete ich ein durch seine graue Farbe ausgezeichnetes Tönnchen und fand in 
demselben gegen 50 ganz ausgebildete Wespen, aber sämmtlich todt. 

An einer andernPortion frisch ausgekommenerWespen beobachtete ich noch Folgendes: Ein 5 
bestieg ein sitzendes 2 und caressirte es 5 Minuten lang: ganz regelmäfsig und rhystmisch brei- 
tete es in jeder Minute 10—12-mal die Flügelchen aus, liefs sie dann aber schnell wieder sinken, 
hob gleich hinterher den Hinterleib und liefs ihn eben so schnell wieder gegen den Hinterleib 
des? sinken, worauf der Körper eine kleine rückende Bewegung nach vorn machte und die Fühler 
die des 2 auf eigenthümliche Weise begannen zu streicheln; das 2 nemlich legte jedesmal seine 
Fühler dicht an einander und das $ fuhr dann mit der Innenseite der seinigen an der Aulsenseite 
jener mehrmals auf und nieder. Nach 5 Minuten ging das & fort, ohne dafs ich eine immissio 
penis gesehen hatte. Ganz dieselbe Beobachtung konnte ich mehrmals wiederholen. Vielleicht 
hinderte der Zwinger eine wahre Copula. 


*) DieBeschreibung dieser Art habe ich nach Exemplaren entworfen, welche die Güte des Herrn Auctors Hrn. Sax e- 
sen und mir mittheilte. Die sehr kurze Diagnose in den Jahresberichten (p. 274.) enthält wahrscheinlich einige sinn- 
entstellende Druckfehler. — Später erzog ich viele Exemplare selbst (s. oben). 


Evrorsvs. I. A. 163 


Bemerkenswerth erscheint mir über die Entwickelung dieser Thierchen noch Folgendes. In 
demselben Kasten, in welchem mir den 24. Febr. die ersten Individuen ausgekommen waren, 
erschienen zu verschiedenen Zeiten des Frühjahres und Sommers immer neue Gesellschaften, ja 
sogar noch den 20. Juni, nachdem schon alle Tryphonen, Crypten, Tachinen, welche nach und 
nach ausgekommen waren, ihr Lebensziel erreicht hatten, ja noch im September schwärmten 
zahllose! Haben sich diese in ihrer Entwickelung so lange verspätet oder sollten sie gar im 
Kasten selbst die noch schlafenden Afterraupen angestochen haben? 

7. E.ramicornis F. 7.“ lg. Die Kammstrahlen des $ (nach Nees p. 753.) von der Länge 
dreier Geifselglieder. Goldig-grün. Fühler scherbenbraun. Beine (mit Ausnahme der Hüften) 
gelb, beim $ noch heller, als beim 2, mehr weifsgelb. Die Flügel (nach Walker Z. 7. p. 125, 
welcher überhaupt eine grofse Menge Varietäten nach den verschiedenen Farben herzählt und 
die Mafse der 2 bis zu 1'4° angiebt!) oft braungelb gefleckt. Hinterleib nach Walker an der 
Basis gelb, nach Nees blofs „fuscoaeneum“. 

Diese Art soll es nach Nees (p. 152.) sein, welche De Geer (Gesch. d. Ins. Bd. 11.: Th. 2. 
funfzehnte Abhandl. ,v. d. Schlupfwespen‘‘ p. 200.) aus der Raupe der weilsen Hahnenschwanz- 
Phaläne und der Noctua Aceris erzog. Im Herbst hatte sich die Raupe versponnen, und im 
nächsten Mai kamen diese Wespen aus. Aus De Geer ist aber nicht deutlich zu ersehen, ob 
es in beiden Fällen wirklich dieselbe Art gewesen ist, ja es wird, seinen Worten auf ». 201. 
nach, sogar wahrscheinlich, dafs er verschiedene Arten vor sich hatte, die vielleicht gar ganz 
verschiedenen Gattungen angehörten. Daher ist es wohl kaum der Mühe werth, hierüber mehr 
zu sagen, oder eine Deutung der Figuren auf Taf. 31. zu versuchen. Uberhaupt scheint es mir 
sehr zweifelhaft, dafs Alles zu dieser Art gehöre, was die Auctoren als E. ramicornis aufführen. 


I. Fühler ohne Kammstrahlen. 
A. Rumpf buntgefleckt. 


8. E. elongatus Frst. 2 — 27.“ lang (2). Fühlergeifsel lang, 6-gliedrig, das letzte Glied 
besonders stark, aus deutlichen 3 Abschnitten bestehend. Metathorax ganz glatt, glänzend, un- 
gekielt und ohne Zeichnungen. Rn. kaum / so lang, wie Dn., verdiekt und daher unmerklich in 
das kleine Knöpfcehen übergehend. Hinterleib verwachsen (connatum), lanzett-linienförmig, lang- 
und stachelspitzig- (Bohrer) zugespitzt, oben stark eingefallen, unten an der Basis schwach ge- 
kielt. Schwarzbraun; und gelbbunt: schwarzbraune, etwas metallglänzende Flecken an Stirn- und 
Hinterkopf, in der Mitte des Pro- und Mesothorax, vor den Flügelschüppchen, unterhalb der 
Flügel am ganzen Schildehen und Metathorax und einige Streifen der Hinterhüften. Hinterleib 
fast ganz dunkel, nur mit 2 — 3 mehr oder weniger deutlichen Seitenbinden der Basis. Beson- 
ders auffallend tritt der Mitteltheil des Frenum (hinter dem Schildchen) guttigelb hervor. Füh- 
ler schmutzig gelbbraun, nur die Unterseite des Schaftes und ein Theil des Wendegliedes zu- 
weilen reingelb. | 

Wahrscheinlich giebt es zahlreiche Abänderungen in diesem ungewöhnlich bunten Colorit; 
denn schon unter den wenigen Stücken, die ich besitze, dehnt sich das Schwarz auf der Mitte 
des Thorax sehr verschieden aus. 

Diese Art scheint die hauptsächlichste schmarotzende Bewohnerin der kegelförmigen Buchen- 
blattgallen zu sein; denn Hr. Saxesen erhielt sie eben so, wie ich aus jenen, und Herr 
R. v. Meyerinck brachte sie mit Buchenblättern aus Süddeutschland mit, worin zugleich die 


nächstfolgende Art wohnte. 
218 


164 PrERoNALINI. Euroruus. I. B. a. 


9. E. colleya. Nur 1“ Ig., sonst dem vorigen so ähnlich, dafs man ihn, noch dazu bei der 
dort angegebenen Veränderlichkeit der Farben, für Abänderung halten könnte. Jedoch sind die 
dunklen Farben an meinen 3 Stücken mehr vorherrschend, auch die Stirn bis zum Kopfschilde hin- 
unter dunkel und der Hinterleib ist breiter, weniger eingefallen und weniger zugespitzt, die Füh- 
ler fast ganz dunkel. - 

Wohnt mit E. elongatus in den kegelföürmigen Buchenblattgallen (Ceeidomyia Fagi), welche 
ich aus Süddeutschland durch Hrn. v. Meyerinck erhielt. 

10. E. flavomaeulatus*). 1‘ lang ($). Metathorax kaum bemerkbar kelchförmig in der 
Mitte gezeichnet, flach, mit sehr feinem Mittelkiel. Rn. / so lang, wie Dn. Hinterleib fast 
gestielt, oval. Schildchen etwas eingefallen. Fühlergeifsel 4-gliedrig. Schildchen flach, sogar 
etwas eingedrückt (wohl nur individuell) mit schwachen Parallelnähten. Fein und dicht schuppig- 
punktirt. Punktirung fein. Kopf, Rumpf und Beine schön eitronengelb, jedoch von metallischer 
(grünlicher und bronze-) Farbe: ein Ocellen-Fleck, Mandibelnspitzen und 2 grofse, an der Hinter- 
seite des Kopfes, ein grofser Fleck in der Mitte des Pro- und Mesothorax, Schildchen, Frenum 
und Metathorax und ein Fleck der Brust vor den Vorderhüften. Hinterleib dunkel; nur ein un- 
deutlicher Basallleek und die Ränder bis gegen die Spitze hin bräunlichgelb. Fühler graugelb, 
der Schaft auf der Unterseite etwas heller, als Geifsel, auf der Oberseite dunkel. 

Ein $ schlüpfte den 10. Juli aus den Eichenblättern, in welchen Orchestes Quercus minirte, 


B. Rumpf ungefleckt. 


a. Die Vorderflügel an einzelnen Stellen getrübt. 


11. E. sesquifaseiatus kaum 1“ lang, gedrungen. Fühlergeilsel sehr kurz nnd breit, 4-glie- 
drig, das letzte Glied aus 3 deutlich gesonderten, schnell an Gröfse abnehmenden, besonders 
stark behaarten Abschnitten zusammengesetzt, auch der Schaft sehr kurz und breit. Rn. nur 
etwa /ı der Dn.-Länge. Thorax sehr flach, nur das Schildchen nach hinten und nach den Sei- 
ten gewölbt, ohne Parallelnähte. Punktirung sehr deutlich und dicht. Metathorax ganz glatt, 
glänzend, ungekielt. Hinterleib rundlich-eiförmig, flach, breit-sitzend. Schön metallisch-stahl- 
blau und grün. Fühlergeifsel und Beine schwarz, nur die Vorder- und Mittelschienen schmutzig- 
braun, und die 3 ersten Glieder der Hintertarsen gröfstentheils weils. Flügel mit 1% rauchgrauen 
Binden (einer vom Rn. ausgehenden vollständigen und einer davor liegenden, gegen die Basis 
getrübt verlaufenden unvollständigen) und rauchgrauem Hinter- (oder Aufsen-) Rande. 

Hr. Nördlinger erzog ein 2 dieser hübschen Art, welche mit E. bifasciatus Dim. (s. Nees 
1. 1. p. 156.) einige Ähnlichkeit hat, aus Eichenblättern, in welchen Orchestes Quercus minirt 
hatten. Es lag gemeinschaftlich mit £. odseuripes in den Blattblasen, neben der todten Orchestes- 
Larve, und zwar in einem Cocon; Hr. Nördlinger glaubt aber nicht, dafs diese von den beiden 
Eulophen verfertigt sein könne, da die Püppchen der letztern ihm dazu zu klein erschienen; er 
scheint also der Meinung zu sein, als sei der Eulophus Schmarotzer-Schmarotzer, welcher An- 
sicht ich aber nicht beipflichten würde. 

12. E. skianeuros. 1. lang, gestreckt (2). Fühlergeifsel kurz, 5-gliedrig, die Glieder 
stark genähert, besonders die beiden letzten fast verschmolzenen. Rn. mit langem und ziemlich 
starkem Knöpfehen, fast ' so lang, wie Dn. und mit einer leichten braungrauen Trübung umge- 
ben. Metathorax glänzend, fast ganz glatt, gekielt. Schildehen grofs, ohne Spur von Parallel- 


*) Diese Art würde mit 2. unifasciatus Frst. die meiste Ähnlichkeit haben. 


8 


Euroeuus. U. B. b. + * a B. 165 


nähten. Rumpf ziemlich stark und dieht punktirt. Hinterleib breitsitzend, linien -lanzettförmig, 
etwas zugespitzt, etwas eingefallen und an der Basis gekielt, so lang, wie der Rumpf. 
Ein 2 aus Zweig-Galläpfeln von Hrn. Nördlinger erzogen. 


b. Die Vorderflügel ungetrübt. 
+ Schildchen ohne Nähte. 
* Länge des Radialnerven beträgt weniger als Y, des Doppelnerven, oder noch wenigerals Y%. 
a) Schenkel grö/stentheils oder ganz dunkel, 

13. E. albitarsus. %"' lang, wenig gestreckt (2). Fühlergeifsel 5-gliedrig, die Glieder 
ziemlich genähert. Rn. noch nicht % so lang, wie Dn., beide dunkelbraun, das Knöpfechen 
gröfser, als das sehr kurze Stielchen. Metathorax glatt, glänzend, schwach gekielt. Hinterleib 
etwas kürzer als Rumpf, schmal sitzend, länglich-eiförmig, stachelspitzig- kurz zugespitzt, flach. 
Schildehen ohne Parallelnähte. Punktirung deutlich sichtbar. Schön metallisch-grün, hier und 
da etwas bläuelnd. Fühlerschaft blau, Geifsel dunkelbraun, stark behaart. Beine metallischblau 
und grün, nur die Tarsen schneeweils. Augen hell bronzefarben. 

Dem leuearthros Nees bis auf die Farbe der Schenkelhöcker sehr ähnlich, auch wohl dureh 
die Punktirung verschieden. — Aus Cynips- Arten. 

14. E. albipes. 1“, (2), ziemlich gedrungen, dem vorigen in den Farben sehr ähnlich, 
das Schneeweils der Tarsen erstreckt sich aber bis über das Schienenende und findet sich 
auch an den Kniegelenken. Rn. kaum % so lang, wie Dn., beide sehr dunkel, das Knöpf- 
chen gröfser, als das Stielchen. Metathorax glatt, glänzend, mit einem Kiele in einer Rinne. 
Hinterleib kürzer, als Rumpf, fast gestielt, eiförmig-rundlich, stachelspitzig-kurzzugespitzt. Punkti- 
rung des Rumpfes grob. Schildchen stark gewölbt, ohne Parallelnähte. 

Dem E. tbialis N. sehr ähnlich, bis auf die Form des Hinterleibes und die Schienenfarbe. 

Ein 2 von Hrn. Nördlinger aus kranken Apfelzweigen erzogen, in welchen Eccoptogaster 
rugulosus, Saperda praeusta und mehrere Magdalis- Arten gewirthschaftet hatten. 

Ein kaum 1°“ langes 2, welches vollkommen mit dem Nördlinger’schen übereinstimmt und 
in der Kopfbildung sich nicht wesentlich von der vorigen Art unterscheidet, nur dals die ganzen 
Fühler metallisch und weniger behaart sind, erzog ich aus mit Ceeidomyia besetzten, krank- 
haft aufgetriebenen Weidenzweigen. 

15. E. obscuripes. 17“ Ig., ziemlich gestreckt, der Hinterleib nemlich linien -lanzettförmig, 
mit einem auffallend breiten Stielchen (oder einem Fortsatze des Metathorax?) beginnend, lang 
zupesgitzt, so lang, wie der Rumpf. Metathorax glatt, glänzend, an Stelle des Kiels eine kleine 
Rinne, eingefafst von 2 nach hinten geschwungen-divergirenden Leistehen. Schildehen stark | 
gewölbt, ohne Parallelnähte. Geifsel 5-gliedrig, kurz, mit deutlich abgesetzten Gliedern. Stirn 
sehr wenig vertieft. R. kaum 7. so lang, wie Dn., beide sehr dunkel, Knöpfehen kaum von dem 
dicken Stielehen unterscheidbar. Punktirung und Runzeln des Rumpfes verschwindend, das 
Schildchen ziemlich gewölbt, nadelrissig, in der Mitte glatt. Kopf und Rumpf fast schwarz, 
Schildehen schon deutlicher bläuelnd, Metathorax grün, und Hinterleib an der Basis grünelnd, 
dann schwarzblau. Fühler und Beine blau (auch die äufsersten Enden der Glieder nicht 
ausgenommen), nur die Tarsen gröfstentheils graubraun. 

Ein 2 wurde Ende Juni von Hrn. Nördlinger mit E. sesquifaseiatus gemeinschaftlich erzo- 
gen aus Orchestes Quercus, s. daher das dort Bemerkte. 

b) Schenkel helloder schmach angerüuchert. ; 
16. E. Orchestis 1'" lang (2). Fühlergeilsel 4-gliedrig, das letzte etwas stärkere Glied aber 


166 PTEROMALIN!. EvLornus; IB. bh, HH: *. a. 


aus 3 Abschnitten bestehend. Metathorax glänzend, sehr feinrunzlig, fein gekielt. Rn. sehr 

kurz und ziemlich dick, kaum / so lang, wie der sehr lange Dn. Schildchen ziemlich gewölbt, 

ohne Parallelnähte. Hinterleib sitzend, rundlich- eiförmig, etwas spitzig, oben stark eingefallen. 

Kopf und Thorax ziemlich feinschuppig-punktirt. Schön grün, schwach bläuelnd. Fühler dunkel, 

die Unterseite des Schaftes, sowie die Beine, mit Ausschlufs des gröfsten Theiles der Hüften, 

fast weils. Flügelschüppchen braun mit schwarzem Flecke. — Wieder aus Orchestes Quercus. 
** Radialnerv ”, so lang, wie Doppelnerv, oder noch länger. 

17. E. Padellae. 1%'“ lang, sehr gestreckt (2). Metathorax deutlich punktirt, schwach 
gekielt. Flügel sehr lang. Costalnerv von halber Hinterleibslänge und so lang wie Doppelnerv. 
Der ungewöhnlich lange Radialnerv mit starkem gabligen Knöpfchen, etwas mehr als % der 
Länge des Doppelnerven. Hinterleib lanzett-linienförmig, fast gestielt (rechtwinklig in die Höhe 
stehend), fast so lang, wie Rumpf und Kopf, oben eingefallen. Schildchen tief herunter an der 
Seite mit Nähten. Schön smaragdgrün. Hinterleib in der Mitte mit weifslicher Querbinde. Fühler- 
schaft — Geilsel fehlt — und Beine gelblichweils, nur die Mittel- und Hinterhüften an der 
Basis metallisch-grün. Uollare und die eingedrückte Stirn bläulich. 

Ein 2 erzog Hr. Dahlbom den 20. Juli 1334 aus Puppen der Tinea padella. 

15. E. Phalaenarum. 17.“ lang, ziemlich gedrungen (2). Fühlergeifsel 5-gliedrig. das 
letzte Glied schwach getheilt. Radialnerv ziemlich stark, mit wenig verdiektem Knöpfehen, mehr 
als % so lang, wie der ziemlich starke, graubrauneDn. Metatlıorax etwas glänzend, runzlig-punktirt, 
gewölbt, breit, stark gekielt. Schildehen ohne Parallelnähte. Rumpf stark schuppig- punktirt. 
Hinterleib fast gestielt, rundlich, oben stark eingefallen, nicht gekielt, merklich kürzer, als Rumpf. 
Rumpf und Kopf schön metallisch-grün, hier und da, besonders am Schildehen kupferröthlich. 
Hinterleib an der Basis röthlichbraun, mit grünem Vorderrande, die letzte Hälfte violett- bronze- 
farben. Die ganzen Beine und Fühlerschaft hell schwefelgelb, die mittlern und Hinterhüften 
aber ganz oder gröfstentheils grün. Geifsel grau, mit etwas hellerem Wendegliede. Mund und 
Flügelschüppchen hellbraun. 

Ich habe im Jahre 1839 vom 20. Juni an bis zum 4. Juli mehrere Exemplare dieses Schma- 
rotzers (jedoch nur 2) aus kranken Puppen der Tortrix viridana des Lödderitzer Reviers, nach- 
dem schon alle Schmetterlinge aus den gesunden Puppen ausgekommen waren, erzogen. 'Ganz 
genau stimmen damit diejenigen (ebenfalls 2) Exemplare überein, welche Hr. Oberförster Mu fs 
in der Nähe von Berlin aus einem kleinen auf Birken lebenden Spanner erzogen hatte. 


jr Schildcher mit 2 parallelen Nähten. 
* Radialnerv ’, so lang. wie Doppelnerv, oder kürzer. 
a) Schenkel gröfstentheils oder ganz dunkel. 

19. E. Strobilanae 1% — 1’ (2), sehr gestreckt, besonders wegen des linien-lanzett- 
förmigen, lang- und fein zugespitzten, etwas eingefallenen und wenig gekielten Hinterleibes, 
welcher mehr als noch einmal so lang, wie der Rumpf ist. Fühlergeifsel 5-gliedrig, das letzte 
Glied das längste und stärkste. Rn. klein mit schwachem Knöpfchen, kaum 7. so lang, wie Dn. 
Metathorax glatt, glänzend, nicht gekielt. Schildchen sehr grofs und sehr stark gewölbt, mit 
deutlichen Parallelnähten. Rumpf fettglänzend, verschwindend - punktirt, fast ganz glatt, stark 
glänzend. Schwarz, wenig metall-glänzend. Fühler und der gröfste Theil der Schenkel ganz 
dunkel, nur der letztern Enden, nebst Schienen und Tarsen, schmutzigbraun. Rumpf und Hin- 
terleib mit einzelnen langen Haaren, welche besonders gegen das Ende des letztern sehr dicht stehen. 

Zwei 2-Exemplare erhielt ich aus von Tortrix strobilana bewohnten Fichtenzapfen des 
Harzes, in welchen der Torymus chalybaeus besonders gehaust hatte. 


Evroruvs. I. B. b. +. ** a. 167 


b) Schenkel hell oder schwach angeräuchert. 

20. E. xanthopus N. (E.pallipes Hrt.). %“' Ig., ziemlich gedrungen. Fühlergeifsel 5-glie- 
drig, das letzte Glied aus 2—3 Abschnitten bestehend. Rn. mit ansehnlichem Knöpfehen, kurz 
und dick, und daher nur % so lang, wie der mäflsig lange Dn. Metathorax glatt, ziemlich glän- 
zend, schwach gekielt. Schildehen ziemlich flach, mit Parallelnähten. Hinterleib ein wenig kürzer, 
als Rumpf, breit-sitzend, eiförmig-rundlicb, ziemlich flach, unten nur wenig an der Basis gekielt. 
Kaum bemerkbar punktirt. Bräunlichschwarz, glänzend. Beine (sammt Hüften), Flügelschüppchen, 
Fühlerschaft und I1stes Geifselglied bräunlich- gelb. 

Hr. Hartig hat diese Art mit E. emicans N. verglichen (Jahresber. I. p. 255.). Dieser muls 
aber viel kleiner sein. Dagegen palst die Beschreibung von E. wanthopus N. vollkommen. 

Die Wespe ist sehr gemein und wurde als gewöhnlicher Schmarotzer aus den Puppen des 
Kiefernspinners (Gastropacha Pini) von mehreren Beobachtern gezogen. Ich erhielt sie aus den 
verschiedensten Gegenden. Gewöhnlich schlüpfen die kleinen Wespen (600 — 700 aus Einer 
Puppe, also sicher von mehreren 2 gemeinschaftlich hineingelegt) in der ersten Hälfte des Juni 
aus. Die Lärvchen lagen über Winter in den Spinnerpuppen und ihre Verpuppung erfolste erst 
im Monat Mai. In einem Falle fand ich den 7. Mai die ersten Puppen und den 2. Juni die 
meisten Wespen fliegend (Tagebuch 110.). Da ich solche Puppen öfters schon Ende Juli des 
vorhergehenden Jahres in den Zwinger brachte, so ist mit Sicherheit abzunehmen, dafs sie nur 
eine einfache Generation haben. 

Ob die kleinen Wespen schon die Raupe, ehe sie sich noch einspinnt, anstechen, oder ob sie 
sich durch den schon fertigen Cocon hindverehdrängen, um die darin liegende Puppe zu belegen? 

21.. E. cyelogaster. °s'' lang, gedrungen. Fühlergeilsel 5-gliedrig*). Rn. kurz, aber dick 
und ziemlich stark geknopft, wasserhell, etwa nur /. so lang, wie der lange Dn. Metathorax 
glatt, glänzend, ungekielt. Schildchen eingefallen (ob individuell?), wahrscheinlich mit Parallelnähten. 
Hinterleib sitzend, fast kreisrund, kurz zugespitzt, sehr flach, unten kaum gekielt, so lang, wie 
der Rumpf. Punktirung äufserst fein. Rumpf und Hinterseite des Kopfes und Ende des Hinter- 
leibes freundlich grün. Die breite Basis des Hinterleibes, Unterseite des Fühlerschaftes nebst 
der ganzen Vorder- (oder Unter-) Seite des Kopfes, Flügelschüppchen und Beine blalsgelh. 
Fühlergeifsel graubraun. 

Ein 2 von Hrn. Nördlinger, wie E. sesquifasciatus, aus Orchestes gezogen; jedoch lag 
dieser Schmarotzer frei neben der Larvenhaut des Käfers. 

22. E. Hylesinorum. 'k«— ','" lang, gedrungen. Fühlergeifsel 5-gliedrig, mit wenig abge- 
setzten Gliedern, beim 2 nur von der Länge des Kopfes, beim $ viel länger und lang behaart. 
Rn.kurz, dick, wenig geknopft, kaum 7, so lang, wie der Dn. Metathorax glatt, etwas glänzend, 
kaum gekielt. Schildchen wenig gewölbt, mit deutlichen Parallelnähten. Hinterleib sitzend, so 
lang, wie Rumpf, beim & linien-lanzettförmig, beim 2 eiförmig-rundlich, wenig eingefallen. 
Bräunlich-schwarz. Fühler graubraun, beim 2 die Unterseite und das Wendeglied heller. Beine 
sammt den Hüften nebst Flügelschüppchen blafsgelb. Punktirung kaum zu bemerken. 

Mehrere $ und 2 aus Kiefernknüppeln, in welchen Hylesinus minimus gefressen hatte. 


** Radialnerv '% so lang, wie Doppelnerv oder noch länger. 
a) Schenkel grö/stentheils oder ganz dunkel. 


23. &E. pachmeuros. ,—%'"' Ig., dem Zeptoneuros der nächsten Unterabtheil. zum Verwech- 


*) Ein Fühler fehlte und der andre lies mich, wegen seiner angeklebten Stellung, nicht ganz sicher beobachten. 


168 PTEROMALINT. Evrornus. U. B. b. H. *%*. 


seln ähnlich, aber gleich kenntlich an den viel stärkern und dunklern Flügelnerven und den fast 
ganz dunklen Schenkeln. Auch ist der Hinterleib der 2 etwas mehr rundlich, auch nicht stachel- 
spitzig-zugespitzt. 

Ich erzog 4 2 aus Coceus Quercus, wie schon bei E. leptoneuros angeführt worden ist. 

24. E. Hylotomarum®). 1% — 1%“ lang, ziemlich gedrungen. Fühlergeifsel 5-gliedrig, 
das letzte Glied das längste und stärkste, undeutlich dreiringlig. Rn. ziemlich lang, allmälig in 
ein wenig verdiektes Knöpfehen übergehend, kaum % so lang, wie der Dn., beide braungran. 
Metathorax fein punktirt, gekielt, kurz. Schildehen mit schwachen Parallelnähten. Rumpf fein-, 
fast nadelrissig-punktirt. Hinterleib sitzend, eiförmig-rundlich (2), sehr kurz-stachelspitzig- 
zugespitzt, oben gewölbt, unten wenig gekielt, ziemlich stark behaart, kürzer als Rumpf. Schön 
metallisch-grün, hier und da bläuelnd. < Fühlerschaft metallisch, Geifsel graubraun. Schenkel 
gröfstentheils metallisch. Schienen, Tarsen und Schenkelenden braun, die ersteren am Dunkelsten. 

Nach Hrn. Bouche (Naturgesch. der Ins. S. 211.) lebt diese Art im Herbste in den Larven 
und Puppen von Hylotoma Rosae. 

25. E. genieulatus Hrt. 1“ lang, gestreckt (2). Fühlergeifsel 5-gliedrig, die Glieder eng 
verbunden, das letzte aber zuweilen deutlich 3-gliedrig. Rn. ziemlich lang, mit wenig verdiektem 
Knöpfchen, kaum % so lang, wie der Dn., beide graubraun. Metathorax glatt und glänzend, 
nicht bemerkbar gekielt. Schildchen mit deutlichen Parallelnähten und, so wie die übrige Ober- 
seite des Rumpfes spiegelblank und durchaus glatt, nur der Mesothorax ein wenig gerunzelt. 
Hinterleib Janzettförmig, stachelspitzig-kurzzugespitzt, oben eingefallen, unten wenig gekielt, ziem- 
lich stark behaart, etwas länger, als Rumpf. Schwarz, ein wenig metallisch. Fühlerschaft me- 
tallisch, nur an der äufsersten Basis ein wenig braun, Geifsel ebenfalls ungewöhnlich dunkel. 
Schenkel dunkelbraun, Schienen und Tarsen etwas heller. 

Hr. Hartig (dahresber. p. 268.) vergleicht diese seine neue Art mit E. depressus N. und in 
der That passen alle Angaben von Nees, besonders der flache Thorax, vollkommen darauf; jedoch 
lassen sich die Ausdrücke „‚abdomine vix longitudine thoracis, ovato‘“ und die Beschreibungen 
der Farben nicht recht darauf beziehen. 

Hr. Hartig erzog, sowie ich, Exemplare aus Coceyx resinana. Aufserdem sind mir aber 
auch welche aus strodilana ausgekommen, diese Anfangs Mai. \ 

3%. E. Turionum Hrt. 's— 7.“ lang, ziemlich gestreckt (2). Fühlergeifsel 5-gliedrig, eng 
zusammenhangend, das letzte Glied gröfser, undeutlich dreiringelig. Rn. ziemlich lang und dick, 
allmälig in das keulenförmige Knöpfchen verlaufend, kaum % so lang, wie der Dn., braungrau. 
Metathorax kurz, glänzend, sehr fein runzlig-punktirt, wenig gekielt. Schildchen mit deutlichen 
Nähten und, sowie die ganze Oberseite sehr fein nadelrissig-punktirt. Hinterleib lanzettförmig, 
zugespitzt, oben eingefallen, unten nur an der Basis schwach gekielt. Metallisch zwischen 
blau und grün. Fühlergeifsel braungrau. Schenkel metallisch, auch die Schienen (mit Aus- 
nahme der vordersten ganz hellen) gröfstentheils etwas, die Enden jedoch, sowie Tarsen, gelblich, 
fast weils. 

Ich besitze 2 $, deren Abstammung ich mir nicht genau gemerkt habe. Sie gehören wahr- 
scheinlich hierher. Ausgezeichnet ist der äufserst schmale, linienförmige Hinterleib. 


*) Aufserordentlich nahe verwandt ist diesem ein von Mrn. Saxesen herrührender Zulophus von unbestimmtem 
Ursprunge (EZ. incertus), den ich jedoch für verschieden halte, weil der Radialnerv am Ende ungewöhnlich ver- 
dickt ist und, sowie der Doppelnerv eine aufserordentlich dunkle Farbe (der Doppelnery fast schwarz) hat, auch 
der Hinterleib bei der Form des Hulotomarum, doch oben eingefallen ist. 


Evropnvs. 6. 169 


Hr. Hartig (Jahresber. $. 268.) hat diese Art ziemlich häufig aus Coceyx Buoliana erzogen. 

27. E. Evonymellae. 1 — 14“ lang, gestreckt (2). Fühlergeifsel 5-gliedrig, das letzte 
Glied deutlich aus 3 Abschnitten bestehend. Rn. ziemlich lang und dick, mit schwachem, stark 
gezähnteın Knöpfchen, fast % so lang, als der starke Dn., beide bräunlich-grau. Metathorax 
glänzend, äulserst fein gerunzelt, mit sehr kurzem und schwachem Kiel. Pärallelnähte des stark 
gewölbten Schildchens sehr deutlich und genähert. Punktirung sehr fein und dicht, fast nadel- 
rissig. Hinterleib breitsitzend, eiförmig-länglich, stachelspitzig-zugespitzt, eingefallen, unten nur 
an der Basis schwach gekielt, länger als Rumpf. Olivengrün, Schienen, Tarsen, Schenkelspitzen, 
auch ein Theil der Unterseite des Fühlerschaftes bräunlichgelb, fast weilslich. Geifsel bräunlich- 
grau, die Oberseite des Wendegliedes mit metallischem Flecke. 

Ich erzog eben so, wie Hr. Bouche& (Naturgesch. d. Ins. p. 172.) diese Art, jedoch nur in 
2-Exemplaren, aus den Raupen der Hyponomeuta. Evonymella. Sie kamen gegen die Mitte 
des Juli aus, nachdem die Stücke der Lepidopteren -Brut, welche von Schmarotzern verschont 
geblieben waren, sich schon entwickelt hatten. 

28. E. Agrilorum. 1—1%“' lang ($ öfters noch etwas kleiner), sehr gestreckt. Fühlergei- 
[sel 5-gliedrig, das letzte Glied undeutlich-3-gliedrig. Rn. ziemlich lang, mit mäfsig verdicktem 
Knöpfehen, kaum % so lang, wie Dn., beide gelbbräunlich. Metathorax ziemlich glänzend, kaum 
bemerkbar runzlig, nicht gekielt. Parallelnähte des stark gewölbten Schildehens sehr deutlich. 
Rumpf sehr fein nadelrissig-punktirt. Hinterleib des 2 breitsitzend, linien-lanzettförmig, sehr 
lang zugespitzt, oben eingefallen, unten an der Basis stark gekielt, fast noch einmal so lang wie 
Rumpf, des & linienförmig, flach, so lang, wie Rumpf, oder wenig länger. Dunkel metallisch, 
bald mehr grünelnd, bald mehr bläuelnd. Fühler ganz dunkel. Schenkel metallisch, auch die 
Hinterschienen gröfstentheils dunkel und etwas metallisch, die vordern und mittlern aber ganz 
oder gröfstentheils, sowie alle Tarsen und Gelenke gelbweils. 

Zehn 2 und 1 $ habe ich im Jahre 1838 aus Buchenknüppeln, in welchen Agrilus nocivus 
steckte, erzogen. Sie rührten aus der Gegend von Blankenburg am Harze her. Die Exemplare 
differiren so aufserordentlich in der Gröfse, wie ich es noch bei keiner andern Species der 
Pteromalinen sah, und doch lassen sich die kleinen durchaus nicht zu einer andern Species 
bringen. 

29. E. galactopus. "— "" lang, gestreckt (2). Dem vorigen in Seulptur und Form sehr 
ähnlich, aber der Hinterleib lanzettförmig-eirund, stachelspitzig, nur so lang, wie Kopf und 
Rumpf. Radialnerv reichlich %, fast %, sehr blafs. Schön stahlblau, Tarsen, Schienen und 
Schenkelspitzen milchweils, oder schwach gelbelnd. 

Von Hrn. Graff als Schmarotzer des Microgaster Vinulae erzogen. 

30. E. Vinulae. Dem E. galaetopus ähnlich (ob vielleicht nur Varietät?) und unterscheidet 
sich nur durch schwärzere und dichtere Fühlergeilsel, klarere Flügel und deutlich, wenn auch 
sehr fein gerunzelten Metathorax. Die Ähnlichkeit beider wird noch durch gleiche Wohnungs- 
thiere (Vinula) erhöht. Hr. Graff erzog mehrere Stücke gemeinschaftlich mit ?. Boucheanus 
und Hemiteles aus jener Raupe. 


b. Schenkel hell oder ziemlich stark angeräuchert. 


31. E. leptoneuros. % — ”"" lang, gestreckt. Fühlergeifsel 5-gliedrig, die der $ länger 
and länger behaart, das letzte Glied gröfser und breiter. Rn. dünn mit schwachem Knöpfchen, 
hellbraun, nur schwach ', des Dn. Metathorax glatt, glänzend, zu jeder Seite des stark erhabe- 


nen Kiels etwas vertieft. Hinterleib der & schmal, fast linienförmig, so lang, wie der Rumpf, 
; 22 


170 PTEROMALINI. ELACHESTOS. 


der 2 eiförmig-länglich, stachelspitzig-zugespitzt, eingefallen, unten fast flach, länger als Rumpf. 
Kopf und Rumpf verschwindend punktirt. Schildehen mit sehr flachen Parallelnähten. Kopf und 
Rumpf bräunlich-schwarz, der Hinterleib etwas mehr ins Bräunliche und Bronzefarbene stechend. 
Fühler dunkel. Beine bräunlichgelb, die Schenkel mit dunklem Strich oder, wie bei den 2, auch 
ziemlich stark angeräuchert. 

Ich erzog 7 $ und 2 2 aus den an Eichen- Überwallungsstellen sitzenden Schildläusen 
(Coccus Quereus), und zwar mit mehreren Exemplaren von E. pachyneuros zusammen, Es ist 
recht auffallend, dafs zwei so nahe verwandte und doch wirklich verschiedene Arten in einem 
und demselben Wohnungsthiere hausen. 

32. E. xzanthostoma. 7." lang, gestreckt (2), dem vorigen sehr ähnlich, nur die Beine ganz 
und gar, sowie auch der gröfste Theil des Gesichts, das Ende des Wendegliedes, der gröfste 
Theil des Flügelschüppchens bräunlichgelb. Parallelnähte des stark gewölbten Schildehens 
deutlich. 

Ich habe 1 Exemplar dieser Art aus Forstinseeten erzogen, ohne aber meiner Sache ganz 
gewils zu sein, ob ich mir das Wohnungsthier richtig notirt hatte, oder nicht. 

33. E. zanthops. %s'" lang, ziemlich gedrungen (2). Fühlergeifsel ziemlich lang, 5-gliedrig, 
das letzte Glied grols, deutlich 3-theilig. Rn. mäfsig, mit ziemlich starkem, deutlich gezahntem 
Knöpfehen, % des ziemlich starken, graubraunen Dn. Metathorax glatt, glänzend, gewölbt, schwach 
gekielt. Schildchen mit schwachen Parallelnähten. Hinterleib fast gestielt, rundlich- eiförmig, 
stachelspitzig-kurzzugespitzt, etwas eingefallen, unten flach, etwas kürzer, als der Rumpf. Punk- 
tirung sehr fein und dicht. Metallisch - olivengrün ist: Rumpf, Hinterleibsende (Hinterleibs- 
mitte mehr bronzefarben) und der gröfste Theil des Kopfes; bräunlichgelb dagegen sind: Kopf- 
schild, Mund, eine feine von da aus um die ganzen Augen herumgehende Einfassung, Unter- 
seite des Fühlerschaftes, Flügelschüppchen, die ganzen Beine, nur mit Ausnahme der hintersten 
Hüften, welehe mehr oder weniger grün sind, und die Hinterleibsbasis. 

Hr. Nördlinger sandte ein aus Orchestes Fagi gezogenes Exemplar. Es war im Anfange 
des Juni, nachdem schon die Käfer ausgeschlüpft waren, ausgekommen. 


Gen. 4. Elachestus Spin. 


Um doch von den Gattungsunterschieden etwas ausführlicher zu reden, als es in der synop- 
tischen Tabelle geschehen konnte, bemerke ich zuerst die grofse Übereinstimmung mit Eulophus. 
Eigentlich findet sich nur ein einziger Unterschied, und dieser besteht in der Gegenwart des 
Hinterleibsstielchens, welches jedoch auch wieder öfters nur kurz ist, so dafs man in Verlegen- 
heit kommt, ob man nicht einen Bulophus mit: Ansatz des Stielchens vor sich habe. Die Fühler 
sind immer 6-gliedrig und unterscheiden sich von denen einiger Eulophen, welche auch 6-glie- 
drige Fühler haben, durch die deutlichere Trennung der Glieder. Der Hinterleib ist immer kür- 
zer als der Rumpf, unterscheidet sich auch meistens durch die fast kreisrunde Form, welche 
unter den mir bekannten Eulophen nur eine Art (E. eyelogaster) hat. Punktirung meist grob- 
schuppenartig. 

Die meisten Arten scheinen auf Eulenraupen angewiesen zu sein. Die einzige, welche ich 
aus Forstinseeten erhielt, lebt in Zeeoptogaster ruqulosus: 

1. E. Leucogramma. 1Y.“' lang ($), ziemlich gestreekt. Fühlerglieder an der Basis etwas 
schmäler, als am Ende, daher sehr deutlich abgesetzt, fast wie durch ein Stielehen verbunden, 
stark behaart. Rn. sehr kurz, fast nur aus einem Torymus-ähnlichen Knöpfchen bestehend, 
5 — 6-mal kürzer, als Dn. Metathorax glatt, in der Mitte mit einer längsrunzligen Vertiefung, 


TRICHOCERAS. Euryrona. 171 


in welcher ein Kiel. Rumpf grobschuppig. Hinterleib viel kürzer, als Rumpf, kurz gestielt, eiför- 
mig-rundlich, tlachgedrückt. Schön dunkel smaragdgrün,, hier und da stahlblau. Fühlerschaft 
stahlblau, Geifsel dunkel, hier und da auch etwas metallisch schimmernd. Basis der Tarsen, 
Schienenende und Knie, sowie ein eircumscripter, abgerundet-länglich-viereckiger Fleck an der 
Basis der Hinterleibsmitte schneeweils. 


Gen. 5. Trichoceras nov. gen. 

Schliefst sich durch die 4-gliedrigen Tarsen, die 7-gliedrige Fühlergeilsel und die für die 
Aufnahme des Fühlerschaftes eingedrückte Stirn, zunächst an Eulophus und Elachestus. Der 
Habitus und Radialnerv nähert die Gattung mehr den Pteromalen. Sehr ausgezeichnet ist die- 
selbe durch die langen, fast kegelförmigen Geilselglieder und die langen — etwa 2 Gliedern an Länge 
gleichkommenden — jene fast ganz einhüllenden, meist dicht anliegenden, gleichsam damit ver- 
klebten Borstenhaare. Rumpf fast ganz glatt. Metathorax breit. Frenum besonders stark und 
breit. Schildehen mit 2 parallelen Längsnähten. Radialnerv deutlich und grofs, dicht dahinter 
der Doppelnerv aufhörend. Ich besitze nur $, welche durch den sehr kurzen Fühlerschaft und 
den linienförmigen, kaum gestielten Hinterleib mit vorragendem, abwärts gekrümmtem penis aus- 
gezeichnet sind. 

Die 3 Männchen, nach welchen ich die Gattung gebildet habe, erzog ich selbst aus mit 
Tortrix strobilana besetzten Fichtenzapfen des Harzes: 

1. T. erythrophthalmus. ° — 1" lang (3). Rn. mit kleinem, 2-zähnigem Knöpfchen, etwa 
nur Y%, so lang, wie Doppelnerv. Der ganze Rumpf äufserst fein gestrichelt. Hinterleib kürzer 
als Rumpf. Glänzend schwarz. Augen korrallenroth. Fühlergeifsel dunkelbraun. Citronengelb 
(an 2 Stücken etwas schmutzig) sind: Vorder- und Mittelschienen, sowie sämmtliche Tarsen, 
gröfstentheils, die Enden der Schenkel und die Schenkelringe gröfstentheils; die übrigen Fufs- 
theile mehr braun, als schwarz. 


Gen. 6. Eurytoma Ill. 


Eine der schwierigsten Gattungen. Weder Flügel (welche sich durch einen kurzen dicken 
Doppelnerven und einen noch kürzern Radialnerven auszeichnen) noch Hinterleib, welcher seitlich 
zusammengedrückt, beim 2 schief eiförmig, kurz gestielt, stachelspitzig-kurzzugespitzt, beim & 
aber mehr rundlich und langgestielt ist, weder Bildung des Metathorax, noch Sculptur überhaupt 
gewähren merkliche Unterschiede, wenigstens habe ich bei den forstlich wichtigen Arten die 
Abstufungen „punktirt und sehr fein punktirt“, welche Förster macht, nicht finden können. 
Dazu kommt, dafs es der durch Farben ausgezeichneten Arten nur sehr wenige giebt; die ge- 
fleckten Arten variiren überdiefs noch bedeutend (s. z. B. no. 2.), jedoch glaube ich nicht, dals 
es bis zum gänzlichen Verschwinden der hellen Flecken gehen kann. Die meisten sind ganz 
schwarz und tragen nur an den Beinen einige, meistens auch ziemlich unbestimmte, hellere Far- 
ben. Der Hinterleib ist nicht rein schwarz, sondern ein wenig bräunelnd, besonders da, wo ein 
Ring schuppenartig absteht und durchscheint, auch stets sehr stark glänzend (besonders bei 
den 2), während Kopf und Rumpf matt sind. Die Fühler sind zwar für die Bestimmung einiger 
Arten recht gut zu gebrauchen, aber nicht immer darf man kleine Verschiedenheiten der Glie- 
derzahl für wichtig halten; denn ich habe z. B. bei E. favovaria bei allen Exemplaren deutlich 
getrennte 7 Geilselglieder gezählt, nur das eine, welches doch entschieden derselben Art angehört, 
hat nur 6, wenigstens unterscheidet man ein deutlich getrenntes Ttes durchaus nicht. Bei den $ 


sind die Glieder immer etwas deutlicher getrennt, als beim 2, oft durch einen sehr langen Fortsatz. 
22% 


172 PTEROMALIRI. Euryroma. 1. 


Hr. Nees (1.1. p. 415.) will phytophagische Eurytomen kennen gelernt haben. Wahrschein- 
lich beruht dies aber auf einem Irrthum (s. auch defshalb Förster |. 1) 

Hierher würde auch noch die Bemerkung von Nees (l. I. p. 41) gehören, Eurytoma ver- 
tieillata sei von Gravenhorst auf einer Rosengalle sitzend, gefangen worden. 

Alle Arten, welche ich erzog, sind, wie ich mich bestimmt überzeugt habe, Schmarotzer, 
besonders der Borkenkäfer und zwar (mit Ausnahme der E. Abrotani) Autochthonen, während 
die andern Pteromalinen, welche mit ihnen ausschlüpften, wohl nur als Schmarotzer-Schmarotzer 
anzusehen sind. Einmal läfst darauf die ansehnlichere Gröfse der Individuen schlielsen, welche 
ich mit den auffallend kleinen Pteromalen (s. P. Boucheanus und tenuis) erzog, ferner ihr früheres 
Ausschlüpfen. Und dann finden wir bei Nees auch schon einige Bemerkungen, welche auf ein 
solches Verhältnifs schliefsen lassen. Aus Cynips Quercus gemmae L. schlüpften ihm, wie ich 
in der Einleitung zu Eulophus ausführlich angegeben habe, zuerst Eurytoma signata, und dann 
erst der Eulophus. Alsdann sagt er (7. !. p. 431.), aus Rosengallen, welche von Eurytoma Rosae 
bewohnt gewesen wären, seien an Stelle der Eurytomen einige Eulophen ausgeschlüpft, welche 
er defshalb Eulophus Eurytomae nennt. Wahrscheinlich stechen die Eurytomen ihre Wirthe 
erst spät an; vielleicht erst, wenn diese der Verpuppung nahe sind. 

Der schon erwähnte Gravenhorstsche Fall spricht dafür, und dann ganz unzweideutig eine 
Beobachtung von Nees (Z. I. p. 43.), welcher im September eine Burytoma signata die kleinen 
niedergedrückten Gallen auf der Unterseite der Eichenblätter anstechen sah. Sie enthalten poly- 
und pantophagische Arten, so ist z. B. Eurytoma plumata Ill. (Serratulae Ltr. nach Bouche) 
aus Larven und Puppen des Microgaster Liparidis durch Herrn Bouche (Naturgesch. S. 166.), 
und dann wieder nach Nees aus Gallen der Serratula arvensis erzogen worden. E. Abrotani 
kommt aus den Gallen verschiedener Kräuter [von Nees aus Cynips Potentillae erzogen (p. 415.) 
und dann v. Schrank aus einer andern Pflanze, wahrscheinlich Parietaria (Nees p. 41.)) und 
aus Eichengallen (Förster ». 6.). 


I. Mit gefleckten Vorderflügeln. 


1. E.signata N. 14,— 2 lg. (2), die $ oft nur 1“ Ig. Fühlergeifsel 7-gliedrig, die Glieder eng ver- 
bunden, das letzte etwas gröfsere dreiringelig. Radialnerv kurz, hellbräunlich, nahe der Junetur 
entspringend aus einem dunklen Flecke: dieser ist an seiner, bis scharf an die Junktur reichen- 
den, ziemlich quadratischen Basis schwarzbraun und undurchsichtig und geht dann allmälig über 
in eine immer heller und durchscheinender werdende beilförmige Wolke, welche bis über die 
Mitte des Flügels reicht und unmerklich verfliefst. Metathorax stark runzlig, gewölbt, in der 
Mitte sehr wenig eingedrückt. Hinterleib seitwärts ziemlich stark zusammengedrückt, schief 
eiförmig; das Stielchen kaum % derLänge desselben betragend, der Legebohrer sehr wenig her- 
vorragend. Schwarz, wenig glänzend. Röthlichgelb sind: ein grofser Fleck an der Vorderecke 
des Prothorax, welcher sich (meist undeutlich) bis vor die Flügelbasis erstreckt, dadurch aber 
weniger auffallend wird, dafs er gegen den Hinterrand des Prothorax eine grofse, schwarze, ovale, 
etwas vertiefte, nach hinten nur sehr schmal gelbgerandete Stelle enthält. Von derselben röth- 
lichgelben Farbe sind die Flügelansätze und Flügelschüppchen, alle Tarsen, die Vorderschienen 
(bei den grofsen Individuen jedoch mit Ausnahme eines dunklen Striches) und die Enden der 
Schenkel (an den Vorder- und Mittelbeinen auch wohl ein grofser Theil der Innenseite) und 
Schienen und die Geleukhöcker. Endlich sind röthlichgelb am Kopfe wenigstens die Unterseite 
des Fühlerschaftes und die Spitze des Wendegliedes, auch zuweilen ein Theil der Geifselglieder, 


Euryrowa. I. A. 473 


gröfstentheils der Mund, dann meist auch ein fast ganz um die Augen herumgehender Ring und 
ein Paar Längsstriche der Stirn neben den Fühlern (meine grofse Individuen), und endlich (bei 
einem kleinen Individuo) auch noch mehrere Verzweigungen des (dann etwas breitern) Augen- 
ringes gegen das Untergesicht und gegen die Mitte des Fühlerschaftes hin. Nees führt auch eine 
Varietät mit ganz schwarzem Kopfe auf. 

Wahrscheinlich der Haupt - Eichen-Gallenschmarotzer unter den Eurytomen; denn die Herren 
Erichson, Förster, Nees und Nördlinger erzogen ihn in den verschiedensten Gegenden 
Deutschlands aus Eichengallen. Hr. Förster bemerkt (l. l. p. 6.), dafs er ihn gemeinschaftlich 
mit seinem Pteromalus faseiculatus und sodalis erzogen habe. Sehr beachtenswerth ist ferner 
noch die Beobachtung von Nees: Observavi etiam Septembre mense hujus speciei feminam, 
cum gallam illam orbieulatum depressam lenticularem umbonatam basi arete adpressam rubram 
hirsutam, quae in pagina foliorum quereus 'infreriori frequens oceurrit, ietu vulneraret. Die Larve 
der Cynips wird also nicht gleich bei ihrem ersten Entstehen von dem Schmarotzer belegt, son- 
dern erst dann, wenn die Galle schon ganz fertig ist. Hr. Erichson erzog ihn häufig aus Cynips 
terminalis. 


II. Mit ungefleckten Vorderflügeln. 
A. Mit buntgeflecktem Rumpfe. 

2. E. flavovaria. 1% — 1%“ lang, gestreckt (3). Fühlergeifsel 7-gliedrig, die Glieder 
durch ein kurzes Stielchen verbunden, mit doppeltem Haarquirl. Metathorax runzlig, mit etwas 
vertieftem, zellig-runzligem Mittelfelde. Hinterleib kürzer, als Rumpf, das Stielehen wenig kürzer, 
als Hinterleib, Hauptfarbe schwarz und bräunlich-schwarz. Braungelb sind bei allen: sämmt- 
liche Hüften und Tarsen, allermeist auch die ganzen Vorderbeine (nur zuweilen mit Ausnahme 
eines schwarzen Schenkelstriches), a) bei der Hauptform (var. pallidissima) die ganzen Beine, 
der ganze Rumpf (mit Ausnahme einer schwarzen Fleckenkette in der Mittellinie des Pro- und 
Mesothorax und des Schildchens), das Hinterleibstielchen, der Kopf (mit Ausnahme eines grofsen 
schwarzen Fleckes um die Ocellen), die Fühler (mit Ausnahme der Schaftspitze und der grölsern 
Hälfte der Geifselglieder), b) bei der zunächst häufigen Varietät (var. pallida) werden der grölste 
Theil des Rückens des Rumpfes, der Scheitel bis in die Fühlergegend, die ganzen Geifselglieder, 
ein Theil des Stielchens und mehr oder weniger deutliche Striche der Schenkel und der Schie- 
nen (zunächst der hintersten) schwarz, und c) bei der seltensten Varietät (var. obseura) bleibt 
am Rumpfe nur ein Schulterfleckchen und ein Theil der Brust gelb, der gröfste "Theil des Kopfes 
und das Stielehen wird gröfstentheils dunkel und die schwarzen Schenkel- und Schienenstriche 
der Hinterbeine (meist auch der mittelsten, seltner der vordersten) sind stärker. 

Ich erhielt 14 Exemplare vom Hrn. Oberförster Radzay aus Oberschlesien. Er hatte sie 
mit den schönen Pteromalen, welche ich beschrieben habe, aus Hylesinus Fraxini erzogen. In 
einigen mir übersandten Eschenknüppeln fand ich selbst noch einige Exemplare in den Gängen 
des Käfers. Sie lagen immer so, dafs sie ein von Käfern gefressenes Flugloch zum Ausschlüpfen 
benutzen konnten. Über einigen konnte ich nur ein ganz kleines Löchelchen bemerken, als wenn 
die Larve des Käfers es noch bei ihrem Leben gefressen hätte. Merkwürdig, alle 14 Exemplare 
waren &! 

3. E. flavoscapularis. 2 lang, ziemlich gestreckt (2). Von dem vorigen sehr ähnlichen 
nur dureh die Gröfse und die Farben unterschieden (vielleicht dessen 2?). Gelb sind nur Fühler- 
schaft und ein Fleck der Schultergegend, grade wie bei signata, die Mundgegend, und an den 
Beinen (jedoch mit bedeutendem Stiche ins Böthliche);: sämmtliche Tarsen, Vorderschienen und 


174 PTEROMALINT. Euryrtoma. I. B. 


die Enden der übrigen Schienen, sowie die Enden sämmtlicher Schenkel und alle Schenkelhöcker. 
Flügelnerven gelbbraun. 

Ein 2 erhielt ich ohne Angabe des Fundortes, ein andres sandte Hr. Saxesen mit der 
Bemerkung: „.In den Gängen von Hylesinus Fraxini, aber nur einmal gefunden.‘ 


B. Mit ungeflecktem Rumpfe. 
a. Alle Hüften ganz oder grölstentheils dunkel. 

4. E. Abrotani. 1“ ($— 1" (2) lang. Fühlergeifsel S-gliedrig, beim 5 das Ste Glied 
deutlich getrennt, beim 2 mit dem Tten ziemlich eng verbunden, an der Spitze 3-ringelig. Beim 
5 verbinden sich je 2 Glieder durch ein fadenförmiges, von der Basis des Vorderendes eines 
jeden Gliedes entspringendes Stielchen, welches fast so lang ist, wie das Glied selbst. 
Jedes Glied mit 2 Haarquirlen ‚besetzt. Hinterleib des $ so lang, wie das Stielchen, beide fast 
so lang, wie Rumpf ohne Prothorax, des 2 so lang, wie Rumpf, mit sehr kurzem Stielehen, und 
Legebohrer ’% so lang, wie Hinterleib. Schwarz (auch die ganzen Fühler, nur mit Ausnahme 
der äufsersten Basis des Schaftes beim £) nur die Innenseiten der Vorderschienen, zuweilen 
auch der mittleren (besonders der 2), sämmtliche Tarsen und Gelenke der Schienen und Schen- 
kel weifslich oder ganz weils, beim 2 etwas mehr gelbelnd, beim 5 die Vordertarsen ungewöhn- 
lich dunkel. 

Kommt zwar der E. vertieillata F. selır nahe, unterscheidet sich aber dureh constante ver- 
schiedene Färbung der Beine, durch die deutlich S-gliedrige Geifsel und endlich durch die Lebens- 
weise. Sie erscheint nemlich als Schmarotzer des Microgaster aus Bombyx dispar. In ihrer 
Gesellschaft erzog ich Pieromalus Boucheanus und tenuis, auch den Eupelmus azureus (s. die 
Beschreibungen dieser Arten). Es ist nieht wahrscheinlich, dafs Eurytoma in diesen letztern 
schmarotzt, da er gröfser, als diese ist. Was sich sonst noch gegen diese Annahme sagen läfst, 
habe ich schon in der Einleitung zu dieser Gattung gesagt. 

5. E.vertieillata N., der vorigen Art sehr ähnlich, aber verschieden durch die gröbere 
Sculptur, und dafs beim $ die Tarsen und Schienen der Vorderbeine ganz hell sind. 

Ich besitze 4 $, ohne den Geburtsort zu kennen. Wahrscheinlich bewohnt diese Art Eichen- 
gallen; wenigstens fand Gravenhorst ein 2 auf solchen Gallen sitzend (s. Nees 2. 1. p. .41.). 

6. E.Eccoptogastri. 2“ lang, gestreckt (2). Der E.flavoscapularis sehr ähnlich, nament- 
lich in der grofsen, robusten Statur, aber der Rumpf nur schwarz, auch die Beine dunkler (nament- 
lich Hüften und Schenkelring ganz schwarz) und an den Fühlern nur die äufserste Basis röthlich- 
gelb. Tarsen ziemlich blafsgelb. 

Ein 2 erzog Hr. Nördlinger 'mit mehreren Exemplaren von Eulophus albipes etc. aus 
kranken Apfelzweigen, in welchen besonders Eecoptogaster rugulosus, dann Saperda praeusta 
und eine Magdalis gehaust hatten. 

7. E. abieticola. 1’ (2) — 1““(3) lg. Der vorigen Art zum Verwechseln ähnlich, jedoch 
in allen Exemplaren verschieden durch die rothbraunen Schenkelringe sämmtlicher Fufspaare. 

Ich erzog mehrere Exemplare zugleich mit Magdalis violacea aus Fichtenknüppeln, welche . 
aus dem Frankenwalde herstammten. 


b. Vorderhüften hell. 


8. E. Ischioxanthos. 1“ lang (8). Der E. Abrotani am Ähnlichsten, jedoch nur sieben 
Fühlerglieder, deren Stielchen nur von halber Länge der Glieder, und an den Beinen kein 
Weils. Vorderhüften ganz röthlichgelb, auch die mittelsten öfters zum Theile gelb. 


PERILAMPUS Torymus. 175 


Mehrere $, wahrscheinlich mit E. Aavovaria gemeinschaftlich aus Hylesinus Fraxini von 
Oberschlesien. 


Gen. 7. Perilampus Ltr. 


unterscheidet sich von Eurytoma schon durch die kürzern Fühlergeifsel mit eng zusammenhan- 
genden Gliedern, ferner durch die stärker gehöhlte Stirn, die noch stärkern Grübchen des Rum- 
pfes, stark nach hinten hervorragendes Schildchen und sitzenden, kaum gestielten, oben breiten 
und sanft gewölbten Hinterleib und dureh die brillanten metallischen Farben. Schienendor- 
nen =sıl. 1402; 

Mir sind noch keine forstlich wichtigen Arten vorgekommen, indessen bemerkt schon Dal- 
man, dafs sie sich an Hölzern herumtreiben, wo auch ich sie gefangen habe und Westwood 
nennt einige als Feinde von Anobium und Zyetus. Für jetzt ist also noch keine ausführlichere 
Beschreibung der Arten nothwendig. 


Gen. 8. Torymus Dalm. 

Schon die feinen: wellenförmigen Querstrichelehen des Rückens des Rumpfes unterscheiden 
die meisten Torymi leicht von andern Pteromalinen. Nimmt man dazu die eigenthümliche, einem 
Vogelkopfe mit Hals und Schnabel ähnliche Bildung des kleinen Radialnerven, welcher kaum Y. 
so lang ist, wie der Doppelnerv, ferner die kurzen, meist 12-gliedrigen, dünnen Fühler und den 
stets hervorragenden Bohrer der 2, so wülste ich nicht, wie eine Verwechselung möglich wäre. 

Auch diese Gattung zeigt eine recht natürliche Verwandtschaft; denn selbst die gefleckten 
Arten würden sich nur schwer von Torymus trennen lassen. Es wird sogar schwer, in dieser 
Gattung recht bestimmte Sections- Charaktere aufzustellen; der Radialnerv und Doppelnerv sind 
überall so einförmig dieselben, dafs man sie in den Beschreibungen gar nicht benutzen kann. 
Der Metathorax zeigt auch nur geringe Verschiedenheiten, jedoch habe ich einige bisher über- 
sehene in meinen Seetionen angedeutet. In den Sectionen ist auch der Verschiedenheiten in 
der Seulptur des Schildehens Erwähnung geschehen, welche ich entdeckte. Der Hinterleib ist 
ohne Ausnahme sitzend. Die Fühlerfarben sind sehr wenig verschieden (meist ganz dunkel, oder 
nur am Schafte hell), eben so die Formen der Geifsel, welche fast immer fadenförmig oder un- 
merklich gegen das Ende verdickt ist. Die Farben der Beine gewähren etwas mehr Trost, und 
es scheint, als wenn selbst die kleinsten Flecken oder die Fleckenlosigkeit der Hüften oder der 
Schenkel sehr eonstant wären; man übersehe daher auch nicht die Metallstreifen an den Hin- 
terschenkeln der hellbeinigen; blasser sind die Tarsen bei diesen fast überall. 

Zu den besten und mannigfaltigsten Kennzeichen gehören die der Bohrerlänge; die Mittelborste 
des Bohrers ist immer rothgelb. 

Auffallende Flügelschattirungen habe ich bei den forstlichen Arten nur einmal gefunden; bei 
den andern scheinen sie häufiger zu sein. 

Die Männchen sind noch ärmer an Characteren, als die 2, und wenn man sie nicht mit den 
dazugehörigen 2 erzieht, so möchte man wohl häufig Verwechselungen begehen. Die kleinen 
hellen Flecken der Fühlergeifsel, welehe das 2 hat, fehlen ihm. Auch die Hinterbeine sind fast 
immer dunkler, als die übrigen. Der Hinterleib immer kürzer, als Rumpf, nie so stark zusam- 
mengedrückt, wie beim 2, meist fast walzenförmig. Fühler besonders stark und dicht behaart. 

Was die Lebensweise betriflt, so haben wir schon so viel beobachtet, dafs wir sagen kön- 
nen, die Gattung gehöre auch in dieser Beziehung zu den natürlichsten: Aus Käfern oder über- 
haupt im Holze oder unter der Rinde erzogen wir keine Art. Aus Lepidopteren entwickelten 


176 PrrERONALINI. Torynus. A. a. 


sich nur einige Male, vielleicht nur ausnahmsweise, 2 Arten, und nur 2 zeigten sich gemein und 
vielleicht ausschliefslich in Zapfenwieklern. Aus Diptern wurden auch nur selten einzelne Stücke 
erzogen (einige von Förster pag. 7. erwähnte, kaum hierher gehörige Arten), und mit Aphis 
ist es in dieser Hinsicht ganz precair. Cynips ist dagegen die Gattung, welche an Torymus 
ihren hauptsächlichsten und häufigsten Feind gefunden hat. Fragen wir, warum diese Schma- 
rotzer grade dazu geeignet seien, die Gallwespen zu verfolgen, so ist es wohl erlaubt, die Ur- 
sache in dem hervorragenden Legebohrer zu suchen. Mit diesem können sie die Gallen, so lange 
sie noch weich sind, anstechen, und ihre Eier durch die Wunde hineinschieben. Daraus möchte 
auch schon klar hervorgehen, dafs die Schmarotzer nicht gleich in dieselbe Wunde ihre Eier 
legen, in welche das Gallwespen-Ei glitt, sondern dafs sie letzteres oder die daraus hervor- 
gekommene Larve erst später ausspähen und dann belegen. Ganz bestimmt hat dies De Ge&er 
(Geschichte der Insecten 1I. 2. p. 188.) nachgewiesen. Er beobachtete, eben so, wie ich es an 
Rosen-Bedeguars früher gesehen habe, dafs ein langschwänziger Torymus sich auf eine Eichen- 
blattgalle setzte, die Fülse hoch in die Höhe hob und nun den Bohrer senkrecht ansetzte. Der 
Bohrer drang nun allmälig bis an den Bauch ein, wurde dann aber mehrmals auf- und abbewegt, 
als suchte das Inseet etwas. Nachdem er vollständig wieder herausgezogen war, verfuhr die 
Wespe noch an 2 Stellen derselben Galle eben so und es ist daraus abzunehmen, dafs das Ei 
erst das letzte Mal an die rechte Stelle gebracht wurde. Immer findet man nur eine Made an 
der Cynips-Larve. 

Mehrere Arten sind polyphagisch, ja T. odsoletus sogar pantophagisch. Eine Art ist Schma- 
rotzer- Schmarotzer. 


A. Hinterschenkel ungewöhnlich verdickt, und, sowie die Hinterhüften, meist am Ende gedornt. 
a. Schildchenende glatt und spiegelglänzend, scharf von dem runzligen Vordertheile abgeschnitten. 


1. T. obsoletus Fbr. 1% (9), 2 (2) lang, ziemlich gedrungen. Das keilförmige, fast 
herzförmige Feldehen, neben dem Mittelkiel des fein wellenförmig runzligen Metathorax mit 
mehreren kleinen unregelmäfsigen Querrunzeln durchfurcht. Dunkel metallisch, bald mehr grün- 
lich und etwas gestreckter (besonders die langschwänzigen Boucheschen) bald mehr schwärzlich, 
bald (besonders auf dem Mesothorax, Schildehen und Metathorax und am Hinterleibe) mehr bläu- 
lich und etwas gedrungener. Fühler ganz dunkel, die Geifsel schwarz, der Schaft metallisch. 
Alle Schienen und Tarsen nebst Kniegelenken, bei den 2 auch ein Streifen an der Innenseite 
der Vorderschenkel, bei den $ sogar auf der Aufsen- und Innenseite der Mittelschenkel hell 
rothbraun, nur zuweilen aufsen angeräuchert. Radialnerv-Wölkchen )(-fürmig, bald etwas stärker, 
bald schwächer. Hüften und Schenkeldornen sehr stark. Legebohrer bald nur halb so lang, wie 
Hinterleib, bald länger. Das & auffallend kleiner, die Fühler ein wenig länger und schlanker. 

Nach Spinola und Nees [(l. I. p. 69) kommt diese Art in Eichengallen vor. Desto auf- 
fallender ist es, dafs sie Hr. Hartig (Jahresber. p. 274.) nicht selten zu 10—12 in den Cocons 
von Lophyrus Pini fand. Die Stücke, welche ich der Güte des Herrn Auctors verdanke, sind 
allerdings dem ächten 7. obsoletus sehr ähnlich, unterscheiden sich aber durch einen merklich. 
dunklen, etwas metallisch-grün schillernden Anflug und besonders durch einen etwas kürzern 
Legebohrer, welcher nicht „‚abdomine paulo brevior“ ist (Nees p. 69), wie ich es an Bouche- 
schen Exemplaren sehe, sondern nur etwa halb so lang als der Hinterleib. Auch ist der 
Schenkeldorn etwas stärker als bei jenem. Anfänglich war ich geneigt, sie besonders mit 
Rücksicht auf die veränderte Wohnung in Lophyrus Pini zu einer besondern Art zu erhe- 
ben; ich sehe aber, dafs bei einer grofsen Menge, mir zur Untersuchung vorliegender Exem- 


Torssuus. A. b. ab 177 


plare kleine Verschiedenheiten in der Länge des Bohrers, sowie in den bald klaren, bald ange- 
räucherten Schienen genug vorkommen, und ich nicht einmal im Stande bin, den P. eupreus 
Spin. N. ordentlich zu unterscheiden. 

Hr. Bouche erzog zahlreiche: Stücke aus Liparis auriflua und Hr. Graff erhielt sie später 
sogar aus Cimbex variabilis. Er erzog sie aus dessen Cocons mit Oryptus ineubitor (s. dort), 
an welchem sie gewils schmarotzten. (T. VIH. F. 3.) | 


b. Schildchenende nieht spiegelglänzend und scharf abgeschnitten. 
a. Alle Schienen fast ganz schwarz. 


2. T. ater F. 1. (meist $, jedoch auch sehr kleine 2) — 2. Ganz schwarz, nur wenig 
metallisch glänzend, mit Ausnahme der röthelnden Knie und besonders der Schienenspitzen und 
Legebohrerborste, sowie auch der bald mehr, bald weniger röthliehbraunen Tarsen. Das Radial- 
nerv-Wölkchen (resp. der andern Arten) sehr grofs, dunkel, rundlich ohne Strahlen, und aufser- 
dem noch ein ganz schwaches Wölkchen, in der Mitte der Flügelscheibe, dureh einen schwachen 
Schatten mit dem grofsen zusammenhangend. Hinterleib des $ fast walzig, des 2 deutlich seit- 
lich zusammengedrückt. Der Legebohrer von Länge des Hinterleibes und halben Rumpfes. Schild- 
chenspitze nicht glatt. 

So unvollständig die Fabrieiussche Beschreibung auch in mancher Hinsicht ist, so bezeich- 
net sie doch diese Art unverkennbar, und wir bedürfen des neuen Namens (Üynips stigma) von 
Boyer des Fonscolombe nicht. 

Ich besitze eine Menge von Exemplaren des 2 und & und habe sie eben so, wie Freund 
Saxesen, aus Bedeguars erzogen, welche auch von den andern Schriftstellern einstimmig als 
Wohnsitz dieser Art angegeben werden. 


b. Der gröfste Theil der Schienen (wenigstens der vordern und mittlern) hell. 


3. T. dresdensis. 2 lang. Ganz wie T. obsoletus, aber, aulser der Verschiedenheit des 
Scutellarendes. welches zwar scharf abgesetzt, aber fein concentrisch fein nadelrissig ist, etwas 
schlanker, zusammengedrückter, und besonders unterschieden, dafs auch der Fühlerschaft eben so 
schön rothbraun wie Schienen und Tarsen ist und dafs der Legebohrer etwas länger als Hinter- 
leib ist. Das schmutzige Grün des ganzen Körpers kupfrig überlaufen. 

Von Hrn. Harzer in Dresden aus Forstinseeten erzogen, jedoch nicht genau dem Wohnungs- 
thiere nach bestimmt. 

4. T. metallieus. 1’%'" lang. Dem vorigen hinsichtlich des Schenkeldorns, der grünlich- 
metallischen, am Ende des Hinterleibes kupfrig überflogenen Hauptfarbe, des Scutellarendes, der 
schön rothbraunen Schienen und Tarsen sehr ähnlich, jedoch nur die Hälfte des Fühlerschaftes 
von dieser Farbe und die Schenkel ohne rothe Streifen der Innenseite. Legeröhre genau von 
Länge des Hinterleibes. 

Eben daher. 

5. T. anephelus. 1%" lang. Der Radialnerv ist kaum bemerkbar umwölkt, also kaum 
mit einer umbra laevis umwölkt, wie es in den Beschreibungen der Schriftsteller bei 7. eupreus 
heifst; das glatte glänzende Feldchen neben dem Metathorax - Kiel ist fast viereckig und 
durch eine mittlere Querrunzel in 4 deutliche vertiefte Felder geschieden, in welchen man öfters 
noch eine Längsrunzel bemerkt. Legebohrer kaum von halber Hinterleibslänge. Vorder- und 
Mittelschienen, zuweilen auch die hintern, stark angeräuchert und daher nur schmutzig-bräunlich. 


Schenkeldorn ziemlich bedeutend. 
23 


178 Preromanınt. Torymus. B. a. 


Hr. Bouche&, von welchem ich mehrere Exemplare erhielt, zog sie, jedoch, wie es scheint, 
nur 2, im Monat April aus den kleinen Raupennestern der Liparis chrysorrhoea, in welchen sie 
überwintert hatten. Er hält sie für T. cupreus auct., ich wagte aber nicht, diesen Namen 
fortzuführen, da frühere Beschreibungen auf einzelne Varietäten des T. odsoletus passen, 


B. Hinterschenkel nicht ungewöhnlich verdickt, nicht gedornt. 
a. Schenkel (beim 2 alle, und beim $ wenigstens auch die vordern und mittlern) hell (röthlich oder gelblich) gefärbt, 
Schildchen ganz und gar runzlig. 

6. T. Försteri. 1% —17.“' lang. Hinterleib zusammengedrückt. Legebohrer von Länge des 
Körpers, oder etwas länger. Schön smaragdgrün, der Hinterleib stark gold- und kupferglänzend 
überflogen. Fühler schwarz, die Unterseite des Schaftes, sowie die ganzen Beine, mit Aus- 
nahme der Hüften, bis vor die äufsersten Spitzen, röthlich- oder gelblich-hellbraun. Flügel mit 
schwachem, bräunlich-gelben Schatten der Scheibe. 

Diese Art kommt dem (2% langen!) T. Bedeguaris auct. in der Färbung sehr nahe, weicht 
aber in der Grölse so bedeutend ab, hat auch nicht braun gewölkte Flügel, dafs man sie für 
eine andre halten mufs. Auf 7. pubescens Först. palst wieder nicht die Farbe der Hinter- 
schenkel, welche einen grünen Ring haben sollen. 

Zwei 2 dieser Art rühren von Hrn. Saxesen her, der sie in Clausthal erzog. Ein Stück 
schlüpfte aus Rosen-Bedeguar und das andre aus den kegelförmigen Gallen der Buchenblätter. 

Ein Stück ohne Fühler und ohne Hinterleib erhielt ich von Hrn. Dahlbom, welcher es zu 
Lund aus Tinea padella erzog. 

7. T. longicaudis. 1’ ($) — 2“ (mit dem Bohrer fast 5‘) lang. Hinterleib zusammenge- 
drückt, so lang, oder etwas länger, als der Rumpf (2), oder kürzer, als derselbe (8). Lege- 
bohrer bedeutend länger, als der Körper. Schön smaragdgrün, hier und da, besonders deutlich 
auf dem Hinterleibsrücken, bläuelnd und etwas kupferröthlich angeflogen. Fühler schwarz, die 
Unterseite des Schaftes aber, sowie Flügelschüppchen, Mund und Beine, an welchen nur der 
sröfste Theil der Hüften und ein Wisch an der Aufsenseite der Hinterschenkel grün sind, blals 
röthlichgelb. Beim $ sind die Hinterschenkel fast ganz grün, und die Hinterschienen meist etwas 
augeräuchert, und die helle Färbung an der Unterseite des Fühlerschaftes ist gering. . Flügel 
glashell. 

Sehr nahe kommt diese Art dem T. incertus Frst., bei welchem aber des grünen Streifens 
an der Aufsenseite der Hinterschenkel nicht gedacht wird, welcher auch braune Fühler haben 
soll. In der Beschreibung von Förster (2. I. p. 31. no. 25.) soll es wohl heifsen „schwach 
kupferviolett schimmernd“ an Statt „schwarz kupferviolett schimmernd‘“. 

Eine der gemeinsten Arten, welche ich in grofser Menge theils aus Cynips Quereus folit, 
theils aus Rosenbedeguar erzogen habe. Herr Erichson erzog ihn auch in Menge aus Cynips 
terminalis. 

$. T. Cyniphidum. 1% (8) — 1%“ (mit dem Bohrer 2’) lang. Hinterleib zusammenge- 
drückt, etwas kürzer, als Rumpf. Legebohrer von der Länge des Körpers. Schön smaragdgrün. 
Der Hinterleib, sowie auch einzelne Gegenden des Mittelleibes, kupfrig angellogen und mit einer 
breiten rothgelben Querbinde an der Basis geziert (2). Fast der ganze Fühlerschaft, Flü- 
gelschüppchen, Mund und Beine, mit Ausschlufs des gröfsten Theiles der Hüften und eines kaum 
merklichen Wisches an der Aufsenseite der Hinterschenkel, blals röthlichgelb. Beim $ die Hin- 
terschenkel gröfstentheils grün, und auch die vordern und mittlern ein wenig angeflogen und die 
Hinterschienen stark angeräuchert, und der Fühlerschaft ganz dunkel. 


Torynus. b. 179 


Von Hrn. Saxesen wurden im Monat Juli mehrere Stücke beiderlei Geschlechts aus Cynips 
gezogen, andre von Northeim demselben zugeschickt. Das von Hrn. Erichson aus Cynips ter- 
minalis erzogene 2 stimmt vollkommen damit überein. 

9. T. rubripes ist wieder von dem vorigen, dem er wegen der Totalfärbung der rothgelben 
Hinterleibsbinde und des langen Bohrers sehr ähnelt, verschieden durch die braunrothen Beine, 
an denen die Vorderhüften diese Farbe ganz und gar theilen, den fast ganz braunrothen Fühler- 
schaft, die schöne Kupferfarbe des Kopfes, die schöne blaugrüne Farbe des Rumpfes und stahl- 
blaue Hinterleibsbasis. 

Ein 2 von Hrn. Saxesen aus Eichenstamm-Gallwespen am Harze erzogen. 

10. T. appropinquans 17%“ Ig. Wiederum den vorigen sehr ähnlich, besonders dem longi- 
caudis, aber verschieden durch breitere und schwächer gewölbte Oberseite des Hinterleibes (daher 
T. purpurascens F. und N. ähnlich), und besonders durch den kürzern Legebohrer, welcher nur 
die Länge des Hinterleibes und des halben Rumpfes hat. Die Vorderhüften fast ganz gelb und 
der Wisch der Hinterschenkel kaum merklich. 

Nur 2 von Hrn. Saxesen aus Cynips am Harze erzogen. 

Am meisten ähnelt diese Art dem T. propinguus Frst.; dieser ist aber höchstens 1%“ Ig. 
(die meisten $ nur 1“), und der Bohrer hat nur die Länge von Hinterleib und Metathorax, auch 
Hinterleib der 2 stark bläuelnd. 

Zahlreiche Stücke, darunter viele $, von Hrn. Erichson aus Cynips terminalis erzogen. 

11. T. eultriventris. 1'%'' (mit dem Bohrer 2%‘) lang. Dem vorigen wieder sehr ähnlich, 
aber der oben und unten kielartig scharfe Hinterleib dunkel stahlblau und die Vorderhüften ganz 
und gar von der Farbe der Beine, mit leichtem grünlichen Wische der Hinterschenkel. 

Von Hrn. Saxesen aus den kleinen kegelförmigen Gallen der Buchenblätter erzogen. 

12. T. Nördlingeri. 14“ (mit dem Bohrer 2‘) lang, sonst den vorigen wieder sehr ähn- 
lich, auch gewils mit T. nanus Frst. nahe verwandt. Flügelschüppchen ganz gelb. Die hinte- 
ren Schenkel und Schienen etwas schmutziger (bräunlich), als die übrigen. Alle Hüften fast 
ganz grün. 

Hr. Nördlinger, dessen vielfache Verdienste um die Aufklärung der Naturgeschichte der 
Forstinseeten ich durch diesen Namen anerkennen wollte, erzog ein 2 aus Zweig- Galläpfein. 


b. Alle Schenkel, oder wenigstens die hintern ganz und die vordern und mittlern zum Theile dunkel. Schildchen 
an der dreieckigen Spitze meist glatt. 


13. T. erinieaudis. 1’%"' (mit dem Bohrer fast 4%‘) lang. Hinterleib zusammengedrückt, 
oben mäfsig gewölbt, kürzer als der Rumpf. Legeröhre fast von doppelter Länge des Körpers. 
Das Seutellarende ist hier ungewöhnlich scharf abgesetzt und glänzend. Schön grün, meist etwas 
bläulich. Fühler ganz dunkel, die Geifsel schwarz, der Schaft metallisch, nur an der äulsersten 
Wurzel mit hellem Punkt. Beine ganz dunkel, die Schienen weniger metallisch, mit Ausnahme 
der hellbräunlichen, fast weifslichen Tarsen und der hellbräunlichen Schienenenden und Kniege- 
lenke. Flügelschüppchen halb stahlblau, halb bräunlich. Flügel mit einer Spur von gelblicher 
Trübung. $ mit ganz stahlblauen Flügelschüppchen. 

Diese Art mufs besonders in Gebirgsgegenden sehr gemein sein, da ich sie von Hrn, Saxe- 
sen und Nördlinger in Menge erhielt. Diese erzogen sie am Häufigsten aus Cynips- Arten, 
indessen doch auch aus Fichtenzapfen, in welchen die folgende Art aber die gewöhnlichere ist. 

14. T. chalybaeus. 1—1Y.“' (mit dem Bohrer 2%—3“) lg. Hinterleib so lang, wie Rumpf, 

; 23* 


180 PrEROMALINI. CurYsoLAamPus. 


stark zusammengedrückt. Legebohrer sehr lang. Schildchen sehr fein runzlig, nur an der äufser- 
sten Spitze etwas glatt. Schön metallisch, mehr stahlblau als grün, nur die $& stärker grünelnd. 
Fühler ganz dunkel, nur die Unterseite des Schaftes zum Theile rothbraun. Beine stahlfarben 
(mit Ausnahme der mehr braunen Innenseiten), die Schienen aber bräunelnd und die Tarsen 
schmutzig bräunlichweifs. Flügelschüppehen bräunlieh. Flügel glashell. Beim $ die Tarsen noch 
etwas heller, als beim 2, und die Fühlergeifsel besonders diek und stark abstehend behaart. 

In dieser Art findet Tortrix strobilana ihren gröfsten und gefährlichsten Feind. Hr. Saxesen 
sowohl, wie ich, erzog aus Fichtenzapfen eine grofse Menge Stücke beiderlei Geschlechts, und 
zwar gegen Ende des Mai und zum Anfange des Juni. Die vorige Art erschien viel seltner 
als diese (s. T. VID. F. 2.) 

15. T. diffieilis N. 1‘ (mit dem Legebohrer 1'‘) lang. Hinterleib ziemlich stark zusam- 
mengedrückt, oben mälsig gewölbt, kürzer, als Rumpf. Legebohrer mälsig. Schildchen bis 
zur Spitze gerunzelt. Flügel glashell. Schön metallisch-grün, am Hinterleibe mehr blau (?e virödi- 
aureum N.) Fühler dunkel, nur an der Unterseite des Schaftes bräunlich. An den Beinen sind 
metallisch-grün: die Hinterschenkel fast ganz, die mittlern und vordern zum Theile an der 
Aufsenseite, das Übrige bräunlichgelb, ins Weifsliche. Schüppchen gröfstentheils braun. 

Gehört wohl zu den seltnern Arten. Im Jahre 1836 erhielt ich 2 2 aus der Ceeidomyia 
brachynteros Schwgr. 

16. T. pumilus. 1“ (mit dem Bohrer 1’) lang. Dem T. minutus Frst. am Ähnlichsten. 
Schön metallisch-grün, am Hinterleibe mehr bläulich. Unterseite des Fühlerschaftes, Mund, 
Flügelschüppchen und der gröfste Theil der Beine bräwnlichgelb, an letztern nur die Hüften, die 
Aufsenseite der Hinterschenkel, sowie zuweilen ein Anflug der Hinterschienen, grün. Beim 3, wie 
gewöhnlich, der Schaft ganz dunkel und die Tarsen sehr hell. 

Ich erhielt mehrere Stücke von Hrn. Zebe, der sie in Oberschlesien aus den Gallen der 
Weidenzweige erzog, in welchen wahrscheinlich Mücken gewohnt hatten. 


Gen. 9. Chrysolampus Spin. 


schliefst sich sehr nahe an Pieromalus an, ja es bleibt eigentlich nur das einzige Unterschei- 
dungszeichen des Stielchens, welches indessen, wie man z. B. bei Pi. Pini nachsehen kann, 
auch schon in jener Gattung seinen Anfang nimmt. Jedoch ist es allerdings bei Chrysolampus 
stets sehr ausgezeichnet, besonders wenn man es im Profil sieht, wie es von dem stark nach 
hinten gereckten Metathorax mächtig abwärts steigt (s. Fig. 7.). Der Radialnerv ist zwar im 
Allgemeinen wie bei Pteromalus gebildet, meist mit einem ansehnlichen, einen Fortsatz absen- 
denden Knöpfchen, allein der Doppelnerv zeichnet sich durch seine ansehnliche Verdickung aus, 
welcher nicht einmal die Breite des Knöpfchens ganz gleich kommt. Bei mehreren nicht forst- 
lich wichtigen Arten kommen allerdings noch auffallende Eigentliümlichkeiten vor, welche gar 
Gattungen bilden können. 

Wir sind nun auch einigermafsen aus der frühern Ungewilsheit über die Lebensweise der 
Chrysolampen herausgerissen, und es scheint im Allgemeinen, als wenn die Wespen Eier und 
eierähnliche Körperchen (Blattläuse) zum Ablegen ihrer Eier aufsuchten. 

Die für den Forstmann besonders interessante Art ist: 

1. €. solitarius Hrt. Kaum 1‘ lg. (2), ziemlich gedrungen. Fühler mit merklich verdiekter 
Keule. Radialnerv mit ziemlich starkem, allmälig verdicktem Knöpfehen, so lang, wie der Dn. 
Kopf und Rumpf deutlich und stark punktirt. Metathorax dicht punktirt, nicht gekielt, der das 
Stielchen aufnehmende Mitteltheil stark gewölbt und durch kleine schwache Rinnen von den Seiten- 


TELEAS. 181 


theilen getrennt, an der äufsersten Spitze glatt. Das Stielchen etwa % so lang, wie der Hinter- 
leib, vertikal absteigend, glatt, der Hinterleib (ohne jenes) etwas kürzer, als Rumpf, eiförmig, 
stachelspitzig-kurzzugespitzt, oben etwas eingefallen, unten ziemlich stark gekielt, das erste 
Segment fast so grols, wie die übrigen zusammengenommen. Metallisch-grünlich und bläulich, 
nur die Fühler graubraun, mit bräunlichgelber Schaftbasis, auch die Flügelschüppchen, Mund, 
Tibien und Tarsen, Schenkelhöcker und Schenkelspitzen bräunlichgelb. 

Hr. Oberförster Muls erzog diese Art zuerst aus den Eiern des Kiefernspinners, jedoch 
immer nur 1 Individuum aus einem Eie, wefshalb Hr. Hartig (Forst. Conversat.-Lex. p. 199. 
und Jahresber. p. 250.) für diese Art den Namen der einsiedlerischen wählte. Das Loch, aus 
welchem das Thierchen am Ende des Eies oder dicht unter demselben hervorbricht, ist ziemlich 
grols, rundlich und hat gekerbte Ränder. Hr. Hartig beobachtete noch, dafs diese Schmarotzer 
gemeinschaftlich mit Eneyrtus) viel später aus den Eiern hervorkamen (23. August), während 
Teleas kurz nach dem Einsammeln der Eier (3. August) erschienen waren, und hat Grund, einen 
4-wöchentlichen Entwickelungs-Zeitraum anzunehmen. Hrn. Förster’s (a. a. O. p. 8.) Bemer- 
kung: „€. solitarius lebt in den Eiern von Liparis Monacha nach Hartig“ beruht wohl auf 
einem Irrthume. 

Bei dem Eingangs erwähnten Vorkommen von Chrysolampus in Blattläusen diente mir ein 
mit „Aphis“ bezeichnetes, von Hrn. Saxesen herrührendes Stück zum Belage. Wegen ansehn- 
licher Verstümmelung desselben, namentlich wegen des Fehlens des Kopfes kann ich keine genü- 
sende Beschreibung geben, mufs es doch aber wegen der ganz gelhen Schenkel, Schienen und 
Tarsen, des glatten, dieken, % der Hinterleibslänge betragenden Stielchens und der ungewöhn- 
lich feinen Punktirung des Rumpfes für neu (C. aphidiphagus) halten, 

Ein Paar jedoch nicht genau genug beschriebene Arten (C. binotatus und rufus) von Boyer 
de Fonscolombe leben in Eichengallen, gewils als Schmarotzer der Cyniphes (s. Nees 
Vol. II. p. 427. und Förster p. 6.). 


Gen. 10. Teleas Ltr. 


Unter ihnen ist keine einzige Art, welche länger, als /.“‘ wäre; also ist schon defshalb keine 
Verwechselung mit den meisten Forstinseeten-Feinden möglich. Dazu kommt noch der tiefe 
Ansatz der Fühler dieht über dem Munde und deren eigenthümlich (auch im Tode) nach vorn 
und oben gekrümmte Geilsel. 

Eine der schlimmsten Gattungen, theils wegen der höchst geringen Gröfse der Arten, die 
nur mit sehr guten Lupen, ordentlich untersucht werden können, theils wegen der Farben-Armuth 
(s. defshalb besonders die 4 ersten Arten). Indessen findet man sich doch meist noch besser hin- 
durch, als z. B. bei vielen. Eurytomen, da die Sculptur des Kopfes, Rumpfes und Hinterleibes 
mit guten scharfen Linsen sich oft verschieden zeigt. Auch die Länge der hervorragenden 
terebra läfst sich sehr gut zu Artunterschieden benutzen, wie ich bei den 4 ersten Arten be- 
schreiben werde. Die merkwürdigste Eigenthümlichkeit zeigt der Hinterleib von 7. Zetterstedtü. 
Die Fühler haben mir bei meinen forstlich wichtigen Arten keine Arten- Unterschiede gewährt; 
denn bei den $ sind alle 11 Glieder der fadenförmigen Geisel fast von gleicher Gestalt, und bei 
den 2 schwellen die letzten 5—6 Glieder der 10-gliedrigen Geilsel zur Keule an, so dals das 
sechstletzte stets merklich kleiner ist, als das fünftletzte. Der Metathorax ist äulserst kurz, ja 
man bemerkt eigentlich nur die Seitentheile desselben. Der Hinterleib hat bei allen dieselbe 
niedergedrückte Gestalt. Er nähert die Gattung durch die ungewöhnliche Gröfse des zweiten 
Ringes und durch die feinen Rippchen der Basis, sowie dureh die vollständige Glätte den Gat- 


182 PTEROMALINI. TELEAS. A. 


tungen Platygaster und Ceraphron und entfernter Spalangia. Der Radialnerv ist sehr lang, ver- 
hält sich aber bei allen Arten auf dieselbe Weise in Form, Länge und Farbe. Bei den von mir 
untersuchten Arten war überall ein sehr bestimmter Fleck der’Stirn glänzend und vollkommen 
glatt. Sollte dieser Theil nicht bei andern Arten auch punktirt erscheinen, wie die übrigen 
Gegenden des Kopfes? 

Alle von mir beobachteten Teleas- Arten kamen aus Spinner-Eiern, die eine Art ('T. Zere- 
brans) habe ich sogar beim Ablegen der Eier beobachtet. Auch von andern Beobachtern wurden 
diese Thierchen vorzüglich aus Spinnereiern erzogen, jedoch auch aus Wanzeneiern. Nees und 
Förster behaupten, dieselbe Art (T. Phalaenarum) aus Spinner- und Wanzeneiern erzogen zu 
haben; ich erlaube mir indessen, daran zu zweifeln, indem mich die Erfahrung mehrmals lehrte, 
dafs man, auf die Sculptur- und Bohrer- Verhältnisse nicht gehörig achtend, verschiedene Arten 
vereinte. 


A. Beine gröfstentheils dunkel. 


T. Zaeviusculus (T. Phalaenarum auct.). (T. VIH. F. 8.) 
T. punetatulus. 

T. terebrans (T. ovulorum auct.). (T. VIH. F. 9.) 

T. punetatissimus. (T. VIO. F. 10.) 

Ich kann mir nicht anders helfen, um aus der Verwirrung der Namen und unzureichenden 
Beschreibungen herauszukommen, als dadurch, dafs ich den 4 zu dieser Section gehörenden 
Partien von Teleas, welche ich aus viererlei verschiedenen Phalänen gezogen habe, neue Namen 
gebe! Hr. Bouche hat zwar unverkennbar meine T. zerebrans vor sich gehabt, allein er hat 
den Namen ovulorum dafür gebraucht, der einmal wegen seiner Allgemeinheit nicht recht passen 
dürfte, zweitens aber ganz besonders wegen des Linn&schen Jchneumon ovulorum, welcher sich 
sicher auf einen andern Teleas bezieht, immer von Neuem Verwirrung anrichten dürfte. Nees 
hat übrigens mit Unrecht dieBouchesche Art unter seinen T. ovulorum gestellt; denn die lange 
terebra, welche Nees bezweifelt, ist in der That vorhanden und ich habe sie in dem Namen 
anzudeuten gesucht. 

In der Beschreibung der Farben ist bei diesen 4 Arten kein Heil zu suchen. Sie haben 
alle das gewöhnliche Schwarz des Körpers, und an den Beinen sind die Hüften und Schenkel 
glänzend braunschwarz, die Mittel- und Hinterschienen dunkel angeräuchert und die Vorderschie- 
nen gröfstentheils braunroth, mit mehr oder weniger dunklem Anfluge, die Tarsen aber schmutzig- 
röthlichbraun, vom 2ten Gliede an sogar meist noch schmutziger. Wenn man auch eine kleine 
Verschiedenheit in der Färbung dieser Theile bei der einen oder andern Art zu finden glaubt, so kommt 
man gleich wieder davon zurück, wenn man noch gröfsere Unterschiede bei den Individuen einer 
und derselben Art entdeckt; so haben z.B. alle $ des T. punetatissimus fast ganz rothbraune Beine 
(nur mit Ausnahme der Hüften, Schenkelringe und der dunkel gestreiften Schenkelbasis), die 2 
aber haben sie sämmtlich ungewöhnlich dunkel. Bei den andern 3 Arten finde ich keine so auf- 
fallende Farbenunterschiede der Geschlechter, im Gegentheile kommen mir die Beine einiger $ 
etwas dunkler vor. 

Die wichtigsten Unterschiede, welche mich nie irre leiten, liegen in der Punktirung und der 
Länge der terebra. Bei T. zerebrans hat die terebra der 2 reichlich % der Hinterleibslänge, wie 
Bouche (2. 1. p. 177.) ganz richtig bemerkt. Bei T. punctatulus sehe ich ihn oft %, bei T. Zae- 
viusculus aber nur % (merkwürdig, bei den bestimmt aus Spinnereiern herrührenden Stücken 
gar nicht aus der kleinen stachelspitzigen Scheide) hervorragen — der einzige Unterschied, den ich 


Rfelon 


TELEAS. 183 


finden kann (für ein geübtes Auge aber wohl hinreichend), da in der höchst schwachen und undeut- 
lichen Punktirung keine Verschiedenheit zu bemerken ist. Es würde eher eine Verwechselung 
von punctatulus und terebrans hinsichtlich der terebra möglich sein, wenn nicht die viel stärkere 
Punktirung der letztern hier glücklicher Weise entgegen träte. 

Jetzt. bliebe nur noch T. punetatissimus (wenn man ihn nicht schon an der Farbe der Beine 
der & erkennen sollte) zu charakterisiren. Das hält nicht schwer, da die Punkte des Rumpfes 
und auch der punktirten Kopftheile so dicht stehen, dafs fast aller Glanz schwindet und man 
hier und da feine Runzeln zu sehen glaubt. Auch ragt der Legebohrer nur aufserordentlich 
wenig (kaum 7) hervor. 

Was mich in der Annahme der wirklich speeifisch verschiedenen 4 Formen noch mehr be- 
stärkt, das ist die verschiedene Lebensweise, welche sich schon zu verschiedenen Malen in den 
verschiedensten Gegenden auf dieselbe Weise wiederholte. 'T. terebrans lebt in den sehr harten 
und dieken Eiern der Gastropacha neustria, und es ist kaum zu glauben, dafs sich an diese Je 
eine andre, als die darauf angewiesene machen werde, was auch schon die von Bouche und 
mir übereinstimmend in verschiedenen Gegenden gezogenen Exemplare bekunden. Ob dies Thier- 
chen defshalb auch wohl die längere terebra erhielt? T. Zaeviusculus bewohnt die Eier von 
Gastropacha Pini, ja Hr. Hartig (Jahresber. p. 258.) will dieselbe Art, welche er aus Spinner- 
eiern erzog (also seinen T. Phalaenarum), auch aus Nonneneiern erhalten haben, wogegen es 
ıir nie gelungen ist, aus Nonneneiern, obgleich ich sie scheffelweise haben konnte, auch nur einen 
Schmarotzer zu erziehen; ich vermuthete delishalb, diese Eier seien in ihrem Verstecke den klei- 
nen Wespehen unzugänglich. T. punetatissimas belegt die Eier der Pygaera bucephala und 
punetatulus die der Liparis Salieis. Die Eier der ducephala und Pini haben in Form, Farbe 
und freier Lage an den Blättern allenfalls noch so viel Ähnlichkeit, dafs man auf gleiche Schma- 
rotzer schlielsen dürfte, wenn hier nicht die ganz verschiedene Punktirung der Wespen ent- 
schiede. Die Eier der Salieis sind aber schon wieder so verschieden, durch den bekannten 
schaumähnlichen Überzug, dafs daraus, dächte ich, schon auf verschiedene Schmarotzer geschlos- 
sen werden dürfte. Die Eier der Pini und ducephala sind ziemlich auf dieselbe Weise von den 
entllohenen Wespen durchbrochen, d.h. am Ende, jedoch nie in der Mitte selbst, sondern immer 
neben derselben. Die aus den Saleis-Eiern ausgeschlüpften hatten die Schaumlage durehbro- 
chen und in, dem Ei selbst ein kleines rundes Löchelchen gefressen, während die von Räupchen 
zerbrochenen Eier halb zerstört: wurden; die Überreste der letztern sind perlmutterweils, die von 
Schmarotzern verlassenen aber wegen der noch darin befindlichen dunklen Embryoreste der 
Räupehen dunkel. Aus den Nexstria-Eiern kommen die Wespen neben der Mitte des Endes aus. 

Den Inhalt der Eier habe ich am Häufigsten beim Kiefernspinner untersucht. Gewöhnlich 
fand ich mehrere Larven, Puppen oder Wespen in Einem Ei, wie Hr. Hartig nach eigenen und 
des Hrn. Mu/s Erfahrungen angiebt, bis 12 und 13 (Forstl. Convers.- Lex. p. 199. und Jahres- 
berieht p. 250). Wahrscheinlich lebt aber auch dieselbe Art einzeln in denselben Eiern; denn 
ich fand, als ich einst entleerte (an dem kreisrunden Fluglöchelehen kenntliche) Eier einzwin- 
gerte, doch später noch einzelne Wespen. In den mit Löchelchen versehenen Eiern waren grumöse 
Überreste, gewils von den verzehrten Embryonen herrührend. 

Über die Entwickelungszeit und den Stich Folgendes: Hr. Hartig nimmt circa 4 Wo- 


chen an — aus am $. September gesammelten, kurz vorher gelegten Spinnereiern hatten sich 
noch Mitte Octobers Wespen (also sein T. Phalaenarum) entwiekelt—. Ich selbst erfuhr einen 


eirca 6- wöchentlichen Entwickelungszeitraum, indem aus den am 25. September von Kiefern ent- 
nommenen Spinnereiern (die wahrscheinlich noch nicht lange lagen) am 15. October die ersten 


154 PTEROMALINI. TELEAS.; A, 


Wespen ausschlüpften (Tagebuch no. 100). Hr. Bouche erzog, mündlichen Mittheilungen zufolge, 
im Monat August aus den Eiern der Salicis schon nach 14 Tagen die Wespen. Es ist also gar 
nicht undenkbar, dafs die Thierchen mehrere Generationen bestehen. Bei grofser Vermeh- 
rung des Spinners haben wir vom Mai bis zum October Eier. Wie oft können also unsere Bun- 
desgenossen diese belegen, wieder verlassen und wieder belegen! 

T. terebrans benahm sich auf folgende Weise. Am 2. August 1840 entdeckte ich im Forst- 
garten gegen Abend an einer fremden Prunus auf einem frischen Eierringe der Gastropacha 
neustria, an welchem noch Härchen des 2 klebten, 4—6 Individuen des T. Zerebrans umherlau- 
fend. Ich suchte nun mit der Lupe und fand auch bald zu meiner Freude ein bohrendes 2. Es 
blieb über % Stunde in der (T. IX.) abgebildeten Stellung, bewegte die Fühler langsam, und 
eben so die Vorderbeine, nur mit den hintern sich stützend. Es befand sich (wie die Figur 
zeigt) am Rande des Ringes, so dafs der Bohrer an der Seite eines Eies in die Basis dessel- 
ben eindringen konnte. Nach 1—2 Tagen, als ich die Thierchen noch auf den Eiern fand, sah 
ich sie dieselben auch von oben anbohren, jedoch an möglichst versteckten Stellen. Der Hinter- 
leib war nicht, wie ich bei Pteromalus Puparum berichtete, und auch bei legenden 2 von Cynips 
Rosae beobachtete, geöffnet, indem der Bohrer aus der Spitze desselben hervorragte, seine 
Concavität nach hinten und die Convexität nach vorn gerichtet. Er wurde rhytmisch (etwa in 
dem Tempo eines langsamen Pulsschlages) hineingeschoben und wieder herausgezogen, wobei der 
Vorderkörper der Wespe sich ebenfalls etwas vor- und rückwärts bewegte. Zuweilen wurden 
dabei auch die Flügel ein wenig entfaltet, aber nachker immer gleich wieder zusammengelest. 
Während der Zeit liefen, ohne dafs das legende 2 sich stören liefs, mehrere andre Wespen hin 
und her, mit den vorgestreckten und schnell zierlich bewegten, oft die Eichen wie mit einem 
Finger umfassenden Fühlern eifrig umhertastend. 

Kurz vorher, ehe jene mit Legen fertig war, fing noch eine andre an der Vorderseite des 
Eierringes an zu bohren, aber auch an der Seite gegen die Basis des Eies. Anfänglich hatte 
ich die Eier noch für weich gehalten; als ich sie aber mit einem Messer untersuchte, fand ich 
sie schon so hart, wie im Winter. Man begreift nicht, wie das schwache Thierchen mit seinem 
mikroskopischen Bohrer durch die harte Schale dringt! Am 3. und 4. wiederholten sich diesel- 
ben Scenen, und am 5, finde ich sogar S 2 auf den Eiern, von denen wieder 2 vor meinen 
Augen anstechen. Diesmal dauerte der Act etwa 25 Minuten. In den ersten 15 Minuten wurde 
der Körper fast ganz still gehalten, und dann erst begannen die vorher beschriebenen Bewegun- 
gen. Als der Bohrer herausgezogen worden war, hing er noch etwa 1 Minute lang heraus und 
wurde bald vor- bald zurückgezogen, rechts und links an den Eiern gewetzt, vielleicht um den 
noch daran hangenden Schleim abzustreichen. Das Bohrlöchelehen konnte ich allerdings mit star- 
ker Lupe entdecken, aber keine Spur einer ausgetretenen Flüssigkeit. So dauerte es bis zum 
10. fort, ich fand zu dieser Zeit noch Wespen auf dem Ringe, sogar mehrere 2 einer andern 
Wespe (walırscheinlich eines Eulophus), die mir entwischte. Sie stach ebenfalls, aber unter 
fortwährend sägender Bewegung des Hinterleibes. Auch Eneyrtus tardus hatte sich bei diesem 
Feste eingefunden. 

Kurze Zeit nachher fand ich an Salix viminalis wieder einen Eierring der neustria und an 
demselben ebenfalls mehrere Wespen von T. terebrans mit Eierlegen beschäftigt. Dieser, wel- 
chen ich noch einige Tage hatte sitzen lassen und dann abschnitt, war der einzige, aus welchem 
ich Thiere erzog. Indessen hatte ich auch bei diesem den ganzen Mai des folgenden Jahres ver- 
geblich gewartet. Im Juni, als ich häufig verhindert worden war, regelmäfsig nachzusehen, be- 
merkte ich am 26. eine todte Wespe in einer Ecke des Zwingers. Jetzt untersuchte ich den 


Tereas B. PTERoMALDS. 155 


ganzen Eierring mit dem Glase. Siehe da, die meisten Eier hatten ein Löchelchen, aus welchem 
entweder blofs Fühler oder das ganze Köpfchen der Wespe hervorguckte. Die Thierchen waren 
zwar sämmtlich todt, aber doch noch so weich und biegsam, dafs sie erst kürzlich abgestorben 
sein konnten. Am 28. bemerkte ich sogar, dafs einige die Fühler bewegten. Wahrscheinlich 
hatte ihnen der unnatürliche Aufenthalt alle Kräfte genommen, ihren Kerker zu durchbrechen, 
obgleich die Erscheinung nicht ganz selten ist, dafs Insecten selbst im Freien sich nicht aus 
ihrem Aufenthalte im Holze oder dergl. befreien können. Sonst berechtigt diese Erziehung wohl 
zu dem Schlusse, dafs diese Thierchen kurz vorher ihre Metamorphose überstehen, bevor die 
Eier der neustria abgelegt werden. 


B. Beine (mit Ausnahme der Hüften) ganz hell röthlichgelb, 


5. T. Dalmanni. Wenig über '‘ lang, also zu den kleinsten. Etwas weniger punktirt, 
als T. terebrans, daher der Rumpf ziemlich (fett-) glänzend. Die Beine, mit Ausnahme der 
Hüften allein, hell röthlichgelb, nur an der Schenkelkante meist ein dunkler Strich. Eben so hell 
bei den & der ganze Fühlerschaft und fast auch die (nur etwas schmutzigere) Geifsel, beim 2 nur 
die Unterseite des Schaftes, und auch diese noch hier und da angeräuchert, ferner ein Theil des 
Wendegliedes. Hinterleib rundlich-eiförmig, fast etwas eckig, an der stielförmigen Basis mit 
feinen, aber gleich am Anfange des 2ten Ringes abbrechenden Furchen, beim $ stumpf endend, 
beim 2 stachelspitzig - kurzzugespitzt. 

Ich habe eine Menge $ und 2, jedoch viel mehr 2 als $, aus den kleinen, niedergedrückten, 
weifslichen, oben in der Mitte mit einem dunklen Grübehen bezeichneten Eiern einer Orayi 
(wahrscheinlich antigua), welche, wie gewöhnlich, von dem ungeflügelten 2 gleich bei deren 
Ausschlüpfen auf dem Gespinnst abgelegt wurden, erzogen. Die kleinen Wespen waren sämmt- 
lich an der Seite der Eier hervorgebrochen, und man begreift nicht, wie sie an diesen Stel- 
len, wo sich die Eier fast berühren, haben hervorkriechen können. 

6. T. Zetterstedti. Fast 7% lang (2), also ein klein wenig gröfser, als die vorige Art. 
Die Beine sind, wie bei dieser, von den Schenkelhöckern an hell, jedoch etwas brauner, die 
Fühler aber fast ganz schwarz, und nur ein Basalfleckchen rothbraun. Die Punktirung ist wo 
möglich noch etwas gröber und dichter, als bei punctatissimus, wodurch sich diese Art von der 
vorigen augenblicklich unterscheidet. Vorzüglich zeiehnen diese Art aber die stärkeren Hinter- 
leibsfurchen aus, welche sich excentrisch ausstrahlend fast bis über die Hälfte der glatten Hin- 
terleibsfläche verbreiten. 

Ich habe 5 2 und 2 $ aus den Eiern der Orgyia pudibunda erzogen. Die Wespen sind 
sämmtlich am Ende der Eier ausgekommen und haben an manchen fast die ganze Breite des 
Eies erbrochen. 


Gen, 12. Pteromalus Swed. 


Eine von denjenigen Gattungen, welche sich schon durch den Habitus ziemlich leicht er- 
kennen lassen; denn der gedrungene Bau des Rumpfes, meist auch des Hinterleibes, welcher 
nur selten durch seine zugespitzte Form an Cleonymus erinnert, ferner der breite, quergestellte 
Kopf mit den mäfsigen Fühlern, die breiten Flügel, die mäfsigen Beine, der ansehnliche Radial- 
nerv und der ziemlich lange Doppelnerv, welcher wohl selten entschieden kürzer ist, als jener, end- 
lich die 1.1.1. Schienendornen und die eigenthümliche, mit Schüppchen zu vergleichende Seulptur 
entfernen diese Gattung eben so sehr von den tetramerischen Gattungen, wie von den mit Pleu- 
ralschildern versehenen und den grubig seulpturirten. Nur mit Cleonymus und Chrysolampus 

24° 


186 PrEROMALII. PTEROmALUS. 


findet eine grolse Ähnlichkeit Statt, wenn man das Stielchen der letztern nicht zu finden weils. 
(s. dort), oder wenn man nicht auf den lang zugespitzten Hinterleib, den Hals und überhaupt 
auf den Habitus und die Schienendornen der erstern achtet. Die Gattung ist eine recht hübsch 
in sich abgeschlossene, und es möchte auch recht schwer werden, ohne unnatürliche Zersplitte- 
rungen und ohne das Bestimmen zu gefährden, neue kleinere Gattungen daraus zu bilden. Es 
würden doch dazu mur die Kennzeichen, welche gewöhnlich als Sections-Charactere gebraucht 
werden, genommen werden können, und diese sind sämmtlich ziemlich precair. Kein einziges 
ist so recht untrüglich: höchst selten fand ich einen vollkommen glatten Metathorax, nur mit 
wenigen Ausnahmen, bei welchen er bei jedem Lichte ohne Runzeln erschien. Sonst bemerkt 
man bei allen einige feine Runzeln, und diese mehren sich so allmälig, dafs durch die eine oder 
andre Art ein unmerklicher Ubergang in den gerieselten und zu dem deutlich gerunzelten Meta- 
thorax entsteht. Endlich gesellen sich auch einzelne feine Punkte hinzu, wie z. B. bei Piero- 
malus Pini, und man geräth in Verlegenheit, in welcher Section man ihn suchen soll. Defshalb 
habe ich mich auch unmöglich entschliefsen können, wie Förster, in dieser Beziehung 3 Sectionen 
(mit glattem, runzligen und punktirten), aufzustellen; ob der Metathorax deutlich punktirt 
ist, oder keine deutliche Punkte, sondern nur mehr oder weniger deutliche Runzeln hat, die ihn 
immer glänzend (auch meist freundlicher grün) erscheinen lassen, das ist meistens auf den ersten 
Blick zu erforschen, gründet also 2 Sectionen. In diesen beiden kann es dann meines Erach- 
tens keine Irrungen geben, wenigstens habe ich zwischen deutlichen Punkten des mittlern 
Theils des Metathorax nie zugleich Runzeln gesehen. 

foch schwerer wird es in vielen Fällen, über den Kiel des Metathorax zu entscheiden. 
Zuweilen sieht man durchaus keinen, und so wie man demselben Thiere bei günstigerm Lichte 
eine andre Wendung giebt, tritt gleich ein kleiner Schattenstreif in der Mittellinie hervor. Bei 
P. Pini weils ich noch jetzt nicht, ob man ein Leistehen annehmen darf, oder nicht; eben so 
unsicher bin ich bei einigen Stücken (2) des P. Puparum. Wirklich fehlend habe ich dies 
Leistchen nur bei wenigen Arten gefunden, nemlich nur bei deutlich punktirtem Thorax, und 
ich mufs mich wundern, dafs Förster so viele nicht gekielte Arten besitzt, ganz besonders aber unter 
den glatten und gerunzelten. Wenn man mit der Sculptur des Hinterrückens gleich vorweg beginnt, wie 
es Förster thut, geräth man gar zu oft gleich von vorn herein beim Bestimmen in Verlegenheit. 

Eben so mifslich ist es mit Förster’s Hauptabtheilungen: „gestielt oder ungestielt“. Oft 
glaubt man ein Stielchen zu finden, wo der Auctor keins annimmt, und umgekehrt, oft sieht man 
nicht das sehr feine Stielchen, wenn man nicht den Hinterleib abbricht. Ich habe daher auf 
dies Kennzeichen gar kein Gewicht gelegt, und es nur dann bei der Species beschrieben, wenn 
es ganz unverkennbar da war. Auf den Kiel an der Bauchseite des Hinterleibes kann man sich 
auch nicht immer verlassen, indem er einmal stark, ein andres Mal undeutlicher ist. 

Das Verhältnifs des Gabelastes zum Doppelnerven ist zwar immer, wie ich oft bei vielen 
Stücken einer und derselben Art genau verglichen habe, ein constantes, aber zum Bestimmen 
vieler Arten ist es doch schwer in Anwendung zu bringen, da man natürlich hier ganz 
auf das Augenmafs verwiesen ist und oft nicht recht sicher ist, ob der Nerv wirklich kürzer 
ist, oder eben so lang; denn es ist mir, ehrlich gesagt, mehrmals so gegangen, dals ich den 
Nerven, wenn ich ihn bei einer frühern Untersuchung als kürzer notirt hatte, bei einer später 
angestellten Revision eben so lang, wie den Doppelnerven fand! Ich werfe also den wenig 
kürzern mit dem gleich langen in Eine Abtheilung, und bringe in die Andre den entschie- 
den kürzern, d. h. wo er oft nur halb so lang ist, oder drei Viertel dr Länge des Doppel- 
nerven hat. Wirklich länger (wie es z. B. bei dem Pteromalus-ähnlichen Styloceras- Nerven 


PTEROMALUS. 187 


so auflallend ist) ist er mir in wenigen Fällen vorgekommen, und ich zweifle auch, dafs ihn Förster 
oft entschieden länger gesehen hat, obgleich er in seiner elavis (p. 10.) oft die Unterscheidung 
„Gabelast deutlich so lang oder länger‘ anbringt; im Texte finde ich aber nirgends, dafs von 
längerem Gabelaste die Rede ist, und da, wo er vielleicht länger gewesen ist (bei seinem inter-- 
essanten subulifer) erwähnt er nichts davon. 

Über den Torymus-ähnlichen Ast des Radialnerven s. bei no. 2. und 3. 

Die Farbe der Fühler. Bei den meisten Arten giebt diese zwar sichere Kennzeichen, die auch zu- 
gleich am Besten in die Augen springen; allein sie ist durchaus nicht überall zuverlässig, und es 
müssen bei der Aufstellung der darauf gegründeten Abtheilungen gleich die erfahrungsmälsig festste- 
henden Ausnahmen hinzugefügt werden. So z.B. hat bei meinem P. Cecidomyiae das $ ganz schwarze 
Fühler, bei dem £ aber ist der Fühlerschaft gröfstentheils hell. Dafs bald nur ein unscheinbares 
Fleckehen an der Schaftwurzel, bald die Hälfte der letztern rothbraun erschien, ist mir mehr- 
mals vorgekommen, eben so wie, dafs die Fühlergeifsel bei hellem Lichte hell mit dunklen Rin- 
seln, bei trübem Wetter aber ganz dunkel erschien. Sollte P. clavatus das $ zu P. Trochilus 
sein, so würden auch noch Cautelen wegen der Fühlerspitze hier anzubringen sein. 

Hinsichtlich der Fühler habe ich noch eine kleine Entdeckung hier anzuführen, die ich bei 
Vergleichung sehr zahlreicher Exemplare von P. ömmaculatus machte (s. dort). Man muls also bei 
Beurtheilung der Länge, Farbe und Behaarung dieses Organs vorsichtig sein. 

Die Farbe der Beine. Von dieser gilt dasselbe, wie von der Farbe der Fühler. Man mufs 
auf seiner Hut sein, dafs man nicht $ und 2 danach in ganz verschiedene Abtheilungen bringt. 
P. Puparum L. liefert schon einen auffallenden Beweis, dafs die Farbe der Beine bei den 2 
dunkel, beim $ ganz hell sein kann. Alsdann wird es nöthig, die Species in beiden Abtheilun- 
gen wenigstens dem Namen nach aufzuführen und sie dann in der Abtheilung, wo das Männ- 
ehen steht, zu beschreiben, etwa so, wie es Linne machte, wenn er Pflanzenarten hatte, ‘welche 
von ihren Gattungsverwandten in den Geschlechtscharaeteren abwichen und defshalb scheinbar 
in eine ganz andre Klasse und Ordnung, als diese, gehörten. Bei Pieromalus Spinolae sind 
die Beine durchweg hell gefärbt; bei der Varietät desselben aber, welche ich immaculatus nenne, 
finden sich mehrere Stücke mit stark grün angeflogenen Schenkeln. Fast scheint es, als wenn 
hier das in den Flügeln fehlende Pigment sich auf die Beine geworfen hätte. 

Häufig kommen indessen solche Ausnahmen, so weit meine Erfahrungen reichen, nicht vor, 
und man kann die Färbung der Beine und Fühler fast immer zu den sichersten und deutlichsten 
Unterscheidungszeichen rechnen. 

Hier will ich gleich noch erwähnen, dafs die Farbe der Tarsen bei allen von mir untersuch- 
ten Stücken hell war (jedoch natürlich mit zahlreichen Schattirungen aus Röthlich, Braun in 
Weifs), das Ende derselben .aber stets schwärzlich erschien. Dies letztere habe ich daher nie 
in die Beschreibung gebracht. 

Sehr viel Übereinstimmung findet auch hinsichtlich des Hinterleibes Statt: derselbe ist stets 
stark glänzend (leuchtend) und meist aus dem Grünlichen ins Bläuliche und Bronzefarbene spie- 
lend. Daher habe ich auch davon selten in den Beschreibungen geredet. 

Die Zahl der Fühlerglieder erwähnte ich nie, weil man oft nicht weils, wie viele Abschnitte 
zum letzten Gliede gerechnet werden sollen. Das Wendeglied ist meist glänzend, wie der Schaft. 

Am Knöpfehen des Radialnerven befindet sich immer wenigstens 1 Zahn (ähnlich dem bei 
Torymus). Bei P. albesceus hatte dies links 2, und rechts 1 Zahn. 

Ich gehe bei der Anordnung der Arten von der Gegenwart oder Abwesenheit der Flügel- 
lecken aus, hebe dann die Punktirung oder Glätte des Metathorax hervor und nehme als die 

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188 PTEROMALINI. PreromaLus. A. a. 


untersten Abtheilungszeichen: Farbe der Fühler und der Beine, und zuletzt Verhältnifs des Radial- 
nerven zum Doppelnerven. 

Nach den bei den meisten meiner Arten, sowie bei mehreren andrer Schriftsteller mitgetheilten 
Beobachtungen können wir schon jetzt einen Blick in die Lebensweise der Pteromalen im Allge- 
meinen thun. Die meisten Arten, und diese wahrscheinlich Autochthonen, leben in Rinden- und 
Holzkäfern und in den Minirkäfern, ferner sehr viele in Gallwespen, dann einige in Fichtenzapfen 
in Blattwespen (P. Salieis Nees?) in Schildläusen, in Blattläusen (P, Aphidis Be., P. aphidi- 
vorus Frst.), in Diptern (z. B. auch P. subterraneus Frst. in den unterirdischen Larven von 
Trypeta parietina), in Spinneneiern. Auch in Schmetterlingseiern sollen nach Förster (a.a. O. 
».8.) einige Arten leben. In Schmetterlingen stecken verhältnifsmäfsig die wenigsten, wenn man 
nicht dem P. Puparum wegen seiner grolsen Häufigkeit der Individuen ein Vorrecht einräumen will. 

Es giebt unter ihnen ziemlich viele polyphagische, mehrere Schmarotzer-Schmarotzer, ja 
sogar einen in der dten Potenz! Über Generation und Entwickelung s. den allgemeinen Theil. 

Die Flugzeit im Freien ist sehr verschieden. Nees, der sich besonders viel mit dem Fange 
beschäftigte, erhielt fast zu jeder Zeit des Jahres Arten, im Herbst, Winter und Frühjahre unter 
abgefallenen Blättern, im Sommer theils auf dem Laube der Bäume und Sträucher, theils auf 
Blumen, und zwar besonders der Doldengewächse, der Weiden und der Traubenkirschen. In 
copula wurden mehrere Arten den 20. August und den 27. Juli entdeckt (Nees 2. !. p. 100). 
Verzügliche Flieger sind sie nicht. Ich sah, wie sie selbst in der wärmsten Mittagssonne die 
Blätter nur träg umschwärmten und dann auch nicht allzu schnell umherliefen, wenn sie sich nie- 
dergelassen hatten. 


A. Flügel gefleckt. 
a. Jeder Vorderflügel nur mit einem Flecken. 


1. P. guttatus. 1; — 2“ lang, ziemlich gestreckt. Metathorax glänzend, kaum runzlig, 
scharf gekielt. Radialnerv von der Länge des Dn. Fühlergeifsel mäfsig lang, gegen das Ende 
sehr allmälig etwas verdickt. Hinterleib etwas kürzer als Rumpf. Rumpf schön bräunlichgrün. 
Fühlerschaft und Beine (bis auf die metallisch angelaufenen Hüften, Schenkel und meist auch bis 
auf ein Stückchen der mittelsten und hintersten Schienen), Mund und Flügelschüppcehen rothgelb. 
Das Flügelwölkchen steht am Knick und ist ziemlich dunkel, fast halbmondförmig. 

12 2 aus Puppen von Pissodes notatus, theils aus der Gegend von Schwedt, theils aus Ober- 
schlesien (Monat Mai), theils von Neustadt. 

2. P. Brandti. Ist dem vorigen sehr ähnlich, unterscheidet sich aber auffallend durch den 
kleinen undeutlichen Schienendorn und den Torymus-ähnlichen Radialnerven. Wahrscheinlich über 
2” lang — den fehlenden Hinterleib so lang, wie Rumpf und Kopfhälfte angenommen — aber 
etwas schlanker, der Radialnerv etwa nur — % des Doppelnerven. Beine, mit Ausnalıme der 
grünen Hüften, und das Flügelschüppcehen, Mund und Fühlerschaftbasis bräunlichgelb. Wölkchen 
nieht weit über den Radialnervenknopf hinausgehend. 

Hr. Dahlbom erzog ein 2 aus Tinea padella am 20. Juli 1834. 

3. T. Lichtensteinü*). 27" lang, also wohl die gröfste bekannte Art. Körperfarbe ziem- 
lich dunkel. Schenkel gröfstentheils dunkel. Schienen und Tarsen grölstentheils röthlichbraun. 


*) Eine interessante Mittelform zwischen Torymus und Pteromalus. Die Bildung des Hinterleibes ist wie bei 
Pteromalus. Der Radialnery erhebt sich schon zu einer Länge, welche mehr an Pteromalus erinnert; allein das 
Knöpfehen und besonders der gegen den Vorderrand gewendete starke Zahn, sowie die fein-runzlige Sculptur des 
Rumpfes gehören Torymus an. Von dem Subeostalnerven und zwar etwa von der Mitte desselben geht, eben so, 


Preromanes. A. b. 1. 189 


Fühler ganz und gar dunkel. Radialnerv —= der Doppelnervlänge, mit ungewöhnlich langem 
und gradem Stielchen, welches allmälig in das mit einem rechtwinklichen starken Zahne versehene 
Knöpfchen übergeht. Von diesem steigt, wie aus einem rauchenden Schornsteine, ein braunes, 
nach der Flügelbasis sich wendendes und diesseits der Mitte erst verschwindendes Wölkchen. 
Metathorax mit fein gerunzeltem Mittelfelde und feinem Kiele. Hinterleib sitzend, oben eingefallen, 
unten sehr wenig gekielt (Pteromalus-artig), länglich-lanzettförmig, zugespitzt, länger, als Rumpf. 

Das eine 2-Stück rührt von Herrn Saxesen her, der es im Harze aus Rosen-Bedeguar erzog. 

4. P. suspensus. 2‘ lang. Mth. glänzend, wenig runzlig, etwas gekielt. Rn. kürzer, als 
der Dn. Fühlergeifsel lang, ziemlich diek-fadenförmig. Hinterleib etwas länger, als Rumpf. 
Rumpf dunkelgrün, stark kupfrig überlaufen. Schaft und Wendeglied, Mund und die ganzen 
Beine (also mit den Hüften) rothgelb. Flügel ein klein wenig bräunlich getrübt. Das fast vier- 
eckige, braungraue, dunkle Flügelwölkchen am Randnervknöpfchen aufgehangen. 

Von Hrn. Saxesen aus den kegelförmigen Gallen der Buchenblätter (Ceeidomyia Fagi) und 
von Hrn. Nördlinger aus den Larven von Bostr. Larieis erzogen: die Puppe lag im September 
neben den Larven, und die Wespe kroch den ganzen Sommer auf den Fichtenstöcken, worin 
jener Borkenkäfer war, herum. 


b. Jeder Vorderflügel mit 2 Flecken. 
I. Schenkel ganz hell gefärbt, oder schwach angerduchert. 

5. P. Spinolae.. 1% —27“' lang. Mth. glänzend, glatt, etwas gerunzelt, dazwischen punk- 
tirt, scharf gekielt. Rn. kaum kürzer als Dn., halb aus dem grofsen Knöpfchen bestehend. Füh- 
lergeifsel ziemlich dünn, fadenförmig. Hinterleib fast gestielt, beim 2 länger, als Rumpf, länglich- 
lanzettförmig, etwas zugespitzt, oben eingefallen, unten bald nur wenig gekielt, bald scharf gekielt 
mit weit klaffender Spalte, aus welcher auch wohl der Legebohrer etwas hervortritt, beim & 
noch deutlicher gestielt, sehr flach, eiförmig-länglich, zuweilen fast linienförmig (eingetrock- 
net?). Rumpf oben mehr kupfrig-grün, unten mehr bläulich - grün. Hinterleib mit rothbrauner 
Basalbinde der $%. Schaft und Wendeglied der Fühler, nebst Mund, Flügelschüppchen, Hin- 
terleibsstielehen und Beinen (mit Ausnahme der aufsen grünlichen Hüften) röthlichgelb. Flügel 
besonders grofs, in der Mitte etwas angeräuchert und mit 2 schwarzbraunen Wolken versehen, 
deren gröfsere den abgerundet dreieckigen oder schief - eiföürmigen Radialnerven - Knopf umhüllt, 
und deren kleinere hinter dem Unterrandnerven liegt. Letzterer bis zum Doppelnerven auffal- 
lend breit. 

VARIETAETEN entstehen dadurch, dafs die Vorderflügel schwächer angeräuchert sind und dag 
vordere Fleckchen undeutlich wird, und selbst (besonders bei den kleinsten Stücken) der Radial- 
nervenknopf-Fleck gänzlich fehlt. Die grofse Menge von Exemplaren, die ich vergleichen konnte, 
zeigte mir in diesen Übergängen, dafs P. immaeculatus nur eine Var. von P. Spinolae sei. Indem 
ch alle Stücke aufmerksam untersuchte, kam ich auch auf eine verschiedene Fühlerbildung der &, 
idie mich anfänglich noch mehr an Verschiedenheit der Arten glauben liels; indessen sah ich 
bald, dafs da, wo eine kürzere, gedrungenere Geifsel sich fand, diese noch von einer zarten, bei 
hellem Lichte durchscheinenden Haut (also noch UÜberrest der Puppenhülle?) umgeben war, wäh- 
rend die längere Geifsel der übrigen davon gänzlich befreit war. 

Herr Saxesen fand die Larven dieser Pteromalen äufserlich an den Larven der Fichten- 


wie bei dem nahe verwandten ?. Brandtii, ein deutlicher brauner Nerv gegen den Innenrand, welcher bei den andern 
Arten nur wie ein Hauch auftritt. 


190 PTEROMALINI. Preromazus. A. b. IL 


Borkenkäfer des Harzes (vorzüglich des Bostrichus typographus und des Aylesinus palliatus) 
unter Fichtenrinde saugend. Wahrscheinlich sind sie die gemeinsten und wirksamsten Feinde die- 
ser Käfer. Das bedeutende Übergewicht des einen Geschlechts — ich hatte 39 $ und nur 
32 — wiederholt sich auch hier als eine sehr bemerkenswerthe Erscheinung. 

6. P. bicaliginosus. 1% — 1%“' lang. Mth. punktirt, etwas runzlig, gekielt. Rn. kaum 
kürzer als der Dn. Fühlergeifsel fadenförmig, das letzte Glied ein wenig verdickt. Hinterleib 
mit einer Spur von gelbem Stielchen, so lang, wie der Rumpf. Hinterleibs-Basis braungelb. 
Fast die ganze Basalhälfte des Hinterleibes, mit Ausnahme der metallisch-grünen Kanten bräun- 
lichgelb, das Übrige metallisch-braun und grünlich. Fühlerschaft, Beine und Basis des Hinterleibes, 
nebst Mund und Flügelschüppchen röthlichgelb. Beide Flügelwölkchen sind sehr grofs, url 
und scharf begrenzt, das äufsere den Rn. ganz umkleidend. 

Am Meisten würde diese Art (auch in dem Vorkommen) mit P. bimaculatus N. Ähnlichkeit 
haben, allein bei diesem sollen die Hüften grün und das abdomen concolor und thorace lon- 
gius sein. 

Von der grofsen Ähnlichkeit mit P. binaevius vede ich bei diesem. Ob wohl bei biea- 
liginosus die 2, wenn sie aufgefunden werden, dieselben Abweichungen des mangelnden Hinter- 
leibsbraun und der hwächern Flügelwolken wie bei P. binaevius zeigen werden? 

Es standen mir 6 $ zur Untersuchung zu Gebote. Sie rühren vom Herrn Oberförster Rad- 
zay zu Falkenberg in Oberschlesien her und waren bei demselben aus Larven des Hylesinus 
Fraxini ausgekommen. Er fand unter der Eschenrinde, aus welcher die kleinen Wespen durch 
eigne kleine Löcher hervorgekommen waren, die zerfressenen Überreste der Larven und Puppen 
des Käfers, welcher ganz eingegangen war. Später erzog ich dieselbe Art aus Eccoptogaster 


ruyulosus, aber auch nur £&. 


7. P. binaevius. 1“ lang ($). Metathorax glänzend, wenig runzlig, scharf gekielt. Füh- 
lergeifsel fadenförmig, das letzte Glied ein wenig verdickt. Rn. so lang, wie der Dn., sehr dick, 
mit starkem, rundlichem Knöpfehen. Hinterleib etwas kürzer (4), als Rumpf, flach, länglich- 
lanzettförmig und an der fast gestielten Basis etwas bräunlich. Die ganzen Beine (gröfsten- 
theils auch die Hüften, namentlich die vordern ganz), Fühlerschaft, Mund und Schüppchen von 
schmutzig gelbbrauner Farbe. Die Flügelwölkchen sind für das kleine Thierchen auffallend grofs 
und lassen sich nur mit denen von P. binubeculatus und bicaliginosus vergleichen, jedoch ist 
zum Unterschied von letzterem die Innenseite des Radialnerven nur halb von dem Wölkchen be- 
kleidet. 

Das einzige $, welches ich kenne, sandte Herr Professor Nördlinger mit dem Bemerken: 
„Aus kranken Apfelzweigen, in welchen. Eccoptogaster rugulosus, Saperda praeusta und einige 
Rüsselkäfer hausten“. Er erzog es mit einem 2, welches ich wegen der dunklen Beine in die 
andre Unterabtheilung versetzte und binubeculatus (s. dort) nannte; es ist aber wohl das 2 zu 
binaevius. 

Das $ könnte man leicht für das Männchen des P. bicaliginosus halten, wenn nicht sehr 
wenig Hinterleibsgelb wäre. Auch sind Kopf und Rumpf reiner grün, bei jenem mehr kupfer-. 
röthlich überflogen. 

Mr. Spence (Loudon Garden-Mag. Aug. 1838. p. 367.) entdeckte, dafs manche Larven und 
alle Puppen des Eceoptogaster Seolytus mit Würmern (,‚vermicle‘‘ wie er sie nennt) besetzt 
waren. Wahrscheinlich gehörten diese auch Pteromalen an. 


Prerovarus. A. b. I. 2 191 


II. Schenkel gröfstentheils oder ganz dunkel. 
* Radialnerv deutlich kürzer als der Doppelnerv. 

8. P. Fraxini. 1 Ig. Metathorax glänzend, wenig runzlig, gekielt. Rn. deutlich kürzer, 
als Doppelnerv. Fühlergeifsel fadenförmig, das letzte Glied ein wenig verdickt. Hinterleib so 
lang wie Rumpf. Rumpf und Kopf bräunlich-grün. Flügelwölkchen kaum halb so grofs, als die 
von bicaliginosus, den Radialn. am Innenrande ganz und das Knöpfchen von aufsen entblöfsend. 
Hüften und Schenkel grünlich-schwarz, Schienen bräunlich und Tarsen schmutzig bräunlich-weifs. 
Fühlerschaft röthlichbraun. Geifsel dunkel. 

1 2 war unter den von Hrn. Radzay gesandten Feinden des ylesinus Fraxini (s. P. bica- 
liginosus. 

9. P. bivestigatus. 1'%“' lang. Mth. sehr schmal, glänzend, kaum runzlig, gekielt.. Rn. 
deutlich kürzer als Dn. Fühlergeifsel kurz, gegen das Ende allmälig verdickt. Hinterleib so lang, 
wie Rumpf. Fühlerschaft an der Unterseite hell scherbenbraun. Schienen und Tarsen gelblich- 
weils. Die Flügelwölkchen sind nur als Spuren vorhanden: Der Radialnerv nur mit einem 
schwachen Hauche umwölkt, und das Wölkchen am Knick sehr klein, jedoch der Anfang des 
Doppelnerven, von welchem das letztere ausgeht, scharf dunkelbraun begrenzt. Mitte der Vorder- 
flügel ein klein wenig angeräuchert. 

3 2 von Hrn. Radzay aus Hylesinus Fraxini. 

10. P. binimbatus®). 1% — 1% lang. Mith. glänzend, glatt, gekielt. Rn. deutlich kürzer, 
als Dn. Fühlergeilsel fadenförmig, das letzte Glied ein klein wenig verdickt. Hinterleib so lang, 
wie Rumpf, oder ein klein wenig länger, länglich-lanzettförmig, lang zugespitzt, oben eingefallen. 
Rumpf ziemlich dunkel metallisch grün. Beine dunkel bis auf die hell bräunlichweifsen Tarsen, 
besonders der Hinterbeine. Fühlerschaft röthlichgelb. Die Flügelwölkchen mälsig: das äufsere 
den Radialnerven an seinem Innenrande zur Hälfte bis zum Knöpfchen entblöfsend. 

7 2 rühren von Hrn. Radzay her, ebenfalls aus ylesinus Frawini (s. P. bicaliginosus). 


en 


* Radialnerv wenig oder gar nicht kürzer, als Doppelnerv. 


11. P. binubeeulatus? 17“' lang (2). Mth. glänzend, etwas runzlig, stark gekielt. Rn. so 
lang oder länger als Dn., sehr diek, mit starkem, rundlichem Knöpfcehen Hinterleib so lang, wie 
Rumpf, zugespitzt, unten etwas gekielt, linien-lanzettförmig. Fühlergeifsel fadenförmig, das letzte 
Glied ein wenig verdickt. Flügelwölkehen stärker als bei bönimbatus, aber nicht so stark wie 
bicaliginosus: bei dem vordern ist die dunkle Basis nicht so dunkel und so scharf abgeschnitten, 
und das hintere bekleidet die Innenseite des Radialnerven wenig mehr als zur Hälfte. Kopf und 
Rumpf dunkelgrün, etwas bronzefarben überflogen. Schenkel dunkel, etwas metallisch-grün über- 
llogen, auch die Schienen ziemlich dunkel, und nur die Tarsen hell, an der Basis die hintern 
etwas weilslich. \ 

Wahrscheinlich ist dies das 2 zu dem beschriebenen $ des P. binaevius. Dann würde der 
Name binubeculatus eingehen. Es stammt ebenfalls von Hrn. Nördlinger her und wurde mit 
binaevius zusammengezogen, was noch mehr für das Zusammengehören beider spricht. Ganz 
damit übereinstimmend ist ein 2 von Hrn. Bouche und ein von mir aus Eccoptogaster ruqulosus 
gezogenes. Kürzlich hat Hr. Bouch& wieder zahlreiche Exemplare von $ und 2 aus E. rugu- 
losus erzogen, wodurch die Identität jener aufser allen Zweifel gesetzt wird. „ 

*) Sehr nahe verwandt ist ?. bimaculatus Spin. N., auch wahrscheinlich durch Lebensweise und Wohnungsthiere 


sieh hier anschlielsend, indem Nees (I. ]. p. 97.) bemerkt: „die 18. Maji e ramulo quereino, cui per hiemem avis 
exuviae praeparatae impositae fuerant, prodiere“. f 


192 Preromauisı. Preromauus. B. a. #. +. 


Auch in Beziehung auf P. binubeeulatus palst bimaculatus Nees 2 nicht reekt hierher, denn 
die Schenkel, welche bei diesem rufo-picea sein sollen, sind bei jenen beiden dunkel metallisch. 
‚Auf biealiginosus würde dies eher passen, allein da sind wieder nicht die coxae aeneae, und deren 
Wolkenbildung würde Nees wohl mehr in seiner Beschreibung hervorgehoben haben. 


B. Flügel ungefleckt. 
a. Metathorax punktirt. 
® Schenkel ganz hell oder schwach angeräuchert. 
} Radialnerv wenig oder gar nicht kürzer. 

12. P. punetatus. 1“ lang. Mth. grob punktirt, nicht gekielt. Rn. kaum kürzer, als der 
Dn., fein, mit kleinem Knöpfchen, hell braungrau. Fühlergeilsel mälsig lang und ziemlich stark, 
gegen das Ende allmälig etwas verdickt. Hinterleib wenig unten, gekielt, kurzzugespitzt, fast 
kürzer als Rumpf. Schön metallisch-bläulich oder grünlich, besonders stark punktirt am Kopfe 
und Rumpfe. Die ganzen Beine, mit Ausnahme der Hüften hell bräunlichgelb, der Fühlerschaft 
nebst Flügelschüppchen und Mund ein wenig dunkler bräunlichgelb. 

Ein 2 rührt vom Harze von Hrn. Saxesen her und wurde aus Spinneneiern erzogen, ist 
also Feind der nützlichen Evertebraten. 

13. P. Ceeidomyiae. 17." lang. Mth. fein punktirt, nicht gekielt. Rn. so lang, wie der 
Dn., mit starkem Knöpfchen. Hinterleib beim $ und beim 2 kürzer als Rumpf, fast gestielt, 
oft im Winkel erhoben, beim 2 rundlich-eiförmig, beim $ umgekehrt-eiförmig, beide stachel- 
spitzig. Dunkel grün oder etwas bläuelnd. Beine schmutzig bräunlichgelb. Fühler ganz dunkel, 
nur beim 2 der Schaft grölstentheils hell, beim $ selten mit heller Basalhälfte der Unterseite. 
Fühlergeifsel (des 2) ziemlich stark, fadenförmig, das letzte Glied etwas verdickt. Geilsel des 
& stark verlängert, mit deutlich gesonderten, abstehend behaarten Gliedern. 

Ich habe diesen kleinen Schmarotzer häufig aus Ceeidomyia Pini, der kleinen in Harztönnchen 
an Kiefernnadeln klebenden Gallmücke in hiesiger Gegend gezogen. Die Wespe bohrt sich unter- 
halb des Harztönnchendeckels an der Seite ein unregelmälsiges Löchelehen, während, wenn eine 
Mücke aus dem Tönnchen auskam, dessen Deckel der ganzen Breite nach kreisrund ausgeschnit- 
ten wurde, grade wie es mit den Schmarotzern und Autochthonen in Lophyrentönnchen oder 
Microgasteren-Cocons und dergl. der Fall ist. 

Unter einer grofsen Menge zufällig herausgegriffener Stücke zählte ich für meine Sammlung 
9 5 und S 2 aus, also von beiden Geschlechtern ziemlich gleich viele. 

Die ersten Stücke flogen im Zimmer schon gegen Ende des Januar, und bis zur Mitte des 
Februar waren alle in der Stube gehaltene Tönnchen entweder geleert oder ausgestorben. Im 
Freien hingegen erschienen die ersten Wespen erst den 2. Mai. Am 3. d. M. schnitt ich die 
übrigen (39) Harztönnchen, welche ich eingesammelt hatte, auf und fand darin: 15 Puppen der 
Cecydomyia (mehr 2 als $), 3 Larven der Mücke und 5 Schmarotzer. Viele Tönnchen waren 
inwendig ausgetrocknet (s. no. 428. und 430. meines Tagebuches). 

Als ich im Monat April die im Freien gesammelten Harztönnchen der Ceeidomyia Pini unter- 
suchte, fand ich viele mit Schmarotzerlarven besetzt, die nichts Anderes, als die Larven meines 
P. Cecidomyiae gewesen sein können. Sie lagen neben der Mückenlarve und sogen an derselben. 
Das Merkwürdigste war aber, dafs die letztern sich noch ziemlich wohl dabei befanden, ja dafs 
sie trotz des Schmarotzers sich noch verpuppen konnten; denn wenn ich die Ptoromalinenlarve 
schon ausgewachsen fand, dann war auch die Mücke stets verpuppt. Letztere fing dann aller- 
dings gleich an einzuschrumpfen, jedoch nur am Hinterleibe, während Kopf, Fühler, Füflse und 


Preromauus. B. a. #. + " 193 


Flügel noch unversehrt und deutlich kenntlich waren. Es ist dies ein hübsches Seitenstück zur 
Entwickelung des Anomalon eireumflexum, dessen Larve auch so bescheiden in der Kienraupe 
(Gastropacha Pini) zehrt, dals diese sich noch verspinnen und zur Puppe verwandeln kann. 

14. P. Pini Hrt. 1% — 1'%“ lang. Mth. glänzend, fein gerunzelt, dazwischen auch etwas 
punktirt, wenig oder gar nicht gekielt. Rn. graubraun, etwas kürzer, als der Dn. Fühlergeifsel 
ziemlich stark, fadenförmig. Hinterleib kürzer als der feinpunktirte Rumpf, fast gestielt, beim 2 
elliptisch, unten wenig gekielt, beim $ umgekehrt-eiförmig, flach. Schön grün, der Hinterleib 
beim 5 an der Basis röthlich durchscheinend. Fühlergeifsel nicht viel dunkler, als der Schaft, 
meist deutlich dunkel geringelt. Mund, Flügelsehüppchen und die ganzen*) Beine (nur zuweilen 
mit Ausnahme der vordern etwas grünlich angelaufenen und der hintersten ganz grünen Hüften) 
bräunlichgelb. a 

Eine grofse Menge von Exemplaren stand mir zur Untersuchung. Sie rühren aus verschie- 
denen Wohnungsthieren her, und kaum dürfte dieser kleine Schmarotzer in seinem vagabondirenden 
Leben von irgend einem andern übertroffen werden. 

1) Ich erhielt ihn, sowie die Herren Hartig (Jahresberichte Jahrg. I. p. 253.) und Zimmer 
(in Briefen an mich) aus Kienraupen (Gastropacha Pini), und zwar entschlüpfen sie den kleinen 
weilsen Cocons der Microgasteren, mit welchen die sterbende Kienraupe umkleidet wird. Sowie 
diese kleine Pteromale erscheint, bemerkt man nur noch wenige Microgasteren, mit ihnen ver- 
schwinden aber auch die Kienraupen. Hr. Zimmer will sie beim Ablegen ihrer Eier beobachtet 
haben. Die kleine Wespe stach den Cocon an und belegte die darin befindliche Microgasteren- 
Puppe mit einem Eie, sie benalım sich dabei träge und unbehülllich. Derselbe Beobachter fand 
sie bis in den Spätherbst bei diesem Geschäfte. 

2) Ich erzog die Wespe in grofser Menge aus den gelben Cocons-Haufen der Microgasteren, 
welche sich an der sterbenden Raupe von Papilio Crataegi sammelten. In dem Zwinger llogen 
ziemlich eben so viele Pteromalen, wie Microgasteren; aber bei der Untersuchung der gelben 
geöffneten Cocons fand sich, dafs ein Häufchen nur abgeschnittene Deckelchen hatte, also von 
dem Mierogaster verlassen worden war, ein andres nur die kleinen unregelmälsigen Seitenöffnun- 
gen zeigte, durch welche nur Pteromalen entschlüpft waren. Also auch hier hatte sich das im 
Kleinen gezeigt, was sonst schon im Grofsen (s. meine Forstinsecten Bd. II. p. 38.) bemerkt 
wurde: die Schmarotzer werfen sich bald hierher, bald dorthin und lassen dazwischen Gruppen 
ihrer Wohnungsthiere ganz verschont. Die Exemplare des einen Zwingers, welche ich auszällte, 
bestanden aus 54 2 und 11 9. 

3) Herr Oberförster Mufs erzog, wie ich aus einem ältern Verzeichnisse desselben ersehe, 
20 Wespen dieser Art aus einer Puppe von Papilio Crataegi. Leider ist nicht weiter bemerkt, 
ob aus dieser Puppe noch andre Ichneumoniden erzogen wurden, deren Schmarotzer die Ptero- 
malen gewesen sein konnten, ob letztere also Schmarotzer des Falters oder, wie in den übrigen 
Fällen, Schmarotzer der Schmarotzer waren. 

4) Ich erzog zweimal aus den einzelnen, jungen dispar -Räupchen anhangenden Tönnchen des 
Microgaster solitarius (s. deren Beschreibung bei der Honacha in den Forstinseet. T. II. p. 98.), 
den ächten P. Pini-2. Das 'lönnchen war, wie immer, an der Seite geöflnet. r 

5) Aus Pissodes notatus? Schon seit vielen Jahren steckt ein ächter P. Pini in meiner 
Sammlung, welcher, der daran befestigten Nummer nach zu schliefsen, aus Pissodes notatus her- 


*) So ist es bei den Exemplaren, welche ich der Güte des Hrn. Hartig verdanke, sowie bei den meinigen, und 
darin liegt eben der Hauptunterschied von den 5 des P. Puparum, bei welchem stets auch alle Hüften grün sind. 


25 


194 PTEROMALINI. PTEROMALDUS. 


stammt; indessen bin ich nicht ganz sicher, ob dabei eine Verwechselung der Nummer meines 
ältesten Tagebuches vorgefallen ist. 

15. P. pilosus. 1'%4'‘ lang. Mth. etwas glänzend, wenig punktirt, fast runzlig, nicht gekielt, 
aber der Mitteltheil stark gewölbt, die Seiten auffallend stark und vollständig graubehaart. Rn. 
graubraun, so lang, wie der Dn., mit ziemlich ansehnlichem Knöpfchen. Fühlergeifsel ziemlich 
stark, mäfsig lang, fast fadenförmig. Hinterleib so lang, wie der Rumpf, zugespitzt, unten wenig 
gekielt. Dunkelgrün. Fühlerschaft, Mund, Flügelschüppehen und Beine, mit Ausnahme der grünen 
Hüften, gelbbraun oder röthlichbraun. 

Von Herrn Saxesen ein 2 aus den Bedeguars der Feldrosen gezogen. 

16. P. Processioneae*). 1%‘ lg. Mth. fein punktirt und sparsam stark gerunzelt, gekielt, 
der Kiel in der Mitte runzlig verzweigt. Rn. graubraun, kaum kürzer als Dn., mit verdicktem 
Knöpfchen. Fühlergeifsel ziemlich stark, mälsig lang, fadenförmig, das letzte Glied etwas breiter. 
Hinterleib kreisrund, wenig oder gar nicht unten gekielt, fast gestielt, kürzer als Rumpf. Schenkel 
etwas angeräuchert, Schienen und Tarsen nebst Fühlerschaft, Mund und Flügelschüppchen röthlichgelb. 

Zehn 2 erzog ich gegen Ende des August aus den schon versponnenen Raupen der Gastro- 
pacha processionea, welche ich im J. 1838 aus der Gegend von Cöln erhalten hatte, Aufser 
diesen erhielt ich weıter keine Hymenopteren aus dem Prozessions- Spinner, sondern nur noch 
Tachinen (s. Forstinsecten Bd. II. p. 125.). Auffallend genug, dafs unter diesen Pteromalen gar 
kein $ war. 

17. P. Puparum L. 1 (8) — 1%" (2) lang. Mth., wie der übrige Rumpf, grobpunktirt, 
ganz flach, schwach oder gar nicht gekielt. Rn. graubraun, etwas kürzer als Dn., mit mälsigem 
Knöpfehen. Fühlergeifsel ziemlich gestreckt, fadenförmig. Hinterleib beim & flach, grün, länglich, 
beim 2 mehr rundlich, wenig zugespitzt, wenig unten gekielt, kürzer als Rumpf. Farbe beim 2 
olivengrün, wenig glänzend, Fühlergeifsel, Hüften und die Schenkel dunkelbraun, und die mittel- 
sten und hintersten Schienen, sowie der Fühlerschaft an der Basis braun, allmälig in Rothbraun 
übergehend, die Hintertarsen und Schienenspitzen sogar oft weilslich (wohl nur Var.?); das $ 
brillant grün, Mund, Fühlerschaft, Flügelschüppehen und die ganzen Beine mit Ausschlufs der 
ganz grünen Hüften (wodurch sich Puparum von Pini eben gleich unterscheidet) röthlichgelb. 

Ich habe diese Art nur aus Papilio Polychloros erzogen, und zwar beide hier beschriebene 
Formen, wefshalb ich sie als $ und 2 Einer und derselben Art ansehe. Es scheint, als wenn 
Nees (Vol. 11.p. 109.) dieselben $ und 2 gehabt hätte; nur ist zu verwundern, dafs er sagt: „Mas 
feminae magnitudine par‘, während doch nur selten ein 2 so klein und ein $ so grols ist, dafs 
sie ein gleiches Pärchen geben könnten. Seine Beschreibung von P. communis palst übrigens 
auch vollkommen auf meine $& des P. Puparum. 

Diese Species, die wohl von allen Schriftstellern, von Linne an, unter P. Puparum gemeint 
gewesen ist, ist eine der gemeinsten und wichtigsten, da sie überall in Menge vorkommt und 
auch nicht Schmarotzer eines Schmarotzers, sondern Feind unsrer Feinde ist. Ich habe sie 
selbst öfters gezogen und sie auch aus verschiedenen Gegenden Deutschlands erhalten. Mir ist 
dabei dasselbe aufgefallen, was De G£er (Geschichte der Insect. Bd. U. Th. 2. p. 191.) schon 
bemerkt, dafs nemlich aus Einer Puppe meist nur ein und dasselbe Geschlecht ausschlüpft. Aus 
einem ganzen Vorrathe von mehreren Hunderten, welchen ich aus mehreren Puppen zusammen- 
schüttete, fand ich nur mit Mühe einige 2 heraus. Dafs aus einer Puppe nur? gekommen wären, 


‘ 
‘) Später habe ich noch ein Thier aufgefunden, welches wohl als eigne Art hierher gehört, nämlich: 
P. rotundatus. 1" lang, sonst dem P. Processioneae ganz ähnlich, aber alle röthliche Körpertheile blasser. 


PrrromaLus. B. a. #. +r. 195 


wie DeGe&er beobachtete, ist mir nicht begegnet. — Reaumur und De Geer haben die Lebens- 
weise der Wespe am Sorgfältigsten beschrieben. Auch Rösel spricht weitläufig darüber (Insee- 
tenbelust. Th. II. Hummeln und Wespen p. 17. u. f.), aber er ist nicht zuverlässig: den groben 
Fehler, die Eier legte die Wespe nur an die Puppe, rügt schon De G&er, welcher die Thier- 
chen, wie ich, mit der Lupe betrachtete, als sie ihren Stachel in die unruhig hin- und herschla- 
gende Puppe senkten. Was die Entwickelung der Brut betrifft, so scheint er mir auch nicht 
genau genug gewesen zu sein, indem er sagt: ‚zu ihrer Vollkommenheit gelangen sie zur Som- 
merszeit innerhalb 14 Tagen und in einer Puppe, deren Raupe sich im Herbst verwandelt, und 
deren Papilion, wenn er nicht von deren Wespenmaden aufgefressen würde, erst im Frühjahre 
ausschlüpfen sollte, bleiben sie auch den Winter hindurch“. Es war im Jahre 1840, als ich den 
11. Juni, Nachmittags 1 Uhr, in meinem Garten eine Raupe von P. Polychloros bemerkte, welche 
schon sehr zusammengezogen war und bereits in der Stellung an einer Wand hing, welche die 
Puppe nachher annimmt. Es waren schon 2 2 des P. Puparum auf derselben beschäftigt, ohne 
dafs ich aber ihren Stich beobachten konnte. Als ich um 3Uhr wieder nachsah, war die Puppe 
fertig und beide Wespen stachen sie fleifsig an. Ich beobachtete sie mit der einfachen Linse 
wohl 10 Minuten ununterbrochen. Zuerst wurde die Spitze des Hinterleibes vertical aufgesetzt. 
Dann kam der Legebohrer lang heraus, wurde dann aber gleich wieder verdeckt, indem die ganze 
Bauchseite des wunderbar klaffenden Hinterleibes zum verticalen Vorderrande wurde und den 
Bohrer schützend und leitend aufnahm. Nachdem der Bohrer wieder aus der Stichwunde der 
Puppe herausgezogen worden war, kam er einen Moment zum Vorschein, verschwand dann 
aber wieder augenblicklich, indem die Bauchseite wieder horizontal wurde. Einmal sah ieh den 
Bohrer bei der Arbeit auf- und niedergehen. Die Fülse standen bei der ganzen Operation meist 
unbeweglich, und nur dann und wann ruckten sie etwas. Beim ersten Stiche zuckte die Puppe 
bedeutend: nachher aber verhielt sie sich ziemlich ruhig. Stichwunden waren auch durch die 
Doppellinse nicht zu bemerken. Beide Wespen, die ich genau: verfolgte, gingen träge auf der 
Puppe umher; nur einmal wurden sie, während ich dabei stand, durch heftige Zuckungen der 
Puppe aufgeschreckt, und liefen mit ausgebreiteten Flügeln unruhig umher. Sie salsen die ganze 
folgende Nacht auf ihrem Schlachtopfer, und auch den andern Tag bemerkte ich sie noch bis 
Mittag. Während der folgenden Tage stellten sich noch mehrere andre Individuen ein. Ob diese 
aber noch die Puppe stachen, konnte ich nicht bemerken. 

Den 17. Juni war die Puppe schon steif und unbeweglich; dep 10. Juli war sie ganz dun- 
kelbraun und zeigte nur noch etwas von den schönen perlmutter-glänzenden Flecken; den 14. Juli, 
also nach vollen 4 Wochen, schwärmten erst die Wespen. Der Sommer des Jahres 1840 war 
zwar veränderlich; allein er hatte doch auch viele schöne warme Tage und Nächte, und die Tem- 
peratur hielt sich besonders in der ersten Hälfte des Juli meist über + 15' R., so dafs man ihn 
für Inseetenentwickelung nicht ungünstig nennen konnte, überdies hatte ich jene beobachtete Puppe 
in die Stube genommen, wo die zuweilen draufsen plötzlich eintretenden Stürme und Regen 
gar nicht auf sie wirkten. 

An der Puppe waren nur 3 kreisrunde Löchelchen (eins an der rechten Flügelscheide und 
2 an der Bauchseite zu bemerken, aus welchen also sämmtliche Wespen herausgekommen waren. 

Beschreibungen der Larven und Puppen giebt Bouche (Naturgeschichte der Insecten p. 167.). 


ir Radialnery deutlich kürzer, als Doppelnerv. 


18. P. tenuis. %"' lang, besonders dünn und schlank ($). Mth. punktirt, nicht gekielt. 


Rn. graubraun, sehr kurz, merklich kürzer als Dn., mit mälsigem (Torymus-ähnlichen) Knöpfchen. 
258 


196 PTEROMALINT. Preromazus. B. a. #. +, 


Fühlergeifsel mälsig lang, fast fadenförmig. Hinterleib ($) so lang, wie Rumpf, eiförmig, mit 
sehr kurzem Stielchen. Punktirung des Rumpfes im Verhältnifs zur geringen Gröfse des 'Thier- 
chens ziemlich grob. Dunkel, theils bronzefarben, theils bläulich überflogen. Fülse, sowie der 
Fühlerschaft (Geifsel nieht viel dunkler), Mund und Schüppchen bräunlichgelb, die Schenkel aber 
ziemlich stark angeräuchert. Hinterleib mit gelbem Basalfleck. 

Ich erhielt nur 1 & fliegend, die beiden andern steekten nur mit den Köpfen aus der Spitze 
der Tönnchen des Microgaster heraus, welcher im Sommer 1842 die seit mehreren Jahren unsre 
Gärten verheerenden und jetzt überall kränkelnden Schwammraupen (Liparis dispar) aufgerieben 
hatte. Also wieder ein Feind des Feindes. 

Ob das & der folgenden Art? 

19. P. Boucheanus. 1% — 1%“ lang, schlank (2). Metathorax punktirt, gekielt, seitwärts 
ziemlich stark behaart. Rn. sehr fein und klein, graubraun, mit kleinem, Torymus sehr ähnlichem 
Knöpfchen, viel kürzer als Dn. Hinterleib so lang, wie Rumpf, oder kaum länger, länglich, wenig 
zugespitzt, oben stark gehöhlt, unten nicht gekielt. Fühlergeifsel ziemlich kurz, gegen das Ende 
allmählich etwas verdickt, oder fast fadenförmig. Rumpf ziemlich fein punktirt, bläulichschwarz. 
Fühlerschaft nur an der Basalhälfte der Unterseite *) und die hier und da leicht angeräucherten 
Beine (mit Ausschlufs der Hüften) die Hinterschenkel zuweilen dunkler, als die übrigen. 

Ich habe diese Art, wie die vorige, als Schmarotzer-Schmarotzer im J. 1842 beim Aufhören 
des Schwammraupen-Frafses in mehreren Exemplaren gezogen. Sie war nebst Eurytoma Abrotani 
(s. bei Eur.) die häufigste Art, und Eupelmus azureus, den ich zugleich erzog, die seltenste. In 
manchen Gruppen der Microgasteren-Tönnchen, welche ich im Juli des Jahres 1842 von den an 
den Bäumen gestorbenen dispar-Raupen abgenommen hatte, kam kaum die Hälfte des Miero- 
gaster aus, was man, auch ohne die Thiere zu haben, an den kreisrund abgeschnittenen Deckeln 
erkennen konnte, während die von einem Schmarotzer-Schmarotzer verlassenen Tönnchen wie 
mit einer Nadel gestochen waren: 

Über die Entwickelung dieser Art habe ich mehrere interessante Erfahrungen machen können. 

Es zeigt sich hier von Neuem ein Seitenstück zur Ernährungsweise des Anomalon eircum- 
flexum, wie ich es schon bei P. Ceeidomyiae (no. 13.) erwähnte, jedoch mit dem Unterschiede, 
dafs gegenwärtiger Schmarotzer, gerade wie jener grofse Ichneumon, (vielleicht nur ausnahms- 
weise) in der Larve und Puppe von Mierogaster sich ausbildet. Ich bewahre noch die Exuvien 
mehrerer Larven und Puppen, welche ich beim Zerschneiden noch geschlossener Tönnchen des 
Microgaster fand und die unverkennbar diesem geselligen Schwammraupen-Schmarotzer ange- 
hören. Die Puppen des kleinen Pteromalus, welche ich todt aus denselben hervorzog, sind da- 
neben aufgeklebt. Also kann hier einmal schon die Larve des Mierogaster ganz von seinem 
Gaste ausgefressen und an der Verpuppung gehindert werden; ein andres Mal behält sie aber 
noch so viele Kräfte und Masse, dafs sie sich noch verwandelt und erst als Puppe gänzlich 
unterliegt. Eine noch wunderbarere Erscheinung ist folgende. In einem (jedoch mit auffallend 
kleinem Löchelchen) geöffneten Mierogasteren-Tönnchen finde ich eine zerstörte Pteromalus-Puppe, 
aus welcher augenscheinlich ein andres Thier, als P. Boucheanus hervorging, also wahrscheinlich 
ein Schmarotzer in der dritten Potenz! 


‘) Wenn dies Thier, wie ich vermuthe, das 2 zu tenuis ist, so würde sich hier die Färbung des Fühlerschaftes 
beider Geschlechter gerade umgekehrt verhalten, wie bei andern Arten, indem z. B. von P. Cecidomyiae das 5 dunk- 
lere Fühler, als das 2 hat. Es fände sich hier auch ein merkwürldiges Beispiel von Mangel und Gegenwart eines 
Metathorax-Kiels bei Einer und derselben Art. 


Prerosarus. B. a. #. +. 197 


Die Entwickelung dieser Thierchen erfolgt aber ziemlich spät; denn ich hatte noch den 
18. September lebende Puppen und Wespen, ja sogar noch eine lebende Larve, obgleich die 
Schwammraupen schon im Monat Juli durch die aus ihrer Haut sich herausfressenden Miero- 
gasteren-Larven getödtet worden waren. Wenn dieser Act des Herausfressens, bei welchem die 
kleinen Pteromalen wahrscheinlich den Augenblick, da die M.-Larven noch nicht eingesponnen 
sind, benutzen, sich auch hier und da bis in den August verspäten sollte, so würde doch wenig- 
stens eine vierwöchentliche Entwickelungszeit hier nöthig sein, wie ich sie bei P. Puparum be- 
stimmt nachgewiesen habe. Ferner mufs ich bei dieser Art noch einer Erscheinung Erwähnung 
thun, die ich mir gar nicht habe erklären können. An einer braunen, halbtrocknen Microgaster- 
Larve, in welcher eine fertige Puppe des kleinen Pieromalus steckte, fand ich eine eirunde, 
geplatzte, unter dem Mikroskope borstig erscheinende Hülle klebend. Ob dieser borstige Kör- 
per das Ei war, aus welchem die Pteromalenlarve hervorkroch und sich gleich in ihr Schlacht- 
opfer hineinbohrte? (s. das Allgem. p. 9.) 

Wie viele Fragen giebt es hier, obgleich doch schon etwas geschehen ist, noch zu beant- 
worten! Wem wird es glücken, einmal den Moment abzupassen, wo beide Schmarotzer bei den 
Mikrogasteren-Larven zusammentreffen und sich die Erhaltung ihrer Art streitig machen? 

Hr. Bouche (Naturgesch. der Inseet. p. 168.) beschreibt einen P. Mierogastri, welcher bis 
auf die geringere Gröfse (% — 1“), ‚‚die schwarzbraunen Fühler und die braunen Beine‘, mit 
meinem Boucheanus übereinstimmt. Auch ist das Vorkommen in den Puppen von Mierogaster 
dasselbe, jedoch wieder verschieden, dafs sie zu 3 — 4 in den Puppen (Cocons?) leben, und 
im Monat April auskommen sollen. Wenn also auch eine Übereinstimmung in der Körperform 
anzunehmen wäre, so würde doch eine solche Verschiedenheit beider hinsichtlich der Lebens- 
weise herauskommen, dafs sie schon dieserhalb als speeie diversi anzunehmen wären; oder es 
würde sich hier uns ein Fall von Abweichung in der gewöhnlichen Lebensordnung darstellen, 
wie wir wenige kennen. Die angegebene Flugzeit (April) giebt auch zu mancherlei Betrachtun- 
gen Anlafs; zunächst erscheint es wunderbar, dafs die Thiere so lange in ihrem Verstecke blie- 
ben, nachdem ihre Wohnungsthiere längst gestorben waren. 

Bemerken mufs ich doch noch, dafs ich im J. 1840 aus den Raupen von Gastropacha pinivora 
(s. Forstinseeten Bd. Il. p. 128.) einen vollkommen mit P. Boucheanus übereinstimmenden ?- 
Pteromalus erzog, an welchem nur der Kopf verloren gegangen ist. Warum sollte das Thier sich 
auch vor jener haarigen Raupe fürchten, da es doch an die Schwammraupen geht? Ob es hier 
nur erster oder zweiter Schmarotzer war? 

Endlich habe ich noch nachzutragen, dafs Herr Graff aus Bombyx Vinula einen kleinen 
Hemiteles erhielt, mit welchem zusammen viele Exemplare unsres Pier. Boucheanus erschienen. 

Auch die 10 Individuen, welche Hr. Graff aus einem Tachinen-Tönnchen erzog, gehören die- 
ser Art an. 

20. P. complanatus. 1’ lang. Mth. punktirt, gekielt. Rn. blafs, kurz, aber doch deutlich 
kürzer, als der Dn., mit kleinem Knöpfchen. Hinterleib fast kreisrund (wie bei Blachestus), kür- 
zer als Rumpf. Farbe dunkel metallisch-grünlich. Schaft und erstes Geilselglied, sowie Beine, 
Mund und Schüppchen (mit Ausnahme der Hüften) röthliehbraun oder bräunlichgelb. Fühlergeifsel 
kurz, gegen das Ende aber sehr allmälig verdickt, dunkelbraun. 

Vier 2, welche ich besitze, stammen theils von Hrn. Nördlinger her, der sie aus Fichten- 
zapfen erzog, theils von Hrn. Saxesen, der sie aus Bedeguars der Feldrosen erzogen zu haben 
vermeint, doch aber seiner Sache nicht ganz gewils ist. 


198 PTEROMALINT. PreromaLus. B. a. #. H. 


91. P. Einersbergensis®). 1'4“ lg., sehr schlank und gestreckt (2). Mth. schwach punktirt 
und zwischendurch etwas runzlig, gekielt. Rn. graubraun, sehr klein und dünn, mit wenig gezahntem, 
schwachem Knöpfechen, etwa nur halb so lang, als Dn. Fühlergeifsel lang, fast fadenförmig, gegen 
das Ende nur wenig allmälig verdickt, das letzte Glied nicht stärker. Hinterleib unten fast 
tlach, oben eingefallen, wenig zugespitzt, länger, als Rumpf. Farbe schön smaragdgrün. Füfse 
(mit Ausnahme der Hüften), Schüppchen und Mund blafsgelb, auch der Fühlerschaft gröfstentheils 
bräunlichgelb, die Geilsel aber ziemlich dunkel. 

Zwei 2 rühren von Herrn Saxesen her, welcher das eine aus den kegelförmigen Buchen- 
blätter-Gallen erzog, das andre an Fichten des Einersberges fing. Ob sie hier aus den häufig 
umherliegenden kranken Fichtenzapfen herrührten, und man eine Analogie mit der folgenden an- 
nehmen darf? Eine grofse Menge andrer Exemplare vom Harze stimmen mit den vorher beschrie- 
benen vollkommen, nur dafs der Rumpf bei ihnen so gestreckt ist, dafs der Hinterleib fast kür- 
zer, als derselbe erscheint, und auch die Beine nicht das schöne reine Gelb haben. 

Zu derselben Abtheilung, mit fein punktirtem (aber nicht deutlich gekielten) Metathorax, 
meist dunklen, gestreekten, fadenförmigen Fühlern und ganz hellen, bräunlichgelben (mit Aus- 
nahme der Hüften) Beinen und kürzerem Radialnerven gehört eine wahrscheinlich neue Art, die 
ich nach dem, allen Forstmännern wohlbekannten Flugorte 

232. P. Hohenheinensis nennen möchte. Sie hat auch die gestreckte Form von Einersber- 
gensis, unterscheidet sich aber dadurch, dafs der Radialnerv etwas länger und stärker geknopft 
und die Punktirung von Kopf und Rumpf noch feiner (aulserordentlich fein) ist. Farbe mehr 
blau. Leider fehlt der Hinterleib. 

Hr. Nördlinger erzog das Thier im April aus Fichtenzapfen, worin Tortrix strobilana und 
Anobium Abietis waren. 

23. P. Klugii. % — %“' lang, also in der Gröfse mit Zenuis am meisten verwandt, auch 
fast so dünn und schlank (2). Metathorax fein punktirt, nicht gekielt. Rn. gelbbraun, wenig 
länger, als der halbe Dn., mit mälsigem (stark verästelten) Knöpfchen. Fühlergeifsel ziemlich kurz 
und stark und gegen das Ende ansehnlich verdickt. Hinterleib länger, als Rumpf, eiförmig, stachel- 
spitzig-kurzzugespitzt, mit sehr kurzem, unter dem Metathorax verborgenem Stielchen. Punkti- 
rung des Rumpfes ziemlich feinschuppig. Rumpf und Kopf stahlblau (letzterer öfters grünlich), 
Hinterleib metallisch bräunlich. Mundtheile, Schaft und erstes Geilselglied der Fühler, sowie die 
Beine, mit Ausschlufs der gröfstentheils stahlblauen Hüften und der oft etwas. angeräucherten 
Schenkel, bräunlichgelb. Flügelschüppchen und Fühlergeifsel schmutzig bräunlich. 

Als ich im J. 1841 eine Partie des Nematus Erichsonii aus dem Grolsherzogthume Posen 
erhielt, waren noch 15 bis 20 Tönnchen dabei, welche fast sämmtlich ein Löchelehen, wie mit 
der Stecknadel gestochen, auf der einen Seite zeigten. Beim Eröffinen derselben fand ich eine 
ähnliche Scene, wie die bei Eulophus Lophyrorum beschriebene; ich konnte sogar noch für die 
Sammlung sehr brauchbare Exemplare trockener Wespen und Puppen herausfinden. 

24. P. Pygmaeanae. 7, — 1%" lang, sehr gestreckt ($). Metathorax sehr fein punktirt, 
ungekielt. Rn. merklich kürzer, als Dn., hell graubraun, allmälig in das mäfsige, verästelte Knöpf- 
chen verlaufend. Kopf fast ganz kuglig. Fühlergeifsel lang, ziemlich stark, fadenförmig, nur am 
Ende etwas verdickt, stark behaart. Hinterleib so lang oder etwas kürzer als Rumpf, ganz kurz 
gestielt, linien-lanzettförmig sehr flachgedrückt, mit hervorragender, abwärts gekrümmter Ruthen- 


*) Nach dem Einersberge bei Clausthal, welcher durch Saxesen’s Nachforschungen zu einem classischen Orte 
geworden ist, von mir benannt (s. meine forstnaturhistor. Reisen p. 13.) 


Prerosauus. B. a. *#. +. 199 


spitze. Punktirung des Rumpfes sehr feinschuppig. Rumpf metallisch-grün, hier und da, beson- 
ders an den Seiten, stahlblau, der Hinterleib stahlblau und grün, auf dem Rücken mehr nach der 
Basis hin mit einem grolsen, röthlichgelben, fast bis an die Ränder reichenden Flecken. Fühler- 
schaft, oft auch das Wendeglied, ferner Ruthe, Mund, Flügelschüppchen und die ganzen Beine, 
mit Ausschlufs des gröfsten Theiles der Hüften, hell bräunlichgelb, zuweilen nur die Schenkel ein 
wenig angeräuchert. Fühlergeifsel dunkelbraun. 

Mehrere 5 stammen vom Harze her, wo sie Hr. Saxesen aus Tortrix pygmaeana erzog. 
Ganz dasselbe Thierchen erhielt ich von Hrn. Zebe aus Oberschlesien, jedoch ohne Angabe des 
W ohnunssthieres. v 

25. P. albinervis. % — 1%“ Is. ($, 2), ziemlich gedrungen. Unterscheidet sich von allen 
verwandten Arten durch die sehr blassen, gelblichweilsen Nerven, welche daher schwer aus der 
Substanz der Flügel herauszufinden sind. Der Doppelnerv hat etwa nur die halbe Länge des 
Costalnerven und der Radialnerv hat etwa % der Länge des Doppelnerven, ist fast ganz grade, 
am Ende etwas gablig verdickt. Metathorax deutlich punktirt mit feinem Kiele, der Rücken von 
einem halbmondförmig herumreichenden Leistehen eingeschlossen. Der übrige Theil des Rumpfes 
dicht schuppig-punktirt. Hinterleib beim 2 so lang, wie Rumpf, eiförmig, stachelspitzig, unten 
schwach gekielt, beim $ eiförmig-länglich, oben sehr stark eingefallen. Körper bläulich- und 
grünlich-metallisch, glänzend. Fühlerschaft und Wendeglied röthlich-hellbraun, die gegen das 
Ende wenig verdickte, mälsige Geifsel graubraun, beim $ die ganzen Fühler schmutzig-graugelb, 
der Hinterleib bei diesem mit rothgelbem Gürtel. Die Beine, mit Ausschlufs der schön stahl- 
blauen Hüften ganz hell strohgelb und nur die Schenkel dann und wann ein wenig schmutzig. 
Flügelschüppehen bräunlich. 

Ende Juli und Anfangs August wurden zahlreiche Exemplare zu Lund aus den Puppen der 
Tinea padella von Hrn. Dahlbom erzogen. 


* Schenkel fast ganz dunkel gefärbt. 
i Radialnery wenig oder gar nicht kürzer, als Doppelnerv. 


26. P. muscarum Hrt.*). % — 1 lang, sehr gedrungen. Mth. stark punktirt, gekielt, 
wenig glänzend, stark vorstehend. Rn. blafs gelblich, wenig kürzer als Doppelnerv, mit schwa- 
ehem Knöpfehen. Fühlergeifsel sehr kurz und diek, am Ende aber nur wenig dicker, als in der 
Mitte. Hinterleib fast gestielt, unten stark gekielt, kurz zugespitzt, rundlich-eiförmig, kürzer, als 
Rumpf. Farbe ziemlich dunkel metallisch-grün. Fühlerschaft, Mund, Schüppchen und Füflse 
(mit Ausschlufs der eoncoloren Hüften) röthlich-hellbraun, die Schenkel aber fast ganz dunkel 
(mehr, als angeräuchert), auch die Schienen an der Basis aufsen etwas dunkel, und die kurze 
Füählergeifsel noch dunkler, stark verdickt. 

Bis auf die Gröfse, den Hinterleib, und den Radialnerven und das Fühlerwendeglied ist diese 
Art meinem P. dbrevicornis sehr ähnlich. 

Hr. Hartig (Jahresb. p. 256. u. 301.) erzog diese Art in grolser Menge gegen Ende des Sept. 
und Anfang des Octobers aus zwei Diptern-Parasiten (Musca stabulans Fall. und parasitiea 
Hrt.) der Raupen und Cocons von Gastropacha Pini. Sie erschienen erst, nachdem die gröfste 
Menge der Fliegen schon geschwärmt hatte. Die Fliegentönnchen, aus denen sie sich heraus- 
gefressen hatten, fanden sich mitunter 3“ tief unter der Erde. Hr. Hartig setzt ausdrücklich 


*) Höchst wahrscheinlich sind die (von Hartig a. a. ©. nieht beschriebenen) $ dazu, welche ich fing: mit kreis- 
rundem, flachem, hinten stachelspitzig zugespitztem Hinterleibe. 


200 PrrEROMALINI, Preromauos. B. a. ## +. 


hinzu, es müsse diese Pteromale schon in der Fliegenmade gelebt haben, während diese noch 
von dem Fette der Kienraupe zehrte, da später nichts hätte in den dicht verschlossenen Zwin- 
ger gelangen können, und es sei dies ein neuer Beweis, dafs Musca stabulans als ächter Parasit 
in Bombyx Pini lebe. 

27. P. Pogonochoeri. 1%" Is. (2, $), ziemlich gestreckt. Mth. grobpunktirt, undeutlich 
gekielt (besonders beim $, wo der mittlere Theil schmal und gewölbt ist und kaum eine Spur 
von Mittellinie zeigt). Rn. ziemlich stark, mit wenig verdiektem Knöpfchen, wenig kürzer, als 
der ungewöhnlich starke Doppelnerv. Fühlergeilsel lang, ziemlich dünn, fadenförmig. Hinterleib 
des & kürzer und des 2 länger, als der Rumpf, länglich, beim 2 lang zugespitzt, beim $ stumpf, 
mit einem Stachelspitzchen. Dunkel grünlich-stahlblau. Nur an den Vorderbeinen die ganzen 
Tarsen und Schienen (und auch diese nicht einmal ganz beim 2), an den übrigen nur die Gelenke, 
sowie ein Basalpunkt der Unterseite des Fühlerschaftes, röthlich-hellbraun. Geifsel und der gröfste 
Theil des Schaftes ganz dunkel. 

Ein Pärchen aus Kiefernknüppeln von mir erzogen, in welchen Pogonochoerus fascieularis 
gehaust hatte. 

28. P. albescens. 1“ Ig. ($), ziemlich gedrungen. Dem P. zanthopterus sehr ähnlich (viel- 
leicht das $ dazu?), aber der deutlich geschwungene Radialnerv nebst dem Knöpfchen dicker, 
dunkel-schwarzbraun, ganz so lang, wie Dn. Nur ein sehr geringer röthlichbrauner Flügelschat- 
ten. Fühlergeifsel kurz, ziemlich stark, aber fadenförmig. Metathorax deutlich und sehr dicht 
punktirt, wenig glänzend, ungekielt. Die hellen Gegenden der Beine stark rothbraun, wie bei 
wanthopterus. Hinterleib (3) fast linienförmig, stumpf, stachelspitzig, etwas kürzer, als Rumpf. 

In meiner mit Inseetenzwingern angefüllten Stube gefangen, wahrscheinlich aus Kiefernknüp- 
peln entwischt. 

29. P. zanthopterus. 1'%'' lang. DemP. Puparum, dem gemeinsten unter den bekannten, 
sehr ähnlich, aber auf den ersten Blick kenntlich an dem rothbraunen wolkenartigen Anfluge der 
Vorderflügelscheibe #), welcher (in einem schwächern Grade jedoch) mir nur noch bei P. microneurus 
vorgekommen ist. Punktirung des glänzenden Metathorax so schwach, dafs man ihn zur andern 
Abtheilung bringen möchte. Fühlergeifsel kürzer und dicker als beim P. Puparum, YVarsen und 
Schienen stark röthelnd, die erstern und die Schienenspitze etwas weilslich, die Schienenbasis 
sehr dunkel rothbraun. Schenkel etwas metallisch angeflogen. Hinterleib stark zugespitzt, so lang, 
wie Rumpf. Radialnerv graubraun, das starke Knöpfchen aber dunkel -rothbraun, fast von der 
Länge des Dn. 

Ein 2 wurde von Hrn. Saxesen mit P. mieroneurus zusammen gefangen, rührt also höchst- 
wahrscheinlich auch aus Gebirgsfichten - Insecten her. 

Hierher gehört auch P. Puparum 2. Defshalb s. no. 17. 


ri Radialnerv deutlich kürzer als Doppelnerv. 

30. P. Braconidis Be. 2 1% lang, ziemlich gestreckt. Mth. fein punktirt, schwach ge- 
kielt. Rn. fein, bräunlichgelb, wenig mehr als halb so lang, wie der zarte Dn. mit kleinem, 
schwachem Knöpfchen. Fühlergeifsel mälsig, fast fadenförmig, das letzte Glied etwas verdickt. 
Hinterleib unten stark gekielt, lang zugespitzt, 2-spitzig endend, etwas länger als Rumpf. Füh- 
lerschaft, Mund, Flügelschüppchen, die ganzen Schienen und Tarsen, sowie die übrigen Gelenke, 


*) Förster fa. a. ©. p. 15. no. 49, 50.) beschreibt nur 2 Arten mit „gelblichen Flügeln“, wefshalb ich diese 
Eigenthünlichkeit für eine selten vorkommende halte. 


Preromauıs. B. a. *##. +. 201 


bräunlichgelb, die Schenkel gröfstentheils metallisch-grün, ins Bräunliche verlaufend. Fühlergeifsel 
wenig dunkler, als Schaft. 

Das $ nach Bouche (Naturgesch. der Insecten p. 171.) mit grofsem braungelben Flecke des 
Hinterleibes. Hr. Bouche erzog dies Thier in Menge aus den Larven von Bracon linearis, 
wahrscheinlich ist es auch für die übrigen Braconen ein Hauptfeind. 

91. P. brevicornis. 1%" lg. Dem P. muscarum Hrt. sehr ähnlich, gehört aber doch schon 
wegen des entschieden kürzeren Radialnerven, der sehr dunkel, stark und stark geknopft ist, zu 
einer andern Abtheilung, unterscheidet sich auch durch die viel ansehnlichere Gröfse. 

Ich fing das Thier am Fenster meines Zimmers, in welchem viele Holzstücke mit Forstin- 
secten herumlagen. 

32. P. microneurus. Dem P. xzanthopterus wegen der röthlichen Trübung der Flügel am 
Ähnlichsten, jedoch ist sie schwächer, nur eine leichte Trübung. 1%‘ lang. Metathorax 
ziemlich stark und sehr dicht punktirt, scharf gekielt. Rn. graubraun, kurz, fein, schwach ge- 
knopft, nur etwa halb so lang, als Dn. Hinterleib kürzer, als der Rumpf, eiförmig- elliptisch, 
spitzig, oben etwas eingefallen, unten kaum etwas gekielt. Geifsel ziemlich kurz, gedrungen, 
gegen das Ende etwas verdickt, Wendeglied oben metallisch, dunkelbraun; der Schaft aber ganz 
röthlichbraun, nur gegen die Spitze etwas dunkler. Mittlere und hintere Tarsen nebst dem Schie- 
nenende fast ganz weils, etwas gelbelnd, Schienen ziemlich dunkelbraun, und die Schenkel etwas 
metallisch -grün. 

Zwei 2 von Hrn. Saxesen an Fichten des Harzes gefangen, wo, wegen Mangel an Kraut- 
vegetation, nur Forstinseeten sein konnten. 

33. P. maeuliscapus. 1% — 1'%“' lang, ziemlich gestreckt. Rn. deutlich kürzer als Dn., 
dünn, aber stark eckig geknopft. Mth. ziemlich stark punktirt, nicht gekielt. Hinterleib von 
Länge des Rumpfes, unten stark gekielt, länglich-elliptisch, etwas zugespitzt, mit in die Höhe 
gebogener Spitze. Geifsel ziemlich dünn und gestreckt, fadenförmig. Farbe dunkel, auch an den 
Fühlern nur ein Basalfleck der Unterseite des Schaftes röthlichbraun. Tarsen, besonders der 
Hinterbeine, sowie Schienenspitzen und Gelenke weifslich. Schienenmitte dunkelbraun. Schenkel 
metallisch - grün. 

22 von Hrn. Saxesen an Fichten gefangen. 

34. P. annulatus. 1%" lang, ziemlich gedrungen. Mth. ziemlich fein punktirt, gewölbt, 
aber nicht, oder äufserst wenig, gekielt. Rn. dunkelbraun, stark, dreieckig-stark-geknopft, merk- 
lich kürzer, als der starke, dunkelbraune Dn. Geilsel mälsig, fadenförmig, das letzte Glied etwas 
dieker. Hinterleib so lang wie Rumpf, unten stark gekielt, lang- aber allmälig-zugespitzt, oben 
wenig eingefallen. Geifsel braun, mit dunklen Ringen, der Schaft rothbraun, zuweilen nicht viel 
heller, als Geifsel. Schienen entweder ganz hell, wie die Tarsen, oder mit kleinem, schwachem 
Ringe. Schenkel metallisch. 

Ich erzog mehrere Stücke im August 1542 aus meinem Coccus racemosus (s. Forstinseeten 
Bd. Il). Auch im Freien wurden Anfangs August die kleinen mit Eiern gefüllten Coccus- 
Blasen von’ diesem Pteromalus umschwärmt. Die kleinen Thierchen gewährten mit ihren vorge- 
streekten Fühlern in dem schwerfälligen Fluge ein eigenthümliches Anselten. 

35. P.variabilis. 1%" lang, sehr diek und untersetzt, mit besonders breitem Kopfe. Mth. 
grobpunktirt, wenig oder gar nicht gekielt. Rn. braun, deutlich kürzer, als Dn., ziemlich stark 
eckig geknopft. Hinterleib unten stark gekielt, etwas länger, als Rumpf, lang- und stark in die 
Höhe gerichtet-zugespitzt. Geilsel fadenfürmig, gestreckt. Dunkelgrün, wenig glänzend. Fühler- 
schaft nur an der Basalhälfte der Unterseite, sowie Mund, Flügelschüppchen und Knie rothbraun. 

26 


202 PTEROMALINT. Preromarus. B. b. 
Hinterschienen mit breitem, dunklen Ringe und gelblichweilsem Ende. Hintertarsen gelbweils, 
gegen das Ende schmutziger. 

Im Juni und Juli des J.1838 schlüpfte 1 2 aus den durchlöcherten Larven der 'Hyponomeuta 
cognatell« aus. 

Mit diesem stimmt ein von Hrn. Dahlbom aus Tinea padella gezogenes, verstümmeltes 
Stück, nur dafs es, den Überresten des Rumpfes nach zu urtheilen, schlanker war. Der Meta- 
thorax ist aber deutlich gekielt, und die Mittel- und Hinterschienen nebst Tarsen — die vordern 
fehlen — hell eitronengelb. Rumpf freundlich grün. 

36. P. Dahlbomii. Diese grofse, schöne (2‘“ lange), Herrn Dr. Dahlbom von mir dedieirte 
Art, welche mit P. scabrieulus N. am Meisten Ähnlichkeit hat, hat einen stark punktirten, nicht 
gekielten, wenig glänzenden Metathorax. Rn. dunkelbraun, merklich kürzer, als der Dn., und mit 
wenig verdicktem eckigen Knöpfchen. Hinterleib unterhalb ziemlich stark gekielt, linien-lanzett- 
förmig zugespitzt, länger, als Rumpf. Fühlergeifsel fadenförmig, das letzte Glied "etwas stärker. 
Hauptfarbe dunkel metallisch-bläulich. Fühlerschaft gröfstentheils, so wie Mund, der gröfste 
Theil der Vorderschienen und das Ende der hintern, Knie und die Tarsen rothbraun. Schenkel 
metallisch. Flügeischüppchen dunkelbraun. 

Ich habe 2 2 zu verschiedenen Zeiten aus Pogonochoerus fascieularis und wiederum aus 
Kiefernknüppeln, in welchen Pissodes notatus lebte, erzogen. 

37. P. violaceus. Ganz von der Gröfse, Körperform, Fühler- und Flügelbildung (Nerven 
und Knopf aber viel dicker und dunkler), wie Dahlbomii, aber sehr verschieden durch die schöne 
blaue Farbe, den fast ganz blauen Fühlerschaft und die fast ganz blauen Beine, an denen nur 
die Tarsen und etwas von den Schienen braun ist, stärkere Punktirung, etwas gekielten und 
querleistigen Metathorax. 

Es wurden mehrere 2 aus Fichtenknüppeln des Harzes, in welchen Magdalis violacea gehabt 
hatte, erzogen. 


b. Metathorax glatt oder runzlig. 
I. Fühler ganz (vielleicht nur mit Ausnahme des letzten Gliedes) hell gefärbt. 

38. P. favipalpus. 1 — 1%‘ Ig., schlank ($). Mth. stark glänzend und ganz glatt, kaum 
merklich gekielt. Rn. dunkelbraun, mit wenig verdicktem, rundliehem Knöpfehen, kaum halb so 
lang, als Doppelnerv. Hinterleib viel kürzer, als Rumpf, linienförmig, am Ende sehr wenig zu- 
gespitzt. Fühlergeilsel kurz, gegen das Ende stark verdickt. Rumpf schön smaragdgrün. Hin- 
terleib bronzefarben, mit schmaler, röthlichgelber, scharf abgeschnittener Basalbinde. Beine (mit 
Ausnahme der mittelsten und hintersten Hüften), sowie Flügelschüppchen, Fühler und die beson- 
ders lang hervorragenden walzigen Unterkiefertaster*) eitronengelb, nur die Fühler- 
geilsel etwas mehr röthelnd. Flügel wasserhell, mit auffallend dunkelbraunem Knick. 

Ein Stück von Hm. Saxesen aus den kleinen linsenförmigen Gallen einer Cynips erzogen. 

39. P. elavatus. 7" lg., schlank. Platymesopus Westwoodii ähnlich, besonders in dem schwarzen 
Fühlerknopfe, aber doch verschieden: das Wendeglied der Geifsel oben mit dunklem Fleckchen, 
die Beine sämmtlich sehr schlank, ohne Spur von Plattschienen und ohne röthlichen Anflug; auch 
ist Hinterleib fast linienförmig, ohne Spur von Gelb, an Stelle desselben schillert die sonst grüne 
Farbe mehr bronze, daher auch wieder von P. sodalis Frst. verschieden. 


*) Wenn das hier so auffallend hervorragende letzte Tasterglied linsenförmig wäre, so würde man das Thier zu 
Phacostomus bringen müssen. 2 


Preromauos. B b. I. #. + 203 


Ein $ dieses schönen kleinen Thierchens erhielt ich vom Hrn. Oberförster Zebe. 

P. apicalis N. gehört auch hierher und giebt ein Beispiel von der seltnen Bildung des Füh- 
lerknopfes. 

40. P. Saxesenii. 2 Ig., ziemlich gestreckt. Mth. stark glänzend, fast ganz glatt, gekielt. 
Rn. braungrau, ziemlich lang, dennoch fast nur halb so lang, als der sehr lange Dn., mit wenig 
verdicktem, eckigem Knöpfchen. Hinterleib schmal lanzettförmig, lang zugespitzt, ziemlich stark 
zugespitzt, breitsitzend. Fühlergeifsel ..... Beine (mit Ausschlufs der mittlern und hintern 
Hüften), nebst Schaft, Mund und Schüppchen bräunlichgelb. Allgemeine Körperfarbe schön glän- 
zend grün und blau. 

Ich habe diese schöne neue, grofse Art unserm braven, von der Wissenschaft leider zu früh 
abgetretenen Saxesen zu Ehren genannt, der sie aus der Gegend von Northeim von Eichen 
erhielt. Wahrscheinlich gehört sie, wie viele andre hellbeinige und hellhörnige Arten irgend einer 
Cynips an. : 


Il. Fühler ganz oder theilweise dunkel (dahin auch die nur etwas dunkel geringelten). 
* Schenkel ganz hell, oder schwach angeräuchert. 
i Radialnerv wenig oder gar nicht kürzer, als Doppelnerv. 


41. P. azureus. ”«“ lang, gestreckt ($). Mth. glänzend, wenig runzlig, nicht gekielt. Rn. 
graubraun, mit ziemlich starkem und stark gezahntem Knöpfchen, auffallend kurz, daher wenig 
kürzer, als der auffallend kurze und dicke Doppelnerv. Geifsel kurz, gegen das Ende allmälig 
verdickt. Hinterleib länglich-eiförmig, flach, kürzer als Rumpf. Schön metallisch blau, hier und 
da grünelnd. Augen korallenroth. Fühlerschaft, Wendeglied der Geifsel, Schienen und Tarsen, 
auch die vordern Schenkel gelbbraun, die Hinterschenkel sehr stark angeräuchert. Geifsel dun- 
kelbraun. — Ich besitze ein 2 von 1%‘ Länge, welches ich für das 2 des P. azureus halte. Es 
stimmt in allen Punkten mit dem 5, nur der Hinterleib ist eiförmig-länglich, stachelspitzig-kurz- 
zugespitzt, wenig gekielt, eingefallen. 

Das $ sowohl, wie das vermeintliche 2 rührt aus unsrer Neustädter Gegend her, und kam 
wahrscheinlich aus Kiefern. 

42. P. Diachymatis. 1% — 1’%“ lang. Den $ von P. Puparum zum Verwechseln ähnlich, 
wenn man nicht hier auf den glänzenden, glatten, nur wenig gerunzelten Metathorax sieht. Auch 
ist der Hinterleib nicht so goldig-grün, sondern mehr bronze und bläulich. 

Von andern, etwa noch aufzufindenden ähnlichen Arten dürfte diese Art die Lebensweise 
unterscheiden. Ich habe die 5 2 aus den in den Eichenblättern fressenden Larven des Orchestes 
viminalis erzogen, gleichzeitig mit meinem Eulophus pilicornis und Pteromalus Orchestis. 

13. P. quadratus. 1% — 1% Ig., ziemlich gedrungen (2). Mtlı. glänzend, gerunzelt und 
kaum merklich punktirt, gekielt, Rn. graubraun, dünn, wenig länglich-geknopft, fast so lang, 
wie Dn. Fühlergeifsel ziemlich kurz, allmälig verdickt. Hinterleib so lang, wie Rumpf, rundlich- 
eiförmig, etwas zugespitzt, sehr wenig gekielt, oben stark eingedrückt. Grün, hier und da bläu- 
elnd. Fühlerschaft, Wendeglied (die übrige Geilsel dunkelbraun), Mund, Flügelschüppchen und 
Beine (öfters jedoch mit Ausschlufs eines grünen Fleckchens der Hüften) röthlichbraun oder 
bräunlichgelb. Augen schmutzig korallenroth. 

Zehn 2 aus der Gegend von Neustadt. Sie kamen leider in einem Behälter aus, wohin 
mehrere Kiefern- und Fichtenknüppel mit allerlei Forstinsecten durcheinander gerathen waren. 

26% 


204 PTEROMALINI. Preromarus. B. b. II. *#. 


tr Radialnery deutlich kürzer. 

44. P. Trochilus. 1% — 1%“ lang, gestreckt. Metath. stark glänzend, ganz glatt, gekielt. 
Rn. kurz, bräunlichgrau, mit wenig verdiektem, stark gezahntem Knöpfehen, kaum halb so lang, 
als der sehr lange Dn. Hinterleib breit-sitzend, lanzett-linienförmig, lang zugespitzt, stark ge- 
kielt, oben etwas eingefallen, so lang, wie Rumpf. Schön smaragdgrün. Beine (mit Ausnahme 
der hintersten Hüften ganz, der mittelsten und vordersten halb), Flügelschüppehen, Mund und 
gröfster Theil des Schaftes hell schwefelgelb. Die Fühlergeifsel hell bräunlich, mit deutlich dunk- 
lern Ringeln. 

Drei 2 von Hrn. Saxesen aus der Gegend von Clausthal. Auf der Etiquette war nur zu 
lesen „‚den 7. Juni 1837“. Der Name des Wohnungsthieres war unleserlich. 

P. Saxesenii gehört vielleicht hierher; indefs vermuthe ich, dals bei jener überdiefs sehr gro- 
[sen Art die Fühlergeifsel ganz hell ist (s. daher sub. no. 40.). 


“r 


Schenkel fast ganz dunkel gefärbt. 
+Radialnerv wenig oder gar nicht kürzer. 


45. P. virescens. 1 — 1“ lang, ziemlich gestreckt. Mth. glänzend, in der Mitte ganz 
glatt, gekielt. Rn. dunkelbraun, dick, mit stark verdicktem, stark gezahntem Knöpfchen, wenig 
kürzer als der dicke Dn. Fühlergeifsel kurz, gegen das Ende allmälig verdickt. Hinterleib breit- 
sitzend, rundlich, wenig gekielt und wenig eingefallen (?), oder linienförmig ($), kürzer, als 
Rumpf. Fühler ganz dunkel (höchstens mit Ausnahme eines kleinen Schaft-Basalileckes). An 
den Beinen nur die Tarsen und fast die ganzen Vorderschienen hell (schmutzig-bräunlich) sonst 
nur die Gelenke. 

Zwei 2 und 1& sind von Hrn. Saxesen in der Gegend von Clausthal gefangen, rühren aber 
wahrscheinlich aus Forstinsecten her, da überall nur Fichten in grofser Menge in der Nähe waren. 

46. P. leucopezus. 1 — 1%‘ lang, gedrungen ($). Mth. glänzend, wenig runzlig, gekielt. 
Rn. dunkel graubraun, stark, stark eckig geknopft, gezahnt, kaum kürzer, als der dicke Dn. Gei- 
[sel mälsig, fast fadenförmig, mit etwas verdicktem Endgliede. Hinterleib breitsitzend, fast linien- 
förmig, etwas kürzer, als Rumpf. Schön grün. Fühlerschaft hell röthlichbraun, Geifsel etwas 
dunkler geringelt. Tarsen und Schienen, auch die Gelenke gröfstentheils sehr hell, fast weils. 
Flügelschüppehen, Mund und Schenkelenden bräunlich. 

Ein $ von Hrn. Prof. Nördlinger aus der Gegend von Stuttgart herrührend. Es kam mit 
vielen andern Schmarotzern aus Zweiggalläpfeln. 

47. P. Hereyniae. 1% — 1.“ lg. Dem vorigen (leueopezus) sehr ähnlich (vielleicht des- 
sen 2?), aber gröfser und gedrungener, auch Rn. nicht so dunkel. Hinterleib rundlich - eiförmig, 
etwas zugespitzt, stachelspitzig (terebra), wenig eingefallen und wenig gekielt, etwas kürzer, als 
der lange Rumpf. 

Die beiden 2 sandte Herr Saxesen, jedoch blofs mit der Bemerkung, dals sie aus dem 
Harze herstammten. 

48. P. Neostadiensis. 17.“ lang, gedrungen (2). Metath. stark glänzend, fast ganz glatt; 
gekielt. Rumpf grob-punktirt. Rn. hell-graubraun, ziemlich stark gezahnt-geknopft, wenig kürzer, 
als Dn. Hinterleib breitsitzend, rundlich-eiförmig, etwas zugespitzt, wenig gekielt und wenig 
eingefallen, fast so lang, wie Rumpf. Fühlergeifsel mäfsig, fast fadenförmig. Dunkelgrün. Fühler- 
schaft, Tarsen, Vorderschienen ganz, Mittelschienen gröfstentheils und hintere am Ende, so wie 
die meisten Gelenke, Flügelschüppchen und Mund röthlich-hellbraun. Fühlergeifsel dunkelbraun. 

Ein 2 fing ich in der Gegend von Neustadt- Eberswalde. 


Preromanos. B. b. I. *#. 205 


49. P. immaeulatus hat die gröfste Ähnlichkeit mit P. Spinolae (no. 5.) und unterscheidet sich 
nur durch das gänzliche Fehlen der Flügeltlecken und die bei einigen Stücken grün angelau- 
fenen Schenkel, ist daher auch wohl nur als eine Varietät anzusehen, doch aber der leichtern 
Bestimmung wegen in eine besondre Section zu bringen. 


+t Radialnerv deutlich kürzer, als Dn. 


50. P. erassipes. 17.“ lang, dem P. Hercyniae, bis auf den entschieden kürzeren Rn. sehr 
ähnlich. Die Vorder- und Mittelschienen sind auch ganz weilslich, wie die Tarsen, aber die 
hintersten gröfstentheils angeräuchert. Die Fühlergeifsel ziemlich kurz, gegen das Ende allmälig 
verdickt, deutlich dunkel geringelt. Hinterleib fast gestielt, rundlich-eiförmig, stachelspitzig (terebra)- 
Flügel ein klein wenig rothbraun getrübt. 

Es wurden viele Exemplare, jedoch nur 2, von Hrn. Saxesen von Fichtenzweigen am 
Einersberge geklopft. 

51. P. Orchestis. 1’ lang, sehr gedrungen (2). Metath. glänzend, leicht runzlig, gekielt. 
Rumpf grob-punktirt. Rn. hell graubraun, dünn, aber stark rundlich und gezahnt-geknopft, 
merklich kürzer als Dn. Hinterleib sitzend, lanzettförmig-länglich, wenig zugespitzt, eingefallen, 
wenig gekielt. Fühlergeifsel ziemlich lang und dünn, fadenförmig, nur das letzte Glied etwas 
verdiekt. Matt bräunlichgrün. Schaft, Mund und Flügelschüppcehen röthlichbraun. Tarsen und 
Schienenenden hell weilslich, der übrige Theil der Schienen schmutzig braun. Fühlergeifsel 
schmutzig braun, dunkel und breit geringelt. | 

Fünf 2 erzog ich den 13. Juli 1839 aus Eichenblättern, in welchen Orchestes viminalis ge- 
haust hatte. Zugleich kamen aus: Pier. Diachymatis und Eulophus pilicornis. 

2. P. Audowinii. 17“ Ig., gestreckt ($). Mith. glänzend, glatt, stark gekielt. Rn. dunkel- 
braun, dünn, schwach geknopft, 2—3-zähnig, kaum halb so lang, als Dn. Hinterleib kürzer, als 
Rumpf, fast gestielt, lanzett-linienförmig, eingefallen. Fühlergeilsel lang und ziemlich stark, das 
letzte Glied (dureh Eintrocknen?) zusammengedrückt. Rumpf ganz eigenthümlich unregelmälsig 
(fast runzlig-) feinpunktirt. Metallisch-grünlich und stahlblau, Hinterleib mehr violett und bronze- 
farben. Fühler ganz dunkel, der Schaft entschieden stahlblau. Vorderschenkel schön stahlblau, 
die mittlern und hintern, sowie deren Schienen, mehr braunschwarz, die vordern und mittlern 
Tarsen nebst dem gröfsten Theile der Schienen röthlich-hellbraun, die Hintertarsen am Isten 
Gliede weilslich, dann allmälig dunkler. 

Von dieser noch nieht beschriebenen Art haben sieh auch ein Paar 2 unter den aus Miero- 
gaster erzogenen Schmarotzer-Schmarotzern gefunden; er lebt also in Gesellschaft des P. Zenuis 
und Boucheanus, sowie der Eurytoma Abrotani, welche letztere wahrscheinlich seine Beute ist. 

53. P. Neesii. 1 1g., gestreckt ($). Metathorax glänzend, schwach gerieselt, stark gekielt. 
Schildehen sehr lang und gestreckt, ungewöhnlich bucklig vorragend. Das Frenum ebenfalls unge- 
wöhnlich hervorragend, an den Seiten mit spiegelglattem Stückehen. Radialnerv kurz, gleich von 
der Basis an verbreitert, mit starkem Gabelaste, kaum halb so lang, als Doppelnerv, mit der 
mehr oder weniger deutlichen Spur eines Wölkehens an der Spitze. Seulptur eines ächten 
Pteromalus. Schienen (mit Ausnahme eines Innenrandes) Schenkelspitzen, Schenkelhöcker und 
Tarsen schmutzig-weilsgelb (die Köpfe unvollständig). Farben metallisch-grün oder bläulich. 

Von Hrn. Nördlinger mehrmals aus Zweiggalläpfeln zu Hohenheim erzogen. 

54. P. Cordairi. 7." 1g., gestreckt (3). Von der eigenthümlichen, runzlig-punktirten Seulp- 
tur des Rumpfes, Hinterleibs- und Fühlerbildung des P. Audouinäi. BRadialnerv fast Torymus- 
artig kurz und gebogen, — '; der Doppelnervlänge. Metathorax gekielt, fast ganz glatt. Das 


206 PTEROMALINI. PLATYMESOPUS. ÜLEONYMÜS: 


lste Tarsalglied der Hinterbeine weils, das Übrige der Beine braun oder metallisch-blau. Flügel- 
schüppehen bräunlich. Kopf, Rumpf und Hinterleibsbasis blau, das Übrige des Hinterleibes 
bläulich-bronzefarben. 

Von Hrn. Erichson aus Cynips terminalis erzogen, 


Gen. 13. Platymesopus nov. gen. 


Ist in allen Stücken ein Pieromalus; allein die höchst eigenthümliche Bildung der Mittel- 
schienen, welche nun schon bei 2 Arten bekannt ist, wozu vielleicht noch P. sodalis als 3te gehört, 
berechtigt vollkommen zur Aufstellung einer eignen Gattung. Die Mittelschienen sind so auf- 
fallend zusammengedrückt, dafs sie von der Seite fast länglich-eiförmig erscheinen. Die Fühler 
sind auffallend hell und nur am Endgliede oder am Ende einzelner Geilselglieder dunkel, S—9-glie- 
drig (die versteckten Gliederchen abgerechnet) das letzte Glied 2—3-ringelig, gröfser als die 
übrigen. Wahrscheinlich übereinstimmend mit Platymesopus W estw. (Westw. Introduet. 1.71.), 
bei welcher es aber von den Mittelschienen heifst: „‚terminating on the outside in a fascicle“. 

Die beiden bekannten Arten sind Schmarotzer von Gallwespen. 

1. P. Westwoodi. 1 — 1’ lang, ziemlich schlank, Mth. stark glänzend, gekielt, kaum 
etwas runzlig. Rn. sehr dünn, gelblichgrau, sehr wenig rundlich-geknopft, wenig kürzer als der 
Dn. Fühlergeifsel ziemlich gestreckt, allmälig verdickt, mit besonders starkem Endgliede. Hinter- 
leib rundlich, sehr kurz gestielt, viel kürzer, als Rumpf. Schön smaragdgrün. Hinterleib bronze- 
farben, mit unbestimmter gelblicher Basalbinde. Fühler und Beine (mit Ausschlufs sämmtlicher 
Hüften), nebst Schüppcehen und Mund eitronengelb; jedoch ist das letzte Geilselglied gröfstentheils 
schwarz, die übrige Geiflsel aber, sowie die Schienenendenflecken der Vorderbeine und 2 Strei- 
fen (ein innerer blutrother und ein mehr bräunlicher, äufserer) der breiten Mittelschienen röth- 
lich; ein leuehtender Fleck am Ende der letztern schwarz?). 

Hr. Saxesen erzog im Juli 1837 die beiden 2 aus einer Eichen- Cynips, sagt aber nicht, 
aus welcher Art. 

9. P. Erichsonü. 1— 1%" lang ($). Dem vorigen ähnlich, aber die Mittelschienen haben 
auf der Innenseite nur eınen bräunlichen Anflug und der schwarze Fleck fehlt. Fühlerkeule und 
die Enden der 3—4 vorletzten Geifselglieder schwarz. Hinterleib einfarbig bläulich-bronzefarben. 

Hr. Erichson hat diesen 2ten Platymesopus bei der Erziehung von Cynips termin. entdeckt. 


Gen. 14. Cleonymus Ltr. 


hat, bis jetzt noch keine forstliche Wichtigkeit erlangt, dürfte indessen doch nach einer Andeu- 
tung von Nees (Hym. 1. 86.) in Eichengallen vorkommen. Defshalb wollte ich nieht verfehlen, 
auf diese kleinen, hübschen Thierchen aufmerksam zu machen. Es sind bis jetzt nur wenige 
Arten bekannt geworden; es wäre sehr zu wünschen, dafs ihre Zahl sich bald vermehrte, da- 
mit wir besser über die Ständigkeit der Gattung oder ihren Übergang zu Pteromalus, mit 
deren gestreckteren Arten eine grofse Ähnlichkeit vorhanden ist, urtheilen könnten, als es 
bisher geschah. 


‘) Förster fa. a. O. p. 13. no. 24.) beschreibt einen P. sodalis, welcher meinem IWVestnoodii sehr nahe ver- 
wandt sein mufs. der auch „eine blutrothe feine Linie auf der Innenseite der Schienen“ haben soll: aber von Ver- 
breiterung der Schienen und dem sonderbaren schwarzen Flecke ist nicht die Rede, und doch mufste dies Jemand 
bemerken, der den blutrothen Streifen sah. Zufällig ist es nicht, denn es findet sich an meinen beiden Exemplaren. 


SıpnoNuRA. STYLOCERAS. 207 


Gen. 15. Siphonura Nees. 

Die Basis des 2ten und 3ten Hinterleibsringes, meist äuch noch einiger folgenden (wiewohl 
hier undeutlicher) bildet einen gezähnten, mit nach hinten gewendeten, langen, spitzen, aber dicht 
anliegenden Zähnen bewaffneten Gürtel, welcher beim Männchen den gröfsten Theil des Ringes 
selbst einnimmt und mit Parenchymzellen-Querdurchschnitten ähnlichen Eindrücken versehen ist. 
Die letzten 2 — 3 Ringe beim 2 sind kegelförmig - verlängert‘ und zeigen am Ende die äulserste 
Spitze des von der Basis des Bauches herkommenden Legebohrers. Der Radialnerv ist sehr kurz, 
schwach geknopft, kaum den 3ten oder 4ten Theil der Länge des Doppelnerven ausmachend. 
Die Borstenhaare des Subcostalnerven sehr grols. Beine kurz. Fühler mälsig, gegen das Ende 
allmälig verdickt. Prothorax breit. Schildehen mäfsig. Metathorax grofs. Pleuralschild mäfsig 
ausgebildet, mit Nahtfurche. Sculptur des Kopfes und Rumpfes Torymus-ähnlich, runzlig, des 
Hinterleibes schuppig. Farben meist dunkel-metallisch. 

In Forstinseeten scheinen die Siphonuren nicht häufig zu sein, und gehören vielleicht nur den 
Gallenauswüchsen der krautartigen Gewächse und Eichen an. 

1. 8. chalybea. 1% ($) — 2 (2) laug. Beim 2 nur die Hinterleibszähne, beim 5 auch 
2 Reihen grolser Grübehen auf dem 2ten und 3ten Hinterleibsringe. Ru. kaum % der Länge des 
Dn. Hinterleib des $ so lang, wie Rumpf, des 2 viel länger, mit äulserst wenig vorragendem 
Legebohrer. Gröfstentheils schön stahlblau (auch Prothorax, Schildehen und Mesothorax ganz), 
nur der Kopf gröfstentheils grün, auch der erste Hinterleibsring des 2. Hinterleib des $ schwarz. 
Fühler schwarz. Beine grölstentheils stahlblau und schwarz, nur alle Tarsen, beide Enden der 
Vorder- und Mittelschienen, sowie Spitzen der Hinterschienen röthlichbraun und am ersten Paare 
schimmern auch die Schenkelringe und Schenkelspitzen etwas braun. Flügel ganz klar. Hinterleib 
mit einzelnen Borstenhaaren. 

Hr. Nördlinger erzog diese neue Art aus Zweiggalläpfeln. 

2. S. viridiaenea. 1'%'' lang ($), unterscheidet sich von ‚der vorigen nur durch stärkeren 
Bau und gröfstentheils metallisch-grüne Farben des Prothorax und Schildchen, und röthlichbrau- 
nen Schimmer an der Innenseite der Vorderschienen. 

Ist bei mir aus Forstinseeten ausgeschlüpft, wahrscheinlich auch aus Zweiggalläpfeln. 

3 S. brevicauda Nees scheint den beiden vorigen ebenfalls sehr zu ähneln, und es würde 
nach Nees’s Beschreibung nur ein Unterschied in seiner Bestimmung „‚sculptura segmenti 2 et 
3 abdominis in utroque sexu aeque distineta, erassa, medio cuique segmento inarata‘; auch 
seine Bestimmung „‚abdomine eoncolore‘ pafst nicht recht auf jene. 

Diese Art soll aus Gallen der Cynips Potentillae, und dann wieder aus Eichengallen erzo- 
gen worden sein (Nees 2. I. p. 421). Lebt eine und dieselbe Art wirklich so verschiedene 
oder sind wirklich verschiedene Arten einander so ähnlich, dafs man sie hier für eine und die- 
selbe hielt? Das Letztere scheint mir wahrscheinlicher, 


Gen. 16. Styloceras nov. gen. 


Der eigenthümliche, lange, solide, griffelförmige, mit sparsamen Haaren besetzte Fortsatz am letz- 
ten Gliede der sehr kurzen und dieken Fühler bei den 2 giebt ein sehr gutes Gattungsmerkmal ab 
(daher dieBildung des Namens). Beim $ ist davon keine Spur. Das Thier besitzt zwar ganz den Habi- 
tus der Pteromalen, hat auch dieselbe Punktirung des Rumpfes, Form der Fühler (namentlich wie 
mein P. brevicornis) und des Hinterleibes, und man könnte den Griffelfortsatz allenfalls zur Bildung 
einer Section benutzen; allein es ist auch noch ein andres Kennzeichen, welches das schöne Thierchen 
von den Pteromalen entfernt und es in dieser Beziehung zu einer interessanten Mittelform zwischen 


208 PTEROMALINT. BoTHRIoTHoRAK. 


Pteromalus und Eurytoma macht, ja den Gedanken erweckt, als könnte es ein Bastard der 
unter derselben Eschenrinde friedlich beisammenwohnenden Pteromalen und Eu- 
rytomen sein. Der Doppelnerv ist nämlich so auffallend kurz (im Vergleiche mit Pteromalus) 
und dick, wie bei Eurytoma, der Radialnerv aber viel länger und dünner, und plötzlich mit einem 
ovalen Knöpfehen geendet. Die Fühlergeifsel ist auffallend kurz und gegen das Ende allmälig 
und stark verdickt. Bei meiner neuen Art zähle ich (mit Wendeglied und verstecktem kleinen Gliede) 
nur 9 Glieder, während Hr. Förster bei seinem (hierher gehörenden?) subulifer (p. 30.) 12 Glieder 
(wahrscheinlich den Schaft mitgerechnet) zählt. Der Metathorax ist auch bei keinem Pieromalus 
so eigenthümlich gebildet, indem der mittlere Theil von den Seitentheilen durch eine tiefe, sehr 
wenig gebogene Rinne getrennt wird [wie es Förster beinahe bei P. punetum (no. 259.) be- 
schreibt]. Unter dem Doppelnerven ein brauner Fleck. 

Das $ hat auch einen stärkern Radialnervenknopf, ein kürzeres Stielchen desselben und 
einen gesättigtern Schatten unter Doppelnerven und Radialnerven. Die Fühlergeilsel ist verhältnils- 
mälsig etwas länger und der Hinterleib, wie gewöhnlich bei den 3, schmaler. 

1. 8. Ladenbergä. 1' — 1%‘ lang, ziemlich gedrungen (2). Metath. punktirt und etwas 
runzlig, mit tiefen Seitenrinnen, schwach gekielt. Rn. länger, als Dn. Hinterleib etwas kürzer, 
als Rumpf, ganz kurz gestielt, flach, unten kaum merklich gekielt, rundlich, stachelspitzig - kurz- 
zugespitzt. Kopf und Rumpf (mit Ausnahme des mehr wie Hinterleib gefärbten Metathorax und 
der stahlblauen Brustilecken vor den Vorderhüften) bräunlichgrün, hier und da etwas bronze- 
farben. Fühlergeifsel bräunlichschwarz. Fühlerschaft, Mund, Flügelschüppehen, die ganzen Beine 
(mit Ausnahme der stahlblauen Aufsenseite der Mittel- und Hinterhüften und der stark angeräu- 
cherten Hinterschenkel und Hinterschienen) und das Frenum (der Streifen hinter dem Schildchen) 
bräunlichgelb. Hintertarsen etwas weifslich. Hinterleib sehön metallisch grün und stahlblau. Der 
Flügelfleck dicht unter dem Doppelnerven ziemlich dunkel und scharf begrenzt, dann plötzlich in 
ein nach aufsen erweitert verlaufendes, bis zur Mitte des Flügels kenntliches graues Wölkchen 
verlaufend. Radialnervknopf, wie der Doppelnerv schwarzbraun, das Stielchen des Knopfes aber 
ganz hell. 

Das &, dessen Unterschiede schon in der Beschreibung der Gattung angegeben wurden, 
hat noch brillantere Farben, als das 2, und an der Basis des Hinterleibsrückens ein bräunliches 
Fleckchen. Der braune Flügelschatten auffallend dunkler. Die dunklere Farbe der Hinterschienen 
und Hinterschenkel ist fast rein schwarz. 

Diese, dem Andenken meines hochverehrten, ehemaligen Herrn Chefs, des um die Kenntnifs 
der Forstinseeten, wie um unsre Anstalt so verdienten Herrn Geheimen - Staatsministers von 
Ladenberg gewidmete neue Art, erhielt ich von Hrn. Radzay aus Oberschlesien, wo sie mit 
Eurytoma flavovaria und mehreren geflecktflügligen Pteromalen Ayles. Fraxini bekämpft hatte. 

2. 8. subulifer (Pteromalus subulifer) ist die schon erwähnte Förstersche Art, welche 
hierher gehört, und nach der Beschreibung zu urtheilen (p. 30.) der vorigen Art sehr nahe ver- 
wandt sein muls. Sie ist indessen nur etwa ' so grols (kaum %“%), hat ganz gelbe Beine, die 
nur an den Hinterschenkeln und Schienen an der Spitze braun sind. Über das Verhältnifs des 
Radialnerven ist in jener Beschreibung nichts gesagt. Die Angabe „Fühler 12-gliedrig“ beruht 
wohl auf einem Irrthume (s. den Gattungs-Character). Ob die helle Färbung des Frenum sich 
auch bei dieser Art finden mag? 


Gen. 17, Bothriothorax nov. gen. 


Die sehr tiefen und grofsen Gruben des Rumpfes und Kopfes, zwischen welchen sich dann 


BoTHRIOTHORAX. HyBortnorax. 209 


noch zahllose feine Runzeln befinden, sind so eigenthümlich, dafs sie mich zur Aufstellung einer 
eigenen Gattung bewogen. Sonst ist eine grolse Übereinstimmung mit Eneyrtus in dem Vor- 
handensein der Pleuralschilder, der gedrungenen Gestalt, dem kurzen Hinterleibe, den kurzen 
11-gliedrigen, gegen das Ende allmälig verdiekten Fühlern und dem kurzen Radialnerven, wel- 
cher unmittelbar von der Junetur entspringt, ohne dafs ein Doppelnerv vorhanden ist. Nur der 
Kopf erscheint noch gröfser, besonders die Augen weit auseinander tretend und eine ungewöhn- 
lich breite Stirn zeigend. 

1. B. Altensteinii. 1 lang, sehr gedrungen (2). Radialn. gelbbraun, entspringt von einem 
etwas verdiekten gelbbraunen Punkte der Junetur. Metathorax in der Mitte ganz glatt, kaum 
gekielt, an den Seiten etwas runzlig. Schildehen grofs, fast so lang, wie Mesothorax, abgerundet- 
dreieckig, gewölbt, grubig, wie der übrige Rumpf, nur die Seitenstücke der Basis, die Seiten- 
ränder und die äufserste Spitze glatt. Hinterleib viel kürzer, als Rumpf, rundlich-herzförmig, 
niedergedrückt, unten wenig gekielt, stächelspitzig-kurzzugespitzt. Pleuralschilder ungewöhnlich 
weit nach unten gerückt, etwas gewölbt, ganz glatt und glänzend. Dunkel metallisch-grün, hier 
und da kupferröthlich, an der Brust und dem Metathorax ins Stahlblaue, am Hinterleibe mehr 
ins Olivengrüne und Bronzefarbene verlaufend. Fühlergeifsel dunkelbraun, Schaft, sowie der 
gröfste Theil der Beine (mit Ausnahme der braunen Hinterschienen und Basis der Vorderschenkel, 
sowie der metallisch-blauen Hüften) bräunlichgelb. Mund und Flügelschüppchen pechbraun. 

Das einzige Stück, welches ich besitze, rührt von Hrn. Saxesen her und ist mit „Syrphus“ 
bezeichnet. Neben dem eben beschriebenen 2 klebt ein nur 7“ langes 'Thierchen, welches bis 
auf die ganz hellen Fühler und Beine (Hüften sind durch den Gummi verklebt) und die gestreck- 
teren fadenförmigen Fühler, oben herzförmig eingeschnittenen Kopf und eingedrückte Stirn, jenem 
aufserordentlich ähnelt und das $ dazu zu sein scheint. 


i 
Gen. IS. Hybothorax nov. gen. 

Diese interessante neue Ichneumonenform steht in der Mitte zwischen Perilampus, Chaleis, 
Eurytoma und Bothriothorax. Alle diese haben eine sehr grobe, mehr grubige als punktirte 
Sculptur des Rumpfes. Mit Chaleis hat sie die dieken Hinterschenkel gemein, auch den starken 
Doppelnerv; dieser zeigt bei Chaleis aber am Ende noch eine Spur von Radialnerv, welcher 
Hybothorax ganz abgeht, und mit Eurytoma stimmt wieder am Meisten die Form des Hinter- 
leibes. Vor allen diesen ist sie ausgezeichnet durch den höckrigen, buckligen Rumpf: schon das 
starke Schildehen ragt sehr auffallend nach hinten über das dadurch ganz verdeckte Frenum her- 
vor, und der Metathorax tritt jederseits mit einem breitern Fortsatze nach hinten vor, als wollte 
er die Basis des Hinterleibes mit 2 Armen umfassen. Davon zeigt Eurytoma nur eine Spur in 
ihrem etwas vertieften Metathorax. Der Hinterleib ist sitzend, von der Seite etwas zusammen- 
gedrückt, und etwas kürzer als der Rumpf‘, die beiden ersten Ringe reichen bis über die Hälfte. 
Der Fühlerschaft reicht bis zum obern Augenrande und die 12-gliedrige, gegen das Ende allmä- 
lig etwas verdickte Geifsel ist doppelt so lang. Mundtheile stark vorragend. 

Die eine mir bekannte Art hat der um die Erziehung vieler Inseeten verdiente alte Mecha- 
nieus Hr. Graff, der auch stets bereitwillig war, seine erzogenen Stücke und vielen Erfah- 
rungen ohne Rückhalt mitzutheilen, aus Larven von Myrmeleon erzogen. Ich nenne sie daher 

1. H. Graf. 2 Ig., äufserst gedrungen (wahrscheinlich $). Das ganze Thier ist schwarz, 
und nur die Tarsen, die Gelenke der Beine, das grofse Flügelschüppehen und die Fühlergeifsel, 
besonders das Wendeglied, bräuneln etwas. Sämmtliche Beine sind ungemein kurz, dick und 
stämmig, und es scheint, als wenn wir daraus abnehmen dürften, dafs das Thier sich kräftig 

27 


210 PTEROMALINI, EncyrTus. A. 


stützen mufste, um den Kampf mit den verborgenen, beifsigen Larven des Ameisenlöwen zu be- 
stehen, wobei die Befestigung des Hinterleibes durch die beiden Arme des Metathorax nur als 
vortheilhaft gedacht werden kann. 

Noch muls ich bemerken, dafs die Myrmeleon-Larve sich den gewöhnlichen, mit Sandkörn- 
chen derehwebten Cocon bereitet hatte und noch so wohl erhalten war, dafs man alle Glieder 
deutlich erkennen konnte. 


Gen. 19. Encyrtus Ltr. 


In dieser Gattung sieht es jetzt noch ziemlich wüst aus, obgleich schon eine grofse Menge 
von Arten bekannt wurden (Nees allein beschreibt über 60 Arten!); denn man weils in der 
That nicht, ob man das eine oder das andre vorliegende Stück, welches so ziemlich mit einer 
schon vorhandenen Beschreibung pafst, dazu rechnen, oder die kleinen, vielleicht nur von Varie- 
täten herrührenden Abweichungen, zusammengenommen mit den in jenen Beschreibungen über- 
gangenen Eigenthümlichkeiten der Sculptur und der Flügelnerven, zur Aufstellung einer eignen 
Art benutzen soll. Künftige Monographen müssen diese wichtigern Kennzeichen, z. B. wie sie 
das Verhältnifs des Radialnerven zum Doppelnerven, oder das gänzliche Fehlen oder die Un- 
scheinbarkeit derselben, sowie die immer noch leicht zu beschreibenden Verschiedenheiten der 
Punktirung darbietet, mehr berücksichtigen, wenn man ihre Arten ganz respectiren soll. 

Die (auch hier in den Seetionen angegebenen) auffallenden Bildungen des Schildchens, der 
Fühler, die Flügellosigkeit ete. scheinen hinreichenden Grund zur Aufstellung kleinerer Gattungen 
zu geben; allein auch hier bleibt der Character eines Eneyrtus in der sehr gedrungenen Gestalt, 
der eigenthümlichen eingedrückten Stirn, den sehr kurzen und ungesehiekten 11—12-gliedrigen 
Fühlern, den Pleuralschildern, dem sehr kurzen, nahe an die Junktur gerückten Radialnerven 
u. s. f. immer unverkennbar. Durch die starken Mitteltarsen und den starken Mittelschienendorn, 
weleher meist sogar so lang, wie das erste Tarsalglied ist, nähern sie sich den Eupelmen (be- 
sonders Eneyrtus Eytelweinii). 

Eigene Erfahrungen über neue Sectionsmerkmale habe ich bei der Armuth der Forstinseeten 
an Eneyrten nicht sammeln können, doch dürften einige in den Beschreibungen von mir gegebene 
Winke über Terminologie u. s. f. nicht zu verwerfen sein. 

Diese Armuth liefs mieh auch noch keinen tiefern Blick in die Lebensweise der geri sehr 
interessanten und wahrscheinlich auf Feldern und Wiesen hauptsächlich sich tummelnden Thier- 
chen tlun. Aus Schildläusen stammen die meisten Arten her (duplieatus, lunatus, sylvius, scu- 
tellaris, zephyrinus). Einige leben in Eiern, wie E. embryophagus und wahrscheinlich auch 
mein E.tardus. Mehrere sind in Raupen (E. atrieollis, truncatellus), welche sie aufeine ganz eigen- 
thümliche Weise, wie dort angegeben ist, besetzen und in ihrer natürlichen Form erhalten, auch 
eine m Raubkäfern. Sie enthalten mono- und polyphagische, selbst pantophagische; denn För- 
ster (d. 1. p. 9) führt an, dals E. chaleonotus Dim. aus einer Agrotis-Raupe erzogen sei, dann 
aber auch aus Knoppern oder angeschwollenen Kelchen von Verbaseum nigrum. Ob die Identität 
beider aber auch vollkommen erwiesen ist? E. truncatellus lebt entschieden in Baumspannern 
und in Krautmotten. 

A. Fühlerende weils. 

1. Eytelweinii. 1“ lang ($) (mit den geradeaus nach hinten gestreckten Fülsen über 2" 
lang) sehr gedrungen. Dem Nees’sehen (aber nur 4“ langen) E. faminius Dalm. sehr ähnlich. 
Tarsen der Mittelbeine so auffallend lang und diek (mehr als doppelt so stark, als die der übri- 
gen Beine), wie man es nur bei Eupelmus findet. Die Börstchen der Sohle sind zwar nur 


Encyrtus. B. a. 211 


fein #), aber doch deutlich vorhanden. Mittelschienendorn stark und so lang, wie das Iste Tarsalglied, 
Die Fühler sehr lang, würden in gerader Linie bis über das Schildchen hinausragen, am Ende die 
Innenseite schräg zugespitzt; das letzte Glied, sowie das walzenförmige vorletzte elfenbeinweils. 
Die Augen treten auffallend nahe zusammen und zwischen ihnen liegen die Nebenaugen, das 
unpaare auffallend weit nach vorn vorgeschoben: seine Entfernung von den beiden paarigen ist 
fast doppelt so grols, als die der beiden letztern von einander, wie ich es bei keinem Eneyrtus 
und Eupelmus kenne. Hinterleib viel kürzer als Rumpf, sehr breit-sitzend, rundlich, oben etwas 
eingedrückt. Metallisch- meist grünlich- oder bronzefarbig-glänzend, nur das Schildehen matt. 
Beine ebenfalls vorherrschend metallisch, die Tarsen der mittlern elfenbeinweifs, mit bräunlichen 
Börstehen. Durch die wasserhellen Flügel zieht etwa durch das mittlere Drittheil, den an der 
Junetur entspringenden dunklen Radialnerven ganz umhüllend, eine ziemlich scharf abgeschnittene 
graue, gegen den Innenrand allmälig verlaufewde Querbinde. 

Möge der im Reiche der unendlichen Gröfsen hochberühmte, mir so theure Name, mit wel- 
ehem ich das schöne Thierchen belegte, den Naturforschern, denen er auch angehört, recht oft 
in Erinnerung kommen! Am 10. August des J. 1842 nahm ich eine Larve von Coeeinella ocel- 
!ata, welehe mir besonders grofs und träge vorkam und die ich daher gleich im Verdachte hatte, 
in den Zwinger. Sie frafs noch eine Lophyrenlarve, welche ich ihr hinwarf, später aber nichts 
mehr. Bald darauf klebte sie das Schwanzende, wie die Coccinellen es gewöhnlich vor der Ver- 
puppung thun, an ein Blatt und wurde unbeweglich, ohne sich zu verpuppen. Ich wartete immer 
vergeblich auf das Erscheinen eines Schmarotzers, bis ich im Frühjahre 1843 den schönen 
Eupelmus-ähnlichen Eneyrtus in einem Winkel des Kastens todt und die Larve von einem 
Löchelchen an der Seite des Rückens durchbohrt vorfand. Da ich nicht auf ein so kleines 'Thier- 
chen gerechnet hatte, so mag mir dessen Erscheinen im Herbste wohl entgangen sein; denn im 
Winter konnte es nicht ausgekommen sein. Die Coceinellen-Larve hatte ihre natürliche Gestalt 
vollkommen erhalten und nur die rothen und weilsen Flecken verloren; ich wollte sie daher nicht 
für den Zweck einer Untersuchung zerbrechen. 


B. Fühlerende dunkel. 
a. Fühler weils oder gelb geringelt. 


2. E. duplicatus N. 17%“ lang, sehr gedrungen. Rn. aus der Mitte des sehr kurzen und 
etwas verdickten Dn. entspringend, so lang, wie derselbe, allmälig zu einem kleinen Knöpfchen 
verdickt. Fühlergeifsel gegen die letzte Hälfte hin allmälig etwas verdickt. Schildchen fast herz- 
förmig, ziemlich flach, an der Basis jederseits mit einem kleinen gesonderten Stückehen. Meta- 
thorax sehr schmal, mit einer ganz durchgehenden Querrunzel, schwach punktirt, fast glatt. Die 
Seitenschilder grofs, rundlich-eiförmig, ziemlich abstehend, aufserordentlich dieht und kaum be- 
merkbar punktirt. Hinterleib eiförmig, stachelspitzig-kurzzugespitzt, sehr flach, oben kaum ein- 
gefallen, unten nur an der äufsersten Basis ein wenig kielfürmig hervortretend. Rumpf aufser- 
ordentlich fein- und dicht-punktirt, mit etwas weitläufiger stehenden gröbern Punkten, in welchen 
die dichtanliegenden Härchen stehen. Schienendornen der Mittelbeine sehr stark. Kopf (mit Aus- 
nahme der dunklen Tasterenden der schwarzen 3%%) Fühler-Endglieder und der dunkelbraunen 
ersten 5 Geilselglieder auch des meist etwas dunkel angellogenen Schaftes), der gröfste Theil 


*) Solche Übergänge scheinen nicht ganz ungewöhnlich zu sein, denn auch Nees sagt bei E. ercavatus Dim. 
„pedes medii reliquis manifesto erassiores subtusque eiliati, minus tamen distinete eiliisque tenuioribus.“ 
**) Nees (l..p. 204.) giebt nur 2 schwarze Fühlerglieder an; es sind aber in der That, wenn man das äufserste, 
freilich sehr schwach abgesetzte Gliedchen berücksichtigt, deren 3. 
278 


- 


212 PTEROMALINI. Excyrtus. B. b. 


der Seiten und Unterseite des Rumpfes, Vorderseite des Prothorax (mit Ausnahme eines dunkel 
metallischen Fleckes), Tarsen, der grölste Theil der Schienen und Schenkel der Vorder- und 
Mittelbeine, auch der Vorderhüften, röthlichgelb, das Übrige metallisch-grünlich und bronzefarben. 
Flügel rauchgrau, von Binden und Streifen durchzogen, welche, wenn man den Flügel in ausge- 
spannter Stellung betrachtet, die Form eines P (nach Nees eines K) vorstellen, jedoch manch- 
mal mit sehr kurzem Fulse. 

Hr. Saxesen fing diese Art in der Mitte des Mai in Fichtendiekungen des Oberharzes, wo 
sie wahrscheinlich aus Coceus (C. racemosus?) ausgekommen war. Zugleich erhaschte er einen 
äufserst ähnlichen, nur etwas kleinern und auf der Oberseite weniger metallischen Eneyrtus 
(E. lunatus Dim.), welcher vielleicht nur als Varietät angesehen werden kann. Es scheint also, 
als wenn mehrere sehr ähnlich gebildete Thierchen dieser Gattung auf Schildläuse angewiesen 
wären. So ist z. B. noch eine sehr nahe verwandte Art wirklich aus Coceus erzogen worden, 
nemlich: 

3. E.sylvius Dalm. Aus der Beschreibung von Nees (Z. 1. p. 205.) kann ich, da mir das 
Insect selbst nicht bekannt ist, nur folgende wesentliche Unterschiede, im Vergleiche mit den 
vorigen, hervorheben: der Fühlerschaft erweitert-zusammengedrückt. Der Scheitel ganz oder 
punktirt- oder liniirt-braun. 'Thorax sammt dem Prothorax schwarz-metallisch und nur die 
Schultern an der Spitze röthlich. Flügel grau, aber nicht dunkel (einerascentes, hyalinae, non 
obscuratae), die vordern mit einer weilsen, gebogenen linienförmigen, aber nur in 
gewisser Richtung bemerkbaren Binde nahe der Mitte durchzogen. 

Dies soll die Art sein, welche der alte Frisch (Beschr. v. Ins. Deutschl. Th. IX. p. 37.) als 
„Schlupfwespen in den braunen Eyerwartzen an den Pflaumen- und Kirschbäumen‘“ beschrieben 
hat und die auch Dalman aus Birken-Schildläusen erzogen haben will. Frisch beschreibt aber 
an seinen Wespen einen ganz gelben Halskragen, und es ist daher doch noch fraglich, ob 
die aus Kirsch- und Pflaumengallen ausschlüpfenden Eneyrten nicht einer andern Art angehören. 
Frisch fand von seinen Wespehen 10 — 12, und noch mehr in jeder Schildlausgalle und ist 
geneigt, sie als Vieare von Anthribus varius, die er sonst in den Blasen gefunden hatte, anzu- 
sehen. Hier ist durch Erziehung recht vieler Coceus noch viel zu thun! Ich glaube aber einen 
ganz erlaubten Schlufs gezogen zu haben, wenn ich annahm, dafs der von Hrn. Saxesen auf 
Fichten gefangene C. duplicatus und hmatus, auch aus Coccus herstammen. 


b. Fühler nicht hellgeringelt. 


“Schildehen am Ende mit einem dornähnlichen Haarbüschel. 


4. E. seutellaris Dim. 1% — 2 lang, also eine der gröfsten Arten und dadurch, sowie 
dureh einen grofsen, eireumseripten gelblichweilsen Fleck des Schildehens vor allen bekannten 
Arten ausgezeichnet. Der übrige Körper ist fast ganz schwarz, und nur Fühlerschaft, Beine 
und besonders das Schild der Pleuren zum Theile hell gefärbt. Die Flügel an der Basalhälfte 
ganz glashell, mit einem schwarzen, rechtwinklig vom Subeostalnerven abgehenden Striche, die 
(etwas gröfsere) Spitzenhälfte aber rauchgrau, mit einer parallel dem Vorderrande mitten durchzie- 
henden weilsen Linie, undeutlichem, kurzem, schwarzem Doppelnerven, von dessen Basis der 
ziemlich lange, aber wegen starker Trübung des Grundes wenig bemerkbare Doppelnerv abgeht. 

Ist ebenfalls ein Schildlausbewohner (Coccophagus pulchellus Westw.) wahrscheinlich aber 
nur auf Laubhölzern (z. B. auf Ahorn), bis jetzt nur selten in Deutschland beobachtet (Gegend 
von Dresden). [Nees 2 2. p. 428. — Walker Monogr. Chaleid. p. 6.| 


Encvyrtos. B. b. 213 


** Schildehen olıne Haarbüsehel. 
1. Fühler am Ende stark keulenförmig verbreitert. 

5. E. atrieollis Dalm. +“ lang, sehr gedrungen. Doppelnerv kaum bemerkbar mit einer 
Spur von verschwindendem Radialnerven, Fühlergeifsel beim $ fadenförmig, beim 2 am Ende 
etwas verdickt. Stirn für die Aufnahme des Fühlerschaftes eingedrückt. Schildchen fast halb so 
grols, wie Pro- und Mesothorax zusammen, gewölbt, fast herzförmig, ohne Lateralstückehen. 
Scheitel der Weibchen stark ausgerandet. Metathorax sehr kurz, glatt. Pleuralschilder läng- 
lich-eiförmig, mäfsig, verschwindend-punktirt. Hinterleib kürzer, als Rumpf, bei beiden Ge- 
sehlechtern rundlich-eiförmig, beim Weibchen mit hellgefärbtem, sichtbarem, aber sehr kurzem 
Legebohrer, oben stark eingefallen, unten nur an der Basis gekielt. Punktiruing des Rumpfes 
nicht bemerkbar. Haare sehr fein, dicht anliegend. Matt sammt-schwarz, bei gewissem Licht- 
einfalle schwach metallisirend; der Kopf metallisch-grünlich- oder bläulich, beim 2 heller und 
brillanter, als beim 5, die Fühlergeifsel (mit Ausnahme der Oberseite des Wendegliedes) und 
Schaftspitze aber hellbraun. Die Tarsen und der gröfste Theil der (schwarz geringelt erschei- 
nenden) Schienen, auch die Enden der Schenkel (der vordern oft weiter) gelblichweils, die übri- 
gen Theile der Beine grölstentheils dunkelbraun. Pleuralschilder metallisch-bläulich. 

Es ist dies der von Bouche& (Naturgesch. d. Ins. p. 167.) als Feind der Tinea evonymella, 
jedoch unter dem Namen Pteromalus eyanocephalus beschriebene gemeine Eneyrtus. Nees 
(Hym. Vol. I. p. 434.) hält ihn für den E. fuseicollis Dim.; allein seine Beschreibung (nament- 
lieh Farbe der Beine) palst schon nicht recht, und ich habe mich vollends durch die Verglei- 
ehung schwedischer Exemplare, welche ich Freund Dahlbom verdanke, von der Identität der 
bei uns gezogenen und des atricollis Dim. überzeugt. Ich habe ihn aus der evonymella und 
eognatella erhalten. Man bemerkt die kleinen gelblichweilsen Maden schon im Monat Juni in den 
Raupen dieser Motten, welche sich noch ziemlich wohl befinden und sich sogar Anfangs Juli ein- 
spinnen. Das Gespinnst wird aber nicht so dicht und fest, wie bei den gesunden Raupen, und 
man kann die darin sterbende Raupe deutlich erkennen. Gegen die Mitte des Juli kommen die 
Wespen aus der nach Farbe, Gestalt und Gröfse noch deutlich erkennbaren Raupe, wohl 50—60 
(nach Bouche zu Hunderten) aus einer. Sie haben darin so eng gelegen, dafs öfters nur eine 
haardünne Scheidewand zwischen je 2 Öffnungen bleibt. 

Um die Zeit des Auskommens giebt es keine Raupen der evonymella und ceognatella mehr. 
Die Wespen müssen sich also doch sehr lange herumtreiben, ehe sie wieder ihre Beute finden. 
wenn sie nieht etwa ähnliche kahle Raupen, welche jenen Motten ähnlich sind, noch vor Win- 
ter angreifen, was nicht ganz unwahrscheinlich ist. 

6. E. truncatellus Dim. '%'“ lang ($, 2), die $ etwas schlanker, als die £. Der Doppel- 
nerv wird durch eine deutlich verdiekte dunkle Stelle angedeutet, von deren Mitte der deutliche, 
wenn auch nur kurze Radialnerv entspringt. Der Fühlerschaft reicht bis in die Gegend des Ober- 
randes der Augen; die Geilsel ist beim 2 noch nicht ganz 2-mal, beim $ fast 2'%-mal so lang, 
als der Schaft: beim $ hat sie 9 breite, fast etwas gesägt vorspringende, ziemlich stark behaarte 
Glieder, deren letztes (lauzettförmiges) zuweilen aus 2 verschmolzen ist und dann so lang, wie 
die beiden vorhergehenden ist, beim 2 endet sie in eine schief nach innen abgestutzte, eiförmig- 
zusammengedrückte, kaum eine Spur von Gliederung zeigende Keule, vor welcher man 7 eng zu- 
sammenhangende, kurz behaarte Gliederehen bemerkt. Sonst von der Gestalt der vorigen Art, 
nur etwas schlanker, und das Schildehen nicht ganz so grofs, auch der Scheitel nicht ausgerandet. 
Hinterleib bei beiden Geschlechtern kürzer, als Rumpf, beim 2 fast herzförmig, unten in der Mitte 
schwach gekielt, ohne bemerkbaren Bohrer, beim $ etwas gestreckter, stachelspitzig. Der ganze 


214 PTEROMALINI. Encyatus. B. b. PLATYGASTER. 


Rumpf ist deutlich schuppig-punktirt, die Pleuralschilder ebenfalls deutlich-, aber sehr fein-punk- 
tirt, der sehr kurze Metathorax aber wohl fast ganz glatt. Die Farben schön metallisch, jedoch 
bald mehr grün, bald mehr blau, das Schildehen meist mehr grünlich. Unterseite mehr blau. Die 
Fühler graubraun, beim & heller als beim 2, das Wendeglied metallisch angeflogen. Die Beine 
sind dunkel, nur wenig metallisch schimmernd, und nur die Gelenke, besonders die Mittelschienen- 
enden nebst Dornen, sowie die Mitteltarsen, weils, die hintern etwas schmutziger, beim 2 alles 
dies etwas schmutziger, als beim 4. 

Ich habe die Beschreibung nach Exemplaren entworfen, welche ich der Güte Dahlbom’s 
verdanke und die die Raupe von Tinea umbellella auf ganz ähnliche Art bewohnt hatten, wie 
E. atricollis in der evonymella und cognatella schmarotzt. Nees scheint dasselbe Thier vor sich 
gehabt zu haben, nur ist es auffallend, dafs er ‚„„Antennae nigrae“ sagt. Hr. Hartig versteht 
dasselbe Thier unter E. truncatellus, wie ich an einem durch seine Güte übersandten $-Exem- 
plare ersehe. Seine Beobachtungen veranlafsten mich, die Art mit aufzunehmen. 

Er (Jahresber. p. 263.) erzog sie aus einem ziemlich seltnen Kiefernspanner (Geom. fulvata Fbr.) 
und bemerkt dazu: „lebt gesellig zu 30 — 40 in der Raupe, verpuppt sich im Innern derselben 
in eigenen, länglich-eiförmigen Cocons, wodurch der Raupe, auch nach dem Auskommen der 
Schlupfwespen, ihre natürliche Gestalt verbleibt. Durch die Raupenhaut sieht man die Cocons 
der Pteromalinen zellenartig durchscheinen“. Ganz eben so verhielten sich die kleinen Schma- 
rotzer in der umbellella. Hier liegt also wieder ein sicherer Fall vor, dafs einzelne Ichneumonen 
Holz- und Krautinseeten zugleich angehen. 

Ganz ähnlich verhielt sich der E. chaleonotus Dim. (wenigstens demselben äufserst nahe ver- 
wandt), welchen ich aus einer nackten, am Grase gesammelten, aber nicht mehr erkennbaren 
Eulenraupe erzog. 

7. E. tardus dem vorigen wiederum sehr ähnlich, doch noch etwas kleiner; die Punktirung 
etwas schwächer, Fühlerschaft grünlich-metallisch, Fühlergeifsel mit mehr rundlichem, undeutlich 
schief abgestutztem Knöpfchen, braun, mit dunklen Ringeln, auch die Füfse gröfstentheils schmutzig- 
hellbraun, nur die Hinterschenkel fast ganz dunkelbraun, die übrigen, sowie ein Theil der Schie- 
nen, nur braun angeräuchert. Radialnerv unmittelbar an der Einfügung des Subcostalnerven ent- 
springend, Doppelnerv also ganz fehlend. 


II. Fühler am Ende nicht ermeitert. 


Aus dieser Abtheilung habe ich selbst keine Art beobachtet. Sie scheint indessen Baumbe- 
wohner, namentlich Schildlausfeinde zu haben, wie wir an 

8. E. zephyrinus Dim. sehen, der nach Nees und Dalman in Coeeis Betulae albae wohnt 
und mit E. sylvius gemeinschaftlich ausschlüpfte. Aus Nees’s Beschreibung dürften nur „anten- 
nis elongatis, linearibus, ore palpisque pedibusque totis pallide flavis, tegulis flavescentibus‘* 
als bezeichnend hervorgehoben werden, indem Seulptur und Flügelnerven in der Beschreibung 
ganz übergangen sind, 

9. E. embryophagus Hrt. gellügelt; überall, aufser den grofsen Augen, mattgelb. Männchen 
mit braunem Hinterleibsrücken und pinselförmig behaarten Fühlern. %—%“* lg. Gesellig zu 4—6 
inEinem Eie des Kiefernspinners lebend und später, als Teleas erscheinend (Jahresber. p. 250.). 


Gen. 20. Platygaster Ltr. 
Radialnerv fehlt. Wäre also nur mit einigen schmalflügligen, sehr kleinen oder nicht forst- 
lich wichtigen Arten zu verwechseln. Metathorax versteckt, mit einem Paare paralleler Längs- 


PLATYGASTER. PRoSACANTHA. 215 


leistehen. Sie schliefst sich dureh die beiden deutlichen, nach hinten convergirenden Mesothorax- 
Nähte, durch den ungeheuren, meist den halben Hinterleib einnehmenden, 2ten Ring, dessen 
öfters vorkommende ausstrahlende Rippchen und dessen Anheftung und Stielbildung durch die 
glänzenden, einförmigen, schwarzen Farben, schwache Punktirung, sowie überhaupt auch ziemlich 
durch den ganzen Habitus unsrer Gattung Ceraphron an. Die Fühler (das Basalglied des Schaf- 
tes mitgerechnet) sitzen nahe über dem Munde, sind 10-gliedrig*), und haben lange nnd sehr 
deutlich gesonderte Glieder, woher ihre auffallende Länge, die öfters der des Körpers fast gleich 
kommt. Die 2 haben einen länglich -lanzettförmigen, zugespitzten, die $ einen länglichen, stum- 
pfen Hinterleib. Legebohrer nicht bemerkbar. 

Es sind schon mehrere Arten aus Forstinseeten erzogen worden, namentlich aus Fichtenzapfen. 
Von Hrn. Bouche erhielt ich einen P. Cicidomyiae, erinnere mich aber nicht, welche Art von 
Ceeidomyia dieser bewohnte. Die Arten sind einander sehr ähnlich, und es wird bei der Son- 
derung derselben ein sehr willkommenes Hülfsmittel sein, wenn wir erst wissen, woher sie 
stammen. 

1. P. contorticornis. 17. lang, sehr gestreckt. Fühler deutlich 10-gliedrig. Das 2te 
Geilselglied der $ ist gedreht, verbreitert und an der nach oben gewendeten Fläche etwas ge- 
höhlt. Schildehen stumpf. & hat an der Basis des Hinterleibsrückens ausstrahlende (fast bis zur 
Mitte des 2ten Ringes) feine Rippchen, beim $ stärkere, als beim 2. Der 2te Ring die Hälfte des 
ganzen Rückens, oder noch mehr ($) bedeckend. Vom Radialnerven keine Spur. Körper schwarz. 
Die Fühler und gröfstentheils auch die Beine dunkel scherbenbraun, letztere, sowie die Fühler 
an der Basis des Schaftes, zum Theile bräunlichgelb. 

Mehrere $ und erhielt ich von Hrn. Saxesen aus dem Harze, mit der Bezeichnung „Roth- 
tannen-Zapfen“ und „auf Rothtannen gefangen‘“. 

2. P. nodicornis Nees. 1’ lang. Dem vorigen sonst sehr ähnlich, jedoch bestimmt ver- 
schieden: durch das spitzige, gegen das Ende stark braungrau behaarte Schildchen, durch die 
gröfstentheils trüben Flügel und die bräunlichgelben Fühler und Beine, an welchen nur ein Theil 
der Geifsel, Hüften und ein Theil der Schenkel (besonders der hintere), sowie die hintern Schie- 
nen und Tarsen etwas dunkler sind. 

Ein 2 stammt vom Harze her, wo es auf Rothtannen gefangen wurde. Wahrscheinlich ist 
auch diese Art, wie die nahe verwandte vorige, aus Zapfen ausgekommen. 


Prosacantha. 

ist eine in Farbe, Oberfläche, Habitus und Hinterleibsform sehr ähnliche Gattung, die sich aber 
durch die letztern gröfsern oder keulenförmig angeschwollenen (dann eng verbundenen) Geilsel- 
glieder der 12 — 13-gliedrigen Fühler, das spitze, meist in einen Dorn auslaufende Schildchen, 
oft auch ein Paar Dornen des Metathorax, sowie durch meist keulenförmig verdickte Schenkel, 
mangelnden oder sehr kleinen Radialnerven, Nahtlosigkeit des Metathorax -Rückens auszeichnet. 

Ich vermuthe, dals auch Arten dieser Gattung in Forstinseeten wohnen. Ich erhielt mehrere 
kurzgeflügelte Arten, jedoch leider olme Angabe der Wohnungsthiere. Unter Andern von 
Hın. Saxesen aus dem Harze ein schönes ganz rothbeiniges Thier mit schwarzer 3-gliedriger 
Keule der rothen Fühler, spiegelblanken Kopfe und Rumpfe und besonders ausgezeichnet durch 
sehr kleine Augen (Gen. Mierophthalmus?). 


*) Nees fl. I. p. 297.) meint, diese 10-Gliedrigkeit sei nur Schein, und es seien allermeist wirklich II Glieder 
da. Bei den hier zu beschreibenden forstlichen Arten kann ich mich aber nicht davon überzeugen. 


216 PTEROMALINI. SPALANGIA. j ÜERAPHRON. 


Spalangia. 
wiederum eine den vorigen sehr ähnliche, schwarze Gattung, mit kurzem, dickem Radialnerven, 
langen, dicht über dem Munde inserirten, deutlich I1-gliedrigen, ziemlich langen Fühlern, beson- 
ders ausgezeichnet durch eine fein- und zerstreutgrubige Sculptur des Rumpfes und durch ein 
langes, geripptes Stielehen des, gleichmäfsig vertheilte Ringe zeigenden, Hinterleibes. 
Hr. Bouche erzog S. nigra Ltr. aus Stubenfliegen. Ob auch Tachinen von diesen Wesp- 
chen leiden? 


Gen. 21. Ceraphron Jur. 


Am Vorderrande des Vorderflügels läuft ein dieker, brauner, allmälig auch etwas stärker 
werdender Nerv, welcher jenseits der Mitte des Flügels plötzlich zu einem rundlich- eiförmi- 
gen, cehocoladenbraunen, nach aufsen abgestutzten Randmale sich erweitert und aus der hintern 
und äufsern Ecke einen Radialnerven abschickt, den man bei hellem Lichte durch das Mal hin- 
durch diagonal durchscheinend bis zum Anfange des Males verfolgen kann. Auch der Hinterleib 
ist sehr eigenthümlich, indem er unter dem Metathorax versteckt mit einem kurzen, gerippten 
Stielehen entspringt, sich dann, durch eine feine Querleiste geschieden, plötzlich zu einem unge- 
heuren 2ten Ringe erweitert, und dann an der letzten Hälfte nur noch 3— 4 undeutlich geschie- 
dene Ringe zeigt. Bei den 2 ist er unten schwach rundlich-gekielt, spitzig (wegen des etwas 
hervorragenden Legebohrers), bei den $ stumpf, Fühler sehr lang (von der halben (2) oder gan- 
zen ($) Länge des Körpers), der Schaft bei den 2 fast die halbe Länge der Geilsel ausmachend, 
bei den $ verhältnifsmäfsig kürzer, die Geifsel bogig nach oben gekrümmt, wenig gegen das Ende 
verdickt (wie bei Teleas). Sie sind 12-gliedrig, das Wurzelglied deutlich aus dem Grübchen 
am Rande eines eigenthümlichen dreieckigen Eindruckes der Stirn hervorragend. Prothorax ganz 
versteckt, gegen den Kopf etwas vorgezogen. Mesothorax mit drei, nach hinten etwas conver- 
sirenden Nähten durchzogen. Das nackte, unbewehrte Schildehen mäfsig, wenig gewölbt, an der 
Basis mit ein Paar grofsen Lateralstücken. Punktirung des Rumpfes und Kopfes sehr fein, auf 
der sehr feingerieselten Fläche stehen überall einzelne verlorne gröbere Punkte. Der Hinterleib, 
mit Ausnahme der kleinen Basalrippen, ganz glatt. Herrschende Farbe, glänzend schwarz. 

Es sind bis jetzt nur wenige Arten aus Forstinseeten erzogen worden: eine aus Nadelhoiz- 
wiceklern, und zwei, aus den Larven von Syrphus, und endlich eine von mir hier nicht beschrie- 
bene (C. elandestinus Nees) Art aus Aphis Ribis, wie Hr. Förster (l. Z. p. 9.) berichtet. 


A. Mit ganz weils durehsichtigen Flügeln. 


1. €. Tortrieum. 1.“ und etwas darüber lang (2). Fühler so lang, wie Kopf und Rumpf 
zusammengenommen, die Geifsel gegen das Ende wenig dicker. Rn. von der Breite des Rand- 
mals. Hinterleib oval, spitzig, niedergedrückt, oben nur gegen die Spitze ein wenig eingefallen, 
an der Basis deutlich gerippt. Die ganzen Tarsen, und die ganzen Schienen der Vorder- und 
Mittelbeine, sowie ein Theil der Hinterschienen, Schenkelenden und Schaftbasis, besonders unten 
gelbraun, auch die Fühlergeifsel, Schenkel und Schienen gegen das Licht gehalten braun durch- 
scheinend. Taster bräunlichgelb; alles Übrige schwarz. 

Mehrere Stücke rühren von Hrn. Saxesen her und tragen die Bezeichnung: „aus Wickler- 
raupen von Rothtannen‘“ und dann wieder „aus Tortrix piceana von Lerchen‘. 

2. C. Syrphi Be. Dem vorigen aufserordentlich ähnlich, jedoch die Oberfläche des Rum- 
pfes noch etwas schwächer gerieselt, auch sämmtliche Punkte schwächer, die helle Farbe der 


ÜERAPHRON. PacnveEras. 217 


Beine gelber und klarer. Hinterleib weniger breitsitzend, mit engeren und deutlichern Basalrippen. 
Bohrer nur sehr wenig vorstehend *). 

Er führt auch eine ganz andre Lebensweise. Nach Hrn. Bouche& leben die Larven den 
Herbst und Winter hindurch in den Puppen von Syrphus Ribesii und balteatus. 


B. Mit braungewölkten Flügeln. 


2. €. aneyloneurus. 1—1'.“ lang, vorzüglich ausgezeichnet durch den langen (die längste 
Dimension des Flügelmals übertreffenden) leicht gebogenen Radialnerven. Basis des Hinterleibes 
deutlich gerippt; der 2te Ring nur etwa die Hälfte der Länge des Hinterleibes einnehmend. Fülse 
schmutzig gelbbraun, die vordern heller, als die mittelsten und hintersten, Hüften schwarz. Füh- 
ler, mit Ausnahme des kleimen, hellen Wurzelgliedes, dunkelbraun. Das braune Flügelwölkchen 
befindet sich am Gesättigtsten unter dem Randmale und verläuft allmälig unter dem Radialnerven, 
zeigt über demselben aber nur eine Spur. Der Rumpf stark gerieselt, ins Feinschuppige überge- 
hend, uhne bemerkbare eingestreute Punkte. . 

Zwei Stücke sandte Herr Saxesen mit der Bezeichnung: „Syrphus- Larven“. 


—— (ID — 


Ceraphron brachynteri wird von Schwägrichen ein kleiner Schmarotzer genannt, wel- 
cher der Ceeidomyia brachyntera besonders feindlich sein soll (s. Pfeil’s kritische Blätter Bd. IX. 
H. 1. p. 164). Es geht aber weder aus der kurzen Beschreibung noch aus den beigegebenen 
Abbildungen und deren Erklärung hervor, dafs dies wirklich ein Ceraphron gewesen ist. Die 
beiden Seitenansichten (Fig. 19, 20.) rühren, wenn ich nicht irre, von Schwägrichen selbst 
her. Sie sind so schlecht gezeichnet, dafs man gar nichts aus ihnen zu machen weils. Daher 
mag wohl S. Weber, welcher die Platte stach, die Nothwendigkeit gefühlt haben, noch eine 
commentirende Abbildung hinzuzufügen; wenigstens glaube ich an der Symmetrie der ganzen 
Figur (Fig. 16.) Weber’s Meisterhand zu erkennen. Es entsteht nur die Frage: wonach hat 
Weber gezeichnet? Ich vermuthe, dals er Pteromalus Ceeidomyiae aus Ceeidomyia Pini vor 
sich gehabt hat. Mit dieser stimmt die Figur am Meisten überein, und was nicht recht palst, 
mag mit der geringen Übung des Künstlers, gerade die Pteromalinen-Charactere aufzu- 
fassen, entschuldigt werden. 


Gen. 11.%#%). Pachyceras nov. gen. 


Ich habe den Namen dieser neuen, besonders durch den lang hervorragenden Legebohrer 
ausgezeichneten Gattung von den kurzen, dicken Fühlern hergenommen: der Schaft entspringt in 
der Höhe des untern Augenrandes und reicht kaum bis zur Scheitelhöhe; die 9-gliedrige (2 ver- 
steckte, auf das Wendeglied folgende Gliederchen mitgerechnet) gegen das Ende allmälig stark 
verdickte Geifsel 1',-mal so lang, wie Schaft. Radialnerv, Rumpf-Sculptur und Bau wie bei Pie- 
romalus, Hinterleib wie bei Torymus. 

Die beiden bisher bekannt gewordenen Arten sind Schmarotzer der verschiedensten Borkenkäfer. 


*) Nach Bouche (Naturgesch. 176.) soll er von halber Länge des Hinterleibes sein. Das beruht aber wohl auf 
einem Irrthume oder Druckfehler; denn ich besitze Exemplare durch die Güte des Herrn Auctors selbst, welehe sämmt- 
lieh einen kaum vorragenden Bohrer haben. 

**) Durch ein Versehen ist diese Gattung, welche hinter Teleas folgen sollte, hierher gebracht worden. 


28 


218 PrEROMALINI. PACHYCERAS. 


1. P. Xylophagorum. 1—1’s' lang (ohne Bohrer), ziemlich gestreckt. Rn. fast von hal- 
ber Länge des Dn. Metathorax ziemlich flach, fast etwas gekielt, fein-runzlig, mit sehr deut- 
lichem Stigma. Hinterleib sitzend, so lang, wie Rumpf, seitlich zusammengedrückt, auf der obern 
schmalen Fläche etwas eingefallen, unten scharf gekielt. Legebohrer halb oder etwas mehr als 
halb so lang, wie der Hinterleib. Metallisch-schmutzig-grün, hier und da etwas kupfrig angeflo- 
gen, an den Hüften und Brustseiten stahlblau. Fühlerschaft und Wendeglied, sowie die Beine 
von der Spitze (am lsten Paare oft schon von der Basis) der Hüften an Mund- und Flügelschüpp- 
chen bräunlichgelb, hier und da schwach angeräuchert. Hinterleib und Legebohrer, sowie Fühler- 
geilsel, braun, ersterer etwas metallisch überflogen. 

Nach Hrn. Saxesen, welcher zahlreiche Exemplare vom Harze schickte, leben die Larven 
dieser Art äufserlich an den Larven der Borkenkäfer, vorzüglich des Bostrichus typographus 
und des Aylesinus palliatus. Später erhielt ich dieselbe Art auch von Hrn. Zebe aus Borutin 
in Oberschlesien. 

2. P.Eccoptogastri unterscheidet sich von der vorigen Art nur durch geringere Grölse (%“‘) 
durch herrschende bläuliche Farben und durch dunklere Beine, namentlich ganz dunkle Hinter- 
schenkel, vielleicht nur eine Varietät derselben. 

Im Jahre 18540 erzog ich im Monat Juli 1 Weibchen aus eingezwingerten Eccoptogaster 


intricatus (E. pygmaeus auct.). 


Register. 


Die mit liegender (Cursiv-) Schrift gedruckten Namen bedeuten Synonyme‘) oder nur kurz angedeutete 


Arten und Gattungen. Die nicht mit Auctoritäten bezeichneten Arten sind neu. 


Agathis pag. 57. 

Allotria erythrocephala W stw. 

Alysia eonfluens 55. 
rubriceps 56. 

Anomalon amictum Fbr. SS. 
biguttatum Grv. 88. 
eanaliculatum 90. 
eapillosum Hrt. 89. 
cerinops Grv. %. 
eircumflexum L. S7. 
flaveolatum Grv. W. 
giganteum Grv. 87. 
gliscens Hrt. 89. 
Klugii Hrt. 89. 
melanobatum Grv. 91. 
Pinastri Hrt. 59. 
unicolor 87. 

f xanthopus Grv. 59. 

Aphidius aphidivorus 50. 52. 
enervis N. 50. 
flavidens 53. 
flavipes 52. 
resolutus N. 


zı 
a CO) 


Rosarum N. 
Ascogaster 42. 
Aspigonus Abietis 56. 
Banchus compressus F, 104. 
faleator F. 106. 


*) Synonyme wurden im Ganzen nur selten aufgenommen, und nur dann, wenn es sich um Vergleichung oder Be- 
Eine vollständige Synonymie lag nieht im Plane dieses Werkes. 


52. 


richtigung fremder Arten handelte. 


— eb 


| Bassus albosignatus Grv. 122. 
exsultans Grv. 122. 

Brachistes firmus 54. 

| interstitialis 54. 

| longieaudis 54. 

Noctuae 55. 


robustus 54. 
Bothriothorax Altensteinii 209. 
! Bracon candiger N. 46. 115. 
| denigrator L. 45. 

disparator 45. 

flavator F. 45. 

flavulator 46. 

incompletus 44. 

initiator F. 46. 

labrator 47. 

leucogaster Zgl. 45. 

orbitator N. 47. 

palpebrator 47. 

sordidator 48. 

variator N. 47. 
Campoplex albidus Grv. 4. 

argentatus F. %. 


armillatus Grv. 9. 
earbonarius 93. 
chrysostietus Gm. %. 
eonieus 9. 


| eylindrieus 9. 


Campoplex difformis Grv. 92. 95. 
ebeninus Grv. 93. 
llaviventris 98. 
incidens 94. 
lineolatus Be. 9. 
pubescens %. 
pugillator L. 98. 
rapax Grv. 97. 
reteetus Hrt. 9. 
semidivisus 97. 
senieulus Grv. 9%. 
trieolor Hrt. 94. 
Turionum Hrt. 9. 

Ceraphron aneyloneuros 217. 
brachynteri 217. 
elandestinus N. 216. 
Syrphi Be. 216. 
Tortrieum 216. 

Chelonus atriceps 43. 
nigrinus Er. 43. 
similis N. 42. 

Chrysolampus aphidiphagus 181. 
solitarius Hrt. 180. 

Cleonymus 206. 


Coccophagus pulchellus Wstw. 212. 


Copidosoma Boucheanum 157: 
Cremastus confluens Grv, 99. 
interruptor Grv. 90. - 


25% 


...% 


Cryptus eyanator Grv. 139. 


filieornis 141. 
tlavilabris Hrt. 143- 
ineubitor Ström 142. 
leueostietieus Hrt. 140 
leucostomus Grv. 140. 
longipes Hrt. 140. 
migrator F. 142. 
nubeculatus Grv. 143. 
obseurus Gm. 141. 
punetatus 141. 
Ratzeburgii Hrt. 139. 


setieornis 141. 


Elachestus Leucogramma 170. 
Eneyrtus atricollis 213. 


duplicatus 211. 
embryophagus Hrt. 214. 
ezcavatus 211. 
Eytelweinii 210. 
fuseicollis Dim. 213. 
lunatus Dim. 212. 
seutellaris Dim. 212. 
sylvius Dim. 212. 
tardus 214. 


truncatellus Dim. 213. 214. 


zephyrinus Dim. 214. 


Ephialtes carbonarius Chr. 119. 


manifestator L. 119. 


ReEeısTEr. 


Eulophus Hylesinorum 167. 


Hylotomarum 168. 
incertus 168. 
leptoneuros 169. 
Lophyrorum Hrt. 162. 
obseuripes 165. 
Orchestis 165. 
pachyneuros 167. 
Padellae 166. 
pallipes Hrt. 167. 
peetinicornis F. 161. 
Phalaenarum 166. 
pilicornis 160. 
ramicornis F. 163. 
sesquifaseiatus 164. 
skianeuros 164. 
Strobilanae 166. 
tarandicornis Frst. 161. 
tibialis N. 165. 
Turionum Hrt. 168. 
unifasciatus Frst. 164. 
viduus 161. 

Vinulae 169. 


 xanthops 170. 


xanthopus 167. 


xanthostoma 170. 


 Eupelmus annulatus N. 158. 


azureus 158. 


Glypta coneolor 121. 
flavolineata Grv. 121. 
longicauda Hrt. 121. 
Resinanae Hrt. 121. 

Hemiteles aestivalis Grv. 152. 
areator Grv. 151. 
erassiceps 151. 
diminuens Hrt. 152. 
dispar 152. 
fulvipes Grv. 150. 
Lundensis 152. 
monozonius Grv. 152. 
nens Hrt. 151. 
similis Gmel. 150. 

| socialis 151. 

Hybothorax Graflii 209. 

‚ Ichneumon annulator F. 132. 

baltieus 135. 

brunnicornis Grv. 134. 

eomitator L. 134. 

extinetus 133. 

Hartigii 133. 

| ineubitor L. 135. 


laevis 132. 


leucocheir 133. 
leucotomus 133. 
luetatorius L. 136. 
melanoceras 130. 


mediator F. 119. metaxanthus Grv. 137. 

Eubadizon leptocephalus 57. 

Eulophus Agrilorum 169. 
albipes 165. 
albitarsus 165. 


| Eurytoma abieticola 174. 
Abrotani 174. 
Eccoptogastri 174. 


monotonus 135. 
nigritarius Grv. 134. 
pallifrons Grv: 133. 
Pisorius L. 137. 
Proteus Chr. 136. 
pusillator Grv. 135. 


flavoscapularis 173. | 
flavovaria 173. 
Ischioxanthos 174. 
plumata I11. 172. 
Serratulae Ltr. 172. 
signata N. 172. 
vertieillata 172. 174. 
\ Exenterus adspersus Hrt. 108. 
lucidulus Grv. 108. 
marginatorius F. 107. | 
Oriolus Hrt. 107. 


Exetastes fulvipes Grv. 107. 


bombyeicornis 161. 
eollega 164. 
eyclogaster 167. raptorius L. 138. 
Resinellae L. 114. 117. 
seutellator Grv. 136. 
stimulator Grv. 134. 


dendricornis 161. 
depressus N. 169. 
elongatus Frst. 169. 
sugillatorius L. 137. 
Troscheli 198. 
Wienkeri 138. 


Ischnoceros marchieus Hrt. 149. 


Eneugamus W1k. 159. 
Evonymellae 169. 
flavomaeculatus 164. 


galactopus 169. 
Gallarum 160. 


genieulatus Hrt. 168. 


Exochus gravipes Grv. 124. Lissonota Buolianae Hrt. 109. 


mansuetor Grv. 124. hortorum Grv. 100. 


Lissonota setosa Fourer. 109. 
Maeropalpus leptocephalus Hrt. 57. 
Mesochorus brevipetiolatus 148. 
Cimbieis 149. 
dilutus 148. 
Larieis Hrt. 149. 
peetoralis 149. 
politus Gmel. 149. 
aplendidulus Grv. 148. 
testaceus Grv. 149. 
Mesoleptus exornatus Grv. 129. 
Mesostenus gladiator Scop. 146. 
ligator Grv. 147. 
Metopius serobieulatus Hrt. 122. 
Mierodus abseissus 58. 
Clausthalianus Sxs. 58. 
pumilus 57. 
Mierogaster amentorum 68. 
Anthomyiarum Be. 69. 
Crataegi 72. 
erueiatus 67. 
ensilormis 70. 
Evonymellae Be. 70. 
flavilabris 69. 
Gastropachae Be. 72. 
glomeratus N. 72. 
inelusus 70. 
insidens 72. 
Juniperatae Be. 74. 
Liparidis 70. 
melanoscelus 74. 
nemorum Hrt. 60. 
nigripes 71. 
ordinarius 71. 
Pieridis Be. 73. 
pubescens 67. 
reconditus N. 71. 
rufilabris 69. 
rugulosus N. 69. 
semieireularis 68. 
solitarius 73. 
stigmatieus 68. 
Vinulae Be. 72. 
Microphthalmus 215. 
Monoblastus 126. 


ReeiısteEr. 


Ophion inflexus 102. 
luteus L. 102. 
merdarius Grv. 101. 

| obseurus F. 103. 
ramidulus L. 102. 

Orthostigma 53. 

Pachyceras Eccoptogastri *) 218. 
Xylophagorum 218. 

Pachymerus vulnerator Pz. 103. 

Paniscus glaueopterus L. 100. 
oblongopunctatus Hrt. 100. 
testaceus Grv. 100. 
virgatus Grv. 100. 

| Perilampus angustus Wstw. 23. 

| micans Wstw. 175. 

Perilitus bimaculatus Wsm. 77. 
brevicornis 77. 
einetellus Be. 76. 
dilutus 77. 

| faseiatus 77. 


flaviceps 75. 
longieornis 76. 
rubens N. 77. 
rubriceps 75. 


ruficeps N. 75. 
unieolor Hrt. 76. 

| Pezomachus agilis F. 153. 
bieolor Vill. 154. 
eursitans F. 153. 
Gravenhorstii 154. 
hortensis Grv. 154. 

| pedestris F. 154. 

| Phygadeuon brevis Grv. 145. 

eurvus Schrb. 146. 
pachymerus Hrt. 145. 
Piniperdae Hrt. 145. 

| Pteronorum Hrt. 145. 

pugnax Hrt. 146. 

t Pimpla Bernuthii Hrt. 113. 

| Buolianae Hrt. 114. 
didyma Grv. 114. 
examinator F. 116. 


*) Ist durch ein Versehen an das 
| Ende hingekommen. 


221 


Pimpla flavicans F. 118. 
flavipes Grv. 115. 
Graminellae F. 115. 
instigator F. 116. 
linearis 117. 
longiseta 117. 
Mussii Hrt. 113. 
nucum 115. 

Pini Hrt. 115. 
planata Hrt. 117. 
Pudibundae 114. 
rufata Gm. 118. 
sagax Hrt. 117. 
seanica Vill. 116. 
stercorator F. 115. 
terebrans 114. 
Turionellae L. 113. 
varicornis F. 117. 
variegata 118. 
vesicaria 115. 

Platygaster Cecidomyiae 215. 
contortieornis 215. 
nodicornis N. 215. 

Platymesopus Erichsonii 206. 
sodalis Frst. 206. 
Westwoodii 206. 

Polyblastus 125. 

Polysphincta areolaris 120. 
latistriata 120. 
multicolor Grv- 120. 
velata Hrt. 120. 

Porizon 98. 

Prosacuntha 215. 

Pteromalus albesceus 200. 
albinervis 199. 
annulatus 201. 
Aphidis Be. 188. 
aphidivorus Frst. 188. 
apicalis N. 203. 
Audouinii 205. 
azureus 203. 
bicaliginosus 190. 192. 
bimaculatus Spin. 191. 192. 
binaevius 190. 191. 


binimbatus 191. 
ISt*+ 


222 


Pteromalus binnbeculatus 190. 191. 


bivestigatus 191. 
Braconidis Be. 200. 
Brandtii 188. 
brevicornis 201. 
Ceeidomyiae 192: 
elavatus 202. 
complanatus 197. 
Cordairii 205. 
cyanocephalus 213. 
Dahlbomii 202. 
Diachymatis 203. 
Einersbergensis 198. 
fasciculatus Frst. 173. 
flavipalpus 202. 
Fraxini 191. 
guttatus 188. 
Hercyniae 204. 
Hohenheimensis 198. 
immaculatus 205. 189. 
Klugii 198. 
leucopezus 204. 
Lichtensteinii. 188. 
maeuliscapus 201. 
microneurus 201. 
muscarum Hrt. 199. 
Neesii 205. 
Neostadiensis 204. 
Orchestis 205. 
pilosus 194. 

Pini Hrt. 193. 
Pogonochoeri 200. 
Processioneae 194. 
punctatus 192. 
Puparum L. 194. 
Pygmaeanae 198. 
quadratus 203. 
Salicis N. 188. 
Saxesenii 203, 204. 
sodalis Frst 173. 


Register. 


Pteromalus Spinolae 189. 


subterraneus Frst. 188. 


suspensus 189. 
tenuis 195. 
Trochilus 204. 
variabilis 201. 
violaceus 202. 
viresceens 204, 
xanthopterus 200. 
Rhyssa persuasoria L. 121. 


| Rogas Esenbeckii Hrt. 60. 


flavipes 59. 
interstitialis 60. 
pallipes N. 60. 
praerogator L. 60. 
Scambus Hrt. 112. 
Siphonura chalybea 207. 
brevicauda N. 207. 
viridiaenea 207. 


| Spalangia nigra Ltr. 216. 


Spathius brevicaudis 49. 
clavatus Pnz. 48. 
eurvieaudis 49. 

Styloceras Ladenbergii 208. 
subulifer 208. 

Teleas Dalmanni 185. 
laeviusculus 182. 


ovulorum auet. 182. 


Phalaenarum auct. 


punctatissimus 182. 
punctatulus 182. 
terebrans 182. 
Zetterstedtii 185. 
Torymus anephelus 177. 
appropinquans 179. 
ater F, 177. 
chalybaeus 179. 
eriniecaudis 179. 
Cyniphidum 178. 
diffieilis N. 180, 


Torymus dresdensis 177. 


Försteri 178. 
incertus Erst. 178. 
longicaudis 178. 
metallicus 177. 
Nördlingeri 179. 
obsoletus F. 176. 
propinquus F. 179. 
pubescens Frst. 178. 
pumilus 180. 

rubripes 179. 


Triehoceras erythrophthalmus 171; 
Trogus alboguttatus Grv. 131. 


flavatorius Pz, 130. 
lutorius F. 130. 


Tryphon ealeator Grv. 129. 


eques Hrt. 126. 
frutetorum Hrt. 126. 
gibbus 108. 
haemorrhoieus Hrt. 129. 
impressus Grv. 129. 
leuecostietus 127. 
Lophyrorum Hrt. 126. 
marginellus Grv. 128. 
multicolor Grv. 128. 
nigrieeps Hrt. 126, 
5-cinetus Grv. 108. 
seutulatus Hrt, 128. 
6-cinctus Grv. 108. 
Sorbi Sxs. 126. 
suceinetus Grv. 128. 
Tenthredinum Schrffb. 129. 
variabilis 127. 


| Nylonomus ferrugatus Grv. 124. 


filiformis Grv. 123. 
irrigator F. 123. 
praecatorius F. 123. 
ruspator 123. 


3 


Erklärung der Abbildungen. 


Taf. VE 


stellt 14 der wichtigsten Gattungen der Ichneumoniden, wie die auf der Tafel gestochenen Namen 
zeigen, vor, und zwar, da als repräsentirende Arten nur grolse gewählt wurden, sämmtlich in 
natürlicher Gröfse. Die meisten sind in fliegender Stellung abgebildet, einige, wie F. 2, 3, 8. 
aber auch in sitzender. Die unter F. 3, 4, 5, 10, 14. stehenden Umrils-Figuren stellen die Hin- 
terleiber von der Seite vor. Von Banchus compressus sind die Mundtheile stark vergrölsert obenan 
gestellt, nemlieh F. 3b, ein Oberkiefer von der Innenseite, 3d. die Unterlippe nebst Kinn von der 
Seite, und 3J. die beiden Unterkiefer (ce) und die Unterlippe von Aufsen oder von unten. 


Taf. VIX 


zeigt noch 7 wichtige Ichneumoniden - Gattungen (F. 1 — 7.) und die 9 wichtigsten Gattungen 
der Braconiden (F. S—16.), welche jedoch, da sie nur durch kleine Arten repräsentirt werden 
konnten, vergröfsert wurden — die Dimensionen der natürlichen Grölse zeigen die daneben ste- 
henden, rechtwinklig sich kreuzenden Linien an. Von F. 3 und 4. sind die Hinterleiber und von 
F. 9, 12, 14, 15. die Köpfe im Profil stark vergröfsert-abgebildet. Von Maeropalpus und Micro- 
gaster wurden die Mundtheile in derselben Weise wie auf Taf. VI. und mit denselben Buchsta- 
ben bezeichnet, sehr stark vergrölsert abgebildet. 


Taf. VHER. 
Die 9 wichtigsten Gattungen der Pteromalinen vergröfsert und meist in fliegender Stellung. 
Zu mehreren Gattungen (Eulophus, Pteromalus, Teleas) sind die Fühler und Mundtheile — F. 1a. 
die Lefze stark vergrölsert-abgebildet, von Chrysolampus und Pteromalus auch die Hinterleiber, 
sowie von den meisten Arten (mit deren Nummern bezeichnet) ein Stückehen des Mesothorax (B) 
mit der stark vergrölserten Sculptur. Fig. 1B. und 2B. stellen das Schildehen vor. 


Taf. IX 
zeigt die frühern Zustände der Ichneumonen und deren Entwickelung, sowie das an einigen 
Arten beobachtete Verfahren der Wespen beim Anstechen von Eiern und Puppen. 

Fig. 1. Pteromalus Puparum im Begriffe mit seinem rechtwinklig aus dem klaffenden Hinter- 
leibe hervortretenden Legebohrer die Puppe von Papilio Polychloros, von welcher hier nur ein 
Theil im Umrifs dargestellt ist, anzustechen (vergröfs.). — Fig. 2. Teleas terebrans im Begriffe 
mit seinem aus der Spitze des nicht klaffenden Hinterleibes hervortretenden und nach hinten ge- 
krümmten Legebohrer die (stark vergröls.) Eier von Bombyx neustria anzubohren (vergröfs.). — 

Fig. 3. Eine halb auf dem Rücken liegende Raupe von Zithosia quadra, welche sich zwar noch 
verspinnen konnte, dann aber von den 6 sie umgebenden Ichneumonen - Larven (Pimpla flavipes) 
getödtet wurde (natürl. Gröfse). — Fig. 4. Die rechte Hälfte eines Hinterleibsringes von Lophy- 
rus Pini mit der braunen, ovalen, umwallten Stelle, an welcher die Ichneumonen - Larve auswen- 


224 ERKLAERUNG DER ABBILDUNGEN. 


dig gesogen hatte (vergröfs.). — Fig. 5. und 6. die Puppe und Larve von Pteromalus Spinolae 
nach Hrn. Saxesen’s Zeichnungen (vergröfs.). — Fig. 7. die ausgewachsene Larve (in natürl. 
Gröfse) und Fig. 8. die schon zur Verpuppung sich anschickende (vergr.) von Tryphon Lophy- 
rorum. — Fig. 9. Seitenansicht der 2-Puppe von Glypta Resinanae vergröfs. — Fig. 10. Vor- 
deransicht des Kopftheiles mit den Mundtheilen von der Larve des Tryphon Lophyrorum (stark 
vergröls.) — Fig. 11. Die vergröfserte Larve von Anomalon eircumflexum (aus der Spinner- 
raupe) im ersten, und Fig. 12. und 14. dieselbe im 2ten Stadio nebst dem herausgenommenen 
(etwas stärker vergröfserten) Darme (Fig. 13.). — Fig. 15. ein von unten gesehener Kopf aus 
diesem Stadio (s. die Beschreib. des Textes p. 81.). — Fig. 16. dieselbe Larve im 3ten Stadio 
vergröfs., nebst Fig. 17. der natürlichen Gröfse derselben, wie sie noch in ihrem Sacke ua 
schlossen ist. — Fig. 18. die beinahe ausgewachsene, und Fig. 19. die schon zur Verpuppung 
sich vorbereitende Larve in natürl. Gröfse. — Fig. %. Vorderansicht des Kopftheiles mit den 
Mundtheilen der Larve im letzten (4ten) Stadio, stark vergröfs. — Fig. 21, 22. Die Puppe des- 
selben Ichneumons in der Vorder- und Seitenansicht,’ vergröfs. — Fig. 23. Eine Spinnerraupe, 
in welcher, nach zerschnittenem und hervorgezogenem Darmkanal, die in der Tiefe der Bauch- 
höhle liegenden zahlreichen Larven von Mierogaster nemorum mit der ausnahmsweise unter ihnen 
vorkommenden von ihrem Sacke umschlossenen Larve von Anomalon zu sehen sind, in natürl. 
Gröfse. — Fig. 24. Dieselbe Raupe, von welcher blofs die Haut der rechten Seite entfernt 
wurde, mit den auf den Fettkörper und dem Darme liegenden Mierogaster-Larven in’ natürlich: 
Gröfse. — Fig. 25. Eine Spinnerraupe, aus welcher sich die ausgewaehsenen Mierogaser-Larven 
theils schon hervorgebohrt haben, um sich zu verspinnen, theils eben noch sich herausfressen, 
natürl. Gröfse. — Fig. 26. Seitenansicht einer verpuppungsfähigen Larve von Microgaster nemo- 
rum vergröls., und Fig. 27. der Kopf derselben vergröfsert von vorn nebst den (darunter ste- 
henden) besonders dargestellten Oberkiefern einer eben sich herausfressenden Larve (p. 62. An- 


merk.). — Fig. 28. dieselbe Larve im 1sten und Fig. 29. im 2ten Stadio, vergröfs., nebst dem 
ein- und ausziehbaren zwischen den 4 Mundwarzen gelagerten Fortsatze (s. 63. unten), und 
Fig. 30. ein schwächer verzweigter Tracheenstamm, noch stärker vergrößs. — Fig. 31. Vorder- 


ansicht der Puppe des Micerogaster nemorum vergröfs. 

Auf den Tafeln bedeutet: a Oberlippe, b Oberkiefer, e Unterkiefer, d Tratlipyegn e Fühler, 
s Fufsglieder, I die innern Mundtheile zusammen, A und B Hinterleib oder Sculptur, N Kopf i im 

Profil, F fliegende und F’ sitzende Stellung, & Minnehen; 2 Weibchen. 


Gedruckt bei C. Müller in Neustadt-Ebw. 


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(Ichneumen Zinn.) y Ball. If. 
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+. Ichneumon wigrifrius 5 Pisorius 
 Pimpla msfgafor 6. Ephialfes manifesfator . 10 Eryplus sellcomms % 15. Exefasfes filvipes 
.Anemalon cmcwmflexum. 1. Tälsonofa setosa | 1 Exenferus nargmatorius | 14. Trogus Flavamrius 
.Banchus comprelsus 8 Ophion. merdarius | 12 Xylonomus filiformis | „15. Phy Jadleuon Piniperdae 
9. Mesosfenus ladiator Wienker ad nat. del, et chalybogr 


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Bad.M.Ta£.VI. 


» EDER AMaeysdeigter [ Jchneumon L ni 
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Ichneumonides 


1. Pachymerus 


6. Hemifeles füvipes 


el | 3. Camponlex hu: | 5. Fezomachus agilis 7. Balsus albosignatus 


Braconides. 9: Macropalı us leptocephalus | 1. Alvysia rubriseps b Werike Apkidius flayipes 
8. Bracon palpebrafor | 10. Spafhius clavatus 12. Microdus Claus haliamus | 14. Microgaster nemonm_ 
15. Periitus fasciatus 16. Chelomus simtis. , 


Wagenschieber ad nat. del. et chalybogr: 


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Eulophus 


A zanfhopus 


Euryftoma 
| 4. Abrotani 


Chrysolampus Torymus 


7. solifarius 


Millor - Ulrfleiger ? (dehmeumon. Liam.) Hm . Bf. VIH 


vergröjse rt 


Pter« ‚malus” \Encyrbus Elachestus Ceraphron 


ö 'elea Ss ) 
7, obsoletus 8 laeviusculus 6. Pi 13. africollis 19 Leucogramma 1 Syrphi 
9 ‚chalybaeus | I terebrans 5 guttahıs 
10 punctafilsimus 
Hugo Troschel deliet se 


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