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Full text of "Die Kunstdenkmäler der Kreise Erkelenz und Geilenkirchen"

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7  . 


DIE 

KUNST  DENKMÄLER 

DER 

RHEINPROVINZ 


DIE 

KUNSTDENKMÄLER 

DER 

RH  EIN  PROVINZ 

IM  AUFTRAGE  DES  PROVINZI ALVERBANDES 

HERAUSGEGEBEN 
VON 

PAUL  CLEMEN 

ACHTER  BAND 
i. 

DIE  KUNSTDENKMÄLER  DES  KREISES  JÜLICH 


DÜSSELDORF 
DRUCK  UND  VERLAG  VON  L.  SCHWANN 
1902 


DIE 


KUNSTDENKMÄLER 


DES  KREISES 


JÜLICH 


IM  AUFTRAGE 


DES  PROVINZIALV  ER  BANDES  DER  RHEINPROVINZ 


BEARBEITET 
VON 


KARL  FRANCK-OBER ASPACH 


UND 


EDMUND  RENARD 


\ 

MIT  13  TAFELN  LIND  156  ABBILDUNGEN  IM  TEXT 


DUSSELDORF 

DRUCK  UND  VERLAG  VON  L.  SCHWANN 
1902 


ALLE    RECHTE  VORBEHALTEN 


VORBEMERKUNG 

Mit  der  Beschreibung  der  Kunstdenkmäler  des  Kreises  Jülich  beginnt  die 
rheinische  Denkmälerstatistik  die  Veröffentlichung  des  Schatzes  an  erhaltenen  Monu- 
menten im  Regierungsbezirk  Aachen.  Die  von  der  Kommission  für  die  Denkmäler- 
statistik seit  jetzt  zwölf  Jahren  rüstig  geführte  gross  angelegte  Publikation  ist  zur  Zeit 
an  einer  Station  angelangt,  die  einen  längeren  Aufenthalt  bedingt:  an  der  Vorberei- 
tung der  Veröffentlichung  über  die  Kunstdenkmäler  der  Stadt  Köln.  Diese  Vorbe- 
reitung hat  die  Herausgabe  der  Denkmäler  der  Stadt  und  des  Kreises  Bonn  wie 
des  Siegkreises  verzögert,  für  die  das  Manuskript  fertig  vorliegt.  Bis  zum  Abschluss 
der  Arbeiten  wird  aber  noch  geraume  Zeit  vergehen  müssen,  da  dieses  wichtigste 
und  denkmälerreichste  Gebiet,  eines  der  wichtigsten  Kapitel  der  ganzen  deutschen 
Kunstgeschichte,  natürlich  ganz  besonders  eingehende  und  umfassende  Vorarbeiten 
verlangt.  Um  keine  allzu  grosse  Pause  in  der  Reihe  der  Veröffentlichungen  ein- 
treten zu  lassen,  hat  sich  die  Kommission  entschlossen,  schon  jetzt  mit  der  Bearbei- 
tung des  Regierungsbezirks  Aachen  zu  beginnen.  Zunächst  wird  hiermit  der  Kreis 
Jülich  vorgelegt.  Er  bildet  das  erste  Heft  des  achten  Bandes  der  Denkmälerstatistik 
—  der  sechste  und  der  siebente  Band  sollen  der  Stadt  Köln  gewidmet  sein.  Die 
Hefte  sollen  reicher  als  bisher  illustriert  werden;  das  vorliegende,  mit  1S6  Textab- 
bildungen und  i3  Tafeln,  sucht  schon  diesem  Programm  zu  entsprechen. 

Dieses  stattliche  Heft  —  es  ist  das  umfangreichste,  das  bislang  von  uns  ver- 
öffentlicht worden  ist  —  behandelt  ein  zum  grössten  Teil  noch  ganz  unbekanntes 
Gebiet,  das  ausser  der  alten  Residenzstadt  Jülich  keinen  Hauptort  aufzuweisen  hat, 
das  aber  in  den  kleinen  Städtchen  Aldenhoven  und  Linnich  und  vor  allem  in  der 
grossen  Menge  der  Schlösser  und  Rittersitze  eine  ausserordentliche  Zahl  von  bedeut- 
samen Denkmälern  besitzt. 

In  der  Bearbeitung  ist,  wie  schon  früher,  eine  Arbeitsteilung  eingetreten.  Die 
Städte  Jülich  und  Linnich,  sowie  der  südwestliche  Teil  des  Kreises  sind  von  Herrn 
Dr.  Edmund  Renard  bearbeitet,  der  schon  seit  dem  i.  März  1 898  als  Assistent  im 
Dienst  der  Kommission  für  die  Denkmälerstatistik  steht.  Der  Rest,  der  geographisch 
bei  weitem  grössere  Teil,  ist  von  Herrn  Dr.  Karl  Franck-Oberaspach  bearbeitet 
worden,  der  vom  i.  Mai  i9oo  bis  zum  i.  Juni  i9o2  als  Assistent  bei  der  Kom- 
mission thätig  war.  Die  Bereisung  ist  durch  die  beiden  Verfasser  selbständig  durch- 
geführt worden.  Die  einzelnen  Abschnitte  sind  zur  näheren  Unterscheidung  mit  [R.] 
und  [F.]  gekennzeichnet.  Bei  der  Bearbeitung  des  Textes  konnten  die  historischen 
Notizen  und  die  Zusammenstellungen  des  gedruckten  wie  des  ungedruckten  Materials 
Verwendung  finden,  welche  der  im  Frühjahr  i9oi  allzufrüh  verschiedene  Dr.  Paul 
Redlich,  der  seit  dem  März  1 899  als  historischer  Hilfsarbeiter  bei  der  Kommission 
thätig  war,  gesammelt  hatte.  Bei  den  Arbeiten  im  Königlichen  Staatsarchiv  zu 
Düsseldorf  wurden  die  Verfasser  von  den  Herren  Archivdirektor  Dr.  Ilgen  und 
Archivar  Dr.  Redlich  wesentlich  unterstützt. 


VT 


VORBEMERKUNG 


Die  Vorarbeiten  wurden  in  entgegenkommender  Weise  gefördert  durch  den 
Königlichen  Landrat  im  Kreise  Jülich,  Herrn  Dr.  Vüllers.  Der  Dank  der  Bear- 
beiter gebührt  weiterhin  den  sämtlichen  Herren  Pfarrern  und  Bürgermeistern  des 
Gebietes.  Den  ersteren  lagen  die  Abschnitte  über  ihre  Kirchen  vor  der  Drucklegung 
noch  einmal  zur  Durchsicht  vor. 

Der  Dank  der  Kommission  für  die  Denkmälerstatistik  gebührt  wieder  in 
erster  Linie  ihrem  Mitgliede,  dem  Herrn  Major  E.  von  Oidtman  in  Berlin,  der  wie 
bei  den  vorhergehenden  Heften  seine  umfassenden  territorialgeschichtlichen  und 
genealogischen  Kenntnisse  auf  diesem  Gebiet,  dem  seit  Jahrzehnten  seine  besonderen 
Studien  gegolten  haben,  in  den  Dienst  des  Unternehmens  stellte.  Er  hat  ausser 
einer  grossen  Zahl  von  einzelnen  Notizen  auch  mehrere  selbständige  Beiträge  geliefert. 
Für  Linnich  und  Umgegend  hat  Herr  Dr.  Heinrich  Oidtmann  in  Linnich  in 
der  liebenswürdigsten  Weise  den  Bearbeiter  unterstützt  und  vor  allem  wertvolles 
Abbildungsmaterial  bereitwilligst  zur  Verfügung  gestellt.  Die  gelehrten  und  ein- 
gehenden historischen  Studien  und  Untersuchungen  des  früheren  Gymnasialdirektors 
Herrn  Dr.  Kühl  in  Jülich  haben  bei  der  Vorbereitung  das  wertvollste  Hülfsmittel 
abgegeben,  auch  bei  der  Bearbeitung  des  Textes  danken  ihm  die  Verfasser  wichtige 
Fingerzeige.  Für  Jülich  und  Linnich  stellte  Herr  Stadtarchivar  Richard  Pick  in 
Aachen  mit  gewohnter  Liberalität  seine  umfassenden  Kenntnisse  zur  Verfügung, 
ebenso  lieferten  die  Herren  Oberstleutnant  z.  D.  Freiherr  von  Eynatten  zu  Höchst 
und  Freiherr  von  Mylius  auf  Linzenich  wichtige  Beiträge  sowie  wertvolles  Illustra- 
tionsmaterial. In  Jülich  haben  sich  Herr  Major  Haushalter,  Kommandeur  der 
Unteroffizierschule,  sowie  die  Herren  Bürgermeister  Vogt  und  Beigeordneter  Lin- 
nartz  besondere  Verdienste  erworben. 

Die  Abbildungen  Nr.  1 3  —  1 5,  i7,  18,  3 1  — 37,  45,  46,  8i,  84—86,  88,  9i,  93, 
96,  io5,  106,  iii,  1 37,  1 38,  1 39,  1 45 — 1 4  7,  i  5 1  —  1 53,  1 5  5,  1 5  6  sind  von  Herrn 
Regierungsbauführer  Sammeck  in  Berlin,  die  Zeichnungen  Nr.  2,  21,  24  —  26,  28,  29, 
38,  39,  4r— 43,  48,  54,  56  — 60,  65,  66,  92,  98— io4,  1 1 7,  118,  122,  124,  128,  i32, 
i48,  i5o,  sowie  die  Photographien  für  Nr.  1,  3  —  12,  22,  23,  27,  49,  5o,  53,  97, 
125,  126,  1 3 1 ,  1 33,  1 34,  1 36,  1 54  von  Herrn  Dr.  Karl  Franck-Oberaspach,  die 
Abildungen  Nr.  i9,  76,  Ii3,  i4o,  i42  von  Herrn  Dr.  Renard,  die  Abbildungen 
Nr.  16,  20,  22,  3o,  4o,  44,  61,  7t,  74,  75,  78,  79,  87,  89,  9o,  n9,  120,  129,  i35, 
i49  von  Herrn  Photograph  Schiffer  in  Jülich,  die  Zeichnungen  Nr.  7  2,  73,  80, 
1 4 1  von  Herrn  Diöcesanbaumeister  Renard  in  Köln,  Nr.  67,  77,  82,  8^5,  118  von 
Herrn  Architekt  Steinhausen  in  Düsseldorf,  Nr.  5 1,  68  — 7o,  io7  von  Herrn  Architekt 
Wiethase  in  Köln  (f)  hergestellt.  Die  Tafeln  sind  von  der  Kunstanstalt  B.  Kühlen 
in  M. -Gladbach,  die  Karte  ist  von  Herrn  Landmesser  H.  Künkler  in  Bonn  ange- 
fertigt worden. 

Der  Kreisausschuss  des  Kreises  Jülich  hat  zu  den  Kosten  des  vorliegenden 
Heftes  einen  erheblichen  Beitrag  bewilligt. 

Bonn,  im  Oktober  i9o2.  „ 

PAUL  CLEMEN. 


EINLEITUNG. 


Der  Kreis  Jülich  des  Regierungsbezirkes  Aachen  bildet  ungefähr  ein  Rechteck, 
das  von  Süden  nach  Norden  von  der  Rur  durchflössen  wird;  östlich  ist  das  Kreisgebiet 
begrenzt  durch  den  Kreis  Bergheim  des  Regierungsbezirkes  Köln,  nördlich  auf  eine 
kurze  Strecke  von  dem  Kreis  Grevenbroich,  sonst  von  dem  Kreis  Erkelenz.  Nord- 
westlich folgt  der  Kreis  Heinsberg,  westlich  der  Kreis  Geilenkirchen,  südwestlich  der 
Landkreis  Aachen  und  südlich  der  Kreis  Düren.  Bei  einem  Flächeninhalt  von 
3 1 7  qkm  und  5i  ha  umfasst  der  Kreis  die  beiden  Städte  Jülich  und  Linnich,  sowie 
16  Landbürgermeistereien  mit  47  Gemeinden  und  hat  eine  Einwohnerzahl  (i9oo) 
von  42  675  Seelen. 

Um  den  Beginn  der  christlichen  Zeitrechnung  sitzen  in  der  Jülicher  Gegend 
die  im  J.  38  v.  Chr.  auf  das  linke  Rheinufer  verpflanzten  Ubier.  Jülich,  der  Haupt- 
ort, ist  in  seiner  bevorzugten,  etwas  erhöhten  Lage  am  Rurfluss  wahrscheinlich  schon 
älteren,  keltischen  Ursprunges.  Erst  bei  dem  Bataver -Aufstand  im  J.  7o  nach  Chr. 
gewinnt  Jülich  als  römisches  Kastell  eine  grössere  Bedeutung,  als  das  nächstliegende 
Kastell  Tolbiacum  von  den  aufrührerischen  Volksstämmen  vernichtet  wurde.  Die 
zahlreichen  römischen  Funde,  die  auf  die  6.  Legion  hinweisen,  machen  es  wahr- 
scheinlich, dass  Jülich  als  Römerkastell  erst  damals  angelegt  worden  ist,  als  diese 
Legion  wegen  des  Bataver -Aufstandes  nach  dem  Niederrhein  versetzt  wurde. 
Als  römisches  Kastell  wird  Juliacum  des  öfteren  genannt,  so  namentlich  im  Itinera- 
rium  Antonini,  in  der  Peutingerschen  Tafel  und  bei  Ammianus  Marcellinus. 

Das  Militärkastell  Jülich  war  Knotenpunkt  eines  reichen  Netzes  von  Römer- 
strassen, die  sternförmig  von  hier  aus  den  Kreis  durchzogen,  namentlich  nach  den 
anderen  wichtigen  Römerorten,  nach  Köln  über  Bergheim,  nach  Aachen,  nach  Düren 
und  Zülpich,  nach  Neuss. 

Jülich  selbst  ist  reich  an  römischen  Funden:  unter  der  Pfarrkirche  liegen 
mächtige  römische  Substruktionen ;  in  die  um  i3oo  begonnene  Stadtbefestigung  sind 
vielfach  römische  Grabsteine  vermauert  worden.  Wir  hören  dann  bei  dem  Bau  der 
Bastionsbefestigung  im  16.  Jh.  von  grossen  Münzfunden.  Noch  das  18.  Jh.  brachte 
reiche  Funde  römischer  Inschriftsteine,  die  in  das  Mannheimer  Museum  wanderten. 

Auch  das  übrige  Kreisgebiet  hat  zahlreiche  römische  Funde  aufzuweisen :  in 
Aldenhoven,  in  Geuenich,  in  Inden  und  bei  Schleiden  sind  die  Reste  römischer 
Gebäude,  wahrscheinlich  Ackerhöfe,  aufgedeckt  worden.   Einzelfunde  hat  man  in  dem 

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[ 


2 


EINLEITUNG 


ganzen  Gebiet  gemacht,  namentlich  Matronensteine.  Die  Funde  sind  nicht  so  reich, 
wie  in  den  Kreisen  Euskirchen  und  Bergheim,  verteilen  sich  aber  auf  das  ganze  Ge- 
biet, vornehmlich  Gereonsweiler,  Tetz,  Laurenzberg,  Lohn,  Aldenhoven,  Inden,  Boslar 
und  Bettenhoven  kommen  hier  in  Betracht.  In  Rödingen  fand  man  im  J.  1 7 85 
sogar  9  Matronensteine  zusammen. 

Aus  den  Stürmen,  die  im  4.  und  5.  Jahrhundert  die  römische  Herrschaft  ver- 
nichteten, scheint  das  Kastell  Jülich  wohlbehalten  hervorgegangen  zu  sein;  es  bleibt 
der  Hauptort  des  Gebietes  auch  in  fränkischer  Zeit  unter  dem  Königreich  Ripuarien. 
Damals  grenzt  sich  der  Jülichgau  oder  Rurgau  schärfer  ab  ;  seine  Grenzen  decken 
sich  wohl  im  wesentlichen  mit  denjenigen  des  späteren  Jülicher  Dekanates. 
Er  umfasste  ausser  dem  jetzigen  Kreisgebiet  fast  den  ganzen  Kreis  Düren,  ausser- 
dem noch  Teile  der  jetzigen  Kreise  Aachen-Land,  Geilenkirchen  und  Erkelenz. 

Die  Normanneneinfälle  von  88o — 88 1  schlugen  dem  Jülicher  Land  schwere 
Wunden;  auch  Jülich  ging  wie  die  anderen  Römerkastelle  des  Niederrheines  in 
Flammen  auf. 

Seit  dem  io.  Jahrhundert  treten  die  Grafen  des  Jülichgaues  in  den  Vorder- 
grund; neben  ihnen  ist  die  kölnische  Kirche  schon  seit  dem  7.  Jahrhundert  — 
wahrscheinlich  durch  Schenkungen  der  fränkischen  Könige  —  wesentlich  begütert,  sie 
ist  auch  Grundherrin  in  Jülich.  Das  i3.  und  i4.  Jahrhundert  sind  die  Zeit  eines 
machtvollen,  glänzenden  Aufschwunges  der  Jülicher  Grafen,  eines  Emporsteigens  von 
dem  kleinen  Territorialherrn  zum  mächtigen  Fürsten  und  wichtigen  Faktor  in 
der  Reichspolitik.  Es  ist  ein  mit  eiserner  Energie  durchgeführter  Kampf  nach  Ge- 
biets- und  Machtvermehrung,  nach  Abrundung  und  Ausbau  des  Gewonnenen,  der  teils 
auf  friedlichem  Wege  durch  Heiraten,  Kauf  und  Verträge,  wenn  es  sein  muss,  auch 
mit  dem  Schwerte  durchgeführt  wird.  Es  sind  vornehmlich  die  Grafen  Wilhelm  IV. 
(t  12  78)  und  Wilhelm  V.,  der  erste  Herzog  von  Jülich  (f  1 3 6  l ),  deren  ebenso  kluger 
wie  kühner  Politik  die  machtvolle  Entwickelung  des  Herzogtums  Jülich  zu  danken 
ist.  Die  Schicksale  des  Jülicher  Landes  decken  sich  naturgemäss  mit  denjenigen 
dieser  Fürsten.  Schon  in  den  J.  ui4,  12 14  und  1239  hatten  die  Konflikte  mit  der 
Reichsgewalt  und  mit  der  kölnischen  Kirche  die  Zerstörung  von  Jülich  und  die  Ver- 
wüstung des  Jülicher  Landes  herbeigeführt,  weit  schlimmer  wurde  Jülich  von  jener 
furchtbaren  Krisis  heimgesucht,  die  im  J.  12  78  über  die  Grafschaft  hereinbrach. 
Graf  Wilhelm  V.  war  bei  dem  kühnen  Anschlag  auf  die  Reichsstadt  Aachen  in  den 
Strassen  der  Stadt  erschlagen  worden,  und  nun  fielen  die  zahlreichen  Feinde  von 
allen  Seiten  in  die  Grafschaft  ein;  Jülich  wurde  wiederum  fast  vollkommen  zerstört. 
Aber  die  noch  um  i3oo  begonnene  Anlage  einer  neuen  grossen  Befestigung  von  Jülich 
zeigt,  wie  die  Grafen  hier  den  Mittelpunkt  ihres  Territoriums  fest  zu  begründen  suchten. 

Über  den  inneren  Ausbau  der  Herrschaft  in  unserem  Gebiet  während  des 
i3.  Jahrhunderts  sind  wir  nicht  sehr  gut  unterrichtet;  der  Kampf  richtete  sich  hier 
namentlich  gegen  die  kölnische  Kirche  als  Grundherrin  von  Jülich.  Verschiedene 


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EINLEITUNG 


3 


Versuche  schlugen  fehl,  bis  endlich  die  Niederlage  der  erzbischöflichen  Macht  bei 
Worringen  im  J.  1288  die  Grafen  von  Jülich  zu  unumschränkten  Herren  in  Jülich 
machte. 

Graf  Wilhelm  V.,  seit  i336  Markgraf  und  Fürst,  seit  1 3 56  Herzog,  hat  neben 
seiner  grossen  Thätigkeit  in  der  Reichspolitik  auch  die  innere  Machtstellung  durch 
thunlichste  Unterdrückung  der  selbständigen  Ritterschaft  gefestigt.  Um  die  Mitte 
des  i4.  Jahrhunderts  erhoben  sich  gefährliche  innere  Kämpfe  der  bedrohten  Ritter- 
schaft gegen  den  Landesherrn;  den  unzufriedenen  Adeligen,  an  deren  Spitze  der 
mächtigste  Vasall,  der  Erbtruchsess  Dietrich  Schinnemann  von  Freialdenhoven,  stand, 
schlössen  sich  auch  die  Söhne  Herzog  Wilhelms  an.  Die  grossen  Geldschwierig- 
keiten, in  die  Herzog  Wilhelm  teils  durch  die  Reichspolitik,  teils  durch  Erwerbung 
von  Lehensgütern  und  anderer  Rechte  gekommen  war,  machten  diesen  Kampf  be- 
sonders gefährlich ,  bei  dem  der  Herzog  in  die  Gefangenschaft  seiner  Söhne  geriet 
und  dessen  Beilegung  nur  unter  schweren  Opfern  ciurch  Vermittelung  der  ver- 
wandten und  befreundeten  Fürsten  gelang. 

Der  immerhin  noch  glückliche  Ausgang  dieses  Kampfes,  die  Festigung  der  inneren 
Machtstellung,  der  äussere  Glanz,  den  die  Erhebung  zum  Herzogtum  brachte,  bilden 
in  der  Geschichte  des  Jülicher  Landes  einen  ersten  grossen  Abschluss.  Jetzt  beginnen 
bei  dem  grossen  Ausdehnungsbestreben  die  Kämpfe  mit  den  benachbarten  Fürsten, 
zunächst  mit  Brabant.  Nach  einem  verheerenden  Einfall  der  brabantischen  Truppen 
in  das  Jülicher  Land  schlägt  Herzog  Wilhelm  II.  die  Brabanter  bei  Baesweiler  im 
J.  1 3 7 1  vollkommen  und  nimmt  den  Herzog  Wenzel  von  Brabant  gefangen.  Die 
Einfälle  der  Brabanter  wiederholen  sich  aber  noch  1 3 93  und  1 3 9 7 ;  damals  wird 
Linnich  zerstört,  das  mit  dem  Amt  Boslar  eben  erst  im  J.  i392  nach  dem  Aussterben 
der  Edelherren  von  Randerath  durch  Kauf  von  Jülich  erworben  war. 

Auch  die  Kämpfe  um  die  geldrische  Erbschaft  berühren  das  Jülicher  Land 
wieder  sehr  nahe;  am  Hubertustage  i444  schlug  Herzog  Gerhard  von  Jülich-Berg 
vor  den  Thoren  Linnichs  die  Schlacht,  die  mit  einem  vollkommenen  Sieg  über 
Arnold  von  Egmont  endete;  am  Abend  des  heissen  Tages  stiftete  der  Herzog  auf 
dem  Schlachtfelde  den  Hubertus-Orden. 

Der  Übergang  der  Jülicher  Stammlande  im  J.  1 42 3  an  die  bergische  Linie  des 
Jülicher  Grafengeschlechtes  und  von  diesem  im  J.  i5ii  an  die  Herzöge  von  Kleve 
vollzog  sich  ohne  Störung.  Die  besondere  Vorliebe  des  ersten  Herzogs  aus  dem 
Klevischen  Hause  für  Jülich  sollte  von  weitgehendem  Einfluss  für  die  Kunstgeschichte 
des  Jülicher  Landes  werden.  Schon  vor  den  Kämpfen  Herzog  Wilhelms  gegen  Karl  V., 
in  denen  Düren  zum  grossen  Teil  zerstört,  das  Herzogliche  Jagdschloss  Hambach 
bei  Jülich  verbrannt  und  auch  Jülich  in  Mitleidenschaft  gezogen  wurde ,  hatte 
Wilhelm  V.  die  grossartige  neue  Bastionsbefestigung  der  Stadt  Jülich  begonnen,  der 
die  vollkommene  Neubebauung  der  1 547  durch  Brand  zerstörten  Stadt  folgte;  in 
der  Zitadelle  und  in  Hambach  liess  er  die  grossen  Schlossanlagen  entstehen  nach 

1* 

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4 


EINLEITUNG 


den  Plänen  des  Bologneser  Architekten  und  Festungsbauineisters  Alessandro  Pas- 
qualini, den  er  nach  Jülich  gezogen  hatte.  Es  war  dem  Jülicher  Lande  jedoch  kaum 
eine  kurze  Spanne  ruhiger  Zeiten  beschieden;  wenn  auch  nicht  an  dem  Kölnischen 
Krieg  gegen  Ende  des  16.  Jahrhunderts  direkt  beteiligt,  litt  das  Land  doch  schwer 
unter  dem  Raubsystem,  das  gerade  diesen  Krieg  so  kennzeichnet. 

Als  im  J.  i6o9  der  letzte  Herzog  von  Jülich-Kleve-Berg  starb  und  der  Jülichsche 
Erbfolgekrieg  ausbrach,  musste  Jülich  seinen  Ruhm,  als  beste  moderne  Festung  des 
Niederrheines  zu  gelten,  schwer  bezahlen.  Der  Kaiser  war  den  possedierenden 
Fürsten,  Ptalzgraf  Wolfgang  Wilhelm  von  Pfalz-Neuburg  und  Markgraf  Ernst  von 
Brandenburg,  zuvorgekommen  und  hatte  Jülich  durch  den  Erzherzog  Leopold  in  Be- 
sitz nehmen  lassen;  nach  4otägiger  schwerer  Belagerung  und  mutiger  Verteidigung 
fiel  die  Stadt  in  die  Hände  der  possedierenden  Fürsten.  Gleichzeitig  musste  sich  auch 
Schloss  Breitenbend  bei  Linnich  den  Truppen  der  Possedierenden  ergeben.  Schon 
in  den  Jahren  1621/22  folgte  die  Belagerung  und  Eroberung  der  von  den  Holländern 
besetzten  Festung  durch  spanische  Truppen  unter  Spinola. 

Auch  die  letzten  Zeiten  des  dreissigjährigen  Krieges  berührten  das  Jülicher 
Land,  indem  Hessen  [und  Schweden  sich  i648  in  der  Festung  Breitenbend  bei 
Linnich  festsetzten;  auch  hier  kam  es  wieder  zu  einer  langwierigen  Belagerung,  die 
mit  der  Zerstörung  der  Burg  endigte. 

Wiederum  in  dem  Krieg  Ludwigs  XIV.  gegen  die  Generalstaaten  musste  das 
Jülicher  Land  von  1 6 7 8 — 1680  alle  Leiden  des  Krieges  mit  Durchzügen,  Kontributionen 
und  Kriegssteuern  erproben. 

Erst  jetzt  ward  dem  Land  eine  längere  Zeit  ununterbrochener  Ruhe  zu  teil. 
Die  Verwaltung  unter  den  Herrschern  aus  dem  Hause  Pfalz-Neuburg  verlief  in 
ruhigen  Bahnen.  Wenn  auch  Jülich  Hauptstadt  des  Rurgebietes  blieb,  seine  Glanz- 
zeit war  seit  dem  Aussterben  der  Herzöge  von  Jülich-Kleve-Berg  vorüber.  Das 
herrliche  Residenzschloss  Wilhelms  V.  in  der  Zitadelle  von  Jülich  wurde  schon  im 
1  7.  Jahrhundert  Kaserne;  das  Jagdschloss  in  Hambach  blieb  unvollendet  liegen. 

Noch  einmal  in  den  Revolutionskriegen  sollte  das  Jülicher  Land  die  Leiden 
des  Krieges  verspüren  ;  seit  1  792  lagen  österreichische  Truppen  in  der  Rurgegend,  die 
zunächst  einige  kleine  Erfolge  'zu  verzeichnen  hatten,  dann  aber  im  Jahre  1  794  sich 
über  Jülich  und  Linnich  hinter  die  Rur  zurückziehen  mussten  ;  dabei  ging  Linnich 
ganz  in  Flammen  auf.  Den  Beschluss  der  Kriegsunruhen  bildet  die  dreimonatliche, 
nicht  sehr  ernsthafte  Belagerung  der  von  Napoleonischen  Truppen  besetzten  Festung 
Jülich  im  J.  1 8 1 4  durch  die  alliierte  Armee. 

Die  territoriale  Entwicklung  des  jetzigen  Kreisgebietes  vollzog  sich  unter  der 
Herrschaft  der  Jülicher  Grafen  in  gleichmässigem  Fortschritt.  Der  grösste  Teil  des 
Kreises,  der  sich  um  Jülich  als  Mittelpunkt  legt,  gehörte  von  jeher  zum  Jülichgau 
und  unterstand  damit  den  Gaugrafen.  Die  meisten  landesherrlichen  Rechte  wurden 
schon  früh  von  den  Jülicher  Grafen  erworben ;  die  mächtige  Ritterschaft  war  um  die 


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EINLEITUNG 


5 


Mitte  des  1 4.  Jahrhunderts  ihrer  Selbständigkeit  zum  grossen  Teil  verlustig  und  trug 
die  meisten  der  Adelssitze  mit  ihrem  reichen  Grundbesitz  von  Jülich  zu  Lehen. 
Die  Zahl  der  Unterherrschaften  steht  seit  der  Mitte  des  1 4.  Jahrhunderts,  als  sich 
die  einzelnen  Ämter  fest  abgegrenzt  hatten,  unverändert  fest;  es  sind  Bettendorf, 
Laurenzberg  im  Besitz  der  von  Palant,  Tetz,  im  J.  1 3 5 1  von  Herzog  Wilhelm  an  die 
von  Hompesch  verkauft,  Setterich  im  Besitz  der  Herren  von  Reuschenberg.  Der 
grösste  Teil  des  Kreises  gehörte  zum  Amt  Jülich ;  im  Süden  rechnete  nur  Hambach 
zum  Amt  Nörvenich,  im  Osten  Rödingen  zum  Amt  Kaster.  Seit  dem  J.  1 392  bildete 
das  von  Randerath  erworbene  Boslar  mit  Linnich  zusammen  ein  besonderes  Amt; 
in  diesem  Amt  lag  der  Rittersitz  Breitenbend  als  Unterherrschaft  und  Hauptsitz  der 
mächtigen  Herren  von  Palant. 

Ausserhalb  der  territorialen  Entwickelung  des  Kreisgebietes  stehen  die  beiden 
Dörfer  Welz  und  Rurdorf,  die  von  Alters  her  zur  Abtei  Herzogenrath  und  mit  dem 
Ländchen  Herzogenrath  seit  dem  12.  Jahrhundert  zu  Limburg  und  Brabant  ge- 
hörten, dann  durch  den  Teilungsvertrag  von  166 1  mit  Herzogenrath  an  Spanien 
übergingen. 

Die  französische  Herrschaft  brachte  die  vollkommene  Veränderung  der  alten 
Verwaltungsbezirke;  das  jetzige  Kreisgebiet  kam  zu  dem  Arondissement  Köln  des 
Rurdepartements  und  umfasste  die  beiden  Kantone  Linnich  und  Jülich.  Dem  schloss 
sich  auch  die  Abgrenzung  des  Kreises  Jülich  unter  preussischer  Herrschaft  im 
J.  1816  an. 

In  kirchlicher  Beziehung  gehörte  der  Kreis  Jülich  zum  alten  Jülicher  Dekanat, 
dessen  Grenzen  sich  im  wesentlichen  mit  dem  Jülichgau  deckten.  Bei  der  Teilung  der 
Kölner  Erzdiöcese  unter  französischer  Herrschaft  im  J.  1801  kam  das  Gebiet  zu  dem 
neu  gegründeten  Bistum  Aachen;  seit  dessen  Auflösung  und  der  Neuregulierung  der 
Erzdiöcese  Köln  im  J.  182 1  umfasst  der  Kreis  Jülich  die  beiden  Dekanate  Alden- 
hoven und  Jülich.  Nach  dem  J.  182 1  sind  die  Pfarreien  Flossdorf,  Niedermerz,  Rur- 
dorf, Schleiden,  Ameln,  Bettenhoven,  Gevelsdorf,  Hottorf  und  Welldorf  wieder-  oder 
neuerrichtet. 

In  kunstgeschichtlicher  Hinsicht  treten  im  Kreis  Jülich  profane  und  kirchliche 
Anlagen  ziemlich  gleichbedeutend  nebeneinander.  Von  den  kirchlichen  Gebäuden 
der  romanischen  Zeit  ist  infolge  des  im  Spätmittelalter  eintretenden  Erweiterungsbe- 
dürfnisses keines  im  alten  Umfang  erhalten.  Eine  erhebliche  kunsthistorische  Be- 
deutung besass  hier  nur  die  Pfarrkirche  in  Jülich,  von  der  heute  noch  der  mächtige 
Westturm  des  1 2.  Jahrhunderts  mit  seiner  interessanten  Vorhalle  erhalten  ist.  Unter 
dem  direkten  Einfluss  der  Jülicher  Kirche  steht  der  romanische  Turm  der  Kirche 
in  Barmen.  Wesentliche  romanische  Bauteile  sind  noch  an  den  Kirchen  in  Mündt, 
Lohn,  Niedermerz,  Linnich,  Spiel  und  Boslar  erhalten.  Die  starke  kirchliche  Bau- 
thätigkeit,  die  im  i5.  Jahrhundert  ebenso  hier  wie  im  Kreis  Bergheim  einsetzt, 
schafft   eine    Reihe  grosser  einfacher  Hallenkirchen,  die  mächtigsten   hiervon  sind 


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6 


EINLEITUNG 


die  Pfarrkirchen  von  Linnich,  Boslar  und  Aldenhoven;  Hasselsweiler  und  Siersdorf 
haben  zweischiffige  Hallenkirchen  der  gleichen  Zeit.  Als  einschiffige  spätgothische 
Kirche  von  einfachen  Formen  und  weiten  Verhältnissen  verdient  die  Kirche  in 
Hambach  Erwähnung.  Wo  sich  aus  dem  Abbruch  der  romanischen  Bauten  brauch- 
bares Tuffmaterial  ergab,  wie  in  Spiel  und  Hasselsweiler,  ist  auch  der  reizvolle 
Wechsel  von  Tuff-  und  Ziegelschichten  zur  Anwendung  gekommen,  der  für  die 
spätgothischen  Kirchen  des  Kreises  Bergheim  so  charakteristisch  ist.  Von  einer 
Bauthätigkeit  des  1 7.  und  1 8.  Jahrhunderts  kann  auf  kirchlichem  Gebiet  kaum  die 
Rede  sein;  es  handelt  sich  durchweg  nur  um  Flickarbeiten.  Einzig  das  Langhaus 
der  Kirche  in  Ederen  verdient  wegen  seiner  zierlichen  Stuckdekoration  aus  der 
Mitte  des  1 8.  Jahrhunderts  genannt  zu  werden. 

Von  den  profanen  Bauten  haben  die  Befestigungsanlagen  am  meisten  im  Lauf 
der  Zeit  gelitten;  Jülich  bewahrt  von  seiner  älteren  Stadtbefestigung  noch  ein  Thor 
des  i4.  Jahrhunderts,  die  Ortsbefestigungen  von  Titz  und  Linnich  sind  ganz  unter- 
gegangen, in  Aldenhoven  stehen  nur  noch  geringe  Reste.  Auch  die  fortifikationsge- 
schichtlich  so  bedeutende  und  berühmte  Bastionsbefestigung  von  Jülich,  ebenfalls  das 
Werk  des  Italieners  Pasqualini,  ist  mit  Ausnahme  der  Zitadelle  dem  Ausdehnungs- 
drang der  Stadt  und  der  fortgeschrittenen  Kriegswissenschaft  zum  Opfer  gefallen. 

Reich  ist  der  Bestand  an  spätmittelalterlichen  Burgen  des  Jülicher  Adels.  Die 
fruchtbaren  Äcker  des  Jülicher  Landes,  das  Bestreben  der  Landesherren,  eine  Schar 
getreuer  Lehensleute  um  das  Herz  des  Fürstentums  zu  sammeln,  haben  die  Bildung 
eines  eng  gesiedelten,  meist  selbst  wirtschaftenden  Landadels  befördert  und  sind 
naturgemäss  auch  auf  die  Bauart  der  Burgen  von  wesentlichem  Einfluss  geworden. 
Es  begegnet  uns  vornehmlich  die  typische  Form  der  niederrheinischen  Wasserburg, 
vorn  der  rechteckige  Ackerhof,  der  an  drei  Seiten  umbaut  ist  und  mit  der  vierten 
Seite  sich  zu  dem  gleichfalls  von  Wasser  umgebenen  Herrenhaus  öffnet,  daneben 
kommt  auch  die  geschlossene  Form  mit  Türmen  an  den  Ecken  vor.  Auch  dort, 
wo  die  Umwälzungen  der  französischen  Revolution  die  Adelssitze  zu  Pachtgütern 
herabgedrückt  haben,  sind  noch  manche  interessante  Einzelheiten  erhalten  geblieben. 
Aus  dem  i  5.  u.  16.  Jahrhundert  kommen  die  Burgen  von  Engelsdorf,  Obbendorf,  Kellen- 
berg, Overbach  und  namentlich  Laurenzberg  in  Betracht;  einer  etwas  späteren  Zeit 
gehören  schon  diejenigen  in  Dürboslar,  Lürcken,  Müntz  und  Setterich  an.  Von 
der  bedeutendsten  Anlage,  Burg  Breitenbend,  haben  wir  nur  noch  aus  den  Abbil- 
dungen Kenntnis. 

Aber  über  diese  Burgen  des  Landadels  ragen  weit  hinaus  an  künstlerischer 
und  kunstgeschichtlicher  Bedeutung  die  reichen  Bauten  der  Renaissance,  die  unser 
Gebiet  aufzuweisen  hat,  die  beiden  landesherrlichen  Schlösser  in  der  Zitadelle  von 
Jülich  und  in  Hambach,  wie  die  Deutschordenskommende  zu  Siersdorf.  Jülich  und 
wesentliche  Teile  von  Hambach  sind  Werke  des  Bologneser  Architekten  Pasqualini, 
der  wahrscheinlich  schon  im  J.  1 538  in  Jülichsche  Dienste  trat.    Hambach  liegt  heute 


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EINLEITUNG 


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in  Trümmern,  um  so  wertvoller  sind  die  Reste  vom  Schloss  in  Jülich,  das  vornehmste 
Werk  italienischer  Hochrenaissance  auf  rheinischem  Boden.  Die  um  20  Jahre  später 
erbaute  Kommende  Siersdorf  wie  das  leider  abgebrochene  gleichzeitige  Archivgebäude 
in  Jülich  zeigen,  ähnlich  wie  Schloss  Rheydt  und  Schloss  Frens,  schon  die  Mischung 
italienischer  und  niederländischer  Motive. 

Auf  dem  Gebiet  der  mittelalterlichen  Plastik  hat  der  Kreis  Jülich  gleichfalls  eine 
erhebliche  Bedeutung;  er  bewahrt  nicht  weniger  als  i3  jener  reichen  flandrischen 
Schnitzaltäre,  die  in  Brüssel  und  Antwerpen  in  grosser  Anzahl  für  den  Verkauf  her- 
gestellt wurden.  Interessanter  noch  sind  die  reichen  Schnitzwerke  aus  der  nieder- 
rheinischen Schule,  die  in  den  Kirchen  zu  Aldenhoven,  Barmen  und  namentlich  in 
Siersdorf  erhalten  sind. 

Die  Erdformation  des  Kreises  zeigt  Alluvial-  und  Diluvialbildungen,  die 
hauptsächlich  aus  Sand-,  Lehm-,  Letten-  und  Mergelschichten  bestehen,  in  der 
äusseren  Erscheinung  ein  nachwelliges  Tiefland  mit  reichem  Ackerboden.  Das  Land 
ist  ziemlich  wasserarm,  die  Seitenbäche  der  Rur  sind  ganz  unbedeutend.  Die  Rur 
selbst  durchzieht  das  Gebiet  von  Süden  nach  Norden  in  einem  feuchten,  durch- 
schnittlich 2  Kilometer  breiten  Flussthal,  das  von  Wiesen  mit  Pappel-  und  Weiden- 
pflanzungen  eingenommen  wird. 

Die  Bodenbeschaffenheit  ergab  naturgemäss  den  Backstein  als  das  übliche 
Baumaterial.  Die  romanischen  Kirchenbauten  zeigen  meist  den  Tuff  des  Mittelrheines; 
in  einzelnen  Fällen,  wie  an  der  Kirche  in  Jülich,  ist  der  rote  Rursandstein  zur  Ver- 
wendung gekommen.  Seit  dem  i4.  Jahrhundert  kommt  jedoch  der  Backstein  zur 
vollkommenen  Herrschaft,  die  er  bis  auf  den  heutigen  Tag  bewahrt  hat.  Für  die 
in  geringem  Umfang  notwendigen  Eckarmierungen  und  Gewände  sind  Hausteine  ver- 
schiedensten Ursprungs  verwendet  worden,  vornehmlich  solche  des  Rurgebietes  und 
der  Aachener  Gegend,  aber  auch  einzelne  mittelrheinischer  Herkunft.  Verhältnis- 
mässig selten  hat  man  sich  bei  romanischen  Bauten  zur  Benutzung  des  unbequemen 
von  der  Rur  mitgeführten  Kiesmaterials  entschlossen,  wie  z.  B.  am  Turm  der  Lin- 
nicher Kirche.  Der  einzige  Bau,  der  eine  reichere  Verwendung  von  Hausteinen,  des 
Kohlensandsteines  und  des  sogenannten  Blausteines,  in  Verbindung  mit  dem  Back- 
stein aufweist,  ist  das  Schloss  in  Jülich.  [R.] 


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8 


EINLEITUNG 


LITTERATUR. 

1.  Allgemeine  Darstellungen.  M.  Merian,  Topographia  Westphaliae, 
Frankfurt  i65o. —  M.  Henriquez  a  Strevesdorff,  Archidioeceseos  Coloniensis  de- 
scriptio  historico-poetica,  per  ordines  et  Status  digesta,  Köln  i67o.  -  ■  W.  Teschen- 
macher,  Annales  Cliviae,  Juliae,  Montium,  Marcae,  Westphalicae ,  Ravensbergae, 
Geldriae  et  Zutphaniae,  Frankfurt  u.  Leipzig  1 7  2 1 .  —  Des  fürstlichen  Geschlechts 
und  Hauses  Gülich,  Clef,  Berg  und  Marek,  etc.  Stamm-Register,  Arnheim  16 10.  — 
A.  Erichius,  Gülichische  Chronic,  darinnen  der  uhralten  .  .  .  Grafen,  Marggrafen  und 
Hertzogen  von  der  Marek,  Gülich,  Cleve,  Bergen  u.  s.  w.,  Leipzig  161 1.  —  J.  J. 
Brosii,  Juliae  Montiumque  comitum,  marchionum  et  dueum  annales,  3  Bde., 
Köln  1 73  1 .  —  T.  G.  Dielhelm,  Rheinischer  Antiquarius  oder  ausführliche  Beschreibung 
des  Rheinstroms  ...  Frankfurt  1 7  7 6.  —  Materialien  zur  geistlichen  und  weltlichen 
Statistik  des  niederrheinischen  und  westfälischen  Kreises  und  der  angrenzenden  Länder 
nebst  Nachrichten  zum  Behuf  ihrer  älteren  Geschichte,  2  Bde.,  Erlangen  1 7 8 1  und 
1 783.  —  A.  Borheck,  Archiv  für  die  Geschichte,  Erdbeschreibung,  Staatskunde  und 
Altertümer  der  deutschen  Nieder -Rheinlande,  Elberfeld  1800.  —  Ders.,  Bibliothek 
für  die  Geschichte  des  niederrheinischen  Deutschlands,  Köln  1801.  —  Ders.,  Ge- 
schichte der  Länder  Cleve,  Mark,  Jülich,  Berg  und  Ravensberg,  2  Bde.,  Duisburg  1800. 

—  J.  F.  Knapp,  Regenten-  und  Volks  -  Geschichte  der  Länder  Cleve,  Mark,  Jülich, 
Berg  und  Ravensberg,  3  Bde ,  Elberfeld  1 83 1  —  1 836.  —  E.  Heinel,  Geschichte  der 
Herzogtümer  Cleve,  Jülich  und  Berg  bis  zur  Vereinigung  mit  dem  Kurfürstentum 
Brandenburg,  Berlin  1 84 1 .  —  F.  E.  v.  Mering,  Geschichte  der  Burgen,  Rittergüter, 
Abteien  und  Klöster  in  den  Rheinlanden,  Köln  1 833  -  1861,  12  Hefte.  —  Jos.  Strange, 
Beiträge  zur  Genealogie  der  adligen  Geschlechter,  9  Bde.,  Köln  1 864— 1 869.  —  A. 
Fahne,  Geschichte  der  Kölnischen,  Jülichschen  und  Bergischen  Geschlechter,  Köln  1 848 

—  Ders.,  Forschungen  auf  dem  Gebiete  der  rheinischen  und  westfälischen  Geschichte, 
5  Bde.  in  8  Abteilungen,  Köln  1 864  — 1 876.  —  Ders.,  Denkmale  und  Ahnentafeln 
in  Rheinland  und  Westfalen,  Köln  1 876— 1 883,  6  Bde.  —  Ders.,  Chroniken  und 
Urkundenbücher  hervorragender  Geschlechter,  Stifter  und  Klöster,  Köln  1862 — 1880, 
5  Bde.  —  von  Stramberg,  Denkwürdiger  und  nützlicher  rheinischer  Antiquarius, 
Koblenz  1 845 — 1866,  39  Bde.  —  Die  preussische  Rheinprovinz  in  drei  Perioden  ihrer 
Verwaltung,  Köln  181 7.  -  -  Neigebaur.  Darstellungen  der  provisorischen  Verwal- 
tungen am  Rhein  vom  Jahre  i8i3  — 1818,  Köln  1821. 

2.  Römisch-germanische  Urgeschichte.  H.  S.  van  Alpen,  Das  frän- 
kische Rheinland,  was  es  war  und  was  es  jetzt  ist,  Köln  1802.  —  A.  C.  Minola, 
Kurze  Darstellung  dessen,  was  sich  unter  den  Römern  ....  Merkwürdiges  am  Rhein - 
ström  ereignete,  Köln  1816.  —  G.  Eckertz,  Die  Ausdehnung  des  fränkischen  Ripuar- 


EINLEITUNG 


9 


landes  auf  der  linken  Rheinseite:  Programm  des  Friedrich- Wilhelm-Gymnasiums  zu 
Köln  1 854.  —  T.  Bergk,  Zur  Geschichte  und  Topographie  der  Rheinlande  in 
römischer  Zeit,  Leipzig  1882.  —  Jacob  Schneider,  Neue  Beiträge  zur  alten  Ge- 
schichte und  Geographie  der  Rheinlande,  Düsseldorf  1860 — i89o,  i4  Hefte.  —  Ders., 
Die  alten  Heer-  und  Handelswege  der  Germanen,  Römer  und  Franken  im  deutschen 
Reiche,  Düsseldorf  1882 — i89o,  Heft  1 — 9.  —  Brambach,  Corpus  inscriptionum 
Rhenanarum,  Elberfeld  1 867. 

3.  Rechts-  und  Verfassungsgeschichte.  J.  J.  Scotti,  Sammlung  der 
Gesetze  und  Verordnungen,  welche  in  den  ehemaligen  Herzogtümern  Jülich,  Cleve 
und  Berg  u.  s.  w.  ergangen  sind  (von  1 745  —  i8i5\  Düsseldorf  1821  — 1822,  4  Bde.  - 
Gosw.  Jos.  de  Buiningk,  Tentamen  historicum  de  ordinationibus  provincialibus  Julia- 
censibus,  Montensibus  nec  non  variis  earumdum  editionibus,  Duisburg  1 794.  —  Mel- 
chior Voetz,  Historia  iuris  civilis  Juliacensium  et  Montium,  Köln  1 667  (5.  Aufl. 
1 762).  —  Chr.  Sommer,  Praktischer  Kommentar  über  die  Jülich-Bergische  Rechts- 
ordnung mit  Verbesserungsvorschlägen,  Köln  i8o4.  —  Widerholung  aller  derjenigen 
Edikten  und  General-Verordtnungen,  welche  wegen  der  in  beyden  Herzogthumben 
Gülich  und  Berg  üblichen  Steuer-Collectationen  und  darin  einschlagender  Materien 
vor  und  nach  ausgegangen  seynd,  Düsseldorf  i7i5.  —  Fr.  Aleff,  Dissert.  de  iuribus 
et  praerogativis  ducatuum  Juliae  et  Montium,  Heidelberg  1 7  5 1  (auch  in  seinen  opus- 
culis  p.  7773).  —  G.  J.  v.  Knapp,  Beiträge  zur  Jülich-  und  Bergischen  Landes- 
geschichte oder  Anleitung  zur  Kenntnis  der  Jülich-  und  Bergischen  Lehne,  i79i.  — 
Fr.  G.  Schleicher  ,  Abhandlung  vom  Ursprung  und  Eigenschaft  der  Jülich-  und 
Bergischen  Lehne,  Elberfeld  1800.  —  v.  Kamptz,  Die  Provinzial-  und  statutarischen 
Rechte  in  der  preussischen  Monarchie,  Berlin  1828.  —  J.  F.  Benzenberg,  Über 
Provinzialverfassung  mit  besonderer  Rücksicht  auf  die  vier  Länder  Jülich,  Cleve,  Berg 
und  Mark,  Hamm  18 19.  —  Theodor  Corner,  Abhandlung  über  den  vorzüglichen 
Unterschied  zwischen  den  ehemaligen  Landrechten  ....  von  Köln,  Jülich  und  Berg, 
Köln  1826.  —  H.  Loersch,  De  ortu  et  incremento  superioritatis  territorialis  in  co- 
mitatu  Juliaceusi  usque  ad  a.  1 3 5 6 ,  quo  Guilelmus  V.  ducatus  dignitatem  adeptus 
est,  Bonn  1862.  —  Georg  von  Below,  Die  landständische  Verfassung  in  Jülich 
und  Berg  bis  zum  J.  1S11:  Berg.  Zs.  XXI,  S.  1 73 ;  XXII,  S.  1.  —  Ders.,  Geschichte 
der  direkten  Staatssteuern  in  Jülich  und  Berg  bis  zum  geldrischen  Erbfolgekriege: 
Berg.  Zs.  XXVI,  S.  1;  XXVIII,  S.  1 ;  XXIX,  S.  1.  —  Ders.,  Landtagsakten  von 
Jülich-Berg.  i4oo — 1610.  Bd.  I  (i4oo — 1 5 6 2 ) ,  Düsseldorf  1 895.  (Publikationen  der 
Gesellschaft  für  Rheinische  Geschichtskunde  XI).  —  M.  Ritter,  Zur  Geschichte 
deutscher  Finanzverwaltung  im  16.  Jahrhundert,  Eonner  Programm  zum  3.  Au- 
gust i884. 

4.  Territorial-  und  Ortsgeschichte.  C.  J.  Kremer,  Akademische  Bei- 
träge zur  Gülch-  und  Bergischen  Geschichte,  3  Bde.,  Mannheim  1  769 — 1/81.  — Ders., 
Historisch-diplomatische  Beyträge  zur  Gülch-  und  Bergischen  Geschichte,  Giessen  1 787. 


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EINLEITUNG 


—  P.  A.  Streithagen,  Successio  principum  Juliae,  Cliviae  ac  Montium,  ex  quo  e 
comitibus  in  Duces  evecti  sunt.  Item  Dominorum  Heinsbergensium  u.  s.  w.,  Düssel- 
dorf 1629.  —  Ders.,  Catalogus  scriptorum  Juliacensium,  Leiden  1 643.  —  K.J.  Wiebe- 
king, Beiträge  zur  Kur  -  Pfalzischen  Staaten  -  Geschichte  von  1  7  7 2  —  1  7 92,  vorzüglich 
in  Rücksicht  des  Herzogtums  Tülich  und  Berg,  Heidelberg  1  7  93.  —  Golbery,  Consi- 
derations  sur  le  Departement  de  la  Roer,  Aachen  181 1.  —  Die  Chroniken  der 
deutschen  Städte  vom  i4.  bis  ins  16.  Jh.,  Bd.  XII — XIV:  Köln,  herausgegeben  von 
Cardauns,  Leipzig  i875  —  1 87 7.  —  J.  H.  Hennes,  Der  Kampf  um  das  Erzstift 
Köln  zur  Zeit  des  Kurfürsten  Gebhard  Truchsess  und  Ernst  von  Bayern,  Köln  1 878, 
Gotha  1882.  —  L.  Ennen,  Der  spanische  Erbfolgekrieg  und  der  Kurfürst  Joseph 
Clemens  von  Köln,  Jena  1 85 1 .  —  Ders.,  Frankreich  und  der  Niederrhein,  oder  Ge- 
schichte von  Stadt  und  Kurstaat  Köln  seit  dem  3ojährigen  Kriege  bis  zur  französischen 
Occupation,  Köln  1 85 5 — 1856,  2  Bde.  —  Ders.,  Geschichte  der  Stadt  Köln,  5  Bde., 
Köln  1860 — 1880.  —  Ennen  und  Eckertz,  Quellen  zur  Geschichte  der  Stadt  Köln, 
Köln  1860— 1 879,  6  Bde.  —  Max  Lossen,  Der  kölnische  Krieg,  l.Bd.,  Gotha  1882;  2.  Bd., 
München  i897.  —  Michael  ab  Isselt,  De  bello  Coloniensi  libri  quattuor,  Köln  1 584. 

—  Joh.  Phil.  Abelinus,  Theatrum  Europaeum  oder  ausführliche  und  wahrhaftige 
Beschreibung  u.  s.  w.,  21  Bde.,  Frankfurt  1662  ff.  —  L.  v.  Essen,  Historische  Studien 
(älteste  Geschichte  von  Jülich),  Linnich  1 855.  —  Aeg.  Müller,  Beiträge  zur  Ge- 
schichte des  Herzogtums  Jülich,  2  Bde.,  Bochum  1 867  — 1868.  —  A.  di  Miranda, 
Wilhelm  IV.  von  Jülich,  Leipzig  1 875.  —  C.  Wieth,  Die  Stellung  des  Markgrafen 
Wilhelm  von  Jülich  zum  Reich  von  1 342  —  1 36 1 ,  Münster  1882.  —  Wilhelm  Graf 
von  Mirbach,  Zur  Territorialgeschichte  des  Herzogtums  Jülich,  2  Hefte,  Programme 
der  rheinischen  Ritterakademie  zu  Bedburg  1 874  u.  1 88 1 .  —  Ders.,  Beiträge  zur  Ge- 
schichte der  Grafen  von  Jülich:  Aachener  Zs.  XI,  S.  75;  XII,  S.  i63;  XIII,  S.  1 23. 

—  Lückerath,  Die  Herren  von  Heinsberg,  4  Hefte,  Programme  der  Stadtschule  zu 
Heinsberg  1888  — 1 89 1.  —  J.  H.  Kaltenbach,  Der  Regierungsbezirk  Aachen.  Ein 
Wegweiser  für  Lehrer,  Reisende  und  Freunde  der  Heimatkunde,  Aachen  i85o.  — 
J.  Offermann,  Geschichte  der  Städte,  Flecken,  Dörfer,  Burgen  und  Klöster  in  den 
Kreisen  Jülich,  Düren,  Erkelenz,  Geilenkirchen  und  Heinsberg,  Linnich  1 854.  —  C. 
Brockmüller,  Entwurf  einer  historisch-,  statistisch-,  medizinischen  Topographie  der 
Stadt  und  des  Kreises  Jülich,  Jülich  i839.  —  Kühl,  Geschichte  der  Stadt  Jülich, 
4  Bde.,  Jülich  i89i  — i897. 

Rousset,  Histoire  de  la  succession  aux  Duchez  de  Cleves,  Berg  et  Juliers,  u.  s.  w., 
Amsterdam  1 738.  —  Gründlich  verfasste  historische  Nachricht  von  dem  berühmten 
Jülich-  und  Bergischen  Successions- Streit  u.  s.  w  ,  Frankfurt  u.  Leipzig  1 739.  —  E. 
v.  Schaumburg,  Die  Begründung  der  Brandenburgisch -Preussischen  Herrschaft  am 
Niederrhein  und  in  Westfalen,  Wesel  1 859.  —  P.  Hassel,  Die  Anfänge  der  Branden- 
burgischen Politik  in  den  Rheinlanden:  Zeitschrift  für  preussische  Geschichte  und 
Landeskunde,  Bd.  IX,  S.  3  21.  —  Ders.,  De  imperio  Brandenburgico  ad  Rhenum  fundato 


!  0 


EINLEITUNG 


u.  s.  w.,  Berlin  1 863.  —  M.  Ritter,  Der  Jülicher  Erbfolgekrieg,  München  1 8 7 7 .  — 
Kurze  Geschichte  deren  Unruhen  und  Kriegen  wegen  der  Erbfolge  in  den  Herzog- 
tümern Jülich,  Cleve,  Bergen  und  anderen  Länderen  i6o9  (o.  O.  D.  u.  J.).  — 
F.  Meinecke,  Das  Stralendorff'sche  Gutachten  und  der  Jülicher  Erbfolgestreit, 
Potsdam  !  886  (Abdruck  aus  den  Märkischen  Forschungen).  —  Die  zahlreichen 
Drucke  der  Aktenstücke  und  Parteischriften  zum  Erbfolgestreit 
sind  ausführlich  verzeichnet  bei:  Dr.  Franz  Ritter,  Katalog  der  Stadtbibliothek  in 
Köln,  Abteilung  Rh.:  Geschichte  und  Landeskunde  der  Rheinprovinz  LS.  77  (Ver- 
öffentlichungen der  Stadtbibliothek  in  Köln,  5.  u.  6.  Heft);  dazu  vergl.  noch:  Copia 
literarum  Caesareae  Majestatis  commissariarum  ad  Brandenburgenses  et  Neobur- 
genses  principes,  in  quibus  recapitulantur  media  pacis  tractata  u.  s.  w.,  Anno 
Christi  1610  (o.  O.  u.  V.).  —  W.  Gebhard,  Bericht  des  Hofkammerrats  Fr.  H. 
Jacobi  über  die  Industrie  der  Herzogtümer  Jülich  und  Berg,  aus  den  J.  1 7 7 3  u.  1 7 7 4 : 
Berg.  Zs.  XVIII,  S.  i.  —  C.  L.  Dörring,  Von  den  im  Herzogtum  Jülich  befind- 
lichen Bergwerken  in  den   Bemerkungen  der  pfälz.  Ökonom.  Gesellschaft  von  1 7 7 5. 

—  H.  H.  Koch,  Geschichte  der  Stadt  Eschweiler,  IV.  Teil:  Handel  und  Industrie, 
Frankfurt  i885. 

5.  Statistik.  Statistik  der  preussischen  Rheinprovinzen  in  den  3  Perioden 
ihrer  Verwaltung,  Köln  1 8 1 7 . —  J.  A.  Demian,  Geographisch-statistische  Darstellung 
der  deutschen  Rheinlande  nach  dem  Bestände  vom  i.  August  1820,  Koblenz  1820.  — 
F.  v.  Restorff,  Topographisch- statistische  Beschreibung  der  preussischen  Rhein- 
provinzen, Berlin  i83o.  —  Beschreibung  des  preussischen   Rheinlands,  Aachen  i852. 

—  P.  W.  Mebus,  Geographisch-statistische  Beschreibung  der  Königlich  preussischen 
Rheinprovinz,  Elberfeld  i84i.  —  Ders.,  Statistische  Beschreibung  der  preussischen 
Rheinprovinz,  Köln  1 835.  —  A.  J.  Dorsch,  Statistique  du  de"partement  de  la  Roer, 
Köln  i8o4.  —  Topographisch-statistische  Übersicht  des  Regierungs-Bezirkes  Aachen, 
Aachen  1820.  —  E.  Huhn,  Der  Regierungsbezirk  Aachen  der  preussischen  Rhein- 
provinz, geographisch,  statistisch  und  topographisch  dargestellt,  Neustadt  i848.  —  Der 
Regierungsbezirk  Aachen,  topographisch  beschrieben,  Aachen  1827. —  Der  Regierungs- 
bezirk Aachen,  topographisch-statistisch  dargestellt,  Aachen  i852.  —  H.  A.  Reinick 
und  H.  v.  Dechen,  Statistik  des  Regierungsbezirkes  Aachen,  3  Bde.,  Aachen  1 865 — 1 867. 

—  Erläuterungen  zum  geschichtlichen  Atlas  der  Rheinprovinz  (Publikationen  der 
Gesellschaft  für  rheinische  Geschichtskunde  XII) :  Bd.  I.,  Constantin  Schulteis, 
Die  Karten  von  181 3  und  181 8,  Bonn  1 895 ;  Bd.  IL,  Wilhelm  Fabricius,  Die  Karte 
von  1 789,  Bonn  i898. 

6.  Kirchengeschichte.  L.  Ennen,  Geschichte  der  Reformation  im  Bereiche 
der  alten  Erzdiöcese  Köln,  Köln  i849.  —  E.  Demmer,  Geschichte  der  Reformation 
am  Niederrhein,  Aachen  j  885.  —  G.  Drouven,  Die  Reformation  in  der  Kölnischen 
Kirchenprovinz,  Neuss  und  Köln  1 8 76.  —  J.  P.  Berg,  Reformationsgeschichte  der 
Länder  Jülich,  Cleve,  Berg,  Mark,  Ravensberg  und   Lippe,  Hamm  1826.  —  J.  A. 

1  t 


EINLEITUNG 


v.  Recklinghausen,  Reformationsgeschichte  der  Länder  Jülich,  Cleve,  Berg,  Meurs, 
Mark,  Westfalen  und  der  Städte  Aachen,  Köln  und  Dortmund,  i.  und  2.  Teil,  Elber- 
feld 1818,  3.  Teil  Solingen  und  Gummersbach  1 837.  —  H.  H.  Koch,  Die  Refor- 
mation im  Herzogtum  Jülich,  Frankfurt  a.  M.  T 883.  —  Grashof,  Wie  das  Jülicher 
Land  zum  Evangelium  kam,  3.  Aufl.,  Viersen  i87o.  —  Rembert,  Die  Wiedertäufer 
im  Herzogtum  Jülich,  Berlin  1 899.  —  Hauptbuch  und  Verzeichnis  der  im  Jülich- 
Aachener  Bezirk  befindlichen  geistlichen  Ländereien,  Zehnten,  Buschen  und  Mühlen 
im  J.  1 795,  Köln  1882  (Sonderabdruck  aus  dem  Kölner  Pastoralblatt).  —  Kühl, 
Die  kirchlichen  Zustände  in  Jülich  zwischen  i55o  und  i65o:  Rheinische  Geschichts- 
blätter VI,  S.  15.  rR  n 


1  2 


EINLEITUNG 


i5 


Lacomblet,  U.B.  —  Th.  J.  Lacomblet,  Urkundenbuch  für  die  Geschichte  des  Niederrheins,  4  Bde. 
Düsseldorf  1840  -1858. 

Lacomblet,  Archiv.  —  Archiv  für  die  Geschichte  des  Niederrheins,  I  (1832),  II  (1857),  III  ;1860\ 
IV  (1863),  V  (1865),  herausgegeben  von  Lacomblet,  N.F.  I  (1868),  II  (1870),  herausge- 
geben von  Harless. 

Binterim  u.  Mooren,  E.  K.  —  Binterim  u.  Mooren,  Die  alte  und  neue  Erzdiöcese  Köln,  in  Dekanate 
eingeteilt,  Mainz  1828  —  1830,  2  Bde.  Die  2.  Aufl.  unter  dem  Titel:  Die  Erzdiöcese  Köln 
bis  zur  französischen  Staatsumwälzung,    bearbeitet   von  Alb.  Mooren,   2  Bde.,  Düsseldorf 


Günther,  Cod.  dipl.  —  Codex  diplomaticus  Rheno-Mosellanus   von  VV.  Günther,  5  Bde.  Koblenz 


Fabricius,  Karte  von  1789.  —  Wilhelm  Fabricius,  Die  Karte  von  1789,  Einteilung  und  Entwicke- 
lung  der  Territorien  von  1600  bis  1794.  Erläuterungen  zum  geschichtlichen  Atlas  der 
Rheinprovinz,  Bd.  II,  Bonn  1898. 

B.  J.  —  Jahrbücher  des  Vereins  von  Altertumsfreunden  im  Rheinlande,  I  (1841)  — C  (1896;,  101. 
(1897)— 107  (1901). 

Ann.  h.  V.  N.  —  Annalen  des  historischen  Vereins  für  den  Niederrhein,  I  (1855) — LXXIV  (1901), 

Picks  Ms.  —  Monatsschrift  für  rheinisch-westfälische  Geschichtsforschung  und  Altertumskunde 
herausgegeben  von  Richard  Pick,  I  u.  II  (1875,  76).  —  Monatsschrift  für  die  Geschichte 
Westdeutschlands,  herausgegeben  von  dems.,  III  (1877)  — VII  (1881). 

Wd.  Zs.  —  Westdeutsche  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst,  herausgegeben  von  Hettner  und 
Lamprecht,  I  (1882)  — X  (1891),  von  Hettner  u.  Hansen,  XI  — XX  (1901). 

Aachener  Zs.  —  Zeitschrift  des  Aachener  Geschichtsvereins  I  (1879)  — XXIII  (1901). 

Berg.  Zs.  —  Zeitschrift  des  bergischen  Geschichtsvereins  I  (1863)  — XXXVI  (1901). 

Berg.  Ms.  —  Monatsschrift  des  bergischen  Geschichtsvereins  I  (1894) — VIII  (1901). 

Dumont,  Descriptio.  —  Dumont,  Descriptio  omnium  archidioeceseos  Coloniensis  ecclesiarum  circa 
annum  MDCCC.  Köln  1879. 

Tille,  Ubersicht.  —  Armin  Tille,  Übersicht  über  den  Inhalt  der  kleineren  Archive  der  Rhein- 
provinz. Beihefte  zu  dem  Jahresberichte  der  Gesellschaft  für  rheinische  Geschichtskunde 
und  zu  den  Annalen  des  historischen  Vereins  für  den  Niederrhein,  Band  I,  Bonn  1899; 
Band  II,  Heft  1,  Bonn  1901. 

v.  Recklinghausen,  Ref.  Gesch.  —  von  Recklinghausen,  Reformationsgeschichte  der  Länder  Jülich, 
Berg,  Cleve,  Meurs,  Mark,  Westfalen  und  der  Städte  Aachen,  Köln  und  Dortmund,  Band  I 
und  II,  Elberfeld  1818,  Band  III,  Solingen  und  Gummersbach  1837. 

Kaltenbach.  —  J.  H.  Kaltenbach,  Der  Regierungsbezirk  Aachen.  Ein  Wegweiser  für  Lehrer, 
Reisende  und  Freunde  der  Heimatkunde,  Aachen  1850. 

Offermann.  —  J.  Offermann,  Geschichte  der  Städte,  Flecken,  Dörfer,  Burgen  und  Klöster  in  den 
Kreisen  Jülich,  Düren,  Erkelenz,  Geilenkirchen  und  Heinsberg,  Linnich  1854. 

Brockmüller.  —  Dr.  Carl  Brockmüller,  Versuch  einer  historisch-,  statistisch-,  medizinischen  Topo- 
graphie der  Stadt  und  des  Kreises  Jülich,  Jülich  1839. 

Kühl.  —  Kühl,  Geschichte  der  Stadt  Jülich,  4  Bde.,  Jülich  1891—1897. 

Codex  Welser.  —  von  Welser,  Beschreibung  des  Fürstentums  Jülich  vom  J.  1723.  Exemplare  in 
München,  Hof-  und  Staatsbibliothek  (Cod.  germ.  2635)  und  im  Kölner  Stadtarchiv. 

Eisenberg-Mirbach.  —  Eisenberg,  Verzeichnis  der  Jülichschen  Rittersitze,  um  1750,  bearbeitet 
von  W.  Graf  von  Mirbach,  mit  einzelnen  Zusätzen  von  E.  von  Oidtman,  Handschrift  im 
Archiv  zu  Schloss  Harff. 


1892  —  1893. 


1822-1826. 


13 


ALDENHOVEN. 


Brockmüller,  Topographie  S.  5  7  ff.  —  Kaltenbach,  Regierungsbezirk  Aachen 
S.  3uff.  —  W.  Graf  von  Mirbach,  Territorialgeschichte  I,  S.  5.  —  Fabricius,  Karte 
von  1 789,  Erläuterungen  S.  293,  u.  a.  a.  O. 

RÖMISCHE    UND   GERMANISCHE   FUNDE.    B.  J.  XVI,  S.  8i;  Römisches 
XXVII,  S.  1 6i  ;  LXXIII,  S.  2,  4;  LXXXI,  S.  3.  manisches 

•  In  der  Nähe  von  Aldenhoven,  insbesondere  bei  den  Orten  Engelsdorf,  Pützdorf 
und  Schleiden  stiess  man  beim  Tiefpflügen  häufig  auf  Reste  römischer  Mauerzüge, 
die  aber  mit  Rücksicht  auf  den  landwirtschaftlichen  Betrieb  vielfach  beseitigt  wurden. 
Systematische  Ausgrabungen  wurden  bei  Schleiden  angestellt  im  J.  1 85 1  (B.  J.  XVI, 
S.  8i,  vgl.  unter  Schleiden),  zuletzt  im  J.  1 899  nordöstlich  von  Aldenhoven  und  bei 
Engelsdorf,  wobei  man  an  verschiedenen  Stellen  auf  einen  wohlerhaltenen  Kanal,  auf 
Sandschüttungen  mit  Brandresten  und  eisernen  Nägeln  u.  a.  stiess  (Bericht  mit  Lage- 
skizzen im  Denkmälerarchiv  der  Rheinprovinz,  vgl.  B.  J.  io7,  S.  29o).  Inwieweit 
die  in  der  Gegend  verbreitete  Sage  von  dem  ehemaligen  Bestehen  einer  Stadt 
Gressenich,  die  sich  bis  in  die  Nähe  von  Lindern  erstreckt  haben  soll ,  berechtigt 
ist,  lässt  sich  nicht  beurteilen  (vgl.  unter  Inden,  Altdorf,  Kirchberg.  —  Brockmüller, 
Topographie,  S.  58.  —  Blum  i.  d.  B.  J.  XVI,  S.  8i.  —  J.  H.  Kessel  i.  d.  Aachener 
Zs.  II,  S.  1 4 1 ,  i5i.  —  Pick  i.  d.  Aachener  Zs.  VI,  S.  121.  —  Beiträge  z.  Gesch.  von 
Eschweiler  und  Umgegend  I,  S.  75). 

Im  J.  i844  wurde  bei  Pützdorf  ein  aus  verschiedenen  Steinen,  u.  a.  zwei  mit 
Inschriften  versehenen  Votivsteinen,  zusammengesetzter  Sarkophag  ausgegraben.  Die 
Votivsteine  befinden  sich  im  Besitz  des  Herrn  Heinrich  Hommelsheim  in  Pützdorf 
(Düntzer  i.  d.  B.  J.  V,  S.  338;  XLVII,  S.  2o4.  —  Brambach  C.  I.  Rh.  6 1 9,  620.  - 
Ihm  i.  d.  B.  J.  LXXXIII,  S.  i5o).  Die  Seitenwände  eines  andern  bei  Aldenhoven  ge- 
fundenen Sarkophages,  aus  Sandstein,  roh  behauen,  sind  vor  einem  Haus  neben 
dem  Stadtturm  als  Treppenstufen  benützt. 

Aldenhoven  war  ein  Hauptknotenpunkt  von  verschiedenen  Römerstrassen.  Ins- 
besondere kreuzt  sich  dort  die  Jülich-Aachener  Strasse  mit  der  von  Düren  nach 
Tüddern  und  der  von  Eschweiler  nach  Güsten  führenden  (Schneider  i.  d.  Aachener  Zs.  XII, 
S.  1S2;  XIV,  S.  iff.  —  Kaltenbach  a.a.O.,  S.  3 11). 

KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Martini).  Binterim  u.  Mooren,  Kathoi. 

TT  v  t  c  n  Pfarrkirch 
E.  K.  I,  S.  33  I. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Urkunden  ( 1 48 1  u.  1 5 1 7)  über  die  Rek- 
torate in  Lürcken  und  Obermerz.  —  Akten  der  Hambachschen  (gegründet  i493) 
und  Soubschen  Vikariestiftung  (gegründet  1 5 1 4).  —  Mannordnung  der  Mannkammer 
zu  Aldenhoven  und  des  Probsteiwalds  1 5 5 5,  Abschr.  desi7.  Jh.  —  Rentbücher  von 
1 635  an  mit  Urkundenabschriften.  —  Status  ecclesiae  parochialis  in  Aldenhoven  von 
i67o  mit  Bezug  auf  den  Zustand  von  1624.  —  Verzeichnis  der  Kirchenzierraten  von 


i5 


Fig.  1.    Aldenhoven.    Ostansicht  der  katholischen  Pfarrkirche. 


ALDENHOVEN 


1 7 


,774.    -  Kirchenbücher  von  1 595  an.  —  Vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  i.  —  Auf  dem  pf**^i0J}c] 
Bürgermeisteramt:   Tauf-,  Sterbe-  und  Trauregister  von  1 643 — 1 798,  mit  Lücken. 
Vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  2. 

Die  erste  Kirche  war,  wie  der  Titelheilige  vermuten  lässt,  vielleicht  noch  eine  Geschichte 
Gründung  des  5.  oder  6.  Jh.  Sie  wird  zuerst  im  J.  1029  genannt  (Binterim  und 
Mooren,  E.  K.  I,  S.  33 1).  Die  heutige  Kirche  ist  eine  einheitliche,  um  i5oo  errichtete 
Anlage.  Das  Schiff  trägt  die  Zahl  iSoi,  der  Turm  1 5 1 6  über  dem  Portale.  Gelegentlich 
einer  Restauration  in  den  siebziger  Jahren  durch  Wiethasc  wurden  die  westlichen 
Strebepfeiler  des  Turmes  bis  zum  Erdgeschoss  abgetragen.  Da  die  jetzige  Pfarrkirche 
ausserhalb  der  alten  Stadtmauer  liegt,  so  ist  anzunehmen,  dass  die  älteste  Gründung 

{     -  Rippen  piof^E 


SCHIFF 


Fig.  2.    Aldenhoven.    Grundriss  der  katholischen  Pfarrkirche. 

an  anderer  Stelle,  vielleicht  da  lag,  wo  die  ehemalige  Peter  und  Paulskapelle,  jetzt 
Amtsgericht,  sich  befindet. 

Die  Kirche  ist  ein  dreischiffiger  Hallenbau ,   mit  westlich  vorgelegtem  Turm,  Beschreibung 
im  Innern  39,5  m  lang  und  1 8,9  m  breit.    Material  Backstein.    Im  Mauerwerk  er- 
scheinen in  der  Ansicht  regelmässig  wechselnd  reine  Läufer-  und  reine  Binderschichten. 
Eckquader  und  Gliederungen  aus  Sandstein  (Ostansicht  Fig.  1,  Grundriss  Fig.  2,  Innen- 
ansicht Fig.  3). 

Der  Turm  ist  dreigeschossig,  mit  achtseitigem  geschilfertem  Helm.  Die  Ecken 
des  Turmes  stützen  Strebepfeiler,  die  in  halber  Höhe  abgetreppt  und  mit  Fialen  ge- 
ziert sind.  Ausserdem  sitzen  auf  dem  oberen  pultdachförmigen  Abschluss  Fialen  als 
Bekrönung,  die  nur  noch  im  Rumpf  vorhanden  und  unter  das  unschöne  Dach  ge- 
zogen sind.  Die  beiden  westlichen  Strebepfeiler  sind  bis  zur  Stockgurte  über  dem 
Erdgeschoss  abgetragen.    Im  Erdgeschoss    auf  der  Westseite  ein  Eingang  in  spät- 

2 

i7 


[8 


KREIS  JÜLICH 


Kathol. 
Pfarrkirche 


gothischen  Formen,  teilweise  mit  Cement  überputzt,  dessen  Schlussstein  in  spätgothischen 
Ziffern  die  Zahli5i6  trägt.  Über  dieser  Thüre  befindet  sich  ein,  zum  Teil  ver- 
mauertes, spätgothisches  Fenster,  das  mit  neuem  Masswerk  versehen  ist.  Das  Mittel- 
geschoss  hat  nach  den  drei  offenen  Seiten  grosse  Blenden  mit  reichem  Fisch- 
blasenmasswerk. Das  oberste  Geschoss  weist  nach  allen  Seiten  je  drei  spitzbogige 
Schallfenster  auf,  darunter,  durch  ein  Gesims  getrennt,  je  drei  mit  nasenbesetzten 
Rundbogen  geschlossene  Nischen. 

Das  dreischiffige  Langhaus  hat  fünf  Joche  mit  je  einem  grossen,  dreigeteilten 
Masswerkfenster,  die  im  Westjoch  des  Masswerks  beraubt  und  zugemauert  sind.  Im 
zweiten  Joch  von  Westen  befindet  sich  auf  der  Südseite  der  Haupteingang  mit  der 


Fig.  3,    Aldenhoven.    Innenansicht  der  katholischen  Pfarrkirche. 


Inschrift  auf  dem  segmentbogigen  Sturz:  anno  domini  m°.  vc.  i.  (i5oi).  Satteldach 
über  dem  Mittelschiff  mit  Walmdächern  über  den  einzelnen  Jochen  der  Seitenschiffe. 

Der  einschiffige  Chor  zeigt  zwei  Joche  im  Langhaus  und  dreiseitigen  Schluss,  mit 
denselben  Gliederungen  und  Fenstern  wie  das  Schiff.  Von  den  Fenstern  sind  die 
beiden  westlichen  später  vermauert  worden.  Das  Achsenfenster  wird  durch  einen 
im  Jahre  i542  errichteten  Calvarienberg  zur  Hälfte  verdeckt. 

In  die  Nordostecke  zwischen  Schiff  und  Chor  wurde,  wohl  erst  im  i9.  Jh., 
die  Sakristei  eingebaut. 

Das  Innere  der  kreuzgewölbten  Hallenkirche  ist  dreischiffig  (Fig.  3).  Die  Turm- 
halle öffnet  sich  in  anprofiliertem  Spitzbogen  gegen  das  Schiff  und  nimmt  jetzt  die 
Orgelempore  auf,  welche  früher  bis  zum  ersten  Pfeilerpaar  des  Schiffes  ging.  Die 
Vorhalle  ist  kreuzgewölbt,  mit  grossem  Schlussring  von  etwa  1,20  m  Durchmesser. 
Das  Profil  der  Rippen,  welche  auf  Konsolen  ruhen,  ist  einfach  spätgothisch.  Die 


ALDENHOVEN 


t9 


westlichen  Scheidpfeiler   der  Schiffe  sind  im  Grundriss  rechteckig  mit  abgefasten  Kathoi. 

v  o  &  Pfarrkirche 

Kanten  und  haben  einfaches  Karniesprofil  am  Sockel.  Sie  gehen  ohne  Kapitäl- 
gesims  in  die  Scheidbogen  über.  Die  zwei  östlichen  Schiffspfeiler  jedoch  sind  bei- 
nahe regelmässig  polygonal,  mit  schärfer  ausgesprochenem  Sockelprofil  und  mit 
Kapitälglied  versehen.  Die  Glieder  sind  sehr  stark  überschmiert,  so  dass  die 
ursprüngliche  Form  schwer  erkennbar  ist. 

Im  südlichen  Seiten- 
"  schiff   sind    unter  den 

Fenstern  in  jedem  Joch 
durchschnittlich  2  5  cm 
tiefe,  3,2o  m  breite,  2,7om 
hohe,  rundbogige  Nischen 
angeordnet  (vgl.  die  Pfarr- 
kirchen in  Hambach, 
Hasselsweiler,  Mersch). 

Die  Kreuzgewölbe, 
deren  einzelne  Zwickel 
alle  sehr  stark  gebust 
sind,  ruhen  auf  durchweg 
gleich  profilierten  Rippen 
und  Gurten,  welche  selbst 
wieder  auf  Konsolen  von 
verschiedener  Form  auf- 
sitzen. 

Das  erste  Joch  des 
Chors  ist  mit  einem 
vierteiligen  Kreuzgewölbe 
versehen,  die  Wölbung 
des  zweiten  Jochs  mit  der 
des  Polygons  zusammen- 
gefasst.  Die  Rippen  ruhen 
heute  auf  Dreivieitelsäul- 
chen,  die  hinter  Bal- 
dachinen verschwinden. 
Diese  Baldachine  bekrö- 
nen in  Höhe  der  Fenster- 
bank aufgestellte,  zumTeil 
spätgothische  Figuren, 
welche  wieder  aufblätter- 
geschmückten Konsol- 
steinen stehen.    Die  Anordnung  des  Figurenschmucks  ist  neu. 

Aus  stattung. 

Hochaltar  und  Kanzel  sind  neu,  die  Chorstühle  geschmackvolle,  einfache 
Barockarbeiten. 

An  den  Pfeilern  des  Chores  stehen  seit  der  Restauration  moderne  Steinfiguren, 
in  deren  Reihe  sich  zwei  alte  Holzfiguren  befinden.  Sie  sind  1,20  m  hoch,  stellen 
in  ihrer  heutigen  Ergänzung  durch  Attribute  die  Apostel  Petrus  und  Paulus  dar,  um 


'  HIV* 


Fig.  4.  Aldenhoven. 
Apostel  Paulus  im  Chor  der  katholischen 
Pfarrkirche. 


Fig.  5.  Aldenhoven. 
Apostel  Jakobus  major  im  Schiff 
der  katholischen  Pfarrkirche. 


Ausstattung 


Holzfiguren 


[9 


KREIS  JÜLICH 


Kreuzigungs- 
gruppe 


Sog.  Bitter- 
leidenaltar 


Ausstattung  i 5qo  entstanden,  und  sind  sehr  tüchtige  niederrheinische  Arbeiten  (Fig.  4).  Am  Ost- 
pfeiler der  nördlichen  Reihe  steht  eine  dritte  Figur  derselben  Serie,  den  Apostel 
Jacobus  major  darstellend  (Abb.  5). 

Die  Kreuzigungsgruppe  am  Triumphbogen,  überlebensgross,  in  den  4oer  Jahren 
von  dem  Kreuzaltar  des  nördlichen  Seitenschiffs  weggenommen.  Maria  und  Johannes 
(Abb.  6  u.  7)  stehen  jetzt  seitlich  des  Triumphbogens  unterhalb  Kämpferhöhe,  der 
Kruzifixus  hängt  in  der  Bogenöffnung.  Die  Figuren,  insbesondere  Johannes,  sind 
lebhaft  bewegt,  die  Gewänder  in  reichem  Faltenspiel,  sehr  knitterig,  an  fränkische 
Arbeiten  erinnernd  und  gehören  zu  den  besten  niederrheinischen  Arbeiten  der 
Spätgothik. 

Der  nördliche  Seitenaltar,  der  ehemalige  Kreuzaltar,  wurde  1 779  konsekriert 
und  zeigt  delikate  Rokokoformen  (Konsekrationsurkunde  im  Pfarrarchiv).  Auf  ihm 
stand  bis  in  die  vierziger  Jahre  des  19.  Jh.  die  eben  beschriebene  Gruppe. 

Südlicher  Seitenaltar  (Bitterleiden- 
altar), gute  Antwerpener  Arbeit,  mit  der  ein- 
gebrannten Handmarke  um  i5io.  (Tafel  Iu.  II 
u.  Fig.  8).  Dieser  ehemalige  H  ochaltar  wurde 
1842/43  wieder  aufgefunden,  teils  im  Kirch- 
turm, teils  in  einer  Schreinerwerkstätte,  und  in 
den  Jahren  1 89 8/9 9  in  Köln  restauriert  von 
Bildhauer  Moest.  Dabei  wurden  folgende  Fi- 
guren hinzugefügt:  im  Mittelfeld  rechts  zwei 
stehende  Landsknechte:  zwei  Propheten  mit 
Spruchbändern  zu  beiden  Seiten  dieser  Mittel- 
gruppe. Am  rechten  oberen  Feld:  die  Mag- 
dalena rechts  von  der  Gruppe;  im  linken  Feld 
unten:  die  Madonna  und  der  erste  Hirt;  im 
Feld  unten  rechts:  der  vordere  anbetende 
König. 

Dreiteiliger  geschnitzter  Mitte  1  s  c h  r  e  i  n 
mit  gemalten  Flügeln. 
Im  Mittelfeld  die  Kreuzigung,  sehr  volkreich.  Vor  dem  Kreuz,  in  derselben 
Scene  (vgl.  dagegen  die  Altäre  in  Müntz,  Boslar,  Güsten)  sinkt  Maria  ohnmächtig 
zusammen  und  wird  von  Johannes  und  Magdalena  gestützt.  Genau  dieselbe  Gruppe 
in  etwas  reduziertem  Mafsstab  hinter  dem  Kreuz.  Im  Feld  darunter  sitzt  Jesse  unter 
einem  Baldachin  schlafend,  umgeben  von  vier  lebhaft  gestikulierenden  Propheten. 
Eine  grosse  Menge  von  Inschriften  auf  den  Gewändern,  zum  Teil  anscheinend 
ornamental,  zum  Teil  aber  offenbar  Weissagungen  der  betreffenden  Propheten  wieder- 
gebend, „egreditver.  viergo  de"  (so)  steht  z.  B.  an  dem  Baldachin  über  Jesse. 
In  den  Ästen  des  zweigeteilten  Stammes,  der  aus  Jesse  entspringt  und  in  den 
Hohlkehlen  seitlich  des  Kreuzigungsbildes  sich  hinaufschlingt,  knieen  die  Vorfahren 
Mariae.  Die  Zweige  vereinigen  sich  wieder  über  der  Kreuzigung,  wo  in  einer 
Nische  die  Muttergottes  thront  (Tafel  I  zeigt  diese  Madonna  noch  im  unteren 
Feld  links,  zwischen  den  anbetenden  Hirten,  wo  sie  sich  vor  der  Restauration  befand). 
Unteres  Feld  rechts  Anbetung  der  Könige.  Im  oberen  Feld  links  Kreuztragung, 
rechts  Grablegung.  Über  diesen  Seitenfeldern  Typen  der  unbefleckten  Empfäng- 
nis. Über  der  Kreuztragung  links  Gideon  betend,  daneben  das  Fell,  rechts  Joachim 
mit  seinen  Heerden.    Zu  beiden  Seiten  in  den  Archivolten   über   der  Beweinung: 


Fig.  6.  Aldenhoven. 

Maria  aus  der 
Kreuzigungsgruppe 
in  der  katholischen 
Pfarrkirche. 


Fig.  7.  Aldenhoven. 
Johannes  aus  der 
Kreuzigungsgruppe 
in  der  katholischen 
Pfarrkirche. 


20 


Tafel  I. 


Aldenhoven.    Katholische  Pfarrkirche.    Äusseres  des  südlichen  Seitenaltars. 


Tafel  II. 


Aldenhoven.    Katholische  Pfarrkirche.    Inneres  des  südlichen  Seitenaltars. 


ALDENHOVEN 


ein  Betender  (Moses?),  dem  Gott  in  einem  Baum  oder  Wolke  erscheint,  neben  ihm  Ausstattung 
ein   Schild.     Rechts  Josua  und   Kaleb.     In  kleinen  Rundmedaillons   über  diesen 
Hauptscenen  seitlich  des  Mittelfeldes  befinden  sich  der  Sündenfall  und  die  Austreibung 
aus  dem  Paradies. 

Die  Altar flügel  zeigen  im  Inneren,  unten:  die  Dornenkrönung,  Schaustellung 
vor  dem  Volk,  Grablegung  und  Himmelfahrt.  In  den  oberen  Flügeln:  den  Judas- 
kuss  und  die  Geisselung.  Die  Aussenseiten  enthalten  Darstellungen  aus  dem  Leben 
Jesu:  die  Hochzeit  zu  Kanaan,  die  Taufe,  die  Geschichte  des  Hauptmanns  von 
Kapernaum  und  das  Wunder  der  Brotvermehrung.  Auf  den  oberen  Feldern  sind 
zwei  Propheten  mit  Spruchbändern  dargestellt. 


Fig.  8.  Aldenhoven. 
Gruppe  des  Jesse  aus  dem  sog.  Bitterleidenaltar  der  katholischen  Pfarrkirdie. 


Hervorragend  sind  die  architektonischen  Abschlüsse  der  Scenen  und  die  ganze 
Komposition.  Die  Plastik  ist  von  grosser  Gewandtheit  und  gehört  zu  den  guten 
Antwerpener  Arbeiten.  Besonders  routiniert,  aber  etwas  oberflächlich  sind  die  Propheten 
in  ihrer  barocken  Kleidung  und  Haltung  behandelt  (Fig.  8).  Die  architektonischen 
Begleitformen  der  Plastik  sind  noch  rein  gothisch ,  die  Malerei  dagegen  verwendet 
Renaissancearchitektur.  Auch  die  Komposition  und  Figurengebung  in  den  Gemälden 
hat  einen  grossen  Zug.    (Vgl.  Beissel  i.  d.  Stimmen  aus  Maria-Laach,  1 895,  S.  Ii.) 

Im  südlichen  Seitenschiff:   Bildnis  des  hl.  Nepomuk,  Leinwand,  mit  der  Gemälde 
Unterschrift:  Vera  effigies  sancti  ioannis  nepomuceni.    i  8.  Jh.,  tüchtig.   Bild  des 
h.  Antonius,  Leinwand,  in  Anlehnung  an  Murillo,  aus  dem  J.  i  7 5 1 . 

Im  nördlichen  Seitenschiff  liegen,  zum  grossen  Teil  von  Bänken  verdeckt  und  Grabsteine 
sehr  abgetreten,  eine  grosse  Menge  von  Grabplatten  aus  Blaustein. 

Grabmal  des  Pastors  Matheus  von  Butzdorf.  Der  Blaustein  ist  mit 
einer  43  x  2  9  cm  grossen  Gelbgussplatte  geschmückt.     In  diese  ist   in  der  Mitte 

2  I 


KREIS  JÜLICH 


Ausstattung  ein  Kelch  eingeschnitten,  um  den  ein  Band  flattert  mit  der  Inschrift:  bidt  got  vur 
die  sele.    Um  die  Platte  steht:  hie  light  begraven  her  matheus  van  butzdorp, 

STARB  ANNO  I  5 2 5. 

Grabstein   des   Vikars  Johannes  Deckel  aus  Bourheim.    Inschrift:  anno 

1 7  I  2,  l7.  ID.  SEPTEMBR1S  .  .  .  OB1IT  IN  DOMINO  ADMODUM  REVERENDUS  DOMINUS 
JOANNES  DECKEL  EX  BAURHEIM  (sie)  VICARIUS  IN  ALDENHOVEN.     R.  I.  P. 

Grabstein  eines  Pastors,  f  2  i.  Dezember  1 647. 
Grabstein  einer  geborenen  Bardenhewer,  mit  der 
Inschrift:  anno  1 5 99,  am  23.julii,  starb  die  ehr  und 

DUGENDRICHE    SIBILLA  BARDENHEWERS  

DOCHTER.     DERE  SELEN  GOT  GNADE. 

Grabstein  der  Eheleute  Bertha  Schopen,  und 
des  Herrn  von   Lövenich,  mit  der  Umschrift:  anno 

IÖI  I,    DEN  8.   AUGUSTI,     IST     DIE    TUGENTSAME  BERTHA 

schopen  im  Herren  entschlaffen.  In  der  Mitte  unter 
dem  Wappen  von  Lövenich:  anno  i6i3,  den  12.  julh, 

IST  DER  EHR  UNT  FESTER  JACOBUS  VON  LOEVENICH,  STATT- 
HALTER UND  SCHEFFEN  ZU  ALDENHOVEN,  IN  GOT  VER- 
STORBEN. 

Grabstein  der  Frau  Summer,  mit  der  Inschrift: 

ANNO    1 7  I  7 ,    DEN    I.  JUNIUS,   ....  DIE    EHRSAME  AGNES 

E  IM     HERREN     ENTSCHLAFEN.       GEWESEN  DES 

SCHEFFEN  ....    EMUNT   SUMMER  EHLICHE  HAUS  FRAW. 

Grabstein  des  Baumeisters  Balthasar  Nolden 
und  Frau  mit  der  Inschrift:  anno  i77o,  die  i3.  augusti, 

OBIIT  PRAENOBILIS  DOMINUS  BALTHASAR  NOLDEN,  IL- 
LUSTRISSIMI  CAPITULI  METROPOLITANI  BAUMEISTERUS  ET 
JUDICII    SCABINUS    SENIOR.    AETATIS    84   ANNORUM.  Auf 

demselben  Grabstein:  anno  i 77 i,  die  2.  ianuarii,  obiit 

EIUS  UXOR  ANNA  MARIA  THERESIA  ULLER,  AETATIS  66  AN- 
NORUM.  REQUIESCANT  IN  PACE. 

Grabstein  der  Familie  Bettendorf  mit  den  In- 
schriften: NOBILIS  ET  CLARISSIMUS  JOANNES  BETTENDORFF 
I.  U.  LICENTIATUS  OBIIT  ANNO  l67o,  DIE  l5.  7 brU,  AETATIS' 

suae  43  annorum.    r.  i.  p.    Auf  demselben  Grabstein: 

NOBILIS  DOMINA  MARIA  MAGDALENA  MAUTZ,  EIUSDEM 
UXOR,  OBIIT  ANNO  l688,  DIE  2  1.  AUGUSTI,  AETATIS  SUAE  43 

annorum.   r.  i.  p.    Auf  demselben  Grabstein:  nobilis 

DOMINUS  JOANNES  BETTENDORFF  FILIUS  OBIIT  ANNO  1 7  I  I, 
DIE  l9.  JUNII,  AETATIS  SUAE  49  ANN.    R.  1.  P. 

Grabmal  der  Frau  Gertgen  Beckers,  mit  der 
Inschrift:  anno  domini  i 647,  den  26.  februarii,  ist  in 

GOTT  ENTSCHLAFEN  DIE  EHR  UND  DUGENTSAME  GERTGEN 
BECKERS,  GEWESSENE  EHELICHE  HAUSFRAW  WILHELM  BREWERS  ZU  PUFFENDORF, 
IHRES  ALDEKS   75  IAHR.      R.  I.  P. 

Grabstein  der  Gemahlin  des  Balthasar  Hommelsheim,  j  1  748 ;  Grabstein 
des  Balth.  Hommelsheim,  f  1 7 7 2,  Halbwinners  zu  Pützdorf. 

Grabstein  des  Peter  von  Werth,  kaiserlichen  Oberstleutnants,  und  der 
Christina  Römer,  Tochter  des  Schultheissen  von  Aldenhoven,  mit  dem  Familien- 
wappen der  von  Werth  in  Verbindung  mit  dem  Wappen  der  Familie  Römer 
(Kühl  I,  S.  i4.  —  E.  von  üidtman  i.  d.  Aachener  Zs.  XI,  S.  287). 


Fig.  9.  Aldenhoven. 
Monstranz  in  der  katholischen 
Pfarrkirche. 


2  2 


AI.MX  Ilo  VIA- 


Geräte 
Goth. 
Monstranz 


Zwei  Grabsteine  mit  dem  Wappen  der  Stockheim  und  Hemerich  (drei  Ausstattung 
Muscheln),  auf  dem  einen  die  Inschrift:  acnes  Hemerich.    Agnes  Hemerich  war  die 
Gattin  Peter  Stockheims  im  T.  1602  (Aachener  Zs.  IV,  S.  278,  A.  3). 

Grabstein  der  Frau  Anna  Ritz  geb.  Pensen,  der  Mutter  des  Petrus  Simo- 
nius  genannt  Ritz,  fürstlich  jülichscher  Rat,  mit  den  Wappen  der  Ehegatten  und 
der  Inschrift:  anno  i6o4,  am  9.  November,  starf  die  erentugendreiche  anna 

PENSEN,    WITTIB  JOHANNEN    SIMONII  RITZ,    SCHEFFEN  U.   BURGERMEISTER    ZU  CASTER 

(E.  von  Oidtman  i.  d.  Ann.  h.  V.  N.  XLV,  S.  i4i). 

Gothische  Monstranz,  um  i4oo  (Fig.  9  u.  10),  Silber,  vergoldet,  der  figürliche 
Schmuck  in  unvergoldetem  Silber,  getrieben.  Einst  eine  der  schönsten  gothischen  Mon- 
stranzen der  Rheinprovinz.  Der  Fuss  wurde 
leider  im  J.  1 878  durch  einen  neuen  ersetzt. 
In  neuerer  Zeit  ist  auch  die  Lunula,  der 
Glascylinder  und  seine  Fassung  dem  grös- 
seren   Hostienformat  angepasst  worden. 

Auf  sechseckigem  Fusse  liegt  der 
Teller ,  welcher  den  Cylinder  und  zwei 
seitliche  Strebesysteme  aufnimmt.  Diese 
sind  in  der  geistreichsten  Weise  in  zwei 
durch  Bögen  verbundene  und  in  zwei 
Stockwerke  gegliederte  Strebeteile  auf- 
gelöst, welche  oben  zwei  grössere  Figuren 
zu  Seiten  der  Hostie:  Maria  und  Jo- 
hannes wehklagend,  unten  zwei  kleinere 
Figuren:  weibliche  Märtyrer,  aufnehmen. 
Strebebögen  führen  zu  der  den  Cylinder 
bedachenden  Kuppel.  Auf  dieser  erhebt 
sich  die  Gruppe  des  h.  Martinus,  der 
seinen  Mantel  zerteilt  und  einem  Armen 
schenkt,  darüber,  wieder  durch  reiche 
Strebesysteme  gestützt,  die  turmartige 
Bekrönung. 

Die  Martinsgruppe  ist,  wie  die  an- 
deren figürlichen  Teile,  sehr  flott  getrieben 
(Abb.  10),  und  auch  als  Gruppe  von  der 
grössten   Lebendigkeit.     Die  architek- 

tonischen  Teile  weisen  eine  Reihe  von  hochoriginellen  Motiven  auf  und  sind  von  der 
exaktesten  Durchbildung. 

Am  Zinnenkranz  des  Tellers  hängen  sechs  Münzen,  welche  den  Eindruck 
schädigen.  1.  Av.  Bildnis  Karls  des  Grossen,  Rev.  Ansicht  des  Aachener  Münsters. 
1 5.  Jh.  2.  Christus  als  Schmerzensmann.  3.  Eine  Braunschweiger  Münze  mit  der 
Madonna  in  der  Strahlenglorie  a.  d.  J.  i55i.  4.  Erinnerungsmünze  an  den  Reichstag 
zu  Regensburg  1 64 1  mit  dem  Bildnis  Ferdinands  III.  5.  Münze  Kaiser  Rudolfs  IL, 
v.  J.  i6o7.    6.  Münze  mit  der  Darstellung  der  Dreieinigkeit. 

Rokokomonstranz,  einfach,  Messing  versilbert,  a.  d.  J.  i73o,  erst  neuerdings 
der  Kirche  geschenkt. 

Kelch,  Aachener  Silber  in  einfachen  gothisierenden  Formen.  Meisterzeichen  :  c  f. 

Kelch,  barock,  Aachener  Silber,  Meisterzeichen  unleserlich. 


Fig.  lü.  Aldenhoven. 
H.  Martinus  aus  der  Monstranz  der 
katholischen  Pfarrkirche. 


2  3 


24 


KREIS  JÜLICH 


Geräte  Glocken.    Die  erste  von  i5o8  mit  der  Inschrift:  hoc  michi  nomen  .  . 

Glocken        MARTINUS    EPISCOPUS  .  ASMUS    (?)    ALDENHOVEN    V ALEAS ,    VALEAT    TUA  CONCIO 


Fig.  11.    Aldenhoven.    Kalvarienberg  an  der  katholischen  Pfarrkirche. 


PLEBIS.  LUGEO  DEFUNCTOS,  V1VOS  VOCO,  FULMINA  PELLO.  FACTA  PER  ME,  GREGO- 
RIUM    DE   TREVERI,    ANNO    M1LLENO  QUINGENTO    VINCITUR  (od.   iungitur)    OCTO.  Die 


24 


ALDENHOVEN 


25 


Glocke  ist  mit  einer  Münze,  einem  Madonnenbrustbild  und  dem  h.  Martinus  zu  Pferd,  Geräte 
seinen  Mantel  zerteilend,  geschmückt.    Über  Gregor   von  Trier  vgl.  Max  Schmid 
i.  d.  Aachener  Zs.  XIX,  S.  120. 

Die  zweite  von  1 752  mit  der  Inschrift:  sanCtae  MarIae  saCror,  In  Alten- 
hofen DONOR.     ME  FECIT  CHRISTIAN  VOIGT  FILIUS.     In  LoCo  ISTO  DABO  PaCeM. 

accai  (Hagai)  2,  v.  10.  mdcclii. 

Die  Ansicht,  dass  die  Glocken  aus  Knechtsteden  stammen,  ist  darnach  un- 
richtig (vgl.  Ann.  hist.  Verein  f.  d.  Niederrhein  IX,  S.  3 12). 

Der  Kai varienberg  (Fig.  11)  wurde  im  T.  1 54 2  zwischen  den  östlichen  Strebe-  Kaivarien- 

pfeilern  der  Kirche  von  dem  unbekannten  Meister        errichtet.    Um  i7oo  erhielt  er 

die  heutige  Umfriedigung.  Am  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts  wurde  er  aus  Furcht 
vor  den  Franzosen  zugemauert.  Er  ist  besonders  interessant  durch  die  realistische 
Auffassung  und  stilistisch  eng  verwandt  mit  dem  Kalvarienberg  in  Setterich,  der  ver- 
mutlich von  demselben  Bildhauer  ist.    Material:  Stein,  bemalt. 

In  einer,  von  Frührenaissancepfeilern  flankierten,  flachbogigen  Nische  hängt 
Christus  zwischen  den  Schachern  am  Kreuz.  Vier  Engel  fangen  sein  Blut  in  Kelchen 
auf;  sie  sind,  wie  auf  Antwerpener  Altar-Darstellungen,  auf  Stangen  in  der  Wand 
befestigt.  Hinten,  schon  ganz  in  Renaissancetracht,  Magdalena,  Maria,  Johannes  und 
Maria  Kleophas.  Links  Longinus,  der  dem  Herrn  die  Seite  geöffnet  hat.  An  den 
Laibungen  der  Nische  zwei  Engelchen  mit  grossen  Tafeln.  Darauf  die  Inschriften: 
links:  vulneratus  propter  iniquitates  ....  esaias;  rechts:  vere  langwores  (so) 
nostros  ....  esaias  53. 

Am  Kreuzesstamm  das  oben  wiedergegebene  Meisterzeichen. 

Über  der  Nische  im  Schlufsstein  ein  bürgerliches  Allianzwappen. 

EHEMALIGE  KATHOLISCHE   KAPELLE  (s.  t.  ss.  Petri  et  Pauli).  Ehemalige 

v  'kathol 
Ann.  h.  V.  N.  XVI,  S.  129,  Anm.  2.  Kapelle 

Die  Kapelle  war  angeblich  ursprünglich  zum  Frühgottesdienst  bestimmt.  Nach 

der  Aldenhovener  Schlacht  im  Jahre  1  793  diente  sie  als  Militärlazareth ;  1823  wurde 

sie  umgebaut  und   als  Friedensgericht  gebraucht,   und  schliesslich   in   den  letzten 

Jahren  zum  Amtsgericht  von  neuem  vollständig  umgebaut.    Der  Stein,  welcher  das 

Bogenfeld  über  der  Thür  nach  dem  Umbau  des  J.  1823  ausfüllte,   dient  heute  als 

Thürschwelle  und  hat  die  Inschrift:  CUrIa  regIs  gratIIs  et  ope  CIVIUM  reeDI- 

fICata  (1823). 

EHEMALIGES  KAPUZINERKLOSTER.  —  Civitas  refusni  omnium  Kapuziner- 

k  1  o  s  t  e  r 

Christianorum  sive  Inventio  et  Miracula  Simulacri  B.  V.  Mariae  apud  Capucinos  in 
Aldenhoven,  Municipio  ducatus  Juliacensis.   (Bibliotheca  scriptorum  Capucinorum,  18.) 

-  Basilius  Krekeler,  Das  Kapuziner-  und  das  Kapuzinessenkloster  zu  Bonn 
nebst  einem  Überblick  über  die  ehemalige  rheinisch-kölnische  Kapuzinerprovinz ; 
Ann.  h.  V.  N.  XXVIII,  S.  277.  —  Handschriftl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Geschichte 
des  Gnadenbildes,  Handschr.  des  1  7.  Jh.,  vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  2. 

Das  Kapuzinerkloster  wurde  im  }.  1 665  gegründet,  nachdem  schon  seit  der 
Auffindung  eines  Gnadenbildes  im  Jahr  1 654  eine  Kapelle,  die  Gnadenkapelle,  welche 
von  den  Jülicher  Kapuzinerpatres  bedient  wurde,  gebaut  worden  war.  Die  Wallfahrt 
nach  Aldenhoven  kam  so  in  Schwung,  dass  z.  B.  der  Schöffenstuhl  in  Aachen  eine 
Bittfahrt  nach  der  Kapuzinerkapelle  in  Aldenhoven  als  Sühne  aufgiebt  (Oppenhoff 
i.  d.  Aachener  Zs.  VI,  21).  An  der  Stelle  des  jetzigen  Klosterhofes  befand  sich  schon 
im  16.  Jh.  eine  Anlage,  wie  ein  in  den  neunziger  Jahren  gefundener  Baustein  zeigt, 

25 

'•»•dam 


26 


KREIS  JÜLICH 


Kapuziner-  jetzt  im  Besitz  des  Herrn  Stürz  in  Eschweiler.   Der  Stein  trägt  die  Inschrift:  anno 
kloster  ° 

domini  1 5  7 3.    Das  Kapuzinerkloster  wurde  im  Jahre  1802  aufgehoben  und  in  einen 

Gutshof  verwandelt.    Es  besass  bei  seiner  Aufhebung  18  Patres,  6  Kleriker  und 

6  Laienbrüder.    Das  Gnadenbild  selbst,  welches  später  in  der  Pfarrkirche  aufbewahrt 

wurde,  wurde  im  1 8.  Jh.  geraubt  und  soll  später  nach  Mausbach  gekommen  sein.  Der 

Beschreibung  nach  war  es  ein  frühgothisches  hölzernes  Madonnenbild. 

Ehemalige  Die   EHEMALIGE  KAPELLE,  jetzt  Scheune,    besteht  noch  aus  zwei 

Kapuziner-.  .  . 

kapeiie  beinahe  quadratischen  Jochen.  Das  östliche  mit  Ansätzen  eines  rundbogigen  Kreuz- 
gewölbes auf  Konsolen;  das  westliche  mit  den  Resten  einer  niedrigen  Tonne  und 
einem  nachgedeckten  Raum  darüber  (Empore),  mit  viereckigen  Fenstern. 

Der  Wirtschaftshof,  das  ehemalige  Klosterwohngebäude,  Backsteinbau 
von  den  einfachsten  Formen,  einstöckig  mit  tonnengewölbten  Kellern. 

Gnaden-  Die  G  N  A D  E N  K  A  P E LL E ,  im  Tahre  1 654,  der  Tradition  gemäss  nach  dem 

kapelle  J  0 

Muster  der  Gnadenkapelle  von  Altötting  in  Bayern  erbaut,  aber  nur  von  ganz  ober- 
flächlicher Ähnlichkeit  mit  ihr  (Lötz,  Kunsttopographie  II,  S.  12.  —  Niedermayer, 
Die  Dominikanerkirchen  in  Regensburg,  Regenkreis,  Verhandlung  18,  1 — 74)  ist  ein 
achteckiger  Centraibau  aus  Backstein  mit  steiler,  geschieferter  Haube  und  Laterne. 

Im  Inneren  sind  in  den  Mauern  tiefe  Nischen  ausgespart,  über  denselben  be- 
finden sich  kleine  rundbogige  Fensterchen.  Auf  Eckpfeilern  ruhen  die  rechteckig  pro- 
filierten Rippen,  welche  ein  achtteiliges,  pyramidenförmig  aufsteigendes  Gewölbe  tragen. 

Der  barocke  Hochaltar  nimmt  3  Seiten  der  Kapelle  ein,  derbe  Arbeit  um 
i65o.  Das  Tabernakel,  angeblich  aus  der  Pfarrkirche  stammend,  enthält  eine  1 65 5 
datierte  Goldstickerei. 

Auffindungs-  Die  A U  F F I N D U N G S K A PE L L E  wurde,  wahrscheinlich    kurz  nach  der 

Uapelle  _ 

Auffindung  des  Gnadenbildes  im  J.  1 654,  an  dem  Ort  errichtet,  wo  das  Gnadenbild 

aufgefunden  worden  war. 

Viereckiger  Backsteinbau  mit  Satteldach,  vorne  offen  und  mit  einem  Gitter 
abgeschlossen,  das  Innere  2,3o  m  X  3,3o  m  gross,  mit  segmentbogiger  Tonne  über- 
deckt.   Als  Altar  wurde  das  Tabernakel  des  ehemaligen  Hochaltars  der  Pfarrkirche 
aufgestellt,  einfache  Rokokoarbeit. 
befstadt-  STADTBEFESTIGUNG. 

H  an  dsc  h  r  i  ft  1.  Qu.  Im  Besitz  des  Herrn  Gastwirts  Willms  in  Dürwiss: 
Reste  eines  Dürwisser  Schöffenarchivs,  darunter  v.J.  1  7  2  6  Klage  der  markvest  Alden- 
hoven gegen  den  Besitzer  von  Engelsdorf  wegen  mangelhafter  Bachreinigung  (vgl. 
Tille,   Übersicht  II,  S.  7). 

Im    Düsseldorfer  Staatsarchiv:  Verleihung  der  Accisgerechtsame  vom  J. 
1 433  —  Urkunde  über  Erhöhung  der  Accise  und  Recht  der  Befestigung  vom  J.  1469. 
—  Lager-  und  Hebebücher  des  Amtes  Aldenhoven.  —   Kellnereirechnungen,  vgl. 
bes.  diejen.  d.  Jahres  1620/21. 
Abbildungen  Abbildungen:  Radierung  aus  dem  J.  161 1  in  Relatio,  d.  i.  eygentlicher  und  aus- 

führlicher Bericht  u.  s.  w.   Augsburg,  bei  W.  Zimmermann.  —  Handzeichnung  im  Codex 
Welser  aus  dem  J.  1 7  2 3.    Beide  Abbildungen  Phantasiegebilde. 
Geschichte  Im  J.  922  hat  das  Ursulastift  in  Köln  Besitzungen  in  Aldenhoven  (Ann.  h.  V.  N. 

XXVI,  S.  334).  Kurz  nach  1200  ist  der  Aldenhovener  Hof  Eigentum  des 
Kölner  Domstifts  (Koch,  Gesch.  d.  Stadt  Eschweilerl,  S.  75),  welches  bis  ins  1  7.  Jh. 
dauernd  der  Grundherr  von  Aldenhoven  geblieben  ist  (i.  J.  1 354  Lacomblet  U.  B. 
III,  Nr.  529;  im  Jahre  162 1  Kellnereirechnung  des  Jahres  1620/2 1  im  Düsseldorfer 
Staatsarchiv;    Kühl,  Geschichte  IV,  S.  293).     Die  Vogteiherren  sind  im  i3.  Jh. 


20 


ALDENHOVEN 


27 


die  Herren  von  Randerath,  welche  die  Vogtschaft  vermutlich  schon  unter  Wilhelm  IV.  stadt- 

befestigun^r 

(t  12  78),  nachdem  sie  sie  mehrfach  verpfändet  hatten,  an  das  Jülicher  Fürstenhaus 
abtraten  (Lacomblet,  U.B.  II,  59,  226;  III,  529;  IV,  65  1.  —  W.  Graf  von  Mirbach 
i.  d.  Aachener  Zs.  XI,  S.  126.  —  Ders.,  Territorialgeschichte  I,  S.  6).  Durch  Kaiser- 
liche Schenkung  vom  J.  1029  besass  auch  die  Abtei  Burtscheid  Güter  in  Aldenhoven 
(Lacomblet,  U.B.  I,  66.  —  W.  Graf  von  Mirbach,  Territorialgeschichte  a.  a.  O.). 
Im  I.  1 399  wurde  Aldenhoven  verwüstet  (Hagen,  Gesch.  Aachens  I,  S.  327). 

Das  Jahr  i469  brachte  für  das  Dorf  Aldenhoven  die  Erhebung  zur  „Freiheit". 
Die  Einwohner  waren  schon  i.  J.  1 433  von  den  direkten  Geld-  und  Naturalabgaben 
an  den  Landesherrn  befreit  worden,  Aldenhoven  hatte  eigene  Finanzverwaltung  be- 
kommen und  an  den  Fürsten  von  Jülich  nur  den  Mai-  und  Herbstschatz  abzuliefern. 
Die  Accise  wurde  noch  erhöht,  dagegen  verpflichtete  sich  die  Gemeinde,  den  Ort  zu 
befestigen  (Düsseldorfer  Staatsarchiv.  Urkunden  v.  d.  J.  1 433  u.  1 469 ;  Berg.  Coli.  Nr.  7, 
Fol.  i7,  Cop.  -  von  Below  i.  d.  Berg.  Zs.  XXI,  S.  206,  A.  116;  S.  2o7,  A.  u9;  S.  212 
u.  A.  1 4 7 ;  S.  23i,  A.  228).  Die  Befestigung  ist  denn  auch  offenbar  bald  darnach 
entstanden.  Schon  69  Jahre  später  taucht  der  Plan  auf,  die  Festung  wieder  abzubrechen, 
jungherzog  Wilhelm  V.  wollte,  in  Voraussicht  des  kommenden  Erbfolgekrieges,  vor  allem 
die  Städte  Jülich,  Euskirchen  und  Sittard  befestigen  und,  da  das  Land  kaum  im  Stande 
war,  die  Mittel  dafür  aufzubringen  (vgl.  das  Buch  Weinsberg  bei  Kühl  a.  a.  O.),  so 
beschloss  der  Landtag  desj.  1 538,  das  Material  der  Befestigungen  in  Born,  Millen  und 
Aldenhoven,  welche  den  Leistungen  der  zur  Einführung  gelangten  Geschütze  nicht 
mehr  gewachsen  sein  mochten,  zu  verwenden  (Abschied  des  Landtags  zu  Jülich  vom 
25.  Juni  1 538  im  Düsseldorfer  Staatsarchiv).  Der  Beschluss  scheint  nicht  ausgeführt 
worden  zu  sein.  Von  der  Stadtbefestigung  bestehen  heute  noch  ein  Teil  der  Stadt- 
mauer und  zwei  Thürme,  und  bis  ins  18.  Jh.  wird  Aldenhoven  stetig  als  Veste 
genannt.   (Vgl.  die  Jülicher  Kellnereirechnungen  im  Düsseldorfer  Staatsarchiv.) 

Der  nordwestliche  Thorturm,  heute  in  der  Mitte  der  Stadt  gelegen,  in  den  Beschreibung 
letzten  Jahren  als  Leichenwagenhalle  eingerichtet,  bildete  mit  einem  auf  der  anderen 
Seite  der  Strasse  gelegenen  gleichen  Turm,  dessen  Fundamente  noch  vor  einigen 
Jahren  erkennbar  waren,  das  nordwestliche  Ausgangsthor  der  Stadt.  Eine  ähnliche 
Anlage  befand  sich  —  in  den  achtziger  Jahren  noch  zum  Teil  erhalten  —  am  süd- 
östlichen Stadtende. 

Der  Thorturm  ist  dreigeschossig,  aus  Backsteinen  erbaut,  mit  Baugliedern  aus 
Haustein.  Im  Innern  ist  das  Erdgeschoss  kuppelgewölbt,  in  Lichten  4, 20  m  hoch  und 
5  m  weit. 

Der  sog.  Hexen  türm,  nur  noch  im  Erdgeschoss  erhalten  und  zum  grossen 
Teil  von  den  Substruktionen  der  über  ihn  hinwegführenden  Jülich-Aachener  Bahn- 
linie verdeckt,  ist  dem  Thorturm  an  Umfang  etwa  gleich  und  ebenso  aus  Backstein 
aufgeführt.  Unter  ihm  fliesst  durch  eine  halbkreisförmige  Wölbung  der  Merzbach 
durch.  Der  Turm  befindet  sich  an  der  Nordwestecke  der  alten  Stadtbefestigung. 
Zwischen  ihm  und  dem  Stadtturm  ist  ein  Erdwall  noch  zum  Teil  erhalten. 

DAS  HAUS  DER  GEBRÜDER  SOMMER,  i.  J.  1  767  erbaut,  besitzt  Privathäuser 
einige   interessante  Inschriftsteine,  welche  beim  Bau  mit  vermauert  wurden.  Über 
dem  Thorbogen  die  Inschrift:    n.  h.  nolden  m.  f.  cremerius  con(juges)   1 7 6 7. 
In   der  Thorfahrt  ein   vermauerter  Thürsturz  mit   den  Wappen   des    Werner  von 
Palant   zu  Selem  und   der  Raba  von  Wylich  zu  Hueth  und   der  Inschrift:  anno 

DOMINI  1 5  5  7    GALT  EYN  DUERENDER  (Dürener)  MALDER   ROGGEN  43   MARK.      Im  Hof 

eingemauert:  anno  domini  i5  .  .  galt  zo  cöln  ein  huid  sals  36  daller. 


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2  8 


KREIS  JÜLICH 


Privathäuser  Auf  einem  Thorsturz  der  Scheune  beim  Pastorat  die  Inschrift:  a.  r.  d. 

PET.  DE  BREMEN  PASTOR  HUIUS  LOCI  AO  l724.     RENOV.  l843. 

Das  HALLBERGER  HAUS,  im  J.  1 726  erbaut  von  Peter  Theodor  Edlen 
von  Hallberg  auf  Broich,  Hofrat  und  Schultheiss  des  Amtes,  ist  ein  einfaches  Back- 
steingebäude.   Über  dem  Thor  das  Wappen  der  Hallberg  und  die  Jahreszahl  i726. 

Bemerkenswert  ist  noch  das  einfache  ROKOKOHAUS  des  Herrn  Kaufmanns 
Blees,  i.  T.  1 7 74  erbaut,  und  die  APOTHEKE,  aus  derselben  Zeit  stammend,  welche 
sehr  wirksam  in  den  Winkel  zweier  spitz  sich  schneidender  Strassen  eingebaut  ist  (Fig.  1 2). 

Im  Besitz  des  Herrn 
Christian  Wen  dt  befinden 
sich  die  Bildnisse  zweier 
Äbtissinnen  aus  demj.  1624, 
Ölgemälde,  Eichenholz,  46  X 
7o  cm,  derbe,  aber  tüchtige 
Arbeiten.  Das  eine  mit  der 
Enthauptung  der  h.  Doro- 
thea (?)  im  Hintergrund.  Im 
Vordergrund  die  Stifterin  in 
Ordenstracht  mit  Wappen 
Fig.  12.    Aldenhoven.    Apotheke.  bez.   P.  C.   IÖ24,    l3.    7  BRIS- 

Das  andere  mit  einer  Ma- 
donna in  Wolken,  das  Christkind,  Rosen  herabstreuend,  mit  einem  Allianzwappen  der 
Eltern  der  Dargestellten,  von  denen  eines  das  Hillesheimische  ist,  bez.  a.  1624.  [F.] 


ALTDORF. 

Kaltenbach,  Der  Regierungsbezirk  Aachen,  S.  229.  —  Offermann,  Geschichte» 
S.  58.  —  Fabricius,   Karte  von  1  789,  S.  2  7o.  —  Vgl.  auch  unter  Inden,  Kirchberg. 
Römisches  RÖMISCHE  FUNDE.   Einige  Matronensteine  wurden  hier  gefunden  (Braun, 

B.  J.  XIX,  S.  95),  von  denen  einer  sich  im  Kölner  Museum  befindet  (B.  J.  LXXXIII, 
i5i).  Ausserdem  fanden  sich  nach  mündlicher  Überlieferung  römische  Ziegel  im  Garten 
hinter  der  Pastorat.  Im  J.  1 552  wurde  bei  Altdorf  ein  den  Matronis  Hamavehis  ge- 
widmeter Matronenstein  gefunden.  (Brambach,  C.  I.  R.  No.  621;  vgl.  unter  Hambach). 
o  K a t hol.   ^  K AT H O LI S C H E  P FA RR KIR CH E  (s.  t.  s.  Pancratii).  Die  Kapelle  von  Alt- 

a"  <n  0  L  dorf  war  Filiale  der  Pfarrkirche  in  Geuenich  (s.d.)  und  wurde  erst  im  J.  i8o4  selbständig. 

Die  alte  Kirche  brannte  i.  J.  1 856  ab  und  wurde  1 858— 60  durch  einen  Neubau  ersetzt. 
Ausstattung  In  der  Kirche  eine  Remigiusfigur  aus  dem  i7.  Jh.,  Holz,  halblebensgross, 

tüchtige  Arbeit.  Die  Figur  stammt  aus  Geuenich,  war  längere  Zeit  in  Inden  und 
wurde  i8o3  mit  anderen  Gegenständen  durch  bewaffnete  Macht  nach  Altdorf  geholt. 
(Notizen  im  Pfarrarchiv  zu  Altdorf). 

Kelch  aus  dem  J.  i79i,  Kupfer,  einfach.    Inschrift:  capel  zu  altorf.  w.  h. 
b.  a.  c  l.  1  7  9 1 . 

Reliquiar,  versilbert,  in  Rokokoformen. 
Krueifix  An  der  Kirchhofsmauer  ein  S t ein kruci fix,  barock, bäurisch.  Ein  zweiter  Kruci- 

fixus  auf  der  Rückseite  des  Kreuzes,  aus  Terracotta,  mit  hölzernen  Armen,  barock, 
gute  Arbeit.  Auf  der  Vorderseite  die  Inschrift :  j.  d.  s  .  .,  posuit,  auf  der  Rückseite 
in  gothischen  Lettern:  anno  i7o8.  den  7.  xber,  ist  der  ehrsamer  Johannes  titzen, 

MARIA  BAWERS  GEWESSENER  EHEMANN,  IN  GOTT  ENTSCHLAFFEN.  fF.l 


BARMEN 


BARMEN 

KATHOLISCHE  PFARR KIRCH E  (s.  t.  s.  Martini).  Binterim  u.  Mooren,  Pf^^he 
E.  K.  I,  S.  332;  II,  S.  188.  —  Kühl  II,  S.  293.  —  Offermann  S.  45.  —  Kaltenbach 
S.  23i. 


Fig.  13.    Barmen.    Ansicht  der  katholischen  Pfarrkirche. 


Handschrift].  Qu.     Im  Pfarrarchiv:    Bruderschaftsbuch    des   l7.  Jh.  - 
Barmener  Buschgerechtsame.  —  Verkauf  von  Kellenberg  im  J.  1626.    Im  einzelnen 
vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  2. 

Der  Ort  Barmen  findet  eine  erste  ausdrückliche  Erwähnung  im  J.  1 1 66  bei  der  Geschichte 
Stiftung  des  Klosters  Meer,  das  auch  hier  begütert  war  (Lacomblet,  U.  B.  I,  Nr.  4 1 4,  4 1 5). 
Der  Turm  der  Kirche  gehört  auch  wohl  schon  der  Mitte  des  12.  Jh.  an;  auch 
im  Liber  valoris,  um  i3oo,  findet  die  Kirche  Erwähnung.  Im  1 5.  Jh.  wurde  wahr- 
scheinlich das  Langhaus  und  das  nördliche  Seitenschiff  neugebaut,  später  —  wohl  im 
16.  Jh.  —  scheinen  das  südliche  Seitenschiff  und  noch  später  die  beiden  östlichen  Joche 


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3o 


KREIS  JÜLICH 


Kathoi.     der  Seitenschiffe  angefügt  zu  sein.    Das  Patronat  der  beiden  Seitenaltäre  besassen 

Pfsrrkirchö 

die  Inhaber  der  Häuser  Overbach  und  Kellenberg  (s.  u.). 
Beschreibung  Dreischiffiger    spätgothischer    Hallenbau    mit    romanischem  Westturm,  im 

Lichten  18,60  m  lang,  i5,5o  m  breit  (Ansicht  Fig.  i3,  Grundriss  Fig.  i4). 
Turm  Der  mächtige  kurze  romanische  Westturm  aus  Tuff-  und  Bruchsteinmauerwerk  mit 

regelmässiger  Eckquaderung;  die  vier  Geschosse  sind  gegeneinander  scharf  eingerückt. 
Im  Erdgeschoss  das  breite  Portal  der  ursprünglich  offenen  Vorhalle;  die  Laibungen 
sind  zweimal  abgetreppt  und  zeigen  eine  Säule  mit  Würfelkapitäl ;  am  Bogenanfang 
ein  durchlaufendes  Gesims.  Die  Gewände  des  Bogens  sind  entsprechend  gegliedert. 
Die  Öffnung  ist  in  spätgothischer  Zeit  durch  eine  rechteckige  Thür  mit  halb- 
rundem Oberlicht  geschlossen  worden.  Das  zweite  Geschoss  ist  ganz  glatt,  das 
dritte  hat  an  jeder  Seite  eine  Gliederung  durch  zwei  grosse  Rundbogenblenden. 
Bei  dem  obersten  Geschoss  zeigt  die  Westseite  eine  reichere  Gliederung  durch 
6  Bogen,  die  seitlich  auf  den  Ecklisenen,  sonst  aber  auf  Halbsäulchen  mit  Würfel- 
kapitälen  aufsitzen;  die  3  anderen  Seiten  haben  eine  entsprechende  Gliederung  durch 
einen  sechsteiligen  Bogenfries  auf  Eck-  und  Mittellisene.  An  jeder  Seite  zwei  zwei- 
teilige romanische  Fenster;  stumpfes  vierseitiges  Pyramidendach.  In  der  Turm- 
halle ein  schlichtes  Kreuzgewölbe  auf  einfachen  Eckdiensten,  deren  Gesimse  im 
Zusammenhang  mit  dem  des  Portales  stehen.  Nach  dem  Mittelschiff  hin  wiederholt 
sich  genau  das  Portal  der  Westseite. 

Langhaus  Das  spätgothische  Langhaus  besteht  aus  Ziegelmauerwerk.    Die  Nordseite 

mit  Sockelband  und  Kaffgesims  aus  Haustein,  die  sich  um  die  Strebepfeiler  ver- 
kröpfen.  Von  den  Fenstern  hat  nur  noch  das  östliche  eine  alte  zweiteilige  Masswerk- 
gliederung; unter  dem  Westfenster  vermauerte  kleine  Thür.  Die  an  das  nördliche 
Seitenschiff  angefügte  Sakristei  schmucklos  mit  zwei  kleinen  Stichbogenfenstern.  Am 
Chor  grosse  einfache  Strebepfeiler;  die  seitlichen  Fenster  zweiteilig  mit  Masswerk. 
Das  südliche  Seitenschiff  ist  ganz  schlicht  mit  ungegliederten  plumpen  Strebepfeilern; 
im  zweiten  Joch  von  Westen  eine  spätgothische  Thür  mit  Eselsrücken  in  Haustein- 
einfassung. Zwischen  Turm  und  Seitenschiff  noch  ein  kleiner  später  Anbau, 
inneres  Im   Inneren   die   südliche  Scheidemauer  mit  drei  schweren  unregelmässigen 

Pfeilern,  die  im  Kern  vielleicht  noch  der  Langhausmauer  des  romanischen  Baues  ange- 
hören. Die  nördliche  Scheidemauer  westlich  mit  zwei  derben  Rundsäulen,  östlich 
ein  schwerer  Pfeiler.  Die  Gewölbe  sind  durchweg  einfache  Rippengewölbe;  nur  die 
beiden  östlichen  Joche  der  Seitenschiffe,  die  später  angefügt  sind,  sind  durch  schwere 
Gurtbögen  abgetrennt.  In  dem  Schlufsstein  des  Ostjoches  der  Südseite  das  Allianzwappen 
Hatzfeld  und  Palant-Wildenburg.  Im  nördlichen  Seitenschiff  ruhen  die  Gewölbe  auf 
einfachen  Konsolen,  im  südlichen  wachsen  die  Rippen  aus  der  Wandfiäche.  Im  Chor 
Sterngewölbe  auf  einfachen  runden  Wanddiensten  mit  würfelartigen  Kapitalen. 
Ausstattung  Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen: 

Hochaltar  Hochaltar,  flandrischer  Schnitzaltar  mit  gemalten  Flügeln  aus  der  Zeit  um  i52o. 

Der  geschnitzte  Schrein  zeigt  die  Passionsscenen  in  ähnlicher  Weise  wie  der  eine 
Seitenaltar  in  Linnich,  die  Altäre  in  Siersdorf,  Aldenhoven,  Mersch,  Güsten,  Rö- 
dingen u.  s.  w.  Das  hohe  Mittelstück  mit  Kalvarienberg,  darunter  abgeteilt  Maria, 
Johannes  und  die  Frauen,  sowie  die  Kriegsknechte.  Unter  diesem  Feld  Jesse  mit 
den  vier  Propheten;  der  Stammbaum  zieht  sich  mit  den  Einzelfiguren  in  den  Kehlen 
des  Mittelfeldes  hinauf.  Links  die  Darstellung  der  Kreuzschleppung ,  darunter  zwei 
kleine  Felder  mit  der  Verkündigung  und  der  Heimsuchung;  rechts  oben  die  Bewei- 
nung des  Leichnams,    darunter  Darbringung  im  Tempel  und  Beschneidung.  Als 


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BARMEN 


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Bekrönung  des  Ganzen  ein  reiches  Kapital  mit  der  Gruppe  des  h.  Martinus  mit  Ausstattung 
dem  Bettler. 

Die  Aussenseiten  der  Flügel  zeigen  in  gleicher  Anordnung  wie  der  rechte 
Seitenaltar  in  Linnich  (s.  u.),  oben  zwei  kleine  Bilder,  unten  links  Abraham  und 
Melchisedech,  in  den  beiden  Mittelfeldern  die  Messe  des  h.  Gregor,  rechts  den 
Mannaregen. 

Die  Innenseiten  der  Flügel  auch  mit  grossen  Darstellungen;  links  in  der 
Spitze  klein  die  Verspottung  Christi,  unten  Christus  am  Ölberg  und  die  Gefangen- 
nahme Christi,  rechts  oben  klein  die  Grablegung,  unten  die  Himmelfahrt  und  das 
Pfingstfest. 


Fig.  14.   Barmen.    Grundriss  der  katholischen  Pfarrkirche. 

Die  Skulpturen  zeigen  eine  einfache,  ziemlich  ruhige  Auffassung;  das  Burleske, 
die  unruhige  Haltung  fehlen,  dafür  aber  manche  ungeschickte  Züge.  Die  Malereien 
besser  als  an  den  meisten  anderen  flandrischen  Altären  der  Gegend ,  in  der  Zeich- 
nung etwas  süsslich,  aber  einfach  und  kräftig  in  der  Farbengebung  und  ziemlich 
gross  angelegt. 

Der  Altar  ist  um  1880  restauriert,  dabei  mit  Tabernakel  und  Predella  ver- 
sehen, die  Skulpturen  sind  neu  vergoldet  worden. 

Die  beiden  Seitenaltäre  mit  Nischen,  die  von  breitem  Barockornament  um-  Seitenaltäre 
rahmt  sind,  um  i7oo,  über  dem  linken  das  vereinigte  Wappen  des  Deutschordens 
und  von  Reuschenberg,  über. dem  rechten  das  Allianzwappen  Hatzfeld  und  Palant- 
Wildenburg. 


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KREIS  JÜLICH 


Ausstattung  Einfache  Rokokokanzel  aus  der  Mitte  des  18.  Jh.  mit  geschweiftem  Körper, 

Kanzel      a^  dem  Schalldeckel  grosse  Voluten  mit  Engel. 
Apostelbalken  Vor  der  Vierung  Apostelbalken  vom  J.  1 545  (Taf.  III),  neuerdings  wieder- 

hergestellt und  polychromiert  (Ann.  h.  V.  N.  XLVI,  S.  1 95).  Auf  der  Vorderseite  i3 
niedrige  halbrund  geschlossene  Nischen,  darin  arg  gezwängt  in  starkem  Relief  die 
Halbfiguren  des  segnenden  Heilandes  und  der  12  Apostel  mit  ihren  Attributen. 
Zwischen  den  Nischen  schmale  vertiefte  Felder,  darin  kleine  Renaissancepilaster. 
Auf  der  Rückseite  des  Balkens  zwei  Füllungen  mit  dem  schön  geschnittenen  Allianz- 
wappen des  Johann  von  Reuschenberg  und  der  Maria  von  Grein  (Aachener  Zs.  XV, 
S.  7,  Anm.  6,  wie  in  Setterich);  an  der  rechten  Steinkonsole,  auf  der  der  Balken 
aufliegt,  die  Jahreszahl  1 545. 

Auf  dem  Balken  in  der  Mitte  das  ältere  Kreuz  mit  reicher,  wohl  grösstenteils 
erneuter  Krabbenumrahmung;  auf  den  Kreuzesenden  Vierpässe  mit  den  Evangelisten- 
symbolen. Der  Gekreuzigte  sehr  ruhig,  von  strenger  Modellierung  mit  flatternden 
Lendentuch.  Die  Muttergottes  links  vom  Kreuz  in  einer  etwas  knitterigen  Gevvan- 
dung,  der  Kopf  scheint  ganz  modernisiert;  Johannes  rechts  vom  Kreuz  in  reich  dra- 
pierter Gewandung,  verwandt  der  Gruppe  in  Aldenhoven  (s.  o.  S.  20,  Fig.  6  u.  7). 

Die  Ausführung  der  ganzen  Arbeit  ist  ziemlich  derb,  die  Art,  wie  die  Halb- 
figuren der  Apostel  in  den  Nischen  sitzen,  stellenweise  fast  burlesk.  Am  deut- 
lichsten zeigen  die  Figuren  Mariae  und  Johannis  mit  ihren  eigentümlich  verdrehten 
Oberkörpern  die  Verwandtschaft  mit  dem  Siersdorfer  Lettnerbogen  (s.  u.),  nur  mit 
dem  Unterschied,  dass  dieser  noch  mehr  Anklänge  an  Kalkarer  Arbeiten  zeigt  und 
in  der  Feinheit  der  Ausführung  den  Apostelbalken  von  Barmen  überwiegt.  Der  sehr 
feine  Krucifixus  auf  dem  spätgothischen  Kreuz  gehört  noch  der  2.  H.  des  1 5 .  Jh.  an. 
Taufstein  Taufstein,  schlichtes  ovales  Marmorbecken  auf  hohem  Fuss,  um  i7oo;  der 

Messingdeckel  getrieben  mit  einem   Relief  der  Taufe  Christi  und   der  Umschrift : 

(s)OPHIA  MARIA  RAITZ  DE  FRENTZ,  FILIA  DE  SCHLENDERHAEN,  PRAENOBILIS  IMPERIALIS 
AC  LIBERAE  ABBATIAE  PORCETI   PROFESSA,  D.  D.  ANNO  I  7o3. 

Leuchter  Zwei  A 1 1 a r  1  e u ch t er  aus  getriebenem  Silber  mit  gedrehtem  Schaft  und  breiten 

Laubwerkfüssen,  je  5i  cm  hoch,  um  i7oo.    Augsburger  Beschau,  Meisterzeichen  w.  j. 
In  der  Kirche  verteilt  eine  Reihe  stark  abgetretener  und  zum  Teil  verdeckter 
Grabplatten  Grabplatten: 

1.  Grabplatte  mit  Renaissancekartuschen,  dem  Loeschen  Wappen  in  einem  Blatt- 
kranz und  der  Inschrift:  hec  est  via,  quae  ducit  ad  vitam.   Margareta  van 

LOB,   FR  .  .  .    E  .  .  VE    ROCHETTE    UND    HORST    IS  .  .  .   GOTT    VERSTORBEN    ANNO  IÖOO, 

den  26.  septembris  (erste  Gattin  des  Kaiserlichen  Obersten  von  Reuschenberg,  des 
Verteidigers  von  Jülich  im  J.  16 10). 

2.  Grosse  Platte,  oben  und  unten  je  4  Ahnenwappen,  oben  rechts:  NESSEL- 
ROT  DT,  darunter:  speis,  unten  links:  rynssem  und  opheim  ,  unten  rechts:  holtorp 
und  blenss;  der  Rest  verdeckt  oder  abgetreten.  Es  ist  der  Grabstein  des  Wilhelm 
von  Reuschenberg  zu  Overbach  (t  1 585). 

3.  Verstümmelte  spätgothische  Platte  mit  Doppelwappen  —  das  rechte  das 
Reuschenbergische  Wappen  —  und  Inschriftrest:  die  starf  zu  overbach  .  .  . 

4.  In  der  Turmhalle  verstümmelte  Platte  des  1 6.  Jh.  mit  dem  Reuschenbergschen 
und  Ringsheimschen  Wappen  und  dem  Inschriftrest:  [anno  i54i,  26.  septembris, 
guJilhelmvs  a  rvissheber  ...  (er  war  Kanonikus  zu  Aachen  und  Reichskammer- 
gerichtsassessor). 


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Tafel  III. 


Barmen.    Apostelbalken  in  der  katholischen  Pfarrkirche. 


* 


BARMEN 


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5.  Grabplatte  mit  Doppelwappen  —  das  rechte  mit  der  Beischrift  robert,  wie  Ausstattunj 
am  Thor  des  Schmitzschen  Gutes  in  Barmen  (s.  u.  S.  4o),  Inschriftrest:  hoch  

HAN  MICH  ....  RECHTE  DOC  .... 

6.  Auf  dem  Chor  Grabplatte  mit  Kelch,  Totenschädel,  Stundenglas  und  In- 
schrift: ANNO  I  773,  6.  TA  .  .  JULY,  OBIIT  AMPLISSIMUS  DOMINUS  GODEFRIDUS  SCHREINE- 
MAECHER,  ANNOS  46  PASTOR  IN  BARMEN  ET  ALMAE  EXTIANITATIS  (so)  JULIACENSIS 
DECANUS.    R.  I.  S.  P. 


Fig.  15.    Haus  Overbach.  Lageplan. 

Von   den   Glocken  eine  aus  dem  12. — i3.  Jh.  ohne  Inschrift,  die  beiden  Glocken 
anderen  von  1 439  mit  den  Inschriften: 

1.  MARTINUS     HEISCHEN    ICH,    KIRSTGEIN     KLOIT    GOIS     MICH     ANNO  DOMINI 
MCCCCXXXIX. 

2.  MARIA  HEISCHEN  ICH,  KIRSTGEIN  KLOIT  GOIS  MICH  ANNO  DOMINI  MCCCCXXXIX. 

HAUS  OVERBACH.    Duncker,   Rheinlands  Schlösser  und   Burgen  mit  Haus 
Abb.  —  Offermann  S.  45.  —  Eisenberg-Mirbach. 


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34 


KREIS  JÜLICH 


Haus  Handschriftl.  Qu.    Das  Archiv  ist  im  Anfang  des  i9.  Jh.  durch  die  Familie 

Overbach  o  j 

Overschie  wahrscheinlich  nach  Belgien  gebracht  worden. 

Ansicht,  ziemlich  ungenau,  vom  J.  1 7 2 3  im  Codex  Welser.    Neue  farbige 
Lithographie  bei  Duncker  a.  a.  O. 
Geschichte  Im  J.  1 3  5  2  wurde  die  Veste  Barmen  im  Kampf  der  Jülichschen  Vasallen  gegen 

den  Landesherrn  zerstört  (Wieth,  Die  Stellung  des  Markgrafen  Wilhelm  von  Jülich 
zum  Reich  S.  75).  Ein  Zweig  derer  von  Barmen  —  ein  Heinrich  von  Barmen  wird 
mit  einem  Heinrich  von  Overbach  zusammen  im  J.  1 354  genannt  —  sass  auf  Over- 
bach; das  Wappen  ist  dasselbe  wie  dasjenige  der  Herren  von  Overbach  und  von 
Merzenhausen.  Vielleicht  wurde  auch  damals  Schloss  Kellenberg  (s.  u.)  von  Over- 
bach abgetrennt.    Am  Ende  des  1 5 .  Jh.  brachte  Maria  von  Grein  das  Gut  an  die 


von  Reuschenberg  zu  Setterich  (Aachener  Zs.  IV,  S.  2  93);  es  zweigt  sich  eine  Neben- 
linie Reuschenberg-Overbach  ab,  der  namentlich  der  kaiserliche  Oberst  Johann  von 
Reuschenberg  angehört,  der  im  J.  16 10  die  Verteidigung  von  Jülich  leitete-  Dem 
16.  ]h.  gehören  die  wesentlichen  Teile  der  Burg  an.  Durch  Adoifa  von  Cortenbach, 
eine  Tochter  der  Philippine  von  Reuschenberg,  fiel  Overbach  an  die  von  Hatzfeld- 
Wildenburg,  die  noch  im  J.  1 785  Overbach  besassen.  Dann  ist  die  Familie  von 
Overschie  im  Besitz  von  Overbach,  die  das  Herrenhaus  um  1800  umbaute.  Durch 
Heirat  vom  J.  1828  kam  Overbach  an  die  Grafen  von  Hompesch-Rurich  und  durch 
Heirat  vom  }.  i864  an  den  jetzigen  Eigentümer,  Herrn  Major  Freiherrn  Ludolf  von 
Wenge- Wulften. 

Beschreibung  Die  Anlage  umschliesst  ein  grosses  rechteckiges  Terrain,  das  mit  Ausnahme 

der  Südwestecke  noch  von  den  breiten  Wassergräben  umschlossen  ist  (Lageplan 
Fig.  i5,  Ansichten  Fig.  16  u.  l7). 


54 


BARMEN 


35 


Das  Herrenhaus  (Fig.  16),  an  der  Nordwestecke,  jetzt  frei  gelegen,  ist  ein 
schwerer  zweigeschossiger  Bau  von  6  Achsen  über  einem  hohen  Kellergeschoss,  ganz  in 
den  schlichten  Formen  der  Zeit  um  1800  mit  grossen  Stichbogenfenstern,  Flachgiebeln 
mit  dem  Wappen  der  Overschie  (?)  an  den  Langseiten  und  hohem  Mansarddach. 
Nach  der  Aussenseite  setzt  sich  unregelmässig  ein  kleiner  Anbau  von  einem  Geschoss 
mit  Mansarddach  an,  der  ebenso  wie  der  Hauptbau  wenigstens  in  seinen  Unter- 
mauern noch  dem  Mittelalter  angehört.  Das  Innere  ist  ganz  modern  umgebaut, 
nur  die  Kellerräume  mit  ihren  unregelmässigen  Gewölben  weisen  noch  auf  das 
i5. — 16.  Jh.  hin. 

Der  Wirtschaftsho  f 
an  der  Südwestecke  ist  eine 
regelmässige  noch  ziemlich 
ursprüngliche  Anlage  in 
Ziegelmauerwerk.  Der  west- 
liche Trakt  umfasst  das  zwei- 
geschossige Wohnhaus  mit 
einer  Durchfahrt,  das  nach 
Süden  noch  den  spätgothi- 
schen Staffelgiebel  mit  Stein- 
sprossenfenster zeigt ;  die 
übrigen  Fenster  sind  im  18.  Jh. 
verändert  worden.  An  der 
Südseite  folgt  zunächst  ein 
Stallbau,  dessen  Aussen- 
mauer  auch  noch  der  ur- 
sprünglichen Anlage  ange- 
hört, dann  ein  Scheunenbau 
mit  spätgothischen  Staffel- 
giebeln und  einem  Klötz- 
chenfries an  der  Aussenseite. 
An  der  Ostseite  liegt  ein 
grösserer  Scheunenbau  des 
1 7.  - 1 8.  Jh.  mit  Staffelgiebeln. 
An  der  Rückseite  dieses 
Flügels  eingemauert  ein 
schöner  Kaminsturz  aus 
rotem  Sandstein  mit  den 
vier    Wappen  Nesselrode, 

Reuschenberg,  Gülpen  und  Erkenteil,  Ahnenwappen  des  kaiserlichen  Obersten  Johann 
von  Reuschenberg  (f  i638). 

Nach  dem  freien  Platz  vor  dem  Herrenhaus  hin  ist  der  Wirtschaftshof  durch 
eine  niedrige  Mauer  abgeschlossen. 

An  der  Südostecke  liegt  sehr  malerisch  unter  hohen  Bäumen  ein  kurzer  vier- 
eckiger Turm  von  zwei  Geschossen  mit  den  Resten  der  alten  Wehrmauer  (Fig.  i7); 
in  beiden  Geschossen  an  jeder  Seite  zwei  schmale  zweigeteilte  Fenster  in  Haustein- 
einfassung, im  Kellergeschoss  Schiefsscharten,  oben  ein  feines  Hausteingesims  mit 
Einschlupflöchern  für  die  Tauben ;  hohes  achtseitiges  Pyramidendach,  oben  mit  kleiner 
Zwiebel,  in   der  Wetterfahne  das  Allianzwappen   Hatzfeld  und  Cortenbach.  Die 


Haus 
Overbach 
Herrenhaus 


Wirtschaftshof 


Fig.  17.    Haus  Overbach.    Eckturm  an  der  Rückseite. 


Turm 


35 


36 


KREIS  JÜLICH 


Haus       beiden  an  den  Turm  anstossenden  Stücke  der  Wehrmauer,  auf  deren  Umgang  Thüren 

Overbach 

aus  ihm  führten,  haben  kleine  im  Stichbogen  überwölbte  Scharten,  in  denen  noch  die 
Riegelhölzer  zum  Auflegen  der  Büchsen  zum  Teil  erhalten  sind.  Der  hölzerne  Wehr- 
gang selbst  ist  weggebrochen. 

An  der  Nordostecke  ein  einfacher  kleiner  rechteckiger  Ziegelturm  mit  Schiefs- 
scharten in  beiden  Geschossen  und  schlanker  Haube  mit  Zwiebel,  nach  aussen  ist 
die  Mauerkante  im  unteren  Teil  abgefast.  Beiderseits  schliessen  sich  kleine  Remisen- 
und  Stallbauten  an.  Gegen  das  Herrenhaus  hin,  parallel  mit  ihm,  folgt  ein  kleiner 
zweigeschossiger  Bau  des  18.  Jh.  von  3  Achsen  und  zwei  Geschossen  mit  Mansarddach. 
Ausstattung  lm  Besitz  des  Herrn  Freiherrn  von  Wenge-Wulffen  eine  Anzahl  von  Möbeln 

des  i7. —  18.  Jh.,  darunter  namentlich  ein  Kabinetschrank,  um  i7oo,  mit  Schildpatt- 
einlagen, ferner  io  querrechteckige  Gouache-Bildchen,  je  etwa  i5X25cm  gross, 
sehr  fein  durchgeführte  Scenen  der  Parforce-Jagd  auf  Hirsche  darstellend;  im  Hinter- 
grund bei  verschiedenen  Bildern  das  Jagdschloss  Herzogsfreude  bei  Bonn.  Die 
Bildchen,  aus  der  Zeit  i  7  5  5  —  i76o,  stammen  wahrscheinlich  aus  der  Gemäldesammlung 
des  Kurfürsten  Clemens  August  von  Köln  (Liste  d'une  partie  des  peintures  prove- 
nantes  de  la  Succession  de  S.  A.  S.  de  Cologne  .  .  .  .,  qu'  on  a  intention  de  vendre 
publiquement  ä  Bonn  le  lundi  i4.  Mai  (i7Ö2)  1 764  et  jours  suivants,  Nr.  567.) 
Schioss  SCHLOSS  KELLENBERG.    Duncker,  Rheinlands  Schlösser  und  Burgen 

Kellen  erg  ^  ^  _  I,  S.  1 43.  —  Ann.  h.  V.  N.  VI,  S.  180;  XVIII,  S.  324.  —  Strange, 

Beiträge  zur  Genealogie  IV,  S.  5 1 .  —  Richardson,  Gesch.  der  Familie  Merode  I, 
S.  io5,  ii4;  II,  S.  239,  3oi.  —  v.  Mering,  Gesch.  der  Burgen  V,  S  36.  —  Offer- 
mann S.  46.  —  Eisenberg-Mirbach. 

Handschriftl.  Qu.    Das  Archiv    befindet  sich  im  Raitz  von  Frentzschen 
Familienarchiv  zu  Hattenheim  im  Rheingau.    Vgl.  Tille,  Ubersicht  II,  S.  24. 

Ansichten,     i.  Kleine  getuschte  Vogelschau,  im   wesentlichen    richtig,  die 
Hauptburg  noch  mit  den  vier  alten  Ecktürmen  zeigend,  im  Codex  Welser  von  i  7  23. 

2.  Zeichnung  aus  den  4oer  J.  des  i9.  Jh.,  im   Besitz  der  Freifrau  v.  Ritter  zu 
Rüdesheim. 

3.  Neuere  farbige  Lithographie  bei  Duncker  a.  a.  O. 

Geschichte  Kellenberg  eitstand  wahrscheinlich  nach  der  Mitte  des  i4.  Jh.  durch  Abzweigung 

von  Haus  Overbach  (s.  o.).  Im  J.  i492  bringt  Regina  Scheiffardt  von  Merode  das 
Gut  an  die  Quadt ;  es  fiel  jedoch  bald  an  die  Scheiffardt  von  Merode  zurück.  Die 
Besitzverhältnisse  am  Ende  des  1 6.  Jh.  sind  nicht  ganz  klar  zwischen  den  Scheiffardt 
und  Utenhoven  (Aachener  Zs.  VIII.  S.  1 38.  —  Tille,  Übersicht  II,  S.  1 38.  —  Ann. 
h.  V.  N.  57,  S.  346).  Seit  1 6 1 6  war  Kellenberg  durch  Kauf  im  Besitz  des  Johann 
Karl  von  Utenhoven.  Von  dieser  Familie  erwarb  es  im  J.  1 638  Johann  von  Werth, 
der  bekannte  Reitergeneral,  dessen  einzige  Tochter  Irmgard  es  dem  Freiherrn  Winand 
Hieronymus  Raitz  von  Frentz-Schlenderhahn  in  die  Ehe  brachte.  Die  Freiherren 
Raitz  von  Frentz  zu  Kellenberg  erloschen  im  Mannestamm  mit  Reinhard  von  Frentz 
(t  1864);  der  jetzige  Eigentümer  ist  dessen  Schwiegersohn,  Herr  Graf  Clemens  von 
und  zu  Hoensbroech,  Ehrenritter  des  Maltheser-Ordens.  Die  Schlossanlage  stammt 
im  Wesentlichen  noch  aus  dem  i5.  und  1 6.  Jh.  und  erfuhr  erst  im  18.  und  1 9.  Jh. 
wesentliche  Umbauten. 

Beschreibung  Grosse    Backsteinanlage  des  1 5 .  —  1 6.  Jh.  mit  Vorburg  und    Hauptburg,  von 

doppelten  Wassergräben  umgeben  (Lageplan  Fig.  18,  Ansichten  Fig.  i9  u.  20). 
Vorburg  Die  langgestreckte  dreifiügelige  Vorburg,  nach  der  Hauptburg  hin  offen.  In 

der  Mitte  der  langen  Westfront  der  kurze  dreigeschossige  Thorlurm,  auf  den  eine 


36 


BARMEN 


3  7 


gemauerte  Brücke  zuführt.    Im  Erdgeschoss  ein  quergeteiltes   Fenster  in  Haustein-  Schioss 

8  ö-io  Kellenberg 

einfassung,   daneben   der  im  i7. — 18.  Jh.  veränderte   Thorbogen,  der    von  kleinen 

Schiefsscharten  in  Hausteinumrahmung  flankiert  ist;  in  den  beiden  Obergeschossen 

kleine  rechteckige  Fenster.    Nach  dem  Graben  hin  unten  Scharten,  oben  Kreuz- 


Fig.  18.    Schioss  Kellenberg.  Lageplan. 


sprossenfenster  (Fig.  i9).  Die  Innenseite  des  Thorbaues  ganz  schlicht  mit  kleinen  recht- 
eckigen Fenstern;  einfaches  erneuertes  Walmdach  mit  Holzgesims.  Ein  Maueransatz 
an  der  Hofseite  scheint  anzudeuten,  dass  nach  Norden  die  Vorburg  ursprünglich 
hier  abschloss. 

Die  Aussenmauern  der  Vorburg  sind  durchweg  noch  alt,  sie  zeigen  zahlreiche 
kleine  einfache  Schiefsscharten,  sind  im   übrigen   aber  durch   später  eingebrochene 


3  7 


38 


KREIS  JÜLICH 


Sch lo  s  s 
Kellenberg 


Hauptburg 
Altes  Burghaus 


Wohnhaus 


Thorturm 


Fenster  mannigfach  verändert.  An  der  Nordwestecke  ein  viereckiger  glatter  Eckturm 
mit  Schiefsscharten ,  dessen  obere  Mauerpartie  und  Dach  erneuert  sind.  Den 
nördlichen  Trakt  der  Vorburg  bildet  ein  grosser  Remisenbau  von  zwei  Geschossen, 
noch  aussen  ganz  geschlossen,  an  der  Innenseite  die  Jahreszahl  1 7 1 8.  Nach  den 
erhaltenen  Ansätzen  und  Thüröffnungen  hatte  dieser  Flügel  eine  offene  Holzgallerie 
in  der  Höhe  des  ersten  Stockwerkes. 

Der  niedrige  Trakt  südlich  des  Thorbaues  enthält  Stallungen;  an  der  Südwest- 
ecke haben  sich  am  Mauerwerk  Ansätze  eines  wahrscheinlich  abgestürzten  Eckturmes 
erhalten,  der  demjenigen  der  Nordwestecke  entsprach.  Den  Südtrakt  bildet  wieder 
ein  grösserer  Scheunenbau,  der  im  1 9.  Jh.  wesentlich  verändert  zu  sein  scheint. 

Das  von  einem  besonderen  Wassergraben  umgebene  Herrenhaus  bildet 
heute  eine  der  Vorburg  im  Grundriss  entsprechende  dreifiügelige  langgestreckte  An- 
lage. Der  kurze  Nordifügel  besteht  aus  dem  spätgothischen  Burghaus  (Fig.  20),  ein 
kleiner  rechteckiger  Bau  von  drei  Geschossen,  nach  aussen  jetzt  mit  modernen  Mass- 
werkfenstern versehen,  an 
der  Innenseite  noch  die  ver- 
mauerten Thüren ,  die  auf 
die  alten  Geschosshöhen  hin- 
weisen. Nach  den  Ansätzen 
befand  sich  hier  wohl  auch 
eine  offene  Gallerie.  Das 
dritte  Geschoss  hat  breite, 
auf  Konsolen  vortretende 
runde  Ecktürmchen,  jedes 
mit  drei  Fensterchen  in  Hau- 
steinumrahmung ;  an  den 
Seiten  jetzt  einfache  Stich- 
bogenfenster. Ringsum  lau- 
fend ein  Klötzchenfries.  Das 
grosse  Walmdach  mit  drei 
Reihen  von  Dachfenstern  ist 
jetzt  auch  über  die  ursprüng- 
lich wohl  mit  Hauben  versehenen  Ecktürmchen  geschleift.  Der  Bau  hat  eine  grosse 
Verwandtschaft  mit  den  Burghäusern  in  Loersfeld  und  Satzvey  (Kunstdenkm.  des 
Kr.  Bergheim  S.  io9.  —  Kunstdenkm.  des  Kr.  Euskirchen  S.  160). 

Die  Westfront  bildet  der  lange  Wohnhausbau  des  18.  und  i9.  Jh.  von 
8  Fensterachsen,  zweigeschossig  mit  hohem  Mansarddach ;  die  Fenster  einfach  recht- 
eckig in  Hausteineinfassung.  Der  Bau  ist  flankiert  von  zwei  runden  Ziegeltürmchen, 
ursprünglich  die  Ecktürme  der  alten  Wehrmauer;  sie  sind  dreigeschossig,  über  dem 
ersten  Geschoss  mit  einer  Schräge  eingerückt,  oben  mit  Klötzchenfries.  In  den 
beiden  unteren  Geschossen  jetzt  grosse  rechteckige  Fenster,  nur  im  dritten  Geschoss 
noch  die  ursprünglichen  Fensterchen  in  Hausteinumrahmung-  Die  Dächer  aus  dem 
Rund  in  eine  achtseitige  geschieferte  geschlossene  Laterne  überführend.  Der  süd- 
westliche Eckturm  zeigt  noch  unter  dem  Klötzchenfries  einen  Kranz  enggestellter 
Konsolen  aus  Backsteinen. 

In  der  Mitte  der  Westfront  liegt  der  mächtige  fünfgeschossige  Thorturm,  der 
in  den  drei  unteren  Geschossen  bis  zum  Knick  des  Mansarddaches  noch  dem  spät- 
gothischen Bau  angehört.   Bis  zu  dieser  Höhe  zeigt  das  Mauerwerk  grosse  Eckquadern; 


Fig.  19.    Schloss  Kellenberg.    Thorbau  der  Vorburg. 


38 


BARMEN 


39 


vor  die  Fassade  sind  im  18.  Th.  zwei  grosse   Pilaster  mit  dorischen   Kapitalen  vor-  Schloss 

Kellenber 

gelegt  worden.  Das  Thor,  auf  das  eine  gemauerte  Brücke  zuführt,  rundbogig,  darüber 
in  beiden  Geschossen  je  ein  rechteckiges  Fenster,  oben  das  Allianzwappen  Raitz 
von  Frentz  und  Beissel-Gymnich.  Der  zweigeschossige  Aufbau  von  1 838  in  Backstein 
mit  einer  hässlichen  gothisierenden  Gliederung;  die  Dachhaube,  entsprechend  den- 
jenigen der  kleinen  Türme,  mit  grosser  achtseitiger  geschlossener  Laterne,  noch  aus 
dem  i7. — 18.  Jh.,  ist  bei  dem  Umbau  von  i838  gehoben  worden. 

An  der  ganz  mit  Epheu  bewachsenen  Rückseite  des  Hauptbaues  über  der 
Durchfahrt  ein  geschweifter  Giebel  mit  der  Jahreszahl  MDCCCXXXVIII ,  darunter 
die  Inschrift:  ....  UBER  baro  fdmundus  raitz  de  frentz  eiusque  uxor  .  .  . 

GUN  .  .  A   BEISSEL  .  .   GYMNICH   HANG  VILLAM  EQUIT  .  .  QUAM    TEMPLARII  TENU  


Fig.  20.    Schloss  Kellenberg.    Die  Hauptburg  von  Nordwesten. 


erunt.  Der  kurze  Südflügel  des  Herrenhauses  von  5  Achsen,  zweigeschossig  mit 
Mansarddach,  entspricht  vollkommen  dem  grossen  Westflügel,  aussen  im  Unterbau 
noch  vermauerte  Öffnungen  eines  spätgothischen  Baues. 

An  der  offenen  mit  Gartenanlagen  versehenen  Ostseite  des  Herrenhauses  liegen 
südlich  und  nördlich  noch  die  Reste  von  runden  Eektürmchen,  die  in  der  Grösse 
ganz  den  noch  erhaltenen  Rundtürmen  der  Westseite  entsprechen.  Die  ursprüng- 
liche Anlage  war  ein  regelmässiges  Viereck  mit  runden  Ecktürmen,  dem  kleinen 
Burghaus  an  der  nördlichen  Schmalseite  und  dem  grossen  Thorturm  in  der  langen 
Westfront. 

Das  Innere  des  Schlosses  ist  sehr   einfach,  so  wie  es  bei   dem  Umbau  im  inneres 
J.  1 838  hergerichtet  wurde.    In  dem  alten   Burghaus   ist  der   das   ganze  Gebäude 
umfassende  Saal  zur  Kapelle  umgebaut  und  dabei  modern  eingewölbt  worden. 


39 


4o 


KREIS  JÜLICH 


Schioss  Die  zahlreichen  Gemälde  sind  insbesondere  Porträts  der  Familie  Raitz  von 

KAusstanun/  Frentz>  auch  von  Schellart  u.  A.,  aus  dem  i  7.— 1 8.  Jh.,  ausserdem  zwei  Porträts  der 
Familie  von  Hundt  zum  Busch  aus  dem  i7. — 18.  Jh.  Ferner  eine  getuschte  Allegorie 
zur  Verherrlichung  der  Familie  Hoensbroech  von  einem  Maler  Dreppe  aus  dem  Ende 
des  18.  Jh.,  eine  hl.  Familie,  gutes  niederländisches  Bildchen  vom  Anfang  des  16.  Jh., 
27  X  38  cm  gross,  ein  gutes  Porträt  Ludwigs  XVI.  (?)  als  Knabe.  Endlich  ist  noch 
zu  nennen  ein  Jagdhorn  aus  Elfenbein,  4o  cm  lang,  eine  anscheinend  mittelalterliche 
orientalische  Arbeit  mit  eingelegten  Goldornamenten,  im  18.  Jh.  in  vergoldetes  Kupfer 
gefasst  und  mit  dem  polnischen  Wappen  versehen. 
Hofgut  HOFGUT,  jetzt  der  Frau  Witwe  Ignatz  Schmitz  gehörig.  Grosse  rechteckige 

Anlage  mit  dem  Wohnhaus  an  einer  Schmalseite;  das  Haus  besteht  aus  einem  älteren 
Teile  des  i7.  Jh.  von  4  Achsen  Länge  mit  2  Geschossen  über  dem  hohen  Keller- 
geschoss  und  hohem  Staffelgiebel.  Die  Fenster  sind  im  18.  Jh.  verändert  worden. 
Der  jüngere  Teil  des  18.  Jh.  hat  zwei  Achsen  Länge,  zwei  Geschosse  und  ein  ein- 
faches Satteldach.  In  der  der  Strasse  zugekehrten  Langseite  der  Thorbau 
unten  die  rundbogige  Durchfahrt  in  Hausteineinfassung  mit  Doppelwappen 
und  der  Jahreszahl  1 699  über  der  Thür;  das  Obergeschoss  mit  zwei  kleinen  Fensterchen, 
Mansarddach  mit  abgewalmten  Ecken.  Die  Wirtschaftsgebäude  sind  ganz  schlicht, 
einzelne  Teile  auch  modern. 
Merzen-  ln   M  E  R Z  E N  H  A  U S E N ,  Haus  Nr.  3i,  Hofgut,  jetzt  Herrn  Opfergelt  ge- 

hörig, eine  einfache  rechtwinkelige  Anlage ;  das  der  Strasse  zugekehrte  zweigeschossige 
Wohnhaus  mit  rechteckigen  Fenstern  und  zwei  geschweiften  Giebeln  aus  dem 
1 7 .  Jh.    Über  der  Durchfahrt  ein  wahrscheinlich  bürgerliches  Doppelwappen.  [R.] 


BETTENHOVEN. 

Brockmüller  S.  78.  —  Kaltenbach  S.  265.  —  Fabricius,  Karte  von  1 789, 
S.  276.  —  Schorn,  Eiflia  sacra  I,  S.  56o. 
Römische  RÖMISCHE   FUNDE.    Matronensteine,  zum  Teil  jetzt  im  Provinzial- 

museum  zu  Bonn,  wurden  in  grösserer  Anzahl  in  Bettenhoven  gefunden  (Ann.  h.  V. 
N.  XIV,  S.  i9;  XXI,  S.  i9i.  —  B.  J.  IV,  S.  182,  23o;  XII,  S.  56;  XVIII,  S.  10: 
LXXXIII,  S.  4o,  45,  i5o.  —  Aachener  Zs.  IV,  S.  23o;  XIV,  S.  19).  Der  Ort  liegt 
nicht  weit  nördlich  von  der  im  Itinerar  des  Antonius  angegebenen  Römerstrasse, 
welche  von  Köln  über  Thorr  nach  Jülich  ging  (Freudenberg  i.  d.  B.  J.  LH,  S.  ii7 
und  Korth  i.  d.  Aachener  Zs.  XIV,  S.  78  nehmen  irrtümlich  an,  Bettenhoven  werde 
von  dieser  Strasse  selbst  berührt)  und  besass  vermutlich  selbst  einen  Verbindungs- 
weg nach  Rödingen  (Schneider  i.  d.  Aachener  Zs.  XIV,  S.  i9.  —  B.  I.  XXVI,  S.  l57; 
XXXI,  S.  124  ff;  XXXIX— XL,  S.  384;  LXXVIII,  S.  5). 

Im  Jahre  i864  wurde  ein  spätrömischer  Sarkophag,  aus  behauenen  Sand- 
steinen zusammengesetzt,  gefunden  (B.  J.  LH,  S.  n  7).  Beim  Tiefpflügen  stösst  man 
noch  heute  öfters  auf  alte  Mauerzüge. 

Am  Turm  der  Pfarrkirche  ist  ein  Fragment  eines  römischen  Inschrift- 
steines eingemauert,  ebenso  sind  vermutlich  einige  Eckquader  mit  Nuten  für  Ver- 
klammerungen römischen  Ursprungs  (Freudenberg,  B.  J.  LH,  S.  11 7.  —  Grün, 
Handschrift  im  Pfarrarchiv).  Sie  sind  durch  den  beinahe  über  die  ganze  Oberfläche 
des  Turmes  sich  erstreckenden  neueren  Cementputz  verdeckt. 


4o 


BETTENHOVEN 


4l 


KATHOLISCHE  PF  ARRK  IRC  H  E  (s.t.s.  Pancratii).  T.  F.  J.  Guisez,  Ful-  Kathoi. 

....  .  .  ,    .  .  /       i  .  Pfarrkircl 

gentu  de  venta  pervigihum  erraticae  dissertationis  de  clenco  regulan  benenciorum  saecu- 

larium  etc.  Rom  1 784  mit  vielen  Urkundenauszügen.  Binterim  u.  Mooren, 
E.  K.  I,  S.  343.  —  Grün  i.  d.  B.  J.  LIII,  S.  3o6  ff.  —  Freudenberg  i.  d.  B.  J.  LH, 
S.  II 7  ff.  —  Ann.  h.  V.  N.  II,  S.  161.    -  Aachener  Zs.  XIV,  S.  79. 

Hands  ch  r  iftl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Geschichtliche  Nachrichten,  bear- 
beitet von  Pfarrer  Grün  1880.  —  Zinsregister  von  1 58 7 — 1616.  —  Taufregister  von 
i67o — i77o.  Vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  3.  —  Ehemals  in  Koblenz  oder  Düssel- 
dorf, jetzt  verschollen :  Deductio  historica  partheniae  ecclesiae  in  Füssenich  ex  per- 
gamenis  litteris  archivi  per  ordinem  temporum  et  seriem  rerum  gestarum  ab  anno 
i  i  -47  usque  ad  annum  i72o  coordinata  (B.  J.  LH,  S.  3o9);  Auszüge  davon  in  den  Ge- 
schichtlichen Nachrichten  von  Pfarrer  Grün.  —  Au!  dem  Bürgermeisteramt  Rö- 
dingen: Tauf-,  Heirats-  und  Sterberegister  vom  J.  1 647  ab,  lückenhaft  (vgl.  Tille, 
Übersicht  II,  S.  3). 

Unter  Erzbischof  Pil-  Geschichte 
grim  (io29 — io36)  wurde 
ein  Altar  in  Bettenhoven 
konsekriert,  dessen  Mensa 
bis  in  die  sechziger  Jahre 
des  i9.  Jh.  mit  dem  bleier- 
nen Konsekrationssiegel  des 
Erzbischofs  (Handschriftl. 
Aufzeichnungen  des  Pfarrers 
Grün)  sich  erhalten  hatte 
(s.u.).  Offenbar  war  in  dieser 
Zeit  auch  der  frühroma- 
nische Bau  entstanden,  des- 

Fig.  21.    Bettenhoven.    Grundriss  der  katholischen  Pfarrkirche. 

sen  Aussenmauern  bei  der 
Anlage  der  Seitenschiffe  i.  d. 

J.  i843  u.  1 865  durchbrochen  wurden.  Bei  der  Ausführung. des  Erweiterungsbaues  fanden 
sich  als  Material  der  ehemaligen  Umfassungsmauern  römische  Ziegel  in  grosser  Menge 
(B.  J.  LIII,  S.  3o7),  so  dass  die  Annahme  berechtigt  ist,  dass  dem  Pilgrimschen  Bau 
ein  kurz  nach  dem  Abzug  der  Römer  angelegter  Bau  vorausging.  Der  Pilgrimsche 
Bau  bildet  noch  den  Hauptbestand  der  heutigen  Anlage,  der  Turm  ist  in  den  drei 
unteren  Geschossen  des  heutigen  Turmes  noch  erhalten.  Verhältnismässig  spät,  im 
J.Ii 5o,  wird  Bettenhoven  erstmals  genannt  (Mon.  Germ.,  SS.  XVI,  p.  I20),  im  f. 
1216  erst  ist  die  Existenz  einer  Kirche  aus  litterarischen  Quellen  ersichtlich.  In 
diesem  Jahre  verzichtet  Hermann  von  Alfter  auf  das  Patronatrecht  zu  Gunsten  des 
Klosters  Füssenich.  Im  J.i  272  erklärt  Wilhelm  von  Jülich,  dass  er  ein  Patronatrecht  weder 
habe,  noch  gehabt  habe,  trotz  seines  Hofbesitzes  in  Bettenhoven  (Binterim  u.  Mooren, 
E.  K.  I,  S.  346.  —  Kremer,  Akademische  Beiträge  III,  S.  1 35).  Im  J.  1  583  (Reding- 
hovensche  Sammlung  in  der  Königlichen  Hof-  und  Staatsbibliothek  München,  XIX, 
S.  61b)  und  ebenso  in  der  Designatio  pastoratum  im  J.  i676  (Binterim  u.  Mooren, 
E.  K.  II,  S.  1 7  5 )  wird  der  adelige  Konvent  zu  Füssenich  als  Patron  genannt.  Im 
J.  i55o  (Düsseldorfer  Staatsarchiv,  Erkundigungsbuch)  dagegen  das  Kloster  „Hameren". 
Ein  Neubau  des  Chores  fand  im  1 5.  Jh.  statt.  Gleichzeitig  wurde  das  Schiff'  einge- 
wölbt. Im  i9.  Jh.  wurde  der  einschiffige  Bau  durch  Anfügung  zweier  stilloser  Seiten- 
schiffe und  einer  Sakristei  erweitert.    Das  nördliche  Seitenschiff  wurde  im  J.  1 843,  das 


n 


4  2 


KREIS  JÜLICH 


Kathoi.      südliche  im  T.  1 863,  die  Sakristei  im  T.  i  865  erbaut.    Die  Pfarrei  war  vom  T-  1808  bis 

Pfarrkirche 

zum  J.  i84o  supprimiert  und  Roedingen  einverleibt. 

Ehes*ifftS  ^er  roman^scne  Bau  hatte  an  den  Langseiten  je  drei  rundbogige  Fenster, 

deren  Gewände  und  Bögen  aus  abwechselnden  Tuff-  und  Backsteinschichten  bestanden, 
er  war  einschiffig  und  flachgedeckt.  Spuren  der  ehemaligen  Balkenlage  sind  heute 
noch  an  der  Turmwand  vorhanden  (Gesch.  Aufzeichn.  im  Pfarrarchiv).  Der  Ein- 
gang zur  Kirche  befand  sich  an  der  Nordseite,  nahe  dem  Turme.  Das  Portal  war 
nicht  mehr  das  romanische.  Der  Turm  öffnete  sich  im  Rundbogen  gegen  das  Schiff. 
Eine  vermauerte,  wie  dieser  Turmbogen,  wegen  der  Auffüllungen  im  Innern  der  Kirche 
und  auf  dem  Kirchhof,  sehr  niedrige,  nur  etwa  8o  cm  hohe,  ursprüngliche  Thüre 
befand  sich  in  der  südlichen  Umfassungswand.  Im  ersten  Stock  auf  der  Südseite 
des  Turmes  gegen  das  Hofgebäude  hin  befand  sich  ebenfalls  eine  Thüre,  welcher 
eine  andere  Thür  des  Turmes  in  derselben  Höhe  gegen  das  Schiff  entsprach.  Ver- 
mutlich war  es  eine  Verbindungsthüre  zu  dem  gegenüberliegenden  Hofgebäude,  mit 
welchem,  trotz  der  Erklärung  des  Grafen  Wilhelm,  ursprünglich  ein  Patronatrecht  an 
der  Kirche  verbunden  gewesen  sein  mochte. 
Restaurationen  oer  schöne  romanische  T  u  r  m ,  welchem  vermutlich  i.  1 7  .Jh.  nach  den  Verheerungen 

des  3ojährigen  Krieges  ein  neues  Geschoss  und  im  J.  i8i7  eine  neue  Haube  aufgeset/.t 
worden  war,  wurde  im  J.  1862  „wiederhergestellt".  Da  das  Mauerwerk  stark  ver- 
wittertwar, so  wurde  die  ganze  Westseite  mit  Trierischem  Kalk  beworfen.  Im  T.  1 866  wurde 
der  Bewurf  erneuert.  Man  wählte  als  Material  nun  Cement,  der  heute  wieder 
herabzustürzen  droht.  Die  später  angebauten  Seitenschiffe  und  Sakristei  sind  schlecht 
fundiert,  das  Innere  des  alten  Baues  wurde  damals  auch  nicht  auf  die  alte  Fuss- 
bödenhöhe gebracht;  die  Kirche  ist  aus  diesen  Gründen  mannigfach  gerissen,  das 
Innere  niedrig  und  finster. 

BesAreibung  Dreischiffiger  Hallenbau  mit  überhöhtem  Mittelschiff  und  dreiseitig  geschlossenem 

Ostchor  (Fig.  21  u.  22).  Material:  Tuff,  Sandstein,  Kiesel,  Grauwacken,  Ziegel, 
römische  Spolien,  Quader  und  Ziegel,  Cement. 

Der  Turm  ist  dreigeschossig.  In  den  zwei  mittleren  Etagen  hat  er  auf  allen  Seiten 
je  ein  rundbogiges  Doppelfenster  auf  Mittelsäulchen,  mit  Würfelkapitäl  (vgl.  Kloster 
Hoven,  Kunstdenkmäler  des  Kr.  Euskirchen  S.  88).  Die  Fensteröffnungen  der  West- 
seite sind  ausgemauert  und  glattgestrichen.  Das  dritte  Obergeschoss  hat  auf  jeder 
Seite  ein  breitesflachbogiges  Fenster.  Helm  achtseitig  mit  Dachluke  auf  der  Ostseite. 
Das  Innere  ist  im  Obergeschoss  mit  einer  Kuppel  überdeckt. 

Das  Schiff,  aus  Backstein,  besitzt  rundbogige  ungeteilte  moderne  Fenster  und 
niedriges  Satteldach.  Der  Chor,  mit  gleicher  Firsthöhe,  ist  gothisch,  dreiseitig  ge- 
schlossen, mit  pultförmig  abgedeckten  Strebepfeilern.  Das  Backsteingemäuer  ist  mit 
Tuffschichten  durchzogen.  Das  Fensterbankgesims  läuft  um  die  Mauer  und  die  Strebe- 
pfeiler und  besteht  aus  Schräge,  Hohlkehle  und  Rundstab.  Die  spitzbogigen  Fenster 
sind  durch  zwei  Bögen  auf  einem  Mittelpfosten  wieder  in  zwei  spitzbogige  Lang- 
bahnen geteilt. 

In  der  Achse  des  Chores  die  moderne  Sakristei  in  gothischem  Stil, 
inneres  Das   dreischiffige  Innere   ist   im  Mittelschiff  mit  zwei  Kreuzgewölbejochen, 

die  Seitenschiffe  flach  gedeckt ,  Chor   kreuzgewölbt.     Der  Fussboden  des  Schiffes 
ist  um  etwa  Meterhöhe  aufgefüllt,  wie  aus  der  niedrigen  Lage  des  Kämpfers  an 
der  Turmöffnung  gegen  das  Schiff  zu  entnehmen  ist. 
Ausstattung  Hochaltar  modern,  Seitenaltäre  einfach,  spätbarock,  mit  neuen  Bildwerken. 


42 


BETTENHOVEN  43 


Der  Hauptaltar  stammte  aus  dem  Ii.  Th.  und  wurde  im  ].  i87o  abgebrochen.  Kathol 

r  -  .  Pfarrkirche 

Es  befand  sich  in  ihm  eine  Bleibulle  des  Erzbischofs  Pilgrim  von  Köln  (102  i  —  io36) 

aus  der  1.  H.  des  11.  Jh.  (vgl.  ausführlich  mit  Abb.  Freudenberg  i.  d.  B.  J.  LH, 

S.  11 7.  —  B.  J.  LIII,  S.  3o7.   —  Simrock,  Handbuch  der  deutschen  Mythologie 

4.  Aufl.  1 874,  S.  346).    Die  Bulle  ist  jetzt  im  Pfarrarchiv. 

Unter  dem  Turm  Grabstein  des  Adam  Lommerzheim  ( 1  7o5 —  1  7  7 7),  des 
Erbauers  der  Kapelle  in  Kalrath. 

In  der  nördlich  an  den  Turm  angebauten  Vorhalle  ein  Ca lvarienb erg  des 
i7.  Jh.,  derb. 

Grabstein  des  Pfarrers  Schopen  (t  i78o)  mit  der  von  Schopen  selbstver- 
fertigten Inschrift  (vgl.  Geschieh tl.  Aufzeichnungen  im  Pfarrarchiv): 

VIVens  ponI  CVraVIt  hVnC  LapIDeM  ( 1 7 7 9)  petrus  schopen,  per  preces 
imperiales  caroli  vii.  ca- 
nonicus  oveciensis  dioe- 
cesis  leodicensis,  congre- 
gationis  marcodurae  ad. 
s.  ann  am  praeses,  pacifi- 
cae  christi  an1tatis  juli- 

ACENSIS  PER  ANNOS  Vll 
DECANUS,  NEC  NON  PER  AN- 
NOS XXXVI  PASTOR  IN  BET- 
TENHOVEN.   OBIIT  29.  APRIL 

i78o.    (Das  Datum  hinzu- 
gefügt.) 

Monstranz.  Mes- 
sing, vergoldet,  mit  silbernen 
Auflagen.  Am  Fuss  die  In- 
schrift: ME  FIERI  CURAVIT 
REVERENDUS  DOMINUS  AN- 
DREAS KRANTZ,  PASTOR  IN 
BETTENHOVEN.      I  739. 

Glocken  mit  den  In- 
schriften : 

1.  Sanctus  pancratius,  martir, 

ONS   HEREN    l465.      IACOB  VAN  VENRATH. 

2.  Glocke  ebenfalls  aus  dem  1 5 .  Jh. 

3.  HÄLFE  .  .  (EN  ?)    ZU    PHALMASHOLZ    KIRCH  MEISTER.      IHS.    MAR.       ME  FECIT 

anno  1620  franciscus  ragle,  lotharingus.  (P h a  1  m  a  s  h  o  1  z ,  Pelmes-,  Belmes- 
oder  Pärmesholz  ist  ein  jetzt  verschwundener,  im  J.  16  12  auch  Hof  zum  Holz  genannter 
Gutshof,  vermutlich  dem  Kloster  Ellen  gehörig.  Er  gab  einer  Flur  den  Namen. 
Quix,  Beiträge  zur  Geschichte  der  Stadt  Aachen  II,  S.  12  ff.  —  L  Korth,  Aachener 
Zs.  XIV,  S.  11 3). 

Im  Besitz  des  Herrn  Pfarrers  Grüneschild  aus  dem  Nachlasse  des  Pfarrers 
Grüneschild  zu  Nievenheim:  Muttergottes  mit  Kind,  Holz,  86  cm  hoch, 
vorzügliche  Arbeit  um  i3oo,  vermutlich  von  einem  einheimischen  Meister.  Die 
Mutter  beugt  sich  in  der  um  diese  Zeit  beliebten  Weise  stark  nach  aussen,  das 
Kind  ist  noch  ganz  bekleidet.  Der  nach  der  Mitte  des  1 3.  Jh.  in  Frankreich  auf- 
kommende genrehafte  Zug,  dem  Kind  einen  Vogel  in  die  Hand  zu  geben,  ist  mit 


Fig.  22.    Bettenhoven.    Nordansicht  der  katholischen  Pfarrkirche. 


PATRONUS    ECCLESIAE   HUIUS.      INT  JAER 


Glocken 


43 


44 


KREIS  JÜLICH 


Sammlung 
Grüneschild 


Hof  Betten- 
hoven 


Archiv 


Kathol. 
Pfarrkirche 
in  Kalra  th 


anderen  französischen  Einzelheiten  übernommen.  Eine  sehr  ähnliche  Madonna  in 
der  katholischen  Pfarrkirche  zu  Ophoven,  Kreis  Heinsberg.  Die  Figur  ist  neu 
polychromiert   (Fig.  23).     Triptychon,    Ölgemälde    auf    Holz,    darstellend  die 

Krönung  Mariae  zwischen  den 
hh.  Clara  und  Barbara.  Vlä- 
mische  Arbeit  aus  der  Werk- 
statt von  Rubens,  gut. 

AufdemHOF  BETTEN- 
HOVEN, welcher  seit  dem 
i3.  Jh.  in  jülichschem  Besitz 
und  angeblich  seit  dem  Anfang 
des  i7.  Jh  im  Besitz  der  Fa- 
milie Krosch,  dann  Hambloch, 
jetzt  Müller  sich  befindet,  einige 
Ölgemälde :  Heilige  Familie. 
Die  Mutter  Gottes,  sitzend,  stillt 
das  Kind.  Rechts  sieht  Joseph 
über  ihre  Schultern,  links  im 
Hintergrund  ein  Brunnen. 
Tannenholz,  gutes  oberdeut- 
sches Bild  um  i52o.  Schlecht 
restauriert.  —  Zwei  Brust- 
bilder, angeblich  von  Kölner 
Kurfürsten,  (  Hgemälde  auf  Lein- 
wand, 62  X  76  und  64  X  82  cm 
gross,  tüchtig. 

Auf  dem  Hofe  befindet  sich 
ausserdem  ein  grösseres,  von 
Tille  nicht  erwähntes  Archiv, 
betreffend  den  Hof,  die  Kirche 
und  deren  Patronatsherrn,  das 
Kloster  Füssenich,  das  im  Jahre 
i848  vom  Gutsbesitzer  Krosch 
erworben  worden  war. 

KATHOL.  PFARR- 
KIRCHE in  KALRATH. 
(Aachener  Zs.  XIV,  S.  9i  ).  Im 
J.  1  7  7  5  wurde  von  der  Familie 
Lommertzheim  eine  einfache 
Kapelle,  ein  7  m  langer  Back- 
steinsaalbau, geschiefertes  Sat- 
teldach mit  Reiterchen ,  er- 
Aus  dieser  Kapelle  kamen  in  die  neuerbaute  Kirche 


Fig.  23.  Bettenhoven 
Madonna  im  Besitze  des  Herrn  Pfarrers  Grüneschild. 


richtet.   Glocke  eingeschmolzen, 
zwei  Ölgemälde: 

K  re  u  z  trag u  n  g.  Breitbild,  5o  cm  hoch,  1  m  lang,  auf  Holz.  Volkreiche  Scene, 
Stifter  und  Stifterin  als  Simon  von  Kyrene  und  Veronika  in  weltlichem  Kostüm. 
Vorzügliches  Bild  aus  dem  Anfang  dem  i7.Jh. 


44 


BOSLAR 


4  5 


H.  Nepomuk,  Leinwand,  1 8.  Jh.,  unbedeutend.  Kathoi. 

Pfarrkirche 

Wegekreuz  ,  Stein,  in  barocken  Formen  und  der  im  Kreise  öfters  vorkommen-   in  Kairath 
den  Anordnung:  auf  hohem  Postament  ein  Crucifixus,  unter  demselben,  am  Stamm,  Wege,<ieuz 
kleine  Nische  mit  der  schmerzhaften  Mutter  Gottes.    Ähnliche  Kreuze  in  Opherten, 
Fronhoven.  [F.] 


BOSLAR. 


Handschrift!.  o.Kat1h.0l-h 

Pfarrkirche 


Fig.  24.    Boslar.    Grundriss  der  katholischen  Pfarrkirche. 


KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Gereonis 
Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Rentbuch  vom  Ende  des  16.  Jh.,  unter  Benutzung  von 
Verzeichnissen  vom  J.  1492  an.  —  Kirchenrechnungen  von  1 589  —  1 63 6,  1 5 9 5  —  i6i3 
und  i 636 —  1 664.  —  Lagerbuch  über  das  Kirchenland  vom  J.  1 5 9 7 .  —  Buch  der 
Brüderschaft  Jesus-Maria-Joseph  von  1 746  an.  —  Stiftungsverzeichnis  von  i76i.  Im 
übrigen  vgl.  Tille,  Über- 
sicht II,  S.  3.  —  Auf  dem  Bür- 
germeisteramt Hottorf  (zu 
Müntz):  Register  der  Ge- 
tauften etc.  von  1 635  ab. 
Vgl.  TiLLe,  Übersicht  II, 
S.  44.  —  Im  Staatsarchiv 
Düsseldorf:  Erkundi- 
gungsbücher v.  d.  J.  t  533, 
i55o.  Vgl.  auch  die  reich- 
haltigen Archivalien  dort 
über  die  Mannkammer  Bos- 
lar vom  J.  1492  ab;  Kell- 
nereirechnungen  des  Amts 
Boslar  vom  J.  1 45  7  ab. 

Die  Villa  Boslare  wird  im  J.  867  genannt,  im  J.  898  heisst  sie  Buhslare  (Lacom- 
blet  U.B.  I,  Nr.  162).  Vor  1200  gehört  der  Dingstuhl  Boslar  den  Herzögen  von 
Limburg.  Unter  ihnen  ist  im  12.  Jh.  ein  stattlicher  romanischer  Kirchenbau  ent- 
standen, von  dem  im  heutigen  noch  Reste  im  Mittelschiff,  im  Turm  und  im  nörd- 
lichen Seitenschiff  vorhanden  sind.  Erst  im  über  valoris,  um  i3oo,  wird  Buslar  als 
Pfarre  genannt  (Blnterim  u.  Mooren,  E.  K.  I,  S.  333).  Im  i5.  Jh.  wurde  die 
Kirche  neu  aufgebaut.  Da  das  Patronatsrecht  im  J,  i4i9  der  Herr  Werner  von 
Palant  besitzt  (Mitt.  a.  d.  Stadtarchiv  Köln  XVI,  S.  102),  und  auch  im  f.  1 582 
die  Herren  von  Breitenbend  neben  dem  Herzog  von  Jülich  Kuüatoren  sind,  so  klebte 
offenbar  die  Kirche  an  dem  Boslarer  Hof  (W.  Graf  von  Mirbach,  Territorial- 
geschichte II,  S.  10  ff.  —  Kühl  IV,  S.  32o)  und  es  ist  das  mächtige  Geschlecht 
der  Palant,  die  noch  am  Anfange  des  16.  Jh.  an  erster  Stelle  der  vornehmen  Jülicher 
Geschlechter  genannt  werden  (Des  fürstlichen  Geschlechts  und  Hauses  Jülich,  Clef,  Berg 
und  Mark  Stammregister,  Arnheim,  16 10,  S.  7),  welches  im  i5.  Jh.  den  Kirchenbau 
unternahm.  Der  Kirchturm  wurde  im  J.  i75o  umgebaut.  Im  J.  i8o3  brannte  der 
Helm  ab  und  schlug,  einstürzend,  die  Mittelschiffgewölbe  zusammen.  Helm  und 
Gewölbe  wurden  die  Jahre  darauf  erneuert.  Im  J.  1868  wurde  die  südliche  Sakristei 
angebaut,  i87o  die  Kirche  restauriert  und  im  J.  i875  der  Chor  und  die  nördliche 
Sakristei  durch   Wiethase  hinzugefügt. 


Geschichte 


4S 


AU 


KREIS  JÜLICH 


K»tl101-  Dreischiffige  Hallenkirche  mit  Westturm,  Backsteinbau  mit  Tuff-  und  Sand- 

Pfarrkirche 

Besehreibung  steinteilen  (Grundriss  Fig.  24.  —  Ansicht  Fig.  25.  —  Innenansicht  Fig.  26). 
Äusseres  Der  Turm  ist  dreigeschossig.  Der  Unterbau  noch  aus  gothischer  Zeit.  In  Ankern 

des  Oberbaues  die  Jahreszahl  i75o.  Helm  achtseitige  geschieferte  Pyramide  vom 
J.  i8o3.    An  einem  Kreuzbalken  des  Turmhelms  angeblich  die  Inschrift:  st.  Gereon 

HEISS  ICH,  PETRUS  KNIEBEN  MACHT  MICH,  MIT  DEN  GLOCKEN  RUF  ICH  DIE  PFARR 
BOSLAR  ZU  MICH. 

Schiff.  An  der  Westseite  der  Seitenschiffe  ist  noch  die  frühere  niedrigerliegende 
Dachkante  ersichtlich  Diese  beiden  Stirnflächen  tragen  je  zwei  Nischen,  die  der  Süd- 
seite rundbogig,  die  der  Nordseite  spitzbogig  geschlossen.  In  den  Langseiten  der  Kirche 
einfache  spitzbogige  Fenster  und  zwischenliegende  Strebepfeiler.  Das  letzte  Joch 
gegen  Osten  auf  der  Nordseite,  über  die  Mauerflucht  vorgerückt,  ist  noch  ein  Über- 
bleibsel des  romanischen  Baues,  in  die  mit  drei  rundbogigen  Tuffsteinblenden  und 
Ecklisenen  geteilte  Wand  ist  ein  spitzbogiges  Fenster  eingebrochen. 

Geschiefertes  Satteldach 
mit  zierlichem  barockem 
Dachreiter  auf derOstseite. 

Der  dreiseitig  geschlos- 
sene Chor  und  die  Sakristei 
neu,  in  gothischen  Formen. 

Das  Innere  ist  kreuzge- 
wölbt, dreischifftg  mit  je  fünf 
Jochen,  Mittelschiff  wenig 
überhöht.  Die  Wölbungen 
auf  einfach  profilierten  spät- 
gothischenRippen  und  Rund- 
diensten. Pfeiler  oblong  mit 
abgefasten  Kanten.  Die 
Dienste  endigen  an  den 
Aussenwänden  in  gothisierenden  Formen.  Die  Dienste  an  den  Pfeilern  aus  Tuffstein, 
im  J.  i87o  mit.  Gips  überzogen,  an  den  Wänden  in  demselben  Jahr  aus  Gips  neu 
hergestellt. 

Im  letzten  Joch  des  nördlichen  Seitenschiffs  romanische  Kapitale  und  Eck- 
säulen und  ein  romanischer  Schildbogen,  Wölbung  auf  einfachen  spätgothischen 
Rippen  (Fig.  26).  An  den  Pfeilern  des  Turmes,  der  in  Spitzbögen  sich  öffnet,  roma- 
nische Kämpfersimse.  Das  erste  anschliessende  Joch  nach  Osten  ein  Tonnengewölbe 
mit  Stichkappen  von  den  Scheidbögen  aus.  Das  östliche  Joch  des  südlichen  Seiten- 
schiffes ein  Sterngewölbe,  im  J.  i87o  erneuert. 

Nach  einer  Aufnahme  von  Wiethase  besass  die  Ostwand  vor  dem  Anbau  der 
nördlichen  Sakristei  dieselbe  Lisenengliederung  wie  die  Nordwand. 
Ausstattung  £)er  Hochaltar  mit  dem  Antwerpener  Stempel  (u.  a.  im  Felde  der  Anbetung, 

a  ar  Stempel  kleiner  als  gewöhnlich,  z.  B.  in  Mersch.)  Um  i52o.  Tüchtige  Arbeit  (Fig.  27). 
Der  Altar  wurde  im  ersten  Jahrzehnt  des  1 9 .  Jh.,  nach  dem  Brand  der  Kirche,  aus 
dem  Kloster  Schwarzenbroich  hierhergeschenkt.  In  den  J.  i848  und  i849  wurde  der 
Altar  von  Leonhard  Kauff  aus  Roedingen  polvchromiert  und  restauriert,  im  J.  1 87 6 
wurden  von  Kleinertz  und  Mengelberg  die  Thüren  angefertigt.  Die  Figuren  der  Vero- 
nika und  die  Figur  mit  dem  Beutel  in  der  Gruppe  der  Kreuzabnahme  sind  neu. 


Inneres 


Fig  25.    Boslar     Ansicht  der  katholischen  Px'arrkirche. 


46 


BOSLAR 


47 


Links  oben  im  eigentlichen  Schrein  die  Vermählung  Mariae ,  unten  Verkün-  Ausstattung 
digung  und  Heimsuchung;  rechts  oben  Tod  Mariae,  unten  Beschneidung  und  Dar- 
stellung.   In  der  Mitte  oben  die  Kreuzigung  Christi  und  Ohnmacht  Mariae  in  zwei 
Scenen,  unten  die  Anbetung  der  Könige.    In  kleinen  Scenen  die  sieben  Sakramente 


Fig.  26.    Boslar.    Innenansicht  des  nördlichen  Seitenschiffs  der  katholischen  Pfarrkirche. 

und  Christi  Himmelfahrt.  Auf  der  Predella  die  Veronikascene,  Dornenkrönung  und 
Kreuzabnahme. 

Die  übrige  Ausstattung  der  Kirche  modern,  mit  Ausnahme  eines  Orgelge- 
häuses in  Rokokoformen  und  einiger  sehr  tüchtiger  Rokokoskulpturen:  h.  Gereon 
zu  Pferd,  h.  Cornelius  und  h.  Nicolaus  von  Myra  mit  den  drei  Kindern.  Erwähnens- 
wert eine  fein  ausgeführte  Madonna,  Ölgemälde,  von  Deger,  im  südlichen  Seitenaltar. 


4  7 


48 


KREIS  JÜLICH 


Ausstattung  Fuss  einer  Monstranz,   Kupfer  vergoldet,  mit  Silberauflagen.  Rokoko, 

Aachener  Beschauzeichen  (vgl.  H.  Loersch  u.  Marc  Rosenberg  i.  d.  Aachener  Zs. 
XV,  S.  86).  Meisterzeichen  p.  w.  unter  dreizackiger  Krone.  Inschrift:  wilhelmus 
tack  i74o.    Der  Oberteil  der  Monstranz  wurde  im  J.  1880  gestohlen. 


Fig.  27.   Boslar.    Der  Schrein  des  Hochaltares  in  der  katholischen  Pfarrkirche. 


Glocken  Glocken.    Die  erste  (Durchmesser  i,5o  m),  nach  dem  Brand  vom  1 3.  August 

l8o3,  aus  Köln  nach  Boslar  geschenkt,  hat  in  gothischen   Majuskeln  die  Inschrift: 

ANNO  DOMINI  1 338  FUSA  EST  HEC  CAMPANA  A  FRATRIBUS  ABATE  .  .  .  NITATIS  BEATAE 
MARIAE  VIRGINIS,  QUE  BENEDICTA  VOCATUR.  HEC  IN  HONORe[m]  PIE  RESONET 
CAMPANA  MARIAE.    .  .  .  RAXDO  NOCENS  ABSIT,  UBICUNQUE  MEUS  SONUS  ASSIT.  —  Die 

anderen  Glocken  wurden  im  J.  1 854  aus  drei  anderen  alten  hierhergeschenkten 
Glocken  neu  gegossen.  [F.] 


48 


BOURHEIM 


49 


BOURHEIM. 

KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.ss.  Maurorum).  Kaltenbach,  Der  Kathol. 

Prsirrkircl' 

Regierungsbezirk  Aachen  S.  2  3o.  —  Offermann,  Geschichte  S.  46.  —  Eisf.nberg- 

MlRBACH. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Sterbe-,  Tauf-  und  Trauregister  von 
1 645  an.  Auf  dem  Bürgermeisteramt  Koslar:  Register  von  i77o — 1 798.  —  In  der 
Königl.  Hof-  und  Staatsbibliothek  München:  Sammlung  Redinghoven,  XIX,  Bl.  94. 

Im  über  valoris,  um  i3oo,  ist  Bourheim  nicht  genannt.  Trotzdem  ist  der  Tuff-  Geschichte 
türm  der  Kirche  von  Bourheim  —  entstanden  um  1200  —  noch  beträchtlich  älter 
als  der  über  valoris  und  be- 
weist, dass  ein  stattliches 
Gotteshaus  schon  um  1200 
bestand.  Im  16.  Jh.  war 
Bourheim  Filiale  von  Kirch- 
berg (Kaltenbach  S.  23o;. 
Kollator  ist  im  J.  i582  der 
Herzog  von  Jülich.  Erst 
unter  der  französischen  Herr- 
schaft im  J.  i8o4  wird  Bour- 
heim zur  Pfarrei  erhoben 
(Dumont,  Descriptio  S.  45). 
Schon  im  J.  1  7  7  6  war  aber 
dem  alten  Turm  das  heutige 
geräumige  Schiff'  und  der 
Chor  hinzugefügt  worden. 

Die  Kirche  ist  ein 
einschiffiger  Saalbau  aus 
Backsteinen  mit  Westturm 
aus  Tuff. 

Der  romanische  Turm  ist  dreigeschossig,  die  Geschosse  in  einfachen,  mit  Ziegel 
gedeckten  Abstufungen  zurücktretend.  Das  Tuffmauerwerk  der  Westseite  ist  beinahe 
ganz  durch  Backsteine  ersetzt.  Im  Erdgeschoss  ein  halbrundes  Fensterchen,  im  ersten 
Obergeschoss  ein  viereckiger  Fensterschlitz,  im  zweiten  Obergeschoss  zwei  Rundfenster 
mit  einem  romanischen  Zwischensäulchen,  welche  auf  der  Westseite  bis  zur  Kämpfer- 
höhe zugemauert  sind.  Der  Helm  entwickelt  sich  in  achtseitiger  Pyramide  aus  dem 
Viereck  und  hat  auf  der  Ostseite  eine  Luke. 

An  der  Südseite  des  Thurmes  ein  Kalvar ienberg,  barock,  roh. 

Das  Schiff  hat  jederseits  drei  Rundbogenfenster,  geteilt  im  Kouronnement  durch 
einen  Kreis  über  zwei  Rundbogen  auf  einem  gemeinsamen  Mittelpfosten  aus  Hau- 
stein. An  den  Ankern  des  Dachstuhles  die  Jahreszahl  1 7  7  6.  Satteldach  geschiefert, 
mit  je  zwei  Dachluken.  Der  Chor,  niedriger  als  das  Schiff,  aussen  dreiseitig,  mit  den- 
selben Fenstern  wie  das   Schiff.    Südlich   wurde   im  1 9.  Jh.  die   Sakristei  angebaut. 

Das  Innere,  mit  einer  Tonne  und  Stichkappen,  die  Apsis  mit  einer  Halb- 
kuppel überdeckt. 

Der  Hauptaltar,  barock,  ehemals  mit  einem  Krucifixus  im  Retabulum,  der  sich  Ausstattung 
auf  der  Orgelbühne  befindet.    Nördlicher  Seitenaltar  und   südlicher  Seitenaltar  ein- 

4 

49 


Beschreibung 


Fig.  28.    Bourheim.    Ansicht  der  katholischen  Pfarrkirche. 


5o 


KREIS  JÜLICH 


Kathol.  fach,  aus  dem  Anfang  des  18.  Jh.  Ersterer  mit  einer  Madonnen figur,  letzterer  mit  je 
arrkirche  .. 

einem  Ölgemälde  des  h.  Rochus  als  Retabulum  und  des  h.  Franziskus  als  Ante- 
pendium. 

Auf  der  Orgelbühne:  Krucifixus,  Ölgemälde,  Leinwand,  1 7. Jh.,  früher  auf 
dem  Hauptaltar,  tüchtige  Arbeit;  Christus  verspottet,  Ölgemälde,  Leinwand,  derb. 

Weihwasserkessel,  Gelbguss  in  spätgothischen  Formen,  mit  Köpfchen  als 
Angeln  des  Henkels,  ähnlich  wie  in  Stetternich  und  Kirchberg. 

K  o p fr  el iq u i ar  einer  weiblichen  Heiligen  (i5.  Jh.?),  Holz,  dick  übermalt, 
unbedeutend. 

Eine  grosse  barocke  Monstranz  mit  getriebenen  Figuren,  in  letzter  Zeit 
verschollen 

Glocken  Glocken  aus  dem  1 3.  Jh.  und  vom  22.  Aug.  1 43 1  mit  den  Inschriften: 

1.  voco  vos  orare,  venite,  vox  ego  sum  vitae  :  Romanische  Majuskeln  des 
1 3 .  Jh.,  vielleicht  noch  gleichzeitig  mit  dem  Turm. 

2.  VOCOR  MARIA.  ANNO  DOMINI  MCCCCXXXI,  XXII.   DIE  AUGUSTI. 

Burg  BURG  BOURHEIM.     Abbildung   im   Codex   Welser  vom  Jahre   i  723. 

ourheim  ..  . 

leschiohte     Aemilius   von   Owe   besitzt   im    f.  1234   einen   Hof  zu  „Burnheim"   und  vermacht 

1255  eine  Rente  aus  demselben  der 
Abtei  Burtscheid  (Eissenberg  a.  a.  0.). 
Ein  Heinrich  von  Bourheim  wird  im 
J.  1  288  als  Gefangener  nach  der  Schlacht 
bei  Worringen  genannt  (Wilhelm  Graf 
von  Mirbach  i.  d.  Aachener  Zs.  XII. 
S.  i74).  Im  Anfang  des  i5.  Jh.  besass 
Alart  von  Linzenich  das  Gut  und  im 
J.  1 47  8  sitzt  ein  Loe  von  Linzenich  zu  Bour- 
heim. Durch  Heirat  kommt  die  Burg  im 
f.  1  5o  i  an  Dietrich  Eyss  von  Beusdahl  und 
um  1600  an  Franz  Heinz  von  Frimersdorf 
Pützfeld.  Ein  Allianzwappen  der  Familien 
Eys  gen.  Beusdahl  und  von  Friemersdorri 
zu  Pützfeld  über  dem  Eingangsthor  kennzeichnet  den  heute  bestehenden  einfachen 
Thorbau  als  eine  Schöpfung  ums  J.  1600.  Im  J.  1 66 5  kam  durch  Heirat  Aegidius 
von  Haefften  und  durch  dessen  Tochter  General  von  Lybeck,  dann  Graf  Hatzfeld 
in  den  Besitz  der  Anlage.  Im  J.  i7o3  wurden  die  Wirtschaftsgebäude  umgeändert. 
Die  Burg  ist  heute  Eigentum  des  Grafen  von  Fürstenberg-Stammheim,  dessen  Vor- 
fahren sie  im  J.  1 7 7 1  in  öffentlichem  Kauf  erwarben  (Eisenberg-Mirbach). 
Beschreibung  Von  der  auf  rechteckigem  Grundriss  erbauten  Hauptburg,   einem  Bau  aus 

dem  i  5.  Jh.  (?),  besteht  noch  der  Unterbau,  mit  Tonnengewölben  überdeckt  und  mit 
Schiefsscharten  versehen.  Ein  ganz  baufälliger  Mauerkomplex,  von  Pflanzen  über- 
wuchert, welcher  im  }.  i84o  zum  Schutz  gegen  das  Auseinanderfallen  teilweise  mit 
Backsteinmauern  ummantelt  wurde. 

Der  grosse  Wirtschaftshof  ist  viereckig,  in  Racksteinbauten  angelegt,  offen 
nach  Südwesten  gegen  die  Seite  des  ehemaligen  Herrenhauses.  Die  Stallgebäude  nach 
Nordosten  sind  durch  die  Anker  als  Bauten  aus  dem  J.  1  7o3  bezeugt.  Auf  der  Nord- 
westseite befindet  sich  das  Einfahrtsthor  mit  dem  oben  erwähnten  Allianzwappen, 
in  spärlichen  Renaissanceformen  aus  Backstein  und  Haustein  aufgeführt.  [F.] 


Fig.  29.    Ansicht  der  Burg  Bourheim 
nach  einer  lavierten  Zeichnung  im  Codex  Welser, 
aus  dem  J.  1723. 


5o 


BROICH 


5l 


BROICH. 


Beschreibung 


RÖMISCHE  FUNDE.    Schneider  nimmt  eine  Römerstrasse  von  Tetz  über  Römische 
Broich  nach  Jülich  an  (B.  J.  LXXIII,  S.  4;  LXXXI,  S.  i.  —  Aachener  Zs.  XIV,  S.  33).  FUnde 
KATHOLISCHE   PFARRKIRCHE  (s.  t.  ss.  Philippi  et  Tacobi  Ap.).    Bin-  Kathoi. 

Pfarrkirche 

terijM  und  Mooren,  E.  K.  I,  S.  337;  II,  S.  1 84.  —  Kühl  IV,  S.  284.  —  Offermann 
S.  52.  —  Kaltenbach  S.  261. 

Handschrif  tl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Stiftung  vom  J.  1 3  7  7.  —  Schuldver- 
schreibungen des  i7.  ]h.  —  Mefsstiftung  vom  J.  i7o6.  Im  einzelnen  vgl.  Tille,  Über- 
sicht II,  S.  4. 

Bereits  im  J.  I  3  7  7  er-       1  n  Geschichte 

scheint  in  Broich  eine  Ka- 
pelle mit  einem  in  Broich 
ansässigenGeistlichen^TiLLE, 
Übersichtll,  S.4).  Im  I.  i7Si 
wurde  ein  vollkommener 
Neubau  errichtet;  die  Erhe- 
bung zur  Pfarrei  war  schon 
vor  der  Mitte  des  18.  Jh.  er- 
folgt. 

Schlichter  dreiseitig  ge- 
schlossener Saalbau  vom 
).  1  7  S 1  aus  Backsteinen  mit 
vortretendem  Turm  an  der 
Westseite,  im  Lichten  1 6,80  m 
lang,  8,80  m  breit.  Der  vier- 
geschossige Turm  mit  Eck- 
lisenen  ist  in  der  Mitte  durch 
ein  schlichtes  Gesims  ge- 
gliedert, das  sich  an  der 
Westseite  zu  einem  kleinen 
Giebel  verkröpft;  an  Nord- 
und  Südseite  die  schlichten 
Thüren  mit  der  Jahreszahl 

1 7 S 1 .  In  der  Glockenstube  an  jeder  Seite  zwei  einfache  Rundbogenfenster.  Der 
hohe  Turmhelm  unten  birnförmig,  dann  eine  geschlossene  achtseitige  Laterne  mit 
geschweifter  Haube.  Das  Langhaus  ganz  schlicht  mit  grossen  Rundbogenfenstern, 
hinter  dem  Chor  die  kleine  Sakristei. 

Das  Innere  mit  grossem  Spiegelgewölbe  aus  Holz  und  der  einfachen  Aus- 
stattung vom  Ende  des  18.  Jh.  ist  ohne  Bedeutung. 

HAUS  BROICH.    Kühl  II,  S.  78;  IV,  S.  285.  —  Offermann  S.  52.  —  Kal- Haus  Broich 
tenbach  S.  261.  —  Gistel,  Leben  des  preussischen  Generals  Freiherrn  von  Hallberg- 
Broich,  gen.  Eremit  von  Gauting,  Berlin  i863. 

Handschrift  1.  Qu.  Das  Archiv  der  Familie  Hallberg-Broich  wird  z.  Zt.  in 
München  aufbewahrt  (Tille,  Übersicht  II,  S.  4). 

Ansicht,  ganz  ungenau,  vom  J.  1 7 23  im  Codex  Welser. 


Fig.  30.    Haus  Broich.    Das  Herrenhaus. 


D  I 


5  2 


KREIS  JÜLICH 


Haus  Broich  Das  Haus  ist  um  die  Mitte   des  l4.  Jh.  im  Besitz  einer  Familie  Mulart  von 

Geschichte  Broich,  die  damals  eine  Gruft  in  der  Deutschordenskirche  Kiringen  bei  Jülich  stiftete 
(Aachener  Zs.  IV,  S.  i46.  —  Beiträge  zur  Geschichte  von  Eschweiler  und  Umgegend  I, 
S.  1 3 1 ) .  Ein  Gut  war  im  i5.  Th.  im  Besitz  der  von  Wachtendunk  und  dann  durch 
Erbschaft  im  Besitz  der  von  Quadt;  es  ist  wahrscheinlich  dasselbe  Gut,  da  die  von 
Siegen,  die  am  Ende  des  1 7.  Jh.  als  Eigentümer  erscheinen,  mit  den  von  Quadt  ver- 
wandt waren.  Um  die  Mitte  desi8.  Jh.,  vielleicht  1 738,  kauften  die  von  Hallberg 
den  Besitz  von  den  von  Siegen.  Das  Herrenhaus  rührt  noch  aus  der  Zeit  um 
i7oo,  die  Wirtschaftsgebäude  aus  der  Mitte  des  18.  Jh.  her.  Aus  Broich  stammte  der  be- 
kannte Sonderling,  der  General  von  Hallberg-Broich,  genannt  der  Eremit  von  Gauting. 
Die  jetzige  Eigentümerin  des  Gutes  ist  Freifräulein  Henriette  von  Hallberg-Broich. 
Beschreibung  Das  malerische  kleine  Herrenhaus,   ein  gekalkter  Ziegelbau  des  i  7. —  1 8.  Jh. 

Hei  renhaus  (Ansicht  Fig.  3o),  liegt  auf  einer  rechteckigen  ummauerten  Insel,  die  von  breitem 
Wassergraben  umgeben  ist.  Es  hat  zwei  Geschosse,  vier  Achsen  an  der  Langseite,  drei 
an  der  Schmalseite,  darüber  ein  hohes  Walmdach.  An  den  Schmalseiten  waren 
in  der  Mitte  die  beiden  Türme  vorgelegt,  die  mit  geschweiften  Hauben  bedeckt 
waren;  der  Ostturm  ist  um  1860  abgestürzt  und  dann  völlig  abgetragen  worden. 
Hinter  dem  Herrenhaus  ein  grosser  alter  Garten. 

Im   Inneren  eine  einfache   Barocktreppe;   das   Obergeschoss  mit  grossem 
Mittelkorridor. 

Wirtschafts-  Der   Hauptfront   des   Herrenhauses   gegenüber   das   regelmässige  dreiflügelige 

Wirtschaftsgebäude  aus  dem  1 8.  Jh.;  die  beiden  Seitenflügel  mit  Scheunen  und 
Ställen  ganz  einfach,  der  Hauptflügel  mit  Mittelrisalit,  darin  die  Durchfahrt  mit  ge- 
quaderter  Thoreinfassung,  in  dem  Flachgiebel  darüber  das  von  Hallbergsche  Wappen. 

Petternieh  Zwischen  Broich  und  Jülich  lag  das  alte  Dorf  Pet  t  ern  ich,  das  mit  Broich 

und  Stetternich  zur  Stadtgemeinde  Jülich  gehörte;  es  wurde  am  Ende  des  iö.Jh.  mit 
Rücksicht  auf  die  Befestigung  von  Jülich  ganz  niedergelegt,  die  Einwohner  in  Jülich 
angesiedelt  (Kühl  I,  S.  1 2 7  u.a.  a.  O.  —  Fabricius,  Karte  von  1 789  S.  294).  [R.] 


DÜRBOSLAR. 

Römische  RÖ  MISCHE  FUNDE.    Schneider  nimmt  eine  Römerstrasse  über  Engels- 

Funde      dorf,  Frauenrath  nach  der  Gegend  von  Linnich  an  (B.  J.  LXIV,  S.  22.  —  Aachener 
Zs.  XIV,  S.  2  5). 

Kathol.  KATHOLISCHE   PFARRKIRCHE   (s.  t.  s.  Ursulae).     Binterim  und 

f3i*i*kirchc 

Mooren,  E.  K.  I,  S.  33 1 ;  II,  S.  1 56.  —  Die  Sankt  Ursula-Schützen-Bruderschaft  zu 
Dürboslar,  1861,  o.  O.  u.  D.  —  Offermann  S.  5i.  —  Kühl  II,  S.  295.  —  Kalten- 
bach S.  3 1 3. 

Handschriftl.  Qu.    Im  Pfarrarchiv:  Akten  über  das  Haus  Dürboslar  von 
i46o  ab.  —  Mefsstiftung  von  i498.  —  Kirchenrentbuch  von  1  5 7 5 .  —  Anniversar- 
und  Armenstiftungen,  Rechnungen  u.  s.w.    Im  Einzelnen  vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  5. 
Geschichte  Der  Ort  erscheint  schon  in  den  J.  898  und  102 7  unter  den  Namen  Buhslar 

und  Buoslare  iuxta  Aldenhoven  (Lacomblet,  U  B.  I,  Nr.  81,  162).  Der  Turm  der 
Kirche  scheint  im  Kern  noch  dem  12. —  1 3.  Jh.  anzugehören;  vielleicht  ist  unter  der 
im  Liber  valoris,  um  i3oo,  erwähnten,  zu  Aldenhoven  gehörigen  Kapelle  Dürboslar  zu 
verstehen.    Das  Langhaus  entstand  wohl  am  Ende  des  1 5.  Jh.,  als  im  J.  i498  eine 


5  a 


DÜRBOSLAR 


53 


Stiftung  für  einen  noch  nicht  geweihten  Altar  erfolgte  (Tille,  Übersicht  II,  S.  5).  Im  Kathol. 
Lauf  des  16.  Jh.  geschah  die  Erhebung  zur  Pfarrei.    Am  Ende  des  1 8.  Jh.  wurde 
dann  wohl  das  Langhaus  nach  Osten  verlängert  und  die  Sakristei  errichtet,  die  Vor- 
halle entstand  wahrscheinlich  erst  im  Anfang  des  1 9.  Jh. 

Einschiffiger  gothischer,  zum  Teil  noch  romanischer  Saalbau  mit  eingebautem  Beschreibung 
Turm  und  späteren  Anbauten,  im  Lichten  22,80  m  lang,  8,20  m  breit  (Ansicht  Fig.  3i, 
Grundriss  Fig.  32). 

An  der  Westseite  kleine  Vorhalle  in  fünf  Seiten  des  Achtecks,  schmuckloser  Äusseres 
Bau  aus  dem  Anfang  des  i9.  Jh.    Der  dreigeschossige  Turm  an  der  Südwestecke 
gehört  in  seinem  aus  verschiedenen  Materialien  hergestellten  Erdgeschoss  noch  der 
romanischen  Zeit  an;  nach  der  Vorhalle  eine  barocke  Stichbogenthür  mit  geschnitztem 
Oberlicht.   An  der  Südseite 
vermauerte  Thür.  Die  Ober- 
geschosse   in  Ziegelmauer- 
werk  mit  Stichbogenfenstern 
in  der  Glockenstube;  acht- 
seitiger Turmhelm. 

Das  Langhaus  um- 
fasst  fünf  Joche  und  ist  mit 
regelmässigen  Strebepfeilern 
besetzt;  die  beiden  west- 
lichen Joche  mit  der  grossen 
Giebelwand,  der  kleinen  Sa- 
kristei und  Rundbogen- 
fenstern rühren  aus  dem 
18.  Jh.  her.  An  der  Südseite 
gehört  der  westliche  Teil  der 
Mauer,  dessen  untere  Teile 
aus  Kieselmauerwerk  herge- 
stellt sind  und  an  dem  die 
Strebepfeiler  lose  Vorsitzen, 
bis  zu  den  einfachen  Spitz- 
bogenfenstern wohl  noch 
dem  romanischen  Bau  an. 
Der  entsprechende  Teil  der 
Nordwand  ganz  aus  gothi- 
scher Zeit.  Ziegelmauerwerk  mit  durchlaufendem  Sockel  und  Bankgesims  aus  Hau- 
stein. Der  kleine  Teil  der  Nordseite  neben  dem  Turm  mit  kleinem  Rundbogen- 
fenster ist  wahrscheinlich  auch  noch  romanisch. 

Das  Innere  mit  flacher  Holzdecke  ist  ganz  schlicht;  im  Turm  über  der  hier  inneres 
eingebauten  niedrigen  Orgelbühne  ein  Kreuzgewölbe. 

Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen:  Ausstattung 

Einfacher  Barockaltar  mit  grossen  Holzfiguren  und  entsprechende  Kanzel 
vom  Ende  des  18.  ]h. 

Die  Wandverkleidung  im  Chor  besteht  aus  regelmässigen  spätgothischen 
Füllungen  mit  Pergamentrollen. 

Holzfigur  der  Muttergottes,  stark  überstrichen,  gute  niederrheinische  Skulptur 
aus  der  Mitte  des  1 5.  Jh.,  etwa  80  cm  hoch. 


Fig.  31.    Dürboslar.    Ansicht  der  katholischen  Pfarrkirche. 


53 


54 


KREIS  JÜLICH 


Kathoi.  Kelch  von  vergoldetem  Silber  aus  der  i.  H.  des  16.  Th.    Der  achtblätterioe 

irrkirche  J  ° 

Fuss  mit  zwei  birnförmig  verlängerten  Lappen  nach  der  Seite,  mit  gutem  Laubwerk' 

reich  graviert;  auf  zwei  Feldern  aufgesetzt  die  ursprünglich  emaillierten  Wappen  des 

Wilhelm  von  Lintzenich  und  seiner  Frau  Elisabeth  von  Mirbach  (seit  i52o  vermählt). 

Der  Nodus  achtseitig,  die  Kuppe  glatt.    Gute  Dürener  Arbeit  mit  Beschauzeichen 

und  graviertem  doppelten  h  als  Meisterzeichen,  20  cm  hoch. 

Grosse  Sonnenmonstranz  von  vergoldetem  Silber,  oben  Gottvater,  unter  der 
Lunula  gross  das  Metternichsche  Wappen  ;  Augsburger  Arbeit  mit  Beschau  und 
Gehaltsstempel  12,  um  1 7oo,  67  cm  hoch. 

Kleines  Reliquiar  in  Form  einer  Sonnenmonstranz  von  vergoldetem  Kupfer, 
aus  der  im  J.  1 8 7 1  abgebrochenen  Kapelle  zu  Frauenrath  herkommend,  Ende  18.  Jh., 
36  cm  hoch. 

Glocken  Die  alten  Glocken  von  i49o  und  i57o  tragen  die  Inschriften: 

1.  URSULA  HEISCHEN  ICH,  GREGORYUS  VAN  TREIR  GOIS  MICH  ANNO  DOMINI 
MCCCCLXXXX. 

2.  MARIA  HEISCHEN  ICH,  PETER  VAN  TRIER  GOUS  MICH  l57o. 


Fig.  32.    Dürboslar.   Grundriss  der  katholischen  Pfarrkirche. 


Eine  umgegossene  Glocke  von  1 667  trug  die  Inschrift:  maria  heisch  ich,  in 

DIE  EHR  GOTS  LAUTE  ICH,  DIE  LEBENDE  RUFE  ICH,  DIE  DOTTEN  BESCHREIE  ICH,  DEN 
DONNER  VERTREIBE  ICH,    CLAUDIUS  LAMIRAL  VON    BONN    ERGOUS    MICH    ANNO  l667 

(Die  St.  Ursula-Schützen-Bruderschaft  zu  Dürboslar  S.  9). 

Auf  dem  Kirchhof  stark  abgetretene  Grabplatte  mit  dem  Allianzwappen 
Lintzenich  und  Gudenrath  und  der  Umschrift:   anno  domini    1 5 1 4  starf  der 

JUNCKER  JOHAN  VAN  LINTZENICH  DES  2  2.  DAGS  JUNY  IND  IUFFER  MERGEN,  SYN 
ELECHE    HUYSFRAU,    DES     5.    DAGS  DARNAE.       BEITT    VOR    DIE    SELEN.      AMEN  (Die 

St.  Ursula-Schützen-Bruderschaft  zu  Dürboslar  S.  1 7.  —  Ann.  h.  V.  N.  56,  S.  182). 
Burg  BURG  DÜRBOSLAR.    Die  Sankt  Ursula-Schützen-Bruderschaft  zu  Dür- 

boslar S.  1 3  f. 

Handschriftl.  Qu.  Archivalien  über  die  Burg  Dürboslar  befinden  sich 
höchst  wahrscheinlich  in  dem  Gymnicher  Archiv,  dessen  Inventarisation  noch  nicht 
möglich  war  (Tille,  Übersicht  I,  S.  220). 

Ansicht  vom  J.  1  7 23,  ganz  ungenau,  in  dem  Codex  Welser. 
Geschichte  Die  Burg  ist  vielleicht  hervorgegangen  aus  einer  der  Besitzungen,  die  im  J.  898 

von  Zwentibold  von  Lothringen  dem  Stift  von  Essen  geschenkt  und  von  diesem  im 
J.  1027  dem  Kölner  Erzbischof  zum  Teil  wieder  überlassen   werden  (Lacomblet, 


54 


DÜRBOSLAR 


55 


U.B.  I,  Nr.  81,  162).  Vielleicht  ist  die  Burg  auch  identisch  mit  dem  Haus,  das  der 
Knappe  Werner  von  Wedenau  auf  einem  Hügel  neu  erbaut  hatte  und  im  J.  1 39 1 
von  Jülich  zu  Lehen  empfing  (Lacomblet,  U  B.  III,  Nr.  953).  Im  J.  1 478  ist  dann 
das  vom  Erzstift  Köln  lehenrührige  Haus  Dürboslar  von  Johann  von  Boissler  an 
Johann  von  Lintzenich  verkauft  worden ;  dessen  Enkelin  brachte  das  Gut  an  Johann 
von  Cartiels  gen.  Hoen;  sein  Enkel,  Johann  Wilhelm,  und  sein  Urenkel,  Franz  Arnold, 
scheinen  in  der  2.  H.  des  i7.  Jh.  die  Burg  zum  grössten  Teil  neu  gebaut  zu  haben. 
Von  Franz  Arnold  von  Cartiels  (f  i7o3)  fiel  das  Haus  an  einen  Verwandten  seiner 
Frau,  den  Deutschordenskommandeur  von  Reiffenberg,  und  bald  darauf  an  dessen 
Verwandten  Johann  Adolph  von  Gymnich  zu  Gymnich.    Die  Burg  blieb  seitdem  mit 


Fig.  33.    Burg  Dürboslar.  Lageplan. 


dem  Gymnicher  Vermögen  vereinigt  und  ging  damit  auch  im  J.  1825  an  die  Grafen 
Wolff-Metternich  zu  Gymnich  über,  die  das  Haus  noch  heute  besitzen.  Um  i84o  ist 
das  Herrenhaus  mit  Ausnahme  der  beiden  Türme  neu  errichtet  worden. 

Grosse  Anlage  des  16. —  1 7.  Jh.  mit  Vorburg  und  Herrenhaus  (Lageplan  Fig.  33,  Beschreibung 
Ansichten  Fig.  34  u.  35). 

Die  Vorburg,  eine  dreiflügelige  quadratische  Anlage,  ist  nach  dem  Herrenhaus  Vorburg 
im  Westen  offen ;  der  Wassergraben  ist  noch  an  der  Nordseite  erhalten.  An  dem 
Westende  des  Südfiügels  der  grosse  Thorbau  vom  J.  1 6 5 1  mit  gemauerter  Brücke 
(Fig.  34).  Das  grosse  rundbogige  Thor  mit  den  Rollen  für  die  Zugbrücke  in  recht- 
eckiger barocker  Einfassung  aus  Haustein ;  an  der  freiliegenden  Seite  nach  dem 
Graben  der  Hauptburg  hin  Schiefsscharten ;  interessant  ist  die  Wölbung  der  Thor- 
halle zwischen  Eichenbalken.    Im  Obergeschoss  ein  grosser  Wurferker,  halbrund  ab- 


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56  KREIS  JÜLICH 


Burg 


Herrenhaus 


Haus 
Ungers- 
hausen 

Geschichte 


schliessend  mit  dem  Allianzwappen  von  Johann  Wilhelm  Hoen  von  Cartiels  und  Johanna 
Maria  von  Friemersdorf  gen.  Pützfeld  und  der  Inschrift:  anno  i 6 5  i .  i.  w.  H.  v.  c. 
z.  d.  und  j.  m.  v.  f.  G.  p.  z.  b.  ;  seitlich  zwei  zweiteilige  Fenster.  Im  zweiten  Ober- 
geschoss  und  im  Giebel  kleine  rechteckige  Fenster;  der  Giebel  geschweift  und  abge- 
treppt. Die  Innenseite  des  Thores  ganz  einfach.  Die  Aussenmauern  der  Vorburg, 
noch  sämtlich  aus  dem  i7.  Jh.,  sind  ganz  glatt  und  nur  mit  vereinzelten  Scharten 
versehen.  Die  im  Inneren  angelehnten  Gebäude  zum  Teil  noch  alt,  zum  Teil  vom 
J.  1 852  ;  an  dem  Nordflügel  die  Jahreszahl  1 656  in  Eisenankern.  Der  schwere  recht- 
eckige Turm  der  Nordost- 


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ecke  ist  verkürzt ;  das  Erdge- 
schoss  gewölbt,  nach  aussen 
ein  einfaches  Walmdach,  nach 
innen  ein  malerischer  Giebel 
mit  abgewalmter  Spitze ;  in 
der  Wetterfahne  die  Jahres- 
zahl j  852. 

Das  Herrenhaus  von 
1 84 1  auf  hoher  Untermaue- 
rung, die  noch  dem  alten 
Bau  angehörtest  ein  schmuck- 
loser zweistöckiger  Bau  mit 
Satteldach,  noch  fast  ganz 
von  den  Wassergräben  um- 
geben. An  der  Nordostecke 
der  noch  ganz  erhaltene 
schlanke  Rundturm  des  alten 
Baues  von  1 685  mit  grossen 
zweiteiligen  Fenstern  in  Hau- 
steineinfassung. Nach  dem 
Hof  hin  vortretend  und  mit 
dem  Herrenhaus  durch  einen 
kurzen  Flügel  verbunden  ein 
grosser  viereckiger  Turm ;  das 
Kellergeschoss  mit  Schiefs- 
scharten in  Hausteineinfas- 
sung, die  beiden  Hauptge- 
schosse mit  zweiteiligen 
Fenstern  wie  an  dem  Rund- 
turm. Der  niedrige  Oberbau  mit  dem  flachen  Dach  von  i84i.  An  der  Hofseite  in 
Haustein  das  Allianzwappen  Hoen  von  Cartiels  und  Metternich-Müllenarck  mit  der 
Inschrift:  anno  i 685.    frantz  arnolt  freyherr  hoen  von  cartyls  zu  bosse- 

LAR,   MARIA  AMELIA  GEB.   FREYINNE  VON  METTERNICH   ZU  MULLENARC,  EHELEUT. 

HAUS  UNGERSHAUSEN.  Die  Sankt  Ursula-Schützen- Bruderschaft  zu 
Dürboslar  1861,  S.  1 5 .  —  Hennes,  Kommenden  des  deutschen  Ordens  S.  i35. 

Das  Gut  gehört  zu  den  ältesten  Besitzungen  der  Kommende  in  Siersdorf;  es 
wurde  im  J.  1263  von  einem  Gieselbert  von  Ungershausen  erworben  (v.  Ledebur, 
Allgem.  Archiv  XV,  S.  220.  —  Binterim  u.  Mooren,  E.  K.  I,  S.  332).  Der  älteste 
Teil  des  Gutes  ist  die  wohl  noch  aus  dem  Ende  des  1 5.  Jh.  stammende,  im  J.  1 663 


Fig.  34.    Burg  Dürboslar.  Thorbau. 


56 


DÜRBOSLAR 


57 


durch  den  Komtur  von  Neuhoff  wiederhergestellte   Kapelle.    Unter  den  Komturen  Haus 

°  1  Ungers- 

von  Hillesheim  (t  1 7 6 1 )  und  von  Rump  (f  i77o)  wurden  dann  im  wesentlichen  die  hausen 

jetzigen  Gebäude  errichtet.   Nach  Auflösung  des  Deutschordens  wurde  das  Gut  ver- 
äussert; im  J.  1 858  kam  es  an  die  jetzigen  Eigentümer,  die  Familie  Velder. 

Grosse  rechteckige  regelmässige  Hofanlage;  in  der  Mitte  der  Ostseite  das  Beschreibung 
schlichte  zweigeschossige  Wohnhaus   von  sieben  Achsen,   über  der  Hofthür  die 
Jahreszahl  1  7  67 .    Im  Inneren  zwei  Marmorkamine  vom   Ende  des  1 6.  Jh.,  der 
eine  auf  Wangen  des  18.  Jh.  ruhend,  auf  dem  Sturz  die  Wappen  des  Deutschordens 


Fig.  35.    Burg  Dürboslar.    Ansicht  des  Herrenhauses. 


und  des  Komturs  von  Reuschenberg  mit  den  Buchstaben  G.  A.  d.  e.;  der  andere, 
reichere  Kamin  aus  gelblichem  Marmor,  die  Wangen  mit  Säulen,  der  Sturz  mit  den- 
selben Wappen  wie  der  vorhergenannte  Kamin.  Die  Kamine  stammen  auf  jeden  Fall 
aus  der  Kommende  Siersdorf,  aus  der  sie  gelegentlich  des  Umbaues  nach  der  Mitte 
des  1 8.  Jh.  (s.  u.)  entfernt  wurden  und  bei  dem  Bau  des  Gutshauses  Verwendung  fanden. 
An  der  Ostecke  die  einfache  Scheune  mit  dem  Wappen  des  Komturs  von  Hillesheim 
und  der  Jahreszahl  1  7  5  7 .  An  der  Westecke  die  kleine  rechteckige  Kapelle  des  Kapelle 
i5. —  1 6.  Jh.,  im  Lichten  4,9o  m  breit,  5, 20  m  lang;  im  Äusseren  schlicht  mit  kleinen 
spitzbogigen  Fensterchen  und   einfacher  Thür  mit  gradem  Sturz.    Uber  der  Thür 


57 


58 


KREIS  JÜLICH 


Haus       Wappen  in  Stein  mit  der  Inschrift:  h.  wilhelmus  von  newhoff  zum  edelbroich, 

hausen       TEUTSCHORDENSRITTER  UND  COMMENTHEUR  ZU  SIERSDORF,  ANNO    1 663. 

Im  Inneren  liegen  die  Fenster  in  flachen  Blenden.  Von  der  Ausstattung 
sind  zu  nennen: 

Hölzerner  Barockaltar  vom  J.  1 7  2  8,  aus  Keyenberg  (Kreis  Erkelenz)  her- 
rührend, einfach  mit  gewundenen  Säulen,  in  der  Mitte  Figur  des  h.  Joseph,  zu 
den  Seiten  die  hh.  Barbara  und  Nepomuk.    Auf  dem  Retabel  die  Inschrift:  d.  o.  m. 

ET  IN  HONOREM  S.  S.  VULNERUM  AC  MORIENTIUM  ET  FAMAE  PERICLITANTIUM  PATRO- 
NORUM  CORNELIUS  HERMANNUS  CLAESSEN,  CURIAE  ARCHIEPISCOPALIS  COLONIENSIS 
SENIOR  ACTUARIUS,  ERNESTINA  ANNA  BARBARA  FABION,  CONJUGES,  POSUERUNT  1  7 28., 

dazu  die  Wappen. 

In  einem  Fenster  noch  Rest  von  Glasgemälden,  ein  feines  Madonnen- 
köpfchen aus  der  Zeit  um  i5oo;  darunter  eine  spätere  Kabinetscheibe  mit  der 
Inschrift:  carl  gottfridt  freyherr  von  loe,  teutsch  ordens  ritter  und 

COM  VITSCHENBOURG  IN  MECHELEN,  IHRO  ....  LEUCHT  VON  BRANDEN- 
BURG   CAMMER  .  .   .   .,    DEROSELBEN    UBER    EIN    REGIMENT    ZIT    (?)    WOL  BESTELLTER 

oberster.    1 69 1 .    Ausserdem  unbedeutende  Bilder  des  i7. —  1 8.  Jh.,  zum  Teil  aus 
der  abgebrochenen  Kapelle  des  benachbarten  Gutes  Frauenrath  herrührend  (s.  u.). 
Gut  GUT  FRAUENRATH.    Das  Gut,  dessen  Kapelle   schon  im  J.  i3oi  und 

rauenra  genannt  wird  (v.  Ledebur,  Allgem.  Archiv  XV,  S.  233.  —  Ann.  h.  V.  N.  56,  S.  160) 

und  das  sich  im  Besitz  der  Stiftes  S.  Aposteln  in  Köln  befand,  gehört  jetzt  mit 
Ungershausen  der  Famiiie  Velder.  Es  steht  von  der  alten  Anlage  nur  ein  kleiner  Rest 
von  einem  Bau  des  18.  Jh.  In  der  im  J.  1 8 7 1  abgebrochenen  Kapelle  wurden  die 
drei  Frauen  verehrt  (B.  J.  XLIV,  S.  76.  —  Die  Sankt  Ursula-Schützen-Bruderschaft 
zur  Dürboslar  1 86 1 ,  S.  7).  Die  Verehrung  der  drei  Frauen  ist  in  die  Pfarrkirche 
zu  Dürboslar  übertragen  worden.  [R.] 


DÜRWISS. 

Offermann,  Geschichte  S.  47.  —  Kaltenbach  S.  211.  —  Wilhelm  Graf 
von  Mirbach,  Territorialgeschichte  I,  S.  6;  dazu  Fabricius,  Karte  von  1 789,  S.  294. 
—  Pick,  Notizen  zur  Geschichte  der  Stadt  Eschweiler  186 1,  S.  33,  u.a.a.  O.  — 
E.  von  Oidtman,  in:  Beiträge  zur  Geschichte  der  Stadt  Eschweiler  und  Um- 
gegend II,  S.  8,  12.  —  H.  H.  Koch,  Die  Reformation  im  Herzogtum  Jülich  S.  39. 
Römische  RÖMISCHE   RESTE.     Römische   Ziegelsteine   sind   angeblich  im  soge- 

Reste  00 

nannten  „Burggarten"  im  Ort  öfters  gefunden  worden.  Etwa  einen  Kilometer  südlich 
vom  Ort,  auf  der  Grenze  nach  dem  Landkreis  Aachen,  befindet  sich  unmittelbar 
unter  der  Ackerkrume  ein  etwa  i1^  m  starker  Mauerzug,  der  vermutlich  römischen 
Ursprungs  ist.  Dürwiss  liegt  dicht  an  der  römischen  Strasse  von  Eschweiler  nach 
Jülich  (Schneider  i.  d.  Aachener  Zs.  XII,  S.  i53;  XIV,  S.  2  9.  —  Vgl.  auch  Pick  i.  d. 
Aachener  Zs.  VI,  S.  110). 
Kathoi.  KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Bonifatii).  Handschrift!. 

1  f  3 r r k  irchc 

Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Stiftungsurkunde  von  i449  des  Johan  van  Werde. —  i46l 
Urkunde  des  Wilhelm  van  Broiche  und  seines  Bruders  Symon  van  Berchenraede 
über  eine  Schenkung  an  die  Bruderschaft  U.  L.  Frauen  zu  Doerrewijs.  —  1 46 1  Ver- 
kauf an  das  Gasthaus  zu  Dürwiss  u.  a.  Urk.  d.  i5.  Jh.  (Vgl.  Tille,  Übersicht  II, 
S.  6).  —  Rentenregister  des  Gasthauses  v.J.  1 5 1 5.  —  Chronik  der  Pfarre  von  Pfarrer 


58 


DÜRWISS 


59 


Niessen,  bis  zum  Ende  des  18.  Th.  zurückreichend.    Auf  dem  Bürgermeisteramt:  Kathol. 

J  Pfarrkirche 
Kirclienregister  von   i79o — 1  798  (Aachener  Zs.  XIII,  S.  201.  —  Tille,  Ubersicht 

a.  a.  O.).    Die  geometrische  Aufnahme  des  im  J.  1 899  abgerissenen  Langhauses  und 

Chores,  befindet  sich  im  Pfarrarchiv,  Pause  im  Denkmälerarchiv  der  Rheinprovinz. 

In  Dürwiss  bestand  schon  im  j.  1  1 5  2  ein  Spital  für  Pilger  und  Reisende  mit  Geschichte 
einer  Kapelle,  wie  sich  solche  in  Düren,  Nothberg,  Weissweiler  und  Langerwehe 
nachweisen  lassen  (Beiträge  zur  Geschichte  von  Eschweiler  a.  a.  O.).  Der  Weihe- 
stein der  Dürwisser  Kapelle,  mit  der  Jahreszahl  11 52  (Binterim  und  Mooren, 
E.  K.  I,  33o;  Offermann,  Geschichte,  S.  48)  wurde  1 7 7 4  in  die  Pfarrkirche  gebracht 
(Kaltenbach  S.  212)  und  verschwand  1 899  bei  deren  Umbau. 

Im  J.  1449  stiftet  Johann  van  Werde  ein  Jahresgedächtnis  in  diese  Kapelle 
(Urkunde  im  Pfarrarchiv.  —  E.  von  Oidtman  i.  d.  Aachener  Zs.  XI,  S.  288.  —  Kalten- 
bach S.  2  12,  mit  unrichtiger  Jahreszahl.  —  Vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  6).  Eine 
Urkunde  vom  J.  1 46 1  spricht  von  einer  Kirche  in  Dürwiss  (Urkunde  im  Pfarrarchiv). 
Vermutlich  bestand  daneben  die  Gasthauskapelle  fort  (Kaltenbach  S.  212),  wie 
sich  auch  in  Dürwiss  die  Tradition  erhielt,  die  Gasthauskapelle  habe  an  anderem 
Ort  als  die  Kirche  gestanden.  Der  ehemalige  Chor  der  heutigen  Kirche  war  in- 
schriftlich i562  entstanden;  er  war  dreiseitig  geschlossen,  gothisch,  mit  Rippengewölben. 
Im  J.  1  762  gestattet  Karl  Theodor  eine  Kollekte  zur  Ausbesserung  der  Dürwisser 
Kirche  (Urkunde  im  Pfarrarchiv),  im  J.  1  7 7 4  wurde  dem  gothischen  Chor  ein  mit 
einer  Holztonne  überdecktes  Schiff  hinzugefügt  und  der  Turm  umgebaut. 

Die  Kirche  ist  ein  einfacher  Saalbau  mit  Westturm,  aus  verschiedenem  Stein-  Beschreibung 
material.  Turm  dreigeschossig  ;  Material  des  Erdgeschosses  Findlinge  mit  Eckquadern  ; 
das  erste  Obergeschoss  mit  Backsteinkanten,  das  zweite  Obergeschoss  ganz  aus  Back- 
stein. In  den  unteren  Geschossen  viereckige  Lichtschlitze,  im  obersten  Geschoss  auf 
jeder  Seite  zwei  einfache  rundbogige  Fenster  mit  nicht  abgeschrägten  Gewänden. 
Helm  achteckig,  geschiefert.  Über  dem  Turmeingang  im  Bogenfeld  das  Chrono- 
gramm:  eCCLesIaM  Vere  pIe  erIgebat  DVrWIss  ( 1 7 74). 

Das  Schiff  weist  je  vier  grosse  rundbogige  Fenster  auf.  Das  einfache  Innere 
ist  mit  einer  korbbogigen  Holztonne  überdeckt.    Ausstattung  modern. 

In  ein  Fenster  des  Querschiffs  der  neuen  Kirche  wurde  ein  etwa  10X20  cm  Glasgemälde 
messendes  gemaltes  Fensterchen  mit  dem  Bildnis  des  h.  Bonifatius,  aus  der 
ehemaligen  Gasthauskapelle  in  Dürwiss  stammend,  eingefügt.  Unter  der  Heiligenfigur 
die  Inschrift:  admodum  reverendus  dominus  casparus  moeckens,  pastor  in  dür- 
weis,  anno  i663.  Die  Malerei  besteht  aus  Silbergelb  und  Schwarzlot  auf  durch- 
sichtigem farblosem  Glas. 

Bei  der  Entfernung  des  Bodenbelags  der  alten  Kirche  kamen  mehrere  Grab-  Grabsteine 
steine  zum  Vorschein,   die  wieder  mit  Steinfliessen  überdeckt  wurden.    Über  sie 
wurde  durch  den   Herrn  Pastor  Niessen   folgendes  notiert:   Der  Grabstein  an  der 
Südwand   zwischen  dem  zweiten    und  dritten   Fenster  des  Langschiffes   trägt  die 
Inschrift:    a.  1 674 ,  die  22.  novembris,  ist  die  wohledle  und  tugendreiche 

JUNGFRAU    AGNES  VON    BAWUR,  TOCHTER    ZU    ROMELLIAN,  IM   HERRN  ENTSCHLAFEN. 

Der  gegenüberliegende  Grabstein  an  der  Nord  wand :  A.  161 2,  de(n)  18.  januarii, 

die  edle  und  tugendreiche  Elisabeth  vo  mulstro   Das  übrige 

unleserlich.    An  derselben  Wand  Grabstein  des  Johannes   Mertens   (f  1 73 1 ) : 

OBIIT  A.    1 73 1,  DIE  4.  JAN.,  R.  D.JOANNES  MERTENS,   PASTOR  LOCI.     R.  I.  P. 

In   einem  Heiligenhäuschen  'nordwestlich   vor   der  Kirche  eine  Kreuz-  Kaivarien- 
o    •  gruppe 
gruppe  aus  Stein  in  sehr  derben  Formen.    Auf  der  Rückseite  das  Allianzwappen 


59 


6o 


KREIS  JÜLICH 


Kathol.  von  Broich  und  von  Siegen  mit  der  Jahreszahl  1726  und  der  Inschrift:  „freyh.  von 
Pfarrkirche  ,  J  " 

Broich  von  .  .  ."    Ein  Johann  weiner  von  Broich  heiratete  am  Anfang  des  1 8.  Jh. 

Richmud  von  Siegen,  Tochter  Johann  Wilhelms,  Herrn  zu  Sechten  und  Broch  und 

der  Franziska  von  der  Horst    (Fahne,  Geschichte  der  Kölnischen,  Jülichschen  und 

Bergischen  Geschlechter  I,  S.  54). 

Glocken  Die  Glocken  haben  die  Inschriften: 

1.  bonifacius  vocor.  anno  domini  i  42  i,  4.  novembris,  gotfridus  de  hyntum 
me  fecit. 

2.  Mit  dem  Wappen  der  Drimborn  (?)  und  Hetzingen  (?),  einem  Jesusmono- 
gramm, Kreuz,  Madonna  und  Anbetung  der  Könige,    a.  1 6 1 4  im  april  haben  die 

EDLE  UND  VESTE  ALEXANDER  VON  DRIMBORN  UND  WILHELM  VON  BROICH,  AUCH  DIE 
SEMTLICHE  ERBARE  UND  FROME  HEIN  (so)  THOMIS  ALBERT  VOCHS,  HUPPERT  EVEN- 
SCHAER  UND  JOHAN  HEIPERTS  UND  NACHBARE  DES  DORFS  DURWEISS  DIESE  KLOCK 
LAESSEN  GIESSEN. 

3.  ANMO  I  7 74.  M.  M.  S. 

4.  Auf  dem  Speicher,   zersprungen,   eine  Glocke  mit   der   Inschrift:  sancta 

MARIA  ORA  PRO  NOBIS.  L.  FRANSEN  ME  FECIT.  JOANNES  MERTENS  ME  RENOVARI 
FECIT   ANNO   !  7o7. 

Drimborn-  RITTERGUT  DRIMBORN.    Über   die  Familie    Drimborn:  Aachener 

Hof 

Zs.  XV,  S  2  7  7.  —  A.  Fahne,  Geschichte  der  Kölnischen,  Jülichschen  und  Bergi- 
schen Geschlechter  I,  83:  III,  33.  —  Handschriftl.  Qu.  Ausführliche  Geschichte 
des  Gutes  bei  Eisenberg-Mirbach.  —  Im  Düsseldorfer  Staatsarchiv:  Ritterzettel 
vom  J.  1 585. 

Geschichte  Im  i6.  Jh.  kamen  die  Herren  von  Drimborn  bei  Aachen  in  den  Besitz  eines 

Gutes  in  Dürwiss;  im  J.  1 5 85  wird  Wilhelm  von  Drimborn  mit  dem  Gut  zu  Dürwiss 
in  den  Jülicher  Ritterzettel  aufgenommen.  Im  J.  1610  ist  Alexander  von  Drimborn 
auf  dem  Ritterzettel  genannt.  Er  trug  im  J.  1 6 1 4  zur  Stiftung  der  zweiten  Glocke 
bei  (s.  o.)  und  scheint  der  Gründer  der  heutigen  Hofanlage  zu  sein.  Durch  Heirat 
der  Charlotte  Elisabeth  Dorothea  von  Drimborn  kommt  um  i67o  das  Gut  an  Bern- 
hard Everhard  von  dem  Bottlenberg,  genannt  Schirp,  und  durch  Kauf  aus  dieser 
Familie  im  J.  1823  an  Oberforstmeister  von  Steffens  zu  Aachen.  Um  diese  Zeit 
wurde  das  Wohngebäude,  später  die  Wirtschaftsbauten,  neu  aufgeführt  mit  Ausnahme 
der  Thoreinfahrt,  welche  aus  dem  Anfang  des  1 7.  Jh.  stammt.  Der  heutige  Eigen- 
tümer ist  Herr  Generalmajor  z.  D.  von  Papen  zu  Frankfurt  a.  M.,  dessen  Gemahlin 
eine  geborene  von  Steffens  ist. 
Beschreibung  Einfacher  viereckiger  Wirtschaftshof  mit  dem  Wohngebäude   als  Mittelflügel- 

und  den  Wirtschaftsgebäuden  als  Seitenflügeln.  An  der  Rückseite  des  Wohngebäudes 
ein  viereckiger  Turm.  Die  offene  Seite  des  Hofes  gegen  die  Strasse  ist  durch  eine 
Mauer  mit  Thorbogen  abgeschlossen.  Der  Schlufsstein  trägt  die  Wappen  Drimborn 
und  Hellenberg  von  Bawyr  in  einem  Schild  vereinigt  mit  der  Inschrift  drimbor'bawer, 
und  bezieht  sich  wohl  auf  die  Heinrich  Drimborn  zu  Dürwiss,  dessen  Ehefrau  eine 
Hellenberg  von  Bauer  war. 

Der  Verlauf  ehemaliger  Wassergräben  ist  noch  erkennbar.    Sie  umschliessen 
ein  weit  grösseres  Terrain  nach  Nordosten  als  die  heutige  Anlage  einnimmt.  Ver- 
muthlich  befand  sich  die  Hauptburg  ursprünglich  nordöstlich  von  der  heutigen  Anlage. 
Brcücher  BROICHER   HOF.     Kaltenbach  S.  21 6.  —  von  Fürth,  Beiträge  und 

Material  zur  Geschichte  der  Aachener  Patrizierfamilien  II,  2,  S.  1  ff.  —  E.  von  Oidt- 
man,  Aachener  Zs.  XI,  S.  288  und  Beiträge  zur  Geschichte  von  Eschweiler  und 
Umgegend  II,  1  29. 


60 


EDEREN 


6i 


Handschriftl.  Ou.    Vgl.   unter  Pfarrkirche,    Pfarrarchiv.     Im    Düsseldorfer    Broich  er 

Hof 

Staatsarchiv:  Lehensakten  des  Zillen  Lehen  zu  Dürviss  v.  J.  1 584 — i  789. 

Im  [.  1 4 2 1  ist  Johann  von  Werth  im  Besitz  des  Broicherhofes,  1 445  dessen 
Vetter  Wilhelm  von  Broich  (Kaltenbach,  a.a.O.  —  Pick,  Aachener  Zs.  VI,  S.  1 29; 
IX,  S.  76).  Im  J.  1 584  ist  der  Hof  pro  indiviso  Eigentum  der  Gebrüder  Dietrich 
und  Christoph  von  Broich.  Im  T.  i59o  verkauft  letzterer  seine  Hälfte  an  Adolf 
von  Hetzingen.  Im  ].  i6i4wird  auf  der  zweiten  Glocke  der  Pfarrkirche  wieder  ein 
Wilhelm  von  Broich  genannt.  Im  Besitz  dieser  Familie  bleibt  der  Hof  bis  ins  1 8.  Jh. 
und  kommt  vorübergehend  an  eine  Familie  von  Steprath,  dann  wieder  an  die  von 
Broich  und  schliesslich  etwa  im  J.  1800  an  den  Rentner  Stürtz,  der  ihn  zwischen 
den  J.  1 8 1 3  und  1820  an  Notar  Delhougne  verkauft.  Seit  i89o  ist  Frau  Witwe 
Heinrich  Schmitz  Besitzerin. 

Das  Gebäude  stammt  in  seinen  Umfassungsmauern  noch  aus  dem  16.  Jh.,  ist 
aber  um  1800  gründlich  umgebaut  worden.  Es  besteht  aus  Bruchsteinen,  ist  zwei- 
stöckig, auf  hohem  Untergeschoss  erbaut,  hat  oblongen  Grundriss  und  an  der  Nord- 
westecke gegen  die  Strasse  einen  Erkerturm.  Westlich  davon  ein  Hof  mit  Wirt- 
schaftsgebäuden, deren  Südflügel  an  das  Wohnhaus  angebaut  ist. 

Erwähnung  verdient  ein  schön  profilierter,  antikisierender  Marmorkamin  im  Marmorkamin 
Erdgeschoss. 

Steinernes   Wege  kreuz  mit   neuem   Kruzifix  und  altem  rohem  Relief  bildnis  Wegekreuz 
( 1 787)  des  h.  Bonifatius.    Inschrift:  s.  bonefacius  erzbs.   anno  i  787.    dies  kreuz 

GEHÖRE  AN  DIESER  GANZER  GEMEINDEN.  [F.] 


EDEREN. 


KATHOLISCHE 
PFARRKIRCHE  (s.  t.  s. 
Pancratii).  Binterim  und 
Mooren,  E.  K.  I,  S.  332;  II, 
S.  1 55.  —  Kühl  II,  S.  295. 
—  Offermann  S.  49.  — 
Kaltenbach  S.  32  i. 

Ederen  ist  ursprünglich 
eine  zu  Freialdenhoven  ge- 
hörige Kapelle,  vielleicht  die- 
jenige, die  im  Liber  valoris, 
um  i3oo,  genannt  wird.  Der 
für  die  Gegend  seltene  ro- 
manische Ostturm  gehört  in 
seinem  Unterbau  noch  dem 
11. — 12  Jh.  an.  Nachdem 
eine  ältere  Erweiterung  an 
der  Nordseite  des  Turmes 
wieder  beseitigt  worden  war, 
wurde  im  18.  Ih.  der  grosse 
Saalbau  errichtet,  der  im 
J.  1893/94  eine  Erweiterung 
nach  Westen  in  Renaissance- 


0 I  Pfarrkirche 


Fig.  36.    Ederen.    Ansicht  der  katholischen  Pfarrkirche. 


6l 


62  KREIS  JÜLICH 


Kathol. 
Pfarrkirche 


Beschreibung 

Äusseres 


Inneres 


formen  erfuhr.  In  der  Designatio  des  J.  1 6 7 6  erscheint  Ederen  als  Pfarrei,  während 
es  noch  1620/21  als  Kapelle  genannt  wird;  Kollator  war  der  Pfarrer  von  Frei- 
aldenhoven. 

Einschiffiger  Saalbau  des  18.  Jh.  mit  dreiseitigem  Chorabschluss ,  älterem 
Turm  hinter  dem  Chor  und  moderner  Erweiterung  nach  Westen,  im  Lichten  3i,3o  m 
lang,  10,10  m  breit  (Ansicht  Fig.  36). 

Der  dreigeschossige  Turm  gehört  bis  zur  Mitte  des  zweiten  Geschosses  noch 
dem  11. — 12.  Jh.  an;  im  Erdgeschoss  eine  unregelmässige  Eckquaderung,  das  Mauer- 
werk gemischt  aus  Kieseln, 
Bruchsteinen  u.  s.  w.  An  der 
Ostseite  ein  romanisches  Rund- 
bogenfenster, nach  Norden  ein 
vermauerter  Triumphbogen; 
daneben  eine  mittelmässige 
Kreuzigungsgruppe  des  i7.  bis 
18.  Jh.  An  dem  ersten  Ober- 
geschoss  unten  noch  Bruchstein- 
mauerwerk, darüber  in  Ziegeln 
je  drei  kleine  Blenden  an  jeder 
Seite;  die  Glockenstube  mit 
einfachen  Stichbogenfenstern ; 
achtseitiger  Turmhelm. 

Das  Langhaus  in  Ziegel- 
mauerwerk hat  eine  Gliederung 
durch  schmale  Lisenen  und 
grosse  Rundbogenfenster.  Vier 
Achsen  des  Langhauses  von 
Osten  aus  sind  noch  alt,  die 
beiden  westlichen  Achsen  mit 
Renaissancegiebel  undTreppen- 
türmchen  neu. 

Im  Inneren  dient  die 
Turmhalle  jetzt  als  Sakristei, 
sie  hat  glatte  Eckdienste  mit 
Kreuzgewölbe;  in  der  Südwand 
eine  vermauerte  Treppe,  die 
zum  Obergeschoss  führte.  An 
der  Ostseite  ein  interessantes 
Fig.  37);  das  Ganze  auf  hohem 
die  seitlichen  Felder  mit  Mass- 


Fig.  37.  Ederen. 
Sakramentshäuschen  in  der  katholischen  Pfarrkirche. 


Sakramentshäuschen  von  1 48 7  aus  Kalkstein 
Sockel  zeigt  eine  vertikale  Gliederung  in  drei  Felder 
werk,  das  Mittelstück  unten  Masswerk  mit  zwei  Wappen,  über  einem  kräftigen  Gesims 
die  rechteckige  Nische  mit  Gitterthür;  als  Abschluss  ein  über  Eck  vorspringender, 
stark  verstümmelter  Baldachin,  darunter  die  Jahreszahl  1 487. 

Das  Langhaus  hat  über  einer  Pilasterordnung  eine  Flachtonne  mit  feiner, 
ausnehmend  sorgfältiger  Stuckdekoration  aus  der  Mitte  des  18.  Jh.  Über  den  Fenstern 
zierliche  Blumenaufsätze.  Auf  den  Enden  der  Kappen,  in  denen  die  Fenster  liegen, 
stehende  Faune,  die  über  dem  Kopf  grosse  rechteckige  Relieffelder  tragen,  umgeben 
von  Blumenranken.    Die  vier  alten  Felder  in  breiten,   an   den   Ecken  verkröpften 


6? 


ENGELSDORF 


63 


Rahmen  zeigen  in  feinem  Flachrelief  die  Darstellungen:  David  und  Goliath,  An- 
betung des  Altarssakramentes,  Flucht  nach  Ägypten  und  Maria  Magdalena.  Über  dem 
Hochaltar  in  Flachrelief  die  Dreieinigkeit. 

Von  der  Ausstattung  gehören  die  drei  Tabernakelaltäre,  Kommunionbank, 
Kanzel  sämtliche  der  Mitte  des  18.  Jh.  an;  sie  zeigen  treffliche  Rokokoornamente  in 
Gold  auf  dunklem  Grund. 

Die  Orgelbühne,  ähnlich  dem  übrigen  Mobiliar,  etwa  um  i77o. 

In  der  Sakristei  Krucifixus  auf  einem  Baumkreuz,  der  Körper  sehr  hager 
und  streng,  75  cm  hoch,  um  i5oo. 

Die  einzige  ältere  Glocke  von  1 4 1 2  mit  der  Inschrift:    MARIA  heischen  ich, 

ALL  UNVEDDER  VERDRIVEN    ICH,    MEISTER  JOHAN  BRODERMAN  GUYS  MICH  MCCCCXII. 


KathoS. 
Pfarrkirche 


Ausstattung 


[R.] 


ENGELSDORF. 


Glocke 


BURG  ENGELSDORF.    Pick  i.  d.  Aachener  Zs.  VI,  S.  348;  IX,   S.  75,  w  Burf 

Engelsaorr 

142.  —   Limburgsche  Geschiedenis  van  taal  en  letterkunde  VI,  S.  1028.  — -  Quix, 


Fig.  38.   Ansicht  der  Burg  Engelsdorf  nach  einem  Gemälde  um  1865. 


Beiträge  zur  Geschichte  von  Eschweiler  S.  1 45.  —  E.  von  Oidtman  :  Beiträge  zur 
Geschichte  von  Eschweiler  und  Umgegend  II,  S.  1 7 2.  —  Fahne,  Geschichte  der 
köln.,  jül.  und  berg.  Geschlechter  I,  S.  94. 

H  an  d s c  hr  i f  1 1.  Qu.  Im  Düsseldorfer  Staatsarchiv:  Lagerbuch  der  Güter  Handschr.  Qu. 
und  Gefälle  der  von  Palant  zu  Glimbach,  Engelsdorf,  Boslar,  1 5 3 5  —  1 545  mit  Abschr. 
von  Urkunden  a.  d.  J.  1 456  u.  i476.  —  Anderes  zu  Kalkum  im  fürstlich  Hatzfeld'- 
schen  Archiv,  im  Kuylenburger  Archiv,  jetzt  im  Geldrischen  Landesarchiv  zu  Arn- 
heim  (vgl.  E.  von  Oidtman  a.  a.  O.)  —  Im  Aachener  Stadtarchiv,  abgedruckt 
Aachener  Zs.  IX,  S.  i42.  —  Im  Staatsarchiv  Wetzlar:  Prozessakten  aus  dem  18.  Jh. 

Ansichten:  Handzeichnung  im  Codex  Welser.  —  Aquarell,  um  i84o,  in  Abbildungen 
Jülich,  Rurthor.  —  Zwei  Ölgemälde,  um  1 865,  in  Engelsdorf  (Fig.  38). 

Engelsdorf  wird  in  einer  Urkunde  des  Erzbischofs  Sigewin  I.  (io79 — io89)  ge-  Geschichte 
nannt  (Lacomblet  U  B.  I,  S.  24 1).  Das  Geschlecht  war  höchst  wahrscheinlich  gleichen 
Stammes  mit  den  Besitzern  der  Burghäuser  zu  Barmen,  Overbach,  Mertzenhausen, 
Flosdorf.    Der  erste  Ritter  des  Namens  Engelsdorf  oder  Endelstorp  ist  Gerhard  (E. 
von  Oidtman  a.  a.  O.):  i322  Gerardus  de  Endilstorp  miles,  receptis  a  domino  de 


63 


64 


KREIS  JÜLICH 


Burg 


Fig.  39.    Engelsdorf.    Ansicht  der  Burg  von  Nordwesten. 


Fig.  40.    Burg  Engelsdorf.    Ehemaliger  Saal  im  Obergesehoss,  jetzt  Speicher. 

64 


ENGELSDORF 


65 


Heinsberg  200  marcis,  eas  eidem  reponit  in  homagium  et  4o  iurnales  terrae  infra  Burg 
Endilstorp  et  Aldenhoven  demonstrat  et  assignat.  (Redinghovensche  Sammlung,  nge  s 
Bd.  28,  S.  1027.  —  E.  v.  Oidtman  in  Beiträge  zur  Geschichte  von  Eschweiler  II,  S.  1 73.) 
Das  Schloss  wurde  dann  wohl  Jülichsches  Castrum  ligium,  denn  im  J.  1 36 1  machte 
Edmund  von  Engelsdorf  auch  das  Schloss  Notberg  zum  jülichschen  Offenhaus  (Ur- 
kunde im  Düsseldorfer  Staatsarchiv  II).  Dietrich  von  Engelsdorf  lag  mit  den  Städten 
Aachen  und  Köln  in  Fehde  (Waffenstillstand  mit  Aachen  im  J.  i392.  Urkunde  im 
Aachener  Stadtarchiv,  Pick,  Aachener  Zs.  IX,  S.  74.  —  Fehdebrief  an  Köln  aus  dem 
J.  1 396.    Pick  a.a.O.).    Nach  dem  Tod  des  kinderlosen  Edmund  von  Engelsdorf, 


Fig.  41.  Burg  Engelsdorf.  Fig.  42.    Burg  Engelsdorf. 

Rest  des  Turmes  an  der  Ostecke.  Unteransicht  der  hölzernen  Wendeltreppe. 

i4i9  oder  i42o,  kommen  die  Engelsdorfer  Güter  in  den  Besitz  der  Kinder  seiner 
Schwester  Alveradis  von  Engelsdorf,  der  Gemahlin  des  Werner  von  Palant  (Aachener 
Zs.  IV,  S.  16  u.  A.  3).  Im  J.  i456  erbt  der  Propst  von  Kerpen,  Reinhard  von  Palant, 
i476  Edmund  von  Palant-Maubach  die  Burg. 

Im  J.  1 526  ist  Anna  von  Brandenburg,  Tochter  Diedrichs  von  Palant  und  der 
Apollonia  Gräfin  von  der  Mark,  im  Besitze  der  Engelsdorfer  Güter.  In  ihrer  Zeit 
oder  früher  ist  die  heutige  Schlossanlage  entstanden.  Ihr  Wappen  und  Name  be- 
findet sich  über  der  Eingangsthür  zum  Nordwestbau.  Ein  Teil  der  Burganlage,  ins- 
besondere der  Saalbau,  hat  sich  unverändert  erhalten.  Auch  die  Jülicher  Fehde,  in 
welcher  die  Brabanter  Truppen  die  meisten  Schlösser  im  Jülichschen  verbrannten, 
brachte  keine  Zerstörungen  für  Engelsdorf.    Michael  Louff  nennt  es  unter  den  we- 


65 


5 


66 


KREIS  JÜLICH 


Burg  nigen  Schlössern,  die  geschont  wurden:  oirsach,  der  waren  heuftluid  ind  etzlichen 
jclsdorf 

bewanten  us  Braebant  under  disem  volck,  die  verantwerden  dise  slösser  (Handschrift 
im  Aachener  Stadtarchiv,  mitgeteilt  von  Dresemann  i.  d.  Ann.  h.  V.  N.  LXI,  S.  57  ff). 
Durch  Erbschaft  kam  der  Besitz  an  Florenz  IL,  Graf  von  Kuylenburg,  und  im  J.  1 639 
an  Graf  Philipp  Theodor  von  Waldeck.   Auf  seiner  Grabschrift  wird  Georg  Friedrich 


MfiMSSTflB.  DER  EINZELHEITEN 

Fig.  43.    Burg  Engelsdorf. 
Grundriss  des  Kellergeschosses  vom  Runden  Turm  und  dem  anstossenden  Nordwestflügel. 


Graf  von  Waldeck,  Gouverneur  von  Maestricht,  gestorben  1 692  zu  Arolsen,  begraben 
zu  Korbach,  u.  a.  auch  Herr  von  Engelsdorf  genannt.  Dass  Engelsdorf  noch  in  den 
Besitz  einer  Familie  von  Kroppenberg  kam  (Pick,  Aachener  Zs.  VI,  S.  128,  A.  4),  ist 
nicht  wahrscheinlich,  denn  im  J.  i7oo  verkaufte  die  Gräfin  Waldeck  von  Kuylenburg 
Haus  Engelsdorf  an  Theodor  Holtz  von  Köttingen,  der  eine  Hypothek  an  das  Kapitel 
von  S.  Andreas  zu  Köln  vorweg  bezahlen  sollte. 


66 


ENGELSDORF 


67 


Holtz,  der  eine  Posamentenfabrik  einrichtete,  wurde  bankerott.  Das  S.  Andreas- 
stift in  Köln,  als  Inhaber  der  ersten  Hypothek,  trat  mit  anderen  Gläubigern  die  Nach- 
folgerschaft auf  Engelsdorf  an,  bis  das  Gut  unter  französischer  Herrschaft  als  Kloster- 
gut eingezogen  wurde.  Der  Plan  Kaiser  Napoleons,  auf  der  Burg  eine  Invalidenkolonie 
zu  gründen,  kam  nicht  zur  Ausführung.  Im  J.  1802  sollen  die  Ökonomiegebäude  ganz 
abgebrannt  und  bis  zum  J.  1 835  in  Trümmer  liegen  geblieben  sein.  Im  J.  18 18 
befindet  sich  der  Hof  im  Besitz  der  königlichen  Regierung  zu  Aachen,  von  welcher 
Josef  Opfergelt  zu  Overbach  ihn  erwirbt.  In  den  J.  1866  undi889  wurde  der  Nord- 
osttrakt umgebaut.  Heute 
ist  Engelsdorf  Eigentum  des 
Herrn  Franz  Opfergelt. 

Die  Anlage  umgiebt 
heute  einen  einzigen  läng- 
lichenWirtschaftshof,  der  von 
Südwesten  nach  Nordosten 
führt,  und  wird  ihrerseits 
von  jetzt  trocken  liegenden 
Gräben  umgeben.  Nordöst- 
lich davon  befindet  sich  eine 
viereckige  Grabenanlage,  auf 
der  sich  keine  Gebäudereste 
erhalten  haben.  Ursprünglich 
befand  sich  wohl  hierauf  der 
viereckige  Bergfried  (vgl. 
Hausen,  Altenburg,  Bour- 
heim). Die  heutige  Burg  war 
in  zwei  Teile  durch  einen 
Wassergraben  zerlegt,  der 
als  tiefer  Graben  noch  im 
J.  1868  bestand,  und  über 
den  eine  Brücke  führte,  die 
noch  zum  Teil  vorhanden 
ist.  Die  Gräben  wurden 
durch  den  Merzbach  ge- 
speist, der  trotz  seines  trägen 
Laufes  und  seines  kleinen 
Umfanges  noch  die  Gräben 
der  Festung  Aldenhoven,  der 

Burgen  Laurenzberg,  Lürcken  und  Kinzweiler  mit  Wasser  versah  und  wegen  dessen 
Reinhaltung  die  Markvest  Aldenhoven  noch  im  J.  i7 26  mit  dem  Besitzer  der  Burg 
Engelsdorf  prozessierte  (s.  Aldenhoven,  Stadtbefestigung,  oben  S.  26). 

Von  der  südwestlich  liegenden  Vorburg  stehen  noch  die  zwei  westlichen 
Flügel,  einfache  Nutzbauten  aus  Backstein  aus  dem  18.  Jh. 

Der  Nordwesttrakt  der  Hauptburg  ist  der  Palas,  den  im  J.  1 526  Anna  von 
Palant  errichten  Hess;  zweistöckiger  einfacher  Backsteinbau  mit  Fenster-  und  Thür- 
einfassungen aus  Haustein  (Fig.  39  u.  4o). 

Der  gothische  flache  Thürsturz,  ehemals  vermutlich  über  dem  Haupteingang, 
hat  die  Jahreszahl  i526  und  die  Inschrift  in  gothischen  Minuskeln:  anna  von  palant, 


Burg 
Engelsdorf 


Fig\  44.    Burg  Engelsdorf.  Turmzimmer. 


Beschreibung 


Nordwesttrakt 


67 


68 


KREIS  JÜLICH 


Burg       vrauwe  zu  cleiv  und  engelsdorf.    In  der  Mitte  des  Steins,  heraldisch  rechts,  das 
nge  s  or    Wappen  Gottfrieds  von  Brandenburg,  Herrn  zu  Clervaux,  links  das  Wappen  seiner 
Gemahlin,  der  Anna  von  Palant.    In  der  Ecke  oben  rechts  das  Palantsche  Wappen, 
darunter  das  Engelsdorfsche,  oben  links  das  Wappen  der  Grafen  von  der  Mark, 
unten  das  Virneburgsche. 

Im  Inneren  ist  im  Untergeschoss  eine  zweischiffige  Hallenanlage  auf  kreuz- 
förmigen Pfeilern  unter  Rippenkreuzgewölben,  die  vermutlich  als  Kapelle  gedient  hat 
(Fig.  43).    Nach  Nordwesten  ein  einfaches  Masswerkfenster. 
Nordosttrakt  Das  Obergeschoss  enthält  den  Saal,  jetzt  Speicher,  mit  flacher  Balkendecke, 

hohen  schmalen  Fenstern  mit  Quersprossen.  In  den  Fensterlaibungen  Steinbänkchen, 
heute  vermauert  (Fig.  4o). 

Der  Nordostflügel  wurde  in  den  J.  1868  u.  folgende  vollständig  umgebaut. 
An  der  Nordecke  der  beiden  Flügel  befindet  sich  ein  starker  Rundturm.  An  der 
Ostecke  befand  sich  bis  zum  J.  1 869  ein  viereckiger  Turm,  heute  nur  noch  zum 
Teil  erhalten  (Fig.  4i). 

Im  Winkel  zwischen  beiden  Flügeln  in  viereckigem  Gehäuse  eine  eichene 
Wendeltreppe  (Fig.  42). 

Der  Turm  an  der  Nordecke  ist  mit  einem  Kuppelgewölbe  im  Untergeschoss, 
im  ersten  und  zweiten  Geschoss  mit  .siebenteiligen  Rippengewölben  überdeckt  (Fig.  44). 
Haube  geschiefert,  polygonal  mit  alter  bleierner,  gothischer  Kreuzblume  und  wohl 
selbst  noch  aus  gothischer  Zeit  stammend.    Neu  geschiefert.  [F.] 


FREIALDENHOVEN. 


Römische  RÖMISCHE  ANLAGEN  UND  FUNDE.    Bei  Freialdenhoven  wurde- 

AnlFundeUnd 'm  J-  '866  das  Fragment  eines  römischen  Meilensteins  in  Form  einer  Säule  gefunden 
(B.  J.  XXXIX,  S.  1 98^ ;   Schneider  nimmt  hier  eine  Römerstrasse  in  der  Richtung 
auf  Geilenkirchen,  Tüdderen  an  (Aachener  Zs.  XIV,  S.  2  9). 
Kathoi.  KATHOLISCHE   PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Mauritii).     Binterim  und 

Pfarrkirche  MqoreN)  £   R  Tj  g  33,,.  U>  g   ,55>  _  Aachener  Zs.  I,  S.  75.  —  KuHL  II,  S.  295.  — 

Offermann  S.  So.  —  Kaltenbach  S.  3 20. 

H  ands  chri  f  tl.  Qu.    Im  Pfarrarchiv:  Privilegien  der  Jülicher  Ritterschaft 
von  1 45 1  ab.  —  Urkunden  über  einzelne  Altäre  von  i45o,  i454,  1 545 .  —  Stiftungen 
u.  s.  w.  des  i7.  u.  18.  Jh.    Im  Einzelnen  vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  8. 
Geschichte  Im  J.  Ii 66  erwirbt  Erzbischof  Rainald  von  Köln  die  Kirche  in  Freialdenhoven 

mit  allen  ihren  Rechten  (Lacomblet,  U  B.  I,  Nr.  422);  auch  im  Liber  valoris,  um  i3oo, 
findet  die  Kirche  Erwähnung.    Der  jetzige  Bau  stammt  im  Wesentlichen  aus  dem 
i5.— 16.  Jh.,  höchstens  könnte  ein  Teil  des  Turmes  noch  älter  sein;  der  Bau  hat  in 
späterer  Zeit  mannigfache  kleine  Veränderungen  erfahren. 
Beschreibung  Zweischiffige    Hallenkirche    des  i5.  Jh.  mit    vortretendem  Westturm,  im 

Lichten  20,20  m  lang,  10,60  m  breit  (Ansicht  Fig.  45  —  Grundriss  Fig.  46). 

Im  Äusseren  ist  der  Bau  jetzt  ganz  überkälkt.  Der  Turm  ganz  glatt,  drei- 
geschossig, im  Erdgeschoss  mit  Eckquaderung  ohne  Thür,  das  Mauerwerk  aus  Ziegeln 
und  Kieseln  gemischt ;  an  der  Südseite  im  ersten  Obergeschoss  eine  vermauerte  Thür. 
Die  Glockenstube  mit  Stichbogenfenstern,  achtseitiger  Helm.  Das  Langhaus  ist  ganz 
schmucklos;  an  beiden  Seiten  einfache  derbe  Strebepfeiler,  die  über  dem  Sockelband 


68 


FREIALDENHOVEN 


69 


noch  zweimal  abgetreppt  sind;   sie  tragen  zum  Teil  noch  die  ursprünglichen  pult-  Kathoi. 

Pfärrkiro 

förmigen  Hausteinabdeckungen.  Das  Seitenschiff  mit  Walmdächern  über  den  einzelnen 
Jochen.  Die  schlichten  spitzbogigen  Fenster  ohne  Masswerk,  die  Fenster  des  Chores 
sind  zugemauert.  Die  kleine  Sakristei  am  Ostende  des  Seitenschiffes  mit  zwei 
kleinen  rechteckigen  Fenstern  und  Pultdach.  Die  Eingangsthür  im  Westjoch  des 
Seitenschiffes  einfach  mit  der  Jahreszahl  1 785. 

Im  Inneren  Hauptschiff  und  Seitenschiff  mit  3  Jochen,  nach  der  Chorpartie 
durch  schwere  Gurtbögen  auf  schwerem  Pfeiler  abgetrennt.    Die  Scheidemauer  mit 


Fig.  45.    Freialdenhoven.    Ansicht  der  katholischen  Pfarrkirche. 


zwei  derben  gemauerten  Rundsäulen  auf  ganz  primitiven  Basen;  als  Kapitale  dienen 
schwere,  rechteckige,  an  den  Kanten  abgefaste  Platten.  Die  schweren  Kreuzgewölbe 
ruhen  auf  einfachen  Konsolen.  Der  Turm,  im  Inneren  ohne  Gewölbe,  ist  nach  dem 
Langhaus  durch  eine  Fachwerkwand  abgeschlossen. 

An  das  Seitenschiff  schliesst  sich  ein  grösseres  rechteckiges  Joch  mit  Kreuz- 
gewölbe als  Chorraum ;  hier  über  der  Thür  zur  Sakristei  ein  Wappenschild  mit  der 
erneuerten  Jahreszahl  i486.  In  die  Öffnung  zum  Hauptchor  tritt  wieder  eine  schwere 
gemauerte  Säule,  die  die  beiden  Gewölbejoche  des  Chorraumes  trägt. 

Aussen  am  Turm  liegt  ein  reicher  spätgothischer  Hausteinsockel,  der 
anscheinend  eine  Holzstütze  trug. 


69 


7o 


KREIS  JÜLICH 


Kathol. 
Pfarrkirche 
Ausstattung 


Glocken 


Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen:  Mittelmässiger  Barockaltar 
mit  gewundenen  Säulen  und  grosser  Nische,  darin  die  Figur  des  h.  Mauritius, 
i  7. —  iS.  Jh. 

Achtseitiger  Taufstein  des  1 5. — 16.  Jh.  aus  Basaltlava,  85  cm  hoch,  55  cm 
Durchm.,  zum  grössten  Teil  in  einen  Pfeiler  eingemauert.  Der  hohe  Fuss  mit  profi- 
liertem Sockel  und  Gesims,  darüber  die  becherförmige  Kuppa;  auf  der  freiliegenden 
Seite  ein  Wappen  mit  drei  Hämmern. 

Im  Chor  eine  Anzahl  Grabplatten,  zum  Teil  stark  abgetreten,  meist  von 
früheren  Pastoren. 

Zwei  Glocken  von  i486  und  i498  mit  den  Inschriften  (Kühl  I,  S.  264.  — 
Aachener  Zs.  VI,  S.  252): 


Fig.  48.    Freialdenhoven.    Grundriss  der  katholischen  Pfarrkirche. 


1.  SALVATOR  VOCOR,  VIVOS  VOCO,  MORTUOS  PLANGO.  LEONARDUS  PASTOR 
ECCLESIE,  DECANUS  JULIACENSIS.  GREGOGRIUS  (so)  DE  TREVERIS  ME  FECIT  ANNO  DO- 
MINI MCCCCLXXXVI. 

2.  IN  HONORE  BEATE  MARIE  VIRGINIS.  SANCTUS  MAURITIUS.  ANNO  DOMINI 
MCCCCXCVIII. 

Burg  BURG.    Von  der  neben  der  Kirche  gelegenen  Burg  Freialdenhoven,  dem 

Stammsitz  eines  gleichnamigen  Geschlechtes,  aus  dem  im  i4.  Jh.  der  mächtige  Vasall 
Dietrich  Schinnemann  von  Aldenhoven  hervorging,  der  in  die  grosse  Fehde  mit  dem 
Grafen  von  Jülich  verwickelt  wurde,  sind  ältere  Gebäude  nicht  mehr  erhalten. 
(Wieth,  Die  Stellung  des  Markgrafen  Wilhelm  von  Jülich  zum  Reich  von  1 345 — i36i, 
S.  58.  —  Kunstdenkmäler  des  Kreises  Euskirchen  S.  1 7 2) ;  damals  wurde  auch  Frei- 
aldenhoven von  dem  Grafen  eingenommen. 

Im  J.  1 746  besassen  die  Reuschenberg-Setterich  zu  Freialdenhoven  ein  grösseres 
Hofgut,  welches  in  der  Teilung  der  Reuschenberg'schen  Erben  Freiherr  von  Forst- 
meister erhielt.  Ein  anderes  Gut  daselbst  erwarb  bereits  1 745  Adrian  Johann  von 
Lamezan,  Kurpfälzischer  wirklicher  Geheimer  Rat.  [R.] 


GEREONSWEILER  —  GÜSTEN  7  I 


GEREONSWEILER. 


Kathol. 
Pfarrkirche 


Geschidite 


RÖMISCHE  ANLAGEN  UND  FUNDE.    Im  Pfarrhaus  zwei  römische  Römische 
Inschriftsteine,  beide  aus  dem  Abbruch  der  alten  Pfarrkirche  herrührend;  der  grössere,    n  p^d^ 
den  „matronis  Berhuiahenis"  geweiht,  mit  Baumornament  an  der  Seite,  war  in  den 
Altar  verbaut. 

Schneider  nimmt  eine  Römerstrasse  von  Aachen  an  Gereonsweiler  vorbei  in 
der  Richtung  auf  Hilfarth  an  (Aachener  Zs.  XIV,  S.  18,  36). 

KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Gereonis).  Binterim  u. 
Mooren,  E.  K.  I,  S.  339;  II,  S.  1 57.  —  Kühl,  IV,  S.  293,  297.  —  Ann.  h.  V.  N.  LVII, 
S.  244.  —  Offermann  S.  49. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Pfarrachiv:  Altarstiftung  von  1 433.  —  Register, 
Renten,  Akten,  Verzeichnisse  vom  16.  Jh.  an.  —  Beschreibung  des  Amtes  Alden- 
hoven von  i7o5.    Im  einzelnen  vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  9. 

Gereonsweiler  ist  eine  der  ältesten  Kirchen  des  Jülicher  Landes,  nach  dem 
Memorienbuch  des  Stiftes  S.  Gereon  in  Köln  diesem  von  dem  Pfalzgrafen  Hermann  ge- 
schenkt, der  in  der  zweiten  Hälfte  des  io.  Jh.  lebte  (Kühl  IV,  S.  294).  Die  im 
J.  1889  niedergelegte  Kirche  scheint  im  Kern  noch  ein  romanischer  Bau  gewesen 
zu  sein,  darauf  scheinen  auch  die  beiden  beim  Abbruch  gefundenen  römischen  In- 
schriftsteine hinzuweisen.  Ein  vollkommener  Neubau  wurde  im  J.  1886  nach  den 
Plänen  des  Architekten  Theodor  Kremer  in  Köln  errichtet. 

Von  der  Ausstattung  der  neuen  Pfarrkirche  sind  zu  erwähnen: 

Zwei  knieende,  Leuchter  tragende  E n  ge  1  f  igur en ,  mit  Levitenröcken  be- 
kleidet, gute  Holzskulpturen  aus  der  2.  H.  des  i5.  Jh,  je  36  cm  hoch,  leider  überstrichen. 

Spätgothische  Monstranz  aus  vergoldetem  Silber,  um  i5oo,  62  cm  hoch. 
Der  achtblättrige  Fuss  einfach,  die  Seitenstücke  unten  mit  grossen  Rosetten,  darüber 
vier  Heiligenstatuetten  in  Architekturumrahmung;  über  dem  Cylinder  Baldachin  mit 
Madonnenstatuette.  An  der  Unterseite  zwei  Stempel,  der  eine  rechteckig  mit  spät- 
gothischem  G,  der  andere  ein  Wappen  mit  drei  Kreuzen  und  die  Inschrift:  jar(ian?) 

RUWER  UND  SIN  HUSFRAW. 

Die  beiden  alten  Glocken  von  1 433  und  1 734  tragen  die  Inschriften: 

1.  IHESUS.  AVE  MARIA,  GRATIA  PLENA,  DOMINUS  TECUM.  SANCTUS  GEREON. 
SANCTA  HELENA.     ANNO  DOMINI  MCCCCXXXIII. 

2.  S.  JOSEPH,  S    MARIA.     MDCCXXXIV.  [R.] 


Ausstattung 


Glocken 


GÜSTEN. 

KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Philippi  et  Tacobi).  Wilhelm  Kathol. 

Pfarrkirc 

Graf  von  Mirbach,  in  der  Aachener  Zs.  I,  S.  95.  —  Kühl,  Geschichte  der  Stadt 
Jülich  IV,  S.  3o  1 . 

Handschriftl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Lagerbuch,  modern,  mit  sorgfältigem 
Inventar,  zusammengestellt  von  Lehrer  Gehlen,  zum  Teil  auf  Urkunden  des  18.  Jh. 
fussend.  —  Koblenz,  Staatsarchiv:  reichhaltige  Archivalien  über  die  zur  Abtei  Prüm 
gehörige  Kirche  (vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  11).  Darunter  angeblich  Akten  über 
Umbauten  im  J.  1 5 26  und  im  1 7.  Jh. 


7i 


72 


KREIS  JÜLICH 


Kathol. 
Pfarrkirche 
Geschichte 


Beschreibung 


Die  Kapelle  in  Güsten  besteht  schon  am  Anfang  des  9.  Jh.  und  wird  um  die 
Mitte  dieses  Jahrhunderts  zur  Kirche  erhoben.  Am  7.  Mai  847  verleiht  Kaiser 
Lothar  I.  an  Herrn  Rotgar  im  Ripuariergau ,  in  der  Grafschaft  Jülich ,  die  der 
h.  Justina  geweihte  Kapelle  (Beyer  und  Eltester,  Mittelrheinisches  U.  B.  I,  S.  84); 
im  J.  859  giebt  Lothar  II.  die  Kirche  und  Villa  S.  Justinae  dem  Vasallen  Otbert 
(Beyer,  U.  B.  I,  S.  98),  und  im  J.  87o  kommt  der  Ort  an  die  Abtei  Prüm  (Beyer, 
U.  B.  I,  S.  io7  und  II,  S.  6oo).  Der  Abtei  gehört  er  bis  zum  J.  n7i.  In  diesem 
Jahr  wird  Güsten  vom  Prümer  Abt  Rotbert  dem  Liebfrauenstift  zu  Prüm  inkorporiert, 
bei  dem  es  bis  zur  Aufhebung  der  Abtei  verbleibt.  Im  Erkundigungsbuch  von  1 53 3 
ist  Güsten  als  Pfarre  genannt.  (Über  die  interessante  Geschichte  der  Vogtei  von 
Güsten  vgl.  Kühl  a.  a.  O.  IV,  S.  3o4  —  Wilhelm  Graf  von  Mirbach  a.  a.  O.  — 
Fabricius,  Karte  von  1 789,  S.  295.)  Die  heutige  Kirche  ist  wohl  ein  einheitlicher  Neu- 
bau, aus  dem  1 4.  Jh.  Von  der  Ausstattung  des  vorhergehenden  Baues  hat  sich  der  Tauf- 
stein und  ein  grosser  hölzerner  Crucifixus,  beide  aus  dem  i3.  Jh.,  erhalten.    In  der 

i.  H.  des  i7.  Jh.  wurde 
durch  den  Pastor  Balthasar 
Gumpartz  zwischen  dem 
nördlichen  Seitenschiff  und 
dem  Chor  die  alte  Sakristei 
eingebaut.  Im  J.  1800  nahm 
eine  Windhose  das  Dach 
weg,  ohne  der  Kirche  wei- 
teren Schaden  anzuthun.  In 
den  6o  er  Jahren  des  1 9.  Jh. 
wurde  das  Ostjoch  des  süd- 
lichen Seitenschiffes  als  neue 
Sakristei  eingerichtet ,  im 
J.  1 863  die  alte  Sakristei 
restauriert. 

Die  katholische  Pfarrkirche  ist  eine  dreischiffige  gothische  Backsteinbasilika 
mit  Westturm  und  dreiseitig  geschlossenem  Chor  (Grundriss  Fig.  47,  Ansicht  Fig.  48). 

Der  Turm  ist  dreigeschossig  mit  achtseitiger  Haube.  Das  obere  Geschoss  hat  in 
rundbogigen  Blenden  zweigeteilte  gothische  Masswerkfenster,  deren  Oberteil  einen 
Vierpass  und  in  den  Langbahnen  nasenbesetzte  Spitzbögen  hat. 

An  der  Westseite  des  Turmes  befindet  sich  ein  unterlebensgrosses  Holz- 
kruzifix  aus  dem  J.  1  7 2  7 ;  tüchtige  Arbeit.  Auf  dem  Querbalken  die  Inschrift: 
crux  missionis.  Am  Pfosten  in  einer  Nische  eine  20  cm  hohe  schlechte  Figur 
des  h.  Franz  Xaver  mit  der  Inschrift:  s.  franciscus  xaverius  ora  pro  nobis.   U2  7. 

Die  Schiffe  haben  einfache  Spitzbogenfenster  mit  Windeisen,  der  Chor  zwei- 
geteilte Spitzbogenfenster,  in  der  Bekrönung  einen  Dreipass.  dessen  Spitzen  in  Blumen 
endigen.  Zwischen  den  Fenstern  Strebepfeiler  mit  Pultdachabdeckung.  Das  Fenster- 
bankgesims ist  um  die  Strebepfeiler  des  Chors  herumgeführt.  Geschiefertes  Sattel- 
dach mit  Dachluke  und  barockem  Dachreiterchen  im  Osten. 

In  der  Nordostecke  zwischen  Seitenschiff  und  Chor  befindet  sich  die  zweige- 
schossige alte  Sakristei  mit  flachbogigen  Fenstern  im  Obergeschoss.  An  ihr  das 
Wappen  des  Balthasar  Gumpartz  (f  i64o),  Pastors  in  Güsten,  und  die  Jahreszahl  1 633. 

Das  Innere  der  Kirche  ist  kreuzgewölbt,  fünfjochig  im  Mittelschiff,  vierjochig 
in  den  Seitenschiffen.    Die  Rippen  werden  in  den  Schiffen  von  Konsolen  mit  fein 


Fig.  47.    Güsten.    Grundriss  der  katholisdien  Pfarrkirdie. 


7  2 


GÜSTEN 


73 


gearbeitetem  Laubwerk,  im  Chor  von  Säulchen  auf  solchen  Konsolen  getragen.    Das  Kathoi. 

•  Pfärpkirc 

östliche  Langjoch  des  Chores  besitzt  ein  mit  den  drei  Gewölbezwickeln  über  dem 
Chorschluss  vereinigtes  Gewölbe. 


Fig.  48.    Güsten.    Ansicht  der  katholischen  Pfarrkirche. 


Ausstattung. 

Der  Hochaltar,   der  sogenannte  Bitterleidenaltar  (vgl.  Beissel,  Stimmen  Hochaltar 
aus   Maria  Laach  i895  S.  1 1  und  Kölnische  Volksz.  vom  i7.  Dez.  i9oi,  Nr.  1126) 
ist  eine  Antwerpener  Arbeit  mit  der  eingebrannten  Hand  als  Marke,  aus  dem  Anfang 


74 


KREIS  JÜLICH 


Kathoi.     des  1 6.  Jh.    Wie  die  Mehrzahl  der  Antwerpener  Altäre  eine  virtuose  aber  handwerks- 

srrliirchö  > 

massige   Arbeit.    Vor   einigen  Jahren  wurde  der  Altar  umgearbeitet,   wobei  ein 


Fig.  49.    Güsten.    Ansicht  des  Hochaltars  in  der  katholischen  Pfarrkirche. 

barocker  Unterbau  entfernt  wurde.  Neuerdings  erhielt  er,  an  Stelle  der  verloren 
gegangenen,  neue  mit  Gemälden  von  J.  Dickmann  geschmückte  Flügel. 


74 


GÜSTEN 


75 


Kruzifixus 


Oben  im  Mittelstreifen  befindet  sich  die  Kreuzigung,  in  volkreicher  Scene,  von  Kathol. 

P  färi'lcirchc 

ganz  malerischer  Auffassung.  Die  schwebenden  Engel ,  welche  das  Blut  Christi  an 
den  Händen  auffangen,  sind  vermittelst  langer  Hölzer  auf  den  tiefliegenden  Grund 
gesteckt.  In  getrennter  Scene  darunter  Johannes  mit  der  in  Ohnmacht  fallenden 
Maria  und  den  heiligen  Frauen.  An  den  Gewänden  rankt  der  Baum  Jesse  mit  den 
Vorfahren  Mariä  empor,  welche  selbst  in  der  Spitze  zu  oberst  auf  dem  Baldachin 
über  der  Kreuzigungsgruppe  thront.  Der  Baum  entspringt  in  der  Scene  drunter,  aus 
dem  Schoss  des  Jesse,  der  in  einem  Thronsessel  schlummert,  umgeben  von  vier  Pro- 
pheten. Der  linke  Seitenteil  enthält  im  unteren  Feld  die  Beschneidung,  im  oberen 
die  Kreuztragung;  der  rechte  die  Anbetung  der  Könige  und  die  Kreuzabnahme. 
Der  Predellenteil  enthält  die  Schaustellung,  Dornenkrönung  und  Grablegung  Christi. 

Das  Inventar  nennt  noch  Holzfiguren 
einen  Muttergottesaltar,  im 
J.  i699  gestiftet  von  Christian 
Wagner,  der  nicht  mehr  vor- 
handen ist,  von  dem  sich  aber 
noch  einige  Figuren  in  der 
alten  Sakristei  befinden.  Un- 
bedeutend. 

An  der  inneren  West- 
wand des  südlichen  Seiten- 
schiffes ein  Holzkruzifix 
unterlebensgross.  Aus  dem 
i3.  Jh.,  rohe  Arbeit,  in  steifer 
romanischer  Auffassung,  langer 
geradefallender  Lendenschurz, 
die  Füsse  nebeneinander  auf 
einem  Suppedaneum.  An  die 
Kanten  des  Kreuzes  setzen  sich 
romanische  Blätter  in  strenger 
Stilisierung  an  (Fig.  So). 

Im  Westjoch  des  süd- 
lichen Seitenschiffes  d  e  r  T  a  u  f - 
stein  in  romanischer  Formen- 
gebung.    Blaustein,  Mitte  des 

i3.  Jh.  (vgl.  unter  Geuenich  und  auch  Kunstdenkmäler  des  Kr.  Kempen,  S.  16,  wo 
■eine  grosse  Anzahl  ähnlicher  Taufsteine  aufgezählt  ist).  Der  Taufstein  ist  achteckig, 
beckenförmig  auf  acht  Säulchen  ohne  Gliederung.  An  den  Ecken  des  oberen  Randes 
plump  skulptierte  Köpfe;  an  den  Seiten  kleeblattbogige  Blenden  mit  Vierpässen  im 
oberen  Blatt. 

In  der  Turmhalle  zwei  Ölgemälde  auf  Leinwand:  die  b.  Katharina,  bäurisch,  Ölgemälde 
aus  dem  1882   abgebrochenen   Katharinenaltar  stammend,  Ende  des   i7.  Jh.;  der 
h.  Michael,  in  Anlehnung  an  Raphael,  derb,  barock,  aus  dem  1882  abgebrochenen 
Michaelisaltar.  Der  Altar  trug  die  Inschrift :  wilhelmus  fabritius,  rector  altaris 
beati  Michaelis,  1 693  me  curavit  (Lagerbuch  im  Pfarrarchiv). 

Im  J.  1 5 33  —  Erkundigungsbuch  im  Düsseldorfer  Staatsarchiv  —  bestanden 
neben  dem  Liebfrauenaltar  schon  ein  St.  Katharinen-  und  ein  St.  Michaelisaltar. 


Taufstein 


Fig.  50.  Güsten. 
Romanischer  Krucifixus  in  der  katholischen  Pfarrkirche. 


75 


76 


KREIS  JÜLICH 


Kathol.  Die  Glocken  haben  die  Inschriften: 

Pf  ^loAen  h  6  MENTEM  SANCTAM,  SPONTANEAM,  HONOREM    DEO   ET   PATRIE  LIBERATIONEM. 

ignis  A  laesura  protege  nos  agatha  pia.    Romanische  Majuskeln. 

2.  ANNO  DOMINI  MCCCC.(X?)V  FUI  CONSTRUCTA.     MARIA  VOCOR.  O  REX  GLORIE 

veni  cum  pace.    Gothische  Minuskeln. 

Die  3.  und  die  4.  Glocke  wurden  im  J.  1 838  von  Georg  Klaren  in  Sieglar  gegossen. 
Gruft  Östlich  von  der  Kirche  befindet  sich  die  im  J.  1 63 7  errichtete  Gruft  des 

Pastors  Gumpartz  (f  i64o).  Auf  zwei  Backsteinpfeilern  in  der  Front  und  einer 
Backsteinhinterwand  ruht  ein  kleines  Satteldach.  An  der  Hinterwand  eine  Platte 
mit  der  Inschrift:  anno  i64o,   i3.  maji,  obiit  reverendus  dominus  Balthasar 

GUMPARTZ,  S.  S.  CANONUM  BACCALAUREUS,  PASTOR  ECCLESIAE  SYNODALIS  GUSTENSIS 
AC  CANONICUS  IN  PRÜM,   CUIUS  ANIMA  IN  CHRISTO  REQUIESCAT. 

LARGA  MANUS,  VIRTUS,  IUS,  MORS  TUA  GLORIA,   DE  TE  NEMO  MALUM  VERBUM 
QUI  LOQUI  POTUERAT. 

HIE  LEIGT  BEGRAVEN  EIN  SOLCH  HIRDT, 
DER  SEINE  SCHAFF  GAR  UNVERFIERT 
GEWEID,  GESCHWEIDT,  VOR  SIE  GESETZT 
SEIN  HAB,  SEIN  GUT,  SEIN  GANZES  HERZ. 

(Weid-  und  Schweidgang  im  1 8.  Jh.  häufig,  vgl.  Kühl  a.a.O.  II,  S.  286). 

An  der  Vorderwand  das  Wappen  des  Balthasar  Gumpartz  mit  der  Inschrift: 
ANNO  1 637.     B.  G. 

Harffenburg  Von  der  noch  Ende  des  18.  Jh.  erwähnten  Harffenburg  ist  nichts  mehr 

vorhanden,  sie  kam  von  den  Büffel  v.  Güsten  durch  Erbschaft  an  die  Harff,  dann 
an  die  Hoensbroech,  Behr  v.  Lahr  u.  s.  w.  [F.] 


HAMBACH. 

Kaltenbach,  S.  247.  —  Offermann,  S.  Si.  —  W.  Graf  von  Mirbach, 
Territorialgeschichte  I,  S.  10.  —  Korth  i.  d.  Aachener  Zs.  XIV,  S.  86. 

Römisches  RÖMISCHE  RESTE.    In  Hambach  selbst  ist  ein  Fund  römischer  Alter- 

tümer nicht  bekannt,  aber  ein  im  J.  i582  im  nahen  Altdorf  gefundener  Matronen- 
stein —  damals  vom  Grafen  Hermann  von  Manderscheid  zu  Blankenheim  erworben, 
jetzt  im  Museum  zu  Köln  —  ist  den  Matronis  Hamavehis  gewidmet  (Brambach, 
C.  I.  Rh.  Nr.  621;  Abb.  Schannat-Baersch,  Eiflia  illustrata  Irt.  Tafel  X,  34)  und  gab 
Veranlassung,  den  Namen  Hambach  auf  diesen  Matronenkult  zurückzuführen  (Petrus 
Pallandus,  Brief  vom  i3.  August  i59o  an  Justus  Lipsius,  abgedruckt  bei  Burmannus, 
Sylloge  epistolarum  a  viris  illustribus  scriptarum  I,  S.  45 1.  —  Lersch,  Centraimuseum 
rheinländischer  Inschriften  I,  S.  27.  —  C.  von  Veith  i.  d.  Aachener  Zs.  VIII,  S.  1 19,  A.  2 
und  IX,  S.  5.).  Dagegen  glaubt  Kühl  (a.a.O.  I,  S.  29 1;  II,  S.  299),  dass  Hambach 
eine  Wiederholung  des  Namens  der  jülichschen  Stammburg  Heimbach  an  der  Rur 
ist  und  zu  den  Matronis  Hamavehis,  deren  Namen  vom  Volk  der  Chamaven  sich 
herleitet  (Max  Ihm  i.  d.  B.  J.  XIII,  S.  23),  in  keiner  Beziehung  steht  (vgl.  auch 
Korth  i.  d.  Aachener  Zs.  XIV,  S.  86).  Es  wird  vermutet,  dass  an  Hambach  ein 
zwischen  Stetternich  und  Lindenberg  von  der  Köln-Jülicher  Heerstrasse  sich  ab- 
zweigender Römerweg  vorbeiführt  (Schneider,  B.  J.  LXXVIII,  S.  2,  Nr.  7). 
Kathol.  KATHOLISCHE   P  F  A  R  RKI  R  CH  E  (s.  t.  s.  Antonii).  Handschriftl. 

>farrkirche  Qu.    Im  Pfarrarchiv:   Stiftungsurkunden  aus  dem  i5.  und  16.  Jh.,  vom  J.  i464 
an,   für  die   Bruderschaft  und  Kapelle  des  h.  Antonius   in  Hambach.  —  Renten- 


1h 


HAMBACH 


77 


Verzeichnisse  von  den  J.  1661,  1 665  u.  i7ii,  sowie  zahlreiche  jüngere  Register  und  Kathoi. 
Hebebücher,  vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.u.  —  Auf  dem  Bü  rg  er  m  ei  st  e  ra  m  t :  Pf  arrkircl 
Tauf-,  Trau-  und  Sterberegister  vom  J.  1 6o7  —  1 798,  lückenhaft  (vgl.  Tille,  Über- 
sicht II,  S.  i3).  Im  Pfarrarchiv  zu  Selgersdorf:  Urkunde  aus  dem  J.  i575.  Die 
Schöffen  u.  s.  w.  zu  Hambach,  welche  sich  schon  verschiedentlich  an  den  Herzog  Wil- 
helm von  Jülich  mit  der  Bitte  gewandt  hatten,  die  Kapelle  Hambach  zur  Pfarrkirche 
zu  erheben,  versprechen  den  Pastoren  zu  Niederzier  und  Selgersdorf,  dass  ihre  Ein- 
künfte durch  eine  etwaige  Erhebung  keine  Schmälerung  erleiden  sollen  (Vgl.  Tille, 
Übersicht  II,  S.  48).  —  Im  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf:  Erkundigungsbücher  vom 
J.  i55o  u.  1 582.  —  Im  Erkundigungsbuch  vom  J.  i55o  wird  berichtet,  dass  jährlich 
1 1  Malter  Roggen  dem  Pastor  „seder  der  veden"  vorenthalten  werden.  Sie  seien 
aber  „an  der  kirchen  zu  decken  und  sunst  uf  guder  rechnung  angelecht." 

Die  Hambacher  Pfarrkirche  war  ehemals  eine  Kapelle  unter  Niederzier.    In  Geschichte 
den  J.  i5o9,  i55o  u.  1 5 7 5  wird  sie  als   Kapelle  genannt  (Kühl  IV,  S.  1 53).  Sie 
wurde  ersti576  zur  Pfarrkirche  erhoben  und  geweiht  (Erkundigungsbuch  von  1 5 82), 
aber  schon  ums  J.  1 4 1 9  war  der  heutige  stattliche  Bau  entstanden,  unter  Reynald 
(i4o2 — 1423),   Herzog  von 
Jülich  und  Geldern.  Sein 
Wappen  und  das  seiner  Ge- 
mahlin ist  am  Gewölbe  der 
Kirche  angebracht  und  die 
grosse  Glocke  vom  J.  1 4 1 9 
trägt  seinen   Namen.  Die 
Kirche  hat   sich   trotz  der 
wiederholten    Brände  und 
Belagerungen   der  Freiheit 
und  des  Schlosses  Hambach  Fig.  51.   Hambach.    Grundriss  der  katholischen  Pfarrkirche, 

beinahe  unverändert  erhalten 

und  besitzt  einen  schönen  gothischen  Innenraum.  Im  J.  1 8 7 9  wurde  die  Orgel- 
bühne erneuert,  gleichzeitig  die  Öffnung  des  Turmes  gegen  das  Schiff  erbreitert, 
die  Gewölbe  im  Turm  neu  eingezogen,  und  die  ganze  Kirche  restauriert  durch  Bau- 
meister Wiethase  aus  Köln. 

Die  Kirche  ist  ein  gothischer  Saalbau  mit  Westturm  und  fünfseitig  geschlossenem  Beschreibung 
Chor.     Im   Lichten   27,5  m   lang   mit  Turmvorhalle,   und  7,7  m  breit.  Material: 
Backstein.    (Grundriss  Fig.  5i,  Ansicht  von  Süden  Fig.  52.) 

Der  Turm,  im  Erdgeschoss  1  m  3o  cm  stark,  ist  viergeschossig.  Die  zwei 
mittleren  Stockwerke  haben  je  zwei  mit  je  zwei  Rundbögen  geschlossene  Blend- 
nischen. Die  Beleuchtung  erfolgt  durch  lange  Schlitze  in  den  Lisenenmitten.  Das 
Obergeschoss  hat  nach  allen  Seiten  je  zwei  flachbogige  Fenster  mit  einfachem  Mass- 
werk. Der  Turm  ist,  wie  die  gothischen  Profile  beweisen,  gleichzeitig  mit  der  Kirche 
entstanden  und  bildet  ein  charakteristisches  Beispiel  für  die  durch  das  ganze  Mittel- 
alter in  der  Rheinprovinz  beliebte  romanisierende  Gliederung  einfacher  Türme.  Die 
Turmhaube  ist  eine  achtseitige  geschieferte  Pyramide  mit  Dachluke  auf  der  Ostseite. 

Die  Langhausmauer  hat  einen  einfachen  mit  einer  Schräge  in  die  Obermauer 
übergeführten  Sockel.  In  Höhe  der  Fensterbank  ist  ein  Gesims  mit  Wasserschlag 
um  die  Mauer  geführt,  welches  sich  auch  um  die  Strebepfeiler  verkröpft.  In  Höhe 
der  Fenstermitte  sind  diese  noch  einmal  durch  eine  Schräge  mit  Wasserschlag  ab- 
getreppt.   Die  Strebepfeiler  sind  durch  Pultdächer,  auf  welchen  vorne  kleine  Giebel - 


77 


78 


KREIS  JÜLICH 


Kathoi.     chen  aufsitzen,  abgedeckt.    Die  Giebelchen  wohl  eine  Zuthat  von  Wiethase.  Die 

'ärrkircliG  * 

Fenster  sind  spitzbogig  mit  einem  Mittelpfosten  und  verschiedenförmigem  Masswerk 
im  Kouronnement.    Das  Masswerk  erneuert. 

Der  Chor  ist  fünfseitig  geschlossen,  von  gleicher  Gliederung  wie  das  Schiff 
und  mit  denselben  unter  ein  einheitliches  Satteldach  mit  Chorhaube  gebracht. 

Am  Ostende  des  Langhauses  setzt  sich  südwärts  die  Sakristei,  ein  einfaches 
rechteckiges  Gebäude  mit  hübschem  geschiefertem  Dachreiterchen,  an.  Darauf  ein 
schmiedeisernes  Antoniuskreuz. 

Das  Innere  ist  mit 
gothischen  Rippenkreuzge- 
wölben auf  Konsolen  in 
Blätterschmuck  überdeckt. 
Die  Gewölbe  unter  dem 
Turm  wurden  im  J.  1880  er- 
setzt. Dieser  öffnet  sich 
gegen  das  Schiff  im  Spitz- 
bogen. Der  fünfseitige  Chor 
hat  ein  kurzes  Langhaus, 
dessen  Gewölbe  mit  den  Ge- 
wölbekappen des  Polygons 
einen  gemeinschaftlichen 
Schlufstein  hat. 

Die  Linienführung  der 
Rippen  und  Gurten  in  Chor 
und  Schiff  ist  eine  sehr 
exakte  und  anmutige.  Die 
Profile  sind  die  gewöhn- 
lichen spätgothischen :  zwei 
flache  Hohlkehlen  mit  einem 
schmalen  Steg  zwischen 
ihnen. 

Die  Sargwände  des 
.Schiffes  sind  unter  den  Fen- 
stern ,  etwa  in  doppelter 
Breite  dieser,  durch  flach- 
bogig  geschlossene  Nischen 

Fig.  52.    Hambach.    Ansicht  der  katholischen  Pfarrkirche.  erleichtert     die  Chorwände 

durch  schmälere  spitzbogige 

Nischen  (vgl.  die  katholischen  Pfarrkirchen  in  Aldenhoven,  Mersch,  Hasselsweiler, 
Gangelt  u.  s.  w.). 

Am  Schlufsstein  des  Chores  ein  Lamm,  am  Schlufsstein  des  anschliessenden 
Langhausjoches  ein  Antoniuskreuz.    An  den  übrigen  das  Wappen  des  Herzogs  Reinald 
von  Jülich-Geldern  und  das  Wappen  Jülich-Geldern,  vereinigt  mit  dem  Wappen  der 
Gemahlin  des  Herzogs,  Maria  von  Harcourt. 
Ausstattung  modern. 

An  der  südlichen  Wand  der  Kirche  ist  ein  Grabstein  des  Herrn  von 
Po  Hart  (f  1 5  1 5)  eingemauert.  Im  Mittelstreifen  des  Steines  das  Wappen  des  Pollart, 
darunter  die  Inschrift,  zu  beiden  Seiten  die  Ahnenwappen.    Inschrift:  hier  light 


7S 


HAMBACH 


79 


|  feätf» 


BEGRAEVEN  DEN  EDELEN  EEREN FESTEN  JAECOP  POLLART  VAN  RATTONRAW,  SYNDE  IN 
DEN  HEEREN  ONTSLAEPEN  DEN  26  AUGUSTY,  IN  TAT  IAER  ONSES  HEEREN  1 5 1 5.  Links 

unter  einander  die  fünf  Wappen  des  Vaters  und  dessen  mütterlicher  Ahnen  mit  den 
Unterschriften:  pollart  von  mains,  wardlaw  van  tori,  hamiltoun  van  wodhal, 
lindsay  von  indsay.  Rechts  die  Wappen  der  Mutter  des  Verstorbenen  und  deren 
mütterlicher  Ahnen  mit  den  Inschriften:  spens  van  wilmisto,  windram  van  byrs, 

CRIECHTOVN  VAN   SAN  QUHER,  DOUGLAS  VON  STENIPETH. 

Spätgothische  Monstranz  mit  ergänztem  Fuss. 
Kupfer,  vergoldet.  Sehr  wahrscheinlich  bei  Gelegenheit 
der  Erhebung  der  Antoniuskapelle  zur  Pfarrkirche,  im 
J.  1 5 7 6,  durch  den  Kirchenpatron,  Herzog  Wilhelm  V. 
von  Jülich-Kleve-Berg,  beschafft.  Graziöseste  spätgo- 
thische Arbeit,  besonders  auch  deswegen  bemerkens- 
wert, weil  die  Lunula  und  ihr  Behälter  noch  nicht  dem 
modernen  grossen  Hostienformat  entsprechend  geändert 
wurden.  Der  Fuss  jedoch  scheint  bei  der  Wiederher- 
stellung durch  den  Goldschmied  Witte  in  Aachen,  im 
Auftrag  des  Pastors  Engels  im  J.  1 87 5,  nicht  unverändert 
geblieben  zu  sein.  —  Auf  dem  säulenförmigen  Fuss  mit 
flachem  getriebenem  Schaftring  ruht  ein  flacher  Teller 
von  sehr  bewegter,  spätgothischer,  an  Rokokobildungen 
erinnernder  Grundrissform.  Er  ist  mit  getriebenem 
Fischblasenmasswerk  auf  zurückgetriebenem  gekörntem 
Grund  geschmückt.  In  der  Mitte  erhebt  sich  der  cylin- 
drische  Glasbehälter  der  Lunula,  seitlich  zwei  Strebe- 
pfeiler. Die  Lunula  wird  von  einem  knieenden  ge- 
gossenen und  ciselierten  Engelsfigürchen  getragen.  An 
den  in  ein  Bündel  von  drei  Säulen  gegliederten  Strebe- 
pfeilern befinden  sich  die  gegossenen  und  ciselierten 
Figürchen  von  Johannes  dem  Täufer  und  der  h.  Ka- 
tharina auf  blättergeschmückten  Kapitälchen,  welche 
wieder  auf  ganz  frei  sich  durchschlingenden,  spätest- 
gothischen  Ranken  stehen.  Über  den  Figuren  ganz  in 
zierliches  Rankenwerk  aufgelöste  Baldachine.  Die  Strebe- 
pfeiler tragen  die  ebenfalls  mit  getriebenem  Ornament 
verzierte  Bedachung  des  Cylinders,  auf  welcher  sich 
ein  Baldachin  und  das  ciselierte  Reliefbildchen  der 
Muttergottes  im  Strahlenkranz  erhebt.  Die  Madonna 
stehend,  in  spätgothischer,  geschwungener  Haltung, 
trägt  in  der  Rechten  ein  Scepter,  auf  der  Linken  das 

Christkind.  Vor  den  vier  Säulen,  welche  den  Baldachin  tragen,  je  eine  ciselierte  Figur 
der  hh.  Antonius,  Sebastian,  Johann  Bapt.  und  Petrus  auf  laubgeschmücktem  Kapitälchen 
und  unter  einem  Dach  von  Laubgewinden.  Nach  oben  lösen  sich  die  Säulen  in  ein 
Bündel  von  vieren  auf,  welche  durch  eine  gemeinsame  Kreuzblume  wieder  zusammen- 
gefasst  sind.  Die  Säulen  sind  durch  Wimperge  aus  vielfach  verschlungenen  Ranken 
verbunden  und  tragen  als  Bekrönung  des  Ganzen  einen  vierseitigen  leicht  geschwungenen 
Dachhelm  mit  abgefasten  Kanten,  einem  Knauf  und  dem  ciselierten  Bildnis  des 
Krucifixus  statt  einer  Kreuzblume.    Am  Fuss  die  Inschrift:  hoc  ostensorium  anti- 


K  a  t  h  o  l. 
Pfarrkirche 


Fig.  53.  Hambach.  Monstranz 
in  der  katholischen  Pfarrkirche. 


Monstranzen 


So 


KREIS  JÜLICH 


Kathol. 
Pfarrkirche 


Vortragekreuz 


Glocken 


Grabmäler 


Schloss 
Hambach 


Handschriftl. 
Quellen 


QUUM,  USU  PAENE  CONSUMTUM,  DEIN  EX  MEMORIA  DEPOSITUM,  NUNC  STUDIO  PASTORIS 
LOCI  F.  ENGELS  AD  LUCEM  TRACTUM,  PIA  VIDUA  MAR.  CATH.  NIESSEN,  NATA  FIRME- 
NICH, IN  INTEGRUM  REDIGI  ET  DEAURARI  FECIT  ANNO    1 87  5    (Fig.  53). 

Silbervergoldete  Rokokomonstranz,  einfach,  Kölner  Silber  (?),  1 5  lötig, 
um  i77o,  mit  dem  Meisterzeichen  s.  b. 

Vortragekreuz.  Messingne  Endigung  mit  Crucifixus  und  Cherubimköpfchen 
an  den  Enden.     Inschrift:  anno  1686.     f.  hb.   beadrdc.  laus.  ees.  dilma.  vi. 

RAUSCHEN.      F.  L. 

Glocken.  Die  erste,  1 ,33  m  im  Durchmesser,  hat  die  Inschrift:  anno  domini 

1 4 1 9  WARD  DESE  CLOCHE  DOIN  GEESEN  VON  DEM  HOGHEBOREN  HERRTOGEN  REYNALD 
VAN  GUILGE  IND  VAN  GELRE  IND  GREVE  VAN  SUTPHEN  IND  IS   GENANT  ANTHONIUS. 

Die  zweite,  von  1,1 9  m  Durchmesser,  hat  die  Inschrift:  im  jähre  1822  bin 

ICH  VON  P.   BOITEL  GEGOSSEN  WORDEN. 

Die  dritte  hat  72  cm  Durchmesser  und  zeigt  die  Inschrift:  sancta  maria 

HEISEN  ICH,  ZO  HAMBOCH  GEHUR  ICH,  DEI  LEBENDIGEN  ROEFEN  ICH,  DEI  DODEN 
BEKLAGEN  ICH.     CHRISTO FEL  VAN  TREIR  GOS  MICH  ANNO  DOMINI    1 672. 

Auf  dem  Friedhof  befinden  sich  eine  Reihe  sehr  verwitterter  Grabmäler  in 
Kreuzesform,  welche  zum  Teil  mit  hübschen  figürlichen  Darstellungen  aus  dem  Ende 
des  1 6.  Jh.  und  später  geziert  sind.  Bemerkenswert  eine  Darstellung  der  Himmel- 
fahrt und  Krönung  Mariae. 

An  die  Südmauer  der  Kirche  angelehnt  der  Grabstein  des  kurfürstlich  Jülichschen 
Fontänenmeisters  Gerhard  Welter  (f  1 6 9 5 )  und  seiner  Frau  (f  1 693)  mit  der 
Inschrift:  anno  i 695,  den  4.  julius,  ist  der  wohlachtbarer  meister  gerhart 

WELTER,  ZUR  ZEIT  IHRE  CHURFÜRSTLICHER  DURCHLAUCHT  ZUR  PFALTZ  GEWESSENER 
FONTEINENMEISTER  DER  RESIDENTZ  UND  SCHLOSS  HAMBACH,  UND  ANNO  1 693,  DEN 
2  JUNII,  IST  DIE  TUGENTREICHE  CATHARINA  BRAUN,  MEISTER  GEIRHARD  WELTER  GE- 
WESSENE  HAUSSFRAU,  IN  GOT  ENTSCHLAFFEN.     G.  S.  D.  S.  G. 

Südwestlich  von  der  Kirche  auf  einfachen  Sandsteinkreuzen  die  Inschriften : 

ANNO    1 6 1 4,    AM   2  6.  FEBRUARII,    IST   ELSTGEN    VON    PYRN  IN  GOT    ENTS.    ANNO 

1 6 1 8,  AM   29.  MAY,  IST  CONRAT  VON  WASSENBERGH  IN  GOT  ENTS. 

SCHLOSS  HAMBACH.  Mattenclot,  Commemoratio,  abgedruckt:  Lacom- 
blet,  Archiv  V,  S.  222 ff.  —  Jülicher  Korrespondenzblatt  v.  8.  Januar  1 8 7 9.  —  Berg. 
Zs.  XIX,  S  1 33.    Im  übrigen  s.  Kühl  a.  a.  O. 

Handschriftl.  Qu.  verstreut.  Eine  grössere  Anzahl  im  gräflichen  von  Mir- 
BACHSchen  Archiv  zu  Harff.  Ann.  h.  V.  N.  LV  u.  LVII.  —  Im  Stadtarchiv  zu 
Aachen:  Der  sogen.  Kiringer  Bericht:  Memorabilia  quaedam  particularia  eorum,  quae 
annis  1 542  et  sequentibus  in  devastatione  patriae  Juliacensis  contigerunt,  quando  prin- 
ceps  noster  Wilhelmus  contra  imperatorem  rebellaverat.  -  Im  Staatsarchiv  zu 
Düsseldorf:  alte  herkunft  und  genealogy  der  graven,  marggraven  und  der  hertzogen 
zu  Jülich,  Geldern,  Cleve,  Berg  u.  s.  w.  1 5 7 2,  von  Gerardus  Juliacensis.  Abschr. 

—  Kellnerei-Rechnungen'aus  dem  J.  i4ii  —  1  794.  —  Rechnung  über  den  Neubau  am 
Schlosse  zu  Hambach,  1 55 7/65.  —  Plantagerechnungen  aus  dem  18.  Jh.  —  Vgl.  auch 
die  Landtagsabschiede  und  Kellnereirechnungen  für  die  auf  Hambach  abgehaltenen 
Landtage.  —  Im  Stadtarchiv  zu  Jülich:  Jülicher  Stadtrechnungen.  —  Jülicher 
Stadtprotokolle  vom  2  7.  Februar  1801.  —  Vgl.  darüber  Kühl,  an  verschiedenen  Orten. 

—  Im  Besitz  von  Herrn  Adolf  Kochs  in  Hambach,  auf  der  ehemals  zum  Schloss 
gehörigen  Mühle  eine  Pergamenturkunde  Gerhards,  Herzogs  von  Jülich-Berg,  und  Ger- 
hards von  Loen,  Einherren  zu  Jülich,  von  1 454,  aus  Hambach  datiert,  die  Verpachtung 
der  Mühle  beim  Schloss,  welche  baufällig  ist,  betreffend. 


80 


HAMBACH  8l 


Abbildung  im  Codex  Welser. 

Vermutlich  entstand  Hambach  nach  der  Zerstörung  des  „Castrum  apud  Juliacum" 
(Alteburg,  s.  unten)  durch  Erzbischof  Siegfried  von  Westerburg  im  J.  1 278  und  ist 
identisch  mit  „Hembag",  welches  der  Graf  Gerhard  von  Jülich  mit  Bergheim  im 
J.  1 3 1 7  in  dem  Schiedsgericht  zwischen  ihm,  Erzbischof  Heinrich  von  Virneburg  und 
anderen  Fürsten  als  Pfand  giebt.  (Lacomblet,  U.B.  III,  Nr.  i32.  —  Korth  i.  d. 
Aachener  Zs.  XIV,  S.  86).  Als  „Veste  Hambuch"  ist  es  im  i5.  Jh.  u.  a.  im  J.  i43o 
genannt  in  dem  Ehe  vertrag  des  Herzogs  Adolf  von  Jülich  und  Berg  (Lacomblet, 
U.B.  IV,  Nr.  i95  u.  Nr.  225).  In  der  Kellnereirechnung  1497/98  werden  eine  Reihe 
von  Posten  für  die  Unterhaltung  der  Burg  ausgesetzt;  es  besteht  ein  Tiergarten,  das 
Feld  zwischen  Daubenrath  und  Hambach  heisst  heute  noch  der  , Wolfshaag",  ein 
zahlreiches  Personal  wird  erwähnt,  Geschütze  werden  gegossen  u.  a.  m.  Im  J.  1 5 1 2 
brannte  das  Schloss  in  Hambach  durch  Explosion  von  Büchsenpulver  ab  „ende 
quam  van  versumenys  der  schroderkamer,"  (Gerardus  Juliacensis  a.  a.  O.  — 
Wassenbergsche  Chronik  von  Duisburg,  i.  d.  Städtechroniken  XXIV,  S.  234).  Im  J.  1  538 
vernimmt  man  von  Neubauten;  der  Herzog  nimmt  sogar  von  dem  Hambacher  Kellner 
Geld  dafür  auf.  In  der  Jülicher  Fehde  wurde  im  J.  i542  das  Schloss  durch  die  Trup- 
pen der  Regentin  der  Niederlande, 

Maria,  zum  zweitenmale  verbrannt  & 
(Kiringer  Chronik:  Ann.  h.  V.  N. 
LXI,  S.  63). 

Im  J.  1 548  begann  man  dann 
mit  der  Herstellung  die  sich  bis 
zum  J.  1 563  hinzog.  Gerardus 
Juliacensis  berichtet:  „Anno  1 548 
haben  ihre  fürstl.  Gnaden  das  ver- 
brannte schloss  Hambach  wieder 
angefangen  zu  repariren  und  viel 

herlicher  und  prächtiger,  als  es  vor  dem  brandt  gewesen,  bauen  lassen,  wie  auch  ein 
grosser,  schöner,  verschlossener  garten  dabey  gemacht  und  ein  springender  brunnen 
auf  das  schloss  geleitet." 

Trotz  den  häufigen  Bränden  und  Verwüstungen  vor  diesem  Wiederaufbau 
im  J.  1 548  kann  aus  den  erhaltenen  Trümmern  mit  Bestimmtheit  geschlossen  werden, 
dass  nicht  nur  die  Grundrissanlage  des  Schlosses,  sondern  auch  der  grösste  Teil  der 
Bauten  vor  dem  J.  1 5 48  entstand.  Die  zwei  Türme  der  Westseite  sind  spätgothisch, 
ebenso  war  es  der  Bau,  der  sich  gegen  Süden  an  den  Nordwestturm  anschloss.  Sie 
können  nicht  nach  1 548  entstanden  sein,  denn  im  J.  1 547  war  bereits  der  Bolog- 
neser Baumeister  Pasqualini  — Jülicher  Stadtrechnung  1 546/47  —  andern  fürstlichen 
Hof  zu  Jülich  thätig,  und  eine  Anlage  der  Burg  in  gothischen  Formen  ist  um  diese 
Zeit  kaum  mehr  denkbar.  Da  der  dritte  Turm  und  die  erhaltenen  Reste  der  Loggia 
denn  auch  italienischen  Stil  zeigen  und  in  den  Jahren  1 5 5 7  —  63  unter  Pasqualini  % 
Leitung  entstanden  (Düsseldorfer  Staatsarchiv,  Jülich -Bergische  Landesregistratur, 
Domänen-Generalia,  Hambach  1 74),  so  ist  damit  sicherlich  auch  das  Eingreifen  des 
neuen  Hofbaumeisters  gleich  bei  Beginn  des  Neubaues  im  J.  1 548  verbürgt. 

Von  dem  Palasbau  aus  der  Zeit  vor  der  Zerstörung  des  Jahres  i542,  welcher 
sich  zwischen  dem  Nordwestturm  und  der  heutigen  Scheune  erstreckte,  ist  nur  noch 
eine  spätgothische  Konsole  mit  Gewölbeanfängern  an  der  Nordostecke  der  Scheune 
erhalten  (Fig.  56).    Genug,  um  erkennen  zu  lassen,  dass  an  den  alten  Palas  ein  Hof 

6 

Si 


Schloss 
Hambach 
Abbildung 

Geschichte 


Fig.  54.  Hambach.  Übersicht  der  Schlossanlage  von  Norden. 


Brände 


Wiederaufbau 


82 


KREIS  JÜLICH 


Schioss     mit  einer  zweistöckigen  Laube  unter  gothischen  Kreuzgewölben  sich  anschloss.  Bei 

Marnbach      ,      ,  . 

der  Wiederherstellung  vomj.  1548  ist  es  in  erster  Linie  das  in  den  Umfassungs- 
mauern noch  jetzt  bestehende  Wohn-  und  Wirtschaftsgebäude,  welches  errichtet  wird, 
ebenfalls  wie  das  Jülicher  Schioss  und  das  ehemalige  gothische  Hambacher  Schioss 
mit  einer  zweistöckigen  Loggia  mit  Kreuzgewölben  versehen.  Die  Anfallslinien  der 
Stirnbögen  sind  noch  sichtbar,  und  die  Konsolen  noch  an  Ort  und  Stelle.  Wie  die 
gothische  Treppenspindel  in  diesem  Bau  annehmen  lässt,  sind  auch  in  dieser  Anlage 
noch  Gebäudereste  von  dem  früheren  Gebäude  mitbenutzt  worden. 

Gleichzeitig  mit  dem  Palas  wurde  der  Ost  türm  erbaut.  Ob  der  Nord- 
turra,  welcher  vollkommen  vom  Erdboden  verschwunden  ist,  auch  damals  neu  erbaut 
wurde,  oder  wie  die  Westtürme  von  der  gothischen  Anlage  erhalten  blieb,  kann  nich 
mehr  erkannt  werden.  Vermutlich  war  er  kreisrund,  wie  die  übrigen  Ecktürme.  Die 
Baurechnungen  a.  d.  J.  1 55 7 — 63  sprechen  von  einem  eckigen  Turm,  unter  dem  jedoch 
wahrscheinlich  ein  Thorturm  zu  verstehen  ist. 


Fig.  55.    Hambach.    Südostansidit  des  Schlosses. 


Die  Burg  war  offenbar  um  1 5 63  wieder  vollendet. 

Im  Jülich-Klevischen  Erbfolgekrieg  war  Hambach  die  Residenz  des  Pfalzgrafen 
Wolfgang  Wilhelm  und  des  Markgrafen  Ernst  von  Brandenburg  (über  die  Besitz- 
ergreifung vgl.  Aachener  Zs.  III,  S.  254).  In  Folge  dessen  blieb  es  von  Zerstörungen 
verschont.  Bis  zum  Tode  Johann  Wilhelms  war  es  „hoffstatt"  der  Kurfürsten  für  die 
Dauer  ihres  Aufenthalts  im  Jülicher  Lande  (Rechnungen  im  Düsseldorfer  Staats- 
archiv). Im  J.  1 65  9  findet  auf  Hambach  ein  Landtag  statt.  Im  J.  1680  geschehen 
mehrere  Reparaturen,  insbesondere  wird  der  springende  Brunnen  ausgebessert  (Rats- 
protokoll vom  io.  September  1680). 
Verfall  Nach  dem  Tode  Johann  Wilhelms  geht  die  Burg  ihrem  Verfall  entgegen.  In 

der  Landesbeschreibung  des  Hofkammerrats  Wülfing  a.  d.  J.  i  7 29  wird  zwar  Hambach 
noch  als  Lustschloss  neben  Benrath  und  Bensberg  genannt  (Berg.  Zs.  XIX,  S.  121), 
und  im  J.  i76o  residierte  noch  die  Pfalzgräfin  Francisca  Christina,  Äbtissin  zu  Essen 
und  Thorn,  in  Hambach;  am  9.  Märzi78o  aber  (Berichtebuch  IX,  Düsseldorfer 
Staatsarchiv  —  Kühl  III,  S.  11 7)  berichtet  die  Hofkammer  dem  Kurfürsten,  dass 
das  Wohnhaus  nicht  mehr  zu  einem  ordentlichen  Wohnsitz  hergestellt  werden  könne. 


82 


HAMBACH 


83 


Die  Bleideckung  des  Daches  war  abgenommen,  die  Brunnenanlage  zerstört,  und  Schioss 
das  Mobiliar  weggeführt  worden.  (Unterthänigste  Supplica  des  Schlosses  Hambach 
—  abgedruckt  Jülicher  Korrespondenzblatt  vom  8.  Januar  i879  u.  Kühl  III,  S.  u7). 
Immerhin  befinden  sich  1 798  noch  viele  „fürstliche  Möbel"  auf  dem  Schioss,  welche 
1801  als  Nationalgut  verkauft  wurden  (Stadtprotokoll  vom  2  7.  Februar  1801).  Aus 
dem  J.  i8o3  wird  dann  der  Verkauf  des  Schlosses  an  einen  Herrn  Sonanius  berichtet 
(Kühl  III,  S.  118).  Bei  der  erfolgten  Umänderung  in  einen  Wirtschaftshof  wurde 
das  Wohngebäude  um  ein  Stockwerk  erniedrigt  und  vollkommen  umgebaut.  Der 
Westfiügel  wurde  als  Stall  und  Scheune  eingerichtet.  Dabei  verloren  die  Gebäude 
ihre  Gliederungen,  insbesondere  die  stattliche  Loggia  bis  auf  wenige  Spuren. 
Der  heutige  Eigentümer  ist  Herr  Ciaessen  in  Frankfurt  am  Main. 

Von  grossem  Interesse  ist,  dass  die  Namen  der  beim  Bau  von  1 55 7  —  63  thätigen  Baupersonal 
Personen  durch  die  Baurechnungen  überliefert  sind.  Alexander  Pasqualini,  der  „Bau- 
meister", kommt  bloss  hie  und  da  zu  Besichtigungen  nach  Hambach.  Technische 
Vertrauensperson  für  die  herzogliche  Finanzverwaltung  ist  der  „Landtmesser"  Alexander 
Libisch,  der  die  Rechnungen  prüft  und  anweist,  und  die  verrechneten  Arbeiten  ver- 
misst.  „Bauaufseher",  d.  h. 
Bauführer,  ist  ein  Garde- 
sunger,  auch  Garnesuner, 
der  in  erster  Instanz  die 
Arbeiten  prüft,  dessen 
Zeugnis  den  Rechnungen 
des  Hambacher  Kellners 
Johann  Standertz  beigelegt 
werden.  Ein  zweiter  ist 
Peter  Korynfenger.  Stein- 
hauer ist  Meister  Arnold, 
zugleich  Maurermeister, und 
sein  Schwager  Lenss  aus  Düren.  Sie  verfertigen  die  Gallerien  und  Balustraden. 
Als  Zimmerleute  werden  Meister  Werner  von  Welldorf,  Heinrich  von  Bourheim  und 
vorher  Meister  Frans  Gobbelen  von  Pützlohn  genannt.  Der  Letztere  (f  1 5 5 6  oder 
1  5 5  7 )  fertigte  auch  die  kleine  Wendeltreppe  „nächst  dem  grossen  kantigen  Turm 
samt  dem  toerngenn  uff  die  groisse  windeltrap".  Der  Bauschmied  heisst  Daniel, 
der  „Schlossmacher"  Wilhelm.    „Leyendecker"  ist  Meister  Reinhardt. 

Als  Material  wird  zum  Teil  das  des  Abbruchs  verwendet,  insbesondere  das  der  Materialien 
alte  Küche  auf  dem  Platz.  Neue  Ziegelsteine  bäckt  Johann  von  Engelssdorff,  Peter 
von  Duirenn,  Johann  Former,  Ploemgenn  und  andere.  Die  Hausteine  werden  von 
Kerstgen,  Steinbrecher  aus  Berg  vor  Vlossdorff  und  von  Gebrüder  Roumann  von 
Leyffersbach  bezogen.  Die  „pieler  under  der  nuwer  gallerieen,  vann  der  porthen 
an  bis  zu  der  bewererskammer"  aus  Blaustein  werden  an  Johann  den  Walen  von 
Gressenich  verdingt.  Kalk  liefern  Johann  Muitten  aus  Notberg;  Gratianus  de  Witt  und 
ein  Thomas,  „Gelasswörter"  von  Jülich,  liefern  „Gelassfinsteren". 

Das  Schioss  Hambach  war  eine  rechtwinklige  geschlossene  Burganlage  mit  Beschreibung 
Rundtürmen  an  den  Ecken  und  einem  Eingang  in  der  Mitte  der  Südostseite  (vgl.  Burg 
Laurenzberg).  Sie  ist  von  breiten,  heute  zum  Teil  trocken  liegenden  Gräben  umgeben, 
welche,  wie  die  der  Burg  Lindenberg,  von  dem  Ellbach  gespeist  wurden.  Die  Aussen- 
seite  der  Gräben  ist  mit  einer  Mauer  eingefasst.  Material:  Backstein  mit  Formstücken 
aus  Haustein.    Grosse  Mauerstärken,  vgl.  Fig.  6o. 

6* 

83 


Fig.  56.    Hambach.    Hofansicht  des  Schlosses. 


84 


KREIS  JÜLICH 


Schioss  Das  Thor  ist  aus  einer  Reihe  von  alten  Hausteinen  der  verschiedensten  Her- 

*  1 '  i  m  b  3  c  h 

kunft  zusammengestellt.    Es  befinden  sich  darunter  hauptsächlich  einige  Pfeilerkapitäle 
(Fig.  6o)  Und  zwei  Werkstücke  mit  antikisierenden  Cäsarenmedaillons  in  Renaissancestil. 
Wohnhaus  D[e  an  den  südlichen  Turm  anstossenden  Flügel,  von  denen  der  östliche  heute 

Wohnhaus,  der  westliche  Viehstall  und  Scheune  ist,  enthielten  die  Saalbauten.  Es 
war  ihnen  gegen  den  Hof  eine  zweistöckige  Loggia  vorgebaut,  deren  Gewölbe- 
konsolen noch  an  Ort  und  Stelle  sind,  auf  welche,  heute  vermauerte,  Thüren  heraus- 
führten. Die  Gebäude  sind  heute  zweistöckig,  das  Wohngebäude  hat  regelmässige 
Fenster,  mit  flachbogigem  Sturz  versehen,  die  Stallgebäude  sind  vollkommen  umge- 
baut (Fig.  55,56).  Die  Gebäude  waren,  wie  aus  den  Ansätzen  am  Südturm  hervorgeht, 
dreistöckig.  In  dem  vom  Südturm  nach  Nordwesten  gehenden  Flügel  sind  im  Erd- 
geschoss  gegen  aussen  vermauerte  oblonge  Fenster  mit  Quersprossen  bemerklich,  im 


ersten  Obergeschoss  zweigeteilte  Fenster  mit  Quersprosse.    Im  Innern  des  heutigen 
Dachraumes,  des  ehemaligen  zweiten  Obergeschosses,  und  im  ersten  Obergeschoss 
Reste  von  Kaminen  (Fig.  59),  vor  den  Kaminen  meist  teppichartige  Vorlagen  aus 
hochkantig  gestellten  Schieferstücken,  in  ährenförmigem  Muster. 
Türme  Von  den  noch  erhaltenen  Türmen  ist  der  südliche  und  der  östliche  vier-, 

der  westliche  zweigeschossig.  Die  einzelnen  Stockwerke  sind  oder  waren  mit 
Kuppel-  und  Kreuzgewölben  abgedeckt.  Sie  besassen  hohe  oblonge  Fenster  mit 
Quersprossen  auch  nach  aussen.  Am  Ostturm  (Fig.  57,  58)  sind  noch  die  Anfallsflächen 
der  ehemaligen  Umfassungsmauer  erhalten,  die  zwei  Stockwerke  hoch  war.  Sie  war, 
wie  die  noch  stehende  Backsteinverzahnung  schliessen  lässt,  gegen  Südwesten  in  der 
Höhe  von  drei,  gegen  Nordwesten  von  dreieinhalb  Stockwerken  geplant.  Gegen 
Nordosten  war  im  ersten  und  dritten  Obergeschoss  eine  Thüre  nach  der  Umfassungs- 
mauer vorgesehen.    Der  Südturm  war  nach  innen  offen  und  mit  in  die  Räume  der 


84 


HAMBACH 


85 


anstossenden  Flügel  einbezogen  (Fig.  59).    Der  Westturm  ist  im  Obergeschoss  mit  Schioss 

.        ,  r%  •  i-i        rr  Hambach 

einem  Sterngewölbe  überdeckt  und  enthält  die  Reste  eines  spätgothischen  Kamins. 

HAUS  OBBENDORF,  auch  Hallbergshof  genannt.    Handschriftl.  Qu-     u,Ha"s  . 

°  D  Obbendorf 

Im  Stadtarchiv  zu  Jülich:   »Privilegium  indepedentiae«  vom  J.  i4o6  vom  Herzog 

Reinold;  Abschrift  im  Lagerbuch  der  Stadt  Jülich,  1 736  angelegt.  —  Im  Staatsarchiv- 
Düsseldorf  mehrere  Urkunden  über  die  Familie  Schellaert. 


Fig.  58.    Hambach,  Schioss.    Westseite  des  Ostturmes. 


Der  Rittersitz  Obbendorf  erscheint  zum  erstenmal  in  dem  Registrum  bonorum  Geschichte 
monasterii  Prumensis  in  Kiflia  als  Obendorpht.  Ein  Reinhard  von  Obbendorp 
wird  im  J.  i3oi  genannt  (Lacomblet  U.B.  III,  16.  —  E.  von  Oidtman,  Aachener 
Zs.  VI,  S.  1 35,  A).  In  den  J.  1 399  und  1 4 1 6  ist  Obbendorf  im  Besitz  des  Herzog- 
lichen Hofmeisters  Johann  Schellaert  de  Oppendorff,  erstmals  genannt  1 398 ,  seit 
i4o4  von  Gürzenich  (Privilegium  independentiae  s.  o.   —   Mitteilungen   aus  dem 


85 


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KREIS  JÜLICH 


c  Stadtarchiv  Köln  IV,  S.  297.  -  E.  v.  Oidtman  i.  d.  Aachener  Zs.  VIII,  S.  128.  — 
Obbendorf.,,  .  ' 

Eisenberg  Mirbach). 

Aus  dessen  Zeit  etwa  stammen  die  ältesten  erhaltenen  Teile  der  Burg,  der 


Fig.  59.    Hambach,  Schloss. 
Grundriss  des  ersten  Obergeschosses  vom  Südturme  mit  den  anstossenden  Räumen. 


Thorturm,  an  der  Nordostecke  des  Wohnhauses  gelegen,  und  die  Fundamente  der 
übrigen  Anlage.  Im  J.  1 48 1  erscheint  Hermann  von  Hammerstein  zu  Obbendorf 
(Redinghoven).   Durch  diese  Familie  wurden  im  J.  i6o4  die  Wohngebäude  errichtet, 


86 


HAMBACH 


87 


und  bei  der  Gelegenheit  der  Thorturm   zugemauert.     Im  J.  1610   ist  Adam  von  Haus 
Hammerstein  Besitzer  (Redinghoven,  LV,  Bl.  235b).  Die  Stallungen  und  die  Scheune        en  °r 


AUS  DEM  WESTTURM. 

«"  t                  VOM  EHEM. BRUNNEN' 

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EHEMALIG,.  LOC.CIA 


I  UNTER.ZUG 
TM  JETZ  IGEN 

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1 


Fig.  60.    Hambach,  Schloss.  Einzelheiten. 


wurden  im  1 9.  Jh.,  unter  Benutzung  der  alten  Umfassungsmauern  erbaut.  Im  i7. 
und  18.  Jh.  wechselte  das  Gut  vielfach  den  Inhaber  (vgl.  Eissenberg-Mirbach  und 


87 


88 


KREIS  JÜLICH 


Haus 
Obbendorf 

Beschreibung 


Strange,  Nachrichten  über  adelige  Familien  und  Güter  I,  S.  26).  Heute  ist  Obben- 
dorf im  Besitz  des  Herrn  Peter  Josef  Scheeren  zu  Hambach. 

Die  Schlossanlage,  am  Südostende  von  Hambach  gelegen,  von  zum  Teil  zuge- 
schüttetem, tiefem  Graben  umgeben,  umschliesst  ein  rechteckiges  Terrain.  In  der 
Südostecke  befindet  sich  das  Wohngebäude  mit  einem  ehemaligen  Thorturm.  An  der 
Südseite  stehen  die  Wirtschaftsbauten.  Gelegentlich  zu  Tage  tretende  Mauerzüge  in 
der  Mitte  und  an  der  Nordseite  des  von  einer  niedrigen  Mauer  umschlossenen  Hof- 
raums legen  die  Vermutung  nahe,  dass  ehemals  die  Baulichkeiten  den  grössten  Teil 
des  heutigen  Hofraumes  einnahmen. 

Das  Wohngebäude  auf  oblongem  Grundriss  mit  einfachen  Renaissancegiebeln 
an  den  Schmalseiten  ist  zweigeschossig,  mit  hohem  Satteldach,  und  unterkellertem 
Untergeschoss.    Im  Inneren  hat  sich  nichts  Bemerkenswertes  erhalten. 


Fig.  61.    Ansicht  von  Haus  Obbendorf. 


Der  Turm,  ehemals  als  Thorturm  benutzt  und  vierstöckig,  ist  eine  jetzt  drei- 
geschossige Anlage  auf  quadratischein  Grundriss  mit  nördlich  vorgelagertem  schmäleren 
quadratischen  Treppentürmchen,  Satteldach  auf  dem  eigentlichen  Turm  und  hübscher 
barocken  achteckigen  Haube  über  dem  Treppentürmchen.  Der  erste  Oberstock  ist 
auf  Backsteinkonsolen  über  das  Erdgeschoss  vorgekragt.  Ebenso  ladet  die  den  Dach- 
stuhl tragende  Mauer  über  dem  zweiten  Obergeschoss  auf  zwei  diagonal  gelegten 
Backsteinschichten  über  die  darunter  liegende  Mauerflucht  aus.  Dieses  oberste  Stock- 
werk wurde  beim  Bau  des  anstossenden  Wohnhauses  bis  auf  Meterhöhe  abgebrochen. 
Nordseite  fensterlos.  Auch  an  der  Ostseite  besass  diese  Thorbefestigung  ehemals  keine 
Eenster,  sondern  nur  Schiefsscharten,  von  denen  je  zwei  im  Erdgeschoss  und  im 
zweiten  Obergeschoss  noch  bestehen.  Beim  Umbau  wurden  zwischen  ihnen  Fenster 
eingebrochen.  An  der  Westseite,  gegen  den  Hof  quergeteilte  gothische  Fenster,  zum 
Teil  vermauert,  und  einzelne  Schiefsscharten.    Nördlich  schloss  sich  die  bis  über 


88 


HASSELSWEILER 


89 


den  Fussboden  des  ersten  Obergeschosses  reichende  Burgmauer  an,  deren  Ansätze  Haus 

Obbendorf 

noch  erhalten  sind  (Fig.  61). 

Im  Inneren  ist  das  Erdgeschoss,  dem  ehemaligen  Zweck  als  Durchfahrt  ent- 
sprechend, mit  einer  Tonne  überwölbt.  Seitlich  sind  Blendnischen  ausgespart.  Der 
Raum  im  ersten  Obergeschoss  mit  einfacher  Balkendecke  hat  noch  einfache  gothische 
Kamin-  und  Fensterbänkchen  in  der  Mauer  je  an  einer  Seite  der  Fensterchen.  Das 
Treppentürmchen  wurde  im  Inneren  in  jedem  Stock  mit  Tonnengewölben  versehen. 

[F.] 


HASSELSWEILER. 


KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.inventionis  s.  crucis).  Lacomblet,  Kathoi. 
Archiv  II,  S.  57.  —  Kühl  IV,  S.  99,  3 10  u.  a.  a.  O.  —  Handschrift  1.  Qu.  imPfarrkirche 
Pfarrarchiv.  i63o,  Bestallungsurkunde  des  Johannes  Pistorius  als  Pfarrer  in 
Hasselsweiler  durch  den 
Offizial  des  Kölner  Erz- 
bischofs.  —  Akten  über 
bauliche  Ausbesserung  der 
Kirche  1 685,  Bau  des  Tur- 
mes sowie  Glockenguss 
1 7 5 6 — i  765.  Im  übrigen 
vgl.  Tille,  Übersicht  II, 
S.  i4.  —  Auf  dem  Bür- 
germeisteramt Hot- 
torf (in  Müntz)  Register 
von  1 635  ab.  —  Im  Staats- 
archiv   zu  Düsseldorf 

■n-  i       j-  v     i  Fig.  62.   Hasselsweiler.    Grundriss  der  katholischen  Pfarrkirche. 

Erkundigungsbuch       vom  B 

J.  i533.  —  In  der  Hof- 

und  Staatsbibliothek  München,  Sammlung  Redinghoven,  XIX,  Bl.  92:  Erkun- 
digung vom  J.  1 582.  Die  Schreybrüder  in  Köln  (S.  Lupus)  haben  den  grossen 
Zehnten  und  das  „budtgen"  der  Kirche  bäuig  zu  halten;  der  Domkeplef,  der  den 
kleinen  Zehnten  hat,  unterhält  den  Chor. 

Hasselsweiler  besteht  ursprünglich  aus  zwei  Dörfern,  die  noch  in  den  J.  1621/22  Geschichte 
getrennt  und  schon  im  J.  i49o  zusammen  geschrieben  werden  (vgl.  Strange,  Bei- 
träge VIII,  S.  78.  —  Kühl,  a.  a.  O.  IV,  S.  3  12,  mit  Quellenangaben).  Die  Kirche  in 
Hasselo  besteht  schon  im  7.  Jh.  Einkünfte  derselben  gehören  zu  den  Renten  des 
magister  hospitalis  der  Lupuskapelle  in  Köln  (Lacomblet,  Archiv  II,  S.  58).  Ein 
vollständiger  Neubau,  der  noch  ganz  erhalten  ist,  fand  in  der  1.  H.  des  16.  Jh.  statt. 
Schon  im  Erkundigungsbuch  des  J.  1 533  wird  bemerkt:  „Häven  ein  nuwe  Kirche 
gebouwet".  Da  die  südliche  Chorthür  die  Jahreszahl  1 54 1  trägt,  so  ist  offenbar  bis 
zu  diesem  Jahre  an  der  Kirche  gebaut  worden.  Im  J.  1 685  wurde  die  Kirche,  in 
den  J.  1 7 5 6 — 65  der  Turm,  in  neuerer  Zeit,  1 87  1 — 76,  die  Kirche  im  Äusseren  durch 
Wiethase,  1 89 1  —  93  im  Inneren  und  am  Chor  durch  H.Dreher  restauriert.  Bei  der 
Restauration  durch  Wiethase  wurden  die  Fenster  mit  Masswerk  versehen  und  die  Sarg- 
mauern, welche  auseinandergewichen  waren,  mit  Eisenbändern  verankert. 


89 


9o 


KREIS  JÜLICH 


Kathol. 
Pfarrkirche 
Beschreibung 

Äusseres 


Zweischiffige  Hallenkirche  mit  dem  südlichen  Schiff  vorgelagertem  West- 
turm. Material  abwechselnd  sieben  Schichten  Backstein  und  eine  Tuffschicht  in  der 
Höhe  von  zwei  Backsteinen  (vgl.  unten  Spiel).  Grundriss  Fig.  62,  Ansicht  Fig.  63. 

Der  Turm  ist  dreigeschossig.  Im  Erdgeschoss  auf  der  Westseite  ein  Eingang 
mit  grossem  Fenster  darüber.  Das  Gewände  in  dreimal  ausgekehlter  Abtreppung  aus 
Backstein.  Fenstermasswerk  neu.  Im  Mittelgeschoss  je  zwei  dreigeteilte  Spitzbogen- 
blenden mit  reichem,  dem  ehemaligen  nachgeahmtem  Masswerk  im  Kouronnement, 
einfache  Lichtschlitze  in  den  Lisenen.  Im  zweiten  Obergeschoss  je  zwei  spitzbogige 
Schallfenster,  heute  mit  reichem  Masswerk,  die  als  dreiteilige  Blenden  bis  zur  Stock- 
gurte heruntergeführt  sind  (vgl.  die  Türme  in  Mersch,  Rödingen,  Aldenhoven  u.  s.  w.). 


Fig.  63.    Hasselsweiler.    Ansicht  der  katholischen  Pfarrkirche. 


Die  einzelnen  Langbahnen  sind  rundbogig  geschlossen  mit  je  zwei  Nasenansätzen. 
An  der  Nordseite  ist  auf  viereckigem  Grundriss  im  Äusseren  durch  zwei  Stockwerke 
die  Wendeltreppe  ausgebaut,  in  deren  Mauerfläche  eine  dreigeteilte  Spitzbogenblende, 
deren  Dienste  ohne  Unterbrechung  bis  zu  den  Bögen  aufschiessen.  Bei  der  Dreher- 
schen  Restauration  wurde  daneben  ein  runder  Aufgang  zur  Orgelempore  aufgeführt. 
Helm:  achtseitige  geschieferte  Pyramide. 

Das  Schiff  und  der  Chor  haben  dreifach  abgetreppte  Strebepfeiler,  früher 
mit  Dachschiefern,  heute  mit  je  einer  grossen  Schieferplatte  abgedeckt.  Spitzbogige 
Fenster,  jetzt,  wie  schon  vor  der  Restauration  in  den  J.  1 89 1 — 93,  auf  dreiviertel 
Höhe  mit  einem  zweiten  Spitzbogen  geschlossen  und  darüber  vermauert.  Der  heutige 
Schluss  mit  reichem  derben  Masswerk  versehen.  Die  Fenstersohlbank  ist  als  Gesims 
fortgeführt  und  verkröpft  sich  um  die  Strebepfeiler.  Kranzgesims  nunmehr  aus  Hau- 
stein mit  Schräge  und  Hohlkehle. 


9o 


HASSELSWEILER 


9i 


Auf  der  Südseite  im  ersten  und  vierten  Joch  je  eine  viereckige  Thüre  mit 
ausgekehlter  Fase.  Der  Sturz  der  letzteren  Thüre  ist  abgerundet  und  trägt  die 
Inschrift:  anno  i 54 ! .  Der  Eingang  im  ersten  Joch  hat  noch  die  ursprüngliche 
Thüre  mit  schönem  gothischen  Eisenbeschlag.  An  der  Nordseite  im  ersten  Westjoch 
eine  vierte,  jetzt  verschlossene  Eingangsthür. 

In  der  Nordostecke  zwischen  Schiff  und  Chor  ist  die  nur  teilweise  restaurierte 
Sakristei  eingebaut.  Sie  hatte  ein  Pultdach,  das  an  den  Chor  angeschleift  war.  Bei 
der  Restauration  wurden 
die  Sargmauern  um  etwa 
einen  Meter  höher  geführt 
und  mit  Zeltdach  versehen. 
Auf  der  Ostseite  ein  heute 
halb  vermauertesMasswerk- 
fenster  von  ausgezeichneter 
Profilgebung:  zwei  Lang- 
bahnen mit  kleeblattför- 
migem Schluss ,  in  der 
Krönung  ein  Vierpass  (vgl. 
Fig.  62). 

Das  Hauptschiff  ist 
mit  einem  Satteldach  ab- 
gedeckt ,  an  das  sich  die 
Walme  für  die  Seitenschiff- 
joche ansetzen. 

Das  zweischiffige  In- 
nere ist  kreuzgewölbt,  im 
Hauptschiff  auf  korbbo- 
gigen,  im  Seitenschiff  auf 
spitzbogigen  Gurten  und 
Schildbögen,  vierjochig,  mit 
einem  Chorlangjoch  und 
dreiseitigem  Schluss  im 
Hauptschiff. 

Das  Turmjoch  ist  auf 
alten  Runddiensten  in  den 
Ecken  heute  ebenfalls  durch 
ein  Kreuzgewölbe,  doch  mit 
offenem  Schlussring,  über- 
deckt. Die  Pfeiler,  viereckig 

mit  abgefasten  Kanten,  tragen  nicht  direkt  die  Schildbögen  der  Wölbung,  sondern 
Scheidbogen  mit  ziemlich  hoher  Stirnmauer,  an  die  sich  einfach  profilierte  spätgothische 
Konsolsteine  für  die  Gurten  und  Rippen  ansetzen.  Das  Rippenprofil  ist  in  den 
westlichen  Jochen  des  Seitenschiffs  noch  birnförmig,  im  Hauptschiff  und  Chor  da- 
gegen der  einfache  spätgothische  Stab  zwischen  Hohlkehlen.  Unter  jedem  Fenster 
befanden  sich  korbbogig  geschlossene  Nischen  (vgl.  Hambach  und  Mersch),  welche 
zum  Teil  bei  der  letzten  Restauration  über  den  Beichtstühlen  zugemauert  wurden, 
zum  Teil  schon  im  i7.  oder  18.  Jh.,  vermutlich  bei  der  Restauration  des  T.  1685,  an 
der  Nordseite  in  segmentbogig  vertiefte  Nischen  umgebaut  wurden. 


Kathol. 
Pfarrkirche 


Sakristei 


Fig.  64.    Hasselsweiler.    Innenansicht  der  katholischen  Pfarrkirche. 


Inneres 


9i 


92 


KREIS  JÜLICH 


Kathol. 
Pfarrkirche 


Hochaltar 


Altar 


Kommunion- 
bank 


Predigtstuhl 
Beichtstühle 
Totenschild 
Monstranz 

Kelch 

Reliquiar 
Kasel 


Die  Sakristei  ist  ebenfalls  kreuzgewölbt  und  hat  einen  Sakramentsschrein  mit 
den  Resten  einer  steinernen  Umfassung  in  einfachen  gothischen  Formen. 

Ausstattung. 

Hochaltar.  Geschickte  Spätrenaissancearbeit  aus  Holz,  mit  hohem  Mittelbau 
und  zwei  seitlichen  Durchgängen.  Im  J.  i63o  entstanden,  im  18.  Jh.  teilweise  um- 
geändert. 

Zwischen  kanellierten  Säulen  das  Mittelbild,  Ölgemälde  auf  Leinwand.  Die 
h.  Helena  mit  dem  Kreuzesstamm,  im  Hintergrund  die  Kreuzauffindung  und  das 
Kreuzwunder.  Links  von  ihr  der  Stifter  knieend,  den  Blick  nach  dem  Beschauer 
gewendet.  Hinter  ihm  sein  Wappen,  ein  schwarzer  Dreizack  in  weissem  Feld, 
darüber  ein  schwarzer  Hut.  Am  Kreuzesstamm  dasselbe  Wappen  mit  der  Inschrift: 
anno  i63o,  aetatis  46.  Das  weitere,  die  Auffindung  betreffend,  heute  durch  das 
höher  gerückte  Tabernakel,  eine  gefällige  Arbeit  des  18.  Jh.,  verdeckt,  lautet  angeblich: 

NISI  CRUCES  DENT  REGINAE,  IGNEM  IUDAEIS  MINATUR.     INTER  HAS,  QUAE  SIT  DIVINA 

redivivo  demonstratur.  Über  diesem  Bild,  den  Giebel  durchbrechend,  zwischen 
gewundenen  Säulen  in  reicher  Kartusche  ein  kleines  Gemälde,  einen  heiligen  König 
(Konstantin)  darstellend,  der  ein  Kirchenmodell  hält.  Das  ganze  bekrönt,  den  ge- 
schweiften Giebel  über  diesem  Bild  ebenfalls  durchbrechend,  ein  skulptierter  Kruci- 
fixus.  Über  den  seitlichen  Durchgängen  lebensgrosse  Holzstandbilder  des  h.  Kon- 
stantin und  der  h.  Helena  (Fig.  64). 

Unter  der  Orgel  ein  einfacher  Rokokoaltar  mit  einer  Pieta  und  dem  dop- 
pelten Chronogramm,  heute  verdeckt:  eCCe  DoLore  bonaM  (i75o),  Donabo  haC 
Lege  CoronaM  (i75o). 

Die  Kommunionbank  wurde  im  J.  1 7 5 5  errichtet.  Auf  elegant  geschweiftem 
Grundriss  eine  einfache  Balustrade.  In  der  Mitte  ein  Kelch  mit  Hostie,  Kreuz  und 
der  Umschrift:  honor  sIt  CaLICI  DoMInI  (i 755). 

Der  ehemalige  Predigtstuhl,  einfache  aber  geschmackvolle  Louis  XVI.- 
Arbeit,  mit  den  Evangelistensymbolen,  ist  heute  in  zwei  Teile  geteilt  als  Wange  für 
die  modernen  Chorstühle  verwendet. 

Beichtstühle,  einlache  Spätrenaissancearbeiten,  gleichzeitig  mit  dem  Hoch- 
altar. Orgelgehäuse  barock.  An  den  Wänden  eine  Reihe  von  Barock-  und 
Rokokofiguren. 

Totenschild  des  Heinrich  von  Hasselt,  f  io.  Juni  i55o.  Holzrelief  mit  dem 
Wappen  Hasselt  und  der  Umschrift :  anno  i55o,  den  ioten  dach  brachmonat,  ist 

GESTORWEN  DER  WOLEDEL  HYNRICH  VON  HASSELL  (so!). 

Monstranz.  Vergoldet,  Höhe  62  cm.  Tüchtige  Arbeit  des  1 7.  Jh.  Am 
Fuss  Engelsköpfe,  neben  dem  Cylinder  Bildnisse  der  h.  Helena  und  des  h.  Franziskus 
zwischen  gewundenen  Säulen.  Über  dem  Cylinder  eine  Kuppel  mit  der  Madonnen - 
figur.    Das  Ganze  mit  einer  Krone  abgeschlossen. 

Kelch.  Silber  vergoldet,  tüchtige  Arbeit  des  16.  Jh.  Fuss  und  Knauf  gothisch 
mit  der  Inschrift:  ihs,  maria,  anna.  An  der  Kuppa  Silberbelag  in  Renaissance- 
formen, Engelsköpfchen  und  Kartuschwerk. 

Reliquiar  mit  Kreuzpartikel,  vergoldet,  in  einfacher  Kreuzform,  i7.  Jh., 
renoviert  im  J.  181 2. 

Kasel  aus  dem  i7.  oder  18.  Jh.  mit  dem  Wappen  des  Stifters  vom  Hochaltar 
und  dem  der  Herren  von  Hochsteden  zu  Niederzier,  Veit  und  Betgenhausen. 


92 


HÖLLEN 


93 


Die  Glocken  haben  die  Inschriften:  Kathoi. 

Pfarrkirche 

Die  erste:  martinus  legros  me  fecit  anno  i  764.    Sie  ist  mit  einem  Kreuz  Glocken 
geschmückt,  rundum  das  Chronogramm:  In  CrVCe  DoMInI  nostrI  saLVs  ( 1 764). 

Die  zweite:  In  sono  VoCe  pIa 

ConLa(u)Dans  VIrgo  MarIa  (i764). 

maria  iosepha  behren,  äbtissin  s.  clara  a  collen.  martinus  legros  me 
fecit  anno  1 764.  Schmuck :  ein  Kreuz  mit  der  Unterschrift:  s.  helena  ora 
pro  nobis.    (Handschriftl.  Nachrichten  über  den  Glockenguss  im  Pfarrarchiv.) 

Im  Pfarrhaus  eine  Reihe  von  Bildern  des  i7.  und  1 8.  Jh.  Darunter  der  Ölgemälde 
Kirche  gehörend  in  ausgezeichnet  schönem  Rokokorahmen,  Holz,  ehemals  vergoldet,  Rahmen 
i47Xi6o  cm  gross,  ein  mittelmässiges  Ölgemälde,  Leinwand,  Daniel  in  der  Löwen- 
grube. Unter  den  übrigen,  im  Besitz  des  Herrn  Pfarrers  Kocks,  sind  erwähnens- 
wert: eine  Weltgerichtsdarstellung,  Ölgemälde,  Leinwand  i3  X  88  cm,  bezeichnet: 
anno  i 728.  Matthias  Schuhmacher  del.  et  pinx.  Verspottung  Christi,  Ölgemälde, 
Holz,  rohe  Arbeit  des  16.  Jh.  Ein  hl.  Franziskus  mit  der  Vision  des  Veronikatuches 
ist  ikonographisch  merkwürdig. 

Im  Dorf  zwei  steinerne  Wegekreuze.    Das  eine  aus  dem  J.  1 7 48  mit  dem  Wegekreuze 
Krucifixus  und  der  Inschrift:  ChrIsto  CrVCIfIXo  ereCta  sVM  faCtIs  eXpensIs 
paroChIae  In  hasseLsweILer  ( 1 748).    Das  andere,  mit  dem  Krucifixus  und  dem 
h.  Antonius  in  bäurischer  Formengebung  am  Schaft,  aus  dem  j.  1  7 7 5.    Inschrift  am 
Sockel:  In  CrUCe  DoMInI  nostrI  VIta  et  saLUs  Vera  (1 775). 

o  lignum  fhlix,  in 

quo  dominus  ipse  pependit! 

nec  te  terra  capit, 

sed  coeli  tecta  videbis 

cum  renovata  dei 

facies  ignita  micabit. 

in  honorem 
iesu  mariae  et  iosephi 

ERECTA. 

Katholische  Pfarrkirche  zu  Gevelsdorf.   Eine  Kapelle  in  Gevelsdorf  Kathoi. 
wird  in  den  J.  i55o  und  1 5 83  genannt  (Düsseldorfer  Staatsarchiv,  Erkundigungsbuch,  Gevelsdorf n 
Sammlung  Redinghoven  a.  a.  O.  XIX,  S.  59). 

Die  heutige  Anlage  stammt  aus  dem  Anfang  des  i9.  Jh.  Eine  Glocke  von  1 493 
hat  die  Inschrift :  maria  heischen  ich,  gregorius  von  treir  gus  mich  anno 
mccccxciii.  Eine  kleine  Messglocke  mit  einem  Chronogramm  aus  dem  i7.  oder  18.  Jh., 
unzugänglich.  [F.] 


HÖLLEN. 


Ein  Hohlweg  in  der  Richtung  nach  Lieh  hat  den  Namen  an  der  Landwehr  Vof- 

geschieh 

und  angeblich  sollen  sich  unter  der  Erde  in  der  Nähe  von  Lieh,  am  Krüxweg  und  der  nches 
Licher  Mühle,  Reste  ehemaliger  Gebäude  befinden.  Graf  v.  Mirbach,  Zur  Territorial- 
geschichte I,  S.  1 7.  —  L.  Korth  i.  d.  Aachener  Zs.  XIV,  S.  9i. 

KATHOLISCHE  KAPELLE  (s.  t.  s.  Catharinae).    Handschriftl.  Qu.  Kathoi. 

Kapelle 

In  der  Königl.  Hof-  und  Staatsbibliothek  München,   Sammlung  Redinghoven 
Bd.  XIX,  Bl.  60. 


93 


94 


KREIS  JÜLICH 


Beschreibung 


Fig.  65.  Höllen. 
Grundriss  der  katholischen  Kapelle. 


Kathoi.  Die  Kapelle  zur  Hellen  im  Dorf  wird  im  J.  1 583  als  Gasthauskapelle  unter  der 

Kapelle     Mutterkirche  Rödingen  genannt.    Kollator  war  der  Herr  von  Palant  zu  Lindenberg 

(Redinghoven  a.  a.  O.).  Im  J.  i676  ist  es 
der  Freiherr  von  Hompesch  zu  Rurich 
(Binterim  u.  Mooren,  E.  K.  II,  S.  1 75). 
Die  jetzige  Kapelle  wurde  um  i5oo  erbaut 
und  im  J.  1 7  73  mit  einem  neuen  Dach,  insbe- 
sondere der  malerischen  Haube  versehen. 

Einschiffiger  gothischer  Backsteinbau 
mit  dreiseitig  geschlossenem  Chor  und 
westlicher  Turmhaube  (Grundriss  Fig.  65, 
Ansicht  Fig.  66);  an  der  Westseite  neuere 
Vorhalle  mit  Freitreppe,  das  umliegende 
Terrain  abgegraben. 

Das  Äussere,  ganz  mit  Cement  über- 
putzt, hat  auf  der  Südseite  und  am  Chor  freiliegende  Strebepfeiler.  Zwischen  den  zwei 
östlichen  Strebepfeilern  der  Nordseite  sind  Kapellen  eingebaut.  Spitzbogige  Fenster  mit 

reichem  Masswerk,  Sattel- 
dach geschiefert,  im  Westen 
direkt  auf  dem  Dach  sitzende 
barocke  Turmhaube.  Am 
Gebälk  im  Inneren  die 
Jahreszahl  1 7 73.  Das  Innere 
des  Schiffes  ist  kreuzgewölbt 
über  zwei  Jochen,  das  dritte 
Joch  liegt  mit  dem  drei- 
seitigen Chor  unter  einem 
sechsteiligen  Gewölbe. 

Das  hübsche  Innere 
wird  durch  einen  grossen 
Emporeneinbau  des  i9.  Jh. 
gestört.  Am  westlichen 
Schlufsstein  ein  Wappen  mit 
Beil  und  Scheit.  Die  Ka- 
pelle zwischen  den  letzten 
Strebepfeilern  im  Norden 
dient  als  Sakristei. 

Hochaltar  um  i65o, 
barock,  derb.  Im  Oberbau 
Allianzwappen  der  unbe- 
kannten Stifter.  Der  Altar 
stammt  aus  der  Pfarrkirche 
Rödingen  und  war  vermut- 
lich Mittelteil  des  dortigen 
Hauptaltars. 

In  der  Kapelle  Ölge- 
mälde mit  der  mystischen  Vermählung  der  h.  Katharina.  Barock,  tüchtiges  Bild  vom 
ehemaligen  Hauptaltar.    Einige  barocke  Holzfiguren  an  den  Wänden. 


Ausstattung 


Fig.  66.    Höllen.    Ansicht  der  kitholischpn  Kapelle. 


94 


HOTTORF  95 


Kelch,  vergoldet,  mit  silbernen  Auflagen,  darstellend  die  Leidenswerkzeuge  Kathoi. 
und  Pflanzenornament.  i  7.  Jh.  Am  Fuss  das  Wappen  der  Palant  (auf  Lindenberg),  Gefässe6 
der  damaligen  Kollatoren  der  Kapelle. 

Zinkkelch.     1 7.  Jh.,  glatt,  von  barocker  Form. 

Glocken.    Die  grosse,   von  Jan   von  Trier  in   Aachen  gegossen  (vgl.  auch  Glocken 
Schmid  i.  d.  Aachener  Zs.  XIX,  S.  120),  mit  der  Inschrift:  maria  heischen  ich. 

JAN  VAN  TRIER  GOUS  MICH  ANNO  DNI.    1 534. 

Die  kleine  wurde  von  August  Hoeni^  in  Köln  im  |.  i846  gegossen. 

[F-] 

HOTTORF. 

KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Georgii).    W.Ritz,  Urkunden  Kathoi. 

PfcirrkirctiG' 

und  Abhandlungen  zur  Geschichte  des  Niederrheins  und  der  Niedermaas,  I.  Bd., 
i.  Abt.,  1S24,  S.  128  u.  129. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  1 5o6  Stiftungsurkunde.  —  Rechnungen 
der  Kapelle  i7i8 — 1 7 3 5 ,  insbesondere  über  die  Erbauung  des  Rektoratshauses  1/22 
bis  1  729.  —  Im  übrigen  vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  i4.  —  In  der  Königl.  Hof-  und 
Staatsbibliothek  München:  Sammlung  Redinghoven  XIX,  Bl .  3  1 . 

Im  J.  i34o  giebt  Adam  von  Hottorp,  Kanonikus  am  Münsterstift  zu  Aachen,  Geschichte 
mit  seinem  Bruder  dem  Ritter  Karsilius,  Ländereien  zum  Bau  einer  Kapelle,  die  der 
Pastor  von  Boslar,  Ludwig  von  Kintzweiler,  weiht.  Die  Kapelle  zu  Hottorf  wird 
i4i5  wieder  genannt  (Urkunde  im  gräflich  Mirbachschen  Archiv.  —  Ann.  h.  V.  N. 
LV,  S.  297).  Im  J.  i420  tragen  Karsiiis  und  Greta  von  Hotorp  dem  Werner  zu 
Palant,  Herrn  zu  Breitenbend,  das  Patronat  der  Kapelle  auf.  In  einer  Stiftungs- 
urkunde im  Pfarrarchiv  vom  J.  i5o6  wird  von  Baunöten  der  Kapelle  gesprochen. 
Patron  der  Kapelle  ist  Karsiiis  von  Palant,  Herr  zu  Breitenbend.  Im  }.  1 637 
kommt  sie  an  die  Siersdorfer  Deutschordenskommende.  Die  heutige  einfache  Kirche 
wurde  wohl  im  18.  Jh.  errichtet,  wobei  einzelne  Stücke  der  alten  Umfassungsmauer 
an  der  Nordwestseite  stehen  blieben. 

Die  Kirche  ist  ein  Backsteinsaalbau  mit  Westturm  und  östlich  angebauter  Beschreibung 
Sakristei  in  den  einfachsten  Formen.    Das  Innere  hat  eine  hölzerne  Spiegeldecke, 
die  Sakristei  ist  mit  einer  Tonne  überdeckt. 

Altäre  in  einfachen  Barockformen,  gestiftet  im  J.  1 7 5 2  von  Kanonikus  J.  J.  Ausstattung 
von  Oidtman.  Der  Muttergottesaltar  links  mit  einer  Madonnenstatue  und  dem  Wappen 
von  Oidtman  in  dem  geschweiften  Aufsatz  und  der  zum  Teil  zerstörten  Inschrift: 
1.  1.  von  oidtman,  canonicus  iuliacensis.    Der  Georgiusaltar  rechts  mit  der  Statue 
des  h.  Georg  und  derselben  Inschrift. 

Die  Kommunionbank  aus  dem  J.  1  7 5 4  hat  reiches  Rocaillewerk. 

Der  Taufstein  aus  Blaustein,  einfach,  ist  mit  hübscher  barocker  Balustrade 
umgeben,  die  das  Allianzwappen  des  Johann  Kaspar  von  Oidtman  und  der  Caecilia 
von  Kessel  zu  Terbrüggen,  verheiratet  im  J.  i7o8,  aufweist. 

Stuhl  mit  dem  Oidtman'schen  Wappen  (i9.  Jh.). 

Beichtstuhl,  einfach  Rokoko,  mit  der  Inschrift :  H.  G.  langen,  pastor  in 

BOSLAR,  HOTTORF,  STELE.     P.   D.   E.  P.   T  785. 

Hinter  dem  Altar  das  Grabmal  des  Pastors  Habrichs,  f  1 653,  aus  Blaustein.   In  Grabmal 
der  Mitte  eine  Kartusche  mit  Kelch  und  der  Inschrift:  anno  i 6 5 3 ,  den  27.  february. 


95 


96 


KREIS  JÜLICH 


Paramente 


Kathol.  IST  DER  WOLLEHRENWURDIGER  HER  PASTOR  ZU  HOTTORF  WILHELM  US  HABRICHS  IN" 
Piarrk  ircheGOT  VERSXORBEN      DER  SEEL  GOX  QNIDIGH  WOLLE  SIN.  AMEN. 

Wappenfenster  Die  Kirche  besass  Wappenfenster  mit  Inschriften,  eine  Stiftung  der  Familie 

von  Oidtman.  Zwei  derselben  im  Besitz  des  Herrn  Majors  von  Oidtman  in  Berlin, 
das  eine  mit  der  Inschrift:    luceat  in  solo   franciscus  wilhelmus  oidtman. 

LUCEAT  IN  POLO  MARIA  ELISABETHA  OIDTMANS.  LUCEAT  IN  SOLO  ET  IN  POLO  AM- 
BORUM    PROGENIES,  QUORUM  EXPENSIS  HIC  ET  HAEC    FENESTRA    ANNO    l75o  POSITA. 

Das  andere,  ohne  Wappen,  mit  der  Inschrift:  admodum  reverendus  dominus  dominus 

PETRUS  CHRISTOPHORUS  OIDTMAN,  ECCLESIAE  COLLEGIATAE  BEATAE  MARIAE  VIRGINIS 

juliac.  canonicus,  donum  dedit  i  752.  In  der  Sakristei,  lose,  eine  Glasscheibe 
mit  der  Inschrift:  admodum  reverendus  dominus  dominus  constantinus  dierna, 
pro  tempore  rector,  d.  d.  1 7  5  2.  Die  zugehörige  Wappenscheibe  war  im  J.  1881 
im  Besitz  des  Herrn  Dr.  H.  Oidtmann  zu  Linnich. 

Kasel,  grün  mit  gutem  Granatapfelmuster  und  gut  erhaltener  kölnischer  Borte 
mit  den  typischen,  streng  stilisierten  Bäumen,  Vögeln,  Ornamenten  und  Inschriften  in 
gothischen  Minuskeln. 

Chorkappe,  blauseiden,  Rokoko,  mit  schönem  Blumenmuster. 
Seidene  Decke,  zum  Bahrtuch  umgewandelt  durch  aufgenähte  Embleme  des 
Todes,  mit  reichen  chinesischen  Seidenstickereien,  Ranken,  Blumen,  Vögeln  u.  s.  w. 

Vor  der  Kirchthür  an  der  Mauer  aufgerichtet  ein  Grabstein  mit  dem  Wappen 
der  von  Oidtman,  überhöht  von  einem  Kelch. 

Die  Glocken  haben  die  Inschriften:   1.  anna  heischen  ich,   in  die  eere 

GÖTZ  LUDEN  ICH,  GREGORIUS  VON  TRIER  GOIS  MICH  ANNO  DNI.      1 5  1 3 . 

2.  SANCTA  MARIA  HEISCHE  ICH,  DIE  LEBENDIGEN  BERUEFE  ICH,  DIE  DOTTEN- 
BELEUTE  ICH,    DAS   DONNERWETTER  VERTREIBE  ICH.     MARIA,  THERESIA,  FRANCISCUSy 

wernerus,  casparus.    anno  1 793.    (Geschwister  von  Oidtman.) 

In  dem  früher  Hottorfschen,  dann  Goerschen,  Palantschen,  Utenhofenschen 
Gutshause  ein  Stein  mit  dem  Utenhofenschen  Wappen. 

Das  andere  Gut  zu  Hottorf,  im  i5.  Jh.  denen  von  Müntz,  dann  von  Horrich,. 
seit  dem  '7.  Jh.  der  Familie  von  Oidtman,  seit  1 83 7  den  jetzigen  Besitzern  von 
Meer  gehörig,  brannte  am  Anfang  des  1 9.  Jh.  ab;  es  sind  nur  noch  zwei  runde 
Türme  an  den  Ecken  der  Ökonomiegebäude  von  der  ursprünglichen  Anlage  erhalten. 


Grabstein 


Glocken 


Utenhofensches 
Gut 


von  Meersehes 
Gut 


INDEN. 


Vor- 
geschicht- 
liches 


Römische 
Funde 


VORGESCHICHTLICH  ES.  In  der  Nähe  von  Inden  wurde  ein  Steinbeil 
gefunden  (Sitzungsberichte  der  Niederrheinischen  Gesellschaft  zu  Bonn,  vgl.  B.  J. 
LXI,  S.  i56). 

RÖMISCHES.  Im  Ort  Inden  selbst,  südlich  an  der  sogenannten  Klapper- 
gasse, der  nördlichsten  Gasse  des  Orts,  welche  von  der  Strasse  Altdorf- Inden  nach 
der  Inde  hinabführt,  wurden  eine  Menge  römische  Ziegel  gefunden,  die  jetzt  als 
Bodenbelag  einer  Küche  dienen.  Sie  waren  als  Deckplatten  eines  etwa  4o  cm 
breiten  Kanals  verwandt.  Unmittelbar  daneben  auf  dem  Grundstück  von  Bongartz 
fanden  sich  Dachziegel,  Pfannen-  und  Hohlziegel,  wovon  einige  Exemplare  im  Besitz 
des  Bürgermeisteramts  sich  befinden. 

Weiter  wurden  Säulenfragmente  —  vermutlich  ein  Kapital,  etwa  römisch- 
dorischer Profilierung,  und  Halsstück  —  aus  rotem  Sandstein  von  53  cm  Länge  aus- 


96 


INDEN 


97 


gegraben,   die  aufeinander  mit  vertikal  gerichteter  Achse,  also  vermutlich  in  ihrer  Römische 
ursprünglichen  Stellung  in  der  Erde  staken.    Dieselben  werden  jetzt  in  dem  Garten        un  e 
von  Bongartz  als  Schleifsteine  benützt.   Ein  in  der  Nähe  gelegener  Obstgarten  heisst 
heute  noch  der  Burghof. 

Geuenich  hiess  ein  jetzt  verschwundenes  Kirchdorf,  welches  5oo  m  nördlich 
vom  Ausgang  von  Inden  lag.  Durch  Herrn  Pfarrer  Demmer  wurden  im  J.  1 88 1 
nicht  weit  südöstlich  von  der  Stelle,  wo  der  Ort  Geuenich  sich  befand,  unmittelbar 
südlich  des  heute  noch  „Römerstrasse"  genannten,  in  tiefem  Einschnitt  nach  der 
Inde  hinabführenden  Feldweges,  die  Substruktionen  einer  römischen  Wohnung  mit 
Bad,  Hypokaustum,  etwas  Mosaikboden,  Abzugskanal  freigelegt.  Von  den  Funden 
befindet  sich  noch  einiges  im  Besitz  des  Herrn  Pfarrers  Demmer  in  Eschweiler.  Vgl- 
auch  E.  atjs'm  Weerth  i.  d.  B.  J.  LXXII,  S.  128. 

Die  „Römerstrasse"  ist  bei  Dr.  J.  Schneider,  Aachener  Zs.,  Bd.  XIV,  Karte, 
fälschlicherweise  südlich  des  Ortes  Inden  eingezeichnet  (B.  J.  LXXIII ,  S.  6).  Un- 
tiefer Einschnitt  beim  Abstieg  nach  der  Inde  ist  heute  noch  5oo  m  vom  Nordrande 
des  Dorfes  Inden  vollkommen  vorhanden. 

KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Clementis).  Han  dschriftl.  Kathoi. 

PfürrkircliG 

Qu.  Vgl.  unten:  Ehemalige  Pfairkirche  zu  Geuenich.  Darunter  Register  der  Schuld- 
verschreibungen der  Kirche  von  Geuenich,  mit  den  Nebenkirchen  Altdorf,  Inden 
und  Pattern  (vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  i5).  Abbildung  der  alten  im  J.  1 896 
abgerissenen  Kirche  auf  dem  Bürgermeisteramt  Inden,  Photographie. 

Eine  Kapelle  bestand  in  Inden  im  J.  1 582 ;  sie  wurde  mit  der  Kapelle  von 
Altdorf  zusammen  von  einem  Kaplan  bedient.  (REDiNGHOVENsche  Sammlung,  Bd.  XIX, 
Bl.  95.)  Im  J.  1 896  fand  ein  Kirchenneubau  statt,  in  den  sich  wenig  aus  der  alten 
Kirche  hinübergerettet  hat. 

In  der  Vorhalle  der  Kirche  ein  hölzerner  Kruzifixus,  etwas  unterlebensgross» 
aus  dem  Anfang  des  16.  Jh.,  von  guter  Anatomie. 

Die  Glocken,  eine  anscheinend  aus  dem  1 5.  Jh.,  die  andere  aus  dem  J.  i43i, 
aus  Geuenich  stammend,  haben  die  Inschriften:  Glocken 

Die  erste :  sint  remeis  heis  ich,  meister  johan  antei  gois  mich  anno 
dni.  ccccixix  (?).  daim  van  Broich  .  .  .  (Ein  Daem  van  deym  Broech  lebt  um  die 
Mitte  des  i5.  Jh.    Aachener  Zs.  VI,  S.  129,  A.  7.) 

Die  zweite,  mit  einem  Medaillon,  Anbetung  der  Könige  und  fünf  Münzen : 

MARIA  HEIS  ICH,  VTJIR  UNGEWEDER  LUDEN  ICH.     A.  l43l. 

Die  ehemaligen  Indener  Glocken  kamen  im  Anfang  des  i9.  Jh.  nach  Altdorf 
und  schmolzen  dort  im  J.  1 856  beim  Brand  der  Kirche. 

EHEMALIGE   PFARRKIRCHE  ZU  GEUENICH   (s.  t.  s.  Remign.  Ehemalige 
Binterim  u.  Mooren,  E.  K.  I,  S.  329.  —  Lacomblet  U.  B.  I,  S.  186,  436.  —  Aus-  Pf  a^Vk^rche 
führlich,  mit  Beschreibung   der   abgerissenen  Kirche:  Pick  i.  d.  Aachener  Zs.  VI, zu  Geuenich 
S.  118.  —  Kühl  a.  a.  O.  IV,  S.  29i.  —  Handschrift!  Qu.    Das  Archiv  der  Pfarr- 
kirche kam  nach  deren  Aufhebung  in  die  Pfarrkirchen  zu  Altdorf  und  Inden.  Der 
Altdorfer  Teil  besteht  aus  Stiftungsurkunden  vom  J.  1 6 7 5  an,  Heberegistern  und 
Kirchenrechnungen  des  18.  Jh.  (vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  2).  — ■  Im  Pfarrarchiv  zu 
Inden  befinden    sich  die  wichtigsten  Urkunden  des  Geuenicher  Archivs:  Weis- 
tümer  des  i4.  und  i5.  Jh.  —  Kirchenrechnungen  und  Schuldverschreibungen  vom 
Anfang  des  i5.  Jh.  ab.  —  Über  die  Reparatur  des  Glockenturms  im  J.  1654,  Bau 
des  Pfarrhauses  vom  J.  1666  —  Prozesse  der  Kirche  vom  J.  1 7 78  ff.  —  Im  übrigen 
vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  i5. 

7 

97 


98  KREIS  JÜLICH 


Ehemalige  Im  Archiv  der  Kathol.  Pfarrkirche  in  Linnich:  Einkunftsverzeichnis  der 

Pfarrkirche  Pfarrei  Geuwenich  zwischen  1  5 7 5  u.  1600.     (Vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  33,  Nr.  9.: 
zu  Geuenich^kbii^^g^  sehr  schematisch,  aus  welcher  offenbar  keine  Schlüsse  gezogen  werden 
können,  in  der:  Delineatio  über  den  zu  Inden  des  hohen  Dom  Capitul  Köln  gelegener 
hoef,  ländereien  und  wiesen,  worab   wittiben  Joseph  Esser   als  erbpfächterin ,  aus 
dem  J.  1 794,  im  Besitz  von  Fräulein  Gertrud  Göbbels  in  Inden. 
Geschichte  Die  ehemalige  Kirche  zu  Geuenich  war,  wie  die  Wahl  des  Titelheiligen  ver- 

muten lässt,  eine  fränkische  Gründung.  Gegen  Ende  des  12.  Jh.  ist  die  Kirche  im 
Besitz  des  Herzogs  Heinrich  III.  von  Limburg,  der  sie  im  J.  1181  an  das  Frauen- 
kloster Wenau  schenkt  (Bonn,  Geschichte  des  Klosters  Wenau  S.  10).  Sie  scheint 
im  18.  Jh.  vollständig  umgebaut  worden  zu  sein  (Pick,  a.  a.  O  ).  Als  die  Filial- 
kirchen im  Anfang  des  i9.  Jh.  selbständig  wurden,  verfiel  der  Bau,  nachdem  die 
Kirche  schon  im  18.  Jh.  mit  dem  Damenstift  Wenau,  das  den  Bau  nicht  unterhalten 
wollte,  mehrere  Prozesse  gehabt  hatte  (Urkunden  im  Pfarrarchiv  zu  Inden). 
Taufstein  Die   Kirche  wurde  ums  J.  1820  abgebrochen.     Den  Taufstein  —  eines  der 

interessanten,  mit  Köpfen  verzierten  romanischen  Taufbecken  aus  Blaustein  —  fand 
man  neuerdings.    Er  befindet  sich  im  Museum  der  Stadt  Jülich. 
Kruzifixus  An  der  Stelle,  wo  die  Geuenicher  Kirche  sich  befand,  steht  heute  ein  Holz- 

Kruzifixus  des  1 5.  Jh.  in  edler  und  naturwahrer  Auffassung,  vor  kurzem  leider 
dick  mit  Ölfarbe  überschmiert. 

Östlich  von  dieser  Stelle,  an  der  Kreuzung  zweier  Feldwege,  deren  einer  noch 
den  Namen   Pfeifergasse   führt,   ein    verschütteter   aus  Ziegelsteinen  aufgemauerter 
Brunnen     Brunnen,  von  etwa  2  m  lichtem  Durchmesser  (über  die  Ortschaft  Geuenich  vgl.  Bei- 
träge zur  Geschichte  von  Eschweiler  und  Umgegend  II,  S.  78).  [F.] 

JÜLICH. 

Litter  a  tu  r  Litter  a  tu  r. 

Erichius,  Gülichische  Chronic,  darinnen  der  uhralten  .  .  .  .,  Leiptzig  1 6 1 1.  — 
Teschenmacher,  Annales  Cliviae,  Juliae,  Montium,  Marcae,  ....  Frankfurt  und 
Leipzig  1 7 2 1 .  —  Brosii,  Juliae  Montiumque  comitum,  marchionum  et  ducum  annalium 
.  .  .  .,  Köln,  I — III,  1 73 1.  —  Merian,  Topographia  Westphaliae  S.  28.  —  Brockmuller, 
Entwurf  einer  historisch-,  statistisch-,  medizinischen  Topographie  der  Stadt  und  des 
Kreises  Jülich,  1 839.  —  Kaltenbach  S.  249.  —  Offermann  S.  23.  —  Historische 
Reminiscenzen  der  Veste  Jülich,  Jülich  1 889.  —  Kühl,  Geschichte  der  Stadt  Jülich, 
4  Bde.,  Jülich  i89  1  — 1897;  vgl.  dazu  Rhein.  Geschichtsblätter  V,  S.  1  ff.;  VI,  S.  49. 
69,  1 9 7 .  —  Vgl.  die  Litteraturangaben  unter:  Stadtbefestigung. 

Ansichten  Ältere  Ansichten  und  Pläne. 

und  Pläne 

1.  Abbildungen  der  Festungswerke  aus  der  Mitte  des  16.  Jh.  befinden  sich 
im  Archiv  zu  Arnheim  (Nijhoff,  Registers  op  het  archief,  afkomstig  van  het 
voormalig  hof  des  vorstendoms  Gelre  en  Graafschaps  Zutphen,  Arnheim  1 856. 
S.  423). 

2.  Stich,  Belagerung  von  1610  mit  Inschrift:  afbeeldinghe  v.  de  treffel. 
beleger,  d.  vereen.  coninghen  u.  s.w.  Amsterdam,  CI.  J.  Vischer,  3ix4i  cm, 
noch  bei  Zeiten  der  Belagerung  ausgegeben  (Muller,  Beredeneerde  Beschrijving  van 
Nederlandsche  historieplaten  I,  S.  1 58,  Nr.  1282). 


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JÜLICH 


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3.  Stich  mit  der  Belagerung  von  1610,  bez.:  vraye  pourtraicture  de  l'assie-  Ansichten 

GEMENT    DE     LA  VILLE    DE   JULIERS    AVEC    L'APPROCHES     ET    GALERIES    DEVANT    LE    nnd  PK,ne 

chasteau;  nach  Cotin,  dict.  d'Argencourt  durch  Flor.  Balthazar,  161 1;  42  X  49  cm 
(Muller,  Beredeneerde  Beschrijving  van  Nederlandsche  historieplaten  I,  S.  1 58, 
Nr.  1281). 

4.  Stich  mit  kleinem  Festungsplan  bei  Erichius,  Gülichische  Chronic  u.  s.  w- 
Leipzig  161 1. 

5.  Stich  mit  Ansicht  der  Belagerung  vom  J.  16 10  aus  der  Vogelschau,  bez.  oben: 

ABRISS    DER    FESTUNG    GULICH,    VON   DEN    SPAINISCHEN    EINGENOMMEN   2.  IX.  l6lO; 

aus  Hogenbergs  Geschichtsbildern,  i8,5X29,5  cm. 

6.  Stich  wie  der  vorhergehende,  gleichfalls  aus  Hogenbergs  Geschichtsbildern, 
mit  der  Nummer  379,  unten  Gedicht:  funff  wochen  lang  graf  moritz  u.  s.  w., 
2  i  X  28,5  cm. 

7.  Flotte  Radierung  in  schlechter  Zeichnung,  Ansicht  der  Belagerung  von  1610, 
oben  rechts  die  Nr.  i7,   27  X  1 9, 5  cm,   aus:   Relatio,   d.  i.    eygentl.  und  aussführl. 

bericht,  was  i6o9  —  1.  Sept.  1610  in  disen  Fürstenthumb  ....  zugetragen 

und  verlauffen  habe,  Augsburg  161 1. 

8.  Stich,  Ansicht  aus  der  Vogelschau  mit  der  Belagerung  von  16 10,  oben  mit 
einer  Ansicht  von  Breitenbend  und  den  Porträts  des  Moritz  von  Nassau  und  Chri- 
stoph von  Anhalt,  aus :  Des  fürstl.  Geschlechts  Gulich,  Clef,  Berg  Stammregister 
und  was  sich  nach  Joh.  Wilh.  Abgang  zugetragen,  Arnheim  1610. 

9.  Dasselbe  Blatt  kleiner,  ii,8xi5,8  cm,  unten  Legende:   A.  platz  so  das 

FRANZÖSISCH  LEGER  GEWEST  IST  U.  S.  W. 

10.  Stich,  Ansicht  der  Belagerung  von  16 10,  ziemlich  ungenau,  unten  Nr.  2  84 
und  die  Legende:  juliacum  mihi  testis  erit  u.  s.  w.,  1 5,5  X  12  cm,  aus:  Baudatius, 
Polemographia,  Amsterdam  1622,  II,  S.  353. 

11.  Stich,  grosse  Landkarte  mit  Bezeichnung  der  Quartiere  u.  s.  w. ,  bez.: 
juliaci  obsidio  anno  i  6  i  i ,  Text  auf  der  Rückseite,  42,5  x  53,5  cm,  aus  Blaeu, 
Novum  ac  magnum  theatrum  urbium  Belgicae,  I,  Bl.  1 33. 

12.  Stich,  einfacher  Festungsplan,  ohne  Einzeichnung  der  Häuser,  24x3,1,7  cm, 
ebendort  II,  Bl.  94. 

13.  Stich,  Ansicht  aus  der  Vogelschau  mit  der  Belagerung  von  1610,  oben 
Stetterich  und  Vogelsang,  unten  rechts  zwei  Reiter,  aus:  Wilhelm  en  Mauritz  von 
Nassau,  Princen  von  Orangien,  haer  Leven  en  Bedryf,  Amsterdam  i65i,  27,5  X  36  cm. 

14.  Stich,  Ansicht  aus  der  Vogelschau  mit  Belagerung  von  1610,  1.  u.  Kartusche 
mit  Inschrift:  eigentliche  Beschreibung  und  delineation,  wie  die  Festung  .  .  . 
durch  Jordan  von  der  Waye,  Geograph.  Darauf  Ansicht  des  Hauses  Vogel- 
sang, 32,5  X  5  i,5  cm. 

15.  Plan  der  Belagerung  vom  J.  1610,  bez.:  grundriss  d.  statt,  sampt  den 
aprochen  u.  s.  w.,  mit  kleinen  Ansichten  der  benachbarten  Häuser  Linzenich,  Nier- 
stein, Lindenberg  und  der  Karthause,  Stich  von  Merian,  24,5  X  3o,5  cm. 

16.  Der  gleiche  Stich  aus  Merian,  Topographia  Westphaliae,  bez.:  wahrer 

GRUNDRISS  DER  STATT  UND  VESTUNG  GÜLICH  U.  S.  W.  ANNO  1 6 1 0,  bez.  O.  1.  :  pag.  977 

u.  r. :  h.  Iii. 

17.  Stich,  Ansicht  der  Belagerung  vom  J.  1610,  in  L.  Gottfrid,  Historische 
-Chronika,  i642,  10 X  14  cm. 

18.  Stich,  mit  Ansicht  der  Belagerung  vom  J.  16 10  aus  der  Vogelschau, 
i5,5X2o,5  cm,  ganz  ungenau,  die  Zitadelle  z.  B.  fünfseilig. 

7* 

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KREIS  JÜLICH 


Ansichten  i9.  Stich  mit  Ansicht  der  Belagerung  vom  J.  1610,  unten  die  Angreifer  und 

und  Plane    Bezejchnurig.  GRAF  MAURITZ  LEGER,  Legende:    IN  DIESEM  JAHRE,    ALS   MAN  ZAHLT, 
27  Xl7  cm.,  i7.  Jh. 

20.  Stich,  Ansicht  der  Stadt  in  W.  Baudart  van  Deynse,  Les  Guerres  de 
Nassau,  Amsterdam  16 16. 

21.  Stich,  mit  Ansicht  der  Belagerung  von  1621,   bez.:    belegeringhe  van 

GULYCK    ONDER  S'  BELEYT  VON    GRAEFF    HEND.  VAN   DEN    BERGH    ANNO  162F,  DEN 

5.  sept.,  durch  nic.  geelkerck,  leyden,  22  X  35  cm,  noch  vor  der  Übergabe  ausge- 
geben (Muller,  Beredeneerde  Beschrijving  van  Nederlandsche  historieplaten  I,  S.  i89, 
Nr.  1453). 

22.  Ähnlicher  Stich,  oben  die  Beischrift:  wahre  abcontrafeiung  der  Be- 
lagerung ....  anno  1621  geschen;  1.  oben  Porträt  des  Heinrich  v.  d.  Berg,  r. 
oben  Wappen,  unten  die  Verse:   als  man  salt  1621JHAR  u.  s.w.,  27,3  x  3o,2  cm. 

23.  Ähnlicher  Stich  ohne  die  Porträts,  oben  die  Beischrift:  wahre  abcontra- 
feyung  u.  s.  w.,  unten  Legende  in  9  Zeilen :  a.  die  stadt  gülch.    b.  das  castel 

UND  VESTUNG  ZU  GÜLCH  U.  S.  W. 

24.  Kleiner  Stich  mit  Ansicht  der  Belagerung  von  162 1,  mit  drei  anderen 
Blättern,  darunter  Sluys  und  Franken thal ,  auf  einer  Tafel;  Überschrift:  wahrer 
abriss  der  belägerung  .  .  .  .  1 62 1 ,  unten  links  Legende,  i3,iX  1 5,8  cm. 

25.  Ansicht  der  Belagerung  von  162  1/22,  bez.:  eigentl.  Abbildung  d.  vestung 

gulich,  wie  die  1621  u.  hat  es  erobert  den  3.  Febr.  A?=i622,  Stich  aus 

Merians  Theatrum  Europaeum,  22,5  X  27,5  cm. 

26.  Derselbe  oder  ähnlicher  Stich  bei  Enss,  Fama  austriaca  d.  i.  eigentliche 

Verzeichniss  Cölln,  1627,  unten  links  die  Verse:  nach  dem  den  staden 

ein  lange  zeit,  rechts  unten  Legende:  A — m,  22X27  cm. 

27.  Ansicht  der  Belagerung  von  1621/22,  Stich,  ähnlich  dem  Stich  aus  Merians 
Theatrum  Europaeum,  bez.:  wahrer  und  eygentlicher  abriss  der  weitbe- 
rühmten FESTUNG  GÜLICH  U.S.W.  IÖ2I,  28X28  CID. 

28.  Ansicht  der  Belagerung  von  1621/22,  Stich,  ähnlich  dem  Stich  aus  Merians 
Theatr.  Europ. ,  bez.:    wahrhaffter  Bericht,  welcher  massen  die  vöstung 

GÜLCH  U.  S.  W.     AUGSBURG,  DAVID  FRANCKEN,   26  X  2  7,5  Cm. 

29.  Grosse  Karte  aus  der  Vogelschau  gesehen,  unten  Ansicht  der  Stadt  mit 
Schlacht,  bez.:  eigentliche  Abbildung  des  hessischen  Einfalls  ....  den  io.  apr. 
i644,  Stich,  29,5  X  38,5  cm. 

30.  Einfacher  Plan  der  Festungswerke  ohne  Einzeichnung  der  Häuser,  vom 
}.  1 69 1 ,  Stich,  bez.:  h.  van  loon  fecit,  i7,5xi9,5  cm;  oben  links:  juliers,  ville 
d'allemagne  u.  s.  w. 

31.  Einfacher  Festungsplan,  derselbe  Stich  des  H.  van  Loon  mit  veränderter 
Jahreszahl  1 693. 

32.  Ansicht  der  Stadt  aus  dem  18.  Jh.,  bez.  oben:  juliacum,  Jülich,  unten 

Text:  METROPOLIS  DUCATUM  U.  S.  W.  JOHANN  CHRISTIAN  LEOPOLD  EXCUDIT  AUG.  VIND., 

1 8,5  Y  29  cm,  aus  dem  BoDENEHRschen  Werk  (Taf.  IV). 

33.  Einfacher  Festungsplan,  Stich  um  i72o,  bez.:  juliacum,  juliers,  an  der 
roer  gelegn,  G.  bodenehr  excud.,  i7X2o,5  cm ;  ebendort. 

34.  Stich  einer  Medaille  aus:  Sammlung  merkwürdiger  Medaillen,  A.  1 738, 
3.  Woche,  S.  i7,  Vorderseite  mit  Ansicht  der  Festung  und  Umschrift:  nihil  inex- 
pugnabile:  Rückseite:  ipsis  calend.  septemb.  mdcx.,  ii,5xi7  cm. 

35.  Einfacher  Festungsplan,  Stich  umi75o,  24x  36,5  cm. 

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Potsdam 


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KREIS  JÜLICH 


Ansichten  36.  Kleiner  Plan   der  Festung,   getuschte  Federzeichnung,   gez.  von  Fahnen- 

a       junker  Fortis  im  J.  i78o,  wohl  nach  einem  Stich,  im  Offizierkasino  der  Unteroffizier- 
schule Jülich. 

37.  Zusammenstellung  verschiedener  Landkarten  und  anderer  Papiere,  dabei 
Plan  der  Festung  Jülich,  Original- Aquarell  im  Rurthor  zu  Jülich,  bez.:  lieut.  de  fortis 
fecit  und  mit  einer  Widmung  an  den  Kaufmann  Fischer  in  Jülich  vom  J.  i789, 
2  2,5  X  32  cm. 

38.  Grosser  Plan  aus  französischer  Zeit,  wohl  gleichzeitig  mit  der  Anlage  des 
Brückenkopfes  (i8o4),  darauf  noch  die  Gebäude  der  Karthause  eingezeichnet,  Kopie 
von  1 885  im  Rurthor  zu  Jülich. 

39.  Pallisadierungsplan  der  Festung  vom  J.  1816,  Kopie  vom  J.  1 885  im  Rur- 
thor zu  Jülich  (Fig.  67). 

40.  Grosser  Plan  der  Festung  vom  J.  1828,  Original  im  Rurthor  zu  Jülich, 
stark  beschädigt. 

Römische  RÖMISCHE  ANLAGEN    UND    FUNDE.     Das   römische  Kastell 

"Funde""  (s-  °-  S.  i)  lag  wahrscheinlich  auf  der  höchsten  Stelle  von  Jülich,  in  der  Gegend  der 
Kirche  und  des  Marktes.  Grössere  bauliche  Anlagen  der  römischen  Zeit  haben 
sich  im  J.  1 8 7 8  an  dieser  Stelle,  unter  der  Pfarrkirche  selbst,  gefunden;  das  Langhaus 
der  Pfarrkirche  wird  nahe  bei  dem  Turm  durch  eine  grosse,  etwa  1  m  starke  römische 
Mauer  durchschnitten;  östlich  davon  fand  man  unter  einem  Pfeiler  der  Kirche  einen 
grossen  wohlerhaltenen  Töpferofen  mit  zahlreichen  Geschirren  und  einer  Münze 
Domitians.  Unter  der  Südmauer  der  Kirche  wurde  eines  der  häufigen  römischen 
Hypokausten  aufgedeckt,  das  mit  dieser  Anlage  ohne  Zweifel  zusammenhängt  (aus- 
führlich darüber  Kessel  in  der  Aachener  Zs.  I,  S.  65,  mit  Abb.).  Diese  römische 
Anlage  wurde  weiter  aufgedeckt  im  J.  1 899  bei  dem  Ausbau  des  Chores  der  katho- 
lischen Pfarrkirche;  hier  fand  sich  eine  ähnliche  starke  römische  Mauer,  die  nach 
Südwesten,  spitzwinkelig  zu  der  Mauer  unter  dem  Langhaus,  verläuft.  Hier  lag  ferner 
auch  ein  weiteres  römisches  Hypokaustum;  ausserdem  wurde  das  Fragment  eines 
römischen  Soldaten-Grabsteines  gefunden,  ähnlich  dem  an  dem  Rurthor  eingemauerten 
Stück  (s.  u.). 

Die  Einzel funde  römischer  Altertümer  in  Jülich  selbst  und  in  seiner  nächsten 
Umgebung  sind  ziemlich  zahlreich  gewesen.  An  erster  Stelle  ist  hier  der  Matronen- 
stein zu  nennen,  der  von  einem  Mitglied  der  VI.  Legion  den  Rumeneischen  Matronen 
gesetzt  wurde;  er  wurde  bereits  in  der  2.  H.  des  16.  Jh.  gefunden  und  befindet  sich 
heute  im  Museum  Walraff- Richartz  in  Köln  (Kühl  II,  S.  3oi.  —  B.  J.  XXV,  S.  i39; 
LXI,  S.  i43;  LXXXIII,  S.  tSa.  —  Brambach,  C.  J.  Rh.  Nr.  60 1). 

Zahlreich  sind  auch  weitere  Inschrift  steine  gefunden  worden,  von  denen 
schon  die  Chronik  Gerhards  von  Jülich  aus  dem  J.  1 5 7  2  manche  erwähnt,  die  in 
Jülich  eingemauert  sich  fanden.  Davon  sind  jetzt  noch  ein  Stein  am  Turm  der 
Pfarrkirche  und  zwei  Grabsteine  am  Rurthor  erhalten  (s.  u.  S.  io5  und  B.  J.  XXV, 
S.  i39;  LIII,  S.  298;  LV,  S.  1 5a.  —  Brambach,  C.  J.  Rh.  Nr.  594— 600). 

Einige  dieser  Inschriftsteine  finden  sich  heute  noch  in  der  Mannheimer  Alter- 
tumssammlung, wohin  sie  der  Kurfürst  im  J.  1 7 69  bringen  Hess.  Sie  waren  bei  dem 
Neubau  der  Residenz  und  der  Kirche  der  Jesuiten  gefunden  worden;  am  Markt 
von  Jülich  scheint  die  hauptsächliche  Fundstelle  gewesen  zu  sein.  Es  wird  aus- 
drücklich berichtet,  dass  hier  noch  eine  grosse  Menge  von  Steinen  mit  Laubwerk  und 
Inschriften  von  geringerer  Bedeutung  gefunden  worden  sei,  die  man  wieder  zu  den 


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JÜLICH 


Fundamentmauern  benutzt  habe;  andere  grosse  Steine  habe  man  der  Schwierigkeit  Romische 

i    11  ■  ,  i         itt  tt    o    ->     \  Anlagen  und 

halber  nicht  ausgegraben  (Kühl  11,  b.  3o2).  Funde 

Hierhin  gehören  auch  die  beiden  reichen  Funde  römischer  Münzen,  die 
in  den  J.  1 566  und  t 569  bei  dem  Ausheben  des  Grabens  um  die  Zitadelle  gemacht 
wurden  (Kühl  I,  S.  292).  In  Jülich  selbst  oder  in  seiner  Nähe  wurde  eine  inter- 
essante flache  Glasschale  gefunden  mit  aufgelegter  Fadenverzierung  in  Barbotine- 
Technik  (B.J.  LXXVI,  S.  66,  mit  Abb.),  ferner  die  Bronzestatuette  eines  Kriegers, 
beide  jetzt  im  Provinzialmuseum  in  Bonn. 

In  der  städtischen  Sammlung  von  Jülich  findet  sich  eine  Anzahl  römischer 
Ziegel,  z.  T.  mit  dem  Stempel  der  VI.  Legion,  die  an  verschiedenen  Stellen  im 
Stadtgebiet  von  Jülich  zum  Vorschein  kamen.  Weitere  Funde  sind  in  allernächster 
Zeit  bei  den  Arbeiten  für  die  im  Bau  befindliche  Wasserleitung  zu  erwarten. 

Jülich  war  als  Kastell  der  Knotenpunkt  verschiedener  römischer  Strassen, 
die  hier  z.  T.  die  Rur  überschritten.  Die  Hauptstrasse  war  die  Strasse  Köln- 
Maastricht,  die  von  Köln  aus  in  grader  Linie  über  Jülich  führt  und  bei  Schloss  Rym- 
imrg  das  deutsche  Gebiet  verlässt.  Jülich  war  auf  dieser  Strasse  erster  Etappenort  von 
Köln  aus;  als  solcher  wird  er  denn  auch  im  Antoninischen  Itinerar  und  der  Peutin- 
gerschen  Tafel  genannt.  Die  wesentlichen  Verbindungsstrassen  waren  von  Jülich 
dem  Rurthal  entlang  über  Tetz  bis  nach  Brüggen  (Kreis  Kempen);  eine  weitere  in 
zwei  Armen  über  Jackerath  nach  Neuss,  zwei  Strassen,  sich  verschiedentlich  gabelnd, 
in  die  Gegend  von  Düren,  wieder  zwei  Strassen  in  die  Gegend  von  Eschweiler  und 
endlich  eine  Hauptstrasse  über  Aldenhoven  nach  Aachen.  Im  Einzelnen  vgl.  B.  T. 
XXXI,  S.  126;  LXIV,  S.  21;  LXVIII,  S.  3;  LXXIII,  S.  3;  LXXVI,  S.  25;  LXXVIII, 
S.  2;  LXXXI,  S.  2.  —  Aachener  Zs.  IX,  S.  5;  XI,  S.  73;  XIV,  S.  16.  —  Schneider, 
Die  alten  Heer-  und  Handelswege  der  Germanen,  Römer  und  Franken  im  deutschen 
Reiche  a.  a.  O. 

KIRCHLICHE  GEBÄUDE.  Kirchl. 
KATHOLISCHE    PFARRKIRCHE   (s.  t.  assumptionis   b.  Mariae  V.).  Kathol.6 
Binterim  u.  Mooren,  E.  K.  I,  S.  326;  II,  S.  i84.  —  Kühl,  a.  a.  O.  —  Veterum  Pfarrkirche 
aliquot  rituum  seu  consuetudinum  ecclesiae  collegiatae  Juliacensis  ad  normam  aequi- 
tatis  reformatarum  declaratio,  Dusseldorpii,  1 5 7 5,  4  SS.  -  ■   Statuta  quarundam  illu- 
strissimi  principis  ac  domini  D.  Guilielmi  Juliacensium  etc.    collegiatarum  ecclesiarum 
authoritate  apostolica  correcta  et  confirmata,  Dusseldorpii  1 575,  39  SS.  —  Schorn. 
Eiflia  sacra  II,  S.  676.  —  Kessel  in  der  Aachener  Zs.  I,  S.  69,  89.  —  Ann.  h.  V.  N. 
LXVIII,  S.  110. 

H  an  d  s  ch  r  i  ftl.  Qu.    Im  Pfarrarchiv:  35  Urkunden  von  1 3  2  5 — i687,  dar- 
unter namentlich  Mefsstiftungen,  Stiftungen   für   einzelne  Altäre,   Renten  u.  s.  w.  — 
Archivalien  über  die  Verlegung  des  Kollegiatkapitels  von  Nideggen  nach  Jülich.  - 
Schriften  des  Dominikaners  Peter  von  Dacien,  Hs.  des  i4.  Jh.  —   Rechnungen  vom 
16.  Jh.  an.    Im  Einzelnen  vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  1  7 . 

Im  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf:  1 75  Urkunden  von  1 33 1  —  1  7 5 7.  —  Kellnerei- 
rechnungen  vom  16.  Jh.  an.  —  Nachrichten  über  Renten,  Besitzungen  u.  s.  w.  des 
Stiftes  von  i48o    ab.  Korrespondenzen    des  i7.  u.  18.  Jh.    Vgl.  Ilgen,  Rhein. 

Archiv  S.  86. 

Im  Stadtarchiv  zu  Köln:  Akten  über  Patronatrecht  und  einzelne  Be- 
sitzungen (Rhein.  Stifter,  Klöster  u.  s.  w.  43). 

Im  Stiftsarchiv  zu  Aachen:  Akten  über  die  Güter,  Renten  u.  s.  w.  des  nach 
Jülich  verlegten  Kollegialkapitels  in  Nideggen  von  i57o — 1 683. 


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KREIS  JÜLICH 


Kathoi.  Nach  den  Untersuchungen  Kessels  ist  es  wahrscheinlich,  dass  Jülich  zu  den 

beschichte  ältesten  in  den  Römerkastellen  begründeten  Kirchen  gehört.  Dass  die  Kirche  innerhalb 
der  Militärstation  lag,  ergiebt  sich  aus  den  festen  römischen  Unterbauten,  die  unter 
der  Kirche  liegen;  ferner  ist  die  Wahl  des  h.  Martinus  als  Patron  (nach  Kessel)  auch  ein 
Zeugnis  für  den  frühen  Ursprung  der  Kirche.  Spätestens  im  i  5.  Jh.  erhielt  die  Kirche  den 
jetzigen  Titel.  Im  J.  945  schenkt  Erzbischof  Wichfried  dem  Ursulastift  in  Köln  die 
Kirche  in  Jülich  (lacomblet,  U.  B.  IV,  Nr.  6o4.  —  Ann.  h.  V.  N.  XXXI,  S.  60); 
das  Patronat  ging  später  auf  den  Landesherrn  über,  während  mit  dem  grossen  Zehnten 
die  Baupflicht  zum  grossen  Teil  dem  Ursulastift  verblieb  (Kühl  I,  S.  252). 

In  den  vielfachen  Eroberungen  und  Zerstörungen,  die  Jülich  von  dem  Nor- 
manneneinfall um  das  J.  880  an  zu  erdulden  hatte,  ist  der  ältere  Kirchenbau  ganz 
verschwunden.     Der  Turm   und  Teile  des  erst  neuerdings  erneuerten  Langhauses 


Fig.  68.  Jülich. 

Grundriss  der  katholischen  Pfarrkirche  vor  dem  Neubau  des  Landhauses  und^desjChores. 


gehören  der  Mitte  des  12.  Jh.  an;  der  zuletzt  niedergelegte  Chor  stammte  aus  dem 
Anfang  des  i3.  Jh.  Das  Mittelschiff  des  romanischen  dreischifrigen  Langhauses  wurde 
im  i3. — 14.  Jh.  gewölbt.  Von  der  alten  Gliederung  blieben  hierbei  nur  die  beiden 
kurzen  romanischen  Säulen  am  Westende  des  Langhauses  erhalten. 

In  spätgothischer  Zeit  baute  man  die  beiden  Joche  am  Chor  an  und  die  an- 
stossende  Sakristei.  Damals  wurden  auch  die  Seitenschiffe  überwölbt  oder  ganz  neu 
errichtet;  wohl  gleichzeitig  erhöhte  man  die  Arkaden  und  gab  ihnen  einen  spitz- 
bogigen  Abschluss. 

Die  Wahl  Jülichs  zur  Residenz  im  16.  Jh.  gewann  für  die  Pfarrkirche  eine 
besondere  Bedeutung,  indem  im  J.  1 5 69  auch  das  Kollegiatstift  von  Nideggen  an  die 
Pfarrkirche  in  Jülich  verlegt  und  im  J.  1 586  die  Gebeine  der  sei.  Christina  von 
Stommeln  von  Nideggen  nach  Jülich  übertragen  wurden.  Ausserdem  trat  das  Kollegiat- 
stift in  einen  festen  Zusammenhang  mit  dem  von  Gerhard  II.  im  J.  i444  begründeten 
Hubertusorden. 


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JÜLICH 


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Beschreibung 


Im  J.  i  785  erfolgte  eine  letzte  weitgehende  Restauration;  bei  dem  Wegbrechen  Kathol. 

•  ,  .  PfurrkircliG 

der  Gewölbedienste  im  Mittelschiff  stürzten  die  Gewölbe   ein.     Die  Seitenschiffe 
erhielten  grosse   rundbogige  Fenster  und  das   Mittelschiffdach    wurde  über  beide 
Seitenschiffe  geschleift;  ausserdem  errichtete  man  an  der  Nordseite  des  Turmes  einen 
kleinen  zweigeschossigen 
Bau  mit  Mansarddach,  das 
sog.  Beinhaus. 

Endlich  im  J.  1 878  be- 
gann man  mit  dem  voll- 
kommenenNeubaudes  Lang- 
hauses und  der  Wiederher- 
stellungdes  Turmes  nach  den 
Plänen  des  Architekten  Wiei- 
hasc  in  Köln;  der  Chor,  der 
vorläufig  noch  erhalten  blieb, 
wurde  im  J.  1 899  niederge- 
legt und  ein  grösseres  Chor- 
haus mit  Querschiff  nach  den 
Plänen  den  Diöcesanbau- 
meisters  H.  Renard  in  Köln 
erbaut,  ferner  ein  besonderes 
Treppentürmchen  an  den 
Turm  angefügt. 

Die  Kirche  war  in  dem 
Zustand  bis  1 878  ein  drei- 
schiffiger  romanischer  Bau 
mit  vorgelagertem  Westturm, 
spätgothischen  Anbauten 
und  spätgothischer  Sakristei 
am  Chor,  i.  L.  etwa  34,5  m 
lang,  1 6,5  m  breit  (Grund- 
riss  Fig.  68,  Turmansicht 
Fig.  69,  Längenschnitt  Fig.  7o, 
Ansicht  Fig.  7 1  ,  Details 
Fig.  72  u.  73). 

Der  heute  allein  noch 
erhaltene  fünfgeschossige 
Turm  (Fig.  69)  ist  ganz 
aus  dem  roten  Rursandstein 
der  Nideggener  Gegend  er- 
richtet. Das  Erdgeschoss  zeigt 
an  der  Westseite  die  grosse 
schlichte  rundbogige  Öffnung 

der  Turmhalle,  die  Seitenwände  haben  an  den  freien  Ecken  vielfach  abgestufte  Strebe- 
pfeiler, in  der  Mitte  jeder  Seitenwand  eine  schmale  Lisene.  Der  Bogen,  der  bis  um  1880 
vermauert  war  und  eine  einfache.  Thür  des  1 8.  Jh.  enthielt,  hat  eine  Reihe  unregelmässig 
verteilter,  jetzt  erneuerter  Köpfe  auf  den  einzelnen  Bogensteinen.  An  der  Lisene  der  Nord- 
seite ein  römischer  Stein  mit  Pflanzenornament  (s.o.  S.  102).  Das  zweite  Geschoss  hat  in 


Turm 


Fig.  69.    Jülich.    Westansicht  des  Turmes 
der  katholischen  Pfarrkirche  vor  der  Wiederherstellung. 


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KREIS  JÜLICH 


Kathol.  der  Mitte  eine  Horizontalgliederung,  an  den  Ecken  und  in  den  Mitten  der  Seitenwände 
glatte  Lisenen,  an  der  Westfront  eine  rundbogige  von  Säulchen  eingefasste  Bildnische, 
darin  ein  von  Ornamentstreifen  umrahmtes,  erneuertes  Marienbild.  Darüber  ein,  an 
den  Seiten  je  zwei  rundbogige  Fenster.  Der  Turm  ist  über  dem  zweiten  Geschoss 
stark  zurückgesetzt,  das  folgende  dritte  Geschoss  ganz  glatt  ohne  Lichtöffnungen, 
abschliessend  mit  einer  modernen,  ursprünglich  vielleicht  nicht  vorhandenen  Galerie. 
Die  beiden  letzten  Geschosse  mit  durchlaufenden  Ecklisenen  gegeneinander  durch 
einfache  Abschrägung  abgesetzt;  das  untere  der  beiden  Geschosse  ohne  Lichtöff- 
nungen, die  Glockenstühle  mit  je  zwei  Doppelfenstern,  die  von  Säulchen  mit  umlaufendem 
Wulst  eingefasst  sind.  Als  Abschluss  ein  Rundbogenfries,  hohes  vierseitiges  Pyra- 
midendach. 

Von  besonderem  Interesse  ist  der  reiche  innere  Ausbau  des  Turmes  (Fig.  7o). 
Der  Bogen  zum  Langhaus  hin  hat  eine  ähnlich  reiche  Gliederung  mit  Ecksäulen  wie 
das  Portal.  Die  Turmhalle  ist  überdeckt  von  einer  Tonne,  die  durch  Pilaster  in  den 
Langseiten  mit  aufliegendem  Gurt  halbiert  wird;  die  Wände  mit  durchlaufendem, 
fein  profilierten  Gesims,  darunter  eine  Gliederung  von  je  drei  kurzen  Arkaden  mit 
ornamentierten  Bogen,  Blattkapitälchen  und  Sinthersäulchen,  grossenteils  erneuert. 

Die  beiden  folgenden  Geschosse  bilden  einen  reichen  Kuppelraum,  der  sich  in 
breitem,  beiderseits  von  Säulen  eingefassten  Bogen  zum  Langhaus  öffnet,  an  der 
Westseite  entspricht  diesem  Bogen  eine  gleich  gebildete  Blende.  Die  Seitenwände 
mit  breitem  flachen  Mittelpilaster  und  Rundbogen;  in  den  Blenden  sitzen  gleich- 
mässig  die  rundbogigen  Fenster.  Diese  obere  Turmhalle  schliesst  mit  einem  acht- 
seitigen hohen  Klostergewölbe,  das  auf  einem  feinen  Gesims  ansetzt  und  aus  den 
Ecken  mit  Pendentifs  von  Kegelgewölben  sich  entwickelt.  Die  beiden  Treppenauf- 
gänge, die  nachträglich  aus  Rücksichten  der  Stabilität  vermauert  werden  mussten, 
setzten  in  den  Westseiten  der  Seitenschiffe  an  und  mündeten  in  den  Seitenwänden 
des  Turmes. 

Langhaus  Das  im  J.  1 8 7 8  niedergelegte  Langhaus  war  im  Äusseren  in  den  Formen  des 

Umbaues  vom  J.  1  785  ganz  schmucklos.  Innen  waren  im  Westen  im  ersten  Joch, 
mit  kleinen  Rundbogen  an  das  Turmmauerwerk  anschliessend,  noch  zwei  kurze  derbe 
Säulen  mit  Würfelkapitälen  und  grosser  Deckplatte  erhalten;  die  eine  Deckplatte  mit 
einem  Weinlaubfries,  der  demjenigen  um  das  Muttergottesbild  an  der  Westfront  des 
Turmes  entsprach.  Die  eine  Säule  steht  jetzt  vor  der  Kirche,  die  andere  auf  dem 
Platz  vor  der  Zitadelle.  Auf  die  Säulen  folgte  beiderseits  noch  eine  niedrige  rund- 
bogige Arkade  des  romanischen  Systems.  Die  fünf  weiteren  Arkaden,  nachträglich 
erhöht  und  spitzbogig  geschlossen,  hatten  eine  etwas  grössere  lichte  Weite;  es  scheinen, 
da  die  Pfeiler  alt  waren,  jene  beiden  Säulen  die  einzigen  in  der  Kirche  gewesen 
zu  sein.  Von  der  Einwölbung  des  i3. — 14.  Jh.  haben  sich  bei  dem  Abbruch  nur 
ganz  geringe  Reste  gefunden.  Von  den  Seitenschiffen  hatte  das  südliche  ganz  regel- 
mässige spitzgothische  Kreuzgewölbe  mit  Steinrippen;  das  nördliche  Seitenschiff  dagegen, 
in  dem  die  Fensterachsen  mit  den  Arkaden  nicht  übereinstimmten,  erhielt  ganz 
unregelmässige  und  verschobene  Rippengewölbe  (Fig.  68). 
Chor  Der  sehr  interessante,  1 899  niedergelegte  Chor  (Fig.  7  2  u.  73)  aus  der  i.  H.  des 

1 3 .  Jh.  hatte  im  iUisseren  eine  dreiteilige  Lisenengliederung,  die  untere  Partie  mit 
einem  hohen,  sehr  reich  profilierten  Sockel  und  Rundbogenfries,  die  obere  Partie 
mit  den  drei  hohen  Rundbogenfenstern  gleichfalls  mit  Rundbogenfries  und  reich  orna- 
mentiertem Hauptgesims  (Fig.  73).  Die  an  Stelle  älterer  Anbauten  getretenen  spät- 
gothischen  Seitenräume  waren  im  Äusseren  ganz  einfach,  mit  zweimal  abgetreppten 


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KREIS  JÜLICH 


Kathoi.     Strebepfeilern  und  schlichten  Spitzbogenfenstern  ohne  Masswerk.    Bei  dem  Anbau 
an  irche  jjgg^  Teile  war  auch  der  Giebel  über  der  Apsis  erhöht  worden.    Auf  dem  Chordach 
sass  ein  schlanker  zweiteiliger  Barock-Dachreiter  (Fig.  7i). 

Im  Inneren  hatte  der  Chor  ein  reiches  Gewölbesystem  mit  schweren  Wulst- 
rippen; das  Kreuzgewölbe  des  Chorraumes  ruhte  östlich  auf  schlanken  Runddiensten, 
westlich  auf  Diensten,  deren  Basen  auf  schlanken  Blattkonsolen  in  halber  Höhe  an- 


Fig.  71.    Jülich.    Nordansicht  der  katholischen  Pfarrkirche  vor  dem  Neubau  des  Chores. 

setzten.  Das  Gewölbe  der  Apsis  wurde  von  entsprechenden  Diensten,  die  in 
Fensterbankhöhe  ansetzten,  getragen  (Fig.  7 2).  Sämtliche  Dienste  trugen  reiche  Blatt- 
werkkapitäle  (Fig.  73).  Die  in  stumpfen  Spitzbogen  ganz  geöffneten  Seiten  des  Chor- 
hauses zeigten  oben  noch  je  zv/ei  Rundbogenblenden  ;  ausserdem  deuteten  die  in  die 
Laibungen  umgeführten  Gesimse  und  Basen  an,  dass  sich  auch  schon  ursprünglich 
hier  Seitenräume  befanden,  die  sich  in  zweiteiliger  Arkade,  wahrscheinlich  mit  Mittel- 
säule, zum  Chorhaus  öffneten.  Die  spätgothischen  Seitenräume  des  Chores  hatten 
schlichte  Kreuzgewölbe  mit  einfachen  Steinrippen. 


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JÜLICH 


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Der  neue  Chor  hat  eine   entsprechende  Ausgestaltung  gefunden;    die  alten  Kathol. 

Pfurrkirc 

Hausteinteile,  namentlich  die  Kapitale,  sind  dabei  sämtlich  wieder  zur  Verwendung 
gekommen. 


Fig.  72.    Jülich.    Grundriss,  Aufriss  und  Schnitte  des  abgebrochenen  Chores  der  katholischen  Pfarrkirche. 


Die  Pfarrkirche  in  Jülich  rechnet  zu  den  bedeutendsten  romanischen  Bauten  Würdigung 
des  12.  Jh.  im  Aachener  Bezirk,  jedenfalls  ist  sie  das  bedeutendste  kirchliche  Bauwerk 
dieser  Zeit  im  Kreise  Jülich.    Die  Vornehmheit  des  bei  dem  Turme  durchweg  zur 
Verwendung  gekommenen  roten  Sandsteinmaterials  gab  die  Möglichkeit  einer  für  das 


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KREIS  JÜLICH 


12.  Jh.  noch-  aussergewöhnlich  reichen  ornamentalen  Behandlung.  Die  Ausbildung 
der  Turmhalle  und  des  darüber  gelegenen  Kuppelraumes  sind  von  imposanter  Wirkung; 
die  Einzelformen  haben  noch  die  ganze  Wucht  und  Schwere  des  romanischen  Stiles, 
sind  aber  von  fein  abgewogenen  Verhältnissen.  Leider  ist  man  bei  der  Wiederher- 
stellung des  Turmes  nicht  so  sorgfältig  vorgegangen,  als  dies  zu  wünschen  gewesen 
wäre;  insbesondere  ist  ein  grosser  Teil  der  architektonischen  Gliederungen  ohne 
dringende  Notwendigkeit  erneuert  worden. 

Der  Chor  der  Kirche  gehörte  zu  den  feinsten  und  reichsten  Übergangsbauten 
der  Gegend;  auch  hier  lag  das  Schwergewicht  auf  der  reichen  ornamentalen  Aus- 


bildung.    Bedauerlicherweise  Hess  das  dringende  Bedürfnis,  die  Kirche  zu  erweitern 
eine  Erhaltung  des  Chores  nicht  zu. 
Ausstattung  Ausstattung. 
Schnitzaltar  Mittelstück  eines  flandrischen  oder  Kalkarer  Schnitzaltars  vom  Ende  des 

1 5.  Jh.,  später  überstrichen  i^Fig.  74).  Oben  unter  einem  Bogenfeld  von  feinem  durch- 
brochenen spätgothischen  Distellaubwerk  der  Kalvarienberg,  am  Fusse  der  Kreuze 
die  streitenden  Kriegsknechte,  darunter  eine  Gruppe  berittener  Juden,  ganz  unten 
Maria  mit  Johannes  und  den  Frauen.  Unter  der  Hauptscene  noch  zwei  kleine 
Scenen,  die  Grablegung  Christi  und  die  Frauen  mit  Johannes  d.  T.  und  einem  anderen 
Heiligen  am  offenen  Grab. 


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JÜLICH 


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Die  Herkunft  des  Schrei- 
nes ist  schwer  zu  bestim- 
men. Es  fehlen,  trotz  ver- 
wandter Anordnung  der 
Gruppen,  die  technischen 
Merkmale  der  Antwerpener 
Exportaltäre;  die  Gruppe 
mit  Maria  ist  z.  B.  ganz  als 
Relief  behandelt.  Aber  auch 
die  Kalkarer  Arbeiten  bieten 
keine  direkten  Analogien. 

Kruzifixus  aus  Holz, 
fast  inLebensgrösse,auf  einem 
gabelförmigen  Stamm.  Der 
Körper  ist  stark  ausgehangen 
und  ganz  mit  plastischen 
Blutstropfen  bedeckt ;  die 
Modellierung  ungemein  hart 
und  streng,  aber  ziemlich 
korrekt ,  der  Rippenkasten 
schroff  vortretend.  Unter 
dem  jetzigen  schwarzen  An- 
strich sitzt  noch  die  alte 
Polychromie.  Gute  nieder- 
rheinische Arbeit  um  i4oo. 

Figur  der  h.  Margaretha 
aus  Holz,  mit  dem  Buch  in 
der  Hand  auf  einem  Teufel 
stehend,  auf  der  Brust  eine 
Durchbrechung  zur  Auf- 
nahme einer  Reliquie.  Flach- 
schnitzerei vom  Anfang  des 
16.  Jh.,  wahrscheinlich  süd- 
deutsch, neu  polychromiert, 
93  cm  hoch. 

Evangelienpult  in 
Schrankform,  aus  Eichen- 
holz geschnitzt  (Fig.  75).  Die 
Vorderseite  mit  vier  Roll- 
werkfüllungen, auf  den  Ecken 
Pilaster  mit  niederländischem 
Kartuschwerk,  dasselbe  Or- 
nament auf  den  Zwickeln 
der  Pultschräge.  Die  Seiten- 
wände zeigen  unter  einer 
Rundbogenarchitektur  die 
vier  Kirchenväter.  Über  dem 
Pult    eine    Rückwand  mit 


;Ausstattung 


Fig.  74    Jülich.    Fragment  eines  Schnitzaltars 
in  der  katholischen  Pfarrkirche. 


I  I  I 


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KREIS  JÜLICH 


Ausstattung 


Chorgestühl 


kannelierten  Säulen ,  reichem 
Gesims  und  halbrundem  Giebel, 
darin  die  Figur  Gottvaters,  als 
Bekrönung  die  Taube.  Die  Fül- 
lung der  Rückwand  ist  geschnitzt 
mit  den  Figürchen  Christi  und 
der  zwölf  Apostel  in  Nischen, 
in  zwei  Reihen  übereinander. 
Auf  den  vorderen  Ecken  des 
Pultes  und  auf  den  Ecken  des 
Aufsatzes  sitzen  die  vier  Evange- 
listensymbole mit  Spruchbän- 
dern. Gute  niederrheinische 
Arbeit  aus  der  2.  H.  des  16.  Jh., 
interessant  durch  die  Mischung 
niederrheinischer  Frührenais- 
sance- und  niederländischer 
Hochrenaissancemotive ;  das 
Ganze  1  m  breit,  2,55  m  hoch. 

Reste  des  gothischen 
Chorgestühls,  zwei  hohe 
Seitenwangen,  unten  reich  mit 
Masswerk  geschnitten ,  oben 
jedesmal  eine  grosse  Doppel- 
volute, mit  kleinem  Blattwerk 
geschnitzt ;  horizontaler  Ab- 
schluss.  Zwei  niedrige  Zwischen- 
wände mit  einfachem  Masswerk 
geschnitten ;  ferner  ein  hohes 
Mittelfeld,  unten  wieder  mit 
Masswerk,  oben  ein  Wappen, 
mit  Kreuz  in  dem  einen,  Sparren 
mit  drei  Leitern  in  dem  an- 
deren Feld;  darunter  die  In- 
schrift: Fr.  Conradus.  Gute 
Arbeiten  um  i5oo,  neuerdings 
zu  einem  Dreisitz  vereinigt. 

Reste  des  barocken 
Chorgestühls  um  i7oo  sind 
im  nördlichen  Seitenschiff  zu 
Bänken  verarbeitet;  die  Zwi- 
schenwangen mit  grossen  En- 
gelsköpfen, die  Rückwand  mit 
verkröpften  Füllungen. 

Rokokomonstranz  von 

vergoldetem  Silber  auf  breitem  ovalen  Fuss,  mit  Weinlaub  getrieben ,  die  Lunula  in 
geschweiftem  Ausschnitt,  umgeben  von  einem  Strahlenkranz,  bekrönt  von  einem  Kreuz; 
7o  cm  hoch.    Augsburger  Arbeit  mit  Beschau  und  Jahresbuchstaben  S  (1  767/69), 


Fig.  75.  Jülich.  Evangelienpult  in  der  katholischen  Pfarrkirche. 


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JÜLICH 


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Meisterzeichen  i.  c.  R.  Anhängend  ein  emaillirter  Jülichscher  Hubertusorden  mit  der 
Jahreszahl  i79o;  weitere  Exemplare  des  Ordens,  die  früher  auch  angehängt  waren, 
werden  gesondert  aufbewahrt. 

Ein  Paar  silberne  getriebene  Altarleuchter,  um  i7oo,  je  65  cm  hoch,  Köl- 
nische Arbeit  mit  Beschau  und  Meisterstempel  i.  P. 

Grabmal  der  sei.  Christina  von  Stommeln,  deren  Gebeine  aus  Nideggen  im 
J.  1 586  nach  Jülich  gebracht  wurden  (Kunstdenkmäler  des  Landkr.  Köln,  S.  182.  — 
Ann.  h.  V.  N.  LXVIII,  S.  11 7).  Der  einfache  Sarkophag  des  1 7.  Jh.  aus  schwarzem 
Marmor  zeigt  eine  Verzierung  mit  Fruchtgehängen  und  Engelsköpfen.  Der  in  die 
Tumba  zu  versenkende,  wohl  gleichzeitige  Schrein  ist  an  den  Langseiten  verglast, 
die  Kopfseiten  geschnitzt  mit  Barockornament  und  Märtyrerkrone. 

Im  nördlichen  Seitenschiff  eingemauert  zwei  Stiftungs-Inschriften  aus  Stein» 
aus  der  1.  H.  des  i4.  Jh. : 

1.  H.  (?)  WILHELMUS  COMES  JULIACENS.  CONTULIT  AD  LUMINARIA  AN  .  .  MCCC 
.  .  .  IURNALES  LIGNI  IUCH.(?)Q.  SOLVUNT  .  .  .  III  .  .  .  PASTOR  HUIUS  ECCLESIE  .  .  .  BONA 
porrigit  henrico  ...  de  quor.  moneta  recipit  Iii  solid.  (Aachener  Zs.  XII,  S.  221). 

2.  CARSILIUS  ET  GERTRUDIS  CONTULERUNT  AD  LUMINARE  SANCTI  JOHANNIS 
EV ANGELISTE  .  .  SOLIDOS,  QUI  SOLVUNTUR  DE  FERMENTO  SINE  CURMEDIA. 

Drei  Fragmente  von  gleichzeitigen  Inschriften,  die  sich  ebenfalls  auf  Stif- 
tungen zur  Unterhaltung  von  Lampen  beziehen,  wurden  beim  Neubau  des  Chores 
gefunden  und  befinden  sich  jetzt  in  der  städtischen  Sammlung. 

Vier  Grabsteine  der  Familie  Brewer  gt.  Fürdt,  Inden  und  Hückelhoven  sowie 
die  Inschrift  eines  Altares  mit  Wappen  der  erstgenannten  Familie  bei  von  Fürth. 
Beiträge  und  Material  zur  Geschichte  der  Aachener  Patrizier-Familien  II,  zweiter 
Anhang  Nr.  XV  u.  XVI. 

Über  den  Grabstein  des  Gouverneurs  von  Haxthausen  vgl.  u.  S.  1 3 5 . 

Die  vier  Glocken  von  i448  und  i5o8  tragen  die  Inschriften  (kühl  I,  S.  263): 

1.  ANNO  MILLESIMO  QUADRINGENTESIMO  BISQUE  VIGESIMO  OCTAVO  CONJUNCTIS 
SUM  REFORMATA  MAGISTRIS  PER  NOS  ET  FRATREM  DE  VECHEL  HOERKE  JOANNEM. 
QUUM   (?)  MARIA  SONAT,  ADVERSANS  CAUSA  RECEDAT.  ANNO. 

2.  HANC  SINE  DEFECTU  TUEARIS  SEMPER,  JESU.  M°  VC  VIII0.  BARBARA,  DUM 
PANGO,  FUGIAT  FERUS  AERA  PLUTO. 

3.  CUNCTIS  INSINUO  KATHARINA,  NOVATA  SUB  ANNO  MILLENO  QUINGENTENO 
VINCTIS  SIMUL  OCTO. 

4.  DULCE  DEDI  MANNA,  NON  INMERITO  VOCOR  ANNA.  ANNA  DUM  RESONAT, 
AURA  NOCIVA  RECEDAT.  GREGORIUS  TREVERIS  FECIT  HAS  TRES.  LAUS  SIT  IN  ASTRIS 
ANNO  MILLENO  QUINGENTO  COMPUTES  OCTO. 

EVANGELISCHE  PFARRKIRCHE.    Kühl  III,  S.  28;  IV,  S.  227. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Akten  zur  Geschichte  der  Religions- 
übung im  1 7.  Jh.  —  Konsistorialverhandlungen  der  evangelisch-reformierten  und  der 
evangelisch-lutherischen  Gemeinde  von  1 659  bezw.  1 735  ab.  —  Akten  der  Provinzial- 
synode  und  der  Synode  erster  Klasse  von  1 7 2 2  ab.  —  Akten  der  Generalsynode 
vom  Ende  des  16.  Jh.  ab.  —  Kirchenbücher,  Lagerbücher  u.  s.  w.  Im  Einzelnen 
vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  22. 

Die  ersten  Regungen  der  Reformation  zeigen  sich  vorübergehend  im  J.  1 5 59 ; 
zu  der  Bildung  von  eigentlichen  Gemeinden,  einer  reformierten  und  einer  lutherischen, 
kommt  es  jedoch  erst  im  J.  16 10,  nachdem  die  Fürsten  von  Pfalz-Neuburg  und 
Brandenburg  Jülich  in  Besitz  genommen  hatten.  Die  Fürsten  überwiesen  damals  das 
von  ihnen  erworbene  Haus  ,zum  Napp'  den  beiden  Gemeinden.    Nach  dem  Über- 


Ausstattung 


Grabmäler 


Glocken 


E  van  gel. 
Pfarrkirche 


Geschichte 


113 


114 


KREIS  JÜLICH 


Evangel  tritt  des  Landesherrn  zum  Katholizismus  wurde  ihnen  das  Haus  im  J.  1622  wieder 
genommen;  bald  darauf  wurde  auch  die  öffentliche  Religionsübung  innerhalb  Jülichs 
untersagt.  Nachdem  der  Religionsvergleich  vom  J.  i672  die  öffentliche  Religionsübung 
wieder  zuliess,  wurde  im  J.  i69o  eine  reformierte  Kirche  jenseits  der  Rur  erbaut,  die 
jedoch  im  J.  1 692  böswilliger  Weise  eingeäschert  und  wieder  im  J.  i7oi  ausgeplündert 
wurde;  im  J.  1  7o5  machten  französische  Soldaten  einen  Überfall  auf  die  in  der  Kirche 
versammelte  Gemeinde.  Daraufhin  erhielt  im  J.  i742  die  Gemeinde  die  Erlaubnis, 
das  Gotteshaus  in  die  Stadt  zu  verlegen,  wo  im  J.  1  745  die  jetzige  Kirche  errichtet 
wurde;  jedoch  musste  der  gleichzeitig  begonnene  Turm  wieder  abgebrochen  werden. 

Die  lutherische  Gemeinde  hatte  gleichfalls  jenseits  der  Rur  im  J.  1 695  eine 
Kirche  errichtet;  zu  dem  Bau  einer  Kirche  in  der  Stadt,  zu  dem  die  Gemeinde  im 
f.  i79o  die  Erlaubnis  erhielt,  kam  es  jedoch  nicht.  Inzwischen  war  die  alte  Kirche 
bei  den  Unruhen  des  Revolutionskrieges  im  J.  1 7 94  ganz  ausgeplündert  worden  und 
wurde  dann  im  J.  1 80 1  niedergelegt,  da  sie  in  das  Gebiet  des  Brückenkopfes  fiel. 
Die  lutherische  Gemeinde  hielt  bis  zu  der  Vereinigung  mit  der  reformierten  Ge- 
meinde im  J.  1 858  ihren  Gottesdienst  in  einem  Privathause. 
Beschreibung  Schlichter  Backsteinbau  mit  dreiseitigem  Chorabschluss  und  Dachreiter  über 

dem  Westgiebel,  im  Lichten  10,80  m  breit,  18,60  m  lang.  An  jeder  Langseite  fünf 
Flachbogenblenden,  die  abwechselnd  mit  entsprechenden  Fenstern  besetzt  sind;  am 
Chor  gleiche  Fenster.  In  der  Westfront  eine  einfache  Rokokothür  in  Steinumrah- 
mung, darüber  ein  Fenster;  ein  weiteres  vermauertes  Fenster  in  dem  geschweiften 
und  abgetreppten  Giebel.  Auf  dem  Giebel  sitzt  der  sechsseitige  Dachreiter,  um  1800, 
mit  zwei  offenen  Geschossen. 

Ausstattung  Das  schmucklose  Innere  mit  flacher  Holztonne  und  Eisenankern.  Schlichte 

Barockkanzel  des  18.  Jh. 

Unter  der  Orgelbühne  grosse  Grabplatte  vom  J.  1  7  1 2  mit  Doppelwappen,  die 
Inschrift  ist  ausgegangen. 
Glocken  Die  beiden  Glocken  vom  J.  1 748  und  i78o,   angeblich  in  französischer  Zeit 

gekauft,  die  eine  aus  der  Karthause  in  Köln,  die  andere  aus  dem  Kapuzinerkloster 
in  Bonn  (Kühl  IV,  S.  266),  tragen  die  Inschriften: 

1.  uni  deo  vivo  et  vero,  b.  mariae  imacul.  conc,  s.  joannis  (!)  baptistae, 
b.  l.  brunonis  (!),  b.  barbarae  v.  et  m.  consecrata  et  a  engelberto  josepho 
fuchs  refus a  est  anno  1 748. 

2.  CrVCIfIXo  eIVsqVe  MatrI  LIbere  Dabat  max.  frid.  archiep.  elect. 
ste  francisce,  o.  p.  n.  m.  legros  fecit  (l78o). 

Kapuziner-  EHEMALIGE  K  A  P  U  Z I N  E  R  K  L  O  S  T  E  R  K I R  C  H  E ,  jetzt  kathol.  Annex- 

kloster     kirche  (s.  t.  s.  Francisci).     kühl  IV,  S.  54  f.    -   Ann.  h.  V.  N.  XXVIII,   S.  27  7; 

LXI,  S.  74.  —  Schorn,  Eiflia  sacra  II,  S.  692. 
Geschichte  Im  J.  1622  gestattete   der  Herzog  Wolfgang  Wilhelm  die  Niederlassung  der 

Kapuziner  in  Jülich  und  überwies  ihnen  das  den  Protestanten  entzogene  Haus,  ,zum 
Napp'.  Im  J.  1628  war  das  Kloster  vollendet;  in  den  J.  1 637  —  1 638  folgte  der  Bau 
der  jetzigen  Kirche  mit  einer  Kapelle  nach  Süden;  im  J.  1 7 83  wurde  diese  Kapelle 
zu  einem  vollständigen  Seitenschiff  ausgebaut.  Bei  der  Aufhebung  des  Klosters  wurde 
die  Kirche  der  katholischen  Gemeinde  als  Annexkirche  überwiesen;  das  Kloster 
fand  zunächst  als  Wohnung  für  Veteranen,  in  preussischer  Zeit  als  Garnisonlazareth 
Verwendung. 

Beschreibung  Schmuckloser  zweischiffiger  Backsteinbau  des  i7.  und  18.  Jh.,  im  Lichten 

24,20  m  lang,  i5,9o  m  breit.  Die  vollkommen  eingebauten  Langseiten  mit  grossen  und 


114 


JÜLICH 


nS 


rundbogigen  Fenstern,  die  der  Strasse  zugekehrte  Westfront  mit  schlichtem  rund-  Kapuziner- 

k  1  o  s  t  g  r 

bogigen  Portal  in  Hausteineinrahmung,  darüber  das  Wappen  von  Jülich,  Cleve,  Berg, 
Mark  u.  s.  w.  mit  der  Jahreszahl  1 638,  in  einer  Nische  die  Figur  des  Schmerzensmannes. 
Oben  seitlich  zwei  Rundbogenfenster,  im  Giebel  eine  runde  Luke.  Das  mit  dem 
Langhaus  unter  ein  grosses  Schleifdach  gebrachte  Seitenschiff  hat  nach  Westen  eine 
schlichte  Thür  mit  Fenster  darüber;  oben  das  Chronogramm:  LargIs  eX  eLee- 
MosynIs  resVrreXI  sVb  CaroLo  theoDoro  ( 1 783).  Über  dem  Chor  ein  ein- 
facher neuerer  Dachreiter. 

Das  Innere  ganz  schlicht  mit  Rundbogen  zum  Seitenschiff  geöffnet,  in  beiden 
Schiffen  flache  Holztonnen,  der  quadratische  Chor  mit  Kreuzrippengewölbe.  Nach 
dem  Hauptschiff  hin  die  Jahreszahl  1 63 7  in  Eisenankern;  neben  dem  Chor  ein 
Raum  mit  Glasfenstern  zum  Chor. 

Die  Ausstattung,    ganz   aus   demi7.  undi8.  Jh.  herrührend,    macht  einen  Ausstattung 
sehr  einheitlichen  Eindruck. 

Im  Chor  der  Hochaltar  mit  grossen  Säulen,  modernem  Altarbild  und  Gott- 
vater als  Bekrönung,  seitlich  die  Figuren  der  hh.  Seraphius  und  Franciscus;  die 
Seitenaltäre,  mit  guten  Gemälden  der  Mutter  Anna  und  des  h.  Franciscus,  in  ent- 
sprechenden Formen.  An  den  Wänden  des  Chores  die  beiden  grossen  Figuren 
der  hh.  Johannes  Nep.  und  Antonius  in  reichen  Barockgehäusen,  ferner  zwei  zier- 
liche Wandschränkchen  mit  Reliquien. 

Der  Marienaltar  im  Nebenschiff  ziemlich  einfach,  im  J.  1 782  angefertigt 
{Kühl  IV,  S.  76),  darin  die  angeblich  aus  Spanien  herrührende,  im  1 7.  Jh.  aus  dem 
Schloss  in  die  Kapuzinerkirche  übertragene,  bekleidete  wunderthätige  Muttergottes- 
figur (Kühl  IV,  S.  65). 

Die  einfache  Barock-Kanzel  mit  den  Evangelistenfiguren  in  Nischen,  auf 
dem  Deckel  der  h.  Michael. 

Vierzehn  Stationsbil der,  bunte  Wachsbossierungen  aus  der  2.  H.  des  18.  Jh., 
unter  Glas  in  geschnitzten  Rokokokästen. 

Eine  grosse  Reihe  von  Gemälden  des  i7.  und  18.  Jh.,  Einzelfiguren  von 
Heiligen  u.  s.  w.,  besonders  zu  erwähnen  sind  nur  zwei  Gegenstücke,  die  Krönung 
Mariae  und  die  Anbetung  der  Hirten,  von  einem  Rubensschüler. 

Im  Seitenschiff  in  der  ehemaligen  Marienkapelle  ein  Inschriftstein  aus 
schwarzem  Marmor  mit  Doppelwappen:  generosus  dominus  Alexander  baro  de 
curtenbach  ab  helmont,  vicecomes  TERBUERENSIS  NEC  NON  DUYSBORGENSIS,  do- 
minus IN  HELMONT,  OUCTENE  (?)  STEYDEN  (?)  ETC.  UNA  CUM  CONJUGE,  ANNA  MARIA  DE 
RUYSCHENBORCH  A  SETTRICH,  HOC  SACELLUM  IN  HONOREM  DEIPARAE  VIRGINIS  ET 
SANCTAE  ANNAE  ERIGI  CURAVERUNT  ANNO  1 63  7   (KÜHL  IV,  S.  63). 

Die  eine  alte  Glocke  von  1 7 3 7  trägt  das  Chronogramm:   Ita  In  sonItV  Glocke 
LaVDentVr  IesVs  MarIa  IosephVs  In  seCVLa.    me  fecit  Christian  Wilhelm 
voigt  in  julic  (  i  73  7). 

EHEMALIGES   SEPULCHRINERINNENKLOSTER.      Kühl  IV,  Sepuichri- 

S.  78.  —  C.  P.  Lull,  Lebhafftes  Contrafait  einer  auffrichtiger  Alvera  von  Vir-  ","0""^"" 

mund  .  .  .  wohlverdienter  Vorsteherin,  1682.  —  Schorn,  Eiflia  sacra  II,  S.  682. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf:  Nur  noch  Reste 
des  Archivs,  12  Urkunden  von  i67o — 1 7 96,  Akten  u.  s.  w.  Im  Einzelnen  vgl.  Ilgen, 
Rhein.  Archiv  S.  87. 

Ältere  Ansicht:  Stich  aus  dem  18.  Jh.,  Ansicht  aus  der  Vogelschau,  darauf 
die  Kirche  mit  achtseitigem  Treppentürmchen,  oben  vier  Wappen,  unten :  collegium 

8* 

n5 


n6 


KREIS  JÜLICH 


Sepulchri-  CANONISSARUM  REGULARIUM  U.  S.  w.  FUNDATUM  A.  D.  MDCXLIV.  JOAN  FRANCK  SC; 
ncrinncii-  .  , 

kioster     34,5  X  26  cm  gross  (Exemplar  in  der  städtischen  Sammlung  zu  Jülich). 

Geschichte  Infolge   von  Streitigkeiten   im  Sepulchrinerinnenkloster   zu  Neuss  wurde  im 

].  1 644  in  Jülich  die  Niederlassung  durch  Alveradis  von  Virmund,  zwei  Nichten  des 
Ordensgenerals  der  Jesuiten  Goswin  Nickel,  u.  a.  begründet.  Im  J.  1 65 7  konnte  man 
mit  dem  Bau  der  Kirche  beginnen,  die  um  1660  schon  benutzt  wurde,  nach  der 
alten  Ansicht  ein  ziemlich  bescheidener  einschiffiger  Bau.  Im  J.  1 6 74  war  auch  der 
der  Strasse  entlang  liegende,  noch  erhaltene  Flügel  der  Klostergebäude  fertig.  Auf 
dem  inneren  Terrain  wurde  ein  weiterer  grosser  Flügel  1  736  und  1 7 7 1  errichtet.  Nach 
der  Aufhebung  des  Klosters  im  J.  1802  wurde  etwa  181 5 — 1820  die  Kirche  abge- 
brochen und  ein  Wagenhaus  hier  errichtet,  als  man  das  Kloster  zur  Artilleriekaserne 
einrichtete.  Im  J.  i9oo  ist  das  ganze  Terrain  parzelliert  und  in  einzelne  Wohnhäuser 
aufgeteilt  worden. 

Beschreibung  Der  der  Sepulchrinerstrasse  entlang  liegende  zweigeschossige  Wohn  bau  von 

1  1  Achsen  ist  vollkommen  schmucklos,  er  zeigt  Anker  in  der  Form  des  Doppelkreuzes. 
An  dem  einen  Ende  ein  schönes  rundbogiges  Thor  in  Haustein  mit  seitlichen  Pilastern 
und  einem  hohen  Gesims,  das  Ganze  mit  einer  einheitlichen  prismatischen  Bossierung. 
Bei  der  letzten  Wiederherstellung  hat  das  Thor  an  Stelle  der  alten  Steinkugeln  leider 
einen  schwulstigen  Barockaufsatz  erhalten. 

Schiefwinkelig  an  das  Hauptgebäude  ansetzend   im  Hof  ein  grosser  dreige- 
schossiger Flügel,  mannigfach  verändert,  das  hintere  Stück  mit  offener  Halle  im  Erd- 
geschoss;  daran  die  Jahreszahlen  t  736  und  1 7 7  1 . 
Jesuiten-  EHEMALIGE  JESU  IT  EN  KIRCHE,  jetzt  Proviantmagazin.  Kühl  II, 

Ir°  e      S.  1  f. ;  III,  S.  1 4 7.  —  Schorn,  Eiflia  sacra  II,  S.  680. 

Handschriftl.  Qu.     Im  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf:   Drei  Urkunden 
1 596 — 1 66 1 ,    Urkundenkopien,    Akten   über  Stiftungen,   Vermögensverwaltung,  Be- 
stätigungen u.  s.  w.    Vgl.  Ilgen,  Rhein.  Archiv  S.  87. 
Geschichte  lm  J.  i642  wurden  von  der  Dürener  Niederlassung  zwei  Jesuiten  nach  Jülich 

entsandt;  schon  im  folgenden  Jahr  sind  sie  im  Besitz  eines  Hauses,  im  J.  i646  erfolgt 
durch  Herzog  Wolfgang  Wilhelm  die  Gründung  einer  definitiven  Niederlassung. 
Durch  die  Gunst  des  Herzogs  und  die  Förderung  des  aus  Jülich  stammenden  nach- 
maligen Ordensgenerals  Goswin  Nickel  nimmt  die  Macht  der  Jesuiten  in  Jülich 
schnell  zu;  nach  sechsjährigem  Kampf  gelingt  es  ihnen,  im  J.  1660  die  Stadt  Jülich 
aus  dem  erst  1 567  an  bevorzugter  Stelle  auf  dem  Markt  erbauten  Rathaus  zu  ver- 
treiben, im  J.  1 664  folgt  —  gleichfalls  nach  langen  Kämpfen  —  die  Gründung  des 
Gymnasiums.  Erst  im  J.  1 699  konnten  die  Jesuiten  an  den  Neubau  eines  Klosters 
denken,  dessen  Vollendung  sich  jedoch  bis  zum  J.  1 7 1 2  hinzog;  es  ist  das  jetzige 
Proviantamt.  Noch  länger  zog  sich  der  Bau  der  Kirche  hin,  von  1  752  bis  1 7 7 2, 
nicht  ohne  scharfe  Streitigkeiten  mit  der  Stadt;  das  hinter  der  jetzigen  Kirche  gelegene 
alte  Rathaus  von  1 567  wurde  erst  im  J.  i77o  niedergelegt.  Kaum  ein  Jahr  nach  der 
Vollendung  der  Kirche  erfolgte  die  Aufhebung  des  Ordens  im  J.  1  7  7 3 ;  im  nächsten 
Jahre  die  Aufhebung  der  Residenz  und  Schliessung  des  Gymnasiums.  In  fran- 
zösischer Zeit  wurde  die  Kirche  dem  Gottesdienst  entzogen  und  dann  um  1820  durch 
den  Einbau  von  Zwischenböden  zum  Proviantmagazin  eingerichtet. 
Beschreibung  Einschiffiger  grosser  Saal  bau  aus  der  2.  H.  des  18.  Jh.  mit  schmalerem  Chor- 

haus, im  Lichten  4i,2o  m  lang,  11,80  breit. 

Die  nach  dem  Markt  hin  gelegene  Langseite  mit  fünf  grossen,  jetzt  aufgeteilten 
Rundbogenfenstern,  die  von  breiten  profilierten  Leisten  umrahmt  sind;   über  dem 


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JÜLICH 


i  r  7 


Mittelfenster  das  Monogramm  Christi  mit  Strahlenkranz.     Die  einfache   rundbogige  Jesuiten- 

k  i  r  c  h  g 

Thür  unter  dem  letzten  Fenster  links  ist  vermauert.  Die  Rückseite  nach  dem  Garten 
mit  fünf  entsprechenden  Fenstern;  der  Chor  mit  je  einem  Fenster  an  jeder  Seite  ist 
vollkommen  umbaut.  Nach  dem  Hof  hin  anschliessend  an  den  Chor  die  niedrige 
Sakristei  mit  Mansarddach. 

Im  Innern  ist  die  einfache,  aber  sorgfältig  durchgeführte  Gliederung  gut  er- 
halten; einfache  Wandpilaster  mit  schönen  korinthischen  Kapitalen  und  hohem  Kämpfer 
darüber.  Im  Langhaus  eine  flache  Decke  mit  grosser  Voute.  Im  Chorhaus  wird  von  der 
gleichen  Wandgliederung  das  Kreuzgewölbe  mit  feinen  Rokokoleisten  auf  den  Rippen 
getragen.  Die  Bemalung  der  Architekturgliederung  in  matten  Farben  ist  gleichfalls 
noch  gut  erhalten. 

Das  im  J.  1 7 1 2  vollendete  Klostergebäude,  rechtwinkelig  zur  Kirche  an- Jesuitenkloster 
setzend,  ist  ein  ganz  schlichter,  schmaler  langer  Bau  von  drei  Geschossen,  oben  am 
dritten  Geschoss  auf  beiden  Seiten  die  Jahreszahl  mdccvii  in  Eisenankern.  An  der 
Hofseite  stark  verwitterte  Inschrifttafel,  anscheinend  auf  eine  Stiftung  des  Kurfürsten 
Johann  Wilhelm  vom  J.  i7o7  bezugnehmend.  Neben  der  Kirche,  an  der  Ecke  des 
Marktes,  liegt  das  von  den  Jesuiten  erworbene  Haus  zum  Anker,  in  dessen  Erd- 
geschoss  sie  im  Anfang  des  18.  Jh.  ihre  erste  Kirche  eingerichtet  hatten,  ein  drei- 
geschossiger schlichter  Bau  mit  der  Jahreszahl  1 582  in  Eisenankern;  die  ursprüng- 
lichen Kreuzsprossenfenster  sind  zum  Teil  noch  sichtbar. 

GASTHAUSKLOSTER.    Brockmüller  S.  43.  —  Kühl  IV,  S.  1 1 4.  —  Gasthaus- 
Schorn,  Eiflia  sacra  II,  S.  679.  —  Von  dem  vor  einigen  Jahren  niedergelegten  Bau 
ist  nur  die  an  dem  neuen  Hause   eingemauerte   Inschrift  erhalten :  testamentali 

DONATIONE  HOC  SACELLUM  XENODOCHEY  S.  ELISABETH  AE  ANNO  l692  FIERI  FECIT 
ADMODUM  REVERENDUS  DOMINUS  ANDREAS  BERVERADT,  PASTOR  RODINGENSIS,  QUI 
OBIIT  26.  SEPTEM  BRIS  A.  MDCLXXXXI. 

EHEMALIGES  KART  HÄUSERKLOSTER  VOGELSANG  bei  Jülich,  Karthäuser- 
jetzt  Königskamp  genannt.    Kühl  IV,  S.  6.  —  Meyer  und  Erhard,  Zeitschr.  Vogeisang 
f.  vaterländische  Geschichte  und  Altertumskunde  III,  S.  i5o.  —  Picks  Monatsschrift 
I,  S.  385.  —  Brockmuller  S.  45.  -  -  Ann.  h.  V.  N.  LXI,  S.  79.  —  Schorn,  Eiflia 
sacra  II,  S.  685. 

H  an  d  schri  ftl.  Qu.  Im  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf:  Etwa  100  Urkunden 
von  1 385  an,  Kopiare,  Lagerbuch,  Akten  u.  s.  w.  Unter  den  Akten,  fasc.  11,  mehrere 
Grundkarten  und  zwei  Vogelschauansichten  und  Grundrisse  der  Klostergebäude  von 
1 664  und  1 7 29  (Fig.  76  und  77).    Vgl.  Ilgen,  Rheinisches  Archiv  S.  87. 

Im  Stadtarchiv  zu  Aachen:  Chronik  des  Klosters  von  dem  Prior  Bruno 
Gülich  (f  i77o),  vgl.  Ann.  h.  V.  N.  LXI,  S.  79.  —  Kühl  IV,  S.  7. 

Schon  Herzog  Wilhelm  III.  von  Jülich  hatte  bei  seinem  Tod  im  J.  i4o2  eine  Geschichte 
Summe  zur  Gründung  eines  Karthäuserklosters  bestimmt;  aber  erst  Wilhelm  IV.  führte 
die  Gründung  aus,  indem  er  im  J.  1 47 8  sein  Gut  Vogelsang  bei  Jülich  den  Karthäusern 
schenkte.  Die  Mönche  erwarben  einen  neben  dem  Gut  Vogelsang  gelegenen  Hof, 
auf  dem  sie  sogleich  mit  dem  Bau  der  grossen  Klosteranlage  mit  ihren  Einzelwoh- 
nungen begannen.  Der  im  J.  i486  gestorbene  Heinrich  von  Hompesch  hatte  schon 
ein  Fenster  in  die  Kirche  gestiftet,  die  Vollendung  der  Kirche  erfolgte  im  J.  1 5  2  7 . 
Bei  der  Belagerung  von  Jülich  im  J.  16 10  wurde  das  Kloster  hart  mitgenommen, 
ebenso  bei  der  Belagerung  von  162 1.  Von  dem  Zustand  der  Klostergebäude  im 
J.  i664  unter  dem  Prior  Theodor  Monheim  und  im  J.  1 7 2 9  unter  dem  Prior  Bruno 
Gülich  unterrichten  vier  genaue  Zeichnungen.    Bruno  Gülich  hat  den  im  wesentlichen 

1 1  7 


I  1 8  KREIS  JÜLICH 


Kart  haus  er- heute  allein  noch  bestehenden  grossen  Wirtschaftshof  um  diese  Zeit  errichtet.  Auch 
im  J.  i  758  hatte  das  Kloster  unter  den  Kriegsunruhen  wieder  zu  leiden;  aber  dank 


Vo  ge 1 s  a  n  g 


Beschreibung 
Kloster 


seiner  guten  Vermögenslage  wurden  die  Schäden  immer  schnell  ausgemerzt. 

Im  J.  1802  wurde  das  Kloster  aufgehoben;  es  fand  zunächst  als  Wohnung 
französischer  Veteranen  Verwendung.  In  preussischer  Zeit  wurde  dann  der  Besitz 
aufgeteilt,  der  nach  den  beiden  Ankäufern  auch  den  Namen  Königskamp  führt;  die 
alten  Klostergebäude  wurden  damals  mit  der  Kirche  fast  ganz  niedergelegt,  nur  der 
grosse  vordere  Hof  mit  den  Bauten  des  1 8.  Jh.  blieb  erhalten.  Heute  ist  der  Besitz 
in  den  Händen  verschiedener  Eigentümer. 

Nach  den  Zeichnungen  von  1 664  und  i72^  (Fig.  76  und  77)  umschloss  die 
spätgothische  Klosteranlage  einen  grossen  noch  heute  sich  abzeichnenden 
rechteckigen  Hof,  der  von  dem  Bach  durchflössen  wird  und  ringsum  von  dem  Kreuz- 


Fig.  76.    Jülich.    Vogelschau  des  Karthäuserklosters  Vogelsang  vom  J.  1723. 


Klosterhof 


crano-  umereben  war.  An  drei  Seiten  schlössen  sich  die  kleinen  Wohnhäuser  der 
Brüder  mit  ihren  abgesonderten  Gärtchen  an,  in  der  Mitte  der  vierten  Seite  lag  die 
einschiffige  spätgothische  Kirche  mit  Dachreiter  und  einem  Treppentürmchen  an  der 
Westfront.  Die  Kirche  wurde  von  dem  Kreuzgang  quer  durchschnitten,  so  dass  sich 
Chorraum  und  Laienraum  voneinander  sonderten.  An  der  Südseite  waren  zwei 
Kapellen  mit  besonderen  Walmdächern  angebaut,  der  Plan  von  W29  zeigt  auch  an 
der  Nordseite  einen  seit  1 664  hinzugekommenen  Anbau. 

Von  dieser  alten  Klosteranlage  steht  nur  noch  das  grössere  Wohnhaus  der 
Südseite  und  das  kleine  Haus  der  Südwestecke  mit  einem  kurzen  Mauerstück  des 
Kreuzganges,  ein  vermauertes  Spitzbogenfenster  in  Ziegelmauerwerk  mit  einem  in 
Trachyt  abgedeckten  Strebepfeiler.  Ausserdem  sind  einzelne  der  Gartenmauern  noch 
alt.    Dabei  liegt  an  dem  Weiher  ein  verfallenes  Gartenhäuschen  des  i  S.  Jh. 

Die  alten  Sonderwohnungen  an  der  Nordseite  sind  durch  die  grosse  Hof- 
anlage des  1 8.  Jh.  verdrängt  worden.    Der  grosse  Südfliigel  dieser  Anlage   ist  zwei- 


1 1 8 


JÜLICH 


Il9 


geschossig  und  umfasst  25  Achsen  mit  schmalen  hohen  Fenstern,  darin  liegen  nach  Karthäuser 
dem   Hof  hin   zwei  einachsige  schmale  Risalite  mit   Giebeldächern;   der  in  ent-  vogelsang 


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Fig.  77.   Jülich.    Grundriss  des  Karthäuserklosters  Vogelsang  vom  J.  1729. 

sprechenden  Formen  ausgeführte  Ostflügel  hat  zehn  Achsen.  Dahinter  liegt  der  zum 
Teil  noch  dem  1 8.  Jh.  angehörende  Wirtschaftshof.  Der  dritte  Flügel  an  der  West- 
seite, den  die  Ansicht   von  1  7 2 9  zeigt,   ist  abgebrochen  worden.    An  der  Nord- 


n9 


I  20 


KREIS  JÜLICH 


Karthäuser- seite  liegt  in  der    Hofmauer  der  interessante  Thorbau  von  1 696   mit  rundbogiger 
k  1  o  s  1 6  r  . 
Vogelsang  Durchfahrt  und  seitlichen  Nischen,  geschweifter  achtseitiger  Haube  und  Laterne  mit 

Zwiebeldach  (Fig.  78).  Auf  dem  Schlußstein  der  Innenseite  die  Jahreszahl  t 6 9 6 . 
Seitlich  vom  Thor  zwei  kleine  Anbauten  und  weitere  moderne  Stallgebäude. 

Das  vor  dem  Thor  rechts  gelegene  Gehöft  hat  noch  ein  Wohnhaus  des  18.  Jh.; 
die  übrigen  Gebäude  sind  modern. 
Würdigung  Die  Jülicher  Karthause  zeigte  bis  zu  ihrem  Abbruch  in  einem  interessanten, 

selten  rein  erhaltenen  Grundriss  die  eigenartige  Anlage  der  Karthäuserklöster,  von 
denen  in  Deutschland  nur  mehr  sehr  wenige  Beispiele  vorhanden  sind:  der  grosse 
Kreuzgang  mit  dem  Kirchhof  und  den  umliegenden  Einzel  Wohnungen;  die  Kirche  in 
eine  Seite  des  Kreuzganges  eingeschoben.  Vgl.  Otte,  Handbuch  der  christl.  Kunst- 
Archäologie,  5.  Aufl.,  I,  S.  i  1 7 . 


Fig  73    Jülich.    Thorbau  des  ehemaligen  Karthäuserklosters  Vogelsang. 


Kommende  Die  DEUTSCHORDENSKOMMEN  DE  KIRINGEN,  in  deren  Kirche 

iringen  verscniedene  Jülicher  Adelsfamilien  bereits  um  die  Mitte  des  1 4.  Jh.  ihre  Erbbegräb- 
nisse hatten,  wurde  bei  der  Jülicher  Fehde  im  }.  i542  durch  die  spanische  Besatzung 
der  Festung  eingeäschert  und  nicht  mehr  aufgebaut  ;  sie  lag  vielleicht  auf  dem  Ge- 
biet des  jetzigen  Brückenkopfes  jenseits  der  Rur.  Vgl.  Aachener  Zs.  VI,  S.  1 46. 
Anm.  4.  —  Ann.  h.  V.  N.  LXI,  S.  65.  —  Kühl  II,  S.  3io. 

Stadt-  STADTBEFESTIGUNG. 

Kühl,  a.  a.  O.  —  Berg.  Zs.  VII,  S.  12,  4i;  VIII,  S.  25  —  Aachener  Zs.  I. 
S.  286-37o;  III,  S.  24o;  IV,  S.  3o,  345;  VI,  S.  i46;  XI,  S.  i34;  XIII,  S.  i84  — 
Historische  Reminiscenzen  der  Veste  Jülich,  Jülich  i8S9.  —  Lacomblet,  Archiv  V, 
S.  26.  —  von  Below,  Landtagsakten  von  Jülich-BERG  I,  S.  262  f. 


1 20 


JÜLICH 


121 


Relatio,  d.  i.  eygentl.  und  ausfürl.  Bericht,  was  sich  seythero  dess  jüngsten  Stadt- 

b  6  f  t?  s  t  i  g  u 

Hertzogs  von  Jülich,  Cleve  unnd  Bergen  Ableben  i6o9  —  i.  Sept.  1610  in  deisen 
Fürstenthumb  ....  zugetragen  und  verlauffen  habe,  Augsburg  161 1.  — ■  Copie  von 

sekeren  Brief,  geschreven  in  den  legher  voor   de  Stadt   Gulick  ,  Delf  (An- 

driessz)i6ro.  —  Articulen,  die  gheaccordeert  zijn  aen  den  Gouverneur,  Capitaynen 

 van  Gulick  op'tovergeven  der  selver  Plaetse  ende  van  Bredenbent  

s'Graven-Haghe  (Jacobsz)  16 10.  —  Corte  ende  seeckere  tydinghe  van  het  veroveren 
en  de  innemen  der  stercke  Stadt  ende  weerachtighe  Casteel  Gulick.  —  Meteranus  novus, 
das  ist:  Wahrhafftige  Beschreibung  aller  denkwürdigsten  Geschichten  ....  durch 
Emanuel  von  Meteren.    Amsterdam  1 633,  S.  7o4. 

Handschriftl.  Qu.  Die  genaueren  Nachrichten  über  die  einzelnen  Arbeiten 
an  dem  Festungsbau,  Wiederherstellungen  u.  s.  w.  werden  sich  in  den  verschiedenen 
Abteilungen  des  Jülich-Bergischen  Landesarchives  finden,  jetzt  im  Königl.  Staats- 
archiv zu  Düsseldorf.    Vgl.  Ilgen,  Rhein.  Archiv  S.  25. 

Weitere  handschriftliche  Materialien,  namentlich  zur  neueren  Geschichte  der  Festung, 
finden  sich  im  Besitz  der  militärischen  Behörden  in  Jülich;  sie  sind  verwendet  —  leider 
ohne  Quellenangabe  —  in  dem  Schriftchen:  Historische  Reminiscenzen  der  Veste  Jülich. 

Wesentliche  Quellen,  namentlich  auch  älteres  Planmaterial,  dürften  sich  weiter- 
hin im  Geh.  Kriegsarchiv,  bei  der  Festungs-Inspektion  u.  s.  w.  finden ;  an  eine  dieser 
Stellen  wird  auch  das  Archiv  der  im  J.  1860  aufgehobenen  Kommandantur  von  Jülich 
gelangt  sein. 

Wie  lange  das  römische  Kastell  (s.  o.  S.  102)  erhalten  blieb,  Iässt  sich  Geschichte 
nicht  genau  feststellen.  Wahrscheinlich  bestand  es  noch,  als  in  dem  Normannenein- 
fall um  880  auch  Jülich  verbrannt  wurde  (Reginonis  chronicon,  ed.  Kurze,  p.  118); 
auch  in  der  vita  Theodorici  abb.  S.  Huberti  findet  Jülich  vor  io7 5  als  altes  römisches 
Kastell  noch  Erwähnung  (in  castro  Juliaco,  quod  ex  nomine  Julii  conditoris  antiquum 
adhuc  servat  vocabulum:  Mon.  Germ.  SS.  XII,  p.  5o).  Im  J.  1 1 1 4  folgt  die  Zer- 
störung durch  Heinrich  V.  auf  dem  Zug  gegen  Köln  (Gulike  presidium  satis  munitum 
diruit:  Chronica  regia  Col.,  ed.  Waitz,  p.  54)  und  im  J.  I2i4  die  Eroberung  durch 
Friedrich  II.  (Reineri  annales  Leodiens. :  Mon.  Germ.  SS.  XVI,  p.  67  2).  Der  Bericht 
über  die  Belagerung  durch  Erzbischof  Konrad  von  Köln  und  den  Herzog  von 
Brabant  im  J.  1 239  macht  es  wahrscheinlich,  dass  die  Festung  sich  damals  immer 
noch  auf  das  römische  Kastell  beschränkte  und  sich  ausserhalb  der  Mauern  eine 
grössere  Ansiedelung  gebildet  hatte  (castrum  Juliacum  obsidet  et  villam  castri  penitus 
cremat:  Annales  S.  Pantal.  Col.,  SS.  XXII.,  p.  532).  Die  erste  Periode  der  Jülicher 
Befestigungen  schliesst  mit  der  gründlichen  Zerstörung  Jülichs  im  J.  12  78  durch  Erz- 
bischof Siegfried,  nachdem  Graf  Wilhelm  von  Jülich  in  Aachen  gefallen  war  (Chronica 
regia  Col.,  ed.  Waitz,  p.  356  und  Kollektar  im  Kölner  Domarchiv:  homines  ibidem 
fugavit:  Korr.-Blatt  der  Wd.  Zs.  XIII,  Sp.  21 9.  —  Ann.  h.  V.  N.  IV,  S.  211). 

Die  Grafen  von  Jülich  hatten  sich  kaum  von  diesem  Schlage  erholt,  als  sie  zum 
Bau  einer  grossen  Ringbefestigung  schritten,  vielleicht  noch  am  Ende  des  i3.  Jh.  Die 
Ringmauer  hatte  drei  Thore,  das  Kölnerthor,  das  Dürenerthor  und  das  Rurthor. 
Heute  ist  nur  noch  das  letztgenannte  erhalten,  sowie  kleine  Reste  der  Stadtmauer. 

in  Turm  dieser  mittelalterlichen  Befestigung,  der  Hahnenturm,  ist  erst  im  i9.  Jh. 
abgebrochen  worden. 

Der  verheerende  Kampf  Karls  V.  gegen  Jülich  im  J.  1 543  blieb  für  die  Stadt 
Jülich  ohne  schlimmere  Folgen,  da  sich  die  Stadt  —  eingeschüchtert  durch  die  Zer- 
störungen von  Düren  und  Nideggen  —  ohne  Kampf  dem  Kaiser  ergab. 


1  2  1 


I  22 


KREIS  JÜLICH 


Stadt-  Schon  in  den  J.  1 4  73  und  1 5  r  2  hatten  schwere  Brände  die  Stadt  verwüstet; 

6  Neubau  "m  J"  ^  547  folgte  der  schlimmste  Stadtbrand,  bei  dem  nur  die  Rurstrasse  verschont 
blieb.  Die  Übergabe  von  1 543  und  die  Feuersbrunst  von  1 547  brauchten  nicht  erst 
den  neuen  grossartigen  Festungsbau  zu  veranlassen,  sondern  scheinen  nur  fördernd 
auf  ihn  eingewirkt  zu  haben.  Schon  im  J.  1 538  hatte  der  Jülicher  Landtag  ein  um- 
fassendes Programm  für  den  Schutz  des  ganzen  Herzogtums  aufgestellt:  die 
kleineren  Ortsbefestigungen  und  Burgen  sollten  fallen  und  dafür  die  Städte  Eus- 
kirchen, Jülich  und  Sittard  Hauptfestungen  werden.  Das  Material  der  zu  schleifenden 
Mauern  von  Aldenhoven  sollte  für  Jülich,  das  als  stärkste  und  hauptsächliche  Festung 
mitten  im  Herzogtum  gedacht  war,  Verwendung  finden.  Es  ist  wahrscheinlich,  dass 
der  Bologneser  Architekt  Alessandro  Pasqualini  schon  damals  im  Dienst  Herzog 
Wilhelms  stand  und  an  der  Aufstellung  des  Programmes  mitgearbeitet  hat;  er  war  be- 
rufen, in  der  grossen  Bastionsbefestigung  mit  der  Zitadelle  die  bedeutendste  moderne 
Festung  jener  Zeit  am  Niederrhein  zu  schaffen.  Das  Rurthor  und  das  Kölnerthor 
trugen  bis  zum  J.  1  7 98  Inschriften  mit  der  Jahreszahl  i548,  man  hatte  also  wohl 
schon  vor  dem  Stadtbrand  von  1 547  an  den  Werken  gearbeitet.  Schon  damals 
scheint  die  mittelalterliche  Ringbefestigung  im  wesentlichen  abgebrochen  zu  sein. 
Der  Stadtbrand  gab  aber  jedenfalls  den  Anlass  zu  der  Regulierung  des  Stadtplanes 
von  Jülich  und  der  Durchführung  der  grossen  regelmässigen  Strassen,  die  Pasqualini 
im  Auftrag  des  Herzogs  vornahm;  im  Zusammenhang  damit  steht  die  scharfe  Bau- 
polizeiordnung vom  J.  1 554,  in  welcher  glatte  steinerne  Fassadenausführung  und  feste 
Dacheindeckungen  vorgeschrieben  wurden. 
Belagerungen  Der  Festungsbau,  der  aus  besonderen   Steuerumlagen  und  Frondiensten  be- 

stritten wurde,  scheint  noch  im  Laufe  des  16.  Jh.  vollendet  worden  zusein;  Merian 
(Topographia  Westphaliae  S.  28)  berichtet,  der  Bau  habe  etwa  3o  Jahre  in  Anspruch 
genommen.  Gleich  im  Beginn  des  Jülicher  Erbfolgestreites  sollte  Jülich  die  Stärke 
seiner  Werke  zeigen;  vom  28.  Juli  bis  zum  2.  September  1610  hielt  der  Kommandant 
von  Reuschenberg  die  Festung  gegen  das  Belagerungsheer  der  possedierenden  Fürsten 
unter  Moritz  von  Nassau.  Erst  nachdem  über  5ooo  Schuss  aus  schweren  Geschützen 
abgegeben  und  eine  grosse  Bresche  gesprengt  war,  entschloss  sich  der  Kommandant  zu 
einer  ehrenvollen  Kapitulation.  Im  Herbst  162  1  zog  ein  Teil  des  Spinolaschen  Heeres 
vor  Jülich,  das  wiederum  eine  langwierige  Belagerung  durchzumachen  hatte;  erst  am 
3.  Februar  1622  nach  heftiger  Beschiessung  der  Zitadelle  kam  es  zu  einer  Kapitu- 
lation. Die  grosse  Bedeutung,  die  man  diesen  Belagerungen  beilegte,  geht  aus  den 
zahlreichen  Stichen  hervor,  die  zum  Teil  schon  während  den  Belagerungen  ausge- 
geben wurden  (s.  o.  S.  98). 

Auch  im  französisch-niederländischen  Kriege  war  Jülich  im  J.  1 6 7 8  blockiert; 
jedoch  kam  es  infolge  des  Friedensschlusses  zu  Nimwegen  zu  keinem  ernsteren  An- 
griff. Johann  Wilhelm  unternahm  von  etwa  1 6 7 9  bis  i69o  wesentliche  Arbeiten  an 
der  Befestigung  und  an  der  Zitadelle,  wie  sich  aus  den  grossen  Landtagsbewilligungen 
der  Zeit  für  die  Festung  Jülich  ergiebt ;  diese  Arbeiten  umfassten  vornehmlich  auch 
Lünetten  und  Vorwerke.  Einen  genauen  Bericht  und  eine  Kritik  der  Jülicher  Festungs- 
werke mit  Verbesserungsvorschlägen  aus  dem  J.  1  742  von  einem  französischen  Genie- 
offizier enthält  eine  Handschrift  im  Besitz  des  Herrn  Beuth  in  Hemmerden  (Rhein. 
Geschichtsblätter  IV,  S.  161). 

Erst  Napoleon  suchte  Jülich  wieder  zu  einem  bedeutenden  Waffenplatz  des 
flachen  Landes  zu  machen;  er  begann  in  den  ersten  Jahren  des  1 9.  Jh.  die  ausge- 
dehnte Anlage  des  Brückenkopfes  auf  der  anderen  Rurseite  und  die  später  wieder 


1  2  2 


JÜLICH 


123 


aufgegebene  Befestigung  der  Merscher  Höhen.  ImJ.  i8i4  wurde  Jülich  noch  ein- 
mal vom  i4.  Januar  bis  zum  4.  Mai  durch  die  alliierten  Truppen  cerniert  und  stellen- 
weise beschossen.  In  den  ersten  Jahrzehnten  des  i9.  Jh.  wurden  die  Festungs- 
werke noch  verschiedentlich  umgebaut  und  eine  Anzahl  von  Lünetten  hinzugefügt; 
Jülich  blieb  einer  der  kleinen  befestigten  Waffenplätze  im  Inneren  des  Landes,  haupt- 
sächlich als  Mittelpunkt  des  Verproviantierungssystemes,  bis  zum  J.  1 85  9.  ImJ.  1860 
wurden  die  Festungswerke  der  Stadt  geschleift,  nur  die  Zitadelle  blieb  als  Kaserne- 
ment  erhalten. 

I.  Die  Reste  der 
mittelalterlichen  Ring- 
befestigung. 

Im  wesentlichen  ist 
heute  nur  noch  das  Rur- 
thor erhalten,  dessen  Bau 
dem  Anfang  des  14.  Jh.  an- 
gehören dürfte;  es  blieb  als 
Gefängnis  bestehen  und  hat 
dieser  Bestimmung  bis  zum 
f.  i9oo  gedient.  Im  1 7 .  Jh. 
wurde  das  Thor  wesentlich 
umgebaut,  im  Inneren  die 
Turmräume  und  wohl  auch 
der  Thorweg  gewölbt,  im 
Äusseren  die  schmalen  hohen 
Scharten  durch  kleine  Öff- 
nungen ersetzt  und  die 
grossen  Schartennischen  ver- 
mauert. Aus  dieser  Zeit 
stammen  auch  die  Hauben 
auf  den  Dächern,  die  der 
Stich  von  Christian  Leopold 
aus  dem  Anfang  des  1 8.  Jh. 
schon  in  dieser  Form  zeigt 
(Taf.  IV).  Seit  dem  J.  i9oo 
wird  der  Bau  nach  den 
Plänen  des  Diöcesanbau- 
meisters  Renard  in  Köln  zu 
einem  Museum  der  Stadt 
Jülich  eingerichtet. 

Das  Rurthor  (Ansicht  Fig.  79,  Grundriss  Fig.  8o)  ist  ein  schwerer  dreige- 
schossiger Bruchsteinbau,  aus  dem  viereckigen  Mittelbau  mit  dem  Thorweg  und  den 
beiden  seitlichen  Halbtürmen  bestehend,  die  etwas  mehr  als  die  Halbkreisform  im 
Grundriss  umfassen.  Die  spitzbogigen  Thoröffnungen,  deren  Sockel  jetzt  verschüttet 
sind,  haben  breite  Laibungen  mit  einfachen  Wülsten  am  Bogenansatz ;  in  den  Schlufs- 
steinen  sind  Reste  von  Skulpturen  sichtbar.  In  dem  Gewände  des  Aussenthores  der  Spalt 
lür  das  Fallgatter  und  zwei  hohe  schmale  Scharten  aus  den  Kammern  in  den  Türmen, 
der  Thorweg  mit  späterer  flacher  Tonne.    An  der  Innenseite  sind  in  die  Ecken  des 


Stadt- 
befestigung 


Beschreibung 


Mittelalterliche 
Befestigung 


Fig.  79.    Jülich.    Aussenansioht  des  Rurthores. 


Ruit  hör 


123 


i  ?4 


KREIS  JÜLICH 


Stadt-  Mittelbaues  ein  römischer  Grabstein  mit  dem  sogen.  Totenmahl  und  das  Fragment 
befestigung  _  °  ° 

eines  Grabstetnes  mit  der  Figur  eines   Kriegers  vermauert.    Neben   dem  Thorweg 

eine  kleine  rechteckige  Thüre  zur  Treppe.  An  der  Aussenseite  hat  der  Mittelbau 
im  ersten  Obergeschoss  eine  schmale  hohe  Scharte,  im  zweiten  Obergeschoss  einen 
geschlossenen  hölzernen  Wehrgang,   aus  dem  seitlich  Thüren  in  die  Halbtürme,  in 

der  Mitte  eine  in  den  Mittelbau 
führen.  Die  Innenseite,  die  oben 
zum  grossen  Teil  in  Ziegelmauerwerk 
erneuert  ist,  hat  in  beiden  Geschossen 
je  zwei  rechteckige  Fenster  des  18. 
bis  i9.  Jh.  Die  Halbtürme  zeigen 
an  der  Aussenseite  in  allen  Ge- 
schossen die  zum  Teil  jüngst  er- 
neuerten schmalen  hohen  Scharten; 
an  den  Innenseiten  im  Erdgeschoss 
je  eine  kleine  Thür,  im  ersten  Ober- 
geschoss kleine  Holzgallerien  mit 
Thüren  zu  den  Turmräumen  und 
zum  Mittelbau;  an  dem  Westturme 
hier  der  Durchgang  zu  einem  Abort. 
Die  Obergeschosse  mit  je  einem 
kleinen  rechteckigen  Fenster.  Der 
Mittelbau  trägt  ein  niedriges  Walm- 
dach, die  Türme  polygone  Hauben 
mit  aufgesetzter  kleiner  Zwiebel. 

Im  Inneren  die  Treppe  zum 
ersten  Obergeschoss  in  der  Mauer- 
stärke neben  dem  Thorweg;  der 
Hauptbau  umfasst  jetzt  die  beiden 
Sammlungssäle.  Die  kleinen  Kam- 
mern der  Türme  hatten  sämtlich  flache 
Kuppelgewölbe  des  i7.  Jh.;  das  zweite 
derselben  im  Westturm  ist  jetzt  durch- 
brochen, um  die  Treppe  vom  ersten 
Geschoss  zum   zweiten  einzubauen. 

Seit  i9o2  enthält  das  Rurthor 
die  ,, Städtisch  e n  Sammlungen 
für  Heimatkunde".    Besonders  zu 
nennen  ist  die  von  dem  Beigeord- 
neten   Herrn   P.  Linnartz  gestiftete 
Sammlung  von  alten  Ansichten  von 
Jülich  und  Umgebung,  von  Porträts  und  sonstigen  Gedenkblättern  zur  Geschichte  des 
Jülicher  Landes.   Die  Sammlung  umfasst  weiterhin  eine  Reihe  von  kunstgewerblichen 
Gegenständen,  römische  Funde  aus  Jülich,  einzelne  Gemälde  u.  s.  w.     Eine  Turm- 
kammer ist  zur  Aufnahme  des  städtischen  Archives  (s.  u.)  eingerichtet.    Im  unteren 
Saal  eingebaut  ein  schöner  Rokokokamin   mit  dem  Porträt  Karl  Theodors,  Mitte 
des  1 8.  Jh. 


Städt. 
Sammlung 


Fig.  80.    Jülich.    Grundrisse  des  Rurthores. 


I  24 


JÜLICH 


125 


IL    Die  Bastions  be  festigung  des  XVI.  Ja  h  r  h  u  n  d  e  r  ts. 

Die  Befestigungswerke  (Fig.  67)  schlössen  sich  westlich  an  die  Westfront  der 
Südwestbastion,  östlich  an  die  Südbastion  der  Zitadelle  an  und  umfassten  das  relativ 
sehr  kleine,  unregelmässig  rechteckige  Terrain  der  Stadt  Jülich.  Nachdem  das  Bongarts- 
thor  der  Südfront  schon  früh  beseitigt  worden  war,  hatte  die  Stadt  nur  noch  zwei 
Thore,  das  Kölnthor  in  der  Ostfront  und  das  Aachener  Thor  in  der  Westfront  nahe 
bei  dem  Rurthor.  Wall  und  Graben  waren  beiderseits  abgemauert;  der  Wall  hatte 
nur  vier  Bastionen,  an  jeder  Ecke  eine  mit  Ausnahme  der  Südostecke,  dafür  trat  in 
die  Mitte  der  Rurseite  eine  Bastion. 

Reicher  waren  die  Werke,  die  unter  Johann  Wilhelm  am  Ende  des  i  7.  Jh.  hin- 
zugekommen waren,  es  legten  sich  um  die  Stadtbefestigung  noch  vier  Ravelins,  durch 
die  Ravelins  führten  die  Strassen  der  beiden  Thore;  ebenso  lagen  um  die  Zita- 
delle noch  drei  Ravelins  (Fig.  67),  von  denen  der  Ost-Ravelin  auf  seiner  Spitze  das 
Wappen  und  Monogramm  Johann  Wilhelms  mit  der  Jahreszahl  1 695  trug.  Dazu 
waren  dann  in  französischer  Zeit  seit  1 7 99  die  weiter  vorgeschobenen  Lünetten  ge- 
kommen, die  drei  hauptsächlichen  lagen  auf  dem  Exerzierplatz  vor  dem  Feldthor 
der  Zitadelle,  der  hauptsächlichen  Angriffsfront  (Fig.  67). 

Die  heute  noch  sichtbaren  Reste  der  Bastionsbefestigung  sind  sehr 
spärlich,  meist  nur  noch  Teile  der  Erdwerke  u.  s.  w.  Ein  grösserer  Teil  der  Eskarpe 
ist  nur  noch  an  der  jetzigen  Unteroffizier -Vorschule  erhalten,  bei  dem  Aachener 
Thor;  unter  der  Wallkrone  zieht  sich  durchweg  der  schwere  Hausteinwulst  hin.  Von 
dem  Aachener  Thor  steht  hier  noch  der  äussere  Bogen,  eine  rechteckige  Blende 
von  schweren  Bossenquadern  umrahmt,  darin  oben  die  Rollen  für  die  Zugbrücke. 
Das  Thor  selbst  rundbogig,  auch  mit  Bossenquaderung  und  feiner  Profilierung  am 
Bogenansatz.  Der  Oberbau  und  die  Rückseite,  die  erst  um  i89o  niedergelegt  wurden, 
waren  schmucklos;  auf  dem  Schlufsstein  der  Rückfront  die  Jahreszahl  1660. 

Das  im  J.  1860  niedergelegte  Kölnthor,  von  dem  Zeichnungen  im  Rurthor 
aufbewahrt  werden,  hatte  eine  ähnliche  Ausbildung  des  Aussenthores,  Aufbau  und 
Rückseite  waren  in  denselben  schmucklosen  Formen  wie  beim  Aachener  Thor  im 
i7.  Jh.  ausgeführt  worden;  unter  dem  Gesims  stand  die  Jahreszahl  1621  in  Eisenankern. 


Stadt- 
befestigunf 
Bastions- 
befestigung 


III.  Die  Zitadelle  mit  dem  Schloss. 

Litte  ratur  u.  Quellen  s.  o.  Die  Arbeiten  an  der  Zitadelle  scheinen  gleich- 
zeitig mit  der  Stadtbefestigung  in  Angriff  genommen  worden  zu  sein;  im  J.  i549  wurde 
der  Grundstein  zum  Schlossbau  gelegt  und  im  J.  i56t  war  der  Südflügel  so  weit  vor- 
geschritten, dass  man  mit  dem  Aufsetzen  des  Dachstuhles  begann  (Kühl  I,  S.  16). 
Schon  im  J.  1 5 56  hatte  König  Maximilian  von  Böhmen  als  Gast  auf  dem  Schlosse 
gewohnt;  auch  der  Kölner  Patrizier  Weinsberg  thut  im  J.  i56o  des  Schlosses  als 
eines  ,wonderkostlich  bau'  in  seinem  Hausbuch  Erwähnung  (Buch  Weinsberg,  heraus- 
geg.  von  Höhlbaum  I,  S.  io9.  —  Kühl  I,  S.  246;  II,  S.  3i5).  Wichtiger  ist  das 
Lob,  das  der  Strassburger  Baumeister  Speckle  (Architektur  von  Vestungen  1 589, 
Bl.  16)  dem  Bau  der  Jülicher  Zitadelle  spendet. 

Gleichzeitig  mit  dem  Bau  des  Schlosses  zogen  sich  die  Arbeiten  an  der  Zita- 
delle lange  hin;  wir  hören,  dass  in  den  J.  1 5 66,  1 569  und  namentlich  1 5 76  an  dem 
Graben  der  Zitadelle  gearbeitet  wurde  (Kühl  I,  S.  292.  —  Aachener  Zs.  XVIII, 
S.  1,  10).  Im  einzelnen  steht  eine  Bearbeitung  der  Baugeschichte  des  überaus  wert- 
vollen Renaissancebaues  noch  aus.  Die  Leidensgeschichte  des  Bauwerkes  setzt  mit 
der  Regierung  des  kranken  Herzogs  Johann  Wilhelm  um  1600  ein;  nur  noch  im 


Zitadelle  und 
Schloss 
Geschichte 


125 


KREIS  JÜLICH 


z  tadeile    J.  1 660  wohnt  der  Fürst  bei  Gelegenheit  des  Landtages  auf  kurze  Zeit  im  Schloss. 

Die  gewöhnliche  Residenz  im  16.  Jh.  war  Hambach,  auf  dem  Schloss  wohnte  der 
Gouverneur  von  Jülich.  Die  Schicksale  des  Schlosses  im  i7.  und  1 8.  Jh.  und  selbst  im 
1 9.  Jh.  sind  noch  wenig  aufgeklärt ;  ob  und  inwieweit  das  Schloss  bei  den  Be- 
schiessungen  von  1610  und  1621  litt,  ist  unbekannt.  Wahrscheinlich  wurde  es  aber 
noch  im  Laufe  des  i7.  Jh.  unter  Johann  Wilhelm  als  Kaserne  verwendet;  an  einem 
Wappen  über  dem  Durchgang  des  Südflügels  steht  die  Jahreszahl  1  738.  Spätestens 
damals  hat  die  barbarische  Aufteilung  der  beiden  Geschosse  des  Ostflügels  zu 
drei  Geschossen  stattgefunden,  bei  der  die  ganze  Aussenarchitektur  dieses  Flügels  mit 
Ausnahme  der  Kapelle  zerstört  wurde;  gleichzeitig  müssen  auch  die  Säulenhallen 
im  Schlosshof  gefallen  sein.  Wahrscheinlich  im  J.  1 763  wurde  das  Schloss  ganz  zur 
Kaserne  umgewandelt;  dabei  wurde  auch  wohlder  grosse  Turm  verkürzt.  Im  J.  1 768 
entstand  ein  Brand,  der  die  Kapelle  zerstörte  und  Veranlassung  zu  der  Errichtung 
des  feinen  Rokokogiebels  nach  dem  Schlosshof  gab.  Noch  im  J.  1 793  gab  es  aber 
einen  Turmwächter  auf  dem  Schlossturm,  dessen  endgiltige  Abtragung  bis  auf  die 
Höhe  des  anstossenden  Flügels  erst  bei  der  Mobilmachung  im  J.  1 859  erfolgt  sein  soll. 
Ein  letzter  gründlicher  Umbau  erfolgte  im  J.  i892;  der  Westflügel  wurde  damals  ganz 
abgebrochen  und  die  westlichen  Hälften  des  Nord-  und  Südflügels  bis  auf  Sockelhöhe 
niedergelegt  und  neu  eingerichtet.  Seit  1860  dient  das  Schloss  als  Unterofrizierschule. 
Umbau  Bei  den  Befestigungswerken  der  Zitadelle  schienen  die  Umbauten  Johann  Wil- 

helms vom  Ende  des  i7.  bis  zum  Anfang  des  18.  Jh.  ganz  wesentlich  gewesen  zu 
sein.  Die  den  Facen  entlang  auf  der  Grabensohle  liegenden  Galerien  und  Ka- 
ponnieren  sind  —  wahrscheinlich  der  Hochwassergefahr  wegen  —  damals  um  2 — 4  m 
erhöht  worden;  da  die  alten  Scharten  in  den  Eskarpenmauern  fehlen,  so  sind 
wohl  die  riesigen  Eskarpenmauern  damals  auch  ganz  neu  in  Feldbrandziegeln 
ummantelt  worden.  Gleichzeitig  wurden  wohl  auch  die  offenen  Batteriehöfe  hinter 
den  Facen  der  Eckbastionen  zum  Teil  vermauert.  Auch  die  Wallkrone  ist  ganz 
geändert  und  wohl  erst  damals  mit  dem  beiderseits  gedeckten  Wallgang  versehen 
worden;  die  zum  Wallgang  emporführenden  und  die  auf  dem  Wall  liegenden  Hohl- 
räume stammen  aus  dieser  Zeit,  an  zweien  der  letzteren  finden  sich  Schlufssteine  mit 
den  Jahreszahlen  1  7  1 3  und  1 7 1 6.  Die  Arbeiten  vom  Anfang  des  1 9.  Jh.  beschränkten 
sich  auf  einige  kleine  Blockhäuser  und  Magazine  auf  dem  Wall  und  geringe  Um- 
bauten auf  den  beiden  Eckbastionen  der  Feldseite. 
Beschreibung  £>je  Befestigungsanlagen  der  Zitadelle  bestehen  aus  dem  tiefen  Graben 

mit  gemauerter  Eskarpe  und  Kontreeskarpe  und  dem  gleichfalls  beiderseits  aufge- 
mauerten breiten  Wall.  Den  Zugang  bildeten  zwei  Thore,  nach  Norden  das  Feld- 
thor, nach  Süden  das  Thor  zur  Stadt. 

Beide  Aussenthore  zeigen  jetzt  schlichte  architektonische  Behandlung  mit  spär- 
licher Blausteinverwendung  aus  dem  1  7 .  — 18.  Jh.,  die  unter  dem  Wall  herführenden 
Poternen  —  wohl  auch  aus  späterer  Zeit  —  sind  geschweift  geführt,  die  beiden 
Thoreinfassungen  an  der  Innenseite  gehören  dagegen  noch  dem  Bau  des  16.  Jh.  an, 
sie  zeigen  in  regelmässigem  Steinschnitt  um  die  rundbogige  Thoröffnung  eine  Pilaster- 
gliederung  mit  dorischen  Deckplatten  und  hohem  fein  profiliertem  Gesims,  das 
Ganze  von  wuchtigen,  aber  sorgfältig  abgewogenen  Verhältnissen  (Fig.  81).  Über 
dem  südlichen  Thor  eine  grosse  Reliefplatte  des  16.  Jh.  aus  Blaustein,  darauf  eine 
sitzende  weibliche  Figur  mit  Füllhorn. 

Im  übrigen  ist  die  äussere  Gestaltung  der  Zitadellbefestigung  ohne  Kunst- 
formen, die  Mauerfiächen  glatt  in  Ziegeln  ausgeführt.  An  Ost-  und  Westseite  führen 


126 


Tafel  V. 


Jülich.    Chor  der  Schlosskapelle. 


JÜLICH 


127 


zwei  wohl  auch   am  Ende  des  i7.  Jh.  entstandenen  Poternen   zum  Graben  hinab,  Zitadelle 
zwei  andere  der  gleichen  Zeit  zum  Wallgang  hinauf.    Auf  dem  Schlufsstein  der  west- 
lichen die  Jahreszahl  i7i3.     Ausserdem   liegen  in  der  Südwest-  und  Nordostecke 
breite  Fahrrampen  zum  Wallgang. 

Die  Wallkrone,  die  im  Laufe  der  Zeit  vielfach  verändert  und  umgebaut  wurde, 
enthält  durchlaufend  einen  vertieften  Gang  zwischen  zwei  Wällen.  Die  beiden 
Bastionen  der  Angriffsseite  haben  im  i7. —  1 8.  Jh.  einen  reicheren  Ausbau  der  Wall- 
krone mit  Poternen  erhalten;  in  dem  Schlufsstein  der  einen  Poterne  der  Nordwest- 
bastion die  Jahreszahl  1 7 1 6. 

Von  besonderem  Interesse  ist  auch  die  Ausgestaltung  der  inneren  Poternen 
und  Gallerien  in  der  Zitadelle;  hier  ist  das  System  der  ursprünglichen  Anlage  noch 
ziemlich  genau  zu  erkennen.  Genau  in  den  Diagonalachsen  der  Bastionen  führt  in 
jeder  Ecke  des  Schlosshofes 
eine  Poterne  mit  seitlichen 
bombensicheren  Munitions- 
kammern hinab;  in  einem 
grossen,  vortrefflich  gemau- 
erten Kuppelraum  mit  run- 
dem Lichtschacht  im  Scheitel 
gabelt  sich  die  Poterne.  Jeder 
Arm  mündet  an  den  Hinter- 
schneidungen  der  Bastionen 
mit  einer  Halle,  die  sich  mit 
zwei  Bogen  über  einem 
grossen  viereckigen  Pfeiler 
aus  Quadern  öffnet.  Diese 
Kontrebatterien  sind  jedoch 
nachträglich  zum  grössten 
Teil  vermauert  worden. 

Von  diesen  Kontrebat- 
terien sind  auch  die  in  den 
Fronten  ringsum  geführten 

Galerien  zugänglich.  Wie  sich  durch  eine  kleine  Ausgrabung  feststellen  Hess,  waren  die 
alten  Kammern  der  Galerien,  die  gleichfalls  mit  Tonnen  überwölbt  waren,  wesent- 
lich tiefer  und  hatten  den  Rückseiten  entlang  einen  Verbindungsgang;  jede  Kammer 
besass  wahrscheinlich  eine  Scharte  zum  Graben  hin.  Nachträglich  sind  die  Galerien 
jedoch  um  2 — 4  m  überhöht,  die  alten  Tonnen  ausgebrochen  und  darüber  neue  ein- 
gezogen worden.  Gleichzeitig  gab  man  den  einzelnen  Kammern  eine  geringere  Tiefe 
und  brach  einen  neuen  Verbindungsgang  der  Aussenmauer  entlang.  Mit  Aus- 
nahme der  durch  die  Belagerungsübung  im  J.  1860  zerstörten  Stelle  in  der  Nordost- 
bastion sind  die  Galerien  noch  vollkommen  erhalten;  doch  hat  man  die  zum  Wall 
emporführenden  zahlreichen  Treppen  meist  vermauert. 

Das  Schlossgebäude.    Von  dem  ursprünglichen  rechteckigen  Bau  mit  einem  Sehioss 
grossen  Binnenhof  (Grundrisse  Fig.  82  u.  83,  Details  Fig.  84 — 85)  sind  heute  aufstehend 
nur  noch  drei  Flügel  erhalten.    Von   dem  Nord-  und  Südflügel  ist  jedoch  im  auf- 
stehenden Mauerwerk  auch  nur  noch  je  die  Osthälfte  alt. 

Aus  der  Aussenseite  des  Ostflügels  tritt  als  der  besterhaltene  Teil  der  ganzen  Kapelle 
Anlage  der  Chor  der  Schlosskapelle  hervor,  die  den  Ostfiügel  durchschneidet 


Fig.  81.    Jülich,  Zitadelle.  Innenthor. 


127 


128 


KREIS  JÜLICH 


Schi os s  (Taf.  V).  Als  Materialien  sind  für  die  Flächen  Ziegel  und  für  die  reiche  architek- 
tonische Gliederung  Kohlensandstein  verwendet.  Die  Fassade  trägt  über  dem  mit 
rechteckigen  Kellerfenstern  versehenen  Rustikasockel  zwei  Stockwerkgliederungen 
und  darüber  seitlich  Ballustraden  als  Abschluss;  die  dieser  Gliederung  sich  einfügende 
halbrunde  Apsis  schliesst  mit  einem  geschieferten  Kuppeldach,  das  an  eine  hohe 
Attika  mit  Flachgiebel  angelehnt  ist.  Das  Erdgeschoss  ist  mit  dorischen  Pfeilervorlagen 
versehen,  die  abwechselnd  bossierte  und  glatte  Quader  aufweisen.  Zwischen  den 
Pfeilern  befinden  sich  am  Chorrund  Nischen,  an  Stelle  der  mittleren  jetzt  ein  Fenster; 


Fig.  82.    Jülich,  Schloss.    Grundriss  des  Kellergeschosses. 


an  der  Ostwand  Platten  mit  erhöhtem  Rahmen;  zwischen  den  Pfeilern  der  Süd- 
und  Nordwand  Fenster  unter  Giebeln,   heute  segmentbogig,  ursprünglich  rundbogig 

geschlossen. 

Das  kräftige  Hauptgesims  zeigt  eine  sehr  sorgfältig  und  exakt  behandelte 
Gliederung  mit  Metopen  und  Triglyphen,  in  den  Metopen  wechseln  runde  Schilder 
und  Stierschädel  ab. 

Das  Obergeschoss  hat  glatte,  mit  Rahmen  versehene  ionische  Pfeilervorlagen 
auf  hohen  Sockeln;  die  Brüstungen  dazwischen  sind  herausgebrochen  und  durch 
Fenster  ersetzt  worden,    die  ursprünglichen  Fenster  darüber  sind  verändert.  Die 


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JÜLICH 


129 


glatten  Wandfiächen  seitlich  der  Apsis  haben  Nischen;  die  Süd-  und  Nordseite  sind  Schloss 
in  der  gleichen  Weise  wie  die  Apsis  umgestaltet  worden.   Den  Abschluss  des  zweiten 
Geschosses  bildet  ein  dünnes  Gesims  mit  Konsolen  und   Zahnschnitt.    Die  Attika 
über  der  Apsis  ist  von  je  einem  Paar  korinthischer  Halbsäulen  flankiert. 

Die  langen  Fronten  der  Ostseite  zu  beiden  Seiten  der  Kapelle  zeigen  jetzt  die 
Fensterreihen  der  drei  Geschosse,  die  an  Stelle  der  beiden  früheren  Geschosse  ge- 
treten sind ;   die  mittlere  Fensterreihe  durchbricht  das  reiche  Gesims,   das  sich  wie 


Fig.  83.    Jülich,  Schloss.    Grundriss  des  Erdgeschosses. 


an  der  Kapelle  um  den  ganzen  Bau  hinzog;  das  Dachgesims  ist  verloren  gegangen. 
Die  Flächenbehandlung  war  ziemlich  einfach,  ein  glatter  Ziegelsockel  mit  Haustein- 
abdeckung, die  Geschosse  gleichfalls  in  Ziegel,  durchzogen  von  glatten  Haustein- 
streifen, die  die  Höhen  der  alten  Kreuzsprossenfenster  angeben.  Von  den  Fenstern 
selbst  sind  Reste  nicht  mehr  erhalten. 

Der  Südflügel  zeigt  an  der  Aussenseite  in   der  alten  Osthälfte  die  gleiche.  Südflügel 
einfache  Gliederung;  auch  hier  die  Reste  des  alten  Gesimses,  das  von  den  zweiteiligen 
Fenstern  des  1 8.  Jh.  durchbrochen  wird. 

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KREIS  JÜLICH 


S  c  h  1  o  s  s 
Nordflügel 


Eine  reichere  Ausbildung  hat  der  Nordflügel  erfahren;  hier  geht  der  reich 
bossierte  Hausteinsockel  auch  dem  Turm  an  der  Nordostecke  entlang.  Der  Turm  ist 
im  übrigen  auch  glatt  in  Ziegelmauerwerk  mit  durchlaufenden  Hausteinbändern  aus- 
geführt; auch  er  hat  im  18.  Jh.  andere  Fensteröffnungen  erhalten.  An  die  Ecke 
des  Turmes  schloss,  wie  sich  aus  den  Ansätzen  ergiebt,  eine  wohl  von  einem  reichen 
Thor  durchbrochene  Abschlussmauer  an,  die  sich  in  der  Flucht  des  jetzigen  Wagen- 


Fig.  84.  Jülich,  Schloss.  Thor  im  Nordflügel,  Aufriss. 


Tin  m2<»f~fly*Jiinjt. 


Fig.  85.   Jülich,  Schloss.    Thor  im  Nordflügel,  Schnitt. 

hauses  fortgesetzt  hat:  an  dem  Wagenhaus  sind  die  durchlaufenden  Bossenstreifen 
genau  in  Übereinstimmung  mit  dem  Hauptbau  erhalten  (s.  u.  S.  i35). 

Der  an  den  Eckturm  anschliessende  Teil  des  Nordflügels  zeigt  im  Erd- 
geschoss  um  die  Thorfahrt  in  drei  Achsen  eine  ähnlich  reiche  Ausbildung  wie 
die  Apsis  der  Kapelle  (Fig.  84  u.  85).  Auch  hier  ist  der  bossierte  Sockel  durch- 
geführt; der  Thorbogen  sitzt  in  einer  Vorlage  mit  reich  ornamentiertem  Schlufs- 
stein   und   seitlichen  Halbsäulen   dorischer  Ordnung;    darüber  das  reiche  Gesims 


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JÜLICH 


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mit  Triglyphen  und  Metopen,  wie  an  der  ganzen  Aussenseite  des  Schlosses.  Über  dem  Schioss 
Thor  verkröpft  sich  das  Gesims  zu  einem  Flachgiebel.  Die  zwei  Fenster  seitlich 
des  Thores  haben  Fensterbänke,  die  auf  Konsolen  vorkragen,  und  Pilaster  dorischer 
Ordnung  mit  einem  in  das  grosse  Gesims  einschneidenden  Flachgiebel.  Der  ganze 
Risalit  zeigt  durchlaufende  Bänder  von  Bossenquadern,  die  auch  die  Halbsäulen  und 
Pilaster  durchziehen.  Auch  der  Thorweg  ist  in  seiner  reichen  Ausbildung  besonders 
interessant ;  die  Laibung  des  äusseren  Thorbogens  in  wechselnden  bossierten  und 
glatten  Hausteinschichten  mit  ovalen  Medaiilonrahmen.  Die  Langwände  in  Hau- 
stein und  die  steigende  Tonne  in  sorgfältigstem  Ziegelmauerwerk,  dem  Tonnen- 
ansatz entlang  ein  feines  flaches  Hausteingesims,  das  von  zwei  Konsolen  unter- 
brochen wird,  darauf  zwei  Gurtbögen  in  Haustein  (Fig.  85). 

Der  Aufbau  des  Nordflügels,  der  noch  die  alte  Geschossteilung  bewahrt  hat, 
ist  ganz  schlicht  mit  grossen  rechteckigen  Fenstern;  das  dritte  niedrigere  Geschoss 
dieses  Flügels  ist  wohl  erst 
später  aufgesetzt  worden. 

Die  im  J.  1 892  neu 
errichteten  Teile  des  Süd- 
und  Nordflügels  sind  ohne 
grösseres  Interesse;  an  den 
meisten  Stellen  ist  der  alte 
Bau  noch  bis  zur  Sockelhöhe 
erhalten,  der  Sockel  ist  hier 
teils  glatt,  teils  mit  Bossen- 
quaderung  versehen.  In  dem 
Südflügel  ist  der  in  der  Rich- 
tung der  Stadtpoterne  lie- 
gende Thorweg  noch  älteren 
Ursprungs ;  über  dem  schlich- 
ten Thorbogen  das  kurpfäl- 
zische Wappen  in  Sandstein 
mit  der  Jahreszahl  1 738, 
rechts  darüber  eine  Sonnen- 
uhr des  18.  Jh.  Zu  beiden 
Seiten  des  Thores  stehen  zwei  hohe  Sockel  mit  aufliegenden  Säulenbasen  aus  Blau- 
stein; die  drei  freiliegenden  Seiten  tragen  reiche  Trophäen  in  Relief,  das  Ganze 
leider  stark  verwittert  und  überstrichen. 

Ein  gleicher  Sockel,  aber  bedeutend  besser  erhalten,  steht  an  der  Rampe 
der  Südwestecke;  er  zeichnet  sich  durch  die  überaus  sorgfältige  Behandlung  des 
Reliefs  aus  (Fig.  86). 

Die  Fassaden  nach  dem  Binnenhof  hin  bieten  heute  ein  ziemlich  Binnenhof 
unklares  Bild.  Der  Grundriss  des  Kellergeschosses ,  das  sich  noch  in  den  Hof 
hinein  erstreckt,  beweist,  dass  der  Hof  ursprünglich  nach  italienischem  Vorbild  eine 
offene  Säulenhalle  an  allen  vier  Seiten  besass,  von  der  auch  noch  einzelne  Ansätze 
am  Mauerwerk  zu  finden  sind  (angedeutet  in  dem  Grundriss,  Fig.  83).  Süd-  und  Ost- 
flügel zeigen,  ebenso  wie  die  Aussenseiten,  in  drei  Geschossen  die  einfachen  zweiteiligen 
Fenster  des  18.  Jh. ;  unter  den  Fenstern  des  zweiten  Geschosses  ist  in  der  ganzen 
Ausdehnung  mit  einzelnen  Unterbrechungen  noch  ein  feines  Gurtgesims  erhalten, 
auf  dem  die  Kreuzgewölbe  des  Umganges  ansetzten;   die  einzelnen  Felder  waren 

9* 

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Fig.  SS.    Jülich,  Schioss.  Säulenbasis. 


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KREIS  JÜLICH 


Schlots 


Kapellen- 
fassade 


durch  Gurtbögen  von  einander  getrennt;  von  den  zierlichen  Konsolen,  auf  denen  die 
Gurte  ebenso  wie  in  dem  Thorweg  des  Nordfiügels  ansetzten,  sind  an  der  Südseite 
noch  vier,  an  der  Ostseite  noch  drei  erhalten.  Bei  dem  Nordflügel  dienten  die  Rahmen- 
pilaster,  die  die  Thoröffnung  flankieren  (Fig.  85).  als  Auflager  der  Gurte.    Hieraus  er- 

giebt  sich  mit  Sicherheit, 
dass  die  Loggia  sich  nach 
jeder  Seite  mit  neun  Bogen 
zum  Hof  hin  öffnete;  An- 
sätze von  Wölbungen  der 
oberen  Loggia  sind  nicht  er- 
halten. Die  einfachen  Thür- 
einrahmungen im  Hof  sind, 
vielleicht  mit  Benutzung  äl- 
terer Materialien,  wohl  erst 
im  i7. — 18.  Jh.  entstanden. 

Die  Kapellenfas- 
sade,  die  im  J.  1 768  dem 
Ostflügel  eingefügt  wurde, 
schliesst  sich  mit  grossem 
Geschick  den  damals  wohl 
schon  geänderten  Geschoss- 
höhen an  (Fig.  87);  sie  hat 
eine  dreiteilige  Pilastergliede- 
rung  mit  dorischen  Kapitalen 
in  der  Höhe  des  Hauptge- 
simses, der  Sockel  folgt  dem 
Kämpfergesims  der  alten 
Loggia.  Im  Mittelfeld  ein 
bossiertes  Portal  mit  ge- 
schweiftem Giebelabschluss 
und  Wappen  mit  den  Mono- 
grammen Karl  Theodors  und 
seiner  Gemahlin;  im  Ober- 
bau ein  grosses  rundbogiges 
Fenster.  Über  dem  Haupt- 
gesims sitzt  der  zweiteilige 
von  Voluten  eingefasste  Gie- 
bel von  sehr  feiner  eleganter 
Zeichnung;  in  dessen  oberen 
Teil  die  Uhr,  in  dem  unteren 
eine  grosse  Inschrifttafel  mit 
dem  Chronogramm :  Deo 
aeVLterno  et  CaeLItIbVs 

saCrVM  ( 1 768).  fronte  noVa  CaroLI  thfoDorI  spLenDeo  IVssV,  eX  bVstIs 
phoenIX  Vt  reDIVIVVs  abIt  (i  768). 

Auf  dem  Dachanschluss  hinter  dem  Giebel  erhebt  sich  der  gleichfalls  sehr  . 
sorgfältig  durchgebildete  achtseitige  Dachreiter  mit  reicher  geschweifter  Haube.  Darin 
die  beiden  kleinen  Glocken  vom  J.  i  786  mit  den  Inschriften :   clementissimo  iussu 


Fig.  87.    Jülich,  Sdiloss.    Fassade  der  Kapelle. 


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JÜLICH 


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SERENISSIMI  DOMINI  CAROLI  THEODOR1,  ELECTORIS  BAVARICO  -  PALATINI,  ANNO  I  786  Schloss 
FECIT  WILLIBRORDUS  STOCKI  VON  GÜLICH. 

Von  dem  Inneren  des  ganzen  Schlossgebäudes  beansprucht  der  Grundriss  inneres 
des  Kellergeschosses  (Fig.  82)  am  meisten  Interesse,  weil  er  allein  am  wenigsten  ver- 
ändert wurde  und  in  erster  Linie  eine  Rekonstruktion  des  ganzen  Prachtbaues 
ermöglicht.  Der  Keller  zeigt  eine  ganz  regelmässige  Anlage,  innen  ringsum  laufend 
unter  den  Loggien  im  Oberbau  ein  grosser  Korridor,  von  dem  aus  die  einzelnen  Keller- 
räume zugänglich  waren.  Die  Einzelräume  sind  sämtlich  mit  schweren  Tonnen  ein- 
gewölbt, wohl  mit  Rücksicht  auf  die  grössere  Festigkeit  bei  Belagerungen.  Am  Ende 
eines  jeden  Flügels  war  eine  Treppe  angebracht,  die  Ecktürme  haben  je  einen  Mittel- 
pfeiler mit  Tonnengewölben.  Von  besonderem  Interesse  ist  hier  der  Raum  unter 
dem  allein  im  Oberbau  zur  Ausführung:  gekommenen  Turm  der  Nordecke;  er  hat 
einen  schweren  Mittelpfeiler  aus  Haustein  mit  feinem  Gesims,  ein  entsprechendes  Ge- 
sims zieht  sich  den  Wänden  entlang,  wo  es  jedoch  nachträglich  von  der  Schrägen 
der  Kellerfenster  duichbrochen  worden  ist;  jede  Flucht  ist  mit  einer  Tonne  über- 
spannt, sodass  nur  in  der  Diagonale  des  ganzen  Raumes  Grate  entstehen.  An  der 
Westwand  finden  sich  noch  die  Konsolen  eines  grossen  Rauchfanges.  Später  hat 
der  Raum,  der  jetzt  als  Keller  des  Offizierkasinos  dient,  Verstärkungen  um  den 
Mittelpfeiler  erhalten. 

Der  Keller  unter  der  Kapelle  zeichnet  sich  gleichfalls  durch  seine 
eigenartige  Konstruktion  aus ;  die  Westhälfte  hat  zwei  Längsmauern,  die  vielleicht 
als  Substruktion  einer  Emporenanlage  der  Kapelle  dienten.  Dazwischen  liegen  eine 
grosse  mittlere  und  zwei  seitliche  kleinere  Tonnen,  gegen  dieses  Tonnensystem  ist  in 
der  Osthälfte  eine  grosse  Halbtonne  gegengemauert. 

Das  Innere  des  Erdgeschosses  (Fig.  83)  ist  im  Lauf  der  Zeit  so  radikal 
umgeändert  worden,  dass  mit  Ausnahme  der  Kapelle  kaum  noch  eine  Spur  des  ur- 
sprünglichen Zustandes  sich  feststellen  lässt.  Die  Kapelle,  die  z.  Zt.  noch  durch 
einen  Holzeinbau  in  drei  Geschosse  für  Kammerzwecke  aufgeteilt  ist,  hat  noch  die 
architektonische  Gliederung  der  Choranlage  bewahrt,  die  sich  im  Aufbau  streng  der 
äusseren  Gliederung  anschliesst.  In  der  Höhe  des  äusseren  Gesimses  ist  gleichfalls 
ein  feines  Triglyphengesims  durchgeführt,  darüber  sitzt  eine  Gliederung,  deren  Ab- 
schiussgesims  zum  Teil  von  Konsolen,  zum  Teil  von  Halbsäulen  getragen  wird;  die 
die  Apsis  flankierenden  Halbsäulen  sind  vielleicht  aus  Vollsäulen  nachträglich 
vermauert.  Das  Schiff  hat  seit  dem  Umbau  von  1  7 68  eine  schlichte  Spiegeldecke 
mit  grosser  Volute;  an  der  Westseite  sind  die  Holzemporen  vom  J.  1 768  noch 
erhalten. 

Deutlich  erkennbar  sind  in  beiden  Grundrissen  noch  die  alten  Trepp en- 
anlagen  im  Ostflügel  und  im  Südflügel;  entsprechend  den  im  Keller  noch  in  allen 
vier  Flügeln  erhaltenen  Unterbauten  waren  sie  ganz  geschlossen  und  in  beiden 
Läufen  durch  eine  schwere  Mauer  geschieden.  Es  ist  die  Treppenanlage,  die  sich 
auch  noch  in  den  italienischen  Barockbauten  so  lange  Zeit  erhalten  hat. 

GEBÄUDE  IM  AEUSSEREN  SCHLOSSHOF.  Bei  dem  Ausgang 
aus  der  Poterne  des  Stadtthores  liegt  gleich  rechts  das  Wachtgebäude,  ein  Wachtgebäude 
schlichter  überkälkter  Ziegelbau  vom  J.  1 69  7  mit  zwei  Geschossen  und  geschweiften 
und  abgetreppten  Giebeln  über  den  Schmalseiten;  mit  der  einen  Langseite  an 
den  Wall  angelehnt.  Die  Langseite  hat  sieben,  die  Schmalseiten  je  drei  Achsen, 
die  Stichbogenfenster  sind  ganz  einfach.  An  der  Langseite  die  Jahreszahl  1 697  in 
Eisenankern. 


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KREIS  JÜLICH 


An  der  Westseite  liegt  neben  der  Rampe  der  Südwestecke  ein  grösseres  Zeug- 
haus, ein  interessanter  Ziegelbau  vom  Anfang  des  i7.  Jh.  (Fig.  88).  Die  eine 
Schmalseite  ist  an  den  Wall  angelehnt,  die  Langseiten  schmucklos  mit  zwei  Reihen 
kleiner  Fenster.  Die  freiliegende  Schmalseite  von  drei  Achsen  mit  rundbogigem 
Thor  und  zwei  Kreuzsprossenfenstern  im  Erdgeschoss,  das  zweite  Geschoss  mit  drei 
Fenstern,  in  dem  durch  ein  Hausteingesims  abgetrennten,  nachträglich  aber  verän- 
derten Giebel  ein  weiteres  entsprechendes  Fenster.  Uber  dem  Erdgeschoss  die 
Reste  einer  Jahreszahl  in  Eisenankern.  Die  Detaillierung  der  Hausteingliederung  ist 
sehr  einfach,  aber  sehr  gut  und  streng  durchgeführt.  Das  Innere  hat  im  Erdgeschoss 


Fig.  88.    Jülich,  Sehloss.  Zeughaus. 


und  im  Obergeschoss  je  einen  grossen  Saal  mit  schwerer  Holzkonstruktion,  im  Erd- 
geschoss zwei,  im  Obergeschoss  eine  durchlaufende  Stützenreihe. 

Neben  dem  Gebäude  in  der  Gartenmauer  ein  Haustein  mit  Rokokokartusche, 
darin  das  Monogramm  Karl  Theodors. 

Weiterhin  freiliegend  die  Wohnung  des  Kasernenwärters,  ein  kleiner 
stark  veränderter  zweigeschossiger  Ziegelbau  des  1 7.  Jh.,  nur  an  einer  Schmalseite 
noch  ein  hübscher  Renaissancegiebel  mit  Hausteinabdeckungen. 

In  der  Nordwestecke  liegt,  gleichfalls  an  den  Westwall  angelehnt,  ein  schwerer 
unregelmässiger  Backsteinbau,  der  noch  der  Mitte  des  1 6.  Jh.  angehört,  jetzt 
Pferdestall  des  Kommandanten.  Er  hat  etwa  1,5  m  starke  Mauern;  das  Innere  mit 
einem  grossen  Tonnengewölbe  überspannt.  Das  Gebäude  war  ursprünglich  wohl 
höher,  jetzt  hat  es  ein  einfaches  Satteldach. 


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JÜLICH 


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In  der  Westhälfte  der  Nordfront,  wiederum  mit  der  Langseite  an  den  Wall  Schioss 
angebaut,  das  jetzige  Schulgebäude,  ein  langgestreckter  schmaler  Ziegelbau  von  Schulhaus 
zwei  Geschossen,  ursprünglich  wohl  als  Zeughaus  oder  Kaserne  dienend.  Der  Bau 
gehört  auch  noch  der  Mitte  des  16.  Jh.  an;  die  Schmalseiten  haben  noch  die  ur- 
sprünglichen Treppengiebel  mit  Hausteinabdeckungen.  An  der  Ostseite  zwei  ver- 
mauerte Rundbogenthore  des  i7.—  18.  Jh.,  an  der  Westseite  ein  nachträglich  angefügtes 
kleines  Treppenhaus  der  gleichen  Zeit.  Die  Langseite  zeigt  in  jedem  Geschoss 
22  schmale  hohe  Fenster  des  i9.  Jh.,  die  an  Stelle  der  alten  schmalen  Renaissance- 
fenster mit  Quersprosse  getreten  sind.  -  ■  Das  Innere  ist  im  i9.  Jh.  vollkommen 
umgebaut  worden. 

Die  Rampe  der  Nordostecke  ist  beiderseits  von  Gebäuden  eingefasst;  das  an  Magazin 
den  Nordwall  angelehnte  Magazingebäude  des  18. —  1 9.  Jh.  ist  ein  schmuckloser 
zweigeschossiger  Ziegelbau.  An  der  anderen  Seite  der  Rampe  das  Wagen  haus,  Wagenhaus 
dessen  Schmalseite  noch  den  gleichen  2  m  hohen  Sockel  in  Bossenquadern  zeigt 
wie  das  Schioss;  die  Verbindung  zwischen  dem  Wagenhaus  und  der  Ecke  des  Schloss- 
baues, die  wahrscheinlich  ein  grosses  Thor  aufnahm,  ist  fortgebrochen.  Uber  dem 
Sockel  noch  drei  Bänder  von  Bossenquadern  im  Ziegelmauerwerk  wie  am  Schlossbau. 
In  diese  Wand  sind  im  18.  Jh.  die  beiden  rundbogigen  Thore  eingebrochen  worden; 
gleichzeitig  wurde  der  Giebel  in  der  jetzigen  Form  mit  zwei  Stichbogenfenstern 
im  Obergeschoss  erbaut.  Die  Langseite  des  Wagenhauses,  ganz  schlicht  in  Ziegel- 
mauerwerk, erstreckt  sich  auch  über  den  Eingang  zur  grossen  Poterne  der  Nord- 
ostbastion. 

Auf  dem  Wall  der  Zitadelle  hatte  im  J.  1 8 7  7  ein  in  der  Kirche  gefundener  Grabstein 
Grabstein  des  Gouverneurs  von  Haxthausen  (f  um  1 735 )  Aufstellung  gefunden;  er 
ist  inzwischen  ganz  verwittert.  Der  Stein  trug  die  Inschrift:  joh.  raab  v.  Haxt- 
hausen VON  DIENHAUSEN,  J.  K.  JIAYT.  UND  S.  R.  R.  GEN.  FELDMARECHAL  LEUT., 
J.  CHURF.  DURCH.  ZU  PFALTZ  GENERAL  LIEUT.  DER  INFANT.  UND  ARTILL.,  GOUVER- 
NEUR DER  HAUPT  VESTUNG  UND  ÜBRIG  ORTHERN,  DER  OBER-RHEIN.  REICHS-RITTER- 
SCHAFT RITTERATH. 

Selbst  in  seinen  Resten  ist  das  Jülicher  Schioss  das  bedeutendste  und  vor-  Würdigung 
nehmste  Bauwerk  italienischer  Hochrenaissance  auf  rheinischem  Boden ;  Jülich  ist 
wahrscheinlich  der  Ausgangspunkt  für  die  italienisierende  Richtung  geworden,  die  in 
der  2.  H.  des  16.  Jh.  die  Profanbauten  des  Niederrheins  annehmen.  Jülich  selbst 
ist  noch  vollkommen  unberührt  von  fremden  Einflüssen,  ein  rein  italienisches  Werk, 
sowohl  in  der  ganzen  Anlage  des  Schlosses  inmitten  der  Zitadelle,  wie  auch  in  allen 
Einzelformen.  Im  Einzelnen  ist  die  Frage  des  Jülicher  Festungs-  und  Schlossbaues, 
die  eines  der  wichtigsten  Themata  der  rheinischen  Kunstgeschichte  bildet,  noch  gar 
nicht  geklärt.  Fortifikationsgeschichte  und  Kunstgeschichte  lassen  sich  hier  nicht 
voneinander  trennen.  Im  Mittelpunkt  des  Interesses  steht  der  Meister  Alessandro 
Pasquaiini,  angeblich  ein  Bolognese.  Schon  die  Frage  seiner  Herkunft  und  damit 
eine  der  wichtigsten  Handhaben  zur  Feststellung  der  italienischen  Herkunft  des 
Schlossbaues  ist  ungelöst.  Auch  die  Kenntnis  der  Geschichte  dieses  vielseitigen 
Künstlers  ist  sehr  lückenhaft.  Vielleicht  war  er  schon  im  J.  1 538  am  Rhein;  im 
J.  1 549  nimmt  er  als  Hofbaumeister  seinen  Wohnsitz  in  Jülich,  1 5 5 2  erscheint  er  mit 
dem  , Baumeister  von  Bedburg'  als  Gutachter  in  Köln,  und  grade  der  Schlosshof  von 
Bedburg  ist  der  italienische  Renaissancebau  am  Rhein,  der  dem  Jülicher  Schioss  in 
den  Details  am  nächsten  steht.  Seit  etwa  1 567  wird  Alessandro  Pasqualini  nicht 
mehr  genannt,  soweit  sich  bis  jetzt  übersehen  lässt;  dafür  tritt  ein  Johann  Pasquaiini 


i35 


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KREIS  JÜLICH 


Schiosa  ein,  der  im  J.  i6o4  in  Köln  und  später  in  Mülheim  als  Festungsbaumeister  thätig 
ist.  Vielleicht  ein  Italiener  war  auch  der  Johann  Edlerius,  der  im  J.  1 5 54  für  den 
Herzog  von  Jülich  die  Burg  Sparenberg  erbaute.  Vielleicht  sind  sie  die  Meister 
derjenigen  Bauten  aus  der  2.  H.  des  16.  Jh.,  denen  die  Mischung  mit  niederländischen 
Einflüssen  eigen  ist;  dahin  gehört  namentlich  das  vor  1 567  begonnene  Schloss  Rheydt 
(Kunstdenkm.  der  Städte  und  Kreise  Gladbach  und  Krefeld,  S.  88).  Hier  sind 
wohl  auch  Zusammenhänge  mit  den  Renaissancebauten  der  Stadt  Köln  zu  suchen. 

Den  Ausgangspunkt  dieser  weittragenden  Frage  wird  immer  die  Person  Ales- 
sandro  Pasqualinis  sein  müssen.  Für  die  Jülicher  Bauten  wird  das  archivalische 
Material  in  dem  Jülich-Bergischen  Landesarchiv  in  Düsseldorf  vereinigt  sein.  Ebenso 
wichtig  für  den  Festungsbau  sind  die  bei  den  verschiedenen  Militärbehörden  ver- 
streuten Archivalien,  namentlich  die  Pläne;  nachdem  die  Festung  Jülich  seit  dem 
].  1860  aufgehoben  und  geschleift  ist,  erscheint  die  Sammlung  dieser  Quellen  in  dem 
Königlichen  Staatsarchiv  als  eine  dringende  Forderung  der  Wissenschaft. 
Rathaus  DAS  RATHAUS  UND  DAS  SOGEN.  ARCHIVGEBÄUDE.    Kühl  I, 

"  VebVudeV~  59,  202,  245;  II,  S.  21,  33;  III,  S.  1 5  2,  262;  IV,  S.  327.  —  Lübke,  Gesch.  der 
Renaissance  in  Deutschland,  2.  Aufl.,  II,  S.  449.  —  Zeitschrift  für  bildende  Kunst 
X,  S.  86. 

H  an  dschr  if  1 1.  Qu.  Im  Stadtarchiv:  Die  ziemlich  reichen  Bestände  des 
Archives  sind  noch  ungeordnet.  Es  finden  sich  69  Urkunden  von  1 459  —  i76o  und 
bedeutende  Aktenbestände.  Neben  den  Urkunden  sind  zu  erwähnen:  Gasthausrech- 
nungen von  i53o,  Stadtrechnungen  von  1 546,  Ratsprotokolle  von  1 647,  Buch  der 
Nicolai-Bruderschaft  von  i55o  an.  —  Lagerbuch  der  Stadt  Jülich  von  1 7 63.  —  Im 
Einzelnen  vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  21. 
Geschichte  In  dem  grossen  Stadtbrand  vom  J.  1 547  war  auch  das  alte  Rathaus,  das  wahr- 

scheinlich auf  dem  jetzigen  Markt  lag,  ausgebrannt;  man  begann  alsbald  die  Wieder- 
herstellung des  im  Mauerwerk  noch  erhaltenen  Gebäudes.  Als  Pasqualini  jedoch 
den  Plan  zur  Anlage  des  jetzigen  regelmässigen  Marktplatzes  schuf,  musste  der  alte 
Bau  fallen.  Man  bezog  ein  Miethaus  und  erst  im  J.  1 5 6 7  schritt  man  zum  Neubau 
eines  Rathauses  nach  dem  Plan  Pasqualinis,  das  hinter  der  jetzigen  Jesuitenkirche 
am  Markt  lag  und  auch  einen  Turm  erhielt.  Nach  langen  Verhandlungen  setzten  die 
Jesuiten  es  im  J.  1660  bei  dem  Kurfürsten  durch,  dass  die  Stadt  durch  landesherr- 
lichen Erlass  gezwungen  wurde,  ihnen  das  Rathaus  zu  überlassen ;  sie  erhielten  noch 
ein  Stück  des  Marktes  und  errichteten  nun  die  noch  bestehende  Kirche  vor  dem 
alten  Gebäude  an  bevorzugter  Stelle  der  Stadt.  Das  alte  Rathaus  blieb  noch  bis 
zum  J.  i77o  erhalten;  dann  wurde  es  wegen  Baufälligkeit  niedergelegt.  Die  Jesuiten 
hatten  für  die  Stadt  das  am  Markt  gelegene  Gasthaus  zum  Löwen  erworben,  ein 
nach  dem  grossen  Stadtbrand  um  die  Mitte  des  16.  Jh.  entstandenes  Haus.  In  den 
J.  1 7 8 1  —  1 7<S3  wurde  dies  Rathaus  an  den  Aussenseiten  in  der  jetzigen  Form  umgebaut 
(nicht  ganz  neugebaut,  wie  Kühl  III,  S.  262  irrtümlich  annimmt).  Um  diese  Zeit 
erhielt  auch  der  zwischen  Rathaus  und  Kapuzinerkirche  gelegene  Flügel,  das  sogen. 
Archivgebäude,  wahrscheinlich  die  Gestaltung,  die  er  bis  zu  seinem  Abbruch, 
im  J.  1880,  besessen  hat;  es  sind  höchst  wahrscheinlich  die  Architekturteile  des  alten 
hinter  der  Jesuitenkirche  gelegenen  Rathauses  von  1 56 7,  die  nach  dem  Abbruch  des- 
selben im  J.  i7  7o  hier  Verwendung  fanden. 
Beschreibung  Das  Rathaus  von  i78i/83,  ist  ein  stattlicher  zweigeschossiger  Putzbau,  von 

Rathaus  sechs  Achsen  an  der  Langseite  und  drei  Achsen  an  der  Schmalseite;  beide  Geschosse 
haben  eine  durchgehende  Gliederung   durch  schmale  Pilaster  und  dünne  Gesimse 


i36 


JÜLICH 


1 37 


(Fig.  89).    An  der  Hauptfront  liegt  in  den  beiden  Mittelachsen  das  grosse  Stich-  Rathaus 
bogenportal  mit  gequaderter  Einfassung  und  schöner  Rokokothür  ;  auf  dem  Pilaster  gebäude 
darüber  das  Wappen  der  Stadt  Jülich.    Oben  ein  Flachgiebel  mit  der  Uhr;  hohes 
Mansarddach  mit  kleinem  offenen  Glockentürmchen. 

Die  Rückfront  in  Ziegelmauerwerk  zeigt  in  beiden  Geschossen  noch  die  alte 
Gliederung  des  16.  Jh.  mit  Stichbogenblenden  und  Klötzchenfriesen;  Thür-  und 
Fensteröffnungen  sind  im  18.  Jh.  verändert  worden. 

Im  Inneren  noch  der  einfache  Ausbau  vom  Ende  des  1 8.  Jh.,  unten  ein 
grosser  Flur  mit  Freitreppe,  oben  ein  Saal  mit  kleiner  Rokokoempore  für  die  Musik. 

In  dem  Sitzungssaal  hängen  noch  einige  Porträts  von  Kurfürsten  u.  s.  w.  aus 
dem  i7.  und  18.  Jh. 

Die  Brandglocke  von  i6l3  auf  dem  Rathaus  trägt  die  Inschrift:  kerstgen 

VON  ONCKEL  GAUSZ  MICH  ANNO    I  6  I  3. 


Fig.  89.    Jülich,  Rathaus. 


Die  Fassade  des  Archivgebäudes  zeigte  Backsteinfiächen  mit  einer  reichen,  Archivgebäude 
aber  stark  verwitterten  Gliederung  aus  rotem  Rursandstein  (Taf.  VI).  Das  ganz 
geschlossene  Untergeschoss,  dreiteilig,  mit  grosser  glatter  Backsteinfläche  in  der 
Mitte;  die  schmalen  Seitenfelder  mit  schlanken  korinthischen  Säulen,  die  zwei 
Kämpferaufsätze  übereinander  trugen;  zwischen  den  Säulen  Nischen  in  Hausteinumrah- 
mung,  darin  auf  Konsolen  zwei  ganz  verstümmelte  Figuren.  Das  Hauptgesims  mit 
seinem  hohen  glatten  Fries  trug  in  den  Achsen  runde  Medaillons  mit  römischen 
Kaiserporträts. 

Das  Obergeschoss  hatte  eine  fünfteilige  Gliederung  durch  Halbsäulen  korinthischer 
Ordnung  mit  ionischen  Kämpferaufsätzen;  das  Hauptgesims  wieder  mit  Medaillon- 
Bildnissen,  dazwischen  aber  reiche  Relieffriese  mit  Figurendarstellungen.  In  dem 
Mittelfeld  des  Obergeschosses  sass  ein  grosses  von  Säulen  flankiertes  Fenster  mit 
einem  von  Konsolen  getragenen  Flachgiebel;  die  vier  seitlichen  Felder  hatten  Nischen 


i37 


1 38 


KREIS  JÜLICH 


Rathaus    mit  Halbfiguren,  wie  im  Erdgeschoss,  darüber  je  ein  kleines  viereckiges  Fenster.  Über 

i  d   A  rchiv—  •  •  •  ••  . 

gebäude    dem  Gesims  sassen  noch  die  Stümpfe  von  vier  Säulen,  die  einem  dritten,  vielleicht 
offenen  Obergeschoss  angehörten. 

Die  ganze  Fassade  war  sehr  stark  verwittert,  die  Figuren  in  den  Nischen  ganz 
verstümmelt  und  die  Darstellungen  auf  dem  Fries  kaum  noch  zu  erkennen.  Die 
ganze  Gliederung,  die  doppelten  Kämpferaufsätze  auf  den  unteren  Halbsäulen,  die 
Regellosigkeit  der  einzelnen  Kapitälordnungen,  die  merkwürdig  grosse  Ziegelfläche 
des  Erdgeschosses,  nicht  zum  wenigsten  auch  das  Zusammendrängen  so  vieler  reicher 
Schmuckstücke  auf  einen  engen  Raum  berechtigten  zu  dem  Schluss,  dass  es  sich  um 
einen  Aufbau  aus  Fragmenten  eines  älteren  Bauwerkes  handelt.  Unter  den  vor- 
liegenden Umständen  würde  hier  jedoch  kein  anderer  Bau  in  Frage  kommen  können 
als  das  im  J.  i77o  abgebrochene  alte  Rathaus  Pasqualinis,  Die  Schmuckteile  der 
Fassade  des  Jülicher  Archivgebäudes  stehen  stilistisch  wohl  dem  Rhevdter  Schloss 
am  nächsten,  für  das  dasselbe  Baujahr  —  1 56  7  —  wie  für  das  alte  Jülicher  Rathaus 
bezeugt  ist.  Wenn  auch  der  Zustand  der  Fassade  des  Archivgebäudes  in  der  That 
sehr  schlecht  war  und  wenn  es  sich  auch  um  eine  nachträgliche  Zusammenstellung 
älterer  Bauteile  handelte,  so  war  der  Denkmalwert  dieses  Bauwerkes  doch  nicht 
gering  anzuschlagen;  es  war  eines  der  wertvollsten  Zeugnisse  für  die  von  Jülich 
ausgehende  Verbreitung  der  Renaissance  am  Niederrhein.  Um  so  bedauerlicher  und 
gradezu  unverantwortlich  war  die  Vernichtung  des  Denkmales  auf  Grund  eines  von 
ziemlich  inkompetenter  Seite  abgegebenen  Gutachtens,  ohne  dass  man  es  der  Mühe 
wert  fand,  vorher  den  Bestand  in  genauen  Aufnahmen  festzulegen.  Die  ganze 
Kenntnis  der  Fassade  beruht  heute  auf  einer  ebenso  seltenen  wie  mittelmässigen 
photographischen  Aufnahme,  die  dem  hier  beigegebenen  Lichtdruck  (Taf.  VI)  als 
Unterlage  gedient  hat. 

schützen-  SCHIESSHAUS   DER   S.  ANTONIUS-   UND    SE  BASTI  ANUS - 

haus       SCHÜTZENBRUDERSCHAFT.    Kühl  II,  S.  3io;  IV,  S.  i34. 

Handschrift!.  Qu.  Im  Besitz  der  Bruderschaft:  Stiftung  des  Heinrich 
von  Hompesch  vom  J.  i486.  —  Erwerbstitel  von  1 533  an.  —  Bruderschaftsbuch  von 
i6o4.  —  Vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  23. 

Wenn  auch  keine  urkundlichen  Beläge  über  das  J.  i486  zurück  vorliegen,  so 
ist  die  Bruderschaft  wahrscheinlich  schon  viel  älter,  da  die  Gesellschaft  noch  heute 
einen  Teil  des  Grabens  der  1 549  schon  aufgegebenen  Stadtbefestigung  inne  hat,  den 
sie  im  J.  1 592  gegen  einen  anderen  in  der  Nähe  gelegenen  Teil  des  alten  Grabens 
vertauschte.  Das  jetzt  noch  zum  Schiessen  mit  der  Armbrust  benutzte  Schiesshaus 
entstand  im  J.  1 764. 

Das  quer  durch  den  alten  Graben  gebaute  Haus  ist  ein  einfacher  kleiner 
zweigeschossiger  Bau,  im  Erdgeschoss  ein  Saal  mit  drei  Rundbogenfenstern,  die  nur 
mit  Schlagläden  geschlossen  sind  und  aus  denen  heraus  geschossen  wird.  Darin  an 
der  Decke  aufgehängt  die  z.  T.  alten  Armbruste  der  Mitglieder,  zwei  Barockfiguren 
der  hh.  Antonius  und  Sebastianus,  die  alte  Werkzeugbank  zum  Drehen  der  Sehnen 
u.  s.  w.  Im  Obergeschoss  ein  entsprechender  Saal  für  die  Sitzungen,  darin  eine  alte 
Schiessordnung  des  1 7.  Jh.    In  den  Fenstern  geschliffene  Inschriftscheiben: 

1.  I/64.  DER  HOCHWOHLEHRWÜRDIGER  HERR  JOANNES  QUIRINUS  KRINGS, 
CANONICUS  SENIOR  DER  COLLEGIAT-  UND  STIFFTSKIRCHE  ZU  GULICH,  HAEC  VITRA  D.  D. 

2.  PHILIPP  WILHELM ,  VON  GOTTES  GNADEN  PFALTZGRAFF  BEV  RHEIN  UND 
BAEVEREN,  ZU  GÜLICH,  CLEVE  UND  BERG  HERTZOG,  GRAF  ZU  VELDENTZ,  SPONNHEIM, 
IN  DER   MARCK,   RAVENSBERG   UND  MOERS,   HERR  ZU  RAVENSTEIN,  IÖÖO. 


138 


Tafel  VI. 


Jülich.    Das  niedergelegte  sog.  Archivgebäude. 


JÜLICH 


1 39 


3.  UND  ANNA  ELISABETHA  MAGDALENA,  GREFFIN  BEY  RHEIN,  IN   BAEYEREN,  ZU  Schü 
GÜL1CH,  CLEVE  UND  BERG  HERTZOGIN,  GEBOHRNE  LANDGRAEFIN  ZU  HESSEN,  1660. 

4.  DER  HOCHWOHLGEBOHRNER  HERR  JOANNES  WILHELM  US  WIEGELS,  BEYDER 
RECHTEN  LICENTIAT,  IHRER  CHURFÜRSTL.  DURCHLEUCHT  ZU  PFALTZ  KELLNER  ZU 
GÜLICH  UND  SCHEFFEN  DES  HAUBT-  UND  CRIMINALEN  GERICHTS  DASELBST,  SODANN 
ANNA  PHILIPPINA  CATHARINA  GÜLICH,  E FIELEUTE,  HAEC  VITRA  D.  D.  I/Ö4. 

5.  DER  HOCHEDLER  JOANNES  MATTFIIAS  MELCHERS,  RATHSVERWANDTER  DER 
HAUBTSTADT  GÜLICH,  HAEC  VITRA  D.  D.  1 764. 

6.  DER  WOHLEDLER  HERR  CASPARUS  ZANTIS  HAEC  VITRA  D.  D.  1 7'>4- 

7.  PRAENOBILIS  DOMINUS  JOANNES  WILHELMUS  SCHMITZ,  IURIS  UTRIUSQUE 
LICENTIATUS,  SATRAPIAF  JULIACENSIS  VICESATRAPA  NECNON  ALTI  ET  CRIMINALIS 
IUDICTI  IULIACENSIS  SCABINUS  ,  CUM  CONIUGE  MARIA  ELISABETHA  HARTWIG  HAEC 
VITRA   D.  D.  17O4. 

8.  PRAENOBILIS  DO- 
MINUS JOANNES  MICHAEL 
KESSELER,  IURIS  UTRIUSOUE 
LICENTIATUS ,  SERENISSIMI 
PRINCIPIS  ELECTORIS  PALA- 
TINI  CONSILIARIUS  AULICUS 
NECNON  ALTI  ET  CRIMINALIS 
IUDICII  IULIACENSIS  SCABI- 
NUS, CUM  CONJUGE  PETRO- 
NELLA  BIRKESDORFF  HAEC 
VITRA   D.  D.  I7Ö4. 

Uber  der  Thür  in  der 
Gartenmauer  die  Jahreszahl 
i  764  mit  Armbrust  und 
Pfeilen. 

Aufbewahrt  bei  dem 
zeitigen  Vorsitzenden  der 
Bruderschaft: 

Kleine  geschnitzte  Fig.  90.   Jülich.   Lade  der  Schützenbruderschaft. 

Lade  aus  Holz,  53  cm  lang; 

der  Deckel  fein  profiliert  mit  Eisengriff,  die  Schmalseiten  mit  Engelsköpfchen  in 
Knorpelornament,  die  Vorderseite  mit  reichem  Schlüsselblech  und  zwei  Relieffüllungen, 
darin  S.  Sebastianus  und  Schütze.  Vorzügliche  Arbeit  des  i7.  Jh.,  nach  Ausweis 
des  Schützenbuchs  im  J.  1 645  geschenkt  (Fig.  9o). 

An  der  modernen  Königskette  zwei  emaillierte  Wappen  von  Jülich-Cleve- 
Berg  mit  den  Jahreszahlen  1 5  1 3  und  1 5 3 3 ,  ein  grösseres  des  Vogtes  zu  Jülich  Tilman 
v.  Velrad  gen.  Meuter  von  1 5  2 1  mit  trefflicher  Silberstatuette  des  h.  Sebastianus, 
ferner  eine  silberne  Armbrust  mit  dem  Chronogramm:  prIMas  et  teLo  franCIs 
Dorst  obtInet  arCV  ( 1  758).    Ipse  faCIt  qVf.M  sIC  arte  Labore  Dato  (1 758). 

Silberner  Pfeil,  sog.  Prozessionspfeil,  vom  ].  i765,  4i  cm  lang,  mit  Wappen 
und  Inschrift:  du  jarris,  baron  de  laroche,  Generalmajor. 

Säbel  des  18.  ]h.,  mit  Silbergefäss,  darauf  die  Namen  der  Offiziere  der  Jülicher 
Garnison.    Beschau :  Löwe  nach  rechts  gewandt ;  Meisterstempel  v.  a. 

EVANGELISCHES  PFARRHAUS  neben  der  evangelischen  Pfarrkirche,    E  van  gel. 

P  i  ä  1*  1*  Ii  <i  Li 

einfacher  zweigeschossiger  Bau  von  fünf  Achsen  mit  guter  Rokokothür  im  Erdge- 
schoss.    Im  Inneren  noch  die   gute  Ausstattung  aus  der  Mitte  des   18.  Jh.  mit 


1 39 


i4o 


KREIS  JÜLICH 


Evangei.  Eichenholzthüren  und  grosser  Treppe.  Im  Erdgeschoss  und  im  Obergeschoss  ver- 
P  f  3.  r  r  h  el  u  s 

schiedene  alte  Kamine,  zum  Teil  wie  der  Rokokokamin  im  Rurthor,  auch  hier  mit 
den  Porträts  des  Kurfürsten  Karl  Theodor  und  seiner  Gemahlin.    In  einem  Raum 
weiterhin  ein  grosses  Deckengemälde  in  Öl,  der  Raub  der  Europa. 
Privathäuser  SETTERICHER  HAUS  in  der  Bongartstrasse  (Kühl  III,  S.  296).  Das 

Haus  wurde  in  der  2.  H.  des  16.  Jh.  von  dem  Jülicher  Marschall  von  Reuschenberg 
zu  Setterich  erbaut;  in  dem  Jülichschen  Erbfolgekrieg  hatten  es  die  Karthäuser  von 
Vogelsang  als  Zufluchtsstätte  gemietet.  In  der  Folgezeit  wechselte  das  Haus  ver- 
schiedentlich die  Besitzer,  jetzt  gehört  es  Herrn  Karl  Sartorius. 


Fig.  91.   Jülich.    Das  Settericher  Haus. 


Das  Haus  zeigt  nach  der  Bongartstrasse  über  den  beiden  Geschossen  einen 
hübschen  geschweiften  Renaissancegiebel  mit  Voluten;  an  der  Langseite  oben  ein 
einfacher  Klötzchenfries.    Die  Fenster  sind  sämtlich  im  18. —  1 9.  Jh.  verändert  worden. 

Von  weit  grösserem  Interesse  ist  das  neben  dem  Haus  befindliche  Renais- 
sancethor in  Sandstein,  aus  der  Mitte  des  16.  Jh.  Der  Bogen  mit  seinen  feinen 
Gesimsen  und  dem  konsolartigen  Schlufsstein,  sowie  die  Pflaster  sind  bossiert;  über 
dem  Ganzen  das  feine  Hauptgesims,  auf  dessen  glattem  Fries  einzelne  mit  Guir- 
landen  geschmückte  Stier  Schädel  verteilt  sind.  Das  Thor  steht  zweifellos  im  engsten 
Zusammenhang  mit  den  Bauten  des  älteren  Pasqualini  und  zeigt  vollkommen  dessen 


i4o 


KIRCHBERG 


14 1 


strenge  Manier.    Aus  der  unregelmässigen  Art  der  Einfügung  ergiebt  sich  bestimmt,  Privathäuser 

dass  das  Thor  ursprünglich  nicht  für  diese  Stelle  bestimmt  war.   Qualitativ  steht  es 

jedoch  den  Arbeiten  der  Zeit  am  Schloss  selbst  (s.  o.  Fig.  84  u.  Taf.  V)  etwas  nach. 

Das  Thor  stammt  auf  jeden  Fall  vom  Schloss  oder  von  der  Festung,  vielleicht  ist  es 

sogar  die  Einfassung  des  schon  im  J.  1621/22  wieder  aufgegebenen  Bongartsthores  ganz 

in  der  Nähe  des  Hauses  (Kühl  I,  S.  248). 

An  dem  Hause  Herrenstrasse  10,  einem  nachträglich  veränderten  Ziegelbau 
des  16.  Jh.  ein  grosser  Inschriftstein :  in  dich  hab  ich  gehoffet,  Herr.  ps.  3i, 
hilf  das  ich  nicht  zo  Schanden  werdt.  Daneben  Wappen  mit  Hausmarke,  den 
Initialen  R.  B.  und  der  Jahreszahl  t  5 78  (?). 

In  der  Fischerschen  Buchdruckerei  auf  der  Kölnstrasse  zwei  interessante 
Kaminwangen  und  im  Hinterhaus  ein  vollständiger  Kamin  mit  Wappen  aus  der 
Mitte  des  16.  Jh. 

HAUS    NIERSTEIN.     Kühl  I,  S.  1 9 7 :    II,  S.  259,   274;    III,  S.  54;  Haus. 

N 1 e  rs t  e 1 n 

IV,  S.  36. 

Ältere  Ansichten  auf  einer  Anzahl  der  Jülicher  Stiche  (s  o.  S.  98),  zum 
grossen  Teil  ziemlich  ungenau. 

Haus  Nierstein  erscheint  im  J.  1 389  im  Besitze  der  Familie  von  Hasenwert, 
durch  Erbschaft  folgen  die  von  Greyn  im  16.  Jh.,  dann  die  von  Ellerborn.  Die 
Familie  Codone  setzt  sich  im  i7.  Jh.  gewaltsam  in  den  Besitz  des  Hauses  und  be- 
hauptete sich  auch  darin.  In  den  Kämpfen  von  1 5 42 ,  1610  und  1621  brannte  Haus 
Nierstein  nieder.  Im  18.  Jh.  folgen  den  Codone  durch  Erbschaft  die  von  Horrich, 
dann  die  Familie  Schopen.  Im  Anfang  des  1 9.  Jh.  war  die  Familie  Steffens  im  Be- 
sitz des  Gutes,  durch  Erbschaft  ist  Herr  Scheuer  in  Jülich  jetzt  Eigentümer. 

Das  Haus  besteht  heute  aus  einer  einfachen  grossen  rechteckigen  Anlage. 
Im  wesentlichen  ist  nur  der  eingeschossige  Vorderflügel  des  18.  Jh.  noch  alt,  darin 
eine  Durchfahrt  mit  rundbogigem  Thorbogen,  auf  dessen  Schlufsstein  das  Schopensche 
Wappen  angebracht  ist.  Zu  beiden  Seiten  des  Thorweges  Zimmer  mit  guten 
Rokokothüren. 

Auch  einzelne  Teile  der  Stallungen  werden  noch  dem  i7.  — 18.  Jh.  angehören; 
der  Rest  ist  in  der  Mitte  des  1 9.  Jh.  erbaut. 

Im  Garten  einzelne  Hausteinfragmente  von  der  abgebrochenen  Karthäuser- 
kirche Vogelsang.  [R.] 

KIRCHBERG. 

Offermann,  Geschichte,  S.  57.  —  Kaltenbach,  Regierungsbezirk  Aachen,  S.  2  2  9. 
—  L.  Korth,  i.  d.  Aachener  Zs.  XIV,  S.  93. 

RÖMISCHE  FUNDE.    Im  J.  1 885  wurde  auf  der  nordwestlichen  Höhe  vor  Römische 
dem  Ort  ein  roh  behauener  römischer  Sarkophag  ausgegraben,  der  jetzt,  nicht  weit  von  Funde 
der  Fundstelle  entfernt,  im  Garten  des  Herrn  Eichhorn  aufgestellt  ist.    Gefässe  und 
Schmucksachen,  die  in  demselben  sich  vorfanden,  sind  im  Besitz  des  Herrn  Eichhorn 
(s.  auch  Aachener  Zs.  XIV,  S.  93). 

Vermutlich  wurde  im  Wymarshof  zu  Kirchberg  im  1 7 .  Jh.  „in  arce  nobili,  ubi  Inda 
in  Ruram  influit"  (Braun,  i.  d.  B.  J.  XIX,  S.  95,  vgl.  dagegen  Bonner  Wochenblatt 
Nr.  4 1 5  vom  20.  Mai  i8i9)  der  Votivstein  eines  Cornelius  Verus  Tacitus  ge- 
funden, der  bis  vor  kurzem  für  den  Grabstein  des  Geschichtsschreibers  Tacitus  ge- 


i4i 


142 


KREIS  JÜLICH 


Römische    halten  worden  ist.  Der  Stein  wurde  nach  Pattern  gebracht,  wo  er  verschollen  ist  (vgl. 
Funde  „  > 

unter  rattern). 

Bei  Kirchberg  ging  eine,  von  Jülich  kommende  Römerstrasse  über  die  Rur. 
(Aachener  Zs.  XII,  S.  n4,  1 59). 
Kathoi.  KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Martini).  Binterim  u.  Mooren 

Pfarrkirche  £   R   ^  g  3^  33^  g_ 

Handschriftl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Urkunde  vomj.  1428  über  eine  Schen- 
kung des  Freiherrn  von  Kroppenberg  an  die  Pfarre  Kirchberg;  im  übrigen  vgl.  Tille, 
Übersicht  II,  S.  24.  —  Auf  dem  Bürgermeisteramt:  Heirats-,  Sterbe-  u.  Tauf- 
register, 2  Bde.,  a.  d.  J.  1 635  —  1  7  94.  —  Auf  Haus  Linzenich  (s.u.):  Plan  für  die  Ver- 
teilung der  Chorstühle  a.  d.  J.  1  7  1 5.  —  Vgl.  auch  die  Verdingung  des  Altars  der  Lin- 
zenicher Kapelle  (unter  Linzenich). 
Geschichte  Die  Kirche  wird  in  einer    als   falsch  erkannten   Urkunde  des  Königs  Arnulf 

vom  J.  889  erwähnt  (Philippi,  Osnabrücker  Urkundenbuch  i892,  I,  S.  45).  Als  Kirche 
des  h.  Martin  ist  sie  wohl  mit  den  um  das  Castrum  Juliacum  und  dessen  Martins- 
kirche gelegenen  Gotteshäusern  des  h.  Martin  in  Oidtweiler,  Aldenhoven,  Pier, 
Barmen,  Linnich,  Freialdenhoven,  Oberzier,  Stetternich  eine  frühchristliche  Gründung 
anzusehen  (Kessel  i.  d.  Aachener  Zs.  I,  S.  75). 

Im  J.  922  ist  die  Kirchberger  Kirche  im  Besitz  des  Ursulastiftes  zu  Köln  (Urkunde 
des  Erzbischof  Hermann  I.,  Ann.  h.  V.  N.  XXI,  S.  58;  XXXIII,  S.  i9o),  welches  noch 
im  18.  Jh.  das  Patronatrecht  ausübt  (Dumont,  Descriptio,  p.  i4).  Einzelne  Bauteile 
der  jetzt  stehenden  Kirche,  so  der  Durchgang  vom  nördlichen  Schiff  zum  Chorjoch 
dieses  Schiffes,  mögen  bis  ins  erste  Jahrlausend  zurückreichen.  Im  12.  oder  1 3.  Jh. 
fand  ein  Umbau  statt.  Die  jetzige  Einwölbung  des  Nordschiffes  und  des  Chores, 
der  Umbau  der  Sakristei  stammen  aus  dem  Anfang  des  16.  Jh.  Um  dieselbe  Zeit 
etwa  wurde  der  Turm  aufgeführt.  Im  18.  Jh.,  nach  i7i5,  wurde  das  Hauptschiff  mit 
einer  Holztonne  überdeckt  (vgl.  d.  oben  genannten  Plan  für  die  Verteilung  der  Chor- 
stühle).  Im  1 9 .  Jh.  haben  weitgehende  Ausbesserungen  stattgefunden.  Grundriss  und 
Ansicht  Fig.  92. 

Beschreibung  Zweischiffiger  Hallenbau  mit  Westturm.     Material:   Backstein  und  Rurkiesel. 

Äusseres  Der  Turm  ist  dreistöckig,  aus  Backstein  aufgeführt.    Das  Treppenhaus  des- 

selben liegt  in  einem  Ausbau  an  der  Nordseite.  Das  Mittelgeschoss  des  Turmes  hat 
je  zwei  Blendnischen,  die  mit  je  zwei  Rundbogen  geschlossen  sind.  Schlitze  in  den 
Blenden  und  über  dem  Kämpfer  der  Mittellisene  erhellen  das  Geschoss.  Die  Glocken- 
stube hat  nach  jeder  Seite  zwei  rundbogige  Schalllöcher,  mit  nicht  abgeschrägten  Ge- 
wänden. Das  zweischiffige  La  nghaus  ist  im  Süden  mit  Strebepfeilern  versehen,  die 
vermutlich  im  1 9.  Jh.  erst  an  die  Stelle  von  wenig  ausladenden  und  nur  etwa  1,20  m 
hohen  Strebevorlagen  getreten  sind,  wie  sie  jetzt  noch  an  der  Nordseite  bestehen. 
Die  Fenster  haben,  mit  Ausnahme  deijenigen  am  Chor  und  der  Sakristei,  welche  spitz- 
bogig  sind,  rundbogigen  Schluss.  Die  der  Sakristei  haben  einfaches  Masswerk.  Der 
dreiseitige  Chor  hat  leichte  Strebepfeiler.  An  die  Nordseite  des  nördlichen  Chor- 
quadrats schliesst  sich  die  mit  diagonal  gestellten  Strebepfeilern  versehene  Sakristei 
an.  Zwischen  die  mittleren  Strebepfeiler  des  Chores  wurde  im  J.  1860  eine  Nische 
mit  einer  Kreuzgruppe  eingebaut. 
Inneres  Das  Innere   ist   unter   dem  Turm  flach  gedeckt,  im  Hauptschiff  mit  einer 

Holztonne  versehen,  deren  Aussenfläche  mit  Lehm  überzogen  ist  und  deren  Innen- 
fläche mit  leicht  gothisierenden  Gurten  und  Rippen  in  vier,  den  Schiffspfeilern  nicht 
entsprechende  Joche  eingeteilt  ist.   Die  schlufssteinartig  gebildeten  Rippenkreuzungen 


l42 


KIRCHBERG 


i43 


zeigen  die  Namenszüge  Jesus,  Maria,  Josef;  die  vierte  eine  Taube.  Das  Schiff  öffnet  Kathoi. 
sich  gegen  den  Chor  in  einem  Rundbogen,  dessen  Scheitel  tief  unter  dem  Scheitel 
der  Tonne  liegt.  Die  unprofilierten  runden  Scheidbögen  ruhen  auf  zwei  Rund- 
pfeilern, welche  angeblich  in  Backsteinen  aufgeführt  sind.  Das  nördliche  Schiff  be- 
steht aus  drei  Gewölbejochen,  die  Gurtbögen  sind  rundbogig  und  rechteckig  profiliert 
mit  abgefasten  Kanten,  die  Diagonalrippen  haben  ein  mit  dem  der  1 5  2 1  entstandenen 
Rippen  im  Chorpolygon  identisches  Profil.  Die  einzelnen  Gewölbezwickel  sind  sehr 
stark  gebust.  Das  Seitenschiff  ist  mit  seinem  Chorjoch  durch  einen  Rundbogen  von 
ungewöhnlich  tiefer  Laibung  verbunden,  dessen  nördlicher  Kämpfer  in  der  Laibung 


Fig.  92.    Kirchberg.   Ansicht  und  Grundriss  der  katholischen  Pfarrkirche. 


noch  ein  frühromanisches  Gesims  trägt,  bestehend  nur  aus  Platte  und  Schmiege.  Dieses 
Chorjoch  hat  in  der  östlichen  Schildwand  ein  Rundfensterchen  von  etwa  3o  cm  lichter 
Weite  mit  wenig  abgeschrägten  Gewänden.  Ein  grosses  Rundbogenfenster,  das  sich 
an  dieser  Stelle  befand,  wurde  bei  Anlage  dieses  Fensterchens  vermauert.  Der  Rund- 
bogen zwischen  den  beiden  Chören  hat  gegen  Westen  ein  Kämpfergesims,  welches 
um  1200  entstanden  ist.  Offenbar  stammt  aus  derselben  Zeit  der  ganze  Bogen  und 
die  Gurtbögen  des  Nordschiffs.  Das  Langjoch  des  Hauptchors  ist  mit  einem 
fünfteiligen  Kreuzgewölbe  überspannt.  Eine  Rippe  wendet  sich  vom  Schlufsstein 
nach  demjenigen  des  Chorpolygons,  der  die  Jahreszahl  1 52 1  trägt,  und  von  dem  sechs 
Rippen  nach  den  Ecken  des  Polygons  gehen. 

Der  nördliche  Seitenaltar  ist  im  J.  1660   in    derben   Barockformen   aus  Altäre 
Holz  angefertigt  worden,   wahrscheinlich   durch   Peter  Gummersbach  aus  Köln  (vgl. 


143 


[44 


KREIS  JÜLICH 


Kathoi.  Linzenich,  Kapelle).  Im  Mittelfeld  steht  heute  eine  hölzerne  Pieta  mit  Donator,  1,10  m 
hoch,  aus  dem  Ende  des  i  7.  Jh.  Auf  dem  Kranzgesims,  das  von  gewundenen  Barock- 
säulen mit  Blätterschmuck  getragen  wird,  eine  Kreuzigungsgruppe.  Die  Predella  trägt 
(Jie  Inschrift:  deo  optimo  maximo  et  b.  v.  mariae  durch  Arnolden  dussel,  land- 

SCHREIBERN  UND  SCHEFFEN  ZU  GULICH.  UND  AGNES  FURTH,  EHELEUTH,  AUFFGERICHT 
ANNO  l66o. 

Der  Hochaltar  wurde  aus  Holz   in  reicheren  Formen   um  1 74o  errichtet. 
Über  dem  Tabernakel   liegt  das   von  Strahlen  umgebene  Lamm  ;  das  Kranzgesims 
tragen  vier  sehr  stark  ausgebauchte  Voluten,  auf  seinem  nach  vorne  ausladenden  Mittel- 
teil erhebt  sich  die  Sitzfigur  Gott  Vaters  in  Holzschnitzerei. 
Grabstein  An  dem  Pfeiler  zwischen  den  beiden  Chören  ist  im  Innern  der  Kirche  heute 

der  aus  schwarzem  Marmor  gearbeitete  Grabstein  der  Maria  Gertrud  Baronesse 
von  Berg  genannt  Dürffendhall  aufgestellt,  die  übrigen  ehemals  auf  dem  Boden 
der  Kirche  lagernden  Grabsteine  sind  jetzt  innen  an  der  Umfassungsmauer  des 
Kirchhofs  eingemauert. 

Jener  trägt  die  folgende  Inschrift,  welche  wiederholt  in  je  zwei  oder  drei  Zeilen 
das  Chronostichon  i7i4  enthält: 

ECCE  MARIA  GERTRUDIS   BARONESSA  VON  BEUG H 
PROBE  OBIIT,  QUAE  DICTA  DÜRFFENDHALL, 
IPSA  ASTRA  PETIIT, 

VALLEM  RELIQUIT,  AD  POLOS  ABIIT, 

CASTOS  VIRGINUM   CHOROS  ADIIT 

VIRG  INI  TÄTE  CIRCUMDATA, 

QUANDO  IN  PRAESENTI  LOCO  ET  TEMPI.O 

AEVITERNOS  IN  ANNOS 

PER  SEPTIMANAS  SINGULAS  DIE  LUNAE 
PRO  SE  AC  POSTERIS, 

PRO  HONORE  CHRISTI  ET  REFRIGERIO  SACRUM  FUNDABAT, 
IN  POLO  SIBI  SEDEM  VERE  LOCAVIT 
DIE  DEFUNCTIONIS  SUAE  BENEDICTA. 

ECCLI.   IV.  l3. 

DOMICELLA   VIRGO  ABIVIT, 

VIDE  HOC  EPITAPHIUM,  TACE  ET  ABI. 

Zu  unterst : 

HAEC  POSUIT  FRATER  CHARAE  MONUMENTA  SORORI, 

CUI  SIT  PROPITIUS  SUMM  US  IN  AXE  DEUS, 

COELO  FLORESCAT  SANCTAQUE  IN  PACE  QUIESCAT, 

JESU   VIRGINEIS  ASSOCIANDA  CHORIS. 

ITA  VOVET  WILHELMUS  CONST. 

ALEX.   LIBER  BARO  DE.  WYMAR  A  KIRCHBERGH 
ANNO    I  7  I  4. 

Zu  oberst:    VIATOR  LEGE,  LUGE  ET  DISCE  PIE  MORL 

In  der  Mitte  die  Wappen  Durffendhal  und  Horrich,  rechts  die  Ahnenwappen 
Durffendhal,  Hall,  Brembt,  Scheiffart  von  Merode,  Schellart,  Virmont,  Koppenstein, 
Hoemen;  links  Horrich,  Blittersdorf,  Reuschenberg,  Mirbach,  Mezenhausen,  Steinnen, 
Spee,  Kinzweiler. 

Bildwerke  Sitzbild  einer  Madonna  aus  dem  Anfang  des  i5.  Jh.    Zum  Zweck  der  Be- 

kleidung sehr  verstümmelt.  Das  Kind  fehlt.  H.  Joseph  mit  dem  Christkind, 
Holzfigur,  1  m  hoch,  handwerksmässig  um  i5oo;  schlecht  übermalt.  H.  Antonius 
mit  Christkind  18.  Jh.,  1  m  hoch,  Holzfigur,  plumpe  Arbeit. 

1  44 


KIRCHBERG 


I  4  5 


Weihwasserkessel  (ähnlich  denen  in  Stetternich  U.Selgersdorf)  in  verflachten 
spätgothischen  Formen,  aus  Gelbguss,  mit  roh  geschnittenen  Köpfen  als  Lager  für  die 
Henkelzapfen.   Aus  dem  16.  Jh.? 

Grüne  Brokatkasel  um  1600  mit  sehr  schönem  Granatapfelmuster. 

Im  J.  1 8 7  7  befanden  sich  in- "der  Kirche  noch  Sterbeschilde  mit  folgenden 
Wappen  und  Inschriften : 

1.  Wymar:  1 7 29,  4.  juli,  starb  johann  Marcus  Freiherr  von  wymar  zu 

KIRCHBERG. 

2.  Wymar:  4.  Oktober  1 7 62  starb  wilhelm  Konstantin  Alexander  Frei- 
herr VON  WYMAR  ZU  KIRCHBERCH  U.  GLIMBACH. 

3.  Eynatten-Wedenau :  6.  juni  1 7 33  starb  Margaretha  Josefa  Freifrau 
von  wymar,  geb.  freiin  von  eynatten  zu  wedenau. 

(Mitteilung  des  Herrn  Majors  von  Oidtman.) 
Die  Glocken  tragen  die  Inschriften: 

I.  ANNO  l6 74  DURCH  JOHANN  KRICHEL,  SCHEFFEN,  FRONHALBWIN.  ERNEWERT. 
S.   MARTINUS  PATRONUS.     JOANNES  BOURLET  ME  FECIT.   LUDOVICUS  CORNELI  PASTOR. 

Die  2.  Glocke,  welche  vermutlich  aus  dem  16.  Jh.  stammt,  trägt  keine  Inschrift. 

3.  S.   MARTHINUS  HEISSEN    ICH,    GREGORIUS  VAN    TRIER   GOUS    MICH  AO.    1 5 .  4 

Über  Gregor  von  Trier  vgl.  Max  Schmid,  Aachener  Zs.,  S.  i42. 

In  der  Umfassungsmauer  des  Kirchhofes  ist  eine  grössere  Anzahl  von  mit 
Wappen  und  Inschriften  versehenen  Grabsteinen,  meist  des  i7.  und  1 8.  Jh.,  ein- 
gemauert. 

Unter  denselben: 

Grabstein  des  Johann  von  Harff  zu  Lorsbeck  mit  Ehewappen  Harfi  -  Harff, 
vier  Ahnenwappen  und  der  Inschrift:   anno  16 11,  den  i3.  märz,  ist  der  woledle 

UND     EHRENFESTE     JOHANN     VON     HARFF     ZU     LORSPECK,    FÜRSTLICH  GÜLICHSCHER 

Küchen-  und  Jägermeister,  amtmann  zu  Boslar  .  .  .  Das  übrige  zerstört. 

Grabstein  der  Baronin  von  Geyr,  geb.  von  Herwegh  mit  Wappen  Herwegh 
und  der  Inschrift:  1 779,  i9.  august,  starb  anma  luise  wilhelmine  v.  geyr  geb. 
v.  herwegh. 

Grabstein  eines  Fräuleins  von  Steinen  zu  Kirchberg:  in  der  Mitte  das  Steinen- 
sche  Wappen,  welches  sich  auch  oben  rechts  befindet,  oben  links  das  Wappen 
Ossenbroich.    Inschrift:  anno  1602  im  3i.  jähre  ihres  alters  ist  die  .... 

Die  Grabsteine  sind  stark  abgetreten. 

Die  Schützen  bruderschaft  der  Kirchberger  und  Bourheimer  Gemeinde, 
gegründet  im  J.  1626,  besitzt  eine  Kette  mit  schönem  Silberfalken,  20  cm  lang, 
aus  derselben  Zeit.  Ältester  Silberschild  aus  dem  J.  1626.  Das  Aufnahmeregister  ist 
im  J.  1  7  1 1  begonnen,  giebt  aber  Nachträge,  die  bis  zum  Gründungsjahr  zurückreichen. 

Die  VI  K  ARIE  in  Kirchberg  wurde  durch  die  Herrin  von  Linzenich  (s.  unten) 
Lucia  von  Herwegh,  die  zweite  Gemahlin  des  Amandus  von  Geyr  errichtet.  Der 
zweigeschossige  Steinbau  hat  über  der  Eingangsthür  das  Ehewappen  Geyr-Herwegh. 

HAUS  KIRCHBERG.  Handschriftl.  Qu.  Das  sehr  reiche  Archiv  des 
Hauses  Kirchberg  ist  noch  nicht  geordnet.  Es  scheint  jedoch  keine  Urkunden  über 
das  Haus  Kirchberg  zu  enthalten  (vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  25).  —  Die  Alftersche 
Sammlung  in  der  Grossherz.  Bibliothek  zu  Darmstadt,  Bd.  32,  enthält  Urkunden 
und  Akten. 

Im  J.  l53o  besitzt  Heinrich  von  und  zu  Metternich  und  seine  Gattin  Mar- 
garethe von  Adenau  Haus,  Hof  und  Ländereien  zu  Kirchberg.    Ihre  Tochter  Eva 

10 

i4S 


Kathol. 
Pfarrkirche 
Weihwasser 
kessel 

Kasel 
Totenschilde 


Glocken 


Grahstei:ie 


Schützen- 
kette 


V  i  k  a  r  i  e 


Haus 
K  i  r  c  h  b  e  r  g 


[46 


KREIS  JÜLICH 


Haus  bringt  das  Gut  im  J.  1 547  an  Wilhelm  von  Steinen.  Im  J.  1 596  wird  durch  Heirat 
rchberg  Barth0iomäus  von  Wymar  Besitzer.  Nach  seiner  Familie  wird  der  Hof  auch  Wymarshof 
genannt.  Im  J.  i6o5  entstand  das  jetzige  Herrenhaus  und  ums  J.  i7oo  errichteten 
Johann  Marcus  von  Wymar  (geb.  1 656,  t  1  7 29)  und  seine  Gemahlin  Johanna  Elise 
von  Horrich  zu  Glimbach,  verheiratet  im  J.  1682,  die  Vorburg.  Heute  ist  Kirchberg 
durch  Erbschaft  aus  der  Familie  Wymar  Eigentum  des  Herrn  Freiherr  von  Dalwigk- 
Lichtenfels. 

Von  Gräben  umgebenes  Herrenhaus,  mit  davor  liegender  rechtwinkeliger,  gegen 
das  Herrenhaus  geöffneter  Vorburg. 

Das  Herrenhaus  ist  ein  einfaches  zweistöckiges  Backsteingebäude  auf  oblongem 
Grundriss,  mit  neuem  viereckigem  Thurmausbau  an  der  Nordecke,  Treppengiebeln 
und  Satteldach.    In  Ankern:  i6o5. 

Am  Nordostflügel  der  einfachen  Wirtschaftsgebäude  das  Wappen  der  von 
Wymar  und  von  Horrich.  [F.] 

KOSLAR. 


Römisches  RÖMISCHE  ANLAGEN.    Schneider  nimmt  eine  Römerstrasse  an  Jülich 

vorbei  über  Koslar  nach  Aldenhoven  an(B.  J.  LXXIII,  S.  4.  —  Aachener  Zs.  XII,  S.  1 5 3). 
Kathoi.  KATHOLISCHE  P  FA  R  R  K  I  RC  H  E  (s.  t.  s.  Aldegundis).    Binterim  und 

Pfarrkirche  MooREN>  E   K   T>  g  34,.  n>  g   ,g8    _  RuHL  U>    g   2 93    _  OFFERMANN  S.  46.  — 

Kaltenbach  S.  2  3o. 

H  an  ds  ch  ri  ft  1.  Qu.    Im  Pfarrarchiv:  Verschiedene  Urkunden  des  1 5.  Jh. 
—  Mefsstiftung  von  1 467.  —   Bruderschaftsbuch  um  i5oo.  —  Buschordnung  des 
i5.  Jh.  —  Rechnungen,  Akten,  Druckschriften  u.  s.  w.  des  i7.  und  18.  Jh.    Im  ein- 
zelnen vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  2  7. 
Geschichte  Die   Kirche  in   Koslar  wird   im  J.  945  von   dem  Erzbischof  Wichfried  dem 

St.  Ursulastift  in  Köln  geschenkt  (Lacomblet,  U.B.  IV,  Nr.  6o4.  —  Ann.  h.  V.  N. 
XXXI,  S.  60);  sie  findet  Erwähnung  auch  im  Liber  valoris,  um  i3oo.  Der  Lang- 
hausbau rührt  im  wesentlichen  aus  dem  i5.  und  wohl  auch  aus  Anfang  des  16.  Jh. 
her.  Das  Patronat  war  im  Besitz  von  S.  Servatius  in  Maastricht  (von  Mirbach, 
Territorialgeschichte  I,  S.  4).  Im  J.  1686  entstand  der  den  alten  Chor  umschliessende 
Sakristeibau.  Der  Turm  scheint  im  J.  1 694  von  Grund  auf  neu  errichtet  worden  zu 
sein.  Im  Laufe  des  i9.  Th.  fanden  verschiedentliche  kleinere  Veränderungen  statt. 
Beschreibung  Dreischiffiger  spätgothischer  Backsteinbau  mit  vortretendem  Westturm  und 

Sakristei  des  1 7 .  Jh .  an  der  Ostseite,  im  Lichten  22  m  lang,  i4,3o  m  breit  (Ansicht 
Fig.  93.  —  Grundriss  Fig.  94). 

Der  fünfgeschossige  Turm  ist  über  dem  zweiten  und  vierten  Geschoss  scharf 
eingerückt.  Die  beiden  unteren  Geschosse  mit  kleinen  Fenstern,  an  der  Südseite 
ein  Haustein  mit  der  Jahreszahl  i694;  das  dritte  und  vierte  Geschoss  zusammen- 
gefasst  in  die  in  der  Gegend  übliche  Blendengliederung  mit  Bogenfries.  In  der 
Glockenstube  zwei  Rundbogenfenster  an  jeder  Seite;  achtseitiger  schlanker  Helm. 

Das  Langhaus  hat  ein  stark  mit  Kieseln  durchsetztes  Backsteinmauerwerk. 
An  der  Nordseite  sechs  Joche  mit  regelmässigen  Strebepfeilern,  die  noch  Reste  der 
pultförmigen  Abdeckung  in  Haustein  tragen ;  das  westliche  Joch  ist  ganz  schmal. 
Ein  Hausteingesims  umzieht  in  Fensterbankhöhe  die  ganze  Seite.  Die  spitzbogigen 
Fenster  —  jetzt  ohne  Masswerk  —  sind  später  durch  das  Gesims  nach  unten  ver- 


1 46 


KOSLAR 


147 


länsert  worden.    Die  Südseite  —  srleichfalls  mit  sechs  Jochen  —  entspricht  in  den  Kathoi. 

Pfarrkirche 

vier  westlichen  Jochen  ganz  der  Nordseite;  die  Fenster  sind  in  der  alten  Form, 
aber  auch  ohne  Masswerk  erhalten;  zwei  Joche  mit  hässlichem  Cementverputz. 
Die  beiden  östlichen  Joche  mit  zwei  grossen  zweiteiligen  Masswerkfenstern  und  einem 
Strebepfeiler  in  der  Mitte  als  Querhausflügel  aus  der  Flucht  vorspringend.   Die  beiden 


Fig.  93.    Koslar.    Ansicht  der  katholischen  Pfarrkirche. 


Eingänge  an  den  Westenden  der  Seitenschiffe  sind  modern.  Der  den  alten  Chor 
umgebende,  dreiseitig  geschlossene  Sakristeibau  vom  J.  1686  ganz  einfach  mit  Stich- 
bogenfensterchen. 

Das  Innere  ist  ganz  schlicht;  die  drei  westlichen  Joche  ruhen  auf  dicken 
viereckigen  Pfeilern,  die  vielleicht  noch  einem  ältesten  romanischen  Bau  angehören 
und  in  gothischer  Seite  überhöht  worden  sind.  Die  drei  östlichen  Joche  mit  schweren 
gemauerten  Säulen,   die  als  Kapitäl  nur  eine  schwere  viereckige,  an  den  unteren 

10* 

147 


148 


KREIS  JÜLICH 


Kathol. 
Pfarrkirche 


Ausstattung 


Ecken  abgefaste  Deckplatte  tragen,  ähnlich  wie  in  Freialdenhoven.  Die  Gewölbe  sind 
durchweg  einfache  Rippengewölbe,  die  auf  kleinen  schlichten  Konsolen  aufsitzen. 

Der  Turm  ohne  Gewölbe,  nur  über  dem  zweiten  Geschoss  Spuren  einer  wahr- 
scheinlich nie  ausgeführten  Wölbung.  Bei  dem  dreiseitigen  Chorabschluss  sind  die 
Seitenwände  nach  dem  späteren  Sakristeibau  hin  durchbrochen. 

Die  Ausstattung  ist  einfach: 

Altäre,  Kanzel  und  Beichtstühle  in  einfachen  Rokokoformen,  vom  Ende 
des  18.  Jh 

In  der  Sakristei  Anna  selbdritt,  niederrheinische  Holzskulptur  um  i5oo, 
9o  cm  hoch,  weiss  überstrichen.    Der  Sockel  mit  hübschem  Laubfries. 

Im  Pfarrgarten:  Taufstein  des  12. — 13.  Jh.  aus  einem  grauen  Schiefer, 
in  der  Art  der  aus  der  Namurer  Gegend  importierten  Taufsteine,  aber  nur  mit  drei 


1- -....r      r      r   -  r  r   '  t  r 

Fig.  94.    Koslar.    Grundriss  der  katholischen  Pfarrkirche. 

Eckköpfen  statt  der  üblichen  vier  Köpfe,  dazwischen  vertiefte  Kreisflächen,  in  einer 
derselben  ein  Kreuz ;   9o  cm  Durchmesser. 

Über  eine  untergegangene  Kirche  in  der  Nähe  von  Koslar  vgl.  Heimats- 
kunde 1 879,  S.  64. 

Wappenstein  An  dem  Haus  Nr.  248  ein  Wappenstein:  das  Wappen  mit  Sparren  und  drei 

Kugeln  aus  dem  16.  Jh.,  zwischen  zwei  Renaissancepilastern  mit  der  Unterschrift: 
nickel,  rührt  von  dem  benachbarten  Stammhaus  des  Jesuitengenerals  Goswin  Nickel 
her  (Kühl  IV,  S.  1 67).  [R.] 

LAURENZBERG. 

Kaltenbach,  Regierungsbezirk  Aachen,  S.  3 10.  —  Offermann,  Geschichte,. 
S.  48.  —  Wilhelm  Graf  von  Mirbach,  Territorialgeschichte  I,  S.  6. 
Römisches  RUMISCHES.    Am  Kirchturm,   der  im  J.  iS9o  abgerissen  wurde,  war  ein 

Matronenstein  eingemauert,  der  jetzt  im  Pfarrhof  sich  befindet.   Er  hat  die  Inschrift: 


148 


LAURENZ  BERG 


149 


C  V  R  I  A 

vmrat>Jna 
'npendiosex 

1  ANTISTI/ 

x !  AVI  N  I  /      Vgl.  den  Matronenstein  in  Lohn. 

KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Laurentii). 

Handschriftl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv,  dessen  Hauptbestand  in  Akten  über 
die  Herrschaft  Laurenzberg  und  die  Herren  von  Palant  besteht:  Urk.  von  i342: 
vor  den  Schöffen  und  Lehensleuten  von  Laurenzberg  verkauft  Agnes,  relicta  quon- 
dam  Jacobi  de  cimiterio  de  Berghe  nebst  Kindern  einen  Zehnten  in  territorio  de 
Berghe  an  das  Kloster  Wenau.  —  Urk.  von  1 54 1 :  Rentenverkauf  des  Johann  smit 
zu  Lanckeler  (Langweiler)  an  die  Kirche.  —  Kirchenrechnungen  1 5o3  ff.  —  Renten- 
verzeichnisse der  Kirche  Laurenzberg  und  des  Klosters  Wenau  aus  dem  16.  Jh. 
—  Im  übrigen  vgl.  Tille, 
Übersicht  II,  S.  28.  — 
Düsseldorf,  Staatsarchiv : 
Jülich  -  Bergische  Landesre- 
gistratur III,  Caps.  55  —  57. 
Laurenzberg ,  Unterherr- 
schaft i532.  —  Auf  dem 
Bürgermeisteramt  Dürwiss: 
Geburts-,  Trau-  und  Sterbe- 
register von  1 685  ab,  lücken- 
haft mit  Verzeichnissen  von 
Anniversarienstiftungen  vom 
J.  i679  ab. 

Eine  Kapelle  in  „Berga 
Laurencii"  wird  um  i5oo 
in  einem  Kalendarium  der 

Kapelle  zu  Pattern  bei  Aldenhoven  erwähnt  (Aachener  Zs.  VI,  S.  i3i,  1 3 2 ).  Sie 
bestand  schon  vor  dem  J.  i342,  da  in  diesem  Jahr  ein  Jakob  de  cimiterio  de  Berghe 
genannt  wird.  Auf  eine  frühe  Gründung  lässt  auch  der  Umstand  schliessen,  dass  schon 
im  J.  i4o7  das  am  Fuss  des  Kirchberges  gelegene  Wasserschloss  (s.  S.  1 52)  Sanct 
Laurenzberg  genannt  wird  ^Mitteilungen  aus  dem  Stadtarchiv  von  Köln,  Heft  XIV, 
S.  44).  Der  Bau  des  1 4.  Jh.  hat  sich  mit  Ausnahme  des  Turmes  bis  heute  erhalten. 
Letzterer  machte  im  J.  i89o  einem  wenig  glücklichen  Neubau  Platz,  wobei  dem  Schiff 
westlich  noch  ein  Joch  hinzugefügt  wurde. 

Die  Kirche  ist  eine  dreischiffige  gothische  Hallenkirche,  mit  wenig  überhöhtem 
Mittelschiff  aus  Ziegeln,  Bruchsteinen  und  Findlingen,  mit  neuem  Westturm  (Fig.  95,96). 

Das  Schiff  ist  vierjochig,  das  westliche  Joch  neu.  Strebepfeiler  zwischen  den 
Jochen  mit  neuer  Abdeckung  und  Gesimsen.  Die  Fenster  sind  spitzbogig,  ohne  Mass. 
werk,  nur  mit  Windeisen  versehen.  Der  dreiseitig  geschlossene  Chor  hat  zwei  Längs- 
joche. Die  Fenster  der  Polygonseiten  sind  zugemauert.  Im  Norden  ist  dem  Seiten- 
schiff ein  Joch  angefügt,  das  als  Sakristei  dient. 

An  der  Südseite  ist  im  18.  Jh.  das  sog.  „Herrenhäuschen"  eingeschoben 
und  gegen  den  Chor  geöffnet  worden,  ein  schmuckloser  kleiner  Bau,  von  welchem 
aus  die  Herren  von  Laurenzberg  dem  Gottesdienst  anwohnten. 


Römisches 


Kathol 
Pfarrkirche 


Fig.  95.  Laurenzberg. 
Grundriss  des  Schiffes  der  katholischen  Pfarrkirche. 


Geschichte 


Beschreibung 


149 


1 5o 


KREIS  JÜLICH 


Kathol. 
Pfarrkirche 


Ausstattung 


Gefässe 


Kasel 


Die  Strebepfeiler  des  Chores  sind  abgetreppt,  die  Abtreppung  vermittelt  eine 
Schräge  mit  Wassernase.  Sie  sind  noch  mit  Schiefer  pultförmig  abgedeckt,  was  vor 
1 893  auch  bei  denen  des  Langhauses  der  Fall  war. 

Satteldach  über  dem  Mittelschiff  mit  anschliessenden  Walmen  über  den  Seiten- 
schiffsjochen. 

Das  Innere.  Die  Erde  des  Kirchhofes  hat  sich  so  sehr  angehäuft,  dass 
der  Fussboden  in  der  Kirche  erhöht  werden  musste  und  nun  etwa  60  cm  über  dem 
alten  liegt.  Das  Innere  ist  eine  dreischiffige  kreuzgewölbte  Halle  mit  überhöhtem 
Mittelschiff.  Für  die  Kreuzgewölbe  ist  charakteristisch,  dass  sich  im  Mittelschiff 
und  Chor  unterhalb  ihrer  Anfallslinie  schildbogenartig  starke  Bogen  hinziehen.  Sie 
laufen  als  Pfeilervorlage  ohne  horizontale  Gliederung  bis  zum  Fussboden.  Ebenso 
gehen  Pfeilervorlagen  in  der  Längsrichtung  und  nach  den  Seitenschiffen  ununter- 
brochen in  die  Scheidbögen  und  in  die  Quergurten  des  Seitenschiffes  über.  Diese 
Gurtbögen  laufen  an  die  Umfassungswand  ohne  Konsole  an. 

Ausstattung  neu,  mit  Ausnahme  einiger  Figuren  des  18.  Jh.  an  den  Pfeilern, 
unbedeutend. 

Ehemaliger  Thürsturz,  Sandstein  mit 
den  Halbfiguren  dreier  Heiligen  unter  spät- 
gothischen  Arkarden.    Stark  verwittert. 

Silberne  Monstranz,  in  elegantem  Re- 
gencestil  aus  dem  J.  1  723,  Aachener  Arbeit  von 
Meister  c.  f.  mit  guten  getriebenen  Figuren. 
Unter  der  Lunula  der  h.  Laurentius,  darüber 
Gott  Vater  und  der  h.  Geist,  am  Fuss  die 
Brustbilder  der  vier  Evangelisten,  vorzüglich 
charakterisiert,  mit  Büchern,  auf  welchen  sich 
die  Inschrift  befindet:  admod.  rev.  dom.  hen- 
ricus  braedohr,  pastor  in  laurenzberg.  anno  1  7 23.  Am  Fuss  in  einem  Fünf- 
pass  nicht  ganz  ausgeschlagen  das  Meisterzeichen  c  f.,  das  Beschauzeichen:  Aachener 
Adler  daneben  Ach  (vgl.  ähnlich  Nr.  57  bei  Hugo  Loersch  und  Marc  Rosenberg 
i.  d.  Aach.  Zs.  XV,  S.  87). 

Kelch,  Kupfer  vergoldet,  gothisch,  i5.Jh.,  von  feiner  Profilierung.  An  dem 
sechsteiligen  Knauf  die  Buchstaben :  j.  h.  e.  s.  v.  s. 

Kelch,  Kupfer  vergoldet,  Rokoko,  von  eleganter  Kontur. 

Purpurkasel  aus  dem  i4.Jh.  (?)  mit  Stab  aus  dem  J.  1 563  (Fig.  97).  Sammet, 
mit  grossem,  sehr  schönem  goldgesticktem  Muster,  abwechelnd  grosse  heraldische 
dreiblättrige  Lilien  und  Cherubime,  welche  Spruchbänder  halten  mit  den  Worten :  da 
gloriam  deo.  Auf  dem  Kreuz  Christus  am  Kreuz,  seitlich  Engel  aus  den  Wolken, 
oben  die  Taube  des  h.  Geistes,  unter  Nischen  in  Renaissanceformen  Maria  und 
Johannes.    Unter  dem  Kreuz  ein  Schild  mit  der  Inschrift: 

i5  A  63 

E 


Fig.  96.  Laurenzberg.  Ansicht  des 
Schiffes  der  katholischen  Pfarrkirche 


h  X 


Auf  der  Vorderseite  hh.  Bartholomäus,  Katharina  und  ein  Unbekannter,  ohne 
Heiligenschein. 

Von  den  3  Glocken  sind  die  grosse  und  die  kleine  neu. 


1 5o 


LAUR ENZBERG 


Kathol. 
Kapelle  in 
Langweiler 


Die  2.  von  i438  trägt  die  Inschrift:  mccccxxxviii.  maria  heis  ich  f  vor  pf  J***^^ 

AL    UNGEWEIDER  (so!)    LUD   ICH  f  ASO  VER  AS  MIN  SCHAL  GEIT    f    DA    DAT  WEIDER 
GEINEN  SCHADEN  EN  DEIT. 

Die  eingeschmolzenen  Glocken  trugen  die  Inschriften  (nach  Aufzeichnung  im 

Lagerbuch):  I.DEO|PATRl|slT|GLORlA|ElVsQVE|VNlGENlTO|CVM|SPlRlTVjPARACLlTO:, 

VbI| VTs|perennIterqVe  (iS52 

2.  campana  haec,  an- 
no domini  1 42 4  fusa  et  i 85s 
rupta,  mense  septembris 

l86o  REFUSA  ATQUE  DONIS 
PAROCHIANORUM  LAURENZ- 
BERG DIMIDIO  AMPLIFICATA 
EST,  PASTORE  ET  DECANO 
RURALI  THEODORO  KUEHL 
BORCETANO  ,  ET  VICARIO 
JOANNE  JACOBE  BRANDT 
DÜSSELDORPIENSI. 

KATHOLISCHE 
KAPELLE  IN  LANG- 
WEILER (s.  t.  s.  Antonii 
erem.).  Die  Kapelle  und  die 
Sakristei  sind  eine  einheit- 
liche Anlage  und  im  i7.  Jh. 
entstanden.  Das  Dach  wurde 
im  J.  1 899  restauriert. 

Saalbau  aus  Bruch- 
steinen, Findlingen  und  Back- 
steinen mit  Satteldach  und 
östlichem  Dachreiter. 

Das  Schiff  hat  nördlich 
und  südlich  je  vier  Strebe- 
vorlagen von  halber  Stein- 
stärke. Der  Chor  ist  drei- 
seitig, die  rundbogigen  Fen- 
ster vermauert.  In  der  Achse 
desselben  die  kleine  wieder 
dreiseitig  geschlossene  Sa- 
kristei mit  einem  Ovalfenster 
auf  der  Ostseite. 

Das  einfache  Innere  ist  dreijochig,  kreuzgewölbt  mit  rechteckig  profilierten 
Rippen  und  Gurten.  Altar  aus  dem  18.  Jh.  mit  Bildnissen  des  h.  Antonius,  als 
Rückwand  und  Altarvorsatz,  unbedeutend.  In  einem  viereckigen  Aufsatz  über  dem 
Gesims  das  Wappen  des  Stifters.  Die  Kanzel  hat  alte  Füllungen  mit  sehr  reichem 
spätgothischem  Masswerk  An  der  Westwand  das  Bildnis  des  Heinrich  von 
Reuschenberg,  der  in  Ordenstracht  vor  dem  Kruzifix  kniet,  Ölgemälde  auf  Holz, 
tüchtige  Arbeit.  Am  hintern  Rand  die  Inschrift :  IMItatores  estote  LIberI 
baronIs  heInrICI  de  reVsChenberg  (i 762). 

Glocke  mit  einem  Bildnis  der  Madonna  und  der  Inschrift:  s.  Antonius,  ora 
pro  nobis.    anno  i 683. 


Res  !  reibung 


Fig.  97.  Laurenzberg. 
Gestickte  Kasel  in  der  katholischen  P  farrkirdie 


Inneres  und 
Ausstattung 


I  52 


KREIS  JÜLICH 


Kathoi.  KATHOLISCHE  KAPELLE  (s.  t.  s.  Valentini)  IN  OBER  MERZ. 

Obermerz  Ha nd sehr i f 1 1.  Qu.    Im  Pfarrarchiv  zu  Laurenzberg:  Inventar  der  Kirche 

Laurenzberg,  Akten  über  die  Kapelle  Obermerz  seit  dem  16.  Jh.  (vgl.  Tille,  Uber- 
sicht II,  S.  28).  —  Im  Pfarrarchiv  zu  Aldenhoven,  vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  1. 

Eine  Kapelle  (s.  t.  s.  Cornelii)  wird  im  J.  1 5  1 7  genannt.  Kollator  ist  Johann 
von  Palant,  der  Besitzer  der  Herrschaft  Laurenzberg,  zu  welcher  Obermerz  gehörte. 
Aus  dieser  Zeit  stammt  noch  der  heutige  Chor,  das  Schiff  wurde  im  16.  Jh.  angebaut. 

Die  Kapelle  ist  ein  dreiseitig  geschlossener  Saal  mit  Walmdach  und  westlichem 
geschiefertem  Satteldach.  Das  Schiff  ist  ein  schmuckloser  Bau  aus  Bruchsteinen, 
Findlingen  und  Backsteinen.  Es  wurde  im  18.  Jh.  an  Stelle  eines  anderen,  längeren, 
vermutlich  gothischen  Schiffes  errichtet.  Der  gothische  Chor,  reiner  Backsteinbau, 
an  den  Ecken  mit  Strebepfeilern  versehen,  hat  im  Schluss  drei  vermauerte  Fenster. 
Er  war  ursprünglich  höher;  die  heutigen  Dachsparren  liegen  in  Kämpferhöhe  der 
ehemaligen  Fenster  auf. 

Das  Innere,  schmucklos,  flachgedeckt,  ist  etwa  9  m  lang  und  7  m  breit. 


Fig.  98.    Laurenzberg.   Gesamtansicht  der  Burg  von  Südosten. 


Hochaltar,  barock,  einfach  aber  geschmackvoll,  aus  der  Kirche  in  Laurenz- 
berg stammend.  Er  wurde  im  J.  1 7 46  in  Boslar  bei  Jülich  gefertigt  (Inventar  im 
Pfarrarchiv  zu  Laurenzberg). 

An  der  Wand  Holzbild  des  h.  Valentin,  halblebensgross,  18.  Jh.,  vom  ehe- 
maligen Hochaltar  stammend. 
Burg  BURG  LAURENZBERG,  auch  Sankt  Laurenzberg,  Berg,  Schwalmersberg 

berg  und  Siegersberg  genannt.  E.  v.  Oidtman  i.  d.  Aachener  Zs.  VI,  S.  i5o.  —  Hand- 
schriftl.  Qu.  Das  Archiv  der  Burg  hat  sich  zum  Teil  im  Pfarrarchiv 
Laurenzberg  erhalten  und  besteht  aus  einer  grossen  Anzahl  von  Urkunden  vom 
f.  1 43 3  ab,  welche  hauptsächlich  für  die  Familiengeschichte  der  Palant  von  Wichtig- 
keit sind.  Vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  28  und  Beiträge  zur  Geschichte  von  Esch- 
weiler, I  u.  II.  —  In  Köln,  Stadtarchiv,  mehrere  Urkunden  über  die  Besitzänderung 
von  Laurenzberg  aus  den  J.  i4o6  und  i4o7  (Mitteilungen  aus  dem  Stadtarchiv  von 
Köln,  Heft  XIV,  S.  43).  Heirats  vertrag  zwischen  Joh.  von  Palant  d.  J.  und 
Fulsgin  von  Swalmen,  aus  dem  J.  1422.  —  Im  Gräflich  von  Mirbachschen  Archiv 
auf  Harff:  Manuskript  Eisenberg-Mirbach  a.  a.  O. 
Geschichte  Reinhard  von  Schönau  trug  das  Gericht  Laurenzberg  im  J.  1 3 4 7  dem  Kölner 

Domkapitel  zu  Lehen  auf  (Wilhelm  Graf  v.  Mirbach,  Territorialgeschichte  I,  S.  6).  Um 


LAURENZBERG 


1 53 


Hoo  ist  Margaretha  von  Merode,  Herrin  zu  Sevenborn  und  Cranendonck,  Witwe  des  Burg 

L  3  u  r  6  n 

1 38 1  gestorbenen  Sohnes  Reinhards  Johann,  Herrn  zu  Montjoie,  in  zweiter  Ehe  des  berg 
1 3 86  gestorbenen  Johann  von  Gronsfeld,  Haupteigentümerin  der  Herrlichkeit  S.  Laurenz- 
berg, die  auch  „ten  Bergen"  genannt  wird  (Urkunden  im  Kölner  Stadtarchiv).  Nach- 
dem sie  die  Zustimmung  ihres  dritten  Gatten  Willem  von  Milenberg,  Herrn  zu  Seven- 
born und  Cranendonck,  und  ihres  Schwiegersohnes  Wilhelm  Junggrafen  von  Sayn, 
Herrn  von  „sente  Aechten  rode",  Drost  des  Landes  Brabant,  und  seiner  Frau  Kathe- 
line  eingeholt  hat,  befiehlt  sie  und  ihr  Sohn  Johann  von  Schoenvorst,  Herr  zu 
Flammengerijen  und  zu  Walhey,  Burggraf  zu  Montjoie,  am  12.  März  i4o7  den  An- 
gehörigen der  Herrlichkeit  von  S.  Laurenzberg,  dem  Burggrafen  zu  Reifferscheid, 
Herrn  Seygher  von  Swalmen  zu  huldigen.    Die  Burg  wird  nach  diesem  Besitzer  im 


Fig.  99.    Laiirenzberg.    Grundriss  der  Burg. 


i5.  Jh.  auch  Schwalmers-  und  Siegersberg  genannt  (vgl.  Wilhelm  Graf  v.  Mir- 
bach, Territorialgeschichte  I,  S.  6).  Durch  Heirat  (vgl.  Fahne,  Geschichte  der  Grafen, 
jetzigen  Fürsten  zu  Salm  -  Reifferscheid  I,  S.  35  — Manuskript  Eisenberg  -  Mirbach 
a.  a.  O.)  kommt  das  Schloss  im  J.  H22  an  Johann  v.  Palant  d.  J.,  Herrn  zu  Breitenbend, 
der  im  J.  1 43 3  auch  das  damals  baubedürftige  Schloss  Notberg  von  seinem  Vater 
Wernher,  Herrn  von  Palant  und  Breitenbend,  dauernd  erhält  (Urkunden  im  Pfarr- 
archiv Laurenzberg). 

Im  Besitz  der  Palant  bleibt  das  Schloss  bis  ins  i7.  Jh.  Johann  erwirbt  noch 
im  J.  i443  den  Hof  zu  Mertzen.  Dessen  Sohn  Johann,  welcher  i.  J.  1 47 1  Rath, 
von  Roetzelaer  heiratete,  erbaute  wohl  den  massiven  Thortürm.  Das  Turmzimmer 
{Fig.  102)  zeigt  am  Kamin  und  an  den  Balkendecken  das  Allianzwappen  der  Ehe- 
gatten. Ein  späterer  Johann  von  Palant,  Herr  von  Laurenzberg,  ist  gleichzeitig 
II  err  zu  Notberg,  Waldenburg,  Frechen,  Lindenberg,  Bachem,  Amtmann  zu 
Wilhelmstein  und  Landdrost  von  Jülich  (E.  von  Oidtman  i.  d.  Aachener  Zs.  VI, 
S.  i5o;  XI,  S.  44.  —  Ausführliches  über  das  Geschlecht  der  Palant  bei  E.  v.  Oidt- 


i53 


1 54 


KREIS  JÜLICH 


Burg      man  in  der  Aachener  Zs.  XVI,  S.  38  ff).     Dieser  grosse  Grundbesitz  wird  nach 

i  u  r  6  n  z  * 

berg  dem  Tode  Johanns  im  J.  1 533  unter  seine  elf  Kinder  verteilt,  von  denen  das 
älteste,  Werner,  Laurenzberg  erhält  (Aufzeichnung  der  Erbteilung  i.  d.  Ann.  h. 
V.  N.  XXV,  S.  2I0).  Auf  ihn  ging  auch  die  Stelle  eines  Amtmanns  von  Wilhelmstein 
über  (nach  einer  Urkunde  im  Pfarrarchiv).  Er  war  mit  Margarethe  vom  ßongart 
vermählt,  Tochter  des  Erbkämmerers  Johann  von  dem  Bongart,  welche  zuerst 
mit  Arnold  von  Harff  (f  i5o5),  dann  mit  Karsilius  von  Palant  zu  Breitenbend  ver- 
heiratet gewesen  war.  Dieses  Ehepaar  liess  die  Burg  Laurenzberg  von  Grund  aus 
umbauen,  offenbar  nach  der  Jülicher  Fehde,  in  welcher  Laurenzberg  im  J.  1 547 
abgebrannt  war  (Kieringer  Chronik,  abgedruckt  in  den  Ann.  h.  V.  N.  LXI,  S.  63). 
Ein  Thürsturz,  ursprünglich  vermutlich  über  dem  Eingang  des  Pallas,  trägt  das 
Ehewappen  des  Paares.  Im  T.  i55o  wird  dem  Werner  von  Palant  zu  Breiten- 
bend, jülichschem  Amtmann  und  Rat  zu  Wilhelmstein,  vom  Herzog  Wilhelm  die 


Fig.  100.    Laurenzberg.    Gesamtansicht  der  Burg  von  Nordwesten. 


Erlaubnis  zur  Anlegung  einer  Windmühle  zu  Laurenzberg  mit  denselben  Rechten, 
wie  sie  die  von  Alters  her  bestehende  Wassermühle  hatte,  erteilt  (Urkunde  im 
Pfarrarchiv).  Bald  darauf  ( 1 552)  starb  Werner,  seine  Frau  überlebte  ihn  um  vier  Jahre. 
Nach  ihrem  Tode  fiel  die  Burg  an  die  Familie  Palant  zurück,  in  deren  Eigentum 
sie  bis  zum  J.  161 1  bleibt.  In  diesem  Jahre  vermachte  die  Witwe  Anna  von  Palant 
4/6  der  Herrschaft  Laurenzberg  den  Geschwistern  von  Binsfeld,  welcher  Anteil  später 
den  von  Wachtendonck  durch  Erbschaft  zufiel,  1/6  dem  Daem  von  Harff  und  J/& 
dem  Johann  von  Gymnich.  Im  J.  1 74 1  sind  die  von  Harff  zu  s/6,  von  Spies- Allner 
zu  2/6,  von  Rohe -Drove  zu  1/6  beteiligt  (Fabricius,  Karte  von  1  789,  S.  295).  In- 
folge dieser  Teilungen  scheint  das  Schloss  in  Unstand  und  Verfall  gekommen 
zu  sein.  Man  bemerkt  keine  Restaurationsarbeiten,  die  später  als  im  XVI.  Jh.  aus- 
geführt wurden.  Durch  Kaufverträge  vom  2  1.  Juli  1 767,  vom  1  7.  Sept.  1 7 68  und  vom 
3.  Juli  1 7  7  2  wurde  der  Besitz  wieder  in  den  Händen  des  Freiherrn  Clemens  August 
von  Hersel  vereinigt,  dessen  Wappen  mit  dem  seiner  Gemahlin  Maria  Anna,  Freiin 
von  Bourscheid  zu  Merödgen,  sich  über  dem  Eingangsthor  befindet.  Im  J.  1 845  be- 


i54 


LAURENZBERG 


155 


findet  sich  Laurenzberg  in  dem  Besitz  des  Grafen  Edmund  von  Hatzfeld-Weissweiler  Burg 
zu  Schönstein  und  des  Freifräuleins  Eleonora  von  Hersel  zu  Kalkum,  von  denen  es  berg 
am  28.  Juni  1 845  an  den  Herzog  Prosper  Ludwig  von  Arenberg  übergeht.  Schon 
vorher  hatten,  hauptsächlich  durch  Clemens  August  von  Hersel,  zu  Wirtschafts- 
zwecken fundamentale  Umbauten  stattgefunden,  welchen  ein  grosser  Teil  der  ehe- 
maligen Anlage  zum  Opfer  fiel.  Heute  scheinen  Erhaltungsarbeiten  des  verfallenden 
Mauerwerks,  insbesondere  der  Turmruinen  —  auch  die  zu  Wirtschaftsgebäuden  be- 
nutzten Schlossteile  sind  baufällig  —  verbunden  mit  Ausschachtung  der  modrigen, 
zum  Teil  verschütteten  Untergeschosse  und  ihrer  Zugänge  dringend  notwendig.  Die 
Burg  ist  heute  im  Besitz  des  Herzogs  Engelbert  von  Arenberg  zu  Brüssel  und 
untersteht  der  Domänenverwaltung  zu  Mickein  bei  Benrath. 

Die  Burganlage  ist  quadratisch,  mit  starken  Rundtürmen  an  den  Ecken  und  Beschreibung 
viereckigem  Thorturm,  von  breitern  Wassergraben  umgeben,  über  den  auf  der  Mitte 


F 

Fig.  101.    Laurenzberg,  Burg.    Grundriss  der  Südtürme  und  Aufriss  eines  Pallasfensters. 


der  Nordseite  zum  Thorturme  eine  Brücke  führt.  Material  Backstein,  Architektur- 
formen  Haustein.  Der  Turm  an  der  Nordwestecke  ist  abgetragen.  Grundrisse  und 
Ansichten  Fig.  98 — 102. 

Das  jetzige  Wohnhaus  liegt  an  der  Nordseite,  der  ehemalige  Palas  Paias 
an  der  Südseite  gelegen,  ist  zur  Scheune  umgebaut,  er  erstreckte  sich  die  ganze 
Südseite  entlang ,  zwischen  beiden  Türmen  und  stand  mit  diesen  in  Verbindung. 
Er  war  mehrstöckig  und  besass  ein  Untergeschoss.  Die  oberen  Stockwerke  sind  abge- 
tragen, das  Untergeschoss  ist,  mit  Ausnahme  des  Teils  unter  den  Türmen,  verschüttet. 
Der  jetzige  Fussboden  der  Scheune  liegt- etwa  anderthalb  Meter  unter  dem  Fussboden 
des  Saales.  Die  im  Erdgeschoss  noch  aufrecht  stehende  Aussenfassade  des  Palas- 
baues  hat  sieben  etwa  2  m  im  Lichten  hohe,  rechteckige  Fenster,  je  mit  einer 
Quersprosse.  Unter  jedem  Fenster  seitlich  in  der  Mauertiefe  zwei  Steinbänke,  zwischen 
diesen  eine  Schiefsscharte  von  der  in  Hambach,  Linzenich  vorkommenden  Form  mit 
rundem  Schussloch  und  senkrecht  durchführenden  Sehschlitzen  (Fig.  101).  Der  Saal 
war  flach  gedeckt. 


i55 


1 56 


KREIS  JÜLICH 


Burg  Die  Eck  türme  bestehen  noch  bis  zum  Kranzgesims.    Die  Dachhaube  und 

bergZ  Bedeckung  des  Obergeschosses  fehlt.  Sie  sind  zweigeschossig  mit  niedrigem,  zum 
Ecktürme     Teil  mit  verschüttetem  Untergeschoss  (vgl.  Grundrisse  Fig.  ioi). 

]m  Inneren  sind  diese  Rundtürme  im  Untergeschoss  mit  glatten  Kuppeln 
gewölbt,  im  ersten  Geschoss  mit  Rippenkreuzgewölben;  die  Decken  der  Ober- 
geschosse sind  zerstört.  Die  Untergeschosse  sind  durch  Treppen  in  der  Umfassungs- 
mauer zugänglich  und  besitzen  Schiefsscharten. 

Das  Erdgeschoss  des  Südwestturmes,  mit  dem  ehemaligen  Saal  durch  eine 
rechteckige  Thüre  verbunden,  hat  drei  Fenster  mit  Bänkchen  an  den  Laibungen  in 


Fig  102.    Laurenzberg.    Zimmer  im  Thorturm  der  Burg. 


den  2,5  m  starken  Turmmauern  und  je  auf  einer  Seite  in  der  Laibung  eine  viereckige 
Wandnische.  Auf  der  Nordseite  ein  Kamin  ohne  Zierformen  (Grundriss  Fig.  ioi,  i). 
Von  der  Thür  aus  gelangt  man  in  der  Mauerstärke  durch  eine  Wendeltreppe 
nach  dem  Obergeschoss.  Die  Wendeltreppe  hat  Licht  von  einer  Schiefsscharte, 
welche  auf  den  Graben  geht  und  führt  auf  halber  Höhe  zu  einer  Kammer,  die 
ebenfalls  eine  Schiefsscharte  zum  seitlichen  Bestreichen  des  Grabens  besitzt.  Im 
Inneren  des  Südostturmes  befindet  sich  ebenfalls  ein  mit  einem  Rippenkreuz- 
gewölbe von  spätgothischem  Profil  überdeckter  Raum  (s.  Grundriss  Fig.  ioi,  3).  Aus 
dem  Saal  führt  in  der  Achse  des  Raumes  der  Haupteingang  zu  ihm,  links  davon 
befindet  sich  ein  schmaler  Ausgang  nach  der  Umfassungsmauer,  vermutlich  ehemals 
zum  Wehrgang  führend,  rechts  eine  Kaminnische.    Senkrecht  zu  der  Achse  gehen 


1 56 


LAU  RENZBERG 


1 57 


nach  Nordosten  und  Südwesten  Fenster  ins  Freie.    Dieses  Geschoss  ist  also  weit  Burg 
weniger  als  das  entsprechende  des  Südwestturmes  zu  Verteidigungszwecken  einge-  L*bergZ 
richtet.    Unterhalb  der  aufwärts  führenden  Treppe  befindet  sich  in  der  Umfassungs- 
mauer die  grossenteils  verschüttete  Treppe  zum  Untergeschoss. 

Der  Thorturm  ist  viereckig,  dreigeschossig,  aus  Bruchsteinen  und  Backsteinen  Thorthurm 
mit  Eckquadern.    Über  dem  barock  umgeänderten  Eingang  die  Wappen  Hersel- 
Bourscheid  mit  der  Zahl  1 773.    Turmhaube  barock  geschiefert  (s.  Fig.  ioo). 

Im  Innern  befinden  sich  übereinander  zwei  Zimmer,  das  untere  flachgedeckt, 
das  obere  mit  Sterngewölbe  versehen,  Profile  spätgothisch.  In  beiden  hochgothische 
Kamine  aus  Blaustein.  Am  untern  die  Wappen  der  von  Palant  und  von  Roetzelaer, 
die  sich  an  den  Balken  der  Decke  wiederholen  (Fig.  102). 

An  der  Scheune  ist  ein  Thürsturz  in  reichen  Frührenaissanceformen  mit  dem 
oberen  Teil  nach  unten  vermauert.  Auf  ihm  in  Hochrelief  das  Allianzwappen 
Palant-Bongart. 


Fig.  103.    Lürkener  Burg.    Ansicht  des  Wohnhauses. 


Die  LÜRKENER  BURG,  auch  Burg  Lurich  genannt.  Das  Castrum  Lureke  Lürkener 
wird  schon  im  J.  1188  genannt.  In  diesem  Jahre  erwirbt  es  Erzbischof  Philipp 
von  Heinsberg  für  die  Kölner  Kirche.  Belehnt  damit  ist  das  Jülicher  Grafenhaus. 
Später  gehörte  es  zur  Herrschaft  Laurenzberg,  mit  deren  Vogtei  die  Kölner  Dom- 
propstei  die  Herren  von  Randerath  belehnt  hatte  (W.  Graf  von  Mirbach  i.  d. 
Aachener  Zs.  XI,  S.  126).  Im  i4.  u.  i5.  Jh.  kommen  mehrfach  Herren  von  Kintz- 
wilre  genannt  von  Luyrke  urkundlich  vor.  Um  1600  kommt  die  Burg,  anscheinend 
durch  Kauf,  an  die  Familie  Mangelmann,  und  im  J.  ]6o7  erbauten  Johann  von 
Mangelmann  und  seine  Gattin  Katharina  von  Olmissen  genannt  Mülstroe  das  heutige 
Wohnhaus.  Am  Ende  des  i7.  Jh.  ist  Lürken  im  Besitz  der  Familie  von  Lawick, 
dann  der  verwandten  Familie  von  Portmann  und  schliesslich  wieder  der  von  Lawick. 
Der  heutige  Eigentümer  ist  Herr  Rentner  Vossen  zu  Aachen. 

Die   Lürkener   Burg   besteht    aus    einem    rechtwinkligen   Hauptgebäude  mit  Beschreibung 
starkem  Turm  an  der  Südwestecke  und  rechteckiger,  nach  der  Burg  hin  offener  Vor- 


1 57 


1 58 


KREIS  JÜLICH 


Lürkener    bürg.    Das  Ganze  ist  von  einem  Wassergraben  umgeben,  der  auf  der  Südseite  gegen 
urg     .  das  höherliegende  Dorfterrain  stark  eingeschnitten  ist  (Fig.  io3). 

Über  dem  Eingang  zur  Burg  eine   einfache  Renaissancearchitektur  mit  den 
Wappen  der  Mangelmann  und  Olmissen  genannt  Mülstroe. 

Darunter  die  Inschrift:  an  Gottes  segen  ist  alles  gelegen.    Seitlich  der 
WaDDen : 

MVSICA  G.(?)  I.M.T, 

IAN  CAT 
MAN  (Mangelman)         MVL  (Mulstroe) 
A°  D  i6o7. 

Die  Vorburg  besteht  aus  einfachen 
Nutzbauten.  In  Ankern  1 7  7 6.  Rund- 
bogiges  Einfahrtsthor  (Fig.  io4).  In  einer 
Remise  ein  ganz  verstümmelter  Grabstein 
aus  dem  18.  Jh.  (?) 

Die    Kapelle,   schon    im    i5.  Jh. 
bestehend,    ist   nicht   mehr  vorhanden. 
Vgl.  Offermann,  Geschichte,  S.  49.  — 
Handsch  riftl.  Qu.    auf  dem   Bürgermeisteramt    Dürwiss:    Register  von 
i  7  4 1  —  1 7  98,  lückenhaft.  —  Im  Pfarrarchiv  zu  Laurenzberg:  Verzeichnis  der 
Kapellenrenten,  1 6.  Jh.  (vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  32,  Nr.  3o).  [F.] 

LICH. 


Römisches  Das  bei  Lieh  liegende  Steinstrass  hat  seinen  Namen  von  der  von  Jülich 

nach  Köln  führenden  Römerstrasse,  auf  deren  Unterbau  die  heutige  Chaussee  von 
Jülich  bis  Elsdorf  erbaut  ist  und  welche  hier  wie  auch  anderweitig  (B.  J.  XXXI,  S.  85, 
i33;  LXXI,  S.3i;  LXXVI,  S.  23;  LXXIX,  S.  25)  den  Namen  Steinstrasse  führt.  Alter- 
tumsfunde hierselbst  sind  jedoch  nicht  bekannt  geworden. 
Kathoi  KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Andreae).    Eine  Kapelle  mit 

arrkiro  e  allen  Sakramenten  besteht  schon  im  J.  1 583  (Redinghoven  sehe  Sammlung  XIX, 
S.  62,  in  der  Hof-  und  Staatsbibliothek  München);  im  J.  i8o4  wird  diese  zur  Pfarre 
erhoben.  Erst  um  diese  Zeit  ist  das  heutige  Schiff,  der  Turm  erst  im  J.  1823  ent- 
standen. 

Monstranz.    Rokoko,  vergoldet,  mit  der  Inschrift:  1  7 5 7 .    p.  w.  a.  rector 

IN  LICH. 

Kelch,  Zinn  u.  Silber  (?),  einfach,  in  Renaissanceform.  Stempel:  Engel  zwischen 
den  Buchstaben  G.  u.  s. 

Kasel  mit  dem  Crucifixus  und  den  Leidenswerkzeugen  in  Applikationsstickerei, 
derbe  Arbeit,  um  1600. 

Kathoi.  KATHOLISCHE  KAPELLE  in  STEINSTRASS  (s.  t.  s.  Mathäi).  Recht- 

apeiie  m  g^ieer  Backsteinbau  mit  3seitigem  Chorschluss  und  Spiegeldecke,  und  1 898  hinzu- 

teinstrass6  6  ro  1 

gefügtem  Dachreiterchen. 

Altar  aus  dem  18. Jh.  mit  dem  Holzbild  des  h.  Mathias,  bäurisch. 

Zwei  Engel figuren  aus  der  Kirche  in  Lieh,  barock,  bäurisch.  [F.] 


i58 


LINNICH 


1 59 


Fig.  105.    Linnich.  Wappenstein  am  Rathaus. 

LINNICH. 

Teschenmacher,  Annales  p.  36 1.  —  Brockmüller  S.  6o.  —  von  Mering,  Litteratur 
Geschichte  der  Burgen  IX,  S.  7;  XI,  S.  25.  —  Kaltenbach  S.  236.  —  Offermann 
S.  58.  —  August  Berns,  Historische  Nachrichten  über  die  Stadt  Linnich  und  deren 
Umgegend,  Linnich  i863.  —  E.  von  Oidtman,  Linnicher  Urkunden:  Aachener  Zs. 
III,  S.  i48.  —  Graf  Mirbach,  Territorialgeschichte  II,  S.  12.  —  Berichte  über  die 
Verwaltung  und  den  Stand  der  Gemeindeangelegenheiten  in  der  Stadt  Linnich,  1888 
bis  1 898,  mit  geschichtl.  Beiträgen  von  Richard  Pick.  —  Krückemeyer,  Die  Stadt 
Linnich,  Linnich  1 897.  —  H.  Oidtmann,  Ortsgeschichtliche  Plaudereien  in  Anleh- 
nung an  die  Linnicher  Urkunden:  Linnicher  Zeitung  i9oi  u.  f.  —  Über  den  Kanton 
Linnich:  Jülicher  Korrespondenz-  und  Wochenblatt,  16.  März  i9oi. 

Über  die  Hubertusschlacht  bei  Linnich  vgl.  ausserdem :  Brosii,  Annales  II, 
S.  54.  —  Lacomblet,  Archiv  IV,  S.  253.  —  Brückmann,  Linnich  und  die  Fehden 
und  Kämpfe  um  die  Wende  des  Mittelalters  zur  Neuzeit,  i9oi.  —  Oidtmann,  Die 
Hubertusschlacht  bei  Linnich  in  Dichtung,  Sage  und  Geschichte,  Linnicher  Zeitung, 
i9o2;  Kreis  Jülicher  Korresp.  und  Wochenblatt  i9o2. 

KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Martini).  Binterim  und  fKatkh°Lhe 
Mooren,  E.  K.  I,  S.  333;  II,  S.  i92.  —  Krückemeyer,  Die  Stadt  Linnich  S.  9,  10, 
5i.  —  Berns,  Die  Vollendung  des  Kirchenbaues  zu  Linnich  vor  4oo  Jahren:  Lin- 
nicher Anzeiger  1880,  i3.  November,  Nr.  46.  —  Bericht  über  die  Verwaltung  u.  s.w. 
der  Stadt  Linnich  pro  i89i/92.  —  Aachener  Zs.  III,  S.  i48;  XVI,  S.  4o.  —  Oidt- 
mann, Die  Linnicher  Pfarrkirche  und  ihre  Ausstattung:  Linnicher  Zeitung  i9oi. 

H  andschriftl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Das  nicht  grade  bedeutende  Archiv 
umfasst  namentlich  Schriftstücke  über  die  einzelnen  Altäre:  Kreuzaltar,  Katharinen- 
altar, Annaaltar,  Georgsaltar,  Nikolausaltar,  mit  Urkundenabschriften,  deren  Inhalt  zum 
Teil  bis  zum  Anfang  des  1 5.  Jh.  zurückreicht.  Ausserdem  sind  zu  nennen:  Renten- 
verzeichnisse, Akten  über  die  Kapelle  in  Rurdorf  von  i6o3  ab,  Türkensteuer-Register 
des  16.  Jh.,  Erneuerung  des  Kirchturmes  1 747  u.  s.  w.  Im  einzelnen  vgl.  Tille, 
Übersicht  II,  S.  32. 


[59 


i6o 


KREIS  JÜLICH 


Kathoi.  Im  Stadtarchiv:  Neuere  Abschriften  der  Stiftungen  u.  s.  w.  vom  iS.  Jh.  an. 

—  Einzelne  urschriftliche  Stadtrechnungen  von  i42  9  ab  (die  von  Berns,  a.  a.  O., 
benutzte  Rechnung  von  1 43 1  über  den  Kirchenbau  und  den  Glockenguss  ist  nicht 
mehr  zu  finden).  —  Bruderschaftsrechnungen  vom  Ende  des  1 5.  Jh.  ab.  Vgl.  Tille,. 
Übersicht  II,  S.  34.  —  Oidtmann  in  der  Linnicher  Zeitung  i9oi  u.  f. 

Geschichte  Kaiser  Lothar   schenkte   Einkünfte  der  „Villa  Linnica"   dem  Marienstift  in 

Aachen;  im  J.  888  wird  diese  Stiftung  durch  Arnulf  bestätigt  (Lacomblet,  U.  B.  I, 
Nr.  75).  Die  Urkunde  vom  J.  898  (von  Mering,  Geschichte  der  Burgen  IXr 
S.  24)  bezieht  sich  auf  Lintgen  in  Luxemburg.  Während  das  Aachener  Stift  als 
Grundherr  erscheint,  kam  die  Kirche  in  den  Besitz  der  Abtei  Prüm,  die  schon  im 
J.  893  in  Linnich  begütert  war  (Beyer,  Mittelrhein.  Urkundenbuch  I,  Nr.  1 3 5,  p.  i43t 
1 84} ;  im  J.  1298  wurde  die  Kirche  der  Abtei  Prüm  inkorporiert  (Düsseldorf,  St.-A., 
Kur-Köln,  Urk.  366).  Bei  dem  Verkauf  des  Linnicher  Frohnhofes  an  die  Herren 
von  Randerath  im  J.  1 368  behielt  sich  Prüm  seine  Rechte  an  der  Kirche  in  der 
Form  einer  Vogtei  vor  (Lacomblet,  U.B.  III,  Nr.  577.  —  Krückemeyer  S.  6i); 
diese  Vogtei  geht  im  J.  1 395  in  den  Besitz  des  Herzogs  von  Jülich  über. 

Im  I.  i425  begann  man  mit  der  Höherführung  des  noch  aus  dem  12. —  1 3.  Jh. 
herrührenden  Turmes;  die  Arbeit  scheint  im  J.  1 43 1  beendet  (Histor.  Nachrichten 
über  die  Stadt  Linnich  S.  6).  Im  Anschluss  wurde  —  wohl  mit  langen  Pausen  — 
der  Neubau  des  Langhauses  unternommen;  im  J.  i453  verleiht  Erzbischof  Dietrich  von 
Moers  hierzu  einen  Ablass.  Man  errichtete  den  Neubau  um  die  alte  Kirche  herum; 
im  J.  1478/79  brach  man  den  alten  Bau  ab,  sodass  man  das  Dachwerk  und  wohl 
auch  erst  die  Pfeiler  des  Neubaues  fertig  stellen  konnte.  Die  Konsekration  nahm 
der  Kölner  Weihbischof  Arnold  von  Unkel  am  22.  Juli  i48i  vor.  Der  Chor  war 
vielleicht  schon  früher  in  Benutzung  genommen,  da  die  Altarplatte  von  i46o  herrührt. 
Die  zum  grössten  Teil  erhaltene  reiche  Ausstattung  stammt  aus  dem  Ende  des  i5. 
und  dem  Anfang  des  16.  Jh.  Der  Bau  ist  im  wesentlichen  unverändert  erhalten; 
nur  zerstörte  ein  Sturm  im  J.  1 747  den  gothischen  Aufbau  des  Turmes,  der  dann 
das  jetzige  Glockengeschoss  mit  der  Baruckhaube  erhielt.  Die  Höherführung  oder 
ein  Neubau  des  Turmes  ist  in  Aussicht  genommen. 

Beschreibung  Dreischiffige  Hallenkirche  des  i5.  Jh.  aus  Backsteinmauerwerk  mit  romanischem 

Westturm  aus  Kieselmauerwerk,  im  Lichten  3 1,80  m  lang,   18, 7  5  m  breit  (Ansicht 
Fig.  106,  Grundriss  Fig.  io7). 
Turm  Der  viergeschossige  Westturm  des  12.  — 13.  Jh.  in  den  drei  Untergeschossen 

ganz  schlicht,  ganz  oder  grösstenteils  aus  Kieselmauerwerk  mit  unregelmässiger  Eck- 
quaderung.  Im  Erdgeschoss  ein  späteres  einfaches  Spitzbogenportal ,  die  beiden 
folgenden  Geschosse  mit  schmalen  Lichtscharten.  In  dem  dritten  Geschoss  sind 
innen  noch  die  mit  Ziegelsteinen  ausgesetzten  romanischen  Schallfenster  erkennbar. 
Das  Obergeschoss  von  1 747  aus  Backsteinen  mit  zweiteiligen  Fenstern  in  grosser  Stich- 
bogenblende, geschweifte  Dachhaube  mit  geschlossener  Laterne  und  schlanker  Spitze. 

Südlich  vom  Turm  ein  zweigeschossiger  Anbau  in  Ziegelmauerwerk,  daran 
die  Jahreszahl  i7o4  in  Eisenankern;  im  Erdgeschoss  die  zum  Teil  vermauerten  Korb- 
bogenöffnungen,  oben  einfache  Stichbogenfenster.  Darin  neben  dem  Turm  Kal- 
varienberg,  der  Christus  eine  rohe  Skulptur  in  dreiviertel  Lebensgrösse  aus  dem 
[5.  Jh.,  Maria  und  Johannes  schlechte  Barockfiguren.  Vor  der  Gruppe  Grabstein 
mit  der  verstümmelten  Inschrift:  anno  1664,  9.  aug.,  ist  bar  und  fcr- 

XEMER  JOHAN  VON  NE  ELL  ...  —  ANNO  1674,  DEN  2.  JUNII,  STARB  DIE  VEILEHR- 
UND  ....   FRAW  .... 


160 


LINNICH 


161 


Das  Langhaus  mit  vier  Jochen,  je  zwei  unter  ein  grosses  Walmdach  zu-  Kathoi. 
sammengefasst ;   die  dreiteiligen   Masswerkfenster  mit  reichen  Kouronnements  und  Langhaus 
einer  Querteilung  in  halber  Fensterhöhe.    Das  Bankgesims  der  Fenster  umzieht  auch 
die  Strebepfeiler,  die  darüber  noch  einmal  abgesetzt  sind;  in  der  Höhe  der  Mass- 
werke eine  giebelförmige   Hausteinabdeckung,   das  Ende  des  Strebepfeilers  flach, 


Fig.  106.    Linnich.    Choransicht  der  katholischen  Pfarrkirche. 


lisenenartig  mit  Pultabdeckung.  Unter  dem  Dachansatz  gleichfalls  ein  einfaches  Hau- 
steingesims. Das  Fensterbankgesims  ist  an  den  östlichen  Jochen  um  etwa  i,5  m, 
rechtwinkelig  umknickend,  heruntergezogen.  Im  westlichen  Joch  der  Südseite  eine 
flachbogige  Thür  unter  spitzbogiger  Blende,  deren  gekehltes  Profil  ganz  in  Back- 
steinen ausgeführt  ist.  Im  westlichen  Joch  der  Nordseite  eine  ähnliche,  jetzt  ver- 
mauerte Thüranlage;   darüber  eine  gleichfalls  vermauerte  Thür  in  der  Höhe  der 

11 

1 6 1 


I  62 


KREIS  JÜLICH 


Kathoi.     Empore.    Die  Westseiten  der  Seitenschiffe  haben  einfache  grosse  Masswerkblenden 
Pfarrkirche.     „.       ,  , 
in  Ziegelmauerwerk. 

In  der  Verlängerung  des  südlichen  Seitenschiffes  der  Sakristeibau  mit  zwei 
zweiteiligen  und  einem  dreiteiligen  Masswerkfenster,  ursprünglich  wohl  ein  Seitenchor. 
In  den  Winkel  zum  Chorhaus  ist   ein  quadratisches  Treppentürmchen  eingebaut, 
etwas  über  das  Hauptgesims  des  Langhauses  hinausgeführt. 
Chor  Der    Chor   mit   seinen  zwei   Jochen  und   dem   dreiseitigen   Abschluss  ruht 

infolge  des  hier  stark  abfallenden  Geländes  mit  dem  letzten  Joch  auf  einer  ge- 
wölbten Halle  mit  kurzen  schweren  Pfeilern  und  derben  Rippen  aus  Backstein- 
mauerwerk; die  ursprünglich  nach  allen  Seiten  mit  Korbbogen  sich  öffnende  Halle 
ist  ietzt  bis  auf  einen   niedrigen  Durchgang  vermauert.     Das  Bankgesims  ist  am 


-^=i  i  i  |  T  i  T  i  -    '"°    lM- 

Fig.  107.    Linnich.    Grundriss  der  katholischen  Pfarrkirche. 

Chor  wieder  mit  einem  rechtwinkeligen  Knick  höher  geführt.    Im  übrigen  entspricht 
der  Chor  in  der  Gliederung  der  Fenster  und  der  Strebepfeiler  ganz  dem  Langhaus. 
Inneres  Das  Innere  ist  von  einfacher  mächtiger  Wirkung;  die  achtseitigen  Backstein- 

pfeiler mit  einfachen  Einkerbungen,  die  sich  in  den  Gurtbögen  der  Scheidemauern 
als  Profilierung  fortsetzen.  Die  Gewölbe  sitzen  auf  teils  einfach  profilierten,  teils  mit 
Blattwerk  oder  Wappenschildchen  geschmückten  Konsolen:  einzelne  tragen  auch 
Halbfigürchen  von  verschiedener  Bedeutung,  z.  B.  die  Verkündigung.  Sämtliche  Ge- 
wölbefelder haben  reiche  Sternmuster  mit  schlanken  Birnstabrippen.  Die  Schlufs- 
steine  enthalten  Heiligenfigürchen,  Wappen,  Rosetten  u.  dergl.  Am  Chor  setzen  die 
beiden  runden  Dienste  des  Triumphbogens  etwa  2  m  über  dem  Boden  mit  Blatt- 
werkkonsolen an.  Der  siebenspitzige  Stern  des  Chorgewölbes  hat  in  der  Mitte  einen 
Schlufsstein  mit  den  Wappen  Jülich-Berg-Ravensberg.  Die  sieben  umliegenden  Wappen 
sind:  1.  Stadt  Linnich.  2.  Palant.  3.  Johanna  von  Bronkhorst-Batenburg,  heiratete 
t  53  1  den  Werner  von  Palant.    4.  Jülich-Berg-Ravensberg.    5.  Strabach  (?).    6.  Agnes 


162 


Linnich.    Hochaltar  der  katholischen  Pfarrkirche. 


Tafel  VIII. 


Linnich.    Flügelgemälde  vom  Hochaltar  der  katholischen  Pfarrkirche. 


LINNICH 


1 63 


von  Hoemen-Odenkirchen  (f  i487),   Gemahlin  des  Karsilius  von  Palant  (f  1 47 5).  Kathoi. 

P  f  i  r  p  Ii  i  r  c  Ii  6 

7.  Bastardwappen  der  Palant  (?).  Nach  dem  Wappen  von  Bronkhorst  und  dem- 
jenigen des  letzten  Herzogs  von  Jülich,  dessen  Tochter  Maria  im  J.  1 543  starb,  würde 
der  Chor  erst  1 53 1  —  1 543  gewölbt  sein  (?).  Das  Strabach'sche  Wappen  bezieht  sich 
wohl  auf  die  Heirat  einer  natürlichen  Tochter  Diedrichs  von  Palant  mit  Johann 
von  Strabach. 

In  die  beiden  westlichen  Joche  der  Seitenschiffe  sind  im  J.  1 586  spätgothische 
einfache  Emporen  mit  spitzbogigen  Gurtbögen  und  Kreuzgewölben  eingebaut 
worden,  in  dem  einen  Schlufsstein  der  h.  Franziskus,  in  dem  anderen  die  Jahres- 
zahl i586. 

Die  drei  Altäre  sind   sämtlich  flandrische  Schnitzaltäre  aus  der  i.  H.  des  Ausstattung 
16.  ]h.  mit  gemalten  Flügeln  (Beissel  in  den  Stimmen  aus  Maria-Laach  1 895,  S.  Ii. 
—  Münzenberger,   Zur  Kenntnis  der  mittelalterlichen  Altäre  Deutschlands,  Text 
von  Beissel  S.  i8,  25.  —  Janitschek,  Gesch.  der  deutschen  Malerei  S.  52 1  Anm.). 

Der  Hochaltar  hat  eine  gemauerte  Mensa  mit  zwei  eisenbeschlagenen  Hochaltar 
Thürchen  an  der  Rückseite;  die  2,80  m  lange.  1,20  m  tiefe,  26  cm  dicke  Altarplatte 
aus  Schiefermarmor  trägt  auf  dem  einfachen  Randprofil  die  im  J.  1 84 7  erneuerte 
Inschrift:  dominus  reynerus  de  palant,  mts.  karpensis,  it.  dedit  hunc  lapidem. 
orate  pro  eo  anno  xniic  lx.  Das  Wort  mts.  ist  wahrscheinlich  eine  falsche  Er- 
gänzung für:  praepositus.  Der  Kerpener  Propst  von  Palant  wird  verschiedentlich 
genannt,  auch  in  den  Linnicher  Stadtrechnungen  (von  Merino,  Gesch.  der  Burgen 
XI,  S.  2  7.  —  Strange,  Beiträge  zur  Genealogie  I,  S.  67.  —  Bericht  über  die  Ver- 
waltung der  Stadt  Linnich  pro  i89i/92).  Auch  Merian,  Topographia  Westphaliae 
S.  86,  erwähnt  die  Altarplatte :  allda  ein  stattlicher  Altar,  auss  gantzem  schwartzem 
Marmor,  zu  sehen,  dergleichen  ausser  dem  Altar  in  dem  Chor  dess  Thumbs  zu 
Cölln,  in  dieser  Lands-Art  nicht  solche  zu  finden  seyn. 

Der  Schrein  (Taf.VII)  mit  überhöhtem  Mittelteil  zeigt  in  dem  hohen  Mittelfeld 
oben  die  Kreuzigung,  umgeben  von  reicher  Figurengruppe,  in  dem  unteren  Teil  abge- 
sondert Maria,  von  Johannes  gehalten,  nebst  den  klagenden  Frauen;  links  die  dicht 
gedrängte  Figurengruppe  der  Kreuzschleppung,  rechts  die  entsprechende  Darstellung 
der  Kreuzabnahme.  Die  geschweiften  Abschlüsse  dieser  drei  Hauptfelder  mit  reichem 
hängenden  Masswerk ;  in  den  breiten  Kehlen  unter  kleinen  Baldachinen  vorbildliche 
Scenen  aus  dem  alten  Testament  und  weitere  Vorgänge  aus  dem  Leben  Christi.  Der 
untere  Teil  des  Schreines  zeigt  nebeneinander  in  sechs  kleinen  Feldern  Geisselung, 
Dornenkrönung,  Grablegung,  Auferstehung,  Christus  in  Emaus,  sowie  den  ungläubigen 
Thomas.  Die  dreiteilige  Predella  durch  ein  kräftiges  Gesims  abgesondert,  enthält 
Beschneidung,  Anbetung  der  Hirten  und  Anbetung  der  Könige;  weitere  Begeben- 
heiten aus  der  Kindheit  Christi  sind  hier  ebenfalls  auf  Konsolen  in  den  Kehlen 
angebracht. 

Die  beiderseits  gemalten  Flügel  zeigen  aussen  10  kleinere  und  grössere  Ge- 
mälde: 1.  Christus  am  Brunnen  und  2.  Christus  und  die  Ehebrecherin  als  kleine 
Bilder  in  der  Spitze;  es  folgen  die  4  grossen  Bilder:  3.  Heilung  des  Kranken  am 
Teich  Betsaida,  4.  Verklärung  auf  Tabor,  5.  Auferweckung  des  Lazarus,  6.  Heilung 
des   Blindgeborenen.     Darunter  wieder  4  Bilder:    7.   Abraham  und  Melchisedech, 

8.  Messe  des  h.  Gregor,  9.  das  Abendmahl,  10.  der  Mannaregen. 

Die  Innenseiten  der  Flügel  umfassen  i4  Darstellungen,  in  der  Spitze:  1.  Ver- 
spottung Christi,  2.  Christus  erscheint  den  Frauen;  darunter  die  grossen  Bilder: 
3.  das  Abendmahl,  4.  Gefangennahme  Christi,  5.  die  Himmelfahrt  Christi,  6.  Aus- 

11* 

1 63 


164 


KREIS  JÜLICH 


Rechter 
Saitenaltar 


Ausstattunggiessung  des  h.  Geistes.  Unter  diesen  folgen  als  kleinere  Bilder  in  zwei  Reihen 
übereinander:  7.  Einzug  in  Jerusalem,  8.  Christus  am  Ölberg,  9.  der  Auferstandene 
erscheint  den  Jüngern,  io.  Petrus  auf  dem  Meere,  n.  Vermählung  Mariae,  12.  Ver- 
kündigung, i3.  Darbringung  im  Tempel,  i4.  Christus  im  Tempel  lehrend.  Die  Bilder 
auf  den  Innenseiten  bilden  mit  den  Schnitzgruppen  des  Schreines  einen  geschlossenen 
Cyklus. 

Unter  den  flandrischen  Schnitzaltären  im  Kreise  Jülich  steht  der  Linnicher 
Hochaltar  an  erster  Stelle;  die  Durchführung  der  Figuren  ist  besonders  sorgfältig 
und  noch  relativ  streng;  es  fehlen  die  burlesken  Züge,  die  den  minderen  Qualitäten 
dieser  Altäre  eigen  sind.  Die  Flügelbilder  (Taf.  VIII)  zeigen  aussergewöhnlich  lange 
Figuren  mit  kleinen  Extremitäten,  in  der  Zeichnung  etwas  bizarr,  in  den  harten 
blaugrünen  Tönen  nicht  ungeschickt.  Die  Malereien  gehören  nicht  zu  den  besten 
ihrer  Art. 

Der  Altar  ist  um  i85o  durch  den  Bildhauer  W.  J.  Wings  in  Aachen  und  den 
Vergolder  K.  Kjiauff  in  Rödingen  wiederhergestellt,  dabei  neuvergoldet  und  durch  ein- 
zelne Figuren  ergänzt  worden. 

Der  rechte  Seitenaltar  (Taf.  IX)  ist  gleichfalls  ein  flandrischer  Schnitz- 
altar aus  der  Zeit  um  020;  eine  Figur  zeigt  auf  dem  Kopf  die  eingebrannte  Hand, 
die  Marke  von  Antwerpen. 

Der  Schrein  mit  sechs  Passionsscenen  in  der  üblichen  Anordnung:  In  dem 
hohen  Mittelfeld  die  Kreuzigung  in  dichtgedrängter  Gruppe;  darunter  in  der  Mitte 
Jesse  mit  den  vier  Propheten,  von  dem  sich  der  Stammbaum  mit  seinen  Halb- 
figürchen  in  der  Kehle  des  Mittelfeldes  hinaufzieht,  wie  an  den  Altären  in  Alden- 
hoven, Barmen  u.  s.w.  (s.  o.  S.  20  u.  3i).  In  den  beiden  grossen  Feldern  links  die 
Kreuzschleppung,  rechts  die  Kreuzabnahme,  in  den  Kehlen  wiederum  kleine  Gruppen. 
Unten  links  die  Beschneidung,  rechts  die  Anbetung  der  Könige. 

Bei  geschlossenen  Flügeln  oben  in  der  Spitze  Christus  am  Brunnen  und 
Christus  und  die  Ehebrecherin,  darunter  3  grosse  Darstellungen:  1.  Taufe  Christi, 
2.  die  wunderbare  Brotvermehrung,  zwei  Felder  einnehmend,  3.  die  Hochzeit  zu  Canaa. 

Die  Innenseiten  der  Flügel  haben  10  Scenen  aus  dem  Leben  Christi  im 
Zusammenhang  mit  den  Darstellungen  des  Schnitzschreines;  oben  1.  Verspottung 
Christi,  2.  Grablegung  Christi;  darunter  4  grosse  Darstellungen:  3.  Christus  am  Öl- 
berg, 4.  Gefangennahme  Christi,  5.  Pfingstfest,  6.  Himmelfahrt  Christi;  in  der  unteren 
Reihe:  7.  Verkündigung,  8.  Besuch  bei  Elisabeth,  9.  Verehrung  des  Christkindes, 
10.  Darbringung  im  Tempel. 

Die  Behandlung  der  Skulpturen  ist  bedeutend  derber  als  bei  dem  Hochaltar; 
es  ist  die  Qualität  der  gewöhnlichen  flandrischen  Exportware.  Die  Gemälde  jedoch 
erheben  sich  ein  wenig  über  diejenigen  des  Hauptaltares;  der  Meister  zeigt  hie  und 
da  noch  eigenartige  Anklänge  an  die  niederländischen  Meister  des  i5.  Jh. 

Der  linke  Seitenaltar,  der  h.  Katharina  geweiht,  dürfte  zeitlich  später  anzu- 
setzen sein,  wohl  um  1  54o  (Fig.  108).  Die  Umrisszeichnung  des  Schreines  ist  wesent- 
lich schlichter,  die  Seitenstücke  sind  einfach  abgerundet,  während  das  Mittelstück  in 
Form  des  Eselsrückens  abschliesst.  Die  Einteilung  des  Schreines  ist  möglichst  einfach, 
in  der  Mitte  drei,  in  jedem  Seitenfeld  zwei  Gruppen.  Links  Disputation  und  Katha- 
rina die  drei  Jünglinge  vom  Feuertod  errettend;  rechts  Katharina  vor  dem  Götzen 
und  Gefangennahme  der  Heiligen;  in  der  Mitte,  von  unten  beginnend,  Geisselung 
der  Heiligen,  Katharina  vor  dem  zerstörten  Rad  knieend  und  Enthauptung  der 
Heiligen. 


Linker 
Seitenaltar 


164 


Tafel  IX. 


Linnich.    Rechter  Seitenaltar  der  katholischen  Pfarrkirche. 


LINNICH 


165 


Die  Innenseiten  der  Flügel  zeigen  die  übrigen  Scenen  aus  dem  Leben  Ausstat tune 
der  Heiligen,  jede  Seite  mit  5  Darstellungen.    Links  oben:   i.  Katharina  mit  dem 
Einsiedler,  2.  Vermählung,  3.  Katharina  vor  dem  König;  darunter:  4.  die  Heilige  im 
Gefängnis,  5.  Enthauptung  der  h.  Katharina;  dabei  knieend  ein  Geistlicher  im  Leviten- 


Fig.  108.    Linnich.    Der  Katharinenaltar  der  katholischen  Pfarrkirche. 


rock,  vielleicht  der  Stifter  des  Altares.  Rechts  oben:  1.  Katharina  spendet  Almosen, 
2.  Katharina  lehnt  die  Bewerbung  des  Königs  ab,  3.  Grabtragung  durch  Mönche, 
darunter  4.  Grablegung,  5.  Katharina  bei  einer  Enthauptung  bekehrend. 

Die  Aussenseiten  der  Flügel  oben  mit  den  Figuren  Mariae  und  eines 
Patriarchen  oder  Propheten,  darunter  grosse  Einzelfiguren  der  hh.  Nikolaus,  Eligius, 
Wolfgang  sowie  Crispinus  und  Crispinianus. 


1 65 


166 


KREIS  JÜLICH 


Ausstattung 


Sakraments- 
häuschen 


Fig.  109.    Linnich.  Sakramentshäuschen 
in  der  katholischen  Pfarrkirche. 


Der  Schrein  des  Katharinenaltars  stellt 
einen  der  spätesten  Typen  und  zwar  die 
geringsteQualität  jener  flandrischen  Schnitz- 
altäre dar;  die  ganze  Durchführung  ist  sehr 
derb.  Einzelne  Figuren,  wie  die  des  Königs, 
wiederholen  sich  immer  genau  in  derselben 
Haltung.  Die  gemalten  Flügel  sind,  beson- 
ders auf  der  Aussenseite,  besser  als  die  der 
anderen  Altäre;  sie  zeigen  einen  nieder- 
ländischen Meister  von  der  Mitte  des 
1 6.  Jh. ;  die  Töne  sind  blass  und  kalt,  die 
Zeichnung  ziemlich  gut.  Manche  Züge 
erinnern  an  die  späten  Bilder  Barlhel 
Bruyns. 

Zwei  gute  Rokoko- Altäre  in  brau- 
nem Holz  vom  J.  i  776,  die  früher  an  Stelle 
der  flandrischen  Seitenaltäre  errichtet  wor- 
den waren,  sind  im  J.  i9oi  dem  Trap- 
pistenkloster  Echt  überlassen  worden. 

Ein  kleineres  gemaltes  Altar-Trip- 
tychon  vom  Ende  des  i5.  Jh.  ist  vor 
einigen  Jahrzehnten  an  das  städtische  Suer- 
mondt-Museum  in  Aachen  verkauft  worden. 

Über  den  im  J.  i429  gestifteten  Ma- 
rienaltar, den  sogen.  Palanter  Altar, 
vgl.  u.  unter  Rurdorf. 

An  der  linken  Wand  des  Chores 
ein  reiches  spätgothisches  Sakraments- 
häuschen aus  Kalkstein,  um  1S20,  9,2  5  m 
hoch  (Fig.  io9).  Der  Sockel  mit  vier 
säulentragenden  Löwen  um  einen  vier- 
eckigen Mittelschaft;  den  Säulen  sind  unter 
reichen  Baldachinen  die  Figürchen  der 
hh.  Maria,  Barbara  und  Katharina  vorge- 
setzt. Das  eigentliche  Gehäuse  an  drei 
Seiten  mit  hohen  Gitterthüren ,  ringsum 
in  den  Kehlen  ein  reicher  durchbrochener 
Fries,  auf  den  Ecken  wieder  unter  Bal- 
dachinen die  Figürchen  der  hh.  Johannes 
Bapt.,  Petrus,  Paulus  und  Jacobus  M.  Über 
den  drei  Gitterthüren  drei  vortreffliche 
Gruppen  der  h.  Sippe,  Abendmahl  und 
der  hh.  Laurentius  und  Margaretha,  die 
letzteren  durch  einen  Renaissancepilaster 
geschieden.  Oberhalb  dieser  Gruppen  vor- 
kragende sich  überschneidende  Baldachine, 
aus  denen  die  reiche,  in  drei  Geschosse 
gegliederte    Spitze    wächst.      An  dem 


166 


I.INN K  II 


i67 


Schaft  sind  im  unteren  Teile  des  Aufbaues  nochmals  Figürchen  unter  Baldachinen  Ausstattung 
angebracht,  wahrscheinlich  die  hh.  Katharina  mit  zwei  knieenden  Mädchen,  Bene- 
dikts und  Apollonia. 

Das  Sakramentshäuschen  ist  im  J.  1862  durch  den  späteren  Domsteinmetz- 
meister Sarier  in  Bremen  gut  restauriert  worden. 

Seitlich  in  die  Wand  eingelassen  ein  kleines  neubemaltes  Relief,  35  x  52  cm 
gross  (Fig.  110),  mit  den  knieenden  Figürchen  Karsils  von  Palant  (f  um  1 5  2 1 )  und 
seiner  Gattin  Margaretha  von  dem  Bongart;  der  Stein  stellt  höchst  wahrscheinlich 
die  Stifter  des  Sakramentshäuschens  dar  (Aachener  Zs.  XVI,  S.  4o). 

Am  nächsten  würde  das  Sakramentshäuschen  in  Euskirchen  demjenigen  in 
Linnich  verwandt  sein  (Kunstdenkmäler  des  Kreises  Euskirchen  S.  42).  Auffallend 
ist  das  Vorkommen  des  kleinen  Renaissancepilasters  zwischen   den  beiden  Figuren 


Fig.  110.    Linnich,  katholische  Pfarrkirche.    Relief  mit  den  Stiftern  des  Sikram ?:itshäu5di3n3. 

der  hh.  Laurentius  und  Margaretha  —  wohl  ein  einem  Gemälde  entnommenes  Motiv 
— ,  während  die  ganze  Architektur  keine  Spur  von  Renaissanceformen  zeigt. 

Figur  der  h.  Katharina  aus  Holz,  auf  dem  heidnischen  Tyrannen  stehend 
der  rechte  Arm  fehlt;  mittelmässige  niederrheinische  Skulptur  aus  der  2.  H.  des 
1  5.  Jh.,  75  cm  hoch. 

In  der  Sakristei  Pieta  aus  Holz,  der  Christuskörper  steif  und  derb,  mittel- 
mässige niederrheinische  Skulptur  um  i5oo,  87  cm  hoch. 

Im  vierteiligen  Nordfenster  des  Chores  Glasmalereirest,   Einzelfigur    mit  Glasmalereien 
der  Beischrift:   sanctus  werner,  gut  gezeichnet  und  farbenkräftig,  aus  dem  Ende 
des  i5.  Jh. 

In  einem  Sakristeifenster  Glasmalereireste  aus  dem  Anfang  des  16.  Jh., 
zwei  kleine  rechteckige  Grisaillescheiben,  die  Kreuzigung  und  die  derbe  Einzelfigur 
des  h.  Paulus ;  im  Kouronnement  zwei  kleine  feine  Figürchen  und  hübsche  Reste 
von  Bordüren  (Oidtmann  i.  d.  Ztschr.  f  christl.  Kunst  XII,  Sp.  58). 


1 67 


1 68 


KREIS  JÜLICH 


Ausstattung  Die  alten  Fenster  des  Chores,   deren  Wappen  in  der  Vierteljahrsschrift 

des  Vereins  Herold  i872,  S.  io9,  erwähnt  werden  (Odenkirchen  ist  für  Rheydt  hier 
einzusetzen),  waren  schon  um  i83o  verschwunden;  das  Mittelfenster  war  bis  zum 
J.  1 857  vermauert.    Im  einzelnen  vgl.  Oidtmann  in  der  Linnicher  Zeitung  i9oi. 

Im  Chor  fanden  sich  im  J.  1 87 5  Reste  von  Wandmalereien,  Tobias  mit 
dem  Engel  und  Apostelfiguren;  die  Gewölbemalereien  im  Chor  sind  nach  den  alten 
Resten  hergestellt. 

Taufstein  des  i3.  Jh.  aus  Blaustein,  auf  einem  runden  Schaft  das  flache 
Becken  mit  rohen  Eckköpfen,  i  m  Durchmesser,  88  cm  hoch. 

Ewige  Lampe  aus  getriebenem  Silber,  bauchig  mit  drei  Engelhermen,  da- 
zwischen Reliefs  der  h.  Familie,  des  h.  Michael  und  der  hh.  Franziskus  und  Elisabeth. 
Kölnische  Arbeit  vom  Anfang  des  18.  Jh.  mit  Beschau  und  Kopf  als  Meisterzeichen. 

Über  der  Lampe  als  Gewicht  eine  vergoldete  Messingkugel  des  1 5.  Jh. 
von  7  cm  Durchmesser,  mit  zweifacher  Durchbohrung.  Ringsum  auf  einem  Band  die 
Worte:  jasper-melcher-baltsar  und  zwei  verschlungene  Drachen,  die  beiden 
Halbkugelllächen  mit  vorzüglich  gezeichnetem  spätgothischen  Laubwerk  graviert; 
darin  auf  der  oberen  Hälfte  ein  Wappen  mit  drei  Krügen;  das  Ganze  von  vollendeter 
Zeichnung  und  sorgfältigster  Durchführung. 
Paramente  Moderne  Kasel,  die  Stäbe  alt  mit  gemustertem  Goldgrund,  darauf  in  Flach- 

stickerei der  Gekreuzigte  mit  Maria  und  Johannes,  Engel,  die  das  Blut  auffangen ; 
auf  dem  Vorderstab  die  hh.  Martinus,  Barbara  und  Georg.  Treffliche  Arbeit  um 
i5oo,  neuerdings  restauriert. 

Moderne  Kasel  mit  alten  Kölner  Borden,  um  i5oo,  restauriert.  Auf  der 
Rückseite  der  Gekreuzigte  mit  zwei  Wappen  mit  Leidenswerkzeugen,  unten  die 
h.  Barbara ;  der  Vorderstab  mit  Schriftzeichen  und  zwei  Wappen  mit  Leidens- 
werkzeugen. 

Ein  sauber  geschriebenes  Missale  mit  farbigen  Initialen,  in  schwerem  Schweins- 
lederband und  mit  ausgesägten  Messingbeschlägen  aus  der  Mitte  des  i5.  Jh.;  ein 
anderes  mit  silbernen  Rokoko-Beschlägen  aus  dem  18.  Jh. 
Grabplatten  J3ei  dem  Eingang  zum  Chor  rechts  auf  dem  Halbpfeiler  gravierte  Grabplatte 

aus  Kupfer  vom  Ende  des  1 5.  Jh.,  6o  X  98  cm  gross  (Fig.  m);  in  der  Mitte  stehend 
mit  gefaltenen  Händen  die  gut  gezeichnete  Figur  des  Verstorbenen  in  ganzer  Rüstung, 
ihm  zu  Seiten  die  vier  Ahnenwappen  Palant,  Bergerhausen,  Engelsdorf  und  Bins- 
feld; der  Grund  ist  kreuzweise  schraffiert.  In  den  Ecken  der  Einfassung  Rundme- 
daillons mit  den  Evangelistensymbolen,   dazwischen  Band  mit  der  Inschrift:  ANNO 

DOMINI  MCCCCLXXIIII,  UP  DEN  XVIII  DEN  DACH  NOVEMBRIS,  STARFF  WERNER  VAX 
PALAXT,  HIRN  WERNERS  HERN  ZO  PALAN1  INI'  BREYDENBENT  RITTER  ZEILIG]  ELEG1 
SOEN,  DER  SELEN  GOT  GENEDICH. 

Die  älteren  Grabinschriften  sind  von  Berns.  Historische  Nachrichten, 
S.  i4,  veröffentlicht  worden  nach  den  Abschriften,  die  er  vor  der  Zerstörung  bei  Er- 
neuerung des  Bodenbelages  genommen  hat: 

1.  Grabplatte  mit  den  vier  Evangelistensymbolen  und  einem  Kelch  als  Messing- 
einlagen und  der  Inschrift:  anno  domini  1462,  die  quarta  novembris,  obiit  vener. 

DOMINUS  HERMANNUS  TIMRIN,  PASTOR  IN  LINNICH,  CHRISTI  ANIT  ATIS  DECANUS 
JULIACENSIS,  CUIUS  ANIMA  REQUIESCAT  in  pace.  amen. 

2.  Ein  ähnlicher  grösserer  Stein  mit  der  Inschrift:  venerabilis  dnus  Joannes 

DE  CLERMONT  AQUISGRANENSIS,  QUI  OBIIT  ANNO  INCARNAT.  DNI  MCCCCLXX,  MENSIS 
MAJI   DIE  .  .  .   PRIMA  P  .  .  .   VII,  CUIUS  ANIMA  REQUIESCAT  IX  PACE. 


168 


LINNICH 


1 69 


3.  Grabplatte  mit  der  Inschrift:  in  te  domine  speravi,  non  confundar  in  Ausstattung 

AETERNUM.  DER  WOHLEDEL  UND  HOCHFÜRNEHMER  HERR  PETRUS  WALRAFF,  IHRER 
CHURFÜRSTLICHER  DURCHLAUCHT  ZU  PFALTZ  SCHULTEIS  UND  KELNER  ZU  LINNICH 
UND  AMPT  BOSLAR,  STARB  DEN   2.  JULII    1693.     GOTT  SEIE  DESSER  SEEL  GNÄDIG. 

4.  ANNO  1664,  DEN  2/.  NOVEMBRI,  IST  IM  HERRN  SELIG  ENTSCHLAFEN  DER 
EDEL     UND    VESTER  HERR 

WILHELMUS  KERRIS,  FÜRST- 
LICHER PFALZ-NEUBURGI- 
SCHER  SCHOLTHEIS  UND  KEL- 
NER DER  STAT  LINNICH  UND 
BOSLAR,  AETAT  IS  IM  02  TEN 
JAHR,  CUIUS  ANIMA  AE- 
TERNA  (SO). 

5.  ANNO     1 7 1 7  ,  DIE 

13.  MENSIS  AUGUSTI,  OBIIT 
PETRUS  VOGELS,  CONSUL  ET 
SCABINUS    IN    LINNICH,  ET 

I/O/,  DIE  28.  MENSIS  SEP- 
TEMBER, CATHARINA  BON- 
GARDTS,  CONJUX.  BEATI,  QUI 
IN  DOMINO  MORIUNTUR. 
QUID  MORTEM  METUAM  ? 
VITA  EST  MIHI  DULCIS,  JESU, 
DUM  MORIOR  U.  S.  W. 

6.  Grabstein  mit  der 
Inschrift:  der  wohledeler 

HOCHVORNEHME  HERR  WIL- 
HELMUS BIRBAUM ,  IHRER 
CHURFÜRST.  DURCHL.  ZU 
PFALTZ  SCHREIBER  DER 
STADT  LINNICH  UND  AMBTS 
BOSSLAR,  LAURENZBERG  UND 
WART,  STARB  D.  2  2.  FEBR. 
I704. 

7.  Grabstein  mit  Wap- 
pen, angeblich  eines  im  Duell 
gefallenen  französischen  Ade- 
ligen, aus  dem  siebenjährigen 
Krieg,  mit  der  Inschrift:  cy 

GIST  POMPONE  DE  REFUGE, 
QU'UNE  EXCES  DE  BONTE  FIT 
ABUSER    DE    SON  COURAGE. 

8.  Grabstein  mit  der 
Inschrift:  anno  domini  1484  starf  pawels  huisfrowe  van  warde. 

Ausserdem  erwähnt  Berns  die  mit  16  Ahnenwappen  geschmückte  Grabplatte 
des  Karsilius  von  Palant  (f  Mai  1629)  und  die  Grabsteine  der  Pfarrer  Peter  Kerf, 
Decker,  Aggerius,  Heinrich  Horn,  Scruterus,  Christian  Wagener,  Wilhelm  Vaessen, 
Peter  Georg  Ahen,  Konrad  Cürten.  Die  bei  Berns  (S.  1 4/ 1 5)  erwähnte  Inschrift  auf 
einem  rötlichen  Sandstein,  deren  Jahrzahl  irrtümlich  1 1 7o  gelesen  wurde,  vermutlich 
anstatt  i67o,  ist  heute  gänzlich  verwittert.  Ein  Grabstein  des  Herzogs  Eduard  von 
Geldern  war  niemals  vorhanden. 


Fig.  111.    Linnich,  katholische  Pfarrkirche. 
Grabplatte  des  Herrn  von  Palant. 


169 


i7o 


KREIS  JÜLICH 


Ausstattung  Die  drei  Glocken  von  i646,  i43o  und  1 736  tragen  die  Inschriften: 

Gl0Cken  I.  O    REX    GLORIAE,    VENI    CUM    PACE.      MARIA    VOCOR,    ORA    PRO    POPULO.  IN 

NOMINE    DOMINI,    AMEN.       FRANCISCUS    TREVERENSIS    ME    FUDIT    ANNO    DOMINI  1646 

(Über  Franz  von  Trier  vgl.  Aachener  Zs.  XIX,  S.  i42). 

2.  IN  NOMINE  JHESU  VOBISCUM  DUX  (PAX?)  MANEAT  AT  .  .  .  GERTRUDIS  VOS 
TUERE  (?).     CHRISTIANI  (so)   DUISTERWALD  ME  FECIT  ANNO  DOMINI  MCCCCXXX.  AMEN. 

Über  die  Beförderung  der  alten  Glocken  nach  Köln,  die  Lieferung  von  missglückten 
Glocken,  die  Versuche  einer  Ausbesserung  durch  Umbinden  und  endlich  über  den 
Neuguss  liegen  in  den  Stadtrechnungen  von  i43o  —  1 447  äusserst  interessante  An- 
gaben vor  (Histor.  Nachrichten  über  die  Stadt  Linnich  S.  20). 

3.  anna  MarIa  VoCor,  VoCo  VoX  ego  qVotqVot  aD  aras.  z.  31.  ANN 

(SO)  USU  SCISSA  REONVABATUR  (SO)  I/36,  PASTORE  VAESSEN,  PRAETORE  DANIELS, 
CONSULE  LEIMKÜLER,  GOS  MICH  CHRISTIAN  WILHELM  VOIGT  ZU  DREMMEN. 

Über  die  Glocken  und  über  das  „Mailäuten"  vgl.  Oidtmann,  Linnicher  Zei- 
tung i9oi  u.  f. 

Evangei.  EVANGELISCHE  PFARRKIRCHE.    Krückemeyer,  Die  Stadt  Linnich 

P  f  3  r  r  k 1 r  c  h  6 

S.  55.  —  Ennen,  Gesch.  der  Reformation  S.  23o.  —  Demmer,  Gesch.  der  Refor- 
mation am  Niederrhein  S.  128,  161.  —  von  Recklinghausen,  Reformationsge- 
schichte I,  S.  1 93. 

Handschrift  1.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Akten  u.  s.  w.  über  die  Religions- 
übung im  1 7.  Jh.  —  Urk.  über  den  Verkauf  des  Hauses  ,Der  rote  Löwe'  und  An- 
kauf einer  Baustelle,  1 665.  —  Synodalakten  vom  Ende  des  18.  Jh.  —  Chronik  aus 
dem  i9.  Jh.    Vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  37. 

Im  Stadtarchiv:  Akten  zu  den  Streitigkeiten  im  18.  Jh.,  Notizen  über  den 
Neubau  der  Kirche  1  7 1 5,  u.  a.  m. 
Geschichte  Die  Reformierten  hatten  sich  wahrscheinlich  schon  am  Ende  des  16.  Jh.  in 

Linnich  enger  zusammengeschlossen;  im  J.  i6o9  trennen  sich  die  Gemeinden 
Jülich  und  Linnich.  Nach  verschiedentlichen  Bedrückungen  während  des  Erbfolge- 
krieges behauptete  die  Gemeinde  das  Recht  freier  Religionsübung;  sie  besass  erst 
das  Haus  zum  roten  Löwen,  im  J.  1662  wurde  das  alte  Predigerhaus  nebst  Bauplatz 
am  alten  Markt  erworben  und  im  J.  1 7 1 5  mit  dem  Bau  von  Kirche  und  Pfarrhaus 
begonnen.  Nach  dem  Brand  der  Kirche  bei  der  Beschiessung  im  J.  1 794  wurde  der 
Bau  erst  im  Anfang  des  1 9.  Jh.  hergestellt  und  im  J.  i8o5  eingeweiht;  damals  erhielt 
die  Kirche  auch  die  aus  dem  Kloster  Hohenbusch  (Kreis  Erkelenz)  stammende 
Ausstattung. 

Beschreibung  Schlichter   dreiseitig   geschlossener   Saal  bau   aus   Backsteinmauerwerk  vom 

I.  1  7  1  7 ,  im  Lichten  20  m  lang,  9,9o  m  breit. 

Im  Äusseren  die  Langseiten  und  die  Chorpartie  ganz  schmucklos  mit  grossen 
Rundbogenfenstern;  die  der  Strasse  zugekehrte  Westfront  (Fig.  112)  zeigt  über  dem 
Hausteinsockel  eine  Gliederung  durch  Ziegelwerkpilaster  mit  hohen  Gesimsbändern 
in  Haustein;  über  dem  Mittelfeld  ein  kleiner  Giebel.  In  den  beiden  seitlichen 
Feldern  hohe  im  Korbbogen  geschlossene  Fenster,  im  Mittelfeld  einfaches  von  Pi- 
lastern  eingefasstes  Blausteinportal  mit  abgesetztem  Oberlicht,  darüber  ein  kürzeres 
Korbbogenfenster;  über  dem  mittleren  Gesims  auf  ovalem  Stein  die  Jahrzahl  1 7 1 7 . 
Das  Walmdach  ist  in  halber  Höhe  leicht  geknickt;  über  dem  Westende  ein  acht- 
seitiger Dachreiter  mit  geschlossener  Laterne  und  schlanker  Spitze. 

Im  Inneren  eine  nachgewölbte  Decke  mit  schlichter  Stuckleistenverzierung. 


i7ü 


LINNICH 


1 7 1 


Die  Ausstattung  aus  Kloster  Hohenbusch  bietet  einiges  Interesse: 

Barockkanzel  mit  Voluten  auf  den  Kanten  und  hängendem  Knauf;  schwerer 
Schalldeckel  mit  Voluten  und  Engelsköpfen.  Zugehörig  die  Treppe  und  die  Wand- 
täfelung im  Chorraum,  darauf  die  Jahreszahl  i7oi. 

Die  gleichzeitigen  derben  Wangen 
der  Kirchenbänke  sind  aus  den  Klapp- 
sitzwangen des  Chorgestühls  gefertigt. 

Zweiflügelige  Thür  der  Chor- 
schranke; die  beiden  Pfeiler  mit  breiten 
Füllungen,  in  deren  oberem  Ende  Ro- 
kokokartuschen in  Flachrelief  geschnitten; 
als  Bekrönung  der  Pfeiler  wildes  Muschel- 
ornament. Die  breite  Schlagleiste  der 
Thür  mit  denselben  Ornamenten.  Die 
Thürflügel  mit  geschweiftem  oberen  Ab- 
schluss  sind  durchbrochen  geschnitten 
mit  Rokokoornament  und  Netzwerk. 
Gute  Arbeit  aus  der  Mitte  des  1 8.  Jh. 

Grosses  Orgelgehäuse  vom 
J.  1  764,  fünfteilig  in  zwei  Stockwerken, 
von  geschweifter  Grundrissform.  Die 
einzelnen  Felder  mit  den  Pfeifen  sind 
von  reichstem,  durchbrochenem  Rokoko- 
ornament eingefasst.  Der  obere  Ab- 
schluss  geschweift  mit  hochgezogenen 
Mittel-  und  Seitenstücken,  darauf  reiche 
Muschelaufbauten.  An  dem  Mittelstück 
eine  Kartusche  mit  der  Jahreszahl  i  764, 
treffliche  Rokokoschnitzerei  von  sehr 
sorgfältiger  Durchführung.  Die  Brüstung 
gehört  zu  der  Vertäfelung  im  Chorraum. 

Neuere  Gedenktafel  an  Stelle 
einer  im  J.  1 794  zerstörten  für  den  Grafen 
Vincent  von  Hompesch. 

EHEMALIGES  FRANZIS- 
KANESSENKLOSTER  S.  JO- 
HANNES IM  JORDAN.  Hist. 
Nachrichten  über  die  Stadt  Linnich 
S.  47.  —  Krückemeyer,  Die  Stadt  Lin- 
nich S.  55. 

H  andschriftl.  Qu.  ImStaats- 
archiv  zu  Düsseldorf:  Geringe  Be- 
stände, da  das  nach  Düsseldorf  geflüch- 
tete  Archiv    im  J.  1 794    bei  der  Be- 

schiessung  schwer  litt,  im  Ganzen  3o  Urkunden  von  i442 — i  7 2 1 ,  Akten  von  1 636  an. 
Vgl.  Ilgen,  Rhein.  Archiv  S.  i  io.  —  Bericht  über  die  Verwaltung  .  . .  Linnich  pro  1897/98. 

Das  Kloster  hat  anscheinend  nie  eine  grössere  Bedeutung  erlangt;  die  ersten 
Nachrichten  stammen  aus  der  Zeit  um  i44o.    Die  Reste  der  Klostergebäude 


Evangel. 
Pfarrkirche 
Ausstattung 


Fig.  112.  Linnich. 
Ansicht  der  evangelischen  Pfarrkirche. 


Jord  an- 
Kloster 


i  7 1 


1  72 


KREIS  JÜLICH 


Jordan-    sind  zweigeschossige  schlichte  Ziegelbauten  des  i7. — 18.  Jh.  an  der  Südseite  der 

Kloster 

Pfarrkirche ;  vom  Kloster  führte  ein  Gang  zu  der  Nonnenempore  an  der  Südseite 
des  Turmes.    Im  Anfang  des  1 9.  Jh.  wurden  die  Gebäude  verkauft. 
Minoriten-  EHEMALIGES  M I N O R I T E N K LO S T E R.    Hist.  Nachrichten  über  die 

kioster     gtac}t  Linnich  S.  46.  —  Krückemeyer,  Die  Stadt  Linnich  S.  55.  —  Verwaltungs- 
bericht Linnich  1 89  7/98. 

Handschrift!  Qu.  Im  Staatsarchiv  Düsseldorf:  i5  Urkunden  von 
1 65 7 — i79o.  Vgl.  Ilgen,  Rhein.  Archiv  S.  no.  —  Im  Stadtarchiv  Linnich:  Ab- 
schrift aus  den  Stadtrechnungen,  Ausgabe  an  das  Kloster  und  an  die  Schule  betreffend. 

Die  Minoriten  siedelten  sich  im  J.  1 643  in  Linnich  an  (Tille,  Übersicht  II, 
S.  36)  und  gründeten  eine  höhere  Schule.  Bei  der  Beschiessung  im  J.  1 7 94  brannte 
die  Kirche  und  ein  Teil  des  Klosters  nieder.  Von  den  nach  dem  Brand  wieder- 
hergestellten Gebäuden  steht  noch  ein  zweigeschossiger  grosser  Flügel,  ein  schmuck- 
loser Bau,  Herrn  Justizrat  Spies  und  Geschwister  Lüttger  gehörig. 

Stadt-  STADTBEFESTIGUNG.    Hist.  Nachrichten  über  die  Stadt  Linnich  S.  36. 

befestigung        T_    ..  _.     _     ,    _  .     .  ,  _ 

—  Kruckemeyer,  Die  Stadt  Linnich  S.  16.  —  von  Merino,  Gesch.  der  Burgen  IX, 

S.  7.  —  Oidtmann  in  der  Linnicher  Zeitung  i9oi. 

Ältere  Ansichten:   i.  Stich,  Belagerung  von  Breitenbend  im  J.  1610,  aus 

Hogenbergs  Geschichtsbildern,  mit  schematischer  Darstellung  der  Ostseite  (s.  u.  S.  1 7 5). 

2.  Stich,  Belagerung  von  Breitenbend  im  J.  i648,  aus  Merians  Theatrum 
Europaeum,  mit  der  Ansicht  der  Ostseite  (s.  u.  S.  i  7  5 ). 

3.  Schematische  Stadtansicht  aus  der  Vogelschau  im  Codex  Welser. 

4.  Ungenaue  kleine  Handzeichnung  von  1 668  im  Stadtarchiv  zu  Linnich. 

5.  Genaue  Zeichnungen  der  Rurpforte  mit  den  davor  gelegenen  Mühlen,  Auf- 
riss  und  Grundriss,  aus  dem  i  7.  Jh.  im  Düsseldorfer  Staatsarchiv  (Domänenakten). 

6.  Lithographie,  Gedenkblatt  der  Eiertipper-Gesellschaft  von  1827/28,  mit  An- 
sicht des  Restes  des  Pulverturmes. 

Geschichte  Schon  früh  scheint  die  Abtei  Prüm  als  Grundherrin  in  Linnich  (s.  o.)  den 

Edelherren  von  Randerath  das  Amt  der  Vögte  übertragen  zu  haben.  Seit  dem 
}.  1214  war  Randerath  Burgundisches  Lehen;  im  J.  1224  (Graf  Mirbach,  Territorial- 
geschichte II,  S.  12)  kommt  Linnich  mit  Ausnahme  des  Fronhofes  als  Lehen  der 
Abtei  an  die  Edelherren  von  Randerath,  die  im  J.  1 368  auch  den  Fronhof  erwarben. 
Um  die  Zeit  scheint  Linnich,  das  inzwischen  für  kurze  Zeit  an  die  Herren  von 
Heinsberg  übergegangen  war,  Stadtrechte  erhalten  zu  haben;  urkundlich  wird  Linnich 
im  J.  1 395  zuerst  als  Stadt  genannt  (Urkundenabschrift  im  Linnicher  Stadtarchiv). 

Inzwischen  war  Linnich  mit  dem  Amt  Boslar  im  J.  i392  an  Jülich  überge- 
gangen (s.  o.  S.  3),  das  im  T.  1 395  auch  den  letzten  Besitz  der  Abtei  Prüm,  die 
Pfarrkirche,  erwarb.  Im  J.  1 398  wurde  Linnich  im  Kampf  zwischen  Jülich  und 
Brabant  zerstört.  Seit  dem  J.  i4i4  war  es  zu  einer  vollkommenen  Befestigung 
gekommen;  im  T.  1 588  wurden  grössere  Ergänzungsbauten  notwendig.  Im  wesent- 
lichen scheint  der  Mauergürtel  in  dieser  Form  bis  zu  seiner  Niederlegung  in  der  Zeit 
1822 — 1825  bestanden  zu  haben.  Seit  dem  1 5.  Jh.  blieben  die  Schicksale  der  Stadt 
Linnich  mit  denjenigen  des  Palantschen  Schlosses  Breitenbend  auf  das  Engste  ver- 
knüpft, wie  auch  die  Herren  von  Palant  seit  dem  i5.  Jh.  vielfach  als  Pfandherren 
von  Linnich  erscheinen.  Nach  den  Kämpfen  um  Breitenbend  im  1 7.  Jh.  und  den 
Unruhen  des  18.  Jh.  folgte  im  J.  1  794  die  Beschiessung  Linnichs  bei  dem  Rückzug 
der  Österreicher  über  die  Rur,  bei  der  die  halbe  Stadt  in  Flammen  aufging  (Aachener 
Zs.  XXI,  S.  88). 


172 


LINNICH 


1 73 


Der  Lauf  der  Stadtbefestigung  lässt  sich  an  den  die  innere  Stadt  um- 
schliessenden  Promenadenwegen  ziemlich  genau  verfolgen;  die  Stadtmauer  um- 
schloss  danach  ein  an  den  westlichen  Ecken  abgerundetes  Rechteck  mit  einem  Thor 
an  jeder  Seite  und  Rundtürmen  an  den  Ecken.  Nach  Süden  lag  das  Rurdorfer  Thor, 
nach  Westen  das  Mahrthor  oder  Weilerthor,  nach  Norden  das  nach  den  Stadtrech- 
nungen 1466/67  erbaute  Kirschthor,  nach  Osten  das  Rurthor,  Jülicher  Thor  oder 
auch  Drieschpforte  genannt. 
Das  letztgenannte  war  nach 
der  S.  1 7  2  genannten  Zeich- 
nung ein  viereckiger  dreige- 
schossiger, etwa  20  m  hoher 
Thorturm,  unten  mit  der 
spitzbogigen  Durchfahrt,  die 
beiden  Obergeschosse  mit 
zweiteiligen  Fenstern;  oben 
runde  Ecktürmchen,  die  aber 
im  Anf.  des  1 7. Jh.  schon  mit 
demHauptbau  unter  ein  Dach 
gebracht  waren  (Fig.  u3). 
Die  Stadtmauer  war  eine 
glatte  Ziegelmauer,  oben  mit 
einem  Klötzchenfries  und 
zahlreichen  Scharten  auf 
dem  Wehrgang;  wo  die 
Terrainverhältnisse  es  ge- 
boten, wie  an  dem  Rurthor, 
stieg  auch  die  Mauer  stufen- 
förmig an. 

Von  den  Ecktürmen 
hiess  der  südwestliche  Fal- 
kenturm, der  nordöstliche 
Pulverturm ;  von  dem  letz- 
teren, einem  einfachen  Rund- 
turm, waren  im  J.  1827/28 
noch  mehrere  Geschosse  er- 
halten (s.  o.  S.  i72,  Nr.  6). 

Das  SCHLOSS  von 
Linnich,  wahrscheinlich  Sitz 
des  Vogtes  oder  Schult- 
heissen,  wird  im  J.  i42  5  aus- 
drücklich genannt  (Kremer,  Akadem.  Beiträge  S.  80);  es  scheint  jedoch  schon  früh- 
zeitig untergegangen  zu  sein. 

RATHAUS.  Handschriftl.  Qu.  Das  Stadtarchiv  ist  bei  der  Be- 
schiessung  von  Linnich  im  J.  1 7 94  verbrannt;  im  Laufe  des  1 9.  Jh.  ist  jedoch  ein 
ansehnlicher  Teil  der  zufällig  geretteten  Reste  des  alten  Archives  zusammengebracht 
worden.  Vornehmlich  sind  zu  nennen :  Abschriften  von  Urkunden,  Rechnungen  u.  s.  w. 
aus  dem  Ende  des  18.  Jh.  vom  Anf.  des  1 5.  Jh.  an.  ■ —  Einzelne  Originale  von  1 453 
an,  meist  die  Herren  von  Palant  zu  Breitenbend  betreffend.  —  Stiftung  des  Linnicher 


Stadt- 
befestigung 


Fig.  113.  Linnich. 
Die  Rurpforte  nadi  einer  Zeichnung  des  17.  Jh. 


S  e  h  1  o  s  s 


Rathaus 


173 


1  74  KREIS  JÜLICH 


Rathaus 


Gasthaus 


Privathäuser 


Burg 
Breitenbend 


Minoritenklosters  im  J.  1 643.  —  Privilegien  der  Stadt  Linnich  vom  1 7 .  Jh.  an.  — 
Streitigkeiten  zwischen  Linnich  und  Breitenbend.  —  Stadtrechnungen  von  i42  9  an. 
—  Rechnungen  verschiedener  Bruderschaften  vom  Ende  des  i5.  Jh.  an.  —  Im  ein- 
zelnen vgl.  Tille  Übersicht  II,  S.  34. 

Das  mittelalterliche  Rathaus  ging  im  Brande  von  l  794  unter;  der  jetzige  Bau 
von  1820  ist  schmucklos.    Über  der  Thür  ein  schöner  Renaissance-Wappenstein  aus 

der  1.  H.  des  16.  Jh.,  rechts 
das  Linnicher  Stadtwappen, 
links  das  Wappen  von  Jülich, 
Cleve,  Berg,  Mark  und  Ra- 
vensberg (Fig.  1  o5.  —  Bericht 
über  die  Verwaltung  .  .  .  . 
pro  i889/9o.  —  Oidtmann, 
Linnicher  Zeitung  i9o2:  Der 
alte  Wappenstein  des  Lin- 
nicher Rathauses). 

In  dem  Dachreiter  eine 
kleine  Glocke  des  iS.  Jh. 
mit  der  Inschrift :  AVE  MARIA, 

GRATIA  PLENA,  DOMINUS  TE- 
CTJM,  BENEDICTA  TU.  AMEN. 

EHEMALIGES  GAST- 
HAUS ZUM  H.  GEIST. 
Der  Bau  entstand  am  Ende 
des  i5.  Jh.,  der  noch  bis  in 
die  7o  er  Jahre  erhaltene 
Dachreiter  (Fig.  1 14)  wurde 
im  J.  i479/8o  in  Auftrag  ge- 
geben, jetzt  ist  das  Gebäude 
ganz  modernisiert. 

Die  alte  Anlage  ist  auch 
jetzt  noch  deutlich  zu  er- 
kennen; ein  kleines  zwei- 
geschossiges Gebäude,  das 
einen  viereckigen  Binnenhof 
umschliesst,  um  den  sich 
einst  die  Einzelwohnungen 
gruppierten. 

Die  noch  in  ziemlicher 
Zahl  erhaltenen  Privat- 
häuser des  i5. —  1  7.  Jh.  sind  durchweg  stark  modernisiert.  Interessant  ist  der  Staffel- 
giebel der  alten  chur  fürstl  ich  en  Mühle  vor  dem  Rurthor,  jetzt  den  Herren 
Gebrüdern  Weitz  gehörig;  der  Giebel,  mit  der  Jahreszahl  1608  in  Eisenankern,  ist 
auch  auf  der  alten  Ansicht  des  Rurthores  (Fig.  11 3)  deutlich  zu  erkennen. 

BURG  BREITENBEND.  Brosii,  Annales  III,  S.  118.  —  E.  von  Oidt- 
m an,  Arnoldus  Parvus,  der  Stammvater  des  Geschlechts  von  Palant:  Aachener  Zs. 
XVI,  S.  38.  —  Gesch.  der  Herren,  Freiherren  und  Grafen  von  Pallant:  Vierteljahrs- 
schrift des  Vereins  Herold,  i872.  —  Kaltenbach  S.  238.  —  Offermann  S.  7 i.  — 


Fig.  114.  Linnich. 
Gasthaus  zum  h.  Geist  vor  dem  Umbau. 


1  74 


LINNICH  I  7  5 


Brockmüller  S.  72.  —  Hist.  Nachrichten  über  die  Stadt  Linnich  S.  8i.  —  Articulen,  Burg 

die  gheaccordeert  zijn  aen  den  Gouverneur  Capiteijnen  ende  Soldaten  van    rei  en  e 

Gulick  op't  overgeven  der  selver  Plaetse  ende  van  Bredenbent  s'Graven- 

Haghe,  b.  d.  Jacobsz.  1610. 

Ältere  Ansichten  und  Pläne:    i.  Stich,  Vogelschau  mit  Darstellung  der  Ansichten 
Belagerung  von  1610,  u.  I.  Kartusche  mit  Legende,  darunter  Verse:  bredenbend  ein 
ziemlich  fest  hauss  u.  s.w,  aus  Hogenbergs  Geschichtsbildern  (Fig.  n5). 

2.  Dieselbe  Platte  mit  der  Zahl  369  und  Legende  in  Prosa:  i.  ertzhertzog 
LEOPOLD  ermanet  u.  s.  w.,  3o  X  2  1,5  cm. 

i.  Kleine  Ansicht  aus  der  Vogelschau  über  der  Ansicht  von  Jülich,  Stich  in: 
Des  fürstl.  Geschlechts  Gulich,  Clef,  Berg  Stammregister  ....  Arnheim  1610  (s.  o. 
S.  99,  Nr.  8). 

4.  Ähnliches  Blatt,  schlechte  Radierung,  1 9,8  x  27  cm  gross  mit  der  Nr.  11,  aus: 
Relatio  d.i.  eygentl.  u.  aussführl.  Bericht  ....  Augsburg,  Zimmerman,  161 1. 

5.  Stich,  Plan  der 
Belagerung  vom  J.  1 648, 
mit  besonderer  Vogel- 
schau des  Schlosses  1.  u., 

bez.:  DESIGNATION  DES 
VESTEN    HAUSSES  BRE- 

denbendt  u.  s.  w.,  unten 
Legende  und :  Andreas 
zeidlerus  leutn.  de- 
lineavit,  1 7,5x28,5  cm, 
aus  Merians  Theatrum 
Europaeum    (Fig.  116). 

6.  Kleine  Tusch- 
zeichnung, ziemlich  zu- 
verlässige Vogelschau, 
die  das  Schloss  als  Ruine 
zeigt,  im  Codex  Welser. 

7.  Grundriss  der  allein  noch  erhaltenen  Vorburg  vom  j.  1 7 5 8  im  Linnicher 
Stadtarchiv. 

Breitenbend,  ein  brabantisches  Lehen,  war  ursprünglich  im  Besitz  eines  gleich-  Geschichte 
namigen  Geschlechts,  das  noch  in  den  J.  1 3 1 5  und  r 3 1 6  auf  Breitenbend  genannt 
wird.  Vielleicht  durch  Kauf  ist  Breitenbend  an  Arnoldus  Parvus,  den  königlichen 
Meier  der  Stadt  Aachen,  gekommen,  welcher  der  Begründer  des  bedeutenden  Adels- 
geschlechts der  von  Palant  wurde;  er  nennt  sich  zuerst  im  J.  1 3 2 7  Arnold  von 
Breitenbend.  Arnold  starb  vor  1 343 ;  es  folgt  ihm  sein  Sohn  Werner  von  Breiten- 
bend. Nach  seinem  Tod  fiel  Breitenbend  durch  Erbschaft  und  Kauf  an  seinen 
Neffen  Karsilius  von  Palant,  dessen  Vater,  ein  Sohn  des  Arnoldus  Parvus,  diesen 
Familiennamen  von  dem  Gut  Palant  bei  Weisweiler  angenommen  hatte.  Seitdem 
vererbt,  sich  Breitenbend  in  der  Familie  von  Palant  fort;  sie  sind  die  Wohlthäter  der 
Linnicher  Kirche,  meist  Pfandherren  der  Stadt  Linnich  u.  s.  w.  (Aachener  Zs.  XVI,  S.  80). 

Der  Mitte  des  i5.  Jh.  gehört  der  Kern  der  grossen  Burganlage,  Hauptburg 
und  Vorburg,  an;  im  Laufe  des  16.  Jh.  kamen  die  äussere  Vorburg  und  die  Bastionen 
hinzu.  Als  im  J.  16 10  der  Freiherr  Karl  Dietrich  von  Palant  Breitenbend  dem  Erz- 
herzog von  Osterreich  einräumte,  kam  es  zu  der  grossen  Belagerung  durch  branden- 

1 75 


Fig.  115.  Linnich. 
Burg  Breitenbend.    Ansicht  vom  J.  1610. 


i  76 


KREIS  JÜLICH 


Burg 
Breite  nbend 


Beschreib  ung 


Vorburg 


burgische  und  kurpfälzische  Truppen;  Breitenbend  musste  sich  gleichzeitig  mit  Jülich 
ergeben.  Im  3o jährigen  Krieg  setzten  sich  die  Schweden  und  Hessen  in  Breiten- 
bend fest  und  behelligten  die  ganze  Umgegend;  von  den  Kaiserlichen  unter  General 
Lamboy  erobert,  wurde  Breitenbend,  weil  zu  seiner  dauernden  Besetzung  keine 
Truppen  verfügbar  waren,  zerstört.  Seitdem  sank  die  ehemalige  Wasserburg  zum 
einfachen  Ackergut  hinunter;  die  Befestigungsanlagen,  namentlich  die  Hauptburg, 
verschwanden  allmählich,  im  Laufe  des  i9.  Jh.  sind  dann  auch  die  grossen  Wälle 
abgetragen  und  die  sämtlichen  Gräben  zugeschüttet  worden.  Erhalten  ist  heute  nichts 
weiter  als  die  ehemalige  Vorburg.  Von  den  Herren  von  Palant  war  Breitenbend  im 
T.  1 747  an  die  pfälzische  Hofkammer  verkauft  worden;  Karl  Theodor  schenkte  das 
Gut  im  J.  1 7 78  seinem  natürlichen  Sohn,  dem  Grafen  von  Bretzenheim.  Um  die 
Wende  des  18.  Jh.  war  Breitenbend  im  Besitz  des  Grafen  Hompesch,  kam  i84o  an 
die  Familie  Iven  und  ging  Ende  der  9o  er  Jahre  kurz  hintereinander  an  Herrn  Rechts- 
anwalt Stryck  und  den  jetzigen  Eigentümer,  Herrn  Losenhausen  in  Düsseldorf,  über. 

Die  Anlage  umschloss  nach  den  beiden 
alten,  ziemlich  genauen  und  übereinstimmenden 
Ansichten  zunächst  die  Hauptburg,  ein  regel- 
mässiges Viereck  mit  runden  Ecktürmen,  Binnenhof 
und  einem  grossen  Thorturm,  war  nach  der  älteren 
Abbildung  überdies  mit  einem  mächtigen  Berg- 
fried versehen.  Die  davor  liegende  fünfseitige 
Vorburg  ist  in  ihren  Grundmauern  erhalten.  So- 
wohl Vorburg  wie  Hauptburg  waren  von  Wasser 
umgeben,  dabei  ausserdem  von  einer  ganz  im 
Wasser  liegenden  eigenartigen  Befestigung  einge- 
schlossen, deren  Zugang  durch  einen  weiteren 
grossen  Turm  geschützt  war.  Vor  letzterm  legte 
sich  ein  unregelmässiges  Vorwerk,  welches  auf 
der  Ansicht  von  1610  mit  niedrigen  Mauern  und 
kleinen  Türmen,  auf  derjenigen  von  1 648  je- 
doch mit  einer  regelmässigen  Bastionierung  ver- 
sehen ist. 

Die  ehemalige  Vorburg  hat,  wenn  auch  die  Gräben  ganz  verschwunden  sind, 
im  wesentlichen  ihre  alte  fünfseitige  Gestalt  beibehalten.  An  der  einen  Ecke  der 
mächtige,  jetzt  weiss  angestrichene  Thorturm  aus  Backsteinmauerwerk,  viergeschossig, 
im  Erdgeschoss  das  spitzbogige  Thor  mit  Sandsteinumrahmung.  Über  dem  Thor  sitzt 
ein  stark  verwitterter  Wappenstein  mit  vier  Wappen,  welche  an  Rankenwerk  aufge- 
hangen sind,  nach  dem  einen  noch  erkennbaren  Wappen  wohl  die  Wappen  des 
Werner  von  Palant  und  der  Adriana  von  Alpen  (vermählt  seit  i464).  Die  Fenster 
des  Turmes  sind  mannigfach  verändert;  als  Abschluss  dient  das  jedenfalls  nach  dem 
J.  i648  entstandene  geschweifte  Dach  mit  geschlossener  Laterne.  Zwei  Seiten  des 
Turmes  sind  fast  ganz  von  Epheu  umwachsen. 

Die  an  den  Turm  anschliessende  Pächterwohnung  des  1 8.  Jh.  benutzt  nach 
aussen  die  alte  Wehrmauer,  deren  Pfeilerstellungen  für  den  Wehrgang  und  Schiefs- 
scharten im  Inneren  des  Hauses  noch  sichtbar  sind.  Auch  sonst  enthalten  die  Um- 
fassungsmauern manche  alte  Teile ;  von  den  beiden  runden  Ecktürmen  der  alten 
Ansichten  bestand  schon  im  J.  1 7 5 8  nur  mehr  einer  ohne  Dach;  von  ihm  sind  jetzt 
bloss  die  Ansätze  erhalten. 


Fig.  116.    Linnich,  Burg  Breitenbend. 
Ansicht  vom  J.  1Ö48. 


i  76 


LINZENICH 


i  77 


Von  der  Hauptburg  hat  man  beim  Abtragen  eines  letzten  Hügels  im  J.  i9oo  Burg 
oeringe  Mauerreste  und  ein  Stück  Bodenbelag  östlich  der  alten  Vorburg  gefunden.  BlJlte"bend 

bo  °  od  Hauptburg 

Die  anderen  Hügel  der  alten  Bastionen,  Mauern  und  Wälle,  welche  zum  Teil  bis  in 
die  i89oer  Jahre  hinein  erhalten  waren,  sind  im  Verlauf  der  letzten  Jahrzehnte  all- 
mählich ganz  abgetragen  und  zum  Ausfüllen  der  Gräben  verwendet  worden,  so  dass 
die  alte  Anlage  jetzt  fast  gänzlich  verwischt  ist. 

Auf  dem  evangel.  Friedhof  eine  Reihe  bemerkenswerter  Grabsteine:  Evangel. 

,       °  Friedhof 
besonders  zu  erwähnen : 

1.  Grabplatte  mit  Doppelwappen  und  Inschrift:  grabmahl  der  viel  ehr- 
UND  TUGENDTREICHEX  FRAUWEN  CECILIAE  VON  GANGELT,  H.  JOHANNIS  TURCKEN 
REFORM.   RELIG.   ZU    GULICH    UND    LINNICH    PREDIGERSH  AUSERA  WEX,    GEBOREN  ANNO 

1632,  ö.  octob.,   gestorben  anno  1667,  6.  Nov.;    unten  Gedicht:    ICH  STARB  WIE 

RAH  EL,  JAKOBS  WEIB  U.  S  w. 

2.  Grabplatte  mit  Wappen  und  Inschrift:  anno  1656,  am  7.  juxv,  ist  GODT 
SELIGH  ENTSCHLAFEN  DER  WOLACHTBARER  UND  VORNEHMER  JOHAN  KLEE,  BURGER- 
MEISTER  UND  SCHEFFEN   DER  STAT  LINNICH,   SEINES  ALTERS   IM   53.' JAHR. 

Auf  dem  Felde  der  Hubertusschlacht  vom  3.  Nov.  i444.  an  der  Strasse  nach  Hubertus- 
Lindem,  ein  steinernes  Wegkreuz;  oben  unter  dem  Kruzifixus  das  Chronogramm :  *reuz 
CrVCIfIXVM  tIbI  DILIge  (1776).  Auf  dem  Oberbau:  VIator,  hoC  qVeM 
VI  Des  agro  VrbIs  LInnIChIae  (177'))  —  VICtIs  geLrI  &  egMonDanI  eXer- 
CItIbVs  (1770)  -  -  gerarDVs  IVLIae  prInCeps  prIMos  s.  hVbertI  eqVItes 
creabat  anno  1444.,  darüber  das  Linnicher  Wappen ;  auf  dem  Sockel  plumpe 
Hubertusdarstellung  nebst  dem  Chronogramm:  DeI  fILIo  pro  hoxore  s.  hVbertI 
MartIxVs  Ferres  &  heLexa  CatharIna  abeLs  posVerVxt  axxo  177'». 

Dieses  Kreuz  wurde  an  der  Stelle  eines  älteren  errichtet.  Im  J.  i5oo  fand  zu 
Linnich  eine  Beratung  statt,  wo  man  die  St.  Hubertuskapelle  bauen  sollte. 

HAUS  RISCHMÜHLEN.    von  Merino,  Gesch.  der  Burgen  IX,  S.  25.  —  Haus 

~   _  -      TT  .      .  ,  ,     _        .       _    ,       ,,,  Riseli  in  i'ih  I  e  n 

Offermann  S.  75.    Ungenaue  Ansicht  vom  J.  i72  3  im  Codex  Welser. 

Im  [4.  Jh.  ist  Rischmühlen  im  Besitz  eines  gleichnamigen  Adelsgeschlechtes, 
um  i4oo  im  Besitz  der  von  Hochsteden  und  durch  Heirat  im  Besitz  des  Heinrich 
von  Brachel,  der  im  |.  i4o2  damit  belehnt  wird.  Später  sind  die  von  Horrich 
Eigentümer,  durch  Heirat  fiel  es  bei  einer  Teilung  im  ].  i49o  an  die  von  Hall  und 
wiederum  durch  Heirat  im  1.  Viertel  des  16.  Jh.  an  die  von  Zievel.  Die  von  Zievel 
zu  Rischmühlen  starben  im  J.  1  7 2 5  aus  und  das  Gut  fiel  an  die  von  Blanck  zu  Glim- 
bach. Im  i9.  [h  kam  Rischmühlen  von  dieser  Familie  wieder  durch  Heirat  an  die 
Familie  Berns  in  Linnich.     Jetziger  Eigentümer  ist  Herr  Hubert  Abels. 

Das  Gut  bildet  heute  eine  einfache  rechteckige  Anlage,  deren  Gräben  noch 
zum  Teil  zu  erkennen  sind;  nur  das  an  der  einen  Ecke  gelegene  Wohnhaus  scheint 
im  Kern  noch  älteren  Ursprunges  zu  sein.  [R.] 


LINZENICH. 

HAUS  LINZENICH.     Duncker,  Rheinlands  Schlösser  und  Burgen  mit  Sehloss 
Abb.  —  Aachener  Zs.  XV,  S.  3 1 3. 

Ha  nd  s  chri  ftl.  Qu.    Das  Archiv  zu  Linzenich  besteht  aus  Akten  über  Handschriftl. 
Sehloss  und  Kapelle  (s.  d.)  zu  Linzenich,   über  deren  Besitzer,  und  über  das  Haus  QuelIen 
Busch  zu  Wichterich.   Über  das  Sehloss  und  seine  Besitzer  handeln  vorzüglich  folgende 

12 

1 77 


1 78 


KREIS  JÜLICH 


Schioss  Archivalien:  Aus  dem  J.  1 392,  Goitschalck  van  Harve  kauft  8  Malter  Roggen  Erb- 
rente,  zu  liefern  nach  Haus  Linzenich  oder  in  das  Haus  des  Ritters  Gottschalk  in 
Jülich.  —  Verpachtungen  des  Hofes  von  Linzenich  von  1 5 1 3  ab.  —  Akten  des  frei- 
adlichen  Rittersitzes  Linzenich,  Einladungen  zu  Landtagen  u.  s.w.  seit  1 62 7 .  —  Aus  dem 
J.  1 5 7 6  Erbteilung  des  Nachlasses  des  Damian  von  Hatzfeldt.  -  -  Aus  dem  J.  1 588 
Grenzstreitigkeiten  zwischen  Linzenich  und  dem  Lefflershof.  —  Aus  dem  J.  1606  Ver- 
kaufsakten des  Hauses  von  Adolf  von  Gymnich  und  Sohn  an  Adam  Graf  zu  Schwarzen- 
berg. —  Kaufvertrag  des  Grafen  Johann  Adolph  zu  Schwarzenberg  mit  Johann  Peter 
Quentel  und  Thomas  Düssel  aus  den  J.  1 646  (ein  Konzept  dieses  Kaufvertrages  wird 
im  Katalog  zu  der  Bücherauktion  bei  Lempertz  in  Köln  vom  28.  November  bis 
6.  Dezember  1 899  unter  Nr.  759  aufgeführt).  —  Eine  Zusammenstellung  der  Geschichte 
von  Linzenich  durch  Hermann  Josef  Freiherrn  von  Mylius  1 9oo.  Im  übrigen  vgl 
Tille,  Übersicht  II,  S.  38.  —  Im  Archiv  der  Schützengesellschaft  zu  Jülich: 
Bruderbuch  der  Schützengesellschaft  zu  Jülich.  —  Im  Pfarrarchiv  zu  Jülich:  Buch 
der  Matthiasbruderschaft  von  Hol  an.  —  Im  Pfarrarchiv  zu  Dürboslar:  Memo- 
riale,  d.  i.  Zusammenstellung  von  Geburts-,  Heirats-  und  Todesdaten  der  Familien  von 


Fig.  117.    Schioss  Linzenich  ums  Jahr  1730. 

Myrbach,  von  Lintzenich  und  von  Cartils,  i58i  bis  1 647.  Vgl.  Tille,  Über- 
sicht II,  S.  5.  —  Im  Pfarrarchiv  zu  Freialdenhoven:  Urkunde  vom  J.  1 454, 
Übertragung  einer  Altaristenstelle  in  Freialdenhoven  durch  den  Patron  Johann  von 
Harve  von  Lyntzenich  (vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  38).  —  Auf  Schioss  Elsum  Kr. 
Heinsberg:  1 736  — 73  Prozessakten,  vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  1 7 4. 
Abbildungen  Abbildungen  und  Pläne.     In  Linzenich    zwei  perspektivische  Ansichten, 

Tuschlavierungen  auf  Pergament  mit  den  Wappen  der  Eheleute  Amandus  von  Geyr 
und  von  Streversdorf  (Heirat  im  J.  i73i).  Hiernach  Fig.  11 7.  —  Lagepläne  aus  dem 
|.  1  738.  Hiernach  Fig.  118.  —  Lageplan  aus  dem  J.  1  77  7,  bezeichnet:  delineatio  deren 

ZUM  RITTERSITZE  LINTZENICH  GEHÖRIGEN  LÄNDEREYEN,  WIESEN  UND  BkNDEN,  GE- 
MESSEN   IM  MONAT    SEPTEMBER  I  7  7  7 ,    AUFGENOMMEN   FÜR  WITTWE  FREIFRAU  ANNA 

lucia  wilhelmine  von  geyr,  geb.  von  herwegh.  Hiernach  Fig.  Ii 8.  —  Ausser- 
dem Lagepläne  aus  den  J.  1 83 5  u.  i9oo.  —  Ferner  bei  Duncker,  Rheinlands  Schlösset 
und  Burgen,  farbiger  Steindruck.  —  Im  Codex  Welser  aus  dem  J.  1 7 20,  unrichtig, 
ungefähr  Spiegelbild. 

Geschichte  Loef  von  Linzenich  wird  im  J.  1 2 5 5  genannt    (Urkunde  im  Staatsarchiv  zu 

Düsseldorf).  Ein  Reinhard  von  Linsenich  befand  sich  unter  den  jülichschen  Rittern, 
mit  welchen  Graf  Wilhelm  im  1.  12 78  die  Stadt  Aachen  überfiel  und  die  mit 
ihm  erschlagen  wurden  (E.  von  Oidtman  i.  d.  Aachener  Zs.  IV,  S.  269).    Er  wird 


i7S 


LINZENICH 


i  79 


neben  anderen  Gliedern  seines  Hauses  im  Memorienbuch  des  Klosters  Wenau  ge-  Schloss 
nannt.  Loif  de  Coslar  und  seine  Gattin  Margaretha  gaben  im  J.  1 35 1  Beiträge  für 
die  neuerbaute  Kapelle  zu  Linzenich  (E.  von  Oidtman,  Aachener  Zs.  IV,  S.  265, 
A.  2).  Ein  Loiff  von  Lintzenich  ist  um  i4oo  Besitzer  eines  Gutes  zu  Linzenich, 
und  im  J.  i486  wird  ein  Loiff  von  Linzenich  als  Mitherr  zu  Gürzenich  genannt.  Es 
erscheinen  gleichzeitig  eine  Reihe  von  Familien  in  Linzenich  begütert,  so  dass  es 
den  Anschein  hat,  als  ob  Linzenich  früher  ein  kleiner  Weiler  gewesen  wäre  (vgl 
auch  Eisenberg- Mirbach  a.  a.  O.).  Im  J.  1 3  7  5  erwirbt  Johann  von  Harff  zu  Hai  ff 
einen  Hof  in  Linzenich  von  Balduin  von  Sintzich  und  dessen  Gattin  Maria 
v.  Mudersdorf.  Sein  Sohn  Gottschalk  ist  anscheinend  im  J.  i392  im  Besitz  des 
heutigen  Schlosses  (Urkunde  im  Archiv  zu  Linzenich).  Johann  von  Harffs  Söhne, 
Gottschalk  und  Johann,  sind  im  J.  i444  Herren  zu  Linzenich  (Ritterzettel  vom  J.  1444). 
Johann  hatte  i4io  mit  Consens  des  Godart  von  Linzenich  den  Hof  des  Johann  von 
Kintzweiler  in  Linzenich  erworben.  Gottschalk  kaufte  im  J.  1 466  noch  das  Linze- 
nicher Gut  des  Loef  von  Linzenich  zu  Bourheim.  Um  i5oo  erscheint  ganz  Linze- 
nich im  Besitz  der  von  Harff  (Eisenberg -Mirbach  a.  a.  O.).     Gottschalks  Sohn 


Fig.  118.    Schloss  Linzenich.    Lagepläne  aus  den  Jahren  1738,  1777  und  1900. 

Daem  (f  1 523) ,  Herr  zu  Linzenich  und  Landdrost  zu  Jülich,  früher  Drost  zu 
Brüggen,  Besitzer  der  Güter  Weissweiler  und  Coslar,  ist  im  J.  i5o4  als  König  in  das 
Buch  der  Jülicher  Schützenbruderschaft  eingetragen  und  erscheint  als  Wohlthäter  der 
Jülicher  Mathiasbruderschaft.  Unter  ihm  oder  früher  ist  der  Bau  entstanden,  von  dem 
noch  der  Turm  erhalten  ist.  Das  Herrenhaus  dieses  Baues  scheint  bis  zum  Umbau 
im  J.  1 7 5 2  bestanden  zu  haben  und  in  den  Abbildungen  ums  J.  i73o  (vgl.  Fig.  Ii7) 
überliefert  zu  sein.  Es  besass,  nach  der  schematischen  Abbildung  zu  urteilen,  an 
den  Ecken  Türmchen,  wie  das  naheliegende  Haus  Kellenberg  (s.  o.  S.  36),  Schloss  Trips 
im  Kreis  Geilenkirchen  u.  a.  Die  Tochter  des  Daem  von  Harff  heiratete  Johann  von 
Hatzfeld;  deren  Tochter  Anna,  verwitwete  von  Palant,  erwarb  das  Gut  im  J.  1 5 7 6 
von  den  Geschwistern  (Aktenkopie  im  Linzenicher  Archiv)  und  heiratete  Adolf  von 
Gymnich.  Von  diesem  kauft  im  J.  1606  Graf  Adam  von  Schwarzenberg-Gimborn  das 
Gut.  Er  und  sein  Sohn  Adolf  haben  die  Kapelle  umbauen  lassen  (s.  d.).  Schon  sein 
Sohn  Adolf  verkauft  Linzenich  wieder  im  J.  i646  an  die  Geschwister  Düssel  (Kaufbrief 
im  Archiv  zu  Linzenich),  von  denen  Arnold  Düssel,  Vogt  zu  Jülich,  später  als  Allein- 
besitzer erscheint.  Er  stiftet  den  Altar  in  die  Kapelle,  einen  Altar  nach  Kirchberg, 
sein  Sohn  und  dessen  Frau  Marg.  v.  Bequerer  lassen  die  Helme  der  Türme  und  wohl 
auch  das  Dachreiterchen  der  Kapelle  anfertigen,  fm  J.  W24  verkauft  der  verschuldete 
Hofrat  Johann  Friedrich   von  Düssel  das  Schloss  an  Franz  Egon  Peter  Henriquez 

12* 

1 79 


l8o  KREIS  JÜLICH 

Schioss  von  Streversdorff  (Kaulbrief  im  Archiv  zu  Linzenich).  Dessen  Tochter  heiratet  i73i 
den  Freiherrn  Amandas  von  Geyr.  Aus  dieser  Zeit,  mit  den  Wappen  der  Eheleute  be- 
zeichnet, hat  sich  die  Fig.  1 1  7  abgebildete  Ansicht  von  Linzenich  erhalten.  Die  zweite 


Fig.  119.   Schioss  Linzenich.    Seitenansicht  des  Herrenhausas. 


Gemahlin  des  Amandus  von  Geyr,  Lucia  von  Herweg,  Hess  nach  dessen  Tod  ( 1 749) 
das  Pächterhaus  (i75i),  dann  das  herrschaftliche  Haus  ( 1  7  52)  umbauen.  Ihr 
Schwiegersohn,  Kasp.  Anton  von  Bevweg,  starb  kinderlos.  Den  Alleinbesitz  erwarb 
im  J.  1 836  Karl  Josef  Freiherr  von  Mylius,  dessen  Frau  Walburg  von  Geyr  mit  zu 

i  So 


LINZENICH  l8l 


Herrenhaus 


den  zahlreichen  Erben  gehörte.     Der  jetzige  Eigentümer  ist  Herr  Hermann  Josef  Schloss 
Freiherr  von  Mylius,  Rittmeister  a.  D.  in  Linzenich. 

Die  Grundrissanlage  des  Schlosses  weicht  einigermassen  von  der  landläufigen  Gesamtanlage 
ab.  Die  Vorburg,  von  Südost  noch  Nordwest  verlaufend,  bildet  ein  auf  der  Nordecke 
offenes  Rechteck,  das  an  den  Ecken  mit  Türmen  bewehrt  war,  von  denen  sich  im 
J.  1  738  noch  der  südliche  und  östliche  Unterbau  erhalten  hatten.  Die  Türme  sind 
in  den  Lageplänen,  die  zu  der  Fig.  118  als  Unterlage  dienten,  teils  viereckig,  teils 
rund  gezeichnet. 

Das  Ganze  war  noch 
bis  in  die  Mitte  des  i9.  Jh 
im  Nordosten  und  Südosten 
von  einem  doppelten  System 
von  Wassergräben  umgeben 
(Fig.  1 1 8),  welche  von  dem 
von  der  Inde  abzweigenden 
Mühlenbach  gespeist  wur- 
den, der  auch  die  Schlösser 
Overbach  und  Kirchberg 
(s.  d.)   mit  Wasser  versieht. 

Baumaterial :  Back- 
stein. Einzelne  Formen- 
glieder aus  Haustein.  Dächer 
geschiefert. 

Das  imGrundriss  recht- 
eckige Herrenhaus,  durch 
einen  breiten  Wassergraben 
isoliert,  ist  zweistöckig,  auf 
hohem  Untergeschoss.  Seiner 
Nordwestseite    ist    in  der 
Mittelachse    ein  mächtiger 
viereckiger  Turm  vorgela- 
gert, dessen  barocke  Haube 
auffallend    steil    und  hoch 
über  das  Mansardendach  des 
Hauses    emporsteigt.  Das 
Kranzgesims  des  zweistöcki- 
gen Turmes  wird  durch  einen 
auf  gothisch  profilierten  Krag- 
steinen ruhenden  Spitzbogenfries   aus  Backstein   gebildet.    Im  übergeschoss  ist  ein 
gotisches  Quersprossenfenster  vermauert;  die  neuen  Fenster,  zum  Teil  in  die  Fries- 
bogen einschneidend,  sind,  übereinstimmend  mit  den  übrigen  Fenstern  des  Herrenhauses, 
grosse  viereckige  Öffnungen  mit  flachgewölbtem  Sturz  und  entstammen  dem  Umbau 
des  18.  Jh.     Eine  Schiefsscharte  an  der   Südwestecke,   im   Unterbau   des  Turmes, 
jetzt  aussen  durch  das  Herrenhaus  verdeckt,  bestätigt,  dass  diese  Seite  des  Turmes 
früher  frei  lag  (vgl.    Fig.  1 1 9 ) .    Der  achtseitige  Helm  über  einem  viereckigen,  dem 
Mansardendach  des  Hauses  angepassten  gebrochenen  Unterbau,  hat  an  seiner  Spitze 
eine  hübsche  glockenförmige  Endigung.    Er  wurde  in  seinem  oberen  Teil  von  Johann 
Wilhelm  Düssel  um  die  Mitte  des  i7.  jh.  erbaut.    In   der  schmiedeisernen  Wetter- 


Fig.  120.    Schloss  Linzenich. 
Innenansicht  des  Thorturmes  an  der  Vorburg. 


181 


I  82 


KREIS  JÜLICH 


Sehloss  fahne  sein  Wappen  und  das  seiner  Gemahlin  Margarethe  von  Bequerer;  der  Man- 
sardenunterbau wurde  im  J.  i  7 5 2  hinzugefügt. 

Die  Nordosthälfte  des  Herrenhauses  entstammt  in  seinen  Mauern  noch  einer 
alten  Anlage,  vermutlich  der  aus  der  Harffschen  Zeit.  Sie  wurde  beim  Umbau  im 
J.  1 7  5  2  dem  übrigen  eingegliedert.  Der  mittlere  Teil  der  Eingangsfront  springt  etwas 
über  den  Mauergrund  vor  und  ist  mit  einem  flachen  Giebel  abgedeckt,  in  dem  sich 
die  Wappen  der  Familien  Geyr  und  Herwegh  mit  der  Jahreszahl  1 7 5 2  befinden.  Über 
der  Eingangsthür  eine  hübsche  Vergitterung  aus  der  Erbauungszeit. 

Das  Innere  ist  einfach,  aber  von  rationellem  Grundriss.  Man  gelangt  zunächst  in 
diegeräumigeTreppenhalle,  in  welcher  die  hölzerne  Freitreppe,  deren  Pfosten  reich  skulp- 
tiert  sind,  zum  Obergeschoss  emporführt.  In  den  darum  sich  gruppierenden  Zimmern 
sind  die  in  einfachen  Linearornamenten  stukkierten  Decken  charakteristisch  für  die 
Erbauungszeit. 

Vorburg  Die  Vorburg,  zu  welcher  man  vom  Herrenhaus  durch  eine  gemauerte  Brücke 

gelangt,  wurde  ebenfalls  durch  Frau  Lucia  von  Geyr  teilweise  umgebaut.  In  den 
Ankern  des  Pächterhauses  die  Jahreszahl  i75i.  Auf  der  Südwestseite  das  schon  auf 
der  Abbildung  aus  den  3oer  Jahren  des  18.  Jh.  ersichtliche  Eingangsthor,  dessen 
hübsche  barocke  Haube  besonders  bemerkenswert  ist  (Fig.  120).  In  der  schmiedeisernen 
Wetterfahne  die  Wappen  des  Johann  Wilhelm  Düssel  und  seiner  Gemahlin  Margaretha 
von  Bequerer.  Über  der  Thoröffnung  ist  ein  aus  der  Kapelle  (s.  d.)  stammender 
Inschriftstein  eingemauert. 

In  der  Achse  dieses  Thores  befindet  sich  i5o  m  von  ihm  entfernt  die  Kapelle. 
Sammlung  Ausstattung.    Von  der   alten  Mobiliarausstattung   des   Schlosses   hat  sich 

nichts  erhalten.  Der  jetzige  Besitzer  hat  jedoch  eine  Anzahl  von  alten  Möbeln 
zusammengebracht.  Durch  seine  Gemahlin  Hedwig  Charlotte  Freiin  von  Brenken 
zu  Wewer  kam  ausserdem  eine  Reihe  von  Kunstgegenständen  aus  dem  Sehloss 
Wewer,  Kreis  Paderborn,  Westfalen,  nach  Linzenich.  Bemerkenswert  ist  eine  Anzahl 
hübsch  geschnitzter  Renaissance m übel,  zum  grossen  Teil  aus  Wewer  stammend 
(vgl.  Ludorff,  Bau-  und  Kunstdenkm.  d.  Provinz  Westfalen,  Kr.  Paderborn,  S.  1 53), 
einige  Rokokotischchen,  eine  geschnitzte  4o  cm  hohe  Kreuzigungsgruppe,  um  i5oo; 
eine  Anzahl  von  Gemälden,  worunter  ein  vlämisches  Gesellschaftsstück,  Leinwand, 
1  m  25cm>  9o  cm,  bezeichnet:  Buff(eno?)  fecit  i65o,  eine  Aufforderung  zum  Tanz 
darstellend.  Das  bedeutendste  Gemälde  ist  eine  Kreuzabnahme  mit  Donator  von 
Aldegrever,  bezeichnet  A  über  g,  Holz,  74/64  cm  (Abgeb.  u.  beschrieben  bei  Ludorff, 
a.  a.  O.,  Taf.  162). 

Aus  dem  Nachlass  des  ehemaligen  Besitzers  des  Schlosses,  Franz  Egon  Henri- 
quez  de  Streverstorff,  befindet  sich  im  Sehloss  ein  Kriegstagebuch  von  Martin 
Henriquez  von  Streverstorff.  Es  umfasst  die  J.  i64o  bis  1 6 5  r ,  ist  sehr  reich 
mit  Kupferstichen,  Bildnissen  berühmter  Persönlichkeiten  aus  dem 
3ojährigen  Krieg,  illustriert  und  enthält  Befehle  und  Berichte,  welche  der  kaiserl. 
Kapitain  Martin  Heinrich  von  Streverstorff  während  seiner  Kriegsdienste  unter  Oberst 
Nievenheim  sammelte,  ausserdem  Ausschnitte  aus  Zeitungen  und  Flugschriften  dieser 
Zeit.  Streverstorff  war  zuletzt  kurkölnischer  Generalempfänger  und  ist  der  ursprüng- 
liche Verfasser  des  Buches:  Archidioecesis  Coloniensis  descriptio,  dessen  1.  Auflage. 
i652,  sein  Bild  enthält. 

Kathoi.  KAPELLE  (s.  t.  s.  Antonii).    Binteri.m  und  Mooren,  E.  K.  II,  S.  186.  — 

Kapelle  H a n d s c h r i f 1 1.  Qu.  Im  Archiv  des  Schlosses  Linzenich:  Rentenbrief  des  Johannes 
lilius    Loiff  dar  'anders   bei    Tille  a.  a.  0.)  Scharwatz   für   die   damals  erbaute 


182 


LINZENICH 


1 83 


Kapelle  von  Linzenich  aus  dem  J.  1 35 1 .    Zeugnis  über  freien  Grundbesitz  der  Ka-  Kathoi. 
pelle  vom  J.  1 3 53.  —  Aus  dem  J.  1 453 :  Alken  von  Loen  und  Frau  verkaufen  an  die     KaPe  e 
Besitzer  von  Linzenich  eine  Rente  zum  Nutzen  der  St.  Antoniuskapelle.  —  Aus  den 
[.  1 49 5  u.  iSoi  über  Renten  der  Kapelle.  —  Rechnungen  und  Rentenverzeichnisse 
des  16.  u.  i7.  Jh.    Im  übrigen  vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  38  f. 

Abbildung:  Radierung  von  L.  Rausch  nach  einem  Aquarell  von   W.  Schinna. 

Im  J.  1 3 5 1  war  in  Linzenich  von  neuem  eine  Kapelle  erbaut  worden  (vgl.  Geschichte 
die  oben  erwähnte  Urkunde  u.  E.  von  Oidtman  i.  d.  Aachener  Zs.  IV,  S.  2  65,  A.  2). 
Da  Auswärtige  als  Wohlthäter  erscheinen,  da  die  Kapelle  nicht  innerhalb  den  Um- 
fassungsmauern des  Schlösschens  liegt  und  da  die  Einkünfte  der  Kapelle  noch  im 
f.  1 6 76  aus  zum  Teil  sehr  entfernten  Gütern  in  Kirchberg,  Burheim,  Kallrath, 
Ameln  und  Opherten  zusammen  kamen  (Binterim  u.  Mooren,  E.  K.  II,  S.  186), 
so  war  sie  vermutlich  ursprünglich  nicht  Zubehör  des  Schlosses.  Ein  Priester  der 
Kapelle  wird  im  J.  1 49 7  erwähnt  (Pick  i.  d.  Aachener  Zs.  VI,  S.  [  29).  Im  J.  i5oi 
ist  der  Besitzer  des  Schlosses ,  Gottschalk  von  Harff ,  auch  „Gifter"  der  Kapelle. 
Ebenso  1 533  seine  Witwe  (Erkundigungsbuch  von  1 533  im  Düsseldorfer  Staatsarchiv, 
vgl.  Kühl  a.  a.  O.  IV,  S.  287).  Es  bestand  auch  eine  eigene  Wohnung  des  Kaplans. 
Von  Vikarie  und  Kapelle  heisst  es  im  J.  1 5 5 9,  dass  sie  baufällig  seien.  Graf  Adam 
von  Schwarzenberg-Gimborn  (1606 — 1 646)  und  sein  Sohn  Adolf  Hessen  die  Kapelle 
neu  herstellen.  Im  J.  16 76  erhielt  die  Kapelle  die  heutige  Glocke,  wohl  um  dieselbe 
Zeit  die  heutige  Bedachung.  Nachdem  in  der  zweiten  Hälfte  des  i7.  Jh.  die  Pest  im 
Kreise  Jülich  zahlreiche  Opfer  gefordert  hatte,  wurde  die  Linzenicher  Kapelle  im 
}.  1 685,  vermutlich  ohne  eine  bauliche  Aenderung  zu  erfahren  (vgl.  dagegen  Kühl 
a.  a.  O.  IV,  S.287),  durch  den  Weihbischof  von  Anethan  aus  Köln  den  hh.  Antonius, 
Rochus  und  Sebastianus  neu  geweiht  (Urkunde  im  Archiv  zu  Linzenich).  Im  J.  1880 
wurde  sie  durch  den  Vater  des  jetzigen  Schlossbesitzers  umgebaut,  wobei  sie  die 
heutigen  Thür-  und  Fensteröffnungen  erhielt. 

Einfacher  Backsteinsaalbau,  mit  nach  Südwesten  gerichtetem  dreiseitigem  Chor-  Beschreibung 
abschluss.     Satteldach   geschiefert   mit   einem  glockenförmigen,   achtseitigen  Dach- 
reiterchen über  dem  Chorschluss. 

An  den  Langseiten  je  zwei  spitzbogige  (früher  rundbogige)  Fenster,  neuerdings 
mit  Masswerk  versehen.  An  der  Nordostseite,  neben  dem  neuen  Portal,  links, 
Steinplatte  mit  dem  Schwarzenbergischen  Wappen  und  der  Inschrift:  adolf  graf 
zu  schwarzenbercfi,  her  zu  hohenlandsberch  und  Gimborn,  Kay  (serlicher ) 
MAY(estaet)  HOF  und  krixrat,  GENERAL  veltmareschalck  in  nieder  hungaren, 

AUCH  BEYDER  HAUBSTET  UND  VESTUNGEN  WIEN  UND  RAAB  GUBERNATOR.  1606 — 1646; 

rechts  das  Allianzwappen  Mylius  und  Raitz  von  Frentz.  Ein  dritter  Stein,  ebenfalls 
mit  dem  Schwarzenbergschen  Wappen  und  der  Inschrift:  ADAM  graf  zu  sckwarzen- 
berch  zu  hohenlandsberch  und  Gimborn  stand  früher  in  der  rechten  Seiten- 
wand, musste  beim  Umbau  1880  einem  Fenster  Platz  machen  und  ist  nun  über 
dem  Hofthor  angebracht. 

Das  Innere  ist  zweijochig,  hat  dreiseitigen  Chorschluss  und  besitzt  flache 
Rippenkreuzgewölbe   aus  neuerer  Zeit. 

Ausstattung.     Der   hölzerne    Altar   wurde  im  J.  1 65 2  von   Meister   Pcler  Ausstattung 
Gummersbach  zu  Köln  (vgl.  Merlo,  Kölnische  Künstler,  welcher  S.  664  einen  Meister 
Peter,  Steinmetzen,   im  J.  i64o  erwähnt)  für  „100  Thaler  kölnisch  und    vier  Stein 
Flachs"  im  Auftrag  vom  Vogt  Düssel,  gefertigt.    Im  Mittelteid  die  Madonna  zwischen 
gewundenen  Säulen,  darüber  der  h.  Antonius.    Seitlich  zwei  Durchgänge  zu  dem  Raum 


1 83 


1 84 


KREIS  JÜLICH 


Kathol. 
Kapelle 


Totensdiilde 


üefässe 


Glocke 


hinter  dem  Altar,  welche  mit  den  Holzstandbildern  der  h.  Katharina  und  der  h.  Elisa- 
beth geschmückt  sind.  Üppige,  aber  derbe  Arbeit.  Der  Vertrag  zwischen  dem  Vogt 
Düssel  und  dem  Bildhauer,  im  Linzenicher  Archiv,  ist  besonders  interessant,  weil  er 
ganz  genaue  Bestimmungen  für  den  Bildhauer  enthält. 

An  den  Wänden  die  Holzbilder  der  Mitpatrone  der  Kapelle,  der  H.  Sebastian 
und  Rochus,  aus  dem  i7.  Jh.,  derbe  Arbeiten,  vermutlich  von  Peter  Gummenbach. 

Totenschilde  von  Gliedern  der  Familien  des  jetzigen  und  früherer  Schloss- 
besitzer : 

1.  HERMANN  V.   MYLIUS  OBIIT  AO.    1 667 ,    I.  DECEMB. 

2.  (Dessen  Gattin:)  marg.  v.  krane  obiit  anno  1688,  d.  23.  julii. 

3.  (Deren  Sohn:)  Hermann  v.  mylius  obiit  anno  1 699,  i7.  junii. 

4.  (Dessen  Gattin:)  barbara  Felicitas  v.  snellen  obiit  i7i6,  12.  aprilis. 

5.  (Deren  Sohn:)  Johann  arnold  v.  mylius  obiit  ii.  decembris  i73i. 

6.  (Dessen  Gattin:)  maria  anna  freiin  v.  imstenrath  obiit  ao.  1 7 1 2 ,  d.  2.  no- 
vembris. 

7.  (Deren  Schwiegertochter:)  maria  alb.  sidonia  v.  mylius  geb.  freiix  v.  lam- 
bertz-cortenbach  obiit  anno  1 788,  die  septimo  januarii. 

8.  (Deren   Sohn:)    Hermann  jos.   frhr.   v.   mylius   obiit  ao  :    1 7 86,  die 

29.  AUGUSTI. 

9.  (Dessen  Sohn:)  carl  jos.  frhr.  v.  mylius,  geb.  zu  cöln  am  6.  dez.  1  7 7 8, 

GEST.  DASELBST  AM   24.  DEZ.    1 83 8. 

10.  (Dessen  Sohn:)  carl  florentin  frhr.  v.  mylius,  geb.  zu  cöln  am  8.  juli 

1818,  GEST.  ZU  LINZENICH  AM   5.   MÄRZ    I  893. 

1  I.  MARIA  ANNA  HELENA  V.  GEYER  (SO),  GEB.  V.  STREVE5 DORFF  (SO),  FRAU  ZU 
LINTZENICH,  OBIIT  DEN   5  JUNY  AO  I  736. 

12.  (Deren  Mann:)  franz  joseph  Melchior  amand.  v.  geyr  in  schweppen- 

BURG,   HERR  ZU  LINTZENICH,   OBIIT  ANNO    1 742,   DEN   3o  MAU. 

13.  (Dessen  zweite  Frau:)  anna  lucia  wilhelmina  verwittibt  von  geyr, 

GEBOHRENE  V.   HERWEGH,  FRAU  ZU  LINZENICH  OBIIT   I  7  7 9,    l9  AUGUSTI. 

Monstranz,  barock,  aus  dem  Anfang  des  i7  Jh.,  Messing,  vergoldet,  mit 
Silberbelag.    Meisterzeichen:  FL. 

Kelc.h,  barock,  Silber,  vergoldet.  Beschauzeichen  undeutlich,  wahrscheinlich 
das  kölnische;  Meisterzeichen  b,  darunter  w. 

Brokatkasel,  ums  J.  i72o,  mit  dem  Wappen  der  von  Streversdorff. 

Glocke  aus   dem  J.  1 667 ,  mit  der  Inschrift:   AVE  maria,   gracia  plena. 

ANNO  DOMINI  I  667.  [F.] 


LOHN. 


Kaltenbach,  Der  Regierungsbezirk  Aachen,  S.  21 3.  —  Offermann.  Geschichte, 
S.  48.  —  Wilh.  Graf  von  Mirbach,  Territorialgeschichte  I,  S.  6;  Nachtrag,  S.  35. 
—  L.  Korth  i.  d.  Aachener  Zs.  XIV,  S.  80,  A.  3. 

RÖMISCHES.  Am  Turm  der  Pfarrkirche  war  ein  Teil  eines  Matronensteins 
eingemauert  (bei  Gruter,  LV,  4  angegeben  als  zu  Weissweiler  bei  Jülich  befind- 
lich; ebenfalls  unter  Weissweiler  bei  Brambach,  C.  J.  R.  Nr.  592;  vgl.  Lersch,  B.  J.  I, 
S.  124.  —  Jedesmal  ist  der  verwitterte  zweitletzte  Buchstabe  der  zweiten  Zeile,  einem  A 
gleichend,  von  Lersch  richtig  ergänzt,  übersehen). 

Über  eine  bei  Lohn  vorbeiführende  römische  Heerstrasse  (L.  Korth 
i.  d.  Aachener  Zs.  XIV,  S  102.  —  J.  Schneider  i.  d.  Aachener  Zs  XIV,  S.  29)  und 
römische  Funde  existieren  bei  der  Bevölkerung  mancherlei  Überlieferungen. 


184 


LOHN  1 85 

KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Sylvestri).  Hand  schrif  tl.  Kathol. 
Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Auszug  aus  dem  Erkundigungsbuch  von  1 582.  —  Stiftungs- 
urkunden des  i7.  Jh.  —  Auszug  aus  den  Visitationsprotokollen  der  J.  1 658  u.  1 69 7 . 
Im  übrigen  vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  42.  —  Auf  dem  Bürgermeisteramt 
Dürwiss:  Tauf-,  Sterbe-  und  Trauregister,  lückenhaft,  von  1 69 5 — 1800,  vgl.  M. 
Schollen  i.  d.  Aach.  Zs.  XIII,  S.  206  u.  Tille,  Übersicht  II,  S.  7. 

Lohn  wird  als  Pfarrei  im  Liber  valoris,  um  i3oo,  genannt  und  besass  noch  eine  Geschichte 
Kapelle  in  Hellrath.  Der  Turm  und  der  Chor  des  Hauptschiffes  der  Kirche  stammte 
noch  aus  dem  12.  Jh.  Das  Schiff  wurde  im  i5.  Jh.  neugebaut,  brannte  am  4.  Oktober 
1 678  aus  und  wurde  1 696  mit  den  Mitteln  des  Rektors  des  Marienaltars  Lambert 
Esser  neu  hergestellt.  Bei  dieser  Gelegenheit  passte  man  die  Architekturformen  der 
alten  Kirche,  mit  Ausnahme  der  Chorgewölbe,  dem  herrschenden  Bareckstil  an.  Im 
J.  i9o2  wurde  die  Kirche  abgerissen. 

Die  Kirche  war  ein  zweischiffiger  Hallenbau  mit  westlichem,  vor  dem  südlichen  Beschreibung 
Schiff,  dem  Hauptschiff   liegenden  Turm ;  rundem  Chorschluss  im  Hauptschiff,  drei- 
seitigem im  Nebenschiff  und  östlich   angebauter  Sakristei.     Die  lichte  Länge  samt 
Chor  betrug  20  m,  die  lichte  Weite 

12,5  m.    Der  Turm  aus  Tuffstein,  -^L_L^i.  ^^nJ»  W 

sehr  verwittert,  war  stark  mit  Back-  .  :. 

steinen  ausgeflickt;  das  Schiff  be- 

stand  aus  Backstein  |wwm      (jj       p       ■  'Wfouii.. 

Der  romanische  Turm  hatte  H  | 

drei  Stockwerke,   die  je  um  i5  cm  M    '  \  jf  J 

ohne   Gliederung  zurücksprangen.       fflff|  §HB  a»&  ^  l^^^m 

Die  Seiten  der  Obergeschosse  be-  ^^r^lT"  '  'T  || 

sassen  Ecklisenen   und    waren  je 

J  Fig.  121.  Lohn, 

durch  eine,    zum  Teil  ganz   abge-  Grundriss  der  ehemaligen  katholischen  Pfarrkirche, 

witterte,  Mittellisene  geteilt.  Unter 

dem  einfach  profilierten  Kreuzgesims  zog  sich  ein  Rundbogenfries  hin.  Das  Erd- 
geschoss  des  Turmes  hatte  1 , 7  5  m  Mauerstärke.  Auf  der  Südseite  befand  sich  ein, 
im  i7.  }h.  verengertes  romanisches  Portal.  Am  linken  Gewände  war  der  oben  er- 
wähnte Matronenstein  vermauert. 

Im  ersten  Obergeschoss  befand  sich  ein  viereckiges  Lichtloch  in  der  Mitte 
derLisene;  das  Obergeschoss  hatte  nach  allen  Seiten  je  zwei  Schallfenster,  ungeteilt, 
rundbogig  geschlossen,  mit  nicht  abgeschrägten  Gewänden.  Es  besass  ursprünglich 
weitere  Öffnungen,  die  wahrscheinlich  in  der  üblichen  Weise  auf  einer  Mittelsäule 
geteilt  waren. 

Helm :  stumpfe  vierseitige,  geschieferte  Pyramide. 

Das  Schiff  hatte  schmucklose,  in  breitem  Spitzbogen  geschlossene  Fenster.  Auf 
der  Südseite  anlaufende  Strebepfeiler,  pultförmig  abgedeckt,  ohne  Gliederung.  Am 
Chor  und  auf  der  Nordseite  war  das  in  Höhe  der  Fensterbank  laufende  Gesims  um 
die  Pfeiler  geführt,  ebenso  die  Sockelgliederung  der  Umfassungsmauer.  Ausserdem 
hatten  die  Strebepfeiler  im  oberen  Teil  noch  eine  Abtreppung. 

Inneres.  Die  aus  gothischer  Zeit  stammenden  Schiffe  waren  dreijochig,  mit 
Kreuzgewölben  in  Renaissanceformen  überwölbt.  In  den  viereckigen  Pfeilern  befanden 
sich  unter  dem  Stuck  noch  die  gothischen  polygonen  Backsteinpfeiler.  Die  südliche 
Chorapsis,  in  der  Achse  des  Turmes  gelegen,  entstammte  noch  dem  romanischen 
Bau.     Ihrer    Halbkuppel    waren    in    gothischer    Zeit    Rippen    vorgesetzt  worden. 


1 85 


1 86 


KREIS  JÜLICH 


Kathol.  Ebenso  besass  die  Chornische  des  Seitenschiffs  noch  das  Rippengewölbe  aus 
Pfarrkirche  .    .        „  ., 

gothischer  Zeit. 

Am  zweiten  Gurtbogen  von  Westen  im  nördlichen  Schiffe  stand  an  der  west- 
lichen Stirnfläche  die  Inschrift: 

ADMODUM  REVERENDUS  DOMINUS  LAMBERTUS  ESSER,  RECTOR  ALTARIS  SANCTAE 
MARIAE  VIRGINIS  ET  NOTARIUS  APOSTOLICUS,  HANC  IN  ANNO  1 678  EXUSTAM  ECCLE- 
SIAM  IN  SOLATIUM  PROPRIAE  ET  ANIMARUM  PARENTUM  SUORUM,  HENRICI  ESSER  ET 
HELENAE  LÖVENICH  .   .   .  RESTAU  RA  VIT  ANNO  1 696. 

An  entsprechender  Stelle  im  Hauptschiff  stand,  zum  Teil  bei  einer  Reparatur 
der  anschliessenden  Gewölbekappe  zugedeckt,  die  Inschrift  : 

 ET   SYL.VESTRI    PATRONI    MEI    PASTORIS     GREGISQUE    OPE  ET 

VICARII  AERE  PIE  DATO,   EXUSTA  RESURGO. 

Die   Schlufssteine   der   nach   Osten    sich   anschliessenden  Joche  trugen  zwei 
Wappen,  vermutlich  die  der  Eltern  des  Lambertus  Esser. 
Ausstattung  Die  einfachen  Altare  waren  bei  Gelegenheit  der  Restauration  der  Kirche  an- 

geschafft worden.  Im  Hochaltar,  gestiftet  vom  damaligen  Pfarrer  F.  Johannes 
Nagels,  befand  sich  das  zuletzt  hinter  der  Orgel  hängende  Ölgemälde  eines  Kruzifixus 
mit  Stifter,  Leinwand.    Tüchtige  Arbeit.   Inschrift:  f.  Johannes  nagels,  canonicus 

KNECHTSTEDENSIS,  ET  PASTOR  IN  LOHN,  D.   D.  AETATIS   53,  ANNO  1 692. 

Gefäss  Monstranz  aus  der  Mitte  des  18.  Jh.    Augsburger  Beschauzeichen.  Meister- 

zeichen :  T  P. 

Paramente  Brokatkasel   mit    einem  neuerdings  verschnittenen  und  aufgenähten  Stab, 

mit  Heiligen  in  Nischen;  Applikationsstickerei,  etwa  i52o. 
Bemerkenswerte  Paramente  aus  dem  18.  Jh. 
Glocken  Die  Glocken,  alle  im  J.  1 6 7 9  nach  dem  Brand  von    1 6 78  angeschafft,  haben 

folgende  Inschriften: 

1.  S.  SYLVESTER  BIN  ICH  GENANNT,  1 6  7  9,  4.  OCTOBER,  DURCH  FEUR  VERBRANT, 
1 679.   20.  JULII,  GANTZ  UNVERDROSSEN  DURCH  JOHANNES  BOURLET  ERGOSSEN. 

2.  S.  MARIA  VOCOR,  VIVIS  LOQUOR,  MORTUOS  PLANGO,  TONITRUA  FRANGO.  RE- 
FUSA  SUB  R.   D.   PASTORE  JOANNE  NAGELS,  KAN.   KNECHTSTEDENS I,  1 679. 

3.  JESUS.   MARIA.  JOSEP.  ANNO  DOMINI  I  679. 

Grabsteine  An  der  Umfassungsmauer  der  Kirche  waren  verschiedene  Grabsteine  eingemauert. 

Darunter  einer  in  Kreuzform,  aus  dem  i7.  Jh.,  mit  der  Inschrift:  JACOB  van  luvenich 

UND  BERTEN  SCOPENS  NACHGELASNE  DOCHT  ER  (vgl.  üben  S.  2  2). 

An  der  Nordseite  der  Kirche  liegt  eine  Steinplatte,  worunter  sich  der  Eingang 

zu  einer  Gruft  befinden  soll. 
Wegekreuz  In  FRONHOVEN  ein  Wegekreuz  ausdemj.  i7S6,  Blaustein,  am  nordöst- 

Fronhoven  liehen  Dorfeingang,  mit  dem  Kruzifixus;  darunter  das  Bildnis  der  knieenden  Stifterin, 

Witwe  Bardenheuer,  und  die  Inschriften: 

JUSSU  PIAE  VIDUAE  IN  HAUSSEN  CRUCEM  PONEBAT  A.  M.  CLAESENS  WITTIP 
BARDENHEUER,    HA  LP  WINNE  RIN    AUF  DEM  RIETTERSIETZ  (So)  HAUSEN.     I  786  APRILIS. 

Rittergut  RITTERGUT    HAUSEN.    Handschri  ftl.  Qu.  in  der  Hof-  und  Staats- 

Hausen     bibliothek  München:  Sammlung  Redinghoven  LV,  S.  2I  i  u.  274. 
Geschichte  Hausen  scheint  mit  dem  Hof  Hausen  identisch  zusein,  der  im  1 3.  Jh.  mit  den 

nahgelegenen  Höfen  Pattern,  Siersdorf  und  Inden  gemeinsamen  Waldbesitz  hatte 
(Pick  i.  d.  Aachener  Zs.  XV,  S.  11 4).  Bis  1 3 7 4  ist  das  Haus  im  Besitz  der  Stamm- 
familie Bruch  von  Hausen.  Später  wechselt  es  sehr  häufig  den  Besitzer.  Es  kam 
nacheinander  von  der  Witwe  von  Sintzig,  Katharina  von  Erp,  die  es  leibzuchtsweise 


i85 


LOHN 


1 87 


Beschreibung 


besass,  an  ihren  Sohn  Wilhelm  von  Sintzig,  dann  an  Heinrich  von  Haittert,  i48o  Rittergut 
an  Steffan  von  Siegenhofen  genannt  Anstel,  x 485  an  Raitz  von  Frentz,  1 56 5  durch 
Kauf  an  Huyn  von  Amstenrath,  1 645  an  Graf  Huyn  von  Geleen,  später  an  die 
Fürsten  Salm-Kyrburg  und  Dietrichstein  in  Böhmen;  Anfang  des  1 8.  Jh.  durch  Kauf 
an  die  Freifrau  von  Hochsteden,  Maria  Anna  von  Blanckart;  von  deren  Tochter 
durch  Heirat  an  die  Familie  von  Fürstenberg,  in  deren  Besitz  es  sich  noch  befindet 
(Beiträge  zur  Geschichte  von  Eschweiler  I,  S.  278;  II,  S.  129.  —  Binterim  und 
Mooren  E.  K.  II,  S.  i55\ 

Das  ehemalige  Herrenhaus, 
jetzt  Ruine,  stammt  aus  gothischer 
Zeit.  Eine  grosse  Bedeutung  hat 
der  Sitz  nie  erlangt.  Die  Vor- 
burg wurde,  nach  dem  Wappen 
überdemThoreingang  zu  schliessen, 
von  Maria  Anna  Freiin  von  Blan- 
ckart im  J.  1 7  1 6  neu  erbaut. 

Rechteckiger  Wirtschaftshof 
mit  Thorturm.  Südöstlich  davon, 
früher  durch  eine  Brücke  verbun- 
den, die  Ruine  des  ehemaligen 
Herrenhauses.  Das  Ganze  von 
Wassergräben  umgeben  (Fig.  122). 

Die  Ruine  hat  quadratischen 
Grundriss  von  etwa  1 2  m  Seiten- 
länge mit  einem  Risalit  im  Nord- 
westen, der  ehemals  die  Treppe 
enthielt.  Es  stehen  noch  die 
Mauern  bis  zur  Mitte  des  ersten 
Obergeschosses.  Zu  diesem  führt 
die  Substruktion  aus  Backstein  von 
einer  Freitreppe,  deren  Stufen,  wie 
die  Fenstergewände  und  Stürze, 
ausgebrochen  sind.  Material :  Find- 
linge und  Kiesel  mit  Eckquadern. 
Flickarbeiten  des  18.  Jh.  aus 
Backstein. 

Die  Vorburg  hat  Schiefsscharten  an  der  Südwestseite  aus  dem  i7.  oder  18.  Jh. 
An  dieser  Seite  über  der  Einfahrt,  zu  welcher  man  durch  eine  gemauerte  Brücke 
kommt,  ein  Thorturm. 

Über  dem  rundbogigen  Thor  zwei  Stockwerke  mit  je  zwei  rechteckigen  Fenstern. 
Zwischen  den  unteren  das  Allianzwappen  Hochsteden-Blanckart,  mit  der  Zahl  1 7 1 6, 
zwischen  den  oberen  eine  Schiefsscharte.  Helm  achteckig,  in  drei  Absätzen  elegant 
geschweift. 

Im  ersten  Geschoss  des  Turmes  das  sogenannte  Grafenzimmer,  mit  einem 
Kamin  aus  Blaustein  in  einfachen  Renaissanceformen. 


Fig.  122.   Rittergut  Hausen.  Thorturm. 


1 87 


i  SS 


KREIS  JÜLICH 


MERSCH. 

W.  G  raf  von  Mirbach,  Territorialgeschichte  I,  S.  4.  —  L.  Korth  i.  d.  Aachener 
Zs.  XIV,  S.  io3. 

her  Ort  Mersch  hiess  früher  Kercich,  Kirzenich.  Im  i5.  |h.  erscheinen  beide 
Namen  für  den  Ort  (Urkunden  im  Pfarrarchiv.  —  Kühl  a.  a.  0.,  I,  S.  282.  —  vgl. 
auch  Lacomblet,  U.  B  1 ,  42 1).  Heute  heisst  nur  noch  ein  Teil  des  Ortes  das 
„Kirzenicher  Ende". 

Römerstrasse  Über  eine  an  Lohn  vorbeiführende  Rom  erstrasse  vgl.  J.  Schneider,  B.  J.  73,5. 

—  Aachener  Zs.  XIV,  S.  29,  Nr.  32.  —  Aachener  Zs.  XIV,  Kartenskizze  zu  Seite  36. 
Kathoi.  KATHOLISCHE   PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Agathae).     Binterim  und 

Mooren,  Die  alte  und  neue  Erzdiöcese  Köln  I,  S.  323,  Nr.  57.  —  J.  Offermann, 
Geschichte,  S.  5o,  Kaltenbach,  Der  Regierungsbezirk  Aachen,  S.  262,  verwechseln 
mit   diesem   Ort    den   Luxemburgischen  Ort   Mersch,    vgl.  dagegen   L.  Korth  i.  d. 

Aachener  Zs.  XIV,  S.  io3, 
A.2.  —  Handschrift!.  Qu. 
Im  Pfarrarchiv:  1 487, 
Bestellung  des  ersten  Rektors 
der  Vikariestelle  in  Kirtze- 
nich;  Patronatsherr  ist  Daem 
Rowe  von  Güsten,  der  be- 
deutende Schenkungen  ge- 
macht  hatte.  —  Lagerbuch 
des  18.  Jh.  Buch  der 
Bruderschaft  SS.  Agathae, 
Anthonii  und  Sebastiani  mit 
Statuten  von  1680.  —  Im 
Staatsarchiv  zu  Düssel- 
dorf: Erkundigungsbuch 
vom  J.  1 5  3  3 . 

Geschichte  Ein  Gotteshaus  stand  schon  um  i3oo  an  Stelle  der  heutigen  Kirche,  es  haben 

sich  Reste  davon  noch  im  Hauptschiff  dieser  erhalten.  Im  J.  1 463  wurde  der  statt- 
liche Turm  errichtet,  vermutlich  unter  bedeutender  Hilfeleistung  des  damaligen 
Patronatsherrn  Daem  Rowe  (Vgl.  Urkunden  im  Pfarrarchiv.  —  Kühl  a.  a.  O.  IV, 
S.  3o6).  Trotzdem  ist  die  Kapelle  erst  am  Anfang  des  16.  Jh.  Pfarrkirche  geworden. 
Im  Erkundigungsbuch  vom  J.  1 5 3 3  wird  sie  noch  als  Kapelle  unter  Güsten,  daneben 
als  Kirche  bezeichnet  (Kühl  a.  a.  O  ).  Im  J.  1 5 48  wurde  die  Sakristei  der  Kirche 
hinzugefügt. 

Westlich  wurde  in  diesem  Jh.  eine  einfache  Backsteinvorhalle,  1886  im  Norden 
des  Turmes  ein  Saal  in  missverstandenen  gothischen  Formen  angebaut, 
eschreibung  Die  Kirche  ist  ein  zweischiffiger  Backsteinbau  mit  Westturm  und  dreiseitig  ge- 

schlossenem Chor  (Fig.  123  u.  124). 

Der  Turm  ist  dreigeschossig,  ohne  Gliederung  im  Untergeschoss,  und  mit  je 
zwei  hohen  Blendfenstern  an  den  freiliegenden  Seiten  der  Obergeschosse.  Die  Blend- 
fenster sind  wie  in  Aldenhoven  etwa  in  der  Mitte  quergeteilt.  Diese  beiden  Fenster- 
hälften sind  im  ersten  Obergeschoss  wieder  je  in  zwei  runde,  darüber  in  zwei  spitz- 
bogig  geschlossene  Blenden  mit  einem  gemeinsamen  Mittelpfosten  und  gemauerten 

18S 


Fig.  123.    Mersch     Grundriss  der  katholischen  Pfarrkirche. 


MERSCH 


189 


Bilgen  geteilt.  Im  zweiten  Obergeschoss  ist  die  obere  Hälfte  als  Schallöffnung  frei- 
geblieben, die  untere  wieder  durch  einen  Mittelpfosten  geteilt  und  durch  zwei  nasen- 
besetzte Spitzbögehen  geschlossen.  Die  Stockgurten  und  das  Kreuzgesims,  aus  Hau- 
steinen, haben  das  gewöhnliche  gothische  Profil,  bestehend  aus  schräger  Platte,  Kehle 
und  Rundstab.  Unter-  und  oberhalb  der  oberen  Stockgurte  sind  in  dem  Backstein- 
verband durch  verschieden  gefärbte  Steine  einfache  Muster  ausgeführt. 

An  der  Nordseite  des  Turmes  ist  ein  Haustein  eingemauert,  heute  durch  das 
Dach  des  neuen  Anbaues  zum  Teil  verdeckt,  mit  der  Inschrift:  anno  domimi  mille- 


Fig.  124.    Mersch.    Ansicht  der  katholischen  Pfarrkirche. 


mmo  cccclxiii0.  Der  Inschriftstein  ist  —  vermutlich  im  1 8.  Jh.  —  überarbeitet,  oder 
nach  einem  gothischen  Original  in  undeutlichen  Minuskeln  kopiert. 

Das  S  c  h  i  ff  hat  an  der  Umfassungsmauer  einen  einfachen  Sockel,  ungeteilte,  in 
flachem  Spitzbogen  geschlossene  Fenster  mit  gemauerten  Gewänden.  Zwischen  den 
Jochen  und  an  der  Ostwand,  nicht  aber  an  der  Westwand,  sind  pultförmig  abge- 
deckte Strebepfeiler,  um  welche  der  Sockel  und  das  Fensterbankgesims  der  Um- 
fassungsmauer geführt  sind.    Ebenso  sind  die  Chorwände  gegliedert. 

Die  Kranzgesimse  bestehen  aus  abgefaster  Platte,  Kehle  und  Rundstab.  Das 
gemeinsame  Satteldach,  mit  dreiseitiger  Chorhaube,  ist  auch  über  das  Seitenschiff  und 
die  zwischen  ihm  und  Chorhaus  eingebaute  alte  Sakristei  geschleppt.    Über  der  Chor- 


i89 


i9o 


KREIS  JÜLICH 


Kathoi.     haube  ein  schmiedeeisernes  Kreuz;  etwas  weiter  nach  Westen,  in  den  First  eingerückt, 
Pfarrkirche  ^.^  se^r  hübsches  Dachreiterchen,  bestehend  aus  einer  dem  Turmhelm  analog  ge- 
bildeten, aber  oben  eingeknickten  Haube  auf  zwei  senkrechten  Pfosten  und  schrägen 
Streben  unter  den  Sattelhölzern, 
inneres  Das  Innere  der  Kirche  ist  etwa  28  m  lang  und  i4  m  breit.  Die  drei  Joche  des 

Hauptschiffes  sind  mit  spätgothischen  Rippenkreuzgewölben,  die  des  nördlichen 
Seitenschiffes  mit  mehrteiligen  Rippengewölben  überdeckt.   Die  Scheidpfeiler  sind  von 

einem  romanischen  Bau  bei- 
behalten, wie  das  romanische 
Kapitälprofil  und  die  hohe 
Schildmauer  über  den  Scheid- 
bögen schliessen  lässt.  Die 
Kanten  der  Pfeiler  wurden 
abgeschrägt,  die  Kapitäl- 
platte  viereckig  belassen  und 
an  der  Ecke  durch  eine  kon- 
solenartige Bildung  unter- 
stützt. 

Der  um  eine  Stufe  über 
das  Schiff  erhöhte  Chor  ist 
ebenfalls  über  fein  profilierten 
spätgothischen  Rippen  ge- 
wölbt. An  der  Seite  nach 
der  Sakristei  befindet  sich 
ein  Blendfenster,  welches,  aus 
Backstein  gemauert,  einen 
Mittelpfostenmit  zwei  kleinen 
Spitzbogen  innerhalb  der 
spitzbogigen  Fensterbedach- 
ung aufweist,  woraus  die 
Priorität  des  Schiffes  vor  der 
Sakristei  sich  ergiebt.  Die 
anderen  Fenster  des  Chores 
haben  diese  Teilung  verloren. 

Der  Hochaltar,  ein 
tüchtiges  Werk  der  Antwer- 
pener Schule,  um  i52o  ent- 
standen. Marke:  eingebrannte 
Hand.  Die  Schnitzereien 
sind  beinahe  identisch  mit 

dem  Altar  in  Müntz,  auf  welchem  dieselben  Schildhalter  mit  demselben  Wappen- 
zeichen, Ochsenkopf  mit  Ring  durch  die  Nase,  angebracht  sind. 

Der  Altar  ist  zum  Teil  stark  restauriert.  Der  innere  linke  Flügel  ist  ganz  neu, 
auf  der  Aussenseite  des  äusseren  rechten  Flügels  ist  die  Himmeltragung  der  Seele 
der  h.  Agatha  und  auch  sonst  manches  stark  übermalt. 

Die  Aussen  Seiten  der  Flügel  (Fig.  1 2  5)  stellen  das  Martyrium  der  Titel- 
heiligen, der  h.  Agatha,  dar.  Das  erste  Bild :  die  h.  Agatha  wird  mit  Zangen  gemartert 
(neu),  das  zweite :   Agatha  werden  die  Brüste  abgeschnitten,  im  Hintergrunde  eine 


Fig.  125. 


Mersch,  katholische  Pfarrkirche, 
der  geschlossenen  Altarflügel. 


Mittelteil 


i9o 


MERSCH 


1 9 1 


befestigte  Stadt.    Das  dritte  Bild:  Die  Heilige  knieend  in  einer  Halle  in  gothischen  Kathol. 

P  furrkirc 

Formen,  dem  Gefängnis,  vor  einem  Apostel,  im  Hintergrund  ein  Knabe.  Oben 
wird  ihre  Seele  von  zwei  Engeln  gen  Himmel  getragen.    Auf  dem  vierten  Bild  ist 


Fig.  126.    Mersch.    Schrein  des  Altars  in  der  katholischen  Pfarrkirche. 


die  Heilige  im  Sarge  liegend  dargestellt,  umgeben  von  vier  knienden  Männern.  Von 
oben  schwebt  ein  Engel  herunter. 

Die  beiden   kleinen  oberen  Flügel,   für  den  oberen  Teil  des  Mittelschreines, 
sind  heute  ohne  Bilder;   über  der  Mitte  des  Altars  und  den  beiden  Seitenteilen 

1 9  i 


J  92 


KREIS  JÜLICH 


Kathol. 
Pfarrkirche 


Seitenaltar 
Ölgemälde 


Gefässe  und 
Paramente 


Glocken 


erheben  sich  kapitälartige  Knäufe  mit  reichem  Laubwerk,  darauf  moderne  (?) 
Engel figuren  mit  den  Leidenswerkzeugen. 

Geöffnet  zeigt  der  Altar  (Fig.  126)  im  Mittelfeld  in  figurenreicher  Darstellung 
die  Kreuzigung,  darunter  in  besonderem  Feld  die  hh.  Frauen  und  andere  Klagende; 
rechts  zwei  Männer  mit  einem  Schild,  auf  dem  sich  ein  Stierkopf  mit  Ring  durch 
die  Nase  befindet. 

Beide  Szenen  werden  eingerahmt  von  den  Darstellungen  der  Vorfahren  Jesu  in 
den  Zweigen  des  Baumes  Jesse.  In  der  untersten  Gruppe:  Jesse  schlummernd,  um- 
geben von  vier  gestikulierenden  Propheten.  Unten  links:  Verkündigung  und  Heim- 
suchung; rechts:  Geburt  und  Beschneidung.  Oben  links:  Kreuztragung;  rechts:  Kreuz- 
abnahme.   In  den  Gewänden  der  oberen  Bilder  typologische  Darstellungen. 

Die  Gemälde  auf  den  geöffneten  Flügeln  stellen  dar:  links  das  Abendmahl  und 
Jesus  am  Olberg  (neu);  rechts  die  Himmelfahrt  und  Ausgiessung  des  hl.  Geistes. 

Der  nördliche  Seitenaltar  hat  ein  stilgeschichtlich  interessantes  gothisches 
Retabulum  mit  zopfigen  Anklängen  aus  dem  Anfang  des  1 9.  Jh.  Darüber  Ölge- 
mälde, Leinwand:  Kruzifixus  mit  Magdalena,  niederländisch,  1 7.  Jh. 

Messingleuchter,  55  cm  hoch,  16.  Jh.,  gothisch  profiliert.  Zinnleuchter 
aus  dem  J.  1  599,  mit  dem  Kölner  Zinnstempel  und  den  Buchstaben  H  P.  Kelch- 
tuch: Silber-  und  Goldstickerei  auf  roter  Seide,  in  den  Ecken  die  Inschrift:  anno 
!  7 92  soeur  marie  agnes  panch  ,  und  das  Wappen  von  Wassenberg  mit  der  In- 
schrift: STIERATH,  CANONICUS  IN  WASSENBERG  ET  V.  V.  H.  IN  C. 

Von  den  Glocken  wurde  die  grosse  im  J.  1  765  von  Martin  Legros  gegossen,  die 
kleine  im  J.  1 85 7  von  Christian  Ciaren  aus  Sieglar.    Erstere  hat  die  Inschrift: 

SANCTA  AGATHA,  ORA  PRO  NOBIS.    DONO  LARGlORE  ABELS  MAESSEN,  PASTORlS 

In  LoeVenICh,  refVsa,  martinus  legros  me  fecit  0  765).  [F.] 


MÜNDT. 

Brockmüller,  S.  54.  —  Kaltenbach,  S.  269  —  Offermann,  S.  83.  —  Pick 
in  der  Aachener  Zs.  VIII,  S  280. 
Römische  RÖMISCHE  FUNDE  wurden  in  Mündt  häufig  gemacht,  ohne  dass  näheres 

Funde  darüber  bekannt  wurde  (Aachener  Zs.  XIV,  S.  20,  37;  VIII,  281.  —  über  die 
sagenhafte  Festung  vgl.  Brockmüller  a.  a.  O.  Korth  in  der  Aachener  Zs. 
XIV,  S.  106). 

Kathol.  KATHOLISCHE   PFARRKIRCHE   (s.  t.  s.  Urbani,  der  ursprüngliche 

-arrki  rche  Titelheilige  scheint  der  hl.  Martinus  gewesen  zu  sein,  s.  die  Glockeninschriften). 

Handschrift  1.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Geschichte  der  Pfarre  mit  series 
pastorum  seiti55o  und  Urkunden  der  Pfarre  seit  1612  (vgl.  Tille,  Ubersicht  II. 
S.  43).  —  Auf  der  Bürgermeisterei  Titz:  Aufzeichnungen  des  Pfarrers  Langen, 
um  1  75o,  nach  Notizen  des  Pastors  Brentgens,  um  1680  (R.  Pick  i.  d.  Aachener  Zs.VIII, 
S.  2S2). —  Kirchenregister  von  i649  an,  lückenhaft.  —  Auf  dem  Bürgermeister- 
amt in  Jülich,  Kirchenregister  von  1 77o  —  1  793. 
Geschichte  Die  Existenz  einer  Kirche  in  Muni  ist  ums  J.  65o  schon  bezeugt  (Lacomblet, 

Archiv  II,  S.  57.  —  Kühl  a.  a.  O.  IV,  S.  99.  —  über  den  Namen:  Brockmüller, 
S.  54.  —  dagegen  Korth  in  der  Aachener  Zs.  XIV,  S.  io5.  —  Pick  in  der  Aachener 
Zs.  VIII,  S.  280.  —  Ann.  h.  V.  N.  XXI,  S.  1 76.  —  dagegen  Kühl  a.  a.  O.  IV,  S.  3i4). 


I  92 


MI'  NIM 


1 93 


Einkünfte  der  Kirche  fliessen  im  siebenten  Jahrhundert  mit  solchen  von  Hasselt 
dem  Domkepler  in  Köln  zu.  Wohl  noch  im  ersten  Jahrtausend  fand  ein  Kirchen- 
neubau in  sehr  exakter  und  eigenartiger  Mauer-  und  Steinschnitttechnik  statt, 
von  dem  sich  im  Schiff  ein  grosser  Teil  erhalten  hat  (Fig.  128).  Der  Grundriss 
ist  ganz  der  alte  geblieben,  ebenso  hat  sich  die  grätige  Wölbung  des  Chorquadrats 
und  die  Halbkuppel  der  Apsis  erhalten.  Im  Liber  valoris  erscheint  Mündt  unter 
dem  Namen  Münze  (Kühl  a.  a.  O.  IV,  S.  3 10  ff.).  Im  dreissipjährigen  Krieg, 
angeblich  im  J.  i642  (Notizen  des  Pfarrers  Langen  in  der  Aachener  Zs.  VIII, 
S.  2  83),  brannten  die  Hessen  die  Kirche  ab,  wobei  der  Oberbau  des  Turmes  mit  den 
Glocken,  vermutlich  auch  die  Bedachung  und  Holzdecke  des  Schiffes  zu  Grunde  ging. 
Unter  Pastor  Brentgens,  der  von  1681  ab  in  Mündt  war  (Notizen  des  Pastor  Langen 
a.  a.  O.)  wurde  die  Kirche  wieder  hergestellt  und  neu  ausgestattet,  die  Glocken  mit 
Unterstützung  des  Kurfürsten  Johann  Wilhelm  neu  gegossen. 
Dreischiffige  Hallen- 

/ 


kirche  mit  Westturm  und 
rundem,  romanischem  Chor. 
Der  Turm  ist  zweigeschossig, 
das  Untergeschoss  roma- 
nisch ,  aus  Tuffstein ,  das 
Obergeschoss  barock,  Sand- 
steine, mit  breiten,  zum  Teil 
vermauerten ,  spitzbogigen 
Fenstern. 

An  der  Nordseite  des 
Schiffes  hat  sich  noch  bei- 
nahe die  ganze  frühromani- 
sche Mauergliederung,  in  sehr 
exakt  gearbeitetem  Tuffstein 
ausgeführt,  erhalten.   Es  lag 

der  Fussboden  des  romanischen  Baues  bedeutend  tiefer  und  ist,  wie  bei  den  meisten 
alten  Dorfkirchen  (im  Kreis  Jülich  vgl.  Laurenzberg  und  Bettenhoven),  durch  Jahr- 
hunderte alten  Schutt  aufgehöht  worden.  Die  ehemaligen  Fensterbänke  liegen  nur 
4o  cm  über  dem  Boden.  Die  rundbogig  geschlossenen  schmalen  Fensterchen  fügen 
sich  in  einen  Rundbogenfries  ein,  der  einen  sehr  originellen  Steinschnitt  zeigt 
(Fig.  128).  Die  Rundbogen  sitzen  auf  viereckigen  unten  abgefasten  Konsolsteinen 
und  bestehen  meist  aus  nur  zwei  Bogensteinen,  von  denen  einer  immer  mehr  als 
9o 0  des  Bogens  umfasst  und  deswegen  eine  seltsame  schalenartige  Form  hat.  Die 
Stirnfläche  unter  den  Rundbogen  ist,  wo  sie  nicht  Fensterbekrönung  ist,  mit  einem 
halbkreisförmigen  Stein  ausgefüllt. 

Die  ebenfalls  sehr  sorgfältig  in  kleinen  Tuffsteinen  aufgemauerte  runde  Apsis 
hat  als  Sockelprofil  eine  Schräge,  oben  eine  Platte  über  einer  Hohlkehle.  Auch  der 
Fugenschnitt  dieser  Hohlkehle  ist  ein  höchst  merkwürdiger,  da  zwischen  Platte  und 
Hohlkehle  eine  Fuge  läuft. 

Das  Innere  ist  dreischiffis:,  das  südliche  Seitenschiff  flach  gedeckt,  das  Mittel- 
und  nördliche  Seitenschiff  gothisch  kreuzgewölbt.  Die  einfachen  Profile  dick  mit 
Kalkfarbe  überschmiert.  Chorquadrat  romanisch,  grätig  kreuzgewölbt.  Apsis  mit 
romanischer  Halbkuppel  und  einem  Kämpfersims,  bestehend  aus  Rundstab,  Kehle 
und  Platte.    Ausser  der  Vierung  an  dem  Chor,   die  sich  in  rundem  Triumphbogen 

13 

1 93 


Kathol. 
Pfarrkirche 


Fig.  127.    Mündt.    Grundriss  der  katholischen  Pfarrkirche. 


Besclireibung 


1 94 


KREIS  JÜLICH 


Kathoi.     gegen  das  Langhaus  öffnet,  und  der  Wand  des  nördlichen  Seitenschiffes,  hat  sich 

'fsrrli  irchc 

noch  ein  Teil  des  Mittelschiffes  aus  romanischer  Zeit  erhalten  und  öffnet  sich  gegen 
das  Seitenschiff  in  heute  sehr  niedrig  liegenden  runden  Scheidbögen. 
Ausstattung  Die  Ausstattungsgegenstände  der  einfachen  Kirche  sind  besonders  des- 

wegen von  Interesse,  weil  sie  gleichzeitig  durch  die  Sorge  des  um  die  Pfarre  sehr 
verdienten  Pastors  Gottschalk  Brentgens  im  J.  1 685  beschafft  wurden.  Der  ehemalige 
Hochaltar,  wie  der  nördliche  Seitenaltar  und  die  Kanzel  im  J.  1 68 5  aus  Dortmund 
bezogen,  hat  leider  einem  modernen  Altar  weichen  müssen  (Handschriftl.  Aufzeich- 
nungen, Bürgermeisteramt  Titz). 

Der  nördliche  Seitenaltar,  die  Kanzel  und  das  Orgelgehäuse  sind 
erhalten  geblieben.  Es  sind  derb  barocke,  aber  tüchtige  Arbeiten.  Besonders  die 
Kanzel  ist  sehr  reich  und  wirkungsvoll  mit  Fruchtgewinden  und  Figuren  geschmückt. 

Südlicher  Seitenaltar,  einfache  Arbeit  aus  dem  1 8.  Jh. 
Glocken  Die  Glocken,  aus  den  J.  1682,  1 647  u.  1826.    Die  alten  haben  die  Inschriften: 

I.  IN  HONOREM  SANCTI  MARTINI  SUM  FUSA  1 436.  HASSICUS  MILES  ME  PER- 
DIDIT,  SED  SERENISSIMUS  PRINCEPS  JOHANN  WILHELM,  JULIAE,  CLIVIAE  ET  MONTIUM 
DUX,  ET  ANNA  MARIA  ARCHIDUCISSA  AUSTRIAE,  CONIUGES,  ECCLESIAE  IN  MÜNDT  D.  D. 


Fig.  128.  Mündt. 
Mauergliederung  an  der  Nordseite  der  katholischen  Pfarrkirche. 


|682  AD  HUMILIMAM  INSTANTIAM  REVERENDI  DOMINI  GODTSCHALCI  BRENTGENS, 
LOCI  PASTORIS,  REVERENDI  DOMINI  WERNANDI  ANDERMAHR,  B.  MARIAE  VIRGINIS 
VICARII,  REVERENDI  DOMINI  IOANNIS  OFFERMANS,  LEONARDI  GREVEN,  ADOLFI  VON 
MEHR,  GERART  LENNARTZ,  SCABINORUM,  WERNERI  BRENTGENS,  HENRICI  LANGEN, 
THEODORI  LAUTERBORN,  CUSTODIS,  ADAM  LAUT  ERBORN,  HERMANN  LANGEN,  JOES. 
MEYSEN,  ADAM  SCHUSSER,  ADAM  GREVEN,  THEODORUS  VAN  MEER,  PETER  STRITHAGEN, 
WERNER  OFFERMANNS,  WILHELM  SCHMITZ,  WERNER  ANDERMAHR,  GOERD  KREMER. 
JOES  BOURLET  GOS  MICH. 

2.  AVE   MARIA   GRATIA   PLENA    1 647 . 

3.  Die  zweite  wurde  im  T.  1826  von  P.  Boitel  gegossen. 

[F-] 

MÜNTZ. 

Brockmüller, Topographie,  S.53.  —  Kaltenbach,  Der  Regierungsbezirk  Aachen, 
S.  272.  —  Offermann,  Geschichte,  S.  56.  —  E.  v.  Oidtman,  Einige  Erläuterungen 
zu  Historia  rerum  Julio-Montensium  per  nobilem  Behr  a  Lahr  in  den  Ann.  h.  V.  N. 
XLV,  S.  138—148. 

Römische  R 0 MISCHE  FUNDE.    Beim  Abbruch  des  Turmes  der  alten  Pfarrkirche 

Funde  fanden  sich  im  Mörtel  des  Bruchsteinmauerwerks  eine  so  grosse  Menge  von  Scherben 
römischer  Dachziegel,  dass  die  Annahme  einer  römischen  Ansiedelung  in  Müntz  be- 
rechtigt erscheint  (nach  der  Kölnischen  Volkszeitung,  Korrespondenzblatt  der  Wd. 
Zs.  V,  Sp.  170). 


i94 


MÜNTZ 


1 95 


Bei  derselben  Gelegenheit  fand  sich  auch  ein  den  Matrums  Julineihabiis  ge-  Römische 
widmeter  Inschriftstein  (Korrespondenzblatt  der  Wd.  Zs.  V,  Sp.  170.  —  Max  Ihm, 
B.  J.  LXXXIII,  S.  151.  —  Schneider,  Aachener  Zs.  XIV,  S.  20.  —  Norrenberg, 
Dekanat  Gladbach,  S.  8).  Ein  anderer  Matronenstein  ist  an  der  Fassade  des  Behren- 
hauses eingemauert.  Die  drei  Mütter  sitzen  in  einer  tiefen  Nische,  die  beiden  äusseren, 
mit  grossem  rundem  Kopfputz  angethan,  gegen  die  mittlere  gewendet,  darunter  eine 
sehr  verwitterte  Inschrift. 


Fig.  123.    Müntz.    Hochaltar  in  der  katholischen  Pfarrkirche 


KATHOLISCHE   PFARRKIRCHE  fs.  t  s.  Petri).     Im   Pfarrarchiv  Kathol. 

Pfarrkirc 

befinden  sich  für  die  Geschichte  der  Kirchenbauten  wenig  bedeutende  Urkunden  vom 
}.  1638  ab  (vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  44).  —  Auf  dem  B  ür  g er  meis  t era m  t :  Register 
vom  J.  1635  ab.  —  In  Hottorf,  Bürgermeisteramt:  Kirchenregister  von  1701  bis 
1798  (Aachener  Zs.  XIII,  S.  207).  —  München,  Königl.  Hof-  und  Staatsbibliothek; 
REDiNGHOVENsche  Sammlung  Bd.  LV,  Bl.  281  b.  —  Ein  Lageplan  mit  genauem  Um- 
riss  der  alten  Kirche  im  Besitze  von  Gutsbesitzer  Decker  in  Müntz.  Daselbst 
Situationsplan  von  Ausgrabungen  in  der  Nähe  der  Kirche. 

13* 

1 95 


i  96 


KREIS  JÜLICH 


Kathoi.  Die  Geschichte  von  Müntz  ist  noch  wenig  aufgeklärt.    Munizu  wird  im  J.  945 

Pi'sFrliirchc 

Geschichte    m  emer  Urkunde  des  Erzbischofs  Wichfried  von  Köln  genannt  (Lacomblet,  U.  B.  IV, 
604).    Es  ist  im  J.  15,50  Pfarrei.     Kühl  macht   wahrscheinlich,   dass   das  im  über 
valoris,  um  1300,  genannte  Munse  Mündt  ist  (Kühl  IV,  310  ff.,  vgl.  oben  Mündt). 
Beschreibung  Die  im  J.  1 87 7  abgerissene   Kirche   war  eine    dreischiffige   gothische  Kirche, 

mündlicher  Beschreibung  nach  mit  romanischem  Westturm.  Durch  die  bei  seinem 
Abbruch  gemachten  römischen  Funde  wird  die  KuHLSche  Hypothese  ziemlich  er- 
schüttert. Die  Kirche  besass  ein  Sakramentshäuschen  mit  dem  Behrschen  Wappen 
und  der  Jahreszahl  1604  (von  Oidtman,  Annal.  h.  V.  N.  XLV,  139.  —  Eisenberg- 
Mirbach  a.  a.  O).  Das  Orgelgehäuse  hatte  einen  Schild  mit  Ochsenkopf  (Eisen- 
berg-Mirbach, vgl.  dazu  unten  den  Hochaltar). 
Ausstattung  Der  gothische   Flügelaltar  und  die  Glocken  der  alten  Kirche  wurden  in  den 

Neubau  herübergenommen. 

Hochaltar  Der  Hochaltar  ist  ein  Antwerpener  Schnitzaltar  mit  neuen  Flügeln,  um  1520. 

Marke  eingebrannte  Hand  (Fig.  129).  Der  Schnitzschrein  ist  beinahe  identisch  mit 
demjenigen  des  Altares  in  Mersch,  nur  wenige  Figuren  sind  weggelassen,  beinahe 
alles  übrige,  sogar  die  kleinen  typologischen  Scenen  in  den  Gewänden  der  oberen 
Felder,  ist  genau  wiederholt.  Ein  Vergleich  der  beiden  Altäre  giebt  interessanten 
Einblick  in  die  handwerksmässige  Thätigkeit  der  Antwerpener  Bildhauerschule.  Beide 
Altäre  haben  neben  der  Scene  der  ohnmächtigen  Maria  zwei  Schildhalter  mit  dem- 
selben Wappen:  Ochsenkopf  mit  Ring  durch  die  Nase.  Vgl.  auch  oben  S.  46.  Der 
Müntzer  Altar  hat,  ausser  den  oben  S.  190  beschriebenen  Scenen,  noch  die  Predella 
mit  drei  weiteren  Passionsscenen  bewahrt. 
Gio*<?n  Glocken.    Die  grosse  Glocke,    aus   dem  13.  Jh.  stammend,    hat    in  ver- 

schnörkelten romanischen  Majuskeln  die  Inschrift : 
A.  M.  ave:  maria:  voco :  1:  ART: 

Die  zweite  Glocke  hat  die  Inschrift:  sancte  petre,  Patrone  ecclesiae  in* 

MÜNTZ,   ORA  PRO  NOBIS.  ANNO  l65o,   4.  SPTEMBRIS,    RENE    MILDT    ET  CLAUDIUS  HUM- 

blot  me  fecerunt.    Darunter  als  Signatur  eine  Glocke  zwischen  C  u.  H. 

Die  dritte  Glocke  ohne  Inschrift.     Die  Messglocke  hat  die  zwei  Schriftbänder : 

PETRUS  BALTASER  GEYR,  PASTOR  IN  MUENTZ.     PETRUS  FUCHS  IN  COELN  GOS  MICH. 

Haus  Behr  HAUS   BEHR.    H ands ch r if tl.   Qu.     Im  Pfarrarchiv:   Präsentationen  der 

Familie  von  Behr,  seit  1725  der  Familie  ab  Hinsbergh  (Vgl.  Tille,  Über- 
sicht II,  S.  44). 

Geschichte  Haus  Behr  wurde  im  J.  1575  von  Konrad  Behr  von  Lahr  zu  Müntz,  Schult- 

heiss  zu  Linnich,  und  dessen  Gemahlin  Agnes  Eiffler  erbaut.  Diese  Anlage  scheint 
auch  die  erste  gewesen  zu  sein,  wegen  des  Namens ;  der  Besitz  wurde  vermutlich 
erst  am  Anfang  des  16.  Jh.  durch  Heirat  vorn  Gut  Gritteren  abgetrennt  (E.  V.  OlDT- 
man,  Ann.  h.  V.  N.  XLV,  S.  13p.).  Anna  von  Westrem,  die  Mutter  Johanns,  des  Letzten 
aus  dem  Geschlechte  der  Bohr  von  Lahr,  baute  das  Schlösschen  im  J.  1635  um. 
Im  J.  1656  erwarb  der  spanische  Gouverneur  zu  Montmedy,  Johann  Behr  von  Lahr, 
durch  ein  Darlehen  von  8000  Rthl.  vom  Pfalzgraf  Wolfgang  Wilhelm  die  Pfandschaft 
der  Dörfer  Müntz  und  Raishofen  (Düsseldorfer  Staatsarchiv).  Im  J.  1676  scheint 
Dietrich  Heinsberger  das  Rittergut  zu  besitzen  und  ist  zugleich  Collator  der  Kirche 
zu  Müntz.  Vor  dem  J.  1723  kommt  das  Haus  Behr  definitiv  in  den  Besitz  der 
Familie  von  Heinsberg  (Urkunden  im  Pfarrarchiv).  Um  1800  findet  dann  noch  einmal 
ein  vollständiger  Umbau  mit  Durchbruch  neuer  Fensteröffnungen  statt.  Der  jetzige 
Besitzer  ist  Herr  Christian  Giessen. 


1 96 


NIEDERMERZ 


197 


Rechteckige  Hofanlage  aus  Backstein  mit  den  Wohngebäuden  in  der  Nord-  Haus  Behl- 
,     i  Beschreibung 

westecke. 

Das  Wohngebäude  ist  zweistöckig  mit  viereckigen  Fenstern.  Zwei  aneinander- 
stossende  Satteldächer  mit  Brandmauer  von  Westen  nach  Osten.  Einfache  abgetreppte 
Giebel  auf  den  Schmalseiten,  ebenso  einer  über  dem  Thoreingang  auf  der  Breitseite. 
Über  dem  Thorbogen  ist  ein  Matronenstein  eingemauert  (s.  o.  S.  195).  Über  den 
Fenstern  sind  vermauerte  Segmentbögen  sichtbar. 

Im  Hof  der  achteckige  Treppenturm,  aus  einem  Pultdach  aufsteigend,  mit 
schmalen  viereckigen  Fenstern.  Über  dem  Eingang  zum  Treppenturm  sind  drei 
Wappen  eingemauert.  Das  grosse,  obere,  mit  dem  Wappen  der  von  Westrem  und 
der  Überschrift  anno  i6j5.  Darunter  das  Allianzwappen  Behr  von  Lahr  und  Eiffler 
mit  der  Jahreszahl  1  573. 

Im  Treppenturm  hängt  eine  Sterbetafel  mit  dem  Behr'schen  Wappen  und 
der  Unterschrift:  anno  1621,  den  23.  may,  starb  der  ehrwerd  un  edler  herr 

JOHANN  BEHR  VON  LAHR,    CANONICH  ZU  MÜNSTEREYFEL.     DER  SEELE  GOTT  GENADE. 

In  einer  Seitenstrasse  neben  der  Kirche  Wege  kreuz  mit  einem  Kruzifixus  in  Wegekrcuz 
rohen  Formen  und  dem  Chronostichon  auf  dem  Postament:  Joannes  heCker  et 
Barbara  hIntzen  ConIVges  VnI  et  soLI  Deo  me  posVerVnt.  (t 775).  Darunter: 

STATIO  ULTIMA  FESTO  (SO)  TRINITATIS   ET  CORPORIS  CHRISTI. 

HAUS  MÜNTZ,  nach  den  Besitzern  auch  Haus  Nesselrode,  Gritteren  und  Haus  Müntz 
Danielshof  genannt.    Handschrift!.  Qu.    Im  Düsseldorfer  Staatsarchiv :  Lehensakten 
aus  dem  18.  Jh.  —  Bei  Herrn  Decker  in  Müntz,  dem  Eigentümer  des  Hofes,  eine 
Buschordnung;    Lagepläne    (vgl.  Tille,    Übersicht  II,    S.  4,5).  In  München 

Königl.  Hof-  und  Staatsbibliothek:  Sammlung  Redinghoven  Bd.  LV,  Bl.  281b. 

Die  Familie  von  Müntz,  1362  zuerst  erwähnt,  ist  bis  zum  T.  1492  im  Besitz  Geschichte 
des  gleichnamigen  Hofes.  In  diesem  Jahre  erhält  ihn  Johann  von  Harff  zu  Lorsbeck 
als  Lehen  (E.  v.  Oidtman  bei  Kühl  a.  a.  O.  IV,  S.  319.  —  Derselbe  in  den  Ann- 
Ii.  V.  N.  XLV,  S.  140).  Im  Anfang  des  ib.  Jh.  ist  die  Familie  von  Gritteren  im  Besitz 
des  Hofes  von  Müntz,  „an  der  Kirche  gelegen",  und  bei  Erbteilung  im  f.  1549  er- 
hält ihn  Regina,  geborene  von  Gritteren,  die  Gattin  Edmunds  von  Nesselrode  zu 
Holtrop.  Im  J.  1646  wird  der  Flof,  der  erblich  an  Hans  Dietrich  von  Gritteren  zu 
Glimbach  und  Müntz,  und  Gertrud  von  Zievel  zu  Rischmühlen  gefallen  ist,  den 
Schwestern  Anna  und  Katharina  von  Zievel  übertragen,  und  gelangt  dann  an  Franz 
Ferdinand  Daniels.  Im  J.  1828  kommt  er  aus  der  Hinterlassenschaft  des  Landgerichts- 
rats Adam  von  Daniels  in  den  Besitz  der  Familie  Decker  in  Müntz. 

Die  heutigen  Hofgebäude  sind  einfache  Nutzbauten  aus  Backstein.  Beschreibung 

In  den  letzten  Jahrzehnten  wurden  im  Hof  Ausgrabungen  gemacht,  welche 
ein  der  alten  Kirchenanlage  paralleles  Mauerweik  bloslegten.  Eine  Bestimmung  des 
Alters  dieses  Mauerwerks  wurde  nicht  versucht,  und  es  wäre  möglich,  dass  diese 
Reste  mit  der  OFFERMANN.schen  Überlieferung,  wonach  in  Müntz  eine  später  als 
Archiv  dienende  fränkische  Kapelle  bestanden  hat,  in  Beziehung  zu  bringen  wären. 

'~  [F-] 

NIEDERMERZ. 

KATHOLISCHE  P  FA  R  RK I  RC  H  E  (s.  t.  s.  Johannis  Baptistae).    Hand-  Kathoi. 

Pfarrkirche 

schriftl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Lagerbuch  von  1826,  darin  Stiftungsurkunden  vom 
J.  1 683  ab  erwähnt.  —  Register  vom  J.  i77o  ab  (vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  47).  — 


i97 


[98 


KREIS  JÜLICH 


Kathol.  Auf  dem  Bürgermeisteramt  Aldenhoven:  Kirchenregister  von  1 6  7  i  —  1 689  und 
Pfarrkirche  —  1 77  2,  lückenhaft  (M.  Schollen  i.  d.  Aachener  Zs.  XIII,  S.  2o7).  —  Im 

Pfarrarchiv  zu  Laurenzberg:  Verzeichnis  der  Kapellenrenten,  1 6.  Jh.  (Vgl.  Tille, 
Übersicht  II.  S.  28). 

Geschichte  Der  Chor  der  Kirche  mit  dem  darüberliegenden  Turm  stammt  aus  dem  12.  Jh., 

der  Liber  valoris,  um  i3oo,  nennt  die  Kirche  nicht.  Im  J.  1 566  war  sie  Pfarre 
(Pfarrarchiv:  Series  pastorum),  1624  wird  sie  wieder  als  Kapelle  genannt.  Vor  i8o7 
scheint  sie  wieder  selbständig  gewesen  (Dumont,  Descriptio,  S.  1  7),  dann  unterdrückt 
worden  zu  sein.  Im  J.  1 836  wurde  sie  wieder  zur  Pfarre  erhoben.  Im  J.  1 742  wird 
das  Langhaus  vergrüssert  unter  Pfarrer  Rutgerus  Ramecher,  1 8 1 9  wurde  die  Decke 
erneuert  und  1 865  der  Chor,  angeblich  durch  Rousseau  in  Aachen,  restauriert. 
Besehreibung  Saalbau  mit  Turm  über  dem  Ostchor.    Der  schmucklose  Saalbau  stammt  aus 

dem  18.  Jh.  Der  Turm,  aus  Feldsteinen,  ohne  Gliederung  im  Äusseren,  nimmt 
im  Innern  den  quadratartigen  Chor  auf.  Derselbe  ist  romanisch,  kreuzgewölbt,  mit 
Säulen  in  den  Ecken.  Die  Säulchen  besitzen  romanische  Kapitale  mit  plumper 
Blätterornamentik. 

Glocken  Von  den  Glocken  ist  die  eine  im  J.  1860  zersprungen  und  eingeschmolzen 

worden.    Sie  war  im  J.  i426  gegossen.    Die  zweite  trägt  die  Inschrift:  st.  Johannes 

BAPTISTA  HEISCHEN  ICH.     ANNO  DNI.  I  539.  [F.] 


PATTERN. 

Kathoi.  KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Matthaei).  Pick  i.  d.  Aachener 

ar  r  k  i  r  e  h  e  v     ->  -T    c     „  , 
Zs.  \  l,  S.  109. 

Handschriftl.  Qu.  Im 
Pfarrarchiv:  Stiftungsurkun- 
den vom  J.  1693  ab.  — ■  In 
Inden,  Pfarrarchiv:  Ren- 
tenverzeichnis vom  J.  1661. 
(Vgl.  Tille,  Übersicht  II. 
S.47.)  —  In  Aldenhoven, 
Bürgermeisteramt :  Kirchen- 
bücher von  1770 — 1798. 

Die  ehemalige  Kapelle 
zu  Pattern  soll  nach  einer 
Inschrift,  die  sich  über  dem 
Thürsturz  befand,  im  J.  12 18 
erbaut  worden  sein.  Es  war 
eine  romanische  Kapelle  mit 
einem  Gewölbe  auf  einer 
Fig.  130.  Haus  Bock  in  Pattern  Mittelsäule  (Pick,  Aachener 

Zs.  VI,  S.  117).    Patron  der 

Kapelle  waren  seit  dem  15.  fh.  der  Eigentümer  von  Haus  Pattern  und  die  Einwohner 
des  Dorfes.    Sie  wurde  1804  zur  Sukkursalpfarrkirche  erhoben  und  im  J.  1861  durch 
einen  Neubau  ersetzt. 
Ausstattung  Von  der  alten  Ausstattung  sind  nur  erhalten: 

Ein  Vortragekreuz,  Gelbguss,  30  cm  hoch,  16.  Jh.,  sehr  roh.    An  den  Enden 
die  Evangelistensymbole. 


Geschichte 


1  98 


PATTERN 


l99 


Zwei   Barockkelche,  17.  Jh.,   Kupfer,  vergoldet.     Über  dem   Fuss  und  der  Kathol. 

Pf<i.rr){irch€ 

Cuppa  ausgesägte  und  getriebene  Fruchtschnüre  aus  Silber, 
Die  Glocke,  aus  dem  }.  1770,  hat  die  Inschrift: 

MATHAEUS  IST  NUNMEHRO  MEIN  NOHMEN,  GHEICHWIE  ICH  AUC  VOH  RHEIN 
(SO)  GEHEISCHEN  HABE.  WERNERUS  PUETZ  ZUR  ZEIT  PASTOR.  DURCH  FEWR  (SO)  UND 
FLAM  SEIND  WIR  ZERFLOSSEN,  JOANNES  STOCKE  VON  SAARBURG  BEY  TREYER  HAT 
UNS  GEGOSSEN  ANNO  l77o. 

HAUS  BOCK.   Abbildung  aus  dem  J.  1723  im  Codex  Welser,  bemalte  Feder-  Haus  Bock 
Zeichnung,  anscheinend  richtig. 

Zu  Pattern  bestanden  eine  ganze  Anzahl  von 
ritterlichen  Höfen.  Im  |.  1569  sind  u.a.  in 
Pattern  aufgeführt  die  adeligen  Familien  Bock, 
Lievendahl,  Ahr  und  Harff  (Pick,  Aachener  Zs.  VI, 
S.  ii(>  ff.).  Heute  existieren  noch  die  Rittergüter 
Bock  und  Ahr. 

Das  älteste  Gut  scheint  das  Lehnhaus  Ahr 
gewesen  zu  sein  (E.  v.  Oidtman,  schriftliche  Mit- 
teilung.). Im  14.  Jh.  gehörtes  der  Familie  von  Lie- 
vendahl ,  die  darnach  den  Zunamen  von  Pattern 
führt  (Mitteilungen  aus  dem  Stadtarchiv  Köln  I, 
S.  81  u.  90).  Durch  Heirat  kommt  es  in  der  Mitte 
des  16.  Jh.  an  die  von  Ahr,  durch  Kauf  im  J.  1070, 
zunächst  zum  Teil,  an  Werner  von  Bock  zu  Pattern. 
Von  dieser  Familie  ging  es  an  Karl  Philipp  von 
Proff  über,  gleichzeitig  mit  dem  Haus  Bock,  mit 
dem  zusammen  es  sich  heute  im  Besitz  der  Frau 
Therese  von  Kesseler  geb.  von  Proff  befindet.  Das 
Haus  wurde  in  den  20er  Jahren  vollständig  nieder- 
gelegt und  im  j.  1875  em  neuer  Hof  gebaut. 

Hier  soll  im  17.  Jh.  der  vermeintliche  Grab- 
stein des  Cornelius  Tacitus  vermauert  und  später 
als  Bodenbelag  verwendet  worden  sein  (Ausführliche 
Litteratur  bei  Pick  i.  d.  Aachener  Zs.  VI,  S.  110, 
A.  2.  '  -  -  Vgl.  das  sogenannte  Kochbuch  des  Frei-         pig  m    Haus  Bo(k  -n  Pattern 

HERRN    VON    HALLBERG    ZU    Broich,    Bd.   I,    S.  135,  Elfenbeinfigur. 
Düsseldorf  1819.). 

Das  Haus  Bock  scheint  das  Stammgut  der  von  Pattern  gewesen  zu  sein,  Geschichte 
welche  einen  Balken  im  Wappenschilde  führten  (E.  von  Uidtman,  schriftliche 
Mitteilung.).  Im  J.  I2Q2  wird  ein  Johann,  1376,  1377  u.  1385  ein  Gerhard  von  Pattern 
genannt  (Mitteilungen  aus  dem  Stadtarchiv  Köln  IX,  S.  6  u.  41).  Vor  1406  war  der 
Hof  durch  Jutta  und  Richmud  von  Vielenberg,  Klosterfrauen  zu  Heinsberg,  an  Wil- 
helm von  Broich  in  Erbpacht  gegeben.  Nach  mehrfachem  Wechsel  wird  im  }.  1567 
Wilhelm  von  Bock  mit  Haus  und  Hof  zu  Pattern  belehnt.  Karl  Freiherr  von  Bock, 
verkaufte  am  27.  August  1754  die  Güter  zu  Pattern  an  Karl  Philipp  von  Proff, 
nachdem  im  J.  17 12  das  heutige  Herrenhaus  gebaut  worden  war.  Im  J.  1789  gehen 
die  Güter  durch  Heirat  an  die  Familie  von  Kesseler  über,  in  deren  Besitz  sie  sich 
heute  noch  befinden.  Im  Anfang  des  19.  Jh.  wurde  die  Vorburg  von  Haus  Bock 
durch  Frau  Therese  von  Kesseler,  geborene  von  Proff,  umgebaut. 


1 99 


200 


KREIS  JÜLICH 


Haus  Bock  Quadratische,  mit  viereckigen  Türmen  bewehrte,  allseitig  geschlossene  Vorburg, 

Boschreibung  vQn  Qjjjjgjj  umgeben.    Südöstlich  davor  liegt  das  Herrenhaus  und  ein  Schuppen. 

Ein  Teil  der  Vorburg  wurde  am  Anfang  des  IQ.  Jh.  auf  dem  alten  Grundriss 
neu  aufgeführt  als  einfacher  Nutzbau,  nur  aus  Backstein.  Dabei  wurden  die  beiden 
Flankiertürme  im  Nordosten  bis  auf  den  Grund  abgebrochen. 

Das  Herrenhaus  ist  ein  einfacher  Bruchsteinbau,  auf  rechteckigem  Grundriss, 
mit  einer  Freitreppe  gegen  die  Vorburg.  In  den  Ankern  die  Jahreszahl  17 12.  Die 
Zimmer  gruppieren  sich  um  eine  einfache  Treppenhalle  (Fig.  130). 

Im  Herrenhaus  Sammlung  von  meist  niederländischen  Gemälden,  Porzellanen, 
Emaille,  Gläsern,  einigen  vorzüglichen  Elfenbein-  und  Buchsbaumschnitzereien,  zum 
Teil  aus  dem  Nachlass  des  Erbauers  von  Haus  Bock,  des  Jülicher  Schultheissen 
Hieronymus  von  Proff  (f  1 7 1 7),  mit  einigen  Gegenständen  aus  kurfürstlichem  Besitz. 
Die  Sammlung  wurde  grösstenteils  im  18.  Jh.  zusammengebracht  durch  die  Familien 
von  Kesseler  und  von  Heister.  Ein  Teil  der  Sammlung  wurde  abgetrennt  und  be- 
findet sich  in  Monheim,  Kr.  Solingen,  bei  Herrn  von  Kesseler. 
Sammlung  Bemerkenswert   sind,   unter  den  Ölgemälden:   Kreuz  tra  g  ung,  volkreiche 

Scene,  niederländisch  um  1500,  grau  in  grau,  Holz  30x40  cm.  —  Bildnis  Karls  V. 
von  Burgund,  Brustbild,  Inschrift:  carolus,  herzog  von  Burgund,  nieder- 
ländisch, 15.  Jh.  —  Beweinung  in  der  Art  des  Metsys.  —  Herrenbildnis,  bärtig 
nach  rechts,  in  schwarzem  Rock  mit  weisser  Halskrause,  Leinwand,  48  x  60  cm.  Art 
des  Thomas  de  Keyser.  —  Marine,  17.  Jh.,  76  x104  cm.  Seestück,  18.  Jh.,  bezeichnet 
B.  v.  p.,  in  der  Art  Simon  de  JVüger.  —  Eine  Reihe  von  Blumenstücken  in  der  Art 
von  Seeghers.  -  Eine  grössere  Anzahl  von  Tierstücken  in  der  Art  des  Hondecoeter  und 
des  Weenix,  vielleicht  zum  Teil  von  diesem  selbst  aus  der  Zeit,  da  er  für  den 
Kurfürsten  Johann  Wilhelm  in  Bensberg  arbeitete. 

Elfenbeinarbeiten:  Thronender  König,  Relief.  48x71  mm,  14.  Jh., 
Märtyrerin,  Vollbild,  102  mm  hoch,  Anfang  des  14.  Jh.  (Fig.  131). 

Venetianer  Glasspiegel,  2  m  hoch,  mit  dem  Wappen  des  Kurfürsten  von 
Jülich-Kleve-Berg,  18.  Jh. 
Erbericher  ERBERICHER  HOF.    Im  J.  1,582  wird  ein  Johann  von  Erberich  als 

Hot  Aachener  Ratsherr  genannt  (Aachener  Zs,  X,  S.  236).  Im  J.  1674  gelangt  der  Hof 
aus  der  Hinterlassenschaft  des  Freiherrn  Wilhelm  von  Harff-AIsdorf  an  dessen  Enkel 
Freiherrn  Wilhelm  Friedrich  Beissel  von  Gymnich.  Durch  seine  verwitwete  Schwester 
Antoinette  Elise  von  Bourscheid  scheint  der  Hof  an  diese  Familie  gekommen  zu  sein, 
da  das  Wappen  über  dem  Eingangsthor,  heraldisch  rechts,  anscheinend  das  Bourscheid- 
sche  ist.    Heute  ist  er  im  Besitz  des  Herrn  Matthias  Pütz. 

Schmucklose  rechteckige  Hofanlage  aus  Backstein.  In  Eisenankern  die  Jahres- 
zahl 1721.  [F.] 

RÖDINGEN. 

Römische  RÖMISCHE  FUNDE.    Im  J.  1 785  wurden  neun  Matronensteine  gefunden, 

Funde  worunter  einer  von  besonderer  Schönheit  (Abb.  B.  J.  LXXXIII,  S.  38).  Sie  kamen 
ins  Mannheimer  Antiquarium  (Lamey,  Act.  ac.  Pal.  VI.  —  Brambach,  C.  I.  Rh. 
Nr.  613,  Ö08,  0 1 1 ,  012,  öi ii,  01 4,  615.  —  Haug,  Die  römischen  Denksteine  des  Gross- 
herzoglichen Antiquariums  in  Mannheim.  —  Ausführlich  M.  Ihm,  B.  J.  LXXXIII, 
148  ff.  —  Programm  des  Mannheimer  Gymnasiums  1875-77.  —  B.  J.  LV,  S.  150.  — 
Aachener  Zs.  IV,  S.  230). 


200 


RÖDINGEN 


20  I 


Ein  römischer  Sarkophag  wurde  in  der  „Sandkuhle"  bei  Höllen  gefunden.  An 
verschiedenen  Stellen  werden  beim  Tiefpflügen  Mauerreste  und  römische  Ziegel  blos- 
gelegt.  Systematische  Ausgrabungen  wurden  nicht  angestellt  (Aachener  Zs.  XIV, 
S.  1  14). 

K ATH OL I S C HE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  Sancti  Cornelii). 

Handschrif  tl.  Qu.    Im  Pfarrarchiv:  Kirchenrechnungen  vom  J.  1594  ab. 
—  Auszug  aus  einer  Gewehrbusch-vroh  vom  J.  1598  im  Urkundenbuch.  —  Frühmess- 
stiftung vom  J.  1692  nebst  Rentenverzeichnis.  —  Kalen- 
darium,  Pergament,  v.  J.  1676.  —  Buch  der  Bruderschaft 
Jesus,  Maria,  Josef  vom  J.  1732.    Im  übrigen  vgl.  Tille, 
Übersicht  II,  S.  47.  —  Auf  dem  Bürgermeisteramt: 


Römische 
Funde 


Ka  t ho  1 
Pfarrkirche 


Reinster  der  Getauften  u. 


vom  J.  1647  ab. 


Im 


Düsseldorfer  Staatsarchiv  :  Erkundigungsbuch  vom  J.  15,50. 

Die  kaiserliche  Villa  Hrodinga  nennt  zuerst  Kaiser 
Lothar  I.  in  einer  Urkunde  vom  J.  847  (Beyer,  Mittelrhein. 
Urkundenbuch  I,  S.  84.  —  Über  den  alemannischen  Namen 
vgl.  Lamprecht,  Aachener  Zs.  IV,  S.  205.  —  Kühl  a.  a.  O. 
IV,  S.  307). 

Ein  Kirchenbau  fand  im  12.  Jh.  statt,  von  welchem 
sich  der  Unterbau  des  Turmes  erhalten  hat.  Im  J.  1284 
erscheint  Rödingen  als  Pfarrkirche  (Lacomblet,  U.B.II. 
790,  S.  465.  —  Andere  Auslegung  bei  Kühl,  a.  a.  O.  IV, 
S.  308).  Ums  J.  1300  wird  Rödingen  als  Pfarre  im  liber 
valoris  genannt.  Im  J.  1583  besitzt  die  Kirche  eine  Vikarie, 
deren  Kollatoren  die  Herren  von  Hompesch  zu  Tetz 
sind,  und  eine  Gasthauskapelle  zu  Höllen  (s.  o.  S.  94). 
Schon  im  1 5.  Jh.  hat  ein  umfassender  Neubau  stattge- 
funden, von  dem  die  Obergeschosse  des  Turmes  noch 
erhalten  sind.  Beim  Brand  des  Dorfes  in  der  Jülicher 
Fehde  im  J.  1542  war  die  Kirche  nicht  mit  verbrannt  (vgl. 
auch  den  Kieringer  Bericht,  Ann.  h.  V.  N.  LXI,  S.  63). 

Um  1700  wurde  der  Turm  vom  Blitz  getroffen, 
wobei  der  Helm  abbrannte.  Er  wurde  im  J.  1708  durch 
die  heutige  hübsche  Barockhaube  ersetzt.  Das  Langhaus 
wurde  1857  u.  1858  neugebaut. 

Moderner  dreischiffiger  Hallenbau  aus  Backstein  mit 
altem  Westturm  aus  Tuff  und  Backstein. 

Das  Äussere  des  Turmes  its  bis  zum  zweiten  Ober- 
geschoss  aus  Tuffstein  in  romanischer  Formengebung 
erbaut.  Er  hat  grosse  Rundbogenblenden  mit  Licht- 
schlitzen in  den  Lisenen.  Das  zweite  und  dritte  Obergeschoss  spätgothisch  in  Back- 
stein mit  Eckquadern  aus  Haustein.  Im  zweiten  Obergeschoss  spitzbogige  Fenster- 
blenden mit  reichem  Masswerk,  im  dritten  masswerklose  spitzbogige  Fensteröffnungen, 
die  sich  in  Blenden  bis  auf  die  Stockwerkgurte  darunter  herabziehen.  Die  Blenden 
zweigeteilt,  die  Langbahnen  rundgeschlossen  und  mit  Nasen  besetzt  (Fig.  132). 

Der  Turm  ist  im  Innern  bis  zum  dritten  Geschoss  aus  Tuffstein  aufgeführt  und 
nimmt  in  der  nördlichen  Mauerstärke  die  Treppe  auf.  Die  Geschosse  sind  mit  ru- 
mänischen starkbusigen,  grätigen  Kreuzgewölben  überdeckt.     Die  Gräte  ruhen  auf 


Fig.  132.  Turm  der  katholischen 
Pfarrkirche  in  Rödingen 


Geschichte 


Beschreibung 


20  I 


202 


KREIS  JÜLICH 


viereckigen  Pfeilervorsprüngen  in  den  Ecken,  deren  Kapitale  im  Erdgeschoss  reicher, 
im  ersten  Geschoss  bloss  mit  Platte  und  Rundstab,  profiliert  sind.    Die  Gewölbe  sind 


Fig.  133.    Rödingen.    Hochaltar  in  der  katholischen  Pfarrkirche. 


sehr  erneuerungsbedürftig.  Auf  einem  Balken  des  Helmes  ist  die  Inschrift  einge- 
schnitten: soLI  Deo,  MarIae  atqVe  corneLio  anDreas  hoLtz  pastor  et  IxCoLae 
turrIM  erIgebant.  i7o8.  23,  8  bris,  PAULUS  heiartz  custos  excudit. 


202 


RÖDINGEN 


2o3 


In  die  neue  Kirche  haben  sich  eine  Anzahl  sehr  bedeutender  Ausstattungs-  Kathoi. 

Pfurrliircho 

stücke  aus  der  alten  Kirche  herübergerettet.  Ausstattung 


Fig.  134.    Rödingen.    Nördliches  Chorgestühl  in  der  katholischen  Pfarrkirche. 


Hochaltar,  Antwerpener  Arbeit,   um  1520,  tüchtig.    Leider  in  letzter  Zeit  in  Hochaltar 
roher  Weise  umgeändert,  wobei  einige  Bildwerke  verschwanden,  und  die  Reihenfolge 
verändert  wurde. 


203 


KREIS  JÜLICH 


Unten,  links  der  schlafende  Jesse  mit  vier 
Propheten.  Der  aus  seinen  Lenden  entspringende 
Stamm,  wie  auch  die  Vorfahren  Mariae,  die  sonst 
in  seinen  Zweigen  angebracht  zu  sein  pflegen, 
fehlen.  Unten,  rechts  Zacharias  im  Tempel.  Dar- 
über in  sechs  kleinen  Darstellungen  :  Verkündigung, 
Heimsuchung,  Anbetung  des  Kindes  durch  Maria 
und  Josef,  durch  die  Könige,  Beschneidung,  Dar- 
stellung im  Tempel.  In  den  oberen  Feldern : 
Kreuztragung,  Kreuzigung  und  Beweinung. 

Über  den  drei  letzten  Darstellungen  sind  in 
sechs  Gruppen  auf  Konsölchen  noch  Passions- 
scenen  dargestellt. 

In  Malerei  auf  den  geöffneten  Flügeln  noch 
die  folgenden  Darstellungen:  links  die  Gefangen- 
nahme, das  V erhör  vor  Pilatus,  die  Schaustellung 
vor  dem  Volke;  rechts:  Christus  erscheint  der 
Maria  Magdalena,  Christi  Himmelfahrt,  Aus- 
giessung  des  hl.  Geistes. 

Auf  den  Aussenseiten  oben  die  Leidens- 
werkzeuge ;  unten :  das  Mannalesen ,  gegenüber 
das  Abendmahl,  und,  in  der  Mitte,  als  Doppelbild: 
die  Messe  des  hl.  Gregor. 

Chorgestühl,  ganz  hervorragende  Arbeit 
sowohl  in  Erfindung  als  in  Durchbildung  der 
Figuren,  aus  dem  Ende  des  15.  — 16.  Jh.,  nur  noch 
zur  Hälfte  in  Rödingen;  die  andere  Hälfte  kam 
nach  Lieh  und  wurde  von  dort  nach  Brüssel  ver- 
kauft. Das  Rödinger  Gestühl  wurde  in  zwei  Teile 
zerschnitten  und  steht  heute  zu  beiden  Seiten 
des  Chores  (Fig.  154  u.  135). 

Der  nördliche  Teil,  viersitzig,  hat  an  der 
Seitenwange  oben,  ganz  durchbrochen,  die  Figur 
eines  Bischofs,  auf  einer  blühenden  Ranke  stehend. 
Unten  eine  andere  Bischofsfigur,  über  einer  sitzen- 
den Figur,  die  sich  am  Feuer  wärmt  (St.  Sebald?). 
Unter  dem  Pult,  in  reizvoller  Komposition,  die 
Darstellung  des  Mannalesens  als  Typus  des 
Abendmahls.  Einige  Juden  sind  auf  die  mass- 
werkartigen  Ranken  geklettert  und  haschen  von 
dort  nach  dem  Manna.  Darüber  eine  zum  Teil 
verstümmelte  Darstellung. 

Der  südliche  Teil,  in  entsprechender  Grup- 
pierung, als  Wange  der  Sitzreihe:  eine  Verkün- 
digungsdarstellung, eine  weibliche  Heilige  mit 
Fahne,  zu  ihren  Füssen  ein  Gefäss.  Darunter 
ein  Wasserträger.  Am  Pult:  die  Verklärung,  dar- 
über Christus,  den  Tisch  der  Wechsler  umstossend- 


RODINGEN' 


205 


Die  Langseiten  sind  am  Rückenteil  und  am  Pultteil  mit  reichem  Blendmasswerk 
verziert,  an  den  Abteilungen  zwischen  den  Sitzen  kauern  Tier-  und  Menschenfiguren. 

Auf  der  Orgelbühne  ehemalige  Altarbilder:  Links  Katharina,  die  Götzen  ver- 
leugnend, Anfang  des  i8.Jh„  auf  Leinwand,  etwa  1,50/1,20111.  Rechts:  Kruzifixus  mit 
Magdalena,  Ölgemälde  auf  Holz,   barock,  2  m  hoch,   1,50  m  breit,  schlecht  erhalten. 

Monstranz,  Silber ,  vergoldet, 
16.  Jh.,  in  interessanten  Frührenaissance- 
formen. Der  Fuss  und  die  Bekrönung  im 
f.  1789  erneuert,  im  J.  1898  der  Cylinder 
vergrössert.  Der  Aufbau  ist  noch  ganz 
gothisch  mit  zwei  Strebesystemen  an  den 
Seiten,  ebenso  der  viereckige  Baldachin 
über  dem  Muttergottesbilde  mit  Wimper- 
gen an  den  Seiten  und  Strebepfeilern  an 
den  Ecken,  aber  in  den  Ornamenten 
macht  sich  überall  die  Renaissance  be- 
merklich,  an  den  Seiten  henkelartige  Vo- 
luten mit  Drachenköpfen  und  anhängenden 
Münzen.     Am   Fuss   die    Inschrift:  me 

RENOVARI  CURAVIT  REV.  DOM.  ENGEL- 
BERTUS    FROITZHEIM,    PASTOR  RODINGEN- 

sis,  1789. 

Reliquiar,  versilbert,  mit  Re- 
liquie des  h.  Kornelius.  Inschrift:  1.  p.  1776. 

Ciborium,  barock,  vom  J.  1667, 
Silber,  vergoldet,  mit  silbernen  aufgelegten 
Ornamenten  an  der  Kuppa.  Augsburger 
Beschauzeichen.    Am  Fuss  die  Inschrift  : 

ECCLESIAE    S.    CORNELIJ     IN    ROER  DING  EM 
AO.  1662. 

Leuchter,  Gelbguss,  gothisch,  ums 
J-  b550. 

Officium  commune,  Handschrift 
um  1500,  mit  hübsch  ornamentierten,  far- 
bigen Initialen,  zusammengebunden  mit 
einem  Psalterium  Romanum  von  1ÖÖ4. 

Die  beiden  alten  Gl  ocken  aus  dem 
{.1702  haben  die  Inschriften: 

1.  A  fVLMIne  atqVe  fVLgVre 

PROTEGE  NOS  DeVs  REX  ET  SaLVaTOR 
VbIqVe  ( I  7o2) . .  FULMINE  TACTA  CNVLSN  (?) 
CHRISTO     PATIENTE    CADEBAM,  NASCENTE 

ast  (?).  jesu  mox  ego  fusa  sono.  Unter 
dem  Bilde  des  Papstes  Cornelius :  CorneLI, 

PATRONE  TEMpLI,  NOS  DeO  OFFER  (l7o2)  . 
MICH  IN  ROEDINGEN  l7o2. 

2.  sanCta  MarIa  beatos  (?).  pastore  anDrea  hoLtz  et  paroChIa. 
Seitlich:  johann  petr  (so)  edel  (so)  gos  mich  in  roedingen  1702. 
Unten:   Johannes   planchenhewer,  schefen.    Verkündigun<rsdarstellung  mit  der 


Kathol. 
Pfarrkirche 


Gemälde 


Monstranz 


Fig.  136.  Rödingen. 
Monstranz  in  der  katholischen  Pfarrkirche. 

seitlich  :  johann  peter  edell  (so)  goss 


205 


20Ö 


KREIS  JÜLICH 


Kathoi.  Inschrift:  eva  und:  En  anCILLA  et  Mater  DeI  (i7o2).  Das  3VA  ein  umge- 
Pfarrkirche  , 

drehtes  ave. 

Räthaus  Roedingen  besass  schon  im  13.  Jh.  ein  Schöffengericht  (Lacomblet,  U.  B.II, 

790).  Ein  Siegelstock  vom  J.  1510  mit  dem  Rödinger  Wappen  und  der  Umschrift: 
sigillum  scabinorum  in  rudingen.  1 5  6 1 .  befindet  sich  auf  dem  Bürgermeisteramt. 
Das  Rathaus  befand  sich  an  der  Stelle  der  jetzigen  Kapelle  und  scheint  ein  statt- 
liches Gebäude  gewesen  zu  sein  (Aachener  Zs.  XIV,  S.  114).  [F.] 


RURDORF. 

Kathoi.  KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Pancratii).  Dumont,  Descriptio 

Pfarrkirche  p  ^    _   QfFERMANN,  S.  76.  —  KALTENBACH,  S.  233. 

Hand schrif tl.  Qu.   Im  Pfarrarchiv:  Stiftungen  von  1698  an.  —  Im  Pfarr- 
archiv zu  Linnich:  Akten  von  1603  an.    Vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  33,  48. 
Geschichte  Die  Kirche  in  Rurdorf  war  von  Alters  Filiale  von  Linnich;  die  Reste  der  alten 

Kirche  weisen  auf  das  14.  -13.  Jh.  hin.  Wahrscheinlich  um  1700  wurde  Rurdorf  zur 
selbständigen  Pfarre  erhoben,  aber  während  der  französischen  Revolution  wieder 
unterdrückt.  Die  Neubegründung  der  Pfarrei  erfolgte  im  J.  1834/35:  in  den  |.  1850 
bis  1852  wurde  ein  Neubau  errichtet  und  das  alte  Kirchlein  bis  auf  die  Fundamente 
abgetragen. 

Beschreibung  Die  noch  erhaltenen  Fundamente  der  alten   Kirche,  auf  hoher  Unter- 

mauerung am  Abhang  des  Rurthaies,  zeigen  einen  kleinen  gothischen,  einschiffigen 
Bau  mit  dreiseitigem  Chorabschluss,  im  Lichten  etwa  12  m  lang,  ö  m  breit. 

An  einem  benachbarten  Haus  eingemauert  der  Rest  eines  Sakramentshäus- 
rhens, die  wappentragende  Halbfigur  eines  Engels  unter  einem  mit  Krabben  be- 
setzten Spitzbogen,  um  1500. 

Paiantscher  Über  den   aus  der   Pfarrkirche  in  Rurdorf  herkommenden    sogen.  Palant- 

Altar 

sehen  Altar,  eine  Kölnische  Arbeit  vom  Anfang  des  15.  Jh.,  vgl.  Zeitschr.  für  Christi. 
Kunst  1803,  VI,  S.  33.  [R.] 

SCHLEIDEN. 

Römische  RÖMISCHE  FUNDE.    In  der  Umgegend  werden  noch  andauernd  beim 

Fun  e      Ackerbau  römische  Ziegel  u.  s.  w.  gefunden.     Im  J.  1830  wurden   in   der  Nähe  des 
(  >rtes  die  Substruktionen  eines  ausgedehnten  römischen  Gebäudes  aufgedeckt ;  dabei 
fand  man  Reste  von  Hvpokausten,  von  Wandverputz,  Ziegelplatten,  Münzen  u.  a.  m. 
(B.  J.  XVI,  S.  81.  —  Brambach,  C.  I.  Rh.,  p.  136). 
Kathoi.  KATHOLISCHE   PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Nicolai).     Binterim  und 

Pfarrkirche  ^[OOREN)  g  TJ    g    ,         —  (JFFERMANN,  S.  8l.  —  DUMONT,  Descriptio,  p.  45.  — 

Kaltenbach,  S.  314. 

Geschichte  Die  Kirche,  deren  Turm  vielleicht  noch  dem  13.  Jh.  angehört,   war  Filiale  von 

Aldenhoven;  als  solche  erscheint  sie  im  15. — 16.  Jh.  (Aachener  Zs.  VI,  S.  132).  In 
französischer  Zeit  wurde  das  Rektorat  unterdrückt,  die  Erhebung  zur  Pfarrei  erfolgte 
im  J.  1836.    Im  J.  1861  wurde  ein  neues  Langhaus  in  Ziegelmauerwerk  errichtet. 
Beschreibung  Der  schlichte,  viergeschossige  Westturm,  im  Lichten  3,60  x3,60  m  gross,  be- 

steht aus  Bruchstein-  und  Ziegelmauerwerk  mit  unregelmässiger,  nachträglich  über- 
putzter  Eckquaderung ;  das  Westportal  mit  der  Rosette  darüber  ist  modern,  ebenso 
anscheinend  die  von  rohem  Cementputz  eingefassten  Doppelfenster  der  Glockenstube; 


2C6 


SELGERSDORF 


207 


achtseitiger  Helm.    Im  Innern  öffnen  sich  die  beiden  Untergeschosse  in  ganzer 
Breite  zum  Langhaus,  darüber  ein  einfaches  spätgothisches  Kreuzrippengewölbe. 
Von  der  Ausstattung  ist  allein  zu  erwähnen: 

Mittelmässige  Barockkanzel  des  17. — 18.  Jh.  mit  den  vier  Evangelistenfiguren  in 
Nischen,  auf  den  Ecken  Fruchtgehänge,  der  Deckel  mit  Voluten  und  Salvatorfigur. 

Eine   Glocke   von  1718   mit  der  Inschrift:  in    honorem   beatae  virginis 

MARIAE  ME  REFUNDI  CURAV1T  COMMUNITAS  IN  SCHLEIDEN.  EDMUNDUS  FABRI  ME 
FECIT  ANNO  17  l8. 

Um  die  Kirche  eine  Anzahl  der  üblichen  steinernen  Kirchhofkreuze. 


Kathol. 
Pfarrkirche 


Aussta  ttuns 


Glocke 


[R.] 


SELGERSDORF. 


Römische 
Funde 


Kathol. 
Pfarrkirche 


RÖMISCHE  FUNDE.  In  der  alten  Burg  zu  Alten  barg  wurde  ein  Frag- 
ment eines  Steines  gefunden  mit  der  Inschrift:  terntos  vrsvlvs  m.  paterntv. 

KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Stephani). 

Handschrift!  Qu.  Die  Kirchenregister,  vom  1-1753  an.  befinden  sich  auf 
dem  Bürgermeisteramt  Hambach,  vgl.  Tille,  Ubersicht  II,  S.  1 1  (unter  Hambach).  — 
Im  Pfarrarchiv  Selgersdorf:  Erwähnung  von  Stiftungen  in  Urkunden  vom  J.  137 1 
ab.   Vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  49. 

Im  J.  973  wird  dem  Erzbischof  Gero  von  Köln  von  Kaiser  Otto  II,  die  Fischerei  Geschichte 
in  Salechenbruoch  bestätigt  (Lacomblet,  U.  B.,  I,  S.  69).  Die  Kirche  Salechindorp 
erscheint  zum  ersten  Mal  im  j.  1225.  Das  Stift  St.  Gereon  zu  Köln  besitzt  dort  Gerecht- 
same (Joerres,  U.B.  des  Stiftes  S.  Gereon  in  Kr, In,  S.  73).  Im  |.  1283  ist  Salgendorp 
unter  den  Kirchen  genannt ,  deren  „iura,  patronatus  et  ordinationes"  nur  dem  De- 
chanteri  und  Kapitel  zustehen.  Im  über  valoris,  um  1300,  wird  Salkindorp  an  35ter 
Stelle  genannt.  Im  J.  13 12  wird  die  reiche  Kirche  dem  Gereonsstift  in  Köln  einverleibt 
(Lacomblet,  U.B.  III;  S.  87,  114.  —  Joerres,  S.  264.  —  Dumont,  Descriptio,  S.  21.  — 
Kühl,  IV,  S.  209).  Das  Stift  ist  noch  um  1800  Kdlator.  Im  ).  1475  wird  auf  einer 
Selgerdorfer  Glocke  Herr  Antonius  als  Pastor  genannt,  dessen  Besitzungen  im  J.  1483 
von  seinen  Verwandten  Schröder  von  der  Wehe  ebenfalls  an  das  Gereonsstift  verkauft 
werden.  Trotz  dieser  reichen  Geschichte  hat  sich  kein  bemerkenswerter  Baurest  aus 
dem  Mittelalter  in  Selgersdorf  erhalten.  Die  bestehende  Kirche  ist  ein  ganz  schmuck- 
loser Bau  aus  dem  18.  Jh. 

Einfacher  flachgedeckter  Saalbau  mit  Westturm,  Chorlanghaus  mit   dreiseitigem  Beschreibung 
Schluss.      Auf  dem   Thürsturz   des   Südeinganges  die    Inschrift:  __  d  :  e  :  delubko  : 

SANCTO  :  STEPHANO  :  SACRATA  :  ET  :  EX  :  DECTMIS  :  S.:GEREONIS  :  RESTRUCTA  :  LE.  (G?)  OR. 

An  der  Südseite  der  Kirche  eine  Kreuzgruppe  in  bäurischbarocken  Formen.  Ausstattung 

Der  einfache  Hochaltar,  barock,  um  1700  mit  der  Figur  des  hl.  Stephanus 
und  zwei  Engeln.  Seitlich  der  beiden  Nebenaltäre:  kleine  (23  cm  hohe)  geschnitzte 
Apostelfi gürchen  von  einem  spätgothischen  Altar,  handwerksmässig,  aber  wirkungsvoll 
neuerdings  schlecht  übermalt. 

Auf  dem  Kirchhof  eine  Reihe  von  schmucklosen  Grabsteinen  in  Kreuzform, 
aus  dem  18.  Jh.  « 

Die  Glocken  von  1425  und  1475  mit  den  Inschriften:  Glocken 

1.  ANNO  DOMINI  l425.     AVE  MARIA,  GRATIA  PLENA.    JOHAN  HAT  MICH  GEMACHT, 

kircgen  (Christian)  cloit  hait  mich  aucmacht. 

2.  JOHANNA  HEISCHEN  ICH,  HUR  ANTONIUS,  PASTOR  VON  SALCHENDORF,  DOEFFTE 
MICH  IN  DEME  J ARE    I  4 7 5 . 


2o8 


KREIS  JÜLICH 


Kathoi.  Die  grössere  Glocke  vom  J.  1425  ist  deswegen  von  hervorragendem  Interesse, 

P  arrkirche  wejj  an  nirem  quss>  ausser  dem  Meister  Johann  (wahrscheinlich  Johann  von  Trier), 
Christian  Cloit  (auch  Kirstin  und  Cirstgyn  Kloit  genannt)  beteiligt  ist,  welcher  im 
[.  1448  gemeinschaftlich  mit  Heinrich  Brodermann  die  grosse  Glocke  im  Kölner  Dom 
goss  (Organ  für  christl.  Kunst  1858,  S.  31,  32.  —  Merlo,  Kölnische  Künstler  in  alter 
und  neuer  Zeit,  1805,  S.  119,  167). 
Altenburg  DIE  ALTE   BURG  ZU  ALTEN  BURG.     Kühl,  Geschichte  der  Stadt 

Jülich  II,  S.  21;  IV,  S.  300  u.  a.  a.  O.  —  Lacomblet,  U.B.  II,  S.  210. 

H  an  d  sc  hrif  tl.  Qu.   Im  Besitz  des  Eigentümers  Herrn  Richard  Hahn  zu 
Altenburg:  Verpachtungsakt  der  Burg  vom  J.  16,50,  durch  Herzog  Wolfgang  Wilhelm. 

Im  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf:  Verzeichnis  der  Ländereien  zu  der  Schloss- 
oder St.  Katharinenkapelle  zu  Altenburg  gehörig.  —  Überweisung  der  Einkünfte  an 
die  Jesuiten  1652. 

Geschichte  Unter  der  Burg  vermutet  man  (Kühl,  Geschichte  II,  S.  ig)  das  „Castrum  apud 

[uliacum,  welches  von  Siegfried  von  Westerburg  im  J.  1278  zerstört  wurde  (Lacomblet, 
U.B.  II,  S.  210).  Da  im  J.  1483  von  Land  „an  der  Burg",  von  Abgaben  „in  die 
Burg",  um  1500  vom  Gut  „zu  der  Burg"  gesprochen  wird  (Kühl,  Geschichte,  IV, 
S.  300)  —  im  J.  1652  wird  vorübergehend  an  einen  Wiederaufbau  gedacht  und  im 
f.  1675  wird  von  den  Grundmauern  der  Kapelle  gesprochen,  —  so  ist  es  leicht  mög- 
lich, dass  die  Zerstörung  erst  später  stattfand,  vielleicht  durch  die  Truppen  Karls  V.  in 
der  Jülicher  Fehde  im  J.  1.542,  in  der  auch  die  Burg  Hambach  niedergebrannt  wurde. 
Aus  dem  Umstand,  dass  bis  zum  f.  1652  die  Einkünfte  der  ehemaligen  Altenburger 
Schlosskapelle  in  die  Kellnerei  des  Schlosses  Hambach  flössen,  und  zwar  seit  „unvor- 
denklichen Zeiten"  (Verzeichnis  der  Einkünfte  der  Katharinenkapelle  zu  Altenburg  im 
Düsseldorfer  Staatsarchiv.  —  Kühl,  Geschichte  IV,  S.  9  und  S.  20),  und  da  ausserdem 
die  alte  Burg  von  Herzog  Wolfgang  Wilhelm  als  uraltes  Schloss  seiner  Vorfahren 
bezeichnet  wurde,  mag  man  immerhin  schliessen,  dass  die  alte  Burg  als  die  Vor- 
gängerin des  Schlosses  Hambach  anzusehen  ist.  Im  J.  1052  werden  die  reichen  Ein- 
künfte der  Schlosskapelle  S.  Catharinae  den  Jülicher  Jesuiten  solange  verliehen,  „bis 
die  alte  Burg  und  Capell  wiederum  erbauet  sein  würde"  (Düsseldorfer  Staatsarchiv : 
Überweisung  der  Einkünfte  an  die  jesuiten  durch  den  Fürsten  Wolfgang  Wilhelm, 
28.  Oktober  1652;  Kühl  a.  a.  O.  II,  S.  21.)  —  Die  Burg  wurde  jedoch  nicht  wieder 
aufgebaut.  Das  Gebäude  der  alten  Burg,  das  schon  um  1,500  an  Johann  von  dem 
Bongart  zu  Bergerhausen,  dann  an  dessen  Sohn,  den  Orientpilger,  verpfändet  gewesen 
war,  wurde  am  id.  Juni  16,50  an  den  Jülichschen  Sekretär  Winandus  Contzen  ver- 
pachtet—  Urkunde  im  Besitze  von  Herrn  Richard  Hahn  —  und  unter  französischer 
Herrschaft  wird  die  Burg  als  Nationalgut  verkauft  und  von  einem  Herrn  Gossen  er- 
steigert. Aus  dessen  Familie  kam  sie  durch  Heirat  im  J.  1893  an  den  jetzigen  Besitzer, 
Herrn  Richard  Hahn. 

Beschreibung  Nach  den  früheren  unsystematischen  Grabungen   dürfte  die  Anlage  etwa  aus 

dem  12.  fit.  stammen.  Nur  ganz  geringe  Reste  sind  von  der  alten  Burganlage  noch 
erhalten.  Wenige  Meter  von  der  Rur  entfernt,  umgeben  von  breiten  Wassergräben, 
die  jetzt  trocken  liegen,  erhob  sich  in  zwei  Teilen  die  Burg:  südwestlich  die  kleinere 
Hauptburg,  nordöstlich  die  grössere  Vorburg.  Die  erste  auf  heute  etwa  4  m  hohem 
Erdwall,  von  quadratischem  Grundriss,  mit  etwa  8  m  Seitenlänge.  Von  der  Umfassungs- 
mauer ragt  nordöstlich  noch  ein  Stück  Ziegelmauerwerk  aus  dem  Boden.  In  der 
Mitte  der  Anlage  befindet  sich  ein  runder  Brunnen  aus  Tuffstein  von  etwa  ,5  m 
Durchmesser,  wie  durch  einen,  im  j.  1896  auf  halber  Höhe  des  Walles,  nordwestlich, 


2C8 


SELGERSDORF 


209 


eingetriebenen  Stollen  festgestellt  wurde.    An  der  Oberfläche  ist  von  ihm  nichts  mehr  Kathol. 

Pfurrkirohi 

sichtbar.  Nordöstlich  von  dieser  Hauptburg  lagerte,  etwa  20  m  breit  und  50  m  lang, 
von  Nordwest  nach  Südost  die  Vor  bürg,  deren  oblonger  Grundriss  noch  aus  der 
Bodenerhebung  erkenntlich  ist.  An  der  Nordwest-  und  Nordostecke  derselben  waren 
vor  10  Jahren  noch  die  aus  Grauwacken  und  Rurkieseln  bestehenden  Grundmauern 
von  Rundtürmen  erkennbar. 

Im  f.  1896  gelegentlich  von  Grabungen  gefundene  Töpfchen  und  Bronce- 
seeenstä  nde  kamen  in  den  Besitz  von  Herrn  Goldberg  in  Köln. 

In  einem  an  die  Alteburg  angrenzenden  Wirtschaftshaus  befindet  sich  ein 
Holzkruzifixus,  aus  der  Karthause  stammend.    Halblebensgross,  1 7.  Jh.,  roh. 

Bruchstücke  vom  Grabstein  des  Priors  Basel  aus  Blaustein,  mit  einge- 
ritztem Bild  der  schmerzhaften  Mutter  Gottes.    Inschrift:  Antonius  basel, 

PRIOR   .   .   .  PROVINCIAE  HUIC   PRAEFU1T  .   .  . 

HAUS  LORSBECK.    Handschiiftl.  Qu.    Im  Düsseldorfer  Staats-  Haus 

Lo  rsbeck 

archiv:  Copiae  Litterarum  Archivii  Cataviani  a  fratre  Brunone  Gulich  in  ordinem 
redactarum  etc.  1742.  —  Lehensakten  von  Lorsbeck  aus  den  J.  1565— 1798  (Jülich- 
Bergische  Landesregistratur).  —  Im  Gräflich  von  Mirbachs chen  Archiv  zu 
Harff:  Ann.  h.  V.  N.  LVII,  S.  189,  Nr.  790,  S.  331,  Nr.  1452.  —  Im  Aachener 
Stadtarchiv:  Hauschronik  der  Karthäuser  vom  Prior  Bruno  Gulich.  1414 — 1753, 
vgl.  Dresemann  in  den  Annalen  d.  histor.  Vereins  für  den  Niederrhein  LXI,  S.  79. 
—  Im  Jülich  er  Pfarrarchiv:  Urkunde  des  Wilhelm  Karl  von  Harff  zu  Lorsbeck 
a.  d.  }.  1652  (Tille,  Übersicht  II,  S.  20  unter  Jülich). 

Loirspeck  war  im  14.  Jh.  ein  Dorf  (Pick,  Monatsschrift,  1875,  S.  385.  —  Über  den  Geschichte 
Namen  vgl.  Kühl  a.  a.  <  ).  IV,  S.  287)  mit  einem  Adelsitz  und  einem  herzoglichen 
Hof.  Rittersitz  und  Hof  sind  in  späteren  Umbauten  erhalten,  das  übrige  Dorf, 
ebenso  eine  Kapelle,  deren  Patronat  mit  dem  Rittersitz  verbunden  war,  ist  ver- 
schwunden, vielleicht  in  der  Brabanter  Fehde  im  J.  1542  (Kühl  a.  a.  O.  I,  S.  237). 
Über  die  Kapelle  Vgl.  im  Düsseldorf  er  Staatsarchiv:  Erkundigungsbuch  vom 
f.  1533,  Kühl  a.  a.  O.  IV,  S.  18  und  47.  —  In  der  Hof-  und  Staatsbibliothek  München: 
REDiNGHOVENsche  Sammlung  Bd.  XIX,  BI.  93  b. 

Der  Rittersitz  Lorsbeck  ist  im  14.  Jh.  im  Besitz  des  gleichnamigen  Ge- 
schlechtes. Im  J.  1473  ist  Johann  von  Harff  Eigentümer  des  Gutes.  Nach  dem  Tode 
des  Albrecht  von  Harff,  im  }.  1069,  kommt  das  Gut  durch  Kauf  an  Wilhelm  und 
Johann  vi  >n  Blittersdorf  zu  Oberembt  und  im  J.  1 707  durch  Heirat  an  die  Familie 
von  Rossum.  Theodor  Joseph  von  Rossum  (f  1703)  und  seine  Gemahlin  Maria  Anna 
von  Locquenghien  zu  Laach  führten  das  jetzige  Haus  auf.  Ihre  Wappen  befinden 
sich  über  dem  Eingang.  Nach  dem  Tode  des  Theodor  Joseph  im  J.  1  793  wurde  die 
Einrichtung  meistbietend  versteigert  (Verzeichnis  der  verkauften  Gegenstände  auf  dem 
Rathaus  zu  Jülich).  Das  Gut  ging  im  J.  1797  an  einen  Herrn  Ernst  über,  1806 
wurde  es  wieder  dem  Verkauf  ausgesetzt,  im  J.  181 7  gelangte  es  in  den  Besitz  des 
Posthalters  Wilhelm  Schneiders  zu  Jülich  (vgl.  Kühl  a.  a.  O.  VII,  S.  318).  Im  J.  1882 
verkauften  die  Herren  Ingenieur  Bodifie  aus  Köln-Lindenthal  und  Hauptmann  Perkuhn, 
früher  in  Jülich,  den  Rittersitz  an  Herrn  W.  H.  Schopen  in  Brüggen. 

Nach  Westen  offener  rechteckiger  Wirtschaftshof  mit  neuen  Oekonomiegebäuden  Beschreibung 
aus  Backstein.    Davor  liegt,  durch  eine  Brücke  verbunden,  das  einfache  Herrenhaus 
vom  Ende  des  18.  Jh.    Über  dem  Eingang  das  Allianzwappen  Rossum  und  Locquen- 
ghien.   Das  Ganze  ist  mit  einem  Wassergraben  umgeben. 

14 

2o9 


2  LO 


KREIS  JÜLICH 


Hof  HOF  LORSBECK  (Karthäuserhof).    Als  erster  Besitzer  des  Hofes  erscheint 

I  Orsbeck 

Geschichte  das  Jühcrier  Fürstenhaus.  Herzog  Adolf  (1423 — 1437)  verpfändet  den  Hof  an  Rein- 
hard von  Harff  auf  dem  daneben  liegenden  Castellum  Lorsbeck  (Hauschronik  der 
Karthäuser.  ■  Kühl  a.  a.  O.  IV,  S.  17).  Der  Herzog  Wiihelm  überlässt  den  Hof 
im  J.  1482  den  Karthäusern,  im  Besitz  der  Karthäuser  scheint  er  bis  zur  Auflösung 
des  Klosters  geblieben  zu  sein.  Im  J.  1610  bei  der  Belagerung  von  Jülich  und  wieder 
im  J.  1(343  brannte  der  Hof  ab.  Die  heutigen  Gebäude  wurden  nach  den  Ankern 
in  dem  J.  1696  aufgerichtet.  Im  i\nfang  des  19.  Jh.  wird  der  Hof  von  dem  Post- 
halter Schneiders  erworben,  kommt  durch  Erbschaft  an  Frau  Majorin  Heiss  und 
durch  Kauf  an  Herrn  W.  Schopen  in  Brüggen. 
Beschreibung  Viereckiger  einfacher  Wirtschaftshof,   östlich   vom  Rittennit   seleo-en,   rincs  o-e- 

schlössen,  von  Wassergräben  umgeben.  Material:  Backstein,  in  Ankern  des  Wohn- 
hauses die  Jahreszahl  1696.  [F.] 

SETTERICH. 

Römische  R  ÖMISCHE  ANLAGEN.    Schneider  nimmt  eine  Römerstrasse  über  Baes- 

nlagen     weiJer  nach  Setterirh  und  Brachein  an  (Aachener  Zs.  XII,  S.  1,55). 
Kathol.  KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Andreae).    Bixterim  und 

.in  irc  e  ]yjOOREN)  £       ^  g_        —  Offermann  S.  80  —  Kaltenbach  S.  319. 

Handschrift!  Qu.    Im  Pfarrarchiv:  Urkunde  vom  J.  1,520  betr.  die  Burg. 
Im  übrigen  vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  4g. 
Geschichte  Im  }.  mg  schenkt  der  Adelige  Udo  de  Mulsforth  den  vierten  Teil  der  Küche 

und  der  Zehnten  der  Kirche  Klosterrath  (Ann.  Rodenses  :  Mon.  Germ.  SS.  XVI,  p.  699, 
722).  Auch  im  über  valoris,  um  1300,  findet  die  Kirche  Erwähnung.  Später  erscheint 
das  Patronat  im  Besitz  der  Inhaber  der  Unterherrschaft  Setterich.  Im  J.  1 803  wurde 
die  alte  Kirche  niedergelegt  und  durch  einen  Neubau  in  gothischen  Formen  ersetzt. 
Ausstattung  Von  der  alten  Ausstattung  sind  nur  die  Glocken  aus  den  }.  1458,  1457 

Glocken      uncj  j  -(c> ,  er]ia[ten  ;  sie  tragen  die  Inschriften  : 

1.  S.   MICHAEIL  VOCOR.     ANNO   DOMINI  MCCCCLVIII. 

2.  S.  ANDRIAS  VOCOR.  ANNO  DOMINI  MCCCCLVII  WILHELMUS  HOERKEN  ME 
FECIT.  JONCKER  HENRIC  VAN  RUYSCBERCH,  JOFFROV  MAGRIT.  SYN  HUYSFRAU,  DIE 
HEBBEN  DESE  KLOCK  DOEN  MAREN. 

3.  GEORGIUS  LUDOVICUS  LIBER  BARS  (so)  DE  CO  UTENHOVEN,  IN  HAC  DINASTIA 
DOMINUS,  ET  DOMINA  SOPHIA  DE  HATZFELS,  CONJUGES.  WILLIBRORD  STOCKT  VON 
SAARBURG  HAT  MICH  GEGOSSEN  ANNO  DOMINI  1  7  8 1 .  I.  CASPARUS  RICK,  P.  T.PASTOR 
LOCI.     S.    APOSTOLUS    ANDREAS,    PATRONUS    NOSTRAE    ECCLESIAE.     Auf    dem  Mantel 

Rokokomedaillon  mit  Glocke,   Kanonenrohr  und  der  Umschrift :   urbanus  mabilot 

VON  SAARBURG   HAT  MICH  GEGOSSEN. 

Grabplatten  aus  der  alten  Kirche  lagen  um  1880  noch  um  eine  Pumpe  im 
Dorf,  darunter  der  Grabstein  der  Jolanda  Huyn  von  Amstenrath  (t  1566),  Gattin 
des  Johann  von  Reuschenberg. 
Kalvarienberg  Kai v  ar  i  enberg  aus  Stein  an  der  Kirchhofmauer:   In  einer  breiten  Nische 

Christus  am  Kreuz  zwischen  den  Schachern,  am  Kreuz  Christi  drei  schwebende 
Engelchen  mit  Kelchen ;  unten  die  hh.  Longinus,  Johannes  und  die  drei  Marien. 

(  >ben  zu  beiden  Seiten  Halbfiguren  mit  Schriftbändern,  darauf :  esaiae  52  und 
ad  Philipp.  2.  Das  Ganze,  roh  in  der  Ausführung,  zeigt  zum  Teil  noch  völlig  den 
Charakter  des  16.  Jh.,  gehört  aber  nach  den  Figuren  am  Fuss  des  Kreuzes  zweifellos 


2  1  o 


SETTERICII 


2  I  I 


schon  in  das  17.  Th.  Vgl.  den  sehr  nahe  verwandten  Kalvarienberg  an  der  Kirche  in  Kathoi. 
Aldenhoven  (s.  o.  S.  25  und  Fig.  11).  An  der  Rückseite  nach  dem  Kirchhof  hin  eine  Pfailkiro 
Nische  mit  Figur  Christi  im  Garten  Gethsemane,  mittelmässige  Skulptur  des  18.  Jh. 

BURG.    Aachener  Zs.  XV,  S.  5.  —  Fabricius,  Karte  von  178g,  S.  205.   —  Burg 
Graf  Mirbach,  Zur  Territorialgeschichte  des  Herzogtums  Jülich  I,  S.  7. 

Ha  ndsc  hriftl.  Qu.  Archivalien  über  Setterich,  angeblich  im  Besitz  des 
Grafen  d'Oultremont  in  Brüssel  (Tille,  Übersicht  II,  S.  49).  ■ —  Prozessakten  im 
Staatsarchiv    Wetzlar:   Preussen  R.  570  und  571/1804  und  Forstmeister  contra 


Fig.  137.    Burg  Setterich.    Lageplan  und  Grundriss  des  Thorturmes. 

Reuschenberg  417/1887,  in  ersteren  interessantes  Inventar  des  Hauses  Setterich  vom 
J.  1687,  in  letzteren  Übersicht  der  Reuschenberg'schen  Besitzungen  vom  J.  1746. 
Ansicht,  ganz  ungenau,  vom  J.  1723  im  Codex  Welser. 

Setterich  erscheint  im  |.  1270  im  Besitz  der  Edelherren  von  Frenz,  die  die  Geschichte 
Herrschaft  Stolberg  besassen  (,Wiricus  miles  dictus  de  Vrenze,  dominus  de  Setterig', 
v.  Ledebur,  Allgemein.  Archiv  XV,  S.  222).  Die  Erbin  Hadwich  von  Setterich  hatte 
in  zweiter  Ehe  das  Gut  dem  Arnold  von  Randerath  zugebracht,  der  es  im  J.  1324 
dem  Grafen  von  Jülich  zu  Lehen  auftrug.  Da  beide  kinderlos  waten,  scheint  Setterich 
an  die  von  Frenz  zurückgefallen  zu  sein,  die  den  Namen  von  Setterich  führten- 
Nesa  von  Setterich  brachte  dann  noch  im  14.  Ih.  die  Burg  an  die  Familie  von 
Reuschenberg,  im  16.  Jh.  wohl  die  einflussreichste  Adelsfamilie  im  Jülicher  Land.  Das 

14* 

2  1 1 


2  I  2 


KREIS  JÜLICH 


Burg  Dorf  mit  der  Burg  bildete  eine  Jülichsche  Unterherrschaft.  Die  Reste  der  Burg 
stammen  im  wesentlichen  aus  dem  1 6.  Jh.  Durch  Heirat  vom  J.  1733  fiel  Setterich 
an  die  Barone  von  Coudenhoven  zu  Fraiture,  die  im  J.  18 13  den  Besitz  veräusserten. 
Dann  waren  verschiedentlich  belgische  Adelige  im  Besitz  der  Burg,  so  ein  Baron 
Stockhem  zu  Lüttich  im  J.  1828.  Der  jetzige  Besitzer  der  alten  Burg  ist  Herr  Graf 
Droste-Vischering  zu  Darfeld. 

Die  hinter  dem  Kirch- 
hof gelegene  Hauptburg 
(Lageplan  Fig.  137)  umfasste 
ein  rechteckiges  Terrain,  von 
dem  an  drei  Seiten  die  Unter- 
mauern in  den  Gräben  im 
wesentlichen  noch  erhalten 
sind.  Der  Hauptflügel  scheint 
an  der  Südseite  gelegen  zu 
haben ;  hier  liegt  am  West- 
ende noch  die  gemauerte 
Brücke,  die  zu  einem  Thor- 
weg an  der  Südwestecke  des 
Hauses  führte;  an  der  Süd- 
ostecke steht  noch  das  Erd- 
geschoss eines  quadratischen 
Eckturmes  aus  Ziegelmauer- 
werk mit  kleinen  Scharten 
nach  den  vier  Seiten ;  die 
Aufmauerung  war  bis  zum 
Erdgeschoss  geböscht  und 
mit  einem  Ziegelwulst  ver- 
sehen. Der  Graben  nach 
der  Vorburg  hin  ist  zuge- 
schüttet. 

Der  Wirtschaftshof, 
eine  grosse,  etwa  quadratische 
Anlage,  zeigt  noch  ringsum 
die  alten  Gräben;  auch  die 
Aussenmauern  sind  grossen- 
teils  noch  älteren,  wohl  mittel- 
alterlichen Ursprungs ;  das 
Meiste  ist  Ziegelmauerwerk, 

einzelne  Teile  bestehen  aus  Kieselmauerwerk,  Bruchsteinen,  Trachyt  u.  a.  m.  Die 
Stallungen  an  der  Innenseite  sind  durchweg  im  [9.  Jh.  erneuert  worden;  aus  der 
Mitte  des  19.  Th.  rührt  auch  das  jetzige  Wohnhaus  an  der  Südseite  her.  Von 
grösserem  Interesse  ist  nur  der  Thorturm  an  der  Südostecke  der  Vorburg;  das 
Erdgeschoss  hat  nach  aussen  ein  schönes  Renaissancethor  in  Haustein  aus  dem 
Ende  des  16.  Jh.  (Fig.  138).  Die  rundbogige  Thoreinfassung  mit  hohem,  reichem 
Gesims,  durch  Bossen  gegliedert;  als  Abschluss  ein  Flachgiebel  mit  Steinkugeln 
darauf.  Sehr  interessant  ist  ferner  auch  das  reiche  Sterngewölbe  der  Durchfahrt 
mit  seinen  feinen  Graten  (Fig.  137).    Das  Obergeschoss  ist  im  Inneren  als  Tauben- 

2 1  2 


SIERSDORF 


2l3 


schlag  eingerichtet  mit  Nistlöchern  in  den  Wänden;  hier  auch  noch  der  alte  Belag  Burg 
aus  Thonplatten. 

Nördlich  der  Burg  erstreckt  sich  der  ehedem  dazu  gehörige  grosse  Garten, 
der  ganz  ummauert  ist ;  am  äussersten  Ende  eine  kleine  spitzwinklige  Bastion,  die 
das  sich  hier  senkende  Gelände  beherrscht. 

Gegenüber  dem  Thor  der  Burg  ein  neues  Gehöft,  die  sogen,  neue  Burg,  Gehöf 
über  deren  Thor  eingemauert  eine  schöne  spätgothische  dreiseitige  Auskragu n  g 
eines  Erkers,  Sakramentshäuschens  oder  dergl. ;  auf  den  drei  Seiten  oben  in  der  Mitte 
ein  Schild  mit  den  Leidenswerkzeugen,  seitlich  die  Wappen  von  Reuschenberg  und 
von  Grein,  um  1,500  (Aachener  Zs.  XV,  S.  7).  [R.] 


KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Joannis  Bapt.).     Binterim  Kathoi. 
u.  Mooren,  E.K.  II,  S.  157.  —  Kühl  IV,  S.  322.  -  -  Geilenkirchener  Zeitung  1891,  Pfai  1  k  il  cht 
Nr.  96,  roi  ;  1892,  Nr.  5,  32.  —  Sonntagsfreund,  Beilage  zur  Geilenkirchener  Zeitung, 
1892,  Nr.  27.  —  Offermann  S.  79.  —  Kaltenbach  S.  318. 

Handschrif tl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Armenstiftung  von  1582.  —  Rech- 
nungen, Stiftungen  des  17.  u.  18.  Jh.  —  Rechnungen  der  Kommende  über  den  land- 
wirtschaftlichen Betrieb  von  1733 — 1742.  —  Bruderschaftsbuch  mit  Notizen  über  die 
Arbeiten  an  der  Kirche  im  18.  Jh.    Vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  50  u.  unten  S.  210. 

Unter  dem  Namen  Siegendorp  wird   der  Ort  im  J.  Ii 53  zuerst  genannt  (Ann.  Geschichte 
Rodenses  :  Mon.  Germ.  SS.  XVI,  p.  722);  die  Kirche  findet  ihre  erste  Erwähnung  im 
j.  12 19,  als  Wilhelm  III.  von  Jülich  sie  dem  Deutschorden  schenkt  (Lacomblet, 
U.  B.  II,  Nr.  82). 

Im  Anfang  des  16.  Jh.,  nach  einer  Notiz  im  Pfarrarchiv  im  J.  1510,  erfolgt 
unter  den  Komturen  Konrad  von  Reuschenberg,  erwähnt  im  J.  1 5 18  (Ann.  h.  V.  N.  LVII, 
S.  245),  und  seinem  Nachfolger  Franz  von  Reuschenberg  ein  vollkommener  Neubau, 
der  in  seinem  ganzen  Umfang  mit  der  ganzen  Einrichtung  derselben  Zeit  uns  fast 
unversehrt  überkommen  ist.  Im  J.  1636  wurde  unter  dem  Komtur  Johann  von  Ev- 
natten-Obsinnig  der  obere  Teil  des  Turmes  erneuert.  Bei  dem  Herannahen  der 
Aufhebung  des  Deutschordens  kam  die  Kirche  —  angeblich  durch  Schenkung  —  in  den 
Besitz  der  Gemeinde.  Nachdem  in  den  J.  1820,  1863,  1875  und  1886  ganz  oder  teil- 
weise der  Turmhelm  eingeäschert  war,  wurde  an  Stelle  des  alten  Walmdaches  mit 
aufsitzendem  Dachreiter  das  jetzige  Obergeschoss  des  Turmes  errichtet. 

Zweischiffiger   Backsteinbau   mit   vortretendem  Westturm  aus   dem  Beginn  Beschreibung 
des  16.  Jh.,  im  Lichten  20,30  m  lang,  13  m  breit  (Ansicht  Fig.  13c),  Grundriss  Fig.  140). 

Der  eingeschossige  Turm  von  oblonger  Grundform  zeigt  eine  regelmässige  Turm 
Eckquaderung;  im  Erdgeschoss  vor  der  korbbogigen,  erst  1865  eingefügten  Barockthür 
eine  kleine  moderne  Vorhalle,  seitlich  kleine  Spitzbogenfenster,  darüber  schmale  Licht- 
scharten. Über  dem  zweiten  Geschoss  ein  dünnes  Hausteingesims,  das  vierte  Ge- 
schoss  hat  einfache  Spitzbogenfenster,  nach  Norden  hin  eine  kreisförmige  Blende  und 
die  Jahreszahl  1636  in  dunkel  glasierten  Ziegeln.  Der  nach  i88ö  zugefügte  Aufhau 
einer  quadratischen  Glockenstube  mit  seitlichen  Steingiebeln  und  achtseitigem  Helm 
sitzt  an  Stelle  des  alten  einfachen  Walmdaches  mit  einem  Dachreiter,  wie  es  in  den 
Ansichten  des  18.  Jh.  erscheint  (Fig.  144).  Die  innere  Öffnung  des  Turmes  zum 
Hauptschiff  ist  im  J.  18O2  auf  die  ganze  Breite  des  Turmes  erweitert  worden;  dabei 


213 


KREIS  JÜLICH 


Kathol. 
Pfarrkirche 


Langhaus 


Chor 


Inneres 


wurde  das  hier  befindliche  Wappen  des  Komturs  von  Reuschenberg  entfernt ;  das 
Kreuzgewölbe  über  der  Orgel  trägt  im  Schlufsstein  das  Wappen  des  Komturs  von 
Eynatten. 

Die  Nordseite  des  Langhauses  mit  den  nach  innen  gezogenen  Strebepfeilern 
ist  aussen  ganz  glatt,  ohne  Fensteröffnungen  und  nur  mit  einem  Klötzchenfries  oben 
versehen.  Das  Seitenschiff  nach  Süden  hat  drei  Joche  mit  vier  rechtwinkelig  vor- 
tretenden Strebepfeilern;  unten  ein  einfaches  Sockelband,  dann  ein  dünnes  ganz  durch- 
geführtes Bankgesims,  dar- 
über die  Strebepfeiler  noch 
einmal  eingerückt  und  oben 
mit  einfachem  Gesims  und 
Schieferabdeckung  versehen. 
Die  Masswerke  der  Fenster 
zweiteilig,  zum  Teil  erneuert; 
die  Bedachung  des  Seiten- 
schiffes besteht  aus  zwei 
gleich  grossen  Walmdächern. 
An  seiner  graden  Ostwand 
ein  grosses  vermauertes 
Fenster. 

Der  Chor  mit  5  Fenstern 
an  Ost-  und  Südseite  zeigt 
genau  die  gleiche  Gliederung 
wie  das  Seitenschiff.  An 
der  Nordseite  des  Chores 
eine  kleine  Thür  des  19.  Jh. 
und  die  mit  dem  Kirchenbau 
gleichzeitige  Sakristei,  ein 
kleiner,  rechteckiger  Bau  mit 
Satteldach  und  einem  Trep- 
pengiebel über  der  Nord- 
seite; die  Ostseite  mit  recht- 
eckigem Fenster  und  Hau- 
steingesims ,  nördlich  ein 
zweiteiliges  Masswerkfenster, 
westlich  nur  ein  Klötzchen- 
fries aus  Backsteinen. 

Im  Inneren  des  Lang- 
hauses nördlich  zwischen  den  nach  innen  gezogenen  Strebepfeilern  einfache  grosse 
spitzbogige  Nischen ;  nach  Süden  zwei  achteckige  Pfeiler  mit  gekehlter  Sockel- 
schräge und  einfach  profilierten  Kapitalen.  Ein  entsprechender  aus  dem  Achteck 
konstruierter  Dienst  findet  sich  nur  nach  Westen.  Die  schlichten  Kreuzrippen- 
gewölbe mit  kleinen  runden  Schlufssteinen  ruhen  auf  glatten  Konsolen.  Im  Chor 
ein  reicheres  Sterngewölbe,  das  auf  kurzen,  unten  schräg  abgeschnittenen  halb- 
runden Diensten  mit  feinen  spätgothischen  Blattwerkkapitälen  ansetzt.  An  den 
drei  Seiten  des  Chorabschlusses  ein  umlaufendes  Bankgesims.  Die  Sakristei  hat  innen 
ein  einfaches  Kreuzgewölbe  mit  Rippen.  Neben  der  Sakristeithür  ein  feiner,  leider 
stark   verstümmelter  Sakramentswandschrank,    der   rechteckige    mit  Masswerk 


Fig   139.    Siersdorf.    Ansicht  der  katholischen  Pfarrkirche. 


2  1  4 


Tafel  X. 


SIERSDORF 


versehene  Schaft  auf  reichem  sich  überschneidenden  Fuss.    Auf  der  Auskragung  sass  Kathol 
das  Wappen   des   Deutschordens;   die   rechteckige  Gitterthür  in   reich   profilierter     arr  ,rc' 
Umrahmung;    der    obere   Abschluss    des   Ganzen   fehlt.     Gegenüber    ein  einfachss 
Wandschränkchen    unter   einem  Bogen   in   Form  eines  Eselsrückens,  gleichfalls 
verstümmelt. 

Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen:  Hochaltar,  flandrischer  Schnitz-  Ausstattung 
altar  um  1520,  ganz  ähnlich  dem  Seitenaltar  in  Linnich,  den  Altären  in  Barmen,  Hochaltar 
Aldenhoven  u.  s.  w.  (Tafel  X).  In  dem  hohen  Mittelfeld  Kalvarienberg ,  darunter 
Maria  mit  Johannes  und  den  Frauen  sowie  die  Kriegsknechte;  in  dem  Mittelfeld 
unten  wiederum  jesse  mit  den  4  Propheten,  der  Stammbaum  Christi  in  den  Kehlen 
des  Mittelfeldes.  Links  oben  die  Kreuzschleppung,  rechts  die  Kreuzabnahme;  unten 
die  4  kleinen  Gruppen  der  Verkündigung,  Visitation  ,  Anbetung  der  Hirten  und  Be- 
schneidung. 


Fig.  140.    Siersdorf.    Grundriss  der  katholischen  Pfarrkirche. 


Der  Altar  rechnet  in  der  ruhigen  Auffassung  der  Figuren  zu  den  besseren 
Exemplaren  dieser  flandrischen  Schnitzaltäre  (aus'm  Weerth,  Kunstdenkmäler  HI, 
S.  38,  Taf.  LI).  Im  J.  1882  ist  er  von  Moest  in  Köln  restauriert,  dabei  aber  leider 
mit  einer  ungewöhnlich  hohen  Predella  versehen  worden  ;  gleichzeitig  erhielt  er 
Flügelgemälde  von  Göhbcls  in  Aachen. 

Der  Seitenaltar  im  Seitenschiff  hat  eine  Mensa  aus  dem  Anfang  des  16.  Jh.  Seitenaltar 
von  Haustein,  die  Vorderseite  mit  zwei  Masswerkblenden,  darin  an  Bändern  hängend 
die  Wappen  des  Deutschordens   und   des  Komturs  Franz  von  Reuschenberg.  Der 
Altaraufsatz  aus  der  1.  H.  des  17.  Jh.  mit  gewundenen  Säulen  und  Nische,  umrahmt 
von  Knorpelornament;  früher  daran  das  Wappen  des  Komturs  von  Eynatten  (t  1646). 

Die  Kanzel  mit  schmucklosem  Schalldeckel  und  Treppe  des  18. — 19.  Jh.;   in  Kanzel 
dem  wahrscheinlich   noch  alten  Gerüst  des  Stuhles  drei  sehr  fein  geschnittene  und 
schön  gezeichnete  Frührenaissancefüllungen,  zwei  mit  Profil-Reliefs  von  Büsten, 
die  dritte  mit  einer  Engelherme  in  der  Mitte;  auf  einem  Feld  unten  in  einer  Kartusche 
die  Jahreszahl  1535. 

2  1  5 


KREIS  JÜLICH 


Kathol.  Sogen.  Lettnerbogen,  Holzschnitzerei  aus  der  Mitte  des  ib.  Jh.  (Fig.  141.  - 

Pfarrkirche 

Lettnerbogen  Taf.  —  aus'm  Weerth,  Kunstdenkmäler  III,  S.  38,  Taf.  Li).  Der  Bogen  ruht 
auf  zwei  Bündeln  von  je  drei  Rundsäulen,  die  über  die  ganze  Fläche  mit  geknickten 
Perlbändern  geschnitten  sind,  reich  profilierte  Sockel  und  Schaftring  in  der  Mitte  zeigen ; 
oben  eine  Umgürtung  aus  Spitzbögen,  darüber  erst  die  reichen  Kapitale.    Unter  den 

Kapitalen  wächst  der  geschweifte, 
ganz  durchbrochen  geschnittene 
breite  Spitzbogen  heraus.  In  dem 
Geäst  unten  links  und  rechts  zwei 
Männer,  die  mit  Schwert  und 
Bogen  gegen  die  grossen,  in  dem 
Laubwerk  heraufsteigenden  Dra- 
chen kämpfen,  oben  rechts  der 
knieende  Stifter,  links  als  sein  Pa- 
tron der  h.  Johannes  d.  T.  Als 
Bekn">nnun<rdes  Bosens  auf  reichem 
Blattwerkkapitäl  die  Figur  der  Mut- 
tergottes im  Strahlenkranz  ;  auf  sie 
weisen  mit  lebhafter  Geste  die 
beiden  Figuren  auf  den  Kapitalen 
der  Säulen  hin,  links  Augustus  mit 
Scepter  und  der  Krone  zu  seinen 
Füssen,  rechts  die  Sibylle  von  Ti- 
bur  als  reich  gekleidete  Frau. 

Das  Werk,  dem  eigentlich  jeg- 
liche nähere  Parallele  fehlt,  gehört 
durch  seine  feine  künstlerische 
Durchführung  wie  auch  durch  die 
symbolistische  Ausführung  eines 
Gedankens  zu  den  bedeutendsten 
und  merkwürdigsten  Werken  von 
dem  Ausgang  der  niederrheinischen 
Schnitzschule.  Der  Bogen  wird 
kaum  früher  angesetzt  werden  kön- 
nen als  der  1545  entstandene  ver- 
wandte, aber  doch  ungleich  der- 
bere Apostelbalken  in  Barmen 
(s.  o.  S.  32,  Taf.  III);  der  Patron 
des  Stifters  lässt  diesen  in  Johann 
von  Gohr  vermuten,  der  1547 
Komtur  in  Siersdorf  wurde.  Die 
Durchführung  des  Ornamentalen  ist  sehr  fein,  die  Behandlung  des  Figürlichen  auch 
sehr  geschickt,  aber  ziemlich  bizarr  und  barock  in  der  x\uffassun<r,  in  der  Malerei  am 
ehesten  mit  dem  Kölner  Meister  des  Bartholomaeus- Altares  zu  vergleichen.  Be- 
sonders merkwürdig  ist  das  Nachleben  des  gothischen  Ornamentes. 

Der  Bogen  ist  im  J.  1901  auf  Kosten  der  Rheinischen  Provinzialverwaltung 
von  Langenberg  in  Goch  wiederhergestellt  worden  und  soll  seinen  Platz  wieder  an 
der  alten  Stelle  unter  dem  Triumphbogen  finden. 


-  «h 


Fig.  141.  Siersdorf.  Lettnei  bogen  in  der  kathol.  Pfarrkirche. 


2  16 


Tafel  XI 


Siersdorf.    Lettnerbogen  in  der  katholischen  Pfarrkirche. 


SIERSDORF 


217 


mit    dem   Lettnerbogen   entstanden   noch  unter   Komtur  Kathol. 

j-  t>  -i        i    w  /-'i  Pfarrkirche 

154/)    die    nur    zum     teil    erhaltenen  Chor 


Im  Zusammenhang 
Franz  von  Reuschenberg  (1524— 1547)  die  nur  zum  Teil  erhaltenen 
stühle;  das  Gestühl  wurde  im  J.  1782  verkürzt,  dabei  verschwanden  die  vorderen 
grossen  Wangen.  Die  rückwärtigen  hohen  Wangen  haben  im  unteren  Teil  eine 
Masswerkgliederung,  im  oberen  Teil  ist 
nach  aussen  eine  ornamentierte  Säule  vor- 
gelegt, das  ganze  Feld  ist  durchbrochen 
geschnitten  in  vorzüglichem  grossen  Blatt- 
ornament mit  Blüte,  darin  aufgehängt 
einerseits  das  Deutschordenswappen,  an- 
dererseits das  Reuschenbergische  Wappen 
(Fig.  142).  Die  Sitze  haben  die  übliche 
spätgothische  Form  mit  vorgelegten  acht- 
eckigen Säulchen,  auf  der  Krümmung  der 
Wangen  feine  grosse  Knäufe  mit  Orna- 
ment ;  die  Rückwand  über  den  Rücken- 
lehnen mit  zwei  Reihen  von  Rollwerk- 
füllungen in  kräftig  profilierten  Rahmen. 
Die  Vorderbänke  an  den  Aussenseiten  mit 
grossen  Rollwerkfüllungen,  die  Wangen 
mit  Masswerk,  auf  den  Pulten  liegende 
Löwen  und  Ornamentknäufe  als  Abschluss. 
In  der  südlichen  Vorderbank  sind  an  Stelle 
eines  früheren  Durchganges  zwei  Vorder- 
wangen dicht  aneinandergestellt. 

Im  Hauptschiff  auf  die  Hauptachsen 
mit  Ausnahme  des  Triumphbogens  verteilt 
8  Holzfiguren  der  Kalkarer  Schnitz- 
schule aus  der  1.  H.  des  16.  Jh.,  je  etwa 
1  m  hoch,  neu  polychromiert,  unter  ur- 
sprünglichen grade  abschliessenden  Stein- 
baldachinen, aber  auf  neuen  Konsolen. 
Vor  jeder  Figur  ein  gleichzeitiger  spät- 
gothischer  Messing-Leuchterarm  mit  Mass- 
werk. Es  sind  die  hh.  Georg,  Johannes 
d.  T.,  Katharina  mit  Schwert  und  Buch, 
auf  dem  König  stehend,  Agnes  mit  Buch 
und  Lamm,  Elisabeth  mit  Bettler  und 
Krone,  Lucia,  die  Muttergottes  und  der 
h.  Nikolaus  (Fig.  143). 

Der  Meister  dieser  Figuren  ist  wohl 
dem  des  Lettnerbogens  verwandt ,  aber 
doch  früher  und  wesentlich  ruhiger;  er 
scheint  dem  Meister  des  Krispinus-  und  Krispinianus-Altares  in  Kalkar  nahezustehen, 
wenn  auch  nicht  auf  gleicher  künstlerischer  Höhe  (vgl.  Kunstdenkmäler  des  Kr.  Kleve 
S.  67,  Fig.  34).  Auf  jeden  Fall  steht  auch  der  Meister  der  Siersdorfer  Figuren  schon 
ganz  unter  niederländischem  Einfluss.  Der  Faltenwurf  ist  ziemlich  gross  und  einfach 
behandelt,  die  Haltung  der  Figuren  zum  Teil  nicht  sehr  geschickt  ;  am  besten  sind 


Chorstülile 


Figuren 


Fig.  142.    Siersdorf,    Detail  von  den  Chorstuhl- 
wangen der  katholischen  Pfarrkirche. 


2  I  7 


218 


KREIS  JÜLICH 


K^th ol.      noch  die  männlichen  Figuren  individualisiert.    Bei  den  weiblichen  Figuren  fällt  das 
Farr  lrc  e  etwas  langweilige  Schema  des  Gesichtes  besonders  auf,  grosse  regelmässige  Augen- 
brauen, flachliegende  Augen,  grade  regelmässige  Nase,  der  kleine  gespitzte  Mund  mit 
dünnen  Lippen  und  das  scharf  betonte  Grübchen  im  Kinn. 

Kruzifix us,  Holzfigur  fast  in  Lebensgrösse,  neu  polychromiert,  um  1600. 
Der  Körper  ist  ganz  einfach  und  ruhig  behandelt ,  mit  etwas  langem  Oberkörper, 
sonst  gut  modelliert.     Unten    am  Kreuzstamm   ein   Engelskopf  mit   Flügeln,  dann 
Totenschädel  und  Gebein  auf  dem  Sockel. 
Monstranz  Monstranz  des  17.  jh.   aus  vergoldetem  Silber,   56  cm  hoch;   der  oblonge 

Fuss  vierpassförmig,  getrieben  mit  breiten  Ornamenten,  seitlich  des  Cvlinders  architek- 


Fig.  143.    Siersdorf    Figuren  in  der  katholischen  Pfarrkirche. 


tonischer  Aufbau  mit  Säulen   und  freistehenden  Voluten;   über  dem  Cylinder  acht- 
seitiges Tempelchen  mit  Figur  Johannes  d.  T.,  oben  Krone  mit  Kruzifix. 
Kelch  Rokokokelch  aus  vergoldetem  Silber,   der  geschweifte  Fuss  und  der  drei- 

seitige, birnförmige  Knauf  mit  reichem  breiten  Rokokoornament,  die  Kuppe  fast  ganz 
in  einer  entsprechenden  Rokokofassung  mit   Kartuschen  sitzend.    Gute  Augsburger 
Arbeit  von  1759/61.    Beschau  mit  Jahresbuchstabe  o,  Meisterzeichen  j.  v.  G. 
Grabplatten  Die  ganze  Kirche  ist  mit  den  Grabplatten  der  Siersdorfer  Komture  aus- 

gelegt, die  leider  sämtlich  bis  zur  völligen  Unkenntlichkeit  abgetreten  sind  ;  Reste  der 
Inschrift  sind  nur  noch  erkennbar  auf  dem  von  Ahnenwappen  umgebenen  Stein  des 
Komturs  Wilhelm  von  Neuhoff  (f  1651).  Gut  erhalten  zwei  an  der  Nordwand  auf- 
gestellte  ganz  gleiche  Grabsteine :  1.  Oben  das  Wappen,  umgeben  von  den  4  Ahnen- 
wappen :  v.  Rump,  v.  Mengede,  v.  Eickel  und  v.  Werminckhausen ,   darunter  die  In- 


218 


SIERSDORF 


2l9 


schrift:    REVERENDUS   admodum   perillustris   ac   generosus   d.  d.   franciscus  Kathoi. 
CAROLUS  L.  B.  DE  RUMP,  ORDINIS  TEUTONIC1   EQUES  ET  COMMENDATOR  IN  SIERSTORFF,  arrkircic 
OBIJT  ANNO    I//O,   8.  JUNIJ.      R.   I.  P. 

2.  ( )ben  das  Wappen  mit  den  4  Ahnenwappen  Hillesheim,  Cortenbach,  Siberg, 
Palant ,   unten  die  Inschrift:    reverendus  admodum   perillustris  ac  generosus 

D.   D.  JOANNES  CASPARUS  L.  B.   DE  HILLESHEIM,    ORDINIS    TEUTONICI    EQUES  ET  COM- 
MENDATOR IN  SIERSTORFF,   OBIJT  ANNO    Ijtl,    12.   FEBRUARIJ.      R.  I.  P. 

EHEMALIGE  DEUTSCHORD  ENSKOMMEND  E.    Ritz,  Urkunden  u  Deutsch- 

ordens- 

Abhandlungen  zur  Gesch.  des  Niederrheins  I.  S.  98.  —  v.  Ledebur,  Allgemeines  Archiv  kommende 
XV,  S.  213.  —  Voigt,  Gesch.  des  deutschen  Ritterordens  I,  S.  02  ;  II,  S.  606,  651. 
—  H  ennes,  Kommenden  des  deutschen  Ordens  S.  127.  —  Aachener  Zs.  XI,  S.  100. 

-  Kühl  I,  S.  144;  II,  S.  296.  —  G.  D.  Franquinkt,  Notice  bist,  sur  la  grande 
Commanderie  de  Vieux-Joncs  S.  17.  —  Annuaire  geneal.  des  Pays-Bas,  Genealogie 
Eynatten.  —  Picks  Monatsschrift  III,  S.  Q5.   Vgl.  die  Litteraturangabe  zur  Pfarrkirche. 

Handschrift!.  Qu.  Im  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf:  Eine  Anzahl  Ur- 
kunden in  dem  Gesamtarchiv  der  Bailei  Altenbiesen  bei  Maestricht ,  der  Siersdorf 
unterstellt  war,  von  1219  ab,  ferner  Akten  und  Litteralien,  namentlich  Rechnungen, 
Register  der  Erb-  und  Grundpächte  vom  14.  }h.  an,  Kopiar  der  Aktivobligationen 
und  Rentenverschreibungen,  darunter  auch  von  Siersdorf,  aus  dem  17.  Jh.  Vgl.  Ilgen. 
Rhein.  Archiv  S.  50. 

Altere  Ansichten:  1 .  Ansicht  aus  der  Vogelschau,  um  1  700,  Stich  mit  grossem  Ansichten 
Wappen  und  der  Inschrift:  theodorus  wilhelmus  baro  de  kolf  in  vettel- 
hoeven,  ordinis  tfutonici  eques  et  commendator  in  zeestorf  ;  genaue  Dar- 
stellung der  Gebäude,  noch  ohne  den  äusseren  Thorbau  von  1700,  24,8  x17  cm,  aus 
einer  Folge  von  Kommenden  (Fig.  144).  2.  Ungenaue  Ansicht  aus  der  Vogelschau 
vom  f.  1723  im  Codex  Welser.  3.  Verschiedene  Ansichten  von  Kirche  und  Kommende 
,1.  d.  2.  H.  des  18.  Jh.,  derbe  Wandmalereien  in  einem  Saal  der  Kommende  (s.  u.  S.  223). 

Graf  Wilhelm  III.  von  Jülich  hatte,  kurz  ehe  ihn  die  verheerende  Krankheit  Geschichte 
auf  dem  Kreuzzuge  im  J.  1219  fern  in  Aegypten  hinwegraffte,  die  Kirchen  in  Nideggen 
und  Siersdorf  dem  Deutschorden  überwiesen;  im  J.  1225  wurde  die  Stiftung  von 
seinem  Sohn  Wilhelm  IV.  bestätigt  (Lacomblet,  U.  B.  II,  Nr.  82,  132)  ;  hieraus  ent- 
sprang die  Kommende  in  Siersdorf,  als  deren  erster  bekannter  Komtur  ein  Volkwin 
schon  im  J.  1267  genannt  wird.  Die  Kommende  scheint  schnell  emporgeblüht  zu 
sein  ,  sie  hat  schon  im  14.  Jh.  einen  ausgedehnten  Landbesitz.  Die  eigentliche 
Blütezeit  war  das  16.  Jh.,  während  dessen  ganzer  Dauer  mit  nur  einer  Ausnahme 
Mitglieder  des  Geschlechtes  von  Reuschenberg  als  Komture  regierten,  das  im  Jülicher 
Land  reich  begütert  war  und  in  nächster  Nähe  von  Siersdorf  die  grossen  Burgen  in 
Setterich,  Rurich  und  Barmen  besass  (s.  S.  34,  211).  Bald  nach  dem  Anfang  des  Jahr- 
hunderts entstand  die  neue  Kirche  mit  ihrer  reichen  Ausstattung,  dann  unter  Edmund 
von  Reuschenberg,  um  1578,  das  prächtige  Herrenhaus  der  Kummende.  Nur  noch 
ganz  geringe  Reste  der  Vorburg  scheinen  auf  das  15.  Jh.  hinzudeuten;  wahrscheinlich 
wurde  sie  im  17.  Jh.  fast  ganz  erneuert,  der  Querflügel  zwischen  beiden  Höfen  zeigt 
mit  der  Jahreszahl  1630  das  Wappen  des  Komturs  von  Eynatten,  der  auch  die 
grosse  Umfassungsmauer  des  Gartens  anlegte,  der  grosse  Thorbau  dasjenige  des 
Komturs  von  Kolff  mit  der  Jahreszahl  1700,  an  einem  Langflügel  das  Wappen  des 
Komturs  Philipp  von  Eitz  (1732  — 1734).  Zwischen  1730  und  1770,  unter  den  Kom- 
turen von  Hillesheim  und  von  Rump,  fand  dann  ein  eingehender  Umbau  im  Inneren 
des  Schlosses  statt,  bei  dem  auch  fast  die  sämtlichen  Fenster  im  Sinne  des  Rokoko 


2l9 


220 


KREIS  JÜLICH 


Witwe  Anton  Heusch  und  ihre  Kinder,  noch  heute  Besitzerin  ist  (Ariovist  von  Fürth, 
Aachener  Familien  I,  2.  Anhang-,  S.  18).  In  den  J.  182g,  1863,  1875  und  1886  sind 
die  Wirtschaftsgebäude  der  Kommende  durch  Brand  stark  beschädigt  worden. 


2  20 


SIERSDORF 


22  I 


Grosse  regelmässige  Anlage  in  Ziegelmauerwerk  mit  Herrenhaus,  doppeltem 
Wirtschaftshof  und  ummauerten  Garten  (Lageplan  Fig.  145). 

Das  Aussenthor  der  Wirtschaftsgebäude  vom  J.  1700  ist  ein  stattlicher 
zweigeschossiger  Ziegelbau  mit  zwei  achtseitigen  Ecktürmen.  Das  Erdgeschoss  ganz 
glatt,  nach  aussen  kleine  Schiefsscharten  und  in  Buckelquadern  ausgeführtes  Thor ; 
über  den  Pilastem  ein  hohes  Gesims  mit  einem  Flachgiebel ,  darin  das  Wappen  des 
Komturs  Kolff  von  Vettelhoven.  Das  Obergeschoss  und  die  Ecktürme  haben  grosse 
quergeteilte,  jetzt  vermauerte  Fenster  in  Steinumrahmung.  Die  Innenseite  des  Thores 
einfach  mit  kleinen  Thüren,  in  dem  Schlufsstein  der  Durchfahrt:  1700.  posteritati. 
Die  Fenster  des  Obergeschosses  verändert,  jetzt  hat  nur  noch  der  Mittelbau  ein 
Hausteingesims,  die  Türme  scheinen  nach  dem  letzten  Brand  verkürzt;  ganz  flache 
Dächer.  Das  Innere  ausgebrannt, 
mit  Resten  der  Kaminanlagen. 

Der  Längstrakt  des  ersten 
Hofes,  der  an  den  Thorbau  an- 
schliesst,  ganz  einfacher  Ziegelbau; 
daran  das  Haustein-Wappen  des 
Komturs  Philipp  von  Eitz  (1732 
bis  1734).  Der  Querflügel  zum 
zweiten  Hof  hin  mit  einer  Durch- 
fahrt in  Hausteineinfassung,  über 
der  korbbogigen  Öffnung  weitere 
Hausteinblende,  darin  das  Wappen 
des  Komturs  von  Eynatten  mit  der 
Jahreszahl  1630.  Wahrscheinlich 
schloss  hier  die  Vorburg  früher  ab, 
es  scheint,  dass  die  Blende  des 
Thores  noch  einem  gothischen  Bau 
angehört.  Der  kleine  zweigeschossige 
Bau  am  Graben  des  Herrenhauses 
mitvermauertenKorbbogenfenstern, 
anscheinend  gleichzeitig  mit  dem 
Thorbau  von  1630.  Auf  dem  Stich 
um  1700  (Fig.  144)  hat  dieser  Bau 
an  der  Innenseite  eine  offene  Holzgallerie 
Breite  zum  Herrenhaus  öffnet 


Fig.  145  Siersdorf. 
Lageplan  der  Kommende  und  der  Kirche. 


Der  zweite  grössere  Hof,  der  sich  in  ganzer 
ist  von  schmucklosen  Gebäuden  umzogen ;  an  der 
Südseite  das  einfache  Pächterhaus  des  18. — 19.  Jh.  Der  Verbindungsgang  aus  diesem 
Hof  zum  Turm  der  Kirche  ist  auf  dem  Stich  um  1700  auch  noch  sichtbar.  Die 
Sockel,  die  die  gemauerte  Brücke  zum  Herrenhaus  flankieren,  mit  dem  Wappen  des 
Komturs  von  Hillesheim  und  der  Jahreszahl  1747. 

Das  Herrenhaus  vom  J.  1578  (Taf.  XII)  ist  ein  oblonger  zweigeschossiger  Bau 
mit  vier  Ecktürmen  und  einem  Risalit  an  der  einen  Langseite,  umgeben  von  etwa  13  m 
breiten  und  6  m  tiefen  Graben.  Die  Aussenseiten  des  Grabens  in  Ziegelmauerwerk 
sind  leicht  abgeböscht  und  nachträglich  zum  Teil  mit  grossen  Stützpfeilern  versehen. 
Das  Haus  erhebt  sich  in  der  Grabensohle  auf  einem  hohen  Unterbau  von  regel- 
mässigen Rustikaquadern  aus  Blaustein ;  ursprünglich  hatte  das  Kellergeschoss  nur 
kleine  rechteckige  Öffnungen,  die  nachträglich  zum  Teil  verändert  worden  sind;  der 
Sockel  ist  leicht  geböscht. 


Deutsch- 
ordens- 
kommende 
Beschreibung 
Wirtschafts- 
gebäude 
Thorbau 


Herrenhaus 


22  1 


KREIS  JÜLICH 


Deutsch- 
ordens- 
iommende 


Fig.  146.    Siersdorf,  Kommende. 
Risalit  an  der  Hofseite  der  Herrenhauses. 


Der  Obertau  hat  in  bei- 
den Geschossen  glattes  Zie- 
gelmauerwerk,  der  Risalit 
ganz,  die  Ecktürme  nur  zum 
Teil  mit  regelmässiger  glatter 
Eckquaderung.  Jetzt  zeigt 
das  Haus  durchweg  srrosse 
Stichbogenfenster  in  Hau- 
steinumrahmung aus  der 
Mitte  des  18.  Jh.,  nur  an 
dem  Risalit  und  an  einein 
Eckturm  haben  sich  einzelne 
der  schlanken  quergeteilten 
Fenster  erhalten.  Das  Ge- 
sims am  Hauptbau,  den  Tür- 
men und  dem  Risalit  ist  ganz 
gleichmässig  behandelt,  ein 
schmaler  Hausteinstreifen, 
darüber  die  dicht  gestellten 
Konsolen,  jede  an  dem  Kopf 
mit  einem  Prisma  verziert ;  auf 
den  Iv  nisi  ilcn  ruht  eine  ein- 
fache Deckplatte.  Auffällig 
ist  die  Verschiedenheit  der 
Türme;  der  Ostturm  ist 
allein  an  der  Rückseite  ab- 
geflacht und  hat  eigen- 
artige gothisierende  Vier- 
passfenster in  Haustein,  wäh- 
rend die  anderen  Türme  hier 
einfache  rechteckige  Fenster 
zeigen.  Nord-  und  Südturm 
tragen  glatte  achtseitige 
Hauben,  West-  und  Ostturm 
achtseitige  Helme  mit  klei- 
nem, zwiebeiförmigem  Auf- 
satz. Bei  den  Fassaden  ist 
der  ganze  Schmuck  auf  den 
Risalit  nach  der  Hofseite 
hin  verlegt,  der  die  Treppe 
aufnimmt  (Fig.  146).  Im 
Erdgeschoss  rechts  —  ganz 
in  Haustein  —  die  rund- 
bogige  Thür  noch  mit  dem 
alten  eisenbeschlagenen 
Thor ,  darin  ein  kleines 
Schlupfpförtchen.  Die  Thür 
liegt  in  einer  tiefen  Blende, 


222 


SIERSDORF 


223 


in  die  die  Fallbrücke  einschlug.  Über  der  Blende  ein  kleines  Oberlicht,  links  auf  Deutsch- 
dem  Podest  ein  kleines  Fenster;  oben  ein  zweiteiliges  und  ein  Masswerkfenster  wie  kommend» 
an  dem  Eckturm.  Hier  die  feinen  Reliefs  mit  den  Wappen  des  Deutschordens,  von 
Tülich-Kleve-Berg  und  des  Komturs  von  Reuschenberg;  über  den  Wappen  der  Reichs- 
adler mit  der  Inschrift:  sub  umbra  alarum  tuarum  protege  nos.  anno  domini 
i  5 78.  Christus  spes,  una  Salus,  soli  deo  gloria.  Der  besonders  reiche  Giebel 
zeigt  über  dem  Hauptgesims  noch  drei  durchlaufende  Gesimse,  die  an  den  Enden 
auf  Voluten  ruhen  und  mit  Steinknäufen  besetzt  sind.  Unten  im  Giebel  zwei  quer- 
geteilte Fenster,  deren  Quersprossen  das  erste  Gesims  bildet ;  darüber  zwei  Reliefs 
mit  Kriegerköpfen  unter  dem  dritten  Gesims,  als  Abschluss  ein  Halbrund  mit  der 
freistehenden  Figur  eines  Deutschordensritters. 

Im  Inneren  hat  das  ganze  Erdgeschoss  offene,  jetzt  überputzte  und  über-  Inneres 
kalkte  Balkendecken,  die  auf  schweren  Unterzügen   mit   einfachen    grossen  Voluten- 


Fig,  147.    Siersdorf,  Herrenhaus  der  Kommende     Grundriss  des  Erdgeschosses. 

konsolen  aus  Stein  ruhen.  Vom  Eingang  links  die  Kellertreppe,  gradeaus  das  grosse 
quadratische  Vestibül  mit  einfachen  Rokokothüren,  aus  dem  in  dem  Risalit  die 
steinerne  Treppe  emporführt.  Rechts  vom  Vestibül  liegt  ein  grosser,  mit  Thonplatten 
belegter  Saal  mit  einem  schönen  Marmorkamin;  der  glatte  Sturz  aus  geflecktem 
Marmor  ruht  auf  zwei  Hennen  mit  schwarzen  Marmorköpfen;  über  dem  Kamin  das 
Wappen  des  Komturs  Edmund  von  Reuschenberg  in  schwarzem  Marmor.  Eine 
Glasthür  mit  reichem  Oberlicht  führt  in  den  als  Kapelle  dienenden  Eckturm;  in 
einer  Wandnische  der  ziemlich  derbe  Barockaltar  mit  gewundenen  Säulen,  jetzt  ohne 
Bild,  auf  dem  Retabel  das  Chronogramm:  tIbI  trIno  saCrIfICabo  hostIaM 
LaVDIs  (1762).  Das  Antependium  auf  Leinwand  gemalt  mit  dem  Deutschordens- 
wappen. Nach  dem  Garten  hin  liegen  auf  dieser  Seite  zwei  Säle,  die  eine  niedrige 
Rokoko-Wandtäfelung  mit  Wandspiegeln,  Konsoltischen  und  gemalten  Sopraporten 
zeigen,  in  dem  Ecksaal  auf  den  Wandflächen  derbe,  stark  beschädigte  Ansichten 

2  23 


224 


KREIS  JÜLICH 


der  Kommende  aus  der  Vogelschau.  Leider  dienen  die  beiden  Räume  jetzt  zur 
Aufbewahrung  landwirtschaftlicher  Maschinen.  Die  auf  der  andern  Seite  des  Vestibüls 
gelegenen  Räume,  die  noch  gelegentlich  bewohnt  werden,  haben  einfache  Rokoko- 
thüren  mit  Sopraporten,  jetzt  weiss  gestrichen. 

Im  Obergesch  oss  wiederholt  sich  das  grosse  Vestibül;  die  Decken  haben 
die  gleiche  Form  wie  im  Erdgeschoss.  Nach  der  Gartenfront  hin  liegt  jetzt  an 
einem  das  Gebäude  der  Länge  nach  durchschneidenden  Korridor  eine  Reihe  ein- 
facher, in  der  zweiten  Hälfte  des  1 8.  Jh.  hergerichteter  Zimmer;  an  deren  Stelle  befand 
sich  ursprünglich  wohl  ein  einfacher  grosser  Saal.  Nach  dem  Hof  hin  liegen  zu  beiden 
Seiten  des  Vestibüls  je  zwei  Räume.    Die  sämtlichen  Räume  sind  schmucklos. 

Von  der  Ausstattung  der  Kommende  sind  nur  noch  ganz  geringe  Reste 
vorhanden : 

Im  Vestibül  vier  grosse  Gemälde  vom  Anfang  des  18.  Jh.  mit  Jagdgerät,  totem 
Wild,  Reitzeug,  Waffen  u.  s.  w. 

In  den  Wohnräumen  einige  interessante  Porträts  der  Familie  Heusch,  um 
1800,  einige  mittelmässige  niederländische  Gemälde  des  17. — 18.  jh.,  endlich  eine 
Plattstichstickerei,  Halbfigur  des  Schmerzensmannes  mit  der  Unterschrift :  ecce 
homo  und  der  Jahreszahl  1 5 4 1 ,  eine  sehr  feine,  trefflich  erhaltene,  wohl  nieder- 
ländische Arbeit,  35  X  46  cm  gross,  nach  Form  und  Grösse  zu  dem  kleinen  Altar  in 
der  Kapelle  passend  und  wohl  dorther  rührend  (s.  o.  S.  223). 

An  die  Nordwestseite  aller  Gebäulichkeiten  schliesst  sich  der  im  17.  Jh. 
unter  dem  Komtur  von  Fynatten  ganz  ummauerte  Garten  an,  sein  Wappen  ist  in 
die  Mauer  in  der  Nähe  des  Settericher  Weges  eingelassen.  Hier  steht  auch  an  der 
Ecke,  an  der  der  Ziergarten  abschliesst,  ein  kleiner,  zweigeschossiger  Turm  mit  kleinen 
rechteckigen  Fensterchen,  einem  Klötzchenfries  und  einfachem  Pyramidendach. 

Im  Dorf,  am  Ausgang  nach  Schleiden,  ein  kleines  zweigeschossiges  Giebel- 
haus mit  einer  Flachbogenblenden-Gliederung  und  der  Jahreszahl  1,568,  ursprünglich 
wohl  auch  zur  Kommende  gehörig.  [R.] 


K  AT  HOLISCHE  P  FA  R  R  K  I  R  C  H  E  (s.  t.  s.  Gereonis).  Aachener  Zs.  NI V, 
e  S.  127.  H  an  d  s  c  h  ri  f  1 1.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Auszug  aus  dem  Erkundigungs- 
buch des  J.  1582.  —  Prozessakten  vom  J.  1578 — 1,58,5.  —  Aus  dem  J.  1760  Streit  mit 
St.  Gereon  wegen  des  Zehnten  und  des  Kirchenbaues.  Im  übrigen  vgl.  Tille, 
Übersicht  II,  S.  ,50.  —  Auf  dem  Bürgermeisteramt  Titz:  Tauf-  u.  s.w.  Register 
vom  f.  1014  an.  —  „Froich  der  Kirchen  Spiell"  in  27  kurzen  Sätzen  (vgl.  Tille,  Uber- 
sicht II,  S.  ,52).  -  Im  Düsseldorfer  Staatsarchiv:  Briefe  aus  dem  J.  1716 
über  Umbau  der  Kirche,  Altenberg-Reg.  23. 

Die  Kirche  in  Spiel  wird  im  }.  1166  in  einer  Urkunde  des  Erzbischofs  Reinald 
erwähnt.  St.  Gereon  in  Köln  ist  Grundherr  (Lacomblet  U.  B.  I,  42 1  —  Joerres 
Urk.-Buch  des  Stiftes  St.  Gereon  in  Köln,  S.  22.)  Auch  im  über  valoris,  um  1300,  wird 
Spiel  genannt.  Es  besteht  noch  das  Mittelschiff  eines  Baues  aus  dem  12.  Jh.  Später 
wurde  dem  Schiff  unter  Verwendung  eines  Teiles  des  alten  Materials  ein  gothischer 
Turm  hinzugefügt,  dessen  Kranzgesims  und  Helm  im  J.  166 1  erneuert  wurden.  Die 
Seitenschiffe  wurden,  da  das  Gereonsstift  ihre  Instandsetzung  von  sich  wies,  im  18.  Jh.. 
vermutlich  im  j.  1716,  eingerissen  und  das  Mittelschiff  zu  einer  einschiffigen  Kirche 


224 


SPIEL 


225 


umgeändert,  indem  man  die  Fenster  des  Obergadens  zumauerte  und  in  den  Scheid-  Kathol 

o  '  ,  Pfarrkirche 

bögen  grosse  Offnungen  stehen  Hess.    In  den  90er  Jahren  des  vorigen  Jahrhunderts 

erhielt  der  Turm  einen  neuen  Helm. 

Einschiffiger  romanischer  Saalbau  aus  Tuffstein  mit  Westturm   aus  Tuffstein,  Beschreibung 
Backstein  und  Sandstein. 

Der  Turm,  mit  abwechselnd  fünf  Backstein-  und  zwei  Tuffsteinschichten  und 
Sandsteinquadern  an  den  Ecken,  ist  dreigeschossig  mit  im  Norden  am  Erdgeschoss 
heraustretendem  Treppenhaus. 

Im  ersten  Obergeschoss  je  zwei  Blendnischen  unter  einem  gedrückten  Spitz- 
ln .gen.    Die  Blenden   geteilt   mit   zwei  Rundbogen  auf  gemeinsamem  Mittelpfosten. 


MAVE Rv£ R  ft^ N DE        TREPPEN Av'SBAU*« 


.  -.,1 


Fig   148.    Spiel.    Ansicht  der  katholischen  Pfarrkirche. 


Im  obersten  Geschoss  je  zwei  spitzbogige  ungeteilte  Fenster  über  einer  zweigeteilten, 
mit  gedrückten  Rundbogen  überdeckten  Blendnische.  Ähnlich  die  Türme  in  Mersch, 
Aldenhoven,  Titz.  Der  Helm  achtseitig,  geschiefert.  An  der  Westseite  des  Turmes 
unter  dem  Kranzgesims  ist  durch  verschiedenfarbiges  Material  im  Backsteinverband 
die  Jahreszahl  1601  dargestellt. 

Am  Schiff,  zwischen  breiten  Lisenen,  ein  Rundbogenfries  von  drei  Beigen  in  jeder 
Abteilung,  wovon  der  mittlere  grössere  je  ein  jetzt  vermauertes  Fenster  aufnimmt,  ähn- 
lich wie  an  der  katholischen  Pfarrkirche  zu  Ophoven,  Kr.  Heinsberg.  Die  Ansatzlinie  der 
ehemaligen  Seitenschiffe  ist  noch  deutlich  sichtbar.  Darunter  sind  im  18.  Jh.  rund- 
bogige  Fenster  eingebrochen.  Die  Oberfläche  verputzt.  Ostlich  setzt  sich  eine  barocke 
Sakristei  an.  In  der  Südecke  zwischen  Turm  und  Schiff  eine  Paramentenkammer,  modern. 

Das  Innere  einfach,  flach  gedeckt. 


15 


Inneres 


225 


22Ö 


KREIS  JÜLICH 


Kathol. 
Pfarrkirche 
Ausstattung 


Glocken 


Ameln, 
kathol. 
Pfarrkirche 


Glocke 


Windmühle 


Altäre  und  Kanzel  einfach,  um  1720. 

Taufstein  aus  Blaustein  mit  der  Umschrift:  1683  nobilis  adolescens  Johannes 

FRIEDERICUS  S.  O. 

Kelch,  Silber,  einfach,  um  1750,  Kölner  Beschauzeichen,  Meisterzeichen  PF 
oder  P  E. 

Reliquiar  aus  Zinn  mit  Kreuzpartikel.     14.  |h.    Auf  einem  Säulenfuss  mit 
achtteiligem  Knauf  ein  länglicher  Kasten  zwischen  zwei  Strebepfeilern. 
Die  Glocken  von  1705,  1481  u.  1668  haben  folgende  Inschriften: 

1.  nos  tIbI  DeAHnCtos  MarIa  tVere  CLIentes  (1765).   martinus  legros 

ME  FEC1T. 

2.  TV    GEREON   SEMPER   NOßls   PATRON Vs   ADESSE   ET   NOS    Iv   CoeLIs  ASSO- 

CIare  petIs  (1765). 

3.  ave  maria  gracia  plena.    anno  i48c 

4.  ad  gloriam  dei  johann  hehr  me  fecit  coloniae  anno  l668. 
KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  IN  AMELN  (s.  t.  s.  Nicolai). 

In  Ameln  bestand  schon  im  13.  Jh.  eine  Kapelle,  deren  Einkünfte  dem  Pastor 
von  Spiel  zuflössen  (Joerres,  Urkundenbuch  des  Stiftes  S.  Gereon  in  Köln,  S.  124. 
—  Kühl,  Geschichte  IV,  S.  298).  Aus  dieser  Zeit  hat  sich  eine  schöne  Glocke  er- 
halten. Auch  im  J.  1428  u.  1333  wird  die  Kapelle  in  Ameln  als  Filiale  von  Spiel 
genannt  (Ann.  h.  V.  N.  LVI,  S.  172  —  Düsseldorfer  Staatsarchiv,  Erkundigungsbuch 
vom  }.  1533)-  Uber  den  Bau,  der  in  der  Mitte  des  ig.  Jh.  einem  Neubau  Platz 
machte,  hat  sich  keine  bestimmte  Nachricht  erhalten.    Angeblich  war  er  gothisch. 

Glocke  aus  dem  12.  oder  13.  Jh.  mit  der  Inschrift  (vgl.  Kunstdenkmäler  des 
Kreises  Mülheim-Rhein,   S.  oO  unter  Merheim)   in   romanischen   Majuskeln:   o  REX 

GLORIE,  VENI  CUM  PACE. 

Windmühle  bei  Spiel.  Handschrif tl.  Qu.  im  Düsseldorfer  Staatsarchiv: 
Domänenregistratur.  Vererbpachtung  der  Windmühle  zu  Hessel  und  Spiel  bei  Titz 
aus  dem  ].  1 7  1  1 . 

Die  bestehende  Windmühle,  auf  niederem  Backsteinunterbau,  mit  hohem,  höl- 
zernem Kasten  und  hölzernem  Räderwerk,  stammt  aus  dem  18.  Jh.  Geschweiftes,  ge- 
schiefertes  Dach.  [F.] 


STETTERNICH. 

Kaltenbach,  Der  Regierungsbezirk  Aachen,  S.  248  —  Offermann,  Geschichte, 

S-  53- 

Kathoi  KATHOLISCHE  PFA  R  RK I  RC  H  E  (s.  t.s.  Martini).  Binterim  u.  Mooren. 

Pfarrkirche_T___, 

K.  K.  I,  S.  323,  343. 

Abbildungen  des  Ortes  und  der  Kirche  Stetternich  kommen  auf  Belagerungs- 
darstellungen von  Jülich  mehrfach  vor  (s.  o.  S.  08).  Im  allgemeinen  sind  sie  sehr 
schematisch.  Bemerkenswert  der  Belagerungsplan  von  Jülich  aus  dem  J.  162 1  von 
Nie.  Geelkerk  (s.  o.  S.  100,  Nr.  21). 

Handschrif  tl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Geschichtliche  Aufzeichnungen  des 
Pastors  Külpmann  (185Ö — 1886  in  Stetternich).  —  Lagerbuch  vom  J.  1077  an.  —  Buch 
der  Sebastiansbruderschaft  vom  J.  1 663  ab.  Im  übrigen  vgl.  Tille,  Ubersicht  II,  S.  31. 
—  Auf  dem  Bürgermeisteramt  Hambach:  Tauf-,  Trau-  und  Sterberegister  vom 
J. 1770  an. 

226 


STETTERNICH 


22  / 


Als  Kirche  des  h.  Martin  ist  die  Kirche  vermutlich  eine  Gründung  des  ersten 
Jahrtausends  (vgl.  unter  Kirchberg).  Sie  wird  um  [300,  im  über  valoris,  genannt. 
Im  Anf-  des  18.  Jh.  brannte  die  Kirche  ab,  doch  scheinen  Reste  einer  älteren  Anlage 
noch  im  Erdgeschoss  des  Turmes  erhalten  zu  sein.  Alles  übrige  des  jetzt  bestehenden 
Baues  stammt  aus  dem  Anfang  des  18.  Jh., 
vermutlich  dem  J.  171(1,  dem  ersten  Regierungs- 
jahre Karl  Philipps.  Im  J.  1804  fand  eine  Re- 
stauration der  Kirche  statt,  wobei  die  Chor- 
fenster zugemauert  wurden. 

Saalbau  mit  Westturm  aus  verschiedenem 
Steinmaterial. 

Der  Turm  ist  dreigeschossig.  Das  Mittel- 
geschoss  hat  im  Norden,  Süden  und  Westen 
Blenden,  die  mit  je  zwei  Korbbögen  geschlossen 
sind.  Im  obersten  Stock  auf  jeder  Seite 
zwei  rundbogige  Schallfenster  mit  graden  Ge- 
wänden. 

An  der  Westseite  des  Turmes,  im  Mittel- 
geschoss  befindet  sich  die  Inschrift,  auf  sehr 
verwittertem  Haustein:  deo  optimo  maximo 

NOMINE  ILLUSTRISSIMI  ET  .  .  ATI  DOMINI  NEO 
ELECTI  CAROLI  PHILIPPI  JULIAE  MONTIS  CLEVI 
PRINCIPIS  AC  DUCIS  PALATINI  ....  ET  CLARIS- 

SIMI  DOMINI  JAN  ANT  IUL.  PRAETOR  El 

VICE  SATRAPA  ET  ...  .  JULIACENSIS  .  .  .  DO- 
MINI   CASPAR    SPETGEN    CONSUL  ET   

QUESTOR  TURRIS    LAPIDEM  PONEBAT 

md.cxvi.  Da  Karl  Philipp  17 16  zur  Regierung 
kam,  st>  ist  die  letzte  Zahl  1 7 16  zu  lesen. 

Das  Schiff  hat  nördlich  und  südlich  je 
drei  rundbogige  Fenster  und  ist  mit  Strebe- 
pfeilern versehen.  Am  dreiseitigen  Chor  sind 
zwei  Fenster  vermauert.  An  die  Ostseite  ist 
die  Sakristei  angebaut.  In  der  Vermauerung 
des  nördlichen  Chorfensters  befindet  sich  die 
Jahreszahl  1804.  Das  Innere  ist  ein  einfacher 
oblonger  Saalbau  mit  Spiegelgewölbe. 

Der  einfache,  aber  geschmackvolle,  höl- 
zerne H  o  c  h  a  1 1  a  r ,  die  K  a  n  z  e  1  ( Fig.  1 4< )) 
und  der  marmorne  Tauf  stein  stammen  an- 
geblich aus  der  Schlosskapelle  zu  Jülich  und 
sind  in  der  zweiten  Hälfte  des  18.  Jh.  gefertigt, 

die  kleinen  schmucklosen  Nebenaltäre,  den  Heiligen  Anna  und  Johannes  geweiht, 
stammen  aus  der  Karthause  bei  Jülich  und  sind  in  derselben  Zeit  entstanden. 

Ein  Weih  Wasserkessel  in  den  Formen  des  16.  Jh.  (vgl.  Kirchberg)  und  ein 
Leuchter  in  Formen  derselben  Zeit  aus  Gelbguss. 

Kasel,  golddurchwirkter  Stab  (Kölner  Borde)  aus  dem  16. 
geschnitten,  mit  Applikationsstickerei  versehen,  und  auf  eine  geringe 


Kathol. 
Pfarrkirche 
Geschichte 


Uesen  reibung 
Turm 


Schiff 


Ausstattung 


Fig.  149.  Stetternich. 
Kanzel  in  der  katholischen  Pfarrkirche. 


h.,  zusammen- 
laue Kasel  auf- 


IV 


227 


228 


KREIS  JÜLICH 


Kathol.  genäht.  —  Eine  wollene  Kasel  vom  T.  1686,  bezeichnet  j.  G.  schleebusch,  trägt  ein 
Pfarrkirche  .... 

Alhanzwappen. 

Burg  BURG  LINDENBERG.    Offermann,  Geschichte,  S.  53. 

Das  St.  Ursulakloster  hat  im  J.  922  ein  Weingut  in  „Lindberg",  unter  welchem 
wohl  mit  Recht  das  heutige  Lindenberg  im  Kreis  Jülich  vermutet  wird  (Pauls  in 
der  Aachener  Zs.  VII,  S.  186.  —  Stein  in  den  Ann.  h.  V.  N.  XXNV,  S.  58),  da  gleich- 
zeitig Grundstücke  in  dem  nahegelegenen  Pier  (Kreis  Düren)  in  den  Besitz  des 
Klosters  gekommen  waren. 
Geschichte  Ein  Hermann  miles  und  andere  de  Lyndeberch  werden  im  Necrologium  des 

Prämonstratenserstiftes  zu  Heinsberg  (im  14.  Jh.?)  genannt  (Aachener  Zs.  I,  S.  257, 
266).  Im  15.  Jh.  ist  die  Familie  von  Harff  im  Besitz  von  Lindenberg.  Durch  Heirat 
der  Anna  von  Harff  kam  Lindenberg  an  Werner  von  Hompesch,  durch  die  Heirat 
der  Maria  Caecilia  von  Hompesch  an  Johann  von  Palant  (E.  von  Oidtman,  Aachener 


Fig.  150.    Stetternich.    Ruinen  des  Hauses  Lindenberg 


Zs.  VI,  S.  150.  —  Strange,  Beiträge  zur  Genealogie  der  adligen  Geschlechter,  Heft  I, 
S.  26).  Bei  der  Teilung  des  Nachlasses  des  Johann  von  Palant  im  J.  1533  kam  Haus 
Lindenberg  an  Dam  von  Palant  zu  Wiebelskirchen,  der  an  Kath.  von  Rollingen  in 
Lothringen  verheiratet  war  (Ann.  h.  V.  N.  XXV,  S.  270).  Im  J.  1,583  wird  als  Kollator 
der  Kapelle  zu  Hoellen  noch  ein  Palant  zu  Lindenberg  genannt  (REDiNGHOVENSche 
Sammlung,  München,  XIX,  f.  60).  Aus  der  Palantschen  Zeit  hat  sich  ein  Teil  der 
ehemaligen  Hauptburg,  ein  runder  und  ein  viereckiger  Turm,  erhalten. 

Im  J.  1594  heiratet  Kath.  Magd,  von  Palant,  Erbin  zu  Lindenberg,  den  Samson 
von  Warsberg,  Burggrafen  zu  Rheineck ;  deren  Tochter  Anna  Maria  brachte  das  Gut  an 
Wolf  Adolf  von  Eynatten  zu  Neuerburg.  Im  J.  1669  wird  es  von  dem  Freiherrn  Franz 
Winand  von  Eynatten  an  dessen  Schwester  Anna  Maria,  Freifrau  von  Berghe,  genannt 
Trips,  abgetreten.  Durch  Heirat  kommt  das  Gut,  vor  dem  J.  1702  an  den  Freiherrn 
von  Wenghe  und  dann  an  die  Grafen  Wolf-Metternich.  Im  J.  1743  hatten  die  Frei- 
herren von  Eynatten  die  heutige  Pächterwohnung,  im  J.  17(10  die  Freifrau  von  Eynatten. 
geborene  von  Bourscheid,  die  Mühle  neu  erbauen  lassen.    Heute  ist  Lindenberg  Eigen- 


228 


TETZ 


229 


tum  des  Grafen  Ferdinand  von  Wolf-Metternich  zu  Schloss  Gracht  bei  Liblar.    An  Burg 
den  Besitz  von  Lindenberg  war  das  Erboberjägermeisteramt  des  Herzogtums  Jülich    111  en  crg 
geknüpft  (vgl.  auch  Tille,  Übersicht  II,  S.  51.  —  Kühl  a.  a.  O.). 

An  der  Nordwestecke  des  heutigen  Wirtschaftshofes  liegt  das  einfache,  174,3  Beschreibung 
erbaute  Wohnhaus.  Über  einer  vermauerten  Thoreinfahrt  die  Jahreszahl  1743;  nörd- 
lich davon  liegen  die  Reste  der  ehemaligen  Burg,  ein  zweigeschossiger,  viereckiger 
und  ein  niedriger,  runder  Turm  mit  anschliessender  Mauer.  Material :  Backstein. 
Gewände  am  viereckigen  Turm :  Haustein.  Zeltdächer  geschiefert.  Das  Ganze  ist 
mit  einem  Wassergraben  umgeben  (Fig.  150). 

Nordwestlich  ausserhalb  des  Wassergrabens  befindet  sich  eine  zum  Hof  gehörige 
Mühle,  Fachwerkbau,  mit  der  Inschrift  auf  dem  Sturzbalken  eines  Thores:  „verwittibte 

FREYFRAU    VON  EINATTEN,   GEBOHRNE  VON  BOURSCHEID,   ANNO    l76o,  DEN   22.  IULY." 


[F.] 


TETZ. 


Römische 
Funde 


Kathol. 
Pfarrkirche 


RÖMISCHE  FUNDE.  In  Tetz  sind  verschiedentlich  römische  Funde  ge- 
macht worden.  An  einem  Hause  eingemauert  befand  sich  dort  früher  ein  römischer 
Grabstein;  bei  dem  Abbruch 
des  alten  Kirchenschiffes  im 
J.  1 8 1 9  fand  man  vier  In- 
schriftsteine, zum  Teil  Ma- 
tronensteine. Auch  ein  rö- 
mischer Meilenstein  ist  bei 
Tetz  zum  Vorschein  gekom- 
men (Brambach,  C.  I.  Rh. 
Nr.  602  bis  606.  —  B.  J. 
LXXXIII,  S.  1 5 1.  —  Aache- 
ner Zs.  IX,  S.  5). 

KATHOLISCHE 
PFARRKIRCHE  (s.  t.  s. 
Lamberti).  Binterim  und 
Mooren,  E.  K.  II,  S.  i64. 

BACH  S.  2  73. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Geldanleihe  der  Herrlichkeit  Tetz 
vom  J.  i644.  —  Rentenregister  u.  s.  w.  des  1 7 .  Jh.  ■ —  Akten  über  Streitigkeiten  u.  s.  w. 
Vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  5 1 . 

Die  Kirche  Tetze,  die  im  Liber  valoris,  um  i3oo,  genannt  wird,  ist  wahrschein-  Geschichte 
lieh  Titz  (Binterim  u.  Mooren,  E.  K.  I,  S.  342),  weil  die  Herren  von  Tetz  um  die 
Mitte  des  i4.  Jh.  ihr  Erbbegräbnis  in  der  Kiringer  Kommende  hatten  (Aachener  Zs.  VI, 
S.  1 46).  Der  Chor  der  jetzigen  Kirche  stammt  frühestens  aus  dem  Ende  des  i5.  Jh. ; 
im  J.  181 9  wurde  das  Langhaus  mit  dem  Westturm  durch  einen  schlichten  Ziegel- 
rohbau ersetzt  und  dabei  das  Mauerwerk  des  Chores  erhöht.  Das  Patronat  lag  in 
den  Händen  der  Inhaber  der  Unterherrschaft  Tetz. 

Der  schlichte,  dreiseitig  geschlossene  Chor  in  Backsteinmauerwerk,  im  Lichten  Beschreibung 
6,80  m  lang,  5,7o  m  breit  (Grundriss  Fig.  1 5 1  —  Ansicht  Fig.  1.S2).  Die  spitzbogigen 
Fenster  jetzt  ohne  Masswerk,  unter  den  Fenstern  ein  schmales  Bankgesims  in  Hau- 
stein;  die  Strebepfeiler  einmal  abgetreppt  und  mit  Schieferabdeckungen.    Bei  dem 


Fig.  151.    Tetz.    Grundriss  der  katholischen  Pfarrkirche. 

Kühl  IV,  S.  297.  —  Offermann  S.  56.  —  Kalten- 


229 


23o 


KREIS  JÜLICH 


Neubau  des  Langhauses  ist  das  Mauerwerk  des  Chores  um  etwa  1,5  m  erhöht  worden, 
um  Langhaus  und  Chor  in  gleiche  Firsthöhe  zu  bringen. 

Im  Innerendes  Chores  schlichte  Rippengewölbe  auf  einfachen  kantigen  Kon- 
solen ruhend ;  unter  den  Fenstern  ist  die  Wand  durch  Korbbogenblenden  gegliedert. 
Seitlich  vom  Altar  Sakramentswandschränkchen  des  i5. — 16.  Jh.  aus  Stein, 
i,5o  m  hoch,  o,7o  m  breit  (Fig.  1 53).  Die  rechteckige  Gitterthür  unter  einem  mit 
Krabben  besetzten  Bogen,  in  dem  Bogenfeld  das  Schweisstuch  der  h.  Veronica  in 
Relief.  Die  Ecken  des  Schränkchens  mit  Fialen,  unter  dem  gradlinigen  Abschluss- 
gesims eine  Blendengliederung.  Die  Thür  zur  Sakristei  ist  mit  einfachen  spät- 
gothischen  Eisenbändern  beschlagen. 

Von  der  Ausstattung 
sind  zu  nennen :  Grosser 
Barockaltar  des  18.  Jh., 
von  Säulen  flankiert,  darin 
grosses  mittelmässiges  Ge- 
mälde mit  dem  Martyrium 
des  h.  Lambertus. 

Die  beiden  alten  Glo- 
cken von  i 5 2 i  und  1472 
tragen  die  Inschriften : 

1.  SENT  LAMBERTUS 
HEISSEN  ICH,  IN  DE  ERE 
GÖTZ  LUDEN  ICH,  DEN  DU- 
WEL  VERDRIVEN  ICH,  REYN- 
NAERT  VON  NUYS  GOIS  MICH 
ANNO  XVCl?>XXI. 

2.  LAMBERT  HIS  ICH,  IN 
DE  EIR  GÖTZ  LUD  ICH,  HER- 
MAN  VAN  ALFTRE  GUS  MICH 
MCCCCLXXII. 

BURG  TETZ.  Kühl 
I,  S.  1 96.  —  Aachener  Zs. 
VI,  S.  1 3 3  f.  —  Fabricius, 
Karte  von  i7S9  S.  29o.  — 
Offermann  S.  56. 

H an d  sc  hri  ft  1.  Qu.    Eine  Inventarisation  des  Archives  auf  Haus  Tetz  war 
noch  nicht  möglich  (Tille,  Übersicht  II,  S.  52). 

Ansicht,  ziemlich  ungenau,  vom  J.  1  7  23  im  Codex  Welser. 
Geschichte  Im  J.  1 3 5 1  verkauft  Graf  Wilhelm   von  Jülich  das  Dorf  Tetz  mit  seinem  Hof 

und  allen  Gerechtsamen,  Gericht  u.  s.  w.  an  Godart  von  Hompesch ;  daraus  bildet 
sich  dann  die  Jülichsche  Unterherrschaft  Tetz,  die  bis  zum  J.  1 666  sich  in  der 
Familie  von  Hompesch  weiter  vererbte.  Damals  erwarb  sie  der  Kurpfälzische 
Kammerrat  Michael  Leers,  der  im  }.  1 669  den  Reichsadel  erhielt;  die  Herrschaft 
Tetz  ging  dann  durch  Heirat  vom  J.  1 695  und  durch  Kauf  an  Franz  Wilhelm  von 
Brachel  über,  der  mit  einer  Enkelin  des  Michael  Leers  verheiratet  war.  Tetz  blieb 
seitdem  in  ununterbrochener  Folge  bei  den  Herren  von  Brachel;  der  jetzige  Besitzer 
ist  Herr  Franz  von  Brachel.  Die  noch  erhaltenen  Teile  der  Burg  stammen  aus  dem 
i7.  bis  18.  Jh. 


23o 


TITZ 


Die  alte  Hauptburg,  die  west- 
lich in  der  Nähe  der  Kirche  lag,  ist  voll- 
kommen verschwunde  i ;  andere  geringe 
Mauerreste  mit  den  Spuren  von  Wällen 
liegen  in  dem  Baumgarten  der  Burg. 
Erhalten  ist  nur  der  Wirtschaftshof, 
eine  grosse,  fast  quadratische  Anlage. 
An  der  Nordostecke  das  zweiflügelige 
Wohnhaus  mit  einem  stumpfen  Turm 
in  dem  Winkel  nach  dem  Hof  zu,  ein 
schlichter  zweigeschossiger  Ziegelbau  des 
i  7 .  —  18.  Jh.  mit  Walmdach  ;  die  Fenster- 
öffnungen sind  im  i9.  Jh.  fast  sämtlich 
verändert  worden ;  über  der  Hausthür 
das  Allianzwappen  Brachel  und  Leers. 
Über  dem  einfachen  Thor  an  der  West- 
seite das  Bracheische  Wappen  mit  der 
Jahreszahl  1 699. 

Im  Besitz  des  Herrn  von  Brachel 
einige  niederländische  Gemälde,  dar- 
unter vornehmlich  ein  frühes  Genrebild 
des  16.  Jh.,  ferner  eine  Anzahl  alter 
Waffen.  Unter  den  Möbeln  sind  zwei 
Schränke  zu  nennen,  der  eine  um  1600 
mit  zurückgesetztem  Oberbau  und  Säulen; 
auf  den  Thüren  das  Wappen  Brachel 
und  ein  unbekanntes,  ferner  zwei  Evan- 
gelisten; der  andere  aus  der  Mitte  des 
1 7.  Jh.  mit  reich  verkröpften  Füllungen, 
Bandwerkornamenten  und  grossen,  sich  frei  abhebenden  Voluten. 


Rath  ol 
Pfarrkirche 
Beschreibung 


Fig.  153.    Tetz  Sakramentshäuschen 
in  der  katholischen  Pfarrkirche. 


Ausstattung 


[R.] 


TITZ. 

Brockmüller,  S.  53.  —  Kaltenbach,  S.  268.  —  Offermann,  S.  82. 

RÖMISCHE  FUNDE.    Wie  an  den  meisten  Orten  des  Kreises  Jülich,  so  Römische 
stösst  man  auch  bei  Titz  beim  Tiefpflügen  auf  altes,  angeblich  römisches  Mauerwerk  Funde 
(vgl.  auch  Schneider  in  der  Aachener  Zs.  XIV,  S.  i9).   Auch  hat  man  Spuren  einer 
vorbeiführenden  Römerstrasse  erkannt  (B.  J.  LXVII,  S.  21.  —  LXXIII  S.  1,  LXXIV 
S.  1,  Neue  Forschungen,  —  LXXVIH,  S.  1 ;  LXXXI,  S.  1). 

KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Cosmatis  et  Damiani).  Kathoi. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Unbedeutende  Urkunden  des  1 8.  Jh.  Pfarrkirch 
Vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  52.  —  Aufzeichnungen  u.  a.  über  die  alte  Ummauerung 
von  Titz  von  Pastor  Schmitz,  ohne  Datum,  aus  dem  Ende  des  1 9.  Jh.  —  Auf  dem 
Bürgermeisteramt:  Tauf-  und  Sterberegister  vom  J.  i63o  an.  Vgl.  Tille,  Über- 
sicht II,  S.  5  2.  —  Staatsarchiv  Düsseldorf:  Erkundigungsbücher  aus  den  J.  1 533 
u.  i55o. 


23l 


232 


KREIS  JÜLICH 


Kathol.  Im  12.  Jh.  gehört  der  Titzer  Zehnte  zu  Spiel.    Eine  Kirche  wird   in  „Titz" 

Pfn  rrkirchc 

Geschichte  erst  im  Erkundigungsbuch  des  J.  1 533  genannt,  doch  ist  es  wahrscheinlich,  dass  unter 
der  Pfarrei  „Tetze"  des  Liber  valoris,  um  i3oo  (Binterim  u.  Mooren,  E.  K.  I,  S.  323), 
ebenfalls  „Titz"  zu  verstehen  ist,  welche  beiden  Namen  öfters  verwechselt  werden 
(Aachener  Zs.  III,  S.  3oo;  IV,  S.  1 46.  —  Ann.  h.  V.  N.  XV,  S.  59.  —  Kühl  IV, 
S.  297).  Im  Erkundigungsbuch  des  J.  i55o  wird  die  Kirche  zu  Titz  als  ,capella 
curata,  der  moderkirchen  Speel  underhoerich'  bezeichnet.  Ein  Kirchenbau  fand  im 
iS.  Jh.  statt,  dessen  Turm  erhalten  ist,  und  zwar  scheint  die  Zeit  des  Glockengusses 
das  Vollendungsdatum  der  Kirche  anzugeben,  nämlich  die  neunziger  Jahre  des  1 5.  Jh. 
Das  Schiff,  von  dem  noch  hübsch  profilierte  Gewölbeanfänger  und  Schlufssteine  im 
Garten  des  Pfarrhauses  liegen,  machte  im  J.  1 889  einem  Neubau  Platz.  Kirche  und  Dorf 
Titz  wurden  im  J.  1 586  vom  spanischen  Kriegsvolk  ausgeraubt  (Aachener  Zs.  III, 
S.  3o6).  In  die  alte  Kirche  waren  eine  Anzahl  von  Steinkugeln,  von  der  Belagerung 
der  Stadt  Jülich  herstammend,  eingemauert  gewesen  (Brockmüller,  Topographie, 
S.  54.  —  Kaltenbach,  Reg.-Bez.  Aachen,  S.  269). 

Beim  Abbruch  der  alten  Kirche  (i889)  wurden  angeblich  gothische  Wand- 
malereien, worunter  ein  grosser  Christophel,  blossgelegt,  von  denen  weiter  keine  Notiz 
genommen  worden  ist. 

Neue  dreischiffige  Hallenkirche  mit  altem,  gothischem  Westturm. 
Beschreibung  Der  Turm  ist  dreistöckig,  aus  Backstein,  in  den  beiden  unteren  Geschossen 

Sand-  und  Tuffsteinquader  an  den  Ecken.  Im  Mittelgeschoss  je  drei  lange  schmale 
spitzbogige  Blenden.  Im  obersten  Geschoss  je  ein  Doppelfenster  mit  spätgothisch 
profilierter  Mittelstütze,  romanisierendem  Kämpfer  und  zwei  gedrückten  Spitzbogen 
unter  einem  Rundbogen.  Merkwürdig  ist  die  vollkommen  romanische  Profilierung  des 
Kämpfers;  da  an  dem  spätgothischen  Bau  sonst  kein  romanisches  Detailglied  zu  finden 
ist,  stammt  auch  wohl  der  Kämpfer  aus  dem  i5.  Jh.  Das  Innere  hat  im  Erdgeschoss 
ein  spätgothisches  Rippenkreuzgewölbe.  Die  anderen  Stockwerke  sind  flach  gedeckt. 
Ausstattung  Hochaltar.  Dreiteiliger  Schnitzaltar  mit  Predella,  Antwerpener  Arbeit  um  i52o. 

ochaitar     jy[ar],e  ■  eingebrannte  Hand  (Taf.  XIII). 

Der  Altar  hat  die  typische  Antwerpener  Anordnung.  Im  Mittelpunkt  Jesse, 
darüber,  umrankt  von  den  Zweigen  des  Stammbaumes,  die  volkreiche,  in  zwei  Szenen 
zerlegte  Kreuzigung.  Die  linke  Bahn  enthält  über  der  Predella  die  Verkündigungs- 
szene und  die  drei  Könige  auf  der  Reise,  die  rechte  an  derselben  Stelle  die  Geburt 
und  die  Beschneidung.  Zu  unterst  im  Mittelfeld  die  Dornenkrönung,  links  davon 
die  Schaustellung  Christi  vor  dem  Volk.  Zu  oberst  links  die  Kreuztragung  mit  zwei 
kleinen  Szenen  der  Verspottung.  Symmetrisch  auf  der  rechten  Seite  die  Beweinung 
mit  typologischen  Darstellungen  des  Opfertodes  Christi,  der  Opferung  Isaaks,  der 
erhöhten  Schlange  und  des  Opferlammes.    Im  untersten  Feld  rechts  die  Grablegung. 

Der  Altar  wurde  in  den  9oer  Jahren  des  i9.  Jh.  restauriert,  wobei  einige  Figuren 
wegblieben.    Andere  wurden  hinzugefügt.    So  liegt  in  der  Mitte  vor  Jesse  ein  Hund, 
der  sonst  an  dieser  Stelle   nicht  vorzukommen   scheint.    Die   architektonische  Be 
krönung  ist  zum  Teil  neu.    Die  Arbeit  ist  wie  bei  den  übrigen  Antwerpener  Altären 
sehr  tüchtig,  aber  handwerksmässig. 

Kruzifixus,   i5.  Jh.,  Holz,  neu  bemalt,  7o  cm  hoch,  in  sehr  magerer,  aber 
vorzüglicher  Formengebung. 
Monstranz  Monstranz,  Silber  vergoldet.    Tüchtige  spätgothische  Arbeit,  Ende  des  i5.Jh. 

Auf  sechseckigem  Fuss  mit  zierlich  getriebenem  Knauf  der  viereckige  kuppelgewölbte 
Hostienbehälter  mit   vier   Strebepfeilern  an '  den  Ecken  und    Scheiben   aus  Berg- 


232 


Tafel  XIII. 


Titz.    Hochaltar  in  der  katholischen  Pfarrkirche. 


LuH 
I  S;b!icthek] 
k  Potsdam, 


TITZ 


2  33 


krystall  in  den  korbbogigen  Öffnungen.  Seitlich  zwei  breite  Strebevorlagen  in  zwei 
Fialen  endigend,  davor  die  Figuren  zweier  weiblicher  Heiligen  mit  Salbgefässen  unter 
reichen  Baldachinen.  Auf  der  Kuppel  die  Muttergottes  unter  einem  Baldachin  mit 
reichem,  hocbgothischem  Strebenapparat.  An  der  Monstranz  hängt  eine  Anzahl 
von  Medaillen,  darunter:  Eine  Kölner  Münze  um  1 5oo  mit  den  Bildnissen  und 
Wappen  der  reisenden  Ursula  und  der  drei  Könige  aus  dem  Morgenlande  (zu  den 
Wappen  vgl.  die  Kupfer  in  H.  a  Streversdorff,  Archidioecesis  Coloniensis  descriptio). 

Medaille  des  Kurfürsten  Johann  Friedrich  von  Sachsen  aus  dem  J.  1 547  von 
dem  sächsischen  Medailleur  H.  Reinhard.  Gold  (?),  gegossen,  einzelne  Teile  aufge- 
lötet; kreisrund,  Durchmesser  6,5  cm.  Avers:  Kreuzigung,  im  Hintergrund  Jerusalem. 
Umschrift:  sicut  moses  erexit  serpentem,  ita  christus,  in  cruce  exaltatus 

ET  RESUSCITATUS,    CAPUT    SERPENTIS    CONTRIV1T,    UT   SALVARET   CREDENTES.   —  SPES 

mea  in  deo  est.  Revers:  Sündenfall,  Erschaffung  der  Eva,  Austreibung  aus  dem 
Paradies.    Umschriften  :  unusquisque  in 

ORDINE    SUO.    ET    SICUT    IN  ADAMO 

OMNES  MORIUNTUR,  ITA  ET  IN  CHRISTUM 

OMNES  VIVIFICABUNTUR.          JOANNES  FRI- 

DERICUS    F.LECTOR    DUX    SAXONIAE  FIERI 
FECIT  (Fig.  I  54). 

Münze  mit  dem  Bildnis  Emsts, 
Kurfürsten  von  Köln,  Herzogs  von  Bayern. 
Revers  Sternenhimmel,  darin  die  Erdkugel 
mit  dem  Sündenfall. 

Goldenes  Medaillon.  Aussen  in 
Zellenemail  die  Leidenswerkzeuge  Christi. 
Im    Innern    Wappen   und    die  Inschrift : 

PHILIPP  CARL  FREYHERR  VON  HOCHSTEDEN 
ZU  NIEDERZIER,  HER  ZU  VE  LT  UND  BET- 
GENHUSEN, IHRO  CHURFÜRSTL.  DCHLAUCHT 
ZU  PFALZ  GEHEIMER  RATH  UND  AMBT- 
MANN  ZU  JÜLICH  (f  IÖ99). 

Kelch  um  1600,  vergoldet,  mit  Silber- 
auflagen  an    der   Cuppa,   am   Fuss  das 

Monogramm  W.  D.  Am  Knauf  hübsches  Renaissanceornament,  ciseliert,  und  vier 
plastische  Engelsköpfchen.  Am  sechslappigen  gothischen  Fuss,  der  vielleicht  von 
einem  älteren  Kelch  herrührt,  sind  folgende  Bilder  einciseliert:  Benedictus,  seitlich 
zu  den  Füssen  auf  einem  Wappen  M.  F.,  Johann  Baptist,  das  Jesusmonogramm  in 
der  Sonne,  dasselbe  im  Herz  mit  Marterwerkzeugen  darüber  und  der  Inschrift: 
m.  f.  klause,  endlich  das  Mariamonogramm  in  einer  Strahlensonne. 

Paten  e,  einfach,  vergoldet,  mit  dem  verschnörkelten  Monogramm:  ka  (oder 
kfac)  und  der  Zahl  1612. 

Glocken.    1.  aus  dem  J.  1 493,  mit  der  Inschrift:  anno  domini  i493.  maria 

HEISCHEN  ICH,    DEN  LEVENDICHEN  ROFEN  ICH,    DE  DODEN    CLAGEN    ICH,  GREGORYUS 

von  trere  gus  mich  (über  Gregor  von  Trier  vgl.  Max  Schmid  in  der  Aachener 
Zs.  XIX,  S.  120). 

2.  Ohne  Inschrift,  gothisch. 

3.  Mit  der  Inschrift:  anno  domini  1 49 7 . 


Kathol 
Pfarrkirche 


Fig.  154.    Titz.    Katholische  Pfarrkirche. 
Medaille  von  Reinhard  v.  J.  1547  an  der  Monstranz 


Kelch 


Patene 


Glocken 


233 


234 


KREIS  JÜLICH 


Hof  Betgen- 
hausen 


Holzfiguren  Tm  SCHULHAUS:  Die  vier  Evangelisten,  Reliefbilder,  Holz,  45  cm  hoch 

im  Schulhaus  .  T7.  _     ,  ' 

von  der  ehemaligen  Kanzel,  um   1600.    Derb.    Ferner  eine  hölzerne  Madonna  in 

Unterkleidern,  Gliederpuppe  mit  Kind,  1,20  m  hoch,  Holz,  um  i7oo. 
Ehemalige  EHEMALIGE  BEFESTIGUNG.   Im  Codex  Welser,  aus  dem  J.  1  723,  ist 

ngder  „Flecken"  Titz  mit  vier  Thoren  abgebildet.  Um  das  J.  i79o  war  noch  ein  Thor 
zu  sehen  (Handschr.  Qu.  im  Pfarrarchiv,  Brockmüller  a.  a.  O.).  Die  Mauern  sollen 
durch  Beschiessung  im  Jülichs«  hen  Erbfolgekrieg  161 5 — 20  zerstört  worden  sein.  In 
den  Wirren  der  französischen  Herrschaft  erlebte  Titz  einen  kurzen  Ruhm,  es  wurde 

im  J.  1 798  zur  Hauptstadt 
des  Kantons  Titz  gemacht, 
zu  welchem  auch  Jülich  ge- 
hörte (Urk.  im  Jülicher 
Stadtarchiv,  vgl.  Kühl  III, 
S.  97). 

HOF  BETGEN- 
HAUSEN. Aachener  Zs. 
II,  3oi ;  III,  1 54,  i56;  VI, 
i5i,  1 76.  —  Ann.  h.  V.  N. 
XXIV,  S.  244;  LV,  S.  325. 
—  Handschrift],  Qu.  i.  d. 
Staatsbibliothek  München, 
Sammlung  Redinghoven, 
Bd.  XIX,  Bl.  2  7ob.  -  Der  Hof 
war  ursprünglich  herzoglich 
jülichscher  Besitz.  Schon  im 
J.  1 367  erscheint  ein  Gerhard 
von  Betgenhausen.  Diese 
Familie  stirbt  mit  Dietrich 
von  Betgenhausen  dem  Jün- 
gern aus.  Das  Gut  kommt 
durch  Heirat  seiner  Schwe- 
ster an  Johann  von  Kricken- 
beck,  genannt  Spoir,  zu  Her- 
ten und  im  J.  1 49 1  an  Rein- 
hard von  der  Lippe  ge- 
nannt Hoyne,  Herr  zu  Cassel. 
Von  diesem  kam  es  an  Christ. 

Schenck  von  Nideggen  (f  1624).  Im  J.  1 66 7  wird  es  an  den  Grafen  Erich  Adolf 
von  Salm-Reifferscheid  verpfändet  und  kommt  im  J.  1 687  ganz  an  diesen,  nachdem 
es  von  den  Franzosen  verwüstet  worden  war.  Von  ihm  erwirbt  es  Philipp  Karl  Frei- 
herr von  Hochsteden  zu  Niederzier.  Durch  Erbschaft  kommt  es  an  die  Familie  von 
Wyman  und  durch  Kauf  im  J.  1888  an  Herrn  Theodor  Ditges,  den  jetzigen  Eigentümer. 
Beschreibung  Der  heutige  Hof  ist  eine  ganz  einfache  viereckige  Nutzanlage  aus  Backstein 

mit  etwas  in  den  Huf  einspringendem  Wohnhaus  und  einem  rund  ummauerten 
Tümpel  in  der  Mitte  des  Hofes.  Das  Wohnhaus  hat  über  dem  Eingang  das  Allianz- 
wappen des  Freiherrn  Johann  Karl  Leopold  von  Hochsteden  zu  Niederzier  und  der 
Anna  Maria  Franziska  Freifrau  von  Leerodt,  mit  der  Jahreszahl  1  734.  Die  Scheune 
trägt  die  Zahl  i S3 2  in  den  Ankern  und  das  Wappen  Hochsteden.  [F.] 


II  f» 


fit 


X 


t 


Fig.  155.    Welz.    Ansicht  der  katholischen  Pfarrkirche. 


234 


WELZ 


235 


WELZ. 


KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Lamberti).  Binterim  u. 
Mooren,  E.  K.  I,  S.  343.  —  Offermann  S.  86.  —  Kaltenbach  S.  32  2. 

Hands chriftl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Renten  des  Küsters  von  1 563.  — 
Stiftungen  von  1 67 1  ab.  —  Protokolle,  Statuten  u.  s.  w.  des  i7.  und  18.  Jh.  —  Moderne 
Geschichte  der  Pfarrei  Welz.    Vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  52. 

Die  Kirche  findet  eine 
erste  Erwähnung  erst  im 
Liber  valoris,  um  i3oo;  der 
jetzige  Turm  stammt  aus 
der  Zeit  um  i  5oo.  Der  Ort 
Welz  mit  Rurdorf  gehörte 
als  Enklave  zum  reichsun- 
mittelbaren, später  spani- 
schen Gebiet  von  Herzogen- 
rath (Aachener  Zs.  I,  S.  i  io). 
Der  Langhausbau  wurde  in 
den  J.  1 853  und  1 8 ^ 4  in 
gothischen  Formen  errichtet. 

Schlichter  eingeschos- 
siger Backst  ein  türm  aus 
dem  i5. —  1 6.  Jh.,  im  Lichten 
5,6o  X  5,6o  m  gross  (Ansicht 
Fig.  i55).  Das  Erdgeschoss 
mit  grosser  spitzbogiger 
Blende  an  der  Westseite, 
darin  die  später  veränderte 
Thür  von  modernen  Skulp- 
turen überragt;  an  der  Nord- 
seite oben  eine  kleine  ver- 
mauerte Thür,  die  zum  Ober- 
geschoss  führte.  Die  beiden 
mittleren  Geschosse  mit  je 
zwei  grossen  Ziegelblenden, 
die    jedesmal    durch  zwei 

ganz  einfache  gemauerte  Pfosten  gegliedert  sind;  zwischen  den  Blenden  unten  jedes- 
mal ein  kleines  Spitzbogenfenster.    Die  Glockenstube  mit  zwei  einfachen  Spitzbogen- 
fenstern an  jeder  Seite;  achtseitiger  Helm.   In  der  Turmhalle  schlichtes  Kreuzgewölbe. 
Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen: 

Interessanter  Altarstein  aus  Schiefer  vom  J.  1 463,  23,5  cm  hoch,  1 7, 5  cm 
breit.  In  der  Mitte  graviert  reicher  Vierpass  mit  Kelch  und  Hostie ;  auf  den  Ecken 
vier  ähnliche  kleinere  Vierpässe  mit  den  Evangelistensymbolen,  verbunden  durch 
schmale  Streifen  mit  der  Inschrift:  dominus   robertus  brant,   monachus  pro- 

FESSUS  ECLESIE  MONASTERII  SANCTI  PETRY  GEMBLATENSIS,  ORDINIS  SANCTI  BENE- 
DICT!,  ME  FECIT  ANNO  MCCCCLXIII  (Fig.  I  5 6). 


K  a  t  h  o  1 
Pfarrkirche 


Fig.  156    Welz,  katholische  Pfarrkirche.  AParstein. 


Geschichte 


Beschreibung 


Ausstattung 
Altarstein 


2  35 


236 


KREIS  JÜLICH 


Kathol. 
Pf arrk  irche 
Hostienbüchse 


Glocken 


Taufstein 


Cylindrische  Hostienbüchse  mit  kegelförmigem  Deckel  aus  vergoldetem 
Kupfer  mit  Emails,  einfache  Exportware  von  Limoges  aus  dem  Anfang  des  l3.  Jh., 
io,5  cm  hoch,  6,8  cm  Durchm.  Körper  und  Deckel  zeigen  halbkreisförmige,  sich 
durchschneidende  Bänder  in  Blau,  dazwischen  Rosetten  in  Grün,  Weiss  und  Rot. 

Von  den  Glocken  die  kleinere,  noch  dem  12. —  1 3.  Jh.  angehörige,  ohne  In- 
schrift, die  grössere  aus  dem  i4.  Jh.  mit  der  Inschrift:  sanctus  lambertus,  sancta 

KATERINA,  SANCTA  BARBARA. 

Aussen  an  dem  Turm  gebrochener  Taufstein  des  12. — 13.  Jh.  aus  Namurer 
Blaustein,  in  der  so  oft  vorkommenden  Form  mit  Eckköpfen  und  einfachen  Kreisen 
dazwischen,  9o  cm  Durchm.  [R.] 


236 


KREIS  JÜLICH,   KARTE  237 


JTori 

A 


W  4  .^ÜK 

,/RiscJimmh 

'J~ 


GeXelsdork  \  q"-  "  °7'v 
'  Hotfopf  HassehweiU'i 


^^?rcilenben'i "Hompesch  /)  „•lniel£ ^Kalrath  i 

>    /-''\       :   !<"im<$     '    •»    \.///os/tir      f  SP**     I  Mittlen 

O  l^frc^/dcvt/tortJ'-  \     IL,.  A  \     Lich%  S 


6 

Co 


Frauenrath 


7     iAS  iersdoriP\  J\ lyliou^/ieim 

//  Kirchtii 


\       /^...  Schleich 
Dhf/  ^Schaufen' 

^>  -  K/r13 


^.Stetternich 
^Kart/iaus  ^^^^ 

^s*  HambachmL 


JSehiei  •;0orf/ 


GeK   von  ff  KüJikler  in  Bonn 


237 


I.  Ortsregister. 


(Die  stärkeren  Ziffern  bezeichnen  die  Stelle,  an  de 


Seite 

Aldenhoven   15 

Altdorf  28,  76 

Altenburg   208 

Ameln   "226 

Barmen   29 

Behr,  Haus   196 

Betgenhausen,  Hof  234 

Bettenhoven   40 

Bock,  Haus  199 

Boslar  5,  45 

Bourheim  49 

Breitenbend,  Burg   174 

Broich   51 

Danielshof   197 

Drimborn,  Rittergut   60 

Dürboslar   52 

Dürwiss   58 

Ederen                                                     .  Ol 

Engelsdorf   63 

Erbericher  Hof   200 

Frauenrath,  Gut   58 

Freialdenhoven   68 

Fronhoven   186 

Gereonsweiler   71 

Geuenich   97 

Gevelsdorf   93 

Grittern,  Haus   197 

Güsten   71 

Hallbergshof    .   85 

Hambach  6,  76 

Harffenburg   76 

Hasselsweiler   89 

Hausen,  Rittergut   186 

Höllen   93 

Hottorf   95 

Inden   96 

Jülich   1,  6,  98 

Quellen    98 

Kirchl.  Gebäude   103 

Stadlbefestigung   120 

Zitadelle  und  Schloss    ...         .    .  125 

Kalrath                                                .     .  44 

Karthäuserhof  ....                   ...  210 

Karthause   117 


r  über  den  Ort  im  Zusammenhang  gehandelt  wird.) 


Seite 

Kellenberg.  Schloss   30 

Kirchberg    ...    141 

Kiringen,  Kommende   120 

Köni^skamp   117 

Koslar   146 

Langen  weiler    ....    151 

Laurenzberg   149 

Lieh   158 

Lindenberg,  Burg   228 

Linnich  5,  160 

Kirchl.  Gebäude   160 

Profangebäude   172 

Linzenich   177 

Lohn   184 

Lorsbeck   209 

Lürckener  Burg   157 

Mersch   1 88 

Merzenhausen  .    40 

Mündt   192 

Müntz   194 

Nesselrode,  Haus   197 

Niedermerz   197 

Nierstein,  Haus   141 

Obbendorf,  Haus    85 

Obermerz   152 

Overbach,  Haus   33 

Pattern   1 98 

Petternich   52 

.  Pützdorf   15 

Rischmühlen,  Haus    177 

Roedingen   200 

Rurdorf  ...    206 

Schleiden   206 

Selgersdorf   207 

Setterich   210 

Siersdorf  .0.  213 

Spiel                                                     .  224 

Stetternich                                  ....  226 

Tetz   229 

Titz   231 

Ungershausen,  Haus   .~>6 

Vogelsang   117 

Welz   23.". 


239 


2  40 


KREIS  JÜLICH 


II.  Sammlungen. 


Seite 

Bock,  Haus.    Sammlung  der  Frau  von 

Kesseler  200 

Jülich.  Städtische  Sammlungen  für  Hei- 
matkunde  124 

Kellenberg,  Schloss.    Sammlung  des 

Grafen  Hoensbroech  40 


Seite 

Linzenich,  Haus.  Sammlung  des  Frei- 
herrn von  Mylius   182 

Overbach,  Haus.  Sammlung  des  Frei- 
herrn von  Wenge- Wulften   3(j 

Tetz,  Burg.    Sammlung  des  Herrn  von 

Brachel   231 


III.  Abbildungen  im  Text. 


Fig.  I.  Aldenhoven.  Ostansicht  der 
katholischen  Pfarrkirche 

Fig.  2.  Aldenhoven.  Grundriss  der  ka- 
tholischen Pfarrkirche 

Fig.  3,  Aldenhoven  Innenansicht  der 
katholischen  Pfarrkirche 

Fig.  4.  Aldenhoven.  Apostel  Paulus  im 
Chor  der  katholischen  Pfarrkirche 

Fig.  f).  Aldenhoven.  Apostel  Jakobus 
major  in  der  katholischen  Pfarr- 
kirche   

Fig.  6.  Aldenhoven.  Maria  aus  der 
Kreuzigungsgruppe  in  der  ka- 
tholischen Pfarrkirche  .... 

Fig.  7.  Aldenhoven.  Johannes  aus  der 
Kreuzigungsgruppe  in  der  ka- 
tholischen Pfarrkirche  .... 

Fig.  8.  Aldenhoven.  Gruppe  des  Jesse 
aus  dem  sog.  Bitterleidenaltar 
der  katholischen  Pfarrkirche  . 

Fig.  9.  Aldenhoven.  Monstranz  in  der 
katholischen  Pfarrkirche  . 

Fig  10.  Aldenhoven.  H.  Martinus  aus 
der  Monstranz  der  katholischen 
Pfarrkirche  

Fig.  11.  Aldenhoven.  Kalvarienberg  an 
der  katholischen  Pfarrkirche 

Fig.  12.     Aldenhoven.     Apotheke  . 

Fig.  13.  Barmen.  Ansicht  der  katho- 
lischen Pfarrkirche  

Fig.  14.  Barmen.  Grundriss  der  katho- 
lischen Pfarrkirche  

Fig.  15.     Haus  Overbach.    Lageplan  . 

Fig,  Iii.  Haus  Overbach.  Ansicht  des 
Herrenhauses  von  Westen 

Fig.  17.  Haus  Overbach.  Eckturm  an  der 
Rückseite   . 


Seite 
16 
17 
18 
Iii 

19 


Seite 


20 


20 


21 


24 
28 

29 

31 

33 

34 

35 


Fig.  18. 

Fig.  1!). 

Fig.  20. 

Fig.  21. 

Fig.  22. 

Fig.  23. 

Fig.  24. 
Fig.  25. 
Fig.  26. 

Fig.  27. 

Fig.  28. 
Fig.  29. 


Fig.  30. 

Fig  31. 

Fig  32. 

Fig.  33. 

Fig.  34 

Fig.  35. 


Schloss  Kellenberg.  Lage- 
plan   

Schloss  Kellenberg.  Thorbau  der 

Vorburg  

Schloss  Kellenberg.    Die  Haupt- 
burg von  Nordwesten  . 
Bettenhoven.    Grundriss  der 
katholischen  Pfarrkirche  . 
Bettenhoven.      Nordansicht  der 
katholischen  Pfarrkirche  . 
Bettenhoven.     Madonna  im  Be- 
sitze des   Herrn  Pfarrers  Grüne- 
schild   

Boslar.  Grundriss  der  katho- 
lischen Pfarrkirche  

Boslar.   Ansicht  der  katholischen 

Pfarrkirche  

Boslar.  Innenansicht  des  nörd- 
lichen Seitenschiffs  der  katho- 
lischen Pfarrkirche  

Boslar.  Der  Schrein  des  Hoch- 
altares in  der  katholischen  Pfarr- 
kirche   

Bourheim.     Ansicht  der  ka- 
tholischen Pfarrkirche  . 
Ansicht  der  Burg  Bourheim  nach 
einer    lavierten     Zeichnung  im 
Codex  Welser,  aus  dem  J.  1723 
Haus  Broich.  Das  Herrenhaus 
Dürboslar.     Ansicht   der  ka- 
tholischen Pfarrkirche  . 
Dürboslar.    Grundriss  der  katho 
lischen  Pfarrkirche  .... 
Burg  Dürboslar.    Lageplan  . 
Burg  Dürboslar.  Tnorbau 
Burg    Dürboslar.      Ansicht  des 
Herrenhauses  


39 
41 
43 

44 
45 
46 


48 
19 


50 
51 

53 


54 
55 
50 


24o 


VERZEICHNISSE 


24l 


Seite 


Fig.  36.  Ederen.  Ansicht  der  katho- 
lischen Pfarrkirche  61 

Fig.  37-     Ederen.     Sakramentshäuschen  in 

der  katholischen  Pfarrkirche  .     .  62 

Fig.  38.     Ansicht  der  Burg  Engelsdorf 

nach  einem  Gemälde  um  1 865  .  63 

Fig.  39.     Engelsdorf.     Ansicht    der  Burg 

von  Nordwesten  64 

Fig.  40.     Burg  Engelsdorf.  EhemaligerSaal 

im  Obergeschoss,  jetzt  Speicher  64 

Fig.   11.     Burg  Engelsdorf.  Rest  des  Turmes 

an  der  Ostecke  65 

Fig.  42.     Burg   Engelsdorf.  Unteransicht 

der  hölzernen  Wendeltreppe  .    .  65 

Fig.  43.  Burg  Engelsdorf.  Grundriss  des 
Kellergeschosses  vom  Runden 
Turm  und  dem  anstossenden 
Nordwestflügel  66 

Fig.  4  1.     Burg  Engelsdorf.     Turmzimmer  67 

Fig.  45.     Freialdenhoven.    Ansicht  der 

katholischen  Pfarrkirche    .     .     .  Ii!) 

Fig.  46.     Freialdenhoven.     Grundriss  der 

katholischen  Pfarrkirche    ...  70 

Fig.  47.  Güsten.  Grundriss  der  katho- 
lischen Pfarrkirche  72 

Fig.  4S.     Güsten.  Ansicht  der  katholischen 

Pfarrkirche      .......  73 

Fig.  49.     Güsten.    Ansicht  des  Hochaltars 

in  der  katholischen  Pfarrkirche  .  74 

Fig.  f>0.     Güsten.    Romanischer  Kruzifixus 

in  der  katholischen  Pfarrkirche  .  75 

Fig.  51.  Hambach.  Grundriss  der  ka- 
tholischen Pfarrkirche  ....  77 

Fig.  52.  Hambach.  Ansicht  der  katho- 
lischen Pfarrkirche  78 

Fig.  53.  Hambach.  Monstranz  in  der  ka- 
tholischen Pfarrkirche   ....  7!) 

Fig.  54.  Hambach.  Übersicht  der  Schloss- 
anlage von  Norden  Ml 

Fig.  55.     Hambach       Südostansicht  des 

Schlosses  82 

Fig.  56.     Hambach.         Hofansicht  des 

Schlosses  83 

Fig.  57.     Hambach,   Schloss.  Ostansicht 

des  Ostturmes  84 

Fig.  58.     Hambach  ,    Schloss  Westseite 

des  Ostturmes  85 

Fig.  59.  Hambach ,  Schloss.  Grundriss 
des  ersten  Obergeschosses  vom 
Südturme  mit  den  anstossenden 
Räumen  86 

Fig.  6(1.     Hambach,  Schloss.    Einzelheiten  87 


Seite 


Fig.  61.     Ansicht  von  Haus  Obbendorf  88 

Fig.  62.     H  a s  s  eis  we i ler.  Grundriss  der 

katholischen  Pfarrkirche    ...  89 

Fig.  63.  Hasselsweiler.  Ansicht  der  ka- 
tholischen Pfarrkirche   ....  90 

Fig.  64.     Hasselsweiler.    Innenansicht  der 

katholischen  Pfarrkirche    .    .    .  91 

Fig.  65.  Höllen.  Grundriss  der  katho- 
lischen Kapelle  94 

Fig.  66.     Höllen.    Ansicht  der  katholischen 

Kapelle  94 

Fig.  67.    Jülich.    Plan  der  Festung  vom 

J.  1816  101 

Fig.  68.  Jülich.  Grundriss  der  katho- 
lischen Pfarrkirche  vor  dem  Neu- 
bau des  Langhauses  und  des 
Chores  104 

Fig.  69.  Jülich.  Westansicht  des  Turmes 
der  katholischen  Pfarrkirche  vor 
der  Wiederherstellung  .  .  .  .105 
J  Fig.  70.  Jülich.  Längenschnitt  durch  die 
katholische  Pfarrkirche  vor  dem 
Abbruch  des  Langhauses  und  des 
Chores  107 

Fig.  71.  Jülich.  Nordansicht  der  katho- 
lischen Pfarrkirche  vor  dem  Neu- 
bau des  Chores  108 

Fig.  72.  Jülich.  Grundriss,  Aufriss  und 
Schnitte  des  abgebrochenen 
Chores  der  katholischen  Pfarr- 
kirche  109 

Fig.  73.  Jülich.  Details  des  abgebrochenen 
Chores  der  katholischen  Pfarr- 
kirche  110 

!  Fig.  74.  Jülich.  Fragment  eines  Schnitz- 
altars in  der  katholischen  Pfarr- 
kirche  Hl 

I   Fig.  75.     Jülich.      Evangelienpult    in  der 

katholischen  Pfarrkirche    .     .  .112 

Fig.  76.  Jülich.  Vogelschau  des  Kar- 
thäuserklosters Vogelsang  vom 
J-  1729   118 

Fig.  77.    Jülich.  Grundriss  des  Karthäuser- 

klosters  Vogelsang  vom  J.  1729  119 

Fig.  78.    Jülich.   Thorbau  des  ehemaligen 

Karthäuserklosters  Vogelsang     .  120 

Fig.  79.    Jülich.    Aussenansicht  des  Rur- 

thores  12.'! 

Fig.  80.     Jülich.    Grundrisse  des  Rurthorcs  124 

Fig.  Hl.    Jülich,  Zitadelle.    Innenthor  .     .  127 

Fig.  82.    Jülich,   Schloss.     Grundriss  des 

Kellergeschosses  128 


41 


242 


KREIS  JÜLICH 


Seite 


Fig.    83.   Jülich,    Schloss.     Grundriss  des 

Erdgeschosses  129 

Fig.  84.  Jülich,  Schloss.  Thor  im  Nord- 
flügel, Aufriss  130 

Fig.  85.  Jülich,  Schloss.  Thor  im  Nord- 
flügel, Schnitt  130 

Fig.    86.   Jülich,  Schloss.    Säulenbasis.    .  131 

Fig.    87.   Jülich,    Schloss.      Fassade  der 

Kapelle  132 

Fig.    88.   Jülich,  Schloss.    Zeughaus    .     .  134 

Fig.    89.   Jülich,  Rathaus  137 

Fig.  90.  Jülich.  Lade  der  Schützenbru- 
derschaft   .    .  139 

Fig.    91.   Jülich.    Das  Settericher  Haus    .  140 

Fig.  92.  Kirchberg.  Ansicht  und  Grund- 
riss der  katholischen  Pfarr- 
kirche  1  13 

Fig.  93.  Koslar.  Ansicht  der  katho- 
lischen Pfarrkirche  147 

Fig.  94.  Koslar.  Grundriss  der  katho- 
lischen Pfarrkirche  148 

Fig.  95.  Laurenzberg.  Grundriss  des 
Schiffes  der  katholischen  Pfarr- 
kirche  149 

Fig.    96.    Laurenzberg.  Ansicht  des  Schiffes 

der  katholischen  Pfarrkirche  .  .150 

Fig.    97.    Laurenzberg.      Gestickte  Kasel 

in  der  katholischen  Pfarrkirche  .  151 

Fig.    98.   Laurenzberg.    Gesamtansicht  der 

Burg  von  Südosten  152 

Fig.    99.    Laurenzberg.  Grundriss  der  Burg  153 

Fig.  100.    Laurenzberg.    Gesamtansicht  der 

Burg  von  Nordwesten  ....  154 

Fig.  101-  Laurenzberg,  Burg.  Grundriss 
der  Südtürme  und  Aufriss  eines 
Pallasfensters  155 

Fig.  102.  Laurenzberg.  Zimmer  im  Thor- 
turm der  Burg  156 

Fig.  103.    Lürkener     Burg.  Ansicht 

des  Wohnhauses  157 

Fig.  104.    Lürkener    Burg.      Ansicht  des 

Thorbaues  der  Vorburg    .    .    .  158 

Fig.  105.  Linnich.  Wappenstein  am  Rat- 
haus  159 

Fig.  106.  Linnich.  Choransicht  der  katho- 
lischen Pfarrkirche  161 

Fig.  107.  Linnich.  Grundriss  der  katho- 
lischen Pfarrkirche  162 

Fig.  108.    Linnich.    Der  Katharinenaltar  der 

katholischen  Pfarrkirche    .    .  .165 

Fig.  109.    Linnich.    Sakramentshäuschen  in 

der  katholischen  Pfarrkirche  .    .  166 


Seite 


Fig.  110.    Linnich,  katholische  Pfarrkirche. 

Relief  mit  den  Stiftern  des  Sakra- 
mentshäuschens  1()7 

Fig.  111.    Linnich,   katholische  Pfarrkirche. 

Grabplatte  des  Herrn  von  Palant  169 

Fig.  112.  Linnich.  Ansicht  der  evange- 
lischen Pfarrkirche  171 

Fig  113.   Linnich.      Die    Rurpforte  nach 

einer  Zeichnung  des  17.  Jh.  .    .  173 

Fig.  114.    Linnich.    Gasthaus  zum  h.  Geist 

vor  dem  Umbau  174 

Fig.  115.  Linnich.  Burg  Breitenbend  An- 
sicht vom  J.  1610  175 

Fig.  116.  Linnich.  Burg  Breitenbend.  An- 
sicht vom  J.  1648    176 

Fig.  117.   Schloss  Linzenich  ums  Jahr 

1730    178 

Fig  118.   Schloss  Linzenich.  Lagepläne  aus 

den  Jahren  1738,  1777  und  1900  179 

Fig.  119.   Schloss  Linzenich.  Seitenansicht 

des  Herrenhauses  180 

Fig.  120.    Schloss  Linzenich.  Innenansicht 

des  Thorturmes  an  der  Vorburg  181 

Fig.  121.    Lohn.  Grundriss  der  ehemaligen 

katholischen  Pfarrkirche    .     .  .185 

Fig.  122.  Lohn.  Rittergut  Hausen,  Thor- 
turm  187 

Fig.  123.  Mersch.  Grundriss  der  katho- 
lischen Pfarrkirche  188 

Fig.  124.    Mersch.   Ansicht  der  katholischen 

Pfarrkirche  189 

Fig.  125.    Mersch,  .katholische  Pfarrkirche. 

Mittelteil  der  Altarflügel    .     .  .190 

Fig.  1 26.    Mersch.     Schrein  des  Altars  in 

der  katholischen  Pfarrkirche  .  .191 

Fig.  127.  Mündt.  Grundriss  der  katho- 
lischen Pfarrkirche  193 

Fig.  128.  Mündt.  Mauergliederung  an  der 
Nordseite  der  katholischen  Pfarr- 
kirche  194 

Fig.  129.  Müntz.  Hochaltar  in  der  katho- 
lischen Pfarrkirche  1 95 

Fig.  130.    Haus  Bock  in  Pattern  .     .     .  198 

Fig.  131.  Haus  Bock  in  Pattern.  Elfen- 
beinfigur  199 

Fig.  132.   Turm  der  katholischen  Pfarrkirche 

in  R  ödingen  201 

Fig.  133.  Rödingen.  Hochaltar  in  der  ka- 
tholischen Pfarrkirche  ....  202 

Fig.  134.  Rödingen.  Nördliches  Chorge- 
stühl in  der  katholischen  Pfarr- 
kirche  203 


242 


VERZEICHNISSE 


243 


Seite 


Fig.  135.  Rödingen.  Wange  vom  südlichen 
Chorgestühl  in  der  katholischen 
Pfarrkirche  204 

Fig.  136.  Rödingen.  Monstranz  in  der  ka- 
tholischen Pfarrkirche   ....  205 

Fig.  137.   Burg    Setterich.  Lageplan 

und  Grundriss  des  Thorturmes  .  211 

Fig.  138.   Burg    Setterich.       Ansicht  des 

Thorturmes  212 

Fig.  139.  Siersdorf  Ansicht  der  katho- 
lischen Pfarrkirche  214 

Fig.  140.  Siersdorf.  Grundriss  der  katho- 
lischen Pfarrkirche  215 

Fig.  141.    Siersdorf.    Lettnerbogen  in  der 

katholischen  Pfarrkirche    .     .    .  216 

Fig  142.  Siersdorf.  Detail  von  den  Chor- 
stuhlwangen der  katholischen 
Pfarrkirche  217 

Fig.  143.  Siersdorf.  Figuren  in  der  katho- 
lischen Pfarrkirche  218 

Fig.  144    Siersdorf.  Ansicht  der  Kommende 

aus  der  Vogelschau,  Stich  um  1700  220 

Fig.  145.  Siersdorf.  Lageplan  der  Kom- 
mende und  der  Kirche      .    .     .  221 


Seite 


Fig.  116.   Siersdorf,  Kommende.    Risalit  an 

der  Hofseite  des  Herrenhauses  .  222 

Fig,  147.  Siersdorf,  Herrenhaus  der  Kom- 
mende. Grundriss  des  Erdge- 
schosses  223 

Fig.  148.    Spiel.    Ansicht  der  katholischen 

Pfarrkirche  225 

Fig.  149.    Stetternich.     Kanzel  in  der 

katholischen  Pfarrkirche    .    .    .  227 

Fig.  150.   Stetternich.    Ruinen  des  Hauses 

Lindenberg  228 

Fig.  151.  Tetz.  Grundriss  der  katho- 
lischen Pfarrkirche  229 

Fig.  152.    Tetz.     Ansicht  der  katholischen 

Pfarrkirche  230 

Fig.  153.    Tetz.      Sakramentshäuschen  in 

der  katholischen  Pfarrkirche  .    .  231 

Fig.  154.    Titz.     Katholische  Pfarrkirche. 

Medaille  von  Reinhard  vom  Jahre 
1547  an  der  Monstranz     .    .     .  233 

Fig.  155.    Welz.    Ansicht  der  katholischen 

Pfarrkirche  234 

Fig.  156.    Welz.     Katholische  Pfarrkirche. 

Altarstein  235 


IV.  Tafeln. 


Seite 

Tafel  I.  Aldenhoven.  Katholische 
Pfarrkirche.  Äusseres  des  süd- 
lichen Seitenaltars  20 

Tafel  II.     Aldenhoven.  Kathol.  Pfarrkirche. 

Inneres  des  südlichen  Seitenaltars  20 

Tafel  III.    Barmen.    Apostelbalken  in  der 

katholischen  Pfarrkirche   ...  32 

Tafel  IV.    Jülich.    Stadtansicht  aus  dem 

Anfang  des  18.  Jahrhunderts    .  98 

Tafel  V.     Jülich.    Chor  der  Schlosskapelle  126 

Tafel  VI.   Jülich.    Das  niedergelegte  sog. 

Archivgebäude  138 

Tafel  VII.  Linnich.  Hochaltar  der  katho- 
lischen Pfarrkirche  1  62 


Seite 

Tafel  VIII.  Linnich.     Flügelgemälde  vom 
Hochaltar      der  katholischen 

Pfarrkirche  162 

Linnich.      Rechter  Seitenaltar 
der  katholischen  Pfarrkirche     .  1 64 
Siersdorf.    Hochaltar  in  der 


Tafel  IX. 
Tafel  X. 
Tafel  XI. 
Tafel  XII. 
Tafel  XIII. 


katholischen  Pfarrkirche  .    .  .214 
Siersdorf.    Lettnerbogen  in  der 
katholischen  Pfarrkirche  .    .  .216 
Siersdorf.     Herrenhaus  in  der 
Deutschordenskommende      .    .  222 
Titz.    Hochaltar  in  der  katho- 
lischen Pfarrkirche      ....  232 


243 


Papier  von  Flinsch. 
Lichtdrucke  von  B.  Kühlen  in  M.Gladbach. 
Phototypien  von  Meisenbach,  Riffarth  &  Co.  in  München  und  L.  Schwann  in  Düsseldorf. 
Autotypien  von  Angerer  &  Göschl  in  Wien. 
Druck  von  L.  SCHWANN  in  Düsseldorf. 


DIE 


KUNSTDENKMÄLER 


DER 


RHEINPROVINZ 


DIE 

KUNSTDENKMÄLER 

DER 

RHEINPROVINZ 

IM  AUFTRAGE  DES  PROVINZ JALV ERBANDES 

HEK AUSGEGEBEN 
VON 

PAUL  CLEMEN 

ACHTER  BAND 
Ii. 

DIE  KUNSTDENKMÄLER  DER  KREISE  ERKELENZ 
UND  GEILENKIRCHEN 

DÜSSELDORF 

DRUCK  UND  VERLAG  VON  L.  SCHWANN 
1904 


DIE 

KUNSTDENKMÄLER 

DER  KREISE 

ERKELENZ  und  GEILENKIRCHEN 

IM  AUFTRAGE 

DES  PROVINZI ALVERBANDES  DER  RHEINPROVINZ 

BEARBEITET 

VON 

EDMUND  RENARD 

MIT  12  TAFELN  UND  147  ABBILDUNGEN  IM  TEXT 


DÜSSELDORF 

DRUCK.  UND  VERLAG  VON  L.  SCHWANN 
1904 


ALLE    RECHTE  VORBEHALTEN 


: 


VORBEMERKUNG. 

Das  vorliegende  Heft  der  Denkmälerstatistik  führt  die  Bearbeitung  des  Regie- 
rungsbezirkes Aachen  fort,  die  mit  dem  vor  Jahresfrist  erschienenen  Heft  Jülich  ihren 
Anfang  genommen  hatte;  das  dritte  und  letzte  Heft  dieses  VIII.  Bandes,  der  den 
nördlichen  Teil  des  Regierungsbezirkes  umfassen  soll,  wird  die  Beschreibung  der 
Kunstdenkmäler  des  Kreises  Heinsberg  bringen.  Die  Gleichartigkeit  der  geschicht- 
lichen Entwicklung  in  den  Kreisen  Erkelenz  und  Geilenkirchen,  die  enge  Verwandt- 
schaft der  kirchlichen  Baubewegung  in  beiden  Gebieten,  wie  auch  die  gleichmässige 
Ausbildung  des  Profanbaues  liess  eine  Vereinigung  der  beiden  Verwaltungsbezirke  in 
einem  Heft  angebracht  erscheinen.  Jeder  Kreis  für  sich  hätte  nur  ein  Heft  geringen 
Umfanges  ausgefüllt;  die  getrennte  Bearbeitung  würde  überdies  den  Nachteil  zahl- 
reicher Wiederholungen,  namentlich  in  der  Einleitung  und  der  Literatur-Zusammen- 
stellung, mit  sich  gebracht  haben.  Der  Schwerpunkt  des  vorliegenden  Heftes  liegt 
weitaus  mehr  in  den  zahlreichen  Burgen- Anlagen  vom  i5.  Jahrhundert  ah,  als  in  der 
gleichmässigen  Ausbildung  des  schlichten  Schemas  der  Backstein-Hallenkirche  des 
[5.  Jahrhunderts;  nur  wenige  kirchliche  Gebäude  heben  sich  von  dieser  grossen 
typischen  Gruppe   durch  besondere  künstlerische  Eigenschaften  ab. 

Der  Kreis  Erkelenz  ist  durch  Herrn  Dr.  Edmund  Renard  selbständig 
bearbeitet;  die  Bereisung  des  ganzen  Gebietes  war  durch  ihn  schon  im  Herbst 
des  Jahres  i9oi  unternommen  worden,  der  Kreis  Geilenkirchen  war  gleichfalls  im 
Herbst  dieses  Jahres  durch  Herrn  Dr.  Karl  Franck  -  Oberaspach  einer  ersten 
Bereisung  unterzogen  worden.  Nachdem  dieser  unter  dem  i.  Juni  i9o2  aus  seiner 
Stellung  als  Assistent  bei  der  Kommission  für  die  Denkmälerstatistik  ausgeschieden 
war,  hat  eine  erneute  Bereisung  des  Kreises  durch  Herrn  Dr.  Renard  im  Frühjahr 
i  9o3  stattgefunden,  bei  der  die  Aufzeichnungen  des  Herrn  Dr.  Franck  revidiert  und 
ergänzt  wurden.  Der  nunmehr  vorliegende  Text  ist  dann  durch  Herrn  Dr.  Renard 
durchaus  selbständig  hergestellt  worden.  Bei  der  Bearbeitung  des  Textes  wurden 
die  historischen  Notizen  und  Zusammenstellungen  aus  dem  handschriftlichen  Material 
verwendet,  die  der  historische  Hilfsarbeiter  der  Kommission,  Herr  Dr.  Johannes 
Krudewig,  gesammelt  hat. 

Die  Vorarbeiten  erfuhren  eine  lebhafte  und  dankenswerte  Förderung  durch  die 
Königlichen  Landräte  der  beiden  Kreise,  Herrn  Dr.  Reumont  in  Erkelenz  und  Frei- 
herrn von  Wrede  in  Geilenkirchen. 

Vor  allem  hat  die  Kommission  für  die  Denkmäleistatistik  den  Herren  Oberst- 
leutnant von  OlDTMAN  in  Berlin  und  Pfarrer  Lückerath  in  Waldfeucht  ihren  Dank 
abzustatten,  die  sich  bereitwilligst  einer  eingehenden  Durchsicht  des  Manuskriptes 
unterzogen  und  zahlreiche  Berichtigungen  und  Ergänzungen  dazu  machten,  weiterhin 


VI 


VORBEMERKUNG 


Herrn  Archivar  Pick  in  Aachen,  dem  einzelne  grössere  Abschnitte  vorgelegen  haben. 
Wesentliche,  überaus  dankenswerte  Beiträge  lieferten  die  Herren  Dr.  H.  Oidtmann 
in  Linnich,  Oberstleutnant  Freiherr  Franz  von  Eynatten  in  Höchst,  Apotheker 
Eckertz  in  Randerath,  Freiherr  von  Negri  auf  Zweibrüggen;  den  Abschnitt  Erkelenz 
haben  die  Herren  Sanitätsrat  Dr.  Lucas  in  Erkelenz  und  Oberlehrer  ].  Maecki., 
jetzt  in  Ilmenau,  in  sehr  wertvoller  Weise  ergänzt. 

Für  die  weitgehende  Unterstützung  bei  der  Bearbeitung  der  einzelnen  Ab- 
schnitte gebührt  Dank  vor  allem  den  Herren  Grafen  Hompesch-Rurich  auf  Rurich, 
Freiherrn  Engelbert  von  Eynatten  auf  Trips,  Königl.  Kammerherrn  Freiherrn 
Georg  Schütz  von  Leerodt  auf  Leerodt,  Freiherrn  von  Faielv-Goltstein  auf 
Breill,  Freifrau  von  Wrede  auf  Haus  Beeck  bei  Würm,  ferner  den  Herren  Bürger- 
meister Hahn  und  Pfarrer  Noe  in  Erkelenz,  letzterer  jetzt  in  Düsseldorf,  Freiherrn 
von  Wittenhorst- Sonsfeld  auf  Beeck,  Kreis  Erkelenz.  Dechanten  Klug  in 
Brachein,  Bildhauer  Moest  in  Köln.  Pfarrer  Kirsch  in  Oidtweiler,  Pfarrer  Eskens 
in  Ütterath,  Regierungs-  und  Baurat  von  Pei.ser-Berensberg  in  Trier. 

Die  Abbildungen  Nr.  2—5,  8,  9,  n.  12,  i4,  16,  29.  39,  4o.  42.  43,  46— 5o. 
54,  55,  58,  65 — 68,  7i,  73  sind  nach  Zeichnungen  des  Herrn  Regierungs-Bau- 
führers H.  Sammeck,  die  Nr.  62,  76,  80,  81,  84.  85,  87,  89,  92,  93,  96,  97,  99,  io5,  io7. 
108,  in  —  1  t 5,  1  i7,  1 1 9,  122,  123,  125,128,  i3o — 1 32,  1 36,  i37,  1 39,  i4o,  i42  — i44, 
1 46  nach  Zeichnungen  und  Photographien  des  Herrn  Architekten  A.  Nies,  die 
Nr.  3i — 33  nach  Zeichnungen  des  Diözesanbaumeisters  H.  Renard  in  Köln  ge- 
fertigt. Die  Vorlagen  für  Nr.  7  7  und  121  hat  Herr  A.  Nies  nach  Aufnahmen  des 
Herrn  Dr.  Karl  Franck-Oberaspach  in  Stuttgart  ausgezeichnet.  Herr  Photograph 
Neuefeind  in  Linnich  hat  die  Photographien  zu  den  Abbildungen  Nr.  37,  38.  79, 
83,  Photograph  Schmitter  in  Erkelenz  zu  Nr.  7.  23  —  26,  28,  3o,  35,  Si,  69,  88, 
Photograph  Krum  in  Randerath  zu  Nr.  126,  12/,  1 29  geliefert.  Von  dem  Bearbeiter 
des  Heftes  sind  die  Photographien  und  Zeichnungen  zu  den  Abbildungen  Nr.  1,6,  10. 
[5,  i7,  t9,  21,  22,  27,  36,  4i,  44,  45,  52,  57,  59.  60.  63,  7o,  72,  74,  75,  78,  82, 
86,  9o,  9i,  94,  95,  98,  100—102,  io4,  106,  io9,  1  10,  116,  11S,  120,  124,  r 3 3  — 135, 
1  38.  1  4 1 ,  1 45,  1  47  hergestellt  worden.  Die  Tafeln  I — V,  IX,  X  und  XII  sind  in  der 
Kunstanstalt  A.  Bruckmann  in  München,  die  Tafeln  VI— VIII  und  XI  in  der  Licht- 
druckanstalt B.  Kühlen  in  M. -Gladbach  angefertigt  worden.  Die  Karte  der  beiden 
Kreise  wurde  von  Herrn  Landmesser  Künkler  in  Bonn  gezeichnet. 

Die  Kreisverwaltungen  der  beiden  Gebiete  haben  zur  Herstellung  dieses  Heftes 
nicht  unerhebliche  Beiträge  bewilligt. 

Bon  n,  im  Januar  i9o4. 

PAUL  CLEMEN. 


EINLEITUNG. 


Die  Kreise  Erkelenz  und  Geilenkirchen  des  Regierungsbezirkes  Aachen  bilden 
ein  von  Süden  nach  Norden  sich  erstreckendes  schmales  Gebiet,  das  an  seiner  West- 
seite im  Norden  mit  dem  Kreise  Erkelenz,  im  Süden  mit  dem  Kreise  Geilenkirchen 
an  das  Königreich  der  Niederlande  angrenzt  und  dazwischen  den  Kreis  Heinsberg 
umfasst.  Ausserdem  stösst  der  Kreis  Erkelenz  im  Norden  und  Nordosten  an  den 
Kreis  Kempen,  östlich  an  die  Kreise  M. -Gladbach  und  Grevenbroich  des  Regierungs- 
bezirkes Düsseldorf,  südlich  an  den  Kreis  Jülich.  Südwestlich  schliesst  sich  der  Kreis 
Geilenkirchen  an,  der  östlich  von  dem  Kreis  Jülich  und  südlich  von  dem  Kreis 
Aachen-Land  begrenzt  wird. 

Der  Kreis  Erkelenz  umfasst  einen  Flächeninhalt  von  28  896  Hektaren  und  be- 
steht aus  der  Stadtgemeinde  Erkelenz  und  10  Landbürgermeistereien  mit  25  Landge- 
meinden; die  Einwohnerzahl  betrug  im  ].  i9oo  36  696  Seelen.  Der  Kreis  Geilenkirchen 
umfasst  einen  Flächeninhalt  von  i9  684  Hektaren  und  enthält  io  Landbürgermeiste- 
reien mit  i9  Gemeinden,  worunter  die  Stadt  Geilenkirchen;  die  Einwohnerzahl  betrug 
im  J.  i9oo  26  476  Seelen. 

Das  Gebiet  der  beiden  Kreise  wird  in  nördlicher  Richtung  von  drei  kleineren 
Flussläufen  durchzogen:  westlich  das  den  Kreis  Geilenkirchen  durchschneidende  Tal 
der  von  Aachen  herkommenden  Wurm,  in  der  Mitte  das  Flussgebiet  der  Rur,  die 
den  südlichen  Teil  des  langgestreckten  Kreises  Erkelenz  durchzieht  und  dann  dessen 
Grenze  gegen  Westen  bildet,  endlich  das  Tal  des  kleinen  Schwalmbaches,  der  den 
Nordzipfel  des  Kreises  Erkelenz  gegen  Nordosten  begrenzt. 

Von  alters  her  bildet  der  Lauf  der  Wurm  eine  wichtige  Grenzscheide  in  diesem 
Gebiet.  Bis  hierhin  erstreckten  sich  wahrscheinlich  von  Osten  her  die  Ansiedelungen 
der  kurz  vor  Beginn  unserer  Zeitrechnung  auf  das  linke  Rheinufer  versetzten  Ubier ; 
im  Norden  des  Kreisgebietes  sassen  wohl  die  Menapier  und  westlich  im  Flusstal  der 
Maas  bis  zur  Wurm  hin  die  belgischen  Völkerstämme,  namentlich  die  gelegentlich  des 
Bataver -Aufstandes  genannten  Suniker.  Eine  grössere  Bedeutung  hat  die  römische 
Herrschaft  für  unser  Gebiet  nie  besessen  ;  grosse  Waldbestände  bedeckten  die  niedrigen 
Höhenzüge,  nur  ganz  vereinzelt,  so  bei  Nieder-Krüchten,  Erkelenz,  Randerath,  sind 
geringe  römische  Funde  gemacht  worden.  Einige  römische  Strassen  durchzogen  vom 
Rhein  aus  das  Land  in  der  Richtung  auf  die  wichtigeren  Ansiedelungen  der  Maas- 
gegend. 

l 

245 


2 


EINLEITUNG 


Auch  mit  der  Begründung  der  fränkischen  Reiche  bleibt  die  Wurm  eine  wich- 
tige Scheide,  sie  schied  wahrscheinlich  das  Gebiet  der  ripuarischen  Franken  von 
demjenigen  der  salischen  Franken,  die  Herzogtümer  Ripuarien  und  Hesbanien.  Folge- 
richtig entwickelt  sich  daraus  unter  den  karolingischen  Herrschern  die  alte  Gauein- 
teilung, westlich  der  Wurm  der  Obermaasgau,  ('istlich  der  Jülichgau,  im  Norden  der 
Mühlgau  mit  Erkelenz.  Die  gleichzeitig  sich  im  Anschluss  an  die  Gaueinteilung  ent- 
wickelnde kirchliche  Gebietsteilung  ist  bis  in  die  neueste  Zeit  für  unser  Gebiet 
wirksam  geblieben,  indem  auch  für  das  Bistum  Tongern,  später  Lüttich,  und  für  das 
Bistum  Köln  jenes  Flüsschen  die  Scheide  war. 

Aus  karolingischer  und  ottonischer  Zeit  stammen  auch  die  ersten  lokalgeschicht- 
lichen Nachrichten.  Plectrudis,  die  Gemahlin  Pippins,  ist  zu  Beginn  des  8.  Jh.  in  Keyen- 
berg begütert  und  schenkt  ihre  dortigen  Besitzungen  dem  von  ihr  begründeten  Kloster 
S.  Maria  im  Kapitol  zu  Köln,  im  J.  827  erscheinen  Gangelt  und  im  J.  861  Palenberg 
als  Königsgüter.  Das  Aachener  Marienstift  erwirbt  im  J.  966  Erkelenz,  das  Cäcilien- 
stift  in  Köln  hat  im  J.  962  in  Beggendorf  Besitzungen,  das  Essener  Stift  im  J.  898 
in  Holzweiler,  die  Abtei  Burtscheid  im  |.  1029  in  Körrenzig. 

Die  Territorialgeschichte  unseres  Gebietes  ist  ziemlich  verwickelt.  Es  handelt 
sich  um  ein  Grenzland,  im  Mittelalter  die  Reibungsfläche  verschiedener  schnell 
emporstrebender  Territorialherren,  jahrhundertelang  beunruhigt  durch  Kämpfe,  verwirrt 
durch  wechselnde  Belehnungen,  Verkäufe,  Verpfändungen.  Erst  die  Vereinigung  des 
grössten  Teiles  der  beiden  Kreise  unter  Jülich  brachte  etwas  Ruhe  in  diese  Verhält- 
nisse. Die  französische  Zeit  und  endlich  die  preussische  Grenzregulierung  warfen 
dann  die  alte  Gebietseinteilung  fast  ganz  über  den  Haufen. 

Mit  dem  Ende  des  11.  und  dem  Beginn  des  12.  Jh.  haben  wir  bestimmtere 
Nachrichten  über  die  jetzt  allerorts  auftauchenden  neuen  Territorialherren;  es  werden 
im  }.  io94  der  erste  Graf  von  Geldern,  im  f.  11 18  die  ersten  Herren  von  Heinsberg, 
etwra  gleichzeitig  die  Herren  von  Wassenberg,  im  J.  io84  der  erste  Herr  von  Rande- 
rath und  im  J.  1 1 7o  die  Herren  von  Geilenkirchen  genannt.  Als  fester  Bestand  tritt 
diesen  in  dem  Grenzland  zwischen  Wurm  und  Maas  sich  regenden  Kräften  das  bis 
zur  Rur  reichende  Stammland  Jülich  gegenüber.} 

Um  die  Mitte  des  12.  Jh.  sehen  wir  die  Heinsberger  schon  im  Kampf  um  das 
Reichsgut  Gangelt,  das  sie  anscheinend  behauptet  haben,  dann  in  einem  sieg- 
reichen Streit  mit  Randerath;  um  die  Wende  des  12.  Jh.  dehnen  sie  ihre  Herr- 
schaft bei  Geilenkirchen  und  Brachein  über  die  Wurm  aus  und  erscheinen  im  i3.  Jh. 
auch  schon  im  Besitz  von  Geilenkirchen.  Um  i3oo  besitzen  sie  bereits  zahlreiche 
einzelne  Güter  in  dem  Gebiet  des  alten  Jülichgaues,  so  in  Floverich,  Baesweiler, 
Brachein,  sie  erwerben  Teile  der  Randerather  Herrschaft  in  Linnich  und  Prummern 
und  kommen  auch  in  den  Besitz  der  Herrschaften  Millen  und  Waldfeucht. 

Die  Edelherren  von  Randerath  waren  weniger  glücklich;  ihnen  gelang  unter  dem 
Druck  von  Heinsberg  und  Jülich  ein  solcher  Machtaufschwung  nicht.   Ihre  Besitzungen 


246 


EINLEITUNG 


3 


östlich  der  Rur  gehen  im  Laufe  des  i3.  und  im  Beginn  des  i4.  Jh.  an  Heinsberg,  an 
das  Kölner  Domstift  und  an  Jülich  verloren;  Randerath  selbst  ist  im  1 3 .  Jh.  Lehen 
von  Limburg.  Mit  der  Mitte  des  i4.  Jh.  haben  die  Edelherren  von  Randerath  ihre 
Bedeutung  schon  eingebüsst  und  das  ihnen  allein  gebliebene  Ländchen  Randerath 
wurde  im  J.  i392  an  die  Herzoge  von  Jülich  verkauft. 

Im  Norden  unseres  Gebietes  dringen  allmählich  die  Grafen  von  Geldern  vor; 
die  seit  der  Mitte  des  10.  Jh.  im  Besitz  des  Aachener  Stiftes  befindlichen  gaugräf- 
lichen Güter  zu  Erkelenz  unterstanden  ihrer  Schutzherrschaft,  hier  setzen  sie  sich 
allmählich  fest  und  machen  Erkelenz  zu  ihrem  Stützpunkt,  sie  verleihen  im  J.  i32  6 
dem  Ort  Stadtrechte  gegen  den  Willen  des  Aachener  Stiftes  und  versehen  ihn  mit  einer 
starken  Befestigung.  Erkelenz  erscheint  in  der  Folge  als  Hauptort  des  gleichnamigen 
Amtes  in  dem  Oberquartier  Geldern. 

Bald  nach  der  Mitte  des  i4.  Jh.  hat  aber  auch  Heinsberg  schon  den  Höhe- 
punkt seiner  politischen  Bedeutung  überschritten ;  wesentliche  Teile  der  links- 
rheinischen Herrschaften,  namentlich  Blankenberg  und  Honnef,  fallen  durch  Ver- 
pfändung und  Verkauf  in  die  Hände  von  Jülich-Berg  und  an  Kurköln,  die  Herrschaften 
Heinsberg  und  Geilenkirchen  waren  schon  Lehen  von  Geldern,  die  Herrschaften 
Millen,  Gangelt  und  Waldfeucht  werden  gleichfalls  an  Geldern  verpfändet.  So  stehen 
jetzt  Jülich  und  Geldern  fast  als  alleinige  Herren  unseres  Gebietes  da. 

Nun  beginnen  die  Einmischungen  des  Auslandes,  die  auf  Jahrhunderte  hin  das 
Gebiet  der  beiden  Kreise  beunruhigen  sollten.  Im  J.  1 3  7  i  stehen  Jülich  und  Geldern, 
mit  Heinsberg  vereint,  bei  Baesweiler  den  Brabantern  gegenüber;  die  Brabanter 
werden  geschlagen,  in  dem  Kampf  fällt  auch  Eduard  von  Geldern,  und  im  J.  1 37 2 
wird  der  Herzog  von  Jülich  auch  mit  Geldern  belehnt.  Die  Vereinigung  beider  Länder 
schien  anfänglich  eine  grössere  Sicherheit  zu  gewähren,  aber  der  Kampf  mit  Brabant 
dauert  fort;  es  handelt  sich  dabei  vornehmlich  um  die  Herrschaften  Millen,  Gangelt 
und  Waldfeucht,  auf  die  Brabant  Rechte  erworben  hatte.  Im  J.  1 388  verwüsten  die 
Brabanter  und  Burgunder  das  Heinsberger  Gebiet  und  zerstören  u.  a.  Geilenkirchen 
und  die  Burg  Leiffarth  bei  Randerath.  Die  drei  strittigen  Herrschaften  blieben  bei 
Brabant,  bis  sie  als  Lehen  im  J.  i420  wieder  an  Heinsberg  kamen. 

Neue  Schwierigkeiten  entstanden  mit  dem  Tode  Arnolds  IV.  von  Jülich  und 
Geldern.  Die  Ritterschaft  und  die  Städte  Gelderlands  wählen  unter  den  Prätendenten 
Arnold  von  Egmont  zum  Herzog;  Adolph  von  Jülich-Berg  erhielt  vom  Kaiser  da- 
gegen die  Belehnung  mit  Jülich  und  Geldern.  Nach  langem  Kampf  kam  es  im 
J.  1444  an  der  Grenze  unseres  Gebietes,  zwischen  Lindern  und  Linnich,  zu  der  ent- 
scheidenden Hubertus-Schlacht,  aber  Jülich  konnte  trotz  seines  Sieges  nicht  in  den 
Besitz  von  Geldern  kommen. 

Der  innere  Streit  im  Herzogtum  Geldern,  die  schwache  Regierung  Arnolds  von 
Egmont  gaben  Karl  dem  Kühnen  von  Burgund  die  erwünschte  Gelegenheit  zur  Ein- 
mischung   in  die    Geldrische  Frage.    Nachdem   ihm   Jülich   seine  Ansprüche  auf 

1* 

247 


4 


EINLEITUNG 


Geldern  verkauft  hatte,  ging  er  gegen  Geldern  vor,  bis  er  bei  der  Belagerung  von  Neuss 
energischen  Widerstand  fand.  Seitdem  sind  der  nördliche  Teil  des  Kreises  Erkelenz 
und  die  angrenzenden  Gebiete  Jülichs  an  dem  wechselnden  Kampf  zwischen  dem 
Hause  Österreich,  als  dem  Erben  Karls  des  Kühnen,  und  den  Grafen  von  Egmont 
auf  das  lebhafteste  beteiligt.  Noch  einmal  mischt  sich  Jülich  im  J.  1 538  mit  Ansprüchen 
auf  Geldern  in  diesen  Kampf,  um  auch  in  unserem  Gebiet  von  Karl  V.  auf  das 
empfindlichste  gestraft  zu  werden.  Von  1 543  —  1 5 7 8  ist  nun  Geldern  spanische  Pro- 
vinz, dann  folgt  die  kurze  Herrschaft  der  Generalstaaten  bis  zur  Wiedererrichtung 
der  spanischen  Herrschaft  im  J.  1 587,  für  den  Nordteil  unseres  Gebietes  eine  Ursache 
der  schlimmsten  Verwüstungen.  Der  andauernde  Kampf  der  Generalstaaten  zieht  im 
dreissigjährigen  Krieg  die  Hessen  und  Weimaraner  wieder  in  das  Oberquartier  Geldern. 
Wenige  Jahrzehnte  später  folgt  die  Einmischung  Ludwigs  XIV. ;  Erkelenz  wird  dabei 
in  den  J.  1 6 7 4  und  1 684  stark  mitgenommen.  Zu  Beginn  des  18.  Jh.  beginnt  als- 
bald der  nördliche  Teil  der  Kreisgebiete  seine  Rolle  in  dem  Kampfe  um  die 
spanische  Herrschaft  zu  spielen,  bis  es  endlich  im  J.  1 7 1 5  zur  Aufteilung  des  viel 
umstrittenen  Oberquartiers  Geldern  unter  Preussen,  den  Generalstaaten  und  Österreich 
kommt.  Unterdessen  hatte  Jülich  bei  dem  Kaiser  schon  im  J.  i7ii  die  Abtretung 
von  Erkelenz  durchgesetzt;  die  übrigen  geldrischen  Teile  im  Kreis  Erkelenz,  die 
Herrlichkeit  Elmpt  und  die  Dörfer  Niederkrüchten,  Oberkrüchten,  Wegberg  blieben 
bis  zur  französischen  Revolution  bei  den  österreichischen  Niederlanden. 

In  den  seit  dem  Ende  des  i5.  Jh.  zu  Jülich  gehörigen  Landesteilen  unseres 
Kreisgebietes  vollzieht  sich  die  Entwicklung  ruhiger  —  abgesehen  von  den  vielfachen 
Kriegsunruhen,  die  der  andauernde  Kampf  um  Geldern  mit  sich  brachte.  Jülich  besass 
von  alters  her  zum  Oberamt  Jülich  gehörig  den  südöstlichen  Teil  des  Kreises  Geilen- 
kirchen und  zum  Amt  Kaster  gehörig  den  östlichen  Teil  des  Kreises  Erkelenz. 
Die  schon  genannte  Erwerbung  von  Randerath  im  J.  1 392  brachte  im  wesentlichen 
für  Jülich  zwei  neue  Ämter,  Randerath  und  Boslar;  zu  letzterem  gehörten  die  süd- 
lichen Teile  des  Kreises  Erkelenz.  Im  J.  1 484  erfolgte  durch  Erbschaft  und  Kauf 
die  endgültige  Vereinigung  des  Heinsberger  Ländchens  mit  Jülich ;  von  dieser  Er- 
werbung entfallen  auf  unsere  Kreisgebiete  das  Amt  Geilenkirchen  sowie  Teile  der  alten 
jülichschen  Ämter  Wassenberg,  Heinsberg  und  Millen.  Als  letzte  Erwerbung  Jülichs 
kam  im  J.  i  7  1 1 / 1 5  Erkelenz  hinzu,  das  aber  nie  als  eigentliches  Amt  in  das  Herzog- 
tum Jülich  eingetreten  zu  sein  scheint,  sondern  eine  Sonderstellung  einnahm.  Somit 
war  an  dem  Gebiet  des  jetzigen  Kreises  Erkelenz  neben  Österreich  im  wesentlichen 
Jülich  beteiligt,  und  zwar  mit  Erkelenz,  dann  mit  Teilen  der  Ämter  Boslar,  Kaster, 
Wassenberg  und  Grevenbroich,  letzteres  jedoch  nur  mit  dem  Ort  Borscheinich. 

Der  Kreis  Geilenkirchen  gehörte  dagegen  fast  ganz  zu  Jülich  und  enthielt 
die  beiden  Ämter  Geilenkirchen  und  Randerath  ganz,  die  Ämter  Jülich,  Heinsberg 
und  Millen  zum  Teil.  Als  kleinere  Gebietsteile  besassen  daneben  die  Grafen  Quadt- 
Wickrath  das  Dorf  Schwanenberg  im  Kreis  Erkelenz,  die  Reichsabtei  Thorn  das  Dorf 
Uebach  im  Kreis  Geilenkirchen. 


248 


EINLEITUNG 


5 


Die  etwas  gewaltsame  neue  Gebietseinteilung  der  französischen  Zeit  bahnte  den 
Zusammenschluss  der  jetzigen  Kreisgebiete  an.  Die  jülichschen  Ämter  Randerath  und 
Geilenkirchen,  die  Teile  der  Ämter  Jülich  und  Heinsberg  wurden  zu  dem  Kanton 
Geilenkirchen  des  Rurdepartements  vereinigt;  dieser  Kanton  Geilenkirchen  wurde 
mit  dem  Gericht  Gangelt  und  dem  Dorf  Uebach  in  preussischer  Zeit  als  Kreis  Geilen- 
kirchen zusammengeschlossen.  Im  jetzigen  Kreise  Erkelenz  wurden  das  Gebiet  von 
Erkelenz,  die  Teile  der  Ämter  Wassenberg  und  Kaster  zu  dem  Kanton  Erkelenz 
vereinigt;  dazu  kamen  in  preussischer  Zeit  die  österreichischen  Teile,  die  in  fran- 
zösischer Zeit  das  Kanton  Niederkrüchten  im  Maasdepartement  gebildet  hatten, 
ferner  die  Teile  des  Amtes  Boslar,  die  zum  Kanton  Linnich  gehört  hatten,  und 
endlich  das  Dorf  Schwanenberg. 

Für  die  kirchliche  Einteilung  bildete,  wie  oben  schon  angedeutet  ist,  ent- 
sprechend der  alten  Gaueinteilung  die  Wurm  die  Grenze  zwischen  dem  Bistum  Köln 
und  dem  Bistum  Tongern,  später  Maastricht  und  endlich  Lüttich.  Die  Grenze  setzte 
sich  von  Randerath  ab  in  nordöstlicher  Richtung  fort  und  durchschnitt  den  Kreis 
Erkelenz  so,  dass  die  älteren,  zum  Herzogtum  Jülich  gehörigen  Teile  zu  dem  Kölner 
Sprengel,  und  zwar  zu  den  alten  Dekanaten  Jülich  und  Bergheim  gehörten.  Von  den 
Pfarreien  jenseits  der  Wurm  waren  die  südlichen,  im  jetzigen  Kreis  Geilenkirchen  ge- 
legenen, dem  Landdekanat  Süsteren,  die  nördlichen  dem  Landdekanat  Wassenberg  des 
Bistums  Lüttich  unterstellt.  Bei  der  Aufteilung  der  Diözese  Lüttich  im  }.  1 5 5 8  blieben 
diese  Pfarreien  bei  dem  Bistum  Lüttich ;  von  dem  geldrischen  Gebiet  im  jetzigen  Kreis 
Erkelenz  bildete  Erkelenz  mit  Kückhoven,  Nieder-  und  Oberkrüchten  das  Dekanat 
Erkelenz  des  neu  gegründeten  Bistums  Roermond,  Elmpt  gehörte  zu  dem  Dekanat 
Montfort  des  gleichen  Bistums.  Erst  die  Bulle  De  salute  animarum  vom  j.  1822  hat 
die  sämtlichen  Pfarreien  der  Kreisgebiete  in  dem  Bistum  Köln  vereinigt. 

In  kunstgeschichtlicher  Hinsicht  überwiegt  in  beiden  Kreisen  der  Profanbau. 
Infolge  der  schwachen  Besiedelung  zur  romanischen  Zeit  sind  die  Reste  romanischer 
Kirchenbauten  ebenso  selten  wie  unbedeutend:  in  Keyenberg  eine  kleine  einschiffige 
Anlage,  in  Koffern  und  in  Palenberg  bescheidene  Kapellenbauten,  der  letztere 
durch  das  merkwürdige  antikisierende  Detail  aus  der  Zeit  um  1000  von  einigem 
Interesse. 

Erst  mit  dem  i5.  Jh.  setzt  eine  grosse  Baubewegung  ein,  die  sich  auch  auf 
profanem  Gebiet  geltend  macht  und  die  nur  in  einem  schnellen  wirtschaftlichen  Auf- 
schwung mit  entsprechender  Bevölkerungszunahme  und  starker  Waldrodung  ihren 
Grund  haben  kann.  Die  seit  dem  16.  fh.  allerorts  aufgezeichneten  Wald-  und 
Buschordnungen  sprechen  dafür,  dass  man  erst  damals  sich  zu  einem  Waldschutz 
veranlasst  sah.  Das  i5.  Jh.  hat  in  unserem  Gebiet  nicht  nur  überall  Neubauten 
von  Kirchen,  sondern  auch  zahlreiche  Neugründungen  aufzuweisen.  Die  schlichte 
Hallenkirche  aus  Backsteinen,  mit  äusserst  wenigen  Kunstformen,  unter  spärlichster 
Verwendung  von  Hausteinen  bildet  die  Regel  für  unser  Gebiet  —  teils  zweischiffige 
Anlagen,  wie  in  Prummern,  Oidtweiler,  Loverich,  meist  dreischiffige,  wie  in  Würm, 

249 


6 


EINLEITUNG 


Uebach,  Niederkrüchten,  Kipshoven,  Schwanenberg,  Elmpt,  Körrenzig,  oft  auch  ohne 
massiven  Turm  und  immer  in  relativ  geringen  Abmessungen. 

Noch  deutlicher  sprechen  für  diese  Baubewegung  die  kleinen  einschiffigen 
Bauten  der  gleichen  Zeit,  bei  denen  schon  nach  wenigen  Jahrzehnten  die  Notwendig- 
keit einer  Erweiterung  durch  Seitenschiffe  sich  ergab,  so  deutlich  in  Beeck,  Klein- 
Gladbach,  Immendorf,  wahrscheinlich  auch  in  Brachein  und  bei  einigen  zweischiffigen 
Bauten. 

Eine  andere  eigenartige  Erscheinung  scheint  auf  die  starke  Bewaldung  des 
Landes  zurückzugehen  —  die  Anlage  hoher,  weitausschauender  Türme,  wie  sie  in 
Brachein  und  Beeck  in  Verbindung  mit  sehr  bescheidenen  Schiffanlagen  zur  Ausfüh- 
rung gekommen  sind;  ein  ähnlicher  Turm  findet  sich  in  Uebach,  derjenige  von 
Marienberg  ist  unvollendet.  Selbst  bei  den  neugegründeten  Kapellen  in  Birgden  und 
Teveren  finden  sich  aussergewöhnlich  hohe  Türme. 

Eine  Sonderstellung  nehmen  in  Plan  und  Ausführung  die  grossen  basilikalen 
Kirchen  aus  dem  Beginn  des  i5.  Jh.  in  den  Städtchen  Erkelenz  und  Gangelt  ein, 
jene  von  dem  Aachener,  diese  von  dem  Heinsberger  Stift  errichtet.  In  dem  Reichtum 
der  Formen,  in  der  Ausdehnung  heben  sie  sich  deutlich  von  den  übrigen  Kirchen- 
bauten ab  und  zeigen  andererseits  eine  so  weitgehende  Ubereinstimmung  in  Anlage 
und  Einzelheiten,  dass  der  Gedanke  an  einen  gemeinsamen ,  von  auswärts  heran- 
gezogenen Architekten  nicht  ganz  abzuweisen  sein  dürfte.  Der  mächtige  Turm  der 
Erkelenzer  Kirche  mit  seinen  reichen  Ecklösungen  kann  für  den  ganzen  Niederrhein 
eine  besondere  Bedeutung  beanspruchen. 

Unter  den  Profanbauten  treten  die  Burganlagen  an  die  Spitze;  das  ganze 
Wurmtal  enthält  eine  dichte  Reihe  alter  Adelssitze.  An  erster  Stelle  ist  hier  immer 
Schloss  Trips  mit  seinem  stattlichen  Herrenhaus  des  i5.  Jh.  zu  nennen,  eine  eigen- 
artige, wohlerhaltene,  sehr  stark  auf  die  Verteidigung  ausgebildete  Anlage,  mit  zwei 
grossen  Vorburgen  des  1 7.  Jh.  Für  das  i5.  und  16.  Jh.  schliessen  sich  zahlreiche,  teils 
nachträglich  veränderte,  teils  halb  zerstörte  Anlagen  an,  so  die  Burgen  Elmpt,  Hons- 
dorf, Kleinkunkel,  Grittern,  Tüschenbroich,  Hückelhoven. 

An  der  Spitze  der  späteren  Burganlagen  steht  Schloss  Leerodt,  eine  einheitliche 
stolze  Anlage  des  i7.  Jh.,  charakteristisch  durch  die  schlichte  grosse  Flächenbehand- 
lung, die  mit  den  Bauten  der  angrenzenden  Niederlande  im  engsten  Zusammenhang 
steht.  Hier  schliesst  sich  das  stark  verstümmelte  Haus  Blumenthal  an,  immer  noch 
bemerkenswert  wegen  der  reizvollen  inneren  Ausbildung,  ferner  Schloss  Breill ;  für  das 
ausgehende  18.  Jh.  folgen  Schloss  Rurich  und  Haus  Zweibrüggen. 

Vereinzelt  erscheint  in  Erkelenz  der  hübsche  kleine  Rathausbau  von  1 545  mit 
seinem  offenen  Untergeschoss,  noch  ganz  in  schlichten  gotischen  Formen. 

Von  den  kleinen  Stadtbefestigungen  ist  Randerath  durch  die  eigenartige  halb- 
runde Ausbildung  der  in  der  ganzen  Anlage  dominierenden  Burg  bemerkenswert; 
Erkelenz  zeigt  noch  deutlich  den  Anschluss  der  Burg  an  den  Mauerring  und  hat 
einen   der   mächtigsten   Burgtürme   aufzuweisen.    Nur   die   kleine  Befestigung  des 

25o 


EINLEITUNG 


7 


Städtchens  Gangelt  ist  noch  in  ihrem  ganzen  Umfang  mit  den  kleinen  Stadttoren 
und  dem  malerischen  Burgturm  erhalten. 

Unter  den  kirchlichen  Ausstattungsstücken  überwiegt  die  Plastik  der  Spätgotik, 
wenngleich  der  Bestand  an  Werken  dieser  Art  sich  mit  demjenigen  des  benachbarten 
Kreises  Jülich  nicht  entfernt  messen  kann.  Süggerath  und  Elmpt  bewahren  noch 
flandrische  Schnitzaltäre  aus  dem  Beginn  des  16.  Jh. ;  für  die  niederrheinische  Plastik 
bemerkenswert  sind  die  spätgotischen  Triumphkreuze  in  Erkelenz  und  Gangelt,  ferner 
eine  Anzahl  von  Einzelfiguren,  namentlich  im  Kreise  Erkelenz.  Dazu  kommt  der 
grosse  Marienleuchter  vom  J.  1 5 1 7  in  Erkelenz,  nächst  demjenigen  von  Kalkar  der 
schönste  am  ganzen  Niederrhein.  Als  versprengte  kostbare  Ausstattungsstücke  besitzt 
die  Erkelenzer  Pfarrkirche  ausserdem  das  schöne  Gelbguss  -  Adlerpult  belgischen  Ur- 
sprunges aus  dem  i5.  Jh.  und  die  prunkvolle  burgundische  Kasel  von  i5o9, 

Die  Erdformation  zeigt  Alluvial-  und  Diluvialbildungen,  die  meist  aus  Sand- 
Lehm-  und  Letteboden  bestehen;  im  südlichen  Teil  sieht  man  noch  flachwellige 
Höhenzüge  mit  dem  von  Wiesen  eingenommenen  und  mit  hohen  Pappeln  einge- 
säumtem Tal  der  Wurm,  nach  der  Grenze  hin  noch  einige  grössere  Waldkomplexe 
auf  dem  kümmerlichen  Sandboden.  In  dem  nördlichen  Teil  sind  die  Höhenzüge 
ganz  zurückgetreten,  Wurm,  Rur  und  Schwalm  durchziehen  hier  schon  breite,  zum 
Teil  sumpfige  Niederungen,  wie  sie  für  die  benachbarten  Niederlande  charakte- 
ristisch sind. 

Der  Backstein  ist  das  gegebene  Baumaterial  für  unser  Gebiet;  die  wenigen 
romanischen  Reste  zeigen  den  aus  der  Aachener  Gegend  herrührenden  Kalk-Bruch- 
stein. Mit  der  gotischen  Zeit  wird  der  Backstein  ausschliessliches  Baumaterial;  für 
die  spärlichen  Werksteinstücke  verwendet  man  den  Kohlensandstein,  seit  der  Re- 
naissancezeit wird  dann  der  sogen.  Blaustein  der  Aachener  und  der  Maasgegend 
bevorzugt. 


25  i 


EINLEITUNG 


LITERATUR. 

i.  Allgemeine  Darstellungen.  M.  Merian,  Topographia  Westphaliae, 
Frankfurt  i65o.  -  W.  Teschenmacher,  Annales  Cliviae,  Juliae,  Montium,  Marcae, 
Westphalicae,  Ravensbergae,  Geldriae  et  Zutphaniae,  Frankfurt  und  Leipzig  1 7  2 1 .  — 
Des  fürstlichen  Geschlechts  und  Hauses  Gülich,  Clef,  Berg  und  Marek,  etc.  Stamm- 
Register,  Arnheim  16 10.  —  A.  Erichius,  Gülichische  Chronic,  darinnen  der  uhr- 
alten .  .  .  Grafen,  Marggrafen  und  Hertzogen  von  der  Marek,  Gülich,  Cleve,  Bergen 
u.  s.  w.,  Leipzig  161 1.  —  }.  T.  Brosii,  Juliae  Montiumque  comitum,  marchionum  et 
dueum  annales,  3  Bde.,  Köln  i73i.  —  J.  G.  Dielhelm,  Rheinischer  Antiquarius  oder 
ausführliche  Beschreibung  des  Rheinstroms  .  .  .  Frankfurt  1  7  7 6.  —  Materialien  zur 
geistlichen  und  weltlichen  Statistik  des  niederrheinischen  und  westfälischen  Kreises 
und  der  angrenzenden  Länder  nebst  Nachrichten  zum  Behuf  ihrer  älteren  Geschichte, 
2  Bde.,  Erlangen  1 78 1  und  1  783.  —  A.  Borheck,  Archiv  für  die  Geschichte,  Erd- 
beschreibung, Staatskunde  und  Altertümer  der  deutschen  Nieder-Rheinlande,  Elber- 
feld 1800.  —  Ders.,  Bibliothek  für  die  Geschichte  des  niederrheinischen  Deutschlands, 
Köln  1801.  —  Ders.,  Geschichte  der  Länder  Cleve,  Mark,  Jülich,  Berg  und  Ravens- 
berg, 2  Bde.,  Duisburg  1800.  —  J.  F.  Knapp,  Regenten-  und  Volks-Geschichte  der 
Länder  Cleve,  Mark,  Jülich,  Berg  und  Ravensberg,  3  Bde.,  Elberfeld  1 83  1  —  1 836. — 
E.  Heinel,  Geschichte  der  Herzogtümer  Cleve,  Jülich  und  Berg  bis  zur  Vereinigung 
mit  dem  Kurfürstentum  Brandenburg,  Berlin  i84i.  —  F.  E.  v.  Mering,  Geschichte 
der  Burgen,  Rittergüter,  Abteien  und  Klöster  in  den  Rheinlanden,  Köln  1 833 — 1861, 
12  Hefte.  —  Jos.  Strange,  Beiträge  zur  Genealogie  der  adligen  Geschlechter,  12  Bde., 
Köln  1 864— 1 869.  —  A.  Fahne,  Geschichte  der  Kölnischen,  Jülichschen  und  Ber- 
gischen Geschlechter,  Köln  1 848.  —  von  Stramberg,  Denkwürdiger  und  nützlicher 
rheinischer  Antiquarius,  Koblenz  1 845 — 1866,  39  Bde.  —  Die  preussische  Rheinpro- 
vinz in  drei  Perioden  ihrer  Verwaltung,  Köln  181 7. —  Neigebaur,  Darstellungen  der 
provisorischen  Verwaltungen  am  Rhein  vom  Jahre  1 8 1 3 — 1818,  Köln  1821. 

L.  Guiccardini,  Comentarii  delle  cose  piü  memorabili  seguite  in  Europa, 
specialmente  in  questi  Paesi  Bassi  (1 5 29 — i56o),  Antwerpen  1 565. —  Ders.,  Descrittione 
di  tutti  i  Paesi  Bassi,  altrimenti  detti  Germania  inferiore,  Antwerpen  1 567.  —  J.  J. 
Pontanus,  Historiae  Gelriae  libri  XIV,  Hardervici  Gelrorum  1 639.  —  A.  VAN 
Slichtenhorst,  XIV  boeken  van  de  Geldersse  geschiedenissen,  Arnheim  1 6 5 4.  — 
W.  A.  von  Spaen,  Oordeelkundige  inleiding  tot  de  historie  van  Gelderland,  Utrecht, 
1801  —  i8o5,  4  Bde.  —  Ders.,  Historie  van  Gelderland,  Utrecht  181 4.  —  Fr.  Nettes- 
heim, Gesch.  der  Stadt  und  des  Amtes  Geldern  mit  Berücksichtigung  der  Landes- 
geschichte I,  Crefeld  1 863. 

P.  Bondam  ,  Verzameling  van'  onuitgegevene  stukken  tot  opheldering  der 
vaderlandsche  historie,  Utrecht  1 7  7  9 — 1  7 8 1 ,  5  Bde.  —  Ders.,  Charterboek  der  her- 
togen  van  Gelderland  en  graaven  van  Zutphen,  Utrecht  1 783  —  i8o9,  4  Bde.  — 
J.  A.  Nijhoff,  Gedenkwaardigheden  uit  de  geschiedenis  van  Gelderland  door  unuitge- 


252 


EINLEITUNG 


geven  oorkonden  opgehelderd  en  bevestigd,  Arnheim  i83o — 1862,  6  Bde.  —  Ders., 
Bijdragen  voor  vaderlandsclie  geschiedenis  en  oudheidkunde,  Arnheim  1 837 — 1856> 
10  Bde.  Nieuwe  reeks  1 858 — 1 87 7,  9  Bde.  —  Ders.,  Registers  op  het  archief  af- 
komstig  van  het  voormalig  hof  des  vorstendoms  Gelre  en  grafschap  Zutphen,  Arn- 
heim 1 856.  —  L.  A.  J.  W.  Sloet,  Oorkondenboek  der  grafschap  Gelre  en  Zutphen 
s'Gravenhaage  1 87 2 — 1 87 7,  3  Bde.  —  P.  N.  van  Doorninck,  Leenacten  van  Gelre 
en  Zutphen  ( 1 3 76 — i4o2),  uit  het  Staatsarchief  te  Düsseldorf,  I,  Haarlem  1 899.  — 
J.  J.  Sloet  und  J.  S.  van  Veen,  Register  op  de  leenakten-boeken  van  het  vorsten- 
dom  Gelre  en  graafschap  Zutphen,  I,  Arnheim  1 898.  —  G.  van  Hasselt,  Stukken 
voor  de  vaderlandsche  historie,  Arnheim  u.  Amsterdam  1  7 9 2 — 1  7 93,  4  Bde.  —  Ders., 
Geldersche  oudheden,  Arnheim  1806. 

Verslagen  omtrent  s'Rijks  oude  archieven.  s'Gravenhaage,  seit  1 8 7 9.  —  (.»ver- 
zieht van  de  inventarissen  der  oude  Rijksarchieven  in  Nederland.  s'Gravenhaage, 
1 884. —  J.  B.  Sivre,  Inventaris  van  het  oud  archief  der  gemeente  Roermond,  Roer- 
mond i868-i883,  4  Bde. 

Geldersche  Volks-almanak,  Arnheim,  seit  1 835.  —  Bijdragen  en  mededeelingen 
uitgegeven  dor  Gelre,  Vereeniging  tot  bevordering  van  Geldersche  geschiedenis,  oud- 
heidkunde en  recht.    Arnheim,  seit  1 898. 

2.  Römisch-germanische  Urgeschichte.  H.  S.  van  Alpen,  Das  frän- 
kische Rheinland,  was  es  war  und  was  es  jetzt  ist,  Köln  1802.  —  A.  C.  Minola, 
Kurze  Darstellung  dessen,  was  sich  unter  den  Römern  ....  Meikwürdiges  am  Rhein- 
strom ereignete,  Köln  1816.  —  G.  Eckertz,  Die  Ausdehnung  des  fränkischen  Ripuar- 
landes  auf  der  linken  Rheinseite:  Programm  des  Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums  zu 
Köln  1 854.  —  T.  Bergk,  Zur  Geschichte  und  Topographie  der  Rheinlande  in 
römischer  Zeit,  Leipzig  1882.  —  Jacob  Schneider,  Neue  Beiträge  zur  alten  Ge- 
schichte und  Geographie  der  Rheinlande,  Düsseldorf  1860 — i89o,  i4  Hefte.  —  Ders., 
Die  alten  Heer-  und  Handelswege  der  Germanen,  Römer  und  Franken  im  deutschen 
Reiche,  Düsseldorf  1882  —  i89o,  Heft  1  —  9.  —  Brambach,  Corpus  inscriptiorum 
Rhenanarum,  Elberfeld  1 867.  —  Aloys  Schmitz,  Medizinische  Topographie  des 
Schwalm-  und  Nette-Gebietes,  Viersen  1 87 1 . 

3.  Rechts-  und  Verfassungsgeschichte.  J.  J.  Scotti,  Sammlung  der 
Gesetze  und  Verordnungen,  welche  in  den  ehemaligen  Herzogtümern  Jülich,  Cleve 
und  Berg  u.  s.  w.  ergangen  sind  (von  1  7 45  — 181  5),  Düsseldorf  182  1  — 1822,  4  Bde.  — 
Gosw.  Jos.  de  Buiningk,  Tentamen  historicum  de  ordinationibus  provincialibus 
Juliacensibus,  Montensibus  nec  non  variis  earumdum  editionibus,  Duisburg  1  794.  — 
Melchior  Voetz,  Historia  iuris  civilis  Juliacensium  et  Montium,  Köln  1 667  (5.  Aufl. 
1762).  —  Chr.  Sommer,  Praktischer  Kommentar  über  die  Jülich-Bergische  Rechts- 
ordnung mit  Verbesserungsvorschlägen,  Köln  i8o4.  —  Wiederholung  aller  derjenigen 
Edikten  und  General-Verordtnungen,  welche  wegen  der  in  beyden  Herzogthumben 
Gülich  und  Berg  üblichen  Steuer-Collectationen  und  darin  einschlagender  Materien 
vor  und  nach  ausgegangen  seynd,  Düsseldorf  i7i5.  —  Fr.  Aleff,  Dissert.  de  iuribus 


I  o 


EINLEITUNG 


et  praerogativis  ducatuum  Juliae  et  Montium,  Heidelberg  i75i  (auch  in  seinen  opus- 
culis  p.  7773).  —  G.  J.  v.  Knapp,  Beiträge  zur  Jülich-  und  Bergischen  Landesgeschichte 
oder  Anleitung  zur  Kenntnis  der  Jülich-  und  Bergischen  Lehne,  i79i.  —  Fr.  G. 
Schleicher,  Abhandlung  vom  Ursprung  und  Eigenschaft  der  Jülich-  und  Bergischen 
Lehne,  Elberfeld  1800.  —  v.  Kamptz,  Die  Provinzial-  und  statutarischen  Rechte  in 
der  preussischen  Monarchie,  Berlin  1828.  —  J.  F.  Benzenberg,  Über  Provinzialver- 
fassung  mit  besonderer  Rücksicht  auf  die  vier  Länder  Jülich,  Cleve,  Berg  und  Mark, 
Hamm  181 9.  —  Theodor  Corner,  Abhandlung  über  den  vorzüglichen  Unterschied 
zwischen  den  ehemaligen  Landrechten  ....  von  Köln,  Jülich  und  Berg,  Köln  1826. 

—  H.  Loersch,  De  ortu  et  incremento  superioritatis  territorialis  in  comitatu  Julia- 
censi  usque  ad  a.  1 3 56,  quo  Guilelmus  V.  ducatus  dignitatem  adeptus  est,  Bonn  1862. 

—  G.  A.  de  Meester,  De  staten  van  Gelderland  onder  het  licht  der  geschiedenis : 
Nederlandsche  Jaarboeken  voor  Regtsgeleerdheid  en  Wetgeving  VIII,  p.  23 1;  IX, 
p.  232;  X,  p.  2  27;  XI,  p.  45o;  XII,  p.  20.  —  J.  A.  Nijhoff,  Landdag  in  Gelderland: 
Allgemeener  Konst-  en  Letterbode  1829,  I,  p.  94.  —  Ders.,  Het  Geldersch  regerings- 
reglement  van  1 6 7 5  en  i75o:  Bijdragen  voor  vaderlandsche  geschiedenis  VII,  p.  79.  — 
G.  van  Hasselt,  Oorsprong  van  het  hof  van  Gelderland,  Arnheim  1 793.  —  H.  de 
l'Escaille,  Le  regime  fdodal  en  Gueldre:  Publications  de  la  soc.  d'archeol.  dans  le 
duche"  de  Limbourg  XXI,  p.  93.  —  Gustav  Müller,  Die  Entwicklung  der  Landes- 
hoheit in  Geldern  bis  zur  Mitte  des  i4.  Jh.,  Marburg  i889. 

4.  Territorial-  und  Ortsgeschichte.  C.  J.  Kremer,  Akademische  Bei- 
träge zur  Gülch-  und  Bergischen  Geschichte,  3  Bde.,  Mannheim  1 7 69  —  i78i.  — 
Ders.,  Historisch  -  diplomatische  Beyträge  zur  Gülch-  und  Bergischen  Geschichte, 
Giessen]  787.  —  P.  A.  Streithagen,  Successio  principum  Juliae,  Cliviae  ac  Mon- 
tium, ex  quo  e  comitibus  in  Duces  evecti  sunt.  Item  dominorum  Heinsbergensium 
u.  s.  w.,  Düsseldorf  1629.  —  Ders.,  Catalogus  scriptorum  Juliacensium,  Leiden  1 643. 

-  Jacobo  Zartdarickio  (Jak.  Kritzraedt),  Von  den  Herrlichkeiten  Millen  und 
Born,  Köln  (Heinr.  Krafft)  1 654.  —  Jakob  Kritzraedt,  Hercules  prodigius,  Köln 
(Peter  Alstorff)  1 6 7 9.  —  K.  J.  Wiebeking,  Beiträge  zur  Kur-Pfalzischen  Staaten- 
Geschichte  von  1 7 7 2 — 1 792,  Heidelberg  1 793 .  —  de  Golbery,  Considerations  sur  le 
Departement  de  la  Roer,  Aachen  181  1. —  L.  von  Essen,  Historische  Studien  (älteste 
Geschichte  von  Jülich),  Linnich  1 85 5.  —  A.  di  Miranda,  Wilhelm  IV.  von  Jülich, 
Leipzig  1 87 5 .  —  C.  Wieth,  Die  Stellung  des  Markgrafen  Wilhelm  von  Jülich  zum 
Reich  von  1 342  —  1 36 1 ,  Münster  1882.  —  Wilhelm  Graf  von  Mirbach,  Zur  Terri- 
torialgeschichte des  Herzogtums  Jülich,  2  Hefte,  Progr.  der  rhein.  Ritterakademie  zu 
Bedburg  1 874  u.  1 88 1 .  —  J.  H.  Kaltenbach,  Der  Regierungsbezirk  Aachen.  Ein 
Wegweiser  für  Lehrer,  Reisende  und  Freunde  der  Heimatkunde,  Aachen  i85o.  — 
J.  Offermann,  Geschichte  der  Städte,  Flecken,  Dörfer,  Burgen  und  Klöster  in  den 
Kreisen  Jülich,  Düren,  Erkelenz,  Geilenkirchen  und  Heinsberg,  Linnich  1 854.  — 
Lückerath,  Die  Herren  von  Heinsberg,  4  Hefte,  Progr.  der  Stadtschule  zu  Heinsberg 
1888  —  1 89 1 ;  dasselbe  Neudruck  Heinsberg  (P.W.Joppen)  i9o2.  —  Ders.,  Beiträge 

254 


EINLEITUNG 


zur  Geschichte  von  Heinsberg  und  Umgegend,  Beilage  zur  Heinsberger  Volkszeitung, 
2  Hefte,  1897/98.  —  Kühl,  Gesch.  der  Stadt  Jülich,  4  Bde.,  Jülich  i89i— 1 897. —  J.  von 
der  Hart,  Gesch.  und  Sagen  des  Erkelenzer  Flachsgefildes,  z  Hefte,  Erkelenz  1 874. 

Für  den  Tülicher  Erbfolgestreit  vgl.  die  ausführliche  Bibliographie  der  Dar- 
stellungen, Aktenstücke  und  Parteischriften  bei  Dr.  Franz  Ritter,  Katalog  der  Stadt- 
bibliothek in  Köln,  Abteilung  Rh.:  Geschichte  und  Landeskunde  der  Rheinprovinz  I, 
S.  77  —  86  (Veröffentlichungen  der  Stadtbibliothek  in  Köln,  5.  u.  6.  Heft). 

5.  Statistik.  Statistik  der  preussischen  Rheinprovinzen  in  den  drei  Perioden 
ihrer  Verwaltung,  Köln  i8i7.  —  J.  A.  Demian,  Geographisch-statistische  Darstellung 
der  deutschen  Rheinlande  nach  dem  Bestände  vom  i.  August  1820,  Koblenz  1820.  — 
F.  v.  Restorff,  Topographisch-statistische  Beschreibung  der  preussischen  Rheinpro- 
vinzen, Berlin  i83o.  —  Beschreibung  des  preussischen  Rheinlands,  Aachen  1 85 2.  — 
P.  W.  Mebus,  Geographisch  -  statistische  Beschreibung  der  Königlich  preussischen 
Rheinprovinz,  Elberfeld  1 84 1 .  —  Ders.,  Statistische  Beschreibung  der  preussischen 
Rheinprovinz,  Köln  1 835.  —  A.  J.  Dorsch,  Statistique  du  departement  de  la  Roer, 
Köln  i8o4.  —  Johann  Schmidt,  Geographie  und  Geschichte  des  Herzogthums  Berg, 

 des  Ruhr-Departements  und  ....  Crefeld  i8o4.  —  de  Ferraris,  Charte  choro- 

graphique  des  Pays-Bas  autrichiens  y  compris  les  principautes  de  Liege  et  de  Sta- 
velot,  1  7  7  7 . —  Topographisch-statistische  Übersicht  des  Regierungs-Bezirkes  Aachen, 
Aachen  1820.  —  E.  Huhn,  Der  Regierungsbezirk  Aachen  der  preussischen  Rhein- 
provinz, geographisch,  statistisch  und  topographisch  dargestellt,  Neustadt  i848.  — ■  Der 
Regierungsbezirk  Aachen,  topographisch  beschrieben,  Aachen  1827.  —  Der  Regierungs- 
bezirk Aachen,  topographisch-statistisch  dargestellt,  Aachen  1 85 2.  —  H.  A.  Reinick 
und  H.  v.  Dechen,  Statistik  des  Regierungsbezirkes  Aachen,  3  Bde.,  Aachen  1 865  —  1 86 7 . 
—  Erläuterungen  zum  geschichtlichen  Atlas  der  Rheinprovinz  (Publikationen  der  Ge- 
sellschaft für  rheinische  Geschichtskunde  XII):  Bd.  L,  Constantin  Schulteis,  Die 
Karten  von  1 8 1 3  und  1818,  Bonn  1 895  ;  Bd.  II.,  Wilhelm  Fabricius,  Die  Karte 
von  1 789,  Bonn  1 898.  —  A.  F.  W.  Crome,  Statistisch -geographische  Beschreibung 
sämtlicher  Österreich.  Niederlande  oder  des  Burgundischen  Kreises,  Dessau  1  785. 

6.  Kirchengeschichte.  M.  Henriquez  a  Strevesdorff,  Archidioeceseos 
Coloniensis  descriptio  historico-poetica,  Köln  i67o.  —  C.  B.  de  Ridder,  Notice  sur 
la  gdographie  ecclesiastique  de  la  Belgique  avant  l  drection  des  nouveaux  eveches 
(Analectes  pour  servir  ä  l'hist.  eccle"s.  de  la  Belgique  I,  II,  III).  —  Demarteau, 
Liege  et  les  principautes  eccldsiastiques  de  l'Allemagne  occidentale:  Bulletin  de  l'institut 
archeol.  Liegeois  XXVII,  S.  3o9;  XXVIII,  S.  29o.  -  J.  Knippenberg,  Historia 
ecclesiastica  ducatus  Gelriae,  Brüssel  i7i9.  Continuatio  historiae  ecclesiasticae  ducatus 
Gelriae,  Brüssel  1806.  —  A.  Havensius,  Commentarius  de  erectione  novorum  in 
Belgio  episcopatuum,  Köln  i6o9.  —  J.  Habets,  Geschiedenis  van  het  tegenwoordig 
bisdom  Roermond  en  van  de  bisdommen,  die  het  in  deze  gewesten  zijn  vooraf- 
gegaan,  Roermond  1 875 —  i892,  3  Bde.  —  Gallia  christiana  in  provincias  ecclesiasticas 
distributa,  Paris  1  7  1 5  —  1 865,  16  Bde.:  III,  Köln  und  Lüttich;  V,  Ruremonde. 

255 


EINLEITUNG 


Rembert,  Die  Wiedertäufer  im  Herzogtum  Jülich,  Berlin  1 899.  —  L.  Ennen, 
Geschichte  der  Reformation  im  Bereiche  der  alten  Erzdiöcese  Köln,  Köln  1 849.  — 
E.  Demmer,  Geschichte  der  Reformation  am  Niederrhein,  Aachen  1 885.  —  G. 
Drouven,  Die  Reformation  in  der  Kölnischen  Kirchenprovinz,  Neuss  und  Köln 
1 8 7 6.  —  J.  P.  Berg,  Reformationsgeschichte  der  Länder  Jülich,  Cleve,  Berg,  Mark, 
Ravensberg  und  Lippe,  Hamm  1826.  —  J.  A.  v.  Recklinghausen,  Reformations- 
geschichte der  Länder  Jülich,  Cleve,  Berg,  Meurs,  Mark,  Westfalen  und  der  Städte 
Aachen,  Köln  und  Dortmund,  1.  und  2.  Teil,  Elberfeld  1818,  3.  Teil,  Solingen  und 
Gummersbach  1 83 7 .  —  H.  H.  Koch,  Die  Reformation  im  Herzogtum  Jülich,  Frank- 
furt a.  M.  1883. 

Im  übrigen  vgl.  die  Bibliographien:  Dr.  Franz  Ritter,  Katalog  der  Stadt- 
bibliothek in  Köln,  Abteilung  Rh.:  Geschichte  und  Landeskunde  der  Rheinprovinz  1. 
(Veröffentlichungen  der  Stadtbibliothek  in  Köln,  5.  u.  6.  Heft),  Köln  1 894.  —  Pirenne. 
Bibliographie  de  l'histoire  de  la  Belgique,  2.  Aufl.,  Brüssel-Gent  i9o2,  —  weiterhin 
die  Literaturangaben:  Kunstdenkmäler  des  Kreises  Geldern  S.  4.  - —  Kunstdenkmäler 
des  Kreises  Jülich  S.  8. 


256 


EINLEITUNG 


13 


Lacomblet,  U.B.  —  Th.  J.  Lacomblet,  Urkundenbuch  für  die  Geschichte  des  Niederrheins,  4  Bde. 
Düsseldorf  1840-1858. 

Lacomblet,  Archiv.  —  Archiv  für  die  Geschichte  des  Niederrheins,  I  (1832),  II  (1857),  III  (1860), 
IV  (1863),  V  (1865),  herausgegeben  von  Lacomblet,  N.F.  I  (1868),  II  (1870),  herausge- 
geben von  Harless. 

Binterim  u.  Mooren,  E.  K.  —  Binterim  u.  Mooren,  Die  alte  und  neue  Erzdiöcese  Köln,  in  Dekanate 
eingeteilt,  Mainz  1828  —  1830,  2  Bde.  Die  2.  Aufl.  unter  dem  Titel:  Die  Erzdiöcese  Köln 
bis  zur  französischen  Staatsumwälzung,    bearbeitet    von   Alb.  Mooren,   2  Bde.,  Düsseldorf 


Fabricius,  Karte  von  1789.  —  Wilhelm  Fabricius,  Die  Karte  von  1789,  Einteilung  und  Entwicke- 
lung  der  Territorien  von  1600  bis  1794.  Erläuterungen  zum  geschichtlichen  Atlas  der 
Rheinprovinz,  Bd.  II,  Bonn  1898. 

B.  J.  —  Jahrbücher  des  Vereins  von  Altertumsfreunden  im  Rheinlande,  I  (1841)  — C  (1896),  101 
(1897)  — 110  (1903). 

Ann.  h.  V.  N.  —  Annalen  des  historischen  Vereins  für  den  Niederrhein,  I  (1855) — LXXVI  (1903) 

Picks  Ms,  —  Monatsschrift  für  rheinisch-westfälische  Geschichtsforschung  und  Altertumskunde, 
herausgegeben  von  Richard  Pick,  I  u.  II  (1875,  76).  —  Monatsschrift  für  die  Geschichte 
Westdeutschlands,  herausgegeben  von  dems.,  III  (1877) — VII  (1881). 

Wd.  Zs.  —  Westdeutsche  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst,  herausgegeben  von  Hettner  und 
Lamprecht,  I  (1882)  — X  (1891),  von  Hettner  u.  Hansen,  XI  — XXI  (1902). 

Aachener  Zs.  —  Zeitschrift  des  Aachener  Geschichtsvereins  I  (1879)  —  XXV  (1903). 

Berg.  Zs.  —  Zeitschrift  des  bergischen  Geschichtsvereins  I  (1863)  — XXXVI  (1903). 

Berg.  Ms.  —  Monatsschrift  des  bergischen  Geschichtsvereins  I  (1894)  —  X  (1903). 

Dumont,  Descriptio.  —  Dumont,  Descriptio  omnium  archidioeceseos  Coloniensis  ecclesiarum  circa 
annum  MDCCC.  Köln  1879. 

Tille,  Übersicht.  —  Armin  Tille,  Übersicht  über  den  Inhalt  der  kleineren  Archive  der  Rhein- 
provinz. Beihefte  zu  dem  Jahresberichte  der  Gesellschaft  für  rheinische  Geschichtskunde 
und  zu  den  Annalen  des  historischen  Vereins  für  den  Niederrhein,  Band  I,  Bonn  1899; 
Band  II,  Heft  1  u.  2,  Bonn  1901  u.  1902. 

v.  Recklinghausen,  Ref.  Gesch.  —  von  Recklinghausen,  Reformationsgeschichte  der  Länder  Jülich, 
Berg,  Cleve,  Meurs,  Mark,  Westfalen  und  der  Städte  Aachen,  Köln  und  Dortmund,  Band  I 
und  II,  Elberfeld  1818,  Band  III,  Solingen  und  Gummersbach  1837. 

Kaltenbach.  —  J.  H.  Kaltenbach,  Der  Regierungsbezirk  Aachen.  Ein  Wegweiser  für  Lehrer, 
Reisende  und  Freunde  der  Heimatkunde,  Aachen  1850. 

Offermann.  —  J.  Offermann,  Geschichte  der  Städte,  Flecken,  Dörfer,  Burgen  und  Klöster  in  den 
Kreisen  Jülich,  Düren,  Erkelenz,  Geilenkirchen  und  Heinsberg,  Linnich  1854. 

Codex  Welser.  —  von  Welser,  Beschreibung  des  Fürstentums  Jülich  vom  J.  1723.  Exemplare  in 
München,  Hof-  und  Staatsbibliothek  (Cod.  germ.  2635),  im  Kölner  Stadtarchiv  und  im 
Geh.  Staatsarchiv  zu  Berlin. 

Eissenberg-Mirbach.  —  Eissenberg,  Verzeichnis  der  Jülichschen  Rittersitze,  um  1770,  bearbeitet 
von  W.  Graf  von  Mirbach,  mit  einzelnen  Zusätzen  von  E.  von  Oidtman,  Handschrift  im 
Archiv  zu  Schloss  Harff. 


1892  —  1893. 


257 


KREIS  ERKELENZ 


259 


BAAL. 


KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.t.s.  Brisklae).  Kaltenbach  S.  277.  Kathol. 

x  Pfarrkirche 

—  Offermann  S.  i  44. 

Handschriftl.  Qu.    Im  Pfarrarchiv:  Akten,  betr.  die  Erbauung  der  Kapelle 
im  J.  1 778.    Vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  ioi. 


Fig.  1.    Haus  Gansbroich.    Innenseite  des  Wohnhauses. 


Eine  Kapelle,  zur  Pfarrei  Doveren  gehörig,  wurde  erst  im  I.  1  7  7  8  von  den 
Einwohnern  von  Baal  erbaut  und  dotiert;  die  Pfarrerhebung  erfolgte  im  J.  1 849. 
Um  das  J.  i89o  wurde  ein  gotischer  Ziegelneubau  errichtet  und  die  Kapelle,  ein 
schlichter  Saalbau,  niedergelegt.  Von  der  alten  Ausstattung  ist  Erwähnenswertes 
nicht  erhalten. 

HAUS  GANSBROICH.     Handschriftl.  Qu.     Im  Staatsarchiv  zu  Haus 
Düsseldorf:  Heinsberger  Lehenbücher,  Extrakte,  Protokolle  und  Berichte  über  die        S  '°K 
Heinsberger  Lehen. 

Gansbroich  ist  Stammsitz  der  Familie  von  Oidtman  und  Oidtmann,  von  der  Geschichte 
Heinrich  Udman  von  Erkelenz  im  ].  1 443  mit  Gansbroich  als  Heinsbergischem  Lehen 

2 

26] 


i8 


KREIS  ERKELENZ 


Haus       belehnt  wird,  das  er  von  Wilhelm  von  Körrenzig  gekauft  hatte.     Das  Wohnhaus 
ans  roic    wur(je  ;m  J.  1 66 1 ,  die  Wirtschaftsgebäude  im  J.  1  7 7 5   errichtet.    Durch  Heirat  kam 
Gansbroich  im  1 9.  Jh.  an  die  Familie  ßyll  und  ebenso  an  die  Familie  Aretz.  Jetziger 
Eigentümer  ist  Herr  Amtsgerichtsrat  Aretz  in  Aachen. 
Beschreibung  Grosse  rechteckige  Hofanlage  des  i7.  und  1 8.  Jh.  mit  dem  Wohnhaus  an 

einer  Ecke,  zum  Teil  noch  von  den  breiten  alten  Wassergräben  umgeben. 

Der  Vorderflügel  in  Ziegelmauerwerk  mit  korbbogigem  Tor,  von  schmalen 
Pilastern  eingefasst  und  mit  Flachgiebel  bekrönt;  unter  dem  Dach  entlang  die  Jahres- 
zahl i  7  7  5  in  Eisenankern. 

Das  Wohnhaus  (Fig.  i)  ist  ein  prächtiger  Fachwerkbau  mit  hohem  Giebel- 
dach; das  Erdgeschoss  in  Ziegelmauerwerk,  an  der  Langseite  noch  zwei  geteilte 
Fenster  in  Hausteineinfassung,  darüber  die  Jahreszahl  1 66 1  in  Eisenankern.  Der 
Oberbau  enggestelltes  starkes  Fach  werk  mit  kleinen  Fensterchen;  der  stattliche 
Aussengiebel  mit  geschweiften  ausgesägten  Schlufssparren  und  reichem  Holzabschluss 
in  der  Spitze.  An  der  Hofseite  die  vortretenden  Balkenköpfe  zwischen  beiden 
Geschossen,  darüber  die  Schwelle  mit  Zahnschnitt  geschnitzt.  Auf  dem  breiten 
hölzernen  Türsturz  die  Bauinschrift:  deis  haus  stehet  in  gottes  handt,  got  der 

ALMÄCHTIG  BEHUEDE  ES  VOR  UNGEWETTER,  BRANDT  UND  FEINDESHANDT.  ERBAUT 
VON  UDO  OIDTMANN  UND  JOHANN  CHRISTUPHELL  OIDTMANN  UND  MARIA  CATHARINA 
PACKEN,  EHLEUDT,   GESCHEHEN   DEN    23.   MAY   ANNO    I  66 1 . 

An  das  Wohnhaus  anstossend  Stallungen  und  die  grosse  Scheune,  einfache 
Fachwerkbauten;  an  der  vierten  Seite  ein  neues  Stallgebäude  in  Ziegelmauerwerk. 

An  dem  Wege  vor  dem  Gut  Wege  kreuz  aus  Trachyt  mit  Wappen  und 
Inschrift:  in  pietatis  Signum  joan.  christophoro  patri  et  henrico  socero  suo 

PONEBAT   FRANS   WILHELM   OIDTMAN   EX   HOTTORF    I  749. 


BEECK. 

Katnoi.  KATHOLISCHE  PF  A  R  R  KI  R  CH  E  (s.  t.  s.  Vincentü  Mart.).  Kalten- 

I    arr   irc   e  ßACH  g   ^0Q    —  OFFERMANN  S.  l42.  —  BlNTERIM  U.   MOOREN,    E.  K.  II,  S.  221.  — 

Habets,  Geschiedenis  van  het  bisdom  Roermond  I,  S.  4o7. 

H  and  sehr  iftl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Zehnten-  und  Rentenregister  von 
[483,  aus  dem  16.  Jh.,  von  1 6 7 7 .  —  Einkünfte  des  Marienaltares.  —  Prozessakten, 
betr.  die  Kollatur  der  Kapelle  in  Kipshoven,  1 689 — i7i3.  Im  einzelnen  vgl.  Tille, 
Übersicht  II,  S.  102. 

Geschichte  Altere  Nachrichten  über  die  Kirche  fehlen;   das  Langhaus  stammt  aus  dem 

Beginn  des  1 5.  Jh.  und  wurde  am  Ende  des  i5.  oder  Anfang  des  16.  Jh.  durch 
Anfügung  von  zwei  Seitenschiffen  erweitert.  Der  Turm  entstand  zwischen  i46o 
und  i47o. 

Beschreibung  Dreischiffige  spätgotische   Hallenkirche  aus  Ziegeln  und  Tuff  mit  vorge- 

lagertem mächtigen  Westturm,  im  Lichten  23, 5o  m  lang,  i5  m  breit  (Ansicht  Fig.  2. 
—  Grundriss  Fig.  3). 

Sechsgeschossiger  Westturm  mit  einem  rechtwinkelig  an  der  Nordseite 
vorspringenden  Treppentürmchen ;  je  zwei  Geschosse  sind  im  Ausseren  zusammen- 
trefasst,  der  Wechsel  von  Ziegel-  und  Tuffsteinschichten  erstreckt  sich  auf  die  vier 
unteren  Geschosse.  In  den  beiden  unteren  Geschossen  grosse  Spitzbogenblende  mit 
abgetreppter  Leibung,  jetzt  ohne  Masswerk,  darin  unten  eine  Tür  des  18.  Jh.  mit 


262 


BEECK  l9 


Stichbogen.  An  der  Nordseite  auf  einem  stark  verwitterten  Trachytquader  die  Kathoi. 
Inschrift:  anno  domini  mcccclx  (?)  ....  (jedenfalls  eine  Jahreszahl  zwischen  i46o 
und  i47o).  Die  beiden  mittleren  Geschosse  mit  zwei  hohen  Blenden  an  jeder  Seite,- 
darin  reiches  Masswerk  und  eine  Querteilung  in  halber  Höhe  aus  Tuff;  die  Ober- 
geschosse mit  ähnlicher  Blendengliederung,  nur  öffnen  sich  hier  die  oberen  Hälften 
der  Blenden  als  Schallfenster 
der  Glockenstube.  Holzge- 
sims mit  hoher  achtseitiger 
Haube. 

Das  früher  allein  be- 
stehende Mittelschiff  er- 
scheint nur  noch  mit  einem 
schmalen  Streifen  Mauer- 
werk und  einem  schlichten 
Hausteingesims  über  den 
Pultdächern  der  Seitenschiffe. 
Die  später  angefügten  Sei- 
tenschiffe von  fünf  Jochen 
in  Ziegelmauerwerk,  ganz 
schlicht;  die  spitzbogigen 
Fenster  mit  geraden  Lei- 
bungen ohne  Masswerk;  das 
Bankgesims  aus  Haustein  ist 
um  die  Strebepfeifer  herum- 
geführt. In  die  Winkel 
zwischen  Seitenschiffen  und 
Turm  sind  im  Anfang  des 
i9.  Jh.  schlichte  kleine  Vor- 
hallen eingebaut  worden. 

Der  kurze  Chor  mit 
einfachen  Strebepfeilern  und 
Spitzbogenfenstern  ohne 
Masswerk  ist  in  der  unteren 
Partie  an  den  Seiten  und 
zwischen  den  Strebepfei- 
lern umbaut  mit  kleinen 
Sakristeiräumen  aus  dem 
18. — 19.  Jh. 

Im  Inneren  der 
älteste  Teil,  Mittelschiff  und 
Chor,  mit  schlichten  Kreuz- 
gewölben ,    im  Obergaden 

noch  die  Blendbögen  der  alten  Fenster;  vor  dem  Turm  ein  schmaleres  Joch  mit 
Sterngewölbe,  wohl  gleichzeitig  mit  dem  Turm  angelegt.  Die  Seitenschiffe  mit  Acht- 
ecksgurten und  spätestgotischen  Kreuzgewölben ;  nur  die  beiden  Westjoche  haben 
reichere  Sterngewölbe.  Der  Turm  öffnet  sich  in  hohem  Spitzbogen  —  entsprechend 
der  Blende  an  der  Westseite;  die  ursprünglich  hohe  Westhalle  ist  jetzt  durch  die 
Orgelbühne  quergeteilt. 

2* 

263 


Fig.  2.    Beeck.    Ansicht  der  katholischen  Pfarrkirche. 


20 


KREIS  ERKELENZ 


Kathoi.  Die  Anbauten  um  den  Chor  mit  flachen  Decken;  die  Seitenwände  des  Chores 

Pfarrkirche    .    ,    .  , 

sind  durchbrochen. 

Ausstattung  Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen:  Zwei  schlichte  Rokokoaltäre  in 

den  Seitenschiffen,  18.  Jh. 

Kruzifixus  aus  Holz,  fast  in  Lebensgrösse,  wohl  von  einem  Triumphkreuz ; 
der  Körper  sehr  streng  und  hager,  kurzes  gut  modelliertes  Lendentuch,  die  Hüften 
stark  eingezogen,  der  Kopf  ausdruckslos.  Gute  niederrheinische  Skulptur  aus  der 
2.  H.  des  [5.  }h. 

Figuren  In  der  Turmhalle  eine  Reihe  guter  niederrheinischer  Holzfiguren  aus  der 

Zeit  um  i5oo,  je  80  —  100  cm  hoch,  alle  stark  überstrichen,  die  hh.  Kornelius, 
Severinus,  Barbara,  Lucia,  Agatha,  Andreas;  ferner  zwei  verwandte,  aber  etwas 
spätere  Figuren,  die  hh.  Rochus  und  Johannes  Bapt. 


Fig.  3.    Beeck.    Grundriss  der  katholischen  Pfarrkirche. 

Ausserdem  eine  Reihe  wenig  bedeutender  Barock-  und  Rokoko-Figuren 
des  1  7.  und  1 8.  Jh. 

An  einem  Pfeiler  des  Langhauses  Holzkonsole,  darauf  die  h.  Veronika,  zu 
beiden  Seiten  knieend  die  hh.  Petrus  und  Bartholomaeus,  die  das  Schweisstuch  Christi 
halten.  Sehr  gute  niederrheinische  Arbeit  vom  Ende  des  i5.  |h  ,  leider  auch  stark 
überstrichen,  52  cm  hoch. 

In  der  Sakristei  Baum  -  Kruzifixus  aus  dem  i5. — 16.  Jh.,  überstrichen,  etwa 
1  m  hoch. 

Barock- Monstranz  aus  Silber,  der  Aufsatz  mit  gewundenen  Säulen  und 
Figuren;  auf  dem  Fuss  die  Inschrift:  arnol.  werner   fi  .  .  .  (Fising)  Coesfeld  .  .  . 

WESTPHALUS,  PASTORIN  BEECK,  MEI  INITIUlM,  JOAN.  FELDER  ET  CATHARINA  MEYER  (?) 
MEDIUM  ET  COMMUNITAS  PER  COLLECTAM  F1NEM  FECERUNT  ANNO  1 6 9 3 .  SPECTO  AD 
ECCLESIAM   PARROCHIALEM  IN  BEECK,  CONSTANS    I  76   IMPERIALES.      6o  Clll  hoch,  zwei 

Stempel,  der  eine  Baum  mit  Querband,  der  andere  Anker. 
Glocken  Die  beiden  alten  Glocken  von   i7i6  und  aus  dem  i4.  Jh.  tragen  die  In- 

schriften : 


264 


BEECK 


21 


1.  S.  VINCENTI,  ORA  PRO  NOBIS.  SUB  ARNOL.  WERK.  FISING  PAST.  WESTPHALO.  Kathol. 
DEFUNCTOS  PL A NGO,  VOCO  VIVOS,  FULMINA  PELLO,  SI  MIHI  QUID  DESIT,  .  .  .  RE  .  .  .  farrklrc 
FRANGAR.     TRES  MAGNAE  DECIMAE  CURANT  AB    EISQUE    REFUSA.     JUAN    PIRUNG  ME 

FEC1T    I  7  I  6. 

2.  SANCTA   MARIA,  ORA  PRO  NOBIS  (l4.  Jh.). 

KATHOLISCHE   KAPELLE  in  KIPSHOVEN  (s.  t.  s.  Crucis).    Bin-  Kathol. 

t\t  t?   tr    tt    c  Kap  olle  i 

terim  u.  Mooren,  E.  K.  II,  S.  221.  Kipshove 


Fig.  4.    Kipshoven.    Ansicht  der  katholischen  Kapelle. 


Handschriftl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv  zu  Beeck:  Prozessakten,  betr.  die 
Kollatur  der  Kapelle,  1 689 — 1 7  1 3 .  -  Verzeichnis  der  Vikarierenten,  O24 — 1 7 26. 
Vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  102.  —  In  München,  Hof-  u.  Staats-Bibliothek: 
Slg.  Redinghoven  XIX,  Bl.  1 89,  Beschreibung  von  1 582. 

Die  Kapelle  ist  ein  einheitlicher  Bau  vom  }.  i492  und  wahrscheinlich  von  der  Geschichte 
gleichfalls  der  Familie  von  Beeck  gehörigen  Burg  Kipshoven  aus   gegründet.  Der 
Vikar  in  Beeck  war  zugleich  Rektor  der  Kapelle  in  Kipshoven.    Um  i7oo  erscheint 
das  Kollationsrecht  strittig  zwischen   dem  Pfarrer   in  Beeck  und   den  Herren  von 
Breill.    Im  J.  t  879  fand  eine  durchgreifende  Wiederherstellung  der  Kapelle  statt. 


265 


2  2 


KREIS  ERKELENZ 


Kathol. 
Kapelle  in 
Kipshoven 
Beschreibung 


Dreischiffiger  Hallenbau  von  i492  aus  Ziegelmauerwerk,  im  Lichten  21,80  m 
lang,  10, 7o  m  breit  (Ansicht  Fig.  4.  —  Grundriss  Fig.  5). 

Das  Äussere  in  sehr  schlichter  Ausbildung;  die  im  Osten  gerade  abschliessenden 
Seitenschiffe  von  je  vier  Jochen  mit  einfachen  Strebepfeilern,  einem  Kaffgesims,  das 
nur  an  den  Köpfen  der  Strebepfeiler  aus  Haustein  hergestellt  ist;  die  Strebepfeiler- 
abdeckungen, das  Masswerk  der  zweiteiligen  Fenster  und  die  Türen  in  den  Seiten- 
schiffen sind  modern.  Der  Chor  —  zwei  Joche  und  Achtecksschluss  —  mit  glatten 
Strebepfeilern  und  schmalen  hohen  Fenstern,  deren  Masswerk  gleichfalls  erneuert  ist. 
An  die  Südseite  des  Chores  ist  im  18. —  1 9 .  Jh.  eine  schlichte  Sakristei  mit  Stich- 
bogenfenster angebaut  worden.  Die  Westseite  ganz  glatt  mit  geknicktem  Giebel 
entsprechend  der  verschiedenen  Neigung  der  Dächer;  Westtür  mit  dreiteiligem 
Masswerkfenster,  wie  die  ganze  Westfront  stark  modernisiert.     Links  von  der  Tür 


Fig.  5.    Kipshoven.    Grundriss  der  katholischen  Kapelle. 

Chronogramm,  auf  die  Wiederherstellung  im  J.  1 879  bezüglich,  rechts  verwitterter 
Haustein  mit  der  Inschrift :  anno  domini  mccccxcii,  up  den  (?)  daeg  (?)  ...  in 

DEN  MAN.  (?).... 

Das  Innere  zeigt  gleichfalls  die  einfachsten  Formen  der  Spätgothik:  acht- 
seitige Pfeiler  ohne  Sockel  und  Kämpfer,  die  Bögen  der  Scheidemauern  mit  ein- 
fachen Abfasungen.  Die  Kreuzgewölbe  haben  einfaches  Rippenprohl  und  kleine 
runde  Schlufssteine  ohne  Ornament.  Die  Rippen  der  tief  herabgezogenen  Gewölbe 
wachsen  glatt  aus  der  Wandfläche  heraus. 
Ausstattung  Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen: 

Hochaltar,  reicher  vergoldeter  Schnitzschrein ,  dreiteilig  mit  überhöhtem 
Mittelteil,  sehr  gute  Arbeit  aus  der  1.  H.  des  16.  Jh.,  jedoch  stark  restauriert  und 
anscheinend  auch  umgebaut  (Fig.  6).  Die  Predella  mit  reichen  durchbrochenen 
Laubwerkfeldern,  unten  zwei  schmale  Querfelder,  darüber  vier  quadratische  Felder 
mit  den  Monogrammen  Christi  und  Mariae  und  den  Namen:  joanes  und  Remigius. 


266 


BEECK 


23 


Kathol. 
Kapelle  in 
Kipshoven 


Kathol. 
Kapelle  in 
H  o  1 1  u  m 


Der  Schrein  selbst  mit  geriffelten  Säulen,  darüber  reiche  durchbrochene  Abschluss- 
felder mit  Eselsrücken,  oben  Blattwerkkamm.  In  den  Seitenfeldern  die  ziemlich 
derben,  auch  stark  restaurierten  älteren  Figuren  der  hh.  Johannes  Ev.  und  Remigius, 
aus  dem  Anfang  des  1 5.  Jh.,  die  Muttergottes  im  Mittelfeld  neu.  Der  Altar  stammt 
aus  der  Kirche  in  Wittlaer  (Kreis  Düsseldorf)  und  kam  erst  im  J.  i  S 7 2  nach 
Kipshoven. 

Triumph  kreuz,  fast  in  Lebensgrösse,  von  einfacher  strenger  Behandlung,  um 
i5oo,  neu  bemalt.  Dazu  die  Figuren  Mariae  und  Johannis  aus  Brettern  ausge- 
schnitten und  bemalt,  i7. — 18.  Jh.,  die  Bemalung  erneuert. 

In  der  Sakristei  K  a  - 
binettscheibe,  oval  mit 
der  Figur  Johannes  des  Ev. 
in  brauner  Malerei,  darunter 
die  Inschrift :  r.  d.  henricus 

BEECK,  VICARIUS  BEECKEN- 
SIS  ET  RECTOR  CAPELLAE 
S.  CRUCIS  IN  KIPSKHOVEN, 
FIERI  FECIT  ANNO    1 648. 

KATHOLISCH  E 
KAPELLE  in  HOLTUM 
(s.  t.  Visitationis  s.  Mariae). 

Der  Bau  ist  wahr- 
scheinlich erst  eine  Grün- 
dung vom  J.  1 667 ;  im  J.  1 757 
wurde  das  Kapellchen  durch 
einen  Anbau  erweitert,  im 
J.  1888  endlich  die  neue  ge- 
räumige gotische  Kapelle 
angebaut. 

Kleiner  rechteckiger 
unbedeutender  Ziegelbau, 
im  Inneren  mit  flacher  Holz- 
tonne; über  der  Tür  an  der 
einen  Langseite  die  Inschrift : 

SACELLUM  LAURET ANUM  EX- 

structum  1 667.  Neben 
der  Tür  kleiner  Sakristeian- 
bau. An  der  anderen  Lang- 
seite die  fast  gleich  grosse  Erweiterung  vom  J.  1  7 5  7 ,  ein  einfacher  flach  gedeckter  Raum; 
hier  über  der  Tür  die  Inschrift:  deus,  h.  joseph.  pastor  jo.  steph.  hamecher  und 
gutthattere  gebauwet  1  7  5  7 . 

Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen:  Ausstattung 

Figur  der  Muttergottes,  schwarzes  Gnadenbild,  bekleidet,  ausserordentlich 
derb,  ohne  künstlerischen  Wert. 

In  dem  Nebenraum  zwei  Figuren  der  hh.  Helena  und  Katharina,  in  bewegter 
Haltung  mit  reich  drapierten  Gewändern;  gute  Arbeiten  aus  der  Zeit  um  i5oo,  je 
1,20  m  hoch,  überstrichen. 

HAUS  BEECK.    Aachener  Zs.  I,  S.  227.  —  Offermann  S.  i42.  —  Kalten-  Haus  Beeck 
bach  S.  3oo.  —  Eisenberg-Mirbach. 


Fig.  6.   Kipshoven.   Schnitzaltar  in  der  katholischen  Kapelle. 


267 


24 


KREIS  ERKELENZ 


Haus  Beeck  Ungenaue  Ansicht  vom  J.  i  7  2  3  im  Codex  Welser. 

H  an  d  s  chrif  tl.  Qu.  Im  Archiv  auf  Haus  Beeck:  Eine  Anzahl  von 
Urkunden  und  Akten,  betr.  die  Familien  von  Goltstein  zu  Merödgen  und  zu  Beeck, 
von  Olmissen  gen.  Mulstroe,  u.  a.  eine  Reihe  von  Eheberedungen  des  16.  und  1 7 .  Jh. 

-  Akten  des  Lelms  Ahr- Wichterich  bei  Zülpich,  1 42 7  —  1  5oo.  —  Ahnentafeln  der 
Familien  von  Beeck  und  von  Goltstein  (nacli  einer  Notiz  des  Herrn  Oberstleut- 
nants von  Oidtman  vom  J.  i878).  —  Im  Besitz  des  Herrn  Oberstleutnants  von  Oidt- 

man,  Berlin:  Observationes 
manuscriptae ,  Sammlung 
landesherrl.  Verordnungen, 
belr.  das  Amt  Boslar,  i7. 
und  18.  Jh. 

Haus  und  Dorf  Beeck 
nahmen  ihren  Ursprung  von 
einem  Königshof;  von  einem 
gleichnamigen  Geschlecht 
erscheint  zuerst  im  J.  1279 
ein  .Rutgerus  miles,  dictus 
de  Beke'  (Lacomblet,  U.B. 
III,  No.  567).  Um  die  Mitte 
des  i5.  Jh.  erwarb  Daniel 
von  Kriekenbeck  das  Haus 
von  seinem  Neffen  Wilhelm 
von  Beeck,  durch  Heirat 
kam  es  aber  um  i58o  wieder 
an  die  von  Beeck.  Seitdem 
bleibt  die  Familie  im  Besitz 
des  Hauses  Beeck,  bis  im 
J.  1 7 49  Alexandrine  Bern- 
hardine von  Beeck  das  Gut 
dem  Joh.  Meinhard  Phil,  von 
Goltstein  zubrachte.  Das 
Tor  der  Vorburg  stammt 
noch  aus  dem  1 7.  Jh.,  der 
Rest  aus  dem  18.  Jh.;  clie 
Hauptburg  stürzte  im  J.  1  762 
ein,  wurde  im  }.  1  7  7o  völlig 
abgetragen  und  nicht  wieder 
aufgebaut.  Die  von  Goltstein 

zu  Beeck  starben  mit  Freifräulein  Marianne  von  Goltstein  im  J.  i9o2  aus,  Beeck  fiel 
an  einen  Verwandten,  den  Freiherrn  Hans  von  Wittenhorst-Sonsfeld  auf  Schloss 
Hueth  bei  Emmerich. 

Beschreibung  Die  langgestreckte  rechteckige  Vor  bürg  hat  an  der  Schmalseite  in  der  Mitte 

den  zweigeschossigen  Tor  türm,  rundbogiges  Tor  in  Pilastereinfassung  aus  Haustein; 
das  Obergeschoss  geschlossen,  an  der  Innenseite  hier  ein  schmales  quergeteiltes 
Fenster  (Fig.  7).  Das  Walmdach  mit  kurzem  First,  Wetterfahnen  mit  dem  Goltstein- 
schen  Wappen  auf  geschieferten  Pilasterschäften.  Zu  beiden  Seiten  des  Tores  niedrige 
zweigeschossige  Wohnflügel  des  18.  Jh.  mit  Satteldächern,  links  sechs  Achsen,  rechts 


Fig.  7.    Haus  Beeck.    Torbau  der  Vorburg. 


268 


BORSCHEMICH 


25 


fünf  Achsen.    Anstossend  das  moderne  Wohnhaus  aus  der  Zeit  um  1860.    Die  Haus  Beeck 
übrigen  Bauten  an  den  Langseiten  sind  einfache  Wirtschaftsgebäude  des  18.  bis  l9.  Jh. 
in  Fachwerk.    Nach  der  Hauptburg  hin  ist  die  Vorburg  offen. 

Von  der  nahe  dem  Kirchturm  gelegenen  Hauptburg  besteht  nur  noch  der 
von  tiefen  Gräben  umgebene  und  jetzt  mit  hohen  Bäumen  bestandene  Hügel,  in 
dem  hie  unci  da  noch  geringe  Mauerreste  zu  sehen  sind.  Im  übrigen  ist  die  Form 
der  Hauptburg  ganz  verwischt. 

BURG  G  RIEPE  K.OVEN.    Wieth,  Die  Stellung  der  Markgrafen  Wilhelm  Burg 
von  Jülich  zum  Reich,  S.  74.  —  Lückerath,  Die  Herren  von  Heinsberg,  Neudruck,  llcPei0VL1 
S.  36.  —  Heimatkunde  1880,  S.  89.  —  Gröteken,  Geschichte  der  Stadt  und  des  Amtes 
Dahlen,  S.  48.  —  Laurent,  Aachener  Stadtrechnungen   aus  dem  i4.  Jh.,  S.  47.  - 
Ann.  h.  V.  N.  V,  S.  45;  XV,  S.  1 93.  —  Kunstdenkmäler  der  Kr.  Krefeld  und  Glad- 
bach S.  85.  —  Kelleter,  Die  Landfriedensbünde  zwischen  Maas  und  Rhein,  S.  [9. 

-  Mitteil,  aus  dem  Stadtarchiv  Köln  XV,  S.  18.  —  Ennen  und  Eckertz,  Quellen 
zur  Gesch.  der  Stadt  Köln  IV,  S.  393,  4i2;  V,  S.  447,  5oo,  5o2. 

Die  Burg  Griepekoven  erscheint  zuerst  im  J.  i24o  im  Besitz  eines  gleichnamigen 
Geschlechtes,  dann  zu  Beginn  des  1 4 .  Jh.  im  Besitz  der  von  Engelsdorf  und  durch 
Heirat  nach  1 34 1  im  Besitz  des  Johann  von  Reyde,  der  im  ].  1 348  Griepekoven  dem 
Herzog  von  Jülich  verkauft,  es  aber  von  diesem  gleichzeitig  wieder  zu  Lehn  emp- 
fängt. Griepenkoven  wird  unter  Johann  von  Reyde  ein  Stützpunkt  für  eine  Anzahl 
von  Wegelagerern,  so  dass  der  im  J.  1 3 5 1  gestiftete  Landfriedensbund  sich  veranlasst 
sah,  gegen  Griepekoven  vorzugehen.  Im  J.  1 354  wurde  die  Burg  nach  mehrwöchiger 
Belagerung  erobert  und  vollkommen  geschleift ;  die  Steine  erhielt  die  Stadt  Erke- 
lenz, die  das  Material  im  J.  1 3 5 5  zum  Bau  des  Brückentores  in  Erkelenz  verwen- 
dete (s.  u.  S.  54). 

Von  der  Burg  sind  nur  noch  der  mit  Bäumen  bestandene  Burghügel  mit 
geringen  Mauerresten  und  Spuren  der  Gräben  erhalten. 

BURG  MORSHOVEN,  Die  Burg,  die  bereits  im  J.  i3i6  im  Besitz  eines  Burg 
gleichnamigen  Geschlechtes  erscheint,  durch  Heirat  in  der  2.  H.  des  16.  Jh.  an  die 
von  Holthausen  und  dann  an  die  Ketzgen  von  Geritzhoven  kam,  im  Anfang  des 
1 7.  Jh.  an  die  von  Beeck  verkauft  wurde,  ist  heute  eine  moderne  Hofanlage  des 
1 9.  Jh.;  nur  die  Wassergräben  sind  wohl  noch  Reste  der  alten  Anlage  (Ennen  und 
Eckertz,  Quellen  zur  Gesch.  der  Stadt  Köln  IV,  S.  29.  —  Mitteilungen  aus  dem 
Stadtarchiv  Köln  V,  S.  26.  —  Lacomblet,  U.B.  III,  Nr.  54o.  —  München,  Hof- 
und  Staats-Bibliothek:  Slg.  Redinghoven  LV,  BI.  3o6 ;  LXVI). 


BORSCHEMICH. 

KATHOLISCHE   PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Martini  ep.).    Binterim  und  Kathol. 
Mooren,  E.  K.  I,  S.  3o8;  II,  S.  181.  —  Kaltenbach  S.  281.  —  Offermann  S.  i 48.  Pfa,rkirc 

Der  Niederrhein  1 878,  S.  49.  —  Ann.  h.  V.  N.  XV,  S.  74;  XXI,  S.  1 75.  —  Berg. 
Zs.  II,  S.  123. 

Handschrift  1.  Qu.    Im  Pfarrarchiv  zu  Otzenrath:  Sendprotokolle  von 
i7o6.     Vgl.  Tille,  Übersicht  I,   S.  73.  In  München,    Hof-   und  Staats- 

Bibliothek:  Slg.  Redinghoven,  LV,  Bl.  82b.    Beschreibung  von  1 582. 


2  69 


26 


KREIS  ERKELENZ 


Kathol. 
Pfarrkirche 
Geschichte 


Beschreibung 


Der  Turm  gehört  in  seinem  Kern  noch  dem  12. — i3.  Jh.  an;  die  Kirche  war 
Tochterkirche  von  Keyenberg,  dessen  Pfarrer  auch  Kollator  war.  Im  J.  1 4 5 1  fand 
ein  teilweiser  Neubau  statt;  das  jetzige  Langhaus  stammt  aus  dem  J.  1 7 5 8  und  wurde 
im  1 9.  Jh.  verändert.    Seit  i8o4  ist  Borschemich  selbständige  Pfarrei. 

Schlichter  rechteckiger  Saalbau  aus  Ziegelmauerwerk  mit  abgeschrägten  Ecken 
an  der  Ostseite  und  kleinem  Westturm,  im  Lichten  16  m  lang,  9, 20  m  breit. 

Der  kleine  Turm  dreigeschossig,  glatt  verputzt,  in  der  Glockenstube  mit  ein- 
fachen Stichbogenfenstern,  achtseitiger  Helm.  Im  Kern  ist  er  noch  romanisch,  die 
Turmhalle  mit  Tonnengewölbe.  An  der  Südseite  rechteckige  schmucklose  Vorhalle, 
auf  dem  Türsturz  die  Inschrift:  hoc  templum  reparatum  est  anno  domini 
mccccli. 

Das  Langhaus  von  1  7 5 8  schmucklos  mit  schmalen  Strebepfeilern  und  Spitz- 
bogenfenstern, die  erst  in  der  Mitte  des  1 9.  Jh.  angelegt  wurden;  an  der  Nord- 


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Fig.  8.    Borschemich.    Lageplan  des  Hauses  Palant. 


seite  kleine  zweigeschossige  Sakristei.  Der  Ostgiebel  trägt  die  Eisenanker-Inschrift 
anno  1  7  58. 

Das  Innere  schmucklos,  mit  Spiegeldecke. 

Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen: 

Einfache  Rokoko-Kommunionbank  des  18.  Jh. 

Drei  Altäre  und  Kanzel  aus  der  Zeit  um  1800. 

Die  einzige  alte  Glocke  von  i464  trägt  die  Inschrift:   martinus.  int  iaer 

ONS  HEREN  MCCCCLXIIII.     JACOP  CLOCKGIETER. 

Vor  dem  Turm  Grabplatte,  fast  ganz  abgetreten,  mit  Doppel wappen  Palant 
und  Grass  und  Inschriftrest:  „zur  Geyen"  (Maria  Anna  von  Palant,  f  1 784,  ver- 
mählt mit  E.  W.  von  Grass  zur  Geyen). 
Haus  Palant  HAUS  PALANT.    Eisenberg-Mirbach.  —  Strange,  Beiträge  zur  Genea- 

logie I,  S.  21.  —  Ann.  h.  V.  N.  LVII,  S.  i42.  —  Aachener  Zs.  III,  S.  3o8,  3o9. 
Ungenaue  Ansicht  vom  J.  1 723  im  Codex  Welser. 
Geschichte  Im  J.  1296  erscheint  ein  Milendonkscher  Vasall  Gotschalk  im  Besitz  des  Hauses 

Birsmich;   im  J.  1 388  wird  Tilgin  von  Lieventhal,  im  J.  1 39 1    Heinrich  Oysse  von 

27o 


BORSCHEMICH 


27 


Walhusen,    ein  Neffe  des  Arnold  von  Birsmich,   von  Erzbischof  Friedrich  III.  mit  Haus  Palant 

Birsmich   belehnt  (Lacomblet,  U.B.  III,   No.  954).     Dann  erscheinen   im  J.  i444 

Johann  von  Valderode,  später  durch  Heirat  Johann  Klaitz,  im  J.  1 5 1 1  die  von  Harff 

auf  dem  Ritterzettel.    Eine  von  Harff  heiratete  im  J.  1 584  Christoph  von  Palant  zu 

Breidenbend,  der  dadurch  Mitbesitzer  wurde;  ein  Teil  des  Gutes  war  —  wohl  von 

den  Klaitz  her  —  damals  im  Besitz  des  Johann  von  Blittersdorf.    Im  J.  1 5 86  wurde 

Haus  Palant,  wie  nunmehr  das  Haus   genannt  wird,  zweimal  von  den  Spanischen 


Fig.  9.    Borschemich.    Ansicht  des  Hauses  Palant. 


und  Kölnischen  Truppen  eingenommen,  geplündert,  beim  zweiten  Male  auch  die  Vor- 
burg niedergebrannt.  Vielleicht  im  Anschluss  an  diese  Eroberung  entstand  um  ioooder 
jetzige  Bau.  Im  J.  i  7  83  kam  Haus  Palant  an  Maria  Anna  von  Palant,  vermählt  mit 
E.  W.  von  Grass  zur  Geyen,  im  J.  1  7  84  an  dessen  Schwäger  Gerh.  Casp.  von  01- 
missen  und  Th.  A.  von  Houve,  von  diesen  wieder  wohl  durch  Verwandtschaft  an 
die  Raitz  von  Frentz.  Im  J.  1 83 7  hat  Edmund  Raitz  von  Frentz  zu  Kellenberg  das  Haus 
an  die  Familie  Loerckens  verkauft;  jetzige  Eigentümerin  ist  Frau  Wwe.  Loerckens. 

Von  der  rechteckigen  Vorburg  sind  bauliche  Reste  nicht  mehr  vorhanden;  Beschreibung 
sie  zeichnet  sich  nur  noch  durch   die  teilweise   erhaltenen  Gräben  ab.    Auf  dem 
Terrain  steht  jetzt  ein  Schuppen  (Lageplan  Fig.  8). 


27l 


28 


KREIS  ERKELENZ 


Haus  Palant  Die  rechteckige  von  tiefen  Wassergräben  umgebene  Hauptburg  aus  der  Zeit 

um  1600  enthalt  an  der  Südseite  das  zweigeschossige  Herrenhaus  mit  abgetrepptem 
und  geschweiftem  Giebel,  sowie  einem  rechteckigen  Turm  nach  Osten;  der  Turm 
hat  ein  vierseitiges  Pyramidendach  mit  dem  Palantschen  Wappen  in  der  Wetter- 
fahne. Die  Fenster  sind  im  1 9.  Jh.  sämtlich  verändert  (Fig.  9).  An  der  Nordseite, 
dem  Herrenhaus  gegenüber,  noch  ein  kleinerer,  vielleicht  älterer  Wohnbau  mit 
Treppengiebel  nach  Westen;  der  Zwischenbau  an  der  Westseite  ist  modern.  Der 
Rest  der  Gebäude  an  der  Ostseite  einfach,  aus  dem  1  7 .  Jh.,  mit  grossem  Korbbogen- 
tor,  darüber  das  Ehewappen  Palant  und  Nyvenheim  (Ferd.  von  Palant,  f  1 673. 
verm.  mit  Josina  von  Nyvenheim).  Der  kleine  fast  quadratische  Binnenhof  z.T. 
noch  mit  Holzgalerie  und  Schutzdach  aus  dem  18.  ]h. 

Aussen  am  Herrenhaus  eingemauert  ein  schöner  Kaminsturz  aus  Sandstein, 
darauf  vier  Ahnenwappen  mit  den  Inschriften:  batenborg,  pallant,  leraet,  vvylich 
und   der    Inschrift:    anno  IÖ24.     c.   H.  v.  p.  obrister.     tandem   bona  causa 

I  K1UMPHAT. 

DOVEREN. 

Römische  RÖMISCHE  UND  GERMANISCHE  ANLAGEN.    Schneider  nimmt 

" "Anlagen"'  eine  Römerstrasse  aus  dem  Norden  des  Kreises  über  Doveren  nach  Körrenzig,  Jülich 
an  (B.  J.  LXXIII,  S.  4.  —  Aachener  Zs.  XIV,  S.  i7,  36). 

Über  einen  Ringwall  bei  Doveren  vgl.  Heimatkunde  1 S7 9,  S.  22. 
Kathol.  KATHOLISCHE    PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Dionysii).     Binterim  und 

aii  wie  il  jyOOREN^  g        jj^  g  222^  322   —  Kaltenbach  S.  276.  —  Offermann  S.  i43.  - 
Habels,  Geschiedenis  van  het  bisdom  Roermond  I,  S.  4o7. 

H  andschri  ftl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Urkunde  von  1 2  3  5,  betr.  die  von 
dem  Pfarrer  zu  Doveren  zu  leistenden  Dienste  in  der  Kapelle  des  Hofes  Hobusch. 

-  Urkunden  von  1-47  7,  1 499,   1 5 o  1 ,   iSlo  und  i5i7,  betr.  Kloster  Hohenbusch.  — 
Urkunden  des  16.  Jh.,  betr.  Haus  Nierhoven,  des  16.  und  [7.  Jh.,   betr.  die  Pfarr- 
und  Vikariestellen.  —  Stiftungsurkunden  von  i5i4  ab.  —  Rechnungen,  Lagerbücher, 
Rentenverzeichnisse  vom  i7.  ]h.  ab.     Im  einzelnen  vgl.  Tille,  Übersicht  II.  S.  io5. 
Geschichte  Der  Ort  findet  eine  erste  Erwähnung  im  }.  1 1 66  (Lacomblet,  U.B.  I,  Nr.  4  1 4 1; 

die  Kirche  wurde  im  J.  11 78  von  Graf  Heinrich  von  Limburg  der  Abtei  in  Kloster- 
rath geschenkt  (Ernst-Lavalleye,  Hist.  du  Limbourg  VI,  S.  1  56.  —  Berg.  Zs  XXII. 
S.  200).  Vielleicht  gehört  der  Kern  des  Turmes  noch  der  romanischen  Zeit  an,  der 
Aufbau  stammt  wohl  aus  dem  i5.  Jh.;  das  Langhaus  wurde  im  J.  1 7  7 1  neugebaut. 
Das  Kollationsrecht  lag  in  den  Händen  des  Abtes  von  Klosterrath. 
Beschreibung  Saal  bau  des  18.  Jh.  mit  vorgelagertem  Westturm,  im  Lichten  etwa  25  m  lang, 

1  2  m  breit. 

Der  massige  viergeschossige  Turm,  mit  moderner  Tür  an  der  Südseite, 
schmalen  Scharten  in  den  Mittelgeschossen  und  je  zwei  Spitzbogenöffnungen  in  der 
Glockenstube;  achtseitiger  Helm.  Der  Turm  ist  in  seinem  ganzen  Umfang  mit  einem 
entstellenden,  gequaderten  Cementverputz  versehen. 

Das  Langhaus  von  1 7 7 1 ,  ein  Ziegelrohbau  mit  dreiseitigem  Chorschluss,  hat 
eine  schlichte  Pilastergliederung  mit  grossen  Stichbogenfenstern;  über  der  Tür  an  der 
Südseite  das  Chronogramm :  tIbI  trInItatI  et  VnItatI  saCrIfICabo  hostIaM 
LaVDIs  (i77i). 


272 


DOVEREN  29 


Die  an  den  Chor  angebaute  Sakristei  des  18.  Jh.  als  Verbindung  zum  Pfarr-  Kathoi. 

Pfarrkirche 

haus  auf  einem  grossen  Bogen  über  dem  Hohlweg. 

Im  Inneren  flache  Holztonne  mit  sichtbaren  Eisenankern;  die  Öffnung  der 
Turmhalle  spitzbogig. 

Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen:  Ausstattung 
Eine  einheitliche,  bei  dem  Neubau  von  1 7  7 1  beschaffte  Ausstattung  mit  drei 

Rokokoaltären,   entsprechende  Orgel,   Kanzel   und    Beichtstühle,   alles  in 

guten,  aber  schlichten  Formen. 

In  der  Turmhalle  eine  Kreuzigungsgruppe  aus  Holz  in  dreiviertel  Lebens- 

grösse,   ziemlich  derb  und   noch    von    gotischer   Auffassung,   wohl   aber   erst  dem 

i  7.  Jh.  angehörend. 

Im  Langhaus  an  der  Südseite  rechts  Muttergottesfigur  aus  Holz,  etwa 
l  m  hoch,  gute  niederrheinische  Skulptur  um  iSoo,  in  einem  Gehäuse  mit  Konsole 
und  Baldachin  aus  dem  1 8.  Jh.  Auf  der  Konsole  das  Chronogramm :  prae  CVnCtIs 
VIrgo,  MoDeratrIX  orbIs  et  aXIs.    o.  p.  n.    (i 785). 

Einfache  Barockmonstranz  aus  vergoldetem  Silber  mit  der  Inschrift:  EX- 

PENSIS  R.  D.  JOAN.  SELLARI,  PASTORIS,   ET  COMMUNITATIS   IN  DOVEREN.    1 6 7 1  (Johann 

Sellarius,  Pastor  in  Doveren  1 637 — 1682,  war  ehemaliger  Feldgeistlicher  des  Johann 
von  Werth). 

Barock-Ciborium  aus  vergoldetem  Silber  mit  der  Inschrift:  catharina 

WASSENBERG  D.   D.    1 694. 

Tauf  stein  aus  Namurer  Blaustein,  die  achtseitige  Kuppa  mit  schlichtem 
Randprofil  und  vier  Eckköpfen,  kurzer  Schaft  mit  Basen  der  vier  jetzt  verlorenen 
Ecksäulchen,  12 — 13.  Jh.,  102  cm  breit,  88  cm  hoch. 

Die  einzige  alte  Glocke  von  1 499  trägt  die  Inschrift:  sancta  maria  vocor,  Glocke 

TO   DEN  DINST  GÖTZ  LUIDEN  ICH,   DEN  DTJIVEL  VERJAGEN  ICH,  GREGORIUS  VAN  TRIER 
GOIS  MICH  ANNO  DOMINI  MCCCCXCIX. 

Das  Pfarrhaus   ist  ein   einfacher  grosser  Ziegelbau  aus  der  Zeit  um  1 7oo  Pfarrhaus 
(Ernst-Lavalleye,  Hist.  du  Limbourg  VII,  S.  263). 

HAUS    KLEIN-  KUNKEL.  Haus  Klein 

Ob  die  ältere  Ansicht  eines  Hauses  Kunkel  vom  J.  1  7 2 3  im  Codex  Welser,  Kunkel 
der  als  Besitzer  einen  Herrn  von  Welser  angibt,  sich  auf  Klein-Kunkel  bezieht,  ist 
zweifelhaft. 

Das  Gut  war  wohl  ein  Abspliss  des  Hauses  Gross-Kunkel  (Kreis  Geilenkirchen),  Geschichte 
das  im  i4.  Jh.  im  Besitz  eines  gleichnamigen  Geschlechtes,  im  i5.  und  16  Jh.  im 
Besitz  der  Wolff  von  Randerath,  von  Velrath  gen.  Meuter,  von  Beeck,  von  Horrich, 
im  J.  1 5 4 1  wieder  der  vor,  Velrath  erscheint.  Erst  nach  diesem  Jahr  scheint  Klein- 
Kunkel  abgetrennt  zu  sein,  dessen  Burghaus  im  J.  1 582  entstand  und  im  J.  1 644 
wesentlich  umgebaut  wurde.  Um  i76o  gehörte  Klein-Kunkel  dem  Hermann  von 
Gangelt.    Jetziger  Eigentümer  ist  Herr  Ackerer  Weidmann. 

Einfache  rechteckige  Hofanlage,  an  der  einen  Ecke  das  interessante  zwei-  Beschreibung; 
geschossige  Wohnhaus  des  16.  und  i7.  Jh.  (Fig.  10),  ein  rechteckiger  Bau,  die 
Schmalseiten  mit  je  einem  Klötzchenfries  über  jedem  Geschoss  und  mit  abgetreppten 
und  geschweiften  Giebeln ;  an  dem  Aussengiebel  die  Jahreszahl  i644  in  Eisenankern. 
Die  Fenster  entweder  schmal  quergeteilt  oder  mit  Kreuzsprossen  in  Hausteinfassung, 
an  der  Innenseite  zum  Teil  in  Holzeinfassung;  hier  die  Haustür  mit  Oberlicht,  auf 
dem  Sturz  die  Jahreszahl  i582.  Ein  Teil  des  Erdgeschosses  enthält  noch  ein  nach 
aussen  durch  kleine  Fenster  sich  kennzeichnendes  Zwischengeschoss.    An  der  Hof- 


273 


3o 


KREIS  ERKELENZ 


Haus  Klei 
Kunkel 


n-  seite  springt  ein  rechteckiger  Treppenturm  vor,  mit  Klötzchenfriesen  und  kleinen 
Fenstern,  jetzt  mit  dem  Hauptbau  unter  ein  Schleppdach  gebracht.  Die  freiliegende 
Langseite  des  Hauses  besass  nach  den  alten  Ansätzen  gleichfalls  an  der  einen  Ecke 
früher  einen  Turm  (Fig.  10).  An  die  rückwärtige  Schmalseite  des  Hauses  ist  ein 
schlichter  Nutzbau  mit  Pultdach  angefügt,  daran  die  Jahreszahl  1 7  5o  in  Eisenankern. 

Dem  Wohnhaus  gegenüber  an  der  anderen  Ecke  des  Hofes  ein  kleinerer 
zweigeschossiger  schlichter  Wohnbau  des  18.  Jh.,  an  der  Innenseite  mit  Holz- 
galerie. 

Die  übrigen  den  Hofraum  umgebenden  Bauten  sind  einfache  Wirtschaftsge- 
bäude des  i9.  Th. 


Fig.  10.    Haus  Klein-Kunkel.    Ansicht  des  Wohnhauses. 


Haus 
G  r  i  1 1  e  r  n 


Geschichte 


HAUS  GRITTERN.  Eisenberg-Mirbach.  —  Aachener  Zs.  VI,  S.  161; 
XV,  S.  29 1,  Nr.  108. 

Handschriftl.  Qu.  Archivalien  über  Grittern  finden  sich  wahrscheinlich  in 
dem  Gräflich  Hompesch-Bollheimschen  Archiv,  jetzt  in  Joslowitz  in  Mähren 
(Wd.  Zs.  I,  S.  4o4). 

Ältere  Ansicht  vom  J.  i  723  im  Codex  Welser,  ganz  ungenau. 

Grittern  ist  wahrscheinlich  Stammsitz  des  gleichnamigen  Geschlechtes,  das 
seinem  Wappen  nach  mit  den  Herren  von  Körrenzig  gleicher  Herkunft  ist.  Im 
J.  1 42 5  erscheint  Tilmann  von  Grittern;  Sophia  von  Grittern  heiratet  im  J.  1 53 5 
Dietrich  von  Lieck  und  bringt  ihm  Grittern  zu.  Wahrscheinlich  Johann  von  Lieck 
und  Elise  von  Wevorden  erbauten  in  der  2.  H.  des  16.  Jh.  das  noch  zum  Teil 
bestehende  Burghaus.    Durch  die  Heirat  der  Elise  Christine  von  Lieck  im  J.  1 654 


274 


Taf.  1. 


»-  — 

* 

A 

> 


Haus  Grittern  vor  dem  Umbau. 


ELMPT 


3i 


kam  Grittern   an  Wilhelm  Degenhard  von  Hompesch-Bollheim.     Die  Grafen  von  Haus 
Hompesch-Bollheim  besassen   Grittern    bis   zu    der  Veräusserung  ihres   gesamten  er" 
rheinischen  Besitzes  um  1 84o. 

Der  jetzige  Eigentümer  ist  Herr  Reg.-Assessor  Konrad  Bresges  aus  Rheydt; 
unter  ihm  wurde  um  i9oo  —  gleichzeitig  mit  Errichtung  einer  neuen  Villa  durch 
den  Baurat  O.  March  in  Charlottenburg  —  das  Obergeschoss  des  alten  Burghauses 
abgebrochen.  Die  Verstümmelung  dieses  interessantesten  und  malerischsten  Burg- 
hauses im  ganzen  Kreis  Erkelenz  ist  nicht  genug  zu  bedauern. 

Das  von  breiten  Wassergräben  umgebene  Burghaus  war  bis  zum  J.  i9oo  ein  Beschreibung 
zweigeschossiger  rechteckiger  Ziegelbau  mit  hohen  Giebeln  und  einem  an  der  einen 
Giebelseite  vorspringenden  kleinen  Vorbau  von  zwei  niedrigeren  Geschossen  (Taf.  I). 
Das  Haus  erhob  sich  auf  ziemlich  hoher  Untermauerung;  die  Langseite  hatte  sechs, 
die  Schmalseite  drei  Fensterachsen.  Die  ziemlich  unregelmässig  verteilten  Fenster 
in  Haustein  -  Einfassung  teils  schmal  und  quergeteilt,  teils  mit  Kreuzsprossen;  an 
den  Langseiten  ein  Klötzchenfries.  Von  den  Giebeln  war  der  rückwärtige  einfacher, 
geschweift  und  abgetreppt;  der  vordere  Hauptgiebel  und  der  Giebel  des  Vorbaues 
waren  mit  kleinen  Fenstern  versehen  und  zeigten  eine  reiche  Gliederung  in  wage- 
rechte Streifen  durch  Hausteingesimse;  die  Staffeln  in  Haustein  konsolartig  ausgebildet 
und  mit  Steinkugeln  besetzt.  Die  äusserst  reizvolle  und  malerische  Gliederung  war 
auf  das  Engste  verwandt  dem  Giebel  an  der  Deutschordenskommende  in  Siersdorf 
vom  J.  1 578  (Kunstdenkm.  des  Kr.  Jülich  S.  222,  Fig.  i46,  Taf.  XII).  Die  Tür  in 
dem  Vorbau  ist  nachträglich  verändert,  darüber  sitzt  ein  grosser  Haustein  mit  dem 
Ehewappen  Lieck  und  Wevorden. 

Bei  dem  Abbruch  des  Obergeschosses  im  J.  1 9oo  sind  die  beiden  Hauptgiebel 
gefallen;  das  jetzige  Dach  folgt  in  Firsthühe  und  Neigung  dem  Dach  des  Vorbaues, 
so  dass  von  der  Fensterreihe  des  Erdgeschosses  in  dem  Hauptbau  nur  die  unteren 
Teile  der  Fenster  erhalten  sind.  Hierdurch  —  wie  auch  durch  die  Ausführung  des 
Daches  in  roten  Falzziegeln  —  ist  der  überaus  malerische  und  architektonisch  so 
interessante  Bau  vollkommen  entstellt  und  verstümmelt. 

Die  Vorburg  war  schon  früher  ganz  neu  gebaut  worden;  sie  enthält  nur  ganz 
schlichte  grosse  Nutzbauten  des  1 9.  Jh. 

Im  Inneren  des  jetzt  als  Magazin  dienenden  Burghauses  auseinanderge- 
nommen ein  schöner  Renaissancekamin  aus  Sandstein  vom  Ende  des  16.  Jh.,  auf 
den  Pfeilern  Adam  und  Eva,  auf  dem  Sturz  in  ziemlich  willkürlicher  Reihenfolge  die 
Wappen  Beesten  und  Osen,  Redinghoven  und  Beesten,  Grittern,  Lieck  und  Wevorden, 
Nersdonc,  Wevorden  und  Krieckenbeck,  Honseler  und  Beeck,  Hüls,  Wildenrath  (?) 
und  Mahr  gen.  Losheim  (?),  jedenfalls  die  Ahnenwappen  der  Erbauer  Lieck  und 
Wevorden. 


KATHOLISCHE   PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.   Laurentii).      Kaltenbach  Kathoi. 
S.  3o4.      -  Offermann  S.  i46.         Habets,  Geschiedenis  van  het  bisdom  Roer-  PfarrkircJ 
mond  I,  S.  4oS ;  III,  S.  2  74. 

Handschriftl.  Qu.    Im  Pfarrarchiv:   Akten  der  Rosenkranzbruderschaft 
von  1 699  ab.  —  Lagerbuch  von  i79o,  vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  106. 

Die  Kirche  ist  ein   einheitlicher  Bau  des   i5.  Jh.;   der  Turmaufbau   stammt  Gesdiichte 
aus  dem  J.  161 1.    Seitdem  um  1880  durch  einen  Orkan  der  Turmhelm  abge.weht 


275 


32 


KREIS  ERKELENZ 


Kathoi.  wurde,  hat  der  Turm  nur  ein  flaches  Notdach.  Die  Kirche  ist  etwa  i87o  — 1880 
Pfärrkirchs 

durchgreifend  restauriert  worden. 
Beschreibung  Dreischiffige  spätgothische  Hallenkirche   aus  Ziegelmauerwerk   mit  vorge- 

lagertem Westturm,  im  Lichttn  22  m  lang,  i4,5o  m  breit  (Grundriss  Fig.  1  1.  —  Chor- 
ansicht Fig.  12). 

Der  viergeschossige  Westturm  ganz  einfach,  teils  in  Ziegeln,  teils  in  Tuff 
ausgeführt.  Das  Westportal,  in  spitzbogiger  Blende,  ist  erneuert;  die  beiden  mittleren 
Geschosse  mit  je  zwei  Spitzbogenblenden  an  jeder  Seite ;  die  Glockenstube  mit  je 
zwei  ungegliederten  Spitzbogenfenstern,  hier  an  der  Westseite  die  Jahreszahl  161 1  in 
Eisenankern.    Flaches  Notdach. 

Das  Langhaus  von  drei  Achsen  und  der  Chor  von  zwei  Achsen  mit  Chor- 
schluss  sind  gleichfalls  ganz  schlicht  behandelt;  einfache  Sockelschräge  und  das  um 
die  Strebepfeiler  verkröpfte  Kaffgesims  aus  Haustein,  die  Fenster  mit  zweiteiligem 
Masswerk.    Die  sämtlichen  Hausteinteile  sind  in  den  J.  i87o—  1880  erneuert.  Anden 

Lar.gseiten  über  den  drei 
Achsen  zwei  glatte  Giebel, 
die  wohl  auch  von  einer 
Wiederherstellung  im  i9.  Jh. 
stammen ;  wahrscheinlich 
waren  die  Seitenschiffdächer 
ursprünglich  abgewalmt.  An 
den  Westseiten  der  Seiten- 
schiffe schlichte  spätgotische 
Türen  in  Blausteinumrah- 
mung. 

An  der  Nordseite  des 
Chores   eine   kleine  recht- 
eckige  Sakristei,    auch  mit 
erneuertem  Masswerkfen- 
ster,  der   Kirche  in  etwas 
jüngerer  Zeit  zugefügt. 
Am  Chor   in  die  Strebepfeiler  vermauert  zwei   Ecken  eines  romanischen 
Taufsteinbeckens  des  12. —  i3.  Jh.  aus  Namurer  Blaustein,  jedesmal  ein  roher 
Kopf  mit  Ansätzen  eines  Rankenornamentes. 
Inneres  Das    Innere   schlicht    mit    vier    schweren  Säulen,    die  Gurtbögen    an  den 

Kanten  abgeschrägt;  die  Rippen  der  Kreuzgewölbe  sitzen  im  Mittelschiff  auf  derben 
Figurenkonsolen.  Im  Chor  und  in  den  Seitenschiffen  ein  durchlaufendes  Kaffge- 
sims, auf  dem  die  dünnen  Dreiviertel-Dienste  mit  ihren  einfachen  glatten  Kapitalen 
ansetzen. 

Ausstattung  Die  Ausstattung  zum  grössten  Teil  modern;  zu  erwähnen  sind: 

Einfacher  barocker  Beichtstuhl  des  i7.— 18.  Jh. 

Rokokobänke  aus  der  2.  H.  des  18.  Jh.  mit  geschweiften  offenen  Rück- 
lehnen  in  der  Art  der  Rokoko-Sofabänke. 

Schlichter  Rokokokelch  aus  vergoldetem  Silber  mit  Birnknauf ;  auf  dem  Fuss 
die  Wappen  Gelder  und  Geloes-Oelder,  weiter  die  Inschrift:  MarIa  CaroLIna 
IosephIna  a  geLDer,  abbatIssa  In  neVWkLoster  ( 1 77 1 ).  anno  domini  1 7 7  i  — 
et  sa  seur  adolphina  l.  b.  de  geloes,  nee  baronne  de  gueldre,  domina  in 

DILBORN,    ELMPT    ET    LOBOS.    -  -   nVnC    HARVM    qVaE    Me    DeDerVnT  SaCränDO 


276 


ELM  PT 


33 


MeMento  (572o)  ab  anno  mundi  5720  (?).  Stempel  undeutlich,  Löwe  mit  Anker  (?),  Kathol. 
_        ,       rv         ;  W  I  w  pfarrkil.che 

Düsseldorf  (.-')  und  J.  R. 

Die  einzige  alte  Glocke  vom  f.  1 44  i  trägt  die  Inschrift :  MARIA  VOCOR,  anno  Glocke 

DOMINI  MCCCCXLI  JOHANNES  DE  HINTEM   ME  FECIT. 

KATHOLISCHE  KAPELLE  ,an  der  Heide'  (s  t.  s.  Mariae}.  ,  Kathol. 

Kapelle  an 

Die  Kapelle,  die  an  dem  jetzigen  Bau  als  Chor  erhalten  ist,  wird  schon  im   der  Heide 
J  i7o3  genannt,  im  J.  i  7 34  wurde  das  jetzige  Schiff  angebaut. 

Kleiner  Saal  bau  aus  Ziegelmauerwerk  mit  drei  einfachen  Stichbogenfenstern 
an  jeder  Langseite,  der  kleine  Chor  mit  segmentförmigem  Chorschluss,  zu  beiden 
Seiten  kleine  Sakristeibauten.    Schlichter  Dachreiter. 


Fig.  12.    Elmpt.    Ansieht  der  katholischen  Pfarrkirche. 


Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen:  Ausstattung 

Kleiner  flandrischer  Schnitzaltar  mit  gemalten  Flügeln  aus  der  i.  H.  des  Schnitzaltar 
16.  Jh.,  der  Schrein  2,20  m  breit,  2,. So  m  hoch  (Fig.  t3). 

Der  Schnitzschrein  mit  überhöhtem  Mittelteil  zeigt  oben  die  drei  grossen 
Gruppen  der  Kreuzschleppung,  der  Kreuzigung  und  der  Grablegung,  unten  sechs 
kleine  Gruppen  mit  der  Verkündigung,  Begegnung,  Verehrung  des  Kindes,  Anbetung 
der  Könige,  Beschneidung  und  Darbringung  im  Tempel.  Die  Gruppen  in  der  alten, 
allerdings  sehr  beschädigten  Polychromie. 

Die  gemalten  Flügel  zeigen  auf  den  Innenseiten  Christus  im  Garten  Gethse- 
mane, Gefangennahme,  Himmelfahrt  und  Püngstfest,   oben  Verspottung  und  Aufer- 

3 

277 


34 


KREIS  ERKELENZ 


^Kathoi.  stehung  Christi.  Auf  den  Aussenseiten  Abraham  und  Melchisedech,  die  Messe  des 
der  Hei(iV  h.  Gregor,  das  Abendmahl,  oben  Christus  und  die  Samariterin. 

Der  Altar,  der  schon  nahe  an  die  Mitte  des  16.  Jh.  heranreichen  dürfte, 
gehört  zu  der  grossen  Gruppe  der  flandrischen,  als  Importware  hergestellten  Schnitz- 
altäre, wie  sie  namentlich  im  Kreis  Jülich  so  reich  vertreten  sind.  Wenn  der  Elmpter 
Altar  auch  nicht  zu  den  besten  Werken  dieser  Gattung  rechnen  kann,  so  ist  er  doch 
auch  durch  die  grosse  Bravour  der  Behandlung  ausgezeichnet.  Die  Malereien  der 
Flügel  sind  ziemlich  mittelmässige  Werke. 


Fig.  13.    Elmpt.    Schnitzschrein  des  flandrischen  Altars  in  der  Kapelle. 


Drei  kleine  mittelmässige  Barock altäre  und  einfache  Kanzel  des  18.  Jh. 
Ölgemälde  der  Pieta,  Halbfiguren,  mittelmässig,  80  cm  hoch,  io5  cm  breit, 
1 7. —  1 8.  Jh. 

Ölgemälde  der  h.  Theresia  a.  d.  18.  Jh.,  mittelmässig,  1,20  m  breit,  1,60  m  hoch. 
Eine  Anzahl  kleiner  geschmiedeter  Figürchen,  derb,  wahrscheinlich  Weih- 
geschenke aus  dem  i5. — 18.  Jh. 
GioAen  Die  beiden  Glöckchen  von  1 7 2 7  tragen  die  Inschriften: 

1.  AVE     MARIA,     GRATIA     PLENA.       GODFRID     DENCKELMEYER     GOS     MICH  IN 
CÖLLEN    I  7  2  7. 

2.  DOMINUS  TECUM.     ANNO    1 72  7. 


278 


ELMPT 


35 


HAUS  ELMPT,    von  Ledebur,  Allgem.  Archiv  VII,  S.  289.  —  Niederrhein.  Haus  Elmpt 
Geschichtsfreund  1880,  S.  1 58 ;  1881,  S.  88.  —  von  Mering,  Gesch.  der  Burgen  in 
den  Rheinkmden  XI,  S.  72. 

Handschri  ftl.  Qu.     Archivalien   im  Archiv   des   Freiherrn  von  Dalwigk- 
Lichtenfels  zu  Kirchberg  (Tille,  Übersicht  II,  S.  2  5). 

Ältere  Ansicht,  Lithogr.  um  i84o,  noch  mit  den  früheren  Dächern,  20  X 
2  5  cm  gross  (Ex.  bei  Bürgermeister  Heinrichs,  Haus  Elmpt). 

Elmpt  ist  Stammsitz   eines   schon  im   J.  I2o3   vorkommenden  gleichnamigen  Geschichte 
Geschlechtes ;  die  von  Elmpt  haben  auch  den  im  wesentlichen  noch  dem  1 5.  und 
1 6.  Jh.  angehörenden  Bau  errichtet.    Der  letzte  Besitzer  aus  dieser  Linie,  der  auch 


Fig.  14.    Haus  Elmpt.    Lageplan  und  Detail  eines  Ecktürmchens. 


Haus  Dilborn  (s.u.  S.  37)  besass,  war  Daniel  von  Elmpt  (f  1 66 1 ).  Daniels  Schwester 
•Isabella  heiratete  im  J.  1602  Rene"  von  Geloes;  ihre  Nachkommen  besitzen  in  der 
Folge  beide  Güter.  Von  den  von  Geloes  kaufte  Edmund  Franz  von  Rohe  im  J.  i7oi 
Haus  und  Herrschaft  Elmpt.  Unter  den  von  Rohe  entstand  um  i75o  der  Torturm. 
Im  J.  1  7 59  verkaufte  Alexander  Anton  von  Rohe  Haus  Elmpt  wieder  an  Adolfine 
von  Geloes,  geb.  von  Gelder- Arcen;  deren  Erben,  die  Freiherren  von  Geldern,  ver- 
äusserlen  den  Besitz  im  J.  1 783  an  den  kurkölnischen  Staatsminister  Frhr.  von  Hoesch 
zu  Süntrop  (Köln,  Stadtarchiv:  Alftersche  Sammlung  LXVI,  Bl.  i52).  Elmpt  ist  dann 
im  Besitz  seines  Schwiegersohnes  Frh.  Heinr.  Theod.  von  Hallberg;  die  Hallbergschen 
Erben  haben  im  J.  1 854  Haus  Elmpt  an  die  Kinder  des  Bürgermeisters  Adams  ver- 
äussert, dessen  Grossneffe,  Herr  Bürgermeister  Heinrichs,  der  jetzige  Eigentümer  ist. 

r 

279 


36 


KREIS  ERKELENZ 


Pt  Nachdem  schon  im  J.  1 7 6 1  die  Vorburg  abgebrannt  war,  ist  sie  im  1 9.  Jh.  fast  ganz 
beseitigt  worden;  das  Haus  selbst  wurde  um  die  Mitte  des  1 9.  Jh.  seiner  interessanten 
hohen  Dächer  beraubt. 

ne  Das  Herrenhaus  ist  eine  rechteckige  Anlage  in  Ziegelmauerwerk  aus  dem 

lS.  Jh.  (Lageplan  Fig.  (4,  Ansicht  Fig.  i5,  Detail  Fig.  16).  In  der  Mitte  der  Vorder- 
seite der  dreigeschossige,  um  i75o  eingefügte  Turm  mit  zweiflügeliger  Freitreppe 
aus  Blaustein,  das  Erdgeschoss  mit  Rundbogenportal  zwischen  Pilastern  in  Blaustein, 
darüber  das  Ehewappen  Rohe  und  Kettler  mit  der  Devise:  SIBI  et  posteris,  daneben 
zwei  schmiedeeiserne  Arme  (Fig.  16).  Im  Obergeschoss  modernes  Fenster,  dann 
Klötzchenfries,  in  dem  zweiten  Obergeschoss  ein  schmales  quergeteiltes  Fenster  in 


Fig.  15.    Haus  Elmpt.  Ansicht. 


Holzfassung.  An  Stelle  der  zierlichen,  auf  der  Lithographie  um  i84o  noch  abgebil- 
deten Barockhaube  jetzt  ein  ganz  flaches  Dach. 

Die  Westseite  mit  dem  grösseren  Wohnhaus  von  zwei  Achsen  an  der  Schmal- 
seite, fünf  an  der  Langseite ;  an  den  äusseren  Ecken  auf  Hausteinkonsolen  und  Flach- 
bögen auskragend  zierliche  Ecktürmchen  (Fig.  i4).  Das  südliche  reicht  nur  bis 
zum  zweiten  Obergeschoss  und  hat  noch  einen  zweiten  Klötzchenfries,  das  nördliche 
ist  ganz  glatt  bis  zum  Dach  durchgeführt.  Die  Fenster  sind  sämtlich  im  i9.  Jh. 
verändert  worden.  Über  dem  Erdgeschoss  —  auch  an  der  Vorderseite  neben  dem 
Turm  —  ein  Klötzchenfries;  der  Klötzchenfries  über  dem  zweiten  Geschoss  —  wie 
am  Turm  —  ist  jünger,  wahrscheinlich  wurde  das  ganze  dritte  Geschoss  erst  im 
18  Jh.  aufgesetzt.  In  der  Vorderseite  liegt  zwischen  dem  Torturm  und  dem  Wohn- 
haus noch  der  rechteckige  Treppenturm,  im  Inneren  mit  schwerer  Holztreppe,  jetzt 
mit  dem  Hauptbau  unter  ein  flaches  Dach  gebracht,  nach  der  alten  Ansicht  früher 


280 


ELMPT 


37 


auch  noch  mit  einer  hohen  spitzen  Haube  versehen;  damals  hatten  auch  noch  die  Haus  Elmpt 
Ecktürmchen  ihre  alten  spitzen  Dächer. 

Dem  Wohnhaus  entspricht  auf  der  anderen  Schmalseite  ein  gleich  grosser 
Wohnbau,  auch  mit  zwei  ähnlichen  Ecktürmchen,  jedoch  nur  zwei  Geschosse  hoch; 
auch  hier  sind  sämtliche  Fenster  nachträglich  verändert  und  das  Ganze  ist  mit  einem 
flachen  Dach  versehen  worden.  Die  Rückseite  enthielt  zwischen  beiden  Wohnbauten 
an  Stelle  der  jetzigen  niedrigen  Gartenmauer,  eine  Wehrmauer,  an  der  sich  auch  der 
Klötzchenfries  hinzog. 

Die  Hofseiten  der  Gebäude  zeigen  —  obwohl  mannigfach  verändert  —  noch 


Fig.  16.    Haus  Elmpt.    Portal  und  Freitreppe  des  Turmes. 


durchweg  die  Ansätze  und  Türen  einer  Holzgalerie,  die  sich  um  den  ganzen  Hof, 

auch  an  der  Abschlussmauer  im  Norden  hinzog. 

Das  Innere  der  im  1 9.  Jh.  vollkommen  geänderten  Bauten  ist  schmucklos.  Inneres 
Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen:  Ausstattung 
Tote  nta  fei  des  Joh.  Franz  von  Obsinnig  gen.  von  Rohe,  Obristwachtmeister 

des  Althanischen  Dragonerregimentes,  f  den  6.  März  1 74 2. 

In  der  Scheune  ein  schöner  schmiedeeiserner  Hai  (Schwenkarm)  des  1 5.  Jh. 

mit  Masswerkrosette,  aus  einem  grossen  offenen  Kamin  herrührend. 

SCHLOSS   DILBORN.     Handschriftl.  Qu.     Im  Gemeente-archief  Schioss 

zu  Roermond:  Ritterzettel  u.  s.  w.  vom  16.  Jh.  an  (Auszüge  in  der  Samml.  Fahne,  Dllborn 

Köln,  Stadtarchiv,  Folio-Bd.  3  8).  —  Im  Archiv  des  Freiherrn  von  Dalwigk-Lichten- 

fels,  Haus  Kirchberg:  Einzelne  Archivalien  (Tille,  Übersicht  II,  S.  25). 


281 


38 


KREIS  ERKELENZ 


Sc  hl  o  ss  Im  J.  1 363  erklärt  Seger  von  Swalmen  von  Herzog  Eduard  von  Geldern  Haus 

Geschichte    Dilborn  zu  Lehen  empfangen  zu  haben  (Nijhoff,  Gedenkwaardigheeden  II,  Nr.  1 25). 

Dilborn  findet  sich  dann  bereits  im  J.  t 433  im  Besitz  der  von  Goltstein,  von  welchen 
es  durch  Kauf  im  16.  Jh.  an  die  von  Elmpt  überging.  Gerhard  von  Elmpt  erbaute 
im  J.  1 583  ein  neues  Haus.  Dilborn  kam  dann  durch  Heirat  an  die  Geloes. 
Im  J.  1 663  wird  Johann  Daniel  von  Geloes,  Mitherr  zu  Elmpt,  wegen  Dilborn 
aufgeschworen  (Inventaris  van  het  oud  archief  der  gemeente  Roermond  IV,  S.  32  5). 
Dilborn,  dessen  noch  erhaltene  Gebäude  aus  der  Mitte  des  18.  Jh.  stammen,  blieb 
nun  mit  Haus  Elmpt  vereinigt  bis  zum  J.  1 854  (s.  o.  S.  35);  damals  verkauften  die 
Erben  Hallberg  das  Schloss  an  den  Grafen  Julius  von  Schaesberg;  jetziger  Eigen- 
tümer ist  Herr  Reichsgraf  von  Schaesberg-Thannheim  zu  Krieckenbeck. 


Fig.  17.    Schloss  Dilborn.    Ansicht  vom  Graben  aus. 


Beschreibung  Der  noch  erhaltene  ältere  Bau  ist  ein  im  grössten  Mafsstab  angelegtes  Neben- 

gebäude von  1 7 5 2,  ein  langer  zweigeschossiger  Trakt  von  sechs  Achsen  mit  risalit- 
artigen dreigeschossigen  Türmen  von  je  drei  Fensterachsen  an  den  beiden  Enden 
(Fig.  i7).  Die  Fenster  sind  sämtlich  einfache  Stichbogenfenster,  das  Erdgeschoss  hatte 
nach  dem  Vorplatz  hin  sechs  grosse,  jetzt  vermauerte  Remisentore.  Die  Dächer  sind 
einfache  hohe  Mansarddächer,  auf  den  Türmen  Wetterfahnen  mit  der  Jahreszahl  1  752. 

An  den  einen  Turm  ist  um  i83o  ein  kleiner  zweigeschossiger  Flügel  angebaut 
worden.  An  der  Rückseite  des  Mitteltraktes  wurde  auf  Pfeilern  in  dem  breiten 
Wassergraben  im  J.  1 867  eine  gotische  Kapelle  angefügt. 

Das  alte  Schloss  von  1 583  lag  dem  erhaltenen  Bau  gegenüber  in  den  jetzigen 
grossen  Gartenanlagen;  es  wurde  wahrscheinlich  nach  1 854  niedergelegt. 

Seitwärts,  über  die  Strasse  weg,  liegt  der  neue  Wirtschaftshof,  ein  gotischer 
Ziegelbau  aus  der  Zeit  um  1860. 


282 


ERKELENZ 


39 


ERKELENZ. 

G.  Eckertz,  Fontes  adhuc  inediti  rerum  Rhenanarum,  Köln  i864,  I,  S.  65:  Literatur 
Erkelenzer  Chronik.  —  Dasselbe:  Ann.  h.  V.  N.  V,  S.  i.  —  B.  J.  XXI,  S.  97.  —  von 
Ledebur,  Allgemeines  Archiv  VII,  S.  289.  —  Lückerath,  Die  Herren  von  Heinsberg 
III,  S.  5.  —  Verbeeck,  De  Reinaldi  II  comitis  Gelriae  rebus  gestis,  Münster  1 858.  - 
Kaltenbach,  S.  281.  —  Offermann,  S.  i3i.  —  Merian,  Topographia  Germaniae 
inferioris,  p.  84.  —  Corsten,  Beitrag  zur  Gesch.  der  Stadt  Erkelenz,  Progr.  Erkelenz  1 85 1 
u.  1 856.  —  J.  von  der  Hart,  Geschichte  und  Sagen  des  Erkelenzer  Flachsgefildes, 
Erkelenz  1 874,  2  Heftchen.  —  Fahne,  Gesch.  der  Fürsten  und  Grafen  von  Salm- 
Reifferscheid  I,  1,  S.  1 9 1 .  —  Nijhoff,  Gedenkwardigheeden  I — VI,  a.  v.  O.  —  Nettes- 


Fig.  18.    Erkelenz.    Ansidit  der  Befestigung  aus  dem  Anfang  des  16.  Jh. 


heim,  Gesch.  der  Stadt  Geldern  I,  a.  v.  O.  —  (Berns),  Histor.  Nachrichten  über  die 
Stadt  Linnich  S.  1 33,  1 39.  —  Habets,  Geschiedenis  van  het  bisdom  Roermond  II, 
S.  129;  III,  S.  160.  —  Nettesheim,  Kronick  der  stad  Roermond  van  i562 — 1 638.  — 
Bijdragen  end  Mededeelingen  der  Vereeniging  Gelre  VI,  S.  249.  —  Henrichs,  Die 
ehemal.  Innungen  der  Stadt  Geldern  S.  24. 

ROMISCHE  FUNDE.    Die  einzigen  römischen  Funde,  die  in  Erkelenz  ge-  Römische 
macht  sind,  sind  die  eines  Denksteines,  der  von  einem  Hauptmann  der  35.  Legion  Funde 
gesetzt  ist,  und  zweier  Steinsärge  (Hüpsch,  Epigrammatographie  S.  55.  —  Ann.  h.  V.  N.  V, 
S.  73.  —  Brambach,  Corpus  inscriptionum  rhen.  Nr.  62  7).    Uber  die  in  Erkelenz 
festgestellten  Römerstrassen  vgl.  B.J.  LXXIII,  S.  5.  —  Aachener  Zs.  VIII,  S.  ioi,  io5; 
IX,  S.  6;  XII,  S.  i53;  XIV,  S.  i9. 

Altere  Ansichten  und  Pläne,    i.  Ansicht  aus  der  Vogelschau,  aquarellierte  Ansichten 
Handzeichnung  des  Kartographen  Jakob  7>an  Deventer,    Mitte  des  16.  Jh.,   im   all-   und  Plane 


283 


4o 


KREIS  ERKELENZ 


Ansichten 
und  Pläne 


Rath ol 
P  f  a  r  r  I;  i  r  c  h  e 


gemeinen  schon  mit  dem  nachfolgenden  Kupferstich  (Nr.  2)  aus  dem  Anfang  des 
1  7 .  Jh.  übereinstimmend.    Das  Original  in  der  Königl.  Bibliothek  zu  Madrid,  genaue 

Kopie  von  i892  im  Rijks- 
archief  zu  Maastricht. 

2.  Kupferstich,  An- 
sicht aus  der  Vogelschau, 
ohne  Einzeichnung  der 
Häuser,  nur  Befestigungs- 
werke und  Burg,  oben  die 
Wappen  von  Geldern  und 
Erkelenz,  23,5  *  16  cm  gross, 
wahrscheinlich  aus  Blaeu, 
Novum  ac  magnum  theatrum 
urbium  Belgicae;  Anfang  des 
i7.  Jh.  (Fig.  18). 

3.  Kupferstich,  wohl 
Kopie  nach  dem  vorigen, 
i6,7  *  12,2  cm  gross,  aus: 
Suchten  hörst,  XIV  boe- 
ken  van  Celdersse  geschie- 
denissen,  Arnheim  1 65 4. 

4.  Kupferstich,  Über- 
fall der  Jülicher  Besatzung 
durch  die  staatischen  Trup- 
pen im  J.  1610,  im  Hinter- 
grund ungenaue  Ansicht  von 
Erkelenz,  2  7,5  X  1 9,5  cm 
gross,  aus  Hogenbergs  Ge- 
schichtsbildern, Nr.  374. 

5.  Radierung,  die 
gleiche  Darstellung,  in  Rela- 
tio  d.  i.  evgentlicher  und  auss- 
fürlicher  Bericht,  was  sich 

seythero  verlauffen 

habe,  Augsburg  (P.  W.  Zim- 
mermann) 1 6 1  1 . 

6.  Ganz  schematische 
Ansicht  vom  J.  1  7  23  im 
Codex  Welser. 

RATH  O  LISCHE 
PFARRKIRCHE  (s.  t.  s. 
Lamberti).  Erkelenz  und 
seinVerhältnis  zum  Aachener 
Marienstift:  Echo  der  Gegen- 
wart, Aachen  i858,  Nr.  2  76, 
2  9o.  —  Ausführlich  Bolten 
49.  —  Knippi.nbergh,  Historia  ecclesiastica  ducatus 
Bulletin  de  l'institut  archeologique  Liegeois  XXVIII, 


Fig.  19.    Erkelenz.    Grundriss  der  katholischen  Pfarrkirche. 


in  der  Aachener  Zs.  VII, 
Geldriae  S.  122,  1 76,  259. 


284 


ERKELENZ. 


4i 


de  Ram,  Analectes  pour  servir  ä  l'histoire  ecclesiastique  de  la  Belgique  I, 

0.  —  Habets,  Ge- 


!  B 

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-  ^_  > 
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Iii 

S.  332.  — 

S.  295.  —  Rembert,  Die  Wiedertäufer  im  Herzogtum  Jülich,  a. 
schiedenis   van   het  bisdom 
Roermond  T,  S.  4o8,  606. 

Handschrift  1.  Qu. 
Im  Pfarrarchiv:  Kirchen- 
renten um  i55o.  —  Einkünfte 
der  Altäre  von  1 5 96.  —  Pa- 
storatlagerbuch  von  1 68 1 .  — 
Verzeichnis  der  Patrone,  Kol- 
latoren etc.  in  den  Kirchen 
zu  Erkelenz,  Kückhoven, 
Nieder-  und  Oberkrüchten 
von  1 6 1 4.  —  Rentenregister, 
Stiftungen  u.  s.  w.  vom  1 7.  Jh. 
an.  —  Rentenverzeichnisse 
u.  s.  w.  der  Kapellen  in  Holt 
und  Matzerath  vom  i7.  jh. 
ab.  Im  einzelnen  vgl.  Tille, 
Übersicht  II,  S.  108.  —  Im 
Staatsarchiv  zu  Düssel- 
dorf: Urkunden  und  Akten 
über  das  Verhältnis  zu  Aachen 
in  dem  Archiv  des  Aachener 
Marienstiftes  (Ilgen,  Rhein. 
Archiv  S.  54).  —  Im  Stadt- 
a  r c  h i v  zu  E r k  e  1  e  n  z :  Akten 
über  die  Beziehungen  der 
Stadt  zum  Marienstift,  Kirchen- 
rechnungen von  i45o  ab  (vgl. 
unten  S.  57).  —  Im  Archiv 
des  Münster  stift  es  zu 
Aachen:  Urkunden  und 
Akten  über  die  Beziehungen 
des  Stiftes  zu  Erkelenz  und 
Kückhoven  von  i  3  2  6  —  i8o7. 

Im  }.  966  kommen  durch 
Tausch  die  von  dem  Grafen 
Immo  im  Mühlgau  besessenen 
Güter  an  das  Aachener  Ma- 
rienstift, darunter  namentlich 
jHerclmze';  die  Gründung  von 
Erkelenz  durch  Karl  d.  Gr.  ist 
sagenhalt  (Lacomblet,  UB.I, 
Nr.  [o7;  II,  Nr.  1 35.  —  Sloet, 
Oorkondenboek  Nr.  497).  Von 
dem  Bestand  einer  Kirche  in  oder  bei  Erkelenz  hören  wir  erst  gelegentlich  in  einem 
Verzeichnis  des  12.  fh.;  der  einzige  Rest  dieses  romanischen  Baues  sind  wohl  nur 


Kathol. 
Pfarrkirche 


IT 

I  1 


Gesdiidile 


Fig.  20.    Erkelenz,  katholische  Pfarrkirche     Aufriss  des  Turmes 


285 


42  KREIS  ERKELENZ 


Kathoi.     die  beiden  Löwenköpfe  von  dem  Beschlag  einer  romanischen  Tür  (s.  u.  S.  47).  Erst 
arr  irc  e  nachdem  ;m  j  ^4o  die  Kirche  in  Erkelenz  mit  ihrer  Tochterkirche  in  Kückhoven 
•  dem  Marienstift  in  Aachen  inkorporiert  worden  war,  ist  man  am  Ende  des  i4.  Jh., 

wohl  nach  der  Eroberung  der  Stadt  von  i37o,  an  einen  umfassenden  Neubau  heran- 
gegangen. Unter  Beibehaltung  des  alten  Turmes  wurde  der  dreischiffige  Hallenbau 
errichtet;  im  J.  1 4 1 7  stiftete  das  Aachener  Marienstift  ein  gemaltes  Fenster  in  den 
Chor  (Aachener  Zs.  XXIV,  S.  335),  im  J.  i4i8  wurde  in  dem  Chor  drfe  erste  Messe 
gelesen  (Ann.  h.  V.  N.  V,  S.  46). 

Im  J.  1 45 7  stürzte  der  alte  Turm  ein  und  im  folgenden  Jahre  begann  man  mit 
dem  Neubau  des  mächtigen  Westturmes;  der  ganzen  Formengebung  der  oberen 
Geschosse  nach  muss  der  Ausbau  sich  in  die  erste  Hälfte  des  16.  Jh.  hinein  er- 
streckt haben.  Im  J.  i482  verlängerte  man  die  beiden  Seitenschiffe  dem  Turm  ent- 
lang und  um  die  gleiche  Zeit  fügte  man  auch  dem  im  J.  1 4 1 8  vollendeten  Chor  den 
reizvollen  Umgang  hinzu. 

Kaum  vollendet,  wurde  auch  die  Kirche  von  dem  grossen  Brandunglück  des 
J.  i54o  betroffen;  die  samtlichen  Dächer  brannten  nieder  und  es  dauerte  zwei  Jahre, 
bis  das  Aachener  Marienstift  nach  heftigem  Streit  seine  Verpflichtung  zur  Herstellung 
der  Kirche  anerkannte. 

Hand  in  Hand  mit  dem  Ausbau  der  Kirche  ging  die  Beschaffung  der  reichen, 
noch  zum  Teil  erhaltenen  Ausstattung;  im  J.  i486  wurde  das  Triumphkreuz  beschafft, 
im  J.  1 5 1 7  der  Marienleuchter,  den  man  im  J.  1 533  vergolden  und  bemalen  liess,  im 
]  .  i  5 3 5  wurde  die  grosse  Glocke  gegossen. 
Wieder-  Die  Kirche  ist  im  wesentlichen  in  dem  alten  Zustand  erhalten  geblieben,  nur 

Herstellung  der  Turm  halte  verschiedentlich  gelitten,  bis  er  zuletzt  ohne  Turmhelm  blieb.  Um 
1860  wurden  Langhaus  und  Chor  nach  Plänen  von  Nagelschmidt  in  Köln  restauriert, 
fast  das  gesamte  Hausteinwerk  und  die  Dächer  des  Chorumganges  erneuert,  die 
beiden  Vorhallen  und  die  Sakristei  angebaut.  Im  ].  1880  wurde  dann  nach  Plänen 
von  H.  Wiethase  in  Köln  der  obere  Abschluss  des  Turmes  erneuert  und  der  eiserne, 
kupfergedeckte  Helm  errichtet,  die  Wiederherstellung  des  Turmmauerwerkes  wurde 
im  J.  1 883-  durchgeführt.  Endlich  im  J.  1 899  wurde  die  Turmhalle  mit  einem  neuen 
Gewölbe  versehen  und  die  Orgel  aus  derselben  entfernt;  zu  der  Wiederherstellung 
des  Turmes  hat  die  rheinische  Provinzialverwaltung  zwei  Beihilfen  von  insgesamt 
i3ooo  Mk.  in  den  J.  1880  und  i893  bewilligt. 
Besdireibung  Dreischiffige  spätgotische  Hallenkirche  in  Ziegelmauerwerk  aus  der  Zeit  um 

i4oo,   mit   mächtigem  eingebautem  Westturm   und   nachträglich    angebautem  Chor- 
umgang, im  Lichten  53  m  lang,  21  m  breit  (Ansicht  Taf.  II,  Grundriss  Fig.  i9,  Turm- 
aufriss  Fig.  20.  —  Innenansicht  Fig.  21). 
Turm  Der  siebengeschossige  West  türm  (Fig.  20)   mit  seinen  schweren  Eckstrebe- 

pfeilern besteht  im  Untergeschoss  ganz  aus  Kalksteinquadem,  in  den  übrigen  Ge- 
schossen wechseln  je  zwei  Lagen  Kalksteinquadern  mit  breiten  Ziegelbändem.  Die 
drei  unteren  Geschosse  sind  zusammengefasst  und  mit  einem  etwa  in  Höhe  des 
Schiffsgesimses  liegenden  Hauptgesims  abgeschlossen.  Im  Westen  eine  durch  die  drei 
Geschosse  reichende  Spitzbogenöffnung  mit  reich  profilierter  Leibung,  darin  unten  die 
Tür  mit  erneuertem  Sturz,  oben  Masswerkfenster.  Neben  dem  Fenster  ebenso  wie 
auf  den  Strebepfeilerflächen  und  an  den  Seitenwänden  schlanke  rechteckige  Füllungen 
mit  Masswerkabschluss. 

Neben  dem  Portal  die  spätgotische  Bauinschrift:  anno  domini  mcccclviii,  in 

CRASTINO    PETRI    ET    PAULI    APOSTOLORUM    EST    ISTA    TURRIS    INCEPTA,    ferner  eine 


286 


Taf.  II. 


Erkelenz,  katliolisclie  Pfarrkirche. 


ERKELENZ  43 

moderne,  auf  die  Wiederherstellung  des  Turmes  in  den  J.  1880  —  1 883  bezügliche  Kathol. 

T..r,  Pfarrkirche 
Inschrift. 

In  den  beiden  folgenden  Geschossen,  die  gleichfalls  zusammengefasst  sind,  sind 
die  reichen  Strebepfeiler  durch  Uberschneidung  verjüngt;  an  jeder  Seite  zwei  Rund- 
bogenblenden mit  Masswerkabschluss  und  langen  Lichtschlitzen,  darüber  zwei  ähn- 
liche kleine  Flachbogenblenden.    Als  Abschluss  ein  Spitzbogenfries  mit  der  erneuerten 


Fig.  21.   Erkelenz.    Inneres  der  katholischen  Pfarrkirche. 


Masswerkgalerie.  Die  beiden  letzten  Geschosse  sind  so  stark  eingerückt,  dass  sich 
Raum  für  die  breite  Galerie  ergibt,  die  durch  die  Strebepfeiler  durchgeführt  ist.  Die 
Strebepfeiler  sind  noch  stark  verjüngt  bis  zum  Helmansatz  fortgesetzt,  wo  sie  die 
grossen  erneuerten  Eckfialen  tragen;  an  jeder  Seite  wieder  zwei  Spitzbogenblenden, 
deren  obere  Hälften  mit  Masswerk  als  Schallfenster  geöffnet  sind;  an  der  Westseite 
nur  ein  Schall fenstcr,  neben  diesem  tritt  in  den  beiden  Obergeschossen  in  drei  Acht- 
ecksseiten der  Treppenturm  vor;  in  dem  unteren  Teil  des  Turmes  liegt  die  Treppe  ganz 


287 


44 


KREIS  ERKELENZ 


Kathol.  in  der  Mauerstärke.  Die  reiche  Masswerkgalerie  mit  dem  Bogenfries  sind  in  den  J.  1880 
;  sl  rr  k  1 1*  c  h  6 

bis  1 883  ganz  neu  hergestellt  worden.   Schlanker,  in  Kupfer  gedeckter,  moderner  Helm 
mit  kleiner  Galerie  unter  der  Spitze. 
Langhaus  Das  Langhaus  von  7  Jochen,  durchweg  in  Ziegeln  ausgeführt,  ist  von  ganz 

schlichter  Formengebung;  Sockelschräge  und  Kaffgesims  sind  um  die  Strebepfeiler 
verkröpft.  Die  Fenster  dreiteilig  mit  glatt  aufgemauerten  Gewänden;  in  der  Mittel- 
achse an  jeder  Seite  ein  einfaches  Spitzbogenportal  mit  rechteckiger  Tür,  davor  jetzt 
die  modernen  Vorhallen.  Auf  den  Strebepfeilern  die  kurzen  modernen  Aufsätze  mit 
Satteldach,  von  denen  die  schlanken  Strebebögen  zum  Obergaden  ausgehen;  im  Ober- 
gaden kurze  spitzbogige  Masswerkfenster. 
Chor  Der  Chor  in  ähnlich  schlichter  Ausbildung  mit  Masswerkfenstern  und  Strebe- 

pfeilern; der  später  hinzugefügte  Chorumgang  auch  ganz  einfach  mit  Strebepfeilern  und 
kleinen  zweiteiligen  Masswerkfenstern.  An  der  Südseite  springt  ein  kleines  dreiseitiges 
Chörchen  aus  dem  Chorumgang  vor.  Wohl  die  sämtlichen  Hausteinteile,  Masswerke, 
Abdeckungen,  Gesimse  u.  s.  w.  sind  bei  der  Wiederherstellung  um  1860  erneuert 
worden.  Der  Chorumgang  erhielt  damals  auch  die  getrennten  Walmdächer  an  Stelle 
des  einheitlichen  Pultdaches. 

Die  Verlängerungen  der  Seitenschiffe  zu  beiden  Seiten  des  Turmes  mit  flacheren 
Strebepfeilern,  deren  Aufsätze  entsprechend  denjenigen  am  Langhaus  auch  wohl  erst 
aus  der  Zeit  der  Wiederherstellung  um  1860  stammen;  ebenso  sind  damals  die  wohl 
ursprünglich  glatten  Spitzbogenblenden  an  den  Westseiten  der  Seitenschiffe  mit  Mass- 
werk versehen  worden. 

innere»  Das  Innere  der  Kirche  (Fig.  21)  ist  von  einheitlicher  grosser  Durchbildung  in 

einfachen  Formen. 

Die  Turm  halle,  die  nach  der  Entfernung  des  Orgeleinbaues  die  drei  Unter- 
geschosse einnimmt  und  mit  einem  modernen  Gewölbe  versehen  ist,  öffnet  sich  nach 
Osten  mit  einem  schmalen  Spitzbogen  fast  in  der  ganzen  Höhe  des  Mittelschiffes, 
nach  den  Seiten  in  niedrigeren  Spitzbogen.  In  der  Leibung  zwischen  Turmhalle  und 
Mittelschiff  die  spätgotische  Bauinschrift:  in  den  jaren  ons  heren  mcccclvii,  des 

EIRSTEN  DAGS  NAE  SENT  PETER  IND  PAUWELS  DACH  TOE  IV  UREN,  VEIL  HIE  EYN 
TORE  NEDER  IND  DES  ANDEREN  JAIRS  OP  DEN  SELVEN  DACH  WARD  DESE  BEGON- 
DEN  WEDER. 

Das  Langhaus  hat  quadratische  Pfeiler  mit  abgelasten  Kanten  und  schlichten 
Achtecksvorlagen,  die  sich  ohne  Kapitäle  als  die  Scheidegurte  der  einzelnen  Gewölbe- 
felder fortsetzen.  Nur  die  Scheidebögen  selbst  haben  reiche  profilierte  Gewände,  die 
jedoch  auch  ohne  Konsolen  oder  Gesimse  aus  den  Pfeilern  herauswachsen.  Die  Ge- 
wölbe im  Langhaus  und  im  Hauptchor  sind  schlichte  Kreuzgewölbe  mit  kleinen 
runden  Schlufssteinen.  In  den  Aussenwänden  der  Seitenschiffe  sind  unter  den  Fenstern 
fast  regelmässig  Korbbogenblenden  angeordnet.  Über  den  Zugängen  zum  Chorumgang 
sind  noch  zwei  kleine,  bei  Anlage  des  Chorumganges  zugemauerte  Masswerkfenster 
sichtbar. 

Die  beiden  SeitenschiftVerlängerungen  am  Turm  haben  in  Angliederung  an  die 
inneren  Strebepfeiler  des  Turmes  und  die  Turmöffnungen  unregelmässige,  zum  Teil 
verschobene  Rippengewölbe  erhalten;  an  der  Nordseite  ruht  das  Mittelgewölbe  auf 
Konsolen  mit  den  Halbfiguren  von  Engeln  wie  im  Chorumgang. 

Besonders  reizvoll  ist  der  Chorumgang  ausgebildet;  die  spitzbogigen  Durch- 
brechungen zwischen  Chor  und  Umgang  sind  mit  Ausnahme  von  dreien  erst  in 
jüngster  Zeit  hergestellt.  Zwischen  die  Strebepfeiler,  deren  hochliegende  Sockelschräge 


288 


ERKELENZ 


45 


Skulpturen 


durchweg  noch  sichtbar  ist,   sind  kleine  Kreuzgewölbe  eingespannt,    deren  Rippen  Kathol 
auf  den  zierlichen,  mit  Engelshalbfiguren  geschmückten  Konsolen  ansetzen;  so  ent-  Pfarrkirche 
steht  die  Folge  von  sehr  malerischen  Nischen.    Der  Umgang  selbst  und  das  aus 
seiner  Südseite  vorspringende  Chörchen   haben  gleichfalls  Kreuzgewölbe  auf  feinen 
Blattkonsolen. 

Von  der  reichen  Ausstattung  der  Kirche  sind  zu  nennen:  Ausstattung 
Zwei  Ölgemälde  mit  halbrundem  Abschluss,   die  Verehrung  des  Kindes  und  Gemälde 

die  Hinrichtung  der  h.  Katharina,  ziemlich  gute  Arbeiten  unter  vlämischem  Einfluss, 

wahrscheinlich  aus  früheren  Seitenaltären  herrührend. 

Je  etwa  2  m   hoch,   1 ,2 5  m  breit,  Mitte  des  i7.  Jh. 

(Taf.  III.) 

Figur  des  h.  Johannes  Bapt.,  Eichenholz 
geschnitzt,  neu  bemalt  und  zum  Teil  modernisiert. 
Der  Unterkörper  mit  reichem  fein  gefältelten  Gewand, 
Kopf  und  Hals  klein,  von  etwas  morosem  Ausdruck. 
Gute  niederrheinische  Figur  aus  der  2.  H.  des  1 5.  Jh., 
etwa  80  cm  hoch. 

Triumphkreuz  auf  einem  Balken  im  Mittel- 
schiff, lebensgross  (Fig.  21);  der  Gekreuzigte  von  ruhiger 
Haltung,  sehr  sorgfältig  durchgeführt  mit  fein  gefäl- 
teltem Lendentuch;  die  Figuren  Mariae  und  Johannis 
gleichfalls  in  ruhiger  Haltung  und  von  guter  Durch- 
bildung der  Gewänder.  Gute  Arbeit  aus  dem  J.  i486, 
restauriert  und  neu  polychromiert  (,Item  anno  i486 
wart  dat  grote  creutz  midden  in  unser  kirchen  ge- 
maecht und  opgericht  und  dat  hait  gecost  200  over- 
lenscher  R inscher  gülden'.  Erkelenzer  Chronik  in  den 
Ann.  h.  V.  N.  V,  S.  Si). 

Figuren  der  hh.  Crispinus  und  Crispi- 
nianus  mit  den  Mühlsteinen,  in  reicher  knitteriger  Ge- 
wandung, grosse  Locken  und  breite  Tuchmützen.  Sehr 
gute  niederrheinische  Arbeiten  aus  der  Zeit  um  i5oo, 
leider  dick  mit  weisser  Ölfarbe  überstrichen,  je  95  cm 
hoch  (Fig.  22). 

Gruppe  der  Grablegung  Christi,  sechs 
Figuren,  die  den  Leichnam  in  die  Tumba  hinablassen, 
vor  dem  Sarkophag  knieend  die  h.  Maria  Magdalena; 

ziemlich  derbe  Arbeit  aus  einem  vlämischen  Schnitzaltar  aus  der  1.  H.  des   16.  Jh., 
34  cm  hoch,  46  cm  breit. 

Im  Mittelschiff  Kronleuchter  mit  der  Doppelfigur  Mariae  vom  [.  i5i7,  etwa  Kronleuchter 
4  m  hoch,  2,5o  m  Durchmesser  (Taf.  III  u.  Fig.  2.3).  Die  sechs  schmiedeeisernen  Arme 
wachsen  aus  einem  traubenartigen  Holzknauf  um  eine  mit  Blattwerk  umwundene 
Stange  heraus,  die  Hauptarme  sind  begleitet  von  reichem  Rankenwerk  mit  vielzackigen 
Blättern,  Blüten  und  Früchten  der  Distel,  der  Kerzenhalter  steht  in  einer  entsprechenden 
Blattkrone;  aus  der  Mitte  aufsteigend  jedesmal  ein  Arm,  in  dessen  Blattkrone  das 
Halbfigürchen  eines  musizierenden  Engels  sitzt.  Unter  der  Leuchtertülle  und  in  der 
Mitte  jeden  Astes  eine  Kugel,  jetzt  fast  alle  Holz  an  Stelle  der  früheren  hohl  ge- 
schmiedeten.   In  der  Mitte  steht  auf  einer  mit  den  Figürchen  von  Propheten  ge- 


Fig.  22.  Erkelenz. 
Figur  des  h.  Crispinus  in  der 
katholischen  Pfarrkirche. 


289 


46  KREIS  ERKELENZ 


Ausstattung  schmückten  Konsole  die  lebensgrosse  Doppelfigur  Mariae  im  Strahlenkranz,  in  der 
Gewandbehandlung  reich  und  frei,  der  Kopf  ziemlich  ausdruckslos;  beide  Seiten  fast 
genau  übereinstimmend.  Der  Leuchter  wurde  im  J.  1 5 1 7  gefertigt,  das  Schnitzwerk 
für  26  Philipps-Gulden,  das  Eisenwerk  in  Neuss  für  24  kölnische  Gulden;  im  J.  1 533 
wurde  der  Leuchter  in  Köln  von  dem  Maler  Johann  Er  wein  in  der  Schildergasse 
für  5o  Philipps-Gulden  und  5o  Goldgulden  bemalt  und  vergoldet  (Ann.  h.  V.  N.  V, 
S.  56.  —  Katalog  der  Kunsthistor.  Ausstellung  Düsseldorf  i9o2,  Nr.  37  7  —  Organ 
für  christl.  Kunst  XI,  S.  22  7  Anra.). 

Das  Werk  hat  stark  gelitten,  die  schönen  schmiedeeisernen  Kugeln  sind  bis 
auf  zwei  verschwunden,  die  Engelfigürchen  sind  fast  alle  neu  und  die  alte  Poly- 

chromie  ist  im  1 9.  Jh.  durch 
eine  neue  ersetzt  worden. 
Der  Leuchter  ist  neben  dem 
etwas  älteren  in  Kalkar 
(Kunstdenkm.  des  Kr.  Kleve 
S.  73)  der  schönste  und 
reichste  in  der  ganzen  Pro- 
vinz, in  dem  Schnitzwerk 
gegen  ihn  zurückstehend, 
aber  in  den  reichen,  zum 
Teil  wilden  Formen  der 
Eisenbehandlung  unerreicht. 

Schmiedeeiserner  To- 
tenleuchter auf  Stein- 
sockel, unten  auf  einer  Vo- 
lute ein  Arm  mit  Gelbguss- 
Weihwasserkessel ,  an  der 
anderen  Seite  der  Halter  für 
die  grosse  Kerze,  an  dem 
Schaft  zwei  Schildchen  mit 
dem  Monogramm  Christi  und 
einer  Hausmarke;  oben  eine 
grosse  Rosette  und  ein  Band 
mit  der  Jahreszahl  1624, 
als  Abschluss  ein  reiches 
Kreuz,  2,55  m  hoch.  Zu- 
gehörig vier  einfachere  Leuchter  in  ähnlichen  Formen,  je  1 , 5 5  m  hoch. 

Zwei  einfachere  schmiedeeiserne  Leuchter  mit  gedrehtem  Schaft,  je  i,5o  m 
hoch,  16.— 1  7.  Jh. 

Adlerpult  Adlerpult  (Taf.  IV  u.  Fig.  2  4)  aus  Gelbguss  (aus'm  Weerth,  Kunstdenkm.  des 

christl.  Mittelalters  i.  d.  Rheinlanden  II,  S.  53,  Taf.  XXXI.  —  Katalog  der  kunsthist. 
Ausstellung  Düsseldorf  1 9c  2,  Nr.  375,  Abb.  1 7).  Der  dreiseitige  Auf  bau  ruht  auf  Löwen 
und  hat  einen  mit  Masswerk  durchbrochenen  Sockel ;  an  den  Ecken  Strebepfeiler  mit 
Strebebögen,  die  Seiten  mit  Spitzbogen,  darin  von  den  drei  Figuren  noch  diejenige 
Gottvaters  und  des  Heilandes  mit  Weltkugeln  in  den  Händen  erhalten.  Darüber 
erhebt  sich  der  sechseitige  Schaft  mit  Kugel  und  dem  auf  einem  fledermausartigen 
Drachen  sitzenden  grossen  Adler.  Die  Fialen  zum  Teil  abgesägt,  die  Leiste  an  dem 
Pult  im  18.  Jh.  ergänzt;  gute  belgische  Gelbgussarbeit  aus  der  1.  H.  des  1 5.  Jh.,  2  m 


Fig.  23.  Erkelenz,  katholische  Pfarrkirche. 
Einzelarm  und  Schaft  des  Marienleuchters. 


2  9o 


Taf.  III. 


Erkelenz,   kathol.  Pfarrkirche.     Marienleuchter  vor  dem  Umbau  der  Turmhalle 

und  der  Orgelbühne. 


ERKELENZ 


47 


hoch.    Am  nächsten  steht  dem  Erkelenzer  Pult  dasjenige  von  i448  aus  Altenberg,  Ausstattung 
jetzt  in  der  Maxkirche  in  Düsseldorf  (Kunstdenkm.  der  Stadt  u.  des  Kr.  Düsseldorf  S.  53, 
Fig.  16),  dann  auch  dasjenige  im  Aachener  Münster,  bei  beiden  fehlen  jedoch  Füsse 
und  Figuren,  bei  dem  Aachener  Pult  ist  auch  der  ganze  Aufbau  später  verkürzt  worden. 

Im  nördlichen  Seitenschiff  grosser  Dreisitz,  die  Bank  ergänzt,  der  hohe 
Rücksitz  unten  mit  zwei  Reihen  von  Rollwerkfüllungen,  oben  fünf  Felder,  die  mit 
dem  Wappen  von  Erkelenz  und  Distelornament  reich  geschnitzt  sind.  Als  Abschluss 
ein  Baldachin,  der  auf  einfacher  Kehle  ausladet  und  mit  kleinen  hängenden  Engel- 
figuren geschmückt  ist;  der  abschliessende  Fries  mit  Masswerk  und  der  Inschrift: 
anno  domini  i5o3.,  2,3o  m  breit. 

Auf  der  Bank  steht  die  lebensgrosse  Figur  des  kreuztragenden  Heilandes, 
ziemlich    mittelmässig,    aus  dem 
16.— 18.  Jh. 

Kasel  vom  J.  i5o9,  pracht- 
voller roter  Goldbrokat  mit  sog. 
Granatapfelmuster,  wahrscheinlich 
venezianisch  (Taf.  V).  Auf  beiden 
Seiten  Gabelkreuze  reich  in  Über- 
fangstich  gestickt,  auf  der  Rück- 
seite oben  die  Anbetung  der  Kö- 
nige mit  dem  Zug  der  Könige  auf 
den  Kreuzarmen,  oben  auf  den 
Pilastern  zwei  Wappen  mit  Flei- 
scherbeilen, am  Fuss  der  Gruppe 
die  Jahreszahl  1 5o9.  Darunter  mit 
Renaissancebaldachinen  die  Grup- 
pen der  Darbringung  im  Tempel 
und  des  im  Tempel  lehrenden 
Christus.  Die  leider  verschnittene 
Vorderseite  in  gleicher  Anordnung 
und  Ausführung,  oben  die  Ver- 
ehrung des  Kindes,  darunter  die  Fig  24  ErkelenZ)  katholisdie  PfarrkirAe. 
Beschneidung  und  die  Flucht  nach  Detail  des  Adlerpultes. 
Ägypten. 

Die  Stickereien  sind  hervorragende  Arbeiten  der  flandrischen  oder  burgundischen 
Frührenaissance;  die  Kasel,  die  durch  Schenkung  erst  im  1 9.  Jh.  an  die  Kirche  in 
Erkelenz  gekommen  ist,  rechnet  zu  den  vorzüglichsten  Werken  dieser  Art  (Bock, 
Gesch.  der  liturgischen  Gewänder  I,  S.  285;  II,  S.  12 7.  —  Kat.  der  kunsthist.  Aus- 
stellung Düsseldorf  i9o2,  Nr.  376). 

Ciborium  aus  vergoldetem  Silber,  glatter  runder  Fuss,  sechsseitiges  Gehäuse 
mit  Pyramidendach,  darauf  graviert  Doppelwappen  Helthausen  und  Oidtman  mit  den 
Buchstaben  B.  H.  O.  M.,  Anf.  i7.  Jh.,  3o  cm  hoch  (wahrscheinlich  Balthasar  Helthausen 
zu  Wockerath  und  Mechtildis  Oidtman,  vermählt  1 63 1 ). 

Auf  der  Sakristeitür  romanischer  Löwenkopf  mit  Ring  aus  Bronze,  dünne 
gedrehte  Mähnenlocken,  i9  cm  Durchm.,  12. —  1 3.  Jh.  Das  zugehörige  Exemplar  wird 
in  der  Sakristei  aufbewahrt. 

In  der  Sakristei   zwei  grosse  Reliquientafeln  von  geschweifter  Form,   mit  Reliquientafeln 
durchbrochenen  Silberbeschlägen  auf  rotem  Sammet;   in  dem  Fuss  unter  Glas  die 


Kasel 


29l 


4  h 


KREIS  ERKELENZ 


Ausstattung  reich  gefassten  Reliquien,  das  Ganze  mit  Rokaille-Ornamenten  und  Blumen;  in  der 
Mitte  die  grossen  Flachreliefs  der  Kreuzigung  und  des  Pfingsfestes.  Gute  Silberarbeiten 
aus  der  2.  H.  des  18.  Jh.,  je  1,20  m  hoch,  78  cm  breit. 

Zwei  kleinere  Reliquien  tafeln  derselben  Art  und  in  gleicher  Ausführung. 

Am  Westende  des  südlichen  Seitenschiffes  der  Taufstein  aus  Namurer  Blau- 
stein, achtseitig,  mit  rohen  Eckköpfen  und  Dreipassfeldern  dazwischen;  der  Sockel, 
ehedem  mit  vier  Ecksäulchen,  ganz  abgevvittert ;  wohl  schon  i4.  Jh.,  93  cm  hoch, 
1  3o  cm  breit. 

Um  den  Taufstein  hölzerne  Abschlusswand   in  einfachen  Rokokoformen 
und  mit  durchbrochener  Laubwerkfüllung  in  der  Tür,  etwa  2  m  hoch,  2.  H.  des  18.  Jh. 
Grabplatten  Die  Turmhalle  ist  ganz  mit  alten  Grabplatten  ausgelegt,  die  leider  fast  sämt- 

lich bis  zur  Unkenntlichkeit  abgetreten  sind,  u.  a.  eine  Platte  mit  den  bronzenen 
Vierpassmedaillons  der  Evangelistensymbole  in  den  Ecken,  eine  andere  mit  dem 
Üidtmanschen  Wappen  (Anf.  des  i7.  Jh.). 

Im  Kirchenschiff  eine  Grabplatte  mit  der  Inschiift:  anno  IÖ29,  den  27.  8bris, 
obiit  Odilia  Spiegels,  widwe  Merten  vf.nr aidt.    Vom  Wappen  ist  nur  noch  die 
Helmzier;  ein  offener  Flug  mit  je  einer  Rose  belegt,  zu  erkennen. 
Glocken  Die  beiden  alten  Glocken  von  1 5 3 5  und  i7i4  tragen  die  Inschriften: 

1.  MARIA  HEISCEN  ICH,  IN  DIE  ERE  GOTS  LWDEN  ICH,  DIE  DODEN  BESCH RI DEN 
(so)  ICH,    DEN    DONNER  VERDRIEFEN    ICH,    JAN  VAN  TREER,    BURGER    ZO    AICH,  GOIS 

mich  anno  domini  mvcxxxv.  Am  oberen  Rande  eine  feine  Pilasterstellung  mit  spät- 
gotischen Masswerkbögen,  darunter,  in  den  einzelnen  Feldern  wechselnd,  Imperatoren- 
köpfe mit  Stirnbinden  in  dem  üblichen  Typus  der  Frührenaissance  und  christliche 
Reliefs.   Über  den  Glockenguss  vgl.  Ann.  h.  V.  N.  V,  S.  10.  —  Aachener  Zs.  VII,  S.  53. 

2.  nos  atqVe  (?)  beneDICant  IesVs  MarIa  Ioseph,  in  Quorum  honorem 

ac  potissimum  sub  t1tulo  sancti  regente  consule  august1no  meyer 

magistratus  fieri  fecit.  johan  1trong  me  fectt  i  7  1 4. 

Unterge-  Über  ein  im  ]   1 4 1 7  zu  dem  Neubau  des  Chores  von  dem  Aachener  Marien- 

gangene Werke stift  gcstiftetes  Fcnster  vgl.  Aachener  Zs.  XXIV,  S.  335. 

Reste  von  Glasmalereien,  darunter  zwei  Oidtmansche  Ehewappen  des 
1 7.  Jh  und  ein  Donatorenbildnis  des  Herzogs  von  Jülich  und  seiner  Familie  von  i57o 
gingen  im  }.  1881  in  den  Besitz  des  verstorbenen  Dr.  H.  Oidtmann  in  Linnich  über. 
Die  letztgenannten  Scheiben  sind  jetzt  im  Besitz  Sr.  Majestät  des  Kaisers,  die  Familien- 
wappen im  Besitz  des  Herrn  Dr.  Oidtmann  in  Linnich,  zwei  kleine  Scheiben,  Kruzi- 
fixus  und  Grablegung,  aus  dem  1 5 .  —  1 6.  Jh.,  im  Provinzialmuseum  in  Bonn. 

Von  dem  grossen  Hochaltar,  dessen  Schnitzwerk  von  Meister  Statins  von 
Lüttich  herrührte  und  der  im  J.  1 45  7  von  Johann  van  Stockuni,  wohl  identisch  mit 
einem  gleichnamigen  Kölner  Maler,  polychromiert  und  mit  gemalten  Flügeln  ver- 
sehen worden  war  für  225  oberländische  Gulden,  sind  Reste  nicht  mehr  vorhanden 
(Ann.  h.  V.  N.  V,  S.  49.  —  Aachener  Zs.  VIII,  S.  3  l  7,  Nr.  i  i ). 

Altere  Schatz  Verzeichnisse  von  1 5  2  9  und  1 5  5  S  sind  erhalten  (Ann.  h.  V.  N. 
V,  S.  Ii.  —  Abdruck  des  jüngeren:  Aachener  Zs.  VII,  S.  54);  soweit  dieser  Schatz 
nicht  bei  dem  grossen  Diebstahl  im  J.  i,s69  verloren  ging,  ist  er  wohl  in  den  späteren 
Ki  iegsgeschicken  und  durch  einen  weiteren  grossen  Diebstahl  im  J.  1 7 33  (De  Maas- 
gouw  1 886/87,  S.  180)  untergegangen. 
Franzis-  EHEMALIGE  FRANZISKANER  - KL  OS  TER  KIRCHE,  jetzt  kathol. 

KiVch'e     Nebsnkirche  (s.  t.  s.  Antonii  de  Padua).    Knippenbergh,  Historia  ecclesiastica  duc. 
Geldriae  p.  235.  —  Habets,  Geschiedenis  van  het  bisdom  Roermond  III,  S.  698. 


2  92 


Taf.  IV. 


Erkelenz.     Adlerpult  in  der  kathol.  Pfarrkirche. 


Taf.  V. 


Erkelenz.     Kasel  in  der  kathol.  Pfarrkirche. 


* 


ERKELENZ 


49 


Handschrift!.  Qu.     Einiges  findet  sich  in  dem  Archiv  der  Stadt  Erkelenz 
(s.  u.  S.  57),  weitere  Archivalien  im  Turm  der  Kirche  und  im  Kloster  Weert  (Hol- 


Franzis- 
kaner 
Kirche 


Geschichte 


land),  anderes  angeblich  in  der  Binterimschen  Bibliothek  in  Düsseldorf. 

Ältere  Abbildung:  Kupferstich,  Ansicht  des  Klosters,  im  Vordergrund  Heilige 
mit  allegorischen  Figuren,  22X^3  cm  gross,  um  i65o  (Katalog  der  Samml.  Heinrich 
Lempertz  sen.,  Köln  i9oo,  Nr.  25 1 6). 

Über  die  Geschichte  des  Klosters  ist  sehr  wenig  bekannt;  die  Gründung  er- 
folgt im  J.  1 645.  Mit  dem  Bau  des  Klosters  begann  man  im  J.  i65i,  mit  dem  der 
Kirche  im  J.  1 656.  Im  J.  1 658  sucht  der  Prokurator  des  Klosters,  Pater  Gonzales, 
um  Zollfreiheit  für  Baumaterialien  nach  (Inventaris  van  het  oud  archief  der  gemeente 
Roermond  IV,  S.  396). 

Nach  der  Aufhebung  des  Klosters  im  j.  1802  wurden  die  Gebäude  der  Stadt 
überwiesen  und  finden  seitdem  für  Schulzwecke  Verwendung.  Die  Klosterkirche  ist 
Nebenkirche  der  Pfarrkirche. 

Grosser  schlichter  Saalbau  in  Ziegelmauerwerk,  um  1660,  im  Lichten  4i,7om  Beschreibung 
lang,  10, 3o  m  breit. 

Der  Bau  ist  im  Äusseren  ganz  schlicht  behandelt,  die  Langseite  an  der  Äusseres 
Strasse  mit  9  grossen  rundbogigen  Fenstern,  von  denen  die  beiden  westlichen  — 
wegen  der  Empore  im  Inneren  —  kürzer  sind  ;  die  Schrägseiten  des  Chorschlusses 
gleichfalls  mit  Rundbogenfenstern  und  Strebepfeilern.  An  der  Nordseite  die  kleine 
Sakristei  und  ein  viereckiger,  wenig  über  das  Hauptgesims  hinausragender  Treppen- 
turm; die  ganze  übrige  Nordseite  ist  durch  die  Klostergebäude  verdeckt.  In  der 
Westachse  der  Südseite  ein  rundbogiges  Portal  aus  Haustein  mit  hohem  Gesims, 
darüber  eine  Nische  zwischen  gebrochenem  Giebel  mit  der  Figur  des  h.  Franziskus. 

Die  Westfront  unten  mit  zwei  Ochsenaugen-Fenstern,  darüber  zwei  Rundbogen- 
fenster, zwischen  ihnen  ein  grosser  Hausteinbossen  für  ein  Wappen.  Der  Giebel 
zweigeschossig  mit  grossen  Voluten  und  einem  Gesims  in  der  Mitte,  darauf  Kartusche 
mit  der  Jahreszahl  1661. 

Auf  dem  Westende  des  mächtigen  Daches  ein  offener  sechsseitiger  Dachreiter 
mit  glockenförmiger  Haube  und  schlanker  Spitze. 

Im  Inneren  in  den  beiden  Westjochen  auf  zwei  Säulen  mit  Kreuzgewölben  inneres 
eine  grosse  Empore.  Die  Decke  ist  als  Holztonne  mit  eisernem  Gesprenge  ausgeführt ; 
die  schmalen  Wandvorlagen  setzen  sich  als  Gurte  in  der  Decke  fort.  Die  einzelnen 
Felder  zeigen  eine  derbe  Stuckdekoration,  grosse  Figuren  von  Heiligen  in  gemalter 
Umrahmung,  teils  in  Flachrelief,  teils  gemalt.  Unter  der  Empore  zwei  Barockkai  tuschen 
mit  dem  spanischen  und  einem  unbekannten  Wappen ;  im  Chor,  zum  Teil  durch  die 
Täfelung  verdeckt,  das  spanische  Wappen  mit  der  Inschrift:  Philippus  rex  hispaniae, 
das  Wappen  des  Roermonder  Bischofs  mit  der  Inschrift:  Antonius  Albertus 
d.  allamont.  v.,  ruremondensis  eitscopus  1662.,  unter  den  Fenstern  des  Schiffes, 
leider  jetzt  verdeckt,  die  Wappen  der  Städte  des  Oberquartiers  Geldern.  Wachten- 
donk, Venlo,  Roermond,  Straelen,  Geldern  und  Erkelenz. 

Die  Kirche  hat  eine  interessante,  vollkommen  einheitliche  Barockeinrich-  Ausstattung 
tung.  Die  Wände  sind  ringsum  mit  einer  hohen  Täfelung  mit  verkröpften  Fül- 
lungen versehen,  fest  eingebaut  in  die  Nischen  der  Nordseite  die  Beichtstühle 
mit  Engelköpfen  und  schweren  Fruchtgehängen;  die  Kanzel  an  der  Nordseite  in 
entsprechenden  Formen.  Anden  Pfeilern  Barockfiguren  von  Heiligen  auf  grossen 
Konsolen.  Auf  der  Empore  seitlich  des  Orgelgehäuses  ein  Abschlussgitter  mit 
gedrechselten  Pfosten,  in  den  Formen  der  Spätrenaissance. 


293 


5o  KREIS  ERKELENZ 

Franzis-  Die  übrige  Ausstattung  stammt  zum  Teil  schon  aus  der  Mitte  des  18.  Jh.,  der 

k  3.  vl  g  r 

Kirche  Hochaltar  mit  einem  grossen  Gemälde  der  Kreuzigung,  bez.:  godofridus  maes 
fecit  anno  1 665.,  leider  übermalt,  und  einem  guten  Relief  der  Dreieinigkeit  im  Auf- 
satz, die  Seitenaltäre  in  entsprechenden  Formen  einfacher,  mit  den  Gemälden  der 
Muttergottes  und  des  h.  Franziskus;  an  dem  nördlichen  Seitenaltar  das  Ehewappen 
Vogels  und  Gerckrath;  die  Kommunionbank  in  Pilaster-  und  Relieffelder  aufge- 
teilt. Die  Täfelung  des  Chores  in  reichen  Rokokoformen,  aus  dem  Chor  der 
Pfarrkirche  herrührend.  In  gleichen  Formen  ist  der  grosse  fünfteilige  Orgelprospekt 
in  zwei  Geschossen  ausgeführt. 

Unter  der  Empore  ein  barocker  Windfang  und  ein  kleines  Barock- 
altärchen  aus  dem  Anfang  des  1 8.  Jh. 

Verglasung  Von  ganz  besonderem  Interesse  ist  die  gleichfalls  aus  den  J.  1 7 84  und  1 785 

herrührende  Verglasung  der  Fenster,  aus  einem  grünlichen  und  einem  rötlichen 
Glas  mit  einfacher  Verbleiung  ausgeführt.  Die  meisten  Fenster  haben  gross  gezeich- 
nete geometrische  Muster  aus  Bandwerkverschlingungen  u.  s.  w.,  reicher  ist  das  Mittel- 
fenster an  der  Westseite  mit  einem  grossen  Herz  in  der  Mitte  und  der  Inschrift : 
s.  antioni  ap.,  o.  p.  n.  i  784;  in  den  beiden  Chorfenstern  grosse  Kartuschen  mit  den 
Monogrammen  Christi  und  Mariae,  dabei  die  Inschrift:  anno  i 785.  Die  Fenster 
gehören  durch  die  gute  klare  Zeichnung  der  Musterung  und  den  lichten  gedämpften 
Ton  zu  den  besten  Erzeugnissen  ihrer  Art  aus  dem  18.  Jh. 

Kloster-  Die  an  der  Nordseite  der  Kirche  anstossenden  Klostergebäude  sind  schlichte 

zweigeschossige  Ziegelbauten  um  einen  rechteckigen  Hof,  aus  der  i.  H.  des  18.  Jh.; 
sie  sind  im  Laufe  des  i9.  Jh.  mannigfach  verändert  worden  und  enthalten  jetzt  das 
Progymnasium. 

Kloster  EHEMALIGES  KREUZBRÜDERKLOSTER  HOHENBUSCH  BEI 

o  en  usc    ERj^kLjrjsf;^.    VON  Ledebur,  Allgemeines  Archiv  für  preussische  Geschichte  VII, 
S.  32  1.  —  Zeitschrift  für  vaterländ.  Geschichte  und  Altertumskunde  IV,  S.  377.  - 
Tille,  Übersicht  II,  S.  io3.  —  Kaltenbach  S.  2  7  7.  —  Aachener  Zs.  IV,  S.  6,  Anm. 

-  Hkrmans,  Annales  canonicorum  regularium  s.  Augustini,  ord.  s.  Crucis  I,  S.  612; 
II,  S.  33;  III,  S.  162,  1 79,  546,  573.  —  Berg.  Zs.  II,  S.  121.  —  Graf  W.  Mirbach, 
Territorialgeschichte  II,  S.  2  4.  —  Quix,  Codex  dipl.  Aquensis  S.  io3,  1 85. 

Ältere  Ansicht  vom  J.  i723  mit  der  abgebrochenen  Kirche,  ziemlich  zuver- 
lässig, im  Codex  Welser. 

Handschriftl.  Qu.    Im  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf:   7o  Urkunden  von 
l42Ö  —  1 78 1.    Register  der  Gefälle,  des  Grundbesitzes,   Kriegskontributionen  u.  s.  w. 
(Ilgen,  Rhein.  Archiv  S.  85).  —   In  München,   Hof-  und  Staatsbibliothek: 
Samml.  Redinghoven  Bd.  28,  Bl.  459,  betr.  Hof  Hetzenradt  und  Kirchspiel  Doveren. 
Geschichte  Im  J.  Ii 47  verkauft  ein  Freier  Baldericus  das  Gut  Hohenbusch  an  einen  Ru- 

dolfus,  Ministerialen  des  Aachener  Marienstiftes  (Lacomblet,  UB.  I,  Nr.  356);  im 
J.  1  235  einigen  sich  das  Marienstift  und  der  Pfarrer  von  Doveren  über  den  von 
diesem  in  der  Hohenbuscher  Kapelle  zu  leistenden  Gottesdienst.  Im  J.  i3o2  erfolgte 
dann  durch  Vermittlung  eines  von  Hüngenraedt  die  Gründung  der  Kreuzbrüder- 
Niederlassung,  der  das  Marienstift  im  J.  i3o5  auch  den  Hof  überlässt. 

Die  Reste  der  Klostergebäude  stammen  noch  aus  dem  16.  Jh.,  im  J.  i632 
wurde  der  Neubau  der  Kirche  durch  den  Bischof  von  Roermond  konsekriert;  in  der 
1.  H.  des  18.  Jh.  sind  die  Wirtschaftsgebäude  und  der  noch  bestehende  Flügel  der 
Klostergebäude  neu  gebaut  und  verändert  worden.  Nach  der  Aufhebung  des  Klosters 
wurden  die  Kirche  und  zwei  Flügel  der  Klostergebäude  niedergelegt,  die  Ausstattung 


294 


ERKELENZ 


Sl 


der  Kirche  kam  an  die  evangelische  Gemeinde  in  Linnich  (Kunstdenkm.  des  Kreises  Kloster 

0  Hohenbusel 

Jülichs.  i7i).  Das  Klostergut  gelangte  in  den  Besitz  eines  Spaniers  Da  Rabia,  dann 
des  Herrn  August  Velder,  teilweise  in  den  des  Grafen  Hompesch,  und  wurde  im  J.  1 85 7 
von  dem  Notar  Matzerath  erworben.  Der  jetzige  Eigentümer  ist  dessen  Sohn,  Herr 
Otto  Matzerath. 

Von  den  eigentlichen  Klostergebäuden  mit  der  Kirche,  die  einen  recht-  Beschreibung 
eckigen  Hof  umschlossen,  besteht  heute  nur  noch  der  eine  Flügel,  das  in  einem 
prächtigen  Park  gelegene  Wohnhaus,  ein  langer  zweigeschossiger  Bau  von  1 1  Achsen, 
im  Kern  noch  ein  Bau  des  1 6.  Jh.  Nach  dem  Garten  hin  zeigt  der  Bau  die  spät- 
gotische Flächengliederung  mit  Klötzchenfriesen  und  Flachbogenblenden,  die  Fenster 
wurden  im  iS.  Jh.  durchweg  verändert  (Fig.  25).  Die  Seite  nach  dem  Park  ist 
im  18.  Jh.  zu  einer  einfachen  Putzfassade  umgestaltet,  oder  auch  ganz  erneuert  worden; 
über  der  korbbogigen  Tür  die  Jahreszahl  i  7 49 ;  einfaches  Mansardendach. 


Das  Innere  mit  grossem  Korridor  an  der  Parkseite  hat  noch  einzelne  Reste 
der  schönen  Ausstattung  aus  der  Mitte  des  18.  Jh.  bewahrt.  Der  eine  Ecksalon  mit 
reicher  Stuckdecke  mit  Jagddarstellungen  und  einem  grossen  Kamine  in  Stuckmarmor, 
dessen  Aufbau  ein  grosses  Stuckrelief  mit  einem  auf  einem  Delphin  reitenden  Putto 
trägt  (Fig.  26).  In  dem  Speisesaal  Reste  der  barocken  Holztäfelung  aus  dem  alten  Refek- 
torium. In  dem  kleinen  Mittelgang  zwei  vorzüglich  geschnitzte  Doppeltüren  in  der 
Art  der  Aachener  Schnitzarbeiten  des  18.  Jh. 

In  dem  Korridor  drei  mittelmässige  Ölgemälde  eines  Bruders   P.  J.  Becliem  Ausstattung 
aus  Hohenbusch,  Verkündigung,  Beschneidung  und  Anbetung  der  Könige,  jedes  etwa 
2,5  m  breit,  2  m  hoch;   auf  der  Rückseite  eines  Bildes  die  Inschrift:    fert  ChorVs 
et  Labente  DIe  soLemnIa  regVM  sIstItVr  obtVItV  tanta  fIgVra  tVo  (i74i). 
sub  admodum  reverendo  ac  amplissimo  domino  d.  henrico  goldt,  huius  domus 

PRIORE  dignissimo,  FRATER  p.  J.  BECHEM  PINXIT,  PROFESSUS  HUIUS  DOMUS. 

Die  parallel  mit  dem  jetzigen  Wohnhaus  liegende  Kirche,  sowie  die  beiden 
Verbindungsflügel  sind  ganz  verschwunden. 

4* 

295 


5  2  KREIS  ERKELENZ 


Kloster 
Hohenbusch 
Wirtschafts- 
gebäude 


Kathol. 
Kapelle  in 
Oestrich 


Kathol. 
Kapelle  in 
Terheeg 


Die  grossen  Wirtschaftsgebäude  aus  dem  Anfang  des  18.  Th.  umschlossen 
ursprünglich  drei  Seiten  eines  Rechtecks;  innerhalb  des  Hofes  liegt  ein  weiterer  lang- 
gestreckter Bau.  Der  Ostflügel,  der  an  das  Wohnhaus  anstiess,  ist  fast  ganz  nieder- 
gelegt, der  Südfliigel,  jetzt  Scheune, 
hat  an  der  westlichen  Schmalseite 
noch  vermauerte  Fensteröffnungen 
und  einen  zierlichen  geschweiften 
Giebel  mit  der  Jahreszahl  i72o  in 
Eisenankern;  an  der  Innenseite  das 
Chronogramm :  CVstoDI  ILLaM, 
qVIa  Ipsa  est  VIta,  prov.  4  (  i  7  20). 
Der  Westflügel  ganz  schlicht  mit 
grossem  Tor  aus  der  Zeit  um  1 800  ; 
darin  das  verstümmelte  Chrono- 
gramm : 

DeXtra  sVa  teget  eos  et 
sanCto  braChTo  DefenDet(i7i6). 

Der  im  Hof  freigelegene  Bau 
gleichfalls  ganz  einfach;  an  der 
Nord-  und  Ostseite  zwei  Chrono- 
gramme : 

1 .  In  te  ConfIDo,  non  erV- 
besCaM  (i7o7). 

2.  In  CrVCe  fIDaM  (i7o7). 
KATHOLISCHE  KA- 
PELLE IN  OESTRICH  (s.t.s. 
Karoli  Magni),  ein  einfacher  kleiner 
Ziegelbau,  um  i84o.  Von  der  Aus- 
stattung ist  nur  eine  sehr  inter- 
essante Holzfigur  des  h.  Nica- 
sius  erwähnenswert;  der  Heilige, 
in  eiliger  Bewegung,  rafft  mit  der 
einen  Hand  den  kühn  umgewor- 
fenen Mantel,  in  der  anderen  der 
Stab  mit  den  Mäusen ;  von  guter 
scharfer  Modellierung,  leider  ganz 
überstrichen.  Niederrheinisch,  Mitte 
des  1 5.  Jh.,  etwa  9o  cm  hoch. 

KATHOLISCHE  KA- 
PELLE IN  TERHEEG  (s.t.s. 
Luciae). 

Die  Kapelle  wurde  im  J.  16 76 
nach  Beendigung  einer  Seuche,  der 
wesentlich  verändert  und  umgebaut 


26-    Haus  Hohenbusch.    Kamin  in  dem  Ecksalon. 


roten  Ruhr,  erbaut;  sie  scheint  im  18.  Jh.  (i7Si) 
worden  zu  sein  (Ann.  h.  V.  N.  V,  S.  66). 

Kleiner,  dreiseitig  geschlossener  Ziegelbau  aus  dem  i7.  und  18.  Jh.,  im  Lichten 
9,6o  m  lang,  5  m  breit.  An  den  Langseiten  je  zwei,  an  den  Schrägseiten  des  Chor- 
schlusses  je  ein  Stichbogenfenster;  die  Westseite  mit  einfacher  Tür,  darüber  ein  fast 


296 


ERKELENZ 


53 


ganz  verwittertes  Chronogramm ;   zierlicher  geschweifter  Giebel  mit  Stichbogenfenster 
und  Ochsenauge.    Auf  dem  Dach  sechsseitiger  geschieferter  Dachreiter. 
Das  Innere  ganz  schlicht. 

Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen:  Einfacher  Rokoko-Altar  mit  zwei 
seitlichen  Türen. 

In  dem  Fenster  über 
der  Tür  acht  kleine  Kabi- 
nettscheiben mit  Hei- 
ligenfigürchen,  Stifter namen 
und  der  Jahreszahl  i75i, 
mittelmässig. 

Beachtenswerte  spätgo- 
tische Kanzel  aus  Eichen- 
holz, stark  überstrichen,  um 
1 5oo  (Fig.  27),  aus  der  unter- 
gegangenen Gasthauskapelle 
ad  s.  Leonardum  in  Erkelenz 
stammend.  Der  kelchför- 
mige  Ansatz  aus  dem  Sechs- 
eck konstruiert,  mit  profi- 
lierten Eckrippen.  Der  Kör- 
per zweigeschossig  mit  kräf- 
tiger Profilleiste  in  der  Mitte ; 
die  erhaltenen  vier  Seiten 
haben  je  zwei  Füllungen  mit 
Flachreliefs,  die  auf  einem 
reichen  Masswerkgrund 
durchbrochen  geschnitten 
und  jetzt  mit  einfachen 
Tannenbrettern  hinterlegt 
sind;  es  sind  in  den  einzel- 
nen Feldern  dargestellt  der 
Gekreuzigte ,  ursprünglich 
wohl  mit  der  jetzt  fehlenden 
Figur  Johannis  und  der  an 
anderer  Stelle  stehenden 
Figur  Mariae ;  ausserdem 
Johannes  Ev.,  Lucas,  Gre- 
gorius,  David,  Hieronymus 
und  Ambrosius.  Eine  zu- 
gehörige Füllung  mit  der 
Figur  des  h.  Marcus  ist  jetzt 
im  Besitz  des  Herrn  Sanitätsrates  Dr.  Lucas 
thaeus  und  Augustinus  fehlen  ganz. 

KAPELLCHEN   IN  WOCKERATH, 
Ziegelbau,  die  Westseite  offen  mit 


Kathol. 
Kapelle 
Terheeg 


Spätgotisch 
Kanzel 


Fig.  27.  Terheeg.   Spätgotische  Kanz 


der  katholischen  Kapelle. 


Erkelenz  (s.  u.  S.  6i);    die  hh.  Mat- 


kleiner,  dreiseitig 
einer  Brüstung  aus  hölzernen 


geschlossener  Kapelle  he 

Pilastern  und 


Wo'ckerat 


mit  hölzerner  Vergitterung.  Daran  die  Inschrift:  Jesus,  maria,  joseph, 
Innen  kleiner  Barockaltar  mit  einigen  mittelmässigen  Figürchen. 


anno  1606. 


297 


54 


KREIS  ERKELENZ 


Kathoi.  KATHOLISCHE  KAPELLE  IN  MATZERATH  (s.  t.  s.  Josephi).  Der 

VatzVrath  Bau  wurde  im  J-  '694  errichtet,  das  Beneficium  im  J.  1 696  gestiftet  (Tille,  Über- 
sicht II,  S.  ro8). 

Kleiner  Achtecksbau  in  Ziegelmauerwerk,  im  Lichten  5,5o  m  Durchmesser; 
die  Aussenseiten  mit  hochsitzenden  einfachen  Korbbogenfenstern,  auf  den  Ecken 
schmale  lisenenförmige  Strebepfeiler  ohne  Abstufung,  einfaches  gemauertes  Haupt- 
gesims. An  der  einen  Seite  ein  kleiner  rechteckiger  Ausbau  für  den  Altar,  daran 
aussen  ein  Stein  mit  der  Inschrift:  i694.  G.  p. ;  an  der  gegenüber  liegenden  Seite  ein 
rechteckiger  Vorbau  mit  Giebel;  die  grosse  korbbogige  Tür  der  Vorderseite  ist  ver- 
mauert und  dafür  eine  kleine  Seitentür  angebracht.  Der  Bau  trägt  ein  jüngst  er- 
neuertes geschweiftes  Schieferdach,  das  in  eine  hohe  geschlossene  Laterne  mit  Zwiebel- 
haube endigt. 

Das  im  J.  i9oi  wiederhergestellte  Innere  mit  einem  Kuppelgewölbe  mit  derben 
Rippen  auf  Barockkonsolen  ist  ganz  schlicht. 
Stadt-  STADTBEFESTIGUNG  UND  BURG.    Die  Literaturangaben,  ältere  An- 

bundBurgg  sichten  und  Archivaliennachweise  s.  o.  S.  39,  u.  S.  57. 
Geschichte  Die  erste  Erwähnung  einer  Ansiedelung  ist  der  Übergang  der  Güter  des  Grafen 

Immo  an  das  Aachener  Marienstift,  das  bis  zur  französischen  Revolution  Grundherr 
in  Erkelenz  geblieben  ist  (Lacomblet,  UB.  I,  Nr.  io7  von  966).  Erst  im  i3.  Jh. 
fassen  die  Grafen  von  Geldern  —  wahrscheinlich  als  Vögte  des  Stiftes  —  festen  Fuss 
in  Erkelenz;  unter  dem  Widerspruch  und  im  Streit  mit  dem  Stift  verleihen  sie  im 
).  i326  dem  Ort  Stadtrechte  (Ann.  h.  V.  N.  V,  S.  44).  In  Verbindung  mit  der  Stadt- 
erhebung steht  jedenfalls  die  Anlage  der  Befestigung,  von  der  wir  zuerst  im  J.  1 35 5 
genauere  Nachricht  erhalten ;  damals  wird  mit  den  Steinen  der  zerstörten  Veste 
Griepekoven  das  innere  Brückentor  erbaut  (s.  o.  S.  2  5).  Im  J.  1 4 1 6  wird  die  innere 
Maarpforte,  im  J.  i423  der  Windmühlenturm  bei  der  Maarpforte  und  der  Wolfsturm 
bei  dem  Castrum  errichtet.  Dann  folgt  im  J.  i454  der  äussere  Bau  der  Oerather 
Pforte,  im  J.  i459  das  Bollwerk  —  wohl  Aussentor  —  der  Maarpforte  und  die  kleine 
Pforte  am  Brückentor,  im  J.  1 495  Graben  und  Brücke  an  dem  Brückentor,  im  J.  i5i4 
das  Aussentor  des  Bellinghovener  oder  Kölner  Tores.  Dazwischen  liegen  zahlreiche 
Nachrichten  über  Bau  und  Zerstörung  von  Windmühlen  auf  der  Stadtmauer.  Im  wesent- 
lichen scheint  die  Befestigung  im  Anfang  des  1 6.  Jh.  vollendet;  zuletzt  hatte  noch  im 
f.  1 526  Herzog  Karl  von  Geldern  ein  Geschenk  zum  Neubau  des  Brückentores  gegeben. 

Die  im  Zug  der  Stadtbefestigung  liegende,  vielleicht  schon  auf  eine  ältere  Anlage 
zurückgehende  Burg  der  Grafen  von  Geldern,  schon  im  J.  1 3  7 7  erwähnt,  ,stat,  bürg 
ind  ampt  von  Erkelenz'  (Lacomblet,  U.  B.  III,  Nr.  8o5),  wurde  gleichzeitig  im  i4.  und 
1 5. Jh.  errichtet;  im  J.  i423  verpflichtet  sich  der  Herzog,  nie  einen  Burgzugang  feld- 
wärts  anzulegen,  wie  der  Herzog  Reinald  das  beabsichtigt  hatte  (Urk.  im  Stadtarchiv 
Erkelenz)  —  Spuren  des  vermauerten  Aussentores  der  Burg  sind  noch  erhalten. 
Auch  im  J.  1 429  hören  wir  von  Bauten  an  der  Burg  (Mitteil,  aus  dem  Stadtarchiv 
Köln  XXVI/XXVII,  S.  285). 

Kriegsunruhen  In  dem  Streit  zwischen  Geldern  und  Jülich,  dann  namentlich  in  dem  langen 

Kampf  um  Geldern  hat  Erkelenz  die  Geschicke  des  Krieges  hinreichend  erproben 
müssen.  Schon  im  J.  i37o  erobert  Engelbert  von  der  Mark  die  Stadt  und  beraubt 
sie  ihrer  Privilegien  (Seibertz,  Quellen  zur  Geschichte  Westfalens  II,  S.  249.  — 
Berlin,  Königl.  Bibliothek :  Manuscr.  Boruss.  fol.  57o,  p.  23 1 :  Historia  Cliviae  et  Viciniae 
von  Henricus  ab  Honseler,  161 7);  die  Stadt  scheint  damals  stark  gelitten  zu 
haben.     Im  J.  1433  wird  der  Verrat   der  Stadt   an  Jülich  glücklich  verhindert,  im 


298 


ERKELENZ 


55 


j.  1 473  muss  die  Stadt  dem  Herzog  Karl  dem  Kühnen  huldigen  (Keuller,  Ge-  stadt- 
schiedenis  en  beschrijving  van  Venlo,  S.  34),  der  im  J.  1 4 7 6  selbst  in  Erkelenz  weilt;  efestJ£u 
doch  schon  im  J.  i48i  muss  sie  die  Tore  dem  Kaiser  Maximilian  öffnen.  Im  J.  i492 
huldigt  Erkelenz  wieder  dem  Herzog  Karl  von  Geldern,  wird  aber  im  J.  ]  498  von 
den  Jülichern  erobert  und  schwer  bestraft  (Redinghovensche  Slg.  XXVIII,  Bl.  37 1). 
Im  J.  1 53 9  hielt  Herzog  Wilhelm  von  Jülich  seinen  Einzug  in  die  Stadt  (Nettes- 
heim, Gesch.  der  Stadt  Geldern  I,  S.  237,  Anm.);  in  der  Jülicher  Fehde  ergab  sich 
Erkelenz  Kaiser  Karl  V.  im  J.  1 543.  Neue  Leiden  brachten  die  spanische  Herr- 
schaft (Aachener  Zs.  XXIV,  S.  343)  und  die  Kriege  des  i7.  Jh.;  im  J.  i6o4  wurde 
die  Stadt  von  meuternden   Truppen   überfallen  und  geplündert;   die  nach  Brüssel 


Fig.  28.    Erkelenz.    Der  Turm  der  Burg. 


geschickten  Gesandten  konnten  nichts  erreichen  (Erichius,  Gülichische  Chronik 
S.  2  84.  -  -  Akten  und  Briefe  im  Stadtarchiv  zu  Erkelenz).  Drei  Jahre  später,  im 
J.  i6o7,  wird  Graf  Hendrik  von  dem  Berg  in  Erkelenz  überfallen  und  gefangen 
genommen  (Inventaris  van  het  oud  archief  der  gemeente  Roermond  II,  S.  4 12).  In 
den  Jahren  seit  1 656  wird  die  Stadt  als  ganz  verarmt  geschildert  (ebendort  IV, 
S.  5  1 ,  53,  73.  —  Nettesheim,  Gesch.  der  Stadt  Geldern  I,  S.  426). 

Am  schlimmsten  erging  es  Erkelenz  im  J.  1 6 74 ;  die  Stadt  wurde  nach  heftiger 
Gegenwehr  von  den  kölnischen  und  französischen  Truppen  genommen  und  geplündert, 
die  Bürger  mussten  vier  grosse  Breschen  in  die  Mauern  legen,  die  Oerather  und  die 
Bellinghovener  Pforte  wurden  in  die  Luft  gesprengt.  Im  J.  i684  wurde  Erkelenz 
nochmals  von  den  Franzosen  stark  gebrandschatzt. 

Seitdem  durch  Vertrag  im  J.  1 7 1 9  Erkelenz  an  Jülich  abgetreten  worden  war, 
traten  ruhigere  Zeiten  für  die  Stadt  ein.    In  der  1.  II.  des  i9.  Jh.  sind  die  Mauern 


299 


56 


KREIS  ERKELENZ 


Stadt-      und  Tore  bis  auf  geringe  Reste  sowie  die  Burg  niedergelegt  worden,  an  der  Stelle  des 

Befestigung  „,  .  ..  •      -n  1 

Mauernnges  hegt  jetzt  ein  rromenadenweg. 

Beschreibung  Die  in  den  Umfassungsmauern  und  dem  grossen  Turm  noch  erhaltene  Burg 

Burg  des  1 5.  Jh.,  ursprünglich  Sitz  der  Geldrischen  Vögte  in  Erkelenz,  liegt  in  der  Westfront 
der  Ringmauer  (Fig.  18,  28  u.  29).  Das  rechteckige  Terrain  erhebt  sich  um  Geschoss- 
höhe über  das  umliegende  Gelände;  in  der  Westseite  springt  als  Hauptbau  der 
mächtige  viergeschossige  Ziegel  türm  vor  (Fig.  28  u.  2  9).    Der  Turm  ist  bei  einer 


Fig.  29.    Erkelenz.    Lageplan  der  Burg  und  Grundrisse  des  Burgturmes. 

Seitenlänge  von  i3  m  und  einer  unteren  Mauerstärke  von  3,5o  m  in  allen  vier  Ge- 
schossen ohne  jegliche  Gliederung  aufgeführt;  in  der  Mitte  der  Langseiten  jedesmal 
ein  schmales  quergeteiltes  hohes  Fenster,  an  der  Burgseite  liegen  die  Fenster  seit- 
lich, daneben  zu  ebener  Erde  eine  Tür  in  Hausteinumrahmung;  an  der  Südseite  auf 
Steinkonsolen  eine  dreiseitig  vorspringende  interessante  Abortanlage,  die  über  dem 
Abort  des  Erdgeschosses  mit  einer  Hausteinabdeckung  zurückspringt  und  mit  einem 
schmalen  Schacht  bis  zum  Abort  des  ersten  Obergeschosses  reicht;  der  Aussenmantel 
des  Aborterkers  ist  zum  grössten  Teil  abgestürzt.  Neben  der  Abortanlage  die  kleinen 
Fenster  der  in  der  Mauerstärke  liegenden  Wendeltreppe. 

3oo 


ERKELENZ 


57 


Das  Innere  (Grundrisse  Fig.  29)  bietet  ein  erhebliches  Interesse;  das  Unter-  stadt- 
geschoss  —  durcli  eine  Treppe  in  der  Nordmauer  zugänglich  -  -  war  mit  einem  Lb  L 
grossenteils  eingestürzten  Tonnengewölbe  überdeckt  und  hatte  nur  nach  Norden  und 
Süden  je  eine  schmale  Scharte.  In  dem  vom  Burghof  aus  zugänglichen  Erdgeschoss 
gleich  neben  der  Tür  die  jetzt  ganz  ausgebrochene  Wendeltreppe  mit  dem  Eingang 
zu  dem  unteren  Abort,  hofwärts  der  grosse  Kamin,  die  Fensternischen  mit  den 
Resten  der  Sitzbänke.  Dieser  Raum  hatte  auf  Gewölbeanfängern  in  Haustein  ein 
mächtiges,  jetzt  eingestürztes  Kuppelgewölbe.  Die  beiden  oberen  Geschosse  —  mit 
Kamin  und  Fenstern  in  gleicher  Anordnung  —  hatten  Balkendecken  mit  einem  grossen 
Unterzug  in  der  Mitte. 

Von  den  Umfassungsmauern  der  Burg  (Fig.  29)  ist  diejenige  nördlich 
vom  grossen  Turm  noch  wohl  erhalten,  sie  hat  eine  Reihe  von  Schiefsscharten,  nach 
aussen  noch  die  Leibungen  einer  vermauerten  grösseren  Öffnung  (wohl  des  in  der 
Urkunde  von  i42o  genannten  feldseitigen  Tores),  die  Bänke  der  Zinnenfenster  sind 
z.  T.  erhalten.  An  der  Innenseite  sind  die  Pfeiler  und  Bogenansätze  eines  nach- 
träglich ohne  Verband  angemauerten  Wehrganges  noch  vorhanden.  Der  Eckturm 
am  Nordende,  auf  Klötzchenfries  ausladend,  mit  Schiefsscharten,  innen  fast  ganz  ver- 
schüttet, mit  einer  Tür  zum  Burghof.  Die  Nordmauer  des  Burggeländes  ist  bis  auf 
die  Eckansätze  ganz  weggebrochen;  ebenso  ist  die  Südfront  vollkommen  abgegraben. 
Die  Stadtseite  hat  zwei  runde  Ecktürme,  von  dem  nördlichen  sind  nur  die  Ansätze 
und  ein  kleiner  Teil  erhalten,  der  südliche  steht  noch  im  Unterbau,  aber  sein 
Aussenmantel  ist  ganz  abgeschält.  In  der  Mitte  der  Stadtseite  noch  ein  rechteckiger 
Turm,  jetzt  durch  ein  Haus  verbaut.  Daneben  noch  einige  Schiefsscharten  und  eine 
einfache  spitzJjogige  Türöffnung,  die  später  durch  einen  eingezogenen  Spitzbogen 
verengert  wurde. 

Von  den  Gebäuden  sind  auf  dem  jetzt  als  Garten  benutzten  Burghof  Spuren 
nicht  mehr  vorhanden. 

Im  Anschluss  an  die  Burg  ist  noch  bis  zur  ehemaligen  Roermonder  Pforte  ein  Stadtmauern 
Stück  der  Stadtmauer  in  ganzer  Höhe  erhalten.   Zwei  andere  Stücke  stehen  noch 
südlich  zwischen  Burg  und  ehemaligem  Brückentor.    Es  ist  eine  einfache  schwere 
Ziegelmauer  mit  Schiefsscharten  und  Ansätzen  eines  gemauerten  Wehrganges. 

RATHAUS.    Ann.  h.  V.  N.  V,  S.  26.  Rathaus 

Handschriftl.  Qu.  Das  ziemlich  reichhaltige  Stadtarchiv,  das  entgegen 
der  früheren  Annahme  noch  über  den  Stadtbrand  von  i54o  zurückreicht,  ist  im 
J.  i9o2  durch  Herrn  Oberlehrer  f.  Maeckl  geordnet  und  inventarisiert  worden.  Über 
die  Urkunden,  etwa  3o,  von  1 3 7 7 — 1 53 7  vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  io7.  —  Das 
Aktenmaterial,  meist  um  die  Mitte  des  16.  Jh.  einsetzend,  bezieht  sich  nach  dem 
Maecklschen  Repertorium  namentlich  auf:  Beziehungen  der  Stadt  zum  Landesherrn, 
Beziehungen  der  Stadt  zum  Aachener  Marienstift,  Landtagssachen,  Akten,  betr.  die 
städtische  Verwaltung,  städtische  Korrespondenzbücher,  Stadtrechnungen  seit  i492, 
Kirchenrechnungen  seit  i45o,  Gasthausrechnungen  seit  i45o,  Gerichtstaxen  u.  s.  w. 

Eine  weitere  Abteilung,  aus  der  Kanzlei  des  Pfalz  -  Neuburgischen  Hofes  her- 
kommend, steht  nicht  in  Beziehung  zu  Erkelenz ;  hier  sind  zu  nennen :  Akten  über 
die  polnische  Kandidatur  Karl  Philipps,  1 697.  —  Akten  über  das  Lütticher  Bischofs- 
real, i694.  —  Akten,  betr.  die  Stadt  Solingen.  —  Akten  über  eine  Menge  Jülichscher 
Adelsfamilien,  Herrschaften  und  Güter,  namentlich  in  den  Kreisen  Jülich  und  Düren. 


3oi 


58 


KREIS  ERKELENZ 


Rathaus  Auf  das  Rathaus  selbst  bezieht  sich  ein  Vertrag  über  den  Neubau  vorn  J.  i54i. 

Im  Archiv  der  Stadt  Roermond:  Reiches  Aktenmaterial,  Korrespondenzen 
u.  s.  vv.  zwischen  den  Städten  und  den  Ständen  des  Oberquartiers  des  Herzogtums 
Geldern,  insbesondere  betr.  die  Kriegsunruhen,  Steuern,  Garnisonen  u.  s.  w.  des  16. 
und  1 7.  Jh.  Im  einzelnen  vgl.:  (Sivrd),  Inventaris  van  het  oud  archief  der  gemeente 
Roermond,  4  Bde.,  Roermond  1 868  — 1 883. 

Im  Besitz  des  Herrn  Sanitätsrates  Dr.  Lucas:  Liber  iuris  patriae,  hoc  est 
continens  iura  civilia  oppidi  nostri  de  Erldens,  Hs.  aus  der  Mitte  des  16.  Jh.  mit  dem 
alten  Gewohnheitsrecht,  das  bis  zur  Einführung  des  Geldrischen  Landrechtes  im  J.  1620 

in  Gebrauch  gewesen  ist 
(Tille,  Übersicht  II,  S.  108). 

Im  Rijksarchief  zu 
Maastricht:  Die  mit  dem 
Gemeindearchiv  Roermond 
dort  aufbewahrten  Archiva- 
lien des  Oberquartiers  Gel- 
dern sind  in  den  J.  i894, 
1 895  und  i9oi  nach  Maas- 
tricht gebracht  worden;  sie 
sind  benutzt  von  (Sivre),  In- 
ventaris van  het  oud  archief 
der  gemeente  Roermond, 
4  Bde.,  1868  — 1883.  Vgl. 
Ilgen,  Rheinisches  Archiv 
S.  34.  Eine  vollständige 
Übersicht  gibt  A.  J.  A.  Fla- 
ment,  Aanwinsten  van  het 
rijksarchief  in  Limburg  over 
i9oi,  s'Gravenhage  i9o3 
(Sep.-Abdr.  aus  Verslagen 
omtrent  's  Rijks  oude  archie- 
ven  over  i9oi).  Insbeson- 
dere sind  zu  nennen:  Kir- 
chenbücher des  18.  Jahrh., 
Ritterzettel  des  Oberquar- 
tiers von  1  55o  ab  mit  Ahnen- 
tafeln, Urkunden  betr.  Rit- 
terschaft und  Städte  von  i4o4  ab,  Gerichtsakten,  Archivalien  des  Bistums  Roermond. 

Im  J.  1 S95  sind  die  seit  i632  in  Arnheim  beruhenden  Archivalien  der  Rechen- 
kammer zu  Roermond  gleichfalls  nach  dem  Rijksarchief  zu  Maastricht  gebracht 
worden,  darunter  namentlich  Rechnungen  der  Landrentmeister,  Rechnungen  über  Be- 
festigung der  geldrischen  Städte,  Rechnungen  der  einzelnen  Amter  u.  s.  w.,  meist  Ende 
des  16.  fh.  und  1.  H.  i7.  Jh.  Im  einzelnen  vgl.  Verslagen  omtrent  's  Rijks  oude 
archieven  over  1 895,  Bijlage  I,  p.  496— 5 1 5,  595—667. 
Geschichte  Das  alte  Rathaus  ist  bei  dem  grossen  Stadtbrand  des  J.  i54o  untergegangen; 

am  21.  Aug.  1 54 1  schliesst  die  Stadt  mit  dem  , Steinmetz'  Johann  von  Vyrss  einen 
Vertrag  über  den  Neubau,  dessen  nähere  Beschreibung  sich  mit  dem  vorhandenen 
Bestand  deckt:  gewölbtes  offenes  Erdgeschoss  mit  der  Wendeltreppe  in  einer  Ecke, 

302 


ERKELENZ 


59 


oben  Zinnen  und  Ecktürmchen.  Die  Ausführung  zog  sich  wohl  einige  Jahre  hin,  Rathaus 
da  der  Bau  selbst  die  Jahreszahl  1 546  trägt.  Im  18.  und  i9.  Jh.,  wohl  nament- 
lich 1 7 5 6,  wurden  erhebliche  Veränderungen  an  dem  Bauwerk  vorgenommen,  die 
ursprünglich  ganz  geöffnete  Erdgeschosshalle  zugemauert,  eine  Rokokotür  eingefügt, 
der  grosse  Saal  des  Obergeschosses  aufgeteilt  und  namentlich  die  Zinnen  und  Eck- 
türmchen abgebrochen.  Eine  Wiederherstellung  des  Bauwerkes  nach  den  Plänen 
des  Diöcesanbaumeisters  H.  Renard  in  Köln  ist  in  Aussicht  genommen. 


Fig.  31.    Erkelenz.    Rekonstruktion  des  Rathauses. 


Interessanter  spätgotischer  zweigeschossiger  Ziegelbau  vom    J.   1 546,  Beschreibung 
mit  fünf  Achsen  an  den  Langseiten,   drei  Achsen  an  den  Schmalseiten  (Ansichten 
Fig.  3o  u.  3i,  Grundriss  Fig.  32,  Querschnitt  Fig.  33). 

Das  Erdgeschoss  ruht  auf  schlichten  viereckigen  Pfeilern  mit  abgefasten  Vor-  Äusseres 
lagen  an  den  Innenseiten,  darauf  ohne  Kämpfer  die  Spitzbogen  ansetzend.  Nur 
das  eine  Joch  der  Südwestecke  war  von  jeher  geschlossen,  weil  in  diesem  die  Treppe 
liegt;  an  der  Westseite  hat  dieses  Joch  in  halber  Höhe  ein  Kreuzsprossenfenster, 
von  dem  jetzt  die  beiden  unteren  Felder  vermauert  sind;  daneben  ein  rechteckiger 
Hausteinrahmen,  jetzt  mit  dem  preussischen  Adler,  darunter  in  kleinerem  Feld  das 


3o3 


6o 


KREIS  ERKELENZ 


Rathaus  Wappen  der  Stadt  Erkelenz  mit  der  Jahreszahl  1 5 46.  Die  sämtlichen  Bogen- 
öffnungen  des  Erdgeschosses  sind  jetzt  vermauert  und  mit  einfachen  Fenstern  und 
Türen  versehen ;  das  Joch  neben  der  Treppe  ist  als  Vorraum  zum  Treppenhaus  aus- 
gebildet und  hat  eine  geschnitzte  Rokokotür  in  Hausteineinfassung;  auf  dem  Schlufs- 
stein  die  Jahreszahl  1 7 56. 

Das  Obergeschoss  zeigt  über  dem  stark  abgeschrägten  Bankgesims  eine  Gliede- 
rung durch  Flachbogenblenden  an  allen  Seiten,  die  Kanten  der  Lisenen  und  Bügen 
mit  Kehle.  Auch  hier  sind  die  alten  Kreuzsprossenfenster  im  1 8.  Jh.  durch  einfache 
rechteckige  Fenster  in  Hausteinumrahmung  ersetzt  worden.  Das  Hauptgesims  ganz 
schlicht  aus  Ziegeln;  an  den  Ecken  auf  einfachen  Ziegelauskragungen  die  Ansätze 
von  Ecktürmchen.  Das  hohe  Walmdach  mit  barocken  Wetterfahnen  ist  in  seiner 
unteren  Partie  später  aufgeschuht  worden;  daraus  ergibt  sich  sicher,  dass  ursprüng- 
lich ein  Zinnenkranz  zwischen  den  Ecktürmchen  bestanden  hat. 

Das  Innere  des  Rat- 
hauses ist  schmucklos;  das 
Erdgeschoss,  jetzt  ganz  zu 
Wohnungen  und  Zellen  auf- 
geteilt —  hat  noch  die 
alten  spitzbogigen  Gurte  mit 
schlichten  gratigen  Kreuzge- 
wölben dazwischen.  Die 
Wendeltreppe  in  der  einen 
Ecke  ist  aus  Ziegeln  aufge- 
mauert. Das  Obergeschoss 
bildete,  wie  aus  den  grossen, 
der  Aussengliederung  ent- 
sprechenden Unterzügen 
hervorgeht,  ursprünglich 
einen  grossen  Saal.  Die 
jetzige  Aufteilung  erfolgte 
wohl  erst  bei  dem  Umbau 
des  1 8.  Jh.,  die  Türen  u.  s.  w. 
stammen  aus  der  Zeit  um  1800.  Der  an  der  Südseite  eingebaute  gewölbte  Tresor- 
raum ist  —  wie  sich  aus  der  Untermauerung  im  Erdgeschoss  ergibt  —  wohl  auch 
erst  im  1 8.  Jh.  eingefügt  worden. 
Ausstattung  Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen:    Verschiedene  Wallbüchsen  und 

zwei  Z  w  ei  hän  der  -Schwerte. 

An  älteren  Gemälden  enthält  der  Sitzungssaal  ausser  drei  Brustbildern  des 
i  7.  Jh.  namentlich  das  Bild  der  Ercka  virago,  der  sagenhaften  Gründerin  von  Erke- 
lenz, eine  mittelmässige  Leistung  des  i  7.  Jh.  (Ann.  h.  V.  N.  V,  S.  7o  mit  Abb.),  ferner 
zwei  gute  Kniestücke  des  Kurfürsten  Karl  Theodor  und  seiner  Gemahlin  in  prächtigen 
Rokokorahmen,  Mitte  des  18  Jh.,  ein  Gemälde  der  Gefangennahme  Simsons,  Kopie 
nach  Rubens,  i7. —  1 8.  Jh. 

Auf  dem  Flur  grosse  Leinwandtafel  mit  einem  38zeiligen  Gedicht:  topo- 

GRAPHIA  SIMUL  ET  CHOROGRAPHIA  TERRAE  GELDRENSIS  ET  OPP1DI   ERCKLENSIS  J  bez. 

unten:  Joannes  de  speculo,  scabinus  erklensis,  dedicavit.  renovatum  i 68 i 
(über  einen  um  die  Mitte  des  i5.  Jh.  lebenden  Schöffen  Johannes  de  Speculo  vgl. 
die  Erkelenzer  Chronik,  Ann  h.  V.  N.  V,  S.  28,  87). 

3o4 


ERKELENZ 


6l 


Rathaus 


HERRN  DR.  REU- 
18.  Jh..  einige  gotische 


Sammlung 
Reiiraont 


Sammlung 
Lucas 


Eidestafel  in  Form  eines  Triptychons,  um  1600,  i7,5X2i  cm  gross.  Die 
Aussenseiten  in  Holz  glatt,  innen  im  Mittelfeld  ein  Kruzifixus  in  Unterglasmalerei, 
auf  den  Flügeln  Inschrift  auf  Pergament :  wer  einen  meineidt  swert  u.  s.  w.  Die 
Rückseite  hat  einen  eisernen  Handgriff,  an  dem  man  dem  Schwörenden  die  Tafel 
vorhielt. 

SAMMLUNG  DES  KÖNIGL.  LANDRATES, 
MO  NT.     Die  Sammlung  umfasst  namentlich  Möbel  des 
Truhen,  chinesisches  und  japa- 
nisches Porzellan,  Fayence  und 
zahlreiches  Metallgerät. 

SAMMLUNG  DES 
HERRN  SANITÄTSRA- 
TES DR.  LUCAS.  Die 
Sammlung  umfasst  namentlich 
Möbel,  Hausgerät  und  einige 
Gemälde;  es  sind  im  einzelnen 
zu  nennen : 

Ölgemälde  der  sieben 
Todsünden,  in  der  Art  eines 
Gelages  in  einem  Park,  vorzüg- 
lich durchgeführtes  Bild  von 
Frans  Franke?!,  aus  dem  Be- 
sitz von  Kamberger  in  Düssel- 
dorf herrührend. 

Brustbild  eines  Man- 
nes mit  grosser  Halskrause,  in 
der  Art  des  Janssen  van  Keulen. 

Toter  Hase,  gutes  Bild 
mit  Resten  einer  Signatur  J.  W. 
(Jan  Weenix),  i7.  Jh. 

Grosser  Barocksch  rank 
mit  den  Reliefs  der  Anbetung 
und  Beschneidung,  aus  Kloster 
Dalheim  herrührend,  1 7.  [h. 

Spätgotische  durchbro- 
chene Holzfüllung  mit  der 
Figur  des  h.  Marcus,  von  der 
Kanzel  in  Terheeg  stammend 
(s.  o.  S.  53). 

Gotisches  Figürchen  der  Muttergottes  aus  Silber,  eine  feine  Arbeit  des 
1 5.  Jh.,  wohl  von  der  Kuppel  einer  Monstranz. 

Porzellan  figuren  der  4  Jahreszeiten,  Höchster  Fabrikat  nach  Modellen  von 
/.  P.  Melchior. 

SAMMLUNG  DES  HERRN   RENTNERS  KARL  JULIUS  VÖHL.  Sammlung 
Das  Hauptstück  der  Sammlung  bildet  eine  64  cm  hohe,  I2  cm  breite  Glasmalerei 
vom  Anfang  des  16.  Jh.,  aus  dem  Kreuzgang  des  Klosters  Altenberg  herrührend  und 
bei  dem  Verkauf  der  Hirnschen  Fallitmasse  im  J.  1824  von  dem  Vater  des  jetzigen 
Eigentümers  in  Köln  erworben  (Fig.  34).    Die  interessante  Darstellung,  auf  den  Vor- 


Fig.  33.    Erkelenz,  Rathaus.  Querschnitt. 


3o5 


62 


KREIS  ERKELENZ 


Sammlung  rang  der  Cisterzienser  vor  den  andern  Orden  sich  beziehend,  zeigt  Maria,  die  unter 
ihrem  Mantel  Mönche  und  Nonnen  des  Cisterzienserordens  schützt;  hinter  ihr  Heilige. 
Unten  die  Inschrift:    monachus  qtjidam,  dominam  nostram  plurimum  diligens, 

CUM  IN  CELUM  RAPTUS  NULLUM  DE  SUO  ORDTNE  IBIDEM  VIDISSET,    INTEROGAVIT  EAM 

et  illa  respondit.  Die  Antwort  auf  dem  Spruchband  bei  Maria:  ita  mihi  dilecti 
sunt  hij,  ut  eos  ecce  sub  ulnis  meis  foveam.  Weiter  wieder  unten:  alius  quidam 
conversus  nigri  ordinis  apparuit  DUOBUS  monachis  et  interrogatus  de  griseis 

MONACHIS  RESPONDIT:  PREMIUM  CISTERCIENSIUM  MAXIMUM  EST  ET  LUCEBIT  SICUT  SOL 


Fig.  34.    Erkelenz,  Sammlung  Vöhl.    Glasgemälde  aus  dem  Kreuzgang  des  Klosters  Altenberg  bei  Köln. 


in  regno  celorum.  Die  Scheibe  von  sorgfältigster  Zeichnung,  vortrefflicher  Erhaltung 
und  schönster  Farbenwirkung,  gehört  zu  den  besten  Stücken  aus  den  Glasmalereien  des 
Altenbcrger  Kreuzganges;  sie  ist  auch  zweifelsohne  von  dem  Kölner  ATeis/er  von 
S.  Severin  gezeichnet  (vgl.  Kunstdenkm.  des  Kr.  Mülheim  a.  Rhein  S.  54,  dort  auch 
die  Literatur  über  die  Altenberger  Scheiben). 

Von  weiteren  Glasmalereien  ist  eine  treffliche  Rundscheibe  in  Gelb  und 
Grau  zu  nennen,  2  5  cm  Durchm.,  im  Mittelbild  die  Verehrung  des  Kindes,  auf  dem 
Rand:  thomas  wolter  van  Gevenich,  anno  t 585. 

Die  Sammlung  birgt  weiterhin  eine  Reihe  guter  Gemälde,  von  denen  nament- 
lich nach  Angaben  des  Besitzers  die  folgenden  zu  nennen  sind: 


3o6 


ERKELENZ 


63 


Vermählung  Mariae,  in  der  Art  des   Kölner  Meisters  der  Lyversb erger  Sammlung 
Passion;  die  Kreuzigung  auf  der  Rückseite  schlecht  und  später  (aus  der  Samml.  A. 
Brasseur). 

Triptychon  von  Thomas  Franken,  signiert,  im  Hauptbild  Maria  mit  dem  Kind, 
auf  den  Flügeln  innen  die  hh.  Katharina  und  Barbara,  aussen  die  Verkündigung. 

Brustbild  eines  jungen  Mannes  in  der  Art  von  Rubens,  wenn  nicht 
von  ihm  selbst. 

Brustbild  des  Prin- 
zen Heinrich  Friedrich  von 
Oranien-Nassau,  in  der  Art 
^>/vs7d7/j,ausSchloss  Dhaun 
an  der  Nahe  herkommend. 

Kniebild  des  kaiser- 
lichen Geheimrates  und 
Bürgermeisters  Sigismund 
Mockel  aus  Düren,  wahr- 
scheinlich von  Klaplianer 
gemalt,  aus  der  Familie  des 
jetzigen  Besitzers  herrüh- 
rend, i  7.  Jh. 

Kleines  Tierstück 
mit  zwei  Kühen  in  der  Art 
Paul  Potters,  4o  X  42  cm 
gross. 

Tierstück,  zwei 
Mägde  mit  zwei  Kühen  und 
Ziege,  in  italienischer  Land- 
schaft, in  der  Art  des  Nico- 
laus Berghein. 

Stillleben  in  der  Art 
des  Claesz  Heda. 

Kleines  Genrebild, 
Mann  mit  Fischen,  von  van 
Toi  (?). 

Inneres  eines  grossen 
Stalles,  von  E.  van  der  Poel, 
bez.  e.  v.  d.  p. 

Landschaft,  vortreffliche  grosse  Ansicht  von  Namur,  von  Dirk  van  Bergen, 
bez.  D.  v.  b. 

Tierstück  mit  ruhenden  Schafen,  ganz  tupfig  gemalt,  von  Joh.  Heinr.  Roos  d.  A. 
Gesellschaftsstück,    Dame   mit    zwei    trinkenden   Kavalieren,  bez.  eglon 

HENDRIK  VAN  DER  NEER,  fecit  1 659. 

Zwei  Landschaften  des  18.  Jh.  in  der  Art  Watteaus,  bez.  jacobus  van  kuyk. 

Weiterhin  sind  noch  zu  nennen  eine  schöne  Doppeltür  des  18.  Jh.  aus  Schloss 
Wickrath  (Kunstdenkm.  des  Kr.  Grevenbroich  S.  73),  eine  reiche  Louis  XVI.- 
Hausuhr  und  endlich  eine  feine  kleine  Buchsbaumschnitzerei  vom  Anfang 
des  16.  Jh.,  Simson  mit  dem  Löwen,  1 1  cm  hoch,  aus  dem  Besitz  des  Bürgermeisters 
Mockel  (s.  o.)  herrührend. 


I'H. 


Erkelenz.    Hausaltärchen  des  Herrn  Braun. 


3o7 


(A 


KREIS  ERKELENZ 


Privatbesitz  Im  Besitz  des  Herrn  Schreinermeisters  Braun  kleines  spätgothisches 

raun  Hausaltärchen,  in  Barock  einfassung.  Die  Muttergottes  in  bewegter  feiner  Ge- 
wandung, auf  dem  siebenköpfigen  Drachen  stehend,  zu  den  Seiten  vier  musizierende 
schwebende  Engel,  Architekturumrahmung  mit  Masswerkabschluss.  Vorzügliche  süd- 
deutsche Arbeit  aus  dem  Anfang  des  1 6.  Jh.,  etwa  75  cm  hoch  (Fig.  35). 


GERDERATH. 

Römische  RÖMISCHE  ANLAGEN.     Über  eine   Römerstrasse  bei  Gerderath  vgl. 

Anlagen      ß    j  LXXIII,  S.  5. 

Kathoi.  KATHOLISCHE   PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Christophori).     Habets,  Ge- 

Pf?irrkircliG 

schiedenis  van  het  bisdom  Roermond  I,  S.  4o8.  —  Kaltenbach  S.  288.  —  Offer- 
mann S.  1 47. 

Handschrift!.  Qu.    Im  Pfarrarchiv:  Beschreibung  des  Hofes  Pletzbruggen 
zu  Gerderath  von  i56o.  —  Rentenverzeichnisse,  Anniversarien  u.  s.  w.,  vgl.  Tille, 
Übersicht  II,  S.  io9.  —  In  München,  Hof-  und  Staats-Bibliothek:  Slg.  Reding- 
hoven  XIX,  Bl.  i95,  Beschreibung  von  i582. 
Geschichte  Im  J.  i  1 7o  besitzt  das  S.  Gangulf-Stift  in  Heinsberg  schon  Einkünfte  in  Gen- 

deringe  (Lacomblet,   U.  B.  I,  Nr.  436),  später  erscheint  das  Stift  im   Besitz  des 
Patronatsrechtes.     Bestimmte  Nachrichten   über  die  Kirche  sind  vor  dem  16.  Jh. 
nicht  vorhanden,  wenn  auch  der   romanische  Taufstein   auf  eine  frühe  Gründung 
hinweist.    Der  jetzige  Bau  stammt  aus  dem  18.  und  1 9.  Jh. 
Beschreibung  Schmuckloser  Saal  bau  aus  Ziegelmauerwerk  aus  dem  18.  Jh.,  von  den  fünf 

Stichbogenfenstern  an  jeder  Seite  sind  nur  die  vier  westlichen  alt,  der  Chorschluss 
ist  im  i9.  Jh.  erweitert  worden.  Der  Westturm  viergeschossig,  mehrfach  abge- 
treppt, mit  einfachen  Fenstern  in  der  Glockenstube  und  achtseitiger  Haube. 

Das  Innere  gleichfalls  schmucklos,  mit  Spiegeldecke. 
Ausstattung  Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen: 

Grosses,  halbrund  geschlossenes  Ölgemälde  der  Kreuzigung,  mittelmässig, 
18.  Jh.,  wohl  aus  dem  alten  Hochaltar. 

Becken  eines  Taufsteines  aus  Namurer  Blaustein,  vier  Eckköpfe  mit  Blatt- 
ornament, dazwischen  Tierfiguren  und  palmettenartige  Ornamente;  12. —  1 3.  Jh.,  9o  cm 
Durchmesser. 

An  dem  Missionskreuz  mittelmässiger  Kruzifixus,  etwa  im  hoch,  i5. — 16.  Jh. 
Im  Pfarrhaus  Holzfigur  einer  weiblichen  Heiligen,  früher  aussen  am  Turm 
und  daher  ganz  verwittert,  Ende  des  i5.  Jh.,  etwa  80  cm  hoch. 


GEVENICH. 

Römische  RÖMISCHE  ANLAGEN.     Über  eine  Römerstrasse  bei  Gevenich  vgl. 

Anlagen      R  j   LXXIII,  S.  4. 

Kathoi.  KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  ss.  Maurorum).  Kaltenbach 

Pfarrkirche  g   ^    _  QFFERMANN  S.  1 5 1.  —  BlNTERIM  U.  MOOREN,  E.  K.  I,  S.  334;  II,  S.  l63. 

Handschri  ftl.   Qu.    Im  Pfarrarchiv:   Rentenverzeichnisse  vom  1 7.  Jh.  an. 

—  Buch  der  Barbara-Bruderschaft  von  i7io.  —  Glockengussvertrag  von  1 7 2 1 .  Im 
übrigen  vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  110. 


3oS 


GLIMBACH 


65 


In  Gevenich  wird  zuerst  im  J.  i444,  dann  im  J.  i492  eine  zu  Boslar  gehörige  Kathol. 

P  f3.ri*kii*c  hc 

Kapelle  genannt  (Aachener  Zs.  III,  S.  1 56.  —  Tille,  Ubersicht  II,  S.  3).    Noch  im  Geschichte 
J.  1  7 7 5  war  Gevenich  Rektorat  von  Boslar,  die  Pfarrerhebung  erfolgte  wohl  erst  um 
1800;  der  jetzige  Bau  entstand  im  J.  i8o4. 

Einfacher  Saalbau  in  Backsteinen  mit  dreiseitigem  Chorabschluss  und  vor-  Beschreibung 
gelagertem  Westturm,  im  Lichtem  etwa  26  m  lang,  10  m  breit.  Der  Turm  ganz  schlicht, 
viergeschossig,  mit  kurzer  vierseitiger  Haube ;  über  der  Tür  das  Chronogramm :  sVb 
pastore  Casparo  rICk  et  satrapa  franCIsCo  De  hoVVe  eCCLesIa  haeC  eX 
fVnDo  restaVrata  sVrreXIt  (i8o4).  Langhaus  und  Chor  mit  Rundbogenfenstern, 
an  der  Ostseite  des  Chores  die  kleine  Sakristei. 

Das  Innere  schlicht. 

Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen:  Ausstattung 

Einfache  Barockaltäre  des  18.  Jh.  Gutes  barockes  Orgelgehäuse,  um 
i7oo,  mit  zugehöriger,  vortrefflich  geschnittener  Brüstung. 

Im  Chor  einfacher  Kirchenstuhl  mit  dem  Chronogramm:  W.  Crotz, 
pastorIs,  teMpore  Istae  seDes  sVnt  eXstrVCtae  ( 1 732). 

Kelch  aus  vergoldetem  Silber,  getrieben  mit  Knorpelornament,  Anf.  des  18.  Jh., 
mit  Doppelwappen  des  J.  J.  E.  von  Reuschenberg  zu  Setterich  (f  1 745)  und  der  Maria 
Clara  von  Virmond  (f  i7i4),  2  5  cm  hoch. 

Moderne  Kasel  mit  guten  Kölner  Borten  des  i5.  Jh.,  darauf  Wappen  von 
Merzenhausen  (?)  und  die  Inschriften:  herich  und  aleyt,  sich  wiederholend. 

Im  Boden  der  Kirche  abgetretene  Grabplatten  des  Hermann  von  Köllen, 

SCHEFFEN    DES    GERICHTS    BOSLAR,     f    1 7 1 8    Und    eines    RAEREN   GEN.    FUST,    f  l6ÖO, 
DEN    I.  OCTOBRIS. 

Die  beiden  älteren  Glocken  von  i382  und  i  7 2  i  tragen  die  Inschriften:  Glocken 

1.  MARIA.     O  REX  GLORIE,  VENI  CUM  PACE.  MCCCLXXXII. 

2.  MARIA  BARBARA  HEISCHE  ICH,  DIE  LEBENDIGE  BERUFE  ICH,  DIE  DOTEN 
BELEUTE  UND    BEGRAPE  ICH,    DONNER    UND    UNGEWETTER  VERTREIBE    ICH.  GOTFRID 

dinckelmaeyer  m.  f.  in   Collen  anno    1 7  2 1    (Vertrag  über  den  Glockenguss  im 
Pfarrarchiv,  s.  o.). 


GLIMBACH. 


Römische 
Anlagen 

Kathol. 
Pfarrkirche 


RÖMISCHE  ANLAGEN.  Über  eine  Römerstrasse  bei  Glimbach  vgl. 
B.  J.  LXXIII,  S.  4. 

KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Agathae).  Kaltenbach 
S.  273.  —  Offermann  S.  i 5 i .  —  Binterim  u.  Mooren,  E.  K.  I,  S.  342;  II,  S.  i63. 
—  Aachener  Zs.  II,  S.  3oo. 

H andschrif 1 1.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Stiftungsurkunden  des  18.  Jh.  Vgl. 
Tille,  Übersicht  II,  S.  no.  —  In  München,  Hof-  und  Staats- Bibliothek:  Slg. 
Redinghoven  XIX,  Bl.  32,  Beschreibung  von  1 582 . 

Glimbach  erscheint  schon  um  i3oo  im  Liber  valoris  als  Pfarrkirche;  im  16. 
und  i7.  Jh.  übten  die  Herzöge  von  Jülich  und  die  Herren  von  Palant  zu  Breiden- 
bend  abwechselnd  das  Kollationsrecht  aus.  Von  dem  jetzigen  Bau  stammt  der  Turm 
aus  dem  i7. — 18.  Jh.,  das  Langhaus  von  i79o. 

Dreiseitig  geschlossener  schlichter  Saal  bau  aus  Ziegelmauerwerk,  mit  vorge-  Beschreibung 
lagertem  Westturm,  im  Lichten  etwa  23  m  lang,  i3  m  breit. 


Geschichte 


3o9 


66 


KREIS  ERKELENZ 


Kathoi.  Der  Westturm  viergeschossig,  in  den  drei  unteren  Geschossen  nur  schmale 

'ftirrk  irchd 

Lichtscharten,  über  dem  dritten  Geschoss  ein  Klötzchenfries.  Die  Glockenstube  mit 
einem  Stichbogenfenster  an  jeder  Seite;  achtseitiger  Helm. 

Das  L  anghaus  von  i79o  mit  einfacher  Lisenengliederung,  an  den  Langseiten 
je  vier  Stichbogenfenster;  nördlich  vom  Turm  ein  kleines  Treppenhaus  mit  gemauerter 
Treppe,  südlich  eine  kleine  spätere  Vorhalle;  in  der  Vorhalle  Portal  mit  der  Jahres- 
zahl i79o  auf  dem  Schlufsstein.  Aussen  in  der  Westachse  der  Südseite  eine  ältere 
Hausteinnische  mit  Giebel  und  seitlichen  Voluten,  um  den  Bogen  die  Inschrift: 

D.  PETRUS  LENZEN,   PRAETOR  IN  WELTZ,  STATUAM  HANC  D.  D.  1 678. 

Das  Innere  ganz  schlicht,  Spiegeldecke  mit  grosser  Voute,  darin  magere 
schlechte  Rokokoornamente. 
Ausstattung  Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen: 

Drei  Altäre  und  Figuren  zwischen  den  Fenstern  in  schlechtem  Rokoko  vom 
Ende  des  18.  Jh. 

Klassizistische  Orgelbühne. 

Kanzel  mit  Schalldeckel,  in  derbem  Barock  des  18.  Jh.;  auf  dem  Deckel 
Salvator,  die  Füllungen  mit  den  Evangelistenfigürchen.  Um  den  Deckel  das  Chrono- 
gramm :  estote  faCtores  VerbI  et  non  aVDItores  tantVM.  Ita  beatVs 
IaCobVs  (i7a9). 

Glocken  Die  beiden  Glocken  von  1 669  und  1 495  tragen  die  Inschriften: 

1.  DONATUS  HEISCHE  ICH,  ALEX.  VON  HORRICH,  WITTIB  VON  GTRITTEREN,  WIL. 
K ROTZ,  PASTOR,  BESTALTEN  MICH,  IN  NAHMEN  GOTTES  LAUTEN  ICH,  .  .  .  LEBENDIGEN 
BERUFFE  ICH,  DE  DODTEN  BEWEINE  ICH,  DONNER,  UNGEWETTER  VERDREB  ICH,  FRANS 
WILHELM  VON  DULCK.EN  GOUSS  MICH  ANNO    1 669. 

2.  S.  AGATHA  HEISCHEN  ICH,  GREGORIUS  VAN  TRFIR  GOIS  MYCH  ANNO 
DOMINI  MCCCCXCV. 

B"rg  BURG.    Eisenberg-Mirbach.  —  Niederrhein.  Geschichtsfreund  1 879,  S.  74 

—  Macco,  Beiträge  zur  Genealogie  III,  S.  1 2 7.  —  Alte  Abbildungen  aus  dem 
1 7.  Jh.  auf  dem  Stich  von  Breidenbend  im  Theatrum  Europaeum  (Kunstdenkmäler 
des  Kreises  Jülich  S.  i75,  Nr.  5)  und  von  1 7 23  im  Codex  Welser. 

Ein  Rütger  und  ein  Wilhelm  von  Glimbach  werden  im  J.  1242  und  1264  ge- 
nannt (Hennes,  Kommenden  S.  1 35.  —  Lacomblet,  U.B.  II,  Nr.  269).  Um  die  Mitte 
des  i5.  Jh.  ist  die  Burg  im  Besitz  des  Dietrich  von  Betgenhausen  (Beiträge  zur 
Gesch.  von  Eschweiler  S.  96),  im  16.  Jh.  im  Besitz  der  von  Horrich.  Im  J.  1621 
wird  die  Burg  bei  der  Belagerung  von  Jülich  geplündert  und  verbrannt  (Borner 
Lehnbuch).  Durch  Heirat  und  Erbschaft  folgen  die  von  Westrem  und  im  J.  1 7 5 6 
die  von  Wymar.  Nach  dem  Tod  des  letzten  von  Wymar  (lS47)  kam  die  Burg 
durch  Heirat  an  die  de  Grady  und  ebenso  an  die  Freiherren  von  Dalwigk  zu  Kirch- 
berg.   Im  ].  i9oi  hat  Herr  Freiherr  von  Schorlemer  zu  Lieser  die  Burg  angekauft. 

Die  Burg  bildet  eine  rechteckige  Anlage;  die  meisten  Gebäude  sind  nach 
einem  Brand  um  1880  neu  errichtet.  Von  dem  Wohnhaus  stammt  noch  ein  Teil 
aus  dem  1 7. — 18.  Jh.,  der  eine  Flügel  mit  der  Toranlage  aus  dem  18.  Jh.,  alles 
einfache  schlichte  Ziegelbauten. 

Haus  Eine  andere  Burg,  HAUS  G RITTERN,  ist  im  16.  Jh.  im  Besitz  der  von 

Osen,  im  i7.  Jh.  der  von  Grittern,  im  18.  Jh.  der  von  Blanck  zu  Rischmühlen :  um 
1800  wurde  das  Haus  von  den  von  Wymar  zu  Burg  Glimbach  angekauft,  die  Ge- 
bäude um  die  Mitte  des  i9.  Jh.  abgebrochen  (Eisenberg-Mirbach). 


3 10 


GOLKRATH  —  HOLZWEILER 


67 


HAUS  KIFFELBERG,  ein  einfacher  Ziegelbau,  zum  Teil  noch  aus  dem  Haus 
18.  fh.  stammend,  war  im  J.  i492  im  Besitze  des  Dietrich  Kolff,  seit  1 498  in  dem- 
jenigen der  Familie  von  Ertzelbach,  zuletzt  bis  ins  1 9.  Jh.  Eigentum  der  von  Houve 
(ausführlich  von  Oidtman  in  den  Ann.  h.  V.  N.  XLVI,  S.  160).  Im  J.  1 67 8  war  das 
Haus  von  den  Franzosen  niedergebrannt  worden  (Berns,  Historische  Nachrichten 
über  die  Stadt  Linnich,  S.  1 47 ). 


GOLKRATH. 


RÖMISCHE  ANLAGEN.  Über  Römerstrassen  bei  Golkrath  vgl.  Aachener 
Zs.  XIV,  S.  i7,  18. 

KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  inventionis  s.  Stephani  proto- 
martyris).    Kaltenbach  S.  288.  —  Offermann  S.  i49. 

Der  Ort  Golkrath  wird  schon  im  J.  niS  in  der  Stiftungsurkunde  des  Stiftes 
Wassenberg  genannt  (Lacomblet,  U.B.  I,  Nr.  289).  Die  Kirche,  ursprünglich  eine 
zu  Klein-Gladbach  gehörige  Kapelle,  war  ein  unscheinbarer  Bau  des  i7. — 18.  Jh.; 
die  Pfarrerhebung  erfolgte  im  J.  i85i.  Der  alte  Bau  wurde  im  J.  i897/98  durch  einen 
Neubau  ersetzt. 

Von  der  Ausstattung  der  neuen  Pfarrkirche  ist  zu  nennen: 
Kasel  aus  rotem  Sammet  mit  Granatapfelmuster,  das  Kreuz  gestickt  mit  den 
hh.  Helena,  Gereon,  Maria,  Johannes  Bapt.  und  Maria  Magdalena,  unten  das  Wappen 
des  Kreuzbrüderordens;  auf  dem  Vorderstab  ein  h.  Bischof,  eine  Heilige  mit  der 
Kreuzesfahne  und  der  h.  Andreas.  Gute  Arbeit  vom  Anfang  des  16.  Jh.,  aber  stark 
restauriert,  aus  dem  benachbarten  Kloster  Hohenbusch  herrührend  (s.  o.  S.  5o). 

Die  zierliche  spätgotische  Kanzel  des  1  5.  Jh.  mit  reichen  Masswerkfüllungen 
und  dem  Wappen  der  Grafen  von  Moers-Saarwerden  ist  vor  einigen  Jahren  in  das 
Suermondt-Museum  zu  Aachen  gekommen  (Kisa,  Führer  durch  das  Suermondt- 
Museum  der  Stadt  Aachen  S.  64,  82  mit  Abb.). 


Römisch 
Anlagen 

Kathol. 
P  f  a  r  r  k  i  r  c 

Geschichte 


Ausstattun 


HOLZWEILER. 


RÖMISCHE  ANLAGEN.     Über  eine  Römerstrasse  bei  Holzweiler  vgl.  Römische 
P,  J.  LXXIII,  S.S.  Anlagen 

KATHOLISCHE    PFARRKIRCHE   (s.   t.    ss.    Cosmae   et   Damiani).  Kathol, 
Kaltenbach  S.  279.  —   Offermann  S.  1 4 7.     -  Binterim  u.  Mooren  I,  S.  3o9;     a"  lllt  1 
II,  S.  1 76.  —  Die  Heimat  i876,  S.  l38.  —  Aachener  Zs.  XI,  S.  108.  —  Ann.  h.  V. 
N.  XXVIII,  S.  3o5.  —  Berg.  Zs.  XII,  S.  1 33. 

Han  dschri  f  1 1.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Urkunden  über  Rentenstiftungen  für 
Kirche  und  Hospital  von  i4oi,  um  i4oo  und  von  1 495.  —  Rentbuch  von  i56o. - 
Befehl  zur  Befestigung  des  Dorfes  mit  Gräben  von  1 5 S 5 .  —  Rechnungen  u.  s.w. 
vom  1 7.  Jh.  an.  Im  einzelnen  vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  110.  —  In  München, 
Hof-  und  Staats-Bibliothek:  Slg.  Redinghoven  XIX,  Bl.  56,  Beschreibung 
von  1 583. 

König  Zwentibold  schenkt  schon  im  J.  898  dem  Stift  zu  Essen  Güter  in  Holz-  Geschichte 
weiler  (Lacomblet,  U.B.  I,  Nr.  81);    in  der  Folge  erscheint  dann  das  Essener  Stift 

5* 

3 1 1 


68 


KREIS  ERKELENZ 


Kathol.  auch  dauernd  hier  als  Grundherr.  Der  Turm  der  Kirche  stammt  noch  aus 
dem  12.  Jh.;  auch  im  Liber  valoris,  um  i3oo,  wird  die  Kirche  genannt.  Die  Kirche 
war  seit  1224  dem  Essener  Stift  inkorporiert,  während  die  Grafen  von  Jülich,  die 
seit  dem  1 3 .  Jh.  als  Vögte  in  Holzweiler  erscheinen,  das  Patronat  des  Katharinen- 
altars und  der  mit  diesem  verbundenen  Gasthauskapelle  besassen.  Das  Langhaus 
der  alten  Kirche  wurde  im  J.  1 8 59  durch  einen  Ziegelneubau  ersetzt;  demnächst  soll 
auch  der  alte  Turm  niedergelegt  werden. 
Beschreibung  Dreischiffiger  moderner  Ziegelbau  mit  romanischem  Westturm.  Der 

viergeschossige  Turm,  in  den  beiden  unteren  Geschossen  aus  Tuff,  ganz  geschlossen 

und  glatt,  vielfach  mit  Ziegeln  aus- 
geflickt. Im  dritten  Geschoss  an 
West-  und  Nordseite  noch  Reste 
einer  drei  teiligen  Lisenengliederung 
mit  Rundbogenfries.  Die  Südseite 
des  dritten  Geschosses  und  die 
Glockenstube  mit  einfachen  Rund- 
bogenfenstern stammen  wohl 
ganz  von  einer  Herstellung  im 
J.  172Ö/27;  schlanke  achtseitige 
Barockhaube,  unten  leicht  ge- 
schweift, in  der  Mitte  durch  einen 
glockenförmigen  Einbau  unter- 
brochen. 

Von  der  Ausstattung  sind 
zu  erwähnen : 

Triumph  kreuz  in  Lebens- 
grösse,  mittelmässige  Arbeit  des 
16.— 1 7.  Jh. 

Barock  -  Monstranz  aus 
vergoldetem  Silber  mit  Säulchen 
und  seitlichen  Voluten,  zum  Teil 
noch  mit  gotischen  Anklängen. 
Auf  dem  Fuss  die  Inschrift:  An- 
dreas HAMECHER,  SCHEFFEN  ZU 
HOLTZWETLER,  UND  MARGRETHA 
Fig.  36.    Hagelkreuz  bei  Holzweiler.  MÜNDTS,  EHELEUDT,  HABEN  DIESE 

MONSTRANTZ  GEGEBEN  ANNO  I  66  7, 

DEN   2  1.  OCTOBRIS.      3^2  %   5   LOHT.     6o  Cm  hoch. 

docken  Die  drei  alten  Glocken  von  i426,  aus  dem  i3.  — 14.  Jh.  und  von  1 7 64  tragen 

die  Inschriften : 

1.  ANNO  DOMINI  MCCCCXXVI,    IPSO  DIE   INVENTIONIS    SANCTAE  CRUCIS.  MARIA 
HEISCHEN  ICH,  IN  GOITS  DEINST   LUDEN    ICH.   IN  EREN  COSME  ET  DAMIANI  DIENEN  ICH 

2.  a don AI.    ave  maria  (in  frühgotischen  Majuskeln). 

3.  SONO  VOCIS  MEAE  FUGITE  PARTES  DIABOLICAE.     InCoLa  DONATO  FErInE  (so) 

fULMIna  VotIs  (i7i4?).    refusa  i  764.    refudit  Christian  voigt  in  Dremmen. 
Gasthau«-  EHEMALIGE  GASTHAUS  KAPELLE.    Das  Gasthaus  bestand  schon 

im  J.  i4oi  (Tille,  Übersicht  II,  S.  1 1 1 ) ;  das  Patronat  besass  der  Herzog  von  Jülich 
(s.o.).  Im  1 9.  Jh.  ist  die  Kapelle  zu  einem  Wohnhaus  umgebaut  worden;  erkennbar 
ist  jetzt  nur  noch  der  dreiseitige  Chorschluss. 

3 1  2 


HÜCKELHOVEN 


69 


Das  Glöckchen  vom  J.  1 4 1 5  trägt  die  Inschrift:  maria  vocor.    anno  domini  Gasthaus- 
kapelle 

MCCCCXV. 

HAGELKREUZ  am  Ausgang  nach  Katzem.     Ob  das  nach  der  Erkelenzer  Hagelkreuz 
Chronik  im  J.  1 454  an  dem  Aachener  Weg  errichtete  Hagelkreuz  (Ann.  h.  V.  N.  V, 
S.  48)  mit  demjenigen  von  Holzweiler  identisch  ist,   ist  zweifelhaft;  es  müsste  denn 
später  versetzt  sein.    Auf  jeden  Fall  stammt  aber  auch  das  Kreuz  von  Holzweiler 
aus  der  gleichen  Zeit. 

Das  Kreuz,  von  etwa  7  m  Höhe,  aus  Siebengebirgs-Trachyt,  erhebt  sich  auf 
drei  Stufen,  der  viereckige  Schaft  ist  durch  Masswerkfüllungen  gegliedert  und  in  der 
Mitte  durch  ein  Schlaggesims  unterbrochen;  oben  links  und  rechts  auf  Konsolen  die 
derben  Figürchen  Mariae  und  Johannis.  Uber  einem  weiteren  Schlaggesims  das 
eigentliche  Kreuz  mit  Masswerknasen  besetzt  und  mit  geschmiedeten  Blumen  an  den 
Enden;  darauf  der  kleine  derbe  Korpus  (Fig.  36).  Die  Aufmauerung  ist  nach  Ab- 
grabung  des  umliegenden  Terrains  erst  im  1 9.  Jh.  angelegt  worden. 

HÜCKELHOVEN. 

KATHOLISCHE    PFARRKIRCHE   (s.  t.  s.  Lamberti).     Kaltenbach  Kathoi. 
S.  275.  -  ■  Offermann  S.  i 45.  —   Habets,  Geschiedenis  van  het  bisdom  Roer-  Pfarrkirche 
mond  I,  S.  4o8.  —  Cornelius,  Gesch.  des  Münsterischen  Aufruhrs  I,  S.  228. 


Fig.  37.    Hückelhoven.   Katholische  Kirche  und  Burg  vor  dem  Neubau  der  Kirche. 


Handschriftl.  Qu.  Im  Pf  arrarchiv:  Urkundenbuch  vom  J.  1 766,  mit  Auf- 
zeichnungen bis  zum  J.  [385  zurückreichend.  —  Rentenverzeichnisse  u.  s.  w.  vom 
1  7.  Jh.  an.  —  Protest  des  Sends  gegen  die  Bestattung  des  Ludwig  von  Mülstroe  im 
Chor  der  Kirche,  1 625.  —  Akten  über  die  Wiederherstellung  des  Schiffes  und  Chores 


3i3 


7o 


KREIS  ERKELENZ 


Kathol. 
P  f  a  r  r  k  irche 


Geschichte 


Beschreibung 


Ausstattung 


Glocke 


Evangel. 
Pfarrkirche 


von  1 7 3 1  —  1 7  7  2,  Neubau  des  Turmes  1 7  7 3.  Im  einzelnen  vgl.  Tille,  Übersicht  II; 
S.  ii2.  —  In  München,  Hof-  und  Staats- Bibliothek:  Slg.  Redinghoven  XIX, 
Bl.  1 93,  Beschreibung  von  i  582. 

Im  J.  1261  erwarb  Sibert  von  Hückelhoven  das  Patronatsrecht  der  Kirche  von 
Heinrich  von  Arripa  (Köln,  Stadtarchiv,  Alftersche  Sammlung  LXVII,  Bl.  1 54).  Das 
Langhaus  des  alten  Baues  gehörte  zum  Teil  noch  dem  i4. — 16.  Jh.  an;  weitere 
Umbauten  waren  namentlich  im  18.  Jh.  erfolgt  (s.  o.).  Das  Patronatsrecht  lag  in 
den  Händen  der  Besitzer  der  Burg.  Im  J.  1 887  ist  die  alte  Kirche  durch  einen  Neu- 
bau ersetzt,  der  Turm  in  gotischen  Formen  erhöht  worden. 

Die  alte  Kirche  war  ein  kleiner  spätgotischer  zweischiffiger  Bau  mit  einem 
ähnlichen  rechteckigen  Chor  und  einem  schlichten  Ziegelturm  von  1 7  7 3 ;  die  spitz- 
bogigen  Fenster  ohne  Mass- 
werk (Fig.  37). 

Von  der  Ausstattung 
sind  zu  nennen: 

Romanischer  Tauf- 
stein des  12.  —  i3.  Jh., 
grosses  flaches  rundes  Becken 
aus  Namurer  Blaustein  mit 
vier  Eckköpfen,  dazwischen 
einfache  Flächenornamente 
und  Tierdarstellungen,  unter 
den  Köpfen  einfache  Blätter, 
92  cm  breit.  Ecksäulchen 
und  Sockel  neu. 

Die  einzige  alte  G 1  o  c  k  e 
aus  dem  i4.,  vielleicht  noch 
aus  dem  Ende  des  1 3.  Jh., 
ganz  einfach  mit  runden 
glatten  Bügeln.  Auf  dem 
oberen  Rand  die  Umschrift: 

OMNE  MALUM  FUGAT,  CVM 
MARIA  SONAT. 

Vor  der  Kirche  ein  abgetretener  Grabstein  des  Johann  Ludwig  von  Olmissen 
gen.  Mülstroe  zu  Hückelhoven  mit  dem  Ehewappen  Mulstroe  und  Hülhoven  sowie 
16  Ahnenwappen;  die  Inschriften  lauteten  nach  einer  älteren  Abschrift:  anno  161 9, 

DEN  5.  JUNIUS,  IST  DER  WOLEDEL  UND  VESTER  LUDEWIG  VON  OLMESSEN  GNANDT 
MULSTROE  SEELICH  IM  HERREN  ENTSCHLAFEN,  SEINES  ALTERS  74  JHAR.  —  ANNO  l6  .  .  . 
DECEM  .  .  IST  D  .  .  EDEL  EHRENTH  .  GENTRICHE  EDEL  VON  DER  LEWE,  WIDWE 
VON  MULSTRO  IN  DEN  HERREN  ENTS.,  IHRES  ALTERS  52  JAHR.  —  ...  DECEMBRIS  .  . 
NOBILIS  VIR  JOANNES  .  .  .  DICTUS  MULSTROE  .  .  LATOR  .  .  .  LEGUM  .  .  .  WI  .  .  PLA- 
CIDUM. 

EVANGELISCHE  PFARRKIRCHE,  von  Recklinghausen,  Reforma- 
tionsgeschichte I,  S.  i94.  —  Rembert,  Die  Wiedertäufer  im  Herzogtum  Jülich,  S.  65, 
68  u.  s.  w.  —  Habets,  De  wederdoopers  te  Maastricht,  S.  2  i  7. 

Handschriftl.  Qu.  Das  Pfarrarchiv  ist  untergegangen  (Tille,  Übersicht  II, 
S.  112).  —  Im  evang.  Pfarrarchiv  zu  Randerath:  Vermögensverzeichnis  von 
i762  (ebendort  II,  S.  1 59). 


Fig.  38.  Hückelhoven.   Ansicht  der  alten  evangelischen  Pfarrkirche. 


3i4 


HÜCKELHOVEN 


7l 


Eine  religiöse  Bewegung  macht  sich  schon  frühzeitig  in  Hückelhoven  bemerk-  Evangel. 
bar,  um  i53o  ist  es  ein  Hauptsitz  der  wiedertäuferischen  Bewegung  im  Herzogtum  Geschichte 
Jülich.    Das  mag  auch  die  schnelle  Einführung  der  Reformation  um  die  Mitte  des 
1 6.  Jh.  befördert  haben;  nähere  Nachrichten  darüber  fehlen.    Das  alte  Kirchenge- 
bäude rührte  aus  dem  J.  1688  her;  im  J.  i89o/9i  wurde  ein  Neubau  errichtet. 

Die  alte  Kirche  war  ein  rechteckiger  oblonger  Saalbau  aus  Ziegelmauerwerk,  Beschreibung 
an  der  Langseite  drei,  an  der  Schmalseite  zwei  grosse  Rundbogenfenster,  über  dem 


Fig.  39.    Burg  Hückelhoven.  Ansicht. 


Portal  ein  Flachgiebel  mit  der  Jahreszahl  1688,  auf  den  Firstenden  des  Walmdaches 
Balusteraufsätze,  in  der  Mitte  ein  Dachreiter  mit  geschweifter  Haube  (Fig.  38). 

BURG.    Eisenberg- Mirbach.  -     Strange,  Beiträge  zur  Genealogie  VI,  Burg 
S.  18.  —  Aachener  Zs.  VI,  S.  182.  —  Ann.  h.  V.  N.  XVII,  S.  236,  24 1. 

Ungenaue  Ansicht  vom  J.  1  7 23  im  Codex  Welser. 

Die  Burg  ist  Stammsitz  eines  gleichnamigen  Geschlechtes,  das  in  der  1.  H.  des  Geschichte 
1 3.  Jh.  zuerst  vorkommt.    Im  J.  i5o5  wird  Johann  von  Olmissen  gen.  Mulstroe  mit 
dem  Hof  zu  Hückelhoven  an  der  Kirche  belehnt.    Die  von  Olmissen  erbauten  auch 


3i5 


72  KREIS  ERKELENZ 

Burg  am  Ende  des  16.  und  am  Anfang  des  1 7.  Jh.  das  noch  bestehende  Burghaus.  In 
der  2.  H.  des  1 7.  Jh.  starb  die  Linie  der  Olmissen  auf  Hückelhoven  im  Mannes- 
stamm aus;  es  folgten  als  Besitzer  verschiedene  Anverwandte.  Von  diesen  heiratete 
im  J.  1 695  Agnes  Elisabeth  von  Beeck  den  Generalfeldmarschallleutnant  Frh.  von  Zobel, 
der  den  Besitz  wieder  vereinigte;  im  J.  i76o  besass  das  Gut  sein  Schwiegersohn 
Friedr.  Wilh.  Frhr.  von  Calcum  gen.  Lohausen,  dann  erscheint  es  seit  1 7  68  ganz  im 
Besitz  des  anderen  Schwiegersohnes  von  Deelen.  M.  J.  Kremer,  Gatte  einer  Elisabeth 
von  Deelen,  verkaufte  die  Burg  im  J.  i83o  an  den  Gymnasialdirektor  Rosie  in  Roer- 
mond, dieser  im  J.  1 833  an  Pfarrer  W.  Schnorrenberg,  welcher  den  Besitz  im  J.  1 86 7 
dem  erzbischöflichen  Stuhl  in  Köln,  dem  jetzigen  Eigentümer,  schenkte. 
Beschreibung  Interessanter  zweigeschossiger  Ziegelbau  des  16.  und  i7.  fh.,  noch  von  dem 

alten  breiten  Graben  umgeben  und  mit  gemauerter  Brücke  an  der  Südseite  (An- 
sichten Fig.  37  und  39.  —  Lageplan  Fig.  4o). 
Die  ältere,  nördliche  Hälfte  aus  dem  16.  Jh. 
mit  drei  Fensterachsen  an  der  Nordseite  hat 
jetzt  grosse  schlichte  Stichbogenfenster,  über 
zwei  Achsen  erhebt  sich,  abgetrennt  durch 
einen  Klötzchenfries,  ein  Staffelgiebel  mit  zwei 
Stichbogenblenden,  darin  kleine  Fenster;  an 
den  Seiten  und  auf  dem  Scheitel  des  Giebels 
übereckgestellte  gemauerte  Fialen.  Die  west- 
liche Schmalseite  dieses  Bauteiles  mit  einem 
ganz  entsprechenden  Giebel.  An  der  Ostseite 
des  älteren  Teiles  der  viergeschossige  Turm 
mit  Klötzchenfriesen  über  allen  Geschossen 
und  mit  schmalen  hohen  Fenstern;  achtseitige 
Haube  mit  offener  Laterne,  geschweifter  Kuppel 
und  hoher  Balusterspitze. 

Der  jüngere  südliche  Bauteil  mit  Klötz- 
chenfries zwischen  beiden  Geschossen,  vier 
Fensterachsen  an  jeder  Seite;  die  Fenster  sind 
sämtlich  nachträglich  verändert.  Die  Südseite 
hat  zwei  abgetreppte  und  geschweifte  Giebel  nebeneinander,  darin  je  zwei  kleine 
Fenster  und  eine  Blende  dazwischen;  den  Giebeln  entsprechend  trägt  dieser  Bau 
zwei  parallele  Satteldächer. 

Das  Innere  ist  im  wesentlichen  schmucklos,  nur  in  dem  grossen  Saal  ein 
einfacher  Renaissance- Kamin. 
Ausstattung  Von  der  Ausstattung  sind  einige  Porträts  in  einem  Zimmer  des  Erdge- 

schosses zu  nennen,   darunter   besonders  das  Brustbild   eines  Herren  in  braunem 
Seidenrock  aus  der  2.  H.  des  18.  Jh.  und  ein  Porträt  des  Kurfürsten  Clemens  August 
von  Köln  in  Deutschordenstracht,  Mitte  des  18.  Jh.    Die  Bilder  sind  im  J.  i9o2  nach 
Köln  in  das  erzbischöfliche  Generalvikariat  geschafft  worden. 
Wirtschafts-  Von  den  W i r t sc  h af t s g  e b ä u d e  n  steht  in  der  Nähe  des  Herrenhauses  noch 

gebäude  0kjonge  Xorbau  von  Ziegelmauerwerk  aus  dem  i7.Jh.,  die  Innenseite  aus  Fach- 

werk. Nach  dem  Herrenhaus  ein  interessanter  Ziergiebel  wie  an  jenem  selbst,  in 
der  Mitte  der  Aussenseite  Korbbogentor  in  rechteckiger  Blende,  die  mit  einem 
Klötzchenfries  abgeschlossen  ist.    An  dem  Tor  ein  früher  lose  daneben  liegender 


IMMERATH 


73 


Stein  mit  dem  Ehewappen  Olmissen  und  Mirbach  (Ludwig  von  Olmissen,  verm.  seit  Burg 
1 598  mit  Elisabeth  von  Mirbach). 

Dem  Torbau  gegenüber  ein  Scheunenbau  aus  Ziegelmauerwerk  mit  Schiefs- 
scharten in  der  Aussenseite,  die  Innenseite  aus  Fachwerk  mit  Spuren  einer  offenen 
Galerie,  im  J.  i9oi  wegen  Baufälligkeit  niedergelegt. 


IMMERATH. 


RÖMISCHE  ANLAGEN.  Über  eine  Römerstrasse  bei  Immerath  vgl. 
B.  J.  LXXIII,  S.  5. 

KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Lamberti).  Binterim  und 
Mooren,  E.  K.  I,  S.  3o9;  II,  S.  1 75.  —  Kaltenbach  S.  280.  —  Offermann  S.  i  47. 
—  Die  Heimath  i876,  S.  1 73.  —  Ann.  h.  V.  N.  XXV,  S.  1 79.  —  Aachener  Zs. 
III,  S.  3o6.  —  Berg.  Zs.  II,  S.  123. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Rentenverzeichnisse  u.  s.w.  vom  1 7.  Jh. 
an.  —  Urk.  von  1 652,  betr.  das  Spitalhaus.  —  Modernes  Urkundenbuch,  darin  u.a. 
zwei  Urkunden  von  i462.  Im  einzelnen  vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  112.  —  In 
München,  Hof  -  und  Staats-Bibliothek:  Slg.  Redinghoven  XIX,  Bl.  57,  Beschrei- 
bung von  1 583 . 

Die  Kirche,  ursprünglich  Filiale  von  Keyenberg  und  angeblich  im  i3.  Jh  zur 
Pfarrkirche  erhoben,  erscheint  um  i3oo  im  Liber  valoris  als  Pfarrkirche;  das  Patronat 
war  im  Besitz  der  Inhaber  des  Hauses  Pesch  (s.  u.).  Der  alte  Bau,  der  im  Kern 
noch  eine  einschiffige  romanische  Anlage  war,  in  spätgotischer  Zeit  Seitenschiffe 
und  einen  neuen  Chor,  sowie  eine  kleine  Kapelle,  das  sog.  Pescher  Chörchen,  dann 
in  den  ].  1  767 — i77o  einen  neuen  Turm  erhalten  hatte,  ist  im  J.  i89o/9i  durch  einen 
vollkommenen  Neubau  ersetzt  worden. 

Von  der  Ausstattung  der  neuen  Pfarrkirche  sind  zu  nennen: 
Monstranz  aus  vergoldetem  Silber,  Anf.  des  16.  Jh.   einfach  mit  Fialenaufbau 
seitlich  von  dem  Cylinder  und  einem  Strebesystem  über  der  Kuppel.    Auf  dem  Fuss 
aus  späterer  Zeit  graviertes  Ehewappen   Weyerstrass  und  Roemer  mit  der  Inschrift: 

JOHANN  ARNOLD  WEYERSTRASS,  PFALZN  EUBURGISCHER  VOGT  DES  AMTS  KASTER,  UND 
JOHANNA  ROEMER,  EHELEUT,  D.  D.  ANNO    1 662 ,   4.  JUNY.      52  cm  hoch. 

Die  beiden  alten  Glocken  von  ]5i2  und  1 496  tragen  die  Inschriften: 

1.  JHESUS,  MARIA  HEISCHEN  ICH,  IN  DIE  ERE  GÖTZ  LUIDEN  ICH,  DUEIFFELEN 
VAN  DER  HELLEN  VERDRIVEN  ICH,   ANNO  DOMINI  MCCCCCXII. 

2.  LAMBERTUS  HEISCHEN  ICH,  IN  DIE  ERE  GÖTZ  LUDEN  ICH,  GREGORIUS  VAN 
TRIER  GOUS  MICH  ANNO  DOMINI  MCCCCXCVI. 

HAUS  PESCH.    Eis en berg- Mirbach.  -  Ann.  h.  V.  N.  XXV,  S.  279.  - 
Strange,  Gesch.  der  Herren  von  dem  Bongart.  —  Alfter,  Manuskript  des  Kölner 
Stadtarchivs  Nr.  69. 

Handschriftl.  Qu.  wahrscheinlich  in  dem  von  dem  Bongartschen  Archiv 
auf  Haus  Paffendorf.  —  Ansicht  vom  J.  1  723  im  Codex  Welser. 

Im  T.  1 36 1  erscheint  Reinhard  Hoen  von  dem  Pesch,  dessen  Familie  noch  im 
1 6.  Jh.  im  Besitz  des  Hauses  war  (Strange,  Gesch.  der  Herren  von  dem  Bongart, 
S.  79).  Durch  Heirat  folgen  im  1 6.  Jh.  die  von  Schoenrode,  die  aber  mit  den  von 
Bocholz  und  von  Reifferscheid  im  Streit  liegen  um  Haus  Pesch.    Die  verschiedenen 


Römische 
Anlagen 

Kathol. 
Pfarrkirche 


Geschichte 


Ausstattung 


i  Hinken 


Haus  Pesch 


Geschichte 


3i7 


74 


KREIS  ERKELENZ 


Haus  Pesch  Erben  dieser  Familien  setzen  den  Streit  fort,  tatsächlich  blieben  die  Berner  von 
Grottenrath  und  im  1 7.  Jh.  deren  Erben,  die  Grafen  Maxelrein  im  Besitz.  Im 
J.  1 7 29  erlangen  jedoch  die  von  dem  Bongart  ein  obsiegendes  Urteil,  aber  unter  den 
Bongartschen  Erben  kam  es  zu  neuen  Prozessen,  bis  das  Gut  im  J.  i8o3  zum  Ver- 
kauf ausgestellt  wurde  und  der  Hauptteil  bei  den  von  dem  Bongart  verblieb.  Das 
Haus  war  zuletzt  im  Besitz  des  Freifräuleins  Odilia  Karolina  von  dem  Bongart  (f  1 879), 
fiel  dann  an  deren  Schwester,  Freifrau  Auguste  von  Walbott- Bassenheim  (f  i884), 

die  das  Gut  ihrem  Neffen,  Reichsfreiherrn  Clemens  von 
Loe  zu  Bergerhausen,  dem  jetzigen  Eigentümer,  vermachte. 
Das  jetzige  Herrenhaus  stammt  zum  grossen  Teil  aus 
dem  Anfang  des  1 7.  Jh.,  die  Kapelle  war  im  J.  1 5 83  so 
verfallen,  dass  sie  nicht  mehr  benutzt  wurde  (München, 
Hof-  und  Staats-Bibliothek:  Slg.  Redinghoven  XIX,  BI.57). 
Beschreibung  Die  Wirtschaftsgebäude,  die  sämtlich  im  1 9. Jh. 

neugebaut  sind,  umschliessen  ein  grosses,  zum  Teil  noch 
von  den  Wassergräben  umgebenes  Rechteck,  an  dessen 
Nordseite  das  Herrenhaus  liegt. 

Das  Herrenhaus,  im  wesentlichen  ein  Bau  des 
1 7.  Jh.,  bildet  ein  Rechteck,  dessen  Süd-  und  Ostseite 
von  dem  zweiflügeligen  Wohnhausbau  eingenommen 
werden,  ein  schlichter  dreigeschossiger  Ziegelbau,  dessen 
Obergeschoss  zum  Teil  früher  aus  Fachwerk  bestand,  das 
jetzt  in  Ziegeln  ummauert  ist.  Die  Fenster  an  den  Aussen- 
seiten  sind  jetzt  schlichte  Stichbogenfenster.  An  der  Ecke 
ein  quadratischer  Turm  mit  kleinen  Fenstern  und  ein- 
fachem Pyramidendach,  darauf  Wetterfahne  mit  dem  von 
dem  Bongartschen  Wappen  und  der  Jahreszahl  1 766. 
An  der  Aussenseite  des  Ostflügels  sprang  ein  kleiner 
rechteckiger  Bau  vor,  die  im  J.  1 898  abgebrochene  Ka- 
pelle; an  dem  jetzt  am  Haus  Bergerhausen  verwendeten 
Fenster  die  Jahreszahl  1 6 1 6.  Auf  dem  Nordende  des 
Ostflügels  über  der  jetzigen  Kapelle  ein  kleiner  offener 

Dachreiter.   

Die  beiden  nach  dem  Hof  hin  gelegenen  Seiten 
zeigen  noch  die  Reste  der  ursprünglichen  Kreuzsprossen- 
fenster und  Spuren  einer  offenen  Holzgalerie.  An  dem 
Südflügel  hier  in  Eisenankern  die  Jahreszahl  1 663. 

An  der  Nord-  und  Westseite  des  kleinen  Hofes 
noch  die  alte,  ursprünglich  wohl  auch  mit  Wehrgang  versehene  Abschlussmauer  mit 
zahlreichen  Schiefsscharten. 

Das  Innere  des  Herrenhauses  ist  schmucklos;  in  der  Kapelle  ein  kleiner 
unbedeutender  Barockaltar  mit  dem  Ehewappen  von  dem  Bongart  und  Hoch- 
steden, Johann  Hugo  von  dem  Bongart  (f  1 78 1 )  und  Maria  Josina  von  Hochsteden 
(t  1794). 

Privatbesitz  Im  Besitz  der  Familie  Hages  in  Immerath,  seit  i9o2  Herrn  Heinrich  Schmitz 

FlfciiDciii" 

Statuette  m  Stetternich  gehörig,  feine  frühgotische  Elfenbein. Statuette  der  Muttergottes, 
Ende  des  1 3.  Jh.,  wohl  rheinisch,  mit  zahlreichen  Resten  von  Bemalung  und  Ver- 
goldung, 26  cm  hoch  (Fig.  4i). 


Fig.  41.  Immerath.  Elfen- 
beinerne Madonnenstatuette 
im  Besitz  der  Familie  Hages. 


3i8 


KEYENBERG  75 


KEYENBERG. 


KATHOLISCHE 
PFARRKIRCHE  (s.  t. 
exaltationis  s.  Crucis).  Bin- 
terim  u.  Mooren,  E.  K.  I, 
S.  3o7;  II,  S.  1 74.  —  Kal- 
tenbach S.  280.  —  Offer- 
mann S.  i48.  —  Berg.  Zs. 
II,  S.  120;  IV,  S.  265.  — 
Die  Heimat  1 876,  S.  44.  — 
v.  d.  Hart,  Gesch.  u.  Sagen 
d.  Erkelenzer  Flachsgefildes 
II,  S.  26  —  3o. 

Handschriftl.  Qu. 
Im  Pfarrarchiv:  Abschrift 
der  Inkorporationsurkunde 
von  i33o.  —  Urkunden  und 
Verzeichnisse  von  Renten 
des  i5.  und  16.  Jh.  —  Kirch- 
meisterrechnungen von  i562 
und  1 563  mit  Notizen  über 
den  Turmbau.  —  Lagerbuch 
von  i649.  —  Buch  der  Se- 
bastianus- Bruderschaft  von 
1  7 1 5.  Im  einzelnen  vgl. 
Tille,  Übersicht  II,  S.  1 13. 
—  In  München,  H  o  f -  und 
Staats  -  Bibliothek  :  Slg. 
Redinghoven  XIX,  Bl.  56, 
Beschreibung  von  1 583. 

Keyenberg  ist  jeden- 
falls eine  der  ältesten  kirch- 
lichen Gründungen  im  Jü- 
licher  Land,  der  Tradition 
nach  von  der  h.  Plektrudis 
auf  einem  alten  Königshof 
errichtet  und  dem  Stift  S. 
Maria  im  Kapitol  in  Köln 
überwiesen,  um  7 1 6  von  dem 
h.  Suitbertus  geweiht.  Eine 
grosse  Zahl  von  umliegenden 
Kirchen  waren  Tochter- 
kirchen von  Keyenberg.  Die 
noch  erhaltene  Bauinschrift 
(s.  u.)  bezieht  sich  wohl  auf 
einen  Neubau  aus  dem  Ende 
des  11.  Jh.  Das  jetzige  Lang- 


Kathol. 
Pfarrkirche 


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Gesdiidite 


Fig.  42. 


Keyenberg,  katholische  Pfarrkirche.  Grundris 
und  Sdinitt  des  romanischen  Teiles. 


7., 


KREIS  ERKELENZ 


Kathol.  haus  gehört  in  seinen  Aussenmauern  wohl  noch  diesem  Bau  an;  es  ist  dann  in 
Pfarrkirc  e  ^r  ^  ^         1 3.  Jh.  überhöht  und  eingewölbt  worden.    Der  Kirchturm  soll  im  1 3.  Jh. 

abgebrannt  sein;  die  noch  vorhandenen  Rechnungen  von  1 562/63  zu  einem  Neubau 
des  Turmes  beziehen  sich  wohl  auf  den  am  Westende  des  Südschiffes  gelegenen,  im 
J.  1 8 1 8  niedergelegten  Turm.  Der  jetzige  Westtunn  wurde  im  J.  1 8 1 8  errichtet.  Im 
J.  1 866  wurde  die  Kirche  durch  den  Neubau  eines  Querhauses  und  Chores  erweitert. 
Beschreibung  Dreischiffiger ,  ursprünglich  einschiffiger  romanischer  Bau  mit  Turm  und 

grosser  Choranlage   aus  dem  i9.  Jh.,   der  romanische  Teil   im  Lichten  i4  m  lang, 
i4,5o  m  breit  (Grundriss  und  Schnitt  Fig.  42.  —  Seitenansicht  Fig.  43). 
Äusseres  Von  dem  urspiünglich  einschiffigen  Bau  des  1 1. — 13.  Jh.  zeigt  die  Nordseite  eine 

schlichte  Gliederung  mit  Lisenen  an  den  Enden  und  einem  durchlaufenden  Rund- 
bogenfries, zwei,  wohl 
später  veränderte  Rund- 
bogenfenster, der  spätro- 
manischen Wölbung  ent- 
sprechend,dasGanze  stark 
überputzt  (Fig.  43).  Die 
Gliederung  der  Südseite 
ist  nur  in  der  Osthälfte 
erhalten;  in  der  West- 
hälfte ist  sie  durch  den 
späteren  Turmanbau  zer- 
stört. Geringe  Spuren 
der  vermauerten  kleinen 
Rundbogenfenster  und 
des  abgeschlagenen  Bo- 
genfrieses  des  u.Jh.  in 
der  Höhe  des  jetzigen 
Seitenschiff  -  Pultdaches 
sind  noch  erhalten.  Die 
Westfront  zeigt  in  der 
Halle  des  imj.  181 8  vorge- 
setzten Ziegelturmes  ein 

Fig.  43.    Keyenberg,  katholische  Pfarrkirche.    Nordseite  SDäto"OtischeS  schlichtes 

des  romanischen  Teiles.  r    o  • 

Portal  mit  gradem  Sturz. 

Von  den  Seitenschiffen  das  nördliche  spätgotisch  aus  dem  i5. —  1 6.  Jh.,  mit 
derben  Strebepfeilern  und  einfachen  Stichbogenfenstern,  das  südliche  wohl  im  i7. 
bis  18.  Jh.  angelegt  oder  ganz  erneuert,  besteht  aus  Ziegelmauerwerk  mit  Rundbogen- 
fenstern. 

Inneres  Im  Inneren  ist  das  Mittelschiff  in  der  l.  H.  des  1 3.  Jh.  in  äusserst  inter- 

essanter Weise  mit  zwei  grossen  Kreuzgewölben  eingewölbt  worden;  in  den  Ecken 
und  in  der  Mitte  jeder  Langseite  wurden  schwere  Pfeilervorlagen  angemauert  mit 
grossen  Dreiviertel-Diensten,  reichen  Basen  mit  Eckblättern,  schönen  kräftigen  Blatt- 
kapitälen  und  schweren  Kämpferplatten.  Darauf  ruhen  die  gratigen,  stark  busigen 
und  ausnehmend  dünnen  Kreuzgewölbe,  die  eine  aussergewöhnlich  steile  Form  haben. 
Der  Gurtbügen  zwischen  beiden  Gewölben  verjüngt  sich  —  der  grösseren  Leichtig- 
keit wegen  —  zu  einer  dünnen  Rippe.  Trotzdem  sind  die  Seitenmauern  ausgewichen 
und  haben  das  Einziehen  von  Holzankern  notwendig  gemacht  (Fig.  42). 


320 


KEYENBERG 


77 


Die  in  die  Seitenmauern  nachträglich  eingebrochenen  Öffnungen  zu  den  Seiten-  Kathol. 
.schiffen  hin  einfach  rundbogig,  ohne  Kämpfer. 

Das  nördliche  Seitenschiff  mit  schlichten  Kreuzgewölben  des  i5. — 16.  Jh.,  ein- 
faches Rippenprofil  und  kleine  runde  Schlufssteine;  das  südliche  Seitenschiff"  mit 
flacher  Decke. 

Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen:  Ausstattung 
In  dem  Chor  romanische  Inschrifttafel  mit  einfachem  Randprofil,  46  cm 
hoch,   88  cm  breit:   hoc  templum  dedicatum  est  xii.  kal.  ian.  a  venerabiu 

COLONIENSI    ARCHIEPISCOPO    HERIMANNO    IN    HONORE   SANCTE   CRUCIS,  CONTINENTUR 

RE(liquie)  DE  spongia  et  de  sepulchro  DOMINI,  gereonis,  maurorum,  CYRIACT, 
pancratii,  Fortunate,  outelrici,  agnetis.  Die  Inschrift  kann  sich  auf  Herimann  II 
(io36 — io56)  wie  auch  auf  Herimann  III  (io89 — io99)  beziehen,  wahrscheinlicher 
auf  den  letzteren,  da  ebensowohl  der  Kern  des  Langhauses,  wie  auch  die  Inschrift- 
tafel selbst  recht  wohl  noch  den  letzten  Jahren  des  11.  Jh.  angehören  können 
(Fig.  44.  —  Kraus,  Die  christl.  Inschriften  der  Rheinlande  II,  Nr.  5oo.  —  Eine 
verwandte  Inschrift  in  der  Kir- 
che zu  Düsseldorf  -  Derendorf, 
vgl.  Kunstdenkm.  der  Stadt  und 
des  Kr.  Düsseldorf  S.  78). 

Holzfigur  eines  h.  Bi- 
schofes  mit  Stab  und  Herz, 
mittelmässig,  stark  überstrichen, 
16.  Jh. 

Gruppe  der  Anna  selb- 
dritt,  die  h.  Anna  stehend 
mit  Maria  und  dem  Christus- 
kind auf  dem  Arm,  gute  nieder- 
rheinische Skulptur  um  i5oo, 
neu  polychromiert. 

Im  nördlichen  Seitenschiff  G  r  a  bp  1  a  1 1  e  aus  Blaustein  mit  Wappen  und  In- 
schrift: D.  O.  M.  AETHERA  NON  CAETERA.  ANNO  DOMINI  I  734,  DIE  28.  APRILIS,  ADMODUM 
REVERENDUS  DOMINUS  MATTHIAS  CLAESSEN,  HUIUS  LOCI  IN  ANNUM  34.  PASTOR,  PRO 
GREGE  SEMPER  VIGIEANS,  IURA  PASTORALIA  INDEFESSE  PROPUGNANS,  ECCLESIAE  AEDI- 
FICIA  UNDIQUE  RESTAURANS,  ADIV1T  AETHERA  ET  DESPEXIT  CAETERA  ANNO  AETATIS 
SUAE  58,  REQUIESCAT  CUM  PARENTIBUS  LEONARDO  CLAESSEN  ET  ELISABETHA  MAESSEN, 
IN   HAC  ECCLESIA  SEPULTIS,  IN  PACE.     AMEN.     TU  QUI  LEGIS,   ORA  PRO  EIS. 

Daneben  ein  einfacher  gotischer  Sakraments-Wandschrank. 

An  einem  Pfeiler  des  Mittelschiffes  kleine  Marmortafel  mit  der  Grabschnft: 

A.   B.     ANNO    1 766,  4TA   9  BRIS,   HIC  IACET  JOH.   HENR.  SIMONIS,    INDIGNUS  ECCLESJAF 
PRESBYTER,  ORATE  PRO  EO,  UT  R.  I.  T. 

Über  jetzt  nicht  mehr  vorhandene  Grabsteine  vgl.  Ann.  h.  V.  N.  LVIII,  S.  181. 
Ein  aus  Keyenberg  stammender   Barockaltar  befindet   sich  jetzt   in  der 
Kapelle  des  Gutes  Ungershausen  (Kunstdenkm.  des  Kr.  Jülich  S.  58). 

Die  einzige  alte  Glocke  vom  J.  1 455  trägt  die  Inschrift:  maria  vocor.  anno  Glocken 

MCCCCLV.     JOHAN  INDE  JACOP  KLOCKENGETER. 

Zwei  im  J.  1 899  umgegossene  Glocken  von  1 464  und  1 648  hatten  nach 
dem  Lagerbuch  die  Inschriften: 

I.     MARIA.     ENT  JAER  ONS  HEREN  MCCCC  EN  LXIIII.     JACOP  KLOKGETER. 

32  I 


7  8 


KREIS  ERKELENZ 


Kathol.  2.    ST.   URBANUS,    PAPA   ET  MARTYR.      TINNIO    CHRISTICOLAE    PRECIBUS  SIGNA 

Pfarrkirche  DIURNISj  COMPULSO  MISSIS,  FLEO  FUNERA,  CONSONO  FESTIS.     ANNO  IÖ48. 

Berverath,  KAPITELSHOF  in  BERVERATH,  ursprünglich  auch  dem  Stift  S.  Maria 

Kapitelshof.       Tr      .    ,  T_.,..  .      .       .  ...  ,  TTri  T 

im  Kapitol  zu  Köln  gehörig,  im  wesentlichen   moderne   Hotanlage ;   von  Interesse 

ist  nur  ein  Holzbalken  von  dem   alten  Wohnhaus  mit  der  Inschrift:    anno  i 467 

HENRICUS  HEISTER,  CANONICUS  IN  CAPITOLIO,  FUNDAVIT,  ANNO  1 586  HOSTIS  INFLAM- 
MAVIT,  ANNO  1682   ANDREAS  SUCCESSOR  AEDIFICAVIT,  DEUS  CONSERVET. 


KLEINGLADBACH. 


Kathol. 
Pfarrkirche 


Geschichte 


Beschreibung 
Äusseres 


Fig.  45.  Klein-Gladbach. 
Grundriss  der  katholischen  Pfarrkirche  vor  dem  Umbau. 


Inneres 


KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Stephani  protomartvris). 
Kaltenbach  S.  287.  —  Offermann  S.  i 49.  —  Habets,  Geschiedenis  van  het  bis- 
dom  Roermond  I,  S.  4o8. 

Handschrift  1.  Qu.  Im 
Pfarrarchiv:  Antiphonar  aus 
Kloster  Hohenbusch,  um  i5oo.  — 
Protocollum  ecclesiae  mit  Heirats- 
kontrakten u.  s.w.  von  i59o  ab.  — 
Renten  Verzeichnisse,  Stiftungen  u. 
s.w.  des  i7.  und  18.  Jh.  Im  ein- 
zelnen vgl.  Tille,  Übersicht  II, 
S.  Ii 5.  —  In  München,  Hof- 
und  Staats-Bibliothek:  Slg. 
Redinghoven  XIX,  Bl.  i9i,  Be- 
schreibung von  i582. 

Der  jetzige  Bau  ist  im  Kern 
eine  einschiffige  Anlage  des  1 5.  bis 
16.  Jh.,   die  Seitenschiffe  wurden 
im  i7.  |h.  angebaut.    Im  J.  i9oo  wurde  der  alte  Turm  niedergelegt,  das  Langhaus 
um  ein  Joch  verlängert  und  ein  neuer  Turm  errichtet.    Kollator  war  das  Domkapitel 
zu  Köln  (Alfter,  Manuskript  des  Kölner  Stadtarchivs  LXVII,  Bl.  68). 

Schlichter  dreischiffiger,  ursprünglich  einschiffiger  spätgotischer  Ziegelbau 
des  i5. —  1 7.  Jh.  mit  modernem  Westbau,  der  alte  Teil  im  Lichten  20  m  lang, 
i3,6o  m  breit  (Grundriss  Fig.  45). 

Der  Chor  von  zwei  Jochen  und  Achtecksschluss  ist  ganz  einfach,  mit  grossen 
zweimal  abgetreppten  Strebepfeilern  und  spitzbogigen  Fenstern  ohne  Masswerk;  seitlich 
sind  zwei  kleinere  spätere  Anbauten  hinzugefügt. 

Das  Langhaus  hat  in  seinen  vier  alten  Jochen  einfache  Spitzbogenfenster  ohne 
Masswerk,  derbe,  kurze,  einmal  abgetreppte  Strebepfeiler;  über  jedem  Joch  jetzt  ein 
im  J.  1886  zugefügter  Ziegelgiebel  mit  Satteldach  an  Stelle  des  alten  Schleppdaches, 
das  den  ganzen  Bau  eindeckte. 

Der  alte  Westturm,  ein  breiter  länglicher  Bau,  bestand  im  unteren  Teil  zum 
Teil  aus  Bruchsteinen  und  hatte  eine  grosse  Stichbogentür  des  18.  Jh.  In  der  Höhe 
des  Schiffdaches  war  die  Dachkonstruktion  zusammengeschleift  und  trug  einen  ein- 
fachen vierseitigen  geschieferten  Dachreiter. 

Das  Innere  ist  gleichfalls  ganz  schlicht;  der  Chor  hat  seitlich  rundbogige 
Öffnungen  zu  den  späteren  Anbauten,  sonst  unter  den  Fenstern  Nischen;  die  eih- 


322 


KÖRRENZIG 


79 


fachen  Rippengewölbe  ruhen  teils  auf  figürlichen,  teils  auf  glatten  Konsolen.  Im 
Langhaus  sind  zwei  von  drei  achteckigen  Pfeilern  an  jeder  Seite  alt,  sie  sind  aus  dem 
Mauerwerk  der  alten  Seitenwände  stehen  gelassen  worden;  die  Kreuzgewölbe  im 
Mittelschiff  mit  schweren  Rippen  und  kleinen  runden  Schlufssteinen.  Die  Seiten- 
schiffgewolbe  ähnlich  mit  hochgezogenen  Kappen. 
Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen: 

Zwei  unbedeutende  Seitenaltäre  und  Kanzel  aus  der  2.  H.  des  18.  Jh. 
Die  drei  Glocken  von  1 47 7 ,  i65o  und  1  743  tragen  die  Inschriften: 

1.  ANNO  DOMINI  MCCCCLXXVII.     EGO  VOCOR  SANCTUS  STEFFANUS,  JACOP  EN  JAN. 

2.  S.  S.  NICOLAUS  ET  CATHARINA.  R.  D.  HENRICUS  ESSER,  PASTOR,  CONRADUS 
SCHNAREN,  THEODORUS  DIESZEN,  SIGBERTUS  HENRICHS,  SCABINI.  ANNO  l65o.  N.  B. 
ME  FECIT. 

3.  DIESE  MESSGLOCKE  IST  UMGEGOSSEN  AUS  GESAMMELTEN  ALMOSEN  IN  DIESER 
GEMEINTE  KLEIN-GLADBACH  UNTER  PASTOREN  ADOLF  JUNCKEN,  GEBUERTIG  VON  HAN- 
NOVER, im  jähr  1 743.  bartholomaeus  gunder  gos  mich.  Darauf  Relief  der 
h.  Anna  mit  der  Beischrift:  st.  anna,  bitt  vor  uns. 

In  der  KATHOLISCHEN  REKTORATKIRCHE  zu  HOUVERATH 
(s.  t.  s.  Laurentii),  einem  Neubau  in  romanischen  Formen,  Teil  einer  barocken  Kom- 
munionbank, um  i7oo,  mit  dem  Olmissen-Mulstroeschen  Wappen,  Geschenk  des 
Freiherrn  Spies  von  Büllesheim  auf  Haus  Hall. 


Kathol. 
Pfarrkirch 


Ausstattung 
Glocken 


Houverath 
Rektorat- 
kirche 


KÖRRENZIG. 


} 

i 


■ 


RÖMISCHE  AN- 
LAGEN. Über  eine  Rö- 
merstrasse bei  Körrenzig  vgl. 
B.  J.  LXXIII,  S.  4. 

KATHOLISCHE 
PFARRKIRCHE  (s.  t. 
cathedra  s.  Petri  Antiochiae). 
Kaltenbach  S.  2  73.  — 
Offermann  S.  i5o.  —  Bin- 
terim  und  Mooren,  E.  K. 
I,  S.  337;  II,  S.  i63. 

Handschriftl.  Qu. 
Im  Pf ar  r ar  c h  i  v :  Moder- 
nes Urkundenbuch.  —  Im 
katholischen  Pfarrarchiv 
zu  Hückelhoven:  Man- 
date, betr.  den  Kirchenbau 
zu  Körrenzig,  i  769/7o.  Vgl. 
Tille,  Übersicht  II,  S.  1  1  1 , 
1 16.  —  In  München,  Hof- 
und  Staats-Bibliothek: 
Slg.RedinghovenXIX,  Bl.  32, 
Beschreibung  von  1 582. 

Im  J.  1029  erscheint  die  Abtei  Burtscheid  schon  in  Körrenzig  begütert  (Lacom- 
blet,  U.  B.  I,  Nr.  166).    In  der  Westfront  der  Kirche  sitzen  noch  Teile  eines  dem 


Römische 
Anlagen 


Kathol. 
Pfarrkirch 


Fig.  46.    Körrenzig.    Ansicht  der  katholischen  Pfarrkirche. 


Geschichte 


323 


8o 


KREIS  ERKELENZ 


Kathol. 
Pfarrkirche 


Beschreibung 
Äusseres 


Inneres 


Ausstattung 


Ii. — 12.  Jh.  angehörenden  Baues.  Die  jetzige  Kirche  ist  im  wesentlichen  ein  Bau 
des  1 5.  Jh.,  der  im  J.  i769/7o  einen  durchgreifenden  Umbau  und  teilweise  Erweite- 
rung erfuhr.    Das  Patronat  war  im  Besitz  des  Adalbertstiftes  in  Aachen. 

Dreischiffige  spätgotische  Hallenkirche  aus  Ziegelmauerwerk  mit  Resten 
eines  romanischen  Baues  in  der  Westfront,  im  Lichten  21  m  lang,  i5,5orn  breit  (An- 
sicht Fig.  46,  Grundriss  Fig.  47). 

Die  Westfront  zeigt  als  Reste  der  romanischen  Anlage  im  Mittelschiff  und  im 
nördlichen  Seitenschiff  einfaches  Bruchsteinmauerwerk,  im  Seilenschiff  und  über  der 
Stichbogentür  des  18.  Jh.  Reste  von  zwei  Rundbogenfenstern.  Die  Kopfseite  des 
südlichen  Seitenschiffes  und  die  Nordecke  mit  einfachen  Strebepfeilern  aus  Ziegel- 
mauerwerk, oben  durchlaufend  ein  einfacher  Klötzchenfries.  Über  der  Haupttür  das 
Chronogramm:  lucae  i9.    saLVs  hVIC  DoMVI  faCta  IntrantIbVs  fIet(i775). 

Die  südliche  Langseite 
mit  drei  Jochen,  schlichten 
Strebepfeilern  und  rundbo- 
gigen,  wohl  nachträglich  ver- 
änderten Fenstern.  Kleine 
Westtür  in  Holzeinfassung 
mit  dem  Chronogramm: 
saLVs  DoMVI  faCta  est 
pIe  IntrantI  ....  luc.  i9. 
(unvollständig). 

Der  einfache  dreiseitige 
Chor  mit  zum  Teil  ver- 
mauerten Fenstern  in  glei- 
cher Ausbildung.  An  der 
Nordseite  gehören  nur  die 
beiden  westlichen  Joche  dem 
spätgotischen  Bau  an;  daher 
auch  der  schräg  gestellte 
Strebepfeiler  am  mittleren 
Joch.    An  dieser  Seite  unter 

dem  Dach  auch  ein  Klötzchenfries  wie  an  der  Westseite.  Das  östliche  Joch  des 
Seitenschiffes  und  die  anstossende  Sakristei,  die  die  eine  Seite  des  Chores  bedeckt, 
mit  einfachen  Stichbogenfenstern,  wohl  erst  am  Ende  des  18.  Jh.  hinzugefügt. 

Aus  dem  einheitlichen  Walmdach  des  ganzen  Baues  wächst  über  der  Westseite 
der  einfache  viereckige  geschieferte  Dachreiter  heraus. 

Das  Innere  der  Kirche  ganz  unregelmässig  mit  schweren  Pfeilern,  durchweg 
schwere  Gurtbögen  zwischen  den  einzelnen  Jochen  und  einfache  Kreuzrippengewölbe. 
Wahrscheinlich  sind  die  Pfeiler  der  Langhausmauern  aus  den  alten  Aussenmauern  der 
romanischen  Anlage  stehen  gelassen  worden.  Das  Westjoch  des  nördlichen  Seiten- 
schiffes mit  flacher  Decke,  das  später  angebaute  Ostjoch  mit  Kreuzrippengewölbe 
des  18.  Jh.  aus  Pliesterwerk.  Bis  in  den  Dachstuhl  ist  das  Westjoch  des  Mittel- 
schiffes mit  seinem  schweren  Gewölbe  als  Unterbau  für  einen  niedergelegten  oder 
nicht  ausgeführten  massiven  Turmbau  ausgebildet. 

Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen: 

Zwei  Seitenaltäre  und  Kanzel  in  schlichten  Rokokoformen,  aus  dem  18.  Jh. 


Fig.  47.    Körrenzig.    Grundriss  der  katholischen  Pfarrkirche. 


324 


KOFFEREN 


In  dem  späteren  Joch  des  Nordschiffes  Kirchenstuhl  mit  dem  Wappen  der  Kathol. 

Pfiirrltirchf? 

Grafen  Hompesch,    1 8.  Jh.,   und   eine  Sterbetafel  des  Wilhelm  Degenhard  Pilgram 
Freiherrn  von  Hompesch  (f  i7.  XII.  i72o). 

Die  beiden  älteren  Glocken  von  1 5  1 6  und  1 5 1 4  tragen  die  Inschriften:  Glocken 

1.  SANCTA  ANNA,  SANCTA  GENEVEVA  (so)  HEISCHEN  ICH,  DEI  LEIVEN  ROFFEN 
ICH,  DIE  DODEN  BESCHRIEN  ICH,  DEN  DONRE  VERDRIVEN  ICH,  PAEFF,  MÖNCH  DIENEN 
ICH,  JAN  VAN  TRIER  GOUS  MICH   ANNO   DOMINI  MVeXVI. 

2.  SANCTA  MARIA,  SANCTUS  PETRUS  HEISCHEN  ICH,  ZU  DEM  DIENST  GÖTZ 
LUDEN  ICH,  DEN  DUVEI.  VERDRYVEN  ICH,  JAN  VAN  TRIER  GOIS  MICH  ANNO  DO- 
MINI MVCXIIII. 


KOFFEREN. 


KATHOLISCHE  REKTORATKIRCHE  (s.  t.  s.  Margarethae).  Kalten- 
bach S.  2  7o.  —  Offermann  S.  i5o.  —  Binterim  und  Mooren,  E.  K.  I,  S.  342; 
II,  S.  i63.  —  Ann.  h.  V.  N.  XXXII,  S.  i87. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Archiv 
des  Rektorates:  Beschwerde  des  Rek- 
tors von  1 64 1 .  —  Rentenverzeichnisse, 
Rechnungen  des  i7.  und  1 8.  Jh.  Im  ein- 
zelnen vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  u5. 

Das  Langhaus  gehört  noch  dem 
1 1. — 12.  Jh.  an;  die  Kapelle,  die  im  i5.  Jh. 
erst  ausdrücklich  genannt  wird,  ist  von 
jeher  zu  Glimbach  gehörig.  Nach  i5oo 
wurde  der  spätgotische  Chor  erbaut.  Im 
Laufe  des  i9.  Jh.  sind  Sakristei  und  Vor- 
halle angebaut,  das  Seitenschiff  ganz  er- 
neuert worden. 

Zweischiffiger  romanischer  Bau  mit 
Dachreiter,  moderner  Vorhalle  und  spät- 
gotischem Chor,  im  Lichten  16  m  lang, 
9  m  breit  (Ansicht  Fig.  48.  —  Grundriss 
Fig.  49). 

Im  Ausseren  ist  das  mit  glatten 
Strebepfeilern  gesicherte  Seitenschiff  im 
i9.  Jh.  in  Ziegelsteinen  ganz  erneuert 
worden,  das  Dach  ist  über  das  Seiten- 
schiff einheitlich  weggeschleift. 

Von  besonderem  Interesse  ist  die  Südseite  des  Langhauses,  ein  Konglomerat 
aus  Findlingen,  römischen  Ziegeln,  Bruchsteinen  und  Tuff,  mit  Flickstellen  in  modernen 
Feldbrandsteinen.  Die  etwa  zwei  Drittel  der  Höhe  einnehmende  Mauerfläche  zeigt 
eine  vermauerte  flachbogige  Tür,  darüber  noch  ein  ganz  kleines  Rundbogenfenster; 
seitlich  je  ein  grosses  neueres  Stichbogenfenster.  Das  ganze  Mauerwerk  ist  unregel- 
mässig durchsetzt  von  einzelnen  Schichten  Grätenmauerwerks  aus  römischen  Flach- 
ziegeln. Der  Obergaden,  unter  dem  noch  eine  Holzschwelle  zum  Teil  sichtbar  ist, 
zeigt  eine  Gliederung  durch  Lisenen  mit  primitivem  Rundbogenfries  in  Tuff,  die  drei 
Lisenenfelder  verschieden  breit,   in  jedem  ein  jetzt  vermauertes  Rundbogenfenster. 

6 

325 


Kathol. 
Rektorat- 
kirche 


Fig.  48.  Kofferen. 
Ansicht  der  katholischen  Rektoratkirche. 


Geschichte 


Beschreibung 


Äusseres 


82 


KREIS  ERKELENZ 


Kathol. 
Rektorat- 
kirche 


Inneres 


Ausstattung 


Glocken 


Da  in  dem  Mauerwerk  der  unteren  Mauerpartie  Scheidebögen  nicht  zu  erkennen 
sind,  so  muss  eine  offene  Holzvorhalle  hier  angenommen  werden. 

Der  kurze  breite  Dachreiter  ganz  geschiefert,  mit  achtseitigem  Helm. 
Der  spätgotische  C  h  o  r  in  Ziegelmauerwerk  mit  einzelnen  Tuffblöcken  ist  ganz 
schlicht;  die  Strebepfeiler  zweimal  abgetreppt  mit  Hausteinabdeckungen,  unten  ein 
umlaufendes  Sockelband  aus  Tuff,  die  Pultabdeckungen  geschiefert.  An  einem  Pfeiler 
der  stark  verwitterte  Inschriftstein :  anno  mv  ....  Das  zweiteilige  Masswerk  der 
Fenster  ist  erneuert. 

Die  Sakristei  an  der  Nordseite  des  Chores  ein  kleiner  neuerer  Ziegelbau. 
Das  Innere  zeigt  in  der  Scheidemauer  vier  kleine  Rundbogenöffnungen  mit 
schweren  viereckigen  Pfeilern  ohne  Kämpfer.    Interessant  ist  über  einem  Pfeiler  das 
Seitenschiff  und  Hauptschiff  verbindende  Rundbogenfensterchen. 

Das  Hauptschiff  ist  mit  einer  spitzbogigen  Holztonne  des  i7. —  1 8.  Jh.  über- 
deckt; die  Decke  des  Seitenschiffes  reicht  in  den  Dachstuhl  hinein. 

Der  Chor  mit  schlichtem  Rip- 
M     f\_(  — - — H^i  J  ,  pengewölbe;  nördlich  im  Chor  klei- 

nes vergittertes  Wandschränkchen. 

Von  der  Ausstattung  sind 
zu  nennen: 

Zwei  Altäre,  Kommunion- 
bank, Kanzel  in  einfachen  Ba- 
rockformen, 18.  Th. 

Im  Chor  Kruzifixus,  mittel- 
mässiges  Ölgemälde  in  Rokokorah- 
men, Mitte  des  18.  Jh. 

In  einem  Chorfenster,  in  einer 
Fischblase   des  Masswerkes,  Rest 
von  Glasmalereien,  ein  Salva- 
tor,  Halbfigur  in  gelb  und  grau,  Anfang  des  1 6.  Jh. 

Holzfigur  der  h.  Agatha,  mit  Palme  und   Kreuz,  auf  dem  Teufel  stehend, 
niederrheinisch,  mit  gutem  Faltenwurf,  leider  stark  überstrichen,  um  i5oo,  1,2  5  m  hoch. 
Die  einzige  ältere  Glocke  von  1 5 96  mit  der  Inschrift: 

EIN  BASUN  BIN  ICH  GENANT,  ICH  ROF  DIE  CHRISTEN  BEI  DE  HANDT,  GOTTES 
WORDT  ZO  LEREN  UND  SICH  VON  SUNDEN  ZO  BEKEREN,  IM  FÜR  BIN  ICH  GEFLOSSEN, 
JOAN  VON  TRER  HAT  MICH  GEGOSSEN    1  596. 

Eine  kleinere,  nicht  mehr  vorhandene  Glocke  trug  die  Inschrift:  s.  bartholo- 

MAEUS,  S.  MARGARETHA  HELSEN  ICH,  DIE  LEBENDIGEN  ROFFEN  ICH,  DIE  DODEN  BE- 
KLAGEN   ICH,    JOHANNES    STOCKI    VON    SAARBURG    GOST    MICH    1 769    (Ann.  h.  V.  N. 

XXXII,  S.  i92). 


4 

ff 

H 


Fig.  49.  Kofferen. 
Grundriss  der  katholischen  Rektoratkirche. 


KÜCKHOVEN. 

Römische  RÖMISCHE  ANLAGEN.   Über  eine  Römerstrasse  bei  Kückhoven  vgl.  B.  J. 

Anlagen      LXXVIII)  S.  5. 

Kai  hol.  KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Servatii).  Kaltenbach  S.  2  79. 

farrkirche  —  Offermann  S.  i4i.  —  Habets,  Geschiedenis  van  het  bisdom  Roermond  I,  S.  4o8; 

III,  S.  i64.  —  Ann.  h.  V.  N.  V,  S.  45.  49,  61,  64.  —  Nettesheim,  Gesch.  der  Stadt 
und  des  Amtes  Geldern  I,  S.  3o3.  —  Sauerland,  Urkunden  u.  Regesten  II,  Nr.  2376. 


326 


KÜCKHOVEN 


83 


Im  Pfarrarchiv:  Rechnungen,  Stiftungen,  Lagerbücher 
Im  Pfarrarchiv  zu  Erkelenz:    Beschreibung;  vom 


Handschriftl.  Qu. 
vom  Ende  des  i  7.  Jh.  ab.  — 
J.  i6i4.    Vgl.  Tille,  Über- 
sicht II,  S.  108,  1 1 6. 

Kückhoven  ist  Toch- 
terkirche von  Erkelenz;  im 
J.  i34o  wird  sie  zur  Pfarr- 
kirche erhoben  und  gleich- 
zeitig mit  Erkelenz  dem 
Marienstift  in  Aachen  in- 
korporiert (Lacomblet,  UB. 
III,  Nr.  5o6  Anm.).  Im 
J.  i4o3  begann  man  mit  dem 
Bau  des  alten  Langhauses, 
im  }.  i46o  mit  dem  Bau  des 
noch  bestehenden  Turmes ; 
Kirche  und  Turm  wurden 
dann  im  J.  1 58 1  eingeäschert. 
Im  J.  i642  wurde  das  Schiff 
von  den  hessischen  Truppen 
niedergebrannt  und  auf 
Kosten  des  Aachener  Ma- 
rienstiftes, wie  nach  1 58 1 
der  Turm,  wiederhergestellt 
(De  Masgouwe  i879,  S.  52). 
Im  18.  Jh.  wurde  das  jetzige 
Langhaus  errichtet. 

Schlichter  Saal  bau 
in  Ziegelmauerwerk  aus  dem 
18.  Jh.  mit  spätgotischem 
Westturm  vom  J.  i46o,  im 
Lichten  2  9  m  lang,  ii  m 
breit  (Ansicht  und  Grundriss 
Fig.  So). 

Der  kräftige  vierge- 
schossige Westturm  im 
Erdgeschoss  glatt,  an  der 
Westseite  mit  einer  kleinen 
barocken  Vorhalle  des  1 8.  Jh. 
und  kleinen  seitlichen  An- 
bauten versehen.  Die  drei 
Obergeschosse,  ganz  in  Zie- 
geln ausgeführt,  sind  gegen- 
einander durch  dünne  Ziegel- 
gesimse  abgesetzt  und  zeigen 
eine  gleichmässige  Flächengliederung  durch  je  drei  Spitzbogenblenden:  nur  in  dem 
dritten  Geschoss  haben  diese  Blenden  einfache  aus  Ziegeln  gemauerte  Masswerk- 
nasen; in  der  Glockenstube  die  mittleren  Blenden  als  Schallfenster  geöffnet,  die  seit- 


Kathol. 
Pfarrkirche 


Geschichte 


Beschreibung 


Fig.  50.  Kückhoven. 
Ansicht  und  Grundrisc  der  katholischen  Pfirrklrche 


327 


84 


KREIS  ERKELENZ 


Kathoi.     liehen  Blenden  mit  Scharten  versehen.    Hoher  achtseitiger  Helm.    An  der  einen 

Pftirrkirclif? 

Ecke  des  Turmes  unten  ein  Stein  mit  der  nachträglich  in  1260  veränderten  Jahres- 
zahl i46o. 

Das  Langhaus  des  18.  Jh.  ganz  schlicht  mit  etwas  schmalerem  dreiseitigen 
Chorschluss,  kleiner  Sakristei  und  einfachen  grossen  rundbogigen  Fenstern. 

Das  Innere  des  Turmes  ohne  Gewölbe;  Langhaus  und  Chor  mit  einer  Pilaster- 
gliederung  und  Spiegeldecke. 
Ausstattung  Von  der  Ausstattung  sind  zu  erwähnen: 

Der  Chor  mit  einheitlicher  einfacher  Rokokoausstattung:  schlichter  Hoch- 
altar und  entsprechendes  Chorgestühl  mit  Wandtäfelung  und  Kommunion - 
bank;  seitlich  vom  Hochaltar  Türen. 

Die  Orgel  ähnlich  aus  der  2.  H.  des  18.  Jh. 

Barockkanzel,  Schalldeckel  mit  Salvatorfigur,  der  Stuhl  mit  gedrehten  Eck- 
säulchen  und  den  Figuren  der  Evangelisten;  Anf.  des  18.  Jh.,  fast  genau  überein- 
stimmend mit  der  Kanzel  in  Glimbach  (s.  o.  S.  66). 

Im  Chor  verschiedene  kleine  mittelmässige  Bilder  in  Rokokorahmen. 

Im  Turm  mittelmässiger  Kruzifixus  aus  Holz  in  Zweidrittel-Lebensgrösse, 
überstrichen,    16. —  1 7 .  Jh. 

Die  beiden  Glocken  von  1 454  (?)  und  1  7 54  tragen  die  Inschriften: 

1.  aonn  (so)  domini  .  33D3LIIII,  maria  heisen  .  ch  .  .  .  .  Der  Rest  der  Buch- 
staben verschwommen  und  zum  grössten  Teil  auf  dem  Kopf  stehend. 

2.  BARTHOLOMAEUS  GUNDER  GOS  MICH  I  754. 

Haus  Roitz  HAUS  ROITZ.    Über  die  Geschichte  des  Gutes  ist  nichts  Näheres  bekannt, 

vielleicht  ist  es  eine  vollständige  Neugründung  des  1 8.  Jh. 

Moderne  rechteckige  Hofanlage,   an  dem  Wohnhaus  das  Ehewappen  von 
Hilgers  und  von  Groote  mit  dem  Chronogramm :    hInC  MIhI  nobILIor  speCIes 
POST  fata  reDIbat  ( I  757). 
Haus  HAUS  EGGERATH.  Eisenberg-Mirbach. 

Eggerath  A,g  Ortschaft  erscheint  Eggerath  bereits  im  J.  i  1 97  (Lacomblet,  UB.  I,  S. 555). 

Ein  Heinrich  von  Eggerath  wird  im  J.  1 3  1 1  genannt  (Aachener  Zs.  XII,  S.  1 98);  im 
J.  i4o3  empfing  Jörris  von  Eggerath  die  Belehnung  mit  dem  Gut.  Im  1 5.  Jh.  er- 
scheint Eggerath  dann  im  Besitz  der  von  Tüschenbroich  gen.  Eggerath,  von  denen 
es  um  i5oo  an  die  von  Oest  (Aachener  Zs.  II,  S.  1 84  Anm.)  und  später  an  die  von 
Boetzelaer  kam;  im  J.  1611  stehen  Boetzelaer  Erben  auf  dem  Ritterzettel.  In  der 
Mitte  des  i7.  Jh.  folgten  die  Freiherren  von  Leerodt,  die  das  Gut  wohl  bis  zum  Ende 
des  1 8.  Jh.  besessen  haben,    jetzige  Eigentümer  sind  die  Herren  Gebrüder  Jorissen. 

Langgestreckte  rechteckige  Anlage  mit  Gräben,  in  der  jetzigen  Gestalt  zum 
grossen  Teil  aus  dem  18.  Jh.  stammend.  Einfaches  Tor  mit  achtseitiger  geschieferter 
Laterne;  das  schlichte  zweigeschossige  Wohnhaus  mit  der  Jahreszahl  1 754  in  Eisen- 
ankern an  dem  einen  Giebel. 

LÖVENICH. 

Römische  R Ö  MISCHE   ANLAGEN.     Über  eine  Römerstrasse  bei  Lövenich  vgl. 

Anlagen     ß   j    LXXIII,  S.  5.  —  Bei  Katzem  sind  vor  einigen  Jahren  angeblich  Teile  eines 

römischen  Gebäudes  mit  Resten  einer  Wasserleitung  aufgedeckt  worden. 
Kathoi.  KATHOLISCHE  PFA  R  R  KI  R  C  H  E  (s.  t.  conversionis  s.  Pauli).  Binterim 

Pfarrkirche  u    MqOREN,  E.  K.  I,  S.  289;   II,  S.  I  76.  —  KALTENBACH  S.  278.  —  ÜFFERMANN  S.  I  52. 

—  Die  Heimath  1 876,  S.  i42.  —  Zeitschr.  f.  westf.  Gesch.  u.  Altertumskunde  III,  S.  1 34. 


328 


LÖVENICH 


85 


Im  Pfarrarchiv:  Stiftungsurkunden  von  1627.  Vgl 
-  In  München,    Hof-   und  Staats-Bibliothek 


Handschriftl.  Qu. 
Tille,  Übersicht  II,  S.  11 7. 
Samml.  Redinghoven  XIX, 
Bl.  59,    Beschreibung  von 
1  583. 

Das  Stift  Wassenberg 
erscheint  schon  im  T.  1  1 1 8 
in  Lövenich  begütert  (La- 
COMBLET,  U.  B.  I,  Nr.  2  89); 
im  Liber  valoris,  um  i3oo, 
wird  die  Kirche  schon  ge- 
nannt. Das  Kollalionsrecht 
besass  der  Herzog  von  Jü- 
lich. Der  Turm  der  Kirche 
stammt  aus  dem  J.  1  7  7  7  ; 
das  Langhaus  wurde  im 
].  1867/68  durch  einen  Neu- 
bau ersetzt. 

Der  schlichte  Turm 
in  Ziegelmauerwerk  mit  ab- 
gerundeten Kanten,  aussen 
in  drei  Geschosse  gegliedert. 
Das  Erdgeschoss  glatt  mit 
schlichtem  LIausteinportal, 
über  der  korbbogigen  Tür 
die  Jahreszahl  1  7  7  7  ;  die 
beiden  Obergeschosse  mit 
flacher  Gliederung  durch 
Stichbogenblenden,  in  der 
Glockenstube  an  jeder  Seite 
zwei  Stichbogenfenster.  Die 
achtseitige  schlanke  Dach- 
haube von  feiner  Silhouette, 
in  der  unteren  Partie  leicht 
gewölbt,  dann  durch  ein 
Holzgesims  gegliedert  und 
mit  schlanker  achtseitiger 
Spitze  abgeschlossen. 

Von  der  Ausstat- 
tung sind  zu  nennen: 

H olz figur  des  h. Ge- 
org, lebhaft  bewegt,  in  Plat- 
tenrüstung mit  übergehäng- 
tem Mantel ,  in  der  einen 
Hand  einen  kleinen  Spitz- 
schild haltend,  mit  der  andern  das  Schwert  über  dem  Kopf  schwingend;  unter  ihm 
der  Drache.  Gute  niederrheinische  Skulptur  aus  der  2.  H.  des  1 5 .  Jh.,  überstrichen, 
1,10  m  hoch. 


K  a  t  h  o  1. 
Pfarrkirche 


Geschichte 


Beschreibung 


Ausstattung 


Fig.  51.    Lövenich,  katholische  Pfarrkirche. 
Grabstein  des  Arnold  von  Harff. 


329 


86 


KREIS  ERKELENZ 


Kathol. 
Pfarrkirche 


Grabsteine 


Glocken 


Pfarrhaus 
Triptychon 


Holzfigur  des  h.  Hieronymus,  stehend,  in  reich  gerafftem  Mantel  mit  Schreib- 
feder und  Kardinalshut,  an  ihm  aufsteigend  der  Lüwe;  gute  niederrheinische  Skulptur 
um  i5oo,  mit  weisser  Ölfarbe  überstrichen,  i ,45  m  hoch. 

In  der  Turmhalle  einfacher  achtseitiger  Tauf  stein  in  klassizistischen  Formen 
auf  hohem  Fuss,  72  cm  breit. 

In  der  Krypta  noch  einzelne  kleine  Barockaltäre,  Gemälde  und  Figuren 
der  Barockzeit,  ohne  Wert. 

In  der  Krypta  einzelne  Grabsteine: 

i.  In  die  Wand  eingelassen  der  schöne  Grabstein  des  Ritters  Arnold  von 
Harff,  bekannt  durch  die  Beschreibung  seiner  Orientreise;  er  besass  die  benachbarte, 
jetzt  ganz  neugebaute  Burg  Nierhoven  (Fig.  5i).  Der  Verstorbene  auf  einem  Hund 
stehend,  in  einer  Plattenrüstung  mit  übereinandergelegten  Händen;  der  Kopf  um- 
rahmt von  einem  Masswerkbogen,  der  von  einem  Spruchband  durchflochten  ist :  in 

DEM  JAERE  MCCCCC  (v)  STARF  DER 
STRENGE  HER  ARNOLT  VON  HARVE, 

ritter  ;  seitlich  zwei  viereckige 
Felder  mit  Symbolen  der  Orient- 
reise des  Ritters.  Ringsum  auf 
dem  schrägen  Rand  des  Steines 
die  3  2  Ahnen wappen  mit  den  nur 
noch  zum  Teil  erhaltenen  Namens- 
beischriften. Die  Platte  aus  Sand- 
stein, 2,4o  m  hoch,  1,20  m  breit 
(Aachener  Zs.  V,  S.  i9i;  VI,  S.339. 
—  Ann.  h.  V.  N.  LVIII,  S.  1 77). 

2.    Einfache  Blausteinplatte 
mit  der  Inschrift:    hoc  tumulo 

TRINAE  REQUIESCUNT  CARNES  SE- 
PULTAE.  ANNO  I  7  29,  DEN  3oTEN 
NOVEMBRIS,  STARB  DIE  WOHLACHT- 
BAHRE FRAW  ANNA  VICTORIS, 
GEWESSENE  EHEFRAW  DES  GERAR- 
DEN  STRAUSS,  DES  DORFFS  LÖVE- 
NICH GEWESENER  SCHEFFEN,  IHRES  ALTERS  85  JAHR.  —  ANNO  l73o,  DEN  l4.  AUG., 
STARB  DIE  WOHLACHTBAHRE  ANNA  MARIA  WIRTZ  GENANT  KAULHAUSEN,  IHRES  ALTERS 

20  JAHR.    ANNO    l7  .  .   DEN  ....  STARB    DIE    EHRSAHME  JUNGFRAW  MARGARETHA 

WIRTZ,  IHRES  ALTERS  ....  DONA,  CHRISTE,  ANIMIS  COELIS  GAUDERE  PER  AEVUM. 
R.  I.  P. 

Die  vier  Glocken  von  1 596,  aus  dem  i4.  Jh.,  von  1 65 1  und  1 7 23  tragen  die 
Inschriften : 

1.  ICH  DEIN  DER  ....  LUDEN  MIT  MEINEM  SCHAL,  ICH  RUF  SEI  ZU  DEM  TEMPEL 
AL,    DARIN    WAS    CHRISTUS   JE    DOCIERT  .  .  .   LÖVENICH  (?).     UNS    WIRDT    RECHT  GE- 

lehrdt.    johan  von  Trier  GUS  mich  1 596  (die  Inschrift  teilweise  verunglückt). 

2.  AVE  MARIA,  GRATIA  PLENA,  DOMINUS  TECUM.  S.  LUCAS,  MARCUS,  JOHANNES, 
MATHEUS  (l4.  Jh.). 

3.  JESUS,  MARIA,  CATHARINA  SO  HEIS  ICH,  M.  CORDT  VON  STOMMELN  GOIS 
MICH    I  65  1 . 

4.  MARIA,   GRACIA  PLENA,  DOMINUS  TECUM.      I  723. 

Im  Pfarrhaus  gemaltes  Triptychon,  Mitte  des  16.  Jh.;  etwa  i  m  hoch, 
65  cm  breit.    Im  Mittelbild  die  Kreuzigung,  auf  den  Flügeln  gute  Porträts  der  Stifter, 


Fig.  52.    Klein-Bouslar.  Lageplan. 


33o 


LÖVENICH 


87 


E  v  ang  e  1. 
Pfarrkir c h e 


Geschichte 


Beschreibung 


links  der  Mann  mit  drei  Söhnen   (das  Wappen  fehlt),    rechts  die  Frau  mit  drei  Pfarrhau 
Töchtern  und   Ehewappen   Kessel  von  Nürburg  und   Kintzweiler  gen.  Nagel.  Die 
Aussenseiten  jetzt  ohne  Gemälde ;  ziemlich  stark  beschädigt. 

EVANGELISCHE  PFARRKIRCHE,  von  Recklinghausen,  Reforma- 
tionsgeschichte I,  S.  1 95,  1 99. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Verschiedene  Aufstellungen  über  den 
Religionsstand  zu  Loevenich  im  1 7.  Jh.  —  Schulstiftung  von  dem  Grafen  Vincenz 
von  Hompesch,  1 7 1 8.    Im  übrigen  vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  Ii7. 

Die  Gründung  der  Gemeinde  erfolgte  wahrscheinlich  nach  der  Mitte  des  1 6.  Jh. 
Kirche  und  Pfarrhaus  entstanden  erst  nach  dem  Religionsvergleich  von  1 67 2  in  den 
J.  i683  — 1688. 

Kirche,  Schule  und  Pfarrhaus,  zum  Teil  noch  aus  dem  Ende  des  1  7.  Jh., 
zum  Teil  erneuert,  umschliessen  einen  kleinen  rechteckigen  Binnenhof. 

An  der  Rückseite  die 
Kirche  vom  J.  i683,  ein 
kleiner  rechteckiger  gekälkter 
Ziegelbau  von  vier  Achsen, 
im  Lichten  io,4m  lang,  6,5  m 
breit;  kleine  Stichbogen- 
fenster, nach  dem  Hof  hin 
die  rundbogige  mit  Nägeln 
beschlagene  Tür,  darüber  die 
Inschrift:  anno  i 683.  Auf 
dem  First  ein  einfacher 
sechsseitiger  Dachreiter,  in 
der  Wetterfahne  die  Jahres- 
zahl 1686  (?). 

Im  Inneren  eine 
flache  Decke  mit  Unterzügen 
und  einfachen  Barockorna- 
menten ;  an  der  einen  Schmalseite  eine  schmucklose  Empore. 

Die  schlichte  Barockkanzel  in  Weiss  und  Gold  stammt  aus  der  abgebrochenen 
reformierten  Kirche  in  Mülheim  am  Rhein  (Kunstdenkm.  des  Kreises  Mülheim  am 
Rhein  S.  lo7). 

Das  Pfarrhaus  ist  ein  niedriger  zweigeschossiger  Bau,  nach  dem  Garten  hin 
eine  Wetterfahne  mit  der  Jahreszahl  1688.  Die  Schule  ist  im  i9.  Jh.  neu  gebaut 
worden. 

RITTERGUT  K  LEIN -  BOUSLAR.  Duncker,  Rheinlands  Schlösser  und 
Burgen,  mit  Abb.  —  Eisenberg-Mirbach.  —  Macco,  Beiträge  zur  Genealogie  III,  S.  1 2. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Besitz  des  Herrn  Regierungs-  und  Baurates  von 
Pelser-Berensberg,  Trier:  Flurkarten,  Beschreibung  und  Ansichten  vom  J.  1 783. 
Ferner  eine  Anzahl  älterer  Archivalien. 

Klein-Bouslar  erscheint  seit  dem  1 5.  Jh.  im  Besitz  eines  Zweiges  der  Vogts- 
familie von  Lövenich,  so  noch  im  J.  16 10  eines  Adam  von  Lövenich;  im  J.  1 654  ist 
dessen  Enkel  Johann  Adam  von  Kesselstadt  Eigentümer,  im  J.  1 697  dessen  Schwieger- 
sohn Ferd.  Adrian  Stael  von  Holstein.  Maria  Helene  Stael  von  Holstein,  seine 
Tochter,  verkaufte  im  J.  1 7 26  das  Gut  an  den  Hofrat  Michael  von  Heister.  Damals 
entstand  wohl  das  jetzige  Wohnhaus,  von  der  älteren  Anlage  ist  ausser  den  Funda- 


Fig.  53.    Klein-Bouslar.    Ansicht  vom  Hof  aus. 


Rittergut 
Klein- 
Bouslar 


Geschichte 


33 1 


88 


KREIS  ERKELENZ 


Rittergut    menten  nur  der  runde  Eckturin  im  Hof  erhalten;  die  grosse  Scheune  stammt  aus 
BousVar    ^em  J-  1  Frau  Fanny  von  Heister,  geb.  von  Pelser-Berensberg  (f  1 89 1 ),  hinter- 

liess  das  Gut  ihrem  Neffen,  Herrn  Regierungs-  und  Baurat  von  Pelser-Berensberg  in 
Trier,  dem  jetzigen  Eigentümer. 
Beschreibung  Die  Burg  bildet  jetzt  eine  grosse  einheitliche  rechtwinkelige  Anlage  ohne  Gräben 

(Lageplan  Fig.  52.  —  Ansicht  Fig.  53). 

An  der  Nordwestecke  auf  rechteckiger  Terrasse  liegt  das  ehedem  von  beson- 
derem Graben  umgebene  Herrenhaus;  das  zweigeschossige  Wohnhaus,  ein  weiss- 
gekälkter  Ziegelbau  von  vier  Achsen  an  der  Langseite,  ist  dreillügelig,  im  Kern  noch 
älteren  Ursprungs,  im  18.  Jh.  aber  ganz  umgebaut.  An  der  Südseite  nach  dem  Hof 
hin  auf  einer  noch  mittelalterlichen  Auskragung  ein  durch  beide  Geschosse  reichender 
Erker,  der  mit  drei  Achteckseiten  vortritt  und  eine  zierliche  geschweifte  Haube  trägt. 

Neben  dem  Haus  ein  zierliches  umwachsenes  Törchen  mit  Freitreppe,  weiter- 
hin an  der  freiliegenden  Ecke  der  Terrasse  ein  schlanker  Rundturm  des  i5. —  1 6.  Jh. 
mit  kleinen  rechteckigen  Fensterchen,  im  Oberbau  und  Dachwerk  im  J.  1 89  i  erneuert 
und  mit  dem  von  Pelserschen  Wappen  versehen.  Die  Wehrmauer  zwischen  Turm 
und  Wohnhaus  ist  weggebrochen,  eine  vermauerte  Tür  am  Wohnhaus  weist  noch 
auf  den  früheren  Wehrgang  hin.  Bei  dem  Eckturm  an  der  Ostseite  der  Terrasse 
noch  der  Keller  eines  älteren  Gebäudes. 

Die  den  Hof  umgebenden  Wirtschaftsgebäude  sind  meist  ganz  schlichte 
Bauten  des  1 8.  Jh.  An  der  Nord-  und  Südseite  Stallbauten,  die  ganze  Ostseite  nimmt 
eine  Scheune  ein,  daran  in  Eisenankern  die  Jahreszahl  i746.  In  der  Mitte  der  West- 
seite liegt  der  einfache  Torbau,  gleichfalls  aus  dem  18.  Jh.,  ein  grosser  Rundbogen 
in  Haustein  mit  niedrigem  Walmdach. 

MERBECK. 

Kathoi.  KATHOLISCHE   PFARRKIRCHE    (s.  t.  s.  Materni).     Ann.  h.  V.  N. 

Pfarrkirche  XXIII,  S.  238.  —  Dumont,  Descriptio  p.  5o.  —  Aloys  Schmitz,  Medizin.  Topo- 
graphie des  Schwalm-  und  Nette-Gebietes,  Viersen  1 8 7 1 ,  S.  48. 

H andschriftl.   Qu.     Im  Pfarrarchiv:   Unbedeutende  Akten  aus  der  Zeit 
um  1800.    Vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  118. 
Geschichte  Der  Chor  der  jetzigen  Pfarrkirche  ist  noch  die  alte  zur  Pfarre  Niederkrüchten 

gehörige  Kapelle  aus  dem  18.  Jh.;  im  J.  i8i9  und  1828  erfolgte  die  Erhebung  zur 
Pfarrkirche.    Im  Zusammenhang  damit  wurde  das  jetzige  Langhaus  errichtet. 
Beschreibung  Kleiner  dreiseitig  geschlossener  Ziegelbau  des  18.  Jh.,  jetzt  Chor  des  Erwei- 

terungsbaues aus  dem  i9.  Jh.,  im  Lichten  8,4o  m  lang,  6,3o  m  breit.  Aussen  ein- 
fache Lisenengliederung  und  drei  Stichbogenfenster  an  der  Langseite.  Innen 
Spiegeldecke  mit  grosser  Voute. 

Anstossend  Sakristei  und  alte  Pastorat,  bescheidener  zweigeschossiger  Bau 
des  18.  Jh. 

Ausstattung  Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen: 

Einfacher  Rokokoaltar  vom  Ende  des  18.  Jh. 

Barockkanzel  des  18.  Jh.,  ganz  einfach,  mit  Schalldeckel  und  ornamentiertem 
durchbrochenen  Treppengeländer. 

Im  Langhaus  Muttergottesfigur  aus  Holz,  unter  modernem  Baldachin,  von 
stark  geschweifter  Haltung,  der  Kopf  ziemlich  ausdruckslos,   das  Kind  wohl  stark 


332 


NIEDERKRÜCHTEN 


89 


ergänzt,  feiner  flott  behandelter  Faltenwurf.    Gute  Arbeit  aus  der  Mitte  des  i5.  Jh.,  Kathoi. 

,  ...  Pfarrkirche 

etwa  60  cm  hoch,  neu  polychromiert. 

Im  Chor  Annasel bdritt,  gute  niederrheinische  Holzskulptur  vom  Ende  des 

i5.  Jh.,  besonders  guter  Faltenwurf,  das  Kind  etwas  derb.    Neu  polychromiert,  etwa 

60  cm  hoch. 

Die  beiden  Glöckchen  von  1I20  mit  den  Inschriften:  Glocken 

1.  HANC  CIVES  TRIADI  FECERE  CRUCIQUE  REFUNDI,  UT  GLOR1FICETUR  FILIUS 
DEI    PER   EAM.     JOAN   ...  ANNO    I27o  (so  Statt    l72o)    EDMUNDUS    FABRI    NOS  FECIT. 

2.  S.  SEBASTIANO  ET  VINCENTIO  MARTYRIBUS  DED1CATA.  EDMUNDUS  FABRI  NOS 
FECIT  ANNO    I  7 20. 

NIEDERKRÜCHTEN. 

RÖMISCHE    ANLAGEN    UND    FUNDE,    ÄLTERE    BEFESTI-  Römisches 
GUNGSWERKE.    Über  Römerstrassen  bei  Niederkrüchten  vgl.  B.  J.  LXVI, 
S.  5;  LXXIII,  S.  4. 

Die  Gegend  von  Niederkrüchten  ist  neben  Erkelenz  die  einzige  im  Kreise 
Erkelenz,  in  der  zahlreichere  römische  Funde,  vielleicht  auch  germanische  Grabfunde 
gemacht  worden  sind;  es  werden  Funde  eines  Inschriftsteines  und  von  Münzen  ge- 
nannt, weiterhin  zahlreiche  Grabfunde  an  den  sog.  Riesbergen.  Man  hat  auch  ver- 
sucht, den  Kampf  Casars  gegen  die  Usipeter  und  Tenkterer  in  die  Gegend  von 
Niederkrüchten  zu  verlegen  (Aloys  Schmitz,  Medizin.  Topographie  des  Schwalm- 
und  Nette-Gebietes,  Viersen  i87i,  S.  188). 

An  der  Chaussee  zwischen  Merbeck  und  Niederkrüchten  endet  in  der  Parzelle  Landwehr 
„an  der  Schanze"  eine  vorzüglich  erhaltene,  wohl  frühmittelalterliche  Landwehr. 
Das  rechteckige  Kastell,  ziemlich  hoch  über  der  Strasse  gelegen,  kennzeichnet  sich 
noch  deutlich  durch  die  mit  Buschwerk  bestandene,  sonst  ziemlich  verwischte  Um- 
wallung,  darin  liegt  eine  regelmässige  rechteckige  Feldparzelle.  Die  Landwehr  selbst 
besteht  in  einem  steil  abgeböschten  etwa  3  m  über  Terrain  sich  erhebenden  Wall, 
der  beiderseits  von  Gräben  eingefasst  ist;  das  Ganze  ist  gleichfalls  jetzt  mit  Busch- 
werk bestanden.  Die  Landwehr  setzt  sich  ohne  Unterbrechung  in  fast  gerader  Linie 
bis  nach  Rötgen  bei  Dalheim  im  Kreise  Heinsberg  fort. 

KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Bartholomaeij.    Kaltenbach  Kathoi. 
S.  3o3.  -  Offermann  S.  i  53.  —  Habeis,  Geschiedenis  van  het  bisdom  Roermond  I,  PfarrKirche 
S.  4o7,  606;  III,  S.  [65.  —  Ann.  h.  V.  N.  XXIII,  S.  234.  —  Aachener  Zs.  VI,  S.  186 
Anm.  —  von  Ledebur,  Allgemeines  Archiv  VII,  S.  2  89.  —  Studien  aus  dem  Bene- 
diktinerorden X,  S.  487. 

Handschriftl.  Qu.  Das  Pfarrarchiv  enthält  nur  Stücke  von  1 7 96  ab;  ältere 
Aufzeichnungen  scheinen  erst  in  den  letzten  Jahrzehnten  verloren  gegangen  zu  sein 
(Tille,  Übersicht  II,  S.  118.  —  Ann.  h.  V.  N.  XXIII,  S.  234). 

Schon  in  der  2.  H.  des  1 3.  Jh.,  so  im  J.  1297,  erscheint  das  Kölner  Domkapitel  Geschichte 
in  Niederkrüchten  begütert  (Lacomblet,  UB.  II,  Nr.  974.  —  Ennen  u.  Eckertz, 
Quellen  zur  Geschichte  der  Stadt  Köln  II,  S.  6o7).  Im  J.  i34o  war  das  Patronat 
der  Kirche  strittig  zwischen  dem  Herzog  von  Geldern,  den  Herren  von  Brempt  und 
dem  Domkapitel,  im  J.  i392  einigen  sich  der  Herzog  von  Jülich  und  das  Domkapitel 
auf  abwechselnde  Präsentation  und  im  1 7.  Jh.  ist  das  Präsentationsrecht  wechselweise 
im  Besitz  des  Kapitels  und  des  Königs  von  Spanien  als  Landesherrn  (Nijhoff,  Ge- 


333 


9o 


KREIS  ERKELENZ 


Kathol.  denkwardigheden  I,  Nr.  367.  —  Farragines  des  Gelenius  im  Stadtarchiv  zu  Köln  XXVI, 
Pfarrkirche  ^  —  Ann.  h.  V.  N.  XXIII,  S.  234).    Die  Kirche  selbst  stammt  aus  dem 

1 5.  Jh.,  die  Verwendung  von  Tuff  scheint  jedoch  darauf  hinzudeuten,  dass  auch 
schon  in  romanischer  Zeit  ein  Bau  bestanden  hat.  Der  jetzige  Turm  wurde  im 
j.  i6o4  errichtet. 

Beschreibung  Dreischiffige  spätgotische  Hallenkirche  des  1 5. —  1 7.  Jh.  aus  Ziegeln  und 

Tuff  mit  Querhaus  und  vortretendem  Westturm,  im  Lichten  25  m  lang,  i7m  breit 
(Ansicht  Fig.  54,  Grundriss  und  Detail  Fig.  55,  Innenansicht  Fig.  56). 


Fig.  54.    Niederkrüchten.    Ansicht  der  katholischen  Pfarrkirche. 


Äusseres  Der  fünfgeschossige  Westturm  vom  J.  i6o4  mit  einfachem  Gesims  über  den 

beiden  Untergeschossen,  in  flacher  Nische  rundbogiges  Portal  mit  einem  Inschrift- 
stein: anno  domini  i6o4;  renovatum  i854  darüber.  Das  dritte  und  vierte  Geschoss 
glatt,  mit  Lichtscharten,  darüber  Klötzchenfries;  die  Glockenstube  hat  an  jeder  Seite 
zwei  Korbbogenfenster;  achtseitiger  beschieferter  Helm.  An  der  Nordseite  ein  derbes 
Kruzifix  des  i7. — 18.  Jh. 

Das  Langhaus  von  nur  zwei  Jochen  mit  einem  um  die  Strebepfeiler  ver- 
kröpften Kaffgesims,  die  Strebepfeiler  pultförmig  mit  Haustein  abgedeckt.  Die  Spitz- 
bogenfenster mit  geraden  Leibungen,  anscheinend  nie  auf  Masswerk  berechnet.  In 
den  Westjochen  der  Seitenschiffe  kürzere  Fenster,  darunter  rechteckige  Portale  in 


334 


NIEDERKRÜCHTEN 


9i 


Haustein  mit  spitzbogigen  Masswe'rkblenden  (Fig.  55);   das   Kaffgesims   ist  um   die  Kathoi. 

Pfsrrkirchc 

Portale  verkröpft.  Jetzt  sind  einfache  geschieferte  Schutzdächer  über  den  Portalen 
angebracht.  Das  nördliche  Seitenschiff  ist  noch  ganz  in  Tuff  ausgeführt,  das  südliche 
nur  noch  zum  Teil. 

Querhaus  und  Chor  mit  grösseren  Strebepfeilern ;  die  grossen  Spitzbogenfenster 
sind  zum  Teil  vermauert,  so  das  mittlere  und  das  nördliche  Chorfenster,  das  Ost- 
fenster des  Südarmes.  In  den  Giebeln  des  Querhauses  grosse  Spitzbogenblenden. 
Die  Hauptgesimse  sind  aus  abgeschrägten  Ziegeln  hergestellt. 


Fig.  55.    Niederkrüchten.    Grundriss  und  Detail  der  katholischen  Pfarrkirche. 


In  die  Nordecke  am  Chor  ist  die  kleine  alte  Sakristei  mit  kleiner  recht- 
eckiger Tür,  einfachem  Stichbogenfensterchen  und  hohem  Pultdach  eingebaut,  in 
die  Südecke  eine  grössere  Sakristei  des  1 8.  Jh.  mit  Walmdach  und  abgeschrägten 
Mauerecken. 

Das  Innere  zeigt  im  Chor,  Querhaus  und  Seitenschiffen  eine  regelmässige  inneres 
Ausbildung;  grosse  Spitzbögen  mit  abgefasten  Kanten,  dünne  Achtecks-Dienste,  auf 
denen  die  einfachen  Kreuzrippengewölbe  ruhen,  alles  von  ganz  schlichten  Formen. 
Der  Chor  hat  runde  Dienste  mit  glatten  Kelchkapitälen.  An  den  Ostseiten  des 
Querhauses  grosse  Spitzbogenblenden  für  die  Seitenaltäre.  Die  beiden  Mittelschiff- 
joche und  das  südliche  Seitenschiff  haben  reichere  Netzgewölbe  erhalten,  die  unver- 
mittelt über  den  auf  einfache  Kreuzgewölbe  berechneten  Diensten  ansetzen. 


335 


92 


KREIS  ERKELENZ 


Kathol. 
Pfarrkirche 
Ausstattung 


Von  der  einheitlichen  Ausstattung  aus  der  i.  H.  des  1 8.  Jh.  sind  zu  nennen: 
Grosser  Barockaltar  mit  Säulen,  reichem  Aufsatz  und  einer  guten  Kopie  der 

Rubensschen  Kreuzabnahme ;  seitlich  Türen,  darüber  die  grossen  Barockfiguren  der 

hh.  Petrus  und  Paulus  (Fig.  56). 

Die  beiden  Seitenaltäre  in  ähnlichen  Formen. 

Schwere  Barockkanzel,  der  Körper  ruht  auf  Engelhcrmen,  die  Wände  tragen 
in  schweren  Rahmen  die  Halbfiguren  der  Kirchenväter,  die  Rückwand  mit  Kartusch- 
werk und  posaunenblasenden  Engeln,  auf  dem  Schalldeckel  reiche  Kartuschen  (Fig.  56). 

In  den  Ecken  des  Querhauses  zwei  Beichtstühle  in  den  gleichen  Formen 
mit  den  grossen  Figuren  Adam  und  Eva,  Petrus  und  Maria  Magdalena. 


Fig.  56.   Niederkruchten.    Innenansicht  der  katholischen  Pfarrkirche. 


Vgl.  die  fast  genau  übereinstimmende  Ausstattung  der  Kirche  in  Oberkrüchten 
(s.  u.  S.  95). 

Gruppe  der  Annaselbdritt  aus  Holz,   gute  Renaissance-Schnitzarbeit  von 
llottem  Faltenwurf,  in  ausgesprochen  niederländischem  Charakter,    2.  H.  des  1 6.  Jh., 
etwa  t  m  hoch,  neu  bemalt. 
Brempt,  KATHOLISCHE  KAPELLE  IN  BREMPT  (s.  t.  s.  Georgii).    Ann.  h. 

Kapelle     ^ ■  N ■  XXIII,  S.  235.  —  HABETS,  Geschiedenis  van  het  bisdom  Roermond  III,  S.  1 65. 

Die  kleine  spätgotische  Kapelle  ist  ein  Bau  aus  der  Zeit  um  i5oo,  dessen 
Gründung  wohl  von  der  Burg  aus  erfolgte. 

Interessanter    einschiffiger   Ziegelbau    mit    dreiseitigem   Chorschluss,  im 
Lichten  11,20  m  lang,  4,5o  m  breit  (Ansicht  Fig.  57,  Grundriss  Fig.  58). 


336 


NIEDERKRÜCHTEN 


93 


Ausstattung 


In  der  Westfront  unten  Flachbogentür  mit  späterer  Vorhalle  und  vermauertem  Brempt, 
Fenster  darüber;   die  Fläche  darüber  —  mit  einem  Kruzifixus  unter  Schutzdach  —  Kapelle 
ist  durch  zwei  Klötzchenfriese  gegliedert;   in  dem  Staffelgiebel  zwei  Blenden  mit 
kleinen  Fensterchen  und  im  Scheitel  eine  weitere  Blende  mit  dem  Uhrzifferblatt. 
Langseiten   und  Chor  mit 
ungegliederten  Spitzbogen- 
fenstern,   kräftige  Strebe- 
pfeiler mit   zweifacher  be- 
schieferter  Abtreppung  und 
Klötzchenfries    unter  dem 
Hauptgesims.  Auf  der  Mitte 
des  Daches  ein  offener  Dach- 
reiter mit  schlanker  Spitze 

Das  Innere  —  ur- 
sprünglich nach  den  starken 
Strebepfeilern  auf  Wölbung 
berechnet  —  hat  eine  flache 
barocke  Bretterdecke  mit 
Unterzügen. 

Von  der  Ausstat- 
tung sind  zu  nennen  : 

Barockal'tar  mit 
Säulen  und  Aufsatz,  gutes 
italienisierendes  Gemälde  des 
h.  Georg,  um  1 7oo. 

Sitzfigur  der  Mut- 
tergottes aus  Holz,  auf 
breitem  Kastensitz,  einen 
Apfel  in  der  Hand  haltend, 
einfacher  grosser  Faltenwurf, 
die  Säume  in  regelmässige 
Wellen  sich  umlegend,  die 
Köpfe  ziemlich  lang.  Gute 
Kalkarer  Arbeit  aus  der  2.  H. 
des  1 5 .  Jh.,  95  cm  hoch,  weiss 
überstrichen. 

Holzfigur  der  h. 
Barbara,  ziemlich  steif, 
niederrheinisch ,  um  1 5oo, 
weiss  überstrichen  und  zum 
Teil  ergänzt,  9o  cm  hoch. 

H  o  1  z  f  i  gu  r  des  h. 
Bartholomäus  mit  Buch 
und  Messer,  ausdrucksvoller 

Kopf  mit  langem  gelocktem  Haar  und  Bart,  einfacher  grosser  Faltenwurf,  den  Figuren 
der  hh.  Crispinus  und  Crispinianus  in  Erkelenz  verwandt  (s.  o.  S.  45,  Fig.  22),  nieder- 
rheinisch, um  i5oo,  9o  cm  hoch. 

Kruzifixus,  dünn  und  schematisch  behandelt,  i4. — 15.  Jh.,  etwa  9o  cm  hoch. 


Fig.  57  u.  58.  Brempt. 
Ansicht  und  Grundriss  der  katholischen  Kapelle. 


337 


94 


KREIS  ERKELENZ 


Haus 
Brem  pt 


Rathaus 


Schwaam, 
Bauernhaus 


HAUS  BREMPT,  im  1 3.  Jh.  schon  im  Besitz  des  gleichnamigen  Geschlechtes, 
im  16.  Jh.  durch  Heirat  im  Besitz  der  Schenk  von  Nideggen  und  dann  der  von 
Bylandt-Rheydt,  wurde  in  den  niederländischen  Kämpfen  im  J.  1 583  niedergebrannt. 
Durch  Heirat  folgten  die  Grafen  von  Corswarem,  die  die  Burg  im  J.  1618  wieder  an 
die  Schenk  von  Nideggen  verkauften;  ihnen  folgten  später  die  Grafen  Hoensbroech 
durch  Heirat  als  Eigentümer.  Von  der  Burg  ist  heute  nichts  mehr  erhalten.  Vgl. 
u.  a.  Nijhoff,  Gedenkwardigheeden  I,  Nr.  3i,  7o,  367.  — ■  Inventaris  van  het  oud 
archief  der  gemeente  Roermond  I,  S.  1 2 7,  352;  II,  S.  352;  III,  S.  io9.  —  Aachener 
Zs.  VI,  S.  248  Anm.;  X,  S.  267.  —  Ferber,  Gesch.  der  Familie  Schenk  von  Nideggen 
S.  5o.  —  Archivalien  im  Archiv  des  Schlosses  Haag  bei  Geldern. 

RATHAUS. 
Handschrift!.  Qu. 
Das  Gemeindearchiv 
enthält  eine  grosse  Menge 
von  Gerichts-  und  Gemeinde- 
akten des  16. — 18.  Jh.,  dar- 
unter Gerichtsprotokolle,  Ar- 
menrenten u.  s.  w.  Im  ein- 
zelnen vgl.  Tille,  Über- 
sicht II,  S.  118. 

Das  Rathaus  ist  ein  ein- 
facher zweigeschossiger  Zie- 
gelbau von  vier  Achsen 
an  der  Langseite ;  an  der 
Vorderseite  eine  Haustein- 
kartusche mit  dem  Chrono- 
gramm:  aeqVe  IVDICans 
ILLVMInor  (i7i9);  oben 
die  Jahreszahl  1 7 1 9  in  Eisen- 
ankern. 

In  SCHWAAM  ein 
interessantes  Bauern- 
haus, jetzt  Herrn  Giersberg 

gehörig.  Die  Langseite  nur  ein  Geschoss  hoch  und  ganz  geschlossen,  darüber  das 
hohe  dichte  Strohdach ;  die  Giebelseite  mit  Erdgeschoss  und  mit  drei  Geschossen  im 
Giebel.  Das  Erdgeschoss  mit  Korbbogenfenstern,  barocker  Haustür  und  ovalem  Ober- 
licht mit  Jahreszahl  in  Eisenankern  ist  danach  im  |.  1  744  erneuert;  in  dem  Oberlicht 
schmiedeeisernes  Gitter  mit  bürgerlichem  Wappen.  Der  Giebel  in  Fachwerk,  mit 
kleinen  Fensterchen,  Ziegelsteinausmauerung  der  Gefache  in  verschiedener  Musterung, 
in  einem  Gefach  die  Jahreszahl  1616.  Die  Dachkonstruktion  ladet  auf  gotischen 
Holzstreben  aus  (Fig.  59). 


Fig.  59.    Schwaam.    Bauernhaus  vom  J.  1616 


OBERKRÜCHTEN. 


Kathol.  KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Martini).  Kaltenbach  S.  3o3. 

II  F 1*  1{  i  1*  C  ll  0 

—  Offermann  S.  i  54.  —  Habets,  Geschiedenis  van  het  bisdom  Roermond  I,  S.  4o7; 
III,  S.  1 66.  —  Ann.  h.  V.  N.  XXIII,  S.  242,  243.  —  von  Ledebur,  Allgemeines 


338 


OBERKRÜCHTEN 


95 


Archiv  VII,  S.  289.  —  Aloys  Schmitz,  Medezin.  Topographie  des  Schwalm-  und  Kat,hol\_ 

ro1  Pfarrkirche 

Nette-Gebietes,  Viersen  i87i,  S.  49. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Stiftungsurkunden,  Testamente  u.  s.  w. 
von  i63o  ab.  —  Abschrift  der  Stiftungsurkunde  der  Vikarie  Oberkrüchten  von  1 669. 
—  Rentverzeichnisse  u.  s.  w.  vom  Ende  des  i7.  Jh.  an.  Im  einzelnen  vgl.  Tille, 
Übersicht  II,  S.  120.  —  Im  Archiv  zu  Schloss  Haag:  Urkunde  von  1 549,  betr. 
das  Kollationsrecht  (C.  ii5i).  —  Im  Düsseldorfer  Staatsarchiv:  Jülichsche 
Lehenbücher. 

Die  Kirche  in  Oberkrüchten,  wahrscheinlich  ursprünglich  Filiale  von  Nieder-  Geschichte 
krüchten,  erscheint  im  16.  Jh.  als  eigene  Pfarrei;  das  Patronatsrecht  hing  an  dem 
Hof  in  Oberkrüchten,  den  die  Herren  von  Bylandt-Rheydt  von  dem  Herzog  von 
Jülich  seit  1 5 49  zu  Lehen  trugen.  Der  Chor  gehört  noch  einem  Bau  des  i5. — 16.  Jh. 
an;  im  J.  1 6 7 5  brannte  die  Kirche  ab,  im  J.  1680  war  der  Neubau  des  Langhauses 
und  des  Turmes  vollendet.  Der  Turm,  der  von  dem  Langhaus  umfasst  wurde,  ge- 
hörte in  seinem  Unterbau  wahrscheinlich  auch  noch  der  gotischen  Zeit  an;  im  J.  i9oi 
wurde  an  seiner  Stelle  ein  neuer  Turm  an  der  Westfront  des  Langhauses  errichtet! 

Einschiffiger  Barock- 


Beschreibung 


Fig.  HO.    Oberkrüchten.    Grundriss  der  katholischen  Pfarrkirche. 


bau  vom  Ende  des  i7.  Jh. 
mit  spätgotischem  Chor  und 
modernem  Westbau,  im 
Lichten  23  m  lang,  8  m  breit 
(Grundriss  Fig.  60). 

Der  Chor,  aus  zwei 
Jochen  bestehend,  mit  einem 
um  die  Strebepfeiler  ver- 
kröpften Kaffgesims  aus  Hau- 
stein, einfache  spitzbogige 
Fenster,  von  denen  die  drei 
im    Chorschluss  vermauert 

sind.  Das  Mauerwerk  des  Chores  ist  bei  Erbauung  des  Langhauses  1  —  2  m  erhöht 
worden,  um  ein  durchlaufendes  Hauptgesims  zu  erzielen.  An  der  Südseite  des  Chores 
eine  einfache  Sakristei  mit  Pyramidendach. 

Das  barocke  Langhaus  mit  ungegliederten  grossen  Spitzbogenfenstern  und 
einfachen  Strebepfeilern,  die  beschieferte  Pultabdeckungen  haben.  Vier  Joche  des 
Langhauses  sind  noch  alt,  das  fünfte  mit  dem  Westturm  modern. 

Der  alte  Turm  war  ein  einfacher  Ziegelturm  von  vier  Geschossen,  die  ein- 
zelnen Geschosse  durch  Klötzchenfricse  getrennt,  spitzbogige  Fenster  in  der  Glocken- 
stube, achtseitiger  geschieierter  Helm.  An  der  Westseite  befand  sich  die  in  Ziegeln 
ausgeführte  Jahreszahl  1 6  7  . . 

Das  Innere  ganz  schlicht;  im  Chor  aus  der  Wand  entwickelt  kurze  Dienste 
mit  glatten  Kapitalen,  darauf  die  einfachen  Rippengewölbe  mit  runden  flachen  Schluss- 
steinen. Das  Langhaus  hat  schwere  gedrückte  Gurtbögen  auf  grossen  Barock- 
konsolen,  dazwischen  gratige  Kreuzgewölbe. 

'  DO  D 

Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen: 

Barocker  Hochaltar  vom  J.  O28;  seitlich  Türen  mit  den  mittelmässigen 
Figuren  der  hh.  Petrus  und  Paulus  darüber,  der  Altar  selbst  mit  Säulen  und  dem 
grossen  halbkreisförmig  geschlossenen  Gemälde  der  Kreuzabnahme,  Kopie  nach 
Rubens.    Im  Aufsatz  ein  Gemälde  des  h.  Martinus  und  die  Jahreszahl  G28. 


Ausstattung 


339 


96 


KREIS  ERKELENZ 


Die  beiden  Seitenaltäre  sind  einfache  Barockaufbauten  der  gleichen  Zeit, 
mit  Säulen,  gebrochenen  Giebeln  und  kleineren  Aufsätzen  dazwischen.  In  dem 
einen  ein  Gemälde  des  h.  Martinus  mit  dem  Bettler,  in  dem  anderen  jetzt  eine 
Nische  mit  moderner  Muttergottesfigur. 

Barockkanzel  vom  Anfang  des  1 8.  Jh.,  Balusterschaft  mit  schwerem  Ornament, 
in  den  Nischen  des  Stuhles  die  Evangelistenfiguren,  Treppengeländer  mit  durch- 
brochenem Blattornament.  Der  grosse  flache  Schalldeckel  zeigt  grosse  Kartuschen 
auf  dem  Rand,  alles  in  ziemlich  derben  schweren  Formen. 

Vgl.  die  ganz  ähnlichen  Ausstattungsstücke  in  Niederkrüchten  (s.  o.  S.  92). 


KATHOLISCHE  P  FA  R  R  K I R  C  H  E  (s.  t.  assumptionis  s.  Mariae).  Kalten- 
bach S.  3o3.  -  Die  Heimat  i875,  S.  39.  —  Ann.  h.  V.  N.  XXIII,  S.  244.  — 
Aloys  Schmitz,  Medizin.  Topographie  des  Schwalm-  und  Nette- Gebietes,  Viersen 
1 87 1,  S.  4i. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Errichtung  des  Beneficiums  im  J.  i69o. 
—  Übertragung  der  Kapelle  an  die  Kapuziner  in  Sittart  vom  J.  i7oo.  —  Akten  über 
den  Neubau  im  J.  1 7 1  o.    Im  übrigen  vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  121. 

Ein  Vikar  von  Oberkrüchten  unternahm  den  Bau  der  Kapelle  in  Rickelrath 
im  J.  1 683  aus  eigner  Initiative;  ein  ßeneficium  wurde  im  J.  i69o  errichtet.  Bereits 
im  J.  1 7 1  o  wurde  wieder  gebaut,  diesem  Bau  gehört  wohl  noch  das  Langhaus  der 
jetzigen  Kirche  an.  Der  Turm  stammt  aus  der  Mitte  des  l9.  Jh.  Die  Erhebung  zur 
Pfarrkirche  scheint  bereits  im  18.  Jh.  erfolgt  zu  sein. 

Schlichter  Saalbau  vom  J.  i7io  mit  Westturm  aus  der  1.  H.  des  i9.  Jh.,  im 
Lichten  1 7,5  m  lang,  7  m  breit 

Das  Langhaus  rechteckig  mit  zwei  kleinen  Fensterchen  auf  der  Orgelbühne, 
an  jeder  Langseite  vier  rundbogige  Fenster.  Das  Ziegelmauerwerk  angestrichen. 
Das  Innere  mit  flacher  Holztonne. 

Altar,  Kanzel  und  Orgelbühne  ganz  schlichte  Arbeiten  aus  der  2.  H. 
des  18.  Jh. 

Nach  dem  Taufbuch  von  i8o4  trugen  die  alten  Glocken  von  162 5,  i42  5 
und  1 43 5  (?)  die  Inschriften: 

1.  DUM  SONO,  TE  MONEO,  VITA  E  ET  MORTIS  MEMENTO.  ANNO  1 02  5  CHRISTIA- 
NUS NUCKEL  GOUS  MICH. 

2.  SALVATOR  MUNDI,   REATA  MARIA  EGO  VOCOR.      1 42  5. 

3.  AVE  MARIA,   GRATIA   PLENA,  DOMINUS  TECUM  XXXV  (wohl    1 43 5). 


SCHLOSS.     Kaltenbach  S.  274.  —  Offermann  S.  i52.  —  Duncker, 
Rheinlands  Schlösser  und  Burgen  mit  Abb.  —  Aachener  Zs.  I,  S.  329;  VI,  S.  1 55. 

-  Relatio  d.  i.  eygentlicher  und  aussführlicher  Bericht,  was  sich  seythero  ....  i6o9 
biss  auf  den  i.  Septembris  des  1610  jähr  ....  zugetragen  und  verlauffen  habe,  Augs- 
burg (F.  W.  Zimmermann)  i6ii. 


RICKELRATH. 


34o 


RURICH 


<)1 


Handschriftl.  Qu.    Das  Archiv  auf  Schloss  Rurich  enthält  im  wesent-  Schloss 
liehen  Materialien    zur  Geschichte   der   mit   den   Grafen    Hompesch  verwandten 
holländischen  Familie  von  Surmont,  einige  wenige  Stücke  des  1 7.  Jh.  zur  Geschichte 
der  Grafen  von  Hompesch  zu  Bollheim,  Tetz  und  Rurich.   Im  einzelnen  vgl.  Tille, 
Übersicht  II,  S.  1 2  i. 

Weitere  Archivalien  enthalten  wahrscheinlich  das  nach  Joslowitz  in  Mähren 
gebrachte  Archiv  der  Grafen  von  Hompesch-Bollheim  (Wd.  Zs.  I,  S.  4o4), 
sowie  auch  die  in  dem  Herzoglich  Arenbergischen  Schloss  zu  Schleiden  auf- 
bewahrten Teile  dieses  Archives  (Kunstdenkm.  des  Kr.  Euskirchen  S.  2  4). 


Fig.  61.    Schloss  Rurich.    Radierung  mit  der  Eroberung  von  1609. 

Ältere  Ansichten:  Ansichten 

1.  Radierung,  den  Überfall  des  J.  i6o9  auf  das  alte  Schloss  darstellend, 
27  X  1 9,8  cm  gross,  aus:  Relatio  d.  i.  eygentlicher  und  aussführlicher  Bericht  .  .  .  ., 
Augsburg  1 6 1  [  (Fig.  6i). 

2.  Aquarellierte  Federzeichnung  im  Codex  Welser  vom  J.  i7  23,  ziemlich  ungenau. 

3.  Drei  getuschte  und  aquarellierte  Federzeichnungen,  Ansichten  aus  der  Vogel- 
schau (Fig.  62),  ein  Grundriss  des  jetzigen  Herrenhauses  von  dem  Leutnant  Tema, 
ein  Grundriss  zu  einem  grösseren  Heirenhaus  auf  der  Stelle  der  alten  Burg  von 
dem  Major  van  Doun  (?),  Ende  des  18.  Jh.,  im  Besitz  des  Herrn  Grafen  von  Hom- 
pesch auf  Rurich. 

Schloss  Rurich  ist  Stammsitz  eines  gleichnamigen  Geschlechtes,  von  dem  zuerst  Geschichte 
im  J.  1248  Engebrand  und  Wilhelm  von  Rurich  genannt  werden.    Im  i5.  Jh.,  so  im 
J.  i43o  und  i44o,  erscheint  eine  Linie  der  von  Zweibrüggen  im  Besitz  von  Rurich, 
die  nach  dem  Sitz  gleichfalls  den  Namen  von  Rurich  führte.    Daems  von  Rurich 
Tochter  Sophia  heiratete  vor  1 5 1 7  Heinrich  von  Reuschenberg  und  brachte  Rurich 

7 

34] 


98 


KREIS  ERKELENZ 


Schi os s  so  an  die  von  Reuschenberg.  Diese  Familie  errichtete  in  der  2.  H.  des  16.  Jh.,  wahr- 
scheinlich im  J.  1 585,  das  alte  Schloss,  von  dem  heute  nur  die  Fundamente  erhalten 
sind,  ein  etwa  quadratischer  Bau  mit  Flachgiebeln  über  den  Fenstern,  Rundtürmen 
an  den  Ecken  mit  welschen  Hauben.  In  dem  Kampf  um  Jülich  wurde  Rurich  im 
J.  i6o9  erobert  und  im  J.  16 10  durch  die  Besatzung  von  Jülich  geplündert  (Fig.  61). 
Reinhard  Dietrich  von  Reuschenberg  starb  im  J.  161 2  unvermählt,  Rurich  fiel  an 
seine  Tante  Anna,  vermählt  mit  Hermann  Philipp  von  Hompesch-Bollheim.  Seitdem 
ist  Schloss  Rurich  im  Besitz  der  Familie  von  Hompesch.  In  den  T.  1 7  7  5  —  i79o 
wurde  das  neue  Schloss  erbaut,  doch  kam  das  Projekt  einer  Kapelle  auf  der  Insel 
des  alten  Herrenhauses  nicht  zur  Ausführung  (Fig.  62).  Schon  um  i85o  wurde  ein 
Turm  an  das  Herrenhaus  angebaut;  seit  etwa  i87o  sind  unter  dem  jetzigen  Eigen- 
tümer, Herrn  Grafen  Alfred  von  Hompesch-Rurich,  wesentliche  Umbauten  an  dem 
Schloss  vorgenommen  worden;  an  der  Hofseite  wurde  einerseits  ein  grosser  Saal, 
andrerseits  eine  gotische  Kapelle  angefügt. 
Beschreibung  Ausgedehnte  Schlossanlage  aus  dem   Ende   des   18.  Jh.,  bestehend  aus 

Herrenhaus  und  Wirtschaftsgebäuden,  sowie  den  Resten  des  alten  Burg- 
h  auses. 


Fig.  62.    Schloss  Rurich.    Ansicht  nach  einer  Zeichnung  aus  dem  Ende  des  18.  Jh. 


Altes  Burghaus  Das  alte  Burghaus  lag  auf  einer  quadratischen  Insel,  von  breiten  Wasser- 

gräben umgeben,  westlich  von  dem  jetzigen  Herrenhaus.  Es  war  ein  kleiner  qua- 
dratischer Ziegelbau,  nach  den  Fenstern  mit  Flachgiebeln  (Fig.  61)  und  dem  wohl 
dorther  rührenden  Wappenstein  an  dem  jetzigen  Remisenbau  vom  J.  1 585  zu  urteilen, 
am  Ende  des  16.  Jh.  erbaut.  Die  runden  Ecktürmchen  mit  den  welschen  Hauben, 
die  auf  der  Ansicht  vom  J.  1610  als  vollständige  Ecktürme  erscheinen  (Fig.  61),  waren 
wohl  nur  Kragtürmchen,  wie  sie  sich  an  den  ähnlichen  Burghäusern  in  Lörsfeld  und 
Satzvey  finden  (Kunstdenkm.  des  Kr.  Bergheim  S.  io9.  —  Kunstdenkm.  des  Kr.  Eus- 
kirchen S.  161).    Von  dem  Bau  sind  jetzt  nur  noch  die  Keller  erhalten. 

Anstossend  an  die  Keller  zwei  einfache  rechteckige  Gartenpavillons,  wohl 
vom  Ende  des  18.  Jh.,  dazwischen  jetzt  das  Treibhaus.  An  der  einen  Ecke  liegt 
ein  ähnliches  viereckiges  Gartenhaus,  das  in  seinen  Mauern  wohl  auch  noch  teil- 
weise der  älteren  Burganlage  entstammt. 

Nach  den  älteren  Plänen  (s.  o.  S.  97,  Fig.  62)  war  die  Anlage  der  Schloss- 
kapelle auf  der  Insel  vorgesehen. 
Herrenhaus  Das  Herrenhaus  ist  im  Kern  ein  schlichter  zweigeschossiger  Rokokobau  von 

sieben  Achsen  mit  Mansarddach  aus  der  Zeit  um  i78o,  die  Gartenseite  mit  schmalen 
Mittel-  und  Eckrisaliten;  das  Ganze  mit  einfachen  Putzfassaden,  um  i87o  im  Äusseren 
mannigfach  verändert.    Über  der  Tür  an  der  Hofseite  ein  später  eingefügter  Stein 


342 


RURICH 


99 


mit  dem  Ehewappen  Hompesch  und  Ketzgen  von  Geretzhoven,  mit  der  Jahres-  Sehloss 
zahl  1 659. 

An  die  beiden  Schmalseiten  sind  seit  etwa  i85o  verschiedene  Anbauten,  ein 
grosser  Speisesaal,  ein  Turm  und  eine  gotische  Kapelle  in  Backsteinen  angefügt 
worden. 

Das  Innere  des  Herrenhauses,  zum  Teil  auch  im  i9.  Jh.  wesentlich  umgebaut, 
ist  sehr  einfach.  Von  dem  an  der  Hofseite  entlang  führenden  Korridor  geht  die 
geschnitzte  Spätrokokotreppe  empor. 

Gegenüber  dem  Herrenhaus  der  grosse  dreiflügelige  Remisenbau,  eine  zwei-  Remisenbau 
geschossige  Anlage  mit  Mansarddächern  vom  J.  i  788,  einfache  Putzfassaden,  zum  Teil 
gequadert,  mit  schlichten  rechteckigen  Fenstern  (Fig.  63).   Der  Hauptflügel  nach  dem 


Fig.  63.   Sehloss  Rurich.    Ansicht  des  Remisenbaues. 


Schlosshof  hin  mit  Mittelrisalit,  darin  das  korbbogige  Tor,  über  dem  ein  älterer 
Wappenstein  mit  dem  Ehewappen  Reuschenberg  und  Gymnich  sowie  der  Jahres- 
zahl 1 585  eingemauert  ist.  Der  Mansardaufbau  des  Risalites  mit  viereckigem  Uhr- 
türmchen;  daran  die  Jahreszahl  1 7  88.  Die  Seitenflügel,  je  drei  Achsen  lang,  sind 
ganz  einfach.  Im  Inneren  bildet  der  Mittelflügel  des  Erdgeschosses  eine  grosse 
Halle  für  die  Wagen. 

Anschliessend  an  den  Remisenbau  der  grosse  rechteckige  Wirtschaftshof,  Wirtschaftshof 
nur  noch  in  kleinen  Teilen  dem  18.  Jh.  angehörend,  fast  ganz  im   i9.  Jh.  neu- 
gebaut. 

Vor  dem  Herrenhaus  und  der  alten  Burg  der  prächtige  etwa  4o  Morgen  grosse 
Park,  eine  Anlage  im  englischen  Geschmack  aus  der  Mitte  des  1 9 .  Jh. 

Das  Sehloss  bewahrt  eine  bedeutende  Sammlung  alter   Gemälde,   die  Gemälde- 
zum  grössten  Teil  aus  dem  Besitz  der  mit  den  Grafen  Hompesch  verwandten  hol-  s 
ländischen  Familie  von  Surmont  herkommt.   Besonders  sind  die  folgenden  Stücke  zu 
nennen : 


343 


IOO 


KREIS  ERKELENZ 


Zwei  Porträts  eines  Herrn  und  einer  Dame  in  ganzer  Figur  und  in  Lebens- 
grösse,  beide  in  schwarzen  Seidenkostümen  mit  Spitzenbesatz,  der  Herr  mit  dem 
Hut  in  der  Hand,  die  Dame  eine  Taschenuhr  haltend.  Gute  alte  vergrösserte 
Kopien  der  beiden  kleinen  Porträts  in  der  Art  des  Anton  Palamedesz  in  der  Ere- 
mitage zu  Petersburg  (Nr.  643  und  644),  auch  als  Werke  des  Pieler  van  der  Faes, 
meist  Lely  genannt,  bezeichnet,  um  i65o  (Woltmann-Woermann,  Geschichte  der 
Malerei  III,  S.  9oo,  dort  als  Bildnisse  eines  Admirals  und  seiner  Frau  angeführt.  — 
Taf.  VI). 

Grosses  Doppelp  orträt  eines  Herrn  und  einer  Dame,  Kniebild  in  Lebens- 
grösse,  1,60  m  breit,  i,4o  m  hoch.  Die  Dame  sitzend,  mit  einer  Apfelsine  auf  dem 
Schoss,  der  Herr  stehend,  legt  die  eine  Hand  auf  den  Sessel,  mit  der  andern  hält 


Fig.  64.   Schloss  Rurich.   Venetianisches  Gemälde  der  h.  Familie  aus  dem  Anfang  des  16.  Jh. 


er  seinen  Mantel  auf  der  Brust.  Neben  ihm  ein  Windspiel.  Gutes  holländisches 
Bild  um  i65o,  in  der  Art  des  van  der  Hehl  (Taf.  VII). 

Zwei  Brustbilder  eines  Mannes  und  einer  Frau  in  Lebensgrösse,  wohl  von 
dem  Maler  des  Doppelporträts,  die  Dargestellten  sind  vielleicht  dieselben  wie  die- 
jenigen des  Doppelporträts.   Dabei  unbekannte,  wohl  holländische  bürgerliche  Wappen. 

Kniebild,  Porträt  eines  Mannes  in  schwarzer  Tracht  mit  unbekanntem 
Wappen;  gutes  holländisches  Bild  aus  dem  Anfang  des  1 7.  Jh. 

Versuchung  des  h.  Antonius,  der  Heilige  in  einer  Felsgrotte  von  Teufeln 
und  phantastischem  Getier  umgeben,  gutes  Bild  von  David  Teniers,  45  cm  hoch, 
58  cm  breit. 

Inneres  einer  Kathedrale,  ein  grosser  spätgotischer  Bau  mit  reicher 
Figurenstaffage,  rechts  ein  Geistlicher  auf  der  Kanzel.  Gutes  bezeichnetes  Werk 
von  Hendrik  Steenwijk  d.  /.,  48  cm  breit,  33  cm  hoch. 


344 


Tafel  VI. 


Schloss  Rurich.    Porträt  eines  Kavaliers. 


SCHWANENBERG 


IOI 


Viehstück:   auf  einem  Hügel   mit  weitem  Fernblick  eine  Frau,   eine  Ziege  Schloss 
melkend,  dahinter  verschiedenes  Vieh  und  ein  Hirt.    Gutes  bezeichnetes  Bild  in  der 
Art  des  Nicolaus  Berghem,  das  wahrscheinlich  ursprüngliche  Monogramm  H.  m.  nach- 
träglich zu  der  Bezeichnung  Momper  ergänzt;  61  cm  hoch,  83  cm  breit. 

In  einen  Kamin  eingelassen  Gartenansicht  mit  einer  Dame  und  einem 
Mohren,  rechts  reicher  Blumenschmuck  über  einer  Steinvase,  daran  ein  Hund,  einen 
Kakadu  anbellend,  vorzügliches  Bild,  wohl  von  Jean  Baptiste  Weenix. 

Genrebild,  Herr  und  eine  Dame  in  rotem  Sammetkostüm,  zechend,  in 
Architekturumrahmung,  wohl  ein  Gerard  Dou. 

Im  Salon  Porträt  einer  sitzenden  Dame,  gutes  Bild  in  der  Art  des  Nico- 
laus Maes. 

Kleines  Reiterbildnis  in  der  Art  des  Jean  Baptiste  Weenix. 

In  der  Kapelle  Triptychon  mit  geschweiftem  oberen  Abschluss,  im  Mittel- 
bild die  Anbetung  der  Könige,  auf  den  beiden  Flügeln  Darbringung  im  Tempel  und 
Anbetung  der  Hirten,  etwa  1,20  m  hoch.  Gutes  niederländisches  Bild  aus  der  Mitte 
des  16.  Jh.,  wohl  von  einem  Nachfolger  des  Mabuse. 

Zwei  kleine  Brustbilder  König  Heinrichs  IV.  und  der  Maria  von  Medici,  je 
20  x26  cm  gross,  Ende  des  16.  Jh.,  in  guten  alten  Barockrahmen. 

Porträt,  Brustbild  eines  Mannes  in  rotem  Gewand,  französisch,  um  i7oo, 
i,3o  m  hoch,  1,10  m  breit. 

Porträt,  Brustbild  eines  Mannes  mit  Mütze  und  gestreiftem  seidenem  Gewand, 
gutes  bezeichnetes  Bildchen  von  Caspar  Netscher,  5i  cm  hoch,  42  cm  breit. 

Porträt  eines  kleinen  Kindes,  auf  der  Erde  sitzend  mit  einem  Mützchen  aus 
weissen  Federn,  gutes  Bild  eines  französischen  Meisters  aus  dem  18.  Jh.,  49  cm 
hoch,  4o  cm  breit. 

Gemälde  der  h.  Familie:  vor  einem  kleinen  Vorhang  das  Christkind  mit 
dem  jugendlichen  Johannes  d.  T.  spielend,  links  und  rechts  Halbfiguren  der  Mutter- 
gottes und  der  h.  Katharina,  rechts  unten  der  Kopf  des  Stifters.  Gutes  venetianisches 
Bild  in  der  Art  des  Girolamo  Santa  Croce,  Anfang  des  16.  Jh.,  75  cm  hoch,  100  cm 
breit  (Fig.  64). 

Die  vier  Jahreszeiten,  gute  kleine  bezeichnete  Landschaften  von  Claude- 
Joseph  Vernet,  je  2  7  cm  hoch,  43  cm  breit;  auf  die  Rückseiten  aufgeklebt  Kupfer- 
stiche im  Gegensinne  nach  den  Gemälden. 

Ausser  einigen  Möbeln  des  18.  Jh.  ist  namentlich  eine  schöne  Sammlung 
Delfter  Fayencen  und  orientalischen  Porzellanes  des  1  7.  und  18.  Jh.  zu  erwähnen. 


EVANGELISCHE  PFARRKIRCHE.    Kaltenbach  S.  299.  —  Offer-  Evangei. 
mann  S.  1  54.  —  Habets,  Geschiedenis  van  het  bisdom  Roermond  I,  S.  4o9.  —  Ennen,  Pfarrkircf 
Reformationsgeschichte  S.  4o5.  —  von  Recklinghausen,  Reformationsgeschichte  I, 
S.  218.  —  Fabricius,  Karte  von  1 789,  S.  393.  —  Rembert,  Die  Wiedertäufer  im 
Herzogtum  Jülich,  S.  i5i. 

Handschriftl.  Qu.  Das  Pfarrarchiv  ist  bei  einem  Brande  am  Ende  des 
18.  Jh.  vollkommen  untergegangen  (Tille,  Übersicht  II,  S.  122).  -  -  Im  Staats- 
archiv zu  Düsseldorf:  Das  Archiv  der  Reichsherrschaft  Wickrath,  darin  u.  a. 


345 


102 


KREIS  ERKELENZ 


Evangel.  Schul-  und  Kirchensachen  von  1 5 74  ab  (Ilgen,  Rheinisches  Archiv  S.  1 3 7).  —  Im 
Archiv  des  Fürsten  von  Quadt-Wickrath-Isny  zu  Isny  in  Württemberg 
dürften  sich  gleichfalls  noch  Archivalien  zur  Geschichte  von  Schwanenberg  finden. 

Geschichte  Schwanenberg  gehörte  von  jeher  zur  Reichsherrschaft    Wickrath.  Nähere 

Nachrichten  über  die  Kirche  fehlen,  jedoch  scheint  es  —  nach  dem  in  dem  jetzigen, 


Fig.  65.    Schwanenberg.    Ansicht  der  evangelischen  Pfarrkirche. 


aus  dem  J.  1 547  herrührenden  Kirchenbau  verwendeten  Tuffmaterial  —  wahr- 
scheinlich, dass  schon  in  romanischer  Zeit  eine  Kirche  dort  bestanden  hat.  Die 
Reformation  wurde  von  den  Herren  von  Quadt  auch  in  Schwanenberg  vermutlich 
schon  im  J.  1 5  5  7  eingeführt.  Nur  an  dem  Turm  und  an  der  Nordseite  der  Kirche 
sind  im  Lauf  der  Zeit  geringe  Änderungen  vorgenommen  worden. 
Beschreibung  Dreischiffige  Hallenkirche  von  Tuff  und  Ziegeln  aus  der  i.  H.  des  16.  Jh., 

im  Lichten  1 8,5  m  lang,  1 4,5  m  breit  (Ansicht  Fig.  65,  Grundriss  Fig.  66). 


346 


SCHWANENBERG 


io3 


Der  aus  der  Westfront  vortretende  Turm  viergeschossig,  glatt  aus  Ziegeln  Evangei. 
aufgemauert  und  mehrfach  eingerückt;   die  Untergeschosse  mit  wenigen  schmalen  Pf  Äußeres  ^ 
Scharten,  die  Glockenstube  —  anscheinend  nachträglich  erneuert  —  mit  zwei  Korb- 
bogenblenden an  jeder  Seite,  darin  die  einfachen  spitzbogigen  Fenster;  hoher  acht- 
seitiger geschieferter  Helm.   An  den  Turm  angebaut  südlich  ein  Schuppen,  nördlich 
eine  kleine  moderne  Vorhalle  mit  flacher  Decke. 

Das  Langhaus  umfasst  drei  Joche,  an  der  Südseite  unregelmässiger  Wechsel 
von  Ziegel-  und  Tuffschichten,  vier  Strebepfeiler  mit  modernen  Abdeckungen  in 
Cement.  Die  Spitzbogenfenster  ganz  einfach,  ohne  Masswerke,  im  Westjoch  unter 
dem  Fenster  eine  Stichbogentür  des  18.  Jh.;  als  Hauptgesims  ein  einfacher  Klötzchen- 
fries aus  Ziegeln.  Die  Nordseite  mit  einer  ganz  entsprechenden  Gliederung,  nur 
fehlen  hier  die  beiden  Strebepfeiler  an  den  Ecken ;  eine  ältere  kleine  Tür  unter  dem 
Mittelfenster  ist  vermauert.  Hier  ist  zum  Teil,  wie  an  der  ganzen  Ostseite  des  Seiten- 
schiffes, noch  reines  Tuffmauerwerk  verwendet. 

Die  einzelnen  Joche 
tragen  glatt  aufgemauerte 
Giebel  mit  kleinen  Spitz- 
bogenfenstern. An  einem 
Strebepfeiler  der  Südseite  ein 
Haustein  mit  der  Inschrift: 

ANNO  MVCXLVII. 

Der  Chor  hat  ein- 
fache, zweimal  abgetreppte 
Strebepfeiler,  schlanke  Spitz- 
bogenfenster ohne  Masswerk 
und  einen  Klötzchenfries, 
der  hier  etwas  höher  liegt 
als  am  Langhaus. 

Daslnnere  der  Kirche 
zeigt  eine  ganz  gleichmässige 
Ausbildung:  die  schweren 
Scheidebögen  mit  abgefasten  Kanten,  einheitliche  Kreuzgewölbe  von  schlankem 
Rippenprofil  und  mit  einfachen  runden  Schlufssteinen;  die  Rippen  setzen  mit  einer 
einfachen  Schräge  aus  der  Wandfläche  heraus  an,  nur  im  Chor  finden  sich  Halb- 
figürchen  von  Engeln  als  Gewölbeanfänger.  In  den  Aussenmauern  sind  fast  durch- 
weg flachbogige  Blenden  unter  den  Fenstern  angeordnet. 

Die  Turmhalle  öffnete  sich  ursprünglich  in  breiten  Bogen  zum  Langhaus,  jetzt 
geschlossen;  davor  liegt  eine  grosse  späte  Empore,  die  das  ganze  Westjoch  der 
Kirche  einnimmt. 

Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen:  Ausstattung 
Gute  Rokokokanzel  in  Braun  und  Gold,  aus  der  Mitte  des  i8.Jh. 
Durch  die  Kanzel  jetzt  verdeckt  ein  mit  dem  Ehewappen  Drimborn-Mulstroe 
sowie  den  acht  Ahnenwappen :   Drimborn,  Hoen  v.  Cartils,  Eyll,  Zievel,  Mulstroe, 
Beeck,  Buschfeld  und  Hoeckinck  gezierter  G,rabstein  der  Elisabeth  von  Drimborn, 
vermählt  mit  Wilhelm  von  Grein;   er  trägt  die  Inschrift:  anno  1628,  den  27.  de- 

CEMBER,  IST  DIE  WOHLEDLE  FRAU  ELISE,  GEBORENE  VON  DRIMBORN  GENANNT  GREIN 
ZU  KEIFFELBERG,  BORN  UND  GRAETBROICH,  AMBTFRAU  DES  AMTS  BOSLAR,  IN  GOTT 
ENTSCHLAFFEN.    CHRISTUS  IST  MEIN  LEBEN,    STERBEN  MEIN  GEWINN.    (Ann.  h.  V.  N. 

XLVI,  S.  i63). 

347 


io4 


KREIS  ERKELENZ 


E  van  gel.  Die  drei  alten  Glocken  von  i448  und  i  7  54  tragen  die  Inschriften: 

farrkirehe  MARIA.   ANNO  DOMINI  MCCCCXLVIII.   JOHAN  VAN  VENLO,  DER  KLOCKEN  GETER. 

Glocken 

2.  IM  JAHR  UNSERS  HERRN  MCCCCLXXXII.  JACOB  VAN  VENR.  PUBLICO  AERE 
REFUSA  MDCCLIIII  SCHWALENBERGAE.  Unten:  PARENS  CHRISTIAN  VOIGT.  CHRISTIAN 
VOIGT  FILIUS. 

3.  PUBLICO  AERE  REFUSA  MDCCLIIII  SCHWALENBERGAE.  PARENS  CHRISTIAN 
VOIGT.     CHRISTIAN  VOIGT  FILIUS. 


WEGBERG. 


Römisches 


Kathol. 
Pfarrkirche 


Geschichte 


ROMISCHE  AN- 
LAGEN. Über  eine  Rö- 
merstrasse bei  Wegberg  vgl. 
Aachener  Zs.  XII,  S.  1 56 ; 
XIV,  S.  17.  In  die  Kirche 
eingemauert  rindet  sich  ein 
stark  verwitterter  römischer 
Matronenstein  mit  dem 
Relief  der  sitzenden  Mütter 
(s.  u.). 

KATHOLISCHE 
PFARRKIRCHE  (s.  t. 
ss.  Petri  et  Pauli).  Kalten- 
bach S.  3o  i.  —  Offermann 
S.  1 55.  —  Habets,  Geschie- 
denis  van  het  bisdom  Roer- 
mond I,  S.  4o7.  —  von 
Ledebur,  Allgemeines  Ar- 
chiv VII,  S.  289.  —  Her- 
manns, Annales  canonico- 
rum  regularium  S.  Augustini 
ord.  s.  Crucis  II,  S.  i  i5,  161  ; 
III,  S.  572. 

Handschrift  1.  Qu. 
Im  Pfarrarchiv:  Rech- 
nungsbuch der  Propstei  Weg- 
berg, i5o4— i5o6.  —  Nach- 
Iass  des  J.  Tillmannus  mit 
verschiedenen  Aufzeichnun- 
gen des  16.  und  i7.  Jh.  — 

Kirchenrecht  von  1 5 1 5  (?),  Hs.  des  i7.  Jh.  —  Verzeichnis  der  KircheneinküDfte 
von  1 5 2 9.  —  Rentenbücher,  Rechnungen  u.  s.  w.  des  i7.  und  18.  Jh.  Im  einzelnen 
vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  122. 

Bereits  im  J.  966  erscheint  das  Aachener  Marienstift,  im  J.  ii7o  das  Heins- 
berger Stift  in  Wegberg  begütert  (Lacomblet,  U.  B.  I,  Nr.  io7,  436).  Das  Kirch- 
spiel Wegberg  wird  um  die  Mitte  des  i4.  Jh.  genannt  (Ann.  h.  V.  N.  LV,  S.  io3); 
an  der  Kirche  selbst  sind  jedoch  Bauteile  nicht  erhalten,  die  über  das  i5.  Jh.  zurück- 
reichen.    Bei   der  Kirche   bestand   eine  Propstei   der  Kreuzbrüder,   das  Alter  der 


Fig.  67.    Wegberg.    Ansicht  der  katholischen  Pfarrkirche 


348 


WEGBERG 


Io5 


Propstei  und  ihre  Geschichte  sind  nicht  näher  bekannt,  sie  bestand  aber  schon  um  Kathoi. 

PfsrrkirchB 

i5oo.  Die  jetzigen  Klostergebäude  sind  um  die  Mitte  des  18.  Jh.  errichtet.  Im 
1 9.  Jh.  wurde  das  südliche  Seitenschiff  der  Kirche  neugebaut  und  ein  Querschiff  mit 
Chor  angefügt. 

Dreischiffige  Hallenkirche  des  i5. — 16.  Jh.  mit  vortretendem  Westturm  und  Beschreibung 
moderner  Querhausanlage  mit  Chor,  der  alte  Teil  im  Lichten  20  m  lang,  1 2,5  m  breit 
(Ansicht  Fig.  67,  Grundriss  Fig.  68). 

Der  viergeschossige  West  türm  aus  Ziegelmauerwerk  schlicht,  am  Erdgeschoss  Äusseres 
eine  offene  Vorhalle  des  18.  Jh.,  die  flachbogige  Turmtür  mit  Resten  eines  gotischen 
Eisenbeschlags.    Die  beiden  Mittelgeschosse  des  Turmes  mit  Eck-  und  Mittellisenen, 
jedes  Feld  mit  einem  Spitzbogenfries  abschliessend;  an  der  Glockenstube  nur  Eck- 
lisenen  und  ein  Klötzchenfries;  schmale  Rundbogenfenster  und  achtseitiger  Helm. 

Von  dem  Langhaus  sind  noch  fünf  Joche  des  Mittelschiffes  und  des  nörd- 
lichen Seitenschiffes  alt.    Dieses  Seitenschiff  hat  westlich  drei  niedrige  Joche,  vor 
dem  Mitteljoch  eine  offene  Vorhalle  des  18.  Jh.;   die  beiden  folgenden  Joche  sind 
höher,  zeigen  regelmässigen 
Wechsel    von    Tuff-  und 
Ziegelschichten    und  zwei 
zweiteilige,  nachträglich  ver- 
kürzte Masswerkfenster.  An 
der   Kopfseite  des  Seiten- 
schiffes ein  kleiner  stark  ver- 
witterter Matronenstein, 
Relief   mit    drei  sitzenden 
Frauen,  eingemauert  (s.  o.). 

Das  südliche  Seiten- 
schiffscheint um  1860  gänz- 
lich erneuert  zu  sein. 

Das  Innere  des  alten 
Teiles    sehr    einfach ;  die 

Turmhalle  mit  einem  Kuppelgewölbe,  nach  dem  Mittelschiff  hin  springt  ein  acht- 
eckiges Treppentürmcben  vor,  das  bis  zum  dritten  Obergeschoss  führt.  Aus  der 
grossen  Unregelmässigkeit  der  Pfeiler  der  Scheidemauern  scheint  hervorzugehen,  dass 
der  Bau  ursprünglich  einschiffig  war  und  erst  nach  und  nach  mit  Seitenschiffen 
versehen  wurde;  an  der  Nordseite  folgt  von  Osten  her  erst  ein  Achteckspfeiler,  dann 
ein  Rundpfeiler  und  wiecier  drei  achteckige,  an  der  Südseite  ein  ganz  breiter  vier- 
eckiger Mauerpfeiler,  dann  drei  achteckige.  Die  Pfeiler  haben  alle  weder  Sockel 
noch  Kämpfer.  Die  schlichten,  unter  sich  zum  Teil  auch  abweichenden  einfachen 
Kreuzrippengewölbe  setzen  meist  auf  einfachen  kantigen  Konsolen  an. 

Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen:  Ausstattung 

Barockkanzel  auf  Engelhermen,  die  Füllungen  mit  den  Halbfiguren  der 
Kirchenväter,  grosser  Schalldeckel,  Treppengeländer  mit  durchbrochenem  Barock- 
ornament; um  i7oo,  fast  genau  übereinstimmend  mit  den  beiden  Kanzeln  in  Nieder- 
und  Oberkrüchten  (s.  o.  S.  92,  96). 

Zwei  Holzfiguren  der  hh.  Katharina  und  Maria  Magdalena,  mittelmässig, 
Ende  des  1 5.  Jh.,  je  etwa  80  cm  hoch,  neu  polychromiert. 

Einfacher  Barockkelch  aus  vergoldetem  Silber,  Wappen  mit  der  Devise: 
recte  faciendo;  auf  dem  Fuss  die  Inschrift:  a.  r.  d.  petrus  Neesen,  protono- 


Fig.  68.  Wegberg. 
Grundriss  der  alten  Teile  der  katholischen  Pfarrkirche. 


Inneres 


349 


IOÖ  KREIS  ERKELENZ 


Kathol. 
Pfarrkirche 


Glocken 


Kloster- 
gebäud  e 


Gemälde 


TARIUS  APOSTOLICUS,  ORDINIS  S.  CRUCIS  PRIOR  ET  PASTOR  IN  WEGBERG,  AUREL.  (?). 
CONCILII  WASSENBERGENSIS  CAMERARIUS,  EX  ELEMOSYNIS  FIDELIUM  ME    FIERI  FECIT 

i7o4.    Meisterzeichen  s.  p.,  ohne  Beschau. 

Niedriger  gotischer  Kelch  aus  vergoldetem  Silber,  mit  sechsseitigem  Fuss  und 
Knauf;  auf  dem  Fuss  emailliertes  Wappen  mit  der  Inschrift:  gerardus  et  kathe- 
rina;  Mitte  des  1 5.  Jh. 

Sonnenmonstranz  aus  Silber,  auf  dem  Fuss  eine  fast  ganz  ausgemerzte 
Inschrift,  anscheinend  genau  mit  derjenigen  an  dem  Barockkelch  (s.  o.)  überein- 
stimmend, und  mit  der  Jah- 
reszahl i  752. 

Zwei  einfache  Mess- 
pollen aus  Silber  mit  Kölner 
Beschau,  i7  —  18.  Jh. 

Weihrauchfass  aus 
Silber,  einfach,  mit  Meister- 
stempel m  ohne  Beschau, 
i7— 18.  Jh. 

Die  beiden  alten  G 1  o  k  - 
ken  von  1 42  i  und  1 4 1 1 
tragen  die  Inschriften: 

1.  DUM  RESONO,  PER- 
FER  DEO,  PETRE,  VOTA  BO- 
NORUM. ANNO  DOMINI 
MCCCCXXI. 

2.  AVE  MARIA,  GRACIA 
PLENA.  ANNUNCIO  VOBIS 
GAUDIUM  MAGNUM.  O  REX 
GLORIE,  VENI  CUM  PACE. 
ANNO  DOMINI  MCCCCXI,  DIE 
PETRI. 

EHEMALIGE  KLO- 
STERGEBÄUDE, jetzt 
Pfarrhaus  und  Privatwoh- 
nungen, aus  der  Mitte  des 
18.  Jh. 

Grosse  dreiflügelige 
Anlage  aus  Ziegelmauer- 
werk, zweigeschossig,  nach  der  Strasse  hin  offen  und  auf  hoher  Untermauerung;  in 
der  Formengebung  ganz  einfach  mit  grossen  rechteckigen  Fenstern  und  Walm- 
dächern. In  der  Abschlussmauer  an  der  Strasse  ein  grosses  rundbogiges  Tor  in 
Haustein  (Fig.  69),  darüber  Wappen  mit  drei  Ähren  unter  Kardinalshut  (von  Krafft?). 

Das  Innere  des  Gebäudes  ganz  schlicht;  in  dem  jetzt  als  Pfarrhaus  dienenden 
Mittel flügel  im  Erdgeschoss  noch  zwei  grosse  Barockkamine  aus  Stuck,  in  den  einen 
eingelassen  ein  Fruchtstück,  in  den  andern  das  Porträt  eines  Priors. 

Im  Pfarrhaus  aufbewahrt  eine  Sammlung  von  etwa  20  Gemälden,  meist 
Porträts  des  i7.  und  18.  Jh.,  zum  Teil  ganz  gut,  angeblich  aus  Schloss  Tüschen- 
broich herkommend.  Ausserdem  noch  beschnittene  beiderseits  bemalte  Holz- 
flügel, wahrscheinlich  von  einem  vlämischen  Schnitzaltar  aus  der  1.  H.  des  16.  Jh. 
herrührend. 


Fig.  69.    Wegberg.   Tor  der  ehemaligen  Propstei. 


35o 


WEGBERG 


107 


KATHOLISCHE  KAPELLE  in  ÜVEKOVEN  (s.  t.  s.  Barbarae).  Kathol. 

l\'ii)i'llti  in 

Kleiner  schlichter  Ziegelbau  des  18.  Jh.  mit  geschweiftem  Westgiebel,  zwei  üvekoven 
Stichbogenfenstern  an  jeder  Langseite,  dreiseitigem  Chorschluss  und  offenem  Dach- 
reiter.   Das  Innere  schmucklos,  mit  flacher  Tonne;  auf  einem  Holzanker  die  Jahres- 
zahl 1  785. 

Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen: 

Kleiner  einfacher  Barockaltar  des  18.  Jh.  mit  einem  bürgerlichen  Doppel- 
wappen. 

Holzfigur  der  h.  Katharina,  auf  dem  heidnischen  Gelehrten  stehend,  mit 
Schwert  und  Buch,  gute  nieder- 
rheinische Skulptur   aus  dem 
Anfang  des  16.  Jh.,  leider  über- 
strichen, i  m  hoch. 

Kreuzigungsgruppe 
aus  Birn-  oder  Apfelbaumholz, 
auf  einem  Felsblock  mit  Skelett, 
äusserst  sorgfältig  durchgeführt 
und  von  lebhaftem  Ausdruck. 
Niederrheinisch,  Mitte  des  1 5.  Jh. 
Die  Figur  des  Gekreuzigten  wohl 
etwas  jünger  und  ursprünglich 
nicht  zugehörig,  äusserst  hager, 
aber  gut  modelliert,  in  vorzüg- 
licher alter  Polychromie.  Das 
Ganze  35  cm  hoch  (Fig.  7o). 

BURG.  Aachener  Zs. 
II,  S.  i8S. 

Ältere  Ansicht, 
Tuschzeichnung  von  R.  Roidkin 
aus  dem  J.  1 725/26  im  gräf- 
lich Nesselrodeschen  Ar- 
chiv zu  Schloss  Ehresho- 
ven (Kunstdenkm.der  Kr.Gum- 
mersbach,  Waldbroel  und  Wip- 
perfürth S.  94). 

Handschrift  1.  Qu. 
Archivalien  befinden  sich  eben- 
falls im  gräflich  Nesselrodeschen  Archiv  zu  Schloss  Ehreshoven  (eben- 
dort  S.  93). 

Die  Burg  Wegberg  erscheint  im  Anfang  des  1 6.  Jh.  im  Besitz  des  Sibert  von  Geschichte 
Schwarz-Bongard ;  seine  Tochter  Sophia  brachte  Wegberg  ihrem  Gatten  Johann  von 
Nesselrode-Ehreshoven  zu.  Seitdem  blieb  die  Burg  im  Besitz  der  Grafen  Nesselrode- 
Ehreshoven,  bis  sie  um  i87o  an  den  Herrn  Kaufmann- Asser  in  Köln  verkauft 
wurde,  der  den  Besitz  parzellierte.  Die  Burg  wurde  abgebrochen  und  ein  modernes 
Wohnhaus  mit  einer  Fabrik  auf  dem  Gelände  errichtet. 

Von  der  alten  Anlage  ist  nur  noch  die  grosse  von  Wassergräben  umgebene  Beschreibung 
Insel  erhalten,  darauf  jetzt  moderne  Wohngebäude;  bei  dem  Eingang  links  im  Hof 
ein  kurzer  stumpfer  Ziegelturm  von  zwei  Geschossen  aus  dem  1 6.  —  1 7.  Jh. 


Fig.  70.  Üvekoven. 
Kreuzigungsgruppe  in  der  katholischen  Kapelle. 


Burg 


35i 


io8 


KREIS  ERKELENZ 


Schloss 
Tüschen- 
broich  H,  S.  237;   V,  S.  201. 


SCHLOSS  TUSCHENBROICH.    Eissenberg-Mirbach.  —  Aachener 
Fabricius,  Karte  von  1 7 89,  S.  285,  3o4.  —  Graf  von 
Mirbach,  Territorialgeschichte 
II,  S.  25.  —  Ann.  h.  V.  N.  LV, 
S.  1 66  Anm. 

Ungenaue  Ansicht  vom 
J.  i  7 23  im  Codex  Welser. 

Handschrift!.  Qu.  In 
München,  Hof-  u.  Staats- 
Bibliothek:  Slg.  Redinghoven 
LV,  BI.  3o3,  338,  Stammbaum 
der  von  Melich  und  Aufzeich- 
nungen, betr.  das  16.  und  1 7.  Jh. 

—  Im  Staatsarchiv  zu 
Wetzlar:  Prozessakten  vom 
J.  i632  über  einen  Streit  zwi- 
schen den  von  Schoenebeck 
und  den  von  Spiering  um 
Tüschenbroich  (S.  2i63/74io). 

—  Weitere  Archivalien  wahr- 
scheinlich   auf  dem  Schloss 


Fig.  71.    Schloss  Tüschenbroich.  Lageplan. 

Fronberg  (Oberpfalz)  im  Besitz  der  Freiherren  von  Rimsberg 


Geschichte  Schloss  Tüschenbroich  ist  Stammsitz  eines  gleichnamigen  Geschlechtes,  von 

dem  Alard  von  Tüschenbroich  im  J.  1 1 72  vorkommt  (Lacomblet,  U.- B.  I,  Nr.  443); 


Fig.  72.    Schloss  Tüschenbroich.    Ansicht  vom  Schlossweiher  aus. 


352 


WEGBERG 


109 


um  dieselbe  Zeit  erscheint  es  auch  unter  den  Gütererwerbungen  Philipps  von  Heins- 
berg für  die  Kölner  Kirche,  angekauft  von  dem  Herzog  von  Limburg  (Mitteil,  aus 
dem  Stadtarchiv  zu  Köln  XII,  S.  64).  Im  i3.  Jh.  sind  die  Edelherren  von  Matlar 
im  Besitz  von  Tüschenbroich,  bis  es  um  i45o  durch  Heirat  an  Johann  von  Melich 
kommt,  durch  Heirat  vom  J.  i47o  an  Heinrich  Hoen  von  dem  Pesch  und  ein  Teil 
an  Syvaert  von  Eyll.  Aus  der  Zeit  um  i5oo  stammen  die  Reste  des  mächtigen 
Schlosses;  in  den  J.  i5o4 — i5o6 
wird  auch  die  Ulrichskapelle  im 
Schloss  Tüschenbroich  erwähnt 
(Tille,  Übersicht  II,  S.  1 2 3).  Im 
J.  1 563  erscheint  Bernhard  von 
Eyll  als  Alleinbesitzer,  ihm  folgt 
sein  Enkel  Rudolf  von  Schoene- 
beck,  der  im  J.  1624  belehnt  wird, 
aber  in  demselben  Jahr  Tüschen- 
broich an  die  Freiherren  von 
Spiering  verkauft.  Tüschenbroich 
erscheint  seit  der  Mitte  des  16.  Jh. 
als  jülichsche  Unterherrschaft.  Im 
i7.  und  18.  Jh.  hatte  das  Schloss 
wohl  stark  gelitten,  es  wurde  nur 
zum  Teil  und  notdürftig  herge- 
stellt. Um  i85o  haben  nach  dem 
Aussterben  der  Freiherren  von 
Spiering  (1829)  die  Erben  das 
Schloss  an  den  Notar  Jungbluth 
verkauft;  der  jetzige  Eigentümer 
ist  dessen  Sohn ,  Herr  Justizrat 
Jungbluth  in  Erkelenz. 

Das  Schloss,  eine  fast 
genau  quadratische  Anlage  und 
wohl  immer  ohne  eigentliche  Vor- 
burg, ist  von  zwei  Seiten  von  dem 
grossen  Schlossweiher  umgeben, 
an  den  beiden  anderen  Seiten  liegt 
ein  daraus  abgeleiteter  künstlicher 
Wassergraben  (Lageplan  Fig.  7i, 
Ansichten  Fig.  72  u.  73). 

An  Nord-  und  Westseite  lagen  die  Wohngebäude,  der  Hauptfiügel  an  der 
Westseite  war  nördlich  und  südlich  von  einem  grossen  viereckigen  Turm  flankiert. 
Der  noch  ganz  erhaltene  Nordturm  aus  Ziegelmauerwerk  viergeschossig,  im  Erdge- 
schoss  kleine  Fensterchen,  in  den  Obergeschossen  schmale  quergeteilte  Fenster  in 
Hausteinfassung;  oben  Fries  aus  übereckgestellten  Ziegeln,  geschweifte  Haube  des 
i7. — 18.  Jh.  mit  hoher  geschlossener  Laterne  (Fig.  72). 

Der  hohe  Wohnhaustrakt  mit  Satteidach ;  an  der  glatten  Aussenseite  im  Erd- 
geschoss  nur  kleine  vermauerte  Fenster,  das  Obergeschoss  mit  Korbbogenfenstern  ist 
mit  Ausnahme  eines  kleines  Stückes,  in  dem  noch  ein  schmales  hohes  Fenster  sitzt, 
im  i7. — 18.  Jh.  wohl  ganz  erneuert  worden.    An  der  Innenseite  neben  dem  Nord- 


Schloss 
Tüschen- 
broich 


Besdireibung 


Fig.  73.   Schloss  Tüschenbroich.    Ansicht  des  Eckturmes. 


353 


I  IO 


KREIS  ERKELENZ 


Schioss     türm  noch  die  alte  spätgotische  Tür  in  Haustein  Umrahmung,  im  Obergeschoss  noch 
broich     enie  Reihe  schmaler  quergeteilter  Fenster  mit  Holzeinfassung.    Das  Südende  —  als 
Scheune  hergerichtet  —  mit  drei  grossen  Toren  des   i9.  Jh.    Die  südliche  Giebel- 
mauer und  die  schräge  Abmauerung  an  dem  Nordturm  sind  neueren  Ursprunges. 

Von  dem  Rest  des  Wohnbaues  bis  zum  Südturm  ist  nur  die  Aussenmauer  in 
geringer  Höhe  erhalten.  Von  dem  mächtigen  Südturm  steht  nur  die  äussere  Hälfte, 
die  auch  in  der  Mitte  durchgespalten  ist,  der  Rest  ist  in  der  i.  H.  des  i9.  Jh.  ein- 
gestürzt.   Der  Turm  war  ebenso  wie  der  Nordturm  mit  schmalen  hohen  Fenstern 

und  Klötzchenfries  ausge- 
bildet; nur  treten  hier  im 
obersten  Geschoss  neben  das 
Fenster  jeder  Seite  noch  zwei 
Schiefsscharten  (Fig.  72). 

Von  dem  nördlichen 
Wohnhausflügel  steht  noch 
die  Aussenmauer  in  einer 
Höhe  von  etwa  3  m;  sie  hat 
im  Untergeschoss  Schiefs- 
scharten, in  der  Mitte  steht 
noch  das  alte  Tor,  ein  Korb- 
bogen mit  Quadereinfassung 
in  rechteckiger  Blende  mit 
Rollen  für  die  Zugbrücke; 
seitlich  in  der  Umrahmung 
je  eine  Schiefsscharte.  Von 
der  Innenmauer  liegen  Reste 
nicht  mehr  zu  Tage;  die 
Höhe  dieses  Nordfiügels  zeigt 
sich  noch  deutlich  in  dem 
Dachansatz  an  dem  Nord- 
turm, er  hatte  mit  dem  West- 
flügel ein  einheitliches  hohes 
Dach. 

An  Ost-  und  Südseite 
Fig.  74.    Schioss  Tüschenbroich.   Kapelle  im  Wald.  des  grossen  Burgterrains  sind 

aufgehende     Bauteile  gar 

nicht  mehr  erhalten;  während  der  östliche  Abschluss  nicht  mehr  festzustellen 
ist,  hat  sich  doch  die  Südmauer  fast  in  ihrer  ganzen  Ausdehnung  noch  als  Brüstungs- 
mauer erhalten. 

Das  Innere  des  Wohnhauses  mit  einer  einfachen  Barocktreppe  neben  dem 
Nordturm  und  einer  Zimmerflucht  im  Obergeschoss  aus  dem  18.  Jh.,  ist  bedeutungslos. 
Ausstattung  Von  der  Ausstattung  sind  in  dem  oberen  Turmzimmer  noch  einige  Bilder  in 

stark  beschädigtem  Zustand  erhalten: 

Kopie  des  bekannten  Klevischen  Fürstenbildnisses  in  Öl  auf  Leinewand, 
wohl  erst  i7.  Jh.  (Kunstdenkm.  des  Kr.  Rees  S.  55,  Taf.  II.  —  Kunstdenkm.  des 
Kr.  Kleve  S.  1 16). 

Brustbild  eines  jungen  Mannes  aus  dem  1 7.  Jh.  mit  einem  unbekannten 
Wappen  mit  Löwen. 


354 


WEGBERG 


I  I  I 


Brustbild  einer  jungen  Dame,  bez.:  aetatis  suae  22.  1 669.   j.  r.  fec.  Schloss 

Tüschen™ 

In  dem  zum  Schloss  gehörigen  Wald  interessante  achteckige   Kapelle  aus  broich 
Ziegelmauerwerk,  i7. — 18.  Jh.,  stark  im  Verfall  fFig.  74).   An  vier  Seiten  kleine  recht-  Kapelle 
eckige  Nischenausbauten  mit  Pultdächern,  in  deren  einem  die  korbbogige  Tür  liegt; 
darüber  ein  umlaufender  Klötzchenfries.     Uber  diesem  Fries  sitzen  an   den  vier 
anderen  Seiten  die  breiten  Korbbogenfenster;  Klötzchenfries  mit  achtseitiger,  leicht 
geschweifter  Haube  und  kleinem  offenen  Dachreiter.  Das  Innere  ganz  ausgeplündert. 

HEILIGENHÄUSCHEN  an  dem  Gasthof  zum  Schwanen,  Nische  Heiiigen- 
mit  schönem  schmiedeeisernem  Gitter  aus  der  Mitte  des  18.  Jh.,  darin  Figur  des     aus  n 
h   Rochus  aus  Ton;  auf  dem  Sockel  die  Inschrift:  hoc  pietatis  Signum  in  hono- 
rem  B.   MARIAE  V.   ET  S.   ROCHI  DEO  SACRATUM  GELR.  AUSTRIACA  COMMUNITAS  PRO 
INCOLUMITATE  PATRIAE   PARENTÜM  JOSEPH1   II.    CAES.  INV.  O.    M.   ET    MARIAE  THERE- 
SIAE  IMP.   O.   M.  ET  SALUTE  PATRIAE  MDCCLXXVIII. 


355 


KREIS  GEILENKIRCHEN 


357 


BAESWEILER. 


Geschichte 


RÖMISCHE  ANLAGEN.    Über  zwei  Römerstrassen  bei  Baesweiler,  die  Römisches 
nach  Linnich  und  Jülich  führen,  vgl.  ß.  J.  LXIV,  S.  22.  —  Aachener  Zs.  XII,  S.  1 5 5 ; 
XIV,  S.  2  5. 

KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Petri).  Binterjm  u.  Mooren,  Kathoi. 
E.  K.  II,  S.  i56.  —  Kaltenbach  S.  3 16.  —  Offermann  S.  i  63. 

Handschrift  1.  Qu. 
Im  Pfarrarchiv :  Urkunde, 
betr.  eine  Rente  von  i6o7. 
— Verzeichnisse  von  Renten, 
Anniversarien,  Rechnungen 
usw.  des  i7.  und  18.  Jh.  — 
Gesuch  um  Erlaubnis  zum 
Neubau  des  Kirchendaches, 
2.  H.  des  18.  Jh.  Im  ein- 
zelnen vgl.  Tille.  Über- 
sicht II,  S.  124. 

Die  Annales  Rodenses 
erzählen  zum  J.  11 52  von 
einem  Wunder  der  Verwand- 
lung von  Wasser  in  Blut 
gelegentlich  des  Neubaues 
der  im  J.  1 1 5o  abgebrannten 
Kirche  in  Baesweiler  (B.  J. 
XLIV,  S.  2  74.  —  Ernst, 
Histoire  du  Limbourg  VII, 
S.  65).  Die  erste  authen- 
tische Nachricht  über  einen 
Kirchenbau  findet  sich  erst 
in  dem  J.  1 3  7  2,  in  dem  eine 
zur  Pfarre  Oidtweiler  ge- 
hörige Kapelle  in  Baesweiler 
genannt   wird   (Mitteil,  aus 

dem  Stadtarchiv  Köln  XII,  S.  4o;  XIX,  S.  98).  Der  jetzige  Bau  stammt  in  seinem 
ganzen  Umfang  aus  der  Zeit  um  i5oo,  der  Turmaufbau  aus  dem  J.  1 673 .  Die  Ab- 
trennung von  Oidtweiler  und  die  Pfarrerhebung  erfolgten  um  1600;  in  den  J.  1 734 
und  1  7 3 5  wurde  die  Kirche  von  den  sogen.  Bockreitern  zweimal  ausgeplündert 
(Aachener  Zs.  IV,  S.  33). 

Dreischiffige    spätgotische   Hallenkirche   von    Backsteinen,   aus   dem  Beschreibung 

i5. — 16.  Jh.,  mit  späterem  Turmaufbau  über  dem  Westjoch  des  Mittelschiffes,  i.  L. 

21  m  lang,  i4,5o  m  breit  (Ansicht  Fig.  75,  Grundriss  Fig.  76). 


Fig.  75.    Baesweiler.    Choransichtjderijkatholischen  Pfarrkirche. 


359 


u6 


KREIS  GEILENKIRCHEN 


Kathoi.  Das    Langhaus    umfasst    drei   Joche,    im   Äusseren    ganz    schlicht,  mit 

ärnkirchc  . 

Äusseres  einmal  abgetreppten  Strebepfeilern,  spitzbogigen  Fenstern  mit  graden  Leibungen  in 
den  Langseiten,  Walmdächern  über  den  einzelnen  Jochen  der  Seitenschiffe.  Die 
Westfront  ist  ganz  geschlossen  und  durch  zwei  Strebepfeiler  gegliedert,  an  den  nörd- 
lichen lehnt  sich  ein  mit  fünf  Seiten  des  Achteckes  vorspringendes  Treppentürmchen, 
das  bis  zum  Mittelgeschoss  des  Turmes  emporführt.  Vor  dem  ganz  schlichten  West- 
portal eine  moderne  Vorhalle.  Die  alten  Nebeneingänge  an  Nord-  und  Südseite 
unter  den  Westfenstern  sind  vermauert.  Sämtliche  Hausteinteile,  Abdeckungen  usw. 
sind  erneuert. 

Der  oblonge  Turm  des  1 7 .  Jh.  erhebt  sich  noch  mit  zwei  Geschossen  über 
dem  Westjoch  des  Mittelschiffes;  er  ist  ungegliedert  und  hat  in  der  Glockenstube  je 
ein  Rundbogenfenster,  als  Hauptgesims  einen  Klötzchenfries.  An  der  Westfront  in 
dunklen  Ziegeln  die  Jahreszahl  1 6 73 ;  achtseitiger  Helm. 

Der  Chor  in  gleich 
schlichter  Ausführung  wie 
das  Langhaus,  mit  einfachen 
Strebepfeilern  und  Spitz- 
bogenfenstern; die  Haustein- 
teile erneuert. 

An  der  Nordseite  die 
alte  Sakristei,  ein  schlichter 
zweigeschossiger  Bau  mit 
kleinen  Flachbogenfenstern 
und  mit  Giebel  an  der  Nord- 
seite; daran  die  Jahreszahl 
1 69  7  in  Eisenankern.  Im 
Inneren  in  dem  Mauerputz 
die  Jahreszahl  i699  und  von 
einer  späteren  Herstellung 
die  Jahreszahl  1 783.  Die 
Fig.  76.  Baesweiler.  Grundriss  der  katholischen  Pfarrkirche.  polygone  Sakristei  der  Süd- 
seite ist  modern. 

inneres  Das  Innere  zeigt  eine  ganz  schlichte  gleichmässige  Ausbildung.    Im  Langhaus 

schwere  Achteckspfeiler  mit  viereckigen  Deckplatten;  darauf  die  einfachen  Kreuz- 
rippengewölbe mit  runden  Schlufssteinen ;  an  einzelnen  Stellen  setzen  die  Rippen  auf 
hockenden  Figürchen  an.  Das  Westjoch  ist  in  allen  drei  Schiffen  durch  schwere 
Gurtbögen  abgetrennt.  Der  Chor  allein  hat  ein  reiches  Sterngewölbe.  Die  Tür  zur 
alten  Sakristei  aus  dem  i7. — 18.  Jh.  mit  Nägelbeschlag,  darauf  geheftet  eine  reiche 
durchbrochen  geschnitzte  spätgotische  Holzrosette. 
Ausstattung  Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen: 

Triumphkreuz  mit  den  Figuren  Mariae  und  Johannis  auf  den  Seitenpfeilern 
an  dem  Triumphbogen,  in  Zweidrittel-Lebensgrösse,  Holz  geschnitzt,  mit  späterer 
Bemalung,  um  i5oo.  Der  hagere  Christuskörper  ziemlich  gut  in  der  Behandlung,  die 
Figuren  Mariae  und  Johannis  etwas  derber. 

Kusstafel  oder  Schwurtafel,  giebelförmige  Holztafel  mit  hölzernem  Hand- 
griff an  der  Rückseite,  unter  Glas  in  Relief  geschnitzt  Kreuzigungsgruppe,  in  späterer 
Vergoldung  auf  blauem  Grund;  gute  Arbeit  des  i5.  —  1 6.  Jh.,  27  cm  hoch. 


36o 


BAESWEILER 


1 1 7 


Einfache  Paramente  des  1 8.  Jh.,  bemerkenswert  ein  Chormantel  mit  reicher  Ausstattung 
Goldstickerei  in  Relief. 

Die  beiden  alten  Glocken  von  1627  und  1 663  tragen  die  Inschriften:  Glocken 

1.  S.  PETER  HEISCHEN  ICH,    ZUM    GOTTESDIENST    LUDEN    ICH,    DIE  LEBENDIGEN 

rofen  ich,  frans  von  Trier  goes  mich  anno  1 627  (Aachener  Zs.  II,  S.  34o.  — 
Bockeler,  Beiträge  zur  Glockenkunde  S.  35,  mit  etwas  anderer  Lesart). 

2.  ad  sacra  martyr.  cantica  voco  pios.  odilia.  johan  lehr  me  fecit 
coloniae  i  663. 

BURG.     ElSSENBERG-MlRBACH.  Burg 

Handschriftl.  Qu.  im  gräflich  Nesselrodeschen  Archiv  zu  Schloss 
Ehreshoven  (Kunstdenkm.  der  Kr.  Gummersbach,  Waldbroel  u.  Wipperfürth  S.  93). 

Altere  Ansichten:  i.  Ziemlich  ungenaue  Ansicht  vom  J.  1 723  im  Codex 
Welser.  2.  Getuschte  Federzeichnungen  von  Roidkin  aus  dem  J.  1 725/26  in  Schloss 
Ehreshoven  (Kunstdenkm.  der  Kr.  Gummersbach,  Waldbroel  u.  Wipperfürth  S.  94). 

Seit  dem  J.  ii3o  erscheint  das  Aachener  Adalbertsstift  zu  Baesweiler  im  Besitz  Geschichte 
eines  Hofes  (Quix,  Schloss  und  ehemalige  Herrschaft  Rimburg,  Urk.  Nr.  46.  — 
Lacomblet,  U.B.  II,  Nr.  102);  ein  Heinrich  von  Schinnen  verkauft  im  J.  1289  ein 
Gut  zu  Baesweiler,  an  dem  das  Patronat  der  Kirche  zu  Oidtweiler  hing,  an  das 
Heinsberger  Stift  (Lacomblet,  U.B.  II,  Nr.  876).  Seit  dem  1 3.  Jh.  erscheinen  auch 
schon  adelige  Familien  des  Namens  Baesweiler  und  es  bestanden  dort  verschiedene 
Adelssitze.  Im  1 6.  Jh.  wird  nur  noch  die  eine  Burg  genannt,  mit  der  im  J.  1 566 
Jakob  von  Randerath,  verm.  mit  Anna  Schilling  von  Stammeln,  belehnt  wird.  Diese 
Eheleute  errichteten  den  ältesten,  noch  bestehenden  Teil  der  Burg;  ihr  Sohn  Johann 
tauscht  Baesweiler  gegen  Haus  Horrich  (s.  u.)  mit  einem  Vetter  Hermann  von 
Randerath  aus. 

Seit  dem  Anfang  des  18.  Jh.  ist  Baesweiler  im  Besitz  der  Grafen  Nesselrode- 
Ehreshoven,  die  im  J.  1 858  das  Gut  parzellieren  Hessen.  Die  vielleicht  im  18.  Jh. 
schon  reduzierten  Gebäude  kamen  an  die  Familie  Dohms;  jetzige  Eigentümerin  ist 
Frau  Wwe.  H.  J.  Dohms. 

Die  Burg  ist  jetzt  ein  schlichter  rechteckiger  Gutshof  mit  Resten  der  Beschreibung 
Gräben,  der  nach  der  Ansicht  im  Codex  Welser  vom  J.  i723  allerdings  die  doppelte 
Ausdehnung  besessen  zu  haben  scheint. 

In  der  Vorderseite  ein  schlichtes  zweigeschossiges  Wohnhaus  des  16.  Jh.  mit 
modernen  grossen  Fenstern  und  grosser  Eckquaderung,  im  Kern  noch  ein  spät- 
gotischer Bau;  an  dem  einen  Ende  die  Tordurchfahrt.  Das  spätgotische  Tor  spitz- 
bogig  in  Hausteinfassung  mit  dem  Ehewappen  Randerath  und  Schilling  von  Stammeln 
darüber.  An  der  Hofseite  neben  dem  Tor  ein  achteckiges  Treppentürmchen  mit 
kleinen  Fenstern  in  Hausteinfassung  und  einer  offenen  Galerie  über  dem  Tor.  Der 
obere  Abschluss  des  Türmchens  ist  fortgebrochen.  Der  Ostflügel,  mit  Ziegelwulst  über 
dem  geböschten  Sockel,  zeigt  schlichte  Gebäude  des  18.  und  1 9.  Jh.  Die  anderen 
Flügel  sind  einfache  Stallgebäude  des  18.— i9.  Jh.  über  den  älteren  Untermauern. 

Über  die  für  die  Jülichsche  Geschichte  bedeutungsvolle  Schlacht  bei  Baes- Schlacht  bei 
weiler  vom  J.  i37i,  in  der  der  Herzog  von  Jülich  den  Herzog  von  Brabant  besiegte 
und  gefangen  nahm,  vgl.  ausführlich  H.  Oidtmann,  Die  Schlacht  bei  Baesweiler, 
Jülich  (Fischer)  i9o2,  ausserdem  Annales  de  la  societe  d'arch^ologie  de  Bruxelles  XI, 
S.  278,  446;  XII,  S.  68,  234,  34 1.  —  Daris,  Hist.  du  Diocese  et  de  la  Principaute' 
de  Liege  pendant  le  XIIIe  et  le  XI Ve  siecle  S.  610.  —  Lindemann,  Fehden  und 
Sühnen  aus  den  Rheinlanden:  IV.  Schlacht  bei  Baesweiler  1 3 7 1  (Jahresbericht  der 
höheren  Stadtschule  zu  Heinsberg  i856,  S.  10). 


36 1 


I  I  8  KREIS  GEILENKIRCHEN 


BEGGENDORF. 


Kathoi.  KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE   (s.  t.  s.  Pancratii).    Binterim  und 

Pfurrkirchc 

Mooren,  E.  K.  I,  S.  343;  II,  S.  180.  —  Kaltenbach  S.  3i6.  —  Offermann  S.  i69. 
—  Graf  Mirbach,  Territorialgeschichte  II,  S.  20. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Urkunde  von  i454,  betr.  Verpflichtung 
des  Stiftes  S.  Cäcilia  in  Köln  und  der  Gemeinde,  zusammen  für  Kirchenschiff  und 
Glocken  zu  sorgen.  —  Akten,  betr.  Glockenguss  von  i699  und  1 725.  —  Stiftungs- 
urkunden des  1 7.  Jh.  —  Rechnungen,  Rentenverzeichnisse  usw.  des  i7.  und  18.  Jh. 
Im  einzelnen  vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  1  2 5. 
Geschichte  Erzbischof  Bruno  schenkt  im  J.  962  dem  Cäcilienstift  in  Köln  u.  a.  auch  die 

Kirche  in  Beggendorf  (Lacomblet,  U.B.  I,  Nr.  io5);  auch  im  Liber  valoris,  um  i3oo, 
wird  die  Kirche  erwähnt.  Das  Patronat  blieb  im  Besitz  des  Cäcilienstiftes  bis  zur 
französischen  Zeit.  Unter  der  französischen  Verwaltung  wurde  die  Pfarre  Beggen- 
dorf im  J.  1810  unterdrückt.  Die  Wiedererrichtung  der  Pfarre  erfolgte  im  J.  i834 
(Geilenkirchener  Zeitung  vom  21.  Dezember  i9oi).  Der  ältere  Bau  ist  im  J.  1862 
durch  einen  Neubau  ersetzt  worden. 
Ausstattung  Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen: 

Kelch-Velum  aus  roter  Seide  mit  reicher  Goldstickerei,  appliziert  das  Wappen 
der  von  Kölln  und  ein  unbekanntes,  16. — 17.  Jh. 

Kasel  aus  schönem  weinroten,  gemustertem  Venetianer  Sammet  des  i5. — 16.  Jh., 
Kreuz  und  Vorderstab  in  Wolle  gestickt  mit  Halbfiguren  der  hh.  Maria,  Hubertus, 
Marinus,  Pancratius  und  einiger  anderer  Heiligen  in  Vierpässen,  dazwischen  auch 
in  Vierpässen  drei  nicht  näher  zu  bestimmende  Wappen.  Die  vorzüglichen  Sticke- 
reien gehören  noch  der  1.  H.  des  1 5.  Jh.  an. 

Kasel  aus  modernem  Stoff,  Stäbe  aus  der  1.  H.  des  16.  Jh.,  das  Gabelkreuz 
gestickt  mit  der  Kreuzigung  Christi,   auf  den  Stäben  Figuren   der  hh.  Augustinus, 
Magdalena  und  zweier  anderer  Heiligen;  stark  restauriert. 
Glocken  Die  beiden  alten  Glocken  von  1  7 2 5  und  1  7 56  tragen  die  Inschriften: 

1.  SANCTA  MARIA,  VIRGO  GENITRIX.  GOTTFRIED  DINCKELMAYER  GOSS  MICH 
IN  COELLEN  ANNO    W2  5. 

2.  SANCTI  PANCRATI  ET  HUBERTE,  ORATE  PRO  NOBIS.  ME  FECIT  CHRISTIANUS 
VOIGT  ET  FILIUS  MDCCLVI. 

Pfarrhaus  Das  PFARRHAUS  ist  ein  schlichter  zweigeschossiger  Ziegelbau  von  fünf 

Achsen  aus  dem  J.  168 7;  über  der  Hoftür  ein  hübscher  Wappenstein  mit  der 
Inschrift:  ad  maiorem  dei  gloriam,  posterorum  utilitatem  ex  fundamento 
hunc   pastoratum    propriis    aedificavit   sumptibus    1 687    R.   D.  CHRISTIANUS 

NÜTTEN,  PASTOR  IN  BEGENDORF. 

Hubertus-  HUBERTUS-KAPELLE.  Ein  kleiner  rechteckiger  Backsteinbau  des  18.  Jh., 

K  3  D  6  1 1  6 

mit  Klötzchenfries  und  Satteldach.  Das  Innere  mit  Tonnengewölbe  und  einem 
Barockaltar  des  18.  Jh.  und  den  gleichzeitigen  guten  Figuren  der  hh.  Hubertus 

und  Pancratius,  je  9o  cm  hoch. 

Familie  von  Über  eine  schon  im  12.  Th.  genannte  adelige  Familie  von  Beggendorf, 

Beggendorf  Jo  o  eo 

deren  Sitz  nicht  mehr  festzustellen  ist,  vgl.  Fahne,  Gesch.  der  Köln.,  Jül.  und  Ber- 
gischen Geschlechter  II,  S.  210.  —  Franquinet,  Inventaris  der  oorkonden  en  be- 
scheiden van  de  abdij  Klosterrade  S.  i9,  34.  —  Ernst,  Hist.  du  Limbourg  VI, 
S.  1 93.  —  Sloet,  Oorkondenboek  Nr.  992.  —  Recherches  sur  l'ancienne  ammanie 
de  Montfort  S.  5 2.  —  Publ.  de  la  Societe  hist.  et  archeol.  dans  le  Duche"  de 
Limbourg  XXIII,  S.  1  74. 

362 


BIRGDEN 


1 1 9 


Kathol. 
Pfarrkirche 


Geschichte 


BIRGDEN. 

KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Urbani).  Binterim  und 
Mooren,  E.  K.II,  S.  i92.  —  Kaltenbach  S.  4i3.  —  Offermann  S.  i 7 7.  —  Habets, 
Geschiedenis  van  het  bisdom  Roermond  I,  S.  376.  —  Lückerath,  Beiträge  z.  Gesch. 
von  Heinsberg  II,  S  72.  —  Aachener  Zs.  XIII,  S.  1 85. 

Handschrift  1.  Qu. 
Im  Pfarrarchiv  keine  äl- 
teren Urkunden.  —  Im  Besitz 
des  Pfarrers  Lückerath  in 
Waldfeucht:  Präsentations- 
urkunde für  einen  Rektor  zu 
Birgden  von  i485  (Tille, 
Übersicht  II,  S.  201). 

Nach  Angabe  der  „Chro- 
nijk  der  landen  van  Over- 
maas" (Publ.  de  la  Societd 
hist.  et  archeol.  dans  le  Duch£ 
de  Limbourg  VII,  S.  21 5) 
wurde  die  Kirche  um  i48o 
erbaut,  und  zwar  ganz  auf 
Kosten  der  Einwohner  des 
Dorfes  ,,0p  den  Bircktden" 
gegen  den  Willen  und  ohne 
Mithilfe  der  Gemeinde  Gangelt 
und  ihres  Pfarrers ;  nach  der 
Pfarrchronik  bestand  schon 
ein  etwas  älterer  Bau.  Im 
J.  1S22  wurde  danach  auch 
der  Bau  zu  einem  zweischif- 
figen  erweitert. 

Als  Kapelle  erscheint 
die  Kirche  auch  im  J.  1 5  5 3  ; 
der  erste  Pfarrer  wurde  im 
J.  1 687  ernannt.  Der  mächtige 
Westturm  stammt  wohl  noch 
von  dem  Bau  um  i48o,  das 
Langhaus  wurde  im  J.  1 868/69 
durch  einen  Neubau  ersetzt. 
Das  Kollationsrecht  lag  in  den 
Händen  der  Gemeinde. 

Moderner  Ziegelbau  von  1868/69   mit  mächtigem  Westturm,   von  Back-  Beschreibung 
steinen,  aus  dem  Ende  des  1 5.  Jh.  (Ansicht  Fig.  77). 

Der  Turm  fünfgeschossig,  das  Erdgeschoss  ganz  glatt  mit  modernem  West- 
portal und  Spitzbogenfenster  darüber,  seitlich  kleine  schmucklose  Vorhallen  des 
18. —  1 9.  Jh.  Von  den  übrigen  Geschossen  sind  je  zwei  durch  eine  Blendengliederung 
zusammengefasst,  zwei  Blenden  an  jeder  Seite.  In  den  mittleren  Geschossen  zwei- 
teilige Blenden  mit  Masswerk,  in  halber  Höhe  aufgeteilt;  in  den  oberen  Geschossen 


Fig.  77.    Birgden.    Turm  der  katholischen  Pfarrkirche. 


363 


120  KREIS  GEILENKIRCHEN 


Kathol. 
Pfarrkirche 

Ausstattung 


eine  einfachere  Ausbildung  der  Blenden,  die  in  ihrer  oberen  Hälfte  als  Schallfenster 
geöffnet  sind.    Kurzes  achtseitiges  Pyramidendach  (Fig.  77). 
Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen: 

Pietä,  Eichenholz  geschnitzt,  mit  guter  alter  Polychromie ;  die  Muttergottes  in 
einfachem  grossen  Mantel;  der  Christuskörper  etwas  zu  klein,  aber  gut  modelliert. 
Vorzügliche  niederrheinische  Arbeit,  um  i5oo,  77  cm  hoch  (Fig.  78). 

Im  Chor  Kruzifixus 
auf  modernem  Kreuz,  scharf 
modelliert  mit  vortretenden 
Adern,  grossem  flatternden 
Lendentuch;  etwas  grosse 
Extremitäten  und  moroser 
Gesichtsausdruck.  Gute  Ar- 
beit aus  der  i.  H.  des  1 6.  Jh., 
derChristuskörper  etwa  8o  cm 
hoch. 

Elfenbein  - Kruzifi- 
xus des  i5. —  1 6.  Jh.,  ziem- 
lich flach  behandelt,  4i  cm 
hoch,  mit  vorzüglich  gear- 
beiteter silberner  Dornen- 
krone; auf  dem  Holzkreuz 
aus  dem  Anfang  des  i9.  Jh. 
eine  silberne  Rokoko-Kar- 
tusche aus  der  Mitte  des 
18.  Jh. 

Zwei  Messpollen  aus 
Silber,  reich  getrieben  mit 
Fruchtschnüren  und  den 
Leidenswerkzeugen,  auf  dem 
Körper  die  gravierten  Wap- 
pen des  Johann  von  Bins- 
feld (f  1 62 7)  und  der  Anna 
von  Nesselrode-Ehreshoven. 
Je  6  cm  hoch,  ohne  Stem- 
pel, 1  7.  Jh. 

Pollen-Teller  aus 
getriebenem  und  graviertem 
Silber,  auf  dem  Rand  Jagd- 
szenen, in  der  Mitte  ein 
Wappen  mit  Sparren  und  drei  Halbmonden;  3i  cm  breit,  als  Meisterstempel  ein 
Krug,  Beschau  undeutlich  mit  Krone  oder  Lilienendung  (vielleicht  Arbeit  eines 
Strassburger  Meisters  Krug),  1.  H.  des  18.  Jh. 

Barock-Kelch  aus  vergoldetem  Silber  mit  getriebenen  Silberauflagen,  um  i72o. 
Silberbeschläge  für  ein  Buch,  getrieben,  mit  den  Figuren  des  h.  Urbanus 
und  der  Muttergottes,  um  i7oo. 

Rote  Kasel,  die  Stäbe  mit  grossem  Rankenwerk  gestickt,  darin  Medaillons 
mit  Heiligen,  1 7.  Jh. 


Fig.  78.  Birgden. 
Holzgruppe  der  Pietä  in  der  katholischen  Pfarrkirche. 


364 


BRACHELN 


Chorkappe,  gestickt  mit  reichen  Barockornamenten,  i7. — 18.  Jh.  Ausstattung 
Vortrage  kreuz,  getrieben,  mit  gegossenem  Christuskörper  und  der  Inschrift: 

PETER  SCHOEPENS,  AMELIA  MOSSEN,  ELEUTH,  ANNO  l724. 

Einfacher  Taufstein  des  i7. — 1  8.  Jh.  in  Kelchform  aus  Blaustein. 

Die  beiden  alten  Glocken  tragen  die  Inschriften:  Glocken 

1.  MARIA  HEYSCH  ICH,  GREGORIUS  VAN  TREIR  GOES  MICH  ANNO  DOMINI    1 495 

(Böckeier,  Beiträge  zur  Glockenkunde  S.  28). 

2.  JOANNES  PETRUS  JANSEN,  SCHEFFEN,  JOANNES  VITTER,  ADOLPHUS  ROCKER- 
HOLTZ,  JOANNES  BEUMERS  CASTOS  (so) ,  HEINERICUS  HALLMANS ,  HEINERICH  STOEP- 
GENS.      1 748.     REINERUS  SCHÜFFERS.     FECIT  CHRISTIAN  VOIGT,  DER  SOHN. 

Vgl.  die  unrichtigen  Angaben  über  die  Glocken  B.  J.  XXXVII,  S.  244. 


BRACHELN. 

RÖMISCHE  ANLAGEN.  Über  eine  Römerstrasse  in  der  Richtung  auf  Römisches 
Hilfarth  vgl.  Aachener  Zs.  XII,  S.  1 55. 

KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Gereonis).  Binterim  u.  Mooren,  Kathoi. 
E.  K.  I,  S.  335  ;  II,  S.  i9o.  —  Kaltenbach  S.  323.  —  Offermann  S.  i7o.  —  Aachener  Pfarrkirche 
Zs.  I,  S.  25i,  284.   —   Ann.  h.  V.  N.  II,  S.  i69,  i74;  III,  S.  83;  XXV,   S.  282.  — 
Lückerath,  Geschichte  der  Herren  von  Heinsberg,  Neudruck,  S.  i3.  —  Graf  W. 
Mirbach,  Territorialgeschichte  II,   S.  18.  —  Zeitschrift  für  vaterländ.  Gesch.  und 
Altertumskunde  IV,  S.  1 36.  —  Lacomblet,  Archiv  III,  S.  336. 

H  andschriftl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Akten  über  die  Gerechtsame  des 
Pfarrers  am  Kappbusch.  —  Modernes  Urkundenbuch  u.  Chronik.  —  Zehntverzeich- 
nisse, Rentbücher  und  Rechnungen  des  i7.  und  18.  Jh.  —  Im  Gemeindearchiv: 
Rechnungen  des  1 7.  Jh.  —  Akten,  betr.  Bauten  an  der  Kirche  und  Anstellung  des 
Küsters,  i7.  u.  18.  Jh.  Im  einzelnen  vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  126,  1 46.  —  Im 
Archiv  der  Stadt  Köln:  Farragines  des  Gelenius  II,  Bl.  95,  98,  über  die  curtis  in 
Brakele.  —  Familienchronik  des  Anton  Keuter  von  Brachein. 

Im  J.  1245  schenkt  Heinrich  von  Heinsberg  das  Patronat  der  Pfarrkirche  zu  Geschichte 
Brachein  dem  Prämonstratenserstift  zu  Heinsberg,  dem  die  Kirche  dann  im  J.  1263 
inkorporiert  wird  (Lacomblet,  UB.  II,  Nr.  296,  538).  Auch  im  Liber  valoris,  um 
i3oo,  wird  die  Kirche  genannt.  Das  Langhaus  der  Kirche  stammt  aus  dem  Be- 
ginne, der  grosse  Westturm  aus  dem  Ende  des  i5.  Jh.,  die  Choranlage  aus  der  Zeit 
um  i5oo. 

Dreischiffige  Hallenkirche  des  1 5.  Jh.  aus  Backsteinen  mit  mächtigem  West-  Beschreibung 
türm  und  mit  Chor  aus  der  Zeit  um  i5oo,  im  Lichten  3o,5  m  lang,  1 5,5  m  breit 
(Ansicht  Fig.  79,  Grundriss  Fig.  80). 

Von  dem  sechsgeschossigen  Westturm  sind  im  Äusseren  je  zwei  Geschosse  Äusseres 
durch  einen  Gesimsabschluss  zusammengefasst ;  als  Material  sind  wechselnd  Sandstein- 
und  Backsteinschichten  verwendet,  und  zwar  so,  dass  zur  Erzielung  eines  leichteren 
Eindruckes  nach  oben  hin  die  Backsteinschichten  zunehmen.  An  der  Nordseite 
springt  ein  rechteckiges  Treppentürmchen  vor,  das  mit  dem  vierten  Geschoss  endet 
und  mit  einem  Walmdach  abgeschlossen  ist.  Die  beiden  Untergeschosse  sind  unge- 
gliedert, nur  in  der  Westfront  liegt  eine  durch  beide  Geschosse  reichende  spitzbogige 
Nische,  die  unten  das  rechteckige,  spätgotisch  profilierte  Portal,  oben  ein  vermauertes 
Fenster  aufnimmt.    Die  oberen  Geschosse  zeigen  an  jeder  Seite  drei  hohe  Spitz- 


365 


122  KREIS  GEILENKIRCHEN 


Kathoi.     bogenblenden  mit  dreiteiligem  Masswerk;  jede  Blende  ist  in  der  Mitte  durch  eine 

Pfsrrkir  c h6 

Masswerk-Quergliederung  unterbrochen.  In  der  Glockenstube  sind  die  oberen  Hälften 
der  Mittelblenden  als  Schallfenster  geöffnet.   Kurzer  achtseitiger  Schieferhelm  (Fig.  79). 

Das  Langhaus  ist  im 
Äusseren  ganz  schlicht;  je 
fünf  Achsen  gehören  noch 
dem  ältesten  Bau  des  1 5.  Jh. 
an.  Einfache  Strebepfeiler 
mit  Pultabdeckungen;  das 
Bankgesims  ist  um  die  Strebe- 
pfeiler umgeführt;  die  zwei- 
teiligen Masswerkfenster  mit 
erneuerten  Hausteinteilen 
sind  an  beiden  Seitenschiffen 
durch  das  Bankgesims  nach 
unten  nachträglich  verlän- 
gert. Das  nördliche  Seiten- 
schiff hat  einen  dreiseitigen 
Chorschluss.  Als  Rest  eines 
älteren  Baues  ist  in  dem 
Winkel  zwischen  Turm  und 
südlichem  Seitenschiff  noch 
ein  Stück  Bruchsteinmauer- 
werk mit  einem  vermauer- 
ten Fensterchen  erhalten. 
Die  Scheidemauern  des 
Mittelschiffes  treten  über 
den  Pultdächern  der  Seiten- 
schiffe mit  einem  kurzen 
Streifen  zu  Tage;  es  er- 
scheint aber  zweifelhaft,  ob 
die  Seitenschiffe  später  an- 
gebaut sind. 

Der  Chor  aus  der  Zeit 
um  1 5oo  besteht  aus  drei 
Jochen  und  dem  Achtecks- 
schluss ;  sein  Gesims  liegt 
etwas  höher  als  dasjenige 
des  Mittelschiffes.  Dreiteilige 
Masswerkfenster  und  ein 
um  die  Strebepfeiler  umge- 
führtes Bankgesims.  An  der 

Nordseite  ist  in  den  Winkel  des  Seitenchörchens  gleichzeitig  mit  dem  Chor  ein  ein- 
faches rechteckiges  Treppentürmchen  eingebaut  worden.    An  der  Südseite  liegt  in 
der  Verlängerung  des  Seitenschiffes  die  einfache  kleine  Sakristei  von  zwei  Jochen, 
mit  zweiteiligen  Spitzbogenfenstern, 
inneres  Das  Innere  ist  ganz  einfach,  die  Turmhalle  flach  gedeckt  mit  dem  modernen 

Einbau  der  Orgelbühne.    Im  Langhaus  achteckige  Pfeiler  mit  einfach  profilierten 


Fig.  79.    Brachein-    Ansicht  der  katholischen  Pfarrkirche. 


366 


BRACHELN 


123 


Deckplatten,  darauf  ruhen  im   Mittelschiff  vermittelst  kleiner  Achtecksdienste  die  Kathoi. 

Pfarrkirche 

schlichten  Kreuzgewölbe  von  einfachem  Rippenprofil.  In  den  Seitenschiffen  ent- 
sprechende einfache  Kreuzgewölbe.  Im  Chor  zeigen  die  Gewölberippen  das  ein- 
fache Birnprofil,  die  Rippen  wachsen  glatt  aus  der  Wandfläche  heraus;  die  Sakristei 
ebenso  wie  die  beiden  Ostjoche  des  südlichen  Seitenschiffes  mit  entsprechenden  Ge- 
wölben, die  zum  Teil  auf  Figurenkonsolen  ansetzen. 

Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen:  Ausstattung 
Kreuzigungsgruppe  in  einem  Gehäuse  vor  der  Kirche,  Holz  geschnitzt, 
aus  dem  i5. —  1 6.  Jh.,  eine  ziemlich  derbe  Arbeit,  auf  den  Kreuzenden  die  Evange- 
listensymbole,  ursprünglich  wohl  Triumphkreuz.    Die  Figuren  etwas  unter  Lebens- 
grösse. 

Im  Pfarrhaus  kleine   Holzfigur  der  h.  Anna,  stehend,  die  jugendliche 
Muttergottes  auf  dem  Arm  haltend;  auf  deren  Schoss  das  lebhaft  bewegte  Christkind, 


Fig.  80.    Brachein.    Grundriss  der  katholischen  Pfarrkirche. 

das  nach  einem  Apfel  in  der  Hand  der  h.  Anna  greift.  Gute  Skulptur  aus  der  Zeit 
um  i5oo,  neu  polychromiert,  28  cm  hoch,  aus  der  Annakapelle  herrührend  (s.  u. 
S.  124.  —  Dr.  Franz  Bock  im  ,,Echo  der  Gegenwart",  1 893,  Nr.  1 83). 

Paramente  des  w.  und  18.  Jh.,  darunter  namentlich  ein  Kelchvelum  vom 
J.  1 69  7,  reich  gestickt  mit  Blumen  und  mit  dem  Monogramm  Christi  in  Gold. 

In  der  Turmhalle  Taufstein,  ein  ovales  Becken  aus  dunklem  Marmor  mit 
Löwenköpfen  an  beiden  Seiten;  darauf  die  Inschrift:  christianus  klinckhammer  1 752. 

An  der  Nordwand  des  Seitenschiffes  Grabstein  mit  dem  Ehewappen  Gruit-  Grabsteine 
hausen  und  Salm-Dyck  und  mit  der  Inschrift:  Maximilian  Henrich  von  den  gruit- 

HAUSEN,  BLOMENTHALL  UND  BRUCK,  IHRE  CHURFÜRSTLICHE  DURCHLEUCHT  ZU  COLLEN 
OBERAMBTMAN  UND  PFANDTHERR  ZU  ALDENAHR,  UND  JULIANA  RICHSGR AFFIN  VON 
SALM  ZUR  DICK,   EHELEUTH.     ANNO  l7o4. 

Von  den  zahlreichen  Grabsteinen  (Aachener  Zs.  I,  S.  232  Anm.  —  Ann.  h.  V. 
N.  LVIII,  S.  181)  im  Bodenbelag  sind  nur  noch  zwei  leserlich: 

1.  Grabstein  mit  dem  Ehewappen  Olmissen  und  Beeck,  links  und  rechts  die 
Ahnenwappen  Olmissen  gen.   Mulstroe,   Mangelman,   Kortenbach,   Ingenhaven  und 


367 


124 


KREIS  GEILENKIRCHEN 


Ausstattung  Beeck,  Kreckenbeck,  Felraet  und  ein  verwischtes  Wappen  (Horrich?).    Die  Inschrift 
lautet:  anno  1623,  den  6.  maius,  ist  der  woledler  und  vester  ltjdowig  von 

OLMISSEN  GNT.  MULSTROE  IN  GOTT  ENTSCHLAFFEN,  SEINES  ALTERS  4o  IHAR.    ANNO 

1 6 1 9,  DEN  l7.  FEBRUARII,  IST  DIE  EDLE  EHR-  UND  VEILTEUGENTSAME  SIBILLA  VON 
BEECK    GNANDT    MULSTROE    IN   GOT   SELIG    ENTSCHLAFFEN,    IHRES    ALTERS    37  IHAR. 

memento  mori.    Über  dem  Wappen:  selig  sind  die  todten,  die  in  dem  heren 

STERBEN,  VON  NUN  AN.     APO.  l4. 

2.  Grabstein  mit  dem  Ehewappen  Olmissen  und  Mangelman,  die  16  Ahnen- 
wappen sind  ganz  verwischt;  die  Inschrift  lautet:  anno  162 5,  de  ,  ist  der 

WOLEDLER  UND  VESTER  HEINRICH  VON  OLMISSEN  GNT.  MULSTROE  ZU  WEDAU  IM 
HERREN  ....  IGLICH  ENTSCHLAFFEN,  SEINES  ALTERS  IM   77.  (72  ?)  IAR. 

Der  Grabstein  des  Johann  von  Blumenthal  (f  1 5 5 7)  mit  dem  Epigramm: 

O  MENSCH,  WÄRST  DU  SO  STARK  ALS  SAMSON,  AUCH  SO  SCHÖN  UNDT  JUNG  ALS 
ABSALON,  UND  HÄTTEST  ALEXANDRI  MACHT  UND  GEWALT,  UNDT  HYPPOCRATII  KUNST 
MANNICHFALT,  DANNOCH  MUSST  DU  WERDEN  DEM  BITTEREN  TODT  GLEICH,  DAS  MÖGEN 

mercken  arm  undt  reich.    (Fahne,  Gesch.  der  Köln.,  Jül.  und  Bergischen  Ge- 
schlechter I,  S.  38,  Anm.  2)  ist  nicht  mehr  festzustellen. 
Glocken  Die  beiden  Glocken  von  1660  und  1 743  tragen  die  Inschriften: 

1.  d.  o.  m.  et  s.  mariae  virgini,  reginae  coeli,  consecrata  anno  1660. 

PHILIPPUS  WILHELMUS  DEI  GRATIA  COMES  PALATINUS  RHENI,  BAVARIAE,  JULIAE, 
CLIVIAE  AC  MONTIUM  DUX,  COMES  VELDENSIS,  SPONHEIMENSIS,  MARCHIAE,  RAVENS- 
BURGI  ET  MORSAE,  DOMINUS  IN  RAVENSTEIN,  ME  MARIAM  NOMINAVIT.  WAN  UNS 
UNGLÜCK  WIRD   WIDERFAHREN,    SO   THUDT   DIE    GANTZE    BANCK   ES    DRAGEN.  (Nach 

einer  Notiz  im  Pfarrarchiv  wurde  die  im  J.  1627  von  Franz  von  Trier  gegossene 
und  im  J.  1660  gesprungene  Glocke,  durch  einen  ,welschen  Mann  Franciscum  de 
Curia  genand'  in  Brachein  neu  gegossen.) 

2.  S.  JOHANNI  BAPTISTAE  DICATA.  ANNO  1 743 ,  JESU  CHRISTI  PRAECURSORI. 
BERNARD  THEODOR  ALEXANDER  FREYHER  VON  HÖVEL  ZU  SÖLDE  UND  BRACHELEN 
UND  AGNES  LOVICE  (so)  FREYFRAU  VON  HÖVEL  ET  GBOHREN  VON  SPIRING  ZU  TÜSCHEN- 
BROICH. R.  d.  engelbertus  brammeler  (Brauweiler  nach  Ausweis  der  Kirchen- 
bücher) PASTOR,  EDMUNDUS  GATZEN,  GERARDUS  HEUSEN,  WILHELMUS  HEUSEN, 
SCHABINI.  GOSWINUS  VEHRES,  JOANNES  HINCKENS.  JOANNES  KÜPPER,  CHRISTIANUS 
SCHARFHA.     ME  FECIT  CHRISTIAN  WILHELM  VOIGT. 

Anna-  In  der  S.  ANNA-KAPELLE,  einem  modernen  Ziegelbau  der  sechziger 

Kapelle     jahre  an  Stelle  eines  älteren  Barockkapellchens,  folgende  Ausstattungsstücke: 

Annaselbdritt,  Holz  mit  neuer  Polychromie,  Mutter  Anna  sitzend  mit  einer 
Frucht  in  der  Hand,  Maria  neben  ihr  stehend  mit  dem  lebendig  bewegten  Kind. 
Gute  Skulptur  aus  der  2.  H.  des  i5.  Jh.,  trefflich  in  dem  Aufbau  und  dem  Falten- 
wurf, etwas  moros  in  den  Gesichtstypen;  etwa  85  cm  hoch  (Dr.  Franz  Bock  im 
„Echo  der  Gegenwart",  i893,  Nr.  i83). 

Zwei  leuchtertragende  Engel,  Holz,  neu  bemalt,  gute  Arbeiten  vom  Ende 
des  1 5.  Jh.,  je  60  cm  hoch. 

Schlichter  Barock k eich  aus  vergoldetem  Silber  mit  der  Inschrift:  henric 

VAN    WEERDT    VEREERT   AEN    S.    ANNA    CAPEL    SOI    BROGELEN    I  7o4   (Ann.    h.  V.  N. 

LXXIII,  S.  i36). 

An  dem  Weg  nach  Randerath  Steinkreuz  mit  dem  Doppelwappen  Gruithausen 
und  Salm-Dyck  auf  dem  Sockel,  darüber  die  Inschrift:  haus  blomenthal  i7o6. 
Sammlung  Im  Besitz  des  Herrn  Dechanten  Klug: 

DK°iugnt  Ölgemälde  auf  Holz,  der  h.  Hieronymus  in  Meditation  mit  Buch  und  Toten- 

schädel in  seiner  Studierstube,  ein  sehr  gut  durchgeführtes  und  vortrefflich  erhaltenes 


368 


BRACHELN 


125 


Exemplar  des  oft  wiederholten  Bildes  in  der  Art  des  Mabuse,  wohl  dem  Bild  im  Sammlung 

n      i_  •       o  Dechant 
Schloss  Harff  am  nächsten  stehend  (Kunstdenkmäler  des  Kreises  Bergheim  S.  81,  Klug 

Taf.  IX).    Das  Bild  kommt  aus  dem  Besitz  der  Familie  Ervens  in  Köln;  80  cm  breit, 

io5  cm  hoch. 

Brustbilder  Mariae  und  Christi  mit  der  Dornenkrone,  Ölgemälde  auf 
Holz,  je  33  cm  hoch,  22  cm  breit,  wohl  niederländische  Kopien  nach  einem  Bolog- 
nesischen  oder  römischen  Meister,  aus  der  1.  H.  des  1 7.  Jh.  Die  Bilder  stammen 
aus  dem  Besitz  der  Familie  von  Zuydtwyk  in  Köln. 

Kleine  Buchsbaumskulptur  der  Muttergottes,  aus  dem  Ende  des 
16.  Jh.,  4  cm  hoch,  auf  Seide  gelegt  und  mit  ausgeschnittenem  Pergamentrahmen 
versehen. 

Unterglasmalerei,  die  Anbetung  der  Hirten,  grau  in  grau  gemalt,  die  Lichter 
ausradiert  und  das  Ganze  mit  einem  Silberfonds  hinterlegt.  Gute  oberdeutsche 
Arbeit  aus  der  2.  H.  des  16.  Jh.,  i9  cm  hoch,  22  cm  breit. 

HAUS  BERG,  jetzt  Hospital  und  Kloster.  Eissenberg-Mirbach.  —  Ann.  h.  Haus  Bers 
V.  N.  XXV,  S.  282.  —  Aachener  Zs.  I,  S.  2  32. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Düsseldorfer  Staatsarchiv:  Heinsberger  Lehen- 
bücher. 

Die  ältere  Geschichte  der  verschiedenen  adeligen  Güter  in  Brachein,  die  alle  Geschichte 
Heinsbergische  Lehen  waren,  ist  ziemlich  unklar.  Das  noch  blühende  Geschlecht 
von  Brachein  (Brachel,  Brackel)  kommt  schon  im  Beginn  des  1 3.  Jh.  vor;  vor  dem 
j.  1226  schenkt  Gerhard  von  Brachein  sein  Allod  Berge  dem  Kloster  Ophoven 
(Aachener  Zs.  XI,  S.  101.  —  Lacomblet,  UB.  IV,  Nr.  652).  Ob  das  Gut  mit  dem 
Haus  Berg  identisch  ist,  ist  zweifelhaft.  Um  i3oo  soll  die  Burg  Brachein  zerstört 
worden  sein,  sie  erscheint  dann  als  Lehen  der  Herren  von  Heinsberg,  denen  im 
J.  i3o8  die  Burg  verkauft  war  (Lacomblet,  UB.  III,  Nr.  7i);  der  Besitz  wurde  aber 
wohl  als  Lehen  an  die  von  Brachein  zurückgegeben  und  angeblich  von  den  Herren 
von  Heinsberg  wieder  aufgebaut. 

Im  J.  i562  erscheint  Dietrich  von  Horrich  als  Eigentümer,  der  das  Gut  ,uf  den 
Berg'  von  Jaspar  von  Hoen  gekauft  hat  (Akt  auf  dem  Bürgermeisteramt  Brachein). 
Im  i7.  Jh.  ist  Berg  im  Besitz  der  von  Olmissen  gen.  Mulstroe  (Strange,  Beiträge 
zur  Genealogie  VI.  S.  29),  kommt  durch  Heirat  vom  J.  1 667  an  die  von  Beeck  und 
im  J.  1 739  an  Friedrich  Wilhelm  von  Lohausen.  Dieser  hat  wohl  um  i74o  Haus 
Berg  an  den  Freiherrn  Bernard  Theodor  Alex,  von  Hövel  verkauft  (f  1 795).  Im 
Beginn  des  1 9.  Jh.  ist  Haus  Berg  nacheinander  im  Besitz  der  Herren  Spickernage] 
und  Kamp,  und  wurde  endlich  in  den  sechziger  Jahren  von  Herrn  Kaufmann-Asser 
parzelliert.  Die  Gebäulichkeiten  wurden  dabei  von  der  katholischen  Kirchengemeinde 
für  Hospitalzwecke  erworben;  ein  Teil  der  Vorburg  kam  in  den  Besitz  der  Familie  Sels. 

Grosse  Anlage  mit  Herrenhaus  und  Vorburg  aus  dem  Anfang  des  18.  Jh.,  Beschreibung 
jetzt  mannigfach  verändert  und  umgebaut. 

Von  dem  Herrenhaus  ist  die  eine  Hälfte  noch  alt,  ein  schmuckloser,  zwei- 
geschossiger Ziegelbau  von  drei  Achsen  an  der  Schmalseite,  fünf  Achsen  an  der  Lang- 
seite. An  der  Schmalseite  nach  der  Vorburg  hin  Freitreppe  und  Barockportal  mit 
gebrochenen  Giebeln  aus  Haustein.  Das  Innere  des  Herrenhauses  mit  Balkendecken, 
schmucklos. 

Die  breite,  dreifiügelige  Vor  bürg  ist  ein  einheitlicher  niedriger  Ziegelbau  von 
zwei  Geschossen;  das  Untergeschoss  nach  aussen  ursprünglich  wohl  nur  mit  Scharten 
versehen,  das  Obergeschoss  mit  .  ovalen  Luken.    Ein  Teil  des  Westflügels  ist  durch 


369 


126  KREIS  GEILENKIRCHEN 


Haus  Berg  Neubauten  ersetzt.  In  der  Hauptachse  der  hübsche  Torbau  in  Hausteinfassung,  die 
rundbogige  Toröffnung  in  rechteckiger  Blende  mit  den  Rollen  für  die  Zugbrücke, 
darüber  ein  geschweifter,  mit  Steinkugeln  besetzter  Giebel. 

Haus  HAUS  HORRICH.   Eissenberg-Mirbach.  —  Ann.  h.  V.  N.  XXV,  S.  282. 

Handschriftl.  Qu.   Im  Düsseldorfer  Staatsarchiv:  Heinsberger  Lehen- 
bücher. 

Geschichte  Wahrscheinlich  ist  Horrich  im  1 5.  Jh.  von  dem  Stammgut  Brachein  abgetrennt; 

im  J.  i447  ist  Seitz  von  dem  Horrich  mit  dem  Gut  belehnt,  zu  dem  eine  Laaten- 
bank  gehörte.  Um  i65o  starb  die  Linie  aus;  im  J.  1 654  erscheint  durch  Kauf  die 
Freifrau  von  Spiering  im  Besitz  des  Gutes,  das  sie  aber  wohl  nicht  unbestritten  besass. 
Vor  dem  J.  i7o5  hat  der  Freiherr  Franz  Constantin  von  Tüddern  zu  Friesheim  das  Gut 
gekauft,  durch  Heirat  folgen  die  Grafen  Lodron-Haag,  die  vor  1  7  7  5  Horrich  an  die 
von  Hallberg  verkauften.  Diese  blieben  bis  zum  i9.  Jh.  im  Besitz,  dann  wurde  das 
Gut  parzelliert.  Jetzige  Eigentümerin  ist  Frau  Witwe  Hubert  Corall. 
Beschreibung  Viereckiger  Wirtschaftshof  auf  der  Stelle  der  alten  Hatiptburg.  An  zwei 

Seiten  das  zweiflügelige  hohe  Wohnhaus  auf  hohem  Kellergeschoss,  in  den  tonnen- 
gewölbten Kellern  und  einem  Teil  der  Mauern  wohl  noch  aus  dem  i5. —  1  7 .  Jh.  her- 
rührend, im  18.  Jh.  aber  ganz  schlicht  umgebaut.  An  der  Innenseite  noch  eine 
Terrasse  mit  offenem  Holzvorbau.  Die  beiden  anderen  Seiten  des  Hofes  bestehen 
aus  einfachen  Fachwerkbauten  über  den  alten  Grundmauern. 

Neben  dem  Hof  noch  die  alten  Gräben  und  Wälle  einer  grösseren  Vorburg. 
Haus  HAUS  BLUMENTHAL.  Eissenberg-Mirbach.  —  Ann.  h.  VN.  LVII,  S.  33 1. 

Blumenthal  _  FahnE;  Gesch.  der  Kölnischen,  Jül.  u.  Bergischen  Geschlechter  I,  S.  38,  121. 

Ansicht  vom  J.  t  7 s3  im  Codex  Welser,  ziemlich  ungenau. 

Handschriftl.   Qu.    Im   Düsseldorfer  Staatsarchiv:  Heinsberger 
Lehenbücher. 

Das  Archiv  ist  zum  grössten  Teil  verloren  gegangen;  einiges  im  Besitz  des 
Freiherrn  Ernst  von  Gruithausen,  anderes  im  Besitz  des  Bürgermeisters  a.  D.  Byns  in 
Andernach  (Tille,  Übersicht  II,  S.  126). 
Geschichte  Im  J.  1 45  2  ist  Karl  von  Honseler,  im  J.  i484  sein  Sohn  Reiner  mit  einem 

Gut  zu  Brachein  belehnt  (Lacomblet,  UB.  III,  Nr.  24o);  im  J.  i5oi  erhält  dann 
Johann  von  Grittern  als  Vormund  für  die  Kinder  seines  Bruders  die  Belehnung  mit 
.Reiner  Honselers  Hof.  Wohl  durch  Kauf  kam  Johann  von  Blumenthal  in  den  Besitz, 
mit  dem  er  im  J.  1 546  belehnt  wurde.  Von  ihm  erhielt  das  Gut  seinen  jetzigen 
Namen;  er  erbaute  auch  um  die  Mitte  des  16.  Jh.  die  wesentlichen  Teile 
der  Bure:,  namentlich  den  Torbau  und  das  ältere  Wohnhaus.  Seine  Enkelin 
brachte  um  1600  Haus  Blumenthal  an  Arnold  von  Gruithausen  :  dessen  Sohn  Pilgram 
erbaute  im  J.  1 65  2  die  Mauer  um  das  Gut  (s.  u.),  der  Bruder  Balduin  Gisbert  errichtete 
im  J.  1 658  den  schönen  Spätrenaissanceflügel  mit  seiner  reichen  Ausstattung.  Im  18.  Jh. 
ging  der  Wohlstand  der  Familie  zurück,  im  Beginn  des  i9.  Jh.  zerfielen  schon  wesent- 
liche Teile  der  Burg.  In  den  vierziger  Jahren  kam  es  dann  zu  einer  Dreiteilung,  ein 
Teil  mit  dem  alten  Torbau  blieb  im  Besitz  der  von  Gruithausen  und  gehört  jetzt 
noch  dem  Freiherrn  Ernst  von  Gruithausen ;  ein  Teil  kam  an  einen  Dr.  Hinkens,  ein 
dritter  Anteil  an  die  Familie  Byns  und  dann  an  die  Familie  Esser;  die  beiden 
letztgenannten  Anteile  sind  jetzt  im  Besitz  des  Herrn  Joseph  Esser.  Seit  der  Auf- 
teilung hat  das  Gut,  namentlich  das  Herrenhaus,  nicht  nur  durch  mannigfache 
Umbauten,  sondern   auch  durch   Ausplünderung  des  Hinkensschen   Anteiles  stark 


37o 


BRACHELN 


127 


gelitten;  vornehmlich  sind  die  Gemälde  verschleppt  und  die  beiden  schönsten  Marmor- 
kamine ausgebrochen  und  verkauft  worden. 

Grosse  rechteckige  Anlage  des  16. — 17.  Jh.,  früher  von  breiten  Wasser- 
gräben umgeben,  durch  Abbruch  einzelner  Teile  und  durch  Aufteilung  mannigfach 
verändert  (Lageplan  Fig.  81,  Ansichten  Fig.  82  u.  83). 

Die  ganze  Nordwestseite  wird  von  dem  Herrenhaus  eingenommen;  nach 
Süden  zu  liegt  ein  zweigeschossiger  niedriger  Trakt  aus  der  Mitte  des  16.  Jh.  von 
neun  Achsen;  die  beiden  Südachsen  hiervon  sind  nur  noch  an  der  Hofseite  als 
Abschlussmauer  erhalten,  daran  schlössen  sich  noch  zwei,  jetzt  ganz  verschwundene 
Achsen  mit  einem  gleichfalls  verschwundenen  Turm  an  der  Aussenecke.  An  der 
Aussenseite  hat  dieser  Flügel  in  beiden 
Stockwerken  schmale  quergeteilte 
Fenster  in  Hausteinfassung,  die  paar- 
weise aneinandergerückt  sind,  zwei 
in  jeder  Achse,  oben  ein  Klötzchen- 
fries (Fig.  82).  In  der  alten  Mittel- 
achse zeigt  die  Aussenseite  ein  ver- 
stümmeltes schlichtes  rundbogiges 
Törchen  aus  Haustein  mit  den  Rollen 
für  die  Zugbrücke,  in  rechteckiger 
Blende.  An  der  Innenseite  sind  die 
Fenster  des  Erdgeschosses  fast  sämt- 
lich modernisiert;  in  der  Südhälfte 
zwei  korbbogige  Tore  aus  Haustein, 
in  der  Mitte  ein  rundbogiges  Pfört- 
chen,  sämtlich  aus  dem  Umbau  des 
1 7.  Jh.  stammend.  Über  dem  Pfört- 
chen  steht  in  einer  Nische  die  lebhaft 
bewegte  Holzfigur  einer  Muttergottes 
aus  dem  18.  Jh.  (Fig.  83).  Das  Ober- 
geschoss  hat  an  der  Innenseite  noch 
die  grossen  Kreuzsprossenfenster  aus 
Haustein  bewahrt,  meist  noch  mit  den 
alten  Bleiverglasungen  in  den  Ober- 
lichtern. Über  der  Innenseite  erhoben 

sich  früher  —  wie,  ist  nicht  mehr  festzustellen  -  -  kleine  Renaissancegiebel,  die  mit 
wappenhaltenden  Löwen  aus  Sandstein  bekrönt  waren.  Vier  dieser  Löwen  sind  in 
dem  Wirtschaftshof  des  Esserschen  Anteiles  noch  erhalten.  Ob  solche  Giebel  auch 
auf  der  Aussenseite  des  Flügels  standen,  ist  nicht  mehr  nachzuweisen;  die  Giebel 
wurden  um  i85o  beseitigt. 

An  der  Nordostecke  liegt,  anschliessend  an  den  niedrigen  Trakt  und  aus  der 
Flucht  vorspringend,  der  stattliche  Saalbau  vom  }.  i658,  ein  oblonger,  zweigeschos- 
siger Bau  von  drei  Fensterachsen  an  jeder  Seite  (Fig.  82).  An  der  Hofseite  sind  zwei 
Achsen  durch  einen  modernen  Scheunenbau  verdeckt,  daneben  liegt  das  hübsche  korb- 
bogige Hausteinportal  mit  giebelförmigem  Aufbau,  der  das  Oberlicht  aufnimmt;  auf 
dem  Schlufsstein  das  Ehewappen  Gruithausen  und  Horst  zu  Heimerzheim,  daneben  die 
Jahreszahl  1 658  (Fig.  83).  Über  den  Kellerfenstern  befinden  sich  Inschriften,  meist 
jetzt  unleserlich:  la  vita,  il  fine,  il  di  lo  .  .  la  sera  (?).  —  Eine  nicht  mehr 


Fig.  81.    Haus  Blumenthal.  Lageplan. 


Haus 
Blumenthal 

Beschreibung 


Herrenhaus 


Saalbau 


37  1 


128 


KREIS  GEILENKIRCHEN 


leserliche  oder  nicht  mehr  erhaltene  lautete:  sicut  Salamander  pascitur  igne, 
ita  oratione  pascitur  anima.  Die  grossen  rechteckigen  Fenster  in  Hausteinfassung 
mit  einem  Flachgiebel  überdeckt,  der  auf  der  Spitze  einen  Pinienzapfen  trägt.  In  einem 
Teil  der  Fenster  noch  die  ursprüngliche  Rautenverglasung;  der  grösste  Teil  der 
Fenster  im  Obergeschoss  ist  zugemauert.  An  dem  schmalen  Vorsprung  des  Saalbaues 
sind  entsprechend  den  hier  liegenden  Treppenpodesten  kleine  Fenster  in  gleicher 
Ausbildung  angebracht  (Fig.  82).  Das  niedrige  Walmdach  aus  Ziegeln  ist  auch  erst 
um  die  Mitte  des  1 9.  Jh.  aufgebracht  worden;  dabei  hat  man  von  dem  alten  Dach- 
reiter, den  das  wesentlich  höhere  Schieferdach  trug,  nur  die  Spitze  mit  reichem 

schmiedeeisernem  Aufsatz 
und  dem  Gruithausenschen 
Wappen  auf  den  First  des 
neuen  Daches  gesetzt. 

Das  Innere  des 
Herrenhauses  bewahrt 
noch  einen  grossen  Teil  der 
reichen  Ausstattung,  leider 
in  einem  traurigen  Zustand 
der  Verwahrlosung.  Das 
kleine  Vestibül  hat  ebenso 
wie  der  anstossende  Saal 
ziemlich  reiche  Barocktüren 
aus  der  Mitte  des  1 7.  Jh. ; 
die  Treppe  mit  massiver 
Scheidemauer  und  die  Keller- 
treppe öffnen  sich  nach  dem 
Vestibül  mit  breiten  Korb- 
bogen, darüber  eine  Nische 
mit  der  Figur  des  Meleager 
mit  Jagdhund,  links  und 
rechts  zwei  Hirschköpfe  aus 
Stuck  mit  echten  Geweihen 
von  i4  Enden;  unter  dem 
einen  das  Wappen  der  Hoch- 
Fig.  82.    Haus  Blumenthal.    Aussenseite  des  Herrenhauses.  kirchen.      Der    Saal,  jetzt 

durch  eine  moderne  Mu- 
sikertribüne entstellt,  bewahrt  noch  die  ursprüngliche,  allerdings  stark  beschädigte 
Stuckdekoration,  die  Fenster  sind  ganz  von  breitem  flachem  Kartuschbandwerk  ein- 
gefasst,  die  Balkendecke  hat  eine  entsprechende  Ausgestaltung  erfahren.  In  der 
Mitte  ein  Medaillon  mit  dem  Ehewappen  Gruithausen  und  Horst  von  Heimerzheim. 
Der  Kamin  des  Saales  ist  ausgebrochen.  Anschliessend  an  den  Saal  die  kleine, 
unter  dem  Treppenpodest  gelegene  Hauskapelle  mit  schöner  Barocktür  und  kleinem 
derben  Barockaltar,  darin  ein  stark  beschädigtes  Bild  der  Muttergottes  aus  dem  1 7.  Jh. 

In  dem  Keller  des  Saalbaues,  der  mit  sechs  flachen  Kreuzgewölben  auf 
Pfeilern  überdeckt  ist,  befindet  sich  eine  Brunnenfassung  mit  der  Jahreszahl  i69o; 
darauf  ein  Neptun  und  eine  wasserspeiende  Fratze. 

Das  Obergeschoss  des  Hauptbaues  enthält  drei  Räume,  das  Fürstenzimmer,  die 
Adam-  und  Eva-Kammer  und  die  Mönchenkammer.    Die  kleine  Mönchenkammer 

372 


Inneres 


BRACHELN 


129 


über  dem  Vestibül  fast  ganz  schmucklos  mit  einfacher  Holztäfelung;  des  i7. — 18.  Tb.  „,  Haus 

°  o  j  Blumenthal 

und  schlichtem  Kamin  in  Holzfassung.  Die  Zwischenwand  und  die  Decken  der 
beiden  anderen  über  dem  grossen  Saal  gelegenen  Räume  sind  ausgebrochen.  Die 
Fenster  zeigen  eine  ähnliche  Kartuschwerkeinfassung  wie  im  Erdgeschoss.  In  dem 
Fürstenzimmer  sind  von  dem  Kamin  noch  die  beiden  grossen  geschweiften  Wangen 
aus  gelbem  Marmor  mit  darauf  liegendem  Holzsturz  erhalten,  der  Kamin  des  anderen 


Fig.  83.    Haus  Blumenthal.    Ansicht  des  Herrenhauses  vom  Hof  aus. 


Zimmers  mit  den  grossen  Figuren  von  Adam  und  Eva  ist  ausgebrochen  und  ver- 
kauft worden. 

In  dem  niedrigen  Flügel  des  Herrenhauses  noch  die  schlichten  alten  Balken- 
decken und  einfache  Barocktüren.  Zur  Küche  hin  eine  kleine  Schiebeöffnung  in 
reicher  Barockeinfassung  aus  Holz.  Ein  verstümmelter  Kamin  mit  zwei  Halbsäulen, 
die  mit  Guirlanden  umwunden  sind;  die  zugehörigen  freistehenden  Säulen,  auf  denen 
der  Kaminmantel  ruhte,  sind  im  Saal  zur  Musikertribüne  verwendet.  Im  anstossenden 
Zimmer  ein  Kamin  mit  grossen  Faunfiguren  auf  den  Wangen,  der  Sturz  mit  Kartuschen. 

9 

373 


i3o 


KREIS  GEILENKIRCHEN 


Haus 
Blumenthal 
Südflügel 


Ostfliigel 


Torbau 


Die  Südseite  der  Anlage,  die  Stallungen  enthielt,  ist  zum  grossen  Teil  zer- 
stört. An  den  beiden  Ecken  lagen  Türme,  der  östliche  der  Schafsturm  genannt,  die 
beide  vollkommen  verschwunden  sind.  Von  der  Aussenmauer  stehen  nur  noch  einige 
Fragmente,  mit  Schiefsscharten  in  der  Hausteinfassung.  Zum  Abschluss  der  Gebäude 
ist  eine  neue  Fachwerkwand  dahinter  gesetzt.  Die  Innenseite  dieses  Flügels  ist  besser 
erhalten:  unten  rundbogige  Türen  in  Hausteinfassung,  dazwischen  einige  flachbogige 
Türendes  1 8.  Jh.,  oben  wechselnd  rundbogige  Türen  und  rechteckige  Fensterchen  in 
Hausteinfassung.  Über  dem  einen  Scheunentor  drei  Nischen,  in  denen  Löwen  von 
den  abgebrochenen  Giebeln  des  älteren  Wohnflügels  aufgestellt  sind. 

Die  Ostseite  ist  bei  der  Aufteilung  in  drei  Höfe  fast  ganz  zerstört  worden; 
die  Aussenmauer  ist  ganz  verwischt,  die  Innenmauer  steht  noch  streckenweise  als 
Abschlussmauer  des  Esserschen  Hofes.  Nahe  dem  Torbau  steht  auf  den  alten 
Fundamenten  das  um  i84o  errichtete  Gruithausensche  Wohnhaus,  ein  schlichter  zwei- 
geschossiger Ziegelbau  von  drei  Achsen;  zwischen  dem  Wohnhaus  und  dem  Turm 

noch  ein  kleiner  zweige- 
schossiger Bau  des  16.  Jh. 
mit  Giebel,  mannigfach  ver- 
ändert; erhalten  sind  noch 
einige  rechteckige  Fenster- 
chen in  Hausteinfassung. 

Der  über  Eck  gestellte 
Torbau  ist  nur  im  Erd- 
geschoss  besser  erhalten;  er 
hat  an  der  die  eine  Seite 
einnehmenden  Durchfahrt 
ein  rundbogiges  Hausteintor 
in  rechteckiger  Blende  für 
die  Zugbrücke.  Innen  war 
die  Torhalle  im  1 7.  Jh.  um- 
gebaut und  korbbogig  ge- 
wölbt worden;  diese  Teile 

sind  aber  auch  fast  gänzlich  wieder  zerstört.  Neben  dem  Torweg  liegt  ein 
kleiner  Raum,  der  an  der  Vorderseite  ein  kleines,  rechteckiges  Fenster  mit  zwei 
runden  Schiesslöchern,  an  der  Schmalseite  ein  hohes,  schmales,  quergeteiltes  Fenster 
zeigt.  Das  Obergeschoss  ist  nur  noch  zum  Teil  erhalten  und  meist  durch  Fachwerk- 
bau ersetzt. 

Die  Nordseite,  vom  Torbau  zum  Herrenhaus,  ist  aussen  wohlerhalten;  sie  ist 
ganz  glatt  und  zeigt  einige  kleine  Fenster  in  Hausteinfassung.  An  der  Innenseite  ist 
sie  ganz  durch  moderne  Wirtschaftsgebäude  verdeckt. 

Der  Strasse  entlang  die  im  J.  1 65 2  errichtete  Ab sch  1  u ss mauer  aus  Ziegeln; 
hier  befand  sich  nahe  dem  vor  kurzem  abgebrochenen  Tor  der  jetzt  bei  dem  Frei- 
herrn von  Gruithausen  aufbewahrte  Wappenstein  mit  der  Inschrift:  peregrinus  a 
GRUITHUISEN,  SERENISSIMO  PRINCIPI  JULIACENSI  CONSUL,  SATRAP  A  IN  WASSEN- 
BERG ET  BRACHELEN,   FLORIVALLEM  ABSENS  HOC  CLAUSIT  MURO  ANNO  DOMINI  1 65  2. 

Über  dem  zweiten  Tor:  pax  intrantibus  et  Salus  exeuntibus. 
Haus  Wedau  HAUS   WEDAU.    Aachener  Zs.  I,  S.  2  32.  —  Graf  W.  Mirbach,  Terri- 

torialseschichte II,  S.  18. 


Fig.  84.    Haus  Wedau.  Ansicht. 


Nordflügel 


Abschluss- 
mauer 


374 


BREILL 


l3l 


Handschriftl.  Qu.    Im  Düsseldorfer  Staatsarchiv :  Heinsberger  Lehen- Haus  Wedau 
bücher.  —  Im  Besitz  des  Herrn  Freiherrn  von  Cotzhausen -Wedau  in  Köln  Archi- 
valien vom  18.  Jh.  ab. 

Das  Haus  hiess  früher  Hof  Troisdorf  bei  Brachein;  ihn  empfing  im  J.  1 45 7  Geschichte 
Karl  von  Honseler,  dann  sein  Sohn  Reiner  zu  Lehen,  im  J.  i483  wird  Goswin  von 
Osen  mit  dem  Gut  „Troestorp  up  der  Wedauwen"  belehnt.  Im  J.  i5o9  ist  Wedau 
im  Besitz  des  Johann  von  Grittern,  der  Schwiegersohn  des  Goitgen  von  Osen  war; 
dann  erscheint  Wedau  im  Besitz  der  von  Brachein  und  zuletzt  im  J.  1 596  des  Gerhard 
von  Brachein.  Um  1600  sind  die  Olmissen  gen.  Mulstroe  Eigentümer,  durch  Heirat 
folgen  schon  in  der  i.  H.  des  1 7 .  Jh.  die  von  Beeck.  Sie  errichteten  im  J.  1 744  den 
jetzigen  Bau.  Zuletzt  besass  Alexandrine  von  Beeck  Wedau,  die  im  J.  1 749  den  Frei- 
herrn von  Goltstein,  später  den  Freiherrn  von  Katterbach  heiratete.  Um  1800  waren 
durch  Erbschaft  die  von  Zandt  im  Besitz,  die  im  J.  1808  Wedau  an  die  Familie  von 
Cotzhausen  verkauften.  Jetziger  Eigentümer  des  Majorates  ist  Herr  Freiherr  Oskar 
von  Cotzhausen-Wedau  in  Köln. 

Das  jetzige  Haus  ist  ein  schlichter  zweigeschossiger  Ziegelbau  von  zwei  Achsen  Beschreibung 
an  der  Schmalseite,  sechs  Achsen  an  der  Langseite,  mit  flachbogigen  Fenstern;  auf 
dem  First  des  Walmdaches  ein  malerischer  kleiner  Dachreiter  mit  geschweifter  Haube, 
in  der  Wetterfahne  das  Andreaskreuz  des  von  Beeckschen  Wappens.    An  der  einen 
Langseite  in  Eisenankern  die  Jahreszahl  1 744  (Fig.  84). 

Einige  hundert  Schritt  südwestlich  zeichnet  sich  noch  ein  flacher,  von  Gräben 
umgebener  Hügel  ab,  auf  dem  wohl  die  ältere  Burg  stand. 

HAUS  GROSS-KUNKEL.   Aachener  Zs.  I,  S.  23i.  —  Ann.  h.  V.  N.  LXV,  Haus  Gross 
S.  1 63.  —  Graf  W.  Mirbach,  Territorialgeschichte  II,  S.  18.  —  Berg.  Zs.  II,  S.  332.  Kunkel 

Abbildung  vom  J.  1 7 23  im  Codex  Welser. 

Im  Grossen  Lehnbuch  von  Brabant  von  1 3 1 5 — i35o  erscheint  ein  Her-  Geschichte 
mannus  de  Konkel  mit  dem  Gut  belehnt;  im  Anfang  des  1 5 .  Jh.  hat  Tilmann  Wolf 
von  Randerath  den  Besitz  als  Heinsbergisches  Lehen,  ihm  folgten  durch  Erbschaft 
die  von  Velrath  gen.  Meuter.  Erst  im  16.  Jh.  scheint  Klein- Kunkel  abgetrennt  zu 
sein  (s.  o.  S.  29).  Dann  erscheinen  die  von  Horrich,  die  von  Beeck  zu  Beeck,  die 
von  Zobel,  die  von  Lohausen  ( 1 739)  und  um  i76o  die  von  Deelen  durch  Heirat 
und  Erbschaft  im  Besitz  von  Gross-Kunkel.  Im  1 9.  Jh.  kam  das  Gut  an  die  Grafen 
Hompesch-Rurich,  die  um  i9oo  den  Besitz  an  den  jetzigen  Eigentümer,  Herrn  Re- 
gierungs-Assessor Bresges,  veräussert  haben. 

Von  der  grossen  rechteckigen  Anlage  gehören  nur  die  Untermauern  und  Beschreibung 
das  schlichte  korbbogige  Tor  des  1 8.  Jh.  dem  älteren  Bau  an ;  die  Wirtschaftsgebäude 
sind  im  1 9.  ]h.  und  dann  wieder  nach  i9oo  meist  neu  errichtet  worden.    Reste  der 
alten  Gräben  umgeben  das  Gut.    Das  Herrenhaus  ist  nicht  mehr  vorhanden. 

BREILL. 

SCHLOSS.    Strange,  Beiträge  zur  Genealogie  XI,  S.  25,42.  —  Duncker,  Schioss 
Rheinlands  Schlösser  und  Burgen  mit  Abb.  —  Eissenberg- Mirbach.  —  Richard- 
son,  Gesch.  der  Familie  Merode  II,  S.  268.  —  Ann.  h.  V.  N.  LVII,  S  96,  227,  3i8. 

-  Der  deutsche  Herold,  1 87 7.  —  Robens,  Der  ritterbürtige  landständische  Adel  des 
Grossherzogtums  Niederrhein  I,  S.  1 38.  —  Fahne,  Gesch.  der  Kölnischen  etc.  Ge- 
schlechter I,  S.  11 5.  —  Lacomblet,  Archiv  III,  S.  338. 

9* 

375 


l32 


KREIS  GEILENKIRCHEN 


Schloss 
Ansichten 


Archiv 


Geschichte 


Ältere  Ansichten  und  Pläne: 

1.  Ansicht  vom  J.  i723  im  Codex  Welser,  ziemlich  zuverlässig. 

2.  Vier  getuschte  Federzeichnungen  auf  Pergament  in  Schloss  Breill,  ziem- 
lich phantastisch,  von  Reiner  Roidkin  aus  dem  J.  i726  (vgl.  die  ähnlichen  Ansichten 
Roidkins  von  Schlössern:  Kunstdenkmäler  des  Kr.  Euskirchen  S.  65,  Taf.  V;  der  Kr. 
Gummersbach,  Waldbroel  und  Wipperfürth  S.  94;  des  Landkreises  Köln  S.  iio). 

3.  Getuschter  Lageplan,  um  1800,  in  Schloss  Breill. 

4.  Lithographie,  Ansicht  des  Herrenhauses  vom  Hof,  um  1860,  in  Duncker, 
Rheinlands  Schlösser  und  Burgen. 


Fig.  85.   Schloss  Breill.  Lageplan. 

Handschriftl.  Qu.  Das  ehemals  Gräflich  Goltste insche  Archiv  auf 
Schloss  Breill  enthält  nach  einem  Inventar  von  i869  im  wesentlichen  die  folgenden 
Bestände:  Vier  Urkunden  über  die  von  Molenbach  gen.  Breill,  1 465 — 1492.  —  Ehe- 
beredungen,  namentlich  betr.  die  von  Goltstein,  von  i433  an.  - —  Erbteilungen  von 
1 5 1 7  ab.  —  Testamente  von  1 663  ab.  —  Genealogien  und  Stammbäume.  —  Grosse 
Sammlungen  von  Briefen.  —  Materialien,  betr.  die  meist  Goltsteinschen  Güter  Mut- 
hagen. Champierhof  bei  Aachen,  Neuendahl  bei  Nideggen,  Hain  bei  Angermund, 
Elsig,  Haus  und  Herrschaft  Winterburg,  Bolendorf,  Gripswalde,  Hochkirchen.  — 
Vgl.  auch  Wd.  Zs.  I,  S.  4o4. 

Ein  Johann  von  Breill  erscheint  schon  im  J.  1 287,  später  ist  Breill  im  Besitz 
der  Familie  von  Molenbach  gen.  Breill,  die  sich  auch  einfach  nach  dem  Sitz  nennt. 
In  der  Teilung  des  J.  i5o8  kam  Breill  an  Gerhard  von  Breiloe,  dessen  Tochter  Adel- 


376 


BREILL 


l33 


heid  an  Reinhard  von  Goltstein  zu  Dilborn  verheiratet  war.  Diesem  fiel  Breill  bei  Schloss 
der  Teilung  im  J.  1 5 1 7  zu. 

Neben  Breill  lag  ein  Hof  Heyhoven,  den  um  i4o5  Arnt  Spee  besass  (Strange, 
Beitr.  zur  Genealogie  XI,  S.  42);  im  16.  Jh.  erscheinen  die  von  Spee  und  die  von 
Quadt  im  gemeinsamen  Besitz  von  Heyhoven,  bis  im  J.  1 648  der  Speesche  Anteil 
und  im  J.  i649  auch  der  Quadtsche  Anteil  von  den  Herren  von  Goltstein  erworben 
wurde.  Seitdem  sind  die  Grafen  von  Goltstein  im  Besitz  der  vereinigten  Güter  ge- 
blieben. Die  Hofgebäude  von  Breill  stammen  noch  aus  dem  1 6.  Jh.,  das  Herrenhaus 
aus  dem  Anfang  des  i7.  Jh.    Der  grosse  Wirtschaftshof,  der  wahrscheinlich  aus  dem 


Fig. 


Schloss  Breill.   Ansicht  des  Herrenhauses  vom  Garten  aus. 


Gut  Heyhoven  entstand,  wurde  im  J.  i728  neu  gebaut.  Mit  dem  Grafen  Arthur  von 
Goltstein-Breill  starb  im  J.  1882  die  Linie  im  Mannesstamm  aus;  jetziger  Eigentümer 
ist  sein  Enkel,  Herr  Freiherr  Amadeus  von  Failly-Goltstein. 

Ausgedehnte  Schlossanlage  des  16. — 18.  Jh.  mit  grossem  Herrenhaus  Beschreibung 
des  i7.  und  18.  Jh.  und  dabei  gelegenem  älteren  Hof  des  16.  Jh.,  östlich  gelegenem 
Wirtschaftshof  des  18.  Jh.,  nördlich  gelegenem  ummauerten  Garten  des  18.  Jh. 
(Lageplan  Fig.  85.  —  Ansichten  Fig.  86  u.  87). 

Das  Herrenhaus  ist  ein  stattlicher  zweigeschossiger  Ziegelbau  des  16. — 17.  Jh. ;  Herrenhaus 
die  westliche  Langseite  von  fünf  Achsen  hat  beiderseits  vortretende  quadratische  Eck- 
türme mit  Eckquadern  aus  Blaustein.    Das  hohe  Souterrain  ist  leicht  geböscht.  Die 
sämtlichen  Fenster  sind  jetzt  einfache  Stichbogenfenster  in  Hausteinumrahmung  aus 


377 


i34 


KREIS  GEILENKIRCHEN 


Schioss  dem  18.  Jh.  Der  Hauptbau  trägt  noch  das  alte  mächtige  Walmdach  mit  zwei  Reihen 
von  Dachfenstern ;  die  Ecktürme  haben  dagegen  im  1 8.  Jh.  einfache  niedrige  Mansard- 
dächer erhalten  (Fig.  86).  Die  Hofseite  mit  ihren  sechs  Achsen  hat  zwei  rundbogige 
Türen  zum  Vestibül  aus  der  Zeit  um  i85o;  die  Fenster  sind  gleichfalls  Stichbogen- 
fenster des  i8.  Jh.  An  der  Nordostecke  zeigt  das  Herrenhaus  hier  noch  die  Ansätze 
des  mit  einem  Satteldach  versehenen  schmalen  Verbindungsbaues,  in  dem  das  alte  Tor 
zum  Schlosshof  lag  und  der  die  jetzige  Lücke  in  den  Gebäuden  des  Schlosshofes 
einnahm.  An  der  anderen  Ecke  springt  ein  dreiachsiger  zweigeschossiger  Flügel  mit 
Mansarddach  in  den  Hof  vor,  der  im  J.  i85o  errichtet  wurde.  Daran  eine  hübsche 
Rokoko -Türeinfassung  in  der  Art  Couvens  mit  dem  Doppelwappen  Goltstein  und 
Quadt,  sowie  der  Jahreszahl  1 754  (Aachener  Zs.  XVII,  S.  1 49,  Fig.  33);  die  Türein- 
fassung sass  früher  an  der  Hofseite  des  Hauptbaues. 

Das  Innere  des  Herrenhauses  enthält  von  der  ältesten  Ausstattung  in  dem 
südwestlichen  Eckturm  nur  noch  einen  Spätrenaissance-Kamin  mit  der  Jahreszahl  1610, 

die  Wangen  in  Form  von 
Hermen. 

Im  übrigen  sind  das 
Treppenhaus  und  die  Räume 
des  Erdgeschosses  um  1800 
neu  ausgebaut  worden.  Es 
sind  schöne,  zum  Teil  sehr 
reizvolle  klassizistische  Ar- 
beiten, meist  mit  einfachen 
Marmorkaminen  und  Wand- 
füllungen mit  naturalisti- 
schem Pflanzenschmuck, 
Trophäen  u.  dgl.  aus  Stuck. 
An  das  Vestibül  schliesstsich 
das  einfache  lichte  Treppen- 

Fig.  87.    Schioss  Breill.    Tor  des  Wirtschaftshofes.  nauS     m't      Seiner  grossen 

doppelflügeligen  Treppe  an. 

Unter  der  Nordostecke  des  Herrenhauses  ältere  unregelmässige  Keller, 
die  noch  weit  unter  den  Hof  vorspringen;  sie  rühren  jedenfalls  von  dem  älteren,  wohl 
dem  i5. — 16.  Jh.  entstammenden  Herrenhaus  her,  das  von  etwa  quadratischer  Grund- 
form war.  Die  Keller  unter  dem  südlichen  und  westlichen  Teil  des  Herrenhauses 
gehören  in  ihrer  einheitlichen  Wölbung  auf  Korbbögen  dem  Bau  aus  dem  Anfang  des 
1 7.  Jh.  an.  In  der  Küche  ein  eiserner  Herdbalken  mit  dem  Goltsteinschen  Wappen 
und  der  Jahreszahl  1 7  5  i . 
Schlosshof  Der  grosse,  an  das  Herrenhaus  sich  anschliessende  Schlosshof  zeigt  an  der 

West-  und  Südseite  schlichte  Stall-  und  Scheunengebäude,  die  im  18.  und  i9.  Jh.  wohl 
grösstenteils  erneuert  sind.  Die  Ostseite  hat  einen  einheitlichen,  niedrigen,  zwei- 
geschossigen Bau  des  1 6.  Jh.  aus  Backsteinen,  aussen  im  Erdgeschoss  kleine  recht- 
eckige Fensterchen  in  Haustein,  oben  unregelmässige  spätere  Fenster  und  ein  Klötz- 
chenfries.   Innerhalb  dieses  Flügels  nördlich  ein  abgetreppter  und  geschweifter  Giebel. 

An  der  Nordostecke  liegt  ein  quadratischer  Eck  türm  von  drei  Geschossen 
mit  kleinen  rechteckigen  Fensterchen,  Klötzchenfries  und  niedrigem  Walmdach.  Der 
Turm  ist  aussen  an  zwei  Seiten  umgebaut  von  einem  nach  Norden  vorspringenden 
Remisenbau  aus  der  i.  H.  des  18.  Jh.,  ein  schlichter  Ziegelbau,  nördlich  in  zwei 


378 


Tafel  VIII. 


BREILL 


l35 


Korbbögen  mit  aus  Ziegeln  gemauerter  Bossierung  sich  öffnend,  ähnlich  dem  Tor  Schioss 
des  Wirtschaftshofes  von  1  728  (Fig.  87). 

In  der  Nordflucht  des  Schlosshofes  liegt  wieder  ein  kleiner  zweigeschossiger 
Wohnbau  von  fünf  Achsen,  der  mit  seinem  Klötzchenfries  im  Kern  auch  noch  von  der 
Anlage  des  16.  Jh.  stammt.  Die  Fenster  sind  im  18. —  1 9.  Jh.  sämtlich  verändert  worden; 
an  der  Innenseite  eine  Brunnennische  aus  Blaustein  mit  Bossenquaderung  und  breitem 
Abschlussgesims,  i7. —  1 8.  Jh.,  auf  dem  Dach  ein  kleines  Türmchen  mit  der  Uhr. 

Der  umfangreiche  W  i  r  ts cli a  ft sh  o f  vom  J.  1728,  der  nordöstlich  von  dem  Wirtschaftshof 
Schlosshof  damals  ganz  neu  angelegt  wurde,  ist  eine  quadratische  Anlage  von  ganz 
schlichten  Ziegelbauten,  die  im  1 9.  Jh.  wesentlich  verändert  zusein  scheinen.  Inder 
Westfront  liegt  das  grosse  Tor,  ein  Korbbogen  mit  Pflastern,  die  bossenartig  aus 
Ziegeln  aufgemauert  sind,  oben  ein  Flachgiebel;  der  grosse  Schlufsstein  mit  dem 
Ehewappen  Goltstein  und  Schaesberg  sowie  der  Jahreszahl  i728  (Fig.  87).  Die  grosse 
Scheune,  gleichfalls  mit  Korbbogentoren,  springt  nach  Westen  aus  dem  Viereck  des 
Wirtschaftshofes  vor. 

Nördlich  lehnt  sich  an  den  Wirtschaftshof  der  grosse  ummauerte  Garten,  der  Garten 
wohl  gleichzeitig  mit  dem  Wirtschaftshof  angelegt  ist;  an  der  Nordostecke  der  Um- 
fassungsmauer ein  zweigeschossiger  Turm  des  18.  Jh.,  jetzt  mit  flachem  Dach;  im 
Obergeschoss,  das  als  Gartenhäuschen  diente,  grosse  rechteckige  Fenster. 

An  dem  langgestreckten  Weiher  im  Osten  der  ganzen  Anlage  noch  ein  kleines 
Wohnhaus  des  18.  Jh.  aus  Backsteinen,  mit  Resten  einer  Jahreszahl  in  Eisenankern. 

In  dem  Park  vor  dem  Herrenhaus  ein  jetzt  als  Schuppen  dienendes  Garten- 
häuschen, mit  Vorhallen  auf  grossen  dorischen  Säulen,  um  1800. 

Das  Schioss  bewahrt  eine  bedeutende  Gemäldesammlung,  zum  Teil  aus  Gemäide- 
Goltsteinschem  Familienbesitz,  zum  Teil  aus  der  gräflich  Hertzbergischen  Gemälde-  samm 
Sammlung  herrührend ;  vgl.  Katalog  von  vortrefflichen  Gemälden  alter  Meister,  vor- 
wiegend aus  der  Sammlung  des  Herrn  Ewald  Friedrich  Grafen  von  Hertzberg  usw. 
Köln,  versteigert  im  März  i9o2  bei  J.  M.  Heberle  (H.  Lempertz  Söhne).  Besonders 
sind  die  folgenden  Stücke  zu  nennen : 

Brustbild  eines  Mannes,  Ölgemälde  auf  Holz.  Der  Dargestellte  in  rotem 
Untergewand  und  schwarzem,  pelzverbrämtem  Mantel,  sitzt  auf  einem  Sessel  und  hält 
einen  grossen  Rosenkranz  in  den  Händen;  im  Hintergrund  Landschaft  mit  Bäumen, 
oben  goldene  Fruchtguirlanden.  Auf  der  Rückseite  eine  alte  Bezeichnung:  georgius 
episcopus  spirensis  1 5 1 5,  natus  1 487,  mortuus  1 532.  Hervorragendes  Werk  eines 
Regensburger  Meisters,  der  Burkmair  sehr  nahe  steht,  um  1 5  2  5,  61  cm  hoch,  46  cm 
breit  (Taf.  VIII.  —  Echo  der  Gegenwart,  Aachen  i9o3,  Nr.  7o3). 

Christus  am  Olberg,  oben  in  felsiger  Landschaft  der  knieende  Heiland, 
über  dem  der  Engel  mit  dem  Kelch  schwebt,  unten  zusammengekauert  die  schlafenden 
jünger.  Gutes  Werk  aus  der  Schule  Cranachs,  mit  dem  Drachen  signiert,  um  1 5  2  5, 
53  cm  hoch,  3i  cm  breit  (Echo  der  Gegenwart,  Aachen  i9o3,  Nr.  7o3). 

Grosse  Hafenlandschaft  mit  ausgedehnter  Ruine  am  Ufer  und  mit  reicher 
Staffage,  gutes  Bild  von  Ludolf  Backhuysen,  bez.  l.  back,  f.,  82  cm  hoch,  io5  cm  breit. 

Winterlandschaft,  ein  zugefrorenes  Wasser  mit  Bauernhäusern  am  Ufer, 
belebt  von  reicher  Figurenstaffage,  bez.  Bild  von  J.  A.  va?i  Beerstraaten,  1 65 3 ;  88  cm 
hoch,  1 33  cm  breit. 

Muttergottes,  mit  der  einen  Hand  ein  Buch  haltend,  auf  dem  Tisch  sitzt 
das  mit  einem  Vogel  spielende  Christuskind.  Niederländischer  Meister  aus  der  Schule 
des  Barend  van  Orley,  um  i55o,  4o  cm  hoch,  25  cm  breit. 


379 


i36 


KREIS  GEILENKIRCHEN 


Gemälde-  Bildnis  eines  bejahrten  Mannes,  der  in  grossem  Pelzmantel  in  einem  Sessel 

samm  ung  g-^.  ym\is  0ffenes  Fenster  mit  weitem  Fernblick.    Gutes  venetianisches  Bild  in  der 
Art  des  Tintoretto,  2.  H.  des  16.  Jh.,  116  cm  hoch,  98  cm  breit. 

Waldige  Landschaft,  darin  als  Staffage  die  figurenreiche  Szene  der  Be- 
gegnung der  Tochter  Jephtas  mit  ihrem  Vater.  Gutes  Bildchen  von  Jan  Breughel  d.  Ä., 
um  1600. 

Prügelszene  von  Bauern  auf  einem  Platz  im  Dorfe,  gutes  Bildchen  von 
Pieter  Breughel  d.  /.,  Anfang  des  1 7.  Jh.,  34  cm  hoch,  45  cm  breit. 

Flusslandschaft  mit  bergigem  Hintergrund,  einige  Schiffe  am  Ufer  mit 
reicher  Figurenstaffage,  tüchtiges  Bildchen  von  Eglon  Hendrik  van  der  Neer,  1 7.  Jh., 
26  cm  hoch,  28  cm  breit. 

Bau  der  Arche  Noahs  in  baumreicher,  hügeliger  Landschaft,  venetianisches 
Bild  in  der  Art  des  Bassano,  16. —  1  7.  Jh.,  80  cm  hoch,  111  cm  breit. 

Unter  den  Familienbildnissen  sind  namentlich  zwei  Pastellbildnisse  des 
Grafen  Ewald  Friedrich  von  Hertzberg,  des  Ministers  Friedrichs  des  Grossen,  zu 
erwähnen,  vornehmlich  das  kleinere  von  ganz  sorgfältiger  frischer  Durchführung,  2.  H. 
des  18.  Jh. 

Ausserdem  sind  zu  nennen  ein  kleines  Wachsrelief  des  Reichsgrafen  Franz 
von  Goltstein,  um  1800,  ein  Zinnbecher  mit  Deckel,  ganz  mit  feinen  Gravie- 
rungen bedeckt,  für  den  Grafen  Hertzberg  von  dem  Freiherrn  von  Trenk  auf  der 
Festung  Magdeburg  im  T.  1 763  gefertigt. 

Weiterhin  enthält  das  Schloss  eine  Reihe  bemerkenswerter  älterer  Möbel- 
stücke. 

FRELENBERG. 

K a t hol.  K  AT  H  O  L I S C  H  E  P F A  R  R K I R C  H  E  (s.  t.  s.  Dionysii).  Binterim  u  Mooren, 

Pfarrkirche  g  g   ^43.  g   j  gQ    —  KALTENBACH  S.  300.  —  OFFERMANN  S.  1 73.  —  Ann. 

h.  V.  N.  XXV,  S.  178.  —  Graf  W.  Mirbach,  Territorialgeschichte  II,  S.  20.  — 
Quix,  Schloss  und  Herrschaft  Rimburg  S.  124. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Rentenverzeichnisse  von  1 592,  W28, 
i76o,  1 767.  —  Rechnungen,  Stiftungen  usw.  des  i7.  und  18.  Jh.  —  Im  Archiv 
auf  Haus  Leerodt:  Urkunde  von  1 485,  betr.  das  von  den  Häusern  Setterich  und 
Leerodt  gemeinsam  besessene  Patronatsrecht.  —  Akten  über  Frelenberg  vom  1 6.  Jh. 
an.  Im  einzelnen  vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  i46,  1 54,  1 5 5. 
Geschichte  Udelinberg,  das  im  Liber  valoris,  um  i3oo,  genannt  wird,  war  vielleicht  das 

heutige  Frelenberg;  ein  Pfarrer  von  Frelenberg  wird  jedenfalls  schon  im  J.  1382  er- 
wähnt (Tille,  Übersicht  II,  S.  i77).  Die  Stelle  war  Personat;  im  J.  1 485  einigten 
sich  die  von  Reuschenberg  zu  Setterich  und  die  Herren  von  Leerodt  auf  wechselnde 
Präsentation;  später  erscheint  das  Präsentationsrecht  nur  bei  dem  Haus  Leerodt. 
Geringe  Reste  des  Baues  gehören  noch  dem  i5. — 16.  Jh.  an;  der  grösste  Teil  der 
Kirche  stammt  aus  dem  i7. — 1 9.  Jh. 
Beschreibung  Einfacher  kleiner  Saalbau,  der  Kern  noch  aus  dem  i5. — 16.  Jh.,  im  i7.  Jh.  nach 

Westen  verlängert  und  mit  Turm  versehen,  in  der  Mitte  des  1 9.  Jh.  nach  Osten  erweitert. 

Der  ältere  Teil  des  Langhauses  an  jeder  Seite  mit  zwei  Rundbogenfenstern; 
davon  gehört  die  in  Bruchsteinen  gemauerte  Mittelpartie  noch  einem  spätgotischen 
Bau  des  i5. — 16.  Jh.  an;  an  der  Nordseite  ist  hier  noch  ein  vermauertes  Spitzbogen- 
fenster sichtbar. 


38o 


FRELENBERG 


1 37 


Die  Westachse  mit  dem  Turm  ist  eine  einheitliche  Erweiterung  des  1 7.  bis  Kathol. 

Pfarrkirche 

18.  Jh.  Der  Turm  ganz  schlicht,  dreigeschossig,  mit  Flachbogentür  im  Erdgeschoss, 
einfachen  Korbbogenfenstern  in  der 
Glockenstube;  hübscher  achtseitiger  Helm, 
in  halber  Höhe  mit  einem  Gesims  abge- 
setzt, ähnlich  dem  Turm  in  Teveren  (s.  u.). 
Oben  in  den  Turm  eingemauert  ein 
Grabkreuz  mit  der  Jahreszahl  i762. 

Die  Vorhalle  am  Turm  und  der 
Chor  mit  der  Sakristei  sind  einfache  Ziegel- 
bauten aus  der  Mitte  des  1 9.  Jh. 

Das  Innere  der  Kirche  ist 
schmucklos. 

Von  der  Ausstattung  sind  zu  j[  Ausstattung 

nennen : 

Kanzel  und  Orgelgehäuse 
schlichte  Barockarbeiten  des  18.  Jh. 

Monstranz  aus  vergoldetem 
Kupfer,  der  Fuss  in  Rhombusform  mit 
Lappen  besetzt,  profilierter  Schaft  mit 
flachem  Nodus,  an  beiden  Seiten  des  Zy- 
linders Strebesysteme  mit  reichen,  sich 
durchschneidenden  Kielbögen  und  gewun- 
denen Fialen;  darin  stehen  die  Statuetten 
der  hh.  Maria  und  Johannes.  Über  dem 
Zylinder  ein  entsprechender  Baldachin 
mit  der  Figur  des  h.  Dionysius,  auf  vier 
Renaissancesäulchen  und  mit  reichem 
Masswerkhelm.  Vortreffliche  Arbeit  aus 
der  i.  H.  des  16.  Jh.,  interessant  durch 
das  Eindringen  einzelner  Renaissance- 
motive und  die  freie  Behandlung  der  spät- 
gotischen Formen;  55  cm  hoch  (Fig.  88). 

Kommuniontuch  mit  italieni- 
scher Spitze,  darin  Maria  auf  Wolken  unter 
Sternen,  mit  der  Beischrift:  vergine  im- 

MACOLATA  MIRACOLOSA,  I  7. —  1 8.  Jh. 

Die  beiden  alten  Glockenvon  i522 
tragen  die  Inschriften: 

1.  DYONISIUS  HEISCHEN  ICH,  DIE 
lebendichae  (so)  ROIFFEN  ICH,  DIE  DO- 
DEN  BESCHRIEN  ICH,  JAN  VAN  TRIER  GOUS 
MICH  ANNO  DOMINI  MVCXXII. 

2.  MARIA  HEISCHEN  ICH,  TZO  DEM 
DYENST    GÖTZ    LUDEN   ICH,    DEN  DONNER 

VERDRIEVEN  ICH,  JAN  VAN  TRIER  GOUS  MICH  ANNO  DOMINI  MVCXXII  (B.  J.  XXXVII, 

S.  244.  —  Bockeler,  Beiträge  zur  Glockenkunde  S.  2  9,  mit  nicht  ganz  richtiger 
Lesart). 


Fig.  88.  Frelenberg. 
Monstranz  in  der  katholischen  Pfarrkirche. 


38i 


i38 


KREIS  GEILENKIRCHEN 


Haus  HAUS  MUTHAGEN.    Eissenberg- Mirbach.  —  Strange,  Beiträge  zur 

Muthagen    Qenea|0gje  XI,  S.  4  I . 

Handschriftl.  Qu.  im  Archiv  auf  Schloss  Breill  (s.  o.  S.  i32). 
Geschichte  Ein  Christian  von  Muthagen  wird  schon  im  T.  1292  genannt  (Ernst,  Hist.  du 

Limbourg  VI,  S.  42o).  Nach  i4oo  ist  Johann  Gryn  von  Aldenhoven  mit  dem  Gut 
belehnt  (Fahne,  Gesch.  der  Jül.,  Berg,  und  Kölnischen  Geschlechter  I,  S.  118);  es 
folgen  als  Besitzer  im  J.  1 45 2  Thewis  von  dem  Balken,  i46o— i4  7o  etwa  Sietz  von 
dem  Horrich,  1 5 1 5  Quirin  von  Brempt,  der  eine  Adelheid  von  dem  Balken  ge- 
heiratet hatte,  1  544  dessen  Schwiegersohn  Franz  von  Verken,  1 593  Adam  von  Hoch- 
kirchen, gleichfalls  ein  Enkel  des  Quirin  von  Brempt,  1608  wiederum  durch  Ver- 
wandschaft Wallraf  Schellart  und  16 18  Maria  Schlaun  von  Hülsberg.  Aus  dem  Pro- 
zess  verschiedener  Anverwandter  um  Muthagen  gingen  die  Grafen  Schellart  als  Sieger 
hervor.  Nach  dem  Aussterben  ihrer  Linie  gab  der  Herzog  von  Jülich  das  Lehen  im 
J.  i74o  an  die  Grafen  Goltstein  auf  Breill;  diese  verkauften  Muthagen  um  1820  an 
Herrn  Fremery  in  Eupen,  später  war  ein  Herr  Meyers  im  Besitz.  Um  1 873  hat 
der  Vater  des  jetzigen  Eigentümers,  des  Herrn  Freiherrn  Dr.  jur.  von  Scheibler  in 
Aachen,  Muthagen  erworben. 
Beschreibung  Schlichte  rechteckige  Hofanlage  des  i7.  und  18.  Jh.,  in  einer  Mulde  gelegen. 

An  der  Mitte  der  Vorderseite  der  Torbau  mit  korbbogiger  Öffnung,  modernem 
Wappen  der  Freiherren  von  Scheibler  und  abgewalmtem  Mansardendach,  darauf 
eine  reiche  schmiedeeiserne  Spitze.  Wohnhaus  an  der  Südostecke  ganz  schlicht  mit 
einem  Treppengiebel  an  der  Aussenseite;  an  dem  Wohnhaus  und  den  Stallgebäuden 
meist  flachbogige  Türen  und  Fenster  aus  dem  18  Jh.  in  Hausteinfassung. 

Gegenüber  dem  Torbau  ist  auf  der  bedeutend  höher  gelegenen  Baumwiese 
noch  ein  umfangreicher  Keller  erhalten,  jedenfalls  der  Rest  des  alten  Herren- 
hauses. 

Haus  zwei-  HAUS  ZWEIBRÜGGEN.   Eissenberg-Mirbach.  —  Duncker,  Rheinlands 

ruggen  gcn]össer  und  Burgen  mit  Abb.  —  Macco,  Beitr.  zur  Genealogie  I,  S.  134.  —  Fahne, 
Gesch.  der  Jül.,  Berg,  und  Kölnischen  Geschlechter  I,  S.  98.  —  Ann.  h.  V.  N.  LVII, 
S.  228,  342.  —  Quix,  Schloss  und  Herrschaft  Rimburg  S.  128.  —  Robens,  Der 
Ritterbürtige  Landständische  Adel  des  Grossherzogtums  Niederrhein  I,  S.  206. 

Ansicht  vom  J.  1723  im  Codex  Welser,  ziemlich  ungenau. 

Handschriftl.  Qu.   Im  Archiv  des  Freiherrn  von  Negri  auf  Zweibrüggen: 
Urkunden  von  1 3  7 3  ab.  —  Materialien  zur  Geschichte  der  Familien  Zweenbrüggen, 
Mirbach,  Voss,  Eyss-Beustall  und  von  Negri-Brunssum,  die  alle  Zweibrüggen  besessen 
haben.    Im  einzelnen  vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  166. 
Geschichte  Von  der  gleichnamigen  Familie  wird   Leynart  von  Zweibrüggen  im  J.  1 39 7 

Feind  der  Stadt  Köln  (Ennen-Eckertz,  Quellen  zur  Gesch.  der  Stadt  Köln  V, 
Nr.  624).  Johann,  um  i486,  war  der  letzte  Besitzer  aus  diesem  Geschlecht,  seine 
Tochter  brachte  durch  Heirat  vom  J.  1 5 1 3  den  Besitz  an  Dietrich  von  Holzheim, 
dessen  Tochter  an  Wilhelm  von  Mirbach.  Diese  Familie  besass  wohl  schon  durch 
Heirat  seit  dem  i5.  Jh.  einen  anderen  Hof  in  Zweibrüggen,  vielleicht  eines  der 
beiden  Lehen  Machet  und  Wollsack,  die  in  der  Nähe  des  Hauses  liegen  und  sich 
noch  jetzt  als  besondere  Parzellen  abzeichnen  (Fig.  89).  Mit  Wilhelm  von  Mirbach- 
Zweibrüggen  starb  die  Linie  dieser  Familie  im  J.  1 676  aus;  seine  Tochter  bringt  das 
Gut  an  Hans  Wilhelm  von  Voss,  diesem  folgt  erst  sein  Sohn,  dann  im  J.  1 697  sein 
Schwiegersohn  Wilhelm  Adolf  von  Eyss-Beustall.  Joseph  Anton  von  Negri  zu  Bruns- 
sum,  vermählt  mit  Johanna  Maria  von  Eyss,  wurde   im  J.  1 7  86   mit  Zweibrüggen 


382 


FRELENBERG 


l39 


belehnt;  er  errichtete  im  J.  i  788  den  stattlichen  Neubau  des  Herrenhauses.  Die  Vor-  Haus  Zwei- 
burg  gehört  zum  Teil  noch   dem   16. — 17.  Jh.   an.     Jetziger   Eigentümer  ist  sein  ru££ 
Urenkel,  Herr  Freiherr  Franz  von  Negri-Zweibrüggen. 

Grosse  Anlage  aus  dem  i7.  und  1 8.  Jh.  mit  Herrenhaus  und  Wirtschaftshof  Beschreibung 
(Lageplan  Fig.  89,  Ansicht  des  Herrenhauses  Fig.  9o). 

Das  Herrenhaus  (Fig.  89),  an  der  Rückseite  mit  ummauerten  Hof,  an  der 
Vorderseite  mit  grossem,  von  Wassergräben  umgebenen  Garten,  ist  ein  schlichter 
mächtiger  Bau  von  i  7 88,  zweigeschossig  auf  hohem  Untergeschoss,  mit  Mansarddach, 
verputzten  und  gekalkten  Mauerflächen,  Stichbogenfenstern  in  Hausteinumrahmung. 
Die  Gartenfront  hat  elf  Achsen  und 
einen  mit  einem  dritten  Geschoss 
versehenen,  dreiseitig  aus  der  Flucht 
vorspringenden  Mittelrisalit;  als  Ab- 
schluss  eine  achtseitige  Mansard- 
Kuppel  mit  der  Jahreszahl  1 788 
in  der  Wetterfahne.  Eine  schlichte 
Freitreppe  führt  aus  dem  Risalit  in 
den  Garten.  Die  Seiten  des  Herren- 
hauses mit  sechs  Achsen;  die  Hof- 
front mit  Flügeln  von  je  drei  Achsen 
Breite,  dazwischen  liegt  die  grosse 
Terrasse  mit  doppelter  Freitreppe; 
an  dem  einfachen  schmiedeeisernen 
Gitter  das  Allianzwappen  Negri  und 
Eyss-Beustall. 

Das  Innere  des  Herren- 
hauses ist  ganz  schlicht;  nach  der 
Hofseite  eine  grosse  durch  beide 
Geschosse  gehende  Halle  mit 
Galerie,  darin  oben  als  Rest  der 
Ausmalung  die  derbe  Figur  eines 
österreichischen  Soldaten.  In  dem 
Salon  ein  klassizistischer  Marmor- 
kamin aus  der  Zeit  um  1800. 

Von  der  reichen  Ausstat- 
tung sind  die  folgenden  Stücke 
zu  nennen: 

Eine  grosse  Kollektion  von  Gemälden,  u.  a.  Familienbildnisse  der  von  Eyss- 
Beustall  und  der  von  Negri  aus  dem  i7.  und  18.  Jh.,  ferner  niederländische  Gemälde 
des  16.  und  1 7.  Jh. ,  insbesondere: 

Zwei  Halbfiguren  von  Bauern,  über  eine  Landkarte  gebeugt,  Mitte  des 
1 7.  Jh.,  bez.  n.  c.  deuell  px.,  93  cm  hoch,  1 1 1  cm  breit. 

Kleines  Gemälde  der  Beweinung  Christi,  niederländisch,  Ende  des  16.  Jh. 

Eine  Folge  kleiner  biblischer  Szenen,  niederländisch,  um  1600. 

Zwei  kleine,  duftig  gemalte  Landschaften  mit  Jagd  der  Diana  und  Auf- 
findung Mosis,  um  1600,  in  der  Art  des  Frans  Franken. 

In  der  Halle  drei  grosse  Tafeln  mit  Muschelreliefs  in  klassizistischen 
Rahmen,  die  Gewandungen  und  Teile  der  Landschafts-Staffage  ganz  aus  kleinen 


Inneres 


Fig.  89.    Haus  Zweibrüggen.  Lageplan. 


Ausstattun  g 


383 


i4o 


KREIS  GEILENKIRCHEN 


Haus  Zwei-  Muscheln  zusammengesetzt,  die  Hintergründe  gemalt,  Köpfe,  Arme  und  Beine  aus 
mggen  j_j0|z  geschnitzt  und  naturalistisch  bemalt,  ganz  in  der  Art  der  italienischen  Krippen- 
figuren des  18.  Jh.  Zwei  Gegenstücke  mit  der  Heilung  von  Tobias'  Vater  und 
Christus  mit  der  Samaritanerin  am  Brunnen,  das  dritte,  in  dem  Rahmen  etwas  ver- 
schieden, zeigt  eine  Dame  mit  einem  Bettler.  Je  i, 7 8  m  hoch,  1,62  m  breit,  wahr- 
scheinlich süditalienische  Arbeiten  vom  Ende  des  18.  Jh. 

Im  Treppenhaus  ein  Totenschild  mit  dem  von  Draeckschen  Wappen  und 
der  Inschrift:  obiit  i 794,  18.  aprilis. 

Unter  den  Möbeln  ist  ausser  einigen  j  Kredenz  schränken  des  i7.  Jh.  im 
Vestibül  hauptsächlich  ein  vorzüglicher  Aachener  oder  Lütticher  Eichenholz- 


Fig.  90.   Haus  Zweibrüggen.   Ansicht  des  Herrenhauses. 


schrank  mit  schmalerem  Aufsatz  und  feinster  Flächenmusterung  in  Regeneeornament 
zu  erwähnen,  Anf.  des  18.  Jh. 
Wirtschaftshof  Der  grosse  rechteckige  Wirtschaftshof  gehört  in  wesentlichen  Teilen  noch 

dem  16. —  t  7 .Jh.  an;  die  Stallungen  und  die  Scheune  sind  aber  meist  im  i9.  Jh.  verändert. 
Der  Vorderflügel  mit  grossem  rundbogigen  Tor  in  rechteckiger  Blende,  darin  noch 
die  Rollen  für  die  Zugbrücke.  An  Stelle  der  alten  Kreuzsprossenfenster  in  Holz 
jetzt  schlichte  moderne  Fenster.  Über  dem  Tor  die  Jahreszahl  i649  in  Eisen- 
ankern. An  der  Innenseite  noch  zwei  einfache  rundbogige  Türeinfassungen  aus 
Haustein. 

An  der  Rückseite  der  Scheune  eine  kleine  Wandnische  mit  spätgotischem 
Muttergottes  figürchen. 


384 


GANGELT 


I4l 


An  der  Ecke  hinter  dem.  Herrenhaus  ein  kleiner  zweigeschossiger  Bau  von  Wirtschaftshof 
drei  Achsen  mit  Mansarddach,  aus  dem  Ende  des  1 8.  Jh. 

An  dem  Einsrane  zum  Hof  des  Herrenhauses  ein  Glöckchen  mit  der  In- 
schrift:  anno  1  7  5  7 .  freyherr  von  eyss-beusdall. 

GANGELT. 

RÖMISCHE  FUNDE.    Kritzraedt  erwähnt  in  seiner  Chronik  von  Gangelt  Römisches 
(s.u.)  einzelne  römische  Funde  des  i7.  Jh.,  namentlich  von  Münzen. 

KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE   (s.  t.  s.  Nicolai).    Binterim  und  Kathoi. 
Mooren,  E.  K.  II,  S.  i93.  —  Kaltenbach  S.  4i5.  —  Offermann  S.  i 74.  —  Ha- 


Fig.  91.    Gangelt.    Ansicht  der  katholischen  Pfarrkirche. 


bets,  Geschiedenis  van  het  bisdom  Roermond  I,  S.  37  5.  —  Lückerath,  Beiträge  z. 
Gesch.  von  Heinsberg  I,  S.  20;  II,  S.  23,  69.  -  Ann.  h.  V.  N.  II,  S.  1 74 ;  VII, 
S.  2  44.  —  Der  Niederrhein  1 878,  S.  l3i.  —  Quix,  Gesch.  der  Reichsabtei  Burt- 
scheid S.  i93. 

Handschrift!.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Abschrift  der  Stiftungsurkunde  von 
l3oi.  —  Stiftungen  von  1 5 59,  1 636.  —  Rechnungen,  Zehntverzeichnisse  usw.  des 
i7.  und  18.  Jh.  —  Im  Gemeindearchiv:  Stadtbuch  Gangelt  aus  dem  1 7.  Jh.,  ver- 
fasst  von  dem  Jesuiten  Kritzraedt,  mit  vielen  Angaben  über  die  Kirche.  Im  ein- 
zelnen vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  1 47.  —  Lückerath  a.  a.  O.  I,  S.  43.  —  Über 
die  anderen  Handschriften  des  Gangelter  Stadtbuches  in  Köln,  Brüssel  und  diejenige 
in  Gangelt  im  Besitz  des  Herrn  Fischenich  vgl.  Mitteil,  aus  dem  Stadtarchiv  Köln 
XX,  S.  72.  —  Aachener  Zs.  VI,  S.  58;  IX,  S.  218;  XIII,  S.  181.  —  Publications  de 
la  Socidte"  histor.  et  archeolog.  dans  le  duche"  de  Limbourg  XXVIII,  p.  4 10. 


385 


142 


KREIS  GEILENKIRCHEN 


Kathol.  Gangelt  erscheint  als  fundus  regius  Gangludun  zuerst  im  J.  827  (surri,  Vitae 

Geschichte  sanctorum  III,  zum  2.  Juni.  —  Graf  W.  Mirbach,  Territorialgeschichte  II,  S.  21).  Die 
Kirche,  über  die  ältere  Nachrichten  fehlen,  wird  im  J.  1 268  von  Dietrich  II.  von 
Heinsberg  dem  Frauenstift  zu  Heinsberg  geschenkt  (Lacomblet,  UB.  II,  Nr.  243.  — 
Lückerath,  Gesch.  der  Herren  von  Heinsberg,  Neudruck,  S.  21,  2  7,  37).  Im  J.  i3oo 
wurde,  wohl  im  Zusammenhang  mit  einem  Umbau  oder  Neubau,  der  Georgsaltar 
gestiftet;  aus  dieser  Zeit  stammt  auch  noch  ein  frühgotisches  Doppelkapitäl  in  der 
Kirche  (s.  u.).  Der  Turm  der  Kirche  gehört  wohl  noch  der  Mitte  des  i4.  Jh.  an; 
aus  dem  Anfang  des  1 5.  Jh.  stammt  das  Langhaus  der  Kirche.  Der  den  Turm  ein- 
schliessende  Westbau  mit  seiner  Vorhalle  entstand  wohl  in  den  J.  1 5 1 8/9  (Tille, 
Übersicht  II,  S.  1 49).  Im  J.  1 542  sind  bei  der  Einnahme  Gangelts  die  Dächer 
bis  auf  den  Chor  abgebrannt.  Eine  Wiederherstellung  des  Langhauses  fand  um 
1860  statt. 

Beschreibung  Grosse  dreischiffige  Backsteinkirche  aus  der  1.  H.  des  iS.  Jh.,  mit  einge- 

bautem Turm  des  i4.  Jh.  und  grossem  Westbau  aus  dem  Anfang  des  16.  Jh.,  im 
Lichten  4i  m  lang,  16  m  breit  (Ansicht  Fig.  9i,  Grundriss  Fig.  92). 
Turm  Der  ganz  eingebaute  viergeschossige  Westturm  aus  Kalksteinquadern  wird 

nur  mit  den  beiden  oberen  Geschossen  sichtbar;  die  Geschosse  sind  mit  Haustein- 
gesimsen abgeschlossen.   In  dem  unteren  Geschoss  nur  schmale  Lichtschlitze,  in  der 
Glockenstube  grosse  spitzbogige  Fenster  ohne  Gliederung.    Schlanker  achtseitiger  Helm 
mit  schönem  schmiedeeisernem  Kreuz. 
Langhaus  Das  Langhaus  —  in  der  stattlichen  Ausdehnung  von  neun  Achsen  —  zeigt 

eine  ganz  gleichmässige  Ausbildung.  Schlanke  Strebepfeiler  mit  Sockelschräge  und 
Kaffgesims,  das  um  die  Strebepfeiler  verkröpft  ist;  über  dem  Hauptgesims  setzen 
mit  dreifacher  sattelförmiger  Hausteinabdeckung  die  äusserst  schlanken  Strebebögen 
zum  Obergaden  an.  Auch  am  Turm  vorbei  sind  die  Strebebögen  durchgeführt. 
In  den  Seitenschiffen  dreiteilige  Masswerkfenster,  die  vielleicht  erst  im  1 9.  Jh.  erbrei- 
tert  worden  sind;  die  beiden  Ostjoche  allein  haben  kleinere  zweiteilige  Masswerk- 
fenster. Im  Obergaden  des  Langhauses  haben  die  Fenster  nur  die  Form  der  Spitz- 
bogenfelder. 

Chor  Der  Chor  tritt  über  den  geraden  Ostabschluss  der  Seitenschiffe  mit  einem 

Joch  und  dem  Achtecksschluss  heraus;  er  zeigt  eine  ganz  entsprechende  Ausbildung 
nur  mit  hohen,  in  der  Mitte  noch  einmal  durch  Masswerk  aufgeteilten  Fenstern. 
An  einem  Strebepfeiler  des  Chores  eine  Wandnische  in  Haustein  —  wohl  für  eine 
Totenleuchte.  An  die  Ostseite  des  südlichen  Seitenschiffes  ist  eine  kleine  polvgone 
Sakristei  im  18. —  1 9.  Jh.  angebaut. 
Westbau  Der  eigenartige  Westbau,  aus  dem  Anfang  des  16.  Jh.,  ist  nach  Westen  mit 

einem  Giebel  geschlossen  und  zeigt  einen  dem  Langhaus  entsprechenden  Obergaden. 
In  den  Seitenwänden  unten  einfache  Türen  aus  der  Zeit  um  1800,  im  Obergaden 
kleine  moderne  Rosettenfenster.  Die  mit  einfachen  Strebepfeilern  besetzte  Westfront 
hat  unten  in  den  drei  Achsen  nach  Süden  einfache  Masswerkfenster,  in  dem  Ober- 
geschoss  zwei  Masswerkfenster  von  der  letzten  Restauration  an  Stelle  der  im  Mauer- 
werk noch  erkennbaren  Kreuzsprossenfenster.  x\n  den  einen  Pfeiler  ange'ehnt  ein 
einfaches  achteckiges  Treppentürmchen.  Der  Giebel  scheint  bei  der  letzten  Restaura- 
tion ganz  erneuert  zu  sein. 

Auf  die  Details  kann  man  sich  im  einzelnen  nicht  verlassen,  da  bei  der  Wieder- 
herstellung um  1860  die  Hausteinteile  fast  ohne  Ausnahme  erneuert  und  zum  Teil 
wohl  auch  verändert  worden  sind. 


386 


GANGELT 


143 


Im  Inneren  öffnet  sich  der  Turm  nach  drei  Seiten  in  einfachen  Spitzbögen;  Kathol. 
die  Turmhalle  mit  flacher  Decke.  Im  Langhaus  schlichte  schwere  Pfeiler  mit  abge-  inneres 
fasten  Kanten ;  über  den  spitzbogigen  Öffnungen  im  Mittelschiff  ein  kräftiges  Kaff- 
gesims, das  im  Chor  —  entsprechend  den  tief  herabreichenden  Chorfenstern  — 
herabgezogen  ist.  Im  Obergaden  des  Mittelschiffes  setzen  auf  dem  Kaffgesims  die 
hohen  Masswerkblenden  an,  deren  Bogenfelder  als  Fenster  geöffnet  sind.  Die  Kreuz- 
rippengewölbe haben  reich  ornamentierte  Konsolen  und  runde  Schlufssteine  mit 
Ornament,  Halbfiguren,  symbolischen  Tieren  usw.  (Taf.  IX). 

Die  Seitenschiffe,  deren  Ostjoche  nachträglich  als  Sakristeien  abgetrennt  sind, 
haben  entsprechende  Gewölbeausbildung  mit  ornamentierten  Konsolen  und  runden 
Schlufssteinen.  Unter  den  Fenstern  korbbogige  Blenden;  im  rechten  Seitenschiffe 
sind  die  beiden  Ostjoche  durch  einen  breiten  Gurtbogen  abgetrennt  —  wohl  des- 
halb, weil  die  Chorpartie  etwas  älteren  Ursprunges  ist  als  das  Langhaus. 


Fig.  92.    Gangelt.    Grundriss  der  katholischen  Pfarrkirche. 


Leider  wurden  die  sämtlichen  Gewölberippen  im  Langhaus  mit  einer  dicken  Gips- 
schicht vor  einigen  Jahren  überputzt,  das  ursprüngliche  Birnstabprofil  ist  dabei  in 
einen  dicken  Wulst  verändert  worden. 

Die  Westpartie  zeigt  eine  Überwölbung  mit  breiten  Gurten  und  leichten 
Kreuzrippengewölben  auf  einfachen  kantigen  Konsolen;  hier  sind  die  Rippen  unver- 
ändert geblieben.  Als  Weihwasserbecken  hier  verwendet  ein  gekuppeltes  früh- 
gotisches Knospenkapitäl  aus  dem  Anfang  des  i4.  Jh.,  wohl  von  dem  älteren  Bau 
herrührend. 

Der  Bau  des  Langhauses  zeigt  eine  auffällige  Verwandtschaft  mit  der  Würdigung 
Kirche  zu  Erkelenz,  deren  Chor  im  J.  i4i8  geweiht  wurde  (s.  o.  S.  4o) ;  sowohl 
die  Anordnung  der  leichten  Strebebögen  über  den  Seitenschiffen  wie  die  Blenden- 
gliederung im  Inneren  könnten  auf  denselben  Meister  hinweisen. 

Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen:  Ausstattung 
Uberlebensgrosse  Kreuzigungsgruppe  aus  Holz,  bemalt,  um  i5oo,  auf  dem  Kreuzigungs- 
alten Balken  unter  dem  Triumphbogen  stehend.    Das  Kreuz  mit  den  Evangelisten-  s^ppe 
Symbolen  auf  den  Vierpassendungen,  der  Gekreuzigte  streng  und  hager  mit  morosem 


387 


i44 


KREIS  GEILENKIRCHEN 


Ausstattung  Gesichtsausdruck.  Maria  und  Johannes  in  reicher  knitteriger  Gewandung  und  etwas 
verdrehter  steifer  Haltung.  Die  Gruppe  ist  eine  niederrheinische  Arbeit,  weniger 
dem  Triumphkreuz  von  i486  in  Erkelenz  (s.  o.  S.  45,  Fig.  21),  als  den  Arbeiten  in 
Barmen  und  Siersdorf  nahe  stehend  (Kunstdenkm.  des  Kr.  Jülich  S.  32,  216),  jedoch 
älter  und  weniger  fein  in  der  Durchführung  (Taf.  IX). 

Kleines  Ölgemälde  der  Muttergottes,  auf  Holz,  i7.  Jh. ;  auf  dem  Rand  die 
Inschrift:  pia  memoria  annae  catharinae  ritz,  natae  i 63 i,  4.  aug.,  in  Düssel- 
dorf, PATRE  JOHANNE  RITZ,  COMMISSARIO  SERENISSIMI  DUCIS  JULIAE,  MATRE  .  .  . 
CRISTIANA  CLOUT,  DENATAE  HIC  IN  GANGELT  l638,  9.  JUNII,  ET  IN  TEMPLO  IN  SE- 
PULCHRO  AVORUM  SEPULTAE  S.  FILIAE ,  AD  HONOREM  B.  M.  V.  .  PATRE  DONATA 
ANNO  IÖ38. 

Vortragekreuz  aus  Silber,  zum  Teil  vergoldet.  Das  mit  kleinen  Krabben 
besetzte  Kreuz  hat  in  den  Dreipassendungen  Rundmedaillons  mit  den  Evangelisten- 
symbolen; der  Fuss  mit  einem  reichen  Strebesystem.  Gute  Arbeit  des  1 5.  Jh.,  leider 
stark  restauriert,  der  Korpus  aus  dem  i7. — 18.  Jh.,  5o  cm  hoch. 

Grosser  Barockkelch  aus  vergoldetem  Silber  mit  Ornamenten  getrieben,  mit 
Emailmedaillons  und  mit  Glassteinen  in  Silberfassung  besetzt.  Gute  Augsburger 
Arbeit  aus  der  1.  H.  des  18.  Jh.  mit  Beschau  und  Meisterstempel  L.  s.,  3o  cm  hoch. 

Sonnenmonstranz  aus  vergoldetem  Silber,  der  Fuss  mit  Regeneeornament 
getrieben,  Augsburger  Arbeit  mit  Beschau  und  Meisterstempel  j.  f.  b.,  i.  H.  des 
18.  Jh.,  55  cm  hoch. 

Spätgotischer  Lavabokes  sei  aus  Gelbguss  von  kräftiger  charaktervoller  Be- 
handlung; der  eine,  allein  erhaltene  Ausguss  mit  Drachenkopf  und  Maske  am  Hals- 
ansatz, der  breite  Henkel  in  Halbfigürchen  hängend,  oben  mit  einer  Hand,  die  den 
Ring  hält.    Vorzügliche  Arbeit  des  1 5.  Jh.,  43  cm  hoch. 

Weihrauchfass  aus  Messing,  sechsblätteriger  Fuss,  der  kugelförmige  Körper 
mit  drei  Masswerkgiebelchen  und  mit  drei  Türmchen  besetzt;  gute  Arbeit  des  1 5.  Jh., 
26  cm  hoch. 

In  der  Sakristei  Altarschrank  in  der  Form  eines  Schreibsekretärs;  unten 
fünf  Schubladen  mit  Rokokoornamenten,  kurzer  Aufsatz  mit  geschmücktem  Mittel- 
stück, unter  der  Klappe  liegt  der  Altarstein.    Gute  Schreinerarbeit  der  Aachener 
Gegend,  aus  der  Mitte  des  18.  Jh. 
Giodten  Die  beiden  alten  Glocken  von  1 78 1  und  1600  tragen  die  Inschriften: 

1.  AD  HONOREM  SANCTAE  ANNAE  REFUSA  A  PARROCHIANIS  SUB  REVERENDO 
P.  PROENEN    1 78 1 .    ME  FUDIT  JOANNES  RUTGERUS  VOIGT. 

2.  MARIA  HEIS  ICH,  TILMAN  VAN  VENLO  GOES  MICH  IÖOO. 

Die  Inschriften  der  älteren  Glocken  hat  kritzraedt  in  seiner  Chronik 
aufbewahrt:  anna  heissen  ich,  toet  den  dienst  gots  luden  ich,  gregorius  von 
trier  goess  mich  anno  domini  1 5o9.  Diese  Glocke  wurde  im  J.  i542  von  den 
Burgundern  nach  Mecheln  gebracht. 

Im  J.  1 63 7  wurde  eine  neue  grosse  Glocke  gegossen  mit  der  Inschrift:  perni- 
CIOSO  A  gallis,  suecis  germanisque  haereticis  germaniae  nostrae  modo  ab 

ANNO  l6l8  ET  ADHUC  DURANTE  BELLO,  SUB  SANCTISSIMO  URBANO  OCTAVO  ROM. 
PONT.  MAX.,  INVICTIS.  FERDINANDO  III.  ROM.  IMP.,  SERENISSIMO  WOLLFGANGO  WILM. 
COM.  PAL.,  DUCE  JULIAE,  CLIVIAE,  MONT.,  PRAENOB.  WILH.  AB  HANXLEDEN  SATRAPA 
AC  LEONE  A  RICHTERICH  PRAEFECTO,  FRATRE  WILH.  KERPEN,  PROPESSO  ORD.  PRAEM. 
IN  KNECHTSTEDEN,  PASTORE,  NEC  NON  ADAM  DAHMEN,  HENR.  REICHMAN,  LAURENT. 
ROTARS,  ADAM  RITZEN,  GERARD  INGENDALL,  ADAM  MONTZ  CUM  FILIO  JOANNE  MONTZ, 
SCRIBA    SATRAPIAE,     LEONARD    KARDENBENDERS,    PETER   HELGERS,    JOHAN  DAUNEN, 


388 


Taf.  IX. 


Gangelt.     Inneres  der  kathol.  Pfarrkirche. 


GANGELT 


145 


SCABINI  CONSULES  OPIDI  GANGELT,  AD  HONOREM  DEI  OPT.  MAX.  ET  S.  NICOLAI,  PA-  Ausstattung 
TRONI  ECCLESIAE,  SUMPTIBUS  PAROCHIAE  ME  FIERI  FECERUNT  PER  MANUS  FRANCISCI 

Trier  anno  i637.  Die  Glocke  ist  im  J.  1 854  umgegossen  worden.  Vgl.  dazu 
B.  J.  XXXVII,  S.  244;  damals  bestand  die  Annen-Glocke  des  Gregorius  von  Trier 
auf  keinen  Fall  mehr,  weil  sie  schon  im  J.  1 7 8 1  durch  die  noch  vorhandenen  ersetzt 
wurde. 

Über  untergegangene  Ausstattungsstücke  der  Kirche  enthält  die  Kritz-  Unter- 

gegangeneAus- 

RAEDTSche  Chronik  mancherlei  Aufzeichnungen:  der  geschnitzte  Hochaltar  trug  die  stattungsstücke 
Jahreszahl  1 47 8,  ferner  Beschreibung  und  Zeichnung  des  Denkmals  des  Jan  Ridder 
van  Jherusalem,  verschiedene  Inschriften  und  Aufzeichnung  der  in  der  Kirche  befind- 
lichen Wappen,  Notiz  über  Glasfenster  usw. 

Das  frühere  Pfarrhaus  war  nach  Kritzraedt  im  J.  i57o  umgebaut  oder  neu  Altes 

P  f  ä  I*  I*  Ii  1  US 

gebaut;   den  Speisesaal  darin  liess  der  Pfarrer  Peter  Lubrich  im  J.  1 5 7 4  ausmalen 
und  mit  Hausmarke  und  Jahreszahl  versehen. 

STADTBEFESTIGUNG  und  BURG.  Ritz,  Urkunden  und  Abhandlungen  Stadt- 

bsfostiguncf 

zur  Gesch.  des  Niederrheins  I,  S.  1 5 9.  —  Graf  W.  Mirbach,  Territorialgeschichte  II,  Und  Burg" 
S.  2  1.  —  Aachener  Zeitung  1 889,  Nr.  116.  —  Lückerath,  Gesch.  der  Herren  von 
Heinsberg,  Neudruck,  S.  5,  4i,  47,  48,  56.  Richardson,  Gesch.  der  Familie 
Merode  II,  S.  i84,  i87.  -  -  Ernst,  Hist.  du  Limbourg  V,  S.  106;  VI,  S.  166.  — 
Alfter,  Geograph.  Lexikon  II,  S.  5o  (Köln,  Stadtarchiv).  —  Eissenberg-Mirbach. 
—  B.  J.  XXXIX,  S.  3  1 3.  —  Revue  numismatique  beige  i85o,  S.  260.  —  Lacomblet, 
Archiv  III,  S.  343;  VII,  S.  121.  —  Berg.  Zs.  XXII,  S.  80.  -  Endrulat,  Nieder- 
rheinische Städtesiegel  S.  43,  Taf.  XIII,  Nr.  11. 

Im  übrigen  vgl.  die  Literaturangaben  o.  S.  1 4 1 . 

Ältere  Ansicht  des  Fleckens  vom  J.  1 7 23  im  Codex  Welser,  ganz  schematisch. 

Handschrift  1.  Qu.  Im  Gemeindearchiv  zu  Gangelt  ausser  dem  Stadt- 
buch (s.  o.  S.  i4i)  Stadtrechnungen  von  i524  ab,  Akten  betr.  Stadtgräben  und  Stadt- 
mauern aus  dem  16.  und  i7.  Jh.  Vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  1 48.  —  Wd.  Zs.  I, 
S.  4o5.  Über  die  Burg  dürften  sich  die  wesentlichen  Archivalien  in  dem 
Gräflich  Schaesbergisch  en  Filialarchiv  in  Krieckenbeck  finden.  — 
Einiges  wenige  über  Gangelt  ( 1 5  1 1 )  und  die  Familie  von  Hanxler  zu  Gangelt  ( 1  6 1 4 
bis  1 665)  findet  sich  in  dem  Thannheimer  Archiv  der  Grafen  Schaesberg  (Ann. 
h.  V.  N.  LXVI,  S.  186,  i87). 

Gängelt,  als  Königsgut  zuerst  im  J.  827  erwähnt  (s.  o.  S.  1 42),  wird  im  12.  Jh.  Geschichte 
als  königliches  Lehen  mit  Richterich  zusammen  im  Besitz  des  Pfalzgrafen  Wilhelm 
genannt.  Goswin  von  Heinsberg  hatte  sich  dieser  Güter  bemächtigt,  wird  aber  im 
J.  1 1 44  von  Heinrich  von  Limburg  besiegt,  der  mit  der  Einziehung  der  Lehen  beauf- 
tragt war.  Gangelt  blieb  aber  wohl  im  Besitz  der  Herren  von  Heinsberg,  da  die 
Annales  Rodenses  zum  J.  ii7o  den  Ort  als  Heinsbergisch  erwähnen  (Mon.  Germ. 
SS.  XVI,  p.  7 16).  Im  J.  i363  musste  Gottfried  III.  von  Heinsberg  Gangelt  an  Geldern 
verpfänden,  es  wurde  an  Moers  weiterverpfändet.  Im  J.  1 3  7 8  wurden  diese  Rechte 
an  Herzog  Wenzel  von  Brabant  verkauft  und  Brabant  verpfändet  u.  a.  Gangelt  wieder 
im  J.  1 389  an  Burgund.  In  dem  Kampf  zwischen  Jülich  und  Brabant  blieb  Gangelt 
durch  den  Frieden  von  1 399  bei  Brabant.  Wie  die  Brabanter  Waldfeucht  am  Ende 
des  i4.  Jh.  befestigten,  so  scheint  auch  die  neue  grosse  Befestigung  von  Gangelt  aus 
dem  Bestreben  Brabants  hervorgegangen  zu  sein,  sich  den  Besitz  dauernd  zu  sichern. 
Die  beiden  Stadttore  stammen  aus  der  Zeit  um  i4oo;  die  jüngsten  Teile  reichen 
wohl  nicht  weit  über  die  Mitte   des  1 5 .  Jh.  hinaus;   nur  einzelne,   der  Stadtmauer 

10 

389 


i46 


KREIS  GEILENKIRCHEN 


Stadt-      vorgesetzte  Türme  stammen  wohl  erst  aus  dem  Anfang  des  16.  Jh.   Im  f.  i42o  kam 
und  Burg    u-  a-  Gangelt  als  Brabantisches  Lehen  an  Heinsberg  zurück  und  ging  mit  Heinsberg 
später  an  Jülich  über.     Stadt  und  Burg  brannten  im  J.  i484  gänzlich  ab. 


Fig.  93.    Gangelt.    Lageplan  der  Stadt. 


Zerstörungen  In  der  Jülicher  Fehde  wurde  Gangelt  von  den   Brabantischen  Truppen  im 

J.  i542  erobert  und  niedergebrannt  (Berg.  Zs.  XXII,  S.  80;  XXIII,  S.  148),  dann  im 
J.  1 6  j  4  in  dem  Jülichschen  Erbfolgestreit  von  den  Jülichschen  Truppen  eingenommen 
(Lückerath,  Beitr.  zur  Gesch.  von  Heinsberg  I,  S.  43).  Im  J  1 636  ward  Gangelt 
ebensowohl  von  den  Kaiserlichen  wie  von  den  holländischen  Truppen  eingenommen 


39o 


GANGELT 


147 


und  geplündert.   Im  1 7.  Jh.  wurden  Herstellungsarbeiten  an  der  Stadtbefestigung  vor-  stadt- 
genommen. Die  Zerstörung  der  einzelnen  Mauerteile  und  des  Sittarder  Tores  fanden   und  Burg 
in  der  i.  H.  des  1 9.  Jh.  statt. 

Die  im  Zug  der  Stadtbefestigung  liegende  Burg  war  wohl  schon  im  i4.  Jh., 
jedenfalls  im  J.  i438,  ein  Heinsbergisches  Lehen  der  Familie  von  dem  Horrich.  Der 
von  der  Burg  allein  noch  stehende  Turm  gehört  derselben  Zeit  wie  die  Stadttore, 
dem  i4. —  1 5.  Jh.,  an  und  war  ursprünglich  auch  ein  Stadttor.  Durch  Heirat  vom 
J.  i482  kam  die  Burg  an  Hermann  von  Randerath,  durch  die  Heirat  von  dessen  Tochter 
im  J.  iSo5  an  Gotthard  von  Hanxler,  Oberstallmeister  der  Statthalterin  zu  Brüssel, 
der  um  i5ii  das  im  J.  i484  zerstörte  Schloss  neu  errichtete.  In  der  Jülicher  Fehde 
wurde  im  J.  i542  auch  das  Schloss  von  den  Kaiserlichen  niedergebrannt.  Auch 


Fig.  94.    Gangelt,  Stadtbefestigung.    Aussenansichten  des  Heinsberger  Tores  und  des  Broichtores. 


Agnes  von  Bongard  (f  1 595),  Gattin  des  Franz  von  Hanxler,  erweiterte  und  ver- 
schönerte die  Burg. 

Nach  dem  Aussterben  der  von  Hanxler  zu  Gangelt  um  die  Mitte  des  1 7 .  Jh. 
gewannen  als  Anverwandte  die  von  Steinkallenfels  die  Burg  Gangelt  in  dem  Prozess 
gegen  die  von  Hanxler  zu  Reuschenberg  (Fahne,  Gesch.  der  Köln.,  Jül.  und  Ber- 
gischen Geschlechter  II,  S.  55).  Wohl  durch  Kauf  sind  vor  dem  J.  i/o7  die  Grafen 
Schaesberg  im  Besitz  der  Gangelter  Burg.  Die  Burggebäude  sind  mit  Ausnahme 
des  grossen  Turmes  im  J.  1 7  9 1  angeblich  wegen  Baufälligkeit  niedergelegt  worden. 
Im  J.  1882  ist  der  Besitz  von  den  Grafen  Schaesberg  an  den  jetzigen  Eigentümer, 
Herrn  Gutsbesitzer  Franz  Fischenich,  veräussert  worden. 

Das  nach  Norden  gelegene  Heinsberger  Tor  (Fig.  93  und  94)  ist  ein  recht-  Beschreibung 
eckiger  zweigeschossiger  Torturm,  im  Erdgeschoss  die  ganz  schlichten  Spitzbogen-  Heinsberger 
Öffnungen  in  Haustein,  die  aussenseitige  mit  dem  Schlitz  für  das  Fallgatter.  Die 
Torhalle  ist  mit  einer  fiachbogigen  Tonne  überwölbt,  darin  eine  rechteckige  Aufzug- 
öffnung in  Haustein;  in  den  Seitenwänden  Entlastungsbögen.  Das  Obergeschoss,  das 
mit  einer  wohl  aus  dem  1 7.  Jh.  herrührenden  Tonne  überwölbt  und  jetzt  in  zwei 

10* 

39i 


i48 


KREIS  GEILENKIRCHEN 


Stadt-      Gefängniszellen  aufgeteilt  ist,  hat  nach  aussen  ein  kleines  Fenster,  an  der  Innenseite 
bundS  Burgg  eme   se^r   verstümmelte   Bildnische   aus   Haustein   und   darüber   ein  rechteckiges 
Fensterchen  in  Hausteinfassung.    Die  Plattform  ist  ganz  bewachsen. 

An  das  Tor  anstossend  ein  kleines  Stück  Stadtmauer  mit  Klötzchenfries ;  an 
der  Innenseite  ist  hier  später  —  wohl  erst  im  1 6.  Jh.  —  ein  achtseitiges  Treppen- 
türmchen  angefügt  worden,  dessen  oberer  Abschluss  jetzt  fehlt.  Die  sorgfältig  aus 
Ziegeln  gemauerte  Treppe  endet  auf  dem  Wehrgang.  Hier  ist  in  den  Zinnenkranz 
gleichzeitig  ein  Abort  eingebaut,  der  nach  aussen  auf  Hausteinkonsolen  ruht.  Die 

Tür  zum  Turm  in  Haustein- 
fassung. 

Von  dem  Heinsberger 
Tor  zum  Sittarder  Tor  ist 
die  Mauer  streckenweise 
in  der  Höhe  von  einigen 
Metern  erhalten;  nächst  dem 
Heinsberger  Tor  steht  die 
Innenseite  eines  Halbturmes 
mit  der  Hälfte  der  Türen 
zum  Wehrgang.  Der  vor- 
dere Teil  ist  vor  einigen 
Jahren  abgestürzt.  Weiter 
nach  dem  Sittarder  Tor  ein 
wohlerhaltener  Halbturm, 
aussen  halbrund,  ganz  glatt, 
mit  drei  Schiefsscharten  und 
Klötzchenfries.  Das  Innere 
ist  in  beiden  Geschossen 
gewölbt,  der  Wehrgang  führt 
durch  das  Obergeschoss 
durch.  Es  ist  das  der  best- 
erhaltene Teil  der  ganzen 
Stadtmauer. 

Von  dem  Sittarder 
Tor  sind  nur  die  Längs- 
mauern des  Zwingers  vor 
dem  Tor  etwa  in  halber  Höhe 
erhalten. 

Auf  der  Strecke  vom 

Sittarder  Tor  bis  zum  Broichtor  sind  nur  geringe  Teile  der  Stadtmauer  sichtbar, 
meist  kurze  niedrige  Stücke,  die  als  Aussenmauern  von  Schuppen  u.  dgl.  dienen. 
Namentlich  liegt  hier  noch  der  untere  Teil  eines  Halbturmes,  jetzt  als  Schuppen 
benutzt  und  mit  einem  Ziegeldach  versehen.  Die  dem  Broichtor  nahe  gelegene 
Ecke  der  Mauer  ist  ganz  zerstört. 

Das  Broichtor  (Fig.  93  und  94)  ist  ein  rechteckiger  Ziegeltorturm  von  zwei 
Geschossen;  aussen  die  einfache  spitzbogige  Toröffnung  mit  dem  Schlitz  für  das  Fall- 
gatter und  den  Resten  des  Torverschlusses,  darüber  die  Reste  einer  Bildnische  in 
Hausteinfassung  und  ein  kleines  Fenster.  An  der  Innenseite  die  schlichte  spitz- 
bogige  Toröffnung;  an  den  Seiten  in  dem  nur  zum  Teil  erhaltenen  Obergeschoss  die 


Sittarder 
Tor 


Broichtor 


Fig.  95.    Gangelt.    Ansicht  des  Burgturmes. 


392 


GANGELT 


149 


J 

StriA((ii<fthfn 


I  Obri'jfeihoes 


Türen  zum  Wehrgang.  In  der  Torhalle  ein  Tonnengewölbe,  seitlich  rundbogige 
Nischen  zur  Entlastung. 

Von  dem  Broichtor  bis  zum  Burgturm  ist  die  Stadtmauer  nur  als  Büsch  ungs- 
mauer  der  innerhalb  des  alten  Stadtbezirkes  gelegenen  Gärten  erhalten. 

In  dem  Zug  der  Stadtmauer  liegt  nach  Südosten  als  einziger  Rest  der  Hanxler- 
schen  Burg  der  mächtige  fünfgeschossige  Burg  türm,  ganz  in  Ziegeln  mit  geringer 
Hausteinverwendung  errichtet  (Fig.  93,  95  und  96);  die  Innenseite  und  ein  Teil  der 
Seitenwände  sind  durch  Efeu  ganz  verdeckt.  Das  Erdgeschoss  zeigt  deutlich,  dass 
der  Turm  ursprünglich  als 
Stadttor  gedient  hat:  nach 
beiden  Seiten  spitzbogige 
Toröffnungen  mit  glatten 
Leibungen,  die  Kelleröff- 
nung der  Aussenseite  ist 
deutlich  erst  nachträglich 
durch  das  Sockelgesims  ein- 
gebrochen. Innen  an  dem 
anstossenden  Mauerstück  ist 
im  i5. —  1 6.  Jh.  eine  kleine 
Tür  eingebrochen. 

Ost-  und  Südseite 
zeigen  noch  die  Kalkleisten 
der  hier  anstossenden  stei- 
len, bis  zum  letzten  Ge- 
schoss  reichenden  Sattel- 
dächer der  rechtwinkelig  auf 
den  Turm  zusammenstossen- 
den  Flügel  der  Burg,  die 
ausserhalb  des  Zuges  der 
Stadtmauer  lag;  dort  liegen 
in  der  jetzigen  Viehtränke 
auch  noch  Grundmauern. 
An  der  Ostseite  sind  die 
Kalkleisten  von  zwei  ver- 
schiedenen Dachkonstruk- 
tionen vollständig  erhalten. 

Die  Obergeschosse  des  Turmes  gehören  jedenfalls  dem  Burgbau  des  i5.  Jh. 
an.  Die  beiden  freiliegenden  Seiten  mit  einfachen,  jetzt  ganz  zugewachsenen 
Fenstern,  an  der  Ostseite  —  zum  Obergeschoss  des  einen  Burgflügels  —  eine  grosse  flach- 
bogige  Nische,  darüber  eine  einfache  Tür  zum  Dachgeschoss.  Die  Südseite  stand 
mit  dem  anstossenden  Burgflügel  nicht  in  Verbindung. 

Das  fünfte  Geschoss,  auf  einem  Klötzchenfries  auskragend,  hat  nur  in  der  Mitte 
jeder  Seite  ein  kleines  Fenster.  Auf  der  Mauerkrone  liegt  noch  ein  Teil  des  Holz- 
gesimses von  dem  erst  vor  wenigen  Jahrzehnten  eingestürzten  Dach. 

Das  interessante  Innere  des  Turmes  zeigt  in  dem  ersten  Obergeschoss  noch 
den  gewundenen  Gang  zum  Wehrgang  der  Stadtmauer;  von  hier  aus  führt  die  Treppe 
in  der  Nordecke  zum  zweiten  Obergeschoss  empor.    In  diesen  beiden  Geschossen 


Stadt- 
befestigunf 
und  Burg 


H  llturgrärljoea. 


plühhform . 


Fig.  96.    Gangelt.    Grundrisse  des  Burgturmes. 


Burgturm 


393 


i5o 


KREIS  GEILENKIRCHEN 


Stadt-  Kaminanlagen.  Bemerkenswert  ist  das  letzte  Geschoss  mit  der  dünnen  Mauerstärke 
nnd  BurgS  un(^  den  beiden  Verstärkungspfeilern  an  jeder  Seite  (Fig.  96). 

Bauinschrift  An  der  Burg  befand  sich  nach  quix  die  folgende  Bauinschrift:  cum  Castrum 

HOC  GANGELT  OLIM  FLORUISSET  TEMPO*RIBUS  COMITUM  DE  LOON,  DNORUM.  DE  HEYNS- 
BERG, GANGELT,  MILLEN  ET  VÜCHT,  SUSTINUIT  INCURSIONES,  VASTATIONES  ET 
INCENDIA,  SECUNDO  EXUSTUM  (l484),  SIC  ANNO  1 5 1  I  D.  GODOFR1DUS  AB  HANXLEDE, 
SATRAPAS  IN  MYLLEN  ET  MOERS  ETC.,  PROPRIETATE  A  DUCE  JULIAE  ETC.  OBTENTA, 
REPERSISQUE  (REPARATISQUE?)  AEDIFICIJS  IN  HONOREM  ET  MEMORIAM  ANTIQUISSIMAE 
NOBILISSIMAE  STIRPIS  ET  FAMILIAE  D.  DE  HANCLEDE  ARCEM  COLLAPSAM  DESOLATAM 

construxit,  restauravit  et  auxit  (Quix,  Beitr.  zu  einer  histor.-topogr.  Beschrei- 
bung des  Kreises  Eupen  S.  9i,  Anm). 

Von  den  Wohngebäuden  der  Burg  liegen  Reste  nicht  zu  Tage;  Grund- 
mauern dürften  auch  noch  unter  dem  Hügel  jenseits  der  Viehtränke  liegen. 

In  der  relativ  gut  erhaltenen  Strecke  der  Stadtmauer  vom  Burgturm  bis  zum 
Heinsberger  Tor  folgt  zunächst  ein  grosses  Stück,  das  noch  Teile  des  Klötzchenfrieses 
des  ausladenden  Wehrganges  zeigt;  daran  ein  wohlerhaltener,  der  Mauer  nachträglich 
vorgeblendeter  Halbturm.  An  diesem  Halbturm  aussen  drei  Scharten  für  Feuer- 
waffen, jedesmal  ein  Sehschlitz  mit  rundem  Schiessloch,  mit  eigenartiger  zentraler 
Anmauerung  des  Schiessloches. 

Von  diesem  Halbturm  bis  zum  Heinsberger  Tor  ist  die  Mauer  nur  noch  in 
der  Höhe  von  etwa  2  m  erhalten,  nahe  dem  Tore  selbst  ist  sie  ganz  mit  Häusern 
überbaut. 

Rathaus  Das  Rathaus  ist  ein  einfacher  zweigeschossiger  Putzbau  aus  dem  Anfang  des 

1 9.  Jh.,  jedoch  scheinen  die  Seitenwände  noch  einem  älteren  Bau  des  16.  Jh.  anzu- 
gehören; in  der  einen  zwei  vermauerte  Fenster  in  Hausteinfassung. 
Privat-  Von  Privathäusern  sind  zu  nennen: 

An  der  Kirche  die  frühere  Post,  zweigeschossiger  Ziegelbau  aus  dem  16.  Jh., 
die  Rückseite  nach  dem  Kirchhof  noch  mit  rundbogiger  Tür  und  Fenstern  in  Hau- 
steinfassung; die  eine  Schmalwand  mit  der  Jahreszahl  i7o8  in  dunklen  Ziegeln,  die 
Vorderwand  mit  der  Jahreszahl  1 789  in  Eisenankern,  mit  späteren  weitgehenden 
Erneuerungen. 

Haus  nahe  dem  Heinsberger  Tor,  ein  zweigeschossiger  Ziegelbau  mit  der 
Jahreszahl  1608  in  Eisenankern.  Die  alten,  mit  Holzeinfassung  versehenen  Fenster 
sind  modernisiert.  Die  Hofseite  mit  Fachwerk,  die  Gefache  in  verschiedenen  Mustern 
ausgemauert.  Auch  ein  Teil  der  Stallungen  mit  Fachwerkoberbau  scheint  noch 
dem  1 7.  Jh.  anzugehören. 
Schützen-  Im  Besitz  der  S  eb  as  tianus  -  S  chü  t  z  e  n  gi  1  d  e  :  Königsvogel  aus  Silber 

getrieben,  1 7.  Jh.,  i9  cm  lang,  die  älteste  anhängende  Münze  aus  dem  J.  1 633. 


häuser 


gilde 


GEILENKIRCHEN. 

Römisches  RÖMISCHE  ANLAGEN.    Über  die  Römerstrasse  bei  Geilenkirchen 

vgl.  Aachener  Zs.  XIV,  S.  22. 
Kathol.  K  AT  H  O  L I S  C  H  E  P F A  R  R  K I R C  H  E  (s.  t.  Assumptionis  s.  Mariae).  Binterim 

Pfai  rkirche  un(j  ]y[OOREN)   JT.  K.  II,  S.  1 79.   —   KALTENBACH   S.  392.   —    OFFERMANN  S.  1 5  7.  — 

Habets,  Geschiedenis  van  het  bisdom  Roermond  I,  S.  376.  —  Lückerath,  Beitr. 
zur  Gesch.  von  Heinsberg  II,  S.  22.  —  Ann.  h.  V.  N.  II,  S.  i69,  1 74;  III,  S.  83.  — 


394 


GEILENKIRCHEN  I  5  I 

Aachener  Zs.  I,  S.  2S1,  276,  279,  281;  XII,  S.  227.  —  Graf  Mirbach,  Territorial-  Kathoi. 
geschichte  II,  S.  i9.  —  Der  Niederrhein  1 878,  S.  1 2 7.  —  Geilenkirchener  Zeitung  P  arrkirc  e 
i9o3,  Nr.  53. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Rentbuch  von  i648.  —  Pachturkunden 
und  Obligationen,  Register  usw.  des  i7.  und  18.  Jh.  Im  einzelnen  vgl.  Tille,  Über- 
sicht II,  S.  1 49. 

Geilenkirchen  findet  eine  ausdrückliche  Erwähnung  schon  im  J.  ii7o;  im  J.  1201  Geschichte 
schenken  Goswin  von  Falkenburg  und  Adelheid  von  Heinsberg  die  Kirche  dem 
Heinsberger  Frauenstift  (Lacomblet,  U.B.  I,  Nr.  436;  II,  Nr.  2.  —  Baudri,  Organ 
f.  christl.  Kunst  1 853,  S.  83.  —  Lückerath,  Gesch.  der  Herren  von  Heinsberg,  Neu- 
druck, S.  7,  22).  Im  J.  1 487  willigte  der  Fürstbischof  von  Lüttich  in  den  Abbruch 
der  alten  und  Aufbau  einer  neuen  Pfarrkirche  (Quix,  Das  ehem.  Dominikaner- 
kloster und  die  Pfarre  zum  h.  Paul  in  Aachen  S.  81.  —  Urkunde  in  Kritzraedts 
Gangelter  Chronik).  Im  J.  1822  wurde  der  jetzige  klassizistische  Bau  errichtet,  dabei 
wurden  leider  die  zahlreichen  Grabsteine  der  Herren  von  Harff  zu  Geilenkirchen 
zerstört  (ebendort  S.  59). 

Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen:  Ausstattung 

Der  Hochaltar  ist  ein  interessanter,  reich  geschnitzter  Tabernakelaltar  aus 
der  2.  H.  des  18.  Jh.;  auf  dem  Tabernakel  grosse  Weltkugel  aus  Kupfer  mit  einem 
Kruzifix  aus  Messing;  auf  den  geschweiften  Postamenten  seitlich  jetzt  moderne  Figuren 
an  Stelle  der  anbetenden  Engel. 

Auf  dem  nördlichen  Seitenaltar  Standfigur  der  Mutter  Anna  aus  Holz 
und  bemalt,  gute  graziöse  Arbeit  aus  der  2.  H.  des  18.  Jh.,  etwa  1  20  m  hoch. 

S o n n e n m o n s tr a n z  aus  Silber,  teilweise  vergoldet,  vom  J.  1 733,  der  Fuss 
getrieben  mit  Brustbildern  von  Heiligen,  unten  auf  dem  Rand  die  Inschrift:  anno 

I  733    SUB    F.  JOANNE    PÜTZMAN,    PASTORE    IN    GEILENKIRCHEN,    PROFESSO    IN  SAYN, 

sumptibus  parochiae  et  amicorum  comparata  ibidem.    Kölner  Beschau  mit  Ge- 
haltsziffer 12,  Meisterstempel  zwei  Fische  (?),  54  cm  hoch. 

Barockkelch  von  i692  aus  vergoldetem  Silber,  birnförmiger  Knauf,  die 
Kuppa  in  Blattwerk  gefasst,  darin  zweimal  das  Wappen  der  von  Köllen,   auf  dem 

Fuss  die  halb  abgeschlissene  Inschrift:  ....  adam  von  k  zu  Junckersdorff 

d.  d.  anno  i692  .,   26  cm  hoch   (Fahne,   Gesch.  der  Köln.,  Jül.  und  Berg.  Ge- 
schlechter I,  S.  68). 

Kasel  aus  modernem  violettem  Stoff,  die  Stäbe  gestickt  mit  figuralen  Rund- 
medaillons, dazwischen  Ornament ;  die  Zeichnung  italienisch  in  der  Art  der  Ryswick- 
schen  Kapelle  in  Xanten,  um  i55o,  nur  einfacher  und  weniger  gut  (Kunstdenkm. 
des  Kr.  Moers  S.  i38). 

Kasel  aus  modernem  rotem  Samt,  das  Kreuz  mit  Krucifixus  und  Leidens- 
werkzeugen gestickt,  dabei  die  Wappen  Hoemen  und  Odenkirchen,  16.  Jh. ;  aufgesetzt 
zwei  Renaissancewappen  des  Wilhelm  von  Harff  zu  Alsdorf  und  seiner  Frau,  einer 
Plettenberg  (um  1 53o). 

Die  vier  alten  Glocken  von  1682  und  i592  tragen  die  Inschriften  (B.  J.  Glocken 
XXXVII,  S.  244): 

1.  SUM  IN  HONOREM  DEI,  B.  MARIAE  V.  ET  S.  NORBERTI  FUSA  ANNO  I682. 
DIE  LEBENDIGE  RUFFEN  ICH,  DIE  TODE  BEKLAGEN  ICH,  DAS  UNGEWETTER  VERDREIBEN 
ICH,  JOANNES  BOURLET  GOS  MICH. 

2.  IN  HONOREM  DEI  ET  B.  MARIAE  V.  ET  S.  JOANNIS  EVANG.,  PATRONORUM, 
FUSA  ANNO  I682.  WERNER  FRIEDRICH  FREIHERR  VON  HARFF,  AMBTMANN  ZU 
GEILENKIRCHEN.     JOANNES  BOURLET  GOS  MICH. 


395 


I  52  KREIS  GEILENKIRCHEN 


Kathol.  3.    IN  HONOREM  S.   MATHAEI  ET   S.    CATHARINAE  V.  ET.  MAR.  THEODORIES  (so) 

Pfarrkirche  GROEWELS;  VOGT  ZU  GEILENKIRCHEN.     JOANNES  BOURLET  GOS  MICH  ANNO  1682. 

4.  ICH  DIEN  DER  GIEM INDEN  MIT  MEINEM  SCHAL,  ICH  ROF  SI  ZU  DEM  TEMPEL 
AL.    I  594. 

Ehemalige  EHEMALIGE    BURG,    jetzt   Ursulinerinnenkloster    und  Amtsge- 

richt. Ann.  h.  V.  N.  XLV,  S.  1 63.  —  Eissenberg-Mirbach.  —  Aachener  Zs.  I, 
S.  1 99 ;  XI,  S.  4.  —  Strange,  Beiträge  zur  Genealogie  II,  S.  33,  1 46.  —  Lückerath, 
Gesch.  der  Herren  von  Heinsberg,  Neudruck,  S.  36,  42,  48,  5o,  56.  —  (van  Gils), 
Zur  Gesch.  unserer  Heimat,  in  der  Geilenkirchener  Zeitung  i879/8o. —  B.J.  XXXIX, 
S.  3i3.  —  Zeitschr.  f.  Numismatik  IX,  3,  4.  —  Revue  numismatique  beige  i85o, 

S.  260.  —  Robens,  Der 
ritterbürtige  landständische 
Adel  des  Grossherzogtums 
Niederrhein  II,  S.  97. 

Ansicht  vom  J.  i723 
im  Codex  Welser,  ziemlich 
ungenau. 

Handschriftl.  Qu. 
Im  Staatsarchiv  zu  Düs- 
seldorf: Kellnereirech- 
nungen  von  1 538  —  1 792.  — 
Lehnakten  von  1 547 — 1  7 79. 
—  Im  Archiv  aufSchloss 
Haag:  Belehnungsurkun- 
den  von  i5oo,  1 64 7  und 
1661. 

Land  und  Schloss  Gei- 
lenkirchen sind  schon  im 
12.  Jh.  im  Besitz  der  Herren 
von  Heinsberg  (Lacomblet, 
UB.  I,  Nr.  436).  Im  J.  1244 
kommen  die  Brüder  Otgerus 
de  Gelinkerke  und  Gerhar- 
dus  de  Laken  vor  (Ann.  h. 
V.  N.  LV,  S.  4) ;  ein  Adolf  von 

Geilenkirchen,  Truchsess  von  Limburg,  wird  im  J.  i2  7o  genannt  (Ennen  u.  Eckertz, 
Quellen  zur  Gesch.  der  Stadt  Köln  III,  Nr.  i4.  —  Mitteil,  aus  dem  Stadtarchiv  Köln 
III,  S.  58).  Der  im  J.  1 334  genannte  Rutger  von  Geilenkirchen,  war  wohl  der  letzte 
der  Familie.  Im  J.  i36o  verzichten  Jutta  und  Agnes  von  Schaesberg,  sowie  Katha- 
rina von  Boslar  auf  alle  Ansprüche  zugunsten  Dietrichs  III.  von  Heinsberg.  Im 
J.  1 369  muss  Gottfried  von  Heinsberg  Geilenkirchen  von  Geldern  als  Lehen  emp- 
fangen; dann  folgte  die  Verpfändung  an  Moers.  Im  Anfang  des  i5.  Jh.  wird  die 
Burg  Jülichsches  Lehen  und  Offenhaus,  bis  am  Ende  des  1 5.  Jh.  Jülich  ganz  in  den 
Besitz  kommt  (Lacomblet,  UB.  IV,  Nr.  425). 

Inzwischen  war  Geilenkirchen  im  J.  1 388  in  dem  Kampf  Jülichs  gegen  Brabant 
und  Burgund  zerstört  worden.  Nach  der  Erwerbung  durch  Jülich  wird  Johann  von 
Harff  zu  Alsdorf  Pfandherr  in  Geilenkirchen  und  erhielt  im  J.  i5oo  die  Belehnung 
mit  dem  Haus.    Unter  den  Herren  von  Harff  brannten  während  der  Jülicher  Fehde 


396 


GEILENKIRCHEN 


iS3 


im  |.  1 543  das  Schloss  und  die  halbe  Stadt  nieder.  Der  Unterbau  des  Schlosses  Ehemalige 
gehört  wohl  noch  dem  1 4.  Jh.  an,  der  Turm  entstammt  dem  i5.  Jh.,  ebenso  einzelne 
Teile  der  Vorburg.  Andere  Teile  der  Vorburg  entstanden  wahrscheinlich  nach  dieser 
Zerstörung  von  1 543.  Im  J.  1 649  wurde  an  der  Vorburg  ein  neuer  Torbau  errichtet, 
vielleicht  im  Anschluss  an  weitere  Zerstörungen  durch  die  hessischen  Truppen.  Schon 
im  ].  1 769  wird  die  Baufälligkeit  des  grossen  Turmes  erwähnt,  der  daraufhin  wohl 
das  jetzige  Mansarddach  erhielt. 

Im  J.  1 647  hatte  Werner  von  Harff  Hans  Geilenkirchen  an  den  Wilhelm  von 
Hoensbroech  verkauft,  der  Verkauf  ging  aber  zurück  und  die  Burg  blieb  im  Besitz 


Fig.  98.    Geilenkirchen.    Ansicht  der  ehemaligen  Burg. 


der  Familie  von  Harff,  der  auch  häufig  das  ganze  Amt  Geilenkirchen  vom  Landesherrn 
verpfändet  war,  bis  im  J.  1802  Franz  Ludwig  von  Harff'  die  Burg  an  Herrn  Joseph 
Kux  verkaufte.  Dieser  errichtete  das  neue  Wohnhaus  auf  der  Burg.  Auf  Herrn 
Kux  folgten  Max  Flemming  und  dann  im  J.  1 855  die  Gebrüder  Reinartz  als  Eigen- 
tümer; diese  verkauften  im  J.  1 8 5  7  die  Burg  an  die  Ursulinerinnen,  die  sie  jetzt  noch 
besitzen.    Ein  Teil  der  Vorburg  enthält  ausserdem  das  Königliche  Amtsgericht. 

Ausgedehnte  unregelmässige  Anlage  mit  sechsseitiger  Hauptburg  und  grosser  Beschreibung 
etwa  rechteckiger  Vorburg,  früher  von  Wassergräben  und  Wällen  umgeben  (Lage- 
plan Fig.  97.  —  Ansicht  Fig.  98). 

Die   Haupt  bürg  ist  im    Kern   eine    unregelmässig  sechseckige   Anlage   des  Hauptburg 
1 4.  —  1 5 .  Jh.  aus  Ziegelmauerwerk,  die  sich,  ringsum  aufgemauert,  etwa  5  m  hoch  über 


397 


1 54 


KREIS  GEILENKIRCHEN 


Ehemalige  Terrain  erhebt.  Die  Aufmauerung  gehört  in  ihrem  ganzen  Umfang  noch  dem  Mittel- 
alter an;  an  der  westlichen  und  der  östlichen  Spitze  springen  schwere  rechteckige 
Pfeiler  vor  —  der  westliche  jetzt  teilweise  verbaut  — ,  die  vermittelst  abgetreppter 
Pendentif bögen  ursprünglich  wohl  Türme  trugen;  an  der  Nordseite  tritt  der  mäch- 
tige Bergfried,  an  der  Südseite  der  Turm  mit  der  Treppe  vor. 

Der  zweigeschossige  Turm  mit  der  Treppe  ist  in  seinem  unteren  Teil  mit 
Eckquadern  versehen,  in  der  Südfront  jetzt  das  rechteckige  Portal  mit  rundem  Ober- 
licht und  der  Jahreszahl  i8o3,  oben  zwei  rechteckige  Fenster  und  Mansarddach. 
Innen  die  in  einer  Flucht  ernporführende  Holztreppe  der  gleichen  Zeit. 

Die  westliche  Hälfte  der  Hauptburg  trägt  anschliessend  an  den  Südturm  jetzt 
das  zweiflügelige  schlichte  Wohnhaus,  ein  ausgedehnter  zweigeschossiger  Ziegelbau 
mit  rechteckigen  Fenstern  und  Walmdach.  Die  Westfront,  von  elf  Achsen,  ist  in 
der  Mitte  leicht  geknickt  und  trägt  über  dem  Westpfeiler  mit  seinen  Pendentifs  einen 
segmentförmigen  Risalit.  Die  innere,  auf  den  Garten  des  Burgplateaus  hinausgehende 
Front  des  Wohnhauses  mit  einfensterigem  Risalit  und  Flachgiebel. 

Gegenüber  dem  Wohnbau  erhebt  sich  auf  dem  Burgplateau  —  über  dem  öst- 
lichen Pfeiler  mit  seinen  Pendentifs  —  ein  kleines  Gartenhaus,   nach  aussen 
segmentförmig,  nach  innen  mit  zweiflügeliger  Freitreppe  und  Vorhalle  auf  Säulen, 
gleichfalls  aus  der  Zeit  um  1800  (Fig.  98). 
Bergfried  Der  an  der  Nordspitze  gelegene  Bergfried,  im  Lichten  5,5ox5,5om  gross, 

hat  vier  hohe  Geschosse;  das  Untergeschoss,  in  der  Höhe  des  umliegenden  Terrains, 
ist  jetzt  von  aussen  durch  ein  später  gebrochenes  Tor  zugänglich.  Im  Äusseren  ist 
der  Turm  ganz  glatt  in  Backsteinen  aufgemauert,  er  hatte  nur  in  dem  mittleren  Ge- 
schoss  schmale  quergeteilte  Fenster,  die  um  1800  durch  einfach  umrahmte  Fenster 
ersetzt  worden  sind.  In  dem  Obergeschoss  an  der  Ostseite  die  Ansätze  und  Kon- 
solen eines  Abortes.  Mansardendach  aus  der  2.  H.  des  18.  Jh.  mit  einer  Laterne  in 
der  Mitte,  in  die  der  Kamin  mündet  (Fig.  98). 

Das  Innere  des  Bergfriedes  ist  von  dem  Burgplateau  aus  durch  eine 
spätere  Tür  zugänglich;  das  Erdgeschoss  mit  einem  einfachen  Tonnengewölbe.  Die 
Treppe  führt  in  der  Stärke  der  Süd-  und  Ostmauer  zu  dem  mittleren  Hauptgeschoss, 
das  mit  einem  mächtigen  Kreuzgewölbe  mit  Steinrippen  überdeckt  ist  und  noch  einen 
einfachen  spätgotischen  Kamin  hat.  Das  Obergeschoss  ohne  Gewölbe;  die  Treppe 
führt  in  der  Südostecke  weiter. 

Die  Klarheit  der  Anlage  ist  zum  Teil  durch  die  an  die  Aufmauerung  ange- 
legten modernen  Anbauten  verwischt,  an  der  Südwestseite  die  moderne  Kapelle 
der  Ursulinerinnen,  um  das  Burgplateau  einige  Wirtschaftsgebäude  und  Schuppen. 
Vorburg  Die  unregelmässig  rechteckige  Vor  bürg  hat  an  der  Südwestecke  den  zwei- 

geschossigen Torturm  aus  Ziegelmauerwerk  von  1 649.  In  Blaustein-Armierung  ein 
rundbogiges  Tor  in  rechteckiger  Blende  mit  den  Rollen  für  die  Zugbrücke,  darüber 
ein  reicher  Volutenaufbau  in  Haustein  mit  dem  rechteckigen  Fenster  des  Oberge- 
schosses.   Auf  dem  Schlufsstein  die  Inschrift:  anno  i649  (Fig.  99). 

Von  der  östlichen  Hälfte  der  Vorburg  steht  noch  anschliessend  an  das  Tor 
ein  kleiner  Teil,  allerdings  stark  verändert:  ein  niedriger  zweigeschossiger  Ziegelbau, 
in  den  Aussenraauern  unten  Schiefsscharten,  oben  kleine  rechteckige  Fenster  in  Hau- 
steineinfassung. Im  übrigen  sind  in  der  Osthälfte  der  Vorburg  nur  noch  die  Aussen- 
raauern als  Gartenmauer  etwa  i,5o  m  hoch  erhalten. 

Die  westliche  Hälfte  der  Vorburg  enthält  anschliessend  an  den  Torturm  noch 
einen  zweigeschossigen  Bau  mit  Satteldach,  der  im  Kern  wohl  auch  noch  der  Spät- 


398 


GEILENKIRCHEN  I  5  5 


Ehemalige 
Burg 


Ortsbe- 
festigung 


gotik  angehört,  jetzt  fast  durchweg  mit  grossen  modernen  Fenstern  versehen.  An- 
schliessend in  der  Ostfront  das  moderne  Amtsgerichtsgebäude,  ein  Ziegelbau,  zu 
dem  noch  ein  halbrunder  Turm  der  spätgotischen  Anlage  benutzt  worden  ist;  jetzt 
nach  aussen  mit  moderner  Spitzbogentür  und  Obergeschoss  mit  hohem  spitzem  Dach. 
Das  Amtsgerichtsgebäude  lehnt  sich  wiederum  direkt  an  die  Kapelle,  die  zwischen 
Vorburg  und  Hauptburg  eingefügt  ist  (s.  o.). 

Der  Wassergraben  ,  der  ursprünglich  Hauptburg  und  Vorburg  umschloss  und 
beide  voneinander  trennte,  ist  jetzt  ganz  trocken  gelegt  und  nur  noch  in  einem  kleinen 
Teil  in  Südosten  zu  erkennen.    Um  den  Graben  legte  sich  ein  in  den  Wiesen  um 
das  Schloss  noch  erkennbarer  Wall,  der 
aussen  von  der  Wurm    umflossen  war. 

Ortsbefestigung.  Vgl.  die  Litera- 
turangaben o.  S.  i5o,  1 5 1  und  1 5 2. 

Von  der  kleinen  Ummauerung 
des  Ortes,  die  sich  südlich  an  die  Burg 
lehnte  und  deren  Ostgrenze  die  Wurm  bil- 
dete, sind  Reste  nicht  mehr  erhalten;  sie 
stammte  wahrscheinlich  aus  dem  [5.  Jh. 
Die  Befestigung  hatte  wohl  nur  zwei  Tore, 
die  Unterpforte  an  der  Wurmbrücke,  die 
im  J.  i64o  abbrannte,  und  die  Oberpforte 
am  Westausgang  des  Ortes.  Die  Befesti- 
gungen scheinen  im  Anfang  des  i9.  Jh. 
niedergelegt  worden  zu  sein. 

Unter  den  Privathäusern  sind 
bemerkenswert  das  Haus  des  Herrn 
Notars  a.  D.  Nuss,  ein  breiter  spät- 
gotischer Ziegelbau  mit  den  Resten  eines 
hübschen  Masswerkfrieses  unter  dem 
Hauptgesims,  dazu  die  Jahreszahl  1 549 
über  dem  früheren  Tor;  im  J.  1682  nach 
der  Jahreszahl  in  Eisenankern  mit  den 
geschweiften  Barockgiebeln  umgebaut  und 
nach  der  Jahreszahl  i75o  auf  den  Schlufs- 

steinen  der    Fenster   damals   mit  neuen  Fensteröffnungen  versehen  und   um  ein 
niedriges  Geschoss  erhöht. 

An  der  Wurm  das  breite  zweigeschossige  Rokokohaus  der  Frau  Witwe 
Hubert  Aldenhoven,  ein  schlichter  Bau  im  Stile  Couvens,  um  i75o  (Aachener 
Zs.  XVII,  S.  i95). 

Sammlung  des  Herrn  Generalmajors  z.  D.  Freiherrn   Ludwig   von  Sammlung 
_  .  r  -„Tiir  tt  ••  Eynatten 

Fynatten.    Die  Sammlung  umtasst  meist  Möbel   französischen  Ursprunges,  einige 

schöne  süddeutsche  Architekturmöbel  des  1 7.  Jh.,  Rokokomöbel  und  namentlich  eine 
Reihe  sehr  schöner  Mahagoni-Empiremöbel  mit  reichen  Bronzebeschlägen,  auch  ein 
schönes  geschnitztes  und  bemaltes  Paneel  der  Louis  XlV.-Zeit  und  ein  in  Silber  ge- 
sticktes Antependium  mit  den  Stifterwappen  aus  dem  Anfang  des  1 7 .  Jh.  Weiterhin 
ist  eine  Reihe  zum  Teil  sehr  guter  Pendulen  des  i7.  und  18.  Jh.  zu  nennen,  einige 
gute  Elsässer  Fayencen  von  Niederweiler,   Porzellane  u.  a.  m.     Ein  Paar  Empire- 


Privat- 
häuser 


Fig.  99. 


Geilenkirchen,  ehemalige  Burg. 
Torturm  der  Vorburg. 


399 


1 56 


KREIS  GEILENKIRCHEN 


Sammlung 
Eynatten 


Sammlung 
K  rey 


Sammlung  Wandleuchter  stammen  aus  dem  Palais  Ludwigs  I.  in  Landau,  andere  Gegenstände 
Eynatten  ,  .  _  .  .  ° 

aus  den  Sammlungen  Liocourt  m  Nancy  und  von  Heeckern  in  Sulz  i.  E. 

Sammlung  der  Geschwister  Freifräulein  von  Eynatten,  insbesondere 
Möbel,  Porzellane  usw.  des  1 8.  Jh.,  meist  aus  Schloss  Trips  stammend.  Nament- 
lich sind  zu  erwähnen  ein 
Barockschrank  mit  dem 
Ehewappen  Mirbach  und 
Bocholz  zu  Lobberich,  um 
i  7oo,  eine  Empire-Pendule 
aus  Marmor  mit  vergoldeten 
Bronzebeschlägen  und  einer 
Figur  der  Minerva  als  Be- 
krönung. 

Sammlung  Krey.  Im 
Besitz  der  Frau  Witwe  Krey 
eine  grosse  Anzahl  von  Bild- 
nissen aus  den  Familien  Krey, 
Nickel,  Galenius  und  andere. 
Insbesondere  sind  zu  nennen: 
Brustbilder  des  Abra- 
ham Krey  (geb.  i6o5)  und 
der  Katharina  Glaser  (geb. 
1 6 1 6),  ihres  Sohnes  mit  dem 
Wappen  Krey -Glaser  und 
der    Inschrift :  Hermann 

KRAY,  CANDIDATUS,  AETATIS 

24.,  anno  1 6 74, ferner  dessen 
Gemahlin  Marg.  Kath.  von 
Overbachs  (geb.  16S0). 

Zwei  Brustbilder  von 
Knaben,  je  4i  zu  53  cm 
gross,  Eichenholz,  Anfang 
des  1 7.  Jh.,  das  eine  mit  der 
Inschrift:  gerwinus  gale- 
nius JUNIOR,  OBIIT  PRAGAE 
ANNO  DOMINI  l6o7. 

Brustbild  des  Jesui- 
tengenerals Goswin  Nickel 
aus  Jülich,  i  7.  Jh. 

Kleines  Triptychon 
mit  Kreuzigung,  Beweinung 
und  Grablegung,  ziemlich 
derb,  um  i54o. 

Anbetung  des  Christkindes  durch  Engel,  mittelmässiges  niederländisches 
Bild  vom  Ende  des  1 6.  Jh. 

Ausser  den  Gemälden  umfasst  die  Sammlung  eine  Reihe  von  Rokokomöbeln, 
insbesondere  eine  Standuhr  mit  roter  Lackmalerei,  einige  gute  Spiegelrahmen,  eine 
Menge  alten  Porzellanes,  darunter  einige  vollständige  Service. 


Fig.  100.  Gillrath,  katholische  Pfarrkirche.  Kasel  mit  der 
Versuchung  des  h.  Antonius. 


4oo 


GILLRATH   —  GROTENRATH 


1 57 


GILLRATH. 


KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  nominis  B.  M.  V.).  Kalten- 
bach S.  4 1 5.  —  Dumont,  Descriptio  p.  49. 

Die  Pfarrei  ist  erst  im  J.  i8o9  errichtet,  vorher  bestand  seit  1 782  eine  Kapelle 
hier.  Der  jetzige  Bau  ist  ein  schlichter  Saalbau  aus  der  Zeit  um  i84o,  mit  gotischem 
Turm  von  i846. 

Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen: 

Hochaltar  mit  Tabernakelaufbau,  Ende  des  1 8.  Jh., 
noch  in  den  spätesten  Rokokoformen,  ähnlich  dem  Hoch- 
altar in  Geilenkirchen  (s.  o.  S.  i5i). 

Kasel,  moderner  roter  Sammet,  das  Gabelkreuz  reich 
gestickt  mit  der  von  phantastischen  Teufelgestalten  versuchten 
und  von  zwei  Engeln  verteidigten  Figur  des  h.  Antonius, 
darunter  Einzelfiguren  Mariae  und  des  h.  Laurentius  auf 
Goldgrund  unter  Baldachinen.  Gute,  wohl  niederländische 
Stickereien  aus  der  i.  H.  des  16.  Jh.,  stark  restauriert  (Fig.  ioo). 

Moderne  Kasel  mit  zwei  alten  Stäben  des  i5. —  1 6.  Jh., 
gestickt,  mit  sechs  Figuren  von  Heiligen  auf  Goldgrund 
unter  Baldachinen. 

Im  Chor  drei  dreiarmige  Rokoko-Wandleuchter 
aus  Schmiedeeisen  mit  naturalistischen  Blumenranken,  gute 
Arbeiten  des  1 8.  Jh.   Ein  vierter  Wandleuchter  ist  dazu  kopiert. 

Im  Pfarrhaus:  Standfigur  der  Muttergottes,  Eichen- 
holz, neu  polychromiert,  um  i5oo,  75  cm  hoch,  gute  nieder- 
rheinische Arbeit,  besonders  interessant  durch  die  Beklei- 
dung des  Kindes  in  Zeittracht,  eine  birettartige  Kappe  mit 
Nackenschirm  und  eine  Pelerine  mit  Schlitzen  für  die  Arme 
(Fig.  ioi). 

Im  Besitz  des  Herrn  Pfarrers  Reitz: 

Standfigur  der  h.  Anna  Selbdritt,  etwa  7o  cm  hoch, 
gute  niederrheinische  Arbeit  aus  der  2.  H.  des  1 5.  Jh.,  neu 
polychromiert. 

Weiterhin  eine  Sammlung  von  altem  Gerät,  namentlich  Messingleuchtern, 
römischen  Gefässen  usw. 

Über  die  Besitzer  des  Hauses  Gillrath,  jetzt  eine  einfache  Hofanlage,  vgl. 
Strange,  Beiträge  zur  Genealogie  VI,  S.  23.  —  Eissenberg-Mirbach. 


Kathol. 
Pfarrkirche 


Ausstattung 


Fig.  101.  Gillrath. 
Muttergottesfigur  in 
der  katholischen 
Pfarrkirche. 


Besitz  des 
Pfarrers 


Haus 
Gillrath 


GROTENRATH. 

KATHOLISCHE  PFA  RRK I  RC  H  E  (s.  t.  s.  Cornelii).   Die  Kirche  wurde  Kathol. 
im  J.  i846  erbaut,  im  J.  i848  ein  Rektorat  und  im  J.  i863  die  Pfarrei  begründet.  Pfarrkirche 
Die  Gemeinde  gehörte  früher  zu  den  Pfarreien  Teveren  und  Marienberg. 

Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen:  Ausstattung 

Im  nördlichen  Seitenaltar  Muttergottesfigur,  Nussbaumholz,  neu  polychro- 
miert, von  stark  geschweifter  Haltung,  niederrheinische  Arbeit  aus  der  Mitte  des 
1  5.  Jh.,  1,08  m  hoch. 

Ölgemälde  des  h.  Nepomuk,  mittelmässig,  18.  Jh.,  7o  cm  breit,  106  cm  hoch. 


4oi 


I  58  KREIS  GEILENKIRCHEN 


HÜNSHOVEN. 


Kathol. 
Pfarrkirche 


KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Joannis  Bapt).  Binterim  u. 
Mooren,  E.  K.  I,  S.  34i;  II,  S.  1 79.  —  Kaltenbach  S.  393.  -  Offermann  S.  162. 

-  Ann.  h.  V.  N.  III,  S.  83.  -  Aachener  Zs.  I,  S.  201,  25i,  2S2,  276,  284;  XIII, 
S.  2o4.  —  Geilenkirchener  Zeitung  1 899,  Nr.  4o;  i9oo,  Nr.  4;  i9o3,  26.  Januar.  — 
Strange,  Beiträge  zur  Genealogie  I,  S.u.  Graf  W.  Mirbach,  Territorialge- 
schichte II,  S.  20.  —  Fr.  Kreetz,  Historia  nobilis  Parthenonis  Heinsbergensis  etc., 
S.  82,  1 64,  222,  233,  246.  —  Echo  der  Gegenwart,  Aachen,  i9o3,  21.  Januar. 

Handschriftl.  Qu.  Das  Pfarrarchiv  scheint  verschollen  zu  sein.  —  Im 
Archiv  auf  Schloss  Trips:  Mefsstiftung  durch  die  Witwe  des  Wilh.  Berghe  von 


Fig.  102.    Hünshoven.    Ansicht  der  katholischen  Pfarrkirche. 


Trips  zu  Trips,  von  i462.  -  -  Akten  über  ein  Beneficium,  1 7 44 — i76o  u.  a.  —  Im 
Stadtarchiv  zu  Geilenkirchen:  Verzeichnis  der  Pfarrer  von  Hünshoven.  Im 
einzelnen  vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  i5i,  i63,  1 64. 
Geschichte  Im  J.  1 2  1 7  schenkt  Theodorich  von  Heinsberg  das  Patronatsrecht  der  Kirche 

zu  Hünshoven  dem  Prämonstratenserstift  zu  Heinsberg,  im  J.  1263  wird  die  Kirche 
dem  Stift  inkorporiert  (Lacomblet,  U.B.  II,  Nr.  7o,  Nr.  538).  Auch  im  Liber  valoris, 
um  i3oo,  findet  die  Kirche  Erwähnung.  Um  die  Mitte  des  1 5.  Jh.  wurde  die  noch 
bestehende  einschiffige  Kirche  errichtet;  der  Turm  blieb  unvollendet  und  wurde  im 
1 8.  Jh.  mit  einem  schlichten  Obergeschoss  versehen.  In  französischer  Zeit  wurde  die 
Pfarre  aufgehoben,  im  J.  i844  erfolgte  wieder  die  Erhebung  zur  Pfarrkirche.  Die 
Wiederherstellung  der  Kirche  und  der  Anbau  eines  Seitenschiffes  sind  in  Aussicht 
genommen.  ■ 

Beschreibung  Einschiffiger  spätgotischer  Backsteinbau  des  1 5.  Jh.  mit  langgestrecktem 

Chor  und  vortretendem  Westturm,  i.  L.  23  m  lang,  8,5  m  breit  (Ansicht  Fig.  102, 
Grundriss  Fig.  io3). 


4o2 


HÜNSHOVEN 


1 59 


Der  dreigeschossige  Westturm  mit  ganz  glattem  Erdgeschoss;  vor  der  recht-  Kathoi. 

Pfärrliirc 

eckigen  Westtür  mit  Fenster  darüber  jetzt  die  moderne  Vorhalle  aus  der  Mitte  des  Äusseres 
i9.  Jh.  An  der  Südwestecke  des  Turmes  Rautenmuster  aus  dunkleren  Steinen.  In 
dem  Mittelgeschoss  an  jeder  Seite  zwei  hohe  Blenden  mit  Mittelpfosten,  nachträglich 
bei  dem  Aufsetzen  des  jetzigen  Obergeschosses,  im  18.  Jh.,  flachbogig  abgeschlossen. 
Die  Glockenstube  mit  zwei  schlichten  Flachbogenfenstern  an  jeder  Seite;  stumpfe 
vierseitige  Dachpyramide. 

Das  Langhaus  von  drei  Jochen  hat  grosse,  mit  Schiefer  abgedeckte  Strebe- 
pfeiler; das  Kaffgesims  aus  Haustein  ist  um  die  Strebepfeiler  verkröpft.  Zweiteilige 
Fenster  mit  erneuertem  Masswerk.  An  der  Südseite  unter  dem  Mittelfenster  Reste 
eines  Türgewändes. 

Der  Chor  mit  einem  Ziegelgesims  aus  Kehle  und  Rundstab,  wesentlich  nie- 
driger als  das  Schiff,  dessen  Ostwand  mit  einem  Fachwerkgiebel  abgeschlossen  ist. 
Schlichte  Strebepfeiler  mit  Kaffgesims,  zweiteilige  Fenster  mit  erneuertem  Masswerk; 
die  drei  Fenster  des  Chorschlusses  sind  vermauert,  an  der  Südseite  eine  vermauerte 


kleine  Tür  in  Hausteinumrahmung.    Östlich  am  Chor  in  gleicher  First-  und  Gesims- 
höhe die  Sakristei  aus  der  i.  H.  des  1 9 .  Jh. 

Das  Innere  der  Turmhalle  flach  gedeckt.    Das  Langhaus  hat  Rippengewölbe  inneres 
mit  stark  ansteigenden  Kappen,  Runddienste  mit  glatten  Kelchkapitälen  auf  breiten 
Wandvorlagen.    Dienste  und  Wandvorlagen  sind  um  die  Mitte  des  i9.  Jh.  bis  auf 
etwa  i,5  m  Länge  weggeschlagen  und  mit  Blattkonsolen  abgeschlossen  worden.  Im 
Chor  eine  ganz  ähnliche  Ausbildung,  hier  sind  die  Runddienste  belassen. 

Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen:  Auss tattun 

Sechsseitige  Kanzel  mit  reich  profilierten  Rahmenfüllungen  von  einfacher 
Anordnung  und  mit  gekehlten  Eckpfosten;  gute  Arbeit  aus  der  Zeit  um  1600. 

Die  Kirche  enthält  die  Grabstätten  der  Familien  Berghe  von  Trips  und  Grabstätten 
Eynatten  zu  Trips  vor  dem  Altar  der  h.  Maria  Magdalena,  der  Mirbach  auf  Ticheln 
und  der  Goltstein  auf  Breill.    Erhalten  sind  die  folgenden  Grabsteine: 

Im  Chor  R  e  n ais  sa n  ce  -  Ep i t aph  des  Wilhelm  von  Berghe  gen.  Trips  und 
seiner  Frau,  aus  Stein,  vom  J.  1 597,  ausladend  auf  zwei  Konsolen  und  einer  Kar- 
tusche dazwischen,  darauf  die  Inschrift:  o  meinsch,  bedenck  das  ent,  din  hertsz 

NIMMER  VAN  GOT  WENT,    HALT  FÜR  AUGEN  GOT  DEN  HERE  DEIN,    SO  WEIRS  TU  AL- 

zeit  fhrolig  sein,    anno  1 597.    Das   Mittelstück  mit  zwei  Säulen  und  reichem 


4o3 


t6o 


KREIS  GEILENKIRCHEN 


Ausstattung  Gebälk ,   darin  die  Inschrifttafel:  anno   i 597,   den   27.  july,  starff  der  edler 

ERENTVESTER  WEILLEM  VAN  BERG  GENANT  TRIPS.  ANNO  1 586,  DEN  5.  SEPTEMBRIS, 
STARFF  DIE  EDLE  ERENDUGENTREICHE  JUDEIT  VAN  BREILL  GENANT  TRIPS,  SEIN 
ELICHE  HAUSFRAVV,  DEREN  BEIDER  SELEN  GOT  GENEDIG  SEY.  PSALM,  AM  4.  ICH 
LIGE  HIE  UND  SCHLAFEN  GANZ  MEIT  FREIDEN,  DAN  DU,  HERR,  ALLEIN  HEILFES  MEIR, 
DAS  ICH  SEICHER  WOHNE.  ICH  BIN  DIE  AUFERSTEUNG  UND  DAS  LEBEN,  WER  IN 
MICH  GLUPT,  DA  ER  GESTORBEN  IST,    SAL  ER  IN  EWEIGKIT  LEBEN.     JOHAN.  XI.  Um 

die  Inschrift  die  Ahnenwappen  mit  den  Beischriften:  dolrod,  pont,  riebergen, 

PALANT,   HACKEN,  HINSBERGH,  LEY,  TRIPS  —  RANDERAT,  ANSTEL,  TILL,  STREITHAGEN, 

horion,  gronsfeld,  cortenbach,  breil.  Über  dem  Gebälk  ein  kleiner  Aufsatz  mit 
Flachgiebel  und  dem  Relief  eines  Todesgenius,  dabei  die  Inschrift:  der  meinsch, 

VOM  WIEPE  GEBOHREN,  LEPT  NOR  EINE  KORTZE  ZEITE,  GEHET  AUFF  WIE  EIN  BLOHM, 

felt  weder  daheim,  tob.  am  i4.  Das  Ganze  ist  eine  treffliche  Arbeit  vom  Aus- 
gang des  1 6.  Jh.,  durchaus  in  den  strengeren  Formen  der  niederländischen  Renaissance. 

An  der  Südseite  des  Schiffes  Grabstein  der  Veronika  von  Goltstein;  zu 
beiden  Seiten  die  Ahnenwappen  mit  den  Beischriften :  goltstein,  grein,  holtzett, 

ETNATTEN  (so!),  TURCK,  WITENHORST,  SALAND,  STEPKATS  (Steprath?),  HOLTROP, 
REUSCHENBERG,  BOECK,   BEUSDAL,  CORTENBACH,    GEVENICH,    BOCK,    HOEKIRCHEN.  In 

der  Mitte  Ehewappen  Goltstein  und  Holtrop   mit  der  Inschrift:  anno  i 65 7,  den 

1 8.  JULY,  ALS  DIE  WOHLGEBORNE  VERONICA  VON  GOLTSTEIN,  GEBORNE  VON  HOLTROP 
ZU  BOLENDORF,  IN  GOT  SELIG  GESTORBEN,  DER  WOLGEBOR.  JOHAN  WILHELM  VON 
GOLTSTEIN  ZU  BREIL  LEBENSZEIT  ZU  DES  DOTES  GEDECHTNUS  DIESES  FERTIGEN  THUEN. 

Unter  dem  modernen  Bodenbelag  liegen  ausser  einigen  ganz  abgetretenen  die 
folgenden  Grabsteine: 

1.  Grabstein  des  Reinhard  von  Mirbach  zu  Ticheln  mit  dem  Mirbachschen 
Wappen  und  der  Inschrift:  anno  domini  i5o3,  ....  julii,  starf  joncker  reynart 

MIRBACH  (?). 

2.  Grabstein  des  Adam  von  Berghe  zu  Trips  gen.  Trips  (f  i5i7)  mit  Doppel- 
wappen Berghe  und  einem  Lüwen  und  der  Inschrift :  hei  leicht  begraeffen  dam 

VAN   BERGHE  GENANT   

3.  Grabstein  des  Johann   von  Berghe  zu  Trips  mit  der  Inschrift:   hie  ligt 

BEGRAVEN  DER  EIRENTFESTE  VROME  JOHAN  VAN  BERGE  GENANT  TRIPS,  STARFF  ANNO 

1 5 7  2,  den  2  7.  marci,  der  selen  GOT  genod.  und  dem  Ehewappen  Berghe-Trips 
und  Ley,  sowie  den  Ahnenwappen  Berghe-Trips,  Palant,  Heinsberg,  Pont. 

Gotischer  Taufstein  aus  Blaustein,  die  achtseitige  Kuppa  mit  vier  ausser- 
gewöhnlich  sorgfältig  behandelten  Eckköpfen  und  schlichtem  gotischen  Randprofil, 
trotz  der  Anlehnung  an  die  romanischen  Taufsteine  aus  Blaustein  wohl  schon  i4.  bis 
i5.  Jh.,  am  nächsten  verwandt  dem  Taufstein  in  Lobberich  (Kunstdenkm.  des  Kr. 
Kempen  S.  108,  Fig.  48). 

Der  zugehörige  Schaft  aus  Blaustein  ist  eine  Barockarbeit  des  i7. — 18.  Jh.  in 
Balusterform,  jetzt  als  Opferstock  hergerichtet;  darauf  das  Horrichsche  Wappen  und 
die  Inschrift:  adelheidis  ab  horrich  posuit. 
Glocke  Die  Inschrift  einer  älteren  Glocke  ist  auf  der  neuen  im  J.  1882  angebracht 

worden:  maria,  Johannes  baptista  heischen  ich,  die  levenden  roepen  ich,  die 

DODEN     BEKLAGEN     ICH,     GREGORIUS    VAN    TRIER    GOIS    MICH    ANNO    DOMINI     1 5o6 

(Aachener  Zs.  XIX,  S.  i58). 
Haus  HAUS  TICHELN.    Eissenberg-Mirbach.  —  Ann.  h.  V.  N.  LVH,  S.  i9, 

Ticheln      2o9,  399.  —  Aachener  Zs.  XX,  S.  3i,  56. 

Ziemlich  zuverlässige  Ansicht  von  1  7 23  im  Codex  Welser. 


4o4 


IMMENDORF 


161 


Handschri  ftl.  Qu.,  unbedeutend,  im  Archiv   auf  Schloss  Trips,   u.  a.  Haus 
Erkundigungsbuch  der  Mannkammer  Geilenkirchen  von  i720;  anderes  im  Archiv       10  10  n 
auf  Schloss  Harff. 

Das  Haus  erscheint  schon  im  J.  1282,  dann  i35o  und  i4o8  im  Besitz  eines  Geschichte 
gleichnamigen  Geschlechtes;  im  1 5.  Jh.  sind  die  von  Moircke  gen.  Tegeln  im  Besitz. 
Von  ihnen  erwirbt  durch  Heirat  im  J.  i45o  Heinrich  von  Mirbach  Haus  Ticheln. 
Die  geringen  älteren  Teile  der  Anlage  stammen  noch  aus  dem  i5. —  1 7.  Jh.  Die 
Familie  von  Mirbach  veräusserte  Ticheln  im  J.  1 667  an  Hermann  Dietrich  von 
Berghe  zu  Trips.  Nach  dem  Erlöschen  dieses  Stammes,  im  J.  1 7  2 6,  zog  der  Herzog 
von  Jülich  das  Lehen  ein  und  gab  es  seinem  Vizekanzler  von  May,  dessen  Witwe 
den  Besitz  in  der  2.  H.  des  18.  Jh.  wahrscheinlich  an  den  Generalmajor  von  Quentel, 
Kommandanten  von  Jülich,  veräusserte,  der  im  ].  1 7 8 1  mit  Ticheln  belehnt  ist.  Im 
Anfang  des  i9.  Jh.  ist  das  Gut  Eigentum  der  Familie  Nacken;  durch  Kauf  kam  es 
um  1880  an  den  jetzigen  Eigentümer,  Herrn  Fabrikanten  Lammertz  in  Aachen. 

Unregelmässig  fünfseitige  Hof  anläge  mit  Resten  der  umgebenden  Gräben.  Beschreibung 
Die  Aussenmauern  der  Wirtschaftsgebäude  sind  meist  noch  alt  und  scheinen  einem 
Bau  des  i5. — 16.  Jh.  anzugehören.  An  der  Nordostecke  noch  ein  kleines  zweige»- 
schossiges  Wohnhaus  des  18. — 19.  Jh.;  an  dem  daneben  liegenden  modernen  Wohnhaus 
die  ursprünglich  über  dem  Tor  befindliche  Steintafel  mit  dem  Ehewappen  Mirbach 
und  Schilling  von  Gustorf  sowie  der  Inschrift:  1 636.  jan  von  Mirbach  zu  techelen, 

WILHELMINA  VON  SCHILLING  ZU  GOESTORFF. 

Die  alte  Hauptburg  scheint  nördlich  des  Hofes  gestanden  zu  haben,  wo 
jetzt  an  dem  Weiher  das  moderne  Gartenhaus  steht. 

HÜNSHOVER  HOF.   Der  Hof  ist  wahrscheinlich  aus  den  Besitzungen  her-  Hünshover 

Hof 

vorgegangen,  die  das  Heinsberger  Prämonstratenserstift  schon  im  J.  121 7  in  Hüns- 
hoven besass  (Lacomblet,  U.B.II,  Nr.  7o).  Im  Anfang  des  1 9.  Jh.  kam  das  Gut 
zum  Verkauf;  jetziger  Eigentümer  ist  Herr  Gutsbesitzer  Peter  Latten. 

Grosse  rechteckige  Hofanlage,  von  der  die  Wirtschaftsgebäude  zum  grössten 
Teil  im  1 9.  Jh.  erneuert  sind.  Das  vorgeschobene  Wohnhaus  ist  ein  schlichter 
zweigeschossiger  Ziegelbau  von  fünf  Achsen,  über  der  Tür  die  Inschrift:  anno  1 7 1 3, 
den  10.  may.  f.  i.  n.  b.  p.  zu  Heinsberg.  Um  die  Mitte  des  18.  Jh.  ist  das  Wohn- 
haus an  beiden  Seiten  um  je  zwei  Achsen  verlängert  worden,  der  alte  Teil  mit 
Satteldach,  die  Anbauten  mit  Mansarddächern. 


IMMENDORF. 

KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  cathedrae  s.  Petri  Antiochiae).  Kathol. 
Binterim  u.  Mooren,  E.  K.  I,  S.  34 1 ;  II,  S.  180.  —  Kaltenbach  S.  394.  —  Offer- Pt  Jri  k"  che 
mann  S.  i  78.  —  Graf  W.  Mirbach,  Territorialgeschichte  II,  S.  i9.  —  Lacomblet, 
Archiv  III,  S.  337. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Stiftungsurkunde  von  1 459.  —  Akten 
über  den  Zehnten  der  Pastorat  von  1 575/76.  —  Auszug  aus  dem  Erkundigungsbuch 
von  1 5 5 9.  —  Akten  über  bauliche  Erneuerungen,  namentlich  von  1  7 62 .  -  Rent- 
zettel, Einkunftsregister,  Rechnungen  etc.  vom  1 7.  Jh.  an.  Im  einzelnen  vgl.  Tille, 
Übersicht  Ii,  S.  1 52. 

Die  Kirche  zu  Immendorf  findet  eine  erste  ausdrückliche  Erwähnung  im  Liber  Geschichte 
valoris,  um  i3oo;  Turm  und  Chor  stammen  aus  der  Zeit  um  i4oo.    In  den  ].  i5o7 

1 1 

4o5 


1  62  KREIS  GEILENKIRCHEN 


Kathol. 
Pfarrkirche 


Beschreibung 


Äusseres 


bis  i5o9  wurde  dann  ein  neues  Langhaus  errichtet.  Das  Patronat,  ursprünglich  wohl 
zur  Immendorfer  Burg  gehörig,  hing  im  1 7 .  Jh.  an  dem  Haus  Vettelhoven  im  Kreis 
Ahrweiler,  vielleicht  infolge  der  Heirat  Heinrichs  von  Mirbach  mit  Maria  Kolf  von 
Vettelhoven  um  i5oo  (Ann.  h.  V.  N.  LVII,  S.  i  73,  228). 

Dreischiffige  spätgotische  Hallenkirche  von  Backsteinen  aus  dem  i5. 
und  16.  Jh.,  mit  eingebautem  Westturm,  im  Lichten  20,5  m  lang,  16  m  breit  (Ansicht 
Fig.  io4,  Grundriss  Fig.  io5). 

Der  bis  auf  die  Westseite  ganz  umbaute  dreigeschossige  schmale  Turm  be- 
steht in  dem  Untergeschoss  aus  Kalksteinquadern,  hier  eine  ganz  schlichte  ver- 
mauerte rundbogige  Tür. 
Die  einzelnen  Geschosse  sind 
durch  spätgotische  Haustein- 
gesimse voneinander  ge- 
schieden. Im  Mittelgeschoss 
eine  Figurennische  mit  Kiel- 
bogen, daran  die  Jahreszahl 
mcccc  .  .  Die  Glockenstube 
mit  grossen  Eckquadern  und 
kleinen  flachbogigen  Schall- 
fenstern.  Schlanker  acht- 
seitiger Helm. 

Das  Langhaus  um- 
fasst  drei  Joche,  daran 
unten  ein  kräftiges  Sockel- 
gesims, ein  um  die  Strebe- 
pfeiler herumgeführtes  und 
über  den  Türen  verkröpftes 
Bankgesims.  Die  Strebe- 
pfeiler mit  Schieferabdek- 
kungen.  Die  durchweg  mit 
neuem  Masswerk  versehenen 
Fenster  sind  an  der  Süd- 
seite durch  das  Bankgesims 
nach  unten  verlängert.  Das 
südlicheSeitenschiff  hat  einen 
Achteckschor  mit  einem  Ost- 
fenster und  ohne  Strebepfeiler,  das  nördliche  Seitenschiff  hat  dagegen  statt  des  Chores 
noch  ein  vollständiges  Joch  mit  abgeschrägter  Ecke,  in  der  ein  Fenster  liegt.  Am  Süd- 
chor eine  zierliche  Spitzbogennische  in  Haustein,  mit  ihrer  Spitze  das  Kaffgesims  durch- 
schneidend. Besonders  interessant  ist  die  Ausbildung  des  Westjoches  der  Südseite 
mit  besonderem  Giebel  und  Satteldach ;  der  westliche  Strebepfeiler  trägt  noch  eine 
reich  ausgebildete,  aber  stark  beschädigte  Hausteinfiale  mit  Resten  einer  Sonnenuhr 
(Fig.  io4).  Auf  der  Einfassung  der  korbbogigen  Tür  die  spätgotische  Inschrift: 
Meister  hans  anno  domini  mvcvii  vi(?)  van  kincwilre.  Im  Westjoch  der  Nord- 
seite  eine  einfache  rechteckige  Tür,  auf  dem  Sturz  ein  ganz  abgewittertes  Doppel- 
wappen mit  der  Jahreszahl  i5o9. 

Der  Chor,  im  Mauerwerk  wesentlich  niedriger  als  die  Seitenschiffe,  ist  ganz 
schlicht  ausgebildet;  hier  fehlt  auch  das  Bankgesims,  die  Fenster  sind  ohne  Masswerk. 


Fig.  104.    Immendorf.    Ansicht  der  katholischen  Pfarrkirche 


4o6 


IM  MENDORF 


i63 


Entsprechend  der  ursprünglich  einschiffigen  Anlage  sind  die  drei  Schiffe  mit  Kathoi. 
parallelen  Walmdächern  überdeckt,  nur  das  Westjoch  der  Südseite  hat  sein  auf  den  Pfarrkirc 
Turm  verlaufendes  Satteldach.    An  verschiedenen  Stellen  findet  sich  im  Mauerwerk 
die  Rautenmusterung  durch  dunklere  Ziegel. 

Im  Inneren  öffnet  sich  die  mit  einer  Tonne  überdeckte  Turmhalle  mit  Spitz-  inneres 
bogen  zum  Langhaus.  Der  Turm  liegt  frei  in  dem  wesentlich  breiteren  Mittel- 
schiff (Fig.  io5).  Das  Langhaus  mit  kräftigen  Achteckspfeilern,  der  Chor  durch 
einen  breiten  Gurtbogen  abgesetzt.  Mittelschiff  und  Chor  haben  schlichte  Kreuz- 
gewölbe von  einfachem  Schienenprofil ;  auf  den  Schlufssteinen  der  Chorgewölberippen 
die  Wappen:  Mirbach,  Deinsberg,  Kipholz,  Boes.  Die  Pfeiler  sind  aus  den  Aussen- 
mauern  der  alten  einschiffigen  Kirche  stehen  gelassen  worden.  Die  Gewölbe  der 
Seitenschiffe  zeigen  ein  reicheres  späteres  Rippenprofil,  im  Ostjoch  des  nördlichen 
Schiffes  ein  reiches  Sterngewölbe.  Im  südlichen  Seitenschiff  wachsen  die  Rippen 
aus  feinen  Figurenkonsolen 
heraus. 

Von  der  Ausstat- 
tung sind  zu  nennen: 

Im  Triumphbogen  auf 
den  ursprünglichen  Stein- 
konsolen Balken  mit  spät- 
gotischer Kreuzigungs- 
gruppe,  um  1S00.  Inden 
Vierpassenden  des  Kreuzes 
die  Evangelistensymbole,  der 
Corpus  derb  und  unbeweg- 
lich, in  etwa  Zweidrittel  Le- 
bensgrösse.  Maria  und  Jo- 
hannes kleiner,  je  etwa  i  m 
hoch,  ziemlich  steif.  Die 
ganze  Gruppe  ist  neu  poly- 
chromiert. 

In  dem  südlichen  Seitenaltar  Sitzfigur  der  Muttergottes  aus  Holz,  neu 
bemalt,  niederrheinische  Holzskulptur  aus  der  i.  H.  des  l5.  Jh.,  etwa  i  m  hoch,  im 
1 7.  —  1 8.  Jh.  teilweise  überarbeitet. 

Barock- M onstranz  aus  Silber,  teilweise  vergoldet,  in  einfachen  Formen,  auf 
dem  Fuss  die  Leidenswerkzeuge  mit  der  Jahreszahl  i7ii,  Kölner  Beschau  und 
xMeisterstempel  J.  M. 

Kelch  mit  reichem  spätgotischem  Knauf  und  Kuppa  aus  vergoldetem  Silber, 
i5. —  16.  Jh.,  der  Fuss  aus  Kupfer  in  Rokokoformen,  18.  Jh. 

Barocker  Taufstein  in  Kelchform  aus  Blaustein  mit  einfachem  Messingdeckel; 
auf  dem  Balusterschaft  die  Inschrift:  anno  16S0. 

Im  Chor  über  der  Tür  zum  nördlichen  Seitenschiff  Epitaph,  Gemälde  eines 
gerüsteten  knieenden  Ritters  auf  Holz  mit  der  Inschrift:  anno  1600,  den  2  9.  martij, 

IST  DER  EDELER  ERENTVESTER  JUNCKER  GOTTHARDT  VON  MIRBACH  ZU  IMMENDORF 
IN  GOTT  ENTSCHLAFFEN,  WELCHER  SELEN  GOT  GNEDIG  SEI,    SEINES  ALTERS  34  JAHR. 

Auf  dem  Gesims  der  steinernen  Umrahmung  das  Ehewappen  Mirbach  und  Zweiffei; 
auf  den  Pilastern  die  Ahnenwappen:  auf  Seiten  des  Mannes  Mirbach,  Kipholz,  Deins- 
born,  Boes,  Gymnich,  Bouff,  Tegeln,  Esel;  auf  seifen  der  Frau  Hanxler,  Jülich, 
Langen,  Mallinkrodt,  Selbach,  Wrede,  Mülenark,  Overlacker. 

4o7  »* 


Ausstattung 


Fig.  105.    Immendorf.    Grundriss  der  katholischen  Pfarrkirche. 


164 


KREIS  GEILENKIRCHEN 


Ausstattung  An  dem  Strebepfeiler  neben  der  Südtür  eingelassen  ein  Grabstein  mit  den 

beiden  Inschriften:   vom  jähr  i632  ist  zu  immendorf  pastor  gewesen  bis  i 693 

HERR  HERRMANNUS  BOSSELERUS.  —  ALHIER  LIGET  BEGRABEN  HERR  GERARD  OFFER- 
MANNS  VON  LÖVENICH,  IST  IM  JAHR  1 693  UNWÜRDIG  PRIESTER  UND  SEELSORGER 
WORDEN  ZU  IM  MENDORF,  ALT  2  5  JAHR,  IN  DEM  HERRN  ABER  ENTSCHLAFFEN  ANNO 
1742,  DEN  21.  OCTOBRIS.  ANDÄCHTIGER  LESER,  BITT  VOR  IHN.  RUHT  VOR  DEM 
HOGEN  ALTAR. 

Seitlich  des  Hochaltares  zwei  ganz  abgetretene  Grabplatten  mit  Ahnen- 
wappen. 

Glocken  Die  beiden  alten  Glocken  von  1 5 1 1  tragen  die  Inschriften: 

1.  SANCTA   MARIA  HEISCHEN  ICH,  ZU  DEN  DIENST  GOTS  LUDEN  ICH,  DEN  DUIVEL 
VERDRYVEN  ICH,  GREGORIUS  VAN  TRIER  GOIS  MIJCH  ANNO  DOMINI  MVCXI. 

2.  SANCTUS    PETRUS    ET    PAULUS    HEISCHEN    ICH,    DIE    SUNDER    TROISTEN  ICH, 
GREGORIUS  VAN  TRIER  GOIS  MIJCH  ANNO  DOMINI  XVCXI. 

Haus  HAUS  IMMENDORF.  Eissenberg- Mirbach.  —  Ann.  h.  V.  N.  LVII,  S.  i9, 

Immendorf  g4)  l73>  22g 

Handschrift  1.  Qu.    Die  wesentlichen  Archivalien,   Urkunden  und  Akten, 
finden  sich  in    dem   Gräflich   Mirbachschen   Archiv   zu   Schloss  Harff 
(Tille,  Übersicht  I,  S.  9  i,  93). 
Geschichte  Im  J.  12  96  erwirbt  Dietrich  II.  von  Heinsberg  das  Haus  Immendorf  und  gibt 

es  wieder  den  Brüdern  Dietrich  und  Johann  von  Immendorf  zu  Lehen  (Lacomblet, 
UB.  II,  Nr.  966.  —  Lückerath,  Gesch.  der  Herren  von  Heinsberg,  Neudruck,  S.  21). 
Im  J.  1 438  kam  das  Gut  durch  Erbschaft  an  Gerhard  von  Blanckart  zu  Ahrweiler, 
der  es  im  J.  1 458  an  Heinrich  von  Mirbach  zu  Ticheln  verkaufte.  Die  Kanzlerin 
von  Goltstein,  Tochter  des  Godard  von  Mirbach,  vermachte  im  J.  i7o2  Immendorf 
ihrem  Verwandten  Gotthard  Adolf  von  Mirbach  zu  Harff,  in  dessen  Familie  der 
Besitz  nun  blieb.  Im  18.  Jh.  ist  an  die  Stelle  der  Burg  ein  einfacher  Ackerhof  ge- 
treten.   Jetziger  Eigentümer  ist  Herr  Graf  Wilhelm  von  Mirbach- Harff. 

Beschreibung  Die  Burg  ist  ein  einfacher,  rechteckiger  Wirtschaftshof  aus  dem  Ende  des 

18.  Jh.  Das  Wohnhaus,  ein  zweigeschossiger  schlichter  Backsteinbau  mit  Mansarden- 
dach, trägt  die  Jahreszahl  1 789  in  Eisenankern.  Zwischen  Wohnhaus  und  Scheune 
ein  grosses  rundbogiges  Tor. 

Südwestlich   des  Hofes  finden  sich  in  den  Wiesen  die   Substruktionen  des 
alten  Herrenhauses  der  Burg. 

Pützerhof  Nördlich   der   Kirche   grosser  rechteckiger   Ackerhof  des   l7.  und  18.  Jh., 

Pützerhof  genannt.  An  der  Kirche  zweigeschossiger  Wohnbau  des  i7.Jh.  mit  ge- 
schweiften und  abgetreppten  Giebeln  und  Klötzchenfriesen ,  vermauerten  Kreuz- 
sprossenfenstern im  Erdgeschoss  und  kleinen  rechteckigen  Fensterchen  im  Ober- 
geschoss.  In  Eisenankern  die  Jahreszahl  16  .  .  An  der  Rückseite  einfache  Scheune 
mit  der  Jahreszahl  1 7 74  in  Eisenankern.  Strassenwärts  zweigeschossiger  Flügel  mit 
grossem  Korbbogentor,  auf  dem  Schlufsstein  die  Jahreszahl  1  7  5 9. 

Hofanlagen  Im  Dorf  noch  eine  Anzahl  älterer  kleiner  Hofanlagen  nnd  Giebelhäuser 

von  Backsteinen  aus  dem  i7.  Jh.,  meist  mit  geschweiften  Giebeln,  so  z.  B.  zwei  Häuser 
mit  den  Jahreszahlen  1682  und  1686  südwestlich  der  Kirche. 


KRAUDORF. 

Kathoi.  KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Gertrudis).     Binterim  und 

Pfarrkirche  MoOREN)  E  K;        g   2,5    _  KALTENBACH  S.  397.  —  OFFERMANN  S.  182.  —  HäBETS, 


4oS 


K KAUDORF 


[  65 


Geschichte 


Beschreibung 


Geschiedenis  van  het  bisdom  Roermond  I,  S.  375.  —  Lückerath,  Beiträge  z.  Gesch.  Kathoi. 
von  Heinsberg  II,  S.  22.  —  Der  Niederrhein  1 878,  S.  12 7. 

H  a  nd  s  ch  r  i  ft  1.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Akten  des  i7.  und  18.  Jh.  Im 
einzelnen  vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  1 53. 

Kraudorf  war  ursprünglich  wohl  Filiale  von  Randerath;  im  1 5.  Jh.  haben  wir 
zuerst  nähere  Nachricht  über  die  Kirche  (Ann.  h.  V.  N.  LVII,  S.  59,  1 93).  Der  Pfarrer 
von  Kraudorf  war  zugleich  Vikar  des  Johannesaltares  in  Randerath  (Tille,  Über- 
sicht II,  S.  1 58).  Das  Patronat  war  im  Besitz  des  Herzogs  von  Jülich.  Der  Turm 
der  Kirche  stammt  noch  aus  dem  16. —  1  7.  Jh.,  das  Langhaus  wurde  um  i87o  durch 
einen  Neubau  ersetzt. 

Moderne  dreischiffige  Hallenkirche  mit  einfachem  Westturm  des  16. —  1 7 .  Jh. 
Der  zweigeschossige  Turm  aus  Ziegeln  im  Äusseren  ganz  glatt,  das  Untergeschoss 
ganz  geschlossen,  das  Obergeschoss  mit  schlichten  spitzbogigen  Schallfenstern.  Ein- 
faches achtseitiges  Pyramidendach.  Im  Inneren  flache  Decken,  spitzbogige  Öffnung 
zum  Langhaus. 

Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen: 

Einfacher  Barockkelch  mit  Eichenblattauflagen  an  der  Kuppa,  ein  Barock- Ausstattung 
ciborium  und  ein  Rokokoreliquiar,  ganz  schlichte  Arbeiten  des  i7.  und  18.  Jh. 

Reich  geschnitzter  Parament enschrank  in  späten  Rokokoformen,  2.  H. 
des  18.  Jh. 

Im  Fussboden  am  Turm  stark  abgetretene  Grabplatte  mit  dem  Ehe- 
wappen Leerodt  und  Wylich  (ausgelöscht),  auf  den  Ecken  die  Ahnenwappen  Leerodt, 

Leerodt,  Bremt  und  Grein;  Inschriftrest:  johe.  van  lerodt,   lhffart  van  

van  Brempt,  .  .  .  everina  van  ler  ....  (Johann  von  Leerodt,  Sohn  Dietrichs  und 
der  Katharina  von  Grein,  heiratet  im  J.  1 538  Liffart  von  Wylich,  Tochter  Johanns 
und  der  Wilhelma  von  Brempt). 

Die  einzige  alte  Glocke  von  1 63 7  trägt  die  Inschrift:  jhesus  und  maria 
heischen  ich,  frans  von  trier  geos  mich  i637  (Böckeler,  Beiträge  z.  Glocken- 
kunde S.  36). 

HAUS  ZUMDAHL. 

Geschichtliche  Nachrichten  über  den  Sitz  sind  bis  jetzt  nicht  bekannt;  der 
älteste  Teil  der  Anlage,  der  Turm,  geht  wohl  noch  in  cias  i5. — 16.  Jh.  zurück.  Mög- 
licherweise stammt  der  Jacobus  de  Valle  sive  Dhall  dorther,  der  im  J.  i498  Propst 
in  Heinsberg  war  (Ann.  h.  V.  N.  II,  S.  i7o).  Das  im  Codex  Welser  vom  J.  i723  ab- 
gebildete Haus  Dahll  im  Besitz  eines  Herrn  Graass  könnte  wohl  mit  Zumdahl  iden- 
tisch sein.    Im  18.  Jh.  wurde  der  grösste  Teil  der  Gebäude  neu  errichtet. 

Das  Gut  kam  im  J.  1 846  aus  dem  Besitz  von  Theodor  Astrupp  an  die  Familie 
Hävers  in  Grevenbroich,  dann  durch  Heirat  an  die  Familie  Schoen.  Jetzige  Eigen- 
tümerin ist  Frau  Witwe  Oberlandesgerichtsrat  Schoen  in  Colmar. 

Rechteckige  Hofanlage  mit  grossem  Turm  an  der  Nordwestecke,  von  Beschreibung 
breiten  Wassergräben  umgeben  (Ansicht  Fig.  106). 

Der  quadratische  Eckturm  des  i5. — 16.  Jh.  hat  ein  stark  geböschtes  Unter- 
geschoss, das  mit  einem  Klötzchenfries  abschliesst;  darin  jetzt  ein  grosses  modernes 
Fenster.  Die  beiden  Mittelgeschosse,  gleichfalls  mit  Klötzchenfries  abgeschlossen, 
haben  Stichbogenfenster  des  18. — 19.  Jh.,  das  niedrige  Obergeschoss,  wieder  mit 
Klötzchenfries,  hat  dagegen  noch  die  alten  kleinen  Fenster.  Am  Turm  ein  Türklopfer 
mit  der  Jahreszahl  1 7 29.  Malerische  geschweifte  Haube  in  Birnform;  die  Wetterfahne 
mit  der  Signatur:  f.  sch.  i 869. 


(.Hinke 


Haus 
Zumdahl 
Geschichte 


4o9 


i66 


KREIS  GEILENKIRCHEN 


Die  ganze  Westfront  wird  von  dem  Wohnhaus  eingenommen,  ein  schlichter, 
zweigeschossiger  Bau  mit  Satteldach  und  Stichbogenfenstern,  unter  Verwendung  älterer 
Mauerteile  im  18.  Jh.  hergerichtet. 

Die  übrigen  drei  Flügel  enthalten  Wirtschaftsgebäude,  Scheune  und  Stallungen; 
die  Aussenmauern  stammen  wohl  noch  zum  Teil  von  dem  spätgotischen  Bau  her, 
sind  aber  namentlich  im  18.  Jh.  verändert  worden.  Neben  dem  Turm  das  rundbogige 
Tor  in  rechteckiger  Blende,  mit  den  Rollen  für  die  Zugbrücke  und  Bossenquaderung 
aus  Ziegeln;  in  der  Aussenmauer  dieses  Flügels  vermauerte  ältere  Schiefsschlitze  in 
Hausteinfassung.  Auch  die  an  der  Ostseite  gelegene  Scheune  hat  eine  Reihe  ein- 
facher Schlitzöffnungen  im  Untergeschoss. 


Das  Innere  des  Wohnhauses  ganz  schlicht  in  Rokokoformen,  der  Treppen- 
pfosten einfach  geschnitzt. 

LEERODT. 

Schioss  SCHLOSS.    Eissenberg-Mirbach.  —  Duncker,  Rheinlands  Schlösser  und 

Burgen,  mit  Abb.  —  Fahne,  Gesch.  der  Köln.,  Jül.  und  Bergischen  Geschlechter  I, 
S.  242.  —  Ann.  h.  V.  N.  LVII,  S.  59  usw.  —  Robens,  Der  ritterbürtige  landständische 
Adel  des  Grossherzogtums  Niederrhein  II,  S.  i  1 7 . 

Ältere  Ansichten  und  Pläne:  i.  Ungenaue  Ansicht  vom  J.  i723  im  Codex 
Welser.  2.  Grundriss  und  Lagepläne  des  Schlosses  Leerodt  aus  der  Zeit  um  1800 
im  Besitz  des  Freiherrn  Schütz  von  Leerodt  (Fig.  io7  u.  108). 

Handschrift!.  Qu.  Das  Archiv  auf  Leerodt  ist  trotz  langjähriger  Ver- 
nachlässigung im  Anfang  des  i9.  Jh.  noch  ziemlich  reichhaltig,   ausser  Nachrichten 


4lo 


LEERODT 


167 


über  Leerodt  enthält  es  Urkunden  von  i4i4  an,  betr.  den  Hof  Müllekoven  bei  Berg-  Schloss 
heim  a.  d.  Sieg,  Besitzungen  der  von  Bernsau  bei  Overath,  Vilkerath  usw.,  das  Patronat 
der  Kirche  zu  Frelenberg  u.  a.  m.,   ferner  eine  reichhaltige  Sammlung  von  älteren 
Stammbäumen,  Katalog  der  Gemälde  in  Leerodt,  Anfang  des  i9.  Jh.    Im  einzelnen 
vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  1 53.  —  Wd.  Zs.  I,  S.  4o4. 


Fig.  107.    Schloss  Leerodt.    Lageplan  um  1800. 


Schloss  Leerodt  erscheint  im  i4.  Jh.  im  Besitz  eines  gleichnamigen  Geschlechtes:  Geschichte 
im  J.  1 354  Reinard  von  Leeraide  (Urk.-Abschrift  im  Staatsarchiv  Wetzlar),  im  J.  r 397 
Johann,  seit  1 4 1 7  wieder  ein  Reinhard  von  Leerodt  (Mitteil,  aus  dem  Stadtarchiv  zu 
Köln  VII,  S.  95,96,  99;  IX,  S.  78,  8i).  Das  Geschlecht  bleibt  im  ununterbrochenen 
Besitz  von  Leerodt,  das  erst  Randerather  und  dann  Heinsberger  Lehen  war.  Christoph 
von  Leerodt  (f  1628),  vermählt  mit  Mettilde  von  Mascherei,  baute  schon  im  J.  1 578 
wohl  an  dem  alten  Herrenhaus  und  errichtete  dann  um  1616  den  stattlichen  Neubau 
der  Vorburg.  Sein  Enkel  Heinrich  Wilhelm,  der  als  Hofmeister  und  Kammerpräsi- 
dent am  Hof  zu  Düsseldorf  eine  bedeutende  Rolle  spielte,  erbaute  dann  um  1 647 


4 1 1 


i68 


KREIS  GEILENKIRCHEN 


Schioss  ^as  stattliche  Herrenhaus.  Mit  dem  Freiherrn  Clemens  August  von  Leerodt  starb 
das  Geschlecht  im  J.  1829  im  Mannesstamm  aus;  die  Witwe  seines  Neffen  Max  von 
Leerodt,  geb.  Freiin  von  Eynatten-Trips,  bewohnte  später  das  Schioss  nicht.  Bei  dem 
zunehmenden  Verfall  riss  man  um  1 84o  zwei  Flügel  des  Herrenhauses  mit  dem  einen 
Eckturm  nieder.  Nach  ihrem  Tode  im  J.  1882  fiel  Leerodt  an  ihren  Enkel,  Herrn 
Major  und  Königl.  Kammerherrn  Freiherrn  Georg  Schütz  von  Leerodt,  den  jetzigen 
Eigentümer;  er  Hess  das  Herrenhaus  wiederherstellen. 
Beschreibung  Umfangreiche  zweiteilige  Anlage,  im  wesentlichen  aus  der  1.  H.  des  i7. Jh., 

mit  rechteckiger,  regelmässiger,  jetzt  halb  abgetragener  Hauptburg  und  mit  unregel- 
mässig fünfseitiger  Vorburg,  das  Ganze  von  breiten,  jetzt  zum  Teil  zugeschütteten 


Fig.  108.    Schioss  Leerodt.    Grundriss  des  Herrenhauses  aus  dem  Ende  des  18.  Jh. 


Gräben  umgeben  (Lageplan  Fig.  io7,  Grundriss  des  Herrenhauses  Fig.  108,  Ansichten 
Taf.  X  und  Fig.  io9— m). 
Herrenhaus  Das  stattliche  Herrenhaus  vom  J.  1 647  umschloss  mit  seinen  vier  Flügeln 

ursprünglich  einen  rechteckigen,  oblongen  Hof;  der  südliche  und  der  östliche  Flügel 
sind  um  i84o  abgebrochen  worden.  Der  zweigeschossige,  noch  erhaltene  Nordflügel 
hat  an  der  Schmalseite  zwei,  an  der  Langseite  fünf  weitgestellte  Fensterachsen,  daran 
schliesst  sich  der  entsprechende  Risalitbau  von  zwei  zu  drei  Fensterachsen,  der  nach  den 
Aussenseiten  mit  je  einer  Fensterachse  vorspringt  (Fig.  io9).  Der  ganze  Bau  mit  hohen 
steilen  Dächern,  über  dem  Risalitbau  ein  Walmdach  mit  kurzem  First,  darauf  beschie- 
ferte Balusteraufsätze  mit  reichen  schmiedeeisernen  Spitzen.  Uber  dem  Westende 
des  Flügels  steigt  noch  mit  einem  Geschoss  der  grosse  Turm  auf;  darauf  eine  mächtige 
Schieferhaube  mit  birnförmigem  Körper,  geschlossener  Laterne,  welscher  Haube  und 

4i  2 


LEERODT 


169 


schmiedeeiserner  Spitze.  Die  Flächenbehandlung  des  Mauerwerkes  ist  ganz  einheit-  Sehioss 
lieh  durchgeführt;  das  ursprünglich  direkt  im  Wasser  stehende  Kellergeschoss  ist 
ziemlich  stark  geböscht  und  schliesst  mit  einem  schweren  Hausteinwulst  ab.  Ecken 
und  Fenster  zeigen  durchgängig  eine  kräftige  Hausteinquaderung;  die  steinernen 
Fensterkreuze  sind  leider  alle  —  mit  Ausnahme  derjenigen  des  Turm-Obergeschosses  — 
ausgebrochen.  Durchlaufende  Hausteinbänder  umziehen  den  ganzen  Bau  im  An- 
schluss  an  die  Fensterbänke,  Quersprossen  und  Stürze  der  Fenster. 

Der  nach  dem  Wirtschaftshof  hin  gelegene  schmale  Westflügel  ist  niedriger; 
das  Erdgeschoss  von  fünf  Achsen  zeigt  nach  aussen  grosse,  jetzt  vermauerte  Kreuz- 
sprossenfenster wie  der  Hauptflügel, 
in  der  Mittelachse  das  schöne  rund- 
bogige  Tor  in  rechteckiger  Blende 
für  die  Zugbrücke,  breites  Gesims 
mit  Flachgiebel,  darin  das  Ehe- 
wappen Leerodt  und  Kortenbach 
(Fig.  i  10).  Auf  dem  Gesims  das 
Chronogramm :  henrICVs  wIL- 
heLMVs  LIber  baro  a  Leerot  et 

lOHANNA  FRANCIsCA  BARONNlSSA 
A  CORTENBACH  (so)  VXOR  ElVs  PO- 

sVerVnt  (i647).  Das Obergeschoss, 
ganz  niedrig,  zeigt  kleine  gekup- 
pelte Fensterchen;  auf  dem  Dach 
über  dem  Tor  ein  kleiner  offener 
Dachreiter  mit  Balusteraufsatz  von 
sehr  zierlichen  Formen.  An  der 
Innenseite  öffnet  sich  dieser  ganze 
Verbindungsflügel  in  fünf  sorgfältig 
profilierten  rundbogigen  Arkaden 
mit  dorischen  Säulen.  Das  Ober- 
geschoss zeigt  die  gleichen  gekup- 
pelten Fensterchen  wie  an  der 
Aussenseite  (Taf.  X).  Über  der 
Haustür  ein  älterer  Wappenstein  von 
1 5 78  mit  dem  Ehewappen  des  Chri- 

Fig.  109.    Schloss  Leerodt,  Herrenhaus. 
Stoph  von  Leerodt  und  Mettilde  von  Aussenseite  des  Nordflügels. 

Mascherei  sowie  vier  Ahnenwappen. 

Das  Innere  des  Nordflügels  ist  namentlich  bei  der  Einrichtung  zur  Wohnung  Inneres 

nach    1880    dadurch    verändert    worden,    dass    von    den    vorderen    Zimmern  ein 

Korridor  nach  dem  Hof  hin  abgetrennt  wurde,  in  den  Turm  musste  eine  Treppe 

eingebaut  werden  und  auch  die  Räume  in  dem  Risalitbau  sind  umgeändert  worden. 

In  den  grossen  Salon  wurde  eine  barocke  Holzarchitektur  mit  gewundenen  Pilastern 

eingebaut,  die  sich  früher  an  anderer  Stelle  befand.    Die  grossen  Kamine  existieren 

auch  nicht  mehr. 

Das  Kellergeschoss  zeigt  unter  der  offenen  Halle   eine  durchlaufende  Tonne, 
unter  dem  Hauptbau  drei  parallel  laufende  Tonnen  auf  schweren  Pfeilern  mit  Korbbögen. 

Von  den  beiden,  um  i84o  niedergelegten  Flügeln  entsprach  der  Süd-  Niedergelegter 
flügel  mit  seinem  Turm  und  seinem  Risalitbau  genau  dem  noch  erhaltenen  Nord- 


4i3 


i7o 


KREIS  GEILENKIRCHEN 


Schioss     flügel;   der  Flügel  enthielt  im  Erdgeschoss  nur  vier  grosse  Räume.    Der  gleichfalls 
niedergelegte  Ostflügel,  nach  aussen  mit  schmalen  Fensterchen,  hatte  in  der  Mitte 
die  grosse  Treppe,  an  der  Hofseite  einen  grossen  Korridor  (Fig.  108). 
Vorburg  Die  Gräben  um  die  Vorburg  sind  nur  nach  dem  Herrenhaus  hin  erhalten. 

Zwischen  den  stumpfwinkelig  gegeneinanderstehenden  Trakten  der  Nordseite  der 
breite  Torturm  vom  J.  1 658  (Fig.  in),  an  der  Aussenseite  das  korbbogige  Tor  in 
rechteckiger  Blende  für  die  Zugbrücke,  daneben  Schiefsschlitze;  über  dem  Tor  das 
Ehewappen  Leerodt  und  Kortenbach,  darüber  ein  schlichter  Gusserker  mit  dem 

Chronogramm:  noLI  te- 
Mere  IVDICare  (i658). 
Bis  unter  das  Dachgesims 
aufsteigend  die  in  Haustein 
ausgeführten  Schlitze  für  die 
Wippbalken  der  Zugbrücke, 
seitlich  davon  zwei  Fenster- 
chen. An  die  eine  Ecke  des 
Tors  angebaut  ein  kleiner 
merkwürdiger  Bau,  von  spitz- 
winkeligem Grundriss,  der 
jedenfalls  zur  Deckung  des 
Tores  diente,  im  Erdge- 
schoss mit  Schiefsschlitzen, 
oben  mit  kleinen  Fenstern 
und  Walmdach.  Über  dem 
Tor  eine  hohe  vierseitige 
Haube  mit  Laterne  und 
schlanker  Spitze.  Die  Innen- 
seite des  Tores,  ursprünglich 
wohl  offen  oder  aus  Fach- 
werk bestehend,  ist  modern. 

Die  beiden  Nordflügel 
der  Vorburg  sind  aussen 
ganz  einfach,  im  Erdgeschoss 
mit  Schiefsschlitzen,  im  Ober- 

Fig.  110.    Schioss  Leerodt.   Torbau  des  Herrenhauses-  geSC  OSS    mit  rechteckigen, 

teilweise  nachträglich  ver- 
änderten Fensterchen.  Die  Kopfseite  nach  dem  Herrenhaus  hin  mit  kleinen  Fenstern 
in  Hausteinfassung,  geschweiftem  und  abgetrepptem  Giebel,  der  durch  Gesimse  ge- 
gliedert ist,  daran  in  Eisenankern  die  Jahreszahl  1 6 1 6.  Die  Innenseite  dieses  Flügels, 
der  Stallungen  enthält,  zeigt  im  Erdgeschoss  noch  die  kleinen  rundbogigen  Türen 
in  Hausteinfassung;  auf  den  Schlufssteinen  jedesmal  das  verstümmelte  Leerodtsche 
Wappen.  Die  anderen  Flügel  der  Vorburg  zeigen  die  gleiche  einfache  Ausbildung, 
jedoch  sind  hier  die  Innenseiten  und  ein  grosser  Teil  der  Aussenseiten  im  Laufe 
der  Zeit  mannigfach  verändert  worden.  Der  an  der  Westecke  gelegene  rechteckige 
Turm  ist  im  1 9.  Jh.  wegen  Baufälligkeit  niedergelegt  worden. 

Nur  der  Südflügel  der  Vorburg  vom  J.  1 6 1 6  zeigt  eine  abweichende  Aus- 
bildung; an  der  Aussenseite  hat  er  im  Obergeschoss  schmale  quergeteilte  Fenster  in 
Haiisteinfassung,  auf  der  Aussenecke  ein  schlankes  Rundtürmchen  mit  kreisförmigen 


4i4 


LEERODT  I  7 I 


Schiefslöchern,  Klötzchenfries  und  schlanker  Haube,  auf  einem  Eckpfeiler  in  der  Schloss 
Höhe  des  Obergeschosses  auskragend.    Die  dem  Tor  der  Hauptburg  zugewendete 
Kopfseite  mit  Treppengiebel  und  der  Jahreszahl  1 6 1 6  in  Eisenankern;   an  der  bei 
Einrichtung  der  Pächterwohnung  modernisierten  Innenseite  befand  sich  früher  eine 
offene  Holzgalerie. 

Anschliessend  an  die  Südseite  der  Vorburg  liegt  der  schon  auf  dem  älteren  Garten 
Plan  (Fig.  io7)  so  eingetragene  quadratische  Garten,  der  mit  der  Vorburg  zusammen 
von    einem  Wassergraben 
umgeben  ist. 

Das  Schloss  bewahrt 
eine  grosse  Zahl  älterer 
Gemälde;  insbesondere 
sind  zu  nennen: 

Brustbild  des  Her- 
zogs Wilhelm  von  Jü- 
lich-Cleve-Berg, mit 
Barett  und  pelzverbrämtem 
Mantel,  oben  das  Wappen 
und  die  Inschrift:  anno 
i 588,  A eta Tis  72.  Das  Bild 
scheint  besser  als  das  genau 
übereinstimmende  im  Histo- 
rischen Museum  der  Stadt 
Düsseldorf;  54  X  68  cm  gross. 

Brustbild  des  Kur- 
fürsten Wolfgang  Wil- 
helm von  Jülich-Cleve- 
Berg,  in  einfacher  schwar- 
zer Tracht  mit  Goldschmuck, 
gutes  Bild  aus  der  Mitte  des 
i7.  Jh.,  65  X  8o  cm  gross. 

Grosses  Gemälde  eines 
Raubes  von  Nymphen 
durch  Satyren,  sehr  sorg- 
fältig durchgeführt,  doch  in 
einer  Hälfte  nicht  ganz  vol- 
lendet. Die  ganze  Gruppe 
von  äusserst  lebendiger  Auf- 
fassung.   Das  Bild  steht  in 

nächster  Nähe  von  Rubens  und  ist  entweder  eine  Werkstattarbeit  oder  gleichzeitige 
Kopie;  in  dem  alten  Katalog  als  Rubens  bezeichnet. 

Sechs  kleine  Bildchen  mit  reichen  Staffagen  einer  Bauernhochzeit,  gute 
Arbeiten  von  dem  älteren  Breughel. 

Den  Hauptbestand  machen  die  Porträts  von  Familienmitgliedern  der  von 
Leerodt  und  verwandter  Familien  aus ;  insbesondere  sind  hier  zu  nennen : 

Brustbild  eines  jungen  Mannes  in  geschlitztem  Wams,  mit  dem  Leerodter 
Wappen  und  den  Buchstaben  j.  l,  sowie  der  Bezeichnung:    aetatis  suae  i7, 

ANNO    I 5  87 . 


Ausstattung 
Gemäldesamm- 
lung 


Fig.  111.    Schloss  Leerodt.    Torbau  der  Vorburg. 


4i5 


I  72 


KREIS  GEILENKIRCHEN 


Ausstattung  Brustbilder  eines  Mannes  und  einer  Frau,  mit  Künstlersignatur  l.  s.;  das 

Bild  der  Frau  mit  der  Bezeichnung:  aetatis  suae  37,  anno  i6o4. 

Im  Speisezimmer  grosses  Bildnis  einer  Frau  von  Leerodt,  geb.  Irmgard  von 
Hochkirchen,  sitzend  in  schwarzem  Seidenkostüm;  dazu  die  drei  lebensgrossen  Por- 
träts ihrer  Söhne,  einer  in  Schwarz,  die  beiden  anderen  in  roten  Tuchkostümen  mit 
weissen  Stiefeln  und  reichem  Spitzenbesatz;  das  eine  bezeichnet  aetatis  suae  20, 
anno  16..,  sehr  merkwürdig  als  Kostümbilder. 

Porträts  der  Gräfin  von  Satzenhoven  aus  dem  18.  Jh.  und  ihrer  Tochter, 
einer  Frau  von  Leerodt. 

Halbfigur  einer  Dame  mit  Barett  und  Laute,  wohl  Porträt  einer  von  Leerodt, 
um  i7oo,  bez.  l.  polard  (?),  65  X  82  cm  gross. 

Zwei  K  i  n  der  p  o  r  t  r  äts ,  als  Kostümbilder  interessant,   mit  den  Inschriften: 

MAXIMILIAN  HENRICH  FREIHERR  WALPOTT  ZU  BORNHEIM,  AETATIS  SUAE  5  IAHR 
5  MENS.,  OBIJT  DEN  4.  SEPT.  IÖ72.  und:  MARIA  ODILIA  BARBARA  FREYIN  VOM  KOLFF 
VON  VETTELHOVEN  ZU  HAUSEN,  IST  GEB.  l66o,  DEN  l7.  MAY. 

In  dem  grossen  Salon  derbe,  breitgeschnitzte  Bilderrahmen  mit  dem  spanisch- 
österreichischen Wappen,  darin  einige  sehr  gute  Porträts  aus  der  Zeit  um  i7oo, 
namentlich  das  Bildnis  eines  jugendlichen  gerüsteten  Fürsten,  wohl  Ludwigs  XIV., 
und  einer  Dame  in  weisser  Seide,  wohl  seiner  Gattin  Maria  Theresia,  das  Bildnis 
eines  fürstlichen  Knaben  in  Rüstung,  angeblich  eines  Grafen  von  Mörs,  und  einige 
andere  ähnliche  Porträts. 

Ferner  eine  Kollektion  feiner  ovaler  Miniaturporträts  auf  Kupfer,  nament- 
lich ein  solches  mit  der  Inschrift:  aetatis  suae  2  7  und  undeutlicher  Signatur, 
holländisch,  in  der  Art  des  Dirk  Hals ;  eines  mit  Brustbild  eines  jungen  Mannes  mit 
der  Jahreszahl  1601,  ein  anderes  mit  dem  Brustbild  einer  Dame  und  der  Jahreszahl 
1620,  dasjenige  eines  Mannes  mit  blondem  Spitzbart  von  i6o7;  aus  dem  1 7.  Jh.  ein 
Porträt  eines  Mannes  mit  Spitzbart,  auf  ein  Goldplättchen  gemalt,  ferner  Porträt  eines 
Geistlichen  aus  dem  18.  Jh.  in  lederner  Kapsel  mit  Stahlbeschlag. 

Das  Schloss  bewahrt  ausserdem  eine  reichhaltige  Sammlung  schöner  Rokoko- 
möbel,  einen  eingelegten  Kabinettschrank  des  18.  Jh.,  einen  Schrank  des  i7. — 18.  Jh. 
mit  japanischen  Lackmalereien  und  endlich  gute  Empiremöbel  aus  Mahagoni  mit 
Bronzebeschlägen.  Weiterhin  ist  die  grosse  Sammlung  von  chinesischem  und  japa- 
nischem Porzellan  des  i7.  und  18.  Jh.,  deutschen  Porzellanfiguren  usw.  zu  erwähnen. 

HausOpheim  HAUS  OPHEIM.     ElSSENBERG- MIRBACH. 

Geschichte  Ein  Dietrich  von  Opheim  ist  im  J.  i429  Zeuge  und  steht  im  J.  i444  auf 

dem  Ritterzettel,  ein  Arnold  von  Opheim  lebt  noch  im  J.  1 47 7.  Im  J.  i52o  ist 
Arnold  von  Wachtendonk  Besitzer;  dann  wurde  im  J.  1 563  Jacob  von  der  Heyden- 
Belderbusch  belehnt,  vermählt  mit  Anna  von  Horrich,  deren  Mutter  Christina 
von  Wachtendonk  war.  Sein  Sohn  Wilhelm  hat  im  J.  1606  Opheim  an  Johann  von 
Leerodt  verkauft ;  das  Gut  blieb  seitdem  mit  Leerodt  vereinigt. 
Beschreibung  Fast  ganz  moderne  dreiflügel ige  Anlage,  ursprünglich  ein  etwa  quadratischer, 

ganz  von  Wirtschaftsgebäuden  umgebener  Hof;  nur  die  nach  der  Wurm  hin  gelegene 
Ecke  aus  Ziegelmauerwerk  ist  noch  alt,  sie  zeigt  Reste  von  zwei  Klötzchenfriesen 
und  stammt  wohl  noch  aus  dem  i5. —  1  6.  Jh. 

Mauerreste  der  Hauptburg  sollen  noch  gegenüber  bei  dem  jetzigen  Back- 
haus unter  dem  Boden  liegen. 

Das  Ganze,  Hof  und  Burg,  ist  von  einem  zum  grössten  Teil  noch  erhaltenen 
doppelten  Grabensystem  umzogen. 


4i6 


LINDERN 


l73 


LINDERN. 

KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Joannis  Bapt).    Binterim  u.  Kathol. 

Pftirrlvirct 

Mooren,  E.  K.  II,  S.  i9o.  —  Offermann  S.  i  7  2.  —  Dumont,  Descriptio  p.  45. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Ältere  Abschriften  von  1 5 7 7  ab.  — 
Im  Gemeindearchiv  zu  Brachein:  Anweisung  von  Bauholz  für  die  Kirche  in 
Lindern  von  1 598.  Im  Pfarrarchiv  zu  Brachein:  Kirchenrechnungen  von 
1 599  an.  Im  einzelnen  vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  126,  1 55. 

Der  Bau  stammt  in  seinem  ganzen  Umfang  noch  aus  dem  i5. — 16.  Jh.;  der  Chor  Geschichte 
scheint  um  einige  Jahrzehnte  jünger  als  das  Langhaus.   Lindern  gehörte  als  Kapelle 


Fig.  112.    Lindern.    Ansicht  der  katholischen  Pfarrkirche. 


zur  Pfarrei  Brachein.  Im  J.  1 598  wird  aus  dem  Kappbusch,  an  dem  der  Ort  Lindern 
mit  nutzungsberechtigt  war,  Bauholz  zur  Kirche  in  Lindern  geliefert;  es  ist  möglich, 
dass  der  elegante  Dachreiter  aus  dieser  Zeit  stammt  (Tille,  Übersicht  II,  S.  r  3 1. 
—  Aachener  Zs.  XXIV,  S.  2  33).    Die  Pfarrerhebung  erfolgte  im  J.  1 857. 

Spätgotischer  einschiffiger  Ziegelbau  aus  dem  i5. — 16.  Jh.  mit  Dach-  Beschreibung 
reiter  über  dem  Westjoch,  im  Lichten  23  m  lang,   6,5o  m  breit  (Ansicht  Fig.  112, 
Grundriss  Fig.  11 3). 

Das  Äussere  des  Baues  ist  ganz  schlicht;  die  vier  Joche  des  Langhauses  Äusseres 
sind  durch  einfache  Strebepfeiler  gegliedert,  das  Kaffgesims  ist  um  die  Strebepfeiler 
umgeführt,  darüber  noch  eine  Abtreppung,  Pultabdeckungen  in  Schiefer.  Zweiteilige 
moderne  Masswerkfenster.  Das  Westjoch  nördlich  mit  moderner  Tür,  südlich  mit 
kleinem  Fenster.  An  der  Südseite  sitzt  im  zweiten  Joch  von  Westen,  unter  dem 
hier  kürzeren  Fenster  eine  spitzbogige  Blende  mit  vermauerter  flachbogiger  Tür;  das 
Kaffgesims  ist  darüber  verkröpft. 


4t7 


i  74 


KREIS  GEILENKIRCHEN 


Kathol. 
Pfarrkirche 


Inneres 


Der  Chor  hat  eine  ähnliche  schlichte  Ausbildung  mit  Strebepfeilern  und  zwei- 
teiligen Masswerkfenstern.  Die  sämtlichen  Gliederungen  sind  hier  wie  am  Langhaus 
in  modernen  Blendziegeln  erneuert;  sie  bestanden  aber  wohl  auch  ursprünglich  aus 
Backsteinen.   An  der  Südseite  des  Chores  die  moderne  Sakristei. 

Das  Westgiebel  ist  ganz  geschlossen,  darüber  entwickelt  sich  aus  dem  Sattel- 
dach die  elegante  achtseitige  Schieferhaube  mit  Laterne  und  schlanker  Spitze  so,  dass 
an  den  Langseiten  eine  niedrige  beschieferte  Wand  mit  den  Schallöffnungen  erscheint 
(Fig.  112). 

Das  Innere  ist  gleichfalls  ganz  schlicht.    Das  Westjoch  —  mit  flacher  Decke 
-  ist  durch  einen  grossen  Gurtbogen  abgetrennt.   Im  Langhaus  breite  Wandvorlagen 
mit  Schildbögen,  Rippengewölbe  von  einfachem  Schienenprofil  auf  kantigen  glatten 
Konsolen.    Im  Chor  Rippengewölbe  von  reicherem  Bimstabprofil,  ohne  Konsolen 
aus  der  Wand  herauswachsend.  In  der  Nordwand  des  Chores  spitzbogige  Sakraments- 
nische  mit  spätgotischem 


Durchsteckgitter. 

'l^1  7\^"     ^-^^"^^  Von   der  Ausstat- 

tung sind  zu  nennen: 

Taufstein  aus  Mar- 
mor, kelchförmig  auf  Ba- 
lusterschaft, mit  getriebe- 
nem Messingdeckel,  18.  Jh. 

Von  den  Glocken 
die  grössere  gotisch,  ohne 
Inschrift,  die  kleinere  von 
1660    mit    der  Inschrift: 

AVE  MARIA,  GRATIA  ELENA, 
DOMINUS  TECUM.  l6ÖO. 

Der  äusserst  interessante  Johannesaltar  aus  Kalkstein  vom  Ende  des  15.  Jh. 
sowie  eine  Sitzfigur  Mariae,  um  i4oo,  und  die  Figuren  Mariae  und  Johannis  von 
einer  Kreuzigungsgruppe,  Ende  des  1 5.  Jh.,  befinden  sich  jetzt  im  Provinzialmuseum 
zu  Bonn  (IV.  Jahresbericht  der  Provinzialkommission  für  die  Denkmalpflege  in  der 
Rheinprovinz  S.  58.  —  B.  J.  io5,  S.  245,  Fig.  28). 


Fig.  113.    Lindern.    Grundriss  der  katholischen  Pfarrkirche. 


LOVERICH. 

Kathol.  KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Willibrordi).    Binterim  und 

Pfarrkirche  MoQREN;   £   R    T>  g   335    _  KALTENBACH  S.  320.   —  OFFERMANN  S.  1 79. 

Handschriftl.  Qu.    Im  Pfarrarchiv:  Unbedeutende  Akten  des  18.  Jh.  Im 
einzelnen  vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  1 56. 
Geschichte  Ein  Pfarrer  zu  Loverich  kommt  schon  im  J.  1248  vor  (Aachener  Zs.  VI,  S.  1 56, 

Anm.  2).  Im  J.  1  253  hat  Erzbischof  Konrad  von  Hochstaden  das  Patronat  der  Kirche 
dem  Domkapitel  zu  Köln  geschenkt  (Ann.  h.  V.  N.  XXXV,  S.  43.  —  Ennen-Eckertz, 
Quellen  zur  Gesch.  der  Stadt  Köln  II,  S.  618);  auch  im  Liber  valoris,  um  i3oo,  wird 
die  Kirche  genannt.  Der  jetzige  Bau  stammt  aus  der  Zeit  um  i5io—  1 525 ;  im  J.  1 669 
entstand  der  Turmaufbau. 
Beschreibung  Zweischiffige  Hallenkirche  aus  Backsteinen,  mit  südlichem  Seitenschiff, 

aus  dem  Anfang  des  16.  Jh.,  der  Turm  im  i7.  Jh.  aufgesetzt,  im  Lichten  1 9,5  m  lang, 
io,5  m  breit  (Ansicht  Fig.  ii4,  Grundriss  Fig.  1 1 5 ). 


4i8 


LOVERICH 


i75 


Das  Äussere  des  Bauwerkes  ziemlich  einheitlich  durchgeführt,  das  Langhaus  Kathol. 

PfärrJcirchG 

von  drei  Jochen,  der  Chor  von  zwei  Jochen  mit  Achtecksschluss,  an  dem  Seitenschiff  Äusseres 
ein  an  der  Aussenecke  abgeschrägter  Chorschluss.     Langseiten    und    Chor  haben 


Fig.  114.    Loverich.    Ansicht  der  katholischen  Pfarrkirche. 

schlichte  Strebepfeiler  mit  pultförmigen  Abdeckungen,  das  Bankgesims  ist  um  die 
Strebepfeiler  verkröpft,  darüber  sind  die  Strebepfeiler  noch  einmal  abgetreppt.  Die 
spitzbogigen  Fenster,  ur- 
sprünglich wohl  ohne  Mass- 
werk, sind  mit  modernem 
Masswerk  versehen ;  die 
Fenster  des  Seitenchörchens, 
in  der  Mittelpartie  zuge- 
mauert, haben  noch  altes 
Masswerk.  Die  Westseite 
der  Kirche  ist  ganz  ge- 
schlossen, jetzt  zum  Teil 
mit  einem  hässlichen  Ze- 
mentverputz versehen.  An 
der  Südseite  im  Westjoch 
eine  spätgotische  korbbogige 
Tür,  deren  Gewände  ganz 
überputzt  sind ;  in  dem 
Putz  die  wohl  auf  eine  ältere  Bezeichnung  zurückgehende  Inschrift:  anno  domini 
i  5 2 5.  renovatum  1 87  2.  Am  Seitenchörchen  eine  vermauerte  Tür  mit  Hausmarke, 
der  Jahreszahl  i5io  und  den  Wappen  von  Zievel  und  von  Werth.   Im  Mauerwerk  an 


Fig.  115.    Loverich.    Grundriss  der  katholischen  Pfarrkirche. 


4i9 


1 76 


KREIS  GEILENKIRCHEN 


Kathoi.     einzelnen  Stellen  rauten-  und  kreuzförmige  Muster  aus  dunkleren  Ziegeln.    Das  Lang- 
'farrkirche  ^aus  mjt  hohem  Satteldach,  über  den  einzelnen  Jochen  des  Seitenschiffes  Walm- 
dächer. 

Der  über  dem  Westjoch  des  Hauptschiffes  errichtete  Turm  von  oblongem 
Grundriss  erhebt  sich  mit  zwei  Geschossen  über  dem  Erdgeschoss;  die  Glockenstube 
mit  einfachen  gekuppelten  Korbbogenfenstern.  Am  Mauerwerk  die  Jahreszahl  1 669 
in  Eisenankern.    Achtseitiger  geschieferter  Helm. 

inneres  Das  Innere  ganz  schlicht,  rechteckige  Pfeiler  mit  Vorlagen,  die  einfachen 

Kreuzrippengewölbe  auf  glatten  Konsolen  ansetzend.  Das  Seitenchörchen,  das  sich 
zum  Hauptchor  in  breitem  Bogen  öffnete,  ist  jetzt  als  Sakristei  abgetrennt. 

Glocke  Die  einzige  ältere  Glocke  von  i77o  trägt  die  Inschrift:  in  honorem  sancti 

WILLIBRORDE    PATRONI    ECCLESIAE    LOVERICHIANAE.     l77o.     MARTINUS    LEGROS  ME 

fecit  (B.  J.  XXXVII,  S.  245). 
Besitz  des  Im  Besitz  des  Herrn  Pfarrers  Meurer: 

Pfarrers  Kleines  Reliquiar  des  i5.  Jh.,  stehender  polygonaler  Kristall-Zylinder  mit 

Pyramidendach  aus  vergoldetem  Silber,  aus  der  Kirche  S.  Maria  ad  gradus  in  Köln 
stammend,  io  cm  hoch. 

Russisches  Muttergottesbild,  gemalt,  in  reiche  Silbertafel  gefasst,  i7.  bis 
18.  Jh. 

Vier  alte  Füllungen,  trefflich  geschnitzt  mit  Ornament  und  Masken,  nieder- 
rheinisch, Anfang  des  1 6.  Jh.,  jetzt  zu  einem  Schrank  verarbeitet. 


MARIENBERG. 

Alte  kathoi.  ALTE  KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  Assumptionis  s.  Mariae). 

Pfarrkirche  ßjNXERIM  Und   MOOREN,    E.   K.   II,  S.  l8o.    —    KALTENBACH  S.  388.   —  OFFERMANN 

S.  i84.  —  Lückerath,  Beiträge  z.  Gesch.  von  Heinsberg  II,  S.  23.  —  Quix,  Schloss 
und  ehemalige  Herrschaft  Rimburg  S.  120.  —  Aachener  Zs.  IV,  S.  34;  VI,  S.  186; 
XXI,  S.  263.  —  Der  Niederrhein  i878,  S.  1 27. 

Handschrift!  Qu.  Im  Pfarrarchiv  zu  Scherpenseel:  Auszug  von  i5io, 
betr.  Abtrennung  der  Pfarrei  Marienberg  von  Eygelshoven  (Holland).  —  Einigung 
von  i7oo,  betr.  Anstellung  der  Kirchenmeister.  ■  •  Akten  über  den  Neubau  der 
Kirche,  1 7  77  —  1 788.  —  Stiftungsurkunden,  Rechnungen,  Rentenverzeichnisse  usw.  aus 
dem  i7.  und  18.  Jh.  Im  einzelnen  vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  160. 
Geschidite  Turm  und  Chor  gehören  noch  der  2.  H.  des  1 5.  Jh.  an;  im  J.  i5io  wurde  die 

Kapelle  zu  Marienberg  zur  Pfarrkirche  erhoben  und  von  Eygelshoven  (Holland)  abge- 
trennt. Im  J.  1  7 7 7  brannten  Kirche  und  Turm  nieder;  im  Anschluss  daran  erhielt 
der  nie  vollendete  Turm  die  jetzige  Glockenstube,  das  Langhaus  wurde  —  wahr- 
scheinlich unter  Benutzung  der  Untermauern  des  alten  dreischiffigen  Baues  —  als 
einfacher  Saalbau  neu  errichtet.  Im  J.  1  787  war  der  Bau  vollendet.  Im  J.  1886 
wurde  der  Turmhelm  wieder  durch  Blitzschlag  zerstört  und  durch  die  niedrige  häss- 
liche  Haube  ersetzt.  Seit  der  Errichtung  einer  neuen  Pfarrkirche  in  dem  Ort 
Scherpenseel  dient  der  alte  Bau  als  Nebenkirche. 
Beschreibung  Saalbau  des  18.  Jh.  aus  Ziegelmauerwerk,  mit  spätgotischem  grossem  West- 

turm von  i484  und  spätgotischem  Chor  aus  der  2.  H.  des  1 5.  Jh.,  im  Lichten  23,5  m 
lang,  12  m  breit  (Ansicht  Fig.  116,  Grundriss  Fig.  11 7). 


420 


MARIENBERG 


1 77 


Der   unvollendet  gebliebene  Westturm  umfasst  fünf  Geschosse,  von   den  Alte  kathoi. 

Pfärrkircht? 

unteren  Geschossen  sind  zwei  und  zwei  zusammengefasst  und  jedesmal  mit  einem  Äusseres 
Hausteingesims  abgeschlossen.  Am  Erdgeschoss  ein  einfacher  Sockel  aus  Hausteinen, 
an  der  Nordseite  ein  vermauertes  kleines  Spitzbogenfenster,  das  Westportal  einfach 
rechteckig  in  Haustein  mit  Entlastungsbogen  darüber;  auf  dem  Sturz  die  stark  ver- 
witterte Inschrift:  anno  domini  i484  in  v.  o.  f.  o.  maece  (?).  Die  beiden  weiteren 
Geschosse  haben  an  Nord-  und  Südseite  je  zwei  grosse  dreiteilige  Masswerkblenden 
mit  Spitzbogen,  die  Westseite  ist  ganz  glatt.  In  der  Glockenstube  unten  die  An- 
sätze von  zweiteiligen  Masswerkblenden,  darüber  die  einfachen  rundbogigen  Fenster 
des   18.  Jh.   mit  Ziegelgewänden.     Die    niedrige    hässliche    achtseitige  Dachhaube 


Fig.  116-    Marienberg.    Ansicht  der  alten  katholischen  Pfarrkirche. 


mit  flachem  Ansatz  und  kleiner  Spitze.  Die  in  der  Glockenstube  noch  i ,95  m 
starken  Mauern  deuten  darauf  hin,  dass  ursprünglich  eine  viel  höhere  Ausbildung 
des  Turmes,  ähnlich  dem  Turm  in  Brachelen  (s.  o.  S.  12 1),  beabsichtigt  war. 

Die  Turmhalle  ist  flach  gedeckt;  eine  bis  zum  fünften  Geschoss  emporführende 
Wendeltreppe  liegt  in  der  Südmauer. 

Das  Langhaus,  einfach  rechteckig  aus  Ziegelmauerwerk,  besteht  in  den 
unteren  Partien,  die  wahrscheinlich  noch  dem  ursprünglichen  dreischiffigen  gotischen 
Bau  angehören,  aus  Hausteinquadern.  An  jeder  Langseite  vier  hohe  schmale  Korb- 
bogenfenster.   An  der  Südseite  unter  dem  Dachgesims  eingeritzt  die  Jahreszahl  i  786. 

Der  kleine  gotische  Chor  von  zwei  Jochen  mit  dreiseitigem  Schluss  hat  ein- 
fache Strebepfeiler  mit  Hausteingliederung;  die  ursprünglich  zweiteiligen  Fenster,  in 
dem  unteren  Teil  vermauert,   mit  Resten  des  Masswerkes.    Nördlich  eine  kleine 


42  i 


12 


i78 


KREIS  GEILENKIRCHEN 


Alte  k a t h o  1.  Sakristei  der  gleichen  Zeit,  mit  Pultdach,  schmucklos;  südlich  eine  rechteckige  Tür 
P  färrliirchG 

in  Hausteinumrahmung;  auf  dem  Sturz  die  Inschrift:  anno  nativitatis  domini 
i4  .  .  die  s.  .  .  . 

An  die  Ostseite  des  Chores  ist  im  18. —  1 9.  Jh.  eine  zweite  kleine  Sakristei 
in  den  schlichtesten  Formen  angebaut  worden. 
Inneres  Das  Innere  des  Langhauses  schlicht,  mit  einfacher  Pilastergliederung  zwischen 

den  Fenstern,  glatte  Decke  mit  Stuckleisten.  Der  Chor  mit  spitzbogigem  Triumph- 
bogen ;  die  Gewölbe  sind  herausgeschlagen  und  durch  eine  flache  Decke  ersetzt.  Die 
alte  Sakristei  hat  noch  ihr  einfaches  Kreuzgewölbe.  An  der  Nordseite  des  Chores 
ein  kleines  Wandschränkchen  mit  hölzerner  Masswerktür  und  einfachen  Eisen- 
bändern, um  i5oo. 
Ausstattung  Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen: 

Der  Hochaltar  mit  der  Muttergottes,  die  beiden  Seitenaltäre  mit  den 
hh.  Anna  und  Rochus  klassizistisch,  in  Weiss  mit  Gold,  Ende  des  18.  Jh. 


— 3=i  i  i'  i'  i-  i1  r     r  i'  r-y 

Fig.  117.    Marienberg.    Grundriss  der  alten  katholischen  Pfarrkirche. 

Einfache  Rokoko-Kanzel  in  Weiss  mit  Gold,  Mitte  des  1 8.  Jb. 

Zwei  Ölgemälde  der  Heimsuchung  und  der  Verkündigung,  ganz  duftig  gemalt, 
wohl  Kopien  nach  einem  späten  Venetianer  Meister;  etwa  2,20  m  hoch,  1  m  breit, 
1.  H.  des  18.  Jh.,  in  geschnitzten  Rahmen  der  gleichen  Zeit. 

Im  Langhaus  unter  den  Bänken  zwei  halbverwischte  Grabplatten  der  frau 

ANNA  CORNELI  GEN.  DRESCHERS  (f  •  .  Juli  1  72  7)  Und  des  JACOBUS  CORNELI,  DROSSARD 
ZU  RIMBOURG,  SCHOLTIS  ZU  (Welz)  UND  RURDORF  UND  SCHEFFEN  .  .  .  HAUPTGERICHTS 
ZU  HERTZOGENRATH   (f  I  7  .  .). 

Glocken  Die  beiden  Glocken  von  i79o  tragen  die  Inschriften  (Aachener  Zs.  XXI, 

S.  264.  —  B.  J.  XXXVII,  S.  245): 

1.  SANCTI  ROCHUS  ET  ANNA,  PATRONI  NOSTRI,  ORATE  PRO  NOBIS.  J.  SIMON  ET 
C.  FOISSEY  NOS  FUDERUNT  ANNO  l79o. 

2.  sancta  maria,  patrona,  ora  pro  nobis.  ex  clnere  lvgens  svß 
VIrgIneo  assVMptae  patroCInIo  refVnDebar  (i79o).    j.  simon  et  c.  foissey 

NOS  FUDERUNT    I  79o. 

3.  In  der  Sakristei  eine  bei  dem  Brand  von  i885  gesprungene  Glocke  aus 
dem  J.  i582  mit  der  Inschrift:  im  vuir  bin  ich  geflossen,  ein  faber  klock  zu 

WOLMERSTORPH  GEGOSSEN,  ZUM  GELEUCK  BIN  ICH  GEBORN,  ZUM  UNGELUCK  l(?) 
VERLOREN  (?).     PETRUS  DE  TREVERIS  ME  FECIT    1 582. 


422 


OIDTWEILER 


1 79 


OIDTWEILER. 


KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Martini  Ep.).  Binterim  und 
Mooren,  E.  K.  I,  S.  33 1;  II,  S.  1 56.  —  Kaltenbach  S.  3 1 6.  —  Offermann  S.  i 69. 
—  Aachener  Zs.  I.  S.  2  5  2,  2  53;  VI,  S.  i44;  XII,  S.  1 85.  —  Mitteil,  aus  dem  Stadt- 
archiv zu  Köln  XII,  S.  4o. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Mefsstiftung  von  i696.  —  Inventar 
von  i832  mit  Aufzeichnung  älterer,  jetzt  nicht  mehr  vorhandener  Stücke.  Vgl.  Tille, 
Übersicht  II,  S.  1 56. 

Im  J.  12  75  wird  von 
verschiedenen  Adeligen  ein 
Hof  bei  Oidtweiler  mit  einem 
Anteil  an  dem  Patronat  der 
dortigen  Kirche  dem  Dom- 
kapitel zu  Köln  verkauft,  ein 
anderer  Teil  des  Patronates 
gehörte  den  Herren  von 
Aldenhoven;  im  J.  1289  ging 
dann  ein  Hof  in  Baesweiler 
mit  dem  Patronat  der  Kirche 
von  Heinrich  von  Schinnen 
an  das  Norbertinerstift  in 
Heinsberg  über  (Lacom- 
blet,  U.B.  II,  Nr.  876;  III, 
Nr.  997).  Später  war  das 
Patronat  im  Besitz  des  Her- 
zogs von  Jülich  und  des 
Kölner  Domkapitels.  Der 
jetzige  Bau  stammt  in  sei- 
nem ganzen  Umfang  aus 
der  Zeit  um  i5oo. 

Zweischiffige,  ur- 
sprünglich einschiffige  Hal- 
lenkirche des  i5. — 16.  Jh., 
aus  Ziegelmauerwerk,  im 
Lichten  23,5  m  lang,  io,5  m 
breit  (Ansicht  Fig.  II 8, 
Grundriss  Fig.  1 19). 

Das  Hauptschiff,  von  fünf  Jochen  mit  dreiseitigem  Chorschluss,  besteht  in 
den  unteren  Teilen  aus  Bruchsteinmauerwerk  und  Quadern,  oben  aus  Ziegeln. 
Schlanke  Strebepfeiler,  das  Kaffgesims  um  die  Strebepfeiler  und  auch  an  der  ganz 
geschlossenen  Westseite  durchgeführt;  schlanke  zweiteilige  Masswerkfenster.  Im 
Westjoch  der  Südseite  moderne  Tür  mit  modernem  Masswerkfenster  darüber.  Die 
glatte  Westfront  hat  ein  rechteckig  vortretendes  Treppentürmchen,  das  ganz  in  der 
Art  eines  Strebepfeilers  ausgebildet  ist. 

Das  niedrige,  später  angefügte  Seitenschiff  an  der  Nordseite  mit  kleinen 
Spitzbogenfenstern  und  Strebepfeilern,  mit  dem  Hauptschiff  unter  ein  Dach  gebracht; 

12* 

423 


Kathol. 
Pfarrkirche 


Geschichte 


Beschreibung 


Fig.  118.    Oidtweiler.    Ansicht  der  katholischen  Pfarrkirche. 


Äusseres 


l8o  KREIS  GEILENKIRCHEN 

Kathoi.  es  erstreckt  sich  über  die  drei  westlichen  Joche  des  Hauptschiffes.  Vor  dem  vierten 
Pf&rrlcirchc 

Joch  die  einfache  kleine  Sakristei  mit  spitzbogigem  Fenster. 

Die  Westfront  mit  beschiefertem  Giebel,  darüber  erhebt  sich  der  schwere  vier- 
seitige ganz  beschieferte  Dachreiter  mit  stumpfem  Pyramidendach, 
inneres  Im  Inneren  hat  das  Hauptschiff  im  Osten  Runddienste  mit  schweren  unge- 

gliederten Gewölberippen,  westlich  setzen  die  einfachen  Rippengewölbe  auf  kleinen 
Konsolen  an.  Das  Westjoch  ist  in  der  Art  einer  Turmhalle  durch  einen  schweren 
Gurtbogen  abgetrennt;  es  hat  ein  von  den  übrigen  Gewölben  abweichendes,  stark 
busiges  Kreuzgewölbe.  Das  Seitenschiff  mit  einfachen  Rippengewölben  auf  Konsolen, 
nach  dem  Westjoch  hin  eine  niedrige  Spitzbogenöffnung;  die  beiden  anderen  Joche 
öffnen  sich  mit  höheren  Bogen,  dazwischen  der  aus  der  alten  Aussenmauer  des 
Hauptschiffes  ausgearbeitete  derbe  Rundpfeiler.  Die  Sakristei  auch  mit  einfachem 
Kreuzgewölbe;  die  Sakristeitür  spätgotisch,  mit  kräftiger  Vierpassgliederung. 
Ausstattung  Von  der  Ausstattung  der  Kirche  sind  zu  nennen: 

Einfache  Barock- 
kanzel des  i7. —  1 8.  Jh. 

Rest  eines  Chor- 
gestühles, vier  Rücksitze 
in  der  üblichen  Ausbildung 
der  Spätgotik;  als  Miserikor- 
dien  Fratzen,  Tierfiguren 
usw.,  von  den  fünf  Knäufen 
auf  den  Armlehnen  einer 
mit  Blattwerk,  die  übrigen 
mit  Figuren,  ein  nackter 
wilder  Mann,  ein  Engel  mit 
Laute,  ein  Mann  in  Zeit- 
tracht und  ein  Frührenais- 
Fig.  119.    Oidtweiler.   Grundriss  der  katholischen  Pfarrkirche.         sance-PuttO.  Um  l53o,  Stark 

überstrichen. 

An  den  Diensten  zu  beiden  Seiten  des  Altares  die  spätgotischen  Holzfiguren 
der  hh.  Petrus  und  Paulus  mit  grossen  derben,  aber  charakteristischen  Köpfen,  eng 
anliegender  grosszügiger  Gewandung,  die  Haltung  noch  ziemlich  stark  ausgebogen. 
Gute  Arbeiten  aus  der  Mitte  des  1 5.  Jh.,  etwa  i,5o  m  hoch,  leider  grau  überstrichen, 
angeblich  aus  Köln  stammend. 

Vor  trage  kr  e  u  z  aus  Gelbguss,  i3.  Jh.;  das  Kreuz  mit  Lilienendungen,  von 
denen  die  untere  fehlt;  der  stark  abgeschliffene  Christuskörper  ausgehangen  und 
geschweift,  mit  grossem  Lendentuch  und  tief  gesenktem  Haupt. 

Taufstein,  flaches  Blausteinbecken  auf  Balusterfuss;  daran  die  zum  Teil  ver- 
deckte Inschrift:  anno  i693  hat  heinderich  h  .  .  .  mar  .  .  .  der  ehren  gottes 

UND  DER  KIRCHEN  DIESEN  DEUFSTEIN  GEBEN. 

An  der  Tür  barockes  Weihwasserbecken  aus  Marmor  mit  der  Inschrift: 
b.  charmans  abbas.    1660  (war  Abt  in  M. -Gladbach). 
Grabsteine  Neben  der  Kanzel  in  der  Wand  grosse  Grabplatte  aus  Blaustem  mit  dem 

h.  Nepomuk  in  Relief,  Wappen  und  Inschrift:  anno  i 738  pie  obiit  coloniae  sub 
manibus  medicorum  ibidemque  in  ecclesia  sanctae  columbae  prope  fontem 
baptismalem  sepultus  est  admodum  reverendus  d.  joannes  hilgerus  engel- 
bertus  augustinus  brewer,  pastor  in  sieppenacken,  altaris  s.  crucis  as- 


424 


PALENBERG  I 8 I 

TANTIS  IN  UTILITATEM  SOLIUS  FAMILIAE  DOMINI  FRATRIS  SUI  HERMANNI  FUNDATOR  Kathol. 
ILLUSTRISSIMUS.  ANNO  1 754,  8  VA  X  BRIS,  PIE  OBIIT  ET  IN  BEGGENDORF  ANTE  ^arr'<lrc 
ALTARE  SUMMUM  SEPULTUS  EST  ADMODUM  REVERENDUS  D.  MATTHIAS  BREWER, 
PASTOR  IN  BEGGENDORF,  PRAEDICTI  ALTARIS  RECTOR  ILLUSTRISSIMUS  ET  FUNDATOR 
2DUS.  1 786,  25  TA  MARTH,  APOPLEXIA  TACTUS  PIE  OBIIT  ADMODUM  REVERENDUS 
D.  JOANNES  MATHIAS  ANDREAS  BREWER,  PRIMISSARIUS  ET  HUIUS  ALTARIS,  AD  CUIUS 
CORNU  SEPULTUS  EST,  RECTOR  2DUS,  AUCTOR  MISSAE  DE  VENERABILI  A  PARENTIBUS 
ET  PATRUIS  1 763  FUNDATAE,  AET.  55,  PRIMISS.  4o,  SACERDET.  (so)  RECT.  32.  Um- 
schrift: A.  M.  D.  G.  QUI  SUPRADICTAS  FOECUNDO  GERMINE  PROLES  AETERNO  SACRAS 
PROGENUERE  DEO  ANDREAE  BREWER  COGNOMINE  MERTENS,  QUANTA  FIDES  FUERIT, 
SAT  LAPIS  ERGO  DOCET.     Unten  :  DA,  DEUS,  HIS  REQUIEM,  QUAM  SPERAVERE  PER  FINES. 

Durch  das  Chorgestühl  halb  verdeckt  Grabstein  an  der  Chorwand,  mit 
Wappen,  Kelch  und  Inschrift:   hic  jacet  ad  pedem  sancti  tabernaculi,  qui 

IACENTES  ERIGEBAT  ET  DIRIGEBAT,  ADMODUM  REVERENDUS  ET  DOCTISSIMUS  PAULUS 
BALUM,  HUIUS  PAROCHIAE  ULTRA  DECEM  ANNOS  PAROCHUS,  CHRISTIANITATIS  JULIA- 
CENSIS  CAMERA  RIUS,  PACE  CHRISTI  SINGULARIS,  DUM  VIVERET,  ARBOR  IN  MEDIO 
TERRAE  MAGNA,  FORTIS  ET  BONA,  DEO  ET  PROXIMO  FRUCTUS  FERENS  HUMILITATIS, 
PATIENTIAE  ET  CARITATIS,  FRUCTUM  P1AE  IN  DEO  MORTIS  TULLIT  6a  FEBR.  ANNO 
l73o,  ANNOS  AETATIS   56,  PASTORALIS  CURAE  3o.     R.  I.  P. 

PALENBERG. 

KATHOLISCHE 
KAPELLE  (s.  t.  s.  Petri). 

BlNTERIM  U.  MoOREN,E.  K.  I, 

S.  338;  II,  S.  180.  —  Kal- 
tenbach S.  39o.  —  Offer- 
mann S.  1 73.  —  Quix, 
Schloss  und  ehemalige  Herr- 
schaft Rimburg  S.  i3o.  — 
Aachener  Polit.  Tageblatt 
i89i,  Nr.  277.  —  Echo  der 
Gegenwart  1 89 1,  12.  Juli  und 
5.  September. 

Handschrift!.  Qu. 
Im  Pfarrarchiv  zu  Fre- 
lenberg: Rentenverzeich- 
nisse von  1 592  und  1  7  28. 
Vgl.  Tille,'  Übersicht  II, 
S.  i46. 

Palenberg  ist  ein  alter 
Reichsbesitz,  der  im  J.  861 
von  den  Edlen  Matfridt  und 
Olbertus  an  das  Reich  kam 
(Allgem.  Archiv  für  preuss. 
Geschichte  XV,  S.  221).  Im 
Zusammenhang  damit  steht 
jedenfalls  die  Gründung  des 

interessanten    kleinen    Bau-  Fig.  120.    Palenberg.    Westansicht  der  katholischen  Kapelle. 

42  5 


Kathol. 


Geschichte 


182 


KREIS  GEILENKIRCHEN 


Kathol. 
Kapelle 


Beschreibung 


Äusseres 


werkes,  das  in  seinem  Kern 
jedenfalls  noch  dem  10.  Jh. 
angehört.  Später  gehört  die 
Kapelle  zu  der  Pfarrkirche 
in  Frelenberg.  Ob  die  im 
Liber  valoris,  um  i3oo,  ge- 
nannte Pfarrkirche  Palem- 
bach mit  Palenberg  iden- 
tisch, ist  sehr  zweifelhaft. 
Zwischen  i65o  und  1 653 
wurden  dann  zu  Verteidi- 
gungszwecken die  merk- 
würdige Vorhalle  mit  Kamin 
und  der  Giebel  über  dem 
Seitenschiff  mit  Wohnräu- 
men im  Dachraum  herge- 
stellt. Der  Bericht  des  Kirch- 
meisters Hermann  von 
Mirbach  zu  Zweibrüggen 
besagt  dazu:  „Die  Kapelle 
von  Palenberg  ist  sehr  ver- 
fallen gewesen.  Die  lotringi- 
sche  Völker,  so  uff  andern 
dörffern  ihre  quartier  hatten, 
darin  gefallen,  die  kirche 
geplündert  ....  So  habe 
ich  eine  newe  hall,  worin 
man  wacht  halten  kann, 
mit  dobbelten  thüren  an 
die  kirche  gebawet,  wie 
auch  das  behäng  höher  yff- 
geführt  der  gestalt,  dass  die 
nachbaren  von  Palenberg  und 
Bersitten  fein  gemäch  und . . . 
sollen  darauff  haben  und  ge- 
brauchen" (Archiv  auf  Haus 
Zweibrüggen,  nach  Mitteil.  d. 
Herrn  Frhr.  von  Negri).  Aus 
der  gleichen  Zeit  stammt  wohl 
auch  der  elegante  Dachreiter. 

Zweischiffiger  Bau 
des  10.  u.  1 7.  Jh.  aus  Bruch- 
stein-, Kiesel- und  Backstein- 
mauerwerk mit  südlichemSei- 
tenschiff  und  nördlicher  Vor- 
halle, im  Lichten  i5  m  lang,  9,5  m  breit  (Ansichten  Fig.  120  u.  121.  Grundriss  Fig.  122). 

Das  Äussere  der  Kapelle  zeigt  ein  sehr  buntes  Bild;  der  Westgiebel  ist  in 
schweren  unregelmässigen  Kalksteinen  glatt  aufgemauert,   darin  jetzt  ein  modernes 


Fig.  121—122.  Palenberg 
Südostansicht  und  Grundriss  der  katholischen  Kapelle. 


426 


PALENBERG 


183 


Stichbogenfenster.    Das  südliche  Seitenschiff  besteht  gleichfalls  aus  Bruchsteinen  und  Kathoi. 
hatte  ursprünglich  keine  Lichtöffnungen ;  die  Höhe  des  alten  Pultdaches  ist  an  der  ape 
schmalen   Ostseite  des  Seitenschiffes  noch  deutlich  erkennbar.    Im  1 7.  Jh.  wurde 
dann  über  der  Langseite  des  Seitenschiffes  der  grosse  Ziegelgiebel  aufgemauert,  unten 
mit  zwei  lukenartigen  Stichbogenfenstern  für  das  erhöhte  Seitenschiff,  oben  mit  vier 
Reihen  kleiner  Lukenfenster  im  Giebel. 

Das  Chorhaus  mit  der  halbkreisförmigen  Apsis  besteht  in  den  unteren  Teilen 
auch  aus  Bruchsteinen  und  ist  ohne  Gliederung;  die  Apsis  mit  drei  gotischen  Fenster- 
chen, nachträglich  im  i5. —  1 6.  Jh.  verändert  und  vergrössert.  An  der  Südseite  des 
Chorquadrates  ein  ganz  kleines  Rundfenster,  an  der  Nordseite  eine  kleine  ver- 
mauerte Tür  mit  giebelförmigem  Sturz,  daneben  ein  wieder  teilweise  vermauertes 
grosses  Spitzbogenfenster  der  Spätgotik,  jetzt  ohne  Masswerk.    Das  ganze  Chorhaus 


ist  in  den  oberen  Partien  im  16.  oder  1 7.  Jh.  in  Backsteinen  erneuert  und  mit  einem 
Klötzchenfries  abgeschlossen  worden. 

Die  kleine  rechteckige  zweigeschossige  Vorhalle  an  der  Nordseite  ist  eine 
vollständige  Zutat  des  1 7.  Jh.  aus  Backsteinen;  sie  hat  gleichfalls  die  kleinen,  jetzt 
zum  Teil  vermauerten  Lukenfenster,  an  der  Ostseite  eine  moderne  Tür.  Als  Gesims 
ein  einfacher  Klötzchenfries  der  auch  den  Nordgiebel  durchschneidet;  der  Giebel 
endigt  in  einen  Kamin. 

Auf  dem  Westende  des  Hauptschiffes  ein  schlanker,  ganz  beschieferter  Dach- 
reiter mit  achtseitigem  Helm;  auf  dem  Ostende  ein  schönes  spätgotisches  Kreuz  aus 
Schmiedeeisen. 

Im  Inneren  zeigt  die  flachgedeckte  Vorhalle  die  Reste  eines  Kamines.  Der  Inneres 
Chor  mit  Halbkuppel  in  der  Apsis,  in  die  die  Fensterkappen  einschneiden,  das  Chor- 
quadrat mit  Tonne.  Zwischen  beiden  ein  Gurtbogen  auf  Wandvorlagen;  die  äusserst 
interessanten,  wohl  noch  ottonischen  Kämpfer  ganz  antikisierend,  ein  Blattwerkfries 
auf  zwei  Blattwerkkonsolen  (Fig.  123).  Neben  dem  Pilaster  die  alte  Lavabo-Nische 
(Fig.  123). 

4a7 


i84 


KREIS  GEILENKIRCHEN 


Kathoi.  Das  Langhaus  mit  flacher  Decke;  in  die  Westhälfte  eingebaut  die  schwere 

K  3.  D  6  1 1  6 

Holzkonstruktion,  auf  der  der  Dachreiter  ruht. 

Das  Seitenschiff,  dessen  Ostjoch  jetzt  als  Sakristei  abgetrennt  ist,  öffnet  sich 
auf  schlichten  viereckigen  Pfeilern  in  drei  verschieden  breiten  Rundbogen  zum  Lang- 
haus, einfache  gradlinige  Kämpfergesimse  in  den  Laibungen. 

Auf  dem  Boden  über  dem  Seitenschiff  ist  in  der  Scheidemauer  noch  eines  der 
kleinen  Rundbogenfenster  des  Obergadens  sichtbar. 
Ausstattung  Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen: 

Der  nördliche  Seitenaltar  mit  schlichter  spätgotischer  Mensa  aus  groben 
Hausteinquadern,  darauf  eine  feine  spätgotische  Holzfigur  der  Muttergottes  in 
reichem  lebendigem  Faltenwurf  und  von  stark  geschweifter  Haltung;  gute  nieder- 
rheinische Arbeit  vom  Ende  des  1 5.  Jh.,  leider  weiss  lackiert,  85  cm  hoch. 

Auf  dem  Boden  stark  beschädigte  Holzfigur  des  h.  Petrus,  von  einfacher 
grosszügiger  Durchbildung,  wohl  kölnisch,  um  i4oo,  75  cm  hoch. 

Auf  dem  südlichen  Seitenaltar  derbe  Barockfigur  des  h.  Petrus,  i7. — 18.  Jh. 

Totenschild  mit  dem  Eynattenschen  Wappen  und  dem  Sterbedatum  i647, 
8.  Juni  (Katharina,  vermählt  mit  Herrn,  von  Mirbach).  Die  Gruft  der  Besitzer  des 
Hauses  Zweibrüggen  befand  sich  im  Chor;  Verzeichnis  der  Beigesetzten  im  Archiv 
auf  Haus  Zweibrüggen. 

Glocken  Die  beiden  Glocken  von  1 537,  umgegossen  im  J.  1 854,  und  von  1 467  tragen 

die  Inschriften: 

1.  MARIA.  O  MATER  DEI,  MEMENTO  MEI.  JOANNES  TREVER.  ME  FECIT  ANNO 
DOMINI  1 537.  FRACTAM  REFECIT  JOSEPHUS  BEDUWE  ANNO  1 854,  PAROCHO  IN  FRELEN- 
BERG cornelio  woebel  curante  (vgl.  Böckeler,  Beiträge  zur  Glockenkunde  S.  3i). 

2.  IN  HONOREM  BEATE  MARIE  VIRGINIS  ANNO  DOMINI  l467  FACTA  EST  CAM- 
PANA ICTA. 

PRUMMERN. 

Kathoi.  KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Toannis  ante  portam  Latinam). 

Pfarrkirche  Binterim    u    MOOREN,    E.   K.  II,    S.   2  1 5.   —    KALTENBACH  S.  394.    —  OFFERMANN 

S.  1 78.  —  Berg.  Zs.  XXII,  S.  2o5,  244.  —  Aachener  Zs.  I,  S.  1 89,  i94,  1 98.  —  Ann. 
h.  V.  N.  LV,  S.  i  Anra.  —  Graf  W.  Mirbach,  Beitr.  zur  Territorialgeschichte  II,  S.  7. 

Handschrift!  Qu.    Das  Pfarrarchiv  ist  im  1 8.  Jh.  untergegangen,  erhalten 
ist  nur  eine  Stiftungsurkunde  von  1 676  (Tille,  Übersicht  II,  S.  1 5 6). 
Geschichte  Bischof  Werner  von  Münster  weiht  am  4.  Dezember  i  1 3 7  die  von  dem  Über- 

wasser-Stift in  Münster  i.  W.  erbaute  Kapelle  zu  Prummern  (Erhard,  Regesta  historiae 
Westfaliae  II,  S.  21,  Nr.  2  2  3.  —  Knipping,  Regesten  der  Erzbischöfe  von  Köln  II, 
S.  55,  Nr.  348.  —  Ann.  h.  V.  N.  LV,  S.  1  Anm.).  Die  Kapelle  war  Filiale  von  Würm. 
Im  Liber  valoris,  um  i3oo,  kommt  die  Kirche  noch  nicht  vor;  nach  der  Nennung 
eines  Pfarrers  im  J.  H82  scheint  sie  damals  schon  Pfarrkirche  gewesen  zu  sein  (eben- 
dort  LVII,  S.  1 63).  Der  gleichen  Zeit  gehört  der  Bau  der  Kirche  an.  Das  Kolla- 
tionsrecht besass  der  Landesherr. 
Beschreibung  Z w e i s c h i  f f i g e r  spätgotischer   Backsteinbau  mit  Westturm,   aus  der 

Zeit  um  i5oo,  im  Lichten  24  m  lang,  10  m  breit  (Ansicht  Fig.  124,  Grundriss 
Fig.  125). 

Äusseres  Der  dreigeschossige  West  türm  im  Erdgeschoss  mit  modernem  Westportal  vom 

J.  1 85 1 .  in  den  Seitenwänden  Spitzbogenblenden  mit  erneuertem  Masswerk.  Das 


428 


PRUMMERN  1 85 


Mittelgeschoss  hat  gleichfalls  grosse  Spitzbogenblenden,  die  Westblende  mit  zwei-  Kathoi. 

PfurrKirc 

teiligem  Ziegelmasswerk,  dessen  Mittelschaft  in  sehr  eigenartiger  Weise  zu  einem 
mandelförmigen  Lichtschlitz  ausgeweitet  ist.  Die  Glockenstube  mit  ungegliederten 
spitzbogigen  Schallfenstern ;  schlanker  achtseitiger  Helm. 

Das  Langhaus  von  drei  Jochen  ist  ganz  schlicht;  einfache  mit  Schiefer  ab- 
gedeckte Strebepfeiler,  um  die  das  Fensterbankgesims  verkröpft  ist,  grosse  unge- 
gliederte Spitzbogenfenster.    Beide  Schiffe  liegen  unter  einem  einheitlichen  Dach. 

Der  etwas  höhere  Chor  von  zwei  Jochen  mit  Achtecksschluss  hat  reichere 
Strebepfeiler;  das  Fensterbankgesims  liegt  in  gleicher  Höhe  wie  am  Langhaus.  Die 
Fenster  mit  neuem  Mass- 
werk. Nördlich  in  Verlänge- 
rung des  Seitenschiffes  die 
gleichzeitige  schlichte  Sa- 
kristei. An  der  Südseite  eine 
vermauerte  kleine  Tür,  auf 
dem  Sturz  eine  grosse,  fast 
ganz  verwitterte  Inschrift 
mit  zwei  Wappen,  das  eine 
mit  zwei  doppelten  Kreuzen, 
das  andere  mit  drei  See- 
blättern. An  dem  Strebe- 
pfeiler daneben  vermauerte 
Nische  für  ein  Kirchhofs- 
licht in  Hausteinfassung  mit 
Fratze  darunter. 

Am  Ostende  des  Cho- 
res moderne  rechteckige  Sa- 
kristei. 

Im  Inneren  die 
Turmhalle  mit  Rippenge- 
wölbe. Das  Langhaus  hat 
rechteckige  Pfeiler  mit  ab- 
gefasten  Kanten;  das  Seiten- 
schiff im  Norden  ist  etwas 
niedriger  als  das  Hauptschiff. 

Die  Kreuzgewölbe  von  ein-  Fig.  124.    Prummern.    Ansicht  der  katholischen  Pfarrkirche, 

fächern    Schienenprofil  mit 

glatten,  schlanken  Konsolen  und  runden,  teilweise  ornamentierten  Schlufssteinen. 
Unter  den  Fenstern  sind  durchweg  ffachbogige  Nischen  ausgespart.  Die  Sakristei  mit 
einfachem  Tonnengewölbe.  An  der  Nordseite  im  Chor  der  Aufsatz  eines  Sakraments- 
Wandschränkchens  mit  Kielbogen  und  Fialen,  darauf  eine  kleine  derbe  Kreuzigungs- 
gruppe in  Relief. 

Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen:  Ausstattung 
Messing-Kronleuchter  des  i7.  Jh.  mit  sechs  Armen,   dazwischen  hübsche 
Metallrosetten. 

Weih  Wasserkessel  des  i5. — 16.  Jh.,  zylindrisch,  mit  feiner  Profilierung. 
Taufstein  in  Kelchform  aus  Blaustein  aus  dem  16. —  1 7.  Jh.,  Balusterschaft, 
auf  der  Kuppa  eine  Reihe  von  Wappen  mit  Monogrammen ;  eines  mit  dem  Jülicher 


Inneres 


i86 


KREIS  GEILENKIRCHEN 


Ausstattung  Löwen  und  dem  Monogramm  w.  h.  z.  g.  scheint  sich  auf  Herzog  Wilhelm  von  Jülich 
zu  beziehen  (f  i592),  eines  ist  das  Wappen  der  Stadt  Düren,  andere  augenscheinlich 
bürgerliche  Wappen. 

Kanzel  und  Täfelung  im  Chor  klassizistisch,  mit  Fruchtgehängen  geschnitzt 
und  teilweise  vergoldet,  um  1800. 

In  der  Sakristei  schwerer  Renaissanceschrank  aus  Eichenholz,  um  1600, 
mit  kräftiger  Pilaster-  und  Bogengliederung. 
Glocken  Die  vier  alten   Glocken  von  i3So,  1 473,  1 476  und  1 5 9 7   tragen  die  In- 

schriften : 

I.   INT  JAER  ONS  HEREN  MCCCCLXXVI  JACOP.     JOHANNES  APOSTOLUS  ET  EVAN- 
GELISTA. 


Fig.  125.    Prummern.    Grundriss  der  katholischen  Pfarrkirche. 

2.  MARIA    HEIS    ICH,    AL  UNGEWEDER  VERDRIVE    ICH,    INT    JAER    ONS  HEREN 
MCCCCLXXIII  IACOP  VAN  VENROED. 

3.  ANNO  DOMINI  MCCCL,  EGO  VOCOR  CATARINA,  SUM  BAPTIZATA. 

4.  MARTHINUS  HISSEN  ICH,  JOHAN  VAN  TRIER  GUS  MICH    1 597 . 


PUFFENDORF. 

Kathoi.  KATHOLISCHE   PFARRKIRCHE   (s.  t.  s.  Laurentii).    Binterim  und 

Pfarrkirche  MooREN;  E.  K.  II,  S.  i57.  —  Kaltenbach  S.  320.  —  Offermann  S.  i79.  —  Ann. 
h.  V.  N.  I,  S.  36.  —  Dumont,  Descriptio  p.  45. 

Handschriftl.  Qu.    Im  Pfarrarchiv:   Streit  wegen  Pastoratsrenten,   1 656 
bis  1668.  —  Akten  über  die  Kirchenvisitation  i659.  —  Rentenverzeichnisse,  Stiftungen 
usw.  des  i7.und  18.  Jh.   Vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  1 5 7. 
Geschichte  Ältere  Nachrichten  über  die  Kapelle  von  Puffendorf  fehlen;  nach  der  nach  dem 

Kirchenpatron  genannten  Glocke  von  1 467  muss  die  Gründung  wohl  spätestens  in 
der  1.  H.  des  i5.  Jh.  erfolgt  sein,  wahrscheinlicher  schon  im  1 4.  Jh.  Das  Patronat 
war  im  Besitz  der  Herren  des  Hauses  Puffendorf.  Angeblich  gehörte  die  Kapelle 
früher  zu  Loverich,  nach  i5oo  stand  sie  unter  Gereonsweiler,  im  J.  i8o4  wurde  sie 
selbständig,  gehörte  dann  wieder  zu  Loverich  und  wurde  im  J.  1 837  wieder  zur 
Pfarrkirche  erhoben.  Der  Turm  stammt  noch  aus  dem  18.  Jh.;  das  Langhaus  wurde 
im  J.  1888  durch  einen  Neubau  ersetzt. 


43o 


RANDERATH 


187 


Schlichter  dreigeschossiger  Ziegelturm  des  18.  Jh.,  das  Portal  modern,  in  der  Kathol. 
Glockenstube  flachbogige  Fenster.    Elegante,  leicht  geschweifte  beschieferte  Haube.  Beschreibung 
Das  Innere  ist  schmucklos. 

Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen:  Ausstattung 

Triumph  kreuz  in  Lebensgrösse ;  der  Gekreuzigte  mit  flatterndem  Lenden- 
tuch, auf  den  Kreuzenden  die  Evangelistensymbole.  Ziemlich  derbe  spätgotische 
Holzskulptur  aus  der  i.  H.  des  16.  Jh. 

Renaissance-Monstranz  aus  vergoldetem  Silber,  i.  H.  des  i7.  Jh.,  seitlich 
unter  Baldachinen  die  hh.  Petrus  und  Paulus,  oben  die  Muttergottes  mit  Engelchen, 
um  1600,  im  j.  1 83 1  restauriert. 

Die  beiden  alten  Glocken  von  i486  und  1 46 7  tragen  die  Inschriften:  Glocken 

1.  MARIA  HEYSCHEN  ICH,  GREGORIUS  VON  TRIERE  GOUSS  MICH  ANNO  DOMINI 
MCCCCLXXXVI. 

2.  QTJIRINUS,  LAURENTIUS  HEISSEN  ICH,  IN  DE  GODES  EIR  LUIDEN  ICH,  GOEBEL 
MOET  GUIS  MICH  ANNO  DOMINI  MCCCCLXVII. 

HAUS  PUFFENDORF.    Eissenberg-Mirbach.  —  Aachener  Zs.  II,  S.  2o7  ;  Haus 
VI,  S.  299,  3o4  Anm.,  321;  XV,  S.  287.  —  Strange,  Beiträge  zur  Genealogie  IV,  Puffen  orf 
S.  1.  —  Berg.  Zs.  XXIV,  S.  5i. 

Ungenaue  Ansicht  vorn  J.  1 7 23  im  Codex  Welser. 

Im  i3.  und  i4.  Jh.  war  ein  Geschlecht  gleichen  Namens  im  Besitz  der  Burg-  Geschichte 
Mitglieder  der  Familie  von  Puffendorf  sind  im  Nekrologium  der  Abtei  Gladbach  ge- 
nannt. Um  die  Mitte  des  1 5.  Jh.  besass  ein  Zweig  der  von  Harff  das  Haus  (Ann. 
h.  V.  N.  LVII,  S.  45).  Im  J.  i488  kam  es  mit  dem  Quirinus-Stift  zu  Neuss,  das 
Lehensherr  der  Burg  war,  zu  einem  Streit,  in  dessen  Verlauf  das  Lehen  abgelöst 
und  von  dem  Stift  an  die  Herren  von  Verken  verkauft  wurde  (Fahne,  Köln.  Ge- 
schlechter I,  S.  434;  II,  S.  172).  Nach  dem  Aussterben  der  Linie  im  Mannesstamm 
vergab  das  Stift  um  i74o  den  Besitz  an  den  Freiherrn  Joseph  Adolf  von  Loe  zu 
Wissen;  um  1800  war  dann  ein  Herr  von  Pfeil-Scharffenstein  im  Besitz  von  Puffen- 
dorf. Später  wurde  das  Gut  parzelliert,  die  Gebäude  abgebrochen;  das  Burgterrain 
ist  jetzt  im  Besitz  der  Familie  Dolmanns. 

In  dem  grossen  Baum  garten,  der  das  alte  Burggelände  einnimmt,  zeichnet  Beschreibung 
sich  noch  deutlich  der  von  Gräben  und  Wällen  umgebene  Hügel  ab,  auf  dem  die 
Hauptburg  stand.    Von  der  Vorburg,  auf  die   eine   alte   Eichenallee  zuführt, 
stehen  auf  alten  Untermauern  zwei  rechtwinklig  zueinander  liegende  Fachwerkbauten 
des  i9.  Jh. 

In  Puffendorf  befanden  sich  noch  andere  adelige  Sitze,  darunter  namentlich  Adelige 

Sitze 

ein  Gut  der  Familie  des  Generals  Johann  von  Werth  (Aachener  Zs.  XI,  S.  287.  — 
Ann.  h.  V.  N.  LXXIII,  S.  123).  Eines  dieser  Güter  ist  jedenfalls  das  grosse  Gehöft 
in  der  Nähe  der  Kirche  mit  dem  stattlichen  Wohnhaus  des  18.  Jh.,  jetzt  im  Be- 
sitz der  Familie  Dolmanns. 

RANDERATH. 

VORGESCHICHTLICHE  UND  RÖMISCHE  FUNDE.  In  der  Nähe  Vor- 

ffcschicht- 

des  Dorfes  Leiffarth  sind  an  einer  Stelle,  an  der  nach  der  Tradition   das  Schloss  ijcnes  und 
Leiffarth  gestanden  hat,    zahlreiche   römische   Reste   gefunden  worden,  die  Römisches 
auf  ein  grösseres  Anwesen  schliessen  lassen,  namentlich  ein  schönes  spätrömisches 
Kapital  mit  Säulenschaft,  zahlreiche  Ziegel  von  Dach-  und  Bodenbelag  usw.  Hier 


43i 


i88 


KREIS  GEILENKIRCHEN 


Vor-  liegt  auch  noch  ein  alter  ausgemauerter  Brunnen.  Auf  diesen  römischen  Resten 
2fGschicht~  • 

liches  und  stand  höchst  wahrscheinlich  die  im  J.  1 388  zerstörte  Burg  Leiffarth  (Lückerath, 
Römisches  Gesch.  der  Herren  von  Heinsberg,  Neudruck  S.  48);  Funde  mittelalterlicher  Scherben 
sprechen  dafür.   Weiterhin  wurde  auch  ein  fester  Kiesweg  in  der  Richtung  auf  Him- 
merich festgestellt,  wo  gleichfalls  römische  Sigillata-Scherben  gefunden  worden  sind. 

In  der  Nähe  des  Horster  Steges  an  der  Wurm  liegt  in  den  Wiesen  eine  kleine 
runde  Erhebung,  der  sogen.  Rastplatz,  vielleicht  eine  römische  Station;  in  der  Nähe 
sind  Tonplatten,  Scherben,  Steinplatten  römischen  Ursprunges  zutage  gekommen,  ferner 

  zwei   Beinmesser   und  der 

Fuss  einer  Figur,  auf  einer 
Schildkröte,  aus  Sandstein. 

In  der  Nähe  von  Him- 
merich liegt,  zum  Teil  unter 
dem  Acker,  der  etwa  20  Fuss 
breite  Diebsweg;  an  der 
Kreuzung  dieses  Weges  mit 
der  Strasse  nach  Randerath 
sind  acht  vorgeschichtliche 
Brandurnen,  in  einer 
Reihe  stehend,  gefunden 
worden;  weiter  drei  Urnen 
mit  kleineren  Krügen  da- 
zwischen. Der  Umfang  die- 
ses Gräberfeldes  ist  noch 
nicht  näher  festgestellt  (Mit- 
teil, des  Herrn  Apothekers 
Eckertz  in  Randerath).  Über 
die  Rom  er  Strasse  Aachen- 
Hilfarth  vgl.  Aachener  Zs. 
XII,  S.  1 55. 

Ein  schönes  Steinbeil 
aus  Nephrit  ist  in  das  Aache- 
ner Suermondt- Museum  ge- 
kommen. 

KATHOLISCHE 
PFARRKIRCHE  (s.  t.  s. 
Lamberti).  Binterim  und 
Mooren,  E.K.  II,  S.  2i4.  —  Kaltenbach  S.  397.  —  Offermann  S.  1 79.  —  Habets, 
Geschiedenis  van  het  bisdom  Roermond  I,  S.  378.  —  Lückerath,  Beiträge  zur  Gesch. 
von  Heinsberg  II,  S.  22.  —  Der  Niederrhein  1 878,  S.  1 2 7 .  —  Kort  begryp  des  Levens 
ende  der  Deugden  van  de  Weerdige  Joanna  van  Randenraedt,  Antwerpen  1 69o. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Urkunde  von  1 447,  betr.  die  Bruder- 
schaft Unser  Lieben  Frauen.  —  Rentenverkäufe  von  1 47 1,  1 5 1 2,  1 5 2 5.  —  Mefsstiftung 
von  1 5 1 9.  —  Urkunden  und  Akten  über  die  Vikarie  des  Johannis- Altares  von  i549 
an.  —  Chronik  des  Pfarrers  Gottfried  von  Ophoven,  1680.  —  Rechnungen,  Rentver- 
zeichnisse usw.  vom  r  7.  Jh.  ab.  Im  einzelnen  vgl.  Tille,  Ubersicht  II,  S.  1 5 7. 
Geschichte  Die  ältesten  Nachrichten  über  die  Kirche  stammen  erst  aus  dem  i4. — iS.Jh. 

Der  Turm  gehört  in  seinem  Unterbau  wohl  noch  der  gleichen  Zeit   an ;   die  im 


Kathol. 
Pfarr- 
kirche 


Fig.  126.    Randerath.    Ansicht  der  alten  katholischen  Pfarrkirche. 


432 


RANDERATH 


189 


|.  1 895  bis  auf  das  nördliche  Seitenchörchen  niedergelegte  Kirche  war  ein  schlichter, 
dreischiffiger,  spätgotischer  Ziegelbau  des  i5. — 16.  Jh.  Bei  dem  Stadtbrand  von  i67o 
wurde  auch  die  Kirche  eingeäschert;  der  Turm  hatte  dann  eine  neue  Glockenstube 
und  eine  geschweifte  Haube  mit  geschlossener  hoher  Spitze  erhalten  (Ansicht  der  alten 
Kirche  Fig.  126).  Bei  dem  Neubau  des  J.  1 895  sind  Glockenstube  und  Helm  gleich- 
falls beseitigt  worden.  Das 
Patronat  befand  sich  immer 
im  Besitz  der  Landesherren. 

Dreischiffige  moder- 
ne Hallenkirche  vom 
J.  i895  mit  älterem  einge- 
bautem West  türm  und 
spätgotischem  südlichem 
Seitenchörchen  aus  der 
Zeit  um  i5oo. 

Der  dreigeschossige 
Westturm,  im  Unterge- 
schoss  mit  modernem  Portal, 
das  Mittelgeschoss  —  wahr- 
scheinlich aus  dem  Ende  des 
1 7.  Jh.  —  mit  zwei  grossen 
Rundbogenblenden  an  der 
Westseite,  darin  Spitzbogen- 
fenster mit  neuem  Masswerk. 
Die  Glockenstube  und  der 
Helm  sind  modern.  Im 
Inneren  öffnet  sich  der  Turm 
nach  drei  Seiten  mit  Spitz- 
bogen. 

Das  alte  Seiten- 
chörchen ganz  schlicht  mit 
modernen  Masswerkfenstern; 
im  Inneren  einfaches  Rippen- 
gewölbe auf  Konsolen,  auf 
dem  Schlufsstein  ein  kleines 
Wappenschild. 

Von  der  Ausstat- 
tung sind  zu  nennen: 

Schlichte  Rokoko- 
monstranz aus  vergolde- 
tem Silber,  2.  H.  des  18.  Jh. 

Spätgotischer  Kelch  aus  vergoldetem  Silber  von  [54o.  Der  achtblätterige  Fuss 
mit  feinem  Kleinmeisterornament  und  Putten  graviert,  auf  einem  Lappen  Relief  der 
Kreuzigung  mit  der  Jahreszahl  i54o  und  der  Inschrift:  juffer  hacke  rengers. 
Auf  den  Pasten  des  Knaufes  jedesmal  ein  Christuskopf  in  Relief,  21  cm  hoch  (Fig.  12  7). 

Rokoko-Ziborium  von  1 745 /47  aus  Silber,  teilweise  vergoldet,  mit  reichem 
Muschelwerk.  Augsburger  Beschau  mit  Jahresbuchstaben  G,  Meisterstempel  in  Form 
eines  Vogels  (:j),  2  7  cm  hoch. 


Kathol. 
Pfarrkirche 


Beschreibung 


Ausstattung 


Fig.  127.    Randerath.    Kelch  in  der  katholischen  Pfarrkirche. 


433 


l9o  KREIS  GEILENKIRCHEN 

Ausstattung  Spätromanisches  Vortragekreuz  aus  vergoldetem  Kupfer  mit  breiteren  Kreuz- 

enden, Anfang  des  i3.  Jh.  Der  Korpus  mit  doppelt  genagelten  Füssen  und  langem 
Lendenschurz,  scharf  modelliert  und  sorgfältig  nachziseliert;  oben  die  Hand  Gott- 
Vaters,  links  und  rechts  Sonne  und  Mond  graviert ;  unten  eine  später  aufgesetzte 
Glaspaste.    Zweimal  gebrochen  und  derb  mit  Eisen  genickt. 

In  der  Sakristei  Paramentenschrank,  reich  mit  geflammten  Leisten  besetzt, 
Mitte  des  i7.  Jh. 

Ölgemälde  des  letzten  Abendmahls,  mittelmässig,  aus  der  Klosterkirche  her- 
kommend, bez.  F.  GODEFRIDUS  FORSTER  ORD.  ST.  FRANCISCI  PINXIT  1 758. 

Barockfiguren  der  hh.  Antonius  von  Padua,  Franciscus  Xaverius,  Nicolaus, 
Lucia,  Sebastianus,  aus  der  Klosterkirche  herrührend. 
Glocken  Die  drei  Glocken  von  1680  und  i586  tragen  die  Inschriften: 

1.  CHRISTOPHORUS  HEISCH  ICH,  ZUR  EHR  GOTTES  UND  HL.  LAMBERTI  DIEN  ICH, 
DIE  LEBENDIGE  RUFF  ICH,  DIE  TODTEN  BEKLAG  ICH,  l67o  VERBRANDT  ICH,  JOHAN 
BOURLET  HERGOSS  MICH  ANNO  l68o  SUB  REVERENDO  DOMINO  PASTORE  WINANDO 
MOLANO. 

2.  MARIA  BIN  ICH  GENANDT,  DEM  UNGEWITTER  THUE  WIDERSTANDT,  NACH 
GELITTENEN  KRIEG  UND  BRANDT  VERNEWERT  MICH  JOHAN  BOURLET  HANDT  ANNO 
l68o,  DEN    I.  APRIL. 

3.  S.   MARTINUS  HEISSEN  ICH,  JOHANN  VON  TRIER  GOSS  MICH    1 586. 

Evangei.  EVANGELISCHE  PFARRKIRCHE,    von  Recklinghausen,  Reforma- 

Pftirrltirch  g 

tionsgeschichte  I,  S.  i92.  —  Berg.  Zs.  VIII,  S.  20  Anm.;  XXVIII,  S.  21 3.  —  Aachener 
Zs.  VI,  S.  2  7o.  —  Herzogs  Real-Encyklopaedie  für  protestantische  Theologie  XXI, 
S.  55.  —  Jacobsen,  Urkunden-Sammlung  bisher  ungedruckter  Gesetze,  Königsberg  1 844. 
—  Böttcher,  Germania  sacra,  S.  386. 

Handschriftl.  Qu.    Im  evang.  Pfarrarchiv:   Konsistorialprotokolle  von 
161 1  an.  —  Ankauf  des  Schulhauses,  1 699.  —  Akten  des  18.  Jh.,  auch  über  die  be- 
nachbarten evang.  Gemeinden.    Im  einzelnen  vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  i59.- 
Geschichte  Eine  Synode  wurde  schon  im  J.  1 5  7  2  in  Randerath  abgehalten.    Eine  öffent- 

liche Gemeinde  bildete  sich  wohl  erst  bei  dem  Ausbruch  des  Jülichschen  Erbfolge- 
streites; damals  erscheint  von  i6o9 — 161 1  der  bekannte  Theologe  Kaspar  Sibelius 
als  Pfarrer  in  Randerath.  Volle  Freiheit  erhielt  die  Gemeinde  erst  durch  den  Reli- 
gionsvergleich von  l672.  Der  jetzige  Bau  wurde  nach  dem  Stadtbrand  von  1 7 1 7  im 
J.  1  7 1 8  errichtet. 

Beschreibung  Schlichter  Saalbau  aus  Ziegelmauerwerk  vom  J.  1  7 1 8,  an  beiden  Seiten  durch 

Häuser  eingebaut,  die  Strassenfront  mit  einfachem  Giebel,  zwei  Korbbogenfenstern 
und  der  einfachen  Tür.  Darüber  eine  Inschrifttafel :  haec  aedes  sacra  in  cineres 
redacta  erat  anno  1 7 1 7,  den  5.  septembris,  eadem  munificentia  fidelium  e 
cineribus  excitata  est  CorneLIo  LIntgens  VerbI  DIVInI  MlNlstro  ( 1 7  1 8) ; 
QUO  combusta  die  domus  haec  surrexit,  eodem  idem  sol  nobis  VULNUS 
opemque  tulit.    Das  Innere  ist  ganz  schlicht. 

Ausstattung  Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen: 

Kelch  aus  Silber,  teilweise  vergoldet,  ganz  einfach,  i7. — 18.  Jh.,  mit  dem 
Spruch  aus  dem  Psalm  io3:  lobe  den  herrn  meine  seele  und,  was  in  mir  ist, 

EINEN    J EDIGEN    NAMEN,    LOBE    DEN  HERRN,  MEINE  SEELE,  UND  VERGISS  NICHT,  WAS 

er  dir  gutes  gethan  hat.    Meisterstempel :  GODIN. 

Taufschüssei  aus  Silber,  gepunzt  mit  klassizistischen  Ornamenten ;  daran  die 
Inschrift:  Mathias  peltzer,  i  787. 


434 


RANDERATH 


l9l 


Kleine  rechteckige  KAPELLE  an  der  Hauptstrasse,  Ziegelbau  des  18.  Jh.  mit  Kapellen 
dreiseitigem  Chorschluss.    In  einer  Nische  über  der  flachbogigen  Westtür  Figur  des 
h.  Franziskus.    Das  Innere,  mit  einer  Spiegeldecke,  enthält  einen  kleinen  schlichten 
Rokoko-Altar  und  einige  unbedeutende  Figuren  des  1 8.  Jh. 

An  der  Chaussee  nach  Lindern  kleine  BACKSTEINKAPELLE  zum 
h.  Antonius  von  Padua,  ein  unbedeutender  Bau  des  i7. —  1 8.  Jh. 

EHEMALIGES  MINORITEN  -  KLOSTER.  Ehemaliges 

Handschriftl.  Qu.  Im  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf  nur  ein  Rechnungs- 
buch, 1 737 — 1 79 1  (Ilgen,  Rhein.  Archiv  S.  n9).  Das  Archiv  scheint  nach  Aufhebung 
des  Klosters  verschleudert  zu  sein. 

Die  ersten  Minoriten  kamen  im  J.  1 633  nach  Randerath;  im  J.  i634  begann  Geschichte 
man  mit  dem  Bau  von  Kirche  und  Kloster,  zu  dem  der  Freiherr  von  Leerodt 
4ooo  Taler  beisteuerte.  Der  Bau  zog  sich  bis  zum  Ende  des  1 7.  Jh.  hin,  da  die 
Tür  der  Kirche  (s.  u.  S.  i94)  die  Jahreszahl  i696  trägt.  Im  J.  1802  wurden  die  Ge- 
bäude versteigert  und  die  Kirche  abgebrochen.  Die  Klostergebäude,  die  zu  zwei 
Wohnhäusern  eingerichtet  sind,  befinden  sich  jetzt  im  Besitz  des  Herrn  Postver- 
walters Hübner. 

Kirche  und  Klostergebäude  umschlossen  einen  kleinen  quadratischen  Hof.  Beschreibung 
Die  Kirche  ist  abgebrochen,  erhalten  ist  nur  die  eine  Langwand  als  Abschluss- 
mauer des  Klosterhofes  und  einige  Grabgewölbe.  Die  drei  Flügel  der  Kloster- 
gebäude  sind  ganz  schlichte  zweigeschossige  Ziegelbauten  mit  Korbbogenfenstern 
und  Klötzchenfriesen ;  der  Südflügel  hat  zehn  Fensterachsen,  von  dem  Ostflügel  sind 
noch  acht  Achsen  alt;  daneben  sprang  noch  in  der  Breite  des  Südflügels  ein  kurzer 
Flügelbau  vor,  der  gleichfalls  niedergelegt  worden  ist. 

Das  Innere  des  ziemlich  stark  veränderten  Gebäudes  ist  auch  schmucklos. 

Nach  der  Strasse  hin  liegt  auf  der  hohen  Aufmauerung  ein  schlichtes  zwei- 
geschossiges Gartenhaus  mit  Mansarddächern  aus  dem  18.  Jh. 

Im  Besitz  der  St.  Sebastianus-Schützengesellschaft  (Aachener  Zs.  XII,  Schützen- 
S.  234,  235,  239,  24i,  256  in  den  Anm.) : 

Silberner  Schützenvogel  von  1 696   mit  der  Inschrift:   im  i696.  jähr,  als 

HERR    DEDERICH    ROTTEBURG    KÖNIG   WAR,    HAT    SELBIGER    DIE   BRUDERSCHAFT  RE- 
NOVIERT UND  IM  SCHIESSEN  EXCELLIERT. 

Weiterhin  Archivalien  vom  i7.  Jh.  ab. 

BURG   UND   STADTBEFESTIGUNG.    Ann.  h.  V.  N.  IV,  S.  i97;  V,  Burg 
S.  32  ;  XVII,  S.  237;  LXI,  S.  67.  -  Aachener  Zs.  I,  S.  i89;  III,  S.  247;  XI,  S.  1 25.  beff sUgung 

—  Berg.  Zs.  XXI,  S.  2o9  Anm.;  XXIII,  S.  54.  —  B.  J.  XXXIX,  S.  3i9.  —  von 
Merino,  Gesch.  der  Burgen  IX,  S.  7.  -  -  Fahne,  Gesch.  der  Grafen  Salm-Reiffer- 
scheid II,  S.  57,  76.  —  Graf  W.  Mirbach,  Beiträge  zur  Territorialgeschichte  II,  S.  6. 

—  Lückerath,  Gesch.  der  Herren  von  Heinsberg,  Neudruck,  S.  6,  23.  —  Fabricius, 
Karte  von  1 7 89,  S.  283,  3o3.  —  Wolters,  Recherches  sur  l'ancien  comte"  de  Grons- 
veld  et  sur  les  anciennes  seigneuries  d'Elsloo  et  de  Randenraedt,  Gand  1 854,  S.  1 73. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf:  In  dem  vereinigten 
Jülich-Bergischen  Landesarchiv  finden  sich  die  hauptsächlichen  Urkunden,  weiter 
Amtsrechnungen  usw.  Vgl.  Ilgen,  Rhein.  Archiv  S.  2  5.  —  Im  Besitz  des  Herrn 
Apotheker  Eckertz  in  Randerath:  Neuere  reiche  Materialiensammlung  zur  Ge- 
schichte von  Randerath  (Tille,  Übersicht  II,  S.  1 59).  —  Im  Besitz  des  Herrn  Robert 
Neil  en  in  Randerath:  Urkunde  von  i5o3,  betr.  Ölmühle  und  Kapelle  der  Burg 
Randerath  (ebendort  II,  S.  160).  —  Chronik  des  Bürgermeisters  Dohmen,  18.  Jh.,  auf 


435 


I  92 


KREIS  GEILENKIRCHEN 


Burg       dem  Bürgermeisteramt  Würm, 
und  Stadt-  n    v     .  ., 
befe  stigu  ng  besitz  der  Erben  Bürgermeister  Montz,  Randerath 

Ältere  Ansichten  und  Pläne 


Kellnerei-Patent  usw.  aus  dem  18.  Jh.  im 


i.  Ungenaue,  phantastische  Ansicht  vom 
J.  1 7 23  im  Codex  Welser.  2.  Alter  Stadtplan  mit  Einzeichnung  des  Schlosses,  der 
Festungswerke  und  der  Wasserläufe,  18.  Jh.  (Fig.  128).    3.  Federzeichnung  der  Burg 


«  Burg.  —  b  Runder  Turm.  —  e  Folterturm.  —      Pulverturm  oder  Bombenturm.  —  e  Buschtor.  — / g  Eckturm  (?). 
—  h  Feldtor.  —  i  Astertor.  —  k  Junge  Wurm.  —  l  Schleuse.  —  in  Burgweiher.  —  11  Alte  Wurm. 

Fig.  128.    Randerath.    Lageplan  der  Stadtbefestigung  und  der  Burg  aus  dem  18.  Jh. 

mit  dem  alten  Turm,  von  dem  Geometer  Karl  de  Wyl,  1 787,  Kopien  von  2  und  3 
im  Besitz  des  Herrn  Apothekers  Eckertz,  Randerath. 
Geschichte  Die  Burg  zu  Randerath  ist  der  Stammsitz  des  bedeutsamen  gleichnamigen  Edel- 

herrengeschlechtes,  von  dem  im  J.  io84  Hartper  von  Randerath  zuerst  genannt  ist 
(Kremer,  Akadem.  Beiträge  III,  Nr.  i4).  Sein  gleichnamiger  Sohn  kommt  zum  Streit 
mit  Goswin  II.  von  Heinsberg  und  Erzbischof  Friedrich  von  Köln;  in  diesem  Streit  wird 
um  die  Mitte  des  12.  Jh.  die  Burg  Randerath  gründlich  zerstört.  Im  J.  12  25  nahm 
Gerhard  von  Randerath  Schloss  und  Stadt  Randerath  von  dem  Herzog  Walram  von 


436 


RANDERATH 


193 


Limburg-  zu  Lehen.   Im  T.  1239  wurde  wahrscheinlich  die  Burg  Randerath  durch  den  Burg 

b  J  -jtu-  und  Stadt- 

Herzog  von  Brabant  zum  zweitenmal  zerstört.    Zum  Beginn  des  i4.  Jh.  gewinnt  dann  bef  estigung 

Heinsberg  einen  wesentlichen  Einfluss  auf  Randerath,  im  J.  i3io  wird  auch  die  Burg 
Randerath  Offenhaus  der  Herren  von  Heinsberg.  Mit  Arnold  von  Randerath 
(f  i384)  starb  das  Edelherrengeschlecht  im  Mannesstamm  aus.  Als  Erbe  von  Rande- 
rath erscheint  der  eine  der  beiden  Schwiegersöhne,  Wilhelm  von  Horn,  dessen  Gattin 
im  J.  i392  Schloss,  Stadt  und  Land  Randerath  an  den  Herzog  von  Jülich  verkauft. 
Das  Gebiet  wurde  ein  Tülichsches  Amt;  auf  dem  Schloss,  dessen  älteste  Teile  auf 
das  i4.  Jh.  hinweisen,  nahm  der  Amtmann  seine  Wohnung. 

Es  ist  wahrscheinlich,   dass  im  Zusammenhang  mit  der  Burg  im  i4.  Jh.  auch 


Fig.  129.    Randerath,  Burg.    Ansicht  des  Kellnereigebäudes. 


die  Befestigung  des  Örtchens  Randerath  erfolgte;  nähere  Nachrichten  über  die  Be- 
festigung fehlen. 

Im  |.  i5o3  wird  die  Kapelle  der  Burg  erwähnt.  Im  J.  i542  wurden  bei  dem 
Strafzug  des  Kaisers  gegen  Jülich  auch  Stadt  und  Burg  Randerath  verbrannt.  In 
den  J.  16/0  und  1 7 1 7  litt  die  Stadt  durch  grosse  Brände,  dazu  kam  im  J.  1 6 7 5  die 
scharfe  Ausplünderung  durch  Lauenburgische  Truppen. 

Im  J.  1 762  wurde  die  Burg  mit  Ausnahme  des  grossen  Turmes  abgebrochen 
und  im  f.  1 766  das  noch  bestehende  Kellnereigebäude  errichtet.  Gleichzeitig  soll 
man  im  J.  i762  auch  schon  die  Stadttürme  abgebrochen  haben. 

In  der  französischen  Zeit  wurde  die  Burg  von  dem  letzten  Kellner  Montz  er- 
worben; aus  dem  Besitz  der  Familie  Montz  kam  sie  nach  1 87  i  an  Herrn  Schwilden 
in  Aachen  und  von  diesem  an  den  jetzigen  Eigentümer,  Herrn  Wilhelm  Strom- 
menger.  Der  Hauptturm  musste  schon  um  i83o  wegen  Baufälligkeit  niedergelegt 
werden. 

13 

437 


i94 


KREIS  GEILENKIRCHEN 


Burg  Die  Burg  liegt  auf  einem  hohen,  nach  der  Aussenseite  abgerundeten  Hügel 

^efestigUng  und  war  ursprünglich,  bis  auf  den  schmalen  Verbindungsweg  mit  der  Stadt,  ganz  von 
Beschreibung  breiten  Gräben  und  Weihern  umgeben. 

Burg  Nach  der  Stadt  hin  liegt  das  Kellnereigebäude  von  1 766,  ein  schmaler, 

langgestreckter,  zweigeschossiger  Ziegelbau  mit  Mansarddach.  In  der  Mitte  der  Stadt- 
seite die  Reste  des  mächtigen  Turmes  des  i4.  Jh.,  jetzt  in  der  Gestalt  von  zwei 
kräftigen  Strebepfeilern  sich  zeigend ;  im  Erdgeschoss  die  Spuren  eines  Kreuzgewölbes. 
Nur  die  in  das  Haus  von  1 766  eingebaute  Mauer  ist  noch  in  der  ganzen  Höhe 
dieses  Hauses  erhalten.  Zu  beiden  Seiten  des  Turmrestes  je  fünf  Fensterachsen,  die 
Schmalseiten  mit  drei  Fensterachsen.  In  der  Osthälfte  die  grosse  Durchfahrt  zum 
Wirtschaftshof  (Fig.  129).  Nach  Osten  schiiesst  sich  noch  ein  kleiner  älterer,  mannig- 
fach veränderter  Stallflügel  an;  darunter  ist  noch  die  unregelmässig  polygone  Auf- 
mauerung mit  einem  halb  verschütteten  und  vermauerten  Spitzbogentor  erhalten. 

Der  nach  der  Angriffsseite  gelegene  Halbkreis  zeigt  in  der  Rasenböschung 
noch  überall  die  schweren  Pfeilerköpfe  einer  hohen  Aufmauerung.  Form  und  Alter 
sind  infolge  der  starken  Überwucherung  und  des  Abbröckeins  des  Aussenmantels 
schwer  zu  bestimmen.  Am  Westende  liegt  die  Hälfte  eines  kleinen  rechteckigen 
Raumes  noch  zutage.  Die  grosse  Regelmässigkeit  dieser  Mauerteile  scheint  darauf 
hinzudeuten,  dass  es  sich  doch  schon  um  eine  auf  Geschützverteidigung  berechnete 
Anlage  des  16.  Jh.  handelt. 

Das  Innere  des  Kellnereigebäudes  ist  durchweg  einfach;  in  dem  grossen 
Flur  eine  Treppe  mit  hübschem  Rokokopfosten.  Im  Erdgeschoss  ein  grosser  Saal 
mit  einfacher  Holztäfelung  und  schlichter  Stuckdecke;  die  ganzen  Wände  sind  mit 
Ölgemälden  bespannt,  die  meistens  Szenen  der  antiken  Mythologie  enthalten:  Bacchus 
mit  Mänaden,  Theseus  mit  dem  Bellerophon,  Atlas  mit  der  Weltkugel,  Argus  und 
Merkur,  Raub  der  Europa  usw. ;  ziemlich  mittelmässige  Werke  aus  der  Zeit  der  Er- 
bauung des  Hauses. 

Stadt-  Die  Stadtbefestigung  (Fig.  128)  war  gegen  die  Burg  hin  auch  mit  einer 

befestigung    Mauer  geschlossen,  die  nur  den  Durchlass  zur  Burg  enthielt. 

Die  Lage  der  Stadtmauer,  von  der  aufstehende  Reste  nicht  mehr  erhalten 
sind,  ist  noch  durch  den  schmalen  Weg  „Hinter  der  Mauer"  markiert.  Die  von  der 
Wurm  gefüllten  Stadtgräben  sind  jetzt  zugeschüttet  und  zu  Gärten  verwendet.  In 
der  Stadtmauer  lagen  drei  Tore,  entsprechend  den  Hauptstrassen,  das  Astertor  nach 
Norden,  das  Buschtor  nach  Osten  und  das  Feldtor  nach  Westen.  Der  Anschluss 
der  Mauer  an  die  Burg  war  durch  einen  runden  und  einen  eckigen  Turm,  den  sog. 
Folterturm,  gedeckt.  An  der  Nordostecke  der  Stadtmauer  lag  ein  runder,  wohl  dem 
16.  Jh.  angehörende  Bastionsturm;  die  beiden  Türme  der  Südost-  und  der  Südwest- 
ecke sind  nicht  mit  Sicherheit  festzustellen. 
Marktkreuz  Auf  dem  Marktplatz  derbes  Steinkreuz  von  1 79 7  mit  Krucifixus  und  schmerz- 

hafter Mutter;  auf  dem  Sockel  das  Chronogramm:  IesV  Xto,  qVI  passVs  est  pro 
oMnIbVs,  posVerVnt  pH  CathoLICI  ranDerathenses  (1 797). 
Sammlungen  Im  Besitz  des   Herrn  Apothekers  Eckertz  in  Randerath  reichhaltige 

Eckertz      Sammlungen  verschiedenster  Art: 

An  dem  Gartenhaus  zwei  grosse  römische  Sandsteinkapitäle  aus  der  Fundstelle 
am  Wege  nach  Lindern,  ferner  einige  steinerne  Renaissance-Säulen  von  der  Burg 
Setterich  (Kreis  Jülich),  eine  Reihe  eiserner  Kaminplatten  usw.  Im  Inneren  ein 
hübscher  Barockkamin  desi7. — 18.  Jh.  in  Holzfassung,  aus  Haus  Horst  (Kreis  Heins- 
berg) stammend ;  ferner  die  interessante  Tür  der  Klosterkirche  in  Randerath  mit  der 


438 


SCHERPENSEEL  —  SÜGGERATH 


i95 


Jahreszahl  1 696,  durch  ausgesägte,  sich  kreuzende  Bohlen  mit  einer  Vierpassmuste-  Sammlungen 
rung  gegliedert. 

Ferner  sind  einige  Möbel  zu  nennen,  namentlich  ein  kleiner  Überbauschrank 
aus  der  2.  H.  des  16.  Jh.,  Gemälde  des  i7.  und  18.  Jh.,  einige  Kabinettscheiben, 
Krüge  usw. 

Im  Besitz  des  Herrn  Justizrats  Thönessen  ein  gotisches  Schränkchen  Thönessen 
des  i5.Jh.  und  eine  Sammlung  von  älteren  Gemälden,  meist  niederländischer  Meister 
des  i7.  Jh. 

SCHERPENSEEL. 

NEUE  KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  Immaculatae  concep-  Kathoi. 
tionis  B.  M.  V.)  der  Pfarrei  Marienberg  (s.  o.  S.  1  76). 

Die  jetzige  Pfarrkirche  wurde  im  J.  1 895  an  Stelle  einer  schlichten  Kapelle  des 
i7.— 18.  Jh.  errichtet. 

Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen:  Ausstattung 

In  der  Taufkapelle  Gruppe  der  h.  Anna  selbdritt,  Holz,  um  i5oo,  er- 
gänzt und  neu  bemalt. 

Zwei  Beichtstühle  mit  grossen  korinthischen  Säulen,  Anfang  des  18.  Jh., 
Bänke  mit  Knorpelornament  des  1 7.  Jh.,  aus  der  Pfarrkirche  in  Erkelenz  stammend. 

Kasel,  Stoff  modern,  die  Stäbe  gestickt  mit  Doppelfiguren  unter  Baldachinen, 
auf  dem  Kreuz  ein  Rundmedaillon  mit  der  Verkündigung,  stark  restauriert,  um  1 5oo. 

Kasel,  Stoff  modern,  Vorderstab  und  Kreuz  mit  Kartuschfüllungen,  reich  ge- 
stickt mit  grossen  Blumen  in  hohem  Relief,  gute  Arbeit  aus  der  Mitte  des  i7.  Jh. 


SÜGGERATH. 

KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  inventionis  s.  Crucis).  Binterim  Kathoi. 
u.  Mooren,  E.  K.  II,  S.  21S.  —  Kaltenbach  S.  396.  —  Offermann  S.  186.  —  Pfarrkirche 
Dumont,  Descriptio  p.  22,  45. 

Im  J.  1 1 5 3  ist  die  kölnische  Kirche  schon  in  Süggerath  begütert  (Graf  W.  Mir-  Geschichte 
bach,  Territorialgeschichte  II,  S.  7).  Ältere  Nachrichten  über  die  spätestens  im 
1 5.  Jh.  gegründete  Kirche  fehlen;  sie  war  Filiale  von  Würm  und  Prummern,  deren 
Pfarrer  gemeinsam  das  Kollationsrecht  in  Süggerath  ausübten.  Der  Chor  der  alten 
Kirche  stammt  noch  aus  der  Zeit  um  i5oo;  im  J.  1 87 5  wurde  ein  schlichter  Ziegel- 
bau errichtet,  in  dem  nur  der  Chor  des  alten  Baues  erhalten  blieb.  Die  spätestens 
im  18.  Jh.  errichtete  Pfarrei  wurde  in  französischer  Zeit  supprimiert,  im  J.  i846  aber 
wiederhergestellt. 

Moderner  dreischiffiger  Hallenbau  mit  spätgotischem  Chor  aus  Beschreibung 
der  Zeit  um  i5oo,  der  Chor  im  Lichten  7,5o  m  lang,  5. 60  m  breit. 

Einfacher  Ziegelbau  mit  zweiteiligen  Fenstern,  seitlich  durch  moderne  Sakri- 
steien verbaut.  Die  Strebepfeiler,  Masswerke  und  das  Hauptgesims  sind  erneuert.  Das 
Innere  besteht  aus  zwei  Jochen  mit  dem  Achtecksschluss,  schlichte  Kreuzgewölbe, 
deren  Rippen  glatt  aus  den  Runddiensten  herauswachsen. 

Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen:  Ausstattung 

Flandrischer  Schnitzaltar   aus  der   Zeit  um  l53o,  wohl  Antwerpener  Flandr. 
Arbeit,  mit  gemalten  Flügeln;  der  Schrein,  neu  polychromiert  und  mit  modernen  Schmtzaltar 

13* 

439 


1 96 


KREIS  GEILENKIRCHEN 


Ausstattung  Aufbauten  versehen,  etwa  2,25  m  breit,  2,80  m  hoch  (Taf.  XL  —  Münzenberger- 
Beissel,  Zur  Kenntnis  und  Würdigung  der  mittelalterlichen  Altäre  Deutschlands  II, 
S.  18,  Taf.  79.  —  Stimmen  aus  Maria-Laach  XXXXVIII,  S.  i4). 

Der  Schnitzschrein  zeigt  in  der  üblichen  Anordnung  in  der  Mitte  die  hohe 
Kreuzigungsgruppe  in  zwei  Zonen  geteilt,  links  die  Kreuzschleppung,  rechts  die  Kreuz- 
abnahme; unten  in  der  Mitte  die  Auferstehung,  links  Verkündigung  und  Anbetung 
der  Hirten,  rechts  Beschneidung  und  Darbringung  im  Tempel.  Die  Kehlen  um  die 
drei  Hauptgruppen  mit  kleineren  Darstellungen  unter  Baldachinen,  links  Einzug  in 
Jerusalem  und  Christus  am  Ölberg,  rechts  Grablegung  Christi  und  das  Sakrament  der 
Taufe,  die  übrigen  sechs  Sakramente  in  den  Kehlen  des  Mittelfeldes. 

Die  gemalten  Flügel  zeigen  innen  Gefangennahme,  Schaustellung,  Himmel- 
fahrt und  Pfingstfest,  in  den  Spitzen  Christus  vor  Pilatus  und  Grablegung.  Die 
Aussenseiten  mit  Abraham  und  Melchisedech,  der  Messe  des  h.  Gregor  und  dem 
Abendmahl,  oben  in  der  Spitze  die  verschiedenen  Leidenswerkzeuge. 

Der  Süggerather  Altar  gehört  in  die  Gruppe  der  kleineren  flandrischen  Im- 
portaltäre, wie  sie  sich  so  zahlreich  im  Kreise  Jülich  finden  (Kunstdenkm.  des  Kr. 
Jülich  S.  i7);  er  ist  von  der  besseren  Qualität  dieser  Werke,  schon  ziemlich  an  das 
Ende  dieser  Arbeiten  gehörig,  sehr  reich  in  den  Trachten  und  ziemlich  affektiert  in 
der  Haltung  der  Figuren. 

Die  Flügelgemälde  sind  besser  als  an  der  Mehrzahl  der  ähnlichen  Werke,  von 
sehr  guter  Erhaltung  und  einem  kräftigen  Kolorit,  fast  ohne  Nachklänge  der  Gotik, 
ganz  in  der  Auffassung  der  niederländischen  Frührenaissance. 

In  der  Sakristei  Krucifixus,  Holz  bemalt,  der  Kopf  gross,  aber  von  sehr 
lebendigem  Ausdruck,  43  cm  hoch,  Anfang  des  16.  Jh. 

Taufstein  aus  Blaustein  in  Kelchform,  ganz  schlicht,  auf  dem  einfachen 
Messingdeckel  die  Inschrift:   c.  p.  t.  v.  d.    j.  g.  m.  m.    c  .  .  ing.  d.  d.  i79o. 

Kasel,  moderner  Stoff,  Rückseite  mit  Krucifixus,  Gott-Vater,  Maria  und  Jo- 
hannes auf  Goldgrund  gestickt,  der  Vorderstab  mit  drei  Einzelfiguren  von  Heiligen 
und  Propheten,  um  i5oo,  stark  restauriert. 

Kasel,  moderner  schwarzer  Sammet,  die  Rückseite  gestickt  mit  Kreuzigungs- 
gruppe, der  Vorderstab   in  Linearornament  mit  Baum  und  Tulpen.    Gute  Arbeit 
aus  dem  i5. — 16.  Jh.,  zum  Teil  restauriert. 
Glocken  Die  beiden  alten  Glocken  von  i479  und  i478  tragen  die  Inschriften  (B.  J. 

XXXVII,  S.  245): 

1.  JACOP  KLOCKENGIETER  VON  VENRODE.  MARIA  HEISCHEN  ICK,  DIE  LEVEN 
ROEP  ICK,  DE  DOEDEN,  DE  BESCHREN  ICK,  AL  UNWEDER  VERDRIVEN  ICK.  IN'T  JAREN 
ONS  HERE  1 47  7. 

2.  JACOPUS,    COSMAS,    DAMAIANUS   (so)   HEISS  ICK,    IN  NAMI  (so)  DES  HEILIGEN 

crucis  ERF(indung)  so  lüde  ick.    anni  (so)  domine  (so)  i478. 
Haus  HAUS  HORRICH  bei  Trips.    Eissenberg-Mirbach.  —  Aachener  Zs.  I, 

Horrich     S.  2o3;  XV,  S.  277.  —  Ann.  h.  V.  N.  LVII,  S.  i9,  96,  97,  2o9,  334.  —  Tille,  Über- 
sicht I,  S.  9i.  —  Manusc.  boruss.  fol.  746  in  der  Kgl.  Bibliothek,  Berlin.  —  Fahne, 
Gesch.  der  Köln.,  Jül.  u.  Bergischen  Geschlechter  I,  S.  i74;  II,  S.  66. 
Ansicht  vom  f.  i723  im  Codex  Welser. 

Geschichte  Das  Haus  ist  Stammsitz  des  weit  verbreiteten  gleichnamigen,  bereits  im  i3.  Jh. 

vorkommenden  Geschlechtes;  von  hier  aus  ging  wohl  auch  erst  die  Gründung  des 
in  Brachein  gelegenen  Hauses  Horrich  aus.  Die  Besitzer  von  Horrich  waren  auch 
Herren  von  Süggerath.    Im  J.  1 525  kam  das  Gut  zu  Horrich  und  die  Herrlichkeit 


44o 


Tafel  XI. 


Süggerath.    Flandrischer  Schnitzaltar  in  der  katholischen  Pfarrkirche. 


TEVEREN 


197 


Süggerath  durch  Heirat  an  Hermann  von  Randerath,   dessen  Erben  es  im  J.  1 5 7 7  Haus 
gegen  Baesweiler  (s.  o.  S.  1 1 7 )  einem  anderen  von  Randerath  vertauschten.   Im  J.  i76o  orric 
ist  diese  Familie  ausgestorben;  Theodor  Meuser  wurde  für  seine  Gattin  Maria  Kath. 
von  Villeneuve,  Tochter  einer  Randerath,  mit  Horrich  belehnt.    Im  1 9 .  Jh.  wurde 
der  Besitz  aufgeteilt;   die  Mühle  und  der  Rest  der  Burg  sind  jetzt  im  Besitz  der 
Familie  Doemens  in  Geilenkirchen. 

Seitwärts  der  Horricher  Mühle  steht  in  einer  Wiese  noch  ein  kleiner  Rest  Beschreibung 
des  alten  Burghauses   aus  dem  i5.- — 16.  Jh..  eine  Ecke  in  Ziegelmauerwerk, 
unten  noch  mit  einem  Schiefsschlitz  in  Hausteinfassung.    Die  Innenseite  des  jetzt 
als  Scheune  und  Schuppen  dienenden  Raumes  ist  im  18.  —  1 9.  Jh.  aus  Fachwerk  her- 
gerichtet worden. 


TEVEREN. 


LANDWEHR.  Von  Nor- 
den nach  Süden,  beginnend  in  der 
Nähe  der  Strasse  Geilenkirchen- 
Gangelt,  westlich  an  der  Försterei 
Neu -Teveren  vorbei  und  westlich 
von  Scherpenseel  an  der  hollän- 
dischen Grenze  endigend,  ist  eine 
etwa  6  km  lange,  nur  auf  eine 
kurze  Strecke  unterbrochene 
Grenz  wehr  erhalten.  Im  Quer- 
schnitt ist  sie  der  Landwehr  im 
Kreis  Erkelenz  (s.  o.  S.  89)  ver- 
wandt, ein  etwa  2,50  m  über  Ter- 
rain sich  erhebender  Wall,  beider- 
seits von  Gräben  eingefasst,  das 
Ganze  9 — 10  m  breit. 

KATHOLISCHE  PFARR- 
KIRCHE (s.  t.  s.Willibrordi).  Bin- 
terim  und  Mooren,  E.  K.  II, 
S.  1 79.  —  Kaltenbach  S.  389.  — 
Offermann  S.  185.  —  Der  Nieder- 
rhein 1878,  S.  131.  —  Aachener 
Zs.  XIII,  S.  185. 

Handschrif  tl.  Qu.  Im 
Pfarrarchiv:  Bruderschafts-, 
Kirchen-  und  Armenrenten,  mit 
Rentenverzeichnis  von  15 16,  Akt 
von  1565  über  die  Herstellung  und 
Bezahlung  eines  Uhrwerkes,  usw. 
—  Testamente,  Stiftungen  usw. 
von  163Ö  ab.  Im  einzelnen  vgl. 
Tille,  Übersicht  II,  S.  161. 

Im  J.  1330  wurde  Teveren  durch  Dietrich  III.  von  Heinsberg  von  den  Grafen 
von  Geldern  erworben  (Lückerath,  Gesch.  der  Herren  von  Heinsberg,  Neudruck 


Landwehr 


Kathol. 
Pfarrkirche 


Fig.  130. 


Teveren.    Ansicht  und  Grundriss  des  Turmes 
der  katholischen  Pfarrkirche. 


Geschichte 


44  1 


i98 


KREIS  GEILENKIRCHEN 


Kathoi.     S.  35).    Die  Nachrichten  über  die  Kirche,  deren  Turm  noch  dem  15.  Jh.  angehört, 
Pfarrkirche  setzen  ergt  m^  (jgm       jjl  ejn     jj;e  Kirche  war  Filiale  von  Geilenkirchen,  die  Ab- 
trennung erfolgte  kurz  vor  1656.     Das  Kollationsrecht  besass  das  Stift  Heinsberg. 
Im  J.  1868/69       das  Langhaus  durch  einen  modernen  Ziegelbau  ersetzt  worden. 
Beschreibung  Moderner  Z i egelb a u  von  1868/69  mit  fünfgeschossigem  Westturm  des  15.  Jh. 

aus  Backsteinen  (Ansicht  Fig.  130). 

Von  den  fünf  Geschossen  das  Erdgeschoss  mit  Eckquaderung  und  modernem 
Westportal;  von  den  oberen  Geschossen  sind  je  zwei  durch  eine  grosse  Masswerk- 
blende an  jeder  Seite  gegliedert,  das  dreiteilige  Masswerk  in  einfacher  Blendenform 
aus  Ziegeln  gemauert.  Die  Westblende  ist  zum  Teil  durch  ein  modernes  Fenster 
zerstört.  Die  Blenden  der  oberen  Geschosse,  unten  dreiteilig,  oben  zweiteilig  mit 
Backsteinpfeiler  als  Schallfenster  geöffnet.  An  der  Südseite  des  Turmes  ein  in  fünf 
Seiten  des  Achtecks  vorspringendes  Treppentürmchen,  mit  dem  vierten  Turmge- 
schoss  endigend  und  mit  Klötzchenfries  und  Walmdach  abgeschlossen.  Der  Turm- 
helm achtseitige  Pyramide,  in  halber  Höhe  leicht  gebrochen  und  durch  ein  Gesims 
gegliedert. 

Ausstattung  Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen: 

Einfache  Strahlenmonstranz  aus  Silber,  teilweise  vergoldet,  18.  Jh. 
Taufst  ein  auf  Balusterschaft  aus  Blaustein  mit  Marmorkuppe,   daran  die 
Inschrift:  diesen  tauffstein  haben  gegeben   arnold  wynants   und  meicken 

LEENEN  LAUT  AUFGERICHTEM  TESTAMENT  ANNO  1655. 

Pfarrhaus  Das  Pfarrhaus  ist  ein  zweigeschossiger  Ziegelbau  von  fünf  Achsen  an  der 

Langseite,  drei  Achsen  an  der  Schmalseite;  einfache  Stichbogenfenster,  Mansarden- 
Satteldach,  an  dem  einen  Giebel  die  Jahreszahl  1 781  in  Eisenankern.  Nach  der 
Kirche  hin  schön  geschnitzte  Rokokotür  mit  reichem  verglasten  Oberlicht;  im  Inneren 
eine  Rokokotreppe  mit  geschnitztem  Pfosten. 

Haus  HAUS  NEU-TEVEREN. 

Neu-Teveren  p3as  ejne  imbsche  Neu- Anlage  aus  der  Zeit  um  1800,  wurde  von  einem 

Herrn  Massette  begründet.  Später  war  es  im  Besitz  des  Herrn  Justizrats  Jungbluth 
in  Erkelenz,  kam  dann  an  den  Eschweiler  Bergwerksverein  und  wurde  um  1900  fin- 
den Forstfiskus  angekauft,  der  das  Obergeschoss  des  Herrenhauses  und  den  grössten 
Teil  der  Nebengebäude  abbrechen  Hess,  um  es  jetzt  als  Forsthaus  zu  verwenden. 

Bis  zu  dem  Umbau  vom  J.  1902  bestand  die  Anlage  aus  den  grossen  drei- 
flügeligen  Wirtschaftsgebäuden  und  dem  zweigeschossigen  Herrenhaus  von 
sieben  Achsen  mit  Mittelrisalit  und  Flachgiebel;  die  rechteckigen  Fenster  mit  grossen 
Schlufssteinen,  um  1800. 

Im  Inneren  befanden  sich  im  Obergeschoss  ein  Empirekamin  mit  Stuckreliefs 
und  gleichzeitige  Farbdrucktapeten,  die  bei  dem  Umbau  zerstört  worden  sind. 

Jetzt  steht  von  den  Wirtschaftsgebäuden  noch  ein  Teil  der  Scheune;  das 
Herrenhaus  ist  bis  auf  das  Erdgeschoss  abgebrochen  und  mit  einem  schlichten 
Ziegeldach  versehen  worden. 
Evangei.  E  VA N G  E  L I S C  H  E  K  A P E  L L E.    Berg.  Zs.  VIII,  S.  20,  Anm. 

Kapelle  Im  Religionsvergleich  von  1672  wurde  den  Reformierten  die  Religionsübung 

in  Teveren  zugestanden,  die  schon  im  J.  166 1  hier  ein  Gebäude  als  Predigthaus  ge- 
kauft hatten;  in  den  J.  1686 — 1687  entstand  der  einfache  kleine  Bau.  Seit  der  Er- 
bauung einer  Kirche  in  Geilenkirchen  ist  das  Pfarramt  nach  dort  verlegt. 

Kleiner  rechteckiger  Z i e g e  1  b a  u  mit  Satteldach  und  Dachreiter;  die  Giebel 
mit  einfachen  Klötzchenfriesen  abgesetzt;  Jahreszahl  1686  in  Eisenankern.  Westlich 


442 


TRIPS 


i99 


Stichbogen  tür  mit  Rundbogenfenster  darüber  an  Stelle  einer  älteren  Korbbogentür.    E  van  gel. 
An  der  Hofseite  ein  fast  ganz  verwitterter  kleiner  Inschriftstein :  (Jan)  BOE(ckers)  hat       ape  e 
(hiervon)  den  ersten  stein  gelegt  a.  168(6,  d.  14.  Maerz);  die  Ergänzungen  nach 
älterer  Abschrift  in  dem  evangelischen  Pfarrarchiv  zu  Geilenkirchen. 
Das  Innere  ganz  schmucklos. 


TRIPS. 

SCHLOSS.   Vorsterman  u.  Franquinet,  Annuaire  genealogique  des  Pays-  Schloss 
Bas,  1874,  S.  93.  —  Robens,  Der  ritterbürtige  Adel  des  Grossherzogtums  Niederrhein 


Fig.  131.    Schloss  Trips.    Lageplan  vom  J.1900. 


I,  S.  342 ;  II,  S.  44.  —  Fahne,  Gesch.  der  Köln.,  Jül.  und  Berg.  Geschlechter  I,  S.  96. 

—  Duncker,  Rheinlands  Schlösser  und  Burgen  mit  Abbild.  —  Offermann  S.  163. 

—  Aachener  Zs.  XVI,  S.  71.  —  Jahrb.  des  Düsseid.  Geschichtsvereins  X,  S.  149.  — 
Quix,  Beitr.  zur  Beschreibung  des  Kreises  Eupen  S.  167.  —  Kremer,  Beitr.  zur  Jül.- 
Berg.  Geschichte  I,  a.  v.  O.  -  ■  Laurent,  Aachener  Stadtrechnungen  S.  160.  —  La- 
comblet,  Archiv  III,  S.  337.  —  Macco,  Beitr.  zur  Genealogie  I,  S.  75.  —  Strange, 
Beitr.  zur  Genealogie  I,  S.  11.  —  Schotel,  Floris  I  en  II  van  Palant  S.  76.  —  Publi- 
cations  de  la  societe  hist.  du  Limbourg  VIII,  p.  113. 

443 


200 


KREIS  GEILENKIRCHEN 


Schloss 
Handschriftl. 
Quellen 


Ansichten 


Geschichte 


Handschrift].  Qu.  Das  von  Eynattensche  Archiv  auf  Schloss  Trips 
enthält  ein  reiches  Material  zur  Familiengeschichte,  insbesondere  der  Berghe  von 
Trips  und  Eynatten,  dann  auch  der  von  Reimersbeek,  Palant,  Rollingen,  Sierstorpff, 
Bernsau,  Nuland,  Roist,  Holtrop,  Colyn  zu  Beusdael,  Lieck  zu  Grittern,  Schoeler, 
Hoen  von  Cartils,  so  landesherrliche  Erlasse,  Prozessakten,  Stammbäume,  Heirats- 
verträge, Testamente,  Lehnbriefe,  genealogische  Aufzeichnungen  usw.  Die  älteste 
Urkunde  von  1354;  besonders  sind  zu  nennen:  Heiratsvertrag  von  1376  zwischen 
Nees  von  Trips  und  Daem  von  Berghe,  Messstiftung  des  Hauses  Trips  in  die 
Kirche  zu  Hünshoven  von  1462,  Studentenstammbuch  des  Hermann  von  Evnatten 
auf  der  Lutetia  Parisiorum,  von  1566,  päpstliche  Erlasse  von  1584  und  1682,  Er- 
kundigungsbuch der  Mannkammer  Geilenkirchen  von  1720.  Andere  Stücke  betreffen 
das  Eynattensche  Schloss  Reimersbeek  (Holland);  dann  eine  Sammlung  alter  Karten. 
Ausführliche  handschriftliche  Geschichte  von  Trips  und  der  Familie  von  Eynatten, 
von  dem  Oberstleutnant  Freiherrn  Franz  von  Eynatten,  1874 — 1890.  Im  einzelnen 
vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  162;  ferner  Wd.  Zs.  I,  S.  405. 

Im  Archiv  der  Grafen  Berghe  von  Trips  zu  Hemmersbach  einzelne 
Archivalien  (Tille,  Übersicht  I,  S.  94). 

Ältere  Ansichten  und  Pläne:  1.  Ungenaue  Ansicht  von  1723  im  Codex 
Welser.  2.  Auf  Schloss  Trips  verschiedene  Pläne  und  Ansichten  vom  Anfang  des 
19.  Jh.  an. 

Zum  ].  1342  nennt  das  grosse  Lehnbuch  von  Brabant  einen  dominus  Johannes 
von  Trips,  miles;  im  J.  1376  heiratet  dann  Nees  von  Trips  den  Daem  von  Berghe 
und  bringt  ihm  das  Schloss  Trips  zu.  Aus  dieser  Urkunde  ergibt  sich  mit  grosser 
Wahrscheinlichkeit,  dass  die  von  Trips  ein  Zweig  der  Herren  von  Palant  waren.  Die 
Tochter  jenes  Daem  aus  dessen  erster  Ehe  brachte  Trips  durch  Heirat  vom  J.  1383 
an  Arnold  von  Mervede  zum  Steyn,  der  schon  im  J.  1381  seine  Herrschaft  Limbricht 
an  Daem  von  Berghe,  den  Vetter  seiner  Frau,  verpfändete;  dessen  Sohn  Wilhelm, 
vermählt  mit  Margareta  von  Palant,  erscheint  dann  nach  1402  auch  im  Besitz  von 
Trips.  Der  Zeit  um  1400,  spätestens  der  Mitte  des  15.  Jh.,  gehörten  die  wesentlichen 
Teile  des  Herrenhauses  an.  Die  Familie  Berghe  von  Trips  bleibt  nun  im  Besitz  des 
Schlosses  bis  zum  Anfang  des  18.  jh.  Im  J.  161 2  nur  steht  Arnold  von  Boetberg, 
Erbmarschall  von  Geldern,  Schwiegersohn  des  Wilhelm  von  Berghe  und  der  Judith  von 
Moelenbach  gen.  Breill,  auf  dem  Ritterzettel,  dann  im  J.  1622  sein  Schwager  Hermann 
von  Hoensbrocch.  Nach  des  letzteren  T>  ide  wurde  aber  wieder  Heinrich  von  Berghe 
zu  Anstel  mit  Trips  belehnt ;  er  war  der  Sohn  des  Adam  zu  Anstel  und  der  Josina 
von  Eynatten  zu  Lichtenberg.  Unter  seinen  Nachkommen  wurden  um  1672  die  beiden 
grossen  Vorburgen  mit  ihren  breiten  Wassergräben  ganz  neu  angelegt.  Mit  Adolph, 
Sohn  des  Hermann  Dietrich  und  der  Magdalena  Regina  von  Eynatten  zu  Neuburg, 
stirbt  im  }.  1726  die  Linie  der  Berghe  von  Trips  zu  Trips  aus,  und  im  J.  1727  wird  der 
Vetter  des  Adolph,  Johann  Stephan  Freiherr  von  Eynatten  zu  Reimersbeek,  Sohn  der 
Juliane  Salome  Berghe  von  Trips,  mit  dem  Schloss  belehnt.  Die  weitgehenden  Um- 
bauten des  18.  Jh.,  wie  die  noch  sichtbaren  Risse  an  den  Ecken  und  die  grossen 
Verankerungen,  gehen  angeblich  auf  die  durch  das  grosse  Erdbeben  vom  J.  1755 
herbeigeführten  Schäden  zurück.  Dem  18.  Jh.  gehört  wohl  auch  die  Anlage  des 
grossen  Gartens  an.  In  der  Familie  von  Eynatten  erbte  sich  der  Besitz  ununter- 
brochen fort;  jetziger  Eigentümer  ist  der  Ur-Ur- Enkel  des  Johann  Stephan  von  Ey- 
natten, Herr  Freiherr  Engelbert  von  Eynatten,  Hauptmann  a.  D.,  der  Sohn  des 
Königlichen  Kammerherrn  und  Landrates  des  Kreises  Geilenkirchen,  Freiherrn  Karl 
von  Eynatten. 

444 


202 


KREIS  GEILENKIRCHEN 


Der  Südflügel  (Taf.  XII)  ist  erst  bei  dem  Umbau  des  18.  Jh.  zu  Wohn- 
zwecken errichtet  worden,  wie  seine  Südseite  aber  deutlich  zeigt,  jedoch  unter  Be- 
nutzung der  alten  hohen  gotischen  Wehrmauer.  Die  Aussenmauer  zeigt  an  der  Ecke 
die  gleiche  schräg  gestellte  Lisene  wie  die  anderen  Ecken  des  Herrenhauses  und  steht 
auch  mit  dem  Mauerwerk  des  Ostflügels  in  regelmässigem  Verband;  wahrscheinlich 
gehört  diese  Südmauer  noch  bis  zu  dem  zweiten  Obergeschoss  dem  gotischen  Bau 
an,  weil  erst  in  dieser  Höhe  sich  eine  Mauernaht  gegen  den  Ostflügel  zeigt  und  war 
wohl  ursprünglich  an  der  Innenseite  mit  einem  hölzernen  Wehrgang  versehen. 

Diese  Front  hat  unten  die  drei  niedrigen  Stichbogenfenster  der  Küche,  darüber 
je  drei  Stichbogenfenster  in  jedem  Geschoss,  entsprechend  den  übrigen  Fenstern  am 
Herrenhaus.    Die  Ecke  neben  dem  Turm  mit  ihrer  bis  zum  zweiten  Obergeschoss 


emporreichenden  Lisene  gehört  jedenfalls  auch  noch  fast  in  ganzer  Höhe  als  ein  be- 
sonderes Verteidigungswerk  dem  gotischen  Bau  an;  halb  verdeckt  durch  das  Dach 
sieht  man  noch  eine  vermauerte  Tür,  wohl  der  alte  Zugang  zum  Turm  von  der  frei- 
stehenden Wehrmauer  der  Südseite  aus. 
Turm  Der  grosse  Turm  (Taf.  XII,  Fig.  133  u.  134)  der  Westseite,  heute  mit  sieben  Ge- 

schossen, ist  in  seinen  Lichtöffnungen  mannigfach  verändert  worden ;  im  Erdgeschoss 
westlich  ein  vermauertes  grosses  Kreuzsprossenfenster,  alle  anderen  Fenster  gehören 
erst  dem  18.  und  19.  Jh.  an.  Nur  im  vorletzten  Geschoss  noch  die  kleinen  Luken- 
fenster, darüber  die  Auskragungen  der  noch  zur  Hälfte  erhaltenen  runden  Eck- 
türmchen  und  ein  ringsum  durchgeführter  Klötzchenfries,  nahe  verwandt  den  Lösungen 
an  dem  Wohnbau,  aber  doch  wohl  etwas  jüngeren  Ursprunges.  An  der  Südseite 
unterhalb  des  einen  Ecktürmchens  die  Kragsteine  einer  Abortanlage.  Die  malerische 
niedrige  Mansardhaube  mit  geschlossener  Laterne  stammt  von  dem  Umbau  des  18.  Jh. 


446 


TRIPS  203 


Die  Mauer  zwischen  Nordflügel  und  Turm  ist  augenscheinlich  erst  später,  wenn 
auch  wohl  noch  im  15. — 16.  Jh.  eingefügt  worden.  Sie  war  ganz  geschlossen  und  hat 
erst  im  18.— 19.  Jh.  einige  kleine  Fenster  erhalten;  oben  ein  Klötzchenfries,  unten  in 
spitzbogiger  Blende  aus  Sandsteinen  das  feste  alte  Eichenholztörchen  mit  Nägel- 
beschlag.   Die  massive  Brücke  stammt  erst  aus  dem  ig.  Jh. 

In  dem  reizvollen  Innen  ho  f  über  dem  Eingang  ein  schmaler  Verbindungsflügel 
neueren  Ursprungs  zwischen  Turm  und  Nordflügel.  Dem  Nordflügel  vorgelegt  im 
17. — 18.  Jh.  ein  schmaler  Bau  für  Korridore,  unten  mit  korbbogigen  Offnungen,  im 
unteren  Wohngeschoss  mit  korbbogigen  Fenstern  und  im  oberen  Wohngeschoss  mit 
ovalen  Luken.  Dem  Ein- 
gang gegenüber  eine  grosse 
Freitreppe  zum  Treppen- 
haus. Ostseite  und  Südseite 
mit  grossen  Fensteröffnungen 
des  18.  Jh. 

Das  Innere  des 
Herrenhauses  (Fig.  132) 
hat  seine  jetzige  Gestalt  im 
wesentlichen  bei  dem  Um- 
bau in  der  2.  H.  des  18.  Jh. 
erhalten.  Die  ganz  verschie- 
den hoch  angelegten  und 
teilweise  doppelten  Keller- 
räume haben  noch  die  alten 
Decken  bewahrt,  zum  Teil 
einfache  schwere  Balken- 
decken, zum  Teil  auch  die 
am  Niederrhein  häufiger  vor- 
kommende Überwölbung 
durch  flache  Ziegeltonnen, 
die  zwischen  die  übereck- 
gestellten schweren  Eichen- 
balken gespannt  sind.  Die 
beiden  Wohngeschosse,  die 
mit  einer  einheitlichen  Flucht 
von  grossen  Räumen  den 
Binnenhof  umgeben  und 
die  zur  besseren  Kommunikation  im  17. — 18.  Jh.  den  angebauten  Korridor  erhalten 
haben,  zeigen  auffallend  starke  Aussenmauem;  ihre  jetzige  Ausgestaltung  haben  sie 
im  18.  Jh.  [erhalten.  In  der  Mitte  des  Ostflügels  das  grosse  Treppenhaus  mit 
schlichter  kräftiger  Rokokotreppe.  Die  Zimmer  des  Untergeschosses  zum  Teil  mit 
niedrigen  Holztäfelungen,  Türen  und  einfachen  Kaminen  des  18.  Jh.,  im  Ober- 
geschoss  schwere  Balkendecken,  die  wahrscheinlich  noch  dem  ursprünglichen  Bau 
angehören. 

Das  Innere  des  Turmes  ist  in  seinen  Geschossen  nachträglich  stark  ver- 
ändert worden;  das  Untergeschoss  noch  in  der  alten  Verfassung,  mit  drei  Schiefs- 
scharten und  einer  eigenartigen  Überwölbung  durch  gegeneinandergestellte  Tonne  und 
Halbtonne. 


Schloss 


Fig.  134.    Schloss  Trips.    Ansicht  des  Herrenhauses 
und  der  inneren  Vorburg  von  Südwesten. 


Innenhof 


Inneres 


447 


204 


KREIS  GEILENKIRCHEN 


Schioss  Von  den  beiden  Vorburgen  aus  der  2.  H.  des  17.  Jh.  ist  die  innere  drei- 

innere Vorburg  f]üge]jg  unc[  mjt  ^er  offenen  Ostseite  zum  Herrenhaus  hin  gelegen.  Die  zwei- 
geschossigen Gebäude  aus  Ziegeln  ganz  einheitlich  durchgeführt,  mit  kräftigen  Eck- 
quaderungen,  an  den  Aussenseiten  über  dem  geböschten  Sockel  mit  schwerem  Hau- 
steinwulst unten  eine  Reihe  von  Schiefsschlitzen  mit  Ausrundung  in  der  Mitte,  in 
Hausteinfassung.  Die  Westseite  ist  darüber  ganz  geschlossen,  in  dem  Südflügel  gegen 
den  Garten  hin  über  den  Schiefsschlitzen  noch  in  beiden  Geschossen  kleine  recht- 
eckige Fenster  in   Hausteinfassung.    Der  Nordflügel  —  gegen  die  äussere  Vorburg 

hin  —  hat  neben  dem  Tor 
auch  über  den  Schiefs- 
scharten zum  Teil  noch  zwei 
Geschosse  mit  kleinen  recht- 
eckigen Fenstern  in  Hau- 
steinfassung. Als  Abschluss 
an  dem  ganzen  Bau  ein 
Klötzchenfries.  An  der  Süd- 
westecke lag  ein  um  1800 
abgetragener  oder  abge- 
stürzter Turm,  dessen  An- 
satzspuren noch  deutlich 
erhalten  sind.  Die  Dächer 
sind  nach  einem  Brand  im 
J.  1880  erneuert  worden. 

Die  Innenseiten  haben 
im    Erdgeschoss   zum  Teil 
korbbogige   Tore,    in  dem 
Obergeschoss    auch  kleine 
rechteckige  Fenster,  hier  in 
Holzeinfassung;   der  West- 
flügel mit  grossen  Scheunen- 
toren des  18.— 19.  Jh.  Durch 
die   beiden   Ostenden  der 
Flügel  führen  Torwege,  jetzt 
mit  gemauerten  Brücken  da- 
vor,   an    den  Innenseiten 
schlichte     korbbogige  Öff- 
nungen, der  südliche   Torweg  flach  gedeckt,  der  nördliche  mit  korbbogiger  Uber- 
wölbung.   Die  Aussentore  sind  in  Haustein  ausgeführt,  die  korbbogigen  Öffnungen 
von  Pilastern  eingefasst  und  mit  einem  fein  profilierten  Gesims  abgeschlossen  (Fig.  133); 
darüber  hat  nur  das  Südtor  die  alten,  in  Haustein  gefassten  Schlitze  bewahrt,  in  die 
sich  die  Wippbalken  der  Zugbrücke  legten   (Fig.  134).    Am  Nordtor  ist  der  Aufbau 
im  19.  Jh.  ganz  schlicht  erneuert  worden;  darüber  ein  kleiner  Dachreiter,   die  Glocke 
darin  trägt  die  Inschrift:  adolfus  Freiherr  von  und  zu  trips  171  i. 

Von  der  äusseren  Vorburg  sind  nur  die  West-  und  Nordseite  bebaut,  der 
nach  der  Verzahnung  am  Nordflügel  vorgesehene  Ostflügel  ist  nicht  errichtet  worden. 
Die  Ausführung  stimmt  mit  derjenigen  der  inneren  Vorburg  fast  ganz  genau  über- 
ein. Der  Westflügel  hat  an  der  Aussenseite  nur  eine  Reihe  von  Schiefsschlitzen 
und  eine  reiche  Verankerung,  darunter  aus  Eisenankern  gebildet  die  Jahieszahl  1672. 


Fig.  135.    Schioss  Trips.    Torhau  der  äusseren  Vorburg. 


Äussere 
Vorburg 


448 


TRIPS 


2o5 


In  der  Mitte  des  Nordflügels  das  gut  erhaltene  Tor,  fast  genau  entsprechend  Schioss- 
den  Toren  der  inneren  Vorburg  —  rundbogige  Hausteinöffnung  zwischen  Pilastern 
mit  dem  alten  Bohlentor,  Schlitze  für  die  Zugvorrichtung  der  Brücke  mit  kleinem 
Fenster  dazwischen  und  einfachem  Giebel  darüber ;  über  der  Toröffnung  das  Ehe- 
wappen Eynatten  und  Asbeck  mit  der  Jahreszahl  1844  (Fig.  135).  Die  Westhälfte 
nach  aussen  in  der  ursprünglichen  Form  mit  kleinen  vergitterten  Fenstern  im  Erd- 
geschoss  und  etwas  grösseren  im  Obergeschoss.  Die  Osthälfte  hat  bei  der  Einrichtung 
der  Pächterwohnung  im  J.  1876  grössere  moderne  Fenster  erhalten. 

Die  Innenseiten  ganz  schlicht,  zum  Teil  später  verändert,  mit  Türen  und 
Fensterchen  in  Holzeinfassung.  An  dem  Obergeschoss  Spuren  einer  früher  vor- 
handenen offenen  Holzgalerie. 

An  der  Südseite  der  ganzen  Anlage  der  grosse,  von  Wassergräben  eingefasste  Garten 
Garten,  wahrscheinlich  eine  Anlage  des  18.  Jh.  (Fig.  131).  Nach  Westen  ist  der 
vordere  regelmässige  Teil  durch  eine  Gartenmauer  mit  kleinem  Gartenhäuschen  am 
Ende  abgeschlossen  ;  an  der  Nordostecke  liegt  ein  kleines  quadratisches  Gartenhaus 
mit  malerischer  geschweifter  Dachhaube,  aus  dem  18.  Jh.  (Taf.  XII).  Der  hintere, 
südliche  Teil  des  Gartens  ist  parkartig  angelegt. 

Schioss  Trips  ist  —  namentlich  nachdem  das  kleine  Burghaus  Grittern  so  ver-  Würdigung 
stümmelt  ist  —  der  interessanteste  Burgbau  in  dem  ganzen  Gebiet  der  beiden  Kreise. 
Darüber  hinaus  kann  das  Herrenhaus  des  15.  Jh.  überhaupt  zu  den  merkwürdigsten 
und  wichtigsten  gotischen  Burganlagen  des  Niederrheines  rechnen ;  auf  jeden  Fall 
wird  Trips  unter  den  gotischen  Burgen  des  Landadels  immer  mit  an  erster  Stelle  zu 
nennen  sein.  Leider  wird  sich  eine  genauere  Datierung  auf  Jahrzehnte  wohl  nie  er- 
möglichen lassen,  weil  die  Bauformen  so  überaus  schlicht  sind.  Auch  die  Anlage 
der  beiden  mächtigen  Vorburgen  im  1 7.  Jh.  geben  dem  Bau  eine  hervorragende  Be- 
deutung gegenüber  den  anderen  Burganlagen  der  Gegend. 

Das  Schioss  bewahrt  eine  reichhaltige  Ausstattung  der  verschiedensten  Art  Ausstatt ung 
und  der  verschiedensten  Zeiten.   Unter  den  Gemälden  sind  namentlich  zu  nennen: 

Kniebild,  Porträt  der  Juliane  Salome  Berghe  von  Trips,  Gemahlin  des 
Johann  Ulrich  von  Eynatten,  die  Trips  an  die  Familie  von  Eynatten  brachte,  im 
Kostüm  einer  Diana,  tüchtige  Arbeit  aus  der  Mitte  des  17.  Jh. 

Kleines  Doppelporträt  zweier  Knaben,  angeblich  der  Prinzen  von  Angouleme 
und  Berry,  gutes  französisches  Bild  in  der  Art  Waiieaus,  ganz  duftig  gemalt,  2.  H. 
des  18.  Jh.,  35  cm  hoch,  48  cm  breit. 

Zwei  Abtsbildnisse  in  Lebensgrösse  mit  den  Jahreszahlen  167 1  und  1672, 
tüchtige  niederländische  Arbeiten. 

Kleines  Bildchen,  Halbfigur  Mariae  mit  gefaltenen  Händen,  in  der  Art  des 
Quirin  Brekelenkam. 

Madonna  mit  Kind,  angeblich  von  Carlo  Matatta,  18.  Jh. 

Die  Vermählung  der  h.  Katharina,  auf  Kupfer  gemalt,  von  B.  Beschey,  um  1750. 
Weiterhin  sind  zu  erwähnen: 

Runde  Wappenscheibe  mit  dem  Doppel wappen  Eynatten  und  Blehen, 
Mitte  des  iö.  Jh.,  27  cm  Durchmesser.  —  Eine  Kollektion  kleiner  Kabinettscheiben 
des  17.-18.  Jh. 

Die  reichhaltige  Porzellansammlung  umfasst  japanische  und  chinesische 
Service  des  17.  und  18.  Jh.,  unter  den  deutschen  Porzellanen  befinden  sich  namentlich 
gute  Höchster  und  Meissener  Figuren. 

Unter  dem  Stemzeug  Raerener  Krüge  mit  dem  Evnattenschen  Wappen. 


449 


20Ö 


KREIS  GEILENKIRCHEN 


Ausstattung  Verschiedene  geschliffene  Glaspokale,  darunter  einer,  41  cm  hoch,  mit  einem 

sächsischen  Wappen. 

Hübsches  Haus  altärchen  aus  Ebenholz  mit  kleiner  Madonna,  aus  Holz  ge- 
schnitzt, um  1620,  55  cm  hoch. 

Gotischer  Mörser,  reich  profiliert,  mit  Fratzen  an  den  Henkeln  und  der  In- 
schrift:  ANNO  DOMINI  1 5  I  I . 

Ovales  barockes  Marmorbecken  des  17.  Jh.,  daran  Löwenmasken  mit  Ringen 
aus  Bronze. 

Unter  den  Möbeln  eine  schön  profilierte  niederrheinische  Truhe,  um  1600,  im 
Treppenhaus,  verschiedene  Kabinettschränke  u.  a.  m. 

URBACH. 

Kathoi.  KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Dionysii).     Binterim  und 

Pfarrkirche  mOOREN)  £  k.  I,  S.  338.  —  Kaltenbach  S.  391.  —  Offermann  S.  169.  —  Aachener 

Zs.  II,  S.  317,  320.  —  Echo 
der  Gegenwart,  Aachen,  1 89 1 , 
5.  September.  —  Aachener 
Polit.  Tageblatt  1891,  Nr. 
277.  —  Quix,  Schloss  und 
Herrschaft  Rimburg  S.  10 1. 
—  Wolters,  Notice  histor. 
sur  le  chapitre  imperial  ä 
Thorn,  Gand  1850,  S.  14, 
Urk.  Nr.  89.  —  Habets, 
De  archieven  van  het  Ka- 
pittel der  Rijksabdij  Thorn  I, 
1889,  S.  9,  14,  39,  87,  89, 
101,  204,  293,  321,  326,  396, 
514.  —  Ernst,  Hist.  du 
Limbourg  VI,  S.  427. 

Handschrift!  Qu. 
Im  Pfarrarchiv:  Eigen- 
tumstitel des  Antonius-Al- 
tares von  1522.  —  Nach- 
barrecht von  1542.  —  Er- 
lass,  betr.  das  Zehntrecht 
der  Kirche  in  Eygelshoven 
von  1587.  Im  übrigen  vgl. 
Tille,  Übersicht  II,  S.  165. 

Im  J.  1172  wird  zuerst 
ein  Pfarrer  von  Uebach  ge- 
nannt; im  T.  1 23 1  ernennt 

das  Kapitel  von  Thorn  den  Herzog  von  Limburg  zum  Vogt  von  Uebach  und  im 
J.  1235  schenkt  Hildegundis  von  Wassenberg,  Äbtissin  von  Thorn,  ihrer  Abtei  die 
Einkünfte  der  Kirche  zu  Uebach.  Im  J.  1303  ist  dann  die  Kirche  der  Abtei  Thorn 
inkorporiert  worden.  Die  Kirche  war  im  Jahre  1346  so  baufällig,  dass  sie  zum 
Gottesdienst  nicht  mehr  brauchbar  war;  der  Neubau  des  jetzigen  Langhauses  erfolgte 


Geschichte 


Fig.  136.    Uebach.    Ansicht  der  katholischen  Pfarrkirche. 


45o 


UEBACH 


2o7 


jedoch  erst  im  15.  Jh.    Im  J.  1 58 1  wurde  dann  der  grosse  Westturm  errichtet.    Um  Kathol. 
1840  ist  der  Turm  in  wenig  glücklicher  Weise  hergestellt  worden,  in  den  60  er  oder 
7oer  Jahren  wurde  das  Langhaus  restauriert. 

Dreischiffige  Hallenkirche  des  15.  Jh.  aus  Ziegelmauerwerk  mit  vortretendem  Beschreibung 
mächtigen  Westturm  von  1581,  im  Lichten  26,5  m  lang,  15  m  breit  (Ansicht  Fig.  136, 
Grundriss  Fig.  137). 

Der  mächtige  sechsgeschossige  West  türm  von  1 58 1  in  Ziegelmauerwerk  mit  Äusseres 
Eckquaderung,  je  zwei  Geschosse  zusammengefasst  und  mit  einem  Hausteingesims 
abgeschlossen,  zum  Teil  noch  ganz  in  gotischen  Formen.  Die  beiden  unteren  Ge- 
schosse ganz  glatt,  Quadersockel  mit  flauem  Abschlussprofil,  westlich  ein  schlichtes 
rundbogiges  Portal  in  breiter,  flach  profilierter  Hausteineinfassung.  In  den  beiden 
mittleren  und  den  beiden  oberen  Geschossen  waren  ursprünglich  an  jeder  Seite 
zwei  grosse  Spitzbogenblenden  durchgeführt,   die  sich  in  der  Glockenstube  zum  Teil 


Fig.  137.    Uebach.    Grundriss  der  katholischen  Pfarrkirche. 


als  Schallfenster  öffneten.  Sie  sind  bei  der  Wiederherstellung  des  Turmes  um  die 
Mitte  des  19.  Jh.,  als  die  jetzigen  kleinen  gotischen  Fensterchen  angebracht  wurden, 
glatt  zugemauert  worden.  Nur  an  der  Ostseite  hat  die  Glockenstube  die  alte  Glie- 
derung mit  Masswerkblenden  und  Schallfenstem  bewahrt.   Schlanker  achtseitiger  Helm. 

Im  Inneren  ist  die  Turmhalle  jetzt  durch  die  Orgelbühne  aufgeteilt,  über  dem 
zweiten  Geschoss  ein  Kreuzgewölbe  mit  der  Inschrift:  1581.  r.  d.  otho.  Die 
Wendeltreppe  liegt  in  der  Stärke  der  Südmauer;  vom  ersten  Obergeschoss  an  tritt 
sie  nach  dem  Inneren  des  Turmes  segmentförmig  vor. 

Das  Langhaus  von  drei  Achsen  und  der  langgestreckte  Chor  ganz  einheitlich 
in  schlichter  Ausführung;  das  Kaffgesims  ist  um  die  Strebepfeiler  verkröpft,  darüber 
sind  die  Strebepfeiler  noch  einmal  abgetreppt.  Die  schlanken  Spitzbogenfenster  mit 
zweiteiligem  Masswerk.  Die  sämtlichen  Hausteinteile,  Gesimse,  Abdeckungen,  Mass- 
werke, sind  bei  der  letzten  Restauration  erneuert  worden.  Über  Langhaus  und  Chor 
einheitliches  Walmdach  mit  durchlaufendem  First.  An  der  Nordseite  des  Chores  eine 
kleine  Sakristei  mit  spitzbogigem  Ostfenster  und  mit  Pultdach.    An  der  Südseite  des 

45  1 


2o8 


KREIS  GEILENKIRCHEN 


Kathol.     Chores  eine  kleine  rechteckige  vermauerte  Tür  der  Spätgotik  mit  einfachen  Eisen- 
Pfarrkirche  bänciern_     Südlich   im  Westjoch   des  Langhauses   gleichfalls   eine   schlichte  recht- 
eckige Tür. 

inneres  Das  Innere  mit  schweren  rechteckigen  Pfeilern;  in  den  Scheidebögen  breite, 

an  den  Kanten  abgefaste  Pfeilervorlagen.  Im  Mittelschiff  ähnliche  Pfeilervorlagen 
mit  Blattwerkfriesen  unter  dem  Kämpfergesims ;  darauf  setzen  die  schlichten  Kreuz- 
gewölbe mit  ihren  Rippen  an.  In  den  Seitenschiffen  ruhen  die  Rippen  auf  einfachen 
kleinen  Konsolen.  Der  Chor  hat  schlanke  Runddienste  mit  ornamentierten  Kapitälen, 
darauf  die  Rippengewölbe.  Zum  Teil  sind  unter  den  Fenstern  flachbogige  Nischen 
ausgespart. 

In  dem  Dachstuhl  an  einer  Pfette  die  Inschrift:  anno  1566.    adam  peilmans. 
Ausstattung  Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen: 

An  einem  Pfeiler  des  Mittelschiffes  Holzfigur  der  Muttergottes,   1,20  m 
hoch,  neu  polychromiert,  17. — 18.  Jh.  noch  ganz  in  gotischer  Haltung,  vielleicht  eine 
damals  überschnittene  spätgotische  Figur. 
Glocken  Die  beiden  alten  Glocken  von  1648  tragen  die  Inschriften: 

1.  s.  dionisius  heischen  ich,  zu  dem  dienst  gottes  luden  ich,  den  donner 
verdrießen  ich,  godefridus  ab  ophoven,  pastor.  1648  frans  von  trier 
gous  mich. 

2.  antonIVs  roChVsqVe  VoCor,  eXpensIs  hVIVs  paroChIae  boVrLet 
refVsa,  fVLgVra  noCIVa  abIgens  DIVIna  prIor  InDICo  (1681).  Vgl.  B.  J. 
XXXVII,  S.  246. 

An   dem   Uhrwerk   im   Turm   die   Inschrift :    cudit   posuitque  Mathias 

SCHLÖSSER,  OVIS  GLADBACHENSIS.  QUOTIDIANUS  MEUS  DIRECTOR  EST  WILHELMUS 
RÜTERS,  SACRISTA  IN  EUBACH.     AUGU(s)TUS    14.,  I768. 

Im  Pfarrhaus  Im  Pfarrhaus:    Tonfigur  des   h.  Joseph,   18.  Jh.     Ausser  einigen  mittel- 

mässigen   Gemälden  Grablegung    Christi,    gute    Kopie  eines  niederländischen 
Meisters  nach  einem  venezianischen  Gemälde,  wahrscheinlich  nach  Tizian.   Auf  jeden 
Fall  ist  das  Bild  der  Grablegung  von  Tizian  im  Louvre  in  Paris  ziemlich  verwandt. 
1,18  m  hoch,  1,55  m  breit,  2.  H.  des  16.  Jh. 
Burg  Die  BURG  UEBACH,  ursprünglich  Sitz  eines  gleichnamigen  Geschlechtes, 

6  ac  gehörte  im  17. — 18.  Jh.  den  von  Streithagen  und  dann  durch  Erbschaft  den  von  Otte- 
graven,  die  den  Besitz  im  J.  1742  verkauften.  Sie  lag  neben  der  Kirche;  ältere  Ge- 
bäude sind  davon  nicht  erhalten.  Grundherrin  war  die  Äbtissin  des  Klosters  Thom, 
Landesherr,  wohl  durch  Erwerbung  von  den  Herren  von  Uebach  das  Kloster  Her- 
zogenrath und  seit  1658  der  König  von  Spanien  (Quix,  Schloss  und  ehemalige  Herr- 
schaft Rimburg  S.  igt,  106.  —  Aachener  Zs.  XV,  S.  318.  —  Fahne,  Geschichte  der 
Köln.,  Jül.  und  Bergischen  Geschlechter  I,  S.  311). 

ÜTTERATH. 

Kathol.  KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  assumptionis  s.  Mariae).  Bin- 

Pfarrkirche  TERm  u    MOOREN,  E.  K.  II,  S.  IQI.  —  KALTENBACH  S.  4OO.  —  OfFERMANN  S.  182. 

-  Lückerath,  Beiträge  zur  Gesch.  von  Heinsberg  II,  S.  22.  —  Der  Niederrhein 
1878,  S.  142.  —  Analectes  pour  servir  ä  I'histoire  eccl.  de  la  Belgique  I,  S.  2Q2. 

Handsch  rif  tl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Erbpachtbriefe  von  1450— 1565.  — 
Urkundenabschriften  von  1422 — 1686.  —  Unbedeutende  Akten  des  17.  und  18.  Jh. 
Vgl.  Tille,  Übersicht  II,  S.  165. 


452 


WÜRM 


209 


Die  Geschichte  der  Kirche  lässt  sich  bis  zum  14.  Jh.  zurückverfolgen;  nach  den  Kathol. 
Angaben  im  Lagerbuch  hatte  das  alte  Langhaus  die  Jahreszahl  1302  getragen  (?), 
das  Seitenschiff  sei  im  J.  1428  angefügt  worden.  Im  J.  1828  wurde  ein  einfacher 
Westturm  errichtet.  Die  Kirche  war  bis  zum  J.  1804  eine  zu  Dremmen  (Kr.  Heins- 
berg) gehörige  Kapelle.  Im  J.  1883/1884  ist  die  alte  Kirche  durch  einen  vollkom- 
menen Neubau  ersetzt  worden. 


Von  der  Ausstattung  sin  d  zu 
nennen : 

Kreuzreliquiar  aus  Silber,  treff- 
liche Arbeit  aus  der  r.  H.  des  16.  Jh., 
26  cm  hoch,  aus  dem  Frauenstift  in  Heins- 
berg herkommend  (Fig.  138).  Das  Kreuz 
mit  Vierpassendigungen,  die  Vorderseite 
mit  Masswerk  und  Goldrosetten  mit  Perlen 
auf  den  Ecken,  die  Rückseite  mit  den 
Leidenswerkzeugen.  Unten  auf  beiden 
Seiten  emaillierte  Wappen  mit  den  Buch- 
stabon r.  r.  p.  und  c.  h.  f.,  das  letztere 
wohl  das  Harffsche  Wappen.  Das  Ganze 
auf  einem  sechsblätterigen  Fuss  (vgl. 
Lückerath,  Beiträge  zur  Geschichte  von 
Heinsberg  I,  S.  81). 

Einfacher  spätgotischer  Weih  Was- 
serkessel aus  Gelbguss,  15. — 16.  Jh. 

Auf  dem  Boden  kleine  S  i  t  z  f  i  g  u  r 
der  Muttergottes  aus  dem  15.  Jh., 
Holz  überstrichen. 

Die  beiden  Glocken  von  1765  und 
1441  tragen  die  Inschriften: 

1.  qVanDo  sIne  noMenCLatIone 
In  Vtrath  Cernebar  (1763)  —  hoC  est 
absqVe  noMIne  sanCtI,  Dato  et  tI- 
tVLo  (1763)  —  IaM  LVCIs  CanDor 
apparVIt  (1763)  aC  noMIne  DTVae 
CatharInae  fVLgeo  (1703),  haeC 
sanCta  nos  a  teMpestatIbVs  LIberare 
DIgnetVr  (1763).  refudit  Christian 
wilhelm  voigt  pa  rens    et  christian 

voigt  filius  refudit  in  DREMMEN  1703.  (Vgl.  die  nicht  ganz  genaue  Abschrift 
bei  Boeckeler,  Beiträge  zur  Glockenkunde  S.  95). 

2.  MARIA    HEISSEN    ICH,    AL   ONGEDOFUG  (so)    WERDRIVEN    ICH.  MCCCCXXXX1. 

Vgl.  die  fehlerhaften  Abschriften  in  den  B.  J.  XXXVII,  S.  246. 


Geschichte 

Ausstattung 
Kreuzreliquiar 


Glocken 


Fig.  138.  Utterath. 
Kreuzreliquiar  in  der  katholischen  Pfarrkirche. 


WÜRM. 

KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE   (s.  t.  s.  Gereonis).    Binterim  und  Kathol. 
Mooren,  E.  K.  I,  S.  333;  II,  S.  215.  -  Kaltenbach  S.  395.  —  Offermann  S.  185.  pfarrkirche 

14 

453 


2  IO 


KREIS  GEILENKIRCHEN 


Handschriftl.  Qu. 
Im  Pfarrarchiv:  Renten- 
verzeichnisse, Rechnungen 
usw.  des  17.  und  18.  Jh.  Im 
einzelnen  vgl.  Tille,  Über- 
sicht II,  S.  166. 

Die  Kirche  zu  Würm 
findet  schon  im  J.  1137  Er- 
wähnung, zugleich  als  Mut- 
terkirche von  Prummern 
(Ann.  h.  V.  N.  LV,  S.  1, 
Anm.);  auch  im  Liber  va- 
loris,  um  1300,  wird  Würm 
genannt.  Der  jetzige  Bau 
stammtaus  dem  15. — 16. Jh., 
der  Turm  und  das  Seiten- 
chörchen  scheinen  etwas 
älter  als  das  Langhaus  zu 
sein.  Das  Kollationsrecht 
besass  der  Landesherr. 

Dreischiffige  spät- 
gotische Hallenkirche 
des  15. — 10.  Jh.  aus  Back- 
steinen, mit  vortretendem 
Westturm,  im  Lichten  27  m 
lang,  21,5  m  breit  (Ansicht 
Fig.  13Q,  Grundriss  Fig.  140). 
Viergeschossiger  Westturm  mit  nördlich  angebautem  rechteckigen  Treppen- 
türmchen.  Die  beiden  unteren  Geschosse  mit  einem  hässlichen,  gequaderten  Zement- 


Fig.  140.    Würm.    Grundriss  der  katholischen  Pfarrkirche. 
454 


Fig.  139.    Würm.    Ansicht  der  katholischen  Pfarrkirche. 


WÜRM 


2  I  I 


verputz;  im  Erdgeschoss  schlichtes  rechteckiges  Portal,  in  den  beiden  mittleren  Ge- 
schossen und  im  Treppenturm  einfache  Lichtschlitze.  Die  Glockenstube  hat  spitz- 
bogige  Schallfenster  mit  modernem  Masswerk ;  schlanker  achtseitiger  Helm. 

Das  Langhaus  von  drei  Jochen  ganz  schlicht,  Sockelgesims  und  Kaffgesims 
sind  um  die  Strebepfeiler  herumgeführt ;  die  Fenster  mit  neuem  Masswerk,  diejenigen 
der  Nordseite  überdies  erbreiteit.  Im  Westjoch  der  Südseite  eine  rechteckige  spät- 
gotische Tür  in  Hausteinfassung. 

Der  Chor  von  zwei  Jochen  mit  Achtecksschluss  ist  wesentlich  niedriger  als 
das  Langhaus;  die  Ausbildung  stimmt  im  einzelnen  ganz  überein.  Südlich  ein 
kleines,  jetzt  als  Sakristei  dienendes  Seitenchörchen  mit  Achtecksschluss,  wenig 
älter  als  das  Langhaus.  Das  Mauerwerk  ist  aus  Ziegeln  und  Bruchsteinen  gemischt; 
die  kleinen  spitzbogigen  Fenster  mit  Resten  des  alten  Masswerkes. 

An  der  anderen  Seite 
des  Chores  stand  die  so- 
gen. Honsdorf  er  Ka- 
pelle, deren  Fundamente 
noch  im  Boden  liegen;  ge- 
ringe Ansatzspuren  sind  an 
dem  Schiff  noch  erhalten. 
Hier  befanden  sich  die  Grab- 
denkmäler des  Johann  Wi- 
nand (f  1601)  und  des  Wil- 
helm von  Leerodt  zu  Hons- 
dorf. 

Im  Inn  e  r  e  n  die 
Turmhalle  flach  gedeckt, 
mit  breitem  Spitzbogen  sich 
zum  Langhaus  öffnend.  Im 
Langhaus  oblonge  Pfeiler  mit  Fig.  141.   Haus  Beeck.    Ansicht  des  Herrenhauses. 

Vorlagen,  die  Ecken  abgefast. 

Einfache  Rippengewölbe  auf  glatten  Konsolen.  Der  Chor  mit  breitem  Triumphbogen 
und  Achtecksdiensten  zwischen  den  beiden  Jochen,  sonst  in  gleicher  Ausbildung  Wie- 
das Langhaus.  In  der  Südmauer  des  Chores  eine  Unregelmässigkeit,  die  durch  die 
Benutzung  des  alten  Seitenchörchens  verursacht  ist;  in  dem  Chörchen  ein  schlichtes 
siebenteiliges  Rippengewölbe. 

Die  beiden  alten  Glocken  von  1452  und  1415  tragen  die  Inschriften:  Glocken 

1.  SANCTUS    JOHANNES    BAPTISTA.      JOHAN    JACOB    VAN  VENLO,    DIE  MACKDEN 

mich  anno  domini  in  den  jaeren  ons  heren  MCCCCLii.    Ornamentierte  Henkel, 
zwischen  den  Worten  kleine  Tiere. 

2.  ANNO  DOMINI  MCCCCXV.     O  REX  GLORIE,    VENI  CUM    PACE.     MARIA  VOCOR. 

Zwei  kleinere  schlanke  Glocken  ohne  Inschriften,  vielleicht  noch  aus  dem 
13.  Jh.    Vgl.  die  unvollständigen  Abschriften  B.  J.  XXXVII,  S.  246. 

HAUS  BEECK.    Offermann  S.  186.—  Eissenberg-Mirbach. —  Ann.  h.  Haus  Beeck 
V.  N.  LV,  S.  324;  LVII,  S.'öo. 

Altere  Ansicht  vom  J.  1723  im  Codex  Welser,  ganz  ungenau. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf:  Lehensreverse  für 
die  von  Hannet  von  1647 — -1783. 

14* 

455 


Imx'i'i's 


2  I  2  KREIS  GEILENKIRCHEN 


Haus  Beeck 
Geschichte 


Fig.  142.    Haus  Honsdorf.    Lageplan  aus  dem  Anfang  des  19.  Jh. 


Beschreibung 


Haus  Beeck  erscheint 
in  der  2.  H.  des  14.  Jh.  im 
Besitz    des    Hermann  von 
Randerath    und    wird  von 
seinem  Sohn  Hermann  im 
J.  1422    dem    Herrn  von 
Heinsberg  zu  Lehen  aufge- 
tragen.   Durch  Heirat  fällt 
das  Gut  in  der  2.  H.  des 
15.  Jh.  an  Johann  von  Hoch- 
steden,  ebenso  im   |.  1499 
an  die  von  Adelebsen  und 
vor  1547  an  die  von  Quadt 
zu    Alsbach;    diese  Linie 
starb   im  J.  1647   aus  und 
Beeck  wurde  von  den  Erben 
von  Bruchhausen  an  Adrian 
Peter  von  Hannet  verkauft. 
Durch  Heirat  kam  um  die  Mitte 
des    18.  ]h.   der   Besitz   an  die 
Herren   von   Holling,    die  unter 
Benutzung  geringer  Reste  aus  dem 
15. — 16.  Jh.  im  |.  1784  das  jetzige 
Haus  errichteten.    Jetzige  Eigen- 
tümerin  ist  Freifrau  von  Wrede, 
geb.  von  Holling. 

Ursprünglich  zweiteilige 
Anlage  mit  Herrenhaus  und  Wirt- 
schaftshof, von  Wassergräben  um- 
geben. 

Das  Herrenhaus,  früher 
auf  einer  viereckigen  Insel  gelegen, 
ist  ein  zweigeschossiger  gekalkter 
Ziegelbau  von  drei  zu  vier  Achsen 
mit  Mansarddach,  in  der  jetzigen 
Gestalt  im  J.  1784  hergerichtet 
(Fig.  141).  Die  eine  Ecke  mit  der 
Küche  springt  risalitartig  ein  wenig 
vor;  nach  dem  Rest  eines  Klötz- 
chenfrieses  gehört  dieser  Teil  im 
Mauerwerk  noch  einem  Bau  des 
15. —  1 7.  Jh.  an.  Das  Innere  ist 
ganz  schlicht  in  seiner  Ausstattung 
vom  Ende  des  18.  Jh.  Neben  dem 
Haus  eine  mächtige,  im  ].  1785 
gepflanzte  Linde. 

Der  Wirtschaftshof  besteht  nur  noch  aus  zwei  parallelen  Flügeln,  der  eine 
neben  der  Einfahrt  ist  ein  einfacher  Scheunenbau  aus  Backsteinen,  dessen  Aussen  - 


Fig.  143.    Haus  Honsdorf.    Eckturm  des  Wirtschaftshofes. 


456 


WÜRM 


2l3 


mauer  mit  Schiefsscharten  wohl  auch  noch   der  älteren  Anlage  entstammt;   an  der  Haus  Beeck 
Innenseite  die  Jahreszahl  1789  in  Eisenankern.    Der  andere  Flügel,  aussen  aus  Back- 
steinen, innen  zum  Teil  aus  Fachwerk,  enthält  die  Stallungen. 

Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen:  Ausstattung 

Schöner  grosser  Regenceschrank  mit  Holz,  Bein  und  Perlmutter  reich  eingelegt 
und  mit  guten  Messingbeschlägen,  Anfang  des  18.  Jh. 

Gute  französische  Louis  XVI. -Pendule  aus  Goldbronze,  allegorische  Figur 
unter  Säulenaufbau,  der  die  Uhr  trägt;  Ende  des  18.  Jh. 

Vier  Toten  Schilder  mit  den  Inschriften: 

1.  DIE  HOCHWOHLGEBORNE  FREYFRÄULE  .  .  MARIA  ERANZISCA  ANTONETTA  VON- 
HOLLING, BESIZERIN  DES  FREIADLIGHEN  RITTERSIZES  BEECK,  OBIIT  IJ&2,  DEN  10.  MARTH, 
AETATIS  C)8. 

2.  DIE  HOCHWOLGEBORNE  VERWITTIPTE  MARIA  GERTRUD  EPHEMIA  VON  HOL- 
LING, GEBORNE  FREYIN  VON  HANNET,  FRAUW  ZU  BEECK  UND  STEIN,  OBIIT  1751,  DEN 
25.  AUGUSTI. 


Fig.  144.    Haus  Honsdorf  nach  dem  alten  Gemälde  auf  Schloss  Harff. 


3.  DIE  WOHLEDELGEBORNE  FRAW  ALEIDA  WICHTMOET  VON  HANNET,  GEBOREN 
VON  BRONSFELT,  OBIIT    IÖ/8,    12.  APRIL. 

4.  JOANNA  JOSINA  NOBILIS  AB  HOLLING,  NATA  BARONESSA  AB  SCHARFFENSTEIN 
DICTA  PFEILL,  OBIIT   I/98,   8  VA  APRILIS. 

HAUS  HONSDORF.    Eissenberg-Mirbach.  —  Ann.  h.  V.  N.  LV,  S.  3;  Haus 

t  t  r t t    c,  ,  Honsdorf 

LVII,  S.  59,  190,  193,  254,  276,  311,  345. 

Altere  Ansichten:  1.  Ungenaue  Ansicht  vom  J.  1723  im  Codex  Welser. 
2.  Gemälde  der  gleichen  Zeit  mit  h.  Hubertus  auf  Schloss  Harff,  im  Hintergrund  eine 
genaue  Ansicht  von  Honsdorf  (Fig.  144),  Lithogr.  danach  um  1850. 

Handschrift  1.  Qu.  Das  Archiv  von  Honsdorf  ist  ziemlich  vollständig  in 
das  Mirbachsche  Archiv  auf  Schloss  Harff  übergegangen  (Tille,  Übersicht  I,  S.  91. 

-  Ann.  h.  V.  N.  LV  und  LVII,  a.  v.  O.).  —  Chronik  des  Bürgermeisters  Dohmen, 
18.  Jh.,  auf  dem  Bürgermeisteramt  Würm  (Tille,  Übersicht  II,  S.  166). 

Haus  Honsdorf  ist  Stammsitz  eines  gleichnamigen  Adelsgeschlechtes,  von  dem  Geschichte 
verschiedene  Angehörige  zuerst  im  J.  1244  genannt  werden.    Am  Ende  des  14.  Jh. 
kommt  Honsdorf  in  den  Besitz  der  Familie  vom  Driesch,  die  im  J.  1451  die  Burg 
an  Wilhelm  von  Nesselrode  verkauft;  dieser  verkauft  im  J.  1494  an  Wirich  von 


457 


214 


KREIS  GEILENKIRCHEN 


H  a  us: 
Honsdorf 


Beschreibung 


Herrenhaus 


Wirtschaftshof 


Gertzen,  dieser  schon  im  J.  1495  wieder  an  Johann  von  Leerodt.  Die  Anlage  des 
grossen  Hofes  gehört  im  wesentlichen  wohl  noch  dem  Beginn  des  10.  Jh.  an.  Um 
1600  wurden  dann  unter  Winand  von  Leerodt  einzelne  Teile  umgebaut.  Bei  der 
Teilung  des  Nachlasses  der  Leerodt  auf  Honsdorf  im  J.  1654  fiel  Honsdorf  an  die 
von  Velen,  die  im  J.  1668  den  Besitz  an  Johann  Wilhelm  von  Mirbach  zu  Harff  ver- 
kauften.   Honsdorf  wurde  verschiedentlich  jüngeren  Söhnen  zugeteilt,  fiel  aber  immer 

wieder  an  Harff  zurück, 
fetziger  Eigentümer  ist  Herr 
Graf  Wilhelm  von  Mirbach- 
Harff.  Das  seitwärts  ge- 
legene Wohnhaus  war  von 
den  von  Mirbach  nach  einem 
Brand  im  J.  1711  errichtet 
worden;  es  ist  erst  im  J.  1897 
niedergelegt  und  durch  ein 
neues  Pächterhaus  ersetzt 
worden.  Der  grösste  Teil 
der  Gebäude  um  den  grossen 
Hof  wurde  im  }.  1815  nie- 
dergelegt. 

Umfangreiche  Anlage 
des  16.  Jh.,  ursprünglich 
mit  abgesondertem  Herren- 
haus und  grossem  recht- 
eckigenWirtschaftshof  (Lage- 
plan   Fig.  142,  Ansichten 

Fig.  143— 145)- 

Das  Herrenhaus  lag 
an  der  Ostseite  und  war 
von  dem  Wirtschaftshof  aus 
durch  eine  Brücke  zugäng- 
lich. Der  im  J.  1897  nieder- 
gelegte Bau  war  ein  ur- 
sprünglich ganz  von  V/asser 
umgebener  zweigeschossiger 
schlichter  Ziegelbau  vom 
f.  171 1  (auf  Fig.  144  ganz 
links).  An  seiner  Stelle 
steht  jetzt  —  etwas  mehr 
nach  dem  Hof  hin  vorgeschoben  —  die  moderne  Pächterwohnung. 

Der  grosse  Wi r  t  s  ch a  f  t  s  h  o  f  ist  an  drei  Seiten  noch  ganz  von  den  alten 
Wassergräben  umgeben.  Die  westliche  Hälfte  ist  jetzt  Baumgarten  und  von  den  Auf- 
I lauten  -t<  ;ii  hier  nur  ihm  h  der  stattlii  he  quadratisi  he  Turm  der  Nordi  >ste<  ke  1  Fig.  1 43 1. 
Der  dreigeschossige  Ziegelturm,  der  fast  ganz  aus  den  anstossenden  Mauerfluchten 
vorsprang,  ist  aussen  ganz  glatt;  im  Erdgeschoss  Schiefsschlitze  in  Hausteinfassung 
und  je  ein  kleines  vergittertes  Fensterchen,  im  Mittelgeschoss  an  jeder  Seite  ein 
quergeteiltes  Fenster  und  zwei  runde  Schiesslöcher,  im  Obergeschoss  je  ein  kleines 
rechteckiges  Fenster;  als  Abschluss  Reste  eines  Klötzchenfrieses.    Das  Innere  des 


Fig.  145.    Haus  Honsdorf.    Turm  an  der  Südwestecke. 


458 


WURM 


2  I  5 


Turmes  ganz  leer;  das  Erdgeschoss  war  auf  Wölbung  berechnet.  Der  Turm  hatte  die 
gleiche  Haube  wie  der  noch  erhaltene  Turm  der  gegenüberliegenden  Ecke  (Fig.  144). 

Die  östliche  Hälfte  der  Nordseite  wird  von  einem  grossen  zweigeschossigen 
Stall-  und  Wohngebäude  eingenommen ;  nach  Westen  ein  ganz  geschlossener 
geschweifter  und  abgetreppter  Giebel,  daran  die  Verzahnung  für  die  Fortsetzung  des 
Gebäudes.  Die  Aussenseite  im  Erdgeschoss  mit  kleinen,  das  Obergeschoss  mit  etwas 
grösseren  rechteckigen  Fensterchen  in  Hausteinfassung,  oben  ein  Klötzchenfries;  die 
Innenseite  —  ursprünglich  mit  einer  Holzgalerie  —  ist  im  18.  Jh.  und  dann  wieder 
im  19.  Jh.  wesentlich  verändert  worden.  Die  Ostseite  mit  einem  Staffelgiebel  und 
quergeteilten  Fenstern  in  Hausteinfassung  (Fig.  145).  Der  grosse  anstossende  drei- 
geschossige Eckturm  —  nach  aussen  abgerundet,  nach  innen  eckig  —  hat  im  Erd- 
geschoss kleine  Fenster  und 
Scharten  in  Hausteinfassung, 
in  den  oberen  Geschossen 
quergeteilte  Fenster  und 
runde  Schiesslöcher;  oben 
ein  Klötzchenfries.  Schlanke 
Dachhaube  des  17. — 18.  Jh., 
in  der  Mitte  einmal  abge- 
setzt und  mit  kleiner  birn- 
förmiger  Kuppel  als  Ab- 
schluss  (  Fig.  145). 

Nord-  und  Westseite 
zeigen  nach  aussen  noch  in 
Erdgeschosshöhe  über  leicht 
geböschter  Aufmauerung  die 
alten  Aussenmauern,  mit  ein- 
zelnen Scharten  und  runden 
Schiesslöchern  in  Haustein- 
fassung  versehen.  An  der 
Ecke  das  Erdgeschoss  eines 
kleinen  nach  aussen  abge- 
rundeten Turmes  in  gleicher  Ausbildung.  An  der  Nordseite  neben  der  gemauerten 
Brücke  sind  noch  zwei  Pilaster  aus  Bossenquadern  von  der  alten  architektonischen 
Ausbildung  des  Torgebäudes  erhalten. 

Nach  der  Innenseite  sind  an  diese  Reste  der  Aussenmauern  jetzt  moderne 
kleine  Schuppen  usw.  angebaut.  Ebenso  zieht  sich  quer  durch  den  früheren  Hof- 
raum ein  neuerer  schmaler  Flügel  mit  Ställen  usw.,  der  jetzt  Wirtschaftshof  und 
Baumgarten  voneinander  scheidet. 

Die  alte  Ansicht  zeigt  an  dieser  Seite  vor  dem  Torbau,  der  einen  geschweiften 
Barockgiebel  trug,  noch  ausserhalb  des  Grabens  ein  Vorwerk  mit  einem  grossen 
Turm;  die  Aussenmauern  trugen  grosse  Gebäude  mit  Staffelgiebeln  (Fig.  144). 

HAUS  KLEIN-SIER S DORF.  Eissenberg-Mirbach.  —  Aachener Zs.  I, S.  204. 
-  von  Fürth,  Aachener  Patrizierfamilien  II,  S.  88.  —  Ann.  h.  V.  LV,  S.  3 ;  LVII,  S.  60. 

Von  Siersdorf  stammt  das  adelige  Geschlecht,  das  im  J.  1244  schon  bei  Würm 
begütert  erscheint.  Im  J.  1397  kam  das  Gut,  welches  im  J.  1352  noch  Sander 
von  Siersdorf  gehört  hat,  an  Hermann  von  Randerath,  um  die  Mitte  des  16.  Jh. 
durch  Heirat  an  die  von  Hochsteden,   die   es  noch   im  J.  1588   besassen.  Im 


Haus 
Honsdorf 


Fig.  146.   Haus  Klein-Siersdorf.  Lageplan. 


Haus  Klein- 
Siersdorf 


Geschichte 


459 


KREIS  GEILENKIRCHEN 


Haus  Klein- J.  1599  kaufte  es  Goddaert  Wolff  von  Randerath,  es  kam  an  seinen  Schwieger- 
iers  or  sonn  Thomas  Borken  und  im  Anfang  des  17.  Jh.  an  dessen  Schwiegersohn  Wilhelm 
von  Fürth  gen.  Brewer.  Die  Vorburg  stammt  noch  aus  dem  16.  Jh.,  das  Herrenhaus 
wurde  im  18.  Jh.  neu  errichtet.  In  den  sechziger  Jahren  des  ig.  Jh.  hat  Freiherr 
Theodor  von  Fürth  Klein-Siersdorf  an  Herrn  Kaufmann-Asser  verkauft,  der  das  Gut 
teilweise  parzellierte.  Von  ihm  kauften  das  Restgut  die  Grafen  von  Mirbach-Harff. 
Jetziger  Eigentümer  ist  Herr  Graf  Wilhelm  von  Mirbach-Harff. 

Beschreibung  Ursprünglich  zweiteilige,  jetzt  einheitliche  Hof  anläge,  von  einem  doppelten 

Grabensystem  umgeben  (Lageplan  Fig.  146  —  Ansicht  Fig.  147). 


Fig.  147.    Haus  Klein-Siersdorf.  Ansicht. 


Wirtschaftshof  Dreiflügeliger  Wirtschaf tshof  von  unregelmässigem  Grundriss,  einfache  Ziegel- 

bauten des  16. — 17.  Jh.,  nach  aussen  ganz  glatt  mit  einzelnen  Scharten  und  kleinen 
rechteckigen  Fensterchen.    In  dem  Ostflügel  das  rundbogige  Tor  des  ib. — 17.  Jh.  aus 
Blausteinquadern  mit  rechteckiger  Blende  und  Rollen  für  die  Zugbrücke.    Die  Innen- 
seiten der  Gebäude  sind  ganz  schlicht,  im  18.  und  ig.  Jh.  mannigfach  verändert. 
Herrenhaus  Das  Herrenhaus,  ursprünglich  durch  einen  jetzt  zugeschütteten  Graben  von 

dem  Wirtschaftshof  getrennt,  ist  ein  zweigeschossiger  Ziegelbau  von  drei  zu  vier 
Achsen  aus  dem  18.  Jh.  (Fig.  147).  Das  Kellergeschoss,  vielleicht  auch  einzelne  Teile 
des  aufgehenden  Mauerwerkes,  gehören  noch  einem  älteren  Bau  an.  Die  flachbogigen 
Fenster  in  Hausteinumrahmung;  Mansardendach  mit  einem  malerischen  kleinen  Vor- 
bau für  eine  Glocke.    Nach  dem  Hof  hin  eine  Freitreppe  aus  Blaustein. 

Über  den  äusseren  Graben  führt,  gegenüber  dem  Torbau,  eine  gemauerte  Brücke, 
daran  Backsteinpfeiler  mit  Eicheln  aus  Haustein  als  Aufsätze,  18.  Jh. 

Das  Innere  des  Herrenhauses  in  schlichter  Ausbildung  des  18.  Jh. 


Nachträge. 


S.  29.    DOVEREN,  Kathol.  Pfarrkirche.   Missale  des  Pfarrers  Johann  Sellarius 

(Ann.  h.  V.  N.  LXXIII,  S.  135). 
S.  33.    ELMPT,  Flandrischer  Schnitzaltar  in  der  Kapelle  ,an  der  Heide':  Münzen- 

berger-Beissel,  Zur  Kenntnis  und  Würdigung  der  mittelalterlichen  Altäre 

Deutschlands  II,  S.  19. 
S.  39.    ERKELENZ.    Unterschrift  zu  Fig.  18,  lies:  Anfang  des  17.  ]h.  statt  Anfang 

des  16.  Jh. 

S.  47.  ERKELENZ.  Kasel  in  der  kathol.  Pfarrkirche:  Kisa,  Denkschrift 
aus  Anlass  des  fünfundzwanzigjährigen  Bestandes  des  Suermondt-Museums, 
Aachen  1903,  S.  33;  vgl.  dazu:  Aachener  Zs.  XXV,  S.  377. 

S.  49.  ERKELENZ,  Franziskaner-Klosterkirche,  Handschrif tl.  Qu.: 
Einzelne  wertlose  Archivalien  des  1 8.  Jh.  im  Turme  der  Kirche,  ein  anderer 
Teil  des  Klosterarchives  im  Kloster  Weert  in  Holland  (Mitteil,  des  Herrn 
Oberlehrers  Maeckl,  Ilmenau).  Anderes  angeblich  in  der  Binterimschen 
Bibliothek  zu  Düsseldorf  (Mitteil,  des  Herrn  Pfarrers  Lückerath,  Waldfeucht). 

S.  50.  ERKELENZ,  Kloster  Hohenbusch,  Handschriftl.  Qu.:  Urk.  einer 
Mefsstiftung  des  Pilgrim  von  den  Gruithuisen  von  1654  im  Besitz  des  Herrn 
Pfarrers  Lückerath,  Waldfeucht.  —  Angeblich  sind  Archivalien  und  Bücher  im 
Anfang  des  19.  Jh.  in  die  katholische  Pfarrkirche  zu  Keyenberg  und  von 
dort  im  J.  1901  an  das  Jesuitenkloster  in  Luxemburg  gekommen  (Mitteil,  des 
Herrn  Oberlehrers  Maeckl,  Ilmenau). 

S.  54.  ERKELENZ,  Geschichte  der  Burg:  Die  Burg  wird  im  J.  1377 
urkundlich  genannt  (Lacomblet,  U.B.  III,  Nr.  805).  Im  J.  1370  war  sie 
schon  stark  beschädigt  worden  (Rechnungen  im  Staatsarchiv  zu  Arnheim);  sie 
wurde  im  J.  1492  wiederum  stark  beschädigt,  in  den  J.  1500  und  1501  fanden 
umfangreiche  Neubauten  an  der  Burg  statt  (Rechnung  des  „Andries  van 
Vischennich  gen.  Bell,  wegen  uitgaven,  gedan  an  deme  bouwe  der  borch  ind 
onderhaldinge  der  portzen  zo  Erclenz"  1500 — 1.501,  im  Staatsarchiv  zu  Arn- 
heim, nach  Mitteil,  des  Herrn  Oberlehrers  Maeckl,  Ilmenau). 

S.  58.  ERKELENZ,  Rathaus,  Archiv:  Zahlreiche  Archivalien  in  dem  Staats- 
archiv zu  Arnheim  (s.  o.),  einzelnes  angeblich  im  Staatsarchiv  zu  Madrid 
(Mitteil,  des  Herrn  Oberlehrers  Maeckl,  Ilmenau). 

S.  86.  LOEVENICH,  Kathol.  Pfarrkirche,  Grabstein  des  Ritters  Arnold 
von  Harff:  von  Groote,  Pilgerfahrt  des  Ritters  Arnold  von  Harff,  Köln 
1860.  —  Das  heilige  Land,  XXXXIII  (1899),  S.  30.  —  Robens,  Der  ritter- 
bürtige  Adel  des  Grossherzogtums  Niederrhein  II,  S.  98.  —  Strange,  Genea- 
logie der  Herren  und  Freiherren  von  Bongart  S.  39.  —  Der  Pilger  Ritter 
Arnold  von  Harff:  Geilenkirchener  Zeitung,  Oktober  1902. 

S.  107.  WEG  BERG,   Burg:   Richardson,  Gesch.  der  Famile  Merode  II,  S.  300. 


46i 


218 


KREISE  ERKELENZ   UND  GEILENKIRCHEN,  KARTE 


I  ord 


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CK 


/'lif'/e/if/or/' 


,  1/Oidmeilcr 


Kreise  Erkelenz 
U.Geilenkirchen. 


>  oooo  7000  iax>  ffCOi  •  ni 


(lex  von  H  Künkler  iihßomt 


462 


I.  Ortsregister. 


(Die  stärkeren  Ziffern  bezeichnen  die  Stelle,  an  der  über  den  Ort  im  Zusammenhang  gehandelt  wird.) 


Seite 

Seite 

33  217 

o,  ioi 

3,  115 

6,  18 

5,  75 

„       Haus,  Kr.  Geilenkirchen  . 

211 

2,  118 

5,  21 

125 

87 

6,  78 

Blumenthal,  Haus,  bei  Brachein  . 

6,  126 

6,  29 

25 

215 

6,  121 

5,  79 

6,  131 

5,  81 

164 

82 

28,  217 

6,  166 

84 

3,  188 

5,  7,  31 

173 

Burg  

6,  35 

85,  217 

Erkelenz  2,  3,  4, 

6,  7, 

39,  217 

5,  174 

40,  217 

6,  176 

54 

136 

88 

2, 

6,  7,  141 

25 

138 

2  150 

198 

64 

5,  89 

64 

94 

157 

52 

5,  179 

67 

Opheim,  Haus,  bei  Leerodt 

172 

Palant,  Haus,  in  Borschemich 

.  26 

Grittern,  Haus,  bei  Doveren  . 

6,  30 

2, 

5,  181 

Grittern,  Haus,  in  Glimbach 

Pesch,  Haus,  bei  Immerath 

73 

ioi 

5,  184 

157 

Puffendorf  

186 

133 

Randerath  

2,  3, 

6,  187 

50 

96 

23 

84 

2,  67 

6,  96 

6,  213 

195 

126 

94 

196 

4, 

5,  101 

79 

7,  195 

6,  69 

52 

158 

.  197 

463 


KREISE  ERKELENZ   UND  GEILENKIRCHEN 


Seite 

Ticheln,  Haus  160 

Trips,  Schloss   6,  199 

Tüschenbroich,  Schloss   6,  108 

Uebach  4,  5,  206 

Uetterath  208 

Uevekoven  107 


Seite 

Wedau,  Haus  130 

Wegberg  104,  217 

Wockerath   53 

Würm  5,  209 

Zumdahl,  Haus  165 

Zweibrüggen,  Haus  6,  138 


IL  Sammlungen. 


Seite 

Brach  ein.     Sammlung    des  Herrn  De- 

chanten  Klug  124 

Breill,  Schloss.  Sammlung  des  Herrn 

Freiherrn  von  Failly-Goltstein     .     .    .  135 

Erkelenz.  Sammlung  des  Herrn  Land- 
rates Dr.  Reumont  61 

Erkelenz.  Sammlung  des  Herrn  Sanitäts- 
rates Dr.  Lucas  61 

Erkelenz.  Sammlung  des  Herrn  Karl  Ju- 
lius Vöhl  61 

Geilenkirchen.  Sammlung  des  Herrn 
Generalmajors  Freiherrn  Ludwig  von 
Eynatten  155 

Geilenkirchen.    Sammlung  der  Geschwister 

Freifräulein  von  Eynatten  156 


Seite 

Geilenkirchen,  Sammlung  d.  Frau  Wwe  Krey  156 

Leerodt,     Schloss.      Sammlung  des 

Herrn  Freiherrn  Schütz  von  Leerodt  171 

Randerath.  Sammlung  des  Herrn  Apo- 
thekers Eckertz  194 

Randerath.  Sammlung  des  Herrn  Justiz- 
rates Thönessen  195 

Rurich,  Schloss.  Sammlung  des  Herrn 

Grafen  Hompesch-Rurich  99 

Trips,  Schloss.    Sammlung  des  Herrn 

Freiherrn  Engelbert  von  Eynatten    .     .  205 

Wegberg.  Gemälde-Sammlung  im  Pfarr- 
haus  106 

Zweibrüggen,  Haus.    Sammlung  des 

Herrn  Freiherrn  von  Negri- Zweibrüggen  139 


III.  Abbildungen 


Seite 

Fig.    1.    Haus  Gansbroich.  Innenseite 

des  Wohnhauses  17 

Fig.    2.    Beeck.  Ansicht  der  katholischen 

Pfarrkirche  .  19 

Fig.  3.  Beeck.  Grundriss  der  katholi- 
schen Pfarrkirche  20 

Fig.  4.  Kipshoven.  Ansicht  der  ka- 
tholischen Kapelle  21 

Fig.  5  Kipshoven.  Grundriss  der  katho- 
lischen Kapelle  22 

Fig.    6.     Kipshoven.    Schnitzaltar   in  der 

katholischen  Kapelle    ....  23 

Fig.  7.  Haus  Beeck.  Torbau  der  Vor- 
burg  24 

Fig.    8.    Borschemich.     Lageplan  des 

Hauses  Palant  26 

Fig.    9.    Borschemich.  Ansicht  des  Hauses 

Palant    .........  27 

Fig.  10.  Haus  K 1  e  i  n  -  K  u  n  kel.  An- 
sicht des  Wohnhauses  ....  30 


Fig. 

Fig. 

Fig. 

Fig. 

Fig. 
Fig. 

Fig. 

Fig. 

Fig. 
Fig. 


im  Text. 

Seite 

11.  Elmpt.  Grundriss  der  katholi- 
schen Pfarrkirche  32 

12.  Elmpt.  Ansicht  der  katholischen 
Pfarrkirche  33 

13.  Elmpt.  Schnitzschrein  des  flan- 
drischen Altars  in  der  Kapelle  .  34 

14.  Haus  Elmpt.  Lageplan  und 
Detail  eines  Ecktürmchens    .    .  35 

15.  Haus  Elmpt.    Ansicht  ....  36 

16.  Haus  Elmpt.  Portal  und  Frei- 
treppe des  Turmes  .     ....  37 

17.  Sc  h  loss  D  ilbo  rn.  Ansicht  vom 
Graben  aus  38 

18  Erkelenz.  Ansicht  der  Be- 
festigung aus  dem  Anfang  des 
17.  Jh  39 

19.  Erkelenz.  Grundriss  der  katho- 
lischen Pfarrkirche  40 

20.  Erkelenz,  katholische  Pfarrkirche. 
Aufriss  des  Turmes      ....  41 


464 


Seite 


Fig.  21.  Erkelenz.  Inneres  der  katholi- 
schen Pfarrkirche  43 

Fig.  22.    Erkelenz.   Figur  des  h.  Crispinus 

in  der  katholischen  Pfarrkirche  .  45 

Fig.  23.    Erkelenz,  katholische  Pfarrkirche. 

Einzelarm  und  Schaft  des  Marien- 
leuchters  46 

Fig.  24.    Erkelenz,  katholische  Pfarrkirche. 

Detail  des  Adlerpultes  ....  47 

Fig.  25.    Haus  Hohenbusch.  Ansicht 

von  der  Gartenseite      .    .  51 

Fig.  26.     Haus    Hohenbusch.      Kamin  in 

dem  Ecksalon  52 

Fig.  27.    Terheeg.    Spätgotische  Kanzel 

in  der  katholischen  Kapelle  .    .  53 

Fig.  28.    Erkelenz.   Der  Turm  der  Burg  55 

Fig.  29.    Erkelenz.      Lageplan    der  Burg 

und  Grundrisse  des  Burgturmes  56 

Fig.  30.    Erkelenz.    Ansicht  des  Rathauses  58 

Fig.  31.    Erkelenz.      Rekonstruktion  des 

Rathauses  59 

Fig.  32.    Erkelenz,  Rathaus.  Grundriss  des 

Erdgeschosses  60 

Fig.  33.    Erkelenz,    Rathaus.    Querschnitt  61 

Fig.  34.  Erkelenz,  Sammlung  Vöhl.  Glas 
gemälde  aus  dem  Kreuzgang  des 
Klosters  Altenberg  bei  Köln      .  62 

Fig.  35.    Erkelenz.      Hausaltärchen  des 

Herrn  Braun  63 

Fig.  36.    Hagelkreuz  bei  Holzweiler     .  68 

Fig.  37.  Hückelhoven.  Katholische 
Kirche  und  Burg  vor  dem  Neu- 
bau der  Kirche  69 

Fig.  38.    Hückelhoven.     Ansicht  der  alten 

evangelischen  Pfarrkirche  ...  70 

Fig.  39.    Burg  Hückelhoven.     Ansicht      .  71 

Fig.  40.    Burg  Hückelhoven.     Lageplan    .  72 

Fig.  41.  Immerath.  Elfenbeinerne  Ma- 
donnenstatuette im  Besitz  der 
Familie  Hages  74 

Fig.  42.  Keyenberg,  katholische  Pfarr- 
kirche. Grundriss  und  Schnitt 
des  romanischen  Teiles     ...  75 

Fig.  43.  Keyenberg,  katholische  Pfarr- 
kirche. Nordseite  des  romani- 
schen Teiles  76 

Fig.  44.  Keyenberg,  katholische  Pfarr- 
kirche. Romanische  Inschrift- 
tafel  77 

Fig.  45.  K  lei  n-G  lad  b  a  c  h.  Grundriss 
der  katholischen  Pfarrkirche  vor 
dem  Umbau  78 


22  1 
Seite 


Fig.  46.    Körrenzig.    Ansicht  der  ka- 
tholischen Pfarrkirche  ....  79 
j   Fig.  47.     Körrenzig.   Grundriss  der  katho- 
lischen Pfarrkirche  80 

Fig.  48.  Kofferen.  Ansicht  der  katho- 
lischen Rektoratkirche  ....  81 

Fig.  49.  Kofferen.  Grundriss  der  katho- 
lischen Rektoratkirche  ....  82 

Fig.  50.  Kückhoven.  Ansicht  und 
Grundriss  der  katholischen  Pfarr- 
kirche  83 

Fig.  51.  Lövenich,  katholische  Pfarr- 
kirche. Grabstein  des  Arnold 
von  Harff  85 

Fig.  52.    Klein-Bouslar.    Lageplan    .  86 

Fig.  53.    Klein-Bouslar.  Ansicht  vomHof  aus  87 

Fig.  54.     Niederkrüchten.  Ansicht 

der  katholischen  Pfarrkirche      .  90 

Fig.  55.    Niederkrüchten.     Grundriss  und 

Detail  der  katholischen  Pfarrkirche  91 

Fig.  56.    Niederkrüchten    Innenansicht  der 

katholischen  Pfarrkirche    ...  92 

Fig.  57.  Brempt.  Ansicht  der  katholi- 
schen Kapelle  93 

!   Fig.  58.     Brempt.    Grundriss  der  katholi- 
schen Kapelle  93 

Fig.  59.    Schwaam.      Bauernhaus  vom 

J.  1616  94 

I   Fig.  60.    Oberkrüchten.    Grundriss  der 

katholischen  Pfarrkirche    ...  95 

Fig.  61.    Schloss    Rurich.  Radierung 

mit  der  Eroberung  von  1609     .  97 

Fig.  62.  Schloss  Rurich.  Ansicht  nach 
einer  Zeichnung  aus  dem  Ende 
des  18.  Jh  98 

Fig.  63.    Schloss    Rurich.      Ansicht  des 

Remisenbaues  99 

Fig.  64.  Schloss  Rurich.  Venetianisches 
Gemälde  der  h.  Familie  aus  dem 
Anfang  des  16.  Jh  100 

Fig.  65.    Schwanenberg.    Ansicht  der 

evangelischen  Pfarrkirche  .    .    .  102 

Fig   66.    Schwanenberg.      Grundriss  der 

evangelischen  Pfarrkirche      .     .  103 

Fig.  67.  Wegberg.  Ansicht  der  katho- 
lischen Pfarrkirche  104 

Fig.  68     Wegberg.     Grundriss   der  alten 

Teile  der  katholischen  Pfarrkirche  105 

Fig.  69.    Wegberg.    Tor  der  ehemaligen 

Propstei  106 

Fig.  70.    Üvekoven.  Kreuzigungsgruppe 

in  der  katholischen  Kapelle  .  .107 


465 


222 


KREISE  ERKELENZ  UND  GEILENKIRCHEN 


Seite 

Fig.  71.    Schloss      Tüschenbroich.  Fig.  99. 

Lageplan  108 

Fig.  72.    Schloss  Tüschenbroich.     Ansicht  Fig.  100. 

vom  Schlossweiher  aus      .    .    .  108 

Fig.  73.    Schloss  Tüschenbroich.  Ansicht 

des  Eckturmes  109      Fig.  101. 

Fig.  74.    Schloss  Tüschenbroich.  Kapelle 

im  Wald  110      Fig.  102. 

Fig.  75.    Baesweiler.    Choransicht  der 

katholischen  Pfarrkirche    .    .    .115      Fig.  103. 

Fig.  76.    Baesweiler.    Grundriss  der  katho- 
lischen Pfarrkirche  116      Fig.  104. 

Fig.  77.    Birgden.     Turm    der  katholi- 
schen Pfarrkirche  119      Fig.  105. 

Fig.  78.    Birgden.    Holzgruppe  der  Pietä 

in  der  katholischen  Pfarrkirche  .  120      Fig.  106. 

Fig.  79.    Brach  ein.    Ansicht  der  katho- 
lischen Pfarrkirche  122      Fig.  107. 

Fig.  80     Brachein.    Grundriss  der  katho- 
lischen Pfarrkirche  123      Fig.  108. 

Fig.  81.    Haus  Blumenthal.  Lageplan  127 

Fig.  82.    Haus    Blumenthal  Aussenseite 

des  Herrenhauses  128      Fig.  109 

Fig   83.    Haus   Blumenthal.    Ansicht  des 

Herrenhauses  vom  Hof  aus   .    .129      Fig.  110 

Fig.  84.    Haus  Wedau.    Ansicht      .    .  130 

Fig.  85.    Schloss  Breill.    Lageplan    .132      Fig.  111. 

Fig.  86.    Schloss  Breill.  Ansicht  des  Herren- 
hauses vom  Garten  aus    .     .    .  133      Fig.  112. 

Fig.  87.    Schloss    Breill.    Tor    des  Wirt- 
schaftshofes  134      Fig.  113. 

Fig.  88.    Frelenberg.   Monstranz  in  der 

katholischen  Pfarrkirche    .        .  137      Fig  114. 

Fig.  89.     Haus   Zweibrüggen.  Lage- 
plan  139      Fig.  115. 

Fig.  90.    Haus  Zweibrüggen.    Ansicht  des 

Herrenhauses  130      Fig.  116. 

Fig.  91.    Gangelt.    Ansicht  der  katho- 
lischen Pfarrkirche  141      Fig.  117. 

Fig.  92.    Gangelt.    Grundriss  der  katholi- 
schen Pfarrkirche     ....       143      Fig.  118. 

Fig.  93.    Gangelt.    Lageplan  der  Stadt    .  146 

Fig.  94.    Gangelt,  Stadtbefestigung.  Aussen-  Fig.  119. 

ansichten  des  Heinsberger  Tores 
und  des  Broichtores     ....  147      Fig.  120. 

Fig.  95.    Gangelt.  Ansicht  des  Burgturmes  148 

Fig.  96.    Gangelt.    Grundrisse    des    Burg-  j   Fig.  121. 

turmes  149 

Fig.  97.    Geilenkirchen.    Lageplan  der  Fig.  122. 

ehemaligen  Burg  152 

Fig.  98.    Geilenkirchen.    Ansicht  der  ehe-  Fig.  123. 

maligen  Burg  153  | 


Seite 

Geilenkirchen,    ehemalige  Burg. 
Torturm  der  Vorburg  ....  155 
Gillrath,    katholische  Pfarr- 
kirche,    Kasel   mit    der  Versu- 
chung des  h.  Antonius          .    .  156 
Gillrath.    Muttergottesfigur  in  der 
katholischen  Pfarrkirche    .         .  157 
Hünshoven.  Ansicht  der  katho- 
lischen Pfarrkirche  158 

Hünshoven.  Grundriss  der  katho- 
lischen Pfarrkirche  159 

Immendorf.    Ansicht  der  ka- 
tholischen Pfarrkirche       .    .    .  162 
Immendorf.  Grundriss  der  katho- 
lischen Pfarrkirche  163 

Haus  Zumdahl.    Ansicht  des 

Wohnhauses  166 

Schloss  Leerodt.  Lageplan 

um  1800    167 

Schloss  Leerodt.  Grundriss  des 
Herrenhauses  aus  dem  Ende  des 

18.  Jh  168 

Schloss    Leerodt,  Herrenhaus. 
Aussenseite  des  Nordflügels  .    .  169 
Schloss    Leerodt.     Torbau  des 

Herrenhauses  170 

Schloss    Leerodt.     Torbau  der 

Vorburg  171 

Lindern.    Ansicht   der  katho- 
lischen Pfarrkirche  173 

Lindern.     Grundriss   der  katho- 
lischen Pfarrkirche  174 

Loverich.    Ansicht  der  katho- 
lischen Pfarrkirche  175 

Loverich.    Grundriss  der  katho- 
lischen Pfarrkirche  175 

Marienberg.  Ansicht  der  alten 
katholischen  Pfarrkirche    .    .    .  177 
Marienberg.   Grundriss  der  alten 
katholischen  Pfarrkirche    .    .    .  178 
Oidtweiler.    Ansicht  der  ka- 
tholischen Pfarrkirche  ....  179 
Oidtweiler.   Grundriss  der  katho- 
lischen Pfarrkirche  180 

Palenberg.     Westansicht  der 
katholischen  Kapelle    ....  181 
Palenberg.      Südostansicht  der 
katholischen  Kapelle    ....  182 
Palenberg.  Grundriss  der  katho- 
lischen Kapelle  182 

Palenberg.     Details    vom  Chor- 
bogen in  der  katholischen  Kapelle  183 


466 


VERZEICHNISSE 


223 


Seite 


Fig.  124.  Prummern.  Ansicht  der  katho- 
lischen Pfarrkirche  185 

Fig.  125.  Prummern.  Grundriss  der  katho- 
lischen Pfarrkirche  186 

Fig.  126.   Randerath.    Ansicht  der  alten 

katholischen  Pfarrkirche    .    .  .188 

Fig.  127.  Randerath.  Kelch  in  der  katho- 
lischen Pfarrkirche  .....  189 

Fig.  128.  Randerath.  Lageplan  der  Stadt- 
befestigung und  der  Burg  aus 
dem  18.  Jh  192 

Fig.  129.    Randerath,    Burg.     Ansicht  des 

Kellnereigebäudes  193 

Fig.  130.  Teveren.  Ansicht  und  Grund- 
riss des  Turmes  der  katholischen 
Pfarrkirche  197 

Fig.  131.   Schloss  Trips.   Lageplan  vom 

J.  1900    199 

Fig.  132.    Schloss    Trips.      Grundriss  des 

Herrenhauses  201 

Fig.  133.  Schloss  Trips.  Ansicht  desHerren- 
hauses von  der  Nordseite  und 
eines  Teiles  der  inneren  Vorburg  202 

Fig.  134.  Schloss  Trips.  Ansicht  des  Herren- 
hauses und  der  inneren  Vorburg 
von  Südwesten  203 


Seite 


Fig.  135.    Schloss  Trips.    Torbau  der  äusse- 
ren Vorburg  204 

Fig.  136.    Uebach.    Ansicht  der  katholi- 
schen Pfarrkirche  206 

Fig.  137.    Uebach.    Grundriss  der  katholi- 
schen Pfarrkirche  207 

Fig.  138.   Utterath.    Kreuzreliquiar  in  der 

katholischen  Pfarrkirche    .    .    .  209 

Fig.  139.   VV  ürm.  Ansicht  der  katholischen 

Pfarrkirche  210 

Fig.  140.   Würm.  Grundriss  der  katholischen 

Pfarrkirche  210 

Fig.  141.   Haus    Beeck.      Ansicht  des 

Herrenhauses  211 

Fig.  142    Haus    Honsdorf.  Lageplan 

aus  dem  Anfang  des  19.  Jh.     .  212 

Fig.  143.    Haus   Honsdorf.     Eckturm  des 

Wirtschaftshofes  212 

Fig.  144    Haus  Honsdorf  nach  dem  alten 

Gemälde  auf  Schloss  Harff   .  .213 

Fig.  145.    Haus   Honsdorf.    Turm    an  der 

Südostecke  214 

Fig.  146.    Haus  K I  e  in  -  S  ie  rs  d  o  r  f. 

Lageplan  215 

Fig.  147.   Haus  Klein-Siersdorf.    Ansicht  .  216 


IV.  Tafeln. 


Seite 

Tafel  I.     H  au  s  G  ri  t  ter  n  vor  dem  Umbau  30 

Tafel  II.  Erkelenz,  katholische  Pfarr- 
kirche  42 

Tafel  III.  Erkelenz,  katholische  Pfarrkirche. 

Marienleuchter  vor  dem  Umbau 
der  Turmhalle  und  der  Orgelbühne  46 

Tafel  IV.  Erkelenz.  Adlerpult  in  der  katho- 
lischen Pfarrkirche  48 

Tafel  V.  Erkelenz.  Kasel  in  der  katho- 
lischen Pfarrkirche  48 

Tafel  VI.  Schloss  Rurich.  Porträteines 

Kavaliers  106 


Seite 

Tafel  VII.  Schloss  Rurich.    Doppelporträt.  106 

Tafel  VIII.  S  c  h  1  o  s  s  B  r  e  i  1 1.  Brustbild  eines 

Regensburger  Meisters      .     .  .134 

Tafel  IX.  Gangelt.  Inneres  der  katho- 
lischen Pfarrkirche  144 

Tafel  X.    Schloss    Leerodt.  Ansicht 

des  Herrenhauses  172 

Tafel  XI.  Süggerath.  Flandrischer 
Schnitzaltar  in  der  katholischen 
Pfarrkirche  196 

Tafel  XII.  Schloss  Trips.    Ansicht  des 

Herrenhauses  200 


467 


Papier  von  Flinsch. 
L.ichtdrucktafeln  von  B.  Kühlen  in  M.Gladbach. 
Phototypien  von  Meisenbach,  Riffarth  &  Co.  in  München  und  L.  Schwann  in  Düsseldorf. 
Autotypien  und  autotypische  Tafeln  von  A.  Bruckmann  in  München 
Druck  von  L.  Schwann  in  Düsseldorf. 


DIE 


KUNSTDENKMÄLER 


DER 


RHEINPROVINZ 


DIE 

KUNSTDENKMÄLER 

DER 

RHEINPROVINZ 

IM  AUFTRAGE  DES  PROVINZI ALV ERB ANDES 

HERAUSGEGEBEN 
VON 

PAUL  CLEMEN 

ACHTER  BAND 
in. 

DIE  KUNSTDENKMÄLER  DES  KREISES  HEINSBERG 


DÜSSELDORF 
DRUCK  UND  VERLAG  VON  L. 

1906 


SC H  WANN 


DIE 


KUNSTDENKMÄLER 

DES  KREISES 

HEINSBERG 

IM  AUFTRAGE 

DES  PROVINZIALVER BANDES  DER  RHEINPROVINZ 

BEARBEITET 
VON 

KARL  FRANCK-OBERASPACH 

UND 

EDMUND  RENARD 

MIT  7  TAFELN  UND  116  ABBILDUNGEN  IM  TEXT 


DÜSSELDORF 

DRUCK  UNI)  VERLAG  VON  L.  SCHWANN 
1906 


ALLE    RECHTE  VORBEHALTEN 


i 


VORBEMERKUNG 


Das  vorliegende  Heft  beschliesst  den  achten  Band  der  Denkmälerstatistik, 
der  dem  nördlichen  Teil  des  Regierungsbezirkes  Aachen  gewidmet  ist.  Neben  dem 
Stammland  Jülich  hat  in  diesem  Bande  jenes  Grenzgebiet  nahe  der  Maas  seine  Be- 
arbeitung gefunden,  das  den  Jülicher  Grafen  in  den  Dynasten  von  Wassenberg,  in 
den  aus  gleichem  Stamm  entsprossenen  Herren  von  Heinsberg  und  den  Grafen 
von  Geldern  die  gefährlichsten  Nebenbuhler  gegenüberstellte,  das  aber  schon  am 
Ausgang  des  Mittelalters  nach  kurzer  Blüte  und  raschem  Verfall  der  Heinsberger 
Dynastie  in  den  grösseren  Staatskörper  des  Herzogtums  Jülich  aufging.  In  geschicht- 
licher wie  in  kunstgeschichtlicher  Hinsicht  ist  die  Entwicklung  des  Kreisgebietes  von 
Heinsberg  derjenigen  des  Kreises  Erkelenz  und  namentlich  der  des  Kreises  Geilen- 
kirchen auf  das  engste  verwandt.  Die  auch  im  Heinsberger  Bezirk  erst  spät  ein- 
setzende starke  Bevölkerungszunahme  erklärt  den  relativ  geringen  Bestand  an  älteren 
Kirchengebäuden  auf  dem  flachen  Lande.  Um  so  sorgsamer  haben  die  alten  Städt- 
chen und  Dynastensitze,  die  schon  sehr  früh  ihre  politische  Bedeutung  einbüssten, 
ihre  Schätze  gehütet;  Heinsberg,  Waldfeucht  und  Wassenberg  mit  ihren  alten  Kirchen, 
deren  reicher  Ausstattung,  mit  ihren  Burgen  und  Stadtbefestigungen  vereinigen  in 
sich  den  wertvollsten  Besitz  an  Kunstdenkmälern  in  dem  ganzen  Gebiet  des  Kreises. 

Die  erste  Bereisung  des  Kreises  Heinsberg  und  die  vorläufige  Bearbeitung  des 
Textes  haben  bereits  in  den  J.  i9oo  und  i9oi  durch  Herrn  Dr.  Karl  Franck- 
Oberaspach  stattgefunden.  Die  Drucklegung  konnte  aber  wegen  der  Bearbeitung  der 
Kreise  Erkelenz  und  Geilenkirchen,  sowie  derjenigen  von  Bonn  und  Köln  erst  einige 
Jahre  später,  nachdem  Herr  Dr.  Franck-Oberaspach  schon  aus  seiner  Stellung  als 
Assistent  bei  der  Kommission  ausgeschieden  war,  eingeleitet  werden.  Es  ergab  sich 
hierbei  die  Notwendigkeit,  eine  Reihe  von  Lücken  durch  eine  nochmalige,  fast  voll- 
ständige Bereisung  des  Kreisgebietes  auszufüllen,  auch  Literaturangaben  und  Quellen- 
nachweise, sowie  das  historische  Material  wesentlich  zu  ergänzen.  Diese  Arbeiten, 
die  weitgehende  Neubearbeitung  des  Manuskriptes  und  die  Drucklegung  sind  von 
Herrn  Dr.  Renard  durchgeführt  worden. 

Bei  den  Vorarbeiten  konnten  die  Bearbeiter  sich  der  dankenswerten  Förderung 
durch  den  Königlichen  Landrat  des  Kreises,  Herrn  Freiherrn  von  Scheibler,  erfreuen. 
Insbesondere  muss  die  Kommission  für  die  Denkmälerstatistik  der  Rheinprovinz  aber 
Herrn  Pfarrer  Lückerath  in  Waldfeucht  ihren  Dank  abstatten,  der  hier  in  dem 
eigensten  Gebiet  seiner  langjährigen  geschichtlichen  Forschungen  seine  reichen  Samm- 


VI 


VORBEMERKUNG 


lungen  und  seine  eingehende  Kenntnis  in  aufopfernder  und  uneigennützigster  Weise 
zur  Verfügung  gestellt,  sich  des  Manuskriptes  und  der  Korrekturen  angenommen  und 
auch  während  des  Druckes  sich  der  Mühe  einer  Reihe  von  Feststellungen  an  Ort 
und  Stelle  unterzogen  hat.  Die  Hinweise  auch  auf  entlegenere  Quellen,  namentlich 
zur  Geschichte  der  Kirchen,  sind  vornehmlich  seiner  weitgehenden  Mitarbeit  zu 
danken.  Das  Mitglied  der  Kommission  für  die  Denkmälerstatistik,  Herr  Oberstleutnant 
von  Oidtman  in  Berlin,  hat  —  wie  früher  schon  regelmässig  —  auch  bei  der  Be- 
arbeitung des  Kreises  Heinsberg  reiche  Beiträge  zur  Verfügung  gestellt  und  sich 
wiederum  des  Manuskriptes  und  der  Korrekturen  in  überaus  dankenswerter  Weise 
angenommen. 

Die  einzelnen  Abschnitte  sind  von  den  Herren  Pfarrern,  Bürgermeistern  und 
den  Besitzern  von  Gütern  bereitwilligst  durchgesehen  und  ergänzt  worden;  nament- 
lich gebührt  der  Dank  der  Kommission  hier  den  Herren  Freiherr  von  Leykam 
auf  Elsum,  Freiherr  Adolf  Spies  von  Büllesheim  auf  Hall,  Freiherr  Theodor 
von  Blankart  auf  Effeld,  Oberpfarrer  Dr.  Schneider  in  Heinsberg,  Dechant 
Klein  in  Wildenrath,  Pfarrer  Schmitz  in  Havert,  Pfarrer  Pütz  in  Ophoven,  Pfarrer 
Jansen,  Bürgermeister  Beckers  und  Dr.  Küsters  in  Wassenberg,  Notar  Weisweiler 
in  Köln,  früher  in  Wassenberg,  sowie  Herrn  Franz  Mayer  in  Arsbeck. 

Die  Abbildungen  Nr.  i— 4,  10,  12,  i3,  1 5,  16,  32,  39,  4i,  42,  45,  57,  60,  61, 
64,  69 — Ii,  77,  78,  81  — 84,  86,  88,  101,  111,  112,  116  sind  nach  Zeichnungen  und 
Photographien  des  Herrn  Architekten  Albert  Nies,  Nr.  33,  66  nach  Aufnahmen  des 
Photographen  Mergelsberg  in  Heinsberg.  Nr.  11,  io4,  ii3,  1  i4  nach  solchen  des 
Photographen  Neuefeind  in  Linnich,  Nr.  34  nach  solcher  des  Photographen  Krum 
in  Randerath  hergestellt.  Aus  dem  Werk  von  L.  von  Fisexxe,  Kunstdenkmale  des 
Mittelalters,  sind  die  Figuren  Nr.  18 — 22,  24 — 28,  35,  89 — 9i,  97,  98  entnommen. 
Herr  Dr.  Fraxck  lieferte  die  Vorlagen  zu  Nr.  5—9,  i4,  i7,  26,  29— 3i,  48,  58,  59, 
68,  73—76,  79,  80,  85,  87,  92—96,  99,  100,  io9,  110,  Dr.  Renard  zu  Nr.  8,  102,  io3. 

Den  Tafeln,  die  in  der  Kunstanstalt  von  A.  Bruckmann  in  München  hergestellt 
sind,  liegen  Aufnahmen  von  E.  Hermann  in  Köln,  Schmitter  in  Erkelenz,  Neue- 
feind in  Linnich  und  Dr.  Franck  zugrunde.  Die  Karte  wurde  von  Herrn  Land- 
messer Künkler  in  Bonn  gezeichnet. 

Die  Kreisvertretung  hat  zu  den  Kosten  dieses  Heftes  einen  namhaften  Bei- 
trag geleistet. 

Bonn,  im  Dezember  ]9o5. 

PAUL  CLEMEN. 


EINLEITUNG. 


Der  Kreis  Heinsberg  des  Regierungsbezirkes  Aachen  bildet  ungefähr  ein 
Dreieck,  das  im  Süden  durch  den  Kreis  Geilenkirchen,  im  Osten  durch  den  Kreis 
Erkelenz  und  im  Nordwesten  durch  das  Königreich  der  Niederlande  begrenzt  wird; 
an  die  Westecke  dieses  Dreiecks  schliesst  ein  nur  mit  einem  schmalen  Streifen  zu- 
sammenhängender und  in  die  Niederlande  einspringender  Teil  an,  die  sog.  Selfkant, 
die  durch  die  Aufteilung  des  alten  Amtes  Millen  diese  merkwürdige  Gestalt 
erhalten  hat. 

Der  Flächeninhalt  des  Kreises  beträgt  24349  Hektar,  die  Einwohnerzahl  betrug  im 
Jahre  i9oo  36  656  Seelen;  einschliesslich  der  einzigen  Stadt,  Heinsberg,  umfasst  das 
Gebiet  i9  Bürgermeistereien  mit  33  Landgemeinden. 

Von  Südosten  nach  Nordwesten  wird  das  Kreisgebiet  von  Rur  und  Wurm 
durchzogen,  die  hiermit  vielen  Abzweigungen  einander  parallel  in  einem  breiten  Wiesen- 
grund verlaufen,  bis  sie  sich  kurz  vor  der  Kreisgrenze  bei  Rurkempen  vereinigen.  Zwei 
kleinere  Bachläufe  durchziehen  in  gleicher  Weise  den  westlichen  Zipfel  des  Kreis- 
gebietes, die  sog.  Selfkant:  der  Rodebach,  der  auf  eine  längere  Strecke  die  Westgrenze 
des  Kreises  bildet,  bei  Isenbruch  den  Saeffeler  Bach  aufnimmt  und  bei  Susteren  in 
die  Maasniederung  eintritt. 

Die  Erdoberfläche  des  Kreisgebietes  zeigt  Alluvial-  und  Diluvialformationen 
mit  Lehm-,  Lette-  und  Sandschichten.  Die  leichtwelligen  Striche  den  Flusstälern 
entlang  bestehen  aus  einem  fruchtbaren,  lehmigen  Ackerboden,  während  die  etwas 
höher  liegenden  sandigen  Hügelzüge,  namentlich  in  der  Nordhälfte  des  Kreises,  meist 
dürftige  Kiefernbestände  tragen.  Inmitten  des  Kreisgebietes,  zu  beiden  Seiten  des 
Rur-  und  Wurmtales  einander  gegenüber,  springen  als  einzige  grössere  Bodenerhebungen 
die  Burghügel  von  Wassenberg  und  Heinsberg  gegen  das  Tal  vor. 

In  vorgeschichtlicher  und  römischer  Zeit  scheint  das  Kreisgebiet  äusserst  gering 
besiedelt  gewesen  zu  sein;  es  wurde  in  der  Hauptsache  von  einer  Reihe  nur  zum 
kleinsten  Teil  genauer  festzustellender  römischen  Strassen  durchzogen.  Die  einzige 
nachweisbare  römische  Niederlassung  war  Theudurum,  das  heutige  Tüdderen,  Etappen- 
ort an  der  grossen  Römerstrasse  von  Coriovallum  nach  Nymwegen.  Die  verhältnis- 
mässig häufigen  Funde  vorgeschichtlicher  Grabfelder  haben  nie  eine  systematische 
Beobachtung  und  Erforschung  erfahren. 

Bemerkenswert  ist  die  grosse  Befestigungsanlage  aus  früher  Zeit,  die  der 
Grenze  entlang  von  Nordosten  nach  Südwesten  das  Kreisgebiet  durchzieht ;  es  ist  die 
Fortsetzung  des  auch  im  Kreise  Erkelenz  vortrefflich  erhaltenen  Grenzwalles.  In 

469 


2 


EINLEITUNG 


dem  Kreise  Heinsberg  treten  in  den  feuchten  Wiesen  der  Rur-Niederung  eigen- 
artige Kastellanlagen  in  der  Form  kegelförmiger  Hügel  hinzu,  die  etwas  gegen  den 
Grenzwall  zurückliegen.  Ob  diese  ausgedehnte  Befestigungsanlage,  wie  man  hat  an- 
nehmen wollen,  erst  der  spätkarolingischen  Zeit,  speziell  dem  Vertrag  von  Meerssen, 
ihre  Entstehung  verdankt  oder  eine  ältere  germanische  oder  fränkische  Anlage  ist,  ist 
noch  nicht  ganz  klar  gestellt. 

Die  ältesten  geschichtlichen  Nachrichten  reichen  —  im  Gegensatz  zu  der 
Geschichte  des  benachbarten  Jülicher  Landes  — ■  nicht  in  das  erste  Jahrtausend 
zurück;  erst  mit  dem  Beginn  des  1 1.  Jahrhunderts  entwickelt  sich  eine  Territorial- 
herrschaft, die  das  Kreisgebiet  schnell  zu  einer  hohen  Blüte  führt.  Um  das  Jahr  1020 
soll  Kaiser  Heinrich  II.  die  Gebrüder  Gerhard  und  Rütger  von  Antoing,  die  in  der 
Maasniederung  angesessen  waren,  mit  reichem  Landbesitz  in  Wassenberg  und  in 
Kleve  ausgestattet  haben;  aus  diesem  Geschlechte  entsprossen  dann  die  um 
11 00  zuerst  genannten  Herren  von  Heinsberg,  Geldern  und  Kriekenbeck.  Auf  jeden 
Fall  wurde  das  schnelle  Emporkommen  dieser  neuen  Territorialherren  durch  die 
deutschen  Könige  wesentlich  begünstigt,  die  hier,  wie  auch  anderorts,  eine  Stütze 
in  dem  Kampfe  mit  der  Herzogsgewalt  sich  zu  schaffen  suchten. 

Wassenberg  blieb  nicht  lange  Sitz  des  gleichnamigen  Dynastengeschlechtes  • 
durch  Heirat  kam  es  an  eine  Nebenlinie  des  Limburgischen  Hauses.  Nach  dem 
Aussterben  des  Limburgischen  Hauptstammes  im  Jahre  1280  wurde  das  Gebiet  in 
den  Kampf  zwischen  den  beiden  Prätendenten,  den  Grafen  von  Berg  und  Geldern, 
und  damit  auch  in  den  Kampf  zwischen  Brabant  und  der  Kölner  Kirche  hinein- 
gezogen; der  Sieg  in  der  Schlacht  bei  Worringen  im  Jahre  1288  trug  dem  Herzog 
von  Brabant  auch  den  Besitz  der  Herrschaft  Wassenberg  ein.  Die  folgenden  Jahr- 
hunderte bilden  eine  unruhige  Zeit  für  Wassenberg;  es  war  fast  andauernd  verpfändet: 
an  Jülich,  an  Burgund  und  endlich  an  Heinsberg,  das  sich  am  längsten  in  dem 
Besitz  zu  behaupten  wusste.  Mit  Heinsberg  ging  auch  Wassenberg  im  Jahre  i484 
in  Jülichschen  Besitz  über,  aber  erst  bei  dem  im  Jahre  iS44  nach  der  Jülichschen  Fehde 
in  Venlo  geschlossenen  Frieden  verzichtete  Karl  V.  als  Erbe  von  Burgund  end- 
giltig  auf  Wassenberg  zugunsten  von  Jülich.  Das  ehemalige  Land  und  spätere  Jülich- 
sche  Amt  Wassenberg  war  ein  grosses  Gebiet  und  umfasste  ausser  dem  im  heutigen 
Kreis  Heinsberg  gelegenen  Anteil  noch  wesentliche  Teile  des  Kreises  Erkelenz  und 
des  heutigen  Arrondissements  Roermond  im  Königreich  der  Niederlande. 

Auch  die  Geschichte  des  Heinsbergischen  Territoriums,  das  zeitweilig  das  ganze 
Kreisgebiet  umfasste,  bietet  während  des  Mittelalters  ein  sehr  unruhiges  Bild;  gleich 
auf  das  erste  Auftreten  der  Herren  von  Heinsberg  aus  dem  Stamme  Antoing  folgt 
ein  schnelles  Aufblühen  im  12.  Jahrhundert.  Schon  im  Jahre  1 1 93  geht  Heinsberg 
durch  Heirat  an  die  Nebenlinie  der  Herren  von  Falkenburg  über,  die  aber  bereits  im 
Jahre  1228  im  Mannesstamme  erlischt.  Es  folgt  durch  Heirat  Graf  Heinrich  von 
Sponheim,  der  als  Sohn  der  Mechtild  von  Sayn  dem  Heinsberger  Hause  die  Ansprüche 
auf  die  grosse  Saynische  Erbschaft  zubringt  und  im  Jahre  1248  durch  die  Erwerbung 


47o 


EINLEITUNG 


3 


von  Blankenberg  und  Löwenburg  die  Heinsbergische  Herrschaft  auf  wesentliche  Teile 
im  Gebiet  des  Siebengebirges  ausdehnt.  Der  Sohn,  Dietrich  II.  (f  i3o2),  ist  die 
kraftvollste  Persönlichkeit  aus  der  Sponheimer  Linie;  er  hat  in  dem  Kampf  zwischen 
Brabant  und  der  Kölnischen  Kirche  eine  grosse  Rolle  gespielt  und  trotz  dieser  Kämpfe 
sowohl  die  Saynischen  Güter  zu  erhalten  gewusst,  wie  auch  das  Heinsbergische 
Territorium  wesentlich  vermehrt,  so  namentlich  durch  den  Erwerb  der  Herrschaft 
Millen  im  Jahre  1283. 

Noch  bedeutsamer  erscheinen  auf  den  ersten  Blick  die  Erwerbungen  der  beiden 
Nachfolger,  Gottfrieds  II.  (t  i33i)  und  Dietrichs  III.  (f  1 36 1),  in  Wirklichkeit  haben 
jedoch  die  endlosen  Kämpfe  um  diese  auf  die  Dauer  nicht  zu  haltenden  grossen  Gebiets- 
erweiterungen den  Niedergang  der  Heinsbergischen  Macht  zur  Folge  gehabt.  Gott- 
fried II.  erwarb  im  Jahre  i3o7  Blankenberg,  das  an  eine  Nebenlinie  gekommen 
war,  zurück,  im  jähre  i3i7  Wassenberg.  Dietrich  III.  konnte  die  beiden  grossen 
belgischen  Herrschaften  Looz  und  Chiney  nur  unter  den  grössten  Opfern  an  sich 
bringen  und  musste  dafür  einen  Teil  von  Chiney  schon  im  Jahre  i34o  veräussern, 
die  Herrschaften  Millen,  Gangelt  und  Waldfeucht  verpfänden.  Noch  weniger  konnte 
Gottfried  III.  (f  1 395)  diese  Erwerbungen  wahren;  er  verpfändet  im  Jahre  i363  auch 
Blankenberg  wieder  und  verliert  die  Herrschaft  Looz  ganz. 

Noch  einmal  bringt  Johann  L,  der  Streitbare  (f  i439),  das  Haus  Heinsberg  zu 
hoher  Blüte ;  er  gewinnt  die  verpfändeten  Herrschaften  Millen,  Gangelt  und  Waldfeucht 
zurück,  ebenso  Löwenburg,  das  an  eine  Seitenlinie  gefallen  war,  im  Jahre  i4i3  auch 
das  wieder  entfremdete  Wassenberg.  Wichtig  war  auch  die  Erwerbung  von  Ansprüchen 
auf  einen  Teil  von  Jülich,  die  viel  umstrittene  sog.  Jülicher  Quart.  Unter  seinen 
Nachfolgern  Johann  II.  (f  i443)  und  Johann  III.  (f  i448),  der  die  Reihenfolge  der 
selbständigen  Herrscher  von  Heinsberg  beschliesst,  tritt  ein  schneller  Verfall  ein,  der 
nur  noch  zeitweise  durch  das  Eingreifen  des  letzten  Heinsbergers,  des  Bischofs 
Johann  von  Lüttich  (f  1 458) ,  aufgehalten  werden  kann.  Die  Jülicher  Quart  und 
wesentliche  Teile  der  einzelnen  Gebiete  gingen  nacheinander  verloren.  Es  folgte 
durch  Heirat  auf  kurze  Zeit  Johann  von  Nassau-Saarbrücken ;  dessen  Tochter  Elisabeth, 
seit  i472  mit  dem  Herzog  Wilhelm  von  Jülich-Berg  verheiratet,  brachte  den  wesent- 
lichen Teil  des  Heinsberger  Erbes  an  Jülich,  das  die  anderen  Teile  durch  Kauf 
hinzu  erwarb.  Die  im  Laufe  des  1 5.  Jahrhunderts  verloren  gegangenen  Teile  befanden 
sich  schon  vorher  zumeist  im  Besitz  von  Jülich-Berg.  Der  Revers  vom  Jahre  1484 
fügte  die  Erwerbungen  dann  in  die  Landesverwaltung  des  Herzogtums  Jülich  ein. 

Ausserhalb  dieser  Entwicklung  der  Herrschaften  Heinsberg,  Wassenberg  und 
Millen  stehen  meist  die  am  Westende  des  Kreises  gelegenen  vier  Orte  Tüddern,  Wehr, 
Hillensberg  und  Süsterseel.  Sie  gehören  ursprünglich  zu  Sittard,  das  seit  1235  Walram 
von  Montjoie  von  dem  Lütticher  Bistum  zu  Lehn  trug.  Im  Jahre  1 3 1 8  hatte  der 
Herzog  von  Brabant  Sittard  erobert,  er  scheint  den  Bezirk  bald  darauf  an  Heins- 
berg verpfändet  zu  haben;  im  Jahre  i334  hat  aber  wieder  Dietrich  von  Montjoie 
Sittard  als  Limburgisches  Lehn  von  dem  Herzog  von  Brabant  empfangen.   Von  den 

l* 

47 1 


4 


EINLEITUNG 


Erben  der  Grafen  von  Montjoie-Falkenburg,  den  Grafen  Salm,  hat  Jülich  die  Herr- 
lichkeiten im  Jahre  i4oo  gekauft;  dann  erscheint  Johann  der  Streitbare  von  Heinsberg 
zeitweilig  im  Besitz,  der  im  Jahre  i423  die  Herrschaft  aber  an  die  Grafen  von  Moers 
verpfändet.  Seit  dem  Jahre  i494  war  Jülich  wieder  im  Besitz  auch  dieses  Teiles 
des  Kreisgebietes. 

So  bildete  seit  dem  Ende  des  1 5.  Jahrhunderts  bis  zur  französischen  Revolution 
der  jetzige  Kreis  Heinsberg  einen  Bestandteil  des  Herzogtums  Jülich.  In  der 
Jülichschen  Ämtereinteilung  entfielen  auf  das  Kreisgebiet:  das  Amt  Heinsberg  im  wesent- 
lichen ganz,  vom  Amt  Wassenberg  die  Gerichte  Arsbeck  und  Wassenberg,  vom  Amt 
Millen  das  Gericht  Waldfeucht  und  vom  Amt  Born  ein  Teil  des  Hauptgerichtes 
Sittard,  nämlich  die  Orte  Wehr,  Hillensberg,  Süsterseel  und  Tüddern. 

Unter  der  Jülichschen  Herrschaft  war  namentlich  die  Gegend  von  Heinsberg 
in  dem  Kampfe  Jülichs  gegen  Karl  V.  stark  in  Mitleidenschaft  gezogen;  die  Festung 
Heinsberg  wurde  im  Jahre  i542  von  den  Truppen  des  Prinzen  Renatus  von  Oranien 
überrumpelt  und  seitdem  mit  Erfolg  gegen  die  Jülichschen  Truppen  gehalten,  Waldfeucht 
wurde  von  dem  kaiserlichen  Heer  niedergebrannt.  Später  ist  das  Kreisgebiet  in  den 
Kämpfen  vom  Ende  des  1 6.  Jahrhunderts  und  zuletzt  im  Beginn  des  1 8.  Jahrhunderts 
bei  dem  spanischen  Erbfolgekrieg  durch  durchziehende  oder  marodierende  Truppen 
stellenweise  stark  geschädigt  worden.  Im  übrigen  genoss  das  Land  aber  eine  wenig 
gestörte  Ruhe  und  auch  der  Herrschaftswechsel  im  Beginn  des  1 7.  Jahrhunderts  bis 
zu  dem  endgiltigen  Übergang  des  Herzogtums  Jülich  an  das  Haus  Pfalz-Neuburg  im 
Jahre  1666  vollzog  sich  ohne  Schwierigkeiten. 

Die  neue  Gebietseinteilung  unter  der  französichen  Herrschaft  bahnte  die  Bildung- 
des  jetzigen  Kreisgebietes  an.  Der  Kanton  Heinsberg  des  Arrondissements  Aachen 
umfasste  das  Jülichsche  Amt  Heinsberg  mit  Ausnahme  des  Gerichtes  Brachelen,  von 
dem  nur  der  Ort  Hilfarth  mit  herübergenommen  wurde,  einen  Teil  des  Gerichtes 
Waldfeucht,  ferner  die  jetzt  niederländischen  Orte  Melick  und  Herkenbosch  des  alten 
Amtes  Wassenberg  und  endlich  von  diesem  Amt  die  noch  heute  zum  Kreis  Heinsberg 
gehörigen  Gerichte  Arsbeck  und  Wassenberg.  Die  westlichen  Teile  des  jetzigen 
Kreisgebietes,  Teile  der  Gerichte  Sittard  und  Millen,  gehörten  zu  dem  Kanton  Sittard. 
Die  Grenzregulierung  in  preussischer  Zeit,  im  Jahre  i8i5,  bildete  den  Kreis  Heinsberg 
aus  dem  Kanton  gleichen  Namens,  von  dem  nur  die  nordwestlich  in  Form  eines. 
Zipfels  vorspringenden  Orte  Melick  und  Herkenbosch  den  Niederlanden  abgetreten 
wurden,  die  dafür  ihrerseits  die  zuletzt  genannten  Teile  des  Kantons  Sittard  zum  Kreis 
Heinsberg  gaben. 

Die  kirchliche  Einteilung  des  Gebietes  hat  schon  frühzeitig  feste  Formen  an- 
genommen; auch  hier  bildete  die  Rur,  die  in  ihrem  oberen  Laufe  die  Grenze  zwischen 
dem  Bistum  Köln  und  dem  alten  Bistum  Tongern-Lüttich  war,  wenigstens  im  grossen 
und  ganzen  die  Scheide  zwischen  den  grossen  Dekanaten  Susteren  und  Wassenberg. 
Die  nördlich  gelegenen  Pfarreien  gehörten  zu  dem  schon  im  Jahre  1118  genannten 
Wassenberger  Dekanat,  das  sich  wahrscheinlich  mit  dem  alten  Mühlgau  deckte  und 


472 


EINLEITUNG 


5 


im  Norden  noch  wesentliche  Teile  des  Kreises  Kempen  umfasste.  Die  südlichen 
Pfarreien  unterstanden  dem  noch  umfangreicheren,  bereits  im  Jahre  u44  erwähnten 
Landdekanat  Susteren,  das  sich  bis  zur  Maas  ausdehnte  und  auch  Roermond  enthielt. 
Bei  der  Gründung  des  Bistums  Roermond  im  Jahre  1 5 5 8  blieb  das  ganze  Kreisgebiet 
bei  dem  alten  Sprengel  bis  zur  Errichtung  des  Bistums  Aachen.  Bei  der  Neuein- 
teilung der  kirchlichen  Verwaltungsbezirke  im  Jahre  1822  wurden  die  Dekanate  Heins- 
berg und  Wassenberg  der  Erzdiözese  Köln  gebildet,  die  aus  den  Pfarreien  des  Kreises 
Heinsberg  bestehen. 

In  kunstgeschichtlicher  Hinsicht  stehen  die  kirchlichen  Gründungen  des  11.  und 
12.  Jahrhunderts  im  Vordergrund  des  Interesses.  Aus  dem  11.  und  1 2.  Jahrhundert 
stammt  die  am  besten  erhaltene  romanische  Kirche  in  Millen  mit  eigenartigem 
geradem  Chorschluss  und  der  interessanten,  an  die  Bauten  des  Maasthaies  anklingenden 
Quirinuskapelle  aus  der  Mitte  des  1 2.  Jahrhunderts. 

Eine  entwickeltere  Stufe  der  romanischen  Baukunst  repräsentieren  die  im 
Jahre  11 18  geweihte  Stiftskirche  zu  Wassenberg,  eine  stattliche  dreischiffige  Basilika 
der  üblichen  Anordnung,  und  die  Krypta  der  Heinsberger  Stiftskirche  aus  der  Mitte 
des  12.  Jahrhunderts.  Rechteckigen  Chorschluss  zeigte  ausser  Millen  die  abgebrochene 
romanische  Kirche  in  Birgelen  aus  dem  Anfang  des  1 3.  Jahrhunderts.  Hier  wie  auch 
anderenorts  in  den  Rheinlanden  gehören  die  rechtwinkligen  Chorschlüsse  in  der 
romanischen  Zeit  nicht  zu  den  Seltenheiten,  kommen  vielmehr  oft  bei  kleineren 
Landkirchen  vor;  die  spätestens  in  der  Mitte  des  1 1.  Jahrhunderts  entstandene  Chor- 
anlage von  Millen  widerlegt  schon  an  sich  die  Annahme,  rechteckiger  Chorschluss  sei 
eine  Neuerung  und  Erfindung  des  Zisterzienserbauwesens. 

Das  i3.  und  1 4.  Jahrhundert  bedeuten  eine  Ebbe  in  der  baugeschichtlichen 
Entwicklung  des  Kreisgebietes,  erst  mit  dem  15.  Jahrhundert  beginnt  wieder  ein 
Aufschwung,  der  ganz  entsprechend  demjenigen  in  den  benachbarten  Kreisen 
Erkelenz  und  Geilenkirchen  verläuft.  Die  beiden  Kirchen  in  Heinsberg  und  Waldfeucht 
sind  die  stattlichsten  Bauten  dieser  Periode.  Der  Bau  in  Heinsberg  ist  besonders 
bemerkenswert  durch  die  grossen  und  schlanken  Verhältnisse,  wie  durch  die  konsequente 
Durchführung  der  nach  innen  gezogenen  Strebepfeiler,  die  nach  aussen  nur  durch 
dreiseitige  Vorlagen,  sog.  Sporen,  markiert  sind.  Diese  Eigentümlichkeit  findet  in  den 
benachbarten  Niederlanden  zahlreiche  Analogien.  Im  übrigen  ist  die  Zahl  gut  und 
vollständig  erhaltener  kirchlicher  Bauten  des  Mittelalters  nicht  grade  gross ;  wie  in 
dem  anstossenden  Kreis  Geilenkirchen,  so  hat  auch  hier  seit  dem  Ende  des  18.  Jahr- 
hunderts bei  gesteigerter  Bevölkerungszunahme  das  Bedürfnis  grösserer  Kirchengebäude 
den  alten  Bestand  stark  gelichtet. 

In  bautechnischer  Hinsicht  ist  für  die  romanische  Zeit  die  starke  Verwendung 
mittelrheinischen  Tuffs  bemerkenswert.  Die  Wassenberger  Kirche  ist  ein  Tuffbau  mit 
Füllmauerwerk  aus  Kalk-Bruchsteinen.  Daneben  ist  allerdings  auch  der  Maaskalk 
in  Quaderform  verwendet  worden,  so  an  der  Quirinus-Kapelle  in  Millen  und  an  dem 
romanischen  Burgbau  zu  Heinsberg.    Für  die  spätgotische  Zeit  gewinnt  der  Back- 


473 


6 


EINLEITUNG 


stein  als  Baumaterial  die  unumschränkte  Herrschaft;  der  Formziegel  ist  allerdings  auch 
hier  —  mit  geringen  Ausnahmen  wie  z.  B.  bei  dem  Turm  der  Heinsberger  Gangolphus- 
kirche  —  unbekannt  geblieben,  da  für  Masswerke  fast  durchweg  die  verschiedenen 
Hausteinmaterialien,  namentlich  Maaskalk  und  der  sog.  Mergelstein,  dauernd  in  Anwen- 
dung blieben. 

Die  Profanbauten  stehen  an  Bedeutung  den  kirchlichen  Bauwerken  in  dem 
Kreisgebiet  bei  weitem  nach.  Von  den  Dynastenburgen  hat  nur  Heinsberg  geringe 
Reste  einer  romanischen,  wahrscheinlich  dem  12.  Jahrhundert  angehörenden  Anlage 
bewahrt.  Die  Burg  zu  Wassenberg  erfuhr  im  Beginn  des  1 5.  Jahrhunderts  einen  um- 
fassenden Neubau,  dessen  stattlicher  Turm  noch  erhalten  ist.  Von  den  Stadt- 
befestigungen aus  dem  i4.  bis  16.  Jahrhundert  ist  die  stattlichste  Anlage,  Heinsberg,  nur 
in  spärlichen  Resten  erhalten ;  reicher  sind  die  Überreste  in  Wassenberg  und  Waldfeucht. 

Für  'die  Sitze  des  Landadels  ist  der  allgemeine  Typus  der  niederrheinischen 
Wasserburg  massgebend  geblieben  :  in  der  Regel  die  dreiseitig  umbaute,  nach  dem 
Herrenhaus  hin  geöffnete  Vorburg  mit  Wassergräben  und  das  auf  einer  Insel  liegende 
Wohnhaus.  Die  sehr  zahlreichen  Anlagen  dieser  Art  sind  meist  im  i7.  bis  18.  Jahr- 
hundert schon  verändert  oder  umgebaut  worden;  Beachtung  können  hier  nur  die  spät- 
gotischen Anlagen  von  Elsum  und  Effeld  beanspruchen.  Die  grosse  und  besser 
erhaltene  Anlage  des  Amthauses  Millen  liegt  schon  auf  niederländischem  Gebiet.  Die 
reichen  Gräbenanlagen,  die  einzelne  Burgen  in  den  Niederungen  umziehen,  nament- 
lich Haus  Effeld  und  Haus  Blumenthal,  scheinen  weit  weniger  Verteidigungszwecken 
als  einer  rationellen  Trockenlegung  gedient  zu  haben. 

Wie  in  baulicher  Hinsicht,  so  erscheint  der  Bezirk  auch  in  dem  Besitz  an 
Kirchenausstattung  als  ein  Hinterland  des  Niederrheins  und  der  Niederlande.  Der 
geringere  Reichtum  kennzeichnet  sich  dem  wohlhabenden  Ackerland  von  Jülich  gegenüber 
schon  in  dem  Mangel  grosser  Schnitzaltäre;  dafür  hat  sich  aber  ein  verhältnismässig 
grosser  Bestand  kleinerer,  spätgotischer  Holzfiguren  erhalten.  Nur  die  Stiftskirchen 
in  {Heinsberg  und  Wassenberg  sowie  die  Pfarrkirche  in  Waldfeucht  haben  einen 
reicheren  Besitz  kostbarer  Ausstattungsstücke  aufzuweisen. 


474 


EINLEITUNG 


7 


LITERATUR. 

i.  Allgemeine  Darstellungen.  M.  Merian,  Topographia  Westphaliae, 
Frankfurt  i65o.  —  M.  Henriquez  a  Strevesdorff,  Archidioeceseos  Coloniensis  de- 
scriptio  historico-poetica,  per  ordines  et  Status  digesta,  Köln  i67o.  —  W.  Teschen- 
macher,  Annales  Cliviae,  Juliae,  Montium,  Marcae,  Westphalicae,  Ravensbergae, 
Geldriae  et  Zutphaniae,  Frankfurt  und  Leipzig  1 7  2 1 .  —  Des  fürstlichen  Geschlechts 
und  Hauses  Gülich,  Clef,  Berg  und  Marek,  etc.  Stamm-Register,  Arnheim  16 10.  — 
A.  Erichius,  Gülichische  Chronic,  darinnen  der  uhralten  .  .  .  Grafen,  Marggrafen 
und  Hertzogen  von  der  Marek,  Gülich,  Cleve,  Bergen  u.  s.  w.,  Leipzig  161 1.  —  J.  J. 
Brosii,  Juliae  Montiumque  comitum,  marchionum  et  dueum  annales,  3  Bde.,  Köln 
i73i.  —  J.  G.  Dielhelm,  Rheinischer  Antiquarius  oder  ausführliche  Beschreibung 
des  Rheinstroms  .  .  .  Frankfurt  1 7  7 6.  —  Materialien  zur  geistlichen  und  weltlichen 
Statistik  des  niederrheinischen  und  westfälischen  Kreises  und  der  angrenzenden  Länder 
nebst  Nachrichten  zum  Behuf  ihrer  älteren  Geschichte,  2  Bde.,  Erlangen  1 78 1  und 
1 783.  —  A.  Borheck,  Archiv  für  die  Geschichte,  Erdbeschreibung,  Staatskunde  und 
Altertümer  der  deutschen  Nieder- Rheinlande,  Elberfeld  1800.  —  Ders.,  Bibliothek 
für  die  Geschichte  des  niederrheinischen  Deutschlands,  Köln  1801.  —  Ders.,  Ge- 
schichte der  Länder  Cleve,  Mark,  Jülich,  Berg  und  Ravensberg,  2  Bde.,  Duisburg  1800. 
—  J.  F.  Knapp,  Regenten-  und  Volks -Geschichte  der  Länder  Cleve,  Mark,  Jülich, 
Berg  und  Ravensberg,  3  Bde.,  Elberfeld  1 83  1  —  1 836.  —  E.  Heinel,  Geschichte  der 
Herzogtümer  Cleve,  Jülich  und  Berg  bis  zur  Vereinigung  mit  dem  Kurfürstentum 
Brandenburg,  Berlin  i84i.  —  F.  E.  v.  Mering,  Geschichte  der  Burgen,  Rittergüter, 
Abteien  und  Klöster  in  den  Rheinlanden,  Köln  i833 — 1861,  12  Hefte.  —  Jos.  Strange, 
Beiträge  zur  Genealogie  der  adligen  Geschlechter,  12  Hefte,  Köln  1 864  — 1877.  —  A. 
Fahne,  Geschichte  der  Kölnischen,  Jülichschen  und  Bergischen  Geschlechter,  Köln 
i848.  —  Ders.,  Forschungen  auf  dem  Gebiete  der  rheinischen  und  westfälischen  Ge- 
schichte, 5  Bde.  in  8  Abteilungen,  Köln  i864 — 1 876.  —  Ders.,  Denkmale  und  Ahnen- 
tafeln in  Rheinland  und  Westfalen,  Köln  1 87 6—1 883,  6  Bde.  —  Ders.,  Chroniken 
und  Urkundenbücher  hervorragender  Geschlechter,  Stifte  und  Klöster,  Köln  1862 
— 1880,  5  Bde.  —  von  Stramberg,  Denkwürdiger  und  nützlicher  rheinischer 
Antiquarius,  Koblenz  1 845 —  1 866,  39  Bde.  —  Die  preussische  Rheinprovinz  in  drei 
Perioden  ihrer  Verwaltung,  Köln  181  7.  —  Neigebaur,  Darstellungen  der  provisorischen 
Verwaltungen  am  Rhein  vom  Jahre  1 8 1 3 — 1818,  Köln  182 1.  —  L.  Guiccardini, 
Commentarii  delle  cose  piü  memorabili  seguite  in  Europa,  specialmente  in  questi  Paesi 
Bassi  (i529 — i56o),  Antwerpen  1 565.  —  Ders.,  Descrittione  di  tutti  i  Paesi  Bassi, 
altrimenti  detti  Germania  inferiore,  Antwerpen  1 567. 

Verslagen  omtrent  s'Rijks  oude  archieven.  s'Gravenhaage,  seit  1 879.  —  Over- 
zicht  van  de  inventarissen  der  oude  Rijksarchieven  in  Nederland.    s'Gravenhaage  i884 


475 


8 


EINLEITUNG 


2.  Römisch-germanische  Urgeschichte.  H.  S.  van  Alpen,  Das  frän- 
kische Rheinland,  was  es  war  und  was  es  jetzt  ist,  Köln  1802.  —  A.  C.  Minola, 
Kurze  Darstellung  dessen,  was  sich  unter  den  Römern  ....  Merkwürdiges  am  Rhein- 
strom ereignete,  Köln  1816.  —  G.  Eckertz,  Die  Ausdehnung  des  fränkischen  Ripuar- 
landes  auf  der  linken  Rheinseite:  Programm  des  Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums  zu 
Köln  i854.  —  T.  Bergk,  Zur  Geschichte  und  Topographie  der  Rheinlande  in 
römischer  Zeit,  Leipzig  1882.  —  Jacob  Schneider,  Neue  Beiträge  zur  alten  Ge- 
schichte und  Geographie  der  Rheinlande,  Düsseldorf  1860 — i89o,  i4  Hefte.  —  Ders., 
Die  alten  Heer-  und  Handelswege  der  Germanen,  Römer  und  Franken  im  Deutschen 
Reiche,  Düsseldorf  1882  — i89o,  Heft  1— 9. 

3.  Rechts-  und  Verfassungsgeschichte.  J.  J.  Scotti,  Sammlung  der 
Gesetze  und  Verordnungen,  welche  in  den  ehemaligen  Herzogtümern  Jülich,  Cleve 
und  Berg  u.  s.  w.  ergangen  sind  (von  1 745  —  1 8 1 5),  Düsseldorf  1821  — 1822,  4  Bde.  ■ — 
Gosw.  Jos.  de  Buiningk,  Tentamen  historicum  de  ordinationibus  provincialibus 
Juliacensibus,  Montensibus  nec  non  variis  earundum  editionibus,  Duisburg  1 7  94.  — 
Melchior  Voetz,  Historia  iuris  civilis  Juliacensium  et  Montium,  Köln  t 667  (5.  Aufl. 
1762).  —  Chr.  Sommer,  Praktischer  Kommentar  über  die  Jülich-Bergische  Rechts- 
ordnung mit  Verbesserungsvorschlägen,  Köln  i8o4.  —  Wiederholung  aller  derjenigen 
Edikten  und  General-Verordnungen,  welche  wegen  der  in  beyden  Herzogthumben 
Gülich  und  Berg  üblichen  Steuer-Collectationen  und  darin  einschlagender  Materien 
vor  und  nach  ausgegangen  seynd,  Düsseldorf  1  7  1 5.  —  Fr.  Aleff,  Dissert.  de  iuribus 
et  praerogativis  ducatuum  Juliae  et  Montium,  Heidelberg  1 7  5  1  (auch  in  seinen  Opus- 
culis  p.  7773).  —  G.  J.  v.  Knapp,  Beiträge  zur  Jülich-  und  Bergischen  Landesgeschichte 
oder  Anleitung  zur  Kenntnis  der  Jülich-  und  Bergischen  Lehne,  1 7  9 1 .  —  Fr.  G. 
Schleicher,  Abhandlung  vom  Ursprung  und  Eigenschaft  der  Jülich-  und  Bergischen 
Lehne,  Elberfeld  1800.  —  v.  Kamptz,  Die  Provinzial-  und  statutarischen  Rechte  in 
der  preussischen  Monarchie,  Berlin  1828.  —  J.  F.  Benzenberg,  Uber  Provinzialver- 
fassung  mit  besonderer  Rücksicht  auf  die  vier  Länder  Jülich,  Cleve,  Berg  und  Mark, 
Hamm  1 8 1 9.  —  Theodor  Corner,  Abhandlung  über  den  vorzüglichen  Unterschied 
zwischen  den  ehemaligen  Landrechten  ....  von  Köln,  Jülich  und  Berg,  Köln  1826. 
—  Georg  von  Below,  Die  landständische  Verfassung  in  Jülich  und  Berg  bis  zum 
J.  1 5 1 1 :  Berg.  Zs.  XXI,  S.  i73;  XXII,  S.  1.  —  Ders.,  Geschichte  der  direkten  Staats- 
steuern in  Jülich  und  Berg  bis  zum  geldrischen  Erbfolgekriege:  Berg.  Zs.  XXVI,  S.  1; 
XXVIII,  S.  1;  XXIX,  S.  1.  —  Ders.,  Landtagsakten  von  Jülich-Berg.  i4oo— 1610. 
Bd.  I  (i4oo — 1562),  Düsseldorf  1 895  (Publikation  der  Gesellschaft  für  Rheinische 
Geschichtskunde  XI).  —  M.  Ritter,  Zur  Geschichte  deutscher  Finanzverwaltung  im 
16.  Jahrhundert.    Bonner  Programm  zum  3.  August  i884. 

4.  Territorial-  und  Ortsgeschichte.  C.  J.  Kremer,  Akademische  Bei- 
träge zur  Gülch-  und  Bergischen  Geschichte,  3  Bde.,  Mannheim  1 769  —  1 78 1 .  — 
Ders.,  Historisch  -  diplomatische  Beyträge  zur  Gülch-  und  Bergischen  Geschichte, 
Giessen  1 787.  —  P.  A.  Streithagen,  Successio  principum  Juliae,  Cliviae  ac  Mon- 


476 


EINLEITUNG 


9 


tium,  ex  quo  e  comitibus  in  Duces  evecti  sunt.  Item  dominorum  Heinsbergensium 
usw.,    Düsseldorf  1629.   —  Ders.,  Catalogus  scriptorum  Juliacensium,  Leiden  1 654. 

—  K.  J.  Wiebeking,  Beiträge  zur  Kur-Pfalzischen  Staaten-Geschichte  von  1 7 7 2 — 1 792, 
Heidelberg  1 793.  —  de  Golbery,  Considerations  sur  le  Departement  de  la  Roer, 
Aachen  181  1.  —  Wilhelm  Graf  von  Mirbach,  Zur  Territorialgeschichte  des  Her- 
zogtums Jülich,  2  Hefte,  Progr.  der  rhein.  Ritterakademie  zu  Bedburg  i874  u.  1881. 

—  J.  H.  Kaltenbach,  Der  Regierungsbezirk  Aachen.  Ein  Wegweiser  für  Lehrer, 
Reisende  und  Freunde  der  Heimatkunde,  Aachen  i85o.  —  J.  Offermann,  Ge- 
schichte der  Städte,  Flecken,  Dörfer,  Burgen  und  Klöster  in  den  Kreisen  Jülich, 
Düren,  Erkelenz,  Geilenkirchen  und  Heinsberg,  Linnich  1 854.  —  Jacobus  Zartda- 
rickius  (Jakob  Kritzraedt),  Von  den  Herrlichkeiten  Millen  und  Born,  Köln  (Heinr. 
Krafft)  1 654.  —  Joannes  Packenius  (Kritzraedt),  Hercules  prodigius,  Köln  (Peter 
Alstorff)  1 679.  —  W.  Lückerath,  Die  Herren  von  Heinsberg,  4  Hefte,  Programme  der 
Stadtschule  zu  Heinsberg  1888  —  1 89 1 ;  Neudruck  Heinsberg  (P.W.Joppen)  i9o2.  — 
Ders.,  Beiträge  zur  Geschichte  von  Heinsberg  und  Umgegend,  2  Hefte,  1 89 7  und  1 898, 
Beilage  zur  Heinsberger  Volkszeitung.  —  Schuncken,  Stadt  und  Dynastie  Heinsberg, 
Programm  der  Stadtschule  zu  Heinsberg,  1 854. 

Publications  de  la  Socidte"  historique  et  archeologique  dans  le  Duchd  de  Lim- 
bourg,  Maastricht,  von  i864  an.  —  Annales  de  la  SocietC  historique  et  archeologique 
de  Maastricht,  Maastricht  1 8 5  2 — 1860.  —  Bulletin  de  la  Socidte  scientifique  et  litteraire 
du  Limbourg,  Tongern,  von  i852  an.  —  De  Maasgouw,  weekblad  voor  Limburgsche 
geschiedenis,  Taal-  en  Letterkunde,  Maastricht,  von  i879  an.  —  Limburg's  Jaerboek, 
Organ  von:  Limburg,  Provinciaal-Genootschap  voor  geschiedkundige  Wetenschappen, 
Taal  en  Kunst,  Roermond,  von  i894  an. 

J.  B.  Sivre,  Inventaris  van  het  oud  archief  der  gemeente  Roermond,  Roer- 
mond 1868  — 1883,  4  Bde.  — Jansen,  Inventaris  van  het  archief  der  gemeente  Sittard, 
Sittard  1 878.  —  Ernst,  Histoire  du  Limbourg,  Lüttich  1 837  — 185?,  7  Bde.  —  Habets, 
Geschiedenis  van  de  stad  Susteren  en  van  de  adelijke  abdij  Sint  Salvator  aldaar, 
Maastricht  i87o.  —  J.  Rüssel,  Kronijk  of  geschiedkundige  Beschrijving  der  stad  en 
vormalige  Heerlijkheid  Sittard,  Maastricht  1862.  —  Ders.,  Geschiedkundige  aanteeke- 
ningen  over  de  vormaalige  Stad  Susteren  en  het  adelijke  Maagden-Sticht  aldaar, 
Maastricht  1866. 

Die  zahlreichen  Drucke  der  Aktenstücke  und  Parteischriften  zum 
Erbfolgestreit  sind  ausführlich  verzeichnet  bei:  Dr.  Franz  Ritter,  Katalog  der 
Stadtbibliothek  in  Köln,  Abteilung  Rh.:  Geschichte  und  Landeskunde  der  Rheinpro- 
vinz I,  S.  77  (Veröffentlichungen  der  Stadtbibliothek  in  Köln,  5.  u.  6.  Heft);  dazu 
vergl.  noch:  Copia  literarum  Caesareae  Majestatis  commissariarum  ad  Brandenburgenses 
et  Neoburgenses  principes,  in  quibus  recapitulantur  media  pacis  tractata  usw.,  Anno 
Christi  16 10  (o.  O.  u.  V.).  —  W.  Gebhard,  Bericht  des  Hofkammerrats  Fr.  H. 
Jacobi  über  die  Industrie  der  Herzogtümer  Jülich  und  Berg,  aus  den  Jahren  1 7  7 3 


477 


IO 


EINLEITUNG 


u.  1774:  Berg.  Zs.  XVIII,  S.  i.  —  H.  H.  Koch,  Geschichte  der  Stadt  Eschweiler, 
IV.  Teil:  Handel  und  Industrie,  Frankfurt  1 885. 

5.  Statistik.  Statistik  der  preussischen  Rheinprovinzen  in  den  drei  Perioden 
ihrer  Verwaltung,  Köln  i8i7.  —  J.  A.  Demian,  Geographisch-statistische  Darstellung 
der  deutschen  Rheinlande  nach  dem  Bestände  vom  i.  August  1820,  Koblenz  1820.  — 
F.  v.  Restorff,  Topographisch-statistische  Beschreibung  der  preussischen  Rheinpro- 
vinzen, Berlin  i83o.  —  Beschreibung  des  preussischen  Rheinlands,  Aachen  1 85 2 .  — 
P.  W.  Mebus,  Geographisch- statistische  Beschreibung  der  Königlich  preussischen 
Rheinprovinz,  Elberfeld  i84i.  —  Ders.,  Statistische  Beschreibung  der  preussischen 
Rheinprovinz,  Köln  1 835.  —  A.  J.  Dorsch,  Statistique  du  de"partement  de  la  Roer, 
Köln  i8o4.  — Wasserfall,  Annuaire  hist.  et  statistique  consacre  au  Departement  de 
la  Roer,  1812.  —  Annuaire  du  Departement  de  la  Roer,  Aix-la-Chapelle  i8o9 — 1812. 

—  Sittarder  Stadts-  und  Kreises-Kalender  auf  das  Jahr  1823,  Sittard.  —  Topo- 
graphisch-statistische Ubersicht  des  Regierungs-Bezirkes  Aachen,  Aachen  1820.  — 
E.  Huhn,  Der  Regierungsbezirk  Aachen  der  preussischen  Rheinprovinz,  geographisch, 
statistisch  und  topographisch  dargestellt,  Neustadt  i848.  — ■  Der  Regierungsbezirk 
Aachen,  topographisch  beschrieben,  Aachen  1827.  —  Der  Regierungsbezirk  Aachen, 
topographisch-statistisch  dargestellt,  Aachen  i852.  —  H.  A.  Reinick  und  H. 
v.  Dechen,   Statistik  des  Regierungsbezirkes  Aachen,  3  Bde.,  Aachen  1 865  —  1 86 7 . 

—  Erläuterungen  zum  geschichtlichen  Atlas  der  Rheinprovinz  (Publikationen  der  Ge- 
sellschaft für  rheinische  Geschichtskunde  XII):  Bd.  I.,  Constantin  Schulteis,  Die 
Karten  von  i8i3  und  181 8,  Bonn  1 895 ;  Bd.  IL,  Wilhelm  Fabricius,  Die  Karte 
von  1 789,  Bonn  1 898.  —  Darstellung  der  statistischen  und  sonstigen  .  .  .  Verhältnisse 
des  Kreises  Heinsberg  seit  dem  Anfang  des  Jahres  1 855,  Heinsberg  1860.  —  Cors- 
warem,  Memoire  historique  sur  les  anciennes  limites  et  circonscriptions  de  la  pro- 
vince  de  Limbourg,  Bruxelles  1 85  7. 

6.  Kirchengeschichte.  C.  B.  de  Ridder,  Notice  sur  la  geV)graphie  eccle"- 
siastique  de  la  Belgique  avant  l'erection  des  nouveaux  eveches  (Analectes  pour  servir 
ä  l'hist.  ecclds.  de  la  Belgique  I,  II,  III).  —  Demarteau,  Liege  et  les  principautes 
eccldsiastiques  de  l'Allemagne  occidentale:  Bulletin  de  l'institut  archeol.  Liegeois 
XXVII,  S.  3o9;  XXVIII,  S.  29o.  —  A.  Havensius,  Commentarius  de  erectione 
novorum  in  Belgio  episcopatuum,  Köln  i6o9.  —  Gallia  christiana  in  provincias  eccle- 
siasticas  distributa,  Paris  1 7 1 5  — 186 5,  16  Bde.  —  J.  Knippenbergh  ,  Historia 
ecclesiastica  ducatus  Geldriae,  Brüssel  i7i9.  —  Statuta  aurei  concilii  Wassen- 
bergensis,  diocesis  Leodiensis  ....  D.  Adolphi  Josephi  Beeck,  decani  et  pastoris  in 
Ratheim,  necnon  de  generali  consensu  R.  R.  D.  D.  camerariorum  etc.  typis  man- 
data,  Köln  1 768.  — ■  Statuta  aurei  concilii  Susterensis,  confirmata  a  serenissimo  prin- 
cipe Wilhelmo  et  filio  Joanne  Wilhelmo,  Ruraemundae  typis   Fr.  Maxm. 

Ophovii  (o.  J.  —  Anf.  18.  Jh.).  —  Fisenius,  Historia  ecclesiae  Leodiensis,  Lüttich  i646. 

—  Daris,  Notices  historiques  sur  les  eglises  du  diocese  de  Liege,  Lüttich  1881 — 1 899. 

—  Ders.,  Histoire  du  diocese  et  de  la  Principaute  de  Liege  depuis  leur  origine  jus- 


478 


EINLEITUNG 


1 1 


qu'au  XIIInie  siecle,  Lüttich  i89o.  —  Ders. ,  Histoire  du  diocese  ....  pendant  le 

XIIP,,e  et  le  XIVme  siecle,  Lüttich,  1 89  r .  —  Ders.,  Histoire  du  diocese  pendant 

le  XVme  siecle,  Lüttich,  i887.  —  Ders.,  Histoire  du  diocese  pendant  le  XVIme 

siecle,  Lüttich,  i884.  —  Ders.,  Histoire  du  diocese  au  XVH"'e  siecle,  Lüttich, 

i877,  2  Bde.  —  Ders.,  Histoire  du  diocese  i  724—  1 852,  Lüttich,  1868.  —  Or- 
ganisation du  diocese  d'Aix-la-Chapelle,  Cologne  i8o4. 

Cornelius,  Geschichte  des  Münsterischen  Aufruhrs,  2  Bde  ,  Leipzig  1 8 5 5 — 1860. 

—  Rembert,  Die  Wiedertäufer  im  Herzogtum  Jülich,  Berlin  1 899.  —  Habets,  De 
Wederdoopers  te  Maastricht,  Roermond  1 8 7 7.  -  -  De  Hoop-Scheffer,  Gesch.  der 
Reformation  in  den  Niederlanden,  deutsche  Ausgabe  von  P.  Gerlach,  Leipzig  1886. 

—  E.  Demmer,  Geschichte  der  Reformation  am  Niederrhein,  Aachen  1 885.  —  J.  P. 
Berg,  Reformationsgeschichte  der  Länder  Jülich,  Cleve,  Berg,  Mark,  Ravensberg  und 
Lippe,  Hamm  1826.  —  J.  A.  von  Recklinghausen,  Reformationsgeschichte  der  Länder 
Jülich,  Cleve,  Berg,  Mark,  Ravensberg  und  Lippe  und  der  Städte  Aachen,  Köln 
und  Dortmund,  1.  u.  2.  Teil,  Elberfeld  181 8,  3.  Teil,  Solingen  und  Gummersbach  1 83 7 . 

—  H.  H.  Koch,  Die  Reformation  im  Herzogtum  Jülich,  Frankfurt  a.  M.  1 883. 

Im  übrigen  vgl.  die  Bibliographien :  Dr.  Franz  Ritter,  Katalog  der  Stadt- 
bibliothek in  Köln,  Abteilung  Rh. :  Geschichte  und  Landeskunde  der  Rheinprovinz  I, 
(Veröffentlichungen  der  Stadtbibliothek  in  Köln,  5.  u.  6.  Heft),  Köln  t  894.  —  Pirenne, 
Bibliographie  de  l'histoire  de  la  Belgique,  2.  Aufl.,  Brüssel-Gent  i9o2.  —  Kunstdenk- 
mäler des  Kreises  Jülich,  S.  8.  —  Kunstdenkmäler  der  Kreise  Erkelenz  und  Geilen- 
kirchen, S.  8. 


479 


12 


EINLEITUNG 


Lacomblet,  U.B.  —  Th.  J.  Lacomblet,  Urkundenbuch  für  die  Geschichte  des  Niederrheins,  4  Bde. 
Düsseldorf  1840-1858. 

Lacomblet,  Archiv.  —  Archiv  für  die  Geschichte  des  Niederrheins,  I  (1832),  II  (1857),  III  (1860), 
IV  (1863),  V  (1865),  herausgegeben  von  Lacomblet,  N.F.  I  (1868),  II  (1870),  herausge- 
geben von  Harless. 

Binterim  u.  Mooren,  E.  K.  —  Binterim  u.  Mooren,  Die  alte  und  neue  Erzdiöcese  Köln,  in  Dekanate 
eingeteilt,  Mainz  1828  —  1830,  2  Bde.  Die  2.  Aufl.  unter  dem  Titel:  Die  Erzdiöcese  Köln 
bis  zur  französischen  Staatsumwälzung,    bearbeitet   von  Alb.  Mooren,  2  Bde.,  Düsseldorf 


Fabricius,  Karte  von  1789.  —  Wilhelm  Fabricius,  Die  Karte  von  1789,  Einteilung  und  Entwicke- 
lung  der  Territorien  von  1600  bis  1794.  Erläuterungen  zum  geschichtlichen  Atlas  der 
Rheinprovinz,  Bd.  II,  Bonn  1898. 

B.  J.  —  Jahrbücher  des  Vereins  von  Altertumsfreunden  im  Rheinlande,  I  (1841)  —  C  (1896),  101 
(1897)— 112  (1904). 

Ann.  h.  V.  N.  —  Annalen  des  historischen  Vereins  für  den  Niederrhein,  I  (1855) — LXXIX  (1905). 
Picks  Ms.    —    Monatsschrift   für   rheinisch-westfälische  Geschichtsforschung   und  Altertumskunde, 

herausgegeben  von  Richard  Pick,  I  u.  II  (1875,  76).  —  Monatsschrift  für  die  Geschichte 

Westdeutschlands,  herausgegeben  von  dems.,  III  (1877)— VII  (1881). 
Wd.  Zs.  —  Westdeutsche  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst,   herausgegeben  von  Hettner  und 

Lamprecht,  I  (1882)  — X  (1891),  von  Hettner  u.  Hansen,  XI  — XXIII  (1904). 
Aachener  Zs.  —  Zeitschrift  des  Aachener  Geschichtsvereins  I  (1879)  — XXVI  (1904). 
Berg.  Zs.  —  Zeitschrift  des  bergischen  Geschichtsvereins  I  (1863)  — XXXVII  (1904). 
Berg.  Ms.  —  Monatsschrift  des  bergischen  Geschichtsvereins  I  (1894)  — XI  (1904). 
Tille  oder  Tille-Krudewig  oder  Krudewig,   Ubersicht.  —  Ubersicht  über  den  Inhalt  der  kleineren 

Archive  der  Rheinprovinz,  Band  I,  bearb.  von  Tille,  Bonn  1899;  Band  II,  bearb.  von  Tille 

u.  Krudewig,  Bonn  1904;  Band  III,  bearb.  von  Krudewig  (im  Erscheinen).    Beihefte  zu  den 

Jahresberichten   der  Gesellschaft  für  rheinische  Geschichtskunde  und  zu  den  Annalen  des 

historischen  Vereins  für  den  Niederrhein. 
Kaltenbach.   —  J.  H.  Kaltenbach ,    Der  Regierungsbezirk  Aachen.    Ein  Wegweiser  für  Lehrer, 

Reisende  und  Freunde  der  Heimatkunde,  Aachen  1850. 
Offermann.  —  J.  Offermann,  Geschichte  der  Städte,   Flecken,  Dörfer,   Burgen  und  Klöster  in  den 

Kreisen  Jülich,  Düren,  Erkelenz,  Geilenkirchen  und  Heinsberg,  Linnich  1854. 
Codex  Welser.  —  von  Welser,  Beschreibung  des  Fürstentums  Jülich  vom  J.  1723.    Exemplare  in 

München,   Hof-  und  Staatsbibliothek  (Cod.  germ.  2635),   im  Kölner  Stadtarchiv  und  im 

Geh.  Staatsarchiv  zu  Berlin. 
Eissenberg-Mirbach.   —  Eissenberg,  Verzeichnis  der  Jülichschen  Rittersitze,  um  1770,  bearbeitet 

von  W.  Graf  von  Mirbach,  mit  einzelnen   Zusätzen  von  E.  von  Oidtman,  Handschrift  im 

Archiv  zu  Schloss  Harff. 

Lückerath,  Beiträge.  —  W.  Lückerath,  Beiträge  zur  Geschichte  von  Heinsberg  und  Umgegend, 
2  Hefte,  1897  und  1898,  Beilage  zur  Heinsberger  Volkszeitung. 


1892—1893. 


48o 


ARSBECK. 


RÖMISCHE  UND  GERMANISCHE  ANLAGEN.     Bei  Ars-  Römische 
beck  soll  eine  von  der  Maas  nach  Rheindahlen  führende  Römerstrasse  vorbei-  UDx  neigen" 
gehen  (B.  J.  LXXIII,  S.  4.);  nach  anderer  Mitteilung  soll  dort  der  Kreuzungspunkt 
zweier  Römerstrassen  liegen  (Rhein.  Geschichtsblätter  VI,  S.  129). 

Ostlich  von  Dalheim,  nordöstlich  von  Roetgen,  endet  die  grosse  aus  der  Nähe 
von  Niederkrüchten  kommende  Landwehr;  sie  ist  auch  im  Gebiet  des  Kreises  Heinsberg 
vortrefflich  erhalten,  das  Profil  ist  das  gleiche,  ein  2 — 3  m  hoher  Wall,  der  beiderseits 
von  etwa  1  m  tiefen  Gräben  begleitet  ist  (Renard,  Die  Kunstdenkmäler  der  Kreise 
Erkelenz  und  Geilenkirchen  S.  89).  An  dem  Ende  der  Landwehr,  bei  der  Rötgener 
Mühle,  liegt  ein  wohl  zugehöriger  runder  Hügel,  der  sog.  Alte  Berg,  auf  dem  jetzt 
eine  Kapelle  steht,  ähnlich  den  Bollerbergen  bei  Karken  und  Waldfeucht  (s.  u.).  In 
der  Nähe  der  Landwehr  sind  angeblich  öfters  Hügelgräber  gefunden  worden  (Rhein. 
Geschichtsblätter  VIII,  S.  97,  i42). 

KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Aldegundis).  Rhein. Geschichts-  Kathol. 
blätter  VI,  S.  129,  201,  3o9.  —  Kaltenbach,  S.  297.  —  Habets,  Geschiedenis  van  het  Pfarrkirche 
bisdom  Roermond  I,  S.  4o8.  —  Binterim  und  Mooren,  E.  K.  II,  S.  223. 

Handsch  rif  tl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Renten -Verzeichnisse  des  16.  und 
i7.  Jh.,  Bücher  der  Kirche  zu  Arsbeck  aus  dem  1 7.  Jh.,  darin  Notiz  betr.  Gründung 
einer  Aldegundis-Bruderschaft  im  J.  1 353.  —  Akten,  betr.  die  Kapelle  in  Roetgen, 
i7.  Jh.  —  Reste  eines  Gemeindearchives,  von  i546  ab.  Im  einzelnen  vgl.  Tille- 
Krudewig,  Übersicht  II,  S.  168. 

In  München,  Hof-  und  Staatsbibliothek:  Samml.  Redinghoven  (Cod. 
germ.  22 13)  XIX,  Bl.  i97. 

Die  Gründung  einer  Aldegundis-Bruderschaft  im  J.  1 3 5 3  lässt  den  Schluss  auf  Geschichte 
das  Bestehen  einer  dieser  Heiligen  geweihten  Kirche  zu.  Im  J.  i56i  ging  mit  der 
Herrlichkeit  Arsbeck  und  Roetgen  auch  der  daran  haftende  Patronatsanteil  von 
Wilhelm  von  Vlodrop  an  die  Herzöge  von  Jülich  über.  Der  Turm  der  Kirche 
entstand  im  J.  1 7 7 2,  das  Langhaus  im  J.  1806;  hiervon  ist  das  Schiff  neuerdings  durch 
einen  Neubau  nach  Plänen  des  Architekten  von  Fisenne  in  Gelsenkirchen  ersetzt  worden. 

Schlichter,  dreigeschossiger  Backsteinturm  von  1 7 7 2,  seit  i9o4  ohne  Helm;  Beschreibung 
über  der  einfachen  Westtür  die  Jahreszahl  x 77 2.    Der  Chor  des  Langhausbaues  von 
1806  ist  bei  dem  jüngsten  Umbau  als  Taufkapelle  erhalten  worden. 

Die  Ausstattung  stammt  zum  grossen  Teil  aus  der  abgebrochenen  Kirche  Ausstattung 
des  Klosters  Dalheim  (s.  u.  S.  i4).    Der  im  J.  i9o2  beseitigte  Hochaltar  war  einfach, 
mit  zwei  barocken  Engeln. 

Südlicher  Seitenaltar  und  Beichtstühle  aus  der  Zeit  um  1800. 

Baro ck- Kanz e  1  vom  J.  1 695,  sechsseitig,  mit  gewundenen  Säulen  an  den 
Ecken  und  Fruchtgehängen  in  den  Feldern.   Auf  dem  Fries  die  Inschrift :  dono  dedit 

ANNO   1 695  BEATRIX  VON  GREVENBROECK,  PRIORISSA. 


48 1 


14  KREIS  HEINSBERG 


K  a  t  h  o  1. 
Pfarrkirche 


Glocke 


Kloster 
Dalheim 


Geschichte 


Holzfiguren  der  hh.  Petrus,  Paulus,  Johannes  Bapt,  Joseph,  Aloysius  und 
Bernhard,  tüchtige  Barockarbeiten  des  18.  Jh.,  fast  in  Lebensgrösse. 

Taufstein  aus  Narnurer  Blaustein,  späti omanisch,  in  der  üblichen  derben 
Behandlung,  mit  vier  Eckköpfen,  dazwischen  Bestien  in  Flachrelief. 

Silberne  S ch eiben- M o n s tran z  aus  dem  J.  i652,  gute  Aachener  Arbeit  mit 
Beschauzeichen  Ach  und  Adler  (Aachener  Zs.  XV,  S.  87).  Auf  dem  Fuss  die 
Leidenswerkzeuge,  das  Gehäuse  mit  runder  Öffnung  in  einem  Kranz,  seitlich  Engel,  unten 
die  Muttergottes,  oben  Gott  Vater  und  der  Heilige  Geist,  als  Abschluss  eine  Krone. 

Zwei  silberne  Rokoko-Kronen  von  Heiligenfiguren,  18.  Jh. 

Lavabokessel,  aus  Messing  getrieben,  mit  Fruchtgebinden  und  dem 
Monogramm  Christi,  i7.  Jh. 

Im  Bodenbelag  zahlreiche  Stücke  von  Grabsteinen  aus  Kloster  Dalheim, 
darunter  die   Namen:    isabella   de  merode  de  hofalize.  —  Elisabeth  von 

OBSINNICH.    —    HUGO    CASTENHOLZ,    RELIGIOSUS   CAMPENSIS.    —    VON   EFFEREN.  — 

von  Hillen. ,  Sterbedaten  von  1662  —  i7o9. 

Die  einzige  alte  Glocke,  auch  aus  Kloster  Dalheim  stammend,  trägt  die 
Inschrift:  jesus,  maria,  anna,  joseph.    anno  1666,  adolf  Batel  me  fecit. 

Eine  Kasel  aus  der  Zeit  um  i5oo  befindet  sich  jetzt  in  der  Sammlung  Camp- 
hausen, Krefeld. 

EHEMALIGES  Z  I ST E R Z I E NSER I  N N  EN  K L OST E R  DAL- 
HEIM. Lückerath,  Beiträge  1,  S.  28.  —  Quix,  Gesch.  der  Schlösser  Schönau  und 
Uersfeld  1 83  7 ,  S.  i4.  -  Ders. ,  Liber  commendationis  fidelium  animarum  etc.  in 
monasterio  Valliscoeli,  vulgo  Dalheim  etc.  anno  1 696 ,  in  der  Zeitschr.  für  vaterlän- 
dische Gesch.  und  Altertumskunde  VII,  S.  34o  (darin  zahlreiche  Notizen  über  die 
ältere  Ausstattung  der  Kirche).  —  Lacomblet,  U.B.II,  Nr.  i7o,  520.  —  Ann.  h.  V. 
N.  LV,  S.  102,  io3  Anm.  2;  LV1I,  S.  293,  342.  Aachener  Zs.  VI,  S.  97.  — 
Publications  de  la  socieLe  hist.  et  archdol.  dans  le  duche"  de  Limbourg  VII,  S.  3o4, 
3 11.  —  Knippenbergh,  Historia  ecclesiastica  ducatus  Geldriae  S.  74.  —  von  Lede- 
bur, Allgemeine^  Archiv  VI,  S.  89.  —  Binterim  u.  Mooren,  E.  K.  II,  S.  49 1.  — 
Rhein.  Geschichtsblätter  VI,  S.  129,  201,  3o9.   Vgl.  auch  unter  Ophoven. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv  zu  Birgelen:  Urkunde  von  i695 
und  Haushaltsbuch  von  i636  — 1644  (Tille-Krudewig,  Übersicht  II,  S.  i7o.) 

Im  Pfarrarchiv  zu  Ophoven:  Visitationsprotokoll  von  1612,  Akten  des 
i7.  und  18.  Jh.  usw.  (ebendort  II,  S.  i92). 

In  München,  Hof-  und  Staatsbibliothek:  Samml.  Redinghoven  (Cod. 
germ.  22i3)  XIX,  Bl.  1 97. 

Im  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf:  7o  Urkunden  von  1200 — 1 752,  Akten 
vom  i7.  Jh.  ab.    Vgl.  Ilgen,  Rhein.  Archiv  S.  69. 

In  Berlin,  Kgl.  Bibliothek:  Necrologium  von  i696  (Hs.  in  2  °,  Nr.  76o). 

In  Nürnberg,  German.  Museum:  Bulle  von  1281. 

Das  adelige  Damenstift  des  Zisterzienserordens  in  Ophoven  (s.  u.)  hatte  schon 
im  J.  1 23 1  Güter  in  Dalheim  von  Heinrich  von  Helpenstein  erworben;  im  J.  1258 
wurde  die  Verlegung  des  Klosters  nach  Dalheim  beschlossen.  Aus  der  Geschichte 
des  Klosters  ist  wenig  bekannt;  es  ergänzte  sich  fast  durchweg  aus  den  adeligen 
Familien  der  Umgegend.  Im  18.  Jh.  muss  ein  vollständiger  Neubau  stattgefunden 
haben,  von  dem  jetzt  nur  noch  ein  Nebengebäude  vorhanden  ist. 

Im  J.  1825  wurden  die  noch  im  Boden  liegenden  Fundamente  der  Kirche 
und  der  Klostergebäude  im  Auftrag  der  Regierung  abgeschätzt,  die  Reste  der  Ge- 


482 


ARSBECK  —  BIRGELEN 


>0 


bäude  wie  der  grösste  Teil  des  Waldes  in  öffentlicher  Auktion  von  dem  Regie-  Kloster 
rungsrat  W.  Ritz  in  Aachen  angesteigert,  der  in  den  J.  1827 — 1828  auch  den  Rest      a  eim 
des  Dalheimer  Waldes  kaufte.    Im  J.  1 858  ging  der  ganze  Besitz  in  das  Eigentum 
der  Grafen  von  Schaesberg-Thannheim  zu  Krieckenbeck  über,  die  noch  jetzt  Eigen- 
tümer sind  (Akten  des  Gräfl.  Schaesbergschen  Rentamtes  zu  Dillborn). 

Schlichte,  zweigeschossige   Backsteinbauten,   um   einen   rechteckigen  Hof  Beschreibung 
gruppiert,  mit  einfachen,  rechteckigen  Fenstern  und  schlichtem  inneren  Barockausbau, 
jetzt  Försterei. 

Von   der   Ausstattung   ist   nur   ein    Bildnis  der  Elisabeth  von  Bocholtz,  Ausstattung 
1 67 2 — 1 7 14  Äbtissin  von  Dalheim,   zu  nennen,  Ölgemälde  von  1 693,  Kniestück,  die 
Dargestellte   in   einem   Sessel   vor   einem   roten  Vorhang  sitzend,  mit  dem  Wappen 
Bocholtz  und  der  Inschrift:  abbatissa  2  5.  A.  Dalheim,  aetatis  45. 

Die  sonstigen  Ausstattungsstücke  kamen  nach  der  Aufhebung  des  Klosters 
in  verschiedene  Nachbarorte,  eine  Glocke  an  die  Kirche  zu  Birgelen  (s.  u.  S.  16), 
Glocke,  Grabsteine,  Figuren  und  Kanzel  nach  Arsbeck,  eine  Täfelung  nach  der  Burg 
in  Wassenberg  (s.  u.),  ein  Reliquiar  und  Paramente  nach  Orsbeck  (s.  u.),  die  Orgel 
nach  Melick  (Holland),  Gemälde  nach  Vlodrop  (Holland),  nach  Roermond  in  die 
Kathedrale  ein  Kruzirixus  und  in  die  Münsterkirche  eine  Statue  des  h.  Bernhard. 

Die  Klostermühle,   ein   einfacher  Fachwerkbau  von  1 775,  trägt  das  Hau-  Klostermühle 
steinwappen  der  letzten  Äbtissin,   Maria  Anna  von  Oyen,  mit  der  Jahreszahl  1 7  7  5 . 

BIRGELEN. 

RÖMISCHES.    Nach  Schneider  liegt  Birgelen  an  einer  von  Roermond  nach  Römisches 
Myhl  und  Erkelenz  führenden  Römerstiasse  (B.J.LXXIII,S.  5.  —  Aachener  Zs. XIV, S.  16). 

KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE    (s.   t.  s.  Lamberti).    Kaltenbach,  Kathol. 
S.  294.  —  Eissenberg-Mirbach.  —  Graf  W.  Mirbach,  Territorialgeschichte  II,  Pfarrkirche 
S.  24.  — ■  Habets,  Geschiedenis  van  het  bisdom  Roermond  I,  S.  4o7.  —  Binterim 
und  Mooren,  E.  K.  II,  S.  221,  325.  —  Offekmann,  S.  2o3. 

H  andschriftl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Urkunden  betr.  Kloster  Ophoven 
und  Dalheim  von  1223,  1249,  1 2 59,  1262  und  1 695.  —  Akten  des  i7.  u.  18.  Jh. 
(Tille-Krudewig,  Übersicht  II,  S.  i69). 

Im  Pfarrarchiv  zu  Wassenberg:  Urkunde  von  1482  (ebendort  II,  S.  208J. 

In  München,  Hof-  und  Staatsbibliothek:  Samml.  Redinghoven  (Cod. 
germ.  22 13)  XIX,  Bl.  i96. 

Im  J.  11 18  werden  die  Einkünfte  der  Pfarrkirche  zu  Birgelen  teilweise  dem  Geschichte 
neu  gegründeten  Stift  Wassenberg  überwiesen  (Lacomblet,  U.  B.  I,  Nr.  289).  Das 
Stift  Wassenberg  blieb  im  Besitz  des  Patronatsrechtes;  im  J.  1482  ist  der  Pfarrer  zu 
Birgelen  Kanoniker  des  Wassenberger  Stiftes  und  zugleich  Rektor   der  Nikolaus- 
Kapelle  in  Wassenberg. 

Die  alte,  noch  dem  Anfang  des  1 3.  Jh.  angehörende  Kirche  lag  inmitten  des  Beschreibung 
Friedhofes  auf  dem  Berge  bei  Birgelen,  wo  jetzt  die  Grabkapelle  der  Freiherren 
von  Leykam  erbaut  ist.  Um  1860  wurde  sie  —  nach  dem  Neubau  der  jetzigen 
Kirche,  182?,  im  Dorfe  —  abgebrochen.  Es  war  eine  ursprünglich  zweischiffige, 
später  erweiterte,  flachgedeckte  Pfeilerbasilika  mit  Westturm  und  gradem  Chorschluss; 
das  Mittelschiff  zeigte  im  Obergaden  den  für  den  Anfang  des  i3.  Jh.  charakteristischen 
Wechsel  von  Rundbogen-  und  Kleeblattbogenfenstern,  sowie  die  Reste  von  Bogen- 


483 


16 


KREIS  HEINSBERG 


Kathol. 
Pfarrkirche 

Ausstattung 


Glocken 


S  c  h  1  o  s  s 
E  1  s  u  m 


friesen;  der  Turm  hatte  Doppelfenster  mit  Mittelsäulchen  (Grundriss  und  Seitenansicht 
nach  Zeichnung  auf  dem  Bürgermeisteramt  Birgelen  Fig.  i). 

Von  der  Ausstattung  der  neuen  Pfarrkirche  sind  zu  nennen: 

Rokoko- M  o ns  tranz  aus  vergoldetem  Silber  mit  Augsburger  Beschauzeichen, 
18.  Jh.,  58  cm  hoch. 

Blaue  Kasel  mit  Kruzifrxus  in  Applikation,  derbe  Arbeit  des  1 7.  Jh. 

Ein  Weihrauchfass,  bei  dem  Auswerfen  eines  Grabes  gefunden,  befindet 
sich  in  der  Sammlung  Schnütgen  in  Köln. 

Die  beiden  alten 
Glocken  von  1 5 1 9  und 
1 7 5 3  tragen  die  Inschriften: 

1.  SANCTUS  LAMBER- 
TUS  HEISCH  ICH,  DEN  LE- 
VENDE  ROVEN  ICH,  DEN 
DODEN  BECLAGEN  ICH,  ANNO 
DOMINI  MVU  EN  XIX  GOES 
JACOP    VAN  VENRAED  MICH 

(am  Rande  mit  einer  grossen 
Zahl  schlecht  ausgegossener 
Heiligenfigürchen  und  Dar- 
stellungen der  Kreuzigung, 
Krönung  Maria  und  Ruhe 
auf  der  Flucht). 

2.  JULIEN    ME  FUDIT 

1 753  (aus  Kloster  Dalheim 
stammend). 

Eine  im  T.  i889/9o 
umgegossene  Glocke 
trug  die  Inschrift: 

D.  O.  M.  IN  HONOREM 
BEATAE  MARIAE  VIRGINIS  ET 
SANCTI  LAMBERTI,  HUIUS  EC- 
CLESIAE  TUTORIS,  HERM.  VEN- 
ROP(?)PASTORE  REFUSA.RENE 
MILOT,  CLAUDIUS  HOMBLOT 
ME    FECERUNT   ANNO  l648. 


Fig.  1.  Birgelen.  Grundriss  und  Seitenansicht  der  alten  Pfarrkirche. 


SCHLOSS  ELSUM.  Strange,  Nachrichten  über  adelige  Familien  und 
Güter  I,  S.  84.  —  von  Mering,  Burgen  in  den  Rheinlanden  XII,  S.  4o.  —  Kremer> 
Akademische  Beiträge  I,  Urk.  Nr.  4i.  —  Aachener  Zs.  VIII,  S.  i3i,  i32,  i43.  — 
L.  Galesloot,  Le  livre  des  Feudataires  de  Jean  III,  duc  de  Brabant,  S.  2  7 1.  — 
Summaria  narratio  facti  und  standhafte  Anweisung  gantz  ohnbegründeter  Dingen  ver- 
nähert werden  wollenden  Lehn-  und  Ritter-Guths  Elsum  vom  Platz  einer  Gegen- 
Deduction  von  Seithen  der  Kayserl.  freyen  Reichs -Stadt  Collen  Bürgermeistern 
Melchior  Rutgeren  von  Kerich  contra  Ihrer  churfürstlichen  Durchlaucht  zu  Pfaltz 
Ambtmannen  zu  Randerath,  Freyherrn  von  Myrbach  zu  Harff,  proprio  et  Filii  sui 
nomine.  Fol.,  um  1 748.  Exemplar  im  Archiv  auf  Schloss  Elsum.  —  Eissenberg- 
Mirbach. 

Handschri  ftl.  Qu.  Im  Archiv  auf  Schloss  Elsum:  Belehnung  des  Joh. 
von   Aldenbrüggen   gen.   Velbrüggen   zu   Büllesheim  von   1 5 73.  —  Lagerbuch  des 


484 


BIRGELEN  I  7 


Schlosses  Elsum.  —  Im  übrigen  enthält  das  Archiv  zahlreiche  Korrespondenzen  und 
Akten  der  Familie  von  Leykam,  namentlich  des  Freiherrn  Franz  von  Leykam, 
Kaiserl.  Hofrat  und  Geheimer  Reichsreferendar,  zuletzt  Con-Commissarius  in  Regens- 
burg. Vgl.  Tille-Krudewig,  Übersicht  II,  S.  1 73. 

Im  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf:  Jülich-Bergische  Lehnssachen  von  1 573 
ab.  —  Rechnung  des  Verwalters  J.  J.  Page  von  1 765. 

Im  Gräflich  Mirbachschen  Archiv  zu  Schloss  Harff:  Einzelne  Urkunden 
und  Akten  [Tille,  Übersicht  I,  S.  9i.  —  Ann.  h.  V.  N.  LVII,  S.  120],  ferner  ein 
Urkunden-Inventar  von  i489  erwähnt  (Eissenberg- Mirbach). 

In  München, Hof- und 
Staatsbibliothek:  Samml. 
Redinghoven  (Cod.  germ.  22i3) 
LV,  Bl.  3o2,  3o5. 

Ältere  Ansichten: 
1.  Ungenaue  Ansicht  von  1 7 23 
im  Codex  Welser.  —  2.  Aquarel- 
lierte Handzeichnung,  Ansicht 
und  Lageplan,  aus  dem  Anfang 
des  i9.  Jh.  —  3.  Bleistiftskizzen 
und  Tuschzeichnungen  vor  und 
nach  dem  Ausbau,  etwa  i85o — 
1880  (Fig.  3).  —  4.  Duncker, 
Rheinlands  Schlösser  und  Bur- 
gen, mit  Lithographie,  vor  der 
Restauration. 

Elsum  war  vermutlich  ein 
Allodialgut  der  Edelherren  von 
Wassenberg  und  kam  nach  der 
Schlacht  von  Worringen  im 
J.  1288  an  Brabant.  Ein  Wal- 
ramus  de  Elseem  ist  um  i33o 
von  Brabant  mit  Elsum  belehnt; 
vor  i374  erscheint  ein  Lambert 
von  Heinsberg  im  Besitz  des 
Elsumer  Gutes.  Im  J.  1 3  7 5  ver- 
pfändet dann  Johann  von  Brabant  das  Haus  Elsum  an  Johann  von  Gronsfeld,  im  J.  1 387 
wird  es  von  dessen  Witwe,  Margaretha  von  Merode,  dem  Herzog  von  Burgund  obligiert. 
Im  J.  i424  ist  das  Haus  wieder  im  Besitz  der  Heinsbergischen  Dynasten,  bei  der  Bruder- 
teilung des  Jahres  fällt  es  mit  dem  Schlosse  Heinsberg  dem  Johann  von  Heins- 
berg zu;  dieser  gibt  es  wiederum  im  J.  i44o  dem  Wilhelm  von  Vlodrop,  Amt- 
mann zu  Wassenberg,  zu  Lehn.  Durch  Heirat  kam  Elsum  im  J.  i5o3  an  Rütger 
von  Aldenbrück  gen.  Velbrück;  um  die  Zeit  spätestens  ist  auch  die  stattliche  Neu- 
anlage der  Hauptburg  entstanden.  Die  von  Aldenbrück  besassen  Elsum  bis  zum  Anfang 
des  i7.  Jh.,  durch  Heirat  kam  es  im  J.  1628  an  Adolf  Sigismund  Raitz  von  Frenz 
zu  Kendenich,  um  i7oo  an  Friedrich  Melchior  von  Kesselstadt,  der  im  J.  1 7 1 4  die 
Vorburg  neu  baute.  Er  verkaufte  Elsum  im  J.  i748  dem  kölnischen  Bürgermeister 
Melchior  Rütger  von  Kerich,  der  den  Besitz  in  einem  langen  Streitverfahren  gegen 
die  mit  den  Aldenbrück  verwandten  Freiherren  von  Mirbach  zu  Harff  behauptete. 

2 

485 


Schloss 
Elsum 


Fig. 


Schloss  Elsum.    Lageplan  aus  der  Zeit  um  1820. 


Ansichten 


Geschichte 


KREIS  HEINSBERG 


Schioss  Elsum  fiel  durch  Heirat  an  Everhard  Melchior  von  und  zum  Pütz,  dann  an  seinen 
sum  Schwiegersohn,  den  kurmainzischen  Hofrat  Freiherrn  Franz  Georg  von  Leykam. 
Durch  Verwandtschaft  mit  den  von  und  zum  Pütz  war  indessen  auch  die  Familie 
von  Ghiselles  bis  i8i5  im  Mitbesitz.  Jetziger  Eigentümer  ist  der  Urenkel  Franz  Georgs, 
Herr  Freiherr  Werner  von  Leykam.  Im  J.  i876  ist  die  Anlage  der  Hauptburg  nach 
den  Plänen  des  Architekten  Wiethase  (f)  in  Köln  einer  durchgreifenden  Herstellung 
und  Erweiterung  unterzogen  worden;  schon  früher  wurde  an  Stelle  des  einen  Eck- 
turmes eine  gotische  Kapelle  errichtet. 

Beschreibung  Zweiteilige,  von  breiten  Gräben  umgebene  Anlage,  aus  der  spätgotischen  Haupt- 

burg und  der  regelmässigen  Vorburg  von  i7 14  bestehend  (Lageplan  Fig.  2,  Grundriss 
der  Hauptburg  Fig.  4,  Ansichten  Fig.  3  u.  5). 

Vorburg  Die  Vorburg  ist  eine  fast  ganz  geschlossene  viereckige  Anlage  aus  schlichten 

Ziegelbauten,  die  zum  grossen  Teil  dem  Anfang  des  18.  Jh.  angehören.    Die  Seiten 

nach  dem  Hof  hin  zeigen 
zum  Teil  korbbogige  Tore 
zwischen  Pilastern  und  mit 
einfachen,  aus  Ziegeln  ge- 
mauerten Flachgiebeln ; 
in  einem  dieser  Giebel, 
gegenüber  der  Durch- 
fahrt, die  Jahreszahl  i7i4. 
An  anderer  Stelle  die 
Jahreszahl  181 4  in  Eisen- 
ankern. Ursprünglich  be- 
sass  die  Vorburg  runde 
Ecktürme,  die  wohl  noch 
der  mittelalterlichen  An- 
lage angehörten;  einer 
dieser  Türme  ist  noch 
auf  dem  Lageplan  aus 
der  Zeit  um  1820  ver- 
zeichnet (Fig.  2).  Die 
Wassergräben  um  die  Vorburg  sind  nur  noch  zum  Teil  erhalten. 

Hauptburg  Die  Hauptburg  liegt  auf  einer  unregelmässig  viereckigen,  hoch  aufgeschütteten 

und  ummauerten  Insel,  die  von  breiten  Wassergräben  umgeben  und  von  der  Vorburg 
über  eine  ansteigende  Bogenbrücke  zugänglich  ist.  Die  Ecken  der  Anlage  sind 
mit  starken  viereckigen  Türmen  bewehrt;  an  Stelle  des  freiliegenden  nördlichen  Eck- 
turmes stand  ein  viereckiges  Gartenhäuschen  mit  hübscher  Barockhaube,  das  wahr- 
scheinlich unter  Benutzung  eines  Turmrestes  erbaut  war  (Fig.  3);  es  ist  durch  den  Neu- 
bau der  Kapelle  um  1860  ganz  verdrängt  worden.  Die  Türme  an  der  West-  und 
Südecke,  die  das  ursprüngliche  Wohnhaus  flankieren,  sind  einfache  glatte  Ziegelbauten 
von  vier  Geschossen  mit  kleinen,  zum  Teil  modernisierten  viereckigen  Fenstern ;  das 
oberste  Geschoss  ist  auf  einem  Klötzchenfries  ausgekragt.  Beide  Türme  tragen  schlanke 
achtseitige  Helme.  Der  zwischen  beiden  Türmen  liegende  zweigeschossige  Wohnhaus- 
bau hat  6  Achsen  und  trägt  an  den  Schmalseiten  Staffelgiebel.  Die  einfachen  Fenster 
der  Aussenseite  scheinen  ihre  jetzige  Gestalt  bei  einem  Umbau  des  18. —  1 9.  Jh.  er- 
halten zu  haben,  diejenigen  der  Hofseite  sind  bei  dem  Umbau  von  1 8 7 6  verändert 

486 


Fig.  3.    Schioss  Elsum.    Ansieht  des  Herrenhauses  um  1850. 


BIRGELEN 


19 


worden.  Neben  dem  Westturm  ist  vor  der  Schmalseite  des  Wohnhauses  um  1860  ein  Schioss 
kleinerer  moderner  Vorbau  init  Staffelgiebel  errichtet  worden. 

Der  kräftigere,  ursprünglich  freistehende  Ost  türm  zeigt  die  gleiche  Ausbildung 
wie  die  beiden  kleineren  Türme,  doch  ist  er  um  ein  Geschoss  höher.  Er  trägt  ein 
abgewalmtes  Dach  mit  kurzem  First,  darauf  zwei  birnförmige  geschieferte  Knäufe  des 
18.  Jh.  Der  zwischen  Süd-  und  Ostturm  liegende  Wohnhausflügel  stammt  ganz  von 
dem  Umbau  des  J.  1 87 6  (Fig.  5);  er  ist  über  die  alte,  auf  die  Ecken  der  Türme  ver- 


Fig.  4.    Schioss  Elsum.    Grundriss  des  Herrenhauses. 


laufende  Aussenfiucht  vorgerückt  worden.   An  seiner  Stelle  stand  früher  ein  schmaler, 
aus  dem  i7. — 18.  Jh.  herrührender  eingeschossiger  Bau. 

Im  Inneren  sind  die  beiden  kleineren  Türme  mit  flachen  Tonnen  überwölbt; 
bei  dem  Ostturm  führt  eine  Treppe  vom  Hof  aus  in  der  Stärke  der  Mauer  empor. 
Im  übrigen  zeigt  der  Bau  keine  bemerkenswerten  Teile  des  älteren  Ausbaues  mehr. 

Das  Schioss  bewahrt  eine   verhältnismässig  sehr  reiche  Ausstattung,  die  Ausstattung 
zum  grössten  Teil  durch  den  Kaiserlichen  Gesandten  in  Mannheim  und  Regensburg, 
Freiherrn  Franz  Georg  von  Leykam,  am  Ende  des  e8.  Jh.  zusammengebracht  ist, 

2' 

487 


20 


KREIS  HEINSBERG 


Schloss  so  namentlich  die  grosse  Bibliothek  und  die  Gemäldesammlung.  Im  einzelnen  sind  zu 
E 1  s  u  ra  . 

erwähnen : 

.     Möbel  des  16.  bis  18.  Jh. 

Eine  umfangreiche  Sammlung  europäischen  und  asiatischen  Porzellanes  des 

i7.  u.  18.  Jh. 

Eine  kleinere  Kollektion  rheinischen  Steinzeuges  des  16.  u.  i7.  Jh,  nament- 
lich Siegburger,  Raerener,  Kölnische,  Frechener  und  Nassauische  Fabrikate. 

Eine  Kollektion  reich  ausgebildeter  mathematischer  und  astronomisch  er 
Instrumente,  darunter  ein  Quadrant  mit  der  Inschrift:  Anno  i 5 7 i  Gerhard 
emmoser,   ein   Augsburger  Zirkel  mit    der  Inschrift:    christophorus  schissler, 


Fig.  5.    Schloss  Elsum.    Ansicht  des  Herrenhauses  mit  dem  neuen  Flügel. 

geometricus  et  astronomicus  artifex,  augustae  faciebat  anno  i58o,  ein  reich 
ziselierter  Winkelmesser  mit  figürlichen  Darstellungen  u.  a.  m. 
Reliquienkreuz  Unter  den  Edelmetallarbeiten  ist  namentlich  ein  Reliquienkreuz  aus  der 

Zeit  um  1600  zu  nennen,  eine  hervorragende,  wohl  süddeutsche  Arbeit.  Die  silberne 
Kapsel,  1 3,5  cm  hoch,  in  Kreuzform,  ist  ganz  mit  gravierten  Darstellungen  auf 
Niello-Grund  bedeckt;  auf  Vorder-  und  Rückseite  die  sämtlichen  Leidenswerk- 
zeuge, unten  das  Doppelwappen  Jabach  und  Reuters.  Auf  den  Seiten  wiederholen 
sich  die  Worte  tolle  und  crucifige. 

Das  eigentliche  Reliquienkreuz  ist  aus  reinem  Gold  hergestellt  und  trägt 
auf  Vorder-  und  Rückseite  wieder  die  Leidenswerkzeuge  in  flachem  Relief ;  dazwischen 
und  auf  den  Seiten  feines  Arabeskenwerk  in  durchsichtigem  Email  (Taf.  I). 

Nach  Ausweis  der  Wappen  stammt  das  Reliquiar  aus  dem  Besitz  des  grossen 
Kölner  Mäcens  Everhard  Jabach  und  seiner  Frau,  Anna  Reuters ;  wahrscheinlich  ist 
es  identisch  mit  dem  goldenen  Kreuz,  das  von  Merlo  neben  dem  Dürerschen  Altar 


488 


BIRGELEN 


2  I 


unter  den  Schätzen  der  Kapelle  in  dem  bekannten,  von  Everhard  Jabach  erweiterten  Schioss 
Hause  in  der  Sternengasse  zu  Köln  erwähnt  wird  (Ann.  h.  V.  N.  IX,  S.  22,  75).  An  die 
Familie  von  Leykam  gelangte  das  Kreuz  durch  Vererbung  über  die  Familien  Brassard 
und  von  und  zum  Pütz,  ebenso  wie  die  unten  genannten  Jabachschen  Porträts  und 
auch  das  Gut  Weiler  bei  Zülpich,  das  Everhard  Jabach  im  J.  161 2  erworben  hatte 
(ebendort  IX,  S.  20.  —  Tille- Krudewig,  Übersicht  II,  S.  1 7 3). 

Wachsrelief,  Jakob  mit  dem  Engel  ringend,  vorzügliche  Barockarbeit  des  1 7 .  bis 
18.  Jh.,  4o  cm  hoch. 

Seidendecke  mit  rei- 
cher Applikationsstickerei, 
asiatische  und  amerikani- 
sche Völker  darstellend,  doch 
wohl  eine  europäische  Ar- 
beit aus  der  1.  Hälfte  des 
18.  Jh. 

Von  der  Bibliothek, 
einem  Teil  der  grossen  Bib- 
liothek jenes  Gesandten , 
Freiherrn  Franz  Georg  von 
Leykam,  sind  namentlich  die 
zahlreichen  Reisewerke  des 

17.  u.  18.  Jh.,  Ortsbeschrei- 
bungen usw.,  dann  auch  die 
umfängliche  Kupferstich- 
sammlung erwähnenswert. 

Die  Gemäldesamm- 
lung, um  die  Wende  des 

18.  Jh.  von  dem  Freiherrn 
Franz  Georg  von  Leykam 
zusammengebracht,  scheint 
mit  diesem  auch  meist  ihren 
Standort  gewechselt  zu  ha- 
ben, 1 78i  —  1 785  in  Mainz, 
1  785 — 1 794  im  Haag,  1 794 

—  i8o3  in  Regensburg,  i8o3 

—  181 7  in  Wien  und  181 7 

—  1  8  I  9    in    Mannheim,    bis         Fig.  6.  Schioss  Elsum.  Die  Darstellung  Christi  von  P.  P.  Rubens, 
sie  im  J.  181 9  nach  Elsum 

kam.  Vgl.  den  im  Archiv  auf  Schioss  Elsum  befindlichen  handschriftlichen  Katalog:  Cata- 
logue  des  peintures  et  tableaux  appartenants  au  Baron  de  Leykam,  placds  dans  l'hotel 
teutonique  ä  Ratisbonne,  fait  en  1 7  9  8.  —  Ein  späterer  flüchtiger  Katalog  aus  der  Mann- 
heimer Zeit  ebendort.  —  Ausstellung  von  alten  Gemälden  aus  Privatbesitz,  Städtisches 
Suermondt-Museum,  Aachen,  i9o3,  Nr.  69,  79,  io4,  i32,  1 34,  1 38. 
Im  einzelnen  sind  zu  erwähnen: 

Die  Darstellung  Christi,  wohl  eigenhändige,  sehr  flott  behandelte  Skizze 
von  P.  P.  Riebens,  grau  in  grau  gemalt,  62  cm  hoch,  44  cm  breit  (Fig.  6). 

Brustbild  eines  Mädchens,  von  einem  Nachfolger  Rembrandts ,  in  An- 
lehnung an  dessen  Saskia- Bildnisse,  nach  dem  alten  Katalog  von  Govaert  Fluick. 


Bibliothek 


Gemälde 


489 


22 


KREIS  HEINSBERG 


Zwei  Interieurs  in  der  Art  von  Teniers,  mit  Spielern  und  Trinkern. 
Kleines  Reiterbildnis  Karls  I  von  England  nach  van  Dyck. 
Adriaen  Brouiver,  ein  Bauer  mit  einem  Brief. 
Quirin  Brekelenkam,  ein  Bauer  mit  einem  Hering. 
Heilige  Familie  von  einem  Nachahmer  Rembtandts. 
Cornelis  Saftleeven,  das  Innere  einer  Bauernschänke. 

Marine,  bewegte  See  mit  zahlreichen  Schiffen  in  der  Art  des  L.  van  Backhuysen. 
P.  Beschey ,  Die  Anbetung  der  Hirten  und  die  der  Könige,  zwei  gute  voll- 
bezeichnete kleine  Gegenstücke,  in  starker  Anlehnung  an  Rubens. 

Kurfürst  Karl  Theodor  von  der  Pfalz,  lebensgrosses  repräsentatives 
Bildnis  des  Kurfürsten  in  seinen  späteren  Lebensjahren,  in  blauem  Atlaskostüm. 

In  dem  kleinen  Treppenhaus  Empfang  eines  Gesandten  durch  einen 
Fürsten,  interessantes  Zeitbild  aus  der  i.  H.  des  i  7.  Jh. 

Jan  Ravestevn  (?),  zwei  Miniatur-Brustbildchen  des  Everhard  Jabach  und 
seiner  Frau,  Anna  Reuters,  von  sehr  feiner  Ausführung,  mit  den  Wappen  und  der 
Jahreszahl  i594. 

Unter  den  Familienbildnissen  des  i7.  und  1 8.  Jh.  im  Speisezimmer  u.  a. 
Bildnis  des  Everhard  Jabach  mit  der  Jahreszahl  1602  und  der  Beischrift:  aetatis  38. 

BOCKET. 

Kathoi.  KATHOLISCHE   PFARRKIRCH  E  (s.  t.  s.  Josephi).     Bocket  erscheint 

,arr  irc     sc^on  jn  ^en  j  un(j  I2gg  (Lacomblet,  U.  B.  II,  Nr.  694.  —  2  Urk.  im  Pfarr- 

archiv Heinsberg).    Die  Pfarrei  wurde  erst  im  J.  1 85 1  von  Waldfeucht  abgetrennt, 


Fig.  7.  Bocket,  kathoi.  Pfarrkirche.   Figuren  des  h.  Lambertus  und  der  h.  Anna-Selbdritt. 

der  jetzige  Bau  in  den  J.  1 887/88  nach  Plänen  des  Architekten  von  Fisenne  errichtet. 
Ausstattung  Von  der  Ausstattung  sind  nur  zwei  neu  bemalte  ältere  Holzfiguren  zu 

nennen,  gute  niederrheinische  Arbeiten  aus  der  Zeit  um  i5oo,  der  h.  Lambertus  sitzend, 
im  bischöflichen  Ornat,  9o  cm  hoch,  eng  verwandt  mit  der  grossen  Lambertus-Figur 


49o 


BOCKET 


BRAUNSRATH 


23 


in  der  Kirche  zu  Waldfeucht  (s.  u.), 
hoch  (Fig.  7),  beide  aus  Waldfeucht 

Kleiner  Barock-Taufstein 
des  18. — 19.  Jh.  aus  Marmor,  in 
Kelchform,  mit  Messingdeckel. 

Eine  im  J.  i889  umgegossene 
.Glocke,  die  angeblich  aus  einer 
zerstörten  Kölner  Kirche  her- 
rührte, trug  die  Inschrift :  s.  Cle- 
mens, ORA  PRO  NOBIS.  MAXIMI- 
LIANUS  FRIDERICUS,  ARCHIEPIS- 
COPUS  ET  PRINCEPS  ELECTOR  CO- 
LONIENSIS,  PATRINUS.  ANNO  I  78  I . 
URBANUS  MABILOT  VON  SAARBURG 
HAT  MICH  GEGOSSEN. 

Fachwerkhaus  des  1 7.  Jh., 
Nr.  n3,  Herrn  P.  J.  Jansen  ge- 
hörig. Der  an  einer  Seite  länger 
heruntergezogene  Giebel  ist  im  Erd- 
geschoss  modern,  oben  Fachwerk 
mit  Backstein-Ausmauerung  in  ver- 
schiedenartigen Musterungen.  Die 
Dachlatten  reich  ausgebildet  mit 
Verstrebungen  im  Scheitel.  An- 
geblich trug  das  Haus  die  jetzt 
verschwundene  Jahreszahl  1 6 1 9 
(Fig.  8).  Vgl.  das  ähnliche  Haus 
in  Schwaam  (Renard,  Die  Kunst- 
denkmäler der  Kr.  Erkelenz  u. 
Geilenkirchen  S.  94,  Fig.  59). 


und  die  Gruppe  der  h.  Anna-Selbdritt,  78  cm 
stammend. 


k  a  t  h  o  l. 

'farrkirche 


Glocke 


Fach- 
werkhaus 


Fig.  8.    Bocket,  Fachwerkhaus  des  17.  Jh. 


BRAUNSRATH. 


KATHOLISCHE   PFARRKIRCHE    (s.  t.  s.  Clementis).    Kaltenbach,  Katboi. 
S.  4o7.  —  Aachener  Zs.  I,  S.  252;  XIII,  S.  1 85.  —  Lückerath,  Beiträge  I,  S.  i9,  52  ;     arr  irc  e 
II,  S.  24,  29,  55.  —  Cornelius,  Gesch.  des  Münsterschen  Aufruhrs  I,  S.  236.  — 
Habets,  Geschiedenis  van  het  bisdom  Roermond  I,  S.  375.  —  Binterim  u.  Mooren, 
E.K.  II,  S.  i92,  344.  —  Offermann,  S.  206.  —  Graf  W.  Mirbach,  Territorial- 
geschichte II,  S.  22.  —  Lacomblet,  U.  B.  II,  Nr.  5,  7o. 

Handschrift!.  Qu.    Im  Pfarrarchiv:  Abschriften  von  Stiftungsurkunden 
von  i65o  an,  Akten  des  18.  Jh.  (Tille-Krudewig,  Übersicht  II,  S.  i7i). 

Im  Stadtarchiv  zu  Köln:  Farragines  des  Gelenius  XXIV,  S.  2o3. 

In  München,  Hof- und  Staatsbibliothek:  Samml.  Redinghoven  XIX,  Bl.  1 12. 

Schon  im  J.  1202  schenkt  die  Edelfrau  Aleidis  von  Heinsberg  dem  Heinsberger  Geschichte 
Stift  Güter  in  Braunsrath.   Dietrich  von  Horn,  Herr  von  Altena,  beschenkt  im  J.  1 24o 
das  von  ihm  im  J.  1 2 1 7  gegründete  Kloster  Elisabethsthal  in  der  Grafschaft  Horn  u.  a.  mit 
dem  Patronat  der  Kirche  zu  Braunsrath  (Miraeus,  Op.  dipl.  IV,  S.  549.  —  Publi- 
cations  de  la  societe  hist.  et  arch.  du  Limbourg  XVII,  S.  6);   Kollatoren  waren 


49i 


24  KREIS  HEINSBERG 


Ausstattung 


Rath oi.     später,  wohl  als  Nachfolger  der  Heinsberger 
Pfarrkirche  Herren,  die  Herzöge  von  Jülich.    Im  J.  1 656 
wird  die  Kirche  als  neu  gebaut  bezeichnet; 
dieser  Bau  ist  im  J.  1 858  durch  einen  Neubau 
von  Vincenz  Statz  ersetzt  worden. 

Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen: 
Kruzifixus,  Holz,  bemalt,  in  derTurm- 
halle,  sehr  derbe  Arbeit  aus  der  Zeit  um  1600. 

Anna-Selbdritt,  neu  bemalte  gute 
Holzgruppe  aus  der  Mitte  des  i5.  Jh.;  Anna 
sitzend,  Maria  stehend,  das  Kind  in  lebhafter 
Bewegung  zu  der  h.  Anna  hin,  die  ihm  eine 
Birne  hinhält  (Fig.  9). 

Elfenbein-Kruzifixus,  aus  der  Mut- 
tergottes -  Kapelle  stammend,  3o  cm  hoch, 
um  i75o. 

MUTTERGOTTES- KAPELLE 
vor  dem  Ort,  einfacher  Saalbau  aus  Back- 
steinen vom  J.  1 749 ,  im  Lichten  16  m  lang, 
7,3o  m  breit.  Der  Chor  besteht  aus  fünf 
Seiten  des  Zehnecks,  anschliessend  eine  kleine 
spätere  Sakristei,  über  dem  Chor  ein  schlanker 


Mutter- 
gottes- 
Kapelle 


Fig.  9.    Braunsrath,  kathol.  Pfarrkirche. 
Gruppe  der  h.  Anna-Selbdritt. 


Ausstattung 


Fig.  10.    Braunsrath.    Windmühle  des  18.  Jh. 


Dachreiter.  Das  Langhaus 
mit  drei  Fenstern  an  jeder 
Seite,  vor  der  Westfront  eine 
Vorhalle  vom  J.  i897.  Über 
der  Seitentür  am  Chor  die 
Inschrift:  Anno  i 749  Joan- 
nes ANTONIUS  BERINCK,  PAS- 
TOR, ME  POSUIT  SUBSIDIO 
MARIAN  ORUM. 

Das  Innere  schlicht,  flache 
Holztonne  mit  Stuckorna- 
menten. 

Von  der  Ausstattung 
ist  zu  nennen: 

Kleine  spätgotische 
Pieta  des  i5.  Jh.,  unbe- 
deutend. 

Der  sehr  hübsche  Ro- 
koko-Altaraufsatz in  der 
Art  des  Aachener  Architek- 
ten Couven,  aus  der  Mitte 
des  18.  Jh.,  ist  vor  kurzem 
durch  einen  modernen  roma- 
nischen Altaraufsatz  ersetzt 
worden. 


|92 


BRAUNSRATH  —  BREBEREN 


25 


Braunsrather  Windmühle,  hölzerne  Bockmühle  auf  niedrigem  Backstein- Windmühle 
unterbau,  wohl  Ende  des  18.  Jh  ,  angeblich  am  Anfang  des  i9.  Jh.  von  Luchtenberg 
nach  Braunsrath  überführt,  jetzt  im  Besitz  der  Witwe  Theodor  Wolters.    Das  Sattel- 
dach des  Mühlenturmes  in  hübscher,  leicht  geschweifter  Form,  oben  mit  dreiseitiger 
Nase  auf  Kraghölzern,  zum  Schutz  des  Getreideaufzuges  (Fig.  io). 


BREBEREN. 

KATHOLISCHE  PF  ARRK I R  C  H  E  (s.  t.  s.  Materni).  Kaltenbach,  S.  4 1 2.  Kathol. 
-  Cornelius,  Gesch.  des  Münsterschen  Aufruhis  I,  S.  236.  —  Lückerath,  Beiträge  I,  Pfarrkirche 
S.  56;  II.  S.  i5,  Ii.  —  Ann.  h.  V.  N.  LVII,  S.  100.  —  Aachener  Zs.  XIII,  S.  i85, 
263.  —  Habets,  Geschiedenis  van  het  bisdom  Roermond  I,  S.  375.  —  Binterim  u. 
Mooren,  E.  K.  II.  S.  i93.  —  Offermann,  S.  207. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Stiftungsurkunden  von  i694  an.  Vgl. 
Tille-Krudewig,  Übersicht  II,  S.  1 7 2. 

Im  Archiv  auf  SchlossHaag  bei  Geldern :  Stiftung  des  Altars  der  hh.  Jacobus 
maior  und  Antonius  von  i464. 

In  München,  Hof-  und  Staatsbibliothek:  Samml.  Redinghoven  (Cod. 
germ.  22i3)  XIX,  Bl.  n3. 

Im  Besitze  des  Pfarrers  Lückerath-Waldfeucht:  Akten  über  die  Wieder- 
täufer in  Breberen,  i655 — 166 1  (Tille-Krudewig,  Übersicht  II,  S.  202). 

Die  ältesten  Nachrichten  über  die  Kirche  stammen  aus  dem  i5.  Jh.    Im  J.  i582  Geschichte 
hatte  die  Kirche  zwei  Vikarien,  Kollator  der  einen,  der  Vikarie  des  Jacobus-  und 
Antonius-Altares,  war  der  Inhaber  des  Hauses  Breberen.    Die  jetzige  Kirche  wurde  in 
den  J.  1827 — i83o  erbaut  und  im  J.  i889/9o  umgebaut. 

Von  der  Ausstattung  der  Kirche  sind  zu  erwähnen:  Ausstattung 

Kreuzigungsgruppe  am  Triumphbogen,  der  Kruzifixus  stark  ausgebogen, 
überlebensgross,  Maria  und  Johannes  kleiner;  i5.  Jh. 

Die  beiden  im  J.  i9o5  umgegossenen  Glocken  von  1 764  und  i447  trugen  die  Glocken 
Inschriften : 

1.  VOCOR  MARIA  ET  MATERNUS.  ANNO  1 7  56  VIOLENTO  PULSU  RUPTA  ET  AB 
ALEXIO  PETIT  IN  SOMEREN  1 764  REFUNDATA.  ALEXIUS  ET  PETRUS  PETIT  ME  FUDE- 
RUNT  ANNO    1 764. 

2.  SALVATOR  MUNDI,  SANCTUS  MATERNUS.     ANNO  DOMINI  l447. 

HAUS  ALTENBURG.   Fahne,  Dynasten  von  Bocholtz  I,   S.  118,  3ai;  Haus 
II,  S.  72,  93,  n3,  122,  127,  i38,  222,  a3i.  —  Ders.,  Gesch.  der  Köln.,  Jül.  und  Altenburs 
Berg.  Geschlechter  I,  S.  36. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Archiv  der  Freiherren  von  Bourscheidt  auf 
Rath:  Verwaltungsakten  des  i7.  u.  18.  Jh.  (Tille-Krudewig,  Übersicht  II,  S.  280). 

Das  Haus  ten  Berghe  in  Breberen,  später  Altenburg  genannt,  bringt  Eva  von  Geschichte 
Horrich  im  J.  i46i  dem  Arnold  von  Bocholtz  in  die  Ehe  mit;  Joh.  Wilh.  von  Bocholtz 
und  Anna  von  Hoensbroech  errichteten  im  J.  i658  den  jetzigen  Bau.  Deren 
Tochter  Agnes  brachte  das  Gut  dem  Otto  Ludwig  von  Blanckart  zu  Gughoven  durch 
ihre  Vermählung  i654  zu;  im  Besitz  der  von  Blanckart  blieb  das  Gut  bis  heute.  Jetzige 
Eigentümer  sind  die  Witwe  Freifrau  Karl  von  Blanckart  zu  Lexhy  in  Belgien  und  ihre 
beiden  Töchter,  Maria  Gräfin  von  Borchgrave  d' Altena  und  Johanna  Gräfin  von  Grünne. 

Zweiteilige  Anlage  mit  Herrenhaus  und  dreiflügeliger  Vor  bürg,  aus  dem  Beschreibung 
i7.  Jh.,  z.  T.  noch  von  den  Wassergräben  umgeben. 


493 


26 


KREIS  HEINSBERG 


Haus  Das  nach  Westen  gelegene  Herrenhaus  besteht  aus  einem  Mittelbau  von 

t  c  n  b  u  r 

[errenhaus  ^rei  Achsen  und  zwei  nach  Vorder-  und  Rückseite  risalitartig  vortretenden  Flügel- 
bauten. Der  Mittelbau  und  der  Südflügel  des  durchweg  zweigeschossigen  gekalkten 
Ziegelbaues  mit  schlichten  Walmdächern  gehören  noch  dem  Bau  des  1 7.  Jh.  an; 
einfache  flachbogige  Fenster.  Durch  den  Mittelbau  führt  ein  Torweg,  der  nach  der  Vor- 
burg hin  ein  bossiertes  rundbogiges  Quaderportal  mit  den  Wappen  Bocholtz  und  Hoens- 
broech  hat  und  über  eine  ansteigende  gemauerte  Bogenbrücke  zugänglich  ist.  Der  Nord- 
flügel aus  dem  18.  Jh.,  von  2  zu  4  Achsen,  hat  Flachbogenfenster  in  Haustein- 
einfassung; in  dem  Winkel  an  der  Rückseite  ein  Treppenturm  mit  abgerundeten 
Ecken  und  spitzem  Helm;  an  der  Treppe  zu  der  Tür  ist  ein  hübscher  Konsolstein 
von  einem  Kamin  des  i7.  Jh.  eingemauert. 

Das  Innere  ist  ganz  schlicht;  im  Keller  ein  spätgotischer  Rundpfeiler  mit  derbem 
Blätterkranz,  wohl  von  der  früheren  Anlage  stammend. 

Auf  der  Insel  des   Herrenhauses  liegen  im  Boden  noch  Mauerreste  unter- 
gegangener älterer  Bauten. 

Vorburg  [)ie  dreiflügelige  Vorburg  aus  dem  i7.  u.  18.  Jh.  hat  an  der  Nordostecke  einen 

zweiflügeligen  Bau  von  zwei  Geschossen,  oben  mit  einfachen  Fenstern  in  Holzein- 
fassung; über  dem  korbbogigen  Tor  der  Durchfahrt  das  Blanckartsche  Wappen  mit 
der  Jahreszahl  1 7 1 4.  Die  übrigen  Flügel  sind  einfache,  öfters  veränderte  Nutzbauten 
aus  Ziegelmauerwerk.  An  der  Nordseite  in  Ankern  die  Jahreszahl  i78o,  an  dem 
Westfiügel  innen  das  Doppelwappen  Bocholtz  und  Hoensbroech  mit  der  Inschrift: 

HANS    WILHELM     FREYHERE    VON    BOCHOLTZ,   ANNA   VON   HONSBROUCK,    SYNE  EHE- 

m alinne;  aussen  am  Südflügel  ein  kleiner  Stein  mit  der  Inschrift:  Johann  Wilhelm 

FRYHERE  ZU  BOCHOLTZ,  ANNA  VON  HOENSBROUCH  ZU  OESTHAMME,  1 658. 


DREMMEN. 

Römisches  RÖMISCHES.     Römische  Brandgräber  sind  in  der  Nähe  von  Dremmen 

gefunden  worden  (Aachener  Zs.  VI,  S.  245). 
Kathoi.  KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Lamberti).  —  Kaltenbach, 

P  f  3  rrl{ircli6 

S.  4oo.  —  Miraeus,  Op.  dipl.  I,  S.  285.  —  Aachener  Zs.  I,  S.  2  78.  —  Cornelius,  Gesch.  des 
Münsterschen  Aufruhrs  I,  S.  232,  234.  —  Berg.  Zs.  I,  S.  289,  334.  —  Habets,  Geschie- 
denis  van  het  bisdom  Roermond  I,  S.  375.  —  Binterim  u.  Mooren,  E.  K.  II,  S.  i9o, 
337.  —  Offermann,  S.  2o7. 

Handschrift].  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Abschrift  der  Inkorporationsurkunde 
vom  J.  1434.  —  Stiftungsurkunden  des  18.  Jh.  (Tille-Krudewig,  Übersicht  II,  S.  i72). 

Im  Stadtarchiv  zu  Köln:  Farragines  des  Gelenius  XXIV. 

In  München,  Hof-  u.  Staatsbibliothek:  Samml.  Redinghoven  (Cod.  germ. 
22i3)  XIX,  Bl.  ioi. 

Geschichte  Dremmen  findet  als  Pfarrei  schon  um  1200  Erwähnung;  im  J.  i434  wird  die 

Kirche  dem  Heinsberger  Dekanat  inkorporiert.  Kollator  war  im  16.  Jh.  der  Herzog 
von  Jülich;  im  J.  i647  hatte  der  Lütticher  Domkustos  das  Patronatsrecht,  das  ihm 
jedoch  bestritten  wurde.  Der  Turm  stammt  noch  aus  der  Zeit  um  i5oo;  im  J.  i6o7 
war  das  Langhaus  der  Kirche  baufällig  und  sollte  hergestellt  werden  (Lückerath,  Bei- 
träge I,  S.  32).  Nach  einem  Brande  um  1720  wurden  das  Obergeschoss  und  der  Turm- 
helm erneuert.  Das  jetzige  Langhaus  ist  im  J.  1 834/3  5  nach  Plänen  des  Architekten 
Cremer  in  Linnich  erbaut  worden. 


494 


DREMMEN 


27 


Dreischiffige  Basilika  aus  Backsteinen  vom  Anfang  des  i9.  Jh.  mit  hohem  Kathoi. 
Westturm  aus  der  Zeit  um  i5oo  (Ansicht  Fig.  Ii). 


Der  fünfgeschossige  spätgotische  Turm  aus  Backsteinen  mit  Eckquaderung  zeigt 


Beschreibung 


Fig.  11.   Dremmen.    Ansicht  der  kathoi.  Pfarrkirche, 
kräftige  Geschossabsätze.   Im  Erdgeschoss  ein  Portal  aus  dem  Anfang  des  i9.  Jh.; 
die  beiden  folgenden  Geschosse  zusammengefasst,  an  jeder  Seite  mit  hoher  dreiteiliger 
Masswerkblende,  in  dem  vierten  Geschoss  die  Ansätze  ähnlicher  Blenden,  die  Glocken - 


495 


28 


KREIS  HEINSBERG 


Kathol. 
Pfarrkirche 


Ausstattung 


Glocken 


Schützen- 
bruder- 
schaft 

Kranzes 
Bauernhaus 


Haus 
Hülhoven 


stube  mit  schlichten  Spitzbogenfenstern,  nach  1 7  20  anscheinend  ganz  erneuert.  An  der  Süd- 
seite ein  in  fünf  Seiten  des  Achtecks  ausspringender,  bis  zum  vorletzten  Geschoss  reichender 
Treppenturm.  Schlanke  achtseitige,  in  der  Mitte  nochmals  abgesetzte  Schieferhaube  von 
1722;  die  Jahreszahl  i722  innen  auf  der  kräftigen  Dachstuhl-Konstruktion  (Fig.  11). 
Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen: 

Einzelne  R  o  k  okof  ig  uren,  jetzt  zum  Teil  in  einem  Keller  neben  der  Kirche,  18.  Jh. 
Ro k ok o -  Altar ch  e n  des  18.  Jh.,  aus  Fragmenten  zusammengesetzt. 
Zwei  unbedeutende  Ölgemäld e,  aus  Haus  Herb  (s.  u.)  stammend,  Simeon  im 
Tempel  und  die  Himmelfahrt  Mariae,  18.  Jh. 

Monstranz  in  den  Formen  aus  dem  Anf.  des  18.  Jh.,  vergoldetes  Messing  mit 
Silberbelag,  mit  der  Inschrift :  Johannes  hahnen,  Magdalena  dohmen,  ehleut  1 7  7 1 . 

Kelch  aus  Silber,  zum  Teil  vergoldet,  vom  J.  i729.  An  der  Kuppa  Ähren  und 
Weinlaub,  der  Fuss  mit  Ornamenten  und  einem  Wappen  zwischen  zwei  Pelikanen, 

getrieben ,  daran  die  Inschrift :  MAX.  hiero. 
comes  de  poietiers,  ecclesiae  leodiensis 
canonicus  et  custos  etc.  dedit  1 7  29.  be- 
schauzeichen :  Drei  Rauten. 

Reliquiar  aus  dem  18.  Jh.,  Messing  mit 
Silberaunagen. 

Ciborium  in  späten  Rokokoformen  mit 
Rosenguirlanden,  Ende  des  18.  Jh. 

Hübsche  Rok ok o  -  Paramen t  e  aus  dem 
18.  Jh. 

Auf  dem  eisernen  Uhrwerk  die  Inschrift: 
ANNO  1724  WILHELMUS  kolen  fecit. 

Die  beiden   Glocken   von   1 763  tragen 
die  Inschriften: 

i.  b.  Margaretha,  eXora  et  InterCeDe 
pro  InCoLIs  (i763),  Vt  noCIVa  et  MaLa 
DepeLLI  possInt  ( 1 763),  Vt  CeLestIa  post 
hoC  possIDere  possIMVs  ( 1 763).  haeC  refVsIo 
sVb  rDo  Dno  arnoLDo  otten  ContIgIt  (i 763).  —  refudit  Christian  w.  voigt 
parens  et  christian  voigt  filius  refudit.  posuimus  in  dremmen  anno  1 763. 

2.  noMInor  DIVa  CatharIna,  CLara  refVsa  ( 1 763),  qVae  aD  eCCLesIaM 
nos  InVItat  ( i  763),  Vt  saCro  et  obLatIs  Deo  saCrIs  InteresseMVs  ( 1 763). 
CaMpana  pIae  CatharInae  refVsa  et  posIta  sVb  pastore  arnoLDo  otten 
(i  763.)  refudit  christian  wilhelm  voigt  parens  et  christian  voigt  filius 
refudit  in  dremmen  anno  1 763. 

Im  Besitz  der  Schützenbruderschaft  ein  silberner  Königsvogel  des  i7.  Jh. 
mit  einer  Reihe  von  Inschriftschildern  aus  dem  i7.  u.  18.  Jh. 

In  Kranzes  bei  Dremmen  an  der  Hoftür  des  Bauernhauses  Nr.  20  ein 
hübscher  geschweifter  Holzsturz  mit  der  Inschrift :  diesen  (so)  bau  stehet  in  gottes 

HAND,  GOT  BEHEUT  ES  FÜR  FEUR  UN  BRAND.    ANNO    1 7 85,  d.   27.  JUL.  W.  B. 

HAUS  HÜLHOVEN.  Ann.  h.  V.  N.  XV,  S.  87 ;  XLV,  S.  1 66.  —  Aachener 
Zs.  I,  S.  27o;  XII,  S.  202.  —  v.  Ledebur,  Allgemeines  Archiv  XVIII,  S.  320,  326.  — 
Fahne,  Gesch.  der  Köln.,  Jül.  und  Berg.  Geschlechter  I,  S.  181.  —  Eissenberg- 
Mirbach.  —  Lacomblf.t,  U.  B.  II,  984.  —  J.  H.  C.  Scheibler,  Geschichte  und  Ge- 
schlechtsregister der  Familie  Scheibler,  Köln  1 895 . 


Fig.  12.   Haus  Hülhoven. 
Lageplan  aus  der  1.  H.  des  19.  Jh. 


496 


DREMMEN 


2  9 


Ältere  Ansichten:    i.   Ungenaue  Ansicht   von   1 723  im  Codex  Welser.  Haus 
2.  Ansicht  um  1860,  Lithographie  in  Duncker,  Rheinlands  Schlösser  und  Burgen. 

Das  Gut  befindet  sich  schon  im  i3.  Jh.  im  Besitz  der  Mulart  von  Hülhoven,  Geschichte 
später  nur  von  Hülhoven  genannt ;  es  zerfiel  in  zwei  Besitzungen,  den  unteren  Hof 
und  den  Hof  an  der  Linde,  die  jetzige  Burg.  Verschiedentlich  wurden  Absplisse 
gebildet,  so  namentlich  um  i45o  das  Gut  Bruchhausen  für  die  von  Thor,  gen.  Zinsels- 
mar,  andere  für  Heinsberg  (i392),  für  die  von  Zweiffei  (belehnt  i486).  Im  J.  i5o2 
wurden  Johann  von  Hülhoven  und  Wilhelm  von  Bruchhausen  belehnt  (Strange, 
Beiträge  zur  Genealogie  IT,  S.  6.  —  Müller,  Beiträge  zur  Gesch.  des  Herzogtums 
Jülich  II,  S.  6o);  das  Gut  Bruchhausen  wurde  im  J.  i564  von  den  Hülhoven  zurück- 
erworben. Um  1 688  kam  der  Besitz  durch  Heirat  der  Elisabeth  von  Hülhoven  an 
Peter  Adrian  von  Hannet  zu  Beeck,  dann  im  J.  1 8 1 8  durch  Heirat  und  Kauf  an  den 
Kreissekretär  Joseph  Joerissen  zu  Heinsberg.  Dessen  Kinder  verkauften  Hül- 
hoven im  J.  1 86 7  an  den  Freiherrn  Bernhard  von  Scheibler  zu  Aachen;  jetziger  Eigen- 
tümer ist  dessen  Sohn,  der  Königliche  Landrat  des  Kreises  Heinsberg,  Herr  Freiherr 
von  Scheibler,  der  im  J.  1 89 1  das 
Herrenhaus  umbauen  liess.  Das 
Wohnhaus  stammt  im  Kern  noch 
aus  dem  i5.— 16.  Jh.,  die  Vorburg 
aus  dem  Ende  des  18.  Jh. 

Zweiteilige  Anlage  mit  Her- 
renhaus und  dreiflügehger  Vor- 
burg, früher  teilweise  von  Gräben 
umgeben  (Lageplan  Fig.  12). 

Das  Herrenhaus  war  bis 
zum  Umbau  des  J.  1 89 1  ein 
schlichter  zweigeschossiger  Bau 
des  18.  Jh.  von  5  Achsen  mit 
einfachen  Stichbogenfenstern.  An 
der  Südecke  ist  nach  der  Vorburg  hin  noch  ein  schwerer  runder  Eckturm  in  Erdgeschoss- 
höhe erhalten,  er  trägt  eine  hübsche  Rokokohaube  aus  der  Mitte  des  18.  Jh.  An  der 
Aussenseite  tritt  ein  ähnlicher  schwerer  Halbturm  vor,  der  mit  einem  einfachen  Zelt- 
dach jetzt  abgedeckt  ist.  Der  grosse  Erweiterungsbau  von  i89i  ist  nach  Nordwesten 
angefügt  und  hat  einen  älteren  kleinen  Wirtschaftsbau  verdrängt. 

Das  Innere  ist  schmucklos;  nur  der  runde  Eckturm  hat  im  Kellergeschoss 
eine  hübsche  spätgotische  Überwölbung  über  quadratischem  Grundriss  mit  vier  Kreuz- 
gewölben auf  einem  Mittelpfeiler  und  im  Erdgeschoss  ein  stark  busiges  Kappen- 
gewölbe über  Korbbögen. 

Die  dreiflügelige  V  o  rburg  aus  dem  Ende  des  18.  Jh.  hat  in  dem  langen,  dem  Vorburg 
Herrenhaus  gegenüber  liegenden  Flügel  einen  niedrigen  Turm  mit  rundbogiger  Durch- 
fahrt und  achtseitigem  Helm.     Der  kürzere  Nordwestflügel  trägt  an   der  äusseren 
Giebelseite  die  Jahreszahl  1 7 7 6  in  Eisenankern;  an  dem  gegenüberliegenden  Flügel 
mit  den  Ställen  die  Jahreszahl  i79o  in  Eisenankern. 

Von  der  Ausstattung  sind  ein  Rokoko-Spiegeltischchen  und  eine  An-  Ausstattung 
zahl  von  Familienbildnissen  aus  dem  18.  Jh.  zu  erwähnen. 

HAUS  HERB.  Das  im  J.  1 2 7 7  schon  genannte  Erpen  (Lückerath,  Beiträge  I,  Haus  Herb 
S.  16)  ist  wohl  die  Ortschaft  Erpen  bei  Heinsberg;  vielleicht  ist  das  im  J.  i654  im  Besitz 
des  Johann  von  der  Heiden  gen.  Belderbusch  befindliche  Heinsbergische  Lehen  Erpen 


497 


3o 


KREIS  HEINSBERG 


Haus  Herb  mit  Haus  Herb  identisch.  Herb  erscheint  im  Codex  Welser  von  1 723  im  Besitz  der 
•  „Freiherren  von  Frechen",  also  wohl  einer  der  zahlreichen  in  Frechen  begüterten 

Familien.  Nach  einer  anderen  Angabe  hat  ein  Bischof  Guilelmus  Angelici  Haus  Herb 
gegründet  (Mitteil,  des  H.  Pfr.  Lückerath,  Waldfeucht).  Im  1 9.  Jh.  war  Herb  lange 
Zeit  im  Besitz  des  Bürgermeisters  J.  G.  Hofstadt;  um  i89o  wurde  der  Besitz  parzelliert, 
die  Gebäude  abgebrochen. 

Die  alte  Anlage  ist  noch  an  den  Gräben  zu  erkennen;  sie  bestand  aus  dem 
auf  einer  runden  Insel  gelegenen  Herrenhaus  und  der  grossen  Vorburg  mit  zwei  ein- 
ander gegenüber  liegenden  Flügeln;  durch  den  einen  derselben  führte  der  Zugang  (Fig.  i3). 

Seitwärts  unter  hohen  Bäumen  ein  offenes  Feldkap  ellchen  aus  dem  1 8.  Jh. 

HAAREN. 


German. 
Anlagen 


K  a  t  h  o  1. 
Pfarrkirch« 


GERMANISCHE    ANLAGEN.     Nördlich  von  Waldfeucht,  aber  in 
der  Gemeinde  Haaren,  liegt  der  sogen.  Bollerberg,  der  Rest  eines  vielleicht  noch 

germanischen  Grenzkastells,  ein 
runder,  stumpfer,  kegelförmiger  Erd- 
hügel von  etwa  2  5m  oberem  Durch- 
messer, von  einem  Graben  rings 
umgeben.  Südlich  vor  dem  Hügel 
ein  unregelmässig  viereckiger,  eben- 
falls von  Gräben  eingefasster  Vor- 
platz. Nordöstlich  davon,  etwa 
5oo  m  entfernt,  liegen  die  Reste 
einer  ähnlichen  Anlage,  des  sog. 
kleinen  Bollerberges  (B.  J. 
XCVI1I,  S.  359  mit  Abb.  — 
Rhein.  Geschichtsblätter  VIII, 
S.  97,  i42.).  Vgl.  die  gleichen 
Anlagen  bei  Dalheim  (s.  o.  S.  i3) 
und  bei  Karken  an  der  Wolfs- 
hager Mühle  (s.  u.).  Etwa  3oo  m  über 
den  Bollerberg,  nach  Westen  vorge- 
schoben, schon  auf  niederländi- 
schem Gebiet,  verläuft  der  ebendort 
näher  beschriebene  Grenzwall. 

KATHOL.  PFARRKIR- 
CHE   (s.   t.  s.  Johannis  Bapt). 
Kaltenbach  S.  4o9.  —  Lücke- 
Limburgs  Jaerboek,  VI  (i899),  S.  2o3.  — 


Fig  14.    Haaren,  kathol.  Pfarrkirche. 
Kruzifixus  vom  Hochaltar. 


rath,  Beiträge  I,  S.  39,  86;  II,  S.  26. 
Offermann  S.  208. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Zeichnung  der  alten  Kapelle  von  i79o 
im  Lagerbuch.  —  Unbedeutende  Akten  vom  Ende  des  18.  Jh.  (Tille-Krudewig,  Über- 
sicht II,  S.  i89.) 

Im  Pfarrarchiv  zu  Waldfeucht:  Akten  über  die  Kapelle  ad  Clusam  von 
i563  —  i78i  (ebendort  II,  S.  i99.). 

Im  Archiv  auf  Haus  Well  (Holland):  Akten  des  18.  u.  i9.  Jh. 


498 


HAAREN  —  HAVERT 


3l 


Die  Pfarrei  ist  hervorgegangen  aus  dem  Rektorat,  das  bei  der  Wallfahrtskapelle  Kathoi. 

Pfä  rrkirclic 

Sankt  Jans  Klus  in  Keiretzem,  wie  der  Ort  früher  hiess,  bestand.    Diese  Kapelle  Geschichte 
erhält  schon  im  J.  1328  als  uralter  Wallfahrtsort  einen  Ablassbrief.    Zuletzt  war  die 
Kapelle  im  }.  i79o  neu  gebaut  worden.    Im  J.  i8o4  wurde  die  Pfarrei  Haaren  errichtet, 
in  den  J.  1821  — 1824   das  Schiff,  im  J.  1866  der  Turm  erbaut.     Die  alte  Kapelle 
von  i79o  ist  um  die  Mitte  des  i9.  Jh.  niedergelegt  worden. 

Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen:  Hochaltar,  gute  Arbeit  des  18.  Jh.  Ausstattung 
mit  dem  Mirbachschen  Wappen,  aus  der  Kirche  des  Heinsberger  Frauenstiftes  stam- 
mend, bei  der  Aufhebung  des  Klosters  von  Johann  Himmes  in  Heinsberg  erworben 
und  später  der  neuen  Pfarrei  Haaren  geschenkt.  Aufdem  Altar  treffliche  Kreuzigungs- 
gruppe aus  dem  Ende  des  1 5.  Jh.,  unterlebensgross,  namentlich  der  Kruzifixus  von 
sorgfältiger  Durchführung  (Fig.  i4). 

HAVERT. 


Römische 
Funde 


Kathoi. 
Pfarrkirche 


Geschichte 


ROMISCHE  FUNDE.  Römische  Sarkophage  und  Ziegel  sind  in  der  Nähe 
von  Havert  gefunden  worden  (Quix,  Gesch.  der  Abtei  Burtscheid,  S.  i7). 

KATHOLISCHE   PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Gertrudis.)  Kaltenbach 
S.  4 12.  —  Lacomblet,  U.  B.  I,  Nr.  2  89  ;  II,  Nr.  168.  —  Lückerath,  Beiträge  I,  S.  i5 
II,  S.  66.  —  Habets,  Geschiedenis  van  het  bisdom  Roermond  I,  S.  377.  —  Binterim  u 
Mooren,  E.  K.  II,  S.  1 93.  —  Offermann  S.  2o9. 

Handschri ftl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Rechnungen  usw.  vom  Ende  des  16.  Jh 
ab.  —  Register  der  Kapelle  zu  Isenbruch  von  1 663  und  andere  Akten  des  i7.  Jh 
(Tille-Krudewig,  Übersicht  II,  S.  1 74.) 

Im  Pfarrarchiv  zu  Wassenberg:  Zwei  Urkunden  von  i427  und  i462,  betr, 
das  Personat  zu  Havert  (ebendort  II,  S.  208). 

In  München,  Hof-  und  Staatsbibliothek:  Samml.  Redinghoven  (Cod 
germ.  22 13)  XIX,  Bl.  11 5. 

Im  Stadtarchiv  zu  Köln:  Farragines  des  Gelenius  XXIV,  Bl.  2o3. 

Die  Kirche  in  Havert  wurde  im  J.  11 18  dem  Stift  Wassenberg  übergeben,  im 
J.  i23o  übergibt  sie  wiederum  der  Propst  des  Stiftes  den  Kanonikern;  die  Pfarrstelle 
zu  Havert  war  seitdem  ein  Personat  des  Wassenberger  Stiftes.  Mit  dem  Bau  des 
jetzigen  Turmes  wurde  nach  Kritzraedt's  Gangelter  Chronik  (s.  u.  S.  37)  im  J.  1 5 2 5 
begonnen ;  angeblich  wurde  er  von  demselben  Baumeister  errichtet,  der  den  ver- 
wandten, aber  reicheren  stattlichen  Kirchturm  in  dem  benachbarten  Sittard  (Holland) 
erbaute  (Rüssel,  Kronijk  of  geschiedkundige  Beschrijving  der  stad  en  voormalige 
Heerlijkheid  Sittard  S.  i38).  Das  Schiff  ist  im  J.  1 863  durch  einen  Neubau  nach 
Plänen  des  Architekten  Joh.  Burkart  in  Aachen  ersetzt  worden.  Im  J.  i9o4  wurde 
der  Turm  einer  durchgreifenden  Instandsetzung  unterzogen  und  um  ein  Glocken- 
geschoss  mit  schlankem  Helm  erhöht  (Heinsberger  Volkszeitung  i9o5,  Nr.  18). 

Kräftiger  spätgotischer  Westturm  aus  wechselnden  Schichten  von  Ziegeln  und  Beschreibung 
Kalksteinquadern ;  der  alte  Teil  umfasst  drei  Geschosse ,  die  mit  kräftigen  Gurtgesimsen 
abgesetzt  sind,  unten  an  beiden  Seiten  von  dem  modernen  Langhaus  umbaut  (Fig.  i5). 
Das  Untergeschoss  an  der  freiliegenden  Westseite  ganz  geschlossen,  das  zweite  Ge- 
schoss  an  drei  Seiten  mit  reichen  vierteiligen  Masswerkblenden.  In  dem  dritten 
Geschoss,  der  früheren  Glockenstube,  an  jeder  Seite  zwei  schlanke  gekuppelte  Rund- 
bogenfenster und  ähnliche  rundbogige  Masswerkblenden;  in  der  ganzen  Ausbildung 
dieses  Geschosses  machen  sich  schon  deutlich  Renaissancemotive  geltend.    Das  neue 


499 


32 


KREIS  HEINSBERG 


K  a  t  h  o  1. 
Pfarrkirche 


Ausstattung 


Glocken 


Obergeschoss  wiederholt  die  Motive  dieser  Partie.  An  der  Westseite  springt  recht- 
winkelig ein  bis  zum  dritten  Geschoss  reichender  Treppenturm  vor,  der  mit  einem  spitz- 
bogigen  Sattel  abgeschlossen  ist.  Die  ehedem  über  der  Nordtür  befindliche  Bau- 
inschrift lautete  nach  Kritzraedt  (s.  o.):  Ao  MVCXXV  is  gelacht  der  erste  stein. 

Im  Innern  in  der  Turmhalle  ein  Rippengewölbe. 

Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen: 

Monstranz  aus  vergoldetem  Messing,  ähnlich  derjenigen  in  Wassenberg  (s.  u.), 

i.  H.  des  18.  Jh.,  7i  cm 
hoch.  Neben  dem  Zylinder, 
zwischen  gewundenen  Säu- 
len, die  hh.  Gertrud  und 
Johannes  Nepomuk ,  oben 
ein  Baldachin  auf  sechs  Säu- 
len, darin  ein  Relief  der 
Muttergottes.  Am  Fuss  die 
Inschrift:  L.  v.  c.  me  po- 
SUIT  I  7  46. 

Ciborium  aus  Silber 
vomj.  i697,  Augsburger  Be- 
schau, 35  cm  hoch,  getrieben 
mit  Rosen-  und  Distelorna- 
ment, noch  in  gotisierenden 
Formen.  Inschrift:  praeno- 

BILIS  DOMICELLA  GERTRUDIS 
MOERS  D.  O.  M.  B.  M.  V.  AD 
GRADUS  D.  D.    1 697. 

Kelch  aus  vergolde- 
tem Silber  (?),  einfach,  mit 
der    Inschrift :  generosus 

AC  PERILLUSTRIS  DOMINUS 
PHILIPPUS  WILHELMUS  LIBER 
BARO  DE  WASSENBERGH, 
RESPECTIVE  DOMINUS  DE 
WAMMEN,  CALICEM  DOMINO 
SACELLANO  ALTARIS  SANC- 
TAE  BARBARAE  RECTORI  DO- 
NUM  DEDIT  ANNO    I  7 5  7. 

Die  beiden  im  J.  1904 
umgegossenen  Glocken 
von  1445  und  1 6  7 1  trugen 
die  Inschriften : 

I.  SANCTA  GERTRUDIS,  PATRON A,  ORO  PRO  NOBIS.  GEORGIUS  ANTONIUS  WALBOTT 
A  BASSENHEIM,  BARO  DE  KONINGSVELT,  COLLEGIATAE  ECCLESIAE  WASSENBERGENSIS 
PRAEPOSITUS,  FRANCISCUS  SCHOLLER,  VICEPRAEPOSITUS,  SCHOLASTICUS  AC  THESAU- 
RAR1US  WASSENBERGENSIS,  JOANNES  SCHEEFKENS,  CANONICUS,  ALARDUS  AELFFERS, 
PASTOR,  THEODORUS  A  WASSENBERG  DE  WAMMEN,  MARGARITA  DE  HEGEMS.  PETRUS 
MICHELIN  ET  J.  BORLET  ME  FECERUNT  ANNO  DOMIXI  1 6  7  I .  VIVOS  VOCO,  MORTUOS 
PLORO.  JOANNES  CONREIPS,  JOANNES  ZEVERENS,  LEONART  ET  MARIA  JASPERS,  ELIZA- 
BETH SEVERINS. 


Fig.  15.    Havert,  kathol.  Pfarrkirche. 
Aufriss  des  Turmes  nach  der  Erhöhung  von  1904. 


5oo 


HAVERT 


33 


2.  GEIRTRUDIS  HEISCHEN  ICH,  ALL  ONGESIVER  VERDRIVEN   ICH.    ANNO  DOMINI  Kathoi. 

Pf arrk i  r  c  h( 

MCCCCXLV  FACTUM  IN  MAIO. 

Im  Besitz  des  Herrn  Pfarrers  Schmitz  einige  ältere  Ölgemälde,  darunter  Besitz  des 

Pfs  r  r  6  r  s 

erwähnenswert  eine  Anbetung  der  Könige,  vlämisch  oder  französisch,  Mitte  des  i7.  Jh., 
auf  Holz. 

KATHOLISCHE  KAPELLE  in  ISENB  RUCH  .(s.  t.  Conceptionis  imma-  Kathoi. 
culatae  B.  M.  V.).    Binterim  u.  Mooren,  E.  K.  II,  S.  1 94.  Isenbruch 

Handschriftl.  Qu.  im  Pfarrarchiv  zu  Havert  und  in  München,  Hof- 
und  Staatsbibliothek  (s.  o.  S.  3i.). 

Nach  der  bei  Aufstellung  des  jetzigen  Altars  gefundenen  und  wieder  vermauerten  Geschichte 
Konsekrations-Urkunde  war  der  Altar  im  J.  152 1  geweiht,  vielleicht  stammt  der  Bau 
aber  schon  aus  früherer  Zeit;  ein  Rektor  Adam  Schwertscheidt  wird  im  J.  1532  er- 
wähnt, Kollator  war  der  Pfarrer  von  Havert  (Mitteil,  des  H.  Pfr.  Lückerath  in  Wald- 
feucht). 

Gotischer  Bau  des  i5. — 16.  Jh.  aus  Mergelsteinen  mit  dreiseitigem  Chor-  Beschreibung 
schluss  und  mit  späterer  Westmauer  aus  Backsteinen,  im  Lichten  etwa  7  m  lang,  4,8o  m 
breit.  Im  Äusseren  sind  der  Chor  und  die  Westmauer  mit  ganz  glatten,  dreimal 
abgestuften  Strebepfeilern  besetzt;  im  Chorschluss  ein  vermauertes  kleines  Spitzbogen- 
fenster. Die  Rundbogenfenster  an  den  Langseiten,  je  zwei  an  jeder  Seite,  stammen 
von  einem  Umbau  am  Ende  des  1 9.  Jh.  Die  Westseite  aus  Ziegelmauerwerk  mit 
einfacher  Tür  ist  erst  im  18. —  1 9.  Jh.  ohne  Verband  zwischen  die  Chormauern  aus 
Mergelstein-Quadern  eingefügt;  vielleicht  stiess  westlich  früher  ein  Langhaus  an,  jeden- 
falls war  ein  solches  geplant.  Umlaufend  ein  Hausteingesims  mit  einfacher  Kehle; 
auf  dem  Dach  ein  viereckiger  beschieferter  Dachreiter. 

Das  Innere  mit  flacher  Decke  ist  schmucklos. 

Hübscher  kleiner  Rokoko-Altar  aus  der  Mitte  des  18.  Jh.,  aus  der  Kirche 
in  Waldfeucht  stammend. 

HAUS  WAMMEN.  Publications  de  la  societe  hist.  du Limbourg  VI, S.  484;  XVI,  Haus 

2l  m  in  6  n 

S.  388.  —  Lacomblet,  U.  B.  II,  Nr.  498.  —  Wolters,  Cod.  dipl.  Lossensis  Nr.  32.  —  von 
M  ering,  Burgen  in  den  Rheinlanden  X,  S.  32.  —  Duncker,  Rheinlands  Schlösser 
und  Burgen  (mit  Abb.  vor  dem  Neubau  der  Wirtschaftsgebäude).  —  Eissenberg -Mir- 
bach. —  Fahne,  Gesch.  der  Köln.,  Jülich,  u.  Berg.  Geschlechter  I,  S.  445;  II,  S.  1 89,  227. 
—  Tille -Krudewig,  Übersicht  II,  S.  202.  —  Berg.  Zs.  X,  S.  46.  —  Ann.  h.  V. 
N.  LVII,  S.  18,  i83. 

Handschriftl.  Qu.    Im   Düsseldorfer  Staatsarchiv:   Lehnbücher  der 
Heinsberger  Mannkammer. 

In  München,  Hof-  u.  Staatsbibliothek:  Sammlung  Redinghoven  (cod. 
germ.  221 3)  XIX,  Bl.  11 5. 

Der  Rittersitz  Wammen,  ursprünglich  Havert  genannt,  ist  vielleicht  identisch  Geschichte 
mit  dem  Allod  Havert,  das  Bischof  Balderich  von  Lüttich  von  der  Witwe  des  Grafen 
von  Valenciennes  erhalten  hatte  und  im  J.  1020  an  die  Abtei  S.  Jacques  gab  (Extrait 
du  cartulaire  des  eveques  de  Liege:  Compte  rendu  de  la  commission  d'hist.  de  Bel- 
gique  IX,  S.  22).  Später  erscheint  eine  Familie  von  Havert  im  Besitz,  von  ihr  kam 
das  Gut  durch  Erbschaft  an  Johann  von  Bree,  dessen  Gattin,  Mettel  von  Spee,  es 
nach  i483  ihrem  dritten  Manne,  von  Weims  gen.  Wambach,  zubrachte,  nachdem  es 
i463  auf  kurze  Zeit  —  wohl  auch  durch  Heirat  —  an  Dietrich  von  Zievel  gekommen 
war.    Nach  den  neuen  Besitzern  bekam  das  Gut  den  Namen  Wammen. 


.34 


KREIS  HEINSBERG 


Haus 
Wammen 


Beschreibung 


Seh  we  rt - 
scheidshof 


Haus 
Schaesberg 


Von  Bertram  von  Wambach  kam  der  Besitz  im  J.  i664  an  die  von  Schidderich 
und  im  J.  1 67 8  durch  Kauf  an  Dietrich  von  Hoengen  gen.  von  Wassenberg;  Frei- 
herr Philipp  Wilhelm  von  Wassenberg  erbaute  in  der  2.  H.  des  18.  Jh.  die  jetzige 
Anlage.  Durch  Heirat  kam  Haus  Wammen  im  J.  1 772  an  den  Freiherrn  Jodocus  von 
Hall  zu  Pesch  (f  1  792),  dessen  älteste  Tochter  (f  1816)  es  ihrem  Gemahl  Freiherrn 
Ferd.  von  Mosbach  gen.  Breidenbach,  zubrachte.  Deren  Tochter  brachte  es  wiederum 
an  die  Familie  Hävers  zu  Grevenbroich;  der  jetzige  Eigentümer  ist  Herr  Theodor 
Hävers  zu  Colmar  i.  E. 

Grosse  rechteckige  Hofanlage,  ursprünglich  von  breiten  Wassergräben  um- 
geben, zum  grössten  Teil  um  i87o  mit  neuen  Gebäuden  versehen;  alt  sind  nur  die 
Bauten  an  der  Süd  Westseite.  In  der  Mitte  liegt  hier  das  Wohnhaus,  ein  hübscher 
Rokokobau  von  drei  Achsen  und  zwei  Geschossen  mit  hohem  Mansarddach.  Nach 
dem  Hof  hin  ein  Rokokoportal  mit  geschnitztem  Oberlicht,  darin  das  Wassenbergische 

Wappen ,  über  beiden  Geschossen  in 
Eisenankern :  P.  W.  F.  H.  V.  W.  A  O.  1 7  7  1 
(Philipp  Wilhelm  Freiherr  von  Wassen- 
berg). Nach  Südosten  schliesst  sich  ein 
eingeschossiger  Flügelbau  der  gleichen 
Zeit  an,  der  an  der  Hofseite  aber  ganz 
verändert  ist.  An  der  Nordwestecke 
ist  ein  zweigeschossiger  Ziegelturm 
des  1 7.  Jh.  mit  schmalen  hohen  Fenstern 
und  stumpfem  Pyramidendach  noch  er- 
halten. 

Das  Innere  des  Wohnhauses  ist 
ohne  Bedeutung. 

Von   der   Ausstattung   ist  ein 
Totenschild   mit    dem  Wassenbergi- 
schen Wappen  und  der  Inschrift:  obiit 
i724,  d.  4.  aug.  zu  nennen  (jedenfalls 
dasjenige  des  Joh.  Dietrich  von  Wassen- 
berg, des  Vaters  des  Erbauers). 
SCHWERTSCHEIDSHOF,  einer  von  den  vier  Höfen,  die  neben  Wammen 
genannt  werden  (Eissenberg-Mirbach.  —  Aachener  Zs.  VI,  S.  1 39).   Das  Geschlecht 
Schwertscheide  erscheint  zuerst  im  J.  1 3 7 6 ;  um  1 665  erbaute  ein  Mitglied  der  Familie 
den  noch  bestehenden  Hof.    Jetziger  Eigentümer  ist  Herr  Heinrich  Schellartz. 

Einfache  quadratische  Hofanlage  des  1 7.  Jh.  aus  Backsteinen,  mit  einheit- 
lichem Dach  von  durchlaufendem  First  um  einen  verhältnismässig  kleinen  Binnenhof 
gruppiert.  In  der  Mitte  der  Strassenseite  das  rundbogige  Tor  in  Hausteinfassung 
mit  dem  gemalten  Schwertscheidschen  Wappen  auf  dem  Schlußstein  und  einem 
kleinen  rechteckigen  Erker  darüber,  dessen  Schlitzfenster  jetzt  vermauert  sind.  Links 
vom  Tor  in  Eisenankern  die  Jahreszahl  1 665 ;  an  der  rechten  Ecke  liegt  das  zwei- 
geschossige Wohnhaus  mit  Fenstern  in  Holzumrahmung.  Im  Erdgeschoss  des  Wohn- 
hauses zwei  hübsche  Renaissancekamine  auf  Halbsäulen  mit  skulptierten  Kon- 
solen, aus  der  Erbauungszeit  der  Anlage. 

HAUS  SCHAESBERG,  früher  Isenbruch  genannt.  Eissenberg-Mirbach. 
Hands  c  h  r  ift  1.  Qu.,  wahrscheinlich  in  dem  Archiv  auf  Schloss  Wissen, 
Kr.  Geldern  (vgl.  Kunstdenkmäler  des  Kr.  Geldern  S.  io3). 


Fig.  16.    Haus  Schaesberg. 
Lageplan  aus  der  1.  H.  des  19.  Jh. 


502 


HAVERT  —  HEINSBERG 


35 


Der  im  J.  1 273  genannte  Archidiakon  von  Lüttich,  Engelbert  von  Isenbruch,  Haus 
stammt  vielleicht  von  dem  Gute.  Im  i4.  Jh.  ist  das  Isenbrucher  Gut  im  Besitz  des  Geschichte 
Johann  von  Bicht ;  dessen  Erbin,  Margaretha  von  Geldorp,  übergab  es  ihrem  Schwieger- 
sohn Johann  von  der  Dunk.  Am  Ende  des  1 5.  Jh.  ist  Michael  von  Streithagen  Be- 
sitzer, im  J.  i542  sein  Schwiegersohn,  Jürgen  von  Schaesberg,  nach  dem  der  Besitz 
seinen  Namen  erhielt.  Es  folgen  durch  Verwandtschaft  um  1600  die  von  Imstenrath, 
durch  Testament  von  1688  diesen  die  von  Loe,  die  das  Gut  wahrscheinlich  bis 
zum  i9.  Jh.  besassen.  Jetzt  ist  das  Haus  im  Besitz  des  Herrn  Barbou  auf  Schloss 
Roosteren  (Holland). 

Rechteckige  Hofanlage,  zum  Teil  noch  von  Wassergräben  umgeben  Beschreibung 
(Lageplan  Fig.  16).  Das  an  der  Nordseite  gelegene  Wohnhaus  ist  im  Kern  noch 
ein  spätgotischer  Bau  des  1 5.  Jh.,  aus  Backsteinen  mit  Hausteinschichten,  im  18.  bis 
1 9.  Jh.  ganz  umgebaut.  An  der  Hofseite  noch  eine  hübsche  spätgotische  Türein- 
fassung mit  giebelförmigem  Sturz  und  Konsolen  in  den  oberen  Ecken  der  Laibung- 
Die  übrigen  Gebäude  um  den  Hof  sind  neueren  Ursprungs. 


HEINSBERG. 


Vo  r  g  e  sc  h. 
u.  g  e  r  m  a  n. 
Funde 


Kaltenbach  S.  4oi.  —  Offermann  S.  i88.  —  Lückerath,  Die  Herren  von  Literatur 
Heinsberg,  Jahresberichte  über  die  höhere  Stadtschule  zu  Heinsberg,  i887  bis 
1 89 1,  Neudruck:  Heinsberg 
(P.  W.  Joppen)  i9o2.  — 
Ders.,  Beiträge  zur  Gesch. 
von  Heinsberg  und  Um- 
gegend, Beilage  zur  Heins- 
berger Volkszeitung;  2  Hefte, 
1897  und  i898. 

VORGESCHICHT- 
LICHE UND  GERMA- 
NISCHE FUNDE.  Im 
J.  1 87 2  und  den  folgenden 
Jahren  sind  an  dem  Heins- 
berger Burgberg  und  in  der 
Umgebung  Feuersteingeräte 
usw.  gefunden  worden,  die 
in  die  Sammlung  des  Bür- 
germeisters Nathan  zu  Heins- 
berg kamen  (s.  u.  —  B.  J. 
LVII, S.  2 2 2.  —  Picks  Ms.VI, 
S.  i9). 

Man  will  auch  die  La- 
gerstätte der  im  J.  55.  v.  Chr. 
von  Cäsar  vernichteten  Usi- 
peter  und  Tenkterer  nach 
Heinsberg  und  Umgegend, 

in  den  Winkel  zwischen  Maas  und  Rur,  zu  verlegen;  die  zahlreichen  germanischen 
Gräber  (s.  u.  unter  Karken  und  Waldfeucht)  sollten  von  keiner  sesshaften  Bevölkerung 
herrühren  (Bergk,  Zur  Geschichte  und  Topographie  der  Rheinlande  in  römischer  Zeit, 


Fig.  17.    Heinsberg.   Ansicht  der  Gangolphuskirche  im  Stadtbild. 


5o3 


3* 


36 


KREIS  HEINSBERG 


Vorgesch.  1882,  S.  9.  —  Picks  Ms.  VI,  S.  i ).  Dem  widerspricht  jedoch  schon  der  Umstand, 
u  sr  c  r  m  3,  n 

Funde      dass  die  grossen  germanischen  Grabfelder  weit  in  das  Maastal  und  über  die  Maas 
weg  nach  Holland  hinein  sich  ausdehnen  (B.  J.  XCVII,  S.  36 1). 
Röm.  Funde  RÖMISCHE  FUNDE.   Im  J.  1874/75  fand  man  in  der  Nähe  von  Heinsberg 

römische  Münzen  (B.  J.  LVII,  S.  222).  Schneider  glaubt  auch  einen  römischen  Strassen- 
zug,  der  von  der  Maas  nach  Geilenkirchen  führe,  zu  erkennen  (Aachener  Zs.  XIV,  S.  226.) 
Kathoi.  KATHOLISCHE    HAUPTPFARRKIRCHE,     ehemalige  Stifts- 

Pfärrkirchö 

kirche  (s.  t.  s.  Gangolphi).  Habets,  Geschiedenis  van  het  bisdom  Roermond  I,  S.  376. 


Fig.  18.   Heinsberg,  kathoi.  Pfarrkirche.   Ansicht  vor  der  Wiederherstellung  des  Äusseren. 


—  Binterim  u.  Mooren,  E.  K.  II,  S.  1 89,  261,  487.  —  Cornelius,  Gesch.  des  Münste- 
rischen Aufruhrs  I,  S.  23 1,  235.  —  Lückerath,  Beiträge  I,  S.  7,  46,  83 ;  II,  S.  24,  45,  73. 

-  Aachener  Zs.  XII,  S.  1 85.  —  Ann.  h.  V.  N.  XLII,  S.  102.  —  Berg.  Zs.  XXII, 
S.  1 7 9,  206.  —  W.  Lindemann,  Die  Stiftskirche  vom  hl.  Gangolphus  zu  Heinsberg: 
Einladungsschrift  zur  Prüfung  der  Schüler  der  höheren  Unterrichtsklasse  zu  Heins- 
berg, 1 853.  —  Baudri,  Organ  für  christl.  Kunst  III  ( 1 853),  S.  1 43,  1 5 5 ,  160,  1 65,  180; 
IV  (i854),  S.  11.  —  von  Fisenne,  Baudenkmale  des  Mittelalters,  1886. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  1 1 2  Urkunden  von  1 242  an,  grössten- 
teils das  Gangolphusstift  betreffend,  u.  a.  Inkorporation  der  Pfarrkirche  im  J.  1242.  — 
Stiftungen  für  die  zahlreichen  Altäre  der  Kirche  von  1  289  ab.  —  Privilegierung  der 


5o4 


Taf.  II 


HEINSBERG 


,5  7 


Stadt  Heinsberg  v.J.  i436.  —  Urkunden  von  1682  und  i7i3  betr.  das  Pönitenten-  Kathoi. 

•  Pfärrlfirc 

kloster  in  Heinsberg.  —  Anniversarienverzeichnis  von  1467  ab.  —  Moderne  Geschichte 
des  Stiftes  und  der  Kirche  von  Oberpfarrer  Brands.  Im  einzelnen  vgl.  Tille- 
Krudewig,  Übersicht  II,  S.  i75.  -  Lückerath,  Beiträge  a.  v.  O.  —  Ann.  h.V.  N. 
LXIL  S.  i93,  201. 

Auf  dem  Bürgermeisteramt:  Im  3.  Band  der  Kirchen-Register  Mit- 
teilungen über  Ablässe  und  über  die  Kirche  im  1 7.  Jh.  (Tille-Krudewig,  Übersicht  II, 
S.  1 79). 

Im  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf:  1 87  Urkunden  von  1207  —  1 7 7 5 .  —  Zwei 
Bände  des  16.  Jh.  mit  Abschriften.  —  Akten  vom  1 6.  Jh.  ab  bis  1802.  —  Archiv- 
inventar von  i644  (Berg.  Zs.  III,  S.  325.  —  Ilgen,  Rhein.  Archiv  S.  83). 

In  Berlin,  König  1.  Bibliothek:  Statuta  ecclesiae  Heinsbergensis,  Cod. 
Boruss.  Nr.  753. 


Fig.  19.    Heinsberg.    Grundriss  der  kathoi.  Pfarrkirche. 


In  München,  Hof-  und  Staatsbibliothek:  Sammlung  Redinghoven  II, 
Bl.  52i  ;  IV,  Bl.  3i,  33;  XIX,  Bl.  io3;  LV,  Bl.  96,  i32. 

In  Brüssel,  Königl.  B  ib  lioth  ek,  Köln,  Stadtarchiv,  Gangelt,  Bürger- 
meisteramt und  bei  Herrn  Fischenich:  Jakob  Kritzraedts  Gangelter  Chronik,  be- 
arbeitet unter  Benutzung  des  Stiftsarchives  in  Heinsberg.  Vgl.  Aachener  Zs.  XIII, 
S.  i84.  —  Lückerath,  Beiträge  I,  S.  45. 

Die  Nachrichten  über  die  Pfarrkirche  in  Heinsberg  setzen  erst  mit  ihrer  Ver-  Geschichte 
Schmelzung  mit  dem  Gangolphusstift  ein.  Im  J.  11 44  war  in  dem  Streite  zwischen 
Graf  Goswin  II.  von  Heinsberg  und  Wilhelm  von  Limburg  das  Schloss  Heinsberg 
zerstört  worden  (s.  u.  S.  61),  wahrscheinlich  auch  die  an  dem  Schlosshügel  gelegene 
Pfarrkirche,  denn  die  in  dem  jetzigen  Bau  noch  erhaltene  Krypta  stammt  aus  der 
Mitte  des  12.  Jh.  Um  dieselbe  Zeit,  nach  einer  unverbürgten  Mitteilung  im  J.  ii4o, 
hatte  Oda,  die  Witwe  Graf  Goswins  L,  auf  ihrem  Schloss  ein  Kanonikerstift  ge- 
gründet. Diesem  Kanonikerstift  zum  h.  Gangolphus  auf  dem  Schlosse  wird  die 
Heinsberger  Pfarrkirche  im  J.  I24a  durch  Graf  Heinrich  von  Heinsberg  inkorporiert; 
sie  wurde  im  J.  1 2 5 7  von  den  Kanonikern  bezogen  und  im  J.  1262  neu  geweiht. 


5o5 


38 


KREIS  HEINSBERG 


K  athol. 
Pfarrkirche 


Wiederher- 
stellung 


Die  heutige  Kirche  ist  mit  Ausnahme  der  Krypta  ein  Bau  des  1 5.  Jh.  Der 
Chor  wurde,  wie  die  nicht  im  Verband  mit  dem  Schiff  aufgemauerten  westlichen 
Strebepfeiler  beweisen,  zuerst  aufgeführt,  vielleicht  in  der  Zeit  bald  nach  i4oo.  Nach 
kurzem  Zwischenraum  erfolgte  der  Bau  des  Turmes  und  des  Schiffes,  dessen  Höhe 
auffallend  geringer  ist  als  die  des  Chores.  Die  Vollendung  dürfte  nicht  vor  die 
letzten  Jahrzehnte  des  1 5.  Jh.  zu  setzen  sein.  Das  ehemals  im  nördlichen  Seitenschiff 
aufgestellte  Grabdenkmal  der  Herren  von  Heinsberg  entstand  wohl  kurz  vor  der 
Mitte  des  i5.  Jh. ;  es  kann  bei  dem  engen  Anschluss  der  Gruft  an  die  Fundament- 
mauern des  Seitenschiffes  erst  nach  dessen  Aufbau  wenigstens  bis  zu  einer  gewissen  Höhe, 
entstanden  sein  (s.u.).  Andrerseits  scheint  die  aus  dem  i7. —  18.  Jh.  herrührende 
Bauinschrift  mit  der  Jahreszahl  i482  am  südlichen  Schiff  ein  überliefertes,  wohl  auf 

die  Vollendung  dieses  Schiffes  bezügliches 
Baudatum  zu  enthalten.  Wohl  noch  um 
die  Wende  des  i5.  Jh.  hat  man  die  Kirche 
durch  Verlängerung  der  Seitenschiffe  bis 
zur  Westwand  des  Turmes  erweitert. 

ImJ.  1 656  wird  berichtet,  dass  der 
Bau  kurz  vorher  eine  prächtige  Wieder- 
herstellung erfahren  habe ;  die  Spuren 
dieser  Arbeiten  sind  durch  die  Arbeiten 
des  i9.  Jh.  jedoch  vollkommen  verwischt 
worden.  Eine  weitere  Instandsetzung  hatte 
im  J.  1 666  stattgefunden  (Bauinschrift  am 
südlichen  Seitenschiff,  s.  u.);  im  J.  i7o2 
wurden  durch  einen  Brand  infolge  Blitz- 
schlages die  Dächer  zerstört.  Aus  der 
Zeit  stammten  wohl  auch  die  bei  den 
letzten  Arbeiten  des  i9.  Jh.  veränderten 
Langhausdächer  und  die  barocke  Turm- 
haube (Fig.  18).  In  der  Nacht  des  9/io.  Fe- 
bruar 1 783  stürzte  ein  Teil  der  Gewölbe  im 
Mittelschiff  und  im  nördlichen  Seitenschiff  ein  und  zertrümmerte  das  gotische  Grab- 
denkmal der  Herren  von  Heinsberg. 

Mit  dem  J.  i848  setzt  eine  grosse  durchgreifende  Herstellung  der  Kirche  ein; 
damals  wurde  nach  dem  Vorbild  des  Kölner  Dombauvereins  ein  Bauverein  gegründet 
(Lückerath,  Beiträge  II,  S.  45),  der  mit  Beihülfen  König  Friedrich  Wilhelms  IV.  und 
des  Prinzen  Wilhelm  von  Preussen  eine  umfangreiche  Tätigkeit  entfaltete.  In  den 
J.  i848 — r 85 5  wurden  die  im  J.  1 783  eingestürzten  Gewölbe  wieder  eingezogen,  im 
J.  i85o  eine  Reihe  von  Gemälden  restauriert,  im  J.  1 85 5  das  Turmgewölbe  wiederher- 
gestellt. Der  Verein  wandte  sich  dann  auch  einer  Herstellung  des  Inneren  im  Sinne 
der  Stilreinheit  zu.  Im  J.  1860  und  den  folgenden  Jahren  wurden  die  Barock- 
altäre durch  moderne  gotische  Arbeiten  ersetzt,  im  J.  1880  der  Choraufgang  und  die 
Treppen  zur  Krypta  umgebaut.  Nach  einer  Bewilligung  von  20000  Mk.  durch  die 
Rheinische  Provinzialverwaltung  im  J.  i884  ging  man  an  eine  durchgreifende  Her- 
stellung des  Äusseren,  die  bis  zum  J.  1 898  dauerte  und  unter  der  Leitung  des  Archi- 
tekten L.  von  Fisenne  in  Gelsenkirchen  stand.  Das  einheitliche,  auch  über  die 
Seitenschiffe  weggeschleppte  Dach  wurde  durch  getrennte  Dächer  ersetzt;  für  die 
Gestaltung    des    Mittelschiffdaches   war    ein  Anhalt   durch   Kalkleisten  am  Turm 


Fig.  20.  Heinsberg,  kathol.  Pfarrkirche. 
Turm:  Grundriss  des  Glockengeschosses. 


5o6 


HEINSBERG 


39 


Beschreibung 


gegeben,   ebenso  für  die  Einzeldächer  über  den  Seitenschiffjochen.    Anhaltspunkte    ,Ka  th°  l- 

ob'  j  pf arrkirchf 

fehlten   dagegen   für   die   spitzen   Steingiebel   über   den   Seitenschiffjochen,    es  ist 
vielmehr  wahrscheinlich,  dass  hier  Walmdächer  bestanden  haben,  wie  sie  für  die  spät- 
gotischen Ziegelkirchen  der  Jülicher  Gegend  charakteristisch  sind.  Der  Turmhelm  und  die 
Galerie   des   Turmes  wurden 
gleichfalls      damals  erneuert 
(vgl.    Kölner   Domblatt  i857, 
Nr.  143). 

Mächtige  dreisch i ffige 
Hallenkirche  mit  grossem 
Westturm,  aus  dem  1 5.  Jh.,  und 
mit  Krypta  aus  der  Mitte  des 
12.  Jh.,  im  Lichten  etwa  53  m 
lang,  2  2,5  m  breit;  Material 
Backstein  unter  Verwendung 
von  Haustein  für  Gesimse,  Mass- 
werk usw.  (Ansichten  Fig.  l7> 
18,  23  und  Tafel  II.  —  Grund- 
risse und  Schnitt  Fig.  i9,  20 
und  24.  —  Details  21  und  22. 
—  Krypta  Fig.  2  5  und  26.  — 
Ausstattung  Fig.  2  7  bis  38, 
Taf.  III— VI). 

Der  Westturm,  unten         ..  1 '  V~„:2^,\^~       ■■itfbr^  AusiSPr"s 

L  I 1  lllllillilra  I  .II  llil  Turm 

nur  mit  seiner  Westfront  frei 
liegend ,  ist  eine  sechsge- 
schossige Anlage,  bei  der  je 
zwei  Geschosse  in  der  für  die 
ganze  Gegend  charakteristischen 
Form  zusammengefasst,  durch 
Stockwerkgurte  abgesetzt  und 
durch  grosse  Masswerkblenden 
gegliedert  sind.  Unten  ein 
spitzbogiges  Portal  mit  reich 
profilierter  Laibung,  um  dessen 
Bogen  das  Kaffgesims  ver- 
kröpft ist;  darüber  ein  vier- 
teiliges Masswerkfenster,  an  den 
beiden  Seiten  grössere  drei- 
teilige Masswerkblenden.  Die 
Mittelpartie  des  Turmes  hat  in 
der  Mitte  jeder  Seite  eine 
dreiteilige,  seitlich  je  eine  zwei- 
teilige schlanke  Masswerkblende,  die  in  halber  Höhe  durch  Masswerkbögen  noch- 
mals aufgeteilt  sind;  in  den  Blenden  liegen  nur  kleine  Schlitze  für  die  Lichtzufuhr. 
Die  Blenden  dieser  Turmpartie  sind  nicht  wie  die  übrigen  Masswerke  an  dem  Bau 
aus  Haustein,  sondern  aus  vorzüglich  gebrannten  Formsteinen  ausgeführt.  Der  letzte 
Teil   des  Turmes  zeigt  eine  fast  genau   gleiche    Blendengliederung;    in   der  oberen 


Fig.  21.  Heinsberg,  kathol.  Pfarrkirche.  Portal  in  der  Vorhalle. 


5o7 


4o 


KREIS  HEINSBERG 


Kathoi.  Hälfte  sind  die  Blenden  als  Schallfenster  geöffnet.  Galerie  und  Helm  des  Turmes 
Pfurrlcirshö. 

sind  modern.  Ahnlich  den  übrigen  spätgotischen  Backsteintürmen  der  Jülicher  Ge- 
gend, z.  B.  dem  Turm  in  Erkelenz,  sind  die  Abmessungen  sehr  bedeutend ;  in  der 
Glockenstube  beträgt  die  Mauerstärke  noch  fast  2  m  (Fig.  20).  Ein  mit  drei  Seiten 
vorspringender  Treppenturm  an  der  Südseite  reicht  nur  bis  zum  dritten  Geschoss, 
von  da  ab  liegt  die  Treppe  in  der  Mauerstärke  der  Südostecke  des  Turmes  (Fig.  20). 
Schiff  Bei  dem  Schiff  der 

Kirche  entfallen  von  den 
sieben  Jochen  der  Lang- 
seiten fünf  auf  das  eigent- 
liche Langhaus,  die  bei- 
den westlichen  auf  die 
nur  unbedeutend  jünge- 
ren Seitenschiffverlänge- 
rungen an  den  Seiten  des 
Turmes.  Die  Strebepfei- 
ler sind  in  das  Innere 
gezogen ;  nach  aussen 
treten  sie  —  ebenso  auch 
an  den  Verlängerungen 
der  Seitenschiffe  —  als 
flache  Vorlagen  auf  drei- 
eckigem Grundriss  vor, 
die  über  dem  Kaffgesims 
nur  noch  einmal  mit 
einem  Gesims  zurückge- 
setzt sind.  In  jedem  Joch 
ein  hohes  zweiteiliges 
Masswerkfenster;  an  den 
Westseiten  der  Seiten- 
schiffverlängerungen ent- 
sprechende Masswerk- 
blenden. An  der  Nord- 
seite tritt  vor  das  west- 
liche Joch  des  eigent- 
lichen Langhauses  eine 
mit  breitem  Spitzbogen 
ganz  geöffnete  Vorhalle, 
im  Oberbau  jetzt  verän- 
dert (Fig.  18);  sie  hat  ein  zierliches  Sterngewölbe  auf  Eckkonsolen  mit  den  Evan- 
gelistensymbolen. In  der  Seitenschiffmauer  das  schöne  Portal  (Fig.  21)  in  profiliertem 
Spitzbogengewände,  der  gerade  Sturz  mit  Vierpässen  besetzt. 

Über  jedem  Joch  der  Seitenschiffe  jetzt  ein  moderner,  äusserst  steiler  Giebel 
mit  spitzbogigem  Fenster.  An  der  östlichen  Kopfseite  des  südlichen  Seiten- 
schiffes ein  kleines  vermauertes,  hoch  liegendes  Masswerkfenster ;  der  Halbgiebel 
an  dieser  Kopfseite  ist  gleichfalls  modern.  Hier  auch  die  beiden  Bauinschriften 
(s.  o.  S.  38):    1482   fundatum,    1666  elevatum,  und:    i7o2  fulgure  ustum  et 

RESTAURATTJM. 


Fig.  22.  Heinsberg,  kathoi.  Pfarrkirche.   Blindfenster  im  Chor. 


5o8 


HEINSBERG 


41 


Der  Chor,  aus  zwei  rechteckigen  Jochen  und  dem  grösseren  Ostjoch  mit  drei-  Kathoi. 
seitigem  Schluss  bestehend,  hat  grosse,  dreimal  abgesetzte  Strebepfeiler  mit  Haustein-     "cL,1/0  6 
gliederungen.    Durch  den  nordöstlichen  Strebepfeiler  des  Chorschlusses  führt  ein 
Törchen,  das  bei  dem  ganz  ausgenutzten  Terrain  des  Plateaus  einen  Umgang  er- 
möglicht.   Die  Fenster  sind  mächtige  vierteilige  Masswerkfenster  mit  einer  Aufteilung 
in  halber  Höhe;  die  beiden  Fenster  der  Südseite  sind  vermauert,  an  der  Nordseite 
hat  neben  dem  Treppentürmchen  nur  ein  zweiteiliges,  schmales  Fenster  Raum  ge- 
funden.     Das  rechteckige 
Treppentürmchen    hat  an 
Stelle    des  ursprünglichen 
Walmdaches     über  dem 
Hauptgesims  jetzt  noch  ein 
modernes  Obergeschoss  mit 
vierseitiger  Pyramide. 

In  den  Winkel  zwi- 
schen Nordschiff  und  Chor 
ist  vor  die  beiden  Joche  des 
Chores  die  Sakristei  an- 
gefügt, ein  eingeschossiger, 
nach  vorhandenen  Ansätzen 
ursprünglich  zweigeschossig 
projektierter  Bau  von  zwei 
Jochen  mit  dreiseitigem 
Schluss.  Der  Bau  hat  ein- 
fache Strebepfeiler  und  klei- 
ne ,  zweiteilige  Masswerk- 
fenster. 

Im  Inneren  desTur- 
mes  sind  die  beiden  Unter- 
geschosse, die  sich  mit  brei- 
tem, hohem  Bogen  zum 
Mittelschiff  öffnen ,  durch 
die  Orgelbühne  aufgeteilt. 
Über  der  Orgelbühne  das 
im  J.  1 85 5  erneuerte  oder  da- 
mals erst  ausgeführte  Kreuz- 
gewölbe. Sonst  hat  der 
Turm  nur  Balkenlagen. 

Mittelschiff  und  Chor  sind  mit  Netzgewölben  überdeckt  (Fig.  24);  die  ob-  Schiff  u.  Chor 
longen,  an  den  Ecken  abgefasten  Pfeiler  gehen  ohne  Kämpfer  in  die  schmaleren 
Schildbögen  über,  der  Kern  der  Pfeiler  verläuft  grade  aufsteigend  in  den  Gewölbe- 
kappen (vgl.  die  verwandte  Lösung  in  Erkelenz :  Renard,  Die  Kunstdenkmäler  der 
Kr.  Erkelenz  und  Geilenkirchen,  S.  44,  Fig.  21).  Nach  Mittelschiff  und  Seitenschiffen 
hin  sind  Achteckdienste  mit  einfachen  Blattwerkkapitälen  vorgelegt.  In  den  mit 
einfachen  Kreuzgewölben  überdeckten  Seitenschiffen  bilden  die  nach  innen  ge- 
zogenen Strebepfeiler  grosse  Nischen  von  mehr  als  1  m  Tiefe;  die  Seitenschiff  Verlänge- 
rungen nach  Westen  sind  durch  breite  Gurtbögen  abgetrennt.  Im  Chor  setzen  die 
schlanken   Runddienste   aul    Konsolen   in  der  Höhe  des  Kaffgesimses  an.    An  dei 


Fig.  23.    Heinsberg,  kathoi.  Pfarrkirche. 
Inneres  vor  dem  Umbau  des  Choraufganges. 


5o9 


HEINSBERG 


4.3 


Nordwand,  gegen  die  Sakristei  hin,  liegen  hohe,  den  Chorfenstern  entsprechende  Kathoi. 

Pfurrkirc 

Blindfenster  mit  reicher  Masswerkausbildung  (Fig.  22). 

Die  Krypta  (Fig.  24 — 26)  ist  eine  dreischiffige  Halle  von  etwas  mehr  als  vier  Krypta 
Jochen  und  mit  gradem  Ostabschluss.  Der  Zugang  erfolgt  heute  durch  zwei  in  die 
Langseiten  einmündende  Treppen,  während  früher  die  Treppen  direkt  von  der  Kirche 
aus  in  die  Westwand  der  Krypta  auf  die  beiden  Seitenschiffe  ausliefen  (Fig.  2  5).  Ur- 
sprünglich hatte  die  Krypta  auch  nach  Westen  eine  grössere  Ausdehnung,  dieses 
(fünfte)  Westjoch  ist  wahrscheinlich  bei  dem  Umbau  um  die  Mitte  des  1 9.  Jh. 
fast  ganz  weggeschnitten  worden. 

Die  Kryptengewölbe  (Fig.  2  5  u.  26)  ruhen  auf  derben,  kurzen  Säulen,  deren  Basen 
kleine,  noch  unentwickelte  Eckknollen  und  eine  auffallend  hohe  Kehle  zwischen  küm- 
merlichen Wülsten  aufweisen.    Die  Würfelkapitäle  tragen  den  für  die  Mitte  des  12.  Jh. 


J  L 


Fig.  25.    Heinsberg,  kathoi.  Pfarrkirche.    Grundriss  und  Säule  der  Krypta. 


charakteristischen  Besatz  mit  schnürenartigen  Rippen;  die  Kämpferplatte  ist  be- 
sonders reich  und  fein  gegliedert.  An  den  Wänden  Pilaster,  die  ohne  Basen  aus  einer 
umlaufenden  niedrigen  Bank  aufsteigen  und  Kämpferplatten  wie  die  der  Säulen 
tragen.  Die  Gewölbe  sind  einfache  gratige  Kreuzgewölbe  zwischen  wenig  vortreten- 
den breiten  Gurtbögen;  die  Gewölbescheitel  verlaufen  genau  horizontal,  die  Kappen 
sind  nicht  gebust.  An  Lichtöffnungen  ist  jetzt  nur  ein  breites,  offenbar  aus  späterer 
Zeit  stammendes  Fenster  an  der  Südseite  zu  erkennen. 

Ausstattung.  Ausstattung 
Die  Altäre  sind   modern;  die  Deckplatte  des  Altars  der  Krypta  lag  im  Altäre 
J.  i852  noch   unter  dem  Hauptportal   im  Fussboden;  sie  trug  die  Inschrift:  fun- 

DATUM  DEDICATUMQUE  HOC  ALTARE  A  JOANNE  ROTARIO,  CANONICO,    ET  HENRICO  DE 

ertbrüggen  anno  domini  1289.  (Einladungsschrift  zur  Prüfung  der  Schüler  der 
höheren  Unterrichtsklasse  zu  Heinsberg  1 853,  S.  i44  Anm.  —  Urkunde  bei:  Tille- 
Krudewig,  Übersicht  II,  S.  1 75.  —  Lückerath,  Beiträge  II,  S.  32). 

Das  Chorgestühl,  an  beiden  Langseiten  des  Chores,  ist  eine  hervorragende  Chorgestühl 
spätgotische  Schnitzarbeit  aus  der  Zeit  um  i45o  (Taf.  III,  Fig.  3ou.3i).  Jede  Hälfte  hat 


5n 


44 


KREIS  HEINSBERG 


Ausstattung  in  der  oberen  Reihe  mit  hoher  Rückwand  io,  in  der  vorderen  Reihe  nur  9  Sitze, 
Chorgestühl  wgjj  jn         ^itte  ejn  i)urchgang  gelassen  ist.    Die  abschliessende  Kehle  ist 

glatt,  die  Rückwände  zeigen  über  den  Sitzen  glatte  Füllungen  mit  üppigem,  durch- 
brochenen Laubwerk  als  oberem  Abschluss.  Auf  den  Armlehnen  zwischen  den  Sitzen 
Blattwerkknäufe,  vereinzelt  auch  Köpfe.  Besonders  reich  sind  die  Wangen 
ausgebildet,  die  der  Rückwand  mit  Frucht-  und  Laubwerk  von  ausgezeichneter,  gross- 
zügiger Behandlung  (Fig.  3i),  darin  verschiedene  Darstellungen:  ein  Waldmensch,  ein 
Jäger,  ein  Ziegenbock,  der  Trauben  nascht,  ein  lesender  Affe  u.  a.  m.  Von  den 
Wangen  der  Vordereihen  sind  zwei  mit  Laubwerk  geschnitzt,  in  den  beiden  anderen 


Fig.  26.   Heinsberg,  kathol.  Pfarrkirche.   Inneres  der  Krypta. 


das  Heinsbergische  Wappen,  in  trefflicher  Weiterbildung  der  schönen,  etwas  älteren 
Wappendarstellungen  an  dem  Grabmal  (s.  u.). 
Taufkapelle  Im  Westjoch  des  südlichen  Seitenschiffes  ist  zwischen  den  Strebepfeilern  die 

Taufkapelle  angelegt.  Das  in  das  Seitenschiff  hineinragende  schmiedeeiserne  Ab- 
schlussgitter ist  eine  schöne  spätgotische  Arbeit  mit  Stabwerk  und  Lilienendungen 
aus  der  Zeit  um  iSoo;  da  das  Gitter  zweifellos  für  die  Stelle  gearbeitet  ist,  so  gibt 
es  auch  einen  Beweis  dafür  ab,  dass  die  Seitenschiffverlängerungen  noch  während  des 
Baues  in  Angriff  genommen  wurden  (Fig.  2  7). 

Der  Taufsteindeckel  hängt  an  einem  gleichzeitigen  schmiedeeisernen  Kran 
mit  grosser  Masswerkrosette  (Fig.  28  u.  2  9);  die  Vorrichtung  zum  Anheben  des  Deckels, 
der  bei  Seite  geschwenkt  werden  kann,  entspricht  mit  seiner  Hebelkonstruktion 
den  übrigen  Kranen  dieser  Art,  z.  B.  in  Zülpich,  in  Notre  Dame  zu  Hai  (von  i466), 


5l2 


HEINSBERG 


45 


in  St.  Martin  zu  Ypern,  in  Dixmude,  in  Breda  (Ysendyck,  L'art  dans  les  Pays-Bas,  Ausstattung 
2.  serie,  IV,  pl.  3 — 5). 

Der  Taufkessel  (Fig.  28  u.  2  9)  ist  eine  vorzügliche,  gleichfalls  aus  der  Zeit  um  Taufkessel 
i5oo  stammende  Gelbgussarbeit  in  Pokalform,  i,58  m  hoch,  jedenfalls  von  einem 
Meister  der  Maasgegend.  Der  runde,  wohl  durch  nachträgliches  Drehen  ge- 
glättete Schaft  mit  Becken  ist  —  wie  fast  alle  spätgotischen  Arbeiten  dieser  Art  — 
überaus  reich  profiliert;  er  ruht  auf  drei  liegenden  Löwen  und  trägt  am  Rande  des 
Beckens  einen  Masswerkfries.  Der  Deckel  hat  den  gleichen  Rand-Fries,  oben 
um  den  Abschluss  ein  Ornament  aus  einzelnen  grossen  Blättern;  als  Aufsatz  die 
Statuette  des  h.  Gangolphus  mit  Schild  und  Fahne. 

Im  südlichen  Seitenschiff  ist  seit   der  Mitte  des  i9.  Jh.  das  früher  an  dem  Grabdenkmäler 
Mittelschiffpfeiler,  der  jetzt  die  Kanzel  trägt,  befindliche  Grabdenkmal  des  Hiero- 
nymus von  Efferen  zu  Stolberg,  Jülichscher  Artillerie-  und  Zeugmeister,  Amtmann 


Fig.  27    Heinsberg,  kathol.  Pfarrkirche.    Abschlussgitter  der  Taufkapelle. 


zu  Heinsberg  und  Wassenberg,  eingelassen;  er  wurde  angeblich  im  J.  1 55 2  in  einem 
Strassenkampf  zu  Heinsberg  gelegentlich  von  Religionsunruhen  erschlagen  (Aachener 
Zs.  XV,  S.  11.  —  Lückerath,  Beiträge  II,  S.  4).    Unten  die  Inschrifttafel:  esaiae 

CAP.  53.  WARLICH  EHR  HAT  UNSERE  KRANCKHEIT  AUF  SICH  GENOMMEN  UND  EHR 
SELBST  HAT  UNSERE  SCHMERTZEN  GETRAGEN.  EHR  IST  VON  UNSER  BOESHEIT  WEGEN 
VERWUNDT  UNDT  UMB  UNSER  GROESSER  SUNDEN  WILLEN  IST  EHR  ZERKNITSCHT  UND 
ZERSCHLAGEN  WORDEN.     HIERONYMUS    VON    EFFEREN,  HER   ZO    STAILSBURCH,    IS  GE- 

storven  int  jar  1 55 2,  den  xxvii.  july.  bit  godt  für  die  seel;  seitlich  auf  den 
Pilastern  Löwenköpfe.  In  der  Mitte  zwischen  ionischen  Säulen  der  Ritter,  knieend 
mit  gefaltenen  Händen,  vor  ihm  Helm  und  Handschuhe.  Auf  dem  Gebälk  erhebt  sich 
ein  ähnlicher  kleinei  Aufsatz  mit  Flachgiebel  und  Voluten.  In  dem  Aufsatz  sind  von 
der  ursprünglich  jedenfalls  acht  Wappen  umfassenden  Ahnenreihe  nur  die  beiden 
allein  erhaltenen  Wappen  Merode  und  Elter  angebracht. 

Grabmal  der  Herren  von  Heinsberg  (Heinsberger  Volkszeitung,  n.Dez. 
1880.  —    von  fisenne,  Kunstdenkmale  des  Mittelalters  III.  Serie,  Lief.  3  mit  un- 


5i3 


46 


KREIS  HEINSBERG 


Ausstattung  richtiger  Rekonstruktion.  —  Lückerath,  Beiträge  I,  S.  65.  —  Ann.  h.  V.  N.  LVIII, 
Grabdenkmälerg  lga  _  pICK>  Aug  Aachens  Vergangenheit  S.  366,  383  Anm.). 

Die  Gruft  der  Herren  von  Heinsberg,  die  in  dem  vorletzten  Joch  des  nörd- 
lichen Seitenschiffes  vor  dem  Nebenaltar  liegt,  wurde  in  engem  Anschluss  an  die 
Aussenmauer  des  Schiffes  und  den  einspringenden  Strebepfeiler,  also  höchst  wahr- 
scheinlich gleichzeitig  mit  oder  bald  nach  diesem  Schiff  angelegt.    Auf  dem  Denkmal 

waren  Johann  I.  von  Heins- 
berg (-j-  1439),  seine  Gemah- 
lin Margarethe  von  Gennep 
(t  1 4 1 9 )  und  ihr  Sohn  Jo- 
hann II.  (f  i443)  dargestellt; 
nach  den  in  dem  Grabe  be- 
findlichen Bleitafeln  sind  auch 
Johann  III.  (t  i448)  und 
Johann  von  Heinsberg,  Bi- 
schof von  Lüttich  (f  1 459), 
hier  begraben.  Da  aber  nur 
die  drei  erstgenannten  Mit- 
glieder der  Familie  auf  dem 
Denkmal  dargestellt  sind,  so 
ergibt  sich  mit  grosser  Wahr- 
scheinlichkeit die  Zeit  von 
1443—1 448  für  seine  Her- 
stellung; dafür  sprechen  auch 
stilistische  Gründe  und  die 
Baugeschichte  der  Kirche. 
Die  Gebeine  Johanns  I  und 
der  Margaretha  von  Gennep 
werden  nach  Vollendung  der 
Gruft  dorthin  aus  einem  an- 
deren Grabe  der  Kirche 
übertragen  worden  sein. 

Das  Grabdenkmal  wurde 
bei  dem  Gewölbeeinsturz  des 
J.  i  783  (s.  o.  S.  38)  zertrüm- 
mert; im  J.  1880  stiess  man 
auf  die  Gruft,  deren  Decke 
gesichert  wurde,  die  Gebeine 
wurden  in  einem  neuen  Schrein 
die  Fragmente  der  Figuren  und 


Fig.  28.    Heinsberg,  kathol.  Pfarrkirche. 
Taufkessel  mit  Eisenkran. 


der  dort  beigesetzten  Personen  mit  den  Funden 
gesammelt.  In  die  Gruft  hatte  man  im  J.  1 783 
Baldachine  gelegt,  die  Wangenstücke  des  Hochgrabes  mit  den  Ahnenwappen  in  die 
Wände  des  Seitenschiffes  eingemauert.  Da  seit  dem  J.  1880  die  Fragmente  in  dem 
Turm  am  Friedhof  aufgestapelt  lagen  und  auf  die  Dauer  so  vor  dem  Untergang  nicht 
zu  retten  waren,  so  wurde  die  Wiederaufstellung  und  Ergänzung  des  Denkmales 
in  Aussicht  genommen;  die  Mittel  hierzu  sind  in  den  J.  i9o3  und  i9o4  durch 
Bewilligungen  des  Staates,  der  Provinzialverwaltung  und  der  Kirchengemeinde  bereit- 
gestellt worden.  Die  dem  Bildhauer  Mormann  in  Wiedenbrück  übertragene  Arbeit 
befindet  sich  augenblicklich  (i9o5)  in  der  Ausführung. 


5i4 


HEINSBERG 


47 


Die  Gruft  ist  ein  kleiner  viereckiger  Raum  von  2,3o  m  Länge,  i,7o  m  Breite  Ausstattung 
und  i,9o  m  Höhe,  an  der  Ostseite  befindet  sich  ein  schräger  Schacht  (keine  Treppe)  Grabdenkmaler 
zum  Einbringen  der  Särge. 
Der  Raum  ist  durch  acht 
schwere  Eisenstangen,  auf  die 
die  Särge  gestellt  wurden, 
in  drei  Geschosse  geteilt. 
Eine  nachträgliche  Unter- 
suchung im  J.  i9o4  ergab, 
dass  man  im  T.  1  783  die 
Gruft,  die  ursprünglich  bis 
unter  die  Deckplatte  des 
Hochgrabes  reichte,  mit  der 
Platte,  auf  der  die  3  Figuren 
lagen,  verschlossen  hatte; 
wohl  gleichzeitig  hatte  man 
in  den  darüber  gelegten  Bo- 
denbelag eine  Platte  mit  der 
Inschrift:  sepulcrum  comi- 

TUM  DE  LOEN  AB  HEINSBERG. 

eingefügt. 

In  der  Gruft  fand 
man  im  J.  1880  ausser  den 
Gebeinen  und  den  Stücken 

der  Figuren  die  Reste  eines  hölzernen  Bischofsstabes 
platten  mit  den  folgenden  Inschriften: 


Fig.  29.    Heinsberg,  kathol.  Pfarrkirche. 
Eisenkran  und  Taufkesseldeckel. 


hauptsächlich  aber  fünf  Blei- 


Fig.  30.    Heinsberg,  kathol.  Pfarrkirche.    Vorderansicht  des  nördl.  Chorgestühls. 


1.  HERE  JOHAN  VAN  LOEN,  HERE  ZO  GUYLGE  IND  ZO  HEYNSBERG,  ZO  LEVENBERG. 

2.  VRAUWE  GRETA  VAN  GENPE,  VRAUWE  ZO  HEYNSBERG. 

3.  JONCKER  JOHAN  VAN  LOEN,  HERE  ZO  HEYNSBERG  IND  ZO  LEBENBERG. 

4.  JONCKER  JOHAN  VAN  LOEN,  HERE  ZO  HEYNSBERG  IND  ZO  DEIST. 


5 1 5 


48  KREIS  HEINSBERG 


Ausstattung 
Grabdenkmäler 


5.  ANNO  DOMINI  MCCCCLIX,  DIE  LUCE  EVANGELISTE,  OBIIT  DOMINUS  DE  LOS, 
OLYM  EPISCOPUS  LEODIENSIS,  DOMINUS  JOHANNES  TEMPORALIS  DE  HEYNSBERG,  DE 
MILLEN,  DE  STEYNE  ET  DE  LYMPERG.      R.   I.  P. 


Fig.  31.    Heinsberg,  kathol.  Pfarrkirche.   Detail  aus  einer  Hochwange  des  Chorgestühls. 

Diese  Stücke  befinden  sich  sämtlich  in  dem  neuen  Schrein. 
Von  dem  Grabdenkmal  sind  die  aus  schwarzem  Marmor  hergestellten  Seiten- 
wangen mit  den  Ahnenwappen  vollständig  erhalten;  die  Untersuchung  der  Gruft  im 


5i6 


Taf.  III. 


Taf.  IV. 


Heinsberg,  katholische  Pfarrkirche. 
Figuren  von  dem  Grabmal  der  Herren  von  Heinsberg. 


HEINSBERG 


49 


J.  i9o4  ergab,  dass  diese  Wangenstücke  auf  den  Mauern  der  Gruft  standen  und  zwar  Ausstattung 
so,  dass  die  grössere  Platte  mit  8  Ahnenwappen  nach  Süden,  nach  dem  Mittelschiff  Grabder,kmaler 
hin,  schaute  (Fig.  32);  beiderseits  schlössen  sich  an  den  Seiten  die  kleineren  Stücke  an 
mit  je  4  Wappen.  Die  damals  gefundene  Deckplatte  mit  kräftigem  Randprofil  ent- 
spricht gleichfalls  dieser  Anordnung.  Die  mit  Beischriften  versehenen  Ahnenwappen 
folgen  sich  demnach  von  der  Mitte  der  Kopfseite  (Fig.  32)  aus  nach  beiden  Seiten 
und  gehen  um  die  Ecken  auf  die  West-  und  Ostwand  der  Tumba  über;  nach  links, 
auf  Seiten  des  Mannes:  loen,  Holland,  chyny,  Heinsberg,  gilych,  engeland, 
brabant,    Schottland;   nach   rechts,  auf   Seiten  der    Frau:  genepe,  altenburg, 

VLANDERN,  BRUYNENBURG,  ERKEL,  LIPPE,  GELDER,  HEUBE. 

Diese  Ahnenreihe  ist  ziemlich  willkürlich  gewählt,  nur  einzelne  Wappen  stimmen, 
andere  sind  durch  volltönende  Namen,  wie  Holland,  England,  Vlandern  ersetzt.  Eigen- 
artig ist  die  Anordnung  des  Helmschmuckes ;  nur  die  beiden  in  der  Mitte  der  Vorder- 
front liegenden  Wappen  Loen  und  Gennep,  dann  die  beiden  an  den  Ecken  liegenden 
Wappen  der  anderen  Seiten  sind  mit  Helmen  besetzt. 


Fig.  32.    Heinsberg,  kathol.  Pfarrkirche.    Vorderwange  von  dem  Hochgrab  der  Herren  von  Heinsberg. 


Die  Reste  der  drei  Grabfiguren,  die  mit  den- Köpfen  nach  der  nördlichen 
Seitenschiffmauer  zu  lagen,  bestehen  aus  feinstem  Kalkstein  der  Maasgegend  (Taf.  IV). 
Erhalten  ist  hauptsächlich  die  ganze  Figur  der  Margaretha  von  Gennep,  in  langem, 
fein  gefälteltem  Gewand  mit  Mantel,  auf  dem  Kopf  die  zweizipfelige  breite  Haube  mit 
herabhängendem  Schleier;  ihre  Füsse  ruhten  wahrscheinlich  auf  einem  Hunde.  Von 
den  beiden  männlichen  Figuren  sind  die  Köpfe  und  der  grösste  Teil  der  Oberkörper 
und  der  Beine  erhalten,  einer  Figur  fehlt  die  Brust;  sie  haben  den  Unterkörper  ge- 
harnischt, und  tragen  über  dem  am  Hals  sichtbaren  Kettenhemd  lange,  in  den  Hüften 
eingezogene  Koller  mit  grossen,  den  ganzen  Rock  bedeckenden  Wappen.  Ihre  Füsse  ruhen 
auf  Löwen,  die  eine  Art  von  Panzer,  aus  Brust-  und  Rückenschild  bestehend,  tragen, 
der  gleichfalls  das  Heinsbergische  Wappen  aufweist.  Dazu  kommt  eine  Menge  kleinerer, 
noch  erst  zu  bestimmender  Fragmente. 

Zu  Häupten  der  drei  Figuren  sind  stattliche,  oben  wohl  wegen  des  Anschlusses 
an  die  Wand  stumpf  geschlossene  Baldachine  von  besonders  reicher  Ausbildung 
angeordnet. 

Das  Grabdenkmal  gehört  zu  den  bedeutendsten  Werken  der  rheinischen  Pla- 
stik aus  der  Mitte  des  1 5.  Jh.  Die  Ausführung  ist  von  der  grössten  Sorgfalt  und  Ele- 
ganz, die  ebensowohl  in  der  frischen  Auffassung  des  heraldischen  Schmuckes  an  den 
Ahnenwappen  und  bei  dem  Kostüm  der  Figuren  zum  Ausdruck  kommt,  wie  nament- 

4 

5  t  7 


5o  KREIS  HEINSBERG 


Ausstattung  Hch  auch  in  der  überaus  scharfen  Realistik  der  porträtähnlichen  Männerköpfe  mit 
Grabdenkmaler  jjjren  breiten  Backenknochen,   dem  grossen  ausgeprägten  Mund  und  den  scharfen 
Parallel  falten  auf  der  Stirn  des  älteren  Mannes.    Wohl  das  einzige  Gegenstück  zu  dem 
Heinsberger  Denkmal  bildet  dasjenige  des  Grafen  Johann  von  Nassau-Saarbrücken 

und  seiner  beiden  Frauen  in  der  Kirche  zu 
St.  Arnual  bei  Saarbrücken ;  es  zeigt  eine 
auffällige  Verwandtschaft  in  der  realistischen 
Auffassung  der  Figuren  und  der  sorg- 
fältigen Behandlung  des  Details.  Schon 
eine  Tochter  des  auf  dem  Heinsberger  Grab- 
mal dargestellten  Johann  IL,  Margaretha 
(i426 — 1446),  heiratete  den  Grafen  Philipp 
von  Nassau,  Herrn  zu  Weilburg  und  Breda; 
dessen  Bruder,  Graf  Johann  zu  Nassau- 
Saarbrücken,  heiratete  um  1 455  Johanna, 
Tochter  des  in  dem  Heinsberger  Grab  bei- 
gesetzten Johann  III.  und  Erbin  des  Heins- 
berger Landes,  Nichte  der  mit  Graf  Philipp 
von  Nassau- Weilburg  verheirateten  Mar- 
garetha von  Heinsberg.  Das  Denkmal  in 
St.  Arnual,  auf  dem  Graf  Johann  von 
Nassau-Saarbrücken  (f  i472),  seine  erste 
Frau  Johanna  von  Heinsberg  (f  i469)  und 
seine  zweite  Frau  dargestellt  sind,  die  aber 
im  J.  i473  eine  neue  Ehe  einging  und  daher 
nicht  dort  beigesetzt  wurde,  ist  dadurch 
auf  die  Jahre  i469— 1473  datiert  (Ruppers- 
berg,  Gesch.  der  ehemaligen  Grafschaft 
Saarbrücken  I,  S.  2o3,  21 5,  226.  —  Cle- 
men,  Die  Grabdenkmäler  der  Grafen  von 
Nassau-Saarbrücken  in  der  Stiftskirche  zu 
St.  Arnual  und  in  der  Schlosskirche  zu 
Saarbrücken,  S.  4).  Stilistisch  ist  das  Denk- 
mal in  St.  Arnual  auch  zweifellos  das  jüngere ; 
die  gemeinsamen  Eigenschaften  in  der 
künstlerischen  Auffassung  sind  jedoch  so 
stark,  dass  man  mit  ziemlicher  Wahrschein- 
lichkeit beide  Denkmäler  für  Werke  des- 
selben Meisters  ansprechen  kann. 

Muttergottes  mit  Kind  in  der 
Tauf  kapelle,  frühgotische  Holzfigur  aus  der 
1.  Hälfte  des  i4.  Jh.,  1,10  m  hoch,  im  18.  Jh. 
zum    Teil     stark     überarbeitet,  Szepter, 
Die  Figur  zeigt  den  gleichen,  etwas  starren 


Skulpturen 


Fig. 


33.    Heinsberg,  kathol.  Pfarrkirche. 
Figur  des  h.  Christophorus. 


Kronen  und  Arm  des  Kindes  ergänzt. 
Typus  wie  diejenige  in  Ophoven  (s.  u). 

Krucifixus,  früher  im  Hospital,  gute  Holzskulptur  in  Zweidrittel-Lebensgrösse 
aus  dem  Anfang  des  1  6.  Jh.,  neu  bemalt;  der  hagere  Körper  mit  stark  vortretendem 
Brustkorb  ist  äusserst  naturalistisch  behandelt,  flatterndes  Lendentuch. 


5 18 


HEINSBERG 


5l 


An  der  Westwand  des  nördlichen  Seitenschiffes  S.  C  hristopho  rus ,  Holzfigur  Ausstattung 
in  mehr  als  doppelter  Lebensgrösse,  vorzügliche  Arbeit  um  1 5  2  5,  im  J.  i85o  restauriert  SkulPturen 
(Organ  für  christl.  Kunst  VIII  [  1 858],  S.  76.  —  Fig.  33).   Die  Figur,  die  aus  der  Kirche 


Fig.  34.    Heinsberg,  kathol.  Pfarrkirche.    Gruppe  der  Kreuzschleppung. 

des  Frauenstiftes  in  Heinsberg  (s.  u.)  stammt,  ist  aus  einem  Eichenholzstamm  gear- 
beitet; sie  zeigt  den  Heiligen  in  der  für  ihn  und  auch  für  die  niederrheinisch-nieder- 
ländischen  Arbeiten  jener  Zeit    charakteristischen,   etwas   bizarren    Auffassung,  im 

4* 

5i9 


52 


KREIS  HEINSBERG 


Ausstattung  Wasser  stehend,  mit  dem  Baumstamm  in  der  Hand,  in  reich  gerafftem  Mantel  üppigem 

Skulpturen     Ro(;k  und 

Kreuztragung,  Gruppe  von  Eichenholz,  um  i5oo,  etwa  2  m  hoch  (Fig.  34). 
Christus  schreitet  mit  geschlossenen  Augen,  mit  beiden  Armen  das  grosse  Kreuz  stützend; 
das  Kreuzende  trägt  hinter  ihm  die  wesentlich  kleinere  Figur  des  Simon  von  Kyrene. 
Vortreffliche  Arbeit  von  vornehmem  Ausdruck  der  Köpfe,  die  Gewandung  in  grossem, 
langem  Fluss. 


Fig.  35.    Heinsberg,  kathol.  Pfarrkirche.    Spätgotische  Holzleuchter. 


Am  Westende  des  südlichen  Seitenschiffes  überlebensgrosse  Holzfigur  des 
h.  Bischofs  Donatus,  sehr  lebendige  und  dekorativ  behandelte  Barockfigur  aus 
dem  18.  Jh. 

Ölgemälde  der  Himmelfahrt  Christi,  grosse  dekorative  Arbeit,  halb- 
rund geschlossen,  etwa  4  m  hoch,  2,5  m  breit,  18.  Jh.,  über  dem  nördlichen  Seiten- 
portal, von  einem  der  Barockaltäre  herrührend. 

Ölgemälde  des  h.  Gangolphus  im  nördlichen  Seitenschiff,  ziemlich  derbe 
Barockarbeit  des  i7. — 18.  Jh.,  etwa  2,75  m  hoch,  2  m  breit. 


5zo 


HEINSBERG  53 


Ölgemälde  des  kreuztragenden  Heilandes,  Kniestück,  fast  in  Lebens- 
grösse,  von  dem  Hofmaler  Karl  Begas  aus  Heinsberg  ( 1  794 — 1 854),  Geschenk  des 
Künstlers  an  die  Kirche  seiner  Geburtsstadt. 

In  der  Sakristei  verschiedene  mittelmässige  Barockbilder,  darunter  Votiv- 
bild  des  Stiftsherrn  Antonius  von  Heimbach  gen.  Hoen  (f  21.  X.  1 637). 

Kugel-Kronleuchter  aus  Messing  mit  der  Inschrift:  r.  d.  laur.  Remigius, 

PASTOR,  DONO  DEDIT  EC- 
CLESIAE  ANNO    1 638. 

Zwei  Leuchter 
aus  Eichenholz,  je  1,20  m 
hoch,  Ende  des  i5.  Jh. 
(Fig.  35  rechts);  auf  drei- 
teiligem Fuss  mit  Blatt- 
werkknäufen der  in  der 
Mitte  achtseitige ,  oben 
und  unten  mit  gedrehter 
Kannelierung  versehene 
Schaft ;  vorzügliche  Ar- 
beiten von  einer  den 
Chorstühlen  nahestehen- 
den Ausbildung. 

Leuchter  aus 
Eichenholz,  1 ,45  m  hoch, 
Ende  des  1 5.  Jh.  (Fig.  35 
links).  Der  Fuss  kreuz- 
förmig, jetzt  mit  neuen 
Blattwerkknäufen,  glatter 
achtseitiger  Schaft,  oben 
um  die  Krone  die  Halb- 
figürchen  von  schildhal- 
tenden Engelchen ;  um 
den  Lichtteller  ein  Zin- 
nenkranz aus  Blech.  Die 
Ausbildung  entspricht 
derjenigen  der  vorher  ge- 
nannten Leuchter. 

Kirchenschatz: 
Grosse  Sonnen-Mon- 
stranz aus  vergoldetem 
Silber  vom  J.  i7o4,  89  cm 

hoch,  45  cm  breit,  prunkvolle,  aber  etwas  derbe  Arbeit,  aus  dem  Frauenstift 
in  Heinsberg  stammend,  Beschauzeichen  eine  Art  von  Lilie  (Strassburg  ?),  Meister- 
zeichen J.  F.   M.   Auf  dem   Fuss  die  Inschrift:   Johann  arnoldt   baron  von 

ONDT  ZU  BOCHOLTZ,  HERR  ZU  LOBBERIG,  ANNA  MAGDALENA  VON  ONDT  ZU  BOCHOLTZ, 

Frau  zu  Heinsberg.  i7o4.,  mit  dem  Bocholtzschen  Wappen  (von  den  Geschwistern 
war  Anna  Magdalena  Priorin  des  Frauenstiftes  in  Heinsberg).  Anhängend  zwei  voll- 
ständig gleicheVotivmünzen  aus  vergoldetem  Silber  mit  Kreuzigung  und  eherner  Schlange 
sowie  den  Inschriften:  des  herrn  christi  blutt  ist  allein  gerecht  und  gutt, 


Ausstattun  i 
Gemälde 


Leuchter 


Fig.  36.    Heinsberg,  kathol.  Pfarrkirche. 
Reliquiarien  der  hh.  Laurentius  und  Urbanus. 


Kirchen- 
schätz 
Geräte 


52  1 


54 


KREIS  HEINSBERG 


Kirchen-     1 557.    —    DIE  AEHRIN  SCHLAN,    SO    MOSES    AUFFRICHTET,   ANSAHEN,  WURDEN  WIDER 
schätz 

gesunt.    Vielleicht  Arbeiten  des  sächsischen  Medailleurs  H.  Reinhard  (Franck  u. 
Renard,  Die  Kunstdenkmäler  des  Kr.  Jülich  S.  233,  Fig.  1 54). 
Reiiquiare  Reliquiar  der  hh.  Laurentius  und  Gangolphus  in  Monstranzenform,  aus  ver- 

goldetem Silber,  um  i5oo  (Fig.  36,  rechts).  Sechsblätteriger  Fuss  mit  Schaft  und 
Knauf,  Glaszylinder  mit  Strebewerk,  in  dem  zwei  Heiligenfigürchen  stehen,  sechs- 
seitiger, spitzer  Helm. 


Fig  37.    Heinsberg,  kathol.  Pfarrkirche.    Reliquiarien  der  hh.  Adrianus,  Gangolphus  und  einer 

Partikel  der  Dornenkrone. 

Reliquiar  des  h.  Urbanus  aus  vergoldetem  Silber,  um  i5oo  (Fig.  36,  links). 
Sechsteiliger  Fuss  mit  Lappen  in  Eselrückenform,  reicher,  durchbrochener  und  mit 
Engelfigürchen  besetzter  Knauf;  der  Glaszylinder  wird  durch  drei  dünne  Streben  und 
Masswerk  gehalten,  der  obere  Rand  mit  kleinen  Giebelaufsätzen,  auf  dem  stumpfen, 
sechsseitigen  Pyramidendach  eine  Blüte  mit  einem  Engelfigürchen.  Die  Dachflächen 
sind  mit  emaillierten  Rosetten  besetzt. 

Reliquiar  der  hh.  Adrianus  und  Sebastianus,  aus  Silber,  im  J.  1628  unter 
Verwendung  spätgotischer  Teile  zusammengesetzt  (Fig.  37,  links).    Der  sechslappige 


522 


Heinsberg,  katholische  Pfarrkirche. 

Goldbrokat-Kasel  mit  der  Verehrung  des  Kindes. 


Heinsberg,  katholische  Pfarrkirche. 

Kasel  mit  dem  Stammbaum  Maria. 


HEINSBERG  55 


Fuss  graviert  mit  der  Jahreszahl  1628  und  Halbfigur 
der  Muttergottes.  Im  Mittelstück  liegen  übereinander 
die  drei  Reliquienzylinder,  links  und  rechts  spät- 
gotische Strebesysteme,  Pyramidendach  mit  hohem 
Kreuz. 

Reliquiar  mit  der  Figur  des  h.  Gangolphus, 
aus  vergoldetem  Silber,  Anfang  des  i5.  Jh.  (Figur  37, 
in  der  Mitte).  Sechsspitziger  Fuss,  gebuckelter  Knauf, 
kleiner  Zylinder  mit  Zinnenbekrönung  und  geschupptem 
Helm.  In  dem  Zylinder  kleine  Gelbgußstatuette  des 
h.  Gangolphus  aus  dem  1 5.  Jh. 

Reliquiar  mit  einer  Partikel  der  Dornen- 
krone aus  Silber,  1 7 1 7  (Fig.  37  rechts).  Achtseitiger 
Fuss,  runder  Schaft,  das  Gefäss  mit  stehendem  Zylinder 
zwischen  zwei  Säulchen,  besetzt  mit  Engelköpfen, 
vierseitiger  Helm.  Auf  dem  Fuss  Wappen  und  In- 
schrift: M.  C.  D.  E.  F.  1 7 1 7. 

Reliquiar  der  hh.  Ursula  und  Apollonia,  aus 
Silber,  sechslappiger  Fuss  mit  der  Inschrift:  Ursula 
und  sechsteiliger  Knauf;  der  Glaszylinder  mit  3  Säulen, 
die  Engel  mit  Leidenswerkzeugen  tragen.  Oben  die 
h.  Ursula  mit  Buch  und  Pfeil,  unter  ihrem  Mantel  zwei 
Heilige;  16.  Jh. 

Paramente  (Lückerath,  Beiträge  II,  S.  24): 

Rote  Goldbrokat-Kasel  mit  Stickereien 
auf  Goldgrund,  um  i5oo  (Taf.  V).  Auf  dem  Vorder- 
stab die  hh.  Maria,  Paulus  und  Joseph  mit  dem 
Winkelmass  unter  Baldachinen ;  auf  der  Rückseite  in 
der  Kreuzung  ein  Dreipass  mit  der  vorzüglich  ge- 
stickten Gruppe  der  Verehrung  des  Kindes,  seitlich 
auf  den  Kreuzarmen  schwebende  Engel  mit  den 
Wappen  Zissen  und  Mangelmann,  unten  die  hh. 
Gangolphus  und  Petrus  (Clais  von  Zissen,  Vogt  zu 
Heinsberg,  und  Gertrud  Mangelmann  stifteten  u.  a.  im 
J.  i497  eine  Sonntagsmesse  in  Heinsberg).  Vorzügliche 
Arbeit,  ähnlich,  aber  wohl  etwas  älter  als  die  Kasel 
in  Erkelenz,  z.  T.,  namentlich  an  der  Vorderseite 
restauriert  (Renard,  Die  Kunstdenkmäler  der  Kr. 
Erkelenz  und  Geilenkirchen,  S.  47,  Taf.  V). 

Kapelle,  bestehend  aus  Kasel  und  zwei 
Dalmatiken  von  modernem  rotem  Stoff,  der  zuge- 
hörige, stark  beschädigte  Chormantel  angeblich  in  der 
Kirche  zu  Bracht  bei  Kaldenkirchen  (Clemen,  Die 
Kunstdenkmäler  des  Kr.  Kempen  S.  18).  Die  vortreff- 
lich gestickten  Stäbe  aus  der  Zeit  um  i5oo.  Die  Kasel 
(Taf.  VI)  zeigt  auf  dem  Stab  der  Vorderseite  die  h.  drei 
Könige,  stark  restauriert,  auf  dem  Kreuz  den  Stamm- 
baum Jesse  mit  reichem  Rankenwerk,  darin  sitzen  die  verschiedenen  Stammväter 


Kirchen- 

schatz 
Reliquiare 


Paramente 


Fig.  38.    Heinsberg,  kathol.  Pfarr- 
kirche.   Vorderstab   einer  Dalma- 
tika  aus  der  roten  Kapelle. 


523 


56 


KREIS  HEINSBERG 


Kirchen- 
schätz 
Paramente 


Glocken 


mit  Spruchbändern,  die  ihre  Namen  tragen;  auf  der  Kreuzung  die  Muttergottes  in 
Strahlenglorie. 

Die  beiden  Dalmatiken  tragen  auf  den  Stäben  die  Standfiguren  von  Pro- 
pheten und  Aposteln,  je  drei  auf  jedem  Stab  (Fig.  38). 

Chormantel  aus  Silberbrokat  mit  grossen  Blumenornamenten,  Balustraden, 
Vasen  u.  s.  w.,  Anf.  des  18.  Jh. 

Die  beiden  alten  Glocken  von  1 764  und  i434  tragen  die  Inschriften: 

I.  O  REX  GLORIAE,  VENI  CUM  FACE.  VOX  EGO  STJM  VITAE,  VOCO  VOS  AD  SACRA, 
VENITE.      GANGOLPHUS  DICTUS,    DOMINI    TUBA    SUM    VOCITATUS.     ANNO    1 758  RUPTA 

violento  pulsu,  artetVa,  aLeXI  petIt,  VI  fraCta  et  refVnDor,  tVta  DIV 


Fig.  39.    Heinsberg.    Ansicht  der  ehemaligen  Franziskanerkirche. 


Katho  1. 
Neben- 
kirche 

Geschichte 


a  VItIIs   aVXILIante  Deo  ( 1 764).     Alexius   et  petrus   petit   me  fuderunt 

ANNO    I  764. 

2.  JAN  VAN  TREIR  FECIT  INT  JAER  ONS  HEREN  MCCCC  EN  XXXIIII. 

Eine  eingeschmolzene  Glocke  trug  die  Inschrift:  anna  ego  DICor  at 
ante  Ignes  VoCItata  MarIa  (i7o9j  orDIne  ConVerso  gIgnIt  sIC  nata  pa- 

RENTEM   (l7o9.)     STADT  UND  KIRCHSPIEL  HEINSBERG.   —   InCenDIo  FRACtaM  RENO- 

Vabat  Joannes  pIrong  (i7o9.  —  Baudri,  Organ  f.  christl.  Kunst  III  ( 1 853),  S.  1 75. 
—  Boeckeler,  Beiträge  zur  Glockenkunde  S.  94). 

KATHOLISCHE  NEBENKIRCHE,  ehemalige  Franziskaner- 
kirche (s.  t.  s.  Katharinae),  Paterskirche  genannt.  Lückerath,  Beiträge  I,  S.  38: 
II,  S.  47. 

Mit  dem  Bau  von  Kirche  und  Kloster  wurde  im  J.  i632  begonnen;  die  Kirche 
im  J.  i648  vollendet  und  im  J.  1 653  konsekriert;     nach  der  Aufhebung  des  Klosters 


524 


HEINSBERG  57 


kam  die  Kirche  nach  1800  an  die  Pfarrgemeinde.  Im  J.  1 86 7  wurden  im  Innern 
Instandsetzungsarbeiten  vorgenommen,  im  J.  1 8 7 6  die  moderne  romanische  Vorhalle  an 
der  Westfront  errichtet. 

Schlichter  Saalbau  von  Backsteinen  aus  der  Mitte  des  1 7.  Jh.  mit  dreiseitigem 
Chorscbluss,  im  Lichten  etwa  34  m  lang,  9,5  m  breit  (Ansicht  Fig.  39). 

Die  Aussen  flächen  ganz  glatt,  die  Langseiten  mit  je  7  Stichbogenfenstern, 
von  denen  die  beiden  westlichen  der  Empore  wegen  kürzer  sind.  An  der  Westseite 
ein  Stein  mit  der  Jahreszahl  1 648 ;  der  Vorbau  der  Westseite  ist  modern.  Auf  dem 
Chor  ein  ganz  kleiner  Dachreiter,  auf  dem  Westende  ein  eleganter  achtseitiger  grosser 
Dachreiter  mit  glockenförmiger  Haube,  kleinerem  Aufsatz  und  schlanker  Spitze. 

Das  Innere  ist  mit  einer  flachbogigen  Tonne  überspannt,  deren  Gurten  durch 
eiserne  Zugstangen  gehalten  werden.  Die  Langwände  mit  einer  Pilastergliederung, 
dazwischen  Beichtstuhl-Nischen.  In  den  beiden  Westjochen  eine  grosse  Empore  auf 
Barocksäulen  mit  Stuckornamenten  auf  der  Decke. 

Einheitliche  Barock-Ausstattung  aus  der  Mitte  des  i7.  Jh.  Einfacher  Hoch- 
altar mit  dem  Ölgemälde  des  Gekreuzigten,  daneben  knieend  der  h.  Franziskus. 
Das  Tabernakel  ist  nachträglich,  im  18.  Jh.,  eingefügt. 

Die  beiden  Seitenaltäre  in  entsprechender  Ausbildung,  mit  modernen  Ge- 
mälden. 

Einfache  barocke  Beichtstühle  in  den  Wandnischen,  ähnliches  Chor- 
gestühl auf  der  Empore. 

Die  Glocken  des  i7.  Jh.  tragen  die  Inschriften: 

1.  fIt  arChIDVX  Mea  fVnVs,  trIstIs  rVpta,  Laeta  renVor  ( 1 689).  in 
honorem  sanctae  catharinae  adolescens  edmund  lefebure  me  fecit. 

Die  Inschrift  scheint  demnach  zu  besagen,  dass  die  Glocke  bei  dem  Trauer- 
geläute für  die  im  J.  i689  verstorbene  Gemahlin  Maria  Anna  des  Kurfürsten  Johann 
Wilhelm  von  der  Pfalz  zersprang  (Mitteil,  des  H.  Pfr.  Lückerath  in  Waldfeucht). 

2.  ave  maria  Gratia  plena.    Auf  dem  Klöppel:  h.  p.   anno  1 65 5. 

Die  an  die  Kirche  anstossenden,  jetzt  zu  Schulzwecken  benutzten  Kloster- 
gebäude bestehen  aus  zwei  rechtwinkelig  aneinanderstossenden  Flügeln  von  9  und 
8  Achsen  Länge ;  einfache,  zweigeschossige  Putzbauten  mit  rechteckigen  Fenstern,  ohne 
Kunstformen.  Über  der  Tür  das  grosse,  von  zwei  Löwen  gehaltene  Wappen  von 
Jülich,  Cleve,  Berg  und  Pfalz  mit  dem  Kurhut. 

EHEMALIGES  PRAEMON  ST  RAT  ENSERINNENSTIFT.  Frid. 
Kreetz,  Historia  nobilis  parthenonis  Heinsbergensis  sacri.  canonici  et  exempti  ordinis 
Praemonstratensis,  Leodiensis  dioecesis  et  ducatus  Juliancensis  usw.  Köln,  1 7  7  2 .  — 
Ann.  h.  V.  N.  II,  S.  168;  III,  S.  84;  VI,  S.  10,  VII,  S.  2o7.  —  Einladungsschrift  zu  den 
öffentlichen  Prüfungen  der  höheren  Lehranstalt  zu  Heinsberg  i852.  —  Aachener 
Zs.  I,  S.  248;  II,  S.  336.  —  Lückerath,  Beiträge  I,  S.  4,  9,  i7,  34,  4i,  49,  62,  73,  81, 
89;  II,  S.  3,  12.—  Berg.  Zs.  XXI,  S.  200  Anm.;  XXII,  S.  1  72  ,  21 4.  —  Zeitschr.  für 
vaterländ.  Geschichte  und  Altertumkunde  IV,  S.  i34. 

H  andschr  iftl.  Qu.  Im  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf :  202  Urkunden  von 
1  1  56 —  1 7 56.  —  Kopiar  des  18.  Jh.  —  Akten  des  16. —  1 9.  Jh.  Vgl.  Ilgen,  Rhein. 
Archiv  S.  83. 

Im  Pfarrarchiv  zu  Gangelt:  Kopiar  des  14. — 17.  Jh.  Vgl.  Aachener  Zs.  I, 

S.  254. 

In  Berlin,  Kgl.  Bibliothek:  Necrologium  (Quix,  Gesch.  der  Reichsabtei 
Burtscheid  S.  1 34.  —  Zeitschr.  für  vaterländ.  Gesch.  u.  Altertumskunde  IV,  S.  1 34,  i64). 


Kathol. 
Neben- 
kirche 


Beschreibung 


Ausstattung 


Glocken 


Kloster- 
gebäude 


Praemon- 
stratense- 
rinnenstift 


525 


58 


KREIS  HEINSBERG 


Praemon-  In  London,  British  Museum:  Mortuarium  monasterii  beatae  Mariae  Heins- 

iinfenstiVt  bergensis.  A.  Ms.   1 5838  (Aachener  Zs.  I,  S.  253;  II,  S.  336.  —  Neues  Archiv  der 

Gesellschaft  für  ältere  deutsche  Geschichtskunde  IV,  2,  S.  343.  —  Ann.  h.  V.  N.  XLVIII, 

S.  i97). 

In   München,   Hof-  u.  Staatsbibliothek:   Samml.   Redinghoven  (cod. 
germ.  22 13)  XV,  Bl.  282. 

In  Heinsberg  bei  Herrn  v.  d.  Bruch:  Akten  über  den  Verkauf  des  Klosters 
in  französischer  Zeit  (Tille-Krudewig,  Übersicht  II,  S.  182). 
Geschichte  Die  Gründung  des  Klosters  erfolgte  um  n4o  durch  Goswin  II.  von  Heinsberg. 

Dieser  erste  Bau  lag  vor  der  Stadt  an  der  Stelle  des  jetzigen  Klosterhofes  (Kreetz, 
Historia  nobilis  parthenonis  Heinsbergensis  S.  24).  Das  Kloster  blühte  unter 
dem  besonderen  Schutz  der  Heinsberger  Edelherren  schnell  empor,  eine  Anzahl  von 
ihnen  fand  dort  die  letzte  Ruhestätte  und  verschiedene  Angehörige  des  Hauses  traten 
in  das  Kloster  ein.    Schon  um  i2  4o  erfreut  sich  der  Frauenkonvent,  der  oft  genannt 


Fig.  40.    Heinsberg.    Ansicht  des  ehemaligen  Praemonstratenserinnenstiftes. 


wird  und  reiche  Schenkungen  erhält,  einer  grösseren  Selbständigkeit.  Das  Stift 
blieb  ein  Doppelkloster,  bis  im  J.  i479  eine  Trennung  vorgenommen  wurde; 
das  Mönchskloster  verschwindet  damit,  die  Niederlassung  entwickelt  sich  zu  einem 
adeligen  Frauenstift  des  Prämonstratenserordens.  Als  Propstei  des  Ordens  wird  die 
Niederlassung  schon  im  Anfang  des  1 3.  Jh.  genannt;  nach  der  Trennung  wird  sie 
von  einem  Propst  des  Ordens  und  einer  Priorin  regiert. 

In  dem  Kampf  Karls  V.  gegen  Jülich  brannte  im  J.  i542  das  Kloster  nieder, 
Klosterhof  und  Klosterkapelle  (s.  u.)  bezeichnen  noch  die  alte  Lage  vor  der  Stadt. 
Es  erfolgte  die  Neugründung  innerhalb  der  Stadtmauern,  im  J.  i553  wurde  die  neue 
Kirche  geweiht,  im  Jahr  darauf  waren  die  Klostergebäude  vollendet.  Um  i7oo  unter 
dem  Propst  Hillebrinck  (i693  — i7o8)  wurden  Kloster  und  Kirche  restauriert  (Ann.  h. 
V.  N.  II,  S.  168).  Im  J.  1 7 74  wurde  dann  —  wahrscheinlich  durch  den  Aachener 
Architekten  Couven  —  der  noch  bestehende  stattliche  dreiflügelige  Bau  errichtet 
(Aachener  Zs.  XVII,  S.  1 78).  Nach  der  Aulhebung  des  Klosters  im  J.  1802  wurde  die 
Kirche  niedergelegt,  die  Klostergebäude  in  verschiedenen  Losen  verkauft.  Der  Mittel- 
bau gehört  jezt  den  Geschwistern  Nacken  in  Eschweiler,  der  linke  Flügel  Herrn  Leder- 
händler Heinrichs,  der  rechte  Flügel  Herrn  Malermeister  Stoffels  in  Heinsberg. 


526 


HEINSBERG 


59 


Die  Klostergebäude  bilden  eine  ausgedehnte,  dreiflügelige  Anlage  von  1 7 74,  Praemon- 
die  sich  nach  der  Hauptstrasse  hin  mit  einem  durch  ein  Gitter  abgeschlossenen  Hof  rinne nstift 
öffnet  (Ansicht  Fig.  4o).  Der  zurückliegende  Hauptflügel  ist  zweigeschossig,  hat  7  Achsen  Beschreibung 
mit  einem  kleinen  Mittelrisalit  und  einfaches  Walmdach,  grosse,  flachbogige  Fenster; 
in  dem  Risalit  hübsche  Rokokotür  mit  schmiedeeisernem  Oberlicht,  darin  das  Auge 
Gottes,  auf  dem  Sturz  die  Inschrift:  omnia  videt  oculus  illius.  anno  i 7 74.  Über 
der  Tür  auf  Konsolen  ein  Balkon  mit  schmiedeeisernem  Rokokogitter;  über  dem 
Risalit  kleiner,  geschweifter  Giebel. 

Die  Flügelbauten,  von  je  4  Achsen  an  der  Strassenfront,  sind  ganz  schlicht,  sie 
haben  Stichbogenfenster,  Eckquaderung,  drei  Hauptgeschosse  und  ein  niedriges  Ober- 
geschoss,  Mansardendächer.  An  der  Ecke  des  rechten  Flügels  eine  hübsche  Figuren- 
nische mit  Baldachin. 

An  der  Rückseite  sind  Bogenansätze  eines  Kreuzganges  (?)  erhalten. 

Ein  jetzt  als  Brennerei  eingerichtetes  Gebäude  westlich  des  Hofes  ent- 
hält ältere  Mauerteile,  anscheinend  noch  aus  dem  16.  Jh.;  im  Inneren  Balkendecken. 

Im  Inneren  des  Nordflügels  sind  das  Treppenhaus  und  der  unter  dem  Dach 
liegende  einfache  ehemalige  Bibliothekraum  mit  einem  Klostergewölbe  aus  Stuck  zu 
erwähnen. 

Die  vor  der  Stadt  gelegene  Klosterkapelle  ist  ein  kleiner  barocker  Ziegel-  Klosterkapelle 
bau  des  i7. — 18.  Jh.  mit  dreiseitigem  Chorschluss,  im  Lichten  etwa  8  m  lang,  3,5  m 
breit.  Das  Äussere  ist  mit  Pflastern  besetzt;  an  jeder  Langseite  drei  Flachbogen- 
fenster, an  der  Westseite  ein  grosser,  ursprünglich  wohl  ganz  geöffneter  Korbbogen ', 
auf  dem  Chorende  eine  kleine  beschieferte  Balusterspitze.  Das  Innere,  mit  flacher 
Tonne,  enthält  als  x\bschluss  des  Chores  ein  hübsches  Holzgitter  von  1 78 7  mit  Ranken- 
werk und  geschweiftem  Sturz  ;  darauf  das  Chronogramm:  reX  InCreatae  MaJestatIs, 
qVI  saLVanDos  saLVas  gratIs,  saLVa  nos  fons  pIetatIs  ( 1 787).  Auf  dem  Altar 
lebensgrosser  Krucifixus  des  i8.Jh. 

Der  Klosterhof,  jetzt  im  Besitz  des  Herrn  Claus,  ist  eine  einfache,  rechteckige,  Klosterhof 
stattliche  Hofanlage  des  18.  Jh.,  an  dem  Wohnhaus  die  Jahreszahl  1 764  in  Eisenankern. 

EHEMALIGES  PÖNITEN  TEN  KLOSTER,  jetzt  Wohnhaus  Ecke  Hoch-  Pönit  e  n  ten- 

klostcr 

und  Josephstrasse.  Lückerath,  Beiträgen,  S.  38,  4i,  53,  6i.  —  Tille-Krudewig,  Uber- 
sicht II,  S.  1 7 9.  —  Cornet,  Notices  historiques  sur  l'ancienne  congregation  des 
Pdnitentes-Recollectines  de  Limbourg,  Bruxelles  i869,  S.  1 93. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf:  Unbedeutende 
Akten  des  1 7. — 18.  Jh.  'Ilgen,  Rhein.  Archiv  S.  84). 

Im  J.  1682  gründeten  die  Pönitenten  von  Stockhem  bei  Maaseyck  eine  Nieder-  Geschichte 
lassung  in  Heinsberg  in  dem  von  dem  Freiherrn  von  Leerodt  und  Hochkirchen 
angekauften  Hause  „zum  Hirtz".  Im  J.  1 693  wurde  die  neue  Klosterkirche  gebaut, 
im  J.  1 7o8  waren  die  neuen  Klostergebäude  vollendet.  Jedoch  schon  im  J.  1 7 1 1 
brannten  die  Gebäude  ganz  nieder;  im  J.  i7i3  wurde  das  Kloster,  erst  im  J.  1  7  1 9  die 
Kirche  wieder  vollendet.  Nach  der  Aufhebung  des  Klosters  im  J.  1802  wurde  die 
Kirche  niedergelegt,  die  Klostergebäude  sind  jetzt  z.  T.  Eigentum  des  Herrn  Mat- 
thias Berens. 

Das  an  der  Ecke  Hochstrasse  und  Josephstrasse  gelegene  Wohnhaus  scheint  Beschreibung 
unter  Benutzung  alter  Mauerteile  im  Beginn  des  1 9.  Jh.  hergerichtet  zu  sein;  an  der 
Schmalseite  in  einer  Nische  die  Figur  der  Muttergottes  auf  der  Weltkugel,  fast  lebens- 
gross,  18.  Jh.  Anstossend  ein  langer  Flügel  von  den  alten  Klostergebäuden,  ein  schlichter, 


527 


6o 


KREIS  HEINSBERG 


Pönitenten- zweigeschossiger  Ziegelbau,  z.  T.  noch  mit  den  alten  kleinen  Stichbogenfenstern  und 
kloster      tt-  , ..  ^    ,  • 

Klötzchen-!1  nesen. 

Evang.  EVANGELISCHE  PFARRKIRCH  E.   Handschriftl.  Qu.    Im  Pfarr- 

archiv:  Konsistorialbücher  von  1 6 1 3  an.  —  Akten  usw.  vom  Ende  des  16.  Jh.  an. 
Im  einzelnen  vgl.  Tille-Krudewig,  Übersicht  II,  S.  180. 

Die  Anfänge  der  Gemeinde  gehen  bis  in  das  16.  Jh.  zurück;  im  1 7 .  Jh.  fand 
sie  die  Bestätigung  durch  den  Religionsvergleich.  Der  jetzige  Bau  stammt  aus  dem 
Ende  des  i8.Jh. 


Fig.  41.    Heinsberg.    Grundriss  der  Burgruine. 


Beschreibung  Die  Kirche  ist  ein  einfacher,  verputzter  Saalbau  aus  Backsteinen  mit  Sattel- 

dach und  schlankem,  achtseitigem  Dachreiter,  nach  aussen  in  der  Form  eines  zwei- 
geschossigen Hauses  mit  rechteckigen  Fenstern  ausgebildet,  in  den  Formen  vom  Ende 
des  18.  Jh. 

Ausstattung  Das  Innere  ganz  schlicht,  mit  einfacher  Kanzel  aus  dem  i7.  und  einem 

Orgelgehäuse  aus  dem  Ende  des  1 8.  Jh. 

Von  der  Ausstattung  sind  im  übrigen  zu  nennen: 

Silberner  Kelch  in  Becherform  von  i649,  ursprünglich  wohl  Profangerät,  i  7,5  cm 
hoch;  der  Körper,  mit  noch  gotischem  Fussprofil,  leicht  ausgeschweift,  oben  mit 
Fruchtgewinden  und  Rankenornament  graviert,  unten  mit  Hahn,  Pfau  und  Phönix. 

528 


HEINSBERG 


6l 


Am  Rande  die  Inschrift:  drinck  und  ess,  gottes  un  der  armen  nicht  unvergess ;  Evang. 
am  Fuss:  L.  v.  b.  —  j.  h.  b.  —  A.  v.  b.  —  c.  b.  v.  b.  anno  i 749 ;  in  einem  Schild:  PfarrkirLhe 
l.  r.  t.  d.  mit  Rad  und  Sonne.    Goldschmiedezeichen :  Löwe  mit  Anker  (Düsseldorf), 
T  und  3  Sterne. 

Silberner  Teller  auf  rundem  Fuss,  um  i73o,  mit  dem  gleichen  Beschauzeichen. 
Auf  der  Platte  die  Umschrift :  Johanna  gerdrud  von  den  brouk,  wittib  henrick 

RAHE,  VEREHREN  DER  GEMEINDE  ZU  HEINSBERG  DIESEN  SILBERDELLER  ZUM  GEDECHT- 
NUS,    I  7 33,  DEN  I  7.  JANUARII . 

Im  Dachreiter  G 1  öc k  ch  e n  von  1 744  mit  der  Inschrift :  verbum  DEI  sonorum 

EST  PRAE  OMNI  METALLO.  l744. 

BURGRUINE.   Lückerath,  Die  Herren  von  Heinsberg. —  von  Ledebur,  Burgruine 
Dynastische  Forschungen  I,  S.  i4,  21.  —  Derselbe,  Allgemeines  Archiv  XVIII,  S.  3oi. 

—  Eccard,  Corpus  hist.  medii  aevi  I,  S.  48i. —  d'Achery,  Spicilegium  II,  p.  667.  - 
Kremer,  Akademische  Beiträge  zur  Gülch-  und  Bergischen  Geschichte  a.  v.  O.  — 
Ders.,  Historisch-diplomatische  Beiträge  zur  Gülch-  und  Bergischen  Geschichte  a.  v.  O. 

—  Ernst,  Histoire  du  Limbourg  a.  v.  O.  —  Sivre,  Inventaris  van  het  oud  archief  der 


Fig.  42.    Heinsberg,  Burgruine.    Aufriss  der  Südmauer. 


gemeente  Roermond  III,  S.  i9o,  i92.  — Fahne,  Gesch.  der  Grafen  Salm-Reifferscheid  II, 
a.  v.  O.  — Rheinische  Provinzialblätter  II  (1832),  S.  12.  —  Einladungsschrift  der  höheren 
Unterrichtsklasse  zu  Heinsberg  i852.  —  Teschenmacher,  Annales  Juliae,  Cliviae, 
Montium  usw.  p.  4o7.  —  Ann.  h.  V.  N.  XLV,  S.  161.  —  Aachener  Zs.  I,  S.  200.  — 
B.  J.  LVII,  S.  221.  —  Pick,  Aus  Aachens  Vergangenheit  S.  366.  —  G.  C.  U.,  Körte  Schets 
der  Geschiedenis  van  het  Land  van  Valkenburg,  Leuven  i85k. 

Die  Edelherren  von  Heinsberg  sind  Abkömmlinge  der  Herren  von  Wassenberg  Geschichte 
(s.  o.  S.  2)  aus  dem  Geschlechte  Antoing.  Der  erste  bekannte  Herr  von  Heinsberg 
ist  Goswin  I.,  Urenkel  des  Gerhard  von  Wassenberg;  im  J.  io85  setzt  er  im  Auftrag 
des  Kaisers  einen  Abt  von  S.  Trond  ein  (Mon.  Germ.  SS.  X,  p.  24o  —  Lückerath, 
Die  Herren  von  Heinsberg,  S.  2).  Es  scheint,  dass  also  jedenfalls  noch  im  11.  Jh. 
auf  dem  die  ganze  Gegend  beherrschenden  Burghügel  von  Heinsberg  ein  fester  Burg- 
bau erstand.  Ausdrücklich  findet  diese  Burg  im  J.  u44  Erwähnung,  als  sie  in  dem 
Streit  zwischen  Heinrich  von  Limburg  und  Goswin  von  Falkenburg  um  Richterich 
und  Gangelt  eine  gründliche  Zerstörung  erfuhr  (Annales  Rodenses:  destruxit  et  com- 
bussit  Heinesberch  sine  ulla  illius  (Goswins)  repugnatione,  ähnlich  die  Annales  Aquenses: 
Mon.  Germ.  SS.  XVI,  p.  7  16;  XXIV,  p.  37).  Die  Burg  war  so  gross,  dass  Goswins  I. 
Witwe,  Oda,  in  ihr  um  die  gleiche  Zeit  das  Kanonikerstift  begründen  konnte,  das 
bis  zur  Übersiedelung  in  die  Pfarrkirche  im  J.  1 25 7  darin  verblieb. 


529 


62 


KREIS  HEINSBERG 


Burgruine  Die  erste  Dynastie  der  Heinsberger  erlosch  im  Mannesstamme  mit  Gottfried  I. 

im  J.  Ii 93;  durch  die  Heirat  der  Erbtochter  Adelheid  mit  ihrem  Vetter  Goswin  von 
Falkenburg  verblieb  jedoch  Heinsberg  der  Familie.  Deren  Enkelin  brachte  Heins- 
berg an  Heinrich  von  Sponheim;  diese  Linie  erlosch  dann  im  J.  i448  im  Mannes- 
stamm. Die  Erbtochter  Johanna  heiratete  den  Grafen  Johann  von  Nassau-Saarbrücken, 
dessen  Tochter  ihre  Ansprüche  an  die  Heinsberger  Herrschaft  dem  Grafen  Wilhelm 
von  Jülich  zubrachte;  im  J.  i483  wurde  das  Land  durch  Kauf  und  Erbschaft  dem 
Herzogtum  Jülich  einverleibt. 

Über  die  Geschichte  der  Burg  selbst  ist  so  gut  wie  nichts  bekannt.  Die  noch 
bestehenden  geringen  Reste  stammen  wahrscheinlich  von  einem  nach  der  Zerstörung 
des  J.  Ii 44  errichteten  Neubau.  Seit  dem  Übergang  an  Jülich  war  die  Burg  an- 
scheinend Sitz  des  Heinsberger  Amtmannes,  wurde  dann  aber  wohl  bald  Ruine,  vielleicht 
schon  bei  der  Eroberung  von  Heinsberg  im  J.  1 542.    Um  die  Wende  des  1 8.  Jh.  ist 


Fig.  -13.    Heinsberg.    Das  Unterbrucher  Tor  während  des  Abbruches  im  J.  1894. 


die  Ruine  veräussert  worden,  im  J.  i852  stürzte  der  östliche  Teil  ein.  Jetzt  ist  das  mit 
Gärten  besetzte  Burgterrain  in  verschiedenen  Händen;  der  im  Besitz  der  Stadt  be- 
findliche Teil  und  eine  Partie,  die  vor  einigen  Jahren  von  dem  Bürgermeister  Nathan 
an  die  Pfarrkirche  kam,  sind  zu  einer  öffentlichen  Anlage  hergerichtet. 
Beschreibung  Die  Burg  nahm  ein  unregelmässig  polygones  Grundstück  auf  der  Kuppe  des 

Nordteiles  des  Burghügels  ein,  das  wahrscheinlich  durch  teilweises  Abgraben  und 
Anlage  eines  Grabens  gegen  die  Kirche  hin  noch  besonders  verteidigungsfähig  gemacht 
wurde.  An  Stelle  der  alten  Brücke  liegt  ein  Damm  mit  aufgemauerten  Böschungen, 
die  z.  T.  wohl  noch  alt  sind.  Von  dem  Burggebäude  sind  nur  zwei  Mauerreste  im 
Süden  und  Norden  von  durchschnittlich  4 — 5  m  Höhe  erhalten  (Fig.  4i  und  42).  Beide 
Mauern  zeigen  ein  schönes,  regelmässiges  Quadergefüge  aus  Mergelstein  mit  einem 
Gusskern  aus  Mergel,  Kalk  und  Ziegeln;  die  Mauerstärke  beträgt  etwa  2,25  m.  Die 
Öffnungen  sind  oft  verändert  worden ;  dort,  wo  sich  alte  Bogenwölbungen  erhalten 
haben,  zeigen  sie  die  für  die  romanische  Zeit  charakteristische  Flachbogenwölbung 
mit  schmalen,  hohen  Keilsteinen  aus  Tuff  und  die  Abdeckung  der  Bogensteine  durch 
zwei  Läuferschichten  von  geringer  Höhe.  In  der  Südmauer  (Fig.  42)  sind  die  Reste  von  zwei 


53o 


HEINSBERG 


63 


Kaminanlagen  noch  sichtbar.    Am  Westende  der  Südniauer  ist  ein  spätgotischer  b  u  r  g  r  u  i  n  e 
Teil  aus  Ziegelmauerwerk  angefügt ;  an  dem  Ostende  liegen  an  dem  Abhang  und  in 
der  Erde  mächtige  Blöcke  zusammenhängenden  Gussmauerwerkes  aus  Tuff,  Ziegeln, 
Kieseln  usw.,  die  vielleicht  von  einem  Turm  herrühren.  Die  Nordmauer  ist  wesentlich 
kleiner,  auch  schlechter  erhalten  als  der  Mauerteil  an  der  Südseite. 

STATDBEFESTIGUNG.    Lückerath,  Beiträge  I,  S.  33.  —  Ann.  h.  V.  N.  Stadt- 
LXI,  S.  63,  66,  68,  74;  LXIL  S.  1 88.  —  Berg.  Zs.  XXI,  S.  229;  XXII,  S.  88;  XXIII,  b e f estigun« 
S.  5o;  XXIX,  S.  53.  —  Rhein.  Geschichtsblätter  VIII,  S.  i,  4o,  89,  io5. 

Handschriftl.  Qu.   Im  Pfarrarchiv:  Erwähnungen  von  Stadttoren  aus  den 
J.  i382  und  i393  (Tille-Krudewig,  Übersicht  II,  S.  i 77). 


Fig.  44.   Heinsberg.    Ansicht  des  Mauerturmes  bei  der  Pfarrkirche. 


Im  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf:  Privilegien  der  Stadt  von  i436  an.  — 
Kellnereirechnungen  u.  a.  m.  —  Verhör  betr.  den  Verrat  der  Stadt  im  J.  i546. 

Im  Stadtarchiv  zu  Roermond:  Korrespondenzen  zwischen  den  Städten 
Heinsberg  und  Roermond  aus  dem  Ende  des  16.  Jh.  (Sivre,  Inventaris  van  het 
oud  archief  der  gemeente  Roermond  I,  S.  37o). 

In  München,  Hof-  u.  Staatsbibliothek:  Privilegien  der  Stadt,  Samml. 
Redinghoven  (cod.  germ.  221 3). 

Altere  Abbildungen:  1.  Ansicht  vom  J.  1 7 23  im  Codex  Welser,  ganz  phan- 
tastisch. 2.  Aquarell  des  im  J.  1 854  abgebrochenen  Feldtores  bei  Herrn  von  den 
Driesch  in  Heinsberg. 

Eine  Art  von  Ortsbefestigung  entstand  wohl  schon  frühzeitig,  vielleicht  schon  Geschichte 
vor  der  Zerstörung  von    1  i44.    Im  J.  1254  wird  Heinsberg  als  oppidum  genannt 
(Lacomblet,  U.  B.  II,  Nr.  4oo),  die  Befestigung  auch  im  J.  u9o  ausdrücklich  erwähnt 


53 1 


64 


KREIS  HEINSBERG 


532 


HEINSBERG 


65 


(Kremer,  Akademische  Beiträge,  Urkunden  S.  12).   Wahrscheinlich  wurde  Heinsberg  Stadt- 

befestigt 

dann  ebenso  wie  Gangelt,  Waldfeucht,  Randerath,  Wassenberg  im  Laufe  des  i4.  Jh. 
befestigt,  darauf  deutet  die  Erwähnung  von  Toren  in  den  J.  1382  und  1 393.  Im 
J.  i436  vergleichen  sich  Johann  von  Loen  und  die  Bürgerschaft  über  die  Rechte  der 
Stadt. 

Im  Geldrischen  Erbfolgekrieg  wurde  Heinsberg  im  J.  i542  von  den  Kaiserlichen 
überrumpelt,   die  eine  starke  Besatzung  hineinlegten;   die  Stadt  galt  als  sehr  fest 


Fig.  46.   Heinsberg.    Ansicht  des  Rathauses  und  des  Pfarrhauses. 

(Ann.  h.  V.  N.  LXI,  S.  63).  Heinsberg  blieb  in  dem  Kriege  ein  Hauptstützpunkt 
des  kaiserlichen  Heeres;  auch  bei  der  starken  Beschiessung  des  J.  1 543,  die  zwei 
Drittel  der  Stadt  einäscherte  und  grosse  Teile  der  Mauern  zerstörte,  widerstand  es 
der  Eroberung.  Jedenfalls  im  Anschluss  an  die  Beschädigungen  der  Befestigungsan- 
lagen in  diesem  Kampfe  kam  es  zu  einer  teilweisen  Neubefestigung  und  Verstärkung 
der  vorhandenen  Werke ;  es  ist  ferner  höchst  wahrscheinlich ,  dass  diese  Arbeiten 
unter  der  Leitung  des  Italieners  Pasqualini  erfolgten,  der  im  J.  1 5  48  mit  der  Neu- 
befestigung von  Jülich  beauftragt  wurde  (Franck  u.  Renard,  Die  Kunstdenkmäler 
des  Kr.  Jülich,  S.  120,  125).  Aus  dieser  Bauperiode  stammten  die  beiden  Stadttore 
mit  ihren  gewundenen,  tiefen  Torgängen,  die  den  Jülicher  Toren  ganz  entsprachen, 

5 

533 


66 


KREIS  HEINSBERG 


Stadt-     ferner  die  noch  erhaltenen  Bastionen  mit  ihren  Galerien.  Es  scheint,  dass  die  Arbeiten  — 
e  es  lgung        Ausnahme  ^es  Neubaues  des  Unterbrucher  Tores  —  sich  nur  auf  die  südliche 
Hälfte  des  Stadtberinges  erstreckt  haben. 

Auch  bei  den  Kämpfen  um  1 592  spielte  Heinsberg  als  Festung  wieder  eine 
Rolle.  Schon  im  18.  Jh.  scheinen  wesentliche  Teile  der  alten  Stadtmauern  verschwunden 
zu  sein,  namentlich  im  Beginn  des  i9.  Jh.  aber  wurden  die  Wälle  abgetragen,  die 
Gräben  zugeworfen  und  zu  Gärten  eingerichtet.  Das  Feldtor  im  Süden  wurde  im 
J.  i854,  die  Reste  des  Unterbrucher  Tores  im  Norden  im  J.  i894  niedergelegt. 
Beschreibung  Die  Befestigungsanlagen  von  Heinsberg  zerfielen  in  die  Ummauerung  der  nörd- 

lich gelegenen  Stadt  und  der  südlich  gelegenen  Immunität  des  Gangolphus-Stiftes  mit 
Kirche,  Burg,  Rathaus  und  Stiftsherren-Wohnungen.  Die  äussere  Umfassungslinie 
der  Stadtbefestigung  wird  durch  die  den  Kern  der  Stadt  umgebenden  Promenaden- 
Mittelalterliche  wege  gekennzeichnet  (Fig.  45).  Von  der  mittelalterlichen  Ummauerung  der 
Stadt  aus  dem  i4. —  1 5.  Jh.  sind  an  der  Nordhälfte  des  Stadtberinges  nur  ganz  un- 
wesentliche Reste  in  den  an  die  Promenade  anstossenden  Gärten  zu  erkennen. 
Westlich  von  dem  nördlichen,  dem  ehemaligen  Unterbrucher  Tor,  kennzeichnet  sich  noch 
ein  viereckiger  Aussprung  in  den  Terraingrenzen  als  Turm  der  Stadtmauer;  östlich 
scheinen  in  den  Grenzmauern  der  Gärten  noch  Stücke  der  alten  Stadtmauer  erhalten 
zu  sein.  Sonst  sind  in  den  Gärten  an  der  Ost-  und  Westseite  der  Stadt  Spuren  der 
Stadtmauer  nicht  mehr  zu  erkennen ;  nur  der  schräge  Verlauf  der  alten  Mauer  auf 
den  Burghügel  zu  lässt  sich  noch  aus  den  Häusergrenzen  ersehen. 
Tore  Das  nördliche  sog.  Unterbrucher  Tor,  ein  Bau  des  1 6.  Jh.,  ist  im  J.  1 894 

beseitigt  worden.  Nach  der  Photographie  (Fig.  43)  und  der  Tradition  war  es  ein 
langer,  gekrümmter  Tunnel  mit  einem  Lichtschacht  in  der  Mitte  und  mit  schweren 
Backsteingewölben.  Die  Lage  des  Tores  lässt  sich  noch  aus  der  Krümmung  der 
Hauptstrasse  erkennen  (Fig.  45,  Nr.  9). 

Besser  erhalten  sind  die  Befestigungen  des  Immunitäts-Bezirkes  im  Süden. 
Nach  der  Stadt  hin  —  im  Norden  —  wird  der  Bezirk  durch  das  unter  dem  jetzigen 
Rathaus  (s.u.)  liegende  Innentor  gesichert;  der  Torbogen  ist  in  den  letzten  Jahren 
erweitert  und  verändert  worden.  Vielleicht  ist  dieses  Tor  identisch  mit  der  schon 
im  J.  1 382  genannten  Drügelspforte  (Tille-Krudewig,  Übersicht  II,  S.  i  7 7 ). 

Im  Westen  ist  neben  der  Korbwarenfabrik  noch  ein  Stück  der  Stadtmauer 
und  ein  rechteckiger  Turm  in  geringer  Höhe  erhalten,  ein  weiterer  Turm  in  geringen 
Resten  an  dem  Gartenhäuschen  der  Pfarrwohnung. 

Das  im  J.  i854  niedergelegte  Feldtor  im  Süden,  dessen  vorgeschobene  Lage 
aus  den  Terrain-Grenzen  des  Kreishauses  und  des  gegenüberliegenden  Gebäudes 
noch  erkennbar  ist,  hatte  eine  ähnliche  Ausbildung  wie  das  Unterbrucher  Tor;  nur 
war  der  Tunnel  noch  wesentlich  länger  (Fig.  45,  Nr.  7).  Nach  der  alten  Ansicht 
(s.  o.  S.  63)  zeigte  die  Aussenseite  eine  rundbogige  Öffnung  zwischen  Pilastern  mit 
Flachgiebel,  ähnlich  den  Jülicher  Toren. 

Am  besten  erhalten  ist  der  mittelalterliche  Mauerzug  auf  dem  Kirchberg  (Fig.  45, 
Nr.  n);  seitlich  von  dem  Kirchturm  liegt  ein  schwerer  rechteckiger  Turm  im  Mauer- 
zug, der  im  Kern  wohl  noch  dem  i4. — 15.  Jh.  angehört  (Fig.  44).  Der  Turm  war  nach 
den  Ansatzspuren  ursprünglich  an  der  Innenseite  offen,  nach  aussen  zeigt  er  einfache 
Scharten  und  einen  Klötzchenfries.  Noch  in  gotischer  Zeit  ist  ein  Obergeschoss 
mit  Klötzchenfries  und  kleinen  Scharten  aufgesetzt,  dabei  die  Innenseite  zugemauert 
und  mit  einer  jetzt  wieder  teilweise  vermauerten  Spitzbogenöffnung  versehen  worden. 
Der  Zinnenkranz  ist  modern. 


534 


HEINSBERG 


67 


Bei  dem  Chor  der  Kirche  liegt  ein  schräg  gestellter  viereckiger  Turm,   der  an  Stadt- 

.  befestigu 

der  Aussenseite  in  der  hohen  Aufmauerung  noch  gut  erhalten  ist.  Im  16.  Jh.  ist  da- 
hinter eine  nach  rückwärts  abgerundete  hohe  Erdbastion  aufgeworfen  worden;  gleich- 
zeitig wurde  eine  stark  fallende  Poterne  nach  den  äusseren  Werken  durch  diesen 
künstlichen  Hügel  angelegt.  Die  Mauern  zwischen  beiden  Türmen  und  nach  dem 
Chor  der  Kirche  hin  sind  noch  in  geringer  Höhe  erhalten. 

Im  Zusammenhang  mit  dem  Neubau  der  Tore  um  die  Mitte  des  16.  Jh.  hat  die  Bastions- 
Ummauerung  der  Immunität  eine  Verstärkung  durch  niedrige,  auf  der  Grabensohle 


Fig.  47.   Heinsberg.    Der  Hof  des  Rathauses. 

gelegene  Bastionen  erhalten  (Fig.  45,  Nr.  lo\  Es  sind  wenig  vortretende  stumpf- 
winkelige Anlagen  in  Backsteinmauerwerk;  die  Bastionen  und  die  dazwischen  liegenden 
Eskarpen  haben  als  Abschluss  einen  Klötzchenfries.  Durchweg  liegt  in  der  Eskarpe  eine 
Galerie  (unterirdischer  Gang),  die  heute  aber  nur  zum  geringen  Teil  noch  zugänglich  ist. 
Die  erste,  stark  verstümmelte  Bastion  liegt  westlich  des  ehemaligen  Feldtores,  östlich 
folgen  zwei  Bastionen  unterhalb  der  mittelalterlichen  Türme  am  Kirchberg;  dann  bog 
die  Mauer  wieder  in  die  Ostflucht  ein,  wo  sich '  gegenüber  der  Dahl-Mühle  ein 
hoher  Wall  über  der  Eskarpe  erhob,  der  nahe  dem  Kirchberg  fast  ganz  abgetragen, 
dann  aber  auf  ein  Stück  an  dem  Quenellschen  Garten  in  ganzer  Höhe  mit  der  Es- 
karpe erhalten  ist.  An  diesem  Garten  springen  Eskarpenmauer  und  Wall  wieder 
rechtwinkelig  ein  und  erreichten  anscheinend  den  Anschluss  an  die  mittelalterliche, 

5' 

535 


6S 


KREIS  HEINSBERG 


Stadt- 
befestigung 

Wohngebäude 


Rathaus 


Pfarrhaus 


Haus 
Nathan 


Häuser 
v.  d.  Driesch 
u.  Blanke 


Amtsgericht 


nicht  mehr  erhaltene  Ostmauer  der  Stadt.  Die  sehr  breiten  Gräben  vor  dieser  Bastions- 
befestigung sind  teilweise  zugeschüttet. 

Die  Stadt  hat  noch  zahlreiche  ältere  Wohngebäude  aufzuweisen,  namentlich 
sind  die  folgenden  zu  erwähnen : 

Im  Immunitätsbezirk:  Rathaus,  zweiflügeliger  Backsteinbau,  im  18.  Jh.  ver- 
ändert, der  eine  Flügel,  mit  einem  Saal  im  Obergeschoss,  enthält  unten  das  Innen- 
tor (Fig.  46).  Nach  dem  Hof  rundes,  spätgotisches  Treppentürmchen  mit 
Masswerkfries,  Kegeldach  und  hübscher  spätgotischer  Kreuzblume;  über  der 
Tür  neben  dem  Treppentürmchen  Rokoko -Oberlicht  mit  dem  Monogramm  Karl 
Theodors  (Fig.  47). 

Von  der  Ausstattung  sind  einige  unbedeutende  Ölgemälde  des  i7.  und  18.  Jh. 
zu  nennen,  meist  Bildnisse. 

Gegenüber  das  Pfarrhaus,  ein  stattlicher  zweigeschossiger  Rokokobau  von 
5  Achsen  in  der  Art  Couvens,  nach  einer  Notiz  im  Pfarrarchiv  im  J.  1  7  7  2  erbaut 

(Fig.  46,  links).  Der  reich 
ausgebildete  Mittelrisalit  mit 
Korbbogentor,  oben  Balkon 
mit  hübschem  Gitter  und 
segmentförmigem  Giebel, 
darin  der  h.  Gangolphus  und 
auf  einem  Spruchband  die 
Jahreszahl  i  7 7 5.  Im  Inne- 
ren stattliches  Treppenhaus 
(Aachener  Zs.  XVII,  S.  i95). 

Neben  dem  Rathaus 
Haus  der  Erben  Bür- 
germeister Nathan,  ein 
zweigeschossiger,  spätgoti- 
scher Backsteinbau  von  8 
Achsen,  im  18.  Jh.  stark 
verändert.  Erhalten  ist 
noch  der  schöne  Masswerk- 
fries an  dem  Hauptgesims,  ähnlich  demjenigen  an  dem  Treppenturm  des  Rat- 
hauses (Fig.  48;. 

In  der  Stadt:  Zweigeschossiges  Wohnhaus  von  8  Achsen,  hinter  dem 
ehemaligen  Prämonstratenserstift  und  vielleicht  ursprünglich  dazu  gehörig;  die  linke 
Hälfte,  im  Besitz  des  Herrn  Heinrich  van  den  Driesch,  durch  Ausbrechen  der  Fenster- 
gliederungen und  Überputzen  stark  entstellt,  die  rechte  Hälfte,  die  stark  im  Verfall 
war,  im  Besitz  des  Herrn  Walter  Blanke,  jüngst  gut  hergestellt  (Fig.  49).  Es  ist  ein 
Ziegelbau  des  i7.  Jh.,  auf  hohem  Untergeschoss ;  die  Ecken  gequadert,  grosse  Kreuz- 
sprossenfenster in  Haustein.  Die  Fassade  ist  durch  Hausteingesimse  und  Bänder  so 
gegliedert,  dass  diese  durch  Bänke,  Mittelsprosse  und  Sturz  der  grossen  Fenster 
laufen,  ähnlich  der  Anordnung  bei  dem  Schloss  Leerodt  (Renard,  Die  Kunstdenkmäler 
der  Kr.  Erkelenz  und  Geilenkirchen  S.  166).  Unter  jedem  Fenster  ist  ein  oblonges 
Paneel  aus  Haustein  angeordnet. 

In  der  Hochstrasse  das  Königliche  Amtsgericht,  ein  zweigeschossiger 
Ziegelbau  von  8  Achsen  im  Stile  Couvens,   Mitte  des  18.  Jh.,  im  J.  1 87 9  umgebaut. 


Fig.  48.    Heinsberg.    Haus  der  Erben  Bürgermeister  Nathan. 


536 


HEINSBERG 


69 


Hübscher  Mittelrisalit  mit  Balkon  und  schmiedeeisernem  Gitter.  Innen  im  Ober-  Wohn  häuser 
geschoss  Decken  mit  einfachen  Stuckmedaillons  (Aachener  Zs.  XVII,  S.  1 95). 

Ebendort  Wohnhaus  Nr.  68  neben  dem  Prämonstratenserstit't,  schmaler,  drei- 
geschossiger Bau  des  18.  Jh.  mit  hübschem  Holzerker  im  ersten  Obergeschoss. 

Weiter  Haus  des  Herrn  Viktor  Birgelen,  Hochstrasse  Nr.  43,  schlichter 
zweigeschossiger  Rokokobau  mit  reichem,  schmiedeeisernem  Oberlicht. 


Fig.  49.    Heinsberg.    Haus  des  17.  Jh.  hinter  dem  Stift  vor  der  Wiederherstellung. 


Hotel  Germania,  ehemals  Haus  der  Freiherren  von  Mirbach,  ein  zwei- 
geschossiger Rokokobau  von  5  Achsen,  gleichfalls  im  Stile  Couvens  (Aachener  Zs.  XVII, 
S.  1 95).    In  einer  Fensterscheibe  ist  ein  Hirschkopf  mit  Inschrift  eingeritzt:  Michael 

PADLER,  SCHASER  (chaSSeur?)  DE  MIRBACH,  ANNO    1 786. 

Rektorat  der  Patreskirche,  Patersgasse  4,  hoher  Giebelbau  des  1 6.  Jh.,  im 
I.  1  7  7 3  (?)  in  den  unteren  Geschossen  umgebaut.    Der  Giebel  hat  mit  Platten  ab- 


537 


7o 


KREIS  HEINSBERG 


Wo  hnhäuser 


Sammlungen 
Schützen- 
vereine 


Sammlung 

Ober- 
pfarrer Dr. 
Schneider 


Sammlung 
Nathan 


mm 


Fig.  50.    Heinsberg.    Elfenbein-Diptychon  der 
Samml.  Nathan. 


gedeckte  Staffeln  und  noch  die  alten  Quersprossenfenster.  Über  der  Tür  das  Chrono- 
gramm:  JesVs  saLVator  In  CrVCe  Vos  reDeMIt  (  i  7  73.) 

Sammlungen:    Die   St.   Gangolphus  -  Bürger-Schützengesellschaft 
besitzt  einen  silbernen  Königsvogel,  der  auf  der  Brust  das  Heinsberger  Wappen, 
auf  dem  Kopf  ein  Krönchen  und  die   Jahreszahl   1 65 2    trägt  (Rhein.  Geschichts- 
blätter VIII,  S.  46). 

Im  Besitz  der  St.  Johannes- 
Nepomuk-Junggesellen- 
Schützen  ein  ähnlicher  silberner 
Königsvogel  mit  der  Jahreszahl 
1 664  (ebendort  VIII,  S.  89). 

Im  Pfarrhaus:  Bildnis  des 
Propstes  Fridericus  Baldem,  bez. : 
aet.  52,  anno  i73o,  Kniestück 
in  Lebensgrösse. 

Zwei  grosse  dekorative  Land- 
schaften des  18.  Jh. 

Im  Besitz  des  Heirn  Ober- 
pfarrers Dr.  Schneider: 
Buchsbaumgruppe  der  Be- 
weinung Christi,  vergoldet, 
vorzügliche,  sehr  lebendige  vlä- 
mische  Arbeit  aus  dem  Beginn  des  16.  Jh.  von  sorgfältigster  Durchführung,  12  cm 
hoch,  i5  cm  breit. 

Pieta,  kleine,  sehr  gute  Eichenholzgruppe,  niederrheiniscli 
hoch,  20  cm  breit. 

Anna-Selbdritt,  niederrheinische  Arbeit 
aus  Eichenholz,  2.  H.  des  i5.  Jh.,  neu  bemalt, 
So  cm  hoch. 

Die  Sammlung  des  verstorbenen  Bür- 
germeisters a.  D.  Nathan  ist  im  Frühjahr  i9o4 
versteigert  worden  (Katalog  der  reichhaltigen  Kunst- 
Sammlungen  der  Herren  Hoster-Geldern,  Engels- 
Westerland,  Nathan-Heinsberg,  Seyler-Bingen.  Köln, 
].  M.  Heberle,  i9o4).  Im  einzelnen  sind  aus  der 
ziemlich  reichhaltigen  Sammlung,  die  Atbeiten 
aller  Art,  namentlich  auch  zahlreiche  prähisto- 
rische und  römische  Grabfunde  aus  der  Heins- 
berger Gegend  enthielt,  die  folgenden  Stücke  zu 
nennen : 

Kalendarium  auf  Pergament,  um  1200, 
mit  gemalten  Initialen  und  einer  Monatsdarstellung. 

Elfenbein-Diptychon  snit  Geburt  Christi 
und  Darbringung  im  Tempel,  angeblich  aus  einem 

Heinsberger  Klosterstammend,  1 4.  Jh.,  9  cm  hoch,  12  cm  breit  (Fig.  5o. 
Nr.  637). 

Gruppe    der    Pieta,    Eichenholz,    Maria    mit    dem    Leichnam  Christi 
auf  dem   Schoss,    ein   knieender   Engel    stützt    das   Haupt   des   Heilandes,  gute 


um  1 5oo,  1 8  cm 


Fig.  5t.  Heinsberg.  Gruppe  der  Be- 
weinung Christi  aus  d.  Samml.  Nathan. 


Katalog 


538 


HEINSBERG 


7i 


niederrheinische  Arbeit  aus  der  Mitte  des  i5.  Jh.,  44  cm  hoch  (Fig.  5i.  —  Katalog  Sammlungen 
Nr.  449). 

Weihwasserbecken,  aus  Kupfer  getrieben  und  vergoldet,  in  reichen  Rokoko- 
formen, auf  der  Rückwand  die  Taufe  Christi,  um  i75o,  25  cm  hoch  (Fig.  53.  — 
Katalog  Nr.  836). 

Runde,  gemalte  Glasscheibe  mit  der  Anbetung  der  Könige  in  reicher  Früh- 
renaissance-Architektur, angeblich  aus  der  Klosterkirche  in  Heinsberg  stammend,  gute 
rheinische  Arbeit  aus  der  Zeit  um  i53o  (Fig.  52). 


Fig.  52.    Heinsberg.    Gemalte  Rundseheibe  der  Samml.  Nathan. 


Geschliffener  Glaspokal  mit  Reichsadler  und  Monogramm  Karls  VI,  32  cm 
hoch  (Katalog  Nr.  658). 

Siegelstock  der  Stadt  Wassenberg  mit  der  Umschrift:  siggillum  (so)  civi- 
tatis wassenburgensis  (Aachener  Zs.  III,  S.  328). 

Siegelstock  des  Heinsberger  Stiftes  mit  der  Figur  Mariae,  i4. —  1 5.  Jh. 

Im  Besitz  des  Herrn  Amtsgerichtsrates  Frantzen  eine  Sammlung  von  Sammlung 

Kreutzen 

Möbeln,  darunter  erwähnenswert  ein  Kredenzschrank  vom  J.  1 54 1 ,  verschiedene  Rokoko- 
möbel, ferner  rheinisches  Steinzeug  u.  a.  m. 

OBERLIECK  UND  NIEDERLIECK,  die  oft  genannten  Sitze  zweier  be-  Oberlieck 

und 

deutender  Adelsfamilien,  lagen  bei  der  schon  im  J.  1 2 7 7  erwähnten  Ortschaft  Lieck  bei  N  i  e  d  eriie  ck 


539 


72 


KREIS  HEINSBERG 


Ä  V^A  ^/*'   ♦  '    t  " 


Oberlieck  Heinsberg  (Lückerath,  Beiträge  I,  S.  16).  Oberlieck  kam  im  Anfang  des  i7.  Jh. 
Niedern  eck aus  dem  Besitz  der  gleichnamigen  Familie  an  die  Schommartz,  durch  Heirat  an  die 

Schenk  von  Nideggen ;  im  1 8.  Jh. 
wurde  es  von  dem  Hofrat  Peter 
von  Rödingen  gekauft;  dessen 
Enkelin,  Frau  von  Palmer,  besass 
das  Gut  noch  im  Anfang  des 
1 9.  Jh.  Oberlieck  besteht  jetzt  aus 
zwei  Ackerhöfen  des  18. — 19.  Jh. 
im  Besitz  von  Schieren  und  Krebs, 
ohne  bemerkenswerte  Überreste 
der  alten  Anlage.  Das  Tor  des 
Schierenschen  Hofes  mit  einge- 
schnittener Inschrift  und  Lieck- 
schem  Wappen  ist  leider  im 
J.  i9o4  zerstört  worden  (Eissen- 
berg-Mirbach. —  Aachener  Zs.  I, 
S.  255;  IX,  S.  76,  Anm.  —  Ann. 
h.  V.  N.  XLV,  S.  1 64 ;  XLVI  S.  1 6  i 
Anm.;  LV,  S.  339,  34 1  ;  LVII, 
S.  18  usw.  —  Beiträge  zur  Gesch. 
von  Eschweiler  I,  S.  366). 

Niederlieck  ist  im  J.  1 399 
im  Besitz  der  von  Brempt  gen. 
Lieck;  in  der  Jülichschen  Fehde 
des  16.  Jh.  wurde  die  Burg  zer- 
stört und  war  im  J.   i562  noch 
nicht  wieder  aufgebaut.  Um  162 5 
kam  der  Sitz  durch  Heirat  an  die 
Familie  von  Blanck,  die  ihn  noch 
im  18  Jh.  besass,  war  aber  zeit- 
weise (s.  u.)  wohl  auch  im  Besitz 
eines  von  Bückendorff  (Jahrbuch  für 
Nationalökonomie  1 895,  S.  53o.  — 
Mitteil,    von   E.   von  Oidtman). 
Es  ist  jetzt  ein  einfacher  Hof,  seit  1802  im  Besitz  der  Familie  Krings;   in  einer 
gemalten  Scheibe  im  Obergeschoss,  Rest  eines  zerstörten  Fensters  mit  zwei  Figuren, 
die  Inschrift :  der  woll  edell  gebohrner  frederich  von  Bückendorfe,  die  woll 
edell  gebohrne  gertraudt  von  vellradt,  dessen  hausfraw,  anno  i  665. 


Fig.  53. 


Heinsberg.    Weihwasser-Behälter  der 
Samml.  Nathan. 


HILFARTH, 

Röm.u.germ.  RÖMISCHE  UND  GERMANISCHE  ANLAGEN.  Im  J.  i883  wurden 

A  n  1  3  t?  0  n 

südöstlich  von  Hilfarth  römische  Gräber  aufgedeckt.  Die  Fundstelle  liegt  nahe  bei 
einer  von  Golkerath  über  Hilfarth  nach  Gereonsweiler  gehenden  Heerstrasse  (Aachener 
Zs.  VI,  S.  244;  XII,  S.  1 55 ;  XIV,  S.  18,  37). 

Innerhalb  des  Ortes  lag  ein  später  fast  ganz  abgegrabener  runder  Erdhügel,  der 
ursprünglich  wohl  von  Gräben  umgeben  war  und  wahrscheinlich  zu  der  Reihe  von  Erd- 


54o 


HILFARTH  —  HILLENSBERG 


73 


kastellen  in  Karken,  Rötgen  und  bei  Waldfeucht  gehörte;  der  Hügel  war  io — 12  R 
Fuss  hoch  (ausführlich  i.  d.  Heimatkunde  i879,  S.  22.  —  Vgl.  o.  S.  i3  u.  S.  75). 

KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE,  ehemalige  Franziskane- 
rinnen-Klosterkirche (s.  t.  s.  Leonardi).  Kaltenbach  S.  32  4.  —  Offermann 
S.  210.  —  Cornelius,  Gesch.  des  Münsterschen  Aufruhrs  I,  S.  233.  —  Graf  W.  Mir- 
bach, Territorialgeschichte  II,  S.  18. 

Handschr i ftl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Urkunden-Abschriften  von  1612—1 782 
(Tille-Krudewig,  Übersicht  II,  S.  182). 

Im  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf:  Vier  Urkunden  von  i646 — 1 795.  — 
Akten  vom  16. —  1 9.  Jh.  (Ilgen,  Rhein.  Archiv  S.  84). 

Von  der  Kirche  sind  nur  zwei  schlichte  Joche  mit  spitzbogigen  Fenstern,  innen 
mit  einer  fiachbogigen  Tonne  überdeckt,  älteren  Ursprunges ; 
sie  stammen  wahrscheinlich  von  dem  Bau  aus  der  Mitte  des 
i7.  Jh.    Die  übrigen  Bauteile  rühren  von  der  Erweiterung  des 
T.  i85o  her.  Eine  neue  Kirche  wird  an  anderer  Stelle  errichtet. 

Die  Nachrichten  über  das  Franziskanerinnenkloster  gehen 
nur  bis  zum  16.  Jh.  zurück;  nach  einem  Brande  im  J.  1 646,  bei 
dem  auch  der  grösste  Teil  des  Archives  unterging,  scheint  ein 
vollständiger  Neubau  von  Kirche  und  Kloster  entstanden 
zu  sein.  Nach  der  Aufhebung  des  Klosters  wurde  die  Kirche 
der  Pfarrei  Brachelen  unterstellt  und  im  J.  i8o4  zur  Pfarrkirche 
erhoben,  der  Bau  selbst  im  J.  i85o  erweitert.  Die  Kloster- 
gebäude kamen  um  1800  in  den  Besitz  von  A.  Hensen,  jetzt 
gehören  sie  zum  Teil  den  Herren  Hensen  und  Joannis,  zum 
Teil  der  Pfarrgemeinde  und  Zivilgemeinde. 

Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen:  Derbe  Barock- 
kanzel des  i7.  Jh.  mit  den  Evangelistenfiguren  auf  den 
Füllungen;  das  Rokokogeländer  aus  dem  18.  Jh. 

Stehende  Muttergottes,  Holzfigur  aus  dem  Ende 
des  i5.  Jh.,  gute  Arbeit,  aber  wohl  in  der  Barockzeit  über- 
schnitten.   Hand  und  Szepter  ergänzt  (Fig.  54). 

An  den  Wänden  drei  lebensgrosse  Holzfiguren 
des  18.  Jh.,  ziemlich  derb. 

Auf  dem  Dachboden  die  derbe  spätgotische  Holzfigur  des  h.  Leonard, 
1,20  m  hoch,  i5. — 16.  Jh. 

Silbernes  Ostensorium  in  Rokokoformen  aus  dem  J.  1 7 7 2.  Am  Fuss  die 
Inschrift:  ex  donatione  sybillae  hansen  et  joannis  coenen,  conjugum.    1 7  7  2. 

Die  ehemaligen  Klostergebäude  bestehen  aus  zwei  stumpfwinkelig  aneinander- 
stossenden  Flügeln;  es  sind  ganz  schlichte  zweigeschossige  Backsteinbauten  mit  recht- 
eckigen Fenstern,  an  dem  einen,  wohl  bald  nach  i646  errichteten  Flügel  die  Jahres- 
zahl 16..,  an  dem  andern  die  Jahreszahl  1 7 53  in  Eisenankern. 


o m.  u.  germ. 
Anlagen 

Kathol. 
'farrkirche 


Fig.  54.    Hilfarth,  kathol. 
Pfarrkirche.     Figur  der 
Muttergottes. 


Ausstattung 


Kloster- 
gebäude 


HILLENSBERG. 


KATHOLISCHE   PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Michaelis) 

■an  het  bisdom  Ro 

Lückerath,  Beiträge  I,  S.  5,  21;  II,  S.  25,  28. 


Offermann  Kathol. 

S.  223.  —  Habets,  Geschiedenis  van  het  bisdom  Roermond,  I,  S.  376.  —  Binterim  Pf  arrkirche 


u.  Mooren,  E.  K.  II,  S.  i64. 
Aachener  Zs.  III,  S.  282. 


54i 


74 


KREIS  HEINSBERG 


Kathoi.  Handschriftl.  Qu.    Im  Pfarrarchiv:   Prozessakten  von   i69o/94.  —  In- 

'f  ä  r  r  k  irchc 

ventar  nicht  mehr  vorhandener  Urkunden  von  1 593  ab.  Vgl.  Tille-Krudewig, 
Übersicht  II,  S.  182,  21 3. 

In  München,  Hof-  u.  Staatsbibliothek:  Samml.  Redinghoven  (cod.  germ. 
221 3)  XIX,  Bl.  2  3. 

Geschichte  Schon  im  J.  n7o  war  das  Heinsberger  Frauenstift  im  Besitz  von  Gütern  in 

Hillensberg.  Die  Kirche  findet  ausdrückliche  Erwähnung  erst  im  16.  Jh.,  scheint  aber 
zum  Teil  wesentlich  älteren  Ursprunges  zu  sein.  Im  J.  i56o  war  der  Chor,  im  J.  1 656 
der  Turm  baufällig.  Im  J.  1 7 1 3  scheint  der  Bau  in  der  jetzigen  Gestalt  umgebaut  zu 
sein;  im  J.  i84o  wurde  die  Sakristei  angebaut  und  das  Innere  mit  einer  Holztonne 
versehen.  Das  Patronat  befand  sich  ursprünglich  im  Besitz  der  beiden  Höfe  in 
Hillensberg  und  kam  später  an  den  Herzog  von  Jülich. 
Beschreibung  Saalbau  des  18.  Jh.  mit  dreiseitigem  Chorschluss  und  Dachreiter  am  West- 

ende, angeblich  im  Westteil  Kiesel,  im  Ostteil  Backstein,  jetzt  ganz  überputzt ;  im 
Lichten  etwa  i9  m  lang,  5,5o  m  breit.  An  jeder  Seite  vier  Korbbogenfenster,  an 
der  Nordseite  die  Sakristei  von  i84o,  an  der  Westfront  die  Jahreszahl  1 7  1 3  in  Eisen- 
ankern. Der  breite,  viereckige  Dachreiter  beschiefert,  mit  hübschem,  gotischem, 
schmiedeeisernem  Kreuz.  Das  Innere  mit  flacher  Holztonne. 
Ausstattung  Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen: 

Drei  einfache  R  o k ok  o  -  A  lt är e  des  18.  Jh.,  Beichtstuhl  ähnlicher  Art. 

Hübsche  Kommunionbank  des  18.  Jh.  mit  durchbrochenen  Füllungen. 

Taufstein  aus  Blaustein,  kleines  Becken  auf  vierseitigem  Pil asterschaft,  darauf 
die  Inschrift:  jacobus  pylars,  pastor  in  Hillensberg,  i 793. 

Holzfigur  des  h.  Michael  in  gotischer  Plattenrüstung,  auf  dem  Drachen 
stehend ;  auf  dem  Schild  eine  Kreuzigungsgruppe  in  Flachrelief.  Gute  niederrheinische 
Skulptur  aus  der  2.  H.  des  1 5.  Jh.,  1,20  m  hoch,  anscheinend  nachträglich  überarbeitet, 
neu  bemalt. 

Einfache  Sonnenmonstranz  aus  vergoldetem  Kupfer  mit  dem  Chronogramm : 
a  MathIa  WeInanDs,  pastore  In  hILLensberg,  proCVrata  eXIsto  (i73o). 
Glocken  T)ie  Glocken  von  i495  und  162 1  tragen  die  Inschriften  (Lückerath,  Bei- 

träge I,  S.  21.  -  -  Aachener  Zs.  XIX,  S.  1 34.  —  Publications  de  la  societe  hist.  et 
archeol.  du  Limbourg  XIV,  S.  384,  4oi): 

1.  IN  NOMINE  SANCTI  MICHAELIS.  ANNO  DOMINI  1 495  GREGORIUS  DE  TREVERIS 
ME  FECIT. 

2.  EIN  KIRCHEN  BASAUN  BIN  ICH  GENANNT,  IN  I  H  S  NAMEN  RUF  AN  DIE  HANT 
ZUR  PREDIGT  UND  GOTTESDIENST  GEMEIN  ALLE  FROMMEN  CHRISTEN,  WER  SIE  AUCH 
SEIN.     FRANCISCUS  RAGLE  LOTHARINGUS    ME    FECIT  ANNO   IÖ2I.      Die  Glocke  wurde 

aus  einer  älteren  vom  J.  i48o  umgegossen  (Publications  de  la  societe  hist.  et  archeol. 
dans  le  duche"  de  Limbourg  VII,  S.  63). 

Eine  im  J.  1 887  umgegossene  Glocke  von  1 547  trägt  ausser  einem  Zusatz 
wieder  die  alte  Inschrift:  maria  heisen  ich,  in  de  ere  gotz  luden  ich,  juris  un 

JAN  VON  TRIER  GUS  MICH    1 547. 

HOENGEN. 

Kathoi.  KATHOLISCHE    PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Lamberti).  Kaltenbach 

Pfarrkirche g  4i4  _  BlNTERIM  u  Mooren,  E.  K.  II,  S.  i94.  —  Habets,  Geschiedenis  van  het 
bisdom  Roermond  I,  S.  376.  —  Lückerath,  Beiträge  II,  S.  21,  72.  —  Ann.  h.  V.  N. 
VII,  S.  244.  —  Offermann  S.  21 5. 


542 


HOENGEN  —  KARKEN 


75 


Geschichte 


Handschriftl.  Qu.    Im  Pfarrarchiv:  Urkunde  betr.  das  Patronat  von  1278.  Kathoi. 

Pfä  rrkirchc 

—  Urkunden  des  i4.  u.  16.  Jh.  —  Visitationsprotokolle  des  i7.  Jh.,  Rentenverzeich- 
nisse etc.  des  i7.  u.  1 8.  Jh.  —  Präsentation  eines  Pfarrers  im  J.  1 588.  Im  einzelnen 
vgl.  Tille-Krudewig,  Übersicht  II,  S.  1 83.  Das  Archiv  bewahrt  auch  Kritzraedt's 
Manuskript  zu  dem  Buche:  Die  Herrlichkeiten  von  Millen  und  Born. 

Im  J.  1 2 1 7  wird  die  Kirche  schon  genannt;  das  Patronat  gehörte  zu  drei 
Vierteln  den  Herren  von  Heinsberg,  die  das  Heinsberger  Frauenstift  damit  begabten; 
das  den  Herzogen  von  Limburg  gehörige  Viertel  kam  im  J.  1222  auch  an  dieses 
Stift  (Lacomblet,  U.B.  II,  Nr.  7o,  108).  Seit  1278  wechseln  das  Frauenstift  und 
das  Gangolphusstift  in  Heinsberg  mit  der  Präsentation.  Der  Chor,  der  im  J.  i79o 
erbaut  war,  wurde  um  i85o  durch  einen  Neubau  ersetzt,  nachdem  schon  im  J.  1832/33 
ein  neues  Langhaus  errichtet  worden  war. 

Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen:  Monstranz,  aus  Kupfer  und  Silber, 
vergoldet,  in  der  üblichen  Barockform,  um  i72o;  Aachener  Beschauzeichen  mit  Buch- 
staben S  (Aachener  Zs.  XV,  S.  87). 

Einfaches  Barockreliquiar  aus  Messing. 

Die  beiden  Glocken  von  002  und  i5o4  tragen  die  Inschriften: 

1.  SANCTUS  LAMBERTUS  H  EIS  EN  ICH,  IN  DIE  EHRE  CODES  LUDEN  ICH,  DIE 
MICH  HOERE,  DIE  BEDE  SICH.     JAN  VAN  ALFTER  IN  JAER  MCCCCCII. 

2.  ANA  HEISEN  ICH,  IN  DIE   ERE  GOETS  LUDEN  ICH.  MCCCCCIIII. 

KATHOL.  KAPELLE  zu  GROSSWEHRHAGEN,  ein  Neubau  der 
80er  Jahre  des  1 9 .  J  h .    Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen: 

Einfacher  Rokoko-Altar  des  18.  Jh.,  aus  einer  Kirche  der  Umgegend  stam- 
mend, auf  der  Rückwand  die  Figur  der  Muttergottes. 

Rokoko-Kommunionbank,  aus  Hoengen  stammend. 

Holzfigur  der  Muttergottes,  stehend,  aus  dem  Anfang  des  i4.  Jh.,  Krone 
und  Szepter  barock;  86  cm  hoch. 

Einige  unbedeutende  Gemälde  des  18.  Jh.,  darunter  eines  mit  dem  h.  Joseph, 
bez.:  anno  1  767.    R.  G. 


Ausstattung 


Glocken 


Kathoi. 
Kapelle  zu 
Grosswehr- 
hagen 


KARKEN. 

VORGESCHICHTLICHE  UND  GERMANISCHE  FUNDE  UND  Vorge- 
ANLAGEN.    Ein  Feuersteinbeil  und  eine  Kugel,  im  J.  1 848  auf  einem  Terrain  gsecr^  Fund 
des  Herrn  Mühlenbruch  gefunden,  sind  im  Besitz  des  Herrn  Bürgermeisters  Frenken.  u-  Anlagen 

In  der  Nähe  von  Karken  wurden  des  öfteren  schon  germanische  Urnen- 
gräber aufgedeckt,  die  Funde  jedoch  nie  systematisch  beobachtet.  Es  handelt  sich 
anscheinend  um  ein  grosses  Gräberfeld  aus  dem  Beginn  unserer  Zeitrechnung,  wie 
solche  auch  jenseits  der  Grenze,  auf  holländischem  Gebiet  aufgedeckt  worden  sind. 
Namentlich  in  dem  das  Gräberfeld  durchziehenden  karolingischen  Grenzwall  finden 
sich  zahlreiche  Gefäßscherben  ähnlich  den  bei  Koenen,  Gefässkunde  Taf.  XIX, 
Fig.  1  —  7  abgebildeten  Stücken  (B.  J.  XCVII,  S.  36i). 

An  Einzelfunden  werden  genannt: 

Südöstlich  von  Karken,  nördlich  von  Werlo,  sechs  Urnen  mit  Knochenresten 
und  Münzen. 

Funde,  die  an  dem  Hügel  bei  der  Wolfshager  Mühle  gemacht  wurden, 
kamen  in  den  Besitz  des  Herrn  Bürgermeisters  a.  D.  Nathan,  Heinsberg. 


543 


70 


KREIS  HEINSBERG 


Vorge-  Auf  dem  Höhenzug  Heidler  wurden  eiserne  Waffen,  zwei  Wurfspeere,  Beile, 

schichtl  u 

germ.  Funde  Gewandspangen,  Perlen  und  eine  Schale  aus  schwarzem  Ton  gefunden,  die  Funde 
u.  Anlagen  sjnc}  zum  Xeil  im  Besitz  des  Herrn  Pfarrers  in  Karken. 

Die  grosse  Landwehr  (s.  o.  S.  i3)  verläuft  bei  Karken  der  Grenze  entlang 
auf  holländischem  Gebiet;  auch  dort  zeigt  sie  genau  das  gleiche  Profil  wie  bei  Dal- 
heim und  im  Kreis  Erkelenz.  Im  Zusammenhang  damit  stehen  zwei  grosse  Erd- 
hügel, beide  in  der  Rurniederung  gelegen;  der  eine  von  ihnen,  bei  der  Wolfshager 
Mühle,  ist  um  1 895  rundum  abgetragen  worden.  Der  Hügel  war  durchsetzt  von  den 
Scherben  germanischer  Gefässe,  die  bei  dem  Aufwerfen  des  Hügels  in  dem  älteren 
Grabfeld  zu  Tage  gefördert  wurden ;  ausserdem  auf  dem  Scheitel  Brandreste  und 
Scherben  karolingischer  Gefässe.  Der  andere  Hügel,  im  grossen  und  ganzen  von 
gleicher  Form,  liegt  etwa  200  m  östlich  der  Kirche  in  Karken.  Angeblich  ist  in  den 
60er  Jahren  in  dem  Hügel  ein  Brunnen  aufgedeckt  worden. 

Es  handelt  sich  auch  hier  um  die  grosse  Grenzwehr- Anlage,  die  aus  dem 
Grenzwall  und  rückwärts  gelegenen  Kastellen  bestand,  und  zu  der  auch  die  unter 
Arsbeck  und  Waldfeucht  genannten  Anlagen  gehören  (B.  I.  XCLVII,  S.  359.  —  Rhein. 
Geschichtsblätter  VIII,  S.  97,  io3.  —  s.  o.  S.  i3,  3o.  —  s.  u.  unter  Waldfeucht).  Koenen 
setzt  die  Anlage  auf  Grund  der  Scherbenfunde  in  die  Zeit  um  9oo  und  sieht  darin 
eine  Grenzfestlegung  zwischen  Ost-  und  West-Lothringen  auf  Grund  des  Teilungs- 
Vertrages  zu  Meersen,  wahrscheinlich  ist  die  Anlage  aber  älter,  nach  Mayer  sogar 
eine  Grenzbefestigung  des  bis  hierher  reichenden  Ansiedelungsgebietes  der  Ubier. 

Aitekathoi.  ALTE  KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Severini).  Kalten- 

arr   irc    e  BACH   g  4^ — BlNTERIM  U.  MOOREN,  E.  K.  II,  S.  1 9o.  —  Berg.  Zs.  XXX,  S.  252.  — 

Offermann  S.  210. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Urkunde  betr.  eine  Altarweihe  von 
1485  (?)  (Tille-Krudewig,  Übersicht  II,  S.  i85). 

In  München,  Hof-  und   Staatsbibliothek:   Samml.  Redinghoven  (cod. 
germ.  221 3)  XIX,  Bl.  106. 
Geschichte  Die  Kirche  war  Filiale  der  weit  abgelegenen  Pfarrkirche  in  Vlodrop  (Holland); 

schon  im  1 3.  Jh.  hatten  die  Herren  von  Vlodrop  Grundbesitz  in  Karken.  Im  J.  i485  (?) 
wird  ein  Altar  in  der  Kirche  geweiht.  In  dem  Register  des  J.  1 558  (Habets,  Ge- 
schiedenis  van  het  bisdom  Roermond,  I,  S.  4o8)  findet  Karken  keine  Erwähnung,  er- 
scheint aber  im  J.  i582  als  Pfarrkirche.  Die  Pfarrerhebung  erfolgte  wohl  kurz 
vorher.  Kollator  war  der  Herzog  von  Jülich.  Der  noch  bestehende,  aber  nicht  mehr 
benutzte  Bau  entstand  im  J.  1  7  7 9 ;  die  neue  Kirche  wurde  im  J.  i9oi  an  anderer 
Stelle  errichtet. 

Beschreibung  Ganz  schlichter  Saal  bau  in  Backsteinen  vom  J.  1 7  7  9  mit  vortretendem  West- 

turm und  dreiseitigem  Chorschluss,  im  Lichten  etwa  25  m  lang,  10  m  breit.  An  jeder 
Seite  6  Stichbogenfenster;  der  Turm  dreigeschossig  mit  starken  Geschossabsätzen,  in 
der  Glockenstube  zwei  spitzbogige  Schallfenster  an  jeder  Seite,  achtseitiger  Helm. 
In  dem  Schlußstein  des  Turmportals:  ABS.  M  T  F.  1 779.  H  B  K.  C  V  K.  Das 
Innere,  mit  flacher  Decke,  ganz  schlicht. 

Ausstattung  Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen: 

Drei  hübsche  Ro ko k o- Altäre  ,  eine  reich  ausgebildete  Kanzel,  Baldachin 
und  Konsole  mit  lebhaft  bewegter  Muttergottesfigur  in  Lebensgrösse,  sämtlich 
gute  Arbeiten  aus  der  Erbauungszeit  der  Kirche. 

Rokoko -  Chorstüh  le,  die  Armlehnen  mit  Engelsköpfchen,  angeblich  aus  Heins- 
berg stammend,  18.  Jh. 


544 


KARKEN  —  KIRCHHOVEN 


77 


In  der  Turmhalle    spätgotischer  Krucifixus,    derbe   Arbeit  des  i5.  Jh.,  Alte  kathoi. 
ehemals  wohl  Triumphkreuz. 

NEUE  KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE.    Ausstattung:  Schöne  N  eu  e  kathoi 

P  f  3  r  r  k  irch  g 

Kommunionbank  des  18.  Jh.  mit  Pilastern  und  reichem  Mittelfeld,  zur  Ausstattung  Ausstattung 
der  alten  Kirche  gehörig. 

Rokoko  -  Monstranz,  einfach,  aus  vergoldetem  Kupfer  mit  Silberauflagen,  1 8.  Jh. 

Paramentenschrank,  gute  Rokokoarbeit  des  18.  Jh. 

Unter  den  Paramenten  einige  hübsche  Rokokostoffe. 

Die  beiden  alten  Glocken  von  1 684  und  1 729  tragen  die  Inschriften:  Glocken 

1.  ZUM  DEINST  GOTTES  DEIN  ICH,  DEI  TOTTEN  BEKLAG  ICH,  DAS  UNGEWETTER 
VERDREBEN  ICH,  JOHANNES  BOURLET  GOSS  MICH  l684. 

2.  S.  MARIA  ET  SEVERINUS.    ME  FUDIT  JOHAN  RUTGERUS  VOIGT  ANNO  l729. 

Im  Besitz  des  Herrn  Bürgermeisters  Frenken,  aus  dem  Nachlass  des  Samml. 

..  F  r  g  n  k  g  n 

Kölner  Dompropstes  Dr.  Frenken  stammend,  einige  ältere  Ölgemälde,  darunter 
zwei  Gegenstücke,  in  der  Mitte  je  ein  h.  Ordensmann,  ringsum  Rokokokartuschen 
mit  Szenen  aus  dessen  Legende,  um  i75o,  in  schönen  Rokokorahmen. 

Italienische  oder  Tiroler  Holztruhe  des  i5.  Jh.  mit  satyrischen  Darstel- 
lungen auf  ausgestochenem  Grund,  nachträglich  roh  mit  Messingbändern  montiert. 
Auf  der  Vorderseite  das  Paris-Urteil,  Merkur  im  Mantel  mit  Eselskappe  und  Pilger- 
stab, auf  den  Schmalseiten  schildhaltende  Engel,  auf  der  Innenseite  des  Deckels 
die  Belagerung  Trojas. 

Kalvarienberg,  vorzüglich  geschnittene  Buchsbaum- Gruppe  des  18.  Jh., 
3o  cm  hoch. 

KIRCHHOVEN. 

VORGESCHICHTLICHER  FUND.  In  der  Nähe  von  Kirchhoven  wurde  Vorgesch. 
ein  Steinbeil  gefunden,  das  sich  jetzt  in  der  Sammlung  des  Herrn  Dr.  Küsters  in 
Wassenberg  befindet. 

KATHOLISCHE  PFA  R  R  K I RC  H  E  (s.  t.  s.  Huberti).  Kaltenbach  S.  4o8.  Kathoi. 
—  Binterim  u.  Mooren,  E.  K.  II,  S.  i9i.  —  Habets,  Geschiedenis  van  het  bisdom  Pf ar r kirc h e 
Roermond  I,  S.  376.  —  Lückerath,  Beiträge  I,  S.  5;  II,  S.  24,  75.  —  Aachener  Zs.  I, 
S.  265;  XIII,  S.  1 85.  —  Offermann  S.  211. 

H  an  dschriftl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Urkunden  betr.  Güter  der  Kirche 
von  1466,  i473  u.  i482.  —  Rentverzeichnisse  usw.  des  i7.  u.  18.  Jh..  —  Im  Lagerbuch 
Beschreibung  der  alten  Pfarrkirche  (Tille-Krudewig,  Übersicht  II,  S.  186). 

Die  Kapelle  in  Kirchhoven  wird  irn  J.  1254  von  Heinrich  von  Heinsberg  dem  Geschichte 
dortigen  Gangolphusstift  inkorporiert  (Lückerath,  Die  Herren  von  Heinsberg,  S.  i3). 
Die  Erhebung  der  Kapelle  zur  Pfarrkirche  erfolgte  spätestens  im  1 5.  Jh.;  das  Kollations- 
recht war  im  Besitz  des  Heinsberger  Stiftes.   Der  jetzige  Kirchenbau  stammt  aus  den 
5oer  Jahren  des  i9.  Jh.  und  wurde  durch  den  Architekten  Cremet-  aus  Linnich  errichtet. 

Von  der  Ausstattung  der  Kirche  sind  zu  nennen:  Ausstattung 

Teile  eines  Sakramentshäuschens  aus  Stein,  um  i5oo,  gute  spätgotische 
Arbeit,  aber  überstrichen.  In  viereckiger  Nische  der  h.  Hubertus  mit  dem  Hirsch; 
darüber  gotisches  Strebenwerk. 

Zwei  schöne  El  fenb  ein  -  Kr  u  cifixe  des  18.  Jh.,  20  und  27  cm  hoch. 

Kreuzigungsgruppe  aus  Holz,  grosszügige,  einfache  Skulpturen  aus  der 
Mitte  des  i5.  Jh.,  verwandt  der  Kreuzschleppung  in  Heinsberg  (s.  o.  S.  52,  Fig.  34). 


545 


78 


KREIS  HEINSBERG 


Kathoi.  Barock-Monstranz  aus  vergoldetem  Silber,  um  1 73o,  mit  Augsburger  Beschau 

Pfä  rrkirch  g 

und  Meisterzeichen  D.  S.  (?)  (Rosenberg,  Der  Goldschmiede  Merkzeichen  Nr.  80  und 
Nr.  347).  Anhängend  einige  Medaillen,  eine  des  Bischofs  Rudbertus  von  Salzburg 
aus  dem  J.  1 638,  eine  andere  graviert  mit  der  Figur  des  h.  Hubertus  und  der  In- 
schrift: S.  HUBERTUS,  PATRONUS  ECCLESIAE  DE  KIRKHOVEN.      1 747. 

Auf  dem  Kirchhof  ältere  Grabkreuze,  darunter  eines  des  Johan  Laumen 
von  Schoutorff  von  1 698  mit  eingegrabener  Kreuzigungsgruppe  und  dasjenige 
eines  Pfarrers  von  Kirchhoven  mit  der  Inschrift:  anno  1627,  den  12.  april,  is  der 

ERWERDIGE  HEER  WILHELM  BRODERMANN,  47  JAER  GEWESENER  PASTOR  IN  KIRCH- 
HOVEN, IN  GODT   

Glocken  Die  Glocken  von  i638,  1682  und  1 7 5 1  tragen  die  Inschriften: 

1.  S.  HUBERTUS,  JOANNES,  FRANCISCUS,  MARIA  MAGDALENA  HEISCH  ICH.  JO- 
ANNES AEGIDIUS  SCHAAFFHAUSEN,  P.  T.  PASTOR.  CHRISTIAN  VOIGT  DER  SOHN  GOSS 
MICH  ANNO  I  75  I . 

2.  JESUS  MARIA  RENOVATA.     CLAUDI  LAMIRAL  ME  FECIT  ANNO  IÖ38. 

3.  S.  HUBERTUS  PATRONUS,  ORA  PRO  NOBIS.  DIE  LEBENDIGE  RUFFE  ICH,  DIE 
TODE  BEKLAGE  ICH,  JOANNES  BOURLET  GOS  MICH  ANNO  1682. 

LAFFELD. 

Kathoi.  KATHOLISCHE   PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Josephi).    Lückerath,  Bei- 

PfarrkirChe  träge  I,  S.  36;  II,  S.  57.  —  Aachener  Zs.  I,  S.  252.  —  Ann.  h.  V.  N.  LV,  S.  7.  —  Offer- 
mann S.  2o3. 

Laffeld,  schon  im  J.  1282  erwähnt,  erhielt  erst  im  J.  1 786  eine  Kapelle,  die  im 
folgenden  Jahr  vollendet  wurde;  im  J.  1828  wurde  Laffeld  Rektorat,  im  J.  i849  Pfarrei, 
im  J.  i85o  erweiterte  man  den  alten  Bau  nach  Osten.  Seit  der  Errichtung  eines 
Neubaues  in  den  J.  i9o3/4  ist  die  alte  Kirche  unbenutzt. 

Der  alte  Teil  der  Kirche,  etwa  8  m  lang,  6  m  breit,  ist  ein  einfacher 
Ziegelbau  mit  je  zwei  Stichbogenfenstern  an  jeder  Langseite,  an  dem  Giebel  die  Jahres- 
zahl 1 787  in  Eisenankern.    Innen  ein  Spiegelgewölbe. 

Hochaltar  des  18.  Jh.,  barock,  mit  seitlichen  Durchgängen,  aus  der  Pfarrkirche 
in  Heinsberg  stammend. 

Neue  kathoi.  N  E  U  E  K  A  T  H  O  L I S  C  H  E  PFARRKIRCHE.    Von  der  Ausstattung 

Pfarrkirche   .  . 

sind  zu  nennen: 

Einfacher  Taufstein  des  18.  Jh.  in  Kelchform  mit  Messingdeckel. 

Die  einzige  ältere  Glocke  trägt  die  Inschrift:  s.  maria,  ora  pro  nobis.  lau- 

DATE  DEUM  IN  CYMBALIS  BENE  SONANTIBUS.  SUB  DOMINO  PRIORE  G.  TOUSAIN  A. 
JULLIEN  ME  FECIT  l7l4. 

MILLEN. 

Römisches  RÖMISCHES.    Millen  liegt  an  der  heute  Heerweg  genannten  Römerstrasse 

von  Tüddern  nach  Coriovallum.    Auch  für  Millen  selbst  nimmt  man  römischen  Ur- 
sprung an  und  erklärt  den  Namen  aus  der  Entfernung  —  mille  passus  —  von  dem 
römischen  Tüddern  (B.  J.  III,  S.  84.  —  Lückerath,  Beiträge  I,  S.  24). 
Kathoi.  KATHOLISCHE   PFARRKIRCHE,  ehemalige  Propsteikirche  (s. 

Pfarrkirche  t    g    Nicolai),     KALTENBACH  S.  4l8.  —    BlNTERIM  U.  MOOREN,  E.  K.  II,  S.   l94.  — 

Lückerath,  Beiträge  I,  S.  54,  88;  II,  S.  i5,  65.  —  Ann.  h.  V.  N.  XXXIX.  S.  168.  - 
Graf  W.  Mirbach,  Territorialgeschichte  II,  S.  20.  —  Studien  und  Mitteilungen  aus  dem 


546 


LAFFELD  —  MILLEN 


79 


Benediktinerorden  IX  (1888),  S.  458.  —  Schwaben,  Gesch.  von  Siegburg  S.  i3i.  —  Kathoi. 

P  f  3  f  i*  1c  ir*c 

Heinekamp,  Siegsburgs  Vergangenheit  und  Gegenwart  S.  4o.  —  Delvos,  Gesch.  der 
Pfarreien  des  Dekanates  Siegburg  S.  9o.  —  Offermann  S.  212.  —  Lacomblet, 
U.B.  I,  Nr.  35 1 ;  III,  Nr.  102,  5 1 8,  656,  787;  IV,  Nr.  i3i,  484,  54i,  548.  —  von 
Fisenne,  Kunstdenkmale  im  Gebiete  der  Maas,  Bl.  7  7,  78  (Aufnahme  ohne  Text).  — 
Publications  de  la  socie'te'  hist.  et  arch.  dans  le  duche  de  Limbourg  I,  S.  118. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Rechnungen  des  Amtes  Millen  aus 
dem  1 7.  Jh.  —  Stiftungen  von  162  1  ab.  —  Akten,  Urkundenabschriften  usw.  aus  dem 
i7.  u.  18.  Jh.   Im  einzelnen  vgl.  Tille-Krudewig,  Übersicht  II,  S.  188. 

Im  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf:  Die  wesentlichen  älteren  Archivalien, 
namentlich  die  ältesten,  bei  Lacomblet,  U.  B.  gedruckten  Urkunden  (s.  o.  unter  der 
Literatur)  bilden  einen  Teil  des  alten  Archives  der  Abtei  Siegburg,  das  u.  a.  auch 
Nachrichten  über  die  Reliquien  in  Millen  (Reg.  399,  Urk.  i4i,  200),  über  die  Rechte 


Fig.  55.    Millen.    Nordansicht  der  kathoi.  Pfarrkirche. 


des  Pfarrers  und  der  Brüder  in  Millen,  über  die  Erbvogtei  (Reg.  4oo)  enthält.  Vgl. 
Ilgen,  Rhein.  Archiv  S.  12  4. 

Im  Stadtarchiv  zu  Köln:  Farragines  des  Gelenius  XXIV,  Bl.  2o3  (Mitteilun- 
gen aus  dem  Stadtarchiv  zu  Köln  IX,  S.  (37). 

In  München,  Hof-  und  Staatsbibliothek:  Samml.  Redinghoven  XIX, 
Bl.  u4;  LV,  Bl.  3o8. 

Der  Chor  der  Kirche,  namentlich  die  Tür  an  demselben,  weisen  auf  die  Zeit  Geschichte 
um  das  J.  1000  hin;  die  in  der  Quirinuskapelle  im  1 7.  Jh.  angebrachte  Jahreszahl  1008 
erscheint  als  ein  überliefertes  Datum  nicht  unberechtigt.  Die  Urkunde  vom  J.  11 44 
(Lacomblet,  U.  B.  I,  Nr.  35 1),  in  der  die  Propstei  Millen  und  ihr  Besitz  näher  um- 
schrieben werden,  berichtet,  dass  unter  Abt  Kuno  von  Siegburg  (uo5  — 11 26)  der 
Lütticher  Kanonikus  Wilhelmus  seine  4  Neffen,  jedenfalls  Angehörige  des  Edelherren- 
geschlechtes  von  Millen,  veranlasst  habe,  ihre  Anrechte  an  der  Millener  Kirche  der 
Abtei  Siegburg  zur  Gründung  einer  klösterlichen  Niederlassung  zu  übertragen. 
Da  einer  dieser  Stifter  die  Stiftung  nachträglich  anfocht,  werden  in  der  Urkunde 


547 


8o 


KREIS  HEINSBERG 


Kathol.  des  J.  Ii 44  die  Rechtsverhältnisse,  namentlich  zwischen  den  Brüdern  und  dem 
arrkirche  Pfarrer,  die  die  Kirche  gemeinsam  benutzten,  festgelegt  und  eine  Güterteilung  vor- 
genommen. Die  Herren  von  Millen  behielten  das  Patronatsrecht  an  der  Pfarrkirche 
und  wurden  Vögte  der  Propstei.  Das  Schiff  der  Kirche  entstand  spätestens  um  diese 
Zeit;  da  die  Urkunde  von  1 1 44  den  Hochaltar  des  h.  Nikolaus,  des  Kirchenpatrones, 
ausdrücklich  dem  Pfarrgottesdienst  vorbehält,  so  ergibt  sich  daraus  mit  grosser 
Wahrscheinlichkeit  auch  der  Grund  für  die  Errichtung  der  jedenfalls  um  die  Mitte 
des  12.  Jh.  erbauten  Quirinuskapelle,  die  speziell  für  den  Gottesdienst  der  Brüder 
bestimmt  war. 

Mit  der  Herrschaft  Millen  kam  im  J.  1283  auch  das  Patronat  der  Pfarrkirche 
an  die  Herren  von  Heinsberg,  die  dasselbe  im  J.  i3i3  der  Propstei  Millen  übertrugen; 


Fig.  56.    Millen,  kathol.  Pfarrkirche.    Ansicht  der  Quirinuskapelle  vor  der  Wiederherstellung. 

im  J.  1 34 1  ist  die  Pfarrkirche  dann  der  Propstei  inkorporiert  worden  (Lacomblet, 
U.  B.  III,  Nr.  5i8). 

Im  J.  i636  Hess  der  Propst  Otto  Heinrich  von  Bylandt  ( 1 636 — 1668)  die 
Quirinuskapelle  und  im  J.  i654  den  Chor  mit  den  noch  erhaltenen  Stuckarbeiten 
ausschmücken;  wahrscheinlich  gleichzeitig  wurde  die  Sakristei  angebaut.  Der  Turm, 
der  im  J.  1 659  als  baufällig  bezeichnet  wird,  scheint  bald  darauf  in  der  jetzigen  Form 
erneuert  zu  sein. 

Bei  der  Aufhebung  der  Propstei  in  französischer  Zeit  wurde  die  Kirche  der 
Pfarrgemeinde  überwiesen.  Im  J.  1860  ist  die  Stuckdekoration  im  Chor  und  in  der 
Quirinuskapelle  instand  gesetzt  worden.  Im  J.  i894  wurde  die  Quirinuskapelle  im 
Äusseren  und  im  Inneren  mit  einer  Provinzialbeihülfe  von  iooo  M.  nach  den  Plänen 
des  Architekten  von  Fisenne  in  Gelsenkirchen  —  nicht  gerade  glücklich  —  wieder- 
hergestellt. 


548 


MILLEN 


Zweischiffiger  romanischer  flachgedeckter  Bau  des  1 2.  Jh.  mit  Westturm 
■des  i7.  Jh. ;  Chorhaus  aus  der  Zeit  um  1000,  romanische  Quirinuskapelle  in  Ver- 
längerung des  Seitenschiffes  aus  der  Mitte  des  12.  Jh.,  im  Lichten  etwa  26  m  lang, 
i3  m  breit  (Ansichten  Fig.  55  u.  56,  Grundriss  Fig.  57). 

Der  Westturm  ist  im  i7.  Jh.  ganz  schmucklos,  ohne  Stockwerksgliederungen, 
aus  Backsteinen  aufgeführt  worden;  die  unteren  Geschosse  mit  Lichtschlitzen,  die 
Glockenstube  mit  zwei  Flachbogenfenstern  an  jeder  Seite.  Achtseitiger  Helm  mit 
hübschen  Knäufen  und  Wetterfahne. 

Das  aus  Findlingen  und  anderen  Materialien  aufgeführte  Schiff  hat  an  der 
glatten  Südwand  fünf  grosse,  im  J.  1 859  zu  der  jetzigen  Form  erweiterte  Rund- 
bogenfenster. Der  Obergaden  der  Nordseite  zeigt  unter  dem  jetzt  hochgezogenen 
Seitenschiffdach  noch  seine  vermauerten  ursprünglichen  kleinen  Rundbogenfenster; 
in    den    Fenstern    alte   Holzrahmen ,    vielleicht   noch   aus   der   romanischen  Zeit. 


K  a  t  h  o  1. 
Pfarrkirche 
Beschreibung 


Fig.  57.    Millen.    Grundriss  der  kathol.  Pfarrkirche. 


Das  Seitenschiff  von  drei  Jochen  hat  in  der  Mitte  ein  grosses  rundbogiges  Portal 
des  18.  Jh. 

Die  an  das  Seitenschiff  anstossende  Quirinuskapelle  (Ansichten  vor  und 
nach  der  Restauration  Fig.  55  und  56)  ist  aus  Maastrichter  Kalkstein  ausgeführt. 
Die  freiliegende  Langseite  hat  eine  Gliederung  durch  schmale  Lisenen,  dazwischen 
liegen  die  drei  Rundbogenfenster.  Die  ursprünglich  hoch  liegenden  Fenster  sind  im 
J.  i894  nach  unten  wesentlich  verlängert  worden;  oben  ist  ein  Rundbogenfries  zwischen 
den  Lisenen  und  ein  steinernes  Hauptgesims  hinzugefügt  worden.  Die  Apsis  hat 
eine  sehr  reiche  Gliederung:  unten  fünf  grosse  Bogenfelder  auf  Dreivierteldiensten 
mit  Würfelkapitälen,  darauf  ein  Gesims  mit  Schachbrettmusterung,  oben  eine  Gliede- 
rung durch  kleine  Arkaden.  Auch  hier  sind  bei  der  Restauration  des  J.  i894  will- 
kürliche Veränderungen  vorgenommen  worden;  die  grossen,  ursprünglich  hufeisen- 
förmigen Arkadenbogen  sind  jetzt  gestelzt,  bei  der  oberen  Bogenstellung  ist  statt  der 
ursprünglichen  Aufteilung  in  11  Bögen  jetzt  eine  solche  in  10  Bögen  vorhanden.  An 
die  Stelle  des  alten  Polygondaches  ist  ein  Kegeldach  getreten,  dahinter  frei  hervor- 
tretend der  moderne  Halbgiebel. 


Quirinus- 
kapelle 


549 


82 


KREIS  HE7XSHE1«; 


K  a  t  h  o  1. 
Pfarrkirche 
Chor 


Inneres 


Das  Chor  ist  wiederum  aus  Findlingen  gemauert  und  verputzt;  das  ganz- 
regelmässige  Chorquadrat  mit  zwei  grossen,  rundbogigen,  in  der  Barockzeit  ver- 
grösserten  Fenstern  an  jeder  Seite  ist  ganz  glatt,  ebenso  der  kleine,  gleichfalls 
quadratische  Altarausbau,  der  die  Stelle  der  Apsis  vertritt.  Er  hat  an  der  Ostseite 
ein  kreisrundes,  an  der  Nordseite  ein  rundbogiges  Fenster.  Der  Oberbau  ist  in  späterer 
Zeit  wahrscheinlich  überhöht  worden,  um  das  jetzt  bestehende  durchlaufende  Dach 

über  beiden  Teilen  zu  ermöglichen.  An  der  Süd- 
seite des  Chorhauses  Hegt  eine  vermauerte  Tür,  die 
noch  der  ältesten  Anlage  angehört:  in  rundbogiger 
Blende  die  rechteckige  Türöffnung  mit  giebel- 
förmigem  Sturz,  darauf  eine  antikisierende  Gebälk- 
gliederung in  den  flauen  Formen  der  Zeit  um  iooo; 
im  Giebelfeld  ein  Kreuz  auf  einer  Stange,  wie  es 
auf  den  frühen  zylindrischen  Taufsteinen  öfter  vor- 
kommt. Das  Portal  ist  eine  sehr  charakteristische 
und  seltene  Arbeit  der  frühromanischen  Zeit. 

Die  Sakristei,  mit  polygonem  Ostabschluss, 
ist  ein  schlichter  Ziegelbau  des  i7.  Jh.  mit  flach- 
bogigen  Fenstern ;  das  Dach  ist  direkt  an  das- 
jenige des  Chores  angeschleift. 

Im  Inneren  öflnet  sich  die  Turmhalle  zum 
Schiff  in  einfachem  Rundbogen.  Von  den  drei 
Scheidebögen  zwischen  Hauptschiff  und  Seiten- 
schiff sind  die  beiden  äusseren  jetzt  geschlossen, 
ebenso  die  eine  Bogenöffnung  zwischen  Hauptschiff 
und  Quirinuskapelle. 

Die  Choranlage  und  die  Sakristei  sind  mit 
einerreichen,  sehr  guten  Stuckdekoration  vom  J.  1 654 
versehen.  An  der  Ostwand  des  Chorhauses  rechts 
und  links  des  Altarausbaues  die  grossen  Relief  figuren 
der  hh.  Quirinus  und  Balbina,  darüber  das  moderne 
Wappen  des  Herrn  von  Plewitz,  der  die  Stuck- 
dekoration im  J.  1860  restaurieren  Hess,  und  das- 
jenige des  Millener  Propstes  Otto  Heinrich  von 
Bylandt  (t  1 668 ),  unter  dem  die  Arbeiten  ausgeführt 
wurden.  Unter  den  Figuren  rechts  die  Sakristeitür 
in  reicher  Pilastereinfassung,  links  eine  entsprechende 
Scheintür,  über  beiden  das  Bylandtsche  Wappen 
und  die  Jahreszahl  i654.  Auf  den  Seitenwänden 
des  Chorhauses  sind  in  Medaillons  je  drei  Reliefs  mit  Szenen  aus  den  Martyrologien 
beider  Heiligen  angebracht,  an  der  Decke  die  grossen  Reliefs  der  Krönung  Mariae 
und  der  Schleifung  des  h.  Quirinus  durch  ein  Pferd. 

Der  Altarausbau  ist  in  ähnlicher  Weise  durch  Stuckreliefs,  jedoch  nur  orna- 
mental, dekoriert,  ebenso  die  Sakristei. 

Es  sind  derbe,  stark  an  italienische  Vorbilder  anklingende  Stuckarbeiten 
des  i  7.  Jh.  von  flottem  Wurf  und  guter  Technik. 

Das  Innere  der  Quirinuskapelle  zeigt  in  der  Apsis  eine  zu  den  genannten 
Arbeiten  gehörige  Stuckdekoration,  die  Muttergottes  zwischen  musizierenden  Engeln. 


Fig.  5S.    Millen,  kathol.  Pfarrkirche. 
Figur  der  h.  Balbina. 


55o 


MILLEN 


83 


Ausstattung 


vom  J.  1 636.     Im    übrigen    ist    das    Innere    im  J.  i894  bei  der  Herstellung  ganz  Kathol. 

Pfärrkirchc 

erneuert  worden;  über  der  Balkendecke  fanden  sich  am  Putz  der  Wand  zum 
Hauptschiff  die  Jahreszahlen  1008  und  1 636 ;  sie  sind  damals  wieder  angebracht 
worden. 

Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen: 

Hochaltar,  barock,  aus  dem  i7. — 18.  Jh.,  mit  volutenbekröntem  Mittelbau, 
aus  dem  Kapuzinerkloster  in  Wassenberg  stammend. 

Einfache  Barock kanzel,  Beichtstühle  und  Kommunionbank,  ähnliche 
Barockarbeiten. 

Reste  einfacher  Chorstühle,  aus  dem  Heinsberger  Frauenstift  herrührend 

Monstranz  aus  vergoldetem  Kupfer,  spätgotisch, 
mit  erneuertem  Zylinder,  darum  Rundpfeiler  und  Strebe- 
systeme an  den  Seiten,  oben  eine  runde,  kuppelartige  Be- 
dachung mit  einer  auf  6  Pfeilerchen  ruhenden  Laterne;  als 
Abschluss  ein  Krucifixus.  Die  Figuren  der  hh.  Quirinus 
und  Nicolaus  sind  modern.  Der  Fuss  mit  reliefierten  Or- 
namenten stammt  aus  der  Barockzeit. 

In  der  Quirinuskapelle  eine  Reihe  älterer  Holz- 
figuren, namentlich  Figur  der  h.  Balbina,  vortreffliche 
spätgotische  Skulptur  aus  der  Zeit  um  1 5oo,  auf  einem  heid- 
nischen Gelehrten  stehend,  ein  Ciborium  (?)  in  der  Hand 
tragend,  mit  der  anderen  das  Gewand  raffend,  98  cm 
hoch  (Fig.  58). 

Figur  eines  h.  Bischofs,  spätgotisch,  iS. — 16.  Jh., 
87  cm  hoch. 

Figur  des  Ii.  Nicolaus,  3o  cm  hoch,  wohl  später 
überarbeitet,  um  i5oo  (Fig.  59). 

An  na  -  Sei  bd  r  itt ,  87  cm  hoch,  um  i5oo. 

Aussen  in  dem  Winkel  am  Turm  in  die  Wand  eingelassen 
zwei  stark  abgetretene  Grabsteine  mit  Doppelwappen, 
1 7.  —  18.  Jh. ;  beide  zeigen  auf  Seiten  der  Frau  das  Wappen 
der  Brempt  gen.  Lieck  zu  Doenrade  (Holland),  auf  dem 
einen  auf  Seiten  des  Mannes  ein  Wappen  mit  3  Schräg- 
balken. 

Die    beiden   alten   Glocken    von    i42o   und    1 4 7 7 
tragen  die  Inschriften  (Publications  de  la  societe"  hist.  et  arch.  dans  le  duche  de 
Limbourg  V,  S.  33  1): 

1.  AVE  MARIA,  G  RA  CIA  PLENA,  DOMINUS  TECUM,  BENEDICTA  TU  IN  MULIERIBUS 
ET    BENEDICTUS    FRUCTUS    VENTRIS    IUI.     AMEN.      O    REX    GLORIE,    VENI    CUM  FACE. 

lucas,  Marcus,  Joannes,  matheus.    actum   anno  domini  mcccxx  (jedenfalls  irr- 
tümlich statt  H20). 

2.  SANCTA  MARIA.     ANNO  DOMINI  MCCCCLXXVI1.     JACOP  VON  VENRADE. 

Von  dem  Pro  pste  igebäu  d  e  steht  südlich  der  Kirche  ein  langer  Flügel,  der  Propstei- 
jetzt  als  Schulhaus  benutzt  wird.  Die  Osthälfte  dieses  Flügels,  mit  einem  hübschen 
geschweiften  Giebel  mit  der  Jahreszahl  i7oi,  scheint  damals  ganz  neu  errichtet  zu 
sein.  An  den  Langseiten  je  drei  Achsen  mit  einfachen  rechteckigen  Fenstern.  Die 
Westhälfte  gehört  einem  Bau  des  J.  1 586  an,  ist  aber  stark  vei ändert  worden  im 
I.  1827.    An  der  Kopfseite  ist  ein  Teil  des  Mauerwerkes  in  wechselnden  Schichten 

6* 

55 1 


Fig.  59.    Millen,  kathol. 
Pfarrkirche.    Figur  des  h. 
Nicolaus. 


Glocken 


gebättde 


84 


KREI5  HEINSBERG 


g  e  b  ä  u  d  e 


Haus 
Lauwarts 


Haus 
Millen 


Propstei-  von  Ziegeln  und  Mergelstein  ausgeführt;  oben  eine  grosse  Hausteinkartusche  mit 
der  Inschrift:  A.  d.  1 586.  An  der  Langseite  nach  der  Kirche  hin  ein  hübsches 
Doppelwappen  mit  der  Jahreszahl  1 586,  auf  Seiten  des  Mannes  ein  steigender  ge- 
krönter Löwe  (Lieck?,  Schenk  von  Nideggen?),  auf  Seiten  der  Frau  ein  Schrägbalken. 

Der  Westfiügel,  der  an  die  Kirche  anstiess,  ist  abgebrochen.  Westlich  des  Propstei- 
gebäudes  liegt  ein  kleiner  Wirtschaftshof;  an  den  Stallgebäuden  die  Jahreszahl  1 788 
in  Eisenankern. 

In  dem  Haus  des  Herrn  Lauwarts  ein  kleines  Glasgemälde  mit 
Kartuschwerk  in  Silbergelb  und  Schwarzlot,  darin  die  Inschrift:  al  du  in  blind- 

HEYT  GESETEN,  WEIGERT  HEM  VAN  DIE  GEYTE  (Ziege)  TE  ETEN.  ANNA  WERT  GRAM 
OM  DESE  GERÜ(CHT),    MAER  TOBIAS  WEINET  MET    SÜCHT  (Seufzen).     M.  G.   H.  ANNO 

1 788.    Am  Backhaus  eingemauert  ein  in  dem  Brunnen  des  Hauses  gefundener  In- 
schriftstein von  1 654. 

Daneben  ein  jetzt  unbewohntes  Haus 
des  16. — 17.  Jh.  mit  vermauerten  Quersprossen- 
fenstern.  Die  Tür  mit  dem  Monogramm  f.  h.  h.  f. 
in  Messingnägeln;  gotisierender  Türklopfer. 

In  einem  Heiligenhäuschen  eine  Ma- 
donna, Holzfigur  des  1 5.  Jh.,  eine  ausserordentlich 
feine  Arbeit,  aber  in  der  Barockzeit  überarbeitet 
und  dick  überstrichen. 

HAUS  MILLEN,  schon  im  12.  Jh.  im  Be- 
sitz der  gleichnamigen  Familie,  im  J.  1283  an  Heins- 
berg von  dieser  verkauft,  dann  geldrisch,  moersisch, 
brabantisch  und  endlich  im  J.  i42o  heinsbergisch, 
war  in  jülichscher  Zeit  Sitz  des  Amtmannes;  bei 
der  Grenzregulierung  des  J.  1 8 1 5  kam  das  Haus  zu 
dem  Königreich  der  Niederlande,  da  der  an  Millen 
vorbeifliessende    und    die    Burg    von    dem  Ort 
trennende  Rodebach  als  Grenzlinie  gewählt  wurde. 
Die  Burg,  eine  stattliche  Anlage  mit  Hauptburg  und 
zwei  Vorburgen,  hat  noch  wesentliche  mittelalterliche  Bauteile  aufzuweisen;  sie  ist 
jetzt  im  Besitz  der  Familie  Haan.    Über  das  Haus  Millen  vgl.  Graf  V/.  Mirbach, 
Territorialgeschichte  II,  S.  20.  —  Jacobus  Zartdarickius,  Von  den  Herrlichkeiten 
Millen  und  Born.  —  Aachener  Zs.  XIII,  S.  1 85.  —  Ernst,  Hist.  du  Limbourg  V, 
S.  i44.  —  Lacomblet,  U.B.  III,  Nr.  102,  5i8,  658,  787.  —  Tille-Krudewig,  Über- 
sicht II,  S.  188.      ■   Sammlung  Redinghoven  (München,   Hof-  und  Staatsbibliothek 
cod.  germ.  2213)  XIX.  Bl.  ii4;  LV,  Bl.  3o8.  —  Kellnerei-Rechnungen,  Belehnungen 
usw.  im  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf.  —  Ansicht  von  1  723  im  Codex  Welser. 

HAUS  HEG  EM.  Lückerath,  Beiträge  I,  S.  16.  —  Aachener  Zs.  IV,  S.  2  73, 
Anm.  1;  XV,  S.  3ii.  —  Fahne,  Gesch.  der  Köln.,  Jül.  und  Berg.  Geschlechter  I, 
S.  i44.  —  Publications  de  la  societe"  hist.  et  arch.  dans  le  dache"  de  Limbourg  XVI, 
S.  39o.  —  Macco,  Beiträge  zur  Genealogie  II,  S.  79,  80. 

H  andschriftl.  Qu.  Im  Düsseldorfer  Staatsarchiv:  Lehnssachen  der 
Mannkammer  Millen. 

Das  Haus  befand  sich  ursprünglich  im  Besitz  einer  gleichnamigen  Familie,  die 
im  16.  Jh.  auch  das  benachbarte  Gut  Alfens  (s.u.)  erwarb;  diese  Familie  starb  im 
J.  1 635  mit  Bertram  von  Hegern  aus.    Dessen  Schwester  brachte  Hegern  an  die 


Haus 
Hegern 


Fig.  60.   Haus  Hegern.   Lageplan  aus 
der  1.  H.  des  19.  Jh. 


Geschichte 


552 


MILLEN 


85 


Aachener  Familie  von  Wylre.    Das  jetzige  Haus  wurde  um  i7o7  von  Friedr.  H.  H.  Jiaus 
von  Wylre  erbaut.    Im  J.  1 799  war  ein  Herr  von  Stengel  mit  Hegern  belehnt.  Im 
1 9.  Jh.  war  Hegern  Eigentum  der  Familie  Jörrissen,  dann  durch  Heirat  der  Familie 
Haan  und  kam  ebenso  durch  Heirat  an  den  jetzigen  Eigentümer,  Herrn  Theodor 
Hävers  in  Colmar,  der  auch  das  benachbarte  Haus  Wammen  (s.  o.  S.  33)  besitzt. 

Das  Haus  bildet  eine  der  üblichen  Doppelanlagen  mit  Herrenhaus  und  Beschreibung- 
dreiflügeliger  Vorburg  aus  dem  Anfang  des  1 8.  Jh.  (Lageplan  Fig.  6o).    Die  Gräben 
zwischen  Wirtschaftshof  und  Vorburg  sind  jetzt  zugeworfen. 

Das  Herrenhaus  ist  ein  ganz  einfacher,  zweigeschossiger  Ziegelbau  von  acht 
Achsen  mit  rechteckigen  Fenstern  und  Walmdach,  doch  gehören  nach  der  Nat  im 
Mauerwerk  die  beiden  östlichen  Achsen  einer  etwas  jüngeren  Bauperiode  an.  In 
dem  älteren  Teil  an  der  Hofseite  über  der  Haustür  ein  Stein  mit  dem  Doppel- 
wappen von  Wylre  und  Dumont  (?), 
wahrscheinlich  dasjenige  der  Erbauer, 
Friedrich  Hubert  Hyacinth  von  Wylre 
und  Katharina  Dumont,  die  in  den  J.  1 7o6 
und  1 7 1 9  genannt  werden. 

Der  Wirtschaftshof  ist  ganz  ein- 
fach, der  dem  Herrenhaus  gegenüber- 
liegende Flügel  mit  schmuckloser  Durch- 
fahrt, östlich  davon  an  der  Aussenseite 
die  Jahreszahl  i7o7  in  Eisenankern. 

HAUS  ALFENS.  Eissenberg- 
Mirbach.  —  Ann.  h.  V.  N.  LVII,  S.  1 8, 287. 

Ein  gleichnamiges  Geschlecht 
kommt  vom  i4.  bis  zur  Mitte  des  1 6.  Jh. 
vor,  dann  war  das  Haus  im  Besitz  der 
von  Velrath  gen.  Meuthen  und  kam  durch 
Heirat  vom  J.  1 566  an  die  von  Hegern        Kig.  61    Haus  Aifens   Lagepian  aus  der  i.  H. 

gen.    Alfens    (s.    O.).      Nach    dem    Aus-  des  19-  Jh-  mit  Eintragung  des  neuen  Hofes. 

sterben  dieser  Familie  im  J.  1 635  erscheint 

ein  von  Westrem  als  Verwandter  im  Besitz,  später,  am  Ende  des  1 7.  Jh.,  liegen  die 
von  Westrem  mit  den  anderen  Verwandten,  von  Wylre  und  von  Melle,  im  Streit 
um  Alfens.  Durch  Heirat  der  Justine  von  Westrem  (f  i7o9)  mit  Alex,  von 
Horrich  sind  die  von  Horrich  zu  Glimbach  und  wieder  einzelne  von  Westrem  am 
Ende  des  i7.  und  im  1 8.  Jh.  Besitzer  des  Gutes,  zuletzt  im  J.  1 7 7 4  General  Ludwig 
Freiherr  von  Brempt  als  Enkel  der  Anna  Elise  Westrem.  Wahrscheinlich  durch 
Kauf  kam  Alfens  im  Anfang  des  1 9.  Jh.  an  einen  französischen  Offizier  von  Plewitz, 
von  ihm  erbte  es  ein  Verwandter,  der  es  noch  besitzt,  Herr  Barbou  auf  Schloss 
Roosteren  (Holland). 

Der  alte  Bau  nahm  etwa  die  Hälfte  eines  länglich  viereckigen,  von  breiten  Beschreibung 
Gräben  umgebenen  Terrains  ein  (Lageplan  Fig.  6i);  im  J.  i849  wurde  unter  teil- 
weiser Verwendung  der  alten  Mauern  ein  neues  Wohnhaus  an  der  Südseite  errichtet, 
durch  das  die  Einfahrt  führte.  Heute  steht  nur  noch  dieses  Wohnhaus  mit  zwei 
kleinen,  unregelmässig  ansetzenden  Flügeln,  die  im  Kern  wohl  noch  dem  i7. —  1 8 .  Jh. 
angehören.  Ein  neuer  Wirtschaftshof  ist  vor  i5 — 20  Jahren  östlich  der  alten  Anlage 
gebaut  worden. 


553 


86 


KREIS  HEINSBERG 


MYHL. 

Kathol.  KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Joannis  Bapt).  Habets, 

Pfsr*  r    i  r  c  h  o 

Geschiedenis  van  het  bisdom  Roermond  I,  S.  4o8.  —  Binterim  u.  Mooren,  E.  K. 
II,  S.  221.  —  Kaltenbach  S.  29o.  —  Offermann  S.  21 3. 

H  a  n  d s c h r  i f tl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Urkunden  von  1 4 1 9  ab  betr.  den 
Altar  des  h.  Johannes  Ev.  in  Wassenberg.  —  Entscheidung  von  1682,  betr.  das  Ver- 
hältnis der  Kirchen  zu  Wildenrath,  Birgelen  und  Myhl  zum  Stift  Wassenberg  (bei 
Tille- Krudewig  nicht  aufgenommen).  —  Akten  usw.  des  i7.  u.  18.  Jh.  (Tille-Krude- 
wig,  Übersicht  II,  S.  i89). 

Geschichte  Die  schon  im  1 5.  Jh.  genannte  Kapelle  war  von  Wassenberg  abhängig,  der 

Rektor  des  dortigen  Altares  des  h.  Johannes  Ev.  war  zugleich  Pfarrer  von  Myhl ;  im 
J.  1682  wurde  das  erste  Pfarrhaus  erbaut.  Die  jetzige  Pfarrkirche,  ein  Bau  der  7oer 
Jahre,  bewahrt  von  älteren  Ausstattungsstücken  nur  einige  Bänke  des  18.  Jh. 

Pfarrhaus  im  Pfarrhaus  eine  Anzahl  kleinerer  geschliffener  Glasscheiben  von  1 7 5 6 

mit  Wappen  und  Stiftungsinschriften;  als  Stifter  sind  darauf  verzeichnet:  I.  barthol. 

LOVERIX,  ANTON  LOVERIX  ET  RATH.  DAHMEN,  CONJUGES.  2.  JOH.  CASP.  HERM. 
CLERCKS,  PASTOR  IN  BIRGELEN.    3.  JOSEPH  BECK,   PASTOR  IN  RATHEIM. 

Kloster  Von   dem    C  APU  Z  I  N  E  RI  N  N  E  N  K  LOSTE  R   S.  JOHANNISTHAL 

in  Myhl,  das  wohl  schon  im  1 5 .  Jh.  bestand,  sind  Reste  nicht  erhalten  (Ilgen,  Rhein. 
Archiv  S.  u5.  —  Tille-Krudewig,  Übersicht  II,  S.  210,  Nr.  11).  In  der  Pfarrkirche 
zu  Wachtendonk  (Kr.  Geldern)  eine  im  J.  1 646  in  dem  Kloster  gestickte  kunstvolle 
Kasel  (Der  Niederrhein  i878,  S.  i4). 

OPHOVEN. 

Kathol.  KATHOLISCHE   PFARRKIRCHE,   ehemalige  Cisterzienserin- 

Pfarrkirche  .  0 

nen- Klosterkirche  (s.  t.  s.  Mariae).    Kaltenbach  S.  4o8.  —  Offermann  S.  200. 

—  Habfts,  Geschiedenis  van  het  bisdom  Roermond  I,  S.  4o8.  —  Binterim  u. 
Mooren,  E.  K.  II,  S.  221,  234.  —  Sivre,  Inventaris  van  het  oud  archief  der 
gemeente  Roermond  II,  S.  39 1,  393.  —  Knippenbergh,  Historia  eccles.  ducatus 
Geldriae  S.  73.  —  Publications  de  la  societe  hist.  et  arch.  dans  le  duche  de 
Limbourg  VII,  S.  3i  t.   —  Zs.  f.  vaterländ.  Gesch.  und  Altertumskunde  VII,  S.  34o. 

—  Lacomblet,  U.  B.  II,  Nr.  i7o,  358,  694;  IV,  Nr.  652.  —  Lückerath,  Beiträge  I, 
S.  28.  —  Aachener  Zs.  VI,  S.  1 56 ;  XI,  S.  101.  —  Ann.  h.  V.  N.  LV,  S.  io3.  Vgl. 
0.  S.  14. 

Hand schrift  1.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Rentenverzeichnis  der  Pfarrkirche 
von  1 474.  —  Register  des  16.  u.  1 7.  Jh.  —  Akten  des  1 7.  Jb.  betr.  Kloster  Dalheim. 

—  Aufzeichnungen  des  Pfr.  Zahren  aus  dem  Anfang  des  18.  Jh.  über  die  Herstel- 
lung eines  neuen  Daches,  Neuwölbung  und  die  Glocken  (Tille-Krudewig,  Über- 
sicht II,  S.  1 9 1 ).    Im  übrigen  vgl.  den  Archivalien-Nachweis  o.  S.  i4  u.  i5. 

Geschichte  Die  Gründung  einer  klösterlichen  Niederlassung  in  Ophoven   erfolgte  wahr- 

scheinlich kurz  vor  dem  J.  1 1 9 7 ;  der  Lütticher  Bischof  Albert  von  Cuyck  beschenkt 
damals  die  neue  Gründung.  Stifter  waren  Otto  von  Born  und  dessen  Gemahlin 
Petronella;  nach  Ottos  Tode  wird  die  Stiftung  im  J.  122.3  von  seiner  Witwe  und 
seinem  Sohn  Goswin  erneuert.    Zahlreiche  Schenkungen  in  der  1.  H.  des  i3.  Jh. 


554 


MYHL  —  OPHOVEN 


87 


zeugen  von  dem  Aufblühen  der  Niederlassung.  Die  noch  bestehende  Kirche  gehört  Kathol. 
dieser  ersten  Gründung  an  und  stammt  fast  in  ihrem  ganzen  Umfange  noch  aus  der  ' '  c  1 ' c 
Zeit  um  1200.  Nachdem  schon  im  J.  1 2 3 1  das  Kloster  die  Mühle  in  Dalheim  er- 
worben und  schon  im  J.  12  47  eine  Einigung  zwischen  Ophoven  und  der  Nieder- 
lassung in  Dalheim  stattgefunden  hatte,  wurde  im  J.  1258  mit  Einwilligung  Goswins 
von  Born,  des  Sohnes  des  Stifters,  das  Kloster  endgiltig  nach  Dalheim  verlegt 
(s.  o.  S.  i4). 

Die  Kirche  wurde  durch  einen  Vertrag  mit  der  Gemeinde  vom  J.  1 5  7 1  Pfarr- 
kirche, das  Patronatsrecht  verblieb 
dem  Kloster  Dalheim  (Aufzeichn. 
im  Pfarrarchiv).  Um  i7oo  Hess 
•der  Pfarrer  Abraham  Zahren  die 
Kirche  gründlich  herstellen,  den 
Treppenturm  am  Turm  anbauen 
und  wohl  auch  den  Oberbau  des 
Turmes  errichten,  Seitenschiffe 
und  Chor  wölben,  einen  Seiten- 
altar anschaffen.  Im  J.  1 7  1 4  wurde 
•das  Schiff  auf  Kosten  des  Klosters 
Dalheim  mit  einem  neuen  Dach 
versehen,  in  den  J.  1  7 2 1  und  i729 
•ein  neuer  Plattenbelag  beschafft. 
Um  die  Mitte  des  18.  Jh.  folgte 
•die  Stuck  -  Ausschmückung  des 
Mittelschiffes  und  des  Chores. 

Dreischi  füge,  flachgedeckte 
romanische  Pfeilerbasilika 
aus  Tuffsteinen,  um  1200,  mit 
Chorhaus,  Apsis  und  Westturm, 
im  Lichten  i9  m  lang,  10, 5  m 
breit  (Ansichten  Fig.  62  u.  Fig.  63. 
—  Grundriss  Fig.  64). 

Der  viergeschossige  West- 
turm hat  ein  jetzt  vermauertes 
schlichtes  Rundbogenportal  mit 
abgetreppter  Laibung;   sonst   sind  Fig.  62.    Ophoven.    Turmansicht  der  kathol.  Pfarrkirche. 

die  drei  unteren  Geschosse  ohne 

jegliche  Gliederung,  das  später  errichtete  Glockengeschoss  aus  Backsteinen  setzt  auf 
einem  Gesims  mit  Zahnschicht  an  und  trägt  ein  ähnliches  Abschlussgesims.  An  jeder 
Seite  zwei  flachbogige  Schallfenster;  achtseitiger  Helm.  Der  mit  vier  Seiten  des 
Sechsecks  an  der  Südseite  vortretende  Treppenturm,  der  bis  zur  halben  Höhe  des 
Glockengeschosses  reicht,  in  gleicher  Ausführung  aus  Backsteinen. 

Das  Langhaus  hat  am  Obergaden  fortlaufende  schlichte  Rundbogenfriese,  Langhaus 
in  die  die  vier  Rundbogenfenster  jeder  Seite  so  sich  einfügen,  dass  über  jedem 
Fensterbogen  ein  etwas  grösserer  Bogen  der  Friesgliederung  angeordnet  ist.  In  ähn- 
licher Weise  schneiden  an  den  Seitenschiffwänden  im  ersten,  zweiten  und  vierten 
Joch  die  Seitenschiff-Fenster  in  den  Bogenfries  ein;  in  dem  dritten  Joch  liegt  jedes- 
mal ein  glatter  Risalit,  um  den  der  Bogenfries  nicht  durchgeführt  ist.  Inden  Risaliten  ein- 


555 


KREIS  HEINSBERG 


Kathoi.  fache  rundbogige  Seitenportale  mit  abgetreppten  Laibungen.  Die  Ostwand  des  süd- 
pfarrkirche  liehen  Seitenschiffes  mit  vermauertem  Rundbogenfensterchen. 


Fig.  63.   Ophoven.   Choransicht  der  kathoi.  Pfarrkirche. 


Chor 


Chorhaus  und  Apsis  sind  im  Äusseren  ganz  ungegliedert,   die  oberen 
Mauerabschlüsse  wohl  in  der  Barockzeit,  gelegentlich  der  Erneuerung  der  Dächer,. 


556 


OPHOVEN 


89 


in  Backsteinen  ausgeführt.    An  der  Südseite  des  Chorhauses  ein  damals  wohl  auch  Kathol. 
verändertes  Rundbogenfenster,  in  der  im  Verhältnis  zum  Chorhaus  niedrigen  Apsis Pfai  rkirc 
ein  wahrscheinlich  nachträglich  eingebrochenes  Vierpassfenster.    An  der  Nordseite  ist 
die  schlichte  Sakristei  des  i7. —  1 8.  Jh.  unter  einem  Pultdach  angefügt. 

Von  dem  ursprünglich  in  allen  Schiffen  flachgedeckten  Inneren  hat  das  Mittel-  inneres 
schiff  um  die  Mitte  des  1 8.  Jh.  eine  durchgreifende  Herstellung  erfahren.  Der  Triumph- 
bogen und  die  Arkadenbögen  der  Scheidemauern  sind  mit  einer  Stuckprofilierung 
und  mit  derben  Rokoko-Ornamenten  versehen  worden.  Ob  die  Pfeiler  der  Scheide- 
mauern Sockel-  und  Kämpferprofilierung  früher  besessen  haben,  ist  nicht  mehr  fest- 
zustellen. Die  Mittelschiffdecke  hat  eine  einfache  Einrahmung  durch  Stuckleisten 
erhalten.  Die  Seitenschiffe  sind  mit  Tonnen  aus  Pliesterwerk  überdeckt,  die  von 
der  etwas  früheren  Instandsetzung  unter  Pfarrer  Zahren  herrühren. 

Die  Turmhalle  öffnet  sich  im  Rundbogen  zum  Mittelschiff;  in  die  Laibung  sind 
romanische  Säulchen  mit  Würfelkapitälen  eingestellt. 


1         3        4         ?         t.        ?        S        .3  ,-fO 


Fig.  64.    Ophoven.    Grund  riss  der  kathol.  Pfarrkirche. 

Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen:  Ausstattung 
Der  Hochaltar  ist  ein  vortrefflicher  Antwerpener  Sc  h  n  it  z  s  c  h  re  i  n  aus  Hochaltar 
der  i.  H.  des  1 6.  Jh.,  mit  der  eingebrannten  Hand  gestempelt.  Der  nachträglich 
umgebaute  Schrein  zeigt  in  der  Mitte  unten  den  Tod,  darüber  die  Himmelfahrt 
Mariä,  links  die  Anbetung  der  Hirten,  rechts  die  Anbetung  der  Könige.  Die  übrigen, 
kleineren  acht  Gruppen,  von  denen  bei  dem  Umbau  je  zwei  links  und  rechts  über- 
einander an  den  Hauptschrein  angefügt  worden  sind,  behandeln  die  weiteren  Szenen 
aus  dem  Leben  der  Muttergottes,  Verkündigung,  Begegnung,  Beschneidung,  Dar- 
bringung im  Tempel,  Flucht  nach  Ägypten  und  Bethlehemitischer  Kindermord. 

Der  Altar  wurde  im  T.  i699  von  dem  Kloster  Dalheim  nach  Ophoven  über- 
wiesen (Aufzeichnung  des  Pfr.  Zahren  im  Pfarrarchiv).  Bei  dem  Umbau  des  Kirchen- 
Inneren  um  die  Mitte  des  18.  Jh.  ist  der  Schrein  auf  eine  hohe  Altarwand  gesetzt 
worden,  die  zwei  reich  ornamentierte  Rokokotüren  und  über  dem  Altartisch  einen 
Tabernakelaufbau  mit  Baldachin  und  Voluten  zeigt.  Der  Schnitzschrein  selbst  hat 
dabei  eine  Einfassung  aus  Rokokoornamenten  in  Holzschnitzerei  erhalten  und  ist 
weiss  lackiert  worden  (Fig.  65). 


557 


9o 


KREIS  HEINSBERG 


Kathol. 
Pfarrkirche 


Zwei  schlichte,  kleine  Barockaltäre  des  18.  Jh.  in  den  Seitenschiffen. 

Hübsche  Rokokokanzel  aus  Eichenholz  vom  J.  1 7 53.  Der  Körper,  der  auf 
einem  Baluster  ruht,  hat  auf  den  Seiten  die  fast  lebensgrossen  Brustbilder  Christi 
und  der  vier  Evangelisten,  die  Rückwand  reich  ornamentiert  mit  Engelsköpfchen  und 
einem  Kreuz  als  Bekrönung;  daran  die  Jahreszahl  1 7 5 3. 


Fig.  65.    Ophoven.    Hochaltar  der  kathol.  Pfarrkirche. 

Muttergottesstatue  aus  Holz,  i.  H.  des  i4.  Jh.,  neu  polychromiert.  Die 
Muttergottes  sitzend,  nach  rechts  stark  ausgebogen,  in  der  Rechten  ein  Zepter,  mit 
der  Linken  das  auf  ihrem  linken  Knie  stehende  Christkind  haltend.  Sehr  gute  nieder- 
rheinische Arbeit,  der  Kopf  der  Muttergottes  ein  wenig  derb  und  gross,  wohl  auch 
überarbeitet  (Fig.  66).  Das  als  wundertätig  verehrte  Bild  war  nach  einem  alten, 
im  Pfarrarchiv  aufbewahrten  Kupferstich  früher  bekleidet;  bis  zum  J.  1 699  hing  es  in 
dem  Triumphbogen  der  Kirche  (Aufzeichnung  des  Pfr.  Zahren  im  Pfarrarchiv). 


558 


OPHOVEN 


9i 


Gruppe  der  h.  Anna-Selbdritt,  Holz,  neu  bemalt,  interessante  nieder-  Kathoi. 

■  Pfjirrkirchp 

rheinische  Arbeit  aus  dem  Ende  des  i5.  Jh.  Die  jugendlich  dargestellte  Muttergottes 
sitzt  mit  dem  Kinde  auf  dem  linken  Knie  der  h.  Anna.  Das  Kind  wendet  sich 
segnend  dem  links  knieenden  greisen  Stifter  in  geistlicher  Tracht  zu,  der  sein  Biret 
in  den  gefalteten  Händen  hält  (Fig.  67).  Die  Gruppe  stammt  angeblich  aus  einem 
Kreuzherrenkloster. 

Links  am  Chorpfeiler  Grabplatte  aus  Blaustein  mit  Wappen  und  Inschrift: 

JOANNES    JACOBUS    PAGE   WARD    I  7 3 1 ,     AM    25.  APRIL,    ZU   WASSENBERG  GEBOHREN, 


'iwiiii 


Fig.  68.    Ophoven,  kathoi.  Pfarrkirche. 
Muttergottesstatue. 


Fig 


67.  Ophoven,  kathoi.  Pfarrkirche. 
Anna-Selbdritt  mit  Stifter. 


1  7 5  7   PRIESTER    UND  CAPELLAN   ZU    BIRGELN,    1 767    PASTOR    ZU    OPHOVEN,    l8o9,  AM 

2  5.  DKCEMBRIS,  STARB  ER  DES  SELIGEN  TODES  DES  GERECHTEN  ALS  EIN  WEISER 
WOHLTHÄTER  DIESER  KIRCHE,  78  JAHRE  ALT.  SEGEN  SEINEM  ANDENKEN,  FR  IDE 
SEINER  SEELE  UND  RUHE  SEINER  ASCH  HIER  BEYM  GRABE  SEINER  SELIGEN  MUTIER 
ANNA  MARIA  KLERCKS. 

Rechts  am  Chorpfeiler  kleiner  Grabstein  des  Pfarrers  Zahren  mit  Wappen 
und  Inschrift:  a.  r.  d.  abrah.  za  .  ren,  pastor  in  mariae  Ophoven,  obiit  die... 
anno  1  7 25. 

Im  Pfarrhaus  Deckchen  vom  J.  1 596,  64  X  64  cm  gross,  in  reicher  Seiden- 
stickerei, vielleicht  ein  Gremiale,  wie  es  bei  der  Firmung  benutzt  wird.  In  der  Mitte 
das  Wappen  des  Mainzer  Erzbistums,  ringsum  in  einem  Kranze  die  Wappen  12  an- 


559 


9  2 


KREIS  HEINSBERG 


Kathoi.  derer  deutscher  Bistümer.  Die  Ränder  mit  goldgesticktem  Rankenwerk  und  vier 
' f  a  rrk i  r  ch e  ...  ,       „  , 

Wappen  in  den  Ecken. 

Glocken  Die  drei  Glocken  von  i7ii  und  1  735  tragen  die  Inschriften: 

1.  CVrVat  qVIqsVe  genV,  DICens  In  noMIne  IesV  (i735).  in  nahmen 
jesu  gos  mich  christian  wilhelm  voigt  zu  dremmen. 

2.  hIC  saLVs  aVXILIo  DIVa  MarIa  sVo  (i 735).  in  nahmen  jesu  gos 
mich  christian  wilhelm  voigt  zu  dremmen. 

3.  MarIa  ConVoCat  DeVotas  (i 7 i i)  oVes  ophoVenses:  aCCeDIte  Me 
( i 7 i  i ).    en  nos  aCCeDIMVs  (? — i7o6).  abrah.  zahren,  pastor  p:  Unten:  j.  p.  g. 

Nach  den  Aufzeichnungen  im  Pfarrarchiv  trug  die  grösste  Glocke  die  Inschrift: 

JESU,  SALVATOR  MUNDI,  MISERERE  NOBIS.  MARIEN  OPHOVEN.  IN  NOMINE  JESU 
OMNE   GENU    FLECTATUR    COELESTIUM,   TERRESTRIUM   ET   INFERNORUM.      ANNO  S.  B. 

1 6 1 3.    Sie  zerbrach  im  J.  1 735 .     Die  mittlere  Glocke  trug  die  Inschrift:  paulus 

KROMMEN  IM  J.  1 6 1 3.      H.  MARIA,    B1TT  FÜR  UNS.      MARIA    OPHOVEN;    sie    Wurde  im 

J.  i72o  und  dann  im  J.  1 735  neu  gegossen.  Die  kleinste  Glocke  von  i474  trug  die 
Inschrift:  maria  jacup  sancta.  anno  domini  mcccclxxiiii.  und  wurde  im  J.  i  7  i  i 
neu  gegossen. 

ORSBECK. 

Kathoi.  KATHOLISCHE    PFARRKIRCHE   (s.  t.  s.  Martini).  Kaltenbach 

■*  f  ä  i*  r  k  irch  c 

S.  29o.  —  Offermann  S.  222.  —  Binterim  u.  Mooren,  E.  K.  II,  S.  221,  323. 
—  Habets,  Geschiedenis  van  het  bisdom  Roermond  I,  S.  4o8.  —  Aachener  Zs.  VIII, 
S.  i32. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Urk.  von  i39o  betr.  S.Georg  in 
Wassenberg.  —  Visitation  von  i647.  —  Rentenverzeichnis,  neu  aufgestellt  nach  dem 
Brande  von  1  76 1 .    Vgl.  Tille- Krudewig,  Übersicht  II,  S.  i92. 

In  München,  Hof-  und  Staatsbibliothek:  Samml.  Redinghoven  LV, 
Bl.  3o2. 

Geschichte  Der  Turm  der  Kirche  (s.  u.)  stammt  im  Kern  vielleicht  noch  aus  romanischer, 

im  Oberbau  aus  gotischer  Zeit.  Im  J.  i5oi  sind  Johann  von  Vlodorp  zu  Vlodorp 
und  Elsum  und  Thomas  von  Orsbeck  zu  Olbrück  im  Besitz  des  Patronates 
der  Kirche.  Die  Familie  von  Orsbeck,  die  mit  dem  Trierer  Kurfürsten  Johann 
Hugo  im  J.  1 7 1 1  ausstarb,  war  ursprünglich  im  Besitz  von  Orsbeck.  Im  J.  i647 
hat  das  Wassenberger  Stift  die  Baupfhcht;  später  —  im  J.  1 676  —  wird  der 
Herzog  von  Jülich  als  Kollator  genannt,  am  Ende  des  18.  Jh.  wieder  das  Wassen- 
berger Stift.  Das  Schiff  der  Kirche  wurde  im  18.  Jh.  errichtet,  um  i83o  ein  neues 
Chor  erbaut. 

Beschreibung  Schlichter  S  a  a  1  b  a  u  mit  vortretendem  Westturm,  im  Kern  wohl  noch  mittel- 

alterlich, die  Chorpartie  vom  J.  i83o,  im  Lichten  etwa  i7  m  lang,  6,5  m  breit. 

Der  dreigeschossige  Westturm,  im  Äusseren  dick  überputzt,  hat  im  Erd- 
geschoss  eine  einfache  Tür  des  18.  Jh.,  in  der  Glockenstube  gekuppelte,  stark  ent- 
stellte Fenster  aus  spätgotischer  Zeit;  stumpfes  Pyramidendach.  Die  Mauern  im 
Erdgeschoss  sind  durch  abgeböschte  Pfeiler  nachträglich  verstärkt. 

Das  Langhaus  ganz  schlicht  mit  je  vier  Flachbogenfenstern  an  jeder  Seite; 
der  alte  Teil,  die  beiden  Westjoche,  besteht  aus  Bruchsteinen  mit  öfters  wieder- 
kehrenden Schichten  aus  Grätenmauerwerk. 


56o 


ORSBECK 


93 


Das  Innere  ganz  schlicht  mit  Pliesterdecke.  Kathol. 

tt       ja        .  ■  j  Pfarrkirche 

Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen:  .     .  .. 

ö  Ausstattung 

Barocker  Seitenaltar  von  1680,  einfach,  mit  moderner  Figur. 
Rokoko-Baldachin  und  zugehörige  Konsole,  Mitte  des  18.  Jh.,  mit  mo- 
derner Figur  des  h.  Martinus.    Auf   der  Konsole  Kartusche  mit  Inschrift:  s.  mar- 

TINUS,    BITT  VOR  UNS. 

Einfache  Rokoko-Kanzel  des  18.  Jh.  mit  modern  gemalten  Figuren  auf  den 
Füllungen. 

Einfacher  Taufstein  des  18.  Jh.  in  Kelchform 
mit  Messingdeckel. 

In  einem  Fenster  der  Nordseite  Glasmalerei, 
eine  Scheibe  mit  Engelfigürchen,  Silbergelb  und  Schwarz- 
lot, etwa  3o  cm  hoch,  18.  Jh. 

Silberne  Monstranz  aus  dem  J.  1 699,  gute 
Barockarbeit;  um  den  Zylinder  sechs  gewundene 
Säulchen  mit  Apostelfiguren,  seitlich  grosse  Voluten; 
oben  eine  Laterne  auf  fünf  gedrehten  Säulchen,  ab- 
schliessend mit  Krone  und  Kreuz.  An  dem  Fuss  die 
z.  T.  verwischte  Inschrift:  s.  m.  parochiae  de  Orsbeck 

PROPE    RURAM    FACTA    PASTORE  MAES     1 699  D. 

d   Meisterstempel   a.  s.,   undeutliches  Beschau- 

zeichen (Löwe?  Düsseldorf?). 

Martinus-Reliquiar  aus  vergoldetem  Silber, 
elegante  Arbeit  des  i5. — 16.  Jh.  (Fig.  68).  Runder  Fuss, 
schlanker,  sechsseitiger  Schaft  mit  Knauf,  der  mit 
Emailrosetten  besetzt  ist,  kurzer  Kristallzylinder,  dessen 
oberer  Fries  mit  Tieren  in  Email  geschmückt  ist.  Als 
Abschluss  dienen  vier  Bügel,  die  wohl  früher  eine 
kleine  Kristallkuppel  hielten.   Das  Kreuz   ist  modern. 

In  der  Sakristei  hübscher  Gelbgusskessel 
des  i5. —  1 6.  Jh.  mit  zwei  Ausgüssen. 

Kasel,  aus  Dalheim  stammend;  der  Stoff  neu, 
das  Kreuz  mit  dem  Krucifixus,  Maria,  Johannes  und 
einem  heiligen  Ordensmann;  seitlich  drei  Wappen :  Broich- 
hausen und  Brede  (eine  Helwich  von  Broichhausen  war 
um  i5oo  mit  Johann  von  Brede  verheiratet);  das  dritte 
Wappen  mit  goldenem  Doppeladler  auf  schwarzem 
Grund  war  nicht  zu  bestimmen.  Auf  dem  Vorder- 
stab die  hh.  Magdalena,  Katharina  und  Lucia;  i5. 
bis  16.  Jh. 

Rotseidenes  Kelchvelum  mit  reliefierter  Goldstickerei,  vom  J.  i7o5. 
Die  einzige  alte  Glocke  von  i44i  trägt  die  Inschrift:  ave  maria,  gracia  Glocke 

PLENA,  DOMINUS  TECUM.     ANNO  DOMINI  MCCCCXLI. 

Das  Pfarrhaus,  ein  schlichter  Backsteinbau,   der  nach  dem  Brande  des  Pfarrhaus 
J.  1 7 6 1  errichtet  wurde,  trägt  über  der  Tür  die  stark  verstümmelte  Inschrift:  prov. 

LARG.  BEATR.    AEDIFICUM    ORD.    SER.    PR.  PATR.  E  QUADRIMO    CINERE    FORM.  ET  SPE 
MEL.   RESTITUTUM  INAUG.     P.  ET  R.     ANNO  MDCCLXIII. 


Fig.  68.  Orsbeck,  kathol.  Pfarr- 
kirche.   Spätgotisches  Reliquiar. 


56l 


94 


KREIS  HEINSBERG 


RATHEIM. 


Kathol. 
Pfarrkirche 


KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t. 


BACH    S.  2i 


—  Offermann  S.  21 5. 


Habets, 


Geschichte 


s.  Johannis  Bapt.).  Kalten- 
Geschiedenis  van  het  bisdom 
Roermond  I,  S.  4o8.  — 
Binterim  u.  Mooren,  E.  K. 
II,  S.  221,  320.  —  Lücke- 
rath, Beiträge  I,  S.  28,  75. 
—  Caesarius  von  Heister- 
bach, Dialogus  miraculorum, 
herausgeg.  von  Strange 
S.  3o5.  —  Aachener  Zs.  VI, 
S.  181.  —  Ann.  h.  V.  N. 
XLVII,  S.  25.  —  Corne- 
lius, Gesch.  des  Münste- 
rischen Aufruhrs  I,  S.  2  2  9. 

Handschriftl.  Qu. 
Im  Pfarrarchiv  und  auf 
dem  Bürgermeisteramt: 
Rechnungen,  Renten  Ver- 
zeichnisse, Stiftungen  usw. 
des  i7.  u.  18.  Jh.  Im  ein- 
zelnen vgl.  Tille- Krude- 
wig,  Übersicht  II,  S.  i93. 

In  München,  Hof- 
und  Staatsbibliothek: 
Samml.  Redinghoven  (cod. 
germ.  221 3)  XIX,  Bl.  i94. 

Die  Pfarrkirche  zu  Rat- 
heim bestand  schon  im  J.  1 3o5 
(Aachener  Zs.  VI,  S.  i9o); 
Turm  und  Langhaus  des 
jetzigen  Baues  stammen  noch 
aus  dem  i5.  fh.  Das  Kolla- 
tionsrecht war  in  den  Hän- 
den der  Besitzer  des  be- 
nachbarten Hauses  Hall  (s. 
u.);  da  die  Herren  von  01- 
missen  zu  Hall  im  16.  Jh. 
dem  protestantischen  Be- 
kenntnis zuneigten,  so  kam 
es  zu  Streitigkeiten  mit  der 
Gemeinde  Ratheim,  infolge 

deren  die  Besitzer  von  Hall  im  T.  1668  das  Patronatsrecht  an  den  Freiherrn  Adolf 
Winand  von  Hochkirchen  auf  Neuerburg  veräusserten.  Der  Oberbau  des  Turmes 
entstand  im  i7. — 18.  Jh.;  im  J.  1862  wurde  der  gotische  Chor  der  Kirche  durch  den 
Anbau  eines  grossen  Querhauses  mit  Chor  nach  Plänen  des  Bauinspektors  Kruse  ersetzt. 


Fig.  69.   Ratheim.   Ansicht  der  kathol.  Pfarrkirche. 


662 


RATHEIM  95 


Zweischiffiger  spätgotischer  Backsteinbau  des  1 5.  Jh.  mit  Turm  über  dem  Kathoi. 

.  Pfsrrkirchc 

Westjoch  des  Hauptschiffes  und  mit  modernem  Ostbau,  der  alte  Teil  im  Lichten  Beschreibung 
etwa  i9  m  lang,  12  m  breit  (Ansicht  Fig.  69,  Grundriss  Fig.  7o). 

Das  alte  Langhaus  von  vier  Jochen  ist  ganz  schlicht,  in  dem  Hauptschiff 
zwei,  in  dem  Seitenschiff  vier  schlichte,  zweiteilige   Masswerkfenster;   die  Türein- 


Fig.  70.    Ratheim.    Grundriss  der  kathoi.  Pfarrkirche. 

fassungen  im  Turm  und  im  Westjoch  des  Seitenschiffes  sind  modern.  Die  Strebe- 
pfeiler, durch  Hausteingesimse  zweimal  verjüngt,   tragen  sattelförmige  Abdeckungen. 

Uber  den  vier  Jochen  des  Seitenschiffes  einzelne  Satteldächer  mit  glatten  Back- 
steingiebeln. 

Der  Westturm,  i7T~                 /  /    |T                 hat  nur  einfache  Flach- 

der  sich  in   ähnlicher  \                 //      »\                 bogenfenster    in  der 

Form  wie  bei  den  Kir-  |\               Glockenstube;  reich gc- 

chen  in  Loverich  und  ff                           In               gliederter  Turmhelm 

Oidtweiler    über    dem  j  j                                |\               mit  grosser,  achtseiti- 

oblongen  Westjoch  des  m       1         |\              ger,  geschlossener  La- 

Hauptschiffes     erhebt  |  ~|l  terne  unten,  geschweif- 

(Renard,  Die  Kunst-  Ii            tCr     Haube'  endlicn 

denkmäler  der  Kr.  Er-  j\\    III             schlanker  Laterne  und 

kelenz  und  Geilenkir-  ^^=5^/     |\            Spitze  (Fig.  69). 

chenS.  i74,   1 79,  Fig.  1                                  11                    Das  Innere 

11 4,    11 5,   118,    11 9),  1     h-k-h-H  M'"r      |\  gleichfalls  ganz  einfach, 

scheint  an  Stelle  eines  1  1  \U  mit  schwererem  Pfeiler 
älteren  hölzernen  Tur-  I  an  dem  Turmunter- 
m  es  oder  Dachreiters  zu  \  \\  bau;  die  Seitenschiff- 
stehen.   Der  Oberbau     I  LU —   _J    ¥Ü     pfeiler  an  den  Kanten 

ist     schmucklos    und  Fig.  71.  Haus  Hall.  Lageplan.            abgefast,  mit  einfachen 


563 


96  KREIS  HEINSBERG 


Kathoi.     Kämpferplatten.    Im  Seitenschiff  schlichte  Kreuzgewölbe,  deren  Rippen  auf  profilierten 
Konsolen  ansetzen;  die  Gewölbe  des  Mittelschiffes  sind  modern. 


Fig.  72.    Haus  Hall.  Ansicht. 

Ausstattung  Von  der  Ausstattung  ist  zu  nennen: 

Ölgemälde  mit  vier  Szenen  der  Passion,  Kreuzschleppung,  Dornenkrönung, 
Kreuzigung  und  Beweinung,  aus  dem  Ende  des  i5.  Jh.,  Eichenholz,  o,98  m  hoch, 
2,20  m  breit  (Politisches  Tageblatt,  Aachen  i89i,  Nr.  7o).  In  der  Mitte  die  Kreuzi- 
gung, links  die  Kreuzschleppung  und  darüber  im  Hintergrund  die  Dornenkrönung, 
rechts  die  Beweinung  des  Leichnams  vor  dem  Kreuz.  Den  Hintergrund  bildet  eine 
Landschaft  auf  Goldgrund.  Das  Bild  ist  eine  ziemlich  derbe,  z.  T.  stark  archaisierende 
Arbeit  eines  Nachfolgers  von  Dirk  Bouis,  namentlich  in  den  Köpfen  etwas  roh,  die 
Figuren,  je  nach  ihrer  Bedeutung,  innerhalb  der  einzelnen  Gruppen  auch  teilweise 
von  verschiedener  Grösse.  Die  Erhaltung  ist  gut. 
Glocken  Die  im  J.  1  9o5  umgegossenen  Glocken  von  1  7 7 1  trugen  die  Inschriften: 

1.  VOX  EGO  SUM  VITAE,  VOCO  VOS  AD  SACRAE  (so), 
VENITE,  SUNT  MULTIS  ANNIS  MIHI  NOMINA  SACRA  JOANNIS 
BAPTISTAE.    1 7  7 1    ME  FUDIT  CHRISTIAN  WILHELM  VOIGT. 

2.  ANNIS  MOERENTEM  REIPUBLICAE  PROBA  RECEN- 
TEM  FECIT  MATRINAM,  SANCTAM  LEGIT  CATHARINAM.  I  77  I. 
ME  FUDIT  CHRISTIAN  WILHELM  VOIGT. 

3.  ME  CUM  PROLE  PIA  BAPTIZAT  VIRGO  MARIA  (?). 
ME  FUDIT  CHRISTIAN  WILHELM  VOIGT. 

HAUS  HALL.  Fahne,  Geschichte  der  Köln., 
Jül.  u.  Berg.  Geschlechter  I,  S.  349.  —  Aachener  Zs.  VI, 
S.  182.  —  Lückerath,  Beiträge  I,  S.  7o,  75.  —  Strange, 
Beiträge  zur  Genealogie  VI,  S.  18.  —  Lacomblet,  U.  B.  II, 
Nr.  549,  592;  III,  Nr.  267.  —  Eissenberg-Mirbach. 

Handschrift  1.  Qu.  Im  Archiv  auf  Haus 
Hall:  Verkauf  von  Hall  im  J.  i5io.  —  Urkunden  zur  Geschichte  der  Freiherren 
Spies  von  Büllesheim.    Im  einzelnen  vgl.  Tille  -Krudewig,  Übersicht  II,  S.  i9o. 


Fig.  73.    Haus  Hall. 
Spätgotisches  Eltenbein- 
plättchen. 


564 


RATHEIM 


■  — «Sf*>>  '"-s-> 


Geschichte 


In  München,  Hof-  und  Staatsbibliothek:   Samml.  Redinghoven  (cod.  Haus  Hall 
germ.  221 3)  LV,  El.  3o3. 

Im  Besitz  des  Pfr.  Lückerath- 
Wald  feucht:  Ahnentafel  des  Jo- 
hann von  Hall  zu  Ophoven  von  1 563. 

Ein  Gottfried  von  Hall  er- 
scheint zuerst  im  J.  1248,  in  den 
}.  1262— 1  269  ein  Wilhelm  von  Hall, 
gen.  Schilling  (Tille  -  Krudewig  , 
Übersicht  II,  S.  2o5,  206).  Die  Fa- 
milie besass  Haus  Hall  bis  ins  i4.  Jh. 
hinein ;  nach  einer  Mitteilung  wäre 
sie  mit  Reinart  von  der  Hallen  vor 
i388  erloschen  und  das  Lehn  an 
Heinsberg  gefallen,  nach  einer  ande- 
ren Angabe  wäre  das  Lehen  vorher 
schon  an   Brabant   gekommen  und 

von  diesem  sollen  die  Herren  von  Audenhove,  später  Sietz  von  Horrich  und 
Rixchen  von  Wambach  durch  Heinsberg  belehnt  worden  sein.  Jedenfalls  besassen 
Contze  und  Adam  von  Fischenich,  Verwandte  der  Audenhove,  Haus  Hall  im 
j.  i4o2   als  Heinsbergisches  Lehn;   durch  Erbschaft  folgten  als  gemeinsame  Besitzer 


Fig.  74.    Haus  Hall.  Dosendeckel. 


Fig.  75.   Haus  Hall.    Kästchen  mit  geschnittenen  Eisenplatten. 

die  Beissel  von  Gymnich  und  die  von  Ollmissen  gen.  Mülstroe,  bis  im  J.  1 5 1  o  die 
von  Ollmissen  den  Beisselschen  Anteil  ankauften.  Nun  verblieb,  mit  kleinen  Unter- 
brechungen durch  Heirat  und  Teilung  im  i7.  Jh.,  Haus  Hall  dieser  Familie,  die  mit  Ger- 
hard Kaspar  Freiherrn  von  Olmissen  im  J.  1 794  erlosch.    Dieser  hat  im  J.  1  785  den  noch 

7 

565 


98 


KREIS  HEINSBERG 


Haus  Hall  bestehenden  Bau  errichtet.  Seine  Tochter  brachte  Haus  Hall  ihrem  Gatten,  dem 
Freiherrn  Emmerich  Raitz  von  Frentz  zu  Kellenberg,  deren  Tochter  dem  Freiherrn 
Ludwig  Joseph  Spies  von  Büllesheim  zu  Rott  zu.  Jetziger  Eigentümer  ist  dessen 
Enkel,  Herr  Freiherr  Adolf  Spies  von  Büllesheim,  der  im  J.  i9o4  das  Wohnhaus 
durch  zwei  Flügelbauten  erweitern  Hess.    Das  alte  Herrenhaus  von  Hall  war  nach 

der  Tradition  ein  spätgotischer  Bau  mit  Eck- 
türmchen  und  kleinem  Binnenhof. 
Beschreibung  |  Sl  0  v|  Einheitliche  Anlage   des  18.  Jh.  mit 

Herrenhaus  und  dreiflügeligem  Wirtschafts  - 
hof  (Lageplan  Fig.  7i,  Ansicht  Fig.  72). 

Das  Herrenhaus  war  bis  zum  Um- 
bau des  J.  1 9o4  ein  schlichter  zweigeschossi- 
ger Putzbau  von  fünf  Achsen  an  den  Lang- 
seiten,  drei  Achsen  an  den  Schmalseiten, 
mit  hohem  Mansarddach;  fiachbogige  Fenster 
in  Hausteinfassung.  In  der  Mitte  der  Hof- 
seite ein  schlichtes  Portal  mit  Freitreppe 
aus  Blaustein,  darüber  das  Olmissensche 
Wappen.  Das  Innere,  im  i9.  Jh.  schon 
einmal  umgebaut,  enthält  nur  noch  einige 
geschnitzte  Türen  des  18.  Jh.  An  drei  Seiten 
ist  das  Herrenhaus  von  breiten  Weihern  um- 
geben; der  ursprünglich  wohl  vorhandene 
Graben  zwischen  Wohnhaus  und  Wirtschafts- 
hof ist  zugeschüttet,  ebenso  die  Gräben  um 
den  Wirtschaftshof. 

Die  Vorburg  hat  in  den  beiden  kurzen, 
einander  gegenüberliegenden  Flügeln  mit  den 
Stallungen  niedrige  zweigeschossige  Turm- 
bauten mit  korbbogigen  Durchfahrten  und 
Walmdächern ;  darauf  hübsche  geschieferte 
Knäufe  mit  Wetterfahnen.  Innen  an  den 
beiden  Flügeln  die  Jahreszahlen  1  769  und 
1  782  in  Eisenankern.  Die  grosse  Scheune, 
die  den  dritten  Flügel  bildet,  wurde  im 
J.  1828  an  Stelle  eines  Fachwerkbaues  er- 
richtet. 

Ausstattung-  Die  Ausstattung  des  Hauses  enthält 

eine  Reihe  hübscher  Rokokomöbel,  zahl- 
reiche   Porzellane    des   i7.    und   18.  Jh., 
darunter  gute  Figuren,  Elfenbeinschnitzereien, 
Dosen,  Miniaturen  usw.,  meistens  aus  dem  18.  Jh.    Im  einzelnen  sind  die  folgenden 
Stücke  zu  nennen: 

Kleine  spätgotische  Elfenbeinplatte  des  i5.— 16.  Jh.  mit  der  Dornenkrönung 
Christi,  4X5  cm  gross  (Fig.  73). 

Schachteldeckel   aus  Elfenbein  mit  sitzender  Diana   unter  einem  Baum, 
gute  Arbeit  des  i7. — 18.  Jh.,  25  cm  lang  (Fig.  74). 


Fig.  76.    Haus  Hall.    Silbernes  Altärchen. 


566 


RATHEIM  —  RUR- KEMPEN 


99 


Schmuckkästchen  aus  Holz,  1 7 .  Jh.,  22  cm  breit,  i3  cm  hoch;  darin  ein-  Haus  Hall 
gelassen  vorzüglich  geschnittene  Eisenplatten  aus  der  Mitte  des  16.  Jh.,  auf  dem 
Deckel  die  Dreieinigkeit,  auf  der  Vorderseite  eine  mythologische  Szene,  seitlich  und 
unten  Einzelfiguren  (Fig.  75). 

Schüsselchen  aus  vergoldetem  Silber,  um  i74o;  Augsburger  Beschau  mit 
Jahresbuchstaben  f  (Rosenberg,  Der  Goldschmiede  Merkzeichen  S.  11). 

Im  Besitz  der  Freifrau  Spies  von  Büllesheim,  geb.  Gräfin  von  Westerholt 
und  Gysenberg: 

Ein  silbernes  H  a  us a  1 1 ä r c h en  (Fig.  76);  Barockfuss,  das  Gehäuse  mit  Gitter 
zwischen  Renaissancepilastern,  oben  zwei  anbetende  Engel  und  Krucifixus,  das  Ganze 
reich  getrieben  und  graviert,  mit  Halbedelsteinen  besetzt.  Im  Inneren  ein  byzantinisches 
Bildchen  Christi  in  einer  Rokokofassung.    Russische  Arbeit  des  18.  Jh.,  i9  cm  hoch. 

HAUS  MAHRHOF.    Eissenberg  -  Mirbach.  —  Strange,  Beiträge  zur  Haus 

M  3.  Yi  r  Ii  o  f 

Genealogie  VI,  S.  53.   —   Aachener  Zs.  I,  S.  232.  —  Tille- Krudewig,  Uber- 
sicht II,  S.  29o. 

Im  J.  1 5 7 8  wird  für  einen  Sohn,  Gotthard  von  Olmissen  (f  1 6  r  7),  das  Gut 
„an  der  Mahr"  von  Haus  Hall  abgesplissen;  er  erbaute  die  heutige  Anlage.  Im 
J.  1720  wurde  das  Gut  zwischen  Joh.  Reinhard  von  Olmissen  und  Agnes  Magd,  von 
Hompesch-Rurich,  geb.  von  Olmissen  geteilt,  kam  später  durch  Heirat  an  die  von 
Goltstein,  im  J.  182 1  an  den  Freiherrn  Franz  von  Pelden  gen.  Cluth  und  im  J.  1 878 
an  den  jetzigen  Eigentümer,  Herrn  Freiherrn  Walter  von  Zandt  zu  Barlo. 

Einfacher,  von  Gräben  umgebener  Wi r  t  scha  f  ts h  o  f  aus  dem  1 7 .  Jh. ;  über 
dem  rundbogigen  Tor  das  Ehewappen  Olmissen  und  Beeck. 

RUR- KEMPEN. 

ALTE  KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Nicolai).    Kalten-  Alte  k at h o  1. 

Pfä  rrkirch  6 

bach  S.  4o8.  —  Binterim  u.  Mooren,  E.  K.  II,  S.  i9i.  —  Habels,  Geschiedenis 
van  het  bisdom  Roermond  I,  S.  376.  —  Lückerath,  Beiträge  I,  S.  5;  II,  S.  74.  — 
Aachener  Zs.  XIII,  S.  1 85.  —  Offermann  S.  211. 

Handschrif tl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Stiftungsurkunden  von  1 454  und  i457. 
—  Rentenverzeichnisse  etc.  des  i7.  und  18.  Jh.  Im  einzelnen  vgl.  Tille-Krude- 
wig,  Übersicht  II,  S.  i94. 

Im  Stadtarchiv  zu  Köln:  Farragines  des  Gelenius  XXIV,  BI.  2o3. 

In  München,  Hof-  und  Staatsbibliothek:  Samml.  Redinghoven  (cod. 
germ.  221 3)  XIX,  BI.  106. 

Die  Kapelle  in  Kempen  wurde  im  J.  1254  den  Stiftsherren  'zu  Heinsberg  über-  Geschichte 
geben  (Lacomblet,  U.B.  II,  Nr.  4oo).  Der  Chor  wurde  um  die  Mitte  des  1 5 .  Jh. 
erbaut ;  derselben  Zeit  gehörte  wohl  auch  der  über  dem  Westende  des  Mittelschiffes 
errichtete  Turm  an,  während  die  Mauern  des  Mittelschiffes  vielleicht  noch  von  dem 
älteren  Kapellenbau  stammten.  Die  Sakristei  wurde  im  J.  1 635  (?)  angebaut.  Wahr- 
scheinlich im  Anschluss  an  die  Einäscherung  des  Dorfes  und  der  Kirche  im  J.  1 588 
durch  Chimaysche  Truppen  sind  bei  der  Herstellung  der  Kirche  die  beiden  Seiten- 
schiffe und  der  Oberbau  des  Turmes  hinzugekommen  (Berg.  Zs.  XXX,  S.  252). 

Die  Pfarrerhebung  erfolgte  wohl  in  der  2.  H.  des  16.  Jh.,  nach  1 558  und  vor 
1606.  Das  Patronat  blieb  im  Besitz  des  Heinsberger  Stiftes.  Nach  Errichtung  einer 
neuen  Pfarrkirche  wurde  im  J.  i9o3  der  alte  Bau  bis  auf  den  Chor  niedergelegt. 

567 


IOO 


KREIS  HEINSBERG 


Alte  kathol. 
Pfarrkirche 
Beschreibung 


Die  alte  Kirche  war  ein  dreischiffiger  Backsteinbau  mit  Verwendung  von 

Haustein  für  die  Schmuckteile, 
im  Lichten  etwa  1 7  m  lang, 
12  m  breit  (Seitenansicht  und 
Grundriss  Fig.  77). 

Das  allein  noch  erhaltene 
und  nach  Westen  abgemauerte 
Chor  des  i5.  Jh.  schlank,  mit 
hohen,  zweiteiligen  Masswerk- 
fenstern, die  im  Chorschluss 
vermauert  sind;  die  Strebe- 
pfeiler sind  sattelförmig  abge- 
deckt. Aussen  an  dem  ver- 
mauerten Ostfenster  ein  derber 
Krucifixus  von  i79i,  unter 
Lebensgrösse,  mit  den  spät- 
gotischen, ganz  überstrichenen 
Figuren  Mariae  und  Johannis 
aus  dem  Anfang  des  16.  Jh. 
Im  Inneren  leichte  Kreuz- 
gewölbe auf  kurzen  Dreiviertel- 
diensten, die  selbst  auf  feinen, 
z.  T.  figurierten  Konsolen 
ruhen.  Neben  dem  Altar  ein 
einfaches  gotisches  Sakrament- 
Wandschränkchen.  In  der 
modernen  Westmauer  spät- 
gotische Türeinfassung. 

Das  abgebrochene  drei- 
jochige  Langhaus  mit  Turm 
bestand  aus  dem  ganz  ein- 
gebauten älteren  Mittelschiff 
und  den  Seitenschiffen  der 
Renaissancezeit.  Die  mit  Stre- 
bepfeilern besetzten  Seiten- 
schiffe hatten  unten  grosse 
Stichbogenfenster,  oben  je  drei 
geschweifte  Giebel  mit  kleinen 
Stichbogenluken.  Der  dreige- 
schossige Turm  war  ganz 
schmucklos,  das  alte  Westpor- 
tal vermauert,  in  der  Glocken- 
stube an  jeder  Seite  zwei  ein- 
fache Spitzbogenfenster ;  acht- 
seitiger Helm. 

Das  Innere   des  Lang- 
älteren  Kreuzwölbung  auf.  Die 


Fig.  77. 


Rur-Kempen.    Grundriss  und  Seitenansicht 
der  alten  kathol.  Pfarrkirche. 


hauses  war  flach  gedeckt,  wies  jedoch  Reste  einer 
Orgelempore  nahm  das  ganze  Westjoch  ein. 


568 


RUR-KEMPEN  101 


Neue  kathol. 
Pfarrkirche 
Ausstattung 


Glocken 


NEUE  KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE. 
Von  der  Ausstattung  sind  zu  erwähnen: 

Silberne  Monstranz,  60  cm  hoch,  vom  J.  1 7  43,  mit  den  Figuren  Gottvaters 
und  der  Taube  über  dem  Behältnis;  daran  die  Inschrift:  j.  m.  1 7 43. 

Einfacher  Rokokokelch,  vergoldet  mit  dem  Stempel:  mon.,  18.  Jh. 

Barockkelch  aus  vergoldetem  Silber  mit  der  Inschrift:  gerardus  systrop 
a  kempis,  fundator  vicariae  sti.  josephi  in  kempen.  Kölner  Beschau  (?)  mit 
dem  Meisterzeichen:  a.  m.,  i7. — 18.  Jh. 

Barockciborium  aus  vergoldetem  Silber  mit  Silberauflagen  auf  Fuss  und 
Deckel  und  der  Inschrift:  anno  i694.  rhurkempen.  Meisterzeichen  aus  den  an- 
einandergesetzten  Buchstaben  ad. 

Die  beiden  alten  Glocken  von  i729  und  i459  tragen  die  Inschriften: 

1.  MARIA  VOCOR,  FUSA  ANNO  1 45 7,  REFUSA  ANNO  l729.  ARS  MIHI  RESTI- 
TUIT,    NIMIUS  QUOD    SUSTULIT    USUS.     QUAE    DOMINI    MATER    FUSA,    REFUSA  VOCOR. 

In  einem  Medaillon:  Antonie  bernard. 

2.  KATERINA  ES  MIN  NAME,  MIN 
GYELUNT  SI  GHODE  BEQUAME.  COET- 
MONT  MAECTE  MI  INT  JAER  ONS  HEREN 
MCCCCLIX. 

Eine  neuere  Glocke  trägt  u.  a.  die 
frühere  Inschrift:  ad  gloriam  dei  et  ho- 
norem BEATAE  MARIAE  VIRGINIS  JOH. 
LEHR  ME  FUDIT  COLONIAE  l664. 

HAUS  KEMPEN.  Eissen- 
berg- Mirbach.  —  Ann.  h.  V.  N.  XLV, 
S.  i64;  LVII,  S.  2I2. 

Das  Haus  erscheint  um  i4oo  im 
Besitze  der  Mangelmann,  um  i49o  kam 
es  durch  Kauf  an  Sander  von  Kyll,  in 
der  1.  H.  des  16.  Jh.  durch  Heirat  an 
die  von  Drimborn  und  ebenso  im 
J.  i57o  an  die  von  Hanxler.  Die  ältesten 

Teile  der  Burg  stammen  aus  dieser  Zeit.  Durch  die  Verheiratung  der  Anna  von  Hanxler 
mit  Johann  von  Mirbach  zu  Ticheln  und  später  mit  Johann  Arnold  von  Randerath 
kam  es  zu  einem  bis  ins  18.  Jh.  dauernden  Streit  um  das  Gut,  doch  blieben  die  von 
Mirbach  meist  im  Besitz.  Im  J.  1686  ging  Kempen  durch  Vertrag  von  den  von 
Mirbach  an  die  von  Hochkirchen  über,  kam  später  durch  Heirat  an  die  Familie 
von  Mirbach  zurück  und  von  dieser  um  1800  durch  Heirat  an  den  Landrat  van 
der  Straeten,  der  das  Haus  bis  zur  Mitte  des  i9.  Jh.  besass.  Dann  wurde  es  ver- 
kauft und  parzelliert;  das  Haus  selbst  ist  jetzt  im  Besitz  des  Herrn  Beerenbroek  in 
Roermond. 

Einheitliche  Anlage  in  Form  eines  langgestreckten  Rechtecks,  von  breiten  Beschreibung 
Gräben  umgeben  (Lageplan  Fig.  78).  An  der  Nordseite  das  schlichte  Wohnhaus, 
in  der  jetzigen  Gestalt  aus  dem  18. —  1 9.  Jh.  stammend.  An  der  Westseite  eine  ge- 
mauerte Brücke  und  der  Vorderteil  von  dem  Erdgeschoss  eines  starken,  rechteckigen 
Torturmes  des  16.  Jh.;  ein  rundbogiges  Tor  aus  Haustein  in  rechteckiger  Blende, 
an  den  Seiten  Schießscharten  zur  Bestreichung  des  Grabens.  Die  anstossende  Mauer  des 
Wirtschaftsgebäudes  gehört  gleichfalls  dieser  Zeit  an.  Die  übrigen  Gebäude  sind  modern. 


Haus 
Kempen 


Geschichte 


Fig.  78.    Haus  Kempen.  Lageplan 
aus  der  1.  H.  des  19.  Jh. 


569 


102 


KREIS  HEINSBERG 


SAEFFELN. 

Kathoi.  KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Luciae).   Offermann  S.  2i5. 

Pfarrkirche  __  KALTENBACH  S.  4l4.  —  B INTERIM  U.  MOOREN,  E.  K.  II,  S.  l94.  —  HABETS,  Ge- 

schiedenis  van  het  bisdom  Roermond  I,  S.  378.  —  Lückerath,  Beiträge  II,  S.  i4,  7i. 

H andschr if tl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Pachtbrief  von  1 45 7.  —  Pachtbrief 
des  Pfr.  Joh.  van  Korboss  in  Saeffeln  von  i466.  —  Rentenverzeichnisse,  Kaufakte 
usw.  von  1 588  ab.    Im  einzelnen  vgl.  Tille- Krudewig,  Übersicht  II,  S.  1 95. 

Im  Stadtarchiv  zu  Köln:  Farragines  des  Gelenius  XXIV,  Bl.  2o3. 

In  München,  Hof-  und  Staatsbibliothek:  Samml.  Redinghoven  (cod. 
germ.  22i3)  XIX,  Bl.  116. 
Geschichte  Eine  Kapelle  bestand  in  Saeffeln  schon  im  J.  1276  (Lacomblet,  U.B.  II, 

Nr.  694);  im  J.  i466  wird  sie  als  Pfarrkirche  zuerst  erwähnt.  Das  Kollationsrecht 
war  im  Besitz  des  Bernhardinerinnen -Konventes  S.  Leonard  in  Roermond.  Nach 
einer  Notiz  im  Pfarrarchiv  stammte  die  alte  Kirche  aus  dem  J.  i5io  ;  im  J.  1 656  werden 
der  Turm  der  Kirche  als  baufällig  und  das  Schiffdach  als  sehr  schadhaft  bezeichnet. 
Die  jetzige  Kirche  wurde  im  J.  i846  errichtet,  der  alte  Bau  im  J.  1860  niedergelegt. 
Ausstattung  Von  der  Ausstattung  der  Kirche  sind  zu  nennen: 

In  der  Turmhalle  lebensgrosse  Kreuzigungsgruppe  aus  Holz,  ziemlich 
derbe  Arbeit  aus  der  Zeit  um  i5oo. 

Silbernes  Ciborium,  der  Fuss  mit  der  Bezeichnung:  k.  l.  i 5 7 3,  Knauf  und 
Gefäss  barock,  mit  Weinlaub,  Ähren  und  Akanthus. 

Im  Pfarrhaus:  Schmerzhafte  Muttergottes,  gute  Holzskulptur  aus  der 
Mitte  des  1 5.  Jh.  in  grosser  ruhiger  Gewandbehandlung,  neu  bemalt. 

Verschiedene  derbe  Ölgemälde  des  1 8.  Jh. 


SCHIERWALDENRATH. 


Kathoi. 
Pfarrkirche 


Geschichte 


Ausstattung 


Fig.  79.  Schierwaldenrath,  kathoi.  Pfarrkirche. 
Gruppe  der  h.  Anna-Selbdritt. 


KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE 
(s.  t.  s.  Annae).  Kaltenbach  S.  4i3.  —  Tille- 
Krudewig,  Übersicht  II,  S.  i96. 

Im  J.  i79o  erhielt  der  schon  zu  den  J.  i425 
und  i482  von  Kritzraedt  genannte  Ort  eine 
Kapelle,  die  zu  Breberen  gehörte;  im  J.  i8o4 
erfolgte  die  Pfarrerhebung.  Die  jetzige  Kirche 
wurde  im  J.  1 888/89  erbaut. 

Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen: 

Selbdrittgruppe  aus  der  Mitte  des 
i5.  Jh.,  83  cm  hoch;  Maria  mit  dem  Kinde 
steht  an  der  Seite  der  sitzenden  Mutter  Anna, 
gute  Arbeit  in  strengem,  knitterigem  Falten- 
wurf, neu  bemalt  (Fig.  79). 

Holzfigur  der  h.  Brigitta,  um  i5oo, 
8o  cm  hoch,  neu  bemalt. 

Reliquienbüste  aus  Holz  mit  verglaster 
Reliquienkapsel  auf  der  Brust;  der  Kopf  ist 
der  einer  alten  Frau  mit  weissem  Kopftuch, 


57o 


SA  EFFELN  —  SCHIERWALDENRATH  —  STEINKIRCHEN 


103 


über  dem  eine  Krone  sitzt,  in  der  scharfen  Behandlung  den  Figuren  in  Siersdorf 
verwandt  (Franck  u.  Renard,  Die  Kunstdenkmäler  des  Kr.  Jülich  S.  21 7,  Fig.  i43), 
vortreffliche  niederrheinische  Arbeit  aus  dem  Anfang  des  16.  Jh.,  55  cm  hoch  (Fig.  80). 


Fig.  80.    Schierwaldenrath,  kathol.  Pfarrkirche.  Reliquienbüste. 
Einige  hübsche  Barock-  und  Rokokoparamente. 

Die  beiden  alten,  im  J.  1 895  neu  gegossenen  Glocken  von  1800  trugen  die  Glocken 
Inschriften : 

r.  JOHANN  MARTIN  WINKELS,   PASTOR,  ARNOLD  WINKELS,  VICAR. 
2.   MARIA    THERESIA    FRANCISCUS  WERNERUS    CASPARUS   WILLIBRORDUS  STOCK 
(y  ?)   GOSS  MICH  ANNO  iSoo. 


STEINKIRCHEN. 

VORGESCHICHTLICHES.    Von  Effeld  führt  in  der  Richtung  nach  Vorge- 
Dalheim   durch   den   Effelder  und  Ophovener  Wald   eine  grade  Strasse,  vielleicht  SJjehCes 
identisch   mit   der   von   Schneider  verzeichneten   Römerstrasse  (x\achener  Zs.  XIV, 
Karte  zu  S.  36).    In  der  Nähe  der  Strasse  sind  von  dem  Verein  für  Heimatkunde 
in  Rhevdt  im  J.  i897  11  germanische  Hügelgräber  aufgedeckt  und  dabei  i9  Grab- 
urnen gefunden  worden. 

KATHOLISCHE  PFARRK  I  RCH  E  (s.  t.  s.  Martini).  Kaltenbach  S.  296.  Kathol. 

Pfärrkirc 

—  Offermann  S.  20-k  —   Habets,   Geschiedenis  van   het  bisdom  Roermond  I, 


57  1 


104  KREIS  HEINSBERG 


Kathoi.     S.  4o8.  —  B Interim  u.  Mooren,  E.  K.  II,  S.  221,  323.  —  Ann.  h.  V.  N.  LVII, 

~*f3.rrkirch.6 

S.  332.  —  Publications  de  la  societe  hist.  et  archeol.  dans  le  duche  de  Limbourg 
XXIII  (1886),  S.  268.  —  Heimathskunde  I  (1880),  S.  3o,  72. 

Handschriftl.  Qu.    Im  Pfarrarchiv:  Urkundenabschriften  betr.  die  Kirche 
in  Bürvenich.  —  Urkundenabschrift  betr.  Verleihung  der  Einkünfte  an  die  Dekanie 
S.  Spiritus  in  Roermond  im  J.  i43o.  —  Präsentationen  von  Pfarrern  von  i44i  ab 
(Tille-Krudewig,  Übersicht  II,  S.  i96). 
Geschichte  £)as  Stift  Wassenberg  wird  bei  seiner  Gründung  im  J.  11 18   schon   mit  der 

Hälfte  der  Kirche  in  Steinkirchen  dotiert  (Lacomblet,  U.B.  I,  Nr.  289);  seit  i4o6 
hat  das  Stift  auch  den  Pfarrer  zu  präsentieren  (Kremer,  Akademische  Beiträge  I, 
S.  53).  Im  J.  i43o  gibt  der  Lütticher  Bischof  Johann  von  Heinsberg  die  Einkünfte 
an  die  Dekanie  von  S.  Spiritus  in  Roermond,  das  Präsentationsrecht  verblieb  jedoch 
dem  Stift  Wassenberg.  Das  alte,  angeblich  noch  romanische  Schiff  wurde  im  J.  1 8 7 1 
abgebrochen  und  durch  einen  Neubau  nach  Plänen  des  Architekten  Wielhase  in  Köln 
ersetzt ;  der  spätgotische  Turm  blieb  erhalten. 
Beschreibung  Schlichter ,   spätgotischer   Back  steinturm    des    1 5.  —  16.    Jh. ,    an  der 


Nordseite  mit  einem  polygonal 
vortretenden  Treppentürmchen ; 
die  einzelnen  Stockwerke  sind 
durch  Hausteingurte  abgesetzt. 
An  der  Westseite  schlichtes,  korb- 
bogiges  Portal  mit  rechteckigem 
Oberlicht.  Im  Mittelgeschoss  an 
West-  und  Nordseite  dreiteilige 
Masswerkblenden  mit  Backstein- 
pfosten; in  der  Glockenstube  an 
jeder  Seite  zwei  schmale,  rund- 
bogige  Fenster,  achtseitiger  Helm. 


Ausstattung  Fig.  si.  Haus  Neuerburg.  Lageplan.  Von  der  Ausstattung  sind 

die  bis  zum  Abbruch  des  Lang- 
hauses im  J.  1 87 1  noch  vorhandenen  Grabsteine  der  von  Baexen  zu  Effeld  und  der 
von  Hochkirchen  zu  Neuerburg  untergegangen. 

In  der  Turmhalle  lebensgrosser  Krucifixus  aus  Holz,  gute  Arbeit  des  1 5.  Jh. 
in  vornehmer  Haltung. 

Im  Chor  Ölgemälde  mit  der  Anbetung  der  Könige,  gute  dekorative  Arbeit 
nach  Rubens,  i7. — 18.  Jh.,  etwa  2,25  m  hoch,  i,5o  m  breit. 
Glocke  Die  einzige  alte  Glocke  trägt  die  Inschrift:  Martina  vocata,  excit.  vos 

VARIO  SONU. 

Haus  HAUS  NEUERBURG.    Eissenberg-Mirbach.  —  Aachener  Zs.  VI,  S.  i83; 

euerburg  ^  g  ^ 

Ältere  Abbildungen:  1.  Im  Gräflich  Mirbachschen  Archiv  auf  Schloss 
Harff  Zeichnung  aus  der  1.  H.  des  i9.  Jh.    2.  Ähnliche  Zeichnung  bei  Herrn  Ferd. 
Götzen  in  Wassenberg;  danach  ein  regelmässiger  Flügelbau. 
Geschichte  Das  Haus  ist  im  i3.  Jh.  im  Besitz  der  reich  begüterten  Herren  von  Vlodorp ; 

im  J.  i56o  besass  Werner  von  Hochkirchen  das  Gut  infolge  seiner  Heirat  (1 549)  mit 
Adriana  von  Hocherbach,  einer  Tochter  der  Caecilia  von  Vlodorp.  Im  J.  i7o7  kam 
Neuerburg  durch  Heirat  einer  Tochter  von  Hochkirchen  an  den  Freiherrn  Karl  Christ, 
von  und  zu  Abelen  und  später  an  dessen  Kinder  aus  einer  anderen  Ehe.  Diese 

572 


STEINKIRCHEN 


io5 


Familie  baute  auch  ein  neues  Haus,  das  Eissenberg  als  sehr  schön  bezeichnet.    Die  Haus 

•  tt  11        ...  Neuerburg 

von  Mirbach  als  Nachkommen  einer  Schwester  jener  von  Hochkirchen  erhoben  jedoch 
Einspruch  und  gewannen  im  J.  1 7  7 1  das  Haus  auf  dem  Prozesswege.  Seitdem 
ist  das  Haus  der  Familie  geblieben  und  gehört  jetzt  zu  dem  Fideikommiss  der 
Grafen  Mirbach- Harff. 

Die  jetzige  Anlage  (Lageplan  Fig.  8i)  ist  modern;  man  unterscheidet  noch  Beschreibung 
deutlich  die  von  breiten  Gräben  umgebenen  und  voneinander  getrennten  Parzellen 
des    Herrenhauses    und    des    Wirtschaftshofes;    auf    der    letzteren    die  neueren 
zweiflügeligen  Wirtschaftsgebäude.    Das  Herrenhaus  ist  um  die  Mitte  des  1 9.  Jh.  ab- 
gebrochen worden. 

HAUS  EFFELD.  Eissen- 
berg-Mirbach. —  Ann.  h.  V.  N. 
LV,  S.  6,  69;  LVII,  S.  224. 

Handschriftl.  Qu.  Die 
Reste  des  Archives  aus  Haus  Effeld 
befinden  sich  in  dem  Gräflich 
Mirbachschen  Archiv  auf 
Schloss  Harff  (Ann.  h.  V.  N. 
LV  und  LVII). 

Ältere  Ansicht  vom  J.  i723 
im  Codex  Welser,  ganz  ungenau. 

Philipp  von  Effeld  und  sein 
Bruder  Gottfried  von  Heinsberg 
gen.  Luscus  werden  im  J.  12  56 
erwähnt  (Lacomblet,  U.  B.  II, 
Nr.  425);  im  J.  1280  schenkt 
Philipp  ein  Gut  in  Effeld  an  die 
Prämonstratenser  in  Heinsberg.  Die 
Familie  erscheint  noch  um  die 
Mitte  des  i4.  Jh.  dort  ansässig; 
im  f.  1 35 7  besitzt  die  Witwe  Oda 
von  Hall  ein  Gut  zu  Effeld.  Im 
1 5.  Jh.  ging  das  Gut  nacheinander 

durch  Heirat  an  Sibert  von  Kessel      Fte-  «2-  Haus  Effeld-  Lageplan  aus  der  1.  h.  des  19.  Jh. 
und  an  Sander  von  Eyll  über,  der 

es  noch  im  J.  i494  besass.  Aus  der  Zeit  stammt  noch  der  Kern  der  jetzigen  Anlage. 
Dann  kam  Effeld  an  die  weiblicherseits  von  Sibert  von  Kessel  stammende  Familie  von 
Baexen;  so  erscheint  im  J.  1 542  Heinrich  von  Baexen  als  Besitzer.  Im  J.  1 583  wurde  Effeld, 
wohl  auch  die  Burg,  von  den  Chimayschen  Truppen  hart  mitgenommen  (Berg.  Zs. 
XXX,  S.  252).  Im  J.  1606  wurde  das  Haus  in  der  jetzigen  Gestalt  erweitert  und 
umgebaut.  Nach  dem  Tode  des  letzten  Herrn  von  Baexen  im  J.  i724  folgten  durch 
Verwandtschaft  verschiedene  Besitzer,  so  ein  General  von  Heess  im  J.  1 739,  ein 
Hauptmann  von  Hasenbach  im  J.  1 746 ;  des  letzteren  Schwester  besass  Effeld  bis  zu 
ihrem  Tode  im  J.  1806.  Durch  Erbschaft  folgte  ein  Herr  von  Splinter  in  Roermond, 
dann  noch  in  der  1.  H.  des  i9.  Jh.  die  Familie  van  der  Renne.  Herr  Amadeus  van 
der  Renne  in  Brügge  (Belgien)  verkaufte  im  J.  i899  Haus  Effeld  an  den  jetzigen 
Eigentümer,  Herrn  Freiherrn  Theodor  von  Blanckart. 

57  3 


Haus 
Effeld 


Geschichte 


IOÖ  KREIS  HEINSBERG 


EHfjUjSd  Interessante  Wasserburganlage,  im  Kern  noch  dem  i5.  Jh.  angehörend, 

Beschreibung  m**  Herrenhaus  und  Vorburg,  die  nochmals  durch  eine  schmale,  gekrümmte  Land- 
zunge  zum  grössten  Teil  umfasst   werden   (Lageplan   Fig.  82,  Grundriss  Fig.  83, 
Ansicht  des  Herrenhauses  Fig.  84). 
Herrenhaus  Das  Herrenhaus  des  1 5.  Jh.,  im  J.  1606  umgebaut  und  um  den  Hauptturm 

vermehrt,  ist  ein  zweigeschossiger  Ziegelbau  von  etwa  12,5  m  Tiefe  und  i8,5  m  Länge, 
an  der  Aussenseite  mit  zwei  über  Eck  gestellten  quadratischen  Türmen  und  in  der 
Mitte  der  dem  Wirtschaftshof  zugekehrten  Seite  mit  einem  grossen,  viereckigen  Turm 
versehen,  auf  den  die  Brücke  zuführt  (Fig.  83).  Der  Bau  steigt  direkt  aus  dem 
Wasser  auf.  Über  den  beiden  Schmalseiten  hohe,  reich  geschweifte  Giebel,  umlaufend 
zwischen  beiden  Geschossen  ein  Stockgurt  aus  Ziegeln.    Die  beiden  dreigeschossigen 

Ecktürme  tragen  stumpfe, 
achtseitige  Schieferhau- 
ben; der  viergeschossige 
Turm  in  der  Mitte  der 
Hofseite  hat  im  Erdge- 
schoss  ein  klassizistisches 
Renaissanceportal,  rund- 
bogig,  mit  Pilastern  und 
Flachgiebel.  Oberhalb  ist 
eine  Platte  mit  der  Bau- 
inschrift eingelassen :  An- 
tiqua CUM  ESSEM,  RENO- 
VATA  Süll  ET  TURRE  HAC 

aucta  1606.  Auf  dem 
Turm  achtseitiger  Helm 
mit  abgestumpfter  Spitze. 
Mit  Ausnahme  der  klei- 
nen Luken  oben  in  den 
Giebeln  sind  sämtliche 
Fenster  im  Anfang  des 
Fig.  83.   Haus  Effeld.    Grundriss  des  Herrenhauses.  1 9.  Jh.  verändert,  damals 

auch  das  ovale  Fenster 

im  Hauptturm  angelegt  worden;  die  ursprünglichen  Lichtöffnungen  waren  schmale, 
spätgotische  Fenster  in  Hausteinfassung  mit  Quersprossen.  Interessant  ist  die  Licht- 
zufuhr zu  den  hinter  dem  grossen  Turm  gelegenen  Vorräumen  durch  die  schmalen, 
an  den  Turm  dicht  herangerückten  Fenster  (Fig.  84). 

Das  Innere  des  Herrenhauses,  am  Ende  des  18.  Jh.  umgestaltet,  hat  einige 
Stuckdecken  und  Malereien  aus  dieser  Zeit  aufzuweisen,  namentlich  einen  hübschen 
Salon  im  Erdgeschoss  mit  Supraporten  und  einem  Rokokokamin  aus  Stuck,  in  den 
ein  gutes  Blumenstück  eingelassen  ist. 
Ausstattung  Von  der  Ausstattung  sind  verschiedene  ältere  Möbel  und  einige  Ölgemälde 

zu  erwähnen ;  bemerkenswert  ist  darunter  ein  vortreffliches  Bild  des  sterbenden  Tobias, 
7o  X  98  cm  gross,  in  der  Art  des  Govaert  Flink. 
Vorburg  Die  fünfseitige  Vorburg  hat  nur  noch  auf  einer  Seite  einen  langgestreckten 

Trakt,  durch  den  der  Zugang  zur  Burg  führt,  nach  aussen  eine  gequaderte  Torein- 
fassung mit  Flachgiebel  aus  dem  i7. — 18.  Jh.  In  dem  Torweg  an  der  Wand  an- 
gebracht zwei  aus  der  Burg  Kellersberg  stammende  gusseiserne  Kamin  tafeln  mit 

574 


STEIN  KIRCH  EN  —  SÜSTERSEEL  10/ 


Wappen.    Die  eine  zeigt  die  Ahnenwappen  des  Gottfried  Bertram  von  Gronsfeld  Haus 
.  .  .  .  ^  Effele 

zu    Kellersberg    und    Nievelstein   (geb.    1 6  7  5 ) ,    in   der   Mitte   das  Gronsfeldsche 

Wappen,  oben  Gronsfeld  und  Beissel  von  Gymnich,  unten  Holtzem  und  Alsdorf; 
die  andere  Platte  zeigt  die  Wappen  Harff,  Gronsfeld,  Beissel  und  Holtzem  fehler- 
haft gruppiert. 


Fig.  84.    Haus  Effeld.    Ansicht  des  Herrenhauses. 


SÜSTERSEEL. 

KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Huberti).  Offermann  S.  22Z.     Rat  hol. 
Kaltenbach  S.  4i7.  —   Habets,  Geschiedenis  van  het  bisdom  Roermond  j  Pfarrkirc 
S.  378.  —  Binterim  u.  Mooren,  E.  K.  II,  S.  1 65.  —  Lückerath,  Beiträge  I,  S.  21, 
23,  72;  II,  S.  26,  58. 

Handschriftl.  Qu.    Im  Pfarrarchiv:  Eingabe  von  1681,  betr.  Verpflich- 
tungen des  Zehntherrn.  —  Akten  des  18.  Jh.    (Tille-Krudewig,  Übersicht  II,  S.  1 97). 


575 


io8 


KREIS  HEINSBERG 


Kathoi.  Das  Patronat  der  Kirche  in  Süsterseel  war  im  Besitz  des  Klosters  Reichenstein 

Geschichte  ^ei  Montjoie  —  wohl  schon  seit  Gründung  des  Klosters  durch  Walram  III.  von 
Limburg  um  1200  'Ann.  h.  V.  N.  III,  S.  68);  im  J.  1299  wurde  Süsterseel  jedoch 
dem  Stift  Sittard  inkorporiert  (Jansen,  Inventaris  van  het  oud  archief  der  gemeente 
Sittard  I,  S.  9).  Im  16.  u.  i7.  Jh.  litten  das  Dorf  und  wohl  auch  die  Kirche  stark 
unter  Kriegsdrangsalen,  im  J.  1 543  wurde  das  Dorf  verbrannt  (Berg.  Zs.  XXIII, 
S.  1 54).  Die  Gemeinde  beklagt  sich  in  den  J.  i56o,  1 65 7,  1 68 1,  dass  das  Sittarder 
Stift  die  Kirche  nicht  in  gutem  Zustande  erhalte;  im  J.  1 656  drohten  Turm  und 
Seitenschiffdach  einzustürzen.  Im  J.  i7o2  wurde  das  Dorf  von  englischen  Truppen 
geplündert,  die  Kirche  ausgeraubt  und  der  Pfarrer  erschossen.  Das  jetzige  Langhaus 
wurde  im  J.  1 7 7 2  erbaut,  im  J.  i85o  die  baufällige  Decke  durch  ein  Gewölbe  ersetzt, 
der  Westturm  im  J.  1861  errichtet. 
Beschreibung  Schmuckloser  S a alb a u  aus  Backsteinen,  von  1 7 7 2,  mit  westlicher  Verlängerung 

und  Westturm  vom  J.  1861,   im  Lichten  etwa  i7  m  lang,  6,5o  m  breit.    Der  mit 
Lisenen  besetzte  Chor  dreiseitig  geschlossen,  an  jeder  Seite  fünf  Korbbogenfenster. 
Das  Innere  schmucklos,  korbbojnge  Tonne  mit  Gurten. 
Ausstattung  Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen: 

Empire-Kanzel,  um  1800,  mit  hübschen  Füllungen  und  Schalldeckel,  darauf 
eine  grosse  Weltkugel. 

Einfache  Monstranz  aus  vergoldetem  Kupfer  mit  der  Inschrift:   haec  et 

CAETERA  EX  ELEMOSYNIS  ANTWERPIENSIBUS  ECCLESIAE  DE  SÜSTERSEEL  CONSTRUCTA 
SUNT  ANNO    I  7  6  7 . 

Einfacher  Rokokokelch  mit  der  Inschrift:  bIbIte  DoLorIs  sangVIneM 
IesV  CrVCTfIXI  (1  783). 

Reliquiar:  auf  hohem,  barockem  Messingfuss,  umgeben  von  einem  Strahlen- 
kranz, eine  spätgotische,  getriebene,  runde  Plakette  von  sehr  feiner  Arbeit,  um  1 5oo, 
darauf  die  Muttergottes  unter  einem  von  Engeln  gehaltenen  Baldachin;  oben  ein 
gotisches  Kreuz  mit  Cherubinen. 
Glocke  Die  einzige  ältere  Glocke  von  1 747/48  trägt  die  Inschrift:   Hubertus  dicor, 

vestrum  cla3v1te  (so)  patronum,  est  mea  vox  bam  bam,  noscens  depellere 
sathan.,  disrumpo  tonitru.,  vivos  voco,  funera  ploro.  1 748.  —  svß  pastore 
WerDen  VenerabILe  CapItVLVM  e  bono  sV  (so)  renoVaVerat  ( 1 747) ,  eX 
bonIs  VenerabILIs  CapItVLI  De  sIttarDt  DenVo  noVa  refVsa  fVI  ( 1 747). 
me  fecit  christian  voigt  der  sohn. 


TÜDDERN. 

Römisches  RÖMISCHES.   Tüddern  wird  in  dem  Antoninischen  Itinerar  als  Theudurum 

aufgeführt;  es  ist  Station  der  Route  Coriovallum-Colonia  Traiana  (Aachener  Zs.  VIII, 
S.  io9;  IX,  S.  7;  XI,  S.  7o;  XIV,  S.  25,  26  Anm,  a9.  —  B.  J.  III,  S.  83,  210; 
XXXI,  S.  1 35 :  LXVI,  S.  2.  —  Picks  Ms.  VI,  S.  i4.  —  Kölnische  Zeitung  i84l, 
Nr.  7o).  Selbst  die  Namen  Nervierstrasse  und  Bachsberg  =  mons  Bacchi  will 
man  auf  römische  Tradition  zurückführen. 

Einen  Damm  auf  Eichenpfählen  und  eine  Wasserleitung  fand  man  in  den 
vierziger  Jahren  (De  Maasgouw  i898);  ebenso  wurden  Urnen  und  eiserne  Ge- 
rätschaften gefunden.  Auch  glaubte  man  die  Spuren  eines  römischen  Lagers  in 
Halbmondform   zu  erkennen.    Diese  Funde  scheinen  jedoch  keltischen  oder  ger- 


576 


TÜDDERN  Io9 


manischen  Ursprunges  zu  sein  (Ch.  Guillon,  Ontdekkins  van  oude  begraafsplaatsen  Römisches 
by  het  Pruissische  Dorp  Tudderen  i.  d.  Allgemeen  Konst-  en  Letterbode,  Roer- 
mond, i842,  Nr.  25  und  26.  —  B.  J.  III,  S.  83,  210).  Römische  Münzen  sind  an- 
geblich öfters  gefunden  worden  (Quix,  Gesch.  der  ehemal.  Reichsabtei  Burtscheid 
S.  1 7).  Man  fand  ferner  Reste  einer  römischen  Töpferwerkstatt  in  den  vierziger 
Jahren  (B.  J.  VIII,  S.  180.  —  K.  von  Veith,  Vetera  castra  S.  i4). 

KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Gertrudis).     Kaltenbach  Kathol. 

Pfarrkirche 

S.  4 18.  —  Offermann  S.  216.  —  Habets,  Geschiedenis  van  het  bisdom  Roer- 
mond I,  S.  377.  —  Binterim  u.  Moo- 
ren, E.  K.  II,  S.  1 65.  —  Delvos, 
Gesch.  der  Pfarreien  des  Dekanates 
Siegburg  S.  9i,  Anm.  4.  —  Lückerath, 
Beiträge  II,  S.  16. 

Handschrif tl.  Qu.  Im  Pfarr- 
archiv zu  Millen:  Stiftung  vom 
J.  1 7  1 2  (Tille  -  Krudewig,  Übersicht 
II,  S.  188). 

Im  Staatsarchiv  zu  Düssel- 
dorf: Akten  über  die  Verwaltung  der 
Kapelle  in  Tüddern,  namentlich  betr. 
den  im  I.  1  768/69  beabsichtigten  Neu- 
bau der  Kapelle  (Siegburg,  Reg.  4oo). 

Schon  im  J.  11 44,  bei  Gründung 
der  Propstei  Millen,  hatte  die  Abtei 
Siegburg  Besitz  in  Tüddern;  im  J.  1 178 
erscheint  sie  als  Eigentümerin  der  cella 
in  Thidrode  und  des  Hauptgutes  dort 
(Lacomblet,  U.  B.  II,  Nr.  35 1,  478). 
Der  Chor  der  Kirche  stammt  noch  aus 
gotischer  Zeit.  Die  Kapelle  erscheint 
als  solche  noch  im  J.  1 6  7  6,  bei  der 
Visitation  von  1 65 6  aber  auch  schon 
als  Pfarrkirche ;  den  Gottesdienst  ver- 
sahen Pfarrer  und  Propst  in  Millen 
abwechselnd.  Im  J.  1 7 6 7  war  die  Kirche 
so  baufällig,  dass  über  den  Neubau  ein- 
gehend verhandelt  wurde;  derselbe  kam  aber  erst  im  J.  1808  zur  Ausführung.  Im 
J.  1 85 1  wurde  das  Langhaus  mit  einer  Holztonne  versehen. 

Schlichter  Saal  bau  aus  dem  J.  1808  mit  gotischem  Chor  des  i5. — 16.  Jh.,  Beschreibung 
im  Lichten  etwa  iS  m  lang,  7  m  breit. 

Das  Äussere  ist  ganz  mit  einem  entstellenden  gequaderten  Bewurf  überzogen. 
Der  dreigeschossige  Turm  mit  modernem  Rundbogenportal,  Stichbogenfenstern  in 
der  Glockenstube  und  mit  achtseitigem  Helm.  Das  Langhaus  mit  drei  Rundbogen- 
fenstern an  jeder  Seite ;  der  Chor  hat  ähnliche,  nachträglich  angelegte  Fenster  und 
mehrfach  abgetreppte  Strebepfeiler. 

Im  Inneren  eine  Flachtonne  mit  Gurten  auf  Pilastern  mit  derben  Kapitalen, 
der  Chor  hat  an  Stelle  der  ursprünglichen  Gewölbe  eine  ähnliche  Pliestertonne. 


Geschichte 


Fig.  85.   Tüddern,  kathol.  Pfarrkirche.    Gruppe  der 
h.  Anna-Selbdritt. 


577 


HO  KREIS  HEINSBERG 


Kathol. 
Pf  arrki  rc  h  e 
Ausstattung 


Die  Ausstattung  stammt  zum  grössten  Teil  aus  dem  18.  Jh  : 
Drei  gute  Spätro  koko- Altäre  aus  der  2.  H.  des  18.  Jh.,  der  südliche  mit 
der  Jahreszahl  1 759. 

Orgelbühne  und  Tür  zur  Sakristei  in  ähnlichen  Rokokoformen. 
Kommunionbank,  gute  klassizistische  Arbeit  vom  Ende  des  18.  Jh. 
Hübscher  Beichtstuhl  des  1 7.  Jh.  in  Spätrenaissanceformen. 
Einfacher  Taufstein  auf  Balusterschaft  aus  dem  18.  Jh. 

Figur  der  Muttergottes,  lebensgross,  gute,  reich  bewegte  Schnitzarbeit  aus 
der  2.  H.  des  18.  Jh. 

Selbdrittgruppe  aus  Holz  vom  J.  i5i3,  gross  im  Faltenwurf  und  sehr 
lebendig,  wenn  auch  in  den  Köpfen  etwas  derb  (Fig.  85).    Die  Arbeit  ist  besonders 


Iis. 


Haus  Blumenthal.    Lageplan  aus  der  1.  H.  des  19.  Jh. 


Glocke 


Haus 
Blume  n  thal 


Geschichte 


interessant  durch  die  an  der  Fussplatte  angebrachte  Datierung  und  Künstlerbezeich- 
nung: 1 5 1 3.  jan  van  steffeswert  ( Stevensweert,  benachbarter  Ort  in  Holland  an 
der  Maas). 

Die  einzige  ältere  Glocke  hat  die  Inschrift:  praenobilis  et  reverendissimus 

DOMINUS  W.  VON  HALL,  PRAEPOSITUS,  ET  NOBILIS  ADMODUM  REVERENDUS  Gl'AL- 
TERUS  de  RLSWYCK,  CANONICUS  ET  SCHOLASTICUS,  HANC  campanam  fundi  cuk.ar.unt 
1 739.     JOANNES  VOCOR,  VIVOS  VOCO,  MORTUOS  SEPELIO,  TONITRU  (so)  REPELLO. 

HAUS  BLUMENTHAL  IN  TÜDDERN. 

Abbildung  vor  dem  Brande  von  i884  im  Besitz  des  Eigentümers,  Herrn 
Heinrich  Berens. 

Der  Rittersitz  Blumenthal  gehörte  von  i524  bis  i6o5  den  Freiherren  von 
Renneberg;  im  J.  1621  ist  ein  Streit  wegen  der  Sohlstätte  zwischen  den  von  Westrem 
und  Adam  Mondt.  Die  jetzige  Anlage  wurde  im  J.  1 645  anscheinend  ganz  neu 
errichtet.     Es   folgten   im   Besitz   des   Hauses   die   Familien   Hillensberg,  Schlype, 


578 


TÜDDERN  —  WALDENRATH 


I  I  I 


Pauman  (Pauwels  ?) ;  durch   Erbschaft  kam  es  im  18.  Jh.  an  die  Familie  Stramm  Haus 
(Düsseldorf,  Staatsarchiv.    Lehnsakten  Jülich-Berg.  —  Mitteil,  von  E.  von  Oidtman).  umentha 
Im  J.  1808  wurde  der  Besitz  von  Joh.  Bapt.  Pauly  in  Aachen  erworben,  kam  dann 
an  die  Familie  Greuell,  durch  Heirat  und  Erbschaft  in  den  J.  1 87 5  bez.  1 89 7  an  den 
jetzigen  Eigentümer,  Herrn  Heinrich  Berens.    Im  J.  i884  brannte  der  Bau  fast  voll- 
ständig nieder  und  wurde  in  teilweise  veränderter  Form  aufgebaut. 

Viereckige  geschlossene  Anlage  von  1 645 ,  in  einem  reichen  System  von  Beschreibung 
Wassergräben,  das  jedenfalls  zur  Entwässerung  der  Gärten  und  Wiesen  diente  und 
noch  zum  grössten  Teile  erhalten  ist  (Lageplan  Fig.  86). 

Nord-  und  Ostseite  der  Anlage  sind  mit  Wohngebäuden  besetzt;  durch  den 
Nordflügel  führt  die  rundbogige,  nach  i884  veränderte  Durchfahrt,  darüber  in  Hau- 
stein ein  bürgerliches  Wappen  (Mondt  oder  Hillensberg  ?),  das  bis  zu  dem  Brande 
von  i884  angeblich  die  Jahreszahl  1 645  trug.  Das  Obergeschoss  über  dem  Tor  fehlt 
seit  i884.  Der  Rest  des  Nordflügels  scheint  zwei  verschiedenen  Bauperioden  des 
1 7 .  Jh.  anzugehören. 

Die  Ostseite  hat  einen  langen,  zweigeschossigen  Wohnhaustrakt  von  9  Achsen, 
die  Fenster  in  hübscher  Quadereinfassung  und  mit  einem  Deckgesims. 

Das  Innere  ist  ganz  modern;  nur  in  der  Pächterwohnung  hat  sich  ein  Kamin 
mit  Karyatiden -Wangen  aus  dem  i7.Jh.  erhalten. 

Die  Wirtschaftsgebäude  an  Süd-  und  Westseite  sind  nach  i884  fast  ganz 
erneuert  worden. 

Im  Besitz  des  Herrn  Heinr.  Berens:  Ausstattung 
Einige  Famiii enbildnisse,  darunter  namentlich  zwei  Brustbilder  französischer 
Offiziere  aus  der  2.  H.  des  18.  Jh.  bemerkenswert. 

Einzelne  Stücke  eines  Silberservices  im  Louis  XVI-Stil. 


WALDENRATH. 

KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Nicolai).   Offermann  S.  2 1 7.  Kathoi. 
—  Kaltenbach  S.  4i3.  —  Habets,   Geschiedenis  van  het  bisdom   Roermond  I,  farrkircl 
S.  379.  —  Binterim  u.  Mooren,  E.  K.  II,  S.  1 9 1 .  —  Lückerath,  Beiträge  I,  S.  7; 
II,  S.  i5,  75. 

Handschrift],  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  Rechte  der  Kirche  vom  J.  1 548.  — 
Moderne  Chronik  von  W.  Lückerath.  —  Akten,  Stiftungen  usw.  des  i7.  u.  18.  Jh. 
( Tille- Krtjdewig,  Übersicht  II,  S.  1 97). 

Im  Besitz  des  Heirn  Pfarrers  Lückerath  in  Wald  feucht:  Eingabe  betr. 
Wiederaufbau  der  Kirche,  um  1 545  (ebendort  II.  S.  201). 

Schon  in  den  J.  1  r  65  u.  1  i7o  besass  das  Heinsberger  Gangolphus-Stift  den  Zehnten  Geschichte 
und  Land  in  Waldenrath  (Lacomblet,  U.  B.  I,  N.  4o9,  436) ;  als  Pfarrei  wird  es 
im  i4.  Jh.  genannt,  um  1 545  scheint  der  Neubau  der  Kirche  notwendig  geworden  zu 
sein.  Wahrscheinlich  stammen  aus  dieser  Zeit  noch  die  vier  unteren  Geschosse 
des  Turmes.  Im  J.  1726  brannte  der  Turmheini  infolge  Blitzschlages  ab;  das 
neue  Langhaus,  ein  schlichter  Saalbau,  war  im  J.  1 786  errichtet  worden.  Um  i9oo 
wurde  dieser  Bau  niedergelegt,  der  alte  Turm  erhöht  und  ein  neues  Langhaus  nach 
Plänen  des  Architekten  von  Fisenne  in  Gelsenkirchen  erbaut.  Das  Patronat  der 
Kirche  befand  sich  bis  zum  Ende  des  18.  Jh.  im  Besitz  des  Gangolphus-Stiftes  in 
Heinsberg. 


579 


112 


KREIS  HEINSBERG 


Kathol.  Von  dem  Turm  der  Kirche  gehören  die  vier  unteren  Geschosse  noch  dem 

Pfärrkirchc 

Beschreibung  ^au  des  l6- Jn-  an es  ist  em  schlichter  Ziegelbau  mit  einfachem  Westportal  und 
einem  Stockgurt  zwischen  dem  zweiten  und  dritten  Geschoss.  In  den  beiden  oberen 
Geschossen  giosse,  durchgehende,  zweiteilige  Masswerkblenden,  die  oben  als 
Schallfenster  geöffnet  sind.  An  der  Südseite  ein  mit  fünf  Seiten  des  Achtecks  vor- 
tretendes Treppentürmchen,  das  bis  zum  dritten  Geschoss  des  Turmes  reicht. 

Das  um  i9oo  niedergelegte  Langhaus  war  ein  schlichter  Saalbau  mit  fünf 
Stichbogenfenstem  an  jeder  Seite  und  mit  dreiseitigem  Chorschluss. 
Ausstattung  Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen: 

Holzfigur  der  h.  Katharina,  in  reicher,  faltiger  Modetracht,  auf  dem  heid- 
nischen Gelehrten  stehend;  gute  niederrheinische  Arbeit  aus  der  i.  H.  des  16.  Jh., 
i,3o  m  hoch,  neu  bemalt. 

Holzgruppe  der  Flucht  nach  Ägypten,  derbe  Rokokoarbeit  des  18.  Jh., 
3o  cm  hoch. 

Brüstung  der  Orgelbühne  und  zwei  Beichtstühle,  einfache  Rokoko- 
arbeiten aus  der  2.  H.  des  18.  Jh. 

Kathol.  in  der  KATHOLISCHEN  KAPELLE  zu  STRAETEN,  einem  Bau  des 

Ivapellein 
Straeten    J-  1 856 : 

Schlichter  Barockaltar  von  1 7 5 6,  angeblich  aus  dem  Hospital  zu  Heinsberg 
herrührend. 

Holzfigur  des  h.  Nikolaus,  gute  Arbeit  des  1 5.  Jh.,  1,08  m  hoch,  aus  Walden- 
rath stammend. 

Holzfigur  des  h.  Matthias,  Arbeit  des  i7.  Jh. 


WALDFEUCHT. 

German.  GERMANISCHE  FUNDE.    Die  germanischen  Hügelgräber,  die  in  der 

Kunde 

Gegend  von  Karken  (s.  o.  S.  75)  liegen,  erstrecken  sich  auch  bis  nach  Waldfeucht. 
Urnenfunde  aus  den  dortigen  Gräbern  bei  Brüggelchen  im  Besitz  des  Herrn  Pfarrers 
Lückerath  in  Waldfeucht. 
German.  GERMANISCHE     GRENZBEFESTIGUNG.      Bei    dem  Ort 

i  r  g  n  z  b  c  * 

estigung  Brüggelchen  in  unmittelbarer  Nähe  von  Waldfeucht  liegt  die  bedeutendste  Kastell- 
anlage der  schon  genannten  frühmittelalterlichen  Grenzbefestigung  (s.  o.  S.  i3,  3o 
u.  75).  Es  ist  ein  etwa  10  m  hoher  und  25  m  breiter  Erdkegel  mit  einem  Vorplatz 
von  etwa  4o  zu  5o  m,  beide  von  breiten  Wassergräben  umgeben  und  im  grossen 
und  ganzen  —  trotz  einiger  Abtragungen  —  noch  gut  erhalten.  In  der  Erde  sind 
Scherben  vorgeschichtlicher  Grabanlagen  gefunden  worden,  während  die  auf  dem 
Hügel  liegenden  Scherben  auf  karolingische  Zeit  hinweisen. 

Nordöstlich  liegen  die  Reste  einer  kleineren  ähnlichen  Anlage.    Im  einzelnen 
vgl.  B.  J.  XCVII,  S.  359.  —  Rhein.  Geschichtsblätter  VIII,  S.  97,  i42. 
Kathol.  KATHOLISCHE   PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Lamberti).  Kaltenbach 

Eärrli  irche 

S.  4 10.  —  Offermann  S.  21 7.  —  Habets,  Geschiedenis  van  het  bisdom  Roer- 
mond I,  S.  378.  —  Binterim  u.  Mooren,  E.  K.  II,  S.  1 94,  344.  —  Cornelius, 
Gesch.  des  Münsterischen  Aufruhrs  I,  S.  2  35.  —  von  Fisenne,  Kunstdenkmale  des 
Mittelalters,  II.  Serie,  mit  ausführlicher  Aufnahme.  —  B.  J.  LXXIV,  S.  1 54.  —  Lücke- 
rath, Beiträge  I,  S.  5,  12,  38;  II,  S.  33,  7o. 


5  80 


WALDFEUCHT  Il3 


Handschrif tl.  Qu.    Im  Pfarrarchiv:  Altarweihe  vom  Anfang  des  1 6.  Jh.  Kathol. 

P  f  3.  rrkirchc 

—  Kaufbriefe  von  1 47  7  an.  —  Reste  des  Gemeindearchives.  —  Akten,  betr.  die 
Kirche  und  Pfarrei  vom  i7.  }h.  an.  —  Urkunden  von  1 63 7  an  betr.  die  Schule.  Im 
einzelnen  vgl.  Tille-Krudewig,  Übersicht  II,  S.  1 98. 

Im  Besitz  des  Herrn  Pfarrers  Lückerath  in  Wal d f  e u c h t :  Reichhaltige  Samm- 
lung von  Archivalien,  jedoch  weniges,  das  sich  auf  die  Pfarrkirche  in  Waldfeucht 
bezieht  (ebendort  II,  S.  200). 

In  Brüssel,  Kgl.  Bibliothek  und  an  anderen  Orten:    Die  sog.  Gangelter 
Chronik    von   Jakob  Kritz- 
raedt,  i644,  mit  ausführlichen 
Mitteilungen  über  Waldfeucht 
(s.  o.  S.  37). 

Im  J.  I24o  schenkt  Geschichte 
Dietrich  von  Horn,  Herr  zu 
Altena,  auch  das  Patronat 
der  Kirche  zu  Waldfeucht 
dem  Kloster  St.  Elisabeths- 
thal in  der  Grafschaft  Horn 
(s.  o.  S.  23);  später  erscheint 
jedoch  immer  das  Gangol- 
phus-Stift  in  Heinsberg  als 
Inhaber  des  Patronatrechtes. 
Ein  Pfarrer  von  Waldfeucht 
wird  erstmalig  im  J.  1289  ge- 
nannt (Waltgerus  investitus 
de  Vochte.  Urk.  im  Pfarr- 
archiv zu  Heinsberg).  Nach 
von  Fisenne  stecken  auch  in 
der  jetzt  verbauten  Ostmauer 
des  südlichen  Seitenschiffes 
Reste  eines  romanischen 
Baues  (Fig.  89). 

Am  Ende  des  i5.  Jh. 
brannte  der  alte  Bau  nieder, 
man  begann  mit  dem  Neu- 
bau  des   Chores   und  des 

Turmes;  der  Chor  war  vor  i5o4  vollendet,  da  damals  ein  Glasfenster  für  ihn  von 
Gottfried  von  Hanxler  in  Gangelt  gestiftet  wird.  Zuletzt  entstand  das  Langhaus, 
dessen  Seitenschiffe  anscheinend  etwas  jünger  sind  als  das  Mittelschiff.    Dieses  war 

—  nach  dem  unregelmässigen  Einschneiden  der  Gewölbe  —  vielleicht  ursprünglich 
nicht  auf  Wölbung  berechnet.  Der  ganze  Bau  ist  aber  jedenfalls  in  den  ersten 
Jahrzehnten  des  16.  jh.  vollendet  gewesen. 

In  den  J.  i883 — 1 889  ist  unter  der  Leitung  des  Architekten  von  Fisenne  in 
Gelsenkirchen  die  Kirche,  deren  Dächer  verändert  waren,  und  die  fast  alle  Masswerke 
verloren  hatte,  einer  durchgreifenden  Herstellung  unterzogen  worden.  Gleichzeitig 
wurde  an  das  Ostende  des  südlichen  Seitenschiffes  eine  kleine  zweite  Sakristei  angebaut. 

Dreischiffige  spätgotische  Basilika  aus  dem  i5. — 16.  Jh.  mit  vortretendem  Beschreibung 
Westturm  und  langem  Chorhaus,  aus  Backsteinen  unter  reicher  Verwendung  von 


Fig.  87.   Waldfeucht.   Turmansicht  der  kathol.  Pfarrkirche. 


58i 


KREIS  HEINSBERG 


WALDFEUCHT 


Haustein  errichtet,  im  Lichten  etwa  2I  m  lang,  i7  m  breit  (Ansichten  Fig.  87  u.  88,  Kathoi. 

Pfarrkirc 

Grundriss  Fig.  89,  Schnitte  Fig.  9o  u.  9i). 

Fünfgeschossiger  West  türm  mit  rechteckig  vorspringendem,  bis  zur  Glocken-  Turm 
stube  reichendem  Treppenturm  an  der  Südseite.     Die  beiden  unteren  Geschosse 


Fig.  90.    Waldfeucht.    Längenschnitt  durch  die  kathoi.  Pfarrkirche 


sind  durch  eine  grosse  Masswerkblende  an  jeder  Seite  zusammengefasst;  die  Blende 
der  Westseite  reicht  bis  zum  Boden  und  nimmt  das  Turmportal  mit  auf.  In  gleicher 
Weise  sind  das  dritte  und  vierte  Geschoss  durch  eine  grosse  Masswerkblende  aus 
Backsteinen  gegliedert ;  die  niedrige 
Glockenstube  mit  Spitzbogenfenstern,  die 
jetzt  reiches  modernes  Masswerk  haben ; 
schlanker  achtseitiger  Helm. 

Das  Langhaus  hat  an  den  Seiten- 
schiffen, die  mit  relativ  flachen  Pult- 
dächern gedeckt  sind,  einfache  Strebe- 
pfeiler mit  pultförmigen  Abdeckungen; 
das  Bankgesims  ist  um  die  Strebepfeiler 
herum  durchgeführt.  Dreiteilige  grosse 
Fenster  mit  neuem  Masswerk;  im  West- 
joch des  südlichen  Seitenschiffes  das 
Nebenportal,  mit  dem  darüber  liegenden 
Fenster  in  einer  einheitlichen  Blende 
angeordnet.  An  der  Westseite  des  nörd- 
lichen Seitenschiffes  Blendnische  mit  rei- 
chem Backsteinmasswerk.  Die  Auf- 
sattelungen auf  den  Kopfseiten  der  Seitenschiffe  sind  modern.  Die  Obergadenmauern, 
die  keine  Strebevorlagen  aufweisen  und  durch  Anker  gehalten  werden,  haben  kleinere 
dreiteilige  Masswerkfenster. 


Langhaus 


Fig.  91.  Waldfeucht,  kathoi.  Pfarrkirche. 
Querschnitt  durch  Chor  und  Sakristei. 


583 


u6 


KREIS  HEINSBERG 


K  a  t  h  o  1. 
Pfarrkirche 
Chor 


Inneres 


Fig.  92.  Waldfeucht,  kathol.  Pfarrkirche.  Abendmahls- 
darstellung von  dem  früheren  Sakramentshäuschen. 


gert  ist,  ist  der  Obergaden  glatt  geschlossen ;  es 
fehlt  der  Strebepfeiler  zwischen  beiden  Jochen. 

Die  alte  Sakristei  an  der  Nordseite 
des  Chores  ist  ein  niedriger,  zweijochiger  Bau 
aus  Maastrichter  Kalksteinquadern  mit  zwei- 
teiligen modernen  Masswerkfenstern  und  ein- 
fachen Strebepfeilern.  Die  kleine  Vorhalle  an 
der  Sakristei  ist  modern. 

Das  Innere  der  Kirche  (Fig.  9o  u.  9i) 
hat  durchweg  einfache  Kreuzgewölbe;  in  der 
Turmhalle,  die  sich  fast  in  der  Höhe  des  Mittel- 
schiffes öffnet,  modernes  Kreuzgewölbe  auf 
alten  x\nsätzen  mit  grossem  Schlussring.  Im 
Mittelschiff  viereckige  Pfeiler  mit  Vorlagen,  die 
ohne  Kämpferausbildungen  in  die  Gurtbögen  zwi- 
schen den  einzelnen  Jochen  übergehen;  die  Ge- 
wölberippen setzen  daneben  auf  kleinen  Kon- 
solen an.  Uber  den  Scheidbögen  ist  das  Bank- 
gesims der  Obergadenfenster  durch  das  ganze 
Langhaus  durchgeführt.  Die  Fenster  sind  bis 
auf  das  Bankgesims  als  Blenden  herabgeführt. 

In  den  Seitenschiffen  eine  Einwölbung  auf 
Konsolen,  die  z.  T.  mit  Fratzen  und  Figuren 


Das  verhältnismässig 
lange  Chorhaus,  aus  zwei 
Jochen  und  dem  aus  dem 
Zehneck  konstruierten  Chor- 
schluss  bestehend,  hat  grosse, 
pultförmig  abgedeckte  Stre- 
bepfeiler und  hohe,  dreitei- 
lige, in  halber  Höhe  mit 
einer  Aufteilung  versehene 
Masswerkfenster;  das  Mass- 
werk  ist  durchweg  erneuert. 
Chor  und  Langhaus  liegen 
unter  einem  einheitlichen 
Satteldach. 

Die  beiden  rechtecki- 
gen Chorjoche  zeigen  an  der 
Südseite  vermauerte  Fenster ; 
darunter  die  kleine  moderne 
Sakristei.  An  der  Nordseite 
wo  die  alte  Sakristei  vorgela- 


Fig.  93.    Waldfeucht,  katho 
Wandschranktür  in  der 


1.  Pfarrkirche. 
Sakristei. 


584 


WALDFEUCHT  I I 7 


Würdigung 


geschmückt  sind.     In  den  Aussenwänden  liegen  unter  den  Fenstern  Nischen  mit  Kathol. 

,  .  Pfarrkirche 

b  lachbogen. 

Im  Chor  ist  das  Fensterbankgesims  ganz  durchgeführt,  darauf  setzen  die 
schlanken  Runddienste  an ,  die  auf  Blattwerkkapitälen  die  Wölbung  tragen.  Die  Wand 
nach  der  Sakristei  hin  ist  durch  grosse,  den  Chorfenstern  entsprechende  Blenden  ge- 
gliedert.   Die  Sakristei  ist  mit  zwei  einfachen  Kreuzgewölben  versehen. 

Das  Innere  der  über 
den  Gewölbeansätzen  auf- 
stehenden Obergadenmau- 
ern zeigt  merkwürdigerweise 
sorgfältiges  Quadermauer- 
werk aus  Maastrichter  Kalk; 
ob  man  daraus  wie  aus  dem 
unorganischen  Einschneiden 
der  Mittelschiffgewölbe  in 
das  Mauerwerk  auf  eine  ur- 
sprüngliche flache  Decke 
schliessen  kann,  muss  dahin- 
gestellt bleiben. 

Die  Kirche  zeichnet 
sich  durch  schöne  Raumver- 
hältnisse und  elegante  Wöl- 
bekonstruktion aus ;  merk- 
würdig ist  der  Zehneck- 
schluss  des  Chores  in  seiner 
schiefen  Anordnung  (Fig.  89), 
eine  in  Böhmen  und  Ungarn 
beliebte  Lösung.  In  den 
Details  zeigt  der  Bau  eine 
enge  Verwandtschaft  mit  den 
Kirchen  in  Heinsberg  (s.  o. 
S.  36)  und  in  Gangelt  (Re- 
nard, Die  Kunstdenkmäler 
der  Kr.  Erkelenz  und  Gei- 
lenkirchen S.  1 4 1 ). 

Ausstattung: 

Die  Altäre  sind  mo- 
dern ;  nach  der  mündlichen 

Uberlieferung  soll  der  flandrische  Schnitzaltar  in  London,  South-Kensington  Museum, 
aus  Waldfeucht  herrühren ;  von  Waldfeucht  wäre  der  Altar  in  die  S.  Jans- Klus  und 
von  dort  nach  London  gekommen. 

In  einer  Nische  hinter  dem  Hochaltar  Abend  mahlsdarstellung,  tiefes 
Relief  aus  Kalkstein  von  äusserst  lebhafter  Bewegung,  Ende  des  1 5.  Jh.,  6o  cm  breit, 
6o  cm  hoch,  von  dem  früheren  Sakramentshäuschen  herstammend  (Fig.  93).  Eben- 
dorther  rühren  eine  kleine  Bischofsfigur  und  zwei  schildhaltende  Löwen,  die 
jetzt  aussen  über  der  Südtür  angebracht  sind. 

Kreuzigungsgruppe  aus  Holz  in  Lebensgrösse,  von  edler  Formengebung, 
am  Triumphbogen,  iS.Jh.  (Zs.  für  christl.  Kunst  I,  Sp.  1 1 5  u.  Nachträge). 


Ausstattung 


Fig.  94.    Waldfeucht,  kathol.  Pfarrkirche.    Figur  des  h.  Georg. 


Skulpturen 


585 


u8 


KREIS  HEINSBERG 


Ausstattung 
Skulpturen 


Der  h.  Georg  auf  sprengendem  Ross,  Statue  aus  Lindenholz,  um  i5oo,  88  cm 
hoch,  neu  bemalt  (Fig.  94).    Der  jugendliche  Heilige  mit  federgeschmücktem  Barett 

und  eleganter,  sorgfältig  durch- 
geführter Rüstung  schwingt  in 
der  Rechten  die  Lanze  und  sieht 
auf  den  am  Boden  sich  winden- 
den Drachen  herunter. 

Der  h.  Lambertus,  Eichen- 
holzstatue vom  Ende  des  1 5.  Jh., 
in  vorzüglicher,  lebendiger  Durch- 
bildung, i,38  m  hoch,  neu  be- 
malt (Fig.  95).  Der  Heilige  sitzt 
in  reich  gefälteltem  bischöflichen 
Ornate  auf  einem  gotischen 
Klappstuhl,  in  der  Linken  das 
Buch,  in  der  Rechten  den  Stab 
haltend.  Gesicht  und  Hände  von 
sehr  realistischer  Durchbildung, 
ähnlich  der  Bischofsfigur  in 
Bocket  (s.  o.  S.  22). 

Die  h.  Barbara,  Eichen- 
holz, neu  bemalt,  aus  der  1.  H. 
des  1 5.  Jh.,  1,28  m  hoch  (Fig.  96). 
Die  Heilige,  die  auf  dem  heid- 
nischen König  steht,  ist  überaus 
schlank,  der  lange  Mantel  fällt 
in  wenigen  scharfen  Falten,  der 
Kopf  verhältnismässig  lang  mit 
breiten  Locken.  Krone  und 
Attribute  ergänzt. 

Figur  des  h.  Rochus,  aus 
der  I.  H.  des  i7.  Jh.,  80  cm 
hoch;  der  silberne,  95  cm  lange 
Stab  wurde  von  Saeffelen  im 
J.  1 667  für  die  Figur  geschenkt 
und  trägt  die  Inschrift:  pagus 

SAFFELEN     DONO     DEDIT  ANNO 

1 667  (Lückerath,  Beiträge  II, 
S.  34).  Silberstempel:  ein  M 
mit  Lilie  (Maestricht  ?)  und  Mei- 
sterzeichen M.  F. 

Taufstein   aus  Blaustein, 
einfache  Barockarbeit  mit  einer 
Figur  des  Hausmarke,  den  Initialen  e.  z. 

und  der  Jahreszahl  1 6 5 1 . 
gelegentlich  der  Restauration  der 
hauptsächlich    aus    schönen,  ge- 


Fig.  95.  Waldfeucht,  kathol.  Pfarrkirche. 

h.  Lambertus. 


Um   den   Taufstein    ein  Holzgatter, 
Kirche    aus   alten    Fragmenten  zusammengebaut, 
wundenen  spätgotischen  Holzspindeln. 


586 


WALDFEUCHT 


Il9 


Kjrchenschatz 


In  die  Wand  eingelassen  St einrelief  mit  der  Ausgiessung  des  h.  Geistes,  gute  Ausstattung 
Barockarbeit  aus  dem  Anfang  des  1 7 .  Jh.,  aus  Westfalen  stammend;  im  Hintergrund 
Maria    mit    den    Aposteln ,     darüber  in 
Strahlen  die  Taube  des  h.  Geistes,  vorn 
der  h.  Petrus  und  die   Stifterin   mit  zwei 
Töchtern. 

Im  sog.  Knabenchörchen  Fragment 
einer  Glasmalerei  aus  dem  i5.  bis 
16.  Jh.,  Christus  die  Wundmale  weisend, 
umgeben  von  den  Leidenswerkzeugen,  in 
Silbergelb  und  Schwarzlot.  Der  untere 
Teil  fehlt. 

In  der  Sakristei  Wan  d  sc  hränkc  hen 
mit  geschnitzter  Renaiss ance tür  aus  der 
Mitte  des  16.  Jh.,  oben  zwei  wilde  Männer, 
die  eine  Kartusche  mit  den  Leidenswerk- 
zeugen halten,  unten  ein  Medaillon  mit 
Bandwerkschmuck ,  sehr  schöne  Arbeit, 
87  cm  hoch,  36  cm  breit  (Fig.  93). 

Barocke  Strahlen m onstranz  aus 
vergoldetem  Silber,  der  Fuss  vom  J.  1 63  7 
in  sehr  guter,  reich  ornamentierter  Aus- 
führung, daran  die  Inschrift:  anno  domini 
i  637.,  Meisterzeichen  m.  mit  x\ndreaskreuz. 
Der  Aufbau  mit  dem  Strahlenkranz  trägt 
die  Jahreszahl  1  742  ;  Beschau:  Lilie 
(Maestricht  ?),  Meisterzeichen  c.  h. 

Kelch  aus  vergoldetem  Kupfer  mit 
Silberauflagen  an  der  Kuppa,  einfach, 
18.  Jh.,  2  5  cm  hoch. 

Kelch  aus  vergoldetem  Kupfer,  von 
1 668.  Am  Fuss  Engelsköpfe  und  Frucht- 
gehänge mit  Ehewappen  und  Inschrift :  leo 

VAN    RICHTERICH,    HEDEWYCH  VAN  MEER, 
ANNO    1668,  DEN   22.  SEPTEMBER. 

Kelch  aus  Silber,  teilweise  vergoldet, 
um  i7  20.  Die  Kuppa  mit  aufgelegtem 
Silberornament,  Fuss  und  Knauf  mit  ge- 
punzten  Verzierungen.  Stempel  undeutlich, 
vielleicht  derselbe  wie  an  dem  silbernen 
Tablett  (s.  u.). 

Kelch  aus  vergoldetem  Silber  mit 
getriebenen  Ornamenten  auf  gekörntem 
Grund,  i79o.  Am  Fuss  in  zwei  Feldern 
Wappen   mit   den   Beischriften :  adolph 

JOSEPH    BREITKOPF.    —    ISABELLA  REGINA 

frantzen.    i79o;  in  dem  dritten  Feld  das  Monogramm  Jesu 
Meisterstempel  m  (?).  h.,  26  cm  hoch. 


Fig.  96. 


Waldfeucht,  kathol.  Pfarrkirche, 
der  h.  Barbara. 


Figur 


Aachener  Beschau, 


587 


120  KREIS  HEINSBERG 


Ausstattung  Kelch  aus  vergoldetem  Silber,  von  1 783,  einfach,  mit  Chronogramm:  CaLIX 

noVVs  Deo  Vero  DeDICabItVr  ( i 783).   Vier  undeutliche  Stempel,  23,5  cm  hoch. 
Kelch  aus  vergoldetem  Silber,  um  i74o,  mit  dör  Inschrift:  j.  l.  de  Hubens, 

CANONICUS  SANCTI  MARTINI.,   2  7  Cm  hoch. 

Ciborium  aus  Silber,  ganz  glatt,  von  1 66 7.  Um  den  oberen  Rand  die  In- 
schrift: EMUNDUS  GERHARDUS  A  RICHTERICH,  J.  V.  L.,  PRAEFECTUS  IN  MILLEN,  ET 
SOPHIA  DE  WISWILER,  CONJUGES,  D.  D.  ANNO    1 667. 

Reliquiar  des  h.  Aloysius,  hübsche  Rokokoarbeit  aus  Silber,  um  i73o;  auf 
ovalem  Fuss  der  Behälter  in  einem  ovalen  Blattkranz  zwischen  zwei  grossen  Voluten. 
Beschau:  Löwe  (Düsseldorf?),  Meisterzeichen  p.  j. 

Reliquiar  des  h.  Sebastianus,  einfache  Barockarbeit  des  1 8.  Jh.  aus  vergol- 
detem Kupfer. 

Silbernes  Tablett  für  Messkännchen, 
von  i  724,  33  cm  lang,  mit  geschweiftem 
Rand,  darauf  Ranken-  und  Linienornament 
gepunzt.  Aachener  Beschau  mit  der  Jahres- 
zahl i724,  Meisterstempel  d.  c,  daneben 
graviert  Wappen  und   Inschrift:  Aegidius 

JACOBUS  JOSEPHUS  DE  HUBENS,  CANONICUS 
SANCTI  MARTINI  LEOD.     1 738. 

Zwei  Messkännchen  aus  Silber  mit 
gepunztem  Rankenornament,  von  l744. 
Aachener  Beschau  mit  der  Jahreszahl  i744, 
Meisterstempel  d.  c,  Wappen  und  Inschrift: 

JAC.  IG.  DE  HUBENS,  CANONICUS  SANCTI  PETRI 
LEODY.     1 745. 

Zwei  spätgotische  Wandleuchter  aus 
Gelbguss,  Ende  des  i5.  Jh.,  mit  reichem 
Masswerk,  unten  mit  Lilienendung,  die  Ober- 
kanten mit  Krabben  besetzt,  gedrehte  Licht- 
teller (von  Fisenne,  Kunstdenkmale  des 
Mittelalters  II.  Serie,  S.  2  7,  28.  —  Fig.  97). 
Ähnlicher  Wandleuchter  mit  stärkerer 
Ausladung  und  reicherem  Lichtteller,  unten  ein  Schildchen  mit  Hausmarke  (Fig.  98;. 

Acht  spätgotische  Standleuchter  aus  Gelbguss,  um  i5oo,  reich  profiliert,  mit 
Zinnenkranz  um  den  Lichtteller. 

Weihwasserkessel  aus  Gelbguss,  i5.  — 16.  Jh.,  reich  profiliert  mit  Köpfchen 
an  den  Henkelansätzen  (Fig.  99). 

Handtuchhalter,  feine  Renaissanceschnitzerei  in  Eichenholz,  aus  der  Mitte 
des  16.  Jh.,  auf  Konsolen  mit  Köpfen,  das  Vorderbrett  mit  Löwenkopf  und  Ranken- 
ornament, Aufsatzkartusche  mit  Engelskopf  (Fig.  100). 

Von  den  Glocken  ist  nur  die  Uhrglocke  aus  dem  16.  Jh.  alt;  sie  trägt  die 
Inschrift:   s.  niclaes.    anno  domini  mcccccxxv  (?). 
Glocken  Die  anderen,  jetzt  neu  gegossenen  Glocken  trugen  die  Inschriften  (Heins- 

berger Volkszeitung  vom  3o.  Dezember  1 899) : 

I.  vivos  voco,  mortuos  plango,  tonitrua  frango,  in  honorem  dei  et  b. 

MARIAE  VIRGINIS  CLANGO.  I  H  S.  MAR.  EDMUNDUS  ET  SIMON  LE  BROCHARD,  FRATRES, 
ET  PETRUS  LAGNIER,  LOTHARINGI,  ME  FUDERUNT  ANNO  SALUTIS  IÖ23. 


Fig.  97.  Waldfeucht  kathol.  Pfarrkirche. 
Spätgotischer  Wandleuchter  aus  Messing. 


588 


WALDFEUCHT 


I  2  I 


2.  EX  MAIORE  DECIMA  SUM   SEMPER  REPARANDA  ET   IN  HONOREM  S.  LAMBERTI,  Ausstattung 

huius  ecclesiae  patroni ,  pulsanda.    anno  salutis  i  7  7 8  me  fudit  johannes 
rutgerus  voigt. 

3.  eX  sVMptV  pVbLICo  refVsa  DIVIna  nVnCIo  (i794).  willibrordus 
stocky  von  gillich. 

Feldkapelle,  ein  schlichter  Backsteinbau  mit  dreiseitigem  Chorschluss,  von  Feldkapelle 
1 772,  mit  Vorhalle  aus  dem  J.  i898.    Hübsches  Oberlichtgitter  aus  der  Erbauungs- 
zeit; innen  über  der  Tür  das  Blankartsche  Wappen. 

Von  der  Ausstattung  ist  ein  Rokoko-Kredenztisch  zu  erwähnen. 

STADTBEFESTIGUNG.     Wochenblatt  für   Aachen   und    Umgegend  I,      Stadt  - 
Nr.  2i,  22.  —  Lacomblet,  U.  B.  III,  Nr.  372,  658;  IV,  Nr.  i3i,  484,  54i,  548.  _befest,e«"g 
Kremer,  Akademische  Beiträge  I,   S.  35,  56,  96.  —  Nijhoff,  Gedenkwardigheeden 
uit  de  Geschiedenis  van  Gelderland  III ,  Nr.  1 3 1 .  —  Lückerath,  Beiträge  I,  S.  18, 
20,  36,  84,  II,  S.  4o. 

H  an  ds ch  r i  f 1 1.  Qu. 
Im  Staatsarchiv  zu  Düs- 
seldorf: Jülich -Berg.  Do- 
mänen-Registratur: Kellne- 
reirechnungen  des  i5.  und 
16.  Jh. 

Im  Pfarrarchiv,  im 
Archiv  der  Schützen- 
brüderschaft, auf  dem 
Bürgermeisteramt  zu 
Waldfeucht:  Einzelne  Teile 
des  Gemeindearchives  usw. 
vom  16.  Jh.  an  (Tille-Kru- 
dewig,  Übersicht  II,  S.  1 98). 

In  Köln,  Stadtarchiv: 
Farragines  desGeleniusXXI  V, 
Bl.  2o3. 

Vgl.  auch   den  Nachweis  der  Handschriftlichen  Quellen   zur  Geschichte  der 
Pfarrkirche,  oben  S.  1 1 3. 

Ältere  Abbildung  vom  J.  1 7 23  im  Codex  Welser,  ganz  phantastisch. 

Das  Städtchen  Waldfeucht  teilt  im  wesentlichen  die  Geschichte  der  Orte  Millen  Geschichte 
und  Gangelt  (s.  o.  S.  3.  —  Renard,  Die  Kunstdenkmäler  der  Kreise  Erkelenz  und 
Geilenkirchen  S.  1 45.  —  Plan  Fig.  ioi).  Vielleicht  war  Waldfeucht  schon  im  12.  Jh., 
gelegentlich  des  Kampfes  um  Gangelt,  auf  einige  Zeit  heinsbergisch.  Nach  Kritz- 
raedts  Gangelter  Chronik  war  es  von  den  Brüdern  Walter  und  Johannes  von  Vucht 
im  J.  1202  Geldern  zu  Lehn  aufgetragen  worden,  im  J.  1232  macht  Balduin  Herr  zu 
Vucht  es  zu  einem  Brabanter  Lehn.  Vielleicht  noch  im  i3.  Jh.  kam  Waldfeucht  wieder 
an  die  Herren  von  Heinsberg,  die  es  im  i4.  Jh.  nicht  dauernd  zu  halten  vermögen.  Bei 
den  Kämpfen  in  der  2.  H.  des  i4.  Jh.  handelt  es  sich  hauptsächlich  um  Millen,  Gangelt 
und  Waldfeucht,  die  im  \.  1 36 1  an  Geldern  kommen,  von  diesem  aber  auch  nicht 
nach  dem  Sieg  von  Baesweiler  im  J.  1 3 7 1  gegen  Brabant  gehalten  werden  können. 
Waldfeucht  blieb  in  dessen  Besitz,  bis  es  im  J.  i420  als  brabantisches  Lehn  wieder 
an  Heinsberg  kam.  Wie  bei  Gangelt,  so  scheint  auch  in  Waldfeucht  die  Stadt- 
befestigung des  i4.  Jh.  auf  die  brabantische  Herrschaft  zurückzugehen,  die  sich  hier 


Fig.  98.    Waldfeucht,  kathol.  Pfarrkirche.  Spätgotischer 
Wandleuchter  aus  Messing. 


589 


122 


KREIS  HEINSBERG 


Stadt- 
befestigung 


Beschreibung 


Fig.  99.    Waldfeucht,  kathol.  Pfarrkirche. 
Weih  Wasserkessel. 


Stützpunkte  schaffen  wollte.  Seit  i484  gehörte  dann  Waldfeucht  zum  Jülichschen 
Amte  Millen. 

In  den  J.  i48o,  i49o,  i5io,  1 543  und  i57o  wurde  der  Ort  durch  verheerende 

Brände  heimgesucht;  ausserdem  wurde 
Waldfeucht  im  J.  i542  in  dem  geld- 
rischen  Krieg  erobert  (Ann.  h.  V.  N. 
LXI,  S.  63). 

Die  Befestigung,  die  anscheinend 
nie  eine  Stadtmauer  besessen  hat, 
sondern  in  der  Hauptsache  aus  Wall 
und  Graben  bestand,  scheint  schon 
frühzeitig  bedeutungslos  geworden  zu 
sein.  Der  Windmühlenturm  an  der 
Südostseite  stürzte  im  J.  1 897  ein. 

Von  der  Befestigung  sind  nament- 
lich die  beiden  Stadttore  des  i4. 
bis  1 5.  Jh.  erhalten.    Das  Untertor 
im  Nordwesten  (Fig.  102  rechts)  besteht 
noch  im  Unterbau ;  es  ist  ein  schlich- 
ter, viereckiger  Backsteinbau  mit  spitz- 
bogigen    Toröffnungen,    die  äussere 
Öffnung  ist  etwas  reicher  gegliedert 
und  hat  einen  Schlitz  für  das  in  Resten 
noch  erhaltene  Fallgatter,  die  innere 
Öffnung  ganz  einfach.    Die  Torhalle  mit  flachem  Tonnengewölbe,  Blendengliederung 
an  den  Langseiten  und  Schießscharten  zum  Graben  hin  in  der  Vorderhälfte  des 
Torweges. 

Das  besser  erhaltene 
Obertor  (Fig.  102  links)  im 
Südosten  zeigt  im  Erdge- 
schoss  die  gleiche  Ausbil- 
dung; am  Scheitel  der  in 
Mergelsteinen  ausgeführten 
Laibung  des  Aussentores  eine 
Fratze,  auf  dem  Schlußstein 
das  Wappen  von  Waldfeucht. 
Im  18.  Jh.  ist  das  Tor  im 
Anschluss  an  das  angrenzende 
Haus  mit  einem  neuen  Ober- 
geschoss  versehen  worden, 
ein  einfacher  Raum  mit  je 
zwei  Stichbogenfenstern  an 
Aussen-  und  Innenseite,  dar- 
über ein  Satteldach. 

Im  Zug  der  die  Hauptstrasse  kreuzenden  Strasse,  der  Mühlenstrasse,  lag  im 
Südwesten  auf  dem  Wall  der  im  J.  1 89  7  eingestürzte  Windmühlen  türm;  bei  dem 
Durchbruch  der  Strasse  an  dieser  Stelle  und  dem  Abtragen  des  Walles  fand  sich 
der  Unterbau  eines  Halbturmes  aus  Maastrichter  Kalkstein. 


Fig.  100.    Waldfeucht,  kathol.  Pfarrkirche. 
Handtuchhalter  des  16.  Jh. 


59o 


WALDFEUCHT 


123 


Sonstige  Spuren  von   Hochbauten  sind  nie  gefunden  worden.    Der  nament-  Stadt- 
lieh  in  der  südlichen  Hälfte  des  Beringes  noch  guterhaltene  Wall  mit  dem  breiten, 
jetzt  zu  Gärten  umgewandelten  Graben  davor  erhebt  sich  bis  zu  4 — 5  m  über  das 
Gelände. 


Fig.  101.    Waldfeucht.    Plan  der  Stadtbefestigung. 

An  der  Nordecke  der  Stadtbefestigung  liegt,  auch  gegen  die  Stadt  durch  Das 
Gräben  geschützt,  das  sog.  Schlösschen,  das  anscheinend  in  der  Form  auch  schon  Schl°bS L  ien 
der  ursprünglichen  Anlage  des  i4.  —  1 5.  Jh.  angehört  und  vielleicht  anfänglich  eine 
Art  von  Amtmannssitz  bildete.  Schon  im  1 5.  Jh.  aber  war  es  ein  Lehn  im  Besitz 
der  häufig  genannten  Familie  von  Pollart  (Publications  de  la  societe  hist.  dans  le 
duche  de  Limbourg  VII,  S.  226,  48o;  VIII,  S.  336;  XIX,  S.  io3);  im  Anfang  des 
i9.  Jh.  kam  das  Schlösschen  durch  Schenkung  des  Freifräuleins  von  Pollart  an  das 


59i 


124 


KREIS  HEINSBERG 


Das        Luisenhaus  in  Roermond  und  ging  vor  etwa  3o  Jahren  durch  Kauf  von  diesem  an 

osschcn  , 

den  jetzigen  Eigentümer,  Herrn  Dr.  Janssen,  über. 

Das  Schlösschen  nimmt  die  Südosthälfte  einer  rechteckigen  Insel  ein.  In 
dem  Garten  nordwestlich  des  Hauses  ist  man  öfter  auf  die  Grundmauern  eines 
älteren,  wohl  mittelalterlichen  Baues  gestossen.  Der  jetzige  gekalkte,  zweigeschossige 
Ziegelbau  von  9  Achsen  ist  ganz  schmucklos;  die  Südhälfte  ist  die  ältere  und  stammt 
wohl  aus  dem  i7.  Jh.,  die  Nordhälfte  trägt  an  der  Hofseite  die  Jahreszahl  i7io  in 
Eisenankern.  Die  beiden  kleinen  Wirtschaftsflügel  nach  dem  Ort  hin  sind  jüngeren 
Ursprunges.  Im  Inneren  des  Wohnhauses  ist  nur  die  grosse  Barocktreppe  be- 
merkenswert. 


Fig.  102.    Waldfeucht.    Aussenansiehten  der  beiden  Stadttore. 


Wohnhäuser  Waldfeucht  besitzt  eine  Reihe  interessanter  Wohnhäuser  des  i7.  Jh.  aus 

Backsteinen  mit  reich  gegliederten  Fassaden.  Im  einzelnen  sind  die  folgenden  zu 
nennen: 

Haus  Houben  Haus   des  Herrn  Karl  Houben,   an  dem  Chor  der  Pfarrkirche:  zwei- 

geschossiger Giebelbau  mit  Blendengliederung  von  drei  Achsen;  der  Giebel  mit  über- 
eckgesteilten  Fialen,  die  mit  Löwen  und  Steinkugeln  besetzt  sind  ;  über  dem  Erdge- 
schoss  in  Eisenankern  die  Jahreszahl  i6o3  (Fig.  io3  rechts). 

Haus  Reiners  Gastwirtschaft  Reiners  in  der  Hauptstrasse:  zweigeschossig,  die  Fenster 

im  Erdgeschosse  früher  mit  Kreuzsprossen,  jetzt  einfach  rechteckig.  Das  Oberge- 
schoss  mit  Blendengliederung  und  Klötzchenfriesen,  daran  in  Eisenankern:  anno  1626 
(Fig.  100  links). 

Haus  Paulis  Haus  des  Herrn  Albert  Paulis,  in  der  Hauptstrasse,  zweigeschossig,  mit 

drei  Achsen  und  hohem  einfachen  Giebel  nach  der  Strasse.  Der  Bau,  der  aus  der 
Fluchtlinie  vorspringt,  öffnete  sich  ursprünglich  im  Erdgeschoss  mit  Korbbogen;  das 
Obergeschoss    hat    Blendengliederung.      An    der    Langseite    ein    viereckiger,  vor- 


592 


WALDFEUCHT 


I  25 


tretender  Treppenturm,  jetzt  ohne  Treppe.    Das  Innere  zeigt  im  Keller  auf  einem  Wohnhäuser 
schweren  Mittelpfeiler  aus  Hausteinen  schwere  spätgotische  Gurtgewölbe.   Im  übrigen 
ist  das  Innere  im  iS.  Jh.  ganz  umgebaut  worden;  im  Erdgeschoss  strassenwärts  ein 
Saal  mit  grossem  Rokokokamin,  im  Obergeschoss  ein  kleines  Zimmer  mit  gemalten 
Leinwandtapeten. 

Haus  der  Geschwister  Goertz,  im  J.  1 656  errichtet,  im  18.  Jh.  von  dem  Haus  Goertz 
Amtsverwalter  von  Millen,  Gangelt  und  Waldfeucht,  Justizrat  von  Bewer,  umgebaut, 
die  Aussenseite  um  1800  verändert.    Im  Inneren  ein  Saal  des  18.  Jh.  mit  niedriger 


Fig  103.    Waldfeucht.    Wohnhäuser  des  17.  Jh. 


Täfelung  und  gemalter  Leinwandbespannung,  Jagdszenen  mit  den  Porträts  des  Rates 
von  Bewer  und  seiner  Söhne. 

Im  Besitz  der  Geschwister  Goertz  eine  ziemlich  reiche  Sammlung  von  Möbeln,  Sammlung 
Steinzeug  usw.    Ausser  einer  Anzahl  aus  älteren  Panneelen  usw.  zusammengesetzter  oert^ 
Schränke,  einzelne  Figuren,  u.a.  eine  gotische  Muttergottesstatuette  des  i4.  —  1 5 .  Jh., 
ein  rheinischer  Überbauschrank  mit  Intarsien,   2.  H.  des  16.  Jh.,   ein  holländischer 
Schrank  des  1 7 .  Jh.  u.  a.  m. 

Im  Besitz  des  Herrn  Pfarrers  W.  Lückerath  eine  reiche  Sammlung  von  Sammlung 

Urkunden  usw.  zur  Geschichte  der  Heinsberger  Gegend  (Tille-Krudewig,  Über-  uckerat 

sieht  II,  S.  200),  ferner  ältere  Drucke,  niederdeutsche  Heiligenleben  und  verschiedene 

Inkunabeln,  sowie  einzelne  prähistorische  und  germanische  Grabfunde  u.  a.  m. 

Die  drei  Schützengesellschaften  in  Waldfeucht  besitzen  sämtiieh  Silber-  Schützen- 

s  i  I  b  g  r 

stücke  des  1 7 .  Jh.   Der  Königsvogel  der  S eba s tian us -  G esel ls c haft  aus  dem 


593 


I2Ö 


KREIS  HEINSBERG 


Schützen-  Anfang  des  i7.  Jh.,  i3  cm  lang,  mit  ältester  Platte  von  i6o3,  der  Inschrift:  anno 
konig  i6o3,  i6o4,  i6o5,  mit  Hausmarken  und  den  Initialen  G.  z.  Ein  Schild  von 
1  7 5 6  trägt  die  Inschrift:  ich  als  unvermuther  König  Joannes  schlypen  zeige 

MICH  ALL  HIER  EIN  WENIG,  GEBE  DIESES  SCHILT  ALLEIN  FÜR  DIE  SCHÜTZEN  INS- 
GEMEIN. 1 7 56 ;  zwei  Schilde  von  1 764  mit  den  gravierten  Figuren  des  h.  Johannes 
Nepomuk  und  des  h.  Sebastianus,  eine  andere  von  1 786  mit  dem  Hubensschen 
Wappen,  der  Devise:  sursum  corda  und  dem  Chronogramm:  baro  De  hUbens 
saCrarIVM  reLIqVIIs,  et  nos  hoC  sIgno  eXornaVIt  (i 786). 

Die  G  eo rgius- Gesel lschaft  besitzt  einen  Silbervogel  der  gleichen  Zeit 
mit  einem  Schildchen  auf  der  Brust,  i4  cm  lang;  die  älteste  Platte  von  i652  mit 
den  Initialen  a.  v.  k.,  eine  andere  von  1 7  86  mit  gravierter  Windmühle,  dem  Wahr- 
zeichen von  Waldfeucht. 

Die  Johannis-Gesellschaft   hat   einen   Silbervogel   des   1 7. —  1 8.  Jh., 
i7  cm  lang;  die  älteste  Platte  von  1  78 7  mit  dem  Lamm  Gottes  und  der  Inschrift: 
Ps.  1 47.    ant.  sihet  das  lamb  GOTTES.    1  787. 
Hof  Bei  Waldfeucht  liegt  der  alte  HOF  ERDBRÜGGEN,  ursprünglich  im  Besitz  des 

Erdbrüggen 

gleichnamigen  Geschlechtes,  von  dem  Heinrich  von  Ertbrüggen  im  J.  1289  den  Altar 
in  der  Krypta  der  Heinsberger  Stiftskirche  mit  stiftet,  später  den  von  Aldenhoven, 
den  Herren  von  Heinsberg,  den  Bruke  von  der  Erdbrüggen,  den  von  Randerath 
und  im  16.  Jh.  den  von  Hanxler  gehörig.  Im  1 9.  Jh.  gehörte  Erdbrüggen,  jetzt  eine 
einfache  Hofanlage,  der  Familie  Packenius  in  Wassenberg  und  kam  von  dieser  um 
i85o  an  den  jetzigen  Eigentümer,  die  Familie  Randerath  (s.  o.  S.  43.)  —  Lückerath, 
Beiträge  I,  S.  45.  —  Aachener  Zs.  I,  S.  2o3;  VI,  S.  i39  Anm.;  XIII,  S.  i38.  —  Ann. 
h.  V.  N.  XV,  S.  69). 

Wohnhaus  in  in  Brüggelchen  bei  Waldfeucht  ein  Bauernhaus  von  1 782  mit  Bauinschrift 

Bruggel- 

chen       aui  dem   lursturz:   ge.  s.  j.  ch.  j.  a.  e.  a.  d.  b.  un.  jo.  pe.  e.  l.  h.  d.  h.  la.  b. 

—  AL  WER  WILT  BAUEN  AN  GASSEN  UND  STRASEN,  TER  MUS  ALLE  NARREN  RETEN 
LASSEN,  E  TU  SBITZE  NASWIS,  WIRST  DU  ETER  KOMEN,  SO  HET  ICH  RATH  MIT  DIR  GE- 
NOMEN.    T.  N.   25.  S.  T.   ANNO    I  782.     S.  U.  H. 


Fig.  104.    Wassenberg.    Ansicht  von  Kirche  und  Burg. 


WASSENBERG. 

Vor-  VORGESCHICHTLICHE  FUNDE.     In  der  Nähe  von  Wassenberg 

'iches      sm(*  m  den  letzten  Jahrzehnten  durch  den  Verein  für  Heimatkunde  in  Rheydt  ge- 
legentlich Ausgrabungen  vorgeschichtlicher  Gräber  vorgenommen  worden.    Die  Fund- 


594 


WASSENBERG 


127 


stücke  befinden  sich  teils  in  der  Sammlung  des  Vereins  im  Rathaus  zu  Rheydt,  teils  Vor- 

ffGschicht- 

in  Wassenberg  im  Besitz  der  Herren  Apotheker  Kofferath  und  Dr.  Küsters.  liches 

RÖMISCHES.    Schneider  nimmt  eine  Römerstrasse  an,  die  an  Wassenberg  Römisches 
vorbei  von  Roermond  nach  Erkelenz  führt  (B.  J.  LXXIII,  S.  5). 

KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE,  ehemalige  STIFTSKIRCHE  Kathol. 
(s.  t.  s.  Georgii).  Teschenmacher,  Annales  Juliae,  Cliviae,  Montium,  S.  369.  —  air  irc  < 
Brewer,  Vaterländische  Chronik  XI,  S.  3io.  —  Sivre,  Inventaris  van  het  oud 
archief  der  gemeente  Roermond  II,  S.  2  96,  436.  —  Kaltenbach,  S.  29  i.  —  Offer- 
mann, S.  2i9.  —  Binterim  und  Mooren,  E.  K.  II,  S.  220,  262,  324,  343,  488.  — 
Habets,  Geschiedenis  van  het  bisdom  Roermond  I,  S.  4o9.  —  Limburgs  Jaarboek  III 
(1896),  S.  364.  —  Lückerath,  Beiträge  I,  S.  8,  i4,  3i,  48,  88;  II,  S.  9,  i7.  —  Franz 
Bock,  Die  frühromanische  Pfeilerbasilika  zu  Wassenberg:  Aachener  Zeitung 
vom  21.  April  1 89 1  und  als  Sep.-Abdr.  —  Bericht  über  die  Tätigkeit  der  Provinzial- 


Fig.  105.    Wassenberg,  kathol.  Pfarrkirche.    Grundriss  vor  der  Wiederherstellung. 


kommission  für  die  Denkmalpflege  in  der  Rheinprovinz  IX  (i9o4),  S.  22.  —  Aachener 
Zs.  IX,  S.  225;  XIV,  S.  229,  23i,  233.  —  Ann.  h.  V.  N.  LV,  S.  296. 

Über  die  wiedertäuferische  Bewegung  des  16.  Jh.  in  Wassenberg:  Rembert, 
Die  Wiedertäufer  im  Herzogtum  Jülich,  S.  160.  —  Keller,  Gesch.  der  Wiedertäufer, 
S.  86.  —  Cornelius,  Gesch.  des  Münsterischen  Aufruhrs  I,  S.  220,  227.  —  Habets, 
De  wederdoopers  te  Maastricht,  S.  102,  2o4.  —  Berg.  Zs.  I,  S.  334. 

H  a  nds  ehr  i  f  1 1.  Qu.  Im  Pfarrarchiv:  io9  Urkunden  aus  dem  ehemaligen 
Stiftsarchiv,  von  122  1  an,  meist  die  Vermögensverwaltung  des  Stiftes  betreffend,  ferner 
Präsentationen  usw.    Im  einzelnen  vgl.  Tille-Krudewig,  Übersicht  II,  S.  2o4. 

Im  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf:  77  Urkunden  von  1118  an.  —  Akten, 
betr.  die  Altäre  aus  dem  1 4.  Jh.,  betr.  Kollation  der  Kirche  zu  Birgelen  von  161 3, 
Rentverzeichnisse  usw.  vom  16.  Jh.  an.    Vgl.  Ilgen,  Rhein.  Archiv,  S.  128. 

Auf  dem  Bürgermeisteramt:  Urkunden,  betr.  die  Marienbruderschaft  von 
i4i5,  1428,  i4j9,  i444,  1 456,  1 5 1 2  (Tille-Krudewig,  Übersicht  II,  S.  2o9). 

In  München,  Hof-  und  Staatsbibliothek:  Samml.  Redinghoven 
(cod.  germ.  221 3)  XIV,  Bl.  i9;  XIX,  Bl.  i85. 

Die  Kollegiat- Stiftskirche  wurde  von  dem  Grafen  Gerhard  von  Wassenberg  und  Geschichte 
Geldern  im  J.  11 18  im  Anschluss  an  seine  Burg  in  Wassenberg  begründet  und  noch 


595 


128  KREIS  HEINSBERG 


Kathoi.     in  dem  gleichen  Jahr  von  dem  Lütticher  Bischof  Otbert  geweiht  (Lacomblet,  U.  B.  I, 

3.  rrliirch  6 

Nr.  289);  dieser  erste,  am  Fuss  des  Wassenberger  Burghügels  gelegene  Bau  hat  sich 
fast  unverändert  erhalten.  Schon  im  J.  i23o  war  das  Stift  auch  im  Besitz  der  Pfarrei 
Wassenberg;  um  die  gleiche  Zeit  kommt  es  zu  Streitigkeiten  zwischen  Propst  und 
Kapitel,  die  zu  einer  eingehenden  Regelung  der  Einkünfte  führen  (Tille- Krudewig, 
Ubersicht  II,  S.  2o4).  Im  i4.  — 15.  Jh.  wurde  das  merkwürdige,  mit  einem  Giebel 
bekrönte  Ostfenster  in  der  Apsis  angelegt,  im  Laufe  des  1 5.  Jh.  auch  die  Sakristei 
und  der  grosse  Westturm  errichtet.  Eine  gründliche,  allerdings  wenig  glückliche  In- 
standsetzung erfuhr  die  Kirche  um  die  Wende  des  1 8.  Jh. 

Nach  einem  Brande  des  J.  i89i,  der  die  Dächer  der  Chorpartie  zerstörte,  wurde 
der  Chor  nach  Plänen  des  Architekten  ll'iethase  in  Köln  hergestellt;  die  Her- 
stellung des  Langhauses  erfolgte  mit  einer  Unterstützung  der  Rheinischen  Provinzial- 


Fig.  106.    Wassenberg,  kathoi.  Pfarrkirche.    Längenschnitt  vor  der  Wiederherstellung. 

Verwaltung  in  den  J.  i9oi  —  i9o3  unter  Leitung  des  Architekten  Theodor  Ross  in 
Köln.  Dabei  wurden  im  Äusseren  die  Tufffiächen  von  dem  späteren  Putz  befreit, 
die  alten  Fenstereinfassungen  hergestellt  und  im  Inneren  neue  Balkendecken  in  der 
alten  Höhenlage  angeordnet. 

Von  einer  neben  der  Kirche  gelegenen  Kapelle  (s.  t.  s.  Mariae  Magdalenae), 
auch  Thesauraria  genannt,  die  im  J.  i582  Erwähnung  findet  und  deren  Kollations- 
recht im  Besitz  des  Kapitels  war,  sind  Reste  nicht  erhalten. 
Beschreibung  Dreischiffige  romanische  Pfeilerbasilika  aus  der  i.  H.  des  12.  Jh.,  reiner 

Quaderbau  aus  Tuff,  mit  spätgotischem  Backsteinturm  des  i5.  Jh.,  im  Lichten  etwa 
36  m  lang,  16  m  breit  (Ansichten  Fig.  lo4  und  io7,  Grundriss  Fig.  io5,  Längenschnitt 
Fig.  106,  Inneres  Fig.  ic8). 
Äusseres  Der  mächtige  sechsgeschossige  Westturm  mit  Hausteingurten  über  je  zwei 

Turm  Geschossen;  die  beiden  unteren  Geschosse  glatt  mit  einer  grossen  spitzbogigen  Blende, 
die  unten  das  im  18.  Jh.  erneuerte  hübsche  Rokokoportal  mit  geschweiftem  Steinsturz 
und  Oberlicht,  oben  ein  bei  der  jüngsten  Restauration  wieder  geöffnetes  Masswerk- 


596 


WASSENBERG 


129 


fenster  aufnimmt.    In  den  beiden  Mittelgeschossen  an  jeder  Seite  rundbogige  zwei-  Kathoi. 
teilige  Blenden  mit  Backsteinpfosten,  in  den  beiden  Obergeschossen  reicher  gegliederte 
Spitzbogenblenden,  deren  obere  Hälften  als  Schallfenster  geöffnet  sind.  Achtseitiger 
geschieferter  Helm. 

Das  Langhaus  aus  Tuffsteinquadern  zeigt  an  den  Seitenschiffen  eine  für  das  Langhaus 
12.  Jh.  charakteristische  Blendengliederung,  die  in  ihrer  Siebenzahl  der  inneren  Auf- 


Fig.  107.    Wassenberg,  kathoi.  Pfarrkirche.    Ansieht  von  der  Nordseite  vor  der  Wiederherstellung. 


teilung  in  acht  Joche  merkwürdigerweise  nicht  entspricht.  Es  sind  dünne  Lisenen 
von  flachem  Relief  mit  einfachem  Kämpferwulst  und  grossen  Rundbogen.  Die 
schlichten  rundbogigen  Fenster  sind  bei  der  letzten  Restauration  mit  dem  auch  bei 
den  alten  Mauerflächen  verwendeten  kleinen  Tuffziegeln  wieder  hergestellt  worden, 
entsprechend  den  beiden  kleinen  hochliegenden  Fenstern,  die  sich  unversehrt  unter 
dem  Putz  an  den  westlichen  Kopfseiten  der  Seitenschiffe  fanden;  nur  die  Fenster 
des  nördlichen  Seitenschiffes  hatten  schon  vorher  eine  andere  Einfassung  mit  grösseren 
Quadern  erhalten.  In  der  Kopfseite  des  nördlichen  Seitenschiffes  befindet  sich  seit  der 
letzten  Restauration  ein  modernes  Seitenportal.    Die  Obergadenmauern  sind  ungeglie- 

9 

597 


i3o 


KREIS  HEINSBERG 


Kathoi.     dert;  hier  entsprechen  die  bei  der  letzten  Restauration  gleichfalls  in  der  alten  Form 

!3rrkirch6 

erneuerten  Fenster  in  ihrer  Achtzahl  der  inneren  Aufteilung  des  Langhauses.  Die 
Gesimse  an  den  Seitenschiffen  und  dem  Obergaden  sind  modern.  Das  im  J.  i9oi 
gleichfalls  erneuerte  Langhausdach  trägt  auf  dem  Ostende  einen  kleinen  geschieferten 
Dachreiter. 

Chorpartie  Die  im  J.  1 89 1   sehr  gründlich  in  grösserem  Tuff- Format  hergestellte  Chor- 

partie  zeigte  bis  dahin  ein  von  dem  Langhausdach  aus  herabgeschlepptes  Polygon- 
dach, das  durch  gesonderte  Dächer  für  Chorhaus  und  Mittelapsis  ersetzt  worden 
ist.  Das  Hauptchor  hat  dabei  im  Anschluss  an  den  an  der  Nordseite  des  Chor- 
hauses noch  erhaltenen  Rundbogenfries  einen  solchen  Fries  mit  modernem  schweren 


Fig.  108.    Wassenberg,  kathoi.  Pfarrkirche.   Innen-Ansicht  vor  der  Wiederherstellung. 


Hauptgesims  erhalten,  das  auch  den  Ostgiebel  des  Chorhauses  umzieht.  Die  Apsis  ist 
gleichzeitig  mit  einem  entsprechenden  Bogenfries  versehen  worden.  Statt  des  gotischen 
Fensters  in  der  Nordwand  des  Chorhauses  ist  ein  modernes  Rundbogenfenster  eingefügt 
worden.  Über  dem  die  Apsis  in  halber  Höhe  umziehenden  Rundbogenfries,  der  seit  i89i 
auch  vollständig  erneuert  ist,  fanden  sich  die  Reste  eines  grossen  Spitzbogenfensters  mit 
Masswerkrosette  aus  dem  i4.  —  1 5.  Jh. ;  dies  Fenster  ist  gleichfalls  im  J.  1 89 1  unter 
Ergänzung  der  seitlichen  Fialen  und  des  das  Apsidengesims  durchschneidenden  Giebels 
erneuert  worden. 

Die  nördliche  Seitenapsis  ist  ohne  Lichtöffnungen;  sie  zeigt  eine  Gliederung 
von  schmalen  Lisenenfeldern,  deren  Details  der  Gliederung  der  Seitenschiffe  ent- 
sprechen. 

Die  an  der  Südseite  des  Chorhauses,  an  Stelle  der  ursprünglichen  Seitenapsis 
errichtete  Sakristei  des  1 5.  Jh.  ist  ein  kleiner  zweijochiger  Bau  aus  grossen  regel- 
mässigen Kalksteinquadern.    Die  Strebepfeiler  tragen  pultförmige  Abdeckungen  mit 


598 


WASSENBERG  I  3  1 


Beschieferung,  die  ohne  Holzunterlage  auf  die  Decksteine  aufgenagelt  ist.   Die  recht-  Kathoi. 

r  Pfurrliirclit* 

eckigen  Fenster  mit  giebelförmigen  Stürzen  sind  von  einer  einfachen  Kehle  umrahmt. 

Das  Mauerwerk  des  romanischen  Baues  zeigt  an  Innen-  und  Aussenflächen 
sehr  sorgfältige  Blendung  aus  regelmässigen  kleinen  Tuffquadern ;  das  Kernmauerwerk 
ist  aus  grossen  Kalkbruchsteinen  mit  Mörtelguss  hergestellt. 

Im  Inneren  hat  die  Turmhalle  ein  neuerdings,  im  Anschluss  an  die  alten  Inneres 
Ansätze  hergestelltes  Rippengewölbe.  Die  Pfeiler  des  Mittel- 
schiffes, deren  Sockel-  und  Kämpferprofile  bei  der  Restau- 
ration um  1800  verstümmelt  und  überputzt  und  deren  Kanten 
damals  abgefast  wurden,  sind  in  dieser  Form  bestehen  ge- 
blieben. Die  Seitenschiffe  zeigen  die  eigentümliche  Erschei- 
nung einer  den  Aussenflächen  genau  entsprechenden  Lisenen- 


Fig.  109.    Wassenberg,  kathoi.  Pfarrkirche.    Vorderansicht  des  Chorgestühls. 


gliederung.    Die  Decken  sind  bei  der  jüngsten  Herstellung  mit  dem  Dachstuhl  voll- 
kommen erneuert  worden  (Fig.  108). 

Das  Chorhaus  hat  ein  gratiges  Kreuzgewölbe,  Apsis  und  Seitenapsis  glatte 
Halbkuppeln.  Zur  Sakristei  führt  eine  hübsche  spätgotische  Tür  mit  Kleeblattbogen 
in  einer  giebelförmig  schliessenden  Blende,  in  der  Durchbildung  den  Fenstern  der 
Sakristei  entsprechend. 

Ausstattung:  Ausstattun; 

Reste  der  abgebrochenen  ursprünglichen  Hocha  Itar- Mensa  aus  dem  12.  Jh.  Altar 
in  einem  Gebäude  seitlich  der  Kirche;  sie  hat  an  der  Unterkante  ein  einfaches  ro- 
manisches Rankenornament. 

Das  Chorgestühl,  eine  hervorragende  Arbeit  aus  den  Jahren  um  i3oo  Chorgestühl 
(Taf.  VII,  Fig.  io9),  befindet  sich  seit  dem  J.  i9o3  in  dem  städtischen  Kunstgewerbe- 
museum zu  Köln  und  ist  an  Ort  und  Stelle  durch  eine  genaue  Kopie  ersetzt  worden 
(Clemen,  Die  rhein.  und  westfälische  Kunst  auf  der  kunsthistorischen  Ausstellung  zu 
Düsseldorf  i9o2,  S.  8.  —  von  Falke  und  Frauberger,  Deutsche  Schmelzarbeiten  des 
Mittelalters  und  andere  Kunstwerke  der  kunsthistorischen  Ausstellung  zu  Düsseldorf 
i9o2,  S.  1 3 7 ,  Taf.  121.  —  Kölnischer  Kunstgewerbeverein,  XIII.  Jahresbericht,  S.  6). 

9* 

599 


132 


KREIS  HEINSBERG 


Ausstattung  Die  beiden  grossen  Wangen  zeigen  in  der  geschlossenen  Unterpartie  einfache 

Spitzbogenblenden,  oben  je  eine  schwere,  mit  Rosetten  besetzte  Volute;  in  der  einen 
ein  sprengender  Reiter  auf  ganz  verhängtem  Pferd  mit  eingelegter  Lanze,  in  der 
anderen  die  Muttergottes  mit  dem  knieenden  gerüsteten  Stifter,  jedenfalls  einem  Grafen 
von  Wassenberg  (Taf.  VII).   Das  eigentliche  Gestühl  (Fig.  io9)  ist  verhältnismässig 

einfach,  in  der  oberen  Reihe 
je  fünf,  in  der  unteren  je 
drei  Sitze;  die  Miserikordien 
mit  Blattwerk,  die  Zwischen- 
wangen mit  Säulchen  und 
einfachen  Blattendungen  un- 
ter den  Armlehnen. 

Im  Aufbau  ist  das  Ge- 
stühl dem  älteren  im  Xante- 
ner Dom  noch  eng  verwandt, 
auf  der  anderen  Seite  stehen 
die  um  etwa  2  Jahrzehnte 
jüngeren  Chorstühle  von  S. 
Gereon  in  Köln.  Das  Wassen- 
berger Gestühl,  dessen  ein- 
fache lebendige  Figuren  den 
Stil  der  stark  von  Frankreich 
beeinflussten  Kunst  des 
Maastales  zeigen,  lässt  sich 
mit  ziemlicher  Sicherheit  auf 
die  Jahre  um  i3oo  datieren. 

Kanzel  :"" '^BEM^IF TJBfe  Kanzel  (Fig.  II o) 

ist  eine  überaus  reiche,  tech- 
nisch hervorragende  Arbeit 
vom  J.  1782,  eng  verwandt 
den  reichen  Rokokokanzeln 
in  den  Niederlanden.  Der 
geschweifte  Körper,  der  von 
der  fast  lebensgrossen  Figur 
der  h.  Helena  getragen  wird, 
zeigt  auf  den  Pilastern  in 
Hermenform  drei  Evange- 
listen, dazwischen  in  Rokoko- 
rahmen die  Halbfiguren  von 

Fig.  110.  Wassenberg,  kathol.  Pfarrkirche.    Kanzel  vom  J.  1782.  Moses    und    Aaron   (?);  der 

vierte  Evangelist  ist  auf  dem 

Pilaster  der  geschweiften  Treppe  angebracht.  Alle  Figuren  sind  fast  vollrund  ge- 
schnitzt. Die  durchbrochenen  Füllungen  des  Treppengeländers  sind  glatt  und  mit 
Linearornamenten  eingelegt. 

Der  Schalldeckel  mit  reich  profiliertem  und  verkröpftem  Rand  wird  von  zwei 
Engelfiguren  getragen;  an  der  Vorderseite  die  Jahreszahl  1782,  in  der  Mitte  jeder 
Seite  eine  Kartusche  mit  Engelköpfchen.  Auf  dem  Deckel  ein  üppiger  Volutenaufbau 
mit  Engelfigürchen  und  mit  dem  Jesusknaben  als  Bekrönung. 

600 


Taf.  VIT. 


Wassenberg,  katholische  Pfarrkirche. 

Wangenstücke  des  früligotischen  Chorgebtühls. 


WASSENBERG 


l33 


Kommunionbank,  einfache  Barockarbeit,  um  i7oo,  mit  gedrehten  Pilastern .  Ausstattung 
Im  nördlichen  Seitenschiff  einige  Renaissancebänke  aus  der  Zeit  um  1600. 
Triumphkreuz,    über  Lebensgrösse,    einfache  grosse   Arbeit  des  r 5.  Jh.  in  Skulpturen 
naturalistischer  Auffassung,  der  Lendenschurz  ganz  glatt  mit  langen  Zipfeln. 

Anna-Selbdritt,    gute  Gruppe  aus  Eichenholz,   niederrheinisch,    Ende  des 

1 5.  Jh.,  neu  bemalt,  die  Hände  ergänzt,  63  cm  hoch. 

Monstranz  aus  vergoldetem  Silber  und  Kupfer,  1 7.  Jh.,  im  J.  1 739  umgebaut,  Gerät 
60  cm  hoch.  Auf  dem  Fuss  Reliefs  der  vier  Evangelisten;  der  Zylinder  und  die  seit- 
lich davon  stehenden  Statu- 
etten zweier  Bischöfe  in  einer 
Säulenstellung.  Am  Fuss  die 
Inschrift:  Wilhelm  und  Jo- 
hann von  blitterst;orf)zu 
oberemt.  renovatum  i  739. 

Anhängend  Medaillen, 
aus  dem  J.  1 539  mit  der  An- 
betung der  Hirten,  aus  dem 

16.  Jh.  mit  Adam  und  Eva 
u.  a.  m. 

Kelch  aus  vergolde- 
tem Silber,  um  1600.  Die 
Kuppe  mit  Silberauflagen, 
Abendmahl,  Berufung  der 
Jünger  und  Christus  am  Kreuz. 
Aachener  Beschau  mit  Bei- 
schrift: ach,  Meisterzeichen: 
Schild  mit  Querband  und 
zwei  Rosen  darüber  (ein 
solches  Wappen  führte  die 
Familie  Richterich  in  Aachen). 

Barockkelch  aus  ver- 
goldetem Silber,  mit  Orna- 
mentauflagen aus  Silber;  un- 
ten die  Inschrift:  oberbach 
1 7  1 7.    Meisterzeichen:  L.  K. 

Silbernes  Messkänn- 
chen-Tablett,  einfach,  mit  der  Umschrift:  pro  ministerio  parochialis  ecclesiae 
et  pastoris  wasenburghensis  i633.    Meisterstempel  ein  F  über  m  in  Kartusche. 

Zwei  silberne  Messkännchen,    elegante    Barockarbeiten  aus  dem  J.  i632. 
Auf  beiden  die  Inschrift:  gertrudis  geris,  vidua  koulen,  pro  altari  parochiali 

WASSENBURGHl  l632. 

Fragment  eines  Tragaltärchens  aus  dem  12.  Jh.,  Holzkern  mit  einem  Tragaltärchen 
geringen  Teil  des  Beschlages,  11  cm  hoch,  i3  cm  breit,  2  3  cm  lang.  Der  Kern  aus 
Eichenholz  mit  Sockel-  und  Gesimsschräge,  die  Wände  zum  Teil  mtt  Hornplatten 
belegt,  die  aber  wohl  schon  von  einer  späteren  Herstellung  stammen.  An  drei  Seiten 
des  oberen  Frieses  ist  der  vergoldete  Kupferstreifen  mit  den  eingravierten  Namens- 
beischriften der  Apostel,  Mariae  und  der  hh.  Martinus  und  Dionysius  erhalten;  von 
dem  Inschriftband  des  unteren  Frieses  ist  nur  ein  kleines  Stück  einer  Langseite  noch 


Fig.  III.    Wassenberg,  ehem.  Stiftsgebäude.  Kamin 
aus  der  Zeit  um  1600. 


60  I 


i34 


KREIS  HEINSBERG 


Ausstattung  vorhanden  mit  den  Worten:  adeleunt  peccamina  multa.  Weiterhin  hat  das 
Altärchen  noch  die  vier  Füsse  in  Form  von  Tierklauen  bewahrt.  Nach  den  wenigen 
Resten  des  Beschlages  handelt  es  sich  zweifellos  um  eine  der  älteren  kölnischen 
Arbeiten  aus  der  Mitte  des  12.  Jh. 


NoRPEN 


1.  Stiftskirche.    2.  Kapuzinerkloster.    3.  Bergfrid  der  Burg.    4.  Burggebäude. 
5.  Rosstor.    6.  Rathaus. 
Fig.  112.    Wassenberg.   Stadtplan  aus  der  1.  H.  des  19.  Jh. 


Glocken  Die  Glocken  von  i44i,  1285  und  i495  tragen  die  Inschriften: 

I.  VOCOR  GEORGIUS,  defunctos  plango,  vivos  voco,  fulgura  frango.  anno 

DOMINI  MCCCCXLI  KRISTIANUS  CLOIT  ET  ARNOLDUS  DE  SEGEN  FECERUNT  ME. 


602 


WASSENBERG  1 35 


2.  ANNO    DOMINI    MCCLXXXV.     CONGAUDENT    VALDE,    DUM    PULSOR  ,    CORDA.  Ausstattung 

maria.  Monogramm  des  Giessers,  ein  a  mit  Kreuz  darüber.  Die  Glocke  beansprucht 
als  eine  der  ältesten,  mit  Inschriften  versehenen  Glocken  Westdeutschlands  ein 
besonderes  Interesse. 

3.  SANCTA  ANNA  HEISCHEN  ICH,  GREGORIUS  VON  TRIER  GUYS  MIJCH  ANNO 
DOMINI  MCCCCXCV. 

Von  den  Stiftsg ebäuden  ist  namentlich  ein  zweigeschossiges  Eckhau s  gegen-  Stifts- 

^öbäude 

über  dem  Kirchturm  erhalten,  ein  stattlicher  Backsteinbau,  dessen  grösserer  Teil  ganz 
verändert  ist.  Die  Eckpartie  mit  grösstenteils  vermauerten  Quersprossenfenstern  in 
Hausteineinfassung,  jetzt  unbewohnt  und  mit  neuerem  flachen  Dach  versehen.  An 
der  Nordseite  ein  jetzt  leerer  und  unbedachter  Treppenturm.  Das  Innere  enthält 
noch  einen  schönen  Kamin  auf  grossen  Voluten,  der  Fries  mit  Triglyphen  besetzt, 
um  1600  (Fig.  1 1 1). 

Die  übrigen  Stiftsgebäude,  die  um  den  Platz  an  der  Südseite  der  Kirche 
liegen,  darunter  das  jetzige  Pfarrhaus,  sind  schmucklose,  oft  veränderte  Backsteinbauten 
des  i7.  und  1 8.  Jh.  An  dem  Pfarrhaus  in  der  Richtung  auf  den  Kirchturm,  gegen- 
über dem  oben  genannten  Eckhaus,  ein  einfaches  spitzbogiges  Tor  des  i4.  —  i5.Jh., 
das  zum  Platz  mit  den  Stiftsgebäuden  führt  und  wahrscheinlich  zur  Umgrenzung  der 
Stiftsimmunität  gegen  die  Stadt  gehörte. 

EHEMALIGES    KAPUZINERKLOSTER.       Ann.  h.  V.  N.  XXVIII,  Kapuziner- 
o  kloster 
S.  277. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf:  Akten  von  der  Mitte 
des  1 7.  Jh.  an  (Ilgen,  Rhein.  Archiv  S.  129). 

Das  Kloster  war  eine  Gründung  aus  der  Mitte  des  1 7 .  Jh. ,  aus  dieser  Zeit 
stammen  auch  noch  die  in  der  Hauptstrasse  Nr.  i79/i8o  gelegenen  Klostergebäude, 
jetzt  im  Besitz  des  Herrn  Zorn  in  Bonn.    Die  Kirche  ist  abgebrochen. 

Einfacher  zweigeschossiger  Ziegelbau  von  8  Achsen  an  der  Strassenseite;  nach 
dem  Hof  hin  ein  langer  Flügel  mit  kleinen  Fenstern,  der  im  Obergeschoss  hoch  die 
Zelleneinteilung  bewahrt  hat.  Rechtwinkelig  dazu  das  nur  in  den  Untermauern  er- 
haltene Refektorium,  ein  einfacher  kleiner  Saal  (Fig.  112,  Nr.  2). 

BURG   UND  STADTBEFESTIGUNG.     von  Ledebur,    Allgemeines     B"rg  u 

6  Stadt- 
Archiv  IV,  S.  n4;  XI,  S.  239.  —  D  ers.,  Dynastische  Forschungen  I,  S.  16.  —  Grafbefestigung 

W.  Mirbach,  Territorialgeschichte  II,  S.  22.  —  Fahne,  Gesch.  der  Grafen  von  Salm- 
Reifferscheid  I,  S.  53.  —  Ders.,  Gesch.  der  Dynasten  von  Bocholtz  I,  S.  2-7 1.  —  Ritz, 
Urkunden  und  Abhandlungen  zur  Gesch.  des  Niederrheins  I,  S.  11 7.  —  Ernst, 
Histoire  du  Limbourg  VI,  S.  398,  43o.  —  Seibertz,  Quellen  zur  westfälischen  Ge- 
schichte II,  S.  227.  -  Mon.  Germ.  SS.  XVI,  p.  689,  722;  XVII,  p.  821,  823. 
Chronica  regia  Coloniensis,  herausgeg.  von  Waitz,  p.  i79,  180.  —  Index  lectionum 
der  Akademie  in  Münster,  1 896.  —  Aachener  Zs.  XVIII,  S.  1. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf:  Jülich-Bergische 
Landesregistratur:  Privilegien  der  Stadt  von  1 523  ab.  —  Kellnereirechnungen  von 
1 533  ab.  —  Akten  der  Mannkammer  Wassenberg.  —  In  München,  Hof-  u.  Staats- 
bibliothek: Samml.  Redinghoven  IV,  Bl.  i4.  —  In  Rheydt,  Sammlung  des 
Altertums  Vereins:    Einzelne  Urkunden,  darunter  Privilegien  von  i524  und  1 56  7. 

Ältere  Abbildungen.  1.  Von  1 723  im  Codex  Welser,  ganz  ungenau.  2.  Kleine 
Ansicht  auf  Flurkarte  von  1 695  im  Besitz  des  Gemeindevorstehers  zu  Orsbeck  (Kopie 
von  1 7 54  darnach  in  der  Altertumssammlung  im  Rathaus  zu  Rheydt).    3.  Im  Besitz 


6o3 


I  36  KREIS  HEINSBERG 

des  Herrn  Notars  Weisweiler  in  Köln:  Zeichnung  vom  J.  1  742,  bez.:  Wassenberg, 
een  stedjen  bij  roermonde,  1  742.,  34X2  1  cm  gross  (der  Turm  der  Burg  noch  mit 
hohem  Dach;  an  Stelle  des  jetzigen  Wohnhauses  der  Burg  Ruinen). 


Fig.  113.   Wassenberg.   Der  Bergfrid  der  Burg. 


Als  Begründer  des  Wassenberger  Grafengeschlechts  gilt  jener  Gerhard  von 
Antoing  aus  Flandern,  den  Kaiser  Heinrich  bald  nach  iooo  in  Wassenberg  angesiedelt 
haben  soll  und  der  auch  der  Stammvater  der  Herren  von  Heinsberg  wurde.  Auf 
dem  Gebiet  der  Burg  erfolgte  dann  im  J.  1 1 1 8  die  Stiftung  des  Wassenberger  Kol- 


6o4 


WASSENBERG 


i37 


legiatstiftes  (Lacomblet,  U.  B.  I,  Nr.  289).  Bald  darauf  fiel  Wassenberg  an  das  Lim-  Burg  u. 
burgische  Herzogshaus.  In  den  Kämpfen  der  Gegenkönige  Philipp  und  Otto  im  b  e  fesatlgU 
f.  1206  war  Wassenberg  ein  Hauptstützpunkt;  nach  ihrer  Niederlage  bei  Wassenberg 
zogen  König  Otto  und  der  Kölner  Erzbischof  Bruno  von  Sayn  sich  auf  die  Wassen- 
berger Burg  zurück.  Bei  der  Eroberung  Wassenbergs  gelang  es  Otto,  zu  entfliehen, 
der  Erzbischof  Bruno  wurde  dagegen  auf  der  Burg  gefangen  (Ann.  h.  V.  N.  XLVI, 
S.  i37).  Wassenberg  wird  auch  zum  J.  11 83  unter  den  Gütererwerbungen  des  Kölner 
Erzbischofs  Philipp  von  Heinsberg  genannt,  anscheinend  nicht  mit  Recht,  da  die 
Limburger  Herzöge  bis  zu  ihrem  Aussterben  im  J.  1280  auch  im  Besitz  von  Wassen- 
berg erscheinen  (Mitteilungen  aus  dem  Stadtarchiv  zu  Köln  XII,  S.  63). 


Fig.  114.    Wassenberg.    Ansicht  der  Burg  mit  dem  Wohnhaus. 


In  der  Fehde  zwischen  den  Grafen  von  Berg  und  Geldern  um  das  Limburger 
Erbe  verpfändet  Rainald  von  Geldern  Wassenberg  im  J.  1283  der  Kölner  Kirche,  die 
Schlacht  von  Worringen  im  J.  1288  brachte  aber  den  Besitz  an  Brabant,  das  ihn  im 
J.  1 3 1 1  an  Jülich  und  im  J.  i3i7  an  Heinsberg  verpfändet  (Nijhoff,  Gedenkwardig- 
heeden  uit  de  geschiedenis  van  Gelderland  I,  Nr.  120.  —  Lacomblet,  U.  B.  III, 
Nr.  166).  Im  J.  i37o  verlangt  Herzog  Wenzel  von  Luxemburg  und  Brabant  von  den 
Grafen  von  Heinsberg  Ersatz  dafür,  dass  dessen  Vorfahren  Burg  und  Mauern  von 
Wassenberg  eigenmächtig  niedergeworfen  hätten;  im  J.  1 4 1 3  zahlt  Heinsberg  eine 
neue  Pfandsumme  auf  Wassenberg,  von  der  im  T.  i42o  2000  Gulden  am  Schlosse 
verbaut  werden  (ebendort  III,  Nr.  7o5  Anm.;  IV,  Nr.  78,  i3i  Anm.).  Der  Bergfrid 
des  Schlosses  und  wohl  auch  ein  grosser  Teil  der  Reste  der  Stadtbefestigung  stammen 
aus  dieser  Zeit. 

Während  des  Niederganges  ihrer  Macht  haben  die  Herren  von  Heinsberg 
Wassenberg  meist  weiterverpfändet,  nach  i452  an  den  Grafen  von  Moers,  vorüber- 


6o5 


i38 


KREIS  HEINSBERG 


St r dt"  gehend  an  Julich>  dann  an  Graf  Wilhelm  von  Wied  und  erst  nach  der  Erwerbung 
t-efestigu  ng von  Heinsberg  ist  im  J.  1494  auch  Wassenberg  an  Jülich  gekommen;  doch 
sicherte  erst  der  Friede  zwischen  Jülich  und  Kaiser  Karl  V.  im  J.  i544  den  Besitz 
dauernd  den  Jülicher  Herzögen.  Schloss  und  Land  bildeten  seitdem  ein  Jülichsches 
Amt,  auf  dem  Schloss  wohnte  der  Amtmann  (Lacomblet,  U.  ß.  IV,  Nr.  4o9,  458, 
462  Anm.,  548  Anm.). 

Das  jetzige  Wohnhaus  der  Burg  ist  ein  Bau  des  18.  Jh.;  nach  dem  Verkauf  im 
Anfang  des  i9.  Jh.  kam  die  Burg  in  verschiedene  Hände,  an  Reiff,  Packenius,  von 
Forkenbeck  und  Claus;  von  dieser  Familie  ging  der  Besitz  vor  wenigen  Jahren  an 
die  jetzige  Eigentümerin,  Frau  Apotheker  Kofferath,  geb.  Claus,  in  Wassenberg  über. 
Beschreibung  Die  Burganlage,  welche  die  Nordostecke  der  Stadt  einnimmt,  erhebt  sich  auf 

einem  nach  aussen  ziemlich  steil  abfallenden  Hügel  und  ist  von  ungefähr  quadratischer 
Grundform;  Nord-  und  Ostseite  fallen  mit  dem  Zug  der  Stadtmauern  zusammen, 
Süd-  und  Westseite  sind  gegen  die  Stadt  durch  hohe  Aufmauerungen  gesichert,  die 
aber  nicht  mehr  im  ganzen  Umfang  erhalten  sind  (Plan  Fig.  112,  Ansichten  Fig.  ii3 
und  Ii 4). 

Bergfrid  Auf  dem   höchsten  Punkt  an  der  Nordostecke  liegt  der  mächtige  Bergfrid 

aus  der  i.  H.  des  i5.  Jh.,  ein  ganz  glatter  Backsteinturm  von  vier  Geschossen  und  etwa 
io  m  Seitenlänge.  Nach  aussen  hat  der  Turm  nur  kieine,  rechteckige  Fenster- 
öffnungen und  oben  an  der  Ostseite  ein  paar  Kragsteine,  die  wohl  einen  Abort 
trugen  (Fig.  1 13). 

Im  Inneren  zeigt  der  Turm  nur  die  grossen  Fensternischen,  je  eine  an  jeder 
Seite  und  in  jedem  Geschoss  eine  Kaminanlage.  Das  Kellergeschoss,  in  dem  ein 
Brunnen  liegt,  ist  mit  zwei  Tonnen  überwölbt,  von  denen  eine  zum  Teil  eingestürzt 
ist.  Der  Turm  entspricht  im  wesentlichen  ganz  dem  gleichzeitigen  Bergfrid  der  Burg- 
anlage in  Erkelenz  (Renard,  Die  Kunstdenkmäler  der  Kr.  Erkelenz  und  Geilenkirchen 
S.  56,  Fig.  2  9),  ist  aber  doch  wesentlich  einfacher  und  entbehrt  auch  einer  massiven 
Treppenanlage.  An  die  Nordwest-  und  Südostecke  schloss  sich  die  Stadtmauer  an, 
die  in  geradem  Zug  hier  den  Burghügel  hinauf  angelegt  war.  Nur  der  nordwestliche 
Anschluss  ist  noch  vorhanden,  ebenso  ein  grosser  Teil  des  nördlichen  Abschlusses  des 
Burgterrains  durch  die  Stadtmauer.  Der  Stadtmaueranschluss  im  Osten  ist  wesentlich 
schlechter  erhalten. 

Wohngebäude  Die  sonstigen  Gebäude  der  Burg  (Fig.  1 14)  liegen  an  der  Ostseite,  gegenüber 

der  Kirche,  auf  hoher  Aufmauerung;  in  der  Mitte  ein  Torturm  mit  korbbogiger 
<  »Urning,  an  der  Innenseite  ist  noch  der  Spitzbogen  der  gotischen  Anlage  sichtbar. 
Das  Obergeschoss  mit  Stichbogenfenstern  und  vierseitiger  gebrochener  Dachhaube 
stammt  aus  dem  18.  Jh. 

Links  von  dem  Torturm  eine  einfache  Scheune  des  1 8.  Jh.,  rechts  das  lang- 
gestreckte Wohnhaus  der  gleichen  Zeit  von  8  Achsen,  eingeschossig,  mit  Stichbogen- 
fenstern und  einfachem  Walmdach.  Östlich  schliesst  sich  ein  kleiner,  von  Wirt- 
schaftsgebäuden umgebener  Hof  an.  Das  Innere  des  Wohnhauses  ist  ganz  einfach, 
bemerkenswert  ist  ein  Zimmer,  das  mit  einer  hübschen  Täfelung  aus  verkröpften 
Füllungen  bekleidet  ist;  die  Täfelung  stammt  aus  Kloster  Dalheim  (s.  o.  S.  i5). 

In  dem  hochgelegenen  Garten  der  Burg  nach  Südwesten  liegt  ein  Brunnen; 
in  seiner  Nähe  ist  man  öfters  auf  Fundamente  eines  mittelalterlichen  Bauwerkes, 
vielleicht  diejenigen  des  alten  Palas,  gestossen. 
Stadtmauer  Die  Ummauerung  der  Stadt  (Fig.  in)  ist  in  ihrem  Verlauf  noch  überall 

festzustellen.    Von  dem  Bergfrid  der  Burg  ab  steigt  die  noch   in  einzelnen  Teilen 


606 


WASSENBERG 


[39 


erhaltene  Mauer  in  gerader  Flucht  nach  Osten  ab;  der  Strassendurchbruch  zwischen  Burg  u 
Kirche  und  Burg  stammt  erst  aus  der  Mitte  des  i9.  Jh.  Neben  der  Strasse  der  ambetes(igu 
besten  erhaltene  Halbturm,  unten  mit  Schießscharten  in  Hausteinfassung,  innen 
nachträglich  erneuert,  oben  mit  den  Ansätzen  einer  in  der  Mauerstärke  aufsteigenden 
Treppe.  Weiterhin  folgt  in  der  Ostflucht  noch  ein  kleiner,  sehr  schlecht  erhaltener 
Halbturm  und  an  der  Südostecke  der  Stadt  ein  kräftiger  Rundturm ,  dessen  Mantel 
aber  fast  ganz  abgestürzt  ist.  Die  Südseite,  die  hier  durch  einen  Bachlauf  noch  be- 
sonders gesichert  wird,  ist  —  soweit  sie  die  alte  Immunität  des  Stiftes  umfasst,  bis 
etwa  zum  Austritt  des  Baches  aus  der  Stadt,  —  verhältnissmässig  gut  erhalten,  durchweg 
auf  4 — 5  m  Höhe.  Dieser  ganze  Teil  der  Mauer  an  Ost-  und  Südseite  scheint  der 
Bauperiode  des  i5.  Jh.  an- 
zugehören. 

Von  dem  Austritt  des 
Baches  an  springt  die  Süd- 
seite etwas  vor;  an  dem 
Knick  liegen  ein  ziemlich  gut 
erhaltener  H  a  1  b  t  u  r  m ,  dann 
folgt  bis  zu  dem  ehemaligen 
Brühltor  eine  Strecke,  auf 
der  der  breite  Graben  noch 
ganz  vorhanden,  die  Mauer 
aber  durch  die  aufgesetzten 
Häuschen  grösstenteils  zer- 
stört ist.  Von  der  Stelle  des 
Tores  an  bis  zum  Rosstor 
ist  die  etwa  in  Form  eines 
Viertelkreises  gekrümmte 
Mauer  als  Grenzmauer  noch 
hie  und  da  erhalten;  ein 
grosses  Stück  scheint  schon  Fig  m    Wassenberg.  Das  Rathaus  vor  der 

im   l8.  Jh.    durch    die   Aus-  Herstellung  des  J.  1903. 

dehnung    des   Gartens  am 

Kapuzinerkloster  über  den  Wallgraben  hinaus  zerstört  zu  sein  (s.  o.  S.  1 35  und  Fig.  1 12). 

Das  jedenfalls  noch  aus  dem  i4.  Jh.  stammende  Rosstor  im  Westen  ist  noch 
im  Unterbau  erhalten  und  hat  im  J.  i9oi  eine  sorgfältige  Herstellung  erfahren.  Die 
Untermauern  bestehen  aus  Kieseln  und  Bruchsteinen,  der  obere  Teil  aus  Ziegeln. 
Einfache  spitzbogige  Toröffnucgen,  in  der  äusseren  ein  Fallgatterschlitz;  die  Turm- 
halle mit  einer  im  J.  i9oi  erneuerten  Flachtonne  und  einer  in  der  Stärke  der  Süd- 
mauer aufsteigenden  Treppe.  An  der  Aussenseite  ein  nach  dem  alten  Wassenberger 
Siegel  hergestelltes  Stadtwappen. 

Von  dem  Rosstor  an  ist  die  Mauer  nur  in  einzelnen  Stücken  noch  festzu- 
stellen ;  an  der  Südwestecke  die  Reste  eines  Halbturmes,  davor  der  noch  gut 
erhaltene  Graben.  Das  Birgeler  Tor  im  Westen  ist  ganz  verschwunden.  Von  dort 
ab  steigt  die  Mauer  wieder  zum  Bergfrid  der  Burg  empor,  in  den  unteren  Partien 
stellenweise  als  Grenzmauer,  oben  am  Turm  noch  als  Gartenmauer  erhalten. 

Das  Rathaus  (Fig.  1 1 5 )  ist  ein  einfacher  zweigeschossiger  Ziegelbau  vom  J.  1 753,  Rathaus 
an  der  Langseite  mit  7  Achsen,  unten  mit  einem  Korbbogentor  in  der  Mitte.  An 
einer  Schmalseite  die  Jahreszahl  1 7  5 3   in  Eisenankern.     Auf  dem  Walmdach  ein 


6o7 


i4o 


KREIS  HEINSBERG 


Rathaus  hübscher,  offener  achtseitiger  Dachreiter  mit  geschweifter  Haube.  Der  Bau  ist  im 
J.  i9o3  neu  verblendet  worden  und  hat  einen  Giebel  mit  dem  Stadtwappen  an  der 
Langseite  erhalten. 

Das  Innere  schmucklos;  das  Glöckchen  im  Dachreiter  trägt  die  Inschrift: 
In  honoreM  beatI  LVDowICI  Io(?)  pLaVsIbILIter  sVrreXI  (  i  794).  willibror- 

DUS  STOCKY  GOS  MICH. 

Gasthaus  Das  städtische  Gasthaus,  dessen  reiches,  bis  zum  J.  i3i7  zurückreichendes 

Archiv  auf  dem  Bürgermeisteramt  aufbewahrt  wird  (Tille- Krudewig,  Übersicht  II, 
S.  2o9)  und  dessen  Nikolauskapelle  im  J.  i482  Erwähnung  findet  (ebendort  II,  S.  208). 
ist  ein  einfacher  Giebelbau  von  1 764,  Hauptstrasse  Nr.  85,  oben  die  Jahreszahl  in 
Eisenankern.  In  einem  Giebelfenster  hängt  ein  Glöckchen  von  1 536  mit  der  In- 
schrift: jhesus.  maria.  anno  domini  mvcxxxvi.  In  der  in  einem  hofwärts  ge- 
legenen  Raum  eingerichteten  Kapelle  ein  kleiner  Barockaltar  des  i7.  — 18.  Jh. 
Privat-  An  Privathäusern  sind  zu  nennen:    Ein  stark  veränderter  Backsteinbau 

'  us  des  16.  Jh.,  im  Besitz  des  Herrn  Ignaz  Schmitz,  Hauptstrasse  Nr.  182,  mit  Klötzchen- 
fries und  flachbogigen  Blenden  im  Obergeschoss,  ferner  Wohnhaus,  dreigeschossig, 
in  der  Birgelerstrasse  Nr.  33,  das  Erdgeschoss  aus  dem  18.  Jh.,  das  Mittelgeschoss 
mit  der  Jahreszahl  16.  7  in  Eisenankern,  im  Obergeschoss  noch  die  ursprünglichen 
Kreuzsprossenfenster  in  Holzfassung. 

Sammlung  SAMMLUNG   DES    HERRN    DR.   KÜSTERS.     Ausser  einer  Reihe 

3r  Küsters  *  ->  T, 

vorgeschichtlicher  Funde  aus  Wildenrath,  Kirchhoven  usw.  enthält  die  Sammlung  einige 

Gemälde,  Möbel,  Porzellan,  Fayencen,  Steinzeug  u.  a.  m.    Im  einzelnen  sind  zu  nennen: 

Rokoko-Krucifix  des  18.  Jh.,  aus  Kloster  Dalheim,  der  Fuss  eingelegt,  der 
Körper  aus  Buchsbaum  i3  cm  hoch. 

Eine  Folge  von  Stationen,  Buchsbaumreliefs  d.  1  7.  — 18.  Jh.,  je  9x 13  cm  gross. 

Muttergottesstatuette  des  16.  Jh.  aus  Buchsbaum,  9  cm  hoch,  sehr  gute 
lebendige  Arbeit,  vor  einer  Strahlenglorie  aus  vergoldetem  Silber,  goldenes,  mit  Perlen 
besetztes  Renaissancekrönchen. 

Eine  Sa  von  n  eri  e  -  Arbeit  der  Bonner  Manufaktur,  Mitte  des  18.  Jh.,  ein  alter 
Mann,  die  Feder  spitzend,  und  eine  Frau  mit  Kerze,  23X27  cm  gross. 

Bauernschenke,  Ölgemälde  in  der  Art  von  Teniers. 

WEHR. 


Römisches  RÖMISCHES.    Über  eine  Römerstrasse  bei  Wehr  vgl.  B.  J.  LXXXI,  S.  3. 

Kathoi.  KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.  t.  s.  Severini).    Habels,  Geschie- 

>farrkirchedenis  yan  hgt  bjsdom  Roermond  I,  S.  378.  —  BlNLERIM  U.  MOOREN,  E.K.  II,  S.  l64. 

■  Kallenbach  S.  4i7.  —  Offermann  S.  222.  —  Redinghovensche  Sammlung 
(München,  Hof-  und  Staatsbibliothek,  cod.  germ.  221 3)  XIX,  Bl.  23.  —  Publ.  de  la 
societe  hist.  et  archeol.  de  Limbourg  XVI,  S.  399. 

Graf  Gerhard  von  Wassenberg  und  Geldern  gibt  im  J.  11 18  den  achten  Teil 
der  Kirche  in  Wehr  an  das  von  ihm  neu  gegründete  Stift  in  Wassenberg  (Lacom- 
blel,  U.  B.  I,  Nr.  289).  Die  Propstei  Millen  hat  schon  im  J.  u44  Einkünfte  in  Wehr. 
Die  Kirche  erscheint  im  16.  Jh.  dem  Kollegiatstift  in  Sittard  inkorporiert.  Die  jetzige 
Kirche  ist  ein  schlichter,  nachträglich  veränderter  Saalbau  aus  dem  J.  £ 795,  mit  einem 
Turm  aus  dem  J.  1 8 7  3  und  einer  Sakristei  von  1S80. 


608 


WEHR  —  WILDENRATH  l4l 


Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen:  Einfache  Rokoko-Kanzel  aus  der  Kathoi. 

TT  ,  o  ti  Pfarrkirche 
2.  H.  des  I  8.  Jh.  Ausstattung 

Taufstein  aus  Blaustein  in  Kelchform,  ganz  schlicht,  i7.  Jh.;  aut  dem  Becken 
Doppelwappen  mit  den  Beischriften:  heienhoven-horion. 


WILDENRATH. 


VORGESCHICHTLICHE  FUNDE.     Graburnen,  die  bei  Wilden- 


Vor- 


Kathol. 
Pfarrkirche 


rath  gefunden  sind,  befinden  sich  in  der  Sammlung  des  Herrn  Dr.  Küsters  in  ^i^oi/es  * 
Wassenberg. 

KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (s.t.  s.  Johannis  Bapt).  Kaltenbach 
S.  297.  —  Offermann  S.  2i4.  —  Binterim  u.  Mooren,  E.  K.  II,  S.  221. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv: 
Urkunden,  betr.  das  Präsentationsrecht  von  1 474, 
1 5 7 1 ,  1 582  und  1 585.  Vgl.  Tille-Krudewig, 
Übersicht  II,  S.  2  1 4. 

Die  Kirche  wird  im  J.  11 18  bei  der  Grün- 
dung des  Stiftes  Wassenberg  diesem  übergeben; 
im  J.  1269  macht  Johann  von  Orsbeck  der 
Kirche  wegen  ihrer  Armut  eine  Stiftung  (Lacom- 
blet,  U.  B.  I,  Nr.  289,  595).  Einen  eigenen  Pfarrer 
erhielt  die  bis  dahin  von  Wassenberg  aus  pasto- 
rierte  Kirche  erst  im  J.  1 474.  Das  Patronat  ver- 
blieb bis  zum  Ende  des  18.  Jh.  dem  Wassen- 
berger Stift.  Die  jetzige  Kirche  wurde  im 
J.  l85o/5l,  der  Turm  im  J.  i894  erbaut.  Die 
alte,  angeblich  romanische  Pfarrkirche  diente 
noch  bis  zum  J.  1 87 3  als  Schule  und  wurde  erst 
damals  niedergelegt. 

Von  der  Ausstattung  sind  zu  nennen: 

Im  nördlichen  Seitenaltar  Krucifixus  aus 
Holz,  um  i5oo,  darüber  das  gleichzeitige  Relief  Gottvaters  in  Wolken. 

Mittelmässiger  Krucifixus  des  i5.  Jh.,  etwa  5o  cm  hoch,  in  der  Turmhalle} 
neu  bemalt. 

In  der  Sakristei  roher  Krucifixus,  um  1 5oo. 

Einfache  Strahlenmonstranz,  vergoldet,  mit  Silberauflagen,  18.  Jh. 

Romanischer  Bronze-Krucifixus  von  einem  Vortragekreuz,  mit  der  Krone 
auf  dem  Haupt  und  langem  Lendenschurz,  12.  Jh.,  jetzt  auf  einem  modernen 
hölzernen  Kreuz. 

Rokoko-Kronleuchter  aus  Holz,  hübsch  geschnitzt,  etwa  1  m  hoch,  angeb- 
lich aus  S.  Martin  in  Köln  stammend. 

HAUS  WILDENRATH.  Eissenberg-Mirbach.  —  Lückerath,  Beiträge  I, 
S.  64.  —  Aachener  Zs.  IV,  S.  261  Anm.  —  Ann.  h.  V.  N.  LV,  S.  i63,  296.  —  Der 
Herold  i873,  S.  3oo.  —  Redinghovensche  Sammlung  (München,  Hof-  u.  Staats- 
bibliothek) LV,  Bl.  3o4. 

Das  Haus  ist  Stammsitz  der  gleichnamigen  Familie,  die  schon  bei  der  Gründung  Geschichte 
des  Stiftes  Wassenberg  im  J.  11 18  vorkommt,  und  war  ein  Wassenberger,  später  mit 


Fig.  116.    Haus  Wildenrath.  Lageplan 
aus  der  1.  H.  des  19.  Jh. 


Ausstattung 


Haus 
Wildenrath 


6o9 


142 


KREIS  HEINSBERG 


Haus  Wassenberg  ein  Brabanter  Lehen.  Die  Burg  blieb  bis  um  i5oo  im  Besitz  der  Familie, 
Wildenrath  j_am  dann  durch.  Heirat  an  die  von  Harff,  durch  Kauf  im  J.  1666  an  Arnold  von 
Kerckem  zu  Grathum  und  durch  Heirat  an  die  von  Palant  zu  Stotzheim,  endlich 
durch  Verwandtschaft  an  den  General  von  Dörth  (f  1 748).  Das  Haus  blieb 
im  Besitz  seiner  Nachkommen  bis  nach  i83i,  wenn  auch  zwischenzeitlich  in  den  J.  1 689 
und  1 7  7  3  die  von  Bentinck  als  Verwandte  der  von  Kerckem  aufgeschworen  waren 
Dann  wurde  das  Gut  aufgeteilt;  der  grösste  Teil  kam  mit  dem  Haus  an  die 
Familie  Packenius  und  gehört  jetzt  Frau  Oscar  von  Forkenbeck,  geb.  Packenius,  in 
Wassenberg. 

Beschreibung  Ältere  Bauten  sind  von  der  Anlage  nicht  erhalten ;  die  Burg  besteht  jetzt  aus 

einem  einfachen  modernen  Hof.  Um  i83o  waren  die  Gräben  noch  soweit  erhalten, 
dass  man  die  regelmässige  rechteckige  Vorburg  und  die  von  breiteren  Gräben  um- 
gebene Hauptburg  unterscheiden  konnte  (Lageplan  Fig.  116). 


610 


I.  Ortsregister. 


(Die  stärkeren  Ziffern  bezeichnen  die  Stelle,  an  der  über  den  Ort  im  Zusammenhang  gehandelt  wird.) 


Seite 

Seite 

Alfens,  Haus  .... 

 85 

Laffeld  

.    .  78 

Altenburg,  Haus  . 

 25 

.     .  71 

  13 

.    .  25 

 5,  15 

Mahrhof,  Haus     .     .  . 

.    .  99 

Blumenthal,  Haus 

 110 

Millen  

3,  5,  78 

Bocket  

 22 

Myhl  

.    .  80 

.    .  104 

.    .     .    .      112,  120 

71 

Dalheim,  Kloster  . 

.    .     13,  14,  87,  93 

Oberlieck  

.    .  71 

 20 

.    .  80 

Effeld  

 103 

.     .  92 

Effeld,  Haus  .... 

 0,  105 

.     .  94 

 0,  16 

.    .  13 

Erdbriiggen,  Hof  . 

 126 

.     .  99 

 75 

.     .  102 

 30 

Hall,  Haus  

 96 

.     .  102 

 31 

.     .  34 

Hegem,  Haus  .... 

 84 

.*   .  103 

Heinsberg    .    .     .     2,  3, 

4,  5,  6,  31,  35,  112 

.    .  112 

Kirchl.  Gebäude 

36 

3,  107 

 61 

Tüddern  

.    3,  108 

 70 

Wachtendonk  .... 

.     .  80 

 29 

Waldenrath  .... 

.    .  111 

 3,73 

.    .    .    .  S 

,  23,  112 

  74 

Kirchl.  Gebäude 

.     .  112 

 28 

Profangebäude  . 

.    .  121 

 75 

.     .  33 

......  106 

Wassenberg  .... 

.     .  2,  5,  ( 

,  71,  126 

Kempen  s.  Rur-Kempen. 

Kirchl.  Gebäude 

.    .  127 

 101 

Profangebäude  . 

.    .  135 

 77 

Wehr  

.    3,  140 

 28 

Wildenrath  

.    .  141 

6i3 


10 


i46 


KREIS  HEINSBERG 


II.  Sammlungen. 

Seite 


Effeld.   Haus.     Sammlung  des  Herrn 

Freiherrn  von  Blanckart  107 

Elsum,  Schloss.    Sammlung  des  Herrn 

Freiherrn  von  Leykam   19 

Hall,  Haus.  Sammlung  des  Herrn  Frei- 
herrn Spies  von  Büllesheim      ...  98 

Havert.    Sammlung   des  Herrn  Pfarrers 

Schmitz  33 

Heinsberg.    Sammlung  des  Herrn  öber- 

pfarrers  Dr.  Schneider  70 

Heinsberg.     Sammlung    des  verstorbenen 

Bürgermeisters  Nathan  70 


Seite 


Heinsberg.  Sammlung  des  Herrn  Amts- 
gerichtsrates Frantzen   71 

Hülhoven,  Haus.   Sammlung  des  Königl. 

Landrates,  Herrn  Freih.  von  Scheibler  29 

Karken.  Sammlung  des  Herrn  Bürger- 
meisters Frenken  77 

Wal  df  euch  t.     Sammlung  der  Geschw. 

Goertz  125 

Waldfeucht.    Sammlung  des  Herrn  Pfarrers 

Lückerath  125 

Wassenberg.      Sammlung    des  Herrn 

Dr.  Küsters  140 


III.  Abbildungen 


Seite 

Fig.     1.     Birgelen.  Grundriss  und  Seiten-  Fig. 

ansieht  der  alten  Pfarrkirche  .     .  16 
Fig.     2.     Schloss  Elsum.    Lageplan  aus  Fig. 

der  Zeit  um  1820    17 

Fig.    3.     Schloss    Elsum.       Ansicht     des  Fig. 

Herrenhauses  um  1850      .    .     .  18 
Fig.    4.     Schloss    Elsum.      Grundriss  des 

Herrenhauses  19  Fig. 

Pig.    5.     Schloss    Elsum.       Ansicht  des 

Herrenhauses    mit    dem     neuen  |  Fig. 

Flügel  20 

Fig.    6.     Schloss  Elsum.    Die  Darstellung 

Christi  von  P.  P.  Rubens      .     .    21  Fig. 
Fig.     7.     Bocket,  katholische  Pfarrkirche. 

Figuren  des  h.  Lambertus  und  der  [  Fig. 

h.  Anna-Selbdritt  22 

Fig.  8.  Bocket,  Fachwerkhaus  des  17.  Jh.  23  Fig. 
Fig.    9.     Braunsrath,  kathol.  Pfarrkirche. 

Gruppe  der  h.  Anna-Selbdritt     .  24 
Fig.  10.     Braunsrath.  Windmühle  des  18.  Jh.    24  Fig. 
Fig.  11.     Dremmen.    Ansicht  der  kathol. 

Pfarrkirche  27  Fig. 

Fig.  12.     Haus  Hülhoven.    Lageplan  aus 

der  1.  H.  des  19.  Jh  28  Fig. 

Fig.  13.     Haus  Herb.    Lageplan  aus  der 

1.  H.  des  19.  Jh  29  Fig. 

Fig.  14.     Haaren,  katholische  Pfarrkirche. 

Krucifixus  vom  Hochaltar  .     .    .    30  Fig. 
Fig.  15.     Havert,  katholische  Pfarrkirche. 

Aufriss  des  Turmes  nach  der  Er-  Fig. 

höhung  von  1904    32 


im  Text. 

Seite 

16.  Haus  Schaesberg.  Lageplan 

aus  der  1.  H.  des  19.  Jh.      .    .  34 

17.  Heinsberg.  Ansicht  der  Gan- 
golphuskirche  im  Stadtbild     .    .  35 

18.  Heinsberg,  kathol.  Pfarrkirche. 
Ansicht  vor  der  Wiederherstellung 

des  Äusseren  36 

19.  Heinsberg.  Grundriss  der  kathol. 
Pfarrkirche  37 

20.  Heinsberg ,  kathol.  Pfarrkirche. 
Turm:  Grundriss  des  Glocken- 
geschosses  38 

21.  Heinsberg,  kathol.  Pfarrkirche. 
Portal  in  der  Vorhalle  .    .    .    .  39 

22.  Heinsberg,  kathol.  Pfarrkirche. 
Blindfenster  im  Chor    ....  40 

23.  Heinsberg,  kathol.  Pfarrkirche. 
Inneres  vor  dem  Umbau  des  Chor- 
aufganges  41 

24.  Heinsberg.     Längenschnitt  durch 

die  kathol.  Pfarrkirche  ....  42 

25.  Heinsberg,  kathol.  Pfarrkirche. 
Grundriss  und  Säule  der  Krypta  43 

26.  Heinsberg,  kathol.  Pfarrkirche. 
Inneres  der  Krypta  44 

27.  Heinsberg,  kathol.  Pfarrkirche. 
Abschlussgitter  der  Taufkapelle  .  45 

28.  Heinsberg,  kathol.  Pfarrkirche. 
Taufkessel  mit  Eisenkran  ...  46 

29.  Heinsberg,  kathol.  Pfarrkirche. 
Eisenkran  und  Taufkesseldeckel  .  47 


6l4 


KREIS  HEINSBERG 


147 


Seite 


Fig.  30.     Heinsberg ,    kathol.  Pfarrkirche. 

Vorderansicht  des  nördl.  Chor- 
gestühls  47 

Fig.  31.     Heinsberg,    kathol.  Pfarrkirche. 

Detail  aus  einer  Hochwange  des 
Chorgestühls  48 

Fig.  32.     Heinsberg,    kathol.  Pfarrkirche. 

Vorderwange  von  dem  Hochgrab 
der  Herren  von  Heinsberg     .    .  49 

Fig.  33.     Heinsberg,    kathol.  Pfarrkirche. 

Figur  des  h.  Christopherus     .    .  50 

Fig.  34.     Heinsberg,    kathol.  Pfarrkirche. 

Gruppe  der  Kreuzschleppung      .  51 

Fig.  35.     Heinsberg ,    kathol.  Pfarrkirche. 

Spätgotische  Holzleuchter  ...  52 

Fig.  36.     Heinsberg,    kathol.  Pfarrkirche. 

Reliquiarien  der  hh.  Laurentius 
und  Urbamis  53 

Fig.  37.     Heinsberg,     kathol.  Pfarrkirche. 

Reliquiarien  der  hh.  Adrianus, 
Gangolphus  und  einer  Partikel  der 
Dornenkrone  54 

Fig.  38.     Heinsberg,    kathol.  Pfarrkirche. 

Vorderstab  einer  Dalmatika  aus 
der  roten  Kapelle  55 

Fig.  39.  Heinsberg.  Ansicht  der  ehema- 
ligen Franziskanerkirche     ...  56 

Fig.  40.  Heinsberg.  Ansicht  des  ehema- 
ligen Praemonstratenserinnenstif  les  58 

Fig.  41.  Heinsberg.  Grundriss  der  Burg- 
ruine  60 

Fig.  42.     Heinsberg,    Burgruine.  Aufriss 

der  Südmauer  61 

Fig.  43.  Heinsberg.  Das  Unterbracher 
Tor  während  des  Abbruches  im 
J.  1894    62 

Fig.  44.  Heinsberg.  Ansicht  des  Mauer- 
turmes bei  der  Pfarrkirche     .    .  63 

Fig.  45.  Heinsberg.  Plan  der  Stadt  mit 
den  Resten  der  Befestigungsan- 
lagen  64 

Fig.  46.     Heinsberg.  Ansicht  des  Rathauses 

und  des  Pfarrhauses     ....  65 

Fig.  47.  Heinsberg.  Der  Hof  des  Rat- 
hauses  67 

Fig.  48.  Heinsberg.  Haus  der  Erben  Bür- 
germeister Nathan  68 

Fig.  49.     Heinsberg.      Haus    des    17.  Jh. 

hinter  dem  Stift  vor  der  Wieder- 
herstellung  69 

Fig.  50.     Heinsberg.  Elfenbein-Diptychon 

der  Samml.  Nathan  70 


Seite 


Fig.  51.  Heinsberg.  Gruppe  der  Bewei- 
nung Christi  aus  der  Samml. 
Nathan  70 

Fig.  52.     Heinsberg.    Gemalte  Rundscheibe 

der  Samml.  Nathan  71 

Fig.  53.     Heinsberg.  Weihwasser-Behälter 

der  Samml.  Nathan  72 

Fig.  54.     Hilfarth,   kathol.  Pfarrkirche. 

Figur  der  Muttergottes  .     .    .     .  73 

Fig.  55.     Millen.    Noidansicht  der  kathol. 

Pfarrkirche  79 

Fig.  56.  Millen,  kathol.  Pfarrkirche.  Ansicht 
der  Quirinuskapelle  vor  der  Wie- 
derherstellung  80 

Fig.  57.     Millen.      Grundriss    der  kathol. 

Pfarrkirche  81 

Fig.  58.     Millen,  kathol.  Pfarrkirche  Figur 

der  h.  Balbina  82 

F'ig.  59.     Millen,  kathol.  Pfarrkirche.  Figur 

des  h.  Nicolaus  83 

Fig.  60.     Haus  Hegern.     Lageplan  aus 

der  1.  H.  des  19.  Jh  84 

Fig.  61.  Haus  Alfens.  Lageplan  aus 
der  1.  H.  des  19.  Jh.  mit  Ein- 
tragung des  neuen  Hofes  ...  85 

Fig.  62.     Ophoven.      Turmansicht  der 

kathol.  Pfarrkirche  87 

Fig.  63.     Ophoven.  Choransicht  der  kathol. 

Pfarrkirche   88 

Fig.  64.     Ophoven.     Grundriss  der  kathol. 

Pfarrkirche  89 

Fig.  65.     Ophoven.    Hochaltar  der  kathol. 

Pfarrkirche  90 

Fig.  66.     Ophoven,     kathol.  Pfarrkirche. 

Muttergottesstatue  91 

Fig.  67.     Ophoven,      kathol.  Pfarrkirche. 

Anna-Selbdritt  mit  Stifter  ...  91 

Fig.  68.     Orsbeck,    kathol.  Pfarrkirche. 

Spätgotisches  Reliquiar  ....  93 

Fig.  69.     Ratheim.    Ansicht  der  kathol. 

Pfarrkirche  94 

Fig.  70".     Ratheim.    Grundriss  der  kathol. 

Pfarrkirche  95 

Fig.  71.     Haus  Hall.    Lageplan     ...  95 

Fig.  72.     Haus  Hall.    Ansicht     ....  96 

Fig.  73.     Haus  Hall.    Spätgotisches  Elfen- 

beinplättchen  96 

Fig.  74.     Haus  Hall.    Dosendeckel  ...  97 

Fig.  75.     Haus  Hall.     Kästchen    mit  ge- 
schnittenen Eisenplatten     .    .    .  97 
|  Fig.  76.     Haus  Hall.    Silbernes  Altärchen  98 

10* 

iS 


148  KREIS  HEINSBERG 


Seite 

Fig.  77.  Rur-Kempen.  Grundriss  und 
Seitenansicht  der  alten  kathol. 
Pfarrkirche  100 

Fig.  78.     Haus  Kempen.    Lageplan  aus 

der  1.  H.  des  19.  Jh  101 

Fig.  79.     Schierwaldenrath,  kathol. 

Pfarrkirche.  Gruppe  der  h.  Anna- 
Selbdritt  102 

Fig.  80.  Schierwaldenrath,  kathol.  Pfarr- 
kirche.   Reliquienbüste    .    .    .  103 

Fig.  81.     Haus  Neuerburg.    Lageplan  104 

Fig.  82.     Haus  Effeld.  Lageplan  aus  der 

1.  H.  des  19.  Jh  105 

Fig.  83.     Haus    Effeld.      Grundriss  des 

Herrenhauses  106 

Fig.  84.  Haus  Effeld.  Ansicht  des  Herren- 
hauses  107 

Fig.  85.     Tüddern,  kathol.  Pfarrkirche. 

Gruppe  der  h.  Anna-Selbdritt    .  109 

Fig.  86.     Haus  Blumenthal.  Lageplan 

aus  der  1.  H.  des  19.  Jh.     .    .  110 

Fig.  87.     Waldfeucht.    Turmansicht  der 

kathol.  Pfarrkirche  113 

Fig.  88.     Waldfeucht.  Ansicht  der  kathol. 

Pfarrkirche  114 

Fig.  89.     Waldfeucht.  Grundriss  der  kathol. 

Pfarrkirche  114 

Fig.  90.     Waldfeucht.  Längenschnitt  durch 

die  kathol.  Pfarrkirche     .    .    .  115 

Fig.  91.     Waldfeucht,  kathol.  Pfarrkirche. 

Querschnitt  durch  Chor  und 
Sakristei  115 

Fig.  92.     Waldfeucht,  kathol.  Pfarrkirche. 

Abendmahlsdarstellung  von  dem 
früheren  Sakramentshäuschen     .  116 

Fig.  93.     Waldfeucht,  kathol.  Pfarrkirche. 

Wandschranktür  in  der  Sakristei  116 

Fig.  94.     Waldfeucht,  kathol.  Pfarrkirche. 

Figur  des  h.  G  eorg     .    .    .    .  117 

Fig.  95.     Waldfeucht,  kathol.  Pfarrkirche. 

Figur  des  h.  Lambertus    .    .    .  118 

Fig.  96.     Waldfeucht,  kathol.  Pfarrkirche. 

Figur  der  h.  Barbara  .    .    .    .  119 

Fig.   97.    Waldfeucht,  kathol.  Pfarrkirche. 


Seite 

Spätgotischer  Wandleuchter  aus 
Messing  120 

Fig.    98.    Waldfeucht,  kathol.  Pfarrkirche. 

Spätgotischer  Wandleuchter  aus 
Messing  121 

Fig.    99.    Waldfeucht,  kathol.  Pfarrkirche. 

Weihwasserkessel  1 22 

Fig.  100.    Waldfeucht,  kathol.  Pfarrkirche. 

Handtuchhalter  des  16.  Jh.  .    .  122 

Fig.  101.  Waldfeucht.  Plan  der  Stadtbe- 
festigung  123 

Fig.  102.    Waldfeucht.  Aussenansichten  der 

beiden  Stadttore  ]  24 

Fig.  103.    Waldfeucht.     Wohnhäuser  des 

17.  Jh  125 

Fig.  104.    Wassenberg.     Ansicht  von 

Kirche  und  Burg  126 

Fig.  105.    Wassenberg,  kathol.  Pfarrkirche. 

Grundriss  vor  der  Wiederher- 
stellung  127 

Fig.  106.    Wassenberg,  kathol.  Pfarrkirche. 

Längenschnitt  vor  der  Wieder- 
herstellung  128 

Fig.  107.    Wassenberg,  kathol.  Pfarrkirche. 

Ansicht  von  der  Nordseite  vor 

der  Wiederherstellung      .    .    .  129 

Fig.  108.    Wassenberg,  kathol.  Pfarrkirche. 

Innen-Ansicht  130 

Fig.  109.    Wassenberg,  kathol.  Pfarrkirche. 

Vorderansicht   des  Chorgestühls  131 

Fig.  110.    Wassenberg,  kathol.  Pfarrkirche. 

Kanzel  vom  J.  1782    ....  132 

Fig.  III.    Wassenberg,  ehem.  Stiftsgebäude. 

Kamin  aus  der  Zeit  um  1600  .  133 

Fig.  112.    Wassenberg.    Stadtplan  aus  der 

1.  H.  des  19.  Jh  134 

Fig.  113.    Wassenberg.    Der  Bergfrid  der 

Burg  136 

Fig.  114.    Wassenberg.    Ansicht  der  Burg 

mit  dem  Wohnhaus    .    .    .    .  137 

Fig.  115.    Wassenberg.    Das  Rathaus  vor 

der  Herstellung  des  J.  1903      .  139 

Fig.  116.    Haus  Wildenrath.  Lageplan 

aus  der  1.  H.  des  19.  Jh.    .    .  141 


6l6 


KREIS  HEINSBERG 


149 


V.  Tafeln 


Seite 

Tafel  I.  Sc  bloss  Elsum.  Reliquien- 
kreuz  aus  dem  Besitz  der  Fa- 
milie Jabach  20 

Tafel  II.      Heinsberg.  Ansicht  der  kathol. 

Pfarrkirche  vom  Burgberg  aus    .  36 

Tafel  III.    Heinsberg.    Chorgestühl  in  der 

katholischen  Pfarrkirche   ...  48 

Tafel  IV.  Heinsberg ,  katholische  Pfarr- 
kirche. Figuren  von  dem  Grab- 
mal dei  Herren  von  Heinsberg  48 


Seite 

Tafel  V.  Heinsberg,  katholische  Pfarr- 
kirche. Goldbrokat -Kasel  mit 
der  Verehrung  des  Kindes  .    .  54 

Tafel  VI.  Heinsberg,  katholische  Pfarr- 
kirche. Kasel  mit  dem  Stamm- 
baum Mariae  54 

Tafel  VII.  Wassenberg,  katholische  Pfarr- 
kirche. Wangenstücke  des  früh- 
gotischen Chorgestühls     .     .     .  132 


6i7 


Nachträge  und  Berichtigungen  zum  achten  Bande. 


Zu  S.  5i.  Haus  Broich.  Die  Ansicht  im  Codex  Welser  von  1 7 23  stellt  ein 
anderes  Haus  Broich  dar  (Aachener  Zs.  XXV,  S.  382). 

Zu  S.  60.  Rittergut  Drimborn.  Eine  ungenaue  Ansicht  im  Codex  Welser 
von  1 723  (ebendort  XXV,  S.  382). 

Zu  S.  62.   Z.  8  v.  u.  lies  Wappenschildchen  statt  Wappen. 

Zu  S.  7i.  Güsten.  Zu  den  Handschr i ftl.  Qu.  ist  nachzutragen:  Im  Kgl. 
Staatsarchiv  zu  Koblenz:  Archivalien  über  die  im  Besitz  der  Abtei  Prüm  befind- 
liche Herrschaft  Güsten  von  i42  7  ab  (Ausfeld,  Übersicht  über  die  Bestände  des 
Kgl.  Staatsarchivs  zu  Koblenz,  S.  3o). 

Zu  S.  85.  Haus  Obbendorf.  Eine  Ansicht  im  Codex  Welser  von  1 7 23 
(Aachener  Zs.  XXV,  S.  382). 

Zu  S.  95.  Hottorf.  Die  Pfarrkirche  ist  um  die  Mitte  des  i9.  Jh.  umgebaut 
worden,  nicht  im  18.  Jh.  (Aachener  Zs.  XXV,  S.  382). 

Zu  S.  1 1 7 .  Karthäuserkloster  Vogelsang.  H  an  dschrif  tl.  Qu.:  Im 
Pfarrarchiv  S.  Andreas  zu  Köln  (Jrk.  vom  J.  i48o,  betr.  das  „neue  Gotteshaus 
Marienlydens  und  S.  Hupertz,  gen.  der  Vogelsank"  (Ann.  h.  V.  N.  LXXVI,  S.  63). 

Zu  S.  12  3.  Jülich,  Rurtor.  Vgl.  Jahresbericht  der  Provinzialkommission  für 
die  Denkmalpflege  in  der  Rheinprovinz  VIII  (i9o3),  S.  i4. 

Zu  S.  124.  In  der  Altertümersammlung  auf  dem  Rurtor  befindet  sich 
ein  aus  der  Pfarrkirche  stammender  Grabstein  mit  der  Inschrift:    memoriae  et 

PIIS  MANIBUS  OPTIMORUM  PARENTUM  D.  HENRICI  A  SPATGEN,  J.  V.  D.,  S.  R.  J.  PP. 
ELECTOR.  TREVIR.  ET  PALATINI  CONSIL.  REFER.,  PRAEF.  IN  GÜSTEN,  PEIR  ET  MERKEN, 
IN  JULIA  CLIVIA  STATUM  SYNDICI,  HUIUS  URBIS  CONS.  ET  SCAB.  ANNO  MDCLXXXVI1I  : , 
XVI.  JUN.  ET  D.  ANNAE  AGNETIS  DE  GIPPENBURCH,  CONJUGIS,  ANNO  MDCLXXXI : ,  XXI. 
AUG.  IN  DOM.  DEFUNCTORUM,  HENRICUS  GODEFRIDUS  LIB.  BARO  DE  SPADEN  CONDICTUS 
SPÄTGEN,  DOM.  DE  KOD.  PITZ,  MERTZDORF,  WALDAU,  TIEFENSEE  ET  BREITEN  STUCK, 
SACRAE  M.  IN  SILESIA  ACT.  CONS.  ETC.,  PRINC.  ELECT.  FRANC.  LUD.  COM.  PALAT.  RH., 
ARCH.    TREV.    ET    CON.    INT.    ET   AULAE    CANC.    ETC.,     FILIUS    MODESTUS    ET  GRATUS 

posuit.  tu,  qui  transis,  requiem  aeternam  precare  (Mitt.  des  Herrn  P.  Lin- 
nartz,  Jülich). 

Zu  S.  1 35.  Jülich.  Grabstein  des  Gouverneurs  von  Haxthausen: 
Der  Stein  trug  ausser  der  Inschrift  das  Ehewappen  Haxthausen-Syrgenstein  und  die 
Ahnenwappen  Haxthausen,  Löwenstein,  Oynhausen,  Kerssenbrock,  Westphalen,  Spiegel, 
von  der  Borch,  Virmond,  Kamptz,  Bülow,  Granamon  von  Borckau,  Pfingstdorf, 
Rodenstein,  Kottwitz  von  Aulenbach,  Knebel  von  Katzenellenbogen,  Waltmannshausen 
(Aachener  Zs.  XXV,  S.  382  und  Mitteil,  von  E.  von  Oidtman). 

Zu  S.  1 35.  Uber  Johannes  Pasqualini  ist  nachzutragen,  dass  er  im  J.  i574 
bei  den  Befestigungsbauten  in  Wolffenbüttel  im  Herzogtum  Braunschweig  beteiligt  er- 


6i9 


I  5  2 


NACHTRÄGE  UND  BERICHTIGUNGEN  ZUM  ACHTEN  BANDE 


scheint  und  seine  Pläne  und  Modelle  damals  dort  zurückliess  (Mitteil,  des  Herrn  Prof. 
P.  J.  Meyer,  Braunschweig). 

Zu  S.  i42,  Z.  18  v.  o.  ist  das  Wort  , anzusehen'  zu  streichen. 

Zu  S.  i45.  Haus  Kirchberg.  Abbildung  im  Codex  Welser  von  1 7 23  unter 
dem  Namen  Kirberich  (Aachener  Zs.  XXV,  S.  382). 

Zu  S.  1 84.  Lohn,  Römisches.  Bei  dem  Neubau  der  Kirche  ist  ein  dem 
„Mercurio  Leudisiano"  geweihter  Stein  wieder  eingemauert  worden  (Mitteil,  des 
Herrn  Gymn. -Direktors  Dr.  Cramer,  Eschweiler). 

Zu  S.  i87.  Rittergut  Hausen.  Das  Herrenhaus  ist  erst  nach  i878  infolge 
baulicher  Vernachlässigung  eingestürzt  (Aachener  Zs.  XXV,  S.  383). 

Zu  S.  1 99.  Haus  Bock.  Das  Haus  kam  durch  Heirat  der  Therese  von  Proff 
im  J.  1 7 89  an  die  Familie  von  Kesseler  und  gehört  jetzt  Frau  von  Kesseler,  geb. 
Simons  (Aachener  Zs.  XXV,  S.  383). 

Zu  S.  2o9.  Haus  Lorsbeck.  Es  muss  heissen  Theodor  Joseph  von  Wassen- 
berg (t  1 793)  statt  von  Rossum ;  das  Wappen  über  dem  Eingang  ist  das  Doppel- 
wappen Wassenberg  und  Locquenghien  (Aachener  Zs.  XXV,  S.  383). 

Zu  S.  210.  Hof  Lorsbeck.  Es  muss  heissen  Frau  Majorin  Leiss,  nicht  Heiss 
(ebendort  XXV,  S.  383). 

Zu  S.  211.  Burg  Setterich.  H andschriftl.  Qu.:  Das  im  Staatsarchiv 
zu  Wetzlar  befindliche  Inventar  vom  J.  1 687  ist  inzwischen  veröffentlicht:  Aachener 
Zs.  XXV,  S.  365. 

Zu  S.  2i7.  Siersdorf,  Pfarrkirche.  Das  Wappen  auf  der  Chorstuhlwange, 
Fig.  i42,  ist  sicher  nicht  das  Deutschordenswappen,  sondern  wahrscheinlich  dasjenige 
des  Komthurs  Libricht  Hoen  von  Kartils  (Aachener  Zs.  XXV,  S.  383). 

Zu  S.  2i9.  Siersdorf,  Kommende.  Handschriftl.  Qu.  Im  Rijks- 
archief  zu  Maestricht:  Ein  Teil  des  Archives  der  Bailei  Alten-Biesen,  darunter 
Archivalien  über  Siersdorf,  u.a.  ein  Rechnungsbuch  von  1 585  ab,  bez.  Annotation 

ALNIGE  EINTKOMPST  UND  NÜTZHUNG  DES  HAUSES  SIERSDORF. 

Zu  S.  228.  Haus  Lindenberg.  Ungenaue  Ansicht  im  Codex  Welser  von 
i723  unter  dem  Namen  Leinenberg  (Aachener  Zs.  XXV,  S.  383). 

Zu  S.  23o.  Tetz,  Kathol.  Pfarrkirche.  Im  Chor  sind  im  Sommer  i9o3 
an  den  Wandflächen  zwischen  den  Diensten  und  den  Fensterlaibungen  spät- 
gotische Wandmalereien  vom  Ende  des  i5.  Jahrhunderts  aufgedeckt  worden, 
Ölgemälde  auf  einem  feinen  Putz,  Christus  als  Weltrichter,  Maria  und  die  12  Apostel 
darstellend.  Von  den  Figuren,  die  in  Nachahmung  plastischer  Werke  mit  gemalten 
Konsolen  und  Baldachinen  versehen  sind,  waren  nur  9  besser  erhalten.  Der  Zyklus, 
der  schon  in  der  Barockzeit  eine  Überma-fung  erfahren  hatte,  ist  nach  den  Entwürfen 
des  Kanonikus  Göbbeh  in  Aachen  durch  den  Maler  Caspers  in  Wanlo  hergestellt 
und  ergänzt  worden. 

Zu  S.  23i.  Haus  Erzelbach.  Ann.  h.  V.  N.  XXXV,  S.  160;  XLVI,  S.  160. 
-  Aachener  Zs.  II,  S.  298;  III,  S.  1 53,  1 55,  i56,  1 57,  3i4. 

Ältere  Ansicht  vom  J.  1  7 23  im  Codex  Welser,  ungenau. 

In  Erzelbach  bestanden  schon  im  1 5.  Jh.  die  beiden  Güter  Ober-  und  Nieder- 
Erzelbach;  im  J.  i4o2  erscheint  zum  erstenmal  ein  Angehöriger  des  Geschlechtes  von 
Erzelbach,  das  sich  in  der  Folge  im  Besitz  von  Ober-Erzelbach  befand.  Im  J.  1 5  93 
ist  der  Hof  im  Besitz  des  Dietrich  von  Entzenbroich ;  von  den  Erben  von  Entzen- 


620 


NACHTRÄGE  UND  BERICHTIGUNGEN  ZUM  ACHTEN  BANDE 


153 


broich  erwarb  in  den  J.  i7l4 — r  7 1 7  Freiherr  Gottfried  von  Redinghoven  das  Haus 
Ober-Erzelbach. 

Haus  Nieder-Erzelbach  gehörte  im  J.  i492  dem  Johann  von  Horrich  und  dem 
Ulrich  von  Bell;  die  von  Horrich  sind  in  der  Folge  im  Besitz  des  Gutes,  im  J.  1 593 
die  von  Binsfeld,  als  deren  Erben  im  J.  1 653  die  Freiherren  von  Wachtendonk,  die 
noch  in  demselben  Jahr  das  Gut  an  Dr.  Binius  verkauften;  von  ihm  erwarb  es  im 
J.  1 68 1  Dr.  Jansen  in  Düsseldorf.  Dessen  Tochter  brachte  das  Gut  an  den  Freiherrn 
Gottfried  von  Redinghoven,  der  seit  1 7 1 7  auch  Ober- Erzelbach  besass.  Sein  Sohn 
Johannes  baut  im  J.  1 7 2  i  Nieder-Erzelbach  neu  auf.  Die  beiden  Güter,  die  seitdem 
vereinigt  blieben,  kamen  wohl  durch  Kauf  in  der  2.  H.  des  18.  Jh.  an  die  von  Castell, 
ebenso  im  Anfang  des  1 9.  Jh.  an  die  Familie  Watrin,  von  der  der  Besitz  in  den 
7oer  Jahren  an  den  jetzigen  Eigentümer,  Herrn  Freiherrn  von  Diergardt  zu  Mors- 
broich, überging. 

Haus  Ober-Erzelbach,  nur  noch  zum  Teil  benutzt,  ist  eine  rechteckige 
Hofanlage,  deren  Wirtschaftsgebäude  an  drei  Seiten  des  Hofes  einfache  Nutzbauten 
des  18.  — 19.  Jh.  sind;  das  Obergeschoss  des  Stallflügels  in  Fachwerk  mit  in  ver- 
schiedenen Ziegelmustern  ausgemauerten  Gefachen.  Das  seit  einigen  Jahrzehnten  in 
Trümmern  liegende  Wohnhaus  an  der  vierten  Seite  des  Hofes  ist  im  Kern  ein  Bau 
des  16.  —  1 7.  Jh.  mit  gewölbtem  Kellergeschoss.  Der  an  der  freien  Ecke  liegende 
Turm  ist  jetzt  fast  ganz  zerstört;  neben  der  nur  in  Resten  erhaltenen  Durchfahrt  des 

17.  —  1 8.  Jh.  liegt  noch  ein  rechteckiger  etwas  höher  erhaltener  Turm.  Die  Fenster- 
öffnungen der  nur  noch  im  Erdgeschosshöhe  erhaltenen  Umfassungsmauern  sind  im 

1 8.  Jh.  verändert  worden. 

Der  Hof  Nieder-Erzelbach  ist  gleichfalls  eine  grosse  rechteckige  Anlage 
des  18.  Jh.  mit  korbbogiger  Durchfahrt  in  einem  Seitenflügel,  im  Anfang  des  1 9.  Jh. 
mannigfach  verändert.  Das  der  Strasse  zugekehrte  Wohnhaus,  ein  einfacher  zwei- 
geschossiger Ziegelbau  des  18.  Jh.  von  acht  Achsen,  trägt  an  dem  einen  Giebel  die 
von  einem  Umbau  herrührende  Jahreszahl  1 8 1 9  in  Eisenankern.  Über  dern  Seiten- 
eingang neben  dem  Wohnhaus  ist  eine  Steintafel  mit  dem  Doppelwappen  Reding- 
hoven-Berlo  und  der  Inschrift  eingelassen:   perillustris  et  generosus  dominus 

JOANNES  CONRADUS  GODEFRIDUS  EX  ANTIQUISSIMA  .  .  .  ESTRI,  NUNC  S.  R.  J.  BARONUM 
FAMILIA  DE  REDINGHOVEN  CUM  ILLUSTRISSIM A  SUA  DOMINA  CONJUGE  MARIA  ALBERTINA, 
NATA  COMITISSA  DE  BERLO,  QUONDAM  VIDUA  PERILLUSTRIS  ET  GENEROSI  DOMINI 
JOANNIS  ERNESTI  L.B.  DE  ROLLINGEN  ET  DALENBROEC,    ANNO  I  7  2  I . 

Vor  dem  Hof  ein  einfaches  grosses  Wegekreuz  vom  J.  1  7  8  7  mit  der  Inschrift: 

AUFGERICHT  VOM  ZEITLICHEN  HALBWINNER  JOH.  WILH.  KREUDER  UND  MARIA  MAR- 
GARETHA KEMMERLING  IM  J.  1 787. 

Zu  S.  234.  Hof  Betgenhausen.  Es  muss  heissen  Familie  von  Wvmar  statt 
Wyman  (Aachener  Zs.  XXV,  S.  383). 

Zu  S.  268.  Haus  Beeck.  Handschriftl.  Qu.  Der  grösste  Teil  des  Ar- 
chives  befindet  sich  auf  Haus  Merödgen,  Kreis  Düren,  darunter  Zins-  und 
Rentenregister  um  i425,  Urkunden  von  1 42  1  an,  Inventar  und  Briefschaften  von  i58l, 
u.  a.  mehr.    Im  einzelnen  vgl.  Tille- Krudewig,  Übersicht  II,  S.  289. 

Zu  S.  269.  Burg  Griepekoven.  Übei  die  Geschichte  der  Burg  handelt 
ausführlich  E.  von  Oidtman  in  den  Ann.  h.  V.  N.  LXXIX,  S.  1 76. 

Zu  S.  27o.  Haus  Palant.  Handschriftl.  Qu.:  Akten  aus  dem  16.  und 
1 7.  Jh.  im  Archiv  zu  Schloss  Dreiborn  (Krudewig,  Übersicht  III,  S.  iS,  Nr.  75). 

621 


i54 


NACHTRÄGE  UND  BERICHTIGUNGEN  ZUM  ACHTEN  BANDE 


Zu  S.  273.  Haus  Klein- Kunkel.  Das  Gut  erscheint  als  Abspliss  von 
Gross-Kunkel  schon  im  J.  1 485  im  Besitz  des  Karsilius  Wolf,  Vogt  zu  Randerath; 
durch  Heirat  ist  im  J.  1 5  74  Gerhard  Bordeis  Eigentümer,  dessen  Nachkommen  bis 
weit  in  das  1 7.  Jh.  das  Gut  besassen.  Im  J.  1 685  ist  Johannes  Delgens,  i693  Heinrich 
von  Gangelt  belehnt,  dessen  Nachkomme  Matthias  von  Gangelt  noch  im  J.  1 788 
das  Gut  inne  hatte  (Aachener  Zs.  XXVI,  S.  395). 

Zu  S.  279.  Haus  Elmpt.  Unter  den  Literaturangaben  ist  zu  ergänzen: 
Niederrhein.  Geschichtsfreund  1880,  S.  1 58 ;  1881,  S.  43,  58,  7i,  88. 

Zu  S.  284.  Erkelenz.  Kathol.  Pfarrkirche.  Über  das  Verhältnis  der 
Kirche  zum  Aachener  Marienstift  vgl.  Teichmann  i.  d.  Aachener  Zs.  XXVI,  S.  93. 

Zu  S.  292.  Erkelenz.  Über  die  Weihe  einer  Glocke  der  Pfarrkirche  im 
J.  1 636  vgl.  Aachener  Zs.  XXVI,  S.  394. 

Zu  S.  3o4.  Erkelenz,  Rathaus.  Eines  der  Brustbilder  des  i7.  Jh.  ist 
dasjenige  des  Roermonder  Bischofes  Antonius  Albertus  de  Allamont  (s.  o.  S.  293.  — 
Mitteil,  von  E.  von  Oidtman). 

Zu  S.  3o5.  Erkelenz.  Die  Sammlung  Vöhl  kommt  im  Dezember  i9o5 
bei  J.  M.  Herberle  in  Köln  zur  Versteigerung. 

Zu  S.  3 1 1.  Holz  weiler.  Kathol.  Pfarrkirche.  Handschrift!.  Qu.  über 
die  Rechte  von  S.  Andreas  in  Köln  Urkunden  von  i29o,  i3i2  usw.  im  dortigen  Pfarr- 
archiv (Ann.  h.  V.  N.  LXXVI,  S.  8,  i3,  26). 

Zu  S.  3 1 4.  Hückelhoven.  Die  Grabinschrift  befand  sich  auf  einem 
anderen  als  dem  dort  angegebenen  Grabstein  (Aachener  Zs.  XXVI,  S.  395). 

Zu  S.  327.  Kückhoven.  Kathol.  Pfarrkirche.  Über  die  Pfarrerhebung 
im  J.  i34o  vgl.  ausführlich  Teichmann  i.  d.  Aachener  Zs.  XXVI,  S.  io3. 

Zu  S.  335.  Niederkrüchten.  Kathol.  Pfarrkirche.  Es  ist  nachzutragen : 
Auf  Turm,  Dachreiter  und  Chor  schöne  schmiedeeiserne  Kreuze  (Abb.  bei  Rasch- 
dorff, Abbildungen  deutscher  Schmiedearbeiten). 

Zu  S.  35 1.  Burg  Wegberg.  Die  Burg  Berck  war  Sitz  eines  gleichnamigen  Ge- 
schlechtes, dessen  letzter  Spross  der  im  J.  i343  erwähnte  Ritter  Johann  von  Berck 
gewesen  zu  sein  scheint;  durch  einen  seiner  Schwiegersöhne,  Sibodo  von  Bongart, 
kam  dann  die  Burg  wohl  an  diese  Familie  (Aachener  Zs.  XXVI,  S.  395). 

Zu  S.  375.  Haus  Wedau.  Handschriftl.  Qu.  Im  Archiv  auf  Haus 
Merödgen,  Kreis  Düren,  einzelne  Archivalien,  darunter  Urkunde  vom  J.  i483  und 
Akten  des  18.  Jh.  (Tille-Krudewig,  Übersicht  II,  S.  289). 

Zu  S.  375.  Haus  Gross-Kunkel.  An  die  von  Velrath  gen.  Meuther  kam 
das  Haus  im  J.  i45i.  Da  die  von  Deelen  die  Einlösung  einer  auf  dem  Gut  lastenden 
Schuld  versäumten,  wurde  Gross-Kunkel  eingezogen  und  versteigert;  Ansteigerer  war 
der  Graf  Hompesch-Rurich,  der  das  Gut  schon  im  J.  1 788  besass  (Aachener  Zs.  XXVI, 
S.  396  und  Mitteil,  von  E.  von  Oidtman). 

Zu  S.  396.  Burg  Geilenkirchen.  Die  wesentlichen  Archivalien  zur 
späteren  Geschichte  der  Burg  beruhen  in  dem  Archiv  der  Freiherren  von  Harff  zu 
Dreiborn.    Vgl.  ausführlich  Krudewig,  Übersicht  III,  S.  10,  i4. 

Zu  S.  4o9.  Haus  Zumdahl.  Das  Haus  war  von  den  Vorfahren  des  Anton 
Prummern,  der  im  J.  1 5 7 5  erscheint,  im  J.  1 453  von  dem  Landesherrn  in  Erbpacht 
genommen  worden.  Im  J.  i642  ist  der  Schultheiss  und  Waldmeister  Wilh.  Buessgen 
belehnt;  das  Haus  wird  damals  als  neu  gebaut  bezeichnet,  aus  der  Zeit  stammt  jeden- 
falls die  hübsche  Turmhaube  (Mitteil,  von  E.  von  Oidtman). 


622 


NACHTRÄGE  UND  BERICHTIGUNGEN  ZUM  ACHTEN  BANDE 


155 


Zu  S.  42o.  Marienberg.  Alte  kathol.  Pfarrkirche.  Zu  den  Literatur- 
angaben ist  nachzutragen:  Aachener  Zs.  XXVI,  S.  387. 

Zu  S.  43 1 .  Puffendorf.  Über  das  im  Besitz  der  Familie  des  Generals  Jan 
von  Werth  befindliche  Gut  vgl.  ausführlich:  Ann.  h.  V.  N.  LXXVIII,  S.  97. 

Zu  S.  484.  Birgelen:  Im  Besitz  des  Herrn  Notars  Weisweiler  in  Köln: 
Kolorierte  Zeichnung  des  Dorfes  Birgelen  mit  der  alten  Pfarrkirche  vom  J.  1  739, 
bez.:  DORP  birgelen,  den  27.  Junij  1 739,  D.  b.,  29,5       12,5  cm  gross. 

Zu  S.  585.  Waldfeucht,  kathol.  Pfarrkirche.  An  dem  Triumphbogen  fand 
sich  bei  den  Wiederherstellungsarbeiten  im  J.  1 885  die  folgende,  nicht  ganz  er- 
haltene und  in  der  Lesung  nicht  mit  Sicherheit  festzustellende  Inschrift:  anno  domini 

1 5  29   HAINT  BROEDER  VA  LUNERS   (?)    SINT  ANNE    DESE    GANCK    DOEN    MA.ELE.  Die 

h.  Anna  genoss  in  Waldfeucht  früher  eine  besondere  Verehrung  (Mitteil,  des  Herrn 
Pfarrers  Lückerath  in  Waldfeucht). 


623 


Gesamtregister  zum  achten  Bande. 


Vorbemerkung:    Das  Register  zerfällt  in  die  folgenden  13  Hauptabteilungen: 


I.  Römische  Reste. 
II.  Frühgeschichtliche,  germanische  und 
fränkische  Funde. 

III.  Kirchliche  Architektur. 

IV.  Profanarchitektur. 

V.  Ausstattung  der  Kirchen. 
VI.  Werke  der  Malerei. 


VII.  Werke  der  Skulptur. 

VIII.  Goldschmiedearbeiten. 
IX.  Glocken. 

X.  Textilien. 

XI.  Inschriften. 

XII.  Künstlerverzeichnis. 

XIII.  Klösterliche  Niederlassungen. 

der  Seite   befindliche  durchlaufende 


Überall   ist    die   am   unteren  Rande 
Ziffer  angegeben. 

Abkürzungen:  Ch.  Chor,  T.  Turm,  ug.  umgebaut,  ag.  abgebrochen,  z.  zerstört,  G.  Ge- 
mälde, bar.  barock,  g.  gotisch,  K.  Kelch,  M.  Monstranz,  Cib.  Ciboriuni.  Ein  Abb.  oder  Taf.  hinter 
dem  Ortsnamen  bedeutet,  dass  von  dem  genannten  Werke  eine  Abbildung  oder  Tafel  gegeben  ist. 


I.  Römische  Reste. 


i.  Städte,  Lager,  Kastelle,  Warten, 
Häuser. 

Aldenhoven  15.  Dürwiss  58.  Engelsdorf  15. 
Inden  96.  Jülich  102.  Katzem  328.  Millen  546. 
Mündt  192.  Müntz  194.  Pützdorf  15.  Ran- 
derath 431.  Schleiden  15,  206.  Titz  231. 
Tüddern  576. 

2.  Römerstrassen. 

Aldenhoven  15.  Arsbeck  481.  Baesweiler 
359.  Bettenhoven  40.  Birgelen  483.  Brachein 
365.  Broich  51.  Doveren  272.  Dürboslar  52. 
Dürwiss  58.  Freialdenhoven  68.  Geilenkirchen 
394.  Gerderath  308.  Gereonsweiler  71.  Ge- 
venich 308.  Glimbach  309.  Golkrath  311. 
Hambach  76.  Heinsberg  504.  Hilfarth  540. 
Holzweiler  311.  Immerath  317.  Inden  97. 
Jülich  103.  Kirchberg  142.  Körrenzig  323. 
Koslar  146.  Kückhoven  326.  Lieh  158.  Loe- 
venich  328.     Lohn  184.     Mersch  188.  Millen 


546.  Niederkrüchten  333.  Randerath  432. 
Setterich  210.  Wassenberg  595.  Wegberg  348. 
Wehr  608. 

3.  Gräber  und  Grabfunde. 

Bettenhoven  40.  Dremmen  494.  Erkelenz 
283.  Gangelt  385.  Havert  499.  Hilfarth  540. 
Kirchberg  141.  Niederkrüchten  333.  Pützdorf 
15.    Rödingen  200. 

4.  Skulpturen 

(die  Inschriften  vgl.  unter  XI,  1). 

Altdorf  28,  76.  Bettenhoven  40.  Gereons- 
weiler 71.  Jülich  102,  124.  Lohn  184.  Müntz 
195.  Rödingen  200.  Tetz  229.  Wegberg 
348,  349. 

5.  Münzfunde. 

Heinsberg  504.  Jülich  103.  Niederkrüchten 
333.    Tüddern  577. 


625 


i  58 


GESAMTREGISTER  ZUM  ACHTEN  BANDE 


II.  Frühgeschichtliche,  germanische  und  fränkische  Funde. 


i.  Anlagen. 
Doveren  272.    Haaren  498.   Heinsberg  503. 
Hilfarth   540.      Höllen    93.      Randerath  432. 
Waldfeucht  580. 

2.  Grenzwehren. 
Arsbeck  481.    Karken  544.  Niederkrüchten 
333.    Teveren  441.    Waldfeucht  580. 


3.  Gräber  und  Grabfunde. 
Heinsberg  503.      Inden  96.      Karken  543. 
Kirchhoven  545.     Niederkrüchten  333.  Ran 
derath  432.    Steinkirchen  571.    Waldfeucht  580. 
Wassenberg  594.    Wildenrath  609. 


III.  Kirchlich 

i.  Bauwerke  des  romanischen  und 
des  Ubergangsstiles. 
A.  Einschiffige  Bauten. 
Bettenhoven  (11.  Jh.,  ug.,  Abb.)  41.  Imme- 
rath (ag.)  317.    Keyenberg  (11. — 13.  Jh.,  ug., 
Abb.)  319.  Mündt  (10.— 11.  Jh.  ?,  ug.,  Abb.)  192. 
Spiel  (12.— 13.  Jh.,  Abb  )  224. 

B.  Pf  eil  e  r  b  a  s  il  ik  en. 
Birgelen  (Anf.  13.  Jh.,  ag.,  Abb.)  483.  Jülich 
(12.— 13.  Jh.  ag.,  Abb.)  103.  Ophoven  (um  1200, 
Abb.)  554.    Wassenberg  (1118,  Abb.)  595. 

C.  Z  w  e  i  s  c  h  if  f  i  g  e  Bauten. 
Kirchberg    (12.— 13.   Jh.,   ug.,    Abb.)  142. 

Kofferen  (11.— 12.  Jh.,  Abb.)  325.  Millen  (10. 
bis  12.  Jh.,  Abb.)  546.  Palenberg  (1 1.  Jh.,  Abb.) 
425.    Pattern  (ag.)  198. 

D.  Romanische  Krypten. 
Heinsbeig  (Mitte  12.  Jh.,  Abb.)  504. 

E.  Reste  romanischer  Bauten. 
Barmen  (T.  12.  Jh.,  Abb.)  29.  Borschemich 
(T.  12.  — 13.  Jh.)   269.     Boslar   (Querschiff  13. 
Jh.,  Abb.)  45.Bourheim  (T.  12.— 13.Jh.,  Abb.)  49. 
Doveren  (T.  12.  — 13.  Jh.  ?)  272.   Dürboslar  (T. 

11.  — 12.  Jh.,  Abb  )  52.  Ederen  (T.  12.  Jh., 
Abb  )  61.  Freialdenhoven  (T.  ?  Abb.)  68.  Holz- 
weiler (T.  12. — 13.  Jh.)  311.  Körrenzig  (West- 
mauer 11.— 12.  Jh.,    Abb.)  323.      Linnich  (T. 

12.  — 13.  Jh.  ?)  159.  Lohn  (T.  u.  Ch.  12.  — 13. 
Jh.,  ag.,  Abb.)  185.  Müntz  (T.,  ag.)  196.  Nieder- 
merz (Ch.  12.  Jh.)  197.  Rödingen  (T.,  12.  Jh., 
ug.)  201. 

2.  Gotische  Bauwerke. 
A.  D reis chif f ige  Kirchen. 
Erkelenz  (15.  Jh.,  Abb.,  Taf.)  284.  Gangelt 
( 14.  — 16.  Jh.,  Abb.  Taf.)  385.    Güsten  (14.  Jh., 


e  Architektur. 

Abb.)  71.  Müntz  (ag.)  196.  Waldfeucht  (15. 
bis  16.  Jh.,  Abb.)  580. 

B.  Z weise hiffi ge  Kirchen. 
Hückelhoven  (14.— 16.  Jh.,  ag.,  Abb.)  312. 

C.  Einschiffige  Kirchen. 

Brempt  (um  1500,  Abb.)  336.  Frelenberg 
(15.— 16.  Jh.,  ug.)  380.  Hambach  (1419,  Abb.) 
76.  Höllen  (um  1500,  Abb.)  93.  Hünshoven 
(15.  Jh.,  Abb.)  402.  Isenbruch  (15— 16.  Jh.)  501. 
Lindern  (15— 16.  Jh.,  Abb.)  417.  Rurdorf  (14. 
bis  15.  Jh.,  ag.)  206. 

D.  Hallenkirchen. 
Aldenhoven  (um  1500,  Abb.)  15.  Baesweiler 
(um  1500,  Abb.)  359.  Barmen  (15.  Jh.,  Abb.)  25. 
Beeck  (15.  Jh.,  Abb.)  262.  Boslar  (15.  Jh.,  Abb.) 
45.  Brachein  (15.  Jh.,  Abb.)  365.  Elmpt  (15.  Jh., 
Abb.)  275.  Freialdenhoven  (15.  Jh.,  Abb.)  68. 
Hasselsweiler  (16.  Jh.,    Abb.)   89.  Heinsberg 

(15- Jh.  Taf.,  Abb.)  504.    Immendorf  (15  16. 

Jh.,  Abb.)  405.  Kipshoven  (1492,  Abb.)  265. 
Klein-Gladbach  (15.— 16.  Jh.,  Abb.)  322.  Körren- 
zig (15.  Jh.,  Abb.)  323.  Koslar  (15— 16.  Jh., 
Abb.)  146.  Laurenzberg  (14.  Jh.,  Abb.)  149. 
Linnich  (15.  Jh.,  Abb.)  159.  Lohn  (15.  Jh.,  ag.. 
Abb.)  185.  Loverich  (1510—1525,  Abb.)  418. 
Mersch  (1463,  Abb.)  188.  Niederkrüchten  (15.  Jh., 
Abb.)  333.  Oidtweiler  (15.— 1  6.  Jh  ,  Abb.)  423. 
Prummern  (um  1500,  Abb.;  428.  Randerath 
(um  1500  ug.,  Abb.)  432.  Ratheim  (15.  Jh.  ug., 
Abb.)  562.  Schwanenberg  (1547  ?,  Abb.)  345. 
Siersdorf  (Anf.  16.  Jh.,  Abb.)  213.  Ubach  (15. 
Jh.,  Abb.)  450.  Wegberg  (15.— 16.  Jh.,  ug.,  Abb.) 
348.    Würm  (15— 16.  Jh.,  Abb.)  453. 

E.  Reste  gotischer  Bauten. 
Bettenhoven  (Ch.  15.  Jh.,  Abb.)  41.  Birgden 
(T.  1480,  Abb.)  363.     Dremmen  (T.  um  1500, 


626 


GESAMTREGISTER  ZUM  ACHTEN  BANDE 


159 


Abb.)  494.  Dürboslar  (Schiff  15.  Jh.,  Abb.)  52. 
Havert  (T.  1525,  Abb.)  499.  Kückhoven  (T. 
1460,  Abb.)  326.  Marienberg  (T.  u.  Ch.  15.  Jh., 
Abb.)  420.  Oberkrüchten  (Ch  15.— 16.  Jh.,  Abb.) 
338.  Obermerz  (Ch.  15.— 16.  Jh.)  152.  Orsbeck 
(T.  15.— 16.  Jh.)  560.  Rödingen  (T.  15.  Jh.,  Abb.) 
201.  Rurkempen  (Ch.  15.  Jh.,  Abb.)  567. 
Schleiden  (T.  15.  Jh.  ?)  206  Spiel  (T.  15.  Jh., 
Abb.)  224.  Steinkirchen  (T.  15.-16.  Jh.)  572. 
Süggerath  (Ch.  um  1500)  439.  Tetz  (Ch.  15. 
bis  16.  Jh.,  Abb.)  229.  Teveren  (T.  15.  Jh., 
Abb.)  441.  Titz  (T.  15.  Jh.)  232.  Tüddern 
(Ch.  15.— 16.  Jh.)  577.  Waldenrath  (T.  1545) 
579.    Welz  (T.  um  1500,  Abb.)  235. 

3.  Ivirchen  des  16.,  i7.  und  18.  Jahr- 
hunderts. 

Aldenhoven  (bar.,  ug.)  25,  (1654)  26.  Ars- 
beck (T.  1772)  481.  Beggendorf  (18.  Jh.)  362. 
Borschemich  (1757)  270.  Bourheim  (1776,  Abb.) 
49.  Braunsrath  (1749)  492.  Broich  (1781)  51. 
Doveren  (1771)  272.  Dürwiss  ( 1 774)  59.  Ederen 
(18.  Jh..  Abb.)  61.  Erkelenz  (1656)  292.  Ger- 
derath (18.  Jh.)  308.  Gevenich  (1804)  308. 
Glimbach  (17.  u.  18.  Jh.)  309.  Heide,  An  der 
(18.  Jh.)  277.  Heinsberg  (1648,  Abb.)  524, 
(17.-18.  Jh.)  527,  (18.  Jh.,  ag.)  527,  (18.  Jh.) 
528.  Hilfarth  (17.  Jh.)  541.  Hillensberg  (1713) 
541.  Holtum  (1667  u.  1757)  267.  Hottorf 
(18.  Jh.)  95.  Hückelhoven  (1688,  ag.,  Abb.)  314. 
Jülich  (1745)  113,  (1637/38)  114,(1752  —  1772) 
116.  Karken  (1779)  544.  Kraudorf  (T.  16.— 17. 
Jh.)  408.  Kückhoven  (18.  Jh.,  Abb.)  326.  Laf- 
feld (1787)  546.  Langweiler  (17.  Jh.)  151. 
Linnich  (1717,  Abb.)  170.  Linzenich  (17.  Jh.) 
182.  Loevenich  (T.  1777)  328,  (1683)  331. 
Matzerath  (1694)  298.    Merbeck  (18.  Jh.)  332.  \ 


Niedermerz  (1742)  198.  Oberkrüchten  (1675 
bis  1680,  Abb.)  338.  Obermerz  (18.  Jh.)  152. 
Puffendorf  (T.  18.  Jh.)  430.  Randerath  (1718) 
434,  (18.  Jh.)  435.  Rickelrath  (1710?)  340. 
Selgersdorf  (18.  Jh.)  207.  Stetternich  (1716  u. 
1804)  227.  Süsterseel  (1772)  575.  Terheeg 
(17.— 18.  Jh.)  296.  Teveren  (1686/87)  442. 
Tüschenbroich  ( 1 7.— 1 8.  Jh.,  Abb.)  355.  Übach 
(T.  1581,  Abb.)  450.  Üvekoven  (18.  Jh.)  351. 
Waldfeucht  (1772)  589.  Wehr  (1795)  608. 
Wockerath  (1606)  297. 

4.  Kl  oster  anl  agen. 

Aldenhoven  (17.  Jh.,  ug.)  25.  Dalheim  (18. Jh.) 
482.  Erkelenz  (18.  Jh.)  292,  461.  Heinsberg 
(17.  Jh.)  524,  (1774,  Abb.)  525,  (17.  — 18.  Jh.) 
527.  Hilfarth  (17.  u.  18.  Jh.)  541.  Hohenbusch 
(16.  u.  18.  Jh.,  Abb.)  294,461.  Jülich  (17.  Jh.) 
114,  (1736  u.  1771)  115,  (1712,  1752—1772 
116.  (1692)  117,  (15.  Jh.  ag.,  Abb.,  17.  u.  18. 
Jh.,  Abb.)  117.  Linnich  (17.— 18.  Jh.)  171, 
(1794)  172.  Millen  (1586  u.  18.  Jh.)  551.  Myhl 
(15.  Jh.,  ag.)  554.  Ophoven  (12.— 13.  Jh.,  ag.) 
554.  Randerath  (17.  Jh.)  435.  Wassenberg 
(17.  Jh)  603.    Wegberg  (18.  Jh.,  Abb.)  350. 

5.  Wegkreuze,  Ivalvarienberge, 
Stati  o  nen. 

Aldenhoven  (1542,  Abb.)  25.  Altdorf  ( 1708) 
28.  Behr,  Haus  (1775)  197.  Bettenhoven  (17. 
Jh.)  43.  Bouiheim  (bar.)  49.  Brachein  (1706) 
368.  Dürwiss  (1726)  59,  (1787)  61.  Gansbroich 
(1749)  262.  Hasselsweiler  (1748,  1775)  93. 
Holzweiler  (Hagelkreuz,  15.  Jh.,  Abb.)  313. 
Kalrath  (bar.)  45.  Linnich  (1776)  177.  Lohn 
(1786)  186.  Randerath  (1797)  438.  Setterich 
[  (16— 17.  Jh.)  210.    Wegberg  (1778)  355. 


IV.  Profanarchitektur. 


i.  Romanische  Burgen   und  feste 
Häuser. 

Altenburg  (12.  Jh.,  z.)  208  Heinsberg  (12. 
Jh.,  Abb.)  529.    Leiffahrt  (z.)  432. 

2.  Gotische   Burgen  und  feste 
Häuser. 

Baesweiler  (16.  Jh.,  ug.)  361.  Brempt  (ag.) 
338.  Effeld  (15.,  17.  u,  18.  Jh.,  Abb.)  573. 
Elmpt  (15.  Jh.,  Abb.)  279.  Elsum  (15.— 16.  Jh., 
Abb.)  484.  Engelsdorf  (15.  u.  16.  Jh.,  Abb.)  63. 


Erkelenz  (14.  u.  15.  Jh.,  Abb.)  298.  Gangelt 
(14.  u.  15.  Jh.,  Abb.)  396.  Gripekoven  (im  J 
1354  z.)  269,  621.  Hambach  (15.  u.  16.  Jh., 
Abb.)  8t.  Hausen  (15.— 16.  Jh.,  Abb.)  186. 
Honsdorf  (15.  u.  16.  Jh.,  Abb.^  457.  Horrich 
bei  Trips  (15.  — 16.  Jh.,  ag.)  440.  Horrich  in 
Brachein  (15.  — 17.  Jh.,  ug.)  370.  Hülhoven  (15. 
bis  16.  Jh.,  ug.,  Abb.)  496.  Kellenberg  (15.  bis 
16.  Jh.,  ug.,  Abb.)  36.  Kiringen  (Kommende, 
14.  Jh.,  z.)  120.  Klein-Bouslar  (15.— 16.  Jh., 
ug.,  Abb.)  331.  Laurenzberg  (15.  — 16.  Jh.,  Abb.) 
153.     Lindenberg    (15.— 16.  Jh.,    Abb.)  228. 


62/ 


GESAMTREGISTER  ZUM  ACHTEN  BANDE 


160 

Linzenich  (15.  — 16.  Jh.,  ug.,  Abb.)  177.  Millen 
(15.  Jh.)  552.  Morshoven  (ug.)  269.  Obbendorf 
(um  1400,  Abb.)  85.  Opheim  (15  —  16  Jh.,  ug.) 
416.  Overbach  (16.  Jh.,  ug.,  Abb.)  33.  Puffen- 
dorf (ag.)  431.  Randerath  (14.— 15.  Jh.,  ug., 
Abb.)  435.  Rurich  (ug.)  341.  Schaesberg 
(15.— 16.  Jh.,  ug.,  Abb.)  502.    Ticheln  (15  bis 

16.  Jh.,  ug.)  404.  Trips  (15—18.  Jh.,  Taf., 
Abb.)  443.  Tüschenbroich  (um  1500,  Abb.) 
352.  Wassenberg  (15.  Jh.,  Abb.)  603.  Wilden- 
rath (ag.)  609. 

3.  Schlösser  der  Renaissance  und 
Barockzeit. 
Alfens  (17.  u.  18.  Jb.,  ug.,  Abb.)  553.  Alten- 
burg (17.  u.  18.  Jh.)  493.    Beeck  (Kr.  Erk„ 

17.  -18.  Jh,  Abb.)  267.  Beeck  (Kr.  Geil.,  18. 
Jh.,  Abb.)  455.  Behr  (1573)  196.  Berg  (18.  Jh.) 
369.  Betgenhausen  (18.  Jh.)  234.  Blumenthal 
in  Brachein  (16.  u.  17.  Jh.,  Abb.)  370  Blumen- 
thal bei  Tüddern  (1645,  Abb.)  578.  Bourheim 
(17  Jh.)  50.  Breill  (16.— 18.  Jh.,  Abb.)  375. 
Breitenbend  (15.  Jh.,  ug.,  Abb  )  174.  Broich 
(17.  u.  18.  Jh.,  Abb.)  51.  Broicher  Hof  (16.  Jh., 
ug.)  60.  Dilborn  (18.  Jh  ,  Abb  )  281.  Drim- 
born  (17.  Jh.,  ug.)  60.  Dürboslar  (16.-  17.  Jh., 
Abb.)  54.  Eggerath  (18  Jh.)  328.  Erbericher 
Hof  (1712)  200.  Erzelbach  (16.— 18.  Jh.)  620. 
Frauenrath    (18.  Jh.)   58.     Gansbroich   (17.  u. 

18.  Jh.,  Abb.)  261.  Glimbach  (17.— 18.  Jh.) 
310.  Grittern  (2.  H.  16.  Jh.,  ug.,  Taf)  274. 
Gross-Kunkel  (18.  Jh.,  ug.)  375,  622.  Hall 
(18.  Jh,  Abb)  564.  Hambach  (1548—1563, 
Abb.)  81.  Hausen  (1716,  Abb.)  186.  Hegern 
(18.  Jh.,  Abb.)  552.  Herb  (18.  Jh.,  ag.,  Abb.) 
497.  Hückelhoven  (16.  — 17.  Jh.,  Abb.)  315. 
Hülhoven  (18.  Jh.,  Abb.)  196.  Immendorf  (18. 
Jh.)  408.  Jülich  (16.  Jh.,  Taf.,  Abb.)  125. 
Kempen  (16.— 18.  Jh.,  ug  ,  Abb.)  569.  Kiffel- 
berg (18.  Jh.)  311.  Kirchberg  (1605,  1682) 
145.  Klein-Bouslar  (18.  Jh.,  Abb.)  331.  Klein 
Kunkel  (16.-17.  Jh.,  Abb.)  273,  621.  Klein- 
Siersdorf  (16.  u.  18.  Jh.,  Abb.)  459.  Leerodt 
(1616  u.  1647,  Taf.,  Abb.)  410.  Linzenich 
(17.— 18.  Jh.,  Abb.)  177.  Lorsbeck  (18.  Jh.) 
209,  (17.  Jh.)  210  Lürckener  Burg  (1607,  Abb.) 
157.    Mahrhof  (17- Jh.)  567.    Müntz  (ug.)  197. 

Muthagen  (17  18.  Jh.)  382.  Neuerburg  (18.  Jh., 

ag.,  Abb.)  572.  Neu-Teveren  (um  1800,  ug.) 
442.  Nierstein  (17.— 18.  Jh.)  141.  Overbach 
(18.  Jh.,  Abb.)  33.  Palant  (um  1600,  Abb.) 
270.  Pattern  (1712,  Abb.)  199.  Pesch  (17.  u 
18.  Jh.)   317.     Randerath    (1766,    Abb.)  435. 


!  Rischmühlen  (17.— 18.  Jh.)  177.  Roitz  (1757, 
ug.)  328.  Rurich  (18.  Jh.,  Abb.)  341.  Schwert- 
scheidshof  (1656)  502.  Setterich  (16.  Jh  ,  Abb.) 
211.  Siersdorf  (Kommende,  1578,  1700,  18  Jh., 
Taf,  Abb.)  219.  Tetz  (17—18.  Jh.)  230. 
Übach  (17. — 18.  Jh.,  ag  )  452.  Ungershausen 
(18.  Jh.)  57.  Wammen  (17.  Jh.,  1771)  501. 
Wedau  (1744,  Abb.)  374,  622.  Wegberg  (16. 
bis  17.  Jh.,  ug.)  351,  461,  622.  Zumdahl 
(17.  Jh.,  Abb.)  409,  622.    Zweibrüggen  (16.  bis 

17.  Jh.,  1788,  Abb.)  382. 

4.  Schlosskapellen. 
Blumenthal  in  Brachein  (17.  Jh.)  372  Jülich 
(16.  Jh.  u.  1768,    Taf.,    Abb.)    127.  Siersdorf 
(1762)  223.    Ungershausen  (15.— 16.  Jh.)  57. 

5.  Befestigungen,  Tore,  Türme 
(vgl.  unter  IV,  2  u.  3). 

Aldenhoven  (nach  1469)  26.  Erkelenz  (14 
u.  15.  Jh.,  Abb.)  298,  461.  Gangelt  (14.  u. 
15.  Jh.,  Abb.)  389.  Geilenkirchen  (15.  Jh  ,  ag  ) 
399.  Heinsberg  (14.—  16.  Jh.,  Abb  )  531.  Jülich 
(14.  Jh.,  Abb.)  123,  (16.  u.  17.  Jh.  Taf.,  Abb.) 
125.  Linnich  (15.  Jh.,  ag.,  Abb.)  172.  Ran- 
derath (14.— 15.  Jh.,  ag.,  Abb.)  435.  Titz  (z) 
234.  Waldfeucht  (14.-15.  Jh.,  Abb.)  589. 
Wassenberg  (14.— 15.  Jh.,  Abb.)  603. 

6.  Rathäuser 
und  andere  öffentliche  Profangebäude. 

Erkelenz  (1546,  Abb.)  301,  461.  Gangelt 
(16.  Jh.,  ug.)  394.  Jülich  (1781/83,  Abb.,  1567, 
ag.,  Taf.)  136,  (Schiesshaus,  1764)  138.  Linnich 
(16.  Jh.,  ag.,  Abb.)  173,  (Gasthaus,  15.  Jh.,  ug., 
Abb.)  174.  Niederkrüchten  (1719)  338.  Wassen- 
berg (1753,  Abb.)  607. 

7.  Wohnhäuser. 
A    Romanische  und  gotische 
Geilenkirchen  (15.— 16.  Jh.,  ug.)  399.  Heins- 
berg (15.— 16.  Jh.,  Abb.)  536. 

B.  Der  Renaissance  und  des  17.  und  18. 
Jahrhunderts. 
Aldenhoven  (1767,  1724,  1726,  1774,  Abb., 

18.  Jh.)  27.  Barmen  (1699)  40.  Beggendorf 
(1687)  362.  Gangelt  (16.  Jh.,  ug.,  1608)  394 
Geilenkirchen  (16.  — 18.  Jh.)  399.  Heinsberg 
(18.  Jh.,  1772,  17.  Jh.,  Abb.)  536.  Jülich 
(16.— 18.  Jh.,  Abb.)  139.  Kirchberg  (18.  Jh.) 
145.  Koslar  (16.  Jh.,  ug.)  148.  Linnich  (17.  Jh.) 
174.  Merzenhausen  (17.  Jh.)  40.  Millen  (16. 
bis  17.  Jh.)  552.    Orsbeck  (1763)  561.  Siers- 


628 


GESAMTREGISTER  ZUM  ACHTEN  BÄNDE 


1 6 1 


dorf  (1568)  224.  Teveren  (1781)  442.  Wald- 
feucht (1603,  1626,  Abb.,  17.  u.  18.  Jh.)  592. 
Wassenberg  (17.  u.  18.  Jh.)  603,(16.— 18Jh  )  608. 
8.  Bauernhäuser. 
Bocket  (1619?,  Abb)  491.  Brüggelchen 
(1782)  594.     Immendorf  (17.  u.  18.  Jh.)  408. 


Kranzes  (1785)  496.  Puffendorf  (18.  Jh.)  431. 
Schwaam  (1616  u.  1741,  Abb.)  338. 

9.  Windmühlen. 
Ameln  (18.  Jh.)  226.     Braunsrath  (18.  Jh., 
Abb.)  493. 


V.  Ausstattun 

i.  Altäre. 

A.  Steinerne  Altaraufsätze. 

Lindern  (15.  Jh.)  418. 

B.  Schnitzaltäre. 

Aldenhoven  (um  1510,  Taf.  Abb.)  20.  Barmen 
(um  1520,  Taf.)  30.  Boslar  (um  1520,  Abb.)  46. 
Güsten  (Anf.  16.  Jh.,  Abb.)  73.  Heide,  An  der 
(16.  Jh.,  Abb.)  277,  461.  Jülich  (um  1500,  Abb.) 
110.  Kipshoven  (Anf.  16.  Jh.,  Abb.)  266. 
Linnich  (Anf.  16.  Jh.  Taf.  Abb.)  163.  Mersch 
(um  1520,  Abb.)  190.  Müntz  (16.  Jh.,  Abb.) 
196.  Ophoven  (Anf.  16.  Jh.,  Abb.)  557.  Rö- 
dingen (um  1520,  Abb.)  203.  Siersdorf  (um 
1520,  Taf.)  215.  Süggerath  (um  1530,  Taf.) 
439.  Titz  (um  1520,  Taf.)  232.  Waldfeucht 
(jetzt  in  London?)  585. 

C.   Altaraufsätze    des    Barock    und  des 
Rokoko. 

Aldenhoven  (1779)  20,  (um  1650,  18.  Jh.) 
26.  Arsbeck  (18.  Jh.)  481.  Barmen  (um  1700) 
31.  Beeck  (18.  Jh.)  264.  Beggendorf  (18.  Jh.) 
362.  Borschemich  (um  1800)  270.  Bourheim 
(18.  Jh.)  49.  Brempt  (um  1700)  337.  Doveren 
(1771)  273.  Dremmen  (18.  Jh.)  496.  Dürboslar 
(18.  Jh.)  53.  Ederen  (18.  Jh.)  63.  Erkelenz 
(17.— 18.  Jh.)  294.  Freialdenhoven  (17.— 18.  Jh.) 
70.  Geilenkirchen  (18.  Jh.)  395.  Gevenich 
(18.  Jh.)  309.  Gillrath  (18.  Jh.)  101.  Glimbach 
(18.  Jh.)  310.  Gross-Wehrhagen  (18.  Jh.)  543. 
Güsten  (1693,  1699,  z.)  75.  Haaren  (18.  Jh.) 
499.  Hasselsweiler  (1630,  1750)  92.  Heide, 
An  der  (18.  Jh.)  278.  Heinsberg  (17.  u.  18.  Jh.) 
525.  Hillensberg  (18.  Jh.)  542.  Höllen  (um 
1650)  94.  Hottorf  (1751)  95.  Isenbruch  (18.  Jh.) 
501.  Jülich  (17.  Jh.,  1782)  115.  Karken  (18.  Jh.) 
544.  Kirchberg  (1660)  143,  (um  1740)  144. 
Klein- Gladbach  (18.  Jh.)  323.  Körrenzig  (18.Jh.) 
324.  Kofferen  (18.  Jh.)  326.  Koslar  (18.  Jh.) 
148.  Kückhoven  (18.  Jh  )  328.  Laffeld  (18.  Jh.) 
546.    Langweiler  (18.  Jh)  151.    Linnich  (1776) 


o;  der  Kirchen. 

166.  Linzenich  (1652)  183.  Marienberg  (18.  Jh.) 
422.  Merbeck  (18.  Jh.)  332.  Millen  (17.— 18.  Jh.) 
551.  Mündt  (1685,  z,  17.  u.  18.  Jh.)  194.  Nieder- 
krüchten (17.  Jh.)  336.  Oberkrüchten  (1728) 
339.  Obermerz  (1746)  152.  Ophoven  (18.  Jh.) 
558.  Orsbeck  (1680)  561.  Pesch  ( 18.  Jh.)  318. 
Rickelrath  (18.  Jh.)  340.  Selgersdorf  (um  1700) 
207.  Siersdorf  (17.  Jh.)  215,  (1762)  223.  Spiel 
(1720)  226.  Stetternich  (18.  Jh.)  227.  Straeten 
(1756)  580.  Terheeg  (18  Jh  )  297.  Tetz  (18.  Jh.) 
230,  Tüddern  (18.  Jh.)  578.  Ungershausen 
(1728)  58.  Üvekoven  (18.  Jh.)  351.  Wocke- 
rath (17.— 18.  Jh.)  297. 

2.  Sakramentshäuschen  und  Taber- 
nakel. 

Ederen  (1487,  Abb.)  62.  Linnich  (um  1520, 
Abb.)  166.  Kirchhoven  (um  1500,  Res  )  545. 
Müntz  (1604,  z.)  196.  Rurdorf  (um  1500,  Rest) 
206.  Setterich  (um  1500,  Rest  ?)  213.  Siers 
dorf  (Anf.  16.  Jh.)  214.  Tetz  (15.— 16.  Jh., 
Abb.)  230.  Waldfeucht  (15.  Jh.,  Rest,  Abb.)  585. 

3.  Lettner. 
Siersdorf  (Lettnerbogen  1  6. Jh.,  Taf.  Abb.)  216. 

4.  Chorstühle. 

Aldenhoven  (bar.)  19.  Heinsberg  (um  1450, 
Taf.,  Abb.)  511,  (17.  Jh  )  525.  Jülich  (um  1500, 
um  1700)  112.  Karken  (18.  Jh.)  544.  Kück- 
hoven (18.  Jh)  328.  Linnich  (18.  Jh.)  171. 
Millen  (17— 18.  Jh.)  551.  Oidtweiler  (um  1530) 
424.  Rödingen  (15— 16.  Jh.,  Abb.)  204.  Siers- 
dorf  (16.  Jh.,  Abb.)  217.  Wassenberg  (um  1300, 
Taf,  Abb.)  599 

5.  Bänke  und  Beichtstühle. 

Doveren  (1771)  273.  Elmpt  (17.— 18.  Jh.) 
276.  Erkelenz  (1503)  291,  (17.  Jh.)  293.  Gerde- 
rath (1732)  309.  Hasselsweiler  (17.  Jh.)  92. 
Heinsberg  (17.  Jh.)  525.  Hillensberg  (18.  Jh.) 
542.  Hottorf  (1785)  95.  Körrenzig  (18.  Jh.) 
325.    Koslar  (18.  Jh  )  148.    Millen  (17.— 18.  Jh.) 

11 


1  62 


GESAMTREGISTER  ZUM  ACHTEN  BANDE 


551.  Niederkrüchten  (17.— 18.  Jh.)  336.  Scher- 
penseel (17.  Jh.)  439.  Waldenrath  (18.  Jh.)  580. 
Wassenberg  (17.  Jh.)  601. 

6.  Kommunionbänke. 

Borschemich  (18.  Jh.)  270.  Ederen  (18.  Jh.) 
63.  Erkelenz  (18.  Jh.)  294.  Gross-Wehrhagen 
(18.  Jh.)  543.  Hasselsweiler  (1755)  92.  Hillens- 
berg (18.  Jh.)  542.  Hottorf  (1754)  95.  Hou- 
verath (um  1700)  323.  Karken  (18.  Jh.)  545. 
Körrenzig  (18.  Jh.)  316.  Kückhoven  (18.  Jh.) 
328.  Millen  (17.— 18.  Jh.)  551.  Wassenberg 
(um  1700)  601. 

7.  Taufsteine. 
A.  Romanische  Becken  mit  Eckköpfen. 

Arsbeck  (12.— 13.  Jh.)  482.  Doveren  (12. 
bis  13.  Jh.)  273.  Elmpt  (12.  — 13.  Jh.)  276. 
Erkelenz  (14.  Jh.)  292.  Gerderath  (12.— 13.  Jh.) 
308.  Güsten  (13.  Jh.)  75.  Hückelhoven  (12. 
bis  13.  Jh.)  314.  Koslar  (12.— 13.  Jh.)  148. 
Linnich  (13.  Jh.)  168.    Welz  (12.— 13-  Jh.)  236. 

B.  Gotische  Taufsteine. 
Freialdenhoven    (15.— 16.  Jh.)    70.  Hüns- 
hoven (15.  Jh.)  404. 

C.  Barocke  Taufsteine. 
Barmen  (1703)  32.     Birgden  (17.  — 18.  Jh.) 

365.  Bocket  (18.  — 19.  Jh.)  491.  Brachein 
(1752)  367.  Hillensberg  (1793)  542.  Hottorf 
(18.  Jh.)  95.  Immendorf  (1650)  407.  Laffeld 
(18.  Jh.)  546.  Lindern  (18.  Jh.)  418.  Oidt- 
weiler (1693)  424.  Orsbeck  (18.  Jh.)  561. 
Prummern  (16.  — 17.  Jh.)  429.  Spiel  (1683)  226. 
Stetternich  (18.  Jh.)  227.  Süggerath  (1790)  440. 
Teveren  (1655)  442.  Tüddern  (18.  Jh.)  578. 
Waldfeucht  (1651)  586.    Wehr  (17.  Jh.)  609. 

8.  Kanzeln. 

Arsbeck  (1695)  481.  Barmen  (18.  Jh.)  32. 
Borschemich  (um  1800)  270.  Doveren  (1771) 
273.  Dürboslar  (18.  Jh.)  53.  Ederen  (18.  Jh.) 
63.  Erkelenz  (17.  Jh.)  293.  Frelenberg  (18.  Jh.) 
381.  Glimbach  (1729)  310.  Golkrath  (15.  Jh.) 
311.  Hasselsweiler  (18.  Jh.)  92.  Heinsberg 
(17.  Jh.)  528.  Hillarth  (17.  Jh.)  541.  Hüns- 
hoven (um  1600)  403.  Jülich  (18.  Jh.)  114, 
(17.  Jh.)  115.  Kofferen  (18.  Jh.)  326.  Koslar 
(18.  Jh.)  148.  Kückhoven  (18.  Jh.)  328.  Lang- 
weiler (15.— 16.  Jh.,  ug.)  151.  Linnich  (1701) 
171.  Loevenich  (17.— 18- Jh.)  331.  Marienberg 
(18.  Jh.)  422.  Merbeck  (18.  Jh.)  332.  Millen 
(17—18.  Jh.)  551.  Niederkrüchten  (17.  Jh., 
Abb.)  336.    Oberkrüchten  (Anf.   18.  Jh.)  340. 


Oidtweiler  (17.— 18.  Jh.)  424.  Ophoven  (1753) 
558.  Orsbeck  (18.  Jh.)  561.  Prummern  (um 
1800)  430.  Rickelrath  (18.  Jh.)  340.  Schleiden 
(17.— 18.  Jh.)  207.  Schwanenberg  (18.  Jh.)  347. 
Siersdorf  (16.  Jh.,  ug.)  215.  Stetternich  (18.  Jh., 
Abb.)  227.  Süsterseel  (um  1800)  576.  Terheeg 
(um  1500,  Abb.)  297.  Wassenberg  (1782,  Abb.) 
600.  Wegberg  (um  1700)  349.  Wehr  (18. 
Jh.)  609. 

9.  Orgeln  und  Orgelbühnen. 
Doveren  (1771)  273.    Ederen  (18.  Jh.)  63. 
Frelenberg  (18.  Jh.)  381.    Heinsberg  (18.  Jh.) 
528.     Linnich  (1764)   171.    Tüddern  (18.  Jh.) 
578.    Waldenrath  (18.  Jh.)  580. 

io.  Kronleuchter. 
Erkelenz  (1517,  Abb.)  289.  Heinsberg  (1638) 
521.     Prummern   (17.  Jh.)    429.  Wildenrath 
(18.  Jh.)  609. 

11.  Schmiedeeiserne  Arbeiten. 

A.  Kerzenhalter. 
Erkelenz  (1624)  290.    Gillrath  (18.  Jh.)  401. 

B.  Andere  Arbeiten. 
Heide,  An  der  (Weihefigürchen,  15. — 18.  Jh.) 
278.    Heinsberg  (Gitter,  um  1500,  Abb.)  512. 

12.  Grabdenkmäler,  Epitaphien, 

Totenschilde. 
Aldenhoven  (1525,  17.  Jh.)  21.  Alteburg 
(17.— 18.  Jh.)  209.  Arsbeck  (17-  u.  18.  Jh.) 
482.  Barmen  (1541  —  1773)  32.  Beeck  (Kr. 
Geil.,  17.  u.  18.  Jh.)  457.  Behr  (1621)  197- 
Bettenhoven  (1777,  1780)  43.  Borschemich 
(18.  Jh.)  270.  Brachein  (1704,  1623,  1625, 
1555,  z.)  367,  368.  Dürboslar  (1514)  54.  Dür- 
wiss  (17.  u.  18.  Jh.)  59.  Elmpt  (1742)  281. 
Erkelenz  (17.  Jh.)  292.  Gevenich  (17.— 18.  Jh.) 
309.  Güsten  (1637)  76.  Hambach  (1515)  78, 
(16.  Jh.,  1614,  1618,  1695)  80.  Hasselsweiler 
!  (1550)  92.  Heinsberg  (Mitte  15- Jh.,  Taf.,  Abb., 
!  1552)  513.  Hottorf  (1653)  95.  Hückelhoven 
(17.  Jh.)  314,  622.  Hünshoven  (16.— 18.  Jh.) 
403.  Immendorf  (1600,  17.— 18.  Jh.)  407. 
Jülich  (17.  Jh.)  113,  (um  1735)  135,  619,  (18. 
Jh.)  619.  Keyenberg  (1734,  1766)  321.  Kirch- 
berg (1714)  144,  (1729,  1733,  1764,  z.)  145, 
(17.— 18.  Jh.)  145.  Kirchhoven  (17.  Jh.)  546. 
Körrenzig  (1720)  325.  Kraudorf  (16.  Jh.)  409- 
Linnich  (1664,  1674)  160,  (15.  — 18.  Jh.)  169, 
(17.  —18.  Jh.)  177.  Linzenich  (17.— 18-  Jh.) 
184.    Loevenich  (1505,  Abb.,  1729,  1730)  330, 


63o 


GESAMTREGISTER  ZUM  ACHTEN  BANDE 


1 63 


461.  Lohn  (17.  Jh.)  186.  Marienberg  (18.  Jh.) 
422.  Millen  (17.  — 18.  Jh.)  551.  Oidtweiler 
(18.  Jh.)  424.  Ophoven  (18.  Jh.)  559.  Palen- 
berg (1647)  428.    Schleiden  (17.— 18.  Jh.)  207. 


Schwanenberg  (1627)  347.    Selgersdorf  (18.  Jh.) 
207.     Setterich    (16.  Jh.,    z.)   210.  Siersdorf 
(17.   u.    18.  Jh.)   218.     Wammen  (1724)  502. 
I  Zweibrüggen  (1794)  384. 


VI.  Werke 

i.  Wand-  und  Deckenmalerei. 
Linnich  (g.)  168.    Tetz  620. 

2.  Tafelgemälde. 

Aldenhoven  (18.  Jh.,  1751)  21,  (1624)  28. 
Bettenhoven  (um  1520,  bar.)  44.  Blumenthal 
(18.  Jh.)  579.  Bock  (15.— 18.  Jh.)  200.  Bour- 
heim ( 17.  Jh.)  50.  Brachein  (16.  u.  17.  Jh.)  368. 
Breill  (16.— 18.  Jh.,  Taf.)  379-  Dalheim  (1693) 
483.  Dremmen  (18.  Jh.)  496.  Effeld  (17.  Jh.) 
574.  Elsum  (16.— 18.  Jh.,  Abb.)  489.  Erkelenz 
(17.  Jh.)  289,  (1665)  294,  (17.  u.  18.  Jh.)  304, 
(17.  u.  18.  Jh.)  307.  Gangelt  (1638)  388. 
Geilenkirchen  (16. — 18.  Jh.)  400.  Gerderath 
(18.  Jh.)  308.  Gross -Wehrhagen  (18.  Jh.)  543. 
Grotenrath  (18.  Jh.)  401.  Güsten  (17.  Jh.)  75. 
Hasselsweiler  (18.  Jh.)  93.  Havert  (17.  Jh.) 
501.  Heide,  An  der  (18.  Jh.)  278.  Heinsberg 
(17.— 19.  Jh.)  520,  (17.— 18.  Jh.)  536,  (1730, 
18.  Jh.)  538.  Höllen  (bar.)  94.  Hohenbusch 
(1741)  295.  Hückelhoven  (18.  Jh.)  316.  Jülich 
(17.— 18.  Jh.)  115,  124,  137.  Kalrath  (17.  u. 
18.  Jh.)  44,  45.  Karken  (18-  Jh.)  545.  Kellen- 
berg (16.-18.  Jh.)  40.  Kofferen  (18.  Jh.)  326. 
Kückhoven  (18.  Jh.)  328.  Langweiler  (1762) 
151.  Leerodt  (16.  — 18.  Jh.)  416.  Linnich 
(15.  Jh.  u.  1429)  166.  Linzenich  (16.— 17.  Jh.) 
182.    Loevenich  (16.  Jh.)   330.     Lohn  (1692) 


der  Malerei. 

186.  Marienberg  (18.  Jh.)  422.  Mersch  (17.  Jh.) 
192.  Overbach  (18.  Jh.)  36.  Randerath  (1758) 
434.  Ratheim  (15.  Jh.)  561.  Rödingen  (17. 
bis  18.  Jh.)  205.  Rurich  (16.-18.  Jh.,  Taf., 
Abb.)  344.  Saeffeln  (18.  Jh.)  570.  Siersdorf 
(17.  u.  18.  Jh.)  224.  Tetz  (16.— 18.  Jh.)  231. 
Trips  (17.  u.  LS.  Jh.)  440.  Tüschenbroich 
(17.  Jh.)  354.  Übach  (16.  Jh.)  452.  Wassen- 
berg (17.  Jh.)  608.  Wegberg  (16.— 18.  Jh.) 
350.    Zweibrüggen  (17.  u.  18.  Jh.)  383. 

3.  Bilderhandschriften. 

Heinsberg  (Kalendarium  um  1200)  538. 
Linnich  (Missale  15.  Jh.)  168.  Rödingen  (Missale 
um  1500)  205. 

4.  Glasmalereien. 

Brachein  ;16.  Jh.)  369.  Dürwiss  (1663)  5». 
Erkelenz  (15.  — 17.  Jh.,  z.)  292,  (Anf.  16.  Jh., 
Abb.,  1585)  305,  622.  Heinsberg  (um  1530, 
Abb.)  539.  Hottorf  (1750,  1752)  96.  Kips- 
hoven (1648)  267.  Kofferen  (16.  Jh.)  326. 
Linnich  (15.-16.  Jh.)  167.  Millen  (1788)  552. 
Myhl  (1756)  554.  Niederlieck  (1665)  540. 
Orsbeck  (18.  Jh.)  561.  Terheeg  (1751)  297. 
Trips  (16. — 18.  Jh.)  449.  Ungershausen  (um 
1500  u.  1691 )  58.   Waldfeucht  (15.— IG.  Jh.)  587. 


VII.  Werke  der  Skulptur. 


1.  Steinskulpturen. 
Laurenzberg    (Türsturz,   15. — 16.  Jh.)  150. 

Linnich  (um  1520,  Abb.)  167.  Siersdorf  (Mensa, 
16.  Jh.)  215.  Waldfeucht  (15.  Jh.,  Abb.)  585. 
Welz  (Altarstein,  1463,  Abb.)  235. 

2.  Holzskulpturen. 
A.  Altäre  (s.  o.  V,  I,  B). 

B.  Einzelfiguren. 
Aldenhoven  (um  1500,  Abb.)  19.  Alteburg 
(17.  Jh.)  209.    Altdorf  (17.  Jh.)  28.  Arsbeck 
(18.   Jh.)    482.      Baesweiler    (um    1500)  360. 


Barmen  (Apostelbalken,  1545,  Taf.)  32.  Beeck 
(15.— 18.  Jh.)  264.  Beggendorf  (18-  Jh.)  362. 
Bettenhoven  (um  1300,  Abb.)  43.  Birgden  (um 
1500,  Abb.,  15.  u.  16.  Jh.)  364.  Bocket  (um 
1500,  Abb.)  490.  Boslar  (18.  Jh.)  47.  Bour- 
heim (15.  Jh.?)  50.  Brachein  (15.— 16.  Jh.)  367, 
(15.  Jh.)  368,  (16.  Jh.  369.  Braunsrath  (15.  bis 
18.  Jh.,  Abb.)  492.  Breberen  (15.  Jh.)  493. 
Brempt(14.— 16.  Jh.)  337-  Doveren  (16— 17.  Jh.) 
273.  Dremmen  (18.  Jh.)  496.  Dürboslai  ( 15.  Jh.) 
53.  Ederen  (um  1500)  63.  Erkelenz  (15.— 10. Jh., 
Abb.)  289,  (Mitte  15.  Jh.,  z.)  292,  (Anf.  16.  Jh.) 
307,  (Anf.  16.  Jh.,  Abb.)   308.    Gangelt  (um 

11* 


63 1 


1 64 


GESAMTREGISTER  ZUM  ACHTEN  BANDE 


1500,  Taf.)  387.  Geilenkirchen  (18.  Jh.)  395. 
Gerderath  (15.— 16.  Jh.)  308.  Gereonsweiler 
(15.  Jh.)  71.  Gillrath  (15.— 16.  Jh.,  Abb.)  401. 
Gross-Wehrhagen(14.Jh.)543.  Grotenrath  (15.  Jh.) 
401.  Güsten  (1727)  72,(13.  Jh.,  Abb.) 75.  Haaren 
(15.  Jh.,  Abb.)  499.  Heinsberg  (14.  — 18.  Jh., 
Abb.)  518,  (18.  Jh.)  527,  (15.-1,6.  Jh.,  Abb., 
538.  Hilfarth  (15.  Jh.,  Abb.,  15.— 16.  Jh.) 
18.  Jh.)  541.  Hillensberg  (15.  Jh.)  542.  Holtum 
(um  1500)  267.  Holzweiler  (16.  —  1  7.  Jh.)  312. 
Immendorf  (15.-16.  Jh.)  407.  Inden  (16  Jh.) 
97,  (15.  Jh.)  98.  Jülich  (um  1400,  16.  Jh.)  111. 
Karken  (15.  u.  18.  Jh.)  545.  Keyenberg  (15. 
bis  16.  Jh.)  321.  Kipshoven  (um  1500)  267. 
Kirchberg  (15.— 18.  Jh.)  144.  Kirchhoven  (15. 
bis  18.  Jh.)  545.  Kückhoven  (16.— 17.  Jh.)  328. 
Linnich  (15.— 16.  Jh.)  167.  Linzenich  (um  1500) 
182,  (17.  Jh.)  184.  Loevenich  (15.— 16.  Jh.) 
329.  Merbeck  (15. Jh.)  332.  Millen  (15.— 16. Jh., 
Abb.)  551,  (15.  Jh.)  552.  Niederkrüchten 
(16.  Jh.)  336.  Oestrich  (15.  Jh.)  296.  Oidt- 
weiler (15.  Jh.)  424.  Ophoven  (14.  u.  15.  Jh., 
Abb.)  558.  Palenberg  (15.  — 18.  Jh.)  428. 
Puffendorf  (16.  Jh.)  43 1 .  Randerath  (17  — 18. Jh.) 
434.  Saeffeln  (15.— 16.  Jh.)  570.  Scherpenseel 
(um  1500)  439.  Schierwaldenrath  (15.— 16.  Jh., 
Abb.)  570.  Siersdorf  (16.  Jh.,  Abb.,  um  1600) 
217,  218.  Steinstrass  (17.— 18.  Jh.)  158. 
Straeten  (15.  u.  17.  Jh.)  580.  Süggerath  (16.  Jh.) 
440.  Titz  (15.  Jh.)  232,  (17.— 18.  Jh.)  234. 
Tüddern  (1513,  Abb.,  18.  Jh.)  578.  Übach 
(17.— 18.  Jh.)  452.  Ütterath  (15.  Jh.)  453. 
Üvekoven  (15-  u.  16.  Jh.,  Abb.)  351.  Walden- 
rath (16.  u.  18.  Jh.)  580.  Waldfeucht  (15.  bis 
17.  Jh.,  Abb.)  585.    Wassenberg  (15.  Jh.)  601, 


(16.— 18.  Jh.)  608.  Wegberg  (15.  Jh.)  349. 
Wildenrath  (15.— 16.  Jh.)  609. 

3.  Arbeiten  in  Ton. 
Uebach  (18.  Jh.)  452. 

4.  Bronze-  und  Kupferarbeiten 
(vgl.  o.  V,  II). 
A.  Lavabokessel. 
Arsbeck   (17.  Jh.)  482.    Bourheim  (g.)  50. 
Gangelt  (15.  Jh.)  388.    Kirchberg  (16.  Jh.)  145. 
Orsbeck  (15.— 16.  Jh.)  561.    Prummern  (15.  bis 
16.  Jh.)  430.    Stetternich  ri6.  Jh.)  227.  Ütterath 
(15.-16.  Jh.)  453.    Waldfeucht  (15.— 16.  Jh., 
Abb.)  588. 

B.  Grabplatten. 
Aldenhoven  (1525)22.  Linnich(1484,  Abb.)  168. 
C.  Andere  Arbeiten. 
Birgelen  (Wethrauchfass)  484.  Erkelenz  (Adler- 
pult,   Anf.    15.  Jh.,    Taf.,    Abb.)    290,  (Tür- 
griffe 12.— 13.  Jh.)  291.   Gangelt  (Weihrauchfass, 
15.  Jh.)   388.     Hambach   (Kreuz,    1686)  80. 
Heinsberg   (Taufkessel,    16.  Jh.,    Abb.)  513. 
Mersch    (Leuchter,    16.   Jh.)    192.  Oidtweiler 
(Kreuz,  13.  Jh.)  424.    Pattern  (Kreuz,  16.  Jh.) 
198.   Randerath  (Kreuz,  13.  Jh.)  434.  Rüdingen 
(Leuchter,  um  1550)  205.    Waldfeucht  (Leuchter, 
15.  Jh.,  Abb.)  588.    Wildenrath  (Kreuz,  12- Jh.) 
609. 

5.  Elfenbeinarbeiten. 
Birgden  (15.— 16.  Jh.)  364.     Bock  (14.  Jh., 
Abb.)  200.    Hall  (15.  u.  17.  Jh.,  Abb.)  566. 
Heinsberg  (14.  Jh.,  Abb.)  538.    Immerath  (Figur, 
Ende  13. Jh.,  Abb.)  318.  Kirchhoven  ( 18. Jh.)  545. 


VIII.  Goldsc 

i.  Vor  i25o. 

Wassenberg  (Tragaltar-Fragment  12.  Jh.)  601. 
Welz  (Hostienbüchse,  Anf.  13.  Jh.)  236. 

2.  Von  12S0 — i55o. 

Aldenhoven  (M.  um  1400  Abb.)  23.  Dür- 
boslar (K.  16.  Jh.)  54.  Frelenberg  (M.  16.  Jh., 
Abb.)  381.  Gereonsweiler  (M.  um  1500)  71. 
Heinsberg  ( Rel.  15.  u.  16.  Jh.,  Abb.)  521.  Ini- 
mendorf (K.  15.— 16.  Jh.)  407.  Immerath  (M. 
16.  Jh.)  317.  Laurenzberg  (K.  15.  Jh.)  150. 
Linnich  (Kugel  15.  Jh.)  168.  Loverich  (Rel. 
15.  Jh.)  420.    Millen  (M.  15.  —16.  Jh.)  551.  Ors- 


imiedearbeiten. 

beck  (Rel.  15-— 16.  Jh.,  Abb.)  561.  Randerath 
(K.  1540,  Abb.)  433.  Rödingen  (M.  16.  Jh., 
Abb.)  205.  Süsterseel  Rel.  um  1500)  576.  Titz 
(M.  15.  Jh.)  232.  Ütterath  (Rel.  16.  Jh.,  Abb.) 
453.    Wegberg  (K.  15.  Jh.)  350. 

3.  Später  als  1 5So. 
Aldenhoven  (M.  1730,  K.,  bar.)  23.  Altdorf 
(K.  1791,  Rel.,  18.  Jh.)  28.  Arsbeck  (M.  1652) 
482.  Barmen  (Leuchter  um  1700)  32.  Beeck 
(M.  1693)  264.  Bettenhoven  (M.  1739)  43. 
Birgden  (K.  um  1720,  Messger.  17. Jh.)  364. 
Birgelen  (M.  18.  Jh.)  484.  Boslar  (M.  1740)  48. 
;   Bourheim   (M.,  bar.)  50.     Brachein  (K.  1704) 


632 


GESAMTR.EG  ISTER  ZUM   ACHTEN  BANDE 


1 65 


368.  Doveren  (M.  1671,  Cib.  1694)  273.  Drem- 
men (K.  1729,  M..  Rel ,  Cib.  18.  Jh.),  (Schützen- 
silber 17.  Jh.)  49«.  Dürboslar  (M.  um  1700, 
Rel.  18.  Jh  )  54.  Elmpt  (K.  1771)  276.  Elsum 
(Rel. -Kreuz  um  1600,  Taf.)  488.   Erkelenz  (Cib. 

17.  Jh.,  Rel. -Tafeln  18.  Jh.)  291.  Gangelt  (Kreuz, 
K.,  M.  17— 18.  Jh.)  388,  (Schützensilber  17.  Jh.) 
394.  Geilenkirchen  (K.  1692,  M.  1733)  395. 
Gevenich  (K.  18.  Jh.)  309.  Hall  (Altärchen. 
Abb.,  Schüsselchen  18.  Jh.)  567.  Hambach  (M. 
1576,  M.  um  1770)  79,  80.  Hasselsweiler  (M., 
Rel.  17.  Jh.,  K.  16.  Jh.)  92.  Havert  (M.  1746, 
Cib.  1697,  K.  1757)  500.  Heinsberg  (M.  1704, 
Rel.  17.— 18.  Jh.,  Abb.)  521,  (K.  1649,  Teller 
1733)  528,  (Schützensilber  1652,  1664)  538.  Hil- 
farth (Rel.  1772)  541.  Hillensberg  (M.  1730) 
542.  Höllen  (K.  17.  Jh.)  95.  Hoengen  (M.  um 
1710)  543.  Holzweiler  (M.  1667)  312.  Im- 
mendorf  (M.  1711)  407.  Jülich  (M.  1767/69, 
Leuchter  um  1700)  112,  (Schützensilber  16.  bis 

18.  Jh.)  139.    Karken  (M.  18.  Jh.  ,  545.  Kirch- 


berg f'Schützeiisilber  17.  Jh.  )  145.  Kirchhoven  (Ml 
um  1730  546.  Kraudorf  K.,  Cib.,  Rel.  17.  u. 
18.  Jh.  409.  Laurenzberg  TM.  1723,  K.  18.  Jh., 
150.  Lieh  (M.  1757;  158.  Linnich  Tewige  Lampe 
18.  Jh.)  168.  Linzenich  (M.  17.  Jh.,  K.,  bar. 
184.  Lohn  M.  18.  Jh.  180.  Orsbeck  M.  161)11 
561.    Pattern  (K.  17.  Jh.  :  199.    Puffendorf  (M. 

17.  Jh.  431.  Randerath  M.  18.  Jh.,  Cib.  1747/49 
433,  (K.  17.  — 18.  Jh,  Taufschüssel  1787)  434, 
('Schützensilber  1686,  435.  Rödingen  (Rel.  1 776, 
Cib.  1667;  205.   Rurkempen  (M.  1743,  K.  17.  u. 

18.  Jh.,  Cib.  1694,;  569.  Saeffeln  Cib.  1573 
570.  Siersdorf  (M.  17.  Jh.,  K.  18.  Jh.  218. 
Spiel  K.  18.  Jh.  226.  Süsterseel  CM.  1767,  K. 
1783)   576.    Teveren   (M.   18.  Jh..   442.  Titz 

K.  um  1600,  Pat.  1612,)  233.  Waldfeucht  (M. 
1637,  1742,  K.  1668,  1783,  1790,  18.  Jh.,  Cib. 
1667  usw.  587,  JSchützensilber  17.  u.  18.  Jh. 
593.  Wassenberg  (M.  17.  Jh.,  K.  um  1600, 
1717  usw.  601.  Wegberg  (K.  1704,  M.  1752 
usw.)  350.    Wildenrath  (M.  18.Jhv  609. 


IX.  Glocken 


12.  — 13.  Jh.    Ameln  226.    Barmen  33.  Güsten 

76.    Welz  236. 

13.  Jh.  Bourheim  50.  Müntz  196.  Würm  455. 
1285.    Wassenberg  602. 

13.  — 14.  Jh.   Holzweiler  312.   Hückelhoven  314. 

14.  Jh.    Beeck  265-    Loevenich  330.  Welz  236. 


1315 

(?).    Güsten  76. 

1338. 

Boslar  48. 

1350. 

Prummern  430. 

1382. 

Gevenich  309. 

15.  Jh.    Bettenhoven  43.    Linnich  174. 

1411. 

Wegberg  350. 

1412. 

Ederen  63. 

1415. 

Holzweiler  313.    Würm  455. 

1419. 

Hambach  80. 

1420. 

Millen  551. 

1421. 

Dürwiss  60.    Wegberg  350. 

1424. 

Laurenzberg  (ug  )  151. 

1425. 

Rickelrath  (ug.)  340.  Selgersdorf 

207 

1426. 

Niedermerz  (ug.)  198.  Holzweiler 

312 

1430. 

Linnich  170. 

1431. 

Bourheim  50.     Inden  97. 

1433. 

Gereonsweiler  7 1 . 

1434. 

Heinsberg  524. 

1435. 

Rickelrath  (?  ug.)  340. 

1436. 

Mündt  (ug.)  194. 

1439. 

Barmen  33. 

i  1441.  Elmpt  277.    Orsbeck  561.    Ütterath  453. 

Wassenberg  602. 

I   1445.  Havert  (ug.)  500. 

1447.  Breberen   ug.  493. 

1448.  Jülich  113.    Schwanenberg  348. 
Mitte  15.  Jh.    Inden  97. 

1452.  Würm  455. 

1454.  Kückhoven  (?)  328. 

1455.  Keyenberg  321. 

1457.  Setterich  210. 

1458.  Setterich  210. 

1459.  Rur-Kempen  569. 

1464.  Keyenberg  321. 

1465.  Bettenhoven  43. 

1467.  Palenberg  428.    Puffendorf  431. 

1472.  Tetz  230. 

1473.  Prummern  430. 

1474.  Ophoven  (ug.)  560. 

1475.  Selgersdorf  207. 

1476.  Prummern  430. 

1477.  Klein-Gladbach  323.   Millen  551.  Sügge- 
rath 440. 

1478.  Süggerath  410. 

1481.  Spiel  226. 

1482.  Schwanenberg    ug.  348. 

1486.  Freialdenhoven  70.    Puffendorf  431. 

1490.  Dürboslar  54. 


633 


1 66 


GESAMTREGISTER  ZUM  ACHTEN  BANDE 


1493.  Gevelsdorf  93.    Titz  233. 

1495.  Birgden  365.    Glimbach  310.  Hillens- 
berg 542.    Wassenberg  602. 

1496.  Immerath  317- 

1497.  Titz  233. 

1498.  Freialdenhoven  70. 

1499.  Doveren  273. 
16.  Jh.    Kirchberg  145. 
1502.  Hoengen  543. 
1504.  Hoengen  543. 

1508.  Aldenhoven  24-    Jülich  113. 

1509.  Gangelt  (ug.)  388. 

1511.  Immendorf  408. 

1512.  Immerath  317. 

1513.  Hottorf  96. 

1514.  Körrenzig  325- 
1516.  Körrenzig  325. 
1519.  Birgelen  484. 

1521.  Tetz  230. 

1522.  Frelenberg  381. 
1525.  Waldfeucht  (?)  588. 

1534.  Höllen  95. 

1535.  Erkelenz  292. 

1536.  Wassenberg  608. 

1537.  Palenberg  (ug.)  428. 
1539.  Niedermerz  198. 
1547.  Hillensberg  (ug.)  542. 
1570.  Dürboslar  54. 

1586.  Randerath  434. 

1594.  Geilenkirchen  395. 

1596.  Kofferen  326.    Loevenich  330. 

1597-  Prummern  430. 

1600.  Gangelt  388. 

1613.  Jülich  137.    Ophoven  (ug.)  560. 

1614.  Dürwiss  60. 

1620.  Bettenhoven  43. 

1621.  Hillensberg  542. 
1623.  Waldfeucht  (ug.)  588. 
1625.  Rickelrath  340. 

1627.  Baesweiler  361.    Brachein  (ug.)  368. 

1637-  Gangelt   ug.)  388.    Kraudorf  409. 

1638.  Kirchhoven  546. 

1646.  Linnich  170. 

1647.  Mündt  194. 

1648.  Birgelen     ug.     484.      Keyenberg  321. 
Ubach  452. 

1650.  Klein-Gladbach  323.    Müntz  196. 

1651.  Loevenich  330. 
1655.  Heinsberg  525. 

1660.  Brachein  368.    Loverich  418. 

1663.  Baesweiler  361. 

1664.  Rur- Kempen   ug.)  569. 
1666.  Arsbeck  482. 


1667.  Dürsboslar  54.    Linzenich  184. 

1668.  Spiel  226. 

1669.  Glimbach  310. 

1671.  Havert  (ug. ,  500. 

1672.  Hambach  80. 
1674.  Kirchberg  145. 

1679.  Lohn  186. 

1680.  Randerath  434. 

1681.  Übach  452. 

1682.  Geilenkirchen  395.    Kirchhoven  546. 
Mündt  194. 

1683.  Langweiler  151. 

1684.  Karken  545. 
1689.  Heinsberg  525. 
1702.  Roedingen  205. 
1707.  Dürwiss  60. 

1709.  Heinsberg  (ug.)  524. 

1711.  Ophoven  560.    Trips  448. 

1714.  Erkelenz  292.    Laffeld  546. 

1716.  Beeck  265. 

1718.  Schleiden  207. 

1720.  Merbeck  333. 

1721.  Gevenich  309. 
1723.  Loevenich  330. 
1725.  Beggendorf  362. 
1727.  Heide,  An  der  278. 

1729.  Karken  545.    Rur-Kempen  (?)  üb!». 

1734.  Gereonsweiler  71. 

1735.  Ophoven  560. 

1736.  Linnich  170. 

1737.  Jülich  115. 
1739.  Tüddern  578. 

1743.  Brachein  368.    Klein-Gladbach  323. 

1744.  Heinsberg  529. 

1748.  Biigden    365.     Jülich    114.  Süsterseel 
576. 

Mitte  18.  Jh.    Müntz  196. 

1751.  Kirchhoven  546. 

1752.  Aldenhoven  25. 

1753.  Birgelen  484. 

1754.  Kückhoven  328.    Schwanenberg  348. 

1756.  Beggendorf  362. 

1757.  Zweibrüggen  385. 

1763.  Dremmen  496.    Ütterath  453. 

1764.  Breberen   (ug.)  493.     Hasselsweiler  93. 
Heinsberg  524.    Holzweiler  312. 

1765.  Mersch  192.    Spiel  226. 

1769.  Kofferen   ug.)  326. 

1770.  Loverich  420.    Pattern  199. 

1771.  Ratheim  564. 
1774.  Dürwiss  60. 

1778.  Waldfeucht  fug  :  589. 

1780.  Jülich  114. 


634 


GESAMTREGISTER  ZUM  ACHTEN  BANDE  I  6  7 


1781.    Bocket  (ug.) 491.  Gangel 1 388.  Setterich  210. 
1786.    Jülich  133. 
1790.    Marienberg  422. 


1793.  Hottori'  9«. 

1794.  Waldfeucht  (ug. ;  589.  Wassenbei 
1800.    Schierwaldenrath    ug.  571. 


608. 


X.  Textilien. 


i.  Kasein,  Kapellen,  Chormäntel 
usw. 

Arsbeck  (um  1500)  482.  Baesweiler  (18.  Jh.) 
361.  Beggendorf  (15.— 17.  Jh.)  362.  Birgden 
(17.  Jh.)  363.  Birgelen  (17.  Jh.)  484.  Brachein 
(17.— 18.  Jh.,  1697)  367.  Bracht  (1 5.  -  16.  Jh.) 
523.  Dremmen  (18.  Jh.)  496.  Erkelenz  (1509, 
Taf.)  290.  Bielenberg  (17 — 18.  Jh.)381.  Geilen- 
kirchen (16.  Jh.)  395.  Gevenich  (15.  Jh.)  309. 
Gillrath  (15.— 16.  Jh.,  Abb.)  401.  Golkrath 
(16.  Jh.)  311.  Hasselsweiler  (17.  Jh.)  92.  Heins- 
berg (15.— 16.  Jh.,  Taf.,  Abb.,   18.  Jh.)  523. 


Hottorf  (18.  Jh.)  96.  Kirchberg  (um  1600)  145. 
Laurenzberg  ("14.  Jh.,  Abb.)  150.  Lieh  (um 
1600)  158.  Linnich  (um  1500)  168.  Linzenich 
(um  1720)  184.  Lohn  (um  1520,  18.  Jh.)  186. 
Mersch  (1792)  192.  Ophoven  (1596)  559.  Ors- 
beck (15.— 16.  Jh.,  1705)  561.  Scherpenseel 
(um  1500  u.  17.  Jh.)  439.  Schierwaldenrath 
(17.— 18.  Jh.)  571.  Sieisdorf  (1541)  224.  Stet- 
ternich (16.  Jh.,  1686)  227.  Süggerath  (15.  bis 
16.  Jh.)  440.    Wachtendonk  (1646)  554. 

2.  Gobelins. 
Wassenberg  (18.  Jh.)  608. 


XI,  Inschriften. 


i.  Römische. 
Alfdorf  28.    Bettenhoven  40.  Gereonsweiler 
71.    Jülich  102.    Laurenzberg  148.    Lohn  184, 
620.    Müntz  195.    Pützdorf  15.    Rüdingen  200. 
Selgersdorf  207.    Tetz  229. 

2.  Romanische. 
Keyenberg  (11.  Jh.,  Abb.  :  321. 

3.  Gotische. 
Beeck  (1460— 1470)263.  Borschemich  (1451  ) 
270.  Engelsdorf  (1526)  67.  Erkelenz  (1457, 
1458)  286,  288.  Gangelt  (1511  z.)  394.  Havert 
(1525  z.)  500.  Heinsberg  ,1289  z.  511,  15.  Jh. 
515.  Immendorf  (1509)  406.  Jülich  (14.  Jh.  , 
113.  Kipshoven  1492)  266.  Linnich  (1460) 
163.  Loverich  (1525)  419.  Marienberg  (1484 j 
421.  Mersch  ,1463'  189.  Waldfeucht  (1529) 
623.    Welz  (1463;  235. 

4.  Spätere. 
Aldenhoven    1823,   1557,  1767,    1724  s  25, 
27,   28.     Altenburg    1658    494.  Beggendorf 
(1687;  362.    Berverath    1682'  322.  Blumenthal 
(1652)  374.    Braunsrath  (1749;  492.  Doveren 


1771)  272.  Dremmen  1724  496.  Dürboslar 
(1651  u.  1685;  56.  Dürwiss  (1774  u.  1663)  59 
Effeld  ;1606)  574.  Elsum  (1571,  1580;  488 
Erkelenz  (1662;  293.  Erzelbach  (1721)  621 
Gangelt  (1638)  388.  Gansbroich  (1661)  262 
Gevenich  (1804)  309.  Glimbach  (17138)  310 
Güsten  (1693)  75.  Heinsberg  (1666,  1702)  506, 
(1787)  527,  (1773)  538.  Hohenbusch  (1707, 
1716,  1720)  296.  Holtum  1667,  1757;  267. 
Jülich  (1637  1  15,  (1692)  117,  (1660,  1764) 
138,  (1578:")  111,  (18.  Jh.)  619.  Kellenberg 
(1838)  39.  Kipshoven  (1648),  267.  Kirchberg 
(1660)  144.  Körrenzig  (17751  324.  Kranzes 
(1785)  496.  Lindenberg  (1760)  229.  Linzenich 
(17.  Jh.)  183.  Lohn  (1696,  1692)  185,  186. 
Niederkrüchten  (1604)  334,  (1719)  338.  Nieder- 
lieck (1665)  540.  Orsbeck  (1763)  561".  Palant 
(1624)  272.  Randerath  (1718)  434.  Rödingen 
(1708)  202.  Roitz  (1757)  328.  Selgersdorf 
(18.  Jh.)  207.  Siersdorf  (1578,  1762)  224. 
Stetternich  (1716)  227.  Teveren  (1686)  443. 
Ticheln  (1636)  405.  Uebach  (1566,  1768)  452. 
Ungershausen  (1663,  1691)  58.  Waldfeucht 
(1782)  594. 


635 


1 68 


GESAMTREG  IST  ER  ZUM  ACHTEN  KANIJE 


XII.  Künstlerverzeichnis. 


r.  Architekten,  G  arten  ba  um  eis  ter 

und  Steinmetzen. 
Arnold,  Steinmetz.    Hambach  (1557—1563)  83. 
Burkart,  Joh.    Havert  (1863)  499. 
Couven  (?).    Heinsberg  (1774)  526. 
Couven,  Art.    Braunsrath   (Mitte   18.  Jh.)  492. 

Breill  (1754)  378.    Geilenkirchen  (um  1750) 

399. 

Cremer,  Linnich.    Kirchhoven  (um  1855)  545- 
Dreher, Hans,  Köln.  Hasselsweiler  (1891 —93)  89. 
Edlerius,  Johann.    Jülich  (1554)  136. 
Fisenne,  L.  von,  Gelsenkirchen.     Arsbeck  (um 

1900)  481.    Heinsberg  (1884—1898)  506. 

Millen  (1894)  548.    Waldfeucht  (1883  bis 

1889)  581. 
( iardesuner  s.  Garnesuner. 

Garnesuner,  Bauaufseher.  Hambach  (1557  bis 
1563)  83. 

Kincwilre,  Meister  Hans  van.  Inimendorf  (1509) 
406. 

Korynfenger,  Peter,  Bauführer.    Hambach  (1557 

bis  1563)  83. 
Kremer,  Theod.,  Köln.  Gereonsweiler  (1886)  71. 
Leuss,  Steinmetz.    Hambach  (1557—1563)  83. 
Libisch,  Alexander,  Landmesser.    Hambach  (1557 

bis  1563)  83. 
March,  Otto,  Berlin.    Grittern  (um  1900)  275. 
Nagelschmidt,  Köln.    Erkelenz  (um  1860)  28G. 
Pasqualini,  Alexander.    Hambach  (1548—1563) 

81.     Heinsberg  (um    1550)   533.  Jülich 

(1538 ff.)  122,  135,  !36. 
Pasqualini,  Johannes.  Jülich  (1567?)  135.  Wolf- 

fenbüttel  (1574)  619. 
Renard,  PI.   Diözesanbaumeister,  Köln.  Erkelenz 

(1904)  304.  Jülich  (1899)  105,  (1900)  123. 
Ross,   Theod,   Köln.      Wassenberg   (1901  bis 

1903)  596. 

Rousseau,  Aachen.    Niedermerz  (1865)  198. 
Speckle,  Baumeister  aus  Strassburg.   Jülich  (1589) 
125. 

Statz,  Vincenz,  Köln.    Braunsrath  (1858)  492. 

Vyrss  (Viersen),  Johann  van.  Erkelenz  (1541)  302. 

Welter,  Gerhard,  Jul.,  Fontänenmeister  zu  Ham- 
bach.   Hambach  (1  1695)  80. 

Wicthase,  Heinr.,  Köln.  Aldenhoven  (um  1875) 
16.  Boslar  (um  1870)  45.  Elsum  (1876) 
486.  Erkelenz  (um  1880)  286.  Hambach 
(1879)  77.  Hasselsweiler  (1871—1876)  89. 
Jülich  (1878)  105.  Steinkirchen  (1871)  572. 
Wassenberg  (1891)  596. 


2.  Bildhauer  und  Stukkateure. 

Gummersbach,  Peter,  Köln.     Kirchberg  (1660) 

143.    Linzenich  (1652)  183,  184. 
Langenberg,  Ferd.,  Goch.    Siersdorf  (1901)  216. 
Melchior,  J.  P.,  Modelleur.  Erkelenz  (18.  Jh.)  305. 
Mengelberg,  W.,  Utrecht.    Boslar  (1876)  46. 
Moest,  Rieh.,  Köln.    Aldenhoven  (1898/99)*  20. 

Siersdorf  (1882)  215- 
Reinhard,  H.,  Modelleur.    Heinsberg  (16.  Jh.?) 

522.    Titz  (16.  Jh.)  233. 
Sarter,  Domsteinmetzmeister,  Bremen.  Linnich 

(1862)  167. 

Statins  aus  Lüttich.  Erkelenz  (Mitte  15.  Jh.)  292. 
Steffeswert,  Jan  van.    Tüddern  (1513)  578. 

3.  Maler. 
Aldegrever.     Linzenich  182. 
Backhuysen,  Ludolf.    Breill  379. 
Bassano,  Art.    Breill  380. 

Bechern,  P  f.,  Mönch  in  Hohenbusch.  Hohen- 
busch (1741)  295. 

Beerstraaten,  J.  A.  van.    Breill  (1653)  379. 

Begas,  Karl.    Heinsberg  (19.  Jh  )  521. 

Bergen,  Dirk  van.    Erkelenz  307. 

Berghem,  Nicolaes,  Art.  Erkelenz  307.  Rurich345. 

Beschey,  P.    Elsum  (18.  Jh.)  490.    Trips  449. 

Bouts,  Dirk,  Nachf.    Ratheim  (Ende  15.  Jh.)  564. 

Brekelenkam,  Quirin.  Elsum  490.  Art,  Trips  449- 

Breughel,  Jan  d.  Ä.  Breill  380.  Art,  Leerodt  415. 
Pieter  d.  J.    Breill  380. 

Brouwer,  Adriaen.    Elsum  490. 

Bruyn,  Barthel,  Art     Linnich  166. 

Burfeno  (?).     Linzenich  (17.  Jh.)  182. 

Burckmair,  Art.    Breill  (1515  Taf.)  379. 

Caspers,  Wanlo.    Tetz  (1903)  620. 

Cranach,  Lucas,  Art     Breill  379. 

Croce,  Girolamo  Santa,  Art.    Rurich  (Abb.)  345. 

Deuell,  N.  C.    Zweibrüggen  (17.  Jh.)  383. 

Deventer,  Jacob  von,  Kartograph.  Erkelenz 
(Mitte  16.  Jh.)  283. 

Dickmann,  J.    Güsten  (um  1900)  74. 

Dou,  Gerard,  Art      Rurich  345- 

Dyck,  Ant.  von,  nach.     Elsum  490. 

Erwein,  Johann,  in  Köln.    Erkelenz  (1533)  290. 

Faes,  Pieter  van  der,  gen.  Lely.  Rurich  (Taf ) 
344. 

Flinck,  Govaert.    Elsum  489.    Erleid  575. 
Forster,  Frater  Godefridus.  Randerath  (1758)  434. 
Francken,    Frans.     Erkelenz  305,    Art,  Zwei- 
brüggen 383. 


636 


GESAMTREGISTER  ZUM  ACHTEN  BAXDE 


I  69 


Francken,  Thomas.    Erkelenz  307. 

Göbbels,  Kanonikus,  Aachen  Siersdorf  (1882) 
215.    Tetz  (1903)  620. 

Hals,  Dirk,  Art.    Leerodt  416. 

Heda,  Claesz,  Art.    Erkelenz  307. 

Heist,  Barth,  von  der,  Art.    Rurich  (Taf.)  344. 

Hondecoeter,   Melchior,   Art.    Haus  Bock  200. 

Janssen  van  Keulen,  Art.    Erkelenz  305. 

Keyser,  Thomas  de.    Haus  Bock  200. 

Klaphauer  (?).    Erkelenz  307. 

Kleinertz,  in  Köln.    Boslar  (1876)  46. 

Knauff,  Leonard.  Boslar  (1848/49)  46.  Linnich 
(um  1850)  164. 

Kuyk,  Jacobus  von.    Erkelenz  (18.  Jh.)  307. 

Mabuse,  Art.    Brachein  369.    Rurich  345. 

Maes,  Godofridus.    Erkelenz  (1665)  294. 

Maes,  Nicolaes,  Art.    Rurich  345. 

Maratta,  Carlo  (?).    Trips  449, 

Metsys,  Quinten,  Art.    Haus  Bock  200. 

Miereveit,  Art.    Erkelenz  307. 

Neer,  Eglon  Hendrik  van  der.  Breill  380. 
Erkelenz  (1659)  307. 

Netscher,  Gaspard.     Rurich  345. 

Orley,  Barend  von,  Art.    Breill  379. 

Palamedesz,  Anton,  Art.    Rurich  344. 

Poel,  E.  van  der.    Erkelenz  307. 

Potter,  Paul,  Art.    Erkelenz  307. 

Ravesteyn,  Jan  (?)     Elsum  490. 

Rembrandt,  Nachf.    Elsum  489,  490. 

Roidkin,  Reiner.  Breill  (1726)  376  Baes- 
weiler (1725/26)  361. 

Roos,  Joh.  Heinr.  d.  A.    Erkelenz  307. 

Rubens,  P.  P.    Elsum  (Abb.)  489. 

Rubens,  Art.  Erkelenz  307.  Leerodt  415.  Stein- 
kirchen 572. 

Saftleeven,  Cornelis.    Elsum  490. 

Seeghers,  Art.    Haus  Bock  200. 

Steenwijk,  Hendr.  d.  J.    Rurich  344. 

Stockum,  Johann  von,  aus  Köln  (?).  Erkelenz 
(1457)  292. 

Teniers,  David  d.  J.    Rurich  344,    Art,  Elsum 

490.    Wassenberg  608. 
Tintoretto,  Art.    Breill  380. 
Tizian,  Kopie  nach.    Übach  452. 
Toi,  von  (?)     Erkelenz  307. 
Vernet,  Claude  Jos.    Rurich  345. 
Vlieger,  Simon  de,  Art.    Haus  Bock  200. 
Watteau,  Art.    Trips  449. 
Weenix,  Jan.    Erkelenz  305. 
Weenix.  Jan  Bapt.    Rurich  345. 
Weenix,  Art.    Haus  Bock  200. 
Whigs,   W.  J.,   Aachen.      Linnich   (um  1850) 
164. 


Anonyme  Meister. 
Köln,    Meister    der    Lyversberger  Passion. 
Erkelenz  307. 

Köln,  Meister  von  S.  Severin.  Erkelenz  305. 
Regensburger   Meister    des    16.  Jh.  Breill 
(1515,  Taf.)  379. 

Süddeutscher  Meister. 
Bettenhoven  (um  1500)  44. 

Niederländischer  Meister. 
Geilenkirchen  (16.  Jh.)  400. 

Italienischer  Meister. 
Marienberg  (Anf.  18.  Jh.)  422. 

4.  Goldschmiede. 
Richterich  (?),  Aachen.  Wassenberg  (um  1600)601. 
Witte,  Aachen.    Hambach  (1875)  79. 

5.  Glockengiesser. 
Alftre,  Hermann  van.    Tetz  (1472)  230. 
Alfter,  Jan  van     Hoengen  (1502)  543. 
Antei,  Johan.    Inden  (Mitte  15.  Jh.)  97. 
Batel,  Adolf.    Arsbeck  (1666)  482. 

Bourlet,  Johannes.  Geilenkirchen  (1682)  395. 
Havert  (1671,  ug)  500.  Karken  (1684) 
545.  Kirchberg  (1674)  175.  Kirchhoven 
(1682)  546.  Lohn  (1679)  186.  Mündt 
(1682)  194.  Randerath  (1680)  434.  Übach 
(1681)  452. 

Broderman,  Johan.    Ederen  (1412)  63. 

Coetmont.    Rurkempen  (1459)  569. 

Curia,  Franciscus  de,  ..ein  welscher  Mann". 
Brachein  (1660)  368. 

Dinckelmeyer,  Gottfried.  Beggendorf  (1725) 
362.  Gevenich  (1721)  309.  Heide,  An 
der  (1727)  278. 

Duisterwald,  Christian.    Linnich  (1430)  170. 

Dulcken,   Wilhelm  van.    Glimbach  (1669)  310. 

Edell,  Johann,  Peter.    Rödingen  (1702)  205. 

Fabri,  Edmundus.  Schleiden  (1718)  207.  Mer- 
beck (1720)  333. 

Foissey,  C.    Marienberg  (1790)  422. 

Fransen,  L.    Dürwiss  (1707)  60. 

Fuchs,  Engelbert  Joseph.    Jülich  (1748)  114. 

Fuchs,  Peter.     Mündt  (18.  Jh.)  196. 

Gunder,  Bartholomaeus.  Klein-Gladbach  (174.!) 
323.    Kückhoven  (,1754)  328. 

Hehr  (?).    s.  Lehr. 

Hoerken,  Wilhelmus.    Setterich  (1457)  210. 
Humblot,   Claudius.    Birgelen  (1648,   ug.)  484. 

Müntz  (1650)  196. 
Hintern,  Johannes  de.    Elmpt  (1441)  277. 


637 


i7o 


GESAMTREGISTER  ZUM  ACHTEN  BANDE 


Hyntum,  Gotfridus  de.    Dürwiss  (1421)  60. 

Jacop.  Keyenberg  (1455,  1464)  321.  Klein- 
Gladbach  (1477)  323. 

Johan.  Keyenberg  (1455)  321.  Klein-Gladbach 
(1477)  323.    Selgersdorf  (1425)  207. 

Julien.    Birgelen  (1753)  484. 

Jullien,  A.    Laffeld  (1714)  546. 

Kloit,  Kirstgein.  Barmen  (1439)  33.  Selgers- 
dorf (1425)  207.    Wassenberg  (1441)  602. 

Krommen,  Paulus.     Ophoven   (1613,   ug.)  560. 

Lagnier,  Peter,  Lotharingus.  Waldfeucht  (1623, 
ug.)  588. 

Lamiral,  Claudius.  Dürboslar  (1667)  54.  Kirch- 
hoven (1638)  546. 

Le  Brochaid,  Simon,  Lotharingus.  Waldfeucht 
(1623,  ug.)  588. 

Le  Brochard,  Edmundus,  Lotharingus.  Wald- 
feucht (1623,  ug.)  588. 

Lefebure,  Edmund.    Heinsberg  (1689)  525. 

Legros,  Martinus.  Hasselsweiler  (1764)  93. 
Jülich  (1780)  114.  Loverich  (1770)  420. 
Mersch  (1765)  192.    Spiel  (1765)  226 

Lehr,  Johann,  in  Köln.  Baesweiler  (1663)  361. 
Spiel  (1668)  226.  Rurkempen  (1664,ug.)  569. 

Mabilot,  Urbanus,  von  Saarburg.  Bocket  (17H1, 
ug.)  491.    Setterich  (1781  ?)  210. 

Michelin,  Petrus.    Havert  (1671,  ug.)  500. 

Milot,  Rene.  Birgelen  (1648,  ug.)  484.  Müntz 
(1650)  196. 

Moet,  Goebel.    Puffendorf  (1467)  431. 

N.  B.    Klein-Gladbach  (1650)  323. 

Nuckel,  Christianus.    Rickelrath  (1625)  340- 

Nuys,  Reinaert  van.    Tetz  (1521)  230. 

Onckel,  Kerstgen  van.    Jülich  (1613)  137- 

Petit,  Alexius.  Breberen  (1764  ug.)  493.  Heins- 
berg (1764)  524. 

Petit,  Petrus.  Breberen  (1764  ug.)  493.  Heins- 
berg (1764)  524. 

Pirong,  Johan.    Erkelenz  (1714)  292. 

Pirung,  Juan.  Beeck  (1716)  265.  Heinsberg 
(1709  ug.)  524. 

Ragle,  Franciscus,  Lotharingus.  Bettenhoven 
(1620)  43.    Hillensberg  (1621)  542. 

Segen,  Arnoldus  de.   Wassenberg  (1441)  602. 

Simon,  J.    Marienberg  (1790)  422. 

Stocki,  Johannes,  von  Saarburg  bey  Treyer.  Kof- 
feren (1769  ug.)  326.    Pattern  (1770)  199. 

Stocki,  Willibrordus.  Jülich  (1786)  133.  Schier- 
waldenrath (1800  ug.)  571.  Setterich  (1781) 
210.  Waldfeucht  (1794  ug.)  589.  Wassen- 
berg (1794)  608. 

Stommeln,  Cordt  van.    Loevenich  (1651)  330. 

Treir,  Treveris  s.  Trier. 


Trier,  Christofel  van.    Hambach  (1672)  80. 

Trier,  Franz  von.  Baesweiler  (1627)  361.  Bra- 
chein (1627  ug.)  368.  Gangelt  (1637  ug.) 
338.  Kraudorf  (1637)  409.  Linnich  (1646) 
170.    Uebach  (1648)  452. 

Trier,  Gregorius  van.  Birgden  (1495)  365.  Do- 
veren (1499)  273.  Dürboslar  (1490)  54. 
Freialdenhoven  (1486)  70.  Gangelt  (1509 
ug.)  388.  Gevelsdorf  (1493)  93.  Glimbach 
(1495)  310.  Hillensberg  (1495)  542.  Hot- 
torf (1513)  96.  Immendorf  (1511)  408. 
Immerath  (1496)  317.  Jülich  (1508)  113. 
Kirchberg  (15.4?)  145.  Puffendorf  (1486) 
431.  Titz  (1493)  233.  Wassenberg  (1495)  602. 

Trier,  Jan  von.  Heinsberg  (1434?,  wahrscheinl. 
1534)  524. 

Trier,  Johan  (Jan)  von,  d.  A.    Aldenhoven  (1508) 

24.  Erkelenz  (1535)  292.  Frelenberg  (1522) 
381.  Heinsberg  (1534?)  524.  Hillensberg 
(1547  ug.)  542.  Höllen  (1534)  95.  Kör- 
renzig (1514,  1516)  325.  Palenberg  (1537) 
428. 

Trier,  Johan  (Jan)  von,  d.  J.  Kofferen  (1596) 
326.  Loevenich  (1596)  330.  Prummern 
(1597)  430.    Randerath  (1586)  434. 

Trier,  Juris  (Gregorius  ?  s.  o.)  van.  Hillensberg 
(1547  ug.)  542. 

Trier,  Peter  van.  Dürboslar  (1570)  54.  Marien- 
berg (1582)  422. 

Venlo,  Johan  van.  Schwanenberg  (1448)  348. 
Würm  (1452)  455. 

Venlo,  Jacop  van.    Würm  (1452)  455. 

Venlo,  Tilman  van.    Gängelt  (1600)  388. 

Venrath,  Jacop  van.  Bettenhoven  (1465)  43. 
Birgelen  (1519)  484.  Millen  (1477)  551. 
Prummern  (1473)  430.  Schwanenberg  (1482 
ug.)  348.    Süggerath  (1477)  440. 

Voigt,  Christian.  Brachein  (1743)  368.  Holz- 
weiler (1764)  312. 

Voigt,  Christian,  der  Vater.  Beggendorf  (1756) 
362.  Dremmen  (1763)  496.  Schwanenberg 
(1754)  348.    Ütterath  (1763)  453. 

Voigt,  Christian,  der  Sohn.    Aldenhoven  (1752) 

25.  Beggendorf  (1756)362.  Birgden  (1748) 
365.  Dremmen  (1763)  496.  Kirchhoven 
(1751)  546.  Schwanenberg  (1754)  348. 
Süsterseel  (1748)  576.   Ütterath  (1763)  453. 

Voigt,  Christian  Wilhelm.    Jülich  (1737)  115. 

Linnich  (1736)  170.   Ophoven  (1735)  560. 

Ratheim  (1771)  564. 
Voigt,  Joannes  Rutgems.    Gangelt  (1781)  388. 

Karken  (1729)  545.  Waldfeucht  (1778  ug.) 

589. 


638 


GESAMTREGISTER  ZUM  ACHTEN  BANDE  1  7  I 


XIII.  Klösterliche  Nied 

i .  Benediktiner. 
Millen,  Propstei'  546. 

2.  Zisterzienserinnen. 
Dalheim  482.    Ophoven  554. 

3.  Praemonstra  t  en  s  eri  nn  en. 
Heinsberg  525. 

4.  M  i  n  o  r  i  t  e  n. 
Linnich  172.    Randerath  435- 

5.  Karthäuser. 
Jülich,  Kloster  Vogelsang  117. 

6.  Franziskaner. 

Männerklöster:  Erkelenz  292,  461 ;  Heinsberg 
524.    Frauenklöster:  Hilfarth  541,  Linnich  171.  I 


lassungen  und  Kommenden. 

7.  Kapuziner. 
Männerklöster:   Aldenhoven  25,  Jülich  114, 
Wassenberg  603.    Frauenklöster:  Myhl  554. 

8.  [esuiten. 

Jülich  116. 

9.  Kreuzbrüder. 
Hohenbusch  294,  461 ;  Wegberg,  Propstei  348- 

10.  Po eni tenten. 
Heinsberg  527. 

u.  S epulchrinerinnen. 
Jülich  115. 

12.  Deutschordens -  Kommenden. 
Kinngen  120.    Siersdorf  219. 


iffldes-  a.  Bochsdwlbibliothek 

Potscf  o  m 


639 


Papier  von  FLINSCH. 

Phototypien  von  Meisenbach,  Riffarth  &  Co.  in  München  und  L.  Schwann  in  Düsseldorf. 
Autotypien  und  autotypische  Tafeln  von  A.  Bruckmann  in  München  und  L.  Schwann  in  Düsseldo 

Druck  von  L.  SCHWANN  in  Düsseldorf.