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7 .
DIE
KUNST DENKMÄLER
DER
RHEINPROVINZ
DIE
KUNSTDENKMÄLER
DER
RH EIN PROVINZ
IM AUFTRAGE DES PROVINZI ALVERBANDES
HERAUSGEGEBEN
VON
PAUL CLEMEN
ACHTER BAND
i.
DIE KUNSTDENKMÄLER DES KREISES JÜLICH
DÜSSELDORF
DRUCK UND VERLAG VON L. SCHWANN
1902
DIE
KUNSTDENKMÄLER
DES KREISES
JÜLICH
IM AUFTRAGE
DES PROVINZIALV ER BANDES DER RHEINPROVINZ
BEARBEITET
VON
KARL FRANCK-OBER ASPACH
UND
EDMUND RENARD
\
MIT 13 TAFELN LIND 156 ABBILDUNGEN IM TEXT
DUSSELDORF
DRUCK UND VERLAG VON L. SCHWANN
1902
ALLE RECHTE VORBEHALTEN
VORBEMERKUNG
Mit der Beschreibung der Kunstdenkmäler des Kreises Jülich beginnt die
rheinische Denkmälerstatistik die Veröffentlichung des Schatzes an erhaltenen Monu-
menten im Regierungsbezirk Aachen. Die von der Kommission für die Denkmäler-
statistik seit jetzt zwölf Jahren rüstig geführte gross angelegte Publikation ist zur Zeit
an einer Station angelangt, die einen längeren Aufenthalt bedingt: an der Vorberei-
tung der Veröffentlichung über die Kunstdenkmäler der Stadt Köln. Diese Vorbe-
reitung hat die Herausgabe der Denkmäler der Stadt und des Kreises Bonn wie
des Siegkreises verzögert, für die das Manuskript fertig vorliegt. Bis zum Abschluss
der Arbeiten wird aber noch geraume Zeit vergehen müssen, da dieses wichtigste
und denkmälerreichste Gebiet, eines der wichtigsten Kapitel der ganzen deutschen
Kunstgeschichte, natürlich ganz besonders eingehende und umfassende Vorarbeiten
verlangt. Um keine allzu grosse Pause in der Reihe der Veröffentlichungen ein-
treten zu lassen, hat sich die Kommission entschlossen, schon jetzt mit der Bearbei-
tung des Regierungsbezirks Aachen zu beginnen. Zunächst wird hiermit der Kreis
Jülich vorgelegt. Er bildet das erste Heft des achten Bandes der Denkmälerstatistik
— der sechste und der siebente Band sollen der Stadt Köln gewidmet sein. Die
Hefte sollen reicher als bisher illustriert werden; das vorliegende, mit 1S6 Textab-
bildungen und i3 Tafeln, sucht schon diesem Programm zu entsprechen.
Dieses stattliche Heft — es ist das umfangreichste, das bislang von uns ver-
öffentlicht worden ist — behandelt ein zum grössten Teil noch ganz unbekanntes
Gebiet, das ausser der alten Residenzstadt Jülich keinen Hauptort aufzuweisen hat,
das aber in den kleinen Städtchen Aldenhoven und Linnich und vor allem in der
grossen Menge der Schlösser und Rittersitze eine ausserordentliche Zahl von bedeut-
samen Denkmälern besitzt.
In der Bearbeitung ist, wie schon früher, eine Arbeitsteilung eingetreten. Die
Städte Jülich und Linnich, sowie der südwestliche Teil des Kreises sind von Herrn
Dr. Edmund Renard bearbeitet, der schon seit dem i. März 1 898 als Assistent im
Dienst der Kommission für die Denkmälerstatistik steht. Der Rest, der geographisch
bei weitem grössere Teil, ist von Herrn Dr. Karl Franck-Oberaspach bearbeitet
worden, der vom i. Mai i9oo bis zum i. Juni i9o2 als Assistent bei der Kom-
mission thätig war. Die Bereisung ist durch die beiden Verfasser selbständig durch-
geführt worden. Die einzelnen Abschnitte sind zur näheren Unterscheidung mit [R.]
und [F.] gekennzeichnet. Bei der Bearbeitung des Textes konnten die historischen
Notizen und die Zusammenstellungen des gedruckten wie des ungedruckten Materials
Verwendung finden, welche der im Frühjahr i9oi allzufrüh verschiedene Dr. Paul
Redlich, der seit dem März 1 899 als historischer Hilfsarbeiter bei der Kommission
thätig war, gesammelt hatte. Bei den Arbeiten im Königlichen Staatsarchiv zu
Düsseldorf wurden die Verfasser von den Herren Archivdirektor Dr. Ilgen und
Archivar Dr. Redlich wesentlich unterstützt.
VT
VORBEMERKUNG
Die Vorarbeiten wurden in entgegenkommender Weise gefördert durch den
Königlichen Landrat im Kreise Jülich, Herrn Dr. Vüllers. Der Dank der Bear-
beiter gebührt weiterhin den sämtlichen Herren Pfarrern und Bürgermeistern des
Gebietes. Den ersteren lagen die Abschnitte über ihre Kirchen vor der Drucklegung
noch einmal zur Durchsicht vor.
Der Dank der Kommission für die Denkmälerstatistik gebührt wieder in
erster Linie ihrem Mitgliede, dem Herrn Major E. von Oidtman in Berlin, der wie
bei den vorhergehenden Heften seine umfassenden territorialgeschichtlichen und
genealogischen Kenntnisse auf diesem Gebiet, dem seit Jahrzehnten seine besonderen
Studien gegolten haben, in den Dienst des Unternehmens stellte. Er hat ausser
einer grossen Zahl von einzelnen Notizen auch mehrere selbständige Beiträge geliefert.
Für Linnich und Umgegend hat Herr Dr. Heinrich Oidtmann in Linnich in
der liebenswürdigsten Weise den Bearbeiter unterstützt und vor allem wertvolles
Abbildungsmaterial bereitwilligst zur Verfügung gestellt. Die gelehrten und ein-
gehenden historischen Studien und Untersuchungen des früheren Gymnasialdirektors
Herrn Dr. Kühl in Jülich haben bei der Vorbereitung das wertvollste Hülfsmittel
abgegeben, auch bei der Bearbeitung des Textes danken ihm die Verfasser wichtige
Fingerzeige. Für Jülich und Linnich stellte Herr Stadtarchivar Richard Pick in
Aachen mit gewohnter Liberalität seine umfassenden Kenntnisse zur Verfügung,
ebenso lieferten die Herren Oberstleutnant z. D. Freiherr von Eynatten zu Höchst
und Freiherr von Mylius auf Linzenich wichtige Beiträge sowie wertvolles Illustra-
tionsmaterial. In Jülich haben sich Herr Major Haushalter, Kommandeur der
Unteroffizierschule, sowie die Herren Bürgermeister Vogt und Beigeordneter Lin-
nartz besondere Verdienste erworben.
Die Abbildungen Nr. 1 3 — 1 5, i7, 18, 3 1 — 37, 45, 46, 8i, 84—86, 88, 9i, 93,
96, io5, 106, iii, 1 37, 1 38, 1 39, 1 45 — 1 4 7, i 5 1 — 1 53, 1 5 5, 1 5 6 sind von Herrn
Regierungsbauführer Sammeck in Berlin, die Zeichnungen Nr. 2, 21, 24 — 26, 28, 29,
38, 39, 4r— 43, 48, 54, 56 — 60, 65, 66, 92, 98— io4, 1 1 7, 118, 122, 124, 128, i32,
i48, i5o, sowie die Photographien für Nr. 1, 3 — 12, 22, 23, 27, 49, 5o, 53, 97,
125, 126, 1 3 1 , 1 33, 1 34, 1 36, 1 54 von Herrn Dr. Karl Franck-Oberaspach, die
Abildungen Nr. i9, 76, Ii3, i4o, i42 von Herrn Dr. Renard, die Abbildungen
Nr. 16, 20, 22, 3o, 4o, 44, 61, 7t, 74, 75, 78, 79, 87, 89, 9o, n9, 120, 129, i35,
i49 von Herrn Photograph Schiffer in Jülich, die Zeichnungen Nr. 7 2, 73, 80,
1 4 1 von Herrn Diöcesanbaumeister Renard in Köln, Nr. 67, 77, 82, 8^5, 118 von
Herrn Architekt Steinhausen in Düsseldorf, Nr. 5 1, 68 — 7o, io7 von Herrn Architekt
Wiethase in Köln (f) hergestellt. Die Tafeln sind von der Kunstanstalt B. Kühlen
in M. -Gladbach, die Karte ist von Herrn Landmesser H. Künkler in Bonn ange-
fertigt worden.
Der Kreisausschuss des Kreises Jülich hat zu den Kosten des vorliegenden
Heftes einen erheblichen Beitrag bewilligt.
Bonn, im Oktober i9o2. „
PAUL CLEMEN.
EINLEITUNG.
Der Kreis Jülich des Regierungsbezirkes Aachen bildet ungefähr ein Rechteck,
das von Süden nach Norden von der Rur durchflössen wird; östlich ist das Kreisgebiet
begrenzt durch den Kreis Bergheim des Regierungsbezirkes Köln, nördlich auf eine
kurze Strecke von dem Kreis Grevenbroich, sonst von dem Kreis Erkelenz. Nord-
westlich folgt der Kreis Heinsberg, westlich der Kreis Geilenkirchen, südwestlich der
Landkreis Aachen und südlich der Kreis Düren. Bei einem Flächeninhalt von
3 1 7 qkm und 5i ha umfasst der Kreis die beiden Städte Jülich und Linnich, sowie
16 Landbürgermeistereien mit 47 Gemeinden und hat eine Einwohnerzahl (i9oo)
von 42 675 Seelen.
Um den Beginn der christlichen Zeitrechnung sitzen in der Jülicher Gegend
die im J. 38 v. Chr. auf das linke Rheinufer verpflanzten Ubier. Jülich, der Haupt-
ort, ist in seiner bevorzugten, etwas erhöhten Lage am Rurfluss wahrscheinlich schon
älteren, keltischen Ursprunges. Erst bei dem Bataver -Aufstand im J. 7o nach Chr.
gewinnt Jülich als römisches Kastell eine grössere Bedeutung, als das nächstliegende
Kastell Tolbiacum von den aufrührerischen Volksstämmen vernichtet wurde. Die
zahlreichen römischen Funde, die auf die 6. Legion hinweisen, machen es wahr-
scheinlich, dass Jülich als Römerkastell erst damals angelegt worden ist, als diese
Legion wegen des Bataver -Aufstandes nach dem Niederrhein versetzt wurde.
Als römisches Kastell wird Juliacum des öfteren genannt, so namentlich im Itinera-
rium Antonini, in der Peutingerschen Tafel und bei Ammianus Marcellinus.
Das Militärkastell Jülich war Knotenpunkt eines reichen Netzes von Römer-
strassen, die sternförmig von hier aus den Kreis durchzogen, namentlich nach den
anderen wichtigen Römerorten, nach Köln über Bergheim, nach Aachen, nach Düren
und Zülpich, nach Neuss.
Jülich selbst ist reich an römischen Funden: unter der Pfarrkirche liegen
mächtige römische Substruktionen ; in die um i3oo begonnene Stadtbefestigung sind
vielfach römische Grabsteine vermauert worden. Wir hören dann bei dem Bau der
Bastionsbefestigung im 16. Jh. von grossen Münzfunden. Noch das 18. Jh. brachte
reiche Funde römischer Inschriftsteine, die in das Mannheimer Museum wanderten.
Auch das übrige Kreisgebiet hat zahlreiche römische Funde aufzuweisen : in
Aldenhoven, in Geuenich, in Inden und bei Schleiden sind die Reste römischer
Gebäude, wahrscheinlich Ackerhöfe, aufgedeckt worden. Einzelfunde hat man in dem
i
[
2
EINLEITUNG
ganzen Gebiet gemacht, namentlich Matronensteine. Die Funde sind nicht so reich,
wie in den Kreisen Euskirchen und Bergheim, verteilen sich aber auf das ganze Ge-
biet, vornehmlich Gereonsweiler, Tetz, Laurenzberg, Lohn, Aldenhoven, Inden, Boslar
und Bettenhoven kommen hier in Betracht. In Rödingen fand man im J. 1 7 85
sogar 9 Matronensteine zusammen.
Aus den Stürmen, die im 4. und 5. Jahrhundert die römische Herrschaft ver-
nichteten, scheint das Kastell Jülich wohlbehalten hervorgegangen zu sein; es bleibt
der Hauptort des Gebietes auch in fränkischer Zeit unter dem Königreich Ripuarien.
Damals grenzt sich der Jülichgau oder Rurgau schärfer ab ; seine Grenzen decken
sich wohl im wesentlichen mit denjenigen des späteren Jülicher Dekanates.
Er umfasste ausser dem jetzigen Kreisgebiet fast den ganzen Kreis Düren, ausser-
dem noch Teile der jetzigen Kreise Aachen-Land, Geilenkirchen und Erkelenz.
Die Normanneneinfälle von 88o — 88 1 schlugen dem Jülicher Land schwere
Wunden; auch Jülich ging wie die anderen Römerkastelle des Niederrheines in
Flammen auf.
Seit dem io. Jahrhundert treten die Grafen des Jülichgaues in den Vorder-
grund; neben ihnen ist die kölnische Kirche schon seit dem 7. Jahrhundert —
wahrscheinlich durch Schenkungen der fränkischen Könige — wesentlich begütert, sie
ist auch Grundherrin in Jülich. Das i3. und i4. Jahrhundert sind die Zeit eines
machtvollen, glänzenden Aufschwunges der Jülicher Grafen, eines Emporsteigens von
dem kleinen Territorialherrn zum mächtigen Fürsten und wichtigen Faktor in
der Reichspolitik. Es ist ein mit eiserner Energie durchgeführter Kampf nach Ge-
biets- und Machtvermehrung, nach Abrundung und Ausbau des Gewonnenen, der teils
auf friedlichem Wege durch Heiraten, Kauf und Verträge, wenn es sein muss, auch
mit dem Schwerte durchgeführt wird. Es sind vornehmlich die Grafen Wilhelm IV.
(t 12 78) und Wilhelm V., der erste Herzog von Jülich (f 1 3 6 l ), deren ebenso kluger
wie kühner Politik die machtvolle Entwickelung des Herzogtums Jülich zu danken
ist. Die Schicksale des Jülicher Landes decken sich naturgemäss mit denjenigen
dieser Fürsten. Schon in den J. ui4, 12 14 und 1239 hatten die Konflikte mit der
Reichsgewalt und mit der kölnischen Kirche die Zerstörung von Jülich und die Ver-
wüstung des Jülicher Landes herbeigeführt, weit schlimmer wurde Jülich von jener
furchtbaren Krisis heimgesucht, die im J. 12 78 über die Grafschaft hereinbrach.
Graf Wilhelm V. war bei dem kühnen Anschlag auf die Reichsstadt Aachen in den
Strassen der Stadt erschlagen worden, und nun fielen die zahlreichen Feinde von
allen Seiten in die Grafschaft ein; Jülich wurde wiederum fast vollkommen zerstört.
Aber die noch um i3oo begonnene Anlage einer neuen grossen Befestigung von Jülich
zeigt, wie die Grafen hier den Mittelpunkt ihres Territoriums fest zu begründen suchten.
Über den inneren Ausbau der Herrschaft in unserem Gebiet während des
i3. Jahrhunderts sind wir nicht sehr gut unterrichtet; der Kampf richtete sich hier
namentlich gegen die kölnische Kirche als Grundherrin von Jülich. Verschiedene
2
EINLEITUNG
3
Versuche schlugen fehl, bis endlich die Niederlage der erzbischöflichen Macht bei
Worringen im J. 1288 die Grafen von Jülich zu unumschränkten Herren in Jülich
machte.
Graf Wilhelm V., seit i336 Markgraf und Fürst, seit 1 3 56 Herzog, hat neben
seiner grossen Thätigkeit in der Reichspolitik auch die innere Machtstellung durch
thunlichste Unterdrückung der selbständigen Ritterschaft gefestigt. Um die Mitte
des i4. Jahrhunderts erhoben sich gefährliche innere Kämpfe der bedrohten Ritter-
schaft gegen den Landesherrn; den unzufriedenen Adeligen, an deren Spitze der
mächtigste Vasall, der Erbtruchsess Dietrich Schinnemann von Freialdenhoven, stand,
schlössen sich auch die Söhne Herzog Wilhelms an. Die grossen Geldschwierig-
keiten, in die Herzog Wilhelm teils durch die Reichspolitik, teils durch Erwerbung
von Lehensgütern und anderer Rechte gekommen war, machten diesen Kampf be-
sonders gefährlich , bei dem der Herzog in die Gefangenschaft seiner Söhne geriet
und dessen Beilegung nur unter schweren Opfern ciurch Vermittelung der ver-
wandten und befreundeten Fürsten gelang.
Der immerhin noch glückliche Ausgang dieses Kampfes, die Festigung der inneren
Machtstellung, der äussere Glanz, den die Erhebung zum Herzogtum brachte, bilden
in der Geschichte des Jülicher Landes einen ersten grossen Abschluss. Jetzt beginnen
bei dem grossen Ausdehnungsbestreben die Kämpfe mit den benachbarten Fürsten,
zunächst mit Brabant. Nach einem verheerenden Einfall der brabantischen Truppen
in das Jülicher Land schlägt Herzog Wilhelm II. die Brabanter bei Baesweiler im
J. 1 3 7 1 vollkommen und nimmt den Herzog Wenzel von Brabant gefangen. Die
Einfälle der Brabanter wiederholen sich aber noch 1 3 93 und 1 3 9 7 ; damals wird
Linnich zerstört, das mit dem Amt Boslar eben erst im J. i392 nach dem Aussterben
der Edelherren von Randerath durch Kauf von Jülich erworben war.
Auch die Kämpfe um die geldrische Erbschaft berühren das Jülicher Land
wieder sehr nahe; am Hubertustage i444 schlug Herzog Gerhard von Jülich-Berg
vor den Thoren Linnichs die Schlacht, die mit einem vollkommenen Sieg über
Arnold von Egmont endete; am Abend des heissen Tages stiftete der Herzog auf
dem Schlachtfelde den Hubertus-Orden.
Der Übergang der Jülicher Stammlande im J. 1 42 3 an die bergische Linie des
Jülicher Grafengeschlechtes und von diesem im J. i5ii an die Herzöge von Kleve
vollzog sich ohne Störung. Die besondere Vorliebe des ersten Herzogs aus dem
Klevischen Hause für Jülich sollte von weitgehendem Einfluss für die Kunstgeschichte
des Jülicher Landes werden. Schon vor den Kämpfen Herzog Wilhelms gegen Karl V.,
in denen Düren zum grossen Teil zerstört, das Herzogliche Jagdschloss Hambach
bei Jülich verbrannt und auch Jülich in Mitleidenschaft gezogen wurde , hatte
Wilhelm V. die grossartige neue Bastionsbefestigung der Stadt Jülich begonnen, der
die vollkommene Neubebauung der 1 547 durch Brand zerstörten Stadt folgte; in
der Zitadelle und in Hambach liess er die grossen Schlossanlagen entstehen nach
1*
3
4
EINLEITUNG
den Plänen des Bologneser Architekten und Festungsbauineisters Alessandro Pas-
qualini, den er nach Jülich gezogen hatte. Es war dem Jülicher Lande jedoch kaum
eine kurze Spanne ruhiger Zeiten beschieden; wenn auch nicht an dem Kölnischen
Krieg gegen Ende des 16. Jahrhunderts direkt beteiligt, litt das Land doch schwer
unter dem Raubsystem, das gerade diesen Krieg so kennzeichnet.
Als im J. i6o9 der letzte Herzog von Jülich-Kleve-Berg starb und der Jülichsche
Erbfolgekrieg ausbrach, musste Jülich seinen Ruhm, als beste moderne Festung des
Niederrheines zu gelten, schwer bezahlen. Der Kaiser war den possedierenden
Fürsten, Ptalzgraf Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg und Markgraf Ernst von
Brandenburg, zuvorgekommen und hatte Jülich durch den Erzherzog Leopold in Be-
sitz nehmen lassen; nach 4otägiger schwerer Belagerung und mutiger Verteidigung
fiel die Stadt in die Hände der possedierenden Fürsten. Gleichzeitig musste sich auch
Schloss Breitenbend bei Linnich den Truppen der Possedierenden ergeben. Schon
in den Jahren 1621/22 folgte die Belagerung und Eroberung der von den Holländern
besetzten Festung durch spanische Truppen unter Spinola.
Auch die letzten Zeiten des dreissigjährigen Krieges berührten das Jülicher
Land, indem Hessen [und Schweden sich i648 in der Festung Breitenbend bei
Linnich festsetzten; auch hier kam es wieder zu einer langwierigen Belagerung, die
mit der Zerstörung der Burg endigte.
Wiederum in dem Krieg Ludwigs XIV. gegen die Generalstaaten musste das
Jülicher Land von 1 6 7 8 — 1680 alle Leiden des Krieges mit Durchzügen, Kontributionen
und Kriegssteuern erproben.
Erst jetzt ward dem Land eine längere Zeit ununterbrochener Ruhe zu teil.
Die Verwaltung unter den Herrschern aus dem Hause Pfalz-Neuburg verlief in
ruhigen Bahnen. Wenn auch Jülich Hauptstadt des Rurgebietes blieb, seine Glanz-
zeit war seit dem Aussterben der Herzöge von Jülich-Kleve-Berg vorüber. Das
herrliche Residenzschloss Wilhelms V. in der Zitadelle von Jülich wurde schon im
1 7. Jahrhundert Kaserne; das Jagdschloss in Hambach blieb unvollendet liegen.
Noch einmal in den Revolutionskriegen sollte das Jülicher Land die Leiden
des Krieges verspüren ; seit 1 792 lagen österreichische Truppen in der Rurgegend, die
zunächst einige kleine Erfolge 'zu verzeichnen hatten, dann aber im Jahre 1 794 sich
über Jülich und Linnich hinter die Rur zurückziehen mussten ; dabei ging Linnich
ganz in Flammen auf. Den Beschluss der Kriegsunruhen bildet die dreimonatliche,
nicht sehr ernsthafte Belagerung der von Napoleonischen Truppen besetzten Festung
Jülich im J. 1 8 1 4 durch die alliierte Armee.
Die territoriale Entwicklung des jetzigen Kreisgebietes vollzog sich unter der
Herrschaft der Jülicher Grafen in gleichmässigem Fortschritt. Der grösste Teil des
Kreises, der sich um Jülich als Mittelpunkt legt, gehörte von jeher zum Jülichgau
und unterstand damit den Gaugrafen. Die meisten landesherrlichen Rechte wurden
schon früh von den Jülicher Grafen erworben ; die mächtige Ritterschaft war um die
4
EINLEITUNG
5
Mitte des 1 4. Jahrhunderts ihrer Selbständigkeit zum grossen Teil verlustig und trug
die meisten der Adelssitze mit ihrem reichen Grundbesitz von Jülich zu Lehen.
Die Zahl der Unterherrschaften steht seit der Mitte des 1 4. Jahrhunderts, als sich
die einzelnen Ämter fest abgegrenzt hatten, unverändert fest; es sind Bettendorf,
Laurenzberg im Besitz der von Palant, Tetz, im J. 1 3 5 1 von Herzog Wilhelm an die
von Hompesch verkauft, Setterich im Besitz der Herren von Reuschenberg. Der
grösste Teil des Kreises gehörte zum Amt Jülich ; im Süden rechnete nur Hambach
zum Amt Nörvenich, im Osten Rödingen zum Amt Kaster. Seit dem J. 1 392 bildete
das von Randerath erworbene Boslar mit Linnich zusammen ein besonderes Amt;
in diesem Amt lag der Rittersitz Breitenbend als Unterherrschaft und Hauptsitz der
mächtigen Herren von Palant.
Ausserhalb der territorialen Entwickelung des Kreisgebietes stehen die beiden
Dörfer Welz und Rurdorf, die von Alters her zur Abtei Herzogenrath und mit dem
Ländchen Herzogenrath seit dem 12. Jahrhundert zu Limburg und Brabant ge-
hörten, dann durch den Teilungsvertrag von 166 1 mit Herzogenrath an Spanien
übergingen.
Die französische Herrschaft brachte die vollkommene Veränderung der alten
Verwaltungsbezirke; das jetzige Kreisgebiet kam zu dem Arondissement Köln des
Rurdepartements und umfasste die beiden Kantone Linnich und Jülich. Dem schloss
sich auch die Abgrenzung des Kreises Jülich unter preussischer Herrschaft im
J. 1816 an.
In kirchlicher Beziehung gehörte der Kreis Jülich zum alten Jülicher Dekanat,
dessen Grenzen sich im wesentlichen mit dem Jülichgau deckten. Bei der Teilung der
Kölner Erzdiöcese unter französischer Herrschaft im J. 1801 kam das Gebiet zu dem
neu gegründeten Bistum Aachen; seit dessen Auflösung und der Neuregulierung der
Erzdiöcese Köln im J. 182 1 umfasst der Kreis Jülich die beiden Dekanate Alden-
hoven und Jülich. Nach dem J. 182 1 sind die Pfarreien Flossdorf, Niedermerz, Rur-
dorf, Schleiden, Ameln, Bettenhoven, Gevelsdorf, Hottorf und Welldorf wieder- oder
neuerrichtet.
In kunstgeschichtlicher Hinsicht treten im Kreis Jülich profane und kirchliche
Anlagen ziemlich gleichbedeutend nebeneinander. Von den kirchlichen Gebäuden
der romanischen Zeit ist infolge des im Spätmittelalter eintretenden Erweiterungsbe-
dürfnisses keines im alten Umfang erhalten. Eine erhebliche kunsthistorische Be-
deutung besass hier nur die Pfarrkirche in Jülich, von der heute noch der mächtige
Westturm des 1 2. Jahrhunderts mit seiner interessanten Vorhalle erhalten ist. Unter
dem direkten Einfluss der Jülicher Kirche steht der romanische Turm der Kirche
in Barmen. Wesentliche romanische Bauteile sind noch an den Kirchen in Mündt,
Lohn, Niedermerz, Linnich, Spiel und Boslar erhalten. Die starke kirchliche Bau-
thätigkeit, die im i5. Jahrhundert ebenso hier wie im Kreis Bergheim einsetzt,
schafft eine Reihe grosser einfacher Hallenkirchen, die mächtigsten hiervon sind
5
6
EINLEITUNG
die Pfarrkirchen von Linnich, Boslar und Aldenhoven; Hasselsweiler und Siersdorf
haben zweischiffige Hallenkirchen der gleichen Zeit. Als einschiffige spätgothische
Kirche von einfachen Formen und weiten Verhältnissen verdient die Kirche in
Hambach Erwähnung. Wo sich aus dem Abbruch der romanischen Bauten brauch-
bares Tuffmaterial ergab, wie in Spiel und Hasselsweiler, ist auch der reizvolle
Wechsel von Tuff- und Ziegelschichten zur Anwendung gekommen, der für die
spätgothischen Kirchen des Kreises Bergheim so charakteristisch ist. Von einer
Bauthätigkeit des 1 7. und 1 8. Jahrhunderts kann auf kirchlichem Gebiet kaum die
Rede sein; es handelt sich durchweg nur um Flickarbeiten. Einzig das Langhaus
der Kirche in Ederen verdient wegen seiner zierlichen Stuckdekoration aus der
Mitte des 1 8. Jahrhunderts genannt zu werden.
Von den profanen Bauten haben die Befestigungsanlagen am meisten im Lauf
der Zeit gelitten; Jülich bewahrt von seiner älteren Stadtbefestigung noch ein Thor
des i4. Jahrhunderts, die Ortsbefestigungen von Titz und Linnich sind ganz unter-
gegangen, in Aldenhoven stehen nur noch geringe Reste. Auch die fortifikationsge-
schichtlich so bedeutende und berühmte Bastionsbefestigung von Jülich, ebenfalls das
Werk des Italieners Pasqualini, ist mit Ausnahme der Zitadelle dem Ausdehnungs-
drang der Stadt und der fortgeschrittenen Kriegswissenschaft zum Opfer gefallen.
Reich ist der Bestand an spätmittelalterlichen Burgen des Jülicher Adels. Die
fruchtbaren Äcker des Jülicher Landes, das Bestreben der Landesherren, eine Schar
getreuer Lehensleute um das Herz des Fürstentums zu sammeln, haben die Bildung
eines eng gesiedelten, meist selbst wirtschaftenden Landadels befördert und sind
naturgemäss auch auf die Bauart der Burgen von wesentlichem Einfluss geworden.
Es begegnet uns vornehmlich die typische Form der niederrheinischen Wasserburg,
vorn der rechteckige Ackerhof, der an drei Seiten umbaut ist und mit der vierten
Seite sich zu dem gleichfalls von Wasser umgebenen Herrenhaus öffnet, daneben
kommt auch die geschlossene Form mit Türmen an den Ecken vor. Auch dort,
wo die Umwälzungen der französischen Revolution die Adelssitze zu Pachtgütern
herabgedrückt haben, sind noch manche interessante Einzelheiten erhalten geblieben.
Aus dem i 5. u. 16. Jahrhundert kommen die Burgen von Engelsdorf, Obbendorf, Kellen-
berg, Overbach und namentlich Laurenzberg in Betracht; einer etwas späteren Zeit
gehören schon diejenigen in Dürboslar, Lürcken, Müntz und Setterich an. Von
der bedeutendsten Anlage, Burg Breitenbend, haben wir nur noch aus den Abbil-
dungen Kenntnis.
Aber über diese Burgen des Landadels ragen weit hinaus an künstlerischer
und kunstgeschichtlicher Bedeutung die reichen Bauten der Renaissance, die unser
Gebiet aufzuweisen hat, die beiden landesherrlichen Schlösser in der Zitadelle von
Jülich und in Hambach, wie die Deutschordenskommende zu Siersdorf. Jülich und
wesentliche Teile von Hambach sind Werke des Bologneser Architekten Pasqualini,
der wahrscheinlich schon im J. 1 538 in Jülichsche Dienste trat. Hambach liegt heute
6
EINLEITUNG
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in Trümmern, um so wertvoller sind die Reste vom Schloss in Jülich, das vornehmste
Werk italienischer Hochrenaissance auf rheinischem Boden. Die um 20 Jahre später
erbaute Kommende Siersdorf wie das leider abgebrochene gleichzeitige Archivgebäude
in Jülich zeigen, ähnlich wie Schloss Rheydt und Schloss Frens, schon die Mischung
italienischer und niederländischer Motive.
Auf dem Gebiet der mittelalterlichen Plastik hat der Kreis Jülich gleichfalls eine
erhebliche Bedeutung; er bewahrt nicht weniger als i3 jener reichen flandrischen
Schnitzaltäre, die in Brüssel und Antwerpen in grosser Anzahl für den Verkauf her-
gestellt wurden. Interessanter noch sind die reichen Schnitzwerke aus der nieder-
rheinischen Schule, die in den Kirchen zu Aldenhoven, Barmen und namentlich in
Siersdorf erhalten sind.
Die Erdformation des Kreises zeigt Alluvial- und Diluvialbildungen, die
hauptsächlich aus Sand-, Lehm-, Letten- und Mergelschichten bestehen, in der
äusseren Erscheinung ein nachwelliges Tiefland mit reichem Ackerboden. Das Land
ist ziemlich wasserarm, die Seitenbäche der Rur sind ganz unbedeutend. Die Rur
selbst durchzieht das Gebiet von Süden nach Norden in einem feuchten, durch-
schnittlich 2 Kilometer breiten Flussthal, das von Wiesen mit Pappel- und Weiden-
pflanzungen eingenommen wird.
Die Bodenbeschaffenheit ergab naturgemäss den Backstein als das übliche
Baumaterial. Die romanischen Kirchenbauten zeigen meist den Tuff des Mittelrheines;
in einzelnen Fällen, wie an der Kirche in Jülich, ist der rote Rursandstein zur Ver-
wendung gekommen. Seit dem i4. Jahrhundert kommt jedoch der Backstein zur
vollkommenen Herrschaft, die er bis auf den heutigen Tag bewahrt hat. Für die
in geringem Umfang notwendigen Eckarmierungen und Gewände sind Hausteine ver-
schiedensten Ursprungs verwendet worden, vornehmlich solche des Rurgebietes und
der Aachener Gegend, aber auch einzelne mittelrheinischer Herkunft. Verhältnis-
mässig selten hat man sich bei romanischen Bauten zur Benutzung des unbequemen
von der Rur mitgeführten Kiesmaterials entschlossen, wie z. B. am Turm der Lin-
nicher Kirche. Der einzige Bau, der eine reichere Verwendung von Hausteinen, des
Kohlensandsteines und des sogenannten Blausteines, in Verbindung mit dem Back-
stein aufweist, ist das Schloss in Jülich. [R.]
7
8
EINLEITUNG
LITTERATUR.
1. Allgemeine Darstellungen. M. Merian, Topographia Westphaliae,
Frankfurt i65o. — M. Henriquez a Strevesdorff, Archidioeceseos Coloniensis de-
scriptio historico-poetica, per ordines et Status digesta, Köln i67o. - ■ W. Teschen-
macher, Annales Cliviae, Juliae, Montium, Marcae, Westphalicae , Ravensbergae,
Geldriae et Zutphaniae, Frankfurt u. Leipzig 1 7 2 1 . — Des fürstlichen Geschlechts
und Hauses Gülich, Clef, Berg und Marek, etc. Stamm-Register, Arnheim 16 10. —
A. Erichius, Gülichische Chronic, darinnen der uhralten . . . Grafen, Marggrafen und
Hertzogen von der Marek, Gülich, Cleve, Bergen u. s. w., Leipzig 161 1. — J. J.
Brosii, Juliae Montiumque comitum, marchionum et dueum annales, 3 Bde.,
Köln 1 73 1 . — T. G. Dielhelm, Rheinischer Antiquarius oder ausführliche Beschreibung
des Rheinstroms ... Frankfurt 1 7 7 6. — Materialien zur geistlichen und weltlichen
Statistik des niederrheinischen und westfälischen Kreises und der angrenzenden Länder
nebst Nachrichten zum Behuf ihrer älteren Geschichte, 2 Bde., Erlangen 1 7 8 1 und
1 783. — A. Borheck, Archiv für die Geschichte, Erdbeschreibung, Staatskunde und
Altertümer der deutschen Nieder -Rheinlande, Elberfeld 1800. — Ders., Bibliothek
für die Geschichte des niederrheinischen Deutschlands, Köln 1801. — Ders., Ge-
schichte der Länder Cleve, Mark, Jülich, Berg und Ravensberg, 2 Bde., Duisburg 1800.
— J. F. Knapp, Regenten- und Volks - Geschichte der Länder Cleve, Mark, Jülich,
Berg und Ravensberg, 3 Bde , Elberfeld 1 83 1 — 1 836. — E. Heinel, Geschichte der
Herzogtümer Cleve, Jülich und Berg bis zur Vereinigung mit dem Kurfürstentum
Brandenburg, Berlin 1 84 1 . — F. E. v. Mering, Geschichte der Burgen, Rittergüter,
Abteien und Klöster in den Rheinlanden, Köln 1 833 - 1861, 12 Hefte. — Jos. Strange,
Beiträge zur Genealogie der adligen Geschlechter, 9 Bde., Köln 1 864— 1 869. — A.
Fahne, Geschichte der Kölnischen, Jülichschen und Bergischen Geschlechter, Köln 1 848
— Ders., Forschungen auf dem Gebiete der rheinischen und westfälischen Geschichte,
5 Bde. in 8 Abteilungen, Köln 1 864 — 1 876. — Ders., Denkmale und Ahnentafeln
in Rheinland und Westfalen, Köln 1 876— 1 883, 6 Bde. — Ders., Chroniken und
Urkundenbücher hervorragender Geschlechter, Stifter und Klöster, Köln 1862 — 1880,
5 Bde. — von Stramberg, Denkwürdiger und nützlicher rheinischer Antiquarius,
Koblenz 1 845 — 1866, 39 Bde. — Die preussische Rheinprovinz in drei Perioden ihrer
Verwaltung, Köln 181 7. - - Neigebaur. Darstellungen der provisorischen Verwal-
tungen am Rhein vom Jahre i8i3 — 1818, Köln 1821.
2. Römisch-germanische Urgeschichte. H. S. van Alpen, Das frän-
kische Rheinland, was es war und was es jetzt ist, Köln 1802. — A. C. Minola,
Kurze Darstellung dessen, was sich unter den Römern .... Merkwürdiges am Rhein -
ström ereignete, Köln 1816. — G. Eckertz, Die Ausdehnung des fränkischen Ripuar-
EINLEITUNG
9
landes auf der linken Rheinseite: Programm des Friedrich- Wilhelm-Gymnasiums zu
Köln 1 854. — T. Bergk, Zur Geschichte und Topographie der Rheinlande in
römischer Zeit, Leipzig 1882. — Jacob Schneider, Neue Beiträge zur alten Ge-
schichte und Geographie der Rheinlande, Düsseldorf 1860 — i89o, i4 Hefte. — Ders.,
Die alten Heer- und Handelswege der Germanen, Römer und Franken im deutschen
Reiche, Düsseldorf 1882 — i89o, Heft 1 — 9. — Brambach, Corpus inscriptionum
Rhenanarum, Elberfeld 1 867.
3. Rechts- und Verfassungsgeschichte. J. J. Scotti, Sammlung der
Gesetze und Verordnungen, welche in den ehemaligen Herzogtümern Jülich, Cleve
und Berg u. s. w. ergangen sind (von 1 745 — i8i5\ Düsseldorf 1821 — 1822, 4 Bde. -
Gosw. Jos. de Buiningk, Tentamen historicum de ordinationibus provincialibus Julia-
censibus, Montensibus nec non variis earumdum editionibus, Duisburg 1 794. — Mel-
chior Voetz, Historia iuris civilis Juliacensium et Montium, Köln 1 667 (5. Aufl.
1 762). — Chr. Sommer, Praktischer Kommentar über die Jülich-Bergische Rechts-
ordnung mit Verbesserungsvorschlägen, Köln i8o4. — Widerholung aller derjenigen
Edikten und General-Verordtnungen, welche wegen der in beyden Herzogthumben
Gülich und Berg üblichen Steuer-Collectationen und darin einschlagender Materien
vor und nach ausgegangen seynd, Düsseldorf i7i5. — Fr. Aleff, Dissert. de iuribus
et praerogativis ducatuum Juliae et Montium, Heidelberg 1 7 5 1 (auch in seinen opus-
culis p. 7773). — G. J. v. Knapp, Beiträge zur Jülich- und Bergischen Landes-
geschichte oder Anleitung zur Kenntnis der Jülich- und Bergischen Lehne, i79i. —
Fr. G. Schleicher , Abhandlung vom Ursprung und Eigenschaft der Jülich- und
Bergischen Lehne, Elberfeld 1800. — v. Kamptz, Die Provinzial- und statutarischen
Rechte in der preussischen Monarchie, Berlin 1828. — J. F. Benzenberg, Über
Provinzialverfassung mit besonderer Rücksicht auf die vier Länder Jülich, Cleve, Berg
und Mark, Hamm 18 19. — Theodor Corner, Abhandlung über den vorzüglichen
Unterschied zwischen den ehemaligen Landrechten .... von Köln, Jülich und Berg,
Köln 1826. — H. Loersch, De ortu et incremento superioritatis territorialis in co-
mitatu Juliaceusi usque ad a. 1 3 5 6 , quo Guilelmus V. ducatus dignitatem adeptus
est, Bonn 1862. — Georg von Below, Die landständische Verfassung in Jülich
und Berg bis zum J. 1S11: Berg. Zs. XXI, S. 1 73 ; XXII, S. 1. — Ders., Geschichte
der direkten Staatssteuern in Jülich und Berg bis zum geldrischen Erbfolgekriege:
Berg. Zs. XXVI, S. 1; XXVIII, S. 1 ; XXIX, S. 1. — Ders., Landtagsakten von
Jülich-Berg. i4oo — 1610. Bd. I (i4oo — 1 5 6 2 ) , Düsseldorf 1 895. (Publikationen der
Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde XI). — M. Ritter, Zur Geschichte
deutscher Finanzverwaltung im 16. Jahrhundert, Eonner Programm zum 3. Au-
gust i884.
4. Territorial- und Ortsgeschichte. C. J. Kremer, Akademische Bei-
träge zur Gülch- und Bergischen Geschichte, 3 Bde., Mannheim 1 769 — 1/81. — Ders.,
Historisch-diplomatische Beyträge zur Gülch- und Bergischen Geschichte, Giessen 1 787.
9
10
EINLEITUNG
— P. A. Streithagen, Successio principum Juliae, Cliviae ac Montium, ex quo e
comitibus in Duces evecti sunt. Item Dominorum Heinsbergensium u. s. w., Düssel-
dorf 1629. — Ders., Catalogus scriptorum Juliacensium, Leiden 1 643. — K.J. Wiebe-
king, Beiträge zur Kur - Pfalzischen Staaten - Geschichte von 1 7 7 2 — 1 7 92, vorzüglich
in Rücksicht des Herzogtums Tülich und Berg, Heidelberg 1 7 93. — Golbery, Consi-
derations sur le Departement de la Roer, Aachen 181 1. — Die Chroniken der
deutschen Städte vom i4. bis ins 16. Jh., Bd. XII — XIV: Köln, herausgegeben von
Cardauns, Leipzig i875 — 1 87 7. — J. H. Hennes, Der Kampf um das Erzstift
Köln zur Zeit des Kurfürsten Gebhard Truchsess und Ernst von Bayern, Köln 1 878,
Gotha 1882. — L. Ennen, Der spanische Erbfolgekrieg und der Kurfürst Joseph
Clemens von Köln, Jena 1 85 1 . — Ders., Frankreich und der Niederrhein, oder Ge-
schichte von Stadt und Kurstaat Köln seit dem 3ojährigen Kriege bis zur französischen
Occupation, Köln 1 85 5 — 1856, 2 Bde. — Ders., Geschichte der Stadt Köln, 5 Bde.,
Köln 1860 — 1880. — Ennen und Eckertz, Quellen zur Geschichte der Stadt Köln,
Köln 1860— 1 879, 6 Bde. — Max Lossen, Der kölnische Krieg, l.Bd., Gotha 1882; 2. Bd.,
München i897. — Michael ab Isselt, De bello Coloniensi libri quattuor, Köln 1 584.
— Joh. Phil. Abelinus, Theatrum Europaeum oder ausführliche und wahrhaftige
Beschreibung u. s. w., 21 Bde., Frankfurt 1662 ff. — L. v. Essen, Historische Studien
(älteste Geschichte von Jülich), Linnich 1 855. — Aeg. Müller, Beiträge zur Ge-
schichte des Herzogtums Jülich, 2 Bde., Bochum 1 867 — 1868. — A. di Miranda,
Wilhelm IV. von Jülich, Leipzig 1 875. — C. Wieth, Die Stellung des Markgrafen
Wilhelm von Jülich zum Reich von 1 342 — 1 36 1 , Münster 1882. — Wilhelm Graf
von Mirbach, Zur Territorialgeschichte des Herzogtums Jülich, 2 Hefte, Programme
der rheinischen Ritterakademie zu Bedburg 1 874 u. 1 88 1 . — Ders., Beiträge zur Ge-
schichte der Grafen von Jülich: Aachener Zs. XI, S. 75; XII, S. i63; XIII, S. 1 23.
— Lückerath, Die Herren von Heinsberg, 4 Hefte, Programme der Stadtschule zu
Heinsberg 1888 — 1 89 1. — J. H. Kaltenbach, Der Regierungsbezirk Aachen. Ein
Wegweiser für Lehrer, Reisende und Freunde der Heimatkunde, Aachen i85o. —
J. Offermann, Geschichte der Städte, Flecken, Dörfer, Burgen und Klöster in den
Kreisen Jülich, Düren, Erkelenz, Geilenkirchen und Heinsberg, Linnich 1 854. — C.
Brockmüller, Entwurf einer historisch-, statistisch-, medizinischen Topographie der
Stadt und des Kreises Jülich, Jülich i839. — Kühl, Geschichte der Stadt Jülich,
4 Bde., Jülich i89i — i897.
Rousset, Histoire de la succession aux Duchez de Cleves, Berg et Juliers, u. s. w.,
Amsterdam 1 738. — Gründlich verfasste historische Nachricht von dem berühmten
Jülich- und Bergischen Successions- Streit u. s. w , Frankfurt u. Leipzig 1 739. — E.
v. Schaumburg, Die Begründung der Brandenburgisch -Preussischen Herrschaft am
Niederrhein und in Westfalen, Wesel 1 859. — P. Hassel, Die Anfänge der Branden-
burgischen Politik in den Rheinlanden: Zeitschrift für preussische Geschichte und
Landeskunde, Bd. IX, S. 3 21. — Ders., De imperio Brandenburgico ad Rhenum fundato
! 0
EINLEITUNG
u. s. w., Berlin 1 863. — M. Ritter, Der Jülicher Erbfolgekrieg, München 1 8 7 7 . —
Kurze Geschichte deren Unruhen und Kriegen wegen der Erbfolge in den Herzog-
tümern Jülich, Cleve, Bergen und anderen Länderen i6o9 (o. O. D. u. J.). —
F. Meinecke, Das Stralendorff'sche Gutachten und der Jülicher Erbfolgestreit,
Potsdam ! 886 (Abdruck aus den Märkischen Forschungen). — Die zahlreichen
Drucke der Aktenstücke und Parteischriften zum Erbfolgestreit
sind ausführlich verzeichnet bei: Dr. Franz Ritter, Katalog der Stadtbibliothek in
Köln, Abteilung Rh.: Geschichte und Landeskunde der Rheinprovinz LS. 77 (Ver-
öffentlichungen der Stadtbibliothek in Köln, 5. u. 6. Heft); dazu vergl. noch: Copia
literarum Caesareae Majestatis commissariarum ad Brandenburgenses et Neobur-
genses principes, in quibus recapitulantur media pacis tractata u. s. w., Anno
Christi 1610 (o. O. u. V.). — W. Gebhard, Bericht des Hofkammerrats Fr. H.
Jacobi über die Industrie der Herzogtümer Jülich und Berg, aus den J. 1 7 7 3 u. 1 7 7 4 :
Berg. Zs. XVIII, S. i. — C. L. Dörring, Von den im Herzogtum Jülich befind-
lichen Bergwerken in den Bemerkungen der pfälz. Ökonom. Gesellschaft von 1 7 7 5.
— H. H. Koch, Geschichte der Stadt Eschweiler, IV. Teil: Handel und Industrie,
Frankfurt i885.
5. Statistik. Statistik der preussischen Rheinprovinzen in den 3 Perioden
ihrer Verwaltung, Köln 1 8 1 7 . — J. A. Demian, Geographisch-statistische Darstellung
der deutschen Rheinlande nach dem Bestände vom i. August 1820, Koblenz 1820. —
F. v. Restorff, Topographisch- statistische Beschreibung der preussischen Rhein-
provinzen, Berlin i83o. — Beschreibung des preussischen Rheinlands, Aachen i852.
— P. W. Mebus, Geographisch-statistische Beschreibung der Königlich preussischen
Rheinprovinz, Elberfeld i84i. — Ders., Statistische Beschreibung der preussischen
Rheinprovinz, Köln 1 835. — A. J. Dorsch, Statistique du de"partement de la Roer,
Köln i8o4. — Topographisch-statistische Übersicht des Regierungs-Bezirkes Aachen,
Aachen 1820. — E. Huhn, Der Regierungsbezirk Aachen der preussischen Rhein-
provinz, geographisch, statistisch und topographisch dargestellt, Neustadt i848. — Der
Regierungsbezirk Aachen, topographisch beschrieben, Aachen 1827. — Der Regierungs-
bezirk Aachen, topographisch-statistisch dargestellt, Aachen i852. — H. A. Reinick
und H. v. Dechen, Statistik des Regierungsbezirkes Aachen, 3 Bde., Aachen 1 865 — 1 867.
— Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz (Publikationen der
Gesellschaft für rheinische Geschichtskunde XII) : Bd. I., Constantin Schulteis,
Die Karten von 181 3 und 181 8, Bonn 1 895 ; Bd. IL, Wilhelm Fabricius, Die Karte
von 1 789, Bonn i898.
6. Kirchengeschichte. L. Ennen, Geschichte der Reformation im Bereiche
der alten Erzdiöcese Köln, Köln i849. — E. Demmer, Geschichte der Reformation
am Niederrhein, Aachen j 885. — G. Drouven, Die Reformation in der Kölnischen
Kirchenprovinz, Neuss und Köln 1 8 76. — J. P. Berg, Reformationsgeschichte der
Länder Jülich, Cleve, Berg, Mark, Ravensberg und Lippe, Hamm 1826. — J. A.
1 t
EINLEITUNG
v. Recklinghausen, Reformationsgeschichte der Länder Jülich, Cleve, Berg, Meurs,
Mark, Westfalen und der Städte Aachen, Köln und Dortmund, i. und 2. Teil, Elber-
feld 1818, 3. Teil Solingen und Gummersbach 1 837. — H. H. Koch, Die Refor-
mation im Herzogtum Jülich, Frankfurt a. M. T 883. — Grashof, Wie das Jülicher
Land zum Evangelium kam, 3. Aufl., Viersen i87o. — Rembert, Die Wiedertäufer
im Herzogtum Jülich, Berlin 1 899. — Hauptbuch und Verzeichnis der im Jülich-
Aachener Bezirk befindlichen geistlichen Ländereien, Zehnten, Buschen und Mühlen
im J. 1 795, Köln 1882 (Sonderabdruck aus dem Kölner Pastoralblatt). — Kühl,
Die kirchlichen Zustände in Jülich zwischen i55o und i65o: Rheinische Geschichts-
blätter VI, S. 15. rR n
1 2
EINLEITUNG
i5
Lacomblet, U.B. — Th. J. Lacomblet, Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins, 4 Bde.
Düsseldorf 1840 -1858.
Lacomblet, Archiv. — Archiv für die Geschichte des Niederrheins, I (1832), II (1857), III ;1860\
IV (1863), V (1865), herausgegeben von Lacomblet, N.F. I (1868), II (1870), herausge-
geben von Harless.
Binterim u. Mooren, E. K. — Binterim u. Mooren, Die alte und neue Erzdiöcese Köln, in Dekanate
eingeteilt, Mainz 1828 — 1830, 2 Bde. Die 2. Aufl. unter dem Titel: Die Erzdiöcese Köln
bis zur französischen Staatsumwälzung, bearbeitet von Alb. Mooren, 2 Bde., Düsseldorf
Günther, Cod. dipl. — Codex diplomaticus Rheno-Mosellanus von VV. Günther, 5 Bde. Koblenz
Fabricius, Karte von 1789. — Wilhelm Fabricius, Die Karte von 1789, Einteilung und Entwicke-
lung der Territorien von 1600 bis 1794. Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der
Rheinprovinz, Bd. II, Bonn 1898.
B. J. — Jahrbücher des Vereins von Altertumsfreunden im Rheinlande, I (1841) — C (1896;, 101.
(1897)— 107 (1901).
Ann. h. V. N. — Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein, I (1855) — LXXIV (1901),
Picks Ms. — Monatsschrift für rheinisch-westfälische Geschichtsforschung und Altertumskunde
herausgegeben von Richard Pick, I u. II (1875, 76). — Monatsschrift für die Geschichte
Westdeutschlands, herausgegeben von dems., III (1877) — VII (1881).
Wd. Zs. — Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst, herausgegeben von Hettner und
Lamprecht, I (1882) — X (1891), von Hettner u. Hansen, XI — XX (1901).
Aachener Zs. — Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins I (1879) — XXIII (1901).
Berg. Zs. — Zeitschrift des bergischen Geschichtsvereins I (1863) — XXXVI (1901).
Berg. Ms. — Monatsschrift des bergischen Geschichtsvereins I (1894) — VIII (1901).
Dumont, Descriptio. — Dumont, Descriptio omnium archidioeceseos Coloniensis ecclesiarum circa
annum MDCCC. Köln 1879.
Tille, Ubersicht. — Armin Tille, Übersicht über den Inhalt der kleineren Archive der Rhein-
provinz. Beihefte zu dem Jahresberichte der Gesellschaft für rheinische Geschichtskunde
und zu den Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein, Band I, Bonn 1899;
Band II, Heft 1, Bonn 1901.
v. Recklinghausen, Ref. Gesch. — von Recklinghausen, Reformationsgeschichte der Länder Jülich,
Berg, Cleve, Meurs, Mark, Westfalen und der Städte Aachen, Köln und Dortmund, Band I
und II, Elberfeld 1818, Band III, Solingen und Gummersbach 1837.
Kaltenbach. — J. H. Kaltenbach, Der Regierungsbezirk Aachen. Ein Wegweiser für Lehrer,
Reisende und Freunde der Heimatkunde, Aachen 1850.
Offermann. — J. Offermann, Geschichte der Städte, Flecken, Dörfer, Burgen und Klöster in den
Kreisen Jülich, Düren, Erkelenz, Geilenkirchen und Heinsberg, Linnich 1854.
Brockmüller. — Dr. Carl Brockmüller, Versuch einer historisch-, statistisch-, medizinischen Topo-
graphie der Stadt und des Kreises Jülich, Jülich 1839.
Kühl. — Kühl, Geschichte der Stadt Jülich, 4 Bde., Jülich 1891—1897.
Codex Welser. — von Welser, Beschreibung des Fürstentums Jülich vom J. 1723. Exemplare in
München, Hof- und Staatsbibliothek (Cod. germ. 2635) und im Kölner Stadtarchiv.
Eisenberg-Mirbach. — Eisenberg, Verzeichnis der Jülichschen Rittersitze, um 1750, bearbeitet
von W. Graf von Mirbach, mit einzelnen Zusätzen von E. von Oidtman, Handschrift im
Archiv zu Schloss Harff.
1892 — 1893.
1822-1826.
13
ALDENHOVEN.
Brockmüller, Topographie S. 5 7 ff. — Kaltenbach, Regierungsbezirk Aachen
S. 3uff. — W. Graf von Mirbach, Territorialgeschichte I, S. 5. — Fabricius, Karte
von 1 789, Erläuterungen S. 293, u. a. a. O.
RÖMISCHE UND GERMANISCHE FUNDE. B. J. XVI, S. 8i; Römisches
XXVII, S. 1 6i ; LXXIII, S. 2, 4; LXXXI, S. 3. manisches
• In der Nähe von Aldenhoven, insbesondere bei den Orten Engelsdorf, Pützdorf
und Schleiden stiess man beim Tiefpflügen häufig auf Reste römischer Mauerzüge,
die aber mit Rücksicht auf den landwirtschaftlichen Betrieb vielfach beseitigt wurden.
Systematische Ausgrabungen wurden bei Schleiden angestellt im J. 1 85 1 (B. J. XVI,
S. 8i, vgl. unter Schleiden), zuletzt im J. 1 899 nordöstlich von Aldenhoven und bei
Engelsdorf, wobei man an verschiedenen Stellen auf einen wohlerhaltenen Kanal, auf
Sandschüttungen mit Brandresten und eisernen Nägeln u. a. stiess (Bericht mit Lage-
skizzen im Denkmälerarchiv der Rheinprovinz, vgl. B. J. io7, S. 29o). Inwieweit
die in der Gegend verbreitete Sage von dem ehemaligen Bestehen einer Stadt
Gressenich, die sich bis in die Nähe von Lindern erstreckt haben soll , berechtigt
ist, lässt sich nicht beurteilen (vgl. unter Inden, Altdorf, Kirchberg. — Brockmüller,
Topographie, S. 58. — Blum i. d. B. J. XVI, S. 8i. — J. H. Kessel i. d. Aachener
Zs. II, S. 1 4 1 , i5i. — Pick i. d. Aachener Zs. VI, S. 121. — Beiträge z. Gesch. von
Eschweiler und Umgegend I, S. 75).
Im J. i844 wurde bei Pützdorf ein aus verschiedenen Steinen, u. a. zwei mit
Inschriften versehenen Votivsteinen, zusammengesetzter Sarkophag ausgegraben. Die
Votivsteine befinden sich im Besitz des Herrn Heinrich Hommelsheim in Pützdorf
(Düntzer i. d. B. J. V, S. 338; XLVII, S. 2o4. — Brambach C. I. Rh. 6 1 9, 620. -
Ihm i. d. B. J. LXXXIII, S. i5o). Die Seitenwände eines andern bei Aldenhoven ge-
fundenen Sarkophages, aus Sandstein, roh behauen, sind vor einem Haus neben
dem Stadtturm als Treppenstufen benützt.
Aldenhoven war ein Hauptknotenpunkt von verschiedenen Römerstrassen. Ins-
besondere kreuzt sich dort die Jülich-Aachener Strasse mit der von Düren nach
Tüddern und der von Eschweiler nach Güsten führenden (Schneider i. d. Aachener Zs. XII,
S. 1S2; XIV, S. iff. — Kaltenbach a.a.O., S. 3 11).
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Martini). Binterim u. Mooren, Kathoi.
TT v t c n Pfarrkirch
E. K. I, S. 33 I.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Urkunden ( 1 48 1 u. 1 5 1 7) über die Rek-
torate in Lürcken und Obermerz. — Akten der Hambachschen (gegründet i493)
und Soubschen Vikariestiftung (gegründet 1 5 1 4). — Mannordnung der Mannkammer
zu Aldenhoven und des Probsteiwalds 1 5 5 5, Abschr. desi7. Jh. — Rentbücher von
1 635 an mit Urkundenabschriften. — Status ecclesiae parochialis in Aldenhoven von
i67o mit Bezug auf den Zustand von 1624. — Verzeichnis der Kirchenzierraten von
i5
Fig. 1. Aldenhoven. Ostansicht der katholischen Pfarrkirche.
ALDENHOVEN
1 7
,774. - Kirchenbücher von 1 595 an. — Vgl. Tille, Übersicht II, S. i. — Auf dem pf**^i0J}c]
Bürgermeisteramt: Tauf-, Sterbe- und Trauregister von 1 643 — 1 798, mit Lücken.
Vgl. Tille, Übersicht II, S. 2.
Die erste Kirche war, wie der Titelheilige vermuten lässt, vielleicht noch eine Geschichte
Gründung des 5. oder 6. Jh. Sie wird zuerst im J. 1029 genannt (Binterim und
Mooren, E. K. I, S. 33 1). Die heutige Kirche ist eine einheitliche, um i5oo errichtete
Anlage. Das Schiff trägt die Zahl iSoi, der Turm 1 5 1 6 über dem Portale. Gelegentlich
einer Restauration in den siebziger Jahren durch Wiethasc wurden die westlichen
Strebepfeiler des Turmes bis zum Erdgeschoss abgetragen. Da die jetzige Pfarrkirche
ausserhalb der alten Stadtmauer liegt, so ist anzunehmen, dass die älteste Gründung
{ - Rippen piof^E
SCHIFF
Fig. 2. Aldenhoven. Grundriss der katholischen Pfarrkirche.
an anderer Stelle, vielleicht da lag, wo die ehemalige Peter und Paulskapelle, jetzt
Amtsgericht, sich befindet.
Die Kirche ist ein dreischiffiger Hallenbau , mit westlich vorgelegtem Turm, Beschreibung
im Innern 39,5 m lang und 1 8,9 m breit. Material Backstein. Im Mauerwerk er-
scheinen in der Ansicht regelmässig wechselnd reine Läufer- und reine Binderschichten.
Eckquader und Gliederungen aus Sandstein (Ostansicht Fig. 1, Grundriss Fig. 2, Innen-
ansicht Fig. 3).
Der Turm ist dreigeschossig, mit achtseitigem geschilfertem Helm. Die Ecken
des Turmes stützen Strebepfeiler, die in halber Höhe abgetreppt und mit Fialen ge-
ziert sind. Ausserdem sitzen auf dem oberen pultdachförmigen Abschluss Fialen als
Bekrönung, die nur noch im Rumpf vorhanden und unter das unschöne Dach ge-
zogen sind. Die beiden westlichen Strebepfeiler sind bis zur Stockgurte über dem
Erdgeschoss abgetragen. Im Erdgeschoss auf der Westseite ein Eingang in spät-
2
i7
[8
KREIS JÜLICH
Kathol.
Pfarrkirche
gothischen Formen, teilweise mit Cement überputzt, dessen Schlussstein in spätgothischen
Ziffern die Zahli5i6 trägt. Über dieser Thüre befindet sich ein, zum Teil ver-
mauertes, spätgothisches Fenster, das mit neuem Masswerk versehen ist. Das Mittel-
geschoss hat nach den drei offenen Seiten grosse Blenden mit reichem Fisch-
blasenmasswerk. Das oberste Geschoss weist nach allen Seiten je drei spitzbogige
Schallfenster auf, darunter, durch ein Gesims getrennt, je drei mit nasenbesetzten
Rundbogen geschlossene Nischen.
Das dreischiffige Langhaus hat fünf Joche mit je einem grossen, dreigeteilten
Masswerkfenster, die im Westjoch des Masswerks beraubt und zugemauert sind. Im
zweiten Joch von Westen befindet sich auf der Südseite der Haupteingang mit der
Fig. 3, Aldenhoven. Innenansicht der katholischen Pfarrkirche.
Inschrift auf dem segmentbogigen Sturz: anno domini m°. vc. i. (i5oi). Satteldach
über dem Mittelschiff mit Walmdächern über den einzelnen Jochen der Seitenschiffe.
Der einschiffige Chor zeigt zwei Joche im Langhaus und dreiseitigen Schluss, mit
denselben Gliederungen und Fenstern wie das Schiff. Von den Fenstern sind die
beiden westlichen später vermauert worden. Das Achsenfenster wird durch einen
im Jahre i542 errichteten Calvarienberg zur Hälfte verdeckt.
In die Nordostecke zwischen Schiff und Chor wurde, wohl erst im i9. Jh.,
die Sakristei eingebaut.
Das Innere der kreuzgewölbten Hallenkirche ist dreischiffig (Fig. 3). Die Turm-
halle öffnet sich in anprofiliertem Spitzbogen gegen das Schiff und nimmt jetzt die
Orgelempore auf, welche früher bis zum ersten Pfeilerpaar des Schiffes ging. Die
Vorhalle ist kreuzgewölbt, mit grossem Schlussring von etwa 1,20 m Durchmesser.
Das Profil der Rippen, welche auf Konsolen ruhen, ist einfach spätgothisch. Die
ALDENHOVEN
t9
westlichen Scheidpfeiler der Schiffe sind im Grundriss rechteckig mit abgefasten Kathoi.
v o & Pfarrkirche
Kanten und haben einfaches Karniesprofil am Sockel. Sie gehen ohne Kapitäl-
gesims in die Scheidbogen über. Die zwei östlichen Schiffspfeiler jedoch sind bei-
nahe regelmässig polygonal, mit schärfer ausgesprochenem Sockelprofil und mit
Kapitälglied versehen. Die Glieder sind sehr stark überschmiert, so dass die
ursprüngliche Form schwer erkennbar ist.
Im südlichen Seiten-
" schiff sind unter den
Fenstern in jedem Joch
durchschnittlich 2 5 cm
tiefe, 3,2o m breite, 2,7om
hohe, rundbogige Nischen
angeordnet (vgl. die Pfarr-
kirchen in Hambach,
Hasselsweiler, Mersch).
Die Kreuzgewölbe,
deren einzelne Zwickel
alle sehr stark gebust
sind, ruhen auf durchweg
gleich profilierten Rippen
und Gurten, welche selbst
wieder auf Konsolen von
verschiedener Form auf-
sitzen.
Das erste Joch des
Chors ist mit einem
vierteiligen Kreuzgewölbe
versehen, die Wölbung
des zweiten Jochs mit der
des Polygons zusammen-
gefasst. Die Rippen ruhen
heute auf Dreivieitelsäul-
chen, die hinter Bal-
dachinen verschwinden.
Diese Baldachine bekrö-
nen in Höhe der Fenster-
bank aufgestellte, zumTeil
spätgothische Figuren,
welche wieder aufblätter-
geschmückten Konsol-
steinen stehen. Die Anordnung des Figurenschmucks ist neu.
Aus stattung.
Hochaltar und Kanzel sind neu, die Chorstühle geschmackvolle, einfache
Barockarbeiten.
An den Pfeilern des Chores stehen seit der Restauration moderne Steinfiguren,
in deren Reihe sich zwei alte Holzfiguren befinden. Sie sind 1,20 m hoch, stellen
in ihrer heutigen Ergänzung durch Attribute die Apostel Petrus und Paulus dar, um
' HIV*
Fig. 4. Aldenhoven.
Apostel Paulus im Chor der katholischen
Pfarrkirche.
Fig. 5. Aldenhoven.
Apostel Jakobus major im Schiff
der katholischen Pfarrkirche.
Ausstattung
Holzfiguren
[9
KREIS JÜLICH
Kreuzigungs-
gruppe
Sog. Bitter-
leidenaltar
Ausstattung i 5qo entstanden, und sind sehr tüchtige niederrheinische Arbeiten (Fig. 4). Am Ost-
pfeiler der nördlichen Reihe steht eine dritte Figur derselben Serie, den Apostel
Jacobus major darstellend (Abb. 5).
Die Kreuzigungsgruppe am Triumphbogen, überlebensgross, in den 4oer Jahren
von dem Kreuzaltar des nördlichen Seitenschiffs weggenommen. Maria und Johannes
(Abb. 6 u. 7) stehen jetzt seitlich des Triumphbogens unterhalb Kämpferhöhe, der
Kruzifixus hängt in der Bogenöffnung. Die Figuren, insbesondere Johannes, sind
lebhaft bewegt, die Gewänder in reichem Faltenspiel, sehr knitterig, an fränkische
Arbeiten erinnernd und gehören zu den besten niederrheinischen Arbeiten der
Spätgothik.
Der nördliche Seitenaltar, der ehemalige Kreuzaltar, wurde 1 779 konsekriert
und zeigt delikate Rokokoformen (Konsekrationsurkunde im Pfarrarchiv). Auf ihm
stand bis in die vierziger Jahre des 19. Jh. die eben beschriebene Gruppe.
Südlicher Seitenaltar (Bitterleiden-
altar), gute Antwerpener Arbeit, mit der ein-
gebrannten Handmarke um i5io. (Tafel Iu. II
u. Fig. 8). Dieser ehemalige H ochaltar wurde
1842/43 wieder aufgefunden, teils im Kirch-
turm, teils in einer Schreinerwerkstätte, und in
den Jahren 1 89 8/9 9 in Köln restauriert von
Bildhauer Moest. Dabei wurden folgende Fi-
guren hinzugefügt: im Mittelfeld rechts zwei
stehende Landsknechte: zwei Propheten mit
Spruchbändern zu beiden Seiten dieser Mittel-
gruppe. Am rechten oberen Feld: die Mag-
dalena rechts von der Gruppe; im linken Feld
unten: die Madonna und der erste Hirt; im
Feld unten rechts: der vordere anbetende
König.
Dreiteiliger geschnitzter Mitte 1 s c h r e i n
mit gemalten Flügeln.
Im Mittelfeld die Kreuzigung, sehr volkreich. Vor dem Kreuz, in derselben
Scene (vgl. dagegen die Altäre in Müntz, Boslar, Güsten) sinkt Maria ohnmächtig
zusammen und wird von Johannes und Magdalena gestützt. Genau dieselbe Gruppe
in etwas reduziertem Mafsstab hinter dem Kreuz. Im Feld darunter sitzt Jesse unter
einem Baldachin schlafend, umgeben von vier lebhaft gestikulierenden Propheten.
Eine grosse Menge von Inschriften auf den Gewändern, zum Teil anscheinend
ornamental, zum Teil aber offenbar Weissagungen der betreffenden Propheten wieder-
gebend, „egreditver. viergo de" (so) steht z. B. an dem Baldachin über Jesse.
In den Ästen des zweigeteilten Stammes, der aus Jesse entspringt und in den
Hohlkehlen seitlich des Kreuzigungsbildes sich hinaufschlingt, knieen die Vorfahren
Mariae. Die Zweige vereinigen sich wieder über der Kreuzigung, wo in einer
Nische die Muttergottes thront (Tafel I zeigt diese Madonna noch im unteren
Feld links, zwischen den anbetenden Hirten, wo sie sich vor der Restauration befand).
Unteres Feld rechts Anbetung der Könige. Im oberen Feld links Kreuztragung,
rechts Grablegung. Über diesen Seitenfeldern Typen der unbefleckten Empfäng-
nis. Über der Kreuztragung links Gideon betend, daneben das Fell, rechts Joachim
mit seinen Heerden. Zu beiden Seiten in den Archivolten über der Beweinung:
Fig. 6. Aldenhoven.
Maria aus der
Kreuzigungsgruppe
in der katholischen
Pfarrkirche.
Fig. 7. Aldenhoven.
Johannes aus der
Kreuzigungsgruppe
in der katholischen
Pfarrkirche.
20
Tafel I.
Aldenhoven. Katholische Pfarrkirche. Äusseres des südlichen Seitenaltars.
Tafel II.
Aldenhoven. Katholische Pfarrkirche. Inneres des südlichen Seitenaltars.
ALDENHOVEN
ein Betender (Moses?), dem Gott in einem Baum oder Wolke erscheint, neben ihm Ausstattung
ein Schild. Rechts Josua und Kaleb. In kleinen Rundmedaillons über diesen
Hauptscenen seitlich des Mittelfeldes befinden sich der Sündenfall und die Austreibung
aus dem Paradies.
Die Altar flügel zeigen im Inneren, unten: die Dornenkrönung, Schaustellung
vor dem Volk, Grablegung und Himmelfahrt. In den oberen Flügeln: den Judas-
kuss und die Geisselung. Die Aussenseiten enthalten Darstellungen aus dem Leben
Jesu: die Hochzeit zu Kanaan, die Taufe, die Geschichte des Hauptmanns von
Kapernaum und das Wunder der Brotvermehrung. Auf den oberen Feldern sind
zwei Propheten mit Spruchbändern dargestellt.
Fig. 8. Aldenhoven.
Gruppe des Jesse aus dem sog. Bitterleidenaltar der katholischen Pfarrkirdie.
Hervorragend sind die architektonischen Abschlüsse der Scenen und die ganze
Komposition. Die Plastik ist von grosser Gewandtheit und gehört zu den guten
Antwerpener Arbeiten. Besonders routiniert, aber etwas oberflächlich sind die Propheten
in ihrer barocken Kleidung und Haltung behandelt (Fig. 8). Die architektonischen
Begleitformen der Plastik sind noch rein gothisch , die Malerei dagegen verwendet
Renaissancearchitektur. Auch die Komposition und Figurengebung in den Gemälden
hat einen grossen Zug. (Vgl. Beissel i. d. Stimmen aus Maria-Laach, 1 895, S. Ii.)
Im südlichen Seitenschiff: Bildnis des hl. Nepomuk, Leinwand, mit der Gemälde
Unterschrift: Vera effigies sancti ioannis nepomuceni. i 8. Jh., tüchtig. Bild des
h. Antonius, Leinwand, in Anlehnung an Murillo, aus dem J. i 7 5 1 .
Im nördlichen Seitenschiff liegen, zum grossen Teil von Bänken verdeckt und Grabsteine
sehr abgetreten, eine grosse Menge von Grabplatten aus Blaustein.
Grabmal des Pastors Matheus von Butzdorf. Der Blaustein ist mit
einer 43 x 2 9 cm grossen Gelbgussplatte geschmückt. In diese ist in der Mitte
2 I
KREIS JÜLICH
Ausstattung ein Kelch eingeschnitten, um den ein Band flattert mit der Inschrift: bidt got vur
die sele. Um die Platte steht: hie light begraven her matheus van butzdorp,
STARB ANNO I 5 2 5.
Grabstein des Vikars Johannes Deckel aus Bourheim. Inschrift: anno
1 7 I 2, l7. ID. SEPTEMBR1S . . . OB1IT IN DOMINO ADMODUM REVERENDUS DOMINUS
JOANNES DECKEL EX BAURHEIM (sie) VICARIUS IN ALDENHOVEN. R. I. P.
Grabstein eines Pastors, f 2 i. Dezember 1 647.
Grabstein einer geborenen Bardenhewer, mit der
Inschrift: anno 1 5 99, am 23.julii, starb die ehr und
DUGENDRICHE SIBILLA BARDENHEWERS
DOCHTER. DERE SELEN GOT GNADE.
Grabstein der Eheleute Bertha Schopen, und
des Herrn von Lövenich, mit der Umschrift: anno
IÖI I, DEN 8. AUGUSTI, IST DIE TUGENTSAME BERTHA
schopen im Herren entschlaffen. In der Mitte unter
dem Wappen von Lövenich: anno i6i3, den 12. julh,
IST DER EHR UNT FESTER JACOBUS VON LOEVENICH, STATT-
HALTER UND SCHEFFEN ZU ALDENHOVEN, IN GOT VER-
STORBEN.
Grabstein der Frau Summer, mit der Inschrift:
ANNO 1 7 I 7 , DEN I. JUNIUS, .... DIE EHRSAME AGNES
E IM HERREN ENTSCHLAFEN. GEWESEN DES
SCHEFFEN .... EMUNT SUMMER EHLICHE HAUS FRAW.
Grabstein des Baumeisters Balthasar Nolden
und Frau mit der Inschrift: anno i77o, die i3. augusti,
OBIIT PRAENOBILIS DOMINUS BALTHASAR NOLDEN, IL-
LUSTRISSIMI CAPITULI METROPOLITANI BAUMEISTERUS ET
JUDICII SCABINUS SENIOR. AETATIS 84 ANNORUM. Auf
demselben Grabstein: anno i 77 i, die 2. ianuarii, obiit
EIUS UXOR ANNA MARIA THERESIA ULLER, AETATIS 66 AN-
NORUM. REQUIESCANT IN PACE.
Grabstein der Familie Bettendorf mit den In-
schriften: NOBILIS ET CLARISSIMUS JOANNES BETTENDORFF
I. U. LICENTIATUS OBIIT ANNO l67o, DIE l5. 7 brU, AETATIS'
suae 43 annorum. r. i. p. Auf demselben Grabstein:
NOBILIS DOMINA MARIA MAGDALENA MAUTZ, EIUSDEM
UXOR, OBIIT ANNO l688, DIE 2 1. AUGUSTI, AETATIS SUAE 43
annorum. r. i. p. Auf demselben Grabstein: nobilis
DOMINUS JOANNES BETTENDORFF FILIUS OBIIT ANNO 1 7 I I,
DIE l9. JUNII, AETATIS SUAE 49 ANN. R. 1. P.
Grabmal der Frau Gertgen Beckers, mit der
Inschrift: anno domini i 647, den 26. februarii, ist in
GOTT ENTSCHLAFEN DIE EHR UND DUGENTSAME GERTGEN
BECKERS, GEWESSENE EHELICHE HAUSFRAW WILHELM BREWERS ZU PUFFENDORF,
IHRES ALDEKS 75 IAHR. R. I. P.
Grabstein der Gemahlin des Balthasar Hommelsheim, j 1 748 ; Grabstein
des Balth. Hommelsheim, f 1 7 7 2, Halbwinners zu Pützdorf.
Grabstein des Peter von Werth, kaiserlichen Oberstleutnants, und der
Christina Römer, Tochter des Schultheissen von Aldenhoven, mit dem Familien-
wappen der von Werth in Verbindung mit dem Wappen der Familie Römer
(Kühl I, S. i4. — E. von üidtman i. d. Aachener Zs. XI, S. 287).
Fig. 9. Aldenhoven.
Monstranz in der katholischen
Pfarrkirche.
2 2
AI.MX Ilo VIA-
Geräte
Goth.
Monstranz
Zwei Grabsteine mit dem Wappen der Stockheim und Hemerich (drei Ausstattung
Muscheln), auf dem einen die Inschrift: acnes Hemerich. Agnes Hemerich war die
Gattin Peter Stockheims im T. 1602 (Aachener Zs. IV, S. 278, A. 3).
Grabstein der Frau Anna Ritz geb. Pensen, der Mutter des Petrus Simo-
nius genannt Ritz, fürstlich jülichscher Rat, mit den Wappen der Ehegatten und
der Inschrift: anno i6o4, am 9. November, starf die erentugendreiche anna
PENSEN, WITTIB JOHANNEN SIMONII RITZ, SCHEFFEN U. BURGERMEISTER ZU CASTER
(E. von Oidtman i. d. Ann. h. V. N. XLV, S. i4i).
Gothische Monstranz, um i4oo (Fig. 9 u. 10), Silber, vergoldet, der figürliche
Schmuck in unvergoldetem Silber, getrieben. Einst eine der schönsten gothischen Mon-
stranzen der Rheinprovinz. Der Fuss wurde
leider im J. 1 878 durch einen neuen ersetzt.
In neuerer Zeit ist auch die Lunula, der
Glascylinder und seine Fassung dem grös-
seren Hostienformat angepasst worden.
Auf sechseckigem Fusse liegt der
Teller , welcher den Cylinder und zwei
seitliche Strebesysteme aufnimmt. Diese
sind in der geistreichsten Weise in zwei
durch Bögen verbundene und in zwei
Stockwerke gegliederte Strebeteile auf-
gelöst, welche oben zwei grössere Figuren
zu Seiten der Hostie: Maria und Jo-
hannes wehklagend, unten zwei kleinere
Figuren: weibliche Märtyrer, aufnehmen.
Strebebögen führen zu der den Cylinder
bedachenden Kuppel. Auf dieser erhebt
sich die Gruppe des h. Martinus, der
seinen Mantel zerteilt und einem Armen
schenkt, darüber, wieder durch reiche
Strebesysteme gestützt, die turmartige
Bekrönung.
Die Martinsgruppe ist, wie die an-
deren figürlichen Teile, sehr flott getrieben
(Abb. 10), und auch als Gruppe von der
grössten Lebendigkeit. Die architek-
tonischen Teile weisen eine Reihe von hochoriginellen Motiven auf und sind von der
exaktesten Durchbildung.
Am Zinnenkranz des Tellers hängen sechs Münzen, welche den Eindruck
schädigen. 1. Av. Bildnis Karls des Grossen, Rev. Ansicht des Aachener Münsters.
1 5. Jh. 2. Christus als Schmerzensmann. 3. Eine Braunschweiger Münze mit der
Madonna in der Strahlenglorie a. d. J. i55i. 4. Erinnerungsmünze an den Reichstag
zu Regensburg 1 64 1 mit dem Bildnis Ferdinands III. 5. Münze Kaiser Rudolfs IL,
v. J. i6o7. 6. Münze mit der Darstellung der Dreieinigkeit.
Rokokomonstranz, einfach, Messing versilbert, a. d. J. i73o, erst neuerdings
der Kirche geschenkt.
Kelch, Aachener Silber in einfachen gothisierenden Formen. Meisterzeichen : c f.
Kelch, barock, Aachener Silber, Meisterzeichen unleserlich.
Fig. lü. Aldenhoven.
H. Martinus aus der Monstranz der
katholischen Pfarrkirche.
2 3
24
KREIS JÜLICH
Geräte Glocken. Die erste von i5o8 mit der Inschrift: hoc michi nomen . .
Glocken MARTINUS EPISCOPUS . ASMUS (?) ALDENHOVEN V ALEAS , VALEAT TUA CONCIO
Fig. 11. Aldenhoven. Kalvarienberg an der katholischen Pfarrkirche.
PLEBIS. LUGEO DEFUNCTOS, V1VOS VOCO, FULMINA PELLO. FACTA PER ME, GREGO-
RIUM DE TREVERI, ANNO M1LLENO QUINGENTO VINCITUR (od. iungitur) OCTO. Die
24
ALDENHOVEN
25
Glocke ist mit einer Münze, einem Madonnenbrustbild und dem h. Martinus zu Pferd, Geräte
seinen Mantel zerteilend, geschmückt. Über Gregor von Trier vgl. Max Schmid
i. d. Aachener Zs. XIX, S. 120.
Die zweite von 1 752 mit der Inschrift: sanCtae MarIae saCror, In Alten-
hofen DONOR. ME FECIT CHRISTIAN VOIGT FILIUS. In LoCo ISTO DABO PaCeM.
accai (Hagai) 2, v. 10. mdcclii.
Die Ansicht, dass die Glocken aus Knechtsteden stammen, ist darnach un-
richtig (vgl. Ann. hist. Verein f. d. Niederrhein IX, S. 3 12).
Der Kai varienberg (Fig. 11) wurde im T. 1 54 2 zwischen den östlichen Strebe- Kaivarien-
pfeilern der Kirche von dem unbekannten Meister errichtet. Um i7oo erhielt er
die heutige Umfriedigung. Am Ende des vorigen Jahrhunderts wurde er aus Furcht
vor den Franzosen zugemauert. Er ist besonders interessant durch die realistische
Auffassung und stilistisch eng verwandt mit dem Kalvarienberg in Setterich, der ver-
mutlich von demselben Bildhauer ist. Material: Stein, bemalt.
In einer, von Frührenaissancepfeilern flankierten, flachbogigen Nische hängt
Christus zwischen den Schachern am Kreuz. Vier Engel fangen sein Blut in Kelchen
auf; sie sind, wie auf Antwerpener Altar-Darstellungen, auf Stangen in der Wand
befestigt. Hinten, schon ganz in Renaissancetracht, Magdalena, Maria, Johannes und
Maria Kleophas. Links Longinus, der dem Herrn die Seite geöffnet hat. An den
Laibungen der Nische zwei Engelchen mit grossen Tafeln. Darauf die Inschriften:
links: vulneratus propter iniquitates .... esaias; rechts: vere langwores (so)
nostros .... esaias 53.
Am Kreuzesstamm das oben wiedergegebene Meisterzeichen.
Über der Nische im Schlufsstein ein bürgerliches Allianzwappen.
EHEMALIGE KATHOLISCHE KAPELLE (s. t. ss. Petri et Pauli). Ehemalige
v 'kathol
Ann. h. V. N. XVI, S. 129, Anm. 2. Kapelle
Die Kapelle war angeblich ursprünglich zum Frühgottesdienst bestimmt. Nach
der Aldenhovener Schlacht im Jahre 1 793 diente sie als Militärlazareth ; 1823 wurde
sie umgebaut und als Friedensgericht gebraucht, und schliesslich in den letzten
Jahren zum Amtsgericht von neuem vollständig umgebaut. Der Stein, welcher das
Bogenfeld über der Thür nach dem Umbau des J. 1823 ausfüllte, dient heute als
Thürschwelle und hat die Inschrift: CUrIa regIs gratIIs et ope CIVIUM reeDI-
fICata (1823).
EHEMALIGES KAPUZINERKLOSTER. — Civitas refusni omnium Kapuziner-
k 1 o s t e r
Christianorum sive Inventio et Miracula Simulacri B. V. Mariae apud Capucinos in
Aldenhoven, Municipio ducatus Juliacensis. (Bibliotheca scriptorum Capucinorum, 18.)
- Basilius Krekeler, Das Kapuziner- und das Kapuzinessenkloster zu Bonn
nebst einem Überblick über die ehemalige rheinisch-kölnische Kapuzinerprovinz ;
Ann. h. V. N. XXVIII, S. 277. — Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Geschichte
des Gnadenbildes, Handschr. des 1 7. Jh., vgl. Tille, Übersicht II, S. 2.
Das Kapuzinerkloster wurde im }. 1 665 gegründet, nachdem schon seit der
Auffindung eines Gnadenbildes im Jahr 1 654 eine Kapelle, die Gnadenkapelle, welche
von den Jülicher Kapuzinerpatres bedient wurde, gebaut worden war. Die Wallfahrt
nach Aldenhoven kam so in Schwung, dass z. B. der Schöffenstuhl in Aachen eine
Bittfahrt nach der Kapuzinerkapelle in Aldenhoven als Sühne aufgiebt (Oppenhoff
i. d. Aachener Zs. VI, 21). An der Stelle des jetzigen Klosterhofes befand sich schon
im 16. Jh. eine Anlage, wie ein in den neunziger Jahren gefundener Baustein zeigt,
25
'•»•dam
26
KREIS JÜLICH
Kapuziner- jetzt im Besitz des Herrn Stürz in Eschweiler. Der Stein trägt die Inschrift: anno
kloster °
domini 1 5 7 3. Das Kapuzinerkloster wurde im Jahre 1802 aufgehoben und in einen
Gutshof verwandelt. Es besass bei seiner Aufhebung 18 Patres, 6 Kleriker und
6 Laienbrüder. Das Gnadenbild selbst, welches später in der Pfarrkirche aufbewahrt
wurde, wurde im 1 8. Jh. geraubt und soll später nach Mausbach gekommen sein. Der
Beschreibung nach war es ein frühgothisches hölzernes Madonnenbild.
Ehemalige Die EHEMALIGE KAPELLE, jetzt Scheune, besteht noch aus zwei
Kapuziner-. . .
kapeiie beinahe quadratischen Jochen. Das östliche mit Ansätzen eines rundbogigen Kreuz-
gewölbes auf Konsolen; das westliche mit den Resten einer niedrigen Tonne und
einem nachgedeckten Raum darüber (Empore), mit viereckigen Fenstern.
Der Wirtschaftshof, das ehemalige Klosterwohngebäude, Backsteinbau
von den einfachsten Formen, einstöckig mit tonnengewölbten Kellern.
Gnaden- Die G N A D E N K A P E LL E , im Tahre 1 654, der Tradition gemäss nach dem
kapelle J 0
Muster der Gnadenkapelle von Altötting in Bayern erbaut, aber nur von ganz ober-
flächlicher Ähnlichkeit mit ihr (Lötz, Kunsttopographie II, S. 12. — Niedermayer,
Die Dominikanerkirchen in Regensburg, Regenkreis, Verhandlung 18, 1 — 74) ist ein
achteckiger Centraibau aus Backstein mit steiler, geschieferter Haube und Laterne.
Im Inneren sind in den Mauern tiefe Nischen ausgespart, über denselben be-
finden sich kleine rundbogige Fensterchen. Auf Eckpfeilern ruhen die rechteckig pro-
filierten Rippen, welche ein achtteiliges, pyramidenförmig aufsteigendes Gewölbe tragen.
Der barocke Hochaltar nimmt 3 Seiten der Kapelle ein, derbe Arbeit um
i65o. Das Tabernakel, angeblich aus der Pfarrkirche stammend, enthält eine 1 65 5
datierte Goldstickerei.
Auffindungs- Die A U F F I N D U N G S K A PE L L E wurde, wahrscheinlich kurz nach der
Uapelle _
Auffindung des Gnadenbildes im J. 1 654, an dem Ort errichtet, wo das Gnadenbild
aufgefunden worden war.
Viereckiger Backsteinbau mit Satteldach, vorne offen und mit einem Gitter
abgeschlossen, das Innere 2,3o m X 3,3o m gross, mit segmentbogiger Tonne über-
deckt. Als Altar wurde das Tabernakel des ehemaligen Hochaltars der Pfarrkirche
aufgestellt, einfache Rokokoarbeit.
befstadt- STADTBEFESTIGUNG.
H an dsc h r i ft 1. Qu. Im Besitz des Herrn Gastwirts Willms in Dürwiss:
Reste eines Dürwisser Schöffenarchivs, darunter v.J. 1 7 2 6 Klage der markvest Alden-
hoven gegen den Besitzer von Engelsdorf wegen mangelhafter Bachreinigung (vgl.
Tille, Übersicht II, S. 7).
Im Düsseldorfer Staatsarchiv: Verleihung der Accisgerechtsame vom J.
1 433 — Urkunde über Erhöhung der Accise und Recht der Befestigung vom J. 1469.
— Lager- und Hebebücher des Amtes Aldenhoven. — Kellnereirechnungen, vgl.
bes. diejen. d. Jahres 1620/21.
Abbildungen Abbildungen: Radierung aus dem J. 161 1 in Relatio, d. i. eygentlicher und aus-
führlicher Bericht u. s. w. Augsburg, bei W. Zimmermann. — Handzeichnung im Codex
Welser aus dem J. 1 7 2 3. Beide Abbildungen Phantasiegebilde.
Geschichte Im J. 922 hat das Ursulastift in Köln Besitzungen in Aldenhoven (Ann. h. V. N.
XXVI, S. 334). Kurz nach 1200 ist der Aldenhovener Hof Eigentum des
Kölner Domstifts (Koch, Gesch. d. Stadt Eschweilerl, S. 75), welches bis ins 1 7. Jh.
dauernd der Grundherr von Aldenhoven geblieben ist (i. J. 1 354 Lacomblet U. B.
III, Nr. 529; im Jahre 162 1 Kellnereirechnung des Jahres 1620/2 1 im Düsseldorfer
Staatsarchiv; Kühl, Geschichte IV, S. 293). Die Vogteiherren sind im i3. Jh.
20
ALDENHOVEN
27
die Herren von Randerath, welche die Vogtschaft vermutlich schon unter Wilhelm IV. stadt-
befestigun^r
(t 12 78), nachdem sie sie mehrfach verpfändet hatten, an das Jülicher Fürstenhaus
abtraten (Lacomblet, U.B. II, 59, 226; III, 529; IV, 65 1. — W. Graf von Mirbach
i. d. Aachener Zs. XI, S. 126. — Ders., Territorialgeschichte I, S. 6). Durch Kaiser-
liche Schenkung vom J. 1029 besass auch die Abtei Burtscheid Güter in Aldenhoven
(Lacomblet, U.B. I, 66. — W. Graf von Mirbach, Territorialgeschichte a. a. O.).
Im I. 1 399 wurde Aldenhoven verwüstet (Hagen, Gesch. Aachens I, S. 327).
Das Jahr i469 brachte für das Dorf Aldenhoven die Erhebung zur „Freiheit".
Die Einwohner waren schon i. J. 1 433 von den direkten Geld- und Naturalabgaben
an den Landesherrn befreit worden, Aldenhoven hatte eigene Finanzverwaltung be-
kommen und an den Fürsten von Jülich nur den Mai- und Herbstschatz abzuliefern.
Die Accise wurde noch erhöht, dagegen verpflichtete sich die Gemeinde, den Ort zu
befestigen (Düsseldorfer Staatsarchiv. Urkunden v. d. J. 1 433 u. 1 469 ; Berg. Coli. Nr. 7,
Fol. i7, Cop. - von Below i. d. Berg. Zs. XXI, S. 206, A. 116; S. 2o7, A. u9; S. 212
u. A. 1 4 7 ; S. 23i, A. 228). Die Befestigung ist denn auch offenbar bald darnach
entstanden. Schon 69 Jahre später taucht der Plan auf, die Festung wieder abzubrechen,
jungherzog Wilhelm V. wollte, in Voraussicht des kommenden Erbfolgekrieges, vor allem
die Städte Jülich, Euskirchen und Sittard befestigen und, da das Land kaum im Stande
war, die Mittel dafür aufzubringen (vgl. das Buch Weinsberg bei Kühl a. a. O.), so
beschloss der Landtag desj. 1 538, das Material der Befestigungen in Born, Millen und
Aldenhoven, welche den Leistungen der zur Einführung gelangten Geschütze nicht
mehr gewachsen sein mochten, zu verwenden (Abschied des Landtags zu Jülich vom
25. Juni 1 538 im Düsseldorfer Staatsarchiv). Der Beschluss scheint nicht ausgeführt
worden zu sein. Von der Stadtbefestigung bestehen heute noch ein Teil der Stadt-
mauer und zwei Thürme, und bis ins 18. Jh. wird Aldenhoven stetig als Veste
genannt. (Vgl. die Jülicher Kellnereirechnungen im Düsseldorfer Staatsarchiv.)
Der nordwestliche Thorturm, heute in der Mitte der Stadt gelegen, in den Beschreibung
letzten Jahren als Leichenwagenhalle eingerichtet, bildete mit einem auf der anderen
Seite der Strasse gelegenen gleichen Turm, dessen Fundamente noch vor einigen
Jahren erkennbar waren, das nordwestliche Ausgangsthor der Stadt. Eine ähnliche
Anlage befand sich — in den achtziger Jahren noch zum Teil erhalten — am süd-
östlichen Stadtende.
Der Thorturm ist dreigeschossig, aus Backsteinen erbaut, mit Baugliedern aus
Haustein. Im Innern ist das Erdgeschoss kuppelgewölbt, in Lichten 4, 20 m hoch und
5 m weit.
Der sog. Hexen türm, nur noch im Erdgeschoss erhalten und zum grossen
Teil von den Substruktionen der über ihn hinwegführenden Jülich-Aachener Bahn-
linie verdeckt, ist dem Thorturm an Umfang etwa gleich und ebenso aus Backstein
aufgeführt. Unter ihm fliesst durch eine halbkreisförmige Wölbung der Merzbach
durch. Der Turm befindet sich an der Nordwestecke der alten Stadtbefestigung.
Zwischen ihm und dem Stadtturm ist ein Erdwall noch zum Teil erhalten.
DAS HAUS DER GEBRÜDER SOMMER, i. J. 1 767 erbaut, besitzt Privathäuser
einige interessante Inschriftsteine, welche beim Bau mit vermauert wurden. Über
dem Thorbogen die Inschrift: n. h. nolden m. f. cremerius con(juges) 1 7 6 7.
In der Thorfahrt ein vermauerter Thürsturz mit den Wappen des Werner von
Palant zu Selem und der Raba von Wylich zu Hueth und der Inschrift: anno
DOMINI 1 5 5 7 GALT EYN DUERENDER (Dürener) MALDER ROGGEN 43 MARK. Im Hof
eingemauert: anno domini i5 . . galt zo cöln ein huid sals 36 daller.
27
2 8
KREIS JÜLICH
Privathäuser Auf einem Thorsturz der Scheune beim Pastorat die Inschrift: a. r. d.
PET. DE BREMEN PASTOR HUIUS LOCI AO l724. RENOV. l843.
Das HALLBERGER HAUS, im J. 1 726 erbaut von Peter Theodor Edlen
von Hallberg auf Broich, Hofrat und Schultheiss des Amtes, ist ein einfaches Back-
steingebäude. Über dem Thor das Wappen der Hallberg und die Jahreszahl i726.
Bemerkenswert ist noch das einfache ROKOKOHAUS des Herrn Kaufmanns
Blees, i. T. 1 7 74 erbaut, und die APOTHEKE, aus derselben Zeit stammend, welche
sehr wirksam in den Winkel zweier spitz sich schneidender Strassen eingebaut ist (Fig. 1 2).
Im Besitz des Herrn
Christian Wen dt befinden
sich die Bildnisse zweier
Äbtissinnen aus demj. 1624,
Ölgemälde, Eichenholz, 46 X
7o cm, derbe, aber tüchtige
Arbeiten. Das eine mit der
Enthauptung der h. Doro-
thea (?) im Hintergrund. Im
Vordergrund die Stifterin in
Ordenstracht mit Wappen
Fig. 12. Aldenhoven. Apotheke. bez. P. C. IÖ24, l3. 7 BRIS-
Das andere mit einer Ma-
donna in Wolken, das Christkind, Rosen herabstreuend, mit einem Allianzwappen der
Eltern der Dargestellten, von denen eines das Hillesheimische ist, bez. a. 1624. [F.]
ALTDORF.
Kaltenbach, Der Regierungsbezirk Aachen, S. 229. — Offermann, Geschichte»
S. 58. — Fabricius, Karte von 1 789, S. 2 7o. — Vgl. auch unter Inden, Kirchberg.
Römisches RÖMISCHE FUNDE. Einige Matronensteine wurden hier gefunden (Braun,
B. J. XIX, S. 95), von denen einer sich im Kölner Museum befindet (B. J. LXXXIII,
i5i). Ausserdem fanden sich nach mündlicher Überlieferung römische Ziegel im Garten
hinter der Pastorat. Im J. 1 552 wurde bei Altdorf ein den Matronis Hamavehis ge-
widmeter Matronenstein gefunden. (Brambach, C. I. R. No. 621; vgl. unter Hambach).
o K a t hol. ^ K AT H O LI S C H E P FA RR KIR CH E (s. t. s. Pancratii). Die Kapelle von Alt-
a" <n 0 L dorf war Filiale der Pfarrkirche in Geuenich (s.d.) und wurde erst im J. i8o4 selbständig.
Die alte Kirche brannte i. J. 1 856 ab und wurde 1 858— 60 durch einen Neubau ersetzt.
Ausstattung In der Kirche eine Remigiusfigur aus dem i7. Jh., Holz, halblebensgross,
tüchtige Arbeit. Die Figur stammt aus Geuenich, war längere Zeit in Inden und
wurde i8o3 mit anderen Gegenständen durch bewaffnete Macht nach Altdorf geholt.
(Notizen im Pfarrarchiv zu Altdorf).
Kelch aus dem J. i79i, Kupfer, einfach. Inschrift: capel zu altorf. w. h.
b. a. c l. 1 7 9 1 .
Reliquiar, versilbert, in Rokokoformen.
Krueifix An der Kirchhofsmauer ein S t ein kruci fix, barock, bäurisch. Ein zweiter Kruci-
fixus auf der Rückseite des Kreuzes, aus Terracotta, mit hölzernen Armen, barock,
gute Arbeit. Auf der Vorderseite die Inschrift : j. d. s . ., posuit, auf der Rückseite
in gothischen Lettern: anno i7o8. den 7. xber, ist der ehrsamer Johannes titzen,
MARIA BAWERS GEWESSENER EHEMANN, IN GOTT ENTSCHLAFFEN. fF.l
BARMEN
BARMEN
KATHOLISCHE PFARR KIRCH E (s. t. s. Martini). Binterim u. Mooren, Pf^^he
E. K. I, S. 332; II, S. 188. — Kühl II, S. 293. — Offermann S. 45. — Kaltenbach
S. 23i.
Fig. 13. Barmen. Ansicht der katholischen Pfarrkirche.
Handschrift]. Qu. Im Pfarrarchiv: Bruderschaftsbuch des l7. Jh. -
Barmener Buschgerechtsame. — Verkauf von Kellenberg im J. 1626. Im einzelnen
vgl. Tille, Übersicht II, S. 2.
Der Ort Barmen findet eine erste ausdrückliche Erwähnung im J. 1 1 66 bei der Geschichte
Stiftung des Klosters Meer, das auch hier begütert war (Lacomblet, U. B. I, Nr. 4 1 4, 4 1 5).
Der Turm der Kirche gehört auch wohl schon der Mitte des 12. Jh. an; auch
im Liber valoris, um i3oo, findet die Kirche Erwähnung. Im 1 5. Jh. wurde wahr-
scheinlich das Langhaus und das nördliche Seitenschiff neugebaut, später — wohl im
16. Jh. — scheinen das südliche Seitenschiff und noch später die beiden östlichen Joche
?9
3o
KREIS JÜLICH
Kathoi. der Seitenschiffe angefügt zu sein. Das Patronat der beiden Seitenaltäre besassen
Pfsrrkirchö
die Inhaber der Häuser Overbach und Kellenberg (s. u.).
Beschreibung Dreischiffiger spätgothischer Hallenbau mit romanischem Westturm, im
Lichten 18,60 m lang, i5,5o m breit (Ansicht Fig. i3, Grundriss Fig. i4).
Turm Der mächtige kurze romanische Westturm aus Tuff- und Bruchsteinmauerwerk mit
regelmässiger Eckquaderung; die vier Geschosse sind gegeneinander scharf eingerückt.
Im Erdgeschoss das breite Portal der ursprünglich offenen Vorhalle; die Laibungen
sind zweimal abgetreppt und zeigen eine Säule mit Würfelkapitäl ; am Bogenanfang
ein durchlaufendes Gesims. Die Gewände des Bogens sind entsprechend gegliedert.
Die Öffnung ist in spätgothischer Zeit durch eine rechteckige Thür mit halb-
rundem Oberlicht geschlossen worden. Das zweite Geschoss ist ganz glatt, das
dritte hat an jeder Seite eine Gliederung durch zwei grosse Rundbogenblenden.
Bei dem obersten Geschoss zeigt die Westseite eine reichere Gliederung durch
6 Bogen, die seitlich auf den Ecklisenen, sonst aber auf Halbsäulchen mit Würfel-
kapitälen aufsitzen; die 3 anderen Seiten haben eine entsprechende Gliederung durch
einen sechsteiligen Bogenfries auf Eck- und Mittellisene. An jeder Seite zwei zwei-
teilige romanische Fenster; stumpfes vierseitiges Pyramidendach. In der Turm-
halle ein schlichtes Kreuzgewölbe auf einfachen Eckdiensten, deren Gesimse im
Zusammenhang mit dem des Portales stehen. Nach dem Mittelschiff hin wiederholt
sich genau das Portal der Westseite.
Langhaus Das spätgothische Langhaus besteht aus Ziegelmauerwerk. Die Nordseite
mit Sockelband und Kaffgesims aus Haustein, die sich um die Strebepfeiler ver-
kröpfen. Von den Fenstern hat nur noch das östliche eine alte zweiteilige Masswerk-
gliederung; unter dem Westfenster vermauerte kleine Thür. Die an das nördliche
Seitenschiff angefügte Sakristei schmucklos mit zwei kleinen Stichbogenfenstern. Am
Chor grosse einfache Strebepfeiler; die seitlichen Fenster zweiteilig mit Masswerk.
Das südliche Seitenschiff ist ganz schlicht mit ungegliederten plumpen Strebepfeilern;
im zweiten Joch von Westen eine spätgothische Thür mit Eselsrücken in Haustein-
einfassung. Zwischen Turm und Seitenschiff noch ein kleiner später Anbau,
inneres Im Inneren die südliche Scheidemauer mit drei schweren unregelmässigen
Pfeilern, die im Kern vielleicht noch der Langhausmauer des romanischen Baues ange-
hören. Die nördliche Scheidemauer westlich mit zwei derben Rundsäulen, östlich
ein schwerer Pfeiler. Die Gewölbe sind durchweg einfache Rippengewölbe; nur die
beiden östlichen Joche der Seitenschiffe, die später angefügt sind, sind durch schwere
Gurtbögen abgetrennt. In dem Schlufsstein des Ostjoches der Südseite das Allianzwappen
Hatzfeld und Palant-Wildenburg. Im nördlichen Seitenschiff ruhen die Gewölbe auf
einfachen Konsolen, im südlichen wachsen die Rippen aus der Wandfiäche. Im Chor
Sterngewölbe auf einfachen runden Wanddiensten mit würfelartigen Kapitalen.
Ausstattung Von der Ausstattung sind zu nennen:
Hochaltar Hochaltar, flandrischer Schnitzaltar mit gemalten Flügeln aus der Zeit um i52o.
Der geschnitzte Schrein zeigt die Passionsscenen in ähnlicher Weise wie der eine
Seitenaltar in Linnich, die Altäre in Siersdorf, Aldenhoven, Mersch, Güsten, Rö-
dingen u. s. w. Das hohe Mittelstück mit Kalvarienberg, darunter abgeteilt Maria,
Johannes und die Frauen, sowie die Kriegsknechte. Unter diesem Feld Jesse mit
den vier Propheten; der Stammbaum zieht sich mit den Einzelfiguren in den Kehlen
des Mittelfeldes hinauf. Links die Darstellung der Kreuzschleppung , darunter zwei
kleine Felder mit der Verkündigung und der Heimsuchung; rechts oben die Bewei-
nung des Leichnams, darunter Darbringung im Tempel und Beschneidung. Als
io
BARMEN
3i
Bekrönung des Ganzen ein reiches Kapital mit der Gruppe des h. Martinus mit Ausstattung
dem Bettler.
Die Aussenseiten der Flügel zeigen in gleicher Anordnung wie der rechte
Seitenaltar in Linnich (s. u.), oben zwei kleine Bilder, unten links Abraham und
Melchisedech, in den beiden Mittelfeldern die Messe des h. Gregor, rechts den
Mannaregen.
Die Innenseiten der Flügel auch mit grossen Darstellungen; links in der
Spitze klein die Verspottung Christi, unten Christus am Ölberg und die Gefangen-
nahme Christi, rechts oben klein die Grablegung, unten die Himmelfahrt und das
Pfingstfest.
Fig. 14. Barmen. Grundriss der katholischen Pfarrkirche.
Die Skulpturen zeigen eine einfache, ziemlich ruhige Auffassung; das Burleske,
die unruhige Haltung fehlen, dafür aber manche ungeschickte Züge. Die Malereien
besser als an den meisten anderen flandrischen Altären der Gegend , in der Zeich-
nung etwas süsslich, aber einfach und kräftig in der Farbengebung und ziemlich
gross angelegt.
Der Altar ist um 1880 restauriert, dabei mit Tabernakel und Predella ver-
sehen, die Skulpturen sind neu vergoldet worden.
Die beiden Seitenaltäre mit Nischen, die von breitem Barockornament um- Seitenaltäre
rahmt sind, um i7oo, über dem linken das vereinigte Wappen des Deutschordens
und von Reuschenberg, über. dem rechten das Allianzwappen Hatzfeld und Palant-
Wildenburg.
$1
32
KREIS JÜLICH
Ausstattung Einfache Rokokokanzel aus der Mitte des 18. Jh. mit geschweiftem Körper,
Kanzel a^ dem Schalldeckel grosse Voluten mit Engel.
Apostelbalken Vor der Vierung Apostelbalken vom J. 1 545 (Taf. III), neuerdings wieder-
hergestellt und polychromiert (Ann. h. V. N. XLVI, S. 1 95). Auf der Vorderseite i3
niedrige halbrund geschlossene Nischen, darin arg gezwängt in starkem Relief die
Halbfiguren des segnenden Heilandes und der 12 Apostel mit ihren Attributen.
Zwischen den Nischen schmale vertiefte Felder, darin kleine Renaissancepilaster.
Auf der Rückseite des Balkens zwei Füllungen mit dem schön geschnittenen Allianz-
wappen des Johann von Reuschenberg und der Maria von Grein (Aachener Zs. XV,
S. 7, Anm. 6, wie in Setterich); an der rechten Steinkonsole, auf der der Balken
aufliegt, die Jahreszahl 1 545.
Auf dem Balken in der Mitte das ältere Kreuz mit reicher, wohl grösstenteils
erneuter Krabbenumrahmung; auf den Kreuzesenden Vierpässe mit den Evangelisten-
symbolen. Der Gekreuzigte sehr ruhig, von strenger Modellierung mit flatternden
Lendentuch. Die Muttergottes links vom Kreuz in einer etwas knitterigen Gevvan-
dung, der Kopf scheint ganz modernisiert; Johannes rechts vom Kreuz in reich dra-
pierter Gewandung, verwandt der Gruppe in Aldenhoven (s. o. S. 20, Fig. 6 u. 7).
Die Ausführung der ganzen Arbeit ist ziemlich derb, die Art, wie die Halb-
figuren der Apostel in den Nischen sitzen, stellenweise fast burlesk. Am deut-
lichsten zeigen die Figuren Mariae und Johannis mit ihren eigentümlich verdrehten
Oberkörpern die Verwandtschaft mit dem Siersdorfer Lettnerbogen (s. u.), nur mit
dem Unterschied, dass dieser noch mehr Anklänge an Kalkarer Arbeiten zeigt und
in der Feinheit der Ausführung den Apostelbalken von Barmen überwiegt. Der sehr
feine Krucifixus auf dem spätgothischen Kreuz gehört noch der 2. H. des 1 5 . Jh. an.
Taufstein Taufstein, schlichtes ovales Marmorbecken auf hohem Fuss, um i7oo; der
Messingdeckel getrieben mit einem Relief der Taufe Christi und der Umschrift :
(s)OPHIA MARIA RAITZ DE FRENTZ, FILIA DE SCHLENDERHAEN, PRAENOBILIS IMPERIALIS
AC LIBERAE ABBATIAE PORCETI PROFESSA, D. D. ANNO I 7o3.
Leuchter Zwei A 1 1 a r 1 e u ch t er aus getriebenem Silber mit gedrehtem Schaft und breiten
Laubwerkfüssen, je 5i cm hoch, um i7oo. Augsburger Beschau, Meisterzeichen w. j.
In der Kirche verteilt eine Reihe stark abgetretener und zum Teil verdeckter
Grabplatten Grabplatten:
1. Grabplatte mit Renaissancekartuschen, dem Loeschen Wappen in einem Blatt-
kranz und der Inschrift: hec est via, quae ducit ad vitam. Margareta van
LOB, FR . . . E . . VE ROCHETTE UND HORST IS . . . GOTT VERSTORBEN ANNO IÖOO,
den 26. septembris (erste Gattin des Kaiserlichen Obersten von Reuschenberg, des
Verteidigers von Jülich im J. 16 10).
2. Grosse Platte, oben und unten je 4 Ahnenwappen, oben rechts: NESSEL-
ROT DT, darunter: speis, unten links: rynssem und opheim , unten rechts: holtorp
und blenss; der Rest verdeckt oder abgetreten. Es ist der Grabstein des Wilhelm
von Reuschenberg zu Overbach (t 1 585).
3. Verstümmelte spätgothische Platte mit Doppelwappen — das rechte das
Reuschenbergische Wappen — und Inschriftrest: die starf zu overbach . . .
4. In der Turmhalle verstümmelte Platte des 1 6. Jh. mit dem Reuschenbergschen
und Ringsheimschen Wappen und dem Inschriftrest: [anno i54i, 26. septembris,
guJilhelmvs a rvissheber ... (er war Kanonikus zu Aachen und Reichskammer-
gerichtsassessor).
32
Tafel III.
Barmen. Apostelbalken in der katholischen Pfarrkirche.
*
BARMEN
35
5. Grabplatte mit Doppelwappen — das rechte mit der Beischrift robert, wie Ausstattunj
am Thor des Schmitzschen Gutes in Barmen (s. u. S. 4o), Inschriftrest: hoch
HAN MICH .... RECHTE DOC ....
6. Auf dem Chor Grabplatte mit Kelch, Totenschädel, Stundenglas und In-
schrift: ANNO I 773, 6. TA . . JULY, OBIIT AMPLISSIMUS DOMINUS GODEFRIDUS SCHREINE-
MAECHER, ANNOS 46 PASTOR IN BARMEN ET ALMAE EXTIANITATIS (so) JULIACENSIS
DECANUS. R. I. S. P.
Fig. 15. Haus Overbach. Lageplan.
Von den Glocken eine aus dem 12. — i3. Jh. ohne Inschrift, die beiden Glocken
anderen von 1 439 mit den Inschriften:
1. MARTINUS HEISCHEN ICH, KIRSTGEIN KLOIT GOIS MICH ANNO DOMINI
MCCCCXXXIX.
2. MARIA HEISCHEN ICH, KIRSTGEIN KLOIT GOIS MICH ANNO DOMINI MCCCCXXXIX.
HAUS OVERBACH. Duncker, Rheinlands Schlösser und Burgen mit Haus
Abb. — Offermann S. 45. — Eisenberg-Mirbach.
33
34
KREIS JÜLICH
Haus Handschriftl. Qu. Das Archiv ist im Anfang des i9. Jh. durch die Familie
Overbach o j
Overschie wahrscheinlich nach Belgien gebracht worden.
Ansicht, ziemlich ungenau, vom J. 1 7 2 3 im Codex Welser. Neue farbige
Lithographie bei Duncker a. a. O.
Geschichte Im J. 1 3 5 2 wurde die Veste Barmen im Kampf der Jülichschen Vasallen gegen
den Landesherrn zerstört (Wieth, Die Stellung des Markgrafen Wilhelm von Jülich
zum Reich S. 75). Ein Zweig derer von Barmen — ein Heinrich von Barmen wird
mit einem Heinrich von Overbach zusammen im J. 1 354 genannt — sass auf Over-
bach; das Wappen ist dasselbe wie dasjenige der Herren von Overbach und von
Merzenhausen. Vielleicht wurde auch damals Schloss Kellenberg (s. u.) von Over-
bach abgetrennt. Am Ende des 1 5 . Jh. brachte Maria von Grein das Gut an die
von Reuschenberg zu Setterich (Aachener Zs. IV, S. 2 93); es zweigt sich eine Neben-
linie Reuschenberg-Overbach ab, der namentlich der kaiserliche Oberst Johann von
Reuschenberg angehört, der im J. 16 10 die Verteidigung von Jülich leitete- Dem
16. ]h. gehören die wesentlichen Teile der Burg an. Durch Adoifa von Cortenbach,
eine Tochter der Philippine von Reuschenberg, fiel Overbach an die von Hatzfeld-
Wildenburg, die noch im J. 1 785 Overbach besassen. Dann ist die Familie von
Overschie im Besitz von Overbach, die das Herrenhaus um 1800 umbaute. Durch
Heirat vom J. 1828 kam Overbach an die Grafen von Hompesch-Rurich und durch
Heirat vom }. i864 an den jetzigen Eigentümer, Herrn Major Freiherrn Ludolf von
Wenge- Wulften.
Beschreibung Die Anlage umschliesst ein grosses rechteckiges Terrain, das mit Ausnahme
der Südwestecke noch von den breiten Wassergräben umschlossen ist (Lageplan
Fig. i5, Ansichten Fig. 16 u. l7).
54
BARMEN
35
Das Herrenhaus (Fig. 16), an der Nordwestecke, jetzt frei gelegen, ist ein
schwerer zweigeschossiger Bau von 6 Achsen über einem hohen Kellergeschoss, ganz in
den schlichten Formen der Zeit um 1800 mit grossen Stichbogenfenstern, Flachgiebeln
mit dem Wappen der Overschie (?) an den Langseiten und hohem Mansarddach.
Nach der Aussenseite setzt sich unregelmässig ein kleiner Anbau von einem Geschoss
mit Mansarddach an, der ebenso wie der Hauptbau wenigstens in seinen Unter-
mauern noch dem Mittelalter angehört. Das Innere ist ganz modern umgebaut,
nur die Kellerräume mit ihren unregelmässigen Gewölben weisen noch auf das
i5. — 16. Jh. hin.
Der Wirtschaftsho f
an der Südwestecke ist eine
regelmässige noch ziemlich
ursprüngliche Anlage in
Ziegelmauerwerk. Der west-
liche Trakt umfasst das zwei-
geschossige Wohnhaus mit
einer Durchfahrt, das nach
Süden noch den spätgothi-
schen Staffelgiebel mit Stein-
sprossenfenster zeigt ; die
übrigen Fenster sind im 18. Jh.
verändert worden. An der
Südseite folgt zunächst ein
Stallbau, dessen Aussen-
mauer auch noch der ur-
sprünglichen Anlage ange-
hört, dann ein Scheunenbau
mit spätgothischen Staffel-
giebeln und einem Klötz-
chenfries an der Aussenseite.
An der Ostseite liegt ein
grösserer Scheunenbau des
1 7. - 1 8. Jh. mit Staffelgiebeln.
An der Rückseite dieses
Flügels eingemauert ein
schöner Kaminsturz aus
rotem Sandstein mit den
vier Wappen Nesselrode,
Reuschenberg, Gülpen und Erkenteil, Ahnenwappen des kaiserlichen Obersten Johann
von Reuschenberg (f i638).
Nach dem freien Platz vor dem Herrenhaus hin ist der Wirtschaftshof durch
eine niedrige Mauer abgeschlossen.
An der Südostecke liegt sehr malerisch unter hohen Bäumen ein kurzer vier-
eckiger Turm von zwei Geschossen mit den Resten der alten Wehrmauer (Fig. i7);
in beiden Geschossen an jeder Seite zwei schmale zweigeteilte Fenster in Haustein-
einfassung, im Kellergeschoss Schiefsscharten, oben ein feines Hausteingesims mit
Einschlupflöchern für die Tauben ; hohes achtseitiges Pyramidendach, oben mit kleiner
Zwiebel, in der Wetterfahne das Allianzwappen Hatzfeld und Cortenbach. Die
Haus
Overbach
Herrenhaus
Wirtschaftshof
Fig. 17. Haus Overbach. Eckturm an der Rückseite.
Turm
35
36
KREIS JÜLICH
Haus beiden an den Turm anstossenden Stücke der Wehrmauer, auf deren Umgang Thüren
Overbach
aus ihm führten, haben kleine im Stichbogen überwölbte Scharten, in denen noch die
Riegelhölzer zum Auflegen der Büchsen zum Teil erhalten sind. Der hölzerne Wehr-
gang selbst ist weggebrochen.
An der Nordostecke ein einfacher kleiner rechteckiger Ziegelturm mit Schiefs-
scharten in beiden Geschossen und schlanker Haube mit Zwiebel, nach aussen ist
die Mauerkante im unteren Teil abgefast. Beiderseits schliessen sich kleine Remisen-
und Stallbauten an. Gegen das Herrenhaus hin, parallel mit ihm, folgt ein kleiner
zweigeschossiger Bau des 18. Jh. von 3 Achsen und zwei Geschossen mit Mansarddach.
Ausstattung lm Besitz des Herrn Freiherrn von Wenge-Wulffen eine Anzahl von Möbeln
des i7. — 18. Jh., darunter namentlich ein Kabinetschrank, um i7oo, mit Schildpatt-
einlagen, ferner io querrechteckige Gouache-Bildchen, je etwa i5X25cm gross,
sehr fein durchgeführte Scenen der Parforce-Jagd auf Hirsche darstellend; im Hinter-
grund bei verschiedenen Bildern das Jagdschloss Herzogsfreude bei Bonn. Die
Bildchen, aus der Zeit i 7 5 5 — i76o, stammen wahrscheinlich aus der Gemäldesammlung
des Kurfürsten Clemens August von Köln (Liste d'une partie des peintures prove-
nantes de la Succession de S. A. S. de Cologne . . . ., qu' on a intention de vendre
publiquement ä Bonn le lundi i4. Mai (i7Ö2) 1 764 et jours suivants, Nr. 567.)
Schioss SCHLOSS KELLENBERG. Duncker, Rheinlands Schlösser und Burgen
Kellen erg ^ ^ _ I, S. 1 43. — Ann. h. V. N. VI, S. 180; XVIII, S. 324. — Strange,
Beiträge zur Genealogie IV, S. 5 1 . — Richardson, Gesch. der Familie Merode I,
S. io5, ii4; II, S. 239, 3oi. — v. Mering, Gesch. der Burgen V, S 36. — Offer-
mann S. 46. — Eisenberg-Mirbach.
Handschriftl. Qu. Das Archiv befindet sich im Raitz von Frentzschen
Familienarchiv zu Hattenheim im Rheingau. Vgl. Tille, Ubersicht II, S. 24.
Ansichten, i. Kleine getuschte Vogelschau, im wesentlichen richtig, die
Hauptburg noch mit den vier alten Ecktürmen zeigend, im Codex Welser von i 7 23.
2. Zeichnung aus den 4oer J. des i9. Jh., im Besitz der Freifrau v. Ritter zu
Rüdesheim.
3. Neuere farbige Lithographie bei Duncker a. a. O.
Geschichte Kellenberg eitstand wahrscheinlich nach der Mitte des i4. Jh. durch Abzweigung
von Haus Overbach (s. o.). Im J. i492 bringt Regina Scheiffardt von Merode das
Gut an die Quadt ; es fiel jedoch bald an die Scheiffardt von Merode zurück. Die
Besitzverhältnisse am Ende des 1 6. Jh. sind nicht ganz klar zwischen den Scheiffardt
und Utenhoven (Aachener Zs. VIII. S. 1 38. — Tille, Übersicht II, S. 1 38. — Ann.
h. V. N. 57, S. 346). Seit 1 6 1 6 war Kellenberg durch Kauf im Besitz des Johann
Karl von Utenhoven. Von dieser Familie erwarb es im J. 1 638 Johann von Werth,
der bekannte Reitergeneral, dessen einzige Tochter Irmgard es dem Freiherrn Winand
Hieronymus Raitz von Frentz-Schlenderhahn in die Ehe brachte. Die Freiherren
Raitz von Frentz zu Kellenberg erloschen im Mannestamm mit Reinhard von Frentz
(t 1864); der jetzige Eigentümer ist dessen Schwiegersohn, Herr Graf Clemens von
und zu Hoensbroech, Ehrenritter des Maltheser-Ordens. Die Schlossanlage stammt
im Wesentlichen noch aus dem i5. und 1 6. Jh. und erfuhr erst im 18. und 1 9. Jh.
wesentliche Umbauten.
Beschreibung Grosse Backsteinanlage des 1 5 . — 1 6. Jh. mit Vorburg und Hauptburg, von
doppelten Wassergräben umgeben (Lageplan Fig. 18, Ansichten Fig. i9 u. 20).
Vorburg Die langgestreckte dreifiügelige Vorburg, nach der Hauptburg hin offen. In
der Mitte der langen Westfront der kurze dreigeschossige Thorlurm, auf den eine
36
BARMEN
3 7
gemauerte Brücke zuführt. Im Erdgeschoss ein quergeteiltes Fenster in Haustein- Schioss
8 ö-io Kellenberg
einfassung, daneben der im i7. — 18. Jh. veränderte Thorbogen, der von kleinen
Schiefsscharten in Hausteinumrahmung flankiert ist; in den beiden Obergeschossen
kleine rechteckige Fenster. Nach dem Graben hin unten Scharten, oben Kreuz-
Fig. 18. Schioss Kellenberg. Lageplan.
sprossenfenster (Fig. i9). Die Innenseite des Thorbaues ganz schlicht mit kleinen recht-
eckigen Fenstern; einfaches erneuertes Walmdach mit Holzgesims. Ein Maueransatz
an der Hofseite scheint anzudeuten, dass nach Norden die Vorburg ursprünglich
hier abschloss.
Die Aussenmauern der Vorburg sind durchweg noch alt, sie zeigen zahlreiche
kleine einfache Schiefsscharten, sind im übrigen aber durch später eingebrochene
3 7
38
KREIS JÜLICH
Sch lo s s
Kellenberg
Hauptburg
Altes Burghaus
Wohnhaus
Thorturm
Fenster mannigfach verändert. An der Nordwestecke ein viereckiger glatter Eckturm
mit Schiefsscharten , dessen obere Mauerpartie und Dach erneuert sind. Den
nördlichen Trakt der Vorburg bildet ein grosser Remisenbau von zwei Geschossen,
noch aussen ganz geschlossen, an der Innenseite die Jahreszahl 1 7 1 8. Nach den
erhaltenen Ansätzen und Thüröffnungen hatte dieser Flügel eine offene Holzgallerie
in der Höhe des ersten Stockwerkes.
Der niedrige Trakt südlich des Thorbaues enthält Stallungen; an der Südwest-
ecke haben sich am Mauerwerk Ansätze eines wahrscheinlich abgestürzten Eckturmes
erhalten, der demjenigen der Nordwestecke entsprach. Den Südtrakt bildet wieder
ein grösserer Scheunenbau, der im 1 9. Jh. wesentlich verändert zu sein scheint.
Das von einem besonderen Wassergraben umgebene Herrenhaus bildet
heute eine der Vorburg im Grundriss entsprechende dreifiügelige langgestreckte An-
lage. Der kurze Nordifügel besteht aus dem spätgothischen Burghaus (Fig. 20), ein
kleiner rechteckiger Bau von drei Geschossen, nach aussen jetzt mit modernen Mass-
werkfenstern versehen, an
der Innenseite noch die ver-
mauerten Thüren , die auf
die alten Geschosshöhen hin-
weisen. Nach den Ansätzen
befand sich hier wohl auch
eine offene Gallerie. Das
dritte Geschoss hat breite,
auf Konsolen vortretende
runde Ecktürmchen, jedes
mit drei Fensterchen in Hau-
steinumrahmung ; an den
Seiten jetzt einfache Stich-
bogenfenster. Ringsum lau-
fend ein Klötzchenfries. Das
grosse Walmdach mit drei
Reihen von Dachfenstern ist
jetzt auch über die ursprüng-
lich wohl mit Hauben versehenen Ecktürmchen geschleift. Der Bau hat eine grosse
Verwandtschaft mit den Burghäusern in Loersfeld und Satzvey (Kunstdenkm. des
Kr. Bergheim S. io9. — Kunstdenkm. des Kr. Euskirchen S. 160).
Die Westfront bildet der lange Wohnhausbau des 18. und i9. Jh. von
8 Fensterachsen, zweigeschossig mit hohem Mansarddach ; die Fenster einfach recht-
eckig in Hausteineinfassung. Der Bau ist flankiert von zwei runden Ziegeltürmchen,
ursprünglich die Ecktürme der alten Wehrmauer; sie sind dreigeschossig, über dem
ersten Geschoss mit einer Schräge eingerückt, oben mit Klötzchenfries. In den
beiden unteren Geschossen jetzt grosse rechteckige Fenster, nur im dritten Geschoss
noch die ursprünglichen Fensterchen in Hausteinumrahmung- Die Dächer aus dem
Rund in eine achtseitige geschieferte geschlossene Laterne überführend. Der süd-
westliche Eckturm zeigt noch unter dem Klötzchenfries einen Kranz enggestellter
Konsolen aus Backsteinen.
In der Mitte der Westfront liegt der mächtige fünfgeschossige Thorturm, der
in den drei unteren Geschossen bis zum Knick des Mansarddaches noch dem spät-
gothischen Bau angehört. Bis zu dieser Höhe zeigt das Mauerwerk grosse Eckquadern;
Fig. 19. Schloss Kellenberg. Thorbau der Vorburg.
38
BARMEN
39
vor die Fassade sind im 18. Th. zwei grosse Pilaster mit dorischen Kapitalen vor- Schloss
Kellenber
gelegt worden. Das Thor, auf das eine gemauerte Brücke zuführt, rundbogig, darüber
in beiden Geschossen je ein rechteckiges Fenster, oben das Allianzwappen Raitz
von Frentz und Beissel-Gymnich. Der zweigeschossige Aufbau von 1 838 in Backstein
mit einer hässlichen gothisierenden Gliederung; die Dachhaube, entsprechend den-
jenigen der kleinen Türme, mit grosser achtseitiger geschlossener Laterne, noch aus
dem i7. — 18. Jh., ist bei dem Umbau von i838 gehoben worden.
An der ganz mit Epheu bewachsenen Rückseite des Hauptbaues über der
Durchfahrt ein geschweifter Giebel mit der Jahreszahl MDCCCXXXVIII , darunter
die Inschrift: .... UBER baro fdmundus raitz de frentz eiusque uxor . . .
GUN . . A BEISSEL . . GYMNICH HANG VILLAM EQUIT . . QUAM TEMPLARII TENU
Fig. 20. Schloss Kellenberg. Die Hauptburg von Nordwesten.
erunt. Der kurze Südflügel des Herrenhauses von 5 Achsen, zweigeschossig mit
Mansarddach, entspricht vollkommen dem grossen Westflügel, aussen im Unterbau
noch vermauerte Öffnungen eines spätgothischen Baues.
An der offenen mit Gartenanlagen versehenen Ostseite des Herrenhauses liegen
südlich und nördlich noch die Reste von runden Eektürmchen, die in der Grösse
ganz den noch erhaltenen Rundtürmen der Westseite entsprechen. Die ursprüng-
liche Anlage war ein regelmässiges Viereck mit runden Ecktürmen, dem kleinen
Burghaus an der nördlichen Schmalseite und dem grossen Thorturm in der langen
Westfront.
Das Innere des Schlosses ist sehr einfach, so wie es bei dem Umbau im inneres
J. 1 838 hergerichtet wurde. In dem alten Burghaus ist der das ganze Gebäude
umfassende Saal zur Kapelle umgebaut und dabei modern eingewölbt worden.
39
4o
KREIS JÜLICH
Schioss Die zahlreichen Gemälde sind insbesondere Porträts der Familie Raitz von
KAusstanun/ Frentz> auch von Schellart u. A., aus dem i 7.— 1 8. Jh., ausserdem zwei Porträts der
Familie von Hundt zum Busch aus dem i7. — 18. Jh. Ferner eine getuschte Allegorie
zur Verherrlichung der Familie Hoensbroech von einem Maler Dreppe aus dem Ende
des 18. Jh., eine hl. Familie, gutes niederländisches Bildchen vom Anfang des 16. Jh.,
27 X 38 cm gross, ein gutes Porträt Ludwigs XVI. (?) als Knabe. Endlich ist noch
zu nennen ein Jagdhorn aus Elfenbein, 4o cm lang, eine anscheinend mittelalterliche
orientalische Arbeit mit eingelegten Goldornamenten, im 18. Jh. in vergoldetes Kupfer
gefasst und mit dem polnischen Wappen versehen.
Hofgut HOFGUT, jetzt der Frau Witwe Ignatz Schmitz gehörig. Grosse rechteckige
Anlage mit dem Wohnhaus an einer Schmalseite; das Haus besteht aus einem älteren
Teile des i7. Jh. von 4 Achsen Länge mit 2 Geschossen über dem hohen Keller-
geschoss und hohem Staffelgiebel. Die Fenster sind im 18. Jh. verändert worden.
Der jüngere Teil des 18. Jh. hat zwei Achsen Länge, zwei Geschosse und ein ein-
faches Satteldach. In der der Strasse zugekehrten Langseite der Thorbau
unten die rundbogige Durchfahrt in Hausteineinfassung mit Doppelwappen
und der Jahreszahl 1 699 über der Thür; das Obergeschoss mit zwei kleinen Fensterchen,
Mansarddach mit abgewalmten Ecken. Die Wirtschaftsgebäude sind ganz schlicht,
einzelne Teile auch modern.
Merzen- ln M E R Z E N H A U S E N , Haus Nr. 3i, Hofgut, jetzt Herrn Opfergelt ge-
hörig, eine einfache rechtwinkelige Anlage ; das der Strasse zugekehrte zweigeschossige
Wohnhaus mit rechteckigen Fenstern und zwei geschweiften Giebeln aus dem
1 7 . Jh. Über der Durchfahrt ein wahrscheinlich bürgerliches Doppelwappen. [R.]
BETTENHOVEN.
Brockmüller S. 78. — Kaltenbach S. 265. — Fabricius, Karte von 1 789,
S. 276. — Schorn, Eiflia sacra I, S. 56o.
Römische RÖMISCHE FUNDE. Matronensteine, zum Teil jetzt im Provinzial-
museum zu Bonn, wurden in grösserer Anzahl in Bettenhoven gefunden (Ann. h. V.
N. XIV, S. i9; XXI, S. i9i. — B. J. IV, S. 182, 23o; XII, S. 56; XVIII, S. 10:
LXXXIII, S. 4o, 45, i5o. — Aachener Zs. IV, S. 23o; XIV, S. 19). Der Ort liegt
nicht weit nördlich von der im Itinerar des Antonius angegebenen Römerstrasse,
welche von Köln über Thorr nach Jülich ging (Freudenberg i. d. B. J. LH, S. ii7
und Korth i. d. Aachener Zs. XIV, S. 78 nehmen irrtümlich an, Bettenhoven werde
von dieser Strasse selbst berührt) und besass vermutlich selbst einen Verbindungs-
weg nach Rödingen (Schneider i. d. Aachener Zs. XIV, S. i9. — B. I. XXVI, S. l57;
XXXI, S. 124 ff; XXXIX— XL, S. 384; LXXVIII, S. 5).
Im Jahre i864 wurde ein spätrömischer Sarkophag, aus behauenen Sand-
steinen zusammengesetzt, gefunden (B. J. LH, S. n 7). Beim Tiefpflügen stösst man
noch heute öfters auf alte Mauerzüge.
Am Turm der Pfarrkirche ist ein Fragment eines römischen Inschrift-
steines eingemauert, ebenso sind vermutlich einige Eckquader mit Nuten für Ver-
klammerungen römischen Ursprungs (Freudenberg, B. J. LH, S. 11 7. — Grün,
Handschrift im Pfarrarchiv). Sie sind durch den beinahe über die ganze Oberfläche
des Turmes sich erstreckenden neueren Cementputz verdeckt.
4o
BETTENHOVEN
4l
KATHOLISCHE PF ARRK IRC H E (s.t.s. Pancratii). T. F. J. Guisez, Ful- Kathoi.
.... . . , . . / i . Pfarrkircl
gentu de venta pervigihum erraticae dissertationis de clenco regulan benenciorum saecu-
larium etc. Rom 1 784 mit vielen Urkundenauszügen. Binterim u. Mooren,
E. K. I, S. 343. — Grün i. d. B. J. LIII, S. 3o6 ff. — Freudenberg i. d. B. J. LH,
S. II 7 ff. — Ann. h. V. N. II, S. 161. - Aachener Zs. XIV, S. 79.
Hands ch r iftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Geschichtliche Nachrichten, bear-
beitet von Pfarrer Grün 1880. — Zinsregister von 1 58 7 — 1616. — Taufregister von
i67o — i77o. Vgl. Tille, Übersicht II, S. 3. — Ehemals in Koblenz oder Düssel-
dorf, jetzt verschollen : Deductio historica partheniae ecclesiae in Füssenich ex per-
gamenis litteris archivi per ordinem temporum et seriem rerum gestarum ab anno
i i -47 usque ad annum i72o coordinata (B. J. LH, S. 3o9); Auszüge davon in den Ge-
schichtlichen Nachrichten von Pfarrer Grün. — Au! dem Bürgermeisteramt Rö-
dingen: Tauf-, Heirats- und Sterberegister vom J. 1 647 ab, lückenhaft (vgl. Tille,
Übersicht II, S. 3).
Unter Erzbischof Pil- Geschichte
grim (io29 — io36) wurde
ein Altar in Bettenhoven
konsekriert, dessen Mensa
bis in die sechziger Jahre
des i9. Jh. mit dem bleier-
nen Konsekrationssiegel des
Erzbischofs (Handschriftl.
Aufzeichnungen des Pfarrers
Grün) sich erhalten hatte
(s.u.). Offenbar war in dieser
Zeit auch der frühroma-
nische Bau entstanden, des-
Fig. 21. Bettenhoven. Grundriss der katholischen Pfarrkirche.
sen Aussenmauern bei der
Anlage der Seitenschiffe i. d.
J. i843 u. 1 865 durchbrochen wurden. Bei der Ausführung. des Erweiterungsbaues fanden
sich als Material der ehemaligen Umfassungsmauern römische Ziegel in grosser Menge
(B. J. LIII, S. 3o7), so dass die Annahme berechtigt ist, dass dem Pilgrimschen Bau
ein kurz nach dem Abzug der Römer angelegter Bau vorausging. Der Pilgrimsche
Bau bildet noch den Hauptbestand der heutigen Anlage, der Turm ist in den drei
unteren Geschossen des heutigen Turmes noch erhalten. Verhältnismässig spät, im
J.Ii 5o, wird Bettenhoven erstmals genannt (Mon. Germ., SS. XVI, p. I20), im f.
1216 erst ist die Existenz einer Kirche aus litterarischen Quellen ersichtlich. In
diesem Jahre verzichtet Hermann von Alfter auf das Patronatrecht zu Gunsten des
Klosters Füssenich. Im J.i 272 erklärt Wilhelm von Jülich, dass er ein Patronatrecht weder
habe, noch gehabt habe, trotz seines Hofbesitzes in Bettenhoven (Binterim u. Mooren,
E. K. I, S. 346. — Kremer, Akademische Beiträge III, S. 1 35). Im J. 1 583 (Reding-
hovensche Sammlung in der Königlichen Hof- und Staatsbibliothek München, XIX,
S. 61b) und ebenso in der Designatio pastoratum im J. i676 (Binterim u. Mooren,
E. K. II, S. 1 7 5 ) wird der adelige Konvent zu Füssenich als Patron genannt. Im
J. i55o (Düsseldorfer Staatsarchiv, Erkundigungsbuch) dagegen das Kloster „Hameren".
Ein Neubau des Chores fand im 1 5. Jh. statt. Gleichzeitig wurde das Schiff' einge-
wölbt. Im i9. Jh. wurde der einschiffige Bau durch Anfügung zweier stilloser Seiten-
schiffe und einer Sakristei erweitert. Das nördliche Seitenschiff wurde im J. 1 843, das
n
4 2
KREIS JÜLICH
Kathoi. südliche im T. 1 863, die Sakristei im T. i 865 erbaut. Die Pfarrei war vom T- 1808 bis
Pfarrkirche
zum J. i84o supprimiert und Roedingen einverleibt.
Ehes*ifftS ^er roman^scne Bau hatte an den Langseiten je drei rundbogige Fenster,
deren Gewände und Bögen aus abwechselnden Tuff- und Backsteinschichten bestanden,
er war einschiffig und flachgedeckt. Spuren der ehemaligen Balkenlage sind heute
noch an der Turmwand vorhanden (Gesch. Aufzeichn. im Pfarrarchiv). Der Ein-
gang zur Kirche befand sich an der Nordseite, nahe dem Turme. Das Portal war
nicht mehr das romanische. Der Turm öffnete sich im Rundbogen gegen das Schiff.
Eine vermauerte, wie dieser Turmbogen, wegen der Auffüllungen im Innern der Kirche
und auf dem Kirchhof, sehr niedrige, nur etwa 8o cm hohe, ursprüngliche Thüre
befand sich in der südlichen Umfassungswand. Im ersten Stock auf der Südseite
des Turmes gegen das Hofgebäude hin befand sich ebenfalls eine Thüre, welcher
eine andere Thür des Turmes in derselben Höhe gegen das Schiff entsprach. Ver-
mutlich war es eine Verbindungsthüre zu dem gegenüberliegenden Hofgebäude, mit
welchem, trotz der Erklärung des Grafen Wilhelm, ursprünglich ein Patronatrecht an
der Kirche verbunden gewesen sein mochte.
Restaurationen oer schöne romanische T u r m , welchem vermutlich i. 1 7 .Jh. nach den Verheerungen
des 3ojährigen Krieges ein neues Geschoss und im J. i8i7 eine neue Haube aufgeset/.t
worden war, wurde im J. 1862 „wiederhergestellt". Da das Mauerwerk stark ver-
wittertwar, so wurde die ganze Westseite mit Trierischem Kalk beworfen. Im T. 1 866 wurde
der Bewurf erneuert. Man wählte als Material nun Cement, der heute wieder
herabzustürzen droht. Die später angebauten Seitenschiffe und Sakristei sind schlecht
fundiert, das Innere des alten Baues wurde damals auch nicht auf die alte Fuss-
bödenhöhe gebracht; die Kirche ist aus diesen Gründen mannigfach gerissen, das
Innere niedrig und finster.
BesAreibung Dreischiffiger Hallenbau mit überhöhtem Mittelschiff und dreiseitig geschlossenem
Ostchor (Fig. 21 u. 22). Material: Tuff, Sandstein, Kiesel, Grauwacken, Ziegel,
römische Spolien, Quader und Ziegel, Cement.
Der Turm ist dreigeschossig. In den zwei mittleren Etagen hat er auf allen Seiten
je ein rundbogiges Doppelfenster auf Mittelsäulchen, mit Würfelkapitäl (vgl. Kloster
Hoven, Kunstdenkmäler des Kr. Euskirchen S. 88). Die Fensteröffnungen der West-
seite sind ausgemauert und glattgestrichen. Das dritte Obergeschoss hat auf jeder
Seite ein breitesflachbogiges Fenster. Helm achtseitig mit Dachluke auf der Ostseite.
Das Innere ist im Obergeschoss mit einer Kuppel überdeckt.
Das Schiff, aus Backstein, besitzt rundbogige ungeteilte moderne Fenster und
niedriges Satteldach. Der Chor, mit gleicher Firsthöhe, ist gothisch, dreiseitig ge-
schlossen, mit pultförmig abgedeckten Strebepfeilern. Das Backsteingemäuer ist mit
Tuffschichten durchzogen. Das Fensterbankgesims läuft um die Mauer und die Strebe-
pfeiler und besteht aus Schräge, Hohlkehle und Rundstab. Die spitzbogigen Fenster
sind durch zwei Bögen auf einem Mittelpfosten wieder in zwei spitzbogige Lang-
bahnen geteilt.
In der Achse des Chores die moderne Sakristei in gothischem Stil,
inneres Das dreischiffige Innere ist im Mittelschiff mit zwei Kreuzgewölbejochen,
die Seitenschiffe flach gedeckt , Chor kreuzgewölbt. Der Fussboden des Schiffes
ist um etwa Meterhöhe aufgefüllt, wie aus der niedrigen Lage des Kämpfers an
der Turmöffnung gegen das Schiff zu entnehmen ist.
Ausstattung Hochaltar modern, Seitenaltäre einfach, spätbarock, mit neuen Bildwerken.
42
BETTENHOVEN 43
Der Hauptaltar stammte aus dem Ii. Th. und wurde im ]. i87o abgebrochen. Kathol
r - . Pfarrkirche
Es befand sich in ihm eine Bleibulle des Erzbischofs Pilgrim von Köln (102 i — io36)
aus der 1. H. des 11. Jh. (vgl. ausführlich mit Abb. Freudenberg i. d. B. J. LH,
S. 11 7. — B. J. LIII, S. 3o7. — Simrock, Handbuch der deutschen Mythologie
4. Aufl. 1 874, S. 346). Die Bulle ist jetzt im Pfarrarchiv.
Unter dem Turm Grabstein des Adam Lommerzheim ( 1 7o5 — 1 7 7 7), des
Erbauers der Kapelle in Kalrath.
In der nördlich an den Turm angebauten Vorhalle ein Ca lvarienb erg des
i7. Jh., derb.
Grabstein des Pfarrers Schopen (t i78o) mit der von Schopen selbstver-
fertigten Inschrift (vgl. Geschieh tl. Aufzeichnungen im Pfarrarchiv):
VIVens ponI CVraVIt hVnC LapIDeM ( 1 7 7 9) petrus schopen, per preces
imperiales caroli vii. ca-
nonicus oveciensis dioe-
cesis leodicensis, congre-
gationis marcodurae ad.
s. ann am praeses, pacifi-
cae christi an1tatis juli-
ACENSIS PER ANNOS Vll
DECANUS, NEC NON PER AN-
NOS XXXVI PASTOR IN BET-
TENHOVEN. OBIIT 29. APRIL
i78o. (Das Datum hinzu-
gefügt.)
Monstranz. Mes-
sing, vergoldet, mit silbernen
Auflagen. Am Fuss die In-
schrift: ME FIERI CURAVIT
REVERENDUS DOMINUS AN-
DREAS KRANTZ, PASTOR IN
BETTENHOVEN. I 739.
Glocken mit den In-
schriften :
1. Sanctus pancratius, martir,
ONS HEREN l465. IACOB VAN VENRATH.
2. Glocke ebenfalls aus dem 1 5 . Jh.
3. HÄLFE . . (EN ?) ZU PHALMASHOLZ KIRCH MEISTER. IHS. MAR. ME FECIT
anno 1620 franciscus ragle, lotharingus. (P h a 1 m a s h o 1 z , Pelmes-, Belmes-
oder Pärmesholz ist ein jetzt verschwundener, im J. 16 12 auch Hof zum Holz genannter
Gutshof, vermutlich dem Kloster Ellen gehörig. Er gab einer Flur den Namen.
Quix, Beiträge zur Geschichte der Stadt Aachen II, S. 12 ff. — L Korth, Aachener
Zs. XIV, S. 11 3).
Im Besitz des Herrn Pfarrers Grüneschild aus dem Nachlasse des Pfarrers
Grüneschild zu Nievenheim: Muttergottes mit Kind, Holz, 86 cm hoch,
vorzügliche Arbeit um i3oo, vermutlich von einem einheimischen Meister. Die
Mutter beugt sich in der um diese Zeit beliebten Weise stark nach aussen, das
Kind ist noch ganz bekleidet. Der nach der Mitte des 1 3. Jh. in Frankreich auf-
kommende genrehafte Zug, dem Kind einen Vogel in die Hand zu geben, ist mit
Fig. 22. Bettenhoven. Nordansicht der katholischen Pfarrkirche.
PATRONUS ECCLESIAE HUIUS. INT JAER
Glocken
43
44
KREIS JÜLICH
Sammlung
Grüneschild
Hof Betten-
hoven
Archiv
Kathol.
Pfarrkirche
in Kalra th
anderen französischen Einzelheiten übernommen. Eine sehr ähnliche Madonna in
der katholischen Pfarrkirche zu Ophoven, Kreis Heinsberg. Die Figur ist neu
polychromiert (Fig. 23). Triptychon, Ölgemälde auf Holz, darstellend die
Krönung Mariae zwischen den
hh. Clara und Barbara. Vlä-
mische Arbeit aus der Werk-
statt von Rubens, gut.
AufdemHOF BETTEN-
HOVEN, welcher seit dem
i3. Jh. in jülichschem Besitz
und angeblich seit dem Anfang
des i7. Jh im Besitz der Fa-
milie Krosch, dann Hambloch,
jetzt Müller sich befindet, einige
Ölgemälde : Heilige Familie.
Die Mutter Gottes, sitzend, stillt
das Kind. Rechts sieht Joseph
über ihre Schultern, links im
Hintergrund ein Brunnen.
Tannenholz, gutes oberdeut-
sches Bild um i52o. Schlecht
restauriert. — Zwei Brust-
bilder, angeblich von Kölner
Kurfürsten, ( Hgemälde auf Lein-
wand, 62 X 76 und 64 X 82 cm
gross, tüchtig.
Auf dem Hofe befindet sich
ausserdem ein grösseres, von
Tille nicht erwähntes Archiv,
betreffend den Hof, die Kirche
und deren Patronatsherrn, das
Kloster Füssenich, das im Jahre
i848 vom Gutsbesitzer Krosch
erworben worden war.
KATHOL. PFARR-
KIRCHE in KALRATH.
(Aachener Zs. XIV, S. 9i ). Im
J. 1 7 7 5 wurde von der Familie
Lommertzheim eine einfache
Kapelle, ein 7 m langer Back-
steinsaalbau, geschiefertes Sat-
teldach mit Reiterchen , er-
Aus dieser Kapelle kamen in die neuerbaute Kirche
Fig. 23. Bettenhoven
Madonna im Besitze des Herrn Pfarrers Grüneschild.
richtet. Glocke eingeschmolzen,
zwei Ölgemälde:
K re u z trag u n g. Breitbild, 5o cm hoch, 1 m lang, auf Holz. Volkreiche Scene,
Stifter und Stifterin als Simon von Kyrene und Veronika in weltlichem Kostüm.
Vorzügliches Bild aus dem Anfang dem i7.Jh.
44
BOSLAR
4 5
H. Nepomuk, Leinwand, 1 8. Jh., unbedeutend. Kathoi.
Pfarrkirche
Wegekreuz , Stein, in barocken Formen und der im Kreise öfters vorkommen- in Kairath
den Anordnung: auf hohem Postament ein Crucifixus, unter demselben, am Stamm, Wege,<ieuz
kleine Nische mit der schmerzhaften Mutter Gottes. Ähnliche Kreuze in Opherten,
Fronhoven. [F.]
BOSLAR.
Handschrift!. o.Kat1h.0l-h
Pfarrkirche
Fig. 24. Boslar. Grundriss der katholischen Pfarrkirche.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Gereonis
Qu. Im Pfarrarchiv: Rentbuch vom Ende des 16. Jh., unter Benutzung von
Verzeichnissen vom J. 1492 an. — Kirchenrechnungen von 1 589 — 1 63 6, 1 5 9 5 — i6i3
und i 636 — 1 664. — Lagerbuch über das Kirchenland vom J. 1 5 9 7 . — Buch der
Brüderschaft Jesus-Maria-Joseph von 1 746 an. — Stiftungsverzeichnis von i76i. Im
übrigen vgl. Tille, Über-
sicht II, S. 3. — Auf dem Bür-
germeisteramt Hottorf (zu
Müntz): Register der Ge-
tauften etc. von 1 635 ab.
Vgl. TiLLe, Übersicht II,
S. 44. — Im Staatsarchiv
Düsseldorf: Erkundi-
gungsbücher v. d. J. t 533,
i55o. Vgl. auch die reich-
haltigen Archivalien dort
über die Mannkammer Bos-
lar vom J. 1492 ab; Kell-
nereirechnungen des Amts
Boslar vom J. 1 45 7 ab.
Die Villa Boslare wird im J. 867 genannt, im J. 898 heisst sie Buhslare (Lacom-
blet U.B. I, Nr. 162). Vor 1200 gehört der Dingstuhl Boslar den Herzögen von
Limburg. Unter ihnen ist im 12. Jh. ein stattlicher romanischer Kirchenbau ent-
standen, von dem im heutigen noch Reste im Mittelschiff, im Turm und im nörd-
lichen Seitenschiff vorhanden sind. Erst im über valoris, um i3oo, wird Buslar als
Pfarre genannt (Blnterim u. Mooren, E. K. I, S. 333). Im i5. Jh. wurde die
Kirche neu aufgebaut. Da das Patronatsrecht im J, i4i9 der Herr Werner von
Palant besitzt (Mitt. a. d. Stadtarchiv Köln XVI, S. 102), und auch im f. 1 582
die Herren von Breitenbend neben dem Herzog von Jülich Kuüatoren sind, so klebte
offenbar die Kirche an dem Boslarer Hof (W. Graf von Mirbach, Territorial-
geschichte II, S. 10 ff. — Kühl IV, S. 32o) und es ist das mächtige Geschlecht
der Palant, die noch am Anfange des 16. Jh. an erster Stelle der vornehmen Jülicher
Geschlechter genannt werden (Des fürstlichen Geschlechts und Hauses Jülich, Clef, Berg
und Mark Stammregister, Arnheim, 16 10, S. 7), welches im i5. Jh. den Kirchenbau
unternahm. Der Kirchturm wurde im J. i75o umgebaut. Im J. i8o3 brannte der
Helm ab und schlug, einstürzend, die Mittelschiffgewölbe zusammen. Helm und
Gewölbe wurden die Jahre darauf erneuert. Im J. 1868 wurde die südliche Sakristei
angebaut, i87o die Kirche restauriert und im J. i875 der Chor und die nördliche
Sakristei durch Wiethase hinzugefügt.
Geschichte
4S
AU
KREIS JÜLICH
K»tl101- Dreischiffige Hallenkirche mit Westturm, Backsteinbau mit Tuff- und Sand-
Pfarrkirche
Besehreibung steinteilen (Grundriss Fig. 24. — Ansicht Fig. 25. — Innenansicht Fig. 26).
Äusseres Der Turm ist dreigeschossig. Der Unterbau noch aus gothischer Zeit. In Ankern
des Oberbaues die Jahreszahl i75o. Helm achtseitige geschieferte Pyramide vom
J. i8o3. An einem Kreuzbalken des Turmhelms angeblich die Inschrift: st. Gereon
HEISS ICH, PETRUS KNIEBEN MACHT MICH, MIT DEN GLOCKEN RUF ICH DIE PFARR
BOSLAR ZU MICH.
Schiff. An der Westseite der Seitenschiffe ist noch die frühere niedrigerliegende
Dachkante ersichtlich Diese beiden Stirnflächen tragen je zwei Nischen, die der Süd-
seite rundbogig, die der Nordseite spitzbogig geschlossen. In den Langseiten der Kirche
einfache spitzbogige Fenster und zwischenliegende Strebepfeiler. Das letzte Joch
gegen Osten auf der Nordseite, über die Mauerflucht vorgerückt, ist noch ein Über-
bleibsel des romanischen Baues, in die mit drei rundbogigen Tuffsteinblenden und
Ecklisenen geteilte Wand ist ein spitzbogiges Fenster eingebrochen.
Geschiefertes Satteldach
mit zierlichem barockem
Dachreiter auf derOstseite.
Der dreiseitig geschlos-
sene Chor und die Sakristei
neu, in gothischen Formen.
Das Innere ist kreuzge-
wölbt, dreischifftg mit je fünf
Jochen, Mittelschiff wenig
überhöht. Die Wölbungen
auf einfach profilierten spät-
gothischenRippen und Rund-
diensten. Pfeiler oblong mit
abgefasten Kanten. Die
Dienste endigen an den
Aussenwänden in gothisierenden Formen. Die Dienste an den Pfeilern aus Tuffstein,
im J. i87o mit. Gips überzogen, an den Wänden in demselben Jahr aus Gips neu
hergestellt.
Im letzten Joch des nördlichen Seitenschiffs romanische Kapitale und Eck-
säulen und ein romanischer Schildbogen, Wölbung auf einfachen spätgothischen
Rippen (Fig. 26). An den Pfeilern des Turmes, der in Spitzbögen sich öffnet, roma-
nische Kämpfersimse. Das erste anschliessende Joch nach Osten ein Tonnengewölbe
mit Stichkappen von den Scheidbögen aus. Das östliche Joch des südlichen Seiten-
schiffes ein Sterngewölbe, im J. i87o erneuert.
Nach einer Aufnahme von Wiethase besass die Ostwand vor dem Anbau der
nördlichen Sakristei dieselbe Lisenengliederung wie die Nordwand.
Ausstattung £)er Hochaltar mit dem Antwerpener Stempel (u. a. im Felde der Anbetung,
a ar Stempel kleiner als gewöhnlich, z. B. in Mersch.) Um i52o. Tüchtige Arbeit (Fig. 27).
Der Altar wurde im ersten Jahrzehnt des 1 9 . Jh., nach dem Brand der Kirche, aus
dem Kloster Schwarzenbroich hierhergeschenkt. In den J. i848 und i849 wurde der
Altar von Leonhard Kauff aus Roedingen polvchromiert und restauriert, im J. 1 87 6
wurden von Kleinertz und Mengelberg die Thüren angefertigt. Die Figuren der Vero-
nika und die Figur mit dem Beutel in der Gruppe der Kreuzabnahme sind neu.
Inneres
Fig 25. Boslar Ansicht der katholischen Px'arrkirche.
46
BOSLAR
47
Links oben im eigentlichen Schrein die Vermählung Mariae , unten Verkün- Ausstattung
digung und Heimsuchung; rechts oben Tod Mariae, unten Beschneidung und Dar-
stellung. In der Mitte oben die Kreuzigung Christi und Ohnmacht Mariae in zwei
Scenen, unten die Anbetung der Könige. In kleinen Scenen die sieben Sakramente
Fig. 26. Boslar. Innenansicht des nördlichen Seitenschiffs der katholischen Pfarrkirche.
und Christi Himmelfahrt. Auf der Predella die Veronikascene, Dornenkrönung und
Kreuzabnahme.
Die übrige Ausstattung der Kirche modern, mit Ausnahme eines Orgelge-
häuses in Rokokoformen und einiger sehr tüchtiger Rokokoskulpturen: h. Gereon
zu Pferd, h. Cornelius und h. Nicolaus von Myra mit den drei Kindern. Erwähnens-
wert eine fein ausgeführte Madonna, Ölgemälde, von Deger, im südlichen Seitenaltar.
4 7
48
KREIS JÜLICH
Ausstattung Fuss einer Monstranz, Kupfer vergoldet, mit Silberauflagen. Rokoko,
Aachener Beschauzeichen (vgl. H. Loersch u. Marc Rosenberg i. d. Aachener Zs.
XV, S. 86). Meisterzeichen p. w. unter dreizackiger Krone. Inschrift: wilhelmus
tack i74o. Der Oberteil der Monstranz wurde im J. 1880 gestohlen.
Fig. 27. Boslar. Der Schrein des Hochaltares in der katholischen Pfarrkirche.
Glocken Glocken. Die erste (Durchmesser i,5o m), nach dem Brand vom 1 3. August
l8o3, aus Köln nach Boslar geschenkt, hat in gothischen Majuskeln die Inschrift:
ANNO DOMINI 1 338 FUSA EST HEC CAMPANA A FRATRIBUS ABATE . . . NITATIS BEATAE
MARIAE VIRGINIS, QUE BENEDICTA VOCATUR. HEC IN HONORe[m] PIE RESONET
CAMPANA MARIAE. . . . RAXDO NOCENS ABSIT, UBICUNQUE MEUS SONUS ASSIT. — Die
anderen Glocken wurden im J. 1 854 aus drei anderen alten hierhergeschenkten
Glocken neu gegossen. [F.]
48
BOURHEIM
49
BOURHEIM.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t.ss. Maurorum). Kaltenbach, Der Kathol.
Prsirrkircl'
Regierungsbezirk Aachen S. 2 3o. — Offermann, Geschichte S. 46. — Eisf.nberg-
MlRBACH.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Sterbe-, Tauf- und Trauregister von
1 645 an. Auf dem Bürgermeisteramt Koslar: Register von i77o — 1 798. — In der
Königl. Hof- und Staatsbibliothek München: Sammlung Redinghoven, XIX, Bl. 94.
Im über valoris, um i3oo, ist Bourheim nicht genannt. Trotzdem ist der Tuff- Geschichte
türm der Kirche von Bourheim — entstanden um 1200 — noch beträchtlich älter
als der über valoris und be-
weist, dass ein stattliches
Gotteshaus schon um 1200
bestand. Im 16. Jh. war
Bourheim Filiale von Kirch-
berg (Kaltenbach S. 23o;.
Kollator ist im J. i582 der
Herzog von Jülich. Erst
unter der französischen Herr-
schaft im J. i8o4 wird Bour-
heim zur Pfarrei erhoben
(Dumont, Descriptio S. 45).
Schon im J. 1 7 7 6 war aber
dem alten Turm das heutige
geräumige Schiff' und der
Chor hinzugefügt worden.
Die Kirche ist ein
einschiffiger Saalbau aus
Backsteinen mit Westturm
aus Tuff.
Der romanische Turm ist dreigeschossig, die Geschosse in einfachen, mit Ziegel
gedeckten Abstufungen zurücktretend. Das Tuffmauerwerk der Westseite ist beinahe
ganz durch Backsteine ersetzt. Im Erdgeschoss ein halbrundes Fensterchen, im ersten
Obergeschoss ein viereckiger Fensterschlitz, im zweiten Obergeschoss zwei Rundfenster
mit einem romanischen Zwischensäulchen, welche auf der Westseite bis zur Kämpfer-
höhe zugemauert sind. Der Helm entwickelt sich in achtseitiger Pyramide aus dem
Viereck und hat auf der Ostseite eine Luke.
An der Südseite des Thurmes ein Kalvar ienberg, barock, roh.
Das Schiff hat jederseits drei Rundbogenfenster, geteilt im Kouronnement durch
einen Kreis über zwei Rundbogen auf einem gemeinsamen Mittelpfosten aus Hau-
stein. An den Ankern des Dachstuhles die Jahreszahl 1 7 7 6. Satteldach geschiefert,
mit je zwei Dachluken. Der Chor, niedriger als das Schiff, aussen dreiseitig, mit den-
selben Fenstern wie das Schiff. Südlich wurde im 1 9. Jh. die Sakristei angebaut.
Das Innere, mit einer Tonne und Stichkappen, die Apsis mit einer Halb-
kuppel überdeckt.
Der Hauptaltar, barock, ehemals mit einem Krucifixus im Retabulum, der sich Ausstattung
auf der Orgelbühne befindet. Nördlicher Seitenaltar und südlicher Seitenaltar ein-
4
49
Beschreibung
Fig. 28. Bourheim. Ansicht der katholischen Pfarrkirche.
5o
KREIS JÜLICH
Kathol. fach, aus dem Anfang des 18. Jh. Ersterer mit einer Madonnen figur, letzterer mit je
arrkirche ..
einem Ölgemälde des h. Rochus als Retabulum und des h. Franziskus als Ante-
pendium.
Auf der Orgelbühne: Krucifixus, Ölgemälde, Leinwand, 1 7. Jh., früher auf
dem Hauptaltar, tüchtige Arbeit; Christus verspottet, Ölgemälde, Leinwand, derb.
Weihwasserkessel, Gelbguss in spätgothischen Formen, mit Köpfchen als
Angeln des Henkels, ähnlich wie in Stetternich und Kirchberg.
K o p fr el iq u i ar einer weiblichen Heiligen (i5. Jh.?), Holz, dick übermalt,
unbedeutend.
Eine grosse barocke Monstranz mit getriebenen Figuren, in letzter Zeit
verschollen
Glocken Glocken aus dem 1 3. Jh. und vom 22. Aug. 1 43 1 mit den Inschriften:
1. voco vos orare, venite, vox ego sum vitae : Romanische Majuskeln des
1 3 . Jh., vielleicht noch gleichzeitig mit dem Turm.
2. VOCOR MARIA. ANNO DOMINI MCCCCXXXI, XXII. DIE AUGUSTI.
Burg BURG BOURHEIM. Abbildung im Codex Welser vom Jahre i 723.
ourheim .. .
leschiohte Aemilius von Owe besitzt im f. 1234 einen Hof zu „Burnheim" und vermacht
1255 eine Rente aus demselben der
Abtei Burtscheid (Eissenberg a. a. 0.).
Ein Heinrich von Bourheim wird im
J. 1 288 als Gefangener nach der Schlacht
bei Worringen genannt (Wilhelm Graf
von Mirbach i. d. Aachener Zs. XII.
S. i74). Im Anfang des i5. Jh. besass
Alart von Linzenich das Gut und im
J. 1 47 8 sitzt ein Loe von Linzenich zu Bour-
heim. Durch Heirat kommt die Burg im
f. 1 5o i an Dietrich Eyss von Beusdahl und
um 1600 an Franz Heinz von Frimersdorf
Pützfeld. Ein Allianzwappen der Familien
Eys gen. Beusdahl und von Friemersdorri
zu Pützfeld über dem Eingangsthor kennzeichnet den heute bestehenden einfachen
Thorbau als eine Schöpfung ums J. 1600. Im J. 1 66 5 kam durch Heirat Aegidius
von Haefften und durch dessen Tochter General von Lybeck, dann Graf Hatzfeld
in den Besitz der Anlage. Im J. i7o3 wurden die Wirtschaftsgebäude umgeändert.
Die Burg ist heute Eigentum des Grafen von Fürstenberg-Stammheim, dessen Vor-
fahren sie im J. 1 7 7 1 in öffentlichem Kauf erwarben (Eisenberg-Mirbach).
Beschreibung Von der auf rechteckigem Grundriss erbauten Hauptburg, einem Bau aus
dem i 5. Jh. (?), besteht noch der Unterbau, mit Tonnengewölben überdeckt und mit
Schiefsscharten versehen. Ein ganz baufälliger Mauerkomplex, von Pflanzen über-
wuchert, welcher im }. i84o zum Schutz gegen das Auseinanderfallen teilweise mit
Backsteinmauern ummantelt wurde.
Der grosse Wirtschaftshof ist viereckig, in Racksteinbauten angelegt, offen
nach Südwesten gegen die Seite des ehemaligen Herrenhauses. Die Stallgebäude nach
Nordosten sind durch die Anker als Bauten aus dem J. 1 7o3 bezeugt. Auf der Nord-
westseite befindet sich das Einfahrtsthor mit dem oben erwähnten Allianzwappen,
in spärlichen Renaissanceformen aus Backstein und Haustein aufgeführt. [F.]
Fig. 29. Ansicht der Burg Bourheim
nach einer lavierten Zeichnung im Codex Welser,
aus dem J. 1723.
5o
BROICH
5l
BROICH.
Beschreibung
RÖMISCHE FUNDE. Schneider nimmt eine Römerstrasse von Tetz über Römische
Broich nach Jülich an (B. J. LXXIII, S. 4; LXXXI, S. i. — Aachener Zs. XIV, S. 33). FUnde
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. ss. Philippi et Tacobi Ap.). Bin- Kathoi.
Pfarrkirche
terijM und Mooren, E. K. I, S. 337; II, S. 1 84. — Kühl IV, S. 284. — Offermann
S. 52. — Kaltenbach S. 261.
Handschrif tl. Qu. Im Pfarrarchiv: Stiftung vom J. 1 3 7 7. — Schuldver-
schreibungen des i7. ]h. — Mefsstiftung vom J. i7o6. Im einzelnen vgl. Tille, Über-
sicht II, S. 4.
Bereits im J. I 3 7 7 er- 1 n Geschichte
scheint in Broich eine Ka-
pelle mit einem in Broich
ansässigenGeistlichen^TiLLE,
Übersichtll, S.4). Im I. i7Si
wurde ein vollkommener
Neubau errichtet; die Erhe-
bung zur Pfarrei war schon
vor der Mitte des 18. Jh. er-
folgt.
Schlichter dreiseitig ge-
schlossener Saalbau vom
). 1 7 S 1 aus Backsteinen mit
vortretendem Turm an der
Westseite, im Lichten 1 6,80 m
lang, 8,80 m breit. Der vier-
geschossige Turm mit Eck-
lisenen ist in der Mitte durch
ein schlichtes Gesims ge-
gliedert, das sich an der
Westseite zu einem kleinen
Giebel verkröpft; an Nord-
und Südseite die schlichten
Thüren mit der Jahreszahl
1 7 S 1 . In der Glockenstube an jeder Seite zwei einfache Rundbogenfenster. Der
hohe Turmhelm unten birnförmig, dann eine geschlossene achtseitige Laterne mit
geschweifter Haube. Das Langhaus ganz schlicht mit grossen Rundbogenfenstern,
hinter dem Chor die kleine Sakristei.
Das Innere mit grossem Spiegelgewölbe aus Holz und der einfachen Aus-
stattung vom Ende des 18. Jh. ist ohne Bedeutung.
HAUS BROICH. Kühl II, S. 78; IV, S. 285. — Offermann S. 52. — Kal- Haus Broich
tenbach S. 261. — Gistel, Leben des preussischen Generals Freiherrn von Hallberg-
Broich, gen. Eremit von Gauting, Berlin i863.
Handschrift 1. Qu. Das Archiv der Familie Hallberg-Broich wird z. Zt. in
München aufbewahrt (Tille, Übersicht II, S. 4).
Ansicht, ganz ungenau, vom J. 1 7 23 im Codex Welser.
Fig. 30. Haus Broich. Das Herrenhaus.
D I
5 2
KREIS JÜLICH
Haus Broich Das Haus ist um die Mitte des l4. Jh. im Besitz einer Familie Mulart von
Geschichte Broich, die damals eine Gruft in der Deutschordenskirche Kiringen bei Jülich stiftete
(Aachener Zs. IV, S. i46. — Beiträge zur Geschichte von Eschweiler und Umgegend I,
S. 1 3 1 ) . Ein Gut war im i5. Th. im Besitz der von Wachtendunk und dann durch
Erbschaft im Besitz der von Quadt; es ist wahrscheinlich dasselbe Gut, da die von
Siegen, die am Ende des 1 7. Jh. als Eigentümer erscheinen, mit den von Quadt ver-
wandt waren. Um die Mitte desi8. Jh., vielleicht 1 738, kauften die von Hallberg
den Besitz von den von Siegen. Das Herrenhaus rührt noch aus der Zeit um
i7oo, die Wirtschaftsgebäude aus der Mitte des 18. Jh. her. Aus Broich stammte der be-
kannte Sonderling, der General von Hallberg-Broich, genannt der Eremit von Gauting.
Die jetzige Eigentümerin des Gutes ist Freifräulein Henriette von Hallberg-Broich.
Beschreibung Das malerische kleine Herrenhaus, ein gekalkter Ziegelbau des i 7. — 1 8. Jh.
Hei renhaus (Ansicht Fig. 3o), liegt auf einer rechteckigen ummauerten Insel, die von breitem
Wassergraben umgeben ist. Es hat zwei Geschosse, vier Achsen an der Langseite, drei
an der Schmalseite, darüber ein hohes Walmdach. An den Schmalseiten waren
in der Mitte die beiden Türme vorgelegt, die mit geschweiften Hauben bedeckt
waren; der Ostturm ist um 1860 abgestürzt und dann völlig abgetragen worden.
Hinter dem Herrenhaus ein grosser alter Garten.
Im Inneren eine einfache Barocktreppe; das Obergeschoss mit grossem
Mittelkorridor.
Wirtschafts- Der Hauptfront des Herrenhauses gegenüber das regelmässige dreiflügelige
Wirtschaftsgebäude aus dem 1 8. Jh.; die beiden Seitenflügel mit Scheunen und
Ställen ganz einfach, der Hauptflügel mit Mittelrisalit, darin die Durchfahrt mit ge-
quaderter Thoreinfassung, in dem Flachgiebel darüber das von Hallbergsche Wappen.
Petternieh Zwischen Broich und Jülich lag das alte Dorf Pet t ern ich, das mit Broich
und Stetternich zur Stadtgemeinde Jülich gehörte; es wurde am Ende des iö.Jh. mit
Rücksicht auf die Befestigung von Jülich ganz niedergelegt, die Einwohner in Jülich
angesiedelt (Kühl I, S. 1 2 7 u.a. a. O. — Fabricius, Karte von 1 789 S. 294). [R.]
DÜRBOSLAR.
Römische RÖ MISCHE FUNDE. Schneider nimmt eine Römerstrasse über Engels-
Funde dorf, Frauenrath nach der Gegend von Linnich an (B. J. LXIV, S. 22. — Aachener
Zs. XIV, S. 2 5).
Kathol. KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Ursulae). Binterim und
f3i*i*kirchc
Mooren, E. K. I, S. 33 1 ; II, S. 1 56. — Die Sankt Ursula-Schützen-Bruderschaft zu
Dürboslar, 1861, o. O. u. D. — Offermann S. 5i. — Kühl II, S. 295. — Kalten-
bach S. 3 1 3.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Akten über das Haus Dürboslar von
i46o ab. — Mefsstiftung von i498. — Kirchenrentbuch von 1 5 7 5 . — Anniversar-
und Armenstiftungen, Rechnungen u. s.w. Im Einzelnen vgl. Tille, Übersicht II, S. 5.
Geschichte Der Ort erscheint schon in den J. 898 und 102 7 unter den Namen Buhslar
und Buoslare iuxta Aldenhoven (Lacomblet, U B. I, Nr. 81, 162). Der Turm der
Kirche scheint im Kern noch dem 12. — 1 3. Jh. anzugehören; vielleicht ist unter der
im Liber valoris, um i3oo, erwähnten, zu Aldenhoven gehörigen Kapelle Dürboslar zu
verstehen. Das Langhaus entstand wohl am Ende des 1 5. Jh., als im J. i498 eine
5 a
DÜRBOSLAR
53
Stiftung für einen noch nicht geweihten Altar erfolgte (Tille, Übersicht II, S. 5). Im Kathol.
Lauf des 16. Jh. geschah die Erhebung zur Pfarrei. Am Ende des 1 8. Jh. wurde
dann wohl das Langhaus nach Osten verlängert und die Sakristei errichtet, die Vor-
halle entstand wahrscheinlich erst im Anfang des 1 9. Jh.
Einschiffiger gothischer, zum Teil noch romanischer Saalbau mit eingebautem Beschreibung
Turm und späteren Anbauten, im Lichten 22,80 m lang, 8,20 m breit (Ansicht Fig. 3i,
Grundriss Fig. 32).
An der Westseite kleine Vorhalle in fünf Seiten des Achtecks, schmuckloser Äusseres
Bau aus dem Anfang des i9. Jh. Der dreigeschossige Turm an der Südwestecke
gehört in seinem aus verschiedenen Materialien hergestellten Erdgeschoss noch der
romanischen Zeit an; nach der Vorhalle eine barocke Stichbogenthür mit geschnitztem
Oberlicht. An der Südseite
vermauerte Thür. Die Ober-
geschosse in Ziegelmauer-
werk mit Stichbogenfenstern
in der Glockenstube; acht-
seitiger Turmhelm.
Das Langhaus um-
fasst fünf Joche und ist mit
regelmässigen Strebepfeilern
besetzt; die beiden west-
lichen Joche mit der grossen
Giebelwand, der kleinen Sa-
kristei und Rundbogen-
fenstern rühren aus dem
18. Jh. her. An der Südseite
gehört der westliche Teil der
Mauer, dessen untere Teile
aus Kieselmauerwerk herge-
stellt sind und an dem die
Strebepfeiler lose Vorsitzen,
bis zu den einfachen Spitz-
bogenfenstern wohl noch
dem romanischen Bau an.
Der entsprechende Teil der
Nordwand ganz aus gothi-
scher Zeit. Ziegelmauerwerk mit durchlaufendem Sockel und Bankgesims aus Hau-
stein. Der kleine Teil der Nordseite neben dem Turm mit kleinem Rundbogen-
fenster ist wahrscheinlich auch noch romanisch.
Das Innere mit flacher Holzdecke ist ganz schlicht; im Turm über der hier inneres
eingebauten niedrigen Orgelbühne ein Kreuzgewölbe.
Von der Ausstattung sind zu nennen: Ausstattung
Einfacher Barockaltar mit grossen Holzfiguren und entsprechende Kanzel
vom Ende des 18. ]h.
Die Wandverkleidung im Chor besteht aus regelmässigen spätgothischen
Füllungen mit Pergamentrollen.
Holzfigur der Muttergottes, stark überstrichen, gute niederrheinische Skulptur
aus der Mitte des 1 5. Jh., etwa 80 cm hoch.
Fig. 31. Dürboslar. Ansicht der katholischen Pfarrkirche.
53
54
KREIS JÜLICH
Kathoi. Kelch von vergoldetem Silber aus der i. H. des 16. Th. Der achtblätterioe
irrkirche J °
Fuss mit zwei birnförmig verlängerten Lappen nach der Seite, mit gutem Laubwerk'
reich graviert; auf zwei Feldern aufgesetzt die ursprünglich emaillierten Wappen des
Wilhelm von Lintzenich und seiner Frau Elisabeth von Mirbach (seit i52o vermählt).
Der Nodus achtseitig, die Kuppe glatt. Gute Dürener Arbeit mit Beschauzeichen
und graviertem doppelten h als Meisterzeichen, 20 cm hoch.
Grosse Sonnenmonstranz von vergoldetem Silber, oben Gottvater, unter der
Lunula gross das Metternichsche Wappen ; Augsburger Arbeit mit Beschau und
Gehaltsstempel 12, um 1 7oo, 67 cm hoch.
Kleines Reliquiar in Form einer Sonnenmonstranz von vergoldetem Kupfer,
aus der im J. 1 8 7 1 abgebrochenen Kapelle zu Frauenrath herkommend, Ende 18. Jh.,
36 cm hoch.
Glocken Die alten Glocken von i49o und i57o tragen die Inschriften:
1. URSULA HEISCHEN ICH, GREGORYUS VAN TREIR GOIS MICH ANNO DOMINI
MCCCCLXXXX.
2. MARIA HEISCHEN ICH, PETER VAN TRIER GOUS MICH l57o.
Fig. 32. Dürboslar. Grundriss der katholischen Pfarrkirche.
Eine umgegossene Glocke von 1 667 trug die Inschrift: maria heisch ich, in
DIE EHR GOTS LAUTE ICH, DIE LEBENDE RUFE ICH, DIE DOTTEN BESCHREIE ICH, DEN
DONNER VERTREIBE ICH, CLAUDIUS LAMIRAL VON BONN ERGOUS MICH ANNO l667
(Die St. Ursula-Schützen-Bruderschaft zu Dürboslar S. 9).
Auf dem Kirchhof stark abgetretene Grabplatte mit dem Allianzwappen
Lintzenich und Gudenrath und der Umschrift: anno domini 1 5 1 4 starf der
JUNCKER JOHAN VAN LINTZENICH DES 2 2. DAGS JUNY IND IUFFER MERGEN, SYN
ELECHE HUYSFRAU, DES 5. DAGS DARNAE. BEITT VOR DIE SELEN. AMEN (Die
St. Ursula-Schützen-Bruderschaft zu Dürboslar S. 1 7. — Ann. h. V. N. 56, S. 182).
Burg BURG DÜRBOSLAR. Die Sankt Ursula-Schützen-Bruderschaft zu Dür-
boslar S. 1 3 f.
Handschriftl. Qu. Archivalien über die Burg Dürboslar befinden sich
höchst wahrscheinlich in dem Gymnicher Archiv, dessen Inventarisation noch nicht
möglich war (Tille, Übersicht I, S. 220).
Ansicht vom J. 1 7 23, ganz ungenau, in dem Codex Welser.
Geschichte Die Burg ist vielleicht hervorgegangen aus einer der Besitzungen, die im J. 898
von Zwentibold von Lothringen dem Stift von Essen geschenkt und von diesem im
J. 1027 dem Kölner Erzbischof zum Teil wieder überlassen werden (Lacomblet,
54
DÜRBOSLAR
55
U.B. I, Nr. 81, 162). Vielleicht ist die Burg auch identisch mit dem Haus, das der
Knappe Werner von Wedenau auf einem Hügel neu erbaut hatte und im J. 1 39 1
von Jülich zu Lehen empfing (Lacomblet, U B. III, Nr. 953). Im J. 1 478 ist dann
das vom Erzstift Köln lehenrührige Haus Dürboslar von Johann von Boissler an
Johann von Lintzenich verkauft worden ; dessen Enkelin brachte das Gut an Johann
von Cartiels gen. Hoen; sein Enkel, Johann Wilhelm, und sein Urenkel, Franz Arnold,
scheinen in der 2. H. des i7. Jh. die Burg zum grössten Teil neu gebaut zu haben.
Von Franz Arnold von Cartiels (f i7o3) fiel das Haus an einen Verwandten seiner
Frau, den Deutschordenskommandeur von Reiffenberg, und bald darauf an dessen
Verwandten Johann Adolph von Gymnich zu Gymnich. Die Burg blieb seitdem mit
Fig. 33. Burg Dürboslar. Lageplan.
dem Gymnicher Vermögen vereinigt und ging damit auch im J. 1825 an die Grafen
Wolff-Metternich zu Gymnich über, die das Haus noch heute besitzen. Um i84o ist
das Herrenhaus mit Ausnahme der beiden Türme neu errichtet worden.
Grosse Anlage des 16. — 1 7. Jh. mit Vorburg und Herrenhaus (Lageplan Fig. 33, Beschreibung
Ansichten Fig. 34 u. 35).
Die Vorburg, eine dreiflügelige quadratische Anlage, ist nach dem Herrenhaus Vorburg
im Westen offen ; der Wassergraben ist noch an der Nordseite erhalten. An dem
Westende des Südfiügels der grosse Thorbau vom J. 1 6 5 1 mit gemauerter Brücke
(Fig. 34). Das grosse rundbogige Thor mit den Rollen für die Zugbrücke in recht-
eckiger barocker Einfassung aus Haustein ; an der freiliegenden Seite nach dem
Graben der Hauptburg hin Schiefsscharten ; interessant ist die Wölbung der Thor-
halle zwischen Eichenbalken. Im Obergeschoss ein grosser Wurferker, halbrund ab-
55
56 KREIS JÜLICH
Burg
Herrenhaus
Haus
Ungers-
hausen
Geschichte
schliessend mit dem Allianzwappen von Johann Wilhelm Hoen von Cartiels und Johanna
Maria von Friemersdorf gen. Pützfeld und der Inschrift: anno i 6 5 i . i. w. H. v. c.
z. d. und j. m. v. f. G. p. z. b. ; seitlich zwei zweiteilige Fenster. Im zweiten Ober-
geschoss und im Giebel kleine rechteckige Fenster; der Giebel geschweift und abge-
treppt. Die Innenseite des Thores ganz einfach. Die Aussenmauern der Vorburg,
noch sämtlich aus dem i7. Jh., sind ganz glatt und nur mit vereinzelten Scharten
versehen. Die im Inneren angelehnten Gebäude zum Teil noch alt, zum Teil vom
J. 1 852 ; an dem Nordflügel die Jahreszahl 1 656 in Eisenankern. Der schwere recht-
eckige Turm der Nordost-
'Ttlll
r- ,>} ~£'Jh '■■ SSV
-• fei .?ffe- A^M»
ecke ist verkürzt ; das Erdge-
schoss gewölbt, nach aussen
ein einfaches Walmdach, nach
innen ein malerischer Giebel
mit abgewalmter Spitze ; in
der Wetterfahne die Jahres-
zahl j 852.
Das Herrenhaus von
1 84 1 auf hoher Untermaue-
rung, die noch dem alten
Bau angehörtest ein schmuck-
loser zweistöckiger Bau mit
Satteldach, noch fast ganz
von den Wassergräben um-
geben. An der Nordostecke
der noch ganz erhaltene
schlanke Rundturm des alten
Baues von 1 685 mit grossen
zweiteiligen Fenstern in Hau-
steineinfassung. Nach dem
Hof hin vortretend und mit
dem Herrenhaus durch einen
kurzen Flügel verbunden ein
grosser viereckiger Turm ; das
Kellergeschoss mit Schiefs-
scharten in Hausteineinfas-
sung, die beiden Hauptge-
schosse mit zweiteiligen
Fenstern wie an dem Rund-
turm. Der niedrige Oberbau mit dem flachen Dach von i84i. An der Hofseite in
Haustein das Allianzwappen Hoen von Cartiels und Metternich-Müllenarck mit der
Inschrift: anno i 685. frantz arnolt freyherr hoen von cartyls zu bosse-
LAR, MARIA AMELIA GEB. FREYINNE VON METTERNICH ZU MULLENARC, EHELEUT.
HAUS UNGERSHAUSEN. Die Sankt Ursula-Schützen- Bruderschaft zu
Dürboslar 1861, S. 1 5 . — Hennes, Kommenden des deutschen Ordens S. i35.
Das Gut gehört zu den ältesten Besitzungen der Kommende in Siersdorf; es
wurde im J. 1263 von einem Gieselbert von Ungershausen erworben (v. Ledebur,
Allgem. Archiv XV, S. 220. — Binterim u. Mooren, E. K. I, S. 332). Der älteste
Teil des Gutes ist die wohl noch aus dem Ende des 1 5. Jh. stammende, im J. 1 663
Fig. 34. Burg Dürboslar. Thorbau.
56
DÜRBOSLAR
57
durch den Komtur von Neuhoff wiederhergestellte Kapelle. Unter den Komturen Haus
° 1 Ungers-
von Hillesheim (t 1 7 6 1 ) und von Rump (f i77o) wurden dann im wesentlichen die hausen
jetzigen Gebäude errichtet. Nach Auflösung des Deutschordens wurde das Gut ver-
äussert; im J. 1 858 kam es an die jetzigen Eigentümer, die Familie Velder.
Grosse rechteckige regelmässige Hofanlage; in der Mitte der Ostseite das Beschreibung
schlichte zweigeschossige Wohnhaus von sieben Achsen, über der Hofthür die
Jahreszahl 1 7 67 . Im Inneren zwei Marmorkamine vom Ende des 1 6. Jh., der
eine auf Wangen des 18. Jh. ruhend, auf dem Sturz die Wappen des Deutschordens
Fig. 35. Burg Dürboslar. Ansicht des Herrenhauses.
und des Komturs von Reuschenberg mit den Buchstaben G. A. d. e.; der andere,
reichere Kamin aus gelblichem Marmor, die Wangen mit Säulen, der Sturz mit den-
selben Wappen wie der vorhergenannte Kamin. Die Kamine stammen auf jeden Fall
aus der Kommende Siersdorf, aus der sie gelegentlich des Umbaues nach der Mitte
des 1 8. Jh. (s. u.) entfernt wurden und bei dem Bau des Gutshauses Verwendung fanden.
An der Ostecke die einfache Scheune mit dem Wappen des Komturs von Hillesheim
und der Jahreszahl 1 7 5 7 . An der Westecke die kleine rechteckige Kapelle des Kapelle
i5. — 1 6. Jh., im Lichten 4,9o m breit, 5, 20 m lang; im Äusseren schlicht mit kleinen
spitzbogigen Fensterchen und einfacher Thür mit gradem Sturz. Uber der Thür
57
58
KREIS JÜLICH
Haus Wappen in Stein mit der Inschrift: h. wilhelmus von newhoff zum edelbroich,
hausen TEUTSCHORDENSRITTER UND COMMENTHEUR ZU SIERSDORF, ANNO 1 663.
Im Inneren liegen die Fenster in flachen Blenden. Von der Ausstattung
sind zu nennen:
Hölzerner Barockaltar vom J. 1 7 2 8, aus Keyenberg (Kreis Erkelenz) her-
rührend, einfach mit gewundenen Säulen, in der Mitte Figur des h. Joseph, zu
den Seiten die hh. Barbara und Nepomuk. Auf dem Retabel die Inschrift: d. o. m.
ET IN HONOREM S. S. VULNERUM AC MORIENTIUM ET FAMAE PERICLITANTIUM PATRO-
NORUM CORNELIUS HERMANNUS CLAESSEN, CURIAE ARCHIEPISCOPALIS COLONIENSIS
SENIOR ACTUARIUS, ERNESTINA ANNA BARBARA FABION, CONJUGES, POSUERUNT 1 7 28.,
dazu die Wappen.
In einem Fenster noch Rest von Glasgemälden, ein feines Madonnen-
köpfchen aus der Zeit um i5oo; darunter eine spätere Kabinetscheibe mit der
Inschrift: carl gottfridt freyherr von loe, teutsch ordens ritter und
COM VITSCHENBOURG IN MECHELEN, IHRO .... LEUCHT VON BRANDEN-
BURG CAMMER . . . ., DEROSELBEN UBER EIN REGIMENT ZIT (?) WOL BESTELLTER
oberster. 1 69 1 . Ausserdem unbedeutende Bilder des i7. — 1 8. Jh., zum Teil aus
der abgebrochenen Kapelle des benachbarten Gutes Frauenrath herrührend (s. u.).
Gut GUT FRAUENRATH. Das Gut, dessen Kapelle schon im J. i3oi und
rauenra genannt wird (v. Ledebur, Allgem. Archiv XV, S. 233. — Ann. h. V. N. 56, S. 160)
und das sich im Besitz der Stiftes S. Aposteln in Köln befand, gehört jetzt mit
Ungershausen der Famiiie Velder. Es steht von der alten Anlage nur ein kleiner Rest
von einem Bau des 18. Jh. In der im J. 1 8 7 1 abgebrochenen Kapelle wurden die
drei Frauen verehrt (B. J. XLIV, S. 76. — Die Sankt Ursula-Schützen-Bruderschaft
zur Dürboslar 1 86 1 , S. 7). Die Verehrung der drei Frauen ist in die Pfarrkirche
zu Dürboslar übertragen worden. [R.]
DÜRWISS.
Offermann, Geschichte S. 47. — Kaltenbach S. 211. — Wilhelm Graf
von Mirbach, Territorialgeschichte I, S. 6; dazu Fabricius, Karte von 1 789, S. 294.
— Pick, Notizen zur Geschichte der Stadt Eschweiler 186 1, S. 33, u.a.a. O. —
E. von Oidtman, in: Beiträge zur Geschichte der Stadt Eschweiler und Um-
gegend II, S. 8, 12. — H. H. Koch, Die Reformation im Herzogtum Jülich S. 39.
Römische RÖMISCHE RESTE. Römische Ziegelsteine sind angeblich im soge-
Reste 00
nannten „Burggarten" im Ort öfters gefunden worden. Etwa einen Kilometer südlich
vom Ort, auf der Grenze nach dem Landkreis Aachen, befindet sich unmittelbar
unter der Ackerkrume ein etwa i1^ m starker Mauerzug, der vermutlich römischen
Ursprungs ist. Dürwiss liegt dicht an der römischen Strasse von Eschweiler nach
Jülich (Schneider i. d. Aachener Zs. XII, S. i53; XIV, S. 2 9. — Vgl. auch Pick i. d.
Aachener Zs. VI, S. 110).
Kathoi. KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Bonifatii). Handschrift!.
1 f 3 r r k irchc
Qu. Im Pfarrarchiv: Stiftungsurkunde von i449 des Johan van Werde. — i46l
Urkunde des Wilhelm van Broiche und seines Bruders Symon van Berchenraede
über eine Schenkung an die Bruderschaft U. L. Frauen zu Doerrewijs. — 1 46 1 Ver-
kauf an das Gasthaus zu Dürwiss u. a. Urk. d. i5. Jh. (Vgl. Tille, Übersicht II,
S. 6). — Rentenregister des Gasthauses v.J. 1 5 1 5. — Chronik der Pfarre von Pfarrer
58
DÜRWISS
59
Niessen, bis zum Ende des 18. Th. zurückreichend. Auf dem Bürgermeisteramt: Kathol.
J Pfarrkirche
Kirclienregister von i79o — 1 798 (Aachener Zs. XIII, S. 201. — Tille, Ubersicht
a. a. O.). Die geometrische Aufnahme des im J. 1 899 abgerissenen Langhauses und
Chores, befindet sich im Pfarrarchiv, Pause im Denkmälerarchiv der Rheinprovinz.
In Dürwiss bestand schon im j. 1 1 5 2 ein Spital für Pilger und Reisende mit Geschichte
einer Kapelle, wie sich solche in Düren, Nothberg, Weissweiler und Langerwehe
nachweisen lassen (Beiträge zur Geschichte von Eschweiler a. a. O.). Der Weihe-
stein der Dürwisser Kapelle, mit der Jahreszahl 11 52 (Binterim und Mooren,
E. K. I, 33o; Offermann, Geschichte, S. 48) wurde 1 7 7 4 in die Pfarrkirche gebracht
(Kaltenbach S. 212) und verschwand 1 899 bei deren Umbau.
Im J. 1449 stiftet Johann van Werde ein Jahresgedächtnis in diese Kapelle
(Urkunde im Pfarrarchiv. — E. von Oidtman i. d. Aachener Zs. XI, S. 288. — Kalten-
bach S. 2 12, mit unrichtiger Jahreszahl. — Vgl. Tille, Übersicht II, S. 6). Eine
Urkunde vom J. 1 46 1 spricht von einer Kirche in Dürwiss (Urkunde im Pfarrarchiv).
Vermutlich bestand daneben die Gasthauskapelle fort (Kaltenbach S. 212), wie
sich auch in Dürwiss die Tradition erhielt, die Gasthauskapelle habe an anderem
Ort als die Kirche gestanden. Der ehemalige Chor der heutigen Kirche war in-
schriftlich i562 entstanden; er war dreiseitig geschlossen, gothisch, mit Rippengewölben.
Im J. 1 762 gestattet Karl Theodor eine Kollekte zur Ausbesserung der Dürwisser
Kirche (Urkunde im Pfarrarchiv), im J. 1 7 7 4 wurde dem gothischen Chor ein mit
einer Holztonne überdecktes Schiff hinzugefügt und der Turm umgebaut.
Die Kirche ist ein einfacher Saalbau mit Westturm, aus verschiedenem Stein- Beschreibung
material. Turm dreigeschossig ; Material des Erdgeschosses Findlinge mit Eckquadern ;
das erste Obergeschoss mit Backsteinkanten, das zweite Obergeschoss ganz aus Back-
stein. In den unteren Geschossen viereckige Lichtschlitze, im obersten Geschoss auf
jeder Seite zwei einfache rundbogige Fenster mit nicht abgeschrägten Gewänden.
Helm achteckig, geschiefert. Über dem Turmeingang im Bogenfeld das Chrono-
gramm: eCCLesIaM Vere pIe erIgebat DVrWIss ( 1 7 74).
Das Schiff weist je vier grosse rundbogige Fenster auf. Das einfache Innere
ist mit einer korbbogigen Holztonne überdeckt. Ausstattung modern.
In ein Fenster des Querschiffs der neuen Kirche wurde ein etwa 10X20 cm Glasgemälde
messendes gemaltes Fensterchen mit dem Bildnis des h. Bonifatius, aus der
ehemaligen Gasthauskapelle in Dürwiss stammend, eingefügt. Unter der Heiligenfigur
die Inschrift: admodum reverendus dominus casparus moeckens, pastor in dür-
weis, anno i663. Die Malerei besteht aus Silbergelb und Schwarzlot auf durch-
sichtigem farblosem Glas.
Bei der Entfernung des Bodenbelags der alten Kirche kamen mehrere Grab- Grabsteine
steine zum Vorschein, die wieder mit Steinfliessen überdeckt wurden. Über sie
wurde durch den Herrn Pastor Niessen folgendes notiert: Der Grabstein an der
Südwand zwischen dem zweiten und dritten Fenster des Langschiffes trägt die
Inschrift: a. 1 674 , die 22. novembris, ist die wohledle und tugendreiche
JUNGFRAU AGNES VON BAWUR, TOCHTER ZU ROMELLIAN, IM HERRN ENTSCHLAFEN.
Der gegenüberliegende Grabstein an der Nord wand : A. 161 2, de(n) 18. januarii,
die edle und tugendreiche Elisabeth vo mulstro Das übrige
unleserlich. An derselben Wand Grabstein des Johannes Mertens (f 1 73 1 ) :
OBIIT A. 1 73 1, DIE 4. JAN., R. D.JOANNES MERTENS, PASTOR LOCI. R. I. P.
In einem Heiligenhäuschen 'nordwestlich vor der Kirche eine Kreuz- Kaivarien-
o • gruppe
gruppe aus Stein in sehr derben Formen. Auf der Rückseite das Allianzwappen
59
6o
KREIS JÜLICH
Kathol. von Broich und von Siegen mit der Jahreszahl 1726 und der Inschrift: „freyh. von
Pfarrkirche , J "
Broich von . . ." Ein Johann weiner von Broich heiratete am Anfang des 1 8. Jh.
Richmud von Siegen, Tochter Johann Wilhelms, Herrn zu Sechten und Broch und
der Franziska von der Horst (Fahne, Geschichte der Kölnischen, Jülichschen und
Bergischen Geschlechter I, S. 54).
Glocken Die Glocken haben die Inschriften:
1. bonifacius vocor. anno domini i 42 i, 4. novembris, gotfridus de hyntum
me fecit.
2. Mit dem Wappen der Drimborn (?) und Hetzingen (?), einem Jesusmono-
gramm, Kreuz, Madonna und Anbetung der Könige, a. 1 6 1 4 im april haben die
EDLE UND VESTE ALEXANDER VON DRIMBORN UND WILHELM VON BROICH, AUCH DIE
SEMTLICHE ERBARE UND FROME HEIN (so) THOMIS ALBERT VOCHS, HUPPERT EVEN-
SCHAER UND JOHAN HEIPERTS UND NACHBARE DES DORFS DURWEISS DIESE KLOCK
LAESSEN GIESSEN.
3. ANMO I 7 74. M. M. S.
4. Auf dem Speicher, zersprungen, eine Glocke mit der Inschrift: sancta
MARIA ORA PRO NOBIS. L. FRANSEN ME FECIT. JOANNES MERTENS ME RENOVARI
FECIT ANNO ! 7o7.
Drimborn- RITTERGUT DRIMBORN. Über die Familie Drimborn: Aachener
Hof
Zs. XV, S 2 7 7. — A. Fahne, Geschichte der Kölnischen, Jülichschen und Bergi-
schen Geschlechter I, 83: III, 33. — Handschriftl. Qu. Ausführliche Geschichte
des Gutes bei Eisenberg-Mirbach. — Im Düsseldorfer Staatsarchiv: Ritterzettel
vom J. 1 585.
Geschichte Im i6. Jh. kamen die Herren von Drimborn bei Aachen in den Besitz eines
Gutes in Dürwiss; im J. 1 5 85 wird Wilhelm von Drimborn mit dem Gut zu Dürwiss
in den Jülicher Ritterzettel aufgenommen. Im J. 1610 ist Alexander von Drimborn
auf dem Ritterzettel genannt. Er trug im J. 1 6 1 4 zur Stiftung der zweiten Glocke
bei (s. o.) und scheint der Gründer der heutigen Hofanlage zu sein. Durch Heirat
der Charlotte Elisabeth Dorothea von Drimborn kommt um i67o das Gut an Bern-
hard Everhard von dem Bottlenberg, genannt Schirp, und durch Kauf aus dieser
Familie im J. 1823 an Oberforstmeister von Steffens zu Aachen. Um diese Zeit
wurde das Wohngebäude, später die Wirtschaftsbauten, neu aufgeführt mit Ausnahme
der Thoreinfahrt, welche aus dem Anfang des 1 7. Jh. stammt. Der heutige Eigen-
tümer ist Herr Generalmajor z. D. von Papen zu Frankfurt a. M., dessen Gemahlin
eine geborene von Steffens ist.
Beschreibung Einfacher viereckiger Wirtschaftshof mit dem Wohngebäude als Mittelflügel-
und den Wirtschaftsgebäuden als Seitenflügeln. An der Rückseite des Wohngebäudes
ein viereckiger Turm. Die offene Seite des Hofes gegen die Strasse ist durch eine
Mauer mit Thorbogen abgeschlossen. Der Schlufsstein trägt die Wappen Drimborn
und Hellenberg von Bawyr in einem Schild vereinigt mit der Inschrift drimbor'bawer,
und bezieht sich wohl auf die Heinrich Drimborn zu Dürwiss, dessen Ehefrau eine
Hellenberg von Bauer war.
Der Verlauf ehemaliger Wassergräben ist noch erkennbar. Sie umschliessen
ein weit grösseres Terrain nach Nordosten als die heutige Anlage einnimmt. Ver-
muthlich befand sich die Hauptburg ursprünglich nordöstlich von der heutigen Anlage.
Brcücher BROICHER HOF. Kaltenbach S. 21 6. — von Fürth, Beiträge und
Material zur Geschichte der Aachener Patrizierfamilien II, 2, S. 1 ff. — E. von Oidt-
man, Aachener Zs. XI, S. 288 und Beiträge zur Geschichte von Eschweiler und
Umgegend II, 1 29.
60
EDEREN
6i
Handschriftl. Ou. Vgl. unter Pfarrkirche, Pfarrarchiv. Im Düsseldorfer Broich er
Hof
Staatsarchiv: Lehensakten des Zillen Lehen zu Dürviss v. J. 1 584 — i 789.
Im [. 1 4 2 1 ist Johann von Werth im Besitz des Broicherhofes, 1 445 dessen
Vetter Wilhelm von Broich (Kaltenbach, a.a.O. — Pick, Aachener Zs. VI, S. 1 29;
IX, S. 76). Im J. 1 584 ist der Hof pro indiviso Eigentum der Gebrüder Dietrich
und Christoph von Broich. Im T. i59o verkauft letzterer seine Hälfte an Adolf
von Hetzingen. Im ]. i6i4wird auf der zweiten Glocke der Pfarrkirche wieder ein
Wilhelm von Broich genannt. Im Besitz dieser Familie bleibt der Hof bis ins 1 8. Jh.
und kommt vorübergehend an eine Familie von Steprath, dann wieder an die von
Broich und schliesslich etwa im J. 1800 an den Rentner Stürtz, der ihn zwischen
den J. 1 8 1 3 und 1820 an Notar Delhougne verkauft. Seit i89o ist Frau Witwe
Heinrich Schmitz Besitzerin.
Das Gebäude stammt in seinen Umfassungsmauern noch aus dem 16. Jh., ist
aber um 1800 gründlich umgebaut worden. Es besteht aus Bruchsteinen, ist zwei-
stöckig, auf hohem Untergeschoss erbaut, hat oblongen Grundriss und an der Nord-
westecke gegen die Strasse einen Erkerturm. Westlich davon ein Hof mit Wirt-
schaftsgebäuden, deren Südflügel an das Wohnhaus angebaut ist.
Erwähnung verdient ein schön profilierter, antikisierender Marmorkamin im Marmorkamin
Erdgeschoss.
Steinernes Wege kreuz mit neuem Kruzifix und altem rohem Relief bildnis Wegekreuz
( 1 787) des h. Bonifatius. Inschrift: s. bonefacius erzbs. anno i 787. dies kreuz
GEHÖRE AN DIESER GANZER GEMEINDEN. [F.]
EDEREN.
KATHOLISCHE
PFARRKIRCHE (s. t. s.
Pancratii). Binterim und
Mooren, E. K. I, S. 332; II,
S. 1 55. — Kühl II, S. 295.
— Offermann S. 49. —
Kaltenbach S. 32 i.
Ederen ist ursprünglich
eine zu Freialdenhoven ge-
hörige Kapelle, vielleicht die-
jenige, die im Liber valoris,
um i3oo, genannt wird. Der
für die Gegend seltene ro-
manische Ostturm gehört in
seinem Unterbau noch dem
11. — 12 Jh. an. Nachdem
eine ältere Erweiterung an
der Nordseite des Turmes
wieder beseitigt worden war,
wurde im 18. Ih. der grosse
Saalbau errichtet, der im
J. 1893/94 eine Erweiterung
nach Westen in Renaissance-
0 I Pfarrkirche
Fig. 36. Ederen. Ansicht der katholischen Pfarrkirche.
6l
62 KREIS JÜLICH
Kathol.
Pfarrkirche
Beschreibung
Äusseres
Inneres
formen erfuhr. In der Designatio des J. 1 6 7 6 erscheint Ederen als Pfarrei, während
es noch 1620/21 als Kapelle genannt wird; Kollator war der Pfarrer von Frei-
aldenhoven.
Einschiffiger Saalbau des 18. Jh. mit dreiseitigem Chorabschluss , älterem
Turm hinter dem Chor und moderner Erweiterung nach Westen, im Lichten 3i,3o m
lang, 10,10 m breit (Ansicht Fig. 36).
Der dreigeschossige Turm gehört bis zur Mitte des zweiten Geschosses noch
dem 11. — 12. Jh. an; im Erdgeschoss eine unregelmässige Eckquaderung, das Mauer-
werk gemischt aus Kieseln,
Bruchsteinen u. s. w. An der
Ostseite ein romanisches Rund-
bogenfenster, nach Norden ein
vermauerter Triumphbogen;
daneben eine mittelmässige
Kreuzigungsgruppe des i7. bis
18. Jh. An dem ersten Ober-
geschoss unten noch Bruchstein-
mauerwerk, darüber in Ziegeln
je drei kleine Blenden an jeder
Seite; die Glockenstube mit
einfachen Stichbogenfenstern ;
achtseitiger Turmhelm.
Das Langhaus in Ziegel-
mauerwerk hat eine Gliederung
durch schmale Lisenen und
grosse Rundbogenfenster. Vier
Achsen des Langhauses von
Osten aus sind noch alt, die
beiden westlichen Achsen mit
Renaissancegiebel undTreppen-
türmchen neu.
Im Inneren dient die
Turmhalle jetzt als Sakristei,
sie hat glatte Eckdienste mit
Kreuzgewölbe; in der Südwand
eine vermauerte Treppe, die
zum Obergeschoss führte. An
der Ostseite ein interessantes
Fig. 37); das Ganze auf hohem
die seitlichen Felder mit Mass-
Fig. 37. Ederen.
Sakramentshäuschen in der katholischen Pfarrkirche.
Sakramentshäuschen von 1 48 7 aus Kalkstein
Sockel zeigt eine vertikale Gliederung in drei Felder
werk, das Mittelstück unten Masswerk mit zwei Wappen, über einem kräftigen Gesims
die rechteckige Nische mit Gitterthür; als Abschluss ein über Eck vorspringender,
stark verstümmelter Baldachin, darunter die Jahreszahl 1 487.
Das Langhaus hat über einer Pilasterordnung eine Flachtonne mit feiner,
ausnehmend sorgfältiger Stuckdekoration aus der Mitte des 18. Jh. Über den Fenstern
zierliche Blumenaufsätze. Auf den Enden der Kappen, in denen die Fenster liegen,
stehende Faune, die über dem Kopf grosse rechteckige Relieffelder tragen, umgeben
von Blumenranken. Die vier alten Felder in breiten, an den Ecken verkröpften
6?
ENGELSDORF
63
Rahmen zeigen in feinem Flachrelief die Darstellungen: David und Goliath, An-
betung des Altarssakramentes, Flucht nach Ägypten und Maria Magdalena. Über dem
Hochaltar in Flachrelief die Dreieinigkeit.
Von der Ausstattung gehören die drei Tabernakelaltäre, Kommunionbank,
Kanzel sämtliche der Mitte des 18. Jh. an; sie zeigen treffliche Rokokoornamente in
Gold auf dunklem Grund.
Die Orgelbühne, ähnlich dem übrigen Mobiliar, etwa um i77o.
In der Sakristei Krucifixus auf einem Baumkreuz, der Körper sehr hager
und streng, 75 cm hoch, um i5oo.
Die einzige ältere Glocke von 1 4 1 2 mit der Inschrift: MARIA heischen ich,
ALL UNVEDDER VERDRIVEN ICH, MEISTER JOHAN BRODERMAN GUYS MICH MCCCCXII.
KathoS.
Pfarrkirche
Ausstattung
[R.]
ENGELSDORF.
Glocke
BURG ENGELSDORF. Pick i. d. Aachener Zs. VI, S. 348; IX, S. 75, w Burf
Engelsaorr
142. — Limburgsche Geschiedenis van taal en letterkunde VI, S. 1028. — - Quix,
Fig. 38. Ansicht der Burg Engelsdorf nach einem Gemälde um 1865.
Beiträge zur Geschichte von Eschweiler S. 1 45. — E. von Oidtman : Beiträge zur
Geschichte von Eschweiler und Umgegend II, S. 1 7 2. — Fahne, Geschichte der
köln., jül. und berg. Geschlechter I, S. 94.
H an d s c hr i f 1 1. Qu. Im Düsseldorfer Staatsarchiv: Lagerbuch der Güter Handschr. Qu.
und Gefälle der von Palant zu Glimbach, Engelsdorf, Boslar, 1 5 3 5 — 1 545 mit Abschr.
von Urkunden a. d. J. 1 456 u. i476. — Anderes zu Kalkum im fürstlich Hatzfeld'-
schen Archiv, im Kuylenburger Archiv, jetzt im Geldrischen Landesarchiv zu Arn-
heim (vgl. E. von Oidtman a. a. O.) — Im Aachener Stadtarchiv, abgedruckt
Aachener Zs. IX, S. i42. — Im Staatsarchiv Wetzlar: Prozessakten aus dem 18. Jh.
Ansichten: Handzeichnung im Codex Welser. — Aquarell, um i84o, in Abbildungen
Jülich, Rurthor. — Zwei Ölgemälde, um 1 865, in Engelsdorf (Fig. 38).
Engelsdorf wird in einer Urkunde des Erzbischofs Sigewin I. (io79 — io89) ge- Geschichte
nannt (Lacomblet U B. I, S. 24 1). Das Geschlecht war höchst wahrscheinlich gleichen
Stammes mit den Besitzern der Burghäuser zu Barmen, Overbach, Mertzenhausen,
Flosdorf. Der erste Ritter des Namens Engelsdorf oder Endelstorp ist Gerhard (E.
von Oidtman a. a. O.): i322 Gerardus de Endilstorp miles, receptis a domino de
63
64
KREIS JÜLICH
Burg
Fig. 39. Engelsdorf. Ansicht der Burg von Nordwesten.
Fig. 40. Burg Engelsdorf. Ehemaliger Saal im Obergesehoss, jetzt Speicher.
64
ENGELSDORF
65
Heinsberg 200 marcis, eas eidem reponit in homagium et 4o iurnales terrae infra Burg
Endilstorp et Aldenhoven demonstrat et assignat. (Redinghovensche Sammlung, nge s
Bd. 28, S. 1027. — E. v. Oidtman in Beiträge zur Geschichte von Eschweiler II, S. 1 73.)
Das Schloss wurde dann wohl Jülichsches Castrum ligium, denn im J. 1 36 1 machte
Edmund von Engelsdorf auch das Schloss Notberg zum jülichschen Offenhaus (Ur-
kunde im Düsseldorfer Staatsarchiv II). Dietrich von Engelsdorf lag mit den Städten
Aachen und Köln in Fehde (Waffenstillstand mit Aachen im J. i392. Urkunde im
Aachener Stadtarchiv, Pick, Aachener Zs. IX, S. 74. — Fehdebrief an Köln aus dem
J. 1 396. Pick a.a.O.). Nach dem Tod des kinderlosen Edmund von Engelsdorf,
Fig. 41. Burg Engelsdorf. Fig. 42. Burg Engelsdorf.
Rest des Turmes an der Ostecke. Unteransicht der hölzernen Wendeltreppe.
i4i9 oder i42o, kommen die Engelsdorfer Güter in den Besitz der Kinder seiner
Schwester Alveradis von Engelsdorf, der Gemahlin des Werner von Palant (Aachener
Zs. IV, S. 16 u. A. 3). Im J. i456 erbt der Propst von Kerpen, Reinhard von Palant,
i476 Edmund von Palant-Maubach die Burg.
Im J. 1 526 ist Anna von Brandenburg, Tochter Diedrichs von Palant und der
Apollonia Gräfin von der Mark, im Besitze der Engelsdorfer Güter. In ihrer Zeit
oder früher ist die heutige Schlossanlage entstanden. Ihr Wappen und Name be-
findet sich über der Eingangsthür zum Nordwestbau. Ein Teil der Burganlage, ins-
besondere der Saalbau, hat sich unverändert erhalten. Auch die Jülicher Fehde, in
welcher die Brabanter Truppen die meisten Schlösser im Jülichschen verbrannten,
brachte keine Zerstörungen für Engelsdorf. Michael Louff nennt es unter den we-
65
5
66
KREIS JÜLICH
Burg nigen Schlössern, die geschont wurden: oirsach, der waren heuftluid ind etzlichen
jclsdorf
bewanten us Braebant under disem volck, die verantwerden dise slösser (Handschrift
im Aachener Stadtarchiv, mitgeteilt von Dresemann i. d. Ann. h. V. N. LXI, S. 57 ff).
Durch Erbschaft kam der Besitz an Florenz IL, Graf von Kuylenburg, und im J. 1 639
an Graf Philipp Theodor von Waldeck. Auf seiner Grabschrift wird Georg Friedrich
MfiMSSTflB. DER EINZELHEITEN
Fig. 43. Burg Engelsdorf.
Grundriss des Kellergeschosses vom Runden Turm und dem anstossenden Nordwestflügel.
Graf von Waldeck, Gouverneur von Maestricht, gestorben 1 692 zu Arolsen, begraben
zu Korbach, u. a. auch Herr von Engelsdorf genannt. Dass Engelsdorf noch in den
Besitz einer Familie von Kroppenberg kam (Pick, Aachener Zs. VI, S. 128, A. 4), ist
nicht wahrscheinlich, denn im J. i7oo verkaufte die Gräfin Waldeck von Kuylenburg
Haus Engelsdorf an Theodor Holtz von Köttingen, der eine Hypothek an das Kapitel
von S. Andreas zu Köln vorweg bezahlen sollte.
66
ENGELSDORF
67
Holtz, der eine Posamentenfabrik einrichtete, wurde bankerott. Das S. Andreas-
stift in Köln, als Inhaber der ersten Hypothek, trat mit anderen Gläubigern die Nach-
folgerschaft auf Engelsdorf an, bis das Gut unter französischer Herrschaft als Kloster-
gut eingezogen wurde. Der Plan Kaiser Napoleons, auf der Burg eine Invalidenkolonie
zu gründen, kam nicht zur Ausführung. Im J. 1802 sollen die Ökonomiegebäude ganz
abgebrannt und bis zum J. 1 835 in Trümmer liegen geblieben sein. Im J. 18 18
befindet sich der Hof im Besitz der königlichen Regierung zu Aachen, von welcher
Josef Opfergelt zu Overbach ihn erwirbt. In den J. 1866 undi889 wurde der Nord-
osttrakt umgebaut. Heute
ist Engelsdorf Eigentum des
Herrn Franz Opfergelt.
Die Anlage umgiebt
heute einen einzigen läng-
lichenWirtschaftshof, der von
Südwesten nach Nordosten
führt, und wird ihrerseits
von jetzt trocken liegenden
Gräben umgeben. Nordöst-
lich davon befindet sich eine
viereckige Grabenanlage, auf
der sich keine Gebäudereste
erhalten haben. Ursprünglich
befand sich wohl hierauf der
viereckige Bergfried (vgl.
Hausen, Altenburg, Bour-
heim). Die heutige Burg war
in zwei Teile durch einen
Wassergraben zerlegt, der
als tiefer Graben noch im
J. 1868 bestand, und über
den eine Brücke führte, die
noch zum Teil vorhanden
ist. Die Gräben wurden
durch den Merzbach ge-
speist, der trotz seines trägen
Laufes und seines kleinen
Umfanges noch die Gräben
der Festung Aldenhoven, der
Burgen Laurenzberg, Lürcken und Kinzweiler mit Wasser versah und wegen dessen
Reinhaltung die Markvest Aldenhoven noch im J. i7 26 mit dem Besitzer der Burg
Engelsdorf prozessierte (s. Aldenhoven, Stadtbefestigung, oben S. 26).
Von der südwestlich liegenden Vorburg stehen noch die zwei westlichen
Flügel, einfache Nutzbauten aus Backstein aus dem 18. Jh.
Der Nordwesttrakt der Hauptburg ist der Palas, den im J. 1 526 Anna von
Palant errichten Hess; zweistöckiger einfacher Backsteinbau mit Fenster- und Thür-
einfassungen aus Haustein (Fig. 39 u. 4o).
Der gothische flache Thürsturz, ehemals vermutlich über dem Haupteingang,
hat die Jahreszahl i526 und die Inschrift in gothischen Minuskeln: anna von palant,
Burg
Engelsdorf
Fig\ 44. Burg Engelsdorf. Turmzimmer.
Beschreibung
Nordwesttrakt
67
68
KREIS JÜLICH
Burg vrauwe zu cleiv und engelsdorf. In der Mitte des Steins, heraldisch rechts, das
nge s or Wappen Gottfrieds von Brandenburg, Herrn zu Clervaux, links das Wappen seiner
Gemahlin, der Anna von Palant. In der Ecke oben rechts das Palantsche Wappen,
darunter das Engelsdorfsche, oben links das Wappen der Grafen von der Mark,
unten das Virneburgsche.
Im Inneren ist im Untergeschoss eine zweischiffige Hallenanlage auf kreuz-
förmigen Pfeilern unter Rippenkreuzgewölben, die vermutlich als Kapelle gedient hat
(Fig. 43). Nach Nordwesten ein einfaches Masswerkfenster.
Nordosttrakt Das Obergeschoss enthält den Saal, jetzt Speicher, mit flacher Balkendecke,
hohen schmalen Fenstern mit Quersprossen. In den Fensterlaibungen Steinbänkchen,
heute vermauert (Fig. 4o).
Der Nordostflügel wurde in den J. 1868 u. folgende vollständig umgebaut.
An der Nordecke der beiden Flügel befindet sich ein starker Rundturm. An der
Ostecke befand sich bis zum J. 1 869 ein viereckiger Turm, heute nur noch zum
Teil erhalten (Fig. 4i).
Im Winkel zwischen beiden Flügeln in viereckigem Gehäuse eine eichene
Wendeltreppe (Fig. 42).
Der Turm an der Nordecke ist mit einem Kuppelgewölbe im Untergeschoss,
im ersten und zweiten Geschoss mit .siebenteiligen Rippengewölben überdeckt (Fig. 44).
Haube geschiefert, polygonal mit alter bleierner, gothischer Kreuzblume und wohl
selbst noch aus gothischer Zeit stammend. Neu geschiefert. [F.]
FREIALDENHOVEN.
Römische RÖMISCHE ANLAGEN UND FUNDE. Bei Freialdenhoven wurde-
AnlFundeUnd 'm J- '866 das Fragment eines römischen Meilensteins in Form einer Säule gefunden
(B. J. XXXIX, S. 1 98^ ; Schneider nimmt hier eine Römerstrasse in der Richtung
auf Geilenkirchen, Tüdderen an (Aachener Zs. XIV, S. 2 9).
Kathoi. KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Mauritii). Binterim und
Pfarrkirche MqoreN) £ R Tj g 33,,. U> g ,55> _ Aachener Zs. I, S. 75. — KuHL II, S. 295. —
Offermann S. So. — Kaltenbach S. 3 20.
H ands chri f tl. Qu. Im Pfarrarchiv: Privilegien der Jülicher Ritterschaft
von 1 45 1 ab. — Urkunden über einzelne Altäre von i45o, i454, 1 545 . — Stiftungen
u. s. w. des i7. u. 18. Jh. Im Einzelnen vgl. Tille, Übersicht II, S. 8.
Geschichte Im J. Ii 66 erwirbt Erzbischof Rainald von Köln die Kirche in Freialdenhoven
mit allen ihren Rechten (Lacomblet, U B. I, Nr. 422); auch im Liber valoris, um i3oo,
findet die Kirche Erwähnung. Der jetzige Bau stammt im Wesentlichen aus dem
i5.— 16. Jh., höchstens könnte ein Teil des Turmes noch älter sein; der Bau hat in
späterer Zeit mannigfache kleine Veränderungen erfahren.
Beschreibung Zweischiffige Hallenkirche des i5. Jh. mit vortretendem Westturm, im
Lichten 20,20 m lang, 10,60 m breit (Ansicht Fig. 45 — Grundriss Fig. 46).
Im Äusseren ist der Bau jetzt ganz überkälkt. Der Turm ganz glatt, drei-
geschossig, im Erdgeschoss mit Eckquaderung ohne Thür, das Mauerwerk aus Ziegeln
und Kieseln gemischt ; an der Südseite im ersten Obergeschoss eine vermauerte Thür.
Die Glockenstube mit Stichbogenfenstern, achtseitiger Helm. Das Langhaus ist ganz
schmucklos; an beiden Seiten einfache derbe Strebepfeiler, die über dem Sockelband
68
FREIALDENHOVEN
69
noch zweimal abgetreppt sind; sie tragen zum Teil noch die ursprünglichen pult- Kathoi.
Pfärrkiro
förmigen Hausteinabdeckungen. Das Seitenschiff mit Walmdächern über den einzelnen
Jochen. Die schlichten spitzbogigen Fenster ohne Masswerk, die Fenster des Chores
sind zugemauert. Die kleine Sakristei am Ostende des Seitenschiffes mit zwei
kleinen rechteckigen Fenstern und Pultdach. Die Eingangsthür im Westjoch des
Seitenschiffes einfach mit der Jahreszahl 1 785.
Im Inneren Hauptschiff und Seitenschiff mit 3 Jochen, nach der Chorpartie
durch schwere Gurtbögen auf schwerem Pfeiler abgetrennt. Die Scheidemauer mit
Fig. 45. Freialdenhoven. Ansicht der katholischen Pfarrkirche.
zwei derben gemauerten Rundsäulen auf ganz primitiven Basen; als Kapitale dienen
schwere, rechteckige, an den Kanten abgefaste Platten. Die schweren Kreuzgewölbe
ruhen auf einfachen Konsolen. Der Turm, im Inneren ohne Gewölbe, ist nach dem
Langhaus durch eine Fachwerkwand abgeschlossen.
An das Seitenschiff schliesst sich ein grösseres rechteckiges Joch mit Kreuz-
gewölbe als Chorraum ; hier über der Thür zur Sakristei ein Wappenschild mit der
erneuerten Jahreszahl i486. In die Öffnung zum Hauptchor tritt wieder eine schwere
gemauerte Säule, die die beiden Gewölbejoche des Chorraumes trägt.
Aussen am Turm liegt ein reicher spätgothischer Hausteinsockel, der
anscheinend eine Holzstütze trug.
69
7o
KREIS JÜLICH
Kathol.
Pfarrkirche
Ausstattung
Glocken
Von der Ausstattung sind zu nennen: Mittelmässiger Barockaltar
mit gewundenen Säulen und grosser Nische, darin die Figur des h. Mauritius,
i 7. — iS. Jh.
Achtseitiger Taufstein des 1 5. — 16. Jh. aus Basaltlava, 85 cm hoch, 55 cm
Durchm., zum grössten Teil in einen Pfeiler eingemauert. Der hohe Fuss mit profi-
liertem Sockel und Gesims, darüber die becherförmige Kuppa; auf der freiliegenden
Seite ein Wappen mit drei Hämmern.
Im Chor eine Anzahl Grabplatten, zum Teil stark abgetreten, meist von
früheren Pastoren.
Zwei Glocken von i486 und i498 mit den Inschriften (Kühl I, S. 264. —
Aachener Zs. VI, S. 252):
Fig. 48. Freialdenhoven. Grundriss der katholischen Pfarrkirche.
1. SALVATOR VOCOR, VIVOS VOCO, MORTUOS PLANGO. LEONARDUS PASTOR
ECCLESIE, DECANUS JULIACENSIS. GREGOGRIUS (so) DE TREVERIS ME FECIT ANNO DO-
MINI MCCCCLXXXVI.
2. IN HONORE BEATE MARIE VIRGINIS. SANCTUS MAURITIUS. ANNO DOMINI
MCCCCXCVIII.
Burg BURG. Von der neben der Kirche gelegenen Burg Freialdenhoven, dem
Stammsitz eines gleichnamigen Geschlechtes, aus dem im i4. Jh. der mächtige Vasall
Dietrich Schinnemann von Aldenhoven hervorging, der in die grosse Fehde mit dem
Grafen von Jülich verwickelt wurde, sind ältere Gebäude nicht mehr erhalten.
(Wieth, Die Stellung des Markgrafen Wilhelm von Jülich zum Reich von 1 345 — i36i,
S. 58. — Kunstdenkmäler des Kreises Euskirchen S. 1 7 2) ; damals wurde auch Frei-
aldenhoven von dem Grafen eingenommen.
Im J. 1 746 besassen die Reuschenberg-Setterich zu Freialdenhoven ein grösseres
Hofgut, welches in der Teilung der Reuschenberg'schen Erben Freiherr von Forst-
meister erhielt. Ein anderes Gut daselbst erwarb bereits 1 745 Adrian Johann von
Lamezan, Kurpfälzischer wirklicher Geheimer Rat. [R.]
GEREONSWEILER — GÜSTEN 7 I
GEREONSWEILER.
Kathol.
Pfarrkirche
Geschidite
RÖMISCHE ANLAGEN UND FUNDE. Im Pfarrhaus zwei römische Römische
Inschriftsteine, beide aus dem Abbruch der alten Pfarrkirche herrührend; der grössere, n p^d^
den „matronis Berhuiahenis" geweiht, mit Baumornament an der Seite, war in den
Altar verbaut.
Schneider nimmt eine Römerstrasse von Aachen an Gereonsweiler vorbei in
der Richtung auf Hilfarth an (Aachener Zs. XIV, S. 18, 36).
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Gereonis). Binterim u.
Mooren, E. K. I, S. 339; II, S. 1 57. — Kühl, IV, S. 293, 297. — Ann. h. V. N. LVII,
S. 244. — Offermann S. 49.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrachiv: Altarstiftung von 1 433. — Register,
Renten, Akten, Verzeichnisse vom 16. Jh. an. — Beschreibung des Amtes Alden-
hoven von i7o5. Im einzelnen vgl. Tille, Übersicht II, S. 9.
Gereonsweiler ist eine der ältesten Kirchen des Jülicher Landes, nach dem
Memorienbuch des Stiftes S. Gereon in Köln diesem von dem Pfalzgrafen Hermann ge-
schenkt, der in der zweiten Hälfte des io. Jh. lebte (Kühl IV, S. 294). Die im
J. 1889 niedergelegte Kirche scheint im Kern noch ein romanischer Bau gewesen
zu sein, darauf scheinen auch die beiden beim Abbruch gefundenen römischen In-
schriftsteine hinzuweisen. Ein vollkommener Neubau wurde im J. 1886 nach den
Plänen des Architekten Theodor Kremer in Köln errichtet.
Von der Ausstattung der neuen Pfarrkirche sind zu erwähnen:
Zwei knieende, Leuchter tragende E n ge 1 f igur en , mit Levitenröcken be-
kleidet, gute Holzskulpturen aus der 2. H. des i5. Jh, je 36 cm hoch, leider überstrichen.
Spätgothische Monstranz aus vergoldetem Silber, um i5oo, 62 cm hoch.
Der achtblättrige Fuss einfach, die Seitenstücke unten mit grossen Rosetten, darüber
vier Heiligenstatuetten in Architekturumrahmung; über dem Cylinder Baldachin mit
Madonnenstatuette. An der Unterseite zwei Stempel, der eine rechteckig mit spät-
gothischem G, der andere ein Wappen mit drei Kreuzen und die Inschrift: jar(ian?)
RUWER UND SIN HUSFRAW.
Die beiden alten Glocken von 1 433 und 1 734 tragen die Inschriften:
1. IHESUS. AVE MARIA, GRATIA PLENA, DOMINUS TECUM. SANCTUS GEREON.
SANCTA HELENA. ANNO DOMINI MCCCCXXXIII.
2. S. JOSEPH, S MARIA. MDCCXXXIV. [R.]
Ausstattung
Glocken
GÜSTEN.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Philippi et Tacobi). Wilhelm Kathol.
Pfarrkirc
Graf von Mirbach, in der Aachener Zs. I, S. 95. — Kühl, Geschichte der Stadt
Jülich IV, S. 3o 1 .
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Lagerbuch, modern, mit sorgfältigem
Inventar, zusammengestellt von Lehrer Gehlen, zum Teil auf Urkunden des 18. Jh.
fussend. — Koblenz, Staatsarchiv: reichhaltige Archivalien über die zur Abtei Prüm
gehörige Kirche (vgl. Tille, Übersicht II, S. 11). Darunter angeblich Akten über
Umbauten im J. 1 5 26 und im 1 7. Jh.
7i
72
KREIS JÜLICH
Kathol.
Pfarrkirche
Geschichte
Beschreibung
Die Kapelle in Güsten besteht schon am Anfang des 9. Jh. und wird um die
Mitte dieses Jahrhunderts zur Kirche erhoben. Am 7. Mai 847 verleiht Kaiser
Lothar I. an Herrn Rotgar im Ripuariergau , in der Grafschaft Jülich , die der
h. Justina geweihte Kapelle (Beyer und Eltester, Mittelrheinisches U. B. I, S. 84);
im J. 859 giebt Lothar II. die Kirche und Villa S. Justinae dem Vasallen Otbert
(Beyer, U. B. I, S. 98), und im J. 87o kommt der Ort an die Abtei Prüm (Beyer,
U. B. I, S. io7 und II, S. 6oo). Der Abtei gehört er bis zum J. n7i. In diesem
Jahr wird Güsten vom Prümer Abt Rotbert dem Liebfrauenstift zu Prüm inkorporiert,
bei dem es bis zur Aufhebung der Abtei verbleibt. Im Erkundigungsbuch von 1 53 3
ist Güsten als Pfarre genannt. (Über die interessante Geschichte der Vogtei von
Güsten vgl. Kühl a. a. O. IV, S. 3o4 — Wilhelm Graf von Mirbach a. a. O. —
Fabricius, Karte von 1 789, S. 295.) Die heutige Kirche ist wohl ein einheitlicher Neu-
bau, aus dem 1 4. Jh. Von der Ausstattung des vorhergehenden Baues hat sich der Tauf-
stein und ein grosser hölzerner Crucifixus, beide aus dem i3. Jh., erhalten. In der
i. H. des i7. Jh. wurde
durch den Pastor Balthasar
Gumpartz zwischen dem
nördlichen Seitenschiff und
dem Chor die alte Sakristei
eingebaut. Im J. 1800 nahm
eine Windhose das Dach
weg, ohne der Kirche wei-
teren Schaden anzuthun. In
den 6o er Jahren des 1 9. Jh.
wurde das Ostjoch des süd-
lichen Seitenschiffes als neue
Sakristei eingerichtet , im
J. 1 863 die alte Sakristei
restauriert.
Die katholische Pfarrkirche ist eine dreischiffige gothische Backsteinbasilika
mit Westturm und dreiseitig geschlossenem Chor (Grundriss Fig. 47, Ansicht Fig. 48).
Der Turm ist dreigeschossig mit achtseitiger Haube. Das obere Geschoss hat in
rundbogigen Blenden zweigeteilte gothische Masswerkfenster, deren Oberteil einen
Vierpass und in den Langbahnen nasenbesetzte Spitzbögen hat.
An der Westseite des Turmes befindet sich ein unterlebensgrosses Holz-
kruzifix aus dem J. 1 7 2 7 ; tüchtige Arbeit. Auf dem Querbalken die Inschrift:
crux missionis. Am Pfosten in einer Nische eine 20 cm hohe schlechte Figur
des h. Franz Xaver mit der Inschrift: s. franciscus xaverius ora pro nobis. U2 7.
Die Schiffe haben einfache Spitzbogenfenster mit Windeisen, der Chor zwei-
geteilte Spitzbogenfenster, in der Bekrönung einen Dreipass. dessen Spitzen in Blumen
endigen. Zwischen den Fenstern Strebepfeiler mit Pultdachabdeckung. Das Fenster-
bankgesims ist um die Strebepfeiler des Chors herumgeführt. Geschiefertes Sattel-
dach mit Dachluke und barockem Dachreiterchen im Osten.
In der Nordostecke zwischen Seitenschiff und Chor befindet sich die zweige-
schossige alte Sakristei mit flachbogigen Fenstern im Obergeschoss. An ihr das
Wappen des Balthasar Gumpartz (f i64o), Pastors in Güsten, und die Jahreszahl 1 633.
Das Innere der Kirche ist kreuzgewölbt, fünfjochig im Mittelschiff, vierjochig
in den Seitenschiffen. Die Rippen werden in den Schiffen von Konsolen mit fein
Fig. 47. Güsten. Grundriss der katholisdien Pfarrkirdie.
7 2
GÜSTEN
73
gearbeitetem Laubwerk, im Chor von Säulchen auf solchen Konsolen getragen. Das Kathoi.
• Pfärpkirc
östliche Langjoch des Chores besitzt ein mit den drei Gewölbezwickeln über dem
Chorschluss vereinigtes Gewölbe.
Fig. 48. Güsten. Ansicht der katholischen Pfarrkirche.
Ausstattung.
Der Hochaltar, der sogenannte Bitterleidenaltar (vgl. Beissel, Stimmen Hochaltar
aus Maria Laach i895 S. 1 1 und Kölnische Volksz. vom i7. Dez. i9oi, Nr. 1126)
ist eine Antwerpener Arbeit mit der eingebrannten Hand als Marke, aus dem Anfang
74
KREIS JÜLICH
Kathoi. des 1 6. Jh. Wie die Mehrzahl der Antwerpener Altäre eine virtuose aber handwerks-
srrliirchö >
massige Arbeit. Vor einigen Jahren wurde der Altar umgearbeitet, wobei ein
Fig. 49. Güsten. Ansicht des Hochaltars in der katholischen Pfarrkirche.
barocker Unterbau entfernt wurde. Neuerdings erhielt er, an Stelle der verloren
gegangenen, neue mit Gemälden von J. Dickmann geschmückte Flügel.
74
GÜSTEN
75
Kruzifixus
Oben im Mittelstreifen befindet sich die Kreuzigung, in volkreicher Scene, von Kathol.
P färi'lcirchc
ganz malerischer Auffassung. Die schwebenden Engel , welche das Blut Christi an
den Händen auffangen, sind vermittelst langer Hölzer auf den tiefliegenden Grund
gesteckt. In getrennter Scene darunter Johannes mit der in Ohnmacht fallenden
Maria und den heiligen Frauen. An den Gewänden rankt der Baum Jesse mit den
Vorfahren Mariä empor, welche selbst in der Spitze zu oberst auf dem Baldachin
über der Kreuzigungsgruppe thront. Der Baum entspringt in der Scene drunter, aus
dem Schoss des Jesse, der in einem Thronsessel schlummert, umgeben von vier Pro-
pheten. Der linke Seitenteil enthält im unteren Feld die Beschneidung, im oberen
die Kreuztragung; der rechte die Anbetung der Könige und die Kreuzabnahme.
Der Predellenteil enthält die Schaustellung, Dornenkrönung und Grablegung Christi.
Das Inventar nennt noch Holzfiguren
einen Muttergottesaltar, im
J. i699 gestiftet von Christian
Wagner, der nicht mehr vor-
handen ist, von dem sich aber
noch einige Figuren in der
alten Sakristei befinden. Un-
bedeutend.
An der inneren West-
wand des südlichen Seiten-
schiffes ein Holzkruzifix
unterlebensgross. Aus dem
i3. Jh., rohe Arbeit, in steifer
romanischer Auffassung, langer
geradefallender Lendenschurz,
die Füsse nebeneinander auf
einem Suppedaneum. An die
Kanten des Kreuzes setzen sich
romanische Blätter in strenger
Stilisierung an (Fig. So).
Im Westjoch des süd-
lichen Seitenschiffes d e r T a u f -
stein in romanischer Formen-
gebung. Blaustein, Mitte des
i3. Jh. (vgl. unter Geuenich und auch Kunstdenkmäler des Kr. Kempen, S. 16, wo
■eine grosse Anzahl ähnlicher Taufsteine aufgezählt ist). Der Taufstein ist achteckig,
beckenförmig auf acht Säulchen ohne Gliederung. An den Ecken des oberen Randes
plump skulptierte Köpfe; an den Seiten kleeblattbogige Blenden mit Vierpässen im
oberen Blatt.
In der Turmhalle zwei Ölgemälde auf Leinwand: die b. Katharina, bäurisch, Ölgemälde
aus dem 1882 abgebrochenen Katharinenaltar stammend, Ende des i7. Jh.; der
h. Michael, in Anlehnung an Raphael, derb, barock, aus dem 1882 abgebrochenen
Michaelisaltar. Der Altar trug die Inschrift : wilhelmus fabritius, rector altaris
beati Michaelis, 1 693 me curavit (Lagerbuch im Pfarrarchiv).
Im J. 1 5 33 — Erkundigungsbuch im Düsseldorfer Staatsarchiv — bestanden
neben dem Liebfrauenaltar schon ein St. Katharinen- und ein St. Michaelisaltar.
Taufstein
Fig. 50. Güsten.
Romanischer Krucifixus in der katholischen Pfarrkirche.
75
76
KREIS JÜLICH
Kathol. Die Glocken haben die Inschriften:
Pf ^loAen h 6 MENTEM SANCTAM, SPONTANEAM, HONOREM DEO ET PATRIE LIBERATIONEM.
ignis A laesura protege nos agatha pia. Romanische Majuskeln.
2. ANNO DOMINI MCCCC.(X?)V FUI CONSTRUCTA. MARIA VOCOR. O REX GLORIE
veni cum pace. Gothische Minuskeln.
Die 3. und die 4. Glocke wurden im J. 1 838 von Georg Klaren in Sieglar gegossen.
Gruft Östlich von der Kirche befindet sich die im J. 1 63 7 errichtete Gruft des
Pastors Gumpartz (f i64o). Auf zwei Backsteinpfeilern in der Front und einer
Backsteinhinterwand ruht ein kleines Satteldach. An der Hinterwand eine Platte
mit der Inschrift: anno i64o, i3. maji, obiit reverendus dominus Balthasar
GUMPARTZ, S. S. CANONUM BACCALAUREUS, PASTOR ECCLESIAE SYNODALIS GUSTENSIS
AC CANONICUS IN PRÜM, CUIUS ANIMA IN CHRISTO REQUIESCAT.
LARGA MANUS, VIRTUS, IUS, MORS TUA GLORIA, DE TE NEMO MALUM VERBUM
QUI LOQUI POTUERAT.
HIE LEIGT BEGRAVEN EIN SOLCH HIRDT,
DER SEINE SCHAFF GAR UNVERFIERT
GEWEID, GESCHWEIDT, VOR SIE GESETZT
SEIN HAB, SEIN GUT, SEIN GANZES HERZ.
(Weid- und Schweidgang im 1 8. Jh. häufig, vgl. Kühl a.a.O. II, S. 286).
An der Vorderwand das Wappen des Balthasar Gumpartz mit der Inschrift:
ANNO 1 637. B. G.
Harffenburg Von der noch Ende des 18. Jh. erwähnten Harffenburg ist nichts mehr
vorhanden, sie kam von den Büffel v. Güsten durch Erbschaft an die Harff, dann
an die Hoensbroech, Behr v. Lahr u. s. w. [F.]
HAMBACH.
Kaltenbach, S. 247. — Offermann, S. Si. — W. Graf von Mirbach,
Territorialgeschichte I, S. 10. — Korth i. d. Aachener Zs. XIV, S. 86.
Römisches RÖMISCHE RESTE. In Hambach selbst ist ein Fund römischer Alter-
tümer nicht bekannt, aber ein im J. i582 im nahen Altdorf gefundener Matronen-
stein — damals vom Grafen Hermann von Manderscheid zu Blankenheim erworben,
jetzt im Museum zu Köln — ist den Matronis Hamavehis gewidmet (Brambach,
C. I. Rh. Nr. 621; Abb. Schannat-Baersch, Eiflia illustrata Irt. Tafel X, 34) und gab
Veranlassung, den Namen Hambach auf diesen Matronenkult zurückzuführen (Petrus
Pallandus, Brief vom i3. August i59o an Justus Lipsius, abgedruckt bei Burmannus,
Sylloge epistolarum a viris illustribus scriptarum I, S. 45 1. — Lersch, Centraimuseum
rheinländischer Inschriften I, S. 27. — C. von Veith i. d. Aachener Zs. VIII, S. 1 19, A. 2
und IX, S. 5.). Dagegen glaubt Kühl (a.a.O. I, S. 29 1; II, S. 299), dass Hambach
eine Wiederholung des Namens der jülichschen Stammburg Heimbach an der Rur
ist und zu den Matronis Hamavehis, deren Namen vom Volk der Chamaven sich
herleitet (Max Ihm i. d. B. J. XIII, S. 23), in keiner Beziehung steht (vgl. auch
Korth i. d. Aachener Zs. XIV, S. 86). Es wird vermutet, dass an Hambach ein
zwischen Stetternich und Lindenberg von der Köln-Jülicher Heerstrasse sich ab-
zweigender Römerweg vorbeiführt (Schneider, B. J. LXXVIII, S. 2, Nr. 7).
Kathol. KATHOLISCHE P F A R RKI R CH E (s. t. s. Antonii). Handschriftl.
>farrkirche Qu. Im Pfarrarchiv: Stiftungsurkunden aus dem i5. und 16. Jh., vom J. i464
an, für die Bruderschaft und Kapelle des h. Antonius in Hambach. — Renten-
1h
HAMBACH
77
Verzeichnisse von den J. 1661, 1 665 u. i7ii, sowie zahlreiche jüngere Register und Kathoi.
Hebebücher, vgl. Tille, Übersicht II, S.u. — Auf dem Bü rg er m ei st e ra m t : Pf arrkircl
Tauf-, Trau- und Sterberegister vom J. 1 6o7 — 1 798, lückenhaft (vgl. Tille, Über-
sicht II, S. i3). Im Pfarrarchiv zu Selgersdorf: Urkunde aus dem J. i575. Die
Schöffen u. s. w. zu Hambach, welche sich schon verschiedentlich an den Herzog Wil-
helm von Jülich mit der Bitte gewandt hatten, die Kapelle Hambach zur Pfarrkirche
zu erheben, versprechen den Pastoren zu Niederzier und Selgersdorf, dass ihre Ein-
künfte durch eine etwaige Erhebung keine Schmälerung erleiden sollen (Vgl. Tille,
Übersicht II, S. 48). — Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Erkundigungsbücher vom
J. i55o u. 1 582. — Im Erkundigungsbuch vom J. i55o wird berichtet, dass jährlich
1 1 Malter Roggen dem Pastor „seder der veden" vorenthalten werden. Sie seien
aber „an der kirchen zu decken und sunst uf guder rechnung angelecht."
Die Hambacher Pfarrkirche war ehemals eine Kapelle unter Niederzier. In Geschichte
den J. i5o9, i55o u. 1 5 7 5 wird sie als Kapelle genannt (Kühl IV, S. 1 53). Sie
wurde ersti576 zur Pfarrkirche erhoben und geweiht (Erkundigungsbuch von 1 5 82),
aber schon ums J. 1 4 1 9 war der heutige stattliche Bau entstanden, unter Reynald
(i4o2 — 1423), Herzog von
Jülich und Geldern. Sein
Wappen und das seiner Ge-
mahlin ist am Gewölbe der
Kirche angebracht und die
grosse Glocke vom J. 1 4 1 9
trägt seinen Namen. Die
Kirche hat sich trotz der
wiederholten Brände und
Belagerungen der Freiheit
und des Schlosses Hambach Fig. 51. Hambach. Grundriss der katholischen Pfarrkirche,
beinahe unverändert erhalten
und besitzt einen schönen gothischen Innenraum. Im J. 1 8 7 9 wurde die Orgel-
bühne erneuert, gleichzeitig die Öffnung des Turmes gegen das Schiff erbreitert,
die Gewölbe im Turm neu eingezogen, und die ganze Kirche restauriert durch Bau-
meister Wiethase aus Köln.
Die Kirche ist ein gothischer Saalbau mit Westturm und fünfseitig geschlossenem Beschreibung
Chor. Im Lichten 27,5 m lang mit Turmvorhalle, und 7,7 m breit. Material:
Backstein. (Grundriss Fig. 5i, Ansicht von Süden Fig. 52.)
Der Turm, im Erdgeschoss 1 m 3o cm stark, ist viergeschossig. Die zwei
mittleren Stockwerke haben je zwei mit je zwei Rundbögen geschlossene Blend-
nischen. Die Beleuchtung erfolgt durch lange Schlitze in den Lisenenmitten. Das
Obergeschoss hat nach allen Seiten je zwei flachbogige Fenster mit einfachem Mass-
werk. Der Turm ist, wie die gothischen Profile beweisen, gleichzeitig mit der Kirche
entstanden und bildet ein charakteristisches Beispiel für die durch das ganze Mittel-
alter in der Rheinprovinz beliebte romanisierende Gliederung einfacher Türme. Die
Turmhaube ist eine achtseitige geschieferte Pyramide mit Dachluke auf der Ostseite.
Die Langhausmauer hat einen einfachen mit einer Schräge in die Obermauer
übergeführten Sockel. In Höhe der Fensterbank ist ein Gesims mit Wasserschlag
um die Mauer geführt, welches sich auch um die Strebepfeiler verkröpft. In Höhe
der Fenstermitte sind diese noch einmal durch eine Schräge mit Wasserschlag ab-
getreppt. Die Strebepfeiler sind durch Pultdächer, auf welchen vorne kleine Giebel -
77
78
KREIS JÜLICH
Kathoi. chen aufsitzen, abgedeckt. Die Giebelchen wohl eine Zuthat von Wiethase. Die
'ärrkircliG *
Fenster sind spitzbogig mit einem Mittelpfosten und verschiedenförmigem Masswerk
im Kouronnement. Das Masswerk erneuert.
Der Chor ist fünfseitig geschlossen, von gleicher Gliederung wie das Schiff
und mit denselben unter ein einheitliches Satteldach mit Chorhaube gebracht.
Am Ostende des Langhauses setzt sich südwärts die Sakristei, ein einfaches
rechteckiges Gebäude mit hübschem geschiefertem Dachreiterchen, an. Darauf ein
schmiedeisernes Antoniuskreuz.
Das Innere ist mit
gothischen Rippenkreuzge-
wölben auf Konsolen in
Blätterschmuck überdeckt.
Die Gewölbe unter dem
Turm wurden im J. 1880 er-
setzt. Dieser öffnet sich
gegen das Schiff im Spitz-
bogen. Der fünfseitige Chor
hat ein kurzes Langhaus,
dessen Gewölbe mit den Ge-
wölbekappen des Polygons
einen gemeinschaftlichen
Schlufstein hat.
Die Linienführung der
Rippen und Gurten in Chor
und Schiff ist eine sehr
exakte und anmutige. Die
Profile sind die gewöhn-
lichen spätgothischen : zwei
flache Hohlkehlen mit einem
schmalen Steg zwischen
ihnen.
Die Sargwände des
.Schiffes sind unter den Fen-
stern , etwa in doppelter
Breite dieser, durch flach-
bogig geschlossene Nischen
Fig. 52. Hambach. Ansicht der katholischen Pfarrkirche. erleichtert die Chorwände
durch schmälere spitzbogige
Nischen (vgl. die katholischen Pfarrkirchen in Aldenhoven, Mersch, Hasselsweiler,
Gangelt u. s. w.).
Am Schlufsstein des Chores ein Lamm, am Schlufsstein des anschliessenden
Langhausjoches ein Antoniuskreuz. An den übrigen das Wappen des Herzogs Reinald
von Jülich-Geldern und das Wappen Jülich-Geldern, vereinigt mit dem Wappen der
Gemahlin des Herzogs, Maria von Harcourt.
Ausstattung modern.
An der südlichen Wand der Kirche ist ein Grabstein des Herrn von
Po Hart (f 1 5 1 5) eingemauert. Im Mittelstreifen des Steines das Wappen des Pollart,
darunter die Inschrift, zu beiden Seiten die Ahnenwappen. Inschrift: hier light
7S
HAMBACH
79
| feätf»
BEGRAEVEN DEN EDELEN EEREN FESTEN JAECOP POLLART VAN RATTONRAW, SYNDE IN
DEN HEEREN ONTSLAEPEN DEN 26 AUGUSTY, IN TAT IAER ONSES HEEREN 1 5 1 5. Links
unter einander die fünf Wappen des Vaters und dessen mütterlicher Ahnen mit den
Unterschriften: pollart von mains, wardlaw van tori, hamiltoun van wodhal,
lindsay von indsay. Rechts die Wappen der Mutter des Verstorbenen und deren
mütterlicher Ahnen mit den Inschriften: spens van wilmisto, windram van byrs,
CRIECHTOVN VAN SAN QUHER, DOUGLAS VON STENIPETH.
Spätgothische Monstranz mit ergänztem Fuss.
Kupfer, vergoldet. Sehr wahrscheinlich bei Gelegenheit
der Erhebung der Antoniuskapelle zur Pfarrkirche, im
J. 1 5 7 6, durch den Kirchenpatron, Herzog Wilhelm V.
von Jülich-Kleve-Berg, beschafft. Graziöseste spätgo-
thische Arbeit, besonders auch deswegen bemerkens-
wert, weil die Lunula und ihr Behälter noch nicht dem
modernen grossen Hostienformat entsprechend geändert
wurden. Der Fuss jedoch scheint bei der Wiederher-
stellung durch den Goldschmied Witte in Aachen, im
Auftrag des Pastors Engels im J. 1 87 5, nicht unverändert
geblieben zu sein. — Auf dem säulenförmigen Fuss mit
flachem getriebenem Schaftring ruht ein flacher Teller
von sehr bewegter, spätgothischer, an Rokokobildungen
erinnernder Grundrissform. Er ist mit getriebenem
Fischblasenmasswerk auf zurückgetriebenem gekörntem
Grund geschmückt. In der Mitte erhebt sich der cylin-
drische Glasbehälter der Lunula, seitlich zwei Strebe-
pfeiler. Die Lunula wird von einem knieenden ge-
gossenen und ciselierten Engelsfigürchen getragen. An
den in ein Bündel von drei Säulen gegliederten Strebe-
pfeilern befinden sich die gegossenen und ciselierten
Figürchen von Johannes dem Täufer und der h. Ka-
tharina auf blättergeschmückten Kapitälchen, welche
wieder auf ganz frei sich durchschlingenden, spätest-
gothischen Ranken stehen. Über den Figuren ganz in
zierliches Rankenwerk aufgelöste Baldachine. Die Strebe-
pfeiler tragen die ebenfalls mit getriebenem Ornament
verzierte Bedachung des Cylinders, auf welcher sich
ein Baldachin und das ciselierte Reliefbildchen der
Muttergottes im Strahlenkranz erhebt. Die Madonna
stehend, in spätgothischer, geschwungener Haltung,
trägt in der Rechten ein Scepter, auf der Linken das
Christkind. Vor den vier Säulen, welche den Baldachin tragen, je eine ciselierte Figur
der hh. Antonius, Sebastian, Johann Bapt. und Petrus auf laubgeschmücktem Kapitälchen
und unter einem Dach von Laubgewinden. Nach oben lösen sich die Säulen in ein
Bündel von vieren auf, welche durch eine gemeinsame Kreuzblume wieder zusammen-
gefasst sind. Die Säulen sind durch Wimperge aus vielfach verschlungenen Ranken
verbunden und tragen als Bekrönung des Ganzen einen vierseitigen leicht geschwungenen
Dachhelm mit abgefasten Kanten, einem Knauf und dem ciselierten Bildnis des
Krucifixus statt einer Kreuzblume. Am Fuss die Inschrift: hoc ostensorium anti-
K a t h o l.
Pfarrkirche
Fig. 53. Hambach. Monstranz
in der katholischen Pfarrkirche.
Monstranzen
So
KREIS JÜLICH
Kathol.
Pfarrkirche
Vortragekreuz
Glocken
Grabmäler
Schloss
Hambach
Handschriftl.
Quellen
QUUM, USU PAENE CONSUMTUM, DEIN EX MEMORIA DEPOSITUM, NUNC STUDIO PASTORIS
LOCI F. ENGELS AD LUCEM TRACTUM, PIA VIDUA MAR. CATH. NIESSEN, NATA FIRME-
NICH, IN INTEGRUM REDIGI ET DEAURARI FECIT ANNO 1 87 5 (Fig. 53).
Silbervergoldete Rokokomonstranz, einfach, Kölner Silber (?), 1 5 lötig,
um i77o, mit dem Meisterzeichen s. b.
Vortragekreuz. Messingne Endigung mit Crucifixus und Cherubimköpfchen
an den Enden. Inschrift: anno 1686. f. hb. beadrdc. laus. ees. dilma. vi.
RAUSCHEN. F. L.
Glocken. Die erste, 1 ,33 m im Durchmesser, hat die Inschrift: anno domini
1 4 1 9 WARD DESE CLOCHE DOIN GEESEN VON DEM HOGHEBOREN HERRTOGEN REYNALD
VAN GUILGE IND VAN GELRE IND GREVE VAN SUTPHEN IND IS GENANT ANTHONIUS.
Die zweite, von 1,1 9 m Durchmesser, hat die Inschrift: im jähre 1822 bin
ICH VON P. BOITEL GEGOSSEN WORDEN.
Die dritte hat 72 cm Durchmesser und zeigt die Inschrift: sancta maria
HEISEN ICH, ZO HAMBOCH GEHUR ICH, DEI LEBENDIGEN ROEFEN ICH, DEI DODEN
BEKLAGEN ICH. CHRISTO FEL VAN TREIR GOS MICH ANNO DOMINI 1 672.
Auf dem Friedhof befinden sich eine Reihe sehr verwitterter Grabmäler in
Kreuzesform, welche zum Teil mit hübschen figürlichen Darstellungen aus dem Ende
des 1 6. Jh. und später geziert sind. Bemerkenswert eine Darstellung der Himmel-
fahrt und Krönung Mariae.
An die Südmauer der Kirche angelehnt der Grabstein des kurfürstlich Jülichschen
Fontänenmeisters Gerhard Welter (f 1 6 9 5 ) und seiner Frau (f 1 693) mit der
Inschrift: anno i 695, den 4. julius, ist der wohlachtbarer meister gerhart
WELTER, ZUR ZEIT IHRE CHURFÜRSTLICHER DURCHLAUCHT ZUR PFALTZ GEWESSENER
FONTEINENMEISTER DER RESIDENTZ UND SCHLOSS HAMBACH, UND ANNO 1 693, DEN
2 JUNII, IST DIE TUGENTREICHE CATHARINA BRAUN, MEISTER GEIRHARD WELTER GE-
WESSENE HAUSSFRAU, IN GOT ENTSCHLAFFEN. G. S. D. S. G.
Südwestlich von der Kirche auf einfachen Sandsteinkreuzen die Inschriften :
ANNO 1 6 1 4, AM 2 6. FEBRUARII, IST ELSTGEN VON PYRN IN GOT ENTS. ANNO
1 6 1 8, AM 29. MAY, IST CONRAT VON WASSENBERGH IN GOT ENTS.
SCHLOSS HAMBACH. Mattenclot, Commemoratio, abgedruckt: Lacom-
blet, Archiv V, S. 222 ff. — Jülicher Korrespondenzblatt v. 8. Januar 1 8 7 9. — Berg.
Zs. XIX, S 1 33. Im übrigen s. Kühl a. a. O.
Handschriftl. Qu. verstreut. Eine grössere Anzahl im gräflichen von Mir-
BACHSchen Archiv zu Harff. Ann. h. V. N. LV u. LVII. — Im Stadtarchiv zu
Aachen: Der sogen. Kiringer Bericht: Memorabilia quaedam particularia eorum, quae
annis 1 542 et sequentibus in devastatione patriae Juliacensis contigerunt, quando prin-
ceps noster Wilhelmus contra imperatorem rebellaverat. - Im Staatsarchiv zu
Düsseldorf: alte herkunft und genealogy der graven, marggraven und der hertzogen
zu Jülich, Geldern, Cleve, Berg u. s. w. 1 5 7 2, von Gerardus Juliacensis. Abschr.
— Kellnerei-Rechnungen'aus dem J. i4ii — 1 794. — Rechnung über den Neubau am
Schlosse zu Hambach, 1 55 7/65. — Plantagerechnungen aus dem 18. Jh. — Vgl. auch
die Landtagsabschiede und Kellnereirechnungen für die auf Hambach abgehaltenen
Landtage. — Im Stadtarchiv zu Jülich: Jülicher Stadtrechnungen. — Jülicher
Stadtprotokolle vom 2 7. Februar 1801. — Vgl. darüber Kühl, an verschiedenen Orten.
— Im Besitz von Herrn Adolf Kochs in Hambach, auf der ehemals zum Schloss
gehörigen Mühle eine Pergamenturkunde Gerhards, Herzogs von Jülich-Berg, und Ger-
hards von Loen, Einherren zu Jülich, von 1 454, aus Hambach datiert, die Verpachtung
der Mühle beim Schloss, welche baufällig ist, betreffend.
80
HAMBACH 8l
Abbildung im Codex Welser.
Vermutlich entstand Hambach nach der Zerstörung des „Castrum apud Juliacum"
(Alteburg, s. unten) durch Erzbischof Siegfried von Westerburg im J. 1 278 und ist
identisch mit „Hembag", welches der Graf Gerhard von Jülich mit Bergheim im
J. 1 3 1 7 in dem Schiedsgericht zwischen ihm, Erzbischof Heinrich von Virneburg und
anderen Fürsten als Pfand giebt. (Lacomblet, U.B. III, Nr. i32. — Korth i. d.
Aachener Zs. XIV, S. 86). Als „Veste Hambuch" ist es im i5. Jh. u. a. im J. i43o
genannt in dem Ehe vertrag des Herzogs Adolf von Jülich und Berg (Lacomblet,
U.B. IV, Nr. i95 u. Nr. 225). In der Kellnereirechnung 1497/98 werden eine Reihe
von Posten für die Unterhaltung der Burg ausgesetzt; es besteht ein Tiergarten, das
Feld zwischen Daubenrath und Hambach heisst heute noch der , Wolfshaag", ein
zahlreiches Personal wird erwähnt, Geschütze werden gegossen u. a. m. Im J. 1 5 1 2
brannte das Schloss in Hambach durch Explosion von Büchsenpulver ab „ende
quam van versumenys der schroderkamer," (Gerardus Juliacensis a. a. O. —
Wassenbergsche Chronik von Duisburg, i. d. Städtechroniken XXIV, S. 234). Im J. 1 538
vernimmt man von Neubauten; der Herzog nimmt sogar von dem Hambacher Kellner
Geld dafür auf. In der Jülicher Fehde wurde im J. i542 das Schloss durch die Trup-
pen der Regentin der Niederlande,
Maria, zum zweitenmale verbrannt &
(Kiringer Chronik: Ann. h. V. N.
LXI, S. 63).
Im J. 1 548 begann man dann
mit der Herstellung die sich bis
zum J. 1 563 hinzog. Gerardus
Juliacensis berichtet: „Anno 1 548
haben ihre fürstl. Gnaden das ver-
brannte schloss Hambach wieder
angefangen zu repariren und viel
herlicher und prächtiger, als es vor dem brandt gewesen, bauen lassen, wie auch ein
grosser, schöner, verschlossener garten dabey gemacht und ein springender brunnen
auf das schloss geleitet."
Trotz den häufigen Bränden und Verwüstungen vor diesem Wiederaufbau
im J. 1 548 kann aus den erhaltenen Trümmern mit Bestimmtheit geschlossen werden,
dass nicht nur die Grundrissanlage des Schlosses, sondern auch der grösste Teil der
Bauten vor dem J. 1 5 48 entstand. Die zwei Türme der Westseite sind spätgothisch,
ebenso war es der Bau, der sich gegen Süden an den Nordwestturm anschloss. Sie
können nicht nach 1 548 entstanden sein, denn im J. 1 547 war bereits der Bolog-
neser Baumeister Pasqualini — Jülicher Stadtrechnung 1 546/47 — andern fürstlichen
Hof zu Jülich thätig, und eine Anlage der Burg in gothischen Formen ist um diese
Zeit kaum mehr denkbar. Da der dritte Turm und die erhaltenen Reste der Loggia
denn auch italienischen Stil zeigen und in den Jahren 1 5 5 7 — 63 unter Pasqualini %
Leitung entstanden (Düsseldorfer Staatsarchiv, Jülich -Bergische Landesregistratur,
Domänen-Generalia, Hambach 1 74), so ist damit sicherlich auch das Eingreifen des
neuen Hofbaumeisters gleich bei Beginn des Neubaues im J. 1 548 verbürgt.
Von dem Palasbau aus der Zeit vor der Zerstörung des Jahres i542, welcher
sich zwischen dem Nordwestturm und der heutigen Scheune erstreckte, ist nur noch
eine spätgothische Konsole mit Gewölbeanfängern an der Nordostecke der Scheune
erhalten (Fig. 56). Genug, um erkennen zu lassen, dass an den alten Palas ein Hof
6
Si
Schloss
Hambach
Abbildung
Geschichte
Fig. 54. Hambach. Übersicht der Schlossanlage von Norden.
Brände
Wiederaufbau
82
KREIS JÜLICH
Schioss mit einer zweistöckigen Laube unter gothischen Kreuzgewölben sich anschloss. Bei
Marnbach , , .
der Wiederherstellung vomj. 1548 ist es in erster Linie das in den Umfassungs-
mauern noch jetzt bestehende Wohn- und Wirtschaftsgebäude, welches errichtet wird,
ebenfalls wie das Jülicher Schioss und das ehemalige gothische Hambacher Schioss
mit einer zweistöckigen Loggia mit Kreuzgewölben versehen. Die Anfallslinien der
Stirnbögen sind noch sichtbar, und die Konsolen noch an Ort und Stelle. Wie die
gothische Treppenspindel in diesem Bau annehmen lässt, sind auch in dieser Anlage
noch Gebäudereste von dem früheren Gebäude mitbenutzt worden.
Gleichzeitig mit dem Palas wurde der Ost türm erbaut. Ob der Nord-
turra, welcher vollkommen vom Erdboden verschwunden ist, auch damals neu erbaut
wurde, oder wie die Westtürme von der gothischen Anlage erhalten blieb, kann nich
mehr erkannt werden. Vermutlich war er kreisrund, wie die übrigen Ecktürme. Die
Baurechnungen a. d. J. 1 55 7 — 63 sprechen von einem eckigen Turm, unter dem jedoch
wahrscheinlich ein Thorturm zu verstehen ist.
Fig. 55. Hambach. Südostansidit des Schlosses.
Die Burg war offenbar um 1 5 63 wieder vollendet.
Im Jülich-Klevischen Erbfolgekrieg war Hambach die Residenz des Pfalzgrafen
Wolfgang Wilhelm und des Markgrafen Ernst von Brandenburg (über die Besitz-
ergreifung vgl. Aachener Zs. III, S. 254). In Folge dessen blieb es von Zerstörungen
verschont. Bis zum Tode Johann Wilhelms war es „hoffstatt" der Kurfürsten für die
Dauer ihres Aufenthalts im Jülicher Lande (Rechnungen im Düsseldorfer Staats-
archiv). Im J. 1 65 9 findet auf Hambach ein Landtag statt. Im J. 1680 geschehen
mehrere Reparaturen, insbesondere wird der springende Brunnen ausgebessert (Rats-
protokoll vom io. September 1680).
Verfall Nach dem Tode Johann Wilhelms geht die Burg ihrem Verfall entgegen. In
der Landesbeschreibung des Hofkammerrats Wülfing a. d. J. i 7 29 wird zwar Hambach
noch als Lustschloss neben Benrath und Bensberg genannt (Berg. Zs. XIX, S. 121),
und im J. i76o residierte noch die Pfalzgräfin Francisca Christina, Äbtissin zu Essen
und Thorn, in Hambach; am 9. Märzi78o aber (Berichtebuch IX, Düsseldorfer
Staatsarchiv — Kühl III, S. 11 7) berichtet die Hofkammer dem Kurfürsten, dass
das Wohnhaus nicht mehr zu einem ordentlichen Wohnsitz hergestellt werden könne.
82
HAMBACH
83
Die Bleideckung des Daches war abgenommen, die Brunnenanlage zerstört, und Schioss
das Mobiliar weggeführt worden. (Unterthänigste Supplica des Schlosses Hambach
— abgedruckt Jülicher Korrespondenzblatt vom 8. Januar i879 u. Kühl III, S. u7).
Immerhin befinden sich 1 798 noch viele „fürstliche Möbel" auf dem Schioss, welche
1801 als Nationalgut verkauft wurden (Stadtprotokoll vom 2 7. Februar 1801). Aus
dem J. i8o3 wird dann der Verkauf des Schlosses an einen Herrn Sonanius berichtet
(Kühl III, S. 118). Bei der erfolgten Umänderung in einen Wirtschaftshof wurde
das Wohngebäude um ein Stockwerk erniedrigt und vollkommen umgebaut. Der
Westfiügel wurde als Stall und Scheune eingerichtet. Dabei verloren die Gebäude
ihre Gliederungen, insbesondere die stattliche Loggia bis auf wenige Spuren.
Der heutige Eigentümer ist Herr Ciaessen in Frankfurt am Main.
Von grossem Interesse ist, dass die Namen der beim Bau von 1 55 7 — 63 thätigen Baupersonal
Personen durch die Baurechnungen überliefert sind. Alexander Pasqualini, der „Bau-
meister", kommt bloss hie und da zu Besichtigungen nach Hambach. Technische
Vertrauensperson für die herzogliche Finanzverwaltung ist der „Landtmesser" Alexander
Libisch, der die Rechnungen prüft und anweist, und die verrechneten Arbeiten ver-
misst. „Bauaufseher", d. h.
Bauführer, ist ein Garde-
sunger, auch Garnesuner,
der in erster Instanz die
Arbeiten prüft, dessen
Zeugnis den Rechnungen
des Hambacher Kellners
Johann Standertz beigelegt
werden. Ein zweiter ist
Peter Korynfenger. Stein-
hauer ist Meister Arnold,
zugleich Maurermeister, und
sein Schwager Lenss aus Düren. Sie verfertigen die Gallerien und Balustraden.
Als Zimmerleute werden Meister Werner von Welldorf, Heinrich von Bourheim und
vorher Meister Frans Gobbelen von Pützlohn genannt. Der Letztere (f 1 5 5 6 oder
1 5 5 7 ) fertigte auch die kleine Wendeltreppe „nächst dem grossen kantigen Turm
samt dem toerngenn uff die groisse windeltrap". Der Bauschmied heisst Daniel,
der „Schlossmacher" Wilhelm. „Leyendecker" ist Meister Reinhardt.
Als Material wird zum Teil das des Abbruchs verwendet, insbesondere das der Materialien
alte Küche auf dem Platz. Neue Ziegelsteine bäckt Johann von Engelssdorff, Peter
von Duirenn, Johann Former, Ploemgenn und andere. Die Hausteine werden von
Kerstgen, Steinbrecher aus Berg vor Vlossdorff und von Gebrüder Roumann von
Leyffersbach bezogen. Die „pieler under der nuwer gallerieen, vann der porthen
an bis zu der bewererskammer" aus Blaustein werden an Johann den Walen von
Gressenich verdingt. Kalk liefern Johann Muitten aus Notberg; Gratianus de Witt und
ein Thomas, „Gelasswörter" von Jülich, liefern „Gelassfinsteren".
Das Schioss Hambach war eine rechtwinklige geschlossene Burganlage mit Beschreibung
Rundtürmen an den Ecken und einem Eingang in der Mitte der Südostseite (vgl. Burg
Laurenzberg). Sie ist von breiten, heute zum Teil trocken liegenden Gräben umgeben,
welche, wie die der Burg Lindenberg, von dem Ellbach gespeist wurden. Die Aussen-
seite der Gräben ist mit einer Mauer eingefasst. Material: Backstein mit Formstücken
aus Haustein. Grosse Mauerstärken, vgl. Fig. 6o.
6*
83
Fig. 56. Hambach. Hofansicht des Schlosses.
84
KREIS JÜLICH
Schioss Das Thor ist aus einer Reihe von alten Hausteinen der verschiedensten Her-
* 1 ' i m b 3 c h
kunft zusammengestellt. Es befinden sich darunter hauptsächlich einige Pfeilerkapitäle
(Fig. 6o) Und zwei Werkstücke mit antikisierenden Cäsarenmedaillons in Renaissancestil.
Wohnhaus D[e an den südlichen Turm anstossenden Flügel, von denen der östliche heute
Wohnhaus, der westliche Viehstall und Scheune ist, enthielten die Saalbauten. Es
war ihnen gegen den Hof eine zweistöckige Loggia vorgebaut, deren Gewölbe-
konsolen noch an Ort und Stelle sind, auf welche, heute vermauerte, Thüren heraus-
führten. Die Gebäude sind heute zweistöckig, das Wohngebäude hat regelmässige
Fenster, mit flachbogigem Sturz versehen, die Stallgebäude sind vollkommen umge-
baut (Fig. 55,56). Die Gebäude waren, wie aus den Ansätzen am Südturm hervorgeht,
dreistöckig. In dem vom Südturm nach Nordwesten gehenden Flügel sind im Erd-
geschoss gegen aussen vermauerte oblonge Fenster mit Quersprossen bemerklich, im
ersten Obergeschoss zweigeteilte Fenster mit Quersprosse. Im Innern des heutigen
Dachraumes, des ehemaligen zweiten Obergeschosses, und im ersten Obergeschoss
Reste von Kaminen (Fig. 59), vor den Kaminen meist teppichartige Vorlagen aus
hochkantig gestellten Schieferstücken, in ährenförmigem Muster.
Türme Von den noch erhaltenen Türmen ist der südliche und der östliche vier-,
der westliche zweigeschossig. Die einzelnen Stockwerke sind oder waren mit
Kuppel- und Kreuzgewölben abgedeckt. Sie besassen hohe oblonge Fenster mit
Quersprossen auch nach aussen. Am Ostturm (Fig. 57, 58) sind noch die Anfallsflächen
der ehemaligen Umfassungsmauer erhalten, die zwei Stockwerke hoch war. Sie war,
wie die noch stehende Backsteinverzahnung schliessen lässt, gegen Südwesten in der
Höhe von drei, gegen Nordwesten von dreieinhalb Stockwerken geplant. Gegen
Nordosten war im ersten und dritten Obergeschoss eine Thüre nach der Umfassungs-
mauer vorgesehen. Der Südturm war nach innen offen und mit in die Räume der
84
HAMBACH
85
anstossenden Flügel einbezogen (Fig. 59). Der Westturm ist im Obergeschoss mit Schioss
. , r% • i-i rr Hambach
einem Sterngewölbe überdeckt und enthält die Reste eines spätgothischen Kamins.
HAUS OBBENDORF, auch Hallbergshof genannt. Handschriftl. Qu- u,Ha"s .
° D Obbendorf
Im Stadtarchiv zu Jülich: »Privilegium indepedentiae« vom J. i4o6 vom Herzog
Reinold; Abschrift im Lagerbuch der Stadt Jülich, 1 736 angelegt. — Im Staatsarchiv-
Düsseldorf mehrere Urkunden über die Familie Schellaert.
Fig. 58. Hambach, Schioss. Westseite des Ostturmes.
Der Rittersitz Obbendorf erscheint zum erstenmal in dem Registrum bonorum Geschichte
monasterii Prumensis in Kiflia als Obendorpht. Ein Reinhard von Obbendorp
wird im J. i3oi genannt (Lacomblet U.B. III, 16. — E. von Oidtman, Aachener
Zs. VI, S. 1 35, A). In den J. 1 399 und 1 4 1 6 ist Obbendorf im Besitz des Herzog-
lichen Hofmeisters Johann Schellaert de Oppendorff, erstmals genannt 1 398 , seit
i4o4 von Gürzenich (Privilegium independentiae s. o. — Mitteilungen aus dem
85
86
KREIS JÜLICH
c Stadtarchiv Köln IV, S. 297. - E. v. Oidtman i. d. Aachener Zs. VIII, S. 128. —
Obbendorf.,, . '
Eisenberg Mirbach).
Aus dessen Zeit etwa stammen die ältesten erhaltenen Teile der Burg, der
Fig. 59. Hambach, Schloss.
Grundriss des ersten Obergeschosses vom Südturme mit den anstossenden Räumen.
Thorturm, an der Nordostecke des Wohnhauses gelegen, und die Fundamente der
übrigen Anlage. Im J. 1 48 1 erscheint Hermann von Hammerstein zu Obbendorf
(Redinghoven). Durch diese Familie wurden im J. i6o4 die Wohngebäude errichtet,
86
HAMBACH
87
und bei der Gelegenheit der Thorturm zugemauert. Im J. 1610 ist Adam von Haus
Hammerstein Besitzer (Redinghoven, LV, Bl. 235b). Die Stallungen und die Scheune en °r
AUS DEM WESTTURM.
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1
Fig. 60. Hambach, Schloss. Einzelheiten.
wurden im 1 9. Jh., unter Benutzung der alten Umfassungsmauern erbaut. Im i7.
und 18. Jh. wechselte das Gut vielfach den Inhaber (vgl. Eissenberg-Mirbach und
87
88
KREIS JÜLICH
Haus
Obbendorf
Beschreibung
Strange, Nachrichten über adelige Familien und Güter I, S. 26). Heute ist Obben-
dorf im Besitz des Herrn Peter Josef Scheeren zu Hambach.
Die Schlossanlage, am Südostende von Hambach gelegen, von zum Teil zuge-
schüttetem, tiefem Graben umgeben, umschliesst ein rechteckiges Terrain. In der
Südostecke befindet sich das Wohngebäude mit einem ehemaligen Thorturm. An der
Südseite stehen die Wirtschaftsbauten. Gelegentlich zu Tage tretende Mauerzüge in
der Mitte und an der Nordseite des von einer niedrigen Mauer umschlossenen Hof-
raums legen die Vermutung nahe, dass ehemals die Baulichkeiten den grössten Teil
des heutigen Hofraumes einnahmen.
Das Wohngebäude auf oblongem Grundriss mit einfachen Renaissancegiebeln
an den Schmalseiten ist zweigeschossig, mit hohem Satteldach, und unterkellertem
Untergeschoss. Im Inneren hat sich nichts Bemerkenswertes erhalten.
Fig. 61. Ansicht von Haus Obbendorf.
Der Turm, ehemals als Thorturm benutzt und vierstöckig, ist eine jetzt drei-
geschossige Anlage auf quadratischein Grundriss mit nördlich vorgelagertem schmäleren
quadratischen Treppentürmchen, Satteldach auf dem eigentlichen Turm und hübscher
barocken achteckigen Haube über dem Treppentürmchen. Der erste Oberstock ist
auf Backsteinkonsolen über das Erdgeschoss vorgekragt. Ebenso ladet die den Dach-
stuhl tragende Mauer über dem zweiten Obergeschoss auf zwei diagonal gelegten
Backsteinschichten über die darunter liegende Mauerflucht aus. Dieses oberste Stock-
werk wurde beim Bau des anstossenden Wohnhauses bis auf Meterhöhe abgebrochen.
Nordseite fensterlos. Auch an der Ostseite besass diese Thorbefestigung ehemals keine
Eenster, sondern nur Schiefsscharten, von denen je zwei im Erdgeschoss und im
zweiten Obergeschoss noch bestehen. Beim Umbau wurden zwischen ihnen Fenster
eingebrochen. An der Westseite, gegen den Hof quergeteilte gothische Fenster, zum
Teil vermauert, und einzelne Schiefsscharten. Nördlich schloss sich die bis über
88
HASSELSWEILER
89
den Fussboden des ersten Obergeschosses reichende Burgmauer an, deren Ansätze Haus
Obbendorf
noch erhalten sind (Fig. 61).
Im Inneren ist das Erdgeschoss, dem ehemaligen Zweck als Durchfahrt ent-
sprechend, mit einer Tonne überwölbt. Seitlich sind Blendnischen ausgespart. Der
Raum im ersten Obergeschoss mit einfacher Balkendecke hat noch einfache gothische
Kamin- und Fensterbänkchen in der Mauer je an einer Seite der Fensterchen. Das
Treppentürmchen wurde im Inneren in jedem Stock mit Tonnengewölben versehen.
[F.]
HASSELSWEILER.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t.inventionis s. crucis). Lacomblet, Kathoi.
Archiv II, S. 57. — Kühl IV, S. 99, 3 10 u. a. a. O. — Handschrift 1. Qu. imPfarrkirche
Pfarrarchiv. i63o, Bestallungsurkunde des Johannes Pistorius als Pfarrer in
Hasselsweiler durch den
Offizial des Kölner Erz-
bischofs. — Akten über
bauliche Ausbesserung der
Kirche 1 685, Bau des Tur-
mes sowie Glockenguss
1 7 5 6 — i 765. Im übrigen
vgl. Tille, Übersicht II,
S. i4. — Auf dem Bür-
germeisteramt Hot-
torf (in Müntz) Register
von 1 635 ab. — Im Staats-
archiv zu Düsseldorf
■n- i j- v i Fig. 62. Hasselsweiler. Grundriss der katholischen Pfarrkirche.
Erkundigungsbuch vom B
J. i533. — In der Hof-
und Staatsbibliothek München, Sammlung Redinghoven, XIX, Bl. 92: Erkun-
digung vom J. 1 582. Die Schreybrüder in Köln (S. Lupus) haben den grossen
Zehnten und das „budtgen" der Kirche bäuig zu halten; der Domkeplef, der den
kleinen Zehnten hat, unterhält den Chor.
Hasselsweiler besteht ursprünglich aus zwei Dörfern, die noch in den J. 1621/22 Geschichte
getrennt und schon im J. i49o zusammen geschrieben werden (vgl. Strange, Bei-
träge VIII, S. 78. — Kühl, a. a. O. IV, S. 3 12, mit Quellenangaben). Die Kirche in
Hasselo besteht schon im 7. Jh. Einkünfte derselben gehören zu den Renten des
magister hospitalis der Lupuskapelle in Köln (Lacomblet, Archiv II, S. 58). Ein
vollständiger Neubau, der noch ganz erhalten ist, fand in der 1. H. des 16. Jh. statt.
Schon im Erkundigungsbuch des J. 1 533 wird bemerkt: „Häven ein nuwe Kirche
gebouwet". Da die südliche Chorthür die Jahreszahl 1 54 1 trägt, so ist offenbar bis
zu diesem Jahre an der Kirche gebaut worden. Im J. 1 685 wurde die Kirche, in
den J. 1 7 5 6 — 65 der Turm, in neuerer Zeit, 1 87 1 — 76, die Kirche im Äusseren durch
Wiethase, 1 89 1 — 93 im Inneren und am Chor durch H.Dreher restauriert. Bei der
Restauration durch Wiethase wurden die Fenster mit Masswerk versehen und die Sarg-
mauern, welche auseinandergewichen waren, mit Eisenbändern verankert.
89
9o
KREIS JÜLICH
Kathol.
Pfarrkirche
Beschreibung
Äusseres
Zweischiffige Hallenkirche mit dem südlichen Schiff vorgelagertem West-
turm. Material abwechselnd sieben Schichten Backstein und eine Tuffschicht in der
Höhe von zwei Backsteinen (vgl. unten Spiel). Grundriss Fig. 62, Ansicht Fig. 63.
Der Turm ist dreigeschossig. Im Erdgeschoss auf der Westseite ein Eingang
mit grossem Fenster darüber. Das Gewände in dreimal ausgekehlter Abtreppung aus
Backstein. Fenstermasswerk neu. Im Mittelgeschoss je zwei dreigeteilte Spitzbogen-
blenden mit reichem, dem ehemaligen nachgeahmtem Masswerk im Kouronnement,
einfache Lichtschlitze in den Lisenen. Im zweiten Obergeschoss je zwei spitzbogige
Schallfenster, heute mit reichem Masswerk, die als dreiteilige Blenden bis zur Stock-
gurte heruntergeführt sind (vgl. die Türme in Mersch, Rödingen, Aldenhoven u. s. w.).
Fig. 63. Hasselsweiler. Ansicht der katholischen Pfarrkirche.
Die einzelnen Langbahnen sind rundbogig geschlossen mit je zwei Nasenansätzen.
An der Nordseite ist auf viereckigem Grundriss im Äusseren durch zwei Stockwerke
die Wendeltreppe ausgebaut, in deren Mauerfläche eine dreigeteilte Spitzbogenblende,
deren Dienste ohne Unterbrechung bis zu den Bögen aufschiessen. Bei der Dreher-
schen Restauration wurde daneben ein runder Aufgang zur Orgelempore aufgeführt.
Helm: achtseitige geschieferte Pyramide.
Das Schiff und der Chor haben dreifach abgetreppte Strebepfeiler, früher
mit Dachschiefern, heute mit je einer grossen Schieferplatte abgedeckt. Spitzbogige
Fenster, jetzt, wie schon vor der Restauration in den J. 1 89 1 — 93, auf dreiviertel
Höhe mit einem zweiten Spitzbogen geschlossen und darüber vermauert. Der heutige
Schluss mit reichem derben Masswerk versehen. Die Fenstersohlbank ist als Gesims
fortgeführt und verkröpft sich um die Strebepfeiler. Kranzgesims nunmehr aus Hau-
stein mit Schräge und Hohlkehle.
9o
HASSELSWEILER
9i
Auf der Südseite im ersten und vierten Joch je eine viereckige Thüre mit
ausgekehlter Fase. Der Sturz der letzteren Thüre ist abgerundet und trägt die
Inschrift: anno i 54 ! . Der Eingang im ersten Joch hat noch die ursprüngliche
Thüre mit schönem gothischen Eisenbeschlag. An der Nordseite im ersten Westjoch
eine vierte, jetzt verschlossene Eingangsthür.
In der Nordostecke zwischen Schiff und Chor ist die nur teilweise restaurierte
Sakristei eingebaut. Sie hatte ein Pultdach, das an den Chor angeschleift war. Bei
der Restauration wurden
die Sargmauern um etwa
einen Meter höher geführt
und mit Zeltdach versehen.
Auf der Ostseite ein heute
halb vermauertesMasswerk-
fenster von ausgezeichneter
Profilgebung: zwei Lang-
bahnen mit kleeblattför-
migem Schluss , in der
Krönung ein Vierpass (vgl.
Fig. 62).
Das Hauptschiff ist
mit einem Satteldach ab-
gedeckt , an das sich die
Walme für die Seitenschiff-
joche ansetzen.
Das zweischiffige In-
nere ist kreuzgewölbt, im
Hauptschiff auf korbbo-
gigen, im Seitenschiff auf
spitzbogigen Gurten und
Schildbögen, vierjochig, mit
einem Chorlangjoch und
dreiseitigem Schluss im
Hauptschiff.
Das Turmjoch ist auf
alten Runddiensten in den
Ecken heute ebenfalls durch
ein Kreuzgewölbe, doch mit
offenem Schlussring, über-
deckt. Die Pfeiler, viereckig
mit abgefasten Kanten, tragen nicht direkt die Schildbögen der Wölbung, sondern
Scheidbogen mit ziemlich hoher Stirnmauer, an die sich einfach profilierte spätgothische
Konsolsteine für die Gurten und Rippen ansetzen. Das Rippenprofil ist in den
westlichen Jochen des Seitenschiffs noch birnförmig, im Hauptschiff und Chor da-
gegen der einfache spätgothische Stab zwischen Hohlkehlen. Unter jedem Fenster
befanden sich korbbogig geschlossene Nischen (vgl. Hambach und Mersch), welche
zum Teil bei der letzten Restauration über den Beichtstühlen zugemauert wurden,
zum Teil schon im i7. oder 18. Jh., vermutlich bei der Restauration des T. 1685, an
der Nordseite in segmentbogig vertiefte Nischen umgebaut wurden.
Kathol.
Pfarrkirche
Sakristei
Fig. 64. Hasselsweiler. Innenansicht der katholischen Pfarrkirche.
Inneres
9i
92
KREIS JÜLICH
Kathol.
Pfarrkirche
Hochaltar
Altar
Kommunion-
bank
Predigtstuhl
Beichtstühle
Totenschild
Monstranz
Kelch
Reliquiar
Kasel
Die Sakristei ist ebenfalls kreuzgewölbt und hat einen Sakramentsschrein mit
den Resten einer steinernen Umfassung in einfachen gothischen Formen.
Ausstattung.
Hochaltar. Geschickte Spätrenaissancearbeit aus Holz, mit hohem Mittelbau
und zwei seitlichen Durchgängen. Im J. i63o entstanden, im 18. Jh. teilweise um-
geändert.
Zwischen kanellierten Säulen das Mittelbild, Ölgemälde auf Leinwand. Die
h. Helena mit dem Kreuzesstamm, im Hintergrund die Kreuzauffindung und das
Kreuzwunder. Links von ihr der Stifter knieend, den Blick nach dem Beschauer
gewendet. Hinter ihm sein Wappen, ein schwarzer Dreizack in weissem Feld,
darüber ein schwarzer Hut. Am Kreuzesstamm dasselbe Wappen mit der Inschrift:
anno i63o, aetatis 46. Das weitere, die Auffindung betreffend, heute durch das
höher gerückte Tabernakel, eine gefällige Arbeit des 18. Jh., verdeckt, lautet angeblich:
NISI CRUCES DENT REGINAE, IGNEM IUDAEIS MINATUR. INTER HAS, QUAE SIT DIVINA
redivivo demonstratur. Über diesem Bild, den Giebel durchbrechend, zwischen
gewundenen Säulen in reicher Kartusche ein kleines Gemälde, einen heiligen König
(Konstantin) darstellend, der ein Kirchenmodell hält. Das ganze bekrönt, den ge-
schweiften Giebel über diesem Bild ebenfalls durchbrechend, ein skulptierter Kruci-
fixus. Über den seitlichen Durchgängen lebensgrosse Holzstandbilder des h. Kon-
stantin und der h. Helena (Fig. 64).
Unter der Orgel ein einfacher Rokokoaltar mit einer Pieta und dem dop-
pelten Chronogramm, heute verdeckt: eCCe DoLore bonaM (i75o), Donabo haC
Lege CoronaM (i75o).
Die Kommunionbank wurde im J. 1 7 5 5 errichtet. Auf elegant geschweiftem
Grundriss eine einfache Balustrade. In der Mitte ein Kelch mit Hostie, Kreuz und
der Umschrift: honor sIt CaLICI DoMInI (i 755).
Der ehemalige Predigtstuhl, einfache aber geschmackvolle Louis XVI.-
Arbeit, mit den Evangelistensymbolen, ist heute in zwei Teile geteilt als Wange für
die modernen Chorstühle verwendet.
Beichtstühle, einlache Spätrenaissancearbeiten, gleichzeitig mit dem Hoch-
altar. Orgelgehäuse barock. An den Wänden eine Reihe von Barock- und
Rokokofiguren.
Totenschild des Heinrich von Hasselt, f io. Juni i55o. Holzrelief mit dem
Wappen Hasselt und der Umschrift : anno i55o, den ioten dach brachmonat, ist
GESTORWEN DER WOLEDEL HYNRICH VON HASSELL (so!).
Monstranz. Vergoldet, Höhe 62 cm. Tüchtige Arbeit des 1 7. Jh. Am
Fuss Engelsköpfe, neben dem Cylinder Bildnisse der h. Helena und des h. Franziskus
zwischen gewundenen Säulen. Über dem Cylinder eine Kuppel mit der Madonnen -
figur. Das Ganze mit einer Krone abgeschlossen.
Kelch. Silber vergoldet, tüchtige Arbeit des 16. Jh. Fuss und Knauf gothisch
mit der Inschrift: ihs, maria, anna. An der Kuppa Silberbelag in Renaissance-
formen, Engelsköpfchen und Kartuschwerk.
Reliquiar mit Kreuzpartikel, vergoldet, in einfacher Kreuzform, i7. Jh.,
renoviert im J. 181 2.
Kasel aus dem i7. oder 18. Jh. mit dem Wappen des Stifters vom Hochaltar
und dem der Herren von Hochsteden zu Niederzier, Veit und Betgenhausen.
92
HÖLLEN
93
Die Glocken haben die Inschriften: Kathoi.
Pfarrkirche
Die erste: martinus legros me fecit anno i 764. Sie ist mit einem Kreuz Glocken
geschmückt, rundum das Chronogramm: In CrVCe DoMInI nostrI saLVs ( 1 764).
Die zweite: In sono VoCe pIa
ConLa(u)Dans VIrgo MarIa (i764).
maria iosepha behren, äbtissin s. clara a collen. martinus legros me
fecit anno 1 764. Schmuck : ein Kreuz mit der Unterschrift: s. helena ora
pro nobis. (Handschriftl. Nachrichten über den Glockenguss im Pfarrarchiv.)
Im Pfarrhaus eine Reihe von Bildern des i7. und 1 8. Jh. Darunter der Ölgemälde
Kirche gehörend in ausgezeichnet schönem Rokokorahmen, Holz, ehemals vergoldet, Rahmen
i47Xi6o cm gross, ein mittelmässiges Ölgemälde, Leinwand, Daniel in der Löwen-
grube. Unter den übrigen, im Besitz des Herrn Pfarrers Kocks, sind erwähnens-
wert: eine Weltgerichtsdarstellung, Ölgemälde, Leinwand i3 X 88 cm, bezeichnet:
anno i 728. Matthias Schuhmacher del. et pinx. Verspottung Christi, Ölgemälde,
Holz, rohe Arbeit des 16. Jh. Ein hl. Franziskus mit der Vision des Veronikatuches
ist ikonographisch merkwürdig.
Im Dorf zwei steinerne Wegekreuze. Das eine aus dem J. 1 7 48 mit dem Wegekreuze
Krucifixus und der Inschrift: ChrIsto CrVCIfIXo ereCta sVM faCtIs eXpensIs
paroChIae In hasseLsweILer ( 1 748). Das andere, mit dem Krucifixus und dem
h. Antonius in bäurischer Formengebung am Schaft, aus dem j. 1 7 7 5. Inschrift am
Sockel: In CrUCe DoMInI nostrI VIta et saLUs Vera (1 775).
o lignum fhlix, in
quo dominus ipse pependit!
nec te terra capit,
sed coeli tecta videbis
cum renovata dei
facies ignita micabit.
in honorem
iesu mariae et iosephi
ERECTA.
Katholische Pfarrkirche zu Gevelsdorf. Eine Kapelle in Gevelsdorf Kathoi.
wird in den J. i55o und 1 5 83 genannt (Düsseldorfer Staatsarchiv, Erkundigungsbuch, Gevelsdorf n
Sammlung Redinghoven a. a. O. XIX, S. 59).
Die heutige Anlage stammt aus dem Anfang des i9. Jh. Eine Glocke von 1 493
hat die Inschrift : maria heischen ich, gregorius von treir gus mich anno
mccccxciii. Eine kleine Messglocke mit einem Chronogramm aus dem i7. oder 18. Jh.,
unzugänglich. [F.]
HÖLLEN.
Ein Hohlweg in der Richtung nach Lieh hat den Namen an der Landwehr Vof-
geschieh
und angeblich sollen sich unter der Erde in der Nähe von Lieh, am Krüxweg und der nches
Licher Mühle, Reste ehemaliger Gebäude befinden. Graf v. Mirbach, Zur Territorial-
geschichte I, S. 1 7. — L. Korth i. d. Aachener Zs. XIV, S. 9i.
KATHOLISCHE KAPELLE (s. t. s. Catharinae). Handschriftl. Qu. Kathoi.
Kapelle
In der Königl. Hof- und Staatsbibliothek München, Sammlung Redinghoven
Bd. XIX, Bl. 60.
93
94
KREIS JÜLICH
Beschreibung
Fig. 65. Höllen.
Grundriss der katholischen Kapelle.
Kathoi. Die Kapelle zur Hellen im Dorf wird im J. 1 583 als Gasthauskapelle unter der
Kapelle Mutterkirche Rödingen genannt. Kollator war der Herr von Palant zu Lindenberg
(Redinghoven a. a. O.). Im J. i676 ist es
der Freiherr von Hompesch zu Rurich
(Binterim u. Mooren, E. K. II, S. 1 75).
Die jetzige Kapelle wurde um i5oo erbaut
und im J. 1 7 73 mit einem neuen Dach, insbe-
sondere der malerischen Haube versehen.
Einschiffiger gothischer Backsteinbau
mit dreiseitig geschlossenem Chor und
westlicher Turmhaube (Grundriss Fig. 65,
Ansicht Fig. 66); an der Westseite neuere
Vorhalle mit Freitreppe, das umliegende
Terrain abgegraben.
Das Äussere, ganz mit Cement über-
putzt, hat auf der Südseite und am Chor freiliegende Strebepfeiler. Zwischen den zwei
östlichen Strebepfeilern der Nordseite sind Kapellen eingebaut. Spitzbogige Fenster mit
reichem Masswerk, Sattel-
dach geschiefert, im Westen
direkt auf dem Dach sitzende
barocke Turmhaube. Am
Gebälk im Inneren die
Jahreszahl 1 7 73. Das Innere
des Schiffes ist kreuzgewölbt
über zwei Jochen, das dritte
Joch liegt mit dem drei-
seitigen Chor unter einem
sechsteiligen Gewölbe.
Das hübsche Innere
wird durch einen grossen
Emporeneinbau des i9. Jh.
gestört. Am westlichen
Schlufsstein ein Wappen mit
Beil und Scheit. Die Ka-
pelle zwischen den letzten
Strebepfeilern im Norden
dient als Sakristei.
Hochaltar um i65o,
barock, derb. Im Oberbau
Allianzwappen der unbe-
kannten Stifter. Der Altar
stammt aus der Pfarrkirche
Rödingen und war vermut-
lich Mittelteil des dortigen
Hauptaltars.
In der Kapelle Ölge-
mälde mit der mystischen Vermählung der h. Katharina. Barock, tüchtiges Bild vom
ehemaligen Hauptaltar. Einige barocke Holzfiguren an den Wänden.
Ausstattung
Fig. 66. Höllen. Ansicht der kitholischpn Kapelle.
94
HOTTORF 95
Kelch, vergoldet, mit silbernen Auflagen, darstellend die Leidenswerkzeuge Kathoi.
und Pflanzenornament. i 7. Jh. Am Fuss das Wappen der Palant (auf Lindenberg), Gefässe6
der damaligen Kollatoren der Kapelle.
Zinkkelch. 1 7. Jh., glatt, von barocker Form.
Glocken. Die grosse, von Jan von Trier in Aachen gegossen (vgl. auch Glocken
Schmid i. d. Aachener Zs. XIX, S. 120), mit der Inschrift: maria heischen ich.
JAN VAN TRIER GOUS MICH ANNO DNI. 1 534.
Die kleine wurde von August Hoeni^ in Köln im |. i846 gegossen.
[F-]
HOTTORF.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Georgii). W.Ritz, Urkunden Kathoi.
PfcirrkirctiG'
und Abhandlungen zur Geschichte des Niederrheins und der Niedermaas, I. Bd.,
i. Abt., 1S24, S. 128 u. 129.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: 1 5o6 Stiftungsurkunde. — Rechnungen
der Kapelle i7i8 — 1 7 3 5 , insbesondere über die Erbauung des Rektoratshauses 1/22
bis 1 729. — Im übrigen vgl. Tille, Übersicht II, S. i4. — In der Königl. Hof- und
Staatsbibliothek München: Sammlung Redinghoven XIX, Bl . 3 1 .
Im J. i34o giebt Adam von Hottorp, Kanonikus am Münsterstift zu Aachen, Geschichte
mit seinem Bruder dem Ritter Karsilius, Ländereien zum Bau einer Kapelle, die der
Pastor von Boslar, Ludwig von Kintzweiler, weiht. Die Kapelle zu Hottorf wird
i4i5 wieder genannt (Urkunde im gräflich Mirbachschen Archiv. — Ann. h. V. N.
LV, S. 297). Im J. i420 tragen Karsiiis und Greta von Hotorp dem Werner zu
Palant, Herrn zu Breitenbend, das Patronat der Kapelle auf. In einer Stiftungs-
urkunde im Pfarrarchiv vom J. i5o6 wird von Baunöten der Kapelle gesprochen.
Patron der Kapelle ist Karsiiis von Palant, Herr zu Breitenbend. Im }. 1 637
kommt sie an die Siersdorfer Deutschordenskommende. Die heutige einfache Kirche
wurde wohl im 18. Jh. errichtet, wobei einzelne Stücke der alten Umfassungsmauer
an der Nordwestseite stehen blieben.
Die Kirche ist ein Backsteinsaalbau mit Westturm und östlich angebauter Beschreibung
Sakristei in den einfachsten Formen. Das Innere hat eine hölzerne Spiegeldecke,
die Sakristei ist mit einer Tonne überdeckt.
Altäre in einfachen Barockformen, gestiftet im J. 1 7 5 2 von Kanonikus J. J. Ausstattung
von Oidtman. Der Muttergottesaltar links mit einer Madonnenstatue und dem Wappen
von Oidtman in dem geschweiften Aufsatz und der zum Teil zerstörten Inschrift:
1. 1. von oidtman, canonicus iuliacensis. Der Georgiusaltar rechts mit der Statue
des h. Georg und derselben Inschrift.
Die Kommunionbank aus dem J. 1 7 5 4 hat reiches Rocaillewerk.
Der Taufstein aus Blaustein, einfach, ist mit hübscher barocker Balustrade
umgeben, die das Allianzwappen des Johann Kaspar von Oidtman und der Caecilia
von Kessel zu Terbrüggen, verheiratet im J. i7o8, aufweist.
Stuhl mit dem Oidtman'schen Wappen (i9. Jh.).
Beichtstuhl, einfach Rokoko, mit der Inschrift : H. G. langen, pastor in
BOSLAR, HOTTORF, STELE. P. D. E. P. T 785.
Hinter dem Altar das Grabmal des Pastors Habrichs, f 1 653, aus Blaustein. In Grabmal
der Mitte eine Kartusche mit Kelch und der Inschrift: anno i 6 5 3 , den 27. february.
95
96
KREIS JÜLICH
Paramente
Kathol. IST DER WOLLEHRENWURDIGER HER PASTOR ZU HOTTORF WILHELM US HABRICHS IN"
Piarrk ircheGOT VERSXORBEN DER SEEL GOX QNIDIGH WOLLE SIN. AMEN.
Wappenfenster Die Kirche besass Wappenfenster mit Inschriften, eine Stiftung der Familie
von Oidtman. Zwei derselben im Besitz des Herrn Majors von Oidtman in Berlin,
das eine mit der Inschrift: luceat in solo franciscus wilhelmus oidtman.
LUCEAT IN POLO MARIA ELISABETHA OIDTMANS. LUCEAT IN SOLO ET IN POLO AM-
BORUM PROGENIES, QUORUM EXPENSIS HIC ET HAEC FENESTRA ANNO l75o POSITA.
Das andere, ohne Wappen, mit der Inschrift: admodum reverendus dominus dominus
PETRUS CHRISTOPHORUS OIDTMAN, ECCLESIAE COLLEGIATAE BEATAE MARIAE VIRGINIS
juliac. canonicus, donum dedit i 752. In der Sakristei, lose, eine Glasscheibe
mit der Inschrift: admodum reverendus dominus dominus constantinus dierna,
pro tempore rector, d. d. 1 7 5 2. Die zugehörige Wappenscheibe war im J. 1881
im Besitz des Herrn Dr. H. Oidtmann zu Linnich.
Kasel, grün mit gutem Granatapfelmuster und gut erhaltener kölnischer Borte
mit den typischen, streng stilisierten Bäumen, Vögeln, Ornamenten und Inschriften in
gothischen Minuskeln.
Chorkappe, blauseiden, Rokoko, mit schönem Blumenmuster.
Seidene Decke, zum Bahrtuch umgewandelt durch aufgenähte Embleme des
Todes, mit reichen chinesischen Seidenstickereien, Ranken, Blumen, Vögeln u. s. w.
Vor der Kirchthür an der Mauer aufgerichtet ein Grabstein mit dem Wappen
der von Oidtman, überhöht von einem Kelch.
Die Glocken haben die Inschriften: 1. anna heischen ich, in die eere
GÖTZ LUDEN ICH, GREGORIUS VON TRIER GOIS MICH ANNO DNI. 1 5 1 3 .
2. SANCTA MARIA HEISCHE ICH, DIE LEBENDIGEN BERUEFE ICH, DIE DOTTEN-
BELEUTE ICH, DAS DONNERWETTER VERTREIBE ICH. MARIA, THERESIA, FRANCISCUSy
wernerus, casparus. anno 1 793. (Geschwister von Oidtman.)
In dem früher Hottorfschen, dann Goerschen, Palantschen, Utenhofenschen
Gutshause ein Stein mit dem Utenhofenschen Wappen.
Das andere Gut zu Hottorf, im i5. Jh. denen von Müntz, dann von Horrich,.
seit dem '7. Jh. der Familie von Oidtman, seit 1 83 7 den jetzigen Besitzern von
Meer gehörig, brannte am Anfang des 1 9. Jh. ab; es sind nur noch zwei runde
Türme an den Ecken der Ökonomiegebäude von der ursprünglichen Anlage erhalten.
Grabstein
Glocken
Utenhofensches
Gut
von Meersehes
Gut
INDEN.
Vor-
geschicht-
liches
Römische
Funde
VORGESCHICHTLICH ES. In der Nähe von Inden wurde ein Steinbeil
gefunden (Sitzungsberichte der Niederrheinischen Gesellschaft zu Bonn, vgl. B. J.
LXI, S. i56).
RÖMISCHES. Im Ort Inden selbst, südlich an der sogenannten Klapper-
gasse, der nördlichsten Gasse des Orts, welche von der Strasse Altdorf- Inden nach
der Inde hinabführt, wurden eine Menge römische Ziegel gefunden, die jetzt als
Bodenbelag einer Küche dienen. Sie waren als Deckplatten eines etwa 4o cm
breiten Kanals verwandt. Unmittelbar daneben auf dem Grundstück von Bongartz
fanden sich Dachziegel, Pfannen- und Hohlziegel, wovon einige Exemplare im Besitz
des Bürgermeisteramts sich befinden.
Weiter wurden Säulenfragmente — vermutlich ein Kapital, etwa römisch-
dorischer Profilierung, und Halsstück — aus rotem Sandstein von 53 cm Länge aus-
96
INDEN
97
gegraben, die aufeinander mit vertikal gerichteter Achse, also vermutlich in ihrer Römische
ursprünglichen Stellung in der Erde staken. Dieselben werden jetzt in dem Garten un e
von Bongartz als Schleifsteine benützt. Ein in der Nähe gelegener Obstgarten heisst
heute noch der Burghof.
Geuenich hiess ein jetzt verschwundenes Kirchdorf, welches 5oo m nördlich
vom Ausgang von Inden lag. Durch Herrn Pfarrer Demmer wurden im J. 1 88 1
nicht weit südöstlich von der Stelle, wo der Ort Geuenich sich befand, unmittelbar
südlich des heute noch „Römerstrasse" genannten, in tiefem Einschnitt nach der
Inde hinabführenden Feldweges, die Substruktionen einer römischen Wohnung mit
Bad, Hypokaustum, etwas Mosaikboden, Abzugskanal freigelegt. Von den Funden
befindet sich noch einiges im Besitz des Herrn Pfarrers Demmer in Eschweiler. Vgl-
auch E. atjs'm Weerth i. d. B. J. LXXII, S. 128.
Die „Römerstrasse" ist bei Dr. J. Schneider, Aachener Zs., Bd. XIV, Karte,
fälschlicherweise südlich des Ortes Inden eingezeichnet (B. J. LXXIII , S. 6). Un-
tiefer Einschnitt beim Abstieg nach der Inde ist heute noch 5oo m vom Nordrande
des Dorfes Inden vollkommen vorhanden.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Clementis). Han dschriftl. Kathoi.
PfürrkircliG
Qu. Vgl. unten: Ehemalige Pfairkirche zu Geuenich. Darunter Register der Schuld-
verschreibungen der Kirche von Geuenich, mit den Nebenkirchen Altdorf, Inden
und Pattern (vgl. Tille, Übersicht II, S. i5). Abbildung der alten im J. 1 896
abgerissenen Kirche auf dem Bürgermeisteramt Inden, Photographie.
Eine Kapelle bestand in Inden im J. 1 582 ; sie wurde mit der Kapelle von
Altdorf zusammen von einem Kaplan bedient. (REDiNGHOVENsche Sammlung, Bd. XIX,
Bl. 95.) Im J. 1 896 fand ein Kirchenneubau statt, in den sich wenig aus der alten
Kirche hinübergerettet hat.
In der Vorhalle der Kirche ein hölzerner Kruzifixus, etwas unterlebensgross»
aus dem Anfang des 16. Jh., von guter Anatomie.
Die Glocken, eine anscheinend aus dem 1 5. Jh., die andere aus dem J. i43i,
aus Geuenich stammend, haben die Inschriften: Glocken
Die erste : sint remeis heis ich, meister johan antei gois mich anno
dni. ccccixix (?). daim van Broich . . . (Ein Daem van deym Broech lebt um die
Mitte des i5. Jh. Aachener Zs. VI, S. 129, A. 7.)
Die zweite, mit einem Medaillon, Anbetung der Könige und fünf Münzen :
MARIA HEIS ICH, VTJIR UNGEWEDER LUDEN ICH. A. l43l.
Die ehemaligen Indener Glocken kamen im Anfang des i9. Jh. nach Altdorf
und schmolzen dort im J. 1 856 beim Brand der Kirche.
EHEMALIGE PFARRKIRCHE ZU GEUENICH (s. t. s. Remign. Ehemalige
Binterim u. Mooren, E. K. I, S. 329. — Lacomblet U. B. I, S. 186, 436. — Aus- Pf a^Vk^rche
führlich, mit Beschreibung der abgerissenen Kirche: Pick i. d. Aachener Zs. VI, zu Geuenich
S. 118. — Kühl a. a. O. IV, S. 29i. — Handschrift! Qu. Das Archiv der Pfarr-
kirche kam nach deren Aufhebung in die Pfarrkirchen zu Altdorf und Inden. Der
Altdorfer Teil besteht aus Stiftungsurkunden vom J. 1 6 7 5 an, Heberegistern und
Kirchenrechnungen des 18. Jh. (vgl. Tille, Übersicht II, S. 2). — ■ Im Pfarrarchiv zu
Inden befinden sich die wichtigsten Urkunden des Geuenicher Archivs: Weis-
tümer des i4. und i5. Jh. — Kirchenrechnungen und Schuldverschreibungen vom
Anfang des i5. Jh. ab. — Über die Reparatur des Glockenturms im J. 1654, Bau
des Pfarrhauses vom J. 1666 — Prozesse der Kirche vom J. 1 7 78 ff. — Im übrigen
vgl. Tille, Übersicht II, S. i5.
7
97
98 KREIS JÜLICH
Ehemalige Im Archiv der Kathol. Pfarrkirche in Linnich: Einkunftsverzeichnis der
Pfarrkirche Pfarrei Geuwenich zwischen 1 5 7 5 u. 1600. (Vgl. Tille, Übersicht II, S. 33, Nr. 9.:
zu Geuenich^kbii^^g^ sehr schematisch, aus welcher offenbar keine Schlüsse gezogen werden
können, in der: Delineatio über den zu Inden des hohen Dom Capitul Köln gelegener
hoef, ländereien und wiesen, worab wittiben Joseph Esser als erbpfächterin , aus
dem J. 1 794, im Besitz von Fräulein Gertrud Göbbels in Inden.
Geschichte Die ehemalige Kirche zu Geuenich war, wie die Wahl des Titelheiligen ver-
muten lässt, eine fränkische Gründung. Gegen Ende des 12. Jh. ist die Kirche im
Besitz des Herzogs Heinrich III. von Limburg, der sie im J. 1181 an das Frauen-
kloster Wenau schenkt (Bonn, Geschichte des Klosters Wenau S. 10). Sie scheint
im 18. Jh. vollständig umgebaut worden zu sein (Pick, a. a. O ). Als die Filial-
kirchen im Anfang des i9. Jh. selbständig wurden, verfiel der Bau, nachdem die
Kirche schon im 18. Jh. mit dem Damenstift Wenau, das den Bau nicht unterhalten
wollte, mehrere Prozesse gehabt hatte (Urkunden im Pfarrarchiv zu Inden).
Taufstein Die Kirche wurde ums J. 1820 abgebrochen. Den Taufstein — eines der
interessanten, mit Köpfen verzierten romanischen Taufbecken aus Blaustein — fand
man neuerdings. Er befindet sich im Museum der Stadt Jülich.
Kruzifixus An der Stelle, wo die Geuenicher Kirche sich befand, steht heute ein Holz-
Kruzifixus des 1 5. Jh. in edler und naturwahrer Auffassung, vor kurzem leider
dick mit Ölfarbe überschmiert.
Östlich von dieser Stelle, an der Kreuzung zweier Feldwege, deren einer noch
den Namen Pfeifergasse führt, ein verschütteter aus Ziegelsteinen aufgemauerter
Brunnen Brunnen, von etwa 2 m lichtem Durchmesser (über die Ortschaft Geuenich vgl. Bei-
träge zur Geschichte von Eschweiler und Umgegend II, S. 78). [F.]
JÜLICH.
Litter a tu r Litter a tu r.
Erichius, Gülichische Chronic, darinnen der uhralten . . . ., Leiptzig 1 6 1 1. —
Teschenmacher, Annales Cliviae, Juliae, Montium, Marcae, .... Frankfurt und
Leipzig 1 7 2 1 . — Brosii, Juliae Montiumque comitum, marchionum et ducum annalium
. . . ., Köln, I — III, 1 73 1. — Merian, Topographia Westphaliae S. 28. — Brockmuller,
Entwurf einer historisch-, statistisch-, medizinischen Topographie der Stadt und des
Kreises Jülich, 1 839. — Kaltenbach S. 249. — Offermann S. 23. — Historische
Reminiscenzen der Veste Jülich, Jülich 1 889. — Kühl, Geschichte der Stadt Jülich,
4 Bde., Jülich i89 1 — 1897; vgl. dazu Rhein. Geschichtsblätter V, S. 1 ff.; VI, S. 49.
69, 1 9 7 . — Vgl. die Litteraturangaben unter: Stadtbefestigung.
Ansichten Ältere Ansichten und Pläne.
und Pläne
1. Abbildungen der Festungswerke aus der Mitte des 16. Jh. befinden sich
im Archiv zu Arnheim (Nijhoff, Registers op het archief, afkomstig van het
voormalig hof des vorstendoms Gelre en Graafschaps Zutphen, Arnheim 1 856.
S. 423).
2. Stich, Belagerung von 1610 mit Inschrift: afbeeldinghe v. de treffel.
beleger, d. vereen. coninghen u. s.w. Amsterdam, CI. J. Vischer, 3ix4i cm,
noch bei Zeiten der Belagerung ausgegeben (Muller, Beredeneerde Beschrijving van
Nederlandsche historieplaten I, S. 1 58, Nr. 1282).
98
JÜLICH
99
3. Stich mit der Belagerung von 1610, bez.: vraye pourtraicture de l'assie- Ansichten
GEMENT DE LA VILLE DE JULIERS AVEC L'APPROCHES ET GALERIES DEVANT LE nnd PK,ne
chasteau; nach Cotin, dict. d'Argencourt durch Flor. Balthazar, 161 1; 42 X 49 cm
(Muller, Beredeneerde Beschrijving van Nederlandsche historieplaten I, S. 1 58,
Nr. 1281).
4. Stich mit kleinem Festungsplan bei Erichius, Gülichische Chronic u. s. w-
Leipzig 161 1.
5. Stich mit Ansicht der Belagerung vom J. 16 10 aus der Vogelschau, bez. oben:
ABRISS DER FESTUNG GULICH, VON DEN SPAINISCHEN EINGENOMMEN 2. IX. l6lO;
aus Hogenbergs Geschichtsbildern, i8,5X29,5 cm.
6. Stich wie der vorhergehende, gleichfalls aus Hogenbergs Geschichtsbildern,
mit der Nummer 379, unten Gedicht: funff wochen lang graf moritz u. s. w.,
2 i X 28,5 cm.
7. Flotte Radierung in schlechter Zeichnung, Ansicht der Belagerung von 1610,
oben rechts die Nr. i7, 27 X 1 9, 5 cm, aus: Relatio, d. i. eygentl. und aussführl.
bericht, was i6o9 — 1. Sept. 1610 in disen Fürstenthumb .... zugetragen
und verlauffen habe, Augsburg 161 1.
8. Stich, Ansicht aus der Vogelschau mit der Belagerung von 16 10, oben mit
einer Ansicht von Breitenbend und den Porträts des Moritz von Nassau und Chri-
stoph von Anhalt, aus : Des fürstl. Geschlechts Gulich, Clef, Berg Stammregister
und was sich nach Joh. Wilh. Abgang zugetragen, Arnheim 1610.
9. Dasselbe Blatt kleiner, ii,8xi5,8 cm, unten Legende: A. platz so das
FRANZÖSISCH LEGER GEWEST IST U. S. W.
10. Stich, Ansicht der Belagerung von 16 10, ziemlich ungenau, unten Nr. 2 84
und die Legende: juliacum mihi testis erit u. s. w., 1 5,5 X 12 cm, aus: Baudatius,
Polemographia, Amsterdam 1622, II, S. 353.
11. Stich, grosse Landkarte mit Bezeichnung der Quartiere u. s. w. , bez.:
juliaci obsidio anno i 6 i i , Text auf der Rückseite, 42,5 x 53,5 cm, aus Blaeu,
Novum ac magnum theatrum urbium Belgicae, I, Bl. 1 33.
12. Stich, einfacher Festungsplan, ohne Einzeichnung der Häuser, 24x3,1,7 cm,
ebendort II, Bl. 94.
13. Stich, Ansicht aus der Vogelschau mit der Belagerung von 1610, oben
Stetterich und Vogelsang, unten rechts zwei Reiter, aus: Wilhelm en Mauritz von
Nassau, Princen von Orangien, haer Leven en Bedryf, Amsterdam i65i, 27,5 X 36 cm.
14. Stich, Ansicht aus der Vogelschau mit Belagerung von 1610, 1. u. Kartusche
mit Inschrift: eigentliche Beschreibung und delineation, wie die Festung . . .
durch Jordan von der Waye, Geograph. Darauf Ansicht des Hauses Vogel-
sang, 32,5 X 5 i,5 cm.
15. Plan der Belagerung vom J. 1610, bez.: grundriss d. statt, sampt den
aprochen u. s. w., mit kleinen Ansichten der benachbarten Häuser Linzenich, Nier-
stein, Lindenberg und der Karthause, Stich von Merian, 24,5 X 3o,5 cm.
16. Der gleiche Stich aus Merian, Topographia Westphaliae, bez.: wahrer
GRUNDRISS DER STATT UND VESTUNG GÜLICH U. S. W. ANNO 1 6 1 0, bez. O. 1. : pag. 977
u. r. : h. Iii.
17. Stich, Ansicht der Belagerung vom J. 1610, in L. Gottfrid, Historische
-Chronika, i642, 10 X 14 cm.
18. Stich, mit Ansicht der Belagerung vom J. 16 10 aus der Vogelschau,
i5,5X2o,5 cm, ganz ungenau, die Zitadelle z. B. fünfseilig.
7*
99
IOO
KREIS JÜLICH
Ansichten i9. Stich mit Ansicht der Belagerung vom J. 1610, unten die Angreifer und
und Plane Bezejchnurig. GRAF MAURITZ LEGER, Legende: IN DIESEM JAHRE, ALS MAN ZAHLT,
27 Xl7 cm., i7. Jh.
20. Stich, Ansicht der Stadt in W. Baudart van Deynse, Les Guerres de
Nassau, Amsterdam 16 16.
21. Stich, mit Ansicht der Belagerung von 1621, bez.: belegeringhe van
GULYCK ONDER S' BELEYT VON GRAEFF HEND. VAN DEN BERGH ANNO 162F, DEN
5. sept., durch nic. geelkerck, leyden, 22 X 35 cm, noch vor der Übergabe ausge-
geben (Muller, Beredeneerde Beschrijving van Nederlandsche historieplaten I, S. i89,
Nr. 1453).
22. Ähnlicher Stich, oben die Beischrift: wahre abcontrafeiung der Be-
lagerung .... anno 1621 geschen; 1. oben Porträt des Heinrich v. d. Berg, r.
oben Wappen, unten die Verse: als man salt 1621JHAR u. s.w., 27,3 x 3o,2 cm.
23. Ähnlicher Stich ohne die Porträts, oben die Beischrift: wahre abcontra-
feyung u. s. w., unten Legende in 9 Zeilen : a. die stadt gülch. b. das castel
UND VESTUNG ZU GÜLCH U. S. W.
24. Kleiner Stich mit Ansicht der Belagerung von 162 1, mit drei anderen
Blättern, darunter Sluys und Franken thal , auf einer Tafel; Überschrift: wahrer
abriss der belägerung . . . . 1 62 1 , unten links Legende, i3,iX 1 5,8 cm.
25. Ansicht der Belagerung von 162 1/22, bez.: eigentl. Abbildung d. vestung
gulich, wie die 1621 u. hat es erobert den 3. Febr. A?=i622, Stich aus
Merians Theatrum Europaeum, 22,5 X 27,5 cm.
26. Derselbe oder ähnlicher Stich bei Enss, Fama austriaca d. i. eigentliche
Verzeichniss Cölln, 1627, unten links die Verse: nach dem den staden
ein lange zeit, rechts unten Legende: A — m, 22X27 cm.
27. Ansicht der Belagerung von 1621/22, Stich, ähnlich dem Stich aus Merians
Theatrum Europaeum, bez.: wahrer und eygentlicher abriss der weitbe-
rühmten FESTUNG GÜLICH U.S.W. IÖ2I, 28X28 CID.
28. Ansicht der Belagerung von 1621/22, Stich, ähnlich dem Stich aus Merians
Theatr. Europ. , bez.: wahrhaffter Bericht, welcher massen die vöstung
GÜLCH U. S. W. AUGSBURG, DAVID FRANCKEN, 26 X 2 7,5 Cm.
29. Grosse Karte aus der Vogelschau gesehen, unten Ansicht der Stadt mit
Schlacht, bez.: eigentliche Abbildung des hessischen Einfalls .... den io. apr.
i644, Stich, 29,5 X 38,5 cm.
30. Einfacher Plan der Festungswerke ohne Einzeichnung der Häuser, vom
}. 1 69 1 , Stich, bez.: h. van loon fecit, i7,5xi9,5 cm; oben links: juliers, ville
d'allemagne u. s. w.
31. Einfacher Festungsplan, derselbe Stich des H. van Loon mit veränderter
Jahreszahl 1 693.
32. Ansicht der Stadt aus dem 18. Jh., bez. oben: juliacum, Jülich, unten
Text: METROPOLIS DUCATUM U. S. W. JOHANN CHRISTIAN LEOPOLD EXCUDIT AUG. VIND.,
1 8,5 Y 29 cm, aus dem BoDENEHRschen Werk (Taf. IV).
33. Einfacher Festungsplan, Stich um i72o, bez.: juliacum, juliers, an der
roer gelegn, G. bodenehr excud., i7X2o,5 cm ; ebendort.
34. Stich einer Medaille aus: Sammlung merkwürdiger Medaillen, A. 1 738,
3. Woche, S. i7, Vorderseite mit Ansicht der Festung und Umschrift: nihil inex-
pugnabile: Rückseite: ipsis calend. septemb. mdcx., ii,5xi7 cm.
35. Einfacher Festungsplan, Stich umi75o, 24x 36,5 cm.
IOO
Potsdam
JÜLICH IOl
IOI
102
KREIS JÜLICH
Ansichten 36. Kleiner Plan der Festung, getuschte Federzeichnung, gez. von Fahnen-
a junker Fortis im J. i78o, wohl nach einem Stich, im Offizierkasino der Unteroffizier-
schule Jülich.
37. Zusammenstellung verschiedener Landkarten und anderer Papiere, dabei
Plan der Festung Jülich, Original- Aquarell im Rurthor zu Jülich, bez.: lieut. de fortis
fecit und mit einer Widmung an den Kaufmann Fischer in Jülich vom J. i789,
2 2,5 X 32 cm.
38. Grosser Plan aus französischer Zeit, wohl gleichzeitig mit der Anlage des
Brückenkopfes (i8o4), darauf noch die Gebäude der Karthause eingezeichnet, Kopie
von 1 885 im Rurthor zu Jülich.
39. Pallisadierungsplan der Festung vom J. 1816, Kopie vom J. 1 885 im Rur-
thor zu Jülich (Fig. 67).
40. Grosser Plan der Festung vom J. 1828, Original im Rurthor zu Jülich,
stark beschädigt.
Römische RÖMISCHE ANLAGEN UND FUNDE. Das römische Kastell
"Funde"" (s- °- S. i) lag wahrscheinlich auf der höchsten Stelle von Jülich, in der Gegend der
Kirche und des Marktes. Grössere bauliche Anlagen der römischen Zeit haben
sich im J. 1 8 7 8 an dieser Stelle, unter der Pfarrkirche selbst, gefunden; das Langhaus
der Pfarrkirche wird nahe bei dem Turm durch eine grosse, etwa 1 m starke römische
Mauer durchschnitten; östlich davon fand man unter einem Pfeiler der Kirche einen
grossen wohlerhaltenen Töpferofen mit zahlreichen Geschirren und einer Münze
Domitians. Unter der Südmauer der Kirche wurde eines der häufigen römischen
Hypokausten aufgedeckt, das mit dieser Anlage ohne Zweifel zusammenhängt (aus-
führlich darüber Kessel in der Aachener Zs. I, S. 65, mit Abb.). Diese römische
Anlage wurde weiter aufgedeckt im J. 1 899 bei dem Ausbau des Chores der katho-
lischen Pfarrkirche; hier fand sich eine ähnliche starke römische Mauer, die nach
Südwesten, spitzwinkelig zu der Mauer unter dem Langhaus, verläuft. Hier lag ferner
auch ein weiteres römisches Hypokaustum; ausserdem wurde das Fragment eines
römischen Soldaten-Grabsteines gefunden, ähnlich dem an dem Rurthor eingemauerten
Stück (s. u.).
Die Einzel funde römischer Altertümer in Jülich selbst und in seiner nächsten
Umgebung sind ziemlich zahlreich gewesen. An erster Stelle ist hier der Matronen-
stein zu nennen, der von einem Mitglied der VI. Legion den Rumeneischen Matronen
gesetzt wurde; er wurde bereits in der 2. H. des 16. Jh. gefunden und befindet sich
heute im Museum Walraff- Richartz in Köln (Kühl II, S. 3oi. — B. J. XXV, S. i39;
LXI, S. i43; LXXXIII, S. tSa. — Brambach, C. J. Rh. Nr. 60 1).
Zahlreich sind auch weitere Inschrift steine gefunden worden, von denen
schon die Chronik Gerhards von Jülich aus dem J. 1 5 7 2 manche erwähnt, die in
Jülich eingemauert sich fanden. Davon sind jetzt noch ein Stein am Turm der
Pfarrkirche und zwei Grabsteine am Rurthor erhalten (s. u. S. io5 und B. J. XXV,
S. i39; LIII, S. 298; LV, S. 1 5a. — Brambach, C. J. Rh. Nr. 594— 600).
Einige dieser Inschriftsteine finden sich heute noch in der Mannheimer Alter-
tumssammlung, wohin sie der Kurfürst im J. 1 7 69 bringen Hess. Sie waren bei dem
Neubau der Residenz und der Kirche der Jesuiten gefunden worden; am Markt
von Jülich scheint die hauptsächliche Fundstelle gewesen zu sein. Es wird aus-
drücklich berichtet, dass hier noch eine grosse Menge von Steinen mit Laubwerk und
Inschriften von geringerer Bedeutung gefunden worden sei, die man wieder zu den
102
JÜLICH
Fundamentmauern benutzt habe; andere grosse Steine habe man der Schwierigkeit Romische
i 11 ■ , i itt tt o -> \ Anlagen und
halber nicht ausgegraben (Kühl 11, b. 3o2). Funde
Hierhin gehören auch die beiden reichen Funde römischer Münzen, die
in den J. 1 566 und t 569 bei dem Ausheben des Grabens um die Zitadelle gemacht
wurden (Kühl I, S. 292). In Jülich selbst oder in seiner Nähe wurde eine inter-
essante flache Glasschale gefunden mit aufgelegter Fadenverzierung in Barbotine-
Technik (B.J. LXXVI, S. 66, mit Abb.), ferner die Bronzestatuette eines Kriegers,
beide jetzt im Provinzialmuseum in Bonn.
In der städtischen Sammlung von Jülich findet sich eine Anzahl römischer
Ziegel, z. T. mit dem Stempel der VI. Legion, die an verschiedenen Stellen im
Stadtgebiet von Jülich zum Vorschein kamen. Weitere Funde sind in allernächster
Zeit bei den Arbeiten für die im Bau befindliche Wasserleitung zu erwarten.
Jülich war als Kastell der Knotenpunkt verschiedener römischer Strassen,
die hier z. T. die Rur überschritten. Die Hauptstrasse war die Strasse Köln-
Maastricht, die von Köln aus in grader Linie über Jülich führt und bei Schloss Rym-
imrg das deutsche Gebiet verlässt. Jülich war auf dieser Strasse erster Etappenort von
Köln aus; als solcher wird er denn auch im Antoninischen Itinerar und der Peutin-
gerschen Tafel genannt. Die wesentlichen Verbindungsstrassen waren von Jülich
dem Rurthal entlang über Tetz bis nach Brüggen (Kreis Kempen); eine weitere in
zwei Armen über Jackerath nach Neuss, zwei Strassen, sich verschiedentlich gabelnd,
in die Gegend von Düren, wieder zwei Strassen in die Gegend von Eschweiler und
endlich eine Hauptstrasse über Aldenhoven nach Aachen. Im Einzelnen vgl. B. T.
XXXI, S. 126; LXIV, S. 21; LXVIII, S. 3; LXXIII, S. 3; LXXVI, S. 25; LXXVIII,
S. 2; LXXXI, S. 2. — Aachener Zs. IX, S. 5; XI, S. 73; XIV, S. 16. — Schneider,
Die alten Heer- und Handelswege der Germanen, Römer und Franken im deutschen
Reiche a. a. O.
KIRCHLICHE GEBÄUDE. Kirchl.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. assumptionis b. Mariae V.). Kathol.6
Binterim u. Mooren, E. K. I, S. 326; II, S. i84. — Kühl, a. a. O. — Veterum Pfarrkirche
aliquot rituum seu consuetudinum ecclesiae collegiatae Juliacensis ad normam aequi-
tatis reformatarum declaratio, Dusseldorpii, 1 5 7 5, 4 SS. - ■ Statuta quarundam illu-
strissimi principis ac domini D. Guilielmi Juliacensium etc. collegiatarum ecclesiarum
authoritate apostolica correcta et confirmata, Dusseldorpii 1 575, 39 SS. — Schorn.
Eiflia sacra II, S. 676. — Kessel in der Aachener Zs. I, S. 69, 89. — Ann. h. V. N.
LXVIII, S. 110.
H an d s ch r i ftl. Qu. Im Pfarrarchiv: 35 Urkunden von 1 3 2 5 — i687, dar-
unter namentlich Mefsstiftungen, Stiftungen für einzelne Altäre, Renten u. s. w. —
Archivalien über die Verlegung des Kollegiatkapitels von Nideggen nach Jülich. -
Schriften des Dominikaners Peter von Dacien, Hs. des i4. Jh. — Rechnungen vom
16. Jh. an. Im Einzelnen vgl. Tille, Übersicht II, S. 1 7 .
Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: 1 75 Urkunden von 1 33 1 — 1 7 5 7. — Kellnerei-
rechnungen vom 16. Jh. an. — Nachrichten über Renten, Besitzungen u. s. w. des
Stiftes von i48o ab. Korrespondenzen des i7. u. 18. Jh. Vgl. Ilgen, Rhein.
Archiv S. 86.
Im Stadtarchiv zu Köln: Akten über Patronatrecht und einzelne Be-
sitzungen (Rhein. Stifter, Klöster u. s. w. 43).
Im Stiftsarchiv zu Aachen: Akten über die Güter, Renten u. s. w. des nach
Jülich verlegten Kollegialkapitels in Nideggen von i57o — 1 683.
io4
KREIS JÜLICH
Kathoi. Nach den Untersuchungen Kessels ist es wahrscheinlich, dass Jülich zu den
beschichte ältesten in den Römerkastellen begründeten Kirchen gehört. Dass die Kirche innerhalb
der Militärstation lag, ergiebt sich aus den festen römischen Unterbauten, die unter
der Kirche liegen; ferner ist die Wahl des h. Martinus als Patron (nach Kessel) auch ein
Zeugnis für den frühen Ursprung der Kirche. Spätestens im i 5. Jh. erhielt die Kirche den
jetzigen Titel. Im J. 945 schenkt Erzbischof Wichfried dem Ursulastift in Köln die
Kirche in Jülich (lacomblet, U. B. IV, Nr. 6o4. — Ann. h. V. N. XXXI, S. 60);
das Patronat ging später auf den Landesherrn über, während mit dem grossen Zehnten
die Baupflicht zum grossen Teil dem Ursulastift verblieb (Kühl I, S. 252).
In den vielfachen Eroberungen und Zerstörungen, die Jülich von dem Nor-
manneneinfall um das J. 880 an zu erdulden hatte, ist der ältere Kirchenbau ganz
verschwunden. Der Turm und Teile des erst neuerdings erneuerten Langhauses
Fig. 68. Jülich.
Grundriss der katholischen Pfarrkirche vor dem Neubau des Landhauses und^desjChores.
gehören der Mitte des 12. Jh. an; der zuletzt niedergelegte Chor stammte aus dem
Anfang des i3. Jh. Das Mittelschiff des romanischen dreischifrigen Langhauses wurde
im i3. — 14. Jh. gewölbt. Von der alten Gliederung blieben hierbei nur die beiden
kurzen romanischen Säulen am Westende des Langhauses erhalten.
In spätgothischer Zeit baute man die beiden Joche am Chor an und die an-
stossende Sakristei. Damals wurden auch die Seitenschiffe überwölbt oder ganz neu
errichtet; wohl gleichzeitig erhöhte man die Arkaden und gab ihnen einen spitz-
bogigen Abschluss.
Die Wahl Jülichs zur Residenz im 16. Jh. gewann für die Pfarrkirche eine
besondere Bedeutung, indem im J. 1 5 69 auch das Kollegiatstift von Nideggen an die
Pfarrkirche in Jülich verlegt und im J. 1 586 die Gebeine der sei. Christina von
Stommeln von Nideggen nach Jülich übertragen wurden. Ausserdem trat das Kollegiat-
stift in einen festen Zusammenhang mit dem von Gerhard II. im J. i444 begründeten
Hubertusorden.
io4
JÜLICH
io5
Beschreibung
Im J. i 785 erfolgte eine letzte weitgehende Restauration; bei dem Wegbrechen Kathol.
• , . PfurrkircliG
der Gewölbedienste im Mittelschiff stürzten die Gewölbe ein. Die Seitenschiffe
erhielten grosse rundbogige Fenster und das Mittelschiffdach wurde über beide
Seitenschiffe geschleift; ausserdem errichtete man an der Nordseite des Turmes einen
kleinen zweigeschossigen
Bau mit Mansarddach, das
sog. Beinhaus.
Endlich im J. 1 878 be-
gann man mit dem voll-
kommenenNeubaudes Lang-
hauses und der Wiederher-
stellungdes Turmes nach den
Plänen des Architekten Wiei-
hasc in Köln; der Chor, der
vorläufig noch erhalten blieb,
wurde im J. 1 899 niederge-
legt und ein grösseres Chor-
haus mit Querschiff nach den
Plänen den Diöcesanbau-
meisters H. Renard in Köln
erbaut, ferner ein besonderes
Treppentürmchen an den
Turm angefügt.
Die Kirche war in dem
Zustand bis 1 878 ein drei-
schiffiger romanischer Bau
mit vorgelagertem Westturm,
spätgothischen Anbauten
und spätgothischer Sakristei
am Chor, i. L. etwa 34,5 m
lang, 1 6,5 m breit (Grund-
riss Fig. 68, Turmansicht
Fig. 69, Längenschnitt Fig. 7o,
Ansicht Fig. 7 1 , Details
Fig. 72 u. 73).
Der heute allein noch
erhaltene fünfgeschossige
Turm (Fig. 69) ist ganz
aus dem roten Rursandstein
der Nideggener Gegend er-
richtet. Das Erdgeschoss zeigt
an der Westseite die grosse
schlichte rundbogige Öffnung
der Turmhalle, die Seitenwände haben an den freien Ecken vielfach abgestufte Strebe-
pfeiler, in der Mitte jeder Seitenwand eine schmale Lisene. Der Bogen, der bis um 1880
vermauert war und eine einfache. Thür des 1 8. Jh. enthielt, hat eine Reihe unregelmässig
verteilter, jetzt erneuerter Köpfe auf den einzelnen Bogensteinen. An der Lisene der Nord-
seite ein römischer Stein mit Pflanzenornament (s.o. S. 102). Das zweite Geschoss hat in
Turm
Fig. 69. Jülich. Westansicht des Turmes
der katholischen Pfarrkirche vor der Wiederherstellung.
lo5
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KREIS JÜLICH
Kathol. der Mitte eine Horizontalgliederung, an den Ecken und in den Mitten der Seitenwände
glatte Lisenen, an der Westfront eine rundbogige von Säulchen eingefasste Bildnische,
darin ein von Ornamentstreifen umrahmtes, erneuertes Marienbild. Darüber ein, an
den Seiten je zwei rundbogige Fenster. Der Turm ist über dem zweiten Geschoss
stark zurückgesetzt, das folgende dritte Geschoss ganz glatt ohne Lichtöffnungen,
abschliessend mit einer modernen, ursprünglich vielleicht nicht vorhandenen Galerie.
Die beiden letzten Geschosse mit durchlaufenden Ecklisenen gegeneinander durch
einfache Abschrägung abgesetzt; das untere der beiden Geschosse ohne Lichtöff-
nungen, die Glockenstühle mit je zwei Doppelfenstern, die von Säulchen mit umlaufendem
Wulst eingefasst sind. Als Abschluss ein Rundbogenfries, hohes vierseitiges Pyra-
midendach.
Von besonderem Interesse ist der reiche innere Ausbau des Turmes (Fig. 7o).
Der Bogen zum Langhaus hin hat eine ähnlich reiche Gliederung mit Ecksäulen wie
das Portal. Die Turmhalle ist überdeckt von einer Tonne, die durch Pilaster in den
Langseiten mit aufliegendem Gurt halbiert wird; die Wände mit durchlaufendem,
fein profilierten Gesims, darunter eine Gliederung von je drei kurzen Arkaden mit
ornamentierten Bogen, Blattkapitälchen und Sinthersäulchen, grossenteils erneuert.
Die beiden folgenden Geschosse bilden einen reichen Kuppelraum, der sich in
breitem, beiderseits von Säulen eingefassten Bogen zum Langhaus öffnet, an der
Westseite entspricht diesem Bogen eine gleich gebildete Blende. Die Seitenwände
mit breitem flachen Mittelpilaster und Rundbogen; in den Blenden sitzen gleich-
mässig die rundbogigen Fenster. Diese obere Turmhalle schliesst mit einem acht-
seitigen hohen Klostergewölbe, das auf einem feinen Gesims ansetzt und aus den
Ecken mit Pendentifs von Kegelgewölben sich entwickelt. Die beiden Treppenauf-
gänge, die nachträglich aus Rücksichten der Stabilität vermauert werden mussten,
setzten in den Westseiten der Seitenschiffe an und mündeten in den Seitenwänden
des Turmes.
Langhaus Das im J. 1 8 7 8 niedergelegte Langhaus war im Äusseren in den Formen des
Umbaues vom J. 1 785 ganz schmucklos. Innen waren im Westen im ersten Joch,
mit kleinen Rundbogen an das Turmmauerwerk anschliessend, noch zwei kurze derbe
Säulen mit Würfelkapitälen und grosser Deckplatte erhalten; die eine Deckplatte mit
einem Weinlaubfries, der demjenigen um das Muttergottesbild an der Westfront des
Turmes entsprach. Die eine Säule steht jetzt vor der Kirche, die andere auf dem
Platz vor der Zitadelle. Auf die Säulen folgte beiderseits noch eine niedrige rund-
bogige Arkade des romanischen Systems. Die fünf weiteren Arkaden, nachträglich
erhöht und spitzbogig geschlossen, hatten eine etwas grössere lichte Weite; es scheinen,
da die Pfeiler alt waren, jene beiden Säulen die einzigen in der Kirche gewesen
zu sein. Von der Einwölbung des i3. — 14. Jh. haben sich bei dem Abbruch nur
ganz geringe Reste gefunden. Von den Seitenschiffen hatte das südliche ganz regel-
mässige spitzgothische Kreuzgewölbe mit Steinrippen; das nördliche Seitenschiff dagegen,
in dem die Fensterachsen mit den Arkaden nicht übereinstimmten, erhielt ganz
unregelmässige und verschobene Rippengewölbe (Fig. 68).
Chor Der sehr interessante, 1 899 niedergelegte Chor (Fig. 7 2 u. 73) aus der i. H. des
1 3 . Jh. hatte im iUisseren eine dreiteilige Lisenengliederung, die untere Partie mit
einem hohen, sehr reich profilierten Sockel und Rundbogenfries, die obere Partie
mit den drei hohen Rundbogenfenstern gleichfalls mit Rundbogenfries und reich orna-
mentiertem Hauptgesims (Fig. 73). Die an Stelle älterer Anbauten getretenen spät-
gothischen Seitenräume waren im Äusseren ganz einfach, mit zweimal abgetreppten
106
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KREIS JÜLICH
Kathoi. Strebepfeilern und schlichten Spitzbogenfenstern ohne Masswerk. Bei dem Anbau
an irche jjgg^ Teile war auch der Giebel über der Apsis erhöht worden. Auf dem Chordach
sass ein schlanker zweiteiliger Barock-Dachreiter (Fig. 7i).
Im Inneren hatte der Chor ein reiches Gewölbesystem mit schweren Wulst-
rippen; das Kreuzgewölbe des Chorraumes ruhte östlich auf schlanken Runddiensten,
westlich auf Diensten, deren Basen auf schlanken Blattkonsolen in halber Höhe an-
Fig. 71. Jülich. Nordansicht der katholischen Pfarrkirche vor dem Neubau des Chores.
setzten. Das Gewölbe der Apsis wurde von entsprechenden Diensten, die in
Fensterbankhöhe ansetzten, getragen (Fig. 7 2). Sämtliche Dienste trugen reiche Blatt-
werkkapitäle (Fig. 73). Die in stumpfen Spitzbogen ganz geöffneten Seiten des Chor-
hauses zeigten oben noch je zv/ei Rundbogenblenden ; ausserdem deuteten die in die
Laibungen umgeführten Gesimse und Basen an, dass sich auch schon ursprünglich
hier Seitenräume befanden, die sich in zweiteiliger Arkade, wahrscheinlich mit Mittel-
säule, zum Chorhaus öffneten. Die spätgothischen Seitenräume des Chores hatten
schlichte Kreuzgewölbe mit einfachen Steinrippen.
108
JÜLICH
109
Der neue Chor hat eine entsprechende Ausgestaltung gefunden; die alten Kathol.
Pfurrkirc
Hausteinteile, namentlich die Kapitale, sind dabei sämtlich wieder zur Verwendung
gekommen.
Fig. 72. Jülich. Grundriss, Aufriss und Schnitte des abgebrochenen Chores der katholischen Pfarrkirche.
Die Pfarrkirche in Jülich rechnet zu den bedeutendsten romanischen Bauten Würdigung
des 12. Jh. im Aachener Bezirk, jedenfalls ist sie das bedeutendste kirchliche Bauwerk
dieser Zeit im Kreise Jülich. Die Vornehmheit des bei dem Turme durchweg zur
Verwendung gekommenen roten Sandsteinmaterials gab die Möglichkeit einer für das
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I IO
KREIS JÜLICH
12. Jh. noch- aussergewöhnlich reichen ornamentalen Behandlung. Die Ausbildung
der Turmhalle und des darüber gelegenen Kuppelraumes sind von imposanter Wirkung;
die Einzelformen haben noch die ganze Wucht und Schwere des romanischen Stiles,
sind aber von fein abgewogenen Verhältnissen. Leider ist man bei der Wiederher-
stellung des Turmes nicht so sorgfältig vorgegangen, als dies zu wünschen gewesen
wäre; insbesondere ist ein grosser Teil der architektonischen Gliederungen ohne
dringende Notwendigkeit erneuert worden.
Der Chor der Kirche gehörte zu den feinsten und reichsten Übergangsbauten
der Gegend; auch hier lag das Schwergewicht auf der reichen ornamentalen Aus-
bildung. Bedauerlicherweise Hess das dringende Bedürfnis, die Kirche zu erweitern
eine Erhaltung des Chores nicht zu.
Ausstattung Ausstattung.
Schnitzaltar Mittelstück eines flandrischen oder Kalkarer Schnitzaltars vom Ende des
1 5. Jh., später überstrichen i^Fig. 74). Oben unter einem Bogenfeld von feinem durch-
brochenen spätgothischen Distellaubwerk der Kalvarienberg, am Fusse der Kreuze
die streitenden Kriegsknechte, darunter eine Gruppe berittener Juden, ganz unten
Maria mit Johannes und den Frauen. Unter der Hauptscene noch zwei kleine
Scenen, die Grablegung Christi und die Frauen mit Johannes d. T. und einem anderen
Heiligen am offenen Grab.
I 10
JÜLICH
I I I
Die Herkunft des Schrei-
nes ist schwer zu bestim-
men. Es fehlen, trotz ver-
wandter Anordnung der
Gruppen, die technischen
Merkmale der Antwerpener
Exportaltäre; die Gruppe
mit Maria ist z. B. ganz als
Relief behandelt. Aber auch
die Kalkarer Arbeiten bieten
keine direkten Analogien.
Kruzifixus aus Holz,
fast inLebensgrösse,auf einem
gabelförmigen Stamm. Der
Körper ist stark ausgehangen
und ganz mit plastischen
Blutstropfen bedeckt ; die
Modellierung ungemein hart
und streng, aber ziemlich
korrekt , der Rippenkasten
schroff vortretend. Unter
dem jetzigen schwarzen An-
strich sitzt noch die alte
Polychromie. Gute nieder-
rheinische Arbeit um i4oo.
Figur der h. Margaretha
aus Holz, mit dem Buch in
der Hand auf einem Teufel
stehend, auf der Brust eine
Durchbrechung zur Auf-
nahme einer Reliquie. Flach-
schnitzerei vom Anfang des
16. Jh., wahrscheinlich süd-
deutsch, neu polychromiert,
93 cm hoch.
Evangelienpult in
Schrankform, aus Eichen-
holz geschnitzt (Fig. 75). Die
Vorderseite mit vier Roll-
werkfüllungen, auf den Ecken
Pilaster mit niederländischem
Kartuschwerk, dasselbe Or-
nament auf den Zwickeln
der Pultschräge. Die Seiten-
wände zeigen unter einer
Rundbogenarchitektur die
vier Kirchenväter. Über dem
Pult eine Rückwand mit
;Ausstattung
Fig. 74 Jülich. Fragment eines Schnitzaltars
in der katholischen Pfarrkirche.
I I I
I 12
KREIS JÜLICH
Ausstattung
Chorgestühl
kannelierten Säulen , reichem
Gesims und halbrundem Giebel,
darin die Figur Gottvaters, als
Bekrönung die Taube. Die Fül-
lung der Rückwand ist geschnitzt
mit den Figürchen Christi und
der zwölf Apostel in Nischen,
in zwei Reihen übereinander.
Auf den vorderen Ecken des
Pultes und auf den Ecken des
Aufsatzes sitzen die vier Evange-
listensymbole mit Spruchbän-
dern. Gute niederrheinische
Arbeit aus der 2. H. des 16. Jh.,
interessant durch die Mischung
niederrheinischer Frührenais-
sance- und niederländischer
Hochrenaissancemotive ; das
Ganze 1 m breit, 2,55 m hoch.
Reste des gothischen
Chorgestühls, zwei hohe
Seitenwangen, unten reich mit
Masswerk geschnitten , oben
jedesmal eine grosse Doppel-
volute, mit kleinem Blattwerk
geschnitzt ; horizontaler Ab-
schluss. Zwei niedrige Zwischen-
wände mit einfachem Masswerk
geschnitten ; ferner ein hohes
Mittelfeld, unten wieder mit
Masswerk, oben ein Wappen,
mit Kreuz in dem einen, Sparren
mit drei Leitern in dem an-
deren Feld; darunter die In-
schrift: Fr. Conradus. Gute
Arbeiten um i5oo, neuerdings
zu einem Dreisitz vereinigt.
Reste des barocken
Chorgestühls um i7oo sind
im nördlichen Seitenschiff zu
Bänken verarbeitet; die Zwi-
schenwangen mit grossen En-
gelsköpfen, die Rückwand mit
verkröpften Füllungen.
Rokokomonstranz von
vergoldetem Silber auf breitem ovalen Fuss, mit Weinlaub getrieben , die Lunula in
geschweiftem Ausschnitt, umgeben von einem Strahlenkranz, bekrönt von einem Kreuz;
7o cm hoch. Augsburger Arbeit mit Beschau und Jahresbuchstaben S (1 767/69),
Fig. 75. Jülich. Evangelienpult in der katholischen Pfarrkirche.
! 12
JÜLICH
Il3
Meisterzeichen i. c. R. Anhängend ein emaillirter Jülichscher Hubertusorden mit der
Jahreszahl i79o; weitere Exemplare des Ordens, die früher auch angehängt waren,
werden gesondert aufbewahrt.
Ein Paar silberne getriebene Altarleuchter, um i7oo, je 65 cm hoch, Köl-
nische Arbeit mit Beschau und Meisterstempel i. P.
Grabmal der sei. Christina von Stommeln, deren Gebeine aus Nideggen im
J. 1 586 nach Jülich gebracht wurden (Kunstdenkmäler des Landkr. Köln, S. 182. —
Ann. h. V. N. LXVIII, S. 11 7). Der einfache Sarkophag des 1 7. Jh. aus schwarzem
Marmor zeigt eine Verzierung mit Fruchtgehängen und Engelsköpfen. Der in die
Tumba zu versenkende, wohl gleichzeitige Schrein ist an den Langseiten verglast,
die Kopfseiten geschnitzt mit Barockornament und Märtyrerkrone.
Im nördlichen Seitenschiff eingemauert zwei Stiftungs-Inschriften aus Stein»
aus der 1. H. des i4. Jh. :
1. H. (?) WILHELMUS COMES JULIACENS. CONTULIT AD LUMINARIA AN . . MCCC
. . . IURNALES LIGNI IUCH.(?)Q. SOLVUNT . . . III . . . PASTOR HUIUS ECCLESIE . . . BONA
porrigit henrico ... de quor. moneta recipit Iii solid. (Aachener Zs. XII, S. 221).
2. CARSILIUS ET GERTRUDIS CONTULERUNT AD LUMINARE SANCTI JOHANNIS
EV ANGELISTE . . SOLIDOS, QUI SOLVUNTUR DE FERMENTO SINE CURMEDIA.
Drei Fragmente von gleichzeitigen Inschriften, die sich ebenfalls auf Stif-
tungen zur Unterhaltung von Lampen beziehen, wurden beim Neubau des Chores
gefunden und befinden sich jetzt in der städtischen Sammlung.
Vier Grabsteine der Familie Brewer gt. Fürdt, Inden und Hückelhoven sowie
die Inschrift eines Altares mit Wappen der erstgenannten Familie bei von Fürth.
Beiträge und Material zur Geschichte der Aachener Patrizier-Familien II, zweiter
Anhang Nr. XV u. XVI.
Über den Grabstein des Gouverneurs von Haxthausen vgl. u. S. 1 3 5 .
Die vier Glocken von i448 und i5o8 tragen die Inschriften (kühl I, S. 263):
1. ANNO MILLESIMO QUADRINGENTESIMO BISQUE VIGESIMO OCTAVO CONJUNCTIS
SUM REFORMATA MAGISTRIS PER NOS ET FRATREM DE VECHEL HOERKE JOANNEM.
QUUM (?) MARIA SONAT, ADVERSANS CAUSA RECEDAT. ANNO.
2. HANC SINE DEFECTU TUEARIS SEMPER, JESU. M° VC VIII0. BARBARA, DUM
PANGO, FUGIAT FERUS AERA PLUTO.
3. CUNCTIS INSINUO KATHARINA, NOVATA SUB ANNO MILLENO QUINGENTENO
VINCTIS SIMUL OCTO.
4. DULCE DEDI MANNA, NON INMERITO VOCOR ANNA. ANNA DUM RESONAT,
AURA NOCIVA RECEDAT. GREGORIUS TREVERIS FECIT HAS TRES. LAUS SIT IN ASTRIS
ANNO MILLENO QUINGENTO COMPUTES OCTO.
EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Kühl III, S. 28; IV, S. 227.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Akten zur Geschichte der Religions-
übung im 1 7. Jh. — Konsistorialverhandlungen der evangelisch-reformierten und der
evangelisch-lutherischen Gemeinde von 1 659 bezw. 1 735 ab. — Akten der Provinzial-
synode und der Synode erster Klasse von 1 7 2 2 ab. — Akten der Generalsynode
vom Ende des 16. Jh. ab. — Kirchenbücher, Lagerbücher u. s. w. Im Einzelnen
vgl. Tille, Übersicht II, S. 22.
Die ersten Regungen der Reformation zeigen sich vorübergehend im J. 1 5 59 ;
zu der Bildung von eigentlichen Gemeinden, einer reformierten und einer lutherischen,
kommt es jedoch erst im J. 16 10, nachdem die Fürsten von Pfalz-Neuburg und
Brandenburg Jülich in Besitz genommen hatten. Die Fürsten überwiesen damals das
von ihnen erworbene Haus ,zum Napp' den beiden Gemeinden. Nach dem Über-
Ausstattung
Grabmäler
Glocken
E van gel.
Pfarrkirche
Geschichte
113
114
KREIS JÜLICH
Evangel tritt des Landesherrn zum Katholizismus wurde ihnen das Haus im J. 1622 wieder
genommen; bald darauf wurde auch die öffentliche Religionsübung innerhalb Jülichs
untersagt. Nachdem der Religionsvergleich vom J. i672 die öffentliche Religionsübung
wieder zuliess, wurde im J. i69o eine reformierte Kirche jenseits der Rur erbaut, die
jedoch im J. 1 692 böswilliger Weise eingeäschert und wieder im J. i7oi ausgeplündert
wurde; im J. 1 7o5 machten französische Soldaten einen Überfall auf die in der Kirche
versammelte Gemeinde. Daraufhin erhielt im J. i742 die Gemeinde die Erlaubnis,
das Gotteshaus in die Stadt zu verlegen, wo im J. 1 745 die jetzige Kirche errichtet
wurde; jedoch musste der gleichzeitig begonnene Turm wieder abgebrochen werden.
Die lutherische Gemeinde hatte gleichfalls jenseits der Rur im J. 1 695 eine
Kirche errichtet; zu dem Bau einer Kirche in der Stadt, zu dem die Gemeinde im
f. i79o die Erlaubnis erhielt, kam es jedoch nicht. Inzwischen war die alte Kirche
bei den Unruhen des Revolutionskrieges im J. 1 7 94 ganz ausgeplündert worden und
wurde dann im J. 1 80 1 niedergelegt, da sie in das Gebiet des Brückenkopfes fiel.
Die lutherische Gemeinde hielt bis zu der Vereinigung mit der reformierten Ge-
meinde im J. 1 858 ihren Gottesdienst in einem Privathause.
Beschreibung Schlichter Backsteinbau mit dreiseitigem Chorabschluss und Dachreiter über
dem Westgiebel, im Lichten 10,80 m breit, 18,60 m lang. An jeder Langseite fünf
Flachbogenblenden, die abwechselnd mit entsprechenden Fenstern besetzt sind; am
Chor gleiche Fenster. In der Westfront eine einfache Rokokothür in Steinumrah-
mung, darüber ein Fenster; ein weiteres vermauertes Fenster in dem geschweiften
und abgetreppten Giebel. Auf dem Giebel sitzt der sechsseitige Dachreiter, um 1800,
mit zwei offenen Geschossen.
Ausstattung Das schmucklose Innere mit flacher Holztonne und Eisenankern. Schlichte
Barockkanzel des 18. Jh.
Unter der Orgelbühne grosse Grabplatte vom J. 1 7 1 2 mit Doppelwappen, die
Inschrift ist ausgegangen.
Glocken Die beiden Glocken vom J. 1 748 und i78o, angeblich in französischer Zeit
gekauft, die eine aus der Karthause in Köln, die andere aus dem Kapuzinerkloster
in Bonn (Kühl IV, S. 266), tragen die Inschriften:
1. uni deo vivo et vero, b. mariae imacul. conc, s. joannis (!) baptistae,
b. l. brunonis (!), b. barbarae v. et m. consecrata et a engelberto josepho
fuchs refus a est anno 1 748.
2. CrVCIfIXo eIVsqVe MatrI LIbere Dabat max. frid. archiep. elect.
ste francisce, o. p. n. m. legros fecit (l78o).
Kapuziner- EHEMALIGE K A P U Z I N E R K L O S T E R K I R C H E , jetzt kathol. Annex-
kloster kirche (s. t. s. Francisci). kühl IV, S. 54 f. - Ann. h. V. N. XXVIII, S. 27 7;
LXI, S. 74. — Schorn, Eiflia sacra II, S. 692.
Geschichte Im J. 1622 gestattete der Herzog Wolfgang Wilhelm die Niederlassung der
Kapuziner in Jülich und überwies ihnen das den Protestanten entzogene Haus, ,zum
Napp'. Im J. 1628 war das Kloster vollendet; in den J. 1 637 — 1 638 folgte der Bau
der jetzigen Kirche mit einer Kapelle nach Süden; im J. 1 7 83 wurde diese Kapelle
zu einem vollständigen Seitenschiff ausgebaut. Bei der Aufhebung des Klosters wurde
die Kirche der katholischen Gemeinde als Annexkirche überwiesen; das Kloster
fand zunächst als Wohnung für Veteranen, in preussischer Zeit als Garnisonlazareth
Verwendung.
Beschreibung Schmuckloser zweischiffiger Backsteinbau des i7. und 18. Jh., im Lichten
24,20 m lang, i5,9o m breit. Die vollkommen eingebauten Langseiten mit grossen und
114
JÜLICH
nS
rundbogigen Fenstern, die der Strasse zugekehrte Westfront mit schlichtem rund- Kapuziner-
k 1 o s t g r
bogigen Portal in Hausteineinrahmung, darüber das Wappen von Jülich, Cleve, Berg,
Mark u. s. w. mit der Jahreszahl 1 638, in einer Nische die Figur des Schmerzensmannes.
Oben seitlich zwei Rundbogenfenster, im Giebel eine runde Luke. Das mit dem
Langhaus unter ein grosses Schleifdach gebrachte Seitenschiff hat nach Westen eine
schlichte Thür mit Fenster darüber; oben das Chronogramm: LargIs eX eLee-
MosynIs resVrreXI sVb CaroLo theoDoro ( 1 783). Über dem Chor ein ein-
facher neuerer Dachreiter.
Das Innere ganz schlicht mit Rundbogen zum Seitenschiff geöffnet, in beiden
Schiffen flache Holztonnen, der quadratische Chor mit Kreuzrippengewölbe. Nach
dem Hauptschiff hin die Jahreszahl 1 63 7 in Eisenankern; neben dem Chor ein
Raum mit Glasfenstern zum Chor.
Die Ausstattung, ganz aus demi7. undi8. Jh. herrührend, macht einen Ausstattung
sehr einheitlichen Eindruck.
Im Chor der Hochaltar mit grossen Säulen, modernem Altarbild und Gott-
vater als Bekrönung, seitlich die Figuren der hh. Seraphius und Franciscus; die
Seitenaltäre, mit guten Gemälden der Mutter Anna und des h. Franciscus, in ent-
sprechenden Formen. An den Wänden des Chores die beiden grossen Figuren
der hh. Johannes Nep. und Antonius in reichen Barockgehäusen, ferner zwei zier-
liche Wandschränkchen mit Reliquien.
Der Marienaltar im Nebenschiff ziemlich einfach, im J. 1 782 angefertigt
{Kühl IV, S. 76), darin die angeblich aus Spanien herrührende, im 1 7. Jh. aus dem
Schloss in die Kapuzinerkirche übertragene, bekleidete wunderthätige Muttergottes-
figur (Kühl IV, S. 65).
Die einfache Barock-Kanzel mit den Evangelistenfiguren in Nischen, auf
dem Deckel der h. Michael.
Vierzehn Stationsbil der, bunte Wachsbossierungen aus der 2. H. des 18. Jh.,
unter Glas in geschnitzten Rokokokästen.
Eine grosse Reihe von Gemälden des i7. und 18. Jh., Einzelfiguren von
Heiligen u. s. w., besonders zu erwähnen sind nur zwei Gegenstücke, die Krönung
Mariae und die Anbetung der Hirten, von einem Rubensschüler.
Im Seitenschiff in der ehemaligen Marienkapelle ein Inschriftstein aus
schwarzem Marmor mit Doppelwappen: generosus dominus Alexander baro de
curtenbach ab helmont, vicecomes TERBUERENSIS NEC NON DUYSBORGENSIS, do-
minus IN HELMONT, OUCTENE (?) STEYDEN (?) ETC. UNA CUM CONJUGE, ANNA MARIA DE
RUYSCHENBORCH A SETTRICH, HOC SACELLUM IN HONOREM DEIPARAE VIRGINIS ET
SANCTAE ANNAE ERIGI CURAVERUNT ANNO 1 63 7 (KÜHL IV, S. 63).
Die eine alte Glocke von 1 7 3 7 trägt das Chronogramm: Ita In sonItV Glocke
LaVDentVr IesVs MarIa IosephVs In seCVLa. me fecit Christian Wilhelm
voigt in julic ( i 73 7).
EHEMALIGES SEPULCHRINERINNENKLOSTER. Kühl IV, Sepuichri-
S. 78. — C. P. Lull, Lebhafftes Contrafait einer auffrichtiger Alvera von Vir- ","0""^""
mund . . . wohlverdienter Vorsteherin, 1682. — Schorn, Eiflia sacra II, S. 682.
Handschriftl. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Nur noch Reste
des Archivs, 12 Urkunden von i67o — 1 7 96, Akten u. s. w. Im Einzelnen vgl. Ilgen,
Rhein. Archiv S. 87.
Ältere Ansicht: Stich aus dem 18. Jh., Ansicht aus der Vogelschau, darauf
die Kirche mit achtseitigem Treppentürmchen, oben vier Wappen, unten : collegium
8*
n5
n6
KREIS JÜLICH
Sepulchri- CANONISSARUM REGULARIUM U. S. w. FUNDATUM A. D. MDCXLIV. JOAN FRANCK SC;
ncrinncii- . ,
kioster 34,5 X 26 cm gross (Exemplar in der städtischen Sammlung zu Jülich).
Geschichte Infolge von Streitigkeiten im Sepulchrinerinnenkloster zu Neuss wurde im
]. 1 644 in Jülich die Niederlassung durch Alveradis von Virmund, zwei Nichten des
Ordensgenerals der Jesuiten Goswin Nickel, u. a. begründet. Im J. 1 65 7 konnte man
mit dem Bau der Kirche beginnen, die um 1660 schon benutzt wurde, nach der
alten Ansicht ein ziemlich bescheidener einschiffiger Bau. Im J. 1 6 74 war auch der
der Strasse entlang liegende, noch erhaltene Flügel der Klostergebäude fertig. Auf
dem inneren Terrain wurde ein weiterer grosser Flügel 1 736 und 1 7 7 1 errichtet. Nach
der Aufhebung des Klosters im J. 1802 wurde etwa 181 5 — 1820 die Kirche abge-
brochen und ein Wagenhaus hier errichtet, als man das Kloster zur Artilleriekaserne
einrichtete. Im J. i9oo ist das ganze Terrain parzelliert und in einzelne Wohnhäuser
aufgeteilt worden.
Beschreibung Der der Sepulchrinerstrasse entlang liegende zweigeschossige Wohn bau von
1 1 Achsen ist vollkommen schmucklos, er zeigt Anker in der Form des Doppelkreuzes.
An dem einen Ende ein schönes rundbogiges Thor in Haustein mit seitlichen Pilastern
und einem hohen Gesims, das Ganze mit einer einheitlichen prismatischen Bossierung.
Bei der letzten Wiederherstellung hat das Thor an Stelle der alten Steinkugeln leider
einen schwulstigen Barockaufsatz erhalten.
Schiefwinkelig an das Hauptgebäude ansetzend im Hof ein grosser dreige-
schossiger Flügel, mannigfach verändert, das hintere Stück mit offener Halle im Erd-
geschoss; daran die Jahreszahlen t 736 und 1 7 7 1 .
Jesuiten- EHEMALIGE JESU IT EN KIRCHE, jetzt Proviantmagazin. Kühl II,
Ir° e S. 1 f. ; III, S. 1 4 7. — Schorn, Eiflia sacra II, S. 680.
Handschriftl. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Drei Urkunden
1 596 — 1 66 1 , Urkundenkopien, Akten über Stiftungen, Vermögensverwaltung, Be-
stätigungen u. s. w. Vgl. Ilgen, Rhein. Archiv S. 87.
Geschichte lm J. i642 wurden von der Dürener Niederlassung zwei Jesuiten nach Jülich
entsandt; schon im folgenden Jahr sind sie im Besitz eines Hauses, im J. i646 erfolgt
durch Herzog Wolfgang Wilhelm die Gründung einer definitiven Niederlassung.
Durch die Gunst des Herzogs und die Förderung des aus Jülich stammenden nach-
maligen Ordensgenerals Goswin Nickel nimmt die Macht der Jesuiten in Jülich
schnell zu; nach sechsjährigem Kampf gelingt es ihnen, im J. 1660 die Stadt Jülich
aus dem erst 1 567 an bevorzugter Stelle auf dem Markt erbauten Rathaus zu ver-
treiben, im J. 1 664 folgt — gleichfalls nach langen Kämpfen — die Gründung des
Gymnasiums. Erst im J. 1 699 konnten die Jesuiten an den Neubau eines Klosters
denken, dessen Vollendung sich jedoch bis zum J. 1 7 1 2 hinzog; es ist das jetzige
Proviantamt. Noch länger zog sich der Bau der Kirche hin, von 1 752 bis 1 7 7 2,
nicht ohne scharfe Streitigkeiten mit der Stadt; das hinter der jetzigen Kirche gelegene
alte Rathaus von 1 567 wurde erst im J. i77o niedergelegt. Kaum ein Jahr nach der
Vollendung der Kirche erfolgte die Aufhebung des Ordens im J. 1 7 7 3 ; im nächsten
Jahre die Aufhebung der Residenz und Schliessung des Gymnasiums. In fran-
zösischer Zeit wurde die Kirche dem Gottesdienst entzogen und dann um 1820 durch
den Einbau von Zwischenböden zum Proviantmagazin eingerichtet.
Beschreibung Einschiffiger grosser Saal bau aus der 2. H. des 18. Jh. mit schmalerem Chor-
haus, im Lichten 4i,2o m lang, 11,80 breit.
Die nach dem Markt hin gelegene Langseite mit fünf grossen, jetzt aufgeteilten
Rundbogenfenstern, die von breiten profilierten Leisten umrahmt sind; über dem
116
JÜLICH
i r 7
Mittelfenster das Monogramm Christi mit Strahlenkranz. Die einfache rundbogige Jesuiten-
k i r c h g
Thür unter dem letzten Fenster links ist vermauert. Die Rückseite nach dem Garten
mit fünf entsprechenden Fenstern; der Chor mit je einem Fenster an jeder Seite ist
vollkommen umbaut. Nach dem Hof hin anschliessend an den Chor die niedrige
Sakristei mit Mansarddach.
Im Innern ist die einfache, aber sorgfältig durchgeführte Gliederung gut er-
halten; einfache Wandpilaster mit schönen korinthischen Kapitalen und hohem Kämpfer
darüber. Im Langhaus eine flache Decke mit grosser Voute. Im Chorhaus wird von der
gleichen Wandgliederung das Kreuzgewölbe mit feinen Rokokoleisten auf den Rippen
getragen. Die Bemalung der Architekturgliederung in matten Farben ist gleichfalls
noch gut erhalten.
Das im J. 1 7 1 2 vollendete Klostergebäude, rechtwinkelig zur Kirche an- Jesuitenkloster
setzend, ist ein ganz schlichter, schmaler langer Bau von drei Geschossen, oben am
dritten Geschoss auf beiden Seiten die Jahreszahl mdccvii in Eisenankern. An der
Hofseite stark verwitterte Inschrifttafel, anscheinend auf eine Stiftung des Kurfürsten
Johann Wilhelm vom J. i7o7 bezugnehmend. Neben der Kirche, an der Ecke des
Marktes, liegt das von den Jesuiten erworbene Haus zum Anker, in dessen Erd-
geschoss sie im Anfang des 18. Jh. ihre erste Kirche eingerichtet hatten, ein drei-
geschossiger schlichter Bau mit der Jahreszahl 1 582 in Eisenankern; die ursprüng-
lichen Kreuzsprossenfenster sind zum Teil noch sichtbar.
GASTHAUSKLOSTER. Brockmüller S. 43. — Kühl IV, S. 1 1 4. — Gasthaus-
Schorn, Eiflia sacra II, S. 679. — Von dem vor einigen Jahren niedergelegten Bau
ist nur die an dem neuen Hause eingemauerte Inschrift erhalten : testamentali
DONATIONE HOC SACELLUM XENODOCHEY S. ELISABETH AE ANNO l692 FIERI FECIT
ADMODUM REVERENDUS DOMINUS ANDREAS BERVERADT, PASTOR RODINGENSIS, QUI
OBIIT 26. SEPTEM BRIS A. MDCLXXXXI.
EHEMALIGES KART HÄUSERKLOSTER VOGELSANG bei Jülich, Karthäuser-
jetzt Königskamp genannt. Kühl IV, S. 6. — Meyer und Erhard, Zeitschr. Vogeisang
f. vaterländische Geschichte und Altertumskunde III, S. i5o. — Picks Monatsschrift
I, S. 385. — Brockmuller S. 45. - - Ann. h. V. N. LXI, S. 79. — Schorn, Eiflia
sacra II, S. 685.
H an d schri ftl. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Etwa 100 Urkunden
von 1 385 an, Kopiare, Lagerbuch, Akten u. s. w. Unter den Akten, fasc. 11, mehrere
Grundkarten und zwei Vogelschauansichten und Grundrisse der Klostergebäude von
1 664 und 1 7 29 (Fig. 76 und 77). Vgl. Ilgen, Rheinisches Archiv S. 87.
Im Stadtarchiv zu Aachen: Chronik des Klosters von dem Prior Bruno
Gülich (f i77o), vgl. Ann. h. V. N. LXI, S. 79. — Kühl IV, S. 7.
Schon Herzog Wilhelm III. von Jülich hatte bei seinem Tod im J. i4o2 eine Geschichte
Summe zur Gründung eines Karthäuserklosters bestimmt; aber erst Wilhelm IV. führte
die Gründung aus, indem er im J. 1 47 8 sein Gut Vogelsang bei Jülich den Karthäusern
schenkte. Die Mönche erwarben einen neben dem Gut Vogelsang gelegenen Hof,
auf dem sie sogleich mit dem Bau der grossen Klosteranlage mit ihren Einzelwoh-
nungen begannen. Der im J. i486 gestorbene Heinrich von Hompesch hatte schon
ein Fenster in die Kirche gestiftet, die Vollendung der Kirche erfolgte im J. 1 5 2 7 .
Bei der Belagerung von Jülich im J. 16 10 wurde das Kloster hart mitgenommen,
ebenso bei der Belagerung von 162 1. Von dem Zustand der Klostergebäude im
J. i664 unter dem Prior Theodor Monheim und im J. 1 7 2 9 unter dem Prior Bruno
Gülich unterrichten vier genaue Zeichnungen. Bruno Gülich hat den im wesentlichen
1 1 7
I 1 8 KREIS JÜLICH
Kart haus er- heute allein noch bestehenden grossen Wirtschaftshof um diese Zeit errichtet. Auch
im J. i 758 hatte das Kloster unter den Kriegsunruhen wieder zu leiden; aber dank
Vo ge 1 s a n g
Beschreibung
Kloster
seiner guten Vermögenslage wurden die Schäden immer schnell ausgemerzt.
Im J. 1802 wurde das Kloster aufgehoben; es fand zunächst als Wohnung
französischer Veteranen Verwendung. In preussischer Zeit wurde dann der Besitz
aufgeteilt, der nach den beiden Ankäufern auch den Namen Königskamp führt; die
alten Klostergebäude wurden damals mit der Kirche fast ganz niedergelegt, nur der
grosse vordere Hof mit den Bauten des 1 8. Jh. blieb erhalten. Heute ist der Besitz
in den Händen verschiedener Eigentümer.
Nach den Zeichnungen von 1 664 und i72^ (Fig. 76 und 77) umschloss die
spätgothische Klosteranlage einen grossen noch heute sich abzeichnenden
rechteckigen Hof, der von dem Bach durchflössen wird und ringsum von dem Kreuz-
Fig. 76. Jülich. Vogelschau des Karthäuserklosters Vogelsang vom J. 1723.
Klosterhof
crano- umereben war. An drei Seiten schlössen sich die kleinen Wohnhäuser der
Brüder mit ihren abgesonderten Gärtchen an, in der Mitte der vierten Seite lag die
einschiffige spätgothische Kirche mit Dachreiter und einem Treppentürmchen an der
Westfront. Die Kirche wurde von dem Kreuzgang quer durchschnitten, so dass sich
Chorraum und Laienraum voneinander sonderten. An der Südseite waren zwei
Kapellen mit besonderen Walmdächern angebaut, der Plan von W29 zeigt auch an
der Nordseite einen seit 1 664 hinzugekommenen Anbau.
Von dieser alten Klosteranlage steht nur noch das grössere Wohnhaus der
Südseite und das kleine Haus der Südwestecke mit einem kurzen Mauerstück des
Kreuzganges, ein vermauertes Spitzbogenfenster in Ziegelmauerwerk mit einem in
Trachyt abgedeckten Strebepfeiler. Ausserdem sind einzelne der Gartenmauern noch
alt. Dabei liegt an dem Weiher ein verfallenes Gartenhäuschen des i S. Jh.
Die alten Sonderwohnungen an der Nordseite sind durch die grosse Hof-
anlage des 1 8. Jh. verdrängt worden. Der grosse Südfliigel dieser Anlage ist zwei-
1 1 8
JÜLICH
Il9
geschossig und umfasst 25 Achsen mit schmalen hohen Fenstern, darin liegen nach Karthäuser
dem Hof hin zwei einachsige schmale Risalite mit Giebeldächern; der in ent- vogelsang
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Fig. 77. Jülich. Grundriss des Karthäuserklosters Vogelsang vom J. 1729.
sprechenden Formen ausgeführte Ostflügel hat zehn Achsen. Dahinter liegt der zum
Teil noch dem 1 8. Jh. angehörende Wirtschaftshof. Der dritte Flügel an der West-
seite, den die Ansicht von 1 7 2 9 zeigt, ist abgebrochen worden. An der Nord-
n9
I 20
KREIS JÜLICH
Karthäuser- seite liegt in der Hofmauer der interessante Thorbau von 1 696 mit rundbogiger
k 1 o s 1 6 r .
Vogelsang Durchfahrt und seitlichen Nischen, geschweifter achtseitiger Haube und Laterne mit
Zwiebeldach (Fig. 78). Auf dem Schlußstein der Innenseite die Jahreszahl t 6 9 6 .
Seitlich vom Thor zwei kleine Anbauten und weitere moderne Stallgebäude.
Das vor dem Thor rechts gelegene Gehöft hat noch ein Wohnhaus des 18. Jh.;
die übrigen Gebäude sind modern.
Würdigung Die Jülicher Karthause zeigte bis zu ihrem Abbruch in einem interessanten,
selten rein erhaltenen Grundriss die eigenartige Anlage der Karthäuserklöster, von
denen in Deutschland nur mehr sehr wenige Beispiele vorhanden sind: der grosse
Kreuzgang mit dem Kirchhof und den umliegenden Einzel Wohnungen; die Kirche in
eine Seite des Kreuzganges eingeschoben. Vgl. Otte, Handbuch der christl. Kunst-
Archäologie, 5. Aufl., I, S. i 1 7 .
Fig 73 Jülich. Thorbau des ehemaligen Karthäuserklosters Vogelsang.
Kommende Die DEUTSCHORDENSKOMMEN DE KIRINGEN, in deren Kirche
iringen verscniedene Jülicher Adelsfamilien bereits um die Mitte des 1 4. Jh. ihre Erbbegräb-
nisse hatten, wurde bei der Jülicher Fehde im }. i542 durch die spanische Besatzung
der Festung eingeäschert und nicht mehr aufgebaut ; sie lag vielleicht auf dem Ge-
biet des jetzigen Brückenkopfes jenseits der Rur. Vgl. Aachener Zs. VI, S. 1 46.
Anm. 4. — Ann. h. V. N. LXI, S. 65. — Kühl II, S. 3io.
Stadt- STADTBEFESTIGUNG.
Kühl, a. a. O. — Berg. Zs. VII, S. 12, 4i; VIII, S. 25 — Aachener Zs. I.
S. 286-37o; III, S. 24o; IV, S. 3o, 345; VI, S. i46; XI, S. i34; XIII, S. i84 —
Historische Reminiscenzen der Veste Jülich, Jülich i8S9. — Lacomblet, Archiv V,
S. 26. — von Below, Landtagsakten von Jülich-BERG I, S. 262 f.
1 20
JÜLICH
121
Relatio, d. i. eygentl. und ausfürl. Bericht, was sich seythero dess jüngsten Stadt-
b 6 f t? s t i g u
Hertzogs von Jülich, Cleve unnd Bergen Ableben i6o9 — i. Sept. 1610 in deisen
Fürstenthumb .... zugetragen und verlauffen habe, Augsburg 161 1. — ■ Copie von
sekeren Brief, geschreven in den legher voor de Stadt Gulick , Delf (An-
driessz)i6ro. — Articulen, die gheaccordeert zijn aen den Gouverneur, Capitaynen
van Gulick op'tovergeven der selver Plaetse ende van Bredenbent
s'Graven-Haghe (Jacobsz) 16 10. — Corte ende seeckere tydinghe van het veroveren
en de innemen der stercke Stadt ende weerachtighe Casteel Gulick. — Meteranus novus,
das ist: Wahrhafftige Beschreibung aller denkwürdigsten Geschichten .... durch
Emanuel von Meteren. Amsterdam 1 633, S. 7o4.
Handschriftl. Qu. Die genaueren Nachrichten über die einzelnen Arbeiten
an dem Festungsbau, Wiederherstellungen u. s. w. werden sich in den verschiedenen
Abteilungen des Jülich-Bergischen Landesarchives finden, jetzt im Königl. Staats-
archiv zu Düsseldorf. Vgl. Ilgen, Rhein. Archiv S. 25.
Weitere handschriftliche Materialien, namentlich zur neueren Geschichte der Festung,
finden sich im Besitz der militärischen Behörden in Jülich; sie sind verwendet — leider
ohne Quellenangabe — in dem Schriftchen: Historische Reminiscenzen der Veste Jülich.
Wesentliche Quellen, namentlich auch älteres Planmaterial, dürften sich weiter-
hin im Geh. Kriegsarchiv, bei der Festungs-Inspektion u. s. w. finden ; an eine dieser
Stellen wird auch das Archiv der im J. 1860 aufgehobenen Kommandantur von Jülich
gelangt sein.
Wie lange das römische Kastell (s. o. S. 102) erhalten blieb, Iässt sich Geschichte
nicht genau feststellen. Wahrscheinlich bestand es noch, als in dem Normannenein-
fall um 880 auch Jülich verbrannt wurde (Reginonis chronicon, ed. Kurze, p. 118);
auch in der vita Theodorici abb. S. Huberti findet Jülich vor io7 5 als altes römisches
Kastell noch Erwähnung (in castro Juliaco, quod ex nomine Julii conditoris antiquum
adhuc servat vocabulum: Mon. Germ. SS. XII, p. 5o). Im J. 1 1 1 4 folgt die Zer-
störung durch Heinrich V. auf dem Zug gegen Köln (Gulike presidium satis munitum
diruit: Chronica regia Col., ed. Waitz, p. 54) und im J. I2i4 die Eroberung durch
Friedrich II. (Reineri annales Leodiens. : Mon. Germ. SS. XVI, p. 67 2). Der Bericht
über die Belagerung durch Erzbischof Konrad von Köln und den Herzog von
Brabant im J. 1 239 macht es wahrscheinlich, dass die Festung sich damals immer
noch auf das römische Kastell beschränkte und sich ausserhalb der Mauern eine
grössere Ansiedelung gebildet hatte (castrum Juliacum obsidet et villam castri penitus
cremat: Annales S. Pantal. Col., SS. XXII., p. 532). Die erste Periode der Jülicher
Befestigungen schliesst mit der gründlichen Zerstörung Jülichs im J. 12 78 durch Erz-
bischof Siegfried, nachdem Graf Wilhelm von Jülich in Aachen gefallen war (Chronica
regia Col., ed. Waitz, p. 356 und Kollektar im Kölner Domarchiv: homines ibidem
fugavit: Korr.-Blatt der Wd. Zs. XIII, Sp. 21 9. — Ann. h. V. N. IV, S. 211).
Die Grafen von Jülich hatten sich kaum von diesem Schlage erholt, als sie zum
Bau einer grossen Ringbefestigung schritten, vielleicht noch am Ende des i3. Jh. Die
Ringmauer hatte drei Thore, das Kölnerthor, das Dürenerthor und das Rurthor.
Heute ist nur noch das letztgenannte erhalten, sowie kleine Reste der Stadtmauer.
in Turm dieser mittelalterlichen Befestigung, der Hahnenturm, ist erst im i9. Jh.
abgebrochen worden.
Der verheerende Kampf Karls V. gegen Jülich im J. 1 543 blieb für die Stadt
Jülich ohne schlimmere Folgen, da sich die Stadt — eingeschüchtert durch die Zer-
störungen von Düren und Nideggen — ohne Kampf dem Kaiser ergab.
1 2 1
I 22
KREIS JÜLICH
Stadt- Schon in den J. 1 4 73 und 1 5 r 2 hatten schwere Brände die Stadt verwüstet;
6 Neubau "m J" ^ 547 folgte der schlimmste Stadtbrand, bei dem nur die Rurstrasse verschont
blieb. Die Übergabe von 1 543 und die Feuersbrunst von 1 547 brauchten nicht erst
den neuen grossartigen Festungsbau zu veranlassen, sondern scheinen nur fördernd
auf ihn eingewirkt zu haben. Schon im J. 1 538 hatte der Jülicher Landtag ein um-
fassendes Programm für den Schutz des ganzen Herzogtums aufgestellt: die
kleineren Ortsbefestigungen und Burgen sollten fallen und dafür die Städte Eus-
kirchen, Jülich und Sittard Hauptfestungen werden. Das Material der zu schleifenden
Mauern von Aldenhoven sollte für Jülich, das als stärkste und hauptsächliche Festung
mitten im Herzogtum gedacht war, Verwendung finden. Es ist wahrscheinlich, dass
der Bologneser Architekt Alessandro Pasqualini schon damals im Dienst Herzog
Wilhelms stand und an der Aufstellung des Programmes mitgearbeitet hat; er war be-
rufen, in der grossen Bastionsbefestigung mit der Zitadelle die bedeutendste moderne
Festung jener Zeit am Niederrhein zu schaffen. Das Rurthor und das Kölnerthor
trugen bis zum J. 1 7 98 Inschriften mit der Jahreszahl i548, man hatte also wohl
schon vor dem Stadtbrand von 1 547 an den Werken gearbeitet. Schon damals
scheint die mittelalterliche Ringbefestigung im wesentlichen abgebrochen zu sein.
Der Stadtbrand gab aber jedenfalls den Anlass zu der Regulierung des Stadtplanes
von Jülich und der Durchführung der grossen regelmässigen Strassen, die Pasqualini
im Auftrag des Herzogs vornahm; im Zusammenhang damit steht die scharfe Bau-
polizeiordnung vom J. 1 554, in welcher glatte steinerne Fassadenausführung und feste
Dacheindeckungen vorgeschrieben wurden.
Belagerungen Der Festungsbau, der aus besonderen Steuerumlagen und Frondiensten be-
stritten wurde, scheint noch im Laufe des 16. Jh. vollendet worden zusein; Merian
(Topographia Westphaliae S. 28) berichtet, der Bau habe etwa 3o Jahre in Anspruch
genommen. Gleich im Beginn des Jülicher Erbfolgestreites sollte Jülich die Stärke
seiner Werke zeigen; vom 28. Juli bis zum 2. September 1610 hielt der Kommandant
von Reuschenberg die Festung gegen das Belagerungsheer der possedierenden Fürsten
unter Moritz von Nassau. Erst nachdem über 5ooo Schuss aus schweren Geschützen
abgegeben und eine grosse Bresche gesprengt war, entschloss sich der Kommandant zu
einer ehrenvollen Kapitulation. Im Herbst 162 1 zog ein Teil des Spinolaschen Heeres
vor Jülich, das wiederum eine langwierige Belagerung durchzumachen hatte; erst am
3. Februar 1622 nach heftiger Beschiessung der Zitadelle kam es zu einer Kapitu-
lation. Die grosse Bedeutung, die man diesen Belagerungen beilegte, geht aus den
zahlreichen Stichen hervor, die zum Teil schon während den Belagerungen ausge-
geben wurden (s. o. S. 98).
Auch im französisch-niederländischen Kriege war Jülich im J. 1 6 7 8 blockiert;
jedoch kam es infolge des Friedensschlusses zu Nimwegen zu keinem ernsteren An-
griff. Johann Wilhelm unternahm von etwa 1 6 7 9 bis i69o wesentliche Arbeiten an
der Befestigung und an der Zitadelle, wie sich aus den grossen Landtagsbewilligungen
der Zeit für die Festung Jülich ergiebt ; diese Arbeiten umfassten vornehmlich auch
Lünetten und Vorwerke. Einen genauen Bericht und eine Kritik der Jülicher Festungs-
werke mit Verbesserungsvorschlägen aus dem J. 1 742 von einem französischen Genie-
offizier enthält eine Handschrift im Besitz des Herrn Beuth in Hemmerden (Rhein.
Geschichtsblätter IV, S. 161).
Erst Napoleon suchte Jülich wieder zu einem bedeutenden Waffenplatz des
flachen Landes zu machen; er begann in den ersten Jahren des 1 9. Jh. die ausge-
dehnte Anlage des Brückenkopfes auf der anderen Rurseite und die später wieder
1 2 2
JÜLICH
123
aufgegebene Befestigung der Merscher Höhen. ImJ. i8i4 wurde Jülich noch ein-
mal vom i4. Januar bis zum 4. Mai durch die alliierten Truppen cerniert und stellen-
weise beschossen. In den ersten Jahrzehnten des i9. Jh. wurden die Festungs-
werke noch verschiedentlich umgebaut und eine Anzahl von Lünetten hinzugefügt;
Jülich blieb einer der kleinen befestigten Waffenplätze im Inneren des Landes, haupt-
sächlich als Mittelpunkt des Verproviantierungssystemes, bis zum J. 1 85 9. ImJ. 1860
wurden die Festungswerke der Stadt geschleift, nur die Zitadelle blieb als Kaserne-
ment erhalten.
I. Die Reste der
mittelalterlichen Ring-
befestigung.
Im wesentlichen ist
heute nur noch das Rur-
thor erhalten, dessen Bau
dem Anfang des 14. Jh. an-
gehören dürfte; es blieb als
Gefängnis bestehen und hat
dieser Bestimmung bis zum
f. i9oo gedient. Im 1 7 . Jh.
wurde das Thor wesentlich
umgebaut, im Inneren die
Turmräume und wohl auch
der Thorweg gewölbt, im
Äusseren die schmalen hohen
Scharten durch kleine Öff-
nungen ersetzt und die
grossen Schartennischen ver-
mauert. Aus dieser Zeit
stammen auch die Hauben
auf den Dächern, die der
Stich von Christian Leopold
aus dem Anfang des 1 8. Jh.
schon in dieser Form zeigt
(Taf. IV). Seit dem J. i9oo
wird der Bau nach den
Plänen des Diöcesanbau-
meisters Renard in Köln zu
einem Museum der Stadt
Jülich eingerichtet.
Das Rurthor (Ansicht Fig. 79, Grundriss Fig. 8o) ist ein schwerer dreige-
schossiger Bruchsteinbau, aus dem viereckigen Mittelbau mit dem Thorweg und den
beiden seitlichen Halbtürmen bestehend, die etwas mehr als die Halbkreisform im
Grundriss umfassen. Die spitzbogigen Thoröffnungen, deren Sockel jetzt verschüttet
sind, haben breite Laibungen mit einfachen Wülsten am Bogenansatz ; in den Schlufs-
steinen sind Reste von Skulpturen sichtbar. In dem Gewände des Aussenthores der Spalt
lür das Fallgatter und zwei hohe schmale Scharten aus den Kammern in den Türmen,
der Thorweg mit späterer flacher Tonne. An der Innenseite sind in die Ecken des
Stadt-
befestigung
Beschreibung
Mittelalterliche
Befestigung
Fig. 79. Jülich. Aussenansioht des Rurthores.
Ruit hör
123
i ?4
KREIS JÜLICH
Stadt- Mittelbaues ein römischer Grabstein mit dem sogen. Totenmahl und das Fragment
befestigung _ ° °
eines Grabstetnes mit der Figur eines Kriegers vermauert. Neben dem Thorweg
eine kleine rechteckige Thüre zur Treppe. An der Aussenseite hat der Mittelbau
im ersten Obergeschoss eine schmale hohe Scharte, im zweiten Obergeschoss einen
geschlossenen hölzernen Wehrgang, aus dem seitlich Thüren in die Halbtürme, in
der Mitte eine in den Mittelbau
führen. Die Innenseite, die oben
zum grossen Teil in Ziegelmauerwerk
erneuert ist, hat in beiden Geschossen
je zwei rechteckige Fenster des 18.
bis i9. Jh. Die Halbtürme zeigen
an der Aussenseite in allen Ge-
schossen die zum Teil jüngst er-
neuerten schmalen hohen Scharten;
an den Innenseiten im Erdgeschoss
je eine kleine Thür, im ersten Ober-
geschoss kleine Holzgallerien mit
Thüren zu den Turmräumen und
zum Mittelbau; an dem Westturme
hier der Durchgang zu einem Abort.
Die Obergeschosse mit je einem
kleinen rechteckigen Fenster. Der
Mittelbau trägt ein niedriges Walm-
dach, die Türme polygone Hauben
mit aufgesetzter kleiner Zwiebel.
Im Inneren die Treppe zum
ersten Obergeschoss in der Mauer-
stärke neben dem Thorweg; der
Hauptbau umfasst jetzt die beiden
Sammlungssäle. Die kleinen Kam-
mern der Türme hatten sämtlich flache
Kuppelgewölbe des i7. Jh.; das zweite
derselben im Westturm ist jetzt durch-
brochen, um die Treppe vom ersten
Geschoss zum zweiten einzubauen.
Seit i9o2 enthält das Rurthor
die ,, Städtisch e n Sammlungen
für Heimatkunde". Besonders zu
nennen ist die von dem Beigeord-
neten Herrn P. Linnartz gestiftete
Sammlung von alten Ansichten von
Jülich und Umgebung, von Porträts und sonstigen Gedenkblättern zur Geschichte des
Jülicher Landes. Die Sammlung umfasst weiterhin eine Reihe von kunstgewerblichen
Gegenständen, römische Funde aus Jülich, einzelne Gemälde u. s. w. Eine Turm-
kammer ist zur Aufnahme des städtischen Archives (s. u.) eingerichtet. Im unteren
Saal eingebaut ein schöner Rokokokamin mit dem Porträt Karl Theodors, Mitte
des 1 8. Jh.
Städt.
Sammlung
Fig. 80. Jülich. Grundrisse des Rurthores.
I 24
JÜLICH
125
IL Die Bastions be festigung des XVI. Ja h r h u n d e r ts.
Die Befestigungswerke (Fig. 67) schlössen sich westlich an die Westfront der
Südwestbastion, östlich an die Südbastion der Zitadelle an und umfassten das relativ
sehr kleine, unregelmässig rechteckige Terrain der Stadt Jülich. Nachdem das Bongarts-
thor der Südfront schon früh beseitigt worden war, hatte die Stadt nur noch zwei
Thore, das Kölnthor in der Ostfront und das Aachener Thor in der Westfront nahe
bei dem Rurthor. Wall und Graben waren beiderseits abgemauert; der Wall hatte
nur vier Bastionen, an jeder Ecke eine mit Ausnahme der Südostecke, dafür trat in
die Mitte der Rurseite eine Bastion.
Reicher waren die Werke, die unter Johann Wilhelm am Ende des i 7. Jh. hin-
zugekommen waren, es legten sich um die Stadtbefestigung noch vier Ravelins, durch
die Ravelins führten die Strassen der beiden Thore; ebenso lagen um die Zita-
delle noch drei Ravelins (Fig. 67), von denen der Ost-Ravelin auf seiner Spitze das
Wappen und Monogramm Johann Wilhelms mit der Jahreszahl 1 695 trug. Dazu
waren dann in französischer Zeit seit 1 7 99 die weiter vorgeschobenen Lünetten ge-
kommen, die drei hauptsächlichen lagen auf dem Exerzierplatz vor dem Feldthor
der Zitadelle, der hauptsächlichen Angriffsfront (Fig. 67).
Die heute noch sichtbaren Reste der Bastionsbefestigung sind sehr
spärlich, meist nur noch Teile der Erdwerke u. s. w. Ein grösserer Teil der Eskarpe
ist nur noch an der jetzigen Unteroffizier -Vorschule erhalten, bei dem Aachener
Thor; unter der Wallkrone zieht sich durchweg der schwere Hausteinwulst hin. Von
dem Aachener Thor steht hier noch der äussere Bogen, eine rechteckige Blende
von schweren Bossenquadern umrahmt, darin oben die Rollen für die Zugbrücke.
Das Thor selbst rundbogig, auch mit Bossenquaderung und feiner Profilierung am
Bogenansatz. Der Oberbau und die Rückseite, die erst um i89o niedergelegt wurden,
waren schmucklos; auf dem Schlufsstein der Rückfront die Jahreszahl 1660.
Das im J. 1860 niedergelegte Kölnthor, von dem Zeichnungen im Rurthor
aufbewahrt werden, hatte eine ähnliche Ausbildung des Aussenthores, Aufbau und
Rückseite waren in denselben schmucklosen Formen wie beim Aachener Thor im
i7. Jh. ausgeführt worden; unter dem Gesims stand die Jahreszahl 1621 in Eisenankern.
Stadt-
befestigunf
Bastions-
befestigung
III. Die Zitadelle mit dem Schloss.
Litte ratur u. Quellen s. o. Die Arbeiten an der Zitadelle scheinen gleich-
zeitig mit der Stadtbefestigung in Angriff genommen worden zu sein; im J. i549 wurde
der Grundstein zum Schlossbau gelegt und im J. i56t war der Südflügel so weit vor-
geschritten, dass man mit dem Aufsetzen des Dachstuhles begann (Kühl I, S. 16).
Schon im J. 1 5 56 hatte König Maximilian von Böhmen als Gast auf dem Schlosse
gewohnt; auch der Kölner Patrizier Weinsberg thut im J. i56o des Schlosses als
eines ,wonderkostlich bau' in seinem Hausbuch Erwähnung (Buch Weinsberg, heraus-
geg. von Höhlbaum I, S. io9. — Kühl I, S. 246; II, S. 3i5). Wichtiger ist das
Lob, das der Strassburger Baumeister Speckle (Architektur von Vestungen 1 589,
Bl. 16) dem Bau der Jülicher Zitadelle spendet.
Gleichzeitig mit dem Bau des Schlosses zogen sich die Arbeiten an der Zita-
delle lange hin; wir hören, dass in den J. 1 5 66, 1 569 und namentlich 1 5 76 an dem
Graben der Zitadelle gearbeitet wurde (Kühl I, S. 292. — Aachener Zs. XVIII,
S. 1, 10). Im einzelnen steht eine Bearbeitung der Baugeschichte des überaus wert-
vollen Renaissancebaues noch aus. Die Leidensgeschichte des Bauwerkes setzt mit
der Regierung des kranken Herzogs Johann Wilhelm um 1600 ein; nur noch im
Zitadelle und
Schloss
Geschichte
125
KREIS JÜLICH
z tadeile J. 1 660 wohnt der Fürst bei Gelegenheit des Landtages auf kurze Zeit im Schloss.
Die gewöhnliche Residenz im 16. Jh. war Hambach, auf dem Schloss wohnte der
Gouverneur von Jülich. Die Schicksale des Schlosses im i7. und 1 8. Jh. und selbst im
1 9. Jh. sind noch wenig aufgeklärt ; ob und inwieweit das Schloss bei den Be-
schiessungen von 1610 und 1621 litt, ist unbekannt. Wahrscheinlich wurde es aber
noch im Laufe des i7. Jh. unter Johann Wilhelm als Kaserne verwendet; an einem
Wappen über dem Durchgang des Südflügels steht die Jahreszahl 1 738. Spätestens
damals hat die barbarische Aufteilung der beiden Geschosse des Ostflügels zu
drei Geschossen stattgefunden, bei der die ganze Aussenarchitektur dieses Flügels mit
Ausnahme der Kapelle zerstört wurde; gleichzeitig müssen auch die Säulenhallen
im Schlosshof gefallen sein. Wahrscheinlich im J. 1 763 wurde das Schloss ganz zur
Kaserne umgewandelt; dabei wurde auch wohlder grosse Turm verkürzt. Im J. 1 768
entstand ein Brand, der die Kapelle zerstörte und Veranlassung zu der Errichtung
des feinen Rokokogiebels nach dem Schlosshof gab. Noch im J. 1 793 gab es aber
einen Turmwächter auf dem Schlossturm, dessen endgiltige Abtragung bis auf die
Höhe des anstossenden Flügels erst bei der Mobilmachung im J. 1 859 erfolgt sein soll.
Ein letzter gründlicher Umbau erfolgte im J. i892; der Westflügel wurde damals ganz
abgebrochen und die westlichen Hälften des Nord- und Südflügels bis auf Sockelhöhe
niedergelegt und neu eingerichtet. Seit 1860 dient das Schloss als Unterofrizierschule.
Umbau Bei den Befestigungswerken der Zitadelle schienen die Umbauten Johann Wil-
helms vom Ende des i7. bis zum Anfang des 18. Jh. ganz wesentlich gewesen zu
sein. Die den Facen entlang auf der Grabensohle liegenden Galerien und Ka-
ponnieren sind — wahrscheinlich der Hochwassergefahr wegen — damals um 2 — 4 m
erhöht worden; da die alten Scharten in den Eskarpenmauern fehlen, so sind
wohl die riesigen Eskarpenmauern damals auch ganz neu in Feldbrandziegeln
ummantelt worden. Gleichzeitig wurden wohl auch die offenen Batteriehöfe hinter
den Facen der Eckbastionen zum Teil vermauert. Auch die Wallkrone ist ganz
geändert und wohl erst damals mit dem beiderseits gedeckten Wallgang versehen
worden; die zum Wallgang emporführenden und die auf dem Wall liegenden Hohl-
räume stammen aus dieser Zeit, an zweien der letzteren finden sich Schlufssteine mit
den Jahreszahlen 1 7 1 3 und 1 7 1 6. Die Arbeiten vom Anfang des 1 9. Jh. beschränkten
sich auf einige kleine Blockhäuser und Magazine auf dem Wall und geringe Um-
bauten auf den beiden Eckbastionen der Feldseite.
Beschreibung £>je Befestigungsanlagen der Zitadelle bestehen aus dem tiefen Graben
mit gemauerter Eskarpe und Kontreeskarpe und dem gleichfalls beiderseits aufge-
mauerten breiten Wall. Den Zugang bildeten zwei Thore, nach Norden das Feld-
thor, nach Süden das Thor zur Stadt.
Beide Aussenthore zeigen jetzt schlichte architektonische Behandlung mit spär-
licher Blausteinverwendung aus dem 1 7 . — 18. Jh., die unter dem Wall herführenden
Poternen — wohl auch aus späterer Zeit — sind geschweift geführt, die beiden
Thoreinfassungen an der Innenseite gehören dagegen noch dem Bau des 16. Jh. an,
sie zeigen in regelmässigem Steinschnitt um die rundbogige Thoröffnung eine Pilaster-
gliederung mit dorischen Deckplatten und hohem fein profiliertem Gesims, das
Ganze von wuchtigen, aber sorgfältig abgewogenen Verhältnissen (Fig. 81). Über
dem südlichen Thor eine grosse Reliefplatte des 16. Jh. aus Blaustein, darauf eine
sitzende weibliche Figur mit Füllhorn.
Im übrigen ist die äussere Gestaltung der Zitadellbefestigung ohne Kunst-
formen, die Mauerfiächen glatt in Ziegeln ausgeführt. An Ost- und Westseite führen
126
Tafel V.
Jülich. Chor der Schlosskapelle.
JÜLICH
127
zwei wohl auch am Ende des i7. Jh. entstandenen Poternen zum Graben hinab, Zitadelle
zwei andere der gleichen Zeit zum Wallgang hinauf. Auf dem Schlufsstein der west-
lichen die Jahreszahl i7i3. Ausserdem liegen in der Südwest- und Nordostecke
breite Fahrrampen zum Wallgang.
Die Wallkrone, die im Laufe der Zeit vielfach verändert und umgebaut wurde,
enthält durchlaufend einen vertieften Gang zwischen zwei Wällen. Die beiden
Bastionen der Angriffsseite haben im i7. — 1 8. Jh. einen reicheren Ausbau der Wall-
krone mit Poternen erhalten; in dem Schlufsstein der einen Poterne der Nordwest-
bastion die Jahreszahl 1 7 1 6.
Von besonderem Interesse ist auch die Ausgestaltung der inneren Poternen
und Gallerien in der Zitadelle; hier ist das System der ursprünglichen Anlage noch
ziemlich genau zu erkennen. Genau in den Diagonalachsen der Bastionen führt in
jeder Ecke des Schlosshofes
eine Poterne mit seitlichen
bombensicheren Munitions-
kammern hinab; in einem
grossen, vortrefflich gemau-
erten Kuppelraum mit run-
dem Lichtschacht im Scheitel
gabelt sich die Poterne. Jeder
Arm mündet an den Hinter-
schneidungen der Bastionen
mit einer Halle, die sich mit
zwei Bogen über einem
grossen viereckigen Pfeiler
aus Quadern öffnet. Diese
Kontrebatterien sind jedoch
nachträglich zum grössten
Teil vermauert worden.
Von diesen Kontrebat-
terien sind auch die in den
Fronten ringsum geführten
Galerien zugänglich. Wie sich durch eine kleine Ausgrabung feststellen Hess, waren die
alten Kammern der Galerien, die gleichfalls mit Tonnen überwölbt waren, wesent-
lich tiefer und hatten den Rückseiten entlang einen Verbindungsgang; jede Kammer
besass wahrscheinlich eine Scharte zum Graben hin. Nachträglich sind die Galerien
jedoch um 2 — 4 m überhöht, die alten Tonnen ausgebrochen und darüber neue ein-
gezogen worden. Gleichzeitig gab man den einzelnen Kammern eine geringere Tiefe
und brach einen neuen Verbindungsgang der Aussenmauer entlang. Mit Aus-
nahme der durch die Belagerungsübung im J. 1860 zerstörten Stelle in der Nordost-
bastion sind die Galerien noch vollkommen erhalten; doch hat man die zum Wall
emporführenden zahlreichen Treppen meist vermauert.
Das Schlossgebäude. Von dem ursprünglichen rechteckigen Bau mit einem Sehioss
grossen Binnenhof (Grundrisse Fig. 82 u. 83, Details Fig. 84 — 85) sind heute aufstehend
nur noch drei Flügel erhalten. Von dem Nord- und Südflügel ist jedoch im auf-
stehenden Mauerwerk auch nur noch je die Osthälfte alt.
Aus der Aussenseite des Ostflügels tritt als der besterhaltene Teil der ganzen Kapelle
Anlage der Chor der Schlosskapelle hervor, die den Ostfiügel durchschneidet
Fig. 81. Jülich, Zitadelle. Innenthor.
127
128
KREIS JÜLICH
Schi os s (Taf. V). Als Materialien sind für die Flächen Ziegel und für die reiche architek-
tonische Gliederung Kohlensandstein verwendet. Die Fassade trägt über dem mit
rechteckigen Kellerfenstern versehenen Rustikasockel zwei Stockwerkgliederungen
und darüber seitlich Ballustraden als Abschluss; die dieser Gliederung sich einfügende
halbrunde Apsis schliesst mit einem geschieferten Kuppeldach, das an eine hohe
Attika mit Flachgiebel angelehnt ist. Das Erdgeschoss ist mit dorischen Pfeilervorlagen
versehen, die abwechselnd bossierte und glatte Quader aufweisen. Zwischen den
Pfeilern befinden sich am Chorrund Nischen, an Stelle der mittleren jetzt ein Fenster;
Fig. 82. Jülich, Schloss. Grundriss des Kellergeschosses.
an der Ostwand Platten mit erhöhtem Rahmen; zwischen den Pfeilern der Süd-
und Nordwand Fenster unter Giebeln, heute segmentbogig, ursprünglich rundbogig
geschlossen.
Das kräftige Hauptgesims zeigt eine sehr sorgfältig und exakt behandelte
Gliederung mit Metopen und Triglyphen, in den Metopen wechseln runde Schilder
und Stierschädel ab.
Das Obergeschoss hat glatte, mit Rahmen versehene ionische Pfeilervorlagen
auf hohen Sockeln; die Brüstungen dazwischen sind herausgebrochen und durch
Fenster ersetzt worden, die ursprünglichen Fenster darüber sind verändert. Die
128
JÜLICH
129
glatten Wandfiächen seitlich der Apsis haben Nischen; die Süd- und Nordseite sind Schloss
in der gleichen Weise wie die Apsis umgestaltet worden. Den Abschluss des zweiten
Geschosses bildet ein dünnes Gesims mit Konsolen und Zahnschnitt. Die Attika
über der Apsis ist von je einem Paar korinthischer Halbsäulen flankiert.
Die langen Fronten der Ostseite zu beiden Seiten der Kapelle zeigen jetzt die
Fensterreihen der drei Geschosse, die an Stelle der beiden früheren Geschosse ge-
treten sind ; die mittlere Fensterreihe durchbricht das reiche Gesims, das sich wie
Fig. 83. Jülich, Schloss. Grundriss des Erdgeschosses.
an der Kapelle um den ganzen Bau hinzog; das Dachgesims ist verloren gegangen.
Die Flächenbehandlung war ziemlich einfach, ein glatter Ziegelsockel mit Haustein-
abdeckung, die Geschosse gleichfalls in Ziegel, durchzogen von glatten Haustein-
streifen, die die Höhen der alten Kreuzsprossenfenster angeben. Von den Fenstern
selbst sind Reste nicht mehr erhalten.
Der Südflügel zeigt an der Aussenseite in der alten Osthälfte die gleiche. Südflügel
einfache Gliederung; auch hier die Reste des alten Gesimses, das von den zweiteiligen
Fenstern des 1 8. Jh. durchbrochen wird.
9
!29
i3o
KREIS JÜLICH
S c h 1 o s s
Nordflügel
Eine reichere Ausbildung hat der Nordflügel erfahren; hier geht der reich
bossierte Hausteinsockel auch dem Turm an der Nordostecke entlang. Der Turm ist
im übrigen auch glatt in Ziegelmauerwerk mit durchlaufenden Hausteinbändern aus-
geführt; auch er hat im 18. Jh. andere Fensteröffnungen erhalten. An die Ecke
des Turmes schloss, wie sich aus den Ansätzen ergiebt, eine wohl von einem reichen
Thor durchbrochene Abschlussmauer an, die sich in der Flucht des jetzigen Wagen-
Fig. 84. Jülich, Schloss. Thor im Nordflügel, Aufriss.
Tin m2<»f~fly*Jiinjt.
Fig. 85. Jülich, Schloss. Thor im Nordflügel, Schnitt.
hauses fortgesetzt hat: an dem Wagenhaus sind die durchlaufenden Bossenstreifen
genau in Übereinstimmung mit dem Hauptbau erhalten (s. u. S. i35).
Der an den Eckturm anschliessende Teil des Nordflügels zeigt im Erd-
geschoss um die Thorfahrt in drei Achsen eine ähnlich reiche Ausbildung wie
die Apsis der Kapelle (Fig. 84 u. 85). Auch hier ist der bossierte Sockel durch-
geführt; der Thorbogen sitzt in einer Vorlage mit reich ornamentiertem Schlufs-
stein und seitlichen Halbsäulen dorischer Ordnung; darüber das reiche Gesims
i3o
JÜLICH
i3i
mit Triglyphen und Metopen, wie an der ganzen Aussenseite des Schlosses. Über dem Schioss
Thor verkröpft sich das Gesims zu einem Flachgiebel. Die zwei Fenster seitlich
des Thores haben Fensterbänke, die auf Konsolen vorkragen, und Pilaster dorischer
Ordnung mit einem in das grosse Gesims einschneidenden Flachgiebel. Der ganze
Risalit zeigt durchlaufende Bänder von Bossenquadern, die auch die Halbsäulen und
Pilaster durchziehen. Auch der Thorweg ist in seiner reichen Ausbildung besonders
interessant ; die Laibung des äusseren Thorbogens in wechselnden bossierten und
glatten Hausteinschichten mit ovalen Medaiilonrahmen. Die Langwände in Hau-
stein und die steigende Tonne in sorgfältigstem Ziegelmauerwerk, dem Tonnen-
ansatz entlang ein feines flaches Hausteingesims, das von zwei Konsolen unter-
brochen wird, darauf zwei Gurtbögen in Haustein (Fig. 85).
Der Aufbau des Nordflügels, der noch die alte Geschossteilung bewahrt hat,
ist ganz schlicht mit grossen rechteckigen Fenstern; das dritte niedrigere Geschoss
dieses Flügels ist wohl erst
später aufgesetzt worden.
Die im J. 1 892 neu
errichteten Teile des Süd-
und Nordflügels sind ohne
grösseres Interesse; an den
meisten Stellen ist der alte
Bau noch bis zur Sockelhöhe
erhalten, der Sockel ist hier
teils glatt, teils mit Bossen-
quaderung versehen. In dem
Südflügel ist der in der Rich-
tung der Stadtpoterne lie-
gende Thorweg noch älteren
Ursprungs ; über dem schlich-
ten Thorbogen das kurpfäl-
zische Wappen in Sandstein
mit der Jahreszahl 1 738,
rechts darüber eine Sonnen-
uhr des 18. Jh. Zu beiden
Seiten des Thores stehen zwei hohe Sockel mit aufliegenden Säulenbasen aus Blau-
stein; die drei freiliegenden Seiten tragen reiche Trophäen in Relief, das Ganze
leider stark verwittert und überstrichen.
Ein gleicher Sockel, aber bedeutend besser erhalten, steht an der Rampe
der Südwestecke; er zeichnet sich durch die überaus sorgfältige Behandlung des
Reliefs aus (Fig. 86).
Die Fassaden nach dem Binnenhof hin bieten heute ein ziemlich Binnenhof
unklares Bild. Der Grundriss des Kellergeschosses , das sich noch in den Hof
hinein erstreckt, beweist, dass der Hof ursprünglich nach italienischem Vorbild eine
offene Säulenhalle an allen vier Seiten besass, von der auch noch einzelne Ansätze
am Mauerwerk zu finden sind (angedeutet in dem Grundriss, Fig. 83). Süd- und Ost-
flügel zeigen, ebenso wie die Aussenseiten, in drei Geschossen die einfachen zweiteiligen
Fenster des 18. Jh. ; unter den Fenstern des zweiten Geschosses ist in der ganzen
Ausdehnung mit einzelnen Unterbrechungen noch ein feines Gurtgesims erhalten,
auf dem die Kreuzgewölbe des Umganges ansetzten; die einzelnen Felder waren
9*
1 3 1
Fig. SS. Jülich, Schioss. Säulenbasis.
I 3 2
KREIS JÜLICH
Schlots
Kapellen-
fassade
durch Gurtbögen von einander getrennt; von den zierlichen Konsolen, auf denen die
Gurte ebenso wie in dem Thorweg des Nordfiügels ansetzten, sind an der Südseite
noch vier, an der Ostseite noch drei erhalten. Bei dem Nordflügel dienten die Rahmen-
pilaster, die die Thoröffnung flankieren (Fig. 85). als Auflager der Gurte. Hieraus er-
giebt sich mit Sicherheit,
dass die Loggia sich nach
jeder Seite mit neun Bogen
zum Hof hin öffnete; An-
sätze von Wölbungen der
oberen Loggia sind nicht er-
halten. Die einfachen Thür-
einrahmungen im Hof sind,
vielleicht mit Benutzung äl-
terer Materialien, wohl erst
im i7. — 18. Jh. entstanden.
Die Kapellenfas-
sade, die im J. 1 768 dem
Ostflügel eingefügt wurde,
schliesst sich mit grossem
Geschick den damals wohl
schon geänderten Geschoss-
höhen an (Fig. 87); sie hat
eine dreiteilige Pilastergliede-
rung mit dorischen Kapitalen
in der Höhe des Hauptge-
simses, der Sockel folgt dem
Kämpfergesims der alten
Loggia. Im Mittelfeld ein
bossiertes Portal mit ge-
schweiftem Giebelabschluss
und Wappen mit den Mono-
grammen Karl Theodors und
seiner Gemahlin; im Ober-
bau ein grosses rundbogiges
Fenster. Über dem Haupt-
gesims sitzt der zweiteilige
von Voluten eingefasste Gie-
bel von sehr feiner eleganter
Zeichnung; in dessen oberen
Teil die Uhr, in dem unteren
eine grosse Inschrifttafel mit
dem Chronogramm : Deo
aeVLterno et CaeLItIbVs
saCrVM ( 1 768). fronte noVa CaroLI thfoDorI spLenDeo IVssV, eX bVstIs
phoenIX Vt reDIVIVVs abIt (i 768).
Auf dem Dachanschluss hinter dem Giebel erhebt sich der gleichfalls sehr .
sorgfältig durchgebildete achtseitige Dachreiter mit reicher geschweifter Haube. Darin
die beiden kleinen Glocken vom J. i 786 mit den Inschriften : clementissimo iussu
Fig. 87. Jülich, Sdiloss. Fassade der Kapelle.
1 32
JÜLICH
1 33
SERENISSIMI DOMINI CAROLI THEODOR1, ELECTORIS BAVARICO - PALATINI, ANNO I 786 Schloss
FECIT WILLIBRORDUS STOCKI VON GÜLICH.
Von dem Inneren des ganzen Schlossgebäudes beansprucht der Grundriss inneres
des Kellergeschosses (Fig. 82) am meisten Interesse, weil er allein am wenigsten ver-
ändert wurde und in erster Linie eine Rekonstruktion des ganzen Prachtbaues
ermöglicht. Der Keller zeigt eine ganz regelmässige Anlage, innen ringsum laufend
unter den Loggien im Oberbau ein grosser Korridor, von dem aus die einzelnen Keller-
räume zugänglich waren. Die Einzelräume sind sämtlich mit schweren Tonnen ein-
gewölbt, wohl mit Rücksicht auf die grössere Festigkeit bei Belagerungen. Am Ende
eines jeden Flügels war eine Treppe angebracht, die Ecktürme haben je einen Mittel-
pfeiler mit Tonnengewölben. Von besonderem Interesse ist hier der Raum unter
dem allein im Oberbau zur Ausführung: gekommenen Turm der Nordecke; er hat
einen schweren Mittelpfeiler aus Haustein mit feinem Gesims, ein entsprechendes Ge-
sims zieht sich den Wänden entlang, wo es jedoch nachträglich von der Schrägen
der Kellerfenster duichbrochen worden ist; jede Flucht ist mit einer Tonne über-
spannt, sodass nur in der Diagonale des ganzen Raumes Grate entstehen. An der
Westwand finden sich noch die Konsolen eines grossen Rauchfanges. Später hat
der Raum, der jetzt als Keller des Offizierkasinos dient, Verstärkungen um den
Mittelpfeiler erhalten.
Der Keller unter der Kapelle zeichnet sich gleichfalls durch seine
eigenartige Konstruktion aus ; die Westhälfte hat zwei Längsmauern, die vielleicht
als Substruktion einer Emporenanlage der Kapelle dienten. Dazwischen liegen eine
grosse mittlere und zwei seitliche kleinere Tonnen, gegen dieses Tonnensystem ist in
der Osthälfte eine grosse Halbtonne gegengemauert.
Das Innere des Erdgeschosses (Fig. 83) ist im Lauf der Zeit so radikal
umgeändert worden, dass mit Ausnahme der Kapelle kaum noch eine Spur des ur-
sprünglichen Zustandes sich feststellen lässt. Die Kapelle, die z. Zt. noch durch
einen Holzeinbau in drei Geschosse für Kammerzwecke aufgeteilt ist, hat noch die
architektonische Gliederung der Choranlage bewahrt, die sich im Aufbau streng der
äusseren Gliederung anschliesst. In der Höhe des äusseren Gesimses ist gleichfalls
ein feines Triglyphengesims durchgeführt, darüber sitzt eine Gliederung, deren Ab-
schiussgesims zum Teil von Konsolen, zum Teil von Halbsäulen getragen wird; die
die Apsis flankierenden Halbsäulen sind vielleicht aus Vollsäulen nachträglich
vermauert. Das Schiff hat seit dem Umbau von 1 7 68 eine schlichte Spiegeldecke
mit grosser Volute; an der Westseite sind die Holzemporen vom J. 1 768 noch
erhalten.
Deutlich erkennbar sind in beiden Grundrissen noch die alten Trepp en-
anlagen im Ostflügel und im Südflügel; entsprechend den im Keller noch in allen
vier Flügeln erhaltenen Unterbauten waren sie ganz geschlossen und in beiden
Läufen durch eine schwere Mauer geschieden. Es ist die Treppenanlage, die sich
auch noch in den italienischen Barockbauten so lange Zeit erhalten hat.
GEBÄUDE IM AEUSSEREN SCHLOSSHOF. Bei dem Ausgang
aus der Poterne des Stadtthores liegt gleich rechts das Wachtgebäude, ein Wachtgebäude
schlichter überkälkter Ziegelbau vom J. 1 69 7 mit zwei Geschossen und geschweiften
und abgetreppten Giebeln über den Schmalseiten; mit der einen Langseite an
den Wall angelehnt. Die Langseite hat sieben, die Schmalseiten je drei Achsen,
die Stichbogenfenster sind ganz einfach. An der Langseite die Jahreszahl 1 697 in
Eisenankern.
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KREIS JÜLICH
An der Westseite liegt neben der Rampe der Südwestecke ein grösseres Zeug-
haus, ein interessanter Ziegelbau vom Anfang des i7. Jh. (Fig. 88). Die eine
Schmalseite ist an den Wall angelehnt, die Langseiten schmucklos mit zwei Reihen
kleiner Fenster. Die freiliegende Schmalseite von drei Achsen mit rundbogigem
Thor und zwei Kreuzsprossenfenstern im Erdgeschoss, das zweite Geschoss mit drei
Fenstern, in dem durch ein Hausteingesims abgetrennten, nachträglich aber verän-
derten Giebel ein weiteres entsprechendes Fenster. Uber dem Erdgeschoss die
Reste einer Jahreszahl in Eisenankern. Die Detaillierung der Hausteingliederung ist
sehr einfach, aber sehr gut und streng durchgeführt. Das Innere hat im Erdgeschoss
Fig. 88. Jülich, Sehloss. Zeughaus.
und im Obergeschoss je einen grossen Saal mit schwerer Holzkonstruktion, im Erd-
geschoss zwei, im Obergeschoss eine durchlaufende Stützenreihe.
Neben dem Gebäude in der Gartenmauer ein Haustein mit Rokokokartusche,
darin das Monogramm Karl Theodors.
Weiterhin freiliegend die Wohnung des Kasernenwärters, ein kleiner
stark veränderter zweigeschossiger Ziegelbau des 1 7. Jh., nur an einer Schmalseite
noch ein hübscher Renaissancegiebel mit Hausteinabdeckungen.
In der Nordwestecke liegt, gleichfalls an den Westwall angelehnt, ein schwerer
unregelmässiger Backsteinbau, der noch der Mitte des 1 6. Jh. angehört, jetzt
Pferdestall des Kommandanten. Er hat etwa 1,5 m starke Mauern; das Innere mit
einem grossen Tonnengewölbe überspannt. Das Gebäude war ursprünglich wohl
höher, jetzt hat es ein einfaches Satteldach.
i34
JÜLICH
1 35
In der Westhälfte der Nordfront, wiederum mit der Langseite an den Wall Schioss
angebaut, das jetzige Schulgebäude, ein langgestreckter schmaler Ziegelbau von Schulhaus
zwei Geschossen, ursprünglich wohl als Zeughaus oder Kaserne dienend. Der Bau
gehört auch noch der Mitte des 16. Jh. an; die Schmalseiten haben noch die ur-
sprünglichen Treppengiebel mit Hausteinabdeckungen. An der Ostseite zwei ver-
mauerte Rundbogenthore des i7.— 18. Jh., an der Westseite ein nachträglich angefügtes
kleines Treppenhaus der gleichen Zeit. Die Langseite zeigt in jedem Geschoss
22 schmale hohe Fenster des i9. Jh., die an Stelle der alten schmalen Renaissance-
fenster mit Quersprosse getreten sind. - ■ Das Innere ist im i9. Jh. vollkommen
umgebaut worden.
Die Rampe der Nordostecke ist beiderseits von Gebäuden eingefasst; das an Magazin
den Nordwall angelehnte Magazingebäude des 18. — 1 9. Jh. ist ein schmuckloser
zweigeschossiger Ziegelbau. An der anderen Seite der Rampe das Wagen haus, Wagenhaus
dessen Schmalseite noch den gleichen 2 m hohen Sockel in Bossenquadern zeigt
wie das Schioss; die Verbindung zwischen dem Wagenhaus und der Ecke des Schloss-
baues, die wahrscheinlich ein grosses Thor aufnahm, ist fortgebrochen. Uber dem
Sockel noch drei Bänder von Bossenquadern im Ziegelmauerwerk wie am Schlossbau.
In diese Wand sind im 18. Jh. die beiden rundbogigen Thore eingebrochen worden;
gleichzeitig wurde der Giebel in der jetzigen Form mit zwei Stichbogenfenstern
im Obergeschoss erbaut. Die Langseite des Wagenhauses, ganz schlicht in Ziegel-
mauerwerk, erstreckt sich auch über den Eingang zur grossen Poterne der Nord-
ostbastion.
Auf dem Wall der Zitadelle hatte im J. 1 8 7 7 ein in der Kirche gefundener Grabstein
Grabstein des Gouverneurs von Haxthausen (f um 1 735 ) Aufstellung gefunden; er
ist inzwischen ganz verwittert. Der Stein trug die Inschrift: joh. raab v. Haxt-
hausen VON DIENHAUSEN, J. K. JIAYT. UND S. R. R. GEN. FELDMARECHAL LEUT.,
J. CHURF. DURCH. ZU PFALTZ GENERAL LIEUT. DER INFANT. UND ARTILL., GOUVER-
NEUR DER HAUPT VESTUNG UND ÜBRIG ORTHERN, DER OBER-RHEIN. REICHS-RITTER-
SCHAFT RITTERATH.
Selbst in seinen Resten ist das Jülicher Schioss das bedeutendste und vor- Würdigung
nehmste Bauwerk italienischer Hochrenaissance auf rheinischem Boden ; Jülich ist
wahrscheinlich der Ausgangspunkt für die italienisierende Richtung geworden, die in
der 2. H. des 16. Jh. die Profanbauten des Niederrheins annehmen. Jülich selbst
ist noch vollkommen unberührt von fremden Einflüssen, ein rein italienisches Werk,
sowohl in der ganzen Anlage des Schlosses inmitten der Zitadelle, wie auch in allen
Einzelformen. Im Einzelnen ist die Frage des Jülicher Festungs- und Schlossbaues,
die eines der wichtigsten Themata der rheinischen Kunstgeschichte bildet, noch gar
nicht geklärt. Fortifikationsgeschichte und Kunstgeschichte lassen sich hier nicht
voneinander trennen. Im Mittelpunkt des Interesses steht der Meister Alessandro
Pasquaiini, angeblich ein Bolognese. Schon die Frage seiner Herkunft und damit
eine der wichtigsten Handhaben zur Feststellung der italienischen Herkunft des
Schlossbaues ist ungelöst. Auch die Kenntnis der Geschichte dieses vielseitigen
Künstlers ist sehr lückenhaft. Vielleicht war er schon im J. 1 538 am Rhein; im
J. 1 549 nimmt er als Hofbaumeister seinen Wohnsitz in Jülich, 1 5 5 2 erscheint er mit
dem , Baumeister von Bedburg' als Gutachter in Köln, und grade der Schlosshof von
Bedburg ist der italienische Renaissancebau am Rhein, der dem Jülicher Schioss in
den Details am nächsten steht. Seit etwa 1 567 wird Alessandro Pasqualini nicht
mehr genannt, soweit sich bis jetzt übersehen lässt; dafür tritt ein Johann Pasquaiini
i35
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KREIS JÜLICH
Schiosa ein, der im J. i6o4 in Köln und später in Mülheim als Festungsbaumeister thätig
ist. Vielleicht ein Italiener war auch der Johann Edlerius, der im J. 1 5 54 für den
Herzog von Jülich die Burg Sparenberg erbaute. Vielleicht sind sie die Meister
derjenigen Bauten aus der 2. H. des 16. Jh., denen die Mischung mit niederländischen
Einflüssen eigen ist; dahin gehört namentlich das vor 1 567 begonnene Schloss Rheydt
(Kunstdenkm. der Städte und Kreise Gladbach und Krefeld, S. 88). Hier sind
wohl auch Zusammenhänge mit den Renaissancebauten der Stadt Köln zu suchen.
Den Ausgangspunkt dieser weittragenden Frage wird immer die Person Ales-
sandro Pasqualinis sein müssen. Für die Jülicher Bauten wird das archivalische
Material in dem Jülich-Bergischen Landesarchiv in Düsseldorf vereinigt sein. Ebenso
wichtig für den Festungsbau sind die bei den verschiedenen Militärbehörden ver-
streuten Archivalien, namentlich die Pläne; nachdem die Festung Jülich seit dem
]. 1860 aufgehoben und geschleift ist, erscheint die Sammlung dieser Quellen in dem
Königlichen Staatsarchiv als eine dringende Forderung der Wissenschaft.
Rathaus DAS RATHAUS UND DAS SOGEN. ARCHIVGEBÄUDE. Kühl I,
" VebVudeV~ 59, 202, 245; II, S. 21, 33; III, S. 1 5 2, 262; IV, S. 327. — Lübke, Gesch. der
Renaissance in Deutschland, 2. Aufl., II, S. 449. — Zeitschrift für bildende Kunst
X, S. 86.
H an dschr if 1 1. Qu. Im Stadtarchiv: Die ziemlich reichen Bestände des
Archives sind noch ungeordnet. Es finden sich 69 Urkunden von 1 459 — i76o und
bedeutende Aktenbestände. Neben den Urkunden sind zu erwähnen: Gasthausrech-
nungen von i53o, Stadtrechnungen von 1 546, Ratsprotokolle von 1 647, Buch der
Nicolai-Bruderschaft von i55o an. — Lagerbuch der Stadt Jülich von 1 7 63. — Im
Einzelnen vgl. Tille, Übersicht II, S. 21.
Geschichte In dem grossen Stadtbrand vom J. 1 547 war auch das alte Rathaus, das wahr-
scheinlich auf dem jetzigen Markt lag, ausgebrannt; man begann alsbald die Wieder-
herstellung des im Mauerwerk noch erhaltenen Gebäudes. Als Pasqualini jedoch
den Plan zur Anlage des jetzigen regelmässigen Marktplatzes schuf, musste der alte
Bau fallen. Man bezog ein Miethaus und erst im J. 1 5 6 7 schritt man zum Neubau
eines Rathauses nach dem Plan Pasqualinis, das hinter der jetzigen Jesuitenkirche
am Markt lag und auch einen Turm erhielt. Nach langen Verhandlungen setzten die
Jesuiten es im J. 1660 bei dem Kurfürsten durch, dass die Stadt durch landesherr-
lichen Erlass gezwungen wurde, ihnen das Rathaus zu überlassen ; sie erhielten noch
ein Stück des Marktes und errichteten nun die noch bestehende Kirche vor dem
alten Gebäude an bevorzugter Stelle der Stadt. Das alte Rathaus blieb noch bis
zum J. i77o erhalten; dann wurde es wegen Baufälligkeit niedergelegt. Die Jesuiten
hatten für die Stadt das am Markt gelegene Gasthaus zum Löwen erworben, ein
nach dem grossen Stadtbrand um die Mitte des 16. Jh. entstandenes Haus. In den
J. 1 7 8 1 — 1 7<S3 wurde dies Rathaus an den Aussenseiten in der jetzigen Form umgebaut
(nicht ganz neugebaut, wie Kühl III, S. 262 irrtümlich annimmt). Um diese Zeit
erhielt auch der zwischen Rathaus und Kapuzinerkirche gelegene Flügel, das sogen.
Archivgebäude, wahrscheinlich die Gestaltung, die er bis zu seinem Abbruch,
im J. 1880, besessen hat; es sind höchst wahrscheinlich die Architekturteile des alten
hinter der Jesuitenkirche gelegenen Rathauses von 1 56 7, die nach dem Abbruch des-
selben im J. i7 7o hier Verwendung fanden.
Beschreibung Das Rathaus von i78i/83, ist ein stattlicher zweigeschossiger Putzbau, von
Rathaus sechs Achsen an der Langseite und drei Achsen an der Schmalseite; beide Geschosse
haben eine durchgehende Gliederung durch schmale Pilaster und dünne Gesimse
i36
JÜLICH
1 37
(Fig. 89). An der Hauptfront liegt in den beiden Mittelachsen das grosse Stich- Rathaus
bogenportal mit gequaderter Einfassung und schöner Rokokothür ; auf dem Pilaster gebäude
darüber das Wappen der Stadt Jülich. Oben ein Flachgiebel mit der Uhr; hohes
Mansarddach mit kleinem offenen Glockentürmchen.
Die Rückfront in Ziegelmauerwerk zeigt in beiden Geschossen noch die alte
Gliederung des 16. Jh. mit Stichbogenblenden und Klötzchenfriesen; Thür- und
Fensteröffnungen sind im 18. Jh. verändert worden.
Im Inneren noch der einfache Ausbau vom Ende des 1 8. Jh., unten ein
grosser Flur mit Freitreppe, oben ein Saal mit kleiner Rokokoempore für die Musik.
In dem Sitzungssaal hängen noch einige Porträts von Kurfürsten u. s. w. aus
dem i7. und 18. Jh.
Die Brandglocke von i6l3 auf dem Rathaus trägt die Inschrift: kerstgen
VON ONCKEL GAUSZ MICH ANNO I 6 I 3.
Fig. 89. Jülich, Rathaus.
Die Fassade des Archivgebäudes zeigte Backsteinfiächen mit einer reichen, Archivgebäude
aber stark verwitterten Gliederung aus rotem Rursandstein (Taf. VI). Das ganz
geschlossene Untergeschoss, dreiteilig, mit grosser glatter Backsteinfläche in der
Mitte; die schmalen Seitenfelder mit schlanken korinthischen Säulen, die zwei
Kämpferaufsätze übereinander trugen; zwischen den Säulen Nischen in Hausteinumrah-
mung, darin auf Konsolen zwei ganz verstümmelte Figuren. Das Hauptgesims mit
seinem hohen glatten Fries trug in den Achsen runde Medaillons mit römischen
Kaiserporträts.
Das Obergeschoss hatte eine fünfteilige Gliederung durch Halbsäulen korinthischer
Ordnung mit ionischen Kämpferaufsätzen; das Hauptgesims wieder mit Medaillon-
Bildnissen, dazwischen aber reiche Relieffriese mit Figurendarstellungen. In dem
Mittelfeld des Obergeschosses sass ein grosses von Säulen flankiertes Fenster mit
einem von Konsolen getragenen Flachgiebel; die vier seitlichen Felder hatten Nischen
i37
1 38
KREIS JÜLICH
Rathaus mit Halbfiguren, wie im Erdgeschoss, darüber je ein kleines viereckiges Fenster. Über
i d A rchiv— • • • •• .
gebäude dem Gesims sassen noch die Stümpfe von vier Säulen, die einem dritten, vielleicht
offenen Obergeschoss angehörten.
Die ganze Fassade war sehr stark verwittert, die Figuren in den Nischen ganz
verstümmelt und die Darstellungen auf dem Fries kaum noch zu erkennen. Die
ganze Gliederung, die doppelten Kämpferaufsätze auf den unteren Halbsäulen, die
Regellosigkeit der einzelnen Kapitälordnungen, die merkwürdig grosse Ziegelfläche
des Erdgeschosses, nicht zum wenigsten auch das Zusammendrängen so vieler reicher
Schmuckstücke auf einen engen Raum berechtigten zu dem Schluss, dass es sich um
einen Aufbau aus Fragmenten eines älteren Bauwerkes handelt. Unter den vor-
liegenden Umständen würde hier jedoch kein anderer Bau in Frage kommen können
als das im J. i77o abgebrochene alte Rathaus Pasqualinis, Die Schmuckteile der
Fassade des Jülicher Archivgebäudes stehen stilistisch wohl dem Rhevdter Schloss
am nächsten, für das dasselbe Baujahr — 1 56 7 — wie für das alte Jülicher Rathaus
bezeugt ist. Wenn auch der Zustand der Fassade des Archivgebäudes in der That
sehr schlecht war und wenn es sich auch um eine nachträgliche Zusammenstellung
älterer Bauteile handelte, so war der Denkmalwert dieses Bauwerkes doch nicht
gering anzuschlagen; es war eines der wertvollsten Zeugnisse für die von Jülich
ausgehende Verbreitung der Renaissance am Niederrhein. Um so bedauerlicher und
gradezu unverantwortlich war die Vernichtung des Denkmales auf Grund eines von
ziemlich inkompetenter Seite abgegebenen Gutachtens, ohne dass man es der Mühe
wert fand, vorher den Bestand in genauen Aufnahmen festzulegen. Die ganze
Kenntnis der Fassade beruht heute auf einer ebenso seltenen wie mittelmässigen
photographischen Aufnahme, die dem hier beigegebenen Lichtdruck (Taf. VI) als
Unterlage gedient hat.
schützen- SCHIESSHAUS DER S. ANTONIUS- UND SE BASTI ANUS -
haus SCHÜTZENBRUDERSCHAFT. Kühl II, S. 3io; IV, S. i34.
Handschrift!. Qu. Im Besitz der Bruderschaft: Stiftung des Heinrich
von Hompesch vom J. i486. — Erwerbstitel von 1 533 an. — Bruderschaftsbuch von
i6o4. — Vgl. Tille, Übersicht II, S. 23.
Wenn auch keine urkundlichen Beläge über das J. i486 zurück vorliegen, so
ist die Bruderschaft wahrscheinlich schon viel älter, da die Gesellschaft noch heute
einen Teil des Grabens der 1 549 schon aufgegebenen Stadtbefestigung inne hat, den
sie im J. 1 592 gegen einen anderen in der Nähe gelegenen Teil des alten Grabens
vertauschte. Das jetzt noch zum Schiessen mit der Armbrust benutzte Schiesshaus
entstand im J. 1 764.
Das quer durch den alten Graben gebaute Haus ist ein einfacher kleiner
zweigeschossiger Bau, im Erdgeschoss ein Saal mit drei Rundbogenfenstern, die nur
mit Schlagläden geschlossen sind und aus denen heraus geschossen wird. Darin an
der Decke aufgehängt die z. T. alten Armbruste der Mitglieder, zwei Barockfiguren
der hh. Antonius und Sebastianus, die alte Werkzeugbank zum Drehen der Sehnen
u. s. w. Im Obergeschoss ein entsprechender Saal für die Sitzungen, darin eine alte
Schiessordnung des 1 7. Jh. In den Fenstern geschliffene Inschriftscheiben:
1. I/64. DER HOCHWOHLEHRWÜRDIGER HERR JOANNES QUIRINUS KRINGS,
CANONICUS SENIOR DER COLLEGIAT- UND STIFFTSKIRCHE ZU GULICH, HAEC VITRA D. D.
2. PHILIPP WILHELM , VON GOTTES GNADEN PFALTZGRAFF BEV RHEIN UND
BAEVEREN, ZU GÜLICH, CLEVE UND BERG HERTZOG, GRAF ZU VELDENTZ, SPONNHEIM,
IN DER MARCK, RAVENSBERG UND MOERS, HERR ZU RAVENSTEIN, IÖÖO.
138
Tafel VI.
Jülich. Das niedergelegte sog. Archivgebäude.
JÜLICH
1 39
3. UND ANNA ELISABETHA MAGDALENA, GREFFIN BEY RHEIN, IN BAEYEREN, ZU Schü
GÜL1CH, CLEVE UND BERG HERTZOGIN, GEBOHRNE LANDGRAEFIN ZU HESSEN, 1660.
4. DER HOCHWOHLGEBOHRNER HERR JOANNES WILHELM US WIEGELS, BEYDER
RECHTEN LICENTIAT, IHRER CHURFÜRSTL. DURCHLEUCHT ZU PFALTZ KELLNER ZU
GÜLICH UND SCHEFFEN DES HAUBT- UND CRIMINALEN GERICHTS DASELBST, SODANN
ANNA PHILIPPINA CATHARINA GÜLICH, E FIELEUTE, HAEC VITRA D. D. I/Ö4.
5. DER HOCHEDLER JOANNES MATTFIIAS MELCHERS, RATHSVERWANDTER DER
HAUBTSTADT GÜLICH, HAEC VITRA D. D. 1 764.
6. DER WOHLEDLER HERR CASPARUS ZANTIS HAEC VITRA D. D. 1 7'>4-
7. PRAENOBILIS DOMINUS JOANNES WILHELMUS SCHMITZ, IURIS UTRIUSQUE
LICENTIATUS, SATRAPIAF JULIACENSIS VICESATRAPA NECNON ALTI ET CRIMINALIS
IUDICTI IULIACENSIS SCABINUS , CUM CONIUGE MARIA ELISABETHA HARTWIG HAEC
VITRA D. D. 17O4.
8. PRAENOBILIS DO-
MINUS JOANNES MICHAEL
KESSELER, IURIS UTRIUSOUE
LICENTIATUS , SERENISSIMI
PRINCIPIS ELECTORIS PALA-
TINI CONSILIARIUS AULICUS
NECNON ALTI ET CRIMINALIS
IUDICII IULIACENSIS SCABI-
NUS, CUM CONJUGE PETRO-
NELLA BIRKESDORFF HAEC
VITRA D. D. I7Ö4.
Uber der Thür in der
Gartenmauer die Jahreszahl
i 764 mit Armbrust und
Pfeilen.
Aufbewahrt bei dem
zeitigen Vorsitzenden der
Bruderschaft:
Kleine geschnitzte Fig. 90. Jülich. Lade der Schützenbruderschaft.
Lade aus Holz, 53 cm lang;
der Deckel fein profiliert mit Eisengriff, die Schmalseiten mit Engelsköpfchen in
Knorpelornament, die Vorderseite mit reichem Schlüsselblech und zwei Relieffüllungen,
darin S. Sebastianus und Schütze. Vorzügliche Arbeit des i7. Jh., nach Ausweis
des Schützenbuchs im J. 1 645 geschenkt (Fig. 9o).
An der modernen Königskette zwei emaillierte Wappen von Jülich-Cleve-
Berg mit den Jahreszahlen 1 5 1 3 und 1 5 3 3 , ein grösseres des Vogtes zu Jülich Tilman
v. Velrad gen. Meuter von 1 5 2 1 mit trefflicher Silberstatuette des h. Sebastianus,
ferner eine silberne Armbrust mit dem Chronogramm: prIMas et teLo franCIs
Dorst obtInet arCV ( 1 758). Ipse faCIt qVf.M sIC arte Labore Dato (1 758).
Silberner Pfeil, sog. Prozessionspfeil, vom ]. i765, 4i cm lang, mit Wappen
und Inschrift: du jarris, baron de laroche, Generalmajor.
Säbel des 18. ]h., mit Silbergefäss, darauf die Namen der Offiziere der Jülicher
Garnison. Beschau : Löwe nach rechts gewandt ; Meisterstempel v. a.
EVANGELISCHES PFARRHAUS neben der evangelischen Pfarrkirche, E van gel.
P i ä 1* 1* Ii <i Li
einfacher zweigeschossiger Bau von fünf Achsen mit guter Rokokothür im Erdge-
schoss. Im Inneren noch die gute Ausstattung aus der Mitte des 18. Jh. mit
1 39
i4o
KREIS JÜLICH
Evangei. Eichenholzthüren und grosser Treppe. Im Erdgeschoss und im Obergeschoss ver-
P f 3. r r h el u s
schiedene alte Kamine, zum Teil wie der Rokokokamin im Rurthor, auch hier mit
den Porträts des Kurfürsten Karl Theodor und seiner Gemahlin. In einem Raum
weiterhin ein grosses Deckengemälde in Öl, der Raub der Europa.
Privathäuser SETTERICHER HAUS in der Bongartstrasse (Kühl III, S. 296). Das
Haus wurde in der 2. H. des 16. Jh. von dem Jülicher Marschall von Reuschenberg
zu Setterich erbaut; in dem Jülichschen Erbfolgekrieg hatten es die Karthäuser von
Vogelsang als Zufluchtsstätte gemietet. In der Folgezeit wechselte das Haus ver-
schiedentlich die Besitzer, jetzt gehört es Herrn Karl Sartorius.
Fig. 91. Jülich. Das Settericher Haus.
Das Haus zeigt nach der Bongartstrasse über den beiden Geschossen einen
hübschen geschweiften Renaissancegiebel mit Voluten; an der Langseite oben ein
einfacher Klötzchenfries. Die Fenster sind sämtlich im 18. — 1 9. Jh. verändert worden.
Von weit grösserem Interesse ist das neben dem Haus befindliche Renais-
sancethor in Sandstein, aus der Mitte des 16. Jh. Der Bogen mit seinen feinen
Gesimsen und dem konsolartigen Schlufsstein, sowie die Pflaster sind bossiert; über
dem Ganzen das feine Hauptgesims, auf dessen glattem Fries einzelne mit Guir-
landen geschmückte Stier Schädel verteilt sind. Das Thor steht zweifellos im engsten
Zusammenhang mit den Bauten des älteren Pasqualini und zeigt vollkommen dessen
i4o
KIRCHBERG
14 1
strenge Manier. Aus der unregelmässigen Art der Einfügung ergiebt sich bestimmt, Privathäuser
dass das Thor ursprünglich nicht für diese Stelle bestimmt war. Qualitativ steht es
jedoch den Arbeiten der Zeit am Schloss selbst (s. o. Fig. 84 u. Taf. V) etwas nach.
Das Thor stammt auf jeden Fall vom Schloss oder von der Festung, vielleicht ist es
sogar die Einfassung des schon im J. 1621/22 wieder aufgegebenen Bongartsthores ganz
in der Nähe des Hauses (Kühl I, S. 248).
An dem Hause Herrenstrasse 10, einem nachträglich veränderten Ziegelbau
des 16. Jh. ein grosser Inschriftstein : in dich hab ich gehoffet, Herr. ps. 3i,
hilf das ich nicht zo Schanden werdt. Daneben Wappen mit Hausmarke, den
Initialen R. B. und der Jahreszahl t 5 78 (?).
In der Fischerschen Buchdruckerei auf der Kölnstrasse zwei interessante
Kaminwangen und im Hinterhaus ein vollständiger Kamin mit Wappen aus der
Mitte des 16. Jh.
HAUS NIERSTEIN. Kühl I, S. 1 9 7 : II, S. 259, 274; III, S. 54; Haus.
N 1 e rs t e 1 n
IV, S. 36.
Ältere Ansichten auf einer Anzahl der Jülicher Stiche (s o. S. 98), zum
grossen Teil ziemlich ungenau.
Haus Nierstein erscheint im J. 1 389 im Besitze der Familie von Hasenwert,
durch Erbschaft folgen die von Greyn im 16. Jh., dann die von Ellerborn. Die
Familie Codone setzt sich im i7. Jh. gewaltsam in den Besitz des Hauses und be-
hauptete sich auch darin. In den Kämpfen von 1 5 42 , 1610 und 1621 brannte Haus
Nierstein nieder. Im 18. Jh. folgen den Codone durch Erbschaft die von Horrich,
dann die Familie Schopen. Im Anfang des 1 9. Jh. war die Familie Steffens im Be-
sitz des Gutes, durch Erbschaft ist Herr Scheuer in Jülich jetzt Eigentümer.
Das Haus besteht heute aus einer einfachen grossen rechteckigen Anlage.
Im wesentlichen ist nur der eingeschossige Vorderflügel des 18. Jh. noch alt, darin
eine Durchfahrt mit rundbogigem Thorbogen, auf dessen Schlufsstein das Schopensche
Wappen angebracht ist. Zu beiden Seiten des Thorweges Zimmer mit guten
Rokokothüren.
Auch einzelne Teile der Stallungen werden noch dem i7. — 18. Jh. angehören;
der Rest ist in der Mitte des 1 9. Jh. erbaut.
Im Garten einzelne Hausteinfragmente von der abgebrochenen Karthäuser-
kirche Vogelsang. [R.]
KIRCHBERG.
Offermann, Geschichte, S. 57. — Kaltenbach, Regierungsbezirk Aachen, S. 2 2 9.
— L. Korth, i. d. Aachener Zs. XIV, S. 93.
RÖMISCHE FUNDE. Im J. 1 885 wurde auf der nordwestlichen Höhe vor Römische
dem Ort ein roh behauener römischer Sarkophag ausgegraben, der jetzt, nicht weit von Funde
der Fundstelle entfernt, im Garten des Herrn Eichhorn aufgestellt ist. Gefässe und
Schmucksachen, die in demselben sich vorfanden, sind im Besitz des Herrn Eichhorn
(s. auch Aachener Zs. XIV, S. 93).
Vermutlich wurde im Wymarshof zu Kirchberg im 1 7 . Jh. „in arce nobili, ubi Inda
in Ruram influit" (Braun, i. d. B. J. XIX, S. 95, vgl. dagegen Bonner Wochenblatt
Nr. 4 1 5 vom 20. Mai i8i9) der Votivstein eines Cornelius Verus Tacitus ge-
funden, der bis vor kurzem für den Grabstein des Geschichtsschreibers Tacitus ge-
i4i
142
KREIS JÜLICH
Römische halten worden ist. Der Stein wurde nach Pattern gebracht, wo er verschollen ist (vgl.
Funde „ >
unter rattern).
Bei Kirchberg ging eine, von Jülich kommende Römerstrasse über die Rur.
(Aachener Zs. XII, S. n4, 1 59).
Kathoi. KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Martini). Binterim u. Mooren
Pfarrkirche £ R ^ g 3^ 33^ g_
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Urkunde vomj. 1428 über eine Schen-
kung des Freiherrn von Kroppenberg an die Pfarre Kirchberg; im übrigen vgl. Tille,
Übersicht II, S. 24. — Auf dem Bürgermeisteramt: Heirats-, Sterbe- u. Tauf-
register, 2 Bde., a. d. J. 1 635 — 1 7 94. — Auf Haus Linzenich (s.u.): Plan für die Ver-
teilung der Chorstühle a. d. J. 1 7 1 5. — Vgl. auch die Verdingung des Altars der Lin-
zenicher Kapelle (unter Linzenich).
Geschichte Die Kirche wird in einer als falsch erkannten Urkunde des Königs Arnulf
vom J. 889 erwähnt (Philippi, Osnabrücker Urkundenbuch i892, I, S. 45). Als Kirche
des h. Martin ist sie wohl mit den um das Castrum Juliacum und dessen Martins-
kirche gelegenen Gotteshäusern des h. Martin in Oidtweiler, Aldenhoven, Pier,
Barmen, Linnich, Freialdenhoven, Oberzier, Stetternich eine frühchristliche Gründung
anzusehen (Kessel i. d. Aachener Zs. I, S. 75).
Im J. 922 ist die Kirchberger Kirche im Besitz des Ursulastiftes zu Köln (Urkunde
des Erzbischof Hermann I., Ann. h. V. N. XXI, S. 58; XXXIII, S. i9o), welches noch
im 18. Jh. das Patronatrecht ausübt (Dumont, Descriptio, p. i4). Einzelne Bauteile
der jetzt stehenden Kirche, so der Durchgang vom nördlichen Schiff zum Chorjoch
dieses Schiffes, mögen bis ins erste Jahrlausend zurückreichen. Im 12. oder 1 3. Jh.
fand ein Umbau statt. Die jetzige Einwölbung des Nordschiffes und des Chores,
der Umbau der Sakristei stammen aus dem Anfang des 16. Jh. Um dieselbe Zeit
etwa wurde der Turm aufgeführt. Im 18. Jh., nach i7i5, wurde das Hauptschiff mit
einer Holztonne überdeckt (vgl. d. oben genannten Plan für die Verteilung der Chor-
stühle). Im 1 9 . Jh. haben weitgehende Ausbesserungen stattgefunden. Grundriss und
Ansicht Fig. 92.
Beschreibung Zweischiffiger Hallenbau mit Westturm. Material: Backstein und Rurkiesel.
Äusseres Der Turm ist dreistöckig, aus Backstein aufgeführt. Das Treppenhaus des-
selben liegt in einem Ausbau an der Nordseite. Das Mittelgeschoss des Turmes hat
je zwei Blendnischen, die mit je zwei Rundbogen geschlossen sind. Schlitze in den
Blenden und über dem Kämpfer der Mittellisene erhellen das Geschoss. Die Glocken-
stube hat nach jeder Seite zwei rundbogige Schalllöcher, mit nicht abgeschrägten Ge-
wänden. Das zweischiffige La nghaus ist im Süden mit Strebepfeilern versehen, die
vermutlich im 1 9. Jh. erst an die Stelle von wenig ausladenden und nur etwa 1,20 m
hohen Strebevorlagen getreten sind, wie sie jetzt noch an der Nordseite bestehen.
Die Fenster haben, mit Ausnahme deijenigen am Chor und der Sakristei, welche spitz-
bogig sind, rundbogigen Schluss. Die der Sakristei haben einfaches Masswerk. Der
dreiseitige Chor hat leichte Strebepfeiler. An die Nordseite des nördlichen Chor-
quadrats schliesst sich die mit diagonal gestellten Strebepfeilern versehene Sakristei
an. Zwischen die mittleren Strebepfeiler des Chores wurde im J. 1860 eine Nische
mit einer Kreuzgruppe eingebaut.
Inneres Das Innere ist unter dem Turm flach gedeckt, im Hauptschiff mit einer
Holztonne versehen, deren Aussenfläche mit Lehm überzogen ist und deren Innen-
fläche mit leicht gothisierenden Gurten und Rippen in vier, den Schiffspfeilern nicht
entsprechende Joche eingeteilt ist. Die schlufssteinartig gebildeten Rippenkreuzungen
l42
KIRCHBERG
i43
zeigen die Namenszüge Jesus, Maria, Josef; die vierte eine Taube. Das Schiff öffnet Kathoi.
sich gegen den Chor in einem Rundbogen, dessen Scheitel tief unter dem Scheitel
der Tonne liegt. Die unprofilierten runden Scheidbögen ruhen auf zwei Rund-
pfeilern, welche angeblich in Backsteinen aufgeführt sind. Das nördliche Schiff be-
steht aus drei Gewölbejochen, die Gurtbögen sind rundbogig und rechteckig profiliert
mit abgefasten Kanten, die Diagonalrippen haben ein mit dem der 1 5 2 1 entstandenen
Rippen im Chorpolygon identisches Profil. Die einzelnen Gewölbezwickel sind sehr
stark gebust. Das Seitenschiff ist mit seinem Chorjoch durch einen Rundbogen von
ungewöhnlich tiefer Laibung verbunden, dessen nördlicher Kämpfer in der Laibung
Fig. 92. Kirchberg. Ansicht und Grundriss der katholischen Pfarrkirche.
noch ein frühromanisches Gesims trägt, bestehend nur aus Platte und Schmiege. Dieses
Chorjoch hat in der östlichen Schildwand ein Rundfensterchen von etwa 3o cm lichter
Weite mit wenig abgeschrägten Gewänden. Ein grosses Rundbogenfenster, das sich
an dieser Stelle befand, wurde bei Anlage dieses Fensterchens vermauert. Der Rund-
bogen zwischen den beiden Chören hat gegen Westen ein Kämpfergesims, welches
um 1200 entstanden ist. Offenbar stammt aus derselben Zeit der ganze Bogen und
die Gurtbögen des Nordschiffs. Das Langjoch des Hauptchors ist mit einem
fünfteiligen Kreuzgewölbe überspannt. Eine Rippe wendet sich vom Schlufsstein
nach demjenigen des Chorpolygons, der die Jahreszahl 1 52 1 trägt, und von dem sechs
Rippen nach den Ecken des Polygons gehen.
Der nördliche Seitenaltar ist im J. 1660 in derben Barockformen aus Altäre
Holz angefertigt worden, wahrscheinlich durch Peter Gummersbach aus Köln (vgl.
143
[44
KREIS JÜLICH
Kathoi. Linzenich, Kapelle). Im Mittelfeld steht heute eine hölzerne Pieta mit Donator, 1,10 m
hoch, aus dem Ende des i 7. Jh. Auf dem Kranzgesims, das von gewundenen Barock-
säulen mit Blätterschmuck getragen wird, eine Kreuzigungsgruppe. Die Predella trägt
(Jie Inschrift: deo optimo maximo et b. v. mariae durch Arnolden dussel, land-
SCHREIBERN UND SCHEFFEN ZU GULICH. UND AGNES FURTH, EHELEUTH, AUFFGERICHT
ANNO l66o.
Der Hochaltar wurde aus Holz in reicheren Formen um 1 74o errichtet.
Über dem Tabernakel liegt das von Strahlen umgebene Lamm ; das Kranzgesims
tragen vier sehr stark ausgebauchte Voluten, auf seinem nach vorne ausladenden Mittel-
teil erhebt sich die Sitzfigur Gott Vaters in Holzschnitzerei.
Grabstein An dem Pfeiler zwischen den beiden Chören ist im Innern der Kirche heute
der aus schwarzem Marmor gearbeitete Grabstein der Maria Gertrud Baronesse
von Berg genannt Dürffendhall aufgestellt, die übrigen ehemals auf dem Boden
der Kirche lagernden Grabsteine sind jetzt innen an der Umfassungsmauer des
Kirchhofs eingemauert.
Jener trägt die folgende Inschrift, welche wiederholt in je zwei oder drei Zeilen
das Chronostichon i7i4 enthält:
ECCE MARIA GERTRUDIS BARONESSA VON BEUG H
PROBE OBIIT, QUAE DICTA DÜRFFENDHALL,
IPSA ASTRA PETIIT,
VALLEM RELIQUIT, AD POLOS ABIIT,
CASTOS VIRGINUM CHOROS ADIIT
VIRG INI TÄTE CIRCUMDATA,
QUANDO IN PRAESENTI LOCO ET TEMPI.O
AEVITERNOS IN ANNOS
PER SEPTIMANAS SINGULAS DIE LUNAE
PRO SE AC POSTERIS,
PRO HONORE CHRISTI ET REFRIGERIO SACRUM FUNDABAT,
IN POLO SIBI SEDEM VERE LOCAVIT
DIE DEFUNCTIONIS SUAE BENEDICTA.
ECCLI. IV. l3.
DOMICELLA VIRGO ABIVIT,
VIDE HOC EPITAPHIUM, TACE ET ABI.
Zu unterst :
HAEC POSUIT FRATER CHARAE MONUMENTA SORORI,
CUI SIT PROPITIUS SUMM US IN AXE DEUS,
COELO FLORESCAT SANCTAQUE IN PACE QUIESCAT,
JESU VIRGINEIS ASSOCIANDA CHORIS.
ITA VOVET WILHELMUS CONST.
ALEX. LIBER BARO DE. WYMAR A KIRCHBERGH
ANNO I 7 I 4.
Zu oberst: VIATOR LEGE, LUGE ET DISCE PIE MORL
In der Mitte die Wappen Durffendhal und Horrich, rechts die Ahnenwappen
Durffendhal, Hall, Brembt, Scheiffart von Merode, Schellart, Virmont, Koppenstein,
Hoemen; links Horrich, Blittersdorf, Reuschenberg, Mirbach, Mezenhausen, Steinnen,
Spee, Kinzweiler.
Bildwerke Sitzbild einer Madonna aus dem Anfang des i5. Jh. Zum Zweck der Be-
kleidung sehr verstümmelt. Das Kind fehlt. H. Joseph mit dem Christkind,
Holzfigur, 1 m hoch, handwerksmässig um i5oo; schlecht übermalt. H. Antonius
mit Christkind 18. Jh., 1 m hoch, Holzfigur, plumpe Arbeit.
1 44
KIRCHBERG
I 4 5
Weihwasserkessel (ähnlich denen in Stetternich U.Selgersdorf) in verflachten
spätgothischen Formen, aus Gelbguss, mit roh geschnittenen Köpfen als Lager für die
Henkelzapfen. Aus dem 16. Jh.?
Grüne Brokatkasel um 1600 mit sehr schönem Granatapfelmuster.
Im J. 1 8 7 7 befanden sich in- "der Kirche noch Sterbeschilde mit folgenden
Wappen und Inschriften :
1. Wymar: 1 7 29, 4. juli, starb johann Marcus Freiherr von wymar zu
KIRCHBERG.
2. Wymar: 4. Oktober 1 7 62 starb wilhelm Konstantin Alexander Frei-
herr VON WYMAR ZU KIRCHBERCH U. GLIMBACH.
3. Eynatten-Wedenau : 6. juni 1 7 33 starb Margaretha Josefa Freifrau
von wymar, geb. freiin von eynatten zu wedenau.
(Mitteilung des Herrn Majors von Oidtman.)
Die Glocken tragen die Inschriften:
I. ANNO l6 74 DURCH JOHANN KRICHEL, SCHEFFEN, FRONHALBWIN. ERNEWERT.
S. MARTINUS PATRONUS. JOANNES BOURLET ME FECIT. LUDOVICUS CORNELI PASTOR.
Die 2. Glocke, welche vermutlich aus dem 16. Jh. stammt, trägt keine Inschrift.
3. S. MARTHINUS HEISSEN ICH, GREGORIUS VAN TRIER GOUS MICH AO. 1 5 . 4
Über Gregor von Trier vgl. Max Schmid, Aachener Zs., S. i42.
In der Umfassungsmauer des Kirchhofes ist eine grössere Anzahl von mit
Wappen und Inschriften versehenen Grabsteinen, meist des i7. und 1 8. Jh., ein-
gemauert.
Unter denselben:
Grabstein des Johann von Harff zu Lorsbeck mit Ehewappen Harfi - Harff,
vier Ahnenwappen und der Inschrift: anno 16 11, den i3. märz, ist der woledle
UND EHRENFESTE JOHANN VON HARFF ZU LORSPECK, FÜRSTLICH GÜLICHSCHER
Küchen- und Jägermeister, amtmann zu Boslar . . . Das übrige zerstört.
Grabstein der Baronin von Geyr, geb. von Herwegh mit Wappen Herwegh
und der Inschrift: 1 779, i9. august, starb anma luise wilhelmine v. geyr geb.
v. herwegh.
Grabstein eines Fräuleins von Steinen zu Kirchberg: in der Mitte das Steinen-
sche Wappen, welches sich auch oben rechts befindet, oben links das Wappen
Ossenbroich. Inschrift: anno 1602 im 3i. jähre ihres alters ist die ....
Die Grabsteine sind stark abgetreten.
Die Schützen bruderschaft der Kirchberger und Bourheimer Gemeinde,
gegründet im J. 1626, besitzt eine Kette mit schönem Silberfalken, 20 cm lang,
aus derselben Zeit. Ältester Silberschild aus dem J. 1626. Das Aufnahmeregister ist
im J. 1 7 1 1 begonnen, giebt aber Nachträge, die bis zum Gründungsjahr zurückreichen.
Die VI K ARIE in Kirchberg wurde durch die Herrin von Linzenich (s. unten)
Lucia von Herwegh, die zweite Gemahlin des Amandus von Geyr errichtet. Der
zweigeschossige Steinbau hat über der Eingangsthür das Ehewappen Geyr-Herwegh.
HAUS KIRCHBERG. Handschriftl. Qu. Das sehr reiche Archiv des
Hauses Kirchberg ist noch nicht geordnet. Es scheint jedoch keine Urkunden über
das Haus Kirchberg zu enthalten (vgl. Tille, Übersicht II, S. 25). — Die Alftersche
Sammlung in der Grossherz. Bibliothek zu Darmstadt, Bd. 32, enthält Urkunden
und Akten.
Im J. l53o besitzt Heinrich von und zu Metternich und seine Gattin Mar-
garethe von Adenau Haus, Hof und Ländereien zu Kirchberg. Ihre Tochter Eva
10
i4S
Kathol.
Pfarrkirche
Weihwasser
kessel
Kasel
Totenschilde
Glocken
Grahstei:ie
Schützen-
kette
V i k a r i e
Haus
K i r c h b e r g
[46
KREIS JÜLICH
Haus bringt das Gut im J. 1 547 an Wilhelm von Steinen. Im J. 1 596 wird durch Heirat
rchberg Barth0iomäus von Wymar Besitzer. Nach seiner Familie wird der Hof auch Wymarshof
genannt. Im J. i6o5 entstand das jetzige Herrenhaus und ums J. i7oo errichteten
Johann Marcus von Wymar (geb. 1 656, t 1 7 29) und seine Gemahlin Johanna Elise
von Horrich zu Glimbach, verheiratet im J. 1682, die Vorburg. Heute ist Kirchberg
durch Erbschaft aus der Familie Wymar Eigentum des Herrn Freiherr von Dalwigk-
Lichtenfels.
Von Gräben umgebenes Herrenhaus, mit davor liegender rechtwinkeliger, gegen
das Herrenhaus geöffneter Vorburg.
Das Herrenhaus ist ein einfaches zweistöckiges Backsteingebäude auf oblongem
Grundriss, mit neuem viereckigem Thurmausbau an der Nordecke, Treppengiebeln
und Satteldach. In Ankern: i6o5.
Am Nordostflügel der einfachen Wirtschaftsgebäude das Wappen der von
Wymar und von Horrich. [F.]
KOSLAR.
Römisches RÖMISCHE ANLAGEN. Schneider nimmt eine Römerstrasse an Jülich
vorbei über Koslar nach Aldenhoven an(B. J. LXXIII, S. 4. — Aachener Zs. XII, S. 1 5 3).
Kathoi. KATHOLISCHE P FA R R K I RC H E (s. t. s. Aldegundis). Binterim und
Pfarrkirche MooREN> E K T> g 34,. n> g ,g8 _ RuHL U> g 2 93 _ OFFERMANN S. 46. —
Kaltenbach S. 2 3o.
H an ds ch ri ft 1. Qu. Im Pfarrarchiv: Verschiedene Urkunden des 1 5. Jh.
— Mefsstiftung von 1 467. — Bruderschaftsbuch um i5oo. — Buschordnung des
i5. Jh. — Rechnungen, Akten, Druckschriften u. s. w. des i7. und 18. Jh. Im ein-
zelnen vgl. Tille, Übersicht II, S. 2 7.
Geschichte Die Kirche in Koslar wird im J. 945 von dem Erzbischof Wichfried dem
St. Ursulastift in Köln geschenkt (Lacomblet, U.B. IV, Nr. 6o4. — Ann. h. V. N.
XXXI, S. 60); sie findet Erwähnung auch im Liber valoris, um i3oo. Der Lang-
hausbau rührt im wesentlichen aus dem i5. und wohl auch aus Anfang des 16. Jh.
her. Das Patronat war im Besitz von S. Servatius in Maastricht (von Mirbach,
Territorialgeschichte I, S. 4). Im J. 1686 entstand der den alten Chor umschliessende
Sakristeibau. Der Turm scheint im J. 1 694 von Grund auf neu errichtet worden zu
sein. Im Laufe des i9. Th. fanden verschiedentliche kleinere Veränderungen statt.
Beschreibung Dreischiffiger spätgothischer Backsteinbau mit vortretendem Westturm und
Sakristei des 1 7 . Jh . an der Ostseite, im Lichten 22 m lang, i4,3o m breit (Ansicht
Fig. 93. — Grundriss Fig. 94).
Der fünfgeschossige Turm ist über dem zweiten und vierten Geschoss scharf
eingerückt. Die beiden unteren Geschosse mit kleinen Fenstern, an der Südseite
ein Haustein mit der Jahreszahl i694; das dritte und vierte Geschoss zusammen-
gefasst in die in der Gegend übliche Blendengliederung mit Bogenfries. In der
Glockenstube zwei Rundbogenfenster an jeder Seite; achtseitiger schlanker Helm.
Das Langhaus hat ein stark mit Kieseln durchsetztes Backsteinmauerwerk.
An der Nordseite sechs Joche mit regelmässigen Strebepfeilern, die noch Reste der
pultförmigen Abdeckung in Haustein tragen ; das westliche Joch ist ganz schmal.
Ein Hausteingesims umzieht in Fensterbankhöhe die ganze Seite. Die spitzbogigen
Fenster — jetzt ohne Masswerk — sind später durch das Gesims nach unten ver-
1 46
KOSLAR
147
länsert worden. Die Südseite — srleichfalls mit sechs Jochen — entspricht in den Kathoi.
Pfarrkirche
vier westlichen Jochen ganz der Nordseite; die Fenster sind in der alten Form,
aber auch ohne Masswerk erhalten; zwei Joche mit hässlichem Cementverputz.
Die beiden östlichen Joche mit zwei grossen zweiteiligen Masswerkfenstern und einem
Strebepfeiler in der Mitte als Querhausflügel aus der Flucht vorspringend. Die beiden
Fig. 93. Koslar. Ansicht der katholischen Pfarrkirche.
Eingänge an den Westenden der Seitenschiffe sind modern. Der den alten Chor
umgebende, dreiseitig geschlossene Sakristeibau vom J. 1686 ganz einfach mit Stich-
bogenfensterchen.
Das Innere ist ganz schlicht; die drei westlichen Joche ruhen auf dicken
viereckigen Pfeilern, die vielleicht noch einem ältesten romanischen Bau angehören
und in gothischer Seite überhöht worden sind. Die drei östlichen Joche mit schweren
gemauerten Säulen, die als Kapitäl nur eine schwere viereckige, an den unteren
10*
147
148
KREIS JÜLICH
Kathol.
Pfarrkirche
Ausstattung
Ecken abgefaste Deckplatte tragen, ähnlich wie in Freialdenhoven. Die Gewölbe sind
durchweg einfache Rippengewölbe, die auf kleinen schlichten Konsolen aufsitzen.
Der Turm ohne Gewölbe, nur über dem zweiten Geschoss Spuren einer wahr-
scheinlich nie ausgeführten Wölbung. Bei dem dreiseitigen Chorabschluss sind die
Seitenwände nach dem späteren Sakristeibau hin durchbrochen.
Die Ausstattung ist einfach:
Altäre, Kanzel und Beichtstühle in einfachen Rokokoformen, vom Ende
des 18. Jh
In der Sakristei Anna selbdritt, niederrheinische Holzskulptur um i5oo,
9o cm hoch, weiss überstrichen. Der Sockel mit hübschem Laubfries.
Im Pfarrgarten: Taufstein des 12. — 13. Jh. aus einem grauen Schiefer,
in der Art der aus der Namurer Gegend importierten Taufsteine, aber nur mit drei
1- -....r r r - r r ' t r
Fig. 94. Koslar. Grundriss der katholischen Pfarrkirche.
Eckköpfen statt der üblichen vier Köpfe, dazwischen vertiefte Kreisflächen, in einer
derselben ein Kreuz ; 9o cm Durchmesser.
Über eine untergegangene Kirche in der Nähe von Koslar vgl. Heimats-
kunde 1 879, S. 64.
Wappenstein An dem Haus Nr. 248 ein Wappenstein: das Wappen mit Sparren und drei
Kugeln aus dem 16. Jh., zwischen zwei Renaissancepilastern mit der Unterschrift:
nickel, rührt von dem benachbarten Stammhaus des Jesuitengenerals Goswin Nickel
her (Kühl IV, S. 1 67). [R.]
LAURENZBERG.
Kaltenbach, Regierungsbezirk Aachen, S. 3 10. — Offermann, Geschichte,.
S. 48. — Wilhelm Graf von Mirbach, Territorialgeschichte I, S. 6.
Römisches RUMISCHES. Am Kirchturm, der im J. iS9o abgerissen wurde, war ein
Matronenstein eingemauert, der jetzt im Pfarrhof sich befindet. Er hat die Inschrift:
148
LAURENZ BERG
149
C V R I A
vmrat>Jna
'npendiosex
1 ANTISTI/
x ! AVI N I / Vgl. den Matronenstein in Lohn.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Laurentii).
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv, dessen Hauptbestand in Akten über
die Herrschaft Laurenzberg und die Herren von Palant besteht: Urk. von i342:
vor den Schöffen und Lehensleuten von Laurenzberg verkauft Agnes, relicta quon-
dam Jacobi de cimiterio de Berghe nebst Kindern einen Zehnten in territorio de
Berghe an das Kloster Wenau. — Urk. von 1 54 1 : Rentenverkauf des Johann smit
zu Lanckeler (Langweiler) an die Kirche. — Kirchenrechnungen 1 5o3 ff. — Renten-
verzeichnisse der Kirche Laurenzberg und des Klosters Wenau aus dem 16. Jh.
— Im übrigen vgl. Tille,
Übersicht II, S. 28. —
Düsseldorf, Staatsarchiv :
Jülich - Bergische Landesre-
gistratur III, Caps. 55 — 57.
Laurenzberg , Unterherr-
schaft i532. — Auf dem
Bürgermeisteramt Dürwiss:
Geburts-, Trau- und Sterbe-
register von 1 685 ab, lücken-
haft mit Verzeichnissen von
Anniversarienstiftungen vom
J. i679 ab.
Eine Kapelle in „Berga
Laurencii" wird um i5oo
in einem Kalendarium der
Kapelle zu Pattern bei Aldenhoven erwähnt (Aachener Zs. VI, S. i3i, 1 3 2 ). Sie
bestand schon vor dem J. i342, da in diesem Jahr ein Jakob de cimiterio de Berghe
genannt wird. Auf eine frühe Gründung lässt auch der Umstand schliessen, dass schon
im J. i4o7 das am Fuss des Kirchberges gelegene Wasserschloss (s. S. 1 52) Sanct
Laurenzberg genannt wird ^Mitteilungen aus dem Stadtarchiv von Köln, Heft XIV,
S. 44). Der Bau des 1 4. Jh. hat sich mit Ausnahme des Turmes bis heute erhalten.
Letzterer machte im J. i89o einem wenig glücklichen Neubau Platz, wobei dem Schiff
westlich noch ein Joch hinzugefügt wurde.
Die Kirche ist eine dreischiffige gothische Hallenkirche, mit wenig überhöhtem
Mittelschiff aus Ziegeln, Bruchsteinen und Findlingen, mit neuem Westturm (Fig. 95,96).
Das Schiff ist vierjochig, das westliche Joch neu. Strebepfeiler zwischen den
Jochen mit neuer Abdeckung und Gesimsen. Die Fenster sind spitzbogig, ohne Mass.
werk, nur mit Windeisen versehen. Der dreiseitig geschlossene Chor hat zwei Längs-
joche. Die Fenster der Polygonseiten sind zugemauert. Im Norden ist dem Seiten-
schiff ein Joch angefügt, das als Sakristei dient.
An der Südseite ist im 18. Jh. das sog. „Herrenhäuschen" eingeschoben
und gegen den Chor geöffnet worden, ein schmuckloser kleiner Bau, von welchem
aus die Herren von Laurenzberg dem Gottesdienst anwohnten.
Römisches
Kathol
Pfarrkirche
Fig. 95. Laurenzberg.
Grundriss des Schiffes der katholischen Pfarrkirche.
Geschichte
Beschreibung
149
1 5o
KREIS JÜLICH
Kathol.
Pfarrkirche
Ausstattung
Gefässe
Kasel
Die Strebepfeiler des Chores sind abgetreppt, die Abtreppung vermittelt eine
Schräge mit Wassernase. Sie sind noch mit Schiefer pultförmig abgedeckt, was vor
1 893 auch bei denen des Langhauses der Fall war.
Satteldach über dem Mittelschiff mit anschliessenden Walmen über den Seiten-
schiffsjochen.
Das Innere. Die Erde des Kirchhofes hat sich so sehr angehäuft, dass
der Fussboden in der Kirche erhöht werden musste und nun etwa 60 cm über dem
alten liegt. Das Innere ist eine dreischiffige kreuzgewölbte Halle mit überhöhtem
Mittelschiff. Für die Kreuzgewölbe ist charakteristisch, dass sich im Mittelschiff
und Chor unterhalb ihrer Anfallslinie schildbogenartig starke Bogen hinziehen. Sie
laufen als Pfeilervorlage ohne horizontale Gliederung bis zum Fussboden. Ebenso
gehen Pfeilervorlagen in der Längsrichtung und nach den Seitenschiffen ununter-
brochen in die Scheidbögen und in die Quergurten des Seitenschiffes über. Diese
Gurtbögen laufen an die Umfassungswand ohne Konsole an.
Ausstattung neu, mit Ausnahme einiger Figuren des 18. Jh. an den Pfeilern,
unbedeutend.
Ehemaliger Thürsturz, Sandstein mit
den Halbfiguren dreier Heiligen unter spät-
gothischen Arkarden. Stark verwittert.
Silberne Monstranz, in elegantem Re-
gencestil aus dem J. 1 723, Aachener Arbeit von
Meister c. f. mit guten getriebenen Figuren.
Unter der Lunula der h. Laurentius, darüber
Gott Vater und der h. Geist, am Fuss die
Brustbilder der vier Evangelisten, vorzüglich
charakterisiert, mit Büchern, auf welchen sich
die Inschrift befindet: admod. rev. dom. hen-
ricus braedohr, pastor in laurenzberg. anno 1 7 23. Am Fuss in einem Fünf-
pass nicht ganz ausgeschlagen das Meisterzeichen c f., das Beschauzeichen: Aachener
Adler daneben Ach (vgl. ähnlich Nr. 57 bei Hugo Loersch und Marc Rosenberg
i. d. Aach. Zs. XV, S. 87).
Kelch, Kupfer vergoldet, gothisch, i5.Jh., von feiner Profilierung. An dem
sechsteiligen Knauf die Buchstaben : j. h. e. s. v. s.
Kelch, Kupfer vergoldet, Rokoko, von eleganter Kontur.
Purpurkasel aus dem i4.Jh. (?) mit Stab aus dem J. 1 563 (Fig. 97). Sammet,
mit grossem, sehr schönem goldgesticktem Muster, abwechelnd grosse heraldische
dreiblättrige Lilien und Cherubime, welche Spruchbänder halten mit den Worten : da
gloriam deo. Auf dem Kreuz Christus am Kreuz, seitlich Engel aus den Wolken,
oben die Taube des h. Geistes, unter Nischen in Renaissanceformen Maria und
Johannes. Unter dem Kreuz ein Schild mit der Inschrift:
i5 A 63
E
Fig. 96. Laurenzberg. Ansicht des
Schiffes der katholischen Pfarrkirche
h X
Auf der Vorderseite hh. Bartholomäus, Katharina und ein Unbekannter, ohne
Heiligenschein.
Von den 3 Glocken sind die grosse und die kleine neu.
1 5o
LAUR ENZBERG
Kathol.
Kapelle in
Langweiler
Die 2. von i438 trägt die Inschrift: mccccxxxviii. maria heis ich f vor pf J***^^
AL UNGEWEIDER (so!) LUD ICH f ASO VER AS MIN SCHAL GEIT f DA DAT WEIDER
GEINEN SCHADEN EN DEIT.
Die eingeschmolzenen Glocken trugen die Inschriften (nach Aufzeichnung im
Lagerbuch): I.DEO|PATRl|slT|GLORlA|ElVsQVE|VNlGENlTO|CVM|SPlRlTVjPARACLlTO:,
VbI| VTs|perennIterqVe (iS52
2. campana haec, an-
no domini 1 42 4 fusa et i 85s
rupta, mense septembris
l86o REFUSA ATQUE DONIS
PAROCHIANORUM LAURENZ-
BERG DIMIDIO AMPLIFICATA
EST, PASTORE ET DECANO
RURALI THEODORO KUEHL
BORCETANO , ET VICARIO
JOANNE JACOBE BRANDT
DÜSSELDORPIENSI.
KATHOLISCHE
KAPELLE IN LANG-
WEILER (s. t. s. Antonii
erem.). Die Kapelle und die
Sakristei sind eine einheit-
liche Anlage und im i7. Jh.
entstanden. Das Dach wurde
im J. 1 899 restauriert.
Saalbau aus Bruch-
steinen, Findlingen und Back-
steinen mit Satteldach und
östlichem Dachreiter.
Das Schiff hat nördlich
und südlich je vier Strebe-
vorlagen von halber Stein-
stärke. Der Chor ist drei-
seitig, die rundbogigen Fen-
ster vermauert. In der Achse
desselben die kleine wieder
dreiseitig geschlossene Sa-
kristei mit einem Ovalfenster
auf der Ostseite.
Das einfache Innere ist dreijochig, kreuzgewölbt mit rechteckig profilierten
Rippen und Gurten. Altar aus dem 18. Jh. mit Bildnissen des h. Antonius, als
Rückwand und Altarvorsatz, unbedeutend. In einem viereckigen Aufsatz über dem
Gesims das Wappen des Stifters. Die Kanzel hat alte Füllungen mit sehr reichem
spätgothischem Masswerk An der Westwand das Bildnis des Heinrich von
Reuschenberg, der in Ordenstracht vor dem Kruzifix kniet, Ölgemälde auf Holz,
tüchtige Arbeit. Am hintern Rand die Inschrift : IMItatores estote LIberI
baronIs heInrICI de reVsChenberg (i 762).
Glocke mit einem Bildnis der Madonna und der Inschrift: s. Antonius, ora
pro nobis. anno i 683.
Res ! reibung
Fig. 97. Laurenzberg.
Gestickte Kasel in der katholischen P farrkirdie
Inneres und
Ausstattung
I 52
KREIS JÜLICH
Kathoi. KATHOLISCHE KAPELLE (s. t. s. Valentini) IN OBER MERZ.
Obermerz Ha nd sehr i f 1 1. Qu. Im Pfarrarchiv zu Laurenzberg: Inventar der Kirche
Laurenzberg, Akten über die Kapelle Obermerz seit dem 16. Jh. (vgl. Tille, Uber-
sicht II, S. 28). — Im Pfarrarchiv zu Aldenhoven, vgl. Tille, Übersicht II, S. 1.
Eine Kapelle (s. t. s. Cornelii) wird im J. 1 5 1 7 genannt. Kollator ist Johann
von Palant, der Besitzer der Herrschaft Laurenzberg, zu welcher Obermerz gehörte.
Aus dieser Zeit stammt noch der heutige Chor, das Schiff wurde im 16. Jh. angebaut.
Die Kapelle ist ein dreiseitig geschlossener Saal mit Walmdach und westlichem
geschiefertem Satteldach. Das Schiff ist ein schmuckloser Bau aus Bruchsteinen,
Findlingen und Backsteinen. Es wurde im 18. Jh. an Stelle eines anderen, längeren,
vermutlich gothischen Schiffes errichtet. Der gothische Chor, reiner Backsteinbau,
an den Ecken mit Strebepfeilern versehen, hat im Schluss drei vermauerte Fenster.
Er war ursprünglich höher; die heutigen Dachsparren liegen in Kämpferhöhe der
ehemaligen Fenster auf.
Das Innere, schmucklos, flachgedeckt, ist etwa 9 m lang und 7 m breit.
Fig. 98. Laurenzberg. Gesamtansicht der Burg von Südosten.
Hochaltar, barock, einfach aber geschmackvoll, aus der Kirche in Laurenz-
berg stammend. Er wurde im J. 1 7 46 in Boslar bei Jülich gefertigt (Inventar im
Pfarrarchiv zu Laurenzberg).
An der Wand Holzbild des h. Valentin, halblebensgross, 18. Jh., vom ehe-
maligen Hochaltar stammend.
Burg BURG LAURENZBERG, auch Sankt Laurenzberg, Berg, Schwalmersberg
berg und Siegersberg genannt. E. v. Oidtman i. d. Aachener Zs. VI, S. i5o. — Hand-
schriftl. Qu. Das Archiv der Burg hat sich zum Teil im Pfarrarchiv
Laurenzberg erhalten und besteht aus einer grossen Anzahl von Urkunden vom
f. 1 43 3 ab, welche hauptsächlich für die Familiengeschichte der Palant von Wichtig-
keit sind. Vgl. Tille, Übersicht II, S. 28 und Beiträge zur Geschichte von Esch-
weiler, I u. II. — In Köln, Stadtarchiv, mehrere Urkunden über die Besitzänderung
von Laurenzberg aus den J. i4o6 und i4o7 (Mitteilungen aus dem Stadtarchiv von
Köln, Heft XIV, S. 43). Heirats vertrag zwischen Joh. von Palant d. J. und
Fulsgin von Swalmen, aus dem J. 1422. — Im Gräflich von Mirbachschen Archiv
auf Harff: Manuskript Eisenberg-Mirbach a. a. O.
Geschichte Reinhard von Schönau trug das Gericht Laurenzberg im J. 1 3 4 7 dem Kölner
Domkapitel zu Lehen auf (Wilhelm Graf v. Mirbach, Territorialgeschichte I, S. 6). Um
LAURENZBERG
1 53
Hoo ist Margaretha von Merode, Herrin zu Sevenborn und Cranendonck, Witwe des Burg
L 3 u r 6 n
1 38 1 gestorbenen Sohnes Reinhards Johann, Herrn zu Montjoie, in zweiter Ehe des berg
1 3 86 gestorbenen Johann von Gronsfeld, Haupteigentümerin der Herrlichkeit S. Laurenz-
berg, die auch „ten Bergen" genannt wird (Urkunden im Kölner Stadtarchiv). Nach-
dem sie die Zustimmung ihres dritten Gatten Willem von Milenberg, Herrn zu Seven-
born und Cranendonck, und ihres Schwiegersohnes Wilhelm Junggrafen von Sayn,
Herrn von „sente Aechten rode", Drost des Landes Brabant, und seiner Frau Kathe-
line eingeholt hat, befiehlt sie und ihr Sohn Johann von Schoenvorst, Herr zu
Flammengerijen und zu Walhey, Burggraf zu Montjoie, am 12. März i4o7 den An-
gehörigen der Herrlichkeit von S. Laurenzberg, dem Burggrafen zu Reifferscheid,
Herrn Seygher von Swalmen zu huldigen. Die Burg wird nach diesem Besitzer im
Fig. 99. Laiirenzberg. Grundriss der Burg.
i5. Jh. auch Schwalmers- und Siegersberg genannt (vgl. Wilhelm Graf v. Mir-
bach, Territorialgeschichte I, S. 6). Durch Heirat (vgl. Fahne, Geschichte der Grafen,
jetzigen Fürsten zu Salm - Reifferscheid I, S. 35 — Manuskript Eisenberg - Mirbach
a. a. O.) kommt das Schloss im J. H22 an Johann v. Palant d. J., Herrn zu Breitenbend,
der im J. 1 43 3 auch das damals baubedürftige Schloss Notberg von seinem Vater
Wernher, Herrn von Palant und Breitenbend, dauernd erhält (Urkunden im Pfarr-
archiv Laurenzberg).
Im Besitz der Palant bleibt das Schloss bis ins i7. Jh. Johann erwirbt noch
im J. i443 den Hof zu Mertzen. Dessen Sohn Johann, welcher i. J. 1 47 1 Rath,
von Roetzelaer heiratete, erbaute wohl den massiven Thortürm. Das Turmzimmer
{Fig. 102) zeigt am Kamin und an den Balkendecken das Allianzwappen der Ehe-
gatten. Ein späterer Johann von Palant, Herr von Laurenzberg, ist gleichzeitig
II err zu Notberg, Waldenburg, Frechen, Lindenberg, Bachem, Amtmann zu
Wilhelmstein und Landdrost von Jülich (E. von Oidtman i. d. Aachener Zs. VI,
S. i5o; XI, S. 44. — Ausführliches über das Geschlecht der Palant bei E. v. Oidt-
i53
1 54
KREIS JÜLICH
Burg man in der Aachener Zs. XVI, S. 38 ff). Dieser grosse Grundbesitz wird nach
i u r 6 n z *
berg dem Tode Johanns im J. 1 533 unter seine elf Kinder verteilt, von denen das
älteste, Werner, Laurenzberg erhält (Aufzeichnung der Erbteilung i. d. Ann. h.
V. N. XXV, S. 2I0). Auf ihn ging auch die Stelle eines Amtmanns von Wilhelmstein
über (nach einer Urkunde im Pfarrarchiv). Er war mit Margarethe vom ßongart
vermählt, Tochter des Erbkämmerers Johann von dem Bongart, welche zuerst
mit Arnold von Harff (f i5o5), dann mit Karsilius von Palant zu Breitenbend ver-
heiratet gewesen war. Dieses Ehepaar liess die Burg Laurenzberg von Grund aus
umbauen, offenbar nach der Jülicher Fehde, in welcher Laurenzberg im J. 1 547
abgebrannt war (Kieringer Chronik, abgedruckt in den Ann. h. V. N. LXI, S. 63).
Ein Thürsturz, ursprünglich vermutlich über dem Eingang des Pallas, trägt das
Ehewappen des Paares. Im T. i55o wird dem Werner von Palant zu Breiten-
bend, jülichschem Amtmann und Rat zu Wilhelmstein, vom Herzog Wilhelm die
Fig. 100. Laurenzberg. Gesamtansicht der Burg von Nordwesten.
Erlaubnis zur Anlegung einer Windmühle zu Laurenzberg mit denselben Rechten,
wie sie die von Alters her bestehende Wassermühle hatte, erteilt (Urkunde im
Pfarrarchiv). Bald darauf ( 1 552) starb Werner, seine Frau überlebte ihn um vier Jahre.
Nach ihrem Tode fiel die Burg an die Familie Palant zurück, in deren Eigentum
sie bis zum J. 161 1 bleibt. In diesem Jahre vermachte die Witwe Anna von Palant
4/6 der Herrschaft Laurenzberg den Geschwistern von Binsfeld, welcher Anteil später
den von Wachtendonck durch Erbschaft zufiel, 1/6 dem Daem von Harff und J/&
dem Johann von Gymnich. Im J. 1 74 1 sind die von Harff zu s/6, von Spies- Allner
zu 2/6, von Rohe -Drove zu 1/6 beteiligt (Fabricius, Karte von 1 789, S. 295). In-
folge dieser Teilungen scheint das Schloss in Unstand und Verfall gekommen
zu sein. Man bemerkt keine Restaurationsarbeiten, die später als im XVI. Jh. aus-
geführt wurden. Durch Kaufverträge vom 2 1. Juli 1 767, vom 1 7. Sept. 1 7 68 und vom
3. Juli 1 7 7 2 wurde der Besitz wieder in den Händen des Freiherrn Clemens August
von Hersel vereinigt, dessen Wappen mit dem seiner Gemahlin Maria Anna, Freiin
von Bourscheid zu Merödgen, sich über dem Eingangsthor befindet. Im J. 1 845 be-
i54
LAURENZBERG
155
findet sich Laurenzberg in dem Besitz des Grafen Edmund von Hatzfeld-Weissweiler Burg
zu Schönstein und des Freifräuleins Eleonora von Hersel zu Kalkum, von denen es berg
am 28. Juni 1 845 an den Herzog Prosper Ludwig von Arenberg übergeht. Schon
vorher hatten, hauptsächlich durch Clemens August von Hersel, zu Wirtschafts-
zwecken fundamentale Umbauten stattgefunden, welchen ein grosser Teil der ehe-
maligen Anlage zum Opfer fiel. Heute scheinen Erhaltungsarbeiten des verfallenden
Mauerwerks, insbesondere der Turmruinen — auch die zu Wirtschaftsgebäuden be-
nutzten Schlossteile sind baufällig — verbunden mit Ausschachtung der modrigen,
zum Teil verschütteten Untergeschosse und ihrer Zugänge dringend notwendig. Die
Burg ist heute im Besitz des Herzogs Engelbert von Arenberg zu Brüssel und
untersteht der Domänenverwaltung zu Mickein bei Benrath.
Die Burganlage ist quadratisch, mit starken Rundtürmen an den Ecken und Beschreibung
viereckigem Thorturm, von breitern Wassergraben umgeben, über den auf der Mitte
F
Fig. 101. Laurenzberg, Burg. Grundriss der Südtürme und Aufriss eines Pallasfensters.
der Nordseite zum Thorturme eine Brücke führt. Material Backstein, Architektur-
formen Haustein. Der Turm an der Nordwestecke ist abgetragen. Grundrisse und
Ansichten Fig. 98 — 102.
Das jetzige Wohnhaus liegt an der Nordseite, der ehemalige Palas Paias
an der Südseite gelegen, ist zur Scheune umgebaut, er erstreckte sich die ganze
Südseite entlang , zwischen beiden Türmen und stand mit diesen in Verbindung.
Er war mehrstöckig und besass ein Untergeschoss. Die oberen Stockwerke sind abge-
tragen, das Untergeschoss ist, mit Ausnahme des Teils unter den Türmen, verschüttet.
Der jetzige Fussboden der Scheune liegt- etwa anderthalb Meter unter dem Fussboden
des Saales. Die im Erdgeschoss noch aufrecht stehende Aussenfassade des Palas-
baues hat sieben etwa 2 m im Lichten hohe, rechteckige Fenster, je mit einer
Quersprosse. Unter jedem Fenster seitlich in der Mauertiefe zwei Steinbänke, zwischen
diesen eine Schiefsscharte von der in Hambach, Linzenich vorkommenden Form mit
rundem Schussloch und senkrecht durchführenden Sehschlitzen (Fig. 101). Der Saal
war flach gedeckt.
i55
1 56
KREIS JÜLICH
Burg Die Eck türme bestehen noch bis zum Kranzgesims. Die Dachhaube und
bergZ Bedeckung des Obergeschosses fehlt. Sie sind zweigeschossig mit niedrigem, zum
Ecktürme Teil mit verschüttetem Untergeschoss (vgl. Grundrisse Fig. ioi).
]m Inneren sind diese Rundtürme im Untergeschoss mit glatten Kuppeln
gewölbt, im ersten Geschoss mit Rippenkreuzgewölben; die Decken der Ober-
geschosse sind zerstört. Die Untergeschosse sind durch Treppen in der Umfassungs-
mauer zugänglich und besitzen Schiefsscharten.
Das Erdgeschoss des Südwestturmes, mit dem ehemaligen Saal durch eine
rechteckige Thüre verbunden, hat drei Fenster mit Bänkchen an den Laibungen in
Fig 102. Laurenzberg. Zimmer im Thorturm der Burg.
den 2,5 m starken Turmmauern und je auf einer Seite in der Laibung eine viereckige
Wandnische. Auf der Nordseite ein Kamin ohne Zierformen (Grundriss Fig. ioi, i).
Von der Thür aus gelangt man in der Mauerstärke durch eine Wendeltreppe
nach dem Obergeschoss. Die Wendeltreppe hat Licht von einer Schiefsscharte,
welche auf den Graben geht und führt auf halber Höhe zu einer Kammer, die
ebenfalls eine Schiefsscharte zum seitlichen Bestreichen des Grabens besitzt. Im
Inneren des Südostturmes befindet sich ebenfalls ein mit einem Rippenkreuz-
gewölbe von spätgothischem Profil überdeckter Raum (s. Grundriss Fig. ioi, 3). Aus
dem Saal führt in der Achse des Raumes der Haupteingang zu ihm, links davon
befindet sich ein schmaler Ausgang nach der Umfassungsmauer, vermutlich ehemals
zum Wehrgang führend, rechts eine Kaminnische. Senkrecht zu der Achse gehen
1 56
LAU RENZBERG
1 57
nach Nordosten und Südwesten Fenster ins Freie. Dieses Geschoss ist also weit Burg
weniger als das entsprechende des Südwestturmes zu Verteidigungszwecken einge- L*bergZ
richtet. Unterhalb der aufwärts führenden Treppe befindet sich in der Umfassungs-
mauer die grossenteils verschüttete Treppe zum Untergeschoss.
Der Thorturm ist viereckig, dreigeschossig, aus Bruchsteinen und Backsteinen Thorthurm
mit Eckquadern. Über dem barock umgeänderten Eingang die Wappen Hersel-
Bourscheid mit der Zahl 1 773. Turmhaube barock geschiefert (s. Fig. ioo).
Im Innern befinden sich übereinander zwei Zimmer, das untere flachgedeckt,
das obere mit Sterngewölbe versehen, Profile spätgothisch. In beiden hochgothische
Kamine aus Blaustein. Am untern die Wappen der von Palant und von Roetzelaer,
die sich an den Balken der Decke wiederholen (Fig. 102).
An der Scheune ist ein Thürsturz in reichen Frührenaissanceformen mit dem
oberen Teil nach unten vermauert. Auf ihm in Hochrelief das Allianzwappen
Palant-Bongart.
Fig. 103. Lürkener Burg. Ansicht des Wohnhauses.
Die LÜRKENER BURG, auch Burg Lurich genannt. Das Castrum Lureke Lürkener
wird schon im J. 1188 genannt. In diesem Jahre erwirbt es Erzbischof Philipp
von Heinsberg für die Kölner Kirche. Belehnt damit ist das Jülicher Grafenhaus.
Später gehörte es zur Herrschaft Laurenzberg, mit deren Vogtei die Kölner Dom-
propstei die Herren von Randerath belehnt hatte (W. Graf von Mirbach i. d.
Aachener Zs. XI, S. 126). Im i4. u. i5. Jh. kommen mehrfach Herren von Kintz-
wilre genannt von Luyrke urkundlich vor. Um 1600 kommt die Burg, anscheinend
durch Kauf, an die Familie Mangelmann, und im J. ]6o7 erbauten Johann von
Mangelmann und seine Gattin Katharina von Olmissen genannt Mülstroe das heutige
Wohnhaus. Am Ende des i7. Jh. ist Lürken im Besitz der Familie von Lawick,
dann der verwandten Familie von Portmann und schliesslich wieder der von Lawick.
Der heutige Eigentümer ist Herr Rentner Vossen zu Aachen.
Die Lürkener Burg besteht aus einem rechtwinkligen Hauptgebäude mit Beschreibung
starkem Turm an der Südwestecke und rechteckiger, nach der Burg hin offener Vor-
1 57
1 58
KREIS JÜLICH
Lürkener bürg. Das Ganze ist von einem Wassergraben umgeben, der auf der Südseite gegen
urg . das höherliegende Dorfterrain stark eingeschnitten ist (Fig. io3).
Über dem Eingang zur Burg eine einfache Renaissancearchitektur mit den
Wappen der Mangelmann und Olmissen genannt Mülstroe.
Darunter die Inschrift: an Gottes segen ist alles gelegen. Seitlich der
WaDDen :
MVSICA G.(?) I.M.T,
IAN CAT
MAN (Mangelman) MVL (Mulstroe)
A° D i6o7.
Die Vorburg besteht aus einfachen
Nutzbauten. In Ankern 1 7 7 6. Rund-
bogiges Einfahrtsthor (Fig. io4). In einer
Remise ein ganz verstümmelter Grabstein
aus dem 18. Jh. (?)
Die Kapelle, schon im i5. Jh.
bestehend, ist nicht mehr vorhanden.
Vgl. Offermann, Geschichte, S. 49. —
Handsch riftl. Qu. auf dem Bürgermeisteramt Dürwiss: Register von
i 7 4 1 — 1 7 98, lückenhaft. — Im Pfarrarchiv zu Laurenzberg: Verzeichnis der
Kapellenrenten, 1 6. Jh. (vgl. Tille, Übersicht II, S. 32, Nr. 3o). [F.]
LICH.
Römisches Das bei Lieh liegende Steinstrass hat seinen Namen von der von Jülich
nach Köln führenden Römerstrasse, auf deren Unterbau die heutige Chaussee von
Jülich bis Elsdorf erbaut ist und welche hier wie auch anderweitig (B. J. XXXI, S. 85,
i33; LXXI, S.3i; LXXVI, S. 23; LXXIX, S. 25) den Namen Steinstrasse führt. Alter-
tumsfunde hierselbst sind jedoch nicht bekannt geworden.
Kathoi KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Andreae). Eine Kapelle mit
arrkiro e allen Sakramenten besteht schon im J. 1 583 (Redinghoven sehe Sammlung XIX,
S. 62, in der Hof- und Staatsbibliothek München); im J. i8o4 wird diese zur Pfarre
erhoben. Erst um diese Zeit ist das heutige Schiff, der Turm erst im J. 1823 ent-
standen.
Monstranz. Rokoko, vergoldet, mit der Inschrift: 1 7 5 7 . p. w. a. rector
IN LICH.
Kelch, Zinn u. Silber (?), einfach, in Renaissanceform. Stempel: Engel zwischen
den Buchstaben G. u. s.
Kasel mit dem Crucifixus und den Leidenswerkzeugen in Applikationsstickerei,
derbe Arbeit, um 1600.
Kathoi. KATHOLISCHE KAPELLE in STEINSTRASS (s. t. s. Mathäi). Recht-
apeiie m g^ieer Backsteinbau mit 3seitigem Chorschluss und Spiegeldecke, und 1 898 hinzu-
teinstrass6 6 ro 1
gefügtem Dachreiterchen.
Altar aus dem 18. Jh. mit dem Holzbild des h. Mathias, bäurisch.
Zwei Engel figuren aus der Kirche in Lieh, barock, bäurisch. [F.]
i58
LINNICH
1 59
Fig. 105. Linnich. Wappenstein am Rathaus.
LINNICH.
Teschenmacher, Annales p. 36 1. — Brockmüller S. 6o. — von Mering, Litteratur
Geschichte der Burgen IX, S. 7; XI, S. 25. — Kaltenbach S. 236. — Offermann
S. 58. — August Berns, Historische Nachrichten über die Stadt Linnich und deren
Umgegend, Linnich i863. — E. von Oidtman, Linnicher Urkunden: Aachener Zs.
III, S. i48. — Graf Mirbach, Territorialgeschichte II, S. 12. — Berichte über die
Verwaltung und den Stand der Gemeindeangelegenheiten in der Stadt Linnich, 1888
bis 1 898, mit geschichtl. Beiträgen von Richard Pick. — Krückemeyer, Die Stadt
Linnich, Linnich 1 897. — H. Oidtmann, Ortsgeschichtliche Plaudereien in Anleh-
nung an die Linnicher Urkunden: Linnicher Zeitung i9oi u. f. — Über den Kanton
Linnich: Jülicher Korrespondenz- und Wochenblatt, 16. März i9oi.
Über die Hubertusschlacht bei Linnich vgl. ausserdem : Brosii, Annales II,
S. 54. — Lacomblet, Archiv IV, S. 253. — Brückmann, Linnich und die Fehden
und Kämpfe um die Wende des Mittelalters zur Neuzeit, i9oi. — Oidtmann, Die
Hubertusschlacht bei Linnich in Dichtung, Sage und Geschichte, Linnicher Zeitung,
i9o2; Kreis Jülicher Korresp. und Wochenblatt i9o2.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Martini). Binterim und fKatkh°Lhe
Mooren, E. K. I, S. 333; II, S. i92. — Krückemeyer, Die Stadt Linnich S. 9, 10,
5i. — Berns, Die Vollendung des Kirchenbaues zu Linnich vor 4oo Jahren: Lin-
nicher Anzeiger 1880, i3. November, Nr. 46. — Bericht über die Verwaltung u. s.w.
der Stadt Linnich pro i89i/92. — Aachener Zs. III, S. i48; XVI, S. 4o. — Oidt-
mann, Die Linnicher Pfarrkirche und ihre Ausstattung: Linnicher Zeitung i9oi.
H andschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Das nicht grade bedeutende Archiv
umfasst namentlich Schriftstücke über die einzelnen Altäre: Kreuzaltar, Katharinen-
altar, Annaaltar, Georgsaltar, Nikolausaltar, mit Urkundenabschriften, deren Inhalt zum
Teil bis zum Anfang des 1 5. Jh. zurückreicht. Ausserdem sind zu nennen: Renten-
verzeichnisse, Akten über die Kapelle in Rurdorf von i6o3 ab, Türkensteuer-Register
des 16. Jh., Erneuerung des Kirchturmes 1 747 u. s. w. Im einzelnen vgl. Tille,
Übersicht II, S. 32.
[59
i6o
KREIS JÜLICH
Kathoi. Im Stadtarchiv: Neuere Abschriften der Stiftungen u. s. w. vom iS. Jh. an.
— Einzelne urschriftliche Stadtrechnungen von i42 9 ab (die von Berns, a. a. O.,
benutzte Rechnung von 1 43 1 über den Kirchenbau und den Glockenguss ist nicht
mehr zu finden). — Bruderschaftsrechnungen vom Ende des 1 5. Jh. ab. Vgl. Tille,.
Übersicht II, S. 34. — Oidtmann in der Linnicher Zeitung i9oi u. f.
Geschichte Kaiser Lothar schenkte Einkünfte der „Villa Linnica" dem Marienstift in
Aachen; im J. 888 wird diese Stiftung durch Arnulf bestätigt (Lacomblet, U. B. I,
Nr. 75). Die Urkunde vom J. 898 (von Mering, Geschichte der Burgen IXr
S. 24) bezieht sich auf Lintgen in Luxemburg. Während das Aachener Stift als
Grundherr erscheint, kam die Kirche in den Besitz der Abtei Prüm, die schon im
J. 893 in Linnich begütert war (Beyer, Mittelrhein. Urkundenbuch I, Nr. 1 3 5, p. i43t
1 84} ; im J. 1298 wurde die Kirche der Abtei Prüm inkorporiert (Düsseldorf, St.-A.,
Kur-Köln, Urk. 366). Bei dem Verkauf des Linnicher Frohnhofes an die Herren
von Randerath im J. 1 368 behielt sich Prüm seine Rechte an der Kirche in der
Form einer Vogtei vor (Lacomblet, U.B. III, Nr. 577. — Krückemeyer S. 6i);
diese Vogtei geht im J. 1 395 in den Besitz des Herzogs von Jülich über.
Im I. i425 begann man mit der Höherführung des noch aus dem 12. — 1 3. Jh.
herrührenden Turmes; die Arbeit scheint im J. 1 43 1 beendet (Histor. Nachrichten
über die Stadt Linnich S. 6). Im Anschluss wurde — wohl mit langen Pausen —
der Neubau des Langhauses unternommen; im J. i453 verleiht Erzbischof Dietrich von
Moers hierzu einen Ablass. Man errichtete den Neubau um die alte Kirche herum;
im J. 1478/79 brach man den alten Bau ab, sodass man das Dachwerk und wohl
auch erst die Pfeiler des Neubaues fertig stellen konnte. Die Konsekration nahm
der Kölner Weihbischof Arnold von Unkel am 22. Juli i48i vor. Der Chor war
vielleicht schon früher in Benutzung genommen, da die Altarplatte von i46o herrührt.
Die zum grössten Teil erhaltene reiche Ausstattung stammt aus dem Ende des i5.
und dem Anfang des 16. Jh. Der Bau ist im wesentlichen unverändert erhalten;
nur zerstörte ein Sturm im J. 1 747 den gothischen Aufbau des Turmes, der dann
das jetzige Glockengeschoss mit der Baruckhaube erhielt. Die Höherführung oder
ein Neubau des Turmes ist in Aussicht genommen.
Beschreibung Dreischiffige Hallenkirche des i5. Jh. aus Backsteinmauerwerk mit romanischem
Westturm aus Kieselmauerwerk, im Lichten 3 1,80 m lang, 18, 7 5 m breit (Ansicht
Fig. 106, Grundriss Fig. io7).
Turm Der viergeschossige Westturm des 12. — 13. Jh. in den drei Untergeschossen
ganz schlicht, ganz oder grösstenteils aus Kieselmauerwerk mit unregelmässiger Eck-
quaderung. Im Erdgeschoss ein späteres einfaches Spitzbogenportal , die beiden
folgenden Geschosse mit schmalen Lichtscharten. In dem dritten Geschoss sind
innen noch die mit Ziegelsteinen ausgesetzten romanischen Schallfenster erkennbar.
Das Obergeschoss von 1 747 aus Backsteinen mit zweiteiligen Fenstern in grosser Stich-
bogenblende, geschweifte Dachhaube mit geschlossener Laterne und schlanker Spitze.
Südlich vom Turm ein zweigeschossiger Anbau in Ziegelmauerwerk, daran
die Jahreszahl i7o4 in Eisenankern; im Erdgeschoss die zum Teil vermauerten Korb-
bogenöffnungen, oben einfache Stichbogenfenster. Darin neben dem Turm Kal-
varienberg, der Christus eine rohe Skulptur in dreiviertel Lebensgrösse aus dem
[5. Jh., Maria und Johannes schlechte Barockfiguren. Vor der Gruppe Grabstein
mit der verstümmelten Inschrift: anno 1664, 9. aug., ist bar und fcr-
XEMER JOHAN VON NE ELL ... — ANNO 1674, DEN 2. JUNII, STARB DIE VEILEHR-
UND .... FRAW ....
160
LINNICH
161
Das Langhaus mit vier Jochen, je zwei unter ein grosses Walmdach zu- Kathoi.
sammengefasst ; die dreiteiligen Masswerkfenster mit reichen Kouronnements und Langhaus
einer Querteilung in halber Fensterhöhe. Das Bankgesims der Fenster umzieht auch
die Strebepfeiler, die darüber noch einmal abgesetzt sind; in der Höhe der Mass-
werke eine giebelförmige Hausteinabdeckung, das Ende des Strebepfeilers flach,
Fig. 106. Linnich. Choransicht der katholischen Pfarrkirche.
lisenenartig mit Pultabdeckung. Unter dem Dachansatz gleichfalls ein einfaches Hau-
steingesims. Das Fensterbankgesims ist an den östlichen Jochen um etwa i,5 m,
rechtwinkelig umknickend, heruntergezogen. Im westlichen Joch der Südseite eine
flachbogige Thür unter spitzbogiger Blende, deren gekehltes Profil ganz in Back-
steinen ausgeführt ist. Im westlichen Joch der Nordseite eine ähnliche, jetzt ver-
mauerte Thüranlage; darüber eine gleichfalls vermauerte Thür in der Höhe der
11
1 6 1
I 62
KREIS JÜLICH
Kathoi. Empore. Die Westseiten der Seitenschiffe haben einfache grosse Masswerkblenden
Pfarrkirche. „. , ,
in Ziegelmauerwerk.
In der Verlängerung des südlichen Seitenschiffes der Sakristeibau mit zwei
zweiteiligen und einem dreiteiligen Masswerkfenster, ursprünglich wohl ein Seitenchor.
In den Winkel zum Chorhaus ist ein quadratisches Treppentürmchen eingebaut,
etwas über das Hauptgesims des Langhauses hinausgeführt.
Chor Der Chor mit seinen zwei Jochen und dem dreiseitigen Abschluss ruht
infolge des hier stark abfallenden Geländes mit dem letzten Joch auf einer ge-
wölbten Halle mit kurzen schweren Pfeilern und derben Rippen aus Backstein-
mauerwerk; die ursprünglich nach allen Seiten mit Korbbogen sich öffnende Halle
ist ietzt bis auf einen niedrigen Durchgang vermauert. Das Bankgesims ist am
-^=i i i | T i T i - '"° lM-
Fig. 107. Linnich. Grundriss der katholischen Pfarrkirche.
Chor wieder mit einem rechtwinkeligen Knick höher geführt. Im übrigen entspricht
der Chor in der Gliederung der Fenster und der Strebepfeiler ganz dem Langhaus.
Inneres Das Innere ist von einfacher mächtiger Wirkung; die achtseitigen Backstein-
pfeiler mit einfachen Einkerbungen, die sich in den Gurtbögen der Scheidemauern
als Profilierung fortsetzen. Die Gewölbe sitzen auf teils einfach profilierten, teils mit
Blattwerk oder Wappenschildchen geschmückten Konsolen: einzelne tragen auch
Halbfigürchen von verschiedener Bedeutung, z. B. die Verkündigung. Sämtliche Ge-
wölbefelder haben reiche Sternmuster mit schlanken Birnstabrippen. Die Schlufs-
steine enthalten Heiligenfigürchen, Wappen, Rosetten u. dergl. Am Chor setzen die
beiden runden Dienste des Triumphbogens etwa 2 m über dem Boden mit Blatt-
werkkonsolen an. Der siebenspitzige Stern des Chorgewölbes hat in der Mitte einen
Schlufsstein mit den Wappen Jülich-Berg-Ravensberg. Die sieben umliegenden Wappen
sind: 1. Stadt Linnich. 2. Palant. 3. Johanna von Bronkhorst-Batenburg, heiratete
t 53 1 den Werner von Palant. 4. Jülich-Berg-Ravensberg. 5. Strabach (?). 6. Agnes
162
Linnich. Hochaltar der katholischen Pfarrkirche.
Tafel VIII.
Linnich. Flügelgemälde vom Hochaltar der katholischen Pfarrkirche.
LINNICH
1 63
von Hoemen-Odenkirchen (f i487), Gemahlin des Karsilius von Palant (f 1 47 5). Kathoi.
P f i r p Ii i r c Ii 6
7. Bastardwappen der Palant (?). Nach dem Wappen von Bronkhorst und dem-
jenigen des letzten Herzogs von Jülich, dessen Tochter Maria im J. 1 543 starb, würde
der Chor erst 1 53 1 — 1 543 gewölbt sein (?). Das Strabach'sche Wappen bezieht sich
wohl auf die Heirat einer natürlichen Tochter Diedrichs von Palant mit Johann
von Strabach.
In die beiden westlichen Joche der Seitenschiffe sind im J. 1 586 spätgothische
einfache Emporen mit spitzbogigen Gurtbögen und Kreuzgewölben eingebaut
worden, in dem einen Schlufsstein der h. Franziskus, in dem anderen die Jahres-
zahl i586.
Die drei Altäre sind sämtlich flandrische Schnitzaltäre aus der i. H. des Ausstattung
16. ]h. mit gemalten Flügeln (Beissel in den Stimmen aus Maria-Laach 1 895, S. Ii.
— Münzenberger, Zur Kenntnis der mittelalterlichen Altäre Deutschlands, Text
von Beissel S. i8, 25. — Janitschek, Gesch. der deutschen Malerei S. 52 1 Anm.).
Der Hochaltar hat eine gemauerte Mensa mit zwei eisenbeschlagenen Hochaltar
Thürchen an der Rückseite; die 2,80 m lange. 1,20 m tiefe, 26 cm dicke Altarplatte
aus Schiefermarmor trägt auf dem einfachen Randprofil die im J. 1 84 7 erneuerte
Inschrift: dominus reynerus de palant, mts. karpensis, it. dedit hunc lapidem.
orate pro eo anno xniic lx. Das Wort mts. ist wahrscheinlich eine falsche Er-
gänzung für: praepositus. Der Kerpener Propst von Palant wird verschiedentlich
genannt, auch in den Linnicher Stadtrechnungen (von Merino, Gesch. der Burgen
XI, S. 2 7. — Strange, Beiträge zur Genealogie I, S. 67. — Bericht über die Ver-
waltung der Stadt Linnich pro i89i/92). Auch Merian, Topographia Westphaliae
S. 86, erwähnt die Altarplatte : allda ein stattlicher Altar, auss gantzem schwartzem
Marmor, zu sehen, dergleichen ausser dem Altar in dem Chor dess Thumbs zu
Cölln, in dieser Lands-Art nicht solche zu finden seyn.
Der Schrein (Taf.VII) mit überhöhtem Mittelteil zeigt in dem hohen Mittelfeld
oben die Kreuzigung, umgeben von reicher Figurengruppe, in dem unteren Teil abge-
sondert Maria, von Johannes gehalten, nebst den klagenden Frauen; links die dicht
gedrängte Figurengruppe der Kreuzschleppung, rechts die entsprechende Darstellung
der Kreuzabnahme. Die geschweiften Abschlüsse dieser drei Hauptfelder mit reichem
hängenden Masswerk ; in den breiten Kehlen unter kleinen Baldachinen vorbildliche
Scenen aus dem alten Testament und weitere Vorgänge aus dem Leben Christi. Der
untere Teil des Schreines zeigt nebeneinander in sechs kleinen Feldern Geisselung,
Dornenkrönung, Grablegung, Auferstehung, Christus in Emaus, sowie den ungläubigen
Thomas. Die dreiteilige Predella durch ein kräftiges Gesims abgesondert, enthält
Beschneidung, Anbetung der Hirten und Anbetung der Könige; weitere Begeben-
heiten aus der Kindheit Christi sind hier ebenfalls auf Konsolen in den Kehlen
angebracht.
Die beiderseits gemalten Flügel zeigen aussen 10 kleinere und grössere Ge-
mälde: 1. Christus am Brunnen und 2. Christus und die Ehebrecherin als kleine
Bilder in der Spitze; es folgen die 4 grossen Bilder: 3. Heilung des Kranken am
Teich Betsaida, 4. Verklärung auf Tabor, 5. Auferweckung des Lazarus, 6. Heilung
des Blindgeborenen. Darunter wieder 4 Bilder: 7. Abraham und Melchisedech,
8. Messe des h. Gregor, 9. das Abendmahl, 10. der Mannaregen.
Die Innenseiten der Flügel umfassen i4 Darstellungen, in der Spitze: 1. Ver-
spottung Christi, 2. Christus erscheint den Frauen; darunter die grossen Bilder:
3. das Abendmahl, 4. Gefangennahme Christi, 5. die Himmelfahrt Christi, 6. Aus-
11*
1 63
164
KREIS JÜLICH
Rechter
Saitenaltar
Ausstattunggiessung des h. Geistes. Unter diesen folgen als kleinere Bilder in zwei Reihen
übereinander: 7. Einzug in Jerusalem, 8. Christus am Ölberg, 9. der Auferstandene
erscheint den Jüngern, io. Petrus auf dem Meere, n. Vermählung Mariae, 12. Ver-
kündigung, i3. Darbringung im Tempel, i4. Christus im Tempel lehrend. Die Bilder
auf den Innenseiten bilden mit den Schnitzgruppen des Schreines einen geschlossenen
Cyklus.
Unter den flandrischen Schnitzaltären im Kreise Jülich steht der Linnicher
Hochaltar an erster Stelle; die Durchführung der Figuren ist besonders sorgfältig
und noch relativ streng; es fehlen die burlesken Züge, die den minderen Qualitäten
dieser Altäre eigen sind. Die Flügelbilder (Taf. VIII) zeigen aussergewöhnlich lange
Figuren mit kleinen Extremitäten, in der Zeichnung etwas bizarr, in den harten
blaugrünen Tönen nicht ungeschickt. Die Malereien gehören nicht zu den besten
ihrer Art.
Der Altar ist um i85o durch den Bildhauer W. J. Wings in Aachen und den
Vergolder K. Kjiauff in Rödingen wiederhergestellt, dabei neuvergoldet und durch ein-
zelne Figuren ergänzt worden.
Der rechte Seitenaltar (Taf. IX) ist gleichfalls ein flandrischer Schnitz-
altar aus der Zeit um 020; eine Figur zeigt auf dem Kopf die eingebrannte Hand,
die Marke von Antwerpen.
Der Schrein mit sechs Passionsscenen in der üblichen Anordnung: In dem
hohen Mittelfeld die Kreuzigung in dichtgedrängter Gruppe; darunter in der Mitte
Jesse mit den vier Propheten, von dem sich der Stammbaum mit seinen Halb-
figürchen in der Kehle des Mittelfeldes hinaufzieht, wie an den Altären in Alden-
hoven, Barmen u. s.w. (s. o. S. 20 u. 3i). In den beiden grossen Feldern links die
Kreuzschleppung, rechts die Kreuzabnahme, in den Kehlen wiederum kleine Gruppen.
Unten links die Beschneidung, rechts die Anbetung der Könige.
Bei geschlossenen Flügeln oben in der Spitze Christus am Brunnen und
Christus und die Ehebrecherin, darunter 3 grosse Darstellungen: 1. Taufe Christi,
2. die wunderbare Brotvermehrung, zwei Felder einnehmend, 3. die Hochzeit zu Canaa.
Die Innenseiten der Flügel haben 10 Scenen aus dem Leben Christi im
Zusammenhang mit den Darstellungen des Schnitzschreines; oben 1. Verspottung
Christi, 2. Grablegung Christi; darunter 4 grosse Darstellungen: 3. Christus am Öl-
berg, 4. Gefangennahme Christi, 5. Pfingstfest, 6. Himmelfahrt Christi; in der unteren
Reihe: 7. Verkündigung, 8. Besuch bei Elisabeth, 9. Verehrung des Christkindes,
10. Darbringung im Tempel.
Die Behandlung der Skulpturen ist bedeutend derber als bei dem Hochaltar;
es ist die Qualität der gewöhnlichen flandrischen Exportware. Die Gemälde jedoch
erheben sich ein wenig über diejenigen des Hauptaltares; der Meister zeigt hie und
da noch eigenartige Anklänge an die niederländischen Meister des i5. Jh.
Der linke Seitenaltar, der h. Katharina geweiht, dürfte zeitlich später anzu-
setzen sein, wohl um 1 54o (Fig. 108). Die Umrisszeichnung des Schreines ist wesent-
lich schlichter, die Seitenstücke sind einfach abgerundet, während das Mittelstück in
Form des Eselsrückens abschliesst. Die Einteilung des Schreines ist möglichst einfach,
in der Mitte drei, in jedem Seitenfeld zwei Gruppen. Links Disputation und Katha-
rina die drei Jünglinge vom Feuertod errettend; rechts Katharina vor dem Götzen
und Gefangennahme der Heiligen; in der Mitte, von unten beginnend, Geisselung
der Heiligen, Katharina vor dem zerstörten Rad knieend und Enthauptung der
Heiligen.
Linker
Seitenaltar
164
Tafel IX.
Linnich. Rechter Seitenaltar der katholischen Pfarrkirche.
LINNICH
165
Die Innenseiten der Flügel zeigen die übrigen Scenen aus dem Leben Ausstat tune
der Heiligen, jede Seite mit 5 Darstellungen. Links oben: i. Katharina mit dem
Einsiedler, 2. Vermählung, 3. Katharina vor dem König; darunter: 4. die Heilige im
Gefängnis, 5. Enthauptung der h. Katharina; dabei knieend ein Geistlicher im Leviten-
Fig. 108. Linnich. Der Katharinenaltar der katholischen Pfarrkirche.
rock, vielleicht der Stifter des Altares. Rechts oben: 1. Katharina spendet Almosen,
2. Katharina lehnt die Bewerbung des Königs ab, 3. Grabtragung durch Mönche,
darunter 4. Grablegung, 5. Katharina bei einer Enthauptung bekehrend.
Die Aussenseiten der Flügel oben mit den Figuren Mariae und eines
Patriarchen oder Propheten, darunter grosse Einzelfiguren der hh. Nikolaus, Eligius,
Wolfgang sowie Crispinus und Crispinianus.
1 65
166
KREIS JÜLICH
Ausstattung
Sakraments-
häuschen
Fig. 109. Linnich. Sakramentshäuschen
in der katholischen Pfarrkirche.
Der Schrein des Katharinenaltars stellt
einen der spätesten Typen und zwar die
geringsteQualität jener flandrischen Schnitz-
altäre dar; die ganze Durchführung ist sehr
derb. Einzelne Figuren, wie die des Königs,
wiederholen sich immer genau in derselben
Haltung. Die gemalten Flügel sind, beson-
ders auf der Aussenseite, besser als die der
anderen Altäre; sie zeigen einen nieder-
ländischen Meister von der Mitte des
1 6. Jh. ; die Töne sind blass und kalt, die
Zeichnung ziemlich gut. Manche Züge
erinnern an die späten Bilder Barlhel
Bruyns.
Zwei gute Rokoko- Altäre in brau-
nem Holz vom J. i 776, die früher an Stelle
der flandrischen Seitenaltäre errichtet wor-
den waren, sind im J. i9oi dem Trap-
pistenkloster Echt überlassen worden.
Ein kleineres gemaltes Altar-Trip-
tychon vom Ende des i5. Jh. ist vor
einigen Jahrzehnten an das städtische Suer-
mondt-Museum in Aachen verkauft worden.
Über den im J. i429 gestifteten Ma-
rienaltar, den sogen. Palanter Altar,
vgl. u. unter Rurdorf.
An der linken Wand des Chores
ein reiches spätgothisches Sakraments-
häuschen aus Kalkstein, um 1S20, 9,2 5 m
hoch (Fig. io9). Der Sockel mit vier
säulentragenden Löwen um einen vier-
eckigen Mittelschaft; den Säulen sind unter
reichen Baldachinen die Figürchen der
hh. Maria, Barbara und Katharina vorge-
setzt. Das eigentliche Gehäuse an drei
Seiten mit hohen Gitterthüren , ringsum
in den Kehlen ein reicher durchbrochener
Fries, auf den Ecken wieder unter Bal-
dachinen die Figürchen der hh. Johannes
Bapt., Petrus, Paulus und Jacobus M. Über
den drei Gitterthüren drei vortreffliche
Gruppen der h. Sippe, Abendmahl und
der hh. Laurentius und Margaretha, die
letzteren durch einen Renaissancepilaster
geschieden. Oberhalb dieser Gruppen vor-
kragende sich überschneidende Baldachine,
aus denen die reiche, in drei Geschosse
gegliederte Spitze wächst. An dem
166
I.INN K II
i67
Schaft sind im unteren Teile des Aufbaues nochmals Figürchen unter Baldachinen Ausstattung
angebracht, wahrscheinlich die hh. Katharina mit zwei knieenden Mädchen, Bene-
dikts und Apollonia.
Das Sakramentshäuschen ist im J. 1862 durch den späteren Domsteinmetz-
meister Sarier in Bremen gut restauriert worden.
Seitlich in die Wand eingelassen ein kleines neubemaltes Relief, 35 x 52 cm
gross (Fig. 110), mit den knieenden Figürchen Karsils von Palant (f um 1 5 2 1 ) und
seiner Gattin Margaretha von dem Bongart; der Stein stellt höchst wahrscheinlich
die Stifter des Sakramentshäuschens dar (Aachener Zs. XVI, S. 4o).
Am nächsten würde das Sakramentshäuschen in Euskirchen demjenigen in
Linnich verwandt sein (Kunstdenkmäler des Kreises Euskirchen S. 42). Auffallend
ist das Vorkommen des kleinen Renaissancepilasters zwischen den beiden Figuren
Fig. 110. Linnich, katholische Pfarrkirche. Relief mit den Stiftern des Sikram ?:itshäu5di3n3.
der hh. Laurentius und Margaretha — wohl ein einem Gemälde entnommenes Motiv
— , während die ganze Architektur keine Spur von Renaissanceformen zeigt.
Figur der h. Katharina aus Holz, auf dem heidnischen Tyrannen stehend
der rechte Arm fehlt; mittelmässige niederrheinische Skulptur aus der 2. H. des
1 5. Jh., 75 cm hoch.
In der Sakristei Pieta aus Holz, der Christuskörper steif und derb, mittel-
mässige niederrheinische Skulptur um i5oo, 87 cm hoch.
Im vierteiligen Nordfenster des Chores Glasmalereirest, Einzelfigur mit Glasmalereien
der Beischrift: sanctus werner, gut gezeichnet und farbenkräftig, aus dem Ende
des i5. Jh.
In einem Sakristeifenster Glasmalereireste aus dem Anfang des 16. Jh.,
zwei kleine rechteckige Grisaillescheiben, die Kreuzigung und die derbe Einzelfigur
des h. Paulus ; im Kouronnement zwei kleine feine Figürchen und hübsche Reste
von Bordüren (Oidtmann i. d. Ztschr. f christl. Kunst XII, Sp. 58).
1 67
1 68
KREIS JÜLICH
Ausstattung Die alten Fenster des Chores, deren Wappen in der Vierteljahrsschrift
des Vereins Herold i872, S. io9, erwähnt werden (Odenkirchen ist für Rheydt hier
einzusetzen), waren schon um i83o verschwunden; das Mittelfenster war bis zum
J. 1 857 vermauert. Im einzelnen vgl. Oidtmann in der Linnicher Zeitung i9oi.
Im Chor fanden sich im J. 1 87 5 Reste von Wandmalereien, Tobias mit
dem Engel und Apostelfiguren; die Gewölbemalereien im Chor sind nach den alten
Resten hergestellt.
Taufstein des i3. Jh. aus Blaustein, auf einem runden Schaft das flache
Becken mit rohen Eckköpfen, i m Durchmesser, 88 cm hoch.
Ewige Lampe aus getriebenem Silber, bauchig mit drei Engelhermen, da-
zwischen Reliefs der h. Familie, des h. Michael und der hh. Franziskus und Elisabeth.
Kölnische Arbeit vom Anfang des 18. Jh. mit Beschau und Kopf als Meisterzeichen.
Über der Lampe als Gewicht eine vergoldete Messingkugel des 1 5. Jh.
von 7 cm Durchmesser, mit zweifacher Durchbohrung. Ringsum auf einem Band die
Worte: jasper-melcher-baltsar und zwei verschlungene Drachen, die beiden
Halbkugelllächen mit vorzüglich gezeichnetem spätgothischen Laubwerk graviert;
darin auf der oberen Hälfte ein Wappen mit drei Krügen; das Ganze von vollendeter
Zeichnung und sorgfältigster Durchführung.
Paramente Moderne Kasel, die Stäbe alt mit gemustertem Goldgrund, darauf in Flach-
stickerei der Gekreuzigte mit Maria und Johannes, Engel, die das Blut auffangen ;
auf dem Vorderstab die hh. Martinus, Barbara und Georg. Treffliche Arbeit um
i5oo, neuerdings restauriert.
Moderne Kasel mit alten Kölner Borden, um i5oo, restauriert. Auf der
Rückseite der Gekreuzigte mit zwei Wappen mit Leidenswerkzeugen, unten die
h. Barbara ; der Vorderstab mit Schriftzeichen und zwei Wappen mit Leidens-
werkzeugen.
Ein sauber geschriebenes Missale mit farbigen Initialen, in schwerem Schweins-
lederband und mit ausgesägten Messingbeschlägen aus der Mitte des i5. Jh.; ein
anderes mit silbernen Rokoko-Beschlägen aus dem 18. Jh.
Grabplatten J3ei dem Eingang zum Chor rechts auf dem Halbpfeiler gravierte Grabplatte
aus Kupfer vom Ende des 1 5. Jh., 6o X 98 cm gross (Fig. m); in der Mitte stehend
mit gefaltenen Händen die gut gezeichnete Figur des Verstorbenen in ganzer Rüstung,
ihm zu Seiten die vier Ahnenwappen Palant, Bergerhausen, Engelsdorf und Bins-
feld; der Grund ist kreuzweise schraffiert. In den Ecken der Einfassung Rundme-
daillons mit den Evangelistensymbolen, dazwischen Band mit der Inschrift: ANNO
DOMINI MCCCCLXXIIII, UP DEN XVIII DEN DACH NOVEMBRIS, STARFF WERNER VAX
PALAXT, HIRN WERNERS HERN ZO PALAN1 INI' BREYDENBENT RITTER ZEILIG] ELEG1
SOEN, DER SELEN GOT GENEDICH.
Die älteren Grabinschriften sind von Berns. Historische Nachrichten,
S. i4, veröffentlicht worden nach den Abschriften, die er vor der Zerstörung bei Er-
neuerung des Bodenbelages genommen hat:
1. Grabplatte mit den vier Evangelistensymbolen und einem Kelch als Messing-
einlagen und der Inschrift: anno domini 1462, die quarta novembris, obiit vener.
DOMINUS HERMANNUS TIMRIN, PASTOR IN LINNICH, CHRISTI ANIT ATIS DECANUS
JULIACENSIS, CUIUS ANIMA REQUIESCAT in pace. amen.
2. Ein ähnlicher grösserer Stein mit der Inschrift: venerabilis dnus Joannes
DE CLERMONT AQUISGRANENSIS, QUI OBIIT ANNO INCARNAT. DNI MCCCCLXX, MENSIS
MAJI DIE . . . PRIMA P . . . VII, CUIUS ANIMA REQUIESCAT IX PACE.
168
LINNICH
1 69
3. Grabplatte mit der Inschrift: in te domine speravi, non confundar in Ausstattung
AETERNUM. DER WOHLEDEL UND HOCHFÜRNEHMER HERR PETRUS WALRAFF, IHRER
CHURFÜRSTLICHER DURCHLAUCHT ZU PFALTZ SCHULTEIS UND KELNER ZU LINNICH
UND AMPT BOSLAR, STARB DEN 2. JULII 1693. GOTT SEIE DESSER SEEL GNÄDIG.
4. ANNO 1664, DEN 2/. NOVEMBRI, IST IM HERRN SELIG ENTSCHLAFEN DER
EDEL UND VESTER HERR
WILHELMUS KERRIS, FÜRST-
LICHER PFALZ-NEUBURGI-
SCHER SCHOLTHEIS UND KEL-
NER DER STAT LINNICH UND
BOSLAR, AETAT IS IM 02 TEN
JAHR, CUIUS ANIMA AE-
TERNA (SO).
5. ANNO 1 7 1 7 , DIE
13. MENSIS AUGUSTI, OBIIT
PETRUS VOGELS, CONSUL ET
SCABINUS IN LINNICH, ET
I/O/, DIE 28. MENSIS SEP-
TEMBER, CATHARINA BON-
GARDTS, CONJUX. BEATI, QUI
IN DOMINO MORIUNTUR.
QUID MORTEM METUAM ?
VITA EST MIHI DULCIS, JESU,
DUM MORIOR U. S. W.
6. Grabstein mit der
Inschrift: der wohledeler
HOCHVORNEHME HERR WIL-
HELMUS BIRBAUM , IHRER
CHURFÜRST. DURCHL. ZU
PFALTZ SCHREIBER DER
STADT LINNICH UND AMBTS
BOSSLAR, LAURENZBERG UND
WART, STARB D. 2 2. FEBR.
I704.
7. Grabstein mit Wap-
pen, angeblich eines im Duell
gefallenen französischen Ade-
ligen, aus dem siebenjährigen
Krieg, mit der Inschrift: cy
GIST POMPONE DE REFUGE,
QU'UNE EXCES DE BONTE FIT
ABUSER DE SON COURAGE.
8. Grabstein mit der
Inschrift: anno domini 1484 starf pawels huisfrowe van warde.
Ausserdem erwähnt Berns die mit 16 Ahnenwappen geschmückte Grabplatte
des Karsilius von Palant (f Mai 1629) und die Grabsteine der Pfarrer Peter Kerf,
Decker, Aggerius, Heinrich Horn, Scruterus, Christian Wagener, Wilhelm Vaessen,
Peter Georg Ahen, Konrad Cürten. Die bei Berns (S. 1 4/ 1 5) erwähnte Inschrift auf
einem rötlichen Sandstein, deren Jahrzahl irrtümlich 1 1 7o gelesen wurde, vermutlich
anstatt i67o, ist heute gänzlich verwittert. Ein Grabstein des Herzogs Eduard von
Geldern war niemals vorhanden.
Fig. 111. Linnich, katholische Pfarrkirche.
Grabplatte des Herrn von Palant.
169
i7o
KREIS JÜLICH
Ausstattung Die drei Glocken von i646, i43o und 1 736 tragen die Inschriften:
Gl0Cken I. O REX GLORIAE, VENI CUM PACE. MARIA VOCOR, ORA PRO POPULO. IN
NOMINE DOMINI, AMEN. FRANCISCUS TREVERENSIS ME FUDIT ANNO DOMINI 1646
(Über Franz von Trier vgl. Aachener Zs. XIX, S. i42).
2. IN NOMINE JHESU VOBISCUM DUX (PAX?) MANEAT AT . . . GERTRUDIS VOS
TUERE (?). CHRISTIANI (so) DUISTERWALD ME FECIT ANNO DOMINI MCCCCXXX. AMEN.
Über die Beförderung der alten Glocken nach Köln, die Lieferung von missglückten
Glocken, die Versuche einer Ausbesserung durch Umbinden und endlich über den
Neuguss liegen in den Stadtrechnungen von i43o — 1 447 äusserst interessante An-
gaben vor (Histor. Nachrichten über die Stadt Linnich S. 20).
3. anna MarIa VoCor, VoCo VoX ego qVotqVot aD aras. z. 31. ANN
(SO) USU SCISSA REONVABATUR (SO) I/36, PASTORE VAESSEN, PRAETORE DANIELS,
CONSULE LEIMKÜLER, GOS MICH CHRISTIAN WILHELM VOIGT ZU DREMMEN.
Über die Glocken und über das „Mailäuten" vgl. Oidtmann, Linnicher Zei-
tung i9oi u. f.
Evangei. EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Krückemeyer, Die Stadt Linnich
P f 3 r r k 1 r c h 6
S. 55. — Ennen, Gesch. der Reformation S. 23o. — Demmer, Gesch. der Refor-
mation am Niederrhein S. 128, 161. — von Recklinghausen, Reformationsge-
schichte I, S. 1 93.
Handschrift 1. Qu. Im Pfarrarchiv: Akten u. s. w. über die Religions-
übung im 1 7. Jh. — Urk. über den Verkauf des Hauses ,Der rote Löwe' und An-
kauf einer Baustelle, 1 665. — Synodalakten vom Ende des 18. Jh. — Chronik aus
dem i9. Jh. Vgl. Tille, Übersicht II, S. 37.
Im Stadtarchiv: Akten zu den Streitigkeiten im 18. Jh., Notizen über den
Neubau der Kirche 1 7 1 5, u. a. m.
Geschichte Die Reformierten hatten sich wahrscheinlich schon am Ende des 16. Jh. in
Linnich enger zusammengeschlossen; im J. i6o9 trennen sich die Gemeinden
Jülich und Linnich. Nach verschiedentlichen Bedrückungen während des Erbfolge-
krieges behauptete die Gemeinde das Recht freier Religionsübung; sie besass erst
das Haus zum roten Löwen, im J. 1662 wurde das alte Predigerhaus nebst Bauplatz
am alten Markt erworben und im J. 1 7 1 5 mit dem Bau von Kirche und Pfarrhaus
begonnen. Nach dem Brand der Kirche bei der Beschiessung im J. 1 794 wurde der
Bau erst im Anfang des 1 9. Jh. hergestellt und im J. i8o5 eingeweiht; damals erhielt
die Kirche auch die aus dem Kloster Hohenbusch (Kreis Erkelenz) stammende
Ausstattung.
Beschreibung Schlichter dreiseitig geschlossener Saal bau aus Backsteinmauerwerk vom
I. 1 7 1 7 , im Lichten 20 m lang, 9,9o m breit.
Im Äusseren die Langseiten und die Chorpartie ganz schmucklos mit grossen
Rundbogenfenstern; die der Strasse zugekehrte Westfront (Fig. 112) zeigt über dem
Hausteinsockel eine Gliederung durch Ziegelwerkpilaster mit hohen Gesimsbändern
in Haustein; über dem Mittelfeld ein kleiner Giebel. In den beiden seitlichen
Feldern hohe im Korbbogen geschlossene Fenster, im Mittelfeld einfaches von Pi-
lastern eingefasstes Blausteinportal mit abgesetztem Oberlicht, darüber ein kürzeres
Korbbogenfenster; über dem mittleren Gesims auf ovalem Stein die Jahrzahl 1 7 1 7 .
Das Walmdach ist in halber Höhe leicht geknickt; über dem Westende ein acht-
seitiger Dachreiter mit geschlossener Laterne und schlanker Spitze.
Im Inneren eine nachgewölbte Decke mit schlichter Stuckleistenverzierung.
i7ü
LINNICH
1 7 1
Die Ausstattung aus Kloster Hohenbusch bietet einiges Interesse:
Barockkanzel mit Voluten auf den Kanten und hängendem Knauf; schwerer
Schalldeckel mit Voluten und Engelsköpfen. Zugehörig die Treppe und die Wand-
täfelung im Chorraum, darauf die Jahreszahl i7oi.
Die gleichzeitigen derben Wangen
der Kirchenbänke sind aus den Klapp-
sitzwangen des Chorgestühls gefertigt.
Zweiflügelige Thür der Chor-
schranke; die beiden Pfeiler mit breiten
Füllungen, in deren oberem Ende Ro-
kokokartuschen in Flachrelief geschnitten;
als Bekrönung der Pfeiler wildes Muschel-
ornament. Die breite Schlagleiste der
Thür mit denselben Ornamenten. Die
Thürflügel mit geschweiftem oberen Ab-
schluss sind durchbrochen geschnitten
mit Rokokoornament und Netzwerk.
Gute Arbeit aus der Mitte des 1 8. Jh.
Grosses Orgelgehäuse vom
J. 1 764, fünfteilig in zwei Stockwerken,
von geschweifter Grundrissform. Die
einzelnen Felder mit den Pfeifen sind
von reichstem, durchbrochenem Rokoko-
ornament eingefasst. Der obere Ab-
schluss geschweift mit hochgezogenen
Mittel- und Seitenstücken, darauf reiche
Muschelaufbauten. An dem Mittelstück
eine Kartusche mit der Jahreszahl i 764,
treffliche Rokokoschnitzerei von sehr
sorgfältiger Durchführung. Die Brüstung
gehört zu der Vertäfelung im Chorraum.
Neuere Gedenktafel an Stelle
einer im J. 1 794 zerstörten für den Grafen
Vincent von Hompesch.
EHEMALIGES FRANZIS-
KANESSENKLOSTER S. JO-
HANNES IM JORDAN. Hist.
Nachrichten über die Stadt Linnich
S. 47. — Krückemeyer, Die Stadt Lin-
nich S. 55.
H andschriftl. Qu. ImStaats-
archiv zu Düsseldorf: Geringe Be-
stände, da das nach Düsseldorf geflüch-
tete Archiv im J. 1 794 bei der Be-
schiessung schwer litt, im Ganzen 3o Urkunden von i442 — i 7 2 1 , Akten von 1 636 an.
Vgl. Ilgen, Rhein. Archiv S. i io. — Bericht über die Verwaltung . . . Linnich pro 1897/98.
Das Kloster hat anscheinend nie eine grössere Bedeutung erlangt; die ersten
Nachrichten stammen aus der Zeit um i44o. Die Reste der Klostergebäude
Evangel.
Pfarrkirche
Ausstattung
Fig. 112. Linnich.
Ansicht der evangelischen Pfarrkirche.
Jord an-
Kloster
i 7 1
1 72
KREIS JÜLICH
Jordan- sind zweigeschossige schlichte Ziegelbauten des i7. — 18. Jh. an der Südseite der
Kloster
Pfarrkirche ; vom Kloster führte ein Gang zu der Nonnenempore an der Südseite
des Turmes. Im Anfang des 1 9. Jh. wurden die Gebäude verkauft.
Minoriten- EHEMALIGES M I N O R I T E N K LO S T E R. Hist. Nachrichten über die
kioster gtac}t Linnich S. 46. — Krückemeyer, Die Stadt Linnich S. 55. — Verwaltungs-
bericht Linnich 1 89 7/98.
Handschrift! Qu. Im Staatsarchiv Düsseldorf: i5 Urkunden von
1 65 7 — i79o. Vgl. Ilgen, Rhein. Archiv S. no. — Im Stadtarchiv Linnich: Ab-
schrift aus den Stadtrechnungen, Ausgabe an das Kloster und an die Schule betreffend.
Die Minoriten siedelten sich im J. 1 643 in Linnich an (Tille, Übersicht II,
S. 36) und gründeten eine höhere Schule. Bei der Beschiessung im J. 1 7 94 brannte
die Kirche und ein Teil des Klosters nieder. Von den nach dem Brand wieder-
hergestellten Gebäuden steht noch ein zweigeschossiger grosser Flügel, ein schmuck-
loser Bau, Herrn Justizrat Spies und Geschwister Lüttger gehörig.
Stadt- STADTBEFESTIGUNG. Hist. Nachrichten über die Stadt Linnich S. 36.
befestigung T_ .. _. _ , _ . . , _
— Kruckemeyer, Die Stadt Linnich S. 16. — von Merino, Gesch. der Burgen IX,
S. 7. — Oidtmann in der Linnicher Zeitung i9oi.
Ältere Ansichten: i. Stich, Belagerung von Breitenbend im J. 1610, aus
Hogenbergs Geschichtsbildern, mit schematischer Darstellung der Ostseite (s. u. S. 1 7 5).
2. Stich, Belagerung von Breitenbend im J. i648, aus Merians Theatrum
Europaeum, mit der Ansicht der Ostseite (s. u. S. i 7 5 ).
3. Schematische Stadtansicht aus der Vogelschau im Codex Welser.
4. Ungenaue kleine Handzeichnung von 1 668 im Stadtarchiv zu Linnich.
5. Genaue Zeichnungen der Rurpforte mit den davor gelegenen Mühlen, Auf-
riss und Grundriss, aus dem i 7. Jh. im Düsseldorfer Staatsarchiv (Domänenakten).
6. Lithographie, Gedenkblatt der Eiertipper-Gesellschaft von 1827/28, mit An-
sicht des Restes des Pulverturmes.
Geschichte Schon früh scheint die Abtei Prüm als Grundherrin in Linnich (s. o.) den
Edelherren von Randerath das Amt der Vögte übertragen zu haben. Seit dem
}. 1214 war Randerath Burgundisches Lehen; im J. 1224 (Graf Mirbach, Territorial-
geschichte II, S. 12) kommt Linnich mit Ausnahme des Fronhofes als Lehen der
Abtei an die Edelherren von Randerath, die im J. 1 368 auch den Fronhof erwarben.
Um die Zeit scheint Linnich, das inzwischen für kurze Zeit an die Herren von
Heinsberg übergegangen war, Stadtrechte erhalten zu haben; urkundlich wird Linnich
im J. 1 395 zuerst als Stadt genannt (Urkundenabschrift im Linnicher Stadtarchiv).
Inzwischen war Linnich mit dem Amt Boslar im J. i392 an Jülich überge-
gangen (s. o. S. 3), das im T. 1 395 auch den letzten Besitz der Abtei Prüm, die
Pfarrkirche, erwarb. Im J. 1 398 wurde Linnich im Kampf zwischen Jülich und
Brabant zerstört. Seit dem J. i4i4 war es zu einer vollkommenen Befestigung
gekommen; im T. 1 588 wurden grössere Ergänzungsbauten notwendig. Im wesent-
lichen scheint der Mauergürtel in dieser Form bis zu seiner Niederlegung in der Zeit
1822 — 1825 bestanden zu haben. Seit dem 1 5. Jh. blieben die Schicksale der Stadt
Linnich mit denjenigen des Palantschen Schlosses Breitenbend auf das Engste ver-
knüpft, wie auch die Herren von Palant seit dem i5. Jh. vielfach als Pfandherren
von Linnich erscheinen. Nach den Kämpfen um Breitenbend im 1 7. Jh. und den
Unruhen des 18. Jh. folgte im J. 1 794 die Beschiessung Linnichs bei dem Rückzug
der Österreicher über die Rur, bei der die halbe Stadt in Flammen aufging (Aachener
Zs. XXI, S. 88).
172
LINNICH
1 73
Der Lauf der Stadtbefestigung lässt sich an den die innere Stadt um-
schliessenden Promenadenwegen ziemlich genau verfolgen; die Stadtmauer um-
schloss danach ein an den westlichen Ecken abgerundetes Rechteck mit einem Thor
an jeder Seite und Rundtürmen an den Ecken. Nach Süden lag das Rurdorfer Thor,
nach Westen das Mahrthor oder Weilerthor, nach Norden das nach den Stadtrech-
nungen 1466/67 erbaute Kirschthor, nach Osten das Rurthor, Jülicher Thor oder
auch Drieschpforte genannt.
Das letztgenannte war nach
der S. 1 7 2 genannten Zeich-
nung ein viereckiger dreige-
schossiger, etwa 20 m hoher
Thorturm, unten mit der
spitzbogigen Durchfahrt, die
beiden Obergeschosse mit
zweiteiligen Fenstern; oben
runde Ecktürmchen, die aber
im Anf. des 1 7. Jh. schon mit
demHauptbau unter ein Dach
gebracht waren (Fig. u3).
Die Stadtmauer war eine
glatte Ziegelmauer, oben mit
einem Klötzchenfries und
zahlreichen Scharten auf
dem Wehrgang; wo die
Terrainverhältnisse es ge-
boten, wie an dem Rurthor,
stieg auch die Mauer stufen-
förmig an.
Von den Ecktürmen
hiess der südwestliche Fal-
kenturm, der nordöstliche
Pulverturm ; von dem letz-
teren, einem einfachen Rund-
turm, waren im J. 1827/28
noch mehrere Geschosse er-
halten (s. o. S. i72, Nr. 6).
Das SCHLOSS von
Linnich, wahrscheinlich Sitz
des Vogtes oder Schult-
heissen, wird im J. i42 5 aus-
drücklich genannt (Kremer, Akadem. Beiträge S. 80); es scheint jedoch schon früh-
zeitig untergegangen zu sein.
RATHAUS. Handschriftl. Qu. Das Stadtarchiv ist bei der Be-
schiessung von Linnich im J. 1 7 94 verbrannt; im Laufe des 1 9. Jh. ist jedoch ein
ansehnlicher Teil der zufällig geretteten Reste des alten Archives zusammengebracht
worden. Vornehmlich sind zu nennen : Abschriften von Urkunden, Rechnungen u. s. w.
aus dem Ende des 18. Jh. vom Anf. des 1 5. Jh. an. ■ — Einzelne Originale von 1 453
an, meist die Herren von Palant zu Breitenbend betreffend. — Stiftung des Linnicher
Stadt-
befestigung
Fig. 113. Linnich.
Die Rurpforte nadi einer Zeichnung des 17. Jh.
S e h 1 o s s
Rathaus
173
1 74 KREIS JÜLICH
Rathaus
Gasthaus
Privathäuser
Burg
Breitenbend
Minoritenklosters im J. 1 643. — Privilegien der Stadt Linnich vom 1 7 . Jh. an. —
Streitigkeiten zwischen Linnich und Breitenbend. — Stadtrechnungen von i42 9 an.
— Rechnungen verschiedener Bruderschaften vom Ende des i5. Jh. an. — Im ein-
zelnen vgl. Tille Übersicht II, S. 34.
Das mittelalterliche Rathaus ging im Brande von l 794 unter; der jetzige Bau
von 1820 ist schmucklos. Über der Thür ein schöner Renaissance-Wappenstein aus
der 1. H. des 16. Jh., rechts
das Linnicher Stadtwappen,
links das Wappen von Jülich,
Cleve, Berg, Mark und Ra-
vensberg (Fig. 1 o5. — Bericht
über die Verwaltung . . . .
pro i889/9o. — Oidtmann,
Linnicher Zeitung i9o2: Der
alte Wappenstein des Lin-
nicher Rathauses).
In dem Dachreiter eine
kleine Glocke des iS. Jh.
mit der Inschrift : AVE MARIA,
GRATIA PLENA, DOMINUS TE-
CTJM, BENEDICTA TU. AMEN.
EHEMALIGES GAST-
HAUS ZUM H. GEIST.
Der Bau entstand am Ende
des i5. Jh., der noch bis in
die 7o er Jahre erhaltene
Dachreiter (Fig. 1 14) wurde
im J. i479/8o in Auftrag ge-
geben, jetzt ist das Gebäude
ganz modernisiert.
Die alte Anlage ist auch
jetzt noch deutlich zu er-
kennen; ein kleines zwei-
geschossiges Gebäude, das
einen viereckigen Binnenhof
umschliesst, um den sich
einst die Einzelwohnungen
gruppierten.
Die noch in ziemlicher
Zahl erhaltenen Privat-
häuser des i5. — 1 7. Jh. sind durchweg stark modernisiert. Interessant ist der Staffel-
giebel der alten chur fürstl ich en Mühle vor dem Rurthor, jetzt den Herren
Gebrüdern Weitz gehörig; der Giebel, mit der Jahreszahl 1608 in Eisenankern, ist
auch auf der alten Ansicht des Rurthores (Fig. 11 3) deutlich zu erkennen.
BURG BREITENBEND. Brosii, Annales III, S. 118. — E. von Oidt-
m an, Arnoldus Parvus, der Stammvater des Geschlechts von Palant: Aachener Zs.
XVI, S. 38. — Gesch. der Herren, Freiherren und Grafen von Pallant: Vierteljahrs-
schrift des Vereins Herold, i872. — Kaltenbach S. 238. — Offermann S. 7 i. —
Fig. 114. Linnich.
Gasthaus zum h. Geist vor dem Umbau.
1 74
LINNICH I 7 5
Brockmüller S. 72. — Hist. Nachrichten über die Stadt Linnich S. 8i. — Articulen, Burg
die gheaccordeert zijn aen den Gouverneur Capiteijnen ende Soldaten van rei en e
Gulick op't overgeven der selver Plaetse ende van Bredenbent s'Graven-
Haghe, b. d. Jacobsz. 1610.
Ältere Ansichten und Pläne: i. Stich, Vogelschau mit Darstellung der Ansichten
Belagerung von 1610, u. I. Kartusche mit Legende, darunter Verse: bredenbend ein
ziemlich fest hauss u. s.w, aus Hogenbergs Geschichtsbildern (Fig. n5).
2. Dieselbe Platte mit der Zahl 369 und Legende in Prosa: i. ertzhertzog
LEOPOLD ermanet u. s. w., 3o X 2 1,5 cm.
i. Kleine Ansicht aus der Vogelschau über der Ansicht von Jülich, Stich in:
Des fürstl. Geschlechts Gulich, Clef, Berg Stammregister .... Arnheim 1610 (s. o.
S. 99, Nr. 8).
4. Ähnliches Blatt, schlechte Radierung, 1 9,8 x 27 cm gross mit der Nr. 11, aus:
Relatio d.i. eygentl. u. aussführl. Bericht .... Augsburg, Zimmerman, 161 1.
5. Stich, Plan der
Belagerung vom J. 1 648,
mit besonderer Vogel-
schau des Schlosses 1. u.,
bez.: DESIGNATION DES
VESTEN HAUSSES BRE-
denbendt u. s. w., unten
Legende und : Andreas
zeidlerus leutn. de-
lineavit, 1 7,5x28,5 cm,
aus Merians Theatrum
Europaeum (Fig. 116).
6. Kleine Tusch-
zeichnung, ziemlich zu-
verlässige Vogelschau,
die das Schloss als Ruine
zeigt, im Codex Welser.
7. Grundriss der allein noch erhaltenen Vorburg vom j. 1 7 5 8 im Linnicher
Stadtarchiv.
Breitenbend, ein brabantisches Lehen, war ursprünglich im Besitz eines gleich- Geschichte
namigen Geschlechts, das noch in den J. 1 3 1 5 und r 3 1 6 auf Breitenbend genannt
wird. Vielleicht durch Kauf ist Breitenbend an Arnoldus Parvus, den königlichen
Meier der Stadt Aachen, gekommen, welcher der Begründer des bedeutenden Adels-
geschlechts der von Palant wurde; er nennt sich zuerst im J. 1 3 2 7 Arnold von
Breitenbend. Arnold starb vor 1 343 ; es folgt ihm sein Sohn Werner von Breiten-
bend. Nach seinem Tod fiel Breitenbend durch Erbschaft und Kauf an seinen
Neffen Karsilius von Palant, dessen Vater, ein Sohn des Arnoldus Parvus, diesen
Familiennamen von dem Gut Palant bei Weisweiler angenommen hatte. Seitdem
vererbt, sich Breitenbend in der Familie von Palant fort; sie sind die Wohlthäter der
Linnicher Kirche, meist Pfandherren der Stadt Linnich u. s. w. (Aachener Zs. XVI, S. 80).
Der Mitte des i5. Jh. gehört der Kern der grossen Burganlage, Hauptburg
und Vorburg, an; im Laufe des 16. Jh. kamen die äussere Vorburg und die Bastionen
hinzu. Als im J. 16 10 der Freiherr Karl Dietrich von Palant Breitenbend dem Erz-
herzog von Osterreich einräumte, kam es zu der grossen Belagerung durch branden-
1 75
Fig. 115. Linnich.
Burg Breitenbend. Ansicht vom J. 1610.
i 76
KREIS JÜLICH
Burg
Breite nbend
Beschreib ung
Vorburg
burgische und kurpfälzische Truppen; Breitenbend musste sich gleichzeitig mit Jülich
ergeben. Im 3o jährigen Krieg setzten sich die Schweden und Hessen in Breiten-
bend fest und behelligten die ganze Umgegend; von den Kaiserlichen unter General
Lamboy erobert, wurde Breitenbend, weil zu seiner dauernden Besetzung keine
Truppen verfügbar waren, zerstört. Seitdem sank die ehemalige Wasserburg zum
einfachen Ackergut hinunter; die Befestigungsanlagen, namentlich die Hauptburg,
verschwanden allmählich, im Laufe des i9. Jh. sind dann auch die grossen Wälle
abgetragen und die sämtlichen Gräben zugeschüttet worden. Erhalten ist heute nichts
weiter als die ehemalige Vorburg. Von den Herren von Palant war Breitenbend im
T. 1 747 an die pfälzische Hofkammer verkauft worden; Karl Theodor schenkte das
Gut im J. 1 7 78 seinem natürlichen Sohn, dem Grafen von Bretzenheim. Um die
Wende des 18. Jh. war Breitenbend im Besitz des Grafen Hompesch, kam i84o an
die Familie Iven und ging Ende der 9o er Jahre kurz hintereinander an Herrn Rechts-
anwalt Stryck und den jetzigen Eigentümer, Herrn Losenhausen in Düsseldorf, über.
Die Anlage umschloss nach den beiden
alten, ziemlich genauen und übereinstimmenden
Ansichten zunächst die Hauptburg, ein regel-
mässiges Viereck mit runden Ecktürmen, Binnenhof
und einem grossen Thorturm, war nach der älteren
Abbildung überdies mit einem mächtigen Berg-
fried versehen. Die davor liegende fünfseitige
Vorburg ist in ihren Grundmauern erhalten. So-
wohl Vorburg wie Hauptburg waren von Wasser
umgeben, dabei ausserdem von einer ganz im
Wasser liegenden eigenartigen Befestigung einge-
schlossen, deren Zugang durch einen weiteren
grossen Turm geschützt war. Vor letzterm legte
sich ein unregelmässiges Vorwerk, welches auf
der Ansicht von 1610 mit niedrigen Mauern und
kleinen Türmen, auf derjenigen von 1 648 je-
doch mit einer regelmässigen Bastionierung ver-
sehen ist.
Die ehemalige Vorburg hat, wenn auch die Gräben ganz verschwunden sind,
im wesentlichen ihre alte fünfseitige Gestalt beibehalten. An der einen Ecke der
mächtige, jetzt weiss angestrichene Thorturm aus Backsteinmauerwerk, viergeschossig,
im Erdgeschoss das spitzbogige Thor mit Sandsteinumrahmung. Über dem Thor sitzt
ein stark verwitterter Wappenstein mit vier Wappen, welche an Rankenwerk aufge-
hangen sind, nach dem einen noch erkennbaren Wappen wohl die Wappen des
Werner von Palant und der Adriana von Alpen (vermählt seit i464). Die Fenster
des Turmes sind mannigfach verändert; als Abschluss dient das jedenfalls nach dem
J. i648 entstandene geschweifte Dach mit geschlossener Laterne. Zwei Seiten des
Turmes sind fast ganz von Epheu umwachsen.
Die an den Turm anschliessende Pächterwohnung des 1 8. Jh. benutzt nach
aussen die alte Wehrmauer, deren Pfeilerstellungen für den Wehrgang und Schiefs-
scharten im Inneren des Hauses noch sichtbar sind. Auch sonst enthalten die Um-
fassungsmauern manche alte Teile ; von den beiden runden Ecktürmen der alten
Ansichten bestand schon im J. 1 7 5 8 nur mehr einer ohne Dach; von ihm sind jetzt
bloss die Ansätze erhalten.
Fig. 116. Linnich, Burg Breitenbend.
Ansicht vom J. 1Ö48.
i 76
LINZENICH
i 77
Von der Hauptburg hat man beim Abtragen eines letzten Hügels im J. i9oo Burg
oeringe Mauerreste und ein Stück Bodenbelag östlich der alten Vorburg gefunden. BlJlte"bend
bo ° od Hauptburg
Die anderen Hügel der alten Bastionen, Mauern und Wälle, welche zum Teil bis in
die i89oer Jahre hinein erhalten waren, sind im Verlauf der letzten Jahrzehnte all-
mählich ganz abgetragen und zum Ausfüllen der Gräben verwendet worden, so dass
die alte Anlage jetzt fast gänzlich verwischt ist.
Auf dem evangel. Friedhof eine Reihe bemerkenswerter Grabsteine: Evangel.
, ° Friedhof
besonders zu erwähnen :
1. Grabplatte mit Doppelwappen und Inschrift: grabmahl der viel ehr-
UND TUGENDTREICHEX FRAUWEN CECILIAE VON GANGELT, H. JOHANNIS TURCKEN
REFORM. RELIG. ZU GULICH UND LINNICH PREDIGERSH AUSERA WEX, GEBOREN ANNO
1632, ö. octob., gestorben anno 1667, 6. Nov.; unten Gedicht: ICH STARB WIE
RAH EL, JAKOBS WEIB U. S w.
2. Grabplatte mit Wappen und Inschrift: anno 1656, am 7. juxv, ist GODT
SELIGH ENTSCHLAFEN DER WOLACHTBARER UND VORNEHMER JOHAN KLEE, BURGER-
MEISTER UND SCHEFFEN DER STAT LINNICH, SEINES ALTERS IM 53.' JAHR.
Auf dem Felde der Hubertusschlacht vom 3. Nov. i444. an der Strasse nach Hubertus-
Lindem, ein steinernes Wegkreuz; oben unter dem Kruzifixus das Chronogramm : *reuz
CrVCIfIXVM tIbI DILIge (1776). Auf dem Oberbau: VIator, hoC qVeM
VI Des agro VrbIs LInnIChIae (177')) — VICtIs geLrI & egMonDanI eXer-
CItIbVs (1770) - - gerarDVs IVLIae prInCeps prIMos s. hVbertI eqVItes
creabat anno 1444., darüber das Linnicher Wappen ; auf dem Sockel plumpe
Hubertusdarstellung nebst dem Chronogramm: DeI fILIo pro hoxore s. hVbertI
MartIxVs Ferres & heLexa CatharIna abeLs posVerVxt axxo 177'».
Dieses Kreuz wurde an der Stelle eines älteren errichtet. Im J. i5oo fand zu
Linnich eine Beratung statt, wo man die St. Hubertuskapelle bauen sollte.
HAUS RISCHMÜHLEN. von Merino, Gesch. der Burgen IX, S. 25. — Haus
~ _ - TT . . , , _ . _ , ,,, Riseli in i'ih I e n
Offermann S. 75. Ungenaue Ansicht vom J. i72 3 im Codex Welser.
Im [4. Jh. ist Rischmühlen im Besitz eines gleichnamigen Adelsgeschlechtes,
um i4oo im Besitz der von Hochsteden und durch Heirat im Besitz des Heinrich
von Brachel, der im |. i4o2 damit belehnt wird. Später sind die von Horrich
Eigentümer, durch Heirat fiel es bei einer Teilung im ]. i49o an die von Hall und
wiederum durch Heirat im 1. Viertel des 16. Jh. an die von Zievel. Die von Zievel
zu Rischmühlen starben im J. 1 7 2 5 aus und das Gut fiel an die von Blanck zu Glim-
bach. Im i9. [h kam Rischmühlen von dieser Familie wieder durch Heirat an die
Familie Berns in Linnich. Jetziger Eigentümer ist Herr Hubert Abels.
Das Gut bildet heute eine einfache rechteckige Anlage, deren Gräben noch
zum Teil zu erkennen sind; nur das an der einen Ecke gelegene Wohnhaus scheint
im Kern noch älteren Ursprunges zu sein. [R.]
LINZENICH.
HAUS LINZENICH. Duncker, Rheinlands Schlösser und Burgen mit Sehloss
Abb. — Aachener Zs. XV, S. 3 1 3.
Ha nd s chri ftl. Qu. Das Archiv zu Linzenich besteht aus Akten über Handschriftl.
Sehloss und Kapelle (s. d.) zu Linzenich, über deren Besitzer, und über das Haus QuelIen
Busch zu Wichterich. Über das Sehloss und seine Besitzer handeln vorzüglich folgende
12
1 77
1 78
KREIS JÜLICH
Schioss Archivalien: Aus dem J. 1 392, Goitschalck van Harve kauft 8 Malter Roggen Erb-
rente, zu liefern nach Haus Linzenich oder in das Haus des Ritters Gottschalk in
Jülich. — Verpachtungen des Hofes von Linzenich von 1 5 1 3 ab. — Akten des frei-
adlichen Rittersitzes Linzenich, Einladungen zu Landtagen u. s.w. seit 1 62 7 . — Aus dem
J. 1 5 7 6 Erbteilung des Nachlasses des Damian von Hatzfeldt. - - Aus dem J. 1 588
Grenzstreitigkeiten zwischen Linzenich und dem Lefflershof. — Aus dem J. 1606 Ver-
kaufsakten des Hauses von Adolf von Gymnich und Sohn an Adam Graf zu Schwarzen-
berg. — Kaufvertrag des Grafen Johann Adolph zu Schwarzenberg mit Johann Peter
Quentel und Thomas Düssel aus den J. 1 646 (ein Konzept dieses Kaufvertrages wird
im Katalog zu der Bücherauktion bei Lempertz in Köln vom 28. November bis
6. Dezember 1 899 unter Nr. 759 aufgeführt). — Eine Zusammenstellung der Geschichte
von Linzenich durch Hermann Josef Freiherrn von Mylius 1 9oo. Im übrigen vgl
Tille, Übersicht II, S. 38. — Im Archiv der Schützengesellschaft zu Jülich:
Bruderbuch der Schützengesellschaft zu Jülich. — Im Pfarrarchiv zu Jülich: Buch
der Matthiasbruderschaft von Hol an. — Im Pfarrarchiv zu Dürboslar: Memo-
riale, d. i. Zusammenstellung von Geburts-, Heirats- und Todesdaten der Familien von
Fig. 117. Schioss Linzenich ums Jahr 1730.
Myrbach, von Lintzenich und von Cartils, i58i bis 1 647. Vgl. Tille, Über-
sicht II, S. 5. — Im Pfarrarchiv zu Freialdenhoven: Urkunde vom J. 1 454,
Übertragung einer Altaristenstelle in Freialdenhoven durch den Patron Johann von
Harve von Lyntzenich (vgl. Tille, Übersicht II, S. 38). — Auf Schioss Elsum Kr.
Heinsberg: 1 736 — 73 Prozessakten, vgl. Tille, Übersicht II, S. 1 7 4.
Abbildungen Abbildungen und Pläne. In Linzenich zwei perspektivische Ansichten,
Tuschlavierungen auf Pergament mit den Wappen der Eheleute Amandus von Geyr
und von Streversdorf (Heirat im J. i73i). Hiernach Fig. 11 7. — Lagepläne aus dem
|. 1 738. Hiernach Fig. 118. — Lageplan aus dem J. 1 77 7, bezeichnet: delineatio deren
ZUM RITTERSITZE LINTZENICH GEHÖRIGEN LÄNDEREYEN, WIESEN UND BkNDEN, GE-
MESSEN IM MONAT SEPTEMBER I 7 7 7 , AUFGENOMMEN FÜR WITTWE FREIFRAU ANNA
lucia wilhelmine von geyr, geb. von herwegh. Hiernach Fig. Ii 8. — Ausser-
dem Lagepläne aus den J. 1 83 5 u. i9oo. — Ferner bei Duncker, Rheinlands Schlösset
und Burgen, farbiger Steindruck. — Im Codex Welser aus dem J. 1 7 20, unrichtig,
ungefähr Spiegelbild.
Geschichte Loef von Linzenich wird im J. 1 2 5 5 genannt (Urkunde im Staatsarchiv zu
Düsseldorf). Ein Reinhard von Linsenich befand sich unter den jülichschen Rittern,
mit welchen Graf Wilhelm im 1. 12 78 die Stadt Aachen überfiel und die mit
ihm erschlagen wurden (E. von Oidtman i. d. Aachener Zs. IV, S. 269). Er wird
i7S
LINZENICH
i 79
neben anderen Gliedern seines Hauses im Memorienbuch des Klosters Wenau ge- Schloss
nannt. Loif de Coslar und seine Gattin Margaretha gaben im J. 1 35 1 Beiträge für
die neuerbaute Kapelle zu Linzenich (E. von Oidtman, Aachener Zs. IV, S. 265,
A. 2). Ein Loiff von Lintzenich ist um i4oo Besitzer eines Gutes zu Linzenich,
und im J. i486 wird ein Loiff von Linzenich als Mitherr zu Gürzenich genannt. Es
erscheinen gleichzeitig eine Reihe von Familien in Linzenich begütert, so dass es
den Anschein hat, als ob Linzenich früher ein kleiner Weiler gewesen wäre (vgl
auch Eisenberg- Mirbach a. a. O.). Im J. 1 3 7 5 erwirbt Johann von Harff zu Hai ff
einen Hof in Linzenich von Balduin von Sintzich und dessen Gattin Maria
v. Mudersdorf. Sein Sohn Gottschalk ist anscheinend im J. i392 im Besitz des
heutigen Schlosses (Urkunde im Archiv zu Linzenich). Johann von Harffs Söhne,
Gottschalk und Johann, sind im J. i444 Herren zu Linzenich (Ritterzettel vom J. 1444).
Johann hatte i4io mit Consens des Godart von Linzenich den Hof des Johann von
Kintzweiler in Linzenich erworben. Gottschalk kaufte im J. 1 466 noch das Linze-
nicher Gut des Loef von Linzenich zu Bourheim. Um i5oo erscheint ganz Linze-
nich im Besitz der von Harff (Eisenberg -Mirbach a. a. O.). Gottschalks Sohn
Fig. 118. Schloss Linzenich. Lagepläne aus den Jahren 1738, 1777 und 1900.
Daem (f 1 523) , Herr zu Linzenich und Landdrost zu Jülich, früher Drost zu
Brüggen, Besitzer der Güter Weissweiler und Coslar, ist im J. i5o4 als König in das
Buch der Jülicher Schützenbruderschaft eingetragen und erscheint als Wohlthäter der
Jülicher Mathiasbruderschaft. Unter ihm oder früher ist der Bau entstanden, von dem
noch der Turm erhalten ist. Das Herrenhaus dieses Baues scheint bis zum Umbau
im J. 1 7 5 2 bestanden zu haben und in den Abbildungen ums J. i73o (vgl. Fig. Ii7)
überliefert zu sein. Es besass, nach der schematischen Abbildung zu urteilen, an
den Ecken Türmchen, wie das naheliegende Haus Kellenberg (s. o. S. 36), Schloss Trips
im Kreis Geilenkirchen u. a. Die Tochter des Daem von Harff heiratete Johann von
Hatzfeld; deren Tochter Anna, verwitwete von Palant, erwarb das Gut im J. 1 5 7 6
von den Geschwistern (Aktenkopie im Linzenicher Archiv) und heiratete Adolf von
Gymnich. Von diesem kauft im J. 1606 Graf Adam von Schwarzenberg-Gimborn das
Gut. Er und sein Sohn Adolf haben die Kapelle umbauen lassen (s. d.). Schon sein
Sohn Adolf verkauft Linzenich wieder im J. i646 an die Geschwister Düssel (Kaufbrief
im Archiv zu Linzenich), von denen Arnold Düssel, Vogt zu Jülich, später als Allein-
besitzer erscheint. Er stiftet den Altar in die Kapelle, einen Altar nach Kirchberg,
sein Sohn und dessen Frau Marg. v. Bequerer lassen die Helme der Türme und wohl
auch das Dachreiterchen der Kapelle anfertigen, fm J. W24 verkauft der verschuldete
Hofrat Johann Friedrich von Düssel das Schloss an Franz Egon Peter Henriquez
12*
1 79
l8o KREIS JÜLICH
Schioss von Streversdorff (Kaulbrief im Archiv zu Linzenich). Dessen Tochter heiratet i73i
den Freiherrn Amandas von Geyr. Aus dieser Zeit, mit den Wappen der Eheleute be-
zeichnet, hat sich die Fig. 1 1 7 abgebildete Ansicht von Linzenich erhalten. Die zweite
Fig. 119. Schioss Linzenich. Seitenansicht des Herrenhausas.
Gemahlin des Amandus von Geyr, Lucia von Herweg, Hess nach dessen Tod ( 1 749)
das Pächterhaus (i75i), dann das herrschaftliche Haus ( 1 7 52) umbauen. Ihr
Schwiegersohn, Kasp. Anton von Bevweg, starb kinderlos. Den Alleinbesitz erwarb
im J. 1 836 Karl Josef Freiherr von Mylius, dessen Frau Walburg von Geyr mit zu
i So
LINZENICH l8l
Herrenhaus
den zahlreichen Erben gehörte. Der jetzige Eigentümer ist Herr Hermann Josef Schloss
Freiherr von Mylius, Rittmeister a. D. in Linzenich.
Die Grundrissanlage des Schlosses weicht einigermassen von der landläufigen Gesamtanlage
ab. Die Vorburg, von Südost noch Nordwest verlaufend, bildet ein auf der Nordecke
offenes Rechteck, das an den Ecken mit Türmen bewehrt war, von denen sich im
J. 1 738 noch der südliche und östliche Unterbau erhalten hatten. Die Türme sind
in den Lageplänen, die zu der Fig. 118 als Unterlage dienten, teils viereckig, teils
rund gezeichnet.
Das Ganze war noch
bis in die Mitte des i9. Jh
im Nordosten und Südosten
von einem doppelten System
von Wassergräben umgeben
(Fig. 1 1 8), welche von dem
von der Inde abzweigenden
Mühlenbach gespeist wur-
den, der auch die Schlösser
Overbach und Kirchberg
(s. d.) mit Wasser versieht.
Baumaterial : Back-
stein. Einzelne Formen-
glieder aus Haustein. Dächer
geschiefert.
Das imGrundriss recht-
eckige Herrenhaus, durch
einen breiten Wassergraben
isoliert, ist zweistöckig, auf
hohem Untergeschoss. Seiner
Nordwestseite ist in der
Mittelachse ein mächtiger
viereckiger Turm vorgela-
gert, dessen barocke Haube
auffallend steil und hoch
über das Mansardendach des
Hauses emporsteigt. Das
Kranzgesims des zweistöcki-
gen Turmes wird durch einen
auf gothisch profilierten Krag-
steinen ruhenden Spitzbogenfries aus Backstein gebildet. Im übergeschoss ist ein
gotisches Quersprossenfenster vermauert; die neuen Fenster, zum Teil in die Fries-
bogen einschneidend, sind, übereinstimmend mit den übrigen Fenstern des Herrenhauses,
grosse viereckige Öffnungen mit flachgewölbtem Sturz und entstammen dem Umbau
des 18. Jh. Eine Schiefsscharte an der Südwestecke, im Unterbau des Turmes,
jetzt aussen durch das Herrenhaus verdeckt, bestätigt, dass diese Seite des Turmes
früher frei lag (vgl. Fig. 1 1 9 ) . Der achtseitige Helm über einem viereckigen, dem
Mansardendach des Hauses angepassten gebrochenen Unterbau, hat an seiner Spitze
eine hübsche glockenförmige Endigung. Er wurde in seinem oberen Teil von Johann
Wilhelm Düssel um die Mitte des i7. jh. erbaut. In der schmiedeisernen Wetter-
Fig. 120. Schloss Linzenich.
Innenansicht des Thorturmes an der Vorburg.
181
I 82
KREIS JÜLICH
Sehloss fahne sein Wappen und das seiner Gemahlin Margarethe von Bequerer; der Man-
sardenunterbau wurde im J. i 7 5 2 hinzugefügt.
Die Nordosthälfte des Herrenhauses entstammt in seinen Mauern noch einer
alten Anlage, vermutlich der aus der Harffschen Zeit. Sie wurde beim Umbau im
J. 1 7 5 2 dem übrigen eingegliedert. Der mittlere Teil der Eingangsfront springt etwas
über den Mauergrund vor und ist mit einem flachen Giebel abgedeckt, in dem sich
die Wappen der Familien Geyr und Herwegh mit der Jahreszahl 1 7 5 2 befinden. Über
der Eingangsthür eine hübsche Vergitterung aus der Erbauungszeit.
Das Innere ist einfach, aber von rationellem Grundriss. Man gelangt zunächst in
diegeräumigeTreppenhalle, in welcher die hölzerne Freitreppe, deren Pfosten reich skulp-
tiert sind, zum Obergeschoss emporführt. In den darum sich gruppierenden Zimmern
sind die in einfachen Linearornamenten stukkierten Decken charakteristisch für die
Erbauungszeit.
Vorburg Die Vorburg, zu welcher man vom Herrenhaus durch eine gemauerte Brücke
gelangt, wurde ebenfalls durch Frau Lucia von Geyr teilweise umgebaut. In den
Ankern des Pächterhauses die Jahreszahl i75i. Auf der Südwestseite das schon auf
der Abbildung aus den 3oer Jahren des 18. Jh. ersichtliche Eingangsthor, dessen
hübsche barocke Haube besonders bemerkenswert ist (Fig. 120). In der schmiedeisernen
Wetterfahne die Wappen des Johann Wilhelm Düssel und seiner Gemahlin Margaretha
von Bequerer. Über der Thoröffnung ist ein aus der Kapelle (s. d.) stammender
Inschriftstein eingemauert.
In der Achse dieses Thores befindet sich i5o m von ihm entfernt die Kapelle.
Sammlung Ausstattung. Von der alten Mobiliarausstattung des Schlosses hat sich
nichts erhalten. Der jetzige Besitzer hat jedoch eine Anzahl von alten Möbeln
zusammengebracht. Durch seine Gemahlin Hedwig Charlotte Freiin von Brenken
zu Wewer kam ausserdem eine Reihe von Kunstgegenständen aus dem Sehloss
Wewer, Kreis Paderborn, Westfalen, nach Linzenich. Bemerkenswert ist eine Anzahl
hübsch geschnitzter Renaissance m übel, zum grossen Teil aus Wewer stammend
(vgl. Ludorff, Bau- und Kunstdenkm. d. Provinz Westfalen, Kr. Paderborn, S. 1 53),
einige Rokokotischchen, eine geschnitzte 4o cm hohe Kreuzigungsgruppe, um i5oo;
eine Anzahl von Gemälden, worunter ein vlämisches Gesellschaftsstück, Leinwand,
1 m 25cm> 9o cm, bezeichnet: Buff(eno?) fecit i65o, eine Aufforderung zum Tanz
darstellend. Das bedeutendste Gemälde ist eine Kreuzabnahme mit Donator von
Aldegrever, bezeichnet A über g, Holz, 74/64 cm (Abgeb. u. beschrieben bei Ludorff,
a. a. O., Taf. 162).
Aus dem Nachlass des ehemaligen Besitzers des Schlosses, Franz Egon Henri-
quez de Streverstorff, befindet sich im Sehloss ein Kriegstagebuch von Martin
Henriquez von Streverstorff. Es umfasst die J. i64o bis 1 6 5 r , ist sehr reich
mit Kupferstichen, Bildnissen berühmter Persönlichkeiten aus dem
3ojährigen Krieg, illustriert und enthält Befehle und Berichte, welche der kaiserl.
Kapitain Martin Heinrich von Streverstorff während seiner Kriegsdienste unter Oberst
Nievenheim sammelte, ausserdem Ausschnitte aus Zeitungen und Flugschriften dieser
Zeit. Streverstorff war zuletzt kurkölnischer Generalempfänger und ist der ursprüng-
liche Verfasser des Buches: Archidioecesis Coloniensis descriptio, dessen 1. Auflage.
i652, sein Bild enthält.
Kathoi. KAPELLE (s. t. s. Antonii). Binteri.m und Mooren, E. K. II, S. 186. —
Kapelle H a n d s c h r i f 1 1. Qu. Im Archiv des Schlosses Linzenich: Rentenbrief des Johannes
lilius Loiff dar 'anders bei Tille a. a. 0.) Scharwatz für die damals erbaute
182
LINZENICH
1 83
Kapelle von Linzenich aus dem J. 1 35 1 . Zeugnis über freien Grundbesitz der Ka- Kathoi.
pelle vom J. 1 3 53. — Aus dem J. 1 453 : Alken von Loen und Frau verkaufen an die KaPe e
Besitzer von Linzenich eine Rente zum Nutzen der St. Antoniuskapelle. — Aus den
[. 1 49 5 u. iSoi über Renten der Kapelle. — Rechnungen und Rentenverzeichnisse
des 16. u. i7. Jh. Im übrigen vgl. Tille, Übersicht II, S. 38 f.
Abbildung: Radierung von L. Rausch nach einem Aquarell von W. Schinna.
Im J. 1 3 5 1 war in Linzenich von neuem eine Kapelle erbaut worden (vgl. Geschichte
die oben erwähnte Urkunde u. E. von Oidtman i. d. Aachener Zs. IV, S. 2 65, A. 2).
Da Auswärtige als Wohlthäter erscheinen, da die Kapelle nicht innerhalb den Um-
fassungsmauern des Schlösschens liegt und da die Einkünfte der Kapelle noch im
f. 1 6 76 aus zum Teil sehr entfernten Gütern in Kirchberg, Burheim, Kallrath,
Ameln und Opherten zusammen kamen (Binterim u. Mooren, E. K. II, S. 186),
so war sie vermutlich ursprünglich nicht Zubehör des Schlosses. Ein Priester der
Kapelle wird im J. 1 49 7 erwähnt (Pick i. d. Aachener Zs. VI, S. [ 29). Im J. i5oi
ist der Besitzer des Schlosses , Gottschalk von Harff , auch „Gifter" der Kapelle.
Ebenso 1 533 seine Witwe (Erkundigungsbuch von 1 533 im Düsseldorfer Staatsarchiv,
vgl. Kühl a. a. O. IV, S. 287). Es bestand auch eine eigene Wohnung des Kaplans.
Von Vikarie und Kapelle heisst es im J. 1 5 5 9, dass sie baufällig seien. Graf Adam
von Schwarzenberg-Gimborn (1606 — 1 646) und sein Sohn Adolf Hessen die Kapelle
neu herstellen. Im J. 16 76 erhielt die Kapelle die heutige Glocke, wohl um dieselbe
Zeit die heutige Bedachung. Nachdem in der zweiten Hälfte des i7. Jh. die Pest im
Kreise Jülich zahlreiche Opfer gefordert hatte, wurde die Linzenicher Kapelle im
}. 1 685, vermutlich ohne eine bauliche Aenderung zu erfahren (vgl. dagegen Kühl
a. a. O. IV, S.287), durch den Weihbischof von Anethan aus Köln den hh. Antonius,
Rochus und Sebastianus neu geweiht (Urkunde im Archiv zu Linzenich). Im J. 1880
wurde sie durch den Vater des jetzigen Schlossbesitzers umgebaut, wobei sie die
heutigen Thür- und Fensteröffnungen erhielt.
Einfacher Backsteinsaalbau, mit nach Südwesten gerichtetem dreiseitigem Chor- Beschreibung
abschluss. Satteldach geschiefert mit einem glockenförmigen, achtseitigen Dach-
reiterchen über dem Chorschluss.
An den Langseiten je zwei spitzbogige (früher rundbogige) Fenster, neuerdings
mit Masswerk versehen. An der Nordostseite, neben dem neuen Portal, links,
Steinplatte mit dem Schwarzenbergischen Wappen und der Inschrift: adolf graf
zu schwarzenbercfi, her zu hohenlandsberch und Gimborn, Kay (serlicher )
MAY(estaet) HOF und krixrat, GENERAL veltmareschalck in nieder hungaren,
AUCH BEYDER HAUBSTET UND VESTUNGEN WIEN UND RAAB GUBERNATOR. 1606 — 1646;
rechts das Allianzwappen Mylius und Raitz von Frentz. Ein dritter Stein, ebenfalls
mit dem Schwarzenbergschen Wappen und der Inschrift: ADAM graf zu sckwarzen-
berch zu hohenlandsberch und Gimborn stand früher in der rechten Seiten-
wand, musste beim Umbau 1880 einem Fenster Platz machen und ist nun über
dem Hofthor angebracht.
Das Innere ist zweijochig, hat dreiseitigen Chorschluss und besitzt flache
Rippenkreuzgewölbe aus neuerer Zeit.
Ausstattung. Der hölzerne Altar wurde im J. 1 65 2 von Meister Pcler Ausstattung
Gummersbach zu Köln (vgl. Merlo, Kölnische Künstler, welcher S. 664 einen Meister
Peter, Steinmetzen, im J. i64o erwähnt) für „100 Thaler kölnisch und vier Stein
Flachs" im Auftrag vom Vogt Düssel, gefertigt. Im Mittelteid die Madonna zwischen
gewundenen Säulen, darüber der h. Antonius. Seitlich zwei Durchgänge zu dem Raum
1 83
1 84
KREIS JÜLICH
Kathol.
Kapelle
Totensdiilde
üefässe
Glocke
hinter dem Altar, welche mit den Holzstandbildern der h. Katharina und der h. Elisa-
beth geschmückt sind. Üppige, aber derbe Arbeit. Der Vertrag zwischen dem Vogt
Düssel und dem Bildhauer, im Linzenicher Archiv, ist besonders interessant, weil er
ganz genaue Bestimmungen für den Bildhauer enthält.
An den Wänden die Holzbilder der Mitpatrone der Kapelle, der H. Sebastian
und Rochus, aus dem i7. Jh., derbe Arbeiten, vermutlich von Peter Gummenbach.
Totenschilde von Gliedern der Familien des jetzigen und früherer Schloss-
besitzer :
1. HERMANN V. MYLIUS OBIIT AO. 1 667 , I. DECEMB.
2. (Dessen Gattin:) marg. v. krane obiit anno 1688, d. 23. julii.
3. (Deren Sohn:) Hermann v. mylius obiit anno 1 699, i7. junii.
4. (Dessen Gattin:) barbara Felicitas v. snellen obiit i7i6, 12. aprilis.
5. (Deren Sohn:) Johann arnold v. mylius obiit ii. decembris i73i.
6. (Dessen Gattin:) maria anna freiin v. imstenrath obiit ao. 1 7 1 2 , d. 2. no-
vembris.
7. (Deren Schwiegertochter:) maria alb. sidonia v. mylius geb. freiix v. lam-
bertz-cortenbach obiit anno 1 788, die septimo januarii.
8. (Deren Sohn:) Hermann jos. frhr. v. mylius obiit ao : 1 7 86, die
29. AUGUSTI.
9. (Dessen Sohn:) carl jos. frhr. v. mylius, geb. zu cöln am 6. dez. 1 7 7 8,
GEST. DASELBST AM 24. DEZ. 1 83 8.
10. (Dessen Sohn:) carl florentin frhr. v. mylius, geb. zu cöln am 8. juli
1818, GEST. ZU LINZENICH AM 5. MÄRZ I 893.
1 I. MARIA ANNA HELENA V. GEYER (SO), GEB. V. STREVE5 DORFF (SO), FRAU ZU
LINTZENICH, OBIIT DEN 5 JUNY AO I 736.
12. (Deren Mann:) franz joseph Melchior amand. v. geyr in schweppen-
BURG, HERR ZU LINTZENICH, OBIIT ANNO 1 742, DEN 3o MAU.
13. (Dessen zweite Frau:) anna lucia wilhelmina verwittibt von geyr,
GEBOHRENE V. HERWEGH, FRAU ZU LINZENICH OBIIT I 7 7 9, l9 AUGUSTI.
Monstranz, barock, aus dem Anfang des i7 Jh., Messing, vergoldet, mit
Silberbelag. Meisterzeichen: FL.
Kelc.h, barock, Silber, vergoldet. Beschauzeichen undeutlich, wahrscheinlich
das kölnische; Meisterzeichen b, darunter w.
Brokatkasel, ums J. i72o, mit dem Wappen der von Streversdorff.
Glocke aus dem J. 1 667 , mit der Inschrift: AVE maria, gracia plena.
ANNO DOMINI I 667. [F.]
LOHN.
Kaltenbach, Der Regierungsbezirk Aachen, S. 21 3. — Offermann. Geschichte,
S. 48. — Wilh. Graf von Mirbach, Territorialgeschichte I, S. 6; Nachtrag, S. 35.
— L. Korth i. d. Aachener Zs. XIV, S. 80, A. 3.
RÖMISCHES. Am Turm der Pfarrkirche war ein Teil eines Matronensteins
eingemauert (bei Gruter, LV, 4 angegeben als zu Weissweiler bei Jülich befind-
lich; ebenfalls unter Weissweiler bei Brambach, C. J. R. Nr. 592; vgl. Lersch, B. J. I,
S. 124. — Jedesmal ist der verwitterte zweitletzte Buchstabe der zweiten Zeile, einem A
gleichend, von Lersch richtig ergänzt, übersehen).
Über eine bei Lohn vorbeiführende römische Heerstrasse (L. Korth
i. d. Aachener Zs. XIV, S 102. — J. Schneider i. d. Aachener Zs XIV, S. 29) und
römische Funde existieren bei der Bevölkerung mancherlei Überlieferungen.
184
LOHN 1 85
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Sylvestri). Hand schrif tl. Kathol.
Qu. Im Pfarrarchiv: Auszug aus dem Erkundigungsbuch von 1 582. — Stiftungs-
urkunden des i7. Jh. — Auszug aus den Visitationsprotokollen der J. 1 658 u. 1 69 7 .
Im übrigen vgl. Tille, Übersicht II, S. 42. — Auf dem Bürgermeisteramt
Dürwiss: Tauf-, Sterbe- und Trauregister, lückenhaft, von 1 69 5 — 1800, vgl. M.
Schollen i. d. Aach. Zs. XIII, S. 206 u. Tille, Übersicht II, S. 7.
Lohn wird als Pfarrei im Liber valoris, um i3oo, genannt und besass noch eine Geschichte
Kapelle in Hellrath. Der Turm und der Chor des Hauptschiffes der Kirche stammte
noch aus dem 12. Jh. Das Schiff wurde im i5. Jh. neugebaut, brannte am 4. Oktober
1 678 aus und wurde 1 696 mit den Mitteln des Rektors des Marienaltars Lambert
Esser neu hergestellt. Bei dieser Gelegenheit passte man die Architekturformen der
alten Kirche, mit Ausnahme der Chorgewölbe, dem herrschenden Bareckstil an. Im
J. i9o2 wurde die Kirche abgerissen.
Die Kirche war ein zweischiffiger Hallenbau mit westlichem, vor dem südlichen Beschreibung
Schiff, dem Hauptschiff liegenden Turm ; rundem Chorschluss im Hauptschiff, drei-
seitigem im Nebenschiff und östlich angebauter Sakristei. Die lichte Länge samt
Chor betrug 20 m, die lichte Weite
12,5 m. Der Turm aus Tuffstein, -^L_L^i. ^^nJ» W
sehr verwittert, war stark mit Back- . :.
steinen ausgeflickt; das Schiff be-
stand aus Backstein |wwm (jj p ■ 'Wfouii..
Der romanische Turm hatte H |
drei Stockwerke, die je um i5 cm M ' \ jf J
ohne Gliederung zurücksprangen. fflff| §HB a»& ^ l^^^m
Die Seiten der Obergeschosse be- ^^r^lT" ' 'T ||
sassen Ecklisenen und waren je
J Fig. 121. Lohn,
durch eine, zum Teil ganz abge- Grundriss der ehemaligen katholischen Pfarrkirche,
witterte, Mittellisene geteilt. Unter
dem einfach profilierten Kreuzgesims zog sich ein Rundbogenfries hin. Das Erd-
geschoss des Turmes hatte 1 , 7 5 m Mauerstärke. Auf der Südseite befand sich ein,
im i7. }h. verengertes romanisches Portal. Am linken Gewände war der oben er-
wähnte Matronenstein vermauert.
Im ersten Obergeschoss befand sich ein viereckiges Lichtloch in der Mitte
derLisene; das Obergeschoss hatte nach allen Seiten je zwei Schallfenster, ungeteilt,
rundbogig geschlossen, mit nicht abgeschrägten Gewänden. Es besass ursprünglich
weitere Öffnungen, die wahrscheinlich in der üblichen Weise auf einer Mittelsäule
geteilt waren.
Helm : stumpfe vierseitige, geschieferte Pyramide.
Das Schiff hatte schmucklose, in breitem Spitzbogen geschlossene Fenster. Auf
der Südseite anlaufende Strebepfeiler, pultförmig abgedeckt, ohne Gliederung. Am
Chor und auf der Nordseite war das in Höhe der Fensterbank laufende Gesims um
die Pfeiler geführt, ebenso die Sockelgliederung der Umfassungsmauer. Ausserdem
hatten die Strebepfeiler im oberen Teil noch eine Abtreppung.
Inneres. Die aus gothischer Zeit stammenden Schiffe waren dreijochig, mit
Kreuzgewölben in Renaissanceformen überwölbt. In den viereckigen Pfeilern befanden
sich unter dem Stuck noch die gothischen polygonen Backsteinpfeiler. Die südliche
Chorapsis, in der Achse des Turmes gelegen, entstammte noch dem romanischen
Bau. Ihrer Halbkuppel waren in gothischer Zeit Rippen vorgesetzt worden.
1 85
1 86
KREIS JÜLICH
Kathol. Ebenso besass die Chornische des Seitenschiffs noch das Rippengewölbe aus
Pfarrkirche . . „ .,
gothischer Zeit.
Am zweiten Gurtbogen von Westen im nördlichen Schiffe stand an der west-
lichen Stirnfläche die Inschrift:
ADMODUM REVERENDUS DOMINUS LAMBERTUS ESSER, RECTOR ALTARIS SANCTAE
MARIAE VIRGINIS ET NOTARIUS APOSTOLICUS, HANC IN ANNO 1 678 EXUSTAM ECCLE-
SIAM IN SOLATIUM PROPRIAE ET ANIMARUM PARENTUM SUORUM, HENRICI ESSER ET
HELENAE LÖVENICH . . . RESTAU RA VIT ANNO 1 696.
An entsprechender Stelle im Hauptschiff stand, zum Teil bei einer Reparatur
der anschliessenden Gewölbekappe zugedeckt, die Inschrift :
ET SYL.VESTRI PATRONI MEI PASTORIS GREGISQUE OPE ET
VICARII AERE PIE DATO, EXUSTA RESURGO.
Die Schlufssteine der nach Osten sich anschliessenden Joche trugen zwei
Wappen, vermutlich die der Eltern des Lambertus Esser.
Ausstattung Die einfachen Altare waren bei Gelegenheit der Restauration der Kirche an-
geschafft worden. Im Hochaltar, gestiftet vom damaligen Pfarrer F. Johannes
Nagels, befand sich das zuletzt hinter der Orgel hängende Ölgemälde eines Kruzifixus
mit Stifter, Leinwand. Tüchtige Arbeit. Inschrift: f. Johannes nagels, canonicus
KNECHTSTEDENSIS, ET PASTOR IN LOHN, D. D. AETATIS 53, ANNO 1 692.
Gefäss Monstranz aus der Mitte des 18. Jh. Augsburger Beschauzeichen. Meister-
zeichen : T P.
Paramente Brokatkasel mit einem neuerdings verschnittenen und aufgenähten Stab,
mit Heiligen in Nischen; Applikationsstickerei, etwa i52o.
Bemerkenswerte Paramente aus dem 18. Jh.
Glocken Die Glocken, alle im J. 1 6 7 9 nach dem Brand von 1 6 78 angeschafft, haben
folgende Inschriften:
1. S. SYLVESTER BIN ICH GENANNT, 1 6 7 9, 4. OCTOBER, DURCH FEUR VERBRANT,
1 679. 20. JULII, GANTZ UNVERDROSSEN DURCH JOHANNES BOURLET ERGOSSEN.
2. S. MARIA VOCOR, VIVIS LOQUOR, MORTUOS PLANGO, TONITRUA FRANGO. RE-
FUSA SUB R. D. PASTORE JOANNE NAGELS, KAN. KNECHTSTEDENS I, 1 679.
3. JESUS. MARIA. JOSEP. ANNO DOMINI I 679.
Grabsteine An der Umfassungsmauer der Kirche waren verschiedene Grabsteine eingemauert.
Darunter einer in Kreuzform, aus dem i7. Jh., mit der Inschrift: JACOB van luvenich
UND BERTEN SCOPENS NACHGELASNE DOCHT ER (vgl. üben S. 2 2).
An der Nordseite der Kirche liegt eine Steinplatte, worunter sich der Eingang
zu einer Gruft befinden soll.
Wegekreuz In FRONHOVEN ein Wegekreuz ausdemj. i7S6, Blaustein, am nordöst-
Fronhoven liehen Dorfeingang, mit dem Kruzifixus; darunter das Bildnis der knieenden Stifterin,
Witwe Bardenheuer, und die Inschriften:
JUSSU PIAE VIDUAE IN HAUSSEN CRUCEM PONEBAT A. M. CLAESENS WITTIP
BARDENHEUER, HA LP WINNE RIN AUF DEM RIETTERSIETZ (So) HAUSEN. I 786 APRILIS.
Rittergut RITTERGUT HAUSEN. Handschri ftl. Qu. in der Hof- und Staats-
Hausen bibliothek München: Sammlung Redinghoven LV, S. 2I i u. 274.
Geschichte Hausen scheint mit dem Hof Hausen identisch zusein, der im 1 3. Jh. mit den
nahgelegenen Höfen Pattern, Siersdorf und Inden gemeinsamen Waldbesitz hatte
(Pick i. d. Aachener Zs. XV, S. 11 4). Bis 1 3 7 4 ist das Haus im Besitz der Stamm-
familie Bruch von Hausen. Später wechselt es sehr häufig den Besitzer. Es kam
nacheinander von der Witwe von Sintzig, Katharina von Erp, die es leibzuchtsweise
i85
LOHN
1 87
Beschreibung
besass, an ihren Sohn Wilhelm von Sintzig, dann an Heinrich von Haittert, i48o Rittergut
an Steffan von Siegenhofen genannt Anstel, x 485 an Raitz von Frentz, 1 56 5 durch
Kauf an Huyn von Amstenrath, 1 645 an Graf Huyn von Geleen, später an die
Fürsten Salm-Kyrburg und Dietrichstein in Böhmen; Anfang des 1 8. Jh. durch Kauf
an die Freifrau von Hochsteden, Maria Anna von Blanckart; von deren Tochter
durch Heirat an die Familie von Fürstenberg, in deren Besitz es sich noch befindet
(Beiträge zur Geschichte von Eschweiler I, S. 278; II, S. 129. — Binterim und
Mooren E. K. II, S. i55\
Das ehemalige Herrenhaus,
jetzt Ruine, stammt aus gothischer
Zeit. Eine grosse Bedeutung hat
der Sitz nie erlangt. Die Vor-
burg wurde, nach dem Wappen
überdemThoreingang zu schliessen,
von Maria Anna Freiin von Blan-
ckart im J. 1 7 1 6 neu erbaut.
Rechteckiger Wirtschaftshof
mit Thorturm. Südöstlich davon,
früher durch eine Brücke verbun-
den, die Ruine des ehemaligen
Herrenhauses. Das Ganze von
Wassergräben umgeben (Fig. 122).
Die Ruine hat quadratischen
Grundriss von etwa 1 2 m Seiten-
länge mit einem Risalit im Nord-
westen, der ehemals die Treppe
enthielt. Es stehen noch die
Mauern bis zur Mitte des ersten
Obergeschosses. Zu diesem führt
die Substruktion aus Backstein von
einer Freitreppe, deren Stufen, wie
die Fenstergewände und Stürze,
ausgebrochen sind. Material : Find-
linge und Kiesel mit Eckquadern.
Flickarbeiten des 18. Jh. aus
Backstein.
Die Vorburg hat Schiefsscharten an der Südwestseite aus dem i7. oder 18. Jh.
An dieser Seite über der Einfahrt, zu welcher man durch eine gemauerte Brücke
kommt, ein Thorturm.
Über dem rundbogigen Thor zwei Stockwerke mit je zwei rechteckigen Fenstern.
Zwischen den unteren das Allianzwappen Hochsteden-Blanckart, mit der Zahl 1 7 1 6,
zwischen den oberen eine Schiefsscharte. Helm achteckig, in drei Absätzen elegant
geschweift.
Im ersten Geschoss des Turmes das sogenannte Grafenzimmer, mit einem
Kamin aus Blaustein in einfachen Renaissanceformen.
Fig. 122. Rittergut Hausen. Thorturm.
1 87
i SS
KREIS JÜLICH
MERSCH.
W. G raf von Mirbach, Territorialgeschichte I, S. 4. — L. Korth i. d. Aachener
Zs. XIV, S. io3.
her Ort Mersch hiess früher Kercich, Kirzenich. Im i5. |h. erscheinen beide
Namen für den Ort (Urkunden im Pfarrarchiv. — Kühl a. a. 0., I, S. 282. — vgl.
auch Lacomblet, U. B 1 , 42 1). Heute heisst nur noch ein Teil des Ortes das
„Kirzenicher Ende".
Römerstrasse Über eine an Lohn vorbeiführende Rom erstrasse vgl. J. Schneider, B. J. 73,5.
— Aachener Zs. XIV, S. 29, Nr. 32. — Aachener Zs. XIV, Kartenskizze zu Seite 36.
Kathoi. KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Agathae). Binterim und
Mooren, Die alte und neue Erzdiöcese Köln I, S. 323, Nr. 57. — J. Offermann,
Geschichte, S. 5o, Kaltenbach, Der Regierungsbezirk Aachen, S. 262, verwechseln
mit diesem Ort den Luxemburgischen Ort Mersch, vgl. dagegen L. Korth i. d.
Aachener Zs. XIV, S. io3,
A.2. — Handschrift!. Qu.
Im Pfarrarchiv: 1 487,
Bestellung des ersten Rektors
der Vikariestelle in Kirtze-
nich; Patronatsherr ist Daem
Rowe von Güsten, der be-
deutende Schenkungen ge-
macht hatte. — Lagerbuch
des 18. Jh. Buch der
Bruderschaft SS. Agathae,
Anthonii und Sebastiani mit
Statuten von 1680. — Im
Staatsarchiv zu Düssel-
dorf: Erkundigungsbuch
vom J. 1 5 3 3 .
Geschichte Ein Gotteshaus stand schon um i3oo an Stelle der heutigen Kirche, es haben
sich Reste davon noch im Hauptschiff dieser erhalten. Im J. 1 463 wurde der statt-
liche Turm errichtet, vermutlich unter bedeutender Hilfeleistung des damaligen
Patronatsherrn Daem Rowe (Vgl. Urkunden im Pfarrarchiv. — Kühl a. a. O. IV,
S. 3o6). Trotzdem ist die Kapelle erst am Anfang des 16. Jh. Pfarrkirche geworden.
Im Erkundigungsbuch vom J. 1 5 3 3 wird sie noch als Kapelle unter Güsten, daneben
als Kirche bezeichnet (Kühl a. a. O ). Im J. 1 5 48 wurde die Sakristei der Kirche
hinzugefügt.
Westlich wurde in diesem Jh. eine einfache Backsteinvorhalle, 1886 im Norden
des Turmes ein Saal in missverstandenen gothischen Formen angebaut,
eschreibung Die Kirche ist ein zweischiffiger Backsteinbau mit Westturm und dreiseitig ge-
schlossenem Chor (Fig. 123 u. 124).
Der Turm ist dreigeschossig, ohne Gliederung im Untergeschoss, und mit je
zwei hohen Blendfenstern an den freiliegenden Seiten der Obergeschosse. Die Blend-
fenster sind wie in Aldenhoven etwa in der Mitte quergeteilt. Diese beiden Fenster-
hälften sind im ersten Obergeschoss wieder je in zwei runde, darüber in zwei spitz-
bogig geschlossene Blenden mit einem gemeinsamen Mittelpfosten und gemauerten
18S
Fig. 123. Mersch Grundriss der katholischen Pfarrkirche.
MERSCH
189
Bilgen geteilt. Im zweiten Obergeschoss ist die obere Hälfte als Schallöffnung frei-
geblieben, die untere wieder durch einen Mittelpfosten geteilt und durch zwei nasen-
besetzte Spitzbögehen geschlossen. Die Stockgurten und das Kreuzgesims, aus Hau-
steinen, haben das gewöhnliche gothische Profil, bestehend aus schräger Platte, Kehle
und Rundstab. Unter- und oberhalb der oberen Stockgurte sind in dem Backstein-
verband durch verschieden gefärbte Steine einfache Muster ausgeführt.
An der Nordseite des Turmes ist ein Haustein eingemauert, heute durch das
Dach des neuen Anbaues zum Teil verdeckt, mit der Inschrift: anno domimi mille-
Fig. 124. Mersch. Ansicht der katholischen Pfarrkirche.
mmo cccclxiii0. Der Inschriftstein ist — vermutlich im 1 8. Jh. — überarbeitet, oder
nach einem gothischen Original in undeutlichen Minuskeln kopiert.
Das S c h i ff hat an der Umfassungsmauer einen einfachen Sockel, ungeteilte, in
flachem Spitzbogen geschlossene Fenster mit gemauerten Gewänden. Zwischen den
Jochen und an der Ostwand, nicht aber an der Westwand, sind pultförmig abge-
deckte Strebepfeiler, um welche der Sockel und das Fensterbankgesims der Um-
fassungsmauer geführt sind. Ebenso sind die Chorwände gegliedert.
Die Kranzgesimse bestehen aus abgefaster Platte, Kehle und Rundstab. Das
gemeinsame Satteldach, mit dreiseitiger Chorhaube, ist auch über das Seitenschiff und
die zwischen ihm und Chorhaus eingebaute alte Sakristei geschleppt. Über der Chor-
i89
i9o
KREIS JÜLICH
Kathoi. haube ein schmiedeeisernes Kreuz; etwas weiter nach Westen, in den First eingerückt,
Pfarrkirche ^.^ se^r hübsches Dachreiterchen, bestehend aus einer dem Turmhelm analog ge-
bildeten, aber oben eingeknickten Haube auf zwei senkrechten Pfosten und schrägen
Streben unter den Sattelhölzern,
inneres Das Innere der Kirche ist etwa 28 m lang und i4 m breit. Die drei Joche des
Hauptschiffes sind mit spätgothischen Rippenkreuzgewölben, die des nördlichen
Seitenschiffes mit mehrteiligen Rippengewölben überdeckt. Die Scheidpfeiler sind von
einem romanischen Bau bei-
behalten, wie das romanische
Kapitälprofil und die hohe
Schildmauer über den Scheid-
bögen schliessen lässt. Die
Kanten der Pfeiler wurden
abgeschrägt, die Kapitäl-
platte viereckig belassen und
an der Ecke durch eine kon-
solenartige Bildung unter-
stützt.
Der um eine Stufe über
das Schiff erhöhte Chor ist
ebenfalls über fein profilierten
spätgothischen Rippen ge-
wölbt. An der Seite nach
der Sakristei befindet sich
ein Blendfenster, welches, aus
Backstein gemauert, einen
Mittelpfostenmit zwei kleinen
Spitzbogen innerhalb der
spitzbogigen Fensterbedach-
ung aufweist, woraus die
Priorität des Schiffes vor der
Sakristei sich ergiebt. Die
anderen Fenster des Chores
haben diese Teilung verloren.
Der Hochaltar, ein
tüchtiges Werk der Antwer-
pener Schule, um i52o ent-
standen. Marke: eingebrannte
Hand. Die Schnitzereien
sind beinahe identisch mit
dem Altar in Müntz, auf welchem dieselben Schildhalter mit demselben Wappen-
zeichen, Ochsenkopf mit Ring durch die Nase, angebracht sind.
Der Altar ist zum Teil stark restauriert. Der innere linke Flügel ist ganz neu,
auf der Aussenseite des äusseren rechten Flügels ist die Himmeltragung der Seele
der h. Agatha und auch sonst manches stark übermalt.
Die Aussen Seiten der Flügel (Fig. 1 2 5) stellen das Martyrium der Titel-
heiligen, der h. Agatha, dar. Das erste Bild : die h. Agatha wird mit Zangen gemartert
(neu), das zweite : Agatha werden die Brüste abgeschnitten, im Hintergrunde eine
Fig. 125.
Mersch, katholische Pfarrkirche,
der geschlossenen Altarflügel.
Mittelteil
i9o
MERSCH
1 9 1
befestigte Stadt. Das dritte Bild: Die Heilige knieend in einer Halle in gothischen Kathol.
P furrkirc
Formen, dem Gefängnis, vor einem Apostel, im Hintergrund ein Knabe. Oben
wird ihre Seele von zwei Engeln gen Himmel getragen. Auf dem vierten Bild ist
Fig. 126. Mersch. Schrein des Altars in der katholischen Pfarrkirche.
die Heilige im Sarge liegend dargestellt, umgeben von vier knienden Männern. Von
oben schwebt ein Engel herunter.
Die beiden kleinen oberen Flügel, für den oberen Teil des Mittelschreines,
sind heute ohne Bilder; über der Mitte des Altars und den beiden Seitenteilen
1 9 i
J 92
KREIS JÜLICH
Kathol.
Pfarrkirche
Seitenaltar
Ölgemälde
Gefässe und
Paramente
Glocken
erheben sich kapitälartige Knäufe mit reichem Laubwerk, darauf moderne (?)
Engel figuren mit den Leidenswerkzeugen.
Geöffnet zeigt der Altar (Fig. 126) im Mittelfeld in figurenreicher Darstellung
die Kreuzigung, darunter in besonderem Feld die hh. Frauen und andere Klagende;
rechts zwei Männer mit einem Schild, auf dem sich ein Stierkopf mit Ring durch
die Nase befindet.
Beide Szenen werden eingerahmt von den Darstellungen der Vorfahren Jesu in
den Zweigen des Baumes Jesse. In der untersten Gruppe: Jesse schlummernd, um-
geben von vier gestikulierenden Propheten. Unten links: Verkündigung und Heim-
suchung; rechts: Geburt und Beschneidung. Oben links: Kreuztragung; rechts: Kreuz-
abnahme. In den Gewänden der oberen Bilder typologische Darstellungen.
Die Gemälde auf den geöffneten Flügeln stellen dar: links das Abendmahl und
Jesus am Olberg (neu); rechts die Himmelfahrt und Ausgiessung des hl. Geistes.
Der nördliche Seitenaltar hat ein stilgeschichtlich interessantes gothisches
Retabulum mit zopfigen Anklängen aus dem Anfang des 1 9. Jh. Darüber Ölge-
mälde, Leinwand: Kruzifixus mit Magdalena, niederländisch, 1 7. Jh.
Messingleuchter, 55 cm hoch, 16. Jh., gothisch profiliert. Zinnleuchter
aus dem J. 1 599, mit dem Kölner Zinnstempel und den Buchstaben H P. Kelch-
tuch: Silber- und Goldstickerei auf roter Seide, in den Ecken die Inschrift: anno
! 7 92 soeur marie agnes panch , und das Wappen von Wassenberg mit der In-
schrift: STIERATH, CANONICUS IN WASSENBERG ET V. V. H. IN C.
Von den Glocken wurde die grosse im J. 1 765 von Martin Legros gegossen, die
kleine im J. 1 85 7 von Christian Ciaren aus Sieglar. Erstere hat die Inschrift:
SANCTA AGATHA, ORA PRO NOBIS. DONO LARGlORE ABELS MAESSEN, PASTORlS
In LoeVenICh, refVsa, martinus legros me fecit 0 765). [F.]
MÜNDT.
Brockmüller, S. 54. — Kaltenbach, S. 269 — Offermann, S. 83. — Pick
in der Aachener Zs. VIII, S 280.
Römische RÖMISCHE FUNDE wurden in Mündt häufig gemacht, ohne dass näheres
Funde darüber bekannt wurde (Aachener Zs. XIV, S. 20, 37; VIII, 281. — über die
sagenhafte Festung vgl. Brockmüller a. a. O. Korth in der Aachener Zs.
XIV, S. 106).
Kathol. KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Urbani, der ursprüngliche
-arrki rche Titelheilige scheint der hl. Martinus gewesen zu sein, s. die Glockeninschriften).
Handschrift 1. Qu. Im Pfarrarchiv: Geschichte der Pfarre mit series
pastorum seiti55o und Urkunden der Pfarre seit 1612 (vgl. Tille, Ubersicht II.
S. 43). — Auf der Bürgermeisterei Titz: Aufzeichnungen des Pfarrers Langen,
um 1 75o, nach Notizen des Pastors Brentgens, um 1680 (R. Pick i. d. Aachener Zs.VIII,
S. 2S2). — Kirchenregister von i649 an, lückenhaft. — Auf dem Bürgermeister-
amt in Jülich, Kirchenregister von 1 77o — 1 793.
Geschichte Die Existenz einer Kirche in Muni ist ums J. 65o schon bezeugt (Lacomblet,
Archiv II, S. 57. — Kühl a. a. O. IV, S. 99. — über den Namen: Brockmüller,
S. 54. — dagegen Korth in der Aachener Zs. XIV, S. io5. — Pick in der Aachener
Zs. VIII, S. 280. — Ann. h. V. N. XXI, S. 1 76. — dagegen Kühl a. a. O. IV, S. 3i4).
I 92
MI' NIM
1 93
Einkünfte der Kirche fliessen im siebenten Jahrhundert mit solchen von Hasselt
dem Domkepler in Köln zu. Wohl noch im ersten Jahrtausend fand ein Kirchen-
neubau in sehr exakter und eigenartiger Mauer- und Steinschnitttechnik statt,
von dem sich im Schiff ein grosser Teil erhalten hat (Fig. 128). Der Grundriss
ist ganz der alte geblieben, ebenso hat sich die grätige Wölbung des Chorquadrats
und die Halbkuppel der Apsis erhalten. Im Liber valoris erscheint Mündt unter
dem Namen Münze (Kühl a. a. O. IV, S. 3 10 ff.). Im dreissipjährigen Krieg,
angeblich im J. i642 (Notizen des Pfarrers Langen in der Aachener Zs. VIII,
S. 2 83), brannten die Hessen die Kirche ab, wobei der Oberbau des Turmes mit den
Glocken, vermutlich auch die Bedachung und Holzdecke des Schiffes zu Grunde ging.
Unter Pastor Brentgens, der von 1681 ab in Mündt war (Notizen des Pastor Langen
a. a. O.) wurde die Kirche wieder hergestellt und neu ausgestattet, die Glocken mit
Unterstützung des Kurfürsten Johann Wilhelm neu gegossen.
Dreischiffige Hallen-
/
kirche mit Westturm und
rundem, romanischem Chor.
Der Turm ist zweigeschossig,
das Untergeschoss roma-
nisch , aus Tuffstein , das
Obergeschoss barock, Sand-
steine, mit breiten, zum Teil
vermauerten , spitzbogigen
Fenstern.
An der Nordseite des
Schiffes hat sich noch bei-
nahe die ganze frühromani-
sche Mauergliederung, in sehr
exakt gearbeitetem Tuffstein
ausgeführt, erhalten. Es lag
der Fussboden des romanischen Baues bedeutend tiefer und ist, wie bei den meisten
alten Dorfkirchen (im Kreis Jülich vgl. Laurenzberg und Bettenhoven), durch Jahr-
hunderte alten Schutt aufgehöht worden. Die ehemaligen Fensterbänke liegen nur
4o cm über dem Boden. Die rundbogig geschlossenen schmalen Fensterchen fügen
sich in einen Rundbogenfries ein, der einen sehr originellen Steinschnitt zeigt
(Fig. 128). Die Rundbogen sitzen auf viereckigen unten abgefasten Konsolsteinen
und bestehen meist aus nur zwei Bogensteinen, von denen einer immer mehr als
9o 0 des Bogens umfasst und deswegen eine seltsame schalenartige Form hat. Die
Stirnfläche unter den Rundbogen ist, wo sie nicht Fensterbekrönung ist, mit einem
halbkreisförmigen Stein ausgefüllt.
Die ebenfalls sehr sorgfältig in kleinen Tuffsteinen aufgemauerte runde Apsis
hat als Sockelprofil eine Schräge, oben eine Platte über einer Hohlkehle. Auch der
Fugenschnitt dieser Hohlkehle ist ein höchst merkwürdiger, da zwischen Platte und
Hohlkehle eine Fuge läuft.
Das Innere ist dreischiffis:, das südliche Seitenschiff flach gedeckt, das Mittel-
und nördliche Seitenschiff gothisch kreuzgewölbt. Die einfachen Profile dick mit
Kalkfarbe überschmiert. Chorquadrat romanisch, grätig kreuzgewölbt. Apsis mit
romanischer Halbkuppel und einem Kämpfersims, bestehend aus Rundstab, Kehle
und Platte. Ausser der Vierung an dem Chor, die sich in rundem Triumphbogen
13
1 93
Kathol.
Pfarrkirche
Fig. 127. Mündt. Grundriss der katholischen Pfarrkirche.
Besclireibung
1 94
KREIS JÜLICH
Kathoi. gegen das Langhaus öffnet, und der Wand des nördlichen Seitenschiffes, hat sich
'fsrrli irchc
noch ein Teil des Mittelschiffes aus romanischer Zeit erhalten und öffnet sich gegen
das Seitenschiff in heute sehr niedrig liegenden runden Scheidbögen.
Ausstattung Die Ausstattungsgegenstände der einfachen Kirche sind besonders des-
wegen von Interesse, weil sie gleichzeitig durch die Sorge des um die Pfarre sehr
verdienten Pastors Gottschalk Brentgens im J. 1 685 beschafft wurden. Der ehemalige
Hochaltar, wie der nördliche Seitenaltar und die Kanzel im J. 1 68 5 aus Dortmund
bezogen, hat leider einem modernen Altar weichen müssen (Handschriftl. Aufzeich-
nungen, Bürgermeisteramt Titz).
Der nördliche Seitenaltar, die Kanzel und das Orgelgehäuse sind
erhalten geblieben. Es sind derb barocke, aber tüchtige Arbeiten. Besonders die
Kanzel ist sehr reich und wirkungsvoll mit Fruchtgewinden und Figuren geschmückt.
Südlicher Seitenaltar, einfache Arbeit aus dem 1 8. Jh.
Glocken Die Glocken, aus den J. 1682, 1 647 u. 1826. Die alten haben die Inschriften:
I. IN HONOREM SANCTI MARTINI SUM FUSA 1 436. HASSICUS MILES ME PER-
DIDIT, SED SERENISSIMUS PRINCEPS JOHANN WILHELM, JULIAE, CLIVIAE ET MONTIUM
DUX, ET ANNA MARIA ARCHIDUCISSA AUSTRIAE, CONIUGES, ECCLESIAE IN MÜNDT D. D.
Fig. 128. Mündt.
Mauergliederung an der Nordseite der katholischen Pfarrkirche.
|682 AD HUMILIMAM INSTANTIAM REVERENDI DOMINI GODTSCHALCI BRENTGENS,
LOCI PASTORIS, REVERENDI DOMINI WERNANDI ANDERMAHR, B. MARIAE VIRGINIS
VICARII, REVERENDI DOMINI IOANNIS OFFERMANS, LEONARDI GREVEN, ADOLFI VON
MEHR, GERART LENNARTZ, SCABINORUM, WERNERI BRENTGENS, HENRICI LANGEN,
THEODORI LAUTERBORN, CUSTODIS, ADAM LAUT ERBORN, HERMANN LANGEN, JOES.
MEYSEN, ADAM SCHUSSER, ADAM GREVEN, THEODORUS VAN MEER, PETER STRITHAGEN,
WERNER OFFERMANNS, WILHELM SCHMITZ, WERNER ANDERMAHR, GOERD KREMER.
JOES BOURLET GOS MICH.
2. AVE MARIA GRATIA PLENA 1 647 .
3. Die zweite wurde im T. 1826 von P. Boitel gegossen.
[F-]
MÜNTZ.
Brockmüller, Topographie, S.53. — Kaltenbach, Der Regierungsbezirk Aachen,
S. 272. — Offermann, Geschichte, S. 56. — E. v. Oidtman, Einige Erläuterungen
zu Historia rerum Julio-Montensium per nobilem Behr a Lahr in den Ann. h. V. N.
XLV, S. 138—148.
Römische R 0 MISCHE FUNDE. Beim Abbruch des Turmes der alten Pfarrkirche
Funde fanden sich im Mörtel des Bruchsteinmauerwerks eine so grosse Menge von Scherben
römischer Dachziegel, dass die Annahme einer römischen Ansiedelung in Müntz be-
rechtigt erscheint (nach der Kölnischen Volkszeitung, Korrespondenzblatt der Wd.
Zs. V, Sp. 170).
i94
MÜNTZ
1 95
Bei derselben Gelegenheit fand sich auch ein den Matrums Julineihabiis ge- Römische
widmeter Inschriftstein (Korrespondenzblatt der Wd. Zs. V, Sp. 170. — Max Ihm,
B. J. LXXXIII, S. 151. — Schneider, Aachener Zs. XIV, S. 20. — Norrenberg,
Dekanat Gladbach, S. 8). Ein anderer Matronenstein ist an der Fassade des Behren-
hauses eingemauert. Die drei Mütter sitzen in einer tiefen Nische, die beiden äusseren,
mit grossem rundem Kopfputz angethan, gegen die mittlere gewendet, darunter eine
sehr verwitterte Inschrift.
Fig. 123. Müntz. Hochaltar in der katholischen Pfarrkirche
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE fs. t s. Petri). Im Pfarrarchiv Kathol.
Pfarrkirc
befinden sich für die Geschichte der Kirchenbauten wenig bedeutende Urkunden vom
}. 1638 ab (vgl. Tille, Übersicht II, S. 44). — Auf dem B ür g er meis t era m t : Register
vom J. 1635 ab. — In Hottorf, Bürgermeisteramt: Kirchenregister von 1701 bis
1798 (Aachener Zs. XIII, S. 207). — München, Königl. Hof- und Staatsbibliothek;
REDiNGHOVENsche Sammlung Bd. LV, Bl. 281 b. — Ein Lageplan mit genauem Um-
riss der alten Kirche im Besitze von Gutsbesitzer Decker in Müntz. Daselbst
Situationsplan von Ausgrabungen in der Nähe der Kirche.
13*
1 95
i 96
KREIS JÜLICH
Kathoi. Die Geschichte von Müntz ist noch wenig aufgeklärt. Munizu wird im J. 945
Pi'sFrliirchc
Geschichte m emer Urkunde des Erzbischofs Wichfried von Köln genannt (Lacomblet, U. B. IV,
604). Es ist im J. 15,50 Pfarrei. Kühl macht wahrscheinlich, dass das im über
valoris, um 1300, genannte Munse Mündt ist (Kühl IV, 310 ff., vgl. oben Mündt).
Beschreibung Die im J. 1 87 7 abgerissene Kirche war eine dreischiffige gothische Kirche,
mündlicher Beschreibung nach mit romanischem Westturm. Durch die bei seinem
Abbruch gemachten römischen Funde wird die KuHLSche Hypothese ziemlich er-
schüttert. Die Kirche besass ein Sakramentshäuschen mit dem Behrschen Wappen
und der Jahreszahl 1604 (von Oidtman, Annal. h. V. N. XLV, 139. — Eisenberg-
Mirbach a. a. O). Das Orgelgehäuse hatte einen Schild mit Ochsenkopf (Eisen-
berg-Mirbach, vgl. dazu unten den Hochaltar).
Ausstattung Der gothische Flügelaltar und die Glocken der alten Kirche wurden in den
Neubau herübergenommen.
Hochaltar Der Hochaltar ist ein Antwerpener Schnitzaltar mit neuen Flügeln, um 1520.
Marke eingebrannte Hand (Fig. 129). Der Schnitzschrein ist beinahe identisch mit
demjenigen des Altares in Mersch, nur wenige Figuren sind weggelassen, beinahe
alles übrige, sogar die kleinen typologischen Scenen in den Gewänden der oberen
Felder, ist genau wiederholt. Ein Vergleich der beiden Altäre giebt interessanten
Einblick in die handwerksmässige Thätigkeit der Antwerpener Bildhauerschule. Beide
Altäre haben neben der Scene der ohnmächtigen Maria zwei Schildhalter mit dem-
selben Wappen: Ochsenkopf mit Ring durch die Nase. Vgl. auch oben S. 46. Der
Müntzer Altar hat, ausser den oben S. 190 beschriebenen Scenen, noch die Predella
mit drei weiteren Passionsscenen bewahrt.
Gio*<?n Glocken. Die grosse Glocke, aus dem 13. Jh. stammend, hat in ver-
schnörkelten romanischen Majuskeln die Inschrift :
A. M. ave: maria: voco : 1: ART:
Die zweite Glocke hat die Inschrift: sancte petre, Patrone ecclesiae in*
MÜNTZ, ORA PRO NOBIS. ANNO l65o, 4. SPTEMBRIS, RENE MILDT ET CLAUDIUS HUM-
blot me fecerunt. Darunter als Signatur eine Glocke zwischen C u. H.
Die dritte Glocke ohne Inschrift. Die Messglocke hat die zwei Schriftbänder :
PETRUS BALTASER GEYR, PASTOR IN MUENTZ. PETRUS FUCHS IN COELN GOS MICH.
Haus Behr HAUS BEHR. H ands ch r if tl. Qu. Im Pfarrarchiv: Präsentationen der
Familie von Behr, seit 1725 der Familie ab Hinsbergh (Vgl. Tille, Über-
sicht II, S. 44).
Geschichte Haus Behr wurde im J. 1575 von Konrad Behr von Lahr zu Müntz, Schult-
heiss zu Linnich, und dessen Gemahlin Agnes Eiffler erbaut. Diese Anlage scheint
auch die erste gewesen zu sein, wegen des Namens ; der Besitz wurde vermutlich
erst am Anfang des 16. Jh. durch Heirat vorn Gut Gritteren abgetrennt (E. V. OlDT-
man, Ann. h. V. N. XLV, S. 13p.). Anna von Westrem, die Mutter Johanns, des Letzten
aus dem Geschlechte der Bohr von Lahr, baute das Schlösschen im J. 1635 um.
Im J. 1656 erwarb der spanische Gouverneur zu Montmedy, Johann Behr von Lahr,
durch ein Darlehen von 8000 Rthl. vom Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm die Pfandschaft
der Dörfer Müntz und Raishofen (Düsseldorfer Staatsarchiv). Im J. 1676 scheint
Dietrich Heinsberger das Rittergut zu besitzen und ist zugleich Collator der Kirche
zu Müntz. Vor dem J. 1723 kommt das Haus Behr definitiv in den Besitz der
Familie von Heinsberg (Urkunden im Pfarrarchiv). Um 1800 findet dann noch einmal
ein vollständiger Umbau mit Durchbruch neuer Fensteröffnungen statt. Der jetzige
Besitzer ist Herr Christian Giessen.
1 96
NIEDERMERZ
197
Rechteckige Hofanlage aus Backstein mit den Wohngebäuden in der Nord- Haus Behl-
, i Beschreibung
westecke.
Das Wohngebäude ist zweistöckig mit viereckigen Fenstern. Zwei aneinander-
stossende Satteldächer mit Brandmauer von Westen nach Osten. Einfache abgetreppte
Giebel auf den Schmalseiten, ebenso einer über dem Thoreingang auf der Breitseite.
Über dem Thorbogen ist ein Matronenstein eingemauert (s. o. S. 195). Über den
Fenstern sind vermauerte Segmentbögen sichtbar.
Im Hof der achteckige Treppenturm, aus einem Pultdach aufsteigend, mit
schmalen viereckigen Fenstern. Über dem Eingang zum Treppenturm sind drei
Wappen eingemauert. Das grosse, obere, mit dem Wappen der von Westrem und
der Überschrift anno i6j5. Darunter das Allianzwappen Behr von Lahr und Eiffler
mit der Jahreszahl 1 573.
Im Treppenturm hängt eine Sterbetafel mit dem Behr'schen Wappen und
der Unterschrift: anno 1621, den 23. may, starb der ehrwerd un edler herr
JOHANN BEHR VON LAHR, CANONICH ZU MÜNSTEREYFEL. DER SEELE GOTT GENADE.
In einer Seitenstrasse neben der Kirche Wege kreuz mit einem Kruzifixus in Wegekrcuz
rohen Formen und dem Chronostichon auf dem Postament: Joannes heCker et
Barbara hIntzen ConIVges VnI et soLI Deo me posVerVnt. (t 775). Darunter:
STATIO ULTIMA FESTO (SO) TRINITATIS ET CORPORIS CHRISTI.
HAUS MÜNTZ, nach den Besitzern auch Haus Nesselrode, Gritteren und Haus Müntz
Danielshof genannt. Handschrift!. Qu. Im Düsseldorfer Staatsarchiv : Lehensakten
aus dem 18. Jh. — Bei Herrn Decker in Müntz, dem Eigentümer des Hofes, eine
Buschordnung; Lagepläne (vgl. Tille, Übersicht II, S. 4,5). In München
Königl. Hof- und Staatsbibliothek: Sammlung Redinghoven Bd. LV, Bl. 281b.
Die Familie von Müntz, 1362 zuerst erwähnt, ist bis zum T. 1492 im Besitz Geschichte
des gleichnamigen Hofes. In diesem Jahre erhält ihn Johann von Harff zu Lorsbeck
als Lehen (E. v. Oidtman bei Kühl a. a. O. IV, S. 319. — Derselbe in den Ann-
Ii. V. N. XLV, S. 140). Im Anfang des ib. Jh. ist die Familie von Gritteren im Besitz
des Hofes von Müntz, „an der Kirche gelegen", und bei Erbteilung im f. 1549 er-
hält ihn Regina, geborene von Gritteren, die Gattin Edmunds von Nesselrode zu
Holtrop. Im J. 1646 wird der Flof, der erblich an Hans Dietrich von Gritteren zu
Glimbach und Müntz, und Gertrud von Zievel zu Rischmühlen gefallen ist, den
Schwestern Anna und Katharina von Zievel übertragen, und gelangt dann an Franz
Ferdinand Daniels. Im J. 1828 kommt er aus der Hinterlassenschaft des Landgerichts-
rats Adam von Daniels in den Besitz der Familie Decker in Müntz.
Die heutigen Hofgebäude sind einfache Nutzbauten aus Backstein. Beschreibung
In den letzten Jahrzehnten wurden im Hof Ausgrabungen gemacht, welche
ein der alten Kirchenanlage paralleles Mauerweik bloslegten. Eine Bestimmung des
Alters dieses Mauerwerks wurde nicht versucht, und es wäre möglich, dass diese
Reste mit der OFFERMANN.schen Überlieferung, wonach in Müntz eine später als
Archiv dienende fränkische Kapelle bestanden hat, in Beziehung zu bringen wären.
'~ [F-]
NIEDERMERZ.
KATHOLISCHE P FA R RK I RC H E (s. t. s. Johannis Baptistae). Hand- Kathoi.
Pfarrkirche
schriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Lagerbuch von 1826, darin Stiftungsurkunden vom
J. 1 683 ab erwähnt. — Register vom J. i77o ab (vgl. Tille, Übersicht II, S. 47). —
i97
[98
KREIS JÜLICH
Kathol. Auf dem Bürgermeisteramt Aldenhoven: Kirchenregister von 1 6 7 i — 1 689 und
Pfarrkirche — 1 77 2, lückenhaft (M. Schollen i. d. Aachener Zs. XIII, S. 2o7). — Im
Pfarrarchiv zu Laurenzberg: Verzeichnis der Kapellenrenten, 1 6. Jh. (Vgl. Tille,
Übersicht II. S. 28).
Geschichte Der Chor der Kirche mit dem darüberliegenden Turm stammt aus dem 12. Jh.,
der Liber valoris, um i3oo, nennt die Kirche nicht. Im J. 1 566 war sie Pfarre
(Pfarrarchiv: Series pastorum), 1624 wird sie wieder als Kapelle genannt. Vor i8o7
scheint sie wieder selbständig gewesen (Dumont, Descriptio, S. 1 7), dann unterdrückt
worden zu sein. Im J. 1 836 wurde sie wieder zur Pfarre erhoben. Im J. 1 742 wird
das Langhaus vergrüssert unter Pfarrer Rutgerus Ramecher, 1 8 1 9 wurde die Decke
erneuert und 1 865 der Chor, angeblich durch Rousseau in Aachen, restauriert.
Besehreibung Saalbau mit Turm über dem Ostchor. Der schmucklose Saalbau stammt aus
dem 18. Jh. Der Turm, aus Feldsteinen, ohne Gliederung im Äusseren, nimmt
im Innern den quadratartigen Chor auf. Derselbe ist romanisch, kreuzgewölbt, mit
Säulen in den Ecken. Die Säulchen besitzen romanische Kapitale mit plumper
Blätterornamentik.
Glocken Von den Glocken ist die eine im J. 1860 zersprungen und eingeschmolzen
worden. Sie war im J. i426 gegossen. Die zweite trägt die Inschrift: st. Johannes
BAPTISTA HEISCHEN ICH. ANNO DNI. I 539. [F.]
PATTERN.
Kathoi. KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Matthaei). Pick i. d. Aachener
ar r k i r e h e v -> -T c „ ,
Zs. \ l, S. 109.
Handschriftl. Qu. Im
Pfarrarchiv: Stiftungsurkun-
den vom J. 1693 ab. — ■ In
Inden, Pfarrarchiv: Ren-
tenverzeichnis vom J. 1661.
(Vgl. Tille, Übersicht II.
S.47.) — In Aldenhoven,
Bürgermeisteramt : Kirchen-
bücher von 1770 — 1798.
Die ehemalige Kapelle
zu Pattern soll nach einer
Inschrift, die sich über dem
Thürsturz befand, im J. 12 18
erbaut worden sein. Es war
eine romanische Kapelle mit
einem Gewölbe auf einer
Fig. 130. Haus Bock in Pattern Mittelsäule (Pick, Aachener
Zs. VI, S. 117). Patron der
Kapelle waren seit dem 15. fh. der Eigentümer von Haus Pattern und die Einwohner
des Dorfes. Sie wurde 1804 zur Sukkursalpfarrkirche erhoben und im J. 1861 durch
einen Neubau ersetzt.
Ausstattung Von der alten Ausstattung sind nur erhalten:
Ein Vortragekreuz, Gelbguss, 30 cm hoch, 16. Jh., sehr roh. An den Enden
die Evangelistensymbole.
Geschichte
1 98
PATTERN
l99
Zwei Barockkelche, 17. Jh., Kupfer, vergoldet. Über dem Fuss und der Kathol.
Pf<i.rr){irch€
Cuppa ausgesägte und getriebene Fruchtschnüre aus Silber,
Die Glocke, aus dem }. 1770, hat die Inschrift:
MATHAEUS IST NUNMEHRO MEIN NOHMEN, GHEICHWIE ICH AUC VOH RHEIN
(SO) GEHEISCHEN HABE. WERNERUS PUETZ ZUR ZEIT PASTOR. DURCH FEWR (SO) UND
FLAM SEIND WIR ZERFLOSSEN, JOANNES STOCKE VON SAARBURG BEY TREYER HAT
UNS GEGOSSEN ANNO l77o.
HAUS BOCK. Abbildung aus dem J. 1723 im Codex Welser, bemalte Feder- Haus Bock
Zeichnung, anscheinend richtig.
Zu Pattern bestanden eine ganze Anzahl von
ritterlichen Höfen. Im |. 1569 sind u.a. in
Pattern aufgeführt die adeligen Familien Bock,
Lievendahl, Ahr und Harff (Pick, Aachener Zs. VI,
S. ii(> ff.). Heute existieren noch die Rittergüter
Bock und Ahr.
Das älteste Gut scheint das Lehnhaus Ahr
gewesen zu sein (E. v. Oidtman, schriftliche Mit-
teilung.). Im 14. Jh. gehörtes der Familie von Lie-
vendahl , die darnach den Zunamen von Pattern
führt (Mitteilungen aus dem Stadtarchiv Köln I,
S. 81 u. 90). Durch Heirat kommt es in der Mitte
des 16. Jh. an die von Ahr, durch Kauf im J. 1070,
zunächst zum Teil, an Werner von Bock zu Pattern.
Von dieser Familie ging es an Karl Philipp von
Proff über, gleichzeitig mit dem Haus Bock, mit
dem zusammen es sich heute im Besitz der Frau
Therese von Kesseler geb. von Proff befindet. Das
Haus wurde in den 20er Jahren vollständig nieder-
gelegt und im j. 1875 em neuer Hof gebaut.
Hier soll im 17. Jh. der vermeintliche Grab-
stein des Cornelius Tacitus vermauert und später
als Bodenbelag verwendet worden sein (Ausführliche
Litteratur bei Pick i. d. Aachener Zs. VI, S. 110,
A. 2. ' - - Vgl. das sogenannte Kochbuch des Frei- pig m Haus Bo(k -n Pattern
HERRN VON HALLBERG ZU Broich, Bd. I, S. 135, Elfenbeinfigur.
Düsseldorf 1819.).
Das Haus Bock scheint das Stammgut der von Pattern gewesen zu sein, Geschichte
welche einen Balken im Wappenschilde führten (E. von Uidtman, schriftliche
Mitteilung.). Im J. I2Q2 wird ein Johann, 1376, 1377 u. 1385 ein Gerhard von Pattern
genannt (Mitteilungen aus dem Stadtarchiv Köln IX, S. 6 u. 41). Vor 1406 war der
Hof durch Jutta und Richmud von Vielenberg, Klosterfrauen zu Heinsberg, an Wil-
helm von Broich in Erbpacht gegeben. Nach mehrfachem Wechsel wird im }. 1567
Wilhelm von Bock mit Haus und Hof zu Pattern belehnt. Karl Freiherr von Bock,
verkaufte am 27. August 1754 die Güter zu Pattern an Karl Philipp von Proff,
nachdem im J. 17 12 das heutige Herrenhaus gebaut worden war. Im J. 1789 gehen
die Güter durch Heirat an die Familie von Kesseler über, in deren Besitz sie sich
heute noch befinden. Im Anfang des 19. Jh. wurde die Vorburg von Haus Bock
durch Frau Therese von Kesseler, geborene von Proff, umgebaut.
1 99
200
KREIS JÜLICH
Haus Bock Quadratische, mit viereckigen Türmen bewehrte, allseitig geschlossene Vorburg,
Boschreibung vQn Qjjjjgjj umgeben. Südöstlich davor liegt das Herrenhaus und ein Schuppen.
Ein Teil der Vorburg wurde am Anfang des IQ. Jh. auf dem alten Grundriss
neu aufgeführt als einfacher Nutzbau, nur aus Backstein. Dabei wurden die beiden
Flankiertürme im Nordosten bis auf den Grund abgebrochen.
Das Herrenhaus ist ein einfacher Bruchsteinbau, auf rechteckigem Grundriss,
mit einer Freitreppe gegen die Vorburg. In den Ankern die Jahreszahl 17 12. Die
Zimmer gruppieren sich um eine einfache Treppenhalle (Fig. 130).
Im Herrenhaus Sammlung von meist niederländischen Gemälden, Porzellanen,
Emaille, Gläsern, einigen vorzüglichen Elfenbein- und Buchsbaumschnitzereien, zum
Teil aus dem Nachlass des Erbauers von Haus Bock, des Jülicher Schultheissen
Hieronymus von Proff (f 1 7 1 7), mit einigen Gegenständen aus kurfürstlichem Besitz.
Die Sammlung wurde grösstenteils im 18. Jh. zusammengebracht durch die Familien
von Kesseler und von Heister. Ein Teil der Sammlung wurde abgetrennt und be-
findet sich in Monheim, Kr. Solingen, bei Herrn von Kesseler.
Sammlung Bemerkenswert sind, unter den Ölgemälden: Kreuz tra g ung, volkreiche
Scene, niederländisch um 1500, grau in grau, Holz 30x40 cm. — Bildnis Karls V.
von Burgund, Brustbild, Inschrift: carolus, herzog von Burgund, nieder-
ländisch, 15. Jh. — Beweinung in der Art des Metsys. — Herrenbildnis, bärtig
nach rechts, in schwarzem Rock mit weisser Halskrause, Leinwand, 48 x 60 cm. Art
des Thomas de Keyser. — Marine, 17. Jh., 76 x104 cm. Seestück, 18. Jh., bezeichnet
B. v. p., in der Art Simon de JVüger. — Eine Reihe von Blumenstücken in der Art
von Seeghers. - Eine grössere Anzahl von Tierstücken in der Art des Hondecoeter und
des Weenix, vielleicht zum Teil von diesem selbst aus der Zeit, da er für den
Kurfürsten Johann Wilhelm in Bensberg arbeitete.
Elfenbeinarbeiten: Thronender König, Relief. 48x71 mm, 14. Jh.,
Märtyrerin, Vollbild, 102 mm hoch, Anfang des 14. Jh. (Fig. 131).
Venetianer Glasspiegel, 2 m hoch, mit dem Wappen des Kurfürsten von
Jülich-Kleve-Berg, 18. Jh.
Erbericher ERBERICHER HOF. Im J. 1,582 wird ein Johann von Erberich als
Hot Aachener Ratsherr genannt (Aachener Zs, X, S. 236). Im J. 1674 gelangt der Hof
aus der Hinterlassenschaft des Freiherrn Wilhelm von Harff-AIsdorf an dessen Enkel
Freiherrn Wilhelm Friedrich Beissel von Gymnich. Durch seine verwitwete Schwester
Antoinette Elise von Bourscheid scheint der Hof an diese Familie gekommen zu sein,
da das Wappen über dem Eingangsthor, heraldisch rechts, anscheinend das Bourscheid-
sche ist. Heute ist er im Besitz des Herrn Matthias Pütz.
Schmucklose rechteckige Hofanlage aus Backstein. In Eisenankern die Jahres-
zahl 1721. [F.]
RÖDINGEN.
Römische RÖMISCHE FUNDE. Im J. 1 785 wurden neun Matronensteine gefunden,
Funde worunter einer von besonderer Schönheit (Abb. B. J. LXXXIII, S. 38). Sie kamen
ins Mannheimer Antiquarium (Lamey, Act. ac. Pal. VI. — Brambach, C. I. Rh.
Nr. 613, Ö08, 0 1 1 , 012, öi ii, 01 4, 615. — Haug, Die römischen Denksteine des Gross-
herzoglichen Antiquariums in Mannheim. — Ausführlich M. Ihm, B. J. LXXXIII,
148 ff. — Programm des Mannheimer Gymnasiums 1875-77. — B. J. LV, S. 150. —
Aachener Zs. IV, S. 230).
200
RÖDINGEN
20 I
Ein römischer Sarkophag wurde in der „Sandkuhle" bei Höllen gefunden. An
verschiedenen Stellen werden beim Tiefpflügen Mauerreste und römische Ziegel blos-
gelegt. Systematische Ausgrabungen wurden nicht angestellt (Aachener Zs. XIV,
S. 1 14).
K ATH OL I S C HE PFARRKIRCHE (s. t. Sancti Cornelii).
Handschrif tl. Qu. Im Pfarrarchiv: Kirchenrechnungen vom J. 1594 ab.
— Auszug aus einer Gewehrbusch-vroh vom J. 1598 im Urkundenbuch. — Frühmess-
stiftung vom J. 1692 nebst Rentenverzeichnis. — Kalen-
darium, Pergament, v. J. 1676. — Buch der Bruderschaft
Jesus, Maria, Josef vom J. 1732. Im übrigen vgl. Tille,
Übersicht II, S. 47. — Auf dem Bürgermeisteramt:
Römische
Funde
Ka t ho 1
Pfarrkirche
Reinster der Getauften u.
vom J. 1647 ab.
Im
Düsseldorfer Staatsarchiv : Erkundigungsbuch vom J. 15,50.
Die kaiserliche Villa Hrodinga nennt zuerst Kaiser
Lothar I. in einer Urkunde vom J. 847 (Beyer, Mittelrhein.
Urkundenbuch I, S. 84. — Über den alemannischen Namen
vgl. Lamprecht, Aachener Zs. IV, S. 205. — Kühl a. a. O.
IV, S. 307).
Ein Kirchenbau fand im 12. Jh. statt, von welchem
sich der Unterbau des Turmes erhalten hat. Im J. 1284
erscheint Rödingen als Pfarrkirche (Lacomblet, U.B.II.
790, S. 465. — Andere Auslegung bei Kühl, a. a. O. IV,
S. 308). Ums J. 1300 wird Rödingen als Pfarre im liber
valoris genannt. Im J. 1583 besitzt die Kirche eine Vikarie,
deren Kollatoren die Herren von Hompesch zu Tetz
sind, und eine Gasthauskapelle zu Höllen (s. o. S. 94).
Schon im 1 5. Jh. hat ein umfassender Neubau stattge-
funden, von dem die Obergeschosse des Turmes noch
erhalten sind. Beim Brand des Dorfes in der Jülicher
Fehde im J. 1542 war die Kirche nicht mit verbrannt (vgl.
auch den Kieringer Bericht, Ann. h. V. N. LXI, S. 63).
Um 1700 wurde der Turm vom Blitz getroffen,
wobei der Helm abbrannte. Er wurde im J. 1708 durch
die heutige hübsche Barockhaube ersetzt. Das Langhaus
wurde 1857 u. 1858 neugebaut.
Moderner dreischiffiger Hallenbau aus Backstein mit
altem Westturm aus Tuff und Backstein.
Das Äussere des Turmes its bis zum zweiten Ober-
geschoss aus Tuffstein in romanischer Formengebung
erbaut. Er hat grosse Rundbogenblenden mit Licht-
schlitzen in den Lisenen. Das zweite und dritte Obergeschoss spätgothisch in Back-
stein mit Eckquadern aus Haustein. Im zweiten Obergeschoss spitzbogige Fenster-
blenden mit reichem Masswerk, im dritten masswerklose spitzbogige Fensteröffnungen,
die sich in Blenden bis auf die Stockwerkgurte darunter herabziehen. Die Blenden
zweigeteilt, die Langbahnen rundgeschlossen und mit Nasen besetzt (Fig. 132).
Der Turm ist im Innern bis zum dritten Geschoss aus Tuffstein aufgeführt und
nimmt in der nördlichen Mauerstärke die Treppe auf. Die Geschosse sind mit ru-
mänischen starkbusigen, grätigen Kreuzgewölben überdeckt. Die Gräte ruhen auf
Fig. 132. Turm der katholischen
Pfarrkirche in Rödingen
Geschichte
Beschreibung
20 I
202
KREIS JÜLICH
viereckigen Pfeilervorsprüngen in den Ecken, deren Kapitale im Erdgeschoss reicher,
im ersten Geschoss bloss mit Platte und Rundstab, profiliert sind. Die Gewölbe sind
Fig. 133. Rödingen. Hochaltar in der katholischen Pfarrkirche.
sehr erneuerungsbedürftig. Auf einem Balken des Helmes ist die Inschrift einge-
schnitten: soLI Deo, MarIae atqVe corneLio anDreas hoLtz pastor et IxCoLae
turrIM erIgebant. i7o8. 23, 8 bris, PAULUS heiartz custos excudit.
202
RÖDINGEN
2o3
In die neue Kirche haben sich eine Anzahl sehr bedeutender Ausstattungs- Kathoi.
Pfurrliircho
stücke aus der alten Kirche herübergerettet. Ausstattung
Fig. 134. Rödingen. Nördliches Chorgestühl in der katholischen Pfarrkirche.
Hochaltar, Antwerpener Arbeit, um 1520, tüchtig. Leider in letzter Zeit in Hochaltar
roher Weise umgeändert, wobei einige Bildwerke verschwanden, und die Reihenfolge
verändert wurde.
203
KREIS JÜLICH
Unten, links der schlafende Jesse mit vier
Propheten. Der aus seinen Lenden entspringende
Stamm, wie auch die Vorfahren Mariae, die sonst
in seinen Zweigen angebracht zu sein pflegen,
fehlen. Unten, rechts Zacharias im Tempel. Dar-
über in sechs kleinen Darstellungen : Verkündigung,
Heimsuchung, Anbetung des Kindes durch Maria
und Josef, durch die Könige, Beschneidung, Dar-
stellung im Tempel. In den oberen Feldern :
Kreuztragung, Kreuzigung und Beweinung.
Über den drei letzten Darstellungen sind in
sechs Gruppen auf Konsölchen noch Passions-
scenen dargestellt.
In Malerei auf den geöffneten Flügeln noch
die folgenden Darstellungen: links die Gefangen-
nahme, das V erhör vor Pilatus, die Schaustellung
vor dem Volke; rechts: Christus erscheint der
Maria Magdalena, Christi Himmelfahrt, Aus-
giessung des hl. Geistes.
Auf den Aussenseiten oben die Leidens-
werkzeuge ; unten : das Mannalesen , gegenüber
das Abendmahl, und, in der Mitte, als Doppelbild:
die Messe des hl. Gregor.
Chorgestühl, ganz hervorragende Arbeit
sowohl in Erfindung als in Durchbildung der
Figuren, aus dem Ende des 15. — 16. Jh., nur noch
zur Hälfte in Rödingen; die andere Hälfte kam
nach Lieh und wurde von dort nach Brüssel ver-
kauft. Das Rödinger Gestühl wurde in zwei Teile
zerschnitten und steht heute zu beiden Seiten
des Chores (Fig. 154 u. 135).
Der nördliche Teil, viersitzig, hat an der
Seitenwange oben, ganz durchbrochen, die Figur
eines Bischofs, auf einer blühenden Ranke stehend.
Unten eine andere Bischofsfigur, über einer sitzen-
den Figur, die sich am Feuer wärmt (St. Sebald?).
Unter dem Pult, in reizvoller Komposition, die
Darstellung des Mannalesens als Typus des
Abendmahls. Einige Juden sind auf die mass-
werkartigen Ranken geklettert und haschen von
dort nach dem Manna. Darüber eine zum Teil
verstümmelte Darstellung.
Der südliche Teil, in entsprechender Grup-
pierung, als Wange der Sitzreihe: eine Verkün-
digungsdarstellung, eine weibliche Heilige mit
Fahne, zu ihren Füssen ein Gefäss. Darunter
ein Wasserträger. Am Pult: die Verklärung, dar-
über Christus, den Tisch der Wechsler umstossend-
RODINGEN'
205
Die Langseiten sind am Rückenteil und am Pultteil mit reichem Blendmasswerk
verziert, an den Abteilungen zwischen den Sitzen kauern Tier- und Menschenfiguren.
Auf der Orgelbühne ehemalige Altarbilder: Links Katharina, die Götzen ver-
leugnend, Anfang des i8.Jh„ auf Leinwand, etwa 1,50/1,20111. Rechts: Kruzifixus mit
Magdalena, Ölgemälde auf Holz, barock, 2 m hoch, 1,50 m breit, schlecht erhalten.
Monstranz, Silber , vergoldet,
16. Jh., in interessanten Frührenaissance-
formen. Der Fuss und die Bekrönung im
f. 1789 erneuert, im J. 1898 der Cylinder
vergrössert. Der Aufbau ist noch ganz
gothisch mit zwei Strebesystemen an den
Seiten, ebenso der viereckige Baldachin
über dem Muttergottesbilde mit Wimper-
gen an den Seiten und Strebepfeilern an
den Ecken, aber in den Ornamenten
macht sich überall die Renaissance be-
merklich, an den Seiten henkelartige Vo-
luten mit Drachenköpfen und anhängenden
Münzen. Am Fuss die Inschrift: me
RENOVARI CURAVIT REV. DOM. ENGEL-
BERTUS FROITZHEIM, PASTOR RODINGEN-
sis, 1789.
Reliquiar, versilbert, mit Re-
liquie des h. Kornelius. Inschrift: 1. p. 1776.
Ciborium, barock, vom J. 1667,
Silber, vergoldet, mit silbernen aufgelegten
Ornamenten an der Kuppa. Augsburger
Beschauzeichen. Am Fuss die Inschrift :
ECCLESIAE S. CORNELIJ IN ROER DING EM
AO. 1662.
Leuchter, Gelbguss, gothisch, ums
J- b550.
Officium commune, Handschrift
um 1500, mit hübsch ornamentierten, far-
bigen Initialen, zusammengebunden mit
einem Psalterium Romanum von 1ÖÖ4.
Die beiden alten Gl ocken aus dem
{.1702 haben die Inschriften:
1. A fVLMIne atqVe fVLgVre
PROTEGE NOS DeVs REX ET SaLVaTOR
VbIqVe ( I 7o2) . . FULMINE TACTA CNVLSN (?)
CHRISTO PATIENTE CADEBAM, NASCENTE
ast (?). jesu mox ego fusa sono. Unter
dem Bilde des Papstes Cornelius : CorneLI,
PATRONE TEMpLI, NOS DeO OFFER (l7o2) .
MICH IN ROEDINGEN l7o2.
2. sanCta MarIa beatos (?). pastore anDrea hoLtz et paroChIa.
Seitlich: johann petr (so) edel (so) gos mich in roedingen 1702.
Unten: Johannes planchenhewer, schefen. Verkündigun<rsdarstellung mit der
Kathol.
Pfarrkirche
Gemälde
Monstranz
Fig. 136. Rödingen.
Monstranz in der katholischen Pfarrkirche.
seitlich : johann peter edell (so) goss
205
20Ö
KREIS JÜLICH
Kathoi. Inschrift: eva und: En anCILLA et Mater DeI (i7o2). Das 3VA ein umge-
Pfarrkirche ,
drehtes ave.
Räthaus Roedingen besass schon im 13. Jh. ein Schöffengericht (Lacomblet, U. B.II,
790). Ein Siegelstock vom J. 1510 mit dem Rödinger Wappen und der Umschrift:
sigillum scabinorum in rudingen. 1 5 6 1 . befindet sich auf dem Bürgermeisteramt.
Das Rathaus befand sich an der Stelle der jetzigen Kapelle und scheint ein statt-
liches Gebäude gewesen zu sein (Aachener Zs. XIV, S. 114). [F.]
RURDORF.
Kathoi. KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Pancratii). Dumont, Descriptio
Pfarrkirche p ^ _ QfFERMANN, S. 76. — KALTENBACH, S. 233.
Hand schrif tl. Qu. Im Pfarrarchiv: Stiftungen von 1698 an. — Im Pfarr-
archiv zu Linnich: Akten von 1603 an. Vgl. Tille, Übersicht II, S. 33, 48.
Geschichte Die Kirche in Rurdorf war von Alters Filiale von Linnich; die Reste der alten
Kirche weisen auf das 14. -13. Jh. hin. Wahrscheinlich um 1700 wurde Rurdorf zur
selbständigen Pfarre erhoben, aber während der französischen Revolution wieder
unterdrückt. Die Neubegründung der Pfarrei erfolgte im J. 1834/35: in den |. 1850
bis 1852 wurde ein Neubau errichtet und das alte Kirchlein bis auf die Fundamente
abgetragen.
Beschreibung Die noch erhaltenen Fundamente der alten Kirche, auf hoher Unter-
mauerung am Abhang des Rurthaies, zeigen einen kleinen gothischen, einschiffigen
Bau mit dreiseitigem Chorabschluss, im Lichten etwa 12 m lang, ö m breit.
An einem benachbarten Haus eingemauert der Rest eines Sakramentshäus-
rhens, die wappentragende Halbfigur eines Engels unter einem mit Krabben be-
setzten Spitzbogen, um 1500.
Paiantscher Über den aus der Pfarrkirche in Rurdorf herkommenden sogen. Palant-
Altar
sehen Altar, eine Kölnische Arbeit vom Anfang des 15. Jh., vgl. Zeitschr. für Christi.
Kunst 1803, VI, S. 33. [R.]
SCHLEIDEN.
Römische RÖMISCHE FUNDE. In der Umgegend werden noch andauernd beim
Fun e Ackerbau römische Ziegel u. s. w. gefunden. Im J. 1830 wurden in der Nähe des
( >rtes die Substruktionen eines ausgedehnten römischen Gebäudes aufgedeckt ; dabei
fand man Reste von Hvpokausten, von Wandverputz, Ziegelplatten, Münzen u. a. m.
(B. J. XVI, S. 81. — Brambach, C. I. Rh., p. 136).
Kathoi. KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Nicolai). Binterim und
Pfarrkirche ^[OOREN) g TJ g , — (JFFERMANN, S. 8l. — DUMONT, Descriptio, p. 45. —
Kaltenbach, S. 314.
Geschichte Die Kirche, deren Turm vielleicht noch dem 13. Jh. angehört, war Filiale von
Aldenhoven; als solche erscheint sie im 15. — 16. Jh. (Aachener Zs. VI, S. 132). In
französischer Zeit wurde das Rektorat unterdrückt, die Erhebung zur Pfarrei erfolgte
im J. 1836. Im J. 1861 wurde ein neues Langhaus in Ziegelmauerwerk errichtet.
Beschreibung Der schlichte, viergeschossige Westturm, im Lichten 3,60 x3,60 m gross, be-
steht aus Bruchstein- und Ziegelmauerwerk mit unregelmässiger, nachträglich über-
putzter Eckquaderung ; das Westportal mit der Rosette darüber ist modern, ebenso
anscheinend die von rohem Cementputz eingefassten Doppelfenster der Glockenstube;
2C6
SELGERSDORF
207
achtseitiger Helm. Im Innern öffnen sich die beiden Untergeschosse in ganzer
Breite zum Langhaus, darüber ein einfaches spätgothisches Kreuzrippengewölbe.
Von der Ausstattung ist allein zu erwähnen:
Mittelmässige Barockkanzel des 17. — 18. Jh. mit den vier Evangelistenfiguren in
Nischen, auf den Ecken Fruchtgehänge, der Deckel mit Voluten und Salvatorfigur.
Eine Glocke von 1718 mit der Inschrift: in honorem beatae virginis
MARIAE ME REFUNDI CURAV1T COMMUNITAS IN SCHLEIDEN. EDMUNDUS FABRI ME
FECIT ANNO 17 l8.
Um die Kirche eine Anzahl der üblichen steinernen Kirchhofkreuze.
Kathol.
Pfarrkirche
Aussta ttuns
Glocke
[R.]
SELGERSDORF.
Römische
Funde
Kathol.
Pfarrkirche
RÖMISCHE FUNDE. In der alten Burg zu Alten barg wurde ein Frag-
ment eines Steines gefunden mit der Inschrift: terntos vrsvlvs m. paterntv.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Stephani).
Handschrift! Qu. Die Kirchenregister, vom 1-1753 an. befinden sich auf
dem Bürgermeisteramt Hambach, vgl. Tille, Ubersicht II, S. 1 1 (unter Hambach). —
Im Pfarrarchiv Selgersdorf: Erwähnung von Stiftungen in Urkunden vom J. 137 1
ab. Vgl. Tille, Übersicht II, S. 49.
Im J. 973 wird dem Erzbischof Gero von Köln von Kaiser Otto II, die Fischerei Geschichte
in Salechenbruoch bestätigt (Lacomblet, U. B., I, S. 69). Die Kirche Salechindorp
erscheint zum ersten Mal im j. 1225. Das Stift St. Gereon zu Köln besitzt dort Gerecht-
same (Joerres, U.B. des Stiftes S. Gereon in Kr, In, S. 73). Im |. 1283 ist Salgendorp
unter den Kirchen genannt , deren „iura, patronatus et ordinationes" nur dem De-
chanteri und Kapitel zustehen. Im über valoris, um 1300, wird Salkindorp an 35ter
Stelle genannt. Im J. 13 12 wird die reiche Kirche dem Gereonsstift in Köln einverleibt
(Lacomblet, U.B. III; S. 87, 114. — Joerres, S. 264. — Dumont, Descriptio, S. 21. —
Kühl, IV, S. 209). Das Stift ist noch um 1800 Kdlator. Im ). 1475 wird auf einer
Selgerdorfer Glocke Herr Antonius als Pastor genannt, dessen Besitzungen im J. 1483
von seinen Verwandten Schröder von der Wehe ebenfalls an das Gereonsstift verkauft
werden. Trotz dieser reichen Geschichte hat sich kein bemerkenswerter Baurest aus
dem Mittelalter in Selgersdorf erhalten. Die bestehende Kirche ist ein ganz schmuck-
loser Bau aus dem 18. Jh.
Einfacher flachgedeckter Saalbau mit Westturm, Chorlanghaus mit dreiseitigem Beschreibung
Schluss. Auf dem Thürsturz des Südeinganges die Inschrift: __ d : e : delubko :
SANCTO : STEPHANO : SACRATA : ET : EX : DECTMIS : S.:GEREONIS : RESTRUCTA : LE. (G?) OR.
An der Südseite der Kirche eine Kreuzgruppe in bäurischbarocken Formen. Ausstattung
Der einfache Hochaltar, barock, um 1700 mit der Figur des hl. Stephanus
und zwei Engeln. Seitlich der beiden Nebenaltäre: kleine (23 cm hohe) geschnitzte
Apostelfi gürchen von einem spätgothischen Altar, handwerksmässig, aber wirkungsvoll
neuerdings schlecht übermalt.
Auf dem Kirchhof eine Reihe von schmucklosen Grabsteinen in Kreuzform,
aus dem 18. Jh. «
Die Glocken von 1425 und 1475 mit den Inschriften: Glocken
1. ANNO DOMINI l425. AVE MARIA, GRATIA PLENA. JOHAN HAT MICH GEMACHT,
kircgen (Christian) cloit hait mich aucmacht.
2. JOHANNA HEISCHEN ICH, HUR ANTONIUS, PASTOR VON SALCHENDORF, DOEFFTE
MICH IN DEME J ARE I 4 7 5 .
2o8
KREIS JÜLICH
Kathoi. Die grössere Glocke vom J. 1425 ist deswegen von hervorragendem Interesse,
P arrkirche wejj an nirem quss> ausser dem Meister Johann (wahrscheinlich Johann von Trier),
Christian Cloit (auch Kirstin und Cirstgyn Kloit genannt) beteiligt ist, welcher im
[. 1448 gemeinschaftlich mit Heinrich Brodermann die grosse Glocke im Kölner Dom
goss (Organ für christl. Kunst 1858, S. 31, 32. — Merlo, Kölnische Künstler in alter
und neuer Zeit, 1805, S. 119, 167).
Altenburg DIE ALTE BURG ZU ALTEN BURG. Kühl, Geschichte der Stadt
Jülich II, S. 21; IV, S. 300 u. a. a. O. — Lacomblet, U.B. II, S. 210.
H an d sc hrif tl. Qu. Im Besitz des Eigentümers Herrn Richard Hahn zu
Altenburg: Verpachtungsakt der Burg vom J. 16,50, durch Herzog Wolfgang Wilhelm.
Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Verzeichnis der Ländereien zu der Schloss-
oder St. Katharinenkapelle zu Altenburg gehörig. — Überweisung der Einkünfte an
die Jesuiten 1652.
Geschichte Unter der Burg vermutet man (Kühl, Geschichte II, S. ig) das „Castrum apud
[uliacum, welches von Siegfried von Westerburg im J. 1278 zerstört wurde (Lacomblet,
U.B. II, S. 210). Da im J. 1483 von Land „an der Burg", von Abgaben „in die
Burg", um 1500 vom Gut „zu der Burg" gesprochen wird (Kühl, Geschichte, IV,
S. 300) — im J. 1652 wird vorübergehend an einen Wiederaufbau gedacht und im
f. 1675 wird von den Grundmauern der Kapelle gesprochen, — so ist es leicht mög-
lich, dass die Zerstörung erst später stattfand, vielleicht durch die Truppen Karls V. in
der Jülicher Fehde im J. 1.542, in der auch die Burg Hambach niedergebrannt wurde.
Aus dem Umstand, dass bis zum f. 1652 die Einkünfte der ehemaligen Altenburger
Schlosskapelle in die Kellnerei des Schlosses Hambach flössen, und zwar seit „unvor-
denklichen Zeiten" (Verzeichnis der Einkünfte der Katharinenkapelle zu Altenburg im
Düsseldorfer Staatsarchiv. — Kühl, Geschichte IV, S. 9 und S. 20), und da ausserdem
die alte Burg von Herzog Wolfgang Wilhelm als uraltes Schloss seiner Vorfahren
bezeichnet wurde, mag man immerhin schliessen, dass die alte Burg als die Vor-
gängerin des Schlosses Hambach anzusehen ist. Im J. 1052 werden die reichen Ein-
künfte der Schlosskapelle S. Catharinae den Jülicher Jesuiten solange verliehen, „bis
die alte Burg und Capell wiederum erbauet sein würde" (Düsseldorfer Staatsarchiv :
Überweisung der Einkünfte an die jesuiten durch den Fürsten Wolfgang Wilhelm,
28. Oktober 1652; Kühl a. a. O. II, S. 21.) — Die Burg wurde jedoch nicht wieder
aufgebaut. Das Gebäude der alten Burg, das schon um 1,500 an Johann von dem
Bongart zu Bergerhausen, dann an dessen Sohn, den Orientpilger, verpfändet gewesen
war, wurde am id. Juni 16,50 an den Jülichschen Sekretär Winandus Contzen ver-
pachtet— Urkunde im Besitze von Herrn Richard Hahn — und unter französischer
Herrschaft wird die Burg als Nationalgut verkauft und von einem Herrn Gossen er-
steigert. Aus dessen Familie kam sie durch Heirat im J. 1893 an den jetzigen Besitzer,
Herrn Richard Hahn.
Beschreibung Nach den früheren unsystematischen Grabungen dürfte die Anlage etwa aus
dem 12. fit. stammen. Nur ganz geringe Reste sind von der alten Burganlage noch
erhalten. Wenige Meter von der Rur entfernt, umgeben von breiten Wassergräben,
die jetzt trocken liegen, erhob sich in zwei Teilen die Burg: südwestlich die kleinere
Hauptburg, nordöstlich die grössere Vorburg. Die erste auf heute etwa 4 m hohem
Erdwall, von quadratischem Grundriss, mit etwa 8 m Seitenlänge. Von der Umfassungs-
mauer ragt nordöstlich noch ein Stück Ziegelmauerwerk aus dem Boden. In der
Mitte der Anlage befindet sich ein runder Brunnen aus Tuffstein von etwa ,5 m
Durchmesser, wie durch einen, im j. 1896 auf halber Höhe des Walles, nordwestlich,
2C8
SELGERSDORF
209
eingetriebenen Stollen festgestellt wurde. An der Oberfläche ist von ihm nichts mehr Kathol.
Pfurrkirohi
sichtbar. Nordöstlich von dieser Hauptburg lagerte, etwa 20 m breit und 50 m lang,
von Nordwest nach Südost die Vor bürg, deren oblonger Grundriss noch aus der
Bodenerhebung erkenntlich ist. An der Nordwest- und Nordostecke derselben waren
vor 10 Jahren noch die aus Grauwacken und Rurkieseln bestehenden Grundmauern
von Rundtürmen erkennbar.
Im f. 1896 gelegentlich von Grabungen gefundene Töpfchen und Bronce-
seeenstä nde kamen in den Besitz von Herrn Goldberg in Köln.
In einem an die Alteburg angrenzenden Wirtschaftshaus befindet sich ein
Holzkruzifixus, aus der Karthause stammend. Halblebensgross, 1 7. Jh., roh.
Bruchstücke vom Grabstein des Priors Basel aus Blaustein, mit einge-
ritztem Bild der schmerzhaften Mutter Gottes. Inschrift: Antonius basel,
PRIOR . . . PROVINCIAE HUIC PRAEFU1T . . .
HAUS LORSBECK. Handschiiftl. Qu. Im Düsseldorfer Staats- Haus
Lo rsbeck
archiv: Copiae Litterarum Archivii Cataviani a fratre Brunone Gulich in ordinem
redactarum etc. 1742. — Lehensakten von Lorsbeck aus den J. 1565— 1798 (Jülich-
Bergische Landesregistratur). — Im Gräflich von Mirbachs chen Archiv zu
Harff: Ann. h. V. N. LVII, S. 189, Nr. 790, S. 331, Nr. 1452. — Im Aachener
Stadtarchiv: Hauschronik der Karthäuser vom Prior Bruno Gulich. 1414 — 1753,
vgl. Dresemann in den Annalen d. histor. Vereins für den Niederrhein LXI, S. 79.
— Im Jülich er Pfarrarchiv: Urkunde des Wilhelm Karl von Harff zu Lorsbeck
a. d. }. 1652 (Tille, Übersicht II, S. 20 unter Jülich).
Loirspeck war im 14. Jh. ein Dorf (Pick, Monatsschrift, 1875, S. 385. — Über den Geschichte
Namen vgl. Kühl a. a. < ). IV, S. 287) mit einem Adelsitz und einem herzoglichen
Hof. Rittersitz und Hof sind in späteren Umbauten erhalten, das übrige Dorf,
ebenso eine Kapelle, deren Patronat mit dem Rittersitz verbunden war, ist ver-
schwunden, vielleicht in der Brabanter Fehde im J. 1542 (Kühl a. a. O. I, S. 237).
Über die Kapelle Vgl. im Düsseldorf er Staatsarchiv: Erkundigungsbuch vom
f. 1533, Kühl a. a. O. IV, S. 18 und 47. — In der Hof- und Staatsbibliothek München:
REDiNGHOVENsche Sammlung Bd. XIX, BI. 93 b.
Der Rittersitz Lorsbeck ist im 14. Jh. im Besitz des gleichnamigen Ge-
schlechtes. Im J. 1473 ist Johann von Harff Eigentümer des Gutes. Nach dem Tode
des Albrecht von Harff, im }. 1069, kommt das Gut durch Kauf an Wilhelm und
Johann vi >n Blittersdorf zu Oberembt und im J. 1 707 durch Heirat an die Familie
von Rossum. Theodor Joseph von Rossum (f 1703) und seine Gemahlin Maria Anna
von Locquenghien zu Laach führten das jetzige Haus auf. Ihre Wappen befinden
sich über dem Eingang. Nach dem Tode des Theodor Joseph im J. 1 793 wurde die
Einrichtung meistbietend versteigert (Verzeichnis der verkauften Gegenstände auf dem
Rathaus zu Jülich). Das Gut ging im J. 1797 an einen Herrn Ernst über, 1806
wurde es wieder dem Verkauf ausgesetzt, im J. 181 7 gelangte es in den Besitz des
Posthalters Wilhelm Schneiders zu Jülich (vgl. Kühl a. a. O. VII, S. 318). Im J. 1882
verkauften die Herren Ingenieur Bodifie aus Köln-Lindenthal und Hauptmann Perkuhn,
früher in Jülich, den Rittersitz an Herrn W. H. Schopen in Brüggen.
Nach Westen offener rechteckiger Wirtschaftshof mit neuen Oekonomiegebäuden Beschreibung
aus Backstein. Davor liegt, durch eine Brücke verbunden, das einfache Herrenhaus
vom Ende des 18. Jh. Über dem Eingang das Allianzwappen Rossum und Locquen-
ghien. Das Ganze ist mit einem Wassergraben umgeben.
14
2o9
2 LO
KREIS JÜLICH
Hof HOF LORSBECK (Karthäuserhof). Als erster Besitzer des Hofes erscheint
I Orsbeck
Geschichte das Jühcrier Fürstenhaus. Herzog Adolf (1423 — 1437) verpfändet den Hof an Rein-
hard von Harff auf dem daneben liegenden Castellum Lorsbeck (Hauschronik der
Karthäuser. ■ Kühl a. a. O. IV, S. 17). Der Herzog Wiihelm überlässt den Hof
im J. 1482 den Karthäusern, im Besitz der Karthäuser scheint er bis zur Auflösung
des Klosters geblieben zu sein. Im J. 1610 bei der Belagerung von Jülich und wieder
im J. 1(343 brannte der Hof ab. Die heutigen Gebäude wurden nach den Ankern
in dem J. 1696 aufgerichtet. Im i\nfang des 19. Jh. wird der Hof von dem Post-
halter Schneiders erworben, kommt durch Erbschaft an Frau Majorin Heiss und
durch Kauf an Herrn W. Schopen in Brüggen.
Beschreibung Viereckiger einfacher Wirtschaftshof, östlich vom Rittennit seleo-en, rincs o-e-
schlössen, von Wassergräben umgeben. Material: Backstein, in Ankern des Wohn-
hauses die Jahreszahl 1696. [F.]
SETTERICH.
Römische R ÖMISCHE ANLAGEN. Schneider nimmt eine Römerstrasse über Baes-
nlagen weiJer nach Setterirh und Brachein an (Aachener Zs. XII, S. 1,55).
Kathol. KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Andreae). Bixterim und
.in irc e ]yjOOREN) £ ^ g_ — Offermann S. 80 — Kaltenbach S. 319.
Handschrift! Qu. Im Pfarrarchiv: Urkunde vom J. 1,520 betr. die Burg.
Im übrigen vgl. Tille, Übersicht II, S. 4g.
Geschichte Im }. mg schenkt der Adelige Udo de Mulsforth den vierten Teil der Küche
und der Zehnten der Kirche Klosterrath (Ann. Rodenses : Mon. Germ. SS. XVI, p. 699,
722). Auch im über valoris, um 1300, findet die Kirche Erwähnung. Später erscheint
das Patronat im Besitz der Inhaber der Unterherrschaft Setterich. Im J. 1 803 wurde
die alte Kirche niedergelegt und durch einen Neubau in gothischen Formen ersetzt.
Ausstattung Von der alten Ausstattung sind nur die Glocken aus den }. 1458, 1457
Glocken uncj j -(c> , er]ia[ten ; sie tragen die Inschriften :
1. S. MICHAEIL VOCOR. ANNO DOMINI MCCCCLVIII.
2. S. ANDRIAS VOCOR. ANNO DOMINI MCCCCLVII WILHELMUS HOERKEN ME
FECIT. JONCKER HENRIC VAN RUYSCBERCH, JOFFROV MAGRIT. SYN HUYSFRAU, DIE
HEBBEN DESE KLOCK DOEN MAREN.
3. GEORGIUS LUDOVICUS LIBER BARS (so) DE CO UTENHOVEN, IN HAC DINASTIA
DOMINUS, ET DOMINA SOPHIA DE HATZFELS, CONJUGES. WILLIBRORD STOCKT VON
SAARBURG HAT MICH GEGOSSEN ANNO DOMINI 1 7 8 1 . I. CASPARUS RICK, P. T.PASTOR
LOCI. S. APOSTOLUS ANDREAS, PATRONUS NOSTRAE ECCLESIAE. Auf dem Mantel
Rokokomedaillon mit Glocke, Kanonenrohr und der Umschrift : urbanus mabilot
VON SAARBURG HAT MICH GEGOSSEN.
Grabplatten aus der alten Kirche lagen um 1880 noch um eine Pumpe im
Dorf, darunter der Grabstein der Jolanda Huyn von Amstenrath (t 1566), Gattin
des Johann von Reuschenberg.
Kalvarienberg Kai v ar i enberg aus Stein an der Kirchhofmauer: In einer breiten Nische
Christus am Kreuz zwischen den Schachern, am Kreuz Christi drei schwebende
Engelchen mit Kelchen ; unten die hh. Longinus, Johannes und die drei Marien.
( >ben zu beiden Seiten Halbfiguren mit Schriftbändern, darauf : esaiae 52 und
ad Philipp. 2. Das Ganze, roh in der Ausführung, zeigt zum Teil noch völlig den
Charakter des 16. Jh., gehört aber nach den Figuren am Fuss des Kreuzes zweifellos
2 1 o
SETTERICII
2 I I
schon in das 17. Th. Vgl. den sehr nahe verwandten Kalvarienberg an der Kirche in Kathoi.
Aldenhoven (s. o. S. 25 und Fig. 11). An der Rückseite nach dem Kirchhof hin eine Pfailkiro
Nische mit Figur Christi im Garten Gethsemane, mittelmässige Skulptur des 18. Jh.
BURG. Aachener Zs. XV, S. 5. — Fabricius, Karte von 178g, S. 205. — Burg
Graf Mirbach, Zur Territorialgeschichte des Herzogtums Jülich I, S. 7.
Ha ndsc hriftl. Qu. Archivalien über Setterich, angeblich im Besitz des
Grafen d'Oultremont in Brüssel (Tille, Übersicht II, S. 49). ■ — Prozessakten im
Staatsarchiv Wetzlar: Preussen R. 570 und 571/1804 und Forstmeister contra
Fig. 137. Burg Setterich. Lageplan und Grundriss des Thorturmes.
Reuschenberg 417/1887, in ersteren interessantes Inventar des Hauses Setterich vom
J. 1687, in letzteren Übersicht der Reuschenberg'schen Besitzungen vom J. 1746.
Ansicht, ganz ungenau, vom J. 1723 im Codex Welser.
Setterich erscheint im |. 1270 im Besitz der Edelherren von Frenz, die die Geschichte
Herrschaft Stolberg besassen (,Wiricus miles dictus de Vrenze, dominus de Setterig',
v. Ledebur, Allgemein. Archiv XV, S. 222). Die Erbin Hadwich von Setterich hatte
in zweiter Ehe das Gut dem Arnold von Randerath zugebracht, der es im J. 1324
dem Grafen von Jülich zu Lehen auftrug. Da beide kinderlos waten, scheint Setterich
an die von Frenz zurückgefallen zu sein, die den Namen von Setterich führten-
Nesa von Setterich brachte dann noch im 14. Ih. die Burg an die Familie von
Reuschenberg, im 16. Jh. wohl die einflussreichste Adelsfamilie im Jülicher Land. Das
14*
2 1 1
2 I 2
KREIS JÜLICH
Burg Dorf mit der Burg bildete eine Jülichsche Unterherrschaft. Die Reste der Burg
stammen im wesentlichen aus dem 1 6. Jh. Durch Heirat vom J. 1733 fiel Setterich
an die Barone von Coudenhoven zu Fraiture, die im J. 18 13 den Besitz veräusserten.
Dann waren verschiedentlich belgische Adelige im Besitz der Burg, so ein Baron
Stockhem zu Lüttich im J. 1828. Der jetzige Besitzer der alten Burg ist Herr Graf
Droste-Vischering zu Darfeld.
Die hinter dem Kirch-
hof gelegene Hauptburg
(Lageplan Fig. 137) umfasste
ein rechteckiges Terrain, von
dem an drei Seiten die Unter-
mauern in den Gräben im
wesentlichen noch erhalten
sind. Der Hauptflügel scheint
an der Südseite gelegen zu
haben ; hier liegt am West-
ende noch die gemauerte
Brücke, die zu einem Thor-
weg an der Südwestecke des
Hauses führte; an der Süd-
ostecke steht noch das Erd-
geschoss eines quadratischen
Eckturmes aus Ziegelmauer-
werk mit kleinen Scharten
nach den vier Seiten ; die
Aufmauerung war bis zum
Erdgeschoss geböscht und
mit einem Ziegelwulst ver-
sehen. Der Graben nach
der Vorburg hin ist zuge-
schüttet.
Der Wirtschaftshof,
eine grosse, etwa quadratische
Anlage, zeigt noch ringsum
die alten Gräben; auch die
Aussenmauern sind grossen-
teils noch älteren, wohl mittel-
alterlichen Ursprungs ; das
Meiste ist Ziegelmauerwerk,
einzelne Teile bestehen aus Kieselmauerwerk, Bruchsteinen, Trachyt u. a. m. Die
Stallungen an der Innenseite sind durchweg im [9. Jh. erneuert worden; aus der
Mitte des 19. Th. rührt auch das jetzige Wohnhaus an der Südseite her. Von
grösserem Interesse ist nur der Thorturm an der Südostecke der Vorburg; das
Erdgeschoss hat nach aussen ein schönes Renaissancethor in Haustein aus dem
Ende des 16. Jh. (Fig. 138). Die rundbogige Thoreinfassung mit hohem, reichem
Gesims, durch Bossen gegliedert; als Abschluss ein Flachgiebel mit Steinkugeln
darauf. Sehr interessant ist ferner auch das reiche Sterngewölbe der Durchfahrt
mit seinen feinen Graten (Fig. 137). Das Obergeschoss ist im Inneren als Tauben-
2 1 2
SIERSDORF
2l3
schlag eingerichtet mit Nistlöchern in den Wänden; hier auch noch der alte Belag Burg
aus Thonplatten.
Nördlich der Burg erstreckt sich der ehedem dazu gehörige grosse Garten,
der ganz ummauert ist ; am äussersten Ende eine kleine spitzwinklige Bastion, die
das sich hier senkende Gelände beherrscht.
Gegenüber dem Thor der Burg ein neues Gehöft, die sogen, neue Burg, Gehöf
über deren Thor eingemauert eine schöne spätgothische dreiseitige Auskragu n g
eines Erkers, Sakramentshäuschens oder dergl. ; auf den drei Seiten oben in der Mitte
ein Schild mit den Leidenswerkzeugen, seitlich die Wappen von Reuschenberg und
von Grein, um 1,500 (Aachener Zs. XV, S. 7). [R.]
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Joannis Bapt.). Binterim Kathoi.
u. Mooren, E.K. II, S. 157. — Kühl IV, S. 322. - - Geilenkirchener Zeitung 1891, Pfai 1 k il cht
Nr. 96, roi ; 1892, Nr. 5, 32. — Sonntagsfreund, Beilage zur Geilenkirchener Zeitung,
1892, Nr. 27. — Offermann S. 79. — Kaltenbach S. 318.
Handschrif tl. Qu. Im Pfarrarchiv: Armenstiftung von 1582. — Rech-
nungen, Stiftungen des 17. u. 18. Jh. — Rechnungen der Kommende über den land-
wirtschaftlichen Betrieb von 1733 — 1742. — Bruderschaftsbuch mit Notizen über die
Arbeiten an der Kirche im 18. Jh. Vgl. Tille, Übersicht II, S. 50 u. unten S. 210.
Unter dem Namen Siegendorp wird der Ort im J. Ii 53 zuerst genannt (Ann. Geschichte
Rodenses : Mon. Germ. SS. XVI, p. 722); die Kirche findet ihre erste Erwähnung im
j. 12 19, als Wilhelm III. von Jülich sie dem Deutschorden schenkt (Lacomblet,
U. B. II, Nr. 82).
Im Anfang des 16. Jh., nach einer Notiz im Pfarrarchiv im J. 1510, erfolgt
unter den Komturen Konrad von Reuschenberg, erwähnt im J. 1 5 18 (Ann. h. V. N. LVII,
S. 245), und seinem Nachfolger Franz von Reuschenberg ein vollkommener Neubau,
der in seinem ganzen Umfang mit der ganzen Einrichtung derselben Zeit uns fast
unversehrt überkommen ist. Im J. 1636 wurde unter dem Komtur Johann von Ev-
natten-Obsinnig der obere Teil des Turmes erneuert. Bei dem Herannahen der
Aufhebung des Deutschordens kam die Kirche — angeblich durch Schenkung — in den
Besitz der Gemeinde. Nachdem in den J. 1820, 1863, 1875 und 1886 ganz oder teil-
weise der Turmhelm eingeäschert war, wurde an Stelle des alten Walmdaches mit
aufsitzendem Dachreiter das jetzige Obergeschoss des Turmes errichtet.
Zweischiffiger Backsteinbau mit vortretendem Westturm aus dem Beginn Beschreibung
des 16. Jh., im Lichten 20,30 m lang, 13 m breit (Ansicht Fig. 13c), Grundriss Fig. 140).
Der eingeschossige Turm von oblonger Grundform zeigt eine regelmässige Turm
Eckquaderung; im Erdgeschoss vor der korbbogigen, erst 1865 eingefügten Barockthür
eine kleine moderne Vorhalle, seitlich kleine Spitzbogenfenster, darüber schmale Licht-
scharten. Über dem zweiten Geschoss ein dünnes Hausteingesims, das vierte Ge-
schoss hat einfache Spitzbogenfenster, nach Norden hin eine kreisförmige Blende und
die Jahreszahl 1636 in dunkel glasierten Ziegeln. Der nach i88ö zugefügte Aufhau
einer quadratischen Glockenstube mit seitlichen Steingiebeln und achtseitigem Helm
sitzt an Stelle des alten einfachen Walmdaches mit einem Dachreiter, wie es in den
Ansichten des 18. Jh. erscheint (Fig. 144). Die innere Öffnung des Turmes zum
Hauptschiff ist im J. 18O2 auf die ganze Breite des Turmes erweitert worden; dabei
213
KREIS JÜLICH
Kathol.
Pfarrkirche
Langhaus
Chor
Inneres
wurde das hier befindliche Wappen des Komturs von Reuschenberg entfernt ; das
Kreuzgewölbe über der Orgel trägt im Schlufsstein das Wappen des Komturs von
Eynatten.
Die Nordseite des Langhauses mit den nach innen gezogenen Strebepfeilern
ist aussen ganz glatt, ohne Fensteröffnungen und nur mit einem Klötzchenfries oben
versehen. Das Seitenschiff nach Süden hat drei Joche mit vier rechtwinkelig vor-
tretenden Strebepfeilern; unten ein einfaches Sockelband, dann ein dünnes ganz durch-
geführtes Bankgesims, dar-
über die Strebepfeiler noch
einmal eingerückt und oben
mit einfachem Gesims und
Schieferabdeckung versehen.
Die Masswerke der Fenster
zweiteilig, zum Teil erneuert;
die Bedachung des Seiten-
schiffes besteht aus zwei
gleich grossen Walmdächern.
An seiner graden Ostwand
ein grosses vermauertes
Fenster.
Der Chor mit 5 Fenstern
an Ost- und Südseite zeigt
genau die gleiche Gliederung
wie das Seitenschiff. An
der Nordseite des Chores
eine kleine Thür des 19. Jh.
und die mit dem Kirchenbau
gleichzeitige Sakristei, ein
kleiner, rechteckiger Bau mit
Satteldach und einem Trep-
pengiebel über der Nord-
seite; die Ostseite mit recht-
eckigem Fenster und Hau-
steingesims , nördlich ein
zweiteiliges Masswerkfenster,
westlich nur ein Klötzchen-
fries aus Backsteinen.
Im Inneren des Lang-
hauses nördlich zwischen den nach innen gezogenen Strebepfeilern einfache grosse
spitzbogige Nischen ; nach Süden zwei achteckige Pfeiler mit gekehlter Sockel-
schräge und einfach profilierten Kapitalen. Ein entsprechender aus dem Achteck
konstruierter Dienst findet sich nur nach Westen. Die schlichten Kreuzrippen-
gewölbe mit kleinen runden Schlufssteinen ruhen auf glatten Konsolen. Im Chor
ein reicheres Sterngewölbe, das auf kurzen, unten schräg abgeschnittenen halb-
runden Diensten mit feinen spätgothischen Blattwerkkapitälen ansetzt. An den
drei Seiten des Chorabschlusses ein umlaufendes Bankgesims. Die Sakristei hat innen
ein einfaches Kreuzgewölbe mit Rippen. Neben der Sakristeithür ein feiner, leider
stark verstümmelter Sakramentswandschrank, der rechteckige mit Masswerk
Fig 139. Siersdorf. Ansicht der katholischen Pfarrkirche.
2 1 4
Tafel X.
SIERSDORF
versehene Schaft auf reichem sich überschneidenden Fuss. Auf der Auskragung sass Kathol
das Wappen des Deutschordens; die rechteckige Gitterthür in reich profilierter arr ,rc'
Umrahmung; der obere Abschluss des Ganzen fehlt. Gegenüber ein einfachss
Wandschränkchen unter einem Bogen in Form eines Eselsrückens, gleichfalls
verstümmelt.
Von der Ausstattung sind zu nennen: Hochaltar, flandrischer Schnitz- Ausstattung
altar um 1520, ganz ähnlich dem Seitenaltar in Linnich, den Altären in Barmen, Hochaltar
Aldenhoven u. s. w. (Tafel X). In dem hohen Mittelfeld Kalvarienberg , darunter
Maria mit Johannes und den Frauen sowie die Kriegsknechte; in dem Mittelfeld
unten wiederum jesse mit den 4 Propheten, der Stammbaum Christi in den Kehlen
des Mittelfeldes. Links oben die Kreuzschleppung, rechts die Kreuzabnahme; unten
die 4 kleinen Gruppen der Verkündigung, Visitation , Anbetung der Hirten und Be-
schneidung.
Fig. 140. Siersdorf. Grundriss der katholischen Pfarrkirche.
Der Altar rechnet in der ruhigen Auffassung der Figuren zu den besseren
Exemplaren dieser flandrischen Schnitzaltäre (aus'm Weerth, Kunstdenkmäler HI,
S. 38, Taf. LI). Im J. 1882 ist er von Moest in Köln restauriert, dabei aber leider
mit einer ungewöhnlich hohen Predella versehen worden ; gleichzeitig erhielt er
Flügelgemälde von Göhbcls in Aachen.
Der Seitenaltar im Seitenschiff hat eine Mensa aus dem Anfang des 16. Jh. Seitenaltar
von Haustein, die Vorderseite mit zwei Masswerkblenden, darin an Bändern hängend
die Wappen des Deutschordens und des Komturs Franz von Reuschenberg. Der
Altaraufsatz aus der 1. H. des 17. Jh. mit gewundenen Säulen und Nische, umrahmt
von Knorpelornament; früher daran das Wappen des Komturs von Eynatten (t 1646).
Die Kanzel mit schmucklosem Schalldeckel und Treppe des 18. — 19. Jh.; in Kanzel
dem wahrscheinlich noch alten Gerüst des Stuhles drei sehr fein geschnittene und
schön gezeichnete Frührenaissancefüllungen, zwei mit Profil-Reliefs von Büsten,
die dritte mit einer Engelherme in der Mitte; auf einem Feld unten in einer Kartusche
die Jahreszahl 1535.
2 1 5
KREIS JÜLICH
Kathol. Sogen. Lettnerbogen, Holzschnitzerei aus der Mitte des ib. Jh. (Fig. 141. -
Pfarrkirche
Lettnerbogen Taf. — aus'm Weerth, Kunstdenkmäler III, S. 38, Taf. Li). Der Bogen ruht
auf zwei Bündeln von je drei Rundsäulen, die über die ganze Fläche mit geknickten
Perlbändern geschnitten sind, reich profilierte Sockel und Schaftring in der Mitte zeigen ;
oben eine Umgürtung aus Spitzbögen, darüber erst die reichen Kapitale. Unter den
Kapitalen wächst der geschweifte,
ganz durchbrochen geschnittene
breite Spitzbogen heraus. In dem
Geäst unten links und rechts zwei
Männer, die mit Schwert und
Bogen gegen die grossen, in dem
Laubwerk heraufsteigenden Dra-
chen kämpfen, oben rechts der
knieende Stifter, links als sein Pa-
tron der h. Johannes d. T. Als
Bekn">nnun<rdes Bosens auf reichem
Blattwerkkapitäl die Figur der Mut-
tergottes im Strahlenkranz ; auf sie
weisen mit lebhafter Geste die
beiden Figuren auf den Kapitalen
der Säulen hin, links Augustus mit
Scepter und der Krone zu seinen
Füssen, rechts die Sibylle von Ti-
bur als reich gekleidete Frau.
Das Werk, dem eigentlich jeg-
liche nähere Parallele fehlt, gehört
durch seine feine künstlerische
Durchführung wie auch durch die
symbolistische Ausführung eines
Gedankens zu den bedeutendsten
und merkwürdigsten Werken von
dem Ausgang der niederrheinischen
Schnitzschule. Der Bogen wird
kaum früher angesetzt werden kön-
nen als der 1545 entstandene ver-
wandte, aber doch ungleich der-
bere Apostelbalken in Barmen
(s. o. S. 32, Taf. III); der Patron
des Stifters lässt diesen in Johann
von Gohr vermuten, der 1547
Komtur in Siersdorf wurde. Die
Durchführung des Ornamentalen ist sehr fein, die Behandlung des Figürlichen auch
sehr geschickt, aber ziemlich bizarr und barock in der x\uffassun<r, in der Malerei am
ehesten mit dem Kölner Meister des Bartholomaeus- Altares zu vergleichen. Be-
sonders merkwürdig ist das Nachleben des gothischen Ornamentes.
Der Bogen ist im J. 1901 auf Kosten der Rheinischen Provinzialverwaltung
von Langenberg in Goch wiederhergestellt worden und soll seinen Platz wieder an
der alten Stelle unter dem Triumphbogen finden.
- «h
Fig. 141. Siersdorf. Lettnei bogen in der kathol. Pfarrkirche.
2 16
Tafel XI
Siersdorf. Lettnerbogen in der katholischen Pfarrkirche.
SIERSDORF
217
mit dem Lettnerbogen entstanden noch unter Komtur Kathol.
j- t> -i i w /-'i Pfarrkirche
154/) die nur zum teil erhaltenen Chor
Im Zusammenhang
Franz von Reuschenberg (1524— 1547) die nur zum Teil erhaltenen
stühle; das Gestühl wurde im J. 1782 verkürzt, dabei verschwanden die vorderen
grossen Wangen. Die rückwärtigen hohen Wangen haben im unteren Teil eine
Masswerkgliederung, im oberen Teil ist
nach aussen eine ornamentierte Säule vor-
gelegt, das ganze Feld ist durchbrochen
geschnitten in vorzüglichem grossen Blatt-
ornament mit Blüte, darin aufgehängt
einerseits das Deutschordenswappen, an-
dererseits das Reuschenbergische Wappen
(Fig. 142). Die Sitze haben die übliche
spätgothische Form mit vorgelegten acht-
eckigen Säulchen, auf der Krümmung der
Wangen feine grosse Knäufe mit Orna-
ment ; die Rückwand über den Rücken-
lehnen mit zwei Reihen von Rollwerk-
füllungen in kräftig profilierten Rahmen.
Die Vorderbänke an den Aussenseiten mit
grossen Rollwerkfüllungen, die Wangen
mit Masswerk, auf den Pulten liegende
Löwen und Ornamentknäufe als Abschluss.
In der südlichen Vorderbank sind an Stelle
eines früheren Durchganges zwei Vorder-
wangen dicht aneinandergestellt.
Im Hauptschiff auf die Hauptachsen
mit Ausnahme des Triumphbogens verteilt
8 Holzfiguren der Kalkarer Schnitz-
schule aus der 1. H. des 16. Jh., je etwa
1 m hoch, neu polychromiert, unter ur-
sprünglichen grade abschliessenden Stein-
baldachinen, aber auf neuen Konsolen.
Vor jeder Figur ein gleichzeitiger spät-
gothischer Messing-Leuchterarm mit Mass-
werk. Es sind die hh. Georg, Johannes
d. T., Katharina mit Schwert und Buch,
auf dem König stehend, Agnes mit Buch
und Lamm, Elisabeth mit Bettler und
Krone, Lucia, die Muttergottes und der
h. Nikolaus (Fig. 143).
Der Meister dieser Figuren ist wohl
dem des Lettnerbogens verwandt , aber
doch früher und wesentlich ruhiger; er
scheint dem Meister des Krispinus- und Krispinianus-Altares in Kalkar nahezustehen,
wenn auch nicht auf gleicher künstlerischer Höhe (vgl. Kunstdenkmäler des Kr. Kleve
S. 67, Fig. 34). Auf jeden Fall steht auch der Meister der Siersdorfer Figuren schon
ganz unter niederländischem Einfluss. Der Faltenwurf ist ziemlich gross und einfach
behandelt, die Haltung der Figuren zum Teil nicht sehr geschickt ; am besten sind
Chorstülile
Figuren
Fig. 142. Siersdorf, Detail von den Chorstuhl-
wangen der katholischen Pfarrkirche.
2 I 7
218
KREIS JÜLICH
K^th ol. noch die männlichen Figuren individualisiert. Bei den weiblichen Figuren fällt das
Farr lrc e etwas langweilige Schema des Gesichtes besonders auf, grosse regelmässige Augen-
brauen, flachliegende Augen, grade regelmässige Nase, der kleine gespitzte Mund mit
dünnen Lippen und das scharf betonte Grübchen im Kinn.
Kruzifix us, Holzfigur fast in Lebensgrösse, neu polychromiert, um 1600.
Der Körper ist ganz einfach und ruhig behandelt , mit etwas langem Oberkörper,
sonst gut modelliert. Unten am Kreuzstamm ein Engelskopf mit Flügeln, dann
Totenschädel und Gebein auf dem Sockel.
Monstranz Monstranz des 17. jh. aus vergoldetem Silber, 56 cm hoch; der oblonge
Fuss vierpassförmig, getrieben mit breiten Ornamenten, seitlich des Cvlinders architek-
Fig. 143. Siersdorf Figuren in der katholischen Pfarrkirche.
tonischer Aufbau mit Säulen und freistehenden Voluten; über dem Cylinder acht-
seitiges Tempelchen mit Figur Johannes d. T., oben Krone mit Kruzifix.
Kelch Rokokokelch aus vergoldetem Silber, der geschweifte Fuss und der drei-
seitige, birnförmige Knauf mit reichem breiten Rokokoornament, die Kuppe fast ganz
in einer entsprechenden Rokokofassung mit Kartuschen sitzend. Gute Augsburger
Arbeit von 1759/61. Beschau mit Jahresbuchstabe o, Meisterzeichen j. v. G.
Grabplatten Die ganze Kirche ist mit den Grabplatten der Siersdorfer Komture aus-
gelegt, die leider sämtlich bis zur völligen Unkenntlichkeit abgetreten sind ; Reste der
Inschrift sind nur noch erkennbar auf dem von Ahnenwappen umgebenen Stein des
Komturs Wilhelm von Neuhoff (f 1651). Gut erhalten zwei an der Nordwand auf-
gestellte ganz gleiche Grabsteine : 1. Oben das Wappen, umgeben von den 4 Ahnen-
wappen : v. Rump, v. Mengede, v. Eickel und v. Werminckhausen , darunter die In-
218
SIERSDORF
2l9
schrift: REVERENDUS admodum perillustris ac generosus d. d. franciscus Kathoi.
CAROLUS L. B. DE RUMP, ORDINIS TEUTONIC1 EQUES ET COMMENDATOR IN SIERSTORFF, arrkircic
OBIJT ANNO I//O, 8. JUNIJ. R. I. P.
2. ( )ben das Wappen mit den 4 Ahnenwappen Hillesheim, Cortenbach, Siberg,
Palant , unten die Inschrift: reverendus admodum perillustris ac generosus
D. D. JOANNES CASPARUS L. B. DE HILLESHEIM, ORDINIS TEUTONICI EQUES ET COM-
MENDATOR IN SIERSTORFF, OBIJT ANNO Ijtl, 12. FEBRUARIJ. R. I. P.
EHEMALIGE DEUTSCHORD ENSKOMMEND E. Ritz, Urkunden u Deutsch-
ordens-
Abhandlungen zur Gesch. des Niederrheins I. S. 98. — v. Ledebur, Allgemeines Archiv kommende
XV, S. 213. — Voigt, Gesch. des deutschen Ritterordens I, S. 02 ; II, S. 606, 651.
— H ennes, Kommenden des deutschen Ordens S. 127. — Aachener Zs. XI, S. 100.
- Kühl I, S. 144; II, S. 296. — G. D. Franquinkt, Notice bist, sur la grande
Commanderie de Vieux-Joncs S. 17. — Annuaire geneal. des Pays-Bas, Genealogie
Eynatten. — Picks Monatsschrift III, S. Q5. Vgl. die Litteraturangabe zur Pfarrkirche.
Handschrift!. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Eine Anzahl Ur-
kunden in dem Gesamtarchiv der Bailei Altenbiesen bei Maestricht , der Siersdorf
unterstellt war, von 1219 ab, ferner Akten und Litteralien, namentlich Rechnungen,
Register der Erb- und Grundpächte vom 14. }h. an, Kopiar der Aktivobligationen
und Rentenverschreibungen, darunter auch von Siersdorf, aus dem 17. Jh. Vgl. Ilgen.
Rhein. Archiv S. 50.
Altere Ansichten: 1 . Ansicht aus der Vogelschau, um 1 700, Stich mit grossem Ansichten
Wappen und der Inschrift: theodorus wilhelmus baro de kolf in vettel-
hoeven, ordinis tfutonici eques et commendator in zeestorf ; genaue Dar-
stellung der Gebäude, noch ohne den äusseren Thorbau von 1700, 24,8 x17 cm, aus
einer Folge von Kommenden (Fig. 144). 2. Ungenaue Ansicht aus der Vogelschau
vom f. 1723 im Codex Welser. 3. Verschiedene Ansichten von Kirche und Kommende
,1. d. 2. H. des 18. Jh., derbe Wandmalereien in einem Saal der Kommende (s. u. S. 223).
Graf Wilhelm III. von Jülich hatte, kurz ehe ihn die verheerende Krankheit Geschichte
auf dem Kreuzzuge im J. 1219 fern in Aegypten hinwegraffte, die Kirchen in Nideggen
und Siersdorf dem Deutschorden überwiesen; im J. 1225 wurde die Stiftung von
seinem Sohn Wilhelm IV. bestätigt (Lacomblet, U. B. II, Nr. 82, 132) ; hieraus ent-
sprang die Kommende in Siersdorf, als deren erster bekannter Komtur ein Volkwin
schon im J. 1267 genannt wird. Die Kommende scheint schnell emporgeblüht zu
sein , sie hat schon im 14. Jh. einen ausgedehnten Landbesitz. Die eigentliche
Blütezeit war das 16. Jh., während dessen ganzer Dauer mit nur einer Ausnahme
Mitglieder des Geschlechtes von Reuschenberg als Komture regierten, das im Jülicher
Land reich begütert war und in nächster Nähe von Siersdorf die grossen Burgen in
Setterich, Rurich und Barmen besass (s. S. 34, 211). Bald nach dem Anfang des Jahr-
hunderts entstand die neue Kirche mit ihrer reichen Ausstattung, dann unter Edmund
von Reuschenberg, um 1578, das prächtige Herrenhaus der Kummende. Nur noch
ganz geringe Reste der Vorburg scheinen auf das 15. Jh. hinzudeuten; wahrscheinlich
wurde sie im 17. Jh. fast ganz erneuert, der Querflügel zwischen beiden Höfen zeigt
mit der Jahreszahl 1630 das Wappen des Komturs von Eynatten, der auch die
grosse Umfassungsmauer des Gartens anlegte, der grosse Thorbau dasjenige des
Komturs von Kolff mit der Jahreszahl 1700, an einem Langflügel das Wappen des
Komturs Philipp von Eitz (1732 — 1734). Zwischen 1730 und 1770, unter den Kom-
turen von Hillesheim und von Rump, fand dann ein eingehender Umbau im Inneren
des Schlosses statt, bei dem auch fast die sämtlichen Fenster im Sinne des Rokoko
2l9
220
KREIS JÜLICH
Witwe Anton Heusch und ihre Kinder, noch heute Besitzerin ist (Ariovist von Fürth,
Aachener Familien I, 2. Anhang-, S. 18). In den J. 182g, 1863, 1875 und 1886 sind
die Wirtschaftsgebäude der Kommende durch Brand stark beschädigt worden.
2 20
SIERSDORF
22 I
Grosse regelmässige Anlage in Ziegelmauerwerk mit Herrenhaus, doppeltem
Wirtschaftshof und ummauerten Garten (Lageplan Fig. 145).
Das Aussenthor der Wirtschaftsgebäude vom J. 1700 ist ein stattlicher
zweigeschossiger Ziegelbau mit zwei achtseitigen Ecktürmen. Das Erdgeschoss ganz
glatt, nach aussen kleine Schiefsscharten und in Buckelquadern ausgeführtes Thor ;
über den Pilastem ein hohes Gesims mit einem Flachgiebel , darin das Wappen des
Komturs Kolff von Vettelhoven. Das Obergeschoss und die Ecktürme haben grosse
quergeteilte, jetzt vermauerte Fenster in Steinumrahmung. Die Innenseite des Thores
einfach mit kleinen Thüren, in dem Schlufsstein der Durchfahrt: 1700. posteritati.
Die Fenster des Obergeschosses verändert, jetzt hat nur noch der Mittelbau ein
Hausteingesims, die Türme scheinen nach dem letzten Brand verkürzt; ganz flache
Dächer. Das Innere ausgebrannt,
mit Resten der Kaminanlagen.
Der Längstrakt des ersten
Hofes, der an den Thorbau an-
schliesst, ganz einfacher Ziegelbau;
daran das Haustein-Wappen des
Komturs Philipp von Eitz (1732
bis 1734). Der Querflügel zum
zweiten Hof hin mit einer Durch-
fahrt in Hausteineinfassung, über
der korbbogigen Öffnung weitere
Hausteinblende, darin das Wappen
des Komturs von Eynatten mit der
Jahreszahl 1630. Wahrscheinlich
schloss hier die Vorburg früher ab,
es scheint, dass die Blende des
Thores noch einem gothischen Bau
angehört. Der kleine zweigeschossige
Bau am Graben des Herrenhauses
mitvermauertenKorbbogenfenstern,
anscheinend gleichzeitig mit dem
Thorbau von 1630. Auf dem Stich
um 1700 (Fig. 144) hat dieser Bau
an der Innenseite eine offene Holzgallerie
Breite zum Herrenhaus öffnet
Fig. 145 Siersdorf.
Lageplan der Kommende und der Kirche.
Der zweite grössere Hof, der sich in ganzer
ist von schmucklosen Gebäuden umzogen ; an der
Südseite das einfache Pächterhaus des 18. — 19. Jh. Der Verbindungsgang aus diesem
Hof zum Turm der Kirche ist auf dem Stich um 1700 auch noch sichtbar. Die
Sockel, die die gemauerte Brücke zum Herrenhaus flankieren, mit dem Wappen des
Komturs von Hillesheim und der Jahreszahl 1747.
Das Herrenhaus vom J. 1578 (Taf. XII) ist ein oblonger zweigeschossiger Bau
mit vier Ecktürmen und einem Risalit an der einen Langseite, umgeben von etwa 13 m
breiten und 6 m tiefen Graben. Die Aussenseiten des Grabens in Ziegelmauerwerk
sind leicht abgeböscht und nachträglich zum Teil mit grossen Stützpfeilern versehen.
Das Haus erhebt sich in der Grabensohle auf einem hohen Unterbau von regel-
mässigen Rustikaquadern aus Blaustein ; ursprünglich hatte das Kellergeschoss nur
kleine rechteckige Öffnungen, die nachträglich zum Teil verändert worden sind; der
Sockel ist leicht geböscht.
Deutsch-
ordens-
kommende
Beschreibung
Wirtschafts-
gebäude
Thorbau
Herrenhaus
22 1
KREIS JÜLICH
Deutsch-
ordens-
iommende
Fig. 146. Siersdorf, Kommende.
Risalit an der Hofseite der Herrenhauses.
Der Obertau hat in bei-
den Geschossen glattes Zie-
gelmauerwerk, der Risalit
ganz, die Ecktürme nur zum
Teil mit regelmässiger glatter
Eckquaderung. Jetzt zeigt
das Haus durchweg srrosse
Stichbogenfenster in Hau-
steinumrahmung aus der
Mitte des 18. Jh., nur an
dem Risalit und an einein
Eckturm haben sich einzelne
der schlanken quergeteilten
Fenster erhalten. Das Ge-
sims am Hauptbau, den Tür-
men und dem Risalit ist ganz
gleichmässig behandelt, ein
schmaler Hausteinstreifen,
darüber die dicht gestellten
Konsolen, jede an dem Kopf
mit einem Prisma verziert ; auf
den Iv nisi ilcn ruht eine ein-
fache Deckplatte. Auffällig
ist die Verschiedenheit der
Türme; der Ostturm ist
allein an der Rückseite ab-
geflacht und hat eigen-
artige gothisierende Vier-
passfenster in Haustein, wäh-
rend die anderen Türme hier
einfache rechteckige Fenster
zeigen. Nord- und Südturm
tragen glatte achtseitige
Hauben, West- und Ostturm
achtseitige Helme mit klei-
nem, zwiebeiförmigem Auf-
satz. Bei den Fassaden ist
der ganze Schmuck auf den
Risalit nach der Hofseite
hin verlegt, der die Treppe
aufnimmt (Fig. 146). Im
Erdgeschoss rechts — ganz
in Haustein — die rund-
bogige Thür noch mit dem
alten eisenbeschlagenen
Thor , darin ein kleines
Schlupfpförtchen. Die Thür
liegt in einer tiefen Blende,
222
SIERSDORF
223
in die die Fallbrücke einschlug. Über der Blende ein kleines Oberlicht, links auf Deutsch-
dem Podest ein kleines Fenster; oben ein zweiteiliges und ein Masswerkfenster wie kommend»
an dem Eckturm. Hier die feinen Reliefs mit den Wappen des Deutschordens, von
Tülich-Kleve-Berg und des Komturs von Reuschenberg; über den Wappen der Reichs-
adler mit der Inschrift: sub umbra alarum tuarum protege nos. anno domini
i 5 78. Christus spes, una Salus, soli deo gloria. Der besonders reiche Giebel
zeigt über dem Hauptgesims noch drei durchlaufende Gesimse, die an den Enden
auf Voluten ruhen und mit Steinknäufen besetzt sind. Unten im Giebel zwei quer-
geteilte Fenster, deren Quersprossen das erste Gesims bildet ; darüber zwei Reliefs
mit Kriegerköpfen unter dem dritten Gesims, als Abschluss ein Halbrund mit der
freistehenden Figur eines Deutschordensritters.
Im Inneren hat das ganze Erdgeschoss offene, jetzt überputzte und über- Inneres
kalkte Balkendecken, die auf schweren Unterzügen mit einfachen grossen Voluten-
Fig, 147. Siersdorf, Herrenhaus der Kommende Grundriss des Erdgeschosses.
konsolen aus Stein ruhen. Vom Eingang links die Kellertreppe, gradeaus das grosse
quadratische Vestibül mit einfachen Rokokothüren, aus dem in dem Risalit die
steinerne Treppe emporführt. Rechts vom Vestibül liegt ein grosser, mit Thonplatten
belegter Saal mit einem schönen Marmorkamin; der glatte Sturz aus geflecktem
Marmor ruht auf zwei Hennen mit schwarzen Marmorköpfen; über dem Kamin das
Wappen des Komturs Edmund von Reuschenberg in schwarzem Marmor. Eine
Glasthür mit reichem Oberlicht führt in den als Kapelle dienenden Eckturm; in
einer Wandnische der ziemlich derbe Barockaltar mit gewundenen Säulen, jetzt ohne
Bild, auf dem Retabel das Chronogramm: tIbI trIno saCrIfICabo hostIaM
LaVDIs (1762). Das Antependium auf Leinwand gemalt mit dem Deutschordens-
wappen. Nach dem Garten hin liegen auf dieser Seite zwei Säle, die eine niedrige
Rokoko-Wandtäfelung mit Wandspiegeln, Konsoltischen und gemalten Sopraporten
zeigen, in dem Ecksaal auf den Wandflächen derbe, stark beschädigte Ansichten
2 23
224
KREIS JÜLICH
der Kommende aus der Vogelschau. Leider dienen die beiden Räume jetzt zur
Aufbewahrung landwirtschaftlicher Maschinen. Die auf der andern Seite des Vestibüls
gelegenen Räume, die noch gelegentlich bewohnt werden, haben einfache Rokoko-
thüren mit Sopraporten, jetzt weiss gestrichen.
Im Obergesch oss wiederholt sich das grosse Vestibül; die Decken haben
die gleiche Form wie im Erdgeschoss. Nach der Gartenfront hin liegt jetzt an
einem das Gebäude der Länge nach durchschneidenden Korridor eine Reihe ein-
facher, in der zweiten Hälfte des 1 8. Jh. hergerichteter Zimmer; an deren Stelle befand
sich ursprünglich wohl ein einfacher grosser Saal. Nach dem Hof hin liegen zu beiden
Seiten des Vestibüls je zwei Räume. Die sämtlichen Räume sind schmucklos.
Von der Ausstattung der Kommende sind nur noch ganz geringe Reste
vorhanden :
Im Vestibül vier grosse Gemälde vom Anfang des 18. Jh. mit Jagdgerät, totem
Wild, Reitzeug, Waffen u. s. w.
In den Wohnräumen einige interessante Porträts der Familie Heusch, um
1800, einige mittelmässige niederländische Gemälde des 17. — 18. jh., endlich eine
Plattstichstickerei, Halbfigur des Schmerzensmannes mit der Unterschrift : ecce
homo und der Jahreszahl 1 5 4 1 , eine sehr feine, trefflich erhaltene, wohl nieder-
ländische Arbeit, 35 X 46 cm gross, nach Form und Grösse zu dem kleinen Altar in
der Kapelle passend und wohl dorther rührend (s. o. S. 223).
An die Nordwestseite aller Gebäulichkeiten schliesst sich der im 17. Jh.
unter dem Komtur von Fynatten ganz ummauerte Garten an, sein Wappen ist in
die Mauer in der Nähe des Settericher Weges eingelassen. Hier steht auch an der
Ecke, an der der Ziergarten abschliesst, ein kleiner, zweigeschossiger Turm mit kleinen
rechteckigen Fensterchen, einem Klötzchenfries und einfachem Pyramidendach.
Im Dorf, am Ausgang nach Schleiden, ein kleines zweigeschossiges Giebel-
haus mit einer Flachbogenblenden-Gliederung und der Jahreszahl 1,568, ursprünglich
wohl auch zur Kommende gehörig. [R.]
K AT HOLISCHE P FA R R K I R C H E (s. t. s. Gereonis). Aachener Zs. NI V,
e S. 127. H an d s c h ri f 1 1. Qu. Im Pfarrarchiv: Auszug aus dem Erkundigungs-
buch des J. 1582. — Prozessakten vom J. 1578 — 1,58,5. — Aus dem J. 1760 Streit mit
St. Gereon wegen des Zehnten und des Kirchenbaues. Im übrigen vgl. Tille,
Übersicht II, S. ,50. — Auf dem Bürgermeisteramt Titz: Tauf- u. s.w. Register
vom f. 1014 an. — „Froich der Kirchen Spiell" in 27 kurzen Sätzen (vgl. Tille, Uber-
sicht II, S. ,52). - Im Düsseldorfer Staatsarchiv: Briefe aus dem J. 1716
über Umbau der Kirche, Altenberg-Reg. 23.
Die Kirche in Spiel wird im }. 1166 in einer Urkunde des Erzbischofs Reinald
erwähnt. St. Gereon in Köln ist Grundherr (Lacomblet U. B. I, 42 1 — Joerres
Urk.-Buch des Stiftes St. Gereon in Köln, S. 22.) Auch im über valoris, um 1300, wird
Spiel genannt. Es besteht noch das Mittelschiff eines Baues aus dem 12. Jh. Später
wurde dem Schiff unter Verwendung eines Teiles des alten Materials ein gothischer
Turm hinzugefügt, dessen Kranzgesims und Helm im J. 166 1 erneuert wurden. Die
Seitenschiffe wurden, da das Gereonsstift ihre Instandsetzung von sich wies, im 18. Jh..
vermutlich im j. 1716, eingerissen und das Mittelschiff zu einer einschiffigen Kirche
224
SPIEL
225
umgeändert, indem man die Fenster des Obergadens zumauerte und in den Scheid- Kathol
o ' , Pfarrkirche
bögen grosse Offnungen stehen Hess. In den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts
erhielt der Turm einen neuen Helm.
Einschiffiger romanischer Saalbau aus Tuffstein mit Westturm aus Tuffstein, Beschreibung
Backstein und Sandstein.
Der Turm, mit abwechselnd fünf Backstein- und zwei Tuffsteinschichten und
Sandsteinquadern an den Ecken, ist dreigeschossig mit im Norden am Erdgeschoss
heraustretendem Treppenhaus.
Im ersten Obergeschoss je zwei Blendnischen unter einem gedrückten Spitz-
ln .gen. Die Blenden geteilt mit zwei Rundbogen auf gemeinsamem Mittelpfosten.
MAVE Rv£ R ft^ N DE TREPPEN Av'SBAU*«
. -.,1
Fig 148. Spiel. Ansicht der katholischen Pfarrkirche.
Im obersten Geschoss je zwei spitzbogige ungeteilte Fenster über einer zweigeteilten,
mit gedrückten Rundbogen überdeckten Blendnische. Ähnlich die Türme in Mersch,
Aldenhoven, Titz. Der Helm achtseitig, geschiefert. An der Westseite des Turmes
unter dem Kranzgesims ist durch verschiedenfarbiges Material im Backsteinverband
die Jahreszahl 1601 dargestellt.
Am Schiff, zwischen breiten Lisenen, ein Rundbogenfries von drei Beigen in jeder
Abteilung, wovon der mittlere grössere je ein jetzt vermauertes Fenster aufnimmt, ähn-
lich wie an der katholischen Pfarrkirche zu Ophoven, Kr. Heinsberg. Die Ansatzlinie der
ehemaligen Seitenschiffe ist noch deutlich sichtbar. Darunter sind im 18. Jh. rund-
bogige Fenster eingebrochen. Die Oberfläche verputzt. Ostlich setzt sich eine barocke
Sakristei an. In der Südecke zwischen Turm und Schiff eine Paramentenkammer, modern.
Das Innere einfach, flach gedeckt.
15
Inneres
225
22Ö
KREIS JÜLICH
Kathol.
Pfarrkirche
Ausstattung
Glocken
Ameln,
kathol.
Pfarrkirche
Glocke
Windmühle
Altäre und Kanzel einfach, um 1720.
Taufstein aus Blaustein mit der Umschrift: 1683 nobilis adolescens Johannes
FRIEDERICUS S. O.
Kelch, Silber, einfach, um 1750, Kölner Beschauzeichen, Meisterzeichen PF
oder P E.
Reliquiar aus Zinn mit Kreuzpartikel. 14. |h. Auf einem Säulenfuss mit
achtteiligem Knauf ein länglicher Kasten zwischen zwei Strebepfeilern.
Die Glocken von 1705, 1481 u. 1668 haben folgende Inschriften:
1. nos tIbI DeAHnCtos MarIa tVere CLIentes (1765). martinus legros
ME FEC1T.
2. TV GEREON SEMPER NOßls PATRON Vs ADESSE ET NOS Iv CoeLIs ASSO-
CIare petIs (1765).
3. ave maria gracia plena. anno i48c
4. ad gloriam dei johann hehr me fecit coloniae anno l668.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE IN AMELN (s. t. s. Nicolai).
In Ameln bestand schon im 13. Jh. eine Kapelle, deren Einkünfte dem Pastor
von Spiel zuflössen (Joerres, Urkundenbuch des Stiftes S. Gereon in Köln, S. 124.
— Kühl, Geschichte IV, S. 298). Aus dieser Zeit hat sich eine schöne Glocke er-
halten. Auch im J. 1428 u. 1333 wird die Kapelle in Ameln als Filiale von Spiel
genannt (Ann. h. V. N. LVI, S. 172 — Düsseldorfer Staatsarchiv, Erkundigungsbuch
vom }. 1533)- Uber den Bau, der in der Mitte des ig. Jh. einem Neubau Platz
machte, hat sich keine bestimmte Nachricht erhalten. Angeblich war er gothisch.
Glocke aus dem 12. oder 13. Jh. mit der Inschrift (vgl. Kunstdenkmäler des
Kreises Mülheim-Rhein, S. oO unter Merheim) in romanischen Majuskeln: o REX
GLORIE, VENI CUM PACE.
Windmühle bei Spiel. Handschrif tl. Qu. im Düsseldorfer Staatsarchiv:
Domänenregistratur. Vererbpachtung der Windmühle zu Hessel und Spiel bei Titz
aus dem ]. 1 7 1 1 .
Die bestehende Windmühle, auf niederem Backsteinunterbau, mit hohem, höl-
zernem Kasten und hölzernem Räderwerk, stammt aus dem 18. Jh. Geschweiftes, ge-
schiefertes Dach. [F.]
STETTERNICH.
Kaltenbach, Der Regierungsbezirk Aachen, S. 248 — Offermann, Geschichte,
S- 53-
Kathoi KATHOLISCHE PFA R RK I RC H E (s. t.s. Martini). Binterim u. Mooren.
Pfarrkirche_T___,
K. K. I, S. 323, 343.
Abbildungen des Ortes und der Kirche Stetternich kommen auf Belagerungs-
darstellungen von Jülich mehrfach vor (s. o. S. 08). Im allgemeinen sind sie sehr
schematisch. Bemerkenswert der Belagerungsplan von Jülich aus dem J. 162 1 von
Nie. Geelkerk (s. o. S. 100, Nr. 21).
Handschrif tl. Qu. Im Pfarrarchiv: Geschichtliche Aufzeichnungen des
Pastors Külpmann (185Ö — 1886 in Stetternich). — Lagerbuch vom J. 1077 an. — Buch
der Sebastiansbruderschaft vom J. 1 663 ab. Im übrigen vgl. Tille, Ubersicht II, S. 31.
— Auf dem Bürgermeisteramt Hambach: Tauf-, Trau- und Sterberegister vom
J. 1770 an.
226
STETTERNICH
22 /
Als Kirche des h. Martin ist die Kirche vermutlich eine Gründung des ersten
Jahrtausends (vgl. unter Kirchberg). Sie wird um [300, im über valoris, genannt.
Im Anf- des 18. Jh. brannte die Kirche ab, doch scheinen Reste einer älteren Anlage
noch im Erdgeschoss des Turmes erhalten zu sein. Alles übrige des jetzt bestehenden
Baues stammt aus dem Anfang des 18. Jh.,
vermutlich dem J. 171(1, dem ersten Regierungs-
jahre Karl Philipps. Im J. 1804 fand eine Re-
stauration der Kirche statt, wobei die Chor-
fenster zugemauert wurden.
Saalbau mit Westturm aus verschiedenem
Steinmaterial.
Der Turm ist dreigeschossig. Das Mittel-
geschoss hat im Norden, Süden und Westen
Blenden, die mit je zwei Korbbögen geschlossen
sind. Im obersten Stock auf jeder Seite
zwei rundbogige Schallfenster mit graden Ge-
wänden.
An der Westseite des Turmes, im Mittel-
geschoss befindet sich die Inschrift, auf sehr
verwittertem Haustein: deo optimo maximo
NOMINE ILLUSTRISSIMI ET . . ATI DOMINI NEO
ELECTI CAROLI PHILIPPI JULIAE MONTIS CLEVI
PRINCIPIS AC DUCIS PALATINI .... ET CLARIS-
SIMI DOMINI JAN ANT IUL. PRAETOR El
VICE SATRAPA ET ... . JULIACENSIS . . . DO-
MINI CASPAR SPETGEN CONSUL ET
QUESTOR TURRIS LAPIDEM PONEBAT
md.cxvi. Da Karl Philipp 17 16 zur Regierung
kam, st> ist die letzte Zahl 1 7 16 zu lesen.
Das Schiff hat nördlich und südlich je
drei rundbogige Fenster und ist mit Strebe-
pfeilern versehen. Am dreiseitigen Chor sind
zwei Fenster vermauert. An die Ostseite ist
die Sakristei angebaut. In der Vermauerung
des nördlichen Chorfensters befindet sich die
Jahreszahl 1804. Das Innere ist ein einfacher
oblonger Saalbau mit Spiegelgewölbe.
Der einfache, aber geschmackvolle, höl-
zerne H o c h a 1 1 a r , die K a n z e 1 ( Fig. 1 4< ))
und der marmorne Tauf stein stammen an-
geblich aus der Schlosskapelle zu Jülich und
sind in der zweiten Hälfte des 18. Jh. gefertigt,
die kleinen schmucklosen Nebenaltäre, den Heiligen Anna und Johannes geweiht,
stammen aus der Karthause bei Jülich und sind in derselben Zeit entstanden.
Ein Weih Wasserkessel in den Formen des 16. Jh. (vgl. Kirchberg) und ein
Leuchter in Formen derselben Zeit aus Gelbguss.
Kasel, golddurchwirkter Stab (Kölner Borde) aus dem 16.
geschnitten, mit Applikationsstickerei versehen, und auf eine geringe
Kathol.
Pfarrkirche
Geschichte
Uesen reibung
Turm
Schiff
Ausstattung
Fig. 149. Stetternich.
Kanzel in der katholischen Pfarrkirche.
h., zusammen-
laue Kasel auf-
IV
227
228
KREIS JÜLICH
Kathol. genäht. — Eine wollene Kasel vom T. 1686, bezeichnet j. G. schleebusch, trägt ein
Pfarrkirche ....
Alhanzwappen.
Burg BURG LINDENBERG. Offermann, Geschichte, S. 53.
Das St. Ursulakloster hat im J. 922 ein Weingut in „Lindberg", unter welchem
wohl mit Recht das heutige Lindenberg im Kreis Jülich vermutet wird (Pauls in
der Aachener Zs. VII, S. 186. — Stein in den Ann. h. V. N. XXNV, S. 58), da gleich-
zeitig Grundstücke in dem nahegelegenen Pier (Kreis Düren) in den Besitz des
Klosters gekommen waren.
Geschichte Ein Hermann miles und andere de Lyndeberch werden im Necrologium des
Prämonstratenserstiftes zu Heinsberg (im 14. Jh.?) genannt (Aachener Zs. I, S. 257,
266). Im 15. Jh. ist die Familie von Harff im Besitz von Lindenberg. Durch Heirat
der Anna von Harff kam Lindenberg an Werner von Hompesch, durch die Heirat
der Maria Caecilia von Hompesch an Johann von Palant (E. von Oidtman, Aachener
Fig. 150. Stetternich. Ruinen des Hauses Lindenberg
Zs. VI, S. 150. — Strange, Beiträge zur Genealogie der adligen Geschlechter, Heft I,
S. 26). Bei der Teilung des Nachlasses des Johann von Palant im J. 1533 kam Haus
Lindenberg an Dam von Palant zu Wiebelskirchen, der an Kath. von Rollingen in
Lothringen verheiratet war (Ann. h. V. N. XXV, S. 270). Im J. 1,583 wird als Kollator
der Kapelle zu Hoellen noch ein Palant zu Lindenberg genannt (REDiNGHOVENSche
Sammlung, München, XIX, f. 60). Aus der Palantschen Zeit hat sich ein Teil der
ehemaligen Hauptburg, ein runder und ein viereckiger Turm, erhalten.
Im J. 1594 heiratet Kath. Magd, von Palant, Erbin zu Lindenberg, den Samson
von Warsberg, Burggrafen zu Rheineck ; deren Tochter Anna Maria brachte das Gut an
Wolf Adolf von Eynatten zu Neuerburg. Im J. 1669 wird es von dem Freiherrn Franz
Winand von Eynatten an dessen Schwester Anna Maria, Freifrau von Berghe, genannt
Trips, abgetreten. Durch Heirat kommt das Gut, vor dem J. 1702 an den Freiherrn
von Wenghe und dann an die Grafen Wolf-Metternich. Im J. 1743 hatten die Frei-
herren von Eynatten die heutige Pächterwohnung, im J. 17(10 die Freifrau von Eynatten.
geborene von Bourscheid, die Mühle neu erbauen lassen. Heute ist Lindenberg Eigen-
228
TETZ
229
tum des Grafen Ferdinand von Wolf-Metternich zu Schloss Gracht bei Liblar. An Burg
den Besitz von Lindenberg war das Erboberjägermeisteramt des Herzogtums Jülich 111 en crg
geknüpft (vgl. auch Tille, Übersicht II, S. 51. — Kühl a. a. O.).
An der Nordwestecke des heutigen Wirtschaftshofes liegt das einfache, 174,3 Beschreibung
erbaute Wohnhaus. Über einer vermauerten Thoreinfahrt die Jahreszahl 1743; nörd-
lich davon liegen die Reste der ehemaligen Burg, ein zweigeschossiger, viereckiger
und ein niedriger, runder Turm mit anschliessender Mauer. Material : Backstein.
Gewände am viereckigen Turm : Haustein. Zeltdächer geschiefert. Das Ganze ist
mit einem Wassergraben umgeben (Fig. 150).
Nordwestlich ausserhalb des Wassergrabens befindet sich eine zum Hof gehörige
Mühle, Fachwerkbau, mit der Inschrift auf dem Sturzbalken eines Thores: „verwittibte
FREYFRAU VON EINATTEN, GEBOHRNE VON BOURSCHEID, ANNO l76o, DEN 22. IULY."
[F.]
TETZ.
Römische
Funde
Kathol.
Pfarrkirche
RÖMISCHE FUNDE. In Tetz sind verschiedentlich römische Funde ge-
macht worden. An einem Hause eingemauert befand sich dort früher ein römischer
Grabstein; bei dem Abbruch
des alten Kirchenschiffes im
J. 1 8 1 9 fand man vier In-
schriftsteine, zum Teil Ma-
tronensteine. Auch ein rö-
mischer Meilenstein ist bei
Tetz zum Vorschein gekom-
men (Brambach, C. I. Rh.
Nr. 602 bis 606. — B. J.
LXXXIII, S. 1 5 1. — Aache-
ner Zs. IX, S. 5).
KATHOLISCHE
PFARRKIRCHE (s. t. s.
Lamberti). Binterim und
Mooren, E. K. II, S. i64.
BACH S. 2 73.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Geldanleihe der Herrlichkeit Tetz
vom J. i644. — Rentenregister u. s. w. des 1 7 . Jh. ■ — Akten über Streitigkeiten u. s. w.
Vgl. Tille, Übersicht II, S. 5 1 .
Die Kirche Tetze, die im Liber valoris, um i3oo, genannt wird, ist wahrschein- Geschichte
lieh Titz (Binterim u. Mooren, E. K. I, S. 342), weil die Herren von Tetz um die
Mitte des i4. Jh. ihr Erbbegräbnis in der Kiringer Kommende hatten (Aachener Zs. VI,
S. 1 46). Der Chor der jetzigen Kirche stammt frühestens aus dem Ende des i5. Jh. ;
im J. 181 9 wurde das Langhaus mit dem Westturm durch einen schlichten Ziegel-
rohbau ersetzt und dabei das Mauerwerk des Chores erhöht. Das Patronat lag in
den Händen der Inhaber der Unterherrschaft Tetz.
Der schlichte, dreiseitig geschlossene Chor in Backsteinmauerwerk, im Lichten Beschreibung
6,80 m lang, 5,7o m breit (Grundriss Fig. 1 5 1 — Ansicht Fig. 1.S2). Die spitzbogigen
Fenster jetzt ohne Masswerk, unter den Fenstern ein schmales Bankgesims in Hau-
stein; die Strebepfeiler einmal abgetreppt und mit Schieferabdeckungen. Bei dem
Fig. 151. Tetz. Grundriss der katholischen Pfarrkirche.
Kühl IV, S. 297. — Offermann S. 56. — Kalten-
229
23o
KREIS JÜLICH
Neubau des Langhauses ist das Mauerwerk des Chores um etwa 1,5 m erhöht worden,
um Langhaus und Chor in gleiche Firsthöhe zu bringen.
Im Innerendes Chores schlichte Rippengewölbe auf einfachen kantigen Kon-
solen ruhend ; unter den Fenstern ist die Wand durch Korbbogenblenden gegliedert.
Seitlich vom Altar Sakramentswandschränkchen des i5. — 16. Jh. aus Stein,
i,5o m hoch, o,7o m breit (Fig. 1 53). Die rechteckige Gitterthür unter einem mit
Krabben besetzten Bogen, in dem Bogenfeld das Schweisstuch der h. Veronica in
Relief. Die Ecken des Schränkchens mit Fialen, unter dem gradlinigen Abschluss-
gesims eine Blendengliederung. Die Thür zur Sakristei ist mit einfachen spät-
gothischen Eisenbändern beschlagen.
Von der Ausstattung
sind zu nennen : Grosser
Barockaltar des 18. Jh.,
von Säulen flankiert, darin
grosses mittelmässiges Ge-
mälde mit dem Martyrium
des h. Lambertus.
Die beiden alten Glo-
cken von i 5 2 i und 1472
tragen die Inschriften :
1. SENT LAMBERTUS
HEISSEN ICH, IN DE ERE
GÖTZ LUDEN ICH, DEN DU-
WEL VERDRIVEN ICH, REYN-
NAERT VON NUYS GOIS MICH
ANNO XVCl?>XXI.
2. LAMBERT HIS ICH, IN
DE EIR GÖTZ LUD ICH, HER-
MAN VAN ALFTRE GUS MICH
MCCCCLXXII.
BURG TETZ. Kühl
I, S. 1 96. — Aachener Zs.
VI, S. 1 3 3 f. — Fabricius,
Karte von i7S9 S. 29o. —
Offermann S. 56.
H an d sc hri ft 1. Qu. Eine Inventarisation des Archives auf Haus Tetz war
noch nicht möglich (Tille, Übersicht II, S. 52).
Ansicht, ziemlich ungenau, vom J. 1 7 23 im Codex Welser.
Geschichte Im J. 1 3 5 1 verkauft Graf Wilhelm von Jülich das Dorf Tetz mit seinem Hof
und allen Gerechtsamen, Gericht u. s. w. an Godart von Hompesch ; daraus bildet
sich dann die Jülichsche Unterherrschaft Tetz, die bis zum J. 1 666 sich in der
Familie von Hompesch weiter vererbte. Damals erwarb sie der Kurpfälzische
Kammerrat Michael Leers, der im }. 1 669 den Reichsadel erhielt; die Herrschaft
Tetz ging dann durch Heirat vom J. 1 695 und durch Kauf an Franz Wilhelm von
Brachel über, der mit einer Enkelin des Michael Leers verheiratet war. Tetz blieb
seitdem in ununterbrochener Folge bei den Herren von Brachel; der jetzige Besitzer
ist Herr Franz von Brachel. Die noch erhaltenen Teile der Burg stammen aus dem
i7. bis 18. Jh.
23o
TITZ
Die alte Hauptburg, die west-
lich in der Nähe der Kirche lag, ist voll-
kommen verschwunde i ; andere geringe
Mauerreste mit den Spuren von Wällen
liegen in dem Baumgarten der Burg.
Erhalten ist nur der Wirtschaftshof,
eine grosse, fast quadratische Anlage.
An der Nordostecke das zweiflügelige
Wohnhaus mit einem stumpfen Turm
in dem Winkel nach dem Hof zu, ein
schlichter zweigeschossiger Ziegelbau des
i 7 . — 18. Jh. mit Walmdach ; die Fenster-
öffnungen sind im i9. Jh. fast sämtlich
verändert worden ; über der Hausthür
das Allianzwappen Brachel und Leers.
Über dem einfachen Thor an der West-
seite das Bracheische Wappen mit der
Jahreszahl 1 699.
Im Besitz des Herrn von Brachel
einige niederländische Gemälde, dar-
unter vornehmlich ein frühes Genrebild
des 16. Jh., ferner eine Anzahl alter
Waffen. Unter den Möbeln sind zwei
Schränke zu nennen, der eine um 1600
mit zurückgesetztem Oberbau und Säulen;
auf den Thüren das Wappen Brachel
und ein unbekanntes, ferner zwei Evan-
gelisten; der andere aus der Mitte des
1 7. Jh. mit reich verkröpften Füllungen,
Bandwerkornamenten und grossen, sich frei abhebenden Voluten.
Rath ol
Pfarrkirche
Beschreibung
Fig. 153. Tetz Sakramentshäuschen
in der katholischen Pfarrkirche.
Ausstattung
[R.]
TITZ.
Brockmüller, S. 53. — Kaltenbach, S. 268. — Offermann, S. 82.
RÖMISCHE FUNDE. Wie an den meisten Orten des Kreises Jülich, so Römische
stösst man auch bei Titz beim Tiefpflügen auf altes, angeblich römisches Mauerwerk Funde
(vgl. auch Schneider in der Aachener Zs. XIV, S. i9). Auch hat man Spuren einer
vorbeiführenden Römerstrasse erkannt (B. J. LXVII, S. 21. — LXXIII S. 1, LXXIV
S. 1, Neue Forschungen, — LXXVIH, S. 1 ; LXXXI, S. 1).
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Cosmatis et Damiani). Kathoi.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Unbedeutende Urkunden des 1 8. Jh. Pfarrkirch
Vgl. Tille, Übersicht II, S. 52. — Aufzeichnungen u. a. über die alte Ummauerung
von Titz von Pastor Schmitz, ohne Datum, aus dem Ende des 1 9. Jh. — Auf dem
Bürgermeisteramt: Tauf- und Sterberegister vom J. i63o an. Vgl. Tille, Über-
sicht II, S. 5 2. — Staatsarchiv Düsseldorf: Erkundigungsbücher aus den J. 1 533
u. i55o.
23l
232
KREIS JÜLICH
Kathol. Im 12. Jh. gehört der Titzer Zehnte zu Spiel. Eine Kirche wird in „Titz"
Pfn rrkirchc
Geschichte erst im Erkundigungsbuch des J. 1 533 genannt, doch ist es wahrscheinlich, dass unter
der Pfarrei „Tetze" des Liber valoris, um i3oo (Binterim u. Mooren, E. K. I, S. 323),
ebenfalls „Titz" zu verstehen ist, welche beiden Namen öfters verwechselt werden
(Aachener Zs. III, S. 3oo; IV, S. 1 46. — Ann. h. V. N. XV, S. 59. — Kühl IV,
S. 297). Im Erkundigungsbuch des J. i55o wird die Kirche zu Titz als ,capella
curata, der moderkirchen Speel underhoerich' bezeichnet. Ein Kirchenbau fand im
iS. Jh. statt, dessen Turm erhalten ist, und zwar scheint die Zeit des Glockengusses
das Vollendungsdatum der Kirche anzugeben, nämlich die neunziger Jahre des 1 5. Jh.
Das Schiff, von dem noch hübsch profilierte Gewölbeanfänger und Schlufssteine im
Garten des Pfarrhauses liegen, machte im J. 1 889 einem Neubau Platz. Kirche und Dorf
Titz wurden im J. 1 586 vom spanischen Kriegsvolk ausgeraubt (Aachener Zs. III,
S. 3o6). In die alte Kirche waren eine Anzahl von Steinkugeln, von der Belagerung
der Stadt Jülich herstammend, eingemauert gewesen (Brockmüller, Topographie,
S. 54. — Kaltenbach, Reg.-Bez. Aachen, S. 269).
Beim Abbruch der alten Kirche (i889) wurden angeblich gothische Wand-
malereien, worunter ein grosser Christophel, blossgelegt, von denen weiter keine Notiz
genommen worden ist.
Neue dreischiffige Hallenkirche mit altem, gothischem Westturm.
Beschreibung Der Turm ist dreistöckig, aus Backstein, in den beiden unteren Geschossen
Sand- und Tuffsteinquader an den Ecken. Im Mittelgeschoss je drei lange schmale
spitzbogige Blenden. Im obersten Geschoss je ein Doppelfenster mit spätgothisch
profilierter Mittelstütze, romanisierendem Kämpfer und zwei gedrückten Spitzbogen
unter einem Rundbogen. Merkwürdig ist die vollkommen romanische Profilierung des
Kämpfers; da an dem spätgothischen Bau sonst kein romanisches Detailglied zu finden
ist, stammt auch wohl der Kämpfer aus dem i5. Jh. Das Innere hat im Erdgeschoss
ein spätgothisches Rippenkreuzgewölbe. Die anderen Stockwerke sind flach gedeckt.
Ausstattung Hochaltar. Dreiteiliger Schnitzaltar mit Predella, Antwerpener Arbeit um i52o.
ochaitar jy[ar],e ■ eingebrannte Hand (Taf. XIII).
Der Altar hat die typische Antwerpener Anordnung. Im Mittelpunkt Jesse,
darüber, umrankt von den Zweigen des Stammbaumes, die volkreiche, in zwei Szenen
zerlegte Kreuzigung. Die linke Bahn enthält über der Predella die Verkündigungs-
szene und die drei Könige auf der Reise, die rechte an derselben Stelle die Geburt
und die Beschneidung. Zu unterst im Mittelfeld die Dornenkrönung, links davon
die Schaustellung Christi vor dem Volk. Zu oberst links die Kreuztragung mit zwei
kleinen Szenen der Verspottung. Symmetrisch auf der rechten Seite die Beweinung
mit typologischen Darstellungen des Opfertodes Christi, der Opferung Isaaks, der
erhöhten Schlange und des Opferlammes. Im untersten Feld rechts die Grablegung.
Der Altar wurde in den 9oer Jahren des i9. Jh. restauriert, wobei einige Figuren
wegblieben. Andere wurden hinzugefügt. So liegt in der Mitte vor Jesse ein Hund,
der sonst an dieser Stelle nicht vorzukommen scheint. Die architektonische Be
krönung ist zum Teil neu. Die Arbeit ist wie bei den übrigen Antwerpener Altären
sehr tüchtig, aber handwerksmässig.
Kruzifixus, i5. Jh., Holz, neu bemalt, 7o cm hoch, in sehr magerer, aber
vorzüglicher Formengebung.
Monstranz Monstranz, Silber vergoldet. Tüchtige spätgothische Arbeit, Ende des i5.Jh.
Auf sechseckigem Fuss mit zierlich getriebenem Knauf der viereckige kuppelgewölbte
Hostienbehälter mit vier Strebepfeilern an ' den Ecken und Scheiben aus Berg-
232
Tafel XIII.
Titz. Hochaltar in der katholischen Pfarrkirche.
LuH
I S;b!icthek]
k Potsdam,
TITZ
2 33
krystall in den korbbogigen Öffnungen. Seitlich zwei breite Strebevorlagen in zwei
Fialen endigend, davor die Figuren zweier weiblicher Heiligen mit Salbgefässen unter
reichen Baldachinen. Auf der Kuppel die Muttergottes unter einem Baldachin mit
reichem, hocbgothischem Strebenapparat. An der Monstranz hängt eine Anzahl
von Medaillen, darunter: Eine Kölner Münze um 1 5oo mit den Bildnissen und
Wappen der reisenden Ursula und der drei Könige aus dem Morgenlande (zu den
Wappen vgl. die Kupfer in H. a Streversdorff, Archidioecesis Coloniensis descriptio).
Medaille des Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen aus dem J. 1 547 von
dem sächsischen Medailleur H. Reinhard. Gold (?), gegossen, einzelne Teile aufge-
lötet; kreisrund, Durchmesser 6,5 cm. Avers: Kreuzigung, im Hintergrund Jerusalem.
Umschrift: sicut moses erexit serpentem, ita christus, in cruce exaltatus
ET RESUSCITATUS, CAPUT SERPENTIS CONTRIV1T, UT SALVARET CREDENTES. — SPES
mea in deo est. Revers: Sündenfall, Erschaffung der Eva, Austreibung aus dem
Paradies. Umschriften : unusquisque in
ORDINE SUO. ET SICUT IN ADAMO
OMNES MORIUNTUR, ITA ET IN CHRISTUM
OMNES VIVIFICABUNTUR. JOANNES FRI-
DERICUS F.LECTOR DUX SAXONIAE FIERI
FECIT (Fig. I 54).
Münze mit dem Bildnis Emsts,
Kurfürsten von Köln, Herzogs von Bayern.
Revers Sternenhimmel, darin die Erdkugel
mit dem Sündenfall.
Goldenes Medaillon. Aussen in
Zellenemail die Leidenswerkzeuge Christi.
Im Innern Wappen und die Inschrift :
PHILIPP CARL FREYHERR VON HOCHSTEDEN
ZU NIEDERZIER, HER ZU VE LT UND BET-
GENHUSEN, IHRO CHURFÜRSTL. DCHLAUCHT
ZU PFALZ GEHEIMER RATH UND AMBT-
MANN ZU JÜLICH (f IÖ99).
Kelch um 1600, vergoldet, mit Silber-
auflagen an der Cuppa, am Fuss das
Monogramm W. D. Am Knauf hübsches Renaissanceornament, ciseliert, und vier
plastische Engelsköpfchen. Am sechslappigen gothischen Fuss, der vielleicht von
einem älteren Kelch herrührt, sind folgende Bilder einciseliert: Benedictus, seitlich
zu den Füssen auf einem Wappen M. F., Johann Baptist, das Jesusmonogramm in
der Sonne, dasselbe im Herz mit Marterwerkzeugen darüber und der Inschrift:
m. f. klause, endlich das Mariamonogramm in einer Strahlensonne.
Paten e, einfach, vergoldet, mit dem verschnörkelten Monogramm: ka (oder
kfac) und der Zahl 1612.
Glocken. 1. aus dem J. 1 493, mit der Inschrift: anno domini i493. maria
HEISCHEN ICH, DEN LEVENDICHEN ROFEN ICH, DE DODEN CLAGEN ICH, GREGORYUS
von trere gus mich (über Gregor von Trier vgl. Max Schmid in der Aachener
Zs. XIX, S. 120).
2. Ohne Inschrift, gothisch.
3. Mit der Inschrift: anno domini 1 49 7 .
Kathol
Pfarrkirche
Fig. 154. Titz. Katholische Pfarrkirche.
Medaille von Reinhard v. J. 1547 an der Monstranz
Kelch
Patene
Glocken
233
234
KREIS JÜLICH
Hof Betgen-
hausen
Holzfiguren Tm SCHULHAUS: Die vier Evangelisten, Reliefbilder, Holz, 45 cm hoch
im Schulhaus . T7. _ , '
von der ehemaligen Kanzel, um 1600. Derb. Ferner eine hölzerne Madonna in
Unterkleidern, Gliederpuppe mit Kind, 1,20 m hoch, Holz, um i7oo.
Ehemalige EHEMALIGE BEFESTIGUNG. Im Codex Welser, aus dem J. 1 723, ist
ngder „Flecken" Titz mit vier Thoren abgebildet. Um das J. i79o war noch ein Thor
zu sehen (Handschr. Qu. im Pfarrarchiv, Brockmüller a. a. O.). Die Mauern sollen
durch Beschiessung im Jülichs« hen Erbfolgekrieg 161 5 — 20 zerstört worden sein. In
den Wirren der französischen Herrschaft erlebte Titz einen kurzen Ruhm, es wurde
im J. 1 798 zur Hauptstadt
des Kantons Titz gemacht,
zu welchem auch Jülich ge-
hörte (Urk. im Jülicher
Stadtarchiv, vgl. Kühl III,
S. 97).
HOF BETGEN-
HAUSEN. Aachener Zs.
II, 3oi ; III, 1 54, i56; VI,
i5i, 1 76. — Ann. h. V. N.
XXIV, S. 244; LV, S. 325.
— Handschrift], Qu. i. d.
Staatsbibliothek München,
Sammlung Redinghoven,
Bd. XIX, Bl. 2 7ob. - Der Hof
war ursprünglich herzoglich
jülichscher Besitz. Schon im
J. 1 367 erscheint ein Gerhard
von Betgenhausen. Diese
Familie stirbt mit Dietrich
von Betgenhausen dem Jün-
gern aus. Das Gut kommt
durch Heirat seiner Schwe-
ster an Johann von Kricken-
beck, genannt Spoir, zu Her-
ten und im J. 1 49 1 an Rein-
hard von der Lippe ge-
nannt Hoyne, Herr zu Cassel.
Von diesem kam es an Christ.
Schenck von Nideggen (f 1624). Im J. 1 66 7 wird es an den Grafen Erich Adolf
von Salm-Reifferscheid verpfändet und kommt im J. 1 687 ganz an diesen, nachdem
es von den Franzosen verwüstet worden war. Von ihm erwirbt es Philipp Karl Frei-
herr von Hochsteden zu Niederzier. Durch Erbschaft kommt es an die Familie von
Wyman und durch Kauf im J. 1888 an Herrn Theodor Ditges, den jetzigen Eigentümer.
Beschreibung Der heutige Hof ist eine ganz einfache viereckige Nutzanlage aus Backstein
mit etwas in den Huf einspringendem Wohnhaus und einem rund ummauerten
Tümpel in der Mitte des Hofes. Das Wohnhaus hat über dem Eingang das Allianz-
wappen des Freiherrn Johann Karl Leopold von Hochsteden zu Niederzier und der
Anna Maria Franziska Freifrau von Leerodt, mit der Jahreszahl 1 734. Die Scheune
trägt die Zahl i S3 2 in den Ankern und das Wappen Hochsteden. [F.]
II f»
fit
X
t
Fig. 155. Welz. Ansicht der katholischen Pfarrkirche.
234
WELZ
235
WELZ.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Lamberti). Binterim u.
Mooren, E. K. I, S. 343. — Offermann S. 86. — Kaltenbach S. 32 2.
Hands chriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Renten des Küsters von 1 563. —
Stiftungen von 1 67 1 ab. — Protokolle, Statuten u. s. w. des i7. und 18. Jh. — Moderne
Geschichte der Pfarrei Welz. Vgl. Tille, Übersicht II, S. 52.
Die Kirche findet eine
erste Erwähnung erst im
Liber valoris, um i3oo; der
jetzige Turm stammt aus
der Zeit um i 5oo. Der Ort
Welz mit Rurdorf gehörte
als Enklave zum reichsun-
mittelbaren, später spani-
schen Gebiet von Herzogen-
rath (Aachener Zs. I, S. i io).
Der Langhausbau wurde in
den J. 1 853 und 1 8 ^ 4 in
gothischen Formen errichtet.
Schlichter eingeschos-
siger Backst ein türm aus
dem i5. — 1 6. Jh., im Lichten
5,6o X 5,6o m gross (Ansicht
Fig. i55). Das Erdgeschoss
mit grosser spitzbogiger
Blende an der Westseite,
darin die später veränderte
Thür von modernen Skulp-
turen überragt; an der Nord-
seite oben eine kleine ver-
mauerte Thür, die zum Ober-
geschoss führte. Die beiden
mittleren Geschosse mit je
zwei grossen Ziegelblenden,
die jedesmal durch zwei
ganz einfache gemauerte Pfosten gegliedert sind; zwischen den Blenden unten jedes-
mal ein kleines Spitzbogenfenster. Die Glockenstube mit zwei einfachen Spitzbogen-
fenstern an jeder Seite; achtseitiger Helm. In der Turmhalle schlichtes Kreuzgewölbe.
Von der Ausstattung sind zu nennen:
Interessanter Altarstein aus Schiefer vom J. 1 463, 23,5 cm hoch, 1 7, 5 cm
breit. In der Mitte graviert reicher Vierpass mit Kelch und Hostie ; auf den Ecken
vier ähnliche kleinere Vierpässe mit den Evangelistensymbolen, verbunden durch
schmale Streifen mit der Inschrift: dominus robertus brant, monachus pro-
FESSUS ECLESIE MONASTERII SANCTI PETRY GEMBLATENSIS, ORDINIS SANCTI BENE-
DICT!, ME FECIT ANNO MCCCCLXIII (Fig. I 5 6).
K a t h o 1
Pfarrkirche
Fig. 156 Welz, katholische Pfarrkirche. AParstein.
Geschichte
Beschreibung
Ausstattung
Altarstein
2 35
236
KREIS JÜLICH
Kathol.
Pf arrk irche
Hostienbüchse
Glocken
Taufstein
Cylindrische Hostienbüchse mit kegelförmigem Deckel aus vergoldetem
Kupfer mit Emails, einfache Exportware von Limoges aus dem Anfang des l3. Jh.,
io,5 cm hoch, 6,8 cm Durchm. Körper und Deckel zeigen halbkreisförmige, sich
durchschneidende Bänder in Blau, dazwischen Rosetten in Grün, Weiss und Rot.
Von den Glocken die kleinere, noch dem 12. — 1 3. Jh. angehörige, ohne In-
schrift, die grössere aus dem i4. Jh. mit der Inschrift: sanctus lambertus, sancta
KATERINA, SANCTA BARBARA.
Aussen an dem Turm gebrochener Taufstein des 12. — 13. Jh. aus Namurer
Blaustein, in der so oft vorkommenden Form mit Eckköpfen und einfachen Kreisen
dazwischen, 9o cm Durchm. [R.]
236
KREIS JÜLICH, KARTE 237
JTori
A
W 4 .^ÜK
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GeXelsdork \ q"- " °7'v
' Hotfopf HassehweiU'i
^^?rcilenben'i "Hompesch /) „•lniel£ ^Kalrath i
> /-''\ : !<"im<$ ' •» \.///os/tir f SP** I Mittlen
O l^frc^/dcvt/tortJ'- \ IL,. A \ Lich% S
6
Co
Frauenrath
7 iAS iersdoriP\ J\ lyliou^/ieim
// Kirchtii
\ /^... Schleich
Dhf/ ^Schaufen'
^> - K/r13
^.Stetternich
^Kart/iaus ^^^^
^s* HambachmL
JSehiei •;0orf/
GeK von ff KüJikler in Bonn
237
I. Ortsregister.
(Die stärkeren Ziffern bezeichnen die Stelle, an de
Seite
Aldenhoven 15
Altdorf 28, 76
Altenburg 208
Ameln "226
Barmen 29
Behr, Haus 196
Betgenhausen, Hof 234
Bettenhoven 40
Bock, Haus 199
Boslar 5, 45
Bourheim 49
Breitenbend, Burg 174
Broich 51
Danielshof 197
Drimborn, Rittergut 60
Dürboslar 52
Dürwiss 58
Ederen . Ol
Engelsdorf 63
Erbericher Hof 200
Frauenrath, Gut 58
Freialdenhoven 68
Fronhoven 186
Gereonsweiler 71
Geuenich 97
Gevelsdorf 93
Grittern, Haus 197
Güsten 71
Hallbergshof . 85
Hambach 6, 76
Harffenburg 76
Hasselsweiler 89
Hausen, Rittergut 186
Höllen 93
Hottorf 95
Inden 96
Jülich 1, 6, 98
Quellen 98
Kirchl. Gebäude 103
Stadlbefestigung 120
Zitadelle und Schloss ... . . 125
Kalrath . . 44
Karthäuserhof .... ... 210
Karthause 117
r über den Ort im Zusammenhang gehandelt wird.)
Seite
Kellenberg. Schloss 30
Kirchberg ... 141
Kiringen, Kommende 120
Köni^skamp 117
Koslar 146
Langen weiler .... 151
Laurenzberg 149
Lieh 158
Lindenberg, Burg 228
Linnich 5, 160
Kirchl. Gebäude 160
Profangebäude 172
Linzenich 177
Lohn 184
Lorsbeck 209
Lürckener Burg 157
Mersch 1 88
Merzenhausen . 40
Mündt 192
Müntz 194
Nesselrode, Haus 197
Niedermerz 197
Nierstein, Haus 141
Obbendorf, Haus 85
Obermerz 152
Overbach, Haus 33
Pattern 1 98
Petternich 52
. Pützdorf 15
Rischmühlen, Haus 177
Roedingen 200
Rurdorf ... 206
Schleiden 206
Selgersdorf 207
Setterich 210
Siersdorf .0. 213
Spiel . 224
Stetternich .... 226
Tetz 229
Titz 231
Ungershausen, Haus .~>6
Vogelsang 117
Welz 23.".
239
2 40
KREIS JÜLICH
II. Sammlungen.
Seite
Bock, Haus. Sammlung der Frau von
Kesseler 200
Jülich. Städtische Sammlungen für Hei-
matkunde 124
Kellenberg, Schloss. Sammlung des
Grafen Hoensbroech 40
Seite
Linzenich, Haus. Sammlung des Frei-
herrn von Mylius 182
Overbach, Haus. Sammlung des Frei-
herrn von Wenge- Wulften 3(j
Tetz, Burg. Sammlung des Herrn von
Brachel 231
III. Abbildungen im Text.
Fig. I. Aldenhoven. Ostansicht der
katholischen Pfarrkirche
Fig. 2. Aldenhoven. Grundriss der ka-
tholischen Pfarrkirche
Fig. 3, Aldenhoven Innenansicht der
katholischen Pfarrkirche
Fig. 4. Aldenhoven. Apostel Paulus im
Chor der katholischen Pfarrkirche
Fig. f). Aldenhoven. Apostel Jakobus
major in der katholischen Pfarr-
kirche
Fig. 6. Aldenhoven. Maria aus der
Kreuzigungsgruppe in der ka-
tholischen Pfarrkirche ....
Fig. 7. Aldenhoven. Johannes aus der
Kreuzigungsgruppe in der ka-
tholischen Pfarrkirche ....
Fig. 8. Aldenhoven. Gruppe des Jesse
aus dem sog. Bitterleidenaltar
der katholischen Pfarrkirche .
Fig. 9. Aldenhoven. Monstranz in der
katholischen Pfarrkirche .
Fig 10. Aldenhoven. H. Martinus aus
der Monstranz der katholischen
Pfarrkirche
Fig. 11. Aldenhoven. Kalvarienberg an
der katholischen Pfarrkirche
Fig. 12. Aldenhoven. Apotheke .
Fig. 13. Barmen. Ansicht der katho-
lischen Pfarrkirche
Fig. 14. Barmen. Grundriss der katho-
lischen Pfarrkirche
Fig. 15. Haus Overbach. Lageplan .
Fig, Iii. Haus Overbach. Ansicht des
Herrenhauses von Westen
Fig. 17. Haus Overbach. Eckturm an der
Rückseite .
Seite
16
17
18
Iii
19
Seite
20
20
21
24
28
29
31
33
34
35
Fig. 18.
Fig. 1!).
Fig. 20.
Fig. 21.
Fig. 22.
Fig. 23.
Fig. 24.
Fig. 25.
Fig. 26.
Fig. 27.
Fig. 28.
Fig. 29.
Fig. 30.
Fig 31.
Fig 32.
Fig. 33.
Fig. 34
Fig. 35.
Schloss Kellenberg. Lage-
plan
Schloss Kellenberg. Thorbau der
Vorburg
Schloss Kellenberg. Die Haupt-
burg von Nordwesten .
Bettenhoven. Grundriss der
katholischen Pfarrkirche .
Bettenhoven. Nordansicht der
katholischen Pfarrkirche .
Bettenhoven. Madonna im Be-
sitze des Herrn Pfarrers Grüne-
schild
Boslar. Grundriss der katho-
lischen Pfarrkirche
Boslar. Ansicht der katholischen
Pfarrkirche
Boslar. Innenansicht des nörd-
lichen Seitenschiffs der katho-
lischen Pfarrkirche
Boslar. Der Schrein des Hoch-
altares in der katholischen Pfarr-
kirche
Bourheim. Ansicht der ka-
tholischen Pfarrkirche .
Ansicht der Burg Bourheim nach
einer lavierten Zeichnung im
Codex Welser, aus dem J. 1723
Haus Broich. Das Herrenhaus
Dürboslar. Ansicht der ka-
tholischen Pfarrkirche .
Dürboslar. Grundriss der katho
lischen Pfarrkirche ....
Burg Dürboslar. Lageplan .
Burg Dürboslar. Tnorbau
Burg Dürboslar. Ansicht des
Herrenhauses
39
41
43
44
45
46
48
19
50
51
53
54
55
50
24o
VERZEICHNISSE
24l
Seite
Fig. 36. Ederen. Ansicht der katho-
lischen Pfarrkirche 61
Fig. 37- Ederen. Sakramentshäuschen in
der katholischen Pfarrkirche . . 62
Fig. 38. Ansicht der Burg Engelsdorf
nach einem Gemälde um 1 865 . 63
Fig. 39. Engelsdorf. Ansicht der Burg
von Nordwesten 64
Fig. 40. Burg Engelsdorf. EhemaligerSaal
im Obergeschoss, jetzt Speicher 64
Fig. 11. Burg Engelsdorf. Rest des Turmes
an der Ostecke 65
Fig. 42. Burg Engelsdorf. Unteransicht
der hölzernen Wendeltreppe . . 65
Fig. 43. Burg Engelsdorf. Grundriss des
Kellergeschosses vom Runden
Turm und dem anstossenden
Nordwestflügel 66
Fig. 4 1. Burg Engelsdorf. Turmzimmer 67
Fig. 45. Freialdenhoven. Ansicht der
katholischen Pfarrkirche . . . Ii!)
Fig. 46. Freialdenhoven. Grundriss der
katholischen Pfarrkirche ... 70
Fig. 47. Güsten. Grundriss der katho-
lischen Pfarrkirche 72
Fig. 4S. Güsten. Ansicht der katholischen
Pfarrkirche ....... 73
Fig. 49. Güsten. Ansicht des Hochaltars
in der katholischen Pfarrkirche . 74
Fig. f>0. Güsten. Romanischer Kruzifixus
in der katholischen Pfarrkirche . 75
Fig. 51. Hambach. Grundriss der ka-
tholischen Pfarrkirche .... 77
Fig. 52. Hambach. Ansicht der katho-
lischen Pfarrkirche 78
Fig. 53. Hambach. Monstranz in der ka-
tholischen Pfarrkirche .... 7!)
Fig. 54. Hambach. Übersicht der Schloss-
anlage von Norden Ml
Fig. 55. Hambach Südostansicht des
Schlosses 82
Fig. 56. Hambach. Hofansicht des
Schlosses 83
Fig. 57. Hambach, Schloss. Ostansicht
des Ostturmes 84
Fig. 58. Hambach , Schloss Westseite
des Ostturmes 85
Fig. 59. Hambach , Schloss. Grundriss
des ersten Obergeschosses vom
Südturme mit den anstossenden
Räumen 86
Fig. 6(1. Hambach, Schloss. Einzelheiten 87
Seite
Fig. 61. Ansicht von Haus Obbendorf 88
Fig. 62. H a s s eis we i ler. Grundriss der
katholischen Pfarrkirche ... 89
Fig. 63. Hasselsweiler. Ansicht der ka-
tholischen Pfarrkirche .... 90
Fig. 64. Hasselsweiler. Innenansicht der
katholischen Pfarrkirche . . . 91
Fig. 65. Höllen. Grundriss der katho-
lischen Kapelle 94
Fig. 66. Höllen. Ansicht der katholischen
Kapelle 94
Fig. 67. Jülich. Plan der Festung vom
J. 1816 101
Fig. 68. Jülich. Grundriss der katho-
lischen Pfarrkirche vor dem Neu-
bau des Langhauses und des
Chores 104
Fig. 69. Jülich. Westansicht des Turmes
der katholischen Pfarrkirche vor
der Wiederherstellung . . . .105
J Fig. 70. Jülich. Längenschnitt durch die
katholische Pfarrkirche vor dem
Abbruch des Langhauses und des
Chores 107
Fig. 71. Jülich. Nordansicht der katho-
lischen Pfarrkirche vor dem Neu-
bau des Chores 108
Fig. 72. Jülich. Grundriss, Aufriss und
Schnitte des abgebrochenen
Chores der katholischen Pfarr-
kirche 109
Fig. 73. Jülich. Details des abgebrochenen
Chores der katholischen Pfarr-
kirche 110
! Fig. 74. Jülich. Fragment eines Schnitz-
altars in der katholischen Pfarr-
kirche Hl
I Fig. 75. Jülich. Evangelienpult in der
katholischen Pfarrkirche . . .112
Fig. 76. Jülich. Vogelschau des Kar-
thäuserklosters Vogelsang vom
J- 1729 118
Fig. 77. Jülich. Grundriss des Karthäuser-
klosters Vogelsang vom J. 1729 119
Fig. 78. Jülich. Thorbau des ehemaligen
Karthäuserklosters Vogelsang . 120
Fig. 79. Jülich. Aussenansicht des Rur-
thores 12.'!
Fig. 80. Jülich. Grundrisse des Rurthorcs 124
Fig. Hl. Jülich, Zitadelle. Innenthor . . 127
Fig. 82. Jülich, Schloss. Grundriss des
Kellergeschosses 128
41
242
KREIS JÜLICH
Seite
Fig. 83. Jülich, Schloss. Grundriss des
Erdgeschosses 129
Fig. 84. Jülich, Schloss. Thor im Nord-
flügel, Aufriss 130
Fig. 85. Jülich, Schloss. Thor im Nord-
flügel, Schnitt 130
Fig. 86. Jülich, Schloss. Säulenbasis. . 131
Fig. 87. Jülich, Schloss. Fassade der
Kapelle 132
Fig. 88. Jülich, Schloss. Zeughaus . . 134
Fig. 89. Jülich, Rathaus 137
Fig. 90. Jülich. Lade der Schützenbru-
derschaft . . 139
Fig. 91. Jülich. Das Settericher Haus . 140
Fig. 92. Kirchberg. Ansicht und Grund-
riss der katholischen Pfarr-
kirche 1 13
Fig. 93. Koslar. Ansicht der katho-
lischen Pfarrkirche 147
Fig. 94. Koslar. Grundriss der katho-
lischen Pfarrkirche 148
Fig. 95. Laurenzberg. Grundriss des
Schiffes der katholischen Pfarr-
kirche 149
Fig. 96. Laurenzberg. Ansicht des Schiffes
der katholischen Pfarrkirche . .150
Fig. 97. Laurenzberg. Gestickte Kasel
in der katholischen Pfarrkirche . 151
Fig. 98. Laurenzberg. Gesamtansicht der
Burg von Südosten 152
Fig. 99. Laurenzberg. Grundriss der Burg 153
Fig. 100. Laurenzberg. Gesamtansicht der
Burg von Nordwesten .... 154
Fig. 101- Laurenzberg, Burg. Grundriss
der Südtürme und Aufriss eines
Pallasfensters 155
Fig. 102. Laurenzberg. Zimmer im Thor-
turm der Burg 156
Fig. 103. Lürkener Burg. Ansicht
des Wohnhauses 157
Fig. 104. Lürkener Burg. Ansicht des
Thorbaues der Vorburg . . . 158
Fig. 105. Linnich. Wappenstein am Rat-
haus 159
Fig. 106. Linnich. Choransicht der katho-
lischen Pfarrkirche 161
Fig. 107. Linnich. Grundriss der katho-
lischen Pfarrkirche 162
Fig. 108. Linnich. Der Katharinenaltar der
katholischen Pfarrkirche . . .165
Fig. 109. Linnich. Sakramentshäuschen in
der katholischen Pfarrkirche . . 166
Seite
Fig. 110. Linnich, katholische Pfarrkirche.
Relief mit den Stiftern des Sakra-
mentshäuschens 1()7
Fig. 111. Linnich, katholische Pfarrkirche.
Grabplatte des Herrn von Palant 169
Fig. 112. Linnich. Ansicht der evange-
lischen Pfarrkirche 171
Fig 113. Linnich. Die Rurpforte nach
einer Zeichnung des 17. Jh. . . 173
Fig. 114. Linnich. Gasthaus zum h. Geist
vor dem Umbau 174
Fig. 115. Linnich. Burg Breitenbend An-
sicht vom J. 1610 175
Fig. 116. Linnich. Burg Breitenbend. An-
sicht vom J. 1648 176
Fig. 117. Schloss Linzenich ums Jahr
1730 178
Fig 118. Schloss Linzenich. Lagepläne aus
den Jahren 1738, 1777 und 1900 179
Fig. 119. Schloss Linzenich. Seitenansicht
des Herrenhauses 180
Fig. 120. Schloss Linzenich. Innenansicht
des Thorturmes an der Vorburg 181
Fig. 121. Lohn. Grundriss der ehemaligen
katholischen Pfarrkirche . . .185
Fig. 122. Lohn. Rittergut Hausen, Thor-
turm 187
Fig. 123. Mersch. Grundriss der katho-
lischen Pfarrkirche 188
Fig. 124. Mersch. Ansicht der katholischen
Pfarrkirche 189
Fig. 125. Mersch, .katholische Pfarrkirche.
Mittelteil der Altarflügel . . .190
Fig. 1 26. Mersch. Schrein des Altars in
der katholischen Pfarrkirche . .191
Fig. 127. Mündt. Grundriss der katho-
lischen Pfarrkirche 193
Fig. 128. Mündt. Mauergliederung an der
Nordseite der katholischen Pfarr-
kirche 194
Fig. 129. Müntz. Hochaltar in der katho-
lischen Pfarrkirche 1 95
Fig. 130. Haus Bock in Pattern . . . 198
Fig. 131. Haus Bock in Pattern. Elfen-
beinfigur 199
Fig. 132. Turm der katholischen Pfarrkirche
in R ödingen 201
Fig. 133. Rödingen. Hochaltar in der ka-
tholischen Pfarrkirche .... 202
Fig. 134. Rödingen. Nördliches Chorge-
stühl in der katholischen Pfarr-
kirche 203
242
VERZEICHNISSE
243
Seite
Fig. 135. Rödingen. Wange vom südlichen
Chorgestühl in der katholischen
Pfarrkirche 204
Fig. 136. Rödingen. Monstranz in der ka-
tholischen Pfarrkirche .... 205
Fig. 137. Burg Setterich. Lageplan
und Grundriss des Thorturmes . 211
Fig. 138. Burg Setterich. Ansicht des
Thorturmes 212
Fig. 139. Siersdorf Ansicht der katho-
lischen Pfarrkirche 214
Fig. 140. Siersdorf. Grundriss der katho-
lischen Pfarrkirche 215
Fig. 141. Siersdorf. Lettnerbogen in der
katholischen Pfarrkirche . . . 216
Fig 142. Siersdorf. Detail von den Chor-
stuhlwangen der katholischen
Pfarrkirche 217
Fig. 143. Siersdorf. Figuren in der katho-
lischen Pfarrkirche 218
Fig. 144 Siersdorf. Ansicht der Kommende
aus der Vogelschau, Stich um 1700 220
Fig. 145. Siersdorf. Lageplan der Kom-
mende und der Kirche . . . 221
Seite
Fig. 116. Siersdorf, Kommende. Risalit an
der Hofseite des Herrenhauses . 222
Fig, 147. Siersdorf, Herrenhaus der Kom-
mende. Grundriss des Erdge-
schosses 223
Fig. 148. Spiel. Ansicht der katholischen
Pfarrkirche 225
Fig. 149. Stetternich. Kanzel in der
katholischen Pfarrkirche . . . 227
Fig. 150. Stetternich. Ruinen des Hauses
Lindenberg 228
Fig. 151. Tetz. Grundriss der katho-
lischen Pfarrkirche 229
Fig. 152. Tetz. Ansicht der katholischen
Pfarrkirche 230
Fig. 153. Tetz. Sakramentshäuschen in
der katholischen Pfarrkirche . . 231
Fig. 154. Titz. Katholische Pfarrkirche.
Medaille von Reinhard vom Jahre
1547 an der Monstranz . . . 233
Fig. 155. Welz. Ansicht der katholischen
Pfarrkirche 234
Fig. 156. Welz. Katholische Pfarrkirche.
Altarstein 235
IV. Tafeln.
Seite
Tafel I. Aldenhoven. Katholische
Pfarrkirche. Äusseres des süd-
lichen Seitenaltars 20
Tafel II. Aldenhoven. Kathol. Pfarrkirche.
Inneres des südlichen Seitenaltars 20
Tafel III. Barmen. Apostelbalken in der
katholischen Pfarrkirche ... 32
Tafel IV. Jülich. Stadtansicht aus dem
Anfang des 18. Jahrhunderts . 98
Tafel V. Jülich. Chor der Schlosskapelle 126
Tafel VI. Jülich. Das niedergelegte sog.
Archivgebäude 138
Tafel VII. Linnich. Hochaltar der katho-
lischen Pfarrkirche 1 62
Seite
Tafel VIII. Linnich. Flügelgemälde vom
Hochaltar der katholischen
Pfarrkirche 162
Linnich. Rechter Seitenaltar
der katholischen Pfarrkirche . 1 64
Siersdorf. Hochaltar in der
Tafel IX.
Tafel X.
Tafel XI.
Tafel XII.
Tafel XIII.
katholischen Pfarrkirche . . .214
Siersdorf. Lettnerbogen in der
katholischen Pfarrkirche . . .216
Siersdorf. Herrenhaus in der
Deutschordenskommende . . 222
Titz. Hochaltar in der katho-
lischen Pfarrkirche .... 232
243
Papier von Flinsch.
Lichtdrucke von B. Kühlen in M.Gladbach.
Phototypien von Meisenbach, Riffarth & Co. in München und L. Schwann in Düsseldorf.
Autotypien von Angerer & Göschl in Wien.
Druck von L. SCHWANN in Düsseldorf.
DIE
KUNSTDENKMÄLER
DER
RHEINPROVINZ
DIE
KUNSTDENKMÄLER
DER
RHEINPROVINZ
IM AUFTRAGE DES PROVINZ JALV ERBANDES
HEK AUSGEGEBEN
VON
PAUL CLEMEN
ACHTER BAND
Ii.
DIE KUNSTDENKMÄLER DER KREISE ERKELENZ
UND GEILENKIRCHEN
DÜSSELDORF
DRUCK UND VERLAG VON L. SCHWANN
1904
DIE
KUNSTDENKMÄLER
DER KREISE
ERKELENZ und GEILENKIRCHEN
IM AUFTRAGE
DES PROVINZI ALVERBANDES DER RHEINPROVINZ
BEARBEITET
VON
EDMUND RENARD
MIT 12 TAFELN UND 147 ABBILDUNGEN IM TEXT
DÜSSELDORF
DRUCK. UND VERLAG VON L. SCHWANN
1904
ALLE RECHTE VORBEHALTEN
:
VORBEMERKUNG.
Das vorliegende Heft der Denkmälerstatistik führt die Bearbeitung des Regie-
rungsbezirkes Aachen fort, die mit dem vor Jahresfrist erschienenen Heft Jülich ihren
Anfang genommen hatte; das dritte und letzte Heft dieses VIII. Bandes, der den
nördlichen Teil des Regierungsbezirkes umfassen soll, wird die Beschreibung der
Kunstdenkmäler des Kreises Heinsberg bringen. Die Gleichartigkeit der geschicht-
lichen Entwicklung in den Kreisen Erkelenz und Geilenkirchen, die enge Verwandt-
schaft der kirchlichen Baubewegung in beiden Gebieten, wie auch die gleichmässige
Ausbildung des Profanbaues liess eine Vereinigung der beiden Verwaltungsbezirke in
einem Heft angebracht erscheinen. Jeder Kreis für sich hätte nur ein Heft geringen
Umfanges ausgefüllt; die getrennte Bearbeitung würde überdies den Nachteil zahl-
reicher Wiederholungen, namentlich in der Einleitung und der Literatur-Zusammen-
stellung, mit sich gebracht haben. Der Schwerpunkt des vorliegenden Heftes liegt
weitaus mehr in den zahlreichen Burgen- Anlagen vom i5. Jahrhundert ah, als in der
gleichmässigen Ausbildung des schlichten Schemas der Backstein-Hallenkirche des
[5. Jahrhunderts; nur wenige kirchliche Gebäude heben sich von dieser grossen
typischen Gruppe durch besondere künstlerische Eigenschaften ab.
Der Kreis Erkelenz ist durch Herrn Dr. Edmund Renard selbständig
bearbeitet; die Bereisung des ganzen Gebietes war durch ihn schon im Herbst
des Jahres i9oi unternommen worden, der Kreis Geilenkirchen war gleichfalls im
Herbst dieses Jahres durch Herrn Dr. Karl Franck - Oberaspach einer ersten
Bereisung unterzogen worden. Nachdem dieser unter dem i. Juni i9o2 aus seiner
Stellung als Assistent bei der Kommission für die Denkmälerstatistik ausgeschieden
war, hat eine erneute Bereisung des Kreises durch Herrn Dr. Renard im Frühjahr
i 9o3 stattgefunden, bei der die Aufzeichnungen des Herrn Dr. Franck revidiert und
ergänzt wurden. Der nunmehr vorliegende Text ist dann durch Herrn Dr. Renard
durchaus selbständig hergestellt worden. Bei der Bearbeitung des Textes wurden
die historischen Notizen und Zusammenstellungen aus dem handschriftlichen Material
verwendet, die der historische Hilfsarbeiter der Kommission, Herr Dr. Johannes
Krudewig, gesammelt hat.
Die Vorarbeiten erfuhren eine lebhafte und dankenswerte Förderung durch die
Königlichen Landräte der beiden Kreise, Herrn Dr. Reumont in Erkelenz und Frei-
herrn von Wrede in Geilenkirchen.
Vor allem hat die Kommission für die Denkmäleistatistik den Herren Oberst-
leutnant von OlDTMAN in Berlin und Pfarrer Lückerath in Waldfeucht ihren Dank
abzustatten, die sich bereitwilligst einer eingehenden Durchsicht des Manuskriptes
unterzogen und zahlreiche Berichtigungen und Ergänzungen dazu machten, weiterhin
VI
VORBEMERKUNG
Herrn Archivar Pick in Aachen, dem einzelne grössere Abschnitte vorgelegen haben.
Wesentliche, überaus dankenswerte Beiträge lieferten die Herren Dr. H. Oidtmann
in Linnich, Oberstleutnant Freiherr Franz von Eynatten in Höchst, Apotheker
Eckertz in Randerath, Freiherr von Negri auf Zweibrüggen; den Abschnitt Erkelenz
haben die Herren Sanitätsrat Dr. Lucas in Erkelenz und Oberlehrer ]. Maecki.,
jetzt in Ilmenau, in sehr wertvoller Weise ergänzt.
Für die weitgehende Unterstützung bei der Bearbeitung der einzelnen Ab-
schnitte gebührt Dank vor allem den Herren Grafen Hompesch-Rurich auf Rurich,
Freiherrn Engelbert von Eynatten auf Trips, Königl. Kammerherrn Freiherrn
Georg Schütz von Leerodt auf Leerodt, Freiherrn von Faielv-Goltstein auf
Breill, Freifrau von Wrede auf Haus Beeck bei Würm, ferner den Herren Bürger-
meister Hahn und Pfarrer Noe in Erkelenz, letzterer jetzt in Düsseldorf, Freiherrn
von Wittenhorst- Sonsfeld auf Beeck, Kreis Erkelenz. Dechanten Klug in
Brachein, Bildhauer Moest in Köln. Pfarrer Kirsch in Oidtweiler, Pfarrer Eskens
in Ütterath, Regierungs- und Baurat von Pei.ser-Berensberg in Trier.
Die Abbildungen Nr. 2—5, 8, 9, n. 12, i4, 16, 29. 39, 4o. 42. 43, 46— 5o.
54, 55, 58, 65 — 68, 7i, 73 sind nach Zeichnungen des Herrn Regierungs-Bau-
führers H. Sammeck, die Nr. 62, 76, 80, 81, 84. 85, 87, 89, 92, 93, 96, 97, 99, io5, io7.
108, in — 1 t 5, 1 i7, 1 1 9, 122, 123, 125,128, i3o — 1 32, 1 36, i37, 1 39, i4o, i42 — i44,
1 46 nach Zeichnungen und Photographien des Herrn Architekten A. Nies, die
Nr. 3i — 33 nach Zeichnungen des Diözesanbaumeisters H. Renard in Köln ge-
fertigt. Die Vorlagen für Nr. 7 7 und 121 hat Herr A. Nies nach Aufnahmen des
Herrn Dr. Karl Franck-Oberaspach in Stuttgart ausgezeichnet. Herr Photograph
Neuefeind in Linnich hat die Photographien zu den Abbildungen Nr. 37, 38. 79,
83, Photograph Schmitter in Erkelenz zu Nr. 7. 23 — 26, 28, 3o, 35, Si, 69, 88,
Photograph Krum in Randerath zu Nr. 126, 12/, 1 29 geliefert. Von dem Bearbeiter
des Heftes sind die Photographien und Zeichnungen zu den Abbildungen Nr. 1,6, 10.
[5, i7, t9, 21, 22, 27, 36, 4i, 44, 45, 52, 57, 59. 60. 63, 7o, 72, 74, 75, 78, 82,
86, 9o, 9i, 94, 95, 98, 100—102, io4, 106, io9, 1 10, 116, 11S, 120, 124, r 3 3 — 135,
1 38. 1 4 1 , 1 45, 1 47 hergestellt worden. Die Tafeln I — V, IX, X und XII sind in der
Kunstanstalt A. Bruckmann in München, die Tafeln VI— VIII und XI in der Licht-
druckanstalt B. Kühlen in M. -Gladbach angefertigt worden. Die Karte der beiden
Kreise wurde von Herrn Landmesser Künkler in Bonn gezeichnet.
Die Kreisverwaltungen der beiden Gebiete haben zur Herstellung dieses Heftes
nicht unerhebliche Beiträge bewilligt.
Bon n, im Januar i9o4.
PAUL CLEMEN.
EINLEITUNG.
Die Kreise Erkelenz und Geilenkirchen des Regierungsbezirkes Aachen bilden
ein von Süden nach Norden sich erstreckendes schmales Gebiet, das an seiner West-
seite im Norden mit dem Kreise Erkelenz, im Süden mit dem Kreise Geilenkirchen
an das Königreich der Niederlande angrenzt und dazwischen den Kreis Heinsberg
umfasst. Ausserdem stösst der Kreis Erkelenz im Norden und Nordosten an den
Kreis Kempen, östlich an die Kreise M. -Gladbach und Grevenbroich des Regierungs-
bezirkes Düsseldorf, südlich an den Kreis Jülich. Südwestlich schliesst sich der Kreis
Geilenkirchen an, der östlich von dem Kreis Jülich und südlich von dem Kreis
Aachen-Land begrenzt wird.
Der Kreis Erkelenz umfasst einen Flächeninhalt von 28 896 Hektaren und be-
steht aus der Stadtgemeinde Erkelenz und 10 Landbürgermeistereien mit 25 Landge-
meinden; die Einwohnerzahl betrug im ]. i9oo 36 696 Seelen. Der Kreis Geilenkirchen
umfasst einen Flächeninhalt von i9 684 Hektaren und enthält io Landbürgermeiste-
reien mit i9 Gemeinden, worunter die Stadt Geilenkirchen; die Einwohnerzahl betrug
im J. i9oo 26 476 Seelen.
Das Gebiet der beiden Kreise wird in nördlicher Richtung von drei kleineren
Flussläufen durchzogen: westlich das den Kreis Geilenkirchen durchschneidende Tal
der von Aachen herkommenden Wurm, in der Mitte das Flussgebiet der Rur, die
den südlichen Teil des langgestreckten Kreises Erkelenz durchzieht und dann dessen
Grenze gegen Westen bildet, endlich das Tal des kleinen Schwalmbaches, der den
Nordzipfel des Kreises Erkelenz gegen Nordosten begrenzt.
Von alters her bildet der Lauf der Wurm eine wichtige Grenzscheide in diesem
Gebiet. Bis hierhin erstreckten sich wahrscheinlich von Osten her die Ansiedelungen
der kurz vor Beginn unserer Zeitrechnung auf das linke Rheinufer versetzten Ubier ;
im Norden des Kreisgebietes sassen wohl die Menapier und westlich im Flusstal der
Maas bis zur Wurm hin die belgischen Völkerstämme, namentlich die gelegentlich des
Bataver -Aufstandes genannten Suniker. Eine grössere Bedeutung hat die römische
Herrschaft für unser Gebiet nie besessen ; grosse Waldbestände bedeckten die niedrigen
Höhenzüge, nur ganz vereinzelt, so bei Nieder-Krüchten, Erkelenz, Randerath, sind
geringe römische Funde gemacht worden. Einige römische Strassen durchzogen vom
Rhein aus das Land in der Richtung auf die wichtigeren Ansiedelungen der Maas-
gegend.
l
245
2
EINLEITUNG
Auch mit der Begründung der fränkischen Reiche bleibt die Wurm eine wich-
tige Scheide, sie schied wahrscheinlich das Gebiet der ripuarischen Franken von
demjenigen der salischen Franken, die Herzogtümer Ripuarien und Hesbanien. Folge-
richtig entwickelt sich daraus unter den karolingischen Herrschern die alte Gauein-
teilung, westlich der Wurm der Obermaasgau, ('istlich der Jülichgau, im Norden der
Mühlgau mit Erkelenz. Die gleichzeitig sich im Anschluss an die Gaueinteilung ent-
wickelnde kirchliche Gebietsteilung ist bis in die neueste Zeit für unser Gebiet
wirksam geblieben, indem auch für das Bistum Tongern, später Lüttich, und für das
Bistum Köln jenes Flüsschen die Scheide war.
Aus karolingischer und ottonischer Zeit stammen auch die ersten lokalgeschicht-
lichen Nachrichten. Plectrudis, die Gemahlin Pippins, ist zu Beginn des 8. Jh. in Keyen-
berg begütert und schenkt ihre dortigen Besitzungen dem von ihr begründeten Kloster
S. Maria im Kapitol zu Köln, im J. 827 erscheinen Gangelt und im J. 861 Palenberg
als Königsgüter. Das Aachener Marienstift erwirbt im J. 966 Erkelenz, das Cäcilien-
stift in Köln hat im J. 962 in Beggendorf Besitzungen, das Essener Stift im J. 898
in Holzweiler, die Abtei Burtscheid im |. 1029 in Körrenzig.
Die Territorialgeschichte unseres Gebietes ist ziemlich verwickelt. Es handelt
sich um ein Grenzland, im Mittelalter die Reibungsfläche verschiedener schnell
emporstrebender Territorialherren, jahrhundertelang beunruhigt durch Kämpfe, verwirrt
durch wechselnde Belehnungen, Verkäufe, Verpfändungen. Erst die Vereinigung des
grössten Teiles der beiden Kreise unter Jülich brachte etwas Ruhe in diese Verhält-
nisse. Die französische Zeit und endlich die preussische Grenzregulierung warfen
dann die alte Gebietseinteilung fast ganz über den Haufen.
Mit dem Ende des 11. und dem Beginn des 12. Jh. haben wir bestimmtere
Nachrichten über die jetzt allerorts auftauchenden neuen Territorialherren; es werden
im }. io94 der erste Graf von Geldern, im f. 11 18 die ersten Herren von Heinsberg,
etwra gleichzeitig die Herren von Wassenberg, im J. io84 der erste Herr von Rande-
rath und im J. 1 1 7o die Herren von Geilenkirchen genannt. Als fester Bestand tritt
diesen in dem Grenzland zwischen Wurm und Maas sich regenden Kräften das bis
zur Rur reichende Stammland Jülich gegenüber.}
Um die Mitte des 12. Jh. sehen wir die Heinsberger schon im Kampf um das
Reichsgut Gangelt, das sie anscheinend behauptet haben, dann in einem sieg-
reichen Streit mit Randerath; um die Wende des 12. Jh. dehnen sie ihre Herr-
schaft bei Geilenkirchen und Brachein über die Wurm aus und erscheinen im i3. Jh.
auch schon im Besitz von Geilenkirchen. Um i3oo besitzen sie bereits zahlreiche
einzelne Güter in dem Gebiet des alten Jülichgaues, so in Floverich, Baesweiler,
Brachein, sie erwerben Teile der Randerather Herrschaft in Linnich und Prummern
und kommen auch in den Besitz der Herrschaften Millen und Waldfeucht.
Die Edelherren von Randerath waren weniger glücklich; ihnen gelang unter dem
Druck von Heinsberg und Jülich ein solcher Machtaufschwung nicht. Ihre Besitzungen
246
EINLEITUNG
3
östlich der Rur gehen im Laufe des i3. und im Beginn des i4. Jh. an Heinsberg, an
das Kölner Domstift und an Jülich verloren; Randerath selbst ist im 1 3 . Jh. Lehen
von Limburg. Mit der Mitte des i4. Jh. haben die Edelherren von Randerath ihre
Bedeutung schon eingebüsst und das ihnen allein gebliebene Ländchen Randerath
wurde im J. i392 an die Herzoge von Jülich verkauft.
Im Norden unseres Gebietes dringen allmählich die Grafen von Geldern vor;
die seit der Mitte des 10. Jh. im Besitz des Aachener Stiftes befindlichen gaugräf-
lichen Güter zu Erkelenz unterstanden ihrer Schutzherrschaft, hier setzen sie sich
allmählich fest und machen Erkelenz zu ihrem Stützpunkt, sie verleihen im J. i32 6
dem Ort Stadtrechte gegen den Willen des Aachener Stiftes und versehen ihn mit einer
starken Befestigung. Erkelenz erscheint in der Folge als Hauptort des gleichnamigen
Amtes in dem Oberquartier Geldern.
Bald nach der Mitte des i4. Jh. hat aber auch Heinsberg schon den Höhe-
punkt seiner politischen Bedeutung überschritten ; wesentliche Teile der links-
rheinischen Herrschaften, namentlich Blankenberg und Honnef, fallen durch Ver-
pfändung und Verkauf in die Hände von Jülich-Berg und an Kurköln, die Herrschaften
Heinsberg und Geilenkirchen waren schon Lehen von Geldern, die Herrschaften
Millen, Gangelt und Waldfeucht werden gleichfalls an Geldern verpfändet. So stehen
jetzt Jülich und Geldern fast als alleinige Herren unseres Gebietes da.
Nun beginnen die Einmischungen des Auslandes, die auf Jahrhunderte hin das
Gebiet der beiden Kreise beunruhigen sollten. Im J. 1 3 7 i stehen Jülich und Geldern,
mit Heinsberg vereint, bei Baesweiler den Brabantern gegenüber; die Brabanter
werden geschlagen, in dem Kampf fällt auch Eduard von Geldern, und im J. 1 37 2
wird der Herzog von Jülich auch mit Geldern belehnt. Die Vereinigung beider Länder
schien anfänglich eine grössere Sicherheit zu gewähren, aber der Kampf mit Brabant
dauert fort; es handelt sich dabei vornehmlich um die Herrschaften Millen, Gangelt
und Waldfeucht, auf die Brabant Rechte erworben hatte. Im J. 1 388 verwüsten die
Brabanter und Burgunder das Heinsberger Gebiet und zerstören u. a. Geilenkirchen
und die Burg Leiffarth bei Randerath. Die drei strittigen Herrschaften blieben bei
Brabant, bis sie als Lehen im J. i420 wieder an Heinsberg kamen.
Neue Schwierigkeiten entstanden mit dem Tode Arnolds IV. von Jülich und
Geldern. Die Ritterschaft und die Städte Gelderlands wählen unter den Prätendenten
Arnold von Egmont zum Herzog; Adolph von Jülich-Berg erhielt vom Kaiser da-
gegen die Belehnung mit Jülich und Geldern. Nach langem Kampf kam es im
J. 1444 an der Grenze unseres Gebietes, zwischen Lindern und Linnich, zu der ent-
scheidenden Hubertus-Schlacht, aber Jülich konnte trotz seines Sieges nicht in den
Besitz von Geldern kommen.
Der innere Streit im Herzogtum Geldern, die schwache Regierung Arnolds von
Egmont gaben Karl dem Kühnen von Burgund die erwünschte Gelegenheit zur Ein-
mischung in die Geldrische Frage. Nachdem ihm Jülich seine Ansprüche auf
1*
247
4
EINLEITUNG
Geldern verkauft hatte, ging er gegen Geldern vor, bis er bei der Belagerung von Neuss
energischen Widerstand fand. Seitdem sind der nördliche Teil des Kreises Erkelenz
und die angrenzenden Gebiete Jülichs an dem wechselnden Kampf zwischen dem
Hause Österreich, als dem Erben Karls des Kühnen, und den Grafen von Egmont
auf das lebhafteste beteiligt. Noch einmal mischt sich Jülich im J. 1 538 mit Ansprüchen
auf Geldern in diesen Kampf, um auch in unserem Gebiet von Karl V. auf das
empfindlichste gestraft zu werden. Von 1 543 — 1 5 7 8 ist nun Geldern spanische Pro-
vinz, dann folgt die kurze Herrschaft der Generalstaaten bis zur Wiedererrichtung
der spanischen Herrschaft im J. 1 587, für den Nordteil unseres Gebietes eine Ursache
der schlimmsten Verwüstungen. Der andauernde Kampf der Generalstaaten zieht im
dreissigjährigen Krieg die Hessen und Weimaraner wieder in das Oberquartier Geldern.
Wenige Jahrzehnte später folgt die Einmischung Ludwigs XIV. ; Erkelenz wird dabei
in den J. 1 6 7 4 und 1 684 stark mitgenommen. Zu Beginn des 18. Jh. beginnt als-
bald der nördliche Teil der Kreisgebiete seine Rolle in dem Kampfe um die
spanische Herrschaft zu spielen, bis es endlich im J. 1 7 1 5 zur Aufteilung des viel
umstrittenen Oberquartiers Geldern unter Preussen, den Generalstaaten und Österreich
kommt. Unterdessen hatte Jülich bei dem Kaiser schon im J. i7ii die Abtretung
von Erkelenz durchgesetzt; die übrigen geldrischen Teile im Kreis Erkelenz, die
Herrlichkeit Elmpt und die Dörfer Niederkrüchten, Oberkrüchten, Wegberg blieben
bis zur französischen Revolution bei den österreichischen Niederlanden.
In den seit dem Ende des i5. Jh. zu Jülich gehörigen Landesteilen unseres
Kreisgebietes vollzieht sich die Entwicklung ruhiger — abgesehen von den vielfachen
Kriegsunruhen, die der andauernde Kampf um Geldern mit sich brachte. Jülich besass
von alters her zum Oberamt Jülich gehörig den südöstlichen Teil des Kreises Geilen-
kirchen und zum Amt Kaster gehörig den östlichen Teil des Kreises Erkelenz.
Die schon genannte Erwerbung von Randerath im J. 1 392 brachte im wesentlichen
für Jülich zwei neue Ämter, Randerath und Boslar; zu letzterem gehörten die süd-
lichen Teile des Kreises Erkelenz. Im J. 1 484 erfolgte durch Erbschaft und Kauf
die endgültige Vereinigung des Heinsberger Ländchens mit Jülich ; von dieser Er-
werbung entfallen auf unsere Kreisgebiete das Amt Geilenkirchen sowie Teile der alten
jülichschen Ämter Wassenberg, Heinsberg und Millen. Als letzte Erwerbung Jülichs
kam im J. i 7 1 1 / 1 5 Erkelenz hinzu, das aber nie als eigentliches Amt in das Herzog-
tum Jülich eingetreten zu sein scheint, sondern eine Sonderstellung einnahm. Somit
war an dem Gebiet des jetzigen Kreises Erkelenz neben Österreich im wesentlichen
Jülich beteiligt, und zwar mit Erkelenz, dann mit Teilen der Ämter Boslar, Kaster,
Wassenberg und Grevenbroich, letzteres jedoch nur mit dem Ort Borscheinich.
Der Kreis Geilenkirchen gehörte dagegen fast ganz zu Jülich und enthielt
die beiden Ämter Geilenkirchen und Randerath ganz, die Ämter Jülich, Heinsberg
und Millen zum Teil. Als kleinere Gebietsteile besassen daneben die Grafen Quadt-
Wickrath das Dorf Schwanenberg im Kreis Erkelenz, die Reichsabtei Thorn das Dorf
Uebach im Kreis Geilenkirchen.
248
EINLEITUNG
5
Die etwas gewaltsame neue Gebietseinteilung der französischen Zeit bahnte den
Zusammenschluss der jetzigen Kreisgebiete an. Die jülichschen Ämter Randerath und
Geilenkirchen, die Teile der Ämter Jülich und Heinsberg wurden zu dem Kanton
Geilenkirchen des Rurdepartements vereinigt; dieser Kanton Geilenkirchen wurde
mit dem Gericht Gangelt und dem Dorf Uebach in preussischer Zeit als Kreis Geilen-
kirchen zusammengeschlossen. Im jetzigen Kreise Erkelenz wurden das Gebiet von
Erkelenz, die Teile der Ämter Wassenberg und Kaster zu dem Kanton Erkelenz
vereinigt; dazu kamen in preussischer Zeit die österreichischen Teile, die in fran-
zösischer Zeit das Kanton Niederkrüchten im Maasdepartement gebildet hatten,
ferner die Teile des Amtes Boslar, die zum Kanton Linnich gehört hatten, und
endlich das Dorf Schwanenberg.
Für die kirchliche Einteilung bildete, wie oben schon angedeutet ist, ent-
sprechend der alten Gaueinteilung die Wurm die Grenze zwischen dem Bistum Köln
und dem Bistum Tongern, später Maastricht und endlich Lüttich. Die Grenze setzte
sich von Randerath ab in nordöstlicher Richtung fort und durchschnitt den Kreis
Erkelenz so, dass die älteren, zum Herzogtum Jülich gehörigen Teile zu dem Kölner
Sprengel, und zwar zu den alten Dekanaten Jülich und Bergheim gehörten. Von den
Pfarreien jenseits der Wurm waren die südlichen, im jetzigen Kreis Geilenkirchen ge-
legenen, dem Landdekanat Süsteren, die nördlichen dem Landdekanat Wassenberg des
Bistums Lüttich unterstellt. Bei der Aufteilung der Diözese Lüttich im }. 1 5 5 8 blieben
diese Pfarreien bei dem Bistum Lüttich ; von dem geldrischen Gebiet im jetzigen Kreis
Erkelenz bildete Erkelenz mit Kückhoven, Nieder- und Oberkrüchten das Dekanat
Erkelenz des neu gegründeten Bistums Roermond, Elmpt gehörte zu dem Dekanat
Montfort des gleichen Bistums. Erst die Bulle De salute animarum vom j. 1822 hat
die sämtlichen Pfarreien der Kreisgebiete in dem Bistum Köln vereinigt.
In kunstgeschichtlicher Hinsicht überwiegt in beiden Kreisen der Profanbau.
Infolge der schwachen Besiedelung zur romanischen Zeit sind die Reste romanischer
Kirchenbauten ebenso selten wie unbedeutend: in Keyenberg eine kleine einschiffige
Anlage, in Koffern und in Palenberg bescheidene Kapellenbauten, der letztere
durch das merkwürdige antikisierende Detail aus der Zeit um 1000 von einigem
Interesse.
Erst mit dem i5. Jh. setzt eine grosse Baubewegung ein, die sich auch auf
profanem Gebiet geltend macht und die nur in einem schnellen wirtschaftlichen Auf-
schwung mit entsprechender Bevölkerungszunahme und starker Waldrodung ihren
Grund haben kann. Die seit dem 16. fh. allerorts aufgezeichneten Wald- und
Buschordnungen sprechen dafür, dass man erst damals sich zu einem Waldschutz
veranlasst sah. Das i5. Jh. hat in unserem Gebiet nicht nur überall Neubauten
von Kirchen, sondern auch zahlreiche Neugründungen aufzuweisen. Die schlichte
Hallenkirche aus Backsteinen, mit äusserst wenigen Kunstformen, unter spärlichster
Verwendung von Hausteinen bildet die Regel für unser Gebiet — teils zweischiffige
Anlagen, wie in Prummern, Oidtweiler, Loverich, meist dreischiffige, wie in Würm,
249
6
EINLEITUNG
Uebach, Niederkrüchten, Kipshoven, Schwanenberg, Elmpt, Körrenzig, oft auch ohne
massiven Turm und immer in relativ geringen Abmessungen.
Noch deutlicher sprechen für diese Baubewegung die kleinen einschiffigen
Bauten der gleichen Zeit, bei denen schon nach wenigen Jahrzehnten die Notwendig-
keit einer Erweiterung durch Seitenschiffe sich ergab, so deutlich in Beeck, Klein-
Gladbach, Immendorf, wahrscheinlich auch in Brachein und bei einigen zweischiffigen
Bauten.
Eine andere eigenartige Erscheinung scheint auf die starke Bewaldung des
Landes zurückzugehen — die Anlage hoher, weitausschauender Türme, wie sie in
Brachein und Beeck in Verbindung mit sehr bescheidenen Schiffanlagen zur Ausfüh-
rung gekommen sind; ein ähnlicher Turm findet sich in Uebach, derjenige von
Marienberg ist unvollendet. Selbst bei den neugegründeten Kapellen in Birgden und
Teveren finden sich aussergewöhnlich hohe Türme.
Eine Sonderstellung nehmen in Plan und Ausführung die grossen basilikalen
Kirchen aus dem Beginn des i5. Jh. in den Städtchen Erkelenz und Gangelt ein,
jene von dem Aachener, diese von dem Heinsberger Stift errichtet. In dem Reichtum
der Formen, in der Ausdehnung heben sie sich deutlich von den übrigen Kirchen-
bauten ab und zeigen andererseits eine so weitgehende Ubereinstimmung in Anlage
und Einzelheiten, dass der Gedanke an einen gemeinsamen , von auswärts heran-
gezogenen Architekten nicht ganz abzuweisen sein dürfte. Der mächtige Turm der
Erkelenzer Kirche mit seinen reichen Ecklösungen kann für den ganzen Niederrhein
eine besondere Bedeutung beanspruchen.
Unter den Profanbauten treten die Burganlagen an die Spitze; das ganze
Wurmtal enthält eine dichte Reihe alter Adelssitze. An erster Stelle ist hier immer
Schloss Trips mit seinem stattlichen Herrenhaus des i5. Jh. zu nennen, eine eigen-
artige, wohlerhaltene, sehr stark auf die Verteidigung ausgebildete Anlage, mit zwei
grossen Vorburgen des 1 7. Jh. Für das i5. und 16. Jh. schliessen sich zahlreiche, teils
nachträglich veränderte, teils halb zerstörte Anlagen an, so die Burgen Elmpt, Hons-
dorf, Kleinkunkel, Grittern, Tüschenbroich, Hückelhoven.
An der Spitze der späteren Burganlagen steht Schloss Leerodt, eine einheitliche
stolze Anlage des i7. Jh., charakteristisch durch die schlichte grosse Flächenbehand-
lung, die mit den Bauten der angrenzenden Niederlande im engsten Zusammenhang
steht. Hier schliesst sich das stark verstümmelte Haus Blumenthal an, immer noch
bemerkenswert wegen der reizvollen inneren Ausbildung, ferner Schloss Breill ; für das
ausgehende 18. Jh. folgen Schloss Rurich und Haus Zweibrüggen.
Vereinzelt erscheint in Erkelenz der hübsche kleine Rathausbau von 1 545 mit
seinem offenen Untergeschoss, noch ganz in schlichten gotischen Formen.
Von den kleinen Stadtbefestigungen ist Randerath durch die eigenartige halb-
runde Ausbildung der in der ganzen Anlage dominierenden Burg bemerkenswert;
Erkelenz zeigt noch deutlich den Anschluss der Burg an den Mauerring und hat
einen der mächtigsten Burgtürme aufzuweisen. Nur die kleine Befestigung des
25o
EINLEITUNG
7
Städtchens Gangelt ist noch in ihrem ganzen Umfang mit den kleinen Stadttoren
und dem malerischen Burgturm erhalten.
Unter den kirchlichen Ausstattungsstücken überwiegt die Plastik der Spätgotik,
wenngleich der Bestand an Werken dieser Art sich mit demjenigen des benachbarten
Kreises Jülich nicht entfernt messen kann. Süggerath und Elmpt bewahren noch
flandrische Schnitzaltäre aus dem Beginn des 16. Jh. ; für die niederrheinische Plastik
bemerkenswert sind die spätgotischen Triumphkreuze in Erkelenz und Gangelt, ferner
eine Anzahl von Einzelfiguren, namentlich im Kreise Erkelenz. Dazu kommt der
grosse Marienleuchter vom J. 1 5 1 7 in Erkelenz, nächst demjenigen von Kalkar der
schönste am ganzen Niederrhein. Als versprengte kostbare Ausstattungsstücke besitzt
die Erkelenzer Pfarrkirche ausserdem das schöne Gelbguss - Adlerpult belgischen Ur-
sprunges aus dem i5. Jh. und die prunkvolle burgundische Kasel von i5o9,
Die Erdformation zeigt Alluvial- und Diluvialbildungen, die meist aus Sand-
Lehm- und Letteboden bestehen; im südlichen Teil sieht man noch flachwellige
Höhenzüge mit dem von Wiesen eingenommenen und mit hohen Pappeln einge-
säumtem Tal der Wurm, nach der Grenze hin noch einige grössere Waldkomplexe
auf dem kümmerlichen Sandboden. In dem nördlichen Teil sind die Höhenzüge
ganz zurückgetreten, Wurm, Rur und Schwalm durchziehen hier schon breite, zum
Teil sumpfige Niederungen, wie sie für die benachbarten Niederlande charakte-
ristisch sind.
Der Backstein ist das gegebene Baumaterial für unser Gebiet; die wenigen
romanischen Reste zeigen den aus der Aachener Gegend herrührenden Kalk-Bruch-
stein. Mit der gotischen Zeit wird der Backstein ausschliessliches Baumaterial; für
die spärlichen Werksteinstücke verwendet man den Kohlensandstein, seit der Re-
naissancezeit wird dann der sogen. Blaustein der Aachener und der Maasgegend
bevorzugt.
25 i
EINLEITUNG
LITERATUR.
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252
EINLEITUNG
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2. Römisch-germanische Urgeschichte. H. S. van Alpen, Das frän-
kische Rheinland, was es war und was es jetzt ist, Köln 1802. — A. C. Minola,
Kurze Darstellung dessen, was sich unter den Römern .... Meikwürdiges am Rhein-
strom ereignete, Köln 1816. — G. Eckertz, Die Ausdehnung des fränkischen Ripuar-
landes auf der linken Rheinseite: Programm des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums zu
Köln 1 854. — T. Bergk, Zur Geschichte und Topographie der Rheinlande in
römischer Zeit, Leipzig 1882. — Jacob Schneider, Neue Beiträge zur alten Ge-
schichte und Geographie der Rheinlande, Düsseldorf 1860 — i89o, i4 Hefte. — Ders.,
Die alten Heer- und Handelswege der Germanen, Römer und Franken im deutschen
Reiche, Düsseldorf 1882 — i89o, Heft 1 — 9. — Brambach, Corpus inscriptiorum
Rhenanarum, Elberfeld 1 867. — Aloys Schmitz, Medizinische Topographie des
Schwalm- und Nette-Gebietes, Viersen 1 87 1 .
3. Rechts- und Verfassungsgeschichte. J. J. Scotti, Sammlung der
Gesetze und Verordnungen, welche in den ehemaligen Herzogtümern Jülich, Cleve
und Berg u. s. w. ergangen sind (von 1 7 45 — 181 5), Düsseldorf 182 1 — 1822, 4 Bde. —
Gosw. Jos. de Buiningk, Tentamen historicum de ordinationibus provincialibus
Juliacensibus, Montensibus nec non variis earumdum editionibus, Duisburg 1 794. —
Melchior Voetz, Historia iuris civilis Juliacensium et Montium, Köln 1 667 (5. Aufl.
1762). — Chr. Sommer, Praktischer Kommentar über die Jülich-Bergische Rechts-
ordnung mit Verbesserungsvorschlägen, Köln i8o4. — Wiederholung aller derjenigen
Edikten und General-Verordtnungen, welche wegen der in beyden Herzogthumben
Gülich und Berg üblichen Steuer-Collectationen und darin einschlagender Materien
vor und nach ausgegangen seynd, Düsseldorf i7i5. — Fr. Aleff, Dissert. de iuribus
I o
EINLEITUNG
et praerogativis ducatuum Juliae et Montium, Heidelberg i75i (auch in seinen opus-
culis p. 7773). — G. J. v. Knapp, Beiträge zur Jülich- und Bergischen Landesgeschichte
oder Anleitung zur Kenntnis der Jülich- und Bergischen Lehne, i79i. — Fr. G.
Schleicher, Abhandlung vom Ursprung und Eigenschaft der Jülich- und Bergischen
Lehne, Elberfeld 1800. — v. Kamptz, Die Provinzial- und statutarischen Rechte in
der preussischen Monarchie, Berlin 1828. — J. F. Benzenberg, Über Provinzialver-
fassung mit besonderer Rücksicht auf die vier Länder Jülich, Cleve, Berg und Mark,
Hamm 181 9. — Theodor Corner, Abhandlung über den vorzüglichen Unterschied
zwischen den ehemaligen Landrechten .... von Köln, Jülich und Berg, Köln 1826.
— H. Loersch, De ortu et incremento superioritatis territorialis in comitatu Julia-
censi usque ad a. 1 3 56, quo Guilelmus V. ducatus dignitatem adeptus est, Bonn 1862.
— G. A. de Meester, De staten van Gelderland onder het licht der geschiedenis :
Nederlandsche Jaarboeken voor Regtsgeleerdheid en Wetgeving VIII, p. 23 1; IX,
p. 232; X, p. 2 27; XI, p. 45o; XII, p. 20. — J. A. Nijhoff, Landdag in Gelderland:
Allgemeener Konst- en Letterbode 1829, I, p. 94. — Ders., Het Geldersch regerings-
reglement van 1 6 7 5 en i75o: Bijdragen voor vaderlandsche geschiedenis VII, p. 79. —
G. van Hasselt, Oorsprong van het hof van Gelderland, Arnheim 1 793. — H. de
l'Escaille, Le regime fdodal en Gueldre: Publications de la soc. d'archeol. dans le
duche" de Limbourg XXI, p. 93. — Gustav Müller, Die Entwicklung der Landes-
hoheit in Geldern bis zur Mitte des i4. Jh., Marburg i889.
4. Territorial- und Ortsgeschichte. C. J. Kremer, Akademische Bei-
träge zur Gülch- und Bergischen Geschichte, 3 Bde., Mannheim 1 7 69 — i78i. —
Ders., Historisch - diplomatische Beyträge zur Gülch- und Bergischen Geschichte,
Giessen] 787. — P. A. Streithagen, Successio principum Juliae, Cliviae ac Mon-
tium, ex quo e comitibus in Duces evecti sunt. Item dominorum Heinsbergensium
u. s. w., Düsseldorf 1629. — Ders., Catalogus scriptorum Juliacensium, Leiden 1 643.
- Jacobo Zartdarickio (Jak. Kritzraedt), Von den Herrlichkeiten Millen und
Born, Köln (Heinr. Krafft) 1 654. — Jakob Kritzraedt, Hercules prodigius, Köln
(Peter Alstorff) 1 6 7 9. — K. J. Wiebeking, Beiträge zur Kur-Pfalzischen Staaten-
Geschichte von 1 7 7 2 — 1 792, Heidelberg 1 793 . — de Golbery, Considerations sur le
Departement de la Roer, Aachen 181 1. — L. von Essen, Historische Studien (älteste
Geschichte von Jülich), Linnich 1 85 5. — A. di Miranda, Wilhelm IV. von Jülich,
Leipzig 1 87 5 . — C. Wieth, Die Stellung des Markgrafen Wilhelm von Jülich zum
Reich von 1 342 — 1 36 1 , Münster 1882. — Wilhelm Graf von Mirbach, Zur Terri-
torialgeschichte des Herzogtums Jülich, 2 Hefte, Progr. der rhein. Ritterakademie zu
Bedburg 1 874 u. 1 88 1 . — J. H. Kaltenbach, Der Regierungsbezirk Aachen. Ein
Wegweiser für Lehrer, Reisende und Freunde der Heimatkunde, Aachen i85o. —
J. Offermann, Geschichte der Städte, Flecken, Dörfer, Burgen und Klöster in den
Kreisen Jülich, Düren, Erkelenz, Geilenkirchen und Heinsberg, Linnich 1 854. —
Lückerath, Die Herren von Heinsberg, 4 Hefte, Progr. der Stadtschule zu Heinsberg
1888 — 1 89 1 ; dasselbe Neudruck Heinsberg (P.W.Joppen) i9o2. — Ders., Beiträge
254
EINLEITUNG
zur Geschichte von Heinsberg und Umgegend, Beilage zur Heinsberger Volkszeitung,
2 Hefte, 1897/98. — Kühl, Gesch. der Stadt Jülich, 4 Bde., Jülich i89i— 1 897. — J. von
der Hart, Gesch. und Sagen des Erkelenzer Flachsgefildes, z Hefte, Erkelenz 1 874.
Für den Tülicher Erbfolgestreit vgl. die ausführliche Bibliographie der Dar-
stellungen, Aktenstücke und Parteischriften bei Dr. Franz Ritter, Katalog der Stadt-
bibliothek in Köln, Abteilung Rh.: Geschichte und Landeskunde der Rheinprovinz I,
S. 77 — 86 (Veröffentlichungen der Stadtbibliothek in Köln, 5. u. 6. Heft).
5. Statistik. Statistik der preussischen Rheinprovinzen in den drei Perioden
ihrer Verwaltung, Köln i8i7. — J. A. Demian, Geographisch-statistische Darstellung
der deutschen Rheinlande nach dem Bestände vom i. August 1820, Koblenz 1820. —
F. v. Restorff, Topographisch-statistische Beschreibung der preussischen Rheinpro-
vinzen, Berlin i83o. — Beschreibung des preussischen Rheinlands, Aachen 1 85 2. —
P. W. Mebus, Geographisch - statistische Beschreibung der Königlich preussischen
Rheinprovinz, Elberfeld 1 84 1 . — Ders., Statistische Beschreibung der preussischen
Rheinprovinz, Köln 1 835. — A. J. Dorsch, Statistique du departement de la Roer,
Köln i8o4. — Johann Schmidt, Geographie und Geschichte des Herzogthums Berg,
des Ruhr-Departements und .... Crefeld i8o4. — de Ferraris, Charte choro-
graphique des Pays-Bas autrichiens y compris les principautes de Liege et de Sta-
velot, 1 7 7 7 . — Topographisch-statistische Übersicht des Regierungs-Bezirkes Aachen,
Aachen 1820. — E. Huhn, Der Regierungsbezirk Aachen der preussischen Rhein-
provinz, geographisch, statistisch und topographisch dargestellt, Neustadt i848. — ■ Der
Regierungsbezirk Aachen, topographisch beschrieben, Aachen 1827. — Der Regierungs-
bezirk Aachen, topographisch-statistisch dargestellt, Aachen 1 85 2. — H. A. Reinick
und H. v. Dechen, Statistik des Regierungsbezirkes Aachen, 3 Bde., Aachen 1 865 — 1 86 7 .
— Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz (Publikationen der Ge-
sellschaft für rheinische Geschichtskunde XII): Bd. L, Constantin Schulteis, Die
Karten von 1 8 1 3 und 1818, Bonn 1 895 ; Bd. II., Wilhelm Fabricius, Die Karte
von 1 789, Bonn 1 898. — A. F. W. Crome, Statistisch -geographische Beschreibung
sämtlicher Österreich. Niederlande oder des Burgundischen Kreises, Dessau 1 785.
6. Kirchengeschichte. M. Henriquez a Strevesdorff, Archidioeceseos
Coloniensis descriptio historico-poetica, Köln i67o. — C. B. de Ridder, Notice sur
la gdographie ecclesiastique de la Belgique avant l drection des nouveaux eveches
(Analectes pour servir ä l'hist. eccle"s. de la Belgique I, II, III). — Demarteau,
Liege et les principautes eccldsiastiques de l'Allemagne occidentale: Bulletin de l'institut
archeol. Liegeois XXVII, S. 3o9; XXVIII, S. 29o. - J. Knippenberg, Historia
ecclesiastica ducatus Gelriae, Brüssel i7i9. Continuatio historiae ecclesiasticae ducatus
Gelriae, Brüssel 1806. — A. Havensius, Commentarius de erectione novorum in
Belgio episcopatuum, Köln i6o9. — J. Habets, Geschiedenis van het tegenwoordig
bisdom Roermond en van de bisdommen, die het in deze gewesten zijn vooraf-
gegaan, Roermond 1 875 — i892, 3 Bde. — Gallia christiana in provincias ecclesiasticas
distributa, Paris 1 7 1 5 — 1 865, 16 Bde.: III, Köln und Lüttich; V, Ruremonde.
255
EINLEITUNG
Rembert, Die Wiedertäufer im Herzogtum Jülich, Berlin 1 899. — L. Ennen,
Geschichte der Reformation im Bereiche der alten Erzdiöcese Köln, Köln 1 849. —
E. Demmer, Geschichte der Reformation am Niederrhein, Aachen 1 885. — G.
Drouven, Die Reformation in der Kölnischen Kirchenprovinz, Neuss und Köln
1 8 7 6. — J. P. Berg, Reformationsgeschichte der Länder Jülich, Cleve, Berg, Mark,
Ravensberg und Lippe, Hamm 1826. — J. A. v. Recklinghausen, Reformations-
geschichte der Länder Jülich, Cleve, Berg, Meurs, Mark, Westfalen und der Städte
Aachen, Köln und Dortmund, 1. und 2. Teil, Elberfeld 1818, 3. Teil, Solingen und
Gummersbach 1 83 7 . — H. H. Koch, Die Reformation im Herzogtum Jülich, Frank-
furt a. M. 1883.
Im übrigen vgl. die Bibliographien: Dr. Franz Ritter, Katalog der Stadt-
bibliothek in Köln, Abteilung Rh.: Geschichte und Landeskunde der Rheinprovinz 1.
(Veröffentlichungen der Stadtbibliothek in Köln, 5. u. 6. Heft), Köln 1 894. — Pirenne.
Bibliographie de l'histoire de la Belgique, 2. Aufl., Brüssel-Gent i9o2, — weiterhin
die Literaturangaben: Kunstdenkmäler des Kreises Geldern S. 4. - — Kunstdenkmäler
des Kreises Jülich S. 8.
256
EINLEITUNG
13
Lacomblet, U.B. — Th. J. Lacomblet, Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins, 4 Bde.
Düsseldorf 1840-1858.
Lacomblet, Archiv. — Archiv für die Geschichte des Niederrheins, I (1832), II (1857), III (1860),
IV (1863), V (1865), herausgegeben von Lacomblet, N.F. I (1868), II (1870), herausge-
geben von Harless.
Binterim u. Mooren, E. K. — Binterim u. Mooren, Die alte und neue Erzdiöcese Köln, in Dekanate
eingeteilt, Mainz 1828 — 1830, 2 Bde. Die 2. Aufl. unter dem Titel: Die Erzdiöcese Köln
bis zur französischen Staatsumwälzung, bearbeitet von Alb. Mooren, 2 Bde., Düsseldorf
Fabricius, Karte von 1789. — Wilhelm Fabricius, Die Karte von 1789, Einteilung und Entwicke-
lung der Territorien von 1600 bis 1794. Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der
Rheinprovinz, Bd. II, Bonn 1898.
B. J. — Jahrbücher des Vereins von Altertumsfreunden im Rheinlande, I (1841) — C (1896), 101
(1897) — 110 (1903).
Ann. h. V. N. — Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein, I (1855) — LXXVI (1903)
Picks Ms, — Monatsschrift für rheinisch-westfälische Geschichtsforschung und Altertumskunde,
herausgegeben von Richard Pick, I u. II (1875, 76). — Monatsschrift für die Geschichte
Westdeutschlands, herausgegeben von dems., III (1877) — VII (1881).
Wd. Zs. — Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst, herausgegeben von Hettner und
Lamprecht, I (1882) — X (1891), von Hettner u. Hansen, XI — XXI (1902).
Aachener Zs. — Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins I (1879) — XXV (1903).
Berg. Zs. — Zeitschrift des bergischen Geschichtsvereins I (1863) — XXXVI (1903).
Berg. Ms. — Monatsschrift des bergischen Geschichtsvereins I (1894) — X (1903).
Dumont, Descriptio. — Dumont, Descriptio omnium archidioeceseos Coloniensis ecclesiarum circa
annum MDCCC. Köln 1879.
Tille, Übersicht. — Armin Tille, Übersicht über den Inhalt der kleineren Archive der Rhein-
provinz. Beihefte zu dem Jahresberichte der Gesellschaft für rheinische Geschichtskunde
und zu den Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein, Band I, Bonn 1899;
Band II, Heft 1 u. 2, Bonn 1901 u. 1902.
v. Recklinghausen, Ref. Gesch. — von Recklinghausen, Reformationsgeschichte der Länder Jülich,
Berg, Cleve, Meurs, Mark, Westfalen und der Städte Aachen, Köln und Dortmund, Band I
und II, Elberfeld 1818, Band III, Solingen und Gummersbach 1837.
Kaltenbach. — J. H. Kaltenbach, Der Regierungsbezirk Aachen. Ein Wegweiser für Lehrer,
Reisende und Freunde der Heimatkunde, Aachen 1850.
Offermann. — J. Offermann, Geschichte der Städte, Flecken, Dörfer, Burgen und Klöster in den
Kreisen Jülich, Düren, Erkelenz, Geilenkirchen und Heinsberg, Linnich 1854.
Codex Welser. — von Welser, Beschreibung des Fürstentums Jülich vom J. 1723. Exemplare in
München, Hof- und Staatsbibliothek (Cod. germ. 2635), im Kölner Stadtarchiv und im
Geh. Staatsarchiv zu Berlin.
Eissenberg-Mirbach. — Eissenberg, Verzeichnis der Jülichschen Rittersitze, um 1770, bearbeitet
von W. Graf von Mirbach, mit einzelnen Zusätzen von E. von Oidtman, Handschrift im
Archiv zu Schloss Harff.
1892 — 1893.
257
KREIS ERKELENZ
259
BAAL.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s.t.s. Brisklae). Kaltenbach S. 277. Kathol.
x Pfarrkirche
— Offermann S. i 44.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Akten, betr. die Erbauung der Kapelle
im J. 1 778. Vgl. Tille, Übersicht II, S. ioi.
Fig. 1. Haus Gansbroich. Innenseite des Wohnhauses.
Eine Kapelle, zur Pfarrei Doveren gehörig, wurde erst im I. 1 7 7 8 von den
Einwohnern von Baal erbaut und dotiert; die Pfarrerhebung erfolgte im J. 1 849.
Um das J. i89o wurde ein gotischer Ziegelneubau errichtet und die Kapelle, ein
schlichter Saalbau, niedergelegt. Von der alten Ausstattung ist Erwähnenswertes
nicht erhalten.
HAUS GANSBROICH. Handschriftl. Qu. Im Staatsarchiv zu Haus
Düsseldorf: Heinsberger Lehenbücher, Extrakte, Protokolle und Berichte über die S '°K
Heinsberger Lehen.
Gansbroich ist Stammsitz der Familie von Oidtman und Oidtmann, von der Geschichte
Heinrich Udman von Erkelenz im ]. 1 443 mit Gansbroich als Heinsbergischem Lehen
2
26]
i8
KREIS ERKELENZ
Haus belehnt wird, das er von Wilhelm von Körrenzig gekauft hatte. Das Wohnhaus
ans roic wur(je ;m J. 1 66 1 , die Wirtschaftsgebäude im J. 1 7 7 5 errichtet. Durch Heirat kam
Gansbroich im 1 9. Jh. an die Familie ßyll und ebenso an die Familie Aretz. Jetziger
Eigentümer ist Herr Amtsgerichtsrat Aretz in Aachen.
Beschreibung Grosse rechteckige Hofanlage des i7. und 1 8. Jh. mit dem Wohnhaus an
einer Ecke, zum Teil noch von den breiten alten Wassergräben umgeben.
Der Vorderflügel in Ziegelmauerwerk mit korbbogigem Tor, von schmalen
Pilastern eingefasst und mit Flachgiebel bekrönt; unter dem Dach entlang die Jahres-
zahl i 7 7 5 in Eisenankern.
Das Wohnhaus (Fig. i) ist ein prächtiger Fachwerkbau mit hohem Giebel-
dach; das Erdgeschoss in Ziegelmauerwerk, an der Langseite noch zwei geteilte
Fenster in Hausteineinfassung, darüber die Jahreszahl 1 66 1 in Eisenankern. Der
Oberbau enggestelltes starkes Fach werk mit kleinen Fensterchen; der stattliche
Aussengiebel mit geschweiften ausgesägten Schlufssparren und reichem Holzabschluss
in der Spitze. An der Hofseite die vortretenden Balkenköpfe zwischen beiden
Geschossen, darüber die Schwelle mit Zahnschnitt geschnitzt. Auf dem breiten
hölzernen Türsturz die Bauinschrift: deis haus stehet in gottes handt, got der
ALMÄCHTIG BEHUEDE ES VOR UNGEWETTER, BRANDT UND FEINDESHANDT. ERBAUT
VON UDO OIDTMANN UND JOHANN CHRISTUPHELL OIDTMANN UND MARIA CATHARINA
PACKEN, EHLEUDT, GESCHEHEN DEN 23. MAY ANNO I 66 1 .
An das Wohnhaus anstossend Stallungen und die grosse Scheune, einfache
Fachwerkbauten; an der vierten Seite ein neues Stallgebäude in Ziegelmauerwerk.
An dem Wege vor dem Gut Wege kreuz aus Trachyt mit Wappen und
Inschrift: in pietatis Signum joan. christophoro patri et henrico socero suo
PONEBAT FRANS WILHELM OIDTMAN EX HOTTORF I 749.
BEECK.
Katnoi. KATHOLISCHE PF A R R KI R CH E (s. t. s. Vincentü Mart.). Kalten-
I arr irc e ßACH g ^0Q — OFFERMANN S. l42. — BlNTERIM U. MOOREN, E. K. II, S. 221. —
Habets, Geschiedenis van het bisdom Roermond I, S. 4o7.
H and sehr iftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Zehnten- und Rentenregister von
[483, aus dem 16. Jh., von 1 6 7 7 . — Einkünfte des Marienaltares. — Prozessakten,
betr. die Kollatur der Kapelle in Kipshoven, 1 689 — i7i3. Im einzelnen vgl. Tille,
Übersicht II, S. 102.
Geschichte Altere Nachrichten über die Kirche fehlen; das Langhaus stammt aus dem
Beginn des 1 5. Jh. und wurde am Ende des i5. oder Anfang des 16. Jh. durch
Anfügung von zwei Seitenschiffen erweitert. Der Turm entstand zwischen i46o
und i47o.
Beschreibung Dreischiffige spätgotische Hallenkirche aus Ziegeln und Tuff mit vorge-
lagertem mächtigen Westturm, im Lichten 23, 5o m lang, i5 m breit (Ansicht Fig. 2.
— Grundriss Fig. 3).
Sechsgeschossiger Westturm mit einem rechtwinkelig an der Nordseite
vorspringenden Treppentürmchen ; je zwei Geschosse sind im Ausseren zusammen-
trefasst, der Wechsel von Ziegel- und Tuffsteinschichten erstreckt sich auf die vier
unteren Geschosse. In den beiden unteren Geschossen grosse Spitzbogenblende mit
abgetreppter Leibung, jetzt ohne Masswerk, darin unten eine Tür des 18. Jh. mit
262
BEECK l9
Stichbogen. An der Nordseite auf einem stark verwitterten Trachytquader die Kathoi.
Inschrift: anno domini mcccclx (?) .... (jedenfalls eine Jahreszahl zwischen i46o
und i47o). Die beiden mittleren Geschosse mit zwei hohen Blenden an jeder Seite,-
darin reiches Masswerk und eine Querteilung in halber Höhe aus Tuff; die Ober-
geschosse mit ähnlicher Blendengliederung, nur öffnen sich hier die oberen Hälften
der Blenden als Schallfenster
der Glockenstube. Holzge-
sims mit hoher achtseitiger
Haube.
Das früher allein be-
stehende Mittelschiff er-
scheint nur noch mit einem
schmalen Streifen Mauer-
werk und einem schlichten
Hausteingesims über den
Pultdächern der Seitenschiffe.
Die später angefügten Sei-
tenschiffe von fünf Jochen
in Ziegelmauerwerk, ganz
schlicht; die spitzbogigen
Fenster mit geraden Lei-
bungen ohne Masswerk; das
Bankgesims aus Haustein ist
um die Strebepfeifer herum-
geführt. In die Winkel
zwischen Seitenschiffen und
Turm sind im Anfang des
i9. Jh. schlichte kleine Vor-
hallen eingebaut worden.
Der kurze Chor mit
einfachen Strebepfeilern und
Spitzbogenfenstern ohne
Masswerk ist in der unteren
Partie an den Seiten und
zwischen den Strebepfei-
lern umbaut mit kleinen
Sakristeiräumen aus dem
18. — 19. Jh.
Im Inneren der
älteste Teil, Mittelschiff und
Chor, mit schlichten Kreuz-
gewölben , im Obergaden
noch die Blendbögen der alten Fenster; vor dem Turm ein schmaleres Joch mit
Sterngewölbe, wohl gleichzeitig mit dem Turm angelegt. Die Seitenschiffe mit Acht-
ecksgurten und spätestgotischen Kreuzgewölben ; nur die beiden Westjoche haben
reichere Sterngewölbe. Der Turm öffnet sich in hohem Spitzbogen — entsprechend
der Blende an der Westseite; die ursprünglich hohe Westhalle ist jetzt durch die
Orgelbühne quergeteilt.
2*
263
Fig. 2. Beeck. Ansicht der katholischen Pfarrkirche.
20
KREIS ERKELENZ
Kathoi. Die Anbauten um den Chor mit flachen Decken; die Seitenwände des Chores
Pfarrkirche . , . ,
sind durchbrochen.
Ausstattung Von der Ausstattung sind zu nennen: Zwei schlichte Rokokoaltäre in
den Seitenschiffen, 18. Jh.
Kruzifixus aus Holz, fast in Lebensgrösse, wohl von einem Triumphkreuz ;
der Körper sehr streng und hager, kurzes gut modelliertes Lendentuch, die Hüften
stark eingezogen, der Kopf ausdruckslos. Gute niederrheinische Skulptur aus der
2. H. des [5. }h.
Figuren In der Turmhalle eine Reihe guter niederrheinischer Holzfiguren aus der
Zeit um i5oo, je 80 — 100 cm hoch, alle stark überstrichen, die hh. Kornelius,
Severinus, Barbara, Lucia, Agatha, Andreas; ferner zwei verwandte, aber etwas
spätere Figuren, die hh. Rochus und Johannes Bapt.
Fig. 3. Beeck. Grundriss der katholischen Pfarrkirche.
Ausserdem eine Reihe wenig bedeutender Barock- und Rokoko-Figuren
des 1 7. und 1 8. Jh.
An einem Pfeiler des Langhauses Holzkonsole, darauf die h. Veronika, zu
beiden Seiten knieend die hh. Petrus und Bartholomaeus, die das Schweisstuch Christi
halten. Sehr gute niederrheinische Arbeit vom Ende des i5. |h , leider auch stark
überstrichen, 52 cm hoch.
In der Sakristei Baum - Kruzifixus aus dem i5. — 16. Jh., überstrichen, etwa
1 m hoch.
Barock- Monstranz aus Silber, der Aufsatz mit gewundenen Säulen und
Figuren; auf dem Fuss die Inschrift: arnol. werner fi . . . (Fising) Coesfeld . . .
WESTPHALUS, PASTORIN BEECK, MEI INITIUlM, JOAN. FELDER ET CATHARINA MEYER (?)
MEDIUM ET COMMUNITAS PER COLLECTAM F1NEM FECERUNT ANNO 1 6 9 3 . SPECTO AD
ECCLESIAM PARROCHIALEM IN BEECK, CONSTANS I 76 IMPERIALES. 6o Clll hoch, zwei
Stempel, der eine Baum mit Querband, der andere Anker.
Glocken Die beiden alten Glocken von i7i6 und aus dem i4. Jh. tragen die In-
schriften :
264
BEECK
21
1. S. VINCENTI, ORA PRO NOBIS. SUB ARNOL. WERK. FISING PAST. WESTPHALO. Kathol.
DEFUNCTOS PL A NGO, VOCO VIVOS, FULMINA PELLO, SI MIHI QUID DESIT, . . . RE . . . farrklrc
FRANGAR. TRES MAGNAE DECIMAE CURANT AB EISQUE REFUSA. JUAN PIRUNG ME
FEC1T I 7 I 6.
2. SANCTA MARIA, ORA PRO NOBIS (l4. Jh.).
KATHOLISCHE KAPELLE in KIPSHOVEN (s. t. s. Crucis). Bin- Kathol.
t\t t? tr tt c Kap olle i
terim u. Mooren, E. K. II, S. 221. Kipshove
Fig. 4. Kipshoven. Ansicht der katholischen Kapelle.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv zu Beeck: Prozessakten, betr. die
Kollatur der Kapelle, 1 689 — 1 7 1 3 . - Verzeichnis der Vikarierenten, O24 — 1 7 26.
Vgl. Tille, Übersicht II, S. 102. — In München, Hof- u. Staats-Bibliothek:
Slg. Redinghoven XIX, Bl. 1 89, Beschreibung von 1 582.
Die Kapelle ist ein einheitlicher Bau vom }. i492 und wahrscheinlich von der Geschichte
gleichfalls der Familie von Beeck gehörigen Burg Kipshoven aus gegründet. Der
Vikar in Beeck war zugleich Rektor der Kapelle in Kipshoven. Um i7oo erscheint
das Kollationsrecht strittig zwischen dem Pfarrer in Beeck und den Herren von
Breill. Im J. t 879 fand eine durchgreifende Wiederherstellung der Kapelle statt.
265
2 2
KREIS ERKELENZ
Kathol.
Kapelle in
Kipshoven
Beschreibung
Dreischiffiger Hallenbau von i492 aus Ziegelmauerwerk, im Lichten 21,80 m
lang, 10, 7o m breit (Ansicht Fig. 4. — Grundriss Fig. 5).
Das Äussere in sehr schlichter Ausbildung; die im Osten gerade abschliessenden
Seitenschiffe von je vier Jochen mit einfachen Strebepfeilern, einem Kaffgesims, das
nur an den Köpfen der Strebepfeiler aus Haustein hergestellt ist; die Strebepfeiler-
abdeckungen, das Masswerk der zweiteiligen Fenster und die Türen in den Seiten-
schiffen sind modern. Der Chor — zwei Joche und Achtecksschluss — mit glatten
Strebepfeilern und schmalen hohen Fenstern, deren Masswerk gleichfalls erneuert ist.
An die Südseite des Chores ist im 18. — 1 9 . Jh. eine schlichte Sakristei mit Stich-
bogenfenster angebaut worden. Die Westseite ganz glatt mit geknicktem Giebel
entsprechend der verschiedenen Neigung der Dächer; Westtür mit dreiteiligem
Masswerkfenster, wie die ganze Westfront stark modernisiert. Links von der Tür
Fig. 5. Kipshoven. Grundriss der katholischen Kapelle.
Chronogramm, auf die Wiederherstellung im J. 1 879 bezüglich, rechts verwitterter
Haustein mit der Inschrift : anno domini mccccxcii, up den (?) daeg (?) ... in
DEN MAN. (?)....
Das Innere zeigt gleichfalls die einfachsten Formen der Spätgothik: acht-
seitige Pfeiler ohne Sockel und Kämpfer, die Bögen der Scheidemauern mit ein-
fachen Abfasungen. Die Kreuzgewölbe haben einfaches Rippenprohl und kleine
runde Schlufssteine ohne Ornament. Die Rippen der tief herabgezogenen Gewölbe
wachsen glatt aus der Wandfläche heraus.
Ausstattung Von der Ausstattung sind zu nennen:
Hochaltar, reicher vergoldeter Schnitzschrein , dreiteilig mit überhöhtem
Mittelteil, sehr gute Arbeit aus der 1. H. des 16. Jh., jedoch stark restauriert und
anscheinend auch umgebaut (Fig. 6). Die Predella mit reichen durchbrochenen
Laubwerkfeldern, unten zwei schmale Querfelder, darüber vier quadratische Felder
mit den Monogrammen Christi und Mariae und den Namen: joanes und Remigius.
266
BEECK
23
Kathol.
Kapelle in
Kipshoven
Kathol.
Kapelle in
H o 1 1 u m
Der Schrein selbst mit geriffelten Säulen, darüber reiche durchbrochene Abschluss-
felder mit Eselsrücken, oben Blattwerkkamm. In den Seitenfeldern die ziemlich
derben, auch stark restaurierten älteren Figuren der hh. Johannes Ev. und Remigius,
aus dem Anfang des 1 5. Jh., die Muttergottes im Mittelfeld neu. Der Altar stammt
aus der Kirche in Wittlaer (Kreis Düsseldorf) und kam erst im J. i S 7 2 nach
Kipshoven.
Triumph kreuz, fast in Lebensgrösse, von einfacher strenger Behandlung, um
i5oo, neu bemalt. Dazu die Figuren Mariae und Johannis aus Brettern ausge-
schnitten und bemalt, i7. — 18. Jh., die Bemalung erneuert.
In der Sakristei K a -
binettscheibe, oval mit
der Figur Johannes des Ev.
in brauner Malerei, darunter
die Inschrift : r. d. henricus
BEECK, VICARIUS BEECKEN-
SIS ET RECTOR CAPELLAE
S. CRUCIS IN KIPSKHOVEN,
FIERI FECIT ANNO 1 648.
KATHOLISCH E
KAPELLE in HOLTUM
(s. t. Visitationis s. Mariae).
Der Bau ist wahr-
scheinlich erst eine Grün-
dung vom J. 1 667 ; im J. 1 757
wurde das Kapellchen durch
einen Anbau erweitert, im
J. 1888 endlich die neue ge-
räumige gotische Kapelle
angebaut.
Kleiner rechteckiger
unbedeutender Ziegelbau,
im Inneren mit flacher Holz-
tonne; über der Tür an der
einen Langseite die Inschrift :
SACELLUM LAURET ANUM EX-
structum 1 667. Neben
der Tür kleiner Sakristeian-
bau. An der anderen Lang-
seite die fast gleich grosse Erweiterung vom J. 1 7 5 7 , ein einfacher flach gedeckter Raum;
hier über der Tür die Inschrift: deus, h. joseph. pastor jo. steph. hamecher und
gutthattere gebauwet 1 7 5 7 .
Von der Ausstattung sind zu nennen: Ausstattung
Figur der Muttergottes, schwarzes Gnadenbild, bekleidet, ausserordentlich
derb, ohne künstlerischen Wert.
In dem Nebenraum zwei Figuren der hh. Helena und Katharina, in bewegter
Haltung mit reich drapierten Gewändern; gute Arbeiten aus der Zeit um i5oo, je
1,20 m hoch, überstrichen.
HAUS BEECK. Aachener Zs. I, S. 227. — Offermann S. i42. — Kalten- Haus Beeck
bach S. 3oo. — Eisenberg-Mirbach.
Fig. 6. Kipshoven. Schnitzaltar in der katholischen Kapelle.
267
24
KREIS ERKELENZ
Haus Beeck Ungenaue Ansicht vom J. i 7 2 3 im Codex Welser.
H an d s chrif tl. Qu. Im Archiv auf Haus Beeck: Eine Anzahl von
Urkunden und Akten, betr. die Familien von Goltstein zu Merödgen und zu Beeck,
von Olmissen gen. Mulstroe, u. a. eine Reihe von Eheberedungen des 16. und 1 7 . Jh.
- Akten des Lelms Ahr- Wichterich bei Zülpich, 1 42 7 — 1 5oo. — Ahnentafeln der
Familien von Beeck und von Goltstein (nacli einer Notiz des Herrn Oberstleut-
nants von Oidtman vom J. i878). — Im Besitz des Herrn Oberstleutnants von Oidt-
man, Berlin: Observationes
manuscriptae , Sammlung
landesherrl. Verordnungen,
belr. das Amt Boslar, i7.
und 18. Jh.
Haus und Dorf Beeck
nahmen ihren Ursprung von
einem Königshof; von einem
gleichnamigen Geschlecht
erscheint zuerst im J. 1279
ein .Rutgerus miles, dictus
de Beke' (Lacomblet, U.B.
III, No. 567). Um die Mitte
des i5. Jh. erwarb Daniel
von Kriekenbeck das Haus
von seinem Neffen Wilhelm
von Beeck, durch Heirat
kam es aber um i58o wieder
an die von Beeck. Seitdem
bleibt die Familie im Besitz
des Hauses Beeck, bis im
J. 1 7 49 Alexandrine Bern-
hardine von Beeck das Gut
dem Joh. Meinhard Phil, von
Goltstein zubrachte. Das
Tor der Vorburg stammt
noch aus dem 1 7. Jh., der
Rest aus dem 18. Jh.; clie
Hauptburg stürzte im J. 1 762
ein, wurde im }. 1 7 7o völlig
abgetragen und nicht wieder
aufgebaut. Die von Goltstein
zu Beeck starben mit Freifräulein Marianne von Goltstein im J. i9o2 aus, Beeck fiel
an einen Verwandten, den Freiherrn Hans von Wittenhorst-Sonsfeld auf Schloss
Hueth bei Emmerich.
Beschreibung Die langgestreckte rechteckige Vor bürg hat an der Schmalseite in der Mitte
den zweigeschossigen Tor türm, rundbogiges Tor in Pilastereinfassung aus Haustein;
das Obergeschoss geschlossen, an der Innenseite hier ein schmales quergeteiltes
Fenster (Fig. 7). Das Walmdach mit kurzem First, Wetterfahnen mit dem Goltstein-
schen Wappen auf geschieferten Pilasterschäften. Zu beiden Seiten des Tores niedrige
zweigeschossige Wohnflügel des 18. Jh. mit Satteldächern, links sechs Achsen, rechts
Fig. 7. Haus Beeck. Torbau der Vorburg.
268
BORSCHEMICH
25
fünf Achsen. Anstossend das moderne Wohnhaus aus der Zeit um 1860. Die Haus Beeck
übrigen Bauten an den Langseiten sind einfache Wirtschaftsgebäude des 18. bis l9. Jh.
in Fachwerk. Nach der Hauptburg hin ist die Vorburg offen.
Von der nahe dem Kirchturm gelegenen Hauptburg besteht nur noch der
von tiefen Gräben umgebene und jetzt mit hohen Bäumen bestandene Hügel, in
dem hie unci da noch geringe Mauerreste zu sehen sind. Im übrigen ist die Form
der Hauptburg ganz verwischt.
BURG G RIEPE K.OVEN. Wieth, Die Stellung der Markgrafen Wilhelm Burg
von Jülich zum Reich, S. 74. — Lückerath, Die Herren von Heinsberg, Neudruck, llcPei0VL1
S. 36. — Heimatkunde 1880, S. 89. — Gröteken, Geschichte der Stadt und des Amtes
Dahlen, S. 48. — Laurent, Aachener Stadtrechnungen aus dem i4. Jh., S. 47. -
Ann. h. V. N. V, S. 45; XV, S. 1 93. — Kunstdenkmäler der Kr. Krefeld und Glad-
bach S. 85. — Kelleter, Die Landfriedensbünde zwischen Maas und Rhein, S. [9.
- Mitteil, aus dem Stadtarchiv Köln XV, S. 18. — Ennen und Eckertz, Quellen
zur Gesch. der Stadt Köln IV, S. 393, 4i2; V, S. 447, 5oo, 5o2.
Die Burg Griepekoven erscheint zuerst im J. i24o im Besitz eines gleichnamigen
Geschlechtes, dann zu Beginn des 1 4 . Jh. im Besitz der von Engelsdorf und durch
Heirat nach 1 34 1 im Besitz des Johann von Reyde, der im ]. 1 348 Griepekoven dem
Herzog von Jülich verkauft, es aber von diesem gleichzeitig wieder zu Lehn emp-
fängt. Griepenkoven wird unter Johann von Reyde ein Stützpunkt für eine Anzahl
von Wegelagerern, so dass der im J. 1 3 5 1 gestiftete Landfriedensbund sich veranlasst
sah, gegen Griepekoven vorzugehen. Im J. 1 354 wurde die Burg nach mehrwöchiger
Belagerung erobert und vollkommen geschleift ; die Steine erhielt die Stadt Erke-
lenz, die das Material im J. 1 3 5 5 zum Bau des Brückentores in Erkelenz verwen-
dete (s. u. S. 54).
Von der Burg sind nur noch der mit Bäumen bestandene Burghügel mit
geringen Mauerresten und Spuren der Gräben erhalten.
BURG MORSHOVEN, Die Burg, die bereits im J. i3i6 im Besitz eines Burg
gleichnamigen Geschlechtes erscheint, durch Heirat in der 2. H. des 16. Jh. an die
von Holthausen und dann an die Ketzgen von Geritzhoven kam, im Anfang des
1 7. Jh. an die von Beeck verkauft wurde, ist heute eine moderne Hofanlage des
1 9. Jh.; nur die Wassergräben sind wohl noch Reste der alten Anlage (Ennen und
Eckertz, Quellen zur Gesch. der Stadt Köln IV, S. 29. — Mitteilungen aus dem
Stadtarchiv Köln V, S. 26. — Lacomblet, U.B. III, Nr. 54o. — München, Hof-
und Staats-Bibliothek: Slg. Redinghoven LV, BI. 3o6 ; LXVI).
BORSCHEMICH.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Martini ep.). Binterim und Kathol.
Mooren, E. K. I, S. 3o8; II, S. 181. — Kaltenbach S. 281. — Offermann S. i 48. Pfa,rkirc
Der Niederrhein 1 878, S. 49. — Ann. h. V. N. XV, S. 74; XXI, S. 1 75. — Berg.
Zs. II, S. 123.
Handschrift 1. Qu. Im Pfarrarchiv zu Otzenrath: Sendprotokolle von
i7o6. Vgl. Tille, Übersicht I, S. 73. In München, Hof- und Staats-
Bibliothek: Slg. Redinghoven, LV, Bl. 82b. Beschreibung von 1 582.
2 69
26
KREIS ERKELENZ
Kathol.
Pfarrkirche
Geschichte
Beschreibung
Der Turm gehört in seinem Kern noch dem 12. — i3. Jh. an; die Kirche war
Tochterkirche von Keyenberg, dessen Pfarrer auch Kollator war. Im J. 1 4 5 1 fand
ein teilweiser Neubau statt; das jetzige Langhaus stammt aus dem J. 1 7 5 8 und wurde
im 1 9. Jh. verändert. Seit i8o4 ist Borschemich selbständige Pfarrei.
Schlichter rechteckiger Saalbau aus Ziegelmauerwerk mit abgeschrägten Ecken
an der Ostseite und kleinem Westturm, im Lichten 16 m lang, 9, 20 m breit.
Der kleine Turm dreigeschossig, glatt verputzt, in der Glockenstube mit ein-
fachen Stichbogenfenstern, achtseitiger Helm. Im Kern ist er noch romanisch, die
Turmhalle mit Tonnengewölbe. An der Südseite rechteckige schmucklose Vorhalle,
auf dem Türsturz die Inschrift: hoc templum reparatum est anno domini
mccccli.
Das Langhaus von 1 7 5 8 schmucklos mit schmalen Strebepfeilern und Spitz-
bogenfenstern, die erst in der Mitte des 1 9. Jh. angelegt wurden; an der Nord-
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Fig. 8. Borschemich. Lageplan des Hauses Palant.
seite kleine zweigeschossige Sakristei. Der Ostgiebel trägt die Eisenanker-Inschrift
anno 1 7 58.
Das Innere schmucklos, mit Spiegeldecke.
Von der Ausstattung sind zu nennen:
Einfache Rokoko-Kommunionbank des 18. Jh.
Drei Altäre und Kanzel aus der Zeit um 1800.
Die einzige alte Glocke von i464 trägt die Inschrift: martinus. int iaer
ONS HEREN MCCCCLXIIII. JACOP CLOCKGIETER.
Vor dem Turm Grabplatte, fast ganz abgetreten, mit Doppel wappen Palant
und Grass und Inschriftrest: „zur Geyen" (Maria Anna von Palant, f 1 784, ver-
mählt mit E. W. von Grass zur Geyen).
Haus Palant HAUS PALANT. Eisenberg-Mirbach. — Strange, Beiträge zur Genea-
logie I, S. 21. — Ann. h. V. N. LVII, S. i42. — Aachener Zs. III, S. 3o8, 3o9.
Ungenaue Ansicht vom J. 1 723 im Codex Welser.
Geschichte Im J. 1296 erscheint ein Milendonkscher Vasall Gotschalk im Besitz des Hauses
Birsmich; im J. 1 388 wird Tilgin von Lieventhal, im J. 1 39 1 Heinrich Oysse von
27o
BORSCHEMICH
27
Walhusen, ein Neffe des Arnold von Birsmich, von Erzbischof Friedrich III. mit Haus Palant
Birsmich belehnt (Lacomblet, U.B. III, No. 954). Dann erscheinen im J. i444
Johann von Valderode, später durch Heirat Johann Klaitz, im J. 1 5 1 1 die von Harff
auf dem Ritterzettel. Eine von Harff heiratete im J. 1 584 Christoph von Palant zu
Breidenbend, der dadurch Mitbesitzer wurde; ein Teil des Gutes war — wohl von
den Klaitz her — damals im Besitz des Johann von Blittersdorf. Im J. 1 5 86 wurde
Haus Palant, wie nunmehr das Haus genannt wird, zweimal von den Spanischen
Fig. 9. Borschemich. Ansicht des Hauses Palant.
und Kölnischen Truppen eingenommen, geplündert, beim zweiten Male auch die Vor-
burg niedergebrannt. Vielleicht im Anschluss an diese Eroberung entstand um ioooder
jetzige Bau. Im J. i 7 83 kam Haus Palant an Maria Anna von Palant, vermählt mit
E. W. von Grass zur Geyen, im J. 1 7 84 an dessen Schwäger Gerh. Casp. von 01-
missen und Th. A. von Houve, von diesen wieder wohl durch Verwandtschaft an
die Raitz von Frentz. Im J. 1 83 7 hat Edmund Raitz von Frentz zu Kellenberg das Haus
an die Familie Loerckens verkauft; jetzige Eigentümerin ist Frau Wwe. Loerckens.
Von der rechteckigen Vorburg sind bauliche Reste nicht mehr vorhanden; Beschreibung
sie zeichnet sich nur noch durch die teilweise erhaltenen Gräben ab. Auf dem
Terrain steht jetzt ein Schuppen (Lageplan Fig. 8).
27l
28
KREIS ERKELENZ
Haus Palant Die rechteckige von tiefen Wassergräben umgebene Hauptburg aus der Zeit
um 1600 enthalt an der Südseite das zweigeschossige Herrenhaus mit abgetrepptem
und geschweiftem Giebel, sowie einem rechteckigen Turm nach Osten; der Turm
hat ein vierseitiges Pyramidendach mit dem Palantschen Wappen in der Wetter-
fahne. Die Fenster sind im 1 9. Jh. sämtlich verändert (Fig. 9). An der Nordseite,
dem Herrenhaus gegenüber, noch ein kleinerer, vielleicht älterer Wohnbau mit
Treppengiebel nach Westen; der Zwischenbau an der Westseite ist modern. Der
Rest der Gebäude an der Ostseite einfach, aus dem 1 7 . Jh., mit grossem Korbbogen-
tor, darüber das Ehewappen Palant und Nyvenheim (Ferd. von Palant, f 1 673.
verm. mit Josina von Nyvenheim). Der kleine fast quadratische Binnenhof z.T.
noch mit Holzgalerie und Schutzdach aus dem 18. ]h.
Aussen am Herrenhaus eingemauert ein schöner Kaminsturz aus Sandstein,
darauf vier Ahnenwappen mit den Inschriften: batenborg, pallant, leraet, vvylich
und der Inschrift: anno IÖ24. c. H. v. p. obrister. tandem bona causa
I K1UMPHAT.
DOVEREN.
Römische RÖMISCHE UND GERMANISCHE ANLAGEN. Schneider nimmt
" "Anlagen"' eine Römerstrasse aus dem Norden des Kreises über Doveren nach Körrenzig, Jülich
an (B. J. LXXIII, S. 4. — Aachener Zs. XIV, S. i7, 36).
Über einen Ringwall bei Doveren vgl. Heimatkunde 1 S7 9, S. 22.
Kathol. KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Dionysii). Binterim und
aii wie il jyOOREN^ g jj^ g 222^ 322 — Kaltenbach S. 276. — Offermann S. i43. -
Habels, Geschiedenis van het bisdom Roermond I, S. 4o7.
H andschri ftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Urkunde von 1 2 3 5, betr. die von
dem Pfarrer zu Doveren zu leistenden Dienste in der Kapelle des Hofes Hobusch.
- Urkunden von 1-47 7, 1 499, 1 5 o 1 , iSlo und i5i7, betr. Kloster Hohenbusch. —
Urkunden des 16. Jh., betr. Haus Nierhoven, des 16. und [7. Jh., betr. die Pfarr-
und Vikariestellen. — Stiftungsurkunden von i5i4 ab. — Rechnungen, Lagerbücher,
Rentenverzeichnisse vom i7. ]h. ab. Im einzelnen vgl. Tille, Übersicht II. S. io5.
Geschichte Der Ort findet eine erste Erwähnung im }. 1 1 66 (Lacomblet, U.B. I, Nr. 4 1 4 1;
die Kirche wurde im J. 11 78 von Graf Heinrich von Limburg der Abtei in Kloster-
rath geschenkt (Ernst-Lavalleye, Hist. du Limbourg VI, S. 1 56. — Berg. Zs XXII.
S. 200). Vielleicht gehört der Kern des Turmes noch der romanischen Zeit an, der
Aufbau stammt wohl aus dem i5. Jh.; das Langhaus wurde im J. 1 7 7 1 neugebaut.
Das Kollationsrecht lag in den Händen des Abtes von Klosterrath.
Beschreibung Saal bau des 18. Jh. mit vorgelagertem Westturm, im Lichten etwa 25 m lang,
1 2 m breit.
Der massige viergeschossige Turm, mit moderner Tür an der Südseite,
schmalen Scharten in den Mittelgeschossen und je zwei Spitzbogenöffnungen in der
Glockenstube; achtseitiger Helm. Der Turm ist in seinem ganzen Umfang mit einem
entstellenden, gequaderten Cementverputz versehen.
Das Langhaus von 1 7 7 1 , ein Ziegelrohbau mit dreiseitigem Chorschluss, hat
eine schlichte Pilastergliederung mit grossen Stichbogenfenstern; über der Tür an der
Südseite das Chronogramm : tIbI trInItatI et VnItatI saCrIfICabo hostIaM
LaVDIs (i77i).
272
DOVEREN 29
Die an den Chor angebaute Sakristei des 18. Jh. als Verbindung zum Pfarr- Kathoi.
Pfarrkirche
haus auf einem grossen Bogen über dem Hohlweg.
Im Inneren flache Holztonne mit sichtbaren Eisenankern; die Öffnung der
Turmhalle spitzbogig.
Von der Ausstattung sind zu nennen: Ausstattung
Eine einheitliche, bei dem Neubau von 1 7 7 1 beschaffte Ausstattung mit drei
Rokokoaltären, entsprechende Orgel, Kanzel und Beichtstühle, alles in
guten, aber schlichten Formen.
In der Turmhalle eine Kreuzigungsgruppe aus Holz in dreiviertel Lebens-
grösse, ziemlich derb und noch von gotischer Auffassung, wohl aber erst dem
i 7. Jh. angehörend.
Im Langhaus an der Südseite rechts Muttergottesfigur aus Holz, etwa
l m hoch, gute niederrheinische Skulptur um iSoo, in einem Gehäuse mit Konsole
und Baldachin aus dem 1 8. Jh. Auf der Konsole das Chronogramm : prae CVnCtIs
VIrgo, MoDeratrIX orbIs et aXIs. o. p. n. (i 785).
Einfache Barockmonstranz aus vergoldetem Silber mit der Inschrift: EX-
PENSIS R. D. JOAN. SELLARI, PASTORIS, ET COMMUNITATIS IN DOVEREN. 1 6 7 1 (Johann
Sellarius, Pastor in Doveren 1 637 — 1682, war ehemaliger Feldgeistlicher des Johann
von Werth).
Barock-Ciborium aus vergoldetem Silber mit der Inschrift: catharina
WASSENBERG D. D. 1 694.
Tauf stein aus Namurer Blaustein, die achtseitige Kuppa mit schlichtem
Randprofil und vier Eckköpfen, kurzer Schaft mit Basen der vier jetzt verlorenen
Ecksäulchen, 12 — 13. Jh., 102 cm breit, 88 cm hoch.
Die einzige alte Glocke von 1 499 trägt die Inschrift: sancta maria vocor, Glocke
TO DEN DINST GÖTZ LUIDEN ICH, DEN DTJIVEL VERJAGEN ICH, GREGORIUS VAN TRIER
GOIS MICH ANNO DOMINI MCCCCXCIX.
Das Pfarrhaus ist ein einfacher grosser Ziegelbau aus der Zeit um 1 7oo Pfarrhaus
(Ernst-Lavalleye, Hist. du Limbourg VII, S. 263).
HAUS KLEIN- KUNKEL. Haus Klein
Ob die ältere Ansicht eines Hauses Kunkel vom J. 1 7 2 3 im Codex Welser, Kunkel
der als Besitzer einen Herrn von Welser angibt, sich auf Klein-Kunkel bezieht, ist
zweifelhaft.
Das Gut war wohl ein Abspliss des Hauses Gross-Kunkel (Kreis Geilenkirchen), Geschichte
das im i4. Jh. im Besitz eines gleichnamigen Geschlechtes, im i5. und 16 Jh. im
Besitz der Wolff von Randerath, von Velrath gen. Meuter, von Beeck, von Horrich,
im J. 1 5 4 1 wieder der vor, Velrath erscheint. Erst nach diesem Jahr scheint Klein-
Kunkel abgetrennt zu sein, dessen Burghaus im J. 1 582 entstand und im J. 1 644
wesentlich umgebaut wurde. Um i76o gehörte Klein-Kunkel dem Hermann von
Gangelt. Jetziger Eigentümer ist Herr Ackerer Weidmann.
Einfache rechteckige Hofanlage, an der einen Ecke das interessante zwei- Beschreibung;
geschossige Wohnhaus des 16. und i7. Jh. (Fig. 10), ein rechteckiger Bau, die
Schmalseiten mit je einem Klötzchenfries über jedem Geschoss und mit abgetreppten
und geschweiften Giebeln ; an dem Aussengiebel die Jahreszahl i644 in Eisenankern.
Die Fenster entweder schmal quergeteilt oder mit Kreuzsprossen in Hausteinfassung,
an der Innenseite zum Teil in Holzeinfassung; hier die Haustür mit Oberlicht, auf
dem Sturz die Jahreszahl i582. Ein Teil des Erdgeschosses enthält noch ein nach
aussen durch kleine Fenster sich kennzeichnendes Zwischengeschoss. An der Hof-
273
3o
KREIS ERKELENZ
Haus Klei
Kunkel
n- seite springt ein rechteckiger Treppenturm vor, mit Klötzchenfriesen und kleinen
Fenstern, jetzt mit dem Hauptbau unter ein Schleppdach gebracht. Die freiliegende
Langseite des Hauses besass nach den alten Ansätzen gleichfalls an der einen Ecke
früher einen Turm (Fig. 10). An die rückwärtige Schmalseite des Hauses ist ein
schlichter Nutzbau mit Pultdach angefügt, daran die Jahreszahl 1 7 5o in Eisenankern.
Dem Wohnhaus gegenüber an der anderen Ecke des Hofes ein kleinerer
zweigeschossiger schlichter Wohnbau des 18. Jh., an der Innenseite mit Holz-
galerie.
Die übrigen den Hofraum umgebenden Bauten sind einfache Wirtschaftsge-
bäude des i9. Th.
Fig. 10. Haus Klein-Kunkel. Ansicht des Wohnhauses.
Haus
G r i 1 1 e r n
Geschichte
HAUS GRITTERN. Eisenberg-Mirbach. — Aachener Zs. VI, S. 161;
XV, S. 29 1, Nr. 108.
Handschriftl. Qu. Archivalien über Grittern finden sich wahrscheinlich in
dem Gräflich Hompesch-Bollheimschen Archiv, jetzt in Joslowitz in Mähren
(Wd. Zs. I, S. 4o4).
Ältere Ansicht vom J. i 723 im Codex Welser, ganz ungenau.
Grittern ist wahrscheinlich Stammsitz des gleichnamigen Geschlechtes, das
seinem Wappen nach mit den Herren von Körrenzig gleicher Herkunft ist. Im
J. 1 42 5 erscheint Tilmann von Grittern; Sophia von Grittern heiratet im J. 1 53 5
Dietrich von Lieck und bringt ihm Grittern zu. Wahrscheinlich Johann von Lieck
und Elise von Wevorden erbauten in der 2. H. des 16. Jh. das noch zum Teil
bestehende Burghaus. Durch die Heirat der Elise Christine von Lieck im J. 1 654
274
Taf. 1.
»- —
*
A
>
Haus Grittern vor dem Umbau.
ELMPT
3i
kam Grittern an Wilhelm Degenhard von Hompesch-Bollheim. Die Grafen von Haus
Hompesch-Bollheim besassen Grittern bis zu der Veräusserung ihres gesamten er"
rheinischen Besitzes um 1 84o.
Der jetzige Eigentümer ist Herr Reg.-Assessor Konrad Bresges aus Rheydt;
unter ihm wurde um i9oo — gleichzeitig mit Errichtung einer neuen Villa durch
den Baurat O. March in Charlottenburg — das Obergeschoss des alten Burghauses
abgebrochen. Die Verstümmelung dieses interessantesten und malerischsten Burg-
hauses im ganzen Kreis Erkelenz ist nicht genug zu bedauern.
Das von breiten Wassergräben umgebene Burghaus war bis zum J. i9oo ein Beschreibung
zweigeschossiger rechteckiger Ziegelbau mit hohen Giebeln und einem an der einen
Giebelseite vorspringenden kleinen Vorbau von zwei niedrigeren Geschossen (Taf. I).
Das Haus erhob sich auf ziemlich hoher Untermauerung; die Langseite hatte sechs,
die Schmalseite drei Fensterachsen. Die ziemlich unregelmässig verteilten Fenster
in Haustein - Einfassung teils schmal und quergeteilt, teils mit Kreuzsprossen; an
den Langseiten ein Klötzchenfries. Von den Giebeln war der rückwärtige einfacher,
geschweift und abgetreppt; der vordere Hauptgiebel und der Giebel des Vorbaues
waren mit kleinen Fenstern versehen und zeigten eine reiche Gliederung in wage-
rechte Streifen durch Hausteingesimse; die Staffeln in Haustein konsolartig ausgebildet
und mit Steinkugeln besetzt. Die äusserst reizvolle und malerische Gliederung war
auf das Engste verwandt dem Giebel an der Deutschordenskommende in Siersdorf
vom J. 1 578 (Kunstdenkm. des Kr. Jülich S. 222, Fig. i46, Taf. XII). Die Tür in
dem Vorbau ist nachträglich verändert, darüber sitzt ein grosser Haustein mit dem
Ehewappen Lieck und Wevorden.
Bei dem Abbruch des Obergeschosses im J. 1 9oo sind die beiden Hauptgiebel
gefallen; das jetzige Dach folgt in Firsthühe und Neigung dem Dach des Vorbaues,
so dass von der Fensterreihe des Erdgeschosses in dem Hauptbau nur die unteren
Teile der Fenster erhalten sind. Hierdurch — wie auch durch die Ausführung des
Daches in roten Falzziegeln — ist der überaus malerische und architektonisch so
interessante Bau vollkommen entstellt und verstümmelt.
Die Vorburg war schon früher ganz neu gebaut worden; sie enthält nur ganz
schlichte grosse Nutzbauten des 1 9. Jh.
Im Inneren des jetzt als Magazin dienenden Burghauses auseinanderge-
nommen ein schöner Renaissancekamin aus Sandstein vom Ende des 16. Jh., auf
den Pfeilern Adam und Eva, auf dem Sturz in ziemlich willkürlicher Reihenfolge die
Wappen Beesten und Osen, Redinghoven und Beesten, Grittern, Lieck und Wevorden,
Nersdonc, Wevorden und Krieckenbeck, Honseler und Beeck, Hüls, Wildenrath (?)
und Mahr gen. Losheim (?), jedenfalls die Ahnenwappen der Erbauer Lieck und
Wevorden.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Laurentii). Kaltenbach Kathoi.
S. 3o4. - Offermann S. i46. Habets, Geschiedenis van het bisdom Roer- PfarrkircJ
mond I, S. 4oS ; III, S. 2 74.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Akten der Rosenkranzbruderschaft
von 1 699 ab. — Lagerbuch von i79o, vgl. Tille, Übersicht II, S. 106.
Die Kirche ist ein einheitlicher Bau des i5. Jh.; der Turmaufbau stammt Gesdiichte
aus dem J. 161 1. Seitdem um 1880 durch einen Orkan der Turmhelm abge.weht
275
32
KREIS ERKELENZ
Kathoi. wurde, hat der Turm nur ein flaches Notdach. Die Kirche ist etwa i87o — 1880
Pfärrkirchs
durchgreifend restauriert worden.
Beschreibung Dreischiffige spätgothische Hallenkirche aus Ziegelmauerwerk mit vorge-
lagertem Westturm, im Lichttn 22 m lang, i4,5o m breit (Grundriss Fig. 1 1. — Chor-
ansicht Fig. 12).
Der viergeschossige Westturm ganz einfach, teils in Ziegeln, teils in Tuff
ausgeführt. Das Westportal, in spitzbogiger Blende, ist erneuert; die beiden mittleren
Geschosse mit je zwei Spitzbogenblenden an jeder Seite ; die Glockenstube mit je
zwei ungegliederten Spitzbogenfenstern, hier an der Westseite die Jahreszahl 161 1 in
Eisenankern. Flaches Notdach.
Das Langhaus von drei Achsen und der Chor von zwei Achsen mit Chor-
schluss sind gleichfalls ganz schlicht behandelt; einfache Sockelschräge und das um
die Strebepfeiler verkröpfte Kaffgesims aus Haustein, die Fenster mit zweiteiligem
Masswerk. Die sämtlichen Hausteinteile sind in den J. i87o— 1880 erneuert. Anden
Lar.gseiten über den drei
Achsen zwei glatte Giebel,
die wohl auch von einer
Wiederherstellung im i9. Jh.
stammen ; wahrscheinlich
waren die Seitenschiffdächer
ursprünglich abgewalmt. An
den Westseiten der Seiten-
schiffe schlichte spätgotische
Türen in Blausteinumrah-
mung.
An der Nordseite des
Chores eine kleine recht-
eckige Sakristei, auch mit
erneuertem Masswerkfen-
ster, der Kirche in etwas
jüngerer Zeit zugefügt.
Am Chor in die Strebepfeiler vermauert zwei Ecken eines romanischen
Taufsteinbeckens des 12. — i3. Jh. aus Namurer Blaustein, jedesmal ein roher
Kopf mit Ansätzen eines Rankenornamentes.
Inneres Das Innere schlicht mit vier schweren Säulen, die Gurtbögen an den
Kanten abgeschrägt; die Rippen der Kreuzgewölbe sitzen im Mittelschiff auf derben
Figurenkonsolen. Im Chor und in den Seitenschiffen ein durchlaufendes Kaffge-
sims, auf dem die dünnen Dreiviertel-Dienste mit ihren einfachen glatten Kapitalen
ansetzen.
Ausstattung Die Ausstattung zum grössten Teil modern; zu erwähnen sind:
Einfacher barocker Beichtstuhl des i7.— 18. Jh.
Rokokobänke aus der 2. H. des 18. Jh. mit geschweiften offenen Rück-
lehnen in der Art der Rokoko-Sofabänke.
Schlichter Rokokokelch aus vergoldetem Silber mit Birnknauf ; auf dem Fuss
die Wappen Gelder und Geloes-Oelder, weiter die Inschrift: MarIa CaroLIna
IosephIna a geLDer, abbatIssa In neVWkLoster ( 1 77 1 ). anno domini 1 7 7 i —
et sa seur adolphina l. b. de geloes, nee baronne de gueldre, domina in
DILBORN, ELMPT ET LOBOS. - - nVnC HARVM qVaE Me DeDerVnT SaCränDO
276
ELM PT
33
MeMento (572o) ab anno mundi 5720 (?). Stempel undeutlich, Löwe mit Anker (?), Kathol.
_ , rv ; W I w pfarrkil.che
Düsseldorf (.-') und J. R.
Die einzige alte Glocke vom f. 1 44 i trägt die Inschrift : MARIA VOCOR, anno Glocke
DOMINI MCCCCXLI JOHANNES DE HINTEM ME FECIT.
KATHOLISCHE KAPELLE ,an der Heide' (s t. s. Mariae}. , Kathol.
Kapelle an
Die Kapelle, die an dem jetzigen Bau als Chor erhalten ist, wird schon im der Heide
J i7o3 genannt, im J. i 7 34 wurde das jetzige Schiff angebaut.
Kleiner Saal bau aus Ziegelmauerwerk mit drei einfachen Stichbogenfenstern
an jeder Langseite, der kleine Chor mit segmentförmigem Chorschluss, zu beiden
Seiten kleine Sakristeibauten. Schlichter Dachreiter.
Fig. 12. Elmpt. Ansieht der katholischen Pfarrkirche.
Von der Ausstattung sind zu nennen: Ausstattung
Kleiner flandrischer Schnitzaltar mit gemalten Flügeln aus der i. H. des Schnitzaltar
16. Jh., der Schrein 2,20 m breit, 2,. So m hoch (Fig. t3).
Der Schnitzschrein mit überhöhtem Mittelteil zeigt oben die drei grossen
Gruppen der Kreuzschleppung, der Kreuzigung und der Grablegung, unten sechs
kleine Gruppen mit der Verkündigung, Begegnung, Verehrung des Kindes, Anbetung
der Könige, Beschneidung und Darbringung im Tempel. Die Gruppen in der alten,
allerdings sehr beschädigten Polychromie.
Die gemalten Flügel zeigen auf den Innenseiten Christus im Garten Gethse-
mane, Gefangennahme, Himmelfahrt und Püngstfest, oben Verspottung und Aufer-
3
277
34
KREIS ERKELENZ
^Kathoi. stehung Christi. Auf den Aussenseiten Abraham und Melchisedech, die Messe des
der Hei(iV h. Gregor, das Abendmahl, oben Christus und die Samariterin.
Der Altar, der schon nahe an die Mitte des 16. Jh. heranreichen dürfte,
gehört zu der grossen Gruppe der flandrischen, als Importware hergestellten Schnitz-
altäre, wie sie namentlich im Kreis Jülich so reich vertreten sind. Wenn der Elmpter
Altar auch nicht zu den besten Werken dieser Gattung rechnen kann, so ist er doch
auch durch die grosse Bravour der Behandlung ausgezeichnet. Die Malereien der
Flügel sind ziemlich mittelmässige Werke.
Fig. 13. Elmpt. Schnitzschrein des flandrischen Altars in der Kapelle.
Drei kleine mittelmässige Barock altäre und einfache Kanzel des 18. Jh.
Ölgemälde der Pieta, Halbfiguren, mittelmässig, 80 cm hoch, io5 cm breit,
1 7. — 1 8. Jh.
Ölgemälde der h. Theresia a. d. 18. Jh., mittelmässig, 1,20 m breit, 1,60 m hoch.
Eine Anzahl kleiner geschmiedeter Figürchen, derb, wahrscheinlich Weih-
geschenke aus dem i5. — 18. Jh.
GioAen Die beiden Glöckchen von 1 7 2 7 tragen die Inschriften:
1. AVE MARIA, GRATIA PLENA. GODFRID DENCKELMEYER GOS MICH IN
CÖLLEN I 7 2 7.
2. DOMINUS TECUM. ANNO 1 72 7.
278
ELMPT
35
HAUS ELMPT, von Ledebur, Allgem. Archiv VII, S. 289. — Niederrhein. Haus Elmpt
Geschichtsfreund 1880, S. 1 58 ; 1881, S. 88. — von Mering, Gesch. der Burgen in
den Rheinkmden XI, S. 72.
Handschri ftl. Qu. Archivalien im Archiv des Freiherrn von Dalwigk-
Lichtenfels zu Kirchberg (Tille, Übersicht II, S. 2 5).
Ältere Ansicht, Lithogr. um i84o, noch mit den früheren Dächern, 20 X
2 5 cm gross (Ex. bei Bürgermeister Heinrichs, Haus Elmpt).
Elmpt ist Stammsitz eines schon im J. I2o3 vorkommenden gleichnamigen Geschichte
Geschlechtes ; die von Elmpt haben auch den im wesentlichen noch dem 1 5. und
1 6. Jh. angehörenden Bau errichtet. Der letzte Besitzer aus dieser Linie, der auch
Fig. 14. Haus Elmpt. Lageplan und Detail eines Ecktürmchens.
Haus Dilborn (s.u. S. 37) besass, war Daniel von Elmpt (f 1 66 1 ). Daniels Schwester
•Isabella heiratete im J. 1602 Rene" von Geloes; ihre Nachkommen besitzen in der
Folge beide Güter. Von den von Geloes kaufte Edmund Franz von Rohe im J. i7oi
Haus und Herrschaft Elmpt. Unter den von Rohe entstand um i75o der Torturm.
Im J. 1 7 59 verkaufte Alexander Anton von Rohe Haus Elmpt wieder an Adolfine
von Geloes, geb. von Gelder- Arcen; deren Erben, die Freiherren von Geldern, ver-
äusserlen den Besitz im J. 1 783 an den kurkölnischen Staatsminister Frhr. von Hoesch
zu Süntrop (Köln, Stadtarchiv: Alftersche Sammlung LXVI, Bl. i52). Elmpt ist dann
im Besitz seines Schwiegersohnes Frh. Heinr. Theod. von Hallberg; die Hallbergschen
Erben haben im J. 1 854 Haus Elmpt an die Kinder des Bürgermeisters Adams ver-
äussert, dessen Grossneffe, Herr Bürgermeister Heinrichs, der jetzige Eigentümer ist.
r
279
36
KREIS ERKELENZ
Pt Nachdem schon im J. 1 7 6 1 die Vorburg abgebrannt war, ist sie im 1 9. Jh. fast ganz
beseitigt worden; das Haus selbst wurde um die Mitte des 1 9. Jh. seiner interessanten
hohen Dächer beraubt.
ne Das Herrenhaus ist eine rechteckige Anlage in Ziegelmauerwerk aus dem
lS. Jh. (Lageplan Fig. (4, Ansicht Fig. i5, Detail Fig. 16). In der Mitte der Vorder-
seite der dreigeschossige, um i75o eingefügte Turm mit zweiflügeliger Freitreppe
aus Blaustein, das Erdgeschoss mit Rundbogenportal zwischen Pilastern in Blaustein,
darüber das Ehewappen Rohe und Kettler mit der Devise: SIBI et posteris, daneben
zwei schmiedeeiserne Arme (Fig. 16). Im Obergeschoss modernes Fenster, dann
Klötzchenfries, in dem zweiten Obergeschoss ein schmales quergeteiltes Fenster in
Fig. 15. Haus Elmpt. Ansicht.
Holzfassung. An Stelle der zierlichen, auf der Lithographie um i84o noch abgebil-
deten Barockhaube jetzt ein ganz flaches Dach.
Die Westseite mit dem grösseren Wohnhaus von zwei Achsen an der Schmal-
seite, fünf an der Langseite ; an den äusseren Ecken auf Hausteinkonsolen und Flach-
bögen auskragend zierliche Ecktürmchen (Fig. i4). Das südliche reicht nur bis
zum zweiten Obergeschoss und hat noch einen zweiten Klötzchenfries, das nördliche
ist ganz glatt bis zum Dach durchgeführt. Die Fenster sind sämtlich im i9. Jh.
verändert worden. Über dem Erdgeschoss — auch an der Vorderseite neben dem
Turm — ein Klötzchenfries; der Klötzchenfries über dem zweiten Geschoss — wie
am Turm — ist jünger, wahrscheinlich wurde das ganze dritte Geschoss erst im
18 Jh. aufgesetzt. In der Vorderseite liegt zwischen dem Torturm und dem Wohn-
haus noch der rechteckige Treppenturm, im Inneren mit schwerer Holztreppe, jetzt
mit dem Hauptbau unter ein flaches Dach gebracht, nach der alten Ansicht früher
280
ELMPT
37
auch noch mit einer hohen spitzen Haube versehen; damals hatten auch noch die Haus Elmpt
Ecktürmchen ihre alten spitzen Dächer.
Dem Wohnhaus entspricht auf der anderen Schmalseite ein gleich grosser
Wohnbau, auch mit zwei ähnlichen Ecktürmchen, jedoch nur zwei Geschosse hoch;
auch hier sind sämtliche Fenster nachträglich verändert und das Ganze ist mit einem
flachen Dach versehen worden. Die Rückseite enthielt zwischen beiden Wohnbauten
an Stelle der jetzigen niedrigen Gartenmauer, eine Wehrmauer, an der sich auch der
Klötzchenfries hinzog.
Die Hofseiten der Gebäude zeigen — obwohl mannigfach verändert — noch
Fig. 16. Haus Elmpt. Portal und Freitreppe des Turmes.
durchweg die Ansätze und Türen einer Holzgalerie, die sich um den ganzen Hof,
auch an der Abschlussmauer im Norden hinzog.
Das Innere der im 1 9. Jh. vollkommen geänderten Bauten ist schmucklos. Inneres
Von der Ausstattung sind zu nennen: Ausstattung
Tote nta fei des Joh. Franz von Obsinnig gen. von Rohe, Obristwachtmeister
des Althanischen Dragonerregimentes, f den 6. März 1 74 2.
In der Scheune ein schöner schmiedeeiserner Hai (Schwenkarm) des 1 5. Jh.
mit Masswerkrosette, aus einem grossen offenen Kamin herrührend.
SCHLOSS DILBORN. Handschriftl. Qu. Im Gemeente-archief Schioss
zu Roermond: Ritterzettel u. s. w. vom 16. Jh. an (Auszüge in der Samml. Fahne, Dllborn
Köln, Stadtarchiv, Folio-Bd. 3 8). — Im Archiv des Freiherrn von Dalwigk-Lichten-
fels, Haus Kirchberg: Einzelne Archivalien (Tille, Übersicht II, S. 25).
281
38
KREIS ERKELENZ
Sc hl o ss Im J. 1 363 erklärt Seger von Swalmen von Herzog Eduard von Geldern Haus
Geschichte Dilborn zu Lehen empfangen zu haben (Nijhoff, Gedenkwaardigheeden II, Nr. 1 25).
Dilborn findet sich dann bereits im J. t 433 im Besitz der von Goltstein, von welchen
es durch Kauf im 16. Jh. an die von Elmpt überging. Gerhard von Elmpt erbaute
im J. 1 583 ein neues Haus. Dilborn kam dann durch Heirat an die Geloes.
Im J. 1 663 wird Johann Daniel von Geloes, Mitherr zu Elmpt, wegen Dilborn
aufgeschworen (Inventaris van het oud archief der gemeente Roermond IV, S. 32 5).
Dilborn, dessen noch erhaltene Gebäude aus der Mitte des 18. Jh. stammen, blieb
nun mit Haus Elmpt vereinigt bis zum J. 1 854 (s. o. S. 35); damals verkauften die
Erben Hallberg das Schloss an den Grafen Julius von Schaesberg; jetziger Eigen-
tümer ist Herr Reichsgraf von Schaesberg-Thannheim zu Krieckenbeck.
Fig. 17. Schloss Dilborn. Ansicht vom Graben aus.
Beschreibung Der noch erhaltene ältere Bau ist ein im grössten Mafsstab angelegtes Neben-
gebäude von 1 7 5 2, ein langer zweigeschossiger Trakt von sechs Achsen mit risalit-
artigen dreigeschossigen Türmen von je drei Fensterachsen an den beiden Enden
(Fig. i7). Die Fenster sind sämtlich einfache Stichbogenfenster, das Erdgeschoss hatte
nach dem Vorplatz hin sechs grosse, jetzt vermauerte Remisentore. Die Dächer sind
einfache hohe Mansarddächer, auf den Türmen Wetterfahnen mit der Jahreszahl 1 752.
An den einen Turm ist um i83o ein kleiner zweigeschossiger Flügel angebaut
worden. An der Rückseite des Mitteltraktes wurde auf Pfeilern in dem breiten
Wassergraben im J. 1 867 eine gotische Kapelle angefügt.
Das alte Schloss von 1 583 lag dem erhaltenen Bau gegenüber in den jetzigen
grossen Gartenanlagen; es wurde wahrscheinlich nach 1 854 niedergelegt.
Seitwärts, über die Strasse weg, liegt der neue Wirtschaftshof, ein gotischer
Ziegelbau aus der Zeit um 1860.
282
ERKELENZ
39
ERKELENZ.
G. Eckertz, Fontes adhuc inediti rerum Rhenanarum, Köln i864, I, S. 65: Literatur
Erkelenzer Chronik. — Dasselbe: Ann. h. V. N. V, S. i. — B. J. XXI, S. 97. — von
Ledebur, Allgemeines Archiv VII, S. 289. — Lückerath, Die Herren von Heinsberg
III, S. 5. — Verbeeck, De Reinaldi II comitis Gelriae rebus gestis, Münster 1 858. -
Kaltenbach, S. 281. — Offermann, S. i3i. — Merian, Topographia Germaniae
inferioris, p. 84. — Corsten, Beitrag zur Gesch. der Stadt Erkelenz, Progr. Erkelenz 1 85 1
u. 1 856. — J. von der Hart, Geschichte und Sagen des Erkelenzer Flachsgefildes,
Erkelenz 1 874, 2 Heftchen. — Fahne, Gesch. der Fürsten und Grafen von Salm-
Reifferscheid I, 1, S. 1 9 1 . — Nijhoff, Gedenkwardigheeden I — VI, a. v. O. — Nettes-
Fig. 18. Erkelenz. Ansidit der Befestigung aus dem Anfang des 16. Jh.
heim, Gesch. der Stadt Geldern I, a. v. O. — (Berns), Histor. Nachrichten über die
Stadt Linnich S. 1 33, 1 39. — Habets, Geschiedenis van het bisdom Roermond II,
S. 129; III, S. 160. — Nettesheim, Kronick der stad Roermond van i562 — 1 638. —
Bijdragen end Mededeelingen der Vereeniging Gelre VI, S. 249. — Henrichs, Die
ehemal. Innungen der Stadt Geldern S. 24.
ROMISCHE FUNDE. Die einzigen römischen Funde, die in Erkelenz ge- Römische
macht sind, sind die eines Denksteines, der von einem Hauptmann der 35. Legion Funde
gesetzt ist, und zweier Steinsärge (Hüpsch, Epigrammatographie S. 55. — Ann. h. V. N. V,
S. 73. — Brambach, Corpus inscriptionum rhen. Nr. 62 7). Uber die in Erkelenz
festgestellten Römerstrassen vgl. B.J. LXXIII, S. 5. — Aachener Zs. VIII, S. ioi, io5;
IX, S. 6; XII, S. i53; XIV, S. i9.
Altere Ansichten und Pläne, i. Ansicht aus der Vogelschau, aquarellierte Ansichten
Handzeichnung des Kartographen Jakob 7>an Deventer, Mitte des 16. Jh., im all- und Plane
283
4o
KREIS ERKELENZ
Ansichten
und Pläne
Rath ol
P f a r r I; i r c h e
gemeinen schon mit dem nachfolgenden Kupferstich (Nr. 2) aus dem Anfang des
1 7 . Jh. übereinstimmend. Das Original in der Königl. Bibliothek zu Madrid, genaue
Kopie von i892 im Rijks-
archief zu Maastricht.
2. Kupferstich, An-
sicht aus der Vogelschau,
ohne Einzeichnung der
Häuser, nur Befestigungs-
werke und Burg, oben die
Wappen von Geldern und
Erkelenz, 23,5 * 16 cm gross,
wahrscheinlich aus Blaeu,
Novum ac magnum theatrum
urbium Belgicae; Anfang des
i7. Jh. (Fig. 18).
3. Kupferstich, wohl
Kopie nach dem vorigen,
i6,7 * 12,2 cm gross, aus:
Suchten hörst, XIV boe-
ken van Celdersse geschie-
denissen, Arnheim 1 65 4.
4. Kupferstich, Über-
fall der Jülicher Besatzung
durch die staatischen Trup-
pen im J. 1610, im Hinter-
grund ungenaue Ansicht von
Erkelenz, 2 7,5 X 1 9,5 cm
gross, aus Hogenbergs Ge-
schichtsbildern, Nr. 374.
5. Radierung, die
gleiche Darstellung, in Rela-
tio d. i. evgentlicher und auss-
fürlicher Bericht, was sich
seythero verlauffen
habe, Augsburg (P. W. Zim-
mermann) 1 6 1 1 .
6. Ganz schematische
Ansicht vom J. 1 7 23 im
Codex Welser.
RATH O LISCHE
PFARRKIRCHE (s. t. s.
Lamberti). Erkelenz und
seinVerhältnis zum Aachener
Marienstift: Echo der Gegen-
wart, Aachen i858, Nr. 2 76,
2 9o. — Ausführlich Bolten
49. — Knippi.nbergh, Historia ecclesiastica ducatus
Bulletin de l'institut archeologique Liegeois XXVIII,
Fig. 19. Erkelenz. Grundriss der katholischen Pfarrkirche.
in der Aachener Zs. VII,
Geldriae S. 122, 1 76, 259.
284
ERKELENZ.
4i
de Ram, Analectes pour servir ä l'histoire ecclesiastique de la Belgique I,
0. — Habets, Ge-
! B
1 vi
j 1
iül
I
1
- ^_ >
■•um
tf
Iii
S. 332. —
S. 295. — Rembert, Die Wiedertäufer im Herzogtum Jülich, a.
schiedenis van het bisdom
Roermond T, S. 4o8, 606.
Handschrift 1. Qu.
Im Pfarrarchiv: Kirchen-
renten um i55o. — Einkünfte
der Altäre von 1 5 96. — Pa-
storatlagerbuch von 1 68 1 . —
Verzeichnis der Patrone, Kol-
latoren etc. in den Kirchen
zu Erkelenz, Kückhoven,
Nieder- und Oberkrüchten
von 1 6 1 4. — Rentenregister,
Stiftungen u. s. w. vom 1 7. Jh.
an. — Rentenverzeichnisse
u. s. w. der Kapellen in Holt
und Matzerath vom i7. jh.
ab. Im einzelnen vgl. Tille,
Übersicht II, S. 108. — Im
Staatsarchiv zu Düssel-
dorf: Urkunden und Akten
über das Verhältnis zu Aachen
in dem Archiv des Aachener
Marienstiftes (Ilgen, Rhein.
Archiv S. 54). — Im Stadt-
a r c h i v zu E r k e 1 e n z : Akten
über die Beziehungen der
Stadt zum Marienstift, Kirchen-
rechnungen von i45o ab (vgl.
unten S. 57). — Im Archiv
des Münster stift es zu
Aachen: Urkunden und
Akten über die Beziehungen
des Stiftes zu Erkelenz und
Kückhoven von i 3 2 6 — i8o7.
Im }. 966 kommen durch
Tausch die von dem Grafen
Immo im Mühlgau besessenen
Güter an das Aachener Ma-
rienstift, darunter namentlich
jHerclmze'; die Gründung von
Erkelenz durch Karl d. Gr. ist
sagenhalt (Lacomblet, UB.I,
Nr. [o7; II, Nr. 1 35. — Sloet,
Oorkondenboek Nr. 497). Von
dem Bestand einer Kirche in oder bei Erkelenz hören wir erst gelegentlich in einem
Verzeichnis des 12. fh.; der einzige Rest dieses romanischen Baues sind wohl nur
Kathol.
Pfarrkirche
IT
I 1
Gesdiidile
Fig. 20. Erkelenz, katholische Pfarrkirche Aufriss des Turmes
285
42 KREIS ERKELENZ
Kathoi. die beiden Löwenköpfe von dem Beschlag einer romanischen Tür (s. u. S. 47). Erst
arr irc e nachdem ;m j ^4o die Kirche in Erkelenz mit ihrer Tochterkirche in Kückhoven
• dem Marienstift in Aachen inkorporiert worden war, ist man am Ende des i4. Jh.,
wohl nach der Eroberung der Stadt von i37o, an einen umfassenden Neubau heran-
gegangen. Unter Beibehaltung des alten Turmes wurde der dreischiffige Hallenbau
errichtet; im J. 1 4 1 7 stiftete das Aachener Marienstift ein gemaltes Fenster in den
Chor (Aachener Zs. XXIV, S. 335), im J. i4i8 wurde in dem Chor drfe erste Messe
gelesen (Ann. h. V. N. V, S. 46).
Im J. 1 45 7 stürzte der alte Turm ein und im folgenden Jahre begann man mit
dem Neubau des mächtigen Westturmes; der ganzen Formengebung der oberen
Geschosse nach muss der Ausbau sich in die erste Hälfte des 16. Jh. hinein er-
streckt haben. Im J. i482 verlängerte man die beiden Seitenschiffe dem Turm ent-
lang und um die gleiche Zeit fügte man auch dem im J. 1 4 1 8 vollendeten Chor den
reizvollen Umgang hinzu.
Kaum vollendet, wurde auch die Kirche von dem grossen Brandunglück des
J. i54o betroffen; die samtlichen Dächer brannten nieder und es dauerte zwei Jahre,
bis das Aachener Marienstift nach heftigem Streit seine Verpflichtung zur Herstellung
der Kirche anerkannte.
Hand in Hand mit dem Ausbau der Kirche ging die Beschaffung der reichen,
noch zum Teil erhaltenen Ausstattung; im J. i486 wurde das Triumphkreuz beschafft,
im J. 1 5 1 7 der Marienleuchter, den man im J. 1 533 vergolden und bemalen liess, im
] . i 5 3 5 wurde die grosse Glocke gegossen.
Wieder- Die Kirche ist im wesentlichen in dem alten Zustand erhalten geblieben, nur
Herstellung der Turm halte verschiedentlich gelitten, bis er zuletzt ohne Turmhelm blieb. Um
1860 wurden Langhaus und Chor nach Plänen von Nagelschmidt in Köln restauriert,
fast das gesamte Hausteinwerk und die Dächer des Chorumganges erneuert, die
beiden Vorhallen und die Sakristei angebaut. Im ]. 1880 wurde dann nach Plänen
von H. Wiethase in Köln der obere Abschluss des Turmes erneuert und der eiserne,
kupfergedeckte Helm errichtet, die Wiederherstellung des Turmmauerwerkes wurde
im J. 1 883- durchgeführt. Endlich im J. 1 899 wurde die Turmhalle mit einem neuen
Gewölbe versehen und die Orgel aus derselben entfernt; zu der Wiederherstellung
des Turmes hat die rheinische Provinzialverwaltung zwei Beihilfen von insgesamt
i3ooo Mk. in den J. 1880 und i893 bewilligt.
Besdireibung Dreischiffige spätgotische Hallenkirche in Ziegelmauerwerk aus der Zeit um
i4oo, mit mächtigem eingebautem Westturm und nachträglich angebautem Chor-
umgang, im Lichten 53 m lang, 21 m breit (Ansicht Taf. II, Grundriss Fig. i9, Turm-
aufriss Fig. 20. — Innenansicht Fig. 21).
Turm Der siebengeschossige West türm (Fig. 20) mit seinen schweren Eckstrebe-
pfeilern besteht im Untergeschoss ganz aus Kalksteinquadem, in den übrigen Ge-
schossen wechseln je zwei Lagen Kalksteinquadern mit breiten Ziegelbändem. Die
drei unteren Geschosse sind zusammengefasst und mit einem etwa in Höhe des
Schiffsgesimses liegenden Hauptgesims abgeschlossen. Im Westen eine durch die drei
Geschosse reichende Spitzbogenöffnung mit reich profilierter Leibung, darin unten die
Tür mit erneuertem Sturz, oben Masswerkfenster. Neben dem Fenster ebenso wie
auf den Strebepfeilerflächen und an den Seitenwänden schlanke rechteckige Füllungen
mit Masswerkabschluss.
Neben dem Portal die spätgotische Bauinschrift: anno domini mcccclviii, in
CRASTINO PETRI ET PAULI APOSTOLORUM EST ISTA TURRIS INCEPTA, ferner eine
286
Taf. II.
Erkelenz, katliolisclie Pfarrkirche.
ERKELENZ 43
moderne, auf die Wiederherstellung des Turmes in den J. 1880 — 1 883 bezügliche Kathol.
T..r, Pfarrkirche
Inschrift.
In den beiden folgenden Geschossen, die gleichfalls zusammengefasst sind, sind
die reichen Strebepfeiler durch Uberschneidung verjüngt; an jeder Seite zwei Rund-
bogenblenden mit Masswerkabschluss und langen Lichtschlitzen, darüber zwei ähn-
liche kleine Flachbogenblenden. Als Abschluss ein Spitzbogenfries mit der erneuerten
Fig. 21. Erkelenz. Inneres der katholischen Pfarrkirche.
Masswerkgalerie. Die beiden letzten Geschosse sind so stark eingerückt, dass sich
Raum für die breite Galerie ergibt, die durch die Strebepfeiler durchgeführt ist. Die
Strebepfeiler sind noch stark verjüngt bis zum Helmansatz fortgesetzt, wo sie die
grossen erneuerten Eckfialen tragen; an jeder Seite wieder zwei Spitzbogenblenden,
deren obere Hälften mit Masswerk als Schallfenster geöffnet sind; an der Westseite
nur ein Schall fenstcr, neben diesem tritt in den beiden Obergeschossen in drei Acht-
ecksseiten der Treppenturm vor; in dem unteren Teil des Turmes liegt die Treppe ganz
287
44
KREIS ERKELENZ
Kathol. in der Mauerstärke. Die reiche Masswerkgalerie mit dem Bogenfries sind in den J. 1880
; sl rr k 1 1* c h 6
bis 1 883 ganz neu hergestellt worden. Schlanker, in Kupfer gedeckter, moderner Helm
mit kleiner Galerie unter der Spitze.
Langhaus Das Langhaus von 7 Jochen, durchweg in Ziegeln ausgeführt, ist von ganz
schlichter Formengebung; Sockelschräge und Kaffgesims sind um die Strebepfeiler
verkröpft. Die Fenster dreiteilig mit glatt aufgemauerten Gewänden; in der Mittel-
achse an jeder Seite ein einfaches Spitzbogenportal mit rechteckiger Tür, davor jetzt
die modernen Vorhallen. Auf den Strebepfeilern die kurzen modernen Aufsätze mit
Satteldach, von denen die schlanken Strebebögen zum Obergaden ausgehen; im Ober-
gaden kurze spitzbogige Masswerkfenster.
Chor Der Chor in ähnlich schlichter Ausbildung mit Masswerkfenstern und Strebe-
pfeilern; der später hinzugefügte Chorumgang auch ganz einfach mit Strebepfeilern und
kleinen zweiteiligen Masswerkfenstern. An der Südseite springt ein kleines dreiseitiges
Chörchen aus dem Chorumgang vor. Wohl die sämtlichen Hausteinteile, Masswerke,
Abdeckungen, Gesimse u. s. w. sind bei der Wiederherstellung um 1860 erneuert
worden. Der Chorumgang erhielt damals auch die getrennten Walmdächer an Stelle
des einheitlichen Pultdaches.
Die Verlängerungen der Seitenschiffe zu beiden Seiten des Turmes mit flacheren
Strebepfeilern, deren Aufsätze entsprechend denjenigen am Langhaus auch wohl erst
aus der Zeit der Wiederherstellung um 1860 stammen; ebenso sind damals die wohl
ursprünglich glatten Spitzbogenblenden an den Westseiten der Seitenschiffe mit Mass-
werk versehen worden.
innere» Das Innere der Kirche (Fig. 21) ist von einheitlicher grosser Durchbildung in
einfachen Formen.
Die Turm halle, die nach der Entfernung des Orgeleinbaues die drei Unter-
geschosse einnimmt und mit einem modernen Gewölbe versehen ist, öffnet sich nach
Osten mit einem schmalen Spitzbogen fast in der ganzen Höhe des Mittelschiffes,
nach den Seiten in niedrigeren Spitzbogen. In der Leibung zwischen Turmhalle und
Mittelschiff die spätgotische Bauinschrift: in den jaren ons heren mcccclvii, des
EIRSTEN DAGS NAE SENT PETER IND PAUWELS DACH TOE IV UREN, VEIL HIE EYN
TORE NEDER IND DES ANDEREN JAIRS OP DEN SELVEN DACH WARD DESE BEGON-
DEN WEDER.
Das Langhaus hat quadratische Pfeiler mit abgelasten Kanten und schlichten
Achtecksvorlagen, die sich ohne Kapitäle als die Scheidegurte der einzelnen Gewölbe-
felder fortsetzen. Nur die Scheidebögen selbst haben reiche profilierte Gewände, die
jedoch auch ohne Konsolen oder Gesimse aus den Pfeilern herauswachsen. Die Ge-
wölbe im Langhaus und im Hauptchor sind schlichte Kreuzgewölbe mit kleinen
runden Schlufssteinen. In den Aussenwänden der Seitenschiffe sind unter den Fenstern
fast regelmässig Korbbogenblenden angeordnet. Über den Zugängen zum Chorumgang
sind noch zwei kleine, bei Anlage des Chorumganges zugemauerte Masswerkfenster
sichtbar.
Die beiden SeitenschiftVerlängerungen am Turm haben in Angliederung an die
inneren Strebepfeiler des Turmes und die Turmöffnungen unregelmässige, zum Teil
verschobene Rippengewölbe erhalten; an der Nordseite ruht das Mittelgewölbe auf
Konsolen mit den Halbfiguren von Engeln wie im Chorumgang.
Besonders reizvoll ist der Chorumgang ausgebildet; die spitzbogigen Durch-
brechungen zwischen Chor und Umgang sind mit Ausnahme von dreien erst in
jüngster Zeit hergestellt. Zwischen die Strebepfeiler, deren hochliegende Sockelschräge
288
ERKELENZ
45
Skulpturen
durchweg noch sichtbar ist, sind kleine Kreuzgewölbe eingespannt, deren Rippen Kathol
auf den zierlichen, mit Engelshalbfiguren geschmückten Konsolen ansetzen; so ent- Pfarrkirche
steht die Folge von sehr malerischen Nischen. Der Umgang selbst und das aus
seiner Südseite vorspringende Chörchen haben gleichfalls Kreuzgewölbe auf feinen
Blattkonsolen.
Von der reichen Ausstattung der Kirche sind zu nennen: Ausstattung
Zwei Ölgemälde mit halbrundem Abschluss, die Verehrung des Kindes und Gemälde
die Hinrichtung der h. Katharina, ziemlich gute Arbeiten unter vlämischem Einfluss,
wahrscheinlich aus früheren Seitenaltären herrührend.
Je etwa 2 m hoch, 1 ,2 5 m breit, Mitte des i7. Jh.
(Taf. III.)
Figur des h. Johannes Bapt., Eichenholz
geschnitzt, neu bemalt und zum Teil modernisiert.
Der Unterkörper mit reichem fein gefältelten Gewand,
Kopf und Hals klein, von etwas morosem Ausdruck.
Gute niederrheinische Figur aus der 2. H. des 1 5. Jh.,
etwa 80 cm hoch.
Triumphkreuz auf einem Balken im Mittel-
schiff, lebensgross (Fig. 21); der Gekreuzigte von ruhiger
Haltung, sehr sorgfältig durchgeführt mit fein gefäl-
teltem Lendentuch; die Figuren Mariae und Johannis
gleichfalls in ruhiger Haltung und von guter Durch-
bildung der Gewänder. Gute Arbeit aus dem J. i486,
restauriert und neu polychromiert (,Item anno i486
wart dat grote creutz midden in unser kirchen ge-
maecht und opgericht und dat hait gecost 200 over-
lenscher R inscher gülden'. Erkelenzer Chronik in den
Ann. h. V. N. V, S. Si).
Figuren der hh. Crispinus und Crispi-
nianus mit den Mühlsteinen, in reicher knitteriger Ge-
wandung, grosse Locken und breite Tuchmützen. Sehr
gute niederrheinische Arbeiten aus der Zeit um i5oo,
leider dick mit weisser Ölfarbe überstrichen, je 95 cm
hoch (Fig. 22).
Gruppe der Grablegung Christi, sechs
Figuren, die den Leichnam in die Tumba hinablassen,
vor dem Sarkophag knieend die h. Maria Magdalena;
ziemlich derbe Arbeit aus einem vlämischen Schnitzaltar aus der 1. H. des 16. Jh.,
34 cm hoch, 46 cm breit.
Im Mittelschiff Kronleuchter mit der Doppelfigur Mariae vom [. i5i7, etwa Kronleuchter
4 m hoch, 2,5o m Durchmesser (Taf. III u. Fig. 2.3). Die sechs schmiedeeisernen Arme
wachsen aus einem traubenartigen Holzknauf um eine mit Blattwerk umwundene
Stange heraus, die Hauptarme sind begleitet von reichem Rankenwerk mit vielzackigen
Blättern, Blüten und Früchten der Distel, der Kerzenhalter steht in einer entsprechenden
Blattkrone; aus der Mitte aufsteigend jedesmal ein Arm, in dessen Blattkrone das
Halbfigürchen eines musizierenden Engels sitzt. Unter der Leuchtertülle und in der
Mitte jeden Astes eine Kugel, jetzt fast alle Holz an Stelle der früheren hohl ge-
schmiedeten. In der Mitte steht auf einer mit den Figürchen von Propheten ge-
Fig. 22. Erkelenz.
Figur des h. Crispinus in der
katholischen Pfarrkirche.
289
46 KREIS ERKELENZ
Ausstattung schmückten Konsole die lebensgrosse Doppelfigur Mariae im Strahlenkranz, in der
Gewandbehandlung reich und frei, der Kopf ziemlich ausdruckslos; beide Seiten fast
genau übereinstimmend. Der Leuchter wurde im J. 1 5 1 7 gefertigt, das Schnitzwerk
für 26 Philipps-Gulden, das Eisenwerk in Neuss für 24 kölnische Gulden; im J. 1 533
wurde der Leuchter in Köln von dem Maler Johann Er wein in der Schildergasse
für 5o Philipps-Gulden und 5o Goldgulden bemalt und vergoldet (Ann. h. V. N. V,
S. 56. — Katalog der Kunsthistor. Ausstellung Düsseldorf i9o2, Nr. 37 7 — Organ
für christl. Kunst XI, S. 22 7 Anra.).
Das Werk hat stark gelitten, die schönen schmiedeeisernen Kugeln sind bis
auf zwei verschwunden, die Engelfigürchen sind fast alle neu und die alte Poly-
chromie ist im 1 9. Jh. durch
eine neue ersetzt worden.
Der Leuchter ist neben dem
etwas älteren in Kalkar
(Kunstdenkm. des Kr. Kleve
S. 73) der schönste und
reichste in der ganzen Pro-
vinz, in dem Schnitzwerk
gegen ihn zurückstehend,
aber in den reichen, zum
Teil wilden Formen der
Eisenbehandlung unerreicht.
Schmiedeeiserner To-
tenleuchter auf Stein-
sockel, unten auf einer Vo-
lute ein Arm mit Gelbguss-
Weihwasserkessel , an der
anderen Seite der Halter für
die grosse Kerze, an dem
Schaft zwei Schildchen mit
dem Monogramm Christi und
einer Hausmarke; oben eine
grosse Rosette und ein Band
mit der Jahreszahl 1624,
als Abschluss ein reiches
Kreuz, 2,55 m hoch. Zu-
gehörig vier einfachere Leuchter in ähnlichen Formen, je 1 , 5 5 m hoch.
Zwei einfachere schmiedeeiserne Leuchter mit gedrehtem Schaft, je i,5o m
hoch, 16.— 1 7. Jh.
Adlerpult Adlerpult (Taf. IV u. Fig. 2 4) aus Gelbguss (aus'm Weerth, Kunstdenkm. des
christl. Mittelalters i. d. Rheinlanden II, S. 53, Taf. XXXI. — Katalog der kunsthist.
Ausstellung Düsseldorf 1 9c 2, Nr. 375, Abb. 1 7). Der dreiseitige Auf bau ruht auf Löwen
und hat einen mit Masswerk durchbrochenen Sockel ; an den Ecken Strebepfeiler mit
Strebebögen, die Seiten mit Spitzbogen, darin von den drei Figuren noch diejenige
Gottvaters und des Heilandes mit Weltkugeln in den Händen erhalten. Darüber
erhebt sich der sechseitige Schaft mit Kugel und dem auf einem fledermausartigen
Drachen sitzenden grossen Adler. Die Fialen zum Teil abgesägt, die Leiste an dem
Pult im 18. Jh. ergänzt; gute belgische Gelbgussarbeit aus der 1. H. des 1 5. Jh., 2 m
Fig. 23. Erkelenz, katholische Pfarrkirche.
Einzelarm und Schaft des Marienleuchters.
2 9o
Taf. III.
Erkelenz, kathol. Pfarrkirche. Marienleuchter vor dem Umbau der Turmhalle
und der Orgelbühne.
ERKELENZ
47
hoch. Am nächsten steht dem Erkelenzer Pult dasjenige von i448 aus Altenberg, Ausstattung
jetzt in der Maxkirche in Düsseldorf (Kunstdenkm. der Stadt u. des Kr. Düsseldorf S. 53,
Fig. 16), dann auch dasjenige im Aachener Münster, bei beiden fehlen jedoch Füsse
und Figuren, bei dem Aachener Pult ist auch der ganze Aufbau später verkürzt worden.
Im nördlichen Seitenschiff grosser Dreisitz, die Bank ergänzt, der hohe
Rücksitz unten mit zwei Reihen von Rollwerkfüllungen, oben fünf Felder, die mit
dem Wappen von Erkelenz und Distelornament reich geschnitzt sind. Als Abschluss
ein Baldachin, der auf einfacher Kehle ausladet und mit kleinen hängenden Engel-
figuren geschmückt ist; der abschliessende Fries mit Masswerk und der Inschrift:
anno domini i5o3., 2,3o m breit.
Auf der Bank steht die lebensgrosse Figur des kreuztragenden Heilandes,
ziemlich mittelmässig, aus dem
16.— 18. Jh.
Kasel vom J. i5o9, pracht-
voller roter Goldbrokat mit sog.
Granatapfelmuster, wahrscheinlich
venezianisch (Taf. V). Auf beiden
Seiten Gabelkreuze reich in Über-
fangstich gestickt, auf der Rück-
seite oben die Anbetung der Kö-
nige mit dem Zug der Könige auf
den Kreuzarmen, oben auf den
Pilastern zwei Wappen mit Flei-
scherbeilen, am Fuss der Gruppe
die Jahreszahl 1 5o9. Darunter mit
Renaissancebaldachinen die Grup-
pen der Darbringung im Tempel
und des im Tempel lehrenden
Christus. Die leider verschnittene
Vorderseite in gleicher Anordnung
und Ausführung, oben die Ver-
ehrung des Kindes, darunter die Fig 24 ErkelenZ) katholisdie PfarrkirAe.
Beschneidung und die Flucht nach Detail des Adlerpultes.
Ägypten.
Die Stickereien sind hervorragende Arbeiten der flandrischen oder burgundischen
Frührenaissance; die Kasel, die durch Schenkung erst im 1 9. Jh. an die Kirche in
Erkelenz gekommen ist, rechnet zu den vorzüglichsten Werken dieser Art (Bock,
Gesch. der liturgischen Gewänder I, S. 285; II, S. 12 7. — Kat. der kunsthist. Aus-
stellung Düsseldorf i9o2, Nr. 376).
Ciborium aus vergoldetem Silber, glatter runder Fuss, sechsseitiges Gehäuse
mit Pyramidendach, darauf graviert Doppelwappen Helthausen und Oidtman mit den
Buchstaben B. H. O. M., Anf. i7. Jh., 3o cm hoch (wahrscheinlich Balthasar Helthausen
zu Wockerath und Mechtildis Oidtman, vermählt 1 63 1 ).
Auf der Sakristeitür romanischer Löwenkopf mit Ring aus Bronze, dünne
gedrehte Mähnenlocken, i9 cm Durchm., 12. — 1 3. Jh. Das zugehörige Exemplar wird
in der Sakristei aufbewahrt.
In der Sakristei zwei grosse Reliquientafeln von geschweifter Form, mit Reliquientafeln
durchbrochenen Silberbeschlägen auf rotem Sammet; in dem Fuss unter Glas die
Kasel
29l
4 h
KREIS ERKELENZ
Ausstattung reich gefassten Reliquien, das Ganze mit Rokaille-Ornamenten und Blumen; in der
Mitte die grossen Flachreliefs der Kreuzigung und des Pfingsfestes. Gute Silberarbeiten
aus der 2. H. des 18. Jh., je 1,20 m hoch, 78 cm breit.
Zwei kleinere Reliquien tafeln derselben Art und in gleicher Ausführung.
Am Westende des südlichen Seitenschiffes der Taufstein aus Namurer Blau-
stein, achtseitig, mit rohen Eckköpfen und Dreipassfeldern dazwischen; der Sockel,
ehedem mit vier Ecksäulchen, ganz abgevvittert ; wohl schon i4. Jh., 93 cm hoch,
1 3o cm breit.
Um den Taufstein hölzerne Abschlusswand in einfachen Rokokoformen
und mit durchbrochener Laubwerkfüllung in der Tür, etwa 2 m hoch, 2. H. des 18. Jh.
Grabplatten Die Turmhalle ist ganz mit alten Grabplatten ausgelegt, die leider fast sämt-
lich bis zur Unkenntlichkeit abgetreten sind, u. a. eine Platte mit den bronzenen
Vierpassmedaillons der Evangelistensymbole in den Ecken, eine andere mit dem
Üidtmanschen Wappen (Anf. des i7. Jh.).
Im Kirchenschiff eine Grabplatte mit der Inschiift: anno IÖ29, den 27. 8bris,
obiit Odilia Spiegels, widwe Merten vf.nr aidt. Vom Wappen ist nur noch die
Helmzier; ein offener Flug mit je einer Rose belegt, zu erkennen.
Glocken Die beiden alten Glocken von 1 5 3 5 und i7i4 tragen die Inschriften:
1. MARIA HEISCEN ICH, IN DIE ERE GOTS LWDEN ICH, DIE DODEN BESCH RI DEN
(so) ICH, DEN DONNER VERDRIEFEN ICH, JAN VAN TREER, BURGER ZO AICH, GOIS
mich anno domini mvcxxxv. Am oberen Rande eine feine Pilasterstellung mit spät-
gotischen Masswerkbögen, darunter, in den einzelnen Feldern wechselnd, Imperatoren-
köpfe mit Stirnbinden in dem üblichen Typus der Frührenaissance und christliche
Reliefs. Über den Glockenguss vgl. Ann. h. V. N. V, S. 10. — Aachener Zs. VII, S. 53.
2. nos atqVe (?) beneDICant IesVs MarIa Ioseph, in Quorum honorem
ac potissimum sub t1tulo sancti regente consule august1no meyer
magistratus fieri fecit. johan 1trong me fectt i 7 1 4.
Unterge- Über ein im ] 1 4 1 7 zu dem Neubau des Chores von dem Aachener Marien-
gangene Werke stift gcstiftetes Fcnster vgl. Aachener Zs. XXIV, S. 335.
Reste von Glasmalereien, darunter zwei Oidtmansche Ehewappen des
1 7. Jh und ein Donatorenbildnis des Herzogs von Jülich und seiner Familie von i57o
gingen im }. 1881 in den Besitz des verstorbenen Dr. H. Oidtmann in Linnich über.
Die letztgenannten Scheiben sind jetzt im Besitz Sr. Majestät des Kaisers, die Familien-
wappen im Besitz des Herrn Dr. Oidtmann in Linnich, zwei kleine Scheiben, Kruzi-
fixus und Grablegung, aus dem 1 5 . — 1 6. Jh., im Provinzialmuseum in Bonn.
Von dem grossen Hochaltar, dessen Schnitzwerk von Meister Statins von
Lüttich herrührte und der im J. 1 45 7 von Johann van Stockuni, wohl identisch mit
einem gleichnamigen Kölner Maler, polychromiert und mit gemalten Flügeln ver-
sehen worden war für 225 oberländische Gulden, sind Reste nicht mehr vorhanden
(Ann. h. V. N. V, S. 49. — Aachener Zs. VIII, S. 3 l 7, Nr. i i ).
Altere Schatz Verzeichnisse von 1 5 2 9 und 1 5 5 S sind erhalten (Ann. h. V. N.
V, S. Ii. — Abdruck des jüngeren: Aachener Zs. VII, S. 54); soweit dieser Schatz
nicht bei dem grossen Diebstahl im J. i,s69 verloren ging, ist er wohl in den späteren
Ki iegsgeschicken und durch einen weiteren grossen Diebstahl im J. 1 7 33 (De Maas-
gouw 1 886/87, S. 180) untergegangen.
Franzis- EHEMALIGE FRANZISKANER - KL OS TER KIRCHE, jetzt kathol.
KiVch'e Nebsnkirche (s. t. s. Antonii de Padua). Knippenbergh, Historia ecclesiastica duc.
Geldriae p. 235. — Habets, Geschiedenis van het bisdom Roermond III, S. 698.
2 92
Taf. IV.
Erkelenz. Adlerpult in der kathol. Pfarrkirche.
Taf. V.
Erkelenz. Kasel in der kathol. Pfarrkirche.
*
ERKELENZ
49
Handschrift!. Qu. Einiges findet sich in dem Archiv der Stadt Erkelenz
(s. u. S. 57), weitere Archivalien im Turm der Kirche und im Kloster Weert (Hol-
Franzis-
kaner
Kirche
Geschichte
land), anderes angeblich in der Binterimschen Bibliothek in Düsseldorf.
Ältere Abbildung: Kupferstich, Ansicht des Klosters, im Vordergrund Heilige
mit allegorischen Figuren, 22X^3 cm gross, um i65o (Katalog der Samml. Heinrich
Lempertz sen., Köln i9oo, Nr. 25 1 6).
Über die Geschichte des Klosters ist sehr wenig bekannt; die Gründung er-
folgt im J. 1 645. Mit dem Bau des Klosters begann man im J. i65i, mit dem der
Kirche im J. 1 656. Im J. 1 658 sucht der Prokurator des Klosters, Pater Gonzales,
um Zollfreiheit für Baumaterialien nach (Inventaris van het oud archief der gemeente
Roermond IV, S. 396).
Nach der Aufhebung des Klosters im j. 1802 wurden die Gebäude der Stadt
überwiesen und finden seitdem für Schulzwecke Verwendung. Die Klosterkirche ist
Nebenkirche der Pfarrkirche.
Grosser schlichter Saalbau in Ziegelmauerwerk, um 1660, im Lichten 4i,7om Beschreibung
lang, 10, 3o m breit.
Der Bau ist im Äusseren ganz schlicht behandelt, die Langseite an der Äusseres
Strasse mit 9 grossen rundbogigen Fenstern, von denen die beiden westlichen —
wegen der Empore im Inneren — kürzer sind ; die Schrägseiten des Chorschlusses
gleichfalls mit Rundbogenfenstern und Strebepfeilern. An der Nordseite die kleine
Sakristei und ein viereckiger, wenig über das Hauptgesims hinausragender Treppen-
turm; die ganze übrige Nordseite ist durch die Klostergebäude verdeckt. In der
Westachse der Südseite ein rundbogiges Portal aus Haustein mit hohem Gesims,
darüber eine Nische zwischen gebrochenem Giebel mit der Figur des h. Franziskus.
Die Westfront unten mit zwei Ochsenaugen-Fenstern, darüber zwei Rundbogen-
fenster, zwischen ihnen ein grosser Hausteinbossen für ein Wappen. Der Giebel
zweigeschossig mit grossen Voluten und einem Gesims in der Mitte, darauf Kartusche
mit der Jahreszahl 1661.
Auf dem Westende des mächtigen Daches ein offener sechsseitiger Dachreiter
mit glockenförmiger Haube und schlanker Spitze.
Im Inneren in den beiden Westjochen auf zwei Säulen mit Kreuzgewölben inneres
eine grosse Empore. Die Decke ist als Holztonne mit eisernem Gesprenge ausgeführt ;
die schmalen Wandvorlagen setzen sich als Gurte in der Decke fort. Die einzelnen
Felder zeigen eine derbe Stuckdekoration, grosse Figuren von Heiligen in gemalter
Umrahmung, teils in Flachrelief, teils gemalt. Unter der Empore zwei Barockkai tuschen
mit dem spanischen und einem unbekannten Wappen ; im Chor, zum Teil durch die
Täfelung verdeckt, das spanische Wappen mit der Inschrift: Philippus rex hispaniae,
das Wappen des Roermonder Bischofs mit der Inschrift: Antonius Albertus
d. allamont. v., ruremondensis eitscopus 1662., unter den Fenstern des Schiffes,
leider jetzt verdeckt, die Wappen der Städte des Oberquartiers Geldern. Wachten-
donk, Venlo, Roermond, Straelen, Geldern und Erkelenz.
Die Kirche hat eine interessante, vollkommen einheitliche Barockeinrich- Ausstattung
tung. Die Wände sind ringsum mit einer hohen Täfelung mit verkröpften Fül-
lungen versehen, fest eingebaut in die Nischen der Nordseite die Beichtstühle
mit Engelköpfen und schweren Fruchtgehängen; die Kanzel an der Nordseite in
entsprechenden Formen. Anden Pfeilern Barockfiguren von Heiligen auf grossen
Konsolen. Auf der Empore seitlich des Orgelgehäuses ein Abschlussgitter mit
gedrechselten Pfosten, in den Formen der Spätrenaissance.
293
5o KREIS ERKELENZ
Franzis- Die übrige Ausstattung stammt zum Teil schon aus der Mitte des 18. Jh., der
k 3. vl g r
Kirche Hochaltar mit einem grossen Gemälde der Kreuzigung, bez.: godofridus maes
fecit anno 1 665., leider übermalt, und einem guten Relief der Dreieinigkeit im Auf-
satz, die Seitenaltäre in entsprechenden Formen einfacher, mit den Gemälden der
Muttergottes und des h. Franziskus; an dem nördlichen Seitenaltar das Ehewappen
Vogels und Gerckrath; die Kommunionbank in Pilaster- und Relieffelder aufge-
teilt. Die Täfelung des Chores in reichen Rokokoformen, aus dem Chor der
Pfarrkirche herrührend. In gleichen Formen ist der grosse fünfteilige Orgelprospekt
in zwei Geschossen ausgeführt.
Unter der Empore ein barocker Windfang und ein kleines Barock-
altärchen aus dem Anfang des 1 8. Jh.
Verglasung Von ganz besonderem Interesse ist die gleichfalls aus den J. 1 7 84 und 1 785
herrührende Verglasung der Fenster, aus einem grünlichen und einem rötlichen
Glas mit einfacher Verbleiung ausgeführt. Die meisten Fenster haben gross gezeich-
nete geometrische Muster aus Bandwerkverschlingungen u. s. w., reicher ist das Mittel-
fenster an der Westseite mit einem grossen Herz in der Mitte und der Inschrift :
s. antioni ap., o. p. n. i 784; in den beiden Chorfenstern grosse Kartuschen mit den
Monogrammen Christi und Mariae, dabei die Inschrift: anno i 785. Die Fenster
gehören durch die gute klare Zeichnung der Musterung und den lichten gedämpften
Ton zu den besten Erzeugnissen ihrer Art aus dem 18. Jh.
Kloster- Die an der Nordseite der Kirche anstossenden Klostergebäude sind schlichte
zweigeschossige Ziegelbauten um einen rechteckigen Hof, aus der i. H. des 18. Jh.;
sie sind im Laufe des i9. Jh. mannigfach verändert worden und enthalten jetzt das
Progymnasium.
Kloster EHEMALIGES KREUZBRÜDERKLOSTER HOHENBUSCH BEI
o en usc ERj^kLjrjsf;^. VON Ledebur, Allgemeines Archiv für preussische Geschichte VII,
S. 32 1. — Zeitschrift für vaterländ. Geschichte und Altertumskunde IV, S. 377. -
Tille, Übersicht II, S. io3. — Kaltenbach S. 2 7 7. — Aachener Zs. IV, S. 6, Anm.
- Hkrmans, Annales canonicorum regularium s. Augustini, ord. s. Crucis I, S. 612;
II, S. 33; III, S. 162, 1 79, 546, 573. — Berg. Zs. II, S. 121. — Graf W. Mirbach,
Territorialgeschichte II, S. 2 4. — Quix, Codex dipl. Aquensis S. io3, 1 85.
Ältere Ansicht vom J. i723 mit der abgebrochenen Kirche, ziemlich zuver-
lässig, im Codex Welser.
Handschriftl. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: 7o Urkunden von
l42Ö — 1 78 1. Register der Gefälle, des Grundbesitzes, Kriegskontributionen u. s. w.
(Ilgen, Rhein. Archiv S. 85). — In München, Hof- und Staatsbibliothek:
Samml. Redinghoven Bd. 28, Bl. 459, betr. Hof Hetzenradt und Kirchspiel Doveren.
Geschichte Im J. Ii 47 verkauft ein Freier Baldericus das Gut Hohenbusch an einen Ru-
dolfus, Ministerialen des Aachener Marienstiftes (Lacomblet, UB. I, Nr. 356); im
J. 1 235 einigen sich das Marienstift und der Pfarrer von Doveren über den von
diesem in der Hohenbuscher Kapelle zu leistenden Gottesdienst. Im J. i3o2 erfolgte
dann durch Vermittlung eines von Hüngenraedt die Gründung der Kreuzbrüder-
Niederlassung, der das Marienstift im J. i3o5 auch den Hof überlässt.
Die Reste der Klostergebäude stammen noch aus dem 16. Jh., im J. i632
wurde der Neubau der Kirche durch den Bischof von Roermond konsekriert; in der
1. H. des 18. Jh. sind die Wirtschaftsgebäude und der noch bestehende Flügel der
Klostergebäude neu gebaut und verändert worden. Nach der Aufhebung des Klosters
wurden die Kirche und zwei Flügel der Klostergebäude niedergelegt, die Ausstattung
294
ERKELENZ
Sl
der Kirche kam an die evangelische Gemeinde in Linnich (Kunstdenkm. des Kreises Kloster
0 Hohenbusel
Jülichs. i7i). Das Klostergut gelangte in den Besitz eines Spaniers Da Rabia, dann
des Herrn August Velder, teilweise in den des Grafen Hompesch, und wurde im J. 1 85 7
von dem Notar Matzerath erworben. Der jetzige Eigentümer ist dessen Sohn, Herr
Otto Matzerath.
Von den eigentlichen Klostergebäuden mit der Kirche, die einen recht- Beschreibung
eckigen Hof umschlossen, besteht heute nur noch der eine Flügel, das in einem
prächtigen Park gelegene Wohnhaus, ein langer zweigeschossiger Bau von 1 1 Achsen,
im Kern noch ein Bau des 1 6. Jh. Nach dem Garten hin zeigt der Bau die spät-
gotische Flächengliederung mit Klötzchenfriesen und Flachbogenblenden, die Fenster
wurden im iS. Jh. durchweg verändert (Fig. 25). Die Seite nach dem Park ist
im 18. Jh. zu einer einfachen Putzfassade umgestaltet, oder auch ganz erneuert worden;
über der korbbogigen Tür die Jahreszahl i 7 49 ; einfaches Mansardendach.
Das Innere mit grossem Korridor an der Parkseite hat noch einzelne Reste
der schönen Ausstattung aus der Mitte des 18. Jh. bewahrt. Der eine Ecksalon mit
reicher Stuckdecke mit Jagddarstellungen und einem grossen Kamine in Stuckmarmor,
dessen Aufbau ein grosses Stuckrelief mit einem auf einem Delphin reitenden Putto
trägt (Fig. 26). In dem Speisesaal Reste der barocken Holztäfelung aus dem alten Refek-
torium. In dem kleinen Mittelgang zwei vorzüglich geschnitzte Doppeltüren in der
Art der Aachener Schnitzarbeiten des 18. Jh.
In dem Korridor drei mittelmässige Ölgemälde eines Bruders P. J. Becliem Ausstattung
aus Hohenbusch, Verkündigung, Beschneidung und Anbetung der Könige, jedes etwa
2,5 m breit, 2 m hoch; auf der Rückseite eines Bildes die Inschrift: fert ChorVs
et Labente DIe soLemnIa regVM sIstItVr obtVItV tanta fIgVra tVo (i74i).
sub admodum reverendo ac amplissimo domino d. henrico goldt, huius domus
PRIORE dignissimo, FRATER p. J. BECHEM PINXIT, PROFESSUS HUIUS DOMUS.
Die parallel mit dem jetzigen Wohnhaus liegende Kirche, sowie die beiden
Verbindungsflügel sind ganz verschwunden.
4*
295
5 2 KREIS ERKELENZ
Kloster
Hohenbusch
Wirtschafts-
gebäude
Kathol.
Kapelle in
Oestrich
Kathol.
Kapelle in
Terheeg
Die grossen Wirtschaftsgebäude aus dem Anfang des 18. Th. umschlossen
ursprünglich drei Seiten eines Rechtecks; innerhalb des Hofes liegt ein weiterer lang-
gestreckter Bau. Der Ostflügel, der an das Wohnhaus anstiess, ist fast ganz nieder-
gelegt, der Südfliigel, jetzt Scheune,
hat an der westlichen Schmalseite
noch vermauerte Fensteröffnungen
und einen zierlichen geschweiften
Giebel mit der Jahreszahl i72o in
Eisenankern; an der Innenseite das
Chronogramm : CVstoDI ILLaM,
qVIa Ipsa est VIta, prov. 4 ( i 7 20).
Der Westflügel ganz schlicht mit
grossem Tor aus der Zeit um 1 800 ;
darin das verstümmelte Chrono-
gramm :
DeXtra sVa teget eos et
sanCto braChTo DefenDet(i7i6).
Der im Hof freigelegene Bau
gleichfalls ganz einfach; an der
Nord- und Ostseite zwei Chrono-
gramme :
1 . In te ConfIDo, non erV-
besCaM (i7o7).
2. In CrVCe fIDaM (i7o7).
KATHOLISCHE KA-
PELLE IN OESTRICH (s.t.s.
Karoli Magni), ein einfacher kleiner
Ziegelbau, um i84o. Von der Aus-
stattung ist nur eine sehr inter-
essante Holzfigur des h. Nica-
sius erwähnenswert; der Heilige,
in eiliger Bewegung, rafft mit der
einen Hand den kühn umgewor-
fenen Mantel, in der anderen der
Stab mit den Mäusen ; von guter
scharfer Modellierung, leider ganz
überstrichen. Niederrheinisch, Mitte
des 1 5. Jh., etwa 9o cm hoch.
KATHOLISCHE KA-
PELLE IN TERHEEG (s.t.s.
Luciae).
Die Kapelle wurde im J. 16 76
nach Beendigung einer Seuche, der
wesentlich verändert und umgebaut
26- Haus Hohenbusch. Kamin in dem Ecksalon.
roten Ruhr, erbaut; sie scheint im 18. Jh. (i7Si)
worden zu sein (Ann. h. V. N. V, S. 66).
Kleiner, dreiseitig geschlossener Ziegelbau aus dem i7. und 18. Jh., im Lichten
9,6o m lang, 5 m breit. An den Langseiten je zwei, an den Schrägseiten des Chor-
schlusses je ein Stichbogenfenster; die Westseite mit einfacher Tür, darüber ein fast
296
ERKELENZ
53
ganz verwittertes Chronogramm ; zierlicher geschweifter Giebel mit Stichbogenfenster
und Ochsenauge. Auf dem Dach sechsseitiger geschieferter Dachreiter.
Das Innere ganz schlicht.
Von der Ausstattung sind zu nennen: Einfacher Rokoko-Altar mit zwei
seitlichen Türen.
In dem Fenster über
der Tür acht kleine Kabi-
nettscheiben mit Hei-
ligenfigürchen, Stifter namen
und der Jahreszahl i75i,
mittelmässig.
Beachtenswerte spätgo-
tische Kanzel aus Eichen-
holz, stark überstrichen, um
1 5oo (Fig. 27), aus der unter-
gegangenen Gasthauskapelle
ad s. Leonardum in Erkelenz
stammend. Der kelchför-
mige Ansatz aus dem Sechs-
eck konstruiert, mit profi-
lierten Eckrippen. Der Kör-
per zweigeschossig mit kräf-
tiger Profilleiste in der Mitte ;
die erhaltenen vier Seiten
haben je zwei Füllungen mit
Flachreliefs, die auf einem
reichen Masswerkgrund
durchbrochen geschnitten
und jetzt mit einfachen
Tannenbrettern hinterlegt
sind; es sind in den einzel-
nen Feldern dargestellt der
Gekreuzigte , ursprünglich
wohl mit der jetzt fehlenden
Figur Johannis und der an
anderer Stelle stehenden
Figur Mariae ; ausserdem
Johannes Ev., Lucas, Gre-
gorius, David, Hieronymus
und Ambrosius. Eine zu-
gehörige Füllung mit der
Figur des h. Marcus ist jetzt
im Besitz des Herrn Sanitätsrates Dr. Lucas
thaeus und Augustinus fehlen ganz.
KAPELLCHEN IN WOCKERATH,
Ziegelbau, die Westseite offen mit
Kathol.
Kapelle
Terheeg
Spätgotisch
Kanzel
Fig. 27. Terheeg. Spätgotische Kanz
der katholischen Kapelle.
Erkelenz (s. u. S. 6i); die hh. Mat-
kleiner, dreiseitig
einer Brüstung aus hölzernen
geschlossener Kapelle he
Pilastern und
Wo'ckerat
mit hölzerner Vergitterung. Daran die Inschrift: Jesus, maria, joseph,
Innen kleiner Barockaltar mit einigen mittelmässigen Figürchen.
anno 1606.
297
54
KREIS ERKELENZ
Kathoi. KATHOLISCHE KAPELLE IN MATZERATH (s. t. s. Josephi). Der
VatzVrath Bau wurde im J- '694 errichtet, das Beneficium im J. 1 696 gestiftet (Tille, Über-
sicht II, S. ro8).
Kleiner Achtecksbau in Ziegelmauerwerk, im Lichten 5,5o m Durchmesser;
die Aussenseiten mit hochsitzenden einfachen Korbbogenfenstern, auf den Ecken
schmale lisenenförmige Strebepfeiler ohne Abstufung, einfaches gemauertes Haupt-
gesims. An der einen Seite ein kleiner rechteckiger Ausbau für den Altar, daran
aussen ein Stein mit der Inschrift: i694. G. p. ; an der gegenüber liegenden Seite ein
rechteckiger Vorbau mit Giebel; die grosse korbbogige Tür der Vorderseite ist ver-
mauert und dafür eine kleine Seitentür angebracht. Der Bau trägt ein jüngst er-
neuertes geschweiftes Schieferdach, das in eine hohe geschlossene Laterne mit Zwiebel-
haube endigt.
Das im J. i9oi wiederhergestellte Innere mit einem Kuppelgewölbe mit derben
Rippen auf Barockkonsolen ist ganz schlicht.
Stadt- STADTBEFESTIGUNG UND BURG. Die Literaturangaben, ältere An-
bundBurgg sichten und Archivaliennachweise s. o. S. 39, u. S. 57.
Geschichte Die erste Erwähnung einer Ansiedelung ist der Übergang der Güter des Grafen
Immo an das Aachener Marienstift, das bis zur französischen Revolution Grundherr
in Erkelenz geblieben ist (Lacomblet, UB. I, Nr. io7 von 966). Erst im i3. Jh.
fassen die Grafen von Geldern — wahrscheinlich als Vögte des Stiftes — festen Fuss
in Erkelenz; unter dem Widerspruch und im Streit mit dem Stift verleihen sie im
). i326 dem Ort Stadtrechte (Ann. h. V. N. V, S. 44). In Verbindung mit der Stadt-
erhebung steht jedenfalls die Anlage der Befestigung, von der wir zuerst im J. 1 35 5
genauere Nachricht erhalten ; damals wird mit den Steinen der zerstörten Veste
Griepekoven das innere Brückentor erbaut (s. o. S. 2 5). Im J. 1 4 1 6 wird die innere
Maarpforte, im J. i423 der Windmühlenturm bei der Maarpforte und der Wolfsturm
bei dem Castrum errichtet. Dann folgt im J. i454 der äussere Bau der Oerather
Pforte, im J. i459 das Bollwerk — wohl Aussentor — der Maarpforte und die kleine
Pforte am Brückentor, im J. 1 495 Graben und Brücke an dem Brückentor, im J. i5i4
das Aussentor des Bellinghovener oder Kölner Tores. Dazwischen liegen zahlreiche
Nachrichten über Bau und Zerstörung von Windmühlen auf der Stadtmauer. Im wesent-
lichen scheint die Befestigung im Anfang des 1 6. Jh. vollendet; zuletzt hatte noch im
f. 1 526 Herzog Karl von Geldern ein Geschenk zum Neubau des Brückentores gegeben.
Die im Zug der Stadtbefestigung liegende, vielleicht schon auf eine ältere Anlage
zurückgehende Burg der Grafen von Geldern, schon im J. 1 3 7 7 erwähnt, ,stat, bürg
ind ampt von Erkelenz' (Lacomblet, U. B. III, Nr. 8o5), wurde gleichzeitig im i4. und
1 5. Jh. errichtet; im J. i423 verpflichtet sich der Herzog, nie einen Burgzugang feld-
wärts anzulegen, wie der Herzog Reinald das beabsichtigt hatte (Urk. im Stadtarchiv
Erkelenz) — Spuren des vermauerten Aussentores der Burg sind noch erhalten.
Auch im J. 1 429 hören wir von Bauten an der Burg (Mitteil, aus dem Stadtarchiv
Köln XXVI/XXVII, S. 285).
Kriegsunruhen In dem Streit zwischen Geldern und Jülich, dann namentlich in dem langen
Kampf um Geldern hat Erkelenz die Geschicke des Krieges hinreichend erproben
müssen. Schon im J. i37o erobert Engelbert von der Mark die Stadt und beraubt
sie ihrer Privilegien (Seibertz, Quellen zur Geschichte Westfalens II, S. 249. —
Berlin, Königl. Bibliothek : Manuscr. Boruss. fol. 57o, p. 23 1 : Historia Cliviae et Viciniae
von Henricus ab Honseler, 161 7); die Stadt scheint damals stark gelitten zu
haben. Im J. 1433 wird der Verrat der Stadt an Jülich glücklich verhindert, im
298
ERKELENZ
55
j. 1 473 muss die Stadt dem Herzog Karl dem Kühnen huldigen (Keuller, Ge- stadt-
schiedenis en beschrijving van Venlo, S. 34), der im J. 1 4 7 6 selbst in Erkelenz weilt; efestJ£u
doch schon im J. i48i muss sie die Tore dem Kaiser Maximilian öffnen. Im J. i492
huldigt Erkelenz wieder dem Herzog Karl von Geldern, wird aber im J. ] 498 von
den Jülichern erobert und schwer bestraft (Redinghovensche Slg. XXVIII, Bl. 37 1).
Im J. 1 53 9 hielt Herzog Wilhelm von Jülich seinen Einzug in die Stadt (Nettes-
heim, Gesch. der Stadt Geldern I, S. 237, Anm.); in der Jülicher Fehde ergab sich
Erkelenz Kaiser Karl V. im J. 1 543. Neue Leiden brachten die spanische Herr-
schaft (Aachener Zs. XXIV, S. 343) und die Kriege des i7. Jh.; im J. i6o4 wurde
die Stadt von meuternden Truppen überfallen und geplündert; die nach Brüssel
Fig. 28. Erkelenz. Der Turm der Burg.
geschickten Gesandten konnten nichts erreichen (Erichius, Gülichische Chronik
S. 2 84. - - Akten und Briefe im Stadtarchiv zu Erkelenz). Drei Jahre später, im
J. i6o7, wird Graf Hendrik von dem Berg in Erkelenz überfallen und gefangen
genommen (Inventaris van het oud archief der gemeente Roermond II, S. 4 12). In
den Jahren seit 1 656 wird die Stadt als ganz verarmt geschildert (ebendort IV,
S. 5 1 , 53, 73. — Nettesheim, Gesch. der Stadt Geldern I, S. 426).
Am schlimmsten erging es Erkelenz im J. 1 6 74 ; die Stadt wurde nach heftiger
Gegenwehr von den kölnischen und französischen Truppen genommen und geplündert,
die Bürger mussten vier grosse Breschen in die Mauern legen, die Oerather und die
Bellinghovener Pforte wurden in die Luft gesprengt. Im J. i684 wurde Erkelenz
nochmals von den Franzosen stark gebrandschatzt.
Seitdem durch Vertrag im J. 1 7 1 9 Erkelenz an Jülich abgetreten worden war,
traten ruhigere Zeiten für die Stadt ein. In der 1. II. des i9. Jh. sind die Mauern
299
56
KREIS ERKELENZ
Stadt- und Tore bis auf geringe Reste sowie die Burg niedergelegt worden, an der Stelle des
Befestigung „, . .. • -n 1
Mauernnges hegt jetzt ein rromenadenweg.
Beschreibung Die in den Umfassungsmauern und dem grossen Turm noch erhaltene Burg
Burg des 1 5. Jh., ursprünglich Sitz der Geldrischen Vögte in Erkelenz, liegt in der Westfront
der Ringmauer (Fig. 18, 28 u. 29). Das rechteckige Terrain erhebt sich um Geschoss-
höhe über das umliegende Gelände; in der Westseite springt als Hauptbau der
mächtige viergeschossige Ziegel türm vor (Fig. 28 u. 2 9). Der Turm ist bei einer
Fig. 29. Erkelenz. Lageplan der Burg und Grundrisse des Burgturmes.
Seitenlänge von i3 m und einer unteren Mauerstärke von 3,5o m in allen vier Ge-
schossen ohne jegliche Gliederung aufgeführt; in der Mitte der Langseiten jedesmal
ein schmales quergeteiltes hohes Fenster, an der Burgseite liegen die Fenster seit-
lich, daneben zu ebener Erde eine Tür in Hausteinumrahmung; an der Südseite auf
Steinkonsolen eine dreiseitig vorspringende interessante Abortanlage, die über dem
Abort des Erdgeschosses mit einer Hausteinabdeckung zurückspringt und mit einem
schmalen Schacht bis zum Abort des ersten Obergeschosses reicht; der Aussenmantel
des Aborterkers ist zum grössten Teil abgestürzt. Neben der Abortanlage die kleinen
Fenster der in der Mauerstärke liegenden Wendeltreppe.
3oo
ERKELENZ
57
Das Innere (Grundrisse Fig. 29) bietet ein erhebliches Interesse; das Unter- stadt-
geschoss — durcli eine Treppe in der Nordmauer zugänglich - - war mit einem Lb L
grossenteils eingestürzten Tonnengewölbe überdeckt und hatte nur nach Norden und
Süden je eine schmale Scharte. In dem vom Burghof aus zugänglichen Erdgeschoss
gleich neben der Tür die jetzt ganz ausgebrochene Wendeltreppe mit dem Eingang
zu dem unteren Abort, hofwärts der grosse Kamin, die Fensternischen mit den
Resten der Sitzbänke. Dieser Raum hatte auf Gewölbeanfängern in Haustein ein
mächtiges, jetzt eingestürztes Kuppelgewölbe. Die beiden oberen Geschosse — mit
Kamin und Fenstern in gleicher Anordnung — hatten Balkendecken mit einem grossen
Unterzug in der Mitte.
Von den Umfassungsmauern der Burg (Fig. 29) ist diejenige nördlich
vom grossen Turm noch wohl erhalten, sie hat eine Reihe von Schiefsscharten, nach
aussen noch die Leibungen einer vermauerten grösseren Öffnung (wohl des in der
Urkunde von i42o genannten feldseitigen Tores), die Bänke der Zinnenfenster sind
z. T. erhalten. An der Innenseite sind die Pfeiler und Bogenansätze eines nach-
träglich ohne Verband angemauerten Wehrganges noch vorhanden. Der Eckturm
am Nordende, auf Klötzchenfries ausladend, mit Schiefsscharten, innen fast ganz ver-
schüttet, mit einer Tür zum Burghof. Die Nordmauer des Burggeländes ist bis auf
die Eckansätze ganz weggebrochen; ebenso ist die Südfront vollkommen abgegraben.
Die Stadtseite hat zwei runde Ecktürme, von dem nördlichen sind nur die Ansätze
und ein kleiner Teil erhalten, der südliche steht noch im Unterbau, aber sein
Aussenmantel ist ganz abgeschält. In der Mitte der Stadtseite noch ein rechteckiger
Turm, jetzt durch ein Haus verbaut. Daneben noch einige Schiefsscharten und eine
einfache spitzJjogige Türöffnung, die später durch einen eingezogenen Spitzbogen
verengert wurde.
Von den Gebäuden sind auf dem jetzt als Garten benutzten Burghof Spuren
nicht mehr vorhanden.
Im Anschluss an die Burg ist noch bis zur ehemaligen Roermonder Pforte ein Stadtmauern
Stück der Stadtmauer in ganzer Höhe erhalten. Zwei andere Stücke stehen noch
südlich zwischen Burg und ehemaligem Brückentor. Es ist eine einfache schwere
Ziegelmauer mit Schiefsscharten und Ansätzen eines gemauerten Wehrganges.
RATHAUS. Ann. h. V. N. V, S. 26. Rathaus
Handschriftl. Qu. Das ziemlich reichhaltige Stadtarchiv, das entgegen
der früheren Annahme noch über den Stadtbrand von i54o zurückreicht, ist im
J. i9o2 durch Herrn Oberlehrer f. Maeckl geordnet und inventarisiert worden. Über
die Urkunden, etwa 3o, von 1 3 7 7 — 1 53 7 vgl. Tille, Übersicht II, S. io7. — Das
Aktenmaterial, meist um die Mitte des 16. Jh. einsetzend, bezieht sich nach dem
Maecklschen Repertorium namentlich auf: Beziehungen der Stadt zum Landesherrn,
Beziehungen der Stadt zum Aachener Marienstift, Landtagssachen, Akten, betr. die
städtische Verwaltung, städtische Korrespondenzbücher, Stadtrechnungen seit i492,
Kirchenrechnungen seit i45o, Gasthausrechnungen seit i45o, Gerichtstaxen u. s. w.
Eine weitere Abteilung, aus der Kanzlei des Pfalz - Neuburgischen Hofes her-
kommend, steht nicht in Beziehung zu Erkelenz ; hier sind zu nennen : Akten über
die polnische Kandidatur Karl Philipps, 1 697. — Akten über das Lütticher Bischofs-
real, i694. — Akten, betr. die Stadt Solingen. — Akten über eine Menge Jülichscher
Adelsfamilien, Herrschaften und Güter, namentlich in den Kreisen Jülich und Düren.
3oi
58
KREIS ERKELENZ
Rathaus Auf das Rathaus selbst bezieht sich ein Vertrag über den Neubau vorn J. i54i.
Im Archiv der Stadt Roermond: Reiches Aktenmaterial, Korrespondenzen
u. s. vv. zwischen den Städten und den Ständen des Oberquartiers des Herzogtums
Geldern, insbesondere betr. die Kriegsunruhen, Steuern, Garnisonen u. s. w. des 16.
und 1 7. Jh. Im einzelnen vgl.: (Sivrd), Inventaris van het oud archief der gemeente
Roermond, 4 Bde., Roermond 1 868 — 1 883.
Im Besitz des Herrn Sanitätsrates Dr. Lucas: Liber iuris patriae, hoc est
continens iura civilia oppidi nostri de Erldens, Hs. aus der Mitte des 16. Jh. mit dem
alten Gewohnheitsrecht, das bis zur Einführung des Geldrischen Landrechtes im J. 1620
in Gebrauch gewesen ist
(Tille, Übersicht II, S. 108).
Im Rijksarchief zu
Maastricht: Die mit dem
Gemeindearchiv Roermond
dort aufbewahrten Archiva-
lien des Oberquartiers Gel-
dern sind in den J. i894,
1 895 und i9oi nach Maas-
tricht gebracht worden; sie
sind benutzt von (Sivre), In-
ventaris van het oud archief
der gemeente Roermond,
4 Bde., 1868 — 1883. Vgl.
Ilgen, Rheinisches Archiv
S. 34. Eine vollständige
Übersicht gibt A. J. A. Fla-
ment, Aanwinsten van het
rijksarchief in Limburg over
i9oi, s'Gravenhage i9o3
(Sep.-Abdr. aus Verslagen
omtrent 's Rijks oude archie-
ven over i9oi). Insbeson-
dere sind zu nennen: Kir-
chenbücher des 18. Jahrh.,
Ritterzettel des Oberquar-
tiers von 1 55o ab mit Ahnen-
tafeln, Urkunden betr. Rit-
terschaft und Städte von i4o4 ab, Gerichtsakten, Archivalien des Bistums Roermond.
Im J. 1 S95 sind die seit i632 in Arnheim beruhenden Archivalien der Rechen-
kammer zu Roermond gleichfalls nach dem Rijksarchief zu Maastricht gebracht
worden, darunter namentlich Rechnungen der Landrentmeister, Rechnungen über Be-
festigung der geldrischen Städte, Rechnungen der einzelnen Amter u. s. w., meist Ende
des 16. fh. und 1. H. i7. Jh. Im einzelnen vgl. Verslagen omtrent 's Rijks oude
archieven over 1 895, Bijlage I, p. 496— 5 1 5, 595—667.
Geschichte Das alte Rathaus ist bei dem grossen Stadtbrand des J. i54o untergegangen;
am 21. Aug. 1 54 1 schliesst die Stadt mit dem , Steinmetz' Johann von Vyrss einen
Vertrag über den Neubau, dessen nähere Beschreibung sich mit dem vorhandenen
Bestand deckt: gewölbtes offenes Erdgeschoss mit der Wendeltreppe in einer Ecke,
302
ERKELENZ
59
oben Zinnen und Ecktürmchen. Die Ausführung zog sich wohl einige Jahre hin, Rathaus
da der Bau selbst die Jahreszahl 1 546 trägt. Im 18. und i9. Jh., wohl nament-
lich 1 7 5 6, wurden erhebliche Veränderungen an dem Bauwerk vorgenommen, die
ursprünglich ganz geöffnete Erdgeschosshalle zugemauert, eine Rokokotür eingefügt,
der grosse Saal des Obergeschosses aufgeteilt und namentlich die Zinnen und Eck-
türmchen abgebrochen. Eine Wiederherstellung des Bauwerkes nach den Plänen
des Diöcesanbaumeisters H. Renard in Köln ist in Aussicht genommen.
Fig. 31. Erkelenz. Rekonstruktion des Rathauses.
Interessanter spätgotischer zweigeschossiger Ziegelbau vom J. 1 546, Beschreibung
mit fünf Achsen an den Langseiten, drei Achsen an den Schmalseiten (Ansichten
Fig. 3o u. 3i, Grundriss Fig. 32, Querschnitt Fig. 33).
Das Erdgeschoss ruht auf schlichten viereckigen Pfeilern mit abgefasten Vor- Äusseres
lagen an den Innenseiten, darauf ohne Kämpfer die Spitzbogen ansetzend. Nur
das eine Joch der Südwestecke war von jeher geschlossen, weil in diesem die Treppe
liegt; an der Westseite hat dieses Joch in halber Höhe ein Kreuzsprossenfenster,
von dem jetzt die beiden unteren Felder vermauert sind; daneben ein rechteckiger
Hausteinrahmen, jetzt mit dem preussischen Adler, darunter in kleinerem Feld das
3o3
6o
KREIS ERKELENZ
Rathaus Wappen der Stadt Erkelenz mit der Jahreszahl 1 5 46. Die sämtlichen Bogen-
öffnungen des Erdgeschosses sind jetzt vermauert und mit einfachen Fenstern und
Türen versehen ; das Joch neben der Treppe ist als Vorraum zum Treppenhaus aus-
gebildet und hat eine geschnitzte Rokokotür in Hausteineinfassung; auf dem Schlufs-
stein die Jahreszahl 1 7 56.
Das Obergeschoss zeigt über dem stark abgeschrägten Bankgesims eine Gliede-
rung durch Flachbogenblenden an allen Seiten, die Kanten der Lisenen und Bügen
mit Kehle. Auch hier sind die alten Kreuzsprossenfenster im 1 8. Jh. durch einfache
rechteckige Fenster in Hausteinumrahmung ersetzt worden. Das Hauptgesims ganz
schlicht aus Ziegeln; an den Ecken auf einfachen Ziegelauskragungen die Ansätze
von Ecktürmchen. Das hohe Walmdach mit barocken Wetterfahnen ist in seiner
unteren Partie später aufgeschuht worden; daraus ergibt sich sicher, dass ursprüng-
lich ein Zinnenkranz zwischen den Ecktürmchen bestanden hat.
Das Innere des Rat-
hauses ist schmucklos; das
Erdgeschoss, jetzt ganz zu
Wohnungen und Zellen auf-
geteilt — hat noch die
alten spitzbogigen Gurte mit
schlichten gratigen Kreuzge-
wölben dazwischen. Die
Wendeltreppe in der einen
Ecke ist aus Ziegeln aufge-
mauert. Das Obergeschoss
bildete, wie aus den grossen,
der Aussengliederung ent-
sprechenden Unterzügen
hervorgeht, ursprünglich
einen grossen Saal. Die
jetzige Aufteilung erfolgte
wohl erst bei dem Umbau
des 1 8. Jh., die Türen u. s. w.
stammen aus der Zeit um 1800. Der an der Südseite eingebaute gewölbte Tresor-
raum ist — wie sich aus der Untermauerung im Erdgeschoss ergibt — wohl auch
erst im 1 8. Jh. eingefügt worden.
Ausstattung Von der Ausstattung sind zu nennen: Verschiedene Wallbüchsen und
zwei Z w ei hän der -Schwerte.
An älteren Gemälden enthält der Sitzungssaal ausser drei Brustbildern des
i 7. Jh. namentlich das Bild der Ercka virago, der sagenhaften Gründerin von Erke-
lenz, eine mittelmässige Leistung des i 7. Jh. (Ann. h. V. N. V, S. 7o mit Abb.), ferner
zwei gute Kniestücke des Kurfürsten Karl Theodor und seiner Gemahlin in prächtigen
Rokokorahmen, Mitte des 18 Jh., ein Gemälde der Gefangennahme Simsons, Kopie
nach Rubens, i7. — 1 8. Jh.
Auf dem Flur grosse Leinwandtafel mit einem 38zeiligen Gedicht: topo-
GRAPHIA SIMUL ET CHOROGRAPHIA TERRAE GELDRENSIS ET OPP1DI ERCKLENSIS J bez.
unten: Joannes de speculo, scabinus erklensis, dedicavit. renovatum i 68 i
(über einen um die Mitte des i5. Jh. lebenden Schöffen Johannes de Speculo vgl.
die Erkelenzer Chronik, Ann h. V. N. V, S. 28, 87).
3o4
ERKELENZ
6l
Rathaus
HERRN DR. REU-
18. Jh.. einige gotische
Sammlung
Reiiraont
Sammlung
Lucas
Eidestafel in Form eines Triptychons, um 1600, i7,5X2i cm gross. Die
Aussenseiten in Holz glatt, innen im Mittelfeld ein Kruzifixus in Unterglasmalerei,
auf den Flügeln Inschrift auf Pergament : wer einen meineidt swert u. s. w. Die
Rückseite hat einen eisernen Handgriff, an dem man dem Schwörenden die Tafel
vorhielt.
SAMMLUNG DES KÖNIGL. LANDRATES,
MO NT. Die Sammlung umfasst namentlich Möbel des
Truhen, chinesisches und japa-
nisches Porzellan, Fayence und
zahlreiches Metallgerät.
SAMMLUNG DES
HERRN SANITÄTSRA-
TES DR. LUCAS. Die
Sammlung umfasst namentlich
Möbel, Hausgerät und einige
Gemälde; es sind im einzelnen
zu nennen :
Ölgemälde der sieben
Todsünden, in der Art eines
Gelages in einem Park, vorzüg-
lich durchgeführtes Bild von
Frans Franke?!, aus dem Be-
sitz von Kamberger in Düssel-
dorf herrührend.
Brustbild eines Man-
nes mit grosser Halskrause, in
der Art des Janssen van Keulen.
Toter Hase, gutes Bild
mit Resten einer Signatur J. W.
(Jan Weenix), i7. Jh.
Grosser Barocksch rank
mit den Reliefs der Anbetung
und Beschneidung, aus Kloster
Dalheim herrührend, 1 7. [h.
Spätgotische durchbro-
chene Holzfüllung mit der
Figur des h. Marcus, von der
Kanzel in Terheeg stammend
(s. o. S. 53).
Gotisches Figürchen der Muttergottes aus Silber, eine feine Arbeit des
1 5. Jh., wohl von der Kuppel einer Monstranz.
Porzellan figuren der 4 Jahreszeiten, Höchster Fabrikat nach Modellen von
/. P. Melchior.
SAMMLUNG DES HERRN RENTNERS KARL JULIUS VÖHL. Sammlung
Das Hauptstück der Sammlung bildet eine 64 cm hohe, I2 cm breite Glasmalerei
vom Anfang des 16. Jh., aus dem Kreuzgang des Klosters Altenberg herrührend und
bei dem Verkauf der Hirnschen Fallitmasse im J. 1824 von dem Vater des jetzigen
Eigentümers in Köln erworben (Fig. 34). Die interessante Darstellung, auf den Vor-
Fig. 33. Erkelenz, Rathaus. Querschnitt.
3o5
62
KREIS ERKELENZ
Sammlung rang der Cisterzienser vor den andern Orden sich beziehend, zeigt Maria, die unter
ihrem Mantel Mönche und Nonnen des Cisterzienserordens schützt; hinter ihr Heilige.
Unten die Inschrift: monachus qtjidam, dominam nostram plurimum diligens,
CUM IN CELUM RAPTUS NULLUM DE SUO ORDTNE IBIDEM VIDISSET, INTEROGAVIT EAM
et illa respondit. Die Antwort auf dem Spruchband bei Maria: ita mihi dilecti
sunt hij, ut eos ecce sub ulnis meis foveam. Weiter wieder unten: alius quidam
conversus nigri ordinis apparuit DUOBUS monachis et interrogatus de griseis
MONACHIS RESPONDIT: PREMIUM CISTERCIENSIUM MAXIMUM EST ET LUCEBIT SICUT SOL
Fig. 34. Erkelenz, Sammlung Vöhl. Glasgemälde aus dem Kreuzgang des Klosters Altenberg bei Köln.
in regno celorum. Die Scheibe von sorgfältigster Zeichnung, vortrefflicher Erhaltung
und schönster Farbenwirkung, gehört zu den besten Stücken aus den Glasmalereien des
Altenbcrger Kreuzganges; sie ist auch zweifelsohne von dem Kölner ATeis/er von
S. Severin gezeichnet (vgl. Kunstdenkm. des Kr. Mülheim a. Rhein S. 54, dort auch
die Literatur über die Altenberger Scheiben).
Von weiteren Glasmalereien ist eine treffliche Rundscheibe in Gelb und
Grau zu nennen, 2 5 cm Durchm., im Mittelbild die Verehrung des Kindes, auf dem
Rand: thomas wolter van Gevenich, anno t 585.
Die Sammlung birgt weiterhin eine Reihe guter Gemälde, von denen nament-
lich nach Angaben des Besitzers die folgenden zu nennen sind:
3o6
ERKELENZ
63
Vermählung Mariae, in der Art des Kölner Meisters der Lyversb erger Sammlung
Passion; die Kreuzigung auf der Rückseite schlecht und später (aus der Samml. A.
Brasseur).
Triptychon von Thomas Franken, signiert, im Hauptbild Maria mit dem Kind,
auf den Flügeln innen die hh. Katharina und Barbara, aussen die Verkündigung.
Brustbild eines jungen Mannes in der Art von Rubens, wenn nicht
von ihm selbst.
Brustbild des Prin-
zen Heinrich Friedrich von
Oranien-Nassau, in der Art
^>/vs7d7/j,ausSchloss Dhaun
an der Nahe herkommend.
Kniebild des kaiser-
lichen Geheimrates und
Bürgermeisters Sigismund
Mockel aus Düren, wahr-
scheinlich von Klaplianer
gemalt, aus der Familie des
jetzigen Besitzers herrüh-
rend, i 7. Jh.
Kleines Tierstück
mit zwei Kühen in der Art
Paul Potters, 4o X 42 cm
gross.
Tierstück, zwei
Mägde mit zwei Kühen und
Ziege, in italienischer Land-
schaft, in der Art des Nico-
laus Berghein.
Stillleben in der Art
des Claesz Heda.
Kleines Genrebild,
Mann mit Fischen, von van
Toi (?).
Inneres eines grossen
Stalles, von E. van der Poel,
bez. e. v. d. p.
Landschaft, vortreffliche grosse Ansicht von Namur, von Dirk van Bergen,
bez. D. v. b.
Tierstück mit ruhenden Schafen, ganz tupfig gemalt, von Joh. Heinr. Roos d. A.
Gesellschaftsstück, Dame mit zwei trinkenden Kavalieren, bez. eglon
HENDRIK VAN DER NEER, fecit 1 659.
Zwei Landschaften des 18. Jh. in der Art Watteaus, bez. jacobus van kuyk.
Weiterhin sind noch zu nennen eine schöne Doppeltür des 18. Jh. aus Schloss
Wickrath (Kunstdenkm. des Kr. Grevenbroich S. 73), eine reiche Louis XVI.-
Hausuhr und endlich eine feine kleine Buchsbaumschnitzerei vom Anfang
des 16. Jh., Simson mit dem Löwen, 1 1 cm hoch, aus dem Besitz des Bürgermeisters
Mockel (s. o.) herrührend.
I'H.
Erkelenz. Hausaltärchen des Herrn Braun.
3o7
(A
KREIS ERKELENZ
Privatbesitz Im Besitz des Herrn Schreinermeisters Braun kleines spätgothisches
raun Hausaltärchen, in Barock einfassung. Die Muttergottes in bewegter feiner Ge-
wandung, auf dem siebenköpfigen Drachen stehend, zu den Seiten vier musizierende
schwebende Engel, Architekturumrahmung mit Masswerkabschluss. Vorzügliche süd-
deutsche Arbeit aus dem Anfang des 1 6. Jh., etwa 75 cm hoch (Fig. 35).
GERDERATH.
Römische RÖMISCHE ANLAGEN. Über eine Römerstrasse bei Gerderath vgl.
Anlagen ß j LXXIII, S. 5.
Kathoi. KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Christophori). Habets, Ge-
Pf?irrkircliG
schiedenis van het bisdom Roermond I, S. 4o8. — Kaltenbach S. 288. — Offer-
mann S. 1 47.
Handschrift!. Qu. Im Pfarrarchiv: Beschreibung des Hofes Pletzbruggen
zu Gerderath von i56o. — Rentenverzeichnisse, Anniversarien u. s. w., vgl. Tille,
Übersicht II, S. io9. — In München, Hof- und Staats-Bibliothek: Slg. Reding-
hoven XIX, Bl. i95, Beschreibung von i582.
Geschichte Im J. i 1 7o besitzt das S. Gangulf-Stift in Heinsberg schon Einkünfte in Gen-
deringe (Lacomblet, U. B. I, Nr. 436), später erscheint das Stift im Besitz des
Patronatsrechtes. Bestimmte Nachrichten über die Kirche sind vor dem 16. Jh.
nicht vorhanden, wenn auch der romanische Taufstein auf eine frühe Gründung
hinweist. Der jetzige Bau stammt aus dem 18. und 1 9. Jh.
Beschreibung Schmuckloser Saal bau aus Ziegelmauerwerk aus dem 18. Jh., von den fünf
Stichbogenfenstern an jeder Seite sind nur die vier westlichen alt, der Chorschluss
ist im i9. Jh. erweitert worden. Der Westturm viergeschossig, mehrfach abge-
treppt, mit einfachen Fenstern in der Glockenstube und achtseitiger Haube.
Das Innere gleichfalls schmucklos, mit Spiegeldecke.
Ausstattung Von der Ausstattung sind zu nennen:
Grosses, halbrund geschlossenes Ölgemälde der Kreuzigung, mittelmässig,
18. Jh., wohl aus dem alten Hochaltar.
Becken eines Taufsteines aus Namurer Blaustein, vier Eckköpfe mit Blatt-
ornament, dazwischen Tierfiguren und palmettenartige Ornamente; 12. — 1 3. Jh., 9o cm
Durchmesser.
An dem Missionskreuz mittelmässiger Kruzifixus, etwa im hoch, i5. — 16. Jh.
Im Pfarrhaus Holzfigur einer weiblichen Heiligen, früher aussen am Turm
und daher ganz verwittert, Ende des i5. Jh., etwa 80 cm hoch.
GEVENICH.
Römische RÖMISCHE ANLAGEN. Über eine Römerstrasse bei Gevenich vgl.
Anlagen R j LXXIII, S. 4.
Kathoi. KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. ss. Maurorum). Kaltenbach
Pfarrkirche g ^ _ QFFERMANN S. 1 5 1. — BlNTERIM U. MOOREN, E. K. I, S. 334; II, S. l63.
Handschri ftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Rentenverzeichnisse vom 1 7. Jh. an.
— Buch der Barbara-Bruderschaft von i7io. — Glockengussvertrag von 1 7 2 1 . Im
übrigen vgl. Tille, Übersicht II, S. 110.
3oS
GLIMBACH
65
In Gevenich wird zuerst im J. i444, dann im J. i492 eine zu Boslar gehörige Kathol.
P f3.ri*kii*c hc
Kapelle genannt (Aachener Zs. III, S. 1 56. — Tille, Ubersicht II, S. 3). Noch im Geschichte
J. 1 7 7 5 war Gevenich Rektorat von Boslar, die Pfarrerhebung erfolgte wohl erst um
1800; der jetzige Bau entstand im J. i8o4.
Einfacher Saalbau in Backsteinen mit dreiseitigem Chorabschluss und vor- Beschreibung
gelagertem Westturm, im Lichtem etwa 26 m lang, 10 m breit. Der Turm ganz schlicht,
viergeschossig, mit kurzer vierseitiger Haube ; über der Tür das Chronogramm : sVb
pastore Casparo rICk et satrapa franCIsCo De hoVVe eCCLesIa haeC eX
fVnDo restaVrata sVrreXIt (i8o4). Langhaus und Chor mit Rundbogenfenstern,
an der Ostseite des Chores die kleine Sakristei.
Das Innere schlicht.
Von der Ausstattung sind zu nennen: Ausstattung
Einfache Barockaltäre des 18. Jh. Gutes barockes Orgelgehäuse, um
i7oo, mit zugehöriger, vortrefflich geschnittener Brüstung.
Im Chor einfacher Kirchenstuhl mit dem Chronogramm: W. Crotz,
pastorIs, teMpore Istae seDes sVnt eXstrVCtae ( 1 732).
Kelch aus vergoldetem Silber, getrieben mit Knorpelornament, Anf. des 18. Jh.,
mit Doppelwappen des J. J. E. von Reuschenberg zu Setterich (f 1 745) und der Maria
Clara von Virmond (f i7i4), 2 5 cm hoch.
Moderne Kasel mit guten Kölner Borten des i5. Jh., darauf Wappen von
Merzenhausen (?) und die Inschriften: herich und aleyt, sich wiederholend.
Im Boden der Kirche abgetretene Grabplatten des Hermann von Köllen,
SCHEFFEN DES GERICHTS BOSLAR, f 1 7 1 8 Und eines RAEREN GEN. FUST, f l6ÖO,
DEN I. OCTOBRIS.
Die beiden älteren Glocken von i382 und i 7 2 i tragen die Inschriften: Glocken
1. MARIA. O REX GLORIE, VENI CUM PACE. MCCCLXXXII.
2. MARIA BARBARA HEISCHE ICH, DIE LEBENDIGE BERUFE ICH, DIE DOTEN
BELEUTE UND BEGRAPE ICH, DONNER UND UNGEWETTER VERTREIBE ICH. GOTFRID
dinckelmaeyer m. f. in Collen anno 1 7 2 1 (Vertrag über den Glockenguss im
Pfarrarchiv, s. o.).
GLIMBACH.
Römische
Anlagen
Kathol.
Pfarrkirche
RÖMISCHE ANLAGEN. Über eine Römerstrasse bei Glimbach vgl.
B. J. LXXIII, S. 4.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Agathae). Kaltenbach
S. 273. — Offermann S. i 5 i . — Binterim u. Mooren, E. K. I, S. 342; II, S. i63.
— Aachener Zs. II, S. 3oo.
H andschrif 1 1. Qu. Im Pfarrarchiv: Stiftungsurkunden des 18. Jh. Vgl.
Tille, Übersicht II, S. no. — In München, Hof- und Staats- Bibliothek: Slg.
Redinghoven XIX, Bl. 32, Beschreibung von 1 582 .
Glimbach erscheint schon um i3oo im Liber valoris als Pfarrkirche; im 16.
und i7. Jh. übten die Herzöge von Jülich und die Herren von Palant zu Breiden-
bend abwechselnd das Kollationsrecht aus. Von dem jetzigen Bau stammt der Turm
aus dem i7. — 18. Jh., das Langhaus von i79o.
Dreiseitig geschlossener schlichter Saal bau aus Ziegelmauerwerk, mit vorge- Beschreibung
lagertem Westturm, im Lichten etwa 23 m lang, i3 m breit.
Geschichte
3o9
66
KREIS ERKELENZ
Kathoi. Der Westturm viergeschossig, in den drei unteren Geschossen nur schmale
'ftirrk irchd
Lichtscharten, über dem dritten Geschoss ein Klötzchenfries. Die Glockenstube mit
einem Stichbogenfenster an jeder Seite; achtseitiger Helm.
Das L anghaus von i79o mit einfacher Lisenengliederung, an den Langseiten
je vier Stichbogenfenster; nördlich vom Turm ein kleines Treppenhaus mit gemauerter
Treppe, südlich eine kleine spätere Vorhalle; in der Vorhalle Portal mit der Jahres-
zahl i79o auf dem Schlufsstein. Aussen in der Westachse der Südseite eine ältere
Hausteinnische mit Giebel und seitlichen Voluten, um den Bogen die Inschrift:
D. PETRUS LENZEN, PRAETOR IN WELTZ, STATUAM HANC D. D. 1 678.
Das Innere ganz schlicht, Spiegeldecke mit grosser Voute, darin magere
schlechte Rokokoornamente.
Ausstattung Von der Ausstattung sind zu nennen:
Drei Altäre und Figuren zwischen den Fenstern in schlechtem Rokoko vom
Ende des 18. Jh.
Klassizistische Orgelbühne.
Kanzel mit Schalldeckel, in derbem Barock des 18. Jh.; auf dem Deckel
Salvator, die Füllungen mit den Evangelistenfigürchen. Um den Deckel das Chrono-
gramm : estote faCtores VerbI et non aVDItores tantVM. Ita beatVs
IaCobVs (i7a9).
Glocken Die beiden Glocken von 1 669 und 1 495 tragen die Inschriften:
1. DONATUS HEISCHE ICH, ALEX. VON HORRICH, WITTIB VON GTRITTEREN, WIL.
K ROTZ, PASTOR, BESTALTEN MICH, IN NAHMEN GOTTES LAUTEN ICH, . . . LEBENDIGEN
BERUFFE ICH, DE DODTEN BEWEINE ICH, DONNER, UNGEWETTER VERDREB ICH, FRANS
WILHELM VON DULCK.EN GOUSS MICH ANNO 1 669.
2. S. AGATHA HEISCHEN ICH, GREGORIUS VAN TRFIR GOIS MYCH ANNO
DOMINI MCCCCXCV.
B"rg BURG. Eisenberg-Mirbach. — Niederrhein. Geschichtsfreund 1 879, S. 74
— Macco, Beiträge zur Genealogie III, S. 1 2 7. — Alte Abbildungen aus dem
1 7. Jh. auf dem Stich von Breidenbend im Theatrum Europaeum (Kunstdenkmäler
des Kreises Jülich S. i75, Nr. 5) und von 1 7 23 im Codex Welser.
Ein Rütger und ein Wilhelm von Glimbach werden im J. 1242 und 1264 ge-
nannt (Hennes, Kommenden S. 1 35. — Lacomblet, U.B. II, Nr. 269). Um die Mitte
des i5. Jh. ist die Burg im Besitz des Dietrich von Betgenhausen (Beiträge zur
Gesch. von Eschweiler S. 96), im 16. Jh. im Besitz der von Horrich. Im J. 1621
wird die Burg bei der Belagerung von Jülich geplündert und verbrannt (Borner
Lehnbuch). Durch Heirat und Erbschaft folgen die von Westrem und im J. 1 7 5 6
die von Wymar. Nach dem Tod des letzten von Wymar (lS47) kam die Burg
durch Heirat an die de Grady und ebenso an die Freiherren von Dalwigk zu Kirch-
berg. Im ]. i9oi hat Herr Freiherr von Schorlemer zu Lieser die Burg angekauft.
Die Burg bildet eine rechteckige Anlage; die meisten Gebäude sind nach
einem Brand um 1880 neu errichtet. Von dem Wohnhaus stammt noch ein Teil
aus dem 1 7. — 18. Jh., der eine Flügel mit der Toranlage aus dem 18. Jh., alles
einfache schlichte Ziegelbauten.
Haus Eine andere Burg, HAUS G RITTERN, ist im 16. Jh. im Besitz der von
Osen, im i7. Jh. der von Grittern, im 18. Jh. der von Blanck zu Rischmühlen : um
1800 wurde das Haus von den von Wymar zu Burg Glimbach angekauft, die Ge-
bäude um die Mitte des i9. Jh. abgebrochen (Eisenberg-Mirbach).
3 10
GOLKRATH — HOLZWEILER
67
HAUS KIFFELBERG, ein einfacher Ziegelbau, zum Teil noch aus dem Haus
18. fh. stammend, war im J. i492 im Besitze des Dietrich Kolff, seit 1 498 in dem-
jenigen der Familie von Ertzelbach, zuletzt bis ins 1 9. Jh. Eigentum der von Houve
(ausführlich von Oidtman in den Ann. h. V. N. XLVI, S. 160). Im J. 1 67 8 war das
Haus von den Franzosen niedergebrannt worden (Berns, Historische Nachrichten
über die Stadt Linnich, S. 1 47 ).
GOLKRATH.
RÖMISCHE ANLAGEN. Über Römerstrassen bei Golkrath vgl. Aachener
Zs. XIV, S. i7, 18.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. inventionis s. Stephani proto-
martyris). Kaltenbach S. 288. — Offermann S. i49.
Der Ort Golkrath wird schon im J. niS in der Stiftungsurkunde des Stiftes
Wassenberg genannt (Lacomblet, U.B. I, Nr. 289). Die Kirche, ursprünglich eine
zu Klein-Gladbach gehörige Kapelle, war ein unscheinbarer Bau des i7. — 18. Jh.;
die Pfarrerhebung erfolgte im J. i85i. Der alte Bau wurde im J. i897/98 durch einen
Neubau ersetzt.
Von der Ausstattung der neuen Pfarrkirche ist zu nennen:
Kasel aus rotem Sammet mit Granatapfelmuster, das Kreuz gestickt mit den
hh. Helena, Gereon, Maria, Johannes Bapt. und Maria Magdalena, unten das Wappen
des Kreuzbrüderordens; auf dem Vorderstab ein h. Bischof, eine Heilige mit der
Kreuzesfahne und der h. Andreas. Gute Arbeit vom Anfang des 16. Jh., aber stark
restauriert, aus dem benachbarten Kloster Hohenbusch herrührend (s. o. S. 5o).
Die zierliche spätgotische Kanzel des 1 5. Jh. mit reichen Masswerkfüllungen
und dem Wappen der Grafen von Moers-Saarwerden ist vor einigen Jahren in das
Suermondt-Museum zu Aachen gekommen (Kisa, Führer durch das Suermondt-
Museum der Stadt Aachen S. 64, 82 mit Abb.).
Römisch
Anlagen
Kathol.
P f a r r k i r c
Geschichte
Ausstattun
HOLZWEILER.
RÖMISCHE ANLAGEN. Über eine Römerstrasse bei Holzweiler vgl. Römische
P, J. LXXIII, S.S. Anlagen
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. ss. Cosmae et Damiani). Kathol,
Kaltenbach S. 279. — Offermann S. 1 4 7. - Binterim u. Mooren I, S. 3o9; a" lllt 1
II, S. 1 76. — Die Heimat i876, S. l38. — Aachener Zs. XI, S. 108. — Ann. h. V.
N. XXVIII, S. 3o5. — Berg. Zs. XII, S. 1 33.
Han dschri f 1 1. Qu. Im Pfarrarchiv: Urkunden über Rentenstiftungen für
Kirche und Hospital von i4oi, um i4oo und von 1 495. — Rentbuch von i56o. -
Befehl zur Befestigung des Dorfes mit Gräben von 1 5 S 5 . — Rechnungen u. s.w.
vom 1 7. Jh. an. Im einzelnen vgl. Tille, Übersicht II, S. 110. — In München,
Hof- und Staats-Bibliothek: Slg. Redinghoven XIX, Bl. 56, Beschreibung
von 1 583.
König Zwentibold schenkt schon im J. 898 dem Stift zu Essen Güter in Holz- Geschichte
weiler (Lacomblet, U.B. I, Nr. 81); in der Folge erscheint dann das Essener Stift
5*
3 1 1
68
KREIS ERKELENZ
Kathol. auch dauernd hier als Grundherr. Der Turm der Kirche stammt noch aus
dem 12. Jh.; auch im Liber valoris, um i3oo, wird die Kirche genannt. Die Kirche
war seit 1224 dem Essener Stift inkorporiert, während die Grafen von Jülich, die
seit dem 1 3 . Jh. als Vögte in Holzweiler erscheinen, das Patronat des Katharinen-
altars und der mit diesem verbundenen Gasthauskapelle besassen. Das Langhaus
der alten Kirche wurde im J. 1 8 59 durch einen Ziegelneubau ersetzt; demnächst soll
auch der alte Turm niedergelegt werden.
Beschreibung Dreischiffiger moderner Ziegelbau mit romanischem Westturm. Der
viergeschossige Turm, in den beiden unteren Geschossen aus Tuff, ganz geschlossen
und glatt, vielfach mit Ziegeln aus-
geflickt. Im dritten Geschoss an
West- und Nordseite noch Reste
einer drei teiligen Lisenengliederung
mit Rundbogenfries. Die Südseite
des dritten Geschosses und die
Glockenstube mit einfachen Rund-
bogenfenstern stammen wohl
ganz von einer Herstellung im
J. 172Ö/27; schlanke achtseitige
Barockhaube, unten leicht ge-
schweift, in der Mitte durch einen
glockenförmigen Einbau unter-
brochen.
Von der Ausstattung sind
zu erwähnen :
Triumph kreuz in Lebens-
grösse, mittelmässige Arbeit des
16.— 1 7. Jh.
Barock - Monstranz aus
vergoldetem Silber mit Säulchen
und seitlichen Voluten, zum Teil
noch mit gotischen Anklängen.
Auf dem Fuss die Inschrift: An-
dreas HAMECHER, SCHEFFEN ZU
HOLTZWETLER, UND MARGRETHA
Fig. 36. Hagelkreuz bei Holzweiler. MÜNDTS, EHELEUDT, HABEN DIESE
MONSTRANTZ GEGEBEN ANNO I 66 7,
DEN 2 1. OCTOBRIS. 3^2 % 5 LOHT. 6o Cm hoch.
docken Die drei alten Glocken von i426, aus dem i3. — 14. Jh. und von 1 7 64 tragen
die Inschriften :
1. ANNO DOMINI MCCCCXXVI, IPSO DIE INVENTIONIS SANCTAE CRUCIS. MARIA
HEISCHEN ICH, IN GOITS DEINST LUDEN ICH. IN EREN COSME ET DAMIANI DIENEN ICH
2. a don AI. ave maria (in frühgotischen Majuskeln).
3. SONO VOCIS MEAE FUGITE PARTES DIABOLICAE. InCoLa DONATO FErInE (so)
fULMIna VotIs (i7i4?). refusa i 764. refudit Christian voigt in Dremmen.
Gasthau«- EHEMALIGE GASTHAUS KAPELLE. Das Gasthaus bestand schon
im J. i4oi (Tille, Übersicht II, S. 1 1 1 ) ; das Patronat besass der Herzog von Jülich
(s.o.). Im 1 9. Jh. ist die Kapelle zu einem Wohnhaus umgebaut worden; erkennbar
ist jetzt nur noch der dreiseitige Chorschluss.
3 1 2
HÜCKELHOVEN
69
Das Glöckchen vom J. 1 4 1 5 trägt die Inschrift: maria vocor. anno domini Gasthaus-
kapelle
MCCCCXV.
HAGELKREUZ am Ausgang nach Katzem. Ob das nach der Erkelenzer Hagelkreuz
Chronik im J. 1 454 an dem Aachener Weg errichtete Hagelkreuz (Ann. h. V. N. V,
S. 48) mit demjenigen von Holzweiler identisch ist, ist zweifelhaft; es müsste denn
später versetzt sein. Auf jeden Fall stammt aber auch das Kreuz von Holzweiler
aus der gleichen Zeit.
Das Kreuz, von etwa 7 m Höhe, aus Siebengebirgs-Trachyt, erhebt sich auf
drei Stufen, der viereckige Schaft ist durch Masswerkfüllungen gegliedert und in der
Mitte durch ein Schlaggesims unterbrochen; oben links und rechts auf Konsolen die
derben Figürchen Mariae und Johannis. Uber einem weiteren Schlaggesims das
eigentliche Kreuz mit Masswerknasen besetzt und mit geschmiedeten Blumen an den
Enden; darauf der kleine derbe Korpus (Fig. 36). Die Aufmauerung ist nach Ab-
grabung des umliegenden Terrains erst im 1 9. Jh. angelegt worden.
HÜCKELHOVEN.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Lamberti). Kaltenbach Kathoi.
S. 275. - ■ Offermann S. i 45. — Habets, Geschiedenis van het bisdom Roer- Pfarrkirche
mond I, S. 4o8. — Cornelius, Gesch. des Münsterischen Aufruhrs I, S. 228.
Fig. 37. Hückelhoven. Katholische Kirche und Burg vor dem Neubau der Kirche.
Handschriftl. Qu. Im Pf arrarchiv: Urkundenbuch vom J. 1 766, mit Auf-
zeichnungen bis zum J. [385 zurückreichend. — Rentenverzeichnisse u. s. w. vom
1 7. Jh. an. — Protest des Sends gegen die Bestattung des Ludwig von Mülstroe im
Chor der Kirche, 1 625. — Akten über die Wiederherstellung des Schiffes und Chores
3i3
7o
KREIS ERKELENZ
Kathol.
P f a r r k irche
Geschichte
Beschreibung
Ausstattung
Glocke
Evangel.
Pfarrkirche
von 1 7 3 1 — 1 7 7 2, Neubau des Turmes 1 7 7 3. Im einzelnen vgl. Tille, Übersicht II;
S. ii2. — In München, Hof- und Staats- Bibliothek: Slg. Redinghoven XIX,
Bl. 1 93, Beschreibung von i 582.
Im J. 1261 erwarb Sibert von Hückelhoven das Patronatsrecht der Kirche von
Heinrich von Arripa (Köln, Stadtarchiv, Alftersche Sammlung LXVII, Bl. 1 54). Das
Langhaus des alten Baues gehörte zum Teil noch dem i4. — 16. Jh. an; weitere
Umbauten waren namentlich im 18. Jh. erfolgt (s. o.). Das Patronatsrecht lag in
den Händen der Besitzer der Burg. Im J. 1 887 ist die alte Kirche durch einen Neu-
bau ersetzt, der Turm in gotischen Formen erhöht worden.
Die alte Kirche war ein kleiner spätgotischer zweischiffiger Bau mit einem
ähnlichen rechteckigen Chor und einem schlichten Ziegelturm von 1 7 7 3 ; die spitz-
bogigen Fenster ohne Mass-
werk (Fig. 37).
Von der Ausstattung
sind zu nennen:
Romanischer Tauf-
stein des 12. — i3. Jh.,
grosses flaches rundes Becken
aus Namurer Blaustein mit
vier Eckköpfen, dazwischen
einfache Flächenornamente
und Tierdarstellungen, unter
den Köpfen einfache Blätter,
92 cm breit. Ecksäulchen
und Sockel neu.
Die einzige alte G 1 o c k e
aus dem i4., vielleicht noch
aus dem Ende des 1 3. Jh.,
ganz einfach mit runden
glatten Bügeln. Auf dem
oberen Rand die Umschrift:
OMNE MALUM FUGAT, CVM
MARIA SONAT.
Vor der Kirche ein abgetretener Grabstein des Johann Ludwig von Olmissen
gen. Mülstroe zu Hückelhoven mit dem Ehewappen Mulstroe und Hülhoven sowie
16 Ahnenwappen; die Inschriften lauteten nach einer älteren Abschrift: anno 161 9,
DEN 5. JUNIUS, IST DER WOLEDEL UND VESTER LUDEWIG VON OLMESSEN GNANDT
MULSTROE SEELICH IM HERREN ENTSCHLAFEN, SEINES ALTERS 74 JHAR. — ANNO l6 . . .
DECEM . . IST D . . EDEL EHRENTH . GENTRICHE EDEL VON DER LEWE, WIDWE
VON MULSTRO IN DEN HERREN ENTS., IHRES ALTERS 52 JAHR. — ... DECEMBRIS . .
NOBILIS VIR JOANNES . . . DICTUS MULSTROE . . LATOR . . . LEGUM . . . WI . . PLA-
CIDUM.
EVANGELISCHE PFARRKIRCHE, von Recklinghausen, Reforma-
tionsgeschichte I, S. i94. — Rembert, Die Wiedertäufer im Herzogtum Jülich, S. 65,
68 u. s. w. — Habets, De wederdoopers te Maastricht, S. 2 i 7.
Handschriftl. Qu. Das Pfarrarchiv ist untergegangen (Tille, Übersicht II,
S. 112). — Im evang. Pfarrarchiv zu Randerath: Vermögensverzeichnis von
i762 (ebendort II, S. 1 59).
Fig. 38. Hückelhoven. Ansicht der alten evangelischen Pfarrkirche.
3i4
HÜCKELHOVEN
7l
Eine religiöse Bewegung macht sich schon frühzeitig in Hückelhoven bemerk- Evangel.
bar, um i53o ist es ein Hauptsitz der wiedertäuferischen Bewegung im Herzogtum Geschichte
Jülich. Das mag auch die schnelle Einführung der Reformation um die Mitte des
1 6. Jh. befördert haben; nähere Nachrichten darüber fehlen. Das alte Kirchenge-
bäude rührte aus dem J. 1688 her; im J. i89o/9i wurde ein Neubau errichtet.
Die alte Kirche war ein rechteckiger oblonger Saalbau aus Ziegelmauerwerk, Beschreibung
an der Langseite drei, an der Schmalseite zwei grosse Rundbogenfenster, über dem
Fig. 39. Burg Hückelhoven. Ansicht.
Portal ein Flachgiebel mit der Jahreszahl 1688, auf den Firstenden des Walmdaches
Balusteraufsätze, in der Mitte ein Dachreiter mit geschweifter Haube (Fig. 38).
BURG. Eisenberg- Mirbach. - Strange, Beiträge zur Genealogie VI, Burg
S. 18. — Aachener Zs. VI, S. 182. — Ann. h. V. N. XVII, S. 236, 24 1.
Ungenaue Ansicht vom J. 1 7 23 im Codex Welser.
Die Burg ist Stammsitz eines gleichnamigen Geschlechtes, das in der 1. H. des Geschichte
1 3. Jh. zuerst vorkommt. Im J. i5o5 wird Johann von Olmissen gen. Mulstroe mit
dem Hof zu Hückelhoven an der Kirche belehnt. Die von Olmissen erbauten auch
3i5
72 KREIS ERKELENZ
Burg am Ende des 16. und am Anfang des 1 7. Jh. das noch bestehende Burghaus. In
der 2. H. des 1 7. Jh. starb die Linie der Olmissen auf Hückelhoven im Mannes-
stamm aus; es folgten als Besitzer verschiedene Anverwandte. Von diesen heiratete
im J. 1 695 Agnes Elisabeth von Beeck den Generalfeldmarschallleutnant Frh. von Zobel,
der den Besitz wieder vereinigte; im J. i76o besass das Gut sein Schwiegersohn
Friedr. Wilh. Frhr. von Calcum gen. Lohausen, dann erscheint es seit 1 7 68 ganz im
Besitz des anderen Schwiegersohnes von Deelen. M. J. Kremer, Gatte einer Elisabeth
von Deelen, verkaufte die Burg im J. i83o an den Gymnasialdirektor Rosie in Roer-
mond, dieser im J. 1 833 an Pfarrer W. Schnorrenberg, welcher den Besitz im J. 1 86 7
dem erzbischöflichen Stuhl in Köln, dem jetzigen Eigentümer, schenkte.
Beschreibung Interessanter zweigeschossiger Ziegelbau des 16. und i7. fh., noch von dem
alten breiten Graben umgeben und mit gemauerter Brücke an der Südseite (An-
sichten Fig. 37 und 39. — Lageplan Fig. 4o).
Die ältere, nördliche Hälfte aus dem 16. Jh.
mit drei Fensterachsen an der Nordseite hat
jetzt grosse schlichte Stichbogenfenster, über
zwei Achsen erhebt sich, abgetrennt durch
einen Klötzchenfries, ein Staffelgiebel mit zwei
Stichbogenblenden, darin kleine Fenster; an
den Seiten und auf dem Scheitel des Giebels
übereckgestellte gemauerte Fialen. Die west-
liche Schmalseite dieses Bauteiles mit einem
ganz entsprechenden Giebel. An der Ostseite
des älteren Teiles der viergeschossige Turm
mit Klötzchenfriesen über allen Geschossen
und mit schmalen hohen Fenstern; achtseitige
Haube mit offener Laterne, geschweifter Kuppel
und hoher Balusterspitze.
Der jüngere südliche Bauteil mit Klötz-
chenfries zwischen beiden Geschossen, vier
Fensterachsen an jeder Seite; die Fenster sind
sämtlich nachträglich verändert. Die Südseite
hat zwei abgetreppte und geschweifte Giebel nebeneinander, darin je zwei kleine
Fenster und eine Blende dazwischen; den Giebeln entsprechend trägt dieser Bau
zwei parallele Satteldächer.
Das Innere ist im wesentlichen schmucklos, nur in dem grossen Saal ein
einfacher Renaissance- Kamin.
Ausstattung Von der Ausstattung sind einige Porträts in einem Zimmer des Erdge-
schosses zu nennen, darunter besonders das Brustbild eines Herren in braunem
Seidenrock aus der 2. H. des 18. Jh. und ein Porträt des Kurfürsten Clemens August
von Köln in Deutschordenstracht, Mitte des 18. Jh. Die Bilder sind im J. i9o2 nach
Köln in das erzbischöfliche Generalvikariat geschafft worden.
Wirtschafts- Von den W i r t sc h af t s g e b ä u d e n steht in der Nähe des Herrenhauses noch
gebäude 0kjonge Xorbau von Ziegelmauerwerk aus dem i7.Jh., die Innenseite aus Fach-
werk. Nach dem Herrenhaus ein interessanter Ziergiebel wie an jenem selbst, in
der Mitte der Aussenseite Korbbogentor in rechteckiger Blende, die mit einem
Klötzchenfries abgeschlossen ist. An dem Tor ein früher lose daneben liegender
IMMERATH
73
Stein mit dem Ehewappen Olmissen und Mirbach (Ludwig von Olmissen, verm. seit Burg
1 598 mit Elisabeth von Mirbach).
Dem Torbau gegenüber ein Scheunenbau aus Ziegelmauerwerk mit Schiefs-
scharten in der Aussenseite, die Innenseite aus Fachwerk mit Spuren einer offenen
Galerie, im J. i9oi wegen Baufälligkeit niedergelegt.
IMMERATH.
RÖMISCHE ANLAGEN. Über eine Römerstrasse bei Immerath vgl.
B. J. LXXIII, S. 5.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Lamberti). Binterim und
Mooren, E. K. I, S. 3o9; II, S. 1 75. — Kaltenbach S. 280. — Offermann S. i 47.
— Die Heimath i876, S. 1 73. — Ann. h. V. N. XXV, S. 1 79. — Aachener Zs.
III, S. 3o6. — Berg. Zs. II, S. 123.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Rentenverzeichnisse u. s.w. vom 1 7. Jh.
an. — Urk. von 1 652, betr. das Spitalhaus. — Modernes Urkundenbuch, darin u.a.
zwei Urkunden von i462. Im einzelnen vgl. Tille, Übersicht II, S. 112. — In
München, Hof - und Staats-Bibliothek: Slg. Redinghoven XIX, Bl. 57, Beschrei-
bung von 1 583 .
Die Kirche, ursprünglich Filiale von Keyenberg und angeblich im i3. Jh zur
Pfarrkirche erhoben, erscheint um i3oo im Liber valoris als Pfarrkirche; das Patronat
war im Besitz der Inhaber des Hauses Pesch (s. u.). Der alte Bau, der im Kern
noch eine einschiffige romanische Anlage war, in spätgotischer Zeit Seitenschiffe
und einen neuen Chor, sowie eine kleine Kapelle, das sog. Pescher Chörchen, dann
in den ]. 1 767 — i77o einen neuen Turm erhalten hatte, ist im J. i89o/9i durch einen
vollkommenen Neubau ersetzt worden.
Von der Ausstattung der neuen Pfarrkirche sind zu nennen:
Monstranz aus vergoldetem Silber, Anf. des 16. Jh. einfach mit Fialenaufbau
seitlich von dem Cylinder und einem Strebesystem über der Kuppel. Auf dem Fuss
aus späterer Zeit graviertes Ehewappen Weyerstrass und Roemer mit der Inschrift:
JOHANN ARNOLD WEYERSTRASS, PFALZN EUBURGISCHER VOGT DES AMTS KASTER, UND
JOHANNA ROEMER, EHELEUT, D. D. ANNO 1 662 , 4. JUNY. 52 cm hoch.
Die beiden alten Glocken von ]5i2 und 1 496 tragen die Inschriften:
1. JHESUS, MARIA HEISCHEN ICH, IN DIE ERE GÖTZ LUIDEN ICH, DUEIFFELEN
VAN DER HELLEN VERDRIVEN ICH, ANNO DOMINI MCCCCCXII.
2. LAMBERTUS HEISCHEN ICH, IN DIE ERE GÖTZ LUDEN ICH, GREGORIUS VAN
TRIER GOUS MICH ANNO DOMINI MCCCCXCVI.
HAUS PESCH. Eis en berg- Mirbach. - Ann. h. V. N. XXV, S. 279. -
Strange, Gesch. der Herren von dem Bongart. — Alfter, Manuskript des Kölner
Stadtarchivs Nr. 69.
Handschriftl. Qu. wahrscheinlich in dem von dem Bongartschen Archiv
auf Haus Paffendorf. — Ansicht vom J. 1 723 im Codex Welser.
Im T. 1 36 1 erscheint Reinhard Hoen von dem Pesch, dessen Familie noch im
1 6. Jh. im Besitz des Hauses war (Strange, Gesch. der Herren von dem Bongart,
S. 79). Durch Heirat folgen im 1 6. Jh. die von Schoenrode, die aber mit den von
Bocholz und von Reifferscheid im Streit liegen um Haus Pesch. Die verschiedenen
Römische
Anlagen
Kathol.
Pfarrkirche
Geschichte
Ausstattung
i Hinken
Haus Pesch
Geschichte
3i7
74
KREIS ERKELENZ
Haus Pesch Erben dieser Familien setzen den Streit fort, tatsächlich blieben die Berner von
Grottenrath und im 1 7. Jh. deren Erben, die Grafen Maxelrein im Besitz. Im
J. 1 7 29 erlangen jedoch die von dem Bongart ein obsiegendes Urteil, aber unter den
Bongartschen Erben kam es zu neuen Prozessen, bis das Gut im J. i8o3 zum Ver-
kauf ausgestellt wurde und der Hauptteil bei den von dem Bongart verblieb. Das
Haus war zuletzt im Besitz des Freifräuleins Odilia Karolina von dem Bongart (f 1 879),
fiel dann an deren Schwester, Freifrau Auguste von Walbott- Bassenheim (f i884),
die das Gut ihrem Neffen, Reichsfreiherrn Clemens von
Loe zu Bergerhausen, dem jetzigen Eigentümer, vermachte.
Das jetzige Herrenhaus stammt zum grossen Teil aus
dem Anfang des 1 7. Jh., die Kapelle war im J. 1 5 83 so
verfallen, dass sie nicht mehr benutzt wurde (München,
Hof- und Staats-Bibliothek: Slg. Redinghoven XIX, BI.57).
Beschreibung Die Wirtschaftsgebäude, die sämtlich im 1 9. Jh.
neugebaut sind, umschliessen ein grosses, zum Teil noch
von den Wassergräben umgebenes Rechteck, an dessen
Nordseite das Herrenhaus liegt.
Das Herrenhaus, im wesentlichen ein Bau des
1 7. Jh., bildet ein Rechteck, dessen Süd- und Ostseite
von dem zweiflügeligen Wohnhausbau eingenommen
werden, ein schlichter dreigeschossiger Ziegelbau, dessen
Obergeschoss zum Teil früher aus Fachwerk bestand, das
jetzt in Ziegeln ummauert ist. Die Fenster an den Aussen-
seiten sind jetzt schlichte Stichbogenfenster. An der Ecke
ein quadratischer Turm mit kleinen Fenstern und ein-
fachem Pyramidendach, darauf Wetterfahne mit dem von
dem Bongartschen Wappen und der Jahreszahl 1 766.
An der Aussenseite des Ostflügels sprang ein kleiner
rechteckiger Bau vor, die im J. 1 898 abgebrochene Ka-
pelle; an dem jetzt am Haus Bergerhausen verwendeten
Fenster die Jahreszahl 1 6 1 6. Auf dem Nordende des
Ostflügels über der jetzigen Kapelle ein kleiner offener
Dachreiter.
Die beiden nach dem Hof hin gelegenen Seiten
zeigen noch die Reste der ursprünglichen Kreuzsprossen-
fenster und Spuren einer offenen Holzgalerie. An dem
Südflügel hier in Eisenankern die Jahreszahl 1 663.
An der Nord- und Westseite des kleinen Hofes
noch die alte, ursprünglich wohl auch mit Wehrgang versehene Abschlussmauer mit
zahlreichen Schiefsscharten.
Das Innere des Herrenhauses ist schmucklos; in der Kapelle ein kleiner
unbedeutender Barockaltar mit dem Ehewappen von dem Bongart und Hoch-
steden, Johann Hugo von dem Bongart (f 1 78 1 ) und Maria Josina von Hochsteden
(t 1794).
Privatbesitz Im Besitz der Familie Hages in Immerath, seit i9o2 Herrn Heinrich Schmitz
FlfciiDciii"
Statuette m Stetternich gehörig, feine frühgotische Elfenbein. Statuette der Muttergottes,
Ende des 1 3. Jh., wohl rheinisch, mit zahlreichen Resten von Bemalung und Ver-
goldung, 26 cm hoch (Fig. 4i).
Fig. 41. Immerath. Elfen-
beinerne Madonnenstatuette
im Besitz der Familie Hages.
3i8
KEYENBERG 75
KEYENBERG.
KATHOLISCHE
PFARRKIRCHE (s. t.
exaltationis s. Crucis). Bin-
terim u. Mooren, E. K. I,
S. 3o7; II, S. 1 74. — Kal-
tenbach S. 280. — Offer-
mann S. i48. — Berg. Zs.
II, S. 120; IV, S. 265. —
Die Heimat 1 876, S. 44. —
v. d. Hart, Gesch. u. Sagen
d. Erkelenzer Flachsgefildes
II, S. 26 — 3o.
Handschriftl. Qu.
Im Pfarrarchiv: Abschrift
der Inkorporationsurkunde
von i33o. — Urkunden und
Verzeichnisse von Renten
des i5. und 16. Jh. — Kirch-
meisterrechnungen von i562
und 1 563 mit Notizen über
den Turmbau. — Lagerbuch
von i649. — Buch der Se-
bastianus- Bruderschaft von
1 7 1 5. Im einzelnen vgl.
Tille, Übersicht II, S. 1 13.
— In München, H o f - und
Staats - Bibliothek : Slg.
Redinghoven XIX, Bl. 56,
Beschreibung von 1 583.
Keyenberg ist jeden-
falls eine der ältesten kirch-
lichen Gründungen im Jü-
licher Land, der Tradition
nach von der h. Plektrudis
auf einem alten Königshof
errichtet und dem Stift S.
Maria im Kapitol in Köln
überwiesen, um 7 1 6 von dem
h. Suitbertus geweiht. Eine
grosse Zahl von umliegenden
Kirchen waren Tochter-
kirchen von Keyenberg. Die
noch erhaltene Bauinschrift
(s. u.) bezieht sich wohl auf
einen Neubau aus dem Ende
des 11. Jh. Das jetzige Lang-
Kathol.
Pfarrkirche
Y'"'4 t "1 rj™
■— , — ' V
Gesdiidite
Fig. 42.
Keyenberg, katholische Pfarrkirche. Grundris
und Sdinitt des romanischen Teiles.
7.,
KREIS ERKELENZ
Kathol. haus gehört in seinen Aussenmauern wohl noch diesem Bau an; es ist dann in
Pfarrkirc e ^r ^ ^ 1 3. Jh. überhöht und eingewölbt worden. Der Kirchturm soll im 1 3. Jh.
abgebrannt sein; die noch vorhandenen Rechnungen von 1 562/63 zu einem Neubau
des Turmes beziehen sich wohl auf den am Westende des Südschiffes gelegenen, im
J. 1 8 1 8 niedergelegten Turm. Der jetzige Westtunn wurde im J. 1 8 1 8 errichtet. Im
J. 1 866 wurde die Kirche durch den Neubau eines Querhauses und Chores erweitert.
Beschreibung Dreischiffiger , ursprünglich einschiffiger romanischer Bau mit Turm und
grosser Choranlage aus dem i9. Jh., der romanische Teil im Lichten i4 m lang,
i4,5o m breit (Grundriss und Schnitt Fig. 42. — Seitenansicht Fig. 43).
Äusseres Von dem urspiünglich einschiffigen Bau des 1 1. — 13. Jh. zeigt die Nordseite eine
schlichte Gliederung mit Lisenen an den Enden und einem durchlaufenden Rund-
bogenfries, zwei, wohl
später veränderte Rund-
bogenfenster, der spätro-
manischen Wölbung ent-
sprechend,dasGanze stark
überputzt (Fig. 43). Die
Gliederung der Südseite
ist nur in der Osthälfte
erhalten; in der West-
hälfte ist sie durch den
späteren Turmanbau zer-
stört. Geringe Spuren
der vermauerten kleinen
Rundbogenfenster und
des abgeschlagenen Bo-
genfrieses des u.Jh. in
der Höhe des jetzigen
Seitenschiff - Pultdaches
sind noch erhalten. Die
Westfront zeigt in der
Halle des imj. 181 8 vorge-
setzten Ziegelturmes ein
Fig. 43. Keyenberg, katholische Pfarrkirche. Nordseite SDäto"OtischeS schlichtes
des romanischen Teiles. r o •
Portal mit gradem Sturz.
Von den Seitenschiffen das nördliche spätgotisch aus dem i5. — 1 6. Jh., mit
derben Strebepfeilern und einfachen Stichbogenfenstern, das südliche wohl im i7.
bis 18. Jh. angelegt oder ganz erneuert, besteht aus Ziegelmauerwerk mit Rundbogen-
fenstern.
Inneres Im Inneren ist das Mittelschiff in der l. H. des 1 3. Jh. in äusserst inter-
essanter Weise mit zwei grossen Kreuzgewölben eingewölbt worden; in den Ecken
und in der Mitte jeder Langseite wurden schwere Pfeilervorlagen angemauert mit
grossen Dreiviertel-Diensten, reichen Basen mit Eckblättern, schönen kräftigen Blatt-
kapitälen und schweren Kämpferplatten. Darauf ruhen die gratigen, stark busigen
und ausnehmend dünnen Kreuzgewölbe, die eine aussergewöhnlich steile Form haben.
Der Gurtbügen zwischen beiden Gewölben verjüngt sich — der grösseren Leichtig-
keit wegen — zu einer dünnen Rippe. Trotzdem sind die Seitenmauern ausgewichen
und haben das Einziehen von Holzankern notwendig gemacht (Fig. 42).
320
KEYENBERG
77
Die in die Seitenmauern nachträglich eingebrochenen Öffnungen zu den Seiten- Kathol.
.schiffen hin einfach rundbogig, ohne Kämpfer.
Das nördliche Seitenschiff mit schlichten Kreuzgewölben des i5. — 16. Jh., ein-
faches Rippenprofil und kleine runde Schlufssteine; das südliche Seitenschiff" mit
flacher Decke.
Von der Ausstattung sind zu nennen: Ausstattung
In dem Chor romanische Inschrifttafel mit einfachem Randprofil, 46 cm
hoch, 88 cm breit: hoc templum dedicatum est xii. kal. ian. a venerabiu
COLONIENSI ARCHIEPISCOPO HERIMANNO IN HONORE SANCTE CRUCIS, CONTINENTUR
RE(liquie) DE spongia et de sepulchro DOMINI, gereonis, maurorum, CYRIACT,
pancratii, Fortunate, outelrici, agnetis. Die Inschrift kann sich auf Herimann II
(io36 — io56) wie auch auf Herimann III (io89 — io99) beziehen, wahrscheinlicher
auf den letzteren, da ebensowohl der Kern des Langhauses, wie auch die Inschrift-
tafel selbst recht wohl noch den letzten Jahren des 11. Jh. angehören können
(Fig. 44. — Kraus, Die christl. Inschriften der Rheinlande II, Nr. 5oo. — Eine
verwandte Inschrift in der Kir-
che zu Düsseldorf - Derendorf,
vgl. Kunstdenkm. der Stadt und
des Kr. Düsseldorf S. 78).
Holzfigur eines h. Bi-
schofes mit Stab und Herz,
mittelmässig, stark überstrichen,
16. Jh.
Gruppe der Anna selb-
dritt, die h. Anna stehend
mit Maria und dem Christus-
kind auf dem Arm, gute nieder-
rheinische Skulptur um i5oo,
neu polychromiert.
Im nördlichen Seitenschiff G r a bp 1 a 1 1 e aus Blaustein mit Wappen und In-
schrift: D. O. M. AETHERA NON CAETERA. ANNO DOMINI I 734, DIE 28. APRILIS, ADMODUM
REVERENDUS DOMINUS MATTHIAS CLAESSEN, HUIUS LOCI IN ANNUM 34. PASTOR, PRO
GREGE SEMPER VIGIEANS, IURA PASTORALIA INDEFESSE PROPUGNANS, ECCLESIAE AEDI-
FICIA UNDIQUE RESTAURANS, ADIV1T AETHERA ET DESPEXIT CAETERA ANNO AETATIS
SUAE 58, REQUIESCAT CUM PARENTIBUS LEONARDO CLAESSEN ET ELISABETHA MAESSEN,
IN HAC ECCLESIA SEPULTIS, IN PACE. AMEN. TU QUI LEGIS, ORA PRO EIS.
Daneben ein einfacher gotischer Sakraments-Wandschrank.
An einem Pfeiler des Mittelschiffes kleine Marmortafel mit der Grabschnft:
A. B. ANNO 1 766, 4TA 9 BRIS, HIC IACET JOH. HENR. SIMONIS, INDIGNUS ECCLESJAF
PRESBYTER, ORATE PRO EO, UT R. I. T.
Über jetzt nicht mehr vorhandene Grabsteine vgl. Ann. h. V. N. LVIII, S. 181.
Ein aus Keyenberg stammender Barockaltar befindet sich jetzt in der
Kapelle des Gutes Ungershausen (Kunstdenkm. des Kr. Jülich S. 58).
Die einzige alte Glocke vom J. 1 455 trägt die Inschrift: maria vocor. anno Glocken
MCCCCLV. JOHAN INDE JACOP KLOCKENGETER.
Zwei im J. 1 899 umgegossene Glocken von 1 464 und 1 648 hatten nach
dem Lagerbuch die Inschriften:
I. MARIA. ENT JAER ONS HEREN MCCCC EN LXIIII. JACOP KLOKGETER.
32 I
7 8
KREIS ERKELENZ
Kathol. 2. ST. URBANUS, PAPA ET MARTYR. TINNIO CHRISTICOLAE PRECIBUS SIGNA
Pfarrkirche DIURNISj COMPULSO MISSIS, FLEO FUNERA, CONSONO FESTIS. ANNO IÖ48.
Berverath, KAPITELSHOF in BERVERATH, ursprünglich auch dem Stift S. Maria
Kapitelshof. Tr . , T_.,.. . . . ... , TTri T
im Kapitol zu Köln gehörig, im wesentlichen moderne Hotanlage ; von Interesse
ist nur ein Holzbalken von dem alten Wohnhaus mit der Inschrift: anno i 467
HENRICUS HEISTER, CANONICUS IN CAPITOLIO, FUNDAVIT, ANNO 1 586 HOSTIS INFLAM-
MAVIT, ANNO 1682 ANDREAS SUCCESSOR AEDIFICAVIT, DEUS CONSERVET.
KLEINGLADBACH.
Kathol.
Pfarrkirche
Geschichte
Beschreibung
Äusseres
Fig. 45. Klein-Gladbach.
Grundriss der katholischen Pfarrkirche vor dem Umbau.
Inneres
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Stephani protomartvris).
Kaltenbach S. 287. — Offermann S. i 49. — Habets, Geschiedenis van het bis-
dom Roermond I, S. 4o8.
Handschrift 1. Qu. Im
Pfarrarchiv: Antiphonar aus
Kloster Hohenbusch, um i5oo. —
Protocollum ecclesiae mit Heirats-
kontrakten u. s.w. von i59o ab. —
Renten Verzeichnisse, Stiftungen u.
s.w. des i7. und 18. Jh. Im ein-
zelnen vgl. Tille, Übersicht II,
S. Ii 5. — In München, Hof-
und Staats-Bibliothek: Slg.
Redinghoven XIX, Bl. i9i, Be-
schreibung von i582.
Der jetzige Bau ist im Kern
eine einschiffige Anlage des 1 5. bis
16. Jh., die Seitenschiffe wurden
im i7. |h. angebaut. Im J. i9oo wurde der alte Turm niedergelegt, das Langhaus
um ein Joch verlängert und ein neuer Turm errichtet. Kollator war das Domkapitel
zu Köln (Alfter, Manuskript des Kölner Stadtarchivs LXVII, Bl. 68).
Schlichter dreischiffiger, ursprünglich einschiffiger spätgotischer Ziegelbau
des i5. — 1 7. Jh. mit modernem Westbau, der alte Teil im Lichten 20 m lang,
i3,6o m breit (Grundriss Fig. 45).
Der Chor von zwei Jochen und Achtecksschluss ist ganz einfach, mit grossen
zweimal abgetreppten Strebepfeilern und spitzbogigen Fenstern ohne Masswerk; seitlich
sind zwei kleinere spätere Anbauten hinzugefügt.
Das Langhaus hat in seinen vier alten Jochen einfache Spitzbogenfenster ohne
Masswerk, derbe, kurze, einmal abgetreppte Strebepfeiler; über jedem Joch jetzt ein
im J. 1886 zugefügter Ziegelgiebel mit Satteldach an Stelle des alten Schleppdaches,
das den ganzen Bau eindeckte.
Der alte Westturm, ein breiter länglicher Bau, bestand im unteren Teil zum
Teil aus Bruchsteinen und hatte eine grosse Stichbogentür des 18. Jh. In der Höhe
des Schiffdaches war die Dachkonstruktion zusammengeschleift und trug einen ein-
fachen vierseitigen geschieferten Dachreiter.
Das Innere ist gleichfalls ganz schlicht; der Chor hat seitlich rundbogige
Öffnungen zu den späteren Anbauten, sonst unter den Fenstern Nischen; die eih-
322
KÖRRENZIG
79
fachen Rippengewölbe ruhen teils auf figürlichen, teils auf glatten Konsolen. Im
Langhaus sind zwei von drei achteckigen Pfeilern an jeder Seite alt, sie sind aus dem
Mauerwerk der alten Seitenwände stehen gelassen worden; die Kreuzgewölbe im
Mittelschiff mit schweren Rippen und kleinen runden Schlufssteinen. Die Seiten-
schiffgewolbe ähnlich mit hochgezogenen Kappen.
Von der Ausstattung sind zu nennen:
Zwei unbedeutende Seitenaltäre und Kanzel aus der 2. H. des 18. Jh.
Die drei Glocken von 1 47 7 , i65o und 1 743 tragen die Inschriften:
1. ANNO DOMINI MCCCCLXXVII. EGO VOCOR SANCTUS STEFFANUS, JACOP EN JAN.
2. S. S. NICOLAUS ET CATHARINA. R. D. HENRICUS ESSER, PASTOR, CONRADUS
SCHNAREN, THEODORUS DIESZEN, SIGBERTUS HENRICHS, SCABINI. ANNO l65o. N. B.
ME FECIT.
3. DIESE MESSGLOCKE IST UMGEGOSSEN AUS GESAMMELTEN ALMOSEN IN DIESER
GEMEINTE KLEIN-GLADBACH UNTER PASTOREN ADOLF JUNCKEN, GEBUERTIG VON HAN-
NOVER, im jähr 1 743. bartholomaeus gunder gos mich. Darauf Relief der
h. Anna mit der Beischrift: st. anna, bitt vor uns.
In der KATHOLISCHEN REKTORATKIRCHE zu HOUVERATH
(s. t. s. Laurentii), einem Neubau in romanischen Formen, Teil einer barocken Kom-
munionbank, um i7oo, mit dem Olmissen-Mulstroeschen Wappen, Geschenk des
Freiherrn Spies von Büllesheim auf Haus Hall.
Kathol.
Pfarrkirch
Ausstattung
Glocken
Houverath
Rektorat-
kirche
KÖRRENZIG.
}
i
■
RÖMISCHE AN-
LAGEN. Über eine Rö-
merstrasse bei Körrenzig vgl.
B. J. LXXIII, S. 4.
KATHOLISCHE
PFARRKIRCHE (s. t.
cathedra s. Petri Antiochiae).
Kaltenbach S. 2 73. —
Offermann S. i5o. — Bin-
terim und Mooren, E. K.
I, S. 337; II, S. i63.
Handschriftl. Qu.
Im Pf ar r ar c h i v : Moder-
nes Urkundenbuch. — Im
katholischen Pfarrarchiv
zu Hückelhoven: Man-
date, betr. den Kirchenbau
zu Körrenzig, i 769/7o. Vgl.
Tille, Übersicht II, S. 1 1 1 ,
1 16. — In München, Hof-
und Staats-Bibliothek:
Slg.RedinghovenXIX, Bl. 32,
Beschreibung von 1 582.
Im J. 1029 erscheint die Abtei Burtscheid schon in Körrenzig begütert (Lacom-
blet, U. B. I, Nr. 166). In der Westfront der Kirche sitzen noch Teile eines dem
Römische
Anlagen
Kathol.
Pfarrkirch
Fig. 46. Körrenzig. Ansicht der katholischen Pfarrkirche.
Geschichte
323
8o
KREIS ERKELENZ
Kathol.
Pfarrkirche
Beschreibung
Äusseres
Inneres
Ausstattung
Ii. — 12. Jh. angehörenden Baues. Die jetzige Kirche ist im wesentlichen ein Bau
des 1 5. Jh., der im J. i769/7o einen durchgreifenden Umbau und teilweise Erweite-
rung erfuhr. Das Patronat war im Besitz des Adalbertstiftes in Aachen.
Dreischiffige spätgotische Hallenkirche aus Ziegelmauerwerk mit Resten
eines romanischen Baues in der Westfront, im Lichten 21 m lang, i5,5orn breit (An-
sicht Fig. 46, Grundriss Fig. 47).
Die Westfront zeigt als Reste der romanischen Anlage im Mittelschiff und im
nördlichen Seitenschiff einfaches Bruchsteinmauerwerk, im Seilenschiff und über der
Stichbogentür des 18. Jh. Reste von zwei Rundbogenfenstern. Die Kopfseite des
südlichen Seitenschiffes und die Nordecke mit einfachen Strebepfeilern aus Ziegel-
mauerwerk, oben durchlaufend ein einfacher Klötzchenfries. Über der Haupttür das
Chronogramm: lucae i9. saLVs hVIC DoMVI faCta IntrantIbVs fIet(i775).
Die südliche Langseite
mit drei Jochen, schlichten
Strebepfeilern und rundbo-
gigen, wohl nachträglich ver-
änderten Fenstern. Kleine
Westtür in Holzeinfassung
mit dem Chronogramm:
saLVs DoMVI faCta est
pIe IntrantI .... luc. i9.
(unvollständig).
Der einfache dreiseitige
Chor mit zum Teil ver-
mauerten Fenstern in glei-
cher Ausbildung. An der
Nordseite gehören nur die
beiden westlichen Joche dem
spätgotischen Bau an; daher
auch der schräg gestellte
Strebepfeiler am mittleren
Joch. An dieser Seite unter
dem Dach auch ein Klötzchenfries wie an der Westseite. Das östliche Joch des
Seitenschiffes und die anstossende Sakristei, die die eine Seite des Chores bedeckt,
mit einfachen Stichbogenfenstern, wohl erst am Ende des 18. Jh. hinzugefügt.
Aus dem einheitlichen Walmdach des ganzen Baues wächst über der Westseite
der einfache viereckige geschieferte Dachreiter heraus.
Das Innere der Kirche ganz unregelmässig mit schweren Pfeilern, durchweg
schwere Gurtbögen zwischen den einzelnen Jochen und einfache Kreuzrippengewölbe.
Wahrscheinlich sind die Pfeiler der Langhausmauern aus den alten Aussenmauern der
romanischen Anlage stehen gelassen worden. Das Westjoch des nördlichen Seiten-
schiffes mit flacher Decke, das später angebaute Ostjoch mit Kreuzrippengewölbe
des 18. Jh. aus Pliesterwerk. Bis in den Dachstuhl ist das Westjoch des Mittel-
schiffes mit seinem schweren Gewölbe als Unterbau für einen niedergelegten oder
nicht ausgeführten massiven Turmbau ausgebildet.
Von der Ausstattung sind zu nennen:
Zwei Seitenaltäre und Kanzel in schlichten Rokokoformen, aus dem 18. Jh.
Fig. 47. Körrenzig. Grundriss der katholischen Pfarrkirche.
324
KOFFEREN
In dem späteren Joch des Nordschiffes Kirchenstuhl mit dem Wappen der Kathol.
Pfiirrltirchf?
Grafen Hompesch, 1 8. Jh., und eine Sterbetafel des Wilhelm Degenhard Pilgram
Freiherrn von Hompesch (f i7. XII. i72o).
Die beiden älteren Glocken von 1 5 1 6 und 1 5 1 4 tragen die Inschriften: Glocken
1. SANCTA ANNA, SANCTA GENEVEVA (so) HEISCHEN ICH, DEI LEIVEN ROFFEN
ICH, DIE DODEN BESCHRIEN ICH, DEN DONRE VERDRIVEN ICH, PAEFF, MÖNCH DIENEN
ICH, JAN VAN TRIER GOUS MICH ANNO DOMINI MVeXVI.
2. SANCTA MARIA, SANCTUS PETRUS HEISCHEN ICH, ZU DEM DIENST GÖTZ
LUDEN ICH, DEN DUVEI. VERDRYVEN ICH, JAN VAN TRIER GOIS MICH ANNO DO-
MINI MVCXIIII.
KOFFEREN.
KATHOLISCHE REKTORATKIRCHE (s. t. s. Margarethae). Kalten-
bach S. 2 7o. — Offermann S. i5o. — Binterim und Mooren, E. K. I, S. 342;
II, S. i63. — Ann. h. V. N. XXXII, S. i87.
Handschriftl. Qu. Im Archiv
des Rektorates: Beschwerde des Rek-
tors von 1 64 1 . — Rentenverzeichnisse,
Rechnungen des i7. und 1 8. Jh. Im ein-
zelnen vgl. Tille, Übersicht II, S. u5.
Das Langhaus gehört noch dem
1 1. — 12. Jh. an; die Kapelle, die im i5. Jh.
erst ausdrücklich genannt wird, ist von
jeher zu Glimbach gehörig. Nach i5oo
wurde der spätgotische Chor erbaut. Im
Laufe des i9. Jh. sind Sakristei und Vor-
halle angebaut, das Seitenschiff ganz er-
neuert worden.
Zweischiffiger romanischer Bau mit
Dachreiter, moderner Vorhalle und spät-
gotischem Chor, im Lichten 16 m lang,
9 m breit (Ansicht Fig. 48. — Grundriss
Fig. 49).
Im Ausseren ist das mit glatten
Strebepfeilern gesicherte Seitenschiff im
i9. Jh. in Ziegelsteinen ganz erneuert
worden, das Dach ist über das Seiten-
schiff einheitlich weggeschleift.
Von besonderem Interesse ist die Südseite des Langhauses, ein Konglomerat
aus Findlingen, römischen Ziegeln, Bruchsteinen und Tuff, mit Flickstellen in modernen
Feldbrandsteinen. Die etwa zwei Drittel der Höhe einnehmende Mauerfläche zeigt
eine vermauerte flachbogige Tür, darüber noch ein ganz kleines Rundbogenfenster;
seitlich je ein grosses neueres Stichbogenfenster. Das ganze Mauerwerk ist unregel-
mässig durchsetzt von einzelnen Schichten Grätenmauerwerks aus römischen Flach-
ziegeln. Der Obergaden, unter dem noch eine Holzschwelle zum Teil sichtbar ist,
zeigt eine Gliederung durch Lisenen mit primitivem Rundbogenfries in Tuff, die drei
Lisenenfelder verschieden breit, in jedem ein jetzt vermauertes Rundbogenfenster.
6
325
Kathol.
Rektorat-
kirche
Fig. 48. Kofferen.
Ansicht der katholischen Rektoratkirche.
Geschichte
Beschreibung
Äusseres
82
KREIS ERKELENZ
Kathol.
Rektorat-
kirche
Inneres
Ausstattung
Glocken
Da in dem Mauerwerk der unteren Mauerpartie Scheidebögen nicht zu erkennen
sind, so muss eine offene Holzvorhalle hier angenommen werden.
Der kurze breite Dachreiter ganz geschiefert, mit achtseitigem Helm.
Der spätgotische C h o r in Ziegelmauerwerk mit einzelnen Tuffblöcken ist ganz
schlicht; die Strebepfeiler zweimal abgetreppt mit Hausteinabdeckungen, unten ein
umlaufendes Sockelband aus Tuff, die Pultabdeckungen geschiefert. An einem Pfeiler
der stark verwitterte Inschriftstein : anno mv .... Das zweiteilige Masswerk der
Fenster ist erneuert.
Die Sakristei an der Nordseite des Chores ein kleiner neuerer Ziegelbau.
Das Innere zeigt in der Scheidemauer vier kleine Rundbogenöffnungen mit
schweren viereckigen Pfeilern ohne Kämpfer. Interessant ist über einem Pfeiler das
Seitenschiff und Hauptschiff verbindende Rundbogenfensterchen.
Das Hauptschiff ist mit einer spitzbogigen Holztonne des i7. — 1 8. Jh. über-
deckt; die Decke des Seitenschiffes reicht in den Dachstuhl hinein.
Der Chor mit schlichtem Rip-
M f\_( — - — H^i J , pengewölbe; nördlich im Chor klei-
nes vergittertes Wandschränkchen.
Von der Ausstattung sind
zu nennen:
Zwei Altäre, Kommunion-
bank, Kanzel in einfachen Ba-
rockformen, 18. Th.
Im Chor Kruzifixus, mittel-
mässiges Ölgemälde in Rokokorah-
men, Mitte des 18. Jh.
In einem Chorfenster, in einer
Fischblase des Masswerkes, Rest
von Glasmalereien, ein Salva-
tor, Halbfigur in gelb und grau, Anfang des 1 6. Jh.
Holzfigur der h. Agatha, mit Palme und Kreuz, auf dem Teufel stehend,
niederrheinisch, mit gutem Faltenwurf, leider stark überstrichen, um i5oo, 1,2 5 m hoch.
Die einzige ältere Glocke von 1 5 96 mit der Inschrift:
EIN BASUN BIN ICH GENANT, ICH ROF DIE CHRISTEN BEI DE HANDT, GOTTES
WORDT ZO LEREN UND SICH VON SUNDEN ZO BEKEREN, IM FÜR BIN ICH GEFLOSSEN,
JOAN VON TRER HAT MICH GEGOSSEN 1 596.
Eine kleinere, nicht mehr vorhandene Glocke trug die Inschrift: s. bartholo-
MAEUS, S. MARGARETHA HELSEN ICH, DIE LEBENDIGEN ROFFEN ICH, DIE DODEN BE-
KLAGEN ICH, JOHANNES STOCKI VON SAARBURG GOST MICH 1 769 (Ann. h. V. N.
XXXII, S. i92).
4
ff
H
Fig. 49. Kofferen.
Grundriss der katholischen Rektoratkirche.
KÜCKHOVEN.
Römische RÖMISCHE ANLAGEN. Über eine Römerstrasse bei Kückhoven vgl. B. J.
Anlagen LXXVIII) S. 5.
Kai hol. KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Servatii). Kaltenbach S. 2 79.
farrkirche — Offermann S. i4i. — Habets, Geschiedenis van het bisdom Roermond I, S. 4o8;
III, S. i64. — Ann. h. V. N. V, S. 45. 49, 61, 64. — Nettesheim, Gesch. der Stadt
und des Amtes Geldern I, S. 3o3. — Sauerland, Urkunden u. Regesten II, Nr. 2376.
326
KÜCKHOVEN
83
Im Pfarrarchiv: Rechnungen, Stiftungen, Lagerbücher
Im Pfarrarchiv zu Erkelenz: Beschreibung; vom
Handschriftl. Qu.
vom Ende des i 7. Jh. ab. —
J. i6i4. Vgl. Tille, Über-
sicht II, S. 108, 1 1 6.
Kückhoven ist Toch-
terkirche von Erkelenz; im
J. i34o wird sie zur Pfarr-
kirche erhoben und gleich-
zeitig mit Erkelenz dem
Marienstift in Aachen in-
korporiert (Lacomblet, UB.
III, Nr. 5o6 Anm.). Im
J. i4o3 begann man mit dem
Bau des alten Langhauses,
im }. i46o mit dem Bau des
noch bestehenden Turmes ;
Kirche und Turm wurden
dann im J. 1 58 1 eingeäschert.
Im J. i642 wurde das Schiff
von den hessischen Truppen
niedergebrannt und auf
Kosten des Aachener Ma-
rienstiftes, wie nach 1 58 1
der Turm, wiederhergestellt
(De Masgouwe i879, S. 52).
Im 18. Jh. wurde das jetzige
Langhaus errichtet.
Schlichter Saal bau
in Ziegelmauerwerk aus dem
18. Jh. mit spätgotischem
Westturm vom J. i46o, im
Lichten 2 9 m lang, ii m
breit (Ansicht und Grundriss
Fig. So).
Der kräftige vierge-
schossige Westturm im
Erdgeschoss glatt, an der
Westseite mit einer kleinen
barocken Vorhalle des 1 8. Jh.
und kleinen seitlichen An-
bauten versehen. Die drei
Obergeschosse, ganz in Zie-
geln ausgeführt, sind gegen-
einander durch dünne Ziegel-
gesimse abgesetzt und zeigen
eine gleichmässige Flächengliederung durch je drei Spitzbogenblenden: nur in dem
dritten Geschoss haben diese Blenden einfache aus Ziegeln gemauerte Masswerk-
nasen; in der Glockenstube die mittleren Blenden als Schallfenster geöffnet, die seit-
Kathol.
Pfarrkirche
Geschichte
Beschreibung
Fig. 50. Kückhoven.
Ansicht und Grundrisc der katholischen Pfirrklrche
327
84
KREIS ERKELENZ
Kathoi. liehen Blenden mit Scharten versehen. Hoher achtseitiger Helm. An der einen
Pftirrkirclif?
Ecke des Turmes unten ein Stein mit der nachträglich in 1260 veränderten Jahres-
zahl i46o.
Das Langhaus des 18. Jh. ganz schlicht mit etwas schmalerem dreiseitigen
Chorschluss, kleiner Sakristei und einfachen grossen rundbogigen Fenstern.
Das Innere des Turmes ohne Gewölbe; Langhaus und Chor mit einer Pilaster-
gliederung und Spiegeldecke.
Ausstattung Von der Ausstattung sind zu erwähnen:
Der Chor mit einheitlicher einfacher Rokokoausstattung: schlichter Hoch-
altar und entsprechendes Chorgestühl mit Wandtäfelung und Kommunion -
bank; seitlich vom Hochaltar Türen.
Die Orgel ähnlich aus der 2. H. des 18. Jh.
Barockkanzel, Schalldeckel mit Salvatorfigur, der Stuhl mit gedrehten Eck-
säulchen und den Figuren der Evangelisten; Anf. des 18. Jh., fast genau überein-
stimmend mit der Kanzel in Glimbach (s. o. S. 66).
Im Chor verschiedene kleine mittelmässige Bilder in Rokokorahmen.
Im Turm mittelmässiger Kruzifixus aus Holz in Zweidrittel-Lebensgrösse,
überstrichen, 16. — 1 7 . Jh.
Die beiden Glocken von 1 454 (?) und 1 7 54 tragen die Inschriften:
1. aonn (so) domini . 33D3LIIII, maria heisen . ch . . . . Der Rest der Buch-
staben verschwommen und zum grössten Teil auf dem Kopf stehend.
2. BARTHOLOMAEUS GUNDER GOS MICH I 754.
Haus Roitz HAUS ROITZ. Über die Geschichte des Gutes ist nichts Näheres bekannt,
vielleicht ist es eine vollständige Neugründung des 1 8. Jh.
Moderne rechteckige Hofanlage, an dem Wohnhaus das Ehewappen von
Hilgers und von Groote mit dem Chronogramm : hInC MIhI nobILIor speCIes
POST fata reDIbat ( I 757).
Haus HAUS EGGERATH. Eisenberg-Mirbach.
Eggerath A,g Ortschaft erscheint Eggerath bereits im J. i 1 97 (Lacomblet, UB. I, S. 555).
Ein Heinrich von Eggerath wird im J. 1 3 1 1 genannt (Aachener Zs. XII, S. 1 98); im
J. i4o3 empfing Jörris von Eggerath die Belehnung mit dem Gut. Im 1 5. Jh. er-
scheint Eggerath dann im Besitz der von Tüschenbroich gen. Eggerath, von denen
es um i5oo an die von Oest (Aachener Zs. II, S. 1 84 Anm.) und später an die von
Boetzelaer kam; im J. 1611 stehen Boetzelaer Erben auf dem Ritterzettel. In der
Mitte des i7. Jh. folgten die Freiherren von Leerodt, die das Gut wohl bis zum Ende
des 1 8. Jh. besessen haben, jetzige Eigentümer sind die Herren Gebrüder Jorissen.
Langgestreckte rechteckige Anlage mit Gräben, in der jetzigen Gestalt zum
grossen Teil aus dem 18. Jh. stammend. Einfaches Tor mit achtseitiger geschieferter
Laterne; das schlichte zweigeschossige Wohnhaus mit der Jahreszahl 1 754 in Eisen-
ankern an dem einen Giebel.
LÖVENICH.
Römische R Ö MISCHE ANLAGEN. Über eine Römerstrasse bei Lövenich vgl.
Anlagen ß j LXXIII, S. 5. — Bei Katzem sind vor einigen Jahren angeblich Teile eines
römischen Gebäudes mit Resten einer Wasserleitung aufgedeckt worden.
Kathoi. KATHOLISCHE PFA R R KI R C H E (s. t. conversionis s. Pauli). Binterim
Pfarrkirche u MqOREN, E. K. I, S. 289; II, S. I 76. — KALTENBACH S. 278. — ÜFFERMANN S. I 52.
— Die Heimath 1 876, S. i42. — Zeitschr. f. westf. Gesch. u. Altertumskunde III, S. 1 34.
328
LÖVENICH
85
Im Pfarrarchiv: Stiftungsurkunden von 1627. Vgl
- In München, Hof- und Staats-Bibliothek
Handschriftl. Qu.
Tille, Übersicht II, S. 11 7.
Samml. Redinghoven XIX,
Bl. 59, Beschreibung von
1 583.
Das Stift Wassenberg
erscheint schon im T. 1 1 1 8
in Lövenich begütert (La-
COMBLET, U. B. I, Nr. 2 89);
im Liber valoris, um i3oo,
wird die Kirche schon ge-
nannt. Das Kollalionsrecht
besass der Herzog von Jü-
lich. Der Turm der Kirche
stammt aus dem J. 1 7 7 7 ;
das Langhaus wurde im
]. 1867/68 durch einen Neu-
bau ersetzt.
Der schlichte Turm
in Ziegelmauerwerk mit ab-
gerundeten Kanten, aussen
in drei Geschosse gegliedert.
Das Erdgeschoss glatt mit
schlichtem LIausteinportal,
über der korbbogigen Tür
die Jahreszahl 1 7 7 7 ; die
beiden Obergeschosse mit
flacher Gliederung durch
Stichbogenblenden, in der
Glockenstube an jeder Seite
zwei Stichbogenfenster. Die
achtseitige schlanke Dach-
haube von feiner Silhouette,
in der unteren Partie leicht
gewölbt, dann durch ein
Holzgesims gegliedert und
mit schlanker achtseitiger
Spitze abgeschlossen.
Von der Ausstat-
tung sind zu nennen:
H olz figur des h. Ge-
org, lebhaft bewegt, in Plat-
tenrüstung mit übergehäng-
tem Mantel , in der einen
Hand einen kleinen Spitz-
schild haltend, mit der andern das Schwert über dem Kopf schwingend; unter ihm
der Drache. Gute niederrheinische Skulptur aus der 2. H. des 1 5 . Jh., überstrichen,
1,10 m hoch.
K a t h o 1.
Pfarrkirche
Geschichte
Beschreibung
Ausstattung
Fig. 51. Lövenich, katholische Pfarrkirche.
Grabstein des Arnold von Harff.
329
86
KREIS ERKELENZ
Kathol.
Pfarrkirche
Grabsteine
Glocken
Pfarrhaus
Triptychon
Holzfigur des h. Hieronymus, stehend, in reich gerafftem Mantel mit Schreib-
feder und Kardinalshut, an ihm aufsteigend der Lüwe; gute niederrheinische Skulptur
um i5oo, mit weisser Ölfarbe überstrichen, i ,45 m hoch.
In der Turmhalle einfacher achtseitiger Tauf stein in klassizistischen Formen
auf hohem Fuss, 72 cm breit.
In der Krypta noch einzelne kleine Barockaltäre, Gemälde und Figuren
der Barockzeit, ohne Wert.
In der Krypta einzelne Grabsteine:
i. In die Wand eingelassen der schöne Grabstein des Ritters Arnold von
Harff, bekannt durch die Beschreibung seiner Orientreise; er besass die benachbarte,
jetzt ganz neugebaute Burg Nierhoven (Fig. 5i). Der Verstorbene auf einem Hund
stehend, in einer Plattenrüstung mit übereinandergelegten Händen; der Kopf um-
rahmt von einem Masswerkbogen, der von einem Spruchband durchflochten ist : in
DEM JAERE MCCCCC (v) STARF DER
STRENGE HER ARNOLT VON HARVE,
ritter ; seitlich zwei viereckige
Felder mit Symbolen der Orient-
reise des Ritters. Ringsum auf
dem schrägen Rand des Steines
die 3 2 Ahnen wappen mit den nur
noch zum Teil erhaltenen Namens-
beischriften. Die Platte aus Sand-
stein, 2,4o m hoch, 1,20 m breit
(Aachener Zs. V, S. i9i; VI, S.339.
— Ann. h. V. N. LVIII, S. 1 77).
2. Einfache Blausteinplatte
mit der Inschrift: hoc tumulo
TRINAE REQUIESCUNT CARNES SE-
PULTAE. ANNO I 7 29, DEN 3oTEN
NOVEMBRIS, STARB DIE WOHLACHT-
BAHRE FRAW ANNA VICTORIS,
GEWESSENE EHEFRAW DES GERAR-
DEN STRAUSS, DES DORFFS LÖVE-
NICH GEWESENER SCHEFFEN, IHRES ALTERS 85 JAHR. — ANNO l73o, DEN l4. AUG.,
STARB DIE WOHLACHTBAHRE ANNA MARIA WIRTZ GENANT KAULHAUSEN, IHRES ALTERS
20 JAHR. ANNO l7 . . DEN .... STARB DIE EHRSAHME JUNGFRAW MARGARETHA
WIRTZ, IHRES ALTERS .... DONA, CHRISTE, ANIMIS COELIS GAUDERE PER AEVUM.
R. I. P.
Die vier Glocken von 1 596, aus dem i4. Jh., von 1 65 1 und 1 7 23 tragen die
Inschriften :
1. ICH DEIN DER .... LUDEN MIT MEINEM SCHAL, ICH RUF SEI ZU DEM TEMPEL
AL, DARIN WAS CHRISTUS JE DOCIERT . . . LÖVENICH (?). UNS WIRDT RECHT GE-
lehrdt. johan von Trier GUS mich 1 596 (die Inschrift teilweise verunglückt).
2. AVE MARIA, GRATIA PLENA, DOMINUS TECUM. S. LUCAS, MARCUS, JOHANNES,
MATHEUS (l4. Jh.).
3. JESUS, MARIA, CATHARINA SO HEIS ICH, M. CORDT VON STOMMELN GOIS
MICH I 65 1 .
4. MARIA, GRACIA PLENA, DOMINUS TECUM. I 723.
Im Pfarrhaus gemaltes Triptychon, Mitte des 16. Jh.; etwa i m hoch,
65 cm breit. Im Mittelbild die Kreuzigung, auf den Flügeln gute Porträts der Stifter,
Fig. 52. Klein-Bouslar. Lageplan.
33o
LÖVENICH
87
E v ang e 1.
Pfarrkir c h e
Geschichte
Beschreibung
links der Mann mit drei Söhnen (das Wappen fehlt), rechts die Frau mit drei Pfarrhau
Töchtern und Ehewappen Kessel von Nürburg und Kintzweiler gen. Nagel. Die
Aussenseiten jetzt ohne Gemälde ; ziemlich stark beschädigt.
EVANGELISCHE PFARRKIRCHE, von Recklinghausen, Reforma-
tionsgeschichte I, S. 1 95, 1 99.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Verschiedene Aufstellungen über den
Religionsstand zu Loevenich im 1 7. Jh. — Schulstiftung von dem Grafen Vincenz
von Hompesch, 1 7 1 8. Im übrigen vgl. Tille, Übersicht II, S. Ii7.
Die Gründung der Gemeinde erfolgte wahrscheinlich nach der Mitte des 1 6. Jh.
Kirche und Pfarrhaus entstanden erst nach dem Religionsvergleich von 1 67 2 in den
J. i683 — 1688.
Kirche, Schule und Pfarrhaus, zum Teil noch aus dem Ende des 1 7. Jh.,
zum Teil erneuert, umschliessen einen kleinen rechteckigen Binnenhof.
An der Rückseite die
Kirche vom J. i683, ein
kleiner rechteckiger gekälkter
Ziegelbau von vier Achsen,
im Lichten io,4m lang, 6,5 m
breit; kleine Stichbogen-
fenster, nach dem Hof hin
die rundbogige mit Nägeln
beschlagene Tür, darüber die
Inschrift: anno i 683. Auf
dem First ein einfacher
sechsseitiger Dachreiter, in
der Wetterfahne die Jahres-
zahl 1686 (?).
Im Inneren eine
flache Decke mit Unterzügen
und einfachen Barockorna-
menten ; an der einen Schmalseite eine schmucklose Empore.
Die schlichte Barockkanzel in Weiss und Gold stammt aus der abgebrochenen
reformierten Kirche in Mülheim am Rhein (Kunstdenkm. des Kreises Mülheim am
Rhein S. lo7).
Das Pfarrhaus ist ein niedriger zweigeschossiger Bau, nach dem Garten hin
eine Wetterfahne mit der Jahreszahl 1688. Die Schule ist im i9. Jh. neu gebaut
worden.
RITTERGUT K LEIN - BOUSLAR. Duncker, Rheinlands Schlösser und
Burgen, mit Abb. — Eisenberg-Mirbach. — Macco, Beiträge zur Genealogie III, S. 1 2.
Handschriftl. Qu. Im Besitz des Herrn Regierungs- und Baurates von
Pelser-Berensberg, Trier: Flurkarten, Beschreibung und Ansichten vom J. 1 783.
Ferner eine Anzahl älterer Archivalien.
Klein-Bouslar erscheint seit dem 1 5. Jh. im Besitz eines Zweiges der Vogts-
familie von Lövenich, so noch im J. 16 10 eines Adam von Lövenich; im J. 1 654 ist
dessen Enkel Johann Adam von Kesselstadt Eigentümer, im J. 1 697 dessen Schwieger-
sohn Ferd. Adrian Stael von Holstein. Maria Helene Stael von Holstein, seine
Tochter, verkaufte im J. 1 7 26 das Gut an den Hofrat Michael von Heister. Damals
entstand wohl das jetzige Wohnhaus, von der älteren Anlage ist ausser den Funda-
Fig. 53. Klein-Bouslar. Ansicht vom Hof aus.
Rittergut
Klein-
Bouslar
Geschichte
33 1
88
KREIS ERKELENZ
Rittergut menten nur der runde Eckturin im Hof erhalten; die grosse Scheune stammt aus
BousVar ^em J- 1 Frau Fanny von Heister, geb. von Pelser-Berensberg (f 1 89 1 ), hinter-
liess das Gut ihrem Neffen, Herrn Regierungs- und Baurat von Pelser-Berensberg in
Trier, dem jetzigen Eigentümer.
Beschreibung Die Burg bildet jetzt eine grosse einheitliche rechtwinkelige Anlage ohne Gräben
(Lageplan Fig. 52. — Ansicht Fig. 53).
An der Nordwestecke auf rechteckiger Terrasse liegt das ehedem von beson-
derem Graben umgebene Herrenhaus; das zweigeschossige Wohnhaus, ein weiss-
gekälkter Ziegelbau von vier Achsen an der Langseite, ist dreillügelig, im Kern noch
älteren Ursprungs, im 18. Jh. aber ganz umgebaut. An der Südseite nach dem Hof
hin auf einer noch mittelalterlichen Auskragung ein durch beide Geschosse reichender
Erker, der mit drei Achteckseiten vortritt und eine zierliche geschweifte Haube trägt.
Neben dem Haus ein zierliches umwachsenes Törchen mit Freitreppe, weiter-
hin an der freiliegenden Ecke der Terrasse ein schlanker Rundturm des i5. — 1 6. Jh.
mit kleinen rechteckigen Fensterchen, im Oberbau und Dachwerk im J. 1 89 i erneuert
und mit dem von Pelserschen Wappen versehen. Die Wehrmauer zwischen Turm
und Wohnhaus ist weggebrochen, eine vermauerte Tür am Wohnhaus weist noch
auf den früheren Wehrgang hin. Bei dem Eckturm an der Ostseite der Terrasse
noch der Keller eines älteren Gebäudes.
Die den Hof umgebenden Wirtschaftsgebäude sind meist ganz schlichte
Bauten des 1 8. Jh. An der Nord- und Südseite Stallbauten, die ganze Ostseite nimmt
eine Scheune ein, daran in Eisenankern die Jahreszahl i746. In der Mitte der West-
seite liegt der einfache Torbau, gleichfalls aus dem 18. Jh., ein grosser Rundbogen
in Haustein mit niedrigem Walmdach.
MERBECK.
Kathoi. KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Materni). Ann. h. V. N.
Pfarrkirche XXIII, S. 238. — Dumont, Descriptio p. 5o. — Aloys Schmitz, Medizin. Topo-
graphie des Schwalm- und Nette-Gebietes, Viersen 1 8 7 1 , S. 48.
H andschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Unbedeutende Akten aus der Zeit
um 1800. Vgl. Tille, Übersicht II, S. 118.
Geschichte Der Chor der jetzigen Pfarrkirche ist noch die alte zur Pfarre Niederkrüchten
gehörige Kapelle aus dem 18. Jh.; im J. i8i9 und 1828 erfolgte die Erhebung zur
Pfarrkirche. Im Zusammenhang damit wurde das jetzige Langhaus errichtet.
Beschreibung Kleiner dreiseitig geschlossener Ziegelbau des 18. Jh., jetzt Chor des Erwei-
terungsbaues aus dem i9. Jh., im Lichten 8,4o m lang, 6,3o m breit. Aussen ein-
fache Lisenengliederung und drei Stichbogenfenster an der Langseite. Innen
Spiegeldecke mit grosser Voute.
Anstossend Sakristei und alte Pastorat, bescheidener zweigeschossiger Bau
des 18. Jh.
Ausstattung Von der Ausstattung sind zu nennen:
Einfacher Rokokoaltar vom Ende des 18. Jh.
Barockkanzel des 18. Jh., ganz einfach, mit Schalldeckel und ornamentiertem
durchbrochenen Treppengeländer.
Im Langhaus Muttergottesfigur aus Holz, unter modernem Baldachin, von
stark geschweifter Haltung, der Kopf ziemlich ausdruckslos, das Kind wohl stark
332
NIEDERKRÜCHTEN
89
ergänzt, feiner flott behandelter Faltenwurf. Gute Arbeit aus der Mitte des i5. Jh., Kathoi.
, ... Pfarrkirche
etwa 60 cm hoch, neu polychromiert.
Im Chor Annasel bdritt, gute niederrheinische Holzskulptur vom Ende des
i5. Jh., besonders guter Faltenwurf, das Kind etwas derb. Neu polychromiert, etwa
60 cm hoch.
Die beiden Glöckchen von 1I20 mit den Inschriften: Glocken
1. HANC CIVES TRIADI FECERE CRUCIQUE REFUNDI, UT GLOR1FICETUR FILIUS
DEI PER EAM. JOAN ... ANNO I27o (so Statt l72o) EDMUNDUS FABRI NOS FECIT.
2. S. SEBASTIANO ET VINCENTIO MARTYRIBUS DED1CATA. EDMUNDUS FABRI NOS
FECIT ANNO I 7 20.
NIEDERKRÜCHTEN.
RÖMISCHE ANLAGEN UND FUNDE, ÄLTERE BEFESTI- Römisches
GUNGSWERKE. Über Römerstrassen bei Niederkrüchten vgl. B. J. LXVI,
S. 5; LXXIII, S. 4.
Die Gegend von Niederkrüchten ist neben Erkelenz die einzige im Kreise
Erkelenz, in der zahlreichere römische Funde, vielleicht auch germanische Grabfunde
gemacht worden sind; es werden Funde eines Inschriftsteines und von Münzen ge-
nannt, weiterhin zahlreiche Grabfunde an den sog. Riesbergen. Man hat auch ver-
sucht, den Kampf Casars gegen die Usipeter und Tenkterer in die Gegend von
Niederkrüchten zu verlegen (Aloys Schmitz, Medizin. Topographie des Schwalm-
und Nette-Gebietes, Viersen i87i, S. 188).
An der Chaussee zwischen Merbeck und Niederkrüchten endet in der Parzelle Landwehr
„an der Schanze" eine vorzüglich erhaltene, wohl frühmittelalterliche Landwehr.
Das rechteckige Kastell, ziemlich hoch über der Strasse gelegen, kennzeichnet sich
noch deutlich durch die mit Buschwerk bestandene, sonst ziemlich verwischte Um-
wallung, darin liegt eine regelmässige rechteckige Feldparzelle. Die Landwehr selbst
besteht in einem steil abgeböschten etwa 3 m über Terrain sich erhebenden Wall,
der beiderseits von Gräben eingefasst ist; das Ganze ist gleichfalls jetzt mit Busch-
werk bestanden. Die Landwehr setzt sich ohne Unterbrechung in fast gerader Linie
bis nach Rötgen bei Dalheim im Kreise Heinsberg fort.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Bartholomaeij. Kaltenbach Kathoi.
S. 3o3. - Offermann S. i 53. — Habeis, Geschiedenis van het bisdom Roermond I, PfarrKirche
S. 4o7, 606; III, S. [65. — Ann. h. V. N. XXIII, S. 234. — Aachener Zs. VI, S. 186
Anm. — von Ledebur, Allgemeines Archiv VII, S. 2 89. — Studien aus dem Bene-
diktinerorden X, S. 487.
Handschriftl. Qu. Das Pfarrarchiv enthält nur Stücke von 1 7 96 ab; ältere
Aufzeichnungen scheinen erst in den letzten Jahrzehnten verloren gegangen zu sein
(Tille, Übersicht II, S. 118. — Ann. h. V. N. XXIII, S. 234).
Schon in der 2. H. des 1 3. Jh., so im J. 1297, erscheint das Kölner Domkapitel Geschichte
in Niederkrüchten begütert (Lacomblet, UB. II, Nr. 974. — Ennen u. Eckertz,
Quellen zur Geschichte der Stadt Köln II, S. 6o7). Im J. i34o war das Patronat
der Kirche strittig zwischen dem Herzog von Geldern, den Herren von Brempt und
dem Domkapitel, im J. i392 einigen sich der Herzog von Jülich und das Domkapitel
auf abwechselnde Präsentation und im 1 7. Jh. ist das Präsentationsrecht wechselweise
im Besitz des Kapitels und des Königs von Spanien als Landesherrn (Nijhoff, Ge-
333
9o
KREIS ERKELENZ
Kathol. denkwardigheden I, Nr. 367. — Farragines des Gelenius im Stadtarchiv zu Köln XXVI,
Pfarrkirche ^ — Ann. h. V. N. XXIII, S. 234). Die Kirche selbst stammt aus dem
1 5. Jh., die Verwendung von Tuff scheint jedoch darauf hinzudeuten, dass auch
schon in romanischer Zeit ein Bau bestanden hat. Der jetzige Turm wurde im
j. i6o4 errichtet.
Beschreibung Dreischiffige spätgotische Hallenkirche des 1 5. — 1 7. Jh. aus Ziegeln und
Tuff mit Querhaus und vortretendem Westturm, im Lichten 25 m lang, i7m breit
(Ansicht Fig. 54, Grundriss und Detail Fig. 55, Innenansicht Fig. 56).
Fig. 54. Niederkrüchten. Ansicht der katholischen Pfarrkirche.
Äusseres Der fünfgeschossige Westturm vom J. i6o4 mit einfachem Gesims über den
beiden Untergeschossen, in flacher Nische rundbogiges Portal mit einem Inschrift-
stein: anno domini i6o4; renovatum i854 darüber. Das dritte und vierte Geschoss
glatt, mit Lichtscharten, darüber Klötzchenfries; die Glockenstube hat an jeder Seite
zwei Korbbogenfenster; achtseitiger beschieferter Helm. An der Nordseite ein derbes
Kruzifix des i7. — 18. Jh.
Das Langhaus von nur zwei Jochen mit einem um die Strebepfeiler ver-
kröpften Kaffgesims, die Strebepfeiler pultförmig mit Haustein abgedeckt. Die Spitz-
bogenfenster mit geraden Leibungen, anscheinend nie auf Masswerk berechnet. In
den Westjochen der Seitenschiffe kürzere Fenster, darunter rechteckige Portale in
334
NIEDERKRÜCHTEN
9i
Haustein mit spitzbogigen Masswe'rkblenden (Fig. 55); das Kaffgesims ist um die Kathoi.
Pfsrrkirchc
Portale verkröpft. Jetzt sind einfache geschieferte Schutzdächer über den Portalen
angebracht. Das nördliche Seitenschiff ist noch ganz in Tuff ausgeführt, das südliche
nur noch zum Teil.
Querhaus und Chor mit grösseren Strebepfeilern ; die grossen Spitzbogenfenster
sind zum Teil vermauert, so das mittlere und das nördliche Chorfenster, das Ost-
fenster des Südarmes. In den Giebeln des Querhauses grosse Spitzbogenblenden.
Die Hauptgesimse sind aus abgeschrägten Ziegeln hergestellt.
Fig. 55. Niederkrüchten. Grundriss und Detail der katholischen Pfarrkirche.
In die Nordecke am Chor ist die kleine alte Sakristei mit kleiner recht-
eckiger Tür, einfachem Stichbogenfensterchen und hohem Pultdach eingebaut, in
die Südecke eine grössere Sakristei des 1 8. Jh. mit Walmdach und abgeschrägten
Mauerecken.
Das Innere zeigt im Chor, Querhaus und Seitenschiffen eine regelmässige inneres
Ausbildung; grosse Spitzbögen mit abgefasten Kanten, dünne Achtecks-Dienste, auf
denen die einfachen Kreuzrippengewölbe ruhen, alles von ganz schlichten Formen.
Der Chor hat runde Dienste mit glatten Kelchkapitälen. An den Ostseiten des
Querhauses grosse Spitzbogenblenden für die Seitenaltäre. Die beiden Mittelschiff-
joche und das südliche Seitenschiff haben reichere Netzgewölbe erhalten, die unver-
mittelt über den auf einfache Kreuzgewölbe berechneten Diensten ansetzen.
335
92
KREIS ERKELENZ
Kathol.
Pfarrkirche
Ausstattung
Von der einheitlichen Ausstattung aus der i. H. des 1 8. Jh. sind zu nennen:
Grosser Barockaltar mit Säulen, reichem Aufsatz und einer guten Kopie der
Rubensschen Kreuzabnahme ; seitlich Türen, darüber die grossen Barockfiguren der
hh. Petrus und Paulus (Fig. 56).
Die beiden Seitenaltäre in ähnlichen Formen.
Schwere Barockkanzel, der Körper ruht auf Engelhcrmen, die Wände tragen
in schweren Rahmen die Halbfiguren der Kirchenväter, die Rückwand mit Kartusch-
werk und posaunenblasenden Engeln, auf dem Schalldeckel reiche Kartuschen (Fig. 56).
In den Ecken des Querhauses zwei Beichtstühle in den gleichen Formen
mit den grossen Figuren Adam und Eva, Petrus und Maria Magdalena.
Fig. 56. Niederkruchten. Innenansicht der katholischen Pfarrkirche.
Vgl. die fast genau übereinstimmende Ausstattung der Kirche in Oberkrüchten
(s. u. S. 95).
Gruppe der Annaselbdritt aus Holz, gute Renaissance-Schnitzarbeit von
llottem Faltenwurf, in ausgesprochen niederländischem Charakter, 2. H. des 1 6. Jh.,
etwa t m hoch, neu bemalt.
Brempt, KATHOLISCHE KAPELLE IN BREMPT (s. t. s. Georgii). Ann. h.
Kapelle ^ ■ N ■ XXIII, S. 235. — HABETS, Geschiedenis van het bisdom Roermond III, S. 1 65.
Die kleine spätgotische Kapelle ist ein Bau aus der Zeit um i5oo, dessen
Gründung wohl von der Burg aus erfolgte.
Interessanter einschiffiger Ziegelbau mit dreiseitigem Chorschluss, im
Lichten 11,20 m lang, 4,5o m breit (Ansicht Fig. 57, Grundriss Fig. 58).
336
NIEDERKRÜCHTEN
93
Ausstattung
In der Westfront unten Flachbogentür mit späterer Vorhalle und vermauertem Brempt,
Fenster darüber; die Fläche darüber — mit einem Kruzifixus unter Schutzdach — Kapelle
ist durch zwei Klötzchenfriese gegliedert; in dem Staffelgiebel zwei Blenden mit
kleinen Fensterchen und im Scheitel eine weitere Blende mit dem Uhrzifferblatt.
Langseiten und Chor mit
ungegliederten Spitzbogen-
fenstern, kräftige Strebe-
pfeiler mit zweifacher be-
schieferter Abtreppung und
Klötzchenfries unter dem
Hauptgesims. Auf der Mitte
des Daches ein offener Dach-
reiter mit schlanker Spitze
Das Innere — ur-
sprünglich nach den starken
Strebepfeilern auf Wölbung
berechnet — hat eine flache
barocke Bretterdecke mit
Unterzügen.
Von der Ausstat-
tung sind zu nennen :
Barockal'tar mit
Säulen und Aufsatz, gutes
italienisierendes Gemälde des
h. Georg, um 1 7oo.
Sitzfigur der Mut-
tergottes aus Holz, auf
breitem Kastensitz, einen
Apfel in der Hand haltend,
einfacher grosser Faltenwurf,
die Säume in regelmässige
Wellen sich umlegend, die
Köpfe ziemlich lang. Gute
Kalkarer Arbeit aus der 2. H.
des 1 5 . Jh., 95 cm hoch, weiss
überstrichen.
Holzfigur der h.
Barbara, ziemlich steif,
niederrheinisch , um 1 5oo,
weiss überstrichen und zum
Teil ergänzt, 9o cm hoch.
H o 1 z f i gu r des h.
Bartholomäus mit Buch
und Messer, ausdrucksvoller
Kopf mit langem gelocktem Haar und Bart, einfacher grosser Faltenwurf, den Figuren
der hh. Crispinus und Crispinianus in Erkelenz verwandt (s. o. S. 45, Fig. 22), nieder-
rheinisch, um i5oo, 9o cm hoch.
Kruzifixus, dünn und schematisch behandelt, i4. — 15. Jh., etwa 9o cm hoch.
Fig. 57 u. 58. Brempt.
Ansicht und Grundriss der katholischen Kapelle.
337
94
KREIS ERKELENZ
Haus
Brem pt
Rathaus
Schwaam,
Bauernhaus
HAUS BREMPT, im 1 3. Jh. schon im Besitz des gleichnamigen Geschlechtes,
im 16. Jh. durch Heirat im Besitz der Schenk von Nideggen und dann der von
Bylandt-Rheydt, wurde in den niederländischen Kämpfen im J. 1 583 niedergebrannt.
Durch Heirat folgten die Grafen von Corswarem, die die Burg im J. 1618 wieder an
die Schenk von Nideggen verkauften; ihnen folgten später die Grafen Hoensbroech
durch Heirat als Eigentümer. Von der Burg ist heute nichts mehr erhalten. Vgl.
u. a. Nijhoff, Gedenkwardigheeden I, Nr. 3i, 7o, 367. — ■ Inventaris van het oud
archief der gemeente Roermond I, S. 1 2 7, 352; II, S. 352; III, S. io9. — Aachener
Zs. VI, S. 248 Anm.; X, S. 267. — Ferber, Gesch. der Familie Schenk von Nideggen
S. 5o. — Archivalien im Archiv des Schlosses Haag bei Geldern.
RATHAUS.
Handschrift!. Qu.
Das Gemeindearchiv
enthält eine grosse Menge
von Gerichts- und Gemeinde-
akten des 16. — 18. Jh., dar-
unter Gerichtsprotokolle, Ar-
menrenten u. s. w. Im ein-
zelnen vgl. Tille, Über-
sicht II, S. 118.
Das Rathaus ist ein ein-
facher zweigeschossiger Zie-
gelbau von vier Achsen
an der Langseite ; an der
Vorderseite eine Haustein-
kartusche mit dem Chrono-
gramm: aeqVe IVDICans
ILLVMInor (i7i9); oben
die Jahreszahl 1 7 1 9 in Eisen-
ankern.
In SCHWAAM ein
interessantes Bauern-
haus, jetzt Herrn Giersberg
gehörig. Die Langseite nur ein Geschoss hoch und ganz geschlossen, darüber das
hohe dichte Strohdach ; die Giebelseite mit Erdgeschoss und mit drei Geschossen im
Giebel. Das Erdgeschoss mit Korbbogenfenstern, barocker Haustür und ovalem Ober-
licht mit Jahreszahl in Eisenankern ist danach im |. 1 744 erneuert; in dem Oberlicht
schmiedeeisernes Gitter mit bürgerlichem Wappen. Der Giebel in Fachwerk, mit
kleinen Fensterchen, Ziegelsteinausmauerung der Gefache in verschiedener Musterung,
in einem Gefach die Jahreszahl 1616. Die Dachkonstruktion ladet auf gotischen
Holzstreben aus (Fig. 59).
Fig. 59. Schwaam. Bauernhaus vom J. 1616
OBERKRÜCHTEN.
Kathol. KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Martini). Kaltenbach S. 3o3.
II F 1* 1{ i 1* C ll 0
— Offermann S. i 54. — Habets, Geschiedenis van het bisdom Roermond I, S. 4o7;
III, S. 1 66. — Ann. h. V. N. XXIII, S. 242, 243. — von Ledebur, Allgemeines
338
OBERKRÜCHTEN
95
Archiv VII, S. 289. — Aloys Schmitz, Medezin. Topographie des Schwalm- und Kat,hol\_
ro1 Pfarrkirche
Nette-Gebietes, Viersen i87i, S. 49.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Stiftungsurkunden, Testamente u. s. w.
von i63o ab. — Abschrift der Stiftungsurkunde der Vikarie Oberkrüchten von 1 669.
— Rentverzeichnisse u. s. w. vom Ende des i7. Jh. an. Im einzelnen vgl. Tille,
Übersicht II, S. 120. — Im Archiv zu Schloss Haag: Urkunde von 1 549, betr.
das Kollationsrecht (C. ii5i). — Im Düsseldorfer Staatsarchiv: Jülichsche
Lehenbücher.
Die Kirche in Oberkrüchten, wahrscheinlich ursprünglich Filiale von Nieder- Geschichte
krüchten, erscheint im 16. Jh. als eigene Pfarrei; das Patronatsrecht hing an dem
Hof in Oberkrüchten, den die Herren von Bylandt-Rheydt von dem Herzog von
Jülich seit 1 5 49 zu Lehen trugen. Der Chor gehört noch einem Bau des i5. — 16. Jh.
an; im J. 1 6 7 5 brannte die Kirche ab, im J. 1680 war der Neubau des Langhauses
und des Turmes vollendet. Der Turm, der von dem Langhaus umfasst wurde, ge-
hörte in seinem Unterbau wahrscheinlich auch noch der gotischen Zeit an; im J. i9oi
wurde an seiner Stelle ein neuer Turm an der Westfront des Langhauses errichtet!
Einschiffiger Barock-
Beschreibung
Fig. HO. Oberkrüchten. Grundriss der katholischen Pfarrkirche.
bau vom Ende des i7. Jh.
mit spätgotischem Chor und
modernem Westbau, im
Lichten 23 m lang, 8 m breit
(Grundriss Fig. 60).
Der Chor, aus zwei
Jochen bestehend, mit einem
um die Strebepfeiler ver-
kröpften Kaffgesims aus Hau-
stein, einfache spitzbogige
Fenster, von denen die drei
im Chorschluss vermauert
sind. Das Mauerwerk des Chores ist bei Erbauung des Langhauses 1 — 2 m erhöht
worden, um ein durchlaufendes Hauptgesims zu erzielen. An der Südseite des Chores
eine einfache Sakristei mit Pyramidendach.
Das barocke Langhaus mit ungegliederten grossen Spitzbogenfenstern und
einfachen Strebepfeilern, die beschieferte Pultabdeckungen haben. Vier Joche des
Langhauses sind noch alt, das fünfte mit dem Westturm modern.
Der alte Turm war ein einfacher Ziegelturm von vier Geschossen, die ein-
zelnen Geschosse durch Klötzchenfricse getrennt, spitzbogige Fenster in der Glocken-
stube, achtseitiger geschieierter Helm. An der Westseite befand sich die in Ziegeln
ausgeführte Jahreszahl 1 6 7 . .
Das Innere ganz schlicht; im Chor aus der Wand entwickelt kurze Dienste
mit glatten Kapitalen, darauf die einfachen Rippengewölbe mit runden flachen Schluss-
steinen. Das Langhaus hat schwere gedrückte Gurtbögen auf grossen Barock-
konsolen, dazwischen gratige Kreuzgewölbe.
' DO D
Von der Ausstattung sind zu nennen:
Barocker Hochaltar vom J. O28; seitlich Türen mit den mittelmässigen
Figuren der hh. Petrus und Paulus darüber, der Altar selbst mit Säulen und dem
grossen halbkreisförmig geschlossenen Gemälde der Kreuzabnahme, Kopie nach
Rubens. Im Aufsatz ein Gemälde des h. Martinus und die Jahreszahl G28.
Ausstattung
339
96
KREIS ERKELENZ
Die beiden Seitenaltäre sind einfache Barockaufbauten der gleichen Zeit,
mit Säulen, gebrochenen Giebeln und kleineren Aufsätzen dazwischen. In dem
einen ein Gemälde des h. Martinus mit dem Bettler, in dem anderen jetzt eine
Nische mit moderner Muttergottesfigur.
Barockkanzel vom Anfang des 1 8. Jh., Balusterschaft mit schwerem Ornament,
in den Nischen des Stuhles die Evangelistenfiguren, Treppengeländer mit durch-
brochenem Blattornament. Der grosse flache Schalldeckel zeigt grosse Kartuschen
auf dem Rand, alles in ziemlich derben schweren Formen.
Vgl. die ganz ähnlichen Ausstattungsstücke in Niederkrüchten (s. o. S. 92).
KATHOLISCHE P FA R R K I R C H E (s. t. assumptionis s. Mariae). Kalten-
bach S. 3o3. - Die Heimat i875, S. 39. — Ann. h. V. N. XXIII, S. 244. —
Aloys Schmitz, Medizin. Topographie des Schwalm- und Nette- Gebietes, Viersen
1 87 1, S. 4i.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Errichtung des Beneficiums im J. i69o.
— Übertragung der Kapelle an die Kapuziner in Sittart vom J. i7oo. — Akten über
den Neubau im J. 1 7 1 o. Im übrigen vgl. Tille, Übersicht II, S. 121.
Ein Vikar von Oberkrüchten unternahm den Bau der Kapelle in Rickelrath
im J. 1 683 aus eigner Initiative; ein ßeneficium wurde im J. i69o errichtet. Bereits
im J. 1 7 1 o wurde wieder gebaut, diesem Bau gehört wohl noch das Langhaus der
jetzigen Kirche an. Der Turm stammt aus der Mitte des l9. Jh. Die Erhebung zur
Pfarrkirche scheint bereits im 18. Jh. erfolgt zu sein.
Schlichter Saalbau vom J. i7io mit Westturm aus der 1. H. des i9. Jh., im
Lichten 1 7,5 m lang, 7 m breit
Das Langhaus rechteckig mit zwei kleinen Fensterchen auf der Orgelbühne,
an jeder Langseite vier rundbogige Fenster. Das Ziegelmauerwerk angestrichen.
Das Innere mit flacher Holztonne.
Altar, Kanzel und Orgelbühne ganz schlichte Arbeiten aus der 2. H.
des 18. Jh.
Nach dem Taufbuch von i8o4 trugen die alten Glocken von 162 5, i42 5
und 1 43 5 (?) die Inschriften:
1. DUM SONO, TE MONEO, VITA E ET MORTIS MEMENTO. ANNO 1 02 5 CHRISTIA-
NUS NUCKEL GOUS MICH.
2. SALVATOR MUNDI, REATA MARIA EGO VOCOR. 1 42 5.
3. AVE MARIA, GRATIA PLENA, DOMINUS TECUM XXXV (wohl 1 43 5).
SCHLOSS. Kaltenbach S. 274. — Offermann S. i52. — Duncker,
Rheinlands Schlösser und Burgen mit Abb. — Aachener Zs. I, S. 329; VI, S. 1 55.
- Relatio d. i. eygentlicher und aussführlicher Bericht, was sich seythero .... i6o9
biss auf den i. Septembris des 1610 jähr .... zugetragen und verlauffen habe, Augs-
burg (F. W. Zimmermann) i6ii.
RICKELRATH.
34o
RURICH
<)1
Handschriftl. Qu. Das Archiv auf Schloss Rurich enthält im wesent- Schloss
liehen Materialien zur Geschichte der mit den Grafen Hompesch verwandten
holländischen Familie von Surmont, einige wenige Stücke des 1 7. Jh. zur Geschichte
der Grafen von Hompesch zu Bollheim, Tetz und Rurich. Im einzelnen vgl. Tille,
Übersicht II, S. 1 2 i.
Weitere Archivalien enthalten wahrscheinlich das nach Joslowitz in Mähren
gebrachte Archiv der Grafen von Hompesch-Bollheim (Wd. Zs. I, S. 4o4),
sowie auch die in dem Herzoglich Arenbergischen Schloss zu Schleiden auf-
bewahrten Teile dieses Archives (Kunstdenkm. des Kr. Euskirchen S. 2 4).
Fig. 61. Schloss Rurich. Radierung mit der Eroberung von 1609.
Ältere Ansichten: Ansichten
1. Radierung, den Überfall des J. i6o9 auf das alte Schloss darstellend,
27 X 1 9,8 cm gross, aus: Relatio d. i. eygentlicher und aussführlicher Bericht . . . .,
Augsburg 1 6 1 [ (Fig. 6i).
2. Aquarellierte Federzeichnung im Codex Welser vom J. i7 23, ziemlich ungenau.
3. Drei getuschte und aquarellierte Federzeichnungen, Ansichten aus der Vogel-
schau (Fig. 62), ein Grundriss des jetzigen Herrenhauses von dem Leutnant Tema,
ein Grundriss zu einem grösseren Heirenhaus auf der Stelle der alten Burg von
dem Major van Doun (?), Ende des 18. Jh., im Besitz des Herrn Grafen von Hom-
pesch auf Rurich.
Schloss Rurich ist Stammsitz eines gleichnamigen Geschlechtes, von dem zuerst Geschichte
im J. 1248 Engebrand und Wilhelm von Rurich genannt werden. Im i5. Jh., so im
J. i43o und i44o, erscheint eine Linie der von Zweibrüggen im Besitz von Rurich,
die nach dem Sitz gleichfalls den Namen von Rurich führte. Daems von Rurich
Tochter Sophia heiratete vor 1 5 1 7 Heinrich von Reuschenberg und brachte Rurich
7
34]
98
KREIS ERKELENZ
Schi os s so an die von Reuschenberg. Diese Familie errichtete in der 2. H. des 16. Jh., wahr-
scheinlich im J. 1 585, das alte Schloss, von dem heute nur die Fundamente erhalten
sind, ein etwa quadratischer Bau mit Flachgiebeln über den Fenstern, Rundtürmen
an den Ecken mit welschen Hauben. In dem Kampf um Jülich wurde Rurich im
J. i6o9 erobert und im J. 16 10 durch die Besatzung von Jülich geplündert (Fig. 61).
Reinhard Dietrich von Reuschenberg starb im J. 161 2 unvermählt, Rurich fiel an
seine Tante Anna, vermählt mit Hermann Philipp von Hompesch-Bollheim. Seitdem
ist Schloss Rurich im Besitz der Familie von Hompesch. In den T. 1 7 7 5 — i79o
wurde das neue Schloss erbaut, doch kam das Projekt einer Kapelle auf der Insel
des alten Herrenhauses nicht zur Ausführung (Fig. 62). Schon um i85o wurde ein
Turm an das Herrenhaus angebaut; seit etwa i87o sind unter dem jetzigen Eigen-
tümer, Herrn Grafen Alfred von Hompesch-Rurich, wesentliche Umbauten an dem
Schloss vorgenommen worden; an der Hofseite wurde einerseits ein grosser Saal,
andrerseits eine gotische Kapelle angefügt.
Beschreibung Ausgedehnte Schlossanlage aus dem Ende des 18. Jh., bestehend aus
Herrenhaus und Wirtschaftsgebäuden, sowie den Resten des alten Burg-
h auses.
Fig. 62. Schloss Rurich. Ansicht nach einer Zeichnung aus dem Ende des 18. Jh.
Altes Burghaus Das alte Burghaus lag auf einer quadratischen Insel, von breiten Wasser-
gräben umgeben, westlich von dem jetzigen Herrenhaus. Es war ein kleiner qua-
dratischer Ziegelbau, nach den Fenstern mit Flachgiebeln (Fig. 61) und dem wohl
dorther rührenden Wappenstein an dem jetzigen Remisenbau vom J. 1 585 zu urteilen,
am Ende des 16. Jh. erbaut. Die runden Ecktürmchen mit den welschen Hauben,
die auf der Ansicht vom J. 1610 als vollständige Ecktürme erscheinen (Fig. 61), waren
wohl nur Kragtürmchen, wie sie sich an den ähnlichen Burghäusern in Lörsfeld und
Satzvey finden (Kunstdenkm. des Kr. Bergheim S. io9. — Kunstdenkm. des Kr. Eus-
kirchen S. 161). Von dem Bau sind jetzt nur noch die Keller erhalten.
Anstossend an die Keller zwei einfache rechteckige Gartenpavillons, wohl
vom Ende des 18. Jh., dazwischen jetzt das Treibhaus. An der einen Ecke liegt
ein ähnliches viereckiges Gartenhaus, das in seinen Mauern wohl auch noch teil-
weise der älteren Burganlage entstammt.
Nach den älteren Plänen (s. o. S. 97, Fig. 62) war die Anlage der Schloss-
kapelle auf der Insel vorgesehen.
Herrenhaus Das Herrenhaus ist im Kern ein schlichter zweigeschossiger Rokokobau von
sieben Achsen mit Mansarddach aus der Zeit um i78o, die Gartenseite mit schmalen
Mittel- und Eckrisaliten; das Ganze mit einfachen Putzfassaden, um i87o im Äusseren
mannigfach verändert. Über der Tür an der Hofseite ein später eingefügter Stein
342
RURICH
99
mit dem Ehewappen Hompesch und Ketzgen von Geretzhoven, mit der Jahres- Sehloss
zahl 1 659.
An die beiden Schmalseiten sind seit etwa i85o verschiedene Anbauten, ein
grosser Speisesaal, ein Turm und eine gotische Kapelle in Backsteinen angefügt
worden.
Das Innere des Herrenhauses, zum Teil auch im i9. Jh. wesentlich umgebaut,
ist sehr einfach. Von dem an der Hofseite entlang führenden Korridor geht die
geschnitzte Spätrokokotreppe empor.
Gegenüber dem Herrenhaus der grosse dreiflügelige Remisenbau, eine zwei- Remisenbau
geschossige Anlage mit Mansarddächern vom J. i 788, einfache Putzfassaden, zum Teil
gequadert, mit schlichten rechteckigen Fenstern (Fig. 63). Der Hauptflügel nach dem
Fig. 63. Sehloss Rurich. Ansicht des Remisenbaues.
Schlosshof hin mit Mittelrisalit, darin das korbbogige Tor, über dem ein älterer
Wappenstein mit dem Ehewappen Reuschenberg und Gymnich sowie der Jahres-
zahl 1 585 eingemauert ist. Der Mansardaufbau des Risalites mit viereckigem Uhr-
türmchen; daran die Jahreszahl 1 7 88. Die Seitenflügel, je drei Achsen lang, sind
ganz einfach. Im Inneren bildet der Mittelflügel des Erdgeschosses eine grosse
Halle für die Wagen.
Anschliessend an den Remisenbau der grosse rechteckige Wirtschaftshof, Wirtschaftshof
nur noch in kleinen Teilen dem 18. Jh. angehörend, fast ganz im i9. Jh. neu-
gebaut.
Vor dem Herrenhaus und der alten Burg der prächtige etwa 4o Morgen grosse
Park, eine Anlage im englischen Geschmack aus der Mitte des 1 9 . Jh.
Das Sehloss bewahrt eine bedeutende Sammlung alter Gemälde, die Gemälde-
zum grössten Teil aus dem Besitz der mit den Grafen Hompesch verwandten hol- s
ländischen Familie von Surmont herkommt. Besonders sind die folgenden Stücke zu
nennen :
343
IOO
KREIS ERKELENZ
Zwei Porträts eines Herrn und einer Dame in ganzer Figur und in Lebens-
grösse, beide in schwarzen Seidenkostümen mit Spitzenbesatz, der Herr mit dem
Hut in der Hand, die Dame eine Taschenuhr haltend. Gute alte vergrösserte
Kopien der beiden kleinen Porträts in der Art des Anton Palamedesz in der Ere-
mitage zu Petersburg (Nr. 643 und 644), auch als Werke des Pieler van der Faes,
meist Lely genannt, bezeichnet, um i65o (Woltmann-Woermann, Geschichte der
Malerei III, S. 9oo, dort als Bildnisse eines Admirals und seiner Frau angeführt. —
Taf. VI).
Grosses Doppelp orträt eines Herrn und einer Dame, Kniebild in Lebens-
grösse, 1,60 m breit, i,4o m hoch. Die Dame sitzend, mit einer Apfelsine auf dem
Schoss, der Herr stehend, legt die eine Hand auf den Sessel, mit der andern hält
Fig. 64. Schloss Rurich. Venetianisches Gemälde der h. Familie aus dem Anfang des 16. Jh.
er seinen Mantel auf der Brust. Neben ihm ein Windspiel. Gutes holländisches
Bild um i65o, in der Art des van der Hehl (Taf. VII).
Zwei Brustbilder eines Mannes und einer Frau in Lebensgrösse, wohl von
dem Maler des Doppelporträts, die Dargestellten sind vielleicht dieselben wie die-
jenigen des Doppelporträts. Dabei unbekannte, wohl holländische bürgerliche Wappen.
Kniebild, Porträt eines Mannes in schwarzer Tracht mit unbekanntem
Wappen; gutes holländisches Bild aus dem Anfang des 1 7. Jh.
Versuchung des h. Antonius, der Heilige in einer Felsgrotte von Teufeln
und phantastischem Getier umgeben, gutes Bild von David Teniers, 45 cm hoch,
58 cm breit.
Inneres einer Kathedrale, ein grosser spätgotischer Bau mit reicher
Figurenstaffage, rechts ein Geistlicher auf der Kanzel. Gutes bezeichnetes Werk
von Hendrik Steenwijk d. /., 48 cm breit, 33 cm hoch.
344
Tafel VI.
Schloss Rurich. Porträt eines Kavaliers.
SCHWANENBERG
IOI
Viehstück: auf einem Hügel mit weitem Fernblick eine Frau, eine Ziege Schloss
melkend, dahinter verschiedenes Vieh und ein Hirt. Gutes bezeichnetes Bild in der
Art des Nicolaus Berghem, das wahrscheinlich ursprüngliche Monogramm H. m. nach-
träglich zu der Bezeichnung Momper ergänzt; 61 cm hoch, 83 cm breit.
In einen Kamin eingelassen Gartenansicht mit einer Dame und einem
Mohren, rechts reicher Blumenschmuck über einer Steinvase, daran ein Hund, einen
Kakadu anbellend, vorzügliches Bild, wohl von Jean Baptiste Weenix.
Genrebild, Herr und eine Dame in rotem Sammetkostüm, zechend, in
Architekturumrahmung, wohl ein Gerard Dou.
Im Salon Porträt einer sitzenden Dame, gutes Bild in der Art des Nico-
laus Maes.
Kleines Reiterbildnis in der Art des Jean Baptiste Weenix.
In der Kapelle Triptychon mit geschweiftem oberen Abschluss, im Mittel-
bild die Anbetung der Könige, auf den beiden Flügeln Darbringung im Tempel und
Anbetung der Hirten, etwa 1,20 m hoch. Gutes niederländisches Bild aus der Mitte
des 16. Jh., wohl von einem Nachfolger des Mabuse.
Zwei kleine Brustbilder König Heinrichs IV. und der Maria von Medici, je
20 x26 cm gross, Ende des 16. Jh., in guten alten Barockrahmen.
Porträt, Brustbild eines Mannes in rotem Gewand, französisch, um i7oo,
i,3o m hoch, 1,10 m breit.
Porträt, Brustbild eines Mannes mit Mütze und gestreiftem seidenem Gewand,
gutes bezeichnetes Bildchen von Caspar Netscher, 5i cm hoch, 42 cm breit.
Porträt eines kleinen Kindes, auf der Erde sitzend mit einem Mützchen aus
weissen Federn, gutes Bild eines französischen Meisters aus dem 18. Jh., 49 cm
hoch, 4o cm breit.
Gemälde der h. Familie: vor einem kleinen Vorhang das Christkind mit
dem jugendlichen Johannes d. T. spielend, links und rechts Halbfiguren der Mutter-
gottes und der h. Katharina, rechts unten der Kopf des Stifters. Gutes venetianisches
Bild in der Art des Girolamo Santa Croce, Anfang des 16. Jh., 75 cm hoch, 100 cm
breit (Fig. 64).
Die vier Jahreszeiten, gute kleine bezeichnete Landschaften von Claude-
Joseph Vernet, je 2 7 cm hoch, 43 cm breit; auf die Rückseiten aufgeklebt Kupfer-
stiche im Gegensinne nach den Gemälden.
Ausser einigen Möbeln des 18. Jh. ist namentlich eine schöne Sammlung
Delfter Fayencen und orientalischen Porzellanes des 1 7. und 18. Jh. zu erwähnen.
EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Kaltenbach S. 299. — Offer- Evangei.
mann S. 1 54. — Habets, Geschiedenis van het bisdom Roermond I, S. 4o9. — Ennen, Pfarrkircf
Reformationsgeschichte S. 4o5. — von Recklinghausen, Reformationsgeschichte I,
S. 218. — Fabricius, Karte von 1 789, S. 393. — Rembert, Die Wiedertäufer im
Herzogtum Jülich, S. i5i.
Handschriftl. Qu. Das Pfarrarchiv ist bei einem Brande am Ende des
18. Jh. vollkommen untergegangen (Tille, Übersicht II, S. 122). - - Im Staats-
archiv zu Düsseldorf: Das Archiv der Reichsherrschaft Wickrath, darin u. a.
345
102
KREIS ERKELENZ
Evangel. Schul- und Kirchensachen von 1 5 74 ab (Ilgen, Rheinisches Archiv S. 1 3 7). — Im
Archiv des Fürsten von Quadt-Wickrath-Isny zu Isny in Württemberg
dürften sich gleichfalls noch Archivalien zur Geschichte von Schwanenberg finden.
Geschichte Schwanenberg gehörte von jeher zur Reichsherrschaft Wickrath. Nähere
Nachrichten über die Kirche fehlen, jedoch scheint es — nach dem in dem jetzigen,
Fig. 65. Schwanenberg. Ansicht der evangelischen Pfarrkirche.
aus dem J. 1 547 herrührenden Kirchenbau verwendeten Tuffmaterial — wahr-
scheinlich, dass schon in romanischer Zeit eine Kirche dort bestanden hat. Die
Reformation wurde von den Herren von Quadt auch in Schwanenberg vermutlich
schon im J. 1 5 5 7 eingeführt. Nur an dem Turm und an der Nordseite der Kirche
sind im Lauf der Zeit geringe Änderungen vorgenommen worden.
Beschreibung Dreischiffige Hallenkirche von Tuff und Ziegeln aus der i. H. des 16. Jh.,
im Lichten 1 8,5 m lang, 1 4,5 m breit (Ansicht Fig. 65, Grundriss Fig. 66).
346
SCHWANENBERG
io3
Der aus der Westfront vortretende Turm viergeschossig, glatt aus Ziegeln Evangei.
aufgemauert und mehrfach eingerückt; die Untergeschosse mit wenigen schmalen Pf Äußeres ^
Scharten, die Glockenstube — anscheinend nachträglich erneuert — mit zwei Korb-
bogenblenden an jeder Seite, darin die einfachen spitzbogigen Fenster; hoher acht-
seitiger geschieferter Helm. An den Turm angebaut südlich ein Schuppen, nördlich
eine kleine moderne Vorhalle mit flacher Decke.
Das Langhaus umfasst drei Joche, an der Südseite unregelmässiger Wechsel
von Ziegel- und Tuffschichten, vier Strebepfeiler mit modernen Abdeckungen in
Cement. Die Spitzbogenfenster ganz einfach, ohne Masswerke, im Westjoch unter
dem Fenster eine Stichbogentür des 18. Jh.; als Hauptgesims ein einfacher Klötzchen-
fries aus Ziegeln. Die Nordseite mit einer ganz entsprechenden Gliederung, nur
fehlen hier die beiden Strebepfeiler an den Ecken ; eine ältere kleine Tür unter dem
Mittelfenster ist vermauert. Hier ist zum Teil, wie an der ganzen Ostseite des Seiten-
schiffes, noch reines Tuffmauerwerk verwendet.
Die einzelnen Joche
tragen glatt aufgemauerte
Giebel mit kleinen Spitz-
bogenfenstern. An einem
Strebepfeiler der Südseite ein
Haustein mit der Inschrift:
ANNO MVCXLVII.
Der Chor hat ein-
fache, zweimal abgetreppte
Strebepfeiler, schlanke Spitz-
bogenfenster ohne Masswerk
und einen Klötzchenfries,
der hier etwas höher liegt
als am Langhaus.
Daslnnere der Kirche
zeigt eine ganz gleichmässige
Ausbildung: die schweren
Scheidebögen mit abgefasten Kanten, einheitliche Kreuzgewölbe von schlankem
Rippenprofil und mit einfachen runden Schlufssteinen; die Rippen setzen mit einer
einfachen Schräge aus der Wandfläche heraus an, nur im Chor finden sich Halb-
figürchen von Engeln als Gewölbeanfänger. In den Aussenmauern sind fast durch-
weg flachbogige Blenden unter den Fenstern angeordnet.
Die Turmhalle öffnete sich ursprünglich in breiten Bogen zum Langhaus, jetzt
geschlossen; davor liegt eine grosse späte Empore, die das ganze Westjoch der
Kirche einnimmt.
Von der Ausstattung sind zu nennen: Ausstattung
Gute Rokokokanzel in Braun und Gold, aus der Mitte des i8.Jh.
Durch die Kanzel jetzt verdeckt ein mit dem Ehewappen Drimborn-Mulstroe
sowie den acht Ahnenwappen : Drimborn, Hoen v. Cartils, Eyll, Zievel, Mulstroe,
Beeck, Buschfeld und Hoeckinck gezierter G,rabstein der Elisabeth von Drimborn,
vermählt mit Wilhelm von Grein; er trägt die Inschrift: anno 1628, den 27. de-
CEMBER, IST DIE WOHLEDLE FRAU ELISE, GEBORENE VON DRIMBORN GENANNT GREIN
ZU KEIFFELBERG, BORN UND GRAETBROICH, AMBTFRAU DES AMTS BOSLAR, IN GOTT
ENTSCHLAFFEN. CHRISTUS IST MEIN LEBEN, STERBEN MEIN GEWINN. (Ann. h. V. N.
XLVI, S. i63).
347
io4
KREIS ERKELENZ
E van gel. Die drei alten Glocken von i448 und i 7 54 tragen die Inschriften:
farrkirehe MARIA. ANNO DOMINI MCCCCXLVIII. JOHAN VAN VENLO, DER KLOCKEN GETER.
Glocken
2. IM JAHR UNSERS HERRN MCCCCLXXXII. JACOB VAN VENR. PUBLICO AERE
REFUSA MDCCLIIII SCHWALENBERGAE. Unten: PARENS CHRISTIAN VOIGT. CHRISTIAN
VOIGT FILIUS.
3. PUBLICO AERE REFUSA MDCCLIIII SCHWALENBERGAE. PARENS CHRISTIAN
VOIGT. CHRISTIAN VOIGT FILIUS.
WEGBERG.
Römisches
Kathol.
Pfarrkirche
Geschichte
ROMISCHE AN-
LAGEN. Über eine Rö-
merstrasse bei Wegberg vgl.
Aachener Zs. XII, S. 1 56 ;
XIV, S. 17. In die Kirche
eingemauert rindet sich ein
stark verwitterter römischer
Matronenstein mit dem
Relief der sitzenden Mütter
(s. u.).
KATHOLISCHE
PFARRKIRCHE (s. t.
ss. Petri et Pauli). Kalten-
bach S. 3o i. — Offermann
S. 1 55. — Habets, Geschie-
denis van het bisdom Roer-
mond I, S. 4o7. — von
Ledebur, Allgemeines Ar-
chiv VII, S. 289. — Her-
manns, Annales canonico-
rum regularium S. Augustini
ord. s. Crucis II, S. i i5, 161 ;
III, S. 572.
Handschrift 1. Qu.
Im Pfarrarchiv: Rech-
nungsbuch der Propstei Weg-
berg, i5o4— i5o6. — Nach-
Iass des J. Tillmannus mit
verschiedenen Aufzeichnun-
gen des 16. und i7. Jh. —
Kirchenrecht von 1 5 1 5 (?), Hs. des i7. Jh. — Verzeichnis der KircheneinküDfte
von 1 5 2 9. — Rentenbücher, Rechnungen u. s. w. des i7. und 18. Jh. Im einzelnen
vgl. Tille, Übersicht II, S. 122.
Bereits im J. 966 erscheint das Aachener Marienstift, im J. ii7o das Heins-
berger Stift in Wegberg begütert (Lacomblet, U. B. I, Nr. io7, 436). Das Kirch-
spiel Wegberg wird um die Mitte des i4. Jh. genannt (Ann. h. V. N. LV, S. io3);
an der Kirche selbst sind jedoch Bauteile nicht erhalten, die über das i5. Jh. zurück-
reichen. Bei der Kirche bestand eine Propstei der Kreuzbrüder, das Alter der
Fig. 67. Wegberg. Ansicht der katholischen Pfarrkirche
348
WEGBERG
Io5
Propstei und ihre Geschichte sind nicht näher bekannt, sie bestand aber schon um Kathoi.
PfsrrkirchB
i5oo. Die jetzigen Klostergebäude sind um die Mitte des 18. Jh. errichtet. Im
1 9. Jh. wurde das südliche Seitenschiff der Kirche neugebaut und ein Querschiff mit
Chor angefügt.
Dreischiffige Hallenkirche des i5. — 16. Jh. mit vortretendem Westturm und Beschreibung
moderner Querhausanlage mit Chor, der alte Teil im Lichten 20 m lang, 1 2,5 m breit
(Ansicht Fig. 67, Grundriss Fig. 68).
Der viergeschossige West türm aus Ziegelmauerwerk schlicht, am Erdgeschoss Äusseres
eine offene Vorhalle des 18. Jh., die flachbogige Turmtür mit Resten eines gotischen
Eisenbeschlags. Die beiden Mittelgeschosse des Turmes mit Eck- und Mittellisenen,
jedes Feld mit einem Spitzbogenfries abschliessend; an der Glockenstube nur Eck-
lisenen und ein Klötzchenfries; schmale Rundbogenfenster und achtseitiger Helm.
Von dem Langhaus sind noch fünf Joche des Mittelschiffes und des nörd-
lichen Seitenschiffes alt. Dieses Seitenschiff hat westlich drei niedrige Joche, vor
dem Mitteljoch eine offene Vorhalle des 18. Jh.; die beiden folgenden Joche sind
höher, zeigen regelmässigen
Wechsel von Tuff- und
Ziegelschichten und zwei
zweiteilige, nachträglich ver-
kürzte Masswerkfenster. An
der Kopfseite des Seiten-
schiffes ein kleiner stark ver-
witterter Matronenstein,
Relief mit drei sitzenden
Frauen, eingemauert (s. o.).
Das südliche Seiten-
schiffscheint um 1860 gänz-
lich erneuert zu sein.
Das Innere des alten
Teiles sehr einfach ; die
Turmhalle mit einem Kuppelgewölbe, nach dem Mittelschiff hin springt ein acht-
eckiges Treppentürmcben vor, das bis zum dritten Obergeschoss führt. Aus der
grossen Unregelmässigkeit der Pfeiler der Scheidemauern scheint hervorzugehen, dass
der Bau ursprünglich einschiffig war und erst nach und nach mit Seitenschiffen
versehen wurde; an der Nordseite folgt von Osten her erst ein Achteckspfeiler, dann
ein Rundpfeiler und wiecier drei achteckige, an der Südseite ein ganz breiter vier-
eckiger Mauerpfeiler, dann drei achteckige. Die Pfeiler haben alle weder Sockel
noch Kämpfer. Die schlichten, unter sich zum Teil auch abweichenden einfachen
Kreuzrippengewölbe setzen meist auf einfachen kantigen Konsolen an.
Von der Ausstattung sind zu nennen: Ausstattung
Barockkanzel auf Engelhermen, die Füllungen mit den Halbfiguren der
Kirchenväter, grosser Schalldeckel, Treppengeländer mit durchbrochenem Barock-
ornament; um i7oo, fast genau übereinstimmend mit den beiden Kanzeln in Nieder-
und Oberkrüchten (s. o. S. 92, 96).
Zwei Holzfiguren der hh. Katharina und Maria Magdalena, mittelmässig,
Ende des 1 5. Jh., je etwa 80 cm hoch, neu polychromiert.
Einfacher Barockkelch aus vergoldetem Silber, Wappen mit der Devise:
recte faciendo; auf dem Fuss die Inschrift: a. r. d. petrus Neesen, protono-
Fig. 68. Wegberg.
Grundriss der alten Teile der katholischen Pfarrkirche.
Inneres
349
IOÖ KREIS ERKELENZ
Kathol.
Pfarrkirche
Glocken
Kloster-
gebäud e
Gemälde
TARIUS APOSTOLICUS, ORDINIS S. CRUCIS PRIOR ET PASTOR IN WEGBERG, AUREL. (?).
CONCILII WASSENBERGENSIS CAMERARIUS, EX ELEMOSYNIS FIDELIUM ME FIERI FECIT
i7o4. Meisterzeichen s. p., ohne Beschau.
Niedriger gotischer Kelch aus vergoldetem Silber, mit sechsseitigem Fuss und
Knauf; auf dem Fuss emailliertes Wappen mit der Inschrift: gerardus et kathe-
rina; Mitte des 1 5. Jh.
Sonnenmonstranz aus Silber, auf dem Fuss eine fast ganz ausgemerzte
Inschrift, anscheinend genau mit derjenigen an dem Barockkelch (s. o.) überein-
stimmend, und mit der Jah-
reszahl i 752.
Zwei einfache Mess-
pollen aus Silber mit Kölner
Beschau, i7 — 18. Jh.
Weihrauchfass aus
Silber, einfach, mit Meister-
stempel m ohne Beschau,
i7— 18. Jh.
Die beiden alten G 1 o k -
ken von 1 42 i und 1 4 1 1
tragen die Inschriften:
1. DUM RESONO, PER-
FER DEO, PETRE, VOTA BO-
NORUM. ANNO DOMINI
MCCCCXXI.
2. AVE MARIA, GRACIA
PLENA. ANNUNCIO VOBIS
GAUDIUM MAGNUM. O REX
GLORIE, VENI CUM PACE.
ANNO DOMINI MCCCCXI, DIE
PETRI.
EHEMALIGE KLO-
STERGEBÄUDE, jetzt
Pfarrhaus und Privatwoh-
nungen, aus der Mitte des
18. Jh.
Grosse dreiflügelige
Anlage aus Ziegelmauer-
werk, zweigeschossig, nach der Strasse hin offen und auf hoher Untermauerung; in
der Formengebung ganz einfach mit grossen rechteckigen Fenstern und Walm-
dächern. In der Abschlussmauer an der Strasse ein grosses rundbogiges Tor in
Haustein (Fig. 69), darüber Wappen mit drei Ähren unter Kardinalshut (von Krafft?).
Das Innere des Gebäudes ganz schlicht; in dem jetzt als Pfarrhaus dienenden
Mittel flügel im Erdgeschoss noch zwei grosse Barockkamine aus Stuck, in den einen
eingelassen ein Fruchtstück, in den andern das Porträt eines Priors.
Im Pfarrhaus aufbewahrt eine Sammlung von etwa 20 Gemälden, meist
Porträts des i7. und 18. Jh., zum Teil ganz gut, angeblich aus Schloss Tüschen-
broich herkommend. Ausserdem noch beschnittene beiderseits bemalte Holz-
flügel, wahrscheinlich von einem vlämischen Schnitzaltar aus der 1. H. des 16. Jh.
herrührend.
Fig. 69. Wegberg. Tor der ehemaligen Propstei.
35o
WEGBERG
107
KATHOLISCHE KAPELLE in ÜVEKOVEN (s. t. s. Barbarae). Kathol.
l\'ii)i'llti in
Kleiner schlichter Ziegelbau des 18. Jh. mit geschweiftem Westgiebel, zwei üvekoven
Stichbogenfenstern an jeder Langseite, dreiseitigem Chorschluss und offenem Dach-
reiter. Das Innere schmucklos, mit flacher Tonne; auf einem Holzanker die Jahres-
zahl 1 785.
Von der Ausstattung sind zu nennen:
Kleiner einfacher Barockaltar des 18. Jh. mit einem bürgerlichen Doppel-
wappen.
Holzfigur der h. Katharina, auf dem heidnischen Gelehrten stehend, mit
Schwert und Buch, gute nieder-
rheinische Skulptur aus dem
Anfang des 16. Jh., leider über-
strichen, i m hoch.
Kreuzigungsgruppe
aus Birn- oder Apfelbaumholz,
auf einem Felsblock mit Skelett,
äusserst sorgfältig durchgeführt
und von lebhaftem Ausdruck.
Niederrheinisch, Mitte des 1 5. Jh.
Die Figur des Gekreuzigten wohl
etwas jünger und ursprünglich
nicht zugehörig, äusserst hager,
aber gut modelliert, in vorzüg-
licher alter Polychromie. Das
Ganze 35 cm hoch (Fig. 7o).
BURG. Aachener Zs.
II, S. i8S.
Ältere Ansicht,
Tuschzeichnung von R. Roidkin
aus dem J. 1 725/26 im gräf-
lich Nesselrodeschen Ar-
chiv zu Schloss Ehresho-
ven (Kunstdenkm.der Kr.Gum-
mersbach, Waldbroel und Wip-
perfürth S. 94).
Handschrift 1. Qu.
Archivalien befinden sich eben-
falls im gräflich Nesselrodeschen Archiv zu Schloss Ehreshoven (eben-
dort S. 93).
Die Burg Wegberg erscheint im Anfang des 1 6. Jh. im Besitz des Sibert von Geschichte
Schwarz-Bongard ; seine Tochter Sophia brachte Wegberg ihrem Gatten Johann von
Nesselrode-Ehreshoven zu. Seitdem blieb die Burg im Besitz der Grafen Nesselrode-
Ehreshoven, bis sie um i87o an den Herrn Kaufmann- Asser in Köln verkauft
wurde, der den Besitz parzellierte. Die Burg wurde abgebrochen und ein modernes
Wohnhaus mit einer Fabrik auf dem Gelände errichtet.
Von der alten Anlage ist nur noch die grosse von Wassergräben umgebene Beschreibung
Insel erhalten, darauf jetzt moderne Wohngebäude; bei dem Eingang links im Hof
ein kurzer stumpfer Ziegelturm von zwei Geschossen aus dem 1 6. — 1 7. Jh.
Fig. 70. Üvekoven.
Kreuzigungsgruppe in der katholischen Kapelle.
Burg
35i
io8
KREIS ERKELENZ
Schloss
Tüschen-
broich H, S. 237; V, S. 201.
SCHLOSS TUSCHENBROICH. Eissenberg-Mirbach. — Aachener
Fabricius, Karte von 1 7 89, S. 285, 3o4. — Graf von
Mirbach, Territorialgeschichte
II, S. 25. — Ann. h. V. N. LV,
S. 1 66 Anm.
Ungenaue Ansicht vom
J. i 7 23 im Codex Welser.
Handschrift!. Qu. In
München, Hof- u. Staats-
Bibliothek: Slg. Redinghoven
LV, BI. 3o3, 338, Stammbaum
der von Melich und Aufzeich-
nungen, betr. das 16. und 1 7. Jh.
— Im Staatsarchiv zu
Wetzlar: Prozessakten vom
J. i632 über einen Streit zwi-
schen den von Schoenebeck
und den von Spiering um
Tüschenbroich (S. 2i63/74io).
— Weitere Archivalien wahr-
scheinlich auf dem Schloss
Fig. 71. Schloss Tüschenbroich. Lageplan.
Fronberg (Oberpfalz) im Besitz der Freiherren von Rimsberg
Geschichte Schloss Tüschenbroich ist Stammsitz eines gleichnamigen Geschlechtes, von
dem Alard von Tüschenbroich im J. 1 1 72 vorkommt (Lacomblet, U.- B. I, Nr. 443);
Fig. 72. Schloss Tüschenbroich. Ansicht vom Schlossweiher aus.
352
WEGBERG
109
um dieselbe Zeit erscheint es auch unter den Gütererwerbungen Philipps von Heins-
berg für die Kölner Kirche, angekauft von dem Herzog von Limburg (Mitteil, aus
dem Stadtarchiv zu Köln XII, S. 64). Im i3. Jh. sind die Edelherren von Matlar
im Besitz von Tüschenbroich, bis es um i45o durch Heirat an Johann von Melich
kommt, durch Heirat vom J. i47o an Heinrich Hoen von dem Pesch und ein Teil
an Syvaert von Eyll. Aus der Zeit um i5oo stammen die Reste des mächtigen
Schlosses; in den J. i5o4 — i5o6
wird auch die Ulrichskapelle im
Schloss Tüschenbroich erwähnt
(Tille, Übersicht II, S. 1 2 3). Im
J. 1 563 erscheint Bernhard von
Eyll als Alleinbesitzer, ihm folgt
sein Enkel Rudolf von Schoene-
beck, der im J. 1624 belehnt wird,
aber in demselben Jahr Tüschen-
broich an die Freiherren von
Spiering verkauft. Tüschenbroich
erscheint seit der Mitte des 16. Jh.
als jülichsche Unterherrschaft. Im
i7. und 18. Jh. hatte das Schloss
wohl stark gelitten, es wurde nur
zum Teil und notdürftig herge-
stellt. Um i85o haben nach dem
Aussterben der Freiherren von
Spiering (1829) die Erben das
Schloss an den Notar Jungbluth
verkauft; der jetzige Eigentümer
ist dessen Sohn , Herr Justizrat
Jungbluth in Erkelenz.
Das Schloss, eine fast
genau quadratische Anlage und
wohl immer ohne eigentliche Vor-
burg, ist von zwei Seiten von dem
grossen Schlossweiher umgeben,
an den beiden anderen Seiten liegt
ein daraus abgeleiteter künstlicher
Wassergraben (Lageplan Fig. 7i,
Ansichten Fig. 72 u. 73).
An Nord- und Westseite lagen die Wohngebäude, der Hauptfiügel an der
Westseite war nördlich und südlich von einem grossen viereckigen Turm flankiert.
Der noch ganz erhaltene Nordturm aus Ziegelmauerwerk viergeschossig, im Erdge-
schoss kleine Fensterchen, in den Obergeschossen schmale quergeteilte Fenster in
Hausteinfassung; oben Fries aus übereckgestellten Ziegeln, geschweifte Haube des
i7. — 18. Jh. mit hoher geschlossener Laterne (Fig. 72).
Der hohe Wohnhaustrakt mit Satteidach ; an der glatten Aussenseite im Erd-
geschoss nur kleine vermauerte Fenster, das Obergeschoss mit Korbbogenfenstern ist
mit Ausnahme eines kleines Stückes, in dem noch ein schmales hohes Fenster sitzt,
im i7. — 18. Jh. wohl ganz erneuert worden. An der Innenseite neben dem Nord-
Schloss
Tüschen-
broich
Besdireibung
Fig. 73. Schloss Tüschenbroich. Ansicht des Eckturmes.
353
I IO
KREIS ERKELENZ
Schioss türm noch die alte spätgotische Tür in Haustein Umrahmung, im Obergeschoss noch
broich enie Reihe schmaler quergeteilter Fenster mit Holzeinfassung. Das Südende — als
Scheune hergerichtet — mit drei grossen Toren des i9. Jh. Die südliche Giebel-
mauer und die schräge Abmauerung an dem Nordturm sind neueren Ursprunges.
Von dem Rest des Wohnbaues bis zum Südturm ist nur die Aussenmauer in
geringer Höhe erhalten. Von dem mächtigen Südturm steht nur die äussere Hälfte,
die auch in der Mitte durchgespalten ist, der Rest ist in der i. H. des i9. Jh. ein-
gestürzt. Der Turm war ebenso wie der Nordturm mit schmalen hohen Fenstern
und Klötzchenfries ausge-
bildet; nur treten hier im
obersten Geschoss neben das
Fenster jeder Seite noch zwei
Schiefsscharten (Fig. 72).
Von dem nördlichen
Wohnhausflügel steht noch
die Aussenmauer in einer
Höhe von etwa 3 m; sie hat
im Untergeschoss Schiefs-
scharten, in der Mitte steht
noch das alte Tor, ein Korb-
bogen mit Quadereinfassung
in rechteckiger Blende mit
Rollen für die Zugbrücke;
seitlich in der Umrahmung
je eine Schiefsscharte. Von
der Innenmauer liegen Reste
nicht mehr zu Tage; die
Höhe dieses Nordfiügels zeigt
sich noch deutlich in dem
Dachansatz an dem Nord-
turm, er hatte mit dem West-
flügel ein einheitliches hohes
Dach.
An Ost- und Südseite
Fig. 74. Schioss Tüschenbroich. Kapelle im Wald. des grossen Burgterrains sind
aufgehende Bauteile gar
nicht mehr erhalten; während der östliche Abschluss nicht mehr festzustellen
ist, hat sich doch die Südmauer fast in ihrer ganzen Ausdehnung noch als Brüstungs-
mauer erhalten.
Das Innere des Wohnhauses mit einer einfachen Barocktreppe neben dem
Nordturm und einer Zimmerflucht im Obergeschoss aus dem 18. Jh., ist bedeutungslos.
Ausstattung Von der Ausstattung sind in dem oberen Turmzimmer noch einige Bilder in
stark beschädigtem Zustand erhalten:
Kopie des bekannten Klevischen Fürstenbildnisses in Öl auf Leinewand,
wohl erst i7. Jh. (Kunstdenkm. des Kr. Rees S. 55, Taf. II. — Kunstdenkm. des
Kr. Kleve S. 1 16).
Brustbild eines jungen Mannes aus dem 1 7. Jh. mit einem unbekannten
Wappen mit Löwen.
354
WEGBERG
I I I
Brustbild einer jungen Dame, bez.: aetatis suae 22. 1 669. j. r. fec. Schloss
Tüschen™
In dem zum Schloss gehörigen Wald interessante achteckige Kapelle aus broich
Ziegelmauerwerk, i7. — 18. Jh., stark im Verfall fFig. 74). An vier Seiten kleine recht- Kapelle
eckige Nischenausbauten mit Pultdächern, in deren einem die korbbogige Tür liegt;
darüber ein umlaufender Klötzchenfries. Uber diesem Fries sitzen an den vier
anderen Seiten die breiten Korbbogenfenster; Klötzchenfries mit achtseitiger, leicht
geschweifter Haube und kleinem offenen Dachreiter. Das Innere ganz ausgeplündert.
HEILIGENHÄUSCHEN an dem Gasthof zum Schwanen, Nische Heiiigen-
mit schönem schmiedeeisernem Gitter aus der Mitte des 18. Jh., darin Figur des aus n
h Rochus aus Ton; auf dem Sockel die Inschrift: hoc pietatis Signum in hono-
rem B. MARIAE V. ET S. ROCHI DEO SACRATUM GELR. AUSTRIACA COMMUNITAS PRO
INCOLUMITATE PATRIAE PARENTÜM JOSEPH1 II. CAES. INV. O. M. ET MARIAE THERE-
SIAE IMP. O. M. ET SALUTE PATRIAE MDCCLXXVIII.
355
KREIS GEILENKIRCHEN
357
BAESWEILER.
Geschichte
RÖMISCHE ANLAGEN. Über zwei Römerstrassen bei Baesweiler, die Römisches
nach Linnich und Jülich führen, vgl. ß. J. LXIV, S. 22. — Aachener Zs. XII, S. 1 5 5 ;
XIV, S. 2 5.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Petri). Binterjm u. Mooren, Kathoi.
E. K. II, S. i56. — Kaltenbach S. 3 16. — Offermann S. i 63.
Handschrift 1. Qu.
Im Pfarrarchiv : Urkunde,
betr. eine Rente von i6o7.
— Verzeichnisse von Renten,
Anniversarien, Rechnungen
usw. des i7. und 18. Jh. —
Gesuch um Erlaubnis zum
Neubau des Kirchendaches,
2. H. des 18. Jh. Im ein-
zelnen vgl. Tille. Über-
sicht II, S. 124.
Die Annales Rodenses
erzählen zum J. 11 52 von
einem Wunder der Verwand-
lung von Wasser in Blut
gelegentlich des Neubaues
der im J. 1 1 5o abgebrannten
Kirche in Baesweiler (B. J.
XLIV, S. 2 74. — Ernst,
Histoire du Limbourg VII,
S. 65). Die erste authen-
tische Nachricht über einen
Kirchenbau findet sich erst
in dem J. 1 3 7 2, in dem eine
zur Pfarre Oidtweiler ge-
hörige Kapelle in Baesweiler
genannt wird (Mitteil, aus
dem Stadtarchiv Köln XII, S. 4o; XIX, S. 98). Der jetzige Bau stammt in seinem
ganzen Umfang aus der Zeit um i5oo, der Turmaufbau aus dem J. 1 673 . Die Ab-
trennung von Oidtweiler und die Pfarrerhebung erfolgten um 1600; in den J. 1 734
und 1 7 3 5 wurde die Kirche von den sogen. Bockreitern zweimal ausgeplündert
(Aachener Zs. IV, S. 33).
Dreischiffige spätgotische Hallenkirche von Backsteinen, aus dem Beschreibung
i5. — 16. Jh., mit späterem Turmaufbau über dem Westjoch des Mittelschiffes, i. L.
21 m lang, i4,5o m breit (Ansicht Fig. 75, Grundriss Fig. 76).
Fig. 75. Baesweiler. Choransichtjderijkatholischen Pfarrkirche.
359
u6
KREIS GEILENKIRCHEN
Kathoi. Das Langhaus umfasst drei Joche, im Äusseren ganz schlicht, mit
ärnkirchc .
Äusseres einmal abgetreppten Strebepfeilern, spitzbogigen Fenstern mit graden Leibungen in
den Langseiten, Walmdächern über den einzelnen Jochen der Seitenschiffe. Die
Westfront ist ganz geschlossen und durch zwei Strebepfeiler gegliedert, an den nörd-
lichen lehnt sich ein mit fünf Seiten des Achteckes vorspringendes Treppentürmchen,
das bis zum Mittelgeschoss des Turmes emporführt. Vor dem ganz schlichten West-
portal eine moderne Vorhalle. Die alten Nebeneingänge an Nord- und Südseite
unter den Westfenstern sind vermauert. Sämtliche Hausteinteile, Abdeckungen usw.
sind erneuert.
Der oblonge Turm des 1 7 . Jh. erhebt sich noch mit zwei Geschossen über
dem Westjoch des Mittelschiffes; er ist ungegliedert und hat in der Glockenstube je
ein Rundbogenfenster, als Hauptgesims einen Klötzchenfries. An der Westfront in
dunklen Ziegeln die Jahreszahl 1 6 73 ; achtseitiger Helm.
Der Chor in gleich
schlichter Ausführung wie
das Langhaus, mit einfachen
Strebepfeilern und Spitz-
bogenfenstern; die Haustein-
teile erneuert.
An der Nordseite die
alte Sakristei, ein schlichter
zweigeschossiger Bau mit
kleinen Flachbogenfenstern
und mit Giebel an der Nord-
seite; daran die Jahreszahl
1 69 7 in Eisenankern. Im
Inneren in dem Mauerputz
die Jahreszahl i699 und von
einer späteren Herstellung
die Jahreszahl 1 783. Die
Fig. 76. Baesweiler. Grundriss der katholischen Pfarrkirche. polygone Sakristei der Süd-
seite ist modern.
inneres Das Innere zeigt eine ganz schlichte gleichmässige Ausbildung. Im Langhaus
schwere Achteckspfeiler mit viereckigen Deckplatten; darauf die einfachen Kreuz-
rippengewölbe mit runden Schlufssteinen ; an einzelnen Stellen setzen die Rippen auf
hockenden Figürchen an. Das Westjoch ist in allen drei Schiffen durch schwere
Gurtbögen abgetrennt. Der Chor allein hat ein reiches Sterngewölbe. Die Tür zur
alten Sakristei aus dem i7. — 18. Jh. mit Nägelbeschlag, darauf geheftet eine reiche
durchbrochen geschnitzte spätgotische Holzrosette.
Ausstattung Von der Ausstattung sind zu nennen:
Triumphkreuz mit den Figuren Mariae und Johannis auf den Seitenpfeilern
an dem Triumphbogen, in Zweidrittel-Lebensgrösse, Holz geschnitzt, mit späterer
Bemalung, um i5oo. Der hagere Christuskörper ziemlich gut in der Behandlung, die
Figuren Mariae und Johannis etwas derber.
Kusstafel oder Schwurtafel, giebelförmige Holztafel mit hölzernem Hand-
griff an der Rückseite, unter Glas in Relief geschnitzt Kreuzigungsgruppe, in späterer
Vergoldung auf blauem Grund; gute Arbeit des i5. — 1 6. Jh., 27 cm hoch.
36o
BAESWEILER
1 1 7
Einfache Paramente des 1 8. Jh., bemerkenswert ein Chormantel mit reicher Ausstattung
Goldstickerei in Relief.
Die beiden alten Glocken von 1627 und 1 663 tragen die Inschriften: Glocken
1. S. PETER HEISCHEN ICH, ZUM GOTTESDIENST LUDEN ICH, DIE LEBENDIGEN
rofen ich, frans von Trier goes mich anno 1 627 (Aachener Zs. II, S. 34o. —
Bockeler, Beiträge zur Glockenkunde S. 35, mit etwas anderer Lesart).
2. ad sacra martyr. cantica voco pios. odilia. johan lehr me fecit
coloniae i 663.
BURG. ElSSENBERG-MlRBACH. Burg
Handschriftl. Qu. im gräflich Nesselrodeschen Archiv zu Schloss
Ehreshoven (Kunstdenkm. der Kr. Gummersbach, Waldbroel u. Wipperfürth S. 93).
Altere Ansichten: i. Ziemlich ungenaue Ansicht vom J. 1 723 im Codex
Welser. 2. Getuschte Federzeichnungen von Roidkin aus dem J. 1 725/26 in Schloss
Ehreshoven (Kunstdenkm. der Kr. Gummersbach, Waldbroel u. Wipperfürth S. 94).
Seit dem J. ii3o erscheint das Aachener Adalbertsstift zu Baesweiler im Besitz Geschichte
eines Hofes (Quix, Schloss und ehemalige Herrschaft Rimburg, Urk. Nr. 46. —
Lacomblet, U.B. II, Nr. 102); ein Heinrich von Schinnen verkauft im J. 1289 ein
Gut zu Baesweiler, an dem das Patronat der Kirche zu Oidtweiler hing, an das
Heinsberger Stift (Lacomblet, U.B. II, Nr. 876). Seit dem 1 3. Jh. erscheinen auch
schon adelige Familien des Namens Baesweiler und es bestanden dort verschiedene
Adelssitze. Im 1 6. Jh. wird nur noch die eine Burg genannt, mit der im J. 1 566
Jakob von Randerath, verm. mit Anna Schilling von Stammeln, belehnt wird. Diese
Eheleute errichteten den ältesten, noch bestehenden Teil der Burg; ihr Sohn Johann
tauscht Baesweiler gegen Haus Horrich (s. u.) mit einem Vetter Hermann von
Randerath aus.
Seit dem Anfang des 18. Jh. ist Baesweiler im Besitz der Grafen Nesselrode-
Ehreshoven, die im J. 1 858 das Gut parzellieren Hessen. Die vielleicht im 18. Jh.
schon reduzierten Gebäude kamen an die Familie Dohms; jetzige Eigentümerin ist
Frau Wwe. H. J. Dohms.
Die Burg ist jetzt ein schlichter rechteckiger Gutshof mit Resten der Beschreibung
Gräben, der nach der Ansicht im Codex Welser vom J. i723 allerdings die doppelte
Ausdehnung besessen zu haben scheint.
In der Vorderseite ein schlichtes zweigeschossiges Wohnhaus des 16. Jh. mit
modernen grossen Fenstern und grosser Eckquaderung, im Kern noch ein spät-
gotischer Bau; an dem einen Ende die Tordurchfahrt. Das spätgotische Tor spitz-
bogig in Hausteinfassung mit dem Ehewappen Randerath und Schilling von Stammeln
darüber. An der Hofseite neben dem Tor ein achteckiges Treppentürmchen mit
kleinen Fenstern in Hausteinfassung und einer offenen Galerie über dem Tor. Der
obere Abschluss des Türmchens ist fortgebrochen. Der Ostflügel, mit Ziegelwulst über
dem geböschten Sockel, zeigt schlichte Gebäude des 18. und 1 9. Jh. Die anderen
Flügel sind einfache Stallgebäude des 18.— i9. Jh. über den älteren Untermauern.
Über die für die Jülichsche Geschichte bedeutungsvolle Schlacht bei Baes- Schlacht bei
weiler vom J. i37i, in der der Herzog von Jülich den Herzog von Brabant besiegte
und gefangen nahm, vgl. ausführlich H. Oidtmann, Die Schlacht bei Baesweiler,
Jülich (Fischer) i9o2, ausserdem Annales de la societe d'arch^ologie de Bruxelles XI,
S. 278, 446; XII, S. 68, 234, 34 1. — Daris, Hist. du Diocese et de la Principaute'
de Liege pendant le XIIIe et le XI Ve siecle S. 610. — Lindemann, Fehden und
Sühnen aus den Rheinlanden: IV. Schlacht bei Baesweiler 1 3 7 1 (Jahresbericht der
höheren Stadtschule zu Heinsberg i856, S. 10).
36 1
I I 8 KREIS GEILENKIRCHEN
BEGGENDORF.
Kathoi. KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Pancratii). Binterim und
Pfurrkirchc
Mooren, E. K. I, S. 343; II, S. 180. — Kaltenbach S. 3i6. — Offermann S. i69.
— Graf Mirbach, Territorialgeschichte II, S. 20.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Urkunde von i454, betr. Verpflichtung
des Stiftes S. Cäcilia in Köln und der Gemeinde, zusammen für Kirchenschiff und
Glocken zu sorgen. — Akten, betr. Glockenguss von i699 und 1 725. — Stiftungs-
urkunden des 1 7. Jh. — Rechnungen, Rentenverzeichnisse usw. des i7. und 18. Jh.
Im einzelnen vgl. Tille, Übersicht II, S. 1 2 5.
Geschichte Erzbischof Bruno schenkt im J. 962 dem Cäcilienstift in Köln u. a. auch die
Kirche in Beggendorf (Lacomblet, U.B. I, Nr. io5); auch im Liber valoris, um i3oo,
wird die Kirche erwähnt. Das Patronat blieb im Besitz des Cäcilienstiftes bis zur
französischen Zeit. Unter der französischen Verwaltung wurde die Pfarre Beggen-
dorf im J. 1810 unterdrückt. Die Wiedererrichtung der Pfarre erfolgte im J. i834
(Geilenkirchener Zeitung vom 21. Dezember i9oi). Der ältere Bau ist im J. 1862
durch einen Neubau ersetzt worden.
Ausstattung Von der Ausstattung sind zu nennen:
Kelch-Velum aus roter Seide mit reicher Goldstickerei, appliziert das Wappen
der von Kölln und ein unbekanntes, 16. — 17. Jh.
Kasel aus schönem weinroten, gemustertem Venetianer Sammet des i5. — 16. Jh.,
Kreuz und Vorderstab in Wolle gestickt mit Halbfiguren der hh. Maria, Hubertus,
Marinus, Pancratius und einiger anderer Heiligen in Vierpässen, dazwischen auch
in Vierpässen drei nicht näher zu bestimmende Wappen. Die vorzüglichen Sticke-
reien gehören noch der 1. H. des 1 5. Jh. an.
Kasel aus modernem Stoff, Stäbe aus der 1. H. des 16. Jh., das Gabelkreuz
gestickt mit der Kreuzigung Christi, auf den Stäben Figuren der hh. Augustinus,
Magdalena und zweier anderer Heiligen; stark restauriert.
Glocken Die beiden alten Glocken von 1 7 2 5 und 1 7 56 tragen die Inschriften:
1. SANCTA MARIA, VIRGO GENITRIX. GOTTFRIED DINCKELMAYER GOSS MICH
IN COELLEN ANNO W2 5.
2. SANCTI PANCRATI ET HUBERTE, ORATE PRO NOBIS. ME FECIT CHRISTIANUS
VOIGT ET FILIUS MDCCLVI.
Pfarrhaus Das PFARRHAUS ist ein schlichter zweigeschossiger Ziegelbau von fünf
Achsen aus dem J. 168 7; über der Hoftür ein hübscher Wappenstein mit der
Inschrift: ad maiorem dei gloriam, posterorum utilitatem ex fundamento
hunc pastoratum propriis aedificavit sumptibus 1 687 R. D. CHRISTIANUS
NÜTTEN, PASTOR IN BEGENDORF.
Hubertus- HUBERTUS-KAPELLE. Ein kleiner rechteckiger Backsteinbau des 18. Jh.,
K 3 D 6 1 1 6
mit Klötzchenfries und Satteldach. Das Innere mit Tonnengewölbe und einem
Barockaltar des 18. Jh. und den gleichzeitigen guten Figuren der hh. Hubertus
und Pancratius, je 9o cm hoch.
Familie von Über eine schon im 12. Th. genannte adelige Familie von Beggendorf,
Beggendorf Jo o eo
deren Sitz nicht mehr festzustellen ist, vgl. Fahne, Gesch. der Köln., Jül. und Ber-
gischen Geschlechter II, S. 210. — Franquinet, Inventaris der oorkonden en be-
scheiden van de abdij Klosterrade S. i9, 34. — Ernst, Hist. du Limbourg VI,
S. 1 93. — Sloet, Oorkondenboek Nr. 992. — Recherches sur l'ancienne ammanie
de Montfort S. 5 2. — Publ. de la Societe hist. et archeol. dans le Duche" de
Limbourg XXIII, S. 1 74.
362
BIRGDEN
1 1 9
Kathol.
Pfarrkirche
Geschichte
BIRGDEN.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Urbani). Binterim und
Mooren, E. K.II, S. i92. — Kaltenbach S. 4i3. — Offermann S. i 7 7. — Habets,
Geschiedenis van het bisdom Roermond I, S. 376. — Lückerath, Beiträge z. Gesch.
von Heinsberg II, S 72. — Aachener Zs. XIII, S. 1 85.
Handschrift 1. Qu.
Im Pfarrarchiv keine äl-
teren Urkunden. — Im Besitz
des Pfarrers Lückerath in
Waldfeucht: Präsentations-
urkunde für einen Rektor zu
Birgden von i485 (Tille,
Übersicht II, S. 201).
Nach Angabe der „Chro-
nijk der landen van Over-
maas" (Publ. de la Societd
hist. et archeol. dans le Duch£
de Limbourg VII, S. 21 5)
wurde die Kirche um i48o
erbaut, und zwar ganz auf
Kosten der Einwohner des
Dorfes ,,0p den Bircktden"
gegen den Willen und ohne
Mithilfe der Gemeinde Gangelt
und ihres Pfarrers ; nach der
Pfarrchronik bestand schon
ein etwas älterer Bau. Im
J. 1S22 wurde danach auch
der Bau zu einem zweischif-
figen erweitert.
Als Kapelle erscheint
die Kirche auch im J. 1 5 5 3 ;
der erste Pfarrer wurde im
J. 1 687 ernannt. Der mächtige
Westturm stammt wohl noch
von dem Bau um i48o, das
Langhaus wurde im J. 1 868/69
durch einen Neubau ersetzt.
Das Kollationsrecht lag in den
Händen der Gemeinde.
Moderner Ziegelbau von 1868/69 mit mächtigem Westturm, von Back- Beschreibung
steinen, aus dem Ende des 1 5. Jh. (Ansicht Fig. 77).
Der Turm fünfgeschossig, das Erdgeschoss ganz glatt mit modernem West-
portal und Spitzbogenfenster darüber, seitlich kleine schmucklose Vorhallen des
18. — 1 9. Jh. Von den übrigen Geschossen sind je zwei durch eine Blendengliederung
zusammengefasst, zwei Blenden an jeder Seite. In den mittleren Geschossen zwei-
teilige Blenden mit Masswerk, in halber Höhe aufgeteilt; in den oberen Geschossen
Fig. 77. Birgden. Turm der katholischen Pfarrkirche.
363
120 KREIS GEILENKIRCHEN
Kathol.
Pfarrkirche
Ausstattung
eine einfachere Ausbildung der Blenden, die in ihrer oberen Hälfte als Schallfenster
geöffnet sind. Kurzes achtseitiges Pyramidendach (Fig. 77).
Von der Ausstattung sind zu nennen:
Pietä, Eichenholz geschnitzt, mit guter alter Polychromie ; die Muttergottes in
einfachem grossen Mantel; der Christuskörper etwas zu klein, aber gut modelliert.
Vorzügliche niederrheinische Arbeit, um i5oo, 77 cm hoch (Fig. 78).
Im Chor Kruzifixus
auf modernem Kreuz, scharf
modelliert mit vortretenden
Adern, grossem flatternden
Lendentuch; etwas grosse
Extremitäten und moroser
Gesichtsausdruck. Gute Ar-
beit aus der i. H. des 1 6. Jh.,
derChristuskörper etwa 8o cm
hoch.
Elfenbein - Kruzifi-
xus des i5. — 1 6. Jh., ziem-
lich flach behandelt, 4i cm
hoch, mit vorzüglich gear-
beiteter silberner Dornen-
krone; auf dem Holzkreuz
aus dem Anfang des i9. Jh.
eine silberne Rokoko-Kar-
tusche aus der Mitte des
18. Jh.
Zwei Messpollen aus
Silber, reich getrieben mit
Fruchtschnüren und den
Leidenswerkzeugen, auf dem
Körper die gravierten Wap-
pen des Johann von Bins-
feld (f 1 62 7) und der Anna
von Nesselrode-Ehreshoven.
Je 6 cm hoch, ohne Stem-
pel, 1 7. Jh.
Pollen-Teller aus
getriebenem und graviertem
Silber, auf dem Rand Jagd-
szenen, in der Mitte ein
Wappen mit Sparren und drei Halbmonden; 3i cm breit, als Meisterstempel ein
Krug, Beschau undeutlich mit Krone oder Lilienendung (vielleicht Arbeit eines
Strassburger Meisters Krug), 1. H. des 18. Jh.
Barock-Kelch aus vergoldetem Silber mit getriebenen Silberauflagen, um i72o.
Silberbeschläge für ein Buch, getrieben, mit den Figuren des h. Urbanus
und der Muttergottes, um i7oo.
Rote Kasel, die Stäbe mit grossem Rankenwerk gestickt, darin Medaillons
mit Heiligen, 1 7. Jh.
Fig. 78. Birgden.
Holzgruppe der Pietä in der katholischen Pfarrkirche.
364
BRACHELN
Chorkappe, gestickt mit reichen Barockornamenten, i7. — 18. Jh. Ausstattung
Vortrage kreuz, getrieben, mit gegossenem Christuskörper und der Inschrift:
PETER SCHOEPENS, AMELIA MOSSEN, ELEUTH, ANNO l724.
Einfacher Taufstein des i7. — 1 8. Jh. in Kelchform aus Blaustein.
Die beiden alten Glocken tragen die Inschriften: Glocken
1. MARIA HEYSCH ICH, GREGORIUS VAN TREIR GOES MICH ANNO DOMINI 1 495
(Böckeier, Beiträge zur Glockenkunde S. 28).
2. JOANNES PETRUS JANSEN, SCHEFFEN, JOANNES VITTER, ADOLPHUS ROCKER-
HOLTZ, JOANNES BEUMERS CASTOS (so) , HEINERICUS HALLMANS , HEINERICH STOEP-
GENS. 1 748. REINERUS SCHÜFFERS. FECIT CHRISTIAN VOIGT, DER SOHN.
Vgl. die unrichtigen Angaben über die Glocken B. J. XXXVII, S. 244.
BRACHELN.
RÖMISCHE ANLAGEN. Über eine Römerstrasse in der Richtung auf Römisches
Hilfarth vgl. Aachener Zs. XII, S. 1 55.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Gereonis). Binterim u. Mooren, Kathoi.
E. K. I, S. 335 ; II, S. i9o. — Kaltenbach S. 323. — Offermann S. i7o. — Aachener Pfarrkirche
Zs. I, S. 25i, 284. — Ann. h. V. N. II, S. i69, i74; III, S. 83; XXV, S. 282. —
Lückerath, Geschichte der Herren von Heinsberg, Neudruck, S. i3. — Graf W.
Mirbach, Territorialgeschichte II, S. 18. — Zeitschrift für vaterländ. Gesch. und
Altertumskunde IV, S. 1 36. — Lacomblet, Archiv III, S. 336.
H andschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Akten über die Gerechtsame des
Pfarrers am Kappbusch. — Modernes Urkundenbuch u. Chronik. — Zehntverzeich-
nisse, Rentbücher und Rechnungen des i7. und 18. Jh. — Im Gemeindearchiv:
Rechnungen des 1 7. Jh. — Akten, betr. Bauten an der Kirche und Anstellung des
Küsters, i7. u. 18. Jh. Im einzelnen vgl. Tille, Übersicht II, S. 126, 1 46. — Im
Archiv der Stadt Köln: Farragines des Gelenius II, Bl. 95, 98, über die curtis in
Brakele. — Familienchronik des Anton Keuter von Brachein.
Im J. 1245 schenkt Heinrich von Heinsberg das Patronat der Pfarrkirche zu Geschichte
Brachein dem Prämonstratenserstift zu Heinsberg, dem die Kirche dann im J. 1263
inkorporiert wird (Lacomblet, UB. II, Nr. 296, 538). Auch im Liber valoris, um
i3oo, wird die Kirche genannt. Das Langhaus der Kirche stammt aus dem Be-
ginne, der grosse Westturm aus dem Ende des i5. Jh., die Choranlage aus der Zeit
um i5oo.
Dreischiffige Hallenkirche des 1 5. Jh. aus Backsteinen mit mächtigem West- Beschreibung
türm und mit Chor aus der Zeit um i5oo, im Lichten 3o,5 m lang, 1 5,5 m breit
(Ansicht Fig. 79, Grundriss Fig. 80).
Von dem sechsgeschossigen Westturm sind im Äusseren je zwei Geschosse Äusseres
durch einen Gesimsabschluss zusammengefasst ; als Material sind wechselnd Sandstein-
und Backsteinschichten verwendet, und zwar so, dass zur Erzielung eines leichteren
Eindruckes nach oben hin die Backsteinschichten zunehmen. An der Nordseite
springt ein rechteckiges Treppentürmchen vor, das mit dem vierten Geschoss endet
und mit einem Walmdach abgeschlossen ist. Die beiden Untergeschosse sind unge-
gliedert, nur in der Westfront liegt eine durch beide Geschosse reichende spitzbogige
Nische, die unten das rechteckige, spätgotisch profilierte Portal, oben ein vermauertes
Fenster aufnimmt. Die oberen Geschosse zeigen an jeder Seite drei hohe Spitz-
365
122 KREIS GEILENKIRCHEN
Kathoi. bogenblenden mit dreiteiligem Masswerk; jede Blende ist in der Mitte durch eine
Pfsrrkir c h6
Masswerk-Quergliederung unterbrochen. In der Glockenstube sind die oberen Hälften
der Mittelblenden als Schallfenster geöffnet. Kurzer achtseitiger Schieferhelm (Fig. 79).
Das Langhaus ist im
Äusseren ganz schlicht; je
fünf Achsen gehören noch
dem ältesten Bau des 1 5. Jh.
an. Einfache Strebepfeiler
mit Pultabdeckungen; das
Bankgesims ist um die Strebe-
pfeiler umgeführt; die zwei-
teiligen Masswerkfenster mit
erneuerten Hausteinteilen
sind an beiden Seitenschiffen
durch das Bankgesims nach
unten nachträglich verlän-
gert. Das nördliche Seiten-
schiff hat einen dreiseitigen
Chorschluss. Als Rest eines
älteren Baues ist in dem
Winkel zwischen Turm und
südlichem Seitenschiff noch
ein Stück Bruchsteinmauer-
werk mit einem vermauer-
ten Fensterchen erhalten.
Die Scheidemauern des
Mittelschiffes treten über
den Pultdächern der Seiten-
schiffe mit einem kurzen
Streifen zu Tage; es er-
scheint aber zweifelhaft, ob
die Seitenschiffe später an-
gebaut sind.
Der Chor aus der Zeit
um 1 5oo besteht aus drei
Jochen und dem Achtecks-
schluss ; sein Gesims liegt
etwas höher als dasjenige
des Mittelschiffes. Dreiteilige
Masswerkfenster und ein
um die Strebepfeiler umge-
führtes Bankgesims. An der
Nordseite ist in den Winkel des Seitenchörchens gleichzeitig mit dem Chor ein ein-
faches rechteckiges Treppentürmchen eingebaut worden. An der Südseite liegt in
der Verlängerung des Seitenschiffes die einfache kleine Sakristei von zwei Jochen,
mit zweiteiligen Spitzbogenfenstern,
inneres Das Innere ist ganz einfach, die Turmhalle flach gedeckt mit dem modernen
Einbau der Orgelbühne. Im Langhaus achteckige Pfeiler mit einfach profilierten
Fig. 79. Brachein- Ansicht der katholischen Pfarrkirche.
366
BRACHELN
123
Deckplatten, darauf ruhen im Mittelschiff vermittelst kleiner Achtecksdienste die Kathoi.
Pfarrkirche
schlichten Kreuzgewölbe von einfachem Rippenprofil. In den Seitenschiffen ent-
sprechende einfache Kreuzgewölbe. Im Chor zeigen die Gewölberippen das ein-
fache Birnprofil, die Rippen wachsen glatt aus der Wandfläche heraus; die Sakristei
ebenso wie die beiden Ostjoche des südlichen Seitenschiffes mit entsprechenden Ge-
wölben, die zum Teil auf Figurenkonsolen ansetzen.
Von der Ausstattung sind zu nennen: Ausstattung
Kreuzigungsgruppe in einem Gehäuse vor der Kirche, Holz geschnitzt,
aus dem i5. — 1 6. Jh., eine ziemlich derbe Arbeit, auf den Kreuzenden die Evange-
listensymbole, ursprünglich wohl Triumphkreuz. Die Figuren etwas unter Lebens-
grösse.
Im Pfarrhaus kleine Holzfigur der h. Anna, stehend, die jugendliche
Muttergottes auf dem Arm haltend; auf deren Schoss das lebhaft bewegte Christkind,
Fig. 80. Brachein. Grundriss der katholischen Pfarrkirche.
das nach einem Apfel in der Hand der h. Anna greift. Gute Skulptur aus der Zeit
um i5oo, neu polychromiert, 28 cm hoch, aus der Annakapelle herrührend (s. u.
S. 124. — Dr. Franz Bock im ,,Echo der Gegenwart", 1 893, Nr. 1 83).
Paramente des w. und 18. Jh., darunter namentlich ein Kelchvelum vom
J. 1 69 7, reich gestickt mit Blumen und mit dem Monogramm Christi in Gold.
In der Turmhalle Taufstein, ein ovales Becken aus dunklem Marmor mit
Löwenköpfen an beiden Seiten; darauf die Inschrift: christianus klinckhammer 1 752.
An der Nordwand des Seitenschiffes Grabstein mit dem Ehewappen Gruit- Grabsteine
hausen und Salm-Dyck und mit der Inschrift: Maximilian Henrich von den gruit-
HAUSEN, BLOMENTHALL UND BRUCK, IHRE CHURFÜRSTLICHE DURCHLEUCHT ZU COLLEN
OBERAMBTMAN UND PFANDTHERR ZU ALDENAHR, UND JULIANA RICHSGR AFFIN VON
SALM ZUR DICK, EHELEUTH. ANNO l7o4.
Von den zahlreichen Grabsteinen (Aachener Zs. I, S. 232 Anm. — Ann. h. V.
N. LVIII, S. 181) im Bodenbelag sind nur noch zwei leserlich:
1. Grabstein mit dem Ehewappen Olmissen und Beeck, links und rechts die
Ahnenwappen Olmissen gen. Mulstroe, Mangelman, Kortenbach, Ingenhaven und
367
124
KREIS GEILENKIRCHEN
Ausstattung Beeck, Kreckenbeck, Felraet und ein verwischtes Wappen (Horrich?). Die Inschrift
lautet: anno 1623, den 6. maius, ist der woledler und vester ltjdowig von
OLMISSEN GNT. MULSTROE IN GOTT ENTSCHLAFFEN, SEINES ALTERS 4o IHAR. ANNO
1 6 1 9, DEN l7. FEBRUARII, IST DIE EDLE EHR- UND VEILTEUGENTSAME SIBILLA VON
BEECK GNANDT MULSTROE IN GOT SELIG ENTSCHLAFFEN, IHRES ALTERS 37 IHAR.
memento mori. Über dem Wappen: selig sind die todten, die in dem heren
STERBEN, VON NUN AN. APO. l4.
2. Grabstein mit dem Ehewappen Olmissen und Mangelman, die 16 Ahnen-
wappen sind ganz verwischt; die Inschrift lautet: anno 162 5, de , ist der
WOLEDLER UND VESTER HEINRICH VON OLMISSEN GNT. MULSTROE ZU WEDAU IM
HERREN .... IGLICH ENTSCHLAFFEN, SEINES ALTERS IM 77. (72 ?) IAR.
Der Grabstein des Johann von Blumenthal (f 1 5 5 7) mit dem Epigramm:
O MENSCH, WÄRST DU SO STARK ALS SAMSON, AUCH SO SCHÖN UNDT JUNG ALS
ABSALON, UND HÄTTEST ALEXANDRI MACHT UND GEWALT, UNDT HYPPOCRATII KUNST
MANNICHFALT, DANNOCH MUSST DU WERDEN DEM BITTEREN TODT GLEICH, DAS MÖGEN
mercken arm undt reich. (Fahne, Gesch. der Köln., Jül. und Bergischen Ge-
schlechter I, S. 38, Anm. 2) ist nicht mehr festzustellen.
Glocken Die beiden Glocken von 1660 und 1 743 tragen die Inschriften:
1. d. o. m. et s. mariae virgini, reginae coeli, consecrata anno 1660.
PHILIPPUS WILHELMUS DEI GRATIA COMES PALATINUS RHENI, BAVARIAE, JULIAE,
CLIVIAE AC MONTIUM DUX, COMES VELDENSIS, SPONHEIMENSIS, MARCHIAE, RAVENS-
BURGI ET MORSAE, DOMINUS IN RAVENSTEIN, ME MARIAM NOMINAVIT. WAN UNS
UNGLÜCK WIRD WIDERFAHREN, SO THUDT DIE GANTZE BANCK ES DRAGEN. (Nach
einer Notiz im Pfarrarchiv wurde die im J. 1627 von Franz von Trier gegossene
und im J. 1660 gesprungene Glocke, durch einen ,welschen Mann Franciscum de
Curia genand' in Brachein neu gegossen.)
2. S. JOHANNI BAPTISTAE DICATA. ANNO 1 743 , JESU CHRISTI PRAECURSORI.
BERNARD THEODOR ALEXANDER FREYHER VON HÖVEL ZU SÖLDE UND BRACHELEN
UND AGNES LOVICE (so) FREYFRAU VON HÖVEL ET GBOHREN VON SPIRING ZU TÜSCHEN-
BROICH. R. d. engelbertus brammeler (Brauweiler nach Ausweis der Kirchen-
bücher) PASTOR, EDMUNDUS GATZEN, GERARDUS HEUSEN, WILHELMUS HEUSEN,
SCHABINI. GOSWINUS VEHRES, JOANNES HINCKENS. JOANNES KÜPPER, CHRISTIANUS
SCHARFHA. ME FECIT CHRISTIAN WILHELM VOIGT.
Anna- In der S. ANNA-KAPELLE, einem modernen Ziegelbau der sechziger
Kapelle jahre an Stelle eines älteren Barockkapellchens, folgende Ausstattungsstücke:
Annaselbdritt, Holz mit neuer Polychromie, Mutter Anna sitzend mit einer
Frucht in der Hand, Maria neben ihr stehend mit dem lebendig bewegten Kind.
Gute Skulptur aus der 2. H. des i5. Jh., trefflich in dem Aufbau und dem Falten-
wurf, etwas moros in den Gesichtstypen; etwa 85 cm hoch (Dr. Franz Bock im
„Echo der Gegenwart", i893, Nr. i83).
Zwei leuchtertragende Engel, Holz, neu bemalt, gute Arbeiten vom Ende
des 1 5. Jh., je 60 cm hoch.
Schlichter Barock k eich aus vergoldetem Silber mit der Inschrift: henric
VAN WEERDT VEREERT AEN S. ANNA CAPEL SOI BROGELEN I 7o4 (Ann. h. V. N.
LXXIII, S. i36).
An dem Weg nach Randerath Steinkreuz mit dem Doppelwappen Gruithausen
und Salm-Dyck auf dem Sockel, darüber die Inschrift: haus blomenthal i7o6.
Sammlung Im Besitz des Herrn Dechanten Klug:
DK°iugnt Ölgemälde auf Holz, der h. Hieronymus in Meditation mit Buch und Toten-
schädel in seiner Studierstube, ein sehr gut durchgeführtes und vortrefflich erhaltenes
368
BRACHELN
125
Exemplar des oft wiederholten Bildes in der Art des Mabuse, wohl dem Bild im Sammlung
n i_ • o Dechant
Schloss Harff am nächsten stehend (Kunstdenkmäler des Kreises Bergheim S. 81, Klug
Taf. IX). Das Bild kommt aus dem Besitz der Familie Ervens in Köln; 80 cm breit,
io5 cm hoch.
Brustbilder Mariae und Christi mit der Dornenkrone, Ölgemälde auf
Holz, je 33 cm hoch, 22 cm breit, wohl niederländische Kopien nach einem Bolog-
nesischen oder römischen Meister, aus der 1. H. des 1 7. Jh. Die Bilder stammen
aus dem Besitz der Familie von Zuydtwyk in Köln.
Kleine Buchsbaumskulptur der Muttergottes, aus dem Ende des
16. Jh., 4 cm hoch, auf Seide gelegt und mit ausgeschnittenem Pergamentrahmen
versehen.
Unterglasmalerei, die Anbetung der Hirten, grau in grau gemalt, die Lichter
ausradiert und das Ganze mit einem Silberfonds hinterlegt. Gute oberdeutsche
Arbeit aus der 2. H. des 16. Jh., i9 cm hoch, 22 cm breit.
HAUS BERG, jetzt Hospital und Kloster. Eissenberg-Mirbach. — Ann. h. Haus Bers
V. N. XXV, S. 282. — Aachener Zs. I, S. 2 32.
Handschriftl. Qu. Im Düsseldorfer Staatsarchiv: Heinsberger Lehen-
bücher.
Die ältere Geschichte der verschiedenen adeligen Güter in Brachein, die alle Geschichte
Heinsbergische Lehen waren, ist ziemlich unklar. Das noch blühende Geschlecht
von Brachein (Brachel, Brackel) kommt schon im Beginn des 1 3. Jh. vor; vor dem
j. 1226 schenkt Gerhard von Brachein sein Allod Berge dem Kloster Ophoven
(Aachener Zs. XI, S. 101. — Lacomblet, UB. IV, Nr. 652). Ob das Gut mit dem
Haus Berg identisch ist, ist zweifelhaft. Um i3oo soll die Burg Brachein zerstört
worden sein, sie erscheint dann als Lehen der Herren von Heinsberg, denen im
J. i3o8 die Burg verkauft war (Lacomblet, UB. III, Nr. 7i); der Besitz wurde aber
wohl als Lehen an die von Brachein zurückgegeben und angeblich von den Herren
von Heinsberg wieder aufgebaut.
Im J. i562 erscheint Dietrich von Horrich als Eigentümer, der das Gut ,uf den
Berg' von Jaspar von Hoen gekauft hat (Akt auf dem Bürgermeisteramt Brachein).
Im i7. Jh. ist Berg im Besitz der von Olmissen gen. Mulstroe (Strange, Beiträge
zur Genealogie VI. S. 29), kommt durch Heirat vom J. 1 667 an die von Beeck und
im J. 1 739 an Friedrich Wilhelm von Lohausen. Dieser hat wohl um i74o Haus
Berg an den Freiherrn Bernard Theodor Alex, von Hövel verkauft (f 1 795). Im
Beginn des 1 9. Jh. ist Haus Berg nacheinander im Besitz der Herren Spickernage]
und Kamp, und wurde endlich in den sechziger Jahren von Herrn Kaufmann-Asser
parzelliert. Die Gebäulichkeiten wurden dabei von der katholischen Kirchengemeinde
für Hospitalzwecke erworben; ein Teil der Vorburg kam in den Besitz der Familie Sels.
Grosse Anlage mit Herrenhaus und Vorburg aus dem Anfang des 18. Jh., Beschreibung
jetzt mannigfach verändert und umgebaut.
Von dem Herrenhaus ist die eine Hälfte noch alt, ein schmuckloser, zwei-
geschossiger Ziegelbau von drei Achsen an der Schmalseite, fünf Achsen an der Lang-
seite. An der Schmalseite nach der Vorburg hin Freitreppe und Barockportal mit
gebrochenen Giebeln aus Haustein. Das Innere des Herrenhauses mit Balkendecken,
schmucklos.
Die breite, dreifiügelige Vor bürg ist ein einheitlicher niedriger Ziegelbau von
zwei Geschossen; das Untergeschoss nach aussen ursprünglich wohl nur mit Scharten
versehen, das Obergeschoss mit . ovalen Luken. Ein Teil des Westflügels ist durch
369
126 KREIS GEILENKIRCHEN
Haus Berg Neubauten ersetzt. In der Hauptachse der hübsche Torbau in Hausteinfassung, die
rundbogige Toröffnung in rechteckiger Blende mit den Rollen für die Zugbrücke,
darüber ein geschweifter, mit Steinkugeln besetzter Giebel.
Haus HAUS HORRICH. Eissenberg-Mirbach. — Ann. h. V. N. XXV, S. 282.
Handschriftl. Qu. Im Düsseldorfer Staatsarchiv: Heinsberger Lehen-
bücher.
Geschichte Wahrscheinlich ist Horrich im 1 5. Jh. von dem Stammgut Brachein abgetrennt;
im J. i447 ist Seitz von dem Horrich mit dem Gut belehnt, zu dem eine Laaten-
bank gehörte. Um i65o starb die Linie aus; im J. 1 654 erscheint durch Kauf die
Freifrau von Spiering im Besitz des Gutes, das sie aber wohl nicht unbestritten besass.
Vor dem J. i7o5 hat der Freiherr Franz Constantin von Tüddern zu Friesheim das Gut
gekauft, durch Heirat folgen die Grafen Lodron-Haag, die vor 1 7 7 5 Horrich an die
von Hallberg verkauften. Diese blieben bis zum i9. Jh. im Besitz, dann wurde das
Gut parzelliert. Jetzige Eigentümerin ist Frau Witwe Hubert Corall.
Beschreibung Viereckiger Wirtschaftshof auf der Stelle der alten Hatiptburg. An zwei
Seiten das zweiflügelige hohe Wohnhaus auf hohem Kellergeschoss, in den tonnen-
gewölbten Kellern und einem Teil der Mauern wohl noch aus dem i5. — 1 7 . Jh. her-
rührend, im 18. Jh. aber ganz schlicht umgebaut. An der Innenseite noch eine
Terrasse mit offenem Holzvorbau. Die beiden anderen Seiten des Hofes bestehen
aus einfachen Fachwerkbauten über den alten Grundmauern.
Neben dem Hof noch die alten Gräben und Wälle einer grösseren Vorburg.
Haus HAUS BLUMENTHAL. Eissenberg-Mirbach. — Ann. h. VN. LVII, S. 33 1.
Blumenthal _ FahnE; Gesch. der Kölnischen, Jül. u. Bergischen Geschlechter I, S. 38, 121.
Ansicht vom J. t 7 s3 im Codex Welser, ziemlich ungenau.
Handschriftl. Qu. Im Düsseldorfer Staatsarchiv: Heinsberger
Lehenbücher.
Das Archiv ist zum grössten Teil verloren gegangen; einiges im Besitz des
Freiherrn Ernst von Gruithausen, anderes im Besitz des Bürgermeisters a. D. Byns in
Andernach (Tille, Übersicht II, S. 126).
Geschichte Im J. 1 45 2 ist Karl von Honseler, im J. i484 sein Sohn Reiner mit einem
Gut zu Brachein belehnt (Lacomblet, UB. III, Nr. 24o); im J. i5oi erhält dann
Johann von Grittern als Vormund für die Kinder seines Bruders die Belehnung mit
.Reiner Honselers Hof. Wohl durch Kauf kam Johann von Blumenthal in den Besitz,
mit dem er im J. 1 546 belehnt wurde. Von ihm erhielt das Gut seinen jetzigen
Namen; er erbaute auch um die Mitte des 16. Jh. die wesentlichen Teile
der Bure:, namentlich den Torbau und das ältere Wohnhaus. Seine Enkelin
brachte um 1600 Haus Blumenthal an Arnold von Gruithausen : dessen Sohn Pilgram
erbaute im J. 1 65 2 die Mauer um das Gut (s. u.), der Bruder Balduin Gisbert errichtete
im J. 1 658 den schönen Spätrenaissanceflügel mit seiner reichen Ausstattung. Im 18. Jh.
ging der Wohlstand der Familie zurück, im Beginn des i9. Jh. zerfielen schon wesent-
liche Teile der Burg. In den vierziger Jahren kam es dann zu einer Dreiteilung, ein
Teil mit dem alten Torbau blieb im Besitz der von Gruithausen und gehört jetzt
noch dem Freiherrn Ernst von Gruithausen ; ein Teil kam an einen Dr. Hinkens, ein
dritter Anteil an die Familie Byns und dann an die Familie Esser; die beiden
letztgenannten Anteile sind jetzt im Besitz des Herrn Joseph Esser. Seit der Auf-
teilung hat das Gut, namentlich das Herrenhaus, nicht nur durch mannigfache
Umbauten, sondern auch durch Ausplünderung des Hinkensschen Anteiles stark
37o
BRACHELN
127
gelitten; vornehmlich sind die Gemälde verschleppt und die beiden schönsten Marmor-
kamine ausgebrochen und verkauft worden.
Grosse rechteckige Anlage des 16. — 17. Jh., früher von breiten Wasser-
gräben umgeben, durch Abbruch einzelner Teile und durch Aufteilung mannigfach
verändert (Lageplan Fig. 81, Ansichten Fig. 82 u. 83).
Die ganze Nordwestseite wird von dem Herrenhaus eingenommen; nach
Süden zu liegt ein zweigeschossiger niedriger Trakt aus der Mitte des 16. Jh. von
neun Achsen; die beiden Südachsen hiervon sind nur noch an der Hofseite als
Abschlussmauer erhalten, daran schlössen sich noch zwei, jetzt ganz verschwundene
Achsen mit einem gleichfalls verschwundenen Turm an der Aussenecke. An der
Aussenseite hat dieser Flügel in beiden
Stockwerken schmale quergeteilte
Fenster in Hausteinfassung, die paar-
weise aneinandergerückt sind, zwei
in jeder Achse, oben ein Klötzchen-
fries (Fig. 82). In der alten Mittel-
achse zeigt die Aussenseite ein ver-
stümmeltes schlichtes rundbogiges
Törchen aus Haustein mit den Rollen
für die Zugbrücke, in rechteckiger
Blende. An der Innenseite sind die
Fenster des Erdgeschosses fast sämt-
lich modernisiert; in der Südhälfte
zwei korbbogige Tore aus Haustein,
in der Mitte ein rundbogiges Pfört-
chen, sämtlich aus dem Umbau des
1 7. Jh. stammend. Über dem Pfört-
chen steht in einer Nische die lebhaft
bewegte Holzfigur einer Muttergottes
aus dem 18. Jh. (Fig. 83). Das Ober-
geschoss hat an der Innenseite noch
die grossen Kreuzsprossenfenster aus
Haustein bewahrt, meist noch mit den
alten Bleiverglasungen in den Ober-
lichtern. Über der Innenseite erhoben
sich früher — wie, ist nicht mehr festzustellen - - kleine Renaissancegiebel, die mit
wappenhaltenden Löwen aus Sandstein bekrönt waren. Vier dieser Löwen sind in
dem Wirtschaftshof des Esserschen Anteiles noch erhalten. Ob solche Giebel auch
auf der Aussenseite des Flügels standen, ist nicht mehr nachzuweisen; die Giebel
wurden um i85o beseitigt.
An der Nordostecke liegt, anschliessend an den niedrigen Trakt und aus der
Flucht vorspringend, der stattliche Saalbau vom }. i658, ein oblonger, zweigeschos-
siger Bau von drei Fensterachsen an jeder Seite (Fig. 82). An der Hofseite sind zwei
Achsen durch einen modernen Scheunenbau verdeckt, daneben liegt das hübsche korb-
bogige Hausteinportal mit giebelförmigem Aufbau, der das Oberlicht aufnimmt; auf
dem Schlufsstein das Ehewappen Gruithausen und Horst zu Heimerzheim, daneben die
Jahreszahl 1 658 (Fig. 83). Über den Kellerfenstern befinden sich Inschriften, meist
jetzt unleserlich: la vita, il fine, il di lo . . la sera (?). — Eine nicht mehr
Fig. 81. Haus Blumenthal. Lageplan.
Haus
Blumenthal
Beschreibung
Herrenhaus
Saalbau
37 1
128
KREIS GEILENKIRCHEN
leserliche oder nicht mehr erhaltene lautete: sicut Salamander pascitur igne,
ita oratione pascitur anima. Die grossen rechteckigen Fenster in Hausteinfassung
mit einem Flachgiebel überdeckt, der auf der Spitze einen Pinienzapfen trägt. In einem
Teil der Fenster noch die ursprüngliche Rautenverglasung; der grösste Teil der
Fenster im Obergeschoss ist zugemauert. An dem schmalen Vorsprung des Saalbaues
sind entsprechend den hier liegenden Treppenpodesten kleine Fenster in gleicher
Ausbildung angebracht (Fig. 82). Das niedrige Walmdach aus Ziegeln ist auch erst
um die Mitte des 1 9. Jh. aufgebracht worden; dabei hat man von dem alten Dach-
reiter, den das wesentlich höhere Schieferdach trug, nur die Spitze mit reichem
schmiedeeisernem Aufsatz
und dem Gruithausenschen
Wappen auf den First des
neuen Daches gesetzt.
Das Innere des
Herrenhauses bewahrt
noch einen grossen Teil der
reichen Ausstattung, leider
in einem traurigen Zustand
der Verwahrlosung. Das
kleine Vestibül hat ebenso
wie der anstossende Saal
ziemlich reiche Barocktüren
aus der Mitte des 1 7. Jh. ;
die Treppe mit massiver
Scheidemauer und die Keller-
treppe öffnen sich nach dem
Vestibül mit breiten Korb-
bogen, darüber eine Nische
mit der Figur des Meleager
mit Jagdhund, links und
rechts zwei Hirschköpfe aus
Stuck mit echten Geweihen
von i4 Enden; unter dem
einen das Wappen der Hoch-
Fig. 82. Haus Blumenthal. Aussenseite des Herrenhauses. kirchen. Der Saal, jetzt
durch eine moderne Mu-
sikertribüne entstellt, bewahrt noch die ursprüngliche, allerdings stark beschädigte
Stuckdekoration, die Fenster sind ganz von breitem flachem Kartuschbandwerk ein-
gefasst, die Balkendecke hat eine entsprechende Ausgestaltung erfahren. In der
Mitte ein Medaillon mit dem Ehewappen Gruithausen und Horst von Heimerzheim.
Der Kamin des Saales ist ausgebrochen. Anschliessend an den Saal die kleine,
unter dem Treppenpodest gelegene Hauskapelle mit schöner Barocktür und kleinem
derben Barockaltar, darin ein stark beschädigtes Bild der Muttergottes aus dem 1 7. Jh.
In dem Keller des Saalbaues, der mit sechs flachen Kreuzgewölben auf
Pfeilern überdeckt ist, befindet sich eine Brunnenfassung mit der Jahreszahl i69o;
darauf ein Neptun und eine wasserspeiende Fratze.
Das Obergeschoss des Hauptbaues enthält drei Räume, das Fürstenzimmer, die
Adam- und Eva-Kammer und die Mönchenkammer. Die kleine Mönchenkammer
372
Inneres
BRACHELN
129
über dem Vestibül fast ganz schmucklos mit einfacher Holztäfelung; des i7. — 18. Tb. „, Haus
° o j Blumenthal
und schlichtem Kamin in Holzfassung. Die Zwischenwand und die Decken der
beiden anderen über dem grossen Saal gelegenen Räume sind ausgebrochen. Die
Fenster zeigen eine ähnliche Kartuschwerkeinfassung wie im Erdgeschoss. In dem
Fürstenzimmer sind von dem Kamin noch die beiden grossen geschweiften Wangen
aus gelbem Marmor mit darauf liegendem Holzsturz erhalten, der Kamin des anderen
Fig. 83. Haus Blumenthal. Ansicht des Herrenhauses vom Hof aus.
Zimmers mit den grossen Figuren von Adam und Eva ist ausgebrochen und ver-
kauft worden.
In dem niedrigen Flügel des Herrenhauses noch die schlichten alten Balken-
decken und einfache Barocktüren. Zur Küche hin eine kleine Schiebeöffnung in
reicher Barockeinfassung aus Holz. Ein verstümmelter Kamin mit zwei Halbsäulen,
die mit Guirlanden umwunden sind; die zugehörigen freistehenden Säulen, auf denen
der Kaminmantel ruhte, sind im Saal zur Musikertribüne verwendet. Im anstossenden
Zimmer ein Kamin mit grossen Faunfiguren auf den Wangen, der Sturz mit Kartuschen.
9
373
i3o
KREIS GEILENKIRCHEN
Haus
Blumenthal
Südflügel
Ostfliigel
Torbau
Die Südseite der Anlage, die Stallungen enthielt, ist zum grossen Teil zer-
stört. An den beiden Ecken lagen Türme, der östliche der Schafsturm genannt, die
beide vollkommen verschwunden sind. Von der Aussenmauer stehen nur noch einige
Fragmente, mit Schiefsscharten in der Hausteinfassung. Zum Abschluss der Gebäude
ist eine neue Fachwerkwand dahinter gesetzt. Die Innenseite dieses Flügels ist besser
erhalten: unten rundbogige Türen in Hausteinfassung, dazwischen einige flachbogige
Türendes 1 8. Jh., oben wechselnd rundbogige Türen und rechteckige Fensterchen in
Hausteinfassung. Über dem einen Scheunentor drei Nischen, in denen Löwen von
den abgebrochenen Giebeln des älteren Wohnflügels aufgestellt sind.
Die Ostseite ist bei der Aufteilung in drei Höfe fast ganz zerstört worden;
die Aussenmauer ist ganz verwischt, die Innenmauer steht noch streckenweise als
Abschlussmauer des Esserschen Hofes. Nahe dem Torbau steht auf den alten
Fundamenten das um i84o errichtete Gruithausensche Wohnhaus, ein schlichter zwei-
geschossiger Ziegelbau von drei Achsen; zwischen dem Wohnhaus und dem Turm
noch ein kleiner zweige-
schossiger Bau des 16. Jh.
mit Giebel, mannigfach ver-
ändert; erhalten sind noch
einige rechteckige Fenster-
chen in Hausteinfassung.
Der über Eck gestellte
Torbau ist nur im Erd-
geschoss besser erhalten; er
hat an der die eine Seite
einnehmenden Durchfahrt
ein rundbogiges Hausteintor
in rechteckiger Blende für
die Zugbrücke. Innen war
die Torhalle im 1 7. Jh. um-
gebaut und korbbogig ge-
wölbt worden; diese Teile
sind aber auch fast gänzlich wieder zerstört. Neben dem Torweg liegt ein
kleiner Raum, der an der Vorderseite ein kleines, rechteckiges Fenster mit zwei
runden Schiesslöchern, an der Schmalseite ein hohes, schmales, quergeteiltes Fenster
zeigt. Das Obergeschoss ist nur noch zum Teil erhalten und meist durch Fachwerk-
bau ersetzt.
Die Nordseite, vom Torbau zum Herrenhaus, ist aussen wohlerhalten; sie ist
ganz glatt und zeigt einige kleine Fenster in Hausteinfassung. An der Innenseite ist
sie ganz durch moderne Wirtschaftsgebäude verdeckt.
Der Strasse entlang die im J. 1 65 2 errichtete Ab sch 1 u ss mauer aus Ziegeln;
hier befand sich nahe dem vor kurzem abgebrochenen Tor der jetzt bei dem Frei-
herrn von Gruithausen aufbewahrte Wappenstein mit der Inschrift: peregrinus a
GRUITHUISEN, SERENISSIMO PRINCIPI JULIACENSI CONSUL, SATRAP A IN WASSEN-
BERG ET BRACHELEN, FLORIVALLEM ABSENS HOC CLAUSIT MURO ANNO DOMINI 1 65 2.
Über dem zweiten Tor: pax intrantibus et Salus exeuntibus.
Haus Wedau HAUS WEDAU. Aachener Zs. I, S. 2 32. — Graf W. Mirbach, Terri-
torialseschichte II, S. 18.
Fig. 84. Haus Wedau. Ansicht.
Nordflügel
Abschluss-
mauer
374
BREILL
l3l
Handschriftl. Qu. Im Düsseldorfer Staatsarchiv : Heinsberger Lehen- Haus Wedau
bücher. — Im Besitz des Herrn Freiherrn von Cotzhausen -Wedau in Köln Archi-
valien vom 18. Jh. ab.
Das Haus hiess früher Hof Troisdorf bei Brachein; ihn empfing im J. 1 45 7 Geschichte
Karl von Honseler, dann sein Sohn Reiner zu Lehen, im J. i483 wird Goswin von
Osen mit dem Gut „Troestorp up der Wedauwen" belehnt. Im J. i5o9 ist Wedau
im Besitz des Johann von Grittern, der Schwiegersohn des Goitgen von Osen war;
dann erscheint Wedau im Besitz der von Brachein und zuletzt im J. 1 596 des Gerhard
von Brachein. Um 1600 sind die Olmissen gen. Mulstroe Eigentümer, durch Heirat
folgen schon in der i. H. des 1 7 . Jh. die von Beeck. Sie errichteten im J. 1 744 den
jetzigen Bau. Zuletzt besass Alexandrine von Beeck Wedau, die im J. 1 749 den Frei-
herrn von Goltstein, später den Freiherrn von Katterbach heiratete. Um 1800 waren
durch Erbschaft die von Zandt im Besitz, die im J. 1808 Wedau an die Familie von
Cotzhausen verkauften. Jetziger Eigentümer des Majorates ist Herr Freiherr Oskar
von Cotzhausen-Wedau in Köln.
Das jetzige Haus ist ein schlichter zweigeschossiger Ziegelbau von zwei Achsen Beschreibung
an der Schmalseite, sechs Achsen an der Langseite, mit flachbogigen Fenstern; auf
dem First des Walmdaches ein malerischer kleiner Dachreiter mit geschweifter Haube,
in der Wetterfahne das Andreaskreuz des von Beeckschen Wappens. An der einen
Langseite in Eisenankern die Jahreszahl 1 744 (Fig. 84).
Einige hundert Schritt südwestlich zeichnet sich noch ein flacher, von Gräben
umgebener Hügel ab, auf dem wohl die ältere Burg stand.
HAUS GROSS-KUNKEL. Aachener Zs. I, S. 23i. — Ann. h. V. N. LXV, Haus Gross
S. 1 63. — Graf W. Mirbach, Territorialgeschichte II, S. 18. — Berg. Zs. II, S. 332. Kunkel
Abbildung vom J. 1 7 23 im Codex Welser.
Im Grossen Lehnbuch von Brabant von 1 3 1 5 — i35o erscheint ein Her- Geschichte
mannus de Konkel mit dem Gut belehnt; im Anfang des 1 5 . Jh. hat Tilmann Wolf
von Randerath den Besitz als Heinsbergisches Lehen, ihm folgten durch Erbschaft
die von Velrath gen. Meuter. Erst im 16. Jh. scheint Klein- Kunkel abgetrennt zu
sein (s. o. S. 29). Dann erscheinen die von Horrich, die von Beeck zu Beeck, die
von Zobel, die von Lohausen ( 1 739) und um i76o die von Deelen durch Heirat
und Erbschaft im Besitz von Gross-Kunkel. Im 1 9. Jh. kam das Gut an die Grafen
Hompesch-Rurich, die um i9oo den Besitz an den jetzigen Eigentümer, Herrn Re-
gierungs-Assessor Bresges, veräussert haben.
Von der grossen rechteckigen Anlage gehören nur die Untermauern und Beschreibung
das schlichte korbbogige Tor des 1 8. Jh. dem älteren Bau an ; die Wirtschaftsgebäude
sind im 1 9. ]h. und dann wieder nach i9oo meist neu errichtet worden. Reste der
alten Gräben umgeben das Gut. Das Herrenhaus ist nicht mehr vorhanden.
BREILL.
SCHLOSS. Strange, Beiträge zur Genealogie XI, S. 25,42. — Duncker, Schioss
Rheinlands Schlösser und Burgen mit Abb. — Eissenberg- Mirbach. — Richard-
son, Gesch. der Familie Merode II, S. 268. — Ann. h. V. N. LVII, S 96, 227, 3i8.
- Der deutsche Herold, 1 87 7. — Robens, Der ritterbürtige landständische Adel des
Grossherzogtums Niederrhein I, S. 1 38. — Fahne, Gesch. der Kölnischen etc. Ge-
schlechter I, S. 11 5. — Lacomblet, Archiv III, S. 338.
9*
375
l32
KREIS GEILENKIRCHEN
Schloss
Ansichten
Archiv
Geschichte
Ältere Ansichten und Pläne:
1. Ansicht vom J. i723 im Codex Welser, ziemlich zuverlässig.
2. Vier getuschte Federzeichnungen auf Pergament in Schloss Breill, ziem-
lich phantastisch, von Reiner Roidkin aus dem J. i726 (vgl. die ähnlichen Ansichten
Roidkins von Schlössern: Kunstdenkmäler des Kr. Euskirchen S. 65, Taf. V; der Kr.
Gummersbach, Waldbroel und Wipperfürth S. 94; des Landkreises Köln S. iio).
3. Getuschter Lageplan, um 1800, in Schloss Breill.
4. Lithographie, Ansicht des Herrenhauses vom Hof, um 1860, in Duncker,
Rheinlands Schlösser und Burgen.
Fig. 85. Schloss Breill. Lageplan.
Handschriftl. Qu. Das ehemals Gräflich Goltste insche Archiv auf
Schloss Breill enthält nach einem Inventar von i869 im wesentlichen die folgenden
Bestände: Vier Urkunden über die von Molenbach gen. Breill, 1 465 — 1492. — Ehe-
beredungen, namentlich betr. die von Goltstein, von i433 an. - — Erbteilungen von
1 5 1 7 ab. — Testamente von 1 663 ab. — Genealogien und Stammbäume. — Grosse
Sammlungen von Briefen. — Materialien, betr. die meist Goltsteinschen Güter Mut-
hagen. Champierhof bei Aachen, Neuendahl bei Nideggen, Hain bei Angermund,
Elsig, Haus und Herrschaft Winterburg, Bolendorf, Gripswalde, Hochkirchen. —
Vgl. auch Wd. Zs. I, S. 4o4.
Ein Johann von Breill erscheint schon im J. 1 287, später ist Breill im Besitz
der Familie von Molenbach gen. Breill, die sich auch einfach nach dem Sitz nennt.
In der Teilung des J. i5o8 kam Breill an Gerhard von Breiloe, dessen Tochter Adel-
376
BREILL
l33
heid an Reinhard von Goltstein zu Dilborn verheiratet war. Diesem fiel Breill bei Schloss
der Teilung im J. 1 5 1 7 zu.
Neben Breill lag ein Hof Heyhoven, den um i4o5 Arnt Spee besass (Strange,
Beitr. zur Genealogie XI, S. 42); im 16. Jh. erscheinen die von Spee und die von
Quadt im gemeinsamen Besitz von Heyhoven, bis im J. 1 648 der Speesche Anteil
und im J. i649 auch der Quadtsche Anteil von den Herren von Goltstein erworben
wurde. Seitdem sind die Grafen von Goltstein im Besitz der vereinigten Güter ge-
blieben. Die Hofgebäude von Breill stammen noch aus dem 1 6. Jh., das Herrenhaus
aus dem Anfang des i7. Jh. Der grosse Wirtschaftshof, der wahrscheinlich aus dem
Fig.
Schloss Breill. Ansicht des Herrenhauses vom Garten aus.
Gut Heyhoven entstand, wurde im J. i728 neu gebaut. Mit dem Grafen Arthur von
Goltstein-Breill starb im J. 1882 die Linie im Mannesstamm aus; jetziger Eigentümer
ist sein Enkel, Herr Freiherr Amadeus von Failly-Goltstein.
Ausgedehnte Schlossanlage des 16. — 18. Jh. mit grossem Herrenhaus Beschreibung
des i7. und 18. Jh. und dabei gelegenem älteren Hof des 16. Jh., östlich gelegenem
Wirtschaftshof des 18. Jh., nördlich gelegenem ummauerten Garten des 18. Jh.
(Lageplan Fig. 85. — Ansichten Fig. 86 u. 87).
Das Herrenhaus ist ein stattlicher zweigeschossiger Ziegelbau des 16. — 17. Jh. ; Herrenhaus
die westliche Langseite von fünf Achsen hat beiderseits vortretende quadratische Eck-
türme mit Eckquadern aus Blaustein. Das hohe Souterrain ist leicht geböscht. Die
sämtlichen Fenster sind jetzt einfache Stichbogenfenster in Hausteinumrahmung aus
377
i34
KREIS GEILENKIRCHEN
Schioss dem 18. Jh. Der Hauptbau trägt noch das alte mächtige Walmdach mit zwei Reihen
von Dachfenstern ; die Ecktürme haben dagegen im 1 8. Jh. einfache niedrige Mansard-
dächer erhalten (Fig. 86). Die Hofseite mit ihren sechs Achsen hat zwei rundbogige
Türen zum Vestibül aus der Zeit um i85o; die Fenster sind gleichfalls Stichbogen-
fenster des i8. Jh. An der Nordostecke zeigt das Herrenhaus hier noch die Ansätze
des mit einem Satteldach versehenen schmalen Verbindungsbaues, in dem das alte Tor
zum Schlosshof lag und der die jetzige Lücke in den Gebäuden des Schlosshofes
einnahm. An der anderen Ecke springt ein dreiachsiger zweigeschossiger Flügel mit
Mansarddach in den Hof vor, der im J. i85o errichtet wurde. Daran eine hübsche
Rokoko -Türeinfassung in der Art Couvens mit dem Doppelwappen Goltstein und
Quadt, sowie der Jahreszahl 1 754 (Aachener Zs. XVII, S. 1 49, Fig. 33); die Türein-
fassung sass früher an der Hofseite des Hauptbaues.
Das Innere des Herrenhauses enthält von der ältesten Ausstattung in dem
südwestlichen Eckturm nur noch einen Spätrenaissance-Kamin mit der Jahreszahl 1610,
die Wangen in Form von
Hermen.
Im übrigen sind das
Treppenhaus und die Räume
des Erdgeschosses um 1800
neu ausgebaut worden. Es
sind schöne, zum Teil sehr
reizvolle klassizistische Ar-
beiten, meist mit einfachen
Marmorkaminen und Wand-
füllungen mit naturalisti-
schem Pflanzenschmuck,
Trophäen u. dgl. aus Stuck.
An das Vestibül schliesstsich
das einfache lichte Treppen-
Fig. 87. Schioss Breill. Tor des Wirtschaftshofes. nauS m't Seiner grossen
doppelflügeligen Treppe an.
Unter der Nordostecke des Herrenhauses ältere unregelmässige Keller,
die noch weit unter den Hof vorspringen; sie rühren jedenfalls von dem älteren, wohl
dem i5. — 16. Jh. entstammenden Herrenhaus her, das von etwa quadratischer Grund-
form war. Die Keller unter dem südlichen und westlichen Teil des Herrenhauses
gehören in ihrer einheitlichen Wölbung auf Korbbögen dem Bau aus dem Anfang des
1 7. Jh. an. In der Küche ein eiserner Herdbalken mit dem Goltsteinschen Wappen
und der Jahreszahl 1 7 5 i .
Schlosshof Der grosse, an das Herrenhaus sich anschliessende Schlosshof zeigt an der
West- und Südseite schlichte Stall- und Scheunengebäude, die im 18. und i9. Jh. wohl
grösstenteils erneuert sind. Die Ostseite hat einen einheitlichen, niedrigen, zwei-
geschossigen Bau des 1 6. Jh. aus Backsteinen, aussen im Erdgeschoss kleine recht-
eckige Fensterchen in Haustein, oben unregelmässige spätere Fenster und ein Klötz-
chenfries. Innerhalb dieses Flügels nördlich ein abgetreppter und geschweifter Giebel.
An der Nordostecke liegt ein quadratischer Eck türm von drei Geschossen
mit kleinen rechteckigen Fensterchen, Klötzchenfries und niedrigem Walmdach. Der
Turm ist aussen an zwei Seiten umgebaut von einem nach Norden vorspringenden
Remisenbau aus der i. H. des 18. Jh., ein schlichter Ziegelbau, nördlich in zwei
378
Tafel VIII.
BREILL
l35
Korbbögen mit aus Ziegeln gemauerter Bossierung sich öffnend, ähnlich dem Tor Schioss
des Wirtschaftshofes von 1 728 (Fig. 87).
In der Nordflucht des Schlosshofes liegt wieder ein kleiner zweigeschossiger
Wohnbau von fünf Achsen, der mit seinem Klötzchenfries im Kern auch noch von der
Anlage des 16. Jh. stammt. Die Fenster sind im 18. — 1 9. Jh. sämtlich verändert worden;
an der Innenseite eine Brunnennische aus Blaustein mit Bossenquaderung und breitem
Abschlussgesims, i7. — 1 8. Jh., auf dem Dach ein kleines Türmchen mit der Uhr.
Der umfangreiche W i r ts cli a ft sh o f vom J. 1728, der nordöstlich von dem Wirtschaftshof
Schlosshof damals ganz neu angelegt wurde, ist eine quadratische Anlage von ganz
schlichten Ziegelbauten, die im 1 9. Jh. wesentlich verändert zusein scheinen. Inder
Westfront liegt das grosse Tor, ein Korbbogen mit Pflastern, die bossenartig aus
Ziegeln aufgemauert sind, oben ein Flachgiebel; der grosse Schlufsstein mit dem
Ehewappen Goltstein und Schaesberg sowie der Jahreszahl i728 (Fig. 87). Die grosse
Scheune, gleichfalls mit Korbbogentoren, springt nach Westen aus dem Viereck des
Wirtschaftshofes vor.
Nördlich lehnt sich an den Wirtschaftshof der grosse ummauerte Garten, der Garten
wohl gleichzeitig mit dem Wirtschaftshof angelegt ist; an der Nordostecke der Um-
fassungsmauer ein zweigeschossiger Turm des 18. Jh., jetzt mit flachem Dach; im
Obergeschoss, das als Gartenhäuschen diente, grosse rechteckige Fenster.
An dem langgestreckten Weiher im Osten der ganzen Anlage noch ein kleines
Wohnhaus des 18. Jh. aus Backsteinen, mit Resten einer Jahreszahl in Eisenankern.
In dem Park vor dem Herrenhaus ein jetzt als Schuppen dienendes Garten-
häuschen, mit Vorhallen auf grossen dorischen Säulen, um 1800.
Das Schioss bewahrt eine bedeutende Gemäldesammlung, zum Teil aus Gemäide-
Goltsteinschem Familienbesitz, zum Teil aus der gräflich Hertzbergischen Gemälde- samm
Sammlung herrührend ; vgl. Katalog von vortrefflichen Gemälden alter Meister, vor-
wiegend aus der Sammlung des Herrn Ewald Friedrich Grafen von Hertzberg usw.
Köln, versteigert im März i9o2 bei J. M. Heberle (H. Lempertz Söhne). Besonders
sind die folgenden Stücke zu nennen :
Brustbild eines Mannes, Ölgemälde auf Holz. Der Dargestellte in rotem
Untergewand und schwarzem, pelzverbrämtem Mantel, sitzt auf einem Sessel und hält
einen grossen Rosenkranz in den Händen; im Hintergrund Landschaft mit Bäumen,
oben goldene Fruchtguirlanden. Auf der Rückseite eine alte Bezeichnung: georgius
episcopus spirensis 1 5 1 5, natus 1 487, mortuus 1 532. Hervorragendes Werk eines
Regensburger Meisters, der Burkmair sehr nahe steht, um 1 5 2 5, 61 cm hoch, 46 cm
breit (Taf. VIII. — Echo der Gegenwart, Aachen i9o3, Nr. 7o3).
Christus am Olberg, oben in felsiger Landschaft der knieende Heiland,
über dem der Engel mit dem Kelch schwebt, unten zusammengekauert die schlafenden
jünger. Gutes Werk aus der Schule Cranachs, mit dem Drachen signiert, um 1 5 2 5,
53 cm hoch, 3i cm breit (Echo der Gegenwart, Aachen i9o3, Nr. 7o3).
Grosse Hafenlandschaft mit ausgedehnter Ruine am Ufer und mit reicher
Staffage, gutes Bild von Ludolf Backhuysen, bez. l. back, f., 82 cm hoch, io5 cm breit.
Winterlandschaft, ein zugefrorenes Wasser mit Bauernhäusern am Ufer,
belebt von reicher Figurenstaffage, bez. Bild von J. A. va?i Beerstraaten, 1 65 3 ; 88 cm
hoch, 1 33 cm breit.
Muttergottes, mit der einen Hand ein Buch haltend, auf dem Tisch sitzt
das mit einem Vogel spielende Christuskind. Niederländischer Meister aus der Schule
des Barend van Orley, um i55o, 4o cm hoch, 25 cm breit.
379
i36
KREIS GEILENKIRCHEN
Gemälde- Bildnis eines bejahrten Mannes, der in grossem Pelzmantel in einem Sessel
samm ung g-^. ym\is 0ffenes Fenster mit weitem Fernblick. Gutes venetianisches Bild in der
Art des Tintoretto, 2. H. des 16. Jh., 116 cm hoch, 98 cm breit.
Waldige Landschaft, darin als Staffage die figurenreiche Szene der Be-
gegnung der Tochter Jephtas mit ihrem Vater. Gutes Bildchen von Jan Breughel d. Ä.,
um 1600.
Prügelszene von Bauern auf einem Platz im Dorfe, gutes Bildchen von
Pieter Breughel d. /., Anfang des 1 7. Jh., 34 cm hoch, 45 cm breit.
Flusslandschaft mit bergigem Hintergrund, einige Schiffe am Ufer mit
reicher Figurenstaffage, tüchtiges Bildchen von Eglon Hendrik van der Neer, 1 7. Jh.,
26 cm hoch, 28 cm breit.
Bau der Arche Noahs in baumreicher, hügeliger Landschaft, venetianisches
Bild in der Art des Bassano, 16. — 1 7. Jh., 80 cm hoch, 111 cm breit.
Unter den Familienbildnissen sind namentlich zwei Pastellbildnisse des
Grafen Ewald Friedrich von Hertzberg, des Ministers Friedrichs des Grossen, zu
erwähnen, vornehmlich das kleinere von ganz sorgfältiger frischer Durchführung, 2. H.
des 18. Jh.
Ausserdem sind zu nennen ein kleines Wachsrelief des Reichsgrafen Franz
von Goltstein, um 1800, ein Zinnbecher mit Deckel, ganz mit feinen Gravie-
rungen bedeckt, für den Grafen Hertzberg von dem Freiherrn von Trenk auf der
Festung Magdeburg im T. 1 763 gefertigt.
Weiterhin enthält das Schloss eine Reihe bemerkenswerter älterer Möbel-
stücke.
FRELENBERG.
K a t hol. K AT H O L I S C H E P F A R R K I R C H E (s. t. s. Dionysii). Binterim u Mooren,
Pfarrkirche g g ^43. g j gQ — KALTENBACH S. 300. — OFFERMANN S. 1 73. — Ann.
h. V. N. XXV, S. 178. — Graf W. Mirbach, Territorialgeschichte II, S. 20. —
Quix, Schloss und Herrschaft Rimburg S. 124.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Rentenverzeichnisse von 1 592, W28,
i76o, 1 767. — Rechnungen, Stiftungen usw. des i7. und 18. Jh. — Im Archiv
auf Haus Leerodt: Urkunde von 1 485, betr. das von den Häusern Setterich und
Leerodt gemeinsam besessene Patronatsrecht. — Akten über Frelenberg vom 1 6. Jh.
an. Im einzelnen vgl. Tille, Übersicht II, S. i46, 1 54, 1 5 5.
Geschichte Udelinberg, das im Liber valoris, um i3oo, genannt wird, war vielleicht das
heutige Frelenberg; ein Pfarrer von Frelenberg wird jedenfalls schon im J. 1382 er-
wähnt (Tille, Übersicht II, S. i77). Die Stelle war Personat; im J. 1 485 einigten
sich die von Reuschenberg zu Setterich und die Herren von Leerodt auf wechselnde
Präsentation; später erscheint das Präsentationsrecht nur bei dem Haus Leerodt.
Geringe Reste des Baues gehören noch dem i5. — 16. Jh. an; der grösste Teil der
Kirche stammt aus dem i7. — 1 9. Jh.
Beschreibung Einfacher kleiner Saalbau, der Kern noch aus dem i5. — 16. Jh., im i7. Jh. nach
Westen verlängert und mit Turm versehen, in der Mitte des 1 9. Jh. nach Osten erweitert.
Der ältere Teil des Langhauses an jeder Seite mit zwei Rundbogenfenstern;
davon gehört die in Bruchsteinen gemauerte Mittelpartie noch einem spätgotischen
Bau des i5. — 16. Jh. an; an der Nordseite ist hier noch ein vermauertes Spitzbogen-
fenster sichtbar.
38o
FRELENBERG
1 37
Die Westachse mit dem Turm ist eine einheitliche Erweiterung des 1 7. bis Kathol.
Pfarrkirche
18. Jh. Der Turm ganz schlicht, dreigeschossig, mit Flachbogentür im Erdgeschoss,
einfachen Korbbogenfenstern in der
Glockenstube; hübscher achtseitiger Helm,
in halber Höhe mit einem Gesims abge-
setzt, ähnlich dem Turm in Teveren (s. u.).
Oben in den Turm eingemauert ein
Grabkreuz mit der Jahreszahl i762.
Die Vorhalle am Turm und der
Chor mit der Sakristei sind einfache Ziegel-
bauten aus der Mitte des 1 9. Jh.
Das Innere der Kirche ist
schmucklos.
Von der Ausstattung sind zu j[ Ausstattung
nennen :
Kanzel und Orgelgehäuse
schlichte Barockarbeiten des 18. Jh.
Monstranz aus vergoldetem
Kupfer, der Fuss in Rhombusform mit
Lappen besetzt, profilierter Schaft mit
flachem Nodus, an beiden Seiten des Zy-
linders Strebesysteme mit reichen, sich
durchschneidenden Kielbögen und gewun-
denen Fialen; darin stehen die Statuetten
der hh. Maria und Johannes. Über dem
Zylinder ein entsprechender Baldachin
mit der Figur des h. Dionysius, auf vier
Renaissancesäulchen und mit reichem
Masswerkhelm. Vortreffliche Arbeit aus
der i. H. des 16. Jh., interessant durch
das Eindringen einzelner Renaissance-
motive und die freie Behandlung der spät-
gotischen Formen; 55 cm hoch (Fig. 88).
Kommuniontuch mit italieni-
scher Spitze, darin Maria auf Wolken unter
Sternen, mit der Beischrift: vergine im-
MACOLATA MIRACOLOSA, I 7. — 1 8. Jh.
Die beiden alten Glockenvon i522
tragen die Inschriften:
1. DYONISIUS HEISCHEN ICH, DIE
lebendichae (so) ROIFFEN ICH, DIE DO-
DEN BESCHRIEN ICH, JAN VAN TRIER GOUS
MICH ANNO DOMINI MVCXXII.
2. MARIA HEISCHEN ICH, TZO DEM
DYENST GÖTZ LUDEN ICH, DEN DONNER
VERDRIEVEN ICH, JAN VAN TRIER GOUS MICH ANNO DOMINI MVCXXII (B. J. XXXVII,
S. 244. — Bockeler, Beiträge zur Glockenkunde S. 2 9, mit nicht ganz richtiger
Lesart).
Fig. 88. Frelenberg.
Monstranz in der katholischen Pfarrkirche.
38i
i38
KREIS GEILENKIRCHEN
Haus HAUS MUTHAGEN. Eissenberg- Mirbach. — Strange, Beiträge zur
Muthagen Qenea|0gje XI, S. 4 I .
Handschriftl. Qu. im Archiv auf Schloss Breill (s. o. S. i32).
Geschichte Ein Christian von Muthagen wird schon im T. 1292 genannt (Ernst, Hist. du
Limbourg VI, S. 42o). Nach i4oo ist Johann Gryn von Aldenhoven mit dem Gut
belehnt (Fahne, Gesch. der Jül., Berg, und Kölnischen Geschlechter I, S. 118); es
folgen als Besitzer im J. 1 45 2 Thewis von dem Balken, i46o— i4 7o etwa Sietz von
dem Horrich, 1 5 1 5 Quirin von Brempt, der eine Adelheid von dem Balken ge-
heiratet hatte, 1 544 dessen Schwiegersohn Franz von Verken, 1 593 Adam von Hoch-
kirchen, gleichfalls ein Enkel des Quirin von Brempt, 1608 wiederum durch Ver-
wandschaft Wallraf Schellart und 16 18 Maria Schlaun von Hülsberg. Aus dem Pro-
zess verschiedener Anverwandter um Muthagen gingen die Grafen Schellart als Sieger
hervor. Nach dem Aussterben ihrer Linie gab der Herzog von Jülich das Lehen im
J. i74o an die Grafen Goltstein auf Breill; diese verkauften Muthagen um 1820 an
Herrn Fremery in Eupen, später war ein Herr Meyers im Besitz. Um 1 873 hat
der Vater des jetzigen Eigentümers, des Herrn Freiherrn Dr. jur. von Scheibler in
Aachen, Muthagen erworben.
Beschreibung Schlichte rechteckige Hofanlage des i7. und 18. Jh., in einer Mulde gelegen.
An der Mitte der Vorderseite der Torbau mit korbbogiger Öffnung, modernem
Wappen der Freiherren von Scheibler und abgewalmtem Mansardendach, darauf
eine reiche schmiedeeiserne Spitze. Wohnhaus an der Südostecke ganz schlicht mit
einem Treppengiebel an der Aussenseite; an dem Wohnhaus und den Stallgebäuden
meist flachbogige Türen und Fenster aus dem 18 Jh. in Hausteinfassung.
Gegenüber dem Torbau ist auf der bedeutend höher gelegenen Baumwiese
noch ein umfangreicher Keller erhalten, jedenfalls der Rest des alten Herren-
hauses.
Haus zwei- HAUS ZWEIBRÜGGEN. Eissenberg-Mirbach. — Duncker, Rheinlands
ruggen gcn]össer und Burgen mit Abb. — Macco, Beitr. zur Genealogie I, S. 134. — Fahne,
Gesch. der Jül., Berg, und Kölnischen Geschlechter I, S. 98. — Ann. h. V. N. LVII,
S. 228, 342. — Quix, Schloss und Herrschaft Rimburg S. 128. — Robens, Der
Ritterbürtige Landständische Adel des Grossherzogtums Niederrhein I, S. 206.
Ansicht vom J. 1723 im Codex Welser, ziemlich ungenau.
Handschriftl. Qu. Im Archiv des Freiherrn von Negri auf Zweibrüggen:
Urkunden von 1 3 7 3 ab. — Materialien zur Geschichte der Familien Zweenbrüggen,
Mirbach, Voss, Eyss-Beustall und von Negri-Brunssum, die alle Zweibrüggen besessen
haben. Im einzelnen vgl. Tille, Übersicht II, S. 166.
Geschichte Von der gleichnamigen Familie wird Leynart von Zweibrüggen im J. 1 39 7
Feind der Stadt Köln (Ennen-Eckertz, Quellen zur Gesch. der Stadt Köln V,
Nr. 624). Johann, um i486, war der letzte Besitzer aus diesem Geschlecht, seine
Tochter brachte durch Heirat vom J. 1 5 1 3 den Besitz an Dietrich von Holzheim,
dessen Tochter an Wilhelm von Mirbach. Diese Familie besass wohl schon durch
Heirat seit dem i5. Jh. einen anderen Hof in Zweibrüggen, vielleicht eines der
beiden Lehen Machet und Wollsack, die in der Nähe des Hauses liegen und sich
noch jetzt als besondere Parzellen abzeichnen (Fig. 89). Mit Wilhelm von Mirbach-
Zweibrüggen starb die Linie dieser Familie im J. 1 676 aus; seine Tochter bringt das
Gut an Hans Wilhelm von Voss, diesem folgt erst sein Sohn, dann im J. 1 697 sein
Schwiegersohn Wilhelm Adolf von Eyss-Beustall. Joseph Anton von Negri zu Bruns-
sum, vermählt mit Johanna Maria von Eyss, wurde im J. 1 7 86 mit Zweibrüggen
382
FRELENBERG
l39
belehnt; er errichtete im J. i 788 den stattlichen Neubau des Herrenhauses. Die Vor- Haus Zwei-
burg gehört zum Teil noch dem 16. — 17. Jh. an. Jetziger Eigentümer ist sein ru££
Urenkel, Herr Freiherr Franz von Negri-Zweibrüggen.
Grosse Anlage aus dem i7. und 1 8. Jh. mit Herrenhaus und Wirtschaftshof Beschreibung
(Lageplan Fig. 89, Ansicht des Herrenhauses Fig. 9o).
Das Herrenhaus (Fig. 89), an der Rückseite mit ummauerten Hof, an der
Vorderseite mit grossem, von Wassergräben umgebenen Garten, ist ein schlichter
mächtiger Bau von i 7 88, zweigeschossig auf hohem Untergeschoss, mit Mansarddach,
verputzten und gekalkten Mauerflächen, Stichbogenfenstern in Hausteinumrahmung.
Die Gartenfront hat elf Achsen und
einen mit einem dritten Geschoss
versehenen, dreiseitig aus der Flucht
vorspringenden Mittelrisalit; als Ab-
schluss eine achtseitige Mansard-
Kuppel mit der Jahreszahl 1 788
in der Wetterfahne. Eine schlichte
Freitreppe führt aus dem Risalit in
den Garten. Die Seiten des Herren-
hauses mit sechs Achsen; die Hof-
front mit Flügeln von je drei Achsen
Breite, dazwischen liegt die grosse
Terrasse mit doppelter Freitreppe;
an dem einfachen schmiedeeisernen
Gitter das Allianzwappen Negri und
Eyss-Beustall.
Das Innere des Herren-
hauses ist ganz schlicht; nach der
Hofseite eine grosse durch beide
Geschosse gehende Halle mit
Galerie, darin oben als Rest der
Ausmalung die derbe Figur eines
österreichischen Soldaten. In dem
Salon ein klassizistischer Marmor-
kamin aus der Zeit um 1800.
Von der reichen Ausstat-
tung sind die folgenden Stücke
zu nennen:
Eine grosse Kollektion von Gemälden, u. a. Familienbildnisse der von Eyss-
Beustall und der von Negri aus dem i7. und 18. Jh., ferner niederländische Gemälde
des 16. und 1 7. Jh. , insbesondere:
Zwei Halbfiguren von Bauern, über eine Landkarte gebeugt, Mitte des
1 7. Jh., bez. n. c. deuell px., 93 cm hoch, 1 1 1 cm breit.
Kleines Gemälde der Beweinung Christi, niederländisch, Ende des 16. Jh.
Eine Folge kleiner biblischer Szenen, niederländisch, um 1600.
Zwei kleine, duftig gemalte Landschaften mit Jagd der Diana und Auf-
findung Mosis, um 1600, in der Art des Frans Franken.
In der Halle drei grosse Tafeln mit Muschelreliefs in klassizistischen
Rahmen, die Gewandungen und Teile der Landschafts-Staffage ganz aus kleinen
Inneres
Fig. 89. Haus Zweibrüggen. Lageplan.
Ausstattun g
383
i4o
KREIS GEILENKIRCHEN
Haus Zwei- Muscheln zusammengesetzt, die Hintergründe gemalt, Köpfe, Arme und Beine aus
mggen j_j0|z geschnitzt und naturalistisch bemalt, ganz in der Art der italienischen Krippen-
figuren des 18. Jh. Zwei Gegenstücke mit der Heilung von Tobias' Vater und
Christus mit der Samaritanerin am Brunnen, das dritte, in dem Rahmen etwas ver-
schieden, zeigt eine Dame mit einem Bettler. Je i, 7 8 m hoch, 1,62 m breit, wahr-
scheinlich süditalienische Arbeiten vom Ende des 18. Jh.
Im Treppenhaus ein Totenschild mit dem von Draeckschen Wappen und
der Inschrift: obiit i 794, 18. aprilis.
Unter den Möbeln ist ausser einigen j Kredenz schränken des i7. Jh. im
Vestibül hauptsächlich ein vorzüglicher Aachener oder Lütticher Eichenholz-
Fig. 90. Haus Zweibrüggen. Ansicht des Herrenhauses.
schrank mit schmalerem Aufsatz und feinster Flächenmusterung in Regeneeornament
zu erwähnen, Anf. des 18. Jh.
Wirtschaftshof Der grosse rechteckige Wirtschaftshof gehört in wesentlichen Teilen noch
dem 16. — t 7 .Jh. an; die Stallungen und die Scheune sind aber meist im i9. Jh. verändert.
Der Vorderflügel mit grossem rundbogigen Tor in rechteckiger Blende, darin noch
die Rollen für die Zugbrücke. An Stelle der alten Kreuzsprossenfenster in Holz
jetzt schlichte moderne Fenster. Über dem Tor die Jahreszahl i649 in Eisen-
ankern. An der Innenseite noch zwei einfache rundbogige Türeinfassungen aus
Haustein.
An der Rückseite der Scheune eine kleine Wandnische mit spätgotischem
Muttergottes figürchen.
384
GANGELT
I4l
An der Ecke hinter dem. Herrenhaus ein kleiner zweigeschossiger Bau von Wirtschaftshof
drei Achsen mit Mansarddach, aus dem Ende des 1 8. Jh.
An dem Einsrane zum Hof des Herrenhauses ein Glöckchen mit der In-
schrift: anno 1 7 5 7 . freyherr von eyss-beusdall.
GANGELT.
RÖMISCHE FUNDE. Kritzraedt erwähnt in seiner Chronik von Gangelt Römisches
(s.u.) einzelne römische Funde des i7. Jh., namentlich von Münzen.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Nicolai). Binterim und Kathoi.
Mooren, E. K. II, S. i93. — Kaltenbach S. 4i5. — Offermann S. i 74. — Ha-
Fig. 91. Gangelt. Ansicht der katholischen Pfarrkirche.
bets, Geschiedenis van het bisdom Roermond I, S. 37 5. — Lückerath, Beiträge z.
Gesch. von Heinsberg I, S. 20; II, S. 23, 69. - Ann. h. V. N. II, S. 1 74 ; VII,
S. 2 44. — Der Niederrhein 1 878, S. l3i. — Quix, Gesch. der Reichsabtei Burt-
scheid S. i93.
Handschrift!. Qu. Im Pfarrarchiv: Abschrift der Stiftungsurkunde von
l3oi. — Stiftungen von 1 5 59, 1 636. — Rechnungen, Zehntverzeichnisse usw. des
i7. und 18. Jh. — Im Gemeindearchiv: Stadtbuch Gangelt aus dem 1 7. Jh., ver-
fasst von dem Jesuiten Kritzraedt, mit vielen Angaben über die Kirche. Im ein-
zelnen vgl. Tille, Übersicht II, S. 1 47. — Lückerath a. a. O. I, S. 43. — Über
die anderen Handschriften des Gangelter Stadtbuches in Köln, Brüssel und diejenige
in Gangelt im Besitz des Herrn Fischenich vgl. Mitteil, aus dem Stadtarchiv Köln
XX, S. 72. — Aachener Zs. VI, S. 58; IX, S. 218; XIII, S. 181. — Publications de
la Socidte" histor. et archeolog. dans le duche" de Limbourg XXVIII, p. 4 10.
385
142
KREIS GEILENKIRCHEN
Kathol. Gangelt erscheint als fundus regius Gangludun zuerst im J. 827 (surri, Vitae
Geschichte sanctorum III, zum 2. Juni. — Graf W. Mirbach, Territorialgeschichte II, S. 21). Die
Kirche, über die ältere Nachrichten fehlen, wird im J. 1 268 von Dietrich II. von
Heinsberg dem Frauenstift zu Heinsberg geschenkt (Lacomblet, UB. II, Nr. 243. —
Lückerath, Gesch. der Herren von Heinsberg, Neudruck, S. 21, 2 7, 37). Im J. i3oo
wurde, wohl im Zusammenhang mit einem Umbau oder Neubau, der Georgsaltar
gestiftet; aus dieser Zeit stammt auch noch ein frühgotisches Doppelkapitäl in der
Kirche (s. u.). Der Turm der Kirche gehört wohl noch der Mitte des i4. Jh. an;
aus dem Anfang des 1 5. Jh. stammt das Langhaus der Kirche. Der den Turm ein-
schliessende Westbau mit seiner Vorhalle entstand wohl in den J. 1 5 1 8/9 (Tille,
Übersicht II, S. 1 49). Im J. 1 542 sind bei der Einnahme Gangelts die Dächer
bis auf den Chor abgebrannt. Eine Wiederherstellung des Langhauses fand um
1860 statt.
Beschreibung Grosse dreischiffige Backsteinkirche aus der 1. H. des iS. Jh., mit einge-
bautem Turm des i4. Jh. und grossem Westbau aus dem Anfang des 16. Jh., im
Lichten 4i m lang, 16 m breit (Ansicht Fig. 9i, Grundriss Fig. 92).
Turm Der ganz eingebaute viergeschossige Westturm aus Kalksteinquadern wird
nur mit den beiden oberen Geschossen sichtbar; die Geschosse sind mit Haustein-
gesimsen abgeschlossen. In dem unteren Geschoss nur schmale Lichtschlitze, in der
Glockenstube grosse spitzbogige Fenster ohne Gliederung. Schlanker achtseitiger Helm
mit schönem schmiedeeisernem Kreuz.
Langhaus Das Langhaus — in der stattlichen Ausdehnung von neun Achsen — zeigt
eine ganz gleichmässige Ausbildung. Schlanke Strebepfeiler mit Sockelschräge und
Kaffgesims, das um die Strebepfeiler verkröpft ist; über dem Hauptgesims setzen
mit dreifacher sattelförmiger Hausteinabdeckung die äusserst schlanken Strebebögen
zum Obergaden an. Auch am Turm vorbei sind die Strebebögen durchgeführt.
In den Seitenschiffen dreiteilige Masswerkfenster, die vielleicht erst im 1 9. Jh. erbrei-
tert worden sind; die beiden Ostjoche allein haben kleinere zweiteilige Masswerk-
fenster. Im Obergaden des Langhauses haben die Fenster nur die Form der Spitz-
bogenfelder.
Chor Der Chor tritt über den geraden Ostabschluss der Seitenschiffe mit einem
Joch und dem Achtecksschluss heraus; er zeigt eine ganz entsprechende Ausbildung
nur mit hohen, in der Mitte noch einmal durch Masswerk aufgeteilten Fenstern.
An einem Strebepfeiler des Chores eine Wandnische in Haustein — wohl für eine
Totenleuchte. An die Ostseite des südlichen Seitenschiffes ist eine kleine polvgone
Sakristei im 18. — 1 9. Jh. angebaut.
Westbau Der eigenartige Westbau, aus dem Anfang des 16. Jh., ist nach Westen mit
einem Giebel geschlossen und zeigt einen dem Langhaus entsprechenden Obergaden.
In den Seitenwänden unten einfache Türen aus der Zeit um 1800, im Obergaden
kleine moderne Rosettenfenster. Die mit einfachen Strebepfeilern besetzte Westfront
hat unten in den drei Achsen nach Süden einfache Masswerkfenster, in dem Ober-
geschoss zwei Masswerkfenster von der letzten Restauration an Stelle der im Mauer-
werk noch erkennbaren Kreuzsprossenfenster. x\n den einen Pfeiler ange'ehnt ein
einfaches achteckiges Treppentürmchen. Der Giebel scheint bei der letzten Restaura-
tion ganz erneuert zu sein.
Auf die Details kann man sich im einzelnen nicht verlassen, da bei der Wieder-
herstellung um 1860 die Hausteinteile fast ohne Ausnahme erneuert und zum Teil
wohl auch verändert worden sind.
386
GANGELT
143
Im Inneren öffnet sich der Turm nach drei Seiten in einfachen Spitzbögen; Kathol.
die Turmhalle mit flacher Decke. Im Langhaus schlichte schwere Pfeiler mit abge- inneres
fasten Kanten ; über den spitzbogigen Öffnungen im Mittelschiff ein kräftiges Kaff-
gesims, das im Chor — entsprechend den tief herabreichenden Chorfenstern —
herabgezogen ist. Im Obergaden des Mittelschiffes setzen auf dem Kaffgesims die
hohen Masswerkblenden an, deren Bogenfelder als Fenster geöffnet sind. Die Kreuz-
rippengewölbe haben reich ornamentierte Konsolen und runde Schlufssteine mit
Ornament, Halbfiguren, symbolischen Tieren usw. (Taf. IX).
Die Seitenschiffe, deren Ostjoche nachträglich als Sakristeien abgetrennt sind,
haben entsprechende Gewölbeausbildung mit ornamentierten Konsolen und runden
Schlufssteinen. Unter den Fenstern korbbogige Blenden; im rechten Seitenschiffe
sind die beiden Ostjoche durch einen breiten Gurtbogen abgetrennt — wohl des-
halb, weil die Chorpartie etwas älteren Ursprunges ist als das Langhaus.
Fig. 92. Gangelt. Grundriss der katholischen Pfarrkirche.
Leider wurden die sämtlichen Gewölberippen im Langhaus mit einer dicken Gips-
schicht vor einigen Jahren überputzt, das ursprüngliche Birnstabprofil ist dabei in
einen dicken Wulst verändert worden.
Die Westpartie zeigt eine Überwölbung mit breiten Gurten und leichten
Kreuzrippengewölben auf einfachen kantigen Konsolen; hier sind die Rippen unver-
ändert geblieben. Als Weihwasserbecken hier verwendet ein gekuppeltes früh-
gotisches Knospenkapitäl aus dem Anfang des i4. Jh., wohl von dem älteren Bau
herrührend.
Der Bau des Langhauses zeigt eine auffällige Verwandtschaft mit der Würdigung
Kirche zu Erkelenz, deren Chor im J. i4i8 geweiht wurde (s. o. S. 4o) ; sowohl
die Anordnung der leichten Strebebögen über den Seitenschiffen wie die Blenden-
gliederung im Inneren könnten auf denselben Meister hinweisen.
Von der Ausstattung sind zu nennen: Ausstattung
Uberlebensgrosse Kreuzigungsgruppe aus Holz, bemalt, um i5oo, auf dem Kreuzigungs-
alten Balken unter dem Triumphbogen stehend. Das Kreuz mit den Evangelisten- s^ppe
Symbolen auf den Vierpassendungen, der Gekreuzigte streng und hager mit morosem
387
i44
KREIS GEILENKIRCHEN
Ausstattung Gesichtsausdruck. Maria und Johannes in reicher knitteriger Gewandung und etwas
verdrehter steifer Haltung. Die Gruppe ist eine niederrheinische Arbeit, weniger
dem Triumphkreuz von i486 in Erkelenz (s. o. S. 45, Fig. 21), als den Arbeiten in
Barmen und Siersdorf nahe stehend (Kunstdenkm. des Kr. Jülich S. 32, 216), jedoch
älter und weniger fein in der Durchführung (Taf. IX).
Kleines Ölgemälde der Muttergottes, auf Holz, i7. Jh. ; auf dem Rand die
Inschrift: pia memoria annae catharinae ritz, natae i 63 i, 4. aug., in Düssel-
dorf, PATRE JOHANNE RITZ, COMMISSARIO SERENISSIMI DUCIS JULIAE, MATRE . . .
CRISTIANA CLOUT, DENATAE HIC IN GANGELT l638, 9. JUNII, ET IN TEMPLO IN SE-
PULCHRO AVORUM SEPULTAE S. FILIAE , AD HONOREM B. M. V. . PATRE DONATA
ANNO IÖ38.
Vortragekreuz aus Silber, zum Teil vergoldet. Das mit kleinen Krabben
besetzte Kreuz hat in den Dreipassendungen Rundmedaillons mit den Evangelisten-
symbolen; der Fuss mit einem reichen Strebesystem. Gute Arbeit des 1 5. Jh., leider
stark restauriert, der Korpus aus dem i7. — 18. Jh., 5o cm hoch.
Grosser Barockkelch aus vergoldetem Silber mit Ornamenten getrieben, mit
Emailmedaillons und mit Glassteinen in Silberfassung besetzt. Gute Augsburger
Arbeit aus der 1. H. des 18. Jh. mit Beschau und Meisterstempel L. s., 3o cm hoch.
Sonnenmonstranz aus vergoldetem Silber, der Fuss mit Regeneeornament
getrieben, Augsburger Arbeit mit Beschau und Meisterstempel j. f. b., i. H. des
18. Jh., 55 cm hoch.
Spätgotischer Lavabokes sei aus Gelbguss von kräftiger charaktervoller Be-
handlung; der eine, allein erhaltene Ausguss mit Drachenkopf und Maske am Hals-
ansatz, der breite Henkel in Halbfigürchen hängend, oben mit einer Hand, die den
Ring hält. Vorzügliche Arbeit des 1 5. Jh., 43 cm hoch.
Weihrauchfass aus Messing, sechsblätteriger Fuss, der kugelförmige Körper
mit drei Masswerkgiebelchen und mit drei Türmchen besetzt; gute Arbeit des 1 5. Jh.,
26 cm hoch.
In der Sakristei Altarschrank in der Form eines Schreibsekretärs; unten
fünf Schubladen mit Rokokoornamenten, kurzer Aufsatz mit geschmücktem Mittel-
stück, unter der Klappe liegt der Altarstein. Gute Schreinerarbeit der Aachener
Gegend, aus der Mitte des 18. Jh.
Giodten Die beiden alten Glocken von 1 78 1 und 1600 tragen die Inschriften:
1. AD HONOREM SANCTAE ANNAE REFUSA A PARROCHIANIS SUB REVERENDO
P. PROENEN 1 78 1 . ME FUDIT JOANNES RUTGERUS VOIGT.
2. MARIA HEIS ICH, TILMAN VAN VENLO GOES MICH IÖOO.
Die Inschriften der älteren Glocken hat kritzraedt in seiner Chronik
aufbewahrt: anna heissen ich, toet den dienst gots luden ich, gregorius von
trier goess mich anno domini 1 5o9. Diese Glocke wurde im J. i542 von den
Burgundern nach Mecheln gebracht.
Im J. 1 63 7 wurde eine neue grosse Glocke gegossen mit der Inschrift: perni-
CIOSO A gallis, suecis germanisque haereticis germaniae nostrae modo ab
ANNO l6l8 ET ADHUC DURANTE BELLO, SUB SANCTISSIMO URBANO OCTAVO ROM.
PONT. MAX., INVICTIS. FERDINANDO III. ROM. IMP., SERENISSIMO WOLLFGANGO WILM.
COM. PAL., DUCE JULIAE, CLIVIAE, MONT., PRAENOB. WILH. AB HANXLEDEN SATRAPA
AC LEONE A RICHTERICH PRAEFECTO, FRATRE WILH. KERPEN, PROPESSO ORD. PRAEM.
IN KNECHTSTEDEN, PASTORE, NEC NON ADAM DAHMEN, HENR. REICHMAN, LAURENT.
ROTARS, ADAM RITZEN, GERARD INGENDALL, ADAM MONTZ CUM FILIO JOANNE MONTZ,
SCRIBA SATRAPIAE, LEONARD KARDENBENDERS, PETER HELGERS, JOHAN DAUNEN,
388
Taf. IX.
Gangelt. Inneres der kathol. Pfarrkirche.
GANGELT
145
SCABINI CONSULES OPIDI GANGELT, AD HONOREM DEI OPT. MAX. ET S. NICOLAI, PA- Ausstattung
TRONI ECCLESIAE, SUMPTIBUS PAROCHIAE ME FIERI FECERUNT PER MANUS FRANCISCI
Trier anno i637. Die Glocke ist im J. 1 854 umgegossen worden. Vgl. dazu
B. J. XXXVII, S. 244; damals bestand die Annen-Glocke des Gregorius von Trier
auf keinen Fall mehr, weil sie schon im J. 1 7 8 1 durch die noch vorhandenen ersetzt
wurde.
Über untergegangene Ausstattungsstücke der Kirche enthält die Kritz- Unter-
gegangeneAus-
RAEDTSche Chronik mancherlei Aufzeichnungen: der geschnitzte Hochaltar trug die stattungsstücke
Jahreszahl 1 47 8, ferner Beschreibung und Zeichnung des Denkmals des Jan Ridder
van Jherusalem, verschiedene Inschriften und Aufzeichnung der in der Kirche befind-
lichen Wappen, Notiz über Glasfenster usw.
Das frühere Pfarrhaus war nach Kritzraedt im J. i57o umgebaut oder neu Altes
P f ä I* I* Ii 1 US
gebaut; den Speisesaal darin liess der Pfarrer Peter Lubrich im J. 1 5 7 4 ausmalen
und mit Hausmarke und Jahreszahl versehen.
STADTBEFESTIGUNG und BURG. Ritz, Urkunden und Abhandlungen Stadt-
bsfostiguncf
zur Gesch. des Niederrheins I, S. 1 5 9. — Graf W. Mirbach, Territorialgeschichte II, Und Burg"
S. 2 1. — Aachener Zeitung 1 889, Nr. 116. — Lückerath, Gesch. der Herren von
Heinsberg, Neudruck, S. 5, 4i, 47, 48, 56. Richardson, Gesch. der Familie
Merode II, S. i84, i87. - - Ernst, Hist. du Limbourg V, S. 106; VI, S. 166. —
Alfter, Geograph. Lexikon II, S. 5o (Köln, Stadtarchiv). — Eissenberg-Mirbach.
— B. J. XXXIX, S. 3 1 3. — Revue numismatique beige i85o, S. 260. — Lacomblet,
Archiv III, S. 343; VII, S. 121. — Berg. Zs. XXII, S. 80. - Endrulat, Nieder-
rheinische Städtesiegel S. 43, Taf. XIII, Nr. 11.
Im übrigen vgl. die Literaturangaben o. S. 1 4 1 .
Ältere Ansicht des Fleckens vom J. 1 7 23 im Codex Welser, ganz schematisch.
Handschrift 1. Qu. Im Gemeindearchiv zu Gangelt ausser dem Stadt-
buch (s. o. S. i4i) Stadtrechnungen von i524 ab, Akten betr. Stadtgräben und Stadt-
mauern aus dem 16. und i7. Jh. Vgl. Tille, Übersicht II, S. 1 48. — Wd. Zs. I,
S. 4o5. Über die Burg dürften sich die wesentlichen Archivalien in dem
Gräflich Schaesbergisch en Filialarchiv in Krieckenbeck finden. —
Einiges wenige über Gangelt ( 1 5 1 1 ) und die Familie von Hanxler zu Gangelt ( 1 6 1 4
bis 1 665) findet sich in dem Thannheimer Archiv der Grafen Schaesberg (Ann.
h. V. N. LXVI, S. 186, i87).
Gängelt, als Königsgut zuerst im J. 827 erwähnt (s. o. S. 1 42), wird im 12. Jh. Geschichte
als königliches Lehen mit Richterich zusammen im Besitz des Pfalzgrafen Wilhelm
genannt. Goswin von Heinsberg hatte sich dieser Güter bemächtigt, wird aber im
J. 1 1 44 von Heinrich von Limburg besiegt, der mit der Einziehung der Lehen beauf-
tragt war. Gangelt blieb aber wohl im Besitz der Herren von Heinsberg, da die
Annales Rodenses zum J. ii7o den Ort als Heinsbergisch erwähnen (Mon. Germ.
SS. XVI, p. 7 16). Im J. i363 musste Gottfried III. von Heinsberg Gangelt an Geldern
verpfänden, es wurde an Moers weiterverpfändet. Im J. 1 3 7 8 wurden diese Rechte
an Herzog Wenzel von Brabant verkauft und Brabant verpfändet u. a. Gangelt wieder
im J. 1 389 an Burgund. In dem Kampf zwischen Jülich und Brabant blieb Gangelt
durch den Frieden von 1 399 bei Brabant. Wie die Brabanter Waldfeucht am Ende
des i4. Jh. befestigten, so scheint auch die neue grosse Befestigung von Gangelt aus
dem Bestreben Brabants hervorgegangen zu sein, sich den Besitz dauernd zu sichern.
Die beiden Stadttore stammen aus der Zeit um i4oo; die jüngsten Teile reichen
wohl nicht weit über die Mitte des 1 5 . Jh. hinaus; nur einzelne, der Stadtmauer
10
389
i46
KREIS GEILENKIRCHEN
Stadt- vorgesetzte Türme stammen wohl erst aus dem Anfang des 16. Jh. Im f. i42o kam
und Burg u- a- Gangelt als Brabantisches Lehen an Heinsberg zurück und ging mit Heinsberg
später an Jülich über. Stadt und Burg brannten im J. i484 gänzlich ab.
Fig. 93. Gangelt. Lageplan der Stadt.
Zerstörungen In der Jülicher Fehde wurde Gangelt von den Brabantischen Truppen im
J. i542 erobert und niedergebrannt (Berg. Zs. XXII, S. 80; XXIII, S. 148), dann im
J. 1 6 j 4 in dem Jülichschen Erbfolgestreit von den Jülichschen Truppen eingenommen
(Lückerath, Beitr. zur Gesch. von Heinsberg I, S. 43). Im J 1 636 ward Gangelt
ebensowohl von den Kaiserlichen wie von den holländischen Truppen eingenommen
39o
GANGELT
147
und geplündert. Im 1 7. Jh. wurden Herstellungsarbeiten an der Stadtbefestigung vor- stadt-
genommen. Die Zerstörung der einzelnen Mauerteile und des Sittarder Tores fanden und Burg
in der i. H. des 1 9. Jh. statt.
Die im Zug der Stadtbefestigung liegende Burg war wohl schon im i4. Jh.,
jedenfalls im J. i438, ein Heinsbergisches Lehen der Familie von dem Horrich. Der
von der Burg allein noch stehende Turm gehört derselben Zeit wie die Stadttore,
dem i4. — 1 5. Jh., an und war ursprünglich auch ein Stadttor. Durch Heirat vom
J. i482 kam die Burg an Hermann von Randerath, durch die Heirat von dessen Tochter
im J. iSo5 an Gotthard von Hanxler, Oberstallmeister der Statthalterin zu Brüssel,
der um i5ii das im J. i484 zerstörte Schloss neu errichtete. In der Jülicher Fehde
wurde im J. i542 auch das Schloss von den Kaiserlichen niedergebrannt. Auch
Fig. 94. Gangelt, Stadtbefestigung. Aussenansichten des Heinsberger Tores und des Broichtores.
Agnes von Bongard (f 1 595), Gattin des Franz von Hanxler, erweiterte und ver-
schönerte die Burg.
Nach dem Aussterben der von Hanxler zu Gangelt um die Mitte des 1 7 . Jh.
gewannen als Anverwandte die von Steinkallenfels die Burg Gangelt in dem Prozess
gegen die von Hanxler zu Reuschenberg (Fahne, Gesch. der Köln., Jül. und Ber-
gischen Geschlechter II, S. 55). Wohl durch Kauf sind vor dem J. i/o7 die Grafen
Schaesberg im Besitz der Gangelter Burg. Die Burggebäude sind mit Ausnahme
des grossen Turmes im J. 1 7 9 1 angeblich wegen Baufälligkeit niedergelegt worden.
Im J. 1882 ist der Besitz von den Grafen Schaesberg an den jetzigen Eigentümer,
Herrn Gutsbesitzer Franz Fischenich, veräussert worden.
Das nach Norden gelegene Heinsberger Tor (Fig. 93 und 94) ist ein recht- Beschreibung
eckiger zweigeschossiger Torturm, im Erdgeschoss die ganz schlichten Spitzbogen- Heinsberger
Öffnungen in Haustein, die aussenseitige mit dem Schlitz für das Fallgatter. Die
Torhalle ist mit einer fiachbogigen Tonne überwölbt, darin eine rechteckige Aufzug-
öffnung in Haustein; in den Seitenwänden Entlastungsbögen. Das Obergeschoss, das
mit einer wohl aus dem 1 7. Jh. herrührenden Tonne überwölbt und jetzt in zwei
10*
39i
i48
KREIS GEILENKIRCHEN
Stadt- Gefängniszellen aufgeteilt ist, hat nach aussen ein kleines Fenster, an der Innenseite
bundS Burgg eme se^r verstümmelte Bildnische aus Haustein und darüber ein rechteckiges
Fensterchen in Hausteinfassung. Die Plattform ist ganz bewachsen.
An das Tor anstossend ein kleines Stück Stadtmauer mit Klötzchenfries ; an
der Innenseite ist hier später — wohl erst im 1 6. Jh. — ein achtseitiges Treppen-
türmchen angefügt worden, dessen oberer Abschluss jetzt fehlt. Die sorgfältig aus
Ziegeln gemauerte Treppe endet auf dem Wehrgang. Hier ist in den Zinnenkranz
gleichzeitig ein Abort eingebaut, der nach aussen auf Hausteinkonsolen ruht. Die
Tür zum Turm in Haustein-
fassung.
Von dem Heinsberger
Tor zum Sittarder Tor ist
die Mauer streckenweise
in der Höhe von einigen
Metern erhalten; nächst dem
Heinsberger Tor steht die
Innenseite eines Halbturmes
mit der Hälfte der Türen
zum Wehrgang. Der vor-
dere Teil ist vor einigen
Jahren abgestürzt. Weiter
nach dem Sittarder Tor ein
wohlerhaltener Halbturm,
aussen halbrund, ganz glatt,
mit drei Schiefsscharten und
Klötzchenfries. Das Innere
ist in beiden Geschossen
gewölbt, der Wehrgang führt
durch das Obergeschoss
durch. Es ist das der best-
erhaltene Teil der ganzen
Stadtmauer.
Von dem Sittarder
Tor sind nur die Längs-
mauern des Zwingers vor
dem Tor etwa in halber Höhe
erhalten.
Auf der Strecke vom
Sittarder Tor bis zum Broichtor sind nur geringe Teile der Stadtmauer sichtbar,
meist kurze niedrige Stücke, die als Aussenmauern von Schuppen u. dgl. dienen.
Namentlich liegt hier noch der untere Teil eines Halbturmes, jetzt als Schuppen
benutzt und mit einem Ziegeldach versehen. Die dem Broichtor nahe gelegene
Ecke der Mauer ist ganz zerstört.
Das Broichtor (Fig. 93 und 94) ist ein rechteckiger Ziegeltorturm von zwei
Geschossen; aussen die einfache spitzbogige Toröffnung mit dem Schlitz für das Fall-
gatter und den Resten des Torverschlusses, darüber die Reste einer Bildnische in
Hausteinfassung und ein kleines Fenster. An der Innenseite die schlichte spitz-
bogige Toröffnung; an den Seiten in dem nur zum Teil erhaltenen Obergeschoss die
Sittarder
Tor
Broichtor
Fig. 95. Gangelt. Ansicht des Burgturmes.
392
GANGELT
149
J
StriA((ii<fthfn
I Obri'jfeihoes
Türen zum Wehrgang. In der Torhalle ein Tonnengewölbe, seitlich rundbogige
Nischen zur Entlastung.
Von dem Broichtor bis zum Burgturm ist die Stadtmauer nur als Büsch ungs-
mauer der innerhalb des alten Stadtbezirkes gelegenen Gärten erhalten.
In dem Zug der Stadtmauer liegt nach Südosten als einziger Rest der Hanxler-
schen Burg der mächtige fünfgeschossige Burg türm, ganz in Ziegeln mit geringer
Hausteinverwendung errichtet (Fig. 93, 95 und 96); die Innenseite und ein Teil der
Seitenwände sind durch Efeu ganz verdeckt. Das Erdgeschoss zeigt deutlich, dass
der Turm ursprünglich als
Stadttor gedient hat: nach
beiden Seiten spitzbogige
Toröffnungen mit glatten
Leibungen, die Kelleröff-
nung der Aussenseite ist
deutlich erst nachträglich
durch das Sockelgesims ein-
gebrochen. Innen an dem
anstossenden Mauerstück ist
im i5. — 1 6. Jh. eine kleine
Tür eingebrochen.
Ost- und Südseite
zeigen noch die Kalkleisten
der hier anstossenden stei-
len, bis zum letzten Ge-
schoss reichenden Sattel-
dächer der rechtwinkelig auf
den Turm zusammenstossen-
den Flügel der Burg, die
ausserhalb des Zuges der
Stadtmauer lag; dort liegen
in der jetzigen Viehtränke
auch noch Grundmauern.
An der Ostseite sind die
Kalkleisten von zwei ver-
schiedenen Dachkonstruk-
tionen vollständig erhalten.
Die Obergeschosse des Turmes gehören jedenfalls dem Burgbau des i5. Jh.
an. Die beiden freiliegenden Seiten mit einfachen, jetzt ganz zugewachsenen
Fenstern, an der Ostseite — zum Obergeschoss des einen Burgflügels — eine grosse flach-
bogige Nische, darüber eine einfache Tür zum Dachgeschoss. Die Südseite stand
mit dem anstossenden Burgflügel nicht in Verbindung.
Das fünfte Geschoss, auf einem Klötzchenfries auskragend, hat nur in der Mitte
jeder Seite ein kleines Fenster. Auf der Mauerkrone liegt noch ein Teil des Holz-
gesimses von dem erst vor wenigen Jahrzehnten eingestürzten Dach.
Das interessante Innere des Turmes zeigt in dem ersten Obergeschoss noch
den gewundenen Gang zum Wehrgang der Stadtmauer; von hier aus führt die Treppe
in der Nordecke zum zweiten Obergeschoss empor. In diesen beiden Geschossen
Stadt-
befestigunf
und Burg
H llturgrärljoea.
plühhform .
Fig. 96. Gangelt. Grundrisse des Burgturmes.
Burgturm
393
i5o
KREIS GEILENKIRCHEN
Stadt- Kaminanlagen. Bemerkenswert ist das letzte Geschoss mit der dünnen Mauerstärke
nnd BurgS un(^ den beiden Verstärkungspfeilern an jeder Seite (Fig. 96).
Bauinschrift An der Burg befand sich nach quix die folgende Bauinschrift: cum Castrum
HOC GANGELT OLIM FLORUISSET TEMPO*RIBUS COMITUM DE LOON, DNORUM. DE HEYNS-
BERG, GANGELT, MILLEN ET VÜCHT, SUSTINUIT INCURSIONES, VASTATIONES ET
INCENDIA, SECUNDO EXUSTUM (l484), SIC ANNO 1 5 1 I D. GODOFR1DUS AB HANXLEDE,
SATRAPAS IN MYLLEN ET MOERS ETC., PROPRIETATE A DUCE JULIAE ETC. OBTENTA,
REPERSISQUE (REPARATISQUE?) AEDIFICIJS IN HONOREM ET MEMORIAM ANTIQUISSIMAE
NOBILISSIMAE STIRPIS ET FAMILIAE D. DE HANCLEDE ARCEM COLLAPSAM DESOLATAM
construxit, restauravit et auxit (Quix, Beitr. zu einer histor.-topogr. Beschrei-
bung des Kreises Eupen S. 9i, Anm).
Von den Wohngebäuden der Burg liegen Reste nicht zu Tage; Grund-
mauern dürften auch noch unter dem Hügel jenseits der Viehtränke liegen.
In der relativ gut erhaltenen Strecke der Stadtmauer vom Burgturm bis zum
Heinsberger Tor folgt zunächst ein grosses Stück, das noch Teile des Klötzchenfrieses
des ausladenden Wehrganges zeigt; daran ein wohlerhaltener, der Mauer nachträglich
vorgeblendeter Halbturm. An diesem Halbturm aussen drei Scharten für Feuer-
waffen, jedesmal ein Sehschlitz mit rundem Schiessloch, mit eigenartiger zentraler
Anmauerung des Schiessloches.
Von diesem Halbturm bis zum Heinsberger Tor ist die Mauer nur noch in
der Höhe von etwa 2 m erhalten, nahe dem Tore selbst ist sie ganz mit Häusern
überbaut.
Rathaus Das Rathaus ist ein einfacher zweigeschossiger Putzbau aus dem Anfang des
1 9. Jh., jedoch scheinen die Seitenwände noch einem älteren Bau des 16. Jh. anzu-
gehören; in der einen zwei vermauerte Fenster in Hausteinfassung.
Privat- Von Privathäusern sind zu nennen:
An der Kirche die frühere Post, zweigeschossiger Ziegelbau aus dem 16. Jh.,
die Rückseite nach dem Kirchhof noch mit rundbogiger Tür und Fenstern in Hau-
steinfassung; die eine Schmalwand mit der Jahreszahl i7o8 in dunklen Ziegeln, die
Vorderwand mit der Jahreszahl 1 789 in Eisenankern, mit späteren weitgehenden
Erneuerungen.
Haus nahe dem Heinsberger Tor, ein zweigeschossiger Ziegelbau mit der
Jahreszahl 1608 in Eisenankern. Die alten, mit Holzeinfassung versehenen Fenster
sind modernisiert. Die Hofseite mit Fachwerk, die Gefache in verschiedenen Mustern
ausgemauert. Auch ein Teil der Stallungen mit Fachwerkoberbau scheint noch
dem 1 7. Jh. anzugehören.
Schützen- Im Besitz der S eb as tianus - S chü t z e n gi 1 d e : Königsvogel aus Silber
getrieben, 1 7. Jh., i9 cm lang, die älteste anhängende Münze aus dem J. 1 633.
häuser
gilde
GEILENKIRCHEN.
Römisches RÖMISCHE ANLAGEN. Über die Römerstrasse bei Geilenkirchen
vgl. Aachener Zs. XIV, S. 22.
Kathol. K AT H O L I S C H E P F A R R K I R C H E (s. t. Assumptionis s. Mariae). Binterim
Pfai rkirche un(j ]y[OOREN) JT. K. II, S. 1 79. — KALTENBACH S. 392. — OFFERMANN S. 1 5 7. —
Habets, Geschiedenis van het bisdom Roermond I, S. 376. — Lückerath, Beitr.
zur Gesch. von Heinsberg II, S. 22. — Ann. h. V. N. II, S. i69, 1 74; III, S. 83. —
394
GEILENKIRCHEN I 5 I
Aachener Zs. I, S. 2S1, 276, 279, 281; XII, S. 227. — Graf Mirbach, Territorial- Kathoi.
geschichte II, S. i9. — Der Niederrhein 1 878, S. 1 2 7. — Geilenkirchener Zeitung P arrkirc e
i9o3, Nr. 53.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Rentbuch von i648. — Pachturkunden
und Obligationen, Register usw. des i7. und 18. Jh. Im einzelnen vgl. Tille, Über-
sicht II, S. 1 49.
Geilenkirchen findet eine ausdrückliche Erwähnung schon im J. ii7o; im J. 1201 Geschichte
schenken Goswin von Falkenburg und Adelheid von Heinsberg die Kirche dem
Heinsberger Frauenstift (Lacomblet, U.B. I, Nr. 436; II, Nr. 2. — Baudri, Organ
f. christl. Kunst 1 853, S. 83. — Lückerath, Gesch. der Herren von Heinsberg, Neu-
druck, S. 7, 22). Im J. 1 487 willigte der Fürstbischof von Lüttich in den Abbruch
der alten und Aufbau einer neuen Pfarrkirche (Quix, Das ehem. Dominikaner-
kloster und die Pfarre zum h. Paul in Aachen S. 81. — Urkunde in Kritzraedts
Gangelter Chronik). Im J. 1822 wurde der jetzige klassizistische Bau errichtet, dabei
wurden leider die zahlreichen Grabsteine der Herren von Harff zu Geilenkirchen
zerstört (ebendort S. 59).
Von der Ausstattung sind zu nennen: Ausstattung
Der Hochaltar ist ein interessanter, reich geschnitzter Tabernakelaltar aus
der 2. H. des 18. Jh.; auf dem Tabernakel grosse Weltkugel aus Kupfer mit einem
Kruzifix aus Messing; auf den geschweiften Postamenten seitlich jetzt moderne Figuren
an Stelle der anbetenden Engel.
Auf dem nördlichen Seitenaltar Standfigur der Mutter Anna aus Holz
und bemalt, gute graziöse Arbeit aus der 2. H. des 18. Jh., etwa 1 20 m hoch.
S o n n e n m o n s tr a n z aus Silber, teilweise vergoldet, vom J. 1 733, der Fuss
getrieben mit Brustbildern von Heiligen, unten auf dem Rand die Inschrift: anno
I 733 SUB F. JOANNE PÜTZMAN, PASTORE IN GEILENKIRCHEN, PROFESSO IN SAYN,
sumptibus parochiae et amicorum comparata ibidem. Kölner Beschau mit Ge-
haltsziffer 12, Meisterstempel zwei Fische (?), 54 cm hoch.
Barockkelch von i692 aus vergoldetem Silber, birnförmiger Knauf, die
Kuppa in Blattwerk gefasst, darin zweimal das Wappen der von Köllen, auf dem
Fuss die halb abgeschlissene Inschrift: .... adam von k zu Junckersdorff
d. d. anno i692 ., 26 cm hoch (Fahne, Gesch. der Köln., Jül. und Berg. Ge-
schlechter I, S. 68).
Kasel aus modernem violettem Stoff, die Stäbe gestickt mit figuralen Rund-
medaillons, dazwischen Ornament ; die Zeichnung italienisch in der Art der Ryswick-
schen Kapelle in Xanten, um i55o, nur einfacher und weniger gut (Kunstdenkm.
des Kr. Moers S. i38).
Kasel aus modernem rotem Samt, das Kreuz mit Krucifixus und Leidens-
werkzeugen gestickt, dabei die Wappen Hoemen und Odenkirchen, 16. Jh. ; aufgesetzt
zwei Renaissancewappen des Wilhelm von Harff zu Alsdorf und seiner Frau, einer
Plettenberg (um 1 53o).
Die vier alten Glocken von 1682 und i592 tragen die Inschriften (B. J. Glocken
XXXVII, S. 244):
1. SUM IN HONOREM DEI, B. MARIAE V. ET S. NORBERTI FUSA ANNO I682.
DIE LEBENDIGE RUFFEN ICH, DIE TODE BEKLAGEN ICH, DAS UNGEWETTER VERDREIBEN
ICH, JOANNES BOURLET GOS MICH.
2. IN HONOREM DEI ET B. MARIAE V. ET S. JOANNIS EVANG., PATRONORUM,
FUSA ANNO I682. WERNER FRIEDRICH FREIHERR VON HARFF, AMBTMANN ZU
GEILENKIRCHEN. JOANNES BOURLET GOS MICH.
395
I 52 KREIS GEILENKIRCHEN
Kathol. 3. IN HONOREM S. MATHAEI ET S. CATHARINAE V. ET. MAR. THEODORIES (so)
Pfarrkirche GROEWELS; VOGT ZU GEILENKIRCHEN. JOANNES BOURLET GOS MICH ANNO 1682.
4. ICH DIEN DER GIEM INDEN MIT MEINEM SCHAL, ICH ROF SI ZU DEM TEMPEL
AL. I 594.
Ehemalige EHEMALIGE BURG, jetzt Ursulinerinnenkloster und Amtsge-
richt. Ann. h. V. N. XLV, S. 1 63. — Eissenberg-Mirbach. — Aachener Zs. I,
S. 1 99 ; XI, S. 4. — Strange, Beiträge zur Genealogie II, S. 33, 1 46. — Lückerath,
Gesch. der Herren von Heinsberg, Neudruck, S. 36, 42, 48, 5o, 56. — (van Gils),
Zur Gesch. unserer Heimat, in der Geilenkirchener Zeitung i879/8o. — B.J. XXXIX,
S. 3i3. — Zeitschr. f. Numismatik IX, 3, 4. — Revue numismatique beige i85o,
S. 260. — Robens, Der
ritterbürtige landständische
Adel des Grossherzogtums
Niederrhein II, S. 97.
Ansicht vom J. i723
im Codex Welser, ziemlich
ungenau.
Handschriftl. Qu.
Im Staatsarchiv zu Düs-
seldorf: Kellnereirech-
nungen von 1 538 — 1 792. —
Lehnakten von 1 547 — 1 7 79.
— Im Archiv aufSchloss
Haag: Belehnungsurkun-
den von i5oo, 1 64 7 und
1661.
Land und Schloss Gei-
lenkirchen sind schon im
12. Jh. im Besitz der Herren
von Heinsberg (Lacomblet,
UB. I, Nr. 436). Im J. 1244
kommen die Brüder Otgerus
de Gelinkerke und Gerhar-
dus de Laken vor (Ann. h.
V. N. LV, S. 4) ; ein Adolf von
Geilenkirchen, Truchsess von Limburg, wird im J. i2 7o genannt (Ennen u. Eckertz,
Quellen zur Gesch. der Stadt Köln III, Nr. i4. — Mitteil, aus dem Stadtarchiv Köln
III, S. 58). Der im J. 1 334 genannte Rutger von Geilenkirchen, war wohl der letzte
der Familie. Im J. i36o verzichten Jutta und Agnes von Schaesberg, sowie Katha-
rina von Boslar auf alle Ansprüche zugunsten Dietrichs III. von Heinsberg. Im
J. 1 369 muss Gottfried von Heinsberg Geilenkirchen von Geldern als Lehen emp-
fangen; dann folgte die Verpfändung an Moers. Im Anfang des i5. Jh. wird die
Burg Jülichsches Lehen und Offenhaus, bis am Ende des 1 5. Jh. Jülich ganz in den
Besitz kommt (Lacomblet, UB. IV, Nr. 425).
Inzwischen war Geilenkirchen im J. 1 388 in dem Kampf Jülichs gegen Brabant
und Burgund zerstört worden. Nach der Erwerbung durch Jülich wird Johann von
Harff zu Alsdorf Pfandherr in Geilenkirchen und erhielt im J. i5oo die Belehnung
mit dem Haus. Unter den Herren von Harff brannten während der Jülicher Fehde
396
GEILENKIRCHEN
iS3
im |. 1 543 das Schloss und die halbe Stadt nieder. Der Unterbau des Schlosses Ehemalige
gehört wohl noch dem 1 4. Jh. an, der Turm entstammt dem i5. Jh., ebenso einzelne
Teile der Vorburg. Andere Teile der Vorburg entstanden wahrscheinlich nach dieser
Zerstörung von 1 543. Im J. 1 649 wurde an der Vorburg ein neuer Torbau errichtet,
vielleicht im Anschluss an weitere Zerstörungen durch die hessischen Truppen. Schon
im ]. 1 769 wird die Baufälligkeit des grossen Turmes erwähnt, der daraufhin wohl
das jetzige Mansarddach erhielt.
Im J. 1 647 hatte Werner von Harff Hans Geilenkirchen an den Wilhelm von
Hoensbroech verkauft, der Verkauf ging aber zurück und die Burg blieb im Besitz
Fig. 98. Geilenkirchen. Ansicht der ehemaligen Burg.
der Familie von Harff, der auch häufig das ganze Amt Geilenkirchen vom Landesherrn
verpfändet war, bis im J. 1802 Franz Ludwig von Harff' die Burg an Herrn Joseph
Kux verkaufte. Dieser errichtete das neue Wohnhaus auf der Burg. Auf Herrn
Kux folgten Max Flemming und dann im J. 1 855 die Gebrüder Reinartz als Eigen-
tümer; diese verkauften im J. 1 8 5 7 die Burg an die Ursulinerinnen, die sie jetzt noch
besitzen. Ein Teil der Vorburg enthält ausserdem das Königliche Amtsgericht.
Ausgedehnte unregelmässige Anlage mit sechsseitiger Hauptburg und grosser Beschreibung
etwa rechteckiger Vorburg, früher von Wassergräben und Wällen umgeben (Lage-
plan Fig. 97. — Ansicht Fig. 98).
Die Haupt bürg ist im Kern eine unregelmässig sechseckige Anlage des Hauptburg
1 4. — 1 5 . Jh. aus Ziegelmauerwerk, die sich, ringsum aufgemauert, etwa 5 m hoch über
397
1 54
KREIS GEILENKIRCHEN
Ehemalige Terrain erhebt. Die Aufmauerung gehört in ihrem ganzen Umfang noch dem Mittel-
alter an; an der westlichen und der östlichen Spitze springen schwere rechteckige
Pfeiler vor — der westliche jetzt teilweise verbaut — , die vermittelst abgetreppter
Pendentif bögen ursprünglich wohl Türme trugen; an der Nordseite tritt der mäch-
tige Bergfried, an der Südseite der Turm mit der Treppe vor.
Der zweigeschossige Turm mit der Treppe ist in seinem unteren Teil mit
Eckquadern versehen, in der Südfront jetzt das rechteckige Portal mit rundem Ober-
licht und der Jahreszahl i8o3, oben zwei rechteckige Fenster und Mansarddach.
Innen die in einer Flucht ernporführende Holztreppe der gleichen Zeit.
Die westliche Hälfte der Hauptburg trägt anschliessend an den Südturm jetzt
das zweiflügelige schlichte Wohnhaus, ein ausgedehnter zweigeschossiger Ziegelbau
mit rechteckigen Fenstern und Walmdach. Die Westfront, von elf Achsen, ist in
der Mitte leicht geknickt und trägt über dem Westpfeiler mit seinen Pendentifs einen
segmentförmigen Risalit. Die innere, auf den Garten des Burgplateaus hinausgehende
Front des Wohnhauses mit einfensterigem Risalit und Flachgiebel.
Gegenüber dem Wohnbau erhebt sich auf dem Burgplateau — über dem öst-
lichen Pfeiler mit seinen Pendentifs — ein kleines Gartenhaus, nach aussen
segmentförmig, nach innen mit zweiflügeliger Freitreppe und Vorhalle auf Säulen,
gleichfalls aus der Zeit um 1800 (Fig. 98).
Bergfried Der an der Nordspitze gelegene Bergfried, im Lichten 5,5ox5,5om gross,
hat vier hohe Geschosse; das Untergeschoss, in der Höhe des umliegenden Terrains,
ist jetzt von aussen durch ein später gebrochenes Tor zugänglich. Im Äusseren ist
der Turm ganz glatt in Backsteinen aufgemauert, er hatte nur in dem mittleren Ge-
schoss schmale quergeteilte Fenster, die um 1800 durch einfach umrahmte Fenster
ersetzt worden sind. In dem Obergeschoss an der Ostseite die Ansätze und Kon-
solen eines Abortes. Mansardendach aus der 2. H. des 18. Jh. mit einer Laterne in
der Mitte, in die der Kamin mündet (Fig. 98).
Das Innere des Bergfriedes ist von dem Burgplateau aus durch eine
spätere Tür zugänglich; das Erdgeschoss mit einem einfachen Tonnengewölbe. Die
Treppe führt in der Stärke der Süd- und Ostmauer zu dem mittleren Hauptgeschoss,
das mit einem mächtigen Kreuzgewölbe mit Steinrippen überdeckt ist und noch einen
einfachen spätgotischen Kamin hat. Das Obergeschoss ohne Gewölbe; die Treppe
führt in der Südostecke weiter.
Die Klarheit der Anlage ist zum Teil durch die an die Aufmauerung ange-
legten modernen Anbauten verwischt, an der Südwestseite die moderne Kapelle
der Ursulinerinnen, um das Burgplateau einige Wirtschaftsgebäude und Schuppen.
Vorburg Die unregelmässig rechteckige Vor bürg hat an der Südwestecke den zwei-
geschossigen Torturm aus Ziegelmauerwerk von 1 649. In Blaustein-Armierung ein
rundbogiges Tor in rechteckiger Blende mit den Rollen für die Zugbrücke, darüber
ein reicher Volutenaufbau in Haustein mit dem rechteckigen Fenster des Oberge-
schosses. Auf dem Schlufsstein die Inschrift: anno i649 (Fig. 99).
Von der östlichen Hälfte der Vorburg steht noch anschliessend an das Tor
ein kleiner Teil, allerdings stark verändert: ein niedriger zweigeschossiger Ziegelbau,
in den Aussenraauern unten Schiefsscharten, oben kleine rechteckige Fenster in Hau-
steineinfassung. Im übrigen sind in der Osthälfte der Vorburg nur noch die Aussen-
raauern als Gartenmauer etwa i,5o m hoch erhalten.
Die westliche Hälfte der Vorburg enthält anschliessend an den Torturm noch
einen zweigeschossigen Bau mit Satteldach, der im Kern wohl auch noch der Spät-
398
GEILENKIRCHEN I 5 5
Ehemalige
Burg
Ortsbe-
festigung
gotik angehört, jetzt fast durchweg mit grossen modernen Fenstern versehen. An-
schliessend in der Ostfront das moderne Amtsgerichtsgebäude, ein Ziegelbau, zu
dem noch ein halbrunder Turm der spätgotischen Anlage benutzt worden ist; jetzt
nach aussen mit moderner Spitzbogentür und Obergeschoss mit hohem spitzem Dach.
Das Amtsgerichtsgebäude lehnt sich wiederum direkt an die Kapelle, die zwischen
Vorburg und Hauptburg eingefügt ist (s. o.).
Der Wassergraben , der ursprünglich Hauptburg und Vorburg umschloss und
beide voneinander trennte, ist jetzt ganz trocken gelegt und nur noch in einem kleinen
Teil in Südosten zu erkennen. Um den Graben legte sich ein in den Wiesen um
das Schloss noch erkennbarer Wall, der
aussen von der Wurm umflossen war.
Ortsbefestigung. Vgl. die Litera-
turangaben o. S. i5o, 1 5 1 und 1 5 2.
Von der kleinen Ummauerung
des Ortes, die sich südlich an die Burg
lehnte und deren Ostgrenze die Wurm bil-
dete, sind Reste nicht mehr erhalten; sie
stammte wahrscheinlich aus dem [5. Jh.
Die Befestigung hatte wohl nur zwei Tore,
die Unterpforte an der Wurmbrücke, die
im J. i64o abbrannte, und die Oberpforte
am Westausgang des Ortes. Die Befesti-
gungen scheinen im Anfang des i9. Jh.
niedergelegt worden zu sein.
Unter den Privathäusern sind
bemerkenswert das Haus des Herrn
Notars a. D. Nuss, ein breiter spät-
gotischer Ziegelbau mit den Resten eines
hübschen Masswerkfrieses unter dem
Hauptgesims, dazu die Jahreszahl 1 549
über dem früheren Tor; im J. 1682 nach
der Jahreszahl in Eisenankern mit den
geschweiften Barockgiebeln umgebaut und
nach der Jahreszahl i75o auf den Schlufs-
steinen der Fenster damals mit neuen Fensteröffnungen versehen und um ein
niedriges Geschoss erhöht.
An der Wurm das breite zweigeschossige Rokokohaus der Frau Witwe
Hubert Aldenhoven, ein schlichter Bau im Stile Couvens, um i75o (Aachener
Zs. XVII, S. i95).
Sammlung des Herrn Generalmajors z. D. Freiherrn Ludwig von Sammlung
_ . r -„Tiir tt •• Eynatten
Fynatten. Die Sammlung umtasst meist Möbel französischen Ursprunges, einige
schöne süddeutsche Architekturmöbel des 1 7. Jh., Rokokomöbel und namentlich eine
Reihe sehr schöner Mahagoni-Empiremöbel mit reichen Bronzebeschlägen, auch ein
schönes geschnitztes und bemaltes Paneel der Louis XlV.-Zeit und ein in Silber ge-
sticktes Antependium mit den Stifterwappen aus dem Anfang des 1 7 . Jh. Weiterhin
ist eine Reihe zum Teil sehr guter Pendulen des i7. und 18. Jh. zu nennen, einige
gute Elsässer Fayencen von Niederweiler, Porzellane u. a. m. Ein Paar Empire-
Privat-
häuser
Fig. 99.
Geilenkirchen, ehemalige Burg.
Torturm der Vorburg.
399
1 56
KREIS GEILENKIRCHEN
Sammlung
Eynatten
Sammlung
K rey
Sammlung Wandleuchter stammen aus dem Palais Ludwigs I. in Landau, andere Gegenstände
Eynatten , . _ . . °
aus den Sammlungen Liocourt m Nancy und von Heeckern in Sulz i. E.
Sammlung der Geschwister Freifräulein von Eynatten, insbesondere
Möbel, Porzellane usw. des 1 8. Jh., meist aus Schloss Trips stammend. Nament-
lich sind zu erwähnen ein
Barockschrank mit dem
Ehewappen Mirbach und
Bocholz zu Lobberich, um
i 7oo, eine Empire-Pendule
aus Marmor mit vergoldeten
Bronzebeschlägen und einer
Figur der Minerva als Be-
krönung.
Sammlung Krey. Im
Besitz der Frau Witwe Krey
eine grosse Anzahl von Bild-
nissen aus den Familien Krey,
Nickel, Galenius und andere.
Insbesondere sind zu nennen:
Brustbilder des Abra-
ham Krey (geb. i6o5) und
der Katharina Glaser (geb.
1 6 1 6), ihres Sohnes mit dem
Wappen Krey -Glaser und
der Inschrift : Hermann
KRAY, CANDIDATUS, AETATIS
24., anno 1 6 74, ferner dessen
Gemahlin Marg. Kath. von
Overbachs (geb. 16S0).
Zwei Brustbilder von
Knaben, je 4i zu 53 cm
gross, Eichenholz, Anfang
des 1 7. Jh., das eine mit der
Inschrift: gerwinus gale-
nius JUNIOR, OBIIT PRAGAE
ANNO DOMINI l6o7.
Brustbild des Jesui-
tengenerals Goswin Nickel
aus Jülich, i 7. Jh.
Kleines Triptychon
mit Kreuzigung, Beweinung
und Grablegung, ziemlich
derb, um i54o.
Anbetung des Christkindes durch Engel, mittelmässiges niederländisches
Bild vom Ende des 1 6. Jh.
Ausser den Gemälden umfasst die Sammlung eine Reihe von Rokokomöbeln,
insbesondere eine Standuhr mit roter Lackmalerei, einige gute Spiegelrahmen, eine
Menge alten Porzellanes, darunter einige vollständige Service.
Fig. 100. Gillrath, katholische Pfarrkirche. Kasel mit der
Versuchung des h. Antonius.
4oo
GILLRATH — GROTENRATH
1 57
GILLRATH.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. nominis B. M. V.). Kalten-
bach S. 4 1 5. — Dumont, Descriptio p. 49.
Die Pfarrei ist erst im J. i8o9 errichtet, vorher bestand seit 1 782 eine Kapelle
hier. Der jetzige Bau ist ein schlichter Saalbau aus der Zeit um i84o, mit gotischem
Turm von i846.
Von der Ausstattung sind zu nennen:
Hochaltar mit Tabernakelaufbau, Ende des 1 8. Jh.,
noch in den spätesten Rokokoformen, ähnlich dem Hoch-
altar in Geilenkirchen (s. o. S. i5i).
Kasel, moderner roter Sammet, das Gabelkreuz reich
gestickt mit der von phantastischen Teufelgestalten versuchten
und von zwei Engeln verteidigten Figur des h. Antonius,
darunter Einzelfiguren Mariae und des h. Laurentius auf
Goldgrund unter Baldachinen. Gute, wohl niederländische
Stickereien aus der i. H. des 16. Jh., stark restauriert (Fig. ioo).
Moderne Kasel mit zwei alten Stäben des i5. — 1 6. Jh.,
gestickt, mit sechs Figuren von Heiligen auf Goldgrund
unter Baldachinen.
Im Chor drei dreiarmige Rokoko-Wandleuchter
aus Schmiedeeisen mit naturalistischen Blumenranken, gute
Arbeiten des 1 8. Jh. Ein vierter Wandleuchter ist dazu kopiert.
Im Pfarrhaus: Standfigur der Muttergottes, Eichen-
holz, neu polychromiert, um i5oo, 75 cm hoch, gute nieder-
rheinische Arbeit, besonders interessant durch die Beklei-
dung des Kindes in Zeittracht, eine birettartige Kappe mit
Nackenschirm und eine Pelerine mit Schlitzen für die Arme
(Fig. ioi).
Im Besitz des Herrn Pfarrers Reitz:
Standfigur der h. Anna Selbdritt, etwa 7o cm hoch,
gute niederrheinische Arbeit aus der 2. H. des 1 5. Jh., neu
polychromiert.
Weiterhin eine Sammlung von altem Gerät, namentlich Messingleuchtern,
römischen Gefässen usw.
Über die Besitzer des Hauses Gillrath, jetzt eine einfache Hofanlage, vgl.
Strange, Beiträge zur Genealogie VI, S. 23. — Eissenberg-Mirbach.
Kathol.
Pfarrkirche
Ausstattung
Fig. 101. Gillrath.
Muttergottesfigur in
der katholischen
Pfarrkirche.
Besitz des
Pfarrers
Haus
Gillrath
GROTENRATH.
KATHOLISCHE PFA RRK I RC H E (s. t. s. Cornelii). Die Kirche wurde Kathol.
im J. i846 erbaut, im J. i848 ein Rektorat und im J. i863 die Pfarrei begründet. Pfarrkirche
Die Gemeinde gehörte früher zu den Pfarreien Teveren und Marienberg.
Von der Ausstattung sind zu nennen: Ausstattung
Im nördlichen Seitenaltar Muttergottesfigur, Nussbaumholz, neu polychro-
miert, von stark geschweifter Haltung, niederrheinische Arbeit aus der Mitte des
1 5. Jh., 1,08 m hoch.
Ölgemälde des h. Nepomuk, mittelmässig, 18. Jh., 7o cm breit, 106 cm hoch.
4oi
I 58 KREIS GEILENKIRCHEN
HÜNSHOVEN.
Kathol.
Pfarrkirche
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Joannis Bapt). Binterim u.
Mooren, E. K. I, S. 34i; II, S. 1 79. — Kaltenbach S. 393. - Offermann S. 162.
- Ann. h. V. N. III, S. 83. - Aachener Zs. I, S. 201, 25i, 2S2, 276, 284; XIII,
S. 2o4. — Geilenkirchener Zeitung 1 899, Nr. 4o; i9oo, Nr. 4; i9o3, 26. Januar. —
Strange, Beiträge zur Genealogie I, S.u. Graf W. Mirbach, Territorialge-
schichte II, S. 20. — Fr. Kreetz, Historia nobilis Parthenonis Heinsbergensis etc.,
S. 82, 1 64, 222, 233, 246. — Echo der Gegenwart, Aachen, i9o3, 21. Januar.
Handschriftl. Qu. Das Pfarrarchiv scheint verschollen zu sein. — Im
Archiv auf Schloss Trips: Mefsstiftung durch die Witwe des Wilh. Berghe von
Fig. 102. Hünshoven. Ansicht der katholischen Pfarrkirche.
Trips zu Trips, von i462. - - Akten über ein Beneficium, 1 7 44 — i76o u. a. — Im
Stadtarchiv zu Geilenkirchen: Verzeichnis der Pfarrer von Hünshoven. Im
einzelnen vgl. Tille, Übersicht II, S. i5i, i63, 1 64.
Geschichte Im J. 1 2 1 7 schenkt Theodorich von Heinsberg das Patronatsrecht der Kirche
zu Hünshoven dem Prämonstratenserstift zu Heinsberg, im J. 1263 wird die Kirche
dem Stift inkorporiert (Lacomblet, U.B. II, Nr. 7o, Nr. 538). Auch im Liber valoris,
um i3oo, findet die Kirche Erwähnung. Um die Mitte des 1 5. Jh. wurde die noch
bestehende einschiffige Kirche errichtet; der Turm blieb unvollendet und wurde im
1 8. Jh. mit einem schlichten Obergeschoss versehen. In französischer Zeit wurde die
Pfarre aufgehoben, im J. i844 erfolgte wieder die Erhebung zur Pfarrkirche. Die
Wiederherstellung der Kirche und der Anbau eines Seitenschiffes sind in Aussicht
genommen. ■
Beschreibung Einschiffiger spätgotischer Backsteinbau des 1 5. Jh. mit langgestrecktem
Chor und vortretendem Westturm, i. L. 23 m lang, 8,5 m breit (Ansicht Fig. 102,
Grundriss Fig. io3).
4o2
HÜNSHOVEN
1 59
Der dreigeschossige Westturm mit ganz glattem Erdgeschoss; vor der recht- Kathoi.
Pfärrliirc
eckigen Westtür mit Fenster darüber jetzt die moderne Vorhalle aus der Mitte des Äusseres
i9. Jh. An der Südwestecke des Turmes Rautenmuster aus dunkleren Steinen. In
dem Mittelgeschoss an jeder Seite zwei hohe Blenden mit Mittelpfosten, nachträglich
bei dem Aufsetzen des jetzigen Obergeschosses, im 18. Jh., flachbogig abgeschlossen.
Die Glockenstube mit zwei schlichten Flachbogenfenstern an jeder Seite; stumpfe
vierseitige Dachpyramide.
Das Langhaus von drei Jochen hat grosse, mit Schiefer abgedeckte Strebe-
pfeiler; das Kaffgesims aus Haustein ist um die Strebepfeiler verkröpft. Zweiteilige
Fenster mit erneuertem Masswerk. An der Südseite unter dem Mittelfenster Reste
eines Türgewändes.
Der Chor mit einem Ziegelgesims aus Kehle und Rundstab, wesentlich nie-
driger als das Schiff, dessen Ostwand mit einem Fachwerkgiebel abgeschlossen ist.
Schlichte Strebepfeiler mit Kaffgesims, zweiteilige Fenster mit erneuertem Masswerk;
die drei Fenster des Chorschlusses sind vermauert, an der Südseite eine vermauerte
kleine Tür in Hausteinumrahmung. Östlich am Chor in gleicher First- und Gesims-
höhe die Sakristei aus der i. H. des 1 9 . Jh.
Das Innere der Turmhalle flach gedeckt. Das Langhaus hat Rippengewölbe inneres
mit stark ansteigenden Kappen, Runddienste mit glatten Kelchkapitälen auf breiten
Wandvorlagen. Dienste und Wandvorlagen sind um die Mitte des i9. Jh. bis auf
etwa i,5 m Länge weggeschlagen und mit Blattkonsolen abgeschlossen worden. Im
Chor eine ganz ähnliche Ausbildung, hier sind die Runddienste belassen.
Von der Ausstattung sind zu nennen: Auss tattun
Sechsseitige Kanzel mit reich profilierten Rahmenfüllungen von einfacher
Anordnung und mit gekehlten Eckpfosten; gute Arbeit aus der Zeit um 1600.
Die Kirche enthält die Grabstätten der Familien Berghe von Trips und Grabstätten
Eynatten zu Trips vor dem Altar der h. Maria Magdalena, der Mirbach auf Ticheln
und der Goltstein auf Breill. Erhalten sind die folgenden Grabsteine:
Im Chor R e n ais sa n ce - Ep i t aph des Wilhelm von Berghe gen. Trips und
seiner Frau, aus Stein, vom J. 1 597, ausladend auf zwei Konsolen und einer Kar-
tusche dazwischen, darauf die Inschrift: o meinsch, bedenck das ent, din hertsz
NIMMER VAN GOT WENT, HALT FÜR AUGEN GOT DEN HERE DEIN, SO WEIRS TU AL-
zeit fhrolig sein, anno 1 597. Das Mittelstück mit zwei Säulen und reichem
4o3
t6o
KREIS GEILENKIRCHEN
Ausstattung Gebälk , darin die Inschrifttafel: anno i 597, den 27. july, starff der edler
ERENTVESTER WEILLEM VAN BERG GENANT TRIPS. ANNO 1 586, DEN 5. SEPTEMBRIS,
STARFF DIE EDLE ERENDUGENTREICHE JUDEIT VAN BREILL GENANT TRIPS, SEIN
ELICHE HAUSFRAVV, DEREN BEIDER SELEN GOT GENEDIG SEY. PSALM, AM 4. ICH
LIGE HIE UND SCHLAFEN GANZ MEIT FREIDEN, DAN DU, HERR, ALLEIN HEILFES MEIR,
DAS ICH SEICHER WOHNE. ICH BIN DIE AUFERSTEUNG UND DAS LEBEN, WER IN
MICH GLUPT, DA ER GESTORBEN IST, SAL ER IN EWEIGKIT LEBEN. JOHAN. XI. Um
die Inschrift die Ahnenwappen mit den Beischriften: dolrod, pont, riebergen,
PALANT, HACKEN, HINSBERGH, LEY, TRIPS — RANDERAT, ANSTEL, TILL, STREITHAGEN,
horion, gronsfeld, cortenbach, breil. Über dem Gebälk ein kleiner Aufsatz mit
Flachgiebel und dem Relief eines Todesgenius, dabei die Inschrift: der meinsch,
VOM WIEPE GEBOHREN, LEPT NOR EINE KORTZE ZEITE, GEHET AUFF WIE EIN BLOHM,
felt weder daheim, tob. am i4. Das Ganze ist eine treffliche Arbeit vom Aus-
gang des 1 6. Jh., durchaus in den strengeren Formen der niederländischen Renaissance.
An der Südseite des Schiffes Grabstein der Veronika von Goltstein; zu
beiden Seiten die Ahnenwappen mit den Beischriften : goltstein, grein, holtzett,
ETNATTEN (so!), TURCK, WITENHORST, SALAND, STEPKATS (Steprath?), HOLTROP,
REUSCHENBERG, BOECK, BEUSDAL, CORTENBACH, GEVENICH, BOCK, HOEKIRCHEN. In
der Mitte Ehewappen Goltstein und Holtrop mit der Inschrift: anno i 65 7, den
1 8. JULY, ALS DIE WOHLGEBORNE VERONICA VON GOLTSTEIN, GEBORNE VON HOLTROP
ZU BOLENDORF, IN GOT SELIG GESTORBEN, DER WOLGEBOR. JOHAN WILHELM VON
GOLTSTEIN ZU BREIL LEBENSZEIT ZU DES DOTES GEDECHTNUS DIESES FERTIGEN THUEN.
Unter dem modernen Bodenbelag liegen ausser einigen ganz abgetretenen die
folgenden Grabsteine:
1. Grabstein des Reinhard von Mirbach zu Ticheln mit dem Mirbachschen
Wappen und der Inschrift: anno domini i5o3, .... julii, starf joncker reynart
MIRBACH (?).
2. Grabstein des Adam von Berghe zu Trips gen. Trips (f i5i7) mit Doppel-
wappen Berghe und einem Lüwen und der Inschrift : hei leicht begraeffen dam
VAN BERGHE GENANT
3. Grabstein des Johann von Berghe zu Trips mit der Inschrift: hie ligt
BEGRAVEN DER EIRENTFESTE VROME JOHAN VAN BERGE GENANT TRIPS, STARFF ANNO
1 5 7 2, den 2 7. marci, der selen GOT genod. und dem Ehewappen Berghe-Trips
und Ley, sowie den Ahnenwappen Berghe-Trips, Palant, Heinsberg, Pont.
Gotischer Taufstein aus Blaustein, die achtseitige Kuppa mit vier ausser-
gewöhnlich sorgfältig behandelten Eckköpfen und schlichtem gotischen Randprofil,
trotz der Anlehnung an die romanischen Taufsteine aus Blaustein wohl schon i4. bis
i5. Jh., am nächsten verwandt dem Taufstein in Lobberich (Kunstdenkm. des Kr.
Kempen S. 108, Fig. 48).
Der zugehörige Schaft aus Blaustein ist eine Barockarbeit des i7. — 18. Jh. in
Balusterform, jetzt als Opferstock hergerichtet; darauf das Horrichsche Wappen und
die Inschrift: adelheidis ab horrich posuit.
Glocke Die Inschrift einer älteren Glocke ist auf der neuen im J. 1882 angebracht
worden: maria, Johannes baptista heischen ich, die levenden roepen ich, die
DODEN BEKLAGEN ICH, GREGORIUS VAN TRIER GOIS MICH ANNO DOMINI 1 5o6
(Aachener Zs. XIX, S. i58).
Haus HAUS TICHELN. Eissenberg-Mirbach. — Ann. h. V. N. LVH, S. i9,
Ticheln 2o9, 399. — Aachener Zs. XX, S. 3i, 56.
Ziemlich zuverlässige Ansicht von 1 7 23 im Codex Welser.
4o4
IMMENDORF
161
Handschri ftl. Qu., unbedeutend, im Archiv auf Schloss Trips, u. a. Haus
Erkundigungsbuch der Mannkammer Geilenkirchen von i720; anderes im Archiv 10 10 n
auf Schloss Harff.
Das Haus erscheint schon im J. 1282, dann i35o und i4o8 im Besitz eines Geschichte
gleichnamigen Geschlechtes; im 1 5. Jh. sind die von Moircke gen. Tegeln im Besitz.
Von ihnen erwirbt durch Heirat im J. i45o Heinrich von Mirbach Haus Ticheln.
Die geringen älteren Teile der Anlage stammen noch aus dem i5. — 1 7. Jh. Die
Familie von Mirbach veräusserte Ticheln im J. 1 667 an Hermann Dietrich von
Berghe zu Trips. Nach dem Erlöschen dieses Stammes, im J. 1 7 2 6, zog der Herzog
von Jülich das Lehen ein und gab es seinem Vizekanzler von May, dessen Witwe
den Besitz in der 2. H. des 18. Jh. wahrscheinlich an den Generalmajor von Quentel,
Kommandanten von Jülich, veräusserte, der im ]. 1 7 8 1 mit Ticheln belehnt ist. Im
Anfang des i9. Jh. ist das Gut Eigentum der Familie Nacken; durch Kauf kam es
um 1880 an den jetzigen Eigentümer, Herrn Fabrikanten Lammertz in Aachen.
Unregelmässig fünfseitige Hof anläge mit Resten der umgebenden Gräben. Beschreibung
Die Aussenmauern der Wirtschaftsgebäude sind meist noch alt und scheinen einem
Bau des i5. — 16. Jh. anzugehören. An der Nordostecke noch ein kleines zweige»-
schossiges Wohnhaus des 18. — 19. Jh.; an dem daneben liegenden modernen Wohnhaus
die ursprünglich über dem Tor befindliche Steintafel mit dem Ehewappen Mirbach
und Schilling von Gustorf sowie der Inschrift: 1 636. jan von Mirbach zu techelen,
WILHELMINA VON SCHILLING ZU GOESTORFF.
Die alte Hauptburg scheint nördlich des Hofes gestanden zu haben, wo
jetzt an dem Weiher das moderne Gartenhaus steht.
HÜNSHOVER HOF. Der Hof ist wahrscheinlich aus den Besitzungen her- Hünshover
Hof
vorgegangen, die das Heinsberger Prämonstratenserstift schon im J. 121 7 in Hüns-
hoven besass (Lacomblet, U.B.II, Nr. 7o). Im Anfang des 1 9. Jh. kam das Gut
zum Verkauf; jetziger Eigentümer ist Herr Gutsbesitzer Peter Latten.
Grosse rechteckige Hofanlage, von der die Wirtschaftsgebäude zum grössten
Teil im 1 9. Jh. erneuert sind. Das vorgeschobene Wohnhaus ist ein schlichter
zweigeschossiger Ziegelbau von fünf Achsen, über der Tür die Inschrift: anno 1 7 1 3,
den 10. may. f. i. n. b. p. zu Heinsberg. Um die Mitte des 18. Jh. ist das Wohn-
haus an beiden Seiten um je zwei Achsen verlängert worden, der alte Teil mit
Satteldach, die Anbauten mit Mansarddächern.
IMMENDORF.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. cathedrae s. Petri Antiochiae). Kathol.
Binterim u. Mooren, E. K. I, S. 34 1 ; II, S. 180. — Kaltenbach S. 394. — Offer- Pt Jri k" che
mann S. i 78. — Graf W. Mirbach, Territorialgeschichte II, S. i9. — Lacomblet,
Archiv III, S. 337.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Stiftungsurkunde von 1 459. — Akten
über den Zehnten der Pastorat von 1 575/76. — Auszug aus dem Erkundigungsbuch
von 1 5 5 9. — Akten über bauliche Erneuerungen, namentlich von 1 7 62 . - Rent-
zettel, Einkunftsregister, Rechnungen etc. vom 1 7. Jh. an. Im einzelnen vgl. Tille,
Übersicht Ii, S. 1 52.
Die Kirche zu Immendorf findet eine erste ausdrückliche Erwähnung im Liber Geschichte
valoris, um i3oo; Turm und Chor stammen aus der Zeit um i4oo. In den ]. i5o7
1 1
4o5
1 62 KREIS GEILENKIRCHEN
Kathol.
Pfarrkirche
Beschreibung
Äusseres
bis i5o9 wurde dann ein neues Langhaus errichtet. Das Patronat, ursprünglich wohl
zur Immendorfer Burg gehörig, hing im 1 7 . Jh. an dem Haus Vettelhoven im Kreis
Ahrweiler, vielleicht infolge der Heirat Heinrichs von Mirbach mit Maria Kolf von
Vettelhoven um i5oo (Ann. h. V. N. LVII, S. i 73, 228).
Dreischiffige spätgotische Hallenkirche von Backsteinen aus dem i5.
und 16. Jh., mit eingebautem Westturm, im Lichten 20,5 m lang, 16 m breit (Ansicht
Fig. io4, Grundriss Fig. io5).
Der bis auf die Westseite ganz umbaute dreigeschossige schmale Turm be-
steht in dem Untergeschoss aus Kalksteinquadern, hier eine ganz schlichte ver-
mauerte rundbogige Tür.
Die einzelnen Geschosse sind
durch spätgotische Haustein-
gesimse voneinander ge-
schieden. Im Mittelgeschoss
eine Figurennische mit Kiel-
bogen, daran die Jahreszahl
mcccc . . Die Glockenstube
mit grossen Eckquadern und
kleinen flachbogigen Schall-
fenstern. Schlanker acht-
seitiger Helm.
Das Langhaus um-
fasst drei Joche, daran
unten ein kräftiges Sockel-
gesims, ein um die Strebe-
pfeiler herumgeführtes und
über den Türen verkröpftes
Bankgesims. Die Strebe-
pfeiler mit Schieferabdek-
kungen. Die durchweg mit
neuem Masswerk versehenen
Fenster sind an der Süd-
seite durch das Bankgesims
nach unten verlängert. Das
südlicheSeitenschiff hat einen
Achteckschor mit einem Ost-
fenster und ohne Strebepfeiler, das nördliche Seitenschiff hat dagegen statt des Chores
noch ein vollständiges Joch mit abgeschrägter Ecke, in der ein Fenster liegt. Am Süd-
chor eine zierliche Spitzbogennische in Haustein, mit ihrer Spitze das Kaffgesims durch-
schneidend. Besonders interessant ist die Ausbildung des Westjoches der Südseite
mit besonderem Giebel und Satteldach ; der westliche Strebepfeiler trägt noch eine
reich ausgebildete, aber stark beschädigte Hausteinfiale mit Resten einer Sonnenuhr
(Fig. io4). Auf der Einfassung der korbbogigen Tür die spätgotische Inschrift:
Meister hans anno domini mvcvii vi(?) van kincwilre. Im Westjoch der Nord-
seite eine einfache rechteckige Tür, auf dem Sturz ein ganz abgewittertes Doppel-
wappen mit der Jahreszahl i5o9.
Der Chor, im Mauerwerk wesentlich niedriger als die Seitenschiffe, ist ganz
schlicht ausgebildet; hier fehlt auch das Bankgesims, die Fenster sind ohne Masswerk.
Fig. 104. Immendorf. Ansicht der katholischen Pfarrkirche
4o6
IM MENDORF
i63
Entsprechend der ursprünglich einschiffigen Anlage sind die drei Schiffe mit Kathoi.
parallelen Walmdächern überdeckt, nur das Westjoch der Südseite hat sein auf den Pfarrkirc
Turm verlaufendes Satteldach. An verschiedenen Stellen findet sich im Mauerwerk
die Rautenmusterung durch dunklere Ziegel.
Im Inneren öffnet sich die mit einer Tonne überdeckte Turmhalle mit Spitz- inneres
bogen zum Langhaus. Der Turm liegt frei in dem wesentlich breiteren Mittel-
schiff (Fig. io5). Das Langhaus mit kräftigen Achteckspfeilern, der Chor durch
einen breiten Gurtbogen abgesetzt. Mittelschiff und Chor haben schlichte Kreuz-
gewölbe von einfachem Schienenprofil ; auf den Schlufssteinen der Chorgewölberippen
die Wappen: Mirbach, Deinsberg, Kipholz, Boes. Die Pfeiler sind aus den Aussen-
mauern der alten einschiffigen Kirche stehen gelassen worden. Die Gewölbe der
Seitenschiffe zeigen ein reicheres späteres Rippenprofil, im Ostjoch des nördlichen
Schiffes ein reiches Sterngewölbe. Im südlichen Seitenschiff wachsen die Rippen
aus feinen Figurenkonsolen
heraus.
Von der Ausstat-
tung sind zu nennen:
Im Triumphbogen auf
den ursprünglichen Stein-
konsolen Balken mit spät-
gotischer Kreuzigungs-
gruppe, um 1S00. Inden
Vierpassenden des Kreuzes
die Evangelistensymbole, der
Corpus derb und unbeweg-
lich, in etwa Zweidrittel Le-
bensgrösse. Maria und Jo-
hannes kleiner, je etwa i m
hoch, ziemlich steif. Die
ganze Gruppe ist neu poly-
chromiert.
In dem südlichen Seitenaltar Sitzfigur der Muttergottes aus Holz, neu
bemalt, niederrheinische Holzskulptur aus der i. H. des l5. Jh., etwa i m hoch, im
1 7. — 1 8. Jh. teilweise überarbeitet.
Barock- M onstranz aus Silber, teilweise vergoldet, in einfachen Formen, auf
dem Fuss die Leidenswerkzeuge mit der Jahreszahl i7ii, Kölner Beschau und
xMeisterstempel J. M.
Kelch mit reichem spätgotischem Knauf und Kuppa aus vergoldetem Silber,
i5. — 16. Jh., der Fuss aus Kupfer in Rokokoformen, 18. Jh.
Barocker Taufstein in Kelchform aus Blaustein mit einfachem Messingdeckel;
auf dem Balusterschaft die Inschrift: anno 16S0.
Im Chor über der Tür zum nördlichen Seitenschiff Epitaph, Gemälde eines
gerüsteten knieenden Ritters auf Holz mit der Inschrift: anno 1600, den 2 9. martij,
IST DER EDELER ERENTVESTER JUNCKER GOTTHARDT VON MIRBACH ZU IMMENDORF
IN GOTT ENTSCHLAFFEN, WELCHER SELEN GOT GNEDIG SEI, SEINES ALTERS 34 JAHR.
Auf dem Gesims der steinernen Umrahmung das Ehewappen Mirbach und Zweiffei;
auf den Pilastern die Ahnenwappen: auf Seiten des Mannes Mirbach, Kipholz, Deins-
born, Boes, Gymnich, Bouff, Tegeln, Esel; auf seifen der Frau Hanxler, Jülich,
Langen, Mallinkrodt, Selbach, Wrede, Mülenark, Overlacker.
4o7 »*
Ausstattung
Fig. 105. Immendorf. Grundriss der katholischen Pfarrkirche.
164
KREIS GEILENKIRCHEN
Ausstattung An dem Strebepfeiler neben der Südtür eingelassen ein Grabstein mit den
beiden Inschriften: vom jähr i632 ist zu immendorf pastor gewesen bis i 693
HERR HERRMANNUS BOSSELERUS. — ALHIER LIGET BEGRABEN HERR GERARD OFFER-
MANNS VON LÖVENICH, IST IM JAHR 1 693 UNWÜRDIG PRIESTER UND SEELSORGER
WORDEN ZU IM MENDORF, ALT 2 5 JAHR, IN DEM HERRN ABER ENTSCHLAFFEN ANNO
1742, DEN 21. OCTOBRIS. ANDÄCHTIGER LESER, BITT VOR IHN. RUHT VOR DEM
HOGEN ALTAR.
Seitlich des Hochaltares zwei ganz abgetretene Grabplatten mit Ahnen-
wappen.
Glocken Die beiden alten Glocken von 1 5 1 1 tragen die Inschriften:
1. SANCTA MARIA HEISCHEN ICH, ZU DEN DIENST GOTS LUDEN ICH, DEN DUIVEL
VERDRYVEN ICH, GREGORIUS VAN TRIER GOIS MIJCH ANNO DOMINI MVCXI.
2. SANCTUS PETRUS ET PAULUS HEISCHEN ICH, DIE SUNDER TROISTEN ICH,
GREGORIUS VAN TRIER GOIS MIJCH ANNO DOMINI XVCXI.
Haus HAUS IMMENDORF. Eissenberg- Mirbach. — Ann. h. V. N. LVII, S. i9,
Immendorf g4) l73> 22g
Handschrift 1. Qu. Die wesentlichen Archivalien, Urkunden und Akten,
finden sich in dem Gräflich Mirbachschen Archiv zu Schloss Harff
(Tille, Übersicht I, S. 9 i, 93).
Geschichte Im J. 12 96 erwirbt Dietrich II. von Heinsberg das Haus Immendorf und gibt
es wieder den Brüdern Dietrich und Johann von Immendorf zu Lehen (Lacomblet,
UB. II, Nr. 966. — Lückerath, Gesch. der Herren von Heinsberg, Neudruck, S. 21).
Im J. 1 438 kam das Gut durch Erbschaft an Gerhard von Blanckart zu Ahrweiler,
der es im J. 1 458 an Heinrich von Mirbach zu Ticheln verkaufte. Die Kanzlerin
von Goltstein, Tochter des Godard von Mirbach, vermachte im J. i7o2 Immendorf
ihrem Verwandten Gotthard Adolf von Mirbach zu Harff, in dessen Familie der
Besitz nun blieb. Im 18. Jh. ist an die Stelle der Burg ein einfacher Ackerhof ge-
treten. Jetziger Eigentümer ist Herr Graf Wilhelm von Mirbach- Harff.
Beschreibung Die Burg ist ein einfacher, rechteckiger Wirtschaftshof aus dem Ende des
18. Jh. Das Wohnhaus, ein zweigeschossiger schlichter Backsteinbau mit Mansarden-
dach, trägt die Jahreszahl 1 789 in Eisenankern. Zwischen Wohnhaus und Scheune
ein grosses rundbogiges Tor.
Südwestlich des Hofes finden sich in den Wiesen die Substruktionen des
alten Herrenhauses der Burg.
Pützerhof Nördlich der Kirche grosser rechteckiger Ackerhof des l7. und 18. Jh.,
Pützerhof genannt. An der Kirche zweigeschossiger Wohnbau des i7.Jh. mit ge-
schweiften und abgetreppten Giebeln und Klötzchenfriesen , vermauerten Kreuz-
sprossenfenstern im Erdgeschoss und kleinen rechteckigen Fensterchen im Ober-
geschoss. In Eisenankern die Jahreszahl 16 . . An der Rückseite einfache Scheune
mit der Jahreszahl 1 7 74 in Eisenankern. Strassenwärts zweigeschossiger Flügel mit
grossem Korbbogentor, auf dem Schlufsstein die Jahreszahl 1 7 5 9.
Hofanlagen Im Dorf noch eine Anzahl älterer kleiner Hofanlagen nnd Giebelhäuser
von Backsteinen aus dem i7. Jh., meist mit geschweiften Giebeln, so z. B. zwei Häuser
mit den Jahreszahlen 1682 und 1686 südwestlich der Kirche.
KRAUDORF.
Kathoi. KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Gertrudis). Binterim und
Pfarrkirche MoOREN) E K; g 2,5 _ KALTENBACH S. 397. — OFFERMANN S. 182. — HäBETS,
4oS
K KAUDORF
[ 65
Geschichte
Beschreibung
Geschiedenis van het bisdom Roermond I, S. 375. — Lückerath, Beiträge z. Gesch. Kathoi.
von Heinsberg II, S. 22. — Der Niederrhein 1 878, S. 12 7.
H a nd s ch r i ft 1. Qu. Im Pfarrarchiv: Akten des i7. und 18. Jh. Im
einzelnen vgl. Tille, Übersicht II, S. 1 53.
Kraudorf war ursprünglich wohl Filiale von Randerath; im 1 5. Jh. haben wir
zuerst nähere Nachricht über die Kirche (Ann. h. V. N. LVII, S. 59, 1 93). Der Pfarrer
von Kraudorf war zugleich Vikar des Johannesaltares in Randerath (Tille, Über-
sicht II, S. 1 58). Das Patronat war im Besitz des Herzogs von Jülich. Der Turm
der Kirche stammt noch aus dem 16. — 1 7. Jh., das Langhaus wurde um i87o durch
einen Neubau ersetzt.
Moderne dreischiffige Hallenkirche mit einfachem Westturm des 16. — 1 7 . Jh.
Der zweigeschossige Turm aus Ziegeln im Äusseren ganz glatt, das Untergeschoss
ganz geschlossen, das Obergeschoss mit schlichten spitzbogigen Schallfenstern. Ein-
faches achtseitiges Pyramidendach. Im Inneren flache Decken, spitzbogige Öffnung
zum Langhaus.
Von der Ausstattung sind zu nennen:
Einfacher Barockkelch mit Eichenblattauflagen an der Kuppa, ein Barock- Ausstattung
ciborium und ein Rokokoreliquiar, ganz schlichte Arbeiten des i7. und 18. Jh.
Reich geschnitzter Parament enschrank in späten Rokokoformen, 2. H.
des 18. Jh.
Im Fussboden am Turm stark abgetretene Grabplatte mit dem Ehe-
wappen Leerodt und Wylich (ausgelöscht), auf den Ecken die Ahnenwappen Leerodt,
Leerodt, Bremt und Grein; Inschriftrest: johe. van lerodt, lhffart van
van Brempt, . . . everina van ler .... (Johann von Leerodt, Sohn Dietrichs und
der Katharina von Grein, heiratet im J. 1 538 Liffart von Wylich, Tochter Johanns
und der Wilhelma von Brempt).
Die einzige alte Glocke von 1 63 7 trägt die Inschrift: jhesus und maria
heischen ich, frans von trier geos mich i637 (Böckeler, Beiträge z. Glocken-
kunde S. 36).
HAUS ZUMDAHL.
Geschichtliche Nachrichten über den Sitz sind bis jetzt nicht bekannt; der
älteste Teil der Anlage, der Turm, geht wohl noch in cias i5. — 16. Jh. zurück. Mög-
licherweise stammt der Jacobus de Valle sive Dhall dorther, der im J. i498 Propst
in Heinsberg war (Ann. h. V. N. II, S. i7o). Das im Codex Welser vom J. i723 ab-
gebildete Haus Dahll im Besitz eines Herrn Graass könnte wohl mit Zumdahl iden-
tisch sein. Im 18. Jh. wurde der grösste Teil der Gebäude neu errichtet.
Das Gut kam im J. 1 846 aus dem Besitz von Theodor Astrupp an die Familie
Hävers in Grevenbroich, dann durch Heirat an die Familie Schoen. Jetzige Eigen-
tümerin ist Frau Witwe Oberlandesgerichtsrat Schoen in Colmar.
Rechteckige Hofanlage mit grossem Turm an der Nordwestecke, von Beschreibung
breiten Wassergräben umgeben (Ansicht Fig. 106).
Der quadratische Eckturm des i5. — 16. Jh. hat ein stark geböschtes Unter-
geschoss, das mit einem Klötzchenfries abschliesst; darin jetzt ein grosses modernes
Fenster. Die beiden Mittelgeschosse, gleichfalls mit Klötzchenfries abgeschlossen,
haben Stichbogenfenster des 18. — 19. Jh., das niedrige Obergeschoss, wieder mit
Klötzchenfries, hat dagegen noch die alten kleinen Fenster. Am Turm ein Türklopfer
mit der Jahreszahl 1 7 29. Malerische geschweifte Haube in Birnform; die Wetterfahne
mit der Signatur: f. sch. i 869.
(.Hinke
Haus
Zumdahl
Geschichte
4o9
i66
KREIS GEILENKIRCHEN
Die ganze Westfront wird von dem Wohnhaus eingenommen, ein schlichter,
zweigeschossiger Bau mit Satteldach und Stichbogenfenstern, unter Verwendung älterer
Mauerteile im 18. Jh. hergerichtet.
Die übrigen drei Flügel enthalten Wirtschaftsgebäude, Scheune und Stallungen;
die Aussenmauern stammen wohl noch zum Teil von dem spätgotischen Bau her,
sind aber namentlich im 18. Jh. verändert worden. Neben dem Turm das rundbogige
Tor in rechteckiger Blende, mit den Rollen für die Zugbrücke und Bossenquaderung
aus Ziegeln; in der Aussenmauer dieses Flügels vermauerte ältere Schiefsschlitze in
Hausteinfassung. Auch die an der Ostseite gelegene Scheune hat eine Reihe ein-
facher Schlitzöffnungen im Untergeschoss.
Das Innere des Wohnhauses ganz schlicht in Rokokoformen, der Treppen-
pfosten einfach geschnitzt.
LEERODT.
Schioss SCHLOSS. Eissenberg-Mirbach. — Duncker, Rheinlands Schlösser und
Burgen, mit Abb. — Fahne, Gesch. der Köln., Jül. und Bergischen Geschlechter I,
S. 242. — Ann. h. V. N. LVII, S. 59 usw. — Robens, Der ritterbürtige landständische
Adel des Grossherzogtums Niederrhein II, S. i 1 7 .
Ältere Ansichten und Pläne: i. Ungenaue Ansicht vom J. i723 im Codex
Welser. 2. Grundriss und Lagepläne des Schlosses Leerodt aus der Zeit um 1800
im Besitz des Freiherrn Schütz von Leerodt (Fig. io7 u. 108).
Handschrift!. Qu. Das Archiv auf Leerodt ist trotz langjähriger Ver-
nachlässigung im Anfang des i9. Jh. noch ziemlich reichhaltig, ausser Nachrichten
4lo
LEERODT
167
über Leerodt enthält es Urkunden von i4i4 an, betr. den Hof Müllekoven bei Berg- Schloss
heim a. d. Sieg, Besitzungen der von Bernsau bei Overath, Vilkerath usw., das Patronat
der Kirche zu Frelenberg u. a. m., ferner eine reichhaltige Sammlung von älteren
Stammbäumen, Katalog der Gemälde in Leerodt, Anfang des i9. Jh. Im einzelnen
vgl. Tille, Übersicht II, S. 1 53. — Wd. Zs. I, S. 4o4.
Fig. 107. Schloss Leerodt. Lageplan um 1800.
Schloss Leerodt erscheint im i4. Jh. im Besitz eines gleichnamigen Geschlechtes: Geschichte
im J. 1 354 Reinard von Leeraide (Urk.-Abschrift im Staatsarchiv Wetzlar), im J. r 397
Johann, seit 1 4 1 7 wieder ein Reinhard von Leerodt (Mitteil, aus dem Stadtarchiv zu
Köln VII, S. 95,96, 99; IX, S. 78, 8i). Das Geschlecht bleibt im ununterbrochenen
Besitz von Leerodt, das erst Randerather und dann Heinsberger Lehen war. Christoph
von Leerodt (f 1628), vermählt mit Mettilde von Mascherei, baute schon im J. 1 578
wohl an dem alten Herrenhaus und errichtete dann um 1616 den stattlichen Neubau
der Vorburg. Sein Enkel Heinrich Wilhelm, der als Hofmeister und Kammerpräsi-
dent am Hof zu Düsseldorf eine bedeutende Rolle spielte, erbaute dann um 1 647
4 1 1
i68
KREIS GEILENKIRCHEN
Schioss ^as stattliche Herrenhaus. Mit dem Freiherrn Clemens August von Leerodt starb
das Geschlecht im J. 1829 im Mannesstamm aus; die Witwe seines Neffen Max von
Leerodt, geb. Freiin von Eynatten-Trips, bewohnte später das Schioss nicht. Bei dem
zunehmenden Verfall riss man um 1 84o zwei Flügel des Herrenhauses mit dem einen
Eckturm nieder. Nach ihrem Tode im J. 1882 fiel Leerodt an ihren Enkel, Herrn
Major und Königl. Kammerherrn Freiherrn Georg Schütz von Leerodt, den jetzigen
Eigentümer; er Hess das Herrenhaus wiederherstellen.
Beschreibung Umfangreiche zweiteilige Anlage, im wesentlichen aus der 1. H. des i7. Jh.,
mit rechteckiger, regelmässiger, jetzt halb abgetragener Hauptburg und mit unregel-
mässig fünfseitiger Vorburg, das Ganze von breiten, jetzt zum Teil zugeschütteten
Fig. 108. Schioss Leerodt. Grundriss des Herrenhauses aus dem Ende des 18. Jh.
Gräben umgeben (Lageplan Fig. io7, Grundriss des Herrenhauses Fig. 108, Ansichten
Taf. X und Fig. io9— m).
Herrenhaus Das stattliche Herrenhaus vom J. 1 647 umschloss mit seinen vier Flügeln
ursprünglich einen rechteckigen, oblongen Hof; der südliche und der östliche Flügel
sind um i84o abgebrochen worden. Der zweigeschossige, noch erhaltene Nordflügel
hat an der Schmalseite zwei, an der Langseite fünf weitgestellte Fensterachsen, daran
schliesst sich der entsprechende Risalitbau von zwei zu drei Fensterachsen, der nach den
Aussenseiten mit je einer Fensterachse vorspringt (Fig. io9). Der ganze Bau mit hohen
steilen Dächern, über dem Risalitbau ein Walmdach mit kurzem First, darauf beschie-
ferte Balusteraufsätze mit reichen schmiedeeisernen Spitzen. Uber dem Westende
des Flügels steigt noch mit einem Geschoss der grosse Turm auf; darauf eine mächtige
Schieferhaube mit birnförmigem Körper, geschlossener Laterne, welscher Haube und
4i 2
LEERODT
169
schmiedeeiserner Spitze. Die Flächenbehandlung des Mauerwerkes ist ganz einheit- Sehioss
lieh durchgeführt; das ursprünglich direkt im Wasser stehende Kellergeschoss ist
ziemlich stark geböscht und schliesst mit einem schweren Hausteinwulst ab. Ecken
und Fenster zeigen durchgängig eine kräftige Hausteinquaderung; die steinernen
Fensterkreuze sind leider alle — mit Ausnahme derjenigen des Turm-Obergeschosses —
ausgebrochen. Durchlaufende Hausteinbänder umziehen den ganzen Bau im An-
schluss an die Fensterbänke, Quersprossen und Stürze der Fenster.
Der nach dem Wirtschaftshof hin gelegene schmale Westflügel ist niedriger;
das Erdgeschoss von fünf Achsen zeigt nach aussen grosse, jetzt vermauerte Kreuz-
sprossenfenster wie der Hauptflügel,
in der Mittelachse das schöne rund-
bogige Tor in rechteckiger Blende
für die Zugbrücke, breites Gesims
mit Flachgiebel, darin das Ehe-
wappen Leerodt und Kortenbach
(Fig. i 10). Auf dem Gesims das
Chronogramm : henrICVs wIL-
heLMVs LIber baro a Leerot et
lOHANNA FRANCIsCA BARONNlSSA
A CORTENBACH (so) VXOR ElVs PO-
sVerVnt (i647). Das Obergeschoss,
ganz niedrig, zeigt kleine gekup-
pelte Fensterchen; auf dem Dach
über dem Tor ein kleiner offener
Dachreiter mit Balusteraufsatz von
sehr zierlichen Formen. An der
Innenseite öffnet sich dieser ganze
Verbindungsflügel in fünf sorgfältig
profilierten rundbogigen Arkaden
mit dorischen Säulen. Das Ober-
geschoss zeigt die gleichen gekup-
pelten Fensterchen wie an der
Aussenseite (Taf. X). Über der
Haustür ein älterer Wappenstein von
1 5 78 mit dem Ehewappen des Chri-
Fig. 109. Schloss Leerodt, Herrenhaus.
Stoph von Leerodt und Mettilde von Aussenseite des Nordflügels.
Mascherei sowie vier Ahnenwappen.
Das Innere des Nordflügels ist namentlich bei der Einrichtung zur Wohnung Inneres
nach 1880 dadurch verändert worden, dass von den vorderen Zimmern ein
Korridor nach dem Hof hin abgetrennt wurde, in den Turm musste eine Treppe
eingebaut werden und auch die Räume in dem Risalitbau sind umgeändert worden.
In den grossen Salon wurde eine barocke Holzarchitektur mit gewundenen Pilastern
eingebaut, die sich früher an anderer Stelle befand. Die grossen Kamine existieren
auch nicht mehr.
Das Kellergeschoss zeigt unter der offenen Halle eine durchlaufende Tonne,
unter dem Hauptbau drei parallel laufende Tonnen auf schweren Pfeilern mit Korbbögen.
Von den beiden, um i84o niedergelegten Flügeln entsprach der Süd- Niedergelegter
flügel mit seinem Turm und seinem Risalitbau genau dem noch erhaltenen Nord-
4i3
i7o
KREIS GEILENKIRCHEN
Schioss flügel; der Flügel enthielt im Erdgeschoss nur vier grosse Räume. Der gleichfalls
niedergelegte Ostflügel, nach aussen mit schmalen Fensterchen, hatte in der Mitte
die grosse Treppe, an der Hofseite einen grossen Korridor (Fig. 108).
Vorburg Die Gräben um die Vorburg sind nur nach dem Herrenhaus hin erhalten.
Zwischen den stumpfwinkelig gegeneinanderstehenden Trakten der Nordseite der
breite Torturm vom J. 1 658 (Fig. in), an der Aussenseite das korbbogige Tor in
rechteckiger Blende für die Zugbrücke, daneben Schiefsschlitze; über dem Tor das
Ehewappen Leerodt und Kortenbach, darüber ein schlichter Gusserker mit dem
Chronogramm: noLI te-
Mere IVDICare (i658).
Bis unter das Dachgesims
aufsteigend die in Haustein
ausgeführten Schlitze für die
Wippbalken der Zugbrücke,
seitlich davon zwei Fenster-
chen. An die eine Ecke des
Tors angebaut ein kleiner
merkwürdiger Bau, von spitz-
winkeligem Grundriss, der
jedenfalls zur Deckung des
Tores diente, im Erdge-
schoss mit Schiefsschlitzen,
oben mit kleinen Fenstern
und Walmdach. Über dem
Tor eine hohe vierseitige
Haube mit Laterne und
schlanker Spitze. Die Innen-
seite des Tores, ursprünglich
wohl offen oder aus Fach-
werk bestehend, ist modern.
Die beiden Nordflügel
der Vorburg sind aussen
ganz einfach, im Erdgeschoss
mit Schiefsschlitzen, im Ober-
Fig. 110. Schioss Leerodt. Torbau des Herrenhauses- geSC OSS mit rechteckigen,
teilweise nachträglich ver-
änderten Fensterchen. Die Kopfseite nach dem Herrenhaus hin mit kleinen Fenstern
in Hausteinfassung, geschweiftem und abgetrepptem Giebel, der durch Gesimse ge-
gliedert ist, daran in Eisenankern die Jahreszahl 1 6 1 6. Die Innenseite dieses Flügels,
der Stallungen enthält, zeigt im Erdgeschoss noch die kleinen rundbogigen Türen
in Hausteinfassung; auf den Schlufssteinen jedesmal das verstümmelte Leerodtsche
Wappen. Die anderen Flügel der Vorburg zeigen die gleiche einfache Ausbildung,
jedoch sind hier die Innenseiten und ein grosser Teil der Aussenseiten im Laufe
der Zeit mannigfach verändert worden. Der an der Westecke gelegene rechteckige
Turm ist im 1 9. Jh. wegen Baufälligkeit niedergelegt worden.
Nur der Südflügel der Vorburg vom J. 1 6 1 6 zeigt eine abweichende Aus-
bildung; an der Aussenseite hat er im Obergeschoss schmale quergeteilte Fenster in
Haiisteinfassung, auf der Aussenecke ein schlankes Rundtürmchen mit kreisförmigen
4i4
LEERODT I 7 I
Schiefslöchern, Klötzchenfries und schlanker Haube, auf einem Eckpfeiler in der Schloss
Höhe des Obergeschosses auskragend. Die dem Tor der Hauptburg zugewendete
Kopfseite mit Treppengiebel und der Jahreszahl 1 6 1 6 in Eisenankern; an der bei
Einrichtung der Pächterwohnung modernisierten Innenseite befand sich früher eine
offene Holzgalerie.
Anschliessend an die Südseite der Vorburg liegt der schon auf dem älteren Garten
Plan (Fig. io7) so eingetragene quadratische Garten, der mit der Vorburg zusammen
von einem Wassergraben
umgeben ist.
Das Schloss bewahrt
eine grosse Zahl älterer
Gemälde; insbesondere
sind zu nennen:
Brustbild des Her-
zogs Wilhelm von Jü-
lich-Cleve-Berg, mit
Barett und pelzverbrämtem
Mantel, oben das Wappen
und die Inschrift: anno
i 588, A eta Tis 72. Das Bild
scheint besser als das genau
übereinstimmende im Histo-
rischen Museum der Stadt
Düsseldorf; 54 X 68 cm gross.
Brustbild des Kur-
fürsten Wolfgang Wil-
helm von Jülich-Cleve-
Berg, in einfacher schwar-
zer Tracht mit Goldschmuck,
gutes Bild aus der Mitte des
i7. Jh., 65 X 8o cm gross.
Grosses Gemälde eines
Raubes von Nymphen
durch Satyren, sehr sorg-
fältig durchgeführt, doch in
einer Hälfte nicht ganz vol-
lendet. Die ganze Gruppe
von äusserst lebendiger Auf-
fassung. Das Bild steht in
nächster Nähe von Rubens und ist entweder eine Werkstattarbeit oder gleichzeitige
Kopie; in dem alten Katalog als Rubens bezeichnet.
Sechs kleine Bildchen mit reichen Staffagen einer Bauernhochzeit, gute
Arbeiten von dem älteren Breughel.
Den Hauptbestand machen die Porträts von Familienmitgliedern der von
Leerodt und verwandter Familien aus ; insbesondere sind hier zu nennen :
Brustbild eines jungen Mannes in geschlitztem Wams, mit dem Leerodter
Wappen und den Buchstaben j. l, sowie der Bezeichnung: aetatis suae i7,
ANNO I 5 87 .
Ausstattung
Gemäldesamm-
lung
Fig. 111. Schloss Leerodt. Torbau der Vorburg.
4i5
I 72
KREIS GEILENKIRCHEN
Ausstattung Brustbilder eines Mannes und einer Frau, mit Künstlersignatur l. s.; das
Bild der Frau mit der Bezeichnung: aetatis suae 37, anno i6o4.
Im Speisezimmer grosses Bildnis einer Frau von Leerodt, geb. Irmgard von
Hochkirchen, sitzend in schwarzem Seidenkostüm; dazu die drei lebensgrossen Por-
träts ihrer Söhne, einer in Schwarz, die beiden anderen in roten Tuchkostümen mit
weissen Stiefeln und reichem Spitzenbesatz; das eine bezeichnet aetatis suae 20,
anno 16.., sehr merkwürdig als Kostümbilder.
Porträts der Gräfin von Satzenhoven aus dem 18. Jh. und ihrer Tochter,
einer Frau von Leerodt.
Halbfigur einer Dame mit Barett und Laute, wohl Porträt einer von Leerodt,
um i7oo, bez. l. polard (?), 65 X 82 cm gross.
Zwei K i n der p o r t r äts , als Kostümbilder interessant, mit den Inschriften:
MAXIMILIAN HENRICH FREIHERR WALPOTT ZU BORNHEIM, AETATIS SUAE 5 IAHR
5 MENS., OBIJT DEN 4. SEPT. IÖ72. und: MARIA ODILIA BARBARA FREYIN VOM KOLFF
VON VETTELHOVEN ZU HAUSEN, IST GEB. l66o, DEN l7. MAY.
In dem grossen Salon derbe, breitgeschnitzte Bilderrahmen mit dem spanisch-
österreichischen Wappen, darin einige sehr gute Porträts aus der Zeit um i7oo,
namentlich das Bildnis eines jugendlichen gerüsteten Fürsten, wohl Ludwigs XIV.,
und einer Dame in weisser Seide, wohl seiner Gattin Maria Theresia, das Bildnis
eines fürstlichen Knaben in Rüstung, angeblich eines Grafen von Mörs, und einige
andere ähnliche Porträts.
Ferner eine Kollektion feiner ovaler Miniaturporträts auf Kupfer, nament-
lich ein solches mit der Inschrift: aetatis suae 2 7 und undeutlicher Signatur,
holländisch, in der Art des Dirk Hals ; eines mit Brustbild eines jungen Mannes mit
der Jahreszahl 1601, ein anderes mit dem Brustbild einer Dame und der Jahreszahl
1620, dasjenige eines Mannes mit blondem Spitzbart von i6o7; aus dem 1 7. Jh. ein
Porträt eines Mannes mit Spitzbart, auf ein Goldplättchen gemalt, ferner Porträt eines
Geistlichen aus dem 18. Jh. in lederner Kapsel mit Stahlbeschlag.
Das Schloss bewahrt ausserdem eine reichhaltige Sammlung schöner Rokoko-
möbel, einen eingelegten Kabinettschrank des 18. Jh., einen Schrank des i7. — 18. Jh.
mit japanischen Lackmalereien und endlich gute Empiremöbel aus Mahagoni mit
Bronzebeschlägen. Weiterhin ist die grosse Sammlung von chinesischem und japa-
nischem Porzellan des i7. und 18. Jh., deutschen Porzellanfiguren usw. zu erwähnen.
HausOpheim HAUS OPHEIM. ElSSENBERG- MIRBACH.
Geschichte Ein Dietrich von Opheim ist im J. i429 Zeuge und steht im J. i444 auf
dem Ritterzettel, ein Arnold von Opheim lebt noch im J. 1 47 7. Im J. i52o ist
Arnold von Wachtendonk Besitzer; dann wurde im J. 1 563 Jacob von der Heyden-
Belderbusch belehnt, vermählt mit Anna von Horrich, deren Mutter Christina
von Wachtendonk war. Sein Sohn Wilhelm hat im J. 1606 Opheim an Johann von
Leerodt verkauft ; das Gut blieb seitdem mit Leerodt vereinigt.
Beschreibung Fast ganz moderne dreiflügel ige Anlage, ursprünglich ein etwa quadratischer,
ganz von Wirtschaftsgebäuden umgebener Hof; nur die nach der Wurm hin gelegene
Ecke aus Ziegelmauerwerk ist noch alt, sie zeigt Reste von zwei Klötzchenfriesen
und stammt wohl noch aus dem i5. — 1 6. Jh.
Mauerreste der Hauptburg sollen noch gegenüber bei dem jetzigen Back-
haus unter dem Boden liegen.
Das Ganze, Hof und Burg, ist von einem zum grössten Teil noch erhaltenen
doppelten Grabensystem umzogen.
4i6
LINDERN
l73
LINDERN.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Joannis Bapt). Binterim u. Kathol.
Pftirrlvirct
Mooren, E. K. II, S. i9o. — Offermann S. i 7 2. — Dumont, Descriptio p. 45.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Ältere Abschriften von 1 5 7 7 ab. —
Im Gemeindearchiv zu Brachein: Anweisung von Bauholz für die Kirche in
Lindern von 1 598. Im Pfarrarchiv zu Brachein: Kirchenrechnungen von
1 599 an. Im einzelnen vgl. Tille, Übersicht II, S. 126, 1 55.
Der Bau stammt in seinem ganzen Umfang noch aus dem i5. — 16. Jh.; der Chor Geschichte
scheint um einige Jahrzehnte jünger als das Langhaus. Lindern gehörte als Kapelle
Fig. 112. Lindern. Ansicht der katholischen Pfarrkirche.
zur Pfarrei Brachein. Im J. 1 598 wird aus dem Kappbusch, an dem der Ort Lindern
mit nutzungsberechtigt war, Bauholz zur Kirche in Lindern geliefert; es ist möglich,
dass der elegante Dachreiter aus dieser Zeit stammt (Tille, Übersicht II, S. r 3 1.
— Aachener Zs. XXIV, S. 2 33). Die Pfarrerhebung erfolgte im J. 1 857.
Spätgotischer einschiffiger Ziegelbau aus dem i5. — 16. Jh. mit Dach- Beschreibung
reiter über dem Westjoch, im Lichten 23 m lang, 6,5o m breit (Ansicht Fig. 112,
Grundriss Fig. 11 3).
Das Äussere des Baues ist ganz schlicht; die vier Joche des Langhauses Äusseres
sind durch einfache Strebepfeiler gegliedert, das Kaffgesims ist um die Strebepfeiler
umgeführt, darüber noch eine Abtreppung, Pultabdeckungen in Schiefer. Zweiteilige
moderne Masswerkfenster. Das Westjoch nördlich mit moderner Tür, südlich mit
kleinem Fenster. An der Südseite sitzt im zweiten Joch von Westen, unter dem
hier kürzeren Fenster eine spitzbogige Blende mit vermauerter flachbogiger Tür; das
Kaffgesims ist darüber verkröpft.
4t7
i 74
KREIS GEILENKIRCHEN
Kathol.
Pfarrkirche
Inneres
Der Chor hat eine ähnliche schlichte Ausbildung mit Strebepfeilern und zwei-
teiligen Masswerkfenstern. Die sämtlichen Gliederungen sind hier wie am Langhaus
in modernen Blendziegeln erneuert; sie bestanden aber wohl auch ursprünglich aus
Backsteinen. An der Südseite des Chores die moderne Sakristei.
Das Westgiebel ist ganz geschlossen, darüber entwickelt sich aus dem Sattel-
dach die elegante achtseitige Schieferhaube mit Laterne und schlanker Spitze so, dass
an den Langseiten eine niedrige beschieferte Wand mit den Schallöffnungen erscheint
(Fig. 112).
Das Innere ist gleichfalls ganz schlicht. Das Westjoch — mit flacher Decke
- ist durch einen grossen Gurtbogen abgetrennt. Im Langhaus breite Wandvorlagen
mit Schildbögen, Rippengewölbe von einfachem Schienenprofil auf kantigen glatten
Konsolen. Im Chor Rippengewölbe von reicherem Bimstabprofil, ohne Konsolen
aus der Wand herauswachsend. In der Nordwand des Chores spitzbogige Sakraments-
nische mit spätgotischem
Durchsteckgitter.
'l^1 7\^" ^-^^"^^ Von der Ausstat-
tung sind zu nennen:
Taufstein aus Mar-
mor, kelchförmig auf Ba-
lusterschaft, mit getriebe-
nem Messingdeckel, 18. Jh.
Von den Glocken
die grössere gotisch, ohne
Inschrift, die kleinere von
1660 mit der Inschrift:
AVE MARIA, GRATIA ELENA,
DOMINUS TECUM. l6ÖO.
Der äusserst interessante Johannesaltar aus Kalkstein vom Ende des 15. Jh.
sowie eine Sitzfigur Mariae, um i4oo, und die Figuren Mariae und Johannis von
einer Kreuzigungsgruppe, Ende des 1 5. Jh., befinden sich jetzt im Provinzialmuseum
zu Bonn (IV. Jahresbericht der Provinzialkommission für die Denkmalpflege in der
Rheinprovinz S. 58. — B. J. io5, S. 245, Fig. 28).
Fig. 113. Lindern. Grundriss der katholischen Pfarrkirche.
LOVERICH.
Kathol. KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Willibrordi). Binterim und
Pfarrkirche MoQREN; £ R T> g 335 _ KALTENBACH S. 320. — OFFERMANN S. 1 79.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Unbedeutende Akten des 18. Jh. Im
einzelnen vgl. Tille, Übersicht II, S. 1 56.
Geschichte Ein Pfarrer zu Loverich kommt schon im J. 1248 vor (Aachener Zs. VI, S. 1 56,
Anm. 2). Im J. 1 253 hat Erzbischof Konrad von Hochstaden das Patronat der Kirche
dem Domkapitel zu Köln geschenkt (Ann. h. V. N. XXXV, S. 43. — Ennen-Eckertz,
Quellen zur Gesch. der Stadt Köln II, S. 618); auch im Liber valoris, um i3oo, wird
die Kirche genannt. Der jetzige Bau stammt aus der Zeit um i5io— 1 525 ; im J. 1 669
entstand der Turmaufbau.
Beschreibung Zweischiffige Hallenkirche aus Backsteinen, mit südlichem Seitenschiff,
aus dem Anfang des 16. Jh., der Turm im i7. Jh. aufgesetzt, im Lichten 1 9,5 m lang,
io,5 m breit (Ansicht Fig. ii4, Grundriss Fig. 1 1 5 ).
4i8
LOVERICH
i75
Das Äussere des Bauwerkes ziemlich einheitlich durchgeführt, das Langhaus Kathol.
PfärrJcirchG
von drei Jochen, der Chor von zwei Jochen mit Achtecksschluss, an dem Seitenschiff Äusseres
ein an der Aussenecke abgeschrägter Chorschluss. Langseiten und Chor haben
Fig. 114. Loverich. Ansicht der katholischen Pfarrkirche.
schlichte Strebepfeiler mit pultförmigen Abdeckungen, das Bankgesims ist um die
Strebepfeiler verkröpft, darüber sind die Strebepfeiler noch einmal abgetreppt. Die
spitzbogigen Fenster, ur-
sprünglich wohl ohne Mass-
werk, sind mit modernem
Masswerk versehen ; die
Fenster des Seitenchörchens,
in der Mittelpartie zuge-
mauert, haben noch altes
Masswerk. Die Westseite
der Kirche ist ganz ge-
schlossen, jetzt zum Teil
mit einem hässlichen Ze-
mentverputz versehen. An
der Südseite im Westjoch
eine spätgotische korbbogige
Tür, deren Gewände ganz
überputzt sind ; in dem
Putz die wohl auf eine ältere Bezeichnung zurückgehende Inschrift: anno domini
i 5 2 5. renovatum 1 87 2. Am Seitenchörchen eine vermauerte Tür mit Hausmarke,
der Jahreszahl i5io und den Wappen von Zievel und von Werth. Im Mauerwerk an
Fig. 115. Loverich. Grundriss der katholischen Pfarrkirche.
4i9
1 76
KREIS GEILENKIRCHEN
Kathoi. einzelnen Stellen rauten- und kreuzförmige Muster aus dunkleren Ziegeln. Das Lang-
'farrkirche ^aus mjt hohem Satteldach, über den einzelnen Jochen des Seitenschiffes Walm-
dächer.
Der über dem Westjoch des Hauptschiffes errichtete Turm von oblongem
Grundriss erhebt sich mit zwei Geschossen über dem Erdgeschoss; die Glockenstube
mit einfachen gekuppelten Korbbogenfenstern. Am Mauerwerk die Jahreszahl 1 669
in Eisenankern. Achtseitiger geschieferter Helm.
inneres Das Innere ganz schlicht, rechteckige Pfeiler mit Vorlagen, die einfachen
Kreuzrippengewölbe auf glatten Konsolen ansetzend. Das Seitenchörchen, das sich
zum Hauptchor in breitem Bogen öffnete, ist jetzt als Sakristei abgetrennt.
Glocke Die einzige ältere Glocke von i77o trägt die Inschrift: in honorem sancti
WILLIBRORDE PATRONI ECCLESIAE LOVERICHIANAE. l77o. MARTINUS LEGROS ME
fecit (B. J. XXXVII, S. 245).
Besitz des Im Besitz des Herrn Pfarrers Meurer:
Pfarrers Kleines Reliquiar des i5. Jh., stehender polygonaler Kristall-Zylinder mit
Pyramidendach aus vergoldetem Silber, aus der Kirche S. Maria ad gradus in Köln
stammend, io cm hoch.
Russisches Muttergottesbild, gemalt, in reiche Silbertafel gefasst, i7. bis
18. Jh.
Vier alte Füllungen, trefflich geschnitzt mit Ornament und Masken, nieder-
rheinisch, Anfang des 1 6. Jh., jetzt zu einem Schrank verarbeitet.
MARIENBERG.
Alte kathoi. ALTE KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. Assumptionis s. Mariae).
Pfarrkirche ßjNXERIM Und MOOREN, E. K. II, S. l8o. — KALTENBACH S. 388. — OFFERMANN
S. i84. — Lückerath, Beiträge z. Gesch. von Heinsberg II, S. 23. — Quix, Schloss
und ehemalige Herrschaft Rimburg S. 120. — Aachener Zs. IV, S. 34; VI, S. 186;
XXI, S. 263. — Der Niederrhein i878, S. 1 27.
Handschrift! Qu. Im Pfarrarchiv zu Scherpenseel: Auszug von i5io,
betr. Abtrennung der Pfarrei Marienberg von Eygelshoven (Holland). — Einigung
von i7oo, betr. Anstellung der Kirchenmeister. ■ • Akten über den Neubau der
Kirche, 1 7 77 — 1 788. — Stiftungsurkunden, Rechnungen, Rentenverzeichnisse usw. aus
dem i7. und 18. Jh. Im einzelnen vgl. Tille, Übersicht II, S. 160.
Geschidite Turm und Chor gehören noch der 2. H. des 1 5. Jh. an; im J. i5io wurde die
Kapelle zu Marienberg zur Pfarrkirche erhoben und von Eygelshoven (Holland) abge-
trennt. Im J. 1 7 7 7 brannten Kirche und Turm nieder; im Anschluss daran erhielt
der nie vollendete Turm die jetzige Glockenstube, das Langhaus wurde — wahr-
scheinlich unter Benutzung der Untermauern des alten dreischiffigen Baues — als
einfacher Saalbau neu errichtet. Im J. 1 787 war der Bau vollendet. Im J. 1886
wurde der Turmhelm wieder durch Blitzschlag zerstört und durch die niedrige häss-
liche Haube ersetzt. Seit der Errichtung einer neuen Pfarrkirche in dem Ort
Scherpenseel dient der alte Bau als Nebenkirche.
Beschreibung Saalbau des 18. Jh. aus Ziegelmauerwerk, mit spätgotischem grossem West-
turm von i484 und spätgotischem Chor aus der 2. H. des 1 5. Jh., im Lichten 23,5 m
lang, 12 m breit (Ansicht Fig. 116, Grundriss Fig. 11 7).
420
MARIENBERG
1 77
Der unvollendet gebliebene Westturm umfasst fünf Geschosse, von den Alte kathoi.
Pfärrkircht?
unteren Geschossen sind zwei und zwei zusammengefasst und jedesmal mit einem Äusseres
Hausteingesims abgeschlossen. Am Erdgeschoss ein einfacher Sockel aus Hausteinen,
an der Nordseite ein vermauertes kleines Spitzbogenfenster, das Westportal einfach
rechteckig in Haustein mit Entlastungsbogen darüber; auf dem Sturz die stark ver-
witterte Inschrift: anno domini i484 in v. o. f. o. maece (?). Die beiden weiteren
Geschosse haben an Nord- und Südseite je zwei grosse dreiteilige Masswerkblenden
mit Spitzbogen, die Westseite ist ganz glatt. In der Glockenstube unten die An-
sätze von zweiteiligen Masswerkblenden, darüber die einfachen rundbogigen Fenster
des 18. Jh. mit Ziegelgewänden. Die niedrige hässliche achtseitige Dachhaube
Fig. 116- Marienberg. Ansicht der alten katholischen Pfarrkirche.
mit flachem Ansatz und kleiner Spitze. Die in der Glockenstube noch i ,95 m
starken Mauern deuten darauf hin, dass ursprünglich eine viel höhere Ausbildung
des Turmes, ähnlich dem Turm in Brachelen (s. o. S. 12 1), beabsichtigt war.
Die Turmhalle ist flach gedeckt; eine bis zum fünften Geschoss emporführende
Wendeltreppe liegt in der Südmauer.
Das Langhaus, einfach rechteckig aus Ziegelmauerwerk, besteht in den
unteren Partien, die wahrscheinlich noch dem ursprünglichen dreischiffigen gotischen
Bau angehören, aus Hausteinquadern. An jeder Langseite vier hohe schmale Korb-
bogenfenster. An der Südseite unter dem Dachgesims eingeritzt die Jahreszahl i 786.
Der kleine gotische Chor von zwei Jochen mit dreiseitigem Schluss hat ein-
fache Strebepfeiler mit Hausteingliederung; die ursprünglich zweiteiligen Fenster, in
dem unteren Teil vermauert, mit Resten des Masswerkes. Nördlich eine kleine
42 i
12
i78
KREIS GEILENKIRCHEN
Alte k a t h o 1. Sakristei der gleichen Zeit, mit Pultdach, schmucklos; südlich eine rechteckige Tür
P färrliirchG
in Hausteinumrahmung; auf dem Sturz die Inschrift: anno nativitatis domini
i4 . . die s. . . .
An die Ostseite des Chores ist im 18. — 1 9. Jh. eine zweite kleine Sakristei
in den schlichtesten Formen angebaut worden.
Inneres Das Innere des Langhauses schlicht, mit einfacher Pilastergliederung zwischen
den Fenstern, glatte Decke mit Stuckleisten. Der Chor mit spitzbogigem Triumph-
bogen ; die Gewölbe sind herausgeschlagen und durch eine flache Decke ersetzt. Die
alte Sakristei hat noch ihr einfaches Kreuzgewölbe. An der Nordseite des Chores
ein kleines Wandschränkchen mit hölzerner Masswerktür und einfachen Eisen-
bändern, um i5oo.
Ausstattung Von der Ausstattung sind zu nennen:
Der Hochaltar mit der Muttergottes, die beiden Seitenaltäre mit den
hh. Anna und Rochus klassizistisch, in Weiss mit Gold, Ende des 18. Jh.
— 3=i i i' i' i- i1 r r i' r-y
Fig. 117. Marienberg. Grundriss der alten katholischen Pfarrkirche.
Einfache Rokoko-Kanzel in Weiss mit Gold, Mitte des 1 8. Jb.
Zwei Ölgemälde der Heimsuchung und der Verkündigung, ganz duftig gemalt,
wohl Kopien nach einem späten Venetianer Meister; etwa 2,20 m hoch, 1 m breit,
1. H. des 18. Jh., in geschnitzten Rahmen der gleichen Zeit.
Im Langhaus unter den Bänken zwei halbverwischte Grabplatten der frau
ANNA CORNELI GEN. DRESCHERS (f • . Juli 1 72 7) Und des JACOBUS CORNELI, DROSSARD
ZU RIMBOURG, SCHOLTIS ZU (Welz) UND RURDORF UND SCHEFFEN . . . HAUPTGERICHTS
ZU HERTZOGENRATH (f I 7 . .).
Glocken Die beiden Glocken von i79o tragen die Inschriften (Aachener Zs. XXI,
S. 264. — B. J. XXXVII, S. 245):
1. SANCTI ROCHUS ET ANNA, PATRONI NOSTRI, ORATE PRO NOBIS. J. SIMON ET
C. FOISSEY NOS FUDERUNT ANNO l79o.
2. sancta maria, patrona, ora pro nobis. ex clnere lvgens svß
VIrgIneo assVMptae patroCInIo refVnDebar (i79o). j. simon et c. foissey
NOS FUDERUNT I 79o.
3. In der Sakristei eine bei dem Brand von i885 gesprungene Glocke aus
dem J. i582 mit der Inschrift: im vuir bin ich geflossen, ein faber klock zu
WOLMERSTORPH GEGOSSEN, ZUM GELEUCK BIN ICH GEBORN, ZUM UNGELUCK l(?)
VERLOREN (?). PETRUS DE TREVERIS ME FECIT 1 582.
422
OIDTWEILER
1 79
OIDTWEILER.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Martini Ep.). Binterim und
Mooren, E. K. I, S. 33 1; II, S. 1 56. — Kaltenbach S. 3 1 6. — Offermann S. i 69.
— Aachener Zs. I. S. 2 5 2, 2 53; VI, S. i44; XII, S. 1 85. — Mitteil, aus dem Stadt-
archiv zu Köln XII, S. 4o.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Mefsstiftung von i696. — Inventar
von i832 mit Aufzeichnung älterer, jetzt nicht mehr vorhandener Stücke. Vgl. Tille,
Übersicht II, S. 1 56.
Im J. 12 75 wird von
verschiedenen Adeligen ein
Hof bei Oidtweiler mit einem
Anteil an dem Patronat der
dortigen Kirche dem Dom-
kapitel zu Köln verkauft, ein
anderer Teil des Patronates
gehörte den Herren von
Aldenhoven; im J. 1289 ging
dann ein Hof in Baesweiler
mit dem Patronat der Kirche
von Heinrich von Schinnen
an das Norbertinerstift in
Heinsberg über (Lacom-
blet, U.B. II, Nr. 876; III,
Nr. 997). Später war das
Patronat im Besitz des Her-
zogs von Jülich und des
Kölner Domkapitels. Der
jetzige Bau stammt in sei-
nem ganzen Umfang aus
der Zeit um i5oo.
Zweischiffige, ur-
sprünglich einschiffige Hal-
lenkirche des i5. — 16. Jh.,
aus Ziegelmauerwerk, im
Lichten 23,5 m lang, io,5 m
breit (Ansicht Fig. II 8,
Grundriss Fig. 1 19).
Das Hauptschiff, von fünf Jochen mit dreiseitigem Chorschluss, besteht in
den unteren Teilen aus Bruchsteinmauerwerk und Quadern, oben aus Ziegeln.
Schlanke Strebepfeiler, das Kaffgesims um die Strebepfeiler und auch an der ganz
geschlossenen Westseite durchgeführt; schlanke zweiteilige Masswerkfenster. Im
Westjoch der Südseite moderne Tür mit modernem Masswerkfenster darüber. Die
glatte Westfront hat ein rechteckig vortretendes Treppentürmchen, das ganz in der
Art eines Strebepfeilers ausgebildet ist.
Das niedrige, später angefügte Seitenschiff an der Nordseite mit kleinen
Spitzbogenfenstern und Strebepfeilern, mit dem Hauptschiff unter ein Dach gebracht;
12*
423
Kathol.
Pfarrkirche
Geschichte
Beschreibung
Fig. 118. Oidtweiler. Ansicht der katholischen Pfarrkirche.
Äusseres
l8o KREIS GEILENKIRCHEN
Kathoi. es erstreckt sich über die drei westlichen Joche des Hauptschiffes. Vor dem vierten
Pf&rrlcirchc
Joch die einfache kleine Sakristei mit spitzbogigem Fenster.
Die Westfront mit beschiefertem Giebel, darüber erhebt sich der schwere vier-
seitige ganz beschieferte Dachreiter mit stumpfem Pyramidendach,
inneres Im Inneren hat das Hauptschiff im Osten Runddienste mit schweren unge-
gliederten Gewölberippen, westlich setzen die einfachen Rippengewölbe auf kleinen
Konsolen an. Das Westjoch ist in der Art einer Turmhalle durch einen schweren
Gurtbogen abgetrennt; es hat ein von den übrigen Gewölben abweichendes, stark
busiges Kreuzgewölbe. Das Seitenschiff mit einfachen Rippengewölben auf Konsolen,
nach dem Westjoch hin eine niedrige Spitzbogenöffnung; die beiden anderen Joche
öffnen sich mit höheren Bogen, dazwischen der aus der alten Aussenmauer des
Hauptschiffes ausgearbeitete derbe Rundpfeiler. Die Sakristei auch mit einfachem
Kreuzgewölbe; die Sakristeitür spätgotisch, mit kräftiger Vierpassgliederung.
Ausstattung Von der Ausstattung der Kirche sind zu nennen:
Einfache Barock-
kanzel des i7. — 1 8. Jh.
Rest eines Chor-
gestühles, vier Rücksitze
in der üblichen Ausbildung
der Spätgotik; als Miserikor-
dien Fratzen, Tierfiguren
usw., von den fünf Knäufen
auf den Armlehnen einer
mit Blattwerk, die übrigen
mit Figuren, ein nackter
wilder Mann, ein Engel mit
Laute, ein Mann in Zeit-
tracht und ein Frührenais-
Fig. 119. Oidtweiler. Grundriss der katholischen Pfarrkirche. sance-PuttO. Um l53o, Stark
überstrichen.
An den Diensten zu beiden Seiten des Altares die spätgotischen Holzfiguren
der hh. Petrus und Paulus mit grossen derben, aber charakteristischen Köpfen, eng
anliegender grosszügiger Gewandung, die Haltung noch ziemlich stark ausgebogen.
Gute Arbeiten aus der Mitte des 1 5. Jh., etwa i,5o m hoch, leider grau überstrichen,
angeblich aus Köln stammend.
Vor trage kr e u z aus Gelbguss, i3. Jh.; das Kreuz mit Lilienendungen, von
denen die untere fehlt; der stark abgeschliffene Christuskörper ausgehangen und
geschweift, mit grossem Lendentuch und tief gesenktem Haupt.
Taufstein, flaches Blausteinbecken auf Balusterfuss; daran die zum Teil ver-
deckte Inschrift: anno i693 hat heinderich h . . . mar . . . der ehren gottes
UND DER KIRCHEN DIESEN DEUFSTEIN GEBEN.
An der Tür barockes Weihwasserbecken aus Marmor mit der Inschrift:
b. charmans abbas. 1660 (war Abt in M. -Gladbach).
Grabsteine Neben der Kanzel in der Wand grosse Grabplatte aus Blaustem mit dem
h. Nepomuk in Relief, Wappen und Inschrift: anno i 738 pie obiit coloniae sub
manibus medicorum ibidemque in ecclesia sanctae columbae prope fontem
baptismalem sepultus est admodum reverendus d. joannes hilgerus engel-
bertus augustinus brewer, pastor in sieppenacken, altaris s. crucis as-
424
PALENBERG I 8 I
TANTIS IN UTILITATEM SOLIUS FAMILIAE DOMINI FRATRIS SUI HERMANNI FUNDATOR Kathol.
ILLUSTRISSIMUS. ANNO 1 754, 8 VA X BRIS, PIE OBIIT ET IN BEGGENDORF ANTE ^arr'<lrc
ALTARE SUMMUM SEPULTUS EST ADMODUM REVERENDUS D. MATTHIAS BREWER,
PASTOR IN BEGGENDORF, PRAEDICTI ALTARIS RECTOR ILLUSTRISSIMUS ET FUNDATOR
2DUS. 1 786, 25 TA MARTH, APOPLEXIA TACTUS PIE OBIIT ADMODUM REVERENDUS
D. JOANNES MATHIAS ANDREAS BREWER, PRIMISSARIUS ET HUIUS ALTARIS, AD CUIUS
CORNU SEPULTUS EST, RECTOR 2DUS, AUCTOR MISSAE DE VENERABILI A PARENTIBUS
ET PATRUIS 1 763 FUNDATAE, AET. 55, PRIMISS. 4o, SACERDET. (so) RECT. 32. Um-
schrift: A. M. D. G. QUI SUPRADICTAS FOECUNDO GERMINE PROLES AETERNO SACRAS
PROGENUERE DEO ANDREAE BREWER COGNOMINE MERTENS, QUANTA FIDES FUERIT,
SAT LAPIS ERGO DOCET. Unten : DA, DEUS, HIS REQUIEM, QUAM SPERAVERE PER FINES.
Durch das Chorgestühl halb verdeckt Grabstein an der Chorwand, mit
Wappen, Kelch und Inschrift: hic jacet ad pedem sancti tabernaculi, qui
IACENTES ERIGEBAT ET DIRIGEBAT, ADMODUM REVERENDUS ET DOCTISSIMUS PAULUS
BALUM, HUIUS PAROCHIAE ULTRA DECEM ANNOS PAROCHUS, CHRISTIANITATIS JULIA-
CENSIS CAMERA RIUS, PACE CHRISTI SINGULARIS, DUM VIVERET, ARBOR IN MEDIO
TERRAE MAGNA, FORTIS ET BONA, DEO ET PROXIMO FRUCTUS FERENS HUMILITATIS,
PATIENTIAE ET CARITATIS, FRUCTUM P1AE IN DEO MORTIS TULLIT 6a FEBR. ANNO
l73o, ANNOS AETATIS 56, PASTORALIS CURAE 3o. R. I. P.
PALENBERG.
KATHOLISCHE
KAPELLE (s. t. s. Petri).
BlNTERIM U. MoOREN,E. K. I,
S. 338; II, S. 180. — Kal-
tenbach S. 39o. — Offer-
mann S. 1 73. — Quix,
Schloss und ehemalige Herr-
schaft Rimburg S. i3o. —
Aachener Polit. Tageblatt
i89i, Nr. 277. — Echo der
Gegenwart 1 89 1, 12. Juli und
5. September.
Handschrift!. Qu.
Im Pfarrarchiv zu Fre-
lenberg: Rentenverzeich-
nisse von 1 592 und 1 7 28.
Vgl. Tille,' Übersicht II,
S. i46.
Palenberg ist ein alter
Reichsbesitz, der im J. 861
von den Edlen Matfridt und
Olbertus an das Reich kam
(Allgem. Archiv für preuss.
Geschichte XV, S. 221). Im
Zusammenhang damit steht
jedenfalls die Gründung des
interessanten kleinen Bau- Fig. 120. Palenberg. Westansicht der katholischen Kapelle.
42 5
Kathol.
Geschichte
182
KREIS GEILENKIRCHEN
Kathol.
Kapelle
Beschreibung
Äusseres
werkes, das in seinem Kern
jedenfalls noch dem 10. Jh.
angehört. Später gehört die
Kapelle zu der Pfarrkirche
in Frelenberg. Ob die im
Liber valoris, um i3oo, ge-
nannte Pfarrkirche Palem-
bach mit Palenberg iden-
tisch, ist sehr zweifelhaft.
Zwischen i65o und 1 653
wurden dann zu Verteidi-
gungszwecken die merk-
würdige Vorhalle mit Kamin
und der Giebel über dem
Seitenschiff mit Wohnräu-
men im Dachraum herge-
stellt. Der Bericht des Kirch-
meisters Hermann von
Mirbach zu Zweibrüggen
besagt dazu: „Die Kapelle
von Palenberg ist sehr ver-
fallen gewesen. Die lotringi-
sche Völker, so uff andern
dörffern ihre quartier hatten,
darin gefallen, die kirche
geplündert .... So habe
ich eine newe hall, worin
man wacht halten kann,
mit dobbelten thüren an
die kirche gebawet, wie
auch das behäng höher yff-
geführt der gestalt, dass die
nachbaren von Palenberg und
Bersitten fein gemäch und . . .
sollen darauff haben und ge-
brauchen" (Archiv auf Haus
Zweibrüggen, nach Mitteil. d.
Herrn Frhr. von Negri). Aus
der gleichen Zeit stammt wohl
auch der elegante Dachreiter.
Zweischiffiger Bau
des 10. u. 1 7. Jh. aus Bruch-
stein-, Kiesel- und Backstein-
mauerwerk mit südlichemSei-
tenschiff und nördlicher Vor-
halle, im Lichten i5 m lang, 9,5 m breit (Ansichten Fig. 120 u. 121. Grundriss Fig. 122).
Das Äussere der Kapelle zeigt ein sehr buntes Bild; der Westgiebel ist in
schweren unregelmässigen Kalksteinen glatt aufgemauert, darin jetzt ein modernes
Fig. 121—122. Palenberg
Südostansicht und Grundriss der katholischen Kapelle.
426
PALENBERG
183
Stichbogenfenster. Das südliche Seitenschiff besteht gleichfalls aus Bruchsteinen und Kathoi.
hatte ursprünglich keine Lichtöffnungen ; die Höhe des alten Pultdaches ist an der ape
schmalen Ostseite des Seitenschiffes noch deutlich erkennbar. Im 1 7. Jh. wurde
dann über der Langseite des Seitenschiffes der grosse Ziegelgiebel aufgemauert, unten
mit zwei lukenartigen Stichbogenfenstern für das erhöhte Seitenschiff, oben mit vier
Reihen kleiner Lukenfenster im Giebel.
Das Chorhaus mit der halbkreisförmigen Apsis besteht in den unteren Teilen
auch aus Bruchsteinen und ist ohne Gliederung; die Apsis mit drei gotischen Fenster-
chen, nachträglich im i5. — 1 6. Jh. verändert und vergrössert. An der Südseite des
Chorquadrates ein ganz kleines Rundfenster, an der Nordseite eine kleine ver-
mauerte Tür mit giebelförmigem Sturz, daneben ein wieder teilweise vermauertes
grosses Spitzbogenfenster der Spätgotik, jetzt ohne Masswerk. Das ganze Chorhaus
ist in den oberen Partien im 16. oder 1 7. Jh. in Backsteinen erneuert und mit einem
Klötzchenfries abgeschlossen worden.
Die kleine rechteckige zweigeschossige Vorhalle an der Nordseite ist eine
vollständige Zutat des 1 7. Jh. aus Backsteinen; sie hat gleichfalls die kleinen, jetzt
zum Teil vermauerten Lukenfenster, an der Ostseite eine moderne Tür. Als Gesims
ein einfacher Klötzchenfries der auch den Nordgiebel durchschneidet; der Giebel
endigt in einen Kamin.
Auf dem Westende des Hauptschiffes ein schlanker, ganz beschieferter Dach-
reiter mit achtseitigem Helm; auf dem Ostende ein schönes spätgotisches Kreuz aus
Schmiedeeisen.
Im Inneren zeigt die flachgedeckte Vorhalle die Reste eines Kamines. Der Inneres
Chor mit Halbkuppel in der Apsis, in die die Fensterkappen einschneiden, das Chor-
quadrat mit Tonne. Zwischen beiden ein Gurtbogen auf Wandvorlagen; die äusserst
interessanten, wohl noch ottonischen Kämpfer ganz antikisierend, ein Blattwerkfries
auf zwei Blattwerkkonsolen (Fig. 123). Neben dem Pilaster die alte Lavabo-Nische
(Fig. 123).
4a7
i84
KREIS GEILENKIRCHEN
Kathoi. Das Langhaus mit flacher Decke; in die Westhälfte eingebaut die schwere
K 3. D 6 1 1 6
Holzkonstruktion, auf der der Dachreiter ruht.
Das Seitenschiff, dessen Ostjoch jetzt als Sakristei abgetrennt ist, öffnet sich
auf schlichten viereckigen Pfeilern in drei verschieden breiten Rundbogen zum Lang-
haus, einfache gradlinige Kämpfergesimse in den Laibungen.
Auf dem Boden über dem Seitenschiff ist in der Scheidemauer noch eines der
kleinen Rundbogenfenster des Obergadens sichtbar.
Ausstattung Von der Ausstattung sind zu nennen:
Der nördliche Seitenaltar mit schlichter spätgotischer Mensa aus groben
Hausteinquadern, darauf eine feine spätgotische Holzfigur der Muttergottes in
reichem lebendigem Faltenwurf und von stark geschweifter Haltung; gute nieder-
rheinische Arbeit vom Ende des 1 5. Jh., leider weiss lackiert, 85 cm hoch.
Auf dem Boden stark beschädigte Holzfigur des h. Petrus, von einfacher
grosszügiger Durchbildung, wohl kölnisch, um i4oo, 75 cm hoch.
Auf dem südlichen Seitenaltar derbe Barockfigur des h. Petrus, i7. — 18. Jh.
Totenschild mit dem Eynattenschen Wappen und dem Sterbedatum i647,
8. Juni (Katharina, vermählt mit Herrn, von Mirbach). Die Gruft der Besitzer des
Hauses Zweibrüggen befand sich im Chor; Verzeichnis der Beigesetzten im Archiv
auf Haus Zweibrüggen.
Glocken Die beiden Glocken von 1 537, umgegossen im J. 1 854, und von 1 467 tragen
die Inschriften:
1. MARIA. O MATER DEI, MEMENTO MEI. JOANNES TREVER. ME FECIT ANNO
DOMINI 1 537. FRACTAM REFECIT JOSEPHUS BEDUWE ANNO 1 854, PAROCHO IN FRELEN-
BERG cornelio woebel curante (vgl. Böckeler, Beiträge zur Glockenkunde S. 3i).
2. IN HONOREM BEATE MARIE VIRGINIS ANNO DOMINI l467 FACTA EST CAM-
PANA ICTA.
PRUMMERN.
Kathoi. KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Toannis ante portam Latinam).
Pfarrkirche Binterim u MOOREN, E. K. II, S. 2 1 5. — KALTENBACH S. 394. — OFFERMANN
S. 1 78. — Berg. Zs. XXII, S. 2o5, 244. — Aachener Zs. I, S. 1 89, i94, 1 98. — Ann.
h. V. N. LV, S. i Anra. — Graf W. Mirbach, Beitr. zur Territorialgeschichte II, S. 7.
Handschrift! Qu. Das Pfarrarchiv ist im 1 8. Jh. untergegangen, erhalten
ist nur eine Stiftungsurkunde von 1 676 (Tille, Übersicht II, S. 1 5 6).
Geschichte Bischof Werner von Münster weiht am 4. Dezember i 1 3 7 die von dem Über-
wasser-Stift in Münster i. W. erbaute Kapelle zu Prummern (Erhard, Regesta historiae
Westfaliae II, S. 21, Nr. 2 2 3. — Knipping, Regesten der Erzbischöfe von Köln II,
S. 55, Nr. 348. — Ann. h. V. N. LV, S. 1 Anm.). Die Kapelle war Filiale von Würm.
Im Liber valoris, um i3oo, kommt die Kirche noch nicht vor; nach der Nennung
eines Pfarrers im J. H82 scheint sie damals schon Pfarrkirche gewesen zu sein (eben-
dort LVII, S. 1 63). Der gleichen Zeit gehört der Bau der Kirche an. Das Kolla-
tionsrecht besass der Landesherr.
Beschreibung Z w e i s c h i f f i g e r spätgotischer Backsteinbau mit Westturm, aus der
Zeit um i5oo, im Lichten 24 m lang, 10 m breit (Ansicht Fig. 124, Grundriss
Fig. 125).
Äusseres Der dreigeschossige West türm im Erdgeschoss mit modernem Westportal vom
J. 1 85 1 . in den Seitenwänden Spitzbogenblenden mit erneuertem Masswerk. Das
428
PRUMMERN 1 85
Mittelgeschoss hat gleichfalls grosse Spitzbogenblenden, die Westblende mit zwei- Kathoi.
PfurrKirc
teiligem Ziegelmasswerk, dessen Mittelschaft in sehr eigenartiger Weise zu einem
mandelförmigen Lichtschlitz ausgeweitet ist. Die Glockenstube mit ungegliederten
spitzbogigen Schallfenstern ; schlanker achtseitiger Helm.
Das Langhaus von drei Jochen ist ganz schlicht; einfache mit Schiefer ab-
gedeckte Strebepfeiler, um die das Fensterbankgesims verkröpft ist, grosse unge-
gliederte Spitzbogenfenster. Beide Schiffe liegen unter einem einheitlichen Dach.
Der etwas höhere Chor von zwei Jochen mit Achtecksschluss hat reichere
Strebepfeiler; das Fensterbankgesims liegt in gleicher Höhe wie am Langhaus. Die
Fenster mit neuem Mass-
werk. Nördlich in Verlänge-
rung des Seitenschiffes die
gleichzeitige schlichte Sa-
kristei. An der Südseite eine
vermauerte kleine Tür, auf
dem Sturz eine grosse, fast
ganz verwitterte Inschrift
mit zwei Wappen, das eine
mit zwei doppelten Kreuzen,
das andere mit drei See-
blättern. An dem Strebe-
pfeiler daneben vermauerte
Nische für ein Kirchhofs-
licht in Hausteinfassung mit
Fratze darunter.
Am Ostende des Cho-
res moderne rechteckige Sa-
kristei.
Im Inneren die
Turmhalle mit Rippenge-
wölbe. Das Langhaus hat
rechteckige Pfeiler mit ab-
gefasten Kanten; das Seiten-
schiff im Norden ist etwas
niedriger als das Hauptschiff.
Die Kreuzgewölbe von ein- Fig. 124. Prummern. Ansicht der katholischen Pfarrkirche,
fächern Schienenprofil mit
glatten, schlanken Konsolen und runden, teilweise ornamentierten Schlufssteinen.
Unter den Fenstern sind durchweg ffachbogige Nischen ausgespart. Die Sakristei mit
einfachem Tonnengewölbe. An der Nordseite im Chor der Aufsatz eines Sakraments-
Wandschränkchens mit Kielbogen und Fialen, darauf eine kleine derbe Kreuzigungs-
gruppe in Relief.
Von der Ausstattung sind zu nennen: Ausstattung
Messing-Kronleuchter des i7. Jh. mit sechs Armen, dazwischen hübsche
Metallrosetten.
Weih Wasserkessel des i5. — 16. Jh., zylindrisch, mit feiner Profilierung.
Taufstein in Kelchform aus Blaustein aus dem 16. — 1 7. Jh., Balusterschaft,
auf der Kuppa eine Reihe von Wappen mit Monogrammen ; eines mit dem Jülicher
Inneres
i86
KREIS GEILENKIRCHEN
Ausstattung Löwen und dem Monogramm w. h. z. g. scheint sich auf Herzog Wilhelm von Jülich
zu beziehen (f i592), eines ist das Wappen der Stadt Düren, andere augenscheinlich
bürgerliche Wappen.
Kanzel und Täfelung im Chor klassizistisch, mit Fruchtgehängen geschnitzt
und teilweise vergoldet, um 1800.
In der Sakristei schwerer Renaissanceschrank aus Eichenholz, um 1600,
mit kräftiger Pilaster- und Bogengliederung.
Glocken Die vier alten Glocken von i3So, 1 473, 1 476 und 1 5 9 7 tragen die In-
schriften :
I. INT JAER ONS HEREN MCCCCLXXVI JACOP. JOHANNES APOSTOLUS ET EVAN-
GELISTA.
Fig. 125. Prummern. Grundriss der katholischen Pfarrkirche.
2. MARIA HEIS ICH, AL UNGEWEDER VERDRIVE ICH, INT JAER ONS HEREN
MCCCCLXXIII IACOP VAN VENROED.
3. ANNO DOMINI MCCCL, EGO VOCOR CATARINA, SUM BAPTIZATA.
4. MARTHINUS HISSEN ICH, JOHAN VAN TRIER GUS MICH 1 597 .
PUFFENDORF.
Kathoi. KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Laurentii). Binterim und
Pfarrkirche MooREN; E. K. II, S. i57. — Kaltenbach S. 320. — Offermann S. i79. — Ann.
h. V. N. I, S. 36. — Dumont, Descriptio p. 45.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Streit wegen Pastoratsrenten, 1 656
bis 1668. — Akten über die Kirchenvisitation i659. — Rentenverzeichnisse, Stiftungen
usw. des i7.und 18. Jh. Vgl. Tille, Übersicht II, S. 1 5 7.
Geschichte Ältere Nachrichten über die Kapelle von Puffendorf fehlen; nach der nach dem
Kirchenpatron genannten Glocke von 1 467 muss die Gründung wohl spätestens in
der 1. H. des i5. Jh. erfolgt sein, wahrscheinlicher schon im 1 4. Jh. Das Patronat
war im Besitz der Herren des Hauses Puffendorf. Angeblich gehörte die Kapelle
früher zu Loverich, nach i5oo stand sie unter Gereonsweiler, im J. i8o4 wurde sie
selbständig, gehörte dann wieder zu Loverich und wurde im J. 1 837 wieder zur
Pfarrkirche erhoben. Der Turm stammt noch aus dem 18. Jh.; das Langhaus wurde
im J. 1888 durch einen Neubau ersetzt.
43o
RANDERATH
187
Schlichter dreigeschossiger Ziegelturm des 18. Jh., das Portal modern, in der Kathol.
Glockenstube flachbogige Fenster. Elegante, leicht geschweifte beschieferte Haube. Beschreibung
Das Innere ist schmucklos.
Von der Ausstattung sind zu nennen: Ausstattung
Triumph kreuz in Lebensgrösse ; der Gekreuzigte mit flatterndem Lenden-
tuch, auf den Kreuzenden die Evangelistensymbole. Ziemlich derbe spätgotische
Holzskulptur aus der i. H. des 16. Jh.
Renaissance-Monstranz aus vergoldetem Silber, i. H. des i7. Jh., seitlich
unter Baldachinen die hh. Petrus und Paulus, oben die Muttergottes mit Engelchen,
um 1600, im j. 1 83 1 restauriert.
Die beiden alten Glocken von i486 und 1 46 7 tragen die Inschriften: Glocken
1. MARIA HEYSCHEN ICH, GREGORIUS VON TRIERE GOUSS MICH ANNO DOMINI
MCCCCLXXXVI.
2. QTJIRINUS, LAURENTIUS HEISSEN ICH, IN DE GODES EIR LUIDEN ICH, GOEBEL
MOET GUIS MICH ANNO DOMINI MCCCCLXVII.
HAUS PUFFENDORF. Eissenberg-Mirbach. — Aachener Zs. II, S. 2o7 ; Haus
VI, S. 299, 3o4 Anm., 321; XV, S. 287. — Strange, Beiträge zur Genealogie IV, Puffen orf
S. 1. — Berg. Zs. XXIV, S. 5i.
Ungenaue Ansicht vorn J. 1 7 23 im Codex Welser.
Im i3. und i4. Jh. war ein Geschlecht gleichen Namens im Besitz der Burg- Geschichte
Mitglieder der Familie von Puffendorf sind im Nekrologium der Abtei Gladbach ge-
nannt. Um die Mitte des 1 5. Jh. besass ein Zweig der von Harff das Haus (Ann.
h. V. N. LVII, S. 45). Im J. i488 kam es mit dem Quirinus-Stift zu Neuss, das
Lehensherr der Burg war, zu einem Streit, in dessen Verlauf das Lehen abgelöst
und von dem Stift an die Herren von Verken verkauft wurde (Fahne, Köln. Ge-
schlechter I, S. 434; II, S. 172). Nach dem Aussterben der Linie im Mannesstamm
vergab das Stift um i74o den Besitz an den Freiherrn Joseph Adolf von Loe zu
Wissen; um 1800 war dann ein Herr von Pfeil-Scharffenstein im Besitz von Puffen-
dorf. Später wurde das Gut parzelliert, die Gebäude abgebrochen; das Burgterrain
ist jetzt im Besitz der Familie Dolmanns.
In dem grossen Baum garten, der das alte Burggelände einnimmt, zeichnet Beschreibung
sich noch deutlich der von Gräben und Wällen umgebene Hügel ab, auf dem die
Hauptburg stand. Von der Vorburg, auf die eine alte Eichenallee zuführt,
stehen auf alten Untermauern zwei rechtwinklig zueinander liegende Fachwerkbauten
des i9. Jh.
In Puffendorf befanden sich noch andere adelige Sitze, darunter namentlich Adelige
Sitze
ein Gut der Familie des Generals Johann von Werth (Aachener Zs. XI, S. 287. —
Ann. h. V. N. LXXIII, S. 123). Eines dieser Güter ist jedenfalls das grosse Gehöft
in der Nähe der Kirche mit dem stattlichen Wohnhaus des 18. Jh., jetzt im Be-
sitz der Familie Dolmanns.
RANDERATH.
VORGESCHICHTLICHE UND RÖMISCHE FUNDE. In der Nähe Vor-
ffcschicht-
des Dorfes Leiffarth sind an einer Stelle, an der nach der Tradition das Schloss ijcnes und
Leiffarth gestanden hat, zahlreiche römische Reste gefunden worden, die Römisches
auf ein grösseres Anwesen schliessen lassen, namentlich ein schönes spätrömisches
Kapital mit Säulenschaft, zahlreiche Ziegel von Dach- und Bodenbelag usw. Hier
43i
i88
KREIS GEILENKIRCHEN
Vor- liegt auch noch ein alter ausgemauerter Brunnen. Auf diesen römischen Resten
2fGschicht~ •
liches und stand höchst wahrscheinlich die im J. 1 388 zerstörte Burg Leiffarth (Lückerath,
Römisches Gesch. der Herren von Heinsberg, Neudruck S. 48); Funde mittelalterlicher Scherben
sprechen dafür. Weiterhin wurde auch ein fester Kiesweg in der Richtung auf Him-
merich festgestellt, wo gleichfalls römische Sigillata-Scherben gefunden worden sind.
In der Nähe des Horster Steges an der Wurm liegt in den Wiesen eine kleine
runde Erhebung, der sogen. Rastplatz, vielleicht eine römische Station; in der Nähe
sind Tonplatten, Scherben, Steinplatten römischen Ursprunges zutage gekommen, ferner
zwei Beinmesser und der
Fuss einer Figur, auf einer
Schildkröte, aus Sandstein.
In der Nähe von Him-
merich liegt, zum Teil unter
dem Acker, der etwa 20 Fuss
breite Diebsweg; an der
Kreuzung dieses Weges mit
der Strasse nach Randerath
sind acht vorgeschichtliche
Brandurnen, in einer
Reihe stehend, gefunden
worden; weiter drei Urnen
mit kleineren Krügen da-
zwischen. Der Umfang die-
ses Gräberfeldes ist noch
nicht näher festgestellt (Mit-
teil, des Herrn Apothekers
Eckertz in Randerath). Über
die Rom er Strasse Aachen-
Hilfarth vgl. Aachener Zs.
XII, S. 1 55.
Ein schönes Steinbeil
aus Nephrit ist in das Aache-
ner Suermondt- Museum ge-
kommen.
KATHOLISCHE
PFARRKIRCHE (s. t. s.
Lamberti). Binterim und
Mooren, E.K. II, S. 2i4. — Kaltenbach S. 397. — Offermann S. 1 79. — Habets,
Geschiedenis van het bisdom Roermond I, S. 378. — Lückerath, Beiträge zur Gesch.
von Heinsberg II, S. 22. — Der Niederrhein 1 878, S. 1 2 7 . — Kort begryp des Levens
ende der Deugden van de Weerdige Joanna van Randenraedt, Antwerpen 1 69o.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Urkunde von 1 447, betr. die Bruder-
schaft Unser Lieben Frauen. — Rentenverkäufe von 1 47 1, 1 5 1 2, 1 5 2 5. — Mefsstiftung
von 1 5 1 9. — Urkunden und Akten über die Vikarie des Johannis- Altares von i549
an. — Chronik des Pfarrers Gottfried von Ophoven, 1680. — Rechnungen, Rentver-
zeichnisse usw. vom r 7. Jh. ab. Im einzelnen vgl. Tille, Ubersicht II, S. 1 5 7.
Geschichte Die ältesten Nachrichten über die Kirche stammen erst aus dem i4. — iS.Jh.
Der Turm gehört in seinem Unterbau wohl noch der gleichen Zeit an ; die im
Kathol.
Pfarr-
kirche
Fig. 126. Randerath. Ansicht der alten katholischen Pfarrkirche.
432
RANDERATH
189
|. 1 895 bis auf das nördliche Seitenchörchen niedergelegte Kirche war ein schlichter,
dreischiffiger, spätgotischer Ziegelbau des i5. — 16. Jh. Bei dem Stadtbrand von i67o
wurde auch die Kirche eingeäschert; der Turm hatte dann eine neue Glockenstube
und eine geschweifte Haube mit geschlossener hoher Spitze erhalten (Ansicht der alten
Kirche Fig. 126). Bei dem Neubau des J. 1 895 sind Glockenstube und Helm gleich-
falls beseitigt worden. Das
Patronat befand sich immer
im Besitz der Landesherren.
Dreischiffige moder-
ne Hallenkirche vom
J. i895 mit älterem einge-
bautem West türm und
spätgotischem südlichem
Seitenchörchen aus der
Zeit um i5oo.
Der dreigeschossige
Westturm, im Unterge-
schoss mit modernem Portal,
das Mittelgeschoss — wahr-
scheinlich aus dem Ende des
1 7. Jh. — mit zwei grossen
Rundbogenblenden an der
Westseite, darin Spitzbogen-
fenster mit neuem Masswerk.
Die Glockenstube und der
Helm sind modern. Im
Inneren öffnet sich der Turm
nach drei Seiten mit Spitz-
bogen.
Das alte Seiten-
chörchen ganz schlicht mit
modernen Masswerkfenstern;
im Inneren einfaches Rippen-
gewölbe auf Konsolen, auf
dem Schlufsstein ein kleines
Wappenschild.
Von der Ausstat-
tung sind zu nennen:
Schlichte Rokoko-
monstranz aus vergolde-
tem Silber, 2. H. des 18. Jh.
Spätgotischer Kelch aus vergoldetem Silber von [54o. Der achtblätterige Fuss
mit feinem Kleinmeisterornament und Putten graviert, auf einem Lappen Relief der
Kreuzigung mit der Jahreszahl i54o und der Inschrift: juffer hacke rengers.
Auf den Pasten des Knaufes jedesmal ein Christuskopf in Relief, 21 cm hoch (Fig. 12 7).
Rokoko-Ziborium von 1 745 /47 aus Silber, teilweise vergoldet, mit reichem
Muschelwerk. Augsburger Beschau mit Jahresbuchstaben G, Meisterstempel in Form
eines Vogels (:j), 2 7 cm hoch.
Kathol.
Pfarrkirche
Beschreibung
Ausstattung
Fig. 127. Randerath. Kelch in der katholischen Pfarrkirche.
433
l9o KREIS GEILENKIRCHEN
Ausstattung Spätromanisches Vortragekreuz aus vergoldetem Kupfer mit breiteren Kreuz-
enden, Anfang des i3. Jh. Der Korpus mit doppelt genagelten Füssen und langem
Lendenschurz, scharf modelliert und sorgfältig nachziseliert; oben die Hand Gott-
Vaters, links und rechts Sonne und Mond graviert ; unten eine später aufgesetzte
Glaspaste. Zweimal gebrochen und derb mit Eisen genickt.
In der Sakristei Paramentenschrank, reich mit geflammten Leisten besetzt,
Mitte des i7. Jh.
Ölgemälde des letzten Abendmahls, mittelmässig, aus der Klosterkirche her-
kommend, bez. F. GODEFRIDUS FORSTER ORD. ST. FRANCISCI PINXIT 1 758.
Barockfiguren der hh. Antonius von Padua, Franciscus Xaverius, Nicolaus,
Lucia, Sebastianus, aus der Klosterkirche herrührend.
Glocken Die drei Glocken von 1680 und i586 tragen die Inschriften:
1. CHRISTOPHORUS HEISCH ICH, ZUR EHR GOTTES UND HL. LAMBERTI DIEN ICH,
DIE LEBENDIGE RUFF ICH, DIE TODTEN BEKLAG ICH, l67o VERBRANDT ICH, JOHAN
BOURLET HERGOSS MICH ANNO l68o SUB REVERENDO DOMINO PASTORE WINANDO
MOLANO.
2. MARIA BIN ICH GENANDT, DEM UNGEWITTER THUE WIDERSTANDT, NACH
GELITTENEN KRIEG UND BRANDT VERNEWERT MICH JOHAN BOURLET HANDT ANNO
l68o, DEN I. APRIL.
3. S. MARTINUS HEISSEN ICH, JOHANN VON TRIER GOSS MICH 1 586.
Evangei. EVANGELISCHE PFARRKIRCHE, von Recklinghausen, Reforma-
Pftirrltirch g
tionsgeschichte I, S. i92. — Berg. Zs. VIII, S. 20 Anm.; XXVIII, S. 21 3. — Aachener
Zs. VI, S. 2 7o. — Herzogs Real-Encyklopaedie für protestantische Theologie XXI,
S. 55. — Jacobsen, Urkunden-Sammlung bisher ungedruckter Gesetze, Königsberg 1 844.
— Böttcher, Germania sacra, S. 386.
Handschriftl. Qu. Im evang. Pfarrarchiv: Konsistorialprotokolle von
161 1 an. — Ankauf des Schulhauses, 1 699. — Akten des 18. Jh., auch über die be-
nachbarten evang. Gemeinden. Im einzelnen vgl. Tille, Übersicht II, S. i59.-
Geschichte Eine Synode wurde schon im J. 1 5 7 2 in Randerath abgehalten. Eine öffent-
liche Gemeinde bildete sich wohl erst bei dem Ausbruch des Jülichschen Erbfolge-
streites; damals erscheint von i6o9 — 161 1 der bekannte Theologe Kaspar Sibelius
als Pfarrer in Randerath. Volle Freiheit erhielt die Gemeinde erst durch den Reli-
gionsvergleich von l672. Der jetzige Bau wurde nach dem Stadtbrand von 1 7 1 7 im
J. 1 7 1 8 errichtet.
Beschreibung Schlichter Saalbau aus Ziegelmauerwerk vom J. 1 7 1 8, an beiden Seiten durch
Häuser eingebaut, die Strassenfront mit einfachem Giebel, zwei Korbbogenfenstern
und der einfachen Tür. Darüber eine Inschrifttafel : haec aedes sacra in cineres
redacta erat anno 1 7 1 7, den 5. septembris, eadem munificentia fidelium e
cineribus excitata est CorneLIo LIntgens VerbI DIVInI MlNlstro ( 1 7 1 8) ;
QUO combusta die domus haec surrexit, eodem idem sol nobis VULNUS
opemque tulit. Das Innere ist ganz schlicht.
Ausstattung Von der Ausstattung sind zu nennen:
Kelch aus Silber, teilweise vergoldet, ganz einfach, i7. — 18. Jh., mit dem
Spruch aus dem Psalm io3: lobe den herrn meine seele und, was in mir ist,
EINEN J EDIGEN NAMEN, LOBE DEN HERRN, MEINE SEELE, UND VERGISS NICHT, WAS
er dir gutes gethan hat. Meisterstempel : GODIN.
Taufschüssei aus Silber, gepunzt mit klassizistischen Ornamenten ; daran die
Inschrift: Mathias peltzer, i 787.
434
RANDERATH
l9l
Kleine rechteckige KAPELLE an der Hauptstrasse, Ziegelbau des 18. Jh. mit Kapellen
dreiseitigem Chorschluss. In einer Nische über der flachbogigen Westtür Figur des
h. Franziskus. Das Innere, mit einer Spiegeldecke, enthält einen kleinen schlichten
Rokoko-Altar und einige unbedeutende Figuren des 1 8. Jh.
An der Chaussee nach Lindern kleine BACKSTEINKAPELLE zum
h. Antonius von Padua, ein unbedeutender Bau des i7. — 1 8. Jh.
EHEMALIGES MINORITEN - KLOSTER. Ehemaliges
Handschriftl. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf nur ein Rechnungs-
buch, 1 737 — 1 79 1 (Ilgen, Rhein. Archiv S. n9). Das Archiv scheint nach Aufhebung
des Klosters verschleudert zu sein.
Die ersten Minoriten kamen im J. 1 633 nach Randerath; im J. i634 begann Geschichte
man mit dem Bau von Kirche und Kloster, zu dem der Freiherr von Leerodt
4ooo Taler beisteuerte. Der Bau zog sich bis zum Ende des 1 7. Jh. hin, da die
Tür der Kirche (s. u. S. i94) die Jahreszahl i696 trägt. Im J. 1802 wurden die Ge-
bäude versteigert und die Kirche abgebrochen. Die Klostergebäude, die zu zwei
Wohnhäusern eingerichtet sind, befinden sich jetzt im Besitz des Herrn Postver-
walters Hübner.
Kirche und Klostergebäude umschlossen einen kleinen quadratischen Hof. Beschreibung
Die Kirche ist abgebrochen, erhalten ist nur die eine Langwand als Abschluss-
mauer des Klosterhofes und einige Grabgewölbe. Die drei Flügel der Kloster-
gebäude sind ganz schlichte zweigeschossige Ziegelbauten mit Korbbogenfenstern
und Klötzchenfriesen ; der Südflügel hat zehn Fensterachsen, von dem Ostflügel sind
noch acht Achsen alt; daneben sprang noch in der Breite des Südflügels ein kurzer
Flügelbau vor, der gleichfalls niedergelegt worden ist.
Das Innere des ziemlich stark veränderten Gebäudes ist auch schmucklos.
Nach der Strasse hin liegt auf der hohen Aufmauerung ein schlichtes zwei-
geschossiges Gartenhaus mit Mansarddächern aus dem 18. Jh.
Im Besitz der St. Sebastianus-Schützengesellschaft (Aachener Zs. XII, Schützen-
S. 234, 235, 239, 24i, 256 in den Anm.) :
Silberner Schützenvogel von 1 696 mit der Inschrift: im i696. jähr, als
HERR DEDERICH ROTTEBURG KÖNIG WAR, HAT SELBIGER DIE BRUDERSCHAFT RE-
NOVIERT UND IM SCHIESSEN EXCELLIERT.
Weiterhin Archivalien vom i7. Jh. ab.
BURG UND STADTBEFESTIGUNG. Ann. h. V. N. IV, S. i97; V, Burg
S. 32 ; XVII, S. 237; LXI, S. 67. - Aachener Zs. I, S. i89; III, S. 247; XI, S. 1 25. beff sUgung
— Berg. Zs. XXI, S. 2o9 Anm.; XXIII, S. 54. — B. J. XXXIX, S. 3i9. — von
Merino, Gesch. der Burgen IX, S. 7. - - Fahne, Gesch. der Grafen Salm-Reiffer-
scheid II, S. 57, 76. — Graf W. Mirbach, Beiträge zur Territorialgeschichte II, S. 6.
— Lückerath, Gesch. der Herren von Heinsberg, Neudruck, S. 6, 23. — Fabricius,
Karte von 1 7 89, S. 283, 3o3. — Wolters, Recherches sur l'ancien comte" de Grons-
veld et sur les anciennes seigneuries d'Elsloo et de Randenraedt, Gand 1 854, S. 1 73.
Handschriftl. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: In dem vereinigten
Jülich-Bergischen Landesarchiv finden sich die hauptsächlichen Urkunden, weiter
Amtsrechnungen usw. Vgl. Ilgen, Rhein. Archiv S. 2 5. — Im Besitz des Herrn
Apotheker Eckertz in Randerath: Neuere reiche Materialiensammlung zur Ge-
schichte von Randerath (Tille, Übersicht II, S. 1 59). — Im Besitz des Herrn Robert
Neil en in Randerath: Urkunde von i5o3, betr. Ölmühle und Kapelle der Burg
Randerath (ebendort II, S. 160). — Chronik des Bürgermeisters Dohmen, 18. Jh., auf
435
I 92
KREIS GEILENKIRCHEN
Burg dem Bürgermeisteramt Würm,
und Stadt- n v . .,
befe stigu ng besitz der Erben Bürgermeister Montz, Randerath
Ältere Ansichten und Pläne
Kellnerei-Patent usw. aus dem 18. Jh. im
i. Ungenaue, phantastische Ansicht vom
J. 1 7 23 im Codex Welser. 2. Alter Stadtplan mit Einzeichnung des Schlosses, der
Festungswerke und der Wasserläufe, 18. Jh. (Fig. 128). 3. Federzeichnung der Burg
« Burg. — b Runder Turm. — e Folterturm. — Pulverturm oder Bombenturm. — e Buschtor. — / g Eckturm (?).
— h Feldtor. — i Astertor. — k Junge Wurm. — l Schleuse. — in Burgweiher. — 11 Alte Wurm.
Fig. 128. Randerath. Lageplan der Stadtbefestigung und der Burg aus dem 18. Jh.
mit dem alten Turm, von dem Geometer Karl de Wyl, 1 787, Kopien von 2 und 3
im Besitz des Herrn Apothekers Eckertz, Randerath.
Geschichte Die Burg zu Randerath ist der Stammsitz des bedeutsamen gleichnamigen Edel-
herrengeschlechtes, von dem im J. io84 Hartper von Randerath zuerst genannt ist
(Kremer, Akadem. Beiträge III, Nr. i4). Sein gleichnamiger Sohn kommt zum Streit
mit Goswin II. von Heinsberg und Erzbischof Friedrich von Köln; in diesem Streit wird
um die Mitte des 12. Jh. die Burg Randerath gründlich zerstört. Im J. 12 25 nahm
Gerhard von Randerath Schloss und Stadt Randerath von dem Herzog Walram von
436
RANDERATH
193
Limburg- zu Lehen. Im T. 1239 wurde wahrscheinlich die Burg Randerath durch den Burg
b J -jtu- und Stadt-
Herzog von Brabant zum zweitenmal zerstört. Zum Beginn des i4. Jh. gewinnt dann bef estigung
Heinsberg einen wesentlichen Einfluss auf Randerath, im J. i3io wird auch die Burg
Randerath Offenhaus der Herren von Heinsberg. Mit Arnold von Randerath
(f i384) starb das Edelherrengeschlecht im Mannesstamm aus. Als Erbe von Rande-
rath erscheint der eine der beiden Schwiegersöhne, Wilhelm von Horn, dessen Gattin
im J. i392 Schloss, Stadt und Land Randerath an den Herzog von Jülich verkauft.
Das Gebiet wurde ein Tülichsches Amt; auf dem Schloss, dessen älteste Teile auf
das i4. Jh. hinweisen, nahm der Amtmann seine Wohnung.
Es ist wahrscheinlich, dass im Zusammenhang mit der Burg im i4. Jh. auch
Fig. 129. Randerath, Burg. Ansicht des Kellnereigebäudes.
die Befestigung des Örtchens Randerath erfolgte; nähere Nachrichten über die Be-
festigung fehlen.
Im |. i5o3 wird die Kapelle der Burg erwähnt. Im J. i542 wurden bei dem
Strafzug des Kaisers gegen Jülich auch Stadt und Burg Randerath verbrannt. In
den J. 16/0 und 1 7 1 7 litt die Stadt durch grosse Brände, dazu kam im J. 1 6 7 5 die
scharfe Ausplünderung durch Lauenburgische Truppen.
Im J. 1 762 wurde die Burg mit Ausnahme des grossen Turmes abgebrochen
und im f. 1 766 das noch bestehende Kellnereigebäude errichtet. Gleichzeitig soll
man im J. i762 auch schon die Stadttürme abgebrochen haben.
In der französischen Zeit wurde die Burg von dem letzten Kellner Montz er-
worben; aus dem Besitz der Familie Montz kam sie nach 1 87 i an Herrn Schwilden
in Aachen und von diesem an den jetzigen Eigentümer, Herrn Wilhelm Strom-
menger. Der Hauptturm musste schon um i83o wegen Baufälligkeit niedergelegt
werden.
13
437
i94
KREIS GEILENKIRCHEN
Burg Die Burg liegt auf einem hohen, nach der Aussenseite abgerundeten Hügel
^efestigUng und war ursprünglich, bis auf den schmalen Verbindungsweg mit der Stadt, ganz von
Beschreibung breiten Gräben und Weihern umgeben.
Burg Nach der Stadt hin liegt das Kellnereigebäude von 1 766, ein schmaler,
langgestreckter, zweigeschossiger Ziegelbau mit Mansarddach. In der Mitte der Stadt-
seite die Reste des mächtigen Turmes des i4. Jh., jetzt in der Gestalt von zwei
kräftigen Strebepfeilern sich zeigend ; im Erdgeschoss die Spuren eines Kreuzgewölbes.
Nur die in das Haus von 1 766 eingebaute Mauer ist noch in der ganzen Höhe
dieses Hauses erhalten. Zu beiden Seiten des Turmrestes je fünf Fensterachsen, die
Schmalseiten mit drei Fensterachsen. In der Osthälfte die grosse Durchfahrt zum
Wirtschaftshof (Fig. 129). Nach Osten schiiesst sich noch ein kleiner älterer, mannig-
fach veränderter Stallflügel an; darunter ist noch die unregelmässig polygone Auf-
mauerung mit einem halb verschütteten und vermauerten Spitzbogentor erhalten.
Der nach der Angriffsseite gelegene Halbkreis zeigt in der Rasenböschung
noch überall die schweren Pfeilerköpfe einer hohen Aufmauerung. Form und Alter
sind infolge der starken Überwucherung und des Abbröckeins des Aussenmantels
schwer zu bestimmen. Am Westende liegt die Hälfte eines kleinen rechteckigen
Raumes noch zutage. Die grosse Regelmässigkeit dieser Mauerteile scheint darauf
hinzudeuten, dass es sich doch schon um eine auf Geschützverteidigung berechnete
Anlage des 16. Jh. handelt.
Das Innere des Kellnereigebäudes ist durchweg einfach; in dem grossen
Flur eine Treppe mit hübschem Rokokopfosten. Im Erdgeschoss ein grosser Saal
mit einfacher Holztäfelung und schlichter Stuckdecke; die ganzen Wände sind mit
Ölgemälden bespannt, die meistens Szenen der antiken Mythologie enthalten: Bacchus
mit Mänaden, Theseus mit dem Bellerophon, Atlas mit der Weltkugel, Argus und
Merkur, Raub der Europa usw. ; ziemlich mittelmässige Werke aus der Zeit der Er-
bauung des Hauses.
Stadt- Die Stadtbefestigung (Fig. 128) war gegen die Burg hin auch mit einer
befestigung Mauer geschlossen, die nur den Durchlass zur Burg enthielt.
Die Lage der Stadtmauer, von der aufstehende Reste nicht mehr erhalten
sind, ist noch durch den schmalen Weg „Hinter der Mauer" markiert. Die von der
Wurm gefüllten Stadtgräben sind jetzt zugeschüttet und zu Gärten verwendet. In
der Stadtmauer lagen drei Tore, entsprechend den Hauptstrassen, das Astertor nach
Norden, das Buschtor nach Osten und das Feldtor nach Westen. Der Anschluss
der Mauer an die Burg war durch einen runden und einen eckigen Turm, den sog.
Folterturm, gedeckt. An der Nordostecke der Stadtmauer lag ein runder, wohl dem
16. Jh. angehörende Bastionsturm; die beiden Türme der Südost- und der Südwest-
ecke sind nicht mit Sicherheit festzustellen.
Marktkreuz Auf dem Marktplatz derbes Steinkreuz von 1 79 7 mit Krucifixus und schmerz-
hafter Mutter; auf dem Sockel das Chronogramm: IesV Xto, qVI passVs est pro
oMnIbVs, posVerVnt pH CathoLICI ranDerathenses (1 797).
Sammlungen Im Besitz des Herrn Apothekers Eckertz in Randerath reichhaltige
Eckertz Sammlungen verschiedenster Art:
An dem Gartenhaus zwei grosse römische Sandsteinkapitäle aus der Fundstelle
am Wege nach Lindern, ferner einige steinerne Renaissance-Säulen von der Burg
Setterich (Kreis Jülich), eine Reihe eiserner Kaminplatten usw. Im Inneren ein
hübscher Barockkamin desi7. — 18. Jh. in Holzfassung, aus Haus Horst (Kreis Heins-
berg) stammend ; ferner die interessante Tür der Klosterkirche in Randerath mit der
438
SCHERPENSEEL — SÜGGERATH
i95
Jahreszahl 1 696, durch ausgesägte, sich kreuzende Bohlen mit einer Vierpassmuste- Sammlungen
rung gegliedert.
Ferner sind einige Möbel zu nennen, namentlich ein kleiner Überbauschrank
aus der 2. H. des 16. Jh., Gemälde des i7. und 18. Jh., einige Kabinettscheiben,
Krüge usw.
Im Besitz des Herrn Justizrats Thönessen ein gotisches Schränkchen Thönessen
des i5.Jh. und eine Sammlung von älteren Gemälden, meist niederländischer Meister
des i7. Jh.
SCHERPENSEEL.
NEUE KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. Immaculatae concep- Kathoi.
tionis B. M. V.) der Pfarrei Marienberg (s. o. S. 1 76).
Die jetzige Pfarrkirche wurde im J. 1 895 an Stelle einer schlichten Kapelle des
i7.— 18. Jh. errichtet.
Von der Ausstattung sind zu nennen: Ausstattung
In der Taufkapelle Gruppe der h. Anna selbdritt, Holz, um i5oo, er-
gänzt und neu bemalt.
Zwei Beichtstühle mit grossen korinthischen Säulen, Anfang des 18. Jh.,
Bänke mit Knorpelornament des 1 7. Jh., aus der Pfarrkirche in Erkelenz stammend.
Kasel, Stoff modern, die Stäbe gestickt mit Doppelfiguren unter Baldachinen,
auf dem Kreuz ein Rundmedaillon mit der Verkündigung, stark restauriert, um 1 5oo.
Kasel, Stoff modern, Vorderstab und Kreuz mit Kartuschfüllungen, reich ge-
stickt mit grossen Blumen in hohem Relief, gute Arbeit aus der Mitte des i7. Jh.
SÜGGERATH.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. inventionis s. Crucis). Binterim Kathoi.
u. Mooren, E. K. II, S. 21S. — Kaltenbach S. 396. — Offermann S. 186. — Pfarrkirche
Dumont, Descriptio p. 22, 45.
Im J. 1 1 5 3 ist die kölnische Kirche schon in Süggerath begütert (Graf W. Mir- Geschichte
bach, Territorialgeschichte II, S. 7). Ältere Nachrichten über die spätestens im
1 5. Jh. gegründete Kirche fehlen; sie war Filiale von Würm und Prummern, deren
Pfarrer gemeinsam das Kollationsrecht in Süggerath ausübten. Der Chor der alten
Kirche stammt noch aus der Zeit um i5oo; im J. 1 87 5 wurde ein schlichter Ziegel-
bau errichtet, in dem nur der Chor des alten Baues erhalten blieb. Die spätestens
im 18. Jh. errichtete Pfarrei wurde in französischer Zeit supprimiert, im J. i846 aber
wiederhergestellt.
Moderner dreischiffiger Hallenbau mit spätgotischem Chor aus Beschreibung
der Zeit um i5oo, der Chor im Lichten 7,5o m lang, 5. 60 m breit.
Einfacher Ziegelbau mit zweiteiligen Fenstern, seitlich durch moderne Sakri-
steien verbaut. Die Strebepfeiler, Masswerke und das Hauptgesims sind erneuert. Das
Innere besteht aus zwei Jochen mit dem Achtecksschluss, schlichte Kreuzgewölbe,
deren Rippen glatt aus den Runddiensten herauswachsen.
Von der Ausstattung sind zu nennen: Ausstattung
Flandrischer Schnitzaltar aus der Zeit um l53o, wohl Antwerpener Flandr.
Arbeit, mit gemalten Flügeln; der Schrein, neu polychromiert und mit modernen Schmtzaltar
13*
439
1 96
KREIS GEILENKIRCHEN
Ausstattung Aufbauten versehen, etwa 2,25 m breit, 2,80 m hoch (Taf. XL — Münzenberger-
Beissel, Zur Kenntnis und Würdigung der mittelalterlichen Altäre Deutschlands II,
S. 18, Taf. 79. — Stimmen aus Maria-Laach XXXXVIII, S. i4).
Der Schnitzschrein zeigt in der üblichen Anordnung in der Mitte die hohe
Kreuzigungsgruppe in zwei Zonen geteilt, links die Kreuzschleppung, rechts die Kreuz-
abnahme; unten in der Mitte die Auferstehung, links Verkündigung und Anbetung
der Hirten, rechts Beschneidung und Darbringung im Tempel. Die Kehlen um die
drei Hauptgruppen mit kleineren Darstellungen unter Baldachinen, links Einzug in
Jerusalem und Christus am Ölberg, rechts Grablegung Christi und das Sakrament der
Taufe, die übrigen sechs Sakramente in den Kehlen des Mittelfeldes.
Die gemalten Flügel zeigen innen Gefangennahme, Schaustellung, Himmel-
fahrt und Pfingstfest, in den Spitzen Christus vor Pilatus und Grablegung. Die
Aussenseiten mit Abraham und Melchisedech, der Messe des h. Gregor und dem
Abendmahl, oben in der Spitze die verschiedenen Leidenswerkzeuge.
Der Süggerather Altar gehört in die Gruppe der kleineren flandrischen Im-
portaltäre, wie sie sich so zahlreich im Kreise Jülich finden (Kunstdenkm. des Kr.
Jülich S. i7); er ist von der besseren Qualität dieser Werke, schon ziemlich an das
Ende dieser Arbeiten gehörig, sehr reich in den Trachten und ziemlich affektiert in
der Haltung der Figuren.
Die Flügelgemälde sind besser als an der Mehrzahl der ähnlichen Werke, von
sehr guter Erhaltung und einem kräftigen Kolorit, fast ohne Nachklänge der Gotik,
ganz in der Auffassung der niederländischen Frührenaissance.
In der Sakristei Krucifixus, Holz bemalt, der Kopf gross, aber von sehr
lebendigem Ausdruck, 43 cm hoch, Anfang des 16. Jh.
Taufstein aus Blaustein in Kelchform, ganz schlicht, auf dem einfachen
Messingdeckel die Inschrift: c. p. t. v. d. j. g. m. m. c . . ing. d. d. i79o.
Kasel, moderner Stoff, Rückseite mit Krucifixus, Gott-Vater, Maria und Jo-
hannes auf Goldgrund gestickt, der Vorderstab mit drei Einzelfiguren von Heiligen
und Propheten, um i5oo, stark restauriert.
Kasel, moderner schwarzer Sammet, die Rückseite gestickt mit Kreuzigungs-
gruppe, der Vorderstab in Linearornament mit Baum und Tulpen. Gute Arbeit
aus dem i5. — 16. Jh., zum Teil restauriert.
Glocken Die beiden alten Glocken von i479 und i478 tragen die Inschriften (B. J.
XXXVII, S. 245):
1. JACOP KLOCKENGIETER VON VENRODE. MARIA HEISCHEN ICK, DIE LEVEN
ROEP ICK, DE DOEDEN, DE BESCHREN ICK, AL UNWEDER VERDRIVEN ICK. IN'T JAREN
ONS HERE 1 47 7.
2. JACOPUS, COSMAS, DAMAIANUS (so) HEISS ICK, IN NAMI (so) DES HEILIGEN
crucis ERF(indung) so lüde ick. anni (so) domine (so) i478.
Haus HAUS HORRICH bei Trips. Eissenberg-Mirbach. — Aachener Zs. I,
Horrich S. 2o3; XV, S. 277. — Ann. h. V. N. LVII, S. i9, 96, 97, 2o9, 334. — Tille, Über-
sicht I, S. 9i. — Manusc. boruss. fol. 746 in der Kgl. Bibliothek, Berlin. — Fahne,
Gesch. der Köln., Jül. u. Bergischen Geschlechter I, S. i74; II, S. 66.
Ansicht vom f. i723 im Codex Welser.
Geschichte Das Haus ist Stammsitz des weit verbreiteten gleichnamigen, bereits im i3. Jh.
vorkommenden Geschlechtes; von hier aus ging wohl auch erst die Gründung des
in Brachein gelegenen Hauses Horrich aus. Die Besitzer von Horrich waren auch
Herren von Süggerath. Im J. 1 525 kam das Gut zu Horrich und die Herrlichkeit
44o
Tafel XI.
Süggerath. Flandrischer Schnitzaltar in der katholischen Pfarrkirche.
TEVEREN
197
Süggerath durch Heirat an Hermann von Randerath, dessen Erben es im J. 1 5 7 7 Haus
gegen Baesweiler (s. o. S. 1 1 7 ) einem anderen von Randerath vertauschten. Im J. i76o orric
ist diese Familie ausgestorben; Theodor Meuser wurde für seine Gattin Maria Kath.
von Villeneuve, Tochter einer Randerath, mit Horrich belehnt. Im 1 9 . Jh. wurde
der Besitz aufgeteilt; die Mühle und der Rest der Burg sind jetzt im Besitz der
Familie Doemens in Geilenkirchen.
Seitwärts der Horricher Mühle steht in einer Wiese noch ein kleiner Rest Beschreibung
des alten Burghauses aus dem i5.- — 16. Jh.. eine Ecke in Ziegelmauerwerk,
unten noch mit einem Schiefsschlitz in Hausteinfassung. Die Innenseite des jetzt
als Scheune und Schuppen dienenden Raumes ist im 18. — 1 9. Jh. aus Fachwerk her-
gerichtet worden.
TEVEREN.
LANDWEHR. Von Nor-
den nach Süden, beginnend in der
Nähe der Strasse Geilenkirchen-
Gangelt, westlich an der Försterei
Neu -Teveren vorbei und westlich
von Scherpenseel an der hollän-
dischen Grenze endigend, ist eine
etwa 6 km lange, nur auf eine
kurze Strecke unterbrochene
Grenz wehr erhalten. Im Quer-
schnitt ist sie der Landwehr im
Kreis Erkelenz (s. o. S. 89) ver-
wandt, ein etwa 2,50 m über Ter-
rain sich erhebender Wall, beider-
seits von Gräben eingefasst, das
Ganze 9 — 10 m breit.
KATHOLISCHE PFARR-
KIRCHE (s. t. s.Willibrordi). Bin-
terim und Mooren, E. K. II,
S. 1 79. — Kaltenbach S. 389. —
Offermann S. 185. — Der Nieder-
rhein 1878, S. 131. — Aachener
Zs. XIII, S. 185.
Handschrif tl. Qu. Im
Pfarrarchiv: Bruderschafts-,
Kirchen- und Armenrenten, mit
Rentenverzeichnis von 15 16, Akt
von 1565 über die Herstellung und
Bezahlung eines Uhrwerkes, usw.
— Testamente, Stiftungen usw.
von 163Ö ab. Im einzelnen vgl.
Tille, Übersicht II, S. 161.
Im J. 1330 wurde Teveren durch Dietrich III. von Heinsberg von den Grafen
von Geldern erworben (Lückerath, Gesch. der Herren von Heinsberg, Neudruck
Landwehr
Kathol.
Pfarrkirche
Fig. 130.
Teveren. Ansicht und Grundriss des Turmes
der katholischen Pfarrkirche.
Geschichte
44 1
i98
KREIS GEILENKIRCHEN
Kathoi. S. 35). Die Nachrichten über die Kirche, deren Turm noch dem 15. Jh. angehört,
Pfarrkirche setzen ergt m^ (jgm jjl ejn jj;e Kirche war Filiale von Geilenkirchen, die Ab-
trennung erfolgte kurz vor 1656. Das Kollationsrecht besass das Stift Heinsberg.
Im J. 1868/69 das Langhaus durch einen modernen Ziegelbau ersetzt worden.
Beschreibung Moderner Z i egelb a u von 1868/69 mit fünfgeschossigem Westturm des 15. Jh.
aus Backsteinen (Ansicht Fig. 130).
Von den fünf Geschossen das Erdgeschoss mit Eckquaderung und modernem
Westportal; von den oberen Geschossen sind je zwei durch eine grosse Masswerk-
blende an jeder Seite gegliedert, das dreiteilige Masswerk in einfacher Blendenform
aus Ziegeln gemauert. Die Westblende ist zum Teil durch ein modernes Fenster
zerstört. Die Blenden der oberen Geschosse, unten dreiteilig, oben zweiteilig mit
Backsteinpfeiler als Schallfenster geöffnet. An der Südseite des Turmes ein in fünf
Seiten des Achtecks vorspringendes Treppentürmchen, mit dem vierten Turmge-
schoss endigend und mit Klötzchenfries und Walmdach abgeschlossen. Der Turm-
helm achtseitige Pyramide, in halber Höhe leicht gebrochen und durch ein Gesims
gegliedert.
Ausstattung Von der Ausstattung sind zu nennen:
Einfache Strahlenmonstranz aus Silber, teilweise vergoldet, 18. Jh.
Taufst ein auf Balusterschaft aus Blaustein mit Marmorkuppe, daran die
Inschrift: diesen tauffstein haben gegeben arnold wynants und meicken
LEENEN LAUT AUFGERICHTEM TESTAMENT ANNO 1655.
Pfarrhaus Das Pfarrhaus ist ein zweigeschossiger Ziegelbau von fünf Achsen an der
Langseite, drei Achsen an der Schmalseite; einfache Stichbogenfenster, Mansarden-
Satteldach, an dem einen Giebel die Jahreszahl 1 781 in Eisenankern. Nach der
Kirche hin schön geschnitzte Rokokotür mit reichem verglasten Oberlicht; im Inneren
eine Rokokotreppe mit geschnitztem Pfosten.
Haus HAUS NEU-TEVEREN.
Neu-Teveren p3as ejne imbsche Neu- Anlage aus der Zeit um 1800, wurde von einem
Herrn Massette begründet. Später war es im Besitz des Herrn Justizrats Jungbluth
in Erkelenz, kam dann an den Eschweiler Bergwerksverein und wurde um 1900 fin-
den Forstfiskus angekauft, der das Obergeschoss des Herrenhauses und den grössten
Teil der Nebengebäude abbrechen Hess, um es jetzt als Forsthaus zu verwenden.
Bis zu dem Umbau vom J. 1902 bestand die Anlage aus den grossen drei-
flügeligen Wirtschaftsgebäuden und dem zweigeschossigen Herrenhaus von
sieben Achsen mit Mittelrisalit und Flachgiebel; die rechteckigen Fenster mit grossen
Schlufssteinen, um 1800.
Im Inneren befanden sich im Obergeschoss ein Empirekamin mit Stuckreliefs
und gleichzeitige Farbdrucktapeten, die bei dem Umbau zerstört worden sind.
Jetzt steht von den Wirtschaftsgebäuden noch ein Teil der Scheune; das
Herrenhaus ist bis auf das Erdgeschoss abgebrochen und mit einem schlichten
Ziegeldach versehen worden.
Evangei. E VA N G E L I S C H E K A P E L L E. Berg. Zs. VIII, S. 20, Anm.
Kapelle Im Religionsvergleich von 1672 wurde den Reformierten die Religionsübung
in Teveren zugestanden, die schon im J. 166 1 hier ein Gebäude als Predigthaus ge-
kauft hatten; in den J. 1686 — 1687 entstand der einfache kleine Bau. Seit der Er-
bauung einer Kirche in Geilenkirchen ist das Pfarramt nach dort verlegt.
Kleiner rechteckiger Z i e g e 1 b a u mit Satteldach und Dachreiter; die Giebel
mit einfachen Klötzchenfriesen abgesetzt; Jahreszahl 1686 in Eisenankern. Westlich
442
TRIPS
i99
Stichbogen tür mit Rundbogenfenster darüber an Stelle einer älteren Korbbogentür. E van gel.
An der Hofseite ein fast ganz verwitterter kleiner Inschriftstein : (Jan) BOE(ckers) hat ape e
(hiervon) den ersten stein gelegt a. 168(6, d. 14. Maerz); die Ergänzungen nach
älterer Abschrift in dem evangelischen Pfarrarchiv zu Geilenkirchen.
Das Innere ganz schmucklos.
TRIPS.
SCHLOSS. Vorsterman u. Franquinet, Annuaire genealogique des Pays- Schloss
Bas, 1874, S. 93. — Robens, Der ritterbürtige Adel des Grossherzogtums Niederrhein
Fig. 131. Schloss Trips. Lageplan vom J.1900.
I, S. 342 ; II, S. 44. — Fahne, Gesch. der Köln., Jül. und Berg. Geschlechter I, S. 96.
— Duncker, Rheinlands Schlösser und Burgen mit Abbild. — Offermann S. 163.
— Aachener Zs. XVI, S. 71. — Jahrb. des Düsseid. Geschichtsvereins X, S. 149. —
Quix, Beitr. zur Beschreibung des Kreises Eupen S. 167. — Kremer, Beitr. zur Jül.-
Berg. Geschichte I, a. v. O. - ■ Laurent, Aachener Stadtrechnungen S. 160. — La-
comblet, Archiv III, S. 337. — Macco, Beitr. zur Genealogie I, S. 75. — Strange,
Beitr. zur Genealogie I, S. 11. — Schotel, Floris I en II van Palant S. 76. — Publi-
cations de la societe hist. du Limbourg VIII, p. 113.
443
200
KREIS GEILENKIRCHEN
Schloss
Handschriftl.
Quellen
Ansichten
Geschichte
Handschrift]. Qu. Das von Eynattensche Archiv auf Schloss Trips
enthält ein reiches Material zur Familiengeschichte, insbesondere der Berghe von
Trips und Eynatten, dann auch der von Reimersbeek, Palant, Rollingen, Sierstorpff,
Bernsau, Nuland, Roist, Holtrop, Colyn zu Beusdael, Lieck zu Grittern, Schoeler,
Hoen von Cartils, so landesherrliche Erlasse, Prozessakten, Stammbäume, Heirats-
verträge, Testamente, Lehnbriefe, genealogische Aufzeichnungen usw. Die älteste
Urkunde von 1354; besonders sind zu nennen: Heiratsvertrag von 1376 zwischen
Nees von Trips und Daem von Berghe, Messstiftung des Hauses Trips in die
Kirche zu Hünshoven von 1462, Studentenstammbuch des Hermann von Evnatten
auf der Lutetia Parisiorum, von 1566, päpstliche Erlasse von 1584 und 1682, Er-
kundigungsbuch der Mannkammer Geilenkirchen von 1720. Andere Stücke betreffen
das Eynattensche Schloss Reimersbeek (Holland); dann eine Sammlung alter Karten.
Ausführliche handschriftliche Geschichte von Trips und der Familie von Eynatten,
von dem Oberstleutnant Freiherrn Franz von Eynatten, 1874 — 1890. Im einzelnen
vgl. Tille, Übersicht II, S. 162; ferner Wd. Zs. I, S. 405.
Im Archiv der Grafen Berghe von Trips zu Hemmersbach einzelne
Archivalien (Tille, Übersicht I, S. 94).
Ältere Ansichten und Pläne: 1. Ungenaue Ansicht von 1723 im Codex
Welser. 2. Auf Schloss Trips verschiedene Pläne und Ansichten vom Anfang des
19. Jh. an.
Zum ]. 1342 nennt das grosse Lehnbuch von Brabant einen dominus Johannes
von Trips, miles; im J. 1376 heiratet dann Nees von Trips den Daem von Berghe
und bringt ihm das Schloss Trips zu. Aus dieser Urkunde ergibt sich mit grosser
Wahrscheinlichkeit, dass die von Trips ein Zweig der Herren von Palant waren. Die
Tochter jenes Daem aus dessen erster Ehe brachte Trips durch Heirat vom J. 1383
an Arnold von Mervede zum Steyn, der schon im J. 1381 seine Herrschaft Limbricht
an Daem von Berghe, den Vetter seiner Frau, verpfändete; dessen Sohn Wilhelm,
vermählt mit Margareta von Palant, erscheint dann nach 1402 auch im Besitz von
Trips. Der Zeit um 1400, spätestens der Mitte des 15. Jh., gehörten die wesentlichen
Teile des Herrenhauses an. Die Familie Berghe von Trips bleibt nun im Besitz des
Schlosses bis zum Anfang des 18. jh. Im J. 161 2 nur steht Arnold von Boetberg,
Erbmarschall von Geldern, Schwiegersohn des Wilhelm von Berghe und der Judith von
Moelenbach gen. Breill, auf dem Ritterzettel, dann im J. 1622 sein Schwager Hermann
von Hoensbrocch. Nach des letzteren T> ide wurde aber wieder Heinrich von Berghe
zu Anstel mit Trips belehnt ; er war der Sohn des Adam zu Anstel und der Josina
von Eynatten zu Lichtenberg. Unter seinen Nachkommen wurden um 1672 die beiden
grossen Vorburgen mit ihren breiten Wassergräben ganz neu angelegt. Mit Adolph,
Sohn des Hermann Dietrich und der Magdalena Regina von Eynatten zu Neuburg,
stirbt im }. 1726 die Linie der Berghe von Trips zu Trips aus, und im J. 1727 wird der
Vetter des Adolph, Johann Stephan Freiherr von Eynatten zu Reimersbeek, Sohn der
Juliane Salome Berghe von Trips, mit dem Schloss belehnt. Die weitgehenden Um-
bauten des 18. Jh., wie die noch sichtbaren Risse an den Ecken und die grossen
Verankerungen, gehen angeblich auf die durch das grosse Erdbeben vom J. 1755
herbeigeführten Schäden zurück. Dem 18. Jh. gehört wohl auch die Anlage des
grossen Gartens an. In der Familie von Eynatten erbte sich der Besitz ununter-
brochen fort; jetziger Eigentümer ist der Ur-Ur- Enkel des Johann Stephan von Ey-
natten, Herr Freiherr Engelbert von Eynatten, Hauptmann a. D., der Sohn des
Königlichen Kammerherrn und Landrates des Kreises Geilenkirchen, Freiherrn Karl
von Eynatten.
444
202
KREIS GEILENKIRCHEN
Der Südflügel (Taf. XII) ist erst bei dem Umbau des 18. Jh. zu Wohn-
zwecken errichtet worden, wie seine Südseite aber deutlich zeigt, jedoch unter Be-
nutzung der alten hohen gotischen Wehrmauer. Die Aussenmauer zeigt an der Ecke
die gleiche schräg gestellte Lisene wie die anderen Ecken des Herrenhauses und steht
auch mit dem Mauerwerk des Ostflügels in regelmässigem Verband; wahrscheinlich
gehört diese Südmauer noch bis zu dem zweiten Obergeschoss dem gotischen Bau
an, weil erst in dieser Höhe sich eine Mauernaht gegen den Ostflügel zeigt und war
wohl ursprünglich an der Innenseite mit einem hölzernen Wehrgang versehen.
Diese Front hat unten die drei niedrigen Stichbogenfenster der Küche, darüber
je drei Stichbogenfenster in jedem Geschoss, entsprechend den übrigen Fenstern am
Herrenhaus. Die Ecke neben dem Turm mit ihrer bis zum zweiten Obergeschoss
emporreichenden Lisene gehört jedenfalls auch noch fast in ganzer Höhe als ein be-
sonderes Verteidigungswerk dem gotischen Bau an; halb verdeckt durch das Dach
sieht man noch eine vermauerte Tür, wohl der alte Zugang zum Turm von der frei-
stehenden Wehrmauer der Südseite aus.
Turm Der grosse Turm (Taf. XII, Fig. 133 u. 134) der Westseite, heute mit sieben Ge-
schossen, ist in seinen Lichtöffnungen mannigfach verändert worden ; im Erdgeschoss
westlich ein vermauertes grosses Kreuzsprossenfenster, alle anderen Fenster gehören
erst dem 18. und 19. Jh. an. Nur im vorletzten Geschoss noch die kleinen Luken-
fenster, darüber die Auskragungen der noch zur Hälfte erhaltenen runden Eck-
türmchen und ein ringsum durchgeführter Klötzchenfries, nahe verwandt den Lösungen
an dem Wohnbau, aber doch wohl etwas jüngeren Ursprunges. An der Südseite
unterhalb des einen Ecktürmchens die Kragsteine einer Abortanlage. Die malerische
niedrige Mansardhaube mit geschlossener Laterne stammt von dem Umbau des 18. Jh.
446
TRIPS 203
Die Mauer zwischen Nordflügel und Turm ist augenscheinlich erst später, wenn
auch wohl noch im 15. — 16. Jh. eingefügt worden. Sie war ganz geschlossen und hat
erst im 18.— 19. Jh. einige kleine Fenster erhalten; oben ein Klötzchenfries, unten in
spitzbogiger Blende aus Sandsteinen das feste alte Eichenholztörchen mit Nägel-
beschlag. Die massive Brücke stammt erst aus dem ig. Jh.
In dem reizvollen Innen ho f über dem Eingang ein schmaler Verbindungsflügel
neueren Ursprungs zwischen Turm und Nordflügel. Dem Nordflügel vorgelegt im
17. — 18. Jh. ein schmaler Bau für Korridore, unten mit korbbogigen Offnungen, im
unteren Wohngeschoss mit korbbogigen Fenstern und im oberen Wohngeschoss mit
ovalen Luken. Dem Ein-
gang gegenüber eine grosse
Freitreppe zum Treppen-
haus. Ostseite und Südseite
mit grossen Fensteröffnungen
des 18. Jh.
Das Innere des
Herrenhauses (Fig. 132)
hat seine jetzige Gestalt im
wesentlichen bei dem Um-
bau in der 2. H. des 18. Jh.
erhalten. Die ganz verschie-
den hoch angelegten und
teilweise doppelten Keller-
räume haben noch die alten
Decken bewahrt, zum Teil
einfache schwere Balken-
decken, zum Teil auch die
am Niederrhein häufiger vor-
kommende Überwölbung
durch flache Ziegeltonnen,
die zwischen die übereck-
gestellten schweren Eichen-
balken gespannt sind. Die
beiden Wohngeschosse, die
mit einer einheitlichen Flucht
von grossen Räumen den
Binnenhof umgeben und
die zur besseren Kommunikation im 17. — 18. Jh. den angebauten Korridor erhalten
haben, zeigen auffallend starke Aussenmauem; ihre jetzige Ausgestaltung haben sie
im 18. Jh. [erhalten. In der Mitte des Ostflügels das grosse Treppenhaus mit
schlichter kräftiger Rokokotreppe. Die Zimmer des Untergeschosses zum Teil mit
niedrigen Holztäfelungen, Türen und einfachen Kaminen des 18. Jh., im Ober-
geschoss schwere Balkendecken, die wahrscheinlich noch dem ursprünglichen Bau
angehören.
Das Innere des Turmes ist in seinen Geschossen nachträglich stark ver-
ändert worden; das Untergeschoss noch in der alten Verfassung, mit drei Schiefs-
scharten und einer eigenartigen Überwölbung durch gegeneinandergestellte Tonne und
Halbtonne.
Schloss
Fig. 134. Schloss Trips. Ansicht des Herrenhauses
und der inneren Vorburg von Südwesten.
Innenhof
Inneres
447
204
KREIS GEILENKIRCHEN
Schioss Von den beiden Vorburgen aus der 2. H. des 17. Jh. ist die innere drei-
innere Vorburg f]üge]jg unc[ mjt ^er offenen Ostseite zum Herrenhaus hin gelegen. Die zwei-
geschossigen Gebäude aus Ziegeln ganz einheitlich durchgeführt, mit kräftigen Eck-
quaderungen, an den Aussenseiten über dem geböschten Sockel mit schwerem Hau-
steinwulst unten eine Reihe von Schiefsschlitzen mit Ausrundung in der Mitte, in
Hausteinfassung. Die Westseite ist darüber ganz geschlossen, in dem Südflügel gegen
den Garten hin über den Schiefsschlitzen noch in beiden Geschossen kleine recht-
eckige Fenster in Hausteinfassung. Der Nordflügel — gegen die äussere Vorburg
hin — hat neben dem Tor
auch über den Schiefs-
scharten zum Teil noch zwei
Geschosse mit kleinen recht-
eckigen Fenstern in Hau-
steinfassung. Als Abschluss
an dem ganzen Bau ein
Klötzchenfries. An der Süd-
westecke lag ein um 1800
abgetragener oder abge-
stürzter Turm, dessen An-
satzspuren noch deutlich
erhalten sind. Die Dächer
sind nach einem Brand im
J. 1880 erneuert worden.
Die Innenseiten haben
im Erdgeschoss zum Teil
korbbogige Tore, in dem
Obergeschoss auch kleine
rechteckige Fenster, hier in
Holzeinfassung; der West-
flügel mit grossen Scheunen-
toren des 18.— 19. Jh. Durch
die beiden Ostenden der
Flügel führen Torwege, jetzt
mit gemauerten Brücken da-
vor, an den Innenseiten
schlichte korbbogige Öff-
nungen, der südliche Torweg flach gedeckt, der nördliche mit korbbogiger Uber-
wölbung. Die Aussentore sind in Haustein ausgeführt, die korbbogigen Öffnungen
von Pilastern eingefasst und mit einem fein profilierten Gesims abgeschlossen (Fig. 133);
darüber hat nur das Südtor die alten, in Haustein gefassten Schlitze bewahrt, in die
sich die Wippbalken der Zugbrücke legten (Fig. 134). Am Nordtor ist der Aufbau
im 19. Jh. ganz schlicht erneuert worden; darüber ein kleiner Dachreiter, die Glocke
darin trägt die Inschrift: adolfus Freiherr von und zu trips 171 i.
Von der äusseren Vorburg sind nur die West- und Nordseite bebaut, der
nach der Verzahnung am Nordflügel vorgesehene Ostflügel ist nicht errichtet worden.
Die Ausführung stimmt mit derjenigen der inneren Vorburg fast ganz genau über-
ein. Der Westflügel hat an der Aussenseite nur eine Reihe von Schiefsschlitzen
und eine reiche Verankerung, darunter aus Eisenankern gebildet die Jahieszahl 1672.
Fig. 135. Schioss Trips. Torhau der äusseren Vorburg.
Äussere
Vorburg
448
TRIPS
2o5
In der Mitte des Nordflügels das gut erhaltene Tor, fast genau entsprechend Schioss-
den Toren der inneren Vorburg — rundbogige Hausteinöffnung zwischen Pilastern
mit dem alten Bohlentor, Schlitze für die Zugvorrichtung der Brücke mit kleinem
Fenster dazwischen und einfachem Giebel darüber ; über der Toröffnung das Ehe-
wappen Eynatten und Asbeck mit der Jahreszahl 1844 (Fig. 135). Die Westhälfte
nach aussen in der ursprünglichen Form mit kleinen vergitterten Fenstern im Erd-
geschoss und etwas grösseren im Obergeschoss. Die Osthälfte hat bei der Einrichtung
der Pächterwohnung im J. 1876 grössere moderne Fenster erhalten.
Die Innenseiten ganz schlicht, zum Teil später verändert, mit Türen und
Fensterchen in Holzeinfassung. An dem Obergeschoss Spuren einer früher vor-
handenen offenen Holzgalerie.
An der Südseite der ganzen Anlage der grosse, von Wassergräben eingefasste Garten
Garten, wahrscheinlich eine Anlage des 18. Jh. (Fig. 131). Nach Westen ist der
vordere regelmässige Teil durch eine Gartenmauer mit kleinem Gartenhäuschen am
Ende abgeschlossen ; an der Nordostecke liegt ein kleines quadratisches Gartenhaus
mit malerischer geschweifter Dachhaube, aus dem 18. Jh. (Taf. XII). Der hintere,
südliche Teil des Gartens ist parkartig angelegt.
Schioss Trips ist — namentlich nachdem das kleine Burghaus Grittern so ver- Würdigung
stümmelt ist — der interessanteste Burgbau in dem ganzen Gebiet der beiden Kreise.
Darüber hinaus kann das Herrenhaus des 15. Jh. überhaupt zu den merkwürdigsten
und wichtigsten gotischen Burganlagen des Niederrheines rechnen ; auf jeden Fall
wird Trips unter den gotischen Burgen des Landadels immer mit an erster Stelle zu
nennen sein. Leider wird sich eine genauere Datierung auf Jahrzehnte wohl nie er-
möglichen lassen, weil die Bauformen so überaus schlicht sind. Auch die Anlage
der beiden mächtigen Vorburgen im 1 7. Jh. geben dem Bau eine hervorragende Be-
deutung gegenüber den anderen Burganlagen der Gegend.
Das Schioss bewahrt eine reichhaltige Ausstattung der verschiedensten Art Ausstatt ung
und der verschiedensten Zeiten. Unter den Gemälden sind namentlich zu nennen:
Kniebild, Porträt der Juliane Salome Berghe von Trips, Gemahlin des
Johann Ulrich von Eynatten, die Trips an die Familie von Eynatten brachte, im
Kostüm einer Diana, tüchtige Arbeit aus der Mitte des 17. Jh.
Kleines Doppelporträt zweier Knaben, angeblich der Prinzen von Angouleme
und Berry, gutes französisches Bild in der Art Waiieaus, ganz duftig gemalt, 2. H.
des 18. Jh., 35 cm hoch, 48 cm breit.
Zwei Abtsbildnisse in Lebensgrösse mit den Jahreszahlen 167 1 und 1672,
tüchtige niederländische Arbeiten.
Kleines Bildchen, Halbfigur Mariae mit gefaltenen Händen, in der Art des
Quirin Brekelenkam.
Madonna mit Kind, angeblich von Carlo Matatta, 18. Jh.
Die Vermählung der h. Katharina, auf Kupfer gemalt, von B. Beschey, um 1750.
Weiterhin sind zu erwähnen:
Runde Wappenscheibe mit dem Doppel wappen Eynatten und Blehen,
Mitte des iö. Jh., 27 cm Durchmesser. — Eine Kollektion kleiner Kabinettscheiben
des 17.-18. Jh.
Die reichhaltige Porzellansammlung umfasst japanische und chinesische
Service des 17. und 18. Jh., unter den deutschen Porzellanen befinden sich namentlich
gute Höchster und Meissener Figuren.
Unter dem Stemzeug Raerener Krüge mit dem Evnattenschen Wappen.
449
20Ö
KREIS GEILENKIRCHEN
Ausstattung Verschiedene geschliffene Glaspokale, darunter einer, 41 cm hoch, mit einem
sächsischen Wappen.
Hübsches Haus altärchen aus Ebenholz mit kleiner Madonna, aus Holz ge-
schnitzt, um 1620, 55 cm hoch.
Gotischer Mörser, reich profiliert, mit Fratzen an den Henkeln und der In-
schrift: ANNO DOMINI 1 5 I I .
Ovales barockes Marmorbecken des 17. Jh., daran Löwenmasken mit Ringen
aus Bronze.
Unter den Möbeln eine schön profilierte niederrheinische Truhe, um 1600, im
Treppenhaus, verschiedene Kabinettschränke u. a. m.
URBACH.
Kathoi. KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Dionysii). Binterim und
Pfarrkirche mOOREN) £ k. I, S. 338. — Kaltenbach S. 391. — Offermann S. 169. — Aachener
Zs. II, S. 317, 320. — Echo
der Gegenwart, Aachen, 1 89 1 ,
5. September. — Aachener
Polit. Tageblatt 1891, Nr.
277. — Quix, Schloss und
Herrschaft Rimburg S. 10 1.
— Wolters, Notice histor.
sur le chapitre imperial ä
Thorn, Gand 1850, S. 14,
Urk. Nr. 89. — Habets,
De archieven van het Ka-
pittel der Rijksabdij Thorn I,
1889, S. 9, 14, 39, 87, 89,
101, 204, 293, 321, 326, 396,
514. — Ernst, Hist. du
Limbourg VI, S. 427.
Handschrift! Qu.
Im Pfarrarchiv: Eigen-
tumstitel des Antonius-Al-
tares von 1522. — Nach-
barrecht von 1542. — Er-
lass, betr. das Zehntrecht
der Kirche in Eygelshoven
von 1587. Im übrigen vgl.
Tille, Übersicht II, S. 165.
Im J. 1172 wird zuerst
ein Pfarrer von Uebach ge-
nannt; im T. 1 23 1 ernennt
das Kapitel von Thorn den Herzog von Limburg zum Vogt von Uebach und im
J. 1235 schenkt Hildegundis von Wassenberg, Äbtissin von Thorn, ihrer Abtei die
Einkünfte der Kirche zu Uebach. Im J. 1303 ist dann die Kirche der Abtei Thorn
inkorporiert worden. Die Kirche war im Jahre 1346 so baufällig, dass sie zum
Gottesdienst nicht mehr brauchbar war; der Neubau des jetzigen Langhauses erfolgte
Geschichte
Fig. 136. Uebach. Ansicht der katholischen Pfarrkirche.
45o
UEBACH
2o7
jedoch erst im 15. Jh. Im J. 1 58 1 wurde dann der grosse Westturm errichtet. Um Kathol.
1840 ist der Turm in wenig glücklicher Weise hergestellt worden, in den 60 er oder
7oer Jahren wurde das Langhaus restauriert.
Dreischiffige Hallenkirche des 15. Jh. aus Ziegelmauerwerk mit vortretendem Beschreibung
mächtigen Westturm von 1581, im Lichten 26,5 m lang, 15 m breit (Ansicht Fig. 136,
Grundriss Fig. 137).
Der mächtige sechsgeschossige West türm von 1 58 1 in Ziegelmauerwerk mit Äusseres
Eckquaderung, je zwei Geschosse zusammengefasst und mit einem Hausteingesims
abgeschlossen, zum Teil noch ganz in gotischen Formen. Die beiden unteren Ge-
schosse ganz glatt, Quadersockel mit flauem Abschlussprofil, westlich ein schlichtes
rundbogiges Portal in breiter, flach profilierter Hausteineinfassung. In den beiden
mittleren und den beiden oberen Geschossen waren ursprünglich an jeder Seite
zwei grosse Spitzbogenblenden durchgeführt, die sich in der Glockenstube zum Teil
Fig. 137. Uebach. Grundriss der katholischen Pfarrkirche.
als Schallfenster öffneten. Sie sind bei der Wiederherstellung des Turmes um die
Mitte des 19. Jh., als die jetzigen kleinen gotischen Fensterchen angebracht wurden,
glatt zugemauert worden. Nur an der Ostseite hat die Glockenstube die alte Glie-
derung mit Masswerkblenden und Schallfenstem bewahrt. Schlanker achtseitiger Helm.
Im Inneren ist die Turmhalle jetzt durch die Orgelbühne aufgeteilt, über dem
zweiten Geschoss ein Kreuzgewölbe mit der Inschrift: 1581. r. d. otho. Die
Wendeltreppe liegt in der Stärke der Südmauer; vom ersten Obergeschoss an tritt
sie nach dem Inneren des Turmes segmentförmig vor.
Das Langhaus von drei Achsen und der langgestreckte Chor ganz einheitlich
in schlichter Ausführung; das Kaffgesims ist um die Strebepfeiler verkröpft, darüber
sind die Strebepfeiler noch einmal abgetreppt. Die schlanken Spitzbogenfenster mit
zweiteiligem Masswerk. Die sämtlichen Hausteinteile, Gesimse, Abdeckungen, Mass-
werke, sind bei der letzten Restauration erneuert worden. Über Langhaus und Chor
einheitliches Walmdach mit durchlaufendem First. An der Nordseite des Chores eine
kleine Sakristei mit spitzbogigem Ostfenster und mit Pultdach. An der Südseite des
45 1
2o8
KREIS GEILENKIRCHEN
Kathol. Chores eine kleine rechteckige vermauerte Tür der Spätgotik mit einfachen Eisen-
Pfarrkirche bänciern_ Südlich im Westjoch des Langhauses gleichfalls eine schlichte recht-
eckige Tür.
inneres Das Innere mit schweren rechteckigen Pfeilern; in den Scheidebögen breite,
an den Kanten abgefaste Pfeilervorlagen. Im Mittelschiff ähnliche Pfeilervorlagen
mit Blattwerkfriesen unter dem Kämpfergesims ; darauf setzen die schlichten Kreuz-
gewölbe mit ihren Rippen an. In den Seitenschiffen ruhen die Rippen auf einfachen
kleinen Konsolen. Der Chor hat schlanke Runddienste mit ornamentierten Kapitälen,
darauf die Rippengewölbe. Zum Teil sind unter den Fenstern flachbogige Nischen
ausgespart.
In dem Dachstuhl an einer Pfette die Inschrift: anno 1566. adam peilmans.
Ausstattung Von der Ausstattung sind zu nennen:
An einem Pfeiler des Mittelschiffes Holzfigur der Muttergottes, 1,20 m
hoch, neu polychromiert, 17. — 18. Jh. noch ganz in gotischer Haltung, vielleicht eine
damals überschnittene spätgotische Figur.
Glocken Die beiden alten Glocken von 1648 tragen die Inschriften:
1. s. dionisius heischen ich, zu dem dienst gottes luden ich, den donner
verdrießen ich, godefridus ab ophoven, pastor. 1648 frans von trier
gous mich.
2. antonIVs roChVsqVe VoCor, eXpensIs hVIVs paroChIae boVrLet
refVsa, fVLgVra noCIVa abIgens DIVIna prIor InDICo (1681). Vgl. B. J.
XXXVII, S. 246.
An dem Uhrwerk im Turm die Inschrift : cudit posuitque Mathias
SCHLÖSSER, OVIS GLADBACHENSIS. QUOTIDIANUS MEUS DIRECTOR EST WILHELMUS
RÜTERS, SACRISTA IN EUBACH. AUGU(s)TUS 14., I768.
Im Pfarrhaus Im Pfarrhaus: Tonfigur des h. Joseph, 18. Jh. Ausser einigen mittel-
mässigen Gemälden Grablegung Christi, gute Kopie eines niederländischen
Meisters nach einem venezianischen Gemälde, wahrscheinlich nach Tizian. Auf jeden
Fall ist das Bild der Grablegung von Tizian im Louvre in Paris ziemlich verwandt.
1,18 m hoch, 1,55 m breit, 2. H. des 16. Jh.
Burg Die BURG UEBACH, ursprünglich Sitz eines gleichnamigen Geschlechtes,
6 ac gehörte im 17. — 18. Jh. den von Streithagen und dann durch Erbschaft den von Otte-
graven, die den Besitz im J. 1742 verkauften. Sie lag neben der Kirche; ältere Ge-
bäude sind davon nicht erhalten. Grundherrin war die Äbtissin des Klosters Thom,
Landesherr, wohl durch Erwerbung von den Herren von Uebach das Kloster Her-
zogenrath und seit 1658 der König von Spanien (Quix, Schloss und ehemalige Herr-
schaft Rimburg S. igt, 106. — Aachener Zs. XV, S. 318. — Fahne, Geschichte der
Köln., Jül. und Bergischen Geschlechter I, S. 311).
ÜTTERATH.
Kathol. KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. assumptionis s. Mariae). Bin-
Pfarrkirche TERm u MOOREN, E. K. II, S. IQI. — KALTENBACH S. 4OO. — OfFERMANN S. 182.
- Lückerath, Beiträge zur Gesch. von Heinsberg II, S. 22. — Der Niederrhein
1878, S. 142. — Analectes pour servir ä I'histoire eccl. de la Belgique I, S. 2Q2.
Handsch rif tl. Qu. Im Pfarrarchiv: Erbpachtbriefe von 1450— 1565. —
Urkundenabschriften von 1422 — 1686. — Unbedeutende Akten des 17. und 18. Jh.
Vgl. Tille, Übersicht II, S. 165.
452
WÜRM
209
Die Geschichte der Kirche lässt sich bis zum 14. Jh. zurückverfolgen; nach den Kathol.
Angaben im Lagerbuch hatte das alte Langhaus die Jahreszahl 1302 getragen (?),
das Seitenschiff sei im J. 1428 angefügt worden. Im J. 1828 wurde ein einfacher
Westturm errichtet. Die Kirche war bis zum J. 1804 eine zu Dremmen (Kr. Heins-
berg) gehörige Kapelle. Im J. 1883/1884 ist die alte Kirche durch einen vollkom-
menen Neubau ersetzt worden.
Von der Ausstattung sin d zu
nennen :
Kreuzreliquiar aus Silber, treff-
liche Arbeit aus der r. H. des 16. Jh.,
26 cm hoch, aus dem Frauenstift in Heins-
berg herkommend (Fig. 138). Das Kreuz
mit Vierpassendigungen, die Vorderseite
mit Masswerk und Goldrosetten mit Perlen
auf den Ecken, die Rückseite mit den
Leidenswerkzeugen. Unten auf beiden
Seiten emaillierte Wappen mit den Buch-
stabon r. r. p. und c. h. f., das letztere
wohl das Harffsche Wappen. Das Ganze
auf einem sechsblätterigen Fuss (vgl.
Lückerath, Beiträge zur Geschichte von
Heinsberg I, S. 81).
Einfacher spätgotischer Weih Was-
serkessel aus Gelbguss, 15. — 16. Jh.
Auf dem Boden kleine S i t z f i g u r
der Muttergottes aus dem 15. Jh.,
Holz überstrichen.
Die beiden Glocken von 1765 und
1441 tragen die Inschriften:
1. qVanDo sIne noMenCLatIone
In Vtrath Cernebar (1763) — hoC est
absqVe noMIne sanCtI, Dato et tI-
tVLo (1763) — IaM LVCIs CanDor
apparVIt (1763) aC noMIne DTVae
CatharInae fVLgeo (1703), haeC
sanCta nos a teMpestatIbVs LIberare
DIgnetVr (1763). refudit Christian
wilhelm voigt pa rens et christian
voigt filius refudit in DREMMEN 1703. (Vgl. die nicht ganz genaue Abschrift
bei Boeckeler, Beiträge zur Glockenkunde S. 95).
2. MARIA HEISSEN ICH, AL ONGEDOFUG (so) WERDRIVEN ICH. MCCCCXXXX1.
Vgl. die fehlerhaften Abschriften in den B. J. XXXVII, S. 246.
Geschichte
Ausstattung
Kreuzreliquiar
Glocken
Fig. 138. Utterath.
Kreuzreliquiar in der katholischen Pfarrkirche.
WÜRM.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Gereonis). Binterim und Kathol.
Mooren, E. K. I, S. 333; II, S. 215. - Kaltenbach S. 395. — Offermann S. 185. pfarrkirche
14
453
2 IO
KREIS GEILENKIRCHEN
Handschriftl. Qu.
Im Pfarrarchiv: Renten-
verzeichnisse, Rechnungen
usw. des 17. und 18. Jh. Im
einzelnen vgl. Tille, Über-
sicht II, S. 166.
Die Kirche zu Würm
findet schon im J. 1137 Er-
wähnung, zugleich als Mut-
terkirche von Prummern
(Ann. h. V. N. LV, S. 1,
Anm.); auch im Liber va-
loris, um 1300, wird Würm
genannt. Der jetzige Bau
stammtaus dem 15. — 16. Jh.,
der Turm und das Seiten-
chörchen scheinen etwas
älter als das Langhaus zu
sein. Das Kollationsrecht
besass der Landesherr.
Dreischiffige spät-
gotische Hallenkirche
des 15. — 10. Jh. aus Back-
steinen, mit vortretendem
Westturm, im Lichten 27 m
lang, 21,5 m breit (Ansicht
Fig. 13Q, Grundriss Fig. 140).
Viergeschossiger Westturm mit nördlich angebautem rechteckigen Treppen-
türmchen. Die beiden unteren Geschosse mit einem hässlichen, gequaderten Zement-
Fig. 140. Würm. Grundriss der katholischen Pfarrkirche.
454
Fig. 139. Würm. Ansicht der katholischen Pfarrkirche.
WÜRM
2 I I
verputz; im Erdgeschoss schlichtes rechteckiges Portal, in den beiden mittleren Ge-
schossen und im Treppenturm einfache Lichtschlitze. Die Glockenstube hat spitz-
bogige Schallfenster mit modernem Masswerk ; schlanker achtseitiger Helm.
Das Langhaus von drei Jochen ganz schlicht, Sockelgesims und Kaffgesims
sind um die Strebepfeiler herumgeführt ; die Fenster mit neuem Masswerk, diejenigen
der Nordseite überdies erbreiteit. Im Westjoch der Südseite eine rechteckige spät-
gotische Tür in Hausteinfassung.
Der Chor von zwei Jochen mit Achtecksschluss ist wesentlich niedriger als
das Langhaus; die Ausbildung stimmt im einzelnen ganz überein. Südlich ein
kleines, jetzt als Sakristei dienendes Seitenchörchen mit Achtecksschluss, wenig
älter als das Langhaus. Das Mauerwerk ist aus Ziegeln und Bruchsteinen gemischt;
die kleinen spitzbogigen Fenster mit Resten des alten Masswerkes.
An der anderen Seite
des Chores stand die so-
gen. Honsdorf er Ka-
pelle, deren Fundamente
noch im Boden liegen; ge-
ringe Ansatzspuren sind an
dem Schiff noch erhalten.
Hier befanden sich die Grab-
denkmäler des Johann Wi-
nand (f 1601) und des Wil-
helm von Leerodt zu Hons-
dorf.
Im Inn e r e n die
Turmhalle flach gedeckt,
mit breitem Spitzbogen sich
zum Langhaus öffnend. Im
Langhaus oblonge Pfeiler mit Fig. 141. Haus Beeck. Ansicht des Herrenhauses.
Vorlagen, die Ecken abgefast.
Einfache Rippengewölbe auf glatten Konsolen. Der Chor mit breitem Triumphbogen
und Achtecksdiensten zwischen den beiden Jochen, sonst in gleicher Ausbildung Wie-
das Langhaus. In der Südmauer des Chores eine Unregelmässigkeit, die durch die
Benutzung des alten Seitenchörchens verursacht ist; in dem Chörchen ein schlichtes
siebenteiliges Rippengewölbe.
Die beiden alten Glocken von 1452 und 1415 tragen die Inschriften: Glocken
1. SANCTUS JOHANNES BAPTISTA. JOHAN JACOB VAN VENLO, DIE MACKDEN
mich anno domini in den jaeren ons heren MCCCCLii. Ornamentierte Henkel,
zwischen den Worten kleine Tiere.
2. ANNO DOMINI MCCCCXV. O REX GLORIE, VENI CUM PACE. MARIA VOCOR.
Zwei kleinere schlanke Glocken ohne Inschriften, vielleicht noch aus dem
13. Jh. Vgl. die unvollständigen Abschriften B. J. XXXVII, S. 246.
HAUS BEECK. Offermann S. 186.— Eissenberg-Mirbach. — Ann. h. Haus Beeck
V. N. LV, S. 324; LVII, S.'öo.
Altere Ansicht vom J. 1723 im Codex Welser, ganz ungenau.
Handschriftl. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Lehensreverse für
die von Hannet von 1647 — -1783.
14*
455
Imx'i'i's
2 I 2 KREIS GEILENKIRCHEN
Haus Beeck
Geschichte
Fig. 142. Haus Honsdorf. Lageplan aus dem Anfang des 19. Jh.
Beschreibung
Haus Beeck erscheint
in der 2. H. des 14. Jh. im
Besitz des Hermann von
Randerath und wird von
seinem Sohn Hermann im
J. 1422 dem Herrn von
Heinsberg zu Lehen aufge-
tragen. Durch Heirat fällt
das Gut in der 2. H. des
15. Jh. an Johann von Hoch-
steden, ebenso im |. 1499
an die von Adelebsen und
vor 1547 an die von Quadt
zu Alsbach; diese Linie
starb im J. 1647 aus und
Beeck wurde von den Erben
von Bruchhausen an Adrian
Peter von Hannet verkauft.
Durch Heirat kam um die Mitte
des 18. ]h. der Besitz an die
Herren von Holling, die unter
Benutzung geringer Reste aus dem
15. — 16. Jh. im |. 1784 das jetzige
Haus errichteten. Jetzige Eigen-
tümerin ist Freifrau von Wrede,
geb. von Holling.
Ursprünglich zweiteilige
Anlage mit Herrenhaus und Wirt-
schaftshof, von Wassergräben um-
geben.
Das Herrenhaus, früher
auf einer viereckigen Insel gelegen,
ist ein zweigeschossiger gekalkter
Ziegelbau von drei zu vier Achsen
mit Mansarddach, in der jetzigen
Gestalt im J. 1784 hergerichtet
(Fig. 141). Die eine Ecke mit der
Küche springt risalitartig ein wenig
vor; nach dem Rest eines Klötz-
chenfrieses gehört dieser Teil im
Mauerwerk noch einem Bau des
15. — 1 7. Jh. an. Das Innere ist
ganz schlicht in seiner Ausstattung
vom Ende des 18. Jh. Neben dem
Haus eine mächtige, im ]. 1785
gepflanzte Linde.
Der Wirtschaftshof besteht nur noch aus zwei parallelen Flügeln, der eine
neben der Einfahrt ist ein einfacher Scheunenbau aus Backsteinen, dessen Aussen -
Fig. 143. Haus Honsdorf. Eckturm des Wirtschaftshofes.
456
WÜRM
2l3
mauer mit Schiefsscharten wohl auch noch der älteren Anlage entstammt; an der Haus Beeck
Innenseite die Jahreszahl 1789 in Eisenankern. Der andere Flügel, aussen aus Back-
steinen, innen zum Teil aus Fachwerk, enthält die Stallungen.
Von der Ausstattung sind zu nennen: Ausstattung
Schöner grosser Regenceschrank mit Holz, Bein und Perlmutter reich eingelegt
und mit guten Messingbeschlägen, Anfang des 18. Jh.
Gute französische Louis XVI. -Pendule aus Goldbronze, allegorische Figur
unter Säulenaufbau, der die Uhr trägt; Ende des 18. Jh.
Vier Toten Schilder mit den Inschriften:
1. DIE HOCHWOHLGEBORNE FREYFRÄULE . . MARIA ERANZISCA ANTONETTA VON-
HOLLING, BESIZERIN DES FREIADLIGHEN RITTERSIZES BEECK, OBIIT IJ&2, DEN 10. MARTH,
AETATIS C)8.
2. DIE HOCHWOLGEBORNE VERWITTIPTE MARIA GERTRUD EPHEMIA VON HOL-
LING, GEBORNE FREYIN VON HANNET, FRAUW ZU BEECK UND STEIN, OBIIT 1751, DEN
25. AUGUSTI.
Fig. 144. Haus Honsdorf nach dem alten Gemälde auf Schloss Harff.
3. DIE WOHLEDELGEBORNE FRAW ALEIDA WICHTMOET VON HANNET, GEBOREN
VON BRONSFELT, OBIIT IÖ/8, 12. APRIL.
4. JOANNA JOSINA NOBILIS AB HOLLING, NATA BARONESSA AB SCHARFFENSTEIN
DICTA PFEILL, OBIIT I/98, 8 VA APRILIS.
HAUS HONSDORF. Eissenberg-Mirbach. — Ann. h. V. N. LV, S. 3; Haus
t t r t t c, , Honsdorf
LVII, S. 59, 190, 193, 254, 276, 311, 345.
Altere Ansichten: 1. Ungenaue Ansicht vom J. 1723 im Codex Welser.
2. Gemälde der gleichen Zeit mit h. Hubertus auf Schloss Harff, im Hintergrund eine
genaue Ansicht von Honsdorf (Fig. 144), Lithogr. danach um 1850.
Handschrift 1. Qu. Das Archiv von Honsdorf ist ziemlich vollständig in
das Mirbachsche Archiv auf Schloss Harff übergegangen (Tille, Übersicht I, S. 91.
- Ann. h. V. N. LV und LVII, a. v. O.). — Chronik des Bürgermeisters Dohmen,
18. Jh., auf dem Bürgermeisteramt Würm (Tille, Übersicht II, S. 166).
Haus Honsdorf ist Stammsitz eines gleichnamigen Adelsgeschlechtes, von dem Geschichte
verschiedene Angehörige zuerst im J. 1244 genannt werden. Am Ende des 14. Jh.
kommt Honsdorf in den Besitz der Familie vom Driesch, die im J. 1451 die Burg
an Wilhelm von Nesselrode verkauft; dieser verkauft im J. 1494 an Wirich von
457
214
KREIS GEILENKIRCHEN
H a us:
Honsdorf
Beschreibung
Herrenhaus
Wirtschaftshof
Gertzen, dieser schon im J. 1495 wieder an Johann von Leerodt. Die Anlage des
grossen Hofes gehört im wesentlichen wohl noch dem Beginn des 10. Jh. an. Um
1600 wurden dann unter Winand von Leerodt einzelne Teile umgebaut. Bei der
Teilung des Nachlasses der Leerodt auf Honsdorf im J. 1654 fiel Honsdorf an die
von Velen, die im J. 1668 den Besitz an Johann Wilhelm von Mirbach zu Harff ver-
kauften. Honsdorf wurde verschiedentlich jüngeren Söhnen zugeteilt, fiel aber immer
wieder an Harff zurück,
fetziger Eigentümer ist Herr
Graf Wilhelm von Mirbach-
Harff. Das seitwärts ge-
legene Wohnhaus war von
den von Mirbach nach einem
Brand im J. 1711 errichtet
worden; es ist erst im J. 1897
niedergelegt und durch ein
neues Pächterhaus ersetzt
worden. Der grösste Teil
der Gebäude um den grossen
Hof wurde im }. 1815 nie-
dergelegt.
Umfangreiche Anlage
des 16. Jh., ursprünglich
mit abgesondertem Herren-
haus und grossem recht-
eckigenWirtschaftshof (Lage-
plan Fig. 142, Ansichten
Fig. 143— 145)-
Das Herrenhaus lag
an der Ostseite und war
von dem Wirtschaftshof aus
durch eine Brücke zugäng-
lich. Der im J. 1897 nieder-
gelegte Bau war ein ur-
sprünglich ganz von V/asser
umgebener zweigeschossiger
schlichter Ziegelbau vom
f. 171 1 (auf Fig. 144 ganz
links). An seiner Stelle
steht jetzt — etwas mehr
nach dem Hof hin vorgeschoben — die moderne Pächterwohnung.
Der grosse Wi r t s ch a f t s h o f ist an drei Seiten noch ganz von den alten
Wassergräben umgeben. Die westliche Hälfte ist jetzt Baumgarten und von den Auf-
I lauten -t< ;ii hier nur ihm h der stattlii he quadratisi he Turm der Nordi >ste< ke 1 Fig. 1 43 1.
Der dreigeschossige Ziegelturm, der fast ganz aus den anstossenden Mauerfluchten
vorsprang, ist aussen ganz glatt; im Erdgeschoss Schiefsschlitze in Hausteinfassung
und je ein kleines vergittertes Fensterchen, im Mittelgeschoss an jeder Seite ein
quergeteiltes Fenster und zwei runde Schiesslöcher, im Obergeschoss je ein kleines
rechteckiges Fenster; als Abschluss Reste eines Klötzchenfrieses. Das Innere des
Fig. 145. Haus Honsdorf. Turm an der Südwestecke.
458
WURM
2 I 5
Turmes ganz leer; das Erdgeschoss war auf Wölbung berechnet. Der Turm hatte die
gleiche Haube wie der noch erhaltene Turm der gegenüberliegenden Ecke (Fig. 144).
Die östliche Hälfte der Nordseite wird von einem grossen zweigeschossigen
Stall- und Wohngebäude eingenommen ; nach Westen ein ganz geschlossener
geschweifter und abgetreppter Giebel, daran die Verzahnung für die Fortsetzung des
Gebäudes. Die Aussenseite im Erdgeschoss mit kleinen, das Obergeschoss mit etwas
grösseren rechteckigen Fensterchen in Hausteinfassung, oben ein Klötzchenfries; die
Innenseite — ursprünglich mit einer Holzgalerie — ist im 18. Jh. und dann wieder
im 19. Jh. wesentlich verändert worden. Die Ostseite mit einem Staffelgiebel und
quergeteilten Fenstern in Hausteinfassung (Fig. 145). Der grosse anstossende drei-
geschossige Eckturm — nach aussen abgerundet, nach innen eckig — hat im Erd-
geschoss kleine Fenster und
Scharten in Hausteinfassung,
in den oberen Geschossen
quergeteilte Fenster und
runde Schiesslöcher; oben
ein Klötzchenfries. Schlanke
Dachhaube des 17. — 18. Jh.,
in der Mitte einmal abge-
setzt und mit kleiner birn-
förmiger Kuppel als Ab-
schluss ( Fig. 145).
Nord- und Westseite
zeigen nach aussen noch in
Erdgeschosshöhe über leicht
geböschter Aufmauerung die
alten Aussenmauern, mit ein-
zelnen Scharten und runden
Schiesslöchern in Haustein-
fassung versehen. An der
Ecke das Erdgeschoss eines
kleinen nach aussen abge-
rundeten Turmes in gleicher Ausbildung. An der Nordseite neben der gemauerten
Brücke sind noch zwei Pilaster aus Bossenquadern von der alten architektonischen
Ausbildung des Torgebäudes erhalten.
Nach der Innenseite sind an diese Reste der Aussenmauern jetzt moderne
kleine Schuppen usw. angebaut. Ebenso zieht sich quer durch den früheren Hof-
raum ein neuerer schmaler Flügel mit Ställen usw., der jetzt Wirtschaftshof und
Baumgarten voneinander scheidet.
Die alte Ansicht zeigt an dieser Seite vor dem Torbau, der einen geschweiften
Barockgiebel trug, noch ausserhalb des Grabens ein Vorwerk mit einem grossen
Turm; die Aussenmauern trugen grosse Gebäude mit Staffelgiebeln (Fig. 144).
HAUS KLEIN-SIER S DORF. Eissenberg-Mirbach. — Aachener Zs. I, S. 204.
- von Fürth, Aachener Patrizierfamilien II, S. 88. — Ann. h. V. LV, S. 3 ; LVII, S. 60.
Von Siersdorf stammt das adelige Geschlecht, das im J. 1244 schon bei Würm
begütert erscheint. Im J. 1397 kam das Gut, welches im J. 1352 noch Sander
von Siersdorf gehört hat, an Hermann von Randerath, um die Mitte des 16. Jh.
durch Heirat an die von Hochsteden, die es noch im J. 1588 besassen. Im
Haus
Honsdorf
Fig. 146. Haus Klein-Siersdorf. Lageplan.
Haus Klein-
Siersdorf
Geschichte
459
KREIS GEILENKIRCHEN
Haus Klein- J. 1599 kaufte es Goddaert Wolff von Randerath, es kam an seinen Schwieger-
iers or sonn Thomas Borken und im Anfang des 17. Jh. an dessen Schwiegersohn Wilhelm
von Fürth gen. Brewer. Die Vorburg stammt noch aus dem 16. Jh., das Herrenhaus
wurde im 18. Jh. neu errichtet. In den sechziger Jahren des ig. Jh. hat Freiherr
Theodor von Fürth Klein-Siersdorf an Herrn Kaufmann-Asser verkauft, der das Gut
teilweise parzellierte. Von ihm kauften das Restgut die Grafen von Mirbach-Harff.
Jetziger Eigentümer ist Herr Graf Wilhelm von Mirbach-Harff.
Beschreibung Ursprünglich zweiteilige, jetzt einheitliche Hof anläge, von einem doppelten
Grabensystem umgeben (Lageplan Fig. 146 — Ansicht Fig. 147).
Fig. 147. Haus Klein-Siersdorf. Ansicht.
Wirtschaftshof Dreiflügeliger Wirtschaf tshof von unregelmässigem Grundriss, einfache Ziegel-
bauten des 16. — 17. Jh., nach aussen ganz glatt mit einzelnen Scharten und kleinen
rechteckigen Fensterchen. In dem Ostflügel das rundbogige Tor des ib. — 17. Jh. aus
Blausteinquadern mit rechteckiger Blende und Rollen für die Zugbrücke. Die Innen-
seiten der Gebäude sind ganz schlicht, im 18. und ig. Jh. mannigfach verändert.
Herrenhaus Das Herrenhaus, ursprünglich durch einen jetzt zugeschütteten Graben von
dem Wirtschaftshof getrennt, ist ein zweigeschossiger Ziegelbau von drei zu vier
Achsen aus dem 18. Jh. (Fig. 147). Das Kellergeschoss, vielleicht auch einzelne Teile
des aufgehenden Mauerwerkes, gehören noch einem älteren Bau an. Die flachbogigen
Fenster in Hausteinumrahmung; Mansardendach mit einem malerischen kleinen Vor-
bau für eine Glocke. Nach dem Hof hin eine Freitreppe aus Blaustein.
Über den äusseren Graben führt, gegenüber dem Torbau, eine gemauerte Brücke,
daran Backsteinpfeiler mit Eicheln aus Haustein als Aufsätze, 18. Jh.
Das Innere des Herrenhauses in schlichter Ausbildung des 18. Jh.
Nachträge.
S. 29. DOVEREN, Kathol. Pfarrkirche. Missale des Pfarrers Johann Sellarius
(Ann. h. V. N. LXXIII, S. 135).
S. 33. ELMPT, Flandrischer Schnitzaltar in der Kapelle ,an der Heide': Münzen-
berger-Beissel, Zur Kenntnis und Würdigung der mittelalterlichen Altäre
Deutschlands II, S. 19.
S. 39. ERKELENZ. Unterschrift zu Fig. 18, lies: Anfang des 17. ]h. statt Anfang
des 16. Jh.
S. 47. ERKELENZ. Kasel in der kathol. Pfarrkirche: Kisa, Denkschrift
aus Anlass des fünfundzwanzigjährigen Bestandes des Suermondt-Museums,
Aachen 1903, S. 33; vgl. dazu: Aachener Zs. XXV, S. 377.
S. 49. ERKELENZ, Franziskaner-Klosterkirche, Handschrif tl. Qu.:
Einzelne wertlose Archivalien des 1 8. Jh. im Turme der Kirche, ein anderer
Teil des Klosterarchives im Kloster Weert in Holland (Mitteil, des Herrn
Oberlehrers Maeckl, Ilmenau). Anderes angeblich in der Binterimschen
Bibliothek zu Düsseldorf (Mitteil, des Herrn Pfarrers Lückerath, Waldfeucht).
S. 50. ERKELENZ, Kloster Hohenbusch, Handschriftl. Qu.: Urk. einer
Mefsstiftung des Pilgrim von den Gruithuisen von 1654 im Besitz des Herrn
Pfarrers Lückerath, Waldfeucht. — Angeblich sind Archivalien und Bücher im
Anfang des 19. Jh. in die katholische Pfarrkirche zu Keyenberg und von
dort im J. 1901 an das Jesuitenkloster in Luxemburg gekommen (Mitteil, des
Herrn Oberlehrers Maeckl, Ilmenau).
S. 54. ERKELENZ, Geschichte der Burg: Die Burg wird im J. 1377
urkundlich genannt (Lacomblet, U.B. III, Nr. 805). Im J. 1370 war sie
schon stark beschädigt worden (Rechnungen im Staatsarchiv zu Arnheim); sie
wurde im J. 1492 wiederum stark beschädigt, in den J. 1500 und 1501 fanden
umfangreiche Neubauten an der Burg statt (Rechnung des „Andries van
Vischennich gen. Bell, wegen uitgaven, gedan an deme bouwe der borch ind
onderhaldinge der portzen zo Erclenz" 1500 — 1.501, im Staatsarchiv zu Arn-
heim, nach Mitteil, des Herrn Oberlehrers Maeckl, Ilmenau).
S. 58. ERKELENZ, Rathaus, Archiv: Zahlreiche Archivalien in dem Staats-
archiv zu Arnheim (s. o.), einzelnes angeblich im Staatsarchiv zu Madrid
(Mitteil, des Herrn Oberlehrers Maeckl, Ilmenau).
S. 86. LOEVENICH, Kathol. Pfarrkirche, Grabstein des Ritters Arnold
von Harff: von Groote, Pilgerfahrt des Ritters Arnold von Harff, Köln
1860. — Das heilige Land, XXXXIII (1899), S. 30. — Robens, Der ritter-
bürtige Adel des Grossherzogtums Niederrhein II, S. 98. — Strange, Genea-
logie der Herren und Freiherren von Bongart S. 39. — Der Pilger Ritter
Arnold von Harff: Geilenkirchener Zeitung, Oktober 1902.
S. 107. WEG BERG, Burg: Richardson, Gesch. der Famile Merode II, S. 300.
46i
218
KREISE ERKELENZ UND GEILENKIRCHEN, KARTE
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Kreise Erkelenz
U.Geilenkirchen.
> oooo 7000 iax> ffCOi • ni
(lex von H Künkler iihßomt
462
I. Ortsregister.
(Die stärkeren Ziffern bezeichnen die Stelle, an der über den Ort im Zusammenhang gehandelt wird.)
Seite
Seite
33 217
o, ioi
3, 115
6, 18
5, 75
„ Haus, Kr. Geilenkirchen .
211
2, 118
5, 21
125
87
6, 78
Blumenthal, Haus, bei Brachein .
6, 126
6, 29
25
215
6, 121
5, 79
6, 131
5, 81
164
82
28, 217
6, 166
84
3, 188
5, 7, 31
173
Burg
6, 35
85, 217
Erkelenz 2, 3, 4,
6, 7,
39, 217
5, 174
40, 217
6, 176
54
136
88
2,
6, 7, 141
25
138
2 150
198
64
5, 89
64
94
157
52
5, 179
67
Opheim, Haus, bei Leerodt
172
Palant, Haus, in Borschemich
. 26
Grittern, Haus, bei Doveren .
6, 30
2,
5, 181
Grittern, Haus, in Glimbach
Pesch, Haus, bei Immerath
73
ioi
5, 184
157
Puffendorf
186
133
Randerath
2, 3,
6, 187
50
96
23
84
2, 67
6, 96
6, 213
195
126
94
196
4,
5, 101
79
7, 195
6, 69
52
158
. 197
463
KREISE ERKELENZ UND GEILENKIRCHEN
Seite
Ticheln, Haus 160
Trips, Schloss 6, 199
Tüschenbroich, Schloss 6, 108
Uebach 4, 5, 206
Uetterath 208
Uevekoven 107
Seite
Wedau, Haus 130
Wegberg 104, 217
Wockerath 53
Würm 5, 209
Zumdahl, Haus 165
Zweibrüggen, Haus 6, 138
IL Sammlungen.
Seite
Brach ein. Sammlung des Herrn De-
chanten Klug 124
Breill, Schloss. Sammlung des Herrn
Freiherrn von Failly-Goltstein . . . 135
Erkelenz. Sammlung des Herrn Land-
rates Dr. Reumont 61
Erkelenz. Sammlung des Herrn Sanitäts-
rates Dr. Lucas 61
Erkelenz. Sammlung des Herrn Karl Ju-
lius Vöhl 61
Geilenkirchen. Sammlung des Herrn
Generalmajors Freiherrn Ludwig von
Eynatten 155
Geilenkirchen. Sammlung der Geschwister
Freifräulein von Eynatten 156
Seite
Geilenkirchen, Sammlung d. Frau Wwe Krey 156
Leerodt, Schloss. Sammlung des
Herrn Freiherrn Schütz von Leerodt 171
Randerath. Sammlung des Herrn Apo-
thekers Eckertz 194
Randerath. Sammlung des Herrn Justiz-
rates Thönessen 195
Rurich, Schloss. Sammlung des Herrn
Grafen Hompesch-Rurich 99
Trips, Schloss. Sammlung des Herrn
Freiherrn Engelbert von Eynatten . . 205
Wegberg. Gemälde-Sammlung im Pfarr-
haus 106
Zweibrüggen, Haus. Sammlung des
Herrn Freiherrn von Negri- Zweibrüggen 139
III. Abbildungen
Seite
Fig. 1. Haus Gansbroich. Innenseite
des Wohnhauses 17
Fig. 2. Beeck. Ansicht der katholischen
Pfarrkirche . 19
Fig. 3. Beeck. Grundriss der katholi-
schen Pfarrkirche 20
Fig. 4. Kipshoven. Ansicht der ka-
tholischen Kapelle 21
Fig. 5 Kipshoven. Grundriss der katho-
lischen Kapelle 22
Fig. 6. Kipshoven. Schnitzaltar in der
katholischen Kapelle .... 23
Fig. 7. Haus Beeck. Torbau der Vor-
burg 24
Fig. 8. Borschemich. Lageplan des
Hauses Palant 26
Fig. 9. Borschemich. Ansicht des Hauses
Palant ......... 27
Fig. 10. Haus K 1 e i n - K u n kel. An-
sicht des Wohnhauses .... 30
Fig.
Fig.
Fig.
Fig.
Fig.
Fig.
Fig.
Fig.
Fig.
Fig.
im Text.
Seite
11. Elmpt. Grundriss der katholi-
schen Pfarrkirche 32
12. Elmpt. Ansicht der katholischen
Pfarrkirche 33
13. Elmpt. Schnitzschrein des flan-
drischen Altars in der Kapelle . 34
14. Haus Elmpt. Lageplan und
Detail eines Ecktürmchens . . 35
15. Haus Elmpt. Ansicht .... 36
16. Haus Elmpt. Portal und Frei-
treppe des Turmes . .... 37
17. Sc h loss D ilbo rn. Ansicht vom
Graben aus 38
18 Erkelenz. Ansicht der Be-
festigung aus dem Anfang des
17. Jh 39
19. Erkelenz. Grundriss der katho-
lischen Pfarrkirche 40
20. Erkelenz, katholische Pfarrkirche.
Aufriss des Turmes .... 41
464
Seite
Fig. 21. Erkelenz. Inneres der katholi-
schen Pfarrkirche 43
Fig. 22. Erkelenz. Figur des h. Crispinus
in der katholischen Pfarrkirche . 45
Fig. 23. Erkelenz, katholische Pfarrkirche.
Einzelarm und Schaft des Marien-
leuchters 46
Fig. 24. Erkelenz, katholische Pfarrkirche.
Detail des Adlerpultes .... 47
Fig. 25. Haus Hohenbusch. Ansicht
von der Gartenseite . . 51
Fig. 26. Haus Hohenbusch. Kamin in
dem Ecksalon 52
Fig. 27. Terheeg. Spätgotische Kanzel
in der katholischen Kapelle . . 53
Fig. 28. Erkelenz. Der Turm der Burg 55
Fig. 29. Erkelenz. Lageplan der Burg
und Grundrisse des Burgturmes 56
Fig. 30. Erkelenz. Ansicht des Rathauses 58
Fig. 31. Erkelenz. Rekonstruktion des
Rathauses 59
Fig. 32. Erkelenz, Rathaus. Grundriss des
Erdgeschosses 60
Fig. 33. Erkelenz, Rathaus. Querschnitt 61
Fig. 34. Erkelenz, Sammlung Vöhl. Glas
gemälde aus dem Kreuzgang des
Klosters Altenberg bei Köln . 62
Fig. 35. Erkelenz. Hausaltärchen des
Herrn Braun 63
Fig. 36. Hagelkreuz bei Holzweiler . 68
Fig. 37. Hückelhoven. Katholische
Kirche und Burg vor dem Neu-
bau der Kirche 69
Fig. 38. Hückelhoven. Ansicht der alten
evangelischen Pfarrkirche ... 70
Fig. 39. Burg Hückelhoven. Ansicht . 71
Fig. 40. Burg Hückelhoven. Lageplan . 72
Fig. 41. Immerath. Elfenbeinerne Ma-
donnenstatuette im Besitz der
Familie Hages 74
Fig. 42. Keyenberg, katholische Pfarr-
kirche. Grundriss und Schnitt
des romanischen Teiles ... 75
Fig. 43. Keyenberg, katholische Pfarr-
kirche. Nordseite des romani-
schen Teiles 76
Fig. 44. Keyenberg, katholische Pfarr-
kirche. Romanische Inschrift-
tafel 77
Fig. 45. K lei n-G lad b a c h. Grundriss
der katholischen Pfarrkirche vor
dem Umbau 78
22 1
Seite
Fig. 46. Körrenzig. Ansicht der ka-
tholischen Pfarrkirche .... 79
j Fig. 47. Körrenzig. Grundriss der katho-
lischen Pfarrkirche 80
Fig. 48. Kofferen. Ansicht der katho-
lischen Rektoratkirche .... 81
Fig. 49. Kofferen. Grundriss der katho-
lischen Rektoratkirche .... 82
Fig. 50. Kückhoven. Ansicht und
Grundriss der katholischen Pfarr-
kirche 83
Fig. 51. Lövenich, katholische Pfarr-
kirche. Grabstein des Arnold
von Harff 85
Fig. 52. Klein-Bouslar. Lageplan . 86
Fig. 53. Klein-Bouslar. Ansicht vomHof aus 87
Fig. 54. Niederkrüchten. Ansicht
der katholischen Pfarrkirche . 90
Fig. 55. Niederkrüchten. Grundriss und
Detail der katholischen Pfarrkirche 91
Fig. 56. Niederkrüchten Innenansicht der
katholischen Pfarrkirche ... 92
Fig. 57. Brempt. Ansicht der katholi-
schen Kapelle 93
! Fig. 58. Brempt. Grundriss der katholi-
schen Kapelle 93
Fig. 59. Schwaam. Bauernhaus vom
J. 1616 94
I Fig. 60. Oberkrüchten. Grundriss der
katholischen Pfarrkirche ... 95
Fig. 61. Schloss Rurich. Radierung
mit der Eroberung von 1609 . 97
Fig. 62. Schloss Rurich. Ansicht nach
einer Zeichnung aus dem Ende
des 18. Jh 98
Fig. 63. Schloss Rurich. Ansicht des
Remisenbaues 99
Fig. 64. Schloss Rurich. Venetianisches
Gemälde der h. Familie aus dem
Anfang des 16. Jh 100
Fig. 65. Schwanenberg. Ansicht der
evangelischen Pfarrkirche . . . 102
Fig 66. Schwanenberg. Grundriss der
evangelischen Pfarrkirche . . 103
Fig. 67. Wegberg. Ansicht der katho-
lischen Pfarrkirche 104
Fig. 68 Wegberg. Grundriss der alten
Teile der katholischen Pfarrkirche 105
Fig. 69. Wegberg. Tor der ehemaligen
Propstei 106
Fig. 70. Üvekoven. Kreuzigungsgruppe
in der katholischen Kapelle . .107
465
222
KREISE ERKELENZ UND GEILENKIRCHEN
Seite
Fig. 71. Schloss Tüschenbroich. Fig. 99.
Lageplan 108
Fig. 72. Schloss Tüschenbroich. Ansicht Fig. 100.
vom Schlossweiher aus . . . 108
Fig. 73. Schloss Tüschenbroich. Ansicht
des Eckturmes 109 Fig. 101.
Fig. 74. Schloss Tüschenbroich. Kapelle
im Wald 110 Fig. 102.
Fig. 75. Baesweiler. Choransicht der
katholischen Pfarrkirche . . .115 Fig. 103.
Fig. 76. Baesweiler. Grundriss der katho-
lischen Pfarrkirche 116 Fig. 104.
Fig. 77. Birgden. Turm der katholi-
schen Pfarrkirche 119 Fig. 105.
Fig. 78. Birgden. Holzgruppe der Pietä
in der katholischen Pfarrkirche . 120 Fig. 106.
Fig. 79. Brach ein. Ansicht der katho-
lischen Pfarrkirche 122 Fig. 107.
Fig. 80 Brachein. Grundriss der katho-
lischen Pfarrkirche 123 Fig. 108.
Fig. 81. Haus Blumenthal. Lageplan 127
Fig. 82. Haus Blumenthal Aussenseite
des Herrenhauses 128 Fig. 109
Fig 83. Haus Blumenthal. Ansicht des
Herrenhauses vom Hof aus . .129 Fig. 110
Fig. 84. Haus Wedau. Ansicht . . 130
Fig. 85. Schloss Breill. Lageplan .132 Fig. 111.
Fig. 86. Schloss Breill. Ansicht des Herren-
hauses vom Garten aus . . . 133 Fig. 112.
Fig. 87. Schloss Breill. Tor des Wirt-
schaftshofes 134 Fig. 113.
Fig. 88. Frelenberg. Monstranz in der
katholischen Pfarrkirche . . 137 Fig 114.
Fig. 89. Haus Zweibrüggen. Lage-
plan 139 Fig. 115.
Fig. 90. Haus Zweibrüggen. Ansicht des
Herrenhauses 130 Fig. 116.
Fig. 91. Gangelt. Ansicht der katho-
lischen Pfarrkirche 141 Fig. 117.
Fig. 92. Gangelt. Grundriss der katholi-
schen Pfarrkirche .... 143 Fig. 118.
Fig. 93. Gangelt. Lageplan der Stadt . 146
Fig. 94. Gangelt, Stadtbefestigung. Aussen- Fig. 119.
ansichten des Heinsberger Tores
und des Broichtores .... 147 Fig. 120.
Fig. 95. Gangelt. Ansicht des Burgturmes 148
Fig. 96. Gangelt. Grundrisse des Burg- j Fig. 121.
turmes 149
Fig. 97. Geilenkirchen. Lageplan der Fig. 122.
ehemaligen Burg 152
Fig. 98. Geilenkirchen. Ansicht der ehe- Fig. 123.
maligen Burg 153 |
Seite
Geilenkirchen, ehemalige Burg.
Torturm der Vorburg .... 155
Gillrath, katholische Pfarr-
kirche, Kasel mit der Versu-
chung des h. Antonius . . 156
Gillrath. Muttergottesfigur in der
katholischen Pfarrkirche . . 157
Hünshoven. Ansicht der katho-
lischen Pfarrkirche 158
Hünshoven. Grundriss der katho-
lischen Pfarrkirche 159
Immendorf. Ansicht der ka-
tholischen Pfarrkirche . . . 162
Immendorf. Grundriss der katho-
lischen Pfarrkirche 163
Haus Zumdahl. Ansicht des
Wohnhauses 166
Schloss Leerodt. Lageplan
um 1800 167
Schloss Leerodt. Grundriss des
Herrenhauses aus dem Ende des
18. Jh 168
Schloss Leerodt, Herrenhaus.
Aussenseite des Nordflügels . . 169
Schloss Leerodt. Torbau des
Herrenhauses 170
Schloss Leerodt. Torbau der
Vorburg 171
Lindern. Ansicht der katho-
lischen Pfarrkirche 173
Lindern. Grundriss der katho-
lischen Pfarrkirche 174
Loverich. Ansicht der katho-
lischen Pfarrkirche 175
Loverich. Grundriss der katho-
lischen Pfarrkirche 175
Marienberg. Ansicht der alten
katholischen Pfarrkirche . . . 177
Marienberg. Grundriss der alten
katholischen Pfarrkirche . . . 178
Oidtweiler. Ansicht der ka-
tholischen Pfarrkirche .... 179
Oidtweiler. Grundriss der katho-
lischen Pfarrkirche 180
Palenberg. Westansicht der
katholischen Kapelle .... 181
Palenberg. Südostansicht der
katholischen Kapelle .... 182
Palenberg. Grundriss der katho-
lischen Kapelle 182
Palenberg. Details vom Chor-
bogen in der katholischen Kapelle 183
466
VERZEICHNISSE
223
Seite
Fig. 124. Prummern. Ansicht der katho-
lischen Pfarrkirche 185
Fig. 125. Prummern. Grundriss der katho-
lischen Pfarrkirche 186
Fig. 126. Randerath. Ansicht der alten
katholischen Pfarrkirche . . .188
Fig. 127. Randerath. Kelch in der katho-
lischen Pfarrkirche ..... 189
Fig. 128. Randerath. Lageplan der Stadt-
befestigung und der Burg aus
dem 18. Jh 192
Fig. 129. Randerath, Burg. Ansicht des
Kellnereigebäudes 193
Fig. 130. Teveren. Ansicht und Grund-
riss des Turmes der katholischen
Pfarrkirche 197
Fig. 131. Schloss Trips. Lageplan vom
J. 1900 199
Fig. 132. Schloss Trips. Grundriss des
Herrenhauses 201
Fig. 133. Schloss Trips. Ansicht desHerren-
hauses von der Nordseite und
eines Teiles der inneren Vorburg 202
Fig. 134. Schloss Trips. Ansicht des Herren-
hauses und der inneren Vorburg
von Südwesten 203
Seite
Fig. 135. Schloss Trips. Torbau der äusse-
ren Vorburg 204
Fig. 136. Uebach. Ansicht der katholi-
schen Pfarrkirche 206
Fig. 137. Uebach. Grundriss der katholi-
schen Pfarrkirche 207
Fig. 138. Utterath. Kreuzreliquiar in der
katholischen Pfarrkirche . . . 209
Fig. 139. VV ürm. Ansicht der katholischen
Pfarrkirche 210
Fig. 140. Würm. Grundriss der katholischen
Pfarrkirche 210
Fig. 141. Haus Beeck. Ansicht des
Herrenhauses 211
Fig. 142 Haus Honsdorf. Lageplan
aus dem Anfang des 19. Jh. . 212
Fig. 143. Haus Honsdorf. Eckturm des
Wirtschaftshofes 212
Fig. 144 Haus Honsdorf nach dem alten
Gemälde auf Schloss Harff . .213
Fig. 145. Haus Honsdorf. Turm an der
Südostecke 214
Fig. 146. Haus K I e in - S ie rs d o r f.
Lageplan 215
Fig. 147. Haus Klein-Siersdorf. Ansicht . 216
IV. Tafeln.
Seite
Tafel I. H au s G ri t ter n vor dem Umbau 30
Tafel II. Erkelenz, katholische Pfarr-
kirche 42
Tafel III. Erkelenz, katholische Pfarrkirche.
Marienleuchter vor dem Umbau
der Turmhalle und der Orgelbühne 46
Tafel IV. Erkelenz. Adlerpult in der katho-
lischen Pfarrkirche 48
Tafel V. Erkelenz. Kasel in der katho-
lischen Pfarrkirche 48
Tafel VI. Schloss Rurich. Porträteines
Kavaliers 106
Seite
Tafel VII. Schloss Rurich. Doppelporträt. 106
Tafel VIII. S c h 1 o s s B r e i 1 1. Brustbild eines
Regensburger Meisters . . .134
Tafel IX. Gangelt. Inneres der katho-
lischen Pfarrkirche 144
Tafel X. Schloss Leerodt. Ansicht
des Herrenhauses 172
Tafel XI. Süggerath. Flandrischer
Schnitzaltar in der katholischen
Pfarrkirche 196
Tafel XII. Schloss Trips. Ansicht des
Herrenhauses 200
467
Papier von Flinsch.
L.ichtdrucktafeln von B. Kühlen in M.Gladbach.
Phototypien von Meisenbach, Riffarth & Co. in München und L. Schwann in Düsseldorf.
Autotypien und autotypische Tafeln von A. Bruckmann in München
Druck von L. Schwann in Düsseldorf.
DIE
KUNSTDENKMÄLER
DER
RHEINPROVINZ
DIE
KUNSTDENKMÄLER
DER
RHEINPROVINZ
IM AUFTRAGE DES PROVINZI ALV ERB ANDES
HERAUSGEGEBEN
VON
PAUL CLEMEN
ACHTER BAND
in.
DIE KUNSTDENKMÄLER DES KREISES HEINSBERG
DÜSSELDORF
DRUCK UND VERLAG VON L.
1906
SC H WANN
DIE
KUNSTDENKMÄLER
DES KREISES
HEINSBERG
IM AUFTRAGE
DES PROVINZIALVER BANDES DER RHEINPROVINZ
BEARBEITET
VON
KARL FRANCK-OBERASPACH
UND
EDMUND RENARD
MIT 7 TAFELN UND 116 ABBILDUNGEN IM TEXT
DÜSSELDORF
DRUCK UNI) VERLAG VON L. SCHWANN
1906
ALLE RECHTE VORBEHALTEN
i
VORBEMERKUNG
Das vorliegende Heft beschliesst den achten Band der Denkmälerstatistik,
der dem nördlichen Teil des Regierungsbezirkes Aachen gewidmet ist. Neben dem
Stammland Jülich hat in diesem Bande jenes Grenzgebiet nahe der Maas seine Be-
arbeitung gefunden, das den Jülicher Grafen in den Dynasten von Wassenberg, in
den aus gleichem Stamm entsprossenen Herren von Heinsberg und den Grafen
von Geldern die gefährlichsten Nebenbuhler gegenüberstellte, das aber schon am
Ausgang des Mittelalters nach kurzer Blüte und raschem Verfall der Heinsberger
Dynastie in den grösseren Staatskörper des Herzogtums Jülich aufging. In geschicht-
licher wie in kunstgeschichtlicher Hinsicht ist die Entwicklung des Kreisgebietes von
Heinsberg derjenigen des Kreises Erkelenz und namentlich der des Kreises Geilen-
kirchen auf das engste verwandt. Die auch im Heinsberger Bezirk erst spät ein-
setzende starke Bevölkerungszunahme erklärt den relativ geringen Bestand an älteren
Kirchengebäuden auf dem flachen Lande. Um so sorgsamer haben die alten Städt-
chen und Dynastensitze, die schon sehr früh ihre politische Bedeutung einbüssten,
ihre Schätze gehütet; Heinsberg, Waldfeucht und Wassenberg mit ihren alten Kirchen,
deren reicher Ausstattung, mit ihren Burgen und Stadtbefestigungen vereinigen in
sich den wertvollsten Besitz an Kunstdenkmälern in dem ganzen Gebiet des Kreises.
Die erste Bereisung des Kreises Heinsberg und die vorläufige Bearbeitung des
Textes haben bereits in den J. i9oo und i9oi durch Herrn Dr. Karl Franck-
Oberaspach stattgefunden. Die Drucklegung konnte aber wegen der Bearbeitung der
Kreise Erkelenz und Geilenkirchen, sowie derjenigen von Bonn und Köln erst einige
Jahre später, nachdem Herr Dr. Franck-Oberaspach schon aus seiner Stellung als
Assistent bei der Kommission ausgeschieden war, eingeleitet werden. Es ergab sich
hierbei die Notwendigkeit, eine Reihe von Lücken durch eine nochmalige, fast voll-
ständige Bereisung des Kreisgebietes auszufüllen, auch Literaturangaben und Quellen-
nachweise, sowie das historische Material wesentlich zu ergänzen. Diese Arbeiten,
die weitgehende Neubearbeitung des Manuskriptes und die Drucklegung sind von
Herrn Dr. Renard durchgeführt worden.
Bei den Vorarbeiten konnten die Bearbeiter sich der dankenswerten Förderung
durch den Königlichen Landrat des Kreises, Herrn Freiherrn von Scheibler, erfreuen.
Insbesondere muss die Kommission für die Denkmälerstatistik der Rheinprovinz aber
Herrn Pfarrer Lückerath in Waldfeucht ihren Dank abstatten, der hier in dem
eigensten Gebiet seiner langjährigen geschichtlichen Forschungen seine reichen Samm-
VI
VORBEMERKUNG
lungen und seine eingehende Kenntnis in aufopfernder und uneigennützigster Weise
zur Verfügung gestellt, sich des Manuskriptes und der Korrekturen angenommen und
auch während des Druckes sich der Mühe einer Reihe von Feststellungen an Ort
und Stelle unterzogen hat. Die Hinweise auch auf entlegenere Quellen, namentlich
zur Geschichte der Kirchen, sind vornehmlich seiner weitgehenden Mitarbeit zu
danken. Das Mitglied der Kommission für die Denkmälerstatistik, Herr Oberstleutnant
von Oidtman in Berlin, hat — wie früher schon regelmässig — auch bei der Be-
arbeitung des Kreises Heinsberg reiche Beiträge zur Verfügung gestellt und sich
wiederum des Manuskriptes und der Korrekturen in überaus dankenswerter Weise
angenommen.
Die einzelnen Abschnitte sind von den Herren Pfarrern, Bürgermeistern und
den Besitzern von Gütern bereitwilligst durchgesehen und ergänzt worden; nament-
lich gebührt der Dank der Kommission hier den Herren Freiherr von Leykam
auf Elsum, Freiherr Adolf Spies von Büllesheim auf Hall, Freiherr Theodor
von Blankart auf Effeld, Oberpfarrer Dr. Schneider in Heinsberg, Dechant
Klein in Wildenrath, Pfarrer Schmitz in Havert, Pfarrer Pütz in Ophoven, Pfarrer
Jansen, Bürgermeister Beckers und Dr. Küsters in Wassenberg, Notar Weisweiler
in Köln, früher in Wassenberg, sowie Herrn Franz Mayer in Arsbeck.
Die Abbildungen Nr. i— 4, 10, 12, i3, 1 5, 16, 32, 39, 4i, 42, 45, 57, 60, 61,
64, 69 — Ii, 77, 78, 81 — 84, 86, 88, 101, 111, 112, 116 sind nach Zeichnungen und
Photographien des Herrn Architekten Albert Nies, Nr. 33, 66 nach Aufnahmen des
Photographen Mergelsberg in Heinsberg. Nr. 11, io4, ii3, 1 i4 nach solchen des
Photographen Neuefeind in Linnich, Nr. 34 nach solcher des Photographen Krum
in Randerath hergestellt. Aus dem Werk von L. von Fisexxe, Kunstdenkmale des
Mittelalters, sind die Figuren Nr. 18 — 22, 24 — 28, 35, 89 — 9i, 97, 98 entnommen.
Herr Dr. Fraxck lieferte die Vorlagen zu Nr. 5—9, i4, i7, 26, 29— 3i, 48, 58, 59,
68, 73—76, 79, 80, 85, 87, 92—96, 99, 100, io9, 110, Dr. Renard zu Nr. 8, 102, io3.
Den Tafeln, die in der Kunstanstalt von A. Bruckmann in München hergestellt
sind, liegen Aufnahmen von E. Hermann in Köln, Schmitter in Erkelenz, Neue-
feind in Linnich und Dr. Franck zugrunde. Die Karte wurde von Herrn Land-
messer Künkler in Bonn gezeichnet.
Die Kreisvertretung hat zu den Kosten dieses Heftes einen namhaften Bei-
trag geleistet.
Bonn, im Dezember ]9o5.
PAUL CLEMEN.
EINLEITUNG.
Der Kreis Heinsberg des Regierungsbezirkes Aachen bildet ungefähr ein
Dreieck, das im Süden durch den Kreis Geilenkirchen, im Osten durch den Kreis
Erkelenz und im Nordwesten durch das Königreich der Niederlande begrenzt wird;
an die Westecke dieses Dreiecks schliesst ein nur mit einem schmalen Streifen zu-
sammenhängender und in die Niederlande einspringender Teil an, die sog. Selfkant,
die durch die Aufteilung des alten Amtes Millen diese merkwürdige Gestalt
erhalten hat.
Der Flächeninhalt des Kreises beträgt 24349 Hektar, die Einwohnerzahl betrug im
Jahre i9oo 36 656 Seelen; einschliesslich der einzigen Stadt, Heinsberg, umfasst das
Gebiet i9 Bürgermeistereien mit 33 Landgemeinden.
Von Südosten nach Nordwesten wird das Kreisgebiet von Rur und Wurm
durchzogen, die hiermit vielen Abzweigungen einander parallel in einem breiten Wiesen-
grund verlaufen, bis sie sich kurz vor der Kreisgrenze bei Rurkempen vereinigen. Zwei
kleinere Bachläufe durchziehen in gleicher Weise den westlichen Zipfel des Kreis-
gebietes, die sog. Selfkant: der Rodebach, der auf eine längere Strecke die Westgrenze
des Kreises bildet, bei Isenbruch den Saeffeler Bach aufnimmt und bei Susteren in
die Maasniederung eintritt.
Die Erdoberfläche des Kreisgebietes zeigt Alluvial- und Diluvialformationen
mit Lehm-, Lette- und Sandschichten. Die leichtwelligen Striche den Flusstälern
entlang bestehen aus einem fruchtbaren, lehmigen Ackerboden, während die etwas
höher liegenden sandigen Hügelzüge, namentlich in der Nordhälfte des Kreises, meist
dürftige Kiefernbestände tragen. Inmitten des Kreisgebietes, zu beiden Seiten des
Rur- und Wurmtales einander gegenüber, springen als einzige grössere Bodenerhebungen
die Burghügel von Wassenberg und Heinsberg gegen das Tal vor.
In vorgeschichtlicher und römischer Zeit scheint das Kreisgebiet äusserst gering
besiedelt gewesen zu sein; es wurde in der Hauptsache von einer Reihe nur zum
kleinsten Teil genauer festzustellender römischen Strassen durchzogen. Die einzige
nachweisbare römische Niederlassung war Theudurum, das heutige Tüdderen, Etappen-
ort an der grossen Römerstrasse von Coriovallum nach Nymwegen. Die verhältnis-
mässig häufigen Funde vorgeschichtlicher Grabfelder haben nie eine systematische
Beobachtung und Erforschung erfahren.
Bemerkenswert ist die grosse Befestigungsanlage aus früher Zeit, die der
Grenze entlang von Nordosten nach Südwesten das Kreisgebiet durchzieht ; es ist die
Fortsetzung des auch im Kreise Erkelenz vortrefflich erhaltenen Grenzwalles. In
469
2
EINLEITUNG
dem Kreise Heinsberg treten in den feuchten Wiesen der Rur-Niederung eigen-
artige Kastellanlagen in der Form kegelförmiger Hügel hinzu, die etwas gegen den
Grenzwall zurückliegen. Ob diese ausgedehnte Befestigungsanlage, wie man hat an-
nehmen wollen, erst der spätkarolingischen Zeit, speziell dem Vertrag von Meerssen,
ihre Entstehung verdankt oder eine ältere germanische oder fränkische Anlage ist, ist
noch nicht ganz klar gestellt.
Die ältesten geschichtlichen Nachrichten reichen — im Gegensatz zu der
Geschichte des benachbarten Jülicher Landes — ■ nicht in das erste Jahrtausend
zurück; erst mit dem Beginn des 1 1. Jahrhunderts entwickelt sich eine Territorial-
herrschaft, die das Kreisgebiet schnell zu einer hohen Blüte führt. Um das Jahr 1020
soll Kaiser Heinrich II. die Gebrüder Gerhard und Rütger von Antoing, die in der
Maasniederung angesessen waren, mit reichem Landbesitz in Wassenberg und in
Kleve ausgestattet haben; aus diesem Geschlechte entsprossen dann die um
11 00 zuerst genannten Herren von Heinsberg, Geldern und Kriekenbeck. Auf jeden
Fall wurde das schnelle Emporkommen dieser neuen Territorialherren durch die
deutschen Könige wesentlich begünstigt, die hier, wie auch anderorts, eine Stütze
in dem Kampfe mit der Herzogsgewalt sich zu schaffen suchten.
Wassenberg blieb nicht lange Sitz des gleichnamigen Dynastengeschlechtes •
durch Heirat kam es an eine Nebenlinie des Limburgischen Hauses. Nach dem
Aussterben des Limburgischen Hauptstammes im Jahre 1280 wurde das Gebiet in
den Kampf zwischen den beiden Prätendenten, den Grafen von Berg und Geldern,
und damit auch in den Kampf zwischen Brabant und der Kölner Kirche hinein-
gezogen; der Sieg in der Schlacht bei Worringen im Jahre 1288 trug dem Herzog
von Brabant auch den Besitz der Herrschaft Wassenberg ein. Die folgenden Jahr-
hunderte bilden eine unruhige Zeit für Wassenberg; es war fast andauernd verpfändet:
an Jülich, an Burgund und endlich an Heinsberg, das sich am längsten in dem
Besitz zu behaupten wusste. Mit Heinsberg ging auch Wassenberg im Jahre i484
in Jülichschen Besitz über, aber erst bei dem im Jahre iS44 nach der Jülichschen Fehde
in Venlo geschlossenen Frieden verzichtete Karl V. als Erbe von Burgund end-
giltig auf Wassenberg zugunsten von Jülich. Das ehemalige Land und spätere Jülich-
sche Amt Wassenberg war ein grosses Gebiet und umfasste ausser dem im heutigen
Kreis Heinsberg gelegenen Anteil noch wesentliche Teile des Kreises Erkelenz und
des heutigen Arrondissements Roermond im Königreich der Niederlande.
Auch die Geschichte des Heinsbergischen Territoriums, das zeitweilig das ganze
Kreisgebiet umfasste, bietet während des Mittelalters ein sehr unruhiges Bild; gleich
auf das erste Auftreten der Herren von Heinsberg aus dem Stamme Antoing folgt
ein schnelles Aufblühen im 12. Jahrhundert. Schon im Jahre 1 1 93 geht Heinsberg
durch Heirat an die Nebenlinie der Herren von Falkenburg über, die aber bereits im
Jahre 1228 im Mannesstamme erlischt. Es folgt durch Heirat Graf Heinrich von
Sponheim, der als Sohn der Mechtild von Sayn dem Heinsberger Hause die Ansprüche
auf die grosse Saynische Erbschaft zubringt und im Jahre 1248 durch die Erwerbung
47o
EINLEITUNG
3
von Blankenberg und Löwenburg die Heinsbergische Herrschaft auf wesentliche Teile
im Gebiet des Siebengebirges ausdehnt. Der Sohn, Dietrich II. (f i3o2), ist die
kraftvollste Persönlichkeit aus der Sponheimer Linie; er hat in dem Kampf zwischen
Brabant und der Kölnischen Kirche eine grosse Rolle gespielt und trotz dieser Kämpfe
sowohl die Saynischen Güter zu erhalten gewusst, wie auch das Heinsbergische
Territorium wesentlich vermehrt, so namentlich durch den Erwerb der Herrschaft
Millen im Jahre 1283.
Noch bedeutsamer erscheinen auf den ersten Blick die Erwerbungen der beiden
Nachfolger, Gottfrieds II. (t i33i) und Dietrichs III. (f 1 36 1), in Wirklichkeit haben
jedoch die endlosen Kämpfe um diese auf die Dauer nicht zu haltenden grossen Gebiets-
erweiterungen den Niedergang der Heinsbergischen Macht zur Folge gehabt. Gott-
fried II. erwarb im Jahre i3o7 Blankenberg, das an eine Nebenlinie gekommen
war, zurück, im jähre i3i7 Wassenberg. Dietrich III. konnte die beiden grossen
belgischen Herrschaften Looz und Chiney nur unter den grössten Opfern an sich
bringen und musste dafür einen Teil von Chiney schon im Jahre i34o veräussern,
die Herrschaften Millen, Gangelt und Waldfeucht verpfänden. Noch weniger konnte
Gottfried III. (f 1 395) diese Erwerbungen wahren; er verpfändet im Jahre i363 auch
Blankenberg wieder und verliert die Herrschaft Looz ganz.
Noch einmal bringt Johann L, der Streitbare (f i439), das Haus Heinsberg zu
hoher Blüte ; er gewinnt die verpfändeten Herrschaften Millen, Gangelt und Waldfeucht
zurück, ebenso Löwenburg, das an eine Seitenlinie gefallen war, im Jahre i4i3 auch
das wieder entfremdete Wassenberg. Wichtig war auch die Erwerbung von Ansprüchen
auf einen Teil von Jülich, die viel umstrittene sog. Jülicher Quart. Unter seinen
Nachfolgern Johann II. (f i443) und Johann III. (f i448), der die Reihenfolge der
selbständigen Herrscher von Heinsberg beschliesst, tritt ein schneller Verfall ein, der
nur noch zeitweise durch das Eingreifen des letzten Heinsbergers, des Bischofs
Johann von Lüttich (f 1 458) , aufgehalten werden kann. Die Jülicher Quart und
wesentliche Teile der einzelnen Gebiete gingen nacheinander verloren. Es folgte
durch Heirat auf kurze Zeit Johann von Nassau-Saarbrücken ; dessen Tochter Elisabeth,
seit i472 mit dem Herzog Wilhelm von Jülich-Berg verheiratet, brachte den wesent-
lichen Teil des Heinsberger Erbes an Jülich, das die anderen Teile durch Kauf
hinzu erwarb. Die im Laufe des 1 5. Jahrhunderts verloren gegangenen Teile befanden
sich schon vorher zumeist im Besitz von Jülich-Berg. Der Revers vom Jahre 1484
fügte die Erwerbungen dann in die Landesverwaltung des Herzogtums Jülich ein.
Ausserhalb dieser Entwicklung der Herrschaften Heinsberg, Wassenberg und
Millen stehen meist die am Westende des Kreises gelegenen vier Orte Tüddern, Wehr,
Hillensberg und Süsterseel. Sie gehören ursprünglich zu Sittard, das seit 1235 Walram
von Montjoie von dem Lütticher Bistum zu Lehn trug. Im Jahre 1 3 1 8 hatte der
Herzog von Brabant Sittard erobert, er scheint den Bezirk bald darauf an Heins-
berg verpfändet zu haben; im Jahre i334 hat aber wieder Dietrich von Montjoie
Sittard als Limburgisches Lehn von dem Herzog von Brabant empfangen. Von den
l*
47 1
4
EINLEITUNG
Erben der Grafen von Montjoie-Falkenburg, den Grafen Salm, hat Jülich die Herr-
lichkeiten im Jahre i4oo gekauft; dann erscheint Johann der Streitbare von Heinsberg
zeitweilig im Besitz, der im Jahre i423 die Herrschaft aber an die Grafen von Moers
verpfändet. Seit dem Jahre i494 war Jülich wieder im Besitz auch dieses Teiles
des Kreisgebietes.
So bildete seit dem Ende des 1 5. Jahrhunderts bis zur französischen Revolution
der jetzige Kreis Heinsberg einen Bestandteil des Herzogtums Jülich. In der
Jülichschen Ämtereinteilung entfielen auf das Kreisgebiet: das Amt Heinsberg im wesent-
lichen ganz, vom Amt Wassenberg die Gerichte Arsbeck und Wassenberg, vom Amt
Millen das Gericht Waldfeucht und vom Amt Born ein Teil des Hauptgerichtes
Sittard, nämlich die Orte Wehr, Hillensberg, Süsterseel und Tüddern.
Unter der Jülichschen Herrschaft war namentlich die Gegend von Heinsberg
in dem Kampfe Jülichs gegen Karl V. stark in Mitleidenschaft gezogen; die Festung
Heinsberg wurde im Jahre i542 von den Truppen des Prinzen Renatus von Oranien
überrumpelt und seitdem mit Erfolg gegen die Jülichschen Truppen gehalten, Waldfeucht
wurde von dem kaiserlichen Heer niedergebrannt. Später ist das Kreisgebiet in den
Kämpfen vom Ende des 1 6. Jahrhunderts und zuletzt im Beginn des 1 8. Jahrhunderts
bei dem spanischen Erbfolgekrieg durch durchziehende oder marodierende Truppen
stellenweise stark geschädigt worden. Im übrigen genoss das Land aber eine wenig
gestörte Ruhe und auch der Herrschaftswechsel im Beginn des 1 7. Jahrhunderts bis
zu dem endgiltigen Übergang des Herzogtums Jülich an das Haus Pfalz-Neuburg im
Jahre 1666 vollzog sich ohne Schwierigkeiten.
Die neue Gebietseinteilung unter der französichen Herrschaft bahnte die Bildung-
des jetzigen Kreisgebietes an. Der Kanton Heinsberg des Arrondissements Aachen
umfasste das Jülichsche Amt Heinsberg mit Ausnahme des Gerichtes Brachelen, von
dem nur der Ort Hilfarth mit herübergenommen wurde, einen Teil des Gerichtes
Waldfeucht, ferner die jetzt niederländischen Orte Melick und Herkenbosch des alten
Amtes Wassenberg und endlich von diesem Amt die noch heute zum Kreis Heinsberg
gehörigen Gerichte Arsbeck und Wassenberg. Die westlichen Teile des jetzigen
Kreisgebietes, Teile der Gerichte Sittard und Millen, gehörten zu dem Kanton Sittard.
Die Grenzregulierung in preussischer Zeit, im Jahre i8i5, bildete den Kreis Heinsberg
aus dem Kanton gleichen Namens, von dem nur die nordwestlich in Form eines.
Zipfels vorspringenden Orte Melick und Herkenbosch den Niederlanden abgetreten
wurden, die dafür ihrerseits die zuletzt genannten Teile des Kantons Sittard zum Kreis
Heinsberg gaben.
Die kirchliche Einteilung des Gebietes hat schon frühzeitig feste Formen an-
genommen; auch hier bildete die Rur, die in ihrem oberen Laufe die Grenze zwischen
dem Bistum Köln und dem alten Bistum Tongern-Lüttich war, wenigstens im grossen
und ganzen die Scheide zwischen den grossen Dekanaten Susteren und Wassenberg.
Die nördlich gelegenen Pfarreien gehörten zu dem schon im Jahre 1118 genannten
Wassenberger Dekanat, das sich wahrscheinlich mit dem alten Mühlgau deckte und
472
EINLEITUNG
5
im Norden noch wesentliche Teile des Kreises Kempen umfasste. Die südlichen
Pfarreien unterstanden dem noch umfangreicheren, bereits im Jahre u44 erwähnten
Landdekanat Susteren, das sich bis zur Maas ausdehnte und auch Roermond enthielt.
Bei der Gründung des Bistums Roermond im Jahre 1 5 5 8 blieb das ganze Kreisgebiet
bei dem alten Sprengel bis zur Errichtung des Bistums Aachen. Bei der Neuein-
teilung der kirchlichen Verwaltungsbezirke im Jahre 1822 wurden die Dekanate Heins-
berg und Wassenberg der Erzdiözese Köln gebildet, die aus den Pfarreien des Kreises
Heinsberg bestehen.
In kunstgeschichtlicher Hinsicht stehen die kirchlichen Gründungen des 11. und
12. Jahrhunderts im Vordergrund des Interesses. Aus dem 11. und 1 2. Jahrhundert
stammt die am besten erhaltene romanische Kirche in Millen mit eigenartigem
geradem Chorschluss und der interessanten, an die Bauten des Maasthaies anklingenden
Quirinuskapelle aus der Mitte des 1 2. Jahrhunderts.
Eine entwickeltere Stufe der romanischen Baukunst repräsentieren die im
Jahre 11 18 geweihte Stiftskirche zu Wassenberg, eine stattliche dreischiffige Basilika
der üblichen Anordnung, und die Krypta der Heinsberger Stiftskirche aus der Mitte
des 12. Jahrhunderts. Rechteckigen Chorschluss zeigte ausser Millen die abgebrochene
romanische Kirche in Birgelen aus dem Anfang des 1 3. Jahrhunderts. Hier wie auch
anderenorts in den Rheinlanden gehören die rechtwinkligen Chorschlüsse in der
romanischen Zeit nicht zu den Seltenheiten, kommen vielmehr oft bei kleineren
Landkirchen vor; die spätestens in der Mitte des 1 1. Jahrhunderts entstandene Chor-
anlage von Millen widerlegt schon an sich die Annahme, rechteckiger Chorschluss sei
eine Neuerung und Erfindung des Zisterzienserbauwesens.
Das i3. und 1 4. Jahrhundert bedeuten eine Ebbe in der baugeschichtlichen
Entwicklung des Kreisgebietes, erst mit dem 15. Jahrhundert beginnt wieder ein
Aufschwung, der ganz entsprechend demjenigen in den benachbarten Kreisen
Erkelenz und Geilenkirchen verläuft. Die beiden Kirchen in Heinsberg und Waldfeucht
sind die stattlichsten Bauten dieser Periode. Der Bau in Heinsberg ist besonders
bemerkenswert durch die grossen und schlanken Verhältnisse, wie durch die konsequente
Durchführung der nach innen gezogenen Strebepfeiler, die nach aussen nur durch
dreiseitige Vorlagen, sog. Sporen, markiert sind. Diese Eigentümlichkeit findet in den
benachbarten Niederlanden zahlreiche Analogien. Im übrigen ist die Zahl gut und
vollständig erhaltener kirchlicher Bauten des Mittelalters nicht grade gross ; wie in
dem anstossenden Kreis Geilenkirchen, so hat auch hier seit dem Ende des 18. Jahr-
hunderts bei gesteigerter Bevölkerungszunahme das Bedürfnis grösserer Kirchengebäude
den alten Bestand stark gelichtet.
In bautechnischer Hinsicht ist für die romanische Zeit die starke Verwendung
mittelrheinischen Tuffs bemerkenswert. Die Wassenberger Kirche ist ein Tuffbau mit
Füllmauerwerk aus Kalk-Bruchsteinen. Daneben ist allerdings auch der Maaskalk
in Quaderform verwendet worden, so an der Quirinus-Kapelle in Millen und an dem
romanischen Burgbau zu Heinsberg. Für die spätgotische Zeit gewinnt der Back-
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6
EINLEITUNG
stein als Baumaterial die unumschränkte Herrschaft; der Formziegel ist allerdings auch
hier — mit geringen Ausnahmen wie z. B. bei dem Turm der Heinsberger Gangolphus-
kirche — unbekannt geblieben, da für Masswerke fast durchweg die verschiedenen
Hausteinmaterialien, namentlich Maaskalk und der sog. Mergelstein, dauernd in Anwen-
dung blieben.
Die Profanbauten stehen an Bedeutung den kirchlichen Bauwerken in dem
Kreisgebiet bei weitem nach. Von den Dynastenburgen hat nur Heinsberg geringe
Reste einer romanischen, wahrscheinlich dem 12. Jahrhundert angehörenden Anlage
bewahrt. Die Burg zu Wassenberg erfuhr im Beginn des 1 5. Jahrhunderts einen um-
fassenden Neubau, dessen stattlicher Turm noch erhalten ist. Von den Stadt-
befestigungen aus dem i4. bis 16. Jahrhundert ist die stattlichste Anlage, Heinsberg, nur
in spärlichen Resten erhalten ; reicher sind die Überreste in Wassenberg und Waldfeucht.
Für 'die Sitze des Landadels ist der allgemeine Typus der niederrheinischen
Wasserburg massgebend geblieben : in der Regel die dreiseitig umbaute, nach dem
Herrenhaus hin geöffnete Vorburg mit Wassergräben und das auf einer Insel liegende
Wohnhaus. Die sehr zahlreichen Anlagen dieser Art sind meist im i7. bis 18. Jahr-
hundert schon verändert oder umgebaut worden; Beachtung können hier nur die spät-
gotischen Anlagen von Elsum und Effeld beanspruchen. Die grosse und besser
erhaltene Anlage des Amthauses Millen liegt schon auf niederländischem Gebiet. Die
reichen Gräbenanlagen, die einzelne Burgen in den Niederungen umziehen, nament-
lich Haus Effeld und Haus Blumenthal, scheinen weit weniger Verteidigungszwecken
als einer rationellen Trockenlegung gedient zu haben.
Wie in baulicher Hinsicht, so erscheint der Bezirk auch in dem Besitz an
Kirchenausstattung als ein Hinterland des Niederrheins und der Niederlande. Der
geringere Reichtum kennzeichnet sich dem wohlhabenden Ackerland von Jülich gegenüber
schon in dem Mangel grosser Schnitzaltäre; dafür hat sich aber ein verhältnismässig
grosser Bestand kleinerer, spätgotischer Holzfiguren erhalten. Nur die Stiftskirchen
in {Heinsberg und Wassenberg sowie die Pfarrkirche in Waldfeucht haben einen
reicheren Besitz kostbarer Ausstattungsstücke aufzuweisen.
474
EINLEITUNG
7
LITERATUR.
i. Allgemeine Darstellungen. M. Merian, Topographia Westphaliae,
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EINLEITUNG
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476
EINLEITUNG
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477
IO
EINLEITUNG
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478
EINLEITUNG
1 1
qu'au XIIInie siecle, Lüttich i89o. — Ders. , Histoire du diocese .... pendant le
XIIP,,e et le XIVme siecle, Lüttich, 1 89 r . — Ders., Histoire du diocese pendant
le XVme siecle, Lüttich, i887. — Ders., Histoire du diocese pendant le XVIme
siecle, Lüttich, i884. — Ders., Histoire du diocese au XVH"'e siecle, Lüttich,
i877, 2 Bde. — Ders., Histoire du diocese i 724— 1 852, Lüttich, 1868. — Or-
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(Veröffentlichungen der Stadtbibliothek in Köln, 5. u. 6. Heft), Köln t 894. — Pirenne,
Bibliographie de l'histoire de la Belgique, 2. Aufl., Brüssel-Gent i9o2. — Kunstdenk-
mäler des Kreises Jülich, S. 8. — Kunstdenkmäler der Kreise Erkelenz und Geilen-
kirchen, S. 8.
479
12
EINLEITUNG
Lacomblet, U.B. — Th. J. Lacomblet, Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins, 4 Bde.
Düsseldorf 1840-1858.
Lacomblet, Archiv. — Archiv für die Geschichte des Niederrheins, I (1832), II (1857), III (1860),
IV (1863), V (1865), herausgegeben von Lacomblet, N.F. I (1868), II (1870), herausge-
geben von Harless.
Binterim u. Mooren, E. K. — Binterim u. Mooren, Die alte und neue Erzdiöcese Köln, in Dekanate
eingeteilt, Mainz 1828 — 1830, 2 Bde. Die 2. Aufl. unter dem Titel: Die Erzdiöcese Köln
bis zur französischen Staatsumwälzung, bearbeitet von Alb. Mooren, 2 Bde., Düsseldorf
Fabricius, Karte von 1789. — Wilhelm Fabricius, Die Karte von 1789, Einteilung und Entwicke-
lung der Territorien von 1600 bis 1794. Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der
Rheinprovinz, Bd. II, Bonn 1898.
B. J. — Jahrbücher des Vereins von Altertumsfreunden im Rheinlande, I (1841) — C (1896), 101
(1897)— 112 (1904).
Ann. h. V. N. — Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein, I (1855) — LXXIX (1905).
Picks Ms. — Monatsschrift für rheinisch-westfälische Geschichtsforschung und Altertumskunde,
herausgegeben von Richard Pick, I u. II (1875, 76). — Monatsschrift für die Geschichte
Westdeutschlands, herausgegeben von dems., III (1877)— VII (1881).
Wd. Zs. — Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst, herausgegeben von Hettner und
Lamprecht, I (1882) — X (1891), von Hettner u. Hansen, XI — XXIII (1904).
Aachener Zs. — Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins I (1879) — XXVI (1904).
Berg. Zs. — Zeitschrift des bergischen Geschichtsvereins I (1863) — XXXVII (1904).
Berg. Ms. — Monatsschrift des bergischen Geschichtsvereins I (1894) — XI (1904).
Tille oder Tille-Krudewig oder Krudewig, Ubersicht. — Ubersicht über den Inhalt der kleineren
Archive der Rheinprovinz, Band I, bearb. von Tille, Bonn 1899; Band II, bearb. von Tille
u. Krudewig, Bonn 1904; Band III, bearb. von Krudewig (im Erscheinen). Beihefte zu den
Jahresberichten der Gesellschaft für rheinische Geschichtskunde und zu den Annalen des
historischen Vereins für den Niederrhein.
Kaltenbach. — J. H. Kaltenbach , Der Regierungsbezirk Aachen. Ein Wegweiser für Lehrer,
Reisende und Freunde der Heimatkunde, Aachen 1850.
Offermann. — J. Offermann, Geschichte der Städte, Flecken, Dörfer, Burgen und Klöster in den
Kreisen Jülich, Düren, Erkelenz, Geilenkirchen und Heinsberg, Linnich 1854.
Codex Welser. — von Welser, Beschreibung des Fürstentums Jülich vom J. 1723. Exemplare in
München, Hof- und Staatsbibliothek (Cod. germ. 2635), im Kölner Stadtarchiv und im
Geh. Staatsarchiv zu Berlin.
Eissenberg-Mirbach. — Eissenberg, Verzeichnis der Jülichschen Rittersitze, um 1770, bearbeitet
von W. Graf von Mirbach, mit einzelnen Zusätzen von E. von Oidtman, Handschrift im
Archiv zu Schloss Harff.
Lückerath, Beiträge. — W. Lückerath, Beiträge zur Geschichte von Heinsberg und Umgegend,
2 Hefte, 1897 und 1898, Beilage zur Heinsberger Volkszeitung.
1892—1893.
48o
ARSBECK.
RÖMISCHE UND GERMANISCHE ANLAGEN. Bei Ars- Römische
beck soll eine von der Maas nach Rheindahlen führende Römerstrasse vorbei- UDx neigen"
gehen (B. J. LXXIII, S. 4.); nach anderer Mitteilung soll dort der Kreuzungspunkt
zweier Römerstrassen liegen (Rhein. Geschichtsblätter VI, S. 129).
Ostlich von Dalheim, nordöstlich von Roetgen, endet die grosse aus der Nähe
von Niederkrüchten kommende Landwehr; sie ist auch im Gebiet des Kreises Heinsberg
vortrefflich erhalten, das Profil ist das gleiche, ein 2 — 3 m hoher Wall, der beiderseits
von etwa 1 m tiefen Gräben begleitet ist (Renard, Die Kunstdenkmäler der Kreise
Erkelenz und Geilenkirchen S. 89). An dem Ende der Landwehr, bei der Rötgener
Mühle, liegt ein wohl zugehöriger runder Hügel, der sog. Alte Berg, auf dem jetzt
eine Kapelle steht, ähnlich den Bollerbergen bei Karken und Waldfeucht (s. u.). In
der Nähe der Landwehr sind angeblich öfters Hügelgräber gefunden worden (Rhein.
Geschichtsblätter VIII, S. 97, i42).
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Aldegundis). Rhein. Geschichts- Kathol.
blätter VI, S. 129, 201, 3o9. — Kaltenbach, S. 297. — Habets, Geschiedenis van het Pfarrkirche
bisdom Roermond I, S. 4o8. — Binterim und Mooren, E. K. II, S. 223.
Handsch rif tl. Qu. Im Pfarrarchiv: Renten -Verzeichnisse des 16. und
i7. Jh., Bücher der Kirche zu Arsbeck aus dem 1 7. Jh., darin Notiz betr. Gründung
einer Aldegundis-Bruderschaft im J. 1 353. — Akten, betr. die Kapelle in Roetgen,
i7. Jh. — Reste eines Gemeindearchives, von i546 ab. Im einzelnen vgl. Tille-
Krudewig, Übersicht II, S. 168.
In München, Hof- und Staatsbibliothek: Samml. Redinghoven (Cod.
germ. 22 13) XIX, Bl. i97.
Die Gründung einer Aldegundis-Bruderschaft im J. 1 3 5 3 lässt den Schluss auf Geschichte
das Bestehen einer dieser Heiligen geweihten Kirche zu. Im J. i56i ging mit der
Herrlichkeit Arsbeck und Roetgen auch der daran haftende Patronatsanteil von
Wilhelm von Vlodrop an die Herzöge von Jülich über. Der Turm der Kirche
entstand im J. 1 7 7 2, das Langhaus im J. 1806; hiervon ist das Schiff neuerdings durch
einen Neubau nach Plänen des Architekten von Fisenne in Gelsenkirchen ersetzt worden.
Schlichter, dreigeschossiger Backsteinturm von 1 7 7 2, seit i9o4 ohne Helm; Beschreibung
über der einfachen Westtür die Jahreszahl x 77 2. Der Chor des Langhausbaues von
1806 ist bei dem jüngsten Umbau als Taufkapelle erhalten worden.
Die Ausstattung stammt zum grossen Teil aus der abgebrochenen Kirche Ausstattung
des Klosters Dalheim (s. u. S. i4). Der im J. i9o2 beseitigte Hochaltar war einfach,
mit zwei barocken Engeln.
Südlicher Seitenaltar und Beichtstühle aus der Zeit um 1800.
Baro ck- Kanz e 1 vom J. 1 695, sechsseitig, mit gewundenen Säulen an den
Ecken und Fruchtgehängen in den Feldern. Auf dem Fries die Inschrift : dono dedit
ANNO 1 695 BEATRIX VON GREVENBROECK, PRIORISSA.
48 1
14 KREIS HEINSBERG
K a t h o 1.
Pfarrkirche
Glocke
Kloster
Dalheim
Geschichte
Holzfiguren der hh. Petrus, Paulus, Johannes Bapt, Joseph, Aloysius und
Bernhard, tüchtige Barockarbeiten des 18. Jh., fast in Lebensgrösse.
Taufstein aus Narnurer Blaustein, späti omanisch, in der üblichen derben
Behandlung, mit vier Eckköpfen, dazwischen Bestien in Flachrelief.
Silberne S ch eiben- M o n s tran z aus dem J. i652, gute Aachener Arbeit mit
Beschauzeichen Ach und Adler (Aachener Zs. XV, S. 87). Auf dem Fuss die
Leidenswerkzeuge, das Gehäuse mit runder Öffnung in einem Kranz, seitlich Engel, unten
die Muttergottes, oben Gott Vater und der Heilige Geist, als Abschluss eine Krone.
Zwei silberne Rokoko-Kronen von Heiligenfiguren, 18. Jh.
Lavabokessel, aus Messing getrieben, mit Fruchtgebinden und dem
Monogramm Christi, i7. Jh.
Im Bodenbelag zahlreiche Stücke von Grabsteinen aus Kloster Dalheim,
darunter die Namen: isabella de merode de hofalize. — Elisabeth von
OBSINNICH. — HUGO CASTENHOLZ, RELIGIOSUS CAMPENSIS. — VON EFFEREN. —
von Hillen. , Sterbedaten von 1662 — i7o9.
Die einzige alte Glocke, auch aus Kloster Dalheim stammend, trägt die
Inschrift: jesus, maria, anna, joseph. anno 1666, adolf Batel me fecit.
Eine Kasel aus der Zeit um i5oo befindet sich jetzt in der Sammlung Camp-
hausen, Krefeld.
EHEMALIGES Z I ST E R Z I E NSER I N N EN K L OST E R DAL-
HEIM. Lückerath, Beiträge 1, S. 28. — Quix, Gesch. der Schlösser Schönau und
Uersfeld 1 83 7 , S. i4. - Ders. , Liber commendationis fidelium animarum etc. in
monasterio Valliscoeli, vulgo Dalheim etc. anno 1 696 , in der Zeitschr. für vaterlän-
dische Gesch. und Altertumskunde VII, S. 34o (darin zahlreiche Notizen über die
ältere Ausstattung der Kirche). — Lacomblet, U.B.II, Nr. i7o, 520. — Ann. h. V.
N. LV, S. 102, io3 Anm. 2; LV1I, S. 293, 342. Aachener Zs. VI, S. 97. —
Publications de la socieLe hist. et archdol. dans le duche" de Limbourg VII, S. 3o4,
3 11. — Knippenbergh, Historia ecclesiastica ducatus Geldriae S. 74. — von Lede-
bur, Allgemeine^ Archiv VI, S. 89. — Binterim u. Mooren, E. K. II, S. 49 1. —
Rhein. Geschichtsblätter VI, S. 129, 201, 3o9. Vgl. auch unter Ophoven.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv zu Birgelen: Urkunde von i695
und Haushaltsbuch von i636 — 1644 (Tille-Krudewig, Übersicht II, S. i7o.)
Im Pfarrarchiv zu Ophoven: Visitationsprotokoll von 1612, Akten des
i7. und 18. Jh. usw. (ebendort II, S. i92).
In München, Hof- und Staatsbibliothek: Samml. Redinghoven (Cod.
germ. 22i3) XIX, Bl. 1 97.
Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: 7o Urkunden von 1200 — 1 752, Akten
vom i7. Jh. ab. Vgl. Ilgen, Rhein. Archiv S. 69.
In Berlin, Kgl. Bibliothek: Necrologium von i696 (Hs. in 2 °, Nr. 76o).
In Nürnberg, German. Museum: Bulle von 1281.
Das adelige Damenstift des Zisterzienserordens in Ophoven (s. u.) hatte schon
im J. 1 23 1 Güter in Dalheim von Heinrich von Helpenstein erworben; im J. 1258
wurde die Verlegung des Klosters nach Dalheim beschlossen. Aus der Geschichte
des Klosters ist wenig bekannt; es ergänzte sich fast durchweg aus den adeligen
Familien der Umgegend. Im 18. Jh. muss ein vollständiger Neubau stattgefunden
haben, von dem jetzt nur noch ein Nebengebäude vorhanden ist.
Im J. 1825 wurden die noch im Boden liegenden Fundamente der Kirche
und der Klostergebäude im Auftrag der Regierung abgeschätzt, die Reste der Ge-
482
ARSBECK — BIRGELEN
>0
bäude wie der grösste Teil des Waldes in öffentlicher Auktion von dem Regie- Kloster
rungsrat W. Ritz in Aachen angesteigert, der in den J. 1827 — 1828 auch den Rest a eim
des Dalheimer Waldes kaufte. Im J. 1 858 ging der ganze Besitz in das Eigentum
der Grafen von Schaesberg-Thannheim zu Krieckenbeck über, die noch jetzt Eigen-
tümer sind (Akten des Gräfl. Schaesbergschen Rentamtes zu Dillborn).
Schlichte, zweigeschossige Backsteinbauten, um einen rechteckigen Hof Beschreibung
gruppiert, mit einfachen, rechteckigen Fenstern und schlichtem inneren Barockausbau,
jetzt Försterei.
Von der Ausstattung ist nur ein Bildnis der Elisabeth von Bocholtz, Ausstattung
1 67 2 — 1 7 14 Äbtissin von Dalheim, zu nennen, Ölgemälde von 1 693, Kniestück, die
Dargestellte in einem Sessel vor einem roten Vorhang sitzend, mit dem Wappen
Bocholtz und der Inschrift: abbatissa 2 5. A. Dalheim, aetatis 45.
Die sonstigen Ausstattungsstücke kamen nach der Aufhebung des Klosters
in verschiedene Nachbarorte, eine Glocke an die Kirche zu Birgelen (s. u. S. 16),
Glocke, Grabsteine, Figuren und Kanzel nach Arsbeck, eine Täfelung nach der Burg
in Wassenberg (s. u.), ein Reliquiar und Paramente nach Orsbeck (s. u.), die Orgel
nach Melick (Holland), Gemälde nach Vlodrop (Holland), nach Roermond in die
Kathedrale ein Kruzirixus und in die Münsterkirche eine Statue des h. Bernhard.
Die Klostermühle, ein einfacher Fachwerkbau von 1 775, trägt das Hau- Klostermühle
steinwappen der letzten Äbtissin, Maria Anna von Oyen, mit der Jahreszahl 1 7 7 5 .
BIRGELEN.
RÖMISCHES. Nach Schneider liegt Birgelen an einer von Roermond nach Römisches
Myhl und Erkelenz führenden Römerstiasse (B.J.LXXIII,S. 5. — Aachener Zs. XIV, S. 16).
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Lamberti). Kaltenbach, Kathol.
S. 294. — Eissenberg-Mirbach. — Graf W. Mirbach, Territorialgeschichte II, Pfarrkirche
S. 24. — ■ Habets, Geschiedenis van het bisdom Roermond I, S. 4o7. — Binterim
und Mooren, E. K. II, S. 221, 325. — Offekmann, S. 2o3.
H andschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Urkunden betr. Kloster Ophoven
und Dalheim von 1223, 1249, 1 2 59, 1262 und 1 695. — Akten des i7. u. 18. Jh.
(Tille-Krudewig, Übersicht II, S. i69).
Im Pfarrarchiv zu Wassenberg: Urkunde von 1482 (ebendort II, S. 208J.
In München, Hof- und Staatsbibliothek: Samml. Redinghoven (Cod.
germ. 22 13) XIX, Bl. i96.
Im J. 11 18 werden die Einkünfte der Pfarrkirche zu Birgelen teilweise dem Geschichte
neu gegründeten Stift Wassenberg überwiesen (Lacomblet, U. B. I, Nr. 289). Das
Stift Wassenberg blieb im Besitz des Patronatsrechtes; im J. 1482 ist der Pfarrer zu
Birgelen Kanoniker des Wassenberger Stiftes und zugleich Rektor der Nikolaus-
Kapelle in Wassenberg.
Die alte, noch dem Anfang des 1 3. Jh. angehörende Kirche lag inmitten des Beschreibung
Friedhofes auf dem Berge bei Birgelen, wo jetzt die Grabkapelle der Freiherren
von Leykam erbaut ist. Um 1860 wurde sie — nach dem Neubau der jetzigen
Kirche, 182?, im Dorfe — abgebrochen. Es war eine ursprünglich zweischiffige,
später erweiterte, flachgedeckte Pfeilerbasilika mit Westturm und gradem Chorschluss;
das Mittelschiff zeigte im Obergaden den für den Anfang des i3. Jh. charakteristischen
Wechsel von Rundbogen- und Kleeblattbogenfenstern, sowie die Reste von Bogen-
483
16
KREIS HEINSBERG
Kathol.
Pfarrkirche
Ausstattung
Glocken
S c h 1 o s s
E 1 s u m
friesen; der Turm hatte Doppelfenster mit Mittelsäulchen (Grundriss und Seitenansicht
nach Zeichnung auf dem Bürgermeisteramt Birgelen Fig. i).
Von der Ausstattung der neuen Pfarrkirche sind zu nennen:
Rokoko- M o ns tranz aus vergoldetem Silber mit Augsburger Beschauzeichen,
18. Jh., 58 cm hoch.
Blaue Kasel mit Kruzifrxus in Applikation, derbe Arbeit des 1 7. Jh.
Ein Weihrauchfass, bei dem Auswerfen eines Grabes gefunden, befindet
sich in der Sammlung Schnütgen in Köln.
Die beiden alten
Glocken von 1 5 1 9 und
1 7 5 3 tragen die Inschriften:
1. SANCTUS LAMBER-
TUS HEISCH ICH, DEN LE-
VENDE ROVEN ICH, DEN
DODEN BECLAGEN ICH, ANNO
DOMINI MVU EN XIX GOES
JACOP VAN VENRAED MICH
(am Rande mit einer grossen
Zahl schlecht ausgegossener
Heiligenfigürchen und Dar-
stellungen der Kreuzigung,
Krönung Maria und Ruhe
auf der Flucht).
2. JULIEN ME FUDIT
1 753 (aus Kloster Dalheim
stammend).
Eine im T. i889/9o
umgegossene Glocke
trug die Inschrift:
D. O. M. IN HONOREM
BEATAE MARIAE VIRGINIS ET
SANCTI LAMBERTI, HUIUS EC-
CLESIAE TUTORIS, HERM. VEN-
ROP(?)PASTORE REFUSA.RENE
MILOT, CLAUDIUS HOMBLOT
ME FECERUNT ANNO l648.
Fig. 1. Birgelen. Grundriss und Seitenansicht der alten Pfarrkirche.
SCHLOSS ELSUM. Strange, Nachrichten über adelige Familien und
Güter I, S. 84. — von Mering, Burgen in den Rheinlanden XII, S. 4o. — Kremer>
Akademische Beiträge I, Urk. Nr. 4i. — Aachener Zs. VIII, S. i3i, i32, i43. —
L. Galesloot, Le livre des Feudataires de Jean III, duc de Brabant, S. 2 7 1. —
Summaria narratio facti und standhafte Anweisung gantz ohnbegründeter Dingen ver-
nähert werden wollenden Lehn- und Ritter-Guths Elsum vom Platz einer Gegen-
Deduction von Seithen der Kayserl. freyen Reichs -Stadt Collen Bürgermeistern
Melchior Rutgeren von Kerich contra Ihrer churfürstlichen Durchlaucht zu Pfaltz
Ambtmannen zu Randerath, Freyherrn von Myrbach zu Harff, proprio et Filii sui
nomine. Fol., um 1 748. Exemplar im Archiv auf Schloss Elsum. — Eissenberg-
Mirbach.
Handschri ftl. Qu. Im Archiv auf Schloss Elsum: Belehnung des Joh.
von Aldenbrüggen gen. Velbrüggen zu Büllesheim von 1 5 73. — Lagerbuch des
484
BIRGELEN I 7
Schlosses Elsum. — Im übrigen enthält das Archiv zahlreiche Korrespondenzen und
Akten der Familie von Leykam, namentlich des Freiherrn Franz von Leykam,
Kaiserl. Hofrat und Geheimer Reichsreferendar, zuletzt Con-Commissarius in Regens-
burg. Vgl. Tille-Krudewig, Übersicht II, S. 1 73.
Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Jülich-Bergische Lehnssachen von 1 573
ab. — Rechnung des Verwalters J. J. Page von 1 765.
Im Gräflich Mirbachschen Archiv zu Schloss Harff: Einzelne Urkunden
und Akten [Tille, Übersicht I, S. 9i. — Ann. h. V. N. LVII, S. 120], ferner ein
Urkunden-Inventar von i489 erwähnt (Eissenberg- Mirbach).
In München, Hof- und
Staatsbibliothek: Samml.
Redinghoven (Cod. germ. 22i3)
LV, Bl. 3o2, 3o5.
Ältere Ansichten:
1. Ungenaue Ansicht von 1 7 23
im Codex Welser. — 2. Aquarel-
lierte Handzeichnung, Ansicht
und Lageplan, aus dem Anfang
des i9. Jh. — 3. Bleistiftskizzen
und Tuschzeichnungen vor und
nach dem Ausbau, etwa i85o —
1880 (Fig. 3). — 4. Duncker,
Rheinlands Schlösser und Bur-
gen, mit Lithographie, vor der
Restauration.
Elsum war vermutlich ein
Allodialgut der Edelherren von
Wassenberg und kam nach der
Schlacht von Worringen im
J. 1288 an Brabant. Ein Wal-
ramus de Elseem ist um i33o
von Brabant mit Elsum belehnt;
vor i374 erscheint ein Lambert
von Heinsberg im Besitz des
Elsumer Gutes. Im J. 1 3 7 5 ver-
pfändet dann Johann von Brabant das Haus Elsum an Johann von Gronsfeld, im J. 1 387
wird es von dessen Witwe, Margaretha von Merode, dem Herzog von Burgund obligiert.
Im J. i424 ist das Haus wieder im Besitz der Heinsbergischen Dynasten, bei der Bruder-
teilung des Jahres fällt es mit dem Schlosse Heinsberg dem Johann von Heins-
berg zu; dieser gibt es wiederum im J. i44o dem Wilhelm von Vlodrop, Amt-
mann zu Wassenberg, zu Lehn. Durch Heirat kam Elsum im J. i5o3 an Rütger
von Aldenbrück gen. Velbrück; um die Zeit spätestens ist auch die stattliche Neu-
anlage der Hauptburg entstanden. Die von Aldenbrück besassen Elsum bis zum Anfang
des i7. Jh., durch Heirat kam es im J. 1628 an Adolf Sigismund Raitz von Frenz
zu Kendenich, um i7oo an Friedrich Melchior von Kesselstadt, der im J. 1 7 1 4 die
Vorburg neu baute. Er verkaufte Elsum im J. i748 dem kölnischen Bürgermeister
Melchior Rütger von Kerich, der den Besitz in einem langen Streitverfahren gegen
die mit den Aldenbrück verwandten Freiherren von Mirbach zu Harff behauptete.
2
485
Schloss
Elsum
Fig.
Schloss Elsum. Lageplan aus der Zeit um 1820.
Ansichten
Geschichte
KREIS HEINSBERG
Schioss Elsum fiel durch Heirat an Everhard Melchior von und zum Pütz, dann an seinen
sum Schwiegersohn, den kurmainzischen Hofrat Freiherrn Franz Georg von Leykam.
Durch Verwandtschaft mit den von und zum Pütz war indessen auch die Familie
von Ghiselles bis i8i5 im Mitbesitz. Jetziger Eigentümer ist der Urenkel Franz Georgs,
Herr Freiherr Werner von Leykam. Im J. i876 ist die Anlage der Hauptburg nach
den Plänen des Architekten Wiethase (f) in Köln einer durchgreifenden Herstellung
und Erweiterung unterzogen worden; schon früher wurde an Stelle des einen Eck-
turmes eine gotische Kapelle errichtet.
Beschreibung Zweiteilige, von breiten Gräben umgebene Anlage, aus der spätgotischen Haupt-
burg und der regelmässigen Vorburg von i7 14 bestehend (Lageplan Fig. 2, Grundriss
der Hauptburg Fig. 4, Ansichten Fig. 3 u. 5).
Vorburg Die Vorburg ist eine fast ganz geschlossene viereckige Anlage aus schlichten
Ziegelbauten, die zum grossen Teil dem Anfang des 18. Jh. angehören. Die Seiten
nach dem Hof hin zeigen
zum Teil korbbogige Tore
zwischen Pilastern und mit
einfachen, aus Ziegeln ge-
mauerten Flachgiebeln ;
in einem dieser Giebel,
gegenüber der Durch-
fahrt, die Jahreszahl i7i4.
An anderer Stelle die
Jahreszahl 181 4 in Eisen-
ankern. Ursprünglich be-
sass die Vorburg runde
Ecktürme, die wohl noch
der mittelalterlichen An-
lage angehörten; einer
dieser Türme ist noch
auf dem Lageplan aus
der Zeit um 1820 ver-
zeichnet (Fig. 2). Die
Wassergräben um die Vorburg sind nur noch zum Teil erhalten.
Hauptburg Die Hauptburg liegt auf einer unregelmässig viereckigen, hoch aufgeschütteten
und ummauerten Insel, die von breiten Wassergräben umgeben und von der Vorburg
über eine ansteigende Bogenbrücke zugänglich ist. Die Ecken der Anlage sind
mit starken viereckigen Türmen bewehrt; an Stelle des freiliegenden nördlichen Eck-
turmes stand ein viereckiges Gartenhäuschen mit hübscher Barockhaube, das wahr-
scheinlich unter Benutzung eines Turmrestes erbaut war (Fig. 3); es ist durch den Neu-
bau der Kapelle um 1860 ganz verdrängt worden. Die Türme an der West- und
Südecke, die das ursprüngliche Wohnhaus flankieren, sind einfache glatte Ziegelbauten
von vier Geschossen mit kleinen, zum Teil modernisierten viereckigen Fenstern ; das
oberste Geschoss ist auf einem Klötzchenfries ausgekragt. Beide Türme tragen schlanke
achtseitige Helme. Der zwischen beiden Türmen liegende zweigeschossige Wohnhaus-
bau hat 6 Achsen und trägt an den Schmalseiten Staffelgiebel. Die einfachen Fenster
der Aussenseite scheinen ihre jetzige Gestalt bei einem Umbau des 18. — 1 9. Jh. er-
halten zu haben, diejenigen der Hofseite sind bei dem Umbau von 1 8 7 6 verändert
486
Fig. 3. Schioss Elsum. Ansieht des Herrenhauses um 1850.
BIRGELEN
19
worden. Neben dem Westturm ist vor der Schmalseite des Wohnhauses um 1860 ein Schioss
kleinerer moderner Vorbau init Staffelgiebel errichtet worden.
Der kräftigere, ursprünglich freistehende Ost türm zeigt die gleiche Ausbildung
wie die beiden kleineren Türme, doch ist er um ein Geschoss höher. Er trägt ein
abgewalmtes Dach mit kurzem First, darauf zwei birnförmige geschieferte Knäufe des
18. Jh. Der zwischen Süd- und Ostturm liegende Wohnhausflügel stammt ganz von
dem Umbau des J. 1 87 6 (Fig. 5); er ist über die alte, auf die Ecken der Türme ver-
Fig. 4. Schioss Elsum. Grundriss des Herrenhauses.
laufende Aussenfiucht vorgerückt worden. An seiner Stelle stand früher ein schmaler,
aus dem i7. — 18. Jh. herrührender eingeschossiger Bau.
Im Inneren sind die beiden kleineren Türme mit flachen Tonnen überwölbt;
bei dem Ostturm führt eine Treppe vom Hof aus in der Stärke der Mauer empor.
Im übrigen zeigt der Bau keine bemerkenswerten Teile des älteren Ausbaues mehr.
Das Schioss bewahrt eine verhältnismässig sehr reiche Ausstattung, die Ausstattung
zum grössten Teil durch den Kaiserlichen Gesandten in Mannheim und Regensburg,
Freiherrn Franz Georg von Leykam, am Ende des e8. Jh. zusammengebracht ist,
2'
487
20
KREIS HEINSBERG
Schloss so namentlich die grosse Bibliothek und die Gemäldesammlung. Im einzelnen sind zu
E 1 s u ra .
erwähnen :
. Möbel des 16. bis 18. Jh.
Eine umfangreiche Sammlung europäischen und asiatischen Porzellanes des
i7. u. 18. Jh.
Eine kleinere Kollektion rheinischen Steinzeuges des 16. u. i7. Jh, nament-
lich Siegburger, Raerener, Kölnische, Frechener und Nassauische Fabrikate.
Eine Kollektion reich ausgebildeter mathematischer und astronomisch er
Instrumente, darunter ein Quadrant mit der Inschrift: Anno i 5 7 i Gerhard
emmoser, ein Augsburger Zirkel mit der Inschrift: christophorus schissler,
Fig. 5. Schloss Elsum. Ansicht des Herrenhauses mit dem neuen Flügel.
geometricus et astronomicus artifex, augustae faciebat anno i58o, ein reich
ziselierter Winkelmesser mit figürlichen Darstellungen u. a. m.
Reliquienkreuz Unter den Edelmetallarbeiten ist namentlich ein Reliquienkreuz aus der
Zeit um 1600 zu nennen, eine hervorragende, wohl süddeutsche Arbeit. Die silberne
Kapsel, 1 3,5 cm hoch, in Kreuzform, ist ganz mit gravierten Darstellungen auf
Niello-Grund bedeckt; auf Vorder- und Rückseite die sämtlichen Leidenswerk-
zeuge, unten das Doppelwappen Jabach und Reuters. Auf den Seiten wiederholen
sich die Worte tolle und crucifige.
Das eigentliche Reliquienkreuz ist aus reinem Gold hergestellt und trägt
auf Vorder- und Rückseite wieder die Leidenswerkzeuge in flachem Relief ; dazwischen
und auf den Seiten feines Arabeskenwerk in durchsichtigem Email (Taf. I).
Nach Ausweis der Wappen stammt das Reliquiar aus dem Besitz des grossen
Kölner Mäcens Everhard Jabach und seiner Frau, Anna Reuters ; wahrscheinlich ist
es identisch mit dem goldenen Kreuz, das von Merlo neben dem Dürerschen Altar
488
BIRGELEN
2 I
unter den Schätzen der Kapelle in dem bekannten, von Everhard Jabach erweiterten Schioss
Hause in der Sternengasse zu Köln erwähnt wird (Ann. h. V. N. IX, S. 22, 75). An die
Familie von Leykam gelangte das Kreuz durch Vererbung über die Familien Brassard
und von und zum Pütz, ebenso wie die unten genannten Jabachschen Porträts und
auch das Gut Weiler bei Zülpich, das Everhard Jabach im J. 161 2 erworben hatte
(ebendort IX, S. 20. — Tille- Krudewig, Übersicht II, S. 1 7 3).
Wachsrelief, Jakob mit dem Engel ringend, vorzügliche Barockarbeit des 1 7 . bis
18. Jh., 4o cm hoch.
Seidendecke mit rei-
cher Applikationsstickerei,
asiatische und amerikani-
sche Völker darstellend, doch
wohl eine europäische Ar-
beit aus der 1. Hälfte des
18. Jh.
Von der Bibliothek,
einem Teil der grossen Bib-
liothek jenes Gesandten ,
Freiherrn Franz Georg von
Leykam, sind namentlich die
zahlreichen Reisewerke des
17. u. 18. Jh., Ortsbeschrei-
bungen usw., dann auch die
umfängliche Kupferstich-
sammlung erwähnenswert.
Die Gemäldesamm-
lung, um die Wende des
18. Jh. von dem Freiherrn
Franz Georg von Leykam
zusammengebracht, scheint
mit diesem auch meist ihren
Standort gewechselt zu ha-
ben, 1 78i — 1 785 in Mainz,
1 785 — 1 794 im Haag, 1 794
— i8o3 in Regensburg, i8o3
— 181 7 in Wien und 181 7
— 1 8 I 9 in Mannheim, bis Fig. 6. Schioss Elsum. Die Darstellung Christi von P. P. Rubens,
sie im J. 181 9 nach Elsum
kam. Vgl. den im Archiv auf Schioss Elsum befindlichen handschriftlichen Katalog: Cata-
logue des peintures et tableaux appartenants au Baron de Leykam, placds dans l'hotel
teutonique ä Ratisbonne, fait en 1 7 9 8. — Ein späterer flüchtiger Katalog aus der Mann-
heimer Zeit ebendort. — Ausstellung von alten Gemälden aus Privatbesitz, Städtisches
Suermondt-Museum, Aachen, i9o3, Nr. 69, 79, io4, i32, 1 34, 1 38.
Im einzelnen sind zu erwähnen:
Die Darstellung Christi, wohl eigenhändige, sehr flott behandelte Skizze
von P. P. Riebens, grau in grau gemalt, 62 cm hoch, 44 cm breit (Fig. 6).
Brustbild eines Mädchens, von einem Nachfolger Rembrandts , in An-
lehnung an dessen Saskia- Bildnisse, nach dem alten Katalog von Govaert Fluick.
Bibliothek
Gemälde
489
22
KREIS HEINSBERG
Zwei Interieurs in der Art von Teniers, mit Spielern und Trinkern.
Kleines Reiterbildnis Karls I von England nach van Dyck.
Adriaen Brouiver, ein Bauer mit einem Brief.
Quirin Brekelenkam, ein Bauer mit einem Hering.
Heilige Familie von einem Nachahmer Rembtandts.
Cornelis Saftleeven, das Innere einer Bauernschänke.
Marine, bewegte See mit zahlreichen Schiffen in der Art des L. van Backhuysen.
P. Beschey , Die Anbetung der Hirten und die der Könige, zwei gute voll-
bezeichnete kleine Gegenstücke, in starker Anlehnung an Rubens.
Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz, lebensgrosses repräsentatives
Bildnis des Kurfürsten in seinen späteren Lebensjahren, in blauem Atlaskostüm.
In dem kleinen Treppenhaus Empfang eines Gesandten durch einen
Fürsten, interessantes Zeitbild aus der i. H. des i 7. Jh.
Jan Ravestevn (?), zwei Miniatur-Brustbildchen des Everhard Jabach und
seiner Frau, Anna Reuters, von sehr feiner Ausführung, mit den Wappen und der
Jahreszahl i594.
Unter den Familienbildnissen des i7. und 1 8. Jh. im Speisezimmer u. a.
Bildnis des Everhard Jabach mit der Jahreszahl 1602 und der Beischrift: aetatis 38.
BOCKET.
Kathoi. KATHOLISCHE PFARRKIRCH E (s. t. s. Josephi). Bocket erscheint
,arr irc sc^on jn ^en j un(j I2gg (Lacomblet, U. B. II, Nr. 694. — 2 Urk. im Pfarr-
archiv Heinsberg). Die Pfarrei wurde erst im J. 1 85 1 von Waldfeucht abgetrennt,
Fig. 7. Bocket, kathoi. Pfarrkirche. Figuren des h. Lambertus und der h. Anna-Selbdritt.
der jetzige Bau in den J. 1 887/88 nach Plänen des Architekten von Fisenne errichtet.
Ausstattung Von der Ausstattung sind nur zwei neu bemalte ältere Holzfiguren zu
nennen, gute niederrheinische Arbeiten aus der Zeit um i5oo, der h. Lambertus sitzend,
im bischöflichen Ornat, 9o cm hoch, eng verwandt mit der grossen Lambertus-Figur
49o
BOCKET
BRAUNSRATH
23
in der Kirche zu Waldfeucht (s. u.),
hoch (Fig. 7), beide aus Waldfeucht
Kleiner Barock-Taufstein
des 18. — 19. Jh. aus Marmor, in
Kelchform, mit Messingdeckel.
Eine im J. i889 umgegossene
.Glocke, die angeblich aus einer
zerstörten Kölner Kirche her-
rührte, trug die Inschrift : s. Cle-
mens, ORA PRO NOBIS. MAXIMI-
LIANUS FRIDERICUS, ARCHIEPIS-
COPUS ET PRINCEPS ELECTOR CO-
LONIENSIS, PATRINUS. ANNO I 78 I .
URBANUS MABILOT VON SAARBURG
HAT MICH GEGOSSEN.
Fachwerkhaus des 1 7. Jh.,
Nr. n3, Herrn P. J. Jansen ge-
hörig. Der an einer Seite länger
heruntergezogene Giebel ist im Erd-
geschoss modern, oben Fachwerk
mit Backstein-Ausmauerung in ver-
schiedenartigen Musterungen. Die
Dachlatten reich ausgebildet mit
Verstrebungen im Scheitel. An-
geblich trug das Haus die jetzt
verschwundene Jahreszahl 1 6 1 9
(Fig. 8). Vgl. das ähnliche Haus
in Schwaam (Renard, Die Kunst-
denkmäler der Kr. Erkelenz u.
Geilenkirchen S. 94, Fig. 59).
und die Gruppe der h. Anna-Selbdritt, 78 cm
stammend.
k a t h o l.
'farrkirche
Glocke
Fach-
werkhaus
Fig. 8. Bocket, Fachwerkhaus des 17. Jh.
BRAUNSRATH.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Clementis). Kaltenbach, Katboi.
S. 4o7. — Aachener Zs. I, S. 252; XIII, S. 1 85. — Lückerath, Beiträge I, S. i9, 52 ; arr irc e
II, S. 24, 29, 55. — Cornelius, Gesch. des Münsterschen Aufruhrs I, S. 236. —
Habets, Geschiedenis van het bisdom Roermond I, S. 375. — Binterim u. Mooren,
E.K. II, S. i92, 344. — Offermann, S. 206. — Graf W. Mirbach, Territorial-
geschichte II, S. 22. — Lacomblet, U. B. II, Nr. 5, 7o.
Handschrift!. Qu. Im Pfarrarchiv: Abschriften von Stiftungsurkunden
von i65o an, Akten des 18. Jh. (Tille-Krudewig, Übersicht II, S. i7i).
Im Stadtarchiv zu Köln: Farragines des Gelenius XXIV, S. 2o3.
In München, Hof- und Staatsbibliothek: Samml. Redinghoven XIX, Bl. 1 12.
Schon im J. 1202 schenkt die Edelfrau Aleidis von Heinsberg dem Heinsberger Geschichte
Stift Güter in Braunsrath. Dietrich von Horn, Herr von Altena, beschenkt im J. 1 24o
das von ihm im J. 1 2 1 7 gegründete Kloster Elisabethsthal in der Grafschaft Horn u. a. mit
dem Patronat der Kirche zu Braunsrath (Miraeus, Op. dipl. IV, S. 549. — Publi-
cations de la societe hist. et arch. du Limbourg XVII, S. 6); Kollatoren waren
49i
24 KREIS HEINSBERG
Ausstattung
Rath oi. später, wohl als Nachfolger der Heinsberger
Pfarrkirche Herren, die Herzöge von Jülich. Im J. 1 656
wird die Kirche als neu gebaut bezeichnet;
dieser Bau ist im J. 1 858 durch einen Neubau
von Vincenz Statz ersetzt worden.
Von der Ausstattung sind zu nennen:
Kruzifixus, Holz, bemalt, in derTurm-
halle, sehr derbe Arbeit aus der Zeit um 1600.
Anna-Selbdritt, neu bemalte gute
Holzgruppe aus der Mitte des i5. Jh.; Anna
sitzend, Maria stehend, das Kind in lebhafter
Bewegung zu der h. Anna hin, die ihm eine
Birne hinhält (Fig. 9).
Elfenbein-Kruzifixus, aus der Mut-
tergottes - Kapelle stammend, 3o cm hoch,
um i75o.
MUTTERGOTTES- KAPELLE
vor dem Ort, einfacher Saalbau aus Back-
steinen vom J. 1 749 , im Lichten 16 m lang,
7,3o m breit. Der Chor besteht aus fünf
Seiten des Zehnecks, anschliessend eine kleine
spätere Sakristei, über dem Chor ein schlanker
Mutter-
gottes-
Kapelle
Fig. 9. Braunsrath, kathol. Pfarrkirche.
Gruppe der h. Anna-Selbdritt.
Ausstattung
Fig. 10. Braunsrath. Windmühle des 18. Jh.
Dachreiter. Das Langhaus
mit drei Fenstern an jeder
Seite, vor der Westfront eine
Vorhalle vom J. i897. Über
der Seitentür am Chor die
Inschrift: Anno i 749 Joan-
nes ANTONIUS BERINCK, PAS-
TOR, ME POSUIT SUBSIDIO
MARIAN ORUM.
Das Innere schlicht, flache
Holztonne mit Stuckorna-
menten.
Von der Ausstattung
ist zu nennen:
Kleine spätgotische
Pieta des i5. Jh., unbe-
deutend.
Der sehr hübsche Ro-
koko-Altaraufsatz in der
Art des Aachener Architek-
ten Couven, aus der Mitte
des 18. Jh., ist vor kurzem
durch einen modernen roma-
nischen Altaraufsatz ersetzt
worden.
|92
BRAUNSRATH — BREBEREN
25
Braunsrather Windmühle, hölzerne Bockmühle auf niedrigem Backstein- Windmühle
unterbau, wohl Ende des 18. Jh , angeblich am Anfang des i9. Jh. von Luchtenberg
nach Braunsrath überführt, jetzt im Besitz der Witwe Theodor Wolters. Das Sattel-
dach des Mühlenturmes in hübscher, leicht geschweifter Form, oben mit dreiseitiger
Nase auf Kraghölzern, zum Schutz des Getreideaufzuges (Fig. io).
BREBEREN.
KATHOLISCHE PF ARRK I R C H E (s. t. s. Materni). Kaltenbach, S. 4 1 2. Kathol.
- Cornelius, Gesch. des Münsterschen Aufruhis I, S. 236. — Lückerath, Beiträge I, Pfarrkirche
S. 56; II. S. i5, Ii. — Ann. h. V. N. LVII, S. 100. — Aachener Zs. XIII, S. i85,
263. — Habets, Geschiedenis van het bisdom Roermond I, S. 375. — Binterim u.
Mooren, E. K. II. S. i93. — Offermann, S. 207.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Stiftungsurkunden von i694 an. Vgl.
Tille-Krudewig, Übersicht II, S. 1 7 2.
Im Archiv auf SchlossHaag bei Geldern : Stiftung des Altars der hh. Jacobus
maior und Antonius von i464.
In München, Hof- und Staatsbibliothek: Samml. Redinghoven (Cod.
germ. 22i3) XIX, Bl. n3.
Im Besitze des Pfarrers Lückerath-Waldfeucht: Akten über die Wieder-
täufer in Breberen, i655 — 166 1 (Tille-Krudewig, Übersicht II, S. 202).
Die ältesten Nachrichten über die Kirche stammen aus dem i5. Jh. Im J. i582 Geschichte
hatte die Kirche zwei Vikarien, Kollator der einen, der Vikarie des Jacobus- und
Antonius-Altares, war der Inhaber des Hauses Breberen. Die jetzige Kirche wurde in
den J. 1827 — i83o erbaut und im J. i889/9o umgebaut.
Von der Ausstattung der Kirche sind zu erwähnen: Ausstattung
Kreuzigungsgruppe am Triumphbogen, der Kruzifixus stark ausgebogen,
überlebensgross, Maria und Johannes kleiner; i5. Jh.
Die beiden im J. i9o5 umgegossenen Glocken von 1 764 und i447 trugen die Glocken
Inschriften :
1. VOCOR MARIA ET MATERNUS. ANNO 1 7 56 VIOLENTO PULSU RUPTA ET AB
ALEXIO PETIT IN SOMEREN 1 764 REFUNDATA. ALEXIUS ET PETRUS PETIT ME FUDE-
RUNT ANNO 1 764.
2. SALVATOR MUNDI, SANCTUS MATERNUS. ANNO DOMINI l447.
HAUS ALTENBURG. Fahne, Dynasten von Bocholtz I, S. 118, 3ai; Haus
II, S. 72, 93, n3, 122, 127, i38, 222, a3i. — Ders., Gesch. der Köln., Jül. und Altenburs
Berg. Geschlechter I, S. 36.
Handschriftl. Qu. Im Archiv der Freiherren von Bourscheidt auf
Rath: Verwaltungsakten des i7. u. 18. Jh. (Tille-Krudewig, Übersicht II, S. 280).
Das Haus ten Berghe in Breberen, später Altenburg genannt, bringt Eva von Geschichte
Horrich im J. i46i dem Arnold von Bocholtz in die Ehe mit; Joh. Wilh. von Bocholtz
und Anna von Hoensbroech errichteten im J. i658 den jetzigen Bau. Deren
Tochter Agnes brachte das Gut dem Otto Ludwig von Blanckart zu Gughoven durch
ihre Vermählung i654 zu; im Besitz der von Blanckart blieb das Gut bis heute. Jetzige
Eigentümer sind die Witwe Freifrau Karl von Blanckart zu Lexhy in Belgien und ihre
beiden Töchter, Maria Gräfin von Borchgrave d' Altena und Johanna Gräfin von Grünne.
Zweiteilige Anlage mit Herrenhaus und dreiflügeliger Vor bürg, aus dem Beschreibung
i7. Jh., z. T. noch von den Wassergräben umgeben.
493
26
KREIS HEINSBERG
Haus Das nach Westen gelegene Herrenhaus besteht aus einem Mittelbau von
t c n b u r
[errenhaus ^rei Achsen und zwei nach Vorder- und Rückseite risalitartig vortretenden Flügel-
bauten. Der Mittelbau und der Südflügel des durchweg zweigeschossigen gekalkten
Ziegelbaues mit schlichten Walmdächern gehören noch dem Bau des 1 7. Jh. an;
einfache flachbogige Fenster. Durch den Mittelbau führt ein Torweg, der nach der Vor-
burg hin ein bossiertes rundbogiges Quaderportal mit den Wappen Bocholtz und Hoens-
broech hat und über eine ansteigende gemauerte Bogenbrücke zugänglich ist. Der Nord-
flügel aus dem 18. Jh., von 2 zu 4 Achsen, hat Flachbogenfenster in Haustein-
einfassung; in dem Winkel an der Rückseite ein Treppenturm mit abgerundeten
Ecken und spitzem Helm; an der Treppe zu der Tür ist ein hübscher Konsolstein
von einem Kamin des i7. Jh. eingemauert.
Das Innere ist ganz schlicht; im Keller ein spätgotischer Rundpfeiler mit derbem
Blätterkranz, wohl von der früheren Anlage stammend.
Auf der Insel des Herrenhauses liegen im Boden noch Mauerreste unter-
gegangener älterer Bauten.
Vorburg [)ie dreiflügelige Vorburg aus dem i7. u. 18. Jh. hat an der Nordostecke einen
zweiflügeligen Bau von zwei Geschossen, oben mit einfachen Fenstern in Holzein-
fassung; über dem korbbogigen Tor der Durchfahrt das Blanckartsche Wappen mit
der Jahreszahl 1 7 1 4. Die übrigen Flügel sind einfache, öfters veränderte Nutzbauten
aus Ziegelmauerwerk. An der Nordseite in Ankern die Jahreszahl i78o, an dem
Westfiügel innen das Doppelwappen Bocholtz und Hoensbroech mit der Inschrift:
HANS WILHELM FREYHERE VON BOCHOLTZ, ANNA VON HONSBROUCK, SYNE EHE-
m alinne; aussen am Südflügel ein kleiner Stein mit der Inschrift: Johann Wilhelm
FRYHERE ZU BOCHOLTZ, ANNA VON HOENSBROUCH ZU OESTHAMME, 1 658.
DREMMEN.
Römisches RÖMISCHES. Römische Brandgräber sind in der Nähe von Dremmen
gefunden worden (Aachener Zs. VI, S. 245).
Kathoi. KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Lamberti). — Kaltenbach,
P f 3 rrl{ircli6
S. 4oo. — Miraeus, Op. dipl. I, S. 285. — Aachener Zs. I, S. 2 78. — Cornelius, Gesch. des
Münsterschen Aufruhrs I, S. 232, 234. — Berg. Zs. I, S. 289, 334. — Habets, Geschie-
denis van het bisdom Roermond I, S. 375. — Binterim u. Mooren, E. K. II, S. i9o,
337. — Offermann, S. 2o7.
Handschrift]. Qu. Im Pfarrarchiv: Abschrift der Inkorporationsurkunde
vom J. 1434. — Stiftungsurkunden des 18. Jh. (Tille-Krudewig, Übersicht II, S. i72).
Im Stadtarchiv zu Köln: Farragines des Gelenius XXIV.
In München, Hof- u. Staatsbibliothek: Samml. Redinghoven (Cod. germ.
22i3) XIX, Bl. ioi.
Geschichte Dremmen findet als Pfarrei schon um 1200 Erwähnung; im J. i434 wird die
Kirche dem Heinsberger Dekanat inkorporiert. Kollator war im 16. Jh. der Herzog
von Jülich; im J. i647 hatte der Lütticher Domkustos das Patronatsrecht, das ihm
jedoch bestritten wurde. Der Turm stammt noch aus der Zeit um i5oo; im J. i6o7
war das Langhaus der Kirche baufällig und sollte hergestellt werden (Lückerath, Bei-
träge I, S. 32). Nach einem Brande um 1720 wurden das Obergeschoss und der Turm-
helm erneuert. Das jetzige Langhaus ist im J. 1 834/3 5 nach Plänen des Architekten
Cremer in Linnich erbaut worden.
494
DREMMEN
27
Dreischiffige Basilika aus Backsteinen vom Anfang des i9. Jh. mit hohem Kathoi.
Westturm aus der Zeit um i5oo (Ansicht Fig. Ii).
Der fünfgeschossige spätgotische Turm aus Backsteinen mit Eckquaderung zeigt
Beschreibung
Fig. 11. Dremmen. Ansicht der kathoi. Pfarrkirche,
kräftige Geschossabsätze. Im Erdgeschoss ein Portal aus dem Anfang des i9. Jh.;
die beiden folgenden Geschosse zusammengefasst, an jeder Seite mit hoher dreiteiliger
Masswerkblende, in dem vierten Geschoss die Ansätze ähnlicher Blenden, die Glocken -
495
28
KREIS HEINSBERG
Kathol.
Pfarrkirche
Ausstattung
Glocken
Schützen-
bruder-
schaft
Kranzes
Bauernhaus
Haus
Hülhoven
stube mit schlichten Spitzbogenfenstern, nach 1 7 20 anscheinend ganz erneuert. An der Süd-
seite ein in fünf Seiten des Achtecks ausspringender, bis zum vorletzten Geschoss reichender
Treppenturm. Schlanke achtseitige, in der Mitte nochmals abgesetzte Schieferhaube von
1722; die Jahreszahl i722 innen auf der kräftigen Dachstuhl-Konstruktion (Fig. 11).
Von der Ausstattung sind zu nennen:
Einzelne R o k okof ig uren, jetzt zum Teil in einem Keller neben der Kirche, 18. Jh.
Ro k ok o - Altar ch e n des 18. Jh., aus Fragmenten zusammengesetzt.
Zwei unbedeutende Ölgemäld e, aus Haus Herb (s. u.) stammend, Simeon im
Tempel und die Himmelfahrt Mariae, 18. Jh.
Monstranz in den Formen aus dem Anf. des 18. Jh., vergoldetes Messing mit
Silberbelag, mit der Inschrift : Johannes hahnen, Magdalena dohmen, ehleut 1 7 7 1 .
Kelch aus Silber, zum Teil vergoldet, vom J. i729. An der Kuppa Ähren und
Weinlaub, der Fuss mit Ornamenten und einem Wappen zwischen zwei Pelikanen,
getrieben , daran die Inschrift : MAX. hiero.
comes de poietiers, ecclesiae leodiensis
canonicus et custos etc. dedit 1 7 29. be-
schauzeichen : Drei Rauten.
Reliquiar aus dem 18. Jh., Messing mit
Silberaunagen.
Ciborium in späten Rokokoformen mit
Rosenguirlanden, Ende des 18. Jh.
Hübsche Rok ok o - Paramen t e aus dem
18. Jh.
Auf dem eisernen Uhrwerk die Inschrift:
ANNO 1724 WILHELMUS kolen fecit.
Die beiden Glocken von 1 763 tragen
die Inschriften:
i. b. Margaretha, eXora et InterCeDe
pro InCoLIs (i763), Vt noCIVa et MaLa
DepeLLI possInt ( 1 763), Vt CeLestIa post
hoC possIDere possIMVs ( 1 763). haeC refVsIo
sVb rDo Dno arnoLDo otten ContIgIt (i 763). — refudit Christian w. voigt
parens et christian voigt filius refudit. posuimus in dremmen anno 1 763.
2. noMInor DIVa CatharIna, CLara refVsa ( 1 763), qVae aD eCCLesIaM
nos InVItat ( i 763), Vt saCro et obLatIs Deo saCrIs InteresseMVs ( 1 763).
CaMpana pIae CatharInae refVsa et posIta sVb pastore arnoLDo otten
(i 763.) refudit christian wilhelm voigt parens et christian voigt filius
refudit in dremmen anno 1 763.
Im Besitz der Schützenbruderschaft ein silberner Königsvogel des i7. Jh.
mit einer Reihe von Inschriftschildern aus dem i7. u. 18. Jh.
In Kranzes bei Dremmen an der Hoftür des Bauernhauses Nr. 20 ein
hübscher geschweifter Holzsturz mit der Inschrift : diesen (so) bau stehet in gottes
HAND, GOT BEHEUT ES FÜR FEUR UN BRAND. ANNO 1 7 85, d. 27. JUL. W. B.
HAUS HÜLHOVEN. Ann. h. V. N. XV, S. 87 ; XLV, S. 1 66. — Aachener
Zs. I, S. 27o; XII, S. 202. — v. Ledebur, Allgemeines Archiv XVIII, S. 320, 326. —
Fahne, Gesch. der Köln., Jül. und Berg. Geschlechter I, S. 181. — Eissenberg-
Mirbach. — Lacomblf.t, U. B. II, 984. — J. H. C. Scheibler, Geschichte und Ge-
schlechtsregister der Familie Scheibler, Köln 1 895 .
Fig. 12. Haus Hülhoven.
Lageplan aus der 1. H. des 19. Jh.
496
DREMMEN
2 9
Ältere Ansichten: i. Ungenaue Ansicht von 1 723 im Codex Welser. Haus
2. Ansicht um 1860, Lithographie in Duncker, Rheinlands Schlösser und Burgen.
Das Gut befindet sich schon im i3. Jh. im Besitz der Mulart von Hülhoven, Geschichte
später nur von Hülhoven genannt ; es zerfiel in zwei Besitzungen, den unteren Hof
und den Hof an der Linde, die jetzige Burg. Verschiedentlich wurden Absplisse
gebildet, so namentlich um i45o das Gut Bruchhausen für die von Thor, gen. Zinsels-
mar, andere für Heinsberg (i392), für die von Zweiffei (belehnt i486). Im J. i5o2
wurden Johann von Hülhoven und Wilhelm von Bruchhausen belehnt (Strange,
Beiträge zur Genealogie IT, S. 6. — Müller, Beiträge zur Gesch. des Herzogtums
Jülich II, S. 6o); das Gut Bruchhausen wurde im J. i564 von den Hülhoven zurück-
erworben. Um 1 688 kam der Besitz durch Heirat der Elisabeth von Hülhoven an
Peter Adrian von Hannet zu Beeck, dann im J. 1 8 1 8 durch Heirat und Kauf an den
Kreissekretär Joseph Joerissen zu Heinsberg. Dessen Kinder verkauften Hül-
hoven im J. 1 86 7 an den Freiherrn Bernhard von Scheibler zu Aachen; jetziger Eigen-
tümer ist dessen Sohn, der Königliche Landrat des Kreises Heinsberg, Herr Freiherr
von Scheibler, der im J. 1 89 1 das
Herrenhaus umbauen liess. Das
Wohnhaus stammt im Kern noch
aus dem i5.— 16. Jh., die Vorburg
aus dem Ende des 18. Jh.
Zweiteilige Anlage mit Her-
renhaus und dreiflügehger Vor-
burg, früher teilweise von Gräben
umgeben (Lageplan Fig. 12).
Das Herrenhaus war bis
zum Umbau des J. 1 89 1 ein
schlichter zweigeschossiger Bau
des 18. Jh. von 5 Achsen mit
einfachen Stichbogenfenstern. An
der Südecke ist nach der Vorburg hin noch ein schwerer runder Eckturm in Erdgeschoss-
höhe erhalten, er trägt eine hübsche Rokokohaube aus der Mitte des 18. Jh. An der
Aussenseite tritt ein ähnlicher schwerer Halbturm vor, der mit einem einfachen Zelt-
dach jetzt abgedeckt ist. Der grosse Erweiterungsbau von i89i ist nach Nordwesten
angefügt und hat einen älteren kleinen Wirtschaftsbau verdrängt.
Das Innere ist schmucklos; nur der runde Eckturm hat im Kellergeschoss
eine hübsche spätgotische Überwölbung über quadratischem Grundriss mit vier Kreuz-
gewölben auf einem Mittelpfeiler und im Erdgeschoss ein stark busiges Kappen-
gewölbe über Korbbögen.
Die dreiflügelige V o rburg aus dem Ende des 18. Jh. hat in dem langen, dem Vorburg
Herrenhaus gegenüber liegenden Flügel einen niedrigen Turm mit rundbogiger Durch-
fahrt und achtseitigem Helm. Der kürzere Nordwestflügel trägt an der äusseren
Giebelseite die Jahreszahl 1 7 7 6 in Eisenankern; an dem gegenüberliegenden Flügel
mit den Ställen die Jahreszahl i79o in Eisenankern.
Von der Ausstattung sind ein Rokoko-Spiegeltischchen und eine An- Ausstattung
zahl von Familienbildnissen aus dem 18. Jh. zu erwähnen.
HAUS HERB. Das im J. 1 2 7 7 schon genannte Erpen (Lückerath, Beiträge I, Haus Herb
S. 16) ist wohl die Ortschaft Erpen bei Heinsberg; vielleicht ist das im J. i654 im Besitz
des Johann von der Heiden gen. Belderbusch befindliche Heinsbergische Lehen Erpen
497
3o
KREIS HEINSBERG
Haus Herb mit Haus Herb identisch. Herb erscheint im Codex Welser von 1 723 im Besitz der
• „Freiherren von Frechen", also wohl einer der zahlreichen in Frechen begüterten
Familien. Nach einer anderen Angabe hat ein Bischof Guilelmus Angelici Haus Herb
gegründet (Mitteil, des H. Pfr. Lückerath, Waldfeucht). Im 1 9. Jh. war Herb lange
Zeit im Besitz des Bürgermeisters J. G. Hofstadt; um i89o wurde der Besitz parzelliert,
die Gebäude abgebrochen.
Die alte Anlage ist noch an den Gräben zu erkennen; sie bestand aus dem
auf einer runden Insel gelegenen Herrenhaus und der grossen Vorburg mit zwei ein-
ander gegenüber liegenden Flügeln; durch den einen derselben führte der Zugang (Fig. i3).
Seitwärts unter hohen Bäumen ein offenes Feldkap ellchen aus dem 1 8. Jh.
HAAREN.
German.
Anlagen
K a t h o 1.
Pfarrkirch«
GERMANISCHE ANLAGEN. Nördlich von Waldfeucht, aber in
der Gemeinde Haaren, liegt der sogen. Bollerberg, der Rest eines vielleicht noch
germanischen Grenzkastells, ein
runder, stumpfer, kegelförmiger Erd-
hügel von etwa 2 5m oberem Durch-
messer, von einem Graben rings
umgeben. Südlich vor dem Hügel
ein unregelmässig viereckiger, eben-
falls von Gräben eingefasster Vor-
platz. Nordöstlich davon, etwa
5oo m entfernt, liegen die Reste
einer ähnlichen Anlage, des sog.
kleinen Bollerberges (B. J.
XCVI1I, S. 359 mit Abb. —
Rhein. Geschichtsblätter VIII,
S. 97, i42.). Vgl. die gleichen
Anlagen bei Dalheim (s. o. S. i3)
und bei Karken an der Wolfs-
hager Mühle (s. u.). Etwa 3oo m über
den Bollerberg, nach Westen vorge-
schoben, schon auf niederländi-
schem Gebiet, verläuft der ebendort
näher beschriebene Grenzwall.
KATHOL. PFARRKIR-
CHE (s. t. s. Johannis Bapt).
Kaltenbach S. 4o9. — Lücke-
Limburgs Jaerboek, VI (i899), S. 2o3. —
Fig 14. Haaren, kathol. Pfarrkirche.
Kruzifixus vom Hochaltar.
rath, Beiträge I, S. 39, 86; II, S. 26.
Offermann S. 208.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Zeichnung der alten Kapelle von i79o
im Lagerbuch. — Unbedeutende Akten vom Ende des 18. Jh. (Tille-Krudewig, Über-
sicht II, S. i89.)
Im Pfarrarchiv zu Waldfeucht: Akten über die Kapelle ad Clusam von
i563 — i78i (ebendort II, S. i99.).
Im Archiv auf Haus Well (Holland): Akten des 18. u. i9. Jh.
498
HAAREN — HAVERT
3l
Die Pfarrei ist hervorgegangen aus dem Rektorat, das bei der Wallfahrtskapelle Kathoi.
Pfä rrkirclic
Sankt Jans Klus in Keiretzem, wie der Ort früher hiess, bestand. Diese Kapelle Geschichte
erhält schon im J. 1328 als uralter Wallfahrtsort einen Ablassbrief. Zuletzt war die
Kapelle im }. i79o neu gebaut worden. Im J. i8o4 wurde die Pfarrei Haaren errichtet,
in den J. 1821 — 1824 das Schiff, im J. 1866 der Turm erbaut. Die alte Kapelle
von i79o ist um die Mitte des i9. Jh. niedergelegt worden.
Von der Ausstattung sind zu nennen: Hochaltar, gute Arbeit des 18. Jh. Ausstattung
mit dem Mirbachschen Wappen, aus der Kirche des Heinsberger Frauenstiftes stam-
mend, bei der Aufhebung des Klosters von Johann Himmes in Heinsberg erworben
und später der neuen Pfarrei Haaren geschenkt. Aufdem Altar treffliche Kreuzigungs-
gruppe aus dem Ende des 1 5. Jh., unterlebensgross, namentlich der Kruzifixus von
sorgfältiger Durchführung (Fig. i4).
HAVERT.
Römische
Funde
Kathoi.
Pfarrkirche
Geschichte
ROMISCHE FUNDE. Römische Sarkophage und Ziegel sind in der Nähe
von Havert gefunden worden (Quix, Gesch. der Abtei Burtscheid, S. i7).
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Gertrudis.) Kaltenbach
S. 4 12. — Lacomblet, U. B. I, Nr. 2 89 ; II, Nr. 168. — Lückerath, Beiträge I, S. i5
II, S. 66. — Habets, Geschiedenis van het bisdom Roermond I, S. 377. — Binterim u
Mooren, E. K. II, S. 1 93. — Offermann S. 2o9.
Handschri ftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Rechnungen usw. vom Ende des 16. Jh
ab. — Register der Kapelle zu Isenbruch von 1 663 und andere Akten des i7. Jh
(Tille-Krudewig, Übersicht II, S. 1 74.)
Im Pfarrarchiv zu Wassenberg: Zwei Urkunden von i427 und i462, betr,
das Personat zu Havert (ebendort II, S. 208).
In München, Hof- und Staatsbibliothek: Samml. Redinghoven (Cod
germ. 22 13) XIX, Bl. 11 5.
Im Stadtarchiv zu Köln: Farragines des Gelenius XXIV, Bl. 2o3.
Die Kirche in Havert wurde im J. 11 18 dem Stift Wassenberg übergeben, im
J. i23o übergibt sie wiederum der Propst des Stiftes den Kanonikern; die Pfarrstelle
zu Havert war seitdem ein Personat des Wassenberger Stiftes. Mit dem Bau des
jetzigen Turmes wurde nach Kritzraedt's Gangelter Chronik (s. u. S. 37) im J. 1 5 2 5
begonnen ; angeblich wurde er von demselben Baumeister errichtet, der den ver-
wandten, aber reicheren stattlichen Kirchturm in dem benachbarten Sittard (Holland)
erbaute (Rüssel, Kronijk of geschiedkundige Beschrijving der stad en voormalige
Heerlijkheid Sittard S. i38). Das Schiff ist im J. 1 863 durch einen Neubau nach
Plänen des Architekten Joh. Burkart in Aachen ersetzt worden. Im J. i9o4 wurde
der Turm einer durchgreifenden Instandsetzung unterzogen und um ein Glocken-
geschoss mit schlankem Helm erhöht (Heinsberger Volkszeitung i9o5, Nr. 18).
Kräftiger spätgotischer Westturm aus wechselnden Schichten von Ziegeln und Beschreibung
Kalksteinquadern ; der alte Teil umfasst drei Geschosse , die mit kräftigen Gurtgesimsen
abgesetzt sind, unten an beiden Seiten von dem modernen Langhaus umbaut (Fig. i5).
Das Untergeschoss an der freiliegenden Westseite ganz geschlossen, das zweite Ge-
schoss an drei Seiten mit reichen vierteiligen Masswerkblenden. In dem dritten
Geschoss, der früheren Glockenstube, an jeder Seite zwei schlanke gekuppelte Rund-
bogenfenster und ähnliche rundbogige Masswerkblenden; in der ganzen Ausbildung
dieses Geschosses machen sich schon deutlich Renaissancemotive geltend. Das neue
499
32
KREIS HEINSBERG
K a t h o 1.
Pfarrkirche
Ausstattung
Glocken
Obergeschoss wiederholt die Motive dieser Partie. An der Westseite springt recht-
winkelig ein bis zum dritten Geschoss reichender Treppenturm vor, der mit einem spitz-
bogigen Sattel abgeschlossen ist. Die ehedem über der Nordtür befindliche Bau-
inschrift lautete nach Kritzraedt (s. o.): Ao MVCXXV is gelacht der erste stein.
Im Innern in der Turmhalle ein Rippengewölbe.
Von der Ausstattung sind zu nennen:
Monstranz aus vergoldetem Messing, ähnlich derjenigen in Wassenberg (s. u.),
i. H. des 18. Jh., 7i cm
hoch. Neben dem Zylinder,
zwischen gewundenen Säu-
len, die hh. Gertrud und
Johannes Nepomuk , oben
ein Baldachin auf sechs Säu-
len, darin ein Relief der
Muttergottes. Am Fuss die
Inschrift: L. v. c. me po-
SUIT I 7 46.
Ciborium aus Silber
vomj. i697, Augsburger Be-
schau, 35 cm hoch, getrieben
mit Rosen- und Distelorna-
ment, noch in gotisierenden
Formen. Inschrift: praeno-
BILIS DOMICELLA GERTRUDIS
MOERS D. O. M. B. M. V. AD
GRADUS D. D. 1 697.
Kelch aus vergolde-
tem Silber (?), einfach, mit
der Inschrift : generosus
AC PERILLUSTRIS DOMINUS
PHILIPPUS WILHELMUS LIBER
BARO DE WASSENBERGH,
RESPECTIVE DOMINUS DE
WAMMEN, CALICEM DOMINO
SACELLANO ALTARIS SANC-
TAE BARBARAE RECTORI DO-
NUM DEDIT ANNO I 7 5 7.
Die beiden im J. 1904
umgegossenen Glocken
von 1445 und 1 6 7 1 trugen
die Inschriften :
I. SANCTA GERTRUDIS, PATRON A, ORO PRO NOBIS. GEORGIUS ANTONIUS WALBOTT
A BASSENHEIM, BARO DE KONINGSVELT, COLLEGIATAE ECCLESIAE WASSENBERGENSIS
PRAEPOSITUS, FRANCISCUS SCHOLLER, VICEPRAEPOSITUS, SCHOLASTICUS AC THESAU-
RAR1US WASSENBERGENSIS, JOANNES SCHEEFKENS, CANONICUS, ALARDUS AELFFERS,
PASTOR, THEODORUS A WASSENBERG DE WAMMEN, MARGARITA DE HEGEMS. PETRUS
MICHELIN ET J. BORLET ME FECERUNT ANNO DOMIXI 1 6 7 I . VIVOS VOCO, MORTUOS
PLORO. JOANNES CONREIPS, JOANNES ZEVERENS, LEONART ET MARIA JASPERS, ELIZA-
BETH SEVERINS.
Fig. 15. Havert, kathol. Pfarrkirche.
Aufriss des Turmes nach der Erhöhung von 1904.
5oo
HAVERT
33
2. GEIRTRUDIS HEISCHEN ICH, ALL ONGESIVER VERDRIVEN ICH. ANNO DOMINI Kathoi.
Pf arrk i r c h(
MCCCCXLV FACTUM IN MAIO.
Im Besitz des Herrn Pfarrers Schmitz einige ältere Ölgemälde, darunter Besitz des
Pfs r r 6 r s
erwähnenswert eine Anbetung der Könige, vlämisch oder französisch, Mitte des i7. Jh.,
auf Holz.
KATHOLISCHE KAPELLE in ISENB RUCH .(s. t. Conceptionis imma- Kathoi.
culatae B. M. V.). Binterim u. Mooren, E. K. II, S. 1 94. Isenbruch
Handschriftl. Qu. im Pfarrarchiv zu Havert und in München, Hof-
und Staatsbibliothek (s. o. S. 3i.).
Nach der bei Aufstellung des jetzigen Altars gefundenen und wieder vermauerten Geschichte
Konsekrations-Urkunde war der Altar im J. 152 1 geweiht, vielleicht stammt der Bau
aber schon aus früherer Zeit; ein Rektor Adam Schwertscheidt wird im J. 1532 er-
wähnt, Kollator war der Pfarrer von Havert (Mitteil, des H. Pfr. Lückerath in Wald-
feucht).
Gotischer Bau des i5. — 16. Jh. aus Mergelsteinen mit dreiseitigem Chor- Beschreibung
schluss und mit späterer Westmauer aus Backsteinen, im Lichten etwa 7 m lang, 4,8o m
breit. Im Äusseren sind der Chor und die Westmauer mit ganz glatten, dreimal
abgestuften Strebepfeilern besetzt; im Chorschluss ein vermauertes kleines Spitzbogen-
fenster. Die Rundbogenfenster an den Langseiten, je zwei an jeder Seite, stammen
von einem Umbau am Ende des 1 9. Jh. Die Westseite aus Ziegelmauerwerk mit
einfacher Tür ist erst im 18. — 1 9. Jh. ohne Verband zwischen die Chormauern aus
Mergelstein-Quadern eingefügt; vielleicht stiess westlich früher ein Langhaus an, jeden-
falls war ein solches geplant. Umlaufend ein Hausteingesims mit einfacher Kehle;
auf dem Dach ein viereckiger beschieferter Dachreiter.
Das Innere mit flacher Decke ist schmucklos.
Hübscher kleiner Rokoko-Altar aus der Mitte des 18. Jh., aus der Kirche
in Waldfeucht stammend.
HAUS WAMMEN. Publications de la societe hist. du Limbourg VI, S. 484; XVI, Haus
2l m in 6 n
S. 388. — Lacomblet, U. B. II, Nr. 498. — Wolters, Cod. dipl. Lossensis Nr. 32. — von
M ering, Burgen in den Rheinlanden X, S. 32. — Duncker, Rheinlands Schlösser
und Burgen (mit Abb. vor dem Neubau der Wirtschaftsgebäude). — Eissenberg -Mir-
bach. — Fahne, Gesch. der Köln., Jülich, u. Berg. Geschlechter I, S. 445; II, S. 1 89, 227.
— Tille -Krudewig, Übersicht II, S. 202. — Berg. Zs. X, S. 46. — Ann. h. V.
N. LVII, S. 18, i83.
Handschriftl. Qu. Im Düsseldorfer Staatsarchiv: Lehnbücher der
Heinsberger Mannkammer.
In München, Hof- u. Staatsbibliothek: Sammlung Redinghoven (cod.
germ. 221 3) XIX, Bl. 11 5.
Der Rittersitz Wammen, ursprünglich Havert genannt, ist vielleicht identisch Geschichte
mit dem Allod Havert, das Bischof Balderich von Lüttich von der Witwe des Grafen
von Valenciennes erhalten hatte und im J. 1020 an die Abtei S. Jacques gab (Extrait
du cartulaire des eveques de Liege: Compte rendu de la commission d'hist. de Bel-
gique IX, S. 22). Später erscheint eine Familie von Havert im Besitz, von ihr kam
das Gut durch Erbschaft an Johann von Bree, dessen Gattin, Mettel von Spee, es
nach i483 ihrem dritten Manne, von Weims gen. Wambach, zubrachte, nachdem es
i463 auf kurze Zeit — wohl auch durch Heirat — an Dietrich von Zievel gekommen
war. Nach den neuen Besitzern bekam das Gut den Namen Wammen.
.34
KREIS HEINSBERG
Haus
Wammen
Beschreibung
Seh we rt -
scheidshof
Haus
Schaesberg
Von Bertram von Wambach kam der Besitz im J. i664 an die von Schidderich
und im J. 1 67 8 durch Kauf an Dietrich von Hoengen gen. von Wassenberg; Frei-
herr Philipp Wilhelm von Wassenberg erbaute in der 2. H. des 18. Jh. die jetzige
Anlage. Durch Heirat kam Haus Wammen im J. 1 772 an den Freiherrn Jodocus von
Hall zu Pesch (f 1 792), dessen älteste Tochter (f 1816) es ihrem Gemahl Freiherrn
Ferd. von Mosbach gen. Breidenbach, zubrachte. Deren Tochter brachte es wiederum
an die Familie Hävers zu Grevenbroich; der jetzige Eigentümer ist Herr Theodor
Hävers zu Colmar i. E.
Grosse rechteckige Hofanlage, ursprünglich von breiten Wassergräben um-
geben, zum grössten Teil um i87o mit neuen Gebäuden versehen; alt sind nur die
Bauten an der Süd Westseite. In der Mitte liegt hier das Wohnhaus, ein hübscher
Rokokobau von drei Achsen und zwei Geschossen mit hohem Mansarddach. Nach
dem Hof hin ein Rokokoportal mit geschnitztem Oberlicht, darin das Wassenbergische
Wappen , über beiden Geschossen in
Eisenankern : P. W. F. H. V. W. A O. 1 7 7 1
(Philipp Wilhelm Freiherr von Wassen-
berg). Nach Südosten schliesst sich ein
eingeschossiger Flügelbau der gleichen
Zeit an, der an der Hofseite aber ganz
verändert ist. An der Nordwestecke
ist ein zweigeschossiger Ziegelturm
des 1 7. Jh. mit schmalen hohen Fenstern
und stumpfem Pyramidendach noch er-
halten.
Das Innere des Wohnhauses ist
ohne Bedeutung.
Von der Ausstattung ist ein
Totenschild mit dem Wassenbergi-
schen Wappen und der Inschrift: obiit
i724, d. 4. aug. zu nennen (jedenfalls
dasjenige des Joh. Dietrich von Wassen-
berg, des Vaters des Erbauers).
SCHWERTSCHEIDSHOF, einer von den vier Höfen, die neben Wammen
genannt werden (Eissenberg-Mirbach. — Aachener Zs. VI, S. 1 39). Das Geschlecht
Schwertscheide erscheint zuerst im J. 1 3 7 6 ; um 1 665 erbaute ein Mitglied der Familie
den noch bestehenden Hof. Jetziger Eigentümer ist Herr Heinrich Schellartz.
Einfache quadratische Hofanlage des 1 7. Jh. aus Backsteinen, mit einheit-
lichem Dach von durchlaufendem First um einen verhältnismässig kleinen Binnenhof
gruppiert. In der Mitte der Strassenseite das rundbogige Tor in Hausteinfassung
mit dem gemalten Schwertscheidschen Wappen auf dem Schlußstein und einem
kleinen rechteckigen Erker darüber, dessen Schlitzfenster jetzt vermauert sind. Links
vom Tor in Eisenankern die Jahreszahl 1 665 ; an der rechten Ecke liegt das zwei-
geschossige Wohnhaus mit Fenstern in Holzumrahmung. Im Erdgeschoss des Wohn-
hauses zwei hübsche Renaissancekamine auf Halbsäulen mit skulptierten Kon-
solen, aus der Erbauungszeit der Anlage.
HAUS SCHAESBERG, früher Isenbruch genannt. Eissenberg-Mirbach.
Hands c h r ift 1. Qu., wahrscheinlich in dem Archiv auf Schloss Wissen,
Kr. Geldern (vgl. Kunstdenkmäler des Kr. Geldern S. io3).
Fig. 16. Haus Schaesberg.
Lageplan aus der 1. H. des 19. Jh.
502
HAVERT — HEINSBERG
35
Der im J. 1 273 genannte Archidiakon von Lüttich, Engelbert von Isenbruch, Haus
stammt vielleicht von dem Gute. Im i4. Jh. ist das Isenbrucher Gut im Besitz des Geschichte
Johann von Bicht ; dessen Erbin, Margaretha von Geldorp, übergab es ihrem Schwieger-
sohn Johann von der Dunk. Am Ende des 1 5. Jh. ist Michael von Streithagen Be-
sitzer, im J. i542 sein Schwiegersohn, Jürgen von Schaesberg, nach dem der Besitz
seinen Namen erhielt. Es folgen durch Verwandtschaft um 1600 die von Imstenrath,
durch Testament von 1688 diesen die von Loe, die das Gut wahrscheinlich bis
zum i9. Jh. besassen. Jetzt ist das Haus im Besitz des Herrn Barbou auf Schloss
Roosteren (Holland).
Rechteckige Hofanlage, zum Teil noch von Wassergräben umgeben Beschreibung
(Lageplan Fig. 16). Das an der Nordseite gelegene Wohnhaus ist im Kern noch
ein spätgotischer Bau des 1 5. Jh., aus Backsteinen mit Hausteinschichten, im 18. bis
1 9. Jh. ganz umgebaut. An der Hofseite noch eine hübsche spätgotische Türein-
fassung mit giebelförmigem Sturz und Konsolen in den oberen Ecken der Laibung-
Die übrigen Gebäude um den Hof sind neueren Ursprungs.
HEINSBERG.
Vo r g e sc h.
u. g e r m a n.
Funde
Kaltenbach S. 4oi. — Offermann S. i88. — Lückerath, Die Herren von Literatur
Heinsberg, Jahresberichte über die höhere Stadtschule zu Heinsberg, i887 bis
1 89 1, Neudruck: Heinsberg
(P. W. Joppen) i9o2. —
Ders., Beiträge zur Gesch.
von Heinsberg und Um-
gegend, Beilage zur Heins-
berger Volkszeitung; 2 Hefte,
1897 und i898.
VORGESCHICHT-
LICHE UND GERMA-
NISCHE FUNDE. Im
J. 1 87 2 und den folgenden
Jahren sind an dem Heins-
berger Burgberg und in der
Umgebung Feuersteingeräte
usw. gefunden worden, die
in die Sammlung des Bür-
germeisters Nathan zu Heins-
berg kamen (s. u. — B. J.
LVII, S. 2 2 2. — Picks Ms.VI,
S. i9).
Man will auch die La-
gerstätte der im J. 55. v. Chr.
von Cäsar vernichteten Usi-
peter und Tenkterer nach
Heinsberg und Umgegend,
in den Winkel zwischen Maas und Rur, zu verlegen; die zahlreichen germanischen
Gräber (s. u. unter Karken und Waldfeucht) sollten von keiner sesshaften Bevölkerung
herrühren (Bergk, Zur Geschichte und Topographie der Rheinlande in römischer Zeit,
Fig. 17. Heinsberg. Ansicht der Gangolphuskirche im Stadtbild.
5o3
3*
36
KREIS HEINSBERG
Vorgesch. 1882, S. 9. — Picks Ms. VI, S. i ). Dem widerspricht jedoch schon der Umstand,
u sr c r m 3, n
Funde dass die grossen germanischen Grabfelder weit in das Maastal und über die Maas
weg nach Holland hinein sich ausdehnen (B. J. XCVII, S. 36 1).
Röm. Funde RÖMISCHE FUNDE. Im J. 1874/75 fand man in der Nähe von Heinsberg
römische Münzen (B. J. LVII, S. 222). Schneider glaubt auch einen römischen Strassen-
zug, der von der Maas nach Geilenkirchen führe, zu erkennen (Aachener Zs. XIV, S. 226.)
Kathoi. KATHOLISCHE HAUPTPFARRKIRCHE, ehemalige Stifts-
Pfärrkirchö
kirche (s. t. s. Gangolphi). Habets, Geschiedenis van het bisdom Roermond I, S. 376.
Fig. 18. Heinsberg, kathoi. Pfarrkirche. Ansicht vor der Wiederherstellung des Äusseren.
— Binterim u. Mooren, E. K. II, S. 1 89, 261, 487. — Cornelius, Gesch. des Münste-
rischen Aufruhrs I, S. 23 1, 235. — Lückerath, Beiträge I, S. 7, 46, 83 ; II, S. 24, 45, 73.
- Aachener Zs. XII, S. 1 85. — Ann. h. V. N. XLII, S. 102. — Berg. Zs. XXII,
S. 1 7 9, 206. — W. Lindemann, Die Stiftskirche vom hl. Gangolphus zu Heinsberg:
Einladungsschrift zur Prüfung der Schüler der höheren Unterrichtsklasse zu Heins-
berg, 1 853. — Baudri, Organ für christl. Kunst III ( 1 853), S. 1 43, 1 5 5 , 160, 1 65, 180;
IV (i854), S. 11. — von Fisenne, Baudenkmale des Mittelalters, 1886.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: 1 1 2 Urkunden von 1 242 an, grössten-
teils das Gangolphusstift betreffend, u. a. Inkorporation der Pfarrkirche im J. 1242. —
Stiftungen für die zahlreichen Altäre der Kirche von 1 289 ab. — Privilegierung der
5o4
Taf. II
HEINSBERG
,5 7
Stadt Heinsberg v.J. i436. — Urkunden von 1682 und i7i3 betr. das Pönitenten- Kathoi.
• Pfärrlfirc
kloster in Heinsberg. — Anniversarienverzeichnis von 1467 ab. — Moderne Geschichte
des Stiftes und der Kirche von Oberpfarrer Brands. Im einzelnen vgl. Tille-
Krudewig, Übersicht II, S. i75. - Lückerath, Beiträge a. v. O. — Ann. h.V. N.
LXIL S. i93, 201.
Auf dem Bürgermeisteramt: Im 3. Band der Kirchen-Register Mit-
teilungen über Ablässe und über die Kirche im 1 7. Jh. (Tille-Krudewig, Übersicht II,
S. 1 79).
Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: 1 87 Urkunden von 1207 — 1 7 7 5 . — Zwei
Bände des 16. Jh. mit Abschriften. — Akten vom 1 6. Jh. ab bis 1802. — Archiv-
inventar von i644 (Berg. Zs. III, S. 325. — Ilgen, Rhein. Archiv S. 83).
In Berlin, König 1. Bibliothek: Statuta ecclesiae Heinsbergensis, Cod.
Boruss. Nr. 753.
Fig. 19. Heinsberg. Grundriss der kathoi. Pfarrkirche.
In München, Hof- und Staatsbibliothek: Sammlung Redinghoven II,
Bl. 52i ; IV, Bl. 3i, 33; XIX, Bl. io3; LV, Bl. 96, i32.
In Brüssel, Königl. B ib lioth ek, Köln, Stadtarchiv, Gangelt, Bürger-
meisteramt und bei Herrn Fischenich: Jakob Kritzraedts Gangelter Chronik, be-
arbeitet unter Benutzung des Stiftsarchives in Heinsberg. Vgl. Aachener Zs. XIII,
S. i84. — Lückerath, Beiträge I, S. 45.
Die Nachrichten über die Pfarrkirche in Heinsberg setzen erst mit ihrer Ver- Geschichte
Schmelzung mit dem Gangolphusstift ein. Im J. 11 44 war in dem Streite zwischen
Graf Goswin II. von Heinsberg und Wilhelm von Limburg das Schloss Heinsberg
zerstört worden (s. u. S. 61), wahrscheinlich auch die an dem Schlosshügel gelegene
Pfarrkirche, denn die in dem jetzigen Bau noch erhaltene Krypta stammt aus der
Mitte des 12. Jh. Um dieselbe Zeit, nach einer unverbürgten Mitteilung im J. ii4o,
hatte Oda, die Witwe Graf Goswins L, auf ihrem Schloss ein Kanonikerstift ge-
gründet. Diesem Kanonikerstift zum h. Gangolphus auf dem Schlosse wird die
Heinsberger Pfarrkirche im J. I24a durch Graf Heinrich von Heinsberg inkorporiert;
sie wurde im J. 1 2 5 7 von den Kanonikern bezogen und im J. 1262 neu geweiht.
5o5
38
KREIS HEINSBERG
K athol.
Pfarrkirche
Wiederher-
stellung
Die heutige Kirche ist mit Ausnahme der Krypta ein Bau des 1 5. Jh. Der
Chor wurde, wie die nicht im Verband mit dem Schiff aufgemauerten westlichen
Strebepfeiler beweisen, zuerst aufgeführt, vielleicht in der Zeit bald nach i4oo. Nach
kurzem Zwischenraum erfolgte der Bau des Turmes und des Schiffes, dessen Höhe
auffallend geringer ist als die des Chores. Die Vollendung dürfte nicht vor die
letzten Jahrzehnte des 1 5. Jh. zu setzen sein. Das ehemals im nördlichen Seitenschiff
aufgestellte Grabdenkmal der Herren von Heinsberg entstand wohl kurz vor der
Mitte des i5. Jh. ; es kann bei dem engen Anschluss der Gruft an die Fundament-
mauern des Seitenschiffes erst nach dessen Aufbau wenigstens bis zu einer gewissen Höhe,
entstanden sein (s.u.). Andrerseits scheint die aus dem i7. — 18. Jh. herrührende
Bauinschrift mit der Jahreszahl i482 am südlichen Schiff ein überliefertes, wohl auf
die Vollendung dieses Schiffes bezügliches
Baudatum zu enthalten. Wohl noch um
die Wende des i5. Jh. hat man die Kirche
durch Verlängerung der Seitenschiffe bis
zur Westwand des Turmes erweitert.
ImJ. 1 656 wird berichtet, dass der
Bau kurz vorher eine prächtige Wieder-
herstellung erfahren habe ; die Spuren
dieser Arbeiten sind durch die Arbeiten
des i9. Jh. jedoch vollkommen verwischt
worden. Eine weitere Instandsetzung hatte
im J. 1 666 stattgefunden (Bauinschrift am
südlichen Seitenschiff, s. u.); im J. i7o2
wurden durch einen Brand infolge Blitz-
schlages die Dächer zerstört. Aus der
Zeit stammten wohl auch die bei den
letzten Arbeiten des i9. Jh. veränderten
Langhausdächer und die barocke Turm-
haube (Fig. 18). In der Nacht des 9/io. Fe-
bruar 1 783 stürzte ein Teil der Gewölbe im
Mittelschiff und im nördlichen Seitenschiff ein und zertrümmerte das gotische Grab-
denkmal der Herren von Heinsberg.
Mit dem J. i848 setzt eine grosse durchgreifende Herstellung der Kirche ein;
damals wurde nach dem Vorbild des Kölner Dombauvereins ein Bauverein gegründet
(Lückerath, Beiträge II, S. 45), der mit Beihülfen König Friedrich Wilhelms IV. und
des Prinzen Wilhelm von Preussen eine umfangreiche Tätigkeit entfaltete. In den
J. i848 — r 85 5 wurden die im J. 1 783 eingestürzten Gewölbe wieder eingezogen, im
J. i85o eine Reihe von Gemälden restauriert, im J. 1 85 5 das Turmgewölbe wiederher-
gestellt. Der Verein wandte sich dann auch einer Herstellung des Inneren im Sinne
der Stilreinheit zu. Im J. 1860 und den folgenden Jahren wurden die Barock-
altäre durch moderne gotische Arbeiten ersetzt, im J. 1880 der Choraufgang und die
Treppen zur Krypta umgebaut. Nach einer Bewilligung von 20000 Mk. durch die
Rheinische Provinzialverwaltung im J. i884 ging man an eine durchgreifende Her-
stellung des Äusseren, die bis zum J. 1 898 dauerte und unter der Leitung des Archi-
tekten L. von Fisenne in Gelsenkirchen stand. Das einheitliche, auch über die
Seitenschiffe weggeschleppte Dach wurde durch getrennte Dächer ersetzt; für die
Gestaltung des Mittelschiffdaches war ein Anhalt durch Kalkleisten am Turm
Fig. 20. Heinsberg, kathol. Pfarrkirche.
Turm: Grundriss des Glockengeschosses.
5o6
HEINSBERG
39
Beschreibung
gegeben, ebenso für die Einzeldächer über den Seitenschiffjochen. Anhaltspunkte ,Ka th° l-
ob' j pf arrkirchf
fehlten dagegen für die spitzen Steingiebel über den Seitenschiffjochen, es ist
vielmehr wahrscheinlich, dass hier Walmdächer bestanden haben, wie sie für die spät-
gotischen Ziegelkirchen der Jülicher Gegend charakteristisch sind. Der Turmhelm und die
Galerie des Turmes wurden
gleichfalls damals erneuert
(vgl. Kölner Domblatt i857,
Nr. 143).
Mächtige dreisch i ffige
Hallenkirche mit grossem
Westturm, aus dem 1 5. Jh., und
mit Krypta aus der Mitte des
12. Jh., im Lichten etwa 53 m
lang, 2 2,5 m breit; Material
Backstein unter Verwendung
von Haustein für Gesimse, Mass-
werk usw. (Ansichten Fig. l7>
18, 23 und Tafel II. — Grund-
risse und Schnitt Fig. i9, 20
und 24. — Details 21 und 22.
— Krypta Fig. 2 5 und 26. —
Ausstattung Fig. 2 7 bis 38,
Taf. III— VI).
Der Westturm, unten .. 1 ' V~„:2^,\^~ ■■itfbr^ AusiSPr"s
L I 1 lllllillilra I .II llil Turm
nur mit seiner Westfront frei
liegend , ist eine sechsge-
schossige Anlage, bei der je
zwei Geschosse in der für die
ganze Gegend charakteristischen
Form zusammengefasst, durch
Stockwerkgurte abgesetzt und
durch grosse Masswerkblenden
gegliedert sind. Unten ein
spitzbogiges Portal mit reich
profilierter Laibung, um dessen
Bogen das Kaffgesims ver-
kröpft ist; darüber ein vier-
teiliges Masswerkfenster, an den
beiden Seiten grössere drei-
teilige Masswerkblenden. Die
Mittelpartie des Turmes hat in
der Mitte jeder Seite eine
dreiteilige, seitlich je eine zwei-
teilige schlanke Masswerkblende, die in halber Höhe durch Masswerkbögen noch-
mals aufgeteilt sind; in den Blenden liegen nur kleine Schlitze für die Lichtzufuhr.
Die Blenden dieser Turmpartie sind nicht wie die übrigen Masswerke an dem Bau
aus Haustein, sondern aus vorzüglich gebrannten Formsteinen ausgeführt. Der letzte
Teil des Turmes zeigt eine fast genau gleiche Blendengliederung; in der oberen
Fig. 21. Heinsberg, kathol. Pfarrkirche. Portal in der Vorhalle.
5o7
4o
KREIS HEINSBERG
Kathoi. Hälfte sind die Blenden als Schallfenster geöffnet. Galerie und Helm des Turmes
Pfurrlcirshö.
sind modern. Ahnlich den übrigen spätgotischen Backsteintürmen der Jülicher Ge-
gend, z. B. dem Turm in Erkelenz, sind die Abmessungen sehr bedeutend ; in der
Glockenstube beträgt die Mauerstärke noch fast 2 m (Fig. 20). Ein mit drei Seiten
vorspringender Treppenturm an der Südseite reicht nur bis zum dritten Geschoss,
von da ab liegt die Treppe in der Mauerstärke der Südostecke des Turmes (Fig. 20).
Schiff Bei dem Schiff der
Kirche entfallen von den
sieben Jochen der Lang-
seiten fünf auf das eigent-
liche Langhaus, die bei-
den westlichen auf die
nur unbedeutend jünge-
ren Seitenschiffverlänge-
rungen an den Seiten des
Turmes. Die Strebepfei-
ler sind in das Innere
gezogen ; nach aussen
treten sie — ebenso auch
an den Verlängerungen
der Seitenschiffe — als
flache Vorlagen auf drei-
eckigem Grundriss vor,
die über dem Kaffgesims
nur noch einmal mit
einem Gesims zurückge-
setzt sind. In jedem Joch
ein hohes zweiteiliges
Masswerkfenster; an den
Westseiten der Seiten-
schiffverlängerungen ent-
sprechende Masswerk-
blenden. An der Nord-
seite tritt vor das west-
liche Joch des eigent-
lichen Langhauses eine
mit breitem Spitzbogen
ganz geöffnete Vorhalle,
im Oberbau jetzt verän-
dert (Fig. 18); sie hat ein zierliches Sterngewölbe auf Eckkonsolen mit den Evan-
gelistensymbolen. In der Seitenschiffmauer das schöne Portal (Fig. 21) in profiliertem
Spitzbogengewände, der gerade Sturz mit Vierpässen besetzt.
Über jedem Joch der Seitenschiffe jetzt ein moderner, äusserst steiler Giebel
mit spitzbogigem Fenster. An der östlichen Kopfseite des südlichen Seiten-
schiffes ein kleines vermauertes, hoch liegendes Masswerkfenster ; der Halbgiebel
an dieser Kopfseite ist gleichfalls modern. Hier auch die beiden Bauinschriften
(s. o. S. 38): 1482 fundatum, 1666 elevatum, und: i7o2 fulgure ustum et
RESTAURATTJM.
Fig. 22. Heinsberg, kathoi. Pfarrkirche. Blindfenster im Chor.
5o8
HEINSBERG
41
Der Chor, aus zwei rechteckigen Jochen und dem grösseren Ostjoch mit drei- Kathoi.
seitigem Schluss bestehend, hat grosse, dreimal abgesetzte Strebepfeiler mit Haustein- "cL,1/0 6
gliederungen. Durch den nordöstlichen Strebepfeiler des Chorschlusses führt ein
Törchen, das bei dem ganz ausgenutzten Terrain des Plateaus einen Umgang er-
möglicht. Die Fenster sind mächtige vierteilige Masswerkfenster mit einer Aufteilung
in halber Höhe; die beiden Fenster der Südseite sind vermauert, an der Nordseite
hat neben dem Treppentürmchen nur ein zweiteiliges, schmales Fenster Raum ge-
funden. Das rechteckige
Treppentürmchen hat an
Stelle des ursprünglichen
Walmdaches über dem
Hauptgesims jetzt noch ein
modernes Obergeschoss mit
vierseitiger Pyramide.
In den Winkel zwi-
schen Nordschiff und Chor
ist vor die beiden Joche des
Chores die Sakristei an-
gefügt, ein eingeschossiger,
nach vorhandenen Ansätzen
ursprünglich zweigeschossig
projektierter Bau von zwei
Jochen mit dreiseitigem
Schluss. Der Bau hat ein-
fache Strebepfeiler und klei-
ne , zweiteilige Masswerk-
fenster.
Im Inneren desTur-
mes sind die beiden Unter-
geschosse, die sich mit brei-
tem, hohem Bogen zum
Mittelschiff öffnen , durch
die Orgelbühne aufgeteilt.
Über der Orgelbühne das
im J. 1 85 5 erneuerte oder da-
mals erst ausgeführte Kreuz-
gewölbe. Sonst hat der
Turm nur Balkenlagen.
Mittelschiff und Chor sind mit Netzgewölben überdeckt (Fig. 24); die ob- Schiff u. Chor
longen, an den Ecken abgefasten Pfeiler gehen ohne Kämpfer in die schmaleren
Schildbögen über, der Kern der Pfeiler verläuft grade aufsteigend in den Gewölbe-
kappen (vgl. die verwandte Lösung in Erkelenz : Renard, Die Kunstdenkmäler der
Kr. Erkelenz und Geilenkirchen, S. 44, Fig. 21). Nach Mittelschiff und Seitenschiffen
hin sind Achteckdienste mit einfachen Blattwerkkapitälen vorgelegt. In den mit
einfachen Kreuzgewölben überdeckten Seitenschiffen bilden die nach innen ge-
zogenen Strebepfeiler grosse Nischen von mehr als 1 m Tiefe; die Seitenschiff Verlänge-
rungen nach Westen sind durch breite Gurtbögen abgetrennt. Im Chor setzen die
schlanken Runddienste aul Konsolen in der Höhe des Kaffgesimses an. An dei
Fig. 23. Heinsberg, kathoi. Pfarrkirche.
Inneres vor dem Umbau des Choraufganges.
5o9
HEINSBERG
4.3
Nordwand, gegen die Sakristei hin, liegen hohe, den Chorfenstern entsprechende Kathoi.
Pfurrkirc
Blindfenster mit reicher Masswerkausbildung (Fig. 22).
Die Krypta (Fig. 24 — 26) ist eine dreischiffige Halle von etwas mehr als vier Krypta
Jochen und mit gradem Ostabschluss. Der Zugang erfolgt heute durch zwei in die
Langseiten einmündende Treppen, während früher die Treppen direkt von der Kirche
aus in die Westwand der Krypta auf die beiden Seitenschiffe ausliefen (Fig. 2 5). Ur-
sprünglich hatte die Krypta auch nach Westen eine grössere Ausdehnung, dieses
(fünfte) Westjoch ist wahrscheinlich bei dem Umbau um die Mitte des 1 9. Jh.
fast ganz weggeschnitten worden.
Die Kryptengewölbe (Fig. 2 5 u. 26) ruhen auf derben, kurzen Säulen, deren Basen
kleine, noch unentwickelte Eckknollen und eine auffallend hohe Kehle zwischen küm-
merlichen Wülsten aufweisen. Die Würfelkapitäle tragen den für die Mitte des 12. Jh.
J L
Fig. 25. Heinsberg, kathoi. Pfarrkirche. Grundriss und Säule der Krypta.
charakteristischen Besatz mit schnürenartigen Rippen; die Kämpferplatte ist be-
sonders reich und fein gegliedert. An den Wänden Pilaster, die ohne Basen aus einer
umlaufenden niedrigen Bank aufsteigen und Kämpferplatten wie die der Säulen
tragen. Die Gewölbe sind einfache gratige Kreuzgewölbe zwischen wenig vortreten-
den breiten Gurtbögen; die Gewölbescheitel verlaufen genau horizontal, die Kappen
sind nicht gebust. An Lichtöffnungen ist jetzt nur ein breites, offenbar aus späterer
Zeit stammendes Fenster an der Südseite zu erkennen.
Ausstattung. Ausstattung
Die Altäre sind modern; die Deckplatte des Altars der Krypta lag im Altäre
J. i852 noch unter dem Hauptportal im Fussboden; sie trug die Inschrift: fun-
DATUM DEDICATUMQUE HOC ALTARE A JOANNE ROTARIO, CANONICO, ET HENRICO DE
ertbrüggen anno domini 1289. (Einladungsschrift zur Prüfung der Schüler der
höheren Unterrichtsklasse zu Heinsberg 1 853, S. i44 Anm. — Urkunde bei: Tille-
Krudewig, Übersicht II, S. 1 75. — Lückerath, Beiträge II, S. 32).
Das Chorgestühl, an beiden Langseiten des Chores, ist eine hervorragende Chorgestühl
spätgotische Schnitzarbeit aus der Zeit um i45o (Taf. III, Fig. 3ou.3i). Jede Hälfte hat
5n
44
KREIS HEINSBERG
Ausstattung in der oberen Reihe mit hoher Rückwand io, in der vorderen Reihe nur 9 Sitze,
Chorgestühl wgjj jn ^itte ejn i)urchgang gelassen ist. Die abschliessende Kehle ist
glatt, die Rückwände zeigen über den Sitzen glatte Füllungen mit üppigem, durch-
brochenen Laubwerk als oberem Abschluss. Auf den Armlehnen zwischen den Sitzen
Blattwerkknäufe, vereinzelt auch Köpfe. Besonders reich sind die Wangen
ausgebildet, die der Rückwand mit Frucht- und Laubwerk von ausgezeichneter, gross-
zügiger Behandlung (Fig. 3i), darin verschiedene Darstellungen: ein Waldmensch, ein
Jäger, ein Ziegenbock, der Trauben nascht, ein lesender Affe u. a. m. Von den
Wangen der Vordereihen sind zwei mit Laubwerk geschnitzt, in den beiden anderen
Fig. 26. Heinsberg, kathol. Pfarrkirche. Inneres der Krypta.
das Heinsbergische Wappen, in trefflicher Weiterbildung der schönen, etwas älteren
Wappendarstellungen an dem Grabmal (s. u.).
Taufkapelle Im Westjoch des südlichen Seitenschiffes ist zwischen den Strebepfeilern die
Taufkapelle angelegt. Das in das Seitenschiff hineinragende schmiedeeiserne Ab-
schlussgitter ist eine schöne spätgotische Arbeit mit Stabwerk und Lilienendungen
aus der Zeit um iSoo; da das Gitter zweifellos für die Stelle gearbeitet ist, so gibt
es auch einen Beweis dafür ab, dass die Seitenschiffverlängerungen noch während des
Baues in Angriff genommen wurden (Fig. 2 7).
Der Taufsteindeckel hängt an einem gleichzeitigen schmiedeeisernen Kran
mit grosser Masswerkrosette (Fig. 28 u. 2 9); die Vorrichtung zum Anheben des Deckels,
der bei Seite geschwenkt werden kann, entspricht mit seiner Hebelkonstruktion
den übrigen Kranen dieser Art, z. B. in Zülpich, in Notre Dame zu Hai (von i466),
5l2
HEINSBERG
45
in St. Martin zu Ypern, in Dixmude, in Breda (Ysendyck, L'art dans les Pays-Bas, Ausstattung
2. serie, IV, pl. 3 — 5).
Der Taufkessel (Fig. 28 u. 2 9) ist eine vorzügliche, gleichfalls aus der Zeit um Taufkessel
i5oo stammende Gelbgussarbeit in Pokalform, i,58 m hoch, jedenfalls von einem
Meister der Maasgegend. Der runde, wohl durch nachträgliches Drehen ge-
glättete Schaft mit Becken ist — wie fast alle spätgotischen Arbeiten dieser Art —
überaus reich profiliert; er ruht auf drei liegenden Löwen und trägt am Rande des
Beckens einen Masswerkfries. Der Deckel hat den gleichen Rand-Fries, oben
um den Abschluss ein Ornament aus einzelnen grossen Blättern; als Aufsatz die
Statuette des h. Gangolphus mit Schild und Fahne.
Im südlichen Seitenschiff ist seit der Mitte des i9. Jh. das früher an dem Grabdenkmäler
Mittelschiffpfeiler, der jetzt die Kanzel trägt, befindliche Grabdenkmal des Hiero-
nymus von Efferen zu Stolberg, Jülichscher Artillerie- und Zeugmeister, Amtmann
Fig. 27 Heinsberg, kathol. Pfarrkirche. Abschlussgitter der Taufkapelle.
zu Heinsberg und Wassenberg, eingelassen; er wurde angeblich im J. 1 55 2 in einem
Strassenkampf zu Heinsberg gelegentlich von Religionsunruhen erschlagen (Aachener
Zs. XV, S. 11. — Lückerath, Beiträge II, S. 4). Unten die Inschrifttafel: esaiae
CAP. 53. WARLICH EHR HAT UNSERE KRANCKHEIT AUF SICH GENOMMEN UND EHR
SELBST HAT UNSERE SCHMERTZEN GETRAGEN. EHR IST VON UNSER BOESHEIT WEGEN
VERWUNDT UNDT UMB UNSER GROESSER SUNDEN WILLEN IST EHR ZERKNITSCHT UND
ZERSCHLAGEN WORDEN. HIERONYMUS VON EFFEREN, HER ZO STAILSBURCH, IS GE-
storven int jar 1 55 2, den xxvii. july. bit godt für die seel; seitlich auf den
Pilastern Löwenköpfe. In der Mitte zwischen ionischen Säulen der Ritter, knieend
mit gefaltenen Händen, vor ihm Helm und Handschuhe. Auf dem Gebälk erhebt sich
ein ähnlicher kleinei Aufsatz mit Flachgiebel und Voluten. In dem Aufsatz sind von
der ursprünglich jedenfalls acht Wappen umfassenden Ahnenreihe nur die beiden
allein erhaltenen Wappen Merode und Elter angebracht.
Grabmal der Herren von Heinsberg (Heinsberger Volkszeitung, n.Dez.
1880. — von fisenne, Kunstdenkmale des Mittelalters III. Serie, Lief. 3 mit un-
5i3
46
KREIS HEINSBERG
Ausstattung richtiger Rekonstruktion. — Lückerath, Beiträge I, S. 65. — Ann. h. V. N. LVIII,
Grabdenkmälerg lga _ pICK> Aug Aachens Vergangenheit S. 366, 383 Anm.).
Die Gruft der Herren von Heinsberg, die in dem vorletzten Joch des nörd-
lichen Seitenschiffes vor dem Nebenaltar liegt, wurde in engem Anschluss an die
Aussenmauer des Schiffes und den einspringenden Strebepfeiler, also höchst wahr-
scheinlich gleichzeitig mit oder bald nach diesem Schiff angelegt. Auf dem Denkmal
waren Johann I. von Heins-
berg (-j- 1439), seine Gemah-
lin Margarethe von Gennep
(t 1 4 1 9 ) und ihr Sohn Jo-
hann II. (f i443) dargestellt;
nach den in dem Grabe be-
findlichen Bleitafeln sind auch
Johann III. (t i448) und
Johann von Heinsberg, Bi-
schof von Lüttich (f 1 459),
hier begraben. Da aber nur
die drei erstgenannten Mit-
glieder der Familie auf dem
Denkmal dargestellt sind, so
ergibt sich mit grosser Wahr-
scheinlichkeit die Zeit von
1443—1 448 für seine Her-
stellung; dafür sprechen auch
stilistische Gründe und die
Baugeschichte der Kirche.
Die Gebeine Johanns I und
der Margaretha von Gennep
werden nach Vollendung der
Gruft dorthin aus einem an-
deren Grabe der Kirche
übertragen worden sein.
Das Grabdenkmal wurde
bei dem Gewölbeeinsturz des
J. i 783 (s. o. S. 38) zertrüm-
mert; im J. 1880 stiess man
auf die Gruft, deren Decke
gesichert wurde, die Gebeine
wurden in einem neuen Schrein
die Fragmente der Figuren und
Fig. 28. Heinsberg, kathol. Pfarrkirche.
Taufkessel mit Eisenkran.
der dort beigesetzten Personen mit den Funden
gesammelt. In die Gruft hatte man im J. 1 783
Baldachine gelegt, die Wangenstücke des Hochgrabes mit den Ahnenwappen in die
Wände des Seitenschiffes eingemauert. Da seit dem J. 1880 die Fragmente in dem
Turm am Friedhof aufgestapelt lagen und auf die Dauer so vor dem Untergang nicht
zu retten waren, so wurde die Wiederaufstellung und Ergänzung des Denkmales
in Aussicht genommen; die Mittel hierzu sind in den J. i9o3 und i9o4 durch
Bewilligungen des Staates, der Provinzialverwaltung und der Kirchengemeinde bereit-
gestellt worden. Die dem Bildhauer Mormann in Wiedenbrück übertragene Arbeit
befindet sich augenblicklich (i9o5) in der Ausführung.
5i4
HEINSBERG
47
Die Gruft ist ein kleiner viereckiger Raum von 2,3o m Länge, i,7o m Breite Ausstattung
und i,9o m Höhe, an der Ostseite befindet sich ein schräger Schacht (keine Treppe) Grabdenkmaler
zum Einbringen der Särge.
Der Raum ist durch acht
schwere Eisenstangen, auf die
die Särge gestellt wurden,
in drei Geschosse geteilt.
Eine nachträgliche Unter-
suchung im J. i9o4 ergab,
dass man im T. 1 783 die
Gruft, die ursprünglich bis
unter die Deckplatte des
Hochgrabes reichte, mit der
Platte, auf der die 3 Figuren
lagen, verschlossen hatte;
wohl gleichzeitig hatte man
in den darüber gelegten Bo-
denbelag eine Platte mit der
Inschrift: sepulcrum comi-
TUM DE LOEN AB HEINSBERG.
eingefügt.
In der Gruft fand
man im J. 1880 ausser den
Gebeinen und den Stücken
der Figuren die Reste eines hölzernen Bischofsstabes
platten mit den folgenden Inschriften:
Fig. 29. Heinsberg, kathol. Pfarrkirche.
Eisenkran und Taufkesseldeckel.
hauptsächlich aber fünf Blei-
Fig. 30. Heinsberg, kathol. Pfarrkirche. Vorderansicht des nördl. Chorgestühls.
1. HERE JOHAN VAN LOEN, HERE ZO GUYLGE IND ZO HEYNSBERG, ZO LEVENBERG.
2. VRAUWE GRETA VAN GENPE, VRAUWE ZO HEYNSBERG.
3. JONCKER JOHAN VAN LOEN, HERE ZO HEYNSBERG IND ZO LEBENBERG.
4. JONCKER JOHAN VAN LOEN, HERE ZO HEYNSBERG IND ZO DEIST.
5 1 5
48 KREIS HEINSBERG
Ausstattung
Grabdenkmäler
5. ANNO DOMINI MCCCCLIX, DIE LUCE EVANGELISTE, OBIIT DOMINUS DE LOS,
OLYM EPISCOPUS LEODIENSIS, DOMINUS JOHANNES TEMPORALIS DE HEYNSBERG, DE
MILLEN, DE STEYNE ET DE LYMPERG. R. I. P.
Fig. 31. Heinsberg, kathol. Pfarrkirche. Detail aus einer Hochwange des Chorgestühls.
Diese Stücke befinden sich sämtlich in dem neuen Schrein.
Von dem Grabdenkmal sind die aus schwarzem Marmor hergestellten Seiten-
wangen mit den Ahnenwappen vollständig erhalten; die Untersuchung der Gruft im
5i6
Taf. III.
Taf. IV.
Heinsberg, katholische Pfarrkirche.
Figuren von dem Grabmal der Herren von Heinsberg.
HEINSBERG
49
J. i9o4 ergab, dass diese Wangenstücke auf den Mauern der Gruft standen und zwar Ausstattung
so, dass die grössere Platte mit 8 Ahnenwappen nach Süden, nach dem Mittelschiff Grabder,kmaler
hin, schaute (Fig. 32); beiderseits schlössen sich an den Seiten die kleineren Stücke an
mit je 4 Wappen. Die damals gefundene Deckplatte mit kräftigem Randprofil ent-
spricht gleichfalls dieser Anordnung. Die mit Beischriften versehenen Ahnenwappen
folgen sich demnach von der Mitte der Kopfseite (Fig. 32) aus nach beiden Seiten
und gehen um die Ecken auf die West- und Ostwand der Tumba über; nach links,
auf Seiten des Mannes: loen, Holland, chyny, Heinsberg, gilych, engeland,
brabant, Schottland; nach rechts, auf Seiten der Frau: genepe, altenburg,
VLANDERN, BRUYNENBURG, ERKEL, LIPPE, GELDER, HEUBE.
Diese Ahnenreihe ist ziemlich willkürlich gewählt, nur einzelne Wappen stimmen,
andere sind durch volltönende Namen, wie Holland, England, Vlandern ersetzt. Eigen-
artig ist die Anordnung des Helmschmuckes ; nur die beiden in der Mitte der Vorder-
front liegenden Wappen Loen und Gennep, dann die beiden an den Ecken liegenden
Wappen der anderen Seiten sind mit Helmen besetzt.
Fig. 32. Heinsberg, kathol. Pfarrkirche. Vorderwange von dem Hochgrab der Herren von Heinsberg.
Die Reste der drei Grabfiguren, die mit den- Köpfen nach der nördlichen
Seitenschiffmauer zu lagen, bestehen aus feinstem Kalkstein der Maasgegend (Taf. IV).
Erhalten ist hauptsächlich die ganze Figur der Margaretha von Gennep, in langem,
fein gefälteltem Gewand mit Mantel, auf dem Kopf die zweizipfelige breite Haube mit
herabhängendem Schleier; ihre Füsse ruhten wahrscheinlich auf einem Hunde. Von
den beiden männlichen Figuren sind die Köpfe und der grösste Teil der Oberkörper
und der Beine erhalten, einer Figur fehlt die Brust; sie haben den Unterkörper ge-
harnischt, und tragen über dem am Hals sichtbaren Kettenhemd lange, in den Hüften
eingezogene Koller mit grossen, den ganzen Rock bedeckenden Wappen. Ihre Füsse ruhen
auf Löwen, die eine Art von Panzer, aus Brust- und Rückenschild bestehend, tragen,
der gleichfalls das Heinsbergische Wappen aufweist. Dazu kommt eine Menge kleinerer,
noch erst zu bestimmender Fragmente.
Zu Häupten der drei Figuren sind stattliche, oben wohl wegen des Anschlusses
an die Wand stumpf geschlossene Baldachine von besonders reicher Ausbildung
angeordnet.
Das Grabdenkmal gehört zu den bedeutendsten Werken der rheinischen Pla-
stik aus der Mitte des 1 5. Jh. Die Ausführung ist von der grössten Sorgfalt und Ele-
ganz, die ebensowohl in der frischen Auffassung des heraldischen Schmuckes an den
Ahnenwappen und bei dem Kostüm der Figuren zum Ausdruck kommt, wie nament-
4
5 t 7
5o KREIS HEINSBERG
Ausstattung Hch auch in der überaus scharfen Realistik der porträtähnlichen Männerköpfe mit
Grabdenkmaler jjjren breiten Backenknochen, dem grossen ausgeprägten Mund und den scharfen
Parallel falten auf der Stirn des älteren Mannes. Wohl das einzige Gegenstück zu dem
Heinsberger Denkmal bildet dasjenige des Grafen Johann von Nassau-Saarbrücken
und seiner beiden Frauen in der Kirche zu
St. Arnual bei Saarbrücken ; es zeigt eine
auffällige Verwandtschaft in der realistischen
Auffassung der Figuren und der sorg-
fältigen Behandlung des Details. Schon
eine Tochter des auf dem Heinsberger Grab-
mal dargestellten Johann IL, Margaretha
(i426 — 1446), heiratete den Grafen Philipp
von Nassau, Herrn zu Weilburg und Breda;
dessen Bruder, Graf Johann zu Nassau-
Saarbrücken, heiratete um 1 455 Johanna,
Tochter des in dem Heinsberger Grab bei-
gesetzten Johann III. und Erbin des Heins-
berger Landes, Nichte der mit Graf Philipp
von Nassau- Weilburg verheirateten Mar-
garetha von Heinsberg. Das Denkmal in
St. Arnual, auf dem Graf Johann von
Nassau-Saarbrücken (f i472), seine erste
Frau Johanna von Heinsberg (f i469) und
seine zweite Frau dargestellt sind, die aber
im J. i473 eine neue Ehe einging und daher
nicht dort beigesetzt wurde, ist dadurch
auf die Jahre i469— 1473 datiert (Ruppers-
berg, Gesch. der ehemaligen Grafschaft
Saarbrücken I, S. 2o3, 21 5, 226. — Cle-
men, Die Grabdenkmäler der Grafen von
Nassau-Saarbrücken in der Stiftskirche zu
St. Arnual und in der Schlosskirche zu
Saarbrücken, S. 4). Stilistisch ist das Denk-
mal in St. Arnual auch zweifellos das jüngere ;
die gemeinsamen Eigenschaften in der
künstlerischen Auffassung sind jedoch so
stark, dass man mit ziemlicher Wahrschein-
lichkeit beide Denkmäler für Werke des-
selben Meisters ansprechen kann.
Muttergottes mit Kind in der
Tauf kapelle, frühgotische Holzfigur aus der
1. Hälfte des i4. Jh., 1,10 m hoch, im 18. Jh.
zum Teil stark überarbeitet, Szepter,
Die Figur zeigt den gleichen, etwas starren
Skulpturen
Fig.
33. Heinsberg, kathol. Pfarrkirche.
Figur des h. Christophorus.
Kronen und Arm des Kindes ergänzt.
Typus wie diejenige in Ophoven (s. u).
Krucifixus, früher im Hospital, gute Holzskulptur in Zweidrittel-Lebensgrösse
aus dem Anfang des 1 6. Jh., neu bemalt; der hagere Körper mit stark vortretendem
Brustkorb ist äusserst naturalistisch behandelt, flatterndes Lendentuch.
5 18
HEINSBERG
5l
An der Westwand des nördlichen Seitenschiffes S. C hristopho rus , Holzfigur Ausstattung
in mehr als doppelter Lebensgrösse, vorzügliche Arbeit um 1 5 2 5, im J. i85o restauriert SkulPturen
(Organ für christl. Kunst VIII [ 1 858], S. 76. — Fig. 33). Die Figur, die aus der Kirche
Fig. 34. Heinsberg, kathol. Pfarrkirche. Gruppe der Kreuzschleppung.
des Frauenstiftes in Heinsberg (s. u.) stammt, ist aus einem Eichenholzstamm gear-
beitet; sie zeigt den Heiligen in der für ihn und auch für die niederrheinisch-nieder-
ländischen Arbeiten jener Zeit charakteristischen, etwas bizarren Auffassung, im
4*
5i9
52
KREIS HEINSBERG
Ausstattung Wasser stehend, mit dem Baumstamm in der Hand, in reich gerafftem Mantel üppigem
Skulpturen Ro(;k und
Kreuztragung, Gruppe von Eichenholz, um i5oo, etwa 2 m hoch (Fig. 34).
Christus schreitet mit geschlossenen Augen, mit beiden Armen das grosse Kreuz stützend;
das Kreuzende trägt hinter ihm die wesentlich kleinere Figur des Simon von Kyrene.
Vortreffliche Arbeit von vornehmem Ausdruck der Köpfe, die Gewandung in grossem,
langem Fluss.
Fig. 35. Heinsberg, kathol. Pfarrkirche. Spätgotische Holzleuchter.
Am Westende des südlichen Seitenschiffes überlebensgrosse Holzfigur des
h. Bischofs Donatus, sehr lebendige und dekorativ behandelte Barockfigur aus
dem 18. Jh.
Ölgemälde der Himmelfahrt Christi, grosse dekorative Arbeit, halb-
rund geschlossen, etwa 4 m hoch, 2,5 m breit, 18. Jh., über dem nördlichen Seiten-
portal, von einem der Barockaltäre herrührend.
Ölgemälde des h. Gangolphus im nördlichen Seitenschiff, ziemlich derbe
Barockarbeit des i7. — 18. Jh., etwa 2,75 m hoch, 2 m breit.
5zo
HEINSBERG 53
Ölgemälde des kreuztragenden Heilandes, Kniestück, fast in Lebens-
grösse, von dem Hofmaler Karl Begas aus Heinsberg ( 1 794 — 1 854), Geschenk des
Künstlers an die Kirche seiner Geburtsstadt.
In der Sakristei verschiedene mittelmässige Barockbilder, darunter Votiv-
bild des Stiftsherrn Antonius von Heimbach gen. Hoen (f 21. X. 1 637).
Kugel-Kronleuchter aus Messing mit der Inschrift: r. d. laur. Remigius,
PASTOR, DONO DEDIT EC-
CLESIAE ANNO 1 638.
Zwei Leuchter
aus Eichenholz, je 1,20 m
hoch, Ende des i5. Jh.
(Fig. 35 rechts); auf drei-
teiligem Fuss mit Blatt-
werkknäufen der in der
Mitte achtseitige , oben
und unten mit gedrehter
Kannelierung versehene
Schaft ; vorzügliche Ar-
beiten von einer den
Chorstühlen nahestehen-
den Ausbildung.
Leuchter aus
Eichenholz, 1 ,45 m hoch,
Ende des 1 5. Jh. (Fig. 35
links). Der Fuss kreuz-
förmig, jetzt mit neuen
Blattwerkknäufen, glatter
achtseitiger Schaft, oben
um die Krone die Halb-
figürchen von schildhal-
tenden Engelchen ; um
den Lichtteller ein Zin-
nenkranz aus Blech. Die
Ausbildung entspricht
derjenigen der vorher ge-
nannten Leuchter.
Kirchenschatz:
Grosse Sonnen-Mon-
stranz aus vergoldetem
Silber vom J. i7o4, 89 cm
hoch, 45 cm breit, prunkvolle, aber etwas derbe Arbeit, aus dem Frauenstift
in Heinsberg stammend, Beschauzeichen eine Art von Lilie (Strassburg ?), Meister-
zeichen J. F. M. Auf dem Fuss die Inschrift: Johann arnoldt baron von
ONDT ZU BOCHOLTZ, HERR ZU LOBBERIG, ANNA MAGDALENA VON ONDT ZU BOCHOLTZ,
Frau zu Heinsberg. i7o4., mit dem Bocholtzschen Wappen (von den Geschwistern
war Anna Magdalena Priorin des Frauenstiftes in Heinsberg). Anhängend zwei voll-
ständig gleicheVotivmünzen aus vergoldetem Silber mit Kreuzigung und eherner Schlange
sowie den Inschriften: des herrn christi blutt ist allein gerecht und gutt,
Ausstattun i
Gemälde
Leuchter
Fig. 36. Heinsberg, kathol. Pfarrkirche.
Reliquiarien der hh. Laurentius und Urbanus.
Kirchen-
schätz
Geräte
52 1
54
KREIS HEINSBERG
Kirchen- 1 557. — DIE AEHRIN SCHLAN, SO MOSES AUFFRICHTET, ANSAHEN, WURDEN WIDER
schätz
gesunt. Vielleicht Arbeiten des sächsischen Medailleurs H. Reinhard (Franck u.
Renard, Die Kunstdenkmäler des Kr. Jülich S. 233, Fig. 1 54).
Reiiquiare Reliquiar der hh. Laurentius und Gangolphus in Monstranzenform, aus ver-
goldetem Silber, um i5oo (Fig. 36, rechts). Sechsblätteriger Fuss mit Schaft und
Knauf, Glaszylinder mit Strebewerk, in dem zwei Heiligenfigürchen stehen, sechs-
seitiger, spitzer Helm.
Fig 37. Heinsberg, kathol. Pfarrkirche. Reliquiarien der hh. Adrianus, Gangolphus und einer
Partikel der Dornenkrone.
Reliquiar des h. Urbanus aus vergoldetem Silber, um i5oo (Fig. 36, links).
Sechsteiliger Fuss mit Lappen in Eselrückenform, reicher, durchbrochener und mit
Engelfigürchen besetzter Knauf; der Glaszylinder wird durch drei dünne Streben und
Masswerk gehalten, der obere Rand mit kleinen Giebelaufsätzen, auf dem stumpfen,
sechsseitigen Pyramidendach eine Blüte mit einem Engelfigürchen. Die Dachflächen
sind mit emaillierten Rosetten besetzt.
Reliquiar der hh. Adrianus und Sebastianus, aus Silber, im J. 1628 unter
Verwendung spätgotischer Teile zusammengesetzt (Fig. 37, links). Der sechslappige
522
Heinsberg, katholische Pfarrkirche.
Goldbrokat-Kasel mit der Verehrung des Kindes.
Heinsberg, katholische Pfarrkirche.
Kasel mit dem Stammbaum Maria.
HEINSBERG 55
Fuss graviert mit der Jahreszahl 1628 und Halbfigur
der Muttergottes. Im Mittelstück liegen übereinander
die drei Reliquienzylinder, links und rechts spät-
gotische Strebesysteme, Pyramidendach mit hohem
Kreuz.
Reliquiar mit der Figur des h. Gangolphus,
aus vergoldetem Silber, Anfang des i5. Jh. (Figur 37,
in der Mitte). Sechsspitziger Fuss, gebuckelter Knauf,
kleiner Zylinder mit Zinnenbekrönung und geschupptem
Helm. In dem Zylinder kleine Gelbgußstatuette des
h. Gangolphus aus dem 1 5. Jh.
Reliquiar mit einer Partikel der Dornen-
krone aus Silber, 1 7 1 7 (Fig. 37 rechts). Achtseitiger
Fuss, runder Schaft, das Gefäss mit stehendem Zylinder
zwischen zwei Säulchen, besetzt mit Engelköpfen,
vierseitiger Helm. Auf dem Fuss Wappen und In-
schrift: M. C. D. E. F. 1 7 1 7.
Reliquiar der hh. Ursula und Apollonia, aus
Silber, sechslappiger Fuss mit der Inschrift: Ursula
und sechsteiliger Knauf; der Glaszylinder mit 3 Säulen,
die Engel mit Leidenswerkzeugen tragen. Oben die
h. Ursula mit Buch und Pfeil, unter ihrem Mantel zwei
Heilige; 16. Jh.
Paramente (Lückerath, Beiträge II, S. 24):
Rote Goldbrokat-Kasel mit Stickereien
auf Goldgrund, um i5oo (Taf. V). Auf dem Vorder-
stab die hh. Maria, Paulus und Joseph mit dem
Winkelmass unter Baldachinen ; auf der Rückseite in
der Kreuzung ein Dreipass mit der vorzüglich ge-
stickten Gruppe der Verehrung des Kindes, seitlich
auf den Kreuzarmen schwebende Engel mit den
Wappen Zissen und Mangelmann, unten die hh.
Gangolphus und Petrus (Clais von Zissen, Vogt zu
Heinsberg, und Gertrud Mangelmann stifteten u. a. im
J. i497 eine Sonntagsmesse in Heinsberg). Vorzügliche
Arbeit, ähnlich, aber wohl etwas älter als die Kasel
in Erkelenz, z. T., namentlich an der Vorderseite
restauriert (Renard, Die Kunstdenkmäler der Kr.
Erkelenz und Geilenkirchen, S. 47, Taf. V).
Kapelle, bestehend aus Kasel und zwei
Dalmatiken von modernem rotem Stoff, der zuge-
hörige, stark beschädigte Chormantel angeblich in der
Kirche zu Bracht bei Kaldenkirchen (Clemen, Die
Kunstdenkmäler des Kr. Kempen S. 18). Die vortreff-
lich gestickten Stäbe aus der Zeit um i5oo. Die Kasel
(Taf. VI) zeigt auf dem Stab der Vorderseite die h. drei
Könige, stark restauriert, auf dem Kreuz den Stamm-
baum Jesse mit reichem Rankenwerk, darin sitzen die verschiedenen Stammväter
Kirchen-
schatz
Reliquiare
Paramente
Fig. 38. Heinsberg, kathol. Pfarr-
kirche. Vorderstab einer Dalma-
tika aus der roten Kapelle.
523
56
KREIS HEINSBERG
Kirchen-
schätz
Paramente
Glocken
mit Spruchbändern, die ihre Namen tragen; auf der Kreuzung die Muttergottes in
Strahlenglorie.
Die beiden Dalmatiken tragen auf den Stäben die Standfiguren von Pro-
pheten und Aposteln, je drei auf jedem Stab (Fig. 38).
Chormantel aus Silberbrokat mit grossen Blumenornamenten, Balustraden,
Vasen u. s. w., Anf. des 18. Jh.
Die beiden alten Glocken von 1 764 und i434 tragen die Inschriften:
I. O REX GLORIAE, VENI CUM FACE. VOX EGO STJM VITAE, VOCO VOS AD SACRA,
VENITE. GANGOLPHUS DICTUS, DOMINI TUBA SUM VOCITATUS. ANNO 1 758 RUPTA
violento pulsu, artetVa, aLeXI petIt, VI fraCta et refVnDor, tVta DIV
Fig. 39. Heinsberg. Ansicht der ehemaligen Franziskanerkirche.
Katho 1.
Neben-
kirche
Geschichte
a VItIIs aVXILIante Deo ( 1 764). Alexius et petrus petit me fuderunt
ANNO I 764.
2. JAN VAN TREIR FECIT INT JAER ONS HEREN MCCCC EN XXXIIII.
Eine eingeschmolzene Glocke trug die Inschrift: anna ego DICor at
ante Ignes VoCItata MarIa (i7o9j orDIne ConVerso gIgnIt sIC nata pa-
RENTEM (l7o9.) STADT UND KIRCHSPIEL HEINSBERG. — InCenDIo FRACtaM RENO-
Vabat Joannes pIrong (i7o9. — Baudri, Organ f. christl. Kunst III ( 1 853), S. 1 75.
— Boeckeler, Beiträge zur Glockenkunde S. 94).
KATHOLISCHE NEBENKIRCHE, ehemalige Franziskaner-
kirche (s. t. s. Katharinae), Paterskirche genannt. Lückerath, Beiträge I, S. 38:
II, S. 47.
Mit dem Bau von Kirche und Kloster wurde im J. i632 begonnen; die Kirche
im J. i648 vollendet und im J. 1 653 konsekriert; nach der Aufhebung des Klosters
524
HEINSBERG 57
kam die Kirche nach 1800 an die Pfarrgemeinde. Im J. 1 86 7 wurden im Innern
Instandsetzungsarbeiten vorgenommen, im J. 1 8 7 6 die moderne romanische Vorhalle an
der Westfront errichtet.
Schlichter Saalbau von Backsteinen aus der Mitte des 1 7. Jh. mit dreiseitigem
Chorscbluss, im Lichten etwa 34 m lang, 9,5 m breit (Ansicht Fig. 39).
Die Aussen flächen ganz glatt, die Langseiten mit je 7 Stichbogenfenstern,
von denen die beiden westlichen der Empore wegen kürzer sind. An der Westseite
ein Stein mit der Jahreszahl 1 648 ; der Vorbau der Westseite ist modern. Auf dem
Chor ein ganz kleiner Dachreiter, auf dem Westende ein eleganter achtseitiger grosser
Dachreiter mit glockenförmiger Haube, kleinerem Aufsatz und schlanker Spitze.
Das Innere ist mit einer flachbogigen Tonne überspannt, deren Gurten durch
eiserne Zugstangen gehalten werden. Die Langwände mit einer Pilastergliederung,
dazwischen Beichtstuhl-Nischen. In den beiden Westjochen eine grosse Empore auf
Barocksäulen mit Stuckornamenten auf der Decke.
Einheitliche Barock-Ausstattung aus der Mitte des i7. Jh. Einfacher Hoch-
altar mit dem Ölgemälde des Gekreuzigten, daneben knieend der h. Franziskus.
Das Tabernakel ist nachträglich, im 18. Jh., eingefügt.
Die beiden Seitenaltäre in entsprechender Ausbildung, mit modernen Ge-
mälden.
Einfache barocke Beichtstühle in den Wandnischen, ähnliches Chor-
gestühl auf der Empore.
Die Glocken des i7. Jh. tragen die Inschriften:
1. fIt arChIDVX Mea fVnVs, trIstIs rVpta, Laeta renVor ( 1 689). in
honorem sanctae catharinae adolescens edmund lefebure me fecit.
Die Inschrift scheint demnach zu besagen, dass die Glocke bei dem Trauer-
geläute für die im J. i689 verstorbene Gemahlin Maria Anna des Kurfürsten Johann
Wilhelm von der Pfalz zersprang (Mitteil, des H. Pfr. Lückerath in Waldfeucht).
2. ave maria Gratia plena. Auf dem Klöppel: h. p. anno 1 65 5.
Die an die Kirche anstossenden, jetzt zu Schulzwecken benutzten Kloster-
gebäude bestehen aus zwei rechtwinkelig aneinanderstossenden Flügeln von 9 und
8 Achsen Länge ; einfache, zweigeschossige Putzbauten mit rechteckigen Fenstern, ohne
Kunstformen. Über der Tür das grosse, von zwei Löwen gehaltene Wappen von
Jülich, Cleve, Berg und Pfalz mit dem Kurhut.
EHEMALIGES PRAEMON ST RAT ENSERINNENSTIFT. Frid.
Kreetz, Historia nobilis parthenonis Heinsbergensis sacri. canonici et exempti ordinis
Praemonstratensis, Leodiensis dioecesis et ducatus Juliancensis usw. Köln, 1 7 7 2 . —
Ann. h. V. N. II, S. 168; III, S. 84; VI, S. 10, VII, S. 2o7. — Einladungsschrift zu den
öffentlichen Prüfungen der höheren Lehranstalt zu Heinsberg i852. — Aachener
Zs. I, S. 248; II, S. 336. — Lückerath, Beiträge I, S. 4, 9, i7, 34, 4i, 49, 62, 73, 81,
89; II, S. 3, 12.— Berg. Zs. XXI, S. 200 Anm.; XXII, S. 1 72 , 21 4. — Zeitschr. für
vaterländ. Geschichte und Altertumkunde IV, S. i34.
H andschr iftl. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf : 202 Urkunden von
1 1 56 — 1 7 56. — Kopiar des 18. Jh. — Akten des 16. — 1 9. Jh. Vgl. Ilgen, Rhein.
Archiv S. 83.
Im Pfarrarchiv zu Gangelt: Kopiar des 14. — 17. Jh. Vgl. Aachener Zs. I,
S. 254.
In Berlin, Kgl. Bibliothek: Necrologium (Quix, Gesch. der Reichsabtei
Burtscheid S. 1 34. — Zeitschr. für vaterländ. Gesch. u. Altertumskunde IV, S. 1 34, i64).
Kathol.
Neben-
kirche
Beschreibung
Ausstattung
Glocken
Kloster-
gebäude
Praemon-
stratense-
rinnenstift
525
58
KREIS HEINSBERG
Praemon- In London, British Museum: Mortuarium monasterii beatae Mariae Heins-
iinfenstiVt bergensis. A. Ms. 1 5838 (Aachener Zs. I, S. 253; II, S. 336. — Neues Archiv der
Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde IV, 2, S. 343. — Ann. h. V. N. XLVIII,
S. i97).
In München, Hof- u. Staatsbibliothek: Samml. Redinghoven (cod.
germ. 22 13) XV, Bl. 282.
In Heinsberg bei Herrn v. d. Bruch: Akten über den Verkauf des Klosters
in französischer Zeit (Tille-Krudewig, Übersicht II, S. 182).
Geschichte Die Gründung des Klosters erfolgte um n4o durch Goswin II. von Heinsberg.
Dieser erste Bau lag vor der Stadt an der Stelle des jetzigen Klosterhofes (Kreetz,
Historia nobilis parthenonis Heinsbergensis S. 24). Das Kloster blühte unter
dem besonderen Schutz der Heinsberger Edelherren schnell empor, eine Anzahl von
ihnen fand dort die letzte Ruhestätte und verschiedene Angehörige des Hauses traten
in das Kloster ein. Schon um i2 4o erfreut sich der Frauenkonvent, der oft genannt
Fig. 40. Heinsberg. Ansicht des ehemaligen Praemonstratenserinnenstiftes.
wird und reiche Schenkungen erhält, einer grösseren Selbständigkeit. Das Stift
blieb ein Doppelkloster, bis im J. i479 eine Trennung vorgenommen wurde;
das Mönchskloster verschwindet damit, die Niederlassung entwickelt sich zu einem
adeligen Frauenstift des Prämonstratenserordens. Als Propstei des Ordens wird die
Niederlassung schon im Anfang des 1 3. Jh. genannt; nach der Trennung wird sie
von einem Propst des Ordens und einer Priorin regiert.
In dem Kampf Karls V. gegen Jülich brannte im J. i542 das Kloster nieder,
Klosterhof und Klosterkapelle (s. u.) bezeichnen noch die alte Lage vor der Stadt.
Es erfolgte die Neugründung innerhalb der Stadtmauern, im J. i553 wurde die neue
Kirche geweiht, im Jahr darauf waren die Klostergebäude vollendet. Um i7oo unter
dem Propst Hillebrinck (i693 — i7o8) wurden Kloster und Kirche restauriert (Ann. h.
V. N. II, S. 168). Im J. 1 7 74 wurde dann — wahrscheinlich durch den Aachener
Architekten Couven — der noch bestehende stattliche dreiflügelige Bau errichtet
(Aachener Zs. XVII, S. 1 78). Nach der Aulhebung des Klosters im J. 1802 wurde die
Kirche niedergelegt, die Klostergebäude in verschiedenen Losen verkauft. Der Mittel-
bau gehört jezt den Geschwistern Nacken in Eschweiler, der linke Flügel Herrn Leder-
händler Heinrichs, der rechte Flügel Herrn Malermeister Stoffels in Heinsberg.
526
HEINSBERG
59
Die Klostergebäude bilden eine ausgedehnte, dreiflügelige Anlage von 1 7 74, Praemon-
die sich nach der Hauptstrasse hin mit einem durch ein Gitter abgeschlossenen Hof rinne nstift
öffnet (Ansicht Fig. 4o). Der zurückliegende Hauptflügel ist zweigeschossig, hat 7 Achsen Beschreibung
mit einem kleinen Mittelrisalit und einfaches Walmdach, grosse, flachbogige Fenster;
in dem Risalit hübsche Rokokotür mit schmiedeeisernem Oberlicht, darin das Auge
Gottes, auf dem Sturz die Inschrift: omnia videt oculus illius. anno i 7 74. Über
der Tür auf Konsolen ein Balkon mit schmiedeeisernem Rokokogitter; über dem
Risalit kleiner, geschweifter Giebel.
Die Flügelbauten, von je 4 Achsen an der Strassenfront, sind ganz schlicht, sie
haben Stichbogenfenster, Eckquaderung, drei Hauptgeschosse und ein niedriges Ober-
geschoss, Mansardendächer. An der Ecke des rechten Flügels eine hübsche Figuren-
nische mit Baldachin.
An der Rückseite sind Bogenansätze eines Kreuzganges (?) erhalten.
Ein jetzt als Brennerei eingerichtetes Gebäude westlich des Hofes ent-
hält ältere Mauerteile, anscheinend noch aus dem 16. Jh.; im Inneren Balkendecken.
Im Inneren des Nordflügels sind das Treppenhaus und der unter dem Dach
liegende einfache ehemalige Bibliothekraum mit einem Klostergewölbe aus Stuck zu
erwähnen.
Die vor der Stadt gelegene Klosterkapelle ist ein kleiner barocker Ziegel- Klosterkapelle
bau des i7. — 18. Jh. mit dreiseitigem Chorschluss, im Lichten etwa 8 m lang, 3,5 m
breit. Das Äussere ist mit Pflastern besetzt; an jeder Langseite drei Flachbogen-
fenster, an der Westseite ein grosser, ursprünglich wohl ganz geöffneter Korbbogen ',
auf dem Chorende eine kleine beschieferte Balusterspitze. Das Innere, mit flacher
Tonne, enthält als x\bschluss des Chores ein hübsches Holzgitter von 1 78 7 mit Ranken-
werk und geschweiftem Sturz ; darauf das Chronogramm: reX InCreatae MaJestatIs,
qVI saLVanDos saLVas gratIs, saLVa nos fons pIetatIs ( 1 787). Auf dem Altar
lebensgrosser Krucifixus des i8.Jh.
Der Klosterhof, jetzt im Besitz des Herrn Claus, ist eine einfache, rechteckige, Klosterhof
stattliche Hofanlage des 18. Jh., an dem Wohnhaus die Jahreszahl 1 764 in Eisenankern.
EHEMALIGES PÖNITEN TEN KLOSTER, jetzt Wohnhaus Ecke Hoch- Pönit e n ten-
klostcr
und Josephstrasse. Lückerath, Beiträgen, S. 38, 4i, 53, 6i. — Tille-Krudewig, Uber-
sicht II, S. 1 7 9. — Cornet, Notices historiques sur l'ancienne congregation des
Pdnitentes-Recollectines de Limbourg, Bruxelles i869, S. 1 93.
Handschriftl. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Unbedeutende
Akten des 1 7. — 18. Jh. 'Ilgen, Rhein. Archiv S. 84).
Im J. 1682 gründeten die Pönitenten von Stockhem bei Maaseyck eine Nieder- Geschichte
lassung in Heinsberg in dem von dem Freiherrn von Leerodt und Hochkirchen
angekauften Hause „zum Hirtz". Im J. 1 693 wurde die neue Klosterkirche gebaut,
im J. 1 7o8 waren die neuen Klostergebäude vollendet. Jedoch schon im J. 1 7 1 1
brannten die Gebäude ganz nieder; im J. i7i3 wurde das Kloster, erst im J. 1 7 1 9 die
Kirche wieder vollendet. Nach der Aufhebung des Klosters im J. 1802 wurde die
Kirche niedergelegt, die Klostergebäude sind jetzt z. T. Eigentum des Herrn Mat-
thias Berens.
Das an der Ecke Hochstrasse und Josephstrasse gelegene Wohnhaus scheint Beschreibung
unter Benutzung alter Mauerteile im Beginn des 1 9. Jh. hergerichtet zu sein; an der
Schmalseite in einer Nische die Figur der Muttergottes auf der Weltkugel, fast lebens-
gross, 18. Jh. Anstossend ein langer Flügel von den alten Klostergebäuden, ein schlichter,
527
6o
KREIS HEINSBERG
Pönitenten- zweigeschossiger Ziegelbau, z. T. noch mit den alten kleinen Stichbogenfenstern und
kloster tt- , .. ^ , •
Klötzchen-!1 nesen.
Evang. EVANGELISCHE PFARRKIRCH E. Handschriftl. Qu. Im Pfarr-
archiv: Konsistorialbücher von 1 6 1 3 an. — Akten usw. vom Ende des 16. Jh. an.
Im einzelnen vgl. Tille-Krudewig, Übersicht II, S. 180.
Die Anfänge der Gemeinde gehen bis in das 16. Jh. zurück; im 1 7 . Jh. fand
sie die Bestätigung durch den Religionsvergleich. Der jetzige Bau stammt aus dem
Ende des i8.Jh.
Fig. 41. Heinsberg. Grundriss der Burgruine.
Beschreibung Die Kirche ist ein einfacher, verputzter Saalbau aus Backsteinen mit Sattel-
dach und schlankem, achtseitigem Dachreiter, nach aussen in der Form eines zwei-
geschossigen Hauses mit rechteckigen Fenstern ausgebildet, in den Formen vom Ende
des 18. Jh.
Ausstattung Das Innere ganz schlicht, mit einfacher Kanzel aus dem i7. und einem
Orgelgehäuse aus dem Ende des 1 8. Jh.
Von der Ausstattung sind im übrigen zu nennen:
Silberner Kelch in Becherform von i649, ursprünglich wohl Profangerät, i 7,5 cm
hoch; der Körper, mit noch gotischem Fussprofil, leicht ausgeschweift, oben mit
Fruchtgewinden und Rankenornament graviert, unten mit Hahn, Pfau und Phönix.
528
HEINSBERG
6l
Am Rande die Inschrift: drinck und ess, gottes un der armen nicht unvergess ; Evang.
am Fuss: L. v. b. — j. h. b. — A. v. b. — c. b. v. b. anno i 749 ; in einem Schild: PfarrkirLhe
l. r. t. d. mit Rad und Sonne. Goldschmiedezeichen : Löwe mit Anker (Düsseldorf),
T und 3 Sterne.
Silberner Teller auf rundem Fuss, um i73o, mit dem gleichen Beschauzeichen.
Auf der Platte die Umschrift : Johanna gerdrud von den brouk, wittib henrick
RAHE, VEREHREN DER GEMEINDE ZU HEINSBERG DIESEN SILBERDELLER ZUM GEDECHT-
NUS, I 7 33, DEN I 7. JANUARII .
Im Dachreiter G 1 öc k ch e n von 1 744 mit der Inschrift : verbum DEI sonorum
EST PRAE OMNI METALLO. l744.
BURGRUINE. Lückerath, Die Herren von Heinsberg. — von Ledebur, Burgruine
Dynastische Forschungen I, S. i4, 21. — Derselbe, Allgemeines Archiv XVIII, S. 3oi.
— Eccard, Corpus hist. medii aevi I, S. 48i. — d'Achery, Spicilegium II, p. 667. -
Kremer, Akademische Beiträge zur Gülch- und Bergischen Geschichte a. v. O. —
Ders., Historisch-diplomatische Beiträge zur Gülch- und Bergischen Geschichte a. v. O.
— Ernst, Histoire du Limbourg a. v. O. — Sivre, Inventaris van het oud archief der
Fig. 42. Heinsberg, Burgruine. Aufriss der Südmauer.
gemeente Roermond III, S. i9o, i92. — Fahne, Gesch. der Grafen Salm-Reifferscheid II,
a. v. O. — Rheinische Provinzialblätter II (1832), S. 12. — Einladungsschrift der höheren
Unterrichtsklasse zu Heinsberg i852. — Teschenmacher, Annales Juliae, Cliviae,
Montium usw. p. 4o7. — Ann. h. V. N. XLV, S. 161. — Aachener Zs. I, S. 200. —
B. J. LVII, S. 221. — Pick, Aus Aachens Vergangenheit S. 366. — G. C. U., Körte Schets
der Geschiedenis van het Land van Valkenburg, Leuven i85k.
Die Edelherren von Heinsberg sind Abkömmlinge der Herren von Wassenberg Geschichte
(s. o. S. 2) aus dem Geschlechte Antoing. Der erste bekannte Herr von Heinsberg
ist Goswin I., Urenkel des Gerhard von Wassenberg; im J. io85 setzt er im Auftrag
des Kaisers einen Abt von S. Trond ein (Mon. Germ. SS. X, p. 24o — Lückerath,
Die Herren von Heinsberg, S. 2). Es scheint, dass also jedenfalls noch im 11. Jh.
auf dem die ganze Gegend beherrschenden Burghügel von Heinsberg ein fester Burg-
bau erstand. Ausdrücklich findet diese Burg im J. u44 Erwähnung, als sie in dem
Streit zwischen Heinrich von Limburg und Goswin von Falkenburg um Richterich
und Gangelt eine gründliche Zerstörung erfuhr (Annales Rodenses: destruxit et com-
bussit Heinesberch sine ulla illius (Goswins) repugnatione, ähnlich die Annales Aquenses:
Mon. Germ. SS. XVI, p. 7 16; XXIV, p. 37). Die Burg war so gross, dass Goswins I.
Witwe, Oda, in ihr um die gleiche Zeit das Kanonikerstift begründen konnte, das
bis zur Übersiedelung in die Pfarrkirche im J. 1 25 7 darin verblieb.
529
62
KREIS HEINSBERG
Burgruine Die erste Dynastie der Heinsberger erlosch im Mannesstamme mit Gottfried I.
im J. Ii 93; durch die Heirat der Erbtochter Adelheid mit ihrem Vetter Goswin von
Falkenburg verblieb jedoch Heinsberg der Familie. Deren Enkelin brachte Heins-
berg an Heinrich von Sponheim; diese Linie erlosch dann im J. i448 im Mannes-
stamm. Die Erbtochter Johanna heiratete den Grafen Johann von Nassau-Saarbrücken,
dessen Tochter ihre Ansprüche an die Heinsberger Herrschaft dem Grafen Wilhelm
von Jülich zubrachte; im J. i483 wurde das Land durch Kauf und Erbschaft dem
Herzogtum Jülich einverleibt.
Über die Geschichte der Burg selbst ist so gut wie nichts bekannt. Die noch
bestehenden geringen Reste stammen wahrscheinlich von einem nach der Zerstörung
des J. Ii 44 errichteten Neubau. Seit dem Übergang an Jülich war die Burg an-
scheinend Sitz des Heinsberger Amtmannes, wurde dann aber wohl bald Ruine, vielleicht
schon bei der Eroberung von Heinsberg im J. 1 542. Um die Wende des 1 8. Jh. ist
Fig. -13. Heinsberg. Das Unterbrucher Tor während des Abbruches im J. 1894.
die Ruine veräussert worden, im J. i852 stürzte der östliche Teil ein. Jetzt ist das mit
Gärten besetzte Burgterrain in verschiedenen Händen; der im Besitz der Stadt be-
findliche Teil und eine Partie, die vor einigen Jahren von dem Bürgermeister Nathan
an die Pfarrkirche kam, sind zu einer öffentlichen Anlage hergerichtet.
Beschreibung Die Burg nahm ein unregelmässig polygones Grundstück auf der Kuppe des
Nordteiles des Burghügels ein, das wahrscheinlich durch teilweises Abgraben und
Anlage eines Grabens gegen die Kirche hin noch besonders verteidigungsfähig gemacht
wurde. An Stelle der alten Brücke liegt ein Damm mit aufgemauerten Böschungen,
die z. T. wohl noch alt sind. Von dem Burggebäude sind nur zwei Mauerreste im
Süden und Norden von durchschnittlich 4 — 5 m Höhe erhalten (Fig. 4i und 42). Beide
Mauern zeigen ein schönes, regelmässiges Quadergefüge aus Mergelstein mit einem
Gusskern aus Mergel, Kalk und Ziegeln; die Mauerstärke beträgt etwa 2,25 m. Die
Öffnungen sind oft verändert worden ; dort, wo sich alte Bogenwölbungen erhalten
haben, zeigen sie die für die romanische Zeit charakteristische Flachbogenwölbung
mit schmalen, hohen Keilsteinen aus Tuff und die Abdeckung der Bogensteine durch
zwei Läuferschichten von geringer Höhe. In der Südmauer (Fig. 42) sind die Reste von zwei
53o
HEINSBERG
63
Kaminanlagen noch sichtbar. Am Westende der Südniauer ist ein spätgotischer b u r g r u i n e
Teil aus Ziegelmauerwerk angefügt ; an dem Ostende liegen an dem Abhang und in
der Erde mächtige Blöcke zusammenhängenden Gussmauerwerkes aus Tuff, Ziegeln,
Kieseln usw., die vielleicht von einem Turm herrühren. Die Nordmauer ist wesentlich
kleiner, auch schlechter erhalten als der Mauerteil an der Südseite.
STATDBEFESTIGUNG. Lückerath, Beiträge I, S. 33. — Ann. h. V. N. Stadt-
LXI, S. 63, 66, 68, 74; LXIL S. 1 88. — Berg. Zs. XXI, S. 229; XXII, S. 88; XXIII, b e f estigun«
S. 5o; XXIX, S. 53. — Rhein. Geschichtsblätter VIII, S. i, 4o, 89, io5.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Erwähnungen von Stadttoren aus den
J. i382 und i393 (Tille-Krudewig, Übersicht II, S. i 77).
Fig. 44. Heinsberg. Ansicht des Mauerturmes bei der Pfarrkirche.
Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Privilegien der Stadt von i436 an. —
Kellnereirechnungen u. a. m. — Verhör betr. den Verrat der Stadt im J. i546.
Im Stadtarchiv zu Roermond: Korrespondenzen zwischen den Städten
Heinsberg und Roermond aus dem Ende des 16. Jh. (Sivre, Inventaris van het
oud archief der gemeente Roermond I, S. 37o).
In München, Hof- u. Staatsbibliothek: Privilegien der Stadt, Samml.
Redinghoven (cod. germ. 221 3).
Altere Abbildungen: 1. Ansicht vom J. 1 7 23 im Codex Welser, ganz phan-
tastisch. 2. Aquarell des im J. 1 854 abgebrochenen Feldtores bei Herrn von den
Driesch in Heinsberg.
Eine Art von Ortsbefestigung entstand wohl schon frühzeitig, vielleicht schon Geschichte
vor der Zerstörung von 1 i44. Im J. 1254 wird Heinsberg als oppidum genannt
(Lacomblet, U. B. II, Nr. 4oo), die Befestigung auch im J. u9o ausdrücklich erwähnt
53 1
64
KREIS HEINSBERG
532
HEINSBERG
65
(Kremer, Akademische Beiträge, Urkunden S. 12). Wahrscheinlich wurde Heinsberg Stadt-
befestigt
dann ebenso wie Gangelt, Waldfeucht, Randerath, Wassenberg im Laufe des i4. Jh.
befestigt, darauf deutet die Erwähnung von Toren in den J. 1382 und 1 393. Im
J. i436 vergleichen sich Johann von Loen und die Bürgerschaft über die Rechte der
Stadt.
Im Geldrischen Erbfolgekrieg wurde Heinsberg im J. i542 von den Kaiserlichen
überrumpelt, die eine starke Besatzung hineinlegten; die Stadt galt als sehr fest
Fig. 46. Heinsberg. Ansicht des Rathauses und des Pfarrhauses.
(Ann. h. V. N. LXI, S. 63). Heinsberg blieb in dem Kriege ein Hauptstützpunkt
des kaiserlichen Heeres; auch bei der starken Beschiessung des J. 1 543, die zwei
Drittel der Stadt einäscherte und grosse Teile der Mauern zerstörte, widerstand es
der Eroberung. Jedenfalls im Anschluss an die Beschädigungen der Befestigungsan-
lagen in diesem Kampfe kam es zu einer teilweisen Neubefestigung und Verstärkung
der vorhandenen Werke ; es ist ferner höchst wahrscheinlich , dass diese Arbeiten
unter der Leitung des Italieners Pasqualini erfolgten, der im J. 1 5 48 mit der Neu-
befestigung von Jülich beauftragt wurde (Franck u. Renard, Die Kunstdenkmäler
des Kr. Jülich, S. 120, 125). Aus dieser Bauperiode stammten die beiden Stadttore
mit ihren gewundenen, tiefen Torgängen, die den Jülicher Toren ganz entsprachen,
5
533
66
KREIS HEINSBERG
Stadt- ferner die noch erhaltenen Bastionen mit ihren Galerien. Es scheint, dass die Arbeiten —
e es lgung Ausnahme ^es Neubaues des Unterbrucher Tores — sich nur auf die südliche
Hälfte des Stadtberinges erstreckt haben.
Auch bei den Kämpfen um 1 592 spielte Heinsberg als Festung wieder eine
Rolle. Schon im 18. Jh. scheinen wesentliche Teile der alten Stadtmauern verschwunden
zu sein, namentlich im Beginn des i9. Jh. aber wurden die Wälle abgetragen, die
Gräben zugeworfen und zu Gärten eingerichtet. Das Feldtor im Süden wurde im
J. i854, die Reste des Unterbrucher Tores im Norden im J. i894 niedergelegt.
Beschreibung Die Befestigungsanlagen von Heinsberg zerfielen in die Ummauerung der nörd-
lich gelegenen Stadt und der südlich gelegenen Immunität des Gangolphus-Stiftes mit
Kirche, Burg, Rathaus und Stiftsherren-Wohnungen. Die äussere Umfassungslinie
der Stadtbefestigung wird durch die den Kern der Stadt umgebenden Promenaden-
Mittelalterliche wege gekennzeichnet (Fig. 45). Von der mittelalterlichen Ummauerung der
Stadt aus dem i4. — 1 5. Jh. sind an der Nordhälfte des Stadtberinges nur ganz un-
wesentliche Reste in den an die Promenade anstossenden Gärten zu erkennen.
Westlich von dem nördlichen, dem ehemaligen Unterbrucher Tor, kennzeichnet sich noch
ein viereckiger Aussprung in den Terraingrenzen als Turm der Stadtmauer; östlich
scheinen in den Grenzmauern der Gärten noch Stücke der alten Stadtmauer erhalten
zu sein. Sonst sind in den Gärten an der Ost- und Westseite der Stadt Spuren der
Stadtmauer nicht mehr zu erkennen ; nur der schräge Verlauf der alten Mauer auf
den Burghügel zu lässt sich noch aus den Häusergrenzen ersehen.
Tore Das nördliche sog. Unterbrucher Tor, ein Bau des 1 6. Jh., ist im J. 1 894
beseitigt worden. Nach der Photographie (Fig. 43) und der Tradition war es ein
langer, gekrümmter Tunnel mit einem Lichtschacht in der Mitte und mit schweren
Backsteingewölben. Die Lage des Tores lässt sich noch aus der Krümmung der
Hauptstrasse erkennen (Fig. 45, Nr. 9).
Besser erhalten sind die Befestigungen des Immunitäts-Bezirkes im Süden.
Nach der Stadt hin — im Norden — wird der Bezirk durch das unter dem jetzigen
Rathaus (s.u.) liegende Innentor gesichert; der Torbogen ist in den letzten Jahren
erweitert und verändert worden. Vielleicht ist dieses Tor identisch mit der schon
im J. 1 382 genannten Drügelspforte (Tille-Krudewig, Übersicht II, S. i 7 7 ).
Im Westen ist neben der Korbwarenfabrik noch ein Stück der Stadtmauer
und ein rechteckiger Turm in geringer Höhe erhalten, ein weiterer Turm in geringen
Resten an dem Gartenhäuschen der Pfarrwohnung.
Das im J. i854 niedergelegte Feldtor im Süden, dessen vorgeschobene Lage
aus den Terrain-Grenzen des Kreishauses und des gegenüberliegenden Gebäudes
noch erkennbar ist, hatte eine ähnliche Ausbildung wie das Unterbrucher Tor; nur
war der Tunnel noch wesentlich länger (Fig. 45, Nr. 7). Nach der alten Ansicht
(s. o. S. 63) zeigte die Aussenseite eine rundbogige Öffnung zwischen Pilastern mit
Flachgiebel, ähnlich den Jülicher Toren.
Am besten erhalten ist der mittelalterliche Mauerzug auf dem Kirchberg (Fig. 45,
Nr. n); seitlich von dem Kirchturm liegt ein schwerer rechteckiger Turm im Mauer-
zug, der im Kern wohl noch dem i4. — 15. Jh. angehört (Fig. 44). Der Turm war nach
den Ansatzspuren ursprünglich an der Innenseite offen, nach aussen zeigt er einfache
Scharten und einen Klötzchenfries. Noch in gotischer Zeit ist ein Obergeschoss
mit Klötzchenfries und kleinen Scharten aufgesetzt, dabei die Innenseite zugemauert
und mit einer jetzt wieder teilweise vermauerten Spitzbogenöffnung versehen worden.
Der Zinnenkranz ist modern.
534
HEINSBERG
67
Bei dem Chor der Kirche liegt ein schräg gestellter viereckiger Turm, der an Stadt-
. befestigu
der Aussenseite in der hohen Aufmauerung noch gut erhalten ist. Im 16. Jh. ist da-
hinter eine nach rückwärts abgerundete hohe Erdbastion aufgeworfen worden; gleich-
zeitig wurde eine stark fallende Poterne nach den äusseren Werken durch diesen
künstlichen Hügel angelegt. Die Mauern zwischen beiden Türmen und nach dem
Chor der Kirche hin sind noch in geringer Höhe erhalten.
Im Zusammenhang mit dem Neubau der Tore um die Mitte des 16. Jh. hat die Bastions-
Ummauerung der Immunität eine Verstärkung durch niedrige, auf der Grabensohle
Fig. 47. Heinsberg. Der Hof des Rathauses.
gelegene Bastionen erhalten (Fig. 45, Nr. lo\ Es sind wenig vortretende stumpf-
winkelige Anlagen in Backsteinmauerwerk; die Bastionen und die dazwischen liegenden
Eskarpen haben als Abschluss einen Klötzchenfries. Durchweg liegt in der Eskarpe eine
Galerie (unterirdischer Gang), die heute aber nur zum geringen Teil noch zugänglich ist.
Die erste, stark verstümmelte Bastion liegt westlich des ehemaligen Feldtores, östlich
folgen zwei Bastionen unterhalb der mittelalterlichen Türme am Kirchberg; dann bog
die Mauer wieder in die Ostflucht ein, wo sich ' gegenüber der Dahl-Mühle ein
hoher Wall über der Eskarpe erhob, der nahe dem Kirchberg fast ganz abgetragen,
dann aber auf ein Stück an dem Quenellschen Garten in ganzer Höhe mit der Es-
karpe erhalten ist. An diesem Garten springen Eskarpenmauer und Wall wieder
rechtwinkelig ein und erreichten anscheinend den Anschluss an die mittelalterliche,
5'
535
6S
KREIS HEINSBERG
Stadt-
befestigung
Wohngebäude
Rathaus
Pfarrhaus
Haus
Nathan
Häuser
v. d. Driesch
u. Blanke
Amtsgericht
nicht mehr erhaltene Ostmauer der Stadt. Die sehr breiten Gräben vor dieser Bastions-
befestigung sind teilweise zugeschüttet.
Die Stadt hat noch zahlreiche ältere Wohngebäude aufzuweisen, namentlich
sind die folgenden zu erwähnen :
Im Immunitätsbezirk: Rathaus, zweiflügeliger Backsteinbau, im 18. Jh. ver-
ändert, der eine Flügel, mit einem Saal im Obergeschoss, enthält unten das Innen-
tor (Fig. 46). Nach dem Hof rundes, spätgotisches Treppentürmchen mit
Masswerkfries, Kegeldach und hübscher spätgotischer Kreuzblume; über der
Tür neben dem Treppentürmchen Rokoko -Oberlicht mit dem Monogramm Karl
Theodors (Fig. 47).
Von der Ausstattung sind einige unbedeutende Ölgemälde des i7. und 18. Jh.
zu nennen, meist Bildnisse.
Gegenüber das Pfarrhaus, ein stattlicher zweigeschossiger Rokokobau von
5 Achsen in der Art Couvens, nach einer Notiz im Pfarrarchiv im J. 1 7 7 2 erbaut
(Fig. 46, links). Der reich
ausgebildete Mittelrisalit mit
Korbbogentor, oben Balkon
mit hübschem Gitter und
segmentförmigem Giebel,
darin der h. Gangolphus und
auf einem Spruchband die
Jahreszahl i 7 7 5. Im Inne-
ren stattliches Treppenhaus
(Aachener Zs. XVII, S. i95).
Neben dem Rathaus
Haus der Erben Bür-
germeister Nathan, ein
zweigeschossiger, spätgoti-
scher Backsteinbau von 8
Achsen, im 18. Jh. stark
verändert. Erhalten ist
noch der schöne Masswerk-
fries an dem Hauptgesims, ähnlich demjenigen an dem Treppenturm des Rat-
hauses (Fig. 48;.
In der Stadt: Zweigeschossiges Wohnhaus von 8 Achsen, hinter dem
ehemaligen Prämonstratenserstift und vielleicht ursprünglich dazu gehörig; die linke
Hälfte, im Besitz des Herrn Heinrich van den Driesch, durch Ausbrechen der Fenster-
gliederungen und Überputzen stark entstellt, die rechte Hälfte, die stark im Verfall
war, im Besitz des Herrn Walter Blanke, jüngst gut hergestellt (Fig. 49). Es ist ein
Ziegelbau des i7. Jh., auf hohem Untergeschoss ; die Ecken gequadert, grosse Kreuz-
sprossenfenster in Haustein. Die Fassade ist durch Hausteingesimse und Bänder so
gegliedert, dass diese durch Bänke, Mittelsprosse und Sturz der grossen Fenster
laufen, ähnlich der Anordnung bei dem Schloss Leerodt (Renard, Die Kunstdenkmäler
der Kr. Erkelenz und Geilenkirchen S. 166). Unter jedem Fenster ist ein oblonges
Paneel aus Haustein angeordnet.
In der Hochstrasse das Königliche Amtsgericht, ein zweigeschossiger
Ziegelbau von 8 Achsen im Stile Couvens, Mitte des 18. Jh., im J. 1 87 9 umgebaut.
Fig. 48. Heinsberg. Haus der Erben Bürgermeister Nathan.
536
HEINSBERG
69
Hübscher Mittelrisalit mit Balkon und schmiedeeisernem Gitter. Innen im Ober- Wohn häuser
geschoss Decken mit einfachen Stuckmedaillons (Aachener Zs. XVII, S. 1 95).
Ebendort Wohnhaus Nr. 68 neben dem Prämonstratenserstit't, schmaler, drei-
geschossiger Bau des 18. Jh. mit hübschem Holzerker im ersten Obergeschoss.
Weiter Haus des Herrn Viktor Birgelen, Hochstrasse Nr. 43, schlichter
zweigeschossiger Rokokobau mit reichem, schmiedeeisernem Oberlicht.
Fig. 49. Heinsberg. Haus des 17. Jh. hinter dem Stift vor der Wiederherstellung.
Hotel Germania, ehemals Haus der Freiherren von Mirbach, ein zwei-
geschossiger Rokokobau von 5 Achsen, gleichfalls im Stile Couvens (Aachener Zs. XVII,
S. 1 95). In einer Fensterscheibe ist ein Hirschkopf mit Inschrift eingeritzt: Michael
PADLER, SCHASER (chaSSeur?) DE MIRBACH, ANNO 1 786.
Rektorat der Patreskirche, Patersgasse 4, hoher Giebelbau des 1 6. Jh., im
I. 1 7 7 3 (?) in den unteren Geschossen umgebaut. Der Giebel hat mit Platten ab-
537
7o
KREIS HEINSBERG
Wo hnhäuser
Sammlungen
Schützen-
vereine
Sammlung
Ober-
pfarrer Dr.
Schneider
Sammlung
Nathan
mm
Fig. 50. Heinsberg. Elfenbein-Diptychon der
Samml. Nathan.
gedeckte Staffeln und noch die alten Quersprossenfenster. Über der Tür das Chrono-
gramm: JesVs saLVator In CrVCe Vos reDeMIt ( i 7 73.)
Sammlungen: Die St. Gangolphus - Bürger-Schützengesellschaft
besitzt einen silbernen Königsvogel, der auf der Brust das Heinsberger Wappen,
auf dem Kopf ein Krönchen und die Jahreszahl 1 65 2 trägt (Rhein. Geschichts-
blätter VIII, S. 46).
Im Besitz der St. Johannes-
Nepomuk-Junggesellen-
Schützen ein ähnlicher silberner
Königsvogel mit der Jahreszahl
1 664 (ebendort VIII, S. 89).
Im Pfarrhaus: Bildnis des
Propstes Fridericus Baldem, bez. :
aet. 52, anno i73o, Kniestück
in Lebensgrösse.
Zwei grosse dekorative Land-
schaften des 18. Jh.
Im Besitz des Heirn Ober-
pfarrers Dr. Schneider:
Buchsbaumgruppe der Be-
weinung Christi, vergoldet,
vorzügliche, sehr lebendige vlä-
mische Arbeit aus dem Beginn des 16. Jh. von sorgfältigster Durchführung, 12 cm
hoch, i5 cm breit.
Pieta, kleine, sehr gute Eichenholzgruppe, niederrheiniscli
hoch, 20 cm breit.
Anna-Selbdritt, niederrheinische Arbeit
aus Eichenholz, 2. H. des i5. Jh., neu bemalt,
So cm hoch.
Die Sammlung des verstorbenen Bür-
germeisters a. D. Nathan ist im Frühjahr i9o4
versteigert worden (Katalog der reichhaltigen Kunst-
Sammlungen der Herren Hoster-Geldern, Engels-
Westerland, Nathan-Heinsberg, Seyler-Bingen. Köln,
]. M. Heberle, i9o4). Im einzelnen sind aus der
ziemlich reichhaltigen Sammlung, die Atbeiten
aller Art, namentlich auch zahlreiche prähisto-
rische und römische Grabfunde aus der Heins-
berger Gegend enthielt, die folgenden Stücke zu
nennen :
Kalendarium auf Pergament, um 1200,
mit gemalten Initialen und einer Monatsdarstellung.
Elfenbein-Diptychon snit Geburt Christi
und Darbringung im Tempel, angeblich aus einem
Heinsberger Klosterstammend, 1 4. Jh., 9 cm hoch, 12 cm breit (Fig. 5o.
Nr. 637).
Gruppe der Pieta, Eichenholz, Maria mit dem Leichnam Christi
auf dem Schoss, ein knieender Engel stützt das Haupt des Heilandes, gute
um 1 5oo, 1 8 cm
Fig. 5t. Heinsberg. Gruppe der Be-
weinung Christi aus d. Samml. Nathan.
Katalog
538
HEINSBERG
7i
niederrheinische Arbeit aus der Mitte des i5. Jh., 44 cm hoch (Fig. 5i. — Katalog Sammlungen
Nr. 449).
Weihwasserbecken, aus Kupfer getrieben und vergoldet, in reichen Rokoko-
formen, auf der Rückwand die Taufe Christi, um i75o, 25 cm hoch (Fig. 53. —
Katalog Nr. 836).
Runde, gemalte Glasscheibe mit der Anbetung der Könige in reicher Früh-
renaissance-Architektur, angeblich aus der Klosterkirche in Heinsberg stammend, gute
rheinische Arbeit aus der Zeit um i53o (Fig. 52).
Fig. 52. Heinsberg. Gemalte Rundseheibe der Samml. Nathan.
Geschliffener Glaspokal mit Reichsadler und Monogramm Karls VI, 32 cm
hoch (Katalog Nr. 658).
Siegelstock der Stadt Wassenberg mit der Umschrift: siggillum (so) civi-
tatis wassenburgensis (Aachener Zs. III, S. 328).
Siegelstock des Heinsberger Stiftes mit der Figur Mariae, i4. — 1 5. Jh.
Im Besitz des Herrn Amtsgerichtsrates Frantzen eine Sammlung von Sammlung
Kreutzen
Möbeln, darunter erwähnenswert ein Kredenzschrank vom J. 1 54 1 , verschiedene Rokoko-
möbel, ferner rheinisches Steinzeug u. a. m.
OBERLIECK UND NIEDERLIECK, die oft genannten Sitze zweier be- Oberlieck
und
deutender Adelsfamilien, lagen bei der schon im J. 1 2 7 7 erwähnten Ortschaft Lieck bei N i e d eriie ck
539
72
KREIS HEINSBERG
Ä V^A ^/*' ♦ ' t "
Oberlieck Heinsberg (Lückerath, Beiträge I, S. 16). Oberlieck kam im Anfang des i7. Jh.
Niedern eck aus dem Besitz der gleichnamigen Familie an die Schommartz, durch Heirat an die
Schenk von Nideggen ; im 1 8. Jh.
wurde es von dem Hofrat Peter
von Rödingen gekauft; dessen
Enkelin, Frau von Palmer, besass
das Gut noch im Anfang des
1 9. Jh. Oberlieck besteht jetzt aus
zwei Ackerhöfen des 18. — 19. Jh.
im Besitz von Schieren und Krebs,
ohne bemerkenswerte Überreste
der alten Anlage. Das Tor des
Schierenschen Hofes mit einge-
schnittener Inschrift und Lieck-
schem Wappen ist leider im
J. i9o4 zerstört worden (Eissen-
berg-Mirbach. — Aachener Zs. I,
S. 255; IX, S. 76, Anm. — Ann.
h. V. N. XLV, S. 1 64 ; XLVI S. 1 6 i
Anm.; LV, S. 339, 34 1 ; LVII,
S. 18 usw. — Beiträge zur Gesch.
von Eschweiler I, S. 366).
Niederlieck ist im J. 1 399
im Besitz der von Brempt gen.
Lieck; in der Jülichschen Fehde
des 16. Jh. wurde die Burg zer-
stört und war im J. i562 noch
nicht wieder aufgebaut. Um 162 5
kam der Sitz durch Heirat an die
Familie von Blanck, die ihn noch
im 18 Jh. besass, war aber zeit-
weise (s. u.) wohl auch im Besitz
eines von Bückendorff (Jahrbuch für
Nationalökonomie 1 895, S. 53o. —
Mitteil, von E. von Oidtman).
Es ist jetzt ein einfacher Hof, seit 1802 im Besitz der Familie Krings; in einer
gemalten Scheibe im Obergeschoss, Rest eines zerstörten Fensters mit zwei Figuren,
die Inschrift : der woll edell gebohrner frederich von Bückendorfe, die woll
edell gebohrne gertraudt von vellradt, dessen hausfraw, anno i 665.
Fig. 53.
Heinsberg. Weihwasser-Behälter der
Samml. Nathan.
HILFARTH,
Röm.u.germ. RÖMISCHE UND GERMANISCHE ANLAGEN. Im J. i883 wurden
A n 1 3 t? 0 n
südöstlich von Hilfarth römische Gräber aufgedeckt. Die Fundstelle liegt nahe bei
einer von Golkerath über Hilfarth nach Gereonsweiler gehenden Heerstrasse (Aachener
Zs. VI, S. 244; XII, S. 1 55 ; XIV, S. 18, 37).
Innerhalb des Ortes lag ein später fast ganz abgegrabener runder Erdhügel, der
ursprünglich wohl von Gräben umgeben war und wahrscheinlich zu der Reihe von Erd-
54o
HILFARTH — HILLENSBERG
73
kastellen in Karken, Rötgen und bei Waldfeucht gehörte; der Hügel war io — 12 R
Fuss hoch (ausführlich i. d. Heimatkunde i879, S. 22. — Vgl. o. S. i3 u. S. 75).
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE, ehemalige Franziskane-
rinnen-Klosterkirche (s. t. s. Leonardi). Kaltenbach S. 32 4. — Offermann
S. 210. — Cornelius, Gesch. des Münsterschen Aufruhrs I, S. 233. — Graf W. Mir-
bach, Territorialgeschichte II, S. 18.
Handschr i ftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Urkunden-Abschriften von 1612—1 782
(Tille-Krudewig, Übersicht II, S. 182).
Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Vier Urkunden von i646 — 1 795. —
Akten vom 16. — 1 9. Jh. (Ilgen, Rhein. Archiv S. 84).
Von der Kirche sind nur zwei schlichte Joche mit spitzbogigen Fenstern, innen
mit einer fiachbogigen Tonne überdeckt, älteren Ursprunges ;
sie stammen wahrscheinlich von dem Bau aus der Mitte des
i7. Jh. Die übrigen Bauteile rühren von der Erweiterung des
T. i85o her. Eine neue Kirche wird an anderer Stelle errichtet.
Die Nachrichten über das Franziskanerinnenkloster gehen
nur bis zum 16. Jh. zurück; nach einem Brande im J. 1 646, bei
dem auch der grösste Teil des Archives unterging, scheint ein
vollständiger Neubau von Kirche und Kloster entstanden
zu sein. Nach der Aufhebung des Klosters wurde die Kirche
der Pfarrei Brachelen unterstellt und im J. i8o4 zur Pfarrkirche
erhoben, der Bau selbst im J. i85o erweitert. Die Kloster-
gebäude kamen um 1800 in den Besitz von A. Hensen, jetzt
gehören sie zum Teil den Herren Hensen und Joannis, zum
Teil der Pfarrgemeinde und Zivilgemeinde.
Von der Ausstattung sind zu nennen: Derbe Barock-
kanzel des i7. Jh. mit den Evangelistenfiguren auf den
Füllungen; das Rokokogeländer aus dem 18. Jh.
Stehende Muttergottes, Holzfigur aus dem Ende
des i5. Jh., gute Arbeit, aber wohl in der Barockzeit über-
schnitten. Hand und Szepter ergänzt (Fig. 54).
An den Wänden drei lebensgrosse Holzfiguren
des 18. Jh., ziemlich derb.
Auf dem Dachboden die derbe spätgotische Holzfigur des h. Leonard,
1,20 m hoch, i5. — 16. Jh.
Silbernes Ostensorium in Rokokoformen aus dem J. 1 7 7 2. Am Fuss die
Inschrift: ex donatione sybillae hansen et joannis coenen, conjugum. 1 7 7 2.
Die ehemaligen Klostergebäude bestehen aus zwei stumpfwinkelig aneinander-
stossenden Flügeln; es sind ganz schlichte zweigeschossige Backsteinbauten mit recht-
eckigen Fenstern, an dem einen, wohl bald nach i646 errichteten Flügel die Jahres-
zahl 16.., an dem andern die Jahreszahl 1 7 53 in Eisenankern.
o m. u. germ.
Anlagen
Kathol.
'farrkirche
Fig. 54. Hilfarth, kathol.
Pfarrkirche. Figur der
Muttergottes.
Ausstattung
Kloster-
gebäude
HILLENSBERG.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Michaelis)
■an het bisdom Ro
Lückerath, Beiträge I, S. 5, 21; II, S. 25, 28.
Offermann Kathol.
S. 223. — Habets, Geschiedenis van het bisdom Roermond, I, S. 376. — Binterim Pf arrkirche
u. Mooren, E. K. II, S. i64.
Aachener Zs. III, S. 282.
54i
74
KREIS HEINSBERG
Kathoi. Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Prozessakten von i69o/94. — In-
'f ä r r k irchc
ventar nicht mehr vorhandener Urkunden von 1 593 ab. Vgl. Tille-Krudewig,
Übersicht II, S. 182, 21 3.
In München, Hof- u. Staatsbibliothek: Samml. Redinghoven (cod. germ.
221 3) XIX, Bl. 2 3.
Geschichte Schon im J. n7o war das Heinsberger Frauenstift im Besitz von Gütern in
Hillensberg. Die Kirche findet ausdrückliche Erwähnung erst im 16. Jh., scheint aber
zum Teil wesentlich älteren Ursprunges zu sein. Im J. i56o war der Chor, im J. 1 656
der Turm baufällig. Im J. 1 7 1 3 scheint der Bau in der jetzigen Gestalt umgebaut zu
sein; im J. i84o wurde die Sakristei angebaut und das Innere mit einer Holztonne
versehen. Das Patronat befand sich ursprünglich im Besitz der beiden Höfe in
Hillensberg und kam später an den Herzog von Jülich.
Beschreibung Saalbau des 18. Jh. mit dreiseitigem Chorschluss und Dachreiter am West-
ende, angeblich im Westteil Kiesel, im Ostteil Backstein, jetzt ganz überputzt ; im
Lichten etwa i9 m lang, 5,5o m breit. An jeder Seite vier Korbbogenfenster, an
der Nordseite die Sakristei von i84o, an der Westfront die Jahreszahl 1 7 1 3 in Eisen-
ankern. Der breite, viereckige Dachreiter beschiefert, mit hübschem, gotischem,
schmiedeeisernem Kreuz. Das Innere mit flacher Holztonne.
Ausstattung Von der Ausstattung sind zu nennen:
Drei einfache R o k ok o - A lt är e des 18. Jh., Beichtstuhl ähnlicher Art.
Hübsche Kommunionbank des 18. Jh. mit durchbrochenen Füllungen.
Taufstein aus Blaustein, kleines Becken auf vierseitigem Pil asterschaft, darauf
die Inschrift: jacobus pylars, pastor in Hillensberg, i 793.
Holzfigur des h. Michael in gotischer Plattenrüstung, auf dem Drachen
stehend ; auf dem Schild eine Kreuzigungsgruppe in Flachrelief. Gute niederrheinische
Skulptur aus der 2. H. des 1 5. Jh., 1,20 m hoch, anscheinend nachträglich überarbeitet,
neu bemalt.
Einfache Sonnenmonstranz aus vergoldetem Kupfer mit dem Chronogramm :
a MathIa WeInanDs, pastore In hILLensberg, proCVrata eXIsto (i73o).
Glocken T)ie Glocken von i495 und 162 1 tragen die Inschriften (Lückerath, Bei-
träge I, S. 21. - - Aachener Zs. XIX, S. 1 34. — Publications de la societe hist. et
archeol. du Limbourg XIV, S. 384, 4oi):
1. IN NOMINE SANCTI MICHAELIS. ANNO DOMINI 1 495 GREGORIUS DE TREVERIS
ME FECIT.
2. EIN KIRCHEN BASAUN BIN ICH GENANNT, IN I H S NAMEN RUF AN DIE HANT
ZUR PREDIGT UND GOTTESDIENST GEMEIN ALLE FROMMEN CHRISTEN, WER SIE AUCH
SEIN. FRANCISCUS RAGLE LOTHARINGUS ME FECIT ANNO IÖ2I. Die Glocke wurde
aus einer älteren vom J. i48o umgegossen (Publications de la societe hist. et archeol.
dans le duche" de Limbourg VII, S. 63).
Eine im J. 1 887 umgegossene Glocke von 1 547 trägt ausser einem Zusatz
wieder die alte Inschrift: maria heisen ich, in de ere gotz luden ich, juris un
JAN VON TRIER GUS MICH 1 547.
HOENGEN.
Kathoi. KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Lamberti). Kaltenbach
Pfarrkirche g 4i4 _ BlNTERIM u Mooren, E. K. II, S. i94. — Habets, Geschiedenis van het
bisdom Roermond I, S. 376. — Lückerath, Beiträge II, S. 21, 72. — Ann. h. V. N.
VII, S. 244. — Offermann S. 21 5.
542
HOENGEN — KARKEN
75
Geschichte
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Urkunde betr. das Patronat von 1278. Kathoi.
Pfä rrkirchc
— Urkunden des i4. u. 16. Jh. — Visitationsprotokolle des i7. Jh., Rentenverzeich-
nisse etc. des i7. u. 1 8. Jh. — Präsentation eines Pfarrers im J. 1 588. Im einzelnen
vgl. Tille-Krudewig, Übersicht II, S. 1 83. Das Archiv bewahrt auch Kritzraedt's
Manuskript zu dem Buche: Die Herrlichkeiten von Millen und Born.
Im J. 1 2 1 7 wird die Kirche schon genannt; das Patronat gehörte zu drei
Vierteln den Herren von Heinsberg, die das Heinsberger Frauenstift damit begabten;
das den Herzogen von Limburg gehörige Viertel kam im J. 1222 auch an dieses
Stift (Lacomblet, U.B. II, Nr. 7o, 108). Seit 1278 wechseln das Frauenstift und
das Gangolphusstift in Heinsberg mit der Präsentation. Der Chor, der im J. i79o
erbaut war, wurde um i85o durch einen Neubau ersetzt, nachdem schon im J. 1832/33
ein neues Langhaus errichtet worden war.
Von der Ausstattung sind zu nennen: Monstranz, aus Kupfer und Silber,
vergoldet, in der üblichen Barockform, um i72o; Aachener Beschauzeichen mit Buch-
staben S (Aachener Zs. XV, S. 87).
Einfaches Barockreliquiar aus Messing.
Die beiden Glocken von 002 und i5o4 tragen die Inschriften:
1. SANCTUS LAMBERTUS H EIS EN ICH, IN DIE EHRE CODES LUDEN ICH, DIE
MICH HOERE, DIE BEDE SICH. JAN VAN ALFTER IN JAER MCCCCCII.
2. ANA HEISEN ICH, IN DIE ERE GOETS LUDEN ICH. MCCCCCIIII.
KATHOL. KAPELLE zu GROSSWEHRHAGEN, ein Neubau der
80er Jahre des 1 9 . J h . Von der Ausstattung sind zu nennen:
Einfacher Rokoko-Altar des 18. Jh., aus einer Kirche der Umgegend stam-
mend, auf der Rückwand die Figur der Muttergottes.
Rokoko-Kommunionbank, aus Hoengen stammend.
Holzfigur der Muttergottes, stehend, aus dem Anfang des i4. Jh., Krone
und Szepter barock; 86 cm hoch.
Einige unbedeutende Gemälde des 18. Jh., darunter eines mit dem h. Joseph,
bez.: anno 1 767. R. G.
Ausstattung
Glocken
Kathoi.
Kapelle zu
Grosswehr-
hagen
KARKEN.
VORGESCHICHTLICHE UND GERMANISCHE FUNDE UND Vorge-
ANLAGEN. Ein Feuersteinbeil und eine Kugel, im J. 1 848 auf einem Terrain gsecr^ Fund
des Herrn Mühlenbruch gefunden, sind im Besitz des Herrn Bürgermeisters Frenken. u- Anlagen
In der Nähe von Karken wurden des öfteren schon germanische Urnen-
gräber aufgedeckt, die Funde jedoch nie systematisch beobachtet. Es handelt sich
anscheinend um ein grosses Gräberfeld aus dem Beginn unserer Zeitrechnung, wie
solche auch jenseits der Grenze, auf holländischem Gebiet aufgedeckt worden sind.
Namentlich in dem das Gräberfeld durchziehenden karolingischen Grenzwall finden
sich zahlreiche Gefäßscherben ähnlich den bei Koenen, Gefässkunde Taf. XIX,
Fig. 1 — 7 abgebildeten Stücken (B. J. XCVII, S. 36i).
An Einzelfunden werden genannt:
Südöstlich von Karken, nördlich von Werlo, sechs Urnen mit Knochenresten
und Münzen.
Funde, die an dem Hügel bei der Wolfshager Mühle gemacht wurden,
kamen in den Besitz des Herrn Bürgermeisters a. D. Nathan, Heinsberg.
543
70
KREIS HEINSBERG
Vorge- Auf dem Höhenzug Heidler wurden eiserne Waffen, zwei Wurfspeere, Beile,
schichtl u
germ. Funde Gewandspangen, Perlen und eine Schale aus schwarzem Ton gefunden, die Funde
u. Anlagen sjnc} zum Xeil im Besitz des Herrn Pfarrers in Karken.
Die grosse Landwehr (s. o. S. i3) verläuft bei Karken der Grenze entlang
auf holländischem Gebiet; auch dort zeigt sie genau das gleiche Profil wie bei Dal-
heim und im Kreis Erkelenz. Im Zusammenhang damit stehen zwei grosse Erd-
hügel, beide in der Rurniederung gelegen; der eine von ihnen, bei der Wolfshager
Mühle, ist um 1 895 rundum abgetragen worden. Der Hügel war durchsetzt von den
Scherben germanischer Gefässe, die bei dem Aufwerfen des Hügels in dem älteren
Grabfeld zu Tage gefördert wurden ; ausserdem auf dem Scheitel Brandreste und
Scherben karolingischer Gefässe. Der andere Hügel, im grossen und ganzen von
gleicher Form, liegt etwa 200 m östlich der Kirche in Karken. Angeblich ist in den
60er Jahren in dem Hügel ein Brunnen aufgedeckt worden.
Es handelt sich auch hier um die grosse Grenzwehr- Anlage, die aus dem
Grenzwall und rückwärts gelegenen Kastellen bestand, und zu der auch die unter
Arsbeck und Waldfeucht genannten Anlagen gehören (B. I. XCLVII, S. 359. — Rhein.
Geschichtsblätter VIII, S. 97, io3. — s. o. S. i3, 3o. — s. u. unter Waldfeucht). Koenen
setzt die Anlage auf Grund der Scherbenfunde in die Zeit um 9oo und sieht darin
eine Grenzfestlegung zwischen Ost- und West-Lothringen auf Grund des Teilungs-
Vertrages zu Meersen, wahrscheinlich ist die Anlage aber älter, nach Mayer sogar
eine Grenzbefestigung des bis hierher reichenden Ansiedelungsgebietes der Ubier.
Aitekathoi. ALTE KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Severini). Kalten-
arr irc e BACH g 4^ — BlNTERIM U. MOOREN, E. K. II, S. 1 9o. — Berg. Zs. XXX, S. 252. —
Offermann S. 210.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Urkunde betr. eine Altarweihe von
1485 (?) (Tille-Krudewig, Übersicht II, S. i85).
In München, Hof- und Staatsbibliothek: Samml. Redinghoven (cod.
germ. 221 3) XIX, Bl. 106.
Geschichte Die Kirche war Filiale der weit abgelegenen Pfarrkirche in Vlodrop (Holland);
schon im 1 3. Jh. hatten die Herren von Vlodrop Grundbesitz in Karken. Im J. i485 (?)
wird ein Altar in der Kirche geweiht. In dem Register des J. 1 558 (Habets, Ge-
schiedenis van het bisdom Roermond, I, S. 4o8) findet Karken keine Erwähnung, er-
scheint aber im J. i582 als Pfarrkirche. Die Pfarrerhebung erfolgte wohl kurz
vorher. Kollator war der Herzog von Jülich. Der noch bestehende, aber nicht mehr
benutzte Bau entstand im J. 1 7 7 9 ; die neue Kirche wurde im J. i9oi an anderer
Stelle errichtet.
Beschreibung Ganz schlichter Saal bau in Backsteinen vom J. 1 7 7 9 mit vortretendem West-
turm und dreiseitigem Chorschluss, im Lichten etwa 25 m lang, 10 m breit. An jeder
Seite 6 Stichbogenfenster; der Turm dreigeschossig mit starken Geschossabsätzen, in
der Glockenstube zwei spitzbogige Schallfenster an jeder Seite, achtseitiger Helm.
In dem Schlußstein des Turmportals: ABS. M T F. 1 779. H B K. C V K. Das
Innere, mit flacher Decke, ganz schlicht.
Ausstattung Von der Ausstattung sind zu nennen:
Drei hübsche Ro ko k o- Altäre , eine reich ausgebildete Kanzel, Baldachin
und Konsole mit lebhaft bewegter Muttergottesfigur in Lebensgrösse, sämtlich
gute Arbeiten aus der Erbauungszeit der Kirche.
Rokoko - Chorstüh le, die Armlehnen mit Engelsköpfchen, angeblich aus Heins-
berg stammend, 18. Jh.
544
KARKEN — KIRCHHOVEN
77
In der Turmhalle spätgotischer Krucifixus, derbe Arbeit des i5. Jh., Alte kathoi.
ehemals wohl Triumphkreuz.
NEUE KATHOLISCHE PFARRKIRCHE. Ausstattung: Schöne N eu e kathoi
P f 3 r r k irch g
Kommunionbank des 18. Jh. mit Pilastern und reichem Mittelfeld, zur Ausstattung Ausstattung
der alten Kirche gehörig.
Rokoko - Monstranz, einfach, aus vergoldetem Kupfer mit Silberauflagen, 1 8. Jh.
Paramentenschrank, gute Rokokoarbeit des 18. Jh.
Unter den Paramenten einige hübsche Rokokostoffe.
Die beiden alten Glocken von 1 684 und 1 729 tragen die Inschriften: Glocken
1. ZUM DEINST GOTTES DEIN ICH, DEI TOTTEN BEKLAG ICH, DAS UNGEWETTER
VERDREBEN ICH, JOHANNES BOURLET GOSS MICH l684.
2. S. MARIA ET SEVERINUS. ME FUDIT JOHAN RUTGERUS VOIGT ANNO l729.
Im Besitz des Herrn Bürgermeisters Frenken, aus dem Nachlass des Samml.
.. F r g n k g n
Kölner Dompropstes Dr. Frenken stammend, einige ältere Ölgemälde, darunter
zwei Gegenstücke, in der Mitte je ein h. Ordensmann, ringsum Rokokokartuschen
mit Szenen aus dessen Legende, um i75o, in schönen Rokokorahmen.
Italienische oder Tiroler Holztruhe des i5. Jh. mit satyrischen Darstel-
lungen auf ausgestochenem Grund, nachträglich roh mit Messingbändern montiert.
Auf der Vorderseite das Paris-Urteil, Merkur im Mantel mit Eselskappe und Pilger-
stab, auf den Schmalseiten schildhaltende Engel, auf der Innenseite des Deckels
die Belagerung Trojas.
Kalvarienberg, vorzüglich geschnittene Buchsbaum- Gruppe des 18. Jh.,
3o cm hoch.
KIRCHHOVEN.
VORGESCHICHTLICHER FUND. In der Nähe von Kirchhoven wurde Vorgesch.
ein Steinbeil gefunden, das sich jetzt in der Sammlung des Herrn Dr. Küsters in
Wassenberg befindet.
KATHOLISCHE PFA R R K I RC H E (s. t. s. Huberti). Kaltenbach S. 4o8. Kathoi.
— Binterim u. Mooren, E. K. II, S. i9i. — Habets, Geschiedenis van het bisdom Pf ar r kirc h e
Roermond I, S. 376. — Lückerath, Beiträge I, S. 5; II, S. 24, 75. — Aachener Zs. I,
S. 265; XIII, S. 1 85. — Offermann S. 211.
H an dschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Urkunden betr. Güter der Kirche
von 1466, i473 u. i482. — Rentverzeichnisse usw. des i7. u. 18. Jh.. — Im Lagerbuch
Beschreibung der alten Pfarrkirche (Tille-Krudewig, Übersicht II, S. 186).
Die Kapelle in Kirchhoven wird irn J. 1254 von Heinrich von Heinsberg dem Geschichte
dortigen Gangolphusstift inkorporiert (Lückerath, Die Herren von Heinsberg, S. i3).
Die Erhebung der Kapelle zur Pfarrkirche erfolgte spätestens im 1 5. Jh.; das Kollations-
recht war im Besitz des Heinsberger Stiftes. Der jetzige Kirchenbau stammt aus den
5oer Jahren des i9. Jh. und wurde durch den Architekten Cremet- aus Linnich errichtet.
Von der Ausstattung der Kirche sind zu nennen: Ausstattung
Teile eines Sakramentshäuschens aus Stein, um i5oo, gute spätgotische
Arbeit, aber überstrichen. In viereckiger Nische der h. Hubertus mit dem Hirsch;
darüber gotisches Strebenwerk.
Zwei schöne El fenb ein - Kr u cifixe des 18. Jh., 20 und 27 cm hoch.
Kreuzigungsgruppe aus Holz, grosszügige, einfache Skulpturen aus der
Mitte des i5. Jh., verwandt der Kreuzschleppung in Heinsberg (s. o. S. 52, Fig. 34).
545
78
KREIS HEINSBERG
Kathoi. Barock-Monstranz aus vergoldetem Silber, um 1 73o, mit Augsburger Beschau
Pfä rrkirch g
und Meisterzeichen D. S. (?) (Rosenberg, Der Goldschmiede Merkzeichen Nr. 80 und
Nr. 347). Anhängend einige Medaillen, eine des Bischofs Rudbertus von Salzburg
aus dem J. 1 638, eine andere graviert mit der Figur des h. Hubertus und der In-
schrift: S. HUBERTUS, PATRONUS ECCLESIAE DE KIRKHOVEN. 1 747.
Auf dem Kirchhof ältere Grabkreuze, darunter eines des Johan Laumen
von Schoutorff von 1 698 mit eingegrabener Kreuzigungsgruppe und dasjenige
eines Pfarrers von Kirchhoven mit der Inschrift: anno 1627, den 12. april, is der
ERWERDIGE HEER WILHELM BRODERMANN, 47 JAER GEWESENER PASTOR IN KIRCH-
HOVEN, IN GODT
Glocken Die Glocken von i638, 1682 und 1 7 5 1 tragen die Inschriften:
1. S. HUBERTUS, JOANNES, FRANCISCUS, MARIA MAGDALENA HEISCH ICH. JO-
ANNES AEGIDIUS SCHAAFFHAUSEN, P. T. PASTOR. CHRISTIAN VOIGT DER SOHN GOSS
MICH ANNO I 75 I .
2. JESUS MARIA RENOVATA. CLAUDI LAMIRAL ME FECIT ANNO IÖ38.
3. S. HUBERTUS PATRONUS, ORA PRO NOBIS. DIE LEBENDIGE RUFFE ICH, DIE
TODE BEKLAGE ICH, JOANNES BOURLET GOS MICH ANNO 1682.
LAFFELD.
Kathoi. KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Josephi). Lückerath, Bei-
PfarrkirChe träge I, S. 36; II, S. 57. — Aachener Zs. I, S. 252. — Ann. h. V. N. LV, S. 7. — Offer-
mann S. 2o3.
Laffeld, schon im J. 1282 erwähnt, erhielt erst im J. 1 786 eine Kapelle, die im
folgenden Jahr vollendet wurde; im J. 1828 wurde Laffeld Rektorat, im J. i849 Pfarrei,
im J. i85o erweiterte man den alten Bau nach Osten. Seit der Errichtung eines
Neubaues in den J. i9o3/4 ist die alte Kirche unbenutzt.
Der alte Teil der Kirche, etwa 8 m lang, 6 m breit, ist ein einfacher
Ziegelbau mit je zwei Stichbogenfenstern an jeder Langseite, an dem Giebel die Jahres-
zahl 1 787 in Eisenankern. Innen ein Spiegelgewölbe.
Hochaltar des 18. Jh., barock, mit seitlichen Durchgängen, aus der Pfarrkirche
in Heinsberg stammend.
Neue kathoi. N E U E K A T H O L I S C H E PFARRKIRCHE. Von der Ausstattung
Pfarrkirche . .
sind zu nennen:
Einfacher Taufstein des 18. Jh. in Kelchform mit Messingdeckel.
Die einzige ältere Glocke trägt die Inschrift: s. maria, ora pro nobis. lau-
DATE DEUM IN CYMBALIS BENE SONANTIBUS. SUB DOMINO PRIORE G. TOUSAIN A.
JULLIEN ME FECIT l7l4.
MILLEN.
Römisches RÖMISCHES. Millen liegt an der heute Heerweg genannten Römerstrasse
von Tüddern nach Coriovallum. Auch für Millen selbst nimmt man römischen Ur-
sprung an und erklärt den Namen aus der Entfernung — mille passus — von dem
römischen Tüddern (B. J. III, S. 84. — Lückerath, Beiträge I, S. 24).
Kathoi. KATHOLISCHE PFARRKIRCHE, ehemalige Propsteikirche (s.
Pfarrkirche t g Nicolai), KALTENBACH S. 4l8. — BlNTERIM U. MOOREN, E. K. II, S. l94. —
Lückerath, Beiträge I, S. 54, 88; II, S. i5, 65. — Ann. h. V. N. XXXIX. S. 168. -
Graf W. Mirbach, Territorialgeschichte II, S. 20. — Studien und Mitteilungen aus dem
546
LAFFELD — MILLEN
79
Benediktinerorden IX (1888), S. 458. — Schwaben, Gesch. von Siegburg S. i3i. — Kathoi.
P f 3 f i* 1c ir*c
Heinekamp, Siegsburgs Vergangenheit und Gegenwart S. 4o. — Delvos, Gesch. der
Pfarreien des Dekanates Siegburg S. 9o. — Offermann S. 212. — Lacomblet,
U.B. I, Nr. 35 1 ; III, Nr. 102, 5 1 8, 656, 787; IV, Nr. i3i, 484, 54i, 548. — von
Fisenne, Kunstdenkmale im Gebiete der Maas, Bl. 7 7, 78 (Aufnahme ohne Text). —
Publications de la socie'te' hist. et arch. dans le duche de Limbourg I, S. 118.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Rechnungen des Amtes Millen aus
dem 1 7. Jh. — Stiftungen von 162 1 ab. — Akten, Urkundenabschriften usw. aus dem
i7. u. 18. Jh. Im einzelnen vgl. Tille-Krudewig, Übersicht II, S. 188.
Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Die wesentlichen älteren Archivalien,
namentlich die ältesten, bei Lacomblet, U. B. gedruckten Urkunden (s. o. unter der
Literatur) bilden einen Teil des alten Archives der Abtei Siegburg, das u. a. auch
Nachrichten über die Reliquien in Millen (Reg. 399, Urk. i4i, 200), über die Rechte
Fig. 55. Millen. Nordansicht der kathoi. Pfarrkirche.
des Pfarrers und der Brüder in Millen, über die Erbvogtei (Reg. 4oo) enthält. Vgl.
Ilgen, Rhein. Archiv S. 12 4.
Im Stadtarchiv zu Köln: Farragines des Gelenius XXIV, Bl. 2o3 (Mitteilun-
gen aus dem Stadtarchiv zu Köln IX, S. (37).
In München, Hof- und Staatsbibliothek: Samml. Redinghoven XIX,
Bl. u4; LV, Bl. 3o8.
Der Chor der Kirche, namentlich die Tür an demselben, weisen auf die Zeit Geschichte
um das J. 1000 hin; die in der Quirinuskapelle im 1 7. Jh. angebrachte Jahreszahl 1008
erscheint als ein überliefertes Datum nicht unberechtigt. Die Urkunde vom J. 11 44
(Lacomblet, U. B. I, Nr. 35 1), in der die Propstei Millen und ihr Besitz näher um-
schrieben werden, berichtet, dass unter Abt Kuno von Siegburg (uo5 — 11 26) der
Lütticher Kanonikus Wilhelmus seine 4 Neffen, jedenfalls Angehörige des Edelherren-
geschlechtes von Millen, veranlasst habe, ihre Anrechte an der Millener Kirche der
Abtei Siegburg zur Gründung einer klösterlichen Niederlassung zu übertragen.
Da einer dieser Stifter die Stiftung nachträglich anfocht, werden in der Urkunde
547
8o
KREIS HEINSBERG
Kathol. des J. Ii 44 die Rechtsverhältnisse, namentlich zwischen den Brüdern und dem
arrkirche Pfarrer, die die Kirche gemeinsam benutzten, festgelegt und eine Güterteilung vor-
genommen. Die Herren von Millen behielten das Patronatsrecht an der Pfarrkirche
und wurden Vögte der Propstei. Das Schiff der Kirche entstand spätestens um diese
Zeit; da die Urkunde von 1 1 44 den Hochaltar des h. Nikolaus, des Kirchenpatrones,
ausdrücklich dem Pfarrgottesdienst vorbehält, so ergibt sich daraus mit grosser
Wahrscheinlichkeit auch der Grund für die Errichtung der jedenfalls um die Mitte
des 12. Jh. erbauten Quirinuskapelle, die speziell für den Gottesdienst der Brüder
bestimmt war.
Mit der Herrschaft Millen kam im J. 1283 auch das Patronat der Pfarrkirche
an die Herren von Heinsberg, die dasselbe im J. i3i3 der Propstei Millen übertrugen;
Fig. 56. Millen, kathol. Pfarrkirche. Ansicht der Quirinuskapelle vor der Wiederherstellung.
im J. 1 34 1 ist die Pfarrkirche dann der Propstei inkorporiert worden (Lacomblet,
U. B. III, Nr. 5i8).
Im J. i636 Hess der Propst Otto Heinrich von Bylandt ( 1 636 — 1668) die
Quirinuskapelle und im J. i654 den Chor mit den noch erhaltenen Stuckarbeiten
ausschmücken; wahrscheinlich gleichzeitig wurde die Sakristei angebaut. Der Turm,
der im J. 1 659 als baufällig bezeichnet wird, scheint bald darauf in der jetzigen Form
erneuert zu sein.
Bei der Aufhebung der Propstei in französischer Zeit wurde die Kirche der
Pfarrgemeinde überwiesen. Im J. 1860 ist die Stuckdekoration im Chor und in der
Quirinuskapelle instand gesetzt worden. Im J. i894 wurde die Quirinuskapelle im
Äusseren und im Inneren mit einer Provinzialbeihülfe von iooo M. nach den Plänen
des Architekten von Fisenne in Gelsenkirchen — nicht gerade glücklich — wieder-
hergestellt.
548
MILLEN
Zweischiffiger romanischer flachgedeckter Bau des 1 2. Jh. mit Westturm
■des i7. Jh. ; Chorhaus aus der Zeit um 1000, romanische Quirinuskapelle in Ver-
längerung des Seitenschiffes aus der Mitte des 12. Jh., im Lichten etwa 26 m lang,
i3 m breit (Ansichten Fig. 55 u. 56, Grundriss Fig. 57).
Der Westturm ist im i7. Jh. ganz schmucklos, ohne Stockwerksgliederungen,
aus Backsteinen aufgeführt worden; die unteren Geschosse mit Lichtschlitzen, die
Glockenstube mit zwei Flachbogenfenstern an jeder Seite. Achtseitiger Helm mit
hübschen Knäufen und Wetterfahne.
Das aus Findlingen und anderen Materialien aufgeführte Schiff hat an der
glatten Südwand fünf grosse, im J. 1 859 zu der jetzigen Form erweiterte Rund-
bogenfenster. Der Obergaden der Nordseite zeigt unter dem jetzt hochgezogenen
Seitenschiffdach noch seine vermauerten ursprünglichen kleinen Rundbogenfenster;
in den Fenstern alte Holzrahmen , vielleicht noch aus der romanischen Zeit.
K a t h o 1.
Pfarrkirche
Beschreibung
Fig. 57. Millen. Grundriss der kathol. Pfarrkirche.
Das Seitenschiff von drei Jochen hat in der Mitte ein grosses rundbogiges Portal
des 18. Jh.
Die an das Seitenschiff anstossende Quirinuskapelle (Ansichten vor und
nach der Restauration Fig. 55 und 56) ist aus Maastrichter Kalkstein ausgeführt.
Die freiliegende Langseite hat eine Gliederung durch schmale Lisenen, dazwischen
liegen die drei Rundbogenfenster. Die ursprünglich hoch liegenden Fenster sind im
J. i894 nach unten wesentlich verlängert worden; oben ist ein Rundbogenfries zwischen
den Lisenen und ein steinernes Hauptgesims hinzugefügt worden. Die Apsis hat
eine sehr reiche Gliederung: unten fünf grosse Bogenfelder auf Dreivierteldiensten
mit Würfelkapitälen, darauf ein Gesims mit Schachbrettmusterung, oben eine Gliede-
rung durch kleine Arkaden. Auch hier sind bei der Restauration des J. i894 will-
kürliche Veränderungen vorgenommen worden; die grossen, ursprünglich hufeisen-
förmigen Arkadenbogen sind jetzt gestelzt, bei der oberen Bogenstellung ist statt der
ursprünglichen Aufteilung in 11 Bögen jetzt eine solche in 10 Bögen vorhanden. An
die Stelle des alten Polygondaches ist ein Kegeldach getreten, dahinter frei hervor-
tretend der moderne Halbgiebel.
Quirinus-
kapelle
549
82
KREIS HE7XSHE1«;
K a t h o 1.
Pfarrkirche
Chor
Inneres
Das Chor ist wiederum aus Findlingen gemauert und verputzt; das ganz-
regelmässige Chorquadrat mit zwei grossen, rundbogigen, in der Barockzeit ver-
grösserten Fenstern an jeder Seite ist ganz glatt, ebenso der kleine, gleichfalls
quadratische Altarausbau, der die Stelle der Apsis vertritt. Er hat an der Ostseite
ein kreisrundes, an der Nordseite ein rundbogiges Fenster. Der Oberbau ist in späterer
Zeit wahrscheinlich überhöht worden, um das jetzt bestehende durchlaufende Dach
über beiden Teilen zu ermöglichen. An der Süd-
seite des Chorhauses Hegt eine vermauerte Tür, die
noch der ältesten Anlage angehört: in rundbogiger
Blende die rechteckige Türöffnung mit giebel-
förmigem Sturz, darauf eine antikisierende Gebälk-
gliederung in den flauen Formen der Zeit um iooo;
im Giebelfeld ein Kreuz auf einer Stange, wie es
auf den frühen zylindrischen Taufsteinen öfter vor-
kommt. Das Portal ist eine sehr charakteristische
und seltene Arbeit der frühromanischen Zeit.
Die Sakristei, mit polygonem Ostabschluss,
ist ein schlichter Ziegelbau des i7. Jh. mit flach-
bogigen Fenstern ; das Dach ist direkt an das-
jenige des Chores angeschleift.
Im Inneren öflnet sich die Turmhalle zum
Schiff in einfachem Rundbogen. Von den drei
Scheidebögen zwischen Hauptschiff und Seiten-
schiff sind die beiden äusseren jetzt geschlossen,
ebenso die eine Bogenöffnung zwischen Hauptschiff
und Quirinuskapelle.
Die Choranlage und die Sakristei sind mit
einerreichen, sehr guten Stuckdekoration vom J. 1 654
versehen. An der Ostwand des Chorhauses rechts
und links des Altarausbaues die grossen Relief figuren
der hh. Quirinus und Balbina, darüber das moderne
Wappen des Herrn von Plewitz, der die Stuck-
dekoration im J. 1860 restaurieren Hess, und das-
jenige des Millener Propstes Otto Heinrich von
Bylandt (t 1 668 ), unter dem die Arbeiten ausgeführt
wurden. Unter den Figuren rechts die Sakristeitür
in reicher Pilastereinfassung, links eine entsprechende
Scheintür, über beiden das Bylandtsche Wappen
und die Jahreszahl i654. Auf den Seitenwänden
des Chorhauses sind in Medaillons je drei Reliefs mit Szenen aus den Martyrologien
beider Heiligen angebracht, an der Decke die grossen Reliefs der Krönung Mariae
und der Schleifung des h. Quirinus durch ein Pferd.
Der Altarausbau ist in ähnlicher Weise durch Stuckreliefs, jedoch nur orna-
mental, dekoriert, ebenso die Sakristei.
Es sind derbe, stark an italienische Vorbilder anklingende Stuckarbeiten
des i 7. Jh. von flottem Wurf und guter Technik.
Das Innere der Quirinuskapelle zeigt in der Apsis eine zu den genannten
Arbeiten gehörige Stuckdekoration, die Muttergottes zwischen musizierenden Engeln.
Fig. 5S. Millen, kathol. Pfarrkirche.
Figur der h. Balbina.
55o
MILLEN
83
Ausstattung
vom J. 1 636. Im übrigen ist das Innere im J. i894 bei der Herstellung ganz Kathol.
Pfärrkirchc
erneuert worden; über der Balkendecke fanden sich am Putz der Wand zum
Hauptschiff die Jahreszahlen 1008 und 1 636 ; sie sind damals wieder angebracht
worden.
Von der Ausstattung sind zu nennen:
Hochaltar, barock, aus dem i7. — 18. Jh., mit volutenbekröntem Mittelbau,
aus dem Kapuzinerkloster in Wassenberg stammend.
Einfache Barock kanzel, Beichtstühle und Kommunionbank, ähnliche
Barockarbeiten.
Reste einfacher Chorstühle, aus dem Heinsberger Frauenstift herrührend
Monstranz aus vergoldetem Kupfer, spätgotisch,
mit erneuertem Zylinder, darum Rundpfeiler und Strebe-
systeme an den Seiten, oben eine runde, kuppelartige Be-
dachung mit einer auf 6 Pfeilerchen ruhenden Laterne; als
Abschluss ein Krucifixus. Die Figuren der hh. Quirinus
und Nicolaus sind modern. Der Fuss mit reliefierten Or-
namenten stammt aus der Barockzeit.
In der Quirinuskapelle eine Reihe älterer Holz-
figuren, namentlich Figur der h. Balbina, vortreffliche
spätgotische Skulptur aus der Zeit um 1 5oo, auf einem heid-
nischen Gelehrten stehend, ein Ciborium (?) in der Hand
tragend, mit der anderen das Gewand raffend, 98 cm
hoch (Fig. 58).
Figur eines h. Bischofs, spätgotisch, iS. — 16. Jh.,
87 cm hoch.
Figur des Ii. Nicolaus, 3o cm hoch, wohl später
überarbeitet, um i5oo (Fig. 59).
An na - Sei bd r itt , 87 cm hoch, um i5oo.
Aussen in dem Winkel am Turm in die Wand eingelassen
zwei stark abgetretene Grabsteine mit Doppelwappen,
1 7. — 18. Jh. ; beide zeigen auf Seiten der Frau das Wappen
der Brempt gen. Lieck zu Doenrade (Holland), auf dem
einen auf Seiten des Mannes ein Wappen mit 3 Schräg-
balken.
Die beiden alten Glocken von i42o und 1 4 7 7
tragen die Inschriften (Publications de la societe" hist. et arch. dans le duche de
Limbourg V, S. 33 1):
1. AVE MARIA, G RA CIA PLENA, DOMINUS TECUM, BENEDICTA TU IN MULIERIBUS
ET BENEDICTUS FRUCTUS VENTRIS IUI. AMEN. O REX GLORIE, VENI CUM FACE.
lucas, Marcus, Joannes, matheus. actum anno domini mcccxx (jedenfalls irr-
tümlich statt H20).
2. SANCTA MARIA. ANNO DOMINI MCCCCLXXVI1. JACOP VON VENRADE.
Von dem Pro pste igebäu d e steht südlich der Kirche ein langer Flügel, der Propstei-
jetzt als Schulhaus benutzt wird. Die Osthälfte dieses Flügels, mit einem hübschen
geschweiften Giebel mit der Jahreszahl i7oi, scheint damals ganz neu errichtet zu
sein. An den Langseiten je drei Achsen mit einfachen rechteckigen Fenstern. Die
Westhälfte gehört einem Bau des J. 1 586 an, ist aber stark vei ändert worden im
I. 1827. An der Kopfseite ist ein Teil des Mauerwerkes in wechselnden Schichten
6*
55 1
Fig. 59. Millen, kathol.
Pfarrkirche. Figur des h.
Nicolaus.
Glocken
gebättde
84
KREI5 HEINSBERG
g e b ä u d e
Haus
Lauwarts
Haus
Millen
Propstei- von Ziegeln und Mergelstein ausgeführt; oben eine grosse Hausteinkartusche mit
der Inschrift: A. d. 1 586. An der Langseite nach der Kirche hin ein hübsches
Doppelwappen mit der Jahreszahl 1 586, auf Seiten des Mannes ein steigender ge-
krönter Löwe (Lieck?, Schenk von Nideggen?), auf Seiten der Frau ein Schrägbalken.
Der Westfiügel, der an die Kirche anstiess, ist abgebrochen. Westlich des Propstei-
gebäudes liegt ein kleiner Wirtschaftshof; an den Stallgebäuden die Jahreszahl 1 788
in Eisenankern.
In dem Haus des Herrn Lauwarts ein kleines Glasgemälde mit
Kartuschwerk in Silbergelb und Schwarzlot, darin die Inschrift: al du in blind-
HEYT GESETEN, WEIGERT HEM VAN DIE GEYTE (Ziege) TE ETEN. ANNA WERT GRAM
OM DESE GERÜ(CHT), MAER TOBIAS WEINET MET SÜCHT (Seufzen). M. G. H. ANNO
1 788. Am Backhaus eingemauert ein in dem Brunnen des Hauses gefundener In-
schriftstein von 1 654.
Daneben ein jetzt unbewohntes Haus
des 16. — 17. Jh. mit vermauerten Quersprossen-
fenstern. Die Tür mit dem Monogramm f. h. h. f.
in Messingnägeln; gotisierender Türklopfer.
In einem Heiligenhäuschen eine Ma-
donna, Holzfigur des 1 5. Jh., eine ausserordentlich
feine Arbeit, aber in der Barockzeit überarbeitet
und dick überstrichen.
HAUS MILLEN, schon im 12. Jh. im Be-
sitz der gleichnamigen Familie, im J. 1283 an Heins-
berg von dieser verkauft, dann geldrisch, moersisch,
brabantisch und endlich im J. i42o heinsbergisch,
war in jülichscher Zeit Sitz des Amtmannes; bei
der Grenzregulierung des J. 1 8 1 5 kam das Haus zu
dem Königreich der Niederlande, da der an Millen
vorbeifliessende und die Burg von dem Ort
trennende Rodebach als Grenzlinie gewählt wurde.
Die Burg, eine stattliche Anlage mit Hauptburg und
zwei Vorburgen, hat noch wesentliche mittelalterliche Bauteile aufzuweisen; sie ist
jetzt im Besitz der Familie Haan. Über das Haus Millen vgl. Graf V/. Mirbach,
Territorialgeschichte II, S. 20. — Jacobus Zartdarickius, Von den Herrlichkeiten
Millen und Born. — Aachener Zs. XIII, S. 1 85. — Ernst, Hist. du Limbourg V,
S. i44. — Lacomblet, U.B. III, Nr. 102, 5i8, 658, 787. — Tille-Krudewig, Über-
sicht II, S. 188. ■ Sammlung Redinghoven (München, Hof- und Staatsbibliothek
cod. germ. 2213) XIX. Bl. ii4; LV, Bl. 3o8. — Kellnerei-Rechnungen, Belehnungen
usw. im Staatsarchiv zu Düsseldorf. — Ansicht von 1 723 im Codex Welser.
HAUS HEG EM. Lückerath, Beiträge I, S. 16. — Aachener Zs. IV, S. 2 73,
Anm. 1; XV, S. 3ii. — Fahne, Gesch. der Köln., Jül. und Berg. Geschlechter I,
S. i44. — Publications de la societe" hist. et arch. dans le dache" de Limbourg XVI,
S. 39o. — Macco, Beiträge zur Genealogie II, S. 79, 80.
H andschriftl. Qu. Im Düsseldorfer Staatsarchiv: Lehnssachen der
Mannkammer Millen.
Das Haus befand sich ursprünglich im Besitz einer gleichnamigen Familie, die
im 16. Jh. auch das benachbarte Gut Alfens (s.u.) erwarb; diese Familie starb im
J. 1 635 mit Bertram von Hegern aus. Dessen Schwester brachte Hegern an die
Haus
Hegern
Fig. 60. Haus Hegern. Lageplan aus
der 1. H. des 19. Jh.
Geschichte
552
MILLEN
85
Aachener Familie von Wylre. Das jetzige Haus wurde um i7o7 von Friedr. H. H. Jiaus
von Wylre erbaut. Im J. 1 799 war ein Herr von Stengel mit Hegern belehnt. Im
1 9. Jh. war Hegern Eigentum der Familie Jörrissen, dann durch Heirat der Familie
Haan und kam ebenso durch Heirat an den jetzigen Eigentümer, Herrn Theodor
Hävers in Colmar, der auch das benachbarte Haus Wammen (s. o. S. 33) besitzt.
Das Haus bildet eine der üblichen Doppelanlagen mit Herrenhaus und Beschreibung-
dreiflügeliger Vorburg aus dem Anfang des 1 8. Jh. (Lageplan Fig. 6o). Die Gräben
zwischen Wirtschaftshof und Vorburg sind jetzt zugeworfen.
Das Herrenhaus ist ein ganz einfacher, zweigeschossiger Ziegelbau von acht
Achsen mit rechteckigen Fenstern und Walmdach, doch gehören nach der Nat im
Mauerwerk die beiden östlichen Achsen einer etwas jüngeren Bauperiode an. In
dem älteren Teil an der Hofseite über der Haustür ein Stein mit dem Doppel-
wappen von Wylre und Dumont (?),
wahrscheinlich dasjenige der Erbauer,
Friedrich Hubert Hyacinth von Wylre
und Katharina Dumont, die in den J. 1 7o6
und 1 7 1 9 genannt werden.
Der Wirtschaftshof ist ganz ein-
fach, der dem Herrenhaus gegenüber-
liegende Flügel mit schmuckloser Durch-
fahrt, östlich davon an der Aussenseite
die Jahreszahl i7o7 in Eisenankern.
HAUS ALFENS. Eissenberg-
Mirbach. — Ann. h. V. N. LVII, S. 1 8, 287.
Ein gleichnamiges Geschlecht
kommt vom i4. bis zur Mitte des 1 6. Jh.
vor, dann war das Haus im Besitz der
von Velrath gen. Meuthen und kam durch
Heirat vom J. 1 566 an die von Hegern Kig. 61 Haus Aifens Lagepian aus der i. H.
gen. Alfens (s. O.). Nach dem Aus- des 19- Jh- mit Eintragung des neuen Hofes.
sterben dieser Familie im J. 1 635 erscheint
ein von Westrem als Verwandter im Besitz, später, am Ende des 1 7. Jh., liegen die
von Westrem mit den anderen Verwandten, von Wylre und von Melle, im Streit
um Alfens. Durch Heirat der Justine von Westrem (f i7o9) mit Alex, von
Horrich sind die von Horrich zu Glimbach und wieder einzelne von Westrem am
Ende des i7. und im 1 8. Jh. Besitzer des Gutes, zuletzt im J. 1 7 7 4 General Ludwig
Freiherr von Brempt als Enkel der Anna Elise Westrem. Wahrscheinlich durch
Kauf kam Alfens im Anfang des 1 9. Jh. an einen französischen Offizier von Plewitz,
von ihm erbte es ein Verwandter, der es noch besitzt, Herr Barbou auf Schloss
Roosteren (Holland).
Der alte Bau nahm etwa die Hälfte eines länglich viereckigen, von breiten Beschreibung
Gräben umgebenen Terrains ein (Lageplan Fig. 6i); im J. i849 wurde unter teil-
weiser Verwendung der alten Mauern ein neues Wohnhaus an der Südseite errichtet,
durch das die Einfahrt führte. Heute steht nur noch dieses Wohnhaus mit zwei
kleinen, unregelmässig ansetzenden Flügeln, die im Kern wohl noch dem i7. — 1 8 . Jh.
angehören. Ein neuer Wirtschaftshof ist vor i5 — 20 Jahren östlich der alten Anlage
gebaut worden.
553
86
KREIS HEINSBERG
MYHL.
Kathol. KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Joannis Bapt). Habets,
Pfsr* r i r c h o
Geschiedenis van het bisdom Roermond I, S. 4o8. — Binterim u. Mooren, E. K.
II, S. 221. — Kaltenbach S. 29o. — Offermann S. 21 3.
H a n d s c h r i f tl. Qu. Im Pfarrarchiv: Urkunden von 1 4 1 9 ab betr. den
Altar des h. Johannes Ev. in Wassenberg. — Entscheidung von 1682, betr. das Ver-
hältnis der Kirchen zu Wildenrath, Birgelen und Myhl zum Stift Wassenberg (bei
Tille- Krudewig nicht aufgenommen). — Akten usw. des i7. u. 18. Jh. (Tille-Krude-
wig, Übersicht II, S. i89).
Geschichte Die schon im 1 5. Jh. genannte Kapelle war von Wassenberg abhängig, der
Rektor des dortigen Altares des h. Johannes Ev. war zugleich Pfarrer von Myhl ; im
J. 1682 wurde das erste Pfarrhaus erbaut. Die jetzige Pfarrkirche, ein Bau der 7oer
Jahre, bewahrt von älteren Ausstattungsstücken nur einige Bänke des 18. Jh.
Pfarrhaus im Pfarrhaus eine Anzahl kleinerer geschliffener Glasscheiben von 1 7 5 6
mit Wappen und Stiftungsinschriften; als Stifter sind darauf verzeichnet: I. barthol.
LOVERIX, ANTON LOVERIX ET RATH. DAHMEN, CONJUGES. 2. JOH. CASP. HERM.
CLERCKS, PASTOR IN BIRGELEN. 3. JOSEPH BECK, PASTOR IN RATHEIM.
Kloster Von dem C APU Z I N E RI N N E N K LOSTE R S. JOHANNISTHAL
in Myhl, das wohl schon im 1 5 . Jh. bestand, sind Reste nicht erhalten (Ilgen, Rhein.
Archiv S. u5. — Tille-Krudewig, Übersicht II, S. 210, Nr. 11). In der Pfarrkirche
zu Wachtendonk (Kr. Geldern) eine im J. 1 646 in dem Kloster gestickte kunstvolle
Kasel (Der Niederrhein i878, S. i4).
OPHOVEN.
Kathol. KATHOLISCHE PFARRKIRCHE, ehemalige Cisterzienserin-
Pfarrkirche . 0
nen- Klosterkirche (s. t. s. Mariae). Kaltenbach S. 4o8. — Offermann S. 200.
— Habfts, Geschiedenis van het bisdom Roermond I, S. 4o8. — Binterim u.
Mooren, E. K. II, S. 221, 234. — Sivre, Inventaris van het oud archief der
gemeente Roermond II, S. 39 1, 393. — Knippenbergh, Historia eccles. ducatus
Geldriae S. 73. — Publications de la societe hist. et arch. dans le duche de
Limbourg VII, S. 3i t. — Zs. f. vaterländ. Gesch. und Altertumskunde VII, S. 34o.
— Lacomblet, U. B. II, Nr. i7o, 358, 694; IV, Nr. 652. — Lückerath, Beiträge I,
S. 28. — Aachener Zs. VI, S. 1 56 ; XI, S. 101. — Ann. h. V. N. LV, S. io3. Vgl.
0. S. 14.
Hand schrift 1. Qu. Im Pfarrarchiv: Rentenverzeichnis der Pfarrkirche
von 1 474. — Register des 16. u. 1 7. Jh. — Akten des 1 7. Jb. betr. Kloster Dalheim.
— Aufzeichnungen des Pfr. Zahren aus dem Anfang des 18. Jh. über die Herstel-
lung eines neuen Daches, Neuwölbung und die Glocken (Tille-Krudewig, Über-
sicht II, S. 1 9 1 ). Im übrigen vgl. den Archivalien-Nachweis o. S. i4 u. i5.
Geschichte Die Gründung einer klösterlichen Niederlassung in Ophoven erfolgte wahr-
scheinlich kurz vor dem J. 1 1 9 7 ; der Lütticher Bischof Albert von Cuyck beschenkt
damals die neue Gründung. Stifter waren Otto von Born und dessen Gemahlin
Petronella; nach Ottos Tode wird die Stiftung im J. 122.3 von seiner Witwe und
seinem Sohn Goswin erneuert. Zahlreiche Schenkungen in der 1. H. des i3. Jh.
554
MYHL — OPHOVEN
87
zeugen von dem Aufblühen der Niederlassung. Die noch bestehende Kirche gehört Kathol.
dieser ersten Gründung an und stammt fast in ihrem ganzen Umfange noch aus der ' ' c 1 ' c
Zeit um 1200. Nachdem schon im J. 1 2 3 1 das Kloster die Mühle in Dalheim er-
worben und schon im J. 12 47 eine Einigung zwischen Ophoven und der Nieder-
lassung in Dalheim stattgefunden hatte, wurde im J. 1258 mit Einwilligung Goswins
von Born, des Sohnes des Stifters, das Kloster endgiltig nach Dalheim verlegt
(s. o. S. i4).
Die Kirche wurde durch einen Vertrag mit der Gemeinde vom J. 1 5 7 1 Pfarr-
kirche, das Patronatsrecht verblieb
dem Kloster Dalheim (Aufzeichn.
im Pfarrarchiv). Um i7oo Hess
•der Pfarrer Abraham Zahren die
Kirche gründlich herstellen, den
Treppenturm am Turm anbauen
und wohl auch den Oberbau des
Turmes errichten, Seitenschiffe
und Chor wölben, einen Seiten-
altar anschaffen. Im J. 1 7 1 4 wurde
•das Schiff auf Kosten des Klosters
Dalheim mit einem neuen Dach
versehen, in den J. 1 7 2 1 und i729
•ein neuer Plattenbelag beschafft.
Um die Mitte des 18. Jh. folgte
•die Stuck - Ausschmückung des
Mittelschiffes und des Chores.
Dreischi füge, flachgedeckte
romanische Pfeilerbasilika
aus Tuffsteinen, um 1200, mit
Chorhaus, Apsis und Westturm,
im Lichten i9 m lang, 10, 5 m
breit (Ansichten Fig. 62 u. Fig. 63.
— Grundriss Fig. 64).
Der viergeschossige West-
turm hat ein jetzt vermauertes
schlichtes Rundbogenportal mit
abgetreppter Laibung; sonst sind Fig. 62. Ophoven. Turmansicht der kathol. Pfarrkirche.
die drei unteren Geschosse ohne
jegliche Gliederung, das später errichtete Glockengeschoss aus Backsteinen setzt auf
einem Gesims mit Zahnschicht an und trägt ein ähnliches Abschlussgesims. An jeder
Seite zwei flachbogige Schallfenster; achtseitiger Helm. Der mit vier Seiten des
Sechsecks an der Südseite vortretende Treppenturm, der bis zur halben Höhe des
Glockengeschosses reicht, in gleicher Ausführung aus Backsteinen.
Das Langhaus hat am Obergaden fortlaufende schlichte Rundbogenfriese, Langhaus
in die die vier Rundbogenfenster jeder Seite so sich einfügen, dass über jedem
Fensterbogen ein etwas grösserer Bogen der Friesgliederung angeordnet ist. In ähn-
licher Weise schneiden an den Seitenschiffwänden im ersten, zweiten und vierten
Joch die Seitenschiff-Fenster in den Bogenfries ein; in dem dritten Joch liegt jedes-
mal ein glatter Risalit, um den der Bogenfries nicht durchgeführt ist. Inden Risaliten ein-
555
KREIS HEINSBERG
Kathoi. fache rundbogige Seitenportale mit abgetreppten Laibungen. Die Ostwand des süd-
pfarrkirche liehen Seitenschiffes mit vermauertem Rundbogenfensterchen.
Fig. 63. Ophoven. Choransicht der kathoi. Pfarrkirche.
Chor
Chorhaus und Apsis sind im Äusseren ganz ungegliedert, die oberen
Mauerabschlüsse wohl in der Barockzeit, gelegentlich der Erneuerung der Dächer,.
556
OPHOVEN
89
in Backsteinen ausgeführt. An der Südseite des Chorhauses ein damals wohl auch Kathol.
verändertes Rundbogenfenster, in der im Verhältnis zum Chorhaus niedrigen Apsis Pfai rkirc
ein wahrscheinlich nachträglich eingebrochenes Vierpassfenster. An der Nordseite ist
die schlichte Sakristei des i7. — 1 8. Jh. unter einem Pultdach angefügt.
Von dem ursprünglich in allen Schiffen flachgedeckten Inneren hat das Mittel- inneres
schiff um die Mitte des 1 8. Jh. eine durchgreifende Herstellung erfahren. Der Triumph-
bogen und die Arkadenbögen der Scheidemauern sind mit einer Stuckprofilierung
und mit derben Rokoko-Ornamenten versehen worden. Ob die Pfeiler der Scheide-
mauern Sockel- und Kämpferprofilierung früher besessen haben, ist nicht mehr fest-
zustellen. Die Mittelschiffdecke hat eine einfache Einrahmung durch Stuckleisten
erhalten. Die Seitenschiffe sind mit Tonnen aus Pliesterwerk überdeckt, die von
der etwas früheren Instandsetzung unter Pfarrer Zahren herrühren.
Die Turmhalle öffnet sich im Rundbogen zum Mittelschiff; in die Laibung sind
romanische Säulchen mit Würfelkapitälen eingestellt.
1 3 4 ? t. ? S .3 ,-fO
Fig. 64. Ophoven. Grund riss der kathol. Pfarrkirche.
Von der Ausstattung sind zu nennen: Ausstattung
Der Hochaltar ist ein vortrefflicher Antwerpener Sc h n it z s c h re i n aus Hochaltar
der i. H. des 1 6. Jh., mit der eingebrannten Hand gestempelt. Der nachträglich
umgebaute Schrein zeigt in der Mitte unten den Tod, darüber die Himmelfahrt
Mariä, links die Anbetung der Hirten, rechts die Anbetung der Könige. Die übrigen,
kleineren acht Gruppen, von denen bei dem Umbau je zwei links und rechts über-
einander an den Hauptschrein angefügt worden sind, behandeln die weiteren Szenen
aus dem Leben der Muttergottes, Verkündigung, Begegnung, Beschneidung, Dar-
bringung im Tempel, Flucht nach Ägypten und Bethlehemitischer Kindermord.
Der Altar wurde im T. i699 von dem Kloster Dalheim nach Ophoven über-
wiesen (Aufzeichnung des Pfr. Zahren im Pfarrarchiv). Bei dem Umbau des Kirchen-
Inneren um die Mitte des 18. Jh. ist der Schrein auf eine hohe Altarwand gesetzt
worden, die zwei reich ornamentierte Rokokotüren und über dem Altartisch einen
Tabernakelaufbau mit Baldachin und Voluten zeigt. Der Schnitzschrein selbst hat
dabei eine Einfassung aus Rokokoornamenten in Holzschnitzerei erhalten und ist
weiss lackiert worden (Fig. 65).
557
9o
KREIS HEINSBERG
Kathol.
Pfarrkirche
Zwei schlichte, kleine Barockaltäre des 18. Jh. in den Seitenschiffen.
Hübsche Rokokokanzel aus Eichenholz vom J. 1 7 53. Der Körper, der auf
einem Baluster ruht, hat auf den Seiten die fast lebensgrossen Brustbilder Christi
und der vier Evangelisten, die Rückwand reich ornamentiert mit Engelsköpfchen und
einem Kreuz als Bekrönung; daran die Jahreszahl 1 7 5 3.
Fig. 65. Ophoven. Hochaltar der kathol. Pfarrkirche.
Muttergottesstatue aus Holz, i. H. des i4. Jh., neu polychromiert. Die
Muttergottes sitzend, nach rechts stark ausgebogen, in der Rechten ein Zepter, mit
der Linken das auf ihrem linken Knie stehende Christkind haltend. Sehr gute nieder-
rheinische Arbeit, der Kopf der Muttergottes ein wenig derb und gross, wohl auch
überarbeitet (Fig. 66). Das als wundertätig verehrte Bild war nach einem alten,
im Pfarrarchiv aufbewahrten Kupferstich früher bekleidet; bis zum J. 1 699 hing es in
dem Triumphbogen der Kirche (Aufzeichnung des Pfr. Zahren im Pfarrarchiv).
558
OPHOVEN
9i
Gruppe der h. Anna-Selbdritt, Holz, neu bemalt, interessante nieder- Kathoi.
■ Pfjirrkirchp
rheinische Arbeit aus dem Ende des i5. Jh. Die jugendlich dargestellte Muttergottes
sitzt mit dem Kinde auf dem linken Knie der h. Anna. Das Kind wendet sich
segnend dem links knieenden greisen Stifter in geistlicher Tracht zu, der sein Biret
in den gefalteten Händen hält (Fig. 67). Die Gruppe stammt angeblich aus einem
Kreuzherrenkloster.
Links am Chorpfeiler Grabplatte aus Blaustein mit Wappen und Inschrift:
JOANNES JACOBUS PAGE WARD I 7 3 1 , AM 25. APRIL, ZU WASSENBERG GEBOHREN,
'iwiiii
Fig. 68. Ophoven, kathoi. Pfarrkirche.
Muttergottesstatue.
Fig
67. Ophoven, kathoi. Pfarrkirche.
Anna-Selbdritt mit Stifter.
1 7 5 7 PRIESTER UND CAPELLAN ZU BIRGELN, 1 767 PASTOR ZU OPHOVEN, l8o9, AM
2 5. DKCEMBRIS, STARB ER DES SELIGEN TODES DES GERECHTEN ALS EIN WEISER
WOHLTHÄTER DIESER KIRCHE, 78 JAHRE ALT. SEGEN SEINEM ANDENKEN, FR IDE
SEINER SEELE UND RUHE SEINER ASCH HIER BEYM GRABE SEINER SELIGEN MUTIER
ANNA MARIA KLERCKS.
Rechts am Chorpfeiler kleiner Grabstein des Pfarrers Zahren mit Wappen
und Inschrift: a. r. d. abrah. za . ren, pastor in mariae Ophoven, obiit die...
anno 1 7 25.
Im Pfarrhaus Deckchen vom J. 1 596, 64 X 64 cm gross, in reicher Seiden-
stickerei, vielleicht ein Gremiale, wie es bei der Firmung benutzt wird. In der Mitte
das Wappen des Mainzer Erzbistums, ringsum in einem Kranze die Wappen 12 an-
559
9 2
KREIS HEINSBERG
Kathoi. derer deutscher Bistümer. Die Ränder mit goldgesticktem Rankenwerk und vier
' f a rrk i r ch e ... , „ ,
Wappen in den Ecken.
Glocken Die drei Glocken von i7ii und 1 735 tragen die Inschriften:
1. CVrVat qVIqsVe genV, DICens In noMIne IesV (i735). in nahmen
jesu gos mich christian wilhelm voigt zu dremmen.
2. hIC saLVs aVXILIo DIVa MarIa sVo (i 735). in nahmen jesu gos
mich christian wilhelm voigt zu dremmen.
3. MarIa ConVoCat DeVotas (i 7 i i) oVes ophoVenses: aCCeDIte Me
( i 7 i i ). en nos aCCeDIMVs (? — i7o6). abrah. zahren, pastor p: Unten: j. p. g.
Nach den Aufzeichnungen im Pfarrarchiv trug die grösste Glocke die Inschrift:
JESU, SALVATOR MUNDI, MISERERE NOBIS. MARIEN OPHOVEN. IN NOMINE JESU
OMNE GENU FLECTATUR COELESTIUM, TERRESTRIUM ET INFERNORUM. ANNO S. B.
1 6 1 3. Sie zerbrach im J. 1 735 . Die mittlere Glocke trug die Inschrift: paulus
KROMMEN IM J. 1 6 1 3. H. MARIA, B1TT FÜR UNS. MARIA OPHOVEN; sie Wurde im
J. i72o und dann im J. 1 735 neu gegossen. Die kleinste Glocke von i474 trug die
Inschrift: maria jacup sancta. anno domini mcccclxxiiii. und wurde im J. i 7 i i
neu gegossen.
ORSBECK.
Kathoi. KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Martini). Kaltenbach
■* f ä i* r k irch c
S. 29o. — Offermann S. 222. — Binterim u. Mooren, E. K. II, S. 221, 323.
— Habets, Geschiedenis van het bisdom Roermond I, S. 4o8. — Aachener Zs. VIII,
S. i32.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Urk. von i39o betr. S.Georg in
Wassenberg. — Visitation von i647. — Rentenverzeichnis, neu aufgestellt nach dem
Brande von 1 76 1 . Vgl. Tille- Krudewig, Übersicht II, S. i92.
In München, Hof- und Staatsbibliothek: Samml. Redinghoven LV,
Bl. 3o2.
Geschichte Der Turm der Kirche (s. u.) stammt im Kern vielleicht noch aus romanischer,
im Oberbau aus gotischer Zeit. Im J. i5oi sind Johann von Vlodorp zu Vlodorp
und Elsum und Thomas von Orsbeck zu Olbrück im Besitz des Patronates
der Kirche. Die Familie von Orsbeck, die mit dem Trierer Kurfürsten Johann
Hugo im J. 1 7 1 1 ausstarb, war ursprünglich im Besitz von Orsbeck. Im J. i647
hat das Wassenberger Stift die Baupfhcht; später — im J. 1 676 — wird der
Herzog von Jülich als Kollator genannt, am Ende des 18. Jh. wieder das Wassen-
berger Stift. Das Schiff der Kirche wurde im 18. Jh. errichtet, um i83o ein neues
Chor erbaut.
Beschreibung Schlichter S a a 1 b a u mit vortretendem Westturm, im Kern wohl noch mittel-
alterlich, die Chorpartie vom J. i83o, im Lichten etwa i7 m lang, 6,5 m breit.
Der dreigeschossige Westturm, im Äusseren dick überputzt, hat im Erd-
geschoss eine einfache Tür des 18. Jh., in der Glockenstube gekuppelte, stark ent-
stellte Fenster aus spätgotischer Zeit; stumpfes Pyramidendach. Die Mauern im
Erdgeschoss sind durch abgeböschte Pfeiler nachträglich verstärkt.
Das Langhaus ganz schlicht mit je vier Flachbogenfenstern an jeder Seite;
der alte Teil, die beiden Westjoche, besteht aus Bruchsteinen mit öfters wieder-
kehrenden Schichten aus Grätenmauerwerk.
56o
ORSBECK
93
Das Innere ganz schlicht mit Pliesterdecke. Kathol.
tt ja . ■ j Pfarrkirche
Von der Ausstattung sind zu nennen: . . ..
ö Ausstattung
Barocker Seitenaltar von 1680, einfach, mit moderner Figur.
Rokoko-Baldachin und zugehörige Konsole, Mitte des 18. Jh., mit mo-
derner Figur des h. Martinus. Auf der Konsole Kartusche mit Inschrift: s. mar-
TINUS, BITT VOR UNS.
Einfache Rokoko-Kanzel des 18. Jh. mit modern gemalten Figuren auf den
Füllungen.
Einfacher Taufstein des 18. Jh. in Kelchform
mit Messingdeckel.
In einem Fenster der Nordseite Glasmalerei,
eine Scheibe mit Engelfigürchen, Silbergelb und Schwarz-
lot, etwa 3o cm hoch, 18. Jh.
Silberne Monstranz aus dem J. 1 699, gute
Barockarbeit; um den Zylinder sechs gewundene
Säulchen mit Apostelfiguren, seitlich grosse Voluten;
oben eine Laterne auf fünf gedrehten Säulchen, ab-
schliessend mit Krone und Kreuz. An dem Fuss die
z. T. verwischte Inschrift: s. m. parochiae de Orsbeck
PROPE RURAM FACTA PASTORE MAES 1 699 D.
d Meisterstempel a. s., undeutliches Beschau-
zeichen (Löwe? Düsseldorf?).
Martinus-Reliquiar aus vergoldetem Silber,
elegante Arbeit des i5. — 16. Jh. (Fig. 68). Runder Fuss,
schlanker, sechsseitiger Schaft mit Knauf, der mit
Emailrosetten besetzt ist, kurzer Kristallzylinder, dessen
oberer Fries mit Tieren in Email geschmückt ist. Als
Abschluss dienen vier Bügel, die wohl früher eine
kleine Kristallkuppel hielten. Das Kreuz ist modern.
In der Sakristei hübscher Gelbgusskessel
des i5. — 1 6. Jh. mit zwei Ausgüssen.
Kasel, aus Dalheim stammend; der Stoff neu,
das Kreuz mit dem Krucifixus, Maria, Johannes und
einem heiligen Ordensmann; seitlich drei Wappen : Broich-
hausen und Brede (eine Helwich von Broichhausen war
um i5oo mit Johann von Brede verheiratet); das dritte
Wappen mit goldenem Doppeladler auf schwarzem
Grund war nicht zu bestimmen. Auf dem Vorder-
stab die hh. Magdalena, Katharina und Lucia; i5.
bis 16. Jh.
Rotseidenes Kelchvelum mit reliefierter Goldstickerei, vom J. i7o5.
Die einzige alte Glocke von i44i trägt die Inschrift: ave maria, gracia Glocke
PLENA, DOMINUS TECUM. ANNO DOMINI MCCCCXLI.
Das Pfarrhaus, ein schlichter Backsteinbau, der nach dem Brande des Pfarrhaus
J. 1 7 6 1 errichtet wurde, trägt über der Tür die stark verstümmelte Inschrift: prov.
LARG. BEATR. AEDIFICUM ORD. SER. PR. PATR. E QUADRIMO CINERE FORM. ET SPE
MEL. RESTITUTUM INAUG. P. ET R. ANNO MDCCLXIII.
Fig. 68. Orsbeck, kathol. Pfarr-
kirche. Spätgotisches Reliquiar.
56l
94
KREIS HEINSBERG
RATHEIM.
Kathol.
Pfarrkirche
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t.
BACH S. 2i
— Offermann S. 21 5.
Habets,
Geschichte
s. Johannis Bapt.). Kalten-
Geschiedenis van het bisdom
Roermond I, S. 4o8. —
Binterim u. Mooren, E. K.
II, S. 221, 320. — Lücke-
rath, Beiträge I, S. 28, 75.
— Caesarius von Heister-
bach, Dialogus miraculorum,
herausgeg. von Strange
S. 3o5. — Aachener Zs. VI,
S. 181. — Ann. h. V. N.
XLVII, S. 25. — Corne-
lius, Gesch. des Münste-
rischen Aufruhrs I, S. 2 2 9.
Handschriftl. Qu.
Im Pfarrarchiv und auf
dem Bürgermeisteramt:
Rechnungen, Renten Ver-
zeichnisse, Stiftungen usw.
des i7. u. 18. Jh. Im ein-
zelnen vgl. Tille- Krude-
wig, Übersicht II, S. i93.
In München, Hof-
und Staatsbibliothek:
Samml. Redinghoven (cod.
germ. 221 3) XIX, Bl. i94.
Die Pfarrkirche zu Rat-
heim bestand schon im J. 1 3o5
(Aachener Zs. VI, S. i9o);
Turm und Langhaus des
jetzigen Baues stammen noch
aus dem i5. fh. Das Kolla-
tionsrecht war in den Hän-
den der Besitzer des be-
nachbarten Hauses Hall (s.
u.); da die Herren von 01-
missen zu Hall im 16. Jh.
dem protestantischen Be-
kenntnis zuneigten, so kam
es zu Streitigkeiten mit der
Gemeinde Ratheim, infolge
deren die Besitzer von Hall im T. 1668 das Patronatsrecht an den Freiherrn Adolf
Winand von Hochkirchen auf Neuerburg veräusserten. Der Oberbau des Turmes
entstand im i7. — 18. Jh.; im J. 1862 wurde der gotische Chor der Kirche durch den
Anbau eines grossen Querhauses mit Chor nach Plänen des Bauinspektors Kruse ersetzt.
Fig. 69. Ratheim. Ansicht der kathol. Pfarrkirche.
662
RATHEIM 95
Zweischiffiger spätgotischer Backsteinbau des 1 5. Jh. mit Turm über dem Kathoi.
. Pfsrrkirchc
Westjoch des Hauptschiffes und mit modernem Ostbau, der alte Teil im Lichten Beschreibung
etwa i9 m lang, 12 m breit (Ansicht Fig. 69, Grundriss Fig. 7o).
Das alte Langhaus von vier Jochen ist ganz schlicht, in dem Hauptschiff
zwei, in dem Seitenschiff vier schlichte, zweiteilige Masswerkfenster; die Türein-
Fig. 70. Ratheim. Grundriss der kathoi. Pfarrkirche.
fassungen im Turm und im Westjoch des Seitenschiffes sind modern. Die Strebe-
pfeiler, durch Hausteingesimse zweimal verjüngt, tragen sattelförmige Abdeckungen.
Uber den vier Jochen des Seitenschiffes einzelne Satteldächer mit glatten Back-
steingiebeln.
Der Westturm, i7T~ / / |T hat nur einfache Flach-
der sich in ähnlicher \ // »\ bogenfenster in der
Form wie bei den Kir- |\ Glockenstube; reich gc-
chen in Loverich und ff In gliederter Turmhelm
Oidtweiler über dem j j |\ mit grosser, achtseiti-
oblongen Westjoch des m 1 |\ ger, geschlossener La-
Hauptschiffes erhebt | ~|l terne unten, geschweif-
(Renard, Die Kunst- Ii tCr Haube' endlicn
denkmäler der Kr. Er- j\\ III schlanker Laterne und
kelenz und Geilenkir- ^^=5^/ |\ Spitze (Fig. 69).
chenS. i74, 1 79, Fig. 1 11 Das Innere
11 4, 11 5, 118, 11 9), 1 h-k-h-H M'"r |\ gleichfalls ganz einfach,
scheint an Stelle eines 1 1 \U mit schwererem Pfeiler
älteren hölzernen Tur- I an dem Turmunter-
m es oder Dachreiters zu \ \\ bau; die Seitenschiff-
stehen. Der Oberbau I LU — _J ¥Ü pfeiler an den Kanten
ist schmucklos und Fig. 71. Haus Hall. Lageplan. abgefast, mit einfachen
563
96 KREIS HEINSBERG
Kathoi. Kämpferplatten. Im Seitenschiff schlichte Kreuzgewölbe, deren Rippen auf profilierten
Konsolen ansetzen; die Gewölbe des Mittelschiffes sind modern.
Fig. 72. Haus Hall. Ansicht.
Ausstattung Von der Ausstattung ist zu nennen:
Ölgemälde mit vier Szenen der Passion, Kreuzschleppung, Dornenkrönung,
Kreuzigung und Beweinung, aus dem Ende des i5. Jh., Eichenholz, o,98 m hoch,
2,20 m breit (Politisches Tageblatt, Aachen i89i, Nr. 7o). In der Mitte die Kreuzi-
gung, links die Kreuzschleppung und darüber im Hintergrund die Dornenkrönung,
rechts die Beweinung des Leichnams vor dem Kreuz. Den Hintergrund bildet eine
Landschaft auf Goldgrund. Das Bild ist eine ziemlich derbe, z. T. stark archaisierende
Arbeit eines Nachfolgers von Dirk Bouis, namentlich in den Köpfen etwas roh, die
Figuren, je nach ihrer Bedeutung, innerhalb der einzelnen Gruppen auch teilweise
von verschiedener Grösse. Die Erhaltung ist gut.
Glocken Die im J. 1 9o5 umgegossenen Glocken von 1 7 7 1 trugen die Inschriften:
1. VOX EGO SUM VITAE, VOCO VOS AD SACRAE (so),
VENITE, SUNT MULTIS ANNIS MIHI NOMINA SACRA JOANNIS
BAPTISTAE. 1 7 7 1 ME FUDIT CHRISTIAN WILHELM VOIGT.
2. ANNIS MOERENTEM REIPUBLICAE PROBA RECEN-
TEM FECIT MATRINAM, SANCTAM LEGIT CATHARINAM. I 77 I.
ME FUDIT CHRISTIAN WILHELM VOIGT.
3. ME CUM PROLE PIA BAPTIZAT VIRGO MARIA (?).
ME FUDIT CHRISTIAN WILHELM VOIGT.
HAUS HALL. Fahne, Geschichte der Köln.,
Jül. u. Berg. Geschlechter I, S. 349. — Aachener Zs. VI,
S. 182. — Lückerath, Beiträge I, S. 7o, 75. — Strange,
Beiträge zur Genealogie VI, S. 18. — Lacomblet, U. B. II,
Nr. 549, 592; III, Nr. 267. — Eissenberg-Mirbach.
Handschrift 1. Qu. Im Archiv auf Haus
Hall: Verkauf von Hall im J. i5io. — Urkunden zur Geschichte der Freiherren
Spies von Büllesheim. Im einzelnen vgl. Tille -Krudewig, Übersicht II, S. i9o.
Fig. 73. Haus Hall.
Spätgotisches Eltenbein-
plättchen.
564
RATHEIM
■ — «Sf*>> '"-s->
Geschichte
In München, Hof- und Staatsbibliothek: Samml. Redinghoven (cod. Haus Hall
germ. 221 3) LV, El. 3o3.
Im Besitz des Pfr. Lückerath-
Wald feucht: Ahnentafel des Jo-
hann von Hall zu Ophoven von 1 563.
Ein Gottfried von Hall er-
scheint zuerst im J. 1248, in den
}. 1262— 1 269 ein Wilhelm von Hall,
gen. Schilling (Tille - Krudewig ,
Übersicht II, S. 2o5, 206). Die Fa-
milie besass Haus Hall bis ins i4. Jh.
hinein ; nach einer Mitteilung wäre
sie mit Reinart von der Hallen vor
i388 erloschen und das Lehn an
Heinsberg gefallen, nach einer ande-
ren Angabe wäre das Lehen vorher
schon an Brabant gekommen und
von diesem sollen die Herren von Audenhove, später Sietz von Horrich und
Rixchen von Wambach durch Heinsberg belehnt worden sein. Jedenfalls besassen
Contze und Adam von Fischenich, Verwandte der Audenhove, Haus Hall im
j. i4o2 als Heinsbergisches Lehn; durch Erbschaft folgten als gemeinsame Besitzer
Fig. 74. Haus Hall. Dosendeckel.
Fig. 75. Haus Hall. Kästchen mit geschnittenen Eisenplatten.
die Beissel von Gymnich und die von Ollmissen gen. Mülstroe, bis im J. 1 5 1 o die
von Ollmissen den Beisselschen Anteil ankauften. Nun verblieb, mit kleinen Unter-
brechungen durch Heirat und Teilung im i7. Jh., Haus Hall dieser Familie, die mit Ger-
hard Kaspar Freiherrn von Olmissen im J. 1 794 erlosch. Dieser hat im J. 1 785 den noch
7
565
98
KREIS HEINSBERG
Haus Hall bestehenden Bau errichtet. Seine Tochter brachte Haus Hall ihrem Gatten, dem
Freiherrn Emmerich Raitz von Frentz zu Kellenberg, deren Tochter dem Freiherrn
Ludwig Joseph Spies von Büllesheim zu Rott zu. Jetziger Eigentümer ist dessen
Enkel, Herr Freiherr Adolf Spies von Büllesheim, der im J. i9o4 das Wohnhaus
durch zwei Flügelbauten erweitern Hess. Das alte Herrenhaus von Hall war nach
der Tradition ein spätgotischer Bau mit Eck-
türmchen und kleinem Binnenhof.
Beschreibung | Sl 0 v| Einheitliche Anlage des 18. Jh. mit
Herrenhaus und dreiflügeligem Wirtschafts -
hof (Lageplan Fig. 7i, Ansicht Fig. 72).
Das Herrenhaus war bis zum Um-
bau des J. 1 9o4 ein schlichter zweigeschossi-
ger Putzbau von fünf Achsen an den Lang-
seiten, drei Achsen an den Schmalseiten,
mit hohem Mansarddach; fiachbogige Fenster
in Hausteinfassung. In der Mitte der Hof-
seite ein schlichtes Portal mit Freitreppe
aus Blaustein, darüber das Olmissensche
Wappen. Das Innere, im i9. Jh. schon
einmal umgebaut, enthält nur noch einige
geschnitzte Türen des 18. Jh. An drei Seiten
ist das Herrenhaus von breiten Weihern um-
geben; der ursprünglich wohl vorhandene
Graben zwischen Wohnhaus und Wirtschafts-
hof ist zugeschüttet, ebenso die Gräben um
den Wirtschaftshof.
Die Vorburg hat in den beiden kurzen,
einander gegenüberliegenden Flügeln mit den
Stallungen niedrige zweigeschossige Turm-
bauten mit korbbogigen Durchfahrten und
Walmdächern ; darauf hübsche geschieferte
Knäufe mit Wetterfahnen. Innen an den
beiden Flügeln die Jahreszahlen 1 769 und
1 782 in Eisenankern. Die grosse Scheune,
die den dritten Flügel bildet, wurde im
J. 1828 an Stelle eines Fachwerkbaues er-
richtet.
Ausstattung- Die Ausstattung des Hauses enthält
eine Reihe hübscher Rokokomöbel, zahl-
reiche Porzellane des i7. und 18. Jh.,
darunter gute Figuren, Elfenbeinschnitzereien,
Dosen, Miniaturen usw., meistens aus dem 18. Jh. Im einzelnen sind die folgenden
Stücke zu nennen:
Kleine spätgotische Elfenbeinplatte des i5.— 16. Jh. mit der Dornenkrönung
Christi, 4X5 cm gross (Fig. 73).
Schachteldeckel aus Elfenbein mit sitzender Diana unter einem Baum,
gute Arbeit des i7. — 18. Jh., 25 cm lang (Fig. 74).
Fig. 76. Haus Hall. Silbernes Altärchen.
566
RATHEIM — RUR- KEMPEN
99
Schmuckkästchen aus Holz, 1 7 . Jh., 22 cm breit, i3 cm hoch; darin ein- Haus Hall
gelassen vorzüglich geschnittene Eisenplatten aus der Mitte des 16. Jh., auf dem
Deckel die Dreieinigkeit, auf der Vorderseite eine mythologische Szene, seitlich und
unten Einzelfiguren (Fig. 75).
Schüsselchen aus vergoldetem Silber, um i74o; Augsburger Beschau mit
Jahresbuchstaben f (Rosenberg, Der Goldschmiede Merkzeichen S. 11).
Im Besitz der Freifrau Spies von Büllesheim, geb. Gräfin von Westerholt
und Gysenberg:
Ein silbernes H a us a 1 1 ä r c h en (Fig. 76); Barockfuss, das Gehäuse mit Gitter
zwischen Renaissancepilastern, oben zwei anbetende Engel und Krucifixus, das Ganze
reich getrieben und graviert, mit Halbedelsteinen besetzt. Im Inneren ein byzantinisches
Bildchen Christi in einer Rokokofassung. Russische Arbeit des 18. Jh., i9 cm hoch.
HAUS MAHRHOF. Eissenberg - Mirbach. — Strange, Beiträge zur Haus
M 3. Yi r Ii o f
Genealogie VI, S. 53. — Aachener Zs. I, S. 232. — Tille- Krudewig, Uber-
sicht II, S. 29o.
Im J. 1 5 7 8 wird für einen Sohn, Gotthard von Olmissen (f 1 6 r 7), das Gut
„an der Mahr" von Haus Hall abgesplissen; er erbaute die heutige Anlage. Im
J. 1720 wurde das Gut zwischen Joh. Reinhard von Olmissen und Agnes Magd, von
Hompesch-Rurich, geb. von Olmissen geteilt, kam später durch Heirat an die von
Goltstein, im J. 182 1 an den Freiherrn Franz von Pelden gen. Cluth und im J. 1 878
an den jetzigen Eigentümer, Herrn Freiherrn Walter von Zandt zu Barlo.
Einfacher, von Gräben umgebener Wi r t scha f ts h o f aus dem 1 7 . Jh. ; über
dem rundbogigen Tor das Ehewappen Olmissen und Beeck.
RUR- KEMPEN.
ALTE KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Nicolai). Kalten- Alte k at h o 1.
Pfä rrkirch 6
bach S. 4o8. — Binterim u. Mooren, E. K. II, S. i9i. — Habels, Geschiedenis
van het bisdom Roermond I, S. 376. — Lückerath, Beiträge I, S. 5; II, S. 74. —
Aachener Zs. XIII, S. 1 85. — Offermann S. 211.
Handschrif tl. Qu. Im Pfarrarchiv: Stiftungsurkunden von 1 454 und i457.
— Rentenverzeichnisse etc. des i7. und 18. Jh. Im einzelnen vgl. Tille-Krude-
wig, Übersicht II, S. i94.
Im Stadtarchiv zu Köln: Farragines des Gelenius XXIV, BI. 2o3.
In München, Hof- und Staatsbibliothek: Samml. Redinghoven (cod.
germ. 221 3) XIX, BI. 106.
Die Kapelle in Kempen wurde im J. 1254 den Stiftsherren 'zu Heinsberg über- Geschichte
geben (Lacomblet, U.B. II, Nr. 4oo). Der Chor wurde um die Mitte des 1 5 . Jh.
erbaut ; derselben Zeit gehörte wohl auch der über dem Westende des Mittelschiffes
errichtete Turm an, während die Mauern des Mittelschiffes vielleicht noch von dem
älteren Kapellenbau stammten. Die Sakristei wurde im J. 1 635 (?) angebaut. Wahr-
scheinlich im Anschluss an die Einäscherung des Dorfes und der Kirche im J. 1 588
durch Chimaysche Truppen sind bei der Herstellung der Kirche die beiden Seiten-
schiffe und der Oberbau des Turmes hinzugekommen (Berg. Zs. XXX, S. 252).
Die Pfarrerhebung erfolgte wohl in der 2. H. des 16. Jh., nach 1 558 und vor
1606. Das Patronat blieb im Besitz des Heinsberger Stiftes. Nach Errichtung einer
neuen Pfarrkirche wurde im J. i9o3 der alte Bau bis auf den Chor niedergelegt.
567
IOO
KREIS HEINSBERG
Alte kathol.
Pfarrkirche
Beschreibung
Die alte Kirche war ein dreischiffiger Backsteinbau mit Verwendung von
Haustein für die Schmuckteile,
im Lichten etwa 1 7 m lang,
12 m breit (Seitenansicht und
Grundriss Fig. 77).
Das allein noch erhaltene
und nach Westen abgemauerte
Chor des i5. Jh. schlank, mit
hohen, zweiteiligen Masswerk-
fenstern, die im Chorschluss
vermauert sind; die Strebe-
pfeiler sind sattelförmig abge-
deckt. Aussen an dem ver-
mauerten Ostfenster ein derber
Krucifixus von i79i, unter
Lebensgrösse, mit den spät-
gotischen, ganz überstrichenen
Figuren Mariae und Johannis
aus dem Anfang des 16. Jh.
Im Inneren leichte Kreuz-
gewölbe auf kurzen Dreiviertel-
diensten, die selbst auf feinen,
z. T. figurierten Konsolen
ruhen. Neben dem Altar ein
einfaches gotisches Sakrament-
Wandschränkchen. In der
modernen Westmauer spät-
gotische Türeinfassung.
Das abgebrochene drei-
jochige Langhaus mit Turm
bestand aus dem ganz ein-
gebauten älteren Mittelschiff
und den Seitenschiffen der
Renaissancezeit. Die mit Stre-
bepfeilern besetzten Seiten-
schiffe hatten unten grosse
Stichbogenfenster, oben je drei
geschweifte Giebel mit kleinen
Stichbogenluken. Der dreige-
schossige Turm war ganz
schmucklos, das alte Westpor-
tal vermauert, in der Glocken-
stube an jeder Seite zwei ein-
fache Spitzbogenfenster ; acht-
seitiger Helm.
Das Innere des Lang-
älteren Kreuzwölbung auf. Die
Fig. 77.
Rur-Kempen. Grundriss und Seitenansicht
der alten kathol. Pfarrkirche.
hauses war flach gedeckt, wies jedoch Reste einer
Orgelempore nahm das ganze Westjoch ein.
568
RUR-KEMPEN 101
Neue kathol.
Pfarrkirche
Ausstattung
Glocken
NEUE KATHOLISCHE PFARRKIRCHE.
Von der Ausstattung sind zu erwähnen:
Silberne Monstranz, 60 cm hoch, vom J. 1 7 43, mit den Figuren Gottvaters
und der Taube über dem Behältnis; daran die Inschrift: j. m. 1 7 43.
Einfacher Rokokokelch, vergoldet mit dem Stempel: mon., 18. Jh.
Barockkelch aus vergoldetem Silber mit der Inschrift: gerardus systrop
a kempis, fundator vicariae sti. josephi in kempen. Kölner Beschau (?) mit
dem Meisterzeichen: a. m., i7. — 18. Jh.
Barockciborium aus vergoldetem Silber mit Silberauflagen auf Fuss und
Deckel und der Inschrift: anno i694. rhurkempen. Meisterzeichen aus den an-
einandergesetzten Buchstaben ad.
Die beiden alten Glocken von i729 und i459 tragen die Inschriften:
1. MARIA VOCOR, FUSA ANNO 1 45 7, REFUSA ANNO l729. ARS MIHI RESTI-
TUIT, NIMIUS QUOD SUSTULIT USUS. QUAE DOMINI MATER FUSA, REFUSA VOCOR.
In einem Medaillon: Antonie bernard.
2. KATERINA ES MIN NAME, MIN
GYELUNT SI GHODE BEQUAME. COET-
MONT MAECTE MI INT JAER ONS HEREN
MCCCCLIX.
Eine neuere Glocke trägt u. a. die
frühere Inschrift: ad gloriam dei et ho-
norem BEATAE MARIAE VIRGINIS JOH.
LEHR ME FUDIT COLONIAE l664.
HAUS KEMPEN. Eissen-
berg- Mirbach. — Ann. h. V. N. XLV,
S. i64; LVII, S. 2I2.
Das Haus erscheint um i4oo im
Besitze der Mangelmann, um i49o kam
es durch Kauf an Sander von Kyll, in
der 1. H. des 16. Jh. durch Heirat an
die von Drimborn und ebenso im
J. i57o an die von Hanxler. Die ältesten
Teile der Burg stammen aus dieser Zeit. Durch die Verheiratung der Anna von Hanxler
mit Johann von Mirbach zu Ticheln und später mit Johann Arnold von Randerath
kam es zu einem bis ins 18. Jh. dauernden Streit um das Gut, doch blieben die von
Mirbach meist im Besitz. Im J. 1686 ging Kempen durch Vertrag von den von
Mirbach an die von Hochkirchen über, kam später durch Heirat an die Familie
von Mirbach zurück und von dieser um 1800 durch Heirat an den Landrat van
der Straeten, der das Haus bis zur Mitte des i9. Jh. besass. Dann wurde es ver-
kauft und parzelliert; das Haus selbst ist jetzt im Besitz des Herrn Beerenbroek in
Roermond.
Einheitliche Anlage in Form eines langgestreckten Rechtecks, von breiten Beschreibung
Gräben umgeben (Lageplan Fig. 78). An der Nordseite das schlichte Wohnhaus,
in der jetzigen Gestalt aus dem 18. — 1 9. Jh. stammend. An der Westseite eine ge-
mauerte Brücke und der Vorderteil von dem Erdgeschoss eines starken, rechteckigen
Torturmes des 16. Jh.; ein rundbogiges Tor aus Haustein in rechteckiger Blende,
an den Seiten Schießscharten zur Bestreichung des Grabens. Die anstossende Mauer des
Wirtschaftsgebäudes gehört gleichfalls dieser Zeit an. Die übrigen Gebäude sind modern.
Haus
Kempen
Geschichte
Fig. 78. Haus Kempen. Lageplan
aus der 1. H. des 19. Jh.
569
102
KREIS HEINSBERG
SAEFFELN.
Kathoi. KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Luciae). Offermann S. 2i5.
Pfarrkirche __ KALTENBACH S. 4l4. — B INTERIM U. MOOREN, E. K. II, S. l94. — HABETS, Ge-
schiedenis van het bisdom Roermond I, S. 378. — Lückerath, Beiträge II, S. i4, 7i.
H andschr if tl. Qu. Im Pfarrarchiv: Pachtbrief von 1 45 7. — Pachtbrief
des Pfr. Joh. van Korboss in Saeffeln von i466. — Rentenverzeichnisse, Kaufakte
usw. von 1 588 ab. Im einzelnen vgl. Tille- Krudewig, Übersicht II, S. 1 95.
Im Stadtarchiv zu Köln: Farragines des Gelenius XXIV, Bl. 2o3.
In München, Hof- und Staatsbibliothek: Samml. Redinghoven (cod.
germ. 22i3) XIX, Bl. 116.
Geschichte Eine Kapelle bestand in Saeffeln schon im J. 1276 (Lacomblet, U.B. II,
Nr. 694); im J. i466 wird sie als Pfarrkirche zuerst erwähnt. Das Kollationsrecht
war im Besitz des Bernhardinerinnen -Konventes S. Leonard in Roermond. Nach
einer Notiz im Pfarrarchiv stammte die alte Kirche aus dem J. i5io ; im J. 1 656 werden
der Turm der Kirche als baufällig und das Schiffdach als sehr schadhaft bezeichnet.
Die jetzige Kirche wurde im J. i846 errichtet, der alte Bau im J. 1860 niedergelegt.
Ausstattung Von der Ausstattung der Kirche sind zu nennen:
In der Turmhalle lebensgrosse Kreuzigungsgruppe aus Holz, ziemlich
derbe Arbeit aus der Zeit um i5oo.
Silbernes Ciborium, der Fuss mit der Bezeichnung: k. l. i 5 7 3, Knauf und
Gefäss barock, mit Weinlaub, Ähren und Akanthus.
Im Pfarrhaus: Schmerzhafte Muttergottes, gute Holzskulptur aus der
Mitte des 1 5. Jh. in grosser ruhiger Gewandbehandlung, neu bemalt.
Verschiedene derbe Ölgemälde des 1 8. Jh.
SCHIERWALDENRATH.
Kathoi.
Pfarrkirche
Geschichte
Ausstattung
Fig. 79. Schierwaldenrath, kathoi. Pfarrkirche.
Gruppe der h. Anna-Selbdritt.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE
(s. t. s. Annae). Kaltenbach S. 4i3. — Tille-
Krudewig, Übersicht II, S. i96.
Im J. i79o erhielt der schon zu den J. i425
und i482 von Kritzraedt genannte Ort eine
Kapelle, die zu Breberen gehörte; im J. i8o4
erfolgte die Pfarrerhebung. Die jetzige Kirche
wurde im J. 1 888/89 erbaut.
Von der Ausstattung sind zu nennen:
Selbdrittgruppe aus der Mitte des
i5. Jh., 83 cm hoch; Maria mit dem Kinde
steht an der Seite der sitzenden Mutter Anna,
gute Arbeit in strengem, knitterigem Falten-
wurf, neu bemalt (Fig. 79).
Holzfigur der h. Brigitta, um i5oo,
8o cm hoch, neu bemalt.
Reliquienbüste aus Holz mit verglaster
Reliquienkapsel auf der Brust; der Kopf ist
der einer alten Frau mit weissem Kopftuch,
57o
SA EFFELN — SCHIERWALDENRATH — STEINKIRCHEN
103
über dem eine Krone sitzt, in der scharfen Behandlung den Figuren in Siersdorf
verwandt (Franck u. Renard, Die Kunstdenkmäler des Kr. Jülich S. 21 7, Fig. i43),
vortreffliche niederrheinische Arbeit aus dem Anfang des 16. Jh., 55 cm hoch (Fig. 80).
Fig. 80. Schierwaldenrath, kathol. Pfarrkirche. Reliquienbüste.
Einige hübsche Barock- und Rokokoparamente.
Die beiden alten, im J. 1 895 neu gegossenen Glocken von 1800 trugen die Glocken
Inschriften :
r. JOHANN MARTIN WINKELS, PASTOR, ARNOLD WINKELS, VICAR.
2. MARIA THERESIA FRANCISCUS WERNERUS CASPARUS WILLIBRORDUS STOCK
(y ?) GOSS MICH ANNO iSoo.
STEINKIRCHEN.
VORGESCHICHTLICHES. Von Effeld führt in der Richtung nach Vorge-
Dalheim durch den Effelder und Ophovener Wald eine grade Strasse, vielleicht SJjehCes
identisch mit der von Schneider verzeichneten Römerstrasse (x\achener Zs. XIV,
Karte zu S. 36). In der Nähe der Strasse sind von dem Verein für Heimatkunde
in Rhevdt im J. i897 11 germanische Hügelgräber aufgedeckt und dabei i9 Grab-
urnen gefunden worden.
KATHOLISCHE PFARRK I RCH E (s. t. s. Martini). Kaltenbach S. 296. Kathol.
Pfärrkirc
— Offermann S. 20-k — Habets, Geschiedenis van het bisdom Roermond I,
57 1
104 KREIS HEINSBERG
Kathoi. S. 4o8. — B Interim u. Mooren, E. K. II, S. 221, 323. — Ann. h. V. N. LVII,
~*f3.rrkirch.6
S. 332. — Publications de la societe hist. et archeol. dans le duche de Limbourg
XXIII (1886), S. 268. — Heimathskunde I (1880), S. 3o, 72.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Urkundenabschriften betr. die Kirche
in Bürvenich. — Urkundenabschrift betr. Verleihung der Einkünfte an die Dekanie
S. Spiritus in Roermond im J. i43o. — Präsentationen von Pfarrern von i44i ab
(Tille-Krudewig, Übersicht II, S. i96).
Geschichte £)as Stift Wassenberg wird bei seiner Gründung im J. 11 18 schon mit der
Hälfte der Kirche in Steinkirchen dotiert (Lacomblet, U.B. I, Nr. 289); seit i4o6
hat das Stift auch den Pfarrer zu präsentieren (Kremer, Akademische Beiträge I,
S. 53). Im J. i43o gibt der Lütticher Bischof Johann von Heinsberg die Einkünfte
an die Dekanie von S. Spiritus in Roermond, das Präsentationsrecht verblieb jedoch
dem Stift Wassenberg. Das alte, angeblich noch romanische Schiff wurde im J. 1 8 7 1
abgebrochen und durch einen Neubau nach Plänen des Architekten Wielhase in Köln
ersetzt ; der spätgotische Turm blieb erhalten.
Beschreibung Schlichter , spätgotischer Back steinturm des 1 5. — 16. Jh. , an der
Nordseite mit einem polygonal
vortretenden Treppentürmchen ;
die einzelnen Stockwerke sind
durch Hausteingurte abgesetzt.
An der Westseite schlichtes, korb-
bogiges Portal mit rechteckigem
Oberlicht. Im Mittelgeschoss an
West- und Nordseite dreiteilige
Masswerkblenden mit Backstein-
pfosten; in der Glockenstube an
jeder Seite zwei schmale, rund-
bogige Fenster, achtseitiger Helm.
Ausstattung Fig. si. Haus Neuerburg. Lageplan. Von der Ausstattung sind
die bis zum Abbruch des Lang-
hauses im J. 1 87 1 noch vorhandenen Grabsteine der von Baexen zu Effeld und der
von Hochkirchen zu Neuerburg untergegangen.
In der Turmhalle lebensgrosser Krucifixus aus Holz, gute Arbeit des 1 5. Jh.
in vornehmer Haltung.
Im Chor Ölgemälde mit der Anbetung der Könige, gute dekorative Arbeit
nach Rubens, i7. — 18. Jh., etwa 2,25 m hoch, i,5o m breit.
Glocke Die einzige alte Glocke trägt die Inschrift: Martina vocata, excit. vos
VARIO SONU.
Haus HAUS NEUERBURG. Eissenberg-Mirbach. — Aachener Zs. VI, S. i83;
euerburg ^ g ^
Ältere Abbildungen: 1. Im Gräflich Mirbachschen Archiv auf Schloss
Harff Zeichnung aus der 1. H. des i9. Jh. 2. Ähnliche Zeichnung bei Herrn Ferd.
Götzen in Wassenberg; danach ein regelmässiger Flügelbau.
Geschichte Das Haus ist im i3. Jh. im Besitz der reich begüterten Herren von Vlodorp ;
im J. i56o besass Werner von Hochkirchen das Gut infolge seiner Heirat (1 549) mit
Adriana von Hocherbach, einer Tochter der Caecilia von Vlodorp. Im J. i7o7 kam
Neuerburg durch Heirat einer Tochter von Hochkirchen an den Freiherrn Karl Christ,
von und zu Abelen und später an dessen Kinder aus einer anderen Ehe. Diese
572
STEINKIRCHEN
io5
Familie baute auch ein neues Haus, das Eissenberg als sehr schön bezeichnet. Die Haus
• tt 11 ... Neuerburg
von Mirbach als Nachkommen einer Schwester jener von Hochkirchen erhoben jedoch
Einspruch und gewannen im J. 1 7 7 1 das Haus auf dem Prozesswege. Seitdem
ist das Haus der Familie geblieben und gehört jetzt zu dem Fideikommiss der
Grafen Mirbach- Harff.
Die jetzige Anlage (Lageplan Fig. 8i) ist modern; man unterscheidet noch Beschreibung
deutlich die von breiten Gräben umgebenen und voneinander getrennten Parzellen
des Herrenhauses und des Wirtschaftshofes; auf der letzteren die neueren
zweiflügeligen Wirtschaftsgebäude. Das Herrenhaus ist um die Mitte des 1 9. Jh. ab-
gebrochen worden.
HAUS EFFELD. Eissen-
berg-Mirbach. — Ann. h. V. N.
LV, S. 6, 69; LVII, S. 224.
Handschriftl. Qu. Die
Reste des Archives aus Haus Effeld
befinden sich in dem Gräflich
Mirbachschen Archiv auf
Schloss Harff (Ann. h. V. N.
LV und LVII).
Ältere Ansicht vom J. i723
im Codex Welser, ganz ungenau.
Philipp von Effeld und sein
Bruder Gottfried von Heinsberg
gen. Luscus werden im J. 12 56
erwähnt (Lacomblet, U. B. II,
Nr. 425); im J. 1280 schenkt
Philipp ein Gut in Effeld an die
Prämonstratenser in Heinsberg. Die
Familie erscheint noch um die
Mitte des i4. Jh. dort ansässig;
im f. 1 35 7 besitzt die Witwe Oda
von Hall ein Gut zu Effeld. Im
1 5. Jh. ging das Gut nacheinander
durch Heirat an Sibert von Kessel Fte- «2- Haus Effeld- Lageplan aus der 1. h. des 19. Jh.
und an Sander von Eyll über, der
es noch im J. i494 besass. Aus der Zeit stammt noch der Kern der jetzigen Anlage.
Dann kam Effeld an die weiblicherseits von Sibert von Kessel stammende Familie von
Baexen; so erscheint im J. 1 542 Heinrich von Baexen als Besitzer. Im J. 1 583 wurde Effeld,
wohl auch die Burg, von den Chimayschen Truppen hart mitgenommen (Berg. Zs.
XXX, S. 252). Im J. 1606 wurde das Haus in der jetzigen Gestalt erweitert und
umgebaut. Nach dem Tode des letzten Herrn von Baexen im J. i724 folgten durch
Verwandtschaft verschiedene Besitzer, so ein General von Heess im J. 1 739, ein
Hauptmann von Hasenbach im J. 1 746 ; des letzteren Schwester besass Effeld bis zu
ihrem Tode im J. 1806. Durch Erbschaft folgte ein Herr von Splinter in Roermond,
dann noch in der 1. H. des i9. Jh. die Familie van der Renne. Herr Amadeus van
der Renne in Brügge (Belgien) verkaufte im J. i899 Haus Effeld an den jetzigen
Eigentümer, Herrn Freiherrn Theodor von Blanckart.
57 3
Haus
Effeld
Geschichte
IOÖ KREIS HEINSBERG
EHfjUjSd Interessante Wasserburganlage, im Kern noch dem i5. Jh. angehörend,
Beschreibung m** Herrenhaus und Vorburg, die nochmals durch eine schmale, gekrümmte Land-
zunge zum grössten Teil umfasst werden (Lageplan Fig. 82, Grundriss Fig. 83,
Ansicht des Herrenhauses Fig. 84).
Herrenhaus Das Herrenhaus des 1 5. Jh., im J. 1606 umgebaut und um den Hauptturm
vermehrt, ist ein zweigeschossiger Ziegelbau von etwa 12,5 m Tiefe und i8,5 m Länge,
an der Aussenseite mit zwei über Eck gestellten quadratischen Türmen und in der
Mitte der dem Wirtschaftshof zugekehrten Seite mit einem grossen, viereckigen Turm
versehen, auf den die Brücke zuführt (Fig. 83). Der Bau steigt direkt aus dem
Wasser auf. Über den beiden Schmalseiten hohe, reich geschweifte Giebel, umlaufend
zwischen beiden Geschossen ein Stockgurt aus Ziegeln. Die beiden dreigeschossigen
Ecktürme tragen stumpfe,
achtseitige Schieferhau-
ben; der viergeschossige
Turm in der Mitte der
Hofseite hat im Erdge-
schoss ein klassizistisches
Renaissanceportal, rund-
bogig, mit Pilastern und
Flachgiebel. Oberhalb ist
eine Platte mit der Bau-
inschrift eingelassen : An-
tiqua CUM ESSEM, RENO-
VATA Süll ET TURRE HAC
aucta 1606. Auf dem
Turm achtseitiger Helm
mit abgestumpfter Spitze.
Mit Ausnahme der klei-
nen Luken oben in den
Giebeln sind sämtliche
Fenster im Anfang des
Fig. 83. Haus Effeld. Grundriss des Herrenhauses. 1 9. Jh. verändert, damals
auch das ovale Fenster
im Hauptturm angelegt worden; die ursprünglichen Lichtöffnungen waren schmale,
spätgotische Fenster in Hausteinfassung mit Quersprossen. Interessant ist die Licht-
zufuhr zu den hinter dem grossen Turm gelegenen Vorräumen durch die schmalen,
an den Turm dicht herangerückten Fenster (Fig. 84).
Das Innere des Herrenhauses, am Ende des 18. Jh. umgestaltet, hat einige
Stuckdecken und Malereien aus dieser Zeit aufzuweisen, namentlich einen hübschen
Salon im Erdgeschoss mit Supraporten und einem Rokokokamin aus Stuck, in den
ein gutes Blumenstück eingelassen ist.
Ausstattung Von der Ausstattung sind verschiedene ältere Möbel und einige Ölgemälde
zu erwähnen ; bemerkenswert ist darunter ein vortreffliches Bild des sterbenden Tobias,
7o X 98 cm gross, in der Art des Govaert Flink.
Vorburg Die fünfseitige Vorburg hat nur noch auf einer Seite einen langgestreckten
Trakt, durch den der Zugang zur Burg führt, nach aussen eine gequaderte Torein-
fassung mit Flachgiebel aus dem i7. — 18. Jh. In dem Torweg an der Wand an-
gebracht zwei aus der Burg Kellersberg stammende gusseiserne Kamin tafeln mit
574
STEIN KIRCH EN — SÜSTERSEEL 10/
Wappen. Die eine zeigt die Ahnenwappen des Gottfried Bertram von Gronsfeld Haus
. . . . ^ Effele
zu Kellersberg und Nievelstein (geb. 1 6 7 5 ) , in der Mitte das Gronsfeldsche
Wappen, oben Gronsfeld und Beissel von Gymnich, unten Holtzem und Alsdorf;
die andere Platte zeigt die Wappen Harff, Gronsfeld, Beissel und Holtzem fehler-
haft gruppiert.
Fig. 84. Haus Effeld. Ansicht des Herrenhauses.
SÜSTERSEEL.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Huberti). Offermann S. 22Z. Rat hol.
Kaltenbach S. 4i7. — Habets, Geschiedenis van het bisdom Roermond j Pfarrkirc
S. 378. — Binterim u. Mooren, E. K. II, S. 1 65. — Lückerath, Beiträge I, S. 21,
23, 72; II, S. 26, 58.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Eingabe von 1681, betr. Verpflich-
tungen des Zehntherrn. — Akten des 18. Jh. (Tille-Krudewig, Übersicht II, S. 1 97).
575
io8
KREIS HEINSBERG
Kathoi. Das Patronat der Kirche in Süsterseel war im Besitz des Klosters Reichenstein
Geschichte ^ei Montjoie — wohl schon seit Gründung des Klosters durch Walram III. von
Limburg um 1200 'Ann. h. V. N. III, S. 68); im J. 1299 wurde Süsterseel jedoch
dem Stift Sittard inkorporiert (Jansen, Inventaris van het oud archief der gemeente
Sittard I, S. 9). Im 16. u. i7. Jh. litten das Dorf und wohl auch die Kirche stark
unter Kriegsdrangsalen, im J. 1 543 wurde das Dorf verbrannt (Berg. Zs. XXIII,
S. 1 54). Die Gemeinde beklagt sich in den J. i56o, 1 65 7, 1 68 1, dass das Sittarder
Stift die Kirche nicht in gutem Zustande erhalte; im J. 1 656 drohten Turm und
Seitenschiffdach einzustürzen. Im J. i7o2 wurde das Dorf von englischen Truppen
geplündert, die Kirche ausgeraubt und der Pfarrer erschossen. Das jetzige Langhaus
wurde im J. 1 7 7 2 erbaut, im J. i85o die baufällige Decke durch ein Gewölbe ersetzt,
der Westturm im J. 1861 errichtet.
Beschreibung Schmuckloser S a alb a u aus Backsteinen, von 1 7 7 2, mit westlicher Verlängerung
und Westturm vom J. 1861, im Lichten etwa i7 m lang, 6,5o m breit. Der mit
Lisenen besetzte Chor dreiseitig geschlossen, an jeder Seite fünf Korbbogenfenster.
Das Innere schmucklos, korbbojnge Tonne mit Gurten.
Ausstattung Von der Ausstattung sind zu nennen:
Empire-Kanzel, um 1800, mit hübschen Füllungen und Schalldeckel, darauf
eine grosse Weltkugel.
Einfache Monstranz aus vergoldetem Kupfer mit der Inschrift: haec et
CAETERA EX ELEMOSYNIS ANTWERPIENSIBUS ECCLESIAE DE SÜSTERSEEL CONSTRUCTA
SUNT ANNO I 7 6 7 .
Einfacher Rokokokelch mit der Inschrift: bIbIte DoLorIs sangVIneM
IesV CrVCTfIXI (1 783).
Reliquiar: auf hohem, barockem Messingfuss, umgeben von einem Strahlen-
kranz, eine spätgotische, getriebene, runde Plakette von sehr feiner Arbeit, um 1 5oo,
darauf die Muttergottes unter einem von Engeln gehaltenen Baldachin; oben ein
gotisches Kreuz mit Cherubinen.
Glocke Die einzige ältere Glocke von 1 747/48 trägt die Inschrift: Hubertus dicor,
vestrum cla3v1te (so) patronum, est mea vox bam bam, noscens depellere
sathan., disrumpo tonitru., vivos voco, funera ploro. 1 748. — svß pastore
WerDen VenerabILe CapItVLVM e bono sV (so) renoVaVerat ( 1 747) , eX
bonIs VenerabILIs CapItVLI De sIttarDt DenVo noVa refVsa fVI ( 1 747).
me fecit christian voigt der sohn.
TÜDDERN.
Römisches RÖMISCHES. Tüddern wird in dem Antoninischen Itinerar als Theudurum
aufgeführt; es ist Station der Route Coriovallum-Colonia Traiana (Aachener Zs. VIII,
S. io9; IX, S. 7; XI, S. 7o; XIV, S. 25, 26 Anm, a9. — B. J. III, S. 83, 210;
XXXI, S. 1 35 : LXVI, S. 2. — Picks Ms. VI, S. i4. — Kölnische Zeitung i84l,
Nr. 7o). Selbst die Namen Nervierstrasse und Bachsberg = mons Bacchi will
man auf römische Tradition zurückführen.
Einen Damm auf Eichenpfählen und eine Wasserleitung fand man in den
vierziger Jahren (De Maasgouw i898); ebenso wurden Urnen und eiserne Ge-
rätschaften gefunden. Auch glaubte man die Spuren eines römischen Lagers in
Halbmondform zu erkennen. Diese Funde scheinen jedoch keltischen oder ger-
576
TÜDDERN Io9
manischen Ursprunges zu sein (Ch. Guillon, Ontdekkins van oude begraafsplaatsen Römisches
by het Pruissische Dorp Tudderen i. d. Allgemeen Konst- en Letterbode, Roer-
mond, i842, Nr. 25 und 26. — B. J. III, S. 83, 210). Römische Münzen sind an-
geblich öfters gefunden worden (Quix, Gesch. der ehemal. Reichsabtei Burtscheid
S. 1 7). Man fand ferner Reste einer römischen Töpferwerkstatt in den vierziger
Jahren (B. J. VIII, S. 180. — K. von Veith, Vetera castra S. i4).
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Gertrudis). Kaltenbach Kathol.
Pfarrkirche
S. 4 18. — Offermann S. 216. — Habets, Geschiedenis van het bisdom Roer-
mond I, S. 377. — Binterim u. Moo-
ren, E. K. II, S. 1 65. — Delvos,
Gesch. der Pfarreien des Dekanates
Siegburg S. 9i, Anm. 4. — Lückerath,
Beiträge II, S. 16.
Handschrif tl. Qu. Im Pfarr-
archiv zu Millen: Stiftung vom
J. 1 7 1 2 (Tille - Krudewig, Übersicht
II, S. 188).
Im Staatsarchiv zu Düssel-
dorf: Akten über die Verwaltung der
Kapelle in Tüddern, namentlich betr.
den im I. 1 768/69 beabsichtigten Neu-
bau der Kapelle (Siegburg, Reg. 4oo).
Schon im J. 11 44, bei Gründung
der Propstei Millen, hatte die Abtei
Siegburg Besitz in Tüddern; im J. 1 178
erscheint sie als Eigentümerin der cella
in Thidrode und des Hauptgutes dort
(Lacomblet, U. B. II, Nr. 35 1, 478).
Der Chor der Kirche stammt noch aus
gotischer Zeit. Die Kapelle erscheint
als solche noch im J. 1 6 7 6, bei der
Visitation von 1 65 6 aber auch schon
als Pfarrkirche ; den Gottesdienst ver-
sahen Pfarrer und Propst in Millen
abwechselnd. Im J. 1 7 6 7 war die Kirche
so baufällig, dass über den Neubau ein-
gehend verhandelt wurde; derselbe kam aber erst im J. 1808 zur Ausführung. Im
J. 1 85 1 wurde das Langhaus mit einer Holztonne versehen.
Schlichter Saal bau aus dem J. 1808 mit gotischem Chor des i5. — 16. Jh., Beschreibung
im Lichten etwa iS m lang, 7 m breit.
Das Äussere ist ganz mit einem entstellenden gequaderten Bewurf überzogen.
Der dreigeschossige Turm mit modernem Rundbogenportal, Stichbogenfenstern in
der Glockenstube und mit achtseitigem Helm. Das Langhaus mit drei Rundbogen-
fenstern an jeder Seite ; der Chor hat ähnliche, nachträglich angelegte Fenster und
mehrfach abgetreppte Strebepfeiler.
Im Inneren eine Flachtonne mit Gurten auf Pilastern mit derben Kapitalen,
der Chor hat an Stelle der ursprünglichen Gewölbe eine ähnliche Pliestertonne.
Geschichte
Fig. 85. Tüddern, kathol. Pfarrkirche. Gruppe der
h. Anna-Selbdritt.
577
HO KREIS HEINSBERG
Kathol.
Pf arrki rc h e
Ausstattung
Die Ausstattung stammt zum grössten Teil aus dem 18. Jh :
Drei gute Spätro koko- Altäre aus der 2. H. des 18. Jh., der südliche mit
der Jahreszahl 1 759.
Orgelbühne und Tür zur Sakristei in ähnlichen Rokokoformen.
Kommunionbank, gute klassizistische Arbeit vom Ende des 18. Jh.
Hübscher Beichtstuhl des 1 7. Jh. in Spätrenaissanceformen.
Einfacher Taufstein auf Balusterschaft aus dem 18. Jh.
Figur der Muttergottes, lebensgross, gute, reich bewegte Schnitzarbeit aus
der 2. H. des 18. Jh.
Selbdrittgruppe aus Holz vom J. i5i3, gross im Faltenwurf und sehr
lebendig, wenn auch in den Köpfen etwas derb (Fig. 85). Die Arbeit ist besonders
Iis.
Haus Blumenthal. Lageplan aus der 1. H. des 19. Jh.
Glocke
Haus
Blume n thal
Geschichte
interessant durch die an der Fussplatte angebrachte Datierung und Künstlerbezeich-
nung: 1 5 1 3. jan van steffeswert ( Stevensweert, benachbarter Ort in Holland an
der Maas).
Die einzige ältere Glocke hat die Inschrift: praenobilis et reverendissimus
DOMINUS W. VON HALL, PRAEPOSITUS, ET NOBILIS ADMODUM REVERENDUS Gl'AL-
TERUS de RLSWYCK, CANONICUS ET SCHOLASTICUS, HANC campanam fundi cuk.ar.unt
1 739. JOANNES VOCOR, VIVOS VOCO, MORTUOS SEPELIO, TONITRU (so) REPELLO.
HAUS BLUMENTHAL IN TÜDDERN.
Abbildung vor dem Brande von i884 im Besitz des Eigentümers, Herrn
Heinrich Berens.
Der Rittersitz Blumenthal gehörte von i524 bis i6o5 den Freiherren von
Renneberg; im J. 1621 ist ein Streit wegen der Sohlstätte zwischen den von Westrem
und Adam Mondt. Die jetzige Anlage wurde im J. 1 645 anscheinend ganz neu
errichtet. Es folgten im Besitz des Hauses die Familien Hillensberg, Schlype,
578
TÜDDERN — WALDENRATH
I I I
Pauman (Pauwels ?) ; durch Erbschaft kam es im 18. Jh. an die Familie Stramm Haus
(Düsseldorf, Staatsarchiv. Lehnsakten Jülich-Berg. — Mitteil, von E. von Oidtman). umentha
Im J. 1808 wurde der Besitz von Joh. Bapt. Pauly in Aachen erworben, kam dann
an die Familie Greuell, durch Heirat und Erbschaft in den J. 1 87 5 bez. 1 89 7 an den
jetzigen Eigentümer, Herrn Heinrich Berens. Im J. i884 brannte der Bau fast voll-
ständig nieder und wurde in teilweise veränderter Form aufgebaut.
Viereckige geschlossene Anlage von 1 645 , in einem reichen System von Beschreibung
Wassergräben, das jedenfalls zur Entwässerung der Gärten und Wiesen diente und
noch zum grössten Teile erhalten ist (Lageplan Fig. 86).
Nord- und Ostseite der Anlage sind mit Wohngebäuden besetzt; durch den
Nordflügel führt die rundbogige, nach i884 veränderte Durchfahrt, darüber in Hau-
stein ein bürgerliches Wappen (Mondt oder Hillensberg ?), das bis zu dem Brande
von i884 angeblich die Jahreszahl 1 645 trug. Das Obergeschoss über dem Tor fehlt
seit i884. Der Rest des Nordflügels scheint zwei verschiedenen Bauperioden des
1 7 . Jh. anzugehören.
Die Ostseite hat einen langen, zweigeschossigen Wohnhaustrakt von 9 Achsen,
die Fenster in hübscher Quadereinfassung und mit einem Deckgesims.
Das Innere ist ganz modern; nur in der Pächterwohnung hat sich ein Kamin
mit Karyatiden -Wangen aus dem i7.Jh. erhalten.
Die Wirtschaftsgebäude an Süd- und Westseite sind nach i884 fast ganz
erneuert worden.
Im Besitz des Herrn Heinr. Berens: Ausstattung
Einige Famiii enbildnisse, darunter namentlich zwei Brustbilder französischer
Offiziere aus der 2. H. des 18. Jh. bemerkenswert.
Einzelne Stücke eines Silberservices im Louis XVI-Stil.
WALDENRATH.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Nicolai). Offermann S. 2 1 7. Kathoi.
— Kaltenbach S. 4i3. — Habets, Geschiedenis van het bisdom Roermond I, farrkircl
S. 379. — Binterim u. Mooren, E. K. II, S. 1 9 1 . — Lückerath, Beiträge I, S. 7;
II, S. i5, 75.
Handschrift], Qu. Im Pfarrarchiv: Rechte der Kirche vom J. 1 548. —
Moderne Chronik von W. Lückerath. — Akten, Stiftungen usw. des i7. u. 18. Jh.
( Tille- Krtjdewig, Übersicht II, S. 1 97).
Im Besitz des Heirn Pfarrers Lückerath in Wald feucht: Eingabe betr.
Wiederaufbau der Kirche, um 1 545 (ebendort II. S. 201).
Schon in den J. 1 r 65 u. 1 i7o besass das Heinsberger Gangolphus-Stift den Zehnten Geschichte
und Land in Waldenrath (Lacomblet, U. B. I, N. 4o9, 436) ; als Pfarrei wird es
im i4. Jh. genannt, um 1 545 scheint der Neubau der Kirche notwendig geworden zu
sein. Wahrscheinlich stammen aus dieser Zeit noch die vier unteren Geschosse
des Turmes. Im J. 1726 brannte der Turmheini infolge Blitzschlages ab; das
neue Langhaus, ein schlichter Saalbau, war im J. 1 786 errichtet worden. Um i9oo
wurde dieser Bau niedergelegt, der alte Turm erhöht und ein neues Langhaus nach
Plänen des Architekten von Fisenne in Gelsenkirchen erbaut. Das Patronat der
Kirche befand sich bis zum Ende des 18. Jh. im Besitz des Gangolphus-Stiftes in
Heinsberg.
579
112
KREIS HEINSBERG
Kathol. Von dem Turm der Kirche gehören die vier unteren Geschosse noch dem
Pfärrkirchc
Beschreibung ^au des l6- Jn- an es ist em schlichter Ziegelbau mit einfachem Westportal und
einem Stockgurt zwischen dem zweiten und dritten Geschoss. In den beiden oberen
Geschossen giosse, durchgehende, zweiteilige Masswerkblenden, die oben als
Schallfenster geöffnet sind. An der Südseite ein mit fünf Seiten des Achtecks vor-
tretendes Treppentürmchen, das bis zum dritten Geschoss des Turmes reicht.
Das um i9oo niedergelegte Langhaus war ein schlichter Saalbau mit fünf
Stichbogenfenstem an jeder Seite und mit dreiseitigem Chorschluss.
Ausstattung Von der Ausstattung sind zu nennen:
Holzfigur der h. Katharina, in reicher, faltiger Modetracht, auf dem heid-
nischen Gelehrten stehend; gute niederrheinische Arbeit aus der i. H. des 16. Jh.,
i,3o m hoch, neu bemalt.
Holzgruppe der Flucht nach Ägypten, derbe Rokokoarbeit des 18. Jh.,
3o cm hoch.
Brüstung der Orgelbühne und zwei Beichtstühle, einfache Rokoko-
arbeiten aus der 2. H. des 18. Jh.
Kathol. in der KATHOLISCHEN KAPELLE zu STRAETEN, einem Bau des
Ivapellein
Straeten J- 1 856 :
Schlichter Barockaltar von 1 7 5 6, angeblich aus dem Hospital zu Heinsberg
herrührend.
Holzfigur des h. Nikolaus, gute Arbeit des 1 5. Jh., 1,08 m hoch, aus Walden-
rath stammend.
Holzfigur des h. Matthias, Arbeit des i7. Jh.
WALDFEUCHT.
German. GERMANISCHE FUNDE. Die germanischen Hügelgräber, die in der
Kunde
Gegend von Karken (s. o. S. 75) liegen, erstrecken sich auch bis nach Waldfeucht.
Urnenfunde aus den dortigen Gräbern bei Brüggelchen im Besitz des Herrn Pfarrers
Lückerath in Waldfeucht.
German. GERMANISCHE GRENZBEFESTIGUNG. Bei dem Ort
i r g n z b c *
estigung Brüggelchen in unmittelbarer Nähe von Waldfeucht liegt die bedeutendste Kastell-
anlage der schon genannten frühmittelalterlichen Grenzbefestigung (s. o. S. i3, 3o
u. 75). Es ist ein etwa 10 m hoher und 25 m breiter Erdkegel mit einem Vorplatz
von etwa 4o zu 5o m, beide von breiten Wassergräben umgeben und im grossen
und ganzen — trotz einiger Abtragungen — noch gut erhalten. In der Erde sind
Scherben vorgeschichtlicher Grabanlagen gefunden worden, während die auf dem
Hügel liegenden Scherben auf karolingische Zeit hinweisen.
Nordöstlich liegen die Reste einer kleineren ähnlichen Anlage. Im einzelnen
vgl. B. J. XCVII, S. 359. — Rhein. Geschichtsblätter VIII, S. 97, i42.
Kathol. KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Lamberti). Kaltenbach
Eärrli irche
S. 4 10. — Offermann S. 21 7. — Habets, Geschiedenis van het bisdom Roer-
mond I, S. 378. — Binterim u. Mooren, E. K. II, S. 1 94, 344. — Cornelius,
Gesch. des Münsterischen Aufruhrs I, S. 2 35. — von Fisenne, Kunstdenkmale des
Mittelalters, II. Serie, mit ausführlicher Aufnahme. — B. J. LXXIV, S. 1 54. — Lücke-
rath, Beiträge I, S. 5, 12, 38; II, S. 33, 7o.
5 80
WALDFEUCHT Il3
Handschrif tl. Qu. Im Pfarrarchiv: Altarweihe vom Anfang des 1 6. Jh. Kathol.
P f 3. rrkirchc
— Kaufbriefe von 1 47 7 an. — Reste des Gemeindearchives. — Akten, betr. die
Kirche und Pfarrei vom i7. }h. an. — Urkunden von 1 63 7 an betr. die Schule. Im
einzelnen vgl. Tille-Krudewig, Übersicht II, S. 1 98.
Im Besitz des Herrn Pfarrers Lückerath in Wal d f e u c h t : Reichhaltige Samm-
lung von Archivalien, jedoch weniges, das sich auf die Pfarrkirche in Waldfeucht
bezieht (ebendort II, S. 200).
In Brüssel, Kgl. Bibliothek und an anderen Orten: Die sog. Gangelter
Chronik von Jakob Kritz-
raedt, i644, mit ausführlichen
Mitteilungen über Waldfeucht
(s. o. S. 37).
Im J. I24o schenkt Geschichte
Dietrich von Horn, Herr zu
Altena, auch das Patronat
der Kirche zu Waldfeucht
dem Kloster St. Elisabeths-
thal in der Grafschaft Horn
(s. o. S. 23); später erscheint
jedoch immer das Gangol-
phus-Stift in Heinsberg als
Inhaber des Patronatrechtes.
Ein Pfarrer von Waldfeucht
wird erstmalig im J. 1289 ge-
nannt (Waltgerus investitus
de Vochte. Urk. im Pfarr-
archiv zu Heinsberg). Nach
von Fisenne stecken auch in
der jetzt verbauten Ostmauer
des südlichen Seitenschiffes
Reste eines romanischen
Baues (Fig. 89).
Am Ende des i5. Jh.
brannte der alte Bau nieder,
man begann mit dem Neu-
bau des Chores und des
Turmes; der Chor war vor i5o4 vollendet, da damals ein Glasfenster für ihn von
Gottfried von Hanxler in Gangelt gestiftet wird. Zuletzt entstand das Langhaus,
dessen Seitenschiffe anscheinend etwas jünger sind als das Mittelschiff. Dieses war
— nach dem unregelmässigen Einschneiden der Gewölbe — vielleicht ursprünglich
nicht auf Wölbung berechnet. Der ganze Bau ist aber jedenfalls in den ersten
Jahrzehnten des 16. jh. vollendet gewesen.
In den J. i883 — 1 889 ist unter der Leitung des Architekten von Fisenne in
Gelsenkirchen die Kirche, deren Dächer verändert waren, und die fast alle Masswerke
verloren hatte, einer durchgreifenden Herstellung unterzogen worden. Gleichzeitig
wurde an das Ostende des südlichen Seitenschiffes eine kleine zweite Sakristei angebaut.
Dreischiffige spätgotische Basilika aus dem i5. — 16. Jh. mit vortretendem Beschreibung
Westturm und langem Chorhaus, aus Backsteinen unter reicher Verwendung von
Fig. 87. Waldfeucht. Turmansicht der kathol. Pfarrkirche.
58i
KREIS HEINSBERG
WALDFEUCHT
Haustein errichtet, im Lichten etwa 2I m lang, i7 m breit (Ansichten Fig. 87 u. 88, Kathoi.
Pfarrkirc
Grundriss Fig. 89, Schnitte Fig. 9o u. 9i).
Fünfgeschossiger West türm mit rechteckig vorspringendem, bis zur Glocken- Turm
stube reichendem Treppenturm an der Südseite. Die beiden unteren Geschosse
Fig. 90. Waldfeucht. Längenschnitt durch die kathoi. Pfarrkirche
sind durch eine grosse Masswerkblende an jeder Seite zusammengefasst; die Blende
der Westseite reicht bis zum Boden und nimmt das Turmportal mit auf. In gleicher
Weise sind das dritte und vierte Geschoss durch eine grosse Masswerkblende aus
Backsteinen gegliedert ; die niedrige
Glockenstube mit Spitzbogenfenstern, die
jetzt reiches modernes Masswerk haben ;
schlanker achtseitiger Helm.
Das Langhaus hat an den Seiten-
schiffen, die mit relativ flachen Pult-
dächern gedeckt sind, einfache Strebe-
pfeiler mit pultförmigen Abdeckungen;
das Bankgesims ist um die Strebepfeiler
herum durchgeführt. Dreiteilige grosse
Fenster mit neuem Masswerk; im West-
joch des südlichen Seitenschiffes das
Nebenportal, mit dem darüber liegenden
Fenster in einer einheitlichen Blende
angeordnet. An der Westseite des nörd-
lichen Seitenschiffes Blendnische mit rei-
chem Backsteinmasswerk. Die Auf-
sattelungen auf den Kopfseiten der Seitenschiffe sind modern. Die Obergadenmauern,
die keine Strebevorlagen aufweisen und durch Anker gehalten werden, haben kleinere
dreiteilige Masswerkfenster.
Langhaus
Fig. 91. Waldfeucht, kathoi. Pfarrkirche.
Querschnitt durch Chor und Sakristei.
583
u6
KREIS HEINSBERG
K a t h o 1.
Pfarrkirche
Chor
Inneres
Fig. 92. Waldfeucht, kathol. Pfarrkirche. Abendmahls-
darstellung von dem früheren Sakramentshäuschen.
gert ist, ist der Obergaden glatt geschlossen ; es
fehlt der Strebepfeiler zwischen beiden Jochen.
Die alte Sakristei an der Nordseite
des Chores ist ein niedriger, zweijochiger Bau
aus Maastrichter Kalksteinquadern mit zwei-
teiligen modernen Masswerkfenstern und ein-
fachen Strebepfeilern. Die kleine Vorhalle an
der Sakristei ist modern.
Das Innere der Kirche (Fig. 9o u. 9i)
hat durchweg einfache Kreuzgewölbe; in der
Turmhalle, die sich fast in der Höhe des Mittel-
schiffes öffnet, modernes Kreuzgewölbe auf
alten x\nsätzen mit grossem Schlussring. Im
Mittelschiff viereckige Pfeiler mit Vorlagen, die
ohne Kämpferausbildungen in die Gurtbögen zwi-
schen den einzelnen Jochen übergehen; die Ge-
wölberippen setzen daneben auf kleinen Kon-
solen an. Uber den Scheidbögen ist das Bank-
gesims der Obergadenfenster durch das ganze
Langhaus durchgeführt. Die Fenster sind bis
auf das Bankgesims als Blenden herabgeführt.
In den Seitenschiffen eine Einwölbung auf
Konsolen, die z. T. mit Fratzen und Figuren
Das verhältnismässig
lange Chorhaus, aus zwei
Jochen und dem aus dem
Zehneck konstruierten Chor-
schluss bestehend, hat grosse,
pultförmig abgedeckte Stre-
bepfeiler und hohe, dreitei-
lige, in halber Höhe mit
einer Aufteilung versehene
Masswerkfenster; das Mass-
werk ist durchweg erneuert.
Chor und Langhaus liegen
unter einem einheitlichen
Satteldach.
Die beiden rechtecki-
gen Chorjoche zeigen an der
Südseite vermauerte Fenster ;
darunter die kleine moderne
Sakristei. An der Nordseite
wo die alte Sakristei vorgela-
Fig. 93. Waldfeucht, katho
Wandschranktür in der
1. Pfarrkirche.
Sakristei.
584
WALDFEUCHT I I 7
Würdigung
geschmückt sind. In den Aussenwänden liegen unter den Fenstern Nischen mit Kathol.
, . Pfarrkirche
b lachbogen.
Im Chor ist das Fensterbankgesims ganz durchgeführt, darauf setzen die
schlanken Runddienste an , die auf Blattwerkkapitälen die Wölbung tragen. Die Wand
nach der Sakristei hin ist durch grosse, den Chorfenstern entsprechende Blenden ge-
gliedert. Die Sakristei ist mit zwei einfachen Kreuzgewölben versehen.
Das Innere der über
den Gewölbeansätzen auf-
stehenden Obergadenmau-
ern zeigt merkwürdigerweise
sorgfältiges Quadermauer-
werk aus Maastrichter Kalk;
ob man daraus wie aus dem
unorganischen Einschneiden
der Mittelschiffgewölbe in
das Mauerwerk auf eine ur-
sprüngliche flache Decke
schliessen kann, muss dahin-
gestellt bleiben.
Die Kirche zeichnet
sich durch schöne Raumver-
hältnisse und elegante Wöl-
bekonstruktion aus ; merk-
würdig ist der Zehneck-
schluss des Chores in seiner
schiefen Anordnung (Fig. 89),
eine in Böhmen und Ungarn
beliebte Lösung. In den
Details zeigt der Bau eine
enge Verwandtschaft mit den
Kirchen in Heinsberg (s. o.
S. 36) und in Gangelt (Re-
nard, Die Kunstdenkmäler
der Kr. Erkelenz und Gei-
lenkirchen S. 1 4 1 ).
Ausstattung:
Die Altäre sind mo-
dern ; nach der mündlichen
Uberlieferung soll der flandrische Schnitzaltar in London, South-Kensington Museum,
aus Waldfeucht herrühren ; von Waldfeucht wäre der Altar in die S. Jans- Klus und
von dort nach London gekommen.
In einer Nische hinter dem Hochaltar Abend mahlsdarstellung, tiefes
Relief aus Kalkstein von äusserst lebhafter Bewegung, Ende des 1 5. Jh., 6o cm breit,
6o cm hoch, von dem früheren Sakramentshäuschen herstammend (Fig. 93). Eben-
dorther rühren eine kleine Bischofsfigur und zwei schildhaltende Löwen, die
jetzt aussen über der Südtür angebracht sind.
Kreuzigungsgruppe aus Holz in Lebensgrösse, von edler Formengebung,
am Triumphbogen, iS.Jh. (Zs. für christl. Kunst I, Sp. 1 1 5 u. Nachträge).
Ausstattung
Fig. 94. Waldfeucht, kathol. Pfarrkirche. Figur des h. Georg.
Skulpturen
585
u8
KREIS HEINSBERG
Ausstattung
Skulpturen
Der h. Georg auf sprengendem Ross, Statue aus Lindenholz, um i5oo, 88 cm
hoch, neu bemalt (Fig. 94). Der jugendliche Heilige mit federgeschmücktem Barett
und eleganter, sorgfältig durch-
geführter Rüstung schwingt in
der Rechten die Lanze und sieht
auf den am Boden sich winden-
den Drachen herunter.
Der h. Lambertus, Eichen-
holzstatue vom Ende des 1 5. Jh.,
in vorzüglicher, lebendiger Durch-
bildung, i,38 m hoch, neu be-
malt (Fig. 95). Der Heilige sitzt
in reich gefälteltem bischöflichen
Ornate auf einem gotischen
Klappstuhl, in der Linken das
Buch, in der Rechten den Stab
haltend. Gesicht und Hände von
sehr realistischer Durchbildung,
ähnlich der Bischofsfigur in
Bocket (s. o. S. 22).
Die h. Barbara, Eichen-
holz, neu bemalt, aus der 1. H.
des 1 5. Jh., 1,28 m hoch (Fig. 96).
Die Heilige, die auf dem heid-
nischen König steht, ist überaus
schlank, der lange Mantel fällt
in wenigen scharfen Falten, der
Kopf verhältnismässig lang mit
breiten Locken. Krone und
Attribute ergänzt.
Figur des h. Rochus, aus
der I. H. des i7. Jh., 80 cm
hoch; der silberne, 95 cm lange
Stab wurde von Saeffelen im
J. 1 667 für die Figur geschenkt
und trägt die Inschrift: pagus
SAFFELEN DONO DEDIT ANNO
1 667 (Lückerath, Beiträge II,
S. 34). Silberstempel: ein M
mit Lilie (Maestricht ?) und Mei-
sterzeichen M. F.
Taufstein aus Blaustein,
einfache Barockarbeit mit einer
Figur des Hausmarke, den Initialen e. z.
und der Jahreszahl 1 6 5 1 .
gelegentlich der Restauration der
hauptsächlich aus schönen, ge-
Fig. 95. Waldfeucht, kathol. Pfarrkirche.
h. Lambertus.
Um den Taufstein ein Holzgatter,
Kirche aus alten Fragmenten zusammengebaut,
wundenen spätgotischen Holzspindeln.
586
WALDFEUCHT
Il9
Kjrchenschatz
In die Wand eingelassen St einrelief mit der Ausgiessung des h. Geistes, gute Ausstattung
Barockarbeit aus dem Anfang des 1 7 . Jh., aus Westfalen stammend; im Hintergrund
Maria mit den Aposteln , darüber in
Strahlen die Taube des h. Geistes, vorn
der h. Petrus und die Stifterin mit zwei
Töchtern.
Im sog. Knabenchörchen Fragment
einer Glasmalerei aus dem i5. bis
16. Jh., Christus die Wundmale weisend,
umgeben von den Leidenswerkzeugen, in
Silbergelb und Schwarzlot. Der untere
Teil fehlt.
In der Sakristei Wan d sc hränkc hen
mit geschnitzter Renaiss ance tür aus der
Mitte des 16. Jh., oben zwei wilde Männer,
die eine Kartusche mit den Leidenswerk-
zeugen halten, unten ein Medaillon mit
Bandwerkschmuck , sehr schöne Arbeit,
87 cm hoch, 36 cm breit (Fig. 93).
Barocke Strahlen m onstranz aus
vergoldetem Silber, der Fuss vom J. 1 63 7
in sehr guter, reich ornamentierter Aus-
führung, daran die Inschrift: anno domini
i 637., Meisterzeichen m. mit x\ndreaskreuz.
Der Aufbau mit dem Strahlenkranz trägt
die Jahreszahl 1 742 ; Beschau: Lilie
(Maestricht ?), Meisterzeichen c. h.
Kelch aus vergoldetem Kupfer mit
Silberauflagen an der Kuppa, einfach,
18. Jh., 2 5 cm hoch.
Kelch aus vergoldetem Kupfer, von
1 668. Am Fuss Engelsköpfe und Frucht-
gehänge mit Ehewappen und Inschrift : leo
VAN RICHTERICH, HEDEWYCH VAN MEER,
ANNO 1668, DEN 22. SEPTEMBER.
Kelch aus Silber, teilweise vergoldet,
um i7 20. Die Kuppa mit aufgelegtem
Silberornament, Fuss und Knauf mit ge-
punzten Verzierungen. Stempel undeutlich,
vielleicht derselbe wie an dem silbernen
Tablett (s. u.).
Kelch aus vergoldetem Silber mit
getriebenen Ornamenten auf gekörntem
Grund, i79o. Am Fuss in zwei Feldern
Wappen mit den Beischriften : adolph
JOSEPH BREITKOPF. — ISABELLA REGINA
frantzen. i79o; in dem dritten Feld das Monogramm Jesu
Meisterstempel m (?). h., 26 cm hoch.
Fig. 96.
Waldfeucht, kathol. Pfarrkirche,
der h. Barbara.
Figur
Aachener Beschau,
587
120 KREIS HEINSBERG
Ausstattung Kelch aus vergoldetem Silber, von 1 783, einfach, mit Chronogramm: CaLIX
noVVs Deo Vero DeDICabItVr ( i 783). Vier undeutliche Stempel, 23,5 cm hoch.
Kelch aus vergoldetem Silber, um i74o, mit dör Inschrift: j. l. de Hubens,
CANONICUS SANCTI MARTINI., 2 7 Cm hoch.
Ciborium aus Silber, ganz glatt, von 1 66 7. Um den oberen Rand die In-
schrift: EMUNDUS GERHARDUS A RICHTERICH, J. V. L., PRAEFECTUS IN MILLEN, ET
SOPHIA DE WISWILER, CONJUGES, D. D. ANNO 1 667.
Reliquiar des h. Aloysius, hübsche Rokokoarbeit aus Silber, um i73o; auf
ovalem Fuss der Behälter in einem ovalen Blattkranz zwischen zwei grossen Voluten.
Beschau: Löwe (Düsseldorf?), Meisterzeichen p. j.
Reliquiar des h. Sebastianus, einfache Barockarbeit des 1 8. Jh. aus vergol-
detem Kupfer.
Silbernes Tablett für Messkännchen,
von i 724, 33 cm lang, mit geschweiftem
Rand, darauf Ranken- und Linienornament
gepunzt. Aachener Beschau mit der Jahres-
zahl i724, Meisterstempel d. c, daneben
graviert Wappen und Inschrift: Aegidius
JACOBUS JOSEPHUS DE HUBENS, CANONICUS
SANCTI MARTINI LEOD. 1 738.
Zwei Messkännchen aus Silber mit
gepunztem Rankenornament, von l744.
Aachener Beschau mit der Jahreszahl i744,
Meisterstempel d. c, Wappen und Inschrift:
JAC. IG. DE HUBENS, CANONICUS SANCTI PETRI
LEODY. 1 745.
Zwei spätgotische Wandleuchter aus
Gelbguss, Ende des i5. Jh., mit reichem
Masswerk, unten mit Lilienendung, die Ober-
kanten mit Krabben besetzt, gedrehte Licht-
teller (von Fisenne, Kunstdenkmale des
Mittelalters II. Serie, S. 2 7, 28. — Fig. 97).
Ähnlicher Wandleuchter mit stärkerer
Ausladung und reicherem Lichtteller, unten ein Schildchen mit Hausmarke (Fig. 98;.
Acht spätgotische Standleuchter aus Gelbguss, um i5oo, reich profiliert, mit
Zinnenkranz um den Lichtteller.
Weihwasserkessel aus Gelbguss, i5. — 16. Jh., reich profiliert mit Köpfchen
an den Henkelansätzen (Fig. 99).
Handtuchhalter, feine Renaissanceschnitzerei in Eichenholz, aus der Mitte
des 16. Jh., auf Konsolen mit Köpfen, das Vorderbrett mit Löwenkopf und Ranken-
ornament, Aufsatzkartusche mit Engelskopf (Fig. 100).
Von den Glocken ist nur die Uhrglocke aus dem 16. Jh. alt; sie trägt die
Inschrift: s. niclaes. anno domini mcccccxxv (?).
Glocken Die anderen, jetzt neu gegossenen Glocken trugen die Inschriften (Heins-
berger Volkszeitung vom 3o. Dezember 1 899) :
I. vivos voco, mortuos plango, tonitrua frango, in honorem dei et b.
MARIAE VIRGINIS CLANGO. I H S. MAR. EDMUNDUS ET SIMON LE BROCHARD, FRATRES,
ET PETRUS LAGNIER, LOTHARINGI, ME FUDERUNT ANNO SALUTIS IÖ23.
Fig. 97. Waldfeucht kathol. Pfarrkirche.
Spätgotischer Wandleuchter aus Messing.
588
WALDFEUCHT
I 2 I
2. EX MAIORE DECIMA SUM SEMPER REPARANDA ET IN HONOREM S. LAMBERTI, Ausstattung
huius ecclesiae patroni , pulsanda. anno salutis i 7 7 8 me fudit johannes
rutgerus voigt.
3. eX sVMptV pVbLICo refVsa DIVIna nVnCIo (i794). willibrordus
stocky von gillich.
Feldkapelle, ein schlichter Backsteinbau mit dreiseitigem Chorschluss, von Feldkapelle
1 772, mit Vorhalle aus dem J. i898. Hübsches Oberlichtgitter aus der Erbauungs-
zeit; innen über der Tür das Blankartsche Wappen.
Von der Ausstattung ist ein Rokoko-Kredenztisch zu erwähnen.
STADTBEFESTIGUNG. Wochenblatt für Aachen und Umgegend I, Stadt -
Nr. 2i, 22. — Lacomblet, U. B. III, Nr. 372, 658; IV, Nr. i3i, 484, 54i, 548. _befest,e«"g
Kremer, Akademische Beiträge I, S. 35, 56, 96. — Nijhoff, Gedenkwardigheeden
uit de Geschiedenis van Gelderland III , Nr. 1 3 1 . — Lückerath, Beiträge I, S. 18,
20, 36, 84, II, S. 4o.
H an ds ch r i f 1 1. Qu.
Im Staatsarchiv zu Düs-
seldorf: Jülich -Berg. Do-
mänen-Registratur: Kellne-
reirechnungen des i5. und
16. Jh.
Im Pfarrarchiv, im
Archiv der Schützen-
brüderschaft, auf dem
Bürgermeisteramt zu
Waldfeucht: Einzelne Teile
des Gemeindearchives usw.
vom 16. Jh. an (Tille-Kru-
dewig, Übersicht II, S. 1 98).
In Köln, Stadtarchiv:
Farragines desGeleniusXXI V,
Bl. 2o3.
Vgl. auch den Nachweis der Handschriftlichen Quellen zur Geschichte der
Pfarrkirche, oben S. 1 1 3.
Ältere Abbildung vom J. 1 7 23 im Codex Welser, ganz phantastisch.
Das Städtchen Waldfeucht teilt im wesentlichen die Geschichte der Orte Millen Geschichte
und Gangelt (s. o. S. 3. — Renard, Die Kunstdenkmäler der Kreise Erkelenz und
Geilenkirchen S. 1 45. — Plan Fig. ioi). Vielleicht war Waldfeucht schon im 12. Jh.,
gelegentlich des Kampfes um Gangelt, auf einige Zeit heinsbergisch. Nach Kritz-
raedts Gangelter Chronik war es von den Brüdern Walter und Johannes von Vucht
im J. 1202 Geldern zu Lehn aufgetragen worden, im J. 1232 macht Balduin Herr zu
Vucht es zu einem Brabanter Lehn. Vielleicht noch im i3. Jh. kam Waldfeucht wieder
an die Herren von Heinsberg, die es im i4. Jh. nicht dauernd zu halten vermögen. Bei
den Kämpfen in der 2. H. des i4. Jh. handelt es sich hauptsächlich um Millen, Gangelt
und Waldfeucht, die im \. 1 36 1 an Geldern kommen, von diesem aber auch nicht
nach dem Sieg von Baesweiler im J. 1 3 7 1 gegen Brabant gehalten werden können.
Waldfeucht blieb in dessen Besitz, bis es im J. i420 als brabantisches Lehn wieder
an Heinsberg kam. Wie bei Gangelt, so scheint auch in Waldfeucht die Stadt-
befestigung des i4. Jh. auf die brabantische Herrschaft zurückzugehen, die sich hier
Fig. 98. Waldfeucht, kathol. Pfarrkirche. Spätgotischer
Wandleuchter aus Messing.
589
122
KREIS HEINSBERG
Stadt-
befestigung
Beschreibung
Fig. 99. Waldfeucht, kathol. Pfarrkirche.
Weih Wasserkessel.
Stützpunkte schaffen wollte. Seit i484 gehörte dann Waldfeucht zum Jülichschen
Amte Millen.
In den J. i48o, i49o, i5io, 1 543 und i57o wurde der Ort durch verheerende
Brände heimgesucht; ausserdem wurde
Waldfeucht im J. i542 in dem geld-
rischen Krieg erobert (Ann. h. V. N.
LXI, S. 63).
Die Befestigung, die anscheinend
nie eine Stadtmauer besessen hat,
sondern in der Hauptsache aus Wall
und Graben bestand, scheint schon
frühzeitig bedeutungslos geworden zu
sein. Der Windmühlenturm an der
Südostseite stürzte im J. 1 897 ein.
Von der Befestigung sind nament-
lich die beiden Stadttore des i4.
bis 1 5. Jh. erhalten. Das Untertor
im Nordwesten (Fig. 102 rechts) besteht
noch im Unterbau ; es ist ein schlich-
ter, viereckiger Backsteinbau mit spitz-
bogigen Toröffnungen, die äussere
Öffnung ist etwas reicher gegliedert
und hat einen Schlitz für das in Resten
noch erhaltene Fallgatter, die innere
Öffnung ganz einfach. Die Torhalle mit flachem Tonnengewölbe, Blendengliederung
an den Langseiten und Schießscharten zum Graben hin in der Vorderhälfte des
Torweges.
Das besser erhaltene
Obertor (Fig. 102 links) im
Südosten zeigt im Erdge-
schoss die gleiche Ausbil-
dung; am Scheitel der in
Mergelsteinen ausgeführten
Laibung des Aussentores eine
Fratze, auf dem Schlußstein
das Wappen von Waldfeucht.
Im 18. Jh. ist das Tor im
Anschluss an das angrenzende
Haus mit einem neuen Ober-
geschoss versehen worden,
ein einfacher Raum mit je
zwei Stichbogenfenstern an
Aussen- und Innenseite, dar-
über ein Satteldach.
Im Zug der die Hauptstrasse kreuzenden Strasse, der Mühlenstrasse, lag im
Südwesten auf dem Wall der im J. 1 89 7 eingestürzte Windmühlen türm; bei dem
Durchbruch der Strasse an dieser Stelle und dem Abtragen des Walles fand sich
der Unterbau eines Halbturmes aus Maastrichter Kalkstein.
Fig. 100. Waldfeucht, kathol. Pfarrkirche.
Handtuchhalter des 16. Jh.
59o
WALDFEUCHT
123
Sonstige Spuren von Hochbauten sind nie gefunden worden. Der nament- Stadt-
lieh in der südlichen Hälfte des Beringes noch guterhaltene Wall mit dem breiten,
jetzt zu Gärten umgewandelten Graben davor erhebt sich bis zu 4 — 5 m über das
Gelände.
Fig. 101. Waldfeucht. Plan der Stadtbefestigung.
An der Nordecke der Stadtbefestigung liegt, auch gegen die Stadt durch Das
Gräben geschützt, das sog. Schlösschen, das anscheinend in der Form auch schon Schl°bS L ien
der ursprünglichen Anlage des i4. — 1 5. Jh. angehört und vielleicht anfänglich eine
Art von Amtmannssitz bildete. Schon im 1 5. Jh. aber war es ein Lehn im Besitz
der häufig genannten Familie von Pollart (Publications de la societe hist. dans le
duche de Limbourg VII, S. 226, 48o; VIII, S. 336; XIX, S. io3); im Anfang des
i9. Jh. kam das Schlösschen durch Schenkung des Freifräuleins von Pollart an das
59i
124
KREIS HEINSBERG
Das Luisenhaus in Roermond und ging vor etwa 3o Jahren durch Kauf von diesem an
osschcn ,
den jetzigen Eigentümer, Herrn Dr. Janssen, über.
Das Schlösschen nimmt die Südosthälfte einer rechteckigen Insel ein. In
dem Garten nordwestlich des Hauses ist man öfter auf die Grundmauern eines
älteren, wohl mittelalterlichen Baues gestossen. Der jetzige gekalkte, zweigeschossige
Ziegelbau von 9 Achsen ist ganz schmucklos; die Südhälfte ist die ältere und stammt
wohl aus dem i7. Jh., die Nordhälfte trägt an der Hofseite die Jahreszahl i7io in
Eisenankern. Die beiden kleinen Wirtschaftsflügel nach dem Ort hin sind jüngeren
Ursprunges. Im Inneren des Wohnhauses ist nur die grosse Barocktreppe be-
merkenswert.
Fig. 102. Waldfeucht. Aussenansiehten der beiden Stadttore.
Wohnhäuser Waldfeucht besitzt eine Reihe interessanter Wohnhäuser des i7. Jh. aus
Backsteinen mit reich gegliederten Fassaden. Im einzelnen sind die folgenden zu
nennen:
Haus Houben Haus des Herrn Karl Houben, an dem Chor der Pfarrkirche: zwei-
geschossiger Giebelbau mit Blendengliederung von drei Achsen; der Giebel mit über-
eckgesteilten Fialen, die mit Löwen und Steinkugeln besetzt sind ; über dem Erdge-
schoss in Eisenankern die Jahreszahl i6o3 (Fig. io3 rechts).
Haus Reiners Gastwirtschaft Reiners in der Hauptstrasse: zweigeschossig, die Fenster
im Erdgeschosse früher mit Kreuzsprossen, jetzt einfach rechteckig. Das Oberge-
schoss mit Blendengliederung und Klötzchenfriesen, daran in Eisenankern: anno 1626
(Fig. 100 links).
Haus Paulis Haus des Herrn Albert Paulis, in der Hauptstrasse, zweigeschossig, mit
drei Achsen und hohem einfachen Giebel nach der Strasse. Der Bau, der aus der
Fluchtlinie vorspringt, öffnete sich ursprünglich im Erdgeschoss mit Korbbogen; das
Obergeschoss hat Blendengliederung. An der Langseite ein viereckiger, vor-
592
WALDFEUCHT
I 25
tretender Treppenturm, jetzt ohne Treppe. Das Innere zeigt im Keller auf einem Wohnhäuser
schweren Mittelpfeiler aus Hausteinen schwere spätgotische Gurtgewölbe. Im übrigen
ist das Innere im iS. Jh. ganz umgebaut worden; im Erdgeschoss strassenwärts ein
Saal mit grossem Rokokokamin, im Obergeschoss ein kleines Zimmer mit gemalten
Leinwandtapeten.
Haus der Geschwister Goertz, im J. 1 656 errichtet, im 18. Jh. von dem Haus Goertz
Amtsverwalter von Millen, Gangelt und Waldfeucht, Justizrat von Bewer, umgebaut,
die Aussenseite um 1800 verändert. Im Inneren ein Saal des 18. Jh. mit niedriger
Fig 103. Waldfeucht. Wohnhäuser des 17. Jh.
Täfelung und gemalter Leinwandbespannung, Jagdszenen mit den Porträts des Rates
von Bewer und seiner Söhne.
Im Besitz der Geschwister Goertz eine ziemlich reiche Sammlung von Möbeln, Sammlung
Steinzeug usw. Ausser einer Anzahl aus älteren Panneelen usw. zusammengesetzter oert^
Schränke, einzelne Figuren, u.a. eine gotische Muttergottesstatuette des i4. — 1 5 . Jh.,
ein rheinischer Überbauschrank mit Intarsien, 2. H. des 16. Jh., ein holländischer
Schrank des 1 7 . Jh. u. a. m.
Im Besitz des Herrn Pfarrers W. Lückerath eine reiche Sammlung von Sammlung
Urkunden usw. zur Geschichte der Heinsberger Gegend (Tille-Krudewig, Über- uckerat
sieht II, S. 200), ferner ältere Drucke, niederdeutsche Heiligenleben und verschiedene
Inkunabeln, sowie einzelne prähistorische und germanische Grabfunde u. a. m.
Die drei Schützengesellschaften in Waldfeucht besitzen sämtiieh Silber- Schützen-
s i I b g r
stücke des 1 7 . Jh. Der Königsvogel der S eba s tian us - G esel ls c haft aus dem
593
I2Ö
KREIS HEINSBERG
Schützen- Anfang des i7. Jh., i3 cm lang, mit ältester Platte von i6o3, der Inschrift: anno
konig i6o3, i6o4, i6o5, mit Hausmarken und den Initialen G. z. Ein Schild von
1 7 5 6 trägt die Inschrift: ich als unvermuther König Joannes schlypen zeige
MICH ALL HIER EIN WENIG, GEBE DIESES SCHILT ALLEIN FÜR DIE SCHÜTZEN INS-
GEMEIN. 1 7 56 ; zwei Schilde von 1 764 mit den gravierten Figuren des h. Johannes
Nepomuk und des h. Sebastianus, eine andere von 1 786 mit dem Hubensschen
Wappen, der Devise: sursum corda und dem Chronogramm: baro De hUbens
saCrarIVM reLIqVIIs, et nos hoC sIgno eXornaVIt (i 786).
Die G eo rgius- Gesel lschaft besitzt einen Silbervogel der gleichen Zeit
mit einem Schildchen auf der Brust, i4 cm lang; die älteste Platte von i652 mit
den Initialen a. v. k., eine andere von 1 7 86 mit gravierter Windmühle, dem Wahr-
zeichen von Waldfeucht.
Die Johannis-Gesellschaft hat einen Silbervogel des 1 7. — 1 8. Jh.,
i7 cm lang; die älteste Platte von 1 78 7 mit dem Lamm Gottes und der Inschrift:
Ps. 1 47. ant. sihet das lamb GOTTES. 1 787.
Hof Bei Waldfeucht liegt der alte HOF ERDBRÜGGEN, ursprünglich im Besitz des
Erdbrüggen
gleichnamigen Geschlechtes, von dem Heinrich von Ertbrüggen im J. 1289 den Altar
in der Krypta der Heinsberger Stiftskirche mit stiftet, später den von Aldenhoven,
den Herren von Heinsberg, den Bruke von der Erdbrüggen, den von Randerath
und im 16. Jh. den von Hanxler gehörig. Im 1 9. Jh. gehörte Erdbrüggen, jetzt eine
einfache Hofanlage, der Familie Packenius in Wassenberg und kam von dieser um
i85o an den jetzigen Eigentümer, die Familie Randerath (s. o. S. 43.) — Lückerath,
Beiträge I, S. 45. — Aachener Zs. I, S. 2o3; VI, S. i39 Anm.; XIII, S. i38. — Ann.
h. V. N. XV, S. 69).
Wohnhaus in in Brüggelchen bei Waldfeucht ein Bauernhaus von 1 782 mit Bauinschrift
Bruggel-
chen aui dem lursturz: ge. s. j. ch. j. a. e. a. d. b. un. jo. pe. e. l. h. d. h. la. b.
— AL WER WILT BAUEN AN GASSEN UND STRASEN, TER MUS ALLE NARREN RETEN
LASSEN, E TU SBITZE NASWIS, WIRST DU ETER KOMEN, SO HET ICH RATH MIT DIR GE-
NOMEN. T. N. 25. S. T. ANNO I 782. S. U. H.
Fig. 104. Wassenberg. Ansicht von Kirche und Burg.
WASSENBERG.
Vor- VORGESCHICHTLICHE FUNDE. In der Nähe von Wassenberg
'iches sm(* m den letzten Jahrzehnten durch den Verein für Heimatkunde in Rheydt ge-
legentlich Ausgrabungen vorgeschichtlicher Gräber vorgenommen worden. Die Fund-
594
WASSENBERG
127
stücke befinden sich teils in der Sammlung des Vereins im Rathaus zu Rheydt, teils Vor-
ffGschicht-
in Wassenberg im Besitz der Herren Apotheker Kofferath und Dr. Küsters. liches
RÖMISCHES. Schneider nimmt eine Römerstrasse an, die an Wassenberg Römisches
vorbei von Roermond nach Erkelenz führt (B. J. LXXIII, S. 5).
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE, ehemalige STIFTSKIRCHE Kathol.
(s. t. s. Georgii). Teschenmacher, Annales Juliae, Cliviae, Montium, S. 369. — air irc <
Brewer, Vaterländische Chronik XI, S. 3io. — Sivre, Inventaris van het oud
archief der gemeente Roermond II, S. 2 96, 436. — Kaltenbach, S. 29 i. — Offer-
mann, S. 2i9. — Binterim und Mooren, E. K. II, S. 220, 262, 324, 343, 488. —
Habets, Geschiedenis van het bisdom Roermond I, S. 4o9. — Limburgs Jaarboek III
(1896), S. 364. — Lückerath, Beiträge I, S. 8, i4, 3i, 48, 88; II, S. 9, i7. — Franz
Bock, Die frühromanische Pfeilerbasilika zu Wassenberg: Aachener Zeitung
vom 21. April 1 89 1 und als Sep.-Abdr. — Bericht über die Tätigkeit der Provinzial-
Fig. 105. Wassenberg, kathol. Pfarrkirche. Grundriss vor der Wiederherstellung.
kommission für die Denkmalpflege in der Rheinprovinz IX (i9o4), S. 22. — Aachener
Zs. IX, S. 225; XIV, S. 229, 23i, 233. — Ann. h. V. N. LV, S. 296.
Über die wiedertäuferische Bewegung des 16. Jh. in Wassenberg: Rembert,
Die Wiedertäufer im Herzogtum Jülich, S. 160. — Keller, Gesch. der Wiedertäufer,
S. 86. — Cornelius, Gesch. des Münsterischen Aufruhrs I, S. 220, 227. — Habets,
De wederdoopers te Maastricht, S. 102, 2o4. — Berg. Zs. I, S. 334.
H a nds ehr i f 1 1. Qu. Im Pfarrarchiv: io9 Urkunden aus dem ehemaligen
Stiftsarchiv, von 122 1 an, meist die Vermögensverwaltung des Stiftes betreffend, ferner
Präsentationen usw. Im einzelnen vgl. Tille-Krudewig, Übersicht II, S. 2o4.
Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: 77 Urkunden von 1118 an. — Akten,
betr. die Altäre aus dem 1 4. Jh., betr. Kollation der Kirche zu Birgelen von 161 3,
Rentverzeichnisse usw. vom 16. Jh. an. Vgl. Ilgen, Rhein. Archiv, S. 128.
Auf dem Bürgermeisteramt: Urkunden, betr. die Marienbruderschaft von
i4i5, 1428, i4j9, i444, 1 456, 1 5 1 2 (Tille-Krudewig, Übersicht II, S. 2o9).
In München, Hof- und Staatsbibliothek: Samml. Redinghoven
(cod. germ. 221 3) XIV, Bl. i9; XIX, Bl. i85.
Die Kollegiat- Stiftskirche wurde von dem Grafen Gerhard von Wassenberg und Geschichte
Geldern im J. 11 18 im Anschluss an seine Burg in Wassenberg begründet und noch
595
128 KREIS HEINSBERG
Kathoi. in dem gleichen Jahr von dem Lütticher Bischof Otbert geweiht (Lacomblet, U. B. I,
3. rrliirch 6
Nr. 289); dieser erste, am Fuss des Wassenberger Burghügels gelegene Bau hat sich
fast unverändert erhalten. Schon im J. i23o war das Stift auch im Besitz der Pfarrei
Wassenberg; um die gleiche Zeit kommt es zu Streitigkeiten zwischen Propst und
Kapitel, die zu einer eingehenden Regelung der Einkünfte führen (Tille- Krudewig,
Ubersicht II, S. 2o4). Im i4. — 15. Jh. wurde das merkwürdige, mit einem Giebel
bekrönte Ostfenster in der Apsis angelegt, im Laufe des 1 5. Jh. auch die Sakristei
und der grosse Westturm errichtet. Eine gründliche, allerdings wenig glückliche In-
standsetzung erfuhr die Kirche um die Wende des 1 8. Jh.
Nach einem Brande des J. i89i, der die Dächer der Chorpartie zerstörte, wurde
der Chor nach Plänen des Architekten ll'iethase in Köln hergestellt; die Her-
stellung des Langhauses erfolgte mit einer Unterstützung der Rheinischen Provinzial-
Fig. 106. Wassenberg, kathoi. Pfarrkirche. Längenschnitt vor der Wiederherstellung.
Verwaltung in den J. i9oi — i9o3 unter Leitung des Architekten Theodor Ross in
Köln. Dabei wurden im Äusseren die Tufffiächen von dem späteren Putz befreit,
die alten Fenstereinfassungen hergestellt und im Inneren neue Balkendecken in der
alten Höhenlage angeordnet.
Von einer neben der Kirche gelegenen Kapelle (s. t. s. Mariae Magdalenae),
auch Thesauraria genannt, die im J. i582 Erwähnung findet und deren Kollations-
recht im Besitz des Kapitels war, sind Reste nicht erhalten.
Beschreibung Dreischiffige romanische Pfeilerbasilika aus der i. H. des 12. Jh., reiner
Quaderbau aus Tuff, mit spätgotischem Backsteinturm des i5. Jh., im Lichten etwa
36 m lang, 16 m breit (Ansichten Fig. lo4 und io7, Grundriss Fig. io5, Längenschnitt
Fig. 106, Inneres Fig. ic8).
Äusseres Der mächtige sechsgeschossige Westturm mit Hausteingurten über je zwei
Turm Geschossen; die beiden unteren Geschosse glatt mit einer grossen spitzbogigen Blende,
die unten das im 18. Jh. erneuerte hübsche Rokokoportal mit geschweiftem Steinsturz
und Oberlicht, oben ein bei der jüngsten Restauration wieder geöffnetes Masswerk-
596
WASSENBERG
129
fenster aufnimmt. In den beiden Mittelgeschossen an jeder Seite rundbogige zwei- Kathoi.
teilige Blenden mit Backsteinpfosten, in den beiden Obergeschossen reicher gegliederte
Spitzbogenblenden, deren obere Hälften als Schallfenster geöffnet sind. Achtseitiger
geschieferter Helm.
Das Langhaus aus Tuffsteinquadern zeigt an den Seitenschiffen eine für das Langhaus
12. Jh. charakteristische Blendengliederung, die in ihrer Siebenzahl der inneren Auf-
Fig. 107. Wassenberg, kathoi. Pfarrkirche. Ansieht von der Nordseite vor der Wiederherstellung.
teilung in acht Joche merkwürdigerweise nicht entspricht. Es sind dünne Lisenen
von flachem Relief mit einfachem Kämpferwulst und grossen Rundbogen. Die
schlichten rundbogigen Fenster sind bei der letzten Restauration mit dem auch bei
den alten Mauerflächen verwendeten kleinen Tuffziegeln wieder hergestellt worden,
entsprechend den beiden kleinen hochliegenden Fenstern, die sich unversehrt unter
dem Putz an den westlichen Kopfseiten der Seitenschiffe fanden; nur die Fenster
des nördlichen Seitenschiffes hatten schon vorher eine andere Einfassung mit grösseren
Quadern erhalten. In der Kopfseite des nördlichen Seitenschiffes befindet sich seit der
letzten Restauration ein modernes Seitenportal. Die Obergadenmauern sind ungeglie-
9
597
i3o
KREIS HEINSBERG
Kathoi. dert; hier entsprechen die bei der letzten Restauration gleichfalls in der alten Form
!3rrkirch6
erneuerten Fenster in ihrer Achtzahl der inneren Aufteilung des Langhauses. Die
Gesimse an den Seitenschiffen und dem Obergaden sind modern. Das im J. i9oi
gleichfalls erneuerte Langhausdach trägt auf dem Ostende einen kleinen geschieferten
Dachreiter.
Chorpartie Die im J. 1 89 1 sehr gründlich in grösserem Tuff- Format hergestellte Chor-
partie zeigte bis dahin ein von dem Langhausdach aus herabgeschlepptes Polygon-
dach, das durch gesonderte Dächer für Chorhaus und Mittelapsis ersetzt worden
ist. Das Hauptchor hat dabei im Anschluss an den an der Nordseite des Chor-
hauses noch erhaltenen Rundbogenfries einen solchen Fries mit modernem schweren
Fig. 108. Wassenberg, kathoi. Pfarrkirche. Innen-Ansicht vor der Wiederherstellung.
Hauptgesims erhalten, das auch den Ostgiebel des Chorhauses umzieht. Die Apsis ist
gleichzeitig mit einem entsprechenden Bogenfries versehen worden. Statt des gotischen
Fensters in der Nordwand des Chorhauses ist ein modernes Rundbogenfenster eingefügt
worden. Über dem die Apsis in halber Höhe umziehenden Rundbogenfries, der seit i89i
auch vollständig erneuert ist, fanden sich die Reste eines grossen Spitzbogenfensters mit
Masswerkrosette aus dem i4. — 1 5. Jh. ; dies Fenster ist gleichfalls im J. 1 89 1 unter
Ergänzung der seitlichen Fialen und des das Apsidengesims durchschneidenden Giebels
erneuert worden.
Die nördliche Seitenapsis ist ohne Lichtöffnungen; sie zeigt eine Gliederung
von schmalen Lisenenfeldern, deren Details der Gliederung der Seitenschiffe ent-
sprechen.
Die an der Südseite des Chorhauses, an Stelle der ursprünglichen Seitenapsis
errichtete Sakristei des 1 5. Jh. ist ein kleiner zweijochiger Bau aus grossen regel-
mässigen Kalksteinquadern. Die Strebepfeiler tragen pultförmige Abdeckungen mit
598
WASSENBERG I 3 1
Beschieferung, die ohne Holzunterlage auf die Decksteine aufgenagelt ist. Die recht- Kathoi.
r Pfurrliirclit*
eckigen Fenster mit giebelförmigen Stürzen sind von einer einfachen Kehle umrahmt.
Das Mauerwerk des romanischen Baues zeigt an Innen- und Aussenflächen
sehr sorgfältige Blendung aus regelmässigen kleinen Tuffquadern ; das Kernmauerwerk
ist aus grossen Kalkbruchsteinen mit Mörtelguss hergestellt.
Im Inneren hat die Turmhalle ein neuerdings, im Anschluss an die alten Inneres
Ansätze hergestelltes Rippengewölbe. Die Pfeiler des Mittel-
schiffes, deren Sockel- und Kämpferprofile bei der Restau-
ration um 1800 verstümmelt und überputzt und deren Kanten
damals abgefast wurden, sind in dieser Form bestehen ge-
blieben. Die Seitenschiffe zeigen die eigentümliche Erschei-
nung einer den Aussenflächen genau entsprechenden Lisenen-
Fig. 109. Wassenberg, kathoi. Pfarrkirche. Vorderansicht des Chorgestühls.
gliederung. Die Decken sind bei der jüngsten Herstellung mit dem Dachstuhl voll-
kommen erneuert worden (Fig. 108).
Das Chorhaus hat ein gratiges Kreuzgewölbe, Apsis und Seitenapsis glatte
Halbkuppeln. Zur Sakristei führt eine hübsche spätgotische Tür mit Kleeblattbogen
in einer giebelförmig schliessenden Blende, in der Durchbildung den Fenstern der
Sakristei entsprechend.
Ausstattung: Ausstattun;
Reste der abgebrochenen ursprünglichen Hocha Itar- Mensa aus dem 12. Jh. Altar
in einem Gebäude seitlich der Kirche; sie hat an der Unterkante ein einfaches ro-
manisches Rankenornament.
Das Chorgestühl, eine hervorragende Arbeit aus den Jahren um i3oo Chorgestühl
(Taf. VII, Fig. io9), befindet sich seit dem J. i9o3 in dem städtischen Kunstgewerbe-
museum zu Köln und ist an Ort und Stelle durch eine genaue Kopie ersetzt worden
(Clemen, Die rhein. und westfälische Kunst auf der kunsthistorischen Ausstellung zu
Düsseldorf i9o2, S. 8. — von Falke und Frauberger, Deutsche Schmelzarbeiten des
Mittelalters und andere Kunstwerke der kunsthistorischen Ausstellung zu Düsseldorf
i9o2, S. 1 3 7 , Taf. 121. — Kölnischer Kunstgewerbeverein, XIII. Jahresbericht, S. 6).
9*
599
132
KREIS HEINSBERG
Ausstattung Die beiden grossen Wangen zeigen in der geschlossenen Unterpartie einfache
Spitzbogenblenden, oben je eine schwere, mit Rosetten besetzte Volute; in der einen
ein sprengender Reiter auf ganz verhängtem Pferd mit eingelegter Lanze, in der
anderen die Muttergottes mit dem knieenden gerüsteten Stifter, jedenfalls einem Grafen
von Wassenberg (Taf. VII). Das eigentliche Gestühl (Fig. io9) ist verhältnismässig
einfach, in der oberen Reihe
je fünf, in der unteren je
drei Sitze; die Miserikordien
mit Blattwerk, die Zwischen-
wangen mit Säulchen und
einfachen Blattendungen un-
ter den Armlehnen.
Im Aufbau ist das Ge-
stühl dem älteren im Xante-
ner Dom noch eng verwandt,
auf der anderen Seite stehen
die um etwa 2 Jahrzehnte
jüngeren Chorstühle von S.
Gereon in Köln. Das Wassen-
berger Gestühl, dessen ein-
fache lebendige Figuren den
Stil der stark von Frankreich
beeinflussten Kunst des
Maastales zeigen, lässt sich
mit ziemlicher Sicherheit auf
die Jahre um i3oo datieren.
Kanzel :"" '^BEM^IF TJBfe Kanzel (Fig. II o)
ist eine überaus reiche, tech-
nisch hervorragende Arbeit
vom J. 1782, eng verwandt
den reichen Rokokokanzeln
in den Niederlanden. Der
geschweifte Körper, der von
der fast lebensgrossen Figur
der h. Helena getragen wird,
zeigt auf den Pilastern in
Hermenform drei Evange-
listen, dazwischen in Rokoko-
rahmen die Halbfiguren von
Fig. 110. Wassenberg, kathol. Pfarrkirche. Kanzel vom J. 1782. Moses und Aaron (?); der
vierte Evangelist ist auf dem
Pilaster der geschweiften Treppe angebracht. Alle Figuren sind fast vollrund ge-
schnitzt. Die durchbrochenen Füllungen des Treppengeländers sind glatt und mit
Linearornamenten eingelegt.
Der Schalldeckel mit reich profiliertem und verkröpftem Rand wird von zwei
Engelfiguren getragen; an der Vorderseite die Jahreszahl 1782, in der Mitte jeder
Seite eine Kartusche mit Engelköpfchen. Auf dem Deckel ein üppiger Volutenaufbau
mit Engelfigürchen und mit dem Jesusknaben als Bekrönung.
600
Taf. VIT.
Wassenberg, katholische Pfarrkirche.
Wangenstücke des früligotischen Chorgebtühls.
WASSENBERG
l33
Kommunionbank, einfache Barockarbeit, um i7oo, mit gedrehten Pilastern . Ausstattung
Im nördlichen Seitenschiff einige Renaissancebänke aus der Zeit um 1600.
Triumphkreuz, über Lebensgrösse, einfache grosse Arbeit des r 5. Jh. in Skulpturen
naturalistischer Auffassung, der Lendenschurz ganz glatt mit langen Zipfeln.
Anna-Selbdritt, gute Gruppe aus Eichenholz, niederrheinisch, Ende des
1 5. Jh., neu bemalt, die Hände ergänzt, 63 cm hoch.
Monstranz aus vergoldetem Silber und Kupfer, 1 7. Jh., im J. 1 739 umgebaut, Gerät
60 cm hoch. Auf dem Fuss Reliefs der vier Evangelisten; der Zylinder und die seit-
lich davon stehenden Statu-
etten zweier Bischöfe in einer
Säulenstellung. Am Fuss die
Inschrift: Wilhelm und Jo-
hann von blitterst;orf)zu
oberemt. renovatum i 739.
Anhängend Medaillen,
aus dem J. 1 539 mit der An-
betung der Hirten, aus dem
16. Jh. mit Adam und Eva
u. a. m.
Kelch aus vergolde-
tem Silber, um 1600. Die
Kuppe mit Silberauflagen,
Abendmahl, Berufung der
Jünger und Christus am Kreuz.
Aachener Beschau mit Bei-
schrift: ach, Meisterzeichen:
Schild mit Querband und
zwei Rosen darüber (ein
solches Wappen führte die
Familie Richterich in Aachen).
Barockkelch aus ver-
goldetem Silber, mit Orna-
mentauflagen aus Silber; un-
ten die Inschrift: oberbach
1 7 1 7. Meisterzeichen: L. K.
Silbernes Messkänn-
chen-Tablett, einfach, mit der Umschrift: pro ministerio parochialis ecclesiae
et pastoris wasenburghensis i633. Meisterstempel ein F über m in Kartusche.
Zwei silberne Messkännchen, elegante Barockarbeiten aus dem J. i632.
Auf beiden die Inschrift: gertrudis geris, vidua koulen, pro altari parochiali
WASSENBURGHl l632.
Fragment eines Tragaltärchens aus dem 12. Jh., Holzkern mit einem Tragaltärchen
geringen Teil des Beschlages, 11 cm hoch, i3 cm breit, 2 3 cm lang. Der Kern aus
Eichenholz mit Sockel- und Gesimsschräge, die Wände zum Teil mtt Hornplatten
belegt, die aber wohl schon von einer späteren Herstellung stammen. An drei Seiten
des oberen Frieses ist der vergoldete Kupferstreifen mit den eingravierten Namens-
beischriften der Apostel, Mariae und der hh. Martinus und Dionysius erhalten; von
dem Inschriftband des unteren Frieses ist nur ein kleines Stück einer Langseite noch
Fig. III. Wassenberg, ehem. Stiftsgebäude. Kamin
aus der Zeit um 1600.
60 I
i34
KREIS HEINSBERG
Ausstattung vorhanden mit den Worten: adeleunt peccamina multa. Weiterhin hat das
Altärchen noch die vier Füsse in Form von Tierklauen bewahrt. Nach den wenigen
Resten des Beschlages handelt es sich zweifellos um eine der älteren kölnischen
Arbeiten aus der Mitte des 12. Jh.
NoRPEN
1. Stiftskirche. 2. Kapuzinerkloster. 3. Bergfrid der Burg. 4. Burggebäude.
5. Rosstor. 6. Rathaus.
Fig. 112. Wassenberg. Stadtplan aus der 1. H. des 19. Jh.
Glocken Die Glocken von i44i, 1285 und i495 tragen die Inschriften:
I. VOCOR GEORGIUS, defunctos plango, vivos voco, fulgura frango. anno
DOMINI MCCCCXLI KRISTIANUS CLOIT ET ARNOLDUS DE SEGEN FECERUNT ME.
602
WASSENBERG 1 35
2. ANNO DOMINI MCCLXXXV. CONGAUDENT VALDE, DUM PULSOR , CORDA. Ausstattung
maria. Monogramm des Giessers, ein a mit Kreuz darüber. Die Glocke beansprucht
als eine der ältesten, mit Inschriften versehenen Glocken Westdeutschlands ein
besonderes Interesse.
3. SANCTA ANNA HEISCHEN ICH, GREGORIUS VON TRIER GUYS MIJCH ANNO
DOMINI MCCCCXCV.
Von den Stiftsg ebäuden ist namentlich ein zweigeschossiges Eckhau s gegen- Stifts-
^öbäude
über dem Kirchturm erhalten, ein stattlicher Backsteinbau, dessen grösserer Teil ganz
verändert ist. Die Eckpartie mit grösstenteils vermauerten Quersprossenfenstern in
Hausteineinfassung, jetzt unbewohnt und mit neuerem flachen Dach versehen. An
der Nordseite ein jetzt leerer und unbedachter Treppenturm. Das Innere enthält
noch einen schönen Kamin auf grossen Voluten, der Fries mit Triglyphen besetzt,
um 1600 (Fig. 1 1 1).
Die übrigen Stiftsgebäude, die um den Platz an der Südseite der Kirche
liegen, darunter das jetzige Pfarrhaus, sind schmucklose, oft veränderte Backsteinbauten
des i7. und 1 8. Jh. An dem Pfarrhaus in der Richtung auf den Kirchturm, gegen-
über dem oben genannten Eckhaus, ein einfaches spitzbogiges Tor des i4. — i5.Jh.,
das zum Platz mit den Stiftsgebäuden führt und wahrscheinlich zur Umgrenzung der
Stiftsimmunität gegen die Stadt gehörte.
EHEMALIGES KAPUZINERKLOSTER. Ann. h. V. N. XXVIII, Kapuziner-
o kloster
S. 277.
Handschriftl. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Akten von der Mitte
des 1 7. Jh. an (Ilgen, Rhein. Archiv S. 129).
Das Kloster war eine Gründung aus der Mitte des 1 7 . Jh. , aus dieser Zeit
stammen auch noch die in der Hauptstrasse Nr. i79/i8o gelegenen Klostergebäude,
jetzt im Besitz des Herrn Zorn in Bonn. Die Kirche ist abgebrochen.
Einfacher zweigeschossiger Ziegelbau von 8 Achsen an der Strassenseite; nach
dem Hof hin ein langer Flügel mit kleinen Fenstern, der im Obergeschoss hoch die
Zelleneinteilung bewahrt hat. Rechtwinkelig dazu das nur in den Untermauern er-
haltene Refektorium, ein einfacher kleiner Saal (Fig. 112, Nr. 2).
BURG UND STADTBEFESTIGUNG. von Ledebur, Allgemeines B"rg u
6 Stadt-
Archiv IV, S. n4; XI, S. 239. — D ers., Dynastische Forschungen I, S. 16. — Grafbefestigung
W. Mirbach, Territorialgeschichte II, S. 22. — Fahne, Gesch. der Grafen von Salm-
Reifferscheid I, S. 53. — Ders., Gesch. der Dynasten von Bocholtz I, S. 2-7 1. — Ritz,
Urkunden und Abhandlungen zur Gesch. des Niederrheins I, S. 11 7. — Ernst,
Histoire du Limbourg VI, S. 398, 43o. — Seibertz, Quellen zur westfälischen Ge-
schichte II, S. 227. - Mon. Germ. SS. XVI, p. 689, 722; XVII, p. 821, 823.
Chronica regia Coloniensis, herausgeg. von Waitz, p. i79, 180. — Index lectionum
der Akademie in Münster, 1 896. — Aachener Zs. XVIII, S. 1.
Handschriftl. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Jülich-Bergische
Landesregistratur: Privilegien der Stadt von 1 523 ab. — Kellnereirechnungen von
1 533 ab. — Akten der Mannkammer Wassenberg. — In München, Hof- u. Staats-
bibliothek: Samml. Redinghoven IV, Bl. i4. — In Rheydt, Sammlung des
Altertums Vereins: Einzelne Urkunden, darunter Privilegien von i524 und 1 56 7.
Ältere Abbildungen. 1. Von 1 723 im Codex Welser, ganz ungenau. 2. Kleine
Ansicht auf Flurkarte von 1 695 im Besitz des Gemeindevorstehers zu Orsbeck (Kopie
von 1 7 54 darnach in der Altertumssammlung im Rathaus zu Rheydt). 3. Im Besitz
6o3
I 36 KREIS HEINSBERG
des Herrn Notars Weisweiler in Köln: Zeichnung vom J. 1 742, bez.: Wassenberg,
een stedjen bij roermonde, 1 742., 34X2 1 cm gross (der Turm der Burg noch mit
hohem Dach; an Stelle des jetzigen Wohnhauses der Burg Ruinen).
Fig. 113. Wassenberg. Der Bergfrid der Burg.
Als Begründer des Wassenberger Grafengeschlechts gilt jener Gerhard von
Antoing aus Flandern, den Kaiser Heinrich bald nach iooo in Wassenberg angesiedelt
haben soll und der auch der Stammvater der Herren von Heinsberg wurde. Auf
dem Gebiet der Burg erfolgte dann im J. 1 1 1 8 die Stiftung des Wassenberger Kol-
6o4
WASSENBERG
i37
legiatstiftes (Lacomblet, U. B. I, Nr. 289). Bald darauf fiel Wassenberg an das Lim- Burg u.
burgische Herzogshaus. In den Kämpfen der Gegenkönige Philipp und Otto im b e fesatlgU
f. 1206 war Wassenberg ein Hauptstützpunkt; nach ihrer Niederlage bei Wassenberg
zogen König Otto und der Kölner Erzbischof Bruno von Sayn sich auf die Wassen-
berger Burg zurück. Bei der Eroberung Wassenbergs gelang es Otto, zu entfliehen,
der Erzbischof Bruno wurde dagegen auf der Burg gefangen (Ann. h. V. N. XLVI,
S. i37). Wassenberg wird auch zum J. 11 83 unter den Gütererwerbungen des Kölner
Erzbischofs Philipp von Heinsberg genannt, anscheinend nicht mit Recht, da die
Limburger Herzöge bis zu ihrem Aussterben im J. 1280 auch im Besitz von Wassen-
berg erscheinen (Mitteilungen aus dem Stadtarchiv zu Köln XII, S. 63).
Fig. 114. Wassenberg. Ansicht der Burg mit dem Wohnhaus.
In der Fehde zwischen den Grafen von Berg und Geldern um das Limburger
Erbe verpfändet Rainald von Geldern Wassenberg im J. 1283 der Kölner Kirche, die
Schlacht von Worringen im J. 1288 brachte aber den Besitz an Brabant, das ihn im
J. 1 3 1 1 an Jülich und im J. i3i7 an Heinsberg verpfändet (Nijhoff, Gedenkwardig-
heeden uit de geschiedenis van Gelderland I, Nr. 120. — Lacomblet, U. B. III,
Nr. 166). Im J. i37o verlangt Herzog Wenzel von Luxemburg und Brabant von den
Grafen von Heinsberg Ersatz dafür, dass dessen Vorfahren Burg und Mauern von
Wassenberg eigenmächtig niedergeworfen hätten; im J. 1 4 1 3 zahlt Heinsberg eine
neue Pfandsumme auf Wassenberg, von der im T. i42o 2000 Gulden am Schlosse
verbaut werden (ebendort III, Nr. 7o5 Anm.; IV, Nr. 78, i3i Anm.). Der Bergfrid
des Schlosses und wohl auch ein grosser Teil der Reste der Stadtbefestigung stammen
aus dieser Zeit.
Während des Niederganges ihrer Macht haben die Herren von Heinsberg
Wassenberg meist weiterverpfändet, nach i452 an den Grafen von Moers, vorüber-
6o5
i38
KREIS HEINSBERG
St r dt" gehend an Julich> dann an Graf Wilhelm von Wied und erst nach der Erwerbung
t-efestigu ng von Heinsberg ist im J. 1494 auch Wassenberg an Jülich gekommen; doch
sicherte erst der Friede zwischen Jülich und Kaiser Karl V. im J. i544 den Besitz
dauernd den Jülicher Herzögen. Schloss und Land bildeten seitdem ein Jülichsches
Amt, auf dem Schloss wohnte der Amtmann (Lacomblet, U. ß. IV, Nr. 4o9, 458,
462 Anm., 548 Anm.).
Das jetzige Wohnhaus der Burg ist ein Bau des 18. Jh.; nach dem Verkauf im
Anfang des i9. Jh. kam die Burg in verschiedene Hände, an Reiff, Packenius, von
Forkenbeck und Claus; von dieser Familie ging der Besitz vor wenigen Jahren an
die jetzige Eigentümerin, Frau Apotheker Kofferath, geb. Claus, in Wassenberg über.
Beschreibung Die Burganlage, welche die Nordostecke der Stadt einnimmt, erhebt sich auf
einem nach aussen ziemlich steil abfallenden Hügel und ist von ungefähr quadratischer
Grundform; Nord- und Ostseite fallen mit dem Zug der Stadtmauern zusammen,
Süd- und Westseite sind gegen die Stadt durch hohe Aufmauerungen gesichert, die
aber nicht mehr im ganzen Umfang erhalten sind (Plan Fig. 112, Ansichten Fig. ii3
und Ii 4).
Bergfrid Auf dem höchsten Punkt an der Nordostecke liegt der mächtige Bergfrid
aus der i. H. des i5. Jh., ein ganz glatter Backsteinturm von vier Geschossen und etwa
io m Seitenlänge. Nach aussen hat der Turm nur kieine, rechteckige Fenster-
öffnungen und oben an der Ostseite ein paar Kragsteine, die wohl einen Abort
trugen (Fig. 1 13).
Im Inneren zeigt der Turm nur die grossen Fensternischen, je eine an jeder
Seite und in jedem Geschoss eine Kaminanlage. Das Kellergeschoss, in dem ein
Brunnen liegt, ist mit zwei Tonnen überwölbt, von denen eine zum Teil eingestürzt
ist. Der Turm entspricht im wesentlichen ganz dem gleichzeitigen Bergfrid der Burg-
anlage in Erkelenz (Renard, Die Kunstdenkmäler der Kr. Erkelenz und Geilenkirchen
S. 56, Fig. 2 9), ist aber doch wesentlich einfacher und entbehrt auch einer massiven
Treppenanlage. An die Nordwest- und Südostecke schloss sich die Stadtmauer an,
die in geradem Zug hier den Burghügel hinauf angelegt war. Nur der nordwestliche
Anschluss ist noch vorhanden, ebenso ein grosser Teil des nördlichen Abschlusses des
Burgterrains durch die Stadtmauer. Der Stadtmaueranschluss im Osten ist wesentlich
schlechter erhalten.
Wohngebäude Die sonstigen Gebäude der Burg (Fig. 1 14) liegen an der Ostseite, gegenüber
der Kirche, auf hoher Aufmauerung; in der Mitte ein Torturm mit korbbogiger
< »Urning, an der Innenseite ist noch der Spitzbogen der gotischen Anlage sichtbar.
Das Obergeschoss mit Stichbogenfenstern und vierseitiger gebrochener Dachhaube
stammt aus dem 18. Jh.
Links von dem Torturm eine einfache Scheune des 1 8. Jh., rechts das lang-
gestreckte Wohnhaus der gleichen Zeit von 8 Achsen, eingeschossig, mit Stichbogen-
fenstern und einfachem Walmdach. Östlich schliesst sich ein kleiner, von Wirt-
schaftsgebäuden umgebener Hof an. Das Innere des Wohnhauses ist ganz einfach,
bemerkenswert ist ein Zimmer, das mit einer hübschen Täfelung aus verkröpften
Füllungen bekleidet ist; die Täfelung stammt aus Kloster Dalheim (s. o. S. i5).
In dem hochgelegenen Garten der Burg nach Südwesten liegt ein Brunnen;
in seiner Nähe ist man öfters auf Fundamente eines mittelalterlichen Bauwerkes,
vielleicht diejenigen des alten Palas, gestossen.
Stadtmauer Die Ummauerung der Stadt (Fig. in) ist in ihrem Verlauf noch überall
festzustellen. Von dem Bergfrid der Burg ab steigt die noch in einzelnen Teilen
606
WASSENBERG
[39
erhaltene Mauer in gerader Flucht nach Osten ab; der Strassendurchbruch zwischen Burg u
Kirche und Burg stammt erst aus der Mitte des i9. Jh. Neben der Strasse der ambetes(igu
besten erhaltene Halbturm, unten mit Schießscharten in Hausteinfassung, innen
nachträglich erneuert, oben mit den Ansätzen einer in der Mauerstärke aufsteigenden
Treppe. Weiterhin folgt in der Ostflucht noch ein kleiner, sehr schlecht erhaltener
Halbturm und an der Südostecke der Stadt ein kräftiger Rundturm , dessen Mantel
aber fast ganz abgestürzt ist. Die Südseite, die hier durch einen Bachlauf noch be-
sonders gesichert wird, ist — soweit sie die alte Immunität des Stiftes umfasst, bis
etwa zum Austritt des Baches aus der Stadt, — verhältnissmässig gut erhalten, durchweg
auf 4 — 5 m Höhe. Dieser ganze Teil der Mauer an Ost- und Südseite scheint der
Bauperiode des i5. Jh. an-
zugehören.
Von dem Austritt des
Baches an springt die Süd-
seite etwas vor; an dem
Knick liegen ein ziemlich gut
erhaltener H a 1 b t u r m , dann
folgt bis zu dem ehemaligen
Brühltor eine Strecke, auf
der der breite Graben noch
ganz vorhanden, die Mauer
aber durch die aufgesetzten
Häuschen grösstenteils zer-
stört ist. Von der Stelle des
Tores an bis zum Rosstor
ist die etwa in Form eines
Viertelkreises gekrümmte
Mauer als Grenzmauer noch
hie und da erhalten; ein
grosses Stück scheint schon Fig m Wassenberg. Das Rathaus vor der
im l8. Jh. durch die Aus- Herstellung des J. 1903.
dehnung des Gartens am
Kapuzinerkloster über den Wallgraben hinaus zerstört zu sein (s. o. S. 1 35 und Fig. 1 12).
Das jedenfalls noch aus dem i4. Jh. stammende Rosstor im Westen ist noch
im Unterbau erhalten und hat im J. i9oi eine sorgfältige Herstellung erfahren. Die
Untermauern bestehen aus Kieseln und Bruchsteinen, der obere Teil aus Ziegeln.
Einfache spitzbogige Toröffnucgen, in der äusseren ein Fallgatterschlitz; die Turm-
halle mit einer im J. i9oi erneuerten Flachtonne und einer in der Stärke der Süd-
mauer aufsteigenden Treppe. An der Aussenseite ein nach dem alten Wassenberger
Siegel hergestelltes Stadtwappen.
Von dem Rosstor an ist die Mauer nur in einzelnen Stücken noch festzu-
stellen ; an der Südwestecke die Reste eines Halbturmes, davor der noch gut
erhaltene Graben. Das Birgeler Tor im Westen ist ganz verschwunden. Von dort
ab steigt die Mauer wieder zum Bergfrid der Burg empor, in den unteren Partien
stellenweise als Grenzmauer, oben am Turm noch als Gartenmauer erhalten.
Das Rathaus (Fig. 1 1 5 ) ist ein einfacher zweigeschossiger Ziegelbau vom J. 1 753, Rathaus
an der Langseite mit 7 Achsen, unten mit einem Korbbogentor in der Mitte. An
einer Schmalseite die Jahreszahl 1 7 5 3 in Eisenankern. Auf dem Walmdach ein
6o7
i4o
KREIS HEINSBERG
Rathaus hübscher, offener achtseitiger Dachreiter mit geschweifter Haube. Der Bau ist im
J. i9o3 neu verblendet worden und hat einen Giebel mit dem Stadtwappen an der
Langseite erhalten.
Das Innere schmucklos; das Glöckchen im Dachreiter trägt die Inschrift:
In honoreM beatI LVDowICI Io(?) pLaVsIbILIter sVrreXI ( i 794). willibror-
DUS STOCKY GOS MICH.
Gasthaus Das städtische Gasthaus, dessen reiches, bis zum J. i3i7 zurückreichendes
Archiv auf dem Bürgermeisteramt aufbewahrt wird (Tille- Krudewig, Übersicht II,
S. 2o9) und dessen Nikolauskapelle im J. i482 Erwähnung findet (ebendort II, S. 208).
ist ein einfacher Giebelbau von 1 764, Hauptstrasse Nr. 85, oben die Jahreszahl in
Eisenankern. In einem Giebelfenster hängt ein Glöckchen von 1 536 mit der In-
schrift: jhesus. maria. anno domini mvcxxxvi. In der in einem hofwärts ge-
legenen Raum eingerichteten Kapelle ein kleiner Barockaltar des i7. — 18. Jh.
Privat- An Privathäusern sind zu nennen: Ein stark veränderter Backsteinbau
' us des 16. Jh., im Besitz des Herrn Ignaz Schmitz, Hauptstrasse Nr. 182, mit Klötzchen-
fries und flachbogigen Blenden im Obergeschoss, ferner Wohnhaus, dreigeschossig,
in der Birgelerstrasse Nr. 33, das Erdgeschoss aus dem 18. Jh., das Mittelgeschoss
mit der Jahreszahl 16. 7 in Eisenankern, im Obergeschoss noch die ursprünglichen
Kreuzsprossenfenster in Holzfassung.
Sammlung SAMMLUNG DES HERRN DR. KÜSTERS. Ausser einer Reihe
3r Küsters * -> T,
vorgeschichtlicher Funde aus Wildenrath, Kirchhoven usw. enthält die Sammlung einige
Gemälde, Möbel, Porzellan, Fayencen, Steinzeug u. a. m. Im einzelnen sind zu nennen:
Rokoko-Krucifix des 18. Jh., aus Kloster Dalheim, der Fuss eingelegt, der
Körper aus Buchsbaum i3 cm hoch.
Eine Folge von Stationen, Buchsbaumreliefs d. 1 7. — 18. Jh., je 9x 13 cm gross.
Muttergottesstatuette des 16. Jh. aus Buchsbaum, 9 cm hoch, sehr gute
lebendige Arbeit, vor einer Strahlenglorie aus vergoldetem Silber, goldenes, mit Perlen
besetztes Renaissancekrönchen.
Eine Sa von n eri e - Arbeit der Bonner Manufaktur, Mitte des 18. Jh., ein alter
Mann, die Feder spitzend, und eine Frau mit Kerze, 23X27 cm gross.
Bauernschenke, Ölgemälde in der Art von Teniers.
WEHR.
Römisches RÖMISCHES. Über eine Römerstrasse bei Wehr vgl. B. J. LXXXI, S. 3.
Kathoi. KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Severini). Habels, Geschie-
>farrkirchedenis yan hgt bjsdom Roermond I, S. 378. — BlNLERIM U. MOOREN, E.K. II, S. l64.
■ Kallenbach S. 4i7. — Offermann S. 222. — Redinghovensche Sammlung
(München, Hof- und Staatsbibliothek, cod. germ. 221 3) XIX, Bl. 23. — Publ. de la
societe hist. et archeol. de Limbourg XVI, S. 399.
Graf Gerhard von Wassenberg und Geldern gibt im J. 11 18 den achten Teil
der Kirche in Wehr an das von ihm neu gegründete Stift in Wassenberg (Lacom-
blel, U. B. I, Nr. 289). Die Propstei Millen hat schon im J. u44 Einkünfte in Wehr.
Die Kirche erscheint im 16. Jh. dem Kollegiatstift in Sittard inkorporiert. Die jetzige
Kirche ist ein schlichter, nachträglich veränderter Saalbau aus dem J. £ 795, mit einem
Turm aus dem J. 1 8 7 3 und einer Sakristei von 1S80.
608
WEHR — WILDENRATH l4l
Von der Ausstattung sind zu nennen: Einfache Rokoko-Kanzel aus der Kathoi.
TT , o ti Pfarrkirche
2. H. des I 8. Jh. Ausstattung
Taufstein aus Blaustein in Kelchform, ganz schlicht, i7. Jh.; aut dem Becken
Doppelwappen mit den Beischriften: heienhoven-horion.
WILDENRATH.
VORGESCHICHTLICHE FUNDE. Graburnen, die bei Wilden-
Vor-
Kathol.
Pfarrkirche
rath gefunden sind, befinden sich in der Sammlung des Herrn Dr. Küsters in ^i^oi/es *
Wassenberg.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s.t. s. Johannis Bapt). Kaltenbach
S. 297. — Offermann S. 2i4. — Binterim u. Mooren, E. K. II, S. 221.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv:
Urkunden, betr. das Präsentationsrecht von 1 474,
1 5 7 1 , 1 582 und 1 585. Vgl. Tille-Krudewig,
Übersicht II, S. 2 1 4.
Die Kirche wird im J. 11 18 bei der Grün-
dung des Stiftes Wassenberg diesem übergeben;
im J. 1269 macht Johann von Orsbeck der
Kirche wegen ihrer Armut eine Stiftung (Lacom-
blet, U. B. I, Nr. 289, 595). Einen eigenen Pfarrer
erhielt die bis dahin von Wassenberg aus pasto-
rierte Kirche erst im J. 1 474. Das Patronat ver-
blieb bis zum Ende des 18. Jh. dem Wassen-
berger Stift. Die jetzige Kirche wurde im
J. l85o/5l, der Turm im J. i894 erbaut. Die
alte, angeblich romanische Pfarrkirche diente
noch bis zum J. 1 87 3 als Schule und wurde erst
damals niedergelegt.
Von der Ausstattung sind zu nennen:
Im nördlichen Seitenaltar Krucifixus aus
Holz, um i5oo, darüber das gleichzeitige Relief Gottvaters in Wolken.
Mittelmässiger Krucifixus des i5. Jh., etwa 5o cm hoch, in der Turmhalle}
neu bemalt.
In der Sakristei roher Krucifixus, um 1 5oo.
Einfache Strahlenmonstranz, vergoldet, mit Silberauflagen, 18. Jh.
Romanischer Bronze-Krucifixus von einem Vortragekreuz, mit der Krone
auf dem Haupt und langem Lendenschurz, 12. Jh., jetzt auf einem modernen
hölzernen Kreuz.
Rokoko-Kronleuchter aus Holz, hübsch geschnitzt, etwa 1 m hoch, angeb-
lich aus S. Martin in Köln stammend.
HAUS WILDENRATH. Eissenberg-Mirbach. — Lückerath, Beiträge I,
S. 64. — Aachener Zs. IV, S. 261 Anm. — Ann. h. V. N. LV, S. i63, 296. — Der
Herold i873, S. 3oo. — Redinghovensche Sammlung (München, Hof- u. Staats-
bibliothek) LV, Bl. 3o4.
Das Haus ist Stammsitz der gleichnamigen Familie, die schon bei der Gründung Geschichte
des Stiftes Wassenberg im J. 11 18 vorkommt, und war ein Wassenberger, später mit
Fig. 116. Haus Wildenrath. Lageplan
aus der 1. H. des 19. Jh.
Ausstattung
Haus
Wildenrath
6o9
142
KREIS HEINSBERG
Haus Wassenberg ein Brabanter Lehen. Die Burg blieb bis um i5oo im Besitz der Familie,
Wildenrath j_am dann durch. Heirat an die von Harff, durch Kauf im J. 1666 an Arnold von
Kerckem zu Grathum und durch Heirat an die von Palant zu Stotzheim, endlich
durch Verwandtschaft an den General von Dörth (f 1 748). Das Haus blieb
im Besitz seiner Nachkommen bis nach i83i, wenn auch zwischenzeitlich in den J. 1 689
und 1 7 7 3 die von Bentinck als Verwandte der von Kerckem aufgeschworen waren
Dann wurde das Gut aufgeteilt; der grösste Teil kam mit dem Haus an die
Familie Packenius und gehört jetzt Frau Oscar von Forkenbeck, geb. Packenius, in
Wassenberg.
Beschreibung Ältere Bauten sind von der Anlage nicht erhalten ; die Burg besteht jetzt aus
einem einfachen modernen Hof. Um i83o waren die Gräben noch soweit erhalten,
dass man die regelmässige rechteckige Vorburg und die von breiteren Gräben um-
gebene Hauptburg unterscheiden konnte (Lageplan Fig. 116).
610
I. Ortsregister.
(Die stärkeren Ziffern bezeichnen die Stelle, an der über den Ort im Zusammenhang gehandelt wird.)
Seite
Seite
Alfens, Haus ....
85
Laffeld
. . 78
Altenburg, Haus .
25
. . 71
13
. . 25
5, 15
Mahrhof, Haus . . .
. . 99
Blumenthal, Haus
110
Millen
3, 5, 78
Bocket
22
Myhl
. . 80
. . 104
. . . . 112, 120
71
Dalheim, Kloster .
. . 13, 14, 87, 93
Oberlieck
. . 71
20
. . 80
Effeld
103
. . 92
Effeld, Haus ....
0, 105
. . 94
0, 16
. . 13
Erdbriiggen, Hof .
126
. . 99
75
. . 102
30
Hall, Haus
96
. . 102
31
. . 34
Hegem, Haus ....
84
.* . 103
Heinsberg . . . 2, 3,
4, 5, 6, 31, 35, 112
. . 112
Kirchl. Gebäude
36
3, 107
61
Tüddern
. 3, 108
70
Wachtendonk ....
. . 80
29
Waldenrath ....
. . 111
3,73
. . . . S
, 23, 112
74
Kirchl. Gebäude
. . 112
28
Profangebäude .
. . 121
75
. . 33
...... 106
Wassenberg ....
. . 2, 5, (
, 71, 126
Kempen s. Rur-Kempen.
Kirchl. Gebäude
. . 127
101
Profangebäude .
. . 135
77
Wehr
. 3, 140
28
Wildenrath
. . 141
6i3
10
i46
KREIS HEINSBERG
II. Sammlungen.
Seite
Effeld. Haus. Sammlung des Herrn
Freiherrn von Blanckart 107
Elsum, Schloss. Sammlung des Herrn
Freiherrn von Leykam 19
Hall, Haus. Sammlung des Herrn Frei-
herrn Spies von Büllesheim ... 98
Havert. Sammlung des Herrn Pfarrers
Schmitz 33
Heinsberg. Sammlung des Herrn öber-
pfarrers Dr. Schneider 70
Heinsberg. Sammlung des verstorbenen
Bürgermeisters Nathan 70
Seite
Heinsberg. Sammlung des Herrn Amts-
gerichtsrates Frantzen 71
Hülhoven, Haus. Sammlung des Königl.
Landrates, Herrn Freih. von Scheibler 29
Karken. Sammlung des Herrn Bürger-
meisters Frenken 77
Wal df euch t. Sammlung der Geschw.
Goertz 125
Waldfeucht. Sammlung des Herrn Pfarrers
Lückerath 125
Wassenberg. Sammlung des Herrn
Dr. Küsters 140
III. Abbildungen
Seite
Fig. 1. Birgelen. Grundriss und Seiten- Fig.
ansieht der alten Pfarrkirche . . 16
Fig. 2. Schloss Elsum. Lageplan aus Fig.
der Zeit um 1820 17
Fig. 3. Schloss Elsum. Ansicht des Fig.
Herrenhauses um 1850 . . . 18
Fig. 4. Schloss Elsum. Grundriss des
Herrenhauses 19 Fig.
Pig. 5. Schloss Elsum. Ansicht des
Herrenhauses mit dem neuen | Fig.
Flügel 20
Fig. 6. Schloss Elsum. Die Darstellung
Christi von P. P. Rubens . . 21 Fig.
Fig. 7. Bocket, katholische Pfarrkirche.
Figuren des h. Lambertus und der [ Fig.
h. Anna-Selbdritt 22
Fig. 8. Bocket, Fachwerkhaus des 17. Jh. 23 Fig.
Fig. 9. Braunsrath, kathol. Pfarrkirche.
Gruppe der h. Anna-Selbdritt . 24
Fig. 10. Braunsrath. Windmühle des 18. Jh. 24 Fig.
Fig. 11. Dremmen. Ansicht der kathol.
Pfarrkirche 27 Fig.
Fig. 12. Haus Hülhoven. Lageplan aus
der 1. H. des 19. Jh 28 Fig.
Fig. 13. Haus Herb. Lageplan aus der
1. H. des 19. Jh 29 Fig.
Fig. 14. Haaren, katholische Pfarrkirche.
Krucifixus vom Hochaltar . . . 30 Fig.
Fig. 15. Havert, katholische Pfarrkirche.
Aufriss des Turmes nach der Er- Fig.
höhung von 1904 32
im Text.
Seite
16. Haus Schaesberg. Lageplan
aus der 1. H. des 19. Jh. . . 34
17. Heinsberg. Ansicht der Gan-
golphuskirche im Stadtbild . . 35
18. Heinsberg, kathol. Pfarrkirche.
Ansicht vor der Wiederherstellung
des Äusseren 36
19. Heinsberg. Grundriss der kathol.
Pfarrkirche 37
20. Heinsberg , kathol. Pfarrkirche.
Turm: Grundriss des Glocken-
geschosses 38
21. Heinsberg, kathol. Pfarrkirche.
Portal in der Vorhalle . . . . 39
22. Heinsberg, kathol. Pfarrkirche.
Blindfenster im Chor .... 40
23. Heinsberg, kathol. Pfarrkirche.
Inneres vor dem Umbau des Chor-
aufganges 41
24. Heinsberg. Längenschnitt durch
die kathol. Pfarrkirche .... 42
25. Heinsberg, kathol. Pfarrkirche.
Grundriss und Säule der Krypta 43
26. Heinsberg, kathol. Pfarrkirche.
Inneres der Krypta 44
27. Heinsberg, kathol. Pfarrkirche.
Abschlussgitter der Taufkapelle . 45
28. Heinsberg, kathol. Pfarrkirche.
Taufkessel mit Eisenkran ... 46
29. Heinsberg, kathol. Pfarrkirche.
Eisenkran und Taufkesseldeckel . 47
6l4
KREIS HEINSBERG
147
Seite
Fig. 30. Heinsberg , kathol. Pfarrkirche.
Vorderansicht des nördl. Chor-
gestühls 47
Fig. 31. Heinsberg, kathol. Pfarrkirche.
Detail aus einer Hochwange des
Chorgestühls 48
Fig. 32. Heinsberg, kathol. Pfarrkirche.
Vorderwange von dem Hochgrab
der Herren von Heinsberg . . 49
Fig. 33. Heinsberg, kathol. Pfarrkirche.
Figur des h. Christopherus . . 50
Fig. 34. Heinsberg, kathol. Pfarrkirche.
Gruppe der Kreuzschleppung . 51
Fig. 35. Heinsberg , kathol. Pfarrkirche.
Spätgotische Holzleuchter ... 52
Fig. 36. Heinsberg, kathol. Pfarrkirche.
Reliquiarien der hh. Laurentius
und Urbamis 53
Fig. 37. Heinsberg, kathol. Pfarrkirche.
Reliquiarien der hh. Adrianus,
Gangolphus und einer Partikel der
Dornenkrone 54
Fig. 38. Heinsberg, kathol. Pfarrkirche.
Vorderstab einer Dalmatika aus
der roten Kapelle 55
Fig. 39. Heinsberg. Ansicht der ehema-
ligen Franziskanerkirche ... 56
Fig. 40. Heinsberg. Ansicht des ehema-
ligen Praemonstratenserinnenstif les 58
Fig. 41. Heinsberg. Grundriss der Burg-
ruine 60
Fig. 42. Heinsberg, Burgruine. Aufriss
der Südmauer 61
Fig. 43. Heinsberg. Das Unterbracher
Tor während des Abbruches im
J. 1894 62
Fig. 44. Heinsberg. Ansicht des Mauer-
turmes bei der Pfarrkirche . . 63
Fig. 45. Heinsberg. Plan der Stadt mit
den Resten der Befestigungsan-
lagen 64
Fig. 46. Heinsberg. Ansicht des Rathauses
und des Pfarrhauses .... 65
Fig. 47. Heinsberg. Der Hof des Rat-
hauses 67
Fig. 48. Heinsberg. Haus der Erben Bür-
germeister Nathan 68
Fig. 49. Heinsberg. Haus des 17. Jh.
hinter dem Stift vor der Wieder-
herstellung 69
Fig. 50. Heinsberg. Elfenbein-Diptychon
der Samml. Nathan 70
Seite
Fig. 51. Heinsberg. Gruppe der Bewei-
nung Christi aus der Samml.
Nathan 70
Fig. 52. Heinsberg. Gemalte Rundscheibe
der Samml. Nathan 71
Fig. 53. Heinsberg. Weihwasser-Behälter
der Samml. Nathan 72
Fig. 54. Hilfarth, kathol. Pfarrkirche.
Figur der Muttergottes . . . . 73
Fig. 55. Millen. Noidansicht der kathol.
Pfarrkirche 79
Fig. 56. Millen, kathol. Pfarrkirche. Ansicht
der Quirinuskapelle vor der Wie-
derherstellung 80
Fig. 57. Millen. Grundriss der kathol.
Pfarrkirche 81
Fig. 58. Millen, kathol. Pfarrkirche Figur
der h. Balbina 82
F'ig. 59. Millen, kathol. Pfarrkirche. Figur
des h. Nicolaus 83
Fig. 60. Haus Hegern. Lageplan aus
der 1. H. des 19. Jh 84
Fig. 61. Haus Alfens. Lageplan aus
der 1. H. des 19. Jh. mit Ein-
tragung des neuen Hofes ... 85
Fig. 62. Ophoven. Turmansicht der
kathol. Pfarrkirche 87
Fig. 63. Ophoven. Choransicht der kathol.
Pfarrkirche 88
Fig. 64. Ophoven. Grundriss der kathol.
Pfarrkirche 89
Fig. 65. Ophoven. Hochaltar der kathol.
Pfarrkirche 90
Fig. 66. Ophoven, kathol. Pfarrkirche.
Muttergottesstatue 91
Fig. 67. Ophoven, kathol. Pfarrkirche.
Anna-Selbdritt mit Stifter ... 91
Fig. 68. Orsbeck, kathol. Pfarrkirche.
Spätgotisches Reliquiar .... 93
Fig. 69. Ratheim. Ansicht der kathol.
Pfarrkirche 94
Fig. 70". Ratheim. Grundriss der kathol.
Pfarrkirche 95
Fig. 71. Haus Hall. Lageplan ... 95
Fig. 72. Haus Hall. Ansicht .... 96
Fig. 73. Haus Hall. Spätgotisches Elfen-
beinplättchen 96
Fig. 74. Haus Hall. Dosendeckel ... 97
Fig. 75. Haus Hall. Kästchen mit ge-
schnittenen Eisenplatten . . . 97
| Fig. 76. Haus Hall. Silbernes Altärchen 98
10*
iS
148 KREIS HEINSBERG
Seite
Fig. 77. Rur-Kempen. Grundriss und
Seitenansicht der alten kathol.
Pfarrkirche 100
Fig. 78. Haus Kempen. Lageplan aus
der 1. H. des 19. Jh 101
Fig. 79. Schierwaldenrath, kathol.
Pfarrkirche. Gruppe der h. Anna-
Selbdritt 102
Fig. 80. Schierwaldenrath, kathol. Pfarr-
kirche. Reliquienbüste . . . 103
Fig. 81. Haus Neuerburg. Lageplan 104
Fig. 82. Haus Effeld. Lageplan aus der
1. H. des 19. Jh 105
Fig. 83. Haus Effeld. Grundriss des
Herrenhauses 106
Fig. 84. Haus Effeld. Ansicht des Herren-
hauses 107
Fig. 85. Tüddern, kathol. Pfarrkirche.
Gruppe der h. Anna-Selbdritt . 109
Fig. 86. Haus Blumenthal. Lageplan
aus der 1. H. des 19. Jh. . . 110
Fig. 87. Waldfeucht. Turmansicht der
kathol. Pfarrkirche 113
Fig. 88. Waldfeucht. Ansicht der kathol.
Pfarrkirche 114
Fig. 89. Waldfeucht. Grundriss der kathol.
Pfarrkirche 114
Fig. 90. Waldfeucht. Längenschnitt durch
die kathol. Pfarrkirche . . . 115
Fig. 91. Waldfeucht, kathol. Pfarrkirche.
Querschnitt durch Chor und
Sakristei 115
Fig. 92. Waldfeucht, kathol. Pfarrkirche.
Abendmahlsdarstellung von dem
früheren Sakramentshäuschen . 116
Fig. 93. Waldfeucht, kathol. Pfarrkirche.
Wandschranktür in der Sakristei 116
Fig. 94. Waldfeucht, kathol. Pfarrkirche.
Figur des h. G eorg . . . . 117
Fig. 95. Waldfeucht, kathol. Pfarrkirche.
Figur des h. Lambertus . . . 118
Fig. 96. Waldfeucht, kathol. Pfarrkirche.
Figur der h. Barbara . . . . 119
Fig. 97. Waldfeucht, kathol. Pfarrkirche.
Seite
Spätgotischer Wandleuchter aus
Messing 120
Fig. 98. Waldfeucht, kathol. Pfarrkirche.
Spätgotischer Wandleuchter aus
Messing 121
Fig. 99. Waldfeucht, kathol. Pfarrkirche.
Weihwasserkessel 1 22
Fig. 100. Waldfeucht, kathol. Pfarrkirche.
Handtuchhalter des 16. Jh. . . 122
Fig. 101. Waldfeucht. Plan der Stadtbe-
festigung 123
Fig. 102. Waldfeucht. Aussenansichten der
beiden Stadttore ] 24
Fig. 103. Waldfeucht. Wohnhäuser des
17. Jh 125
Fig. 104. Wassenberg. Ansicht von
Kirche und Burg 126
Fig. 105. Wassenberg, kathol. Pfarrkirche.
Grundriss vor der Wiederher-
stellung 127
Fig. 106. Wassenberg, kathol. Pfarrkirche.
Längenschnitt vor der Wieder-
herstellung 128
Fig. 107. Wassenberg, kathol. Pfarrkirche.
Ansicht von der Nordseite vor
der Wiederherstellung . . . 129
Fig. 108. Wassenberg, kathol. Pfarrkirche.
Innen-Ansicht 130
Fig. 109. Wassenberg, kathol. Pfarrkirche.
Vorderansicht des Chorgestühls 131
Fig. 110. Wassenberg, kathol. Pfarrkirche.
Kanzel vom J. 1782 .... 132
Fig. III. Wassenberg, ehem. Stiftsgebäude.
Kamin aus der Zeit um 1600 . 133
Fig. 112. Wassenberg. Stadtplan aus der
1. H. des 19. Jh 134
Fig. 113. Wassenberg. Der Bergfrid der
Burg 136
Fig. 114. Wassenberg. Ansicht der Burg
mit dem Wohnhaus . . . . 137
Fig. 115. Wassenberg. Das Rathaus vor
der Herstellung des J. 1903 . 139
Fig. 116. Haus Wildenrath. Lageplan
aus der 1. H. des 19. Jh. . . 141
6l6
KREIS HEINSBERG
149
V. Tafeln
Seite
Tafel I. Sc bloss Elsum. Reliquien-
kreuz aus dem Besitz der Fa-
milie Jabach 20
Tafel II. Heinsberg. Ansicht der kathol.
Pfarrkirche vom Burgberg aus . 36
Tafel III. Heinsberg. Chorgestühl in der
katholischen Pfarrkirche ... 48
Tafel IV. Heinsberg , katholische Pfarr-
kirche. Figuren von dem Grab-
mal dei Herren von Heinsberg 48
Seite
Tafel V. Heinsberg, katholische Pfarr-
kirche. Goldbrokat -Kasel mit
der Verehrung des Kindes . . 54
Tafel VI. Heinsberg, katholische Pfarr-
kirche. Kasel mit dem Stamm-
baum Mariae 54
Tafel VII. Wassenberg, katholische Pfarr-
kirche. Wangenstücke des früh-
gotischen Chorgestühls . . . 132
6i7
Nachträge und Berichtigungen zum achten Bande.
Zu S. 5i. Haus Broich. Die Ansicht im Codex Welser von 1 7 23 stellt ein
anderes Haus Broich dar (Aachener Zs. XXV, S. 382).
Zu S. 60. Rittergut Drimborn. Eine ungenaue Ansicht im Codex Welser
von 1 723 (ebendort XXV, S. 382).
Zu S. 62. Z. 8 v. u. lies Wappenschildchen statt Wappen.
Zu S. 7i. Güsten. Zu den Handschr i ftl. Qu. ist nachzutragen: Im Kgl.
Staatsarchiv zu Koblenz: Archivalien über die im Besitz der Abtei Prüm befind-
liche Herrschaft Güsten von i42 7 ab (Ausfeld, Übersicht über die Bestände des
Kgl. Staatsarchivs zu Koblenz, S. 3o).
Zu S. 85. Haus Obbendorf. Eine Ansicht im Codex Welser von 1 7 23
(Aachener Zs. XXV, S. 382).
Zu S. 95. Hottorf. Die Pfarrkirche ist um die Mitte des i9. Jh. umgebaut
worden, nicht im 18. Jh. (Aachener Zs. XXV, S. 382).
Zu S. 1 1 7 . Karthäuserkloster Vogelsang. H an dschrif tl. Qu.: Im
Pfarrarchiv S. Andreas zu Köln (Jrk. vom J. i48o, betr. das „neue Gotteshaus
Marienlydens und S. Hupertz, gen. der Vogelsank" (Ann. h. V. N. LXXVI, S. 63).
Zu S. 12 3. Jülich, Rurtor. Vgl. Jahresbericht der Provinzialkommission für
die Denkmalpflege in der Rheinprovinz VIII (i9o3), S. i4.
Zu S. 124. In der Altertümersammlung auf dem Rurtor befindet sich
ein aus der Pfarrkirche stammender Grabstein mit der Inschrift: memoriae et
PIIS MANIBUS OPTIMORUM PARENTUM D. HENRICI A SPATGEN, J. V. D., S. R. J. PP.
ELECTOR. TREVIR. ET PALATINI CONSIL. REFER., PRAEF. IN GÜSTEN, PEIR ET MERKEN,
IN JULIA CLIVIA STATUM SYNDICI, HUIUS URBIS CONS. ET SCAB. ANNO MDCLXXXVI1I : ,
XVI. JUN. ET D. ANNAE AGNETIS DE GIPPENBURCH, CONJUGIS, ANNO MDCLXXXI : , XXI.
AUG. IN DOM. DEFUNCTORUM, HENRICUS GODEFRIDUS LIB. BARO DE SPADEN CONDICTUS
SPÄTGEN, DOM. DE KOD. PITZ, MERTZDORF, WALDAU, TIEFENSEE ET BREITEN STUCK,
SACRAE M. IN SILESIA ACT. CONS. ETC., PRINC. ELECT. FRANC. LUD. COM. PALAT. RH.,
ARCH. TREV. ET CON. INT. ET AULAE CANC. ETC., FILIUS MODESTUS ET GRATUS
posuit. tu, qui transis, requiem aeternam precare (Mitt. des Herrn P. Lin-
nartz, Jülich).
Zu S. 1 35. Jülich. Grabstein des Gouverneurs von Haxthausen:
Der Stein trug ausser der Inschrift das Ehewappen Haxthausen-Syrgenstein und die
Ahnenwappen Haxthausen, Löwenstein, Oynhausen, Kerssenbrock, Westphalen, Spiegel,
von der Borch, Virmond, Kamptz, Bülow, Granamon von Borckau, Pfingstdorf,
Rodenstein, Kottwitz von Aulenbach, Knebel von Katzenellenbogen, Waltmannshausen
(Aachener Zs. XXV, S. 382 und Mitteil, von E. von Oidtman).
Zu S. 1 35. Uber Johannes Pasqualini ist nachzutragen, dass er im J. i574
bei den Befestigungsbauten in Wolffenbüttel im Herzogtum Braunschweig beteiligt er-
6i9
I 5 2
NACHTRÄGE UND BERICHTIGUNGEN ZUM ACHTEN BANDE
scheint und seine Pläne und Modelle damals dort zurückliess (Mitteil, des Herrn Prof.
P. J. Meyer, Braunschweig).
Zu S. i42, Z. 18 v. o. ist das Wort , anzusehen' zu streichen.
Zu S. i45. Haus Kirchberg. Abbildung im Codex Welser von 1 7 23 unter
dem Namen Kirberich (Aachener Zs. XXV, S. 382).
Zu S. 1 84. Lohn, Römisches. Bei dem Neubau der Kirche ist ein dem
„Mercurio Leudisiano" geweihter Stein wieder eingemauert worden (Mitteil, des
Herrn Gymn. -Direktors Dr. Cramer, Eschweiler).
Zu S. i87. Rittergut Hausen. Das Herrenhaus ist erst nach i878 infolge
baulicher Vernachlässigung eingestürzt (Aachener Zs. XXV, S. 383).
Zu S. 1 99. Haus Bock. Das Haus kam durch Heirat der Therese von Proff
im J. 1 7 89 an die Familie von Kesseler und gehört jetzt Frau von Kesseler, geb.
Simons (Aachener Zs. XXV, S. 383).
Zu S. 2o9. Haus Lorsbeck. Es muss heissen Theodor Joseph von Wassen-
berg (t 1 793) statt von Rossum ; das Wappen über dem Eingang ist das Doppel-
wappen Wassenberg und Locquenghien (Aachener Zs. XXV, S. 383).
Zu S. 210. Hof Lorsbeck. Es muss heissen Frau Majorin Leiss, nicht Heiss
(ebendort XXV, S. 383).
Zu S. 211. Burg Setterich. H andschriftl. Qu.: Das im Staatsarchiv
zu Wetzlar befindliche Inventar vom J. 1 687 ist inzwischen veröffentlicht: Aachener
Zs. XXV, S. 365.
Zu S. 2i7. Siersdorf, Pfarrkirche. Das Wappen auf der Chorstuhlwange,
Fig. i42, ist sicher nicht das Deutschordenswappen, sondern wahrscheinlich dasjenige
des Komthurs Libricht Hoen von Kartils (Aachener Zs. XXV, S. 383).
Zu S. 2i9. Siersdorf, Kommende. Handschriftl. Qu. Im Rijks-
archief zu Maestricht: Ein Teil des Archives der Bailei Alten-Biesen, darunter
Archivalien über Siersdorf, u.a. ein Rechnungsbuch von 1 585 ab, bez. Annotation
ALNIGE EINTKOMPST UND NÜTZHUNG DES HAUSES SIERSDORF.
Zu S. 228. Haus Lindenberg. Ungenaue Ansicht im Codex Welser von
i723 unter dem Namen Leinenberg (Aachener Zs. XXV, S. 383).
Zu S. 23o. Tetz, Kathol. Pfarrkirche. Im Chor sind im Sommer i9o3
an den Wandflächen zwischen den Diensten und den Fensterlaibungen spät-
gotische Wandmalereien vom Ende des i5. Jahrhunderts aufgedeckt worden,
Ölgemälde auf einem feinen Putz, Christus als Weltrichter, Maria und die 12 Apostel
darstellend. Von den Figuren, die in Nachahmung plastischer Werke mit gemalten
Konsolen und Baldachinen versehen sind, waren nur 9 besser erhalten. Der Zyklus,
der schon in der Barockzeit eine Überma-fung erfahren hatte, ist nach den Entwürfen
des Kanonikus Göbbeh in Aachen durch den Maler Caspers in Wanlo hergestellt
und ergänzt worden.
Zu S. 23i. Haus Erzelbach. Ann. h. V. N. XXXV, S. 160; XLVI, S. 160.
- Aachener Zs. II, S. 298; III, S. 1 53, 1 55, i56, 1 57, 3i4.
Ältere Ansicht vom J. 1 7 23 im Codex Welser, ungenau.
In Erzelbach bestanden schon im 1 5. Jh. die beiden Güter Ober- und Nieder-
Erzelbach; im J. i4o2 erscheint zum erstenmal ein Angehöriger des Geschlechtes von
Erzelbach, das sich in der Folge im Besitz von Ober-Erzelbach befand. Im J. 1 5 93
ist der Hof im Besitz des Dietrich von Entzenbroich ; von den Erben von Entzen-
620
NACHTRÄGE UND BERICHTIGUNGEN ZUM ACHTEN BANDE
153
broich erwarb in den J. i7l4 — r 7 1 7 Freiherr Gottfried von Redinghoven das Haus
Ober-Erzelbach.
Haus Nieder-Erzelbach gehörte im J. i492 dem Johann von Horrich und dem
Ulrich von Bell; die von Horrich sind in der Folge im Besitz des Gutes, im J. 1 593
die von Binsfeld, als deren Erben im J. 1 653 die Freiherren von Wachtendonk, die
noch in demselben Jahr das Gut an Dr. Binius verkauften; von ihm erwarb es im
J. 1 68 1 Dr. Jansen in Düsseldorf. Dessen Tochter brachte das Gut an den Freiherrn
Gottfried von Redinghoven, der seit 1 7 1 7 auch Ober- Erzelbach besass. Sein Sohn
Johannes baut im J. 1 7 2 i Nieder-Erzelbach neu auf. Die beiden Güter, die seitdem
vereinigt blieben, kamen wohl durch Kauf in der 2. H. des 18. Jh. an die von Castell,
ebenso im Anfang des 1 9. Jh. an die Familie Watrin, von der der Besitz in den
7oer Jahren an den jetzigen Eigentümer, Herrn Freiherrn von Diergardt zu Mors-
broich, überging.
Haus Ober-Erzelbach, nur noch zum Teil benutzt, ist eine rechteckige
Hofanlage, deren Wirtschaftsgebäude an drei Seiten des Hofes einfache Nutzbauten
des 18. — 19. Jh. sind; das Obergeschoss des Stallflügels in Fachwerk mit in ver-
schiedenen Ziegelmustern ausgemauerten Gefachen. Das seit einigen Jahrzehnten in
Trümmern liegende Wohnhaus an der vierten Seite des Hofes ist im Kern ein Bau
des 16. — 1 7. Jh. mit gewölbtem Kellergeschoss. Der an der freien Ecke liegende
Turm ist jetzt fast ganz zerstört; neben der nur in Resten erhaltenen Durchfahrt des
17. — 1 8. Jh. liegt noch ein rechteckiger etwas höher erhaltener Turm. Die Fenster-
öffnungen der nur noch im Erdgeschosshöhe erhaltenen Umfassungsmauern sind im
1 8. Jh. verändert worden.
Der Hof Nieder-Erzelbach ist gleichfalls eine grosse rechteckige Anlage
des 18. Jh. mit korbbogiger Durchfahrt in einem Seitenflügel, im Anfang des 1 9. Jh.
mannigfach verändert. Das der Strasse zugekehrte Wohnhaus, ein einfacher zwei-
geschossiger Ziegelbau des 18. Jh. von acht Achsen, trägt an dem einen Giebel die
von einem Umbau herrührende Jahreszahl 1 8 1 9 in Eisenankern. Über dern Seiten-
eingang neben dem Wohnhaus ist eine Steintafel mit dem Doppelwappen Reding-
hoven-Berlo und der Inschrift eingelassen: perillustris et generosus dominus
JOANNES CONRADUS GODEFRIDUS EX ANTIQUISSIMA . . . ESTRI, NUNC S. R. J. BARONUM
FAMILIA DE REDINGHOVEN CUM ILLUSTRISSIM A SUA DOMINA CONJUGE MARIA ALBERTINA,
NATA COMITISSA DE BERLO, QUONDAM VIDUA PERILLUSTRIS ET GENEROSI DOMINI
JOANNIS ERNESTI L.B. DE ROLLINGEN ET DALENBROEC, ANNO I 7 2 I .
Vor dem Hof ein einfaches grosses Wegekreuz vom J. 1 7 8 7 mit der Inschrift:
AUFGERICHT VOM ZEITLICHEN HALBWINNER JOH. WILH. KREUDER UND MARIA MAR-
GARETHA KEMMERLING IM J. 1 787.
Zu S. 234. Hof Betgenhausen. Es muss heissen Familie von Wvmar statt
Wyman (Aachener Zs. XXV, S. 383).
Zu S. 268. Haus Beeck. Handschriftl. Qu. Der grösste Teil des Ar-
chives befindet sich auf Haus Merödgen, Kreis Düren, darunter Zins- und
Rentenregister um i425, Urkunden von 1 42 1 an, Inventar und Briefschaften von i58l,
u. a. mehr. Im einzelnen vgl. Tille- Krudewig, Übersicht II, S. 289.
Zu S. 269. Burg Griepekoven. Übei die Geschichte der Burg handelt
ausführlich E. von Oidtman in den Ann. h. V. N. LXXIX, S. 1 76.
Zu S. 27o. Haus Palant. Handschriftl. Qu.: Akten aus dem 16. und
1 7. Jh. im Archiv zu Schloss Dreiborn (Krudewig, Übersicht III, S. iS, Nr. 75).
621
i54
NACHTRÄGE UND BERICHTIGUNGEN ZUM ACHTEN BANDE
Zu S. 273. Haus Klein- Kunkel. Das Gut erscheint als Abspliss von
Gross-Kunkel schon im J. 1 485 im Besitz des Karsilius Wolf, Vogt zu Randerath;
durch Heirat ist im J. 1 5 74 Gerhard Bordeis Eigentümer, dessen Nachkommen bis
weit in das 1 7. Jh. das Gut besassen. Im J. 1 685 ist Johannes Delgens, i693 Heinrich
von Gangelt belehnt, dessen Nachkomme Matthias von Gangelt noch im J. 1 788
das Gut inne hatte (Aachener Zs. XXVI, S. 395).
Zu S. 279. Haus Elmpt. Unter den Literaturangaben ist zu ergänzen:
Niederrhein. Geschichtsfreund 1880, S. 1 58 ; 1881, S. 43, 58, 7i, 88.
Zu S. 284. Erkelenz. Kathol. Pfarrkirche. Über das Verhältnis der
Kirche zum Aachener Marienstift vgl. Teichmann i. d. Aachener Zs. XXVI, S. 93.
Zu S. 292. Erkelenz. Über die Weihe einer Glocke der Pfarrkirche im
J. 1 636 vgl. Aachener Zs. XXVI, S. 394.
Zu S. 3o4. Erkelenz, Rathaus. Eines der Brustbilder des i7. Jh. ist
dasjenige des Roermonder Bischofes Antonius Albertus de Allamont (s. o. S. 293. —
Mitteil, von E. von Oidtman).
Zu S. 3o5. Erkelenz. Die Sammlung Vöhl kommt im Dezember i9o5
bei J. M. Herberle in Köln zur Versteigerung.
Zu S. 3 1 1. Holz weiler. Kathol. Pfarrkirche. Handschrift!. Qu. über
die Rechte von S. Andreas in Köln Urkunden von i29o, i3i2 usw. im dortigen Pfarr-
archiv (Ann. h. V. N. LXXVI, S. 8, i3, 26).
Zu S. 3 1 4. Hückelhoven. Die Grabinschrift befand sich auf einem
anderen als dem dort angegebenen Grabstein (Aachener Zs. XXVI, S. 395).
Zu S. 327. Kückhoven. Kathol. Pfarrkirche. Über die Pfarrerhebung
im J. i34o vgl. ausführlich Teichmann i. d. Aachener Zs. XXVI, S. io3.
Zu S. 335. Niederkrüchten. Kathol. Pfarrkirche. Es ist nachzutragen :
Auf Turm, Dachreiter und Chor schöne schmiedeeiserne Kreuze (Abb. bei Rasch-
dorff, Abbildungen deutscher Schmiedearbeiten).
Zu S. 35 1. Burg Wegberg. Die Burg Berck war Sitz eines gleichnamigen Ge-
schlechtes, dessen letzter Spross der im J. i343 erwähnte Ritter Johann von Berck
gewesen zu sein scheint; durch einen seiner Schwiegersöhne, Sibodo von Bongart,
kam dann die Burg wohl an diese Familie (Aachener Zs. XXVI, S. 395).
Zu S. 375. Haus Wedau. Handschriftl. Qu. Im Archiv auf Haus
Merödgen, Kreis Düren, einzelne Archivalien, darunter Urkunde vom J. i483 und
Akten des 18. Jh. (Tille-Krudewig, Übersicht II, S. 289).
Zu S. 375. Haus Gross-Kunkel. An die von Velrath gen. Meuther kam
das Haus im J. i45i. Da die von Deelen die Einlösung einer auf dem Gut lastenden
Schuld versäumten, wurde Gross-Kunkel eingezogen und versteigert; Ansteigerer war
der Graf Hompesch-Rurich, der das Gut schon im J. 1 788 besass (Aachener Zs. XXVI,
S. 396 und Mitteil, von E. von Oidtman).
Zu S. 396. Burg Geilenkirchen. Die wesentlichen Archivalien zur
späteren Geschichte der Burg beruhen in dem Archiv der Freiherren von Harff zu
Dreiborn. Vgl. ausführlich Krudewig, Übersicht III, S. 10, i4.
Zu S. 4o9. Haus Zumdahl. Das Haus war von den Vorfahren des Anton
Prummern, der im J. 1 5 7 5 erscheint, im J. 1 453 von dem Landesherrn in Erbpacht
genommen worden. Im J. i642 ist der Schultheiss und Waldmeister Wilh. Buessgen
belehnt; das Haus wird damals als neu gebaut bezeichnet, aus der Zeit stammt jeden-
falls die hübsche Turmhaube (Mitteil, von E. von Oidtman).
622
NACHTRÄGE UND BERICHTIGUNGEN ZUM ACHTEN BANDE
155
Zu S. 42o. Marienberg. Alte kathol. Pfarrkirche. Zu den Literatur-
angaben ist nachzutragen: Aachener Zs. XXVI, S. 387.
Zu S. 43 1 . Puffendorf. Über das im Besitz der Familie des Generals Jan
von Werth befindliche Gut vgl. ausführlich: Ann. h. V. N. LXXVIII, S. 97.
Zu S. 484. Birgelen: Im Besitz des Herrn Notars Weisweiler in Köln:
Kolorierte Zeichnung des Dorfes Birgelen mit der alten Pfarrkirche vom J. 1 739,
bez.: DORP birgelen, den 27. Junij 1 739, D. b., 29,5 12,5 cm gross.
Zu S. 585. Waldfeucht, kathol. Pfarrkirche. An dem Triumphbogen fand
sich bei den Wiederherstellungsarbeiten im J. 1 885 die folgende, nicht ganz er-
haltene und in der Lesung nicht mit Sicherheit festzustellende Inschrift: anno domini
1 5 29 HAINT BROEDER VA LUNERS (?) SINT ANNE DESE GANCK DOEN MA.ELE. Die
h. Anna genoss in Waldfeucht früher eine besondere Verehrung (Mitteil, des Herrn
Pfarrers Lückerath in Waldfeucht).
623
Gesamtregister zum achten Bande.
Vorbemerkung: Das Register zerfällt in die folgenden 13 Hauptabteilungen:
I. Römische Reste.
II. Frühgeschichtliche, germanische und
fränkische Funde.
III. Kirchliche Architektur.
IV. Profanarchitektur.
V. Ausstattung der Kirchen.
VI. Werke der Malerei.
VII. Werke der Skulptur.
VIII. Goldschmiedearbeiten.
IX. Glocken.
X. Textilien.
XI. Inschriften.
XII. Künstlerverzeichnis.
XIII. Klösterliche Niederlassungen.
der Seite befindliche durchlaufende
Überall ist die am unteren Rande
Ziffer angegeben.
Abkürzungen: Ch. Chor, T. Turm, ug. umgebaut, ag. abgebrochen, z. zerstört, G. Ge-
mälde, bar. barock, g. gotisch, K. Kelch, M. Monstranz, Cib. Ciboriuni. Ein Abb. oder Taf. hinter
dem Ortsnamen bedeutet, dass von dem genannten Werke eine Abbildung oder Tafel gegeben ist.
I. Römische Reste.
i. Städte, Lager, Kastelle, Warten,
Häuser.
Aldenhoven 15. Dürwiss 58. Engelsdorf 15.
Inden 96. Jülich 102. Katzem 328. Millen 546.
Mündt 192. Müntz 194. Pützdorf 15. Ran-
derath 431. Schleiden 15, 206. Titz 231.
Tüddern 576.
2. Römerstrassen.
Aldenhoven 15. Arsbeck 481. Baesweiler
359. Bettenhoven 40. Birgelen 483. Brachein
365. Broich 51. Doveren 272. Dürboslar 52.
Dürwiss 58. Freialdenhoven 68. Geilenkirchen
394. Gerderath 308. Gereonsweiler 71. Ge-
venich 308. Glimbach 309. Golkrath 311.
Hambach 76. Heinsberg 504. Hilfarth 540.
Holzweiler 311. Immerath 317. Inden 97.
Jülich 103. Kirchberg 142. Körrenzig 323.
Koslar 146. Kückhoven 326. Lieh 158. Loe-
venich 328. Lohn 184. Mersch 188. Millen
546. Niederkrüchten 333. Randerath 432.
Setterich 210. Wassenberg 595. Wegberg 348.
Wehr 608.
3. Gräber und Grabfunde.
Bettenhoven 40. Dremmen 494. Erkelenz
283. Gangelt 385. Havert 499. Hilfarth 540.
Kirchberg 141. Niederkrüchten 333. Pützdorf
15. Rödingen 200.
4. Skulpturen
(die Inschriften vgl. unter XI, 1).
Altdorf 28, 76. Bettenhoven 40. Gereons-
weiler 71. Jülich 102, 124. Lohn 184. Müntz
195. Rödingen 200. Tetz 229. Wegberg
348, 349.
5. Münzfunde.
Heinsberg 504. Jülich 103. Niederkrüchten
333. Tüddern 577.
625
i 58
GESAMTREGISTER ZUM ACHTEN BANDE
II. Frühgeschichtliche, germanische und fränkische Funde.
i. Anlagen.
Doveren 272. Haaren 498. Heinsberg 503.
Hilfarth 540. Höllen 93. Randerath 432.
Waldfeucht 580.
2. Grenzwehren.
Arsbeck 481. Karken 544. Niederkrüchten
333. Teveren 441. Waldfeucht 580.
3. Gräber und Grabfunde.
Heinsberg 503. Inden 96. Karken 543.
Kirchhoven 545. Niederkrüchten 333. Ran
derath 432. Steinkirchen 571. Waldfeucht 580.
Wassenberg 594. Wildenrath 609.
III. Kirchlich
i. Bauwerke des romanischen und
des Ubergangsstiles.
A. Einschiffige Bauten.
Bettenhoven (11. Jh., ug., Abb.) 41. Imme-
rath (ag.) 317. Keyenberg (11. — 13. Jh., ug.,
Abb.) 319. Mündt (10.— 11. Jh. ?, ug., Abb.) 192.
Spiel (12.— 13. Jh., Abb ) 224.
B. Pf eil e r b a s il ik en.
Birgelen (Anf. 13. Jh., ag., Abb.) 483. Jülich
(12.— 13. Jh. ag., Abb.) 103. Ophoven (um 1200,
Abb.) 554. Wassenberg (1118, Abb.) 595.
C. Z w e i s c h if f i g e Bauten.
Kirchberg (12.— 13. Jh., ug., Abb.) 142.
Kofferen (11.— 12. Jh., Abb.) 325. Millen (10.
bis 12. Jh., Abb.) 546. Palenberg (1 1. Jh., Abb.)
425. Pattern (ag.) 198.
D. Romanische Krypten.
Heinsbeig (Mitte 12. Jh., Abb.) 504.
E. Reste romanischer Bauten.
Barmen (T. 12. Jh., Abb.) 29. Borschemich
(T. 12. — 13. Jh.) 269. Boslar (Querschiff 13.
Jh., Abb.) 45.Bourheim (T. 12.— 13.Jh., Abb.) 49.
Doveren (T. 12. — 13. Jh. ?) 272. Dürboslar (T.
11. — 12. Jh., Abb ) 52. Ederen (T. 12. Jh.,
Abb ) 61. Freialdenhoven (T. ? Abb.) 68. Holz-
weiler (T. 12. — 13. Jh.) 311. Körrenzig (West-
mauer 11.— 12. Jh., Abb.) 323. Linnich (T.
12. — 13. Jh. ?) 159. Lohn (T. u. Ch. 12. — 13.
Jh., ag., Abb.) 185. Müntz (T., ag.) 196. Nieder-
merz (Ch. 12. Jh.) 197. Rödingen (T., 12. Jh.,
ug.) 201.
2. Gotische Bauwerke.
A. D reis chif f ige Kirchen.
Erkelenz (15. Jh., Abb., Taf.) 284. Gangelt
( 14. — 16. Jh., Abb. Taf.) 385. Güsten (14. Jh.,
e Architektur.
Abb.) 71. Müntz (ag.) 196. Waldfeucht (15.
bis 16. Jh., Abb.) 580.
B. Z weise hiffi ge Kirchen.
Hückelhoven (14.— 16. Jh., ag., Abb.) 312.
C. Einschiffige Kirchen.
Brempt (um 1500, Abb.) 336. Frelenberg
(15.— 16. Jh., ug.) 380. Hambach (1419, Abb.)
76. Höllen (um 1500, Abb.) 93. Hünshoven
(15. Jh., Abb.) 402. Isenbruch (15— 16. Jh.) 501.
Lindern (15— 16. Jh., Abb.) 417. Rurdorf (14.
bis 15. Jh., ag.) 206.
D. Hallenkirchen.
Aldenhoven (um 1500, Abb.) 15. Baesweiler
(um 1500, Abb.) 359. Barmen (15. Jh., Abb.) 25.
Beeck (15. Jh., Abb.) 262. Boslar (15. Jh., Abb.)
45. Brachein (15. Jh., Abb.) 365. Elmpt (15. Jh.,
Abb.) 275. Freialdenhoven (15. Jh., Abb.) 68.
Hasselsweiler (16. Jh., Abb.) 89. Heinsberg
(15- Jh. Taf., Abb.) 504. Immendorf (15 16.
Jh., Abb.) 405. Kipshoven (1492, Abb.) 265.
Klein-Gladbach (15.— 16. Jh., Abb.) 322. Körren-
zig (15. Jh., Abb.) 323. Koslar (15— 16. Jh.,
Abb.) 146. Laurenzberg (14. Jh., Abb.) 149.
Linnich (15. Jh., Abb.) 159. Lohn (15. Jh., ag..
Abb.) 185. Loverich (1510—1525, Abb.) 418.
Mersch (1463, Abb.) 188. Niederkrüchten (15. Jh.,
Abb.) 333. Oidtweiler (15.— 1 6. Jh , Abb.) 423.
Prummern (um 1500, Abb.; 428. Randerath
(um 1500 ug., Abb.) 432. Ratheim (15. Jh. ug.,
Abb.) 562. Schwanenberg (1547 ?, Abb.) 345.
Siersdorf (Anf. 16. Jh., Abb.) 213. Ubach (15.
Jh., Abb.) 450. Wegberg (15.— 16. Jh., ug., Abb.)
348. Würm (15— 16. Jh., Abb.) 453.
E. Reste gotischer Bauten.
Bettenhoven (Ch. 15. Jh., Abb.) 41. Birgden
(T. 1480, Abb.) 363. Dremmen (T. um 1500,
626
GESAMTREGISTER ZUM ACHTEN BANDE
159
Abb.) 494. Dürboslar (Schiff 15. Jh., Abb.) 52.
Havert (T. 1525, Abb.) 499. Kückhoven (T.
1460, Abb.) 326. Marienberg (T. u. Ch. 15. Jh.,
Abb.) 420. Oberkrüchten (Ch 15.— 16. Jh., Abb.)
338. Obermerz (Ch. 15.— 16. Jh.) 152. Orsbeck
(T. 15.— 16. Jh.) 560. Rödingen (T. 15. Jh., Abb.)
201. Rurkempen (Ch. 15. Jh., Abb.) 567.
Schleiden (T. 15. Jh. ?) 206 Spiel (T. 15. Jh.,
Abb.) 224. Steinkirchen (T. 15.-16. Jh.) 572.
Süggerath (Ch. um 1500) 439. Tetz (Ch. 15.
bis 16. Jh., Abb.) 229. Teveren (T. 15. Jh.,
Abb.) 441. Titz (T. 15. Jh.) 232. Tüddern
(Ch. 15.— 16. Jh.) 577. Waldenrath (T. 1545)
579. Welz (T. um 1500, Abb.) 235.
3. Ivirchen des 16., i7. und 18. Jahr-
hunderts.
Aldenhoven (bar., ug.) 25, (1654) 26. Ars-
beck (T. 1772) 481. Beggendorf (18. Jh.) 362.
Borschemich (1757) 270. Bourheim (1776, Abb.)
49. Braunsrath (1749) 492. Broich (1781) 51.
Doveren (1771) 272. Dürwiss ( 1 774) 59. Ederen
(18. Jh.. Abb.) 61. Erkelenz (1656) 292. Ger-
derath (18. Jh.) 308. Gevenich (1804) 308.
Glimbach (17. u. 18. Jh.) 309. Heide, An der
(18. Jh.) 277. Heinsberg (1648, Abb.) 524,
(17.-18. Jh.) 527, (18. Jh., ag.) 527, (18. Jh.)
528. Hilfarth (17. Jh.) 541. Hillensberg (1713)
541. Holtum (1667 u. 1757) 267. Hottorf
(18. Jh.) 95. Hückelhoven (1688, ag., Abb.) 314.
Jülich (1745) 113, (1637/38) 114,(1752 — 1772)
116. Karken (1779) 544. Kraudorf (T. 16.— 17.
Jh.) 408. Kückhoven (18. Jh., Abb.) 326. Laf-
feld (1787) 546. Langweiler (17. Jh.) 151.
Linnich (1717, Abb.) 170. Linzenich (17. Jh.)
182. Loevenich (T. 1777) 328, (1683) 331.
Matzerath (1694) 298. Merbeck (18. Jh.) 332. \
Niedermerz (1742) 198. Oberkrüchten (1675
bis 1680, Abb.) 338. Obermerz (18. Jh.) 152.
Puffendorf (T. 18. Jh.) 430. Randerath (1718)
434, (18. Jh.) 435. Rickelrath (1710?) 340.
Selgersdorf (18. Jh.) 207. Stetternich (1716 u.
1804) 227. Süsterseel (1772) 575. Terheeg
(17.— 18. Jh.) 296. Teveren (1686/87) 442.
Tüschenbroich ( 1 7.— 1 8. Jh., Abb.) 355. Übach
(T. 1581, Abb.) 450. Üvekoven (18. Jh.) 351.
Waldfeucht (1772) 589. Wehr (1795) 608.
Wockerath (1606) 297.
4. Kl oster anl agen.
Aldenhoven (17. Jh., ug.) 25. Dalheim (18. Jh.)
482. Erkelenz (18. Jh.) 292, 461. Heinsberg
(17. Jh.) 524, (1774, Abb.) 525, (17. — 18. Jh.)
527. Hilfarth (17. u. 18. Jh.) 541. Hohenbusch
(16. u. 18. Jh., Abb.) 294,461. Jülich (17. Jh.)
114, (1736 u. 1771) 115, (1712, 1752—1772
116. (1692) 117, (15. Jh. ag., Abb., 17. u. 18.
Jh., Abb.) 117. Linnich (17.— 18. Jh.) 171,
(1794) 172. Millen (1586 u. 18. Jh.) 551. Myhl
(15. Jh., ag.) 554. Ophoven (12.— 13. Jh., ag.)
554. Randerath (17. Jh.) 435. Wassenberg
(17. Jh) 603. Wegberg (18. Jh., Abb.) 350.
5. Wegkreuze, Ivalvarienberge,
Stati o nen.
Aldenhoven (1542, Abb.) 25. Altdorf ( 1708)
28. Behr, Haus (1775) 197. Bettenhoven (17.
Jh.) 43. Bouiheim (bar.) 49. Brachein (1706)
368. Dürwiss (1726) 59, (1787) 61. Gansbroich
(1749) 262. Hasselsweiler (1748, 1775) 93.
Holzweiler (Hagelkreuz, 15. Jh., Abb.) 313.
Kalrath (bar.) 45. Linnich (1776) 177. Lohn
(1786) 186. Randerath (1797) 438. Setterich
[ (16— 17. Jh.) 210. Wegberg (1778) 355.
IV. Profanarchitektur.
i. Romanische Burgen und feste
Häuser.
Altenburg (12. Jh., z.) 208 Heinsberg (12.
Jh., Abb.) 529. Leiffahrt (z.) 432.
2. Gotische Burgen und feste
Häuser.
Baesweiler (16. Jh., ug.) 361. Brempt (ag.)
338. Effeld (15., 17. u, 18. Jh., Abb.) 573.
Elmpt (15. Jh., Abb.) 279. Elsum (15.— 16. Jh.,
Abb.) 484. Engelsdorf (15. u. 16. Jh., Abb.) 63.
Erkelenz (14. u. 15. Jh., Abb.) 298. Gangelt
(14. u. 15. Jh., Abb.) 396. Gripekoven (im J
1354 z.) 269, 621. Hambach (15. u. 16. Jh.,
Abb.) 8t. Hausen (15.— 16. Jh., Abb.) 186.
Honsdorf (15. u. 16. Jh., Abb.^ 457. Horrich
bei Trips (15. — 16. Jh., ag.) 440. Horrich in
Brachein (15. — 17. Jh., ug.) 370. Hülhoven (15.
bis 16. Jh., ug., Abb.) 496. Kellenberg (15. bis
16. Jh., ug., Abb.) 36. Kiringen (Kommende,
14. Jh., z.) 120. Klein-Bouslar (15.— 16. Jh.,
ug., Abb.) 331. Laurenzberg (15. — 16. Jh., Abb.)
153. Lindenberg (15.— 16. Jh., Abb.) 228.
62/
GESAMTREGISTER ZUM ACHTEN BANDE
160
Linzenich (15. — 16. Jh., ug., Abb.) 177. Millen
(15. Jh.) 552. Morshoven (ug.) 269. Obbendorf
(um 1400, Abb.) 85. Opheim (15 — 16 Jh., ug.)
416. Overbach (16. Jh., ug., Abb.) 33. Puffen-
dorf (ag.) 431. Randerath (14.— 15. Jh., ug.,
Abb.) 435. Rurich (ug.) 341. Schaesberg
(15.— 16. Jh., ug., Abb.) 502. Ticheln (15 bis
16. Jh., ug.) 404. Trips (15—18. Jh., Taf.,
Abb.) 443. Tüschenbroich (um 1500, Abb.)
352. Wassenberg (15. Jh., Abb.) 603. Wilden-
rath (ag.) 609.
3. Schlösser der Renaissance und
Barockzeit.
Alfens (17. u. 18. Jb., ug., Abb.) 553. Alten-
burg (17. u. 18. Jh.) 493. Beeck (Kr. Erk„
17. -18. Jh, Abb.) 267. Beeck (Kr. Geil., 18.
Jh., Abb.) 455. Behr (1573) 196. Berg (18. Jh.)
369. Betgenhausen (18. Jh.) 234. Blumenthal
in Brachein (16. u. 17. Jh., Abb.) 370 Blumen-
thal bei Tüddern (1645, Abb.) 578. Bourheim
(17 Jh.) 50. Breill (16.— 18. Jh., Abb.) 375.
Breitenbend (15. Jh., ug., Abb ) 174. Broich
(17. u. 18. Jh., Abb.) 51. Broicher Hof (16. Jh.,
ug.) 60. Dilborn (18. Jh , Abb ) 281. Drim-
born (17. Jh., ug.) 60. Dürboslar (16.- 17. Jh.,
Abb.) 54. Eggerath (18 Jh.) 328. Erbericher
Hof (1712) 200. Erzelbach (16.— 18. Jh.) 620.
Frauenrath (18. Jh.) 58. Gansbroich (17. u.
18. Jh., Abb.) 261. Glimbach (17.— 18. Jh.)
310. Grittern (2. H. 16. Jh., ug., Taf) 274.
Gross-Kunkel (18. Jh., ug.) 375, 622. Hall
(18. Jh, Abb) 564. Hambach (1548—1563,
Abb.) 81. Hausen (1716, Abb.) 186. Hegern
(18. Jh., Abb.) 552. Herb (18. Jh., ag., Abb.)
497. Hückelhoven (16. — 17. Jh., Abb.) 315.
Hülhoven (18. Jh., Abb.) 196. Immendorf (18.
Jh.) 408. Jülich (16. Jh., Taf., Abb.) 125.
Kempen (16.— 18. Jh., ug , Abb.) 569. Kiffel-
berg (18. Jh.) 311. Kirchberg (1605, 1682)
145. Klein-Bouslar (18. Jh., Abb.) 331. Klein
Kunkel (16.-17. Jh., Abb.) 273, 621. Klein-
Siersdorf (16. u. 18. Jh., Abb.) 459. Leerodt
(1616 u. 1647, Taf., Abb.) 410. Linzenich
(17.— 18. Jh., Abb.) 177. Lorsbeck (18. Jh.)
209, (17. Jh.) 210 Lürckener Burg (1607, Abb.)
157. Mahrhof (17- Jh.) 567. Müntz (ug.) 197.
Muthagen (17 18. Jh.) 382. Neuerburg (18. Jh.,
ag., Abb.) 572. Neu-Teveren (um 1800, ug.)
442. Nierstein (17.— 18. Jh.) 141. Overbach
(18. Jh., Abb.) 33. Palant (um 1600, Abb.)
270. Pattern (1712, Abb.) 199. Pesch (17. u
18. Jh.) 317. Randerath (1766, Abb.) 435.
! Rischmühlen (17.— 18. Jh.) 177. Roitz (1757,
ug.) 328. Rurich (18. Jh., Abb.) 341. Schwert-
scheidshof (1656) 502. Setterich (16. Jh , Abb.)
211. Siersdorf (Kommende, 1578, 1700, 18 Jh.,
Taf, Abb.) 219. Tetz (17—18. Jh.) 230.
Übach (17. — 18. Jh., ag ) 452. Ungershausen
(18. Jh.) 57. Wammen (17. Jh., 1771) 501.
Wedau (1744, Abb.) 374, 622. Wegberg (16.
bis 17. Jh., ug.) 351, 461, 622. Zumdahl
(17. Jh., Abb.) 409, 622. Zweibrüggen (16. bis
17. Jh., 1788, Abb.) 382.
4. Schlosskapellen.
Blumenthal in Brachein (17. Jh.) 372 Jülich
(16. Jh. u. 1768, Taf., Abb.) 127. Siersdorf
(1762) 223. Ungershausen (15.— 16. Jh.) 57.
5. Befestigungen, Tore, Türme
(vgl. unter IV, 2 u. 3).
Aldenhoven (nach 1469) 26. Erkelenz (14
u. 15. Jh., Abb.) 298, 461. Gangelt (14. u.
15. Jh., Abb.) 389. Geilenkirchen (15. Jh , ag )
399. Heinsberg (14.— 16. Jh., Abb ) 531. Jülich
(14. Jh., Abb.) 123, (16. u. 17. Jh. Taf., Abb.)
125. Linnich (15. Jh., ag., Abb.) 172. Ran-
derath (14.— 15. Jh., ag., Abb.) 435. Titz (z)
234. Waldfeucht (14.-15. Jh., Abb.) 589.
Wassenberg (14.— 15. Jh., Abb.) 603.
6. Rathäuser
und andere öffentliche Profangebäude.
Erkelenz (1546, Abb.) 301, 461. Gangelt
(16. Jh., ug.) 394. Jülich (1781/83, Abb., 1567,
ag., Taf.) 136, (Schiesshaus, 1764) 138. Linnich
(16. Jh., ag., Abb.) 173, (Gasthaus, 15. Jh., ug.,
Abb.) 174. Niederkrüchten (1719) 338. Wassen-
berg (1753, Abb.) 607.
7. Wohnhäuser.
A Romanische und gotische
Geilenkirchen (15.— 16. Jh., ug.) 399. Heins-
berg (15.— 16. Jh., Abb.) 536.
B. Der Renaissance und des 17. und 18.
Jahrhunderts.
Aldenhoven (1767, 1724, 1726, 1774, Abb.,
18. Jh.) 27. Barmen (1699) 40. Beggendorf
(1687) 362. Gangelt (16. Jh., ug., 1608) 394
Geilenkirchen (16. — 18. Jh.) 399. Heinsberg
(18. Jh., 1772, 17. Jh., Abb.) 536. Jülich
(16.— 18. Jh., Abb.) 139. Kirchberg (18. Jh.)
145. Koslar (16. Jh., ug.) 148. Linnich (17. Jh.)
174. Merzenhausen (17. Jh.) 40. Millen (16.
bis 17. Jh.) 552. Orsbeck (1763) 561. Siers-
628
GESAMTREGISTER ZUM ACHTEN BÄNDE
1 6 1
dorf (1568) 224. Teveren (1781) 442. Wald-
feucht (1603, 1626, Abb., 17. u. 18. Jh.) 592.
Wassenberg (17. u. 18. Jh.) 603,(16.— 18Jh ) 608.
8. Bauernhäuser.
Bocket (1619?, Abb) 491. Brüggelchen
(1782) 594. Immendorf (17. u. 18. Jh.) 408.
Kranzes (1785) 496. Puffendorf (18. Jh.) 431.
Schwaam (1616 u. 1741, Abb.) 338.
9. Windmühlen.
Ameln (18. Jh.) 226. Braunsrath (18. Jh.,
Abb.) 493.
V. Ausstattun
i. Altäre.
A. Steinerne Altaraufsätze.
Lindern (15. Jh.) 418.
B. Schnitzaltäre.
Aldenhoven (um 1510, Taf. Abb.) 20. Barmen
(um 1520, Taf.) 30. Boslar (um 1520, Abb.) 46.
Güsten (Anf. 16. Jh., Abb.) 73. Heide, An der
(16. Jh., Abb.) 277, 461. Jülich (um 1500, Abb.)
110. Kipshoven (Anf. 16. Jh., Abb.) 266.
Linnich (Anf. 16. Jh. Taf. Abb.) 163. Mersch
(um 1520, Abb.) 190. Müntz (16. Jh., Abb.)
196. Ophoven (Anf. 16. Jh., Abb.) 557. Rö-
dingen (um 1520, Abb.) 203. Siersdorf (um
1520, Taf.) 215. Süggerath (um 1530, Taf.)
439. Titz (um 1520, Taf.) 232. Waldfeucht
(jetzt in London?) 585.
C. Altaraufsätze des Barock und des
Rokoko.
Aldenhoven (1779) 20, (um 1650, 18. Jh.)
26. Arsbeck (18. Jh.) 481. Barmen (um 1700)
31. Beeck (18. Jh.) 264. Beggendorf (18. Jh.)
362. Borschemich (um 1800) 270. Bourheim
(18. Jh.) 49. Brempt (um 1700) 337. Doveren
(1771) 273. Dremmen (18. Jh.) 496. Dürboslar
(18. Jh.) 53. Ederen (18. Jh.) 63. Erkelenz
(17.— 18. Jh.) 294. Freialdenhoven (17.— 18. Jh.)
70. Geilenkirchen (18. Jh.) 395. Gevenich
(18. Jh.) 309. Gillrath (18. Jh.) 101. Glimbach
(18. Jh.) 310. Gross-Wehrhagen (18. Jh.) 543.
Güsten (1693, 1699, z.) 75. Haaren (18. Jh.)
499. Hasselsweiler (1630, 1750) 92. Heide,
An der (18. Jh.) 278. Heinsberg (17. u. 18. Jh.)
525. Hillensberg (18. Jh.) 542. Höllen (um
1650) 94. Hottorf (1751) 95. Isenbruch (18. Jh.)
501. Jülich (17. Jh., 1782) 115. Karken (18. Jh.)
544. Kirchberg (1660) 143, (um 1740) 144.
Klein- Gladbach (18. Jh.) 323. Körrenzig (18.Jh.)
324. Kofferen (18. Jh.) 326. Koslar (18. Jh.)
148. Kückhoven (18. Jh ) 328. Laffeld (18. Jh.)
546. Langweiler (18. Jh) 151. Linnich (1776)
o; der Kirchen.
166. Linzenich (1652) 183. Marienberg (18. Jh.)
422. Merbeck (18. Jh.) 332. Millen (17.— 18. Jh.)
551. Mündt (1685, z, 17. u. 18. Jh.) 194. Nieder-
krüchten (17. Jh.) 336. Oberkrüchten (1728)
339. Obermerz (1746) 152. Ophoven (18. Jh.)
558. Orsbeck (1680) 561. Pesch ( 18. Jh.) 318.
Rickelrath (18. Jh.) 340. Selgersdorf (um 1700)
207. Siersdorf (17. Jh.) 215, (1762) 223. Spiel
(1720) 226. Stetternich (18. Jh.) 227. Straeten
(1756) 580. Terheeg (18 Jh ) 297. Tetz (18. Jh.)
230, Tüddern (18. Jh.) 578. Ungershausen
(1728) 58. Üvekoven (18. Jh.) 351. Wocke-
rath (17.— 18. Jh.) 297.
2. Sakramentshäuschen und Taber-
nakel.
Ederen (1487, Abb.) 62. Linnich (um 1520,
Abb.) 166. Kirchhoven (um 1500, Res ) 545.
Müntz (1604, z.) 196. Rurdorf (um 1500, Rest)
206. Setterich (um 1500, Rest ?) 213. Siers
dorf (Anf. 16. Jh.) 214. Tetz (15.— 16. Jh.,
Abb.) 230. Waldfeucht (15. Jh., Rest, Abb.) 585.
3. Lettner.
Siersdorf (Lettnerbogen 1 6. Jh., Taf. Abb.) 216.
4. Chorstühle.
Aldenhoven (bar.) 19. Heinsberg (um 1450,
Taf., Abb.) 511, (17. Jh ) 525. Jülich (um 1500,
um 1700) 112. Karken (18. Jh.) 544. Kück-
hoven (18. Jh) 328. Linnich (18. Jh.) 171.
Millen (17— 18. Jh.) 551. Oidtweiler (um 1530)
424. Rödingen (15— 16. Jh., Abb.) 204. Siers-
dorf (16. Jh., Abb.) 217. Wassenberg (um 1300,
Taf, Abb.) 599
5. Bänke und Beichtstühle.
Doveren (1771) 273. Elmpt (17.— 18. Jh.)
276. Erkelenz (1503) 291, (17. Jh.) 293. Gerde-
rath (1732) 309. Hasselsweiler (17. Jh.) 92.
Heinsberg (17. Jh.) 525. Hillensberg (18. Jh.)
542. Hottorf (1785) 95. Körrenzig (18. Jh.)
325. Koslar (18. Jh ) 148. Millen (17.— 18. Jh.)
11
1 62
GESAMTREGISTER ZUM ACHTEN BANDE
551. Niederkrüchten (17.— 18. Jh.) 336. Scher-
penseel (17. Jh.) 439. Waldenrath (18. Jh.) 580.
Wassenberg (17. Jh.) 601.
6. Kommunionbänke.
Borschemich (18. Jh.) 270. Ederen (18. Jh.)
63. Erkelenz (18. Jh.) 294. Gross-Wehrhagen
(18. Jh.) 543. Hasselsweiler (1755) 92. Hillens-
berg (18. Jh.) 542. Hottorf (1754) 95. Hou-
verath (um 1700) 323. Karken (18. Jh.) 545.
Körrenzig (18. Jh.) 316. Kückhoven (18. Jh.)
328. Millen (17.— 18. Jh.) 551. Wassenberg
(um 1700) 601.
7. Taufsteine.
A. Romanische Becken mit Eckköpfen.
Arsbeck (12.— 13. Jh.) 482. Doveren (12.
bis 13. Jh.) 273. Elmpt (12. — 13. Jh.) 276.
Erkelenz (14. Jh.) 292. Gerderath (12.— 13. Jh.)
308. Güsten (13. Jh.) 75. Hückelhoven (12.
bis 13. Jh.) 314. Koslar (12.— 13. Jh.) 148.
Linnich (13. Jh.) 168. Welz (12.— 13- Jh.) 236.
B. Gotische Taufsteine.
Freialdenhoven (15.— 16. Jh.) 70. Hüns-
hoven (15. Jh.) 404.
C. Barocke Taufsteine.
Barmen (1703) 32. Birgden (17. — 18. Jh.)
365. Bocket (18. — 19. Jh.) 491. Brachein
(1752) 367. Hillensberg (1793) 542. Hottorf
(18. Jh.) 95. Immendorf (1650) 407. Laffeld
(18. Jh.) 546. Lindern (18. Jh.) 418. Oidt-
weiler (1693) 424. Orsbeck (18. Jh.) 561.
Prummern (16. — 17. Jh.) 429. Spiel (1683) 226.
Stetternich (18. Jh.) 227. Süggerath (1790) 440.
Teveren (1655) 442. Tüddern (18. Jh.) 578.
Waldfeucht (1651) 586. Wehr (17. Jh.) 609.
8. Kanzeln.
Arsbeck (1695) 481. Barmen (18. Jh.) 32.
Borschemich (um 1800) 270. Doveren (1771)
273. Dürboslar (18. Jh.) 53. Ederen (18. Jh.)
63. Erkelenz (17. Jh.) 293. Frelenberg (18. Jh.)
381. Glimbach (1729) 310. Golkrath (15. Jh.)
311. Hasselsweiler (18. Jh.) 92. Heinsberg
(17. Jh.) 528. Hillarth (17. Jh.) 541. Hüns-
hoven (um 1600) 403. Jülich (18. Jh.) 114,
(17. Jh.) 115. Kofferen (18. Jh.) 326. Koslar
(18. Jh.) 148. Kückhoven (18. Jh.) 328. Lang-
weiler (15.— 16. Jh., ug.) 151. Linnich (1701)
171. Loevenich (17.— 18- Jh.) 331. Marienberg
(18. Jh.) 422. Merbeck (18. Jh.) 332. Millen
(17—18. Jh.) 551. Niederkrüchten (17. Jh.,
Abb.) 336. Oberkrüchten (Anf. 18. Jh.) 340.
Oidtweiler (17.— 18. Jh.) 424. Ophoven (1753)
558. Orsbeck (18. Jh.) 561. Prummern (um
1800) 430. Rickelrath (18. Jh.) 340. Schleiden
(17.— 18. Jh.) 207. Schwanenberg (18. Jh.) 347.
Siersdorf (16. Jh., ug.) 215. Stetternich (18. Jh.,
Abb.) 227. Süsterseel (um 1800) 576. Terheeg
(um 1500, Abb.) 297. Wassenberg (1782, Abb.)
600. Wegberg (um 1700) 349. Wehr (18.
Jh.) 609.
9. Orgeln und Orgelbühnen.
Doveren (1771) 273. Ederen (18. Jh.) 63.
Frelenberg (18. Jh.) 381. Heinsberg (18. Jh.)
528. Linnich (1764) 171. Tüddern (18. Jh.)
578. Waldenrath (18. Jh.) 580.
io. Kronleuchter.
Erkelenz (1517, Abb.) 289. Heinsberg (1638)
521. Prummern (17. Jh.) 429. Wildenrath
(18. Jh.) 609.
11. Schmiedeeiserne Arbeiten.
A. Kerzenhalter.
Erkelenz (1624) 290. Gillrath (18. Jh.) 401.
B. Andere Arbeiten.
Heide, An der (Weihefigürchen, 15. — 18. Jh.)
278. Heinsberg (Gitter, um 1500, Abb.) 512.
12. Grabdenkmäler, Epitaphien,
Totenschilde.
Aldenhoven (1525, 17. Jh.) 21. Alteburg
(17.— 18. Jh.) 209. Arsbeck (17- u. 18. Jh.)
482. Barmen (1541 — 1773) 32. Beeck (Kr.
Geil., 17. u. 18. Jh.) 457. Behr (1621) 197-
Bettenhoven (1777, 1780) 43. Borschemich
(18. Jh.) 270. Brachein (1704, 1623, 1625,
1555, z.) 367, 368. Dürboslar (1514) 54. Dür-
wiss (17. u. 18. Jh.) 59. Elmpt (1742) 281.
Erkelenz (17. Jh.) 292. Gevenich (17.— 18. Jh.)
309. Güsten (1637) 76. Hambach (1515) 78,
(16. Jh., 1614, 1618, 1695) 80. Hasselsweiler
! (1550) 92. Heinsberg (Mitte 15- Jh., Taf., Abb.,
! 1552) 513. Hottorf (1653) 95. Hückelhoven
(17. Jh.) 314, 622. Hünshoven (16.— 18. Jh.)
403. Immendorf (1600, 17.— 18. Jh.) 407.
Jülich (17. Jh.) 113, (um 1735) 135, 619, (18.
Jh.) 619. Keyenberg (1734, 1766) 321. Kirch-
berg (1714) 144, (1729, 1733, 1764, z.) 145,
(17.— 18. Jh.) 145. Kirchhoven (17. Jh.) 546.
Körrenzig (1720) 325. Kraudorf (16. Jh.) 409-
Linnich (1664, 1674) 160, (15. — 18. Jh.) 169,
(17. —18. Jh.) 177. Linzenich (17.— 18- Jh.)
184. Loevenich (1505, Abb., 1729, 1730) 330,
63o
GESAMTREGISTER ZUM ACHTEN BANDE
1 63
461. Lohn (17. Jh.) 186. Marienberg (18. Jh.)
422. Millen (17. — 18. Jh.) 551. Oidtweiler
(18. Jh.) 424. Ophoven (18. Jh.) 559. Palen-
berg (1647) 428. Schleiden (17.— 18. Jh.) 207.
Schwanenberg (1627) 347. Selgersdorf (18. Jh.)
207. Setterich (16. Jh., z.) 210. Siersdorf
(17. u. 18. Jh.) 218. Wammen (1724) 502.
I Zweibrüggen (1794) 384.
VI. Werke
i. Wand- und Deckenmalerei.
Linnich (g.) 168. Tetz 620.
2. Tafelgemälde.
Aldenhoven (18. Jh., 1751) 21, (1624) 28.
Bettenhoven (um 1520, bar.) 44. Blumenthal
(18. Jh.) 579. Bock (15.— 18. Jh.) 200. Bour-
heim ( 17. Jh.) 50. Brachein (16. u. 17. Jh.) 368.
Breill (16.— 18. Jh., Taf.) 379- Dalheim (1693)
483. Dremmen (18. Jh.) 496. Effeld (17. Jh.)
574. Elsum (16.— 18. Jh., Abb.) 489. Erkelenz
(17. Jh.) 289, (1665) 294, (17. u. 18. Jh.) 304,
(17. u. 18. Jh.) 307. Gangelt (1638) 388.
Geilenkirchen (16. — 18. Jh.) 400. Gerderath
(18. Jh.) 308. Gross -Wehrhagen (18. Jh.) 543.
Grotenrath (18. Jh.) 401. Güsten (17. Jh.) 75.
Hasselsweiler (18. Jh.) 93. Havert (17. Jh.)
501. Heide, An der (18. Jh.) 278. Heinsberg
(17.— 19. Jh.) 520, (17.— 18. Jh.) 536, (1730,
18. Jh.) 538. Höllen (bar.) 94. Hohenbusch
(1741) 295. Hückelhoven (18. Jh.) 316. Jülich
(17.— 18. Jh.) 115, 124, 137. Kalrath (17. u.
18. Jh.) 44, 45. Karken (18- Jh.) 545. Kellen-
berg (16.-18. Jh.) 40. Kofferen (18. Jh.) 326.
Kückhoven (18. Jh.) 328. Langweiler (1762)
151. Leerodt (16. — 18. Jh.) 416. Linnich
(15. Jh. u. 1429) 166. Linzenich (16.— 17. Jh.)
182. Loevenich (16. Jh.) 330. Lohn (1692)
der Malerei.
186. Marienberg (18. Jh.) 422. Mersch (17. Jh.)
192. Overbach (18. Jh.) 36. Randerath (1758)
434. Ratheim (15. Jh.) 561. Rödingen (17.
bis 18. Jh.) 205. Rurich (16.-18. Jh., Taf.,
Abb.) 344. Saeffeln (18. Jh.) 570. Siersdorf
(17. u. 18. Jh.) 224. Tetz (16.— 18. Jh.) 231.
Trips (17. u. LS. Jh.) 440. Tüschenbroich
(17. Jh.) 354. Übach (16. Jh.) 452. Wassen-
berg (17. Jh.) 608. Wegberg (16.— 18. Jh.)
350. Zweibrüggen (17. u. 18. Jh.) 383.
3. Bilderhandschriften.
Heinsberg (Kalendarium um 1200) 538.
Linnich (Missale 15. Jh.) 168. Rödingen (Missale
um 1500) 205.
4. Glasmalereien.
Brachein ;16. Jh.) 369. Dürwiss (1663) 5».
Erkelenz (15. — 17. Jh., z.) 292, (Anf. 16. Jh.,
Abb., 1585) 305, 622. Heinsberg (um 1530,
Abb.) 539. Hottorf (1750, 1752) 96. Kips-
hoven (1648) 267. Kofferen (16. Jh.) 326.
Linnich (15.-16. Jh.) 167. Millen (1788) 552.
Myhl (1756) 554. Niederlieck (1665) 540.
Orsbeck (18. Jh.) 561. Terheeg (1751) 297.
Trips (16. — 18. Jh.) 449. Ungershausen (um
1500 u. 1691 ) 58. Waldfeucht (15.— IG. Jh.) 587.
VII. Werke der Skulptur.
1. Steinskulpturen.
Laurenzberg (Türsturz, 15. — 16. Jh.) 150.
Linnich (um 1520, Abb.) 167. Siersdorf (Mensa,
16. Jh.) 215. Waldfeucht (15. Jh., Abb.) 585.
Welz (Altarstein, 1463, Abb.) 235.
2. Holzskulpturen.
A. Altäre (s. o. V, I, B).
B. Einzelfiguren.
Aldenhoven (um 1500, Abb.) 19. Alteburg
(17. Jh.) 209. Altdorf (17. Jh.) 28. Arsbeck
(18. Jh.) 482. Baesweiler (um 1500) 360.
Barmen (Apostelbalken, 1545, Taf.) 32. Beeck
(15.— 18. Jh.) 264. Beggendorf (18- Jh.) 362.
Bettenhoven (um 1300, Abb.) 43. Birgden (um
1500, Abb., 15. u. 16. Jh.) 364. Bocket (um
1500, Abb.) 490. Boslar (18. Jh.) 47. Bour-
heim (15. Jh.?) 50. Brachein (15.— 16. Jh.) 367,
(15. Jh.) 368, (16. Jh. 369. Braunsrath (15. bis
18. Jh., Abb.) 492. Breberen (15. Jh.) 493.
Brempt(14.— 16. Jh.) 337- Doveren (16— 17. Jh.)
273. Dremmen (18. Jh.) 496. Dürboslai ( 15. Jh.)
53. Ederen (um 1500) 63. Erkelenz (15.— 10. Jh.,
Abb.) 289, (Mitte 15. Jh., z.) 292, (Anf. 16. Jh.)
307, (Anf. 16. Jh., Abb.) 308. Gangelt (um
11*
63 1
1 64
GESAMTREGISTER ZUM ACHTEN BANDE
1500, Taf.) 387. Geilenkirchen (18. Jh.) 395.
Gerderath (15.— 16. Jh.) 308. Gereonsweiler
(15. Jh.) 71. Gillrath (15.— 16. Jh., Abb.) 401.
Gross-Wehrhagen(14.Jh.)543. Grotenrath (15. Jh.)
401. Güsten (1727) 72,(13. Jh., Abb.) 75. Haaren
(15. Jh., Abb.) 499. Heinsberg (14. — 18. Jh.,
Abb.) 518, (18. Jh.) 527, (15.-1,6. Jh., Abb.,
538. Hilfarth (15. Jh., Abb., 15.— 16. Jh.)
18. Jh.) 541. Hillensberg (15. Jh.) 542. Holtum
(um 1500) 267. Holzweiler (16. — 1 7. Jh.) 312.
Immendorf (15.-16. Jh.) 407. Inden (16 Jh.)
97, (15. Jh.) 98. Jülich (um 1400, 16. Jh.) 111.
Karken (15. u. 18. Jh.) 545. Keyenberg (15.
bis 16. Jh.) 321. Kipshoven (um 1500) 267.
Kirchberg (15.— 18. Jh.) 144. Kirchhoven (15.
bis 18. Jh.) 545. Kückhoven (16.— 17. Jh.) 328.
Linnich (15.— 16. Jh.) 167. Linzenich (um 1500)
182, (17. Jh.) 184. Loevenich (15.— 16. Jh.)
329. Merbeck (15. Jh.) 332. Millen (15.— 16. Jh.,
Abb.) 551, (15. Jh.) 552. Niederkrüchten
(16. Jh.) 336. Oestrich (15. Jh.) 296. Oidt-
weiler (15. Jh.) 424. Ophoven (14. u. 15. Jh.,
Abb.) 558. Palenberg (15. — 18. Jh.) 428.
Puffendorf (16. Jh.) 43 1 . Randerath (17 — 18. Jh.)
434. Saeffeln (15.— 16. Jh.) 570. Scherpenseel
(um 1500) 439. Schierwaldenrath (15.— 16. Jh.,
Abb.) 570. Siersdorf (16. Jh., Abb., um 1600)
217, 218. Steinstrass (17.— 18. Jh.) 158.
Straeten (15. u. 17. Jh.) 580. Süggerath (16. Jh.)
440. Titz (15. Jh.) 232, (17.— 18. Jh.) 234.
Tüddern (1513, Abb., 18. Jh.) 578. Übach
(17.— 18. Jh.) 452. Ütterath (15. Jh.) 453.
Üvekoven (15- u. 16. Jh., Abb.) 351. Walden-
rath (16. u. 18. Jh.) 580. Waldfeucht (15. bis
17. Jh., Abb.) 585. Wassenberg (15. Jh.) 601,
(16.— 18. Jh.) 608. Wegberg (15. Jh.) 349.
Wildenrath (15.— 16. Jh.) 609.
3. Arbeiten in Ton.
Uebach (18. Jh.) 452.
4. Bronze- und Kupferarbeiten
(vgl. o. V, II).
A. Lavabokessel.
Arsbeck (17. Jh.) 482. Bourheim (g.) 50.
Gangelt (15. Jh.) 388. Kirchberg (16. Jh.) 145.
Orsbeck (15.— 16. Jh.) 561. Prummern (15. bis
16. Jh.) 430. Stetternich ri6. Jh.) 227. Ütterath
(15.-16. Jh.) 453. Waldfeucht (15.— 16. Jh.,
Abb.) 588.
B. Grabplatten.
Aldenhoven (1525)22. Linnich(1484, Abb.) 168.
C. Andere Arbeiten.
Birgelen (Wethrauchfass) 484. Erkelenz (Adler-
pult, Anf. 15. Jh., Taf., Abb.) 290, (Tür-
griffe 12.— 13. Jh.) 291. Gangelt (Weihrauchfass,
15. Jh.) 388. Hambach (Kreuz, 1686) 80.
Heinsberg (Taufkessel, 16. Jh., Abb.) 513.
Mersch (Leuchter, 16. Jh.) 192. Oidtweiler
(Kreuz, 13. Jh.) 424. Pattern (Kreuz, 16. Jh.)
198. Randerath (Kreuz, 13. Jh.) 434. Rüdingen
(Leuchter, um 1550) 205. Waldfeucht (Leuchter,
15. Jh., Abb.) 588. Wildenrath (Kreuz, 12- Jh.)
609.
5. Elfenbeinarbeiten.
Birgden (15.— 16. Jh.) 364. Bock (14. Jh.,
Abb.) 200. Hall (15. u. 17. Jh., Abb.) 566.
Heinsberg (14. Jh., Abb.) 538. Immerath (Figur,
Ende 13. Jh., Abb.) 318. Kirchhoven ( 18. Jh.) 545.
VIII. Goldsc
i. Vor i25o.
Wassenberg (Tragaltar-Fragment 12. Jh.) 601.
Welz (Hostienbüchse, Anf. 13. Jh.) 236.
2. Von 12S0 — i55o.
Aldenhoven (M. um 1400 Abb.) 23. Dür-
boslar (K. 16. Jh.) 54. Frelenberg (M. 16. Jh.,
Abb.) 381. Gereonsweiler (M. um 1500) 71.
Heinsberg ( Rel. 15. u. 16. Jh., Abb.) 521. Ini-
mendorf (K. 15.— 16. Jh.) 407. Immerath (M.
16. Jh.) 317. Laurenzberg (K. 15. Jh.) 150.
Linnich (Kugel 15. Jh.) 168. Loverich (Rel.
15. Jh.) 420. Millen (M. 15. —16. Jh.) 551. Ors-
imiedearbeiten.
beck (Rel. 15-— 16. Jh., Abb.) 561. Randerath
(K. 1540, Abb.) 433. Rödingen (M. 16. Jh.,
Abb.) 205. Süsterseel Rel. um 1500) 576. Titz
(M. 15. Jh.) 232. Ütterath (Rel. 16. Jh., Abb.)
453. Wegberg (K. 15. Jh.) 350.
3. Später als 1 5So.
Aldenhoven (M. 1730, K., bar.) 23. Altdorf
(K. 1791, Rel., 18. Jh.) 28. Arsbeck (M. 1652)
482. Barmen (Leuchter um 1700) 32. Beeck
(M. 1693) 264. Bettenhoven (M. 1739) 43.
Birgden (K. um 1720, Messger. 17. Jh.) 364.
Birgelen (M. 18. Jh.) 484. Boslar (M. 1740) 48.
; Bourheim (M., bar.) 50. Brachein (K. 1704)
632
GESAMTR.EG ISTER ZUM ACHTEN BANDE
1 65
368. Doveren (M. 1671, Cib. 1694) 273. Drem-
men (K. 1729, M.. Rel , Cib. 18. Jh.), (Schützen-
silber 17. Jh.) 49«. Dürboslar (M. um 1700,
Rel. 18. Jh ) 54. Elmpt (K. 1771) 276. Elsum
(Rel. -Kreuz um 1600, Taf.) 488. Erkelenz (Cib.
17. Jh., Rel. -Tafeln 18. Jh.) 291. Gangelt (Kreuz,
K., M. 17— 18. Jh.) 388, (Schützensilber 17. Jh.)
394. Geilenkirchen (K. 1692, M. 1733) 395.
Gevenich (K. 18. Jh.) 309. Hall (Altärchen.
Abb., Schüsselchen 18. Jh.) 567. Hambach (M.
1576, M. um 1770) 79, 80. Hasselsweiler (M.,
Rel. 17. Jh., K. 16. Jh.) 92. Havert (M. 1746,
Cib. 1697, K. 1757) 500. Heinsberg (M. 1704,
Rel. 17.— 18. Jh., Abb.) 521, (K. 1649, Teller
1733) 528, (Schützensilber 1652, 1664) 538. Hil-
farth (Rel. 1772) 541. Hillensberg (M. 1730)
542. Höllen (K. 17. Jh.) 95. Hoengen (M. um
1710) 543. Holzweiler (M. 1667) 312. Im-
mendorf (M. 1711) 407. Jülich (M. 1767/69,
Leuchter um 1700) 112, (Schützensilber 16. bis
18. Jh.) 139. Karken (M. 18. Jh. , 545. Kirch-
berg f'Schützeiisilber 17. Jh. ) 145. Kirchhoven (Ml
um 1730 546. Kraudorf K., Cib., Rel. 17. u.
18. Jh. 409. Laurenzberg TM. 1723, K. 18. Jh.,
150. Lieh (M. 1757; 158. Linnich Tewige Lampe
18. Jh.) 168. Linzenich (M. 17. Jh., K., bar.
184. Lohn M. 18. Jh. 180. Orsbeck M. 161)11
561. Pattern (K. 17. Jh. : 199. Puffendorf (M.
17. Jh. 431. Randerath M. 18. Jh., Cib. 1747/49
433, (K. 17. — 18. Jh, Taufschüssel 1787) 434,
('Schützensilber 1686, 435. Rödingen (Rel. 1 776,
Cib. 1667; 205. Rurkempen (M. 1743, K. 17. u.
18. Jh., Cib. 1694,; 569. Saeffeln Cib. 1573
570. Siersdorf (M. 17. Jh., K. 18. Jh. 218.
Spiel K. 18. Jh. 226. Süsterseel CM. 1767, K.
1783) 576. Teveren (M. 18. Jh.. 442. Titz
K. um 1600, Pat. 1612,) 233. Waldfeucht (M.
1637, 1742, K. 1668, 1783, 1790, 18. Jh., Cib.
1667 usw. 587, JSchützensilber 17. u. 18. Jh.
593. Wassenberg (M. 17. Jh., K. um 1600,
1717 usw. 601. Wegberg (K. 1704, M. 1752
usw.) 350. Wildenrath (M. 18.Jhv 609.
IX. Glocken
12. — 13. Jh. Ameln 226. Barmen 33. Güsten
76. Welz 236.
13. Jh. Bourheim 50. Müntz 196. Würm 455.
1285. Wassenberg 602.
13. — 14. Jh. Holzweiler 312. Hückelhoven 314.
14. Jh. Beeck 265- Loevenich 330. Welz 236.
1315
(?). Güsten 76.
1338.
Boslar 48.
1350.
Prummern 430.
1382.
Gevenich 309.
15. Jh. Bettenhoven 43. Linnich 174.
1411.
Wegberg 350.
1412.
Ederen 63.
1415.
Holzweiler 313. Würm 455.
1419.
Hambach 80.
1420.
Millen 551.
1421.
Dürwiss 60. Wegberg 350.
1424.
Laurenzberg (ug ) 151.
1425.
Rickelrath (ug.) 340. Selgersdorf
207
1426.
Niedermerz (ug.) 198. Holzweiler
312
1430.
Linnich 170.
1431.
Bourheim 50. Inden 97.
1433.
Gereonsweiler 7 1 .
1434.
Heinsberg 524.
1435.
Rickelrath (? ug.) 340.
1436.
Mündt (ug.) 194.
1439.
Barmen 33.
i 1441. Elmpt 277. Orsbeck 561. Ütterath 453.
Wassenberg 602.
I 1445. Havert (ug.) 500.
1447. Breberen ug. 493.
1448. Jülich 113. Schwanenberg 348.
Mitte 15. Jh. Inden 97.
1452. Würm 455.
1454. Kückhoven (?) 328.
1455. Keyenberg 321.
1457. Setterich 210.
1458. Setterich 210.
1459. Rur-Kempen 569.
1464. Keyenberg 321.
1465. Bettenhoven 43.
1467. Palenberg 428. Puffendorf 431.
1472. Tetz 230.
1473. Prummern 430.
1474. Ophoven (ug.) 560.
1475. Selgersdorf 207.
1476. Prummern 430.
1477. Klein-Gladbach 323. Millen 551. Sügge-
rath 440.
1478. Süggerath 410.
1481. Spiel 226.
1482. Schwanenberg ug. 348.
1486. Freialdenhoven 70. Puffendorf 431.
1490. Dürboslar 54.
633
1 66
GESAMTREGISTER ZUM ACHTEN BANDE
1493. Gevelsdorf 93. Titz 233.
1495. Birgden 365. Glimbach 310. Hillens-
berg 542. Wassenberg 602.
1496. Immerath 317-
1497. Titz 233.
1498. Freialdenhoven 70.
1499. Doveren 273.
16. Jh. Kirchberg 145.
1502. Hoengen 543.
1504. Hoengen 543.
1508. Aldenhoven 24- Jülich 113.
1509. Gangelt (ug.) 388.
1511. Immendorf 408.
1512. Immerath 317.
1513. Hottorf 96.
1514. Körrenzig 325-
1516. Körrenzig 325.
1519. Birgelen 484.
1521. Tetz 230.
1522. Frelenberg 381.
1525. Waldfeucht (?) 588.
1534. Höllen 95.
1535. Erkelenz 292.
1536. Wassenberg 608.
1537. Palenberg (ug.) 428.
1539. Niedermerz 198.
1547. Hillensberg (ug.) 542.
1570. Dürboslar 54.
1586. Randerath 434.
1594. Geilenkirchen 395.
1596. Kofferen 326. Loevenich 330.
1597- Prummern 430.
1600. Gangelt 388.
1613. Jülich 137. Ophoven (ug.) 560.
1614. Dürwiss 60.
1620. Bettenhoven 43.
1621. Hillensberg 542.
1623. Waldfeucht (ug.) 588.
1625. Rickelrath 340.
1627. Baesweiler 361. Brachein (ug.) 368.
1637- Gangelt ug.) 388. Kraudorf 409.
1638. Kirchhoven 546.
1646. Linnich 170.
1647. Mündt 194.
1648. Birgelen ug. 484. Keyenberg 321.
Ubach 452.
1650. Klein-Gladbach 323. Müntz 196.
1651. Loevenich 330.
1655. Heinsberg 525.
1660. Brachein 368. Loverich 418.
1663. Baesweiler 361.
1664. Rur- Kempen ug.) 569.
1666. Arsbeck 482.
1667. Dürsboslar 54. Linzenich 184.
1668. Spiel 226.
1669. Glimbach 310.
1671. Havert (ug. , 500.
1672. Hambach 80.
1674. Kirchberg 145.
1679. Lohn 186.
1680. Randerath 434.
1681. Übach 452.
1682. Geilenkirchen 395. Kirchhoven 546.
Mündt 194.
1683. Langweiler 151.
1684. Karken 545.
1689. Heinsberg 525.
1702. Roedingen 205.
1707. Dürwiss 60.
1709. Heinsberg (ug.) 524.
1711. Ophoven 560. Trips 448.
1714. Erkelenz 292. Laffeld 546.
1716. Beeck 265.
1718. Schleiden 207.
1720. Merbeck 333.
1721. Gevenich 309.
1723. Loevenich 330.
1725. Beggendorf 362.
1727. Heide, An der 278.
1729. Karken 545. Rur-Kempen (?) üb!».
1734. Gereonsweiler 71.
1735. Ophoven 560.
1736. Linnich 170.
1737. Jülich 115.
1739. Tüddern 578.
1743. Brachein 368. Klein-Gladbach 323.
1744. Heinsberg 529.
1748. Biigden 365. Jülich 114. Süsterseel
576.
Mitte 18. Jh. Müntz 196.
1751. Kirchhoven 546.
1752. Aldenhoven 25.
1753. Birgelen 484.
1754. Kückhoven 328. Schwanenberg 348.
1756. Beggendorf 362.
1757. Zweibrüggen 385.
1763. Dremmen 496. Ütterath 453.
1764. Breberen (ug.) 493. Hasselsweiler 93.
Heinsberg 524. Holzweiler 312.
1765. Mersch 192. Spiel 226.
1769. Kofferen ug.) 326.
1770. Loverich 420. Pattern 199.
1771. Ratheim 564.
1774. Dürwiss 60.
1778. Waldfeucht fug : 589.
1780. Jülich 114.
634
GESAMTREGISTER ZUM ACHTEN BANDE I 6 7
1781. Bocket (ug.) 491. Gangel 1 388. Setterich 210.
1786. Jülich 133.
1790. Marienberg 422.
1793. Hottori' 9«.
1794. Waldfeucht (ug. ; 589. Wassenbei
1800. Schierwaldenrath ug. 571.
608.
X. Textilien.
i. Kasein, Kapellen, Chormäntel
usw.
Arsbeck (um 1500) 482. Baesweiler (18. Jh.)
361. Beggendorf (15.— 17. Jh.) 362. Birgden
(17. Jh.) 363. Birgelen (17. Jh.) 484. Brachein
(17.— 18. Jh., 1697) 367. Bracht (1 5. - 16. Jh.)
523. Dremmen (18. Jh.) 496. Erkelenz (1509,
Taf.) 290. Bielenberg (17 — 18. Jh.)381. Geilen-
kirchen (16. Jh.) 395. Gevenich (15. Jh.) 309.
Gillrath (15.— 16. Jh., Abb.) 401. Golkrath
(16. Jh.) 311. Hasselsweiler (17. Jh.) 92. Heins-
berg (15.— 16. Jh., Taf., Abb., 18. Jh.) 523.
Hottorf (18. Jh.) 96. Kirchberg (um 1600) 145.
Laurenzberg ("14. Jh., Abb.) 150. Lieh (um
1600) 158. Linnich (um 1500) 168. Linzenich
(um 1720) 184. Lohn (um 1520, 18. Jh.) 186.
Mersch (1792) 192. Ophoven (1596) 559. Ors-
beck (15.— 16. Jh., 1705) 561. Scherpenseel
(um 1500 u. 17. Jh.) 439. Schierwaldenrath
(17.— 18. Jh.) 571. Sieisdorf (1541) 224. Stet-
ternich (16. Jh., 1686) 227. Süggerath (15. bis
16. Jh.) 440. Wachtendonk (1646) 554.
2. Gobelins.
Wassenberg (18. Jh.) 608.
XI, Inschriften.
i. Römische.
Alfdorf 28. Bettenhoven 40. Gereonsweiler
71. Jülich 102. Laurenzberg 148. Lohn 184,
620. Müntz 195. Pützdorf 15. Rüdingen 200.
Selgersdorf 207. Tetz 229.
2. Romanische.
Keyenberg (11. Jh., Abb. : 321.
3. Gotische.
Beeck (1460— 1470)263. Borschemich (1451 )
270. Engelsdorf (1526) 67. Erkelenz (1457,
1458) 286, 288. Gangelt (1511 z.) 394. Havert
(1525 z.) 500. Heinsberg ,1289 z. 511, 15. Jh.
515. Immendorf (1509) 406. Jülich (14. Jh. ,
113. Kipshoven 1492) 266. Linnich (1460)
163. Loverich (1525) 419. Marienberg (1484 j
421. Mersch ,1463' 189. Waldfeucht (1529)
623. Welz (1463; 235.
4. Spätere.
Aldenhoven 1823, 1557, 1767, 1724 s 25,
27, 28. Altenburg 1658 494. Beggendorf
(1687; 362. Berverath 1682' 322. Blumenthal
(1652) 374. Braunsrath (1749; 492. Doveren
1771) 272. Dremmen 1724 496. Dürboslar
(1651 u. 1685; 56. Dürwiss (1774 u. 1663) 59
Effeld ;1606) 574. Elsum (1571, 1580; 488
Erkelenz (1662; 293. Erzelbach (1721) 621
Gangelt (1638) 388. Gansbroich (1661) 262
Gevenich (1804) 309. Glimbach (17138) 310
Güsten (1693) 75. Heinsberg (1666, 1702) 506,
(1787) 527, (1773) 538. Hohenbusch (1707,
1716, 1720) 296. Holtum 1667, 1757; 267.
Jülich (1637 1 15, (1692) 117, (1660, 1764)
138, (1578:") 111, (18. Jh.) 619. Kellenberg
(1838) 39. Kipshoven (1648), 267. Kirchberg
(1660) 144. Körrenzig (17751 324. Kranzes
(1785) 496. Lindenberg (1760) 229. Linzenich
(17. Jh.) 183. Lohn (1696, 1692) 185, 186.
Niederkrüchten (1604) 334, (1719) 338. Nieder-
lieck (1665) 540. Orsbeck (1763) 561". Palant
(1624) 272. Randerath (1718) 434. Rödingen
(1708) 202. Roitz (1757) 328. Selgersdorf
(18. Jh.) 207. Siersdorf (1578, 1762) 224.
Stetternich (1716) 227. Teveren (1686) 443.
Ticheln (1636) 405. Uebach (1566, 1768) 452.
Ungershausen (1663, 1691) 58. Waldfeucht
(1782) 594.
635
1 68
GESAMTREG IST ER ZUM ACHTEN KANIJE
XII. Künstlerverzeichnis.
r. Architekten, G arten ba um eis ter
und Steinmetzen.
Arnold, Steinmetz. Hambach (1557—1563) 83.
Burkart, Joh. Havert (1863) 499.
Couven (?). Heinsberg (1774) 526.
Couven, Art. Braunsrath (Mitte 18. Jh.) 492.
Breill (1754) 378. Geilenkirchen (um 1750)
399.
Cremer, Linnich. Kirchhoven (um 1855) 545-
Dreher, Hans, Köln. Hasselsweiler (1891 —93) 89.
Edlerius, Johann. Jülich (1554) 136.
Fisenne, L. von, Gelsenkirchen. Arsbeck (um
1900) 481. Heinsberg (1884—1898) 506.
Millen (1894) 548. Waldfeucht (1883 bis
1889) 581.
( iardesuner s. Garnesuner.
Garnesuner, Bauaufseher. Hambach (1557 bis
1563) 83.
Kincwilre, Meister Hans van. Inimendorf (1509)
406.
Korynfenger, Peter, Bauführer. Hambach (1557
bis 1563) 83.
Kremer, Theod., Köln. Gereonsweiler (1886) 71.
Leuss, Steinmetz. Hambach (1557—1563) 83.
Libisch, Alexander, Landmesser. Hambach (1557
bis 1563) 83.
March, Otto, Berlin. Grittern (um 1900) 275.
Nagelschmidt, Köln. Erkelenz (um 1860) 28G.
Pasqualini, Alexander. Hambach (1548—1563)
81. Heinsberg (um 1550) 533. Jülich
(1538 ff.) 122, 135, !36.
Pasqualini, Johannes. Jülich (1567?) 135. Wolf-
fenbüttel (1574) 619.
Renard, PI. Diözesanbaumeister, Köln. Erkelenz
(1904) 304. Jülich (1899) 105, (1900) 123.
Ross, Theod, Köln. Wassenberg (1901 bis
1903) 596.
Rousseau, Aachen. Niedermerz (1865) 198.
Speckle, Baumeister aus Strassburg. Jülich (1589)
125.
Statz, Vincenz, Köln. Braunsrath (1858) 492.
Vyrss (Viersen), Johann van. Erkelenz (1541) 302.
Welter, Gerhard, Jul., Fontänenmeister zu Ham-
bach. Hambach (1 1695) 80.
Wicthase, Heinr., Köln. Aldenhoven (um 1875)
16. Boslar (um 1870) 45. Elsum (1876)
486. Erkelenz (um 1880) 286. Hambach
(1879) 77. Hasselsweiler (1871—1876) 89.
Jülich (1878) 105. Steinkirchen (1871) 572.
Wassenberg (1891) 596.
2. Bildhauer und Stukkateure.
Gummersbach, Peter, Köln. Kirchberg (1660)
143. Linzenich (1652) 183, 184.
Langenberg, Ferd., Goch. Siersdorf (1901) 216.
Melchior, J. P., Modelleur. Erkelenz (18. Jh.) 305.
Mengelberg, W., Utrecht. Boslar (1876) 46.
Moest, Rieh., Köln. Aldenhoven (1898/99)* 20.
Siersdorf (1882) 215-
Reinhard, H., Modelleur. Heinsberg (16. Jh.?)
522. Titz (16. Jh.) 233.
Sarter, Domsteinmetzmeister, Bremen. Linnich
(1862) 167.
Statins aus Lüttich. Erkelenz (Mitte 15. Jh.) 292.
Steffeswert, Jan van. Tüddern (1513) 578.
3. Maler.
Aldegrever. Linzenich 182.
Backhuysen, Ludolf. Breill 379.
Bassano, Art. Breill 380.
Bechern, P f., Mönch in Hohenbusch. Hohen-
busch (1741) 295.
Beerstraaten, J. A. van. Breill (1653) 379.
Begas, Karl. Heinsberg (19. Jh ) 521.
Bergen, Dirk van. Erkelenz 307.
Berghem, Nicolaes, Art. Erkelenz 307. Rurich345.
Beschey, P. Elsum (18. Jh.) 490. Trips 449.
Bouts, Dirk, Nachf. Ratheim (Ende 15. Jh.) 564.
Brekelenkam, Quirin. Elsum 490. Art, Trips 449-
Breughel, Jan d. Ä. Breill 380. Art, Leerodt 415.
Pieter d. J. Breill 380.
Brouwer, Adriaen. Elsum 490.
Bruyn, Barthel, Art Linnich 166.
Burfeno (?). Linzenich (17. Jh.) 182.
Burckmair, Art. Breill (1515 Taf.) 379.
Caspers, Wanlo. Tetz (1903) 620.
Cranach, Lucas, Art Breill 379.
Croce, Girolamo Santa, Art. Rurich (Abb.) 345.
Deuell, N. C. Zweibrüggen (17. Jh.) 383.
Deventer, Jacob von, Kartograph. Erkelenz
(Mitte 16. Jh.) 283.
Dickmann, J. Güsten (um 1900) 74.
Dou, Gerard, Art Rurich 345-
Dyck, Ant. von, nach. Elsum 490.
Erwein, Johann, in Köln. Erkelenz (1533) 290.
Faes, Pieter van der, gen. Lely. Rurich (Taf )
344.
Flinck, Govaert. Elsum 489. Erleid 575.
Forster, Frater Godefridus. Randerath (1758) 434.
Francken, Frans. Erkelenz 305, Art, Zwei-
brüggen 383.
636
GESAMTREGISTER ZUM ACHTEN BAXDE
I 69
Francken, Thomas. Erkelenz 307.
Göbbels, Kanonikus, Aachen Siersdorf (1882)
215. Tetz (1903) 620.
Hals, Dirk, Art. Leerodt 416.
Heda, Claesz, Art. Erkelenz 307.
Heist, Barth, von der, Art. Rurich (Taf.) 344.
Hondecoeter, Melchior, Art. Haus Bock 200.
Janssen van Keulen, Art. Erkelenz 305.
Keyser, Thomas de. Haus Bock 200.
Klaphauer (?). Erkelenz 307.
Kleinertz, in Köln. Boslar (1876) 46.
Knauff, Leonard. Boslar (1848/49) 46. Linnich
(um 1850) 164.
Kuyk, Jacobus von. Erkelenz (18. Jh.) 307.
Mabuse, Art. Brachein 369. Rurich 345.
Maes, Godofridus. Erkelenz (1665) 294.
Maes, Nicolaes, Art. Rurich 345.
Maratta, Carlo (?). Trips 449,
Metsys, Quinten, Art. Haus Bock 200.
Miereveit, Art. Erkelenz 307.
Neer, Eglon Hendrik van der. Breill 380.
Erkelenz (1659) 307.
Netscher, Gaspard. Rurich 345.
Orley, Barend von, Art. Breill 379.
Palamedesz, Anton, Art. Rurich 344.
Poel, E. van der. Erkelenz 307.
Potter, Paul, Art. Erkelenz 307.
Ravesteyn, Jan (?) Elsum 490.
Rembrandt, Nachf. Elsum 489, 490.
Roidkin, Reiner. Breill (1726) 376 Baes-
weiler (1725/26) 361.
Roos, Joh. Heinr. d. A. Erkelenz 307.
Rubens, P. P. Elsum (Abb.) 489.
Rubens, Art. Erkelenz 307. Leerodt 415. Stein-
kirchen 572.
Saftleeven, Cornelis. Elsum 490.
Seeghers, Art. Haus Bock 200.
Steenwijk, Hendr. d. J. Rurich 344.
Stockum, Johann von, aus Köln (?). Erkelenz
(1457) 292.
Teniers, David d. J. Rurich 344, Art, Elsum
490. Wassenberg 608.
Tintoretto, Art. Breill 380.
Tizian, Kopie nach. Übach 452.
Toi, von (?) Erkelenz 307.
Vernet, Claude Jos. Rurich 345.
Vlieger, Simon de, Art. Haus Bock 200.
Watteau, Art. Trips 449.
Weenix, Jan. Erkelenz 305.
Weenix. Jan Bapt. Rurich 345.
Weenix, Art. Haus Bock 200.
Whigs, W. J., Aachen. Linnich (um 1850)
164.
Anonyme Meister.
Köln, Meister der Lyversberger Passion.
Erkelenz 307.
Köln, Meister von S. Severin. Erkelenz 305.
Regensburger Meister des 16. Jh. Breill
(1515, Taf.) 379.
Süddeutscher Meister.
Bettenhoven (um 1500) 44.
Niederländischer Meister.
Geilenkirchen (16. Jh.) 400.
Italienischer Meister.
Marienberg (Anf. 18. Jh.) 422.
4. Goldschmiede.
Richterich (?), Aachen. Wassenberg (um 1600)601.
Witte, Aachen. Hambach (1875) 79.
5. Glockengiesser.
Alftre, Hermann van. Tetz (1472) 230.
Alfter, Jan van Hoengen (1502) 543.
Antei, Johan. Inden (Mitte 15. Jh.) 97.
Batel, Adolf. Arsbeck (1666) 482.
Bourlet, Johannes. Geilenkirchen (1682) 395.
Havert (1671, ug) 500. Karken (1684)
545. Kirchberg (1674) 175. Kirchhoven
(1682) 546. Lohn (1679) 186. Mündt
(1682) 194. Randerath (1680) 434. Übach
(1681) 452.
Broderman, Johan. Ederen (1412) 63.
Coetmont. Rurkempen (1459) 569.
Curia, Franciscus de, ..ein welscher Mann".
Brachein (1660) 368.
Dinckelmeyer, Gottfried. Beggendorf (1725)
362. Gevenich (1721) 309. Heide, An
der (1727) 278.
Duisterwald, Christian. Linnich (1430) 170.
Dulcken, Wilhelm van. Glimbach (1669) 310.
Edell, Johann, Peter. Rödingen (1702) 205.
Fabri, Edmundus. Schleiden (1718) 207. Mer-
beck (1720) 333.
Foissey, C. Marienberg (1790) 422.
Fransen, L. Dürwiss (1707) 60.
Fuchs, Engelbert Joseph. Jülich (1748) 114.
Fuchs, Peter. Mündt (18. Jh.) 196.
Gunder, Bartholomaeus. Klein-Gladbach (174.!)
323. Kückhoven (,1754) 328.
Hehr (?). s. Lehr.
Hoerken, Wilhelmus. Setterich (1457) 210.
Humblot, Claudius. Birgelen (1648, ug.) 484.
Müntz (1650) 196.
Hintern, Johannes de. Elmpt (1441) 277.
637
i7o
GESAMTREGISTER ZUM ACHTEN BANDE
Hyntum, Gotfridus de. Dürwiss (1421) 60.
Jacop. Keyenberg (1455, 1464) 321. Klein-
Gladbach (1477) 323.
Johan. Keyenberg (1455) 321. Klein-Gladbach
(1477) 323. Selgersdorf (1425) 207.
Julien. Birgelen (1753) 484.
Jullien, A. Laffeld (1714) 546.
Kloit, Kirstgein. Barmen (1439) 33. Selgers-
dorf (1425) 207. Wassenberg (1441) 602.
Krommen, Paulus. Ophoven (1613, ug.) 560.
Lagnier, Peter, Lotharingus. Waldfeucht (1623,
ug.) 588.
Lamiral, Claudius. Dürboslar (1667) 54. Kirch-
hoven (1638) 546.
Le Brochaid, Simon, Lotharingus. Waldfeucht
(1623, ug.) 588.
Le Brochard, Edmundus, Lotharingus. Wald-
feucht (1623, ug.) 588.
Lefebure, Edmund. Heinsberg (1689) 525.
Legros, Martinus. Hasselsweiler (1764) 93.
Jülich (1780) 114. Loverich (1770) 420.
Mersch (1765) 192. Spiel (1765) 226
Lehr, Johann, in Köln. Baesweiler (1663) 361.
Spiel (1668) 226. Rurkempen (1664,ug.) 569.
Mabilot, Urbanus, von Saarburg. Bocket (17H1,
ug.) 491. Setterich (1781 ?) 210.
Michelin, Petrus. Havert (1671, ug.) 500.
Milot, Rene. Birgelen (1648, ug.) 484. Müntz
(1650) 196.
Moet, Goebel. Puffendorf (1467) 431.
N. B. Klein-Gladbach (1650) 323.
Nuckel, Christianus. Rickelrath (1625) 340-
Nuys, Reinaert van. Tetz (1521) 230.
Onckel, Kerstgen van. Jülich (1613) 137-
Petit, Alexius. Breberen (1764 ug.) 493. Heins-
berg (1764) 524.
Petit, Petrus. Breberen (1764 ug.) 493. Heins-
berg (1764) 524.
Pirong, Johan. Erkelenz (1714) 292.
Pirung, Juan. Beeck (1716) 265. Heinsberg
(1709 ug.) 524.
Ragle, Franciscus, Lotharingus. Bettenhoven
(1620) 43. Hillensberg (1621) 542.
Segen, Arnoldus de. Wassenberg (1441) 602.
Simon, J. Marienberg (1790) 422.
Stocki, Johannes, von Saarburg bey Treyer. Kof-
feren (1769 ug.) 326. Pattern (1770) 199.
Stocki, Willibrordus. Jülich (1786) 133. Schier-
waldenrath (1800 ug.) 571. Setterich (1781)
210. Waldfeucht (1794 ug.) 589. Wassen-
berg (1794) 608.
Stommeln, Cordt van. Loevenich (1651) 330.
Treir, Treveris s. Trier.
Trier, Christofel van. Hambach (1672) 80.
Trier, Franz von. Baesweiler (1627) 361. Bra-
chein (1627 ug.) 368. Gangelt (1637 ug.)
338. Kraudorf (1637) 409. Linnich (1646)
170. Uebach (1648) 452.
Trier, Gregorius van. Birgden (1495) 365. Do-
veren (1499) 273. Dürboslar (1490) 54.
Freialdenhoven (1486) 70. Gangelt (1509
ug.) 388. Gevelsdorf (1493) 93. Glimbach
(1495) 310. Hillensberg (1495) 542. Hot-
torf (1513) 96. Immendorf (1511) 408.
Immerath (1496) 317. Jülich (1508) 113.
Kirchberg (15.4?) 145. Puffendorf (1486)
431. Titz (1493) 233. Wassenberg (1495) 602.
Trier, Jan von. Heinsberg (1434?, wahrscheinl.
1534) 524.
Trier, Johan (Jan) von, d. A. Aldenhoven (1508)
24. Erkelenz (1535) 292. Frelenberg (1522)
381. Heinsberg (1534?) 524. Hillensberg
(1547 ug.) 542. Höllen (1534) 95. Kör-
renzig (1514, 1516) 325. Palenberg (1537)
428.
Trier, Johan (Jan) von, d. J. Kofferen (1596)
326. Loevenich (1596) 330. Prummern
(1597) 430. Randerath (1586) 434.
Trier, Juris (Gregorius ? s. o.) van. Hillensberg
(1547 ug.) 542.
Trier, Peter van. Dürboslar (1570) 54. Marien-
berg (1582) 422.
Venlo, Johan van. Schwanenberg (1448) 348.
Würm (1452) 455.
Venlo, Jacop van. Würm (1452) 455.
Venlo, Tilman van. Gängelt (1600) 388.
Venrath, Jacop van. Bettenhoven (1465) 43.
Birgelen (1519) 484. Millen (1477) 551.
Prummern (1473) 430. Schwanenberg (1482
ug.) 348. Süggerath (1477) 440.
Voigt, Christian. Brachein (1743) 368. Holz-
weiler (1764) 312.
Voigt, Christian, der Vater. Beggendorf (1756)
362. Dremmen (1763) 496. Schwanenberg
(1754) 348. Ütterath (1763) 453.
Voigt, Christian, der Sohn. Aldenhoven (1752)
25. Beggendorf (1756)362. Birgden (1748)
365. Dremmen (1763) 496. Kirchhoven
(1751) 546. Schwanenberg (1754) 348.
Süsterseel (1748) 576. Ütterath (1763) 453.
Voigt, Christian Wilhelm. Jülich (1737) 115.
Linnich (1736) 170. Ophoven (1735) 560.
Ratheim (1771) 564.
Voigt, Joannes Rutgems. Gangelt (1781) 388.
Karken (1729) 545. Waldfeucht (1778 ug.)
589.
638
GESAMTREGISTER ZUM ACHTEN BANDE 1 7 I
XIII. Klösterliche Nied
i . Benediktiner.
Millen, Propstei' 546.
2. Zisterzienserinnen.
Dalheim 482. Ophoven 554.
3. Praemonstra t en s eri nn en.
Heinsberg 525.
4. M i n o r i t e n.
Linnich 172. Randerath 435-
5. Karthäuser.
Jülich, Kloster Vogelsang 117.
6. Franziskaner.
Männerklöster: Erkelenz 292, 461 ; Heinsberg
524. Frauenklöster: Hilfarth 541, Linnich 171. I
lassungen und Kommenden.
7. Kapuziner.
Männerklöster: Aldenhoven 25, Jülich 114,
Wassenberg 603. Frauenklöster: Myhl 554.
8. [esuiten.
Jülich 116.
9. Kreuzbrüder.
Hohenbusch 294, 461 ; Wegberg, Propstei 348-
10. Po eni tenten.
Heinsberg 527.
u. S epulchrinerinnen.
Jülich 115.
12. Deutschordens - Kommenden.
Kinngen 120. Siersdorf 219.
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639
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