Digitized by the Internet Archive
in 2011 with funding from
University of Toronto
http://www.archive.org/details/diekunstdenkmlOOclem
Dil-:
kunsti)1':nkm;\ij:k
DKR
RlIHIXrkOVlN/
«•i
DIE
KUNSTDENKMÄLER
DER
RHEINPROVINZ
IM AUFTRAGE DES PROVINZIALVERBANDES
HERAUSGEGEBEN
VON
PAUL CLEMEN
ERSTER BAND
I
I.
DIE KUNSTDENKMÄLER DES KREISES KEMPEN
^
DÜSSEl-DORF
DRUCK UND VERLA(; VON L. SCHWANN
1891
Dil-
KUNSTDENKMALER
DES KREISES
K H M P H N
I.M AUFTRAGE
DES PROVI\ZIALVI<:Rim\M3KS 1)I:K kl I l-.I XI'RoX'I XZ
HERAUSGEGEBEN
VON
PAUL CLKMIiN
Mll 4 TAFELN UND 59 AHIULÜUNGEN IM TEXl
^
DCSSKI.DDRl-
DRUCK UND VERLAG VON l- SCHWANN
I8'»|
ALLE RECHTE VORBEHALTEN
^
^3f
VORWORT.
Eher als alle anderen lancls( liaftlit h zusaninicn_s^eh<')ngcn Gebiete DeuUsi hiands siiul
die (jegendcii, die die lieutige Preussische Rheinprovin/. bilch-n. der kunslgeschitht-
li< lien Untersuclunig erschlossen worden. Genau ein Jahrhundert ist vergangen, seitdem
Gicoufi KoKsiKK die Augen Europas zuerst auf die Kunstsch.'ltze des Nietlerrheins
lenkte: seit den Tagen Försters und (JOETHES ist das Rlieinland iler Mittelpunkt
der Kunsthetrachtung und der Kunstforsehung geblieben. Alle Kultur]>eriodcn haben
ihre Spuren an den ITcm des Rheims zurüekgela.ssen. An glänzenden Sthöpfungcn
aller Stilgattungen, von dm Kai.serpal.'isten der Riinier bis zu dm S<-hkissanlagen tlcs
Rokoko und Knipiff. birgt das Rheinland mehr als irgiiid eine andere deutsihc
Gegend; über ein \'i»'rt(l der der Preussisehen Monarclue angeh<'>renden Denkinaler
konnnt der Kheinpmvinz zu. Als die höihste Verkörperung künstleri.sehen Könnens
war der Kdliur Dom si hon dm deutschen Romantikern erschienen; sein AusUiu
ward t iiif nationale Angelegenheit, von ihm aus fiel zuerst das Lieht auch auf die
übrigen halbverge.ssenen Haudenkmale des Mittelalters mit ihm wuchs die deutMhc
Kiiiistforsi hung. Die Xamcii ihr Gebrüder PoissKRKK, AUüUST Rku IIEX.sn-.RciKRS
K\i<i, ScHNA.xsKs, Anton Springers sind unl<isbar mit der Kunsigeschi« hte der
Riieinlanch- verknüpft.
Mit dem .illc Hevi")lkerungss( hichten gleiilnn.'lssig durchzielientU-n Inlerev»e i,s!
aut h (In Wunsi h na« h \'iT«"ilfcntli« hung und Hes« hreibung iler hervorragemlslen Denk-
m.'ller hbendig geworden. Die gross angelegten Publikationen v«»nSuuMcF. H«»l.vsi
Kknst ai's'm Weertii, Kranz H»m k sucliten, dem historischen Sinn entgegenknmmeml.
zunächst die Sc h.'ltzi' des Mittelalters, zun» Teil s« hon in lokaler un<l ttnhnis*her rm-
grenzung. bekannt /ii ni.n hcn. die z.ahlreichen iler I.«>kalgcjMhichtc sieh widmemlen
Ver«ine <li i l'iovin/ liat«n ihnen zur Seite, vor allem die vonnittelalleriichcn Funde
zum Gegenstand ihrer Th.'ltigkeit erw.'lhl.nd. Kür die Rheinprovin/ wie für gan«
Dtutsi bland waren die historischen Xu>.»mmenh;inge «lurch die Kun.Hlnewhirhle in
grossen Linien g«-zeichnel wortleii. .\bei m.in halte vielfach ilo* h «lie Grrnfrn
gezogen, ehe das Gebiet vollsUUidig zu übersehen w,ir. Auf die Zeil dei xu».im!
\- 1 VORWORT.
fassenden Werke Hess eine bessere Einsicht von dem, was Not that, die Periode der
mühsamen, aber tiefer dringenden Detailforschmig folgen. Es galt nunmehr, überall die
künstlerische Thätigkeit der einzelnen kleineren abgeschlossenen Landschaften in allen
ihren Höheo-raden, auf allen Gebieten, in allen Zweigen der Technik klar zu legen.
Die beschreibenden Inxentarc und Kunststatistiken, die an Stelle der Einteilung nach
historischen die Anordnung nach geographischen Gesichtspunkten in den Vordergrund
stellten, erschienen hierfür als die geeignetste Form. Aus den Bedürfnissen der Wissen-
schaft und der Verwaltung ergaben sich für sie die leitenden Prinzipien.
Die darstellende Kunstgeschichte kann nicht viel mehr als eine Übersicht über
die höchsten Punkte einer Richtung geben, sie zeigt die äussersten Spitzen der
Leistimo-sfähiskeit und sucht für sie einen Massstab zu finden. Die Aufgabe der Statistik
isfes, nachzuweisen, wie tief eine bestimmte künstlerische Strömung in den Volksboden
eingesickert ist, ob sie nur flüchtig über das Land eilend hier und da einem Werke
die Spur ihres Geistes aufgedrückt hat, oder ob sie alle Herstellungsarten, alle Kunst-
zweige sich gleichmässig zu eigen machte, hier nach Alleinherrschaft strebte, oder
neben andere Richtungen trat und sie durchsetzte. In letzter Linie kommt es darauf
an, die Intensität eines Einflusses, einer Richtung mit mathematischer Sicherheit
zahlenmässig festzustellen. Die statistischen Verzeichnisse sind die einzigen Stellen,
wo kleinere, unbedeutendere Durchschnittsarbeiten, für die die geschichtliche Betrach-
tung keinen Raum hat, wo alle die Erzeugnisse der Kleinkunst ihren Platz und ihre
Wertschätzung finden. So werden sie die wahren, weil umfassendsten Museen der
künstlerischen Vergangenheit eines Gebietes und zugleich die vollständigsten Samm-
lungen von Vorbildern für die praktische Verwertung und das Wiederaufleben
einzelner Herstellungs weisen.
Die Behörden des Staates wie die Provinzialverwaltung, die politischen wie die
kirchlichen Gemeinden und ihre Leiter haben das lebhafteste Interesse daran, über
das Vorhandensein, den Wert und den Zustand aller Denkmäler genauen Aufschluss
zu erhalten und in einem ausführlichen Inventar zugleich ein praktisches Handbuch
zur Verfügung zu haben, das über alle bei Erhaltung und Herstellung von Denk-
mälern in Betracht kommenden Vorfragen ausführlichen Bescheid gewährt. Gegen
willkürliche Verschleuderung und Zerstörung bietet das Bestehen eines allgemein
zugänglichen Verzeichnisses an sich schon eine gewisse Gewähr. Zur Durchführung
der staatlichen Aufsicht über die Denkmäler ist die Statistik die notwendige Vor-
bedingung. Gerade in der Rlieinprovinz und bei der Fülle von Kunstwerken aller
Art, die sie enthält, stellte sich frühzeitig das Bedürfnis einer staatlichen Fürsorge
heraus. Schon Schinkel hat in den Jahren i8i5 und 1816 auf die unwürdige Ver-
schleuderung und Beschädigung, auf den ,schmutzigen Handel' mit beweglichen
Kunstwerken aufmerksam gemacht. Durch eine Kabinetsordre vom 2 9. Dezember
i833 wurde die Universität zu Bonn mit der Konservierung der Altertümer in
den Rheinlanden beauftragt. Aber erst der kunstbegeisterte Sinn König Friedrich
VORWORT. VII
Wilhelms IV. s( luif einen wirksamen Schutz der hi.slorischcn und kün>tleriix hcn
.>r()numente. Im Jalirc i843 wurde, nachdem .schon 182? (He Bestellung eines
eigenen Kon.servator.s für die Rhcinprovinz erwogen worden war. der Geheimrat
VON Quast zum Konservator der KunstdenkmJller für den ganzen Umfang der
Monarchie ernannt, i853 au< h eine besondere Kommission zur Krforschung und
Erhaltung der DenkmJlIer eingesetzt.
Der Gedanke eines Inventars war schon 181 5 von .S( hixkel au-sgesprochcn
worden, der eine besondere Berücksichtigung der beweglichen Kunstwerke anempfohlen
hatte. Zur Ausführung kam der gleiche Plan al)er zunächst in Frankreich. Hier war
im Jahre i834 durch GuizoT das Comite des arLs et monuments, I.S37 »lie Com-
mission des monuments historiques eingesetzt worilen. in (hrm Hiinile die F0rs4>rgc
für die DenkmUler gelegt wurde. De C.m;.mo.\t hatte in seiner Statistique monumen-
tale du Calvados den Plan eines \'erzeichnisses nach geographi-schcn Gesichtspunkten
zuerst praktisch durchgeführt. Die späteren franziisischcn, von den einzelnen Depar-
tements ausgehenden Publikationen .schlos.sen sich seinem System nicht an, das grosse
Inventaire general des richesscs d'art de la France verfolgt wesentlich andere (jrund-
s.'itze. In Preussen fand der Gedanke gute .\ufnahme unil Weiterbildung. Mit Be-
rufung auf die iranzfisischen Einrichtungen war iiitr s< hou iS42 dem König über die
Inventarisation der Denkmäler Vortrag gehalten wonlen, in einem Promemoria vom
6. Mai i846 war Kuc.ler, in einem Bericht vom 10. .\pril iS5i von Quast lebhaft
dafür eingetreten.
Der erste praktische Versuch ist dann aber doch erst durch tlie Invcntarisiitjon
der Provinz Hcssen-Nas.sau geina» ht worden: im Jahre l87o erschienen die Baudenk-
mäler im Regierungsbezirk Kassel, die für ganz Deutschland ilie Reihe der Denk-
mälerverzeichniss«- «rrinnetcn und für die nä«hsten Unternehmungen das Vorbild
abgaben. Die Verfasser waren der damalige K<">nigl. Baurat von DKHN-Ri»rKKlJSER.
der als nachmaliger Konservator die Dun hführung der Inventare auch in anderen
Preu.ssis( hen Provinzen zu fr.rdern berufen war. und WiiiiiiM I.oT/, der bereits in
seiner zweibändigen Kunsttopographie ilie Grundzüge zur lnventaris;ilion der Denk-
mälir ganz Deuts» hiands festgelegt hatte. Das I'r<»gramm der Denkmälerstatistik wurde
(laiiii aller bald, zumal dun h KuAN/ Xavkr Kraus erweitert un»l sthflrfer umrissen:
er erhob seine Elsa.ss-L<tthringen und den» Grossherzogtum Baden gewitlinelen uni-
fa.ssenden Arbeiten aus der Stellung einer rein beschreibenden Aufxnhtun^ durvh die
umfassende Heranziehung der ge.st hichtlit hen Überlieferung xur vollen HetleutunK
v«)n wissen.si haftlichen (Juellensammlun;.^<n.
Erst spät ist die Rhcinprovinz in den Kreis der Gebiete eingetreten, die aieli
eine Übersii ht ihrer Denkmäler /u Ihm hallen U-strebt waren. Nachdem um die
Mitlf der siebziger Jahre aul \'erankis.sung der provinniabitändiM hen Verwaltung die
ersten Vorbereitungen begonnei\ hatten, veröllentli« hte Paui. I-KIIKKI.I>r 1HH6 im
Aufti Ige und nut Unterstützung des Provin/iaKerbantles »ein Bu» h üU-r die Bau-
VIII VORWORT.
und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Koblenz. Der stattliche Band behandelt
auf fast achthundert Seiten die dreizehn Kreise, die zu diesem Bezirk gehören. Die
knappe, das Wesentliche aber in allen Richtungen berücksichtigende Beschreibung
hat von vornherein auf das wichtigste Hülfsmittel, die Illustration, verzichten müssen.
Aus \-erschiedenen Gründen ist dem dankenswerten und fleissigen Werk eine Fort-
setzung nicht gefolgt. Sein Verfasser hat unterdessen die nach weiteren Gesichts-
punkten geplante Beschreibung der Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens im Auftrag
der beteiligten Regierungen mit grosser Energie in Angriflf genommen und zum Teil
schon glücklich vollendet.
Der berechtigte Wunsch, die Denkmälerstatistik nicht unvollendet zu lassen und
ihre Durchführung in fördernden Zusammenhang zu bringen mit der Verfolgung
anderer im Interesse der Provinzialgeschichte unternommenen Aufgaben, veranlasste
den Landesdirektor der Rheinprovinz, Herrn Geh. Oberregierungsrat Klein, sich
in einem Schreiben vom 9. xAugust i887 an die seit dem Sommer des Jahres 1881
bestehende Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde mit der Anfrage zu wenden,
ob sie die Fortsetzung des begonnenen Werkes zu übernehmen geneigt sei. Der
Vorstand der Gesellschaft hat zwar mit Freuden das dieser in so ehrenvoller Weise
angetragene Unternehmen in den Bereich der von ihr in Angriff genommenen zahl-
reichen und wichtigen Aufgaben gezogen, sich aber auch nicht verhehlen können,
dass der Umfang und die Bedeutung der mit dessen Durchführung verbundenen
Arbeiten und Aufwendungen sowohl die völlige Trennung von dem übrigen Geschäfts-
kreise der Gesellschaft wie die Heranziehung von ihm nicht angehörigen besonders
bewährten Kräften notwendig maclie. Er hat deshalb am 28. Dezember i887 eine
eigene, aus seinen Mitgliedern, den Professoren Alfred Dove, jetzt in München,
Karl Lamprecht, jetzt in Leipzig, Geh. Justizrat Hugo Loersch und Geh. Regie-
rungsrat Heinrich Nissen in Bonn bestehende Kommission für die Denkmälerstatistik
eingesetzt und ihr die Befugnis gegeben, sich durch Zuwahl zu ergänzen. Die Kom-
mi.ssion hat sich denn auch durch die Herren Professor Karl Justi in Bonn, Appel-
lationsgerichtsrat a. D. Dr. August Reichensperger, Domkapitular Alexander
Schxütgen, Baumeister Heinrich Wiethase in Köln und Dr. Henry Thode, jetzt
in Frankfurt a. M., verstärkt und den unterzeichneten Professor Loersch zum Vor-
sitzenden bestellt. Seit ihrer Konstituierung ist sie mit ihrer Auftraggeberin, der Pro-
vinzialverwaltung, wie mit allen anderen Behörden in unmittelbaren Verkehr getreten,
hat aber über den Fortgang ihrer Thätigkeit in den Jahresberichten der Gesellschaft
für Rheinische Geschichtskunde regelmässig Rechenschaft abgelegt.
Nachdem sie sich durch bereitwilligst beantwortete Anfragen über die Organi-
sation der gleichartigen Unternehmungen in anderen deutschen Staaten und preussi-
schen Provinzen genau unterrichtet hatte, stellte die Kommission im Frühjahr 1888
die für die Bearbeitung einer Beschreibung der rheinischen Denkmäler massgebenden
Grundsätze und einen Voranschlag der für deren Durchführung ungefähr erforder-
voRWORr. IX
liehen Kosten fest. Der unterdessen in Tli.'itigkeit getretene Provin/.ialausschu-ss erklarte
sich in seiner Sitzung vom 24./2 7. September 1888 mit diesem ilim v< )rgelc*gten Pro-
gramm einverstanden. Eine geraume Zeit h.it noch die Ausgestaltung der zur V'er-
wirklieliung des Planes notwendigen tei hnis< heii Kinric htungen in Ansprucli genommen.
Im Frühjahr i89o wurde dann Dr. I'aii. Ci.kmkx mit d<T Bereisung der Pnivin/
zum Zwe( k der Inventarisation und der .\l)fassung des Textes der einzelnen Beschrci-
luuigen seitens der Kommission beauftragt. Xa< lulem er zun.'Uhst in den Bibliotheken
von Berlin, London und Bonn die bibliogra|)hischen Vorarbeiten für den ganzen Be-
rei<li der Provinz, insbe.sondere die Zu.sammenstellung und Si< htung der ebenso umfang-
reichen wie zerstreuten Litteratur an MonogTaj)liien und in Zeitschriften erscl>ienen«-n
Al)handlungen erledigt hatte, konnte er noch w.'lhrentl der letzten Monate iles Jahres
i89o die Arbeiten und Aufnahmen ;in ( >rt und Stelle im Kreise Kempen vollemlen.
Diesen Kreis hatte nämlicli die Kommission .st hon früh als den zun.'uhst zu
bearlicitenden bestimmt und hier war au( ii bereits im Laufe des Jahres unter der
Leitung des Herrn Baumeisters Wikthask der grössere Teil der notwendigen Auf-
nahmen gemacht worden.
Die Kommissitm liat den in allen deuLst hen Denkm.'llervcrzcichnisscn befolgten
Grundsatz angenommen, dass die Bearbeitung sich d«-r bestehenden Krei.seinteilung
anzuschliessen hat, w.'lhrcnd für die .\nordnung ch-r einzelnen (^rte des Kreises die
alphabeti.sche Reihcnfoli^c ma.ssgebend sein soll. Jedem Kreis wir«l eine Beschreibung
gewidmet, welche die Kunstdenkmüler aller abgeschlos.senen Stilperioden, als letzter
der des Empire, daneben aber auch aiU- Gegenstände von geschithlli» her Bedeutung
umfasst, die irgend ( im r der techni.schen Künste ihre Entstehung verilanken, wenn
sie auch nicht streng der l)il(lenden Kunst angeluiren, wie dies ja bei ilen meisten
der germani.sihen und der lläUte der r'imischen Funde, bei Wallbauten und amleren
Befestigung«'!» der l'all i>l. Di« Kreisbe.schn-ibungen haben «l«n Charakter al»grrun-
ileter Arbeiten und gelangen getr«'imt zur VenVIfentlichung; jeder einzi-lnen wir»! eint«
kurze histori.sch-topographis« he EinU-itung vorau.sgeschi» kt mit Angaben üIkt GriVssc,
Lage, Natur und jetzig«- Bev('ilkerungsv«rh;illniss«' «li-s Krei.ses, über die ethn«»gr.iphi-
s« hen wie die ehemaligen kir« hli» hni und |t.iliiis« hen Zu>l.'ln«le und Schicksale seiner
einzrliK 11 Teiir, < ndli« h ülxr «-twaig«- beson«l«'r«' kunstges« hichtli« h iH-deulsaine Ver-
hJlltniss«- und Beziehungiii. z. B. Fundorte v.m K..hstoiren /u «len Bauten und U-wt-g-
li« hen (;i-genst.'ln«l«n, IlamUls- und \'«-rkehrsv«-rh.'lllnis.se, Strassen uml Wege. Kunst-
han«lwerkli«h«s u. a. Drei bis füid Krei.sbes« hreibung«-n w«-nlen /u einet« lUmlc
vereinigt, «l«r jedesmal ein zusanmi«nh.'lng«-n«les geographisches Gebiet unifas>l. Die
Seiten der einz«ln«n Ibll«- wer«len «leshalb am miteren Kan«le mit dur» hlaufemlen
Zillern bezeicluut. l)«n S« hluss jeiles Ban«les sollen nu-hrere Ri-gisler biltlen. Da»
ganze \V«rk wird in einer übersichtli« h«-n Darstellung der rheiniMhen KunMg«-s» Imhic
und in ein«in Registerban«l mit einer Reihe v«ui Tabellen und Ver«cichni»cn »einen
zusammenlassenden Abs« hluss lin«len.
X VORWORT.
Für die Ausgestaltung der Beschreibungen in allen ihren Einzelheiten sind
unter Zustimmung der Kommission zwischen den Unterzeichneten, nach Rücksprache
und im Einvernehmen mit dem Konservator der Kunstdenkmäler, Herrn Geh. Ober-
reffierunsrsrat Persius und den Herren Geh. Hofräten Professor Dr. Anton Springer
in Leipzig und Professor Dr. Franz Xaver Kraus in Freiburg i. Br. eine Anzahl
von Bestimmungen festgesetzt worden, welche das oben erwähnte Programm genauer
umschreiben und dessen Durchführung erst ermöglichen.
Die besonderen Verhältnisse der Rheinprovinz und nicht am wenigsten die er-
drückende Fülle der hier erhaltenen Denkmäler machten für die rheinische Publika-
tion einige Beschränkungen notwendig, in denen sie zumal von den im Erscheinen
begriffenen Werkeji über die Kunstdenkmäler der Grossherzogtümer Baden und Hessen,
die im übrigen in erster Reilie, namentlich auch für die äussere Form, als Vorbild
gewählt worden sind, abweicht.
Die grosse Zahl der bedeutenderen Bauwerke schliesst eine gleichsam mono-
graphische Behandlung des einzelnen im Rahmen der Kreisbeschreibung aus; sie
sollen zwar ihrem künstlerischen Werte entsprechend genauer beschrieben werden,
ausgedehntere Abliandlungen bleiben aber den rheinischen Zeitschriften vorbehalten.
Insbesondere verzichtet unser Unternehmen auf Beschaffung und Abdruck vollstän-
diger Bauregesten, sucht vielmehr in der Baugeschichte nur die entscheidenden
Momente mit dem gesamten kritischen Apparat klarzulegen.
In der Mitteilung von Inschriften muss gleichfalls eine gewisse Einschränkung
stattfinden. Die römischen Inschriften der Provinz sind, abgesehen von zahlreichen
zerstreuten nachträglichen Veröffentlichungen, schon einmal in Brambachs Corpus
inscriptionum Rhenanarum gesammelt. Wiederholungen erschienen hier umsoweniger
am Platze als das Erscheinen des die Rheinlande umfassenden von Zangemeister
vorbereiteten Bandes des Corpus inscriptionum Latinarum binnen kurzem bevor-
steht. Die altchristlichen Inschriften unseres Gebietes sind in der mustergültigen
Sammlung von Kraus vereinigt. Ihnei^ wie den römischen gegenüber darf sich
die Denkmälerbeschreibung mit genauen Hinweisen auf die genannten Werke be-
gnügen; nur in wichtigen Fällen, wenn eine Inschrift bauliche Anlagen oder beweg-
liche Gegenstände zeitlich bestimmt oder ihrer Bedeutung nach kennzeichnet, soll
sie ihrem Wortlaute nach wiedergegeben werden. Die mittelalterlichen Inschriften
werden im allgemeinen wörtlich mitgeteilt, den späteren, insbesondere den umfang-
reichen Grabiaschriften des i7. und 1 8. Jahrhunderts gegenüber muss aber Beschrän-
kung eintreten. Ein vollständiger Abdruck ist hier schon aus Rücksicht auf die
Fülle des Stoffes ausgeschlossen. Die Sammlung der Inschriften der Stadt Gent in
den Graf- en Gedenkschriften der Provincie Gost -Viaenderen umfasst nicht weniger
als vier Foliobände; die Inschriften von Köln würden allein uno;efähr den deichen
Raum in Anspruch nehmen. So werden denn die späteren Epitaphien je nach
Bedürfnis, unter Umständen bis auf die blosse Angabe von Name und Todesdatum
VORWORT. XI
abgekürzt werden; das Massgebende wird hier immer die künstlerische Ausstattung
des Grabmales sein.
Auf Wiedergabe des Charakters der Buchstaben von Inschriften durch besonders
ausgewühlte Typen ist mit Rücksicht auf die Unzulänglichkeit dieses HülfsmittcLs und
die dadurch notwendig bedingte Unvollkommcnheit solcher Versuche günzlich ver-
zichtet worden. Dagegen wird überall, wo eine Inschrift Zahlen in rr>mi.schen Zifleni
oder in der Form eines Chronostichons enthalt, deren Auflösung in arabLs« licn
Ziflern beigefügt. Zur Erleichterung der Orientierung sind die Namen der Künstler
und Meister auf allen in den Kreis der Darstellung gezogenen Gebieten und in allen
Herstcllungsweisen durchweg in kursiven Typen gesetzt.
Die Invcntarc und die Hilderhand.schriften sind aus ilcr Beschreibung ausge-
schieden worden. Die crstercn sollen nach Abschlass des Unternehmens zu einer
besonderen Sammlung vereinigt werden. Eine .solche Zu.sammen.stellung wird, abgesehen
von ihrer Bedeutung für die Provinzial- und Lokalgcschichte wie für die lateinische
Lexikographie und die Terminologie der beweglichen Kunst- und Gebrauchsgegen-
stände, von ausserordentli( hem Wert für die Geschichte der mittelalterlichen Privat-
wirtschaft und des kirchlichen wie profanen Luxus sein. Die Verwertung der Invcn-
tarc in allen diesen Rithlungen, namentlich für die Geschichte der Kleinkünste, zu
deren wichtigsten lilterari.schen Quellen sie z.'ihlen, erhei.siht aber ihre Vereinigung
und abgeschlossene Bearbeitung.
Bei den Bilderhandschriften würde eine ihrer Bedeutung für die Kunstgeschichte
entsprechende Ausführlichkeit in der Be.schrcibung — man denke nur an die Biblio-
theken von Kr>ln, Düsseldorf, Trier und Koblenz — einen allzu grossen Kaum er-
fordcin: die \oriu-hmsten dtr biblischen Haiuls( hriften würden keine geringere Breite
beanspruchen, als ein ausgedehnter Cyklus von Wanilgem.'llden. Es besteht die Absicht.
sämtliche Bilderhandschriften d«T Rheinprovinz in einem besonderen, mit Registern und
allen sonstigen Nachweisen versehenen, zweckmässig illustrierten Bande zu vereinigen.
Beide Sanunlungen werden gleii hzeilig und neben der Denkm.llerbeschreibung
vorbereitet, die crstere von den beiden l'nterzeiihneten, die zweite von Dr. Cl.KMlis'
allein. Im Te.\t der einzelnen Hefte wiril an den entsprechenden Stellen nur eine
kurze Venvei.sung auf die.se I'arallelwerke eingefügt.
Nacl» einer Richtung ist dagegen eine Erweiterung durchgeführt worden. In
der Angabe der ( )rtslilteratur wird möglichste V.>ll.stamligkeit angestrebt werden. Das
ganze Sannnelwerk ist so zugleii h /u einem Kompendium f(\r Bibliographie der IVv-
vinzialgesihichte gestallet. Vor allen» sintl aber die han«lschriftlichen Quellen ai»-
führli( her als bisher übli( h verfolgt und .ingegeben w<->rden. Diese Nachrichten »uchrn
die Aufstellungen über die Rheinischen Archive von LAXll'REfHT uml Il.OKN xu ver-
vollständigen und zu ergänzen, insbesondere sinil am h die in den V»»rarlK':tcn mei-M
nii ht berü( ksichiigten IMarrarchive herange7.«»gen. Die Urkunden und Aklcnbcsiandc
wcidiii kurz angegeben, di«- II.uuIm hrilten knapp rharaklerisicrt.
XII VORWORT.
Die Rechtschreibung aller Ortsnamen ist dem von dem Königlichen Statistischen
Bureau 1888 in Berlin herausgegebenen Gemeindelexikon für die Provinz Rheinland
entnommen, innerhalb der einzelnen Orte sind die Nachrichten geordnet unter den
Rubriken: germanische und römische Funde oder Anlagen, kirchliche Bauten und
deren Denkmäler, weltliche Bauten oder bauliche Anlagen und deren Denkmäler.
Die erste Abteilung, für die eine unverhältnismässig reiche Litteratur zur Verfügung
steht, konnte eine weniger ausführliche Behandlung erfahren als die beiden folgenden
Gruppen. Die Statistik schliesst sich hierin den von allen übrigen deutschen Unter-
nehmen gleicher Art befolgten Grundsätzen an. Innerhalb der Abteilungen der kirch-
lichen und weltlichen Bauten sind die einzelnen Denkmäler alphabetisch angeordnet,
so zwar, dass in der ersten dieser beiden Gruppen derjenige kirchliche Bau, mit dem
die Anfänge und die älteste Geschichte des Ortes verknüpft sind, in den meisten
Fällen also die Pfarrkirche, vorangestellt wird, die übrigen Denkmäler sich in alpha-
betischer Folge anschliessen. Es erschien dies umsomehr geboten, als unser Werk
keine Übersichten der Ortsgeschichte bringt. Die bedeutsamsten allgemeinen poli-
tischen Ereignisse und kulturgeschichtlich wichtigen Thatsachen finden in den Ein-
leitungen ihren Platz, die besonderen Begebenheiten der Ortsgeschichte werden nur
insoweit berücksichtigt, als sie auf einen Bau Bezug haben, und alsdann mit dessen
Geschichte xerknüpft.
Bei der Beschreibung der einzelnen Denkmäler wird der folgende Gang ein-
gehalten. Der Angabe der Litteratur wie der gedruckten und handschriftlichen
Quellen schliesst sich die Geschichte des Gebäudes an, auf die die Baubeschreibung
folgt, die mit der Angabe über Grundform, Material und Grössenverhältnisse beginnt
und alsdann von der Schilderung des Äusseren zu der des Inneren übergeht.
Bei kirchlichen Bauten setzt die Beschreibunsf des Äusseren wie des Inneren
beim Turm ein und schreitet von diesem zum Chor \or. Von der inneren Ausstat-
tung werden zuerst die in festerem, dann die in loserem Zusammenhang mit dem
Bau stehenden Gegenstände verzeichnet. Die Reihenfolge ist in allen Fällen die
nachstehende: Altäre, Sakramentshäuschen, Chorstühle, Sedilien, Kanzel, Orgel, Tauf-
stein, Skulpturen, Gemälde, Leuchter, Eisenarbeiten, dann folgen die Schätze der
Sakristeien mit den beiden Abteilungen Gefässe und Paramente; den Beschluss bilden
die Glocken. Die Joche und Pfeiler werden vom Westen, von der Ostseite des Turmes
an. gezählt, die Stockwerke vom Boden auf, so dass das Erdgeschoss als erstes rechnet.
Die Bezeichnungen ,rechts' und ,links' sind vom Beschauer aus gebraucht, nur bei
Wappenbeschreibungen im heraldischen Sinne.
Für die Terminologie ist Eindeutigkeit möglichst angestrebt worden. Seltene
oder wenig gebräuchliche Fach- und Kunstausdrücke, zumal bei der Beschreibung von
Bauten, sind thunlichst vermieden. Die Bezeichnungen des Stiles werden, wo dies
nötig erscheint, noch durch eine Angabe über die Zeit der Entstehung ergänzt. Die
Beschreibung seihst ist möglichst gedrängt und knapp gefasst, die Angaben sind viel-
VORWORT. XIII
fach im Lapidarstil gehalten: was die Schilderung dadurch an Rundung und Ge-
schmeidigkeit verliert, sucht sie durch prägnante Kürze zu ersetzen.
Eine besondere Fürsorge wird einer zweckm.'Lssigen und reichen Illustration zu-
gewandt. Wo es angeht, .sollen die Monumente selbst zu Worte kommen. Die
GoF.THF.sche Forderung, vcjn den Kunstwerken nur in Gegenwart der Kunstwerke selbst
zu reden, ist wenigstens gegenüber den vornehmsten Schc"»pfungen befolgt. Als Grund-
satz gilt, womciglich von allen her\orragenden Bauten die Grundrisse zu bringen, bei
gleichartigen einen besonders charakteristischen als Typus auszuwählen. In einzelnen
Füllen kommen selbst flüchtige Handskizzen zur Ver>*-endung. Jedem Hefte i.st eine
Karte beigegeben, welche siimtliche in der Beschreibung aufgeführte Ürtlichkciten
und die hauptsächlichen Verkehrswege enthalt. Für die Wiedergabe der Zeich-
nungen ist in erster Linie die Zinkhoc-hützung in .\ussicht genommen.
Die typographische Ausstattung, die die grösste Übersichtlichkeit mit niliigcr
Gesamtwirkung zu verbinden sucht, liegt in den eq^robten H.'inden der Scnw.vxx-
.schen Buchdruckerei zu Düsseldorf und stellt unter der persc'mlichen Leitung des
Teilhabers der Pinna. Herrn I'FTtR Fk.\xckkx. Die Anfertigung der Lic htdrui ke
ist dem Hofphotographen Herrn ;\x.sklm .SfH.MlT/ in Kr>ln übertragen.
Das Unteniehmcn. dessen oberste wi.ssen.sihaftliche Leitung in dc-n H.'inden
des mitunterzeichneten Vorsitzenden der Kommission ruht und auch in Zukunft ver-
bleiben wird, erfreut sich, wie mit d.inkbarer Anerkcimung auch an dieser Stelle
hervorgehoben sei, ck-r wirksamsten Unterstützung Seitens des Ministeriums der gelsl-
lichc-n. Unterrichts- und Meclizinal-.Angclegc-nheilen. Seiner Flxiellenz des Herni OIht-
prilsidenten, des Flerni Konservators der Kunslclenkm;ilcT und ;iIIct Hchordc-n «ler
Staats- wie- der IVovinzialverwjiltung; \oii tUn geistlichen Behörden Ix-ider Koiifc-x-
.sionen und den militürisc hen Autoril.'Uen ist ihm ebenso wie aus PrivatkreLsen InTeit-
willigste Fc'irderung in gleichem Maa.sse zu teil gc-worden.
Hei der Bearbeitung cle> Kreises Kempen >ind wir den Herrc-n KreLsMhuI-
inspektor Dr. Ki;rssKX in Krefeld und ( iynma.sialdirektor Dr. I*c»ni. in Kem|H*n, tien
Herren rfarnrn Frki'UKMIA.m.mi-.k in Kenipen und Dvc k.\ians in Dülken, »Im
Herren H11.1..SI.R und ri;ri R Axton Ki.O< kxkr in Kem|K>n, sowie Herrn Maler
Rkixkrs in Lobberich für liebenswürdige Unterstützung zu Dank verpflichtet, in erster
Linie aber Herrn C'dxrad Kra.\ii.r. der seine aitsgc-zeichnete .S;unmlung mit grcVwlcr
Liberalität zur V\'rfügimg stellte und dem Bearbeiter im Kcm|>cner l^imlo ab kun-
diger Führer diente. Die Abbildungen Nr. 6. \i, i5. 16, ai — aS. 35. 38. 59 uml
Tafel IV (Burg zu Kempen) sind Jiac h den Zeichnungen des Hern» HriNRiMi
WiKTiiASK. die Abbildungen Nr. 2-5, 45 — 58 nach den Zeichnungen der Hcrrrn
Architekten l'\irr<;ix und Khkri.kix in Kc^ln. die Nrn. 7 -la. i4, i7. 18. ao. a6— a9.
32, 34. 37. 4o. 44 n.ic h den Zeic hnungen und photi>gr;iphiH< hcn Aufnalunrn vun Dr
CiiMix. die- Nrn. 33, 36. 39, 4i — 43, sowie die Tafeln I -IH nach den Aufnahmm
von Herrn Ansmm Sc mmit/ angefertigt. Die- N'orlagen xu Nr. 3o uml 3i wunlen
XIV VORWORT.
vom Central-Gewerbeverein zu Düsseldorf erworben; die Grundrisse Nr. i und i9
sind, der erste von Herrn Architekten von Fisenne zu Meersen (Niederlande), der
zweite von Herrn Architekten Hanemann in Münster i. W. freundlichst zur Ver-
fügung gestellt wdrden. Die Karte des Kreises Kempen hat Herr Heinrich
Küxki.er, Zeiihner im Markscheiderbureau des Ki'hiigl. Oberbergamts zu Bonn,
hergestellt.
In einsichtsvoller Würdigung der wissenschaftlichen und praktischen Bedeutung
der Denkmälerstatistik und der Forderung, die sie den verschiedensten örtlichen
Interessen bringt, hat die Vertretung des Kreises Kempen einen nicht unerheblichen
Beitrag zu den Kosten des Druckes der vorliegenden Beschreibung bewilligt.
Bonn, im Juni i89 i.
HUGO LOERSCH. PAUL CLEMEN.
i-:iNLi:iTUi\'(i.
Der Kreis K(ni|Kii hililct (\rn südwcsllirlu-n IVil des Re<;ierui)j?sl)czirks Düssi-I-
(linf und wird siidli( li von dem zum l\c<>;ifruiii;sl)e/irk Aaelicii <i:cht"iri<i;c'U Krois Krkflen/,
•"isllit li voll den Kreisen ( il;idl);i< li und Crcfeld. ni°°irdli( li \i>n den Kroiscn Mopp» uiul
(jeldern und wcstlii Ii vnn der niederl.'indisi lien I'mvinz Liinlmrif lH-<;ren/t. Kr unifasst
die St.'idle K('ni])en, Dülken, Siu Iiteln. Kaldenkinhou ncbt-ii 23 Land-.'enicindt'ii mit
einer Kin\\i>Iuier/.alil (lS9o) vnn 9i7io Si-elen.
Der Kreis ist aus Stiieken des Kr/.slilVs Ki-In. der HerxKijtiiHK'r Juli« h uiul
fieldern und der (irafsiliaft .Moers zusainnien<i[esel/.l. Die Srhitksalc der ein/einen
Teile stehen in oni^ster \'erl)indunL; mit d<r Landestjesehiehte jener vier Temti>rien.
Der i^anze Landstrii li i;eht"»rte zum Rihuarisclu-n Mülil^au, der vnu Heesum
und l'edem im Xurden l»is Erkelenz und Ilolzweiler im Süd<'n, von Born im Westen
bis Süi liteln im < )sien sii li erstret kte, und umfasste von der alten Diö»ese Köln das
ganze Dekanat Sü< lileln uiul Teile des Dekanates Geldern, von der DiiVesc I.flttirh
ausserdem Teile des Dekanates Süsten-n. Das Ki'«lniselie Dekanat Süehleln U-stand
im I.?. Jli. aus den Kirclispiek-n Hoislieim, Dülken, (Irefratli, Hüls, Ken)|H*n, (»eilt.
Sü(lil(lii, X'oist; dem Dekanat Süsteren <,'ehr.rten an Morn, Walilniel. linieht inul
Lobherieli, das s( Imn im lo. |li. dmi h Kverjjerus von K<'>ln an ili»* l,ütti<lu-r DiiVcst*
abjjetreten worden war. Aniern S. Anton und S. (ieorn, Morn. Ura» lit. Ilreyell, Kalden-
kirelieii. Waldniel ;,'eli(">rten vorübergeheiul zun» I.üttielier Dekanat WaNsenlKT)*. Hei
der (iründuiii:; ties Histunis Koerniond wurden diesem aus den» Roennonder l^)nartier
i55'J I.<.l)l>eri( li und lloeholtz. aus dem Dekanat Sürliteln (Irefrath einverleibt. Der
südiislli( lie T<il des ( iebietes steht unter dem au« h in «ler Hauth.lti^keit xur (lellun;*
kommenden l'.inlluss der Henediktinerabtei Mün« hen-( iladbaeli. «ler Keni|MM», Dolkrn.
( )edl inkoi|)orierl wann. Sü( liteln war «ler .\btei !^. Pantaleon tu Köln ink«»r]n»riert.
Den Mittil|>unkt «les Kulturlebens bildet Kenipi-n. im lahrc 1394 jnir Slnill
erholKii, dei liauplorl eines der sieben .\mter des Kölnis» lien Nie<|en»lifls Nur
vorüberjrehvnd wird die \ojrtei über Kempen .in die NLirkpraten Von JOlieh und «lic
Herren von d<r Mark übertragen. Hrüggen, Dülken uml Süt hleln. und drr wc*lli« hc
Zipfel bis naeh Kaldeiikin hell gehören vom Ausgange i\vs iS. Jh. an dem Ilrrxogtum
Jülith zu und bleiben in d.s>„ n Mesitz bis zur französis« hrn Invasion *t»n l794.
Dülken geht 1 493, Sü« hleln i494 \on ilen (;r.ifen von Moeis an die ller«.-^ von
2 EINLEITUNG.
lülii-h-Bcrg über. Brüggcn bildet seit i544 ein jüliclischcs Amt. Der östliche Teil des
Kreises mit dem halben Flecken Hüls gehr>rt der Grafschaft, seit i7o7 dem Fürstentum
Moers an, tler nordwestliche Grenzstreifen dem Herzogtum Geldern; er geht mit
diesem im i6. ]h. erst in österreichischen, dann in spanischen Besitz über. Am
24. Brumaire HI (i4. November i794) ward das Gebiet des heutigen Kreises von
den Franzosen in Besitz genommen und nachmals dem Roerdepartemcnt überwiesen,
dem es bis zum Jahre 1 8 1 3 angehr)rte.
Durch vier Jahrhundertc hindurch bildete das Land zwischen Niers und Schwalm,
wo vier Gebiete aneinanderstiessen, den Haupttummclplatz der kriegerischen Ereignisse
am Niederrhein. Zuerst hatte das Land i358 in dem Streite zwischen dem Herzog
v(in Geldern und dem Grafen von Clevc zu leiden; i372 Hess Erzbischof Friedrich
von Köiln das Land Kempen durch eine Landwehr und damit x'crbundene Festungs-
werke gegen das Crefelder Gebiet abgrenzen. Neunzehn Jahre spfiter unternahm
Graf Engelbert \on der Mark seinen berüchtigten Streifzug durch das Kurkr)lnische
Land. Bei der Belagerung der Stadt Neuss durch Karl den Kühnen von Burgund,
i474. ward das spätere Amt Brüggen im Südwesten des Kreises schwer heimgesucht.
Am tiefsten griffen der Truchsessische Krieg und der Hessenkrieg in die wirtschaftlichen
Verhältnisse ein. Der Graf Adolph von Moers hatte für den Kurfürsten Gebhard
gegen den Erzbischnf Ernst von Bayern Partei ergriffen und erfocht am i 7. November
i583 bei Hüls einen glänzenden Sieg. Das Land ward ringsum verwüstet, in den
Jahren i585 und i586 im ganzen Gebiet kein Acker besät. Im Jahre i642 fiel der
franzfisische Heerführer Jean Baptist Budes, Graf von Guebriant, mit seinen Wei-
marischen Truj^pen in Verbindung mit dem Hessischen Oberst Eberstein in das Kril-
nische und Jülichsche Gebiet ein. Der General Lamboy ward von ihnen auf der
Haide von S. T()nis überfallen und geschlagen. Die Sieger erstürmten Kempen und
Ocdt, verbrannten Grefrath und verwüsteten Dülken und Süchteln. Was die Woo-en
des dreissigjährigen Krieges an hervorragenden Bauten und Kunstdenkmäiem nicht
fortgeschwemmt hatten, das fegten zum grössten Teil die Stürme des spanischen Erb-
folgekrieges und des siebenjährigen Krieges liinweg. Kempen wurde im Jahre i7o2
von den Alliierten eingenommen, am 23. Juni i758 die zweite Schlacht auf der Haide
vr.n S. Trmis bei Crefeld geschlagen, in der Herzog Ferdinand von Braunschweig über
die Franzosen unter Graf Clermont .siebte.
Für die Entfaltung einer reichen Bauthätigkeit bot das an Ort und Stelle zur
Verfügung stehende Steinmaterial wenig Mittel. Die tertiären Gruppen sind durchweg
durch diluviale Gendl-, Sand- und Lehmlager bedeckt; nur bei Süchteln auf dem linken
Ufer der Niers tritt ein ockergelber loser Sandstein von geringer Festigkeit mit marinen
Verstemcrungcn zu Tage. Die Landh()lien im Westen des Kreises, nördlich von Brüeffen
nach Kaldenkirchcn zu, ein schmaler Streifen, der sich von Rheydt und Gladbach an
Dülken vorüber na( h Hinsbeck hinzieht, und der Hülserberg sind mit Diluvium, die
Thalflüfhen und Niederungen mit Alluvium bedeckt.
KiNr.F.niJso. j
Am rislli( Ihii Ahli.'ing des aus fJc-n'illcn mit Sand hestclK-nden HülstTlKTf^fs
zeigen si< h im/.'ilili^e kleine alte (jruheii, die alxr kein Haumaterial, sondm» in tler
Hauptsache nur Hesc liüttungsmaterial ergeben konnten. Das Gerolle bestellt aas
weissem Quarz, Quarzit, allen Abwandelungen devonischer Sandsteine und wenigen
Stücken Non l'untsandstein. Auf der Hügelkette von Tönisberg finden sich wenige
erratische (jranitblöcke, die den l'bergang in (jneis zeigen; sie haben aber eine
svstematische Verwendung ni( ht gefunden. Somit war der ganze I^'indstrich nuf die
Herstellung von Ba( ksteinen angewiesen, die durcl» die in rei«hster Menge vorliandc-nen
Lager von Lehm und Tlion. die bei l'rüggen bis zu 7 Metern anstehen, unterstützt
wurde. Diese Ziegelb.'lckereien bestelu-n sclinn im i3. |h. luul errei» l»en in der
2. Hriifte des i5. Jh. ihre grösstc Ausdehnung. Die Mehrzahl der Kem|H'ner Bauten
ist aus diesen heimischen Bau.steinen errichtet. Für einzelne Anlagen, so die Kem-
pener I'larrkin he, ward Tüll aus der Ferne, zumal .ins Nietiermendig und aus ileni
Brohlthal, beschallt, für .Skulpturen fand der Xamurer Blaustein Anwendung.
LITTKRATIJR.
A. ]. BiNTFKi.M und }. H. MooRKX, Die alte und neue F.rzdiöcese K<'ln. in
Dekanate eingeteilt, Mainz 1828— i83o, 2 Fi.'lnile (abgekürzt: F. K.i. F. von Rkstorfk.
'rop<igrai>hisch-Statistis( he Beschreibung der Kgl. I'reussischen Kheinprovinzen. Berlin
i83o, S. 543. — (). VON Mri.M.VNN, Statistik des Regierungsl)ezirks DiKselilorf, Ner-
lohn 1864. — Bknzkniu-kc, Über l'rovinzialverfassung mit Rücksicht auf Jülich. C'leve,
Berg und Mark, Hamm iSi9, I, S. 443. Historisch -Cjeographi.sche Bi*s»hreibunp
des Frzstifts Ki'iln. eine n/.tige Beilag«' zu des Herrn Brs< nixc;s RrdlR-schreibung.
Frankfurt i783. — Al.ovs .S< h.miiz. M««lizinis» h«' Topographie des .S« hwahu- und
Nette- und eines Teilis des Niers-( Jebietes, Viersen l87l. A.C. Bokufck, Gcs« hiclite
der I,.'inder ('le\e, .M.nk, [iilith, Duisburg 1800. — H. .\l H.FI.T, des« hichte der
(Irafen und Herren \i.n .M-mis. Düsseldorf 1 848. J. A. Nl|m»FF. (leilenkwaanlig-
heden uit de ge.schiedenis van ( ielderland. »lonr onuitgegeven oorkoiulen opgeheUlerl
en bevesligt, Arnheim i83o -1862, 6 B.'ln«l«'. W .\. van Spafs, Oordeelkuntlige
Inleiding toi de Historie v.ni ( leldtrkmd, l'trecht 180I - l8o5, 4 B.'hule. Fk. Nkttks-
III IM, (uMhichte d<r Stadt und des .\mt<s ( leidern mit Berücksichtigung der I-indo-
gesdiichte, Cieleld 1 86:{. Ders., ( !es( hiclite der .S liulen im allen llcrit«*gtum
(liidein, Düsseldorf 1881. 1'. NoKKl NHFKc.. Beiträge zur I.okalge^c liic l»te «I«*».
Niederrhcins. Viersen l873 1886. 6 B.'lnde. A. Faiinf. Die IhnaMen. Kreihcrrrn
und jel/i-en Crafen von r..»choliz, Köln |857. 4 Rinde. I.. KssFX, Frank rri«h
und dir .Niedi i ihein odei ( usc hii hie von Stadt und Kursl.t.it K«'>ln hoiI dem dn,'
j.'lhrigen Kriege- bis /ui französischen ( )kkupation. Köln l855. I. S i: lieatrum
r
4 EINt.KlTUNr,.
Europaouin oclor ausführlirhc uiul wahrhafli^-e Bcsc^hrcibiing aller und jeder denk-
würdijxcn Geschichten, so sie sich hin und wieder ii^ tler Welt, fürneniblith aber in
Europa und TeutschlanckMi, sowohl im Religion- als Profanwcsen vom Jahre Christi i6i7
zugetragen luit, beschrieben dmth Jon. Pmi.. Abelinum, Franldurt 1662, 2 1 Bände.
— Schauplatz des Krieges, aufgerichtet in ilen vereinigten Niederlanden durch die
Waflen der Könige von Frankreich und England, Kölnisclie und Münsterische
Bischöfe, Amsterdam i675, 4 Bände. — G. Drouvex, Die Reformation in der Köilnisc hen
Kirchenprovinz zur Zeit des Erzbiscliofs und Kurfürsten Hermann V., Grafen zu Wied,
Xeu.is 1876, S. 2 76.
ABKÜRZUNGEN
für die lu'iufiger genannten Werke.
Lacomhlet, ÜB. — Th. J. Lacomblel, Urkinulenl)iich für die Geschichte des Niederrheins, Düssel-
dorf 1840—1857, 4 l?de.
Hinterini u. Mooren, D. C. — Binterim u. Mooren, Rheinisch -westfälischer diplomatischer Codex,
Mauiz 1830, 2 Bde.
p,. J. _ J.-xhrbUcher des Vereins von Altertumsfreimden im Rheinlande, I (1841) — LXXXIX (1800).
Ann. h.V. N. — Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein, I (1855) — LI (1891).
Wd. Zs. — Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst, I (1882) — IX (1890).
Nrh. — Der Niederrhein. Wochenblatt für niederrheinische Geschichte und Alterthumskunde, 1878,
1879, 1884— 188G.
Nrh. G. _ Niedarrheinischer Geschichtsfreund, I (1879)— VI (1884).
^
AM1:RN SAN Kl' ANTOX.
I'I*AR1\ K I K( 1 1 1{ (lil. s. Aiiti.iiii alili.». S( hi.inki.s, Tlur Aiiu-rn >. Anliiii: prankirch«
Nili. (;. i879, S. i5. lliNTKKiM u. MooKiv, K. K. II. S. 55.
Iliiiidscliriftl. Qu. Kin liriirciUcii- und Kc. Iiinm'j>lirn Ikt \.iii i66i an
LagtTl)in her \nn i757 an im ITarrarcliiv.
Anun» wird zum crslcn Male im j. i iSS in <Uni Vcr/i-idiiiis tier (iüter- UcMhkhic.
crwirlumgiii des Krzl)is< Imfs l'liili|)|) I. \,>u \\(>\n {L. von Lkoehur, (icM-hülUe drr
Stadt und Il(rrs( liaft Vlnlln», IJirlin 1.S29. S. io9. -- Skiijkkt/. rrkumh-nhiirli zur
Lando- und Rt'< litsgcst lii( litc dis IIiTzogtums \\'cslfal»-n, Arn>lMTi,' I.S54. III, Nr. io72)
uikI in IJhcninstinunung damit in dem Kopiar di-s Kr/liis« Imls Sit-gfrird ( Milllifilufigfii
aus dem Stadtan liivc V(.n Kuln \II, S. 62, Nr. 54) crwülint. Im J. 1261 wird der
erste Pfarrer von Anu-rn, W'illitlm, der Stifter der Kirehe vi>n I.üttelforst. genuniit
(HiNTKKi.M u. .MiiOKKX, I). C. I, S, 3l8); das Kirrlienpatmnat uml der Zehnte gclu-n
1267 duK li Xtikauf \(in .\rn<ilil, Herrn zu Niederamern, an das Xanti.sehe Stift üIkt
(HiMLKi.M u. .MooKK.v, I). ( '. I, S. 3o8 ). Die Ciründung der l>estehcnden Kirehe
gesi liali nach der unten erwähnten Ins« hrift im ]. l49l.
Die Kirihe ist ein dreiseliifliger spätgt»tl»iseli«T Hau mit in «ier Breite tle> i;».
Mittels« hilles vorspringendem ('i»«)r un«l dreisttkkigein W'esttunn. Die liehte Ijlif<-
l)etrilgt i8.7o m, die Hellte Weite 12,20 in, die liehte Lunge des Chores 8 ni, >•
li«lite Weite 6 m. Das Mat«rial «l<s Turmes ist im «t>1«ii und dritten Stinkwerk
Ha« kstein. im zweiten Haustein, an d« r Westseite mit Ziegeln getli« kt. Sehifl" uml
Chor sind mit Tullstein aufgeniauert, der sehr verwittert und vielfai h tlun h B;iek-
stein ersetzt ist. Die Strebepfeiler hestehen zum gro.ssen Teil au> Zi«'geln, ehenso die
ohen-n Ti'iie de> Chores, an dessi-n N«irdseite der Tutf mit Ziegelhilnilern wccliselt.
Xordli« h ist eine Sakristei (I\'l. südli« h eine \'orhalle (\') angehaut.
D«r mit einem Mathen I'vramidenda« h eingedeekte Turn» (III) enthalt im
ersten Sto« k an der West.seite eini" im Spitzbogen geMhl<»ssene HIenile. die &,is mit
horizontalem Sturz ge.sehlossene Portal und «-in einarhsiges Fen>ter ntit I)rei|>,iv> im
Masswerk umrahmt. Das zweite und dritte Stoekwerk zeigen auf jetler St'itc «wei
spitzhogige einaehsige Hlemlen, der«n oln-re Il.'llften im dritten St« nk von den S '
li')« hern dun hhroehen sind. Diese HIendenverzierung ist typisch ftU viel«' Tunn •'
«les Niederrh«'ins, sie kehrt in der glei« hen einfaih.stcn Form ui.d. 1 in S '
Ti'mi.slH-rg, Issum, Swalmen hei Koerinoiul.
Die Turndialle ist llaeh gedeckt und oHhet si« h im Spit/Inigcn f^e^'U tli^ MiHrl-
s( hin Die vier SJUih-n sind aus Troinnu-ln zus;nnmenge!K'l/l; »lie liolicn, nuuien. »>
Vorspringenden Hasen ohne Tlinlhen imd die einfaehen, »c* h> K.ipil.lle -m»!
spater angefügt. Zu den Seiten des Triumphhogen.s und tle?» lunuiiogen-» 1
si( h Haihs.'iulen. Die einfa« h profiliirt«n Kippen der KreuzgewolU* M't#en
pohgonaler K.ipit.ll« hen auf Dreivi«rtelv<lul» lu-n auf. die rnnh UIht den Tr.
kapital«!! üiit einer Konsole ahs« hliess«ii. Die Rippen halxM» eine ai
KREIS KEMPEN.
Inschrifci
Pfarrkirche, fast geradlinige Fi)rm erhalten dadurch, dass die Centren der Kreise, welche mit
einem Ausschnitt der Peripherie die Rippen bilden, bedeutend unter der von einem
Kapital zum andern gezogenen horizontalen Ansatzlinie liegen. Die Seitenschiffe ent-
halten je drei grosse im Spitzbogen geschlossene Fenster ohne INIasswerk. Der Chor
zeigt nur an den Längsseiten Fenster, unter denen im Spitzbogen geschlossene Blenden
die IMauer beleben, die Fenster des Chorabschlusses sind vermauert.
Am Südportal findet sich ein Ge-
denkstein eingemauert mit der In-
schrift, die sich auf die Erbauung der
Kirche bezieht:
ANO DNI l49o IXD EY
LACHT WILM I D LIDE
IND LESDET DE IRSTEN
STEI DOE WAS ID
ALSO GESTALT DAT EY
MALDER KOGGE ECHT
DE HALUE GULDE GALT
Die Linde ist eine Bauernschaft zwi-
schen Amern S. Anton und Burgwaldniel.
LESDET ist ein Versehen des Steinmetzen
und dafür lesbet = Lisbeth zu lesen
(ScHLÜNKES, Nrh. G. i879, S. i5). Der
angegebene Preis des Roggens {V/^ Gul-
den) ist ein ausserordentlich hoher, her-
vorgerufen durch die Teuerung der Jahre
l49o — 1492 (vgl. die ähnlichen Angaben
im Chronicon monasterii Campensis ed.
Herm. Keussen, Ann.h.V.N. XX, S. 325,
und den Bericht im Roten Buch der Stadt
Kempen von Goerdt Kessel, Hand-
schrift im Kempener Stadtarchiv, A, Nr. 9 ;
dazu J. W. Brewer, Vaterländische Chro-
nik der Kgl. Preussischen Rheinprovinzen,
Köln 1825, I, S. i42).
Hochaltar, einfacher barocker Aufbau vom Ende des i7. Jh. Vier marmorierte
Holzsäulen mit vergoldeten Kapitalen tragen einen geschweiften, in der Mitte durch-
brochenen Giebel, über dem sich die Figur des h. Antonius erhebt. Im Mittelfelde
ein dürftiges Ölbild mit der Darstellung Christi am Kreuz.
Südlicher Seitenaltar, wertloser barocker Aufbau. Im Mittelfelde Gemälde
der Versuchung des h. Antonius, im oberen Aufsatz die Auferstehung Christi.
Nördlicher Seitenaltar, der Aufbau gleich dem obengenannten. Im Auf-
satz Madonna in Wolken, im Mittelfelde Christus nach der Auferstehung Maria
Magdalena im Garten erscheinend.
Orgelbühne, inschriftlich von i7i7, mit einfacher h.ilzerner Brüstung.
Taufstein aus Granit, einfache Banjckarbeit des i7.Jh., mit halbkugelförmigem
Be< ken auf cvlindriscliem Schaft und quadratischer PHnthe.
Altarc.
hl i n i I I f 11
^.n
Fig. 1. Amern S. Anton. Grundriss der Pfarrkirche.
Orgelbiihne.
Taubtein.
AMERN SANKT ANTON — AMERN SANKT GEORG. 7
Hr.lzfi^rur des li. Aiitoiiiiis ;tin Ch< »reingang, i,25 m hocli. gutes Werk vom prarrkir^l
Anfang des l6. Jh. in alter l'«>l\< limniierung. Der Heilige als Greis, mit sorgfältig H«u«.«uf«
beliandelten gedrehten Locken und langem Hart, setzt den Stal» in der Rcehten auf
eine si( h unter .seinen PYi-ssen krünunende Teufelsgestalt.
Auf dein Kin henlxKJeii : Ihd/fiiiur der Jungfrau Maria, mit weisser Ölfarbe
überstrichen, handwerksmässige Arbeit v«>in Knde des i7. Jh.
Glocken. Die grr>sste von i476 mit einer I)arstellung des Gekreuzigten zwisthcn Glocke«.
Jrthannes und IMaria in Basrelief und der Inschrift: anno millkno «juatercexte-
.SIMO .SKl'IUAMK.SIMO SKXIO .MKNSIS No\.\ JINII H'KKAT KLSA<JUE «AMPANA. lUX:
CUNCTIS tOGNITUM. .M.VKIA NOMKN MKHI [)\TIM, I>i; VKNLO FECIT JOHANNES ME
SIC REKKriT. — Fusaque für fusa liec.
Die mittlere von i476 mit der bisihrift: sacer antoni tancrati nostkioue
PATRf)NI VESTRIS PRECTBU.S PRO NOBIS ( HKISTIM SirPPI.ICANTES ANNO .M( ( C CLXXVI.
Die kleinste mit der Inschrift: ai.exius pktit .me kudit anno i756.
Im PI'WRRHAUS hölzerner Opferteller mit dem Haujite Jotuinncs des Pr*trH>ai
Tjiufcrs in alter I'olyc hroinierung, trelllic he, mit auffallciidcin K«-alisnuis durchgeführte SVaip»iw«i
niederrheinisc hc; Arbeit vom Knde des l5. Jh. Das Hau|it des Täufers mit erstarrten
Zügen, geschlossenen Augen, spitzer Nase, hallxillenem .Mund, der unter der krampf-
haft heraufgezogenen ( )berlippe die Z.'ihne zeigt, liegt auf einer llaehen S< liüssel von
36 cm im Durchmesser. Cliarakteristisc h ist die Behandlung ehr in einzelnen Strilhnrn
zusammengedrehten Haare und des schwarzen Bartes. Kine ühnliihc Arbeit in der
S. Christophskirche zu Kc>ermond, in Süc hteln und in Brai ht.
.\uf dem Speicher: Holzfigur des h. Joseph, (iegenstück zu der auf dem
Kirc lienboden erw.'iluileii, i,4om hoch, weiss angestrichene Bannkarbeil [i\\v Arme
und ein Stück des weiten Mantels fehlen).
AMI'RN SANKT (d'ORC.
TIA K R K 1 l\( II K (lit. s. ( ieorgii m.i. Bintkri.m u. .Mooren. K. K. II. .s. 55. prarfkirck
In d( II |. 1882 — l8S4 durch einen ger.'lumigen gothis«hen NeulMU des IJau-
nu'isters I'ickel aus Düsseldorf ersetzt. \'on dem .'liieren Bau steht nur ikhI» der
dreistc'xkige aus Backsteiiun aufgeführte Turm mit aehtseitigem Helm, wie die Mali-
verwandten Turmanlagen zu .S. Tclnisberg, S. Hubert, aii.s der 2. H. iIcs l5. Jli.
stammc-iul. Im unteren Stockwerk eine gro.sse spitzbogige Blentle, die tias hxri/ontal
gc'sc hlosseiie l'ortal imd das Fenster der Turmvorh.ille enth.'lll, in tleii In-iden ol»rren
Gc-sc hossen je zwc-i spitzbogige Blenden mit «inf.ic h pro|ilic-rten .\xen aus B,i« kstrin.
Kanzel mit sec h.sseitigem Geh.'lus«- von i7o7 und ilem Glironosliilu»!» : prar- iUbmI.
DIC.i le oMiiI CreatVre (Marc-. W'I, i5i.
Taufstein, einlache Barockarbeil aus Marmor mit se« livicitigem S« haft und r«
ovalem Becken.
Monstranz von vergoldclem .Silber, 60 cm ho« h, \oiu J. i7l6. D«r hu>- m ••-.»
enth;ilt in \ ier Medaillons Darslc-Ilungen der vier Kvangelislen mit i»-" 1, <i ilIh.!. n.
D.is c ylindrisc he Glasgch.'luse ist H.mkiert von zwei l'aaren grwn n.
zwischen denen die silbernen .Statuetten von Maria uml Joseph, QhcT dienen die v..n
Georg und Sebastian angebraiht sind. .\uf ch-m oberen AufsaU die Halbti^Mu '
7
S KREIS KEMPEN.
PUitkirclie. Vaters mit ilor Woltkusiel, ülier ihm, von zwei Engeln gehalten, eine Krone als Bal-
dachin. Als Träger der Hostie dient ein Pelikan, der seine Jungen füttert.
Holiiigur. Auf dem Kirehenboden : Pohclu-omierte Holzfigur des h. Sebastian, hand-
wcrksmässige Arbeit des i7.Jh., 9o cm hoeh.
Glocken. Glocken. Die grösste von i463 mit der Inschrift: anno domini mcccclxhi.
O 150NK JHESr MlSKRKRlv NOSTRl. VOCOR JHESU.S. FU.SA SUM IN AMER .SANCTI GEORGII.
Darunter in llachem Relief ein Medaillon mit ligurenreicher Kreuzigungsgruppe.
Die kleinere von i4ii mit der Inschrift: EUSA SUM IN amber .sancti georgii
ANNO DO.MINI MCCCCXI. M.\R1A VUCOK.
BOCHOLT.
Burg. BURG BOCHOLT. A. Fahne, Die Dynasten, Freiherren und jetzigen Grafen
von Bocholtz. Beitrag zur alten Geographie, Rechts-, Sitten- und Kulturgeschichte
des Xiederrheins, Kriln i857, 4 Bände. — Ders., Codex diplomaticus gentis Bochul-
tanae, Köln 1860.
•«-■h Ht-J^vy
Fig. 2, Burg Bocholt. SitiiatioiispUn.
Geichichte. Die Bufg Bcjcliolt wird urkundlich zum ersten Male im J. io96 erwähnt
(Xotice histurique sur l'ancien chapitre de chanoinesses nobles de Munsterbilsen,
(Jand i848, p. 45) und befand sieh nebst den Dürfern Ober- und Nieder -Bocholtz
ständig im Besitz der Familie vcm Bocholtz. Ihre erste Gründung wird mit Wahr-
scheinliclikeit mit dem Bau der Kadsstrasse von Aachen nach Nymwegen in Ver-
Vjindung gebracht, einer römischen Heerstrasse, die vom Boichberg bei Straelen
über Hcrongen, Krickenbeck, Hinsbeck in der Richtung nach Dülken führte (ein-
BOCHOLT.
getragen als Karlsstrasse in der Karte des Kreises (jeldern vim M. iiuyx in Nieukcrk.
— Vgl. B. J. LXIV, S. 18) und deren Spuren in einer Kntfrrnung \<in 45o m nord-
östlich von dir Hurg na< liweishar sinil (vgl. tien Situatinusplan Fig. 2).
Die Hurg war Lehen von (jeltlerfi, wird l326 Hof zu H«»<h«>lt (K.VUNE, OkI.
dipl. p. 3')), 1-144 \\'<re {Ci>i\. dipl. p. 6ü), i4.S6 Haus und II'>f zu Hueholi genannt
Buij.
'V.
5 V
,/ -^ t
ß
<8 o'-.t
7>w k
..«'
<*^
T^^r5^^.v^v, ^1^
fv^-^'*'-' '^ ^>^-.-^^^^..^:;
-rx^a
1
,:* 'A4-
f ~ t'
.a
cu
Fii:-3. Oiirc llocholl. Kaixilurnt.
((j»d. dipl. p. Si, Vgl. die .\us/.(\ge aus tien (JeUlrisihen Lehcn^regi-Mem von 1J36 l>i»
|556 elunda p. .V;).
l'her die Ciründung d<r im« h in den Resten erhaltenen Hauten licRrn kruu-tki
Urkundti\ vor. Di«- Kapelle im Kaiserlurm. die InTcit» eine S h<ipfung de* l4. Jh.
ist, wirtl erst i5.?l und i67S ^C■..d. dipl. p. lo.? und a3 1 1 genannt.
Die Ihng lie^t in einen» keyselarligen. 300 n» langen un.l \^c\\w lirritrn Tcmiin- tWMk««.w..f
ahsthnill und war ehemals v..n zwei (ir.'lhen und einet l mg untgrlicn. Di«
Uniwallung und der üiuvsere (krähen .sintI auf iler \Ve>t- und SiUJMite n.»c-h v»ill.
lO
KREIS KEMPEN.
Bur:
Kaiserturm.
Thorbau.
Ständig erhalten und lassen sicli aucli an den beiden anderen Seiten im \ollen
Umkreise narhweisen. Der erhaltene Teil des Walles ist auf der H()he abgeplattet
und fallt auf den Seiten steil ai). Die alte Burganlage gruppierte sieh, wie aus der alten
Abbildung von i646 (Fahne a. a. (). S. 287) hervorgeht, um den erhaltenen Turm B.
Der Kaiserturm (Fig. 2 B), mit Unrecht auf Karl den Grossen zurückgeführt
(Fahne, Dynasten von Bocholtz I, S. ii6), ist ein Backsteinbau des i4. Jh. in vier
Stockwerken, zu denen noch ein nur \on oben zugängliches Kellergewölbe kommt,
mit einem quadratischen Grundriss von 7,4 m Seitenlänge und einer Gesammthöhe
von 2 1.5 m. Die IMauerstärke des Turmes beträgt im unteren Geschoss 2 m, seine
Fundamente sind auf 2 m Höhe durch Tieferlegen des umgebenden Terrains bloss-
gelegt worden. Das erste Stockwerk
enthielt die Kapelle (Fig. 3 A), deren
Wölbung noch zum Teil erhalten ist:
sie bestand in einem Kreuzgewölbe
mit ein Stein starken Backsteinkappen
zwischen Diagonalrippen aus Nieder-
mendiger Tuffstein mit Hohlkehleprofil
und rundem Schlussstein. Die darüber
liegenden' Stockwerke enthalten grosse
Blenden mit rundbogigen Fenster-
(»ffiiungen. Den Abschluss des Turmes
l)ildet ein vorgekragter Zinnenkranz
mit je vier Zinnen auf jeder Seite.
Im Südwesten zeigt sich der Ansatz
einer Mauer mit Bogenstellung im
zweiten Stockwerk.
Von den Gebäuden des jetzigen
Gehöftes gehört nur der Thorbau
(Fig. 2 A) der älteren Burganlage an,
nach der Ausführung der Details ein
Werk aus der Mitte des iS.Jh. Er
ist an den Kopfseiten in die modernen
Ökonomiegebäude eingebaut. Das
Material ist Backstein, die Rippen der
Kapelle bestehen aus Tuff, an den
Ecktürmchen wecliseln Backstein und Mergelstein in Bändern, die Auskragungen der
Türmchen und das Pfostenwerk der Fenster des ersten Stockwerkes sind aus Blaustein
gefertigt. Der Bau bildet ein Rechteck und enthält zwei Stockwerke mit hohem
NN'almdache, an den vier Ecken zeigen sich ausgekragte fensterlose Wachttürmchen
mit lujhem, spitzen Dach über doppeltem Fries, wovon der untere ein gespitzter Klee-
blattbogenfries mit zierlichem Dreipass. Das Erdgeschoss enthält einen etwa 6 m
hrjhen, mit einem Kreuzgewölbe überspannten Raum, der wahrscheinlich gleichfalls
als Kapelle diente. Die Rippen und Kämpferkonsolen sind in derber Profilierung,
die crsteren mit starker Unterarbeitung hergestellt (Profil b in Fig. 5). Das in a
befindliche Wandschränkchen mit .schmiedeeisernem Gitter, umrahmt von zierhchem
Tuff^tf-inprofil, diente offenbar zur Aufl)cwahrung der kirchlichen Geräte. Die Durch-
fahrt selbst, mit einem Tonnengewölbe von Backstein überdeckt, dessen Scheitel um
7o «in tiefer liegt als der Schlussstein des Kapellengewölbes, enthält in der südwest-
Fig. 4. Burg Bocholt. Thorbau.
10
BOCHOLT.
11
iH#4 4- I-U-Vt-^^ t-- f^ -^
^v
.^Q
»%.\
a
*« V
W r, .I». «• ">< I
;I1
.
.4- - ■ .^
P_
lu^f^t^lS^
_iiU.
fuJ
F!a .*>. Iliir ; 11.1, liiiti. Ttiorliaii. rirunilii»», l>urch»i:Knill uImI PvUiU.
II
12 KREIS KEMPEN.
Durs liihen Ecke eingebaut das Treppentünmlien mit gemauerten Trittstufen. In der
nr.rilliehen Umfassungsmauer befinden sich in i m Höhe drei Schiessscharten mit
Ilausteineinrahmung. Das erste Stockwerk besitzt eine durchgehende Holzdecke.
Entsprechend der Hr>lienhige des Erdgeschossgewölbes hat der Raum über der Kapelle,
tier an der (östlichen Seite die Reste eines Wandkamins enthält, eine geringere Licht-
höhe als die beiden über der Durchfahrt gelegenen Räume; von dem einen dieser
Räume war tler an der Westseite vurgekragte Aljort zugänglich. Das Dach mit
liegender Stuhlkonstruktion aus Eichenholz ninunt im ersten Kniegeschosse einen
gros.sen Raum auf, von tiem aus die vier Ecktürmchen zugänglich sind; über der
Kehlbalkenlage befindet sich der Speicher.
invciiwre. Über die Ausstattung der Burg geben zwei Inventare Aufschluss (gedruckt
Eaiixe, Cod. dipl. p. i7i und 25o), deren erstes i584 die Brüder Egbert und Johann
von Bocholtz, deren zweites i7o6 Jean Arnold und Eduard Bernard von Bocholtz
aufgenonnnen haben.
BOISHEIM.
Pf.-,r.kirchc. PFARRKIRCHE (tit. s. Petri ap.). Nrh. G. i884, S. 55.
Handschriftl. Qu. Verzeichnis der Reliquien in den Farragines des Gelenius
L\, Fol. 332 (Köln, Stadtarchiv).
Geschichic. Die ctste Nachricht von der Kirche giebt der zwischen I2 58 und i29i
geschriebene Liber procurationum et petitionum archidiaconi Xantensis (Binterim u.
]\Ioorex, E. K. n, S. 23), der eine capella in Buysschen erwähnt. Eine Eintragung
des i6. Jh. bemerkt dazu: Ecclesia sancti Petri in Bousheim incorporata monasterio
sancti Pantaleonis, habet communicantes i6o. Abbas sancti Pantaleonis est praesen-
tator. Locus pertinet ad castrum Brüggen. Der erste Pfarrer wird im J. i445
genannt. Wenige Jahrzehnte darauf, i487, ward die noch heute stehende Pfarrkirche
errichtet, wie die Inschrift über dem Portale des nördlichen Seitenschiffs belehrt:
IM LVR ON.S HERE MCCCCLXXXVII.
Ucschrcibung. Kleiner, dreischiffiger gothischer Bau mit Säulen, vorspringendem Chor und
dreistöckigem Westturm. Das Material des Turmes ist Backstein, an den Seiten-
schiffen wechseln Ziegeln mit Tuffsteinbändern. Der mit einem achtseitigen Helm
gekrönte Turm zeigt im unteren Stockwerk über dem Portal ein einfaches spitzbogiges
Fenster ohne Masswerk, in den beiden anderen Stockwerken je zwei spitzbogige Blenden,
im obersten zur Hälfte von den Schalllöchern durchbrochen.
Die vier Säulen des Mittelschiffes sind durch ein einfaches achtseitiges Kapital
gekrönt. Die Rippen der Kreuzgewölbe setzen mittelst eines einfach skulptierten
Blattkapitäles auf kurzen Dreiviertelssäulen auf, die aber noch oberhalb des genannten
Säulenkapitäles mit einer Konsole abbrechen. Die dem Mittelschiff zugekehrten freien
Flächen der Scheidemauern sind durch spitzbogige Blenden belebt. Die scharf pro-
filierten Rippen am Chor setzen gleichfalls mittelst eines skulptierten Blattkapitäls auf
Dreivicrtelssäulen auf, die mit einer Konsole abschliessen. Zwei derselben zeigen
^\'aj)pen haltende, polychromierte Engelsfigürchen, die übrigen grinsende und ver-
zerrte Menschenköpfe.
Die Seiten-schiffe enthalten je drei gnjsse einachsige P'enster mit abfallenden
Sohlbänken und einfachem Masswerk in Hausteinen.
12
ROISUF.IM.
i3
Sakramcntsh.'iuschcn an der Kvanj^clicnsiito im (lior. xicrli« hc p>tiitMlici'
Stcinnietzarhoit von ciiifa» hrr Ki)iistruktii>n, i. 11. dos i5.Jli. Auf (|uadratisrlu'r I'linthc
trlul»! si( li tkr zweiseitige, übere» kj;esltlllf, rci< h profilierte S(liaft, auf dem wietlerum
ül)ere( k, so dass die Unterll.'u he jjenau auf dii- l'lintlie projiriert ist, das viersfili<;e
f leli.'iuse aufsetzt, mit <;ejr|i«-derteii Pfeilern zur Seite des mittleren (jitters, über diesem
in Il'xlirelief die Darstellutm des Abendmaliles, bei der die Jünj^er an der vortlemi
Seite des Tisches vojjst.'indiii frei lieraus<;earbeitet sind. Die Krönung bilden zwei
Wimperj^e mit Dreipassfiillunjj; zwis( hen drei F'ialen. Als Aufsatz erhebt sieh «larflber,
wieder ül)ere( k gestellt, ein vierseitiii^er dun hbnx hener Hau, auf jeder Seite <iureh
einen Spitzl)Oir(ii al)'jes( blossen, über liem noi h uin vicrseitijjer, in einer Kreuzblume
endender Tleiler emporrajjt.
l'ig.fi. nniilieiiii. ririinilrii« iiiut Diirchfchiiilt
der ITnrrkirclic.
Kig. 7. lioitheiin. Tauftlcin in dar fterrhircH«.
r^^kuim.
("horstühle, viersitzifj auf jetU-r d»r biiden S»Mten mit llaehin omainrnt ili n ouw^ij
Füllungen, die den direkten Cbergan^; von entarteten sp-ltpithis. hen .M..ti\« n /u
verstandenen ( )rnan>enten der Frührenaiysan<c zeijjrn. einfa» he Arln-it um «la» J. l5io.
Taufst ein voll Mlauslein in der Turmh.ille. Auf gemauertem rvhmlK«whrn
l'nlersatz erhebt sieh «las nuiile M«. ken. das ;in vier knrn'spon« Herenden K* kr« mh
bearbeitete, weit hervorsprin;;en<le Köpfe y.eijjt. Der zwiv hen diesen I '■• Teil
des M.mlels enth.'llt in llaehem ikisrelief eini;eralimte Ornamente, Iw^tehei... ....> einem
rohen Kopf mit abstelunden ( »hr«n in Vord«-ransirht. von «lev*en Mum.I .1. t Kinn
n,i< h beiden .Seiten missverstandene Akanthusbl.ltter si< h Rl» henirti»; a\- " >•
Sitzende 11 olzfiiiur des h. Petrus aN Pa|»Hl, mitlelmn-vMj.e |»..|y. hn.mierlr Ailwil M.
aus ilen tisUn |ai»rzehnten des |6. Jh.. auf einer K«m.H4.le im Ch«»r.
\i
h a u $ c li e n.
l4 KREIS KEMPEN.
i'f.-,rrkir<-he. Dic Dosigiiatio pnst(>r;ituuni in ducatu Juliac et Montium (Binterim u. Mooren,
E. K. II. S. 57) erwähnt ein altarc S. Petri et Sebastiani und ein altare S. Annae.
Pfnrrh.-.,,.. PFARRHAUS. Das alte Gebäude, von dem Pfarrer Goebclinus de Aquila
^j445 i474) im J. i452 gegründet, ein einfacher Backsteinbau mit spitzem Giebel
und Satteldach, ist i889 abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt worden,
s. Lucien- S. LUCI P: N K APE LLE , kleiner Backsteinbau mit geschweiftem Giebel, über
k:.peiie. ^^^^ ^j^..^ ^.^ jahreszalil 162?, mit runden Liclitern und kleinem hr)lzernen Dach-
reiter. Eine Designatio ecclesiarum parochialium, monasteriorum, sacellorum in districtu
christianitatis Suchtclensis \()n Joannes Numerich, Pastor in Boisheim in den Farragines
des Gclenius IX, fol. 33 1 (Kr>ln, Stadtarchiv) berichtet: Unum parrochia haec habet
sacellum titulo S. Luciae \irginis et martyris, anno 16 16 erectum sed nondum dotatum.
lu; Heren- H E I LI G E N HAU S C H E N bei Haus Lr.tsch an der Strasse zwischen Bois-
heim und Brevell, kleiner Backsteinbau des i7.Jh. mit runder Apsis.
Holzfiguren, wertlose hcilzerne Barockskulpturen eines Bischofs und eines leuchter-
tratjenden Engels auf dem Altar.
BORN.
pfnrrkirche. PFARRKIRCHE (tit. s. Pctri ap.). — Handschriftl. Qu. Liber omnium
redituum pastoratus Bornenis iuxta veterem pergamenum et librum oblongum a d. d.
jxistore Luden i696 formatum conscriptus per fr. Jo. Augustinum Francken ord. s. Crucis
conventus Brugcnsis anno i793 — InDeX pastorVM eX VetVstate enVCLeatVs (i696)
— genaues Anniver.sarienverzeichnis von i435 an — Urkunden- Kopialbuch von i487
an — Liber baptismalis von i77o mit chronikalischen Eintragungen — sämtlich
im Pfarrarchiv.
Geschichte. Eine unverbürgte und unkritische Überlieferung berichtet, dass im J. 9o4
Ferdinand, ein Sohn des Walfried, in Born eine Kapelle erbaute, die Franko, der
38. Bischof von Lüttich, konsekriert habe (Eintragung im Liber baptismalis mit der
.Schlussbemerkung: Supradicta narratio germanica extractus archiv. Leodiensis. Vgl.
Neues Kempener Wochenblatt, herausg. von W. Lehnen in S. Hubert l875, 2. Januar.
— Nrh. l879, S. i5j. Die Kirche wird zuerst im J. Ii36 erwähnt (Lacomblet, ÜB. IV,
Nr. 621: ecclesia in Bomo).
Die ersten Nachrichten über den Bau der jetzt noch stehenden Kirche stammen
aus dem Beginn des i5. Jh. Bereits i4i9 (Index pastorum, fol. 3) ist von einer Altar-
.stiftung die Rede. Im J. i433 wird an das alte Langhaus zunächst der Chor
gebaut und im folgenden Jahre eingeweiht. Erst i45o wird mit dem Neubau des
Langhauses begonnen. Die Jahreszahl der Erbauung des Chores geben zwei Chronica
consecrationis primordialis chori et altaris summi (Index pastorum, fol. 2): CLaVes
regnl CocLorVM sanCtVs petrVs Ibl serVaVIt. ChorVs et aLtare In lionoreM
sanCtI i)etrl apostoLI sanCtaeque Vs. barbarae eXtrVebatVr. Beide ergeben i434.
Chronik. Im J. i457 ist der Bau vollendet. Seine ausführliche Geschichte giebt die
Chronik im Liber redituum:
.Sciendum, quod a. a nativitate Christi i42i honorabilis d. Henricus Siecht natus
de Elmpt receperit residentiam pastoralem in Born de collatione dominorum de Weif-
lichoven habentium dominium bonorum de Born, quorum reddituarius ipse pastor diu
fuit. Dehinc idem ordinatus officialis fcjraneus et post electus in decanum christianitatis
I4
UURN. l5
ron< ilii \V';iss<iil)(r<;ensis oOk iuiu <lilii;ontrr cxcquens <il)iit a. d. i474 in vifjilia h. Marine Pfairk.rcht
Maj^dalcnae. Iluiiis tempore-, si ilirtt a. d. i433, aedificatus fuit ]>riinuin iliorus, iiani
ante cliDrus nun fuit, scd altare in nn-dio ccclcsiac summuin allarc fuit. A. auti-in
scqufiiti, M ili( «t i434, sollic itantilnis fodrin pastore et iiiaj^istris fabri«ac Gcrliarclo
Git'lilcn c-t HcyiiMMc dar Hüten est idcni (lioriis tum altari in cd stanto in hnnorcni
s. I'ctri aposioli <t 1). I'arbarae virj^inis et martyris «onsceratus per rcv, patrcni d.
Goelxlimim ordinis eremitarum h. Aiiu;u>tini, epi.s(i>j)uni Bur» lilitienscm, in pontifiialilnis
rcv. d. d. Joannis de Hensl)en li vi( ariiim Item a. d. l45o anipliata et renovata
fuit anterior ect lesia. Item a. i456 positum est fundamentum novac tiirris et a. l457
fuit eonsummata. Item a. i496 in profcsto 1). Mar«,'arethac defc«tum fuit tc«tum illius
turris per ingentem tempestatem et ijrandinem. quod eadcns super practiictum eliorum
illum diruit, inide etiam altare ante cliorum violatum fuit. sed sub fratrc Witltcn»
])astorc reno\atum fuit. Iliin a. i5i2 in vi^ilia \>. Hartholomaei ccmctcriuin violatum
fuit per \illanos de CriUlitcn et Lohljcrieli, eo (juod violentcr dctraxerunt suos hostes
ad illud ( onfugicntcs suh nie fratrc Adulplu» de Colonia pastorc et domino IVtro
Fabri de Xedcrerüchten caijellano. A. autem i5l3 in vi<;ilia bb. Simonis et Juilac
rceonciliatum fuit remeterium et eonseeratus fuit chorus cum crelesia et turn et duobas
altarit>us, unum in nu-di'i ecciesiae, aliud ad atiuilnnem, prinnnn in honorem s. C'niris,
et s.S. Urbani pa])ae et Sebastiani niartyrum, et s. .Xiitcnii eonfes.sori.s, alterum vero
ad lionorem beataruin Annac Matris b. .M. v. et Ai;atliae at(|ue l.u«iae vir^inum et
martyrum, et s. Christopliori martyris per rev. in Christo i)atrem et d. »I- Kranei.s« um
de Cliaicti ordinis minorum, episeopum Chaleedonensem, atcpte rev. d. tl. Kriiardi ile
Marcha episcopi Lcodiensis in pontifi('alil)US viearium .... et het dies iledirationis
horum aliorunujuc altarium ipso che decheationis eeelesiae, qiiae semper .ser\abitur
dominiea post festum nativitatis b. |<iannis Haptistae. Iten> a. l525 sul) fratre Achilpho
pastore et maj^istris fal)ri(ae (jerliardo in i,'<n I\a\ de Khnpt et W'ilhehn«» Wolter«
fu.sa est ma.vima campana in festo li. Nicolai episcopi et per praedictum pa.storein
in festo 1). joannis Kvangelistae sequentc ail honorem I). I'etri apostoli rftn-secrala.
Notandum (piod r. d. |\istor Hermes cum licentia altare s. Crucis ante medium rhori
utpote superlluuni sustulerit r\ anniliilaverit. et (|ui»lem in maiorem dccoreiu chori
et ecciesiae.
Dreischi ffif^er jj;otliis( lur Hau mit l'feilern. vorspringendem Chor und W'esttunn. lU^eJir««.«.»«.
I)ic li( lile I..'lnj,'c betr.'ljft 23.3o m, die li( lile Weit«' I0.35 m. die lichte I-Infje des
(Imres 7..S0 ni, seine li< lite Weile 6 ni. Der Hau hat einen neuen Mantel aus Tull-
steinen erhalt«n, nur der Chor zei^t no« h die alte, vielfa«h jjellickte Haekstein-
verkleidun;^. I )as obere Stockwerk des Turnus besteht aus Ziegeln.
I)as Innere zeij^t ein auss«'r^e\vi'ihnlit h breites MittelMhilt imd zwei Seilen-
s( liifl'e von verschiedener Hreite. Die vier Kr«'uzj;ew.'i|be ch-s Mittels« hilTes wenlen
von sc« hs vierseitigen I'fi-ilern mit ab}jefassten Kanten petraKen. Nacl» dein Millel«
s( hilf zu Ireteii iluicn .illr I )iinste \or. auf die mittelst eines einfaehen achtncitigen
Kapitals die drei scharf |)rolilierten ( iewiWberippen aufset/en. Da-H Wfslliihe J<i«h Ul
schmaler als die iibrii;en, zur Seite des Turmbojjens erhel)en si« 1» Hallipfeiler. Vt»n
alten Diensten llankiert.
Die li( hte Weile d<s nörillichen S«-it«nM hiües (von lier Mitte di>s l'f«-iler«« aii'»
j;eniessen) beliaj;t l.9o m, iViv «les sütlli« hell l.5o iii. Die net hs Tfeih-r simi an ihn n
Süll- und Noidseilt-n ohiu- Ho^ellallsatz bis in die Höhe ilc* (lewöllK-ü ftirtgrföhrt ;
Im i der Anlage des Mittels« hilVes wann deinna« h »lie SeitJ'HM hilVe ii«hIi nuhl (tcplanl.
Dl d< 1 .Seitenschub \on den l'feihrn nai h «hn .lusM-ren Strel»cn rit.mil ni» hl »luuh
l5
i6
KREIS KEMPEN.
Altärf.
Marienstatue.
rfr.rrkirche. cincn Bosrou übcrtraocn werden koniUe. ward zwischen innerem Tragpfeiler und
rmsserem Strebcpleiler eine feste Wand aufgeführt, die nur (hnch ein spitzbogiges
Thor durchbrochen ist, im südHchcn Seitenschiff mit einer Weite \nn 80 cm und von
^lannshr.he. im nrirdlichen Seitenschiff mit einer Weite von 1,20 m und bis zur Hr)he
der Kapitale «ler.ffnet. Die Rippen der Kreuzgcwr.lbe setzen in den Seitenschiffen
mit kleinen Kapitalen auf kurze Dreiviertel.ssäulen auf, die mit einfachen Konsolen
abbrechen, jedes Seitensthilf enthält vier zweiachsige Fenster mit überall verschiedenem
reichen ISIasswerk.
Südlicher Seitenaltar um i65o. Die mittlere Nische mit einem hölzernen
Sitzbild der h. Katharina ist von zwei Säulen flankiert, deren Schäfte von Weinreben
umflochten sind. Der Aufsatz enthält in der mittleren Nische die polvchromierte
Ib)lzfis;ur des h. Nikolaus, zur Seite je eine Karyatide, die den die Kr<)nung bildenden
durihbnxhenen Giebel tragen.
Nördlicher Seitenaltar mit einem wertlosen Mittelbilde: Anna Maria unter-
richtend, im Aufsatz eine HolzHgur des Täufers Johannes.
Am Choreingano: links eine fast lebens-
grosse, neu polychromicrte Marie nstatue,
stehend auf der Weltkugel, vor der ein Halb-
mond angebracht ist, um den sich eine Schlange
ringelt, in der Rechten das Scepter, auf dem
linken Arme das Jesukind (restauriert) haltend,
gute Arbeit der Kr)lnischen Bildschnitzerschule
aus der 1. H. des 16. Jh.
Kanzel, einfache Rokokoarbeit vom
Ende des 18. Jh.
Beichtstuhl, Werk der Spätrenaissance
mit einfachen Pilasterfüllungen, zu den Seiten
der Mittelnische zwei Kar}-atiden.
T a u f s t c i n \( )n N amurer Blaustein (Fig. 8).
Auf der quadratischen Plinthe ruht ein von
vier Ecksäulchen umgebener starker, kurzer
Cylinder, der ein rundes Becken trägt, das
an vier korrespondierenden Ecken hervor-
tretende menschliche Köjjife zeigt. Die zwischenliegenden Felder sind einfach flach
vertieft. Die Form ist txpisch für die Gruppe der niederrheinischen Taufsteine und
erhält .sich vom 12. l)is zum i5. Jh. Anhaltspunkte zur Datierung geben der Taufstein
zu Aldekerk von 1218 (abgeb. aus'm Weerth, Bildnerei Taf XXII; II, S. i4. —
Ann. h.V. N. VI, S. i72 nach Urk. im Pfarrarchive zu Aldekerk) und der zu Twisteden
von l47l (Urk. im Pfarrarchive). Gleichzeitig mit letzterem ist der Taufstein zu
Diikrath. Ähnliche der frühen Zeit zu Leukum, Veen, Menzelen, Grefrath, Kempen,
Hönnepel, Wi.ssel, Qualburg, Warbeyen, Zyfflich. Die Taufsteine zu Breyell, Boisheim,
Sürhteln ruhen mir auf einem mittleren Cylinder. Die beiden bedeutendsten Exem-
plare Vjefinden sich zu Straelen (aus'm Weerth, Bildnerei Taf XXII, i; II, S. i3)
und M. -Gladbach (Bock, Rheinlands Kunstdenkmale des Mittelalters I, S. 16). Vgl.
Otte, Handbuch der christlichen Kunstarchäologie I, S. 3o7. Rheinische Taufsteine
in Abbildungen bei Rüssel Walker, Notes on some Continental churches: Proceedings
f»f the Society of antiquaries of Scotland XVIII, p. 49, 73. — Ph. Dieffenbach, Über
mittelaiterlirhc Taufsteinc: Archiv für hessische Geschichte und Alterthumskunde VI,
Mobiliar.
Taufetein.
^Q"«*,^' — ■
Fig. 8. Born. Taufstein in der Pfarrkirche.
BORN. 1 7
S. 225. Ül)fr (He Luxemburgischen vgl. J. Entilint,, Die ältesten Taufsteine im aposto- Pfarrkirclic
lischeii Vikari.it Luxemburg: Puljli(ati<jns de la societe pour la re( herchc des monu-
mcnls liistoriqucs tlu Luxembourg i858 u. l859. Diese Form findet sieh, offenbar
aus denselben b(lgis( heii Wcrksl.'itten stanmiitul. in Belgien und Xordfrankreii h bis
na( h Reims liin. Vgl. Bulletin monumental XXXL p. 59o und Auhkr, Sur des
srulptures symboliques des XL et XIL sieeles ebentla XXXLX, p. 53. Sie hat ii\tcr
auch ihre Parallele in einer grcssen dun h England verbreiteten Gnippe. Vgl. J. RoMll.l.Y
Allen, On the anti(|uity of fonts in Great Britain: Journal of the Briti.sh archac«»-
logiral asso(iatioii XLIU. p. i64. F. C. HusEXHirill, On .saeramental fonLs in Norfolk
ebenda XIV, p. 5i. II.wn.mi, < )n the < hunh of St. Nicholas anti its aneient fonLs
ebenda XLII, p. 26. — J. Al)i:v Rkiton, Specimens of fonts, colleeted from different
churehes: Archaeologia XVL p- 335. — Ron. Riddkll. Xotiees of fonts in S4otlan«l:
Arihaeologia XL P- 106. — Ru.sskll W.m.kkr, Scottish baptismal fonts: I'nx «Hilings
of the Society of antiquaries of Scotland n. s. IX, ]>. 346. — F. A. Palf.v, Ba]>tismal
fonLs, London i844. — J. Romillv Allen, List of norm;in fonts with figurc .srulpturc
in Great Britain: Proceedings of the society of antitjuaries of Scotlanil n. s. \'L p. 449.
Die Taufsteinc zu Stiflord, Essex; Belaugh und Draytim, Norfolk; ( »zleworth und
Iflery, Cjlouccstershire; East Meon, Ham|>shire /eigen wie der zu Bom die vier E«k-
.s.'iulen um die MittelsUule. Vgl. R. (jouciii, I)es(ription of the old fönt in the thunh
of E^ast Mcon with .some observations on fonts: Arihaeologia X, p. l83. Genau
dasselbe Motiv endli( h auch auf skandinavischen Taufljecken. vgl. N. Nikol.vvskn,
Kunst og Ilaandverk fra Norges Forlid, udgivet af Foreningen til norske fortidsmindes-
merkers Bevaring, Christiania 1881, I, pl. VI. — II. I Iildemr.vnij, Svenska kyrkors
funtar: Kgl. \'itterhets Historie och Antiquitets Akademiens Manadsblad \'IIL p. 78.
Bi;knil\kI) S.xllv, .Studier i omamentik: .\ntii|uarisk Tidskrift for .Svrrige XL p. 98.
- J. KoKNERl'l', ( )m nogle af de gaadefulde Menneske-og DyreskikkeLscr, som fore-
konune i vor Middelalilers konst: .Xarbj^ger for nordisk ( Mtlkyntlighed og Historie
i87o, p. 222. Vestergöllands Fornminnesförenings Tidskrift IV, p. 28, 55.
In der .Sakristei: .Sp.'itgothisclnr Kehh des i5. Jh., hoch 18 m». v»»n vor- g^Um.
goldetem Silber auf einfachem Fuss mit siebenbl.'ltterigc-r Rose.
(iiioriuiM voll i698 aus getriebc-nem Silber, hoch 34 ein niit dem Deckel.
Breiter runder Fuss und runder, von einer .Statuette des h. Petrus gekrönter I)etkel
mit demselben ( )rn;iinent, bestehend aus Früc htckr.'lnzen und Engc-Iskopfi hen.
Glocken. Die gr<".sscre mit der Inschrift: jomannks peiir KV IIKNRI« fs a ....,,.
TKIICR IR,\rRES MK FECERl'NT .\NNC) l653 \|i HoMtKlAl Mll AC IiIVT IM TRI \l"osTOI I
mnus i:((LEsi.\K tatronl
Die kleinere mit der Inschrift: jKsrs .makia joskpii. < tfR.WiT «i»MMl'NlTAS
TASroRE E. (iERARDIS RIDDERS. IIENRK IS A IRM R ME KKCIT ANNO l657.
S( III.(»SS l;()RN. .\lovs Sc iiMii/. Mccii/.ini.sciu* To|>c»graphie des Schwalm- SckUi»
u\\^\ Nettegc-bietcs S. 42.
Nach einer s.igenhaflen l^berlieferung ward 9o3 /u Born m di i .M-iinh ein
Kastell gegrilndet \<>n l'i rdinandus. einem Sohne« \N';ilfric|s und C'.lc ilia. .S«liwr.>ler der
h. Ililwinelis. Markgr.llin zu Franc imont und Gr.'llin /u Huy (Nth. G. l879. S. l5).
Im J. i4l2 wird über die Laleiiree hie des Hofes I^>rn ein Weistuin aurgrn«»mmcn
(La(c>miilet, Archiv für die ( lese hie htr (U's Niederrheiiis VH. S. IJ9L Kit» andrrr«
des 16. Jh. bei Netteshcim. Heimat |878. 8. a6. Am »A. Augtuit l54a wunic da»
.Sc bloss erobert, g.'lnzlic h zerste'trt und nicilergelegt. Hauliehe Rcsic Miul niihl cihaltrn.
t
i7
18
KREIS KfeMPE>f.
BRACHT.
Katholische
Pfarrkirche.
Beschreibung.
Altäre.
Mobiliar.
Skulpturen.
Ölgemälde.
Leuchter.
Monstranz.
Chormantel.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. b. Mariae v.).
Handschrift 1. Qu. Series pastorum von i466 an im Pfarrarchiv.
Der Ort wird zuerst 1166 erwähnt (Lacomblet, UB. I, Nr. 42i); die Kirche
ist i484 erbaut (Jahreszahl an dem i83o eingestürzten Turm).
Stattlicher, dreischiffiger, gothischer Bau mit einer lichten Länge von 37, 80 m,
einer Breite von 18,10 m, der Chor 1 3, 60 in lang, 7,9o m breit. Die ursprüngliche
Kirche bestand aus Tufif, nach dem Einsturz des Turmes im J. i83o ward der ganze
Westteil in Backstein mit teilweiser Benutzung des alten Materials neu aufgeführt.
Der neue vierstöckige Turm zeigt die übliche Blendenverzierung. Über dem Chor-
schluss ein hölzerner Dachreiter.
Das Innere wird von drei Paaren freistehender achtseitiger Pfeiler getragen,
denen am Choreingang und am Turm Halbpfeiler entsprechen. Die Kreuzgewölbe
sind durch breite Gurte getrennt. Von den Seitenschiffjochen sind nur die beiden
östlichen alt, die anderen nach i83o erneuert. Die zweiaxigen Fenster der Seiten-
schiffe wie des Chores zeigen verschiedenes Masswerk. Der aus einem Langjoch und
dem Schlussjoch bestehende Chor enthält in letzterem ein gutes Stemgewölbe mit
hohlprofilierten Rippen, die auf Konsolen mit hübsch gemeisselten Büsten und Köpfen
aufsetzen. Dienste fehlen durchweg.
Hochaltar, guter barocker Holzaufbau. In der von zwei Pilastern und zwei
reiche korinthische Kapitale tragenden Säulen umgebenen Mittelnische eine barocke,
weiss angestrichene Madonnenstatue auf der Mondsichel, im Aufsatz ein Ölbild mit
der Darstellung der Dreieinigkeit, zur Rechten die Holzfigur Josephs, zur Linken
die Johannes des Täufers. Das Tabernakel mit dem Pelikan gekrönt.
Barocke Seitenaltäre.
Chorstühle, neunsitzig auf jeder Seite, und Kommunionbank mit ein-
fachen Rokokofüllungen.
Kanzel, einfaches Rokokogehäuse, auf dem Baldachin S. Michael mit dem
Drachen.
Am dritten nördlichen Pfeiler unter barockem Baldachin eine gute spätgothische
Madonnenstatue, 82 cm hoch, auf 38 cm hohem durchbrochenen Unterbau, 2. H.
des i5. Jh. Maria hält .sitzend in der Rechten das Szepter, mit der Linken das auf
ihrem linken Knie stehende Kind, das in der Linken einen Apfel hält, während es die
Rechte segnend erhebt. Die Figur der Mutter, von weichen und schönen Formen,
mit reicher Lockenfülle, der Faltenwurf in grossen Motiven behandelt.
Opfer teil er mit dem Haupte Johannes des Täufers, wie in Amern S. Anton
(S. 7), überarbeitet, i. H. des 16. Jh.
Zehn ovale Oelgemälde, Kniestücke von Heiligen, in Rokokorahmen.
Messingleuchter mit getriebenen Schilden, 18. Jh.
In der Sakristei: Barocke, die ganze Wand einnehmende geschnitzte Ein-
rahmung des Waschbrunnens, i7. Jh.
Rokokomonstranz, 64 cm hoch, behängt mit Trauben und Granaten.
Chormantel, i. H. des i6. Jh., aasgezeichnetes, wertvolles Stück, aus burgun-
di.schem Sammetbrokat, mit grossem Granatapfclmuster in rotem geschnittenen Sammet
auf Goldgrund. Auf der Kappe die Auferstehung in sorgfältigem Plattstich, darüber
18
BRACnr - BRF.YELL. |9
drei Baldachine in reichstem plastis< hon Üherfanj^stich von Goldfaden. Auf «Irn Katbotitch
SUibcn J3 drei Szenen aus der Auferstehunj«iges( hirhte. Für die Kopfe der Lein- *" "'
wand^^rund aus[fespart, auf den die Zeichnung aufgen.'lht ist. Dir Clcwflndcr teilweise
in Lasurslich, grün mit (ioid, blau mit Silber.
Der erhr)htc Kirchhof ist mit Mauern umgeben unti durch drt-i Thore zu- Kirckitor.
gringli( h. In den Kingmauern jetzt geschlossene Sihie.ss.scharten.
PFARRHAUS, südlich der Kin he, früher Rittersitz der Familie von f ifubbcn- pfarrkasB
voorst. In dem Hausflur die Portr.'lts sämtlicher Pastoren, beginnend mit ilem ersten
Pfarrer Paul S( hlepelen i466, sechszehn ( )lgem.'llde von verschicdenwertiger Ausführung.
EVANGELISCH F. KIRCHE. Die Gemeinde seit i637 mit Kaldcnkirchen e».o,«i.
vereinigt (J. A. v. Ri:( KI.i.Vf.ll.VLSKX, Rel<»nnati<>nsge.s( hie hte der iJUidt-r |üli< h. Berg, •'" = ''••
Cleve, Meurs, Elberfeld l87S, I, S. 206), die jetzige Kin he von l699. Einfacher,
rechteckiger, fla< hgedeckter Bau, das Portal und die Fenster des Giebels mit uul-
profilierter Hausteineinrahmung.
Im Mittelgang ein (irabstein von Namurer Blaustein mit dem Wappen der r.rab*ie«ik
Isendom und der In.schrift: dkn hochedklex en wui.c.ehoren iiker wii.i.km phii.i-
HKKT VA l.SKNDORN A HI.OVS HEER TOT HORnilAREX IN<;EXHAEn EX AMERSI.i».
Die SAMMLUNG TER STAPPEN enUi.'ilt eine Reihe vcm Werken der s...i..|
Kleinkunst, ein gnthisclu-s Kruzifix, ein gothisches \'< »rtragskreuz, eine R«-Iiquienka|>scl " *'*^'
aus versilbertem Kupfi-r von i589 mit tiem gravierten Bild«- der h. Barbara, ein gutes
Renaissance-Reli(juiar in Sargfnrm mit reichen Arabeskenfüllungen auf altem Kelchfuss,
inii i55o, auf dem Deekel die Kreuzigimg. ausserdem ein Kopfreliquiar, zwei Arm-
reliquiare aus S. GercDii in Kr.jn, ru.ssische und slavi.sehe Schnitzereien, einen R<»sen-
kranz v<in Jacques Bastien für die Herzogin \on Angouleme und eine gros.se Auswahl
von kirchlic:hen Stoffen unil Geweben.
BREVI'I.L.
PFA K k K I RC II I«: (tit. s. I.amberli m.). Der ( )rl wird iiiS zuerst erM.ihnt PU»tkircli<
^lilNTERl.M U. MooKIN. 1). C. I, .S. 80. - La( O-MHEKT. ÜB. l. Nr. 289).
Der .'llteste Teil der Kin he stanunl aus der 2. H. des iS.Jh.. das V<irhanden.s<«in CwffctAti.
des Taufst«'ins (s. u.) I.'lsst intle»in darauf s< hlie.s.sen, dass bereits im l3. jh. eine
Kapelle im ( >rl bestand.
Dil TniMi gi*ln'irt allein noeh den» B.iu des l5. Jh. .in. Kr erhebt .mi h in »liei BMrlkr«<k««i
Stockwerken und tr.'lgt einen achtseitigen Helm. Das Material ist Tuffstein, nur im
oberen Stockwerk von breiten /iegelb.'lndcrn durchbrochen. Der unter«- <• - t '■ •'•^t
nac h Westen c-ine spitzbogige Mleiide, die d.i.s durc h einen horixontalen Snir.' .o
portal und ein spitzbogiges Fensler mit in Haustein enieuertem ^ t.
In de n beiden oberen Stockwerken je zwei eina.\ige spitxlM»gij;e Hleiulen. im drillen
Geschos« zur c »bereu Il.'llfte v. .n d«n Sc hallloi hern durchbrechen.
Die Turmhalle mit einer lic hten Weite von 4,25 m i.st dun h ein K
Miil scharfen Diagonahippeii geschlossen, clie- in den Ecken .luf Dr«'i\ien< i >i
lulien, welche- in zwei Drittel der Ib'ihe mit f^' "' -sMlrn ,,i i ■■ ' • •• »' 1-
lie he und südliche Wand nehmen zwei grosse \\>v.. . ^.^>- Bleu. n
abgefasst sind.
r
|9
Pfarrkirche.
20 KREIS KEMPEN.
Die Stelle des Langschiffes hat eine moderne, grosse, kahle Backsteinhalle von
unglücklichen Verhältnissen mit flacher Decke eingenommen.
Orgelbühne. ^ Orgelbühne mit sechs polychromierten Heiligenfiguren in Drittellebensgrösse,
handwerksmässigen Barockarbeiten um i7oo.
Kanrei. Kanzel, achtseitiges Gehäuse, in den fünf sichtbaren Feldern in reicher Muschel-
umrahmuno- die Brustbilder der Madonna und der Evangelisten mit ihren Symbolen
in sauberer Basreliefschnitzerei, das Treppengeländer mit reichen Arabesken in Schnitzerei
mit ausgehobenem Grunde, Barockarbeit um i7oo.
Taufstein. Taufstein von Blaustein, auf achtseitigem Schaft, der sich über einer quadra-
tischen Plinthe erhebt, Ende des i3. Jh. Das Becken ist gleichfalls achtseitig und
zeigt an vier korrespondierenden Seiten vier roh skulptierte Menschenköpfe, über
denen der um das Becken herumlaufende vorstehende Rand in Gestalt einer Haube
vorgekragt ist (s. Born S. 16).
BRÜGGEN.
Germanische GERMANISCHE FUNDE. Im J. i87o wurden durch Pfarrer Frankeser
^ ""'*'■ an der Strasse nach Roermond, eine Stunde westlich von Brüggen, eine Reihe von
Hügeln geöffnet, in denen sich sieben grosse, auf der Drehscheibe geformte bauchige
Grabumen mit plattem Fuss, aber ohne Henkel, mit Holzasche und pulverisierten
Knochen gefüllt, vorfanden. Ein in der Nähe befindlicher germanischer Begräbnis-
platz ,an den Sevenberger' enthält eine grosse Menge von Grabhügeln (M. Buvx,
Nrh. i878, S. 47. — Schriftliche Mitteilungen des Herrn Pfarrers Frankeser).
In der Nähe der Bauernschaft Oebel zwischen Brüggen und Born befindet
sich eine grössere Anhöhe, der Scherbenberg genannt, in dessen Umgebung eine
ganze Reihe von Urnen gefunden wurden. Die grösseren Aschenkrüge erreichen die
bedeutende Höhe \Tjn 72 cm, haben einen mittleren Durchmesser von 5o, an der
Öffnung einen Durchmesser von i3 cm und enden in einer eiförmigen Spitze. Die
kleineren neben diesen gefundenen fränkischen Kuirelurnen haben eine Höhe von
16 cm, einen Durchmesser von 20 cm, an der Öffnung einen solchen von 11 cm und
sind nur mit der Hand geformt. Eine Reihe von Exemplaren ist i889 in das Museum
für Völkerkunde in Berlin gelano^t. Die zuletzt gefundenen Urnen sind auf meine
Vermittelung in das Altertumsmuseum zu Kempen gekommen (Kempener Wochen-
blatt i89i, 21. Febr.). Eine bei Born gefundene Lanzenspitze gelangte in das Provinzial-
museum zu Bonn. Über Funde in der Bauernschaft Haversloh vgl. B. J. XLI, S. i76.
Pfarrkirche. PFARRKIRCHE (tit. s. Nikolai ep.). C. R. Hermanns, Annales canoni-
corum regularium s. Augustini ordinis s. Crucis, ex monumentis authenticis, Herzogen-
basch i858. — Visitation im Amt Brüggen i533: C. A. Corneliu.s, Geschichte des
Mün.steri.schen Aufruhrs, Leipzig i855, I, S. 226.
Handschriftl. Qu. Lagerbuch mit kurzer Chronik und Beschreibung der
Pfarrkirche von Pfarrer Frankeser im Pfarrarchiv. — Im Staatsarchiv zu Düsseldorf
Urk. von i48i und i49o, Inventar des Klosterbesitzes von i795 (Brüggen, Kreuz-
brüder, Nr. 4), darin Nr. 81 der Kirchcnscliatz, Nr. 82 die Altäre, Chorstühle u.a.
(vgl. Tu. Ilgex, Rheinisches Archiv, Erg;inzungsheft 11 zur Wd. Zs. S. 65. — Wd.
Zs. I, S. 3o).
20
BRÜGOEN. 2 I
Die ZU Pllirei» AFarias, des h. Nikolaus und des h. Kreuzes vom Grafen Vinrcnz P
von Moers gestiftete Kirche wurde im J. i486 am 24. Mai als Kin h«- des Kreuz-
. herrenkiosters eingeweilit (Lacomhlkt, U H. IV, Xr. 432 1. Im J. i754 l»rannte sie bLs
auf die .Maliern nieder, der Neubau ward in dm |. i754 — i76o durchgeführt. Bei
der ersten Organisation des Bistums .Vachen wurde die Kirche zur Succursalpfarr-
kirclie für die ganze Bürgermeisterei Iteslinnnt, wobei die ehemalige Pfarrkirche in
Born zur abhängigen Hilfskirche ward.
Die Kin he ist ein ein.schiffiger, ehemals gothis. her Bau. Das Material ist Back- n«^hfeib«i.g
stein in starker Kalkeinijettung, der Ku.ssboden besteht aus Namurer Steinen und
i.st nur an den Seiten etwas gedielt. Auf der Nord- und Südseite befinden sich je
.sechs Fen.ster, zwi.schen ihnen einfache, zweimal abgetreppte Strebepfeiler. Der Chor
stand ehemals im ( )stcn und ward bei der Restauration zwischen i754 und l76o
nadi Westen verlegt, der ehemals geradlinige Abschlu.ss der West.seite bei tlieser
Gelegenheit im Inneren lei( ht al)gerundet und an der Ost-seite der Haupteingang
angebra( ht. Der nordwestliche Strebei)feiler ist diagonal gestellt, dadurch erweist sich
der anstossende Klostertrakt als ursprünglich nicht beabsi« htigt und spaterer Anbau.
Bei der Restauration wurden die PY-nstereinrahnumgen zum Teil erneuert und sämtlich
im Rundbogen gcschlo.ssen ; anstatt der eingestürzten Kreuzgewölbe erhielt die Kirche
ein sehr gedrücktes, fast Haches Tonnengewölbe. Über diesem befindet .siel» ein
Speicher mit gedieltem Boden, der Dat listuhl aus Tannenholz trügt das mit Schiefer
eingedeckte Dach. Über dem Chor erhebt sich ein einfacher Dachreiter mit Schicfer-
de< kung. der Unterl)au birnenfr)rmig. auf diesem ein sechsseitiger ofl'ener .\ufs;itz mit
spitzem Dac h. Die Decke hat an den .Seiten .Stui kornamente in Wei.ss mit leichter
Randvergoldung, vorwiegend Muschelmotive zeigend, und .sechs Quergurten. Die
Inschriften der Quergurten in goldenen Kapitalen bililen zu.sammen ilen Anfang des
Ti Deum laudamus, die Inschriften in den an den GurtansiUzen befimilic hen Rokoki»-
kartouchen das apostolische Glaubensbekenntnis.
IIc)chaltar. Rokokoaufbau von dunkelbraunem Holz mit reicher Vergoldung. Aiur«.
Im Mittelfelde c-in dürftiges ( )|bilil mit Christus am Kreuze zwi.schen Mari.» und
Johannes, zur .Seite rechts und links stc-hen je drei S.'lulen mit korinthischen Kapit.llrn.
Dc-r Aufsalz zeigt in dem runden Mittelfelde ilas Brustbild Gottvaters, tlarülier ilic
Taube in einem Strahlenkranze. Die .Seiteneinfassungen bilden Vasen mit Knicht-
guirlandcn. L'bcr dc-n seitlichen Thüren befinden sich die lebensgrc»s.sei» |>olychr«»-
mierten Figiinn des h. N'incenz von I'aula und des h. Johann von Ne|H>n»uk. In»
Tabernakel eine Nische- für das Kruzili.x. darüber als Krönung iler IVlikan, seine
Jungen fütternd.
Xordlic her Seitenaltar mit neuem Mittelbild des h. Nikoiaits (das alte in
dir Pfarre) und durchbrochener ( iic-belkrrmung.
Südlicher Seitenaltar mit Madoniienbild, im .\ufl>au (iegeastück «um «»Ihm»-
genannteii.
Chorstühle. auf beiden Seilen mit je zwcilf Sitzen unil «war atchn an den c%o4M»kU
I..'higsw.'lndcMi und /wc-i an d<i HintcTwand der Seilenalt.'lre .inliegend. Reit he H
.sc hnitzc-rei aus gcbc-izlein Kichenholz mit h'>her Rückwand, ilie
vc-rliefle, am oberen und tmlcMeit Knde mit .Mum helwerk versierte li
An den Feldern, die- zwisi hen cU-n /c-hn und den zwei Sit/en vertnitteln. .luf i. '
Seite das Brüggc-ner Wappen. Die .Vrmlehnen sind einfacher iK-handell. •
Klappsitze, nur die beiden W.ingin reic iier ausgestaltet. Gut knn»m»niertc. exakt und
mit leine in N'eisl.'lndnis durc hgcführle .\rbeit vom Kmic des l8. Jh.
3\
KREIS KEMPEN.
Pfarrkirche.
Mobiliar.
Orgel.
Kommunionbank zwischen den Seitenaltären, mit Rokokofüllungen.
Kanzel, sechsseitiges Gehäuse und sechsseitiger Baldachin mit reichem durch-
brochenen Aufbau.
Orgel mit Orgelbühne, einheitlich komponiert, von sehr glücklichen Massverhält-
nissen und vorzüglicher Gesamtwirkung, die durch den kahlen Hintergrund besonders
Fig. 9. Brüggen. Orgelbühne in der Pfarrkirche.
deutlich hervortritt, inschriftlich von i757. Die Bühne füllt den ehemaligen Ostchor
und wird von zwei Holzstützen mit abgefassten Kanten getragen. Die Brüstung selbst
zeigt rechts und links von dem Orgelkasten je sechs Felder, über diesen auf beiden
Seiten eine nach der Mitte aufsteigende Krönung mit reicher Arabeskenornamentik
in flachem Relief, deren Hauptmotive üppige, grossblätterige Blüten sind. Der fünf-
teilige Orgclkasten mit einem im Halbrund vorspringenden Mittelbau zeigt als Ein-
fa-ssung der Pfeifen dieselben Rokokoarabesken (Fig. 9).
22
BRUr.GEN. 23
Zwei Beichtstühle in braunem H<jI/. mit einfachen Rukokoomamcnlen. Pfarrklrd
Bcicliui
Kreuzigungsgruppe in einer seitlichen Nis( he mit modeniem Kruzinxu-s und sknlptw«.
sehr stark bewegten unruhigen Holzfiguren der Maria und des Johannes, neupoly-
chromierte Barockfiguren des i7. Jh. ifi Zweidrittellebensgrösse.
ROCHUS KAPELLE auf dem Kirchhofe, kleiner gothischer Ziegelbau mit
zwei Jochen, i855 schlecht erneuert, die Rippen weggeschlagen, mit geschweiftem
Giebel und kleinem hölzernen Dachreiter (vgl. Lagerbuch p. i4).
Im Inneren in einer Nische dürftige Barock figur des h. R<x;hus, dem ein
Engel das Gewand über dem Schenkel lüftet.
Das EHEMALIGE KLOSTERGEBÄUDE, im 1 5. Jh. angelegt, em ein-
facher, schmuikloser, dreistöckiger Bau mit grossen, im gedrückten Bogen geschlossenen
Fenstern, setzt sich rechtwinklig nach Süden an die Kirche. Es enthält zur Zeit in dem
niirdlichen Teile das Pfarrhaus, dann das Bürgermeisteramt und die Schulen des Ortes.
Schmiedeeisernes Th<jr mit zwei Flügeln aus der Mitte des l8. Jh. aLs Ab- Thor,
schluss des Vorgartens nach der Stra.s.se zu. Vorzügliche Arbeit mit reichen Rokrtko-
ornamentcii in verschlungenen Ranken.
BURCi BRCGGEN. Aloys Schmitz, Medizinische T«)pographie des Schwalm- Bnrg.
und Nettegebietes S. 42. — L. IIkxrk ils, Geschichte der Herdichkeit Lcuth S. 93.
— P. N(JKRi:\ni:RC;. (ieschit hte der Pfarreien des Dekanats (Jladbach. Köln l889,
S. 64, 98, loi, lo3, i37. i44, i6i. — A. F.\hni:. Die Dynasten von Bocholt/. I, S. 27i.
— ScHi.ÜNKi;.s, Über B.irn und Brüggen: Nrh. G. l879, S. i4. — Wu.hklm Grak
VON MlRn.vcH, Zur Territorialgeschichte des Herzogtums Jülich. Düren l874, S. 2$ u. i7.
Die Erbauung des Schlosses zu Brüggen wird auf die Grafen vom Hennegau
zurückgeführt, die es 1264 nach vorhergegangener Zerstörung neu aufgeführt h.ltten
(Neues Wen henblatt zu Kempen, herau.sgeg. von Wilh. Lehnen in S. Hubert, 2. Januar
,875. -- Nrh. i879, S. i5). Im J. 1299 trügt Walram von Kessel .sein AIUhI. d;is
Schloss Brüggen, dem Herzog von Brabant als Lehen auf (Norrexhkr(1 a. a. O.
S. 98), aber schon l8 Jahre sp.'Uer ist die Burg Jülichsdier Besitz: im Vertrag ülxrr
die Ehe Wilhelms von Jülich mit Gräfin Johanna von Holland werden le chaslicl et
la chastellerie de Brügghen et toutes les appenilances et les appcrten;mchcs er^tercm
von seinem Vater, dem (trafen Gerhard IX.. über\\iesen (Lacomblet, UB. III," Nr. i6l.
— Gr.\k von MlRn.\cH, Zs. d. Aachener Geschichlsver. XII. S. 2l8). Im l4. Jh.
bleibt (lie Burg im Besitz der Herzöge von Jüli»h unil (jeKlern (A. Nijhokk. (Jcilenk-
waardiglu-den uit de geschiedenis van Gehlerlaiul, .\rnhem i83o. HI. Nr. l9oV Im
|. l4o5 wird sie in der Eheberedung zwis« hen Herzog Keinald v«»n Geldern und
Jülidi untl Maria von llarcourt als Sicherung einer Widerlage von loooo Kn»nrn
bestellt (La(<).miu.i:t, UB. IV. Nr. 36). Sp.'lter befindet sich ilie Burg im Ik-siU ticr
Grafen von Moers, i48o giebt sie (iraf Vin« enz von M<»ers an Herzog Wilhelm \t»n
Jülich auf i4 Jahre- in Verwahrung (LacüMBLKT, U B. IV, Nr. 4o9); l493 triU er slins
ind landl v.m Hiugge an Wilhelm v..n Wied ab. der U-idcs l498 an Wilhelm Hcrx«»R
von Jülich verkauft (W. Rn/., Urkunden und Abh.mdlungen zur (M-schi.hte d.- V- 'rr-
rheins, Aachen iH.M. I. S. Il7). Im J. i473 wird Brüggen dun h tlie Gi -cn
Truppen verbrannt, die Burg ausgeplündert und übel nntgen«<mmcn, auch de \-unilc
j>ortze entzwev geschossen (Designalion de-.s schaden!«, !K> üurrh die Gcklriü» hcn
kriegsvölker den» grafen von Moers und devsen unterthancn im anno i47a — 1477
zugefügt worden. Düsseld.»rf, Staat.s;irc hiv. Moer>. K '«en R 74V Von lS44
bis zur hanzösi-schen Besitznahme i794 gehört Stadt und Burg Brüggen ununlcr-
23
24
KREIS KEMPEN.
Burg. brechen dem Herzogtum Jülich an (W. Teschexm acher. Annales Cliviae, Juliae.
Montium, Marcae, Westphaliae. Frankfurt i72i. p. 369. — Bexzexberg, Über Pro-
\-inzialverfassung mit Rücksicht auf Jülich. Cleve, Berg und Mark, Hamm l8i9, I,
S. 443 V Der jetzige Eigentümer ist Herr Prinzen in Brüggen.
Beschreibung. Die Burg Hegt auf einem fünfseitigen Terrain, das rings von Gräben um-
schlossen ist mid einen weiteren Schutz durch eine um die ganze Burganlage sich
herumziehende Umwallmig erhalten hat. Die Festungswerke mit den \orspringenden
polygonalen Erdaufschüttungen zum Zwecke der Flankenbestreichung stammen in
ihrer noch jetzt erhaltenen Fonn aus dem i7. Jh. Auf der westlichen Höhe zieht
sich von a nach b noch der Wallgang hin. der ehemals nach Westen zu durch eine
Pallisade oder niedere Aufmauerung geschützt war, in der Bastion a ist noch die
Kasematte erhalten, bestehend in einem in nordwestlicher Richtung in die Auf-
Fig. 10. Burg Brüggen. Sicuationsplan.
Tnorturm.
schüttung liineinführenden gemauerten Gang, an den sich rechtwinklig zwei weitere,
jetzt zur Hälfte verschüttete Gänge ansetzen (vgl. Fig. lo).
Das Burgterrain war von der südöstlichen Seite aus zugänglich. Auf das ehe-
malige Vorhandensein einer Zugbrücke weist noch die an dem Thorturm erhaltene
Öffnung für die Rolle hin, über die die eine Kette der Zugbrücke lief.
Der Thorturm A (Fig. il) mit quadratischem Grundriss von 8,iom Seitenlänge
zeigt über einem aus Hausteinen aufgeführten, ringsherum führenden Spitzbogenfries ein
nur wenig vorspringendes niederes Pyramidendach. Die vier Wandflächen sind durch
je eine grosse Blende, mit flachen Blendbogen geschlossen, belebt. Die der Brücke
zugewendete Seite zeigt in rechtwinkliger Umrahmung ein spitzbogiges Thor, über
dem noch .innerhalb der Blende zwei Fenster durch die Mauer gebrochen sind. Die
Rückseite zeigt die gleiche Anordnung, nur fehlt das untere Fenster und die recht-
winklige Umrahmung des Thorbogens. Die Durchfahrt ist mit einem stark gedrückten
Tonnengewölbe bedeckt, die Seitenwände zeigen in gedrücktem Bogen geschlossene
24
BRUGGEN.
»5
Blenden- Der Thortunn enthält ül>er der Durchfahrt nur ein e mit äitcher
Bai- ' ' !il<»ssene!» Gemach, das v<jn der < KLv.-it«- : 'ie
ein ~ iijii...- i » i.i/vt anstic-^s, dessen Ansätze n<*<.h erliaJlen -,,,•.. <
führte eine grtjsse, mit Haasteiiien eingefaiste Tlmr in diesen - r.
Westlich stösst an den Thortunn A die Rinsmauer, die der ur n
Anlage gemäss das ganze von den Gräben ein. -»ene Terrain um- j^^''
aber nur noch an der Südseite und an der ^Jstseite in der Länge von 8,3o m eriialten
ist Sie zeigt zwischen dem Thorturm A und dem längli< hen Wirtw:hafLspeliäudc B
■■*(.
Fif IL Borg
^Fi\' iii .«II i^r« r T»iti«-ii»< i!c «"ine GlicNliTur] • ilurrTi vf.it/K •triiTt* Wr-nrlr-n, rlrrm H*
auch I.
somit . irrer F.ini>au cr«fi>t- I)rr Tri! <
an <ler sOd«* i Ecke vo:
Hl« ii<l< mbct Ui iirt H
!■ - licr IUI
ii'>l/cm«- W n
tunn '" •'« f
«Iciii I -.jii'jj..:' 1 ' ■ . .
fache Tunii-t.;:-, die g •> nur vuo dem 1
m B und dm
te
t-
«^
r»«
au» und nnu «
tS
26 KREIS KEMPEN.
Hurg. \orniittelst des auf der ganzen Innenseite der Ringmauer herumführenden hölzernen
^\'ehrganges zugängig war.
Hauptba... Die eigentliche Burg (Fig ii, D — K) bildete ein unregelmässiges Viereck,
bestehend aus zwei grossen Trakten, einem östlichen D und einem westlichen E, die
beide zwischen sich den inneren Burghof einschlössen. Den südlichen Abschluss
bildete der innere Thorturm G, den nördlichen die ausgedehnte Schlosskirche F.
Den östlichen Trakt D flankierten zwei Rundtürme H und J, von denen nur noch
der südliche H steht. An der entsprechenden Ecke des Westflügels zeigen sich die
Ansätze eines dritten Rundturmes K.
Thorbau. Der Thorbau G, der in der Gestalt eines Risalites über die südliche Mauer
\-orspringt, enthält ein grosses spitzbogiges Portal mit einer lichten Weite von 2,60 m
und eine rechtwinkelige Einfassung von einfach profilierten Lisenen. Der Backstein-
kem ist mit grossen Hausteinen von grauem Granit mit eingesprengten krystallinischen
Quarzen \erkleidet. Ursprünglich erhob sich über dem Portal ein kleiner Turm mit
rechteckiffem Grundriss, ^■on dem nur die Maueransätze zur Seite erhalten sind.
Die beiden den Thorbau flankierenden Seitenbauten, die nicht der ersten Anlage
entstammen, sondern spätere Einbauten verraten, sind in ihrer Bestimmung nicht mehr
vollständig klar. Der westliche Teil ist durch eine Längsmauer in zwei gleich grosse
Räume zerlegt, \on denen der der Durchfahrt am nächsten liegende die ziemlich
steile Treppe enthielt, die zu der Turmstube in dem Thorbau emporführte. Die der
Durchfahrt zugewendete Seite zeigt einen Rundbogenfries aus Ziegelsteinen, unter
dem ersten, neben dem Thorbau gelegenen Rundbogen eine Thür mit horizontalem
Sturz, die unter der Treppe hindurch zu dem zweiten der genannten schmalen Räume
führte, unter dem zweiten Rundbogen eine einaxige Spitzbogenblende.
Osttrakt. Der östliche Trakt D, 26, 7o m lang und 10 m breit, ist dreigeschossig und
mit einem einfachen Walmdache gedeckt. Das erste, zu ebener Erde liegende Stock-
werk enthält nördlich einen um neun Stufen erhöhten Raum mit einem Fenster nach
dem Hofe, zwei vermauerten nach Norden und einem alten Kamin in Haustein-
einfassung. Der anstossende Vorraum bildete ursprünglich die Eingangshalle, zu der
von dem Burghof aus der Haupteingang führte. Die darauf folgenden Räume nehmen
die ganze Tiefe des Traktes ein — ihre Einteilung gehört aber nicht der ursprünglichen
Anlage an: die Mittelwand zerschneiclpt einen der Blendbogen der äusseren Mauer.
Der kleine quadratische südliche Eckraum dient als Treppenhaus. Die gut
erhaltene Treppe aus starken eichenen Bohlen, eine Zimmerarbeit des i7. Jh., führt bis
in das dritte Stockwerk hinauf Der Bodenbelag in allen Räumen des Erdgeschosses
besteht aus Formsteinen, nur der nördliche Raum enthält eine Holzdiele.
Formsleine. Die Formstcinc enthalten zum Teil in Basrelief, das durch einen erhöhten
Rand geschützt ist, eine bildliche Darstellung, vor allem Heiligenfiguren, in scharfer
und exakter Pressung, die weit genauer ausgeführt ist, als bei den entsprechenden
gepressten Ziegeln aus Holland oder Frankreich, etwa S. Colombe-le-Sens (Br. Bucher,
Geschichte der technischen Künste, Stuttgart i875, I, S. i33). Wiederholt kommt die
Darstellung des h. Hubertus vor, der vor dem Hirsch mit dem Kruzifix im Geweih
kniet. Das besterhaltene Exemplar im Besitz des Herrn Pfarrers Frankeser, ähnliche
m Bn>ekmanns Hof bei Wankum, im Haus Gesselt bei Wetten, in der Sammlung Buyx
zu Nieukerk, im Besitz des Herrn Chordirektors Aenstoots zu Kevelaer, des Herrn
Reich.sfreiherm von Geyr zu Caen bei Straelen. Die gleichen Darstellungen wie auf
denen zu Wankum in Formsteinen aus der Burg von Eyckholdt zu Roosteren
26
BRÜOGEN 2?
(Puhlications de la .s(jcicte d an heologic dan.s Ic durhc de Liinbourg XVII, p. 358). Bar«
Die ganze Gruppe ist auf die Maasgcgcnd beschrankt.
Die vier grossen durchgehenden Zimmer des zweiten (Jeschcjsscs, die Kur-
fürstenzimmer, sind alle sehr hoch und haben grosse Flügelthürcn, die in verblichenen
Kokokomalereien den Kurliut zeigen. In sämtlichen Rilumen offene Kamine, die
Fenster in tiefen Blenden der Mauer, nach Osten zu mit einer Stärke von l.9o m.
Der erste und zweite Raum enthalten nach Westen und Osten je ein, der dritte je zwei
Fenster, der vierte nach Westen zwei, nach Osten ein Fen.ster.
Das dritte Stockwerk enthalt na( h Westen einen schmalen Gang, mit sech.s,
jetzt zur Hälfte mit Ziegeln versetzten Fensteni. Den übrigen Platz nehmen drei
K.'lume von ungleicher Grösse ein, die ersten beiden mit je einem, der dritte mit
drei Fenstern nach der Ostseitc. Ks stehen nur noch die steinernen Trennungsmauem
\(in zwei Stein Stärke, die hr)lzernen Abschlusswünde nach tlem Gang zu fehlen,
ebenso die Decke. Das Dach niit liegender Stuhlkonstruktion aus Eichenholz setzt
direkt auf den Umfassungsmauern auf
Der runde Ec kturm II ist aus Backsteinen aufgemauert und enthalt nur als
oberstes Stockwerk einen Aufsatz von Maastrichter Mergelsteinen, der ebenso wie
das dritte Turmgesdioss innen sechsseitig geschlossen ist. Das Dach in der Gestalt
eines Ilachen Kegels ist c-rst im j. i889 als Schutz gegen die Verwitterung aufgesetzt
worden. Der Eingang zu dem unteren fensterlosen Stockwerke ist vermauert. Von
dem Podest des Trejjpenraumes im zweiten Stcjckwerke führen drei Stufen in das
obere Turmgemach, das drei Fenster in dop|H'lt abgestuften Nischen enthalt, die
erste im Ruiulbogcn, die beiden anderen im Flachbogen geschlossen. Das oberste
Stockwerk zeigt zwei Fenster. F^ine steinerne Wendeltreppe in der M.iuerstarki- er-
mittelte ursprünglich den Zugang zu den oberen Stockwerken.
Der westliche Trakt I^ ist nur als Ruine erhalten, die Umfassungsmauern w«»nnik«
stehen i\ih]\ bis zur .Miltr des zweiten Stockes. Der Raum zu ebener Erde war
sowohl von dem inneren Burghof wie an der abgesc hr.'lgten südwestlichen Ecke durch
eine Thür zuganglich. Nach dem Hof zu sind im ersten Stockwerke drei gri»sse
Fenster erhalten. Oii'''''"''i'<'''n sind in den» c-rhaltenen südlichen Teile nicht nach-
zuweisen. Die Südmauer zeigt an der Innenseite dcippelte Bogenstellungen üIkt-
einandcr, die auf zwei versc hiedene Bauzeiten hinwei.sen. Von der S« hh»s.Nka|H'lle K.
die ntirdlii h an E stie.ss, ist nur die südlic he. l,6o n> starke- Mauer erhalten, nur die
alteren KatastcTj)lane zeigen n-xh d« ii vollständigen Grundriss. Bei Ausgrabungen im
\\ iiilt I iS9o ergaben sich westlich von de in Trakt F. in der Rie htung nach der King>
maucr zu die Fundamente- \oii Ge-bauden, in clei»en m<>glie herw«'i>e nach elen d.il>ei
gefundc-ncn Eberknoche-n die Reste eiiuT alten Küchenanlage zu erblie ke-n >ind.
Dem allcste-n Bau von I2()4 gehören die- Trakte D und E mit «l«-m ThorUiu (*/«.!-*•;—.
an, die- lusprimglic h wahrsc heinli« h von vier runden Ee ktürnu*n umge-U-n waren. Die
beiden Flügel waren nur zweist<'>c kig und s« lilo-vsen im zweiten GeMhi«s.H mit einem
Spitzbogenfries ab. lii »Nr zweiten Bauperiode im l5. Jh.. na« h den Unbilden der
|. l47 2 1 47 7. ward .lul d. n 'l'rakt D und den südrislli« hen Ee ktmm ein weitere«
(ieschoss aufgese-tzt, zugleich wurde der noulweslliche E« ktunn ab. » unel an
seiner Stelle die Schlosskapelle errichtet. .\us «lerNtlben Zeit selnu'^ <ii«' .liKvn'
Ummaucrung mit dem Tbortmin A und den» Wavs.iturm C /.u «»tanunen. Im t? ]\\
erlitt der B.iu eine durchgreilend«- Umgestaltung: die Fe-nster der U-iilen H
wurden erweitert, zum leil neu durch die Mauern gel»ro* hen. die Kaum\etleilun|;
ward zum Teil veramlert. (Jleic lueitig wurden «lie aiLvceren Festung>w .llle e't
a7
28 KREIS KEMPEN.
BURGWALDNIEL.
A,,^ ALTE PFARRKIRCHE (tit. s. Michaelis). Fahne, Die Dynasten von
Pfarrkirche. T-» i w t c tOt
Bocholtz I, S. Ibl.
Geschichte. Eine parochia de Nyle besteht bereits 1262 (Binterim u. Mooren, D. C. I,
S. 292). Die Zeit der Erbauung der jetzigen Kirche, i377, giebt die am nordöstUchen
Strebepfeiler des Chores eingemauerte sehr verwitterte Inschrifttafel: anno domini
MCCCLXXVii .... Die Designatio pastoratuum in ducatu Juliae aus dem 16. Jh.
(Binterim u. Mooren, E. K. II, S. 54) nennt als Collatoren Decan und Kapitel zu
Jülich und erwähnt einen Marien- und einen Sebastiansaltar.
Beschreibung. Dreischiffigcr gothischer Backsteinbau mit vorspringendem Chor und dreistöckigem
in achtseitisen Helm auslaufenden Westturm. Die lichte Länge beträgt 24,5o m, die
lichte Weite i3,3o m. Das zweite und dritte Stockwerk zeigt auf jeder Seite je zwei
spitzbogige Fenster, die am zweiten Stocke mit Ziegeln versetzt sind. Die drei mit
Kreuzgewölben überspannten Joche des Mittelschiffes tragen vier einfache Rundsäulen.
In Chor und Mittelschiff setzen die Rippen auf kurzen und plumpen Dreiviertelssäulen
auf. in den Seitenschiffen auf Konsolen. Die Scheidemauern enthalten an den dem
Mittelschiff zugewendeten Seiten ähnlich wie in Dülken niedrige spitzbogige Blenden.
Altäre. Hochaltar, barocker Aufbau um 1680 (aus einem Kloster in Roermond her-
stammend). Über den seitlichen Thüren fliegende Engelsgestalten. Das Tabernakel
und das Mittelbild befinden sich in der neuen Pfarrkirche.
Altar im südlichen Seitenschiff, Aufbau in den Formen der spätesten Renais-
sance mit leise anklingenden Barockmotiven um i65o. Zur Seite je zwei cannelierte
Holzsäulen mit vergoldeten Kapitalen. Im oberen Aufsatz eine Heiligenfigur in einer
Nische; das Mittelbild fehlt.
Skulpturen. Lcbcnsgrosse Holzfiguren der Madonna und S. Michaels am Eingang des
Chors, mit weisser Ölfarbe überstrichene barocke Arbeiten des 18. Jh. in lebhafter
Bewegung.
Leuchter. Messingcnc Wandleuchter mit getriebener Platte von i77o und i783.
Weihrauchfass. Wcihtauch fass Eus getriebenem Kupfer, Arbeit des i7. Jh. mit einfachen
Guirlandenomamenten.
Über den verschwundenen Grabstein eines Herrn von Bocholtz vgl. Fahne,
Bocholtz IV, S. io4.
Neue NEUE PFARRKIRCHE, dreischiffigcr gothischer Neubau von Heinrich
Wiethase, begonnen am 29. September i878, vollendet am i. Mai i883.
Altare. Hochaltar (interimistisch) mit dem Mittelbilde des Hochaltars der alten Pfarr-
kirche: Darstellung Jesus im Tempel, wertlose Malerei um i7oo in lebensgrossen Figuren.
Seitenaltar (interimistisch) mit lebensgrosser Holzstatue des h. Joseph. Dieser
in reicher, lebhaft flatternder Gewandung, in der Linken einen Lilienzweig tragend,
mit der Rechten das auf seiner Schulter fast frei schwebende Jesuskind stützend. Gute
Arbeit v(jm Ende des i7. Jh. mit feiner Behandlung der beiden Köpfe.
choritühie. Chorstülile, viersitzig auf beiden Seiten, einfache Barockarbeit mit Engels-
küpfchen an den Armlehnen.
Kru/ifixus. Hfilzcmer Kruzifixus, gut gearbeiteter lebensgrosser Körper mit tief herab-
hängendem Haupt und schmerzlichem Ausdruck, zwischen 1680 und i7oo.
28
BURGWALDNIEU
29
In der Sakristei: Gothische Monstranz aus vergoldetem SillKT, gute Gold-
schmiedcarbeit des i5. Jh. Auf sechsseitigem Vush erhebt sich der Schaft mit Knauf,
der auf den sechs runden Kni'ipfen den Namen juicsus tr'lgt. Zur Seite des Glas-
zylinders stehen zwei Engel mit Spru* hh.'indern. Die Krönung bildet ein Haidat hin
mit h.'ingendiin Gitterwerk, auf dem wieder ein sechsseitiger Aufsatz sich erhebt. d<»r
unter dein zierlich durchbrochenen Helm eine Figur der Madonna zeigt.
Gothischer Kelch aus vergoldetem Silber, Arbeit dc^ i5. Jh. E^ine scch.sseitigc
Rose trügt einen sechs.seitigen S( haft und Knauf mit runden, vieqia.ssgezierten Knöpfen.
Kasel und zwei Leviten rocke, aus Seide, mit gri>ssblumigen eingewebten
Arabesken, deren Motive Nelke und Tulpe bilden, auf blauem (irundc, reich mit
Gokiborden besetzt, Arbeit des l7.Jh.
EVANGELISCH K KIRCHE, einschifiiger nüchterner Saalbau des i7. Jh.
mit einer li( liten Länge von l 2,3o ni. eimr lichten \\'eite von 7, 80 m, mit llachcr v«»n
drei Querbalken durchzogener Decke.
Einfache Kanzel, an den .sechs Seiten des Ge-
häuses mit rundbojiiiien Blenden zwischen Kcks.'iulchen.
SEBASTIANS KAPELLE am Nordeingang
des Ortes, kleiner Backsteinbau mit dreiseitigem Chor-
abschlu.ss und kleinem hrilzemen Dachreiter; die lichte
L.'ingc betrügt 8,1 5 m, die lichte Weite 4,6o m.
Über dem Portal befmdet sich eine Inschrifttafel,
die die Zeil der Erbauung angiebt: anno i635 deo m
SAI.VATORI JKSU CHRISTO PIIUSgUK .SKHASTIANC)
IN HONORKM l'KR R. I). JOANNK.M m'DKNM'.M DKCANCM
KT I'ASTORK.M I.OC I SAC KI.I.L'.M HOC K.X TIORCM C AIHO-
I.KORU.M OHLATI.S KRKCTLM KST. Darunter: RKNOV.
ANNO l856.
Gute sp.'ltgothische Holzfiguren der Heiligen
Roc hus und Sebastian, mit einem Überzug von
weisser Ölfarbe überdeckt, beide 85 ein hoch, charak-
teristische Arbeiten de-r letzten J:dir/ehnt<' des l5. Jh..
in den Nischen zur .Seile des Allars. l)ic- nackte Jüng-
lingsgestalt des Sebastian, mit Pfeilen besteckt, ist an
einen Baum gefesselt, Rochus entblcissl mit der K«'e hten die Wunde auf dem rtvhlcn
Schenkc-I. Be-ide l-iguren zeigen scharfe Kalten in den bans« h igen gesteiften (Jc-
w.'lndern. die- Kc'ple. besonders cIct des Ko< luis mit den langen gedrehten I>H-krn.
sind gut durchgearbeitet.
(iruppe der h. .\nn;i und Maria, den Leu Im. im c iin>ti .luf dem Srhnssr
hallend, sp.'ilgolhise he. S5 < n» hohe, mit weivser nlf.irbe übers« hmierte .S< hnit/orci
(vgl. Eig. 12). Beide- Erauc-n in bausehige-r G«>w.nulung. deren i-i kii: 'je-liriK hene Fallen
eine-n wirkungsvo||e-n Hintergrund für die ruhigen Linien «l hnam>> .iltgeUMi.
.\nM.i mit einem olleMien Buch in der H.cnd. Nach einer freundli« hon MillriUing
\oii Steph.in Beis.scl ein Ancla« htsbild für die am Niederrhein int l5. Jh. haulij^t' V'cr-
c-hrung der li. .\nna, dci .M.idoim.i und des leidenden Krh'VierH. Auf iler ROcksioilr
flach behandelt.
K.\riI.\rS, frei gelegener kleiner B.ic ksteinbau nnt W .Im.» le h A" ■'• • F;n,ailc
in Eisenkl.unmern die Jahresz.dil i7:^>. .\n den >» hmied. 11 Welt. 11 die
Inschrift: anno i783.
Fig. 12. nurrvoUnUL Di« H. Abm
iinJ Maria mit J«m {.«iehnaoi CkriMi.
kap«
a9
3o
KREIS KEMPEN.
Befestigung. BEFESTIGUNG. Reste der Mauer in dem Jansenschen Gehöft. Der Mauer-
kiirpcr zeigt einen starken Kern aus Gusswerk mit Backsteinmantel nach beiden Seiten.
Niei. Der Rittersitz NIEL oder Waldniel (das Burgwaldniel ist aus dem franzö-
sischen bourg entstanden) lag 4oo Schritt nördlich vom Flecken und war wie Gasten-
donk, Ingenhoven und Bocholt rings mit Gräben umgeben (Fahne a. a. O. I, S. i8i).
Die Insel, auf der das Herrenhaus lag, war auf einer steinernen Brücke zugänglich.
Der Rittersitz, der i58o zuerst als im Besitz des Geschlechtes von Bocholt befindlich
erwähnt wird (Fahne, Cod. diplom. gentis Bocholtanae II, S. 54, 69) und Sattellehen
des Amtes Brüggen war, ist vor 60 Jahren abgetragen worden.
DILCKRATH.
P f .-» r r k i r c h e.
Geschichte.
Beschreibung.
Altäre.
Mobiliar
Orgelbühne.
Taufstein.
PFARRKIRCHE (tit. s. Gertrudis abb.).
Die Designatio pastoratuum in ducatu Juliae et Montium (Binterim u. Mooren,
E. K. II, S. 56) berichtet: Die Kirche ist mit den altaribus s. Huberti et s. Katharinae dem
Kreuzbrüderconvent zu Brüggen incorporirt, und wird von einem Pater draus deservirt.
Die Erbauungszeit der jetzigen Kirche, i46o, ergiebt sich aus der ganz verwitterten
und fast unleserlichen reliefierten Inschrift, die jetzt im Inneren des Treppentürmchens
eingemauert ist und auf der nur noch die Jahreszahl zu erkennen ist : anno mcccclx.
Dreischiffiger gothischer Backsteinbau mit Säulen als Stützen, vorspringendem
Chörchen und dreistöckigem Westturm mit achtseitiger Haube und kleinem Treppen-
turm an der Südseite. Die lichte Länge beträgt i5,3o, die lichte Breite lo,85 m, die
lichte Länge des Chores 6,10, seine lichte Weite 5 m. Der Westturm zeigt in den
beiden oberen Stockwerken das oft wiederkehrende Motiv der zwei spitzbogigen
Blenden in der einfachsten Form, selbst ohne Abfassung der Kanten. Die vier Säulen
des Mittelschiffes, denen am Triumphbogen Dreiviertelssäulen, am Turmeingang Halb-
pfeiler entsprechen, entbehren völlig der Basis und haben einfache runde Kapitale.
Im Chor sitzen die Rippen auf kurzen plumpen Halbsäulchen auf, die mit Konsolen
abschliessen. Die Fenster der Seitenschiffe sind zweiachsig mit altem Masswerk.
Hf)chaltar, barf)ck, Anfang des 18. Jh., mit dem wertlosen Mittelbilde der
Himmelfahrt, im Aufsatz Gottvater.
Südlicher Seiten alt ar mit dem Bilde der h. Katharina im Mittelfelde, im
Aufsatz Maria.
Nördlicher Seitenaltar mit dem sehr beschädigten Bilde des h. Hubertus
in bischfiflicher Tracht, neben ihm der Hirsch mit dem Kruzifix im Geweih. Im
Aufsatz Christus. Beide Altäre gleichzeitig mit dem Hochaltar.
Kanzel mit sechsseitigem Gehäuse und Baldachin und Kommunionbank,
wertlose Barockarbeiten der gleichen Zeit.
Orgelbühne durch alle drei Schiffe durchgehend mit hölzerner Brüstung, die
in quadrati.schen Feldern gutes spätgothisches Ma.sswerk enthält, die einzelnen Fül-
lungen durchweg verschieden, vorwiegend mit Fischblasenmotiven, Arbeit vom Ende
des iS.Jh.
Taufstein aus Blaustein, 1,16 m hoch, gute spätgothische Steinmetzarbeit vom
Ende des i5. Jh. Auf einer vierseitigen Plinthe erhebt sich ein achtseitiger sehr reich
prfjfilicrter Schaft mit mittlerem Knauf, über ihm das achtseitige Becken, das an vier
So
DILCKRATH _ ÜÜt.KKN. 3|
korrespondierenden Seiten — über den vier Ecken der Plinthe — vier scharf gc- pfarrkirc
meisselte bartlose vorspringende Köpfe zeigt (vgl. Schneider im Korrespondenzblatt
des Gesamtvereins der Deutschen Gesch.- u. Altertumsvereine XII, S. 55 u. Born S. l6).
Ilolzstatuettc der Madonna am zwiitcn n<.rdli(lien Pfeiler, neu ixilychro- sv..,-
mierte Schnitzerei vom Anfang des i6. Jh. Maria mit einem l.'lnglii luii .tltli« lien
Gesicht und feinen Zügen h.'ilt in der R«( litcn das Szepter, mit der Linken da.s auf-
fallend kleine Kind, das die Weltkugel trügt.
Auf dem Kin henbi>den: Gute H<dzstatue eines AposteLs, .s< hmal.s< hulterigc
Figur, stark beschädigt, die Anne fehlen; vom Ende des i5. Jh.
Holzstatue des h. Hubertus, 95 cm hn< h, han(lwerksm.'l.ssigc, charakltrl«»>«-
Arbeit der gleichen Zeit in alter Polychroinierung. Die Darstellung ist ik(.n<»graphis4h
wichtig: der Heilige erscheint in Bi.sc hofstrac ht, in der Linken ein Buch haltend, auf
dem der Hirsch liegt. Die gleiche sehr .seltene Darstellung auf dem Bilde ties Meisters
von Werden in der Nationalgallerie zu London (Nr. 2 5o).
Rolle und wertlo.sc Barockfiguren der Heiligen Joseph, Petrus und Paulu.s.
Glocken. Die gn'isste mit ganz unregelm.'Lssig gegos.sener und unleserlicher Glo<fc«m.
Inschrift in gothischcn Majuskeln vom Ende- des 1 4. oder Anfang des i5. Jh.
Die zweite mit dc-r Inschrift: .s. .m.vki.v s. hi'UERTE .s. c.mh.vrin.v i'.xtkoni
ORATE PRO NOmS. ANXf) l667.
Die kleinste i6i7 von Conrad Janssen gegos.sen.
dülki:n.
P. NoRRENHKRf » Chronik der Stadt Dülken, Beitrüge zur I.okalgesc hi« hte des UiimaiM
Niederrheins III, Viersen i874. Dazu Ann. h. \'. N. .\.\\l. S. 44 1. A. Kaiink,
Kurze Stadtgeschichte bei ü. von Müi..mann, Statistik von Düvscldorf S. 4lo. -
De( KER, Zur Chronik der Stadt Dülken: Nrh. i878. S. 54. 59. - L. Henruhs. Die
Narreiiakadeiiiic- von Dülken: Nrh. i878, S. l93. — Ein Blatt aus tier Geschichte der
NarrenakacUniic-: I Iciiiialskunde |879, S. 79. — Vgl. auch Cari. pKrRAsc il und joll.
W. Bki;\vi;r, Dc-r Narreiiorden zu Cleve nebst ciiuT historisc hm Iterülirung \ers«hic-
dener .'IhnlichcT Verbrüderungen, besonders der berittenen Akademie zu DolkiMt.
Kr>ln 1827. - Plan der Ec\stung Dülken im J. i6o9 bc-i P. Norreniiekci a.a.O. Beil.
— IL B»")T'k;er. Di«")cesan- und Gaugrenzen Norddeut.sc hiands, Halle |875. I. S. jo.
Hanclsc hriftl. (,)ii. Kleine Chronik der Stadt von i758 l799 im IM.irrarrhivc.
— Verzeichnis ellii her Bc-gcbciihciten, Unglücksfalle. Kr.inkheiten vi»m J. i79o von
Peter Patets Amaverpe.s. Manuskript im Bc-sit/ von W. .S< Inindeli-n in ( Ktemith
(vgl. Heimat i875. S. 60). — Heinrich Dvc k.mans, Chronik der Pf.irre und Pf.irr-
kin he zu Dülken. i87.? (sehr ausführlich) im Pfarrarchiv.
RÖMISCH I'. 1- C .\' I ) E. Die Roinerstra.«i.se von Straelen nach (ilndUich i»! R«Bit«k<
bei Dülken als Koiiiiiumalweg crnciurt. N.i< h I^ibU-rich /u kennzeichnet »ich »ler
Kiesdamni uiilcr dir Boclenll.'lrhe dun h dünne Streifen in den Feldern, l»ei H«Mhi>lt
tritt die .Stra.sse als .Karlsstrasse* zu Tage (J. S< IINUDER. Rörniv he H. • n
zwischen Maas und Rhein: B. J. LXIV, S. 18. Der^., Die allen Heer- und it.i.i.i. U-
wege der ( li-rmani'ii, Ivuner und Fr.mken \', S. 18; VII, S. 7).
PFA R R K 1 R( H E (tit. s. Crnelii m.). Vgl, NoRRENUKRii a. a. O. S. 8a — loa pu*fiu«k
— Über die Pfarre: Nrh. G. VI, S. 56. — H1NTERI.M u. Mih^RKS. K. K. II. S. to. 53.
3i
32 KREIS KEMPEN.
Pfarrkirche.— Über die Gerechtsame und Regalien des Xantischen Kapitels in Dülken i332:
BiXTERiM u. MooREX, D. C. II, S. i58. — Series pastorum Dülkensium in P. Ropertz,
Quellen und Beiträge zur Geschichte der Benediktinerabtei München-Gladbach S. i57.
Die Beziehungen der Abtei Gladbach zur Pfarre Dülken ebenda S. 32 7.
Handschriftl. Qu. Chronik von Heinrich Dyckmans. — Kopialbuch des
Notars Wilhelm Stade: Urkunden \-on i352 an mit Ausführungen über das Ver-
hältnis der Pfarre zur Abtei Gladbach, geschrieben 1 594 — 1 598. — Extractus docu-
mentorum, welche in der alten Kamp in der Pfarrkirche zu Dülken bewahrlich auf-
behalten sind, de anno i693. — Specificatio utensilium prout et consecratorum altarium
parrochialis ecclesiae s. Udalrici in Dülken, genaues Inventar vom J. 1 698. — Renten-
buch der Vicarie s. Crucis. Sämtlich im Pfarrarchiv zu Dülken. Über die vor-
handenen Urkunden besteht ein altes Verzeichnis von i693 (Urk. Nr. 47 des Archivs,
Verzeichnis derer Briefschaften, welche in der alten Kamp in den Kirchen zu Dülken
bewahret werden, aus Commission dess wohl ehrwürdigen Herrn Augustini Lefebue
Landdechandten und pastoris revidiert amio i693), ein neueres von H. Dyckmans.
Kirchenrechnungen vom J. i57 2 an. Rentenbuch der Vicarie s. Catharinae im Besitze
des Herrn Decker in Dülken. — Die oben S. i4 angeführte Designatio ecclesiarum
von Fr. Joannes Numerich in den Farragines des Gelenius IX, fol. 33o (Köln, Stadt
archiv). — Designatio sacrarum reliquiarum, quae in ecclesia christianitatis Suchtelensis
asservantur, exhibita rev. d. vicario in spiritualibus generali Joanni Gelenio per Fr.
|o.\XNEM Numerich pastorem in Boisheim decanum Suchtelensem mense Augusto
Anno 1627 ebenda IX, fol. 332.
Geschichte. Eine Kirche bestand in Dülken bereits Ii35, in welchem Jahre der Gladbacher
Erster Bau. j^y^^ Walter dem neuseirründeten Nonnenkloster Neuwerk einen Teil des Zehnten
überträgt (Lacomblet, UB. I, Nr. 3 20); die parochiani de Dülken werden 4o Jahre
später in einer Urkunde des Dülkener Stadtarchivs genannt (Ropertz, Quellen und
Beiträge S. 200, vgl. Norrenberg a. a. O. S. 12, Anm. 3); I243 wird der erste Pfarrer
von Dülken erwähnt (Eckertz u. Roever, Die Benediktinerabtei München-Gladbach,
Köln i853, S. i54), von hier aus wird I245 das Hospital zu Neu.ss gestiftet (Ann.
h. V. N. XXXV, S. 62). Der Turm der älteren Kirche diente zugleich als Wacht- und
Wehrturm und war als solcher von Herzog Walram von Limburg errichtet worden.
In der Sühne der Gräfin Richardis vcni Jülich und ihrer Söhne mit dem Kölner Erz-
bischof Sigfrid von Westerburg vom i4. Oktober 12 79 heisst es: Item dux Limburgensis
deponet munitionem turris ecclesie de Dulkene, quam ipse et sui officiati fecerunt
(Lacomblet, UB. II, Nr. 73o).
Am 16. März i352 ward auf den Antrag des Abtes Wilhelm von Uranien die
Pfarrkirche der Benediktinerabtei München-Gladbach inkorporiert (Lacomblet, UB.
III, Nr. 5o9. — Joannes Wilmius, Narratio rerum Kempensium, Handschrift im Pfarr-
archiv zu Kempen S. i7. Vgl. auch Binterim u. Mooren, E. K. I, S. 25o. — D. C.
II, S. 2 29. — Ropertz, Quellen und Beiträge S. 2 7o. — Kopie der Revision der
gleichzeitigen Kirchenrevenüen im Index litterarum des Gladbacher Klosterarchivs
im Düsseldorfer Staatsarchiv).
Zweiter Bau. Dic jetzige Kirchc, auf einer kleinen natürlichen Anhöhe inmitten des Ortes,
also wohl auf dem Platze der alten Kirchc gelegen, befand sich schon i453 im Bau
(Vermächtnis von 4o oberländ. rhein. (julden für den Bau der Kirche von i453 im
Pfarrarrhivj und ist am weissen Sonntag (29. März) des J. i478 eingeweiht. Nach einem
Abla.ssVjrief (Orig. im Pfarrarchiv, Urk. Nr. i), den der Weihbischof Heinrich von Köln
am 5. April i478 der Kirche, quo per nos consecrata existit, ausstellte, war diese
32
DULKEN.
5S
den Hfiligcn Komclius und Ulrich geweiht. Die Auw hmü» kun^ hegann noch im Pfairwireb
seihen Jahre (Urk. Nr. 2 u. 3 im Pfarrarrhiv: Die Bischöfe Jak(»hu.s von TuÄculum und
Gwillermiis von Ostia gew.'ihren denen, die zur Au.sschmikkung der Kin he heitragci»,
einen hundertjährigen Ahlass). IniJ. i593 stürzte da.s Glockengewrijhe ein und niusstc
wiederhergestellt werden (Narhrieht in einer Urk. ül>er i\cn Verkauf der I{os|)italka|)cllc
Nom 3. l'"(i)r. \593). Im J. i723 ward die Kirche dun h einen Hrand bcsi-hildigl, der
l^---^
<
<
I
Kig. 13. DülWtn. rinirWir. I»- t ■.r.mJri»» und Quer»«:hnlll.
das Dach und die oIk-h- Ilalfle des Turnjes zcrslörle. ClKTlridion dir S»hililr-
rung im R. nthu. he .1. 1 Viearie S. Cauis (l'farrarrhiv): i7a3. |9. Junii. 4o domu» et
tm
mulla horr.a «um «•( » lesia parnnhiali et turri in rinerr» rotlatta. ila ul n-
ligni tarn turris ([uam ce« U-siae r«tnai»sil. Canjp.inae h.piif.i. lao sunt c» ••;
(onsumtum «st (üher denselhen Hrand Na«hii. ht in» Kentenluuh «Irr \
S. Calharinae). Der i'iirm ist \1 2') \>vu'\{s wi.-derliergeMellt; l7'>*> am ? Frhnwr »ml
die Turmhauhe dun h einen Orkan ahgewcht und er>l l8a7 wicnlrr .1. t iHruiwl
1875, S. 60).
3J
34 KREIS KEMPEN.
Pfnrrkirche. Die Kirchc ist dreischiffig mit grossem, das Mittelschiff fortsetzenden Chor und
Beschreibung, ^[j^^jyy Tumi xou quadratischem Grundriss in der Mitte der Westfac^ade. Die Hchte
Liino-e beträst 2S.3o m, tlie lichte Weite i5,5o m. Das Material ist stark verwitterter
Tufl'stein, an den Strebepfeilern und über den Fenstern, an den Aussenmauern schon
früher mit Backsteinen notdürftig ausgeflickt, der Turm besteht ganz aus Backstein
(^aus'm Werth, Bildnerei II, S. 2).
Turm. Der sich in vier Stockwerken aufbauende Turm ist mit einer Haube bedeckt,
die aus einer \-iereckigen Pyramide in eine achtseitige Spitze übergeht, an der Nord-
seite erhebt sich bis zur Höhe des dritten Stockwerkes das Treppenhaus in Gestalt
eines schmalen vorspringenden Pfeilers. Der Unterbau zeigt an der Westseite eine
durchgehende spitzbogige Blende, in welche unten die Turmthür, zugleich die Haupt-
pforte der Kirche, gleichfalls im Spitzbogen geschlossen, oben eine einfache Fenster-
öffnung von derselben Breite gebrochen ist. Im zweiten Stock zwei spitzbogige
Blenden ohne Masswerk und mit einfachster Profilierung, im dritten und vierten je
zwei Blenden, die durch einen mittleren Pfosten von Hausteinen, der in einfachstes
Masswerk ausläuft, getrennt werden.
Die Pultdächer der Seitenschiffe setzen hart unter dem unteren Rande des Sattel-
daches, welches das Mittelschiff bedeckt, an. Die Strebepfeiler sind dreimal abgetreppt,
die Mauer ist unter den Fensteröffnungen durch zwei horizontale Bänder verziert.
Auf dem Dache des Mittelschiffes über dem Choreingang ein einfacher Dachreiter.
Die Strebepfeiler des Chores krönten kleine stark verwitterte Sandsteinfiguren von
Hunden, welche einen Schild zwischen den Pfoten hielten. Reste davon im Pfarrgarten.
Inneres. Das Innere der Kirche ist von grosser Einfachheit. Die Turmhalle, die an
der Nordseite eine, an der Südseite zwei spitzbogige Blenden zeigt, ist durch ein
Kreuzgewölbe mit grossem offenen Mittelring geschlossen, dessen Rippen in den Ecken
auf kleinen Blattkonsolen aufsetzen.
Ein hoher Spitzbogen mit einer lichten Weite von 3,1 o m, durch ein modernes
Eisengitter abgeschlossen, führt nach dem Mittelschiff Es besteht aus vier recht-
winkeligen Jochen mit Kreuzgewcilben, die Non drei Paaren Rundsäulen getragen
werden, mit hohen achtseitigen Basen, auf einer viereckigen, durchaus nicht vor-
springenden Plinthe ruhend. Das erste und das vierte Joch ist zur Zeit durch ein
Tonnengewölbe ersetzt worden. Die Rippen der Gewölbe des Mittelschiffes ruhen
vermittelst kleiner skulptierter Blattkapitäle auf kurzen Dreiviertelssciulen, die an dem
Übergang der Säulen in die einfach profilierten Arkadenbögen roh abgeschlagen sind.
Der Übergang erfolgt ohne jede Vermittelung durch ein eingefügtes Zierglied. Die
Nebenschiffe enthalten je vier Kreuzgewölbe, deren Rippen an den Säulen auf einer
einfachen fünfseitigen Konsole ruhen, während sie an den Aussenmauern vermittelst
skulptierter Blattkapitäle auf Dreiviertelssäulen aufsitzen, die in halber Höhe abbrechen,
mit einem Menschenkopf als Konsole, wo der Abschluss erhalten ist. Die Gliederung
der Seitenwände ist sehr einfach. Sic geschieht durch flache Pilaster, vor deren Mitte
die erwähnten Dreiviertelssäulchen treten. Die Fenster, im Spitzbogen geschlossen und
ohne Gliederung, nur mit abgeschrägten Gewänden und abfallenden Sohlbänken,
treten in die Mitte der so gebildeten vier Felder. Unter ihnen läuft eine horizon-
tale Lisene hin, unter die wieder eine im Flachbogen geschlossene Blende tritt. Nur
die westlichen Schmalseiten der Nebenschiffe zeigen je ein vermauertes Fenster mit
Mittelpfosten und Masswerk aus Fischblasenmotiven.
Neubau, Die Kirche wird gegenwärtig vf)n Osten her abgebrochen und durch einen
geräumigen Neubau von Heinrich Wiethase ersetzt, der in dem Chor, dem Querschifif
34
DULKEN.
35
und zwei Jochen des auf fünf S( liifTe berechneten I-anghauses bereits vollendet Ist. Pfarrkire
Die schwierige Aufgabe, die dur< h die Beschranktheit des zur Verfügung stehenden
Raumes gesrhaffcn war. hat (Um h den geradlinigen Abschiuss des Chores einr g«-niale
i.(isung gefunden; nach Norden tritt dem Quersrhifl'e, das auf ilieser Seite im Inncni
die Orgcllnihne birgt, ein reicher Portalbau vor.
Altüre, sämtlich neu. Aia»e
In der K»msekrati<»nsurkunde genannt der Horhaltar. Marienaltar, Kreuzalt;ir,
Katharinenaitar, Petrusaltar, Margarethenaltar, Jakobusaltar. Die Designatio pasto-
ratum in ducatu Juliae et Abmtium (Bixtkri.m u. .Moork.v. K. K. II. S. 53) nennt
ausserdem n«^)ch einen Sebastianusaltar.
Der Maricnaltar wurde i674 illuminiert von Meister /</// iK-m Maler 7-on
Diilkett (Rentenbrief der Pfarrei im Pfarrart hive), aber i792 mit einem neuen BiUlc
geschmückt, das sich notli im n<"irdlichen Querarm befindet und die Darbringiuig
Christi im Tempel darstellt in
fast leben.sgrossen Figuren; der
altcSimeon von beachtenswerter
Schiinheit in Haltung und Fal-
tenwurf, aber stark verwaschen
und beschädigt.
Der Katharinenaitar
stand an der Tistlichen Ab-
schlusswand des südlic hen Sei-
tenschifles und enthielt zwischen
zwei Barocksäulen ein gleich
grosses Cjemälde von l7l8 mit
einer Darstellung der Kreuz-
abnahme. Darüber eine kleinere
Anbetung der du i K<">nige. die
letztere noch erhalten in der
Taufkapellc-. Die Anlipendien
der beiden All.'ire trugen auf
LeinwancI gt-malt einen ."Spruch mit dem ("hrniiikon i77l.
Im norillichen (Juerarm belindel sich, otlenbar von» gleichen Künstler, unlcn
A.\N«) i7i8 ('. c. !•". bezeichnet, eine Darstellung des Mahles Christi, xu th-sst-n Füsmmi
die grosse Sünderin kniet, bei den l'liaris,'lern. Kbeiula ein kleineres Hilil. Maria am
l''usse des Kreuzes, Anfang des iS. Jh., wertlos.
l)ic- im iMarrarchiv c-rhaltene Xeic hnung des alten Chores viun J. I6«J ^'«•l^t
den (hol dun h c anccili abgeschlossen, in denen sich rechts und links vom Krru/*
altar, der in der .Mitte vor dic-sen .Srhranken l;ig, je eine ThOr ölVnetr. Die alle
( )rgelbühne bef.ind sich im Wcsliii und erstreckte sich durch alle drei S« lulle.
Sakramentshäuschen von Sandstein hinter dem neuen IliMhalinr. RUtr und
zierliche Arbeit vom Knde des i 5. )h.. durch Blitz best h.ldigt und le-ie hl resklaurirrl. Zur
Seite des mit einem ( iitter ge.sci»lovse-nen ( iehäuses e'rlu'lMMi sieh reie I» priifilierte Säulen-
büiidcl. den oberen ;\bsc hhiss bildet ein F.selsrüc ken xwis« hen «wei Fialen. Don l'nler-
salz sc hmih kt. .ähnlich wie in Boisheim, eine Datxlellung ' "* ' ' '' " '**
rclief; Christus sitzt mit seinen Jüngern um die längliche sc' •>•
in dein liuciilar von 1698: In eadem ec t le*sia reperilin ai ,
aple e.xtruc tum pro absc ondendis et ree ondenelis lam iwuri» vjim« tiunin » Irtn»
Fig. 14. Dillken. Taurtlcin in Jei rheiLävhc.
35
36
KREIS KEMPEN.
breitrandigen Pilgerhut.
Pfarrkirche, pore belli. H(X- in tabernaculci est repositum argenteum ciborium cum Capsula argentea
corporali benedicto provisa, in qua s. cucharistia reservatur pro infirmis civitatensibus.
Dieses Ciborium ist dasselbe, welches noch jetzt für die Krankenprovisur in der Stadt
gebraucht wirtl.
T.iufstein. Taufstein in der Tauf kapeile (dem ersten Joche des nördlichen Seitenschiffes),
spätijothischc Arbeit aus dem Ende des i5. Jh., aus Sandstein, übermalt. Auf einer
quadratischen Plinthe erhebt sich ein achtseitiger Schaft mit dickem Knauf und kleiner
achtseitiger Kuppe, alles einfach profiliert. Der Messingaufsatz ist modern. Inventar
von i698: Item in fine ecclesiae reperitur fons baptismalis bene occlusus et obser-
vatus (Fig. i4).
Holzfiguren. Holzfigurcu in den Seitenschiffen : S. Jakobus und S. Antonius, um i5oo, mit
scharf ausgeprägten, harten Formen, Jakobus mit gutem bärtigen Kopf unter dem
Die Heiligen Sebastianus, Donatus,
Agatha, Cäcilia, Eligius, Severinus, ba-
rock, Ende des l7. Jh., mit weissem Öl-
farbenüberzug und leichter Vergoldung.
S. Barbara, barock, Ende des i7. Jh.,
mit alter Polychromierung.
Lebensgrosse Gruppe der h. Anna
mit Maria, um 1680 — i7oo, auf reich-
geschnitzter Rokokokonsole von braunem
Holz mit vergoldeten Zierraten im nörd-
lichen Seitenschiffe. Die Mutter Anna
als würdige Matrone, in der linken Hand
ein offenes Buch haltend, belehrt das
Kind Maria, das fromm die Hände über
die Brust kreuzend sich an sie schmiegt.
Sehr reich in der Gewandung, mit feinem
Motive im Faltenwurf durch das seitwärts
gestellte rechte Spielbein Annas, aber
etwas unruhig in der Gesamtwirkung.
Alte Polychromierung, die Gewänder
weiss mit goldenen Säumen.
Leuchter. M 6 ttcn 1 euch t er , spätgothisch, schmiedeeisern, auf drei Füssen, mit dreieckigem
Lichteraufsatz und Pult, in den einfachsten Formen, in der Tauf kapeile (Fig. 1 5 ergänzt).
Acht Wandleuchter, barock, von Messing, mit einfachen getriebenen Schildern.
Von verschwundenen Gegenständen erwähnt das Inventar von i698 noch:
Item a latere summi altaris reperitur magnum confessionale et in choro repe-
riuntur sex stalla spectantia ad dom. pastorem, sacellanum et tres beneficiatos vicarios
et custodem. Item reperiuntur sedilia pro magistratu et consulibus, item receptaculum
pro expositis reliquiis. Ausserdem genannt: In medio choro pendula lampas, retro
summum altare Organum (vgl. Dyckmans, Chronik S. i9), tres coronae ex cupro, pen-
dula statua b. Virginis in medio navis ecclesiae.
Holzfiguren. In dcr Sakristei: Holzstatuette der Madonna, 36 cm hoch, Anfang des
i5. Jh.: Maria, mit offenem reichen Haar, das unter dem Stirnreif auf die Seite ge-
strichen auf die schmalen abfallenden Schultern herabsinkt, hält mit beiden Armen
das völlig bekleidete Kind, das in einem Buche liest. Die Gewandung zeigt reichen,
leicht eckigen Faltenwurf mit grossen Motiven. Die Rückseite ist flach behandelt.
Fig. 15. Dülken. Meltenleuchter in der Pfarrkirche.
36
DÜLKEN.
37
Hulzfigur des h. Cornelius, des Tatrons der Kirche, nur während der
Oktave in der Kin he aufgestellt, in ein Drittel-LebensgMsM-, gute aber charakt«r! —
neu poly< liroinierte Arbeit der I. H. des i6. Jh. mit spit/.«-rn Oesirht und s« hniai>-ti
S< hultern.
Wasserkanne in (jelbguss aus dem i7. Jh.. bau« higer Kexsel mit zwt-i AusHu-vs-
rühren, in rohe Kiipfe endigend, mit haii)rundem Hi-nkel, an dessen Enden sieh ruhe
m<liinli«h(^ Köpfe behnden. Ganz ühniiehe Kessel, wahrseheinlieh aus derseU>en Fabrik
stammend, in einer grossen Zahl von Kirchen des Niederrheins, so zu Winnekend«)nk,
Twisteden, Leuth, Kevelaer. Die krugartige bauchige F"orm komnU zuerst an einem
Weilikessel des l6. Jh. in S. Cunibert zu K<>ln vor (Fr. Boc k, Das heilige K<>ln
Taf. XIII, 48).
Monstranz, spütgothisch, aus vergoldetem Silber, zur Seite des Glasgehauses
mit den Figuren der Patrone Ulrich und Cornelius, über der Kuppel mit der Figur
der Madonna in Silber geschmückt. Erwähnt im Inventar vim l698: monstrantia
deaurata et debite ornata, (juae reposita est in sununo altari in tabenificulo deaurato
(das letztere nicht mehr erhalten).
Ciborium, in Rokokoformen. \on Silber, innen vergoldet, inschriftlich von i793
Kasel mit aufgenähten Streifen, i. H. des i6. Jh. Der Lüngsstreifen iler \'order-
seite zeigt eine Kolner Borde mit den zweimal wiederkehrenden Namen in gothLschen
Minuskeln: jhksus, m.vri.v; das Kreuz der Rückseite enthalt die Darstellung Christi
am Kreuze, über ihm Gottvater in Wolken, um ihn vier Engel, in Kelchen d.'is Blut
auffangend, am Fusse des Kreuzes die zusammenbrechentle Maria, von Johannes
gestützt. Am unteren Rande erscheint tue Ilalbfigur einer anbetentlen weiblichen
Gestalt, wahrst heinlich der (jeberin. Die Figuren sind rot «-ingefa.vst. nur tlie Kopfe
in Applikation lu-rgestellt. Der C]rund zeigt reiche plastisch wirkende Stickerei mit
Gtjidnulen in Cberfangsti« ii.
Kasel mit aufgen.'lhten Streifen, i. 11. des l6. Jh. In «lern Kreuz der Rückseite
ein in der Mitt<' <lurchgczogcner Balken, von dem nach beiden Seiten Ranken mit
fein stilisii-rten Blüten ausg«'hen; die Cirunilformen der Blüten bilden Fuchsien uml
Glockenblumen. In der Mitte Christus am Kreuz, am F'usse ein Wap|K*n. Auf der
Vorderseite ein L.'lngsstreifen mit dems«'ll)en ( )rnament. D.izu gehörig und gleichzeitig
zwei Dalmatiken mit aufgen.'lhten Streifen aus Kölner Borde.
(blocken. Auf jeder wiederholt sich die Inschrift: ALEXIfS PETIT EN llENKUis
SEYNEN zooN hkhhkn .\ii( h (.e(K)ten anno i78o.
Ausserdem tr.'lgt tlie grösstc ilie Inschriften: l) aVres DVM soxItans TANGO
Cor (;r.\tIa tanclvi- C<)i:Lk.stIs (jVae Vos In pIa Vota trahat (i78o>. a) ixxtR
MKYN GELKUl) MOKK IK HKKKNNl MKN <i<)HSI)IKNST KN MET I.EVEN'iFNI).
Die mittlere: oValso VDaI.rICVs sIt nosikr I\'(ils aMICVs (i78o>.
Die kleinste: La\'Dis DonaiI RE.st)No, o\l i\I.«.\ra pfI-Lat. PRtiTrr.AT
InDIükn'as pR()si:LVr()S(.)iiK sImi'L (i78o).
Im D.nliKiter zwei kleine (ilo«ken. Die grössere mit den IiiMhnflcn:
l) JACÜU CLÄREN IN KOI.N GOSS MK II ANNO l785. i) AD LAUHEM Dtl
Die klein.-re milden Inschriften: l) IksVs MarIa Ioskph HAS aeDk-s (. rVCe
sI(;natas iVLiiVRi; prothiant (i774). 2) ai.fxiis pktit mk kkmt.
Eine KRFr/KArKI.I.E und eine M arim k apelle bef.indrn sich au^M-rh.ilb
der Stadt. Beide werden in dem Inventar von l698 genannt: Extra oppitlum -»unl
duo s.u eli.i «•( ( lesiae parro« hi.ili incorporata. uH>ote s. Crucis et ». VirgintM M.irur, in
(|uibus reperiuntur duo alt^iria cum portatilibus cunvenientcr «»mala. Dir rr>.tcrr, »rhon
Pfarrkif
Gcf»k
37
38 KREIS KEMPEN.
Kreiij. i45o in der Stiftung Arnold Gruitcrs erwähnt (Norrenberg a. a. O. S. 88), wurde
kapeile. ^.^^^^ ^^^g ,^^^ uiugebaut (Ablassbrief des Weilibischofs Heinrich \on Köln von i478
für die, qui pro aedificatione domus sanctae crucis extra portam laboraverint) und am
28. Juni i5oo von dem Generalvikar Theodoricus, Bischof von Cyrene, geweiht (Urk.
im Pfarrarchiv Nr. 6). Sie lag ,baussen an der Steinenportzen', i838 abgebrochen.
Erste Die jNIARIEN KAPELLE ,vor der Lindenportzen' wird schon in einer Rent-
kaVcHe! vcrsclireibung von i42 2 erwähnt; im Hessenkriege ist sie ,in undergangk kommen
und gantz ruinirt', ward aber wieder aufgebaut und erst i847 abgebrochen.
Zweite Eine ZWEITE INIARIEN KAPELLE lag am Ende des Pastoratsgartens auf der
k.nVeHe. Klostergasse. Sie wurde 1625 gegründet (Gelenius, Farragines IX, fol. 33o), i734 im
Achteck erneuert mit Schieferdach und kleinem Dachreiter, der eine Schelle barg mit
der Inschrift: bartholomaeus cunder goss mich i76o. In einer Nische im Innern
HüLzhgur. befand sich hinter einem Gitter vom J. i 763 eine Holzstatuette der Madonna,
welche nach dem Abbruch der Kapelle in der neuen von Wiethase erbauten Marien-
kapelle auf dem Altar ihren Platz fand. Gute Arbeit des i5. Jh., 9o cm hoch, poly-
chromiert. Der runde Kopf mit sehr schmalem Gesichtchen, weichen Wangen, aber
energisch modelliertem Kinnbuckel, wird von reichen offenen Haaren umgeben, die
unter der Stirne hervorquellen und auf die schmalen Schultern herabfallen. Die
Rechte hält das Szepter, die Linke ist halb erhoben.
Pfarrhaus. PFARRHAUS (vgl. Nrh. G. n, S. 56. — Norrenberg a.a.O. S.9i. — Binterim
u. Mooren, E. K. II, S. 53). Der alte ,Widdenhof' lag mit der Fronte nach der
Kirche zu, mehrere Stufen führten zu der Erhöhung empor, auf der die Kirche
errichtet war; 1668 wurde der zweite, i863 der dritte Neul)au aufgeführt.
HoUfigur. In der Pfarre eine kleine 3o cm hohe Mariastatuette (Holz), neu poly-
chromierte gute Arbeit des i5.Jh. Die Mutter mit Krone, in reicher Gewandung, das
Kind halbnackt, spielend, in der linken Hand eine Traube haltend. Ebendort die
Halbfigur des h. Cornelius aus Eichenholz, handwerk.smässige Arbeit vom 16. Jh.
Kreuzherren. KREUZHERRENKLOSTER. H an d s ch r i f 1 1. Qu. 46 Urk. von i479 — 1766,
k 1 o s t e r.
Akten über die Güter vom iS.Jh. an, darunter Grenzabsteckung des Klosterhofes
i7o8 — i7i5 im Staatsarchiv zu Düsseldorf (Dülken, Kanonie, R i).
Das Kloster wurde i479 vom Grafen Vincenz von Mors errichtet (Joannes
WiLMius, Narratio rerum Kempensium, Handschrift im Pfarrarchiv zu Kempen p. 57:
i479 Vincentius comes a Mors et Sawerden monasterium Cruciferorum Dulkenae ....
abbatis Gladbacensis d. Wilhelmi Roever venia, cui parrochiae cura commissa erat,
fundavit et fere indotatum reliquit, cui comiti Dulkensis civitas subiecta erat) mit
Erlaubnis des Dülkener Pastors (Fahne, Cod. dipl. gentis Bocholtanae Nr. 59, S. 78.
— Geleniu.s, Farragines VIII, fol. 397) und des Generalvikars des Kölner Erzbischofs
Ruprecht. Die Klosterkirche ward schon i49i eingeweiht. Das Konsekrations-
instrument (Dokumentenbuch des Klosters im Pfarrarchiv) nennt fünf Altäre, der Liber
procurationum et petiti(jnum archidiaconi Xantensis (Binterim u. Mooren, E. K. II,
S. 2o) nur einen. Der Bau des Konventes, der gleichzeitig in Angriff genommen war,
ist schon am 1 2. Juli i496 durch einen fürchteriichen Orkan zerstört worden (Doku-
mentenbuch: i496 in profesto s. Margarethae circa sextam horam vespertinam repente
a septentrione orta est terribilis tempestas cum terribili tonitruo, quod aliquot ecclesias
et turres evertit, horrea et aedificia prostravit, arbores radicitus evulsit, ubi et nova
domas Crucigerorum funditus corruit), so dass ein Neubau notwendig wurde. Die
französische Regierung schenkte Terrain und Gebäude der Gemeinde, die es zu
Vikarieen und einer Elementarschule umgestaltete. Die Kirche brannte i872 ab.
38
DÜLKEN — GREFRATH. 39
STADTBEFESTIGUNGEX. Die- ganze Stadt war Kiule des i4.Jh. mit B..
ciiur Kiii<,Miiau(r iiiiif^fhcii wtjrdcn, aus ilcr runde, na« h innen olTene Türme vor- '*"'"■
sprangin (Nokkkniu-.k«; a. a. ( ). S. 64) ; \valirs( lieinli« h rührt der Au>l*au der Bof. --ti-
gung von Graf Friedrich \im Moers her. Die Stadt wirtl schon l4o5 als tirmata \iii.i
genannt (Lacomulet, UB. IV, Nr. 36). Die drei Tlir»re, die Lindenpfortc, die Steinen-
pforte und die Brink- oder Bruchpforte waren dureh Ciraben, Wall, Mauern und
rallisadcn verbunden. Zwi.sehcn den Thoren befanden sie h mehrere Tünne, l568 zwölf,
i6o9 .s( hon neun/.elin. Krhalten ist von den Türmen nur ein einziger, der Cjefangencn-
turm, von der Ringmauer sleiien nur Reste im Südwesten und Südosten der Wall-
strasse. Tünne wie Mauer bestanden aus Bac ksteinen.
RATHAUS, einfaclier Bau des i.S. Jh. Die Hausthür zeigt zierliche Rokoko- Raihai
fülkiiigcn mit Muse lu Iniotiw n, darüber ein Fenster mit geschwungenem sehmie«le-
eiscrnen Gitter. An den Thüren und Treppen im Hausilur gleichfalls hülische
Rukokoornamente.
Im Rathause: Tri ii kliecher von Messing, bei den SchüfTensitzungen gebraucht, Tfiakt»cci
mit dem eingravierten Wappen von Dülken (Lc'iwe einen Turm in ilen I'ranken hal-
tcncl) und der Inschrift: 1662 i. c.
.Stad tsiegc'l voi\ .Sillier, milleist eines Scharniers an c-inem .\nhiinger l>efej»ligt, Su4liai«|
mil dem Wappen der Slaell und tlc-r Jaiireszaii! l634.
i'R I \' AT HÄUSER. Backsteinbauten mil abgetreppten Gieln-In und verzierten Pri»«i
Fü.senankern, Lange Stras.se 10 1. io3.
Backsteinbau mit geschweifte-m Giebel von i752, Blauensteinstrassc l5.
In dem Hause Fe ke der Gasstrasse und Langen Stra.sse in viereckiger Nische Skaiptw
unter Cilas eine gute gothische Pieta des i5. Jh., aus Holz, neu polvc hromiert. in halber
Lebensgrc")sse. Maria mit Selileiertuch um das Kinn und einer Art Benediktinerinnen-
haube li.'ilt den Leie linam ilires Soiines e|uer auf dein Sc ho.ss, mit ihrer Linken er-
greift sie C'iiristi Linke, des.sen Rechte schlaff herabhängt. Die nackten Fonnen sind
hart und eckig wiedergegeben.
.\ii der abgeschrägten Ecke der Pfarrhofsmauer nach der Mo.seLstnisse zu in
einer Nische eine kleine rohe Holzfigur, Maria nut Kinil. ilürflige |)o|yclin»miertc
Arbeil des 16. lli. auf .Samlsteinkttnsole.
(;ri:fraiii.
I'F.\RR Kl R( HK (bis. Laure utii m.j. P. NoRRKsnERr,. Geschichte der Herr- pr»rikit<
lic hkeil (irefralh. Beitrage zur Lokalgese hie hte des Niech-rrheins, IV, Viersen lSS5 —
Über die Pfaire- vgl. Xrh. G. 1882, S. 56. — Fr. Ni;i IEMIELM. (iesthichle der S huirn
im .ilteii Ibrzoglum (icldern S. 7oo.
1 1 .iiiilsi hriftl. (^)u. Kcntbüclur und .\mtsret hnungen di> Amtes Krirkenbrt.k
im l'idvinziakirchiv zu Arnheim.
Eine Kirche zu CJrefrath wird bereits ')H ciwahnt ^IJlNrtRlM u. M»H»Kr.x. G*^h.
K. K I. S. 253. - Faiisi:. Die Dvnasten von Bocholt/ I. S. a8n. In den J ii77
und I2i9 wird sie in \'eTbinclung mit tier .\btei Kn«*« li'-'- •'■ " •■••> -ix'» •'• < iVif^«
Honorius 111. iie-bst amlerc-n (iute-in auch den Besitz, von •
de Grcvcnroile . . . ccclesiam cum pertinenliis suis ccjulirnumuH. Au» dem CharluLir
39
4o
KREIS KEMPEN.
Beschreibung.
Turm.
Pf.-.rrkirche. aer Abtoi im Staatsarchiv zu Düsseldorf, p. 9). Da in der ii55 von Friedrich I. aus-
gestellten Bestätigungsurkunde der Knechtstedener Besitzungen Grefrath noch nicht
genannt ist ^Lac-omblet, UB. I, Nr. 384), so fällt der Erwerb dieses Patronates zwischen
IT 53 und I2i9. Das letztere Jahr giebt eine Handhabe für die Datierung des ältesten
Bauteiles. Die ältere Grefrather Kirche war \crmutlich eine Gründung des Geschlechtes
vtm Greverode, das um die gleiche Zeit urkundlich zuerst auftritt (Lacomblet, U B.
II, Nr. 96), und das einen Zweig der grossen Familie von Wachtendonk und Krieken-
beck bildete (nach Ausweis des Wappens bei Fahne, Geschichte der Grafen, jetzigen
Fürsten zu Salm - Reifferscheid, Köln i858, II, S. i92). In dem Kampfe zwischen
Herzog Adolf von Jülich-Berg und Graf Arnold von Egmond ward Grefrath i424 von
den Jülichern überfallen und niedergebrannt (Norrenbercj a. a. O. S. 26). Wahr-
scheinlich verbrannte damals auch die Kirche, von der nur der Turm stehen blieb —
denn der Neubau von Schiff und Chor stammen aus der Mitte des i5. Jh. Der
Brand des Dorfes während des Hessenkrieges im J. i642 Hess die Kirche unversehrt
(E. VON Schaumburg, Ann. h. V. N. XXXVIII, S. 72. — Nettesheim, Geschichte
der Stadt Geldern S. 4i6. — Eingabe der Landstände an den Generalgouverneur im
Gräflich Hoensbroech sehen Archiv zu Schloss Haag).
Dreischiffiger gothischer Bau mit östlichem Chor von der Breite des Mittel-
Schiffes, anstossender Sakristei und in die Mitte der Westfa^ade eingebautem Turm.
Der Turm stammt allein noch von der älteren Kirche, deren Erbauung kurz
vor I2i9 fällt. Er erhebt sich in vier Stockwerken und besteht aus Tuffsteinquadern,
nur die Einfassung des Portals und die Säulen der Fenster im oberen Stockwerk
sind aus Hausteinen gefertigt. Das Westportal ist im Rundbogen geschlossen und
zeigt in den Gewänden je eine freistehende Rundsäule auf Basis mit Eckblatt und
mit einfachem Würfelkapitäl, die sich über dem Kämpfer in einem Rundstab fortsetzt.
Das Tympanon ist durch einen einfachen Sturz geschlossen und ohne jede Verzierung.
An den Nord- und Südseiten des unteren Stocks zeigt der Turm nach den anstossen-
den Jochen der Seitenschiffe zu eine Verzierung durch Rundbogenfries. Dieser bildet
auch das Verzierungsmotiv für die drei oberen Stockwerke, im zweiten und vierten
Geschoss ist er durch eine mittlere Lisene unterbrochen. Die Glockenstube hat
einfache, romanische, gekuppelte Fenster, die trennende Mittelsäule zeigt einfaches
Würfelkapitäl mit Kämpfer.
Das Mittelschiff und das nördliche Seitenschiff sind beide gleich hoch und aus
Tuffstein aufgemauert, das rechte Seitenschiff ist bedeutend niedriger, die dadurch ent-
standenen Felder der Scheidemauern über den Arkaden sind mit modernen Wand-
malereien geschmückt. Die Stützen sind Säulen, nur die beiden östlichen achtseitige
Pfeiler. Die Rippen der Kreuzgew(")lbe setzen an den Säulen und Pfeilern auf ein-
fachen Kämpfergesimsen auf, welche durch vier übereinander vorgekragte Platten
gebildet werden, in dem nördlichen Seitenschiffe auf einer herabgeführten Dreiviertels-
säule, im südlichen auf zwei Dreiviertelssäulen, die zur Seite eines Pilasters treten, der
sich in einem das Seitenschiff überspannenden Quergurt fortsetzt. Im nördlichen
Seitenschiff zweiachsige Fenster mit sauberem gothischen Masswerk. Im Chor setzen
die Rippen ebenso wie im nördlichen Seitenschiff auf Dreiviertelssäulen auf.
Altäre sämtlich neu.
Holzfigur einer thronenden Maria im südlichen Seitenschiff auf gothischem
Unterbau, gute neu polychromierte Arbeit der i. H. des i5. Jh. Auf einem hohen, mit
einem E.selsrücken und zwei Fialen abgeschlossenen Thron sitzt Maria steif en face,
die langen Locken, die das feine Antlitz umrahmen, unter der Krone an den Schläfen
Altare.
Madonnenbild.
4o
CREFRATH - HÜLS.
4l
zurüc kgestrirlien, mit Ihn hrr Rrust und s< htnalcn S« Imltcrn, das Szepter in der Rwhtcn. Pf»rri
Auf ilirrni linken Knie steht im lanpen Hemd« hcn das Kin<l, mit der reihten Han<l
(las Kitin (l<-r Mutter liebkosend.
Kino Reihe messingener Wandlcuch ttr mit getriebenen S< hijclen aus der Ufchtt
2. II. des l8. Jh.
Vor dem südli( hcn Nehensehiff befindet si( h eine, jetzt restaurierte, uiit einem
Kreuzgewölbe überdeckte kleine Vurhallr. an ihrer südlii hen Aussenwand in einer
Ni.sche eine ganz ruhe Kreuzigungsgruppe aus dem Anfang des l8. Jh. HoUftgor
Auf dem Kir« hlmf einige IIa« he schmiedeeiserne G ra bk reuze in guter S hmietie- «irabkr«
techiiik aus dem Anfang des iS. Jh.
KANON I KENSTI FT. ImJ. ii77 überweist Or.'lfin .Meidis v..n M.ilba« h K.ooo.k
zum Seelenheile ihres Gatten, des Grafen Albert, die Kirche zu (Jrefrath zur (Jrümhing *"'*'
eines Kanoniken- Kollegiums und schenkt dazu Hofe in den Kirch.spielen ( irefrath
und Niirvenich, zu Poll, Lutlendurf, Dernau und ( )berwinter (L.\< omhi.et, U B. I,
Nr. 462). Ks ist zweifelhaft, oi) die Stiftung zur Ausführung gekonunen (XoRRENnERti
a. a. O. S. l5), bauliche Reste liegen nicht vor. Hintkki.m u. .Moorkx, K. K. I, S. 87
berichten von einer Pjnweiliung der Kin he im J. llS5, verwei hseln aber d;is (Jrefrath
im Kreise Kempen mit dem gleii hnamigeii < )rte im Kreise Neuss. Auch die aus dem
gleiclien Jahre stammenden Berichte über \\'under in einer Kirche zu (irevennle
(Aeg. Gelemus, Vinde.x libertatis ecciesiasticae et s. Martyr Engelbertus archiepis4-opus
( oloniensis, Ki'Ün i633, p. 265) beziehen si( h auf das Neasser Grefrath (vgl. darUlK-r
Kremek, Akad. Beitrage III, S. 58). Au< h von der schon ijSo erwähnten « uria.
(|ue di( itur Byrkc (Lacomblet, U B. II, Nr. 358), die noeh jetzt in den» Hirkhof im
Kirchspiel Grefrath fortbesteht, haben sich keinerlei iUtere Baulichkeiten erhalten.
HÜLS.
Hkr.m.wn Keussen, Geschichtliche Rüikblicke auf tlie nflchste L'm.
Crefelds, Crefeld i867. — Ders., Der Hülserberg unti seine Umgebung. CrefcKi i5a<.
Über dir I'farre: Nrh. G. 1880, S. 32; i884, S. 63.
II andschriftl. (Ju. Kurze Gemeiiulechronik im Bürgermeisterei.imt (Acta
Fach G, C'onv. i). — Designatio ecciesiarum in distrit tu christianitatis Suchtclonsi»
in d«ii Farragines des Gelenmi^s IX, fo|. 33o (Köln, Stadtarcluv).
Fragment ties alten I.agi'rbuches aul Papier mit Nachrichten von lSa8 an, gr-
.srhriebeii 1 600 I.ilier aiiniversariorum et redituum pastoralium sub manu r. il.
Wii.uKi.Mi Di: Ulis (|uoi)d.iiii pastoris in Hüls « irca a. i5o7 «'l sul) manu r. d. IIksrK'I
L()i;s(ii;Ns tiita a. 1 58o pastoris cons« riplus — beide im TLirrar« hiv.
Ansii hteii. 1. Kopie einer Ansicht des ( )rtes aus thr \'ogel|M'rs|H"klivc in der
.\rl einer Kaite mit genauer .\ngabe der I.okalit.lten aus der I. H. tics l6. Jh. im
Bürgermeisteramt: Abri.ss des Fletkens Hüls, wie auch der Burg, wie es dainahb \\»r
3 4oo Jahren g«baut worden.
2. Stich Von Fr. HoüLniu K<i l583. tlie Bel.igerung von lUils* ilai^lellmd
Nr. 239, Nr. 625 des ganzen Werkes nach dem \'erzeichnis von F. MfLLiR im
Navorscher 1860, p. 21).
3. Stich von i642; Conllictus intcr l.aml>oiano> et GallovimarirnM^ ,\bbilduni:?
des Trellens zwisi hen ihr Kaiserjit lien und Wcimari.H» h-fratu«>kiMl»en Ann-
41
42 KREIS KEMPEN.
1 7. Jan. 1 642, wiedergegeben in: Schauplatz des gegenwärtigen Kriegs durch accurate
Plans von tlen wichtigsten Bataillen und Belagerungen, Nürnberg i758, II, zu pl. 26.
Zuijleich erschienen als Beilage zum Crefelder Geschäfts- und Unterhaltungsblatt i758.
Zur Ergänzung heranzuziehen der Plan ,de slacht geshiet by Hückelsmey' im Besitz
des G\-nniasiums zu Kempen und der Plan im Theatrum Eurupaeum IV, p. 818.
4. Stich von Wenceslaus Hollar, darstellend die Belagerung von Hüls i645
(Vgl. |. |. INIerlo, Wenceslaus Hollar und sein Aufenthalt zu Köln in den J. i632 bis
i636: Ann. h.V. N. XXXIII, S. i7o. — G. Parthey, Wenzel Hollar, Beschreibendes
Verzeichnis seiner Kupferstiche, Berlin i853, 8. 11 5, Nr. 556).
Pf.irrkirche. PFARRKIRCHE (tit. s. Cyriaci m.). Bartels, Vorträge über die sinnbild-
liche Bedeutunir der christlichen Kirchen und ihrer Bauformen. Mit besonderer
Beziehung auf die neue Pfarrkirche zu Hüls. Hüls i872.
Geschichte. Die Geschiclite der Kirche ist mit der Geschichte des Geschlechtes von Hüls
eng verknüpft, die erste kirchliche iVnlage war ein Oratorium in Castro Hüls (Binterim
u. Mooren, E. K. I, S. 2 So). Der Ort erscheint zum ersten Male im J. 1 144 (Binterim
u. Mooren, D. C. I, S. I25). Im J. 11 88 wird zuerst das Geschlecht de Hulsa genannt
(Binterim u. Mooren, D. C. I, S. i57 — Lacomblet, UB. I, Nr. 5i4), dessen Glieder
1242 (Binterim u. Mooren, D. C. II, S. 27) als milites erscheinen.
Eine Kirche bestand in Hüls bereits I2 25 : in diesem Jahre ist Rudolphus sacerdos
de Hülse Zeuge in einer Kölner Urkunde (Binterim u. Mooren, D. C. I, S. 186).
Der zwischen 1258 und I29i abgefasste Liber procurationum et petitionum archi-
diaconi Xantensis l)erichtet: Hülse filia ex Kempen, ecclesia s. Cyriaci, habet com-
municantes 7oo. De Hüls armigeri praesentant. Praepositus Xantensis instituit. Rector
habet partem decimarum (Binterim u. Mooren, E. K. II, S. i9); i37i wird bereits
ein pastor ecclesiae in Hüls genannt (Urkundensammlung des Protonotars Jansen im
PfiLrrarchi\- zu Kempen p. i3).
Die zweite Kirche wurde am 4. April i434 eingeweiht (Binterim u. Mooren,
D. C. II, S. 339; vgl. Nrh. G. 1880, S. 32). J. Wilmius, Narratio rerum Kempensium
(Pfarrarchiv zu Kempen) p. 29, berichtet: i434 ecclesia parrochialis in Hüls ipsa
dominica, qua cantatur Quasi modo geniti infantes, consecrata est a Wilhelmo Dei
gratia episcopo Albicastrensi, suffraganeo et vicario generali Theodorici archiepiscopi.
Nach einer Eintragung im Lagerbuche p. 2S wurde die dedicatio ecclesiae indessen
am ersten Sonntag des September gefeiert. Der Turm stürzte, vermutlich infolge der
Drangsale, die der Ort nach der Schlacht auf der S. Tönishaide erlitten hatte (E. von
Schaumburg, Die Schlacht auf der S. Tönishaide am i7. Jan. i642: Ann. h.V. N.
XXXVIII, S. 5o) ein, 1660 erteilte Kurfürst Max Heinrich die Erlaubnis, 25 Morgen
Gemeindeland zur Wiederherstellung der Pfarrkirche zu veräussern (Gemeindechronik),
1662 war der Turm noch nicht vollendet (Lentzen, Heimat i875, S. 4o).
Schon während des Truchsessischen Krieges wurde die Kirche i583 ausgeplündert
und ihrer Schätze beraubt. Die Belagerten rissen die Heiligenbilder aus der Kirche,
banden sie auf ein lahmes Pferd und trieben dies dem feindlichen Lager zu (Eyzinger,
Der historischen Relationen erster Teil, Ausgabe von i592, S. 28. — Isselt, De hello
Coloniensi, Köln l584, p. 4ii).
Deschreibung. Die jctzt durch einen geräumigen Neubau von Heinrich Wiethase ersetzte Kirche
(Fig. 16) war von besonderem Interesse durch ihren eigentümlichen Grundriss. Die
vier Joche des Mittelschiffes I waren von ungleicher Länge, die Seitenschiff joche setzten
sich ganz unregelmässig an das Mittelschiff" an. Auffallend klein war der nur aus einem
Schlussjoch bestehende Chor II. Die Pfeilerbündel, bestehend aus einem Kern, vier
42
HÜLS,
43
alten und vier junf,Mn r)i<nst<ii, /.eisten den Kinlliiss Xantens. Südli« h des Tumu-s III prarrk!r<
lag (in rcrlitwinkrligtr Anbau \', tl<r im untt-rt-n Kaunie das Sprit/.i-nhaas, im ( »U-r-
gcs( lioss die Schule entliirlt. Nordlii h stiess an das S«-Mti-ns(hirt' rin zweisti'x kigi-r
Kapelk-nlKiu IV, dessen (Jbergcsdioss als Betraum für die Nonnen diente und durch
einen oflenen (Jang iiiil der nordristlit h von der Kirche gelegenen Klüse VI (s. u.)
verbunden war. Südlich von dein Kirchhof lag die Küsterei VII, westlii li das alte
Gastiiaus zur K-.m \III. \c.m ehr Kirche ist nur der Turm stehen geMieln-n, der
jedcjch einen neuen Mantel erhallen hat.
Fig. 16. lliiU. Grunclr!» der P&rrkirch«.
Alt. 'Ire modern. Auf dem Josephsaltar im sOHlichrn Seitenschifl tlrri hand*
wcrksm.'lssige und wertlose Kiguren, in Kinhall>leben>gri'»vse, dick mit (»ICi!..- nln».
strichcti. aus der 2. II. des i7. Jh.: S.Joseph, S. Cvriakus. S. Joliann vim N
ersten iniden aus Hol/, die letztere aus Thon.
l>i' larraglnes des ( Iivl-ENll'S IX. fol. 393. nennen \ier AUarr. geweiht tlrn
Heiligen Cvriakus, Sehastianus, Antonius uml der h. Jungfrau. In den Familirn|
<li r Familie Klockner (im Besitz des Herrn V. A. KKwkncr in Kempen IK loi. lüi
wird unter di-m ]. l6o4 noch ein S. I.iki»l»sallar erwähnt.
S.i k ra men tsli.'l uschen. gute gothisc he Arbc-it in Siindstein ms .If» \!iii.- A, >
l5. Jh., hinter dein ;\ltar eingemauert. Da-» re» l«twmkiline. mit v-
eisernen Gitter verschlossene Gehäuse, von gut prohlierlen rfeilcm n
"Ukr
4.?
44
KREIS KEMPEN.
Gemälde.
Gefässe.
Pfarrkirche, sich iiacli obcii iu Fialen fortsetzen; den Abschluss bildet ein Eselsrücken unter ihm
INIasswerk mit Fischblasenmoti\en.
Kaiuei. Kanzel, plumpe Barockarbeit des i7.Jh., teilweise erneuert.
Orgel. Orgelkasten von i784, einfaches geschnitztes Holzgehäuse mit geschwungenen
Rokükoguirlanden.
Skulpturen. Holzfigur dcs sitzcudeu Christus, nur mit einem Schurz bekleidet, der
Körper eckig, die Arme dürr, in der Rechten die Rute, mit gut behandeltem Haar
und Bart, Arbeit des i6. Jh.
Pieta aus Holz, polychromierte wertlose Arbeit des i7. Jh., in der Vorhalle.
In der Sakristei : Vlämisches Gemälde
des i7. Jh. mit der Darstellung der Ent-
hauptung Johannes des Täufers.
Silbernes Reliquiar in Kreuzform, 3i
cm hoch, Anfang des iS. Jh. Der Fuss mit
einfacher sechsblätteriger Rose, der Rand
durchbrochen, die Kreuzarme um das Mittel-
medaillon mit Krabben besetzt.
Reliquiar aus Silber, 28 cm hoch, i5. Jh.,
auf sechsseitigem Fuss, ein cylindrisches Glas-
gehäuse mit Zinnenkrönung, über der sich
eine Turmspitze erhebt.
Trinkbecher, aus Messing getrieben,
2 1 cm hoch, niederrheinische Arbeit aus den
letzten Jahrzehnten des 16. Jh., mit vorzüg-
lichen Renaissancemotiven, der Mantel in
drei ziemlich symmetrisch behandelte Teile
zerlegt, deren Mittelfeld eine Früchtegruppe
zeigt (Fig. i7).
Monstranz, hoch 68 cm, von i698, mit
herzförmigem Gehäuse, aus getriebenem Sil-
ber, zum Teil vergoldet, mit den Figuren
Gottvaters und Marias, zur Seite je ein
rauchfassschwingender Engel.
Leuchter von i7o6 in getriebenem
Silber.
Monstranz von i75o mit getriebenem
Fuss, das Gehäuse herzförmig, mit den ge-
triebenen Figuren Gottvaters und der Heiligen Cyriacus und Antonius, ohne Wert.
Rokokokelch mit reichen, getriebenen Ornamenten von i787.
Zwei weitere Kelche auf sehr breiten Füssen, mit getriebenen Rokoko-
omamenten bedeckt.
Gewänder. Chormantel des 16. Jh. mit Granatapfelmuster in reichem Blätterkranze, grünes
Dessin auf grauem Grunde mit Goldfäden in Überfangstich.
Eine Kasel und zwei Levitenröcke aus Rips mit reicher Seidenstickerei des 18. Jh.
Glocken. Glocken. Die grösste mit der Inschrift: s. cyriaco servio de illustratibus
ET GENEROSIS DOMINIS ET COMMUNITATE HULSEN.SIUM REPARATA ANNO l647. PETRUS
HEMOXY .ME FECIT. Darunter ein sehr fein modellierter Fries mit reichem Renaissance-
omament in leichtem, gefälligem Relief. Über den Guss vgl. Lentzen, Heimat i875, S.4o.
Fig. 17. Hüls. Trinkbecher in der Pfarrkirche.
44
HÜLS.
45
Cicilic
klotiri
kircbi
Ccackicki
Die mittlere modern. Die kleinste mit den Bildern der Heiliycii Evrardas und PUrtkltt
Nikolaus und unleserlicher, sclilei lit j^eformter Inschrift vom Ende des |4. Jh.
F. K. VON Mr;f<i.\f;, Ges( :hi( hte der Hurgen, Rittergüter, Ahteien und Klr>.stcr in den
Kheiulanden, Köln i833, VII, S. 55, erw.'lhnt die (irabsteinc des 1622 den l9. April
verstorbenen Engelbert von Eyl, Herrn zu (iastendunck und seiner 16 18 den 2. Mnrz
verstorbenen (iattin Elisabetha geb. ob dem Berge — beide nicht mehr vorhanden.
CÄCI LI EN KLOSTER KIRCHE. Ilandsc hriftl. Qu. Im StaaLsanhiv
zu Düsseldorf: i67 Urk. (64 Urig.) von i378 — i75i. — Kopiar, begonnen i545,
Il9 Blatter (B. 9i). — Anniversar des Olcilienklosters, Kalendarium und Xekn .l.^gium
mit Flintragungen vom 16. Jh. an (A. i45). — Memorienbuch des CflcilienkMnvenLs
von 1666 (A. i79).
Das Kloster wurde l468 gestiftet und v. im K«>lner Erzbi.sihnf Rupert bestätigt
(J. WiL.Mil'.s, Narratio rcrum Kempensium p. 4o: i468 sub Rupert«» arehiepbicopo
Coloniensi fundatum est monasterium Hül.sense S. Caeciliae C'onvcnt dictum ab eoque
archiepi.sropo confirmatum. Die Urk. bei Bintkrim u. Moorks, D. C. II, S. 4i3).
Einsrhiffiger spätgiithistluT Bau mit vier Kreuzgewrilbeii und rinem Stemgew'.UM' Hei.htf
im Clior, die stliarf pmlilicrten Ri])i)en setzen auf kurzen Dreivifrtel.s,s,'lulen auf, die
mit einer Konsole abs( hlicsscn. An die Westseite stösst eine quadratische niedrige
\'orhallc. Die Kirche enthalt nixh ihre ganze reiche, einheitlich thircligc-führtc
Barockausstattung von i7i3 — 1736, die besonders in der Orgelbühne ein künstlerisches
En.semble gewahrt.
Das Datum der Vollendung giebt die Inschrift mit dem Chronostichon:
sf.ftIis In DIk C.vxT.MiliA'R
tIhI Dr.o .sVpkr IVDRI.v
IVstIciae tV.vk. ex ps.m.m. 118 {i736).
ll(i( hallar, barocker grosser Aufbau vnn i652 (Kopiar B. 9 ad ann. l652). Das
Mittelbild, eine schlechte freie Kopie der /\'///>*7/jr sc hen Kreuzabnalune. umgeU-n rcchl.«i
und links Je zwei gewundene Säulen, die einen geschweiften. durchbr«K-henen Gicl)cl
tragen. Über den Thüren rechts und links hc'ilzenie Baldachine, auf der Evanpelicn-
seite mit der Figur des h. Antonius, auf der Epistelseite mit dc-r des h Fran/.i>ku.s.
Ni'irdlic her .Seitenaltar mit Figur der Madonna.
Südlicher Seitcnaltar mit Figur des h. Joseph, beides einfache B;iriK.-k>
arbeiten mmm .\nfang des 18. Jh.
Kanzel mit l-rcitreppe, das (Jeh.'luse wie das Treppengeländer mit reichen
barocken Schnitzereien bcdeikt.
Die ( )rgc-lbüh ne, die zugleich als .S.'lngcTbühnc- und I !••» h* Imr lür die .^» huotorn Orc«iuiM
dient, füllt die beiden wcsllie lun Joe he der Kirche und ruht auf Rundpfeileni mit
brcitauslacle-nden Kampicrkapit.'llen. die geclrüc kte. mit weivMii Stuc kornamenten Utlet kte
Krc-uzgew«'ilbe tragen. Dc-n Abs« hluss n.ic h Osi«-n zu bildet eine Balustrade in rrichcr
H«»lzschnitzerei, die rechts und links v«in dci ehe Mitte einnehmenden Orjjrl je vier
l'elcler zeigt, in ihrem unteren Teil mit EngeUkc'ipfc lien in Basrelief, im olnTen, «wei
Drittel der ll,'i<h«- einnehmenden Teil mit dure hbr«H henen AralK~sken. die xu^lei« h
ein (iittii ersetzen und de 11 Durchblick auf den Hochaltar gestatten. Der OrccI-
kästen steht auf einem hohen Aufs.dz. der nach ( Kle-n neun Felder in drn Krihrn
aufwc-ist, deren untere mit F.ngeKkopfc lu-n. die beiden oberen mit .KraU-^ken in \\i\s-
relief gese hmüi kt sind: das Hauptmotiv des ( »rn.imenles bildet hier wie an der Tri-
büne ein üppiges, gewiuulenes. entartete'S AkanthusblatI mit starken Stielen. Da»
Material ist i>raungebeizle8 Eiche-nholz.
All««.
KbbmI.
45
46 KREIS KEMPEN.
Pfarrkirche. All dcr Nonl- undSüdscite auf der Orgelbühne die Chorstühle, aul jeder
Chorstühle, g^^i^g 7^^.pi Reihen, mit reicher Rückwand und hohen Armlehnen. Die Füllung der
Rückwand ist flach und zeigt nur oben zierlich geschnitzte Rokokoornamente, als Kon-
solenstützen der Klappsitze dienen Engelsköipfchen. Die Wandverkleidung setzt sich
an der Westseite als Einrahmung der Thür fort, zu deren Seiten zurückgeschlagene
^^^rhänge in Holzschnitzerei nachgeahmt sind — ein wenig gelungenes, in den
Falten erstarrt und steif wirkendes Motiv — , die Krönung bildet eine Uhr, mit der
Jahreszahl i7i3. Über der Thür an der Südwand die Zahl i739.
Skulpturen. Holzfigur der h. Cäcilia, lebensgrosse Arbeit des i8. Jh., mit weisser Ölfarbe
übermalt, in der rechten Hand die Palme, in der linken die Orgel.
Kleine Holzfigur Marias, i8. Jh.
Gemälde. In der Vorhalle einige Ölbilder: dürftige Kopie einer Beweinung des Leich-
nams Christi aus der Schule va7i Dycks; der Jesusknabe mit dem kleinen Johannes
in offener Landschaft spielend, wertloses holländisches Bild des i7. Jh.
Grabstein. Im Chor Grabstein aus Namurer Granit, in der Mitte Medaillon mit Vierpass,
darin ein Kelch. Darunter die Inschrift: dominus goeitfridus then buysschen
DE KEMPE PASTOR HUius CONVENTUS i342. Auf derselben Platte später eingemeisselt:
AXXO ^^IDCLXXVIII 3. NOVEMBRIS OBIIT ADMIRANDUS ET RELIGIOSISSIMUS DOMINUS
PATER FRATER JOANNES CONRAD JVIRSENSIS ORDINIS TERTIARIARUM PER PROVINCIAM
RHENANAM QUONDAM PROVINCIALIS DIGNISSIMUS NEC NON QUINQUAGENARIUS PATER
COXFESSARIUS AC RESTAURATOR HUIUS CONVENTUS VIGILENTISSIMUS. REQUIESCAT
IX FACE. AMEN".
Messingplatte. Unter der westlichen Säulenreihe der Eingang zur Gruft, bedeckt mit einer
grossen Messingplatte, deren obere Hälfte in reliefierten Buchstaben — der Grund
ist au.sgehoben — die Inschrift trägt: sepultura religiosarum tertiae regulae
B. FRANZISCI CONVENTUS s. CAECILIAE, Während die untere Hälfte einen Totenkopf
zeigt mit der Unterschrift: requiescant in face.
Kloster v.d. KLOSTER VON DER VERKÜNDIGUNG MARIA. H. Keussen,
^Ma"r'ia.'^' Das Kloster von der Verkündigung Maria in Hüls: Heimat i876, S. 79.
Handschriftl. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: i84Urk. von i324 — i7o6.
-^ Akten von i657 an.
Das Kloster, das im Gegensatz zu dem Cäcilienkonvent die Klause hiess, wurde
l398 von Gertrud von Limburs: und Ottilie von Goch o;estiftet. Das nord()Stlich von
der Kirche gelegene Hauptgebäude (VI in Fig. i6) ist zum Teil abgerissen, nur die
Wirtschaftsgebäude sind erhalten.
Kapelle. KAPELLE nordr)stlich von Hüls, halbwegs nach Tönisberg, kleiner Ziegelbau
von i695, mit gutem schmiedeeisernen Kreuz über dem Portal imd der Inschrift auf
dem Holzbaiken der inneren Thür: i695 ist diese capel zu ehren der h. drev-
faltigkeitt und mariae gebautt. he opffert danckopffer und bittet im
nahmen jesus und maria die flnad desz h. geistes, ohn die gnad kan kein
gudtes werck verreicht werden und kein sunder bekert werden, mirackell.
Re- BEFESTIGUNGEN. Der Ort wurde im Truchses.sischen Kriege vom Grafen
'Adolf von Moers und Neuenar aufs sUirkstc befestigt und diente bei dem Treffen am
i7. Nov. i583 der Truchsessischen Partei gegen den Kurfürsten Ernst von Bayern als
Stützpunkt (H. S. von Aepex, Geschichte des fränkischen Rheinufers I, S. 73. —
Fr. Nettesheim, Beiträge zur Geschichte des ehemaligen Amtes Kempen: Heimat
i876, S. I. — Keussen, Der Hülserberg S. 3i. — J. H. Hennes, Der Kampf um das
46
HÜLS.
47
Erzstift K<)Iii zur Zeit des Kurfürsten GeMianI Trucliscss uiul Rrast von Baieni, K«j|n B«.
t878, S. I i7. — E. PoDi.ix H, (jcschirhte der Erzdiörese Köln. Mainz i879, S. 4o7. — '••"«"■•
Lkntzex, Die Pfarrgemeinde S. Tonis S. 53). Am 27. August 1621 ward ck-r Ort v..in
Manjuis Sjjinola besetzt (handschriftlit he Notizen des I'asli.rs Pktkcs Faukitr-s
zu Fisclu'ln).
Die aus dem 16. Jh. stammende Ansieht des Ortes im Hürgcrmeistereiamt zeigt
keine hohen Aussenmauem, sondern nur einen inneren Ring um den Kirchhof, der
demnach wohl als Reduit zu dienen hatte, au.sserdem vier Thore, die Brück-Pnrt,
die Port nach Briicker Ilofcn, die Miill»r-Port, die Port nach der Moi-rsstrasse. Es Ist
demnach anzunehmen, chi.ss vor l583 kein Mauerring bestand. Die Abliildung von
l642 (s. o. Ansichten Nr. 3) zeigt dagegen den Ort rings mit Mauern umgebm und
mit vier kleinen Rundtürmen befestigt. Reste haben si< h nicht erhalten.
BURC} HÜLS. Jos. Str.vxge, Beitrage zur Genealogie der adeligen Gc- Bur«.
schlccliter, K<)In 1S66, III, S. 34, — Keu.ssex, Der Hülserberg S. 35.
Ein Rittersitz bestand in Hüls st hrm im 12. ]h. Im i 5. Jh., innerhalb der ersten c«Mhicl>i
grossen und schöpferischen Periode des
Backsteinbaus am Niederrhein, scheint
ein Neubau stattgefunden zu haben. Die
Burg stellte einen umfangreiclicii K>>iii-
ple.x mit drei Türmen dar (Gemeinde-
chronik im Bürgermeistereiamt). Die Ab-
biltlung auf der ültesten Ansicht Nr. I
(Fig. 18) zeigt in der Mitte einen vier-
eckigen Bergfried mit vierseitigem Pvra-
midendac h, reclits daneben den zwei-
stöckigen Palas, links die Schlosskapelle.
\'.'n\ /.wiiui IidIh rTurm ist in den Mauer-
ring hineingezf»gen, neben dem H;iupt-
tlior liegt ein Wirtschaftsgebäude.
In den (. i583 und i584 ward die
Burg, die mmh ( Irafen von Moers niu befestigt worden, wiederholt btsth--- •" uml
erstürmt. Im Ile.ssenkriege l64o i642 wurde das liniere dun li die len
Truppen verwüstet (Tiieatrum Europ.ieuni 1\. p. Si9). i673 und l689 endlich Ffucr
in tlif lUng gelegt, die seil diesc-r Zeit in Trünunc-rn liegt. Die Farn»j»im*s de*
(iKi.KNiiis berichten: llum Im um natur.i satis forteni tem]M>re belli contra (iebhnnluni
Truc hsesium a|)ostatanj gc-sti comes Alpeiisis ad infestanilos Kempens«»s vallo «-t militari
praesidio nuinivit. Supren\um dominium tc-mporale est ele«toris Colonien ' mi-
iioiiuii I lulsc iisiiMii liiica exlinc ta, miiioiis iuiisdii tionis pars ad «.■•••;'■- \. . .. um-h
clevoluta est, c|ui iiilcgi.im plateam dominantur, arcis et allodialiuni li' - inli-r n«»n
minus cpiam chiodec im ecpiites <livis.i. cpii per ocrononunn arcfin regunt. »\"gl Mate-
rialien zur Moerser (leschichte; Heimat lK78, S. ao.)
I'.rhalteii siml iiiii dii K« ste zweier rechtwinkelig an«inander>li»!wrn«ler Maiion» au«
Bac kstein und das Fragment eines Turmes mit «juadratischen» Grundriv. xuiMhen GrAltcii
hinter der alten Kaplanei, An der nach de in Ort /u ' n Mauer iM tint'iral»- o
stein eingcin.uiert mit dein Wappen der Hae-s und der In •; IM J Mk ' v-^ii-i» iiikiv
l563 \-\-\- DIN 26. Ulli IST e IIKIsniLlI eiEMeiKlUS l>KK H»HI Hit-
IKo.MMIK (a)|)TII\KI»r HAIS. HIRK AV lUM-S/ VSti W.M.HKt K. SKISKS AI.TKKH IM 7a
l'ND IN IHM im; 46. JAIK cdlNI llias KKIIKN «iKI.H'T. I»>VS SKKI. tit>TT «iSAI»T. AUlS.
Fig. 18. Burg liül« mich einer /«ichnunc Jr« <'• '^
47
48 KREIS KEMPEN.
KALDENKIRCHEN.
Kurze Stadtgeschichte von A. Fahne bei O. von Mülmann, Statistik des Regie-
runosbezirks Düsseldorf S. 42 9. — L. Henrichs, Geschichte der Herrhchkeit Leuth,
Kempen i8S5, S. i5, 37, 66, i48, i7i, 2i3, 294. — A.Schmitz, Medizinische Topo-
graphie des Schwahii- und Nettegebietes, Viersen i87i, S. 6i.
Handschriftl. Qu. Kurze Ortschronik im Stadtarchiv von Bürgermeister
Delhees, i863.
Pläne. Pläne: Karte des Ortes aus dem J. i795, von Matthias Ewalds gefertigt,
mit Angabe der IMauern und Wälle und der fünf Bastionen zur Flankenbestreichung.
Eine zweite Karte von i8i5. Ölbild mit Darstellung der alten Kirche von Karl
Seibcis in der Sammlung des Herrn Rennefeld in Kaldenkirchen.
Römische RÖMISCHE FUNDE. Von der römischen Heerstrasse zwischen Köln und
Xanten zweigt sich bei Venlo eine Seitenstrasse ab, die über Kaldenkirchen nach
Neuss führt. Ein zweiter Strassenarm, der nach J. Schneider (Neue Forschungen über
die Rf'mierstrassen zwischen Maas und Rhein: B. J. LXXHI, S. 4. — Neue Forschungen
über die Rcmierstrassen auf der linken Rheinseite: B. J. LXXXI, S. 2. — Die alten
Heer- und Handelswege der Germanen, Römer und Franken V, S. i8; VH, S. 7) von
Kaldenkirchen über Brüggen und Niederkrüchten nach Asbeck führte, ist nicht genügend
bezeugt : zwischen Niederkrüchten und Kaldenkirchen ist kein Strassenrest nachweisbar,
römische Fundstätten sind — und zwar seitab von der Strassenlinie — erst von Nieder-
krüchten an bekannt.
Katholische K AT H O LIS C H E P FA R R K I R C H E. Die Kirche wird urkundlich zuerst
1* f 3 rrWirchc»
1272 erwähnt. Sie war .später zugleich Klosterkirche des 1628 von Herzog Wolfgang
Geschichte. WjU^elm voii JüUcli gegi'üudeten Brigittenkonvents, der aus einem Mönchs- und einem
Nonnenkloster bestand und erst unter Napoleon aufgehoben wurde. Der Prior des
Klosters war zugleich Pfarrer. Der jetzige Bau stammt aus der 2. H. des i5. Jh. (De-
signatio pastoratuum in ducatu Juliae et Montium bei Binterim u. Mooren, E. K. H,
S. 57) und ward wahrscheinlich nach der Verwüstung des Landes durch Karl den
Kühnen i473 (L. J. E. Keuller, Geschiedenis en beschryving van Venloo, Venlo i843,
p. 34) neu erbaut. Im J. i543 hatte der Ort durch das auf der Haide von Venlo
lagernde 4oooo Mann starke Heer Karls V. zu leiden (H. Adrianus van Meerbeeck,
Chronycke van de gansche werelt ende sonderlinghe van de seventhien Nederlanden
van den tyd des keizers Caroli V. af MD tot het jaer onses Heeren MDCXX p. i3i.
— Geldenisches Wochenblatt i832, Nr. 29).
Beschreibung Drciscliiffiger gotliischcr Bau mit einer lichten Länge von 26,20 m, einer lichten
Weite von 18,60 m. Das Material ist Backstein, nur am Turm wechselt er bis zur
halben Höhe mit Bändern von Tuffstein.
Der Turm III enthält im ersten Stockwerk über dem durch einen horizontalen
Sturz geschlossenen Portal ein Fenster mit einfachem Masswerk. Im zweiten und
dritten Geschoss befinden sich zwei einfache spitzbogige Blenden, die des dritten
Stockwerkes zweiaxig mit stark verwittertem Masswerk. An der Südseite ein Treppen-
turm in Gestalt eines rechtwinkeligen Pfeilers mit abgefa.ssten Kanten. Den Helm
bildet eine vierseitige Pyramide, die in eine achtseitige Spitze übergeführt ist.
Die vier Pfeiler des Mittelschiffes I haben im Grundriss die Gestalt von zwei
durcheinandergescliobenen Rechtecken mit abgeschrägten Kanten und vier Ecksäulchen,
48
KAr.r)KNKIRCIIKN
49
die Kreii/<(f\vi'ill)c im Mittrlsc hill wie in den IjcIiIcu niedrigeren NebenstliifTen zeigen Pfarrkif
hnitr Gurte und .s( liiiiaU- S( liarf proHliirte I)ia<;<inalri|>|>en. I)«t ("ln»r II • ' ' am
AliS( liluss und an d«T südlichen Liln^swand je drei Fenster mit alffriiligen .>• iiuMiiLen
(das letzte der Südseite vermauert). I)ie Kippen setzen sieli im ClioralTM lilitss in
DreiviertelssJiuN lien fort, im Clmrliause sind diese über den Cliorstülilen in liallH-r
II<>lie al)<;es( lilaj^en. Das l65o umjjfebaute m'irdlielie Seitensihill (die Jahresz;ilil in
Kisenankern an der Aussenseitc) hat die doppelte Breite des süilliehen und lialle
Ixi der Anlage drei ruMdbo<;ij^e Fenster erhalten. Krst in neuerer Zeit sind iliesc
dun h si)itzlii);^ii5e Fenster ersetzt worden ( Fii;. l9).
Hixiiaitar. banx ker Holzaufliau um l7oo. Das Mittel) »ild st«-llt di«* Anln-tung Ali
der Hirten dar; iiber der Mitteli;ruppe ersi heint (j<>tt\attr. d«r Himmel •"•nnet sieli,
und aus (hu Wolken seliwebt eine Schar jul)ilierend«r Kn<;el nietler. Der olM-re Auf-
satz enthält zwisi lu ii je zwei gi-wundenen .Säulen das lüld iler in Wolken thronenden
Maria. Als Absehluss iibir dem durehbroc lu-nen (iiebel dient die (jestalt Christi mit
üfnltfHf
Fig. 19. KaMi-iikirrlicn. nriinilrN« «Irr Vnih. I'frtrtkiri-hc.
Sze|)trr und F.rdkuixel. Iber d«ii Tliinen auf der Kvanpeliensj-ite m. i>. ■l\el»n»mierte
li l)cns;,'rosse Fij^ur des li. Clemens, auf tier F.|)islelseite die des h. .\u^ustinus.
Nördli» lnr Seitenaltar mit i,'uter polyehrouiierter Marorklij-ur der Ma»lt»nn.» in
»ler milth-ren Nis« he uml dem von zwei Hri^itttnnonnen verehrten Kruzilixus im Aut
Siidli« her Seitenallai mit wtrtlosi-r Kreuzij;un;'sj;rupp<'; beitie All.Tre Rlenh-
zeiti;^ mit dem I h lehalt.ir.
Die aus dem i^. |h. slammen<l«- Desij^natio pastoratuum m »U»« .ilu I i
Montuun (r.iMikiM u. .Mooui n, Iv K II, S. $1 ) erw.'lhnt nelun dem Ki. .•/... ...i
einen Kalhariiienaltar.
Sakr.imentshäus. h.n im Chor an die Mauer pelelml. mh OIhtm hmierte Vi
Ailuil v..m h.iide des i7. Jh. Ober «hin mitth-ren verfilterten (lehauHf x^i-hen
zwei .Säulen die Darstellung dt i (»phrunn Isaak< in ^a^relief. in dem halbtmiden
Abs. hluss zwei KnK«l. ein Tälelehen halt.iul. Cnterhalb »W-^ C.ehnu l «Um h
Konsole, die eine mod«rnc- I |«rz-|esu-.M.itue tränt, verde« kt. ein «wi-iles K« tu l : Abra-
ham iiiil Isaak zur ( )|>rerstätte wandernd.
( horstühle mit Klappsitzen, n.iii/ einfache nartMkarl»oil"» ^"i» «^«'^^
( hji« Ibühn«- nnt einla« her jlrüslunn. die drei .S, luMe dun I.
loses \\«rk d«r Spälrenaivs;inre aus d«r Mitte «h> l7. Jh.. weiv» la« kiert. in •
Felder «lie Hiustbilder Christi uml der awöjl A|».»>tel einm-^'Ut. hamUrrk
«
49
«-«.
So KREIS KEMPEN.
rarrkir che. Ölbilder voiu Ende des i7.Jh. An der Brüstung in einem Medaillon die Inschrift:
Den Reichsgraff von Spee zu Altenhoff.
Becken. Taufbcckcn aus Messing getrieben von i793; auf dem Knauf des Deckels,
um den sich eine Schlange windet, die Darstellung der Taufe Christi tlurch Johannes
in gegossenen VoUfigurcn.
Weihwasserbecken in der Turmhalle von i7i7.
ioizfiguren. Zwei Holzfigurcu der h. Jungfrau und eines bärtigen Heiligen oder Apostels,
lebenssirosse Barockarbeiten mit sehr' reichem Faltenwurf von mässi<rer Sorgfalt in der
Ausführung, aber in Pose und Gewandung \'on einer gewissen künstlerischen Freiheit
und Ungezwungenheit.
Polychromierte Holzfiguren der Heiligen Lambcrtus, Joseph, Katharina, wert-
lose Barockarbeiten.
iasinnlereien. Reste vou Glasmalereien im nrirdlichen Seitenschiff mit Darstellung der
h. Brigitta, um i 7oo.
Gerässe. In der Sakristei: Silberne Monstranz auf reich getriebenem Fusse mit run-
dem, von einem Strahlenkranze umgebenen Gehäuse; unter diesem Maria mit dem
Kinde, zur Seite je ein Engel, darüber unter dem die Krönung l)ildendcn Baldachin
die Gestalt Gottvaters mit der Taube. Am Fusse die Zahl i663.
Silbernes Ciborium auf rundem Fuss mit vergoldeter Kuppe und geti'iebenem
Deckel.
Ovaler silberner Teller für zwei kleine Messkännchen. Die (h'ci genannten
Gefässe sind von ein und demselben Meister hergestellt und zeigen sämtlich das gleiche
Ornament in gut getriebener Arbeit, das aus Fruchtranken und Engelskr>pfchen be-
steht. Die Vertiefungen für die Pollen auf dem Teller enthalten die erste ein Wappen
mit nach links fliegendem Adler, mit einer Palme im Schnabel, darüfjer die Buchstaben
W K, die zweite eine längere Inschrift, die besagt, dass D. Wilhelmus Kramer Colo-
niensis, iurium candidatus, i667 den Teller gestiftet.
Zwei Rokokokrf)nen aus getriebenem Silber für Maria und den Jesusknaben.
Zwei Rokokokelche aus vergoldetem Silber mit grossen Füssen in getriebener Arbeit.
Eine Rokokomonstranz aus versilbertem und vergoldetem Kupfer, jetzt als Reli-
quiar dienend mit einer kleinen Reliquie des h. Clemens im Gehäuse.
Glocken. Glocken. Die grösste von i425 mit der Inschrift: anno domini mccccxxv
IN OCTOBRI FACTA EST HAEC CAMPANA QUAE VOCATUR MARIA A MAGISTRO GODEFRIDO
DE BINTUM (HINTUM?).
Die zweite von i426 mit der Inschrift: anno domini mccccxxvi in octava
PETRI ET PAULI APOSTOLORUM. SANCTA KATHARINA VOCOR ET SANCTA SUM.
Die kleinste i444 gegossen und 1816 umgeschmolzen.
Ehemaliges KLOSTERGEBÄUDE, jetzt Pfarrhaus und Kaplanei.
Die Designatio pastoratuum in ducätu Juliae et Montium (Binterim u. Mooren,
E. K. II, S. 57) berichtet über die ErVjauung: Ist dem Brigittiner convent daselbst
incor])orirt und ist der ])rior convcntus zugleich mit pastor. Reditus omnes sunt in-
corpf.rati a serenissimf) Wolfgang Wilhelm duce anno 1628, da dass kloster gebauet
ist. Die.selbe Jahreszahl in Eisenankern an der dem Pfarrhof zugewendeten Seite.
Die ganze Anlage besteht aus drei in derselben Flucht liegenden Baulichkeiten, die
mit ficr Pfarrkirche durch einen schmalen Trakt, der rechtwinkelig an die mittelste
ansetzt und in der Hauptaxe des Mittelschiffes liegt, verbunden sind. Die südliche
dieser drei Baulichkeiten, i663 errichtet, ist das heutige Pfarrhaus, das nur in dem
Umbau von i844 erhalten ist. Der mittlere Teil zeigt nach Westen noch drei spitz-
5c
Kir.
KEMPEN. 5 t
b(»<(igc Blciulcn zwisdien den wenig vorspringenden Strebepfeilern. Der nördliche Kio»t<
Teil endlidi ciithiilt die Kaplanei. Der Verbindungstrakt zeigt nach der Nordscite *•'•*"'
zu sieben Rundijogcnfenstcr, jetzt zum grossen Teil vermauert, von (h-neii zwei noch
in Backstein eine Entartung von sp.'itgothisc liem Masswerk enthalten (Fig. l9).
RVANGP:LISCHE KIRCIIK. F:ine (;es.hiihte der Kinhc cnthaUen in F.r.r
II. S. VAN Al.l'EX, Predigt zum huntlertjahrigen Jubelfeste der Einweiliung der evange-
lis( h-reforniic-rtcii Kin lic in l!ia( lit. Crefeld l799. J. .\. v. KK<Kl,lxr;n.\usEX, Refor-
mationsgeschichte dtr E.'indcr |iili( ii. Berg, Cleve, Mcurs, Ell>erfeld l8lS, I, S. 206.
Die erste Nachricht von einer reformierten Gemeinde in Kald<-nkin hen stammt aas
dem J. i577. Die alle Kin he brannte am .^i.nktnber i67o ab, der Neubau ward
i67 2 vollen(U-t.
Einfacher Saalliau aus Backstein mit gesc hweiftem (iiel^el in IIausteineinfas.sung
und neuem hriizerncii Dachreiter. Über der Thür auf einer ovalen Tafel in leii liter
C'artoucheneinrahnumg die Inschrift: soi.ii's i)i;i TRii'Nifs rii.oKi.xK ecc-i.F-SIAK IX
ms IOC IS KIIOK.MArAK < ONVKNTinUS SA( RIS AKDKS DKDK ATA ANNCI .MIM I. XXII.
KEMPI'N.
Ilriii IM tf:r S< noi.l.EN (Pseudonym für j. .Mooren), Über tlie pjitstehung der litt
.Stadt Kempen nebst einer kleinen Lokalchronik, K<'>ln 1S2J. - J. Mih)REX, Narh-
rii hten über Thomas a Kcni|)is nebst einem Anhange- von meistens noch ungedruckten
Urkunden, Crcreld iS55. Dazu Kurrespiindenzblatt des ( iesamtvereins der deuts« hrii
Gesi hii hts- und .Mtcrtunisvereiiie \', S. S4. H. S. van .\l.n:N, Geschichte des fr^n-
kisc hc-n Klieinufers, K<">ln 1S02, S. 73. — A. J. Dorsch, Statistic|ue du dc'-partemcnt tk*
la Koer, Kciln iSol, p. 74. !•". \(>n Ki:sroRii", Ti ip< igraphi.sch-Slatistisc l»e Bes«hri*i-
bung der Kl;!. I'nussisehen Kheinprovinzc-n, Berlin l83o. S. 544. Kurzer Abrivs der
Stadtgeschichte bei Orio v. Mri..MANN, Statistik des Kcgierungsbe/irks Dilvseld«>rf I.
S. 43o. ('.}. B«"n I« III K, Gc-rmania sacra, I.cip/ig iS74, I. S. 4i9. Peter .Av
Ki.«"»( KNi K, l.cben des Kempc-iier .\rztes und .\pt>ihekers Dr. ( >tto Ileinri« h Din« .«■ •-
berg, Kempc-n iSSS, mit zwei Anh.'lngen ziu Kempener Stadlges« hie hie.
(.)uedlen. Nic-clerrhc-inisches Gedicht didaktischen Inhalti>s IUkt Keni|M'n aus
dem i7. Jh.: .Nili. lS79, S. |37. Ein lateini.sehes (iedicht Über Keni|M-n U>i M\Rllxr>
IIenric.h'i/ a Sprevesdorik, ,\re hidiiieeeseos Goloniensis desc riptio lii.Htori«c>-n«M ■
Kr.ln i7lo, p. iiS. Kitte isc hall des .\mles Kempen in I.\« ci.mhi.kt, Archiv frtr du-
lleschic hlc- des Nic-derrhe-ins N. E. I. .S. 474. Kempener Chronik v«in» J. i<"
Heimat I.S76. S. 2o3; I.S77, S. 2. J. P. I.ent/EN. .Xus dem Tairebuc he de?. .'^ .. .
Heinrich Ric-dt zu .S. Hubeit. /ur Chronik von Kem|>en und .S. Ilubi-rt: Nfh i77S > 1.;
/ur .'lusseren und inneren Geschichte: Er. Neitesiieim. \ «ur
Gesc hi( hie der Stadt und des ehemaligen .\mlc"s Kem|)en von l58a— 1673: Heimat
1876, S. 1. I )ers., Berit hl über die Eroberung tier Stadl Kem|NMi |643: Heimat
1876. S. i39. Iber die- frühere .Siaellrc«gierung vgl. Ann. h. V. N. XX.WHI. S l57
J.Mooren, Gesc hie hlliches übc-r Kempen und C Nrh. I.S79, S. 61 . ■'
73, I 10. Ki.c'^c knir. Kempc-n beim Beginn cler U. MOii.iu..n: KmuH-ncr Ko .--
bl.ill iS8(>, Nr. 35 4o. N'^l. Inlellij>en/bl.ill für dc-n Kreis Kein|Hn und d. >s. n Cm-
gebung i836, Nr. 44 H. Kempciu-r Ptili/eietrdnung von l547: Heini.it 1
«•
5i
\rr»t
52
KREIS KEMPEN.
Lilteratiir.
Hand,
schriftl. Qu.
— Fr. Nettesheim, Geschichte der Scliulcn im alten Herzogtum Geldern, Düssel-
dorf i879, S. 3i6 ff. — H. Keussen, Materialien zur Geschichte des Kempener
Schulwesens: Heimat iS77. S. i7o, i74, i78, 182, i9o, i95, 201. — Schullchrer Peter
Louwart: Heimat l877, S. 79. — Schulordnung für das Gymnasium xon Kempen \-om
J. 1666: Heimat i877, S. 64. — L. Henrichs, Die Michaelsbruderschaft zu Kempen:
Nrh. i878, S. 21, 25. — Über Kempener Münzen: v. Ledebur, Allgemeines Archiv
für die Geschichtskunde des Preussischen Staates IX, S. 254.
Über die nächste Umgebung der Stadt: M. Buyx, Die untere Niers-
gegend und ihre Donken, Geldern i867, S. i7. — Ders., Topographische Mittheilungen:
Nrh. G. 1880. S. 36. — L. Henrichs, By sunter Cloas Boom: Nrh. G. 1880, S. 85. —
Ders., Eine Streitigkeit zwischen Kempen und AVachtendonk: Nrli. G. 1880, S. 7 7.
Zur Geschichte der gewerblichen Thätigkeit: SroRf K in den Bemer-
kuno-en der Ko-1. Pfälzischen phvs.-(")konomischen Gesellschaft von i775. — Beckmann,
Ökonom.-phys. Bibliothek VH, S. 42i. — Zurhoven u. Franz, Gedanken zur Auf-
nahme und Beförderung der Handlung und der damit in Verbindung stehenden
Gewerbe in den Kurkcilnischen Ländern, Köln i786, S. 4i.
Handschriftl. Qu. Im Stadtarchiv zu Kempen: Das rote Buch der Stadt
Kempen, 16 Pergamentblätter kl. fol. aus der Mitte des i5. Jh., bezeichnet: Liber
oppidi Kempen de diversis materiis, iuribus, consuetudinibus et statutis eiusdem.
Der I. Teil enthält an historischen Nachrichten in Nr. i die alte Grenze des Landes
Kempen, Nr. 4 des Erzbischofs von Köln Recht, Nr. i5 den Krieg zwischen Geldern
und Cleve; im 2. Teil Nr. 6 die Nachricht über die Residenzpflicht des Pfarrers bei
seiner Kirche (vgl. J. W. Brewer in der \'aterländischen Chronik der Kgl. Preussischen
Rheinprovinzen, Ki'>\n i835, I, S. 34i, 432; II, S. 5i i). — Das goldene Buch der Stadt
Kempen, i635 \'on Goerüt Kessel zusammengestellt, bezeichnet: Observata quaedam
concernentia der Landt-Rechnungh und dessen Anklebungen mit Stadtchronik am
Eingang. — Das Ratsbuch von 1602, i83 Blätter kl. fol., bezeichnet: Liber senatus
huius civitatis Kempensis. — Die Urkundenbestände des Archives (2000 Urk. von 1233
an, die älteste in deutscher Sprache von i374) .sind durch Hermann Keussen muster-
gültig inventarisiert. Stadtrechnungen von i653 ab, Ratsprotokolle von 1624 ab,
Bruderschaftsrechnungen mit der Mitte de.> i5.Jh. beginnend, Honschaftsrechnungen
von 1425 ab (Wd. Zs. I, S. 367).
Im Stadtarchiv zu Köln: Die Farragines der Gebrüder Gelenius aus Kempen,
des älteren Johannes (i585 — i63i) und des jüngeren Aegidius (i595 — 1656), enthalten
eine Reihe v<m Nachrichten zur Geschichte Kempens (vgl. L. Ennen in der Allgemeinen
deutschen Biographie VIII, S. 535. — Cardauns, Einleitung zu den Kölner Chroniken
in den deutschen St;idtechroniken XII, p. LXXXV. — S. De Greck, Leben und
Wirken von Aegidius Gelenius aus Kempen, Köln i835. — Franz X. v. Wegele,
Geschichte der deutschen Historiographie seit dem Auftreten des Humanismus,
Mündien i885, S. 4o8. — Nrh. G. i883, S. 9i. — Über die Farragines besonders
J. W. Brewer, Vaterländische Chronik der Kgl. Preussischen Rheinprovinzen I, S. 263.
^ Inhaltsverzei<-hnis zu den Farragines von Peter Fuchs in den Mittheilungen aus
dem Stadtarchiv von Kfiln IX, S. i4i). — Rentenverzeichnis der Kanonie Corpus
Chri.sti in Köln aus der 2. H. des 16. Jh. mit Nachrichten über die Besitzungen in
Kemjjc-n (L. KfjRrii in den Mittheilungen aus dem Stadtarchiv von K(")ln XV, S. 89).
Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Urkunden von i386 an und Akten des Fran-
ziskanessenkonvonts zu S. Anna, Akten zur Geschichte der Pfarrkirche (s. u.); vgl. Ilgen,
Kh'inisches Archiv, Ergänzungsheft II zur Wd. Zs. S. 88.
52
KKMI'KN.
53
Ansirhtcn u. IM.'inc. l. P'cder-
zci< limin;; auf einem eingehefteten
I3latt in den FarragiMes des AlXilDlUS
Gki.KXIUS X, f«il. (6 (K<iln. Stadt-
archiv): (he Stadt von dem \\';ill \. «r
dem Petersthor aus geselu-n, mit den
Namen der Hau|)tu;el).'iude (Fig. 20).
2. Adki.akus Kkk nifs. (nihi lii-
sc he C'liriinik, Leipzig 161 l. p. l.
3. Al)l>ildung (K's Slag l>ij IliikcN-
ni(\ , (lerS(hla<lit vom l 7. [anuar i642
/wisrhcii dem ( irafeii v<in (iuiliriant
und dein Orafen vi>n Laml)o\-. Mit
hollänchscher und fran/('>sisther Kr-
kl.'irung, gr. fol. In (Ur Satnmiung
A. VAN Sioi.K /u Rotterdam (F.
Mn.i.KK, Heretleneerde Besc hrijving
van Xederlandst he I listorie|)laten,
Amstenhim i863. I. j). 2611.
4. Stich von Amkmiam Air.KV
auf dem Titelblatt von Apologia iles
Hrzstiffts Collen wider lU'irgcrmeisti-
ren und Ralits do/en Haupt Statt
Colin, Honn i664.
5. S( hauplat/. des gi'gen\v;irtigen
Kriegs dun h ae«urale Tlans von diu
\vi( htigsten Hataillfi\ und Belagerun-
gen, Nürnberg l75S, II. laf. 2?.
G. Ansieht der Sladl \. .n Iv l<'i,v u.
I''. M. 1 lisi i:k in Sleindru« k von iS4o.
7. I.ilhographie \on W'i ni:K u.
I)i;( ki:ks in KTtln von iS5S mit An-
sicht der I'farrkirc he.
S. (Iruppenbild d«r wichtigsten
(ieb.'lude um I Srio \.>n |{. K MiM.
C KR MANISCH K F C N I ) K.
\'gl. .\ldekerk, S. Ilubeil und \Va« h-
tendoiik in den Kunsidenkm.ilein
des Kieises (leldern. In der N.'lhe
Von Kempen wurde eine bronzene
i leidvelk.uine mit engem Hals, s« hon
ges< hwung«'nem I b iikel imd schna-
bellt.rmigem .\u>guss gefunden ( K.
VON 'ri«"ti.rs( 11. l'"und>t.itistik tiet
vorromischen .Met.ill/.eit im Khein-
gebiete. StiHlgart I SH4. S. 64).
K \ rih >l Ix 11 !•, ri- AK K-
K I K( II l-, (tit. b. Mari.ie v.l. Fkan/
Astichim
>-
■i'/'
i
r'- " -S.
-<4-
■ Ml«., (k <
53
54
KREIS KEMPEN.
Pfarricirch.
LItteratur.
Geschichte.
, Bock, Die Restauration der Pfarrkirche zu Kempen: Kölner Domblatt i879, Nr. i67,
i68. — y. INIooREN, Nachrichten über Thomas a Kempis S. 2 5. — LoTZ, Kunst-
topographie Deutschlands I, S. 3 20. — L. Henrichs, Beiträge zur niederrheinischen
Kirchengeschichtc: Nrh. G. i884, S. 63. — Die Pfarrer von Kempen: Beiblatt zur
Kr>lnischen Zeitung 1824, 18. Juli. — Series pastorum Kempensium vom J. 1200 an
von Cornelius Kirchratii i798 zusammengestellt in Peter Ropertz, Quellen und
Beiträge zur Geschichte der Benediktinerabtei des h. Vitus in München -Gladbach,
Bonn i877, S. i59. — Die Beziehungen der Abtei Gladbach zu der Pfarre Kempen,
ebenda S. 32 3.
Handschrift!. Qu. Narratio historica rerum Kempensium rudi penecillo adum-
brata per r. d. Joannem Wilmium vicarium ac patria Kempensem etc. manuscriptis
illius excerpta a. r. p. Modesto Heiners ordinis fr. fr. minorum s. patris Francisci
conventualium patria itidem Kempensi i766. Papierhandschrift von 5o Blättern, i879
aus dem Besitz der Familie Ludowigs in das Pfarrarchiv übergegangen. Wichtige
Quelle für die Baugeschichte der kirchlichen Gebäude Kempens von Wilmius i655
(nach Gelenius, Farragines H, fol. 181) aus den Kirchenrechnungen zusammen-
gestellt (citiert: W). Von demselben Wilmius erwähnen Binterim^ u. Mooren, D. C.
I, S. 7o, und J. Mooren, Nachrichten über Thomas a Kempis S. 4, Anm. 5, zwei
andere INIanuskripte: Farragines rerum Kempensium und Libri IV rerum Kempensium,
die anscheinend nicht erhalten sind. — Liber variorum instrumentorum, testamen-
torum, beneficiorum, vicariarum, officiorum, fundationum et dotationum tarn ecclesiae
nostrae Kempensis quam vicinarum ecclesiarum rapsodiae et farraginis instar variarum
rerum Kempensium notitiam exhibens congestus et descriptus anno i74o a me Joan.
Arxoldo Jansen vicario s. Martini Kempensis (im Pfarrarchiv). Kopialbuch mit sorg-
fältigen notariell beglaubigten Urkundenabschriften (citiert: J). — Inventar der Kirche
vom J. 1627, bezeichnet: Sancti thesauri descriptio in den Farragines des Gelenius
IX, fol. 3 1 9. Ein zweites Exemplar, mit der Abschrift des Gelenius übereinstimmend,
aber bezeichnet als Quarta et postrema sancti thesauri descriptio im Staatsarchiv zu
Düsseldorf (Kempen, Kirche, R. 1). Das Inventar wird in den Sammlungen der
rheinischen Inventare zum Abdruck gelangen. — Reliquienverzeichnis der Kirche,
Abschrift tms dem Liber indulgentiarum von i54i, 1627 durch den Pfarrer Gode-
fridus angefertigt, in den Farragines des Gelenius IX, fol. 3 16.
Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Drei Konvolute Akten (bez. Kempen, Kirche,
R. I ), enthaltend ein Verzeichnis der pastores sive rectores ecclesiae Kempensis von
i3i9 an. — Quaedam antiquae observationes, statuta et iura spectantia ad ecclesiam
Kempensem et praelatum Gladbacensem. — Kopiar mit Abschriften von Altarfunda-
tionen um i5oo. — Ein Heft von 7 Bl. Pap. mit Beschreibungen der einzelnen Altäre.
— Verhandlungen in Betreff des Patronats der Pfarrkirche zwischen Erzbischof und
Abtei Gladbach. — Geschichte der Pfarrkirche aus dem 18. Jh. Abschriften von
123 Urkunden von i324 — i48o im Kopiar des Cistercienserklosters Kamp (Kamp,
Pfarrarchiv).
Kempen wird bereits um 89o in dem ältesten Heberegister der Abtei Werden als
Campunni genannt (Lacomblet, Archiv für die Geschichte des Niederrheins II, S. 220.
— A. TiBUS, Gründungsgeschichte der Stifter, Pfarrkirchen, Klöster und Kapellen im
alten Bistum Münster, Münster i885, I, S. 32 7). Im J. io73 verleiht der Erzbischof
Anno II. von Köln seinem Kapellan Heinrich von Essen ein Benefizium zu Kempen
(Lacomblet, UB. I, Nr. 21 7. — H. A. Erhard, Regesta historiae Westfaliae I,
Nr. II 32). Das ist die erste Nachricht über eine kirchliche Einrichtung. Schon
54
KEMPEN.
55
Ki({. 21. Kcm|i«n. Grumlrtii ü«t rCirtklr<rh».
55
56
KRKIS KEMPEN.
Pfarrkirche.
Erste
Hauperiode.
Zweite
Uauperiode.
Dritte
Bauperiode.
12 jähre sixitor wird chis KirrhspRl iKimcntlich aufgeführt: P^rzbischof Sigewin schenkt
der Abtei Gladbach loSS den Novalzehnlen infra Campaniensis ecclcsie terminum
(Lacomblet I, Nr. 238. — Ropert/, Quellen und Beiträge S. i83); iii6 wird eine
parrochia Campaniae genannt (L.^co.mblet I, Nr. 280).
Ül)er die Gründung der jetzigen Pfarrkirche liegt keine urkundliche Notiz vor.
Wii.Mir.s p. 3 berichtet, der Grundstein sei um 1200 gelegt worden. Mit dieser Angabe
stimmt die Untersuchung der Reste des älteren Baues vollständig überein, so dass
in der That das j. 1200 als ungefährer Zeitpunkt der Gründung hingestellt werden
kann. Die Kirche ward wahrscheinlich rasch vollendet. Im J. 1260 erteilt Erzbischof
Konrad \-on Hochstaden ein Re\-ersale über die Residenzpflicht der Pfarrer von
Kempen bei ihrer Pfarrkirche (Binterim u. Mooren, D. C. I, S. 283; vgl. auch Rotes
Buch der Stadt Kempen p. 2 9). Diese älteste Pfarrkirche war ein einschiffiger roma-
nischer Bau mit einfachem Westturm (Ansicht möglicherweise im ältesten Stadtsiegel:
Endrulat, Niederrheinische Städtesiegel Taf VIII, Nr. 9.)
Gegen Ende des i3. Jh. schon wurde ein Neubau notwendig. Erzbischof Sieg-
fried von Westerburg erteilte I294 Kempen Stadtrecht, nachdem der Ort eine neue
Befestigung erhalten hatte. Der erweiterten Machtstellung sollte auch eine prächtigere
Pfarrkirche entsprechen. Aus demselben Jahre stammt eine Urkunde (Binterim u.
JMooREN, D. C. I, S. 383. — Ropertz, Quellen und Beiträge S. 2 29), die die Ver-
teilung der Lasten beim Bau zwischen dem Pfarrer und dem Abt zu Gladbach regelt:
sie wurde wahrscheinlich durch den notwendigen Neubau veranlasst. Im J. i3i6 wird
der Frühniessaltar in der Kirche errichtet, der schon i3o5 gestiftet war (Binterim u.
Mooren, D. C. II, S. 63, io5). Dieser aber nahm die Stelle des jetzigen Hochaltars ein:
der Chor musste demnach im J. 1 3 1 6 vollendet sein. Der Umstand, dass man mit
der Errichtung des Altars elf Jahre zögerte, scheint darauf hinzuweisen, dass man die
Ferticfstellumr des neuen Chorhauses abwartete. Die stilistische Untersuchunjr weist
zudem auf die gleiche Zeit.
Im J. i3i9 schon wird der Katharinenaltar gestiftet (W. p. 9. — J.Mooren,
Nachrichten über Thomas von Kempen S. 26, Anm. 1) und im J. i32o wird die Pfarr-
kirche vom Köjlncr Erzbischof Heinrich von Virneburg der Abtei Gladbach, die das
Patronat schon inne hatte, feierlich inkorporiert (Binterim u. Mooren, D. C. II, S. 129,
i3o, i32, i35, i36 — vgl. W. p. 16. — Ropertz, Quellen und Beiträge S. 245). Diese
Inkorporation scheint' den Schluss des Neubaus zu bezeichnen.
Eine dritte Bauperiode erschien für die Kirche in den J. i453 — l46o.
Zunächst empfing sie ihren neuen Bodenbelag aus bläulichem Marmor von Namur,
der zu dreien Malen in 98 Wagenladungen vt)n Venlo beschafft ward. W. p. 36: i457
pastore Johainic Beck ecclesiae nostrae pavimentum, quadratis latericiis lapidibus
Stratum antca, iisdemque caeruleis Namurcensibus exornatum est, submissis una vice
Venlfjnam triginta duobus vehiculis et vehibus cum 112 equis; pristini sane et humi-
lioris pa\imenti huius rudera crustacjue nie in suffusicjne sepulchrorum \idisse memini.
Eodem anno iterum pro afferendis Namurcensibus lapidibus, (juibus hodie Stratum est
tempium, aurigae cnm quinquaginta vehiculis et 75 equis Venlonam missi sunt. Eodem
tempore quidam Christianus Altgolt faljcr lignarius campanili conficiendo insudavit.
l458 iterum Venlonam missi sunt sedecim vehicula cum 47 equis pro lapidibus ad-
ferendis, quibus sternenda erat ecclesia.
Der eigentliche Umbau erfolgte im J. i46o unter Johann von Willich. W. p. 3o:
Anno i46o sub pastore Johanne de Willich ecclesia Kempensis in hanc, quam modo
representat, formam e.xerexit multunujuc augmcnti acccpit, fornices humiliores clcva-
56
KKMI'KN.
57
tioresque f;i< tar sunt, antchar cnini ecrlcsia luiniilior arrtiorquc erat: prout fitmicf?« Pfarffcirch«
versus platcam s. IV-lri adliui liuiniliorcs satis dcinonstrant. ('oiuinnarutn rapitclla
lux: tempore, a. scilicet l45.3, uti et ahsides iiiaurati sunt. Im J. |464 ist «liest* letzte
Bauperiude abgeschlossen. W. |». 39: i464 ■•< ■ l<siu nostra Keiupeiisb» in liunc, quem
J
ILÜ
■t M » > > >i It t< » »iJL
•W
Viii 3'J. Kciii|irn. Wctlfavuilr ilrr l'fnrrkirvhc.
m..d.. rsliiini, exur^ens >pl«nd<>rem lil>eralilate parriN liiaii<>ruin mutuiu pMiiiov-rrc
t ii|)i<iitiuni e«< lesiae labiitan» in |>i..mplu lial»uil 34 in.ildra triliei cl «MtKinntM
ntaldia siliginis.
rnniiltclliiir s« lilirvst >i('h an dieMii NeulMU eine /eil de«. WrUcifcr» i»' •
und |>i.ii liiv.illiT Ausst.iltun^; «In Knili«-; «li«- Annalen «U-> NNiInmi- f^ u'
last in j««l« in jaln von «iiuin mmn KiniHt\v«"ik. «I.i> ihr xuRew« mlet u
Ktinpi-nsium pietas, sajjt «r p. 56 zum j. i479. et er^ja Deuni lUvotio |.«
• n
I fuit
IC
57
5S
KREIS KEMPEN.
Bau
der Sakristei.
Pfarrkirche, ecdcsiac promdvcndac ardor, ut nemo huic seculo valedicens moriensque, cuiuscunque
sortis et conditionis fuisset, eandera ecclesiam indotatam relinqueret.
Im }. i482 wird an Stelle der alten kleinen Sakristei, der späteren INIichaels-
kapelle, die neue geräumige an der Evangelienseite des Chores gebaut. W. p. 58:
i482 acdiles ccclesiae fuerunt Petrus Amplonii, Arnoldus Figgeler et Petrus Paes, qui
dictü anno CapcUam iurisdictionis Moersensis pagum profecti procurarunt tophum (sie)
lapidem (Denkstein) pro exstruendo novo sacrario, quod hoc anno a quodam de Vic
äiiMifg^fitei-MJtsatezr
Li I' ii I) 1. 1> I. I, I. I, j^
tZT
Fig. 23. Kempen. Südliche SeiteiKinsicht der Pfarrkirche.
Zerstörungen.
auspieatum perficitur; antiquum enim sacrarium extitit saccllum nunc s. Michaelis
dictum angustum niniis, quod po.sito altari dotatum primo a. i494 a Petro Juthuys et
Hilla uxore, dcmum ctiam a Ludoli^ho in Valle, qui domum suam s. Michaeli legavit.
Im J. i49o wird die neue Siikristei eingeweiht (W. p. 6i).
In der Periode der Reformationsversuchc des Kölner Erzbischofs Piermann V.
von Wied hatte auch Kempen unter dem Vantlalismus der Bilderstürmer zu leiden.
Eine Reihe der Altäre ist wahrscheinlich schon damals zu Grunde gegangen. Auf seiner
Rei.sc von Worms nach den Niederlanden Hess Karl V. am t5. August l545 den Erz-
58
KEMPEN
59
hischof zu sich rufen und unterwarf sein Vorteilen dein härtesten Tadel, indem er PfarrkUchi
unter anderem auch den V(jrwurf gegen ihn erliul), dass zu Kempen ebens«» wie zu
Linz Bilder zersti'irt WDrdcn seien (Dkol'VKN', Die Refomiation in (h-r K "'Ulis« lien
Kirchenpnninz zur Zeit des Krzbischofs Hermann V., (irafen zu W'ied, Xruv> |S76,
S. 280. — ■■ Fk. NEriKSiiKiM, Gesehichtc der Schulen im alten Herzogtum (ieldern
S. 248. — Vgl. auch J. .\. NljiioKK, Bijdragen vuur vaderlands<lic gesehiedcnü en
oudlicidkunde V, p. 20S).
uit»nj|f ^3rt?reF3iEft,
,te [
t
m.Ml[L:LM;MJ
U-
nrufi!
t-H>>ii>t>in N
-t.«H-
Fi«. 24. Kempen. Nönllich« Scitm ...... In iler l'fjiMWit»;h«.
Keuersl>rünsle in den J. l6o5 un«l 1610 bedingen einen trilwri-MMi Nt-uUiu «Ir»
Turnus, der si< h alter auf HrgHuzuiig il« s Hol/werkcü Ik-jm lir.lnkl <\V. p. 89).
Die Kirtlu- ist ein tireisi hifliger Hau mit eingeUuitrm dri '
vnrspringendem ('Imr und herumg«-f»»hrt<"m siehenteiligen Chmi
L.'lnge belr.'lgt 5.^20 m. die lichte \V«-ile 23. S m. die lichte I-1n^< .1
sciiu- lichte Weite lS.7 m. die- lichte Weite des Turmc-^ 5.7 m. D- ^^^t^n.ll i-t
durchweg Tullstein. die l''enslereint.i.vsungcii sind aus Ilaunlrin g« ^ In «Irr
Restaurationspericdc v«.n l85o -I.S60 ward die Verkleidung nun Teil rmciurl. %.'r
in.
lu nie
■ s < 11 I. •« |6 m.
59
6o KREIS KEMI'KN.
Pfarrkirche, allein dcr Wostgicbcl. tlic jMkiiaclskapclle und der neben ihr stehende Giebel am
süilliehen Scitenschifr, am nrirdliehen Seitenschiff die Giebelstellungen und die Tauf-
kapelle, am Chor die Sakristei und der nelien ihr liegende Treppenturm.
Die ilrei in der historisehen iMitcrsucliung festgestellten Bauperioden lassen sich
auch an dem Geb;"iude sc>lbst nachweisen. Dem ersten romanischen Bau um 1200
Turm. gehören der Turm und die Pfeiler des Älittelschiffes an. Der Turm (Fig. 22), bis
zum Dachansatz 27, 3o, bis zum Turmknopf So m hoch, erhebt sich auf quadratischem
Grundriss in \-ier durch Gurtgesimse voneinander getrennten Stockwerken von ver-
schiedener Höhe. Das untere Stockwerk ist an der Westseite durch einen Rund-
bogenfries abgeschlossen. Das rundbogige Turmportal wirtl xon je zwei Rundsäulen
mit einf HJu-n ^\'ür^elkapitäIcn in den Gewänden tkinkiert. Das zweite Geschoss zeigt
drei mit doppelteni Rundbogen geschlossene Blenden, die mittelste ist von einem
gekuppelten Rundbogenfenster mit abgeschrägter Sohlbank und einfacher Mittelsäule
durchbrochen. Das dritte Geschoss weist die gleiche Gliederung wie das zweite auf,
im vierten sind die Blenden noch etwas verbreitert und oben durch einen Rund-
bogenfries von je \ner Bogen abgeschlossen. Sie enthalten auf jeder Seite drei ge-
kuppelte Rundbogenfenster mit einfacher Mittelsäule. Die vier Giebel enthalten je
zwei gekuppelte Fenster und darüber ein einfaches Rundfenster. Die frühgothische
Form des Hauptbogens bezeichnet die vier Giebelaufsätze als Ergänzungsbauten der
zweiten Periode um den Schluss des i3. Jh.
Äusseres. Die südHclie Seitenansicht (Fig. 23) zeigt neben dem Westturm zwei schmale
Joche mit einachsigen Fenstern, nach Osten zu fünf zweiachsige Fenster, im Haupt-
bogen mit tlem Vierpass verziert. Unter dem vierten Fenster ist ein spitzl)ogiges
Port.il angebracht, das durch Lisencn eine rechtwinkelige Unn'ahmung erhalten hat.
Die Tliür ist durch einen horizontalen Sturz geschlossen, im T}'mpanon reiches Mass-
werk mit doppeltem Vierpass in sorgfältiger Hausteinarbeit. Die ncirdliche Seiten-
ansicht (Fig. 24) zeichnet sich durch die Giebelstellungen über den einzelnen Jochen
aus, auf denen sämtlich Satteldächer aufsetzen. Diese Giebelstellungen finden sich,
noch dazu mit der gleichen Blendenverzierung, am Nordschifif der Pfarrkirche zu
Goch wieder, an Ijeiden Seitenschiffen der Pfurkirche zu Rheinbach, aber auch
ausserhalb des Rlieinlandcs zu Magdeburg.
Romanischer Die romauische Anlasje von 1200 bestand aus einem wahrscheinlich einschiffigen
Bau. -n ■ r
bau mit dem vorspringenden Westturm. Die Gurte der Kreuzgewölbe ruhten auf
Halbi)feilern, die mit einem skulpticrten Kämpfergesims abschlössen. Der Umstand,
da.ss die romani.schen Kapitale an den jetzigen Pfeilerparen nur nach dem Mittelschiß"
zu ausgemeisselt sind, macht es h(')cl)st wahrscheinlich, dass zur Zeit des ersten Baues
keine freistehenden l'feiler vorhanden waren. Der Annahme einer drcischiffigen
roniani.schen Anlage steht auch die ausserordentlich geringe H(")he des alten Mittel-
sciiiffes entgegen. Endlich spricht das Vorhandensein eines Rundbogenfrieses an den
Aus.senseiten der jetzigen Scheidemauern (sichtbar im Dachstuhl des nördlichen Seiten-
schiffes) dafür, dass diese Scheidemauern ursprünglich die Aussenmauern darstellten.
Bei der Umwandlung der einschiffigen Kirche in eine dreischiflige während der
zweiten Bauperiode wurden, ähnlich wie in Weeze, die Aussenmauern zwischen den
Halbpfeilcrn weggeschlagen und diese dafür mit einer äusseren Vorlage versehen.
Zugleich ergab sich für den Neubau die Notwendigkeit, das Mittelschiff" zu
erhöhen. Man brach darum die alten Gewi'ilbe aus und setzte auf die stchengeblie-
f)encn n^nianischcn Pfeiler noch einen Aufsatz, brachte in den Ecken nach dem
Mittelschiff zu je einen alten Dienst an und setzte auf das romanische Pfeilerkapitäl
60
KKMI'EN.
6l
gleirlifalls eine Dreiviertflss.'iulo, so dass mmmohr n.'u h dorn Mittels« liifl" zu dem |M>ly- Pfarrkireh«
<;(»naliii Pfeiler drei Dreiviertelss.'iulen vortraten, die mit j;ntlii.s<lieu gemeisselteii Blatt-
ka|)it.'il( heil alis( lilnsseii. Auf iliiu-n ruhen die sehr srhmalen und an den Kanten
ahf^efasslen Queri:;urte inid die l)ia<jnnalripi)en der Kreuzgewölbe des Mitteln liifTi-s.
Zugleii h mit der Krlmhuiig des Miltelsc hilles ward der Neuliau des südlichen SoJK^i"
Sei tenschi ff<'s in Angrill genommen. Die südliehe Vorlage der Pfeiler wurde in
hall)er Holie aligesehlagen und in die K( ken, entsprechend dem MitteLs<liifl', alte
Dienste gesetzt, die in (Nr ll'.lic der romaniscjien Kapitale des Mittels« hifTes mit
skulptierteii Plaltkapitäli lien enden. Der zwi.s( heii ihnen stehen gehliebene Teil «Ij-s
Pfeilers ward an den Kanten al)ges(hrägt und «lirekt mit «hin (^)u«rgurt verl»un«len,
während die alten Dii-iiste die Diagonalripp«-n tragen. .\n d«-r Siulseil«- «les Sciten-
s( hitli-s zeigt sich eine ganz «-iitsprec heiidc Glieilerung «1er Aussenwaml duoh i im n
Pilaster mit zwei allen Diensten.
V'tii 2^ Kcmprii. Qiiertt'hnili der Pfarrkirche.
Der diitt(ii P.iuperiode gj-hiMt einllit h «l;is n.ir«lli«he Seitj-nsehiff uixl «Irr
Chorumg.ing an. I.« tzt«rir wunh- um «las innere Preshyteriuni als Vtrl.'lngenin):
der XeiiellM hille forlgj-lülirt.
Di« l'feiler sind in ihrer g.inzen Hohe na« h «Um nonllu hen mii« n>» lutl /u er-
halten inid iii( ht aligesi hl.igt-n. |)«n Kreuzg«'wöll>«-n fehl«-n «lie (Jurte. Di«' Kir"- •■
setzen an ihn PUilern auf einlachen KonsoUn auf. an «l«-r nönlliclu-n Auo.M'nn
auf einer Dnivi«-rt«*lss.'lule. die mit «-imin einfa« lun skulptierlen Kapit.1l al»M h:
Nur an d< in \ieiltii l'lrijcr und d«in eiitspr«-« luMuU-n Ilalhpfeiler am Tunu. fiiulen
si« h als Ir.i^t I d«r !)iagonalripp«n glei« hfalls kurze, in IkiIIht II<M>o altpr?- hlagrnc
I )r«-iviertelss.'luleii.
Die .S« h«idemau«-rn sin«l über «l«n .\rkailen na« h «lern n n mii u. m
MilleJMhilf glei. h hohen .S-itens. hilh- /u von spit/b.n:ig«'n K«-n«.i. . " ■>»"»«•
Itio.hen. w.'lhren«l «lie ihn«n geg«'n(U>erli«"gen«len nur spiub«>gigr Mau«' •».
Das Il..h«nverh.illnis «kr «Irei S. hille führt «li-r l^)uer>« hnilt iFijt. 7$) vi»r. In »lern
6l
62
KREIS KEMPEN.
Chor.
Hochaltar.
Pfarrkirche, letzten Jochc vor tleui Chorumgang sind die Scheidemaucrn über den Arkaden heraus-
gebrochen: das JMittelschift'joch vertritt hier mit den anstossenden Seitenschiftjochen
das Querseliiff. Der Längsgurt setzt an dem n(")rdHchen ersten Chorpfeiler mit einer
kleinen Konsole auf, während er am entsiirechendcn südlichen Chorpfciler in die
Pfeilervorlage verläuft. Das dies Querschifif westlich begrenzende vierte Pfeilerpaar
zeigt im Durchschnitt wie in den Absätzen der Gurte und der Dreiviertelssäulen die
grössten Unregelmässigkeiten. Offenbar schloss mit ihm das ursprüngliche romanische
Langhaus ab (Fig. 21).
Der Chor besteht aus dem rechtwinkeligen Chorhaus, dem aus fünf Seiten des
Achtecks gebildeten, mit einem Sterngewölbe überdeckten Chorabschluss und dem
siebenteiligen Chorumgang, dessen drei ("istliche Teile gleichfalls mit Sterngewölben
versehen sind. Den Pfeilerbündeln treten nach dem Hochchor zu je drei alte Dienste
vor, die mit Blattkapitälen geknhit sind und sich direkt in den Rippen fortsetzen.
Im Chorumgang ruhen die Rippen gleichfalls auf Dreiviertelssäulcn, die nur an den
Aussenmauern zur Seite der als Pilaster sich fortsetzenden Gurte bis zum Boden
hinabgeführt sind, während sie an den Pfeilern untl an den Mittelpfosten der drei
östlichen Teile in halber Höhe abbrechen (Fig. 21).
Hochaltar. Schon i47o wird ein Annenaltar von Katharina Krevels in
Kempen gegründet (W. ]:>. 4i. — Abschrift der fundatio in den Farragines des
Gei.enius VHI, fol. 425). In den ersten Jahrzehnten des 16. Jh. erschien der Bruder-
schaft S. Anna ein neues Altarwerk notwendig. Man wandte sich deshalb nach Ant-
werpen und schloss am 11. August l5l3 mit dem Schilderer Adrian von Overbeck
einen Vertrag über Lieferung eines grossen Flügelaltars ab. Schnitzereien und Ge-
mälde stammen aus der gleichen Werkstatt (H. Keussen, Der Meister des Schreins
am Hauptaltare in der Pfarrkirche zu Kempen: Ann. h. V. N. XXV, S. 2o5). Die
Bruderschaft zahlte dem Meister für das Werk den hohen Preis von 3oo Goldgulden.
Der Vertrag setzt den Plan für das Kunstwerk bis ins einzelne fest, der aber in dem
unteren Streifen des Mittelschrankes nicht genau eingehalten wurde, und bestimmt \'or
allem in der ikonographisch wichtigen Beschreibung genau die mittlere Szene: Der
voyth sali inhaldende syn dr}'e j^iarcken. In dem yrsten sali stain d\e gebuerte Cristi,
in dem zweyden dat hoichtzyt Epiphanie domini, dye heyllige dry koenyngen, und
in dem derden parcke dat hoichtyt purificationis Marie zo duytsch genant lichtmisse.
Item mydden in der taeffell benedcn in dem vo\'th der stam Jesse up eyme sessell
myt seess propheten umb sich und in d}'e kro}ssen zwclff koen}'ngcn und in dat
middell sanct Annen gesiecht. Item in i\ye rechte syde sali stain versmaden\'ss der
offerhandt Joachim und vyer parcken in dye kro^-ssen, zo der l\'ncker s\'den sali
stain deylongh des goytz sanct Annen ouch myt vyer parcken in d\'e kroyssen ver-
bildet und verzyrt na der hystorien. Item baven up dye taeffell kretzden na uyth-
wvsrmgh der taeffell myt verbildongh der baitschafft Marie und sanct Annen myt yren
drye mannen. Item dye blader van bynnen sullen syn verzyrt aen beyden syden up
l)latvverck allen na der hystorien und van bu\-ten up sali stain dat ganze ordell.
Im J. i529 ward derselbe Meister berufen, den Josephsaltar in Kempen zu
fertigen, der dann 1662 auf kurfürstlichen Befehl nach Kaiserswerth überführt wurde
und dort verschollen ist. In den Verzeichnissen der S. Lukasgilde zu Antwerpen
wird der Maler im J. 1 5o8 als Adriacn va>i Overbcchc. scildere, im J. 1622 als Lehrer
der Maler Jeronimns und (ioyvaert van Royc genannt (Ph. Rc^mrouts en Th. van
Lerius, De Liggeren en andre historische archieven der Antwerpsche Sint Lucas-
gilde, Antwerpen i872, I, p. 69, loi). Das Werk Meister Adrians steht unter der
Kontrakt.
Antwerpenrr
Schiilwerke.
7»fe! I
Krmpni. I'lüirrlliildti vmn Allarwcrkr Atlri.iHH von Ovrrlv«-. l
in tirr I'l.irrkii' ■■
KEMPKN.
63
j^ossen Zalil Aiitwcrpcner AlUire, mit denen in der i. II. des l6. Jl». der Nietierrliein Pfarrktrcki
überschwemmt wurde, in erster Linie. In Hannen bei Juli« li, in Cadear, in jQliih.
Cleve, Ileimba« li, Sierstorll", Zül|)i( !i, Münsterniaifeld, Linnieh, Sflcliteln (s. u.) sind
noeh Altäre erhalten, die s.'imtlii h aus Antwerpener Werkstätten staninu-n, in Trier,
Clauscn, Dinslaken .'ihnli( he aus Hrüsselcr Werkstätten (MOxZENnF.R(iKR, Zur Kenntnis
und Würdifrunj; der mittelalteriic hen Altäre DeuLsrhIands S. l49). Die fabriknins-si^c
Herstelluni; dieser ausgedehnten Werke bezeugt ni( ht nur die Wietlerh<»lunj» tlersellwn
stereotypen Szenen im Mittels« hrank, vor allem des liaumes Josse mit den vier pT«>sscn
Propheten (< harakteristis( h zwei Kin/.cKinuren im Museum zu K<^hi), sondern aurh
der Umstand, dass die (Jemälile der Allarllügel in genauen Koj)ien wiederlioli aas-
geführt wurden: so iiai>en di«,' Flügel vom Kreuzaltar in Cranenburg ihr genau ent-
si)reehen(lcs Gegenstück in zwei Tafeln der Sammlung des Hemi Sul»regens l'ietz
in Münster. Ein äusseres Erkennungs-
zeichen dieser (]rupi)e besteht in der auf
der Rückseite oder dem Kusse der Figuren
eingebrannten Antwer|)ener Marke, einer
lla<hen ausgestreckten Hand, die sich
au( h auf kleini-ren Darstellungen, so auf
einem Schnitzwerk der Sannnlung Kra-
mer in Kempen, rindet, l-'ür die stilistis« he
Untersu( hung kommen als besonders
charaktcristisi h in erster Linie in l'.e-
traiht: der ,\gilo|pliusaltar im Dom zu
Kohl, der Kem])cner Ibx haltar sowie
iler Märlyreraltar in Xanten (Sr. I5i;issi:i„
Geschieht«' der .\usstaltung der Kinhe
des h. X'iktor in .\anl«-n. l''r«'iburg i8S7.
.S. 75, 85). \'i<\\ «Iniiscliicn .Meister wie
der letzlere stammt au< li «in .\ll;n in «h-r
Kinhe zu Slraelen.
Der Altars« hrank enthält l<.l-
g«n(l«' S/eii< II (vgl. di«- Skizze Fig. 26):
1. Im liinlei-Munde unter einen» Hahla« hin ruiu-nd («-hn.-. ans dessen l.entlm
ein iii.il htiger n.iumstamm lu-rauswächst. th-r si. h an «U-r Decke verzweigt Kmlil*
und links von ihm im N'onleigrunde je zwei der gmssen l*n«plieten in rei« lier Ge-
waiuhmg mit phantaslis« lun K«»pfbede« kungen, Sjtru« libamler in «Im IlAnden. Der
Maum zi«ht si. h in zw«i Asten auseinan«ler un«I unnahmt das gaiue ».l»crr MitteirrUI.
in dl n /w«ig«n sitz«n «li«- N'ertreti-r d«r zwölf St.'lnnm- Juila.
2. Di.- luilig.- Sipp«-. in d.r Mitte Maria un.l Ann.i. »lern Kimlr auf «lern Sli.i.wr
der MuH«r « im- Tiaub«- r«-i« h»n«l. Ol)er die Kückeidelute der IJank iK-up-n mi li «wei
zuMhauen«l«- Alt«-. Im \'..rd«rgrun.U- re. Iits und links je eine Krau, »lie S l»we^.lem
Marias, mit .1« m kl. inen j.ik..bus un«l Johannes, neln-n ilinen ihre Gatten Al|>heit<>
uml /ebedaeus. Zwis« l»«n ihnen eine genreh.dte Szene: eine Gruppe von Hin " ''c
lUigi-lball spieh-n, «in ni«-«Urrlieinisches Spi.l. eine Verbinthmg v..nGriH|uet und . --..mL
.V \'«-rm.'lhlung M.irias mit J.»si-ph.
\. Thron.-n«)«- M.iri.i unt«r rei« hem Ikdila« lun.
5. |...i«him un«l Anna im Tempel ihre Opfer darl>rins''i»d. j«»athim ein Unim.
seine Gallin zwei Tauben.
Vis. 3f».
Kein|>cn. Atifri«* de* Huchnllnr« in tirr Pbrrkircli«.
4li>rw:kt«ak.
63
C)4 KKl'.IS KEMPEN.
Pfarrkirche. 6. Anna reicht Almosen Bettlern und Krüppeln, hinter ihr ein Diener, der aus
einem Kästchen Brode verteilt.
Flügel. Innenseite der Flügel:
1. Anna kniet im Vordergründe links vor einem Baume, in dessen oberen
Ästen in \\'iiuU'ln gewickelt ihr Kind liegt, von links oben schwebt ein Engel herab.
Im Hintergrunde zwei Mönche.
2. Die h. Anna steht unter einem Thorbogen in eifriger Unterredung mit einem
ältlichen Manne: im Umstände hinter ihnen ihr Gatte.
3. Joachim und Anna werden durch den Hohepriester vor dem Thorbogen des
Tempels getraut (Anordnung wie im Sposalizio). Tafel I.
4. Die h. Anna ruht schlummernd auf einem Teppich in offener Halle. Hinter
ihr erscheint ein Engel, der sie auf ein Traumbild hinweist: das Kreuz und die
Passionswerkzeuge.
5. Interieurszene. Vor Christus, der eben aus einem ge()ffneten Gemach heraus-
getreten, hat sich Anna auf die Knie geworfen und küsst ihm die nackten Füsse.
Zur Rechten steht anbetend Maria. Tafel I.
6. Tod der h. Anna. Die Heilige ist im Inneren eines Hauses zusammen-
gebrochen, hinter ihr kniet Maria, sie stützend, eine zweite Maria rechts neben ihr.
Christus im Hintergründe aufgerichtet, die Rechte erhebend, umgeben von fünf seiner
Apostel.
Jedes der sechs Bilder zeigt am oberen Rande einen ornamentalen Abschluss
mit kleinen runden Eckmedaillons, die einzelne Szenen aus dem Leben der Heiligen
darstellen.
Aussenseite der Flügel: Die sechs Felder bilden zusammen eine einzige
grosse Darstellung tles jüngsten Gerichtes, des ,ganzen ordell', wie der Vertrag sagt.
In der Mitte schwebt in einer Glorie Christus, auf der Erdkugel thronend, von seinem
]\Iunde gehen Schwert und Lilie aus. Über ihm ein Engel mit dem Kreuz, rechts
neben ihm eine Gruppe von Engeln mit der Säule und den übrigen Passionswerk-
zeugen. Etwas tiefer links auf Wolken eine Gruppe von weiblichen Heiligen, rechts
eine Gruppe von mäinilichen Heiligen, in Anbetung versunken. Zwischen ihnen
}>osaunenblasende Engel. Der untere Raum ist gefüllt durch die Darstellung der
Auferstehenden, links die Erl(")Sten, die Hände anljetend erhoben, von einem Engel
geleitet, rechts die Verdammten, in tiefster Verzweiflung abgewandt, am Rande von
einem Teufel in den Hiillenrachcn hinabgestossen. Im Hintergrunde brennende Stadt
mit fliehenden Menschen.
Die Rückwand zeigt zehn grosse, gut erhaltene Bilder:
1. Flucht nach Ägypten.
2. Beschneidung Christi.
3. Anbetung der Könige.
4. Darstellung im Tempel.
5. Verkündigung.
6. Besuch Marias bei Elisabeth.
7. Geburt Christi.
8 — lo. Die drei letzten Felder bilden zusammen eine einzige Darstellung der
heiligen Sippe. In der Mitte Anna und Maria mit dem Jesuskinde, die erstere dem
letzteren einen Apfel reichend, über die Banklehne gebeugt vier bärtige Männer, die
drei Gatten der Anna, Joachim, KIeo])has und Salomo, und der Gatte Marias, Joseph,
zur Linken die zweite Maria, ihre vier Kinder Jakobus den Jüngeren, Joseph, Symon,
64
KEMHKN. 65
Judas helehrcncl, zur Rechten die dritte Maria mit ihren beiden Kindern, Jakobus Pf.rrkireh«.
dem Älteren und Joharmes. Über die Lehnen ihrer Sitze beugen sich ihre (iatten
Alphaeus und Zebedaeus. Die Szene giebt eine der reichsten Ausgestaltungen der
heiligen Sippen im engsten Ansehluss an die Legenda aurea des Jacobls i». \'«»ra-
GINE (Loml)ardi(a liist(jria aurea, Ausg. von l483, c. 126. — DuRAXOUS, Kationale
divinorum officiorum I. VII, e. 10, 35). Diese Genealogie bietet am genauesten die
Ins( hrift auf dem Wohlgemuthsclien Altar der Marienkirche zu Zwickau (R. Steche,
Beschreibende Darstellung der Alteren Bau- und Kunstdenkmüler des Königreicks
Sachsen, Dresden i889, XII, S. io5):
ANNA SOLET DICI TRES CONCEPISSK MARIAS.
yUAS GEXUERE VIRI JOACHIM, CLEOrHAS, SALüMOQUE.
HAS DUXERE VIR] JOSEPH, ALl'HECS, 7.EHEDAEUS.
PRIMA I'ARIT ( HRISTUM, JACOBUM SECCNDA MINOREM
ET JOSEPH lUSTUM FEPERIT CUM SYMONE JUDAM,
TERTIA MAIOREM JACOBUM ERATREMQUE JOHANNEM.
Vgl. Alwin Schiti.tz, Ikonograjjliisdie Studien über die Sippe der h. Jungfrau:
Anzeiger des (Germanischen Museums i87o, .S. 3l3. — Ders. im Neuen Archiv für
Sachsische Geschichte und Altertumskunde XI, S. i7l. — Henry Thode, Die Malcr-
schule von Nürnberg im i4. u. i5. Jh., Krankfurt a. M. i89i, S. 127.
Die Schnitzarbeit des MitteLschrankes besteht aus einzelnen freigearbeiteten Fi- wardig««.
gureii und Gruj)pen. Die Gewandung ist sehr reidi unil festlich, tue Falten bauschen
sich in ein wenig eikigen Brüchen auf dem Boden. Die (iruppierung i.st durchweg klar.
Von besonderer Sclu'uiheit in Anonimmg und .Ausführung ist die heilige Sip|H*, bei
der auch tlie Frauenköpfc einen wei<hen. lieblichen Charakter atmen. Die Seiter- •■'•n
5 und 6 sind durih sehr rei« he tlurchbroehene gitterartige Baldachine al>ge> ... n.
Die künstlerisch beileuteiideren Malereien enthalten die Innen.seiten der Flügel.
Die Färbung ist sehr warm und von grosser Leuchtkraft, ohne grell zu werden, mit
\ iel LokaIt<")nen, besonders einem reichen Ri>t. Die si blanken uml (hnh vollrn Figuren
mit kli'inen Kcipfeii sinil in phantasti.sche Kostüme gehüllt, tlie in reichen Falten heral>-
sinken, als Kopfbedeckungen dienen zum Teil Turbane. Die Anhiteklur in
allen konstruktiven Ti-iK-n noch den Charaktt-r der Gothik, nur die Portale unu 1 u.i-ur
sind mit Renaissame-( )riiamenten und -Füllungen versehen; über dem Thi>rlx »gen auf
dem Hilde der Vermahlung Joachims und .\nnas Putten mit (juirlanilcn. In der
Behandlung der .\rchiteklur zeigen ilie Tafeln gros.se Verwamltsihaft mit den Ge-
mälden aus der Legende des h. R<»ehus in Saint-Ja« ques zu Antwer|H'n. Anna sellwt
erscheint auf d«in liiik«-n Flügel durchweg jugendlidi. in reichem n^en Gewand mit
weiten Ärmeln, etwas dekolletiert, mit kleiner weisser Haube; auf «hin nt hten Flflgrl
als Matrone, in weitem faltigen .Mantel, mit einer turl)anarligen Haube und einem
S( hieiertut h. Genau das gleit he KoNtiün unti ilie gleichen ZUge zeii-t di. Vuti.i .luf
dem Felde 6 des Mittelschrankes (bei d«r Restauration unri« htig p
ein Beweis nn In für <lie Ft-rtigintg des .Mtars» hrankes mid der Flügel durch ein und
den.selben M«ister. Die .Malereien der .Nu.vsenseiten der Flügel nind ein wenig matter
und gebleichter in ihr l'.'lrbung. Die sorgfältig gezeit hneten nai kten K^qn-r im Vonlrr«
gründe sind mit ziendichem Realisnuis ilargestellt, die Fr.iuen mit vollen, wi " " " n
l'ornien, die M.'lnner mit unverh.'titnisnt.'lssig l.mgem ( >brrkor|x'r und ««laiken > .ni>... u.
(iei.rgs- inul \iktors.iltar im >üdlit hen Seitenv hill (Fig. il XHI». Der r.».>.«wiiM
erste Georgsaltar wird 1.M6 von J.ikob Heim<«n«. gt-sliftet t\V p 18 — J. p. jSV d.
neue vlamis» he .\ltar st.innnl aus der i. H. des i6. Jh. .M ^ (Zur I ♦
65
66 KREIS KEMPEN.
Pfarrkirche, der mittelalterlichen Altäre Deutschlands S. i49) erklärt das Werk gleichfalls für die
Arbeit einer Antwerpener Fabrik. Sein Charakter weicht indessen von den sonstigen
Antwerpener Arbeiten stark ab: der Altarschrein zeigt grosse Verwandtschaft mit dem
Schrein in der INIarienkapelle auf der Haide bei Elmpt (Kreis Erkelenz). Die Schnitz-
arbeit ist handwerksmässig, die untersetzten Figuren sind mit einer gewissen Sauberkeit
durchgeführt, aber trocken und mit ausdruckslosen Köpfen, der ganzen Darstellung
fehlen die x\ccente und lebhaften Bewegungen. Die Gemälde der Flügel (beide Seiten
von der gleichen Hand) zeichnen ' sich aus durch starke Betonung der den weiten
Hintergrund füllenden Landschaft, die Figuren zeigen kräftige Bewegung und eigen-
tümlich geschwungene Gliedmassen, besonders in den fast säbelbeinigen Unterschenkeln;
das Kolorit ist warm leuchtend mit Vorliebe für rot.
Der Altarschrank (Taf. H) enthält folgende Szenen:
1. Grosse Kreuzigungsgruppe in zwei Gründen übereinander. Oben Christus
am Kreuz zwischen den Schachern, um den Fuss des Kreuzes vier Reiter. Im Vorder-
grunde rechts zwei Knechte, um den Rock Christi würfelnd, links zwei weitere in
Streit geraten sich prügelnd. Darunter Maria mit Johannes, vor ihr knieend Veronika,
ihr das Schweisstuch mit dem Angesicht Christi zeigend. Zur Rechten zwei Kriegsknechte.
2. Heilige Sippe. In der Mitte auf einer Bank Anna und Maria mit dem Kinde,
hinter der Lehne und zur Seite fünf Alte. Im Vordergrunde rechts und links die
beiden anderen Marien, ihre Kinder unterrichtend. Zwischen ihnen eine Gruppe von
drei singenden Engeln.
3. Geburt Christi. Maria kniet anbetend vor dem auf der Erde liegenden
Kinde, auf der anderen Seite ein Engel. Im Umstand eine Gruppe anbetender und
erstaunt zuschauender Hirten. Den Hintergrund schliesst die Stallwand ab: durch
ein viereckiges Fenster blickt ein schwarzbärtiger, schwarzgelockter Kopf unter breitem
Barett, angeblich ein Portrait des Künstlers.
4. Beschneidung. Maria hält das schreiende Kind auf den Armen über dem
Tisch, ihr gegenüber der Hohepriester mit einer Brille auf der Nase.
5. Tod Marias. Sie liegt verscheidend im Hintergrunde auf ihrer Bettstatt aus-
gestreckt, einer der Jünger drückt ihr die Sterbekerze in die Hand.
6. Begräbnis Marias. Auf offener Bahre wird die Tote von den Jüngern ge-
tragen, vor und hinter der Bahre Kerzen- und Palmenträger. Ein barhäuptiger, bar-
beiniger Knecht stürzt im Vordergrunde zu Boden; seine Hände, mit denen er das
Leichentuch herabzuzerren und zu stehlen versucht, sind an diesem hängen geblieben.
Die Gemälde auf den Flügeln stellen Szenen aus dem Leben einer ganzen Reihe
von Heiligen dar, der h. h. Viktor, Georg, Sebastian, Rochus, Antonius, ohne dass
auffallenderweise eine bestimmte Ordnung oder Regelmässigkeit in der Auswahl ein-
gehalten wäre. Es ist nicht unmöglich, dass die beiden Flügel aus zwei Altären zu-
sammengefügt worden sind.
Die auf den Innenseiten dargestellten Szenen aus dem Leben der h. Sebastian
und Rochus sind :
1. Der h. Sebastian Almosen verteilend.
2. Der h. Rochus im Wald vor Piacenza krank und mit Pestbeulen bedeckt
niedergesunken.
3. Der h. Rochus in Rom die Pestkranken pflegend.
4. Der h. Sebastian enthauptet.
Auf den Aussenseiten die folgenden Szenen (die vier langen Felder sind hier
in Streifen, die mittleren in drei, die äusseren in zwei, zerlegt):
66
Tafel II.
Kriu|nii. ( icurph- Ulm \ iKt"i>.iu,ii 11) cicr l*farrkin In-
KEMI'KN.
67
Zu <»l)crst:
I. u. 2. S. Georg und S. \'ikti)r, Eiii/xlgestalten. Die Heiligen in EisenrQstung
mit liolicn Specrfalincn.
In der zweiten Reihe:
3. Der h. Sebastian vor der Klosterpforte.
4. Der h. Antonius mit dem Kinsiedler in einer Felsenlndilc.
5. Der h. Sebastian vor Diokletian (oder S. Viktor vor Maximian-").
6. Der h. Sebastian nackt an einen Baum uefesselt und mit I'feilen bcsch<>ssen.
Zu Unterst:
7. Der h. Sebastian Almosen verteilend (Fig. 27).
P r> r r k i r c k c
Fig. 27. Kempen. Vom GeorgmUar in der Pfarrkirche.
S. I )(i li. Anloiiius in seiner Zelle vom Teulel versucht.
9. Dir li. Sebastian \on ( ;e\vai»pneten überfallen.
lo. Der li. . "-Sebastian \<>i ilen (I«"»t/.enaltar geführt.
Antoniusaltar im n.'.rdlic hen .Seitens« hilf (vgl. die Ski/./e l-ig. aS. I -M \U». A»ia».»^u«.
Zurrst l4.S4 durch Heinrich /inn Uoll und Theodor de Via gestiftet »W p. ^S.
J. p. 79). CilllNUs in den Farrai;in<> \III, fol. 43l nennt aU «lic IlciH-- '« d. n. n
er geweiht. S. Iluberlus. S. .\ntonius, .'^. I„Mnbertii.H, (lutes Werk der .\
S» hule um i54o. Di<' .S< hnit/.ereien sind in der Anortlnung »Irr .Sxrncn und
(iruppicnmg nicht übermas,sig ges« hickt; besonders dir Iwitlcn minieren ol»rrrn F'
Itoicn duiih dii' Notwentligkeit einer Vorderansi«ht für die Kour
Si hwierigkeit«n, «li»- nicht ganz überwunden sind. Die Fi
reiche Cicwaiulung gehüllt, mit w«'ichen, nit ht mehr inkig gcoi m n. .u- ■ ii.
|l I tu ii< ■ '
67
68
KREIS KEMPEN.
Pfarrkirche, arbeiteten Falten. Der über die rechte Schulter geworfene Mantel fällt in starken
sternförmigen Falten zu Boden. Ungewöhnlich reich sind die zierlichen durch-
brochenen gothischen Baldachine, die in Gestalt von doppelten in stumpfen Winkeln
aneinander 2:estellten Gittern den oberen Abschluss verkleiden. Wie bei dem Mär-
tvreraltar in Xanten sind sie zu tief heruntergezogen, wodurch die Figuren selbst
gediückt erscheinen.
Der Altarschrank enthält in neu polychromierten Schnitzereien die folgenden
Szenen :
1. Eine Gruppe von Heiden, um ein vergoldetes Götzenbild auf hoher Säule
versammelt, unter ihnen der h. Antonius.
2. Szene aus der Christenverfolgung: Enthauptung von Gläubigen.
3. Der h. Antonius wird in einer
Kirche zum Bischof geweiht. Um ihn
stehen hohe geistliche Würdenträger.
4. Tod des h. Antonius. Ihn um-
geben klagende und betende Geist-
liche.
5. Der Heilige predigend. Im Vor-
dergrund eine grosse Schar von Hörern,
zwei Frauen auf Stühlen.
6. Der Heilige von Kriegsknechten
gefesselt.
7. Der Heilige seine erste Messe
celebrierend.
8. Der Heilige an Bettler und
Krüppel Almosen austeilend.
Die Flügel enthalten sechszehn
Szenen aus dem Leben des h. An-
tonius. Die Gemälde sind im Ton
sehr einheitlich gehalten, ein bräun-
licher Ton herrscht im Vordergrunde
vor, ein blaugrüner im Hintergrunde. Unter den Lokalfarben fehlt das leuchtende
Rot vollständig. Die Farben sind dünn und flüssig auf den Kreidegrund der Holz-
tafeln aufgetragen. Die Figuren sind in reiche Gewänder gehüllt, die Mäntel bewegt
mit flatteniden Zipfeln, der Kopfschmuck zeigt ausgesprochen niederländische Formen.
Die Köpfe sind gut und fein charakterisiert, die Finger etwas geschwungen. In der
Architektur herrschen Renaissahceformen vor, die Putti über dem Portal in 4, der
Brunnenaufsatz in 6 sind direkt nach guten Vorlagen kopiert. Die einzelnen Szenen
smd nicht sämtlich ikonographisch zu deuten. Die Legenden des Heiligen nach
Athanasius (Acta SS. Jan. II, p. 120) und nach Jacobus de Voragine (Lombardica
historia aurea, i483, c. XXI, B) erläutern nicht alle Darstellungen. Die Szenen der
Aussen- und Innenseiten der Flügel sind mit denen des Altarschrankes kombiniert:
die Legende beginnt mit Szene 7 der Innenseiten. Hier nimmt der h. Antonius als
Jüngling vr,n seinem Vater Abschied, in 8 bittet er vor dem Thor eines Klosters bei
dem Abt um Einlass und Aufnahme. Auf den Innenseiten ist in i, 2, 3 und 5 die
Erzählung von dem Transport der Leiche des h. Antonius dargestellt, die erst zu
Lande und dann zu Wasser weiter befördert wird.
Fig. 28. Kempen. Aufriss des Antoniusaltars in der Pfarrkirche.
68
KEMPEN.
69
Sakramentshäuschen von Sandstein am zweiten Pfeiler des Chores auf der Pfarrkirck«
Evangclienseite (Abbildung bei Statz u. Uxgewitter, GothLsdics Musterbucli, i856,
Taf. 1.37, r38. — Aus'm Wef.rth, Kildncni Taf. XXII, 4; II, S. i6). Im J. i46i von
Meister h'onrafi von //er IlalUti aus K'iln für d«-n Preis vdm 3oo Mark gef« * * \V.
p. 38: i46i aediles Petrus Ploeiius, Petrus de Via, et Omradus ter Steven m
d. Joanne de C'f)sveldia Coloniam ])roferti sunt rurando novo tabemaculo \- lus
sacramenti, (juod hodic habemus, illudque inito contractu cum quodani Conrado von
der Hallen pro trecentis marcis fieri ( urarunt. Sequenti vero anno Petnus de Via
Coloniam rediens dictum tabenuiculum iam paratum levibus ex abiei stniminc
repletis frustulatim imponit et navigio Novesium devehi fecit. Ostiola ciUMlein tai>er-
ii.'K uli fi-rrca pendunt et exaequant octuginta ({uatuor libras.
Der untere Aufbau wird durch einen fünfseitigeii mas.siven Pfeiler gebild« ;
dessen Seitenlläi hen auf Konsolen fünf kleine 35 «m hohe Samlsteinfiguren von Hei-
ligen stehen. Vor die K( k( ii treten freistehende Pfeiler, oben durch Spit/.l>ogen ver-
bunden. l)ie drei vorderen Felder des fünfseitigen Gehäuses /.eigen hölzerne Thüren
mit Eisenbeschl.'igen, die mittlere in der unteren Hälfte ein durchbrcKhenes (jittcr.
An den vier freien Eckpfeileni sind Statuetten angebracht, ebenso in der Mitte der
zwei freien Felder. Die Eckpfeiler .setzen sich als F'ialen fort, iler luftige zwelstrM kigc
Aufsatz, wiederum fünfseitig, aber zweinuil übereck gestellt, zeigt an den Seiten StrelK'-
pfeiler und Strebebogen und als Absthluss eine reichverzierte Kreuzblume. In den
drei Wimpergen über den drei .S( hrankthüren unter Spitzbogen die thronenden Ge-
stalten von Maria, Petrus luid Paulus, hinter den freien Strebepfeilen» Figuren von
musizierenden Engeln. Das architektonische Gerüst ist sorgfältig und e.xakt chirch-
geführt, die Pfeiler und Bog«'n nii h prufiliert, die mittelmässigen Santlsteinfigiirchen
frei ausgearbeitet und angestiftet.
Chorstühle, zu beiden Seiten des Chorhau.ses zwis<hen dem er>iten und
zweiten Pfeiler, 4. 20 m lang, aus Eicheidiolz ges« hnilzt, im J. l493 für tlie Summe
von 220 (iulden von /n/iatiues Gnilrr gefertigt. W. p. 62: l493 Sedilia sjiconlotum
< liori Mostri a [oanne Grulero perfecta posila sunt, cui de capitali ducentorum et
20 flon-noruni sununa annuam pensionem in prae.sentia pastoris, vicarionnn el ma-
gistratus aediles sti|)ulati sunt ad pl«-nariam usque Solutionen». (Vgl. KöhuMhe Volk<-
zeitung vom i4. ;\ugusl i89o.)
Durch di«- .Silninlieit der Verhältnisse und die- SKf'"'«;'- Nusfühnuig der nii hl
überrei« hen < )rn;imente steht das (Jestühl unt»r den nie. in-n Arlwiten in der
vordersten Reihe. .\ni iiäi listen konunen ihm die einfai heren Chonitühle von Straelen
(vgl. Kunstdenkmäler d( s Kreise.s (ieldeni) uml im Minoritenkl«>ster ix\ Clcvc (AI's'm
W'li-KTM, Hildnerei Taf VIII, 1 — 6); die letzteren wie die zu Hoppard in <ler K
kin he (Stat/ u. IIn(;i:\vitti:k. Gothisc Ins Musterbuch Taf. CLXXXVH, C'I.XX.W lii.
2 5) und in der Stiftskirch«- zu ( Murwesel (ClI. Rua.FNHA« II. Dir Chor • '" S-*
.Mittelalters; Miitheilungen d<r K. K. ('entralk<tn>missi<>n zur Erhaltung d. .
male \' III. .S. 220, Fig. 18) überlr«ll«n das Kempeiier Gestühl dun h den ! \\\
ihr Details, erreichen es .iber kaum in <ler feinen Abwägunjj der Vei
Das Gestühl besteht .luf beiden .'-ieiten au« r)«>p|><'lreihen, die hinlrrr luit »n Iw»
die vorden- lünf Sitze (Fig. 21). Der arclütektoni.Hche Aufbau i.il auf U'iilrn S«'ilrn
derselbe, nur das Hildwerk ist verschie«len. Die Hinterwände lK->tehi-n aus dun h-
bn« henem St.d>w«rk, das durch Fialen, «lie hinter jitler .\ii ' ' ilrr
Mreile der Sitze «ntspret hend g«gli<dert ist. Der rei« h.- - ' • • . ; «vi!
vorgekragt. Die m idii hen W.uigenslücke der hinteren ^ <• an «lir
Sakni
UUnckcBb
OtorMAkl«
69
7o RRtlS keMp£N.
Pfarrkirche. Chorpfeiler an. Die ganze Fläche der inneren Seiten ist durch einen reich verzierten,
mit Krabben geschmückten Spitzbogen eingerahmt, der mit einer Kreuzblume abschliesst.
Das so begrenzte Feld enthält vier Heiligengestalten in ganzer Figur in einem weich
behandelten Basrelief: auf der Evangelienseite Hubertus als Bischof mit Buch und
Stab, \-ou dem Hirsch begleitet, und Kornelius mit Hörn und pedum rectum, auf der
Epistelseite Gregorius mit pedum rectum und Buch und Hieronymus mit dem Löwen.
Zwischen den einzelnen Sitzen erheben sich reichgeschnitzte Armstützen, die obere
Schultedehne mit einem Kapital, auf der schräg ansteigenden Kante allerlei kleine
karrikierte Gestalten, Mönche, Bauern und Affen in hockenden und kauernden
Stelluno-en. Die Wan^enstücke der vorderen Sitzreihen zeigen an ihren Aussenseiten
unter einem Rundbogen auf der Evangelienseite die Gestalten der Heiligen Viktor in
Eisenrüstung mit Fahne und Schild und Antonius mit dem gefesselten Drachen, auf
der Epistelseite Augustinus und Ambrosius. Über diesen Wangenstücken ist als Ab-
schluss eine Gruppe von je zwei geflügelten Engeln angebracht, die in faltiger, knitteriger
Gewandung knieend Schilde zwischen sich halten, zweimal mit dem Kempener Wappen,
zweimal mit den Passionswerkzeugen.
Die reichste Ausgestaltung haben die Konsolen der Klappsitze erfahren. Meister
Griiter hat hier seinen derben rheinländischen Witz ungezügelt spielen lassen und mit
einer überreichen Phantasie neben einer Reihe harmloser Szenen einige beissende, oft
etwas täppische Satiren auf die Geistlichkeit zusammengeschnitzt. Für die Erklärung
und Deutung der einzelnen Gruppen ist die Tierfabel zu Hülfe zu rufen.
An der hinteren Reihe des Gestühls der Evangelienseite finden sich folgende
Szenen: eine alte Frau vor dem Backofen; ein Bauer, der mit dem Dreschflegel auf
Eier losschlägt (eine Satirc auf das , Eierdreschen', das Einsammeln der Eier zur
Fastenzeit durch die Landpfarrer) ; der Fuchs zu Gaste beim Storch, der bequem aus
dem enghalsigen Gefässe trinkt; eine Katze zwischen vier Mäusen; der Fuchs den
Enten predigend; ein Adler als Schildhalter.
An der hinteren Reihe des Gestühls der Epistelseite die folgenden Szenen: ein
Pelikan seine Jungen aus seiner Brust speisend ; eine vornehme Frau mit einem Wasser-
gefäss; ein Greif mit einem Schild: lateinisches Kreuz, belegt mit fünf Halbmonden;
zwei Hunde sich einen Knochen streitig machend; ein Fischer mit einem Fischkorb
im Wasser stehend; ein Fischer ein volles Fischnetz aus dem Wasser ziehend.
Die Konsolen der vorderen Sitzreihe zeigen auf der Evangelienseite eine Katze;
einen Affen; einen bärtigen hässlichen Kopf, der die Zunge herausstreckt; Storch und
Fuchs aus flacher Schüssel speisend; den Fuchs in einem Buche lesend; auf der
Epistelseite einen beladenen Esel mit dem Rosenkranz; einen Bauern, der Rosen aus
einem Sack auswirft, die von Schweinen gefressen werden; eine Sirene; eine Frau am
Spinnrocken; den Fuchs mit den Enten im Wasser.
CeWiranten- Drcisitzigcr Cclebr a 11 1 cus tuh 1 (Abb. aus'm Weerth, Bildnerei Taf. XXHI,
Fig. I, la, ib, ic; II, S. i7), aus Eichenholz geschnitzt, 2,3o m breit, 3,9o m hoch,
zwischen dem zweiten und dritten Pfeiler auf der Epistelseite des Chores angebracht
(Fig. 2i). Im J. i486 aus städtischen Mitteln und wahrscheinlich gleichfalls von
Johannes Gruler gefertigt. Das Werk ist eine der glänzendsten Schöpfungen der
niederrheinischen Holzschnitzerei vom Ende des i5. Jh., gleich hoch stehend durch
die originelle Anlage von Sitz und Baldachin wie durch die unter den erhaltenen
Werken nicht wieder erreichte Feinheit in der Ausführung. Die Ornamente sind in
anmutigem Schwung gezeichnet, zierlich und leicht ausgeführt, der vorgekragte Teil
des Baldadiins f:iii Meisterwerk auch in konstruktiver Hinsicht. (Taf III.)
7o
Tafel III.
Kciiipm. Ccl('lir;iiitrii>ttiltl in cU*i l'l.irrkiu lu-.
ICF.Ml'F->J. 7 I
Den oberen Teil der hinteren Wand bildet ein durrhhrochenes Stabwerk mit prarrkircb«
reicher Fcnsterarchitektur, der untere ist mit im Kundbogen gcschlcjssencn Füllungen
verziert, die, .'ihiilit h wie die Rückw.'inde der Chorstühle zu Kaikar, eine Narliahmung
von Tei)i)i< heil dun h punzierte Musterung des Holzes enthalten. Cber den Ann-
lelincn erheben siih je zwei frei aufstei^M-nde gewundene, in der Mitte mit einem
Knoten verseliene S.'iulen, die den lialda« hin tragen, der weit narli vom ausl.ldt und
in der feinsten dun hl)ro( henen Arbeit reiehstt-n Schmuck zeigt. Der über dem
mittleren Sitz bcfintiliche Teil des Baldachins springt im Dreieck vor, die xier so
entstehenden unteren Abschlüsse sind mit ciiuin Ksel.srücken geschl«>sscn, der sich
nach oben über dem Ilorizontalgesims in einer reichen Kreuzblume fortsetzt. Der
Bogen selbst ist auf seiner oberen Seite mit frei behandelten grossen, üppigen Krablnrn
besetzt, an seiner unteren Seite zeigt er vier Nasen, die in Knosj)en «nler Kreuz-
blumen auslauft II und denn Verl)in(lungsbrigen wieder mit zwei kleinen im Klee-
blatt auslaufendiii \asen verziert sind. l'ber den fünf Kc kpfeilem reiihe Fialen,
vor ihnen auf K<»nsolen unter kleinen Baldachinen fünf m.'hinliche (Jeslalten mit
Musikin^t^mll(•llt(■ll, unter ilmi n KiihIm l)ii\i(l mit tier Harfe. D<ii .\i»sch!u.ss des
mittelsten nicht auf einer Süule lastenden freien Pfeilers bildet der schweb<'nde Engel
jnit dein Kciiipener Wappenschild, dessen Gestalt in ihrer vornehm l.1.ssigen und un-
gezwungenen, aber doch ausserordentlich fein abgemessenen Bewegung unil in <ler
reichen, in grossen Faltenmotiven sii h bewegenden ( icwan«lung einen natürlichen Ab-
schluss des vorspringenden Baldachins bildet. Die Mittelfeliler der beiden seitlichen
Wangenstücke zeigen in Basrelief die (iestalten von Chri.stus mit ilem Bu< he in der
Linken und \<.ii I'ctrus mit Buch unil Schlüsseln, l'ber ihnen auf beiden Seilen ein
Wappenschild, das ein Kreuz enth.'ilt, belegt mit dem .Schild iles Kc'ilner Krzbi-sehofs
IIeriii;mii I\'. \ciii Hessen, rntcr den Figuren l.'iufl die Inschrift hin: .\xxi) DSl
.MC c ( ( I x.x.wi (nitht l446, wie AI:s'.M Wikkih gelesen hat).
' Die dem Chorumgange zugekehrte- Rückwand zeigt gleichfalls reiche Ver/ie-
rungen. ;\uc h nach dieser Seite sj)ringt der Baldachin weit vor und m hli«->st mit
einem ( littc-rwe-rk ab. \'e)n den vier gedrehten S.'iulen iler Kückwanii .steigen Kip|M>n
auf, welche' dl in vorspringenden Teil des Balclae hins .seinen architektonischen Chanikler
ge-ben. i )ie Rückwand ehr eigentlichen Sitze zeigt in ganz llaeiiem, sehr seharf
umrisseiieii Relief in (i.in mittelsten der clrc-i Felder das Kreuz mit ilen l'aviions-
werkzeugc-n. links an einem Riemen aulge-h.'lngl das Wap|)cn von Keni|K*n. recht»
das des genannten Krzbisc hofs, in der glc-ic h«-n Wei.se b»'leNtigt gt*<lacht. I)ann»ter
die abgekürzten Inschriften \um \ oi-piki ki Mnxsis und \km\ .\k< llitn««« c»n
COI.ONIKNSIS.
Taufstein von Namunr Marmor. Arbeit des |3. jl». in tIer Taufkai>elle (AW». Taa^Mi».
AUs'.M WM Kill. l'.ileliieT.i Taf. X.XIII. 4; H. S. l9). ll. r einer vi. ■> IMinthe
erhebt sich der ae ht.seitige- Schaft, das runde Becken tragend, tla.s an \k'I k m-
dierenden Seiten ül»er aufgeklappten, einmal gciippte-n Bl.ltlirn. roh x-
lose mense hliehe Kc">plc- tr.'lgt. Die zwischen ihnen liegenden Felder .- !»-
n-liefs gefüllt, zwei mit ciiuin I.owenpaar, d.is nur je einen Kopf ha», d.is drittr mit
einem einzelnen Li"iwc-n, das vierte mit einem Dr.ic hen mit g<
(Vgl. oben .S. 16.) Cianz ent.sprec hend das Becken im Bi-sitjs von llerni }u\i\is S huh-
in. II hei /u W ennelskiii hell.
Orgelkasten auf der Orgelbühne über der .S. Ml. haelska|Kll.v A. I Die Oi««l.
neue Orgel in der katholischen Pfarrkirche zu Kem|Mii. erb.iut von Kr V^ ■ k.
I^eriiht mit gese hie htlie hen .Xnmerkungen K<'ln |876. W. I.riiKI., (le»«h.-.. '
7i
72
KREIS KEMPEN.
Pfarrkirche. Renaissance in Deutschland II, S. 449. — Abbildungen von Details im Westdeutschen
Gewerbeblatt II, i884, Taf. 5. — Aufriss unten Fig. 29, Details Fig. 3o u. 3i.
Eine Orgel wird in der Pfarrkirche bereits i5o3 erwähnt (W. p. 64); im J. i539
wird zu einem Neubau geschritten, der durch einen auswärtigen Orgelbauer Vitus aus-
geführt wird und zwar an Ort und Stelle: Meister Veit errichtete seine Werkstätte in
dem Jungfrauenkloster. W. p. 79: i539 in computu mentio fit novi organi et in alium
locum translationis eiusdem in locum commodiorem, cum hucusque situm positumque
fuerit supra sacellum s. Michaelis. Huius novi organi conficiendi gratia Vitus quidam
Kempenam venit et in monasterio virginum egit ad eins consummationem ibique
fistulas tubosque plumbeos conflavit. Perfecto organo aediles Glabacum et ad mona-
sterium Campense et s. Nicolai non longe a Novesio (miserunt), ut peritis istorum
locorum organistis experimentum novi nostri organi sumerent. Dederunt postmodum
magistro Vito tradito iam organo 34 daleros, 26 florenos aureos et 7 florenos com-
munes. Cum vero in immensum excrevisset organi novi
pretium, pacto inter se inito consules, praetor, alii in
propria persona equis singulas rusticorum villas obierunt,
stipis et elemosynae coUigendae gratia, ut horum muni-
ficentia et liberalitate novi organi expensae nimium ex-
tensae exsolverent. Ante tarnen positionem novi organi
tcmplum dealbatum est i54i sumptu i9 florenorum a
quodam cive Venlonensi.
Der noch erhaltene hölzerne Orgelkasten mit der
vorderen Reihe der Pfeifen ist eines der hervorragendsten
dekorativen Werke der Frührenaissance am Niederrhein,
sowohl in der reinen Führung der Umrisslinien und den
Verhältnissen des sorgfältig abgestuften und kunstvoll
gegliederten Aufbaus wie in der Zeichnung und Aus-
führung der Füllungen, die ohne Überladung die reichste
ornamentale Phantasie verraten. Der eigentliche Orgel-
kasten ruht auf einem 2,7o m hohen Untersatze, der
viermal in Längsfelder zerlegt ist, mit einer Reihe von
Querteilungen. Jede Füllung ist für sich gearbeitet und
dann als Verkleidung auf das Gerüst geheftet worden. Die Rahmen sind breit genug,
um die Zeichnung jedes einzelnen Feldes für sich zur Geltung kommen zu lassen, und
doch wieder nicht so breit, um den organischen Zusammenhang zu zerreissen. Die
Mitte der Füllungen bildet ein Medaillon mit dem frei herausgearbeiteten Kopf eines
Mannes oder einer Frau; die Arabesken selbst sind nur in flachem Relief mit scharfen
Konturen gehalten. Eine entsprechende Verzierung zeigen die Pilaster. Die Köpfe
.sind paarweise der mittleren Axe zugewandt (Fig. 3o).
Der obere Aufbau zeigt eine reichere Gliederung im Grundriss: der mittlere
Teil springt im Halbrund vor, die seitlichen Abschlüsse bilden übereck gestellte Risalite.
Dem mittleren halbrunden Erker dient eine Konsole als Träger, die aus drei sich
bäumenden Pferden gebildet wird (Fig. 3o), die Erker stützt je ein reich verzierter
bärtiger Kopf (Fig. 3i). Alle Gesimse sind ausserordentlich reich pro-
filiert und mit feinem Verständnis geschwungen. Als abschliessende
Brüstung dienen wiederum horizontale Felder, wie die einzelnen Pilaster
mit Flachomamentcn verziert.
Auf einem der Balken des Gerüstes findet sich die Marke:
Fig. 29. Kempen. Aufriss der Orgel
in der Pfarrkirche.
72
KEMPEN.
73
s< IiiikiIm luiltcri«!; mit
;ihiT sorj^liilli^f
Steinfigur des h. Christoph am zweiten Xordpfciler des Mittelschiffes in Pf.rrkirekr.
(iDppelter Lebensgrr.sse (¥\^. 21. XVIII), gute Arbeit aus der zweiten Bauix;riiKle der sk«i|K»r.
Kirche, Ende des i4. Jh. Der Htihge steht auf einen Baumstamm gestützt mit nackten
Beinen in dem von Fi.s( heu und Sinnen h.lcbten Wasser, auf seiner St huUer d;is
Jesuskind hallj knieend, in der
hnkcn Han<l (he Erdkugel, dii-
Rechte erhebend, mit flattern-
dem Gewand. Die (iestalt ist
zicmli«
lla( her Brust.
dun hgearbcitct, Ix-sonders in
den ausdru( ksvollcn Xügtii dis
schrmcn langbiirtigen Kupfes.
An der gleichzeitigen Steinkon-
.sole i.st ein .schwebender lockiger
Engel angebracht, der einen
.S( hild hält mit dem l)luten<len
Herz und Il.'inden und Füssen
mit den N.'igelmalen (B.mdki,
Organ für christliche Kunst
\ni, S. 76).
Sp.ntg..th. Ilolzstatuc
der Madonna, ziemlich steife-
und hölzerne Arbeit aus der
Mitte des l5. Jh. auf dem Altar
der Taufkapelle, neu polvchro-
miert und in di n Ki'ipfi-u stark
überarbeitet.
(Iruppe der li. Anna,
neu polychrnmierte handwc-rks-
mt'l.ssige und harte- IIolzsc hnitze-
rei vom Ende des iS.JIi. in Drc-i-
viertellc-ben.sgn'tsse, indem imnl-
lichen Seitenschill neben dem
Turme. Das auf dem Schos.se
der Mutter slelu-nde Kind i>l nur
mit c-iner Wiiulel bekleidet, es
h.'llt in der Linken eine Traube,
in der Ree liten eine Be-ere.
II iil / I in 111 ei. h. I'r t Mi^,
iie u |>e>h ehromiert und am K<>pl
Überarbeiteies lue htiges .Silzbild
viim Ende des l5. Jh. aus dem alte-n l'elersllmr.
Wandgemälde an der Xemlseile des Clieiruni
der sc hw.irzen /eie Imung und in eler l'ntermalun^ .1..
Ki( 30. Kempen neutU von d«r Org«! ia d*r l'bithitcW.
M.lIK
.■ ill ( inui
werksm.'lssige Eeistimgeii vem» Ende ejes i5. Jh. Du* NunU-n -»uul in den !•
Mc)rtel hineingepresst. Sechs Ileiligengestalten neiHMicinandcr: S, Fninxi<tkiUi. S. K
ein Bischof mit Huch und Slal». S. Elisabeth, vitwu B<-lller kloiiicnd. ein Kran
nui u) M*.d4
U
74
KREIS KEMPEN.
f^fnrrkirche.mit Buch uud Stab, S. Hugo (?), vor ihm knieend der Donator mit unleserlichem
Spruchband.
Kronleuchter. Kronlcuchter vom Ende des i5. Jh. (Abb. aus'm Weerth Taf. XXII, 5; II,
S, i6. — Otte, Handbuch der christlichen Kunstarchäologie I, S. 160). Über den
von der mittleren Halbkugel auslaufenden acht schmiedeeisernen mit Blattwerk ver-
zierten Armen, an deren Enden acht hölzerne gelockte Engelsgestalten als Leuchter-
träger angebracht sind, erhebt sich der Aufbau, der nach beiden Seiten ein hölzernes
1,28 m hohes Madonnenbild zeigt — die beiden Figuren sind mit dem Rücken
aneinander gelehnt und durch einen Strahlenkranz getrennt — mit langen fliessenden
Locken, reichem, in schönen Falten herabfallenden Mantel, die Figur noch schmal-
schulterig, mit kleinen gedrechselten Brüsten. Über ihr schweben, an der Stange
Fig. 31. Kempen. Konsolen von der Orgel in der Pfarrkirche.
Oliter.
Epilaphium
befestigt, zwei weitere Engelsfiguren, die eine Krone halten. Ganz entsprechend sind
die Muttergottesleuchter zu Kaikar, vor i5io von Heinrich Bernd/s gefertigt (Wolff,
Die Nikolaikirche zu Kaikar Taf. XLIV), zu Erkelenz (Organ für christliche Kunst
1861, S. 22?), zu Ratzeburg (Statz u. Ungewitter, Gothisches Musterbuch Taf. 216);
auch der grcsse, i489 von Gert Bulsifik gefertigte Radleuchter zu Vreden (v. Hefner-
Altexeck, Eisenwerke oder Ornamentik der Schmiedekunst des Mittelalters und der
Renaisance, 1861, Taf. 34 — 36) gehört zu dieser Gruppe.
Schmiedeeisernes Gitter an der Brüstung der jetzigen Sängerbühne über
der Sakristei (Fig. 32), einfache aber fein stilisierte Arbeit von schöner Zeichnung, im
J. i463 von Peler von Slraelen gefertigt. W. p. 39: Anno i463 cancelli ferrei prope
aediculam venerabilis sacramenti a Pctro quodam Stralensi facti sunt.
Epitaphium des i634 verstorbenen Ratsherrn Tilmann Haffmans im Mittelschiff
an der Turmvorhalle. In der oberen Hälfte ein Gemälde, Christus am Kreuz, Maria,
Johannes und Maria Magdalena darstellend. Am Fusse die Stiftcrinschrift: ponebat
74
KKMPEN'.
75
hJk P^ Jh^ ^^^u^ ^
MOKRICNS IIMUS R. D. JOANKES HAFFMAXS S. T. B. HUIUS ALTARIS SALVATORIS RFXTOR Pf.rrkireli«
ANNO 1661. Zur Seite die Wappen der Ehegatten.
Diesem Kpitaphiinn gegenüher an der Turnivorlialle Oll.ild mit Darstellung lU-^ «.roui^«.
im I'rofil nac h rechts \>>t einem Altar knieenden, leic ht ergrauten Thomas a Kempis
mit (1(1 l'ntersthrift: Thomas a kkmi'Is canonicus regularis oniiT asxo i47i
25. jui.ii. VDii /■'/<///: Kesscici 1629 gemalt. W. p. 94: i629 (ommunihus tutius rom-
immitatis e.xpcnsis curavimus tres imagines Thi»n>ae de Keinpi.s |)opuIaris niistri Col«»-
niae fieri ad taiiti viri niemoriam ron.servandani, ({uarum una in arce nostra vLsitur,
altera in curia, tertia in ecc lesia jiarnx hiali pretio 80 imperialium pirtore Fnincisto
Kcsselcr. (Vgl. unten.)
Im Chorumgang liinter dem .\ltar (irahstein des am 20. I)c/.cml)cT i7l6 ver- r.,.i.„-:-
storhenen Pastors Rverhardus Nakatenus ord. S. Menedieti mit einem Kelch in Mcd.iill..ii-
umraiimung als einzigem S< hnuH k. (\'gl. Neerojogium Ciladhaeensc II. e«l. KcKf.RTZ:
Ann. h. V. N. VIII, S. 211.)
In der Sakristei: Monstranz von vergoldet«'m Sill)er, 80 <m hoth, v«>- 'iait«ii»rr.
liclie Arluit um i4oo (Al)l». aus'.m \Vi:i-ktii Tai". .\.\II. Fig. 7; II, S. i^.. Ciik \\
S( ii.MiDr, Kin iienmr.hcl und Utensilien des
iMillelalters in den I)iö(cs«'n KTiln, Trier und
iMünsler, l85l. I. 4, Tal. Willi. .Vuf dem
Fuss, dessen (jrun<lriss eine vierseitige Ko.se
mit eingefügtem (Quadrat liildet, erhebt sieh der
seeh.s.seitigc Schaft mit sechsseitigem, durch Ko-
.setten verzierlc-n Knauf Zu den Sc-itc-n «les
( jlascvlinders, der aus einer V'ergitlirung auf-
steigt unci mit einem Zinnenkranze alisc hliesst.
erhehen sich zwei trcistchciidc-, in l'ialc 11 endende-
Strel)epfeilcr, die duri h e inen Strchehogen mit
der Kreinung des (jeh.'luses, durch ein ( litte i
aus Slahwerk mit des.sen Fuss verhuntlen sind.
V\n-x dem verbindenden ('litte-r je- ein leue htertrage-nclrr F.nge i. /«is. n< n e|en Pfrilcrn
l'elrus und Paulus. De-i in vie-r sieh ve-rjiinge-nden Ste« k\ve-rki-n aufsteigi ndr Auf'<«.il/
se hlie.ssl mit einen» Kruzi(i.\us, unle-r ihm belind«'t sieh tlir Figur «Icr .Ma«le>niia. lieft-r
noch weitere kleine- I Uiligenhgüre hen. I > i> Inventar von l6a7 erwähnt auvser »Irr
beschriebenen ihmIi vier we-itere, als deren Meister magister lir Oftit dt Jemuiltm
angegeben wird.
C'ibe.irium von vergolde-tein SillH-r. 46 ein hoch, nut erne-uertem FiLvs .
Arbeit vom Anfing des i5. Jh. (Abb. AI s'.M Wfikth Taf. XXII. 6; II. S. 16V l». u
See hsse-itige-n Aulsatz auf .see hsse-iligejn .Si h.ift kroul ein Kru/itixu.s «uiMhen M..»ii
und |ohannes. Sechs nuisizii-rende Kngel stehen über den sechs K« ken in Icl«
Zinneiilürme hc-n, ihn- in e|e 1 .Mitte zusammensle»vsenden Flügel bilden ilic Sirei
lies architektonischen Aufbaus.
Ciborium aus vergoUleten» Silber in getriebener Arliril. Jlcm hi»h. Dei !
zeigt eine- sec hsbl.'ltlerige Kose; jeiles einzelne tief MLltter enthalt eine h.'" '
formige Ausbauchung mit den D.irstellungen der Matlonn.t und \on fünf \'
Der Deckel sc hliesst mit cinc-r r«-ie lun Hlume in '■^ill--! luv. bniili. Ii \u^u .\\\\ j»
dc-m Pastor Arnoldus Muserus gesc lu-nkt.
Kelch aus vergolde>tem Silber. .'2«m Ihm h, vom Kmir de» l5. Jh. (Al»l». A
\Vi-:i-:kiii '\'a\. .\.\II. ioi .\uf d«in an dir Basis a jour «lunhl»r»K honen aih'
I iir. TJ. Kem|>cii. S ••••-- '--l «cm«« Gilltr
in (irr I
<?
76
KREIS KEMPEN.
Pf.-.rrkirche. Fuss erhebt sich der achtseitige Schaft mit den Leidenswerkzeugen am Aufsatz und
den ciselierten aufgelöteten Figuren von acht 2 cm hohen Apostehi mit ihren Sym-
bolen am ]Mittelknauf.
Kelch aus vergoldetem Silber, 21 cm hoch (Abb. bei Chr. Schmidt, Kirchen-
möbel und Utensilien aus dem Mittelalter I, Taf. X), spätgothische Arbeit vom Anfang
des 16. Jh. Auf einem der Blätter der sechsseitigen Rose ist aufgestiftet eine erhaben
gearbeitete Kreuzigungsgruppe; die übrigen Blätter enthalten in sorgfältigen Gravuren
eine Maria mit Kind auf der Mondsichel, Christus vor dem Kreuze stehend, umgeben
Fig. 33. Kempen. Pectorale in der Pfarrkirche.
Pectorale.
von den Leidenswerkzeugen, Antonius mit dem Schweine, die zwei letzten Felder
nur Arabesken mit Putten.
Kelch von vergoldetem Silber, 24 cm hoch, in einfachen Formen, von i5o3.
Neben dem Weihekreuz auf dem Fuss die Inschrift: memoria domini johannis hon
SACERDOTis DE KEMPis AC PARENTUM .suoRUM COLLATORUM. An der unteren Seite
um den Rand hinlaufend: anno a nativitate domini millesimo quingentesimo
TERCio ME KiERi FECiT IN MENSE MAYO. Zu dem Kclch gehört eine alte Patene
mit dem gleichen signaculum am Rande.
Pectorale aus stark vergoldetem Silber, mit einem Durchmesser von i6,5 cm,
vorzügliche Arbeit vom Ende des 16. Jh. (Fig. 33). Die Umrahmung bildet eine sechs-
seitige Rose, deren innere Bogen mit äusserst sorgfältig gearbeiteten Arabesken gefüllt
sind; df-n Mittelpunkt eines jeden Bogenfeldes bildet ein Putto, der Arme und Beine
76
KEMPEN. 77
weit auseinanderspreizt. Das mittlere tiefliegende Medaillon enthalt in matt vergoldeter, Pfarrkirche.
getriebener Arbeit eine Darstellung des Gekreuzigten, links neben ihm eine klagende
Frau in tiefster Verzweiflung mit nackter Hrust, verzerrten Zügen und fl!' ' i
Haaren — wohl eher das klagende- Jerusal<-m als Maria — . re< hts «-in Mann, .i- i mit
der Rechten nadi Christus emjxirweist.
Trinkbecher von Silber, innen vergoldet, i6 cm hoch, wertvolle Arbeit aas der Tn>kUckcf.
2. H. des i5.Jh. (.\l.b. .Ms'.M Wekrth, Taf. XXII, 9; II. S. i6). Das Stück erweist sich
unbedingt als Originalarbeit. Der sechsseitige Fuss des Bechers ist durchbrochen, mit
(Jitterwerk und Zinnenkrönung versehen, an drei Ecken erheben sich kleine Fi
drei hockende Bauern mit Fahnen und Schilden dienen als Tr.'lger des ( irOlsst-s. Dn
Mantel ist mit geistreich und keck ausgeführten (jravuren verziert, die in iler Mitte
durch ein Band mit der Inschrift: j.\.ssi'ek, saxta Maria, Melchior, Balthasar,
in zwei Streifen getrennt werden. Der obere enthalt in Arabesken eine Kule und
zwei nackte Knaben, von denen der eine mit rincm Bogt-n einen Hasen s<-hies.st.
wahrend der andere mit einer Keule einen Alfen angreift. In der unteren Abteilung
Maria mit (Um Kinde, vor ihr die drei Könige, von denen der vorderste sich auf
das Knie niedergelassen hat, an sie sii h anschliessend eine CIruppe von drei Knechten,
eiulli( h Ochs und Esel (unrichtige Erklärung bei AUs'.M W'ekrth a. a. O.). Auf dem
Fusse findet sich die Inschrift: her.ma.nls .mcedael aiteker.
Kette von vergoldetem Silber aus der 2. H. des l5. Jh., wahrs« heinlich Ursprung- K*«"
li( h ein Schützenabzeichen, trellliche Goldschmiedearbeit von ausserster Feinheil der
Durchführung. (Katalog der kunsthistorischen Ausstellung zu K<">ln i876, Nr. 6o6.)
Sie besteht aus sieben durdi Scharniere verbundenen Gliedern. Jedes zeigt auf einem
flachen Grund drei parallele Äste, aus denen völlig frei gearbeiteti's und fein motlel-
licrtcs Eichenlaul; herauswa<hst. mit nur leicht stilisierten, krabbenartig umge? • ■ m
Hl.'iltern. Das mit zwei Ketten l)efestigte Mittelstück zeigt als Kern einen , u
Edelstein in erhöhter viereckiger Fassung, von sechs kleinen in runder Fassung um-
geben, darüber in Strahlenmandorla Maria mit dem Kind uiul dem Szepter in der
Einken, zur Seite re< hts und links ein leuchtertragender Engel. Der durch ein
Ketldien befestigte Anhaiigir besteht aus einer Silberplatte, an iler kleine Bommeln
hangen und auf die tlie Gestalt dcN h. Michael aufgelötet ist. iler breitbeinig auf ilem
Drachen steht, am linken Arm den .S hild. in der Rechten ein rii-sig»-s < » >• ■ n
.s( hwingend (S. Michael war Patron der Schützen \-'ii K.inpen />. des .\ t
Geschichtsvereins XII, S. lio, Anm. l).
Das Inventar von 162? erwähnt uoi h eine R<-ihe weiterer Gold- und Sill*cr-
arbt iten. darunter sechs Kopfrelicjuiare, ein .\rmrelic|uiar und elf ihecae argenteac
mit kelic|nic'n.
Kasel auf rotem S.munet mit tncitcii goiuklen Mnilc n. lUc aui lUi Ni-: ..-.»j«
Ncite und dem Rücken <in Gabelkreu/ l>ilden. hervorragemle .XrU-il in fein-t- •
führung vom Ende- dc-s i5. Jh.. die Kopfe in A|)plikalion. die Gew.lnd.r tn 1
der Grund in l'berfaiigslic h mit ( Joldfaden (zum Teil restauriert; di. um Stirifcn
wuicifii 1)( i dieser Gelegenheit unrichtig 7.u.H;unm«-nge>et/ll. Die Vorderwilr rnthall
untereinander Maria mit Kind. I'etrus. Katharina, auf tien Kreu/armen IVlru» und
Paulus, die Rückseite- in der Mitte «lie gross«- pr.i« htvolle DanttrllutiK tlrr tirburt
C'hri.sli. Die- beiden unter dieser Szene befmdlit hen Ge>lallen lind niihl gmau «u
bestimmc-n. oben wohl S. Klara, unten S. St«*phanus
Kasel auf rote-r .^-^e-ide mit bunten, von Silt. itit/. n ringrf.iN-trn Strrifrn und
Stickereien aus dem Ei\cle des l5. Jh. Der sehr I und*. a
77
78 KREIS KEMPEN.
Pfarrkirche, der Vorderseite zeigt untereinander die Gestalten von Petrus, Katharina, Paulus; das
Kreuz der Rückseite auf dem Stamm zu oberst Christus mit der Weltkugel, die Rechte
erhoben, darunter Maria mit dem nackten Kinde, Hieronymus mit dem Löwen und
Barbara mit dem Turm; der linke Kreuzarm Johannes mit dem Kelch, der rechte
Paulus mit dem Schwert. Die Technik der Gewänder ist Plattstich, die Fäden sind
eng aneinander gedrängt und etwas verfilzt, der Grund ist in Überfangstich hergestellt
aus vertikalen mit roter Seide angehefteten Goldfäden.
Kasel und zwei Levitenröcke von i629. Die Kasel aus purpurnem Sammet
mit einem von Goldlitzen eingefassten Kreuz, auf dem in der Mitte Christus mit der
Erdkugel in der Linken dargestellt ist ; ihm zur Seite zwei Wappen, die auch auf den
beiden Levitenröcken wiederkehren. Der eine der letzteren zeigt in Plattstich gestickt
die Halbfigur des Petrus mit den Schlüsseln, der andere die des Johannes mit Kelch
und Schlange. Auf der Kasel die Inschrift: pa bl hf 1629.
Chormantel des i7. Jh. aus Purpursammet auf einem Grunde von kreuzweise
durchflochtenen Goldfäden, aus dem die Ornamente herausgeschoren sind, so dass
nur die Blumen und Ranken im Sammet stehen geblieben sind, während als Grund
überall das Gold sichtbar ist.
Glocken. Glocken. J. E. Rudolph, Verzeichnis der der Pfarrkirche zu Kempen bei
Herstellung der S. Katharina- und S. Barbara-Glocke erwachsenen Kosten: Nrh. i879,
S. 38, 42, 46, 5i. — Maasse und Gewicht der einzelnen Glocken: Nrh. G. 1882, S. 87.
Die älteren Glocken sind bis auf eine bei dem fürchterlichen Brand von 16 10 zu
gründe gegangen. W. p. 59: i487 campanarum ecclesiae nostrae maxima contribuen-
tibus singulis stannum, plumbum, lebetes, aurichalcum, siliginem etiam et triticum,
una cum minima fusa est; item malleus campanae maioris exaequans bis mille libras
et 29, campana vero 9ooo, minor campana 3ooo.
Die grösste der Glocken hat die Inschriften: i) godfrit tinckelmeyer hat
MICH GEGOSSEN ANNO l7l5 — DURCH DAS FEUER BIN ICH GEFLOSSEN. 2) FULMINA
PELLO. JOSEPH SÜM DICTUS. POPULUM VOCO. 3) ANNO QUO JOSEPH CLEMENS PATRIAE
REDiiT. Gemeint ist Kurfürst Joseph Klemens von Köln, der i7o2 nach Frankreich
gegangen war: Kaufmann in den Ann. h. V. N. XXIV, S. i ff.
Die zweite von i4o8 hat die Inschrift: anno domini mccccviii circa festum
ASSUMPCIONIS GLORIOSAE BEATAE MARIAE VIRGINIS fusa SUM et VOCOR MARIA.
Die dritte: i) petrus legros malmundarius fecit. 2) fusa sum cultui
DIVINO ET BEATAE VIRGINIS CATHARINAE. 3) VIrgInI CaTHARINAE fVsA sVM
CVLtVI DIVIno (i786). Um den oberen Rand herum läuft eine in feinem ReHef
durchgearbeitete Hirschjagd.
Die vierte: i) petrus legros fecit. 2) fVsa sVM CVLtVI DIVIno et
honorI sanCtae barbarae VIrgInIs (i787).
Zwei kleinere Schellen von i574 und 1688.
Verschwundene Ausscr den drei noch jetzt erhaltenen Altären enthielt die Pfarrkirche eine ganze
Reihe weiterer, über deren Stiftung in der Urkundensammlung des Protonotars Jansen
und der Chronik von Joannes Wilmius genaue Nachrichten vorliegen und deren Stelle
sich noch mit Hilfe eines zu Anfang dieses Jh. aufgenommenen Grundrisses der Kirche
nachweisen lässt. Ihre ursprünglichen Plätze sind in den grossen Plan (Fig. 21) ein-
gezeichnet. Der Georgs- und Antoniusaltar haben erst bei der letzten Restauration
den Platz gefunden, den sie jetzt einnehmen. Die alte Aufstellung war die folgende:
1. Hochaltar (s. o.).
2. Ambo mit Georgs- und Viktorsaltar (s. o.).
78
KKMPEN. 79
3. Maricnaltar (altarc Mariac virj^inis). Pfarrkirck«.
4. Maricnaltar (sacellum Mariac virgiiiis). \V. p. 69: l5i7 dciparac vir
Mariac uniro patrono Kcinpcnsium .sacellum una cum iholo fomicem ecciesiac vertiic
tangcntc instar clcgantissiinn (so) pyrainidis cxstruitur, ncncalogianri Christi t " *.i t-i
varicgatc) (jpcrc scctis ex lapidc imait^iiiilnis cxliiln-ns a Joanne von dcnSti... ....■■ tum
et propensioncm civium in candcm deiparani manifeste denionstrans.
5. Sebastians- und Martinsaltar. Zuerst i393 erwilhnt, die Nachricht interc-ssant
durili den Namen des Erbauers der Burj^. N\'. p. 24: l393 vixit Kcmpcnc Joannes
Hundt ( ellerarius, magnus bencfactor altaris s. Sebastiani, qui archiepiscopi Friderici
gratia ecclesiae nostrac custos factus est i39l. Inj J. l46o ein neuer Altar gestiftet
(W. p. 3i. - J.p.87). •
6. Drcikönigealtar, i458 von ArnoUl l'acs gestiftet (W. p. 36. — J. p. 87).
7. Katharincnaltar, i3l9 gestiftet (s. o.) von Wilhclmus de Uranien (W. p. 9. -
MooKK.v, Na( hrichten über Thomas a Kempis S. 26, Anm. i. — Aktenkonvolut R. l
im Staatsarchiv zu Düsseldorf fol. l46), l353 die Stiftung erneut (Antiquae «»liser-
vationes im Staatsarchiv zu Dässeldorf fol. 2).
8. Laurentius- inid Hcndiardu.saltar, l488 gestiftet (W. p. 60. — S. I). 5), naih
J. p. i49 schon 1483.
9. .\nncnaltar (s. o.).
10. Josci)hsaltar.
1 1. Anloniusaltar (s. <j.).
12. Michaels- und (ieorgsaltar, i346 gestiftet [W. |). iS. S. 1). 8) s.o.
13. Nikolausaltar, i339 dun h Henricus de Willich gestiftet (W. p. |7): nach
J. p. 2ii bestand schon vorher ein glci( lur an derselben Stelle.
i4. Johannesaltar, i4l9 von Jcjhannes de Siberg gi-stiftet (W. p. 28. J. p. 3o
zu l42 I ).
i5. I'ctrus- untl Jodokusaltar. i464 gestiftet {W. p. i464). Im j. i5i7 w.ird ein
Mild des h. Rochus darauf angebracht (W. p. 7oV
16. .Salvatoraltar, I .S 1 5 gestiftet von Tctrus IIille|)ut, grosser .\lt.iil>au mit * ■
liildcrn dir h. h. Maria, .Stba.stian, Antonius (\V. p. 67. -- S. I). 6). Der SliftungM .. .
üiiininsiimmcnd lui J. p. i79 (zum J. i5i8) uiul (iKLKNMi's VIII, fol. 387. Neu
fundiert 1668 (Kundatiu secundaria s. Salvatoris 1668 im Staatsarchiv /u DiLsscUlorf.
Kiiiip( II Kir< he K. 1 . 9).
i7. I'.rasnui.saltar, 1 .'>o8 gegründet (J. p. 162. S. I). 5).
Die Chronik il«-s Wii.Mirs «iithall neben den .\achri«-|itrn ttl»cr die Aluirr Vw%cii»yJt—
noih eine ganze Reihe interes.santer Notizen zur Kunst- und Kün>' hiclile ■■
uiitcigcgangeiu- Werkt- in der IMarrkirche. Sie vervollsl.'lmligen d.i-« i-ud v.in ucm
im \5. jli. hcrrs« lundcn Wc-lteifer, tlie .Na«hbargemein«len ilurch pruiikv""- V----* .o>ii«.^.
der l'larrkin hl- zu überlrellen. Von besoiulerem Wert siiul am h tl 1
über die Ihrkunft der Künstler und tlie Angabe der Preise, die im Verein mit dfin
Krgebnis d. 1 Kssener. .Xantener. Kalk.inr. ( leldernM-heii Kit hnungrn einen K
s« hluss auf <1< II iiialeriellen Wert dir Kunstwerke am Niinlerrhein ge^en den .\u-»-
gang des \S. jh. gestatten. Die \vichtig>l«n sind tlie folgeiuien:
W. p. 36. i457 monile argenteiim auro olMluctum. quo m
cxoiiialur t i-rtis anni teniporibus. .piorum et bonorum civium pr-
sluilio procurante joaime \*ieman aedili t onlectum est. Item «
theca seu nioustrantia ecclesiae noslrae submini.Ntrato ar»;ento a fabre ;
79
So KREIS KEMPEN.
Pfarrkirche. 1 46o acdilcs ecclcsiac Kcinpensis fuerunt Petrus Ploenis, Petrus de Via, Con-
radus ter Stegen, qui suggestum seu ambonem ecclesiae nostrae curarunt novum; cura-
runt ctiam in choro pulpitum illud, quo ludi magistri et studiosi impositis libris et
cantando sacro utuntur.
p. 4o. i465 vixit Joannes von den Hagh, medicinae doctor, cuius beneficio
possidenius argenteum thuribulum i477 donatum.
i468 imao-o Salvatoris, quae quotannis ascensionem Domini repraesentat fornicem
ecclesiae penetrans, in sacrario posita una cum duobus angelis a quodam sculptore
Tremoniensi facta est.
p. 5i. i474 Joanne ab Arsen pastore lege lapideam imaginem deiparae vir-
ijinis in columella ante chorum pensilem stantem una cum duobus regibus exsculptam
ab Henrico Hau, dolendum tertium e regibus desideravi. Eodem anno summum
altare ecclesiae nostrae aliquanto altius positum elevatumque a quodam magistro
Wintero Riiremondensi, et cum hac ratione nova consecratione egeret, aediles domi-
cellum in Hüls pro consecrando sollicitarunt.
p. 56. i477 argenteum, quod ecclesia nostra habet thuribulum, beneficio Joannis
ab Hagen, doctoris medicinae, patria Kempen, ad sororem sanctimonialem Kempenae
\i\entem transmissum est, quae illud ecclesiae nostrae nomine fratris obtulit.
p. 59. Anno i487 tres reges in choro nostro cum deiparae imagine columnis
affixi svmt. Item columellae aeneae cum annexo aeneo apparatu pendentes viginti
quinque centenaria ante summum altare collocatae sunt.
p. 66. i5i3 aediles fuerunt Henricus in gen Sittart, Henricus ten Haeff, et
Godefridus Pannings, quorum industria studioque chori pensilis prima fundamenta
jacta fuerunt a quodam Joanne vom Stein cui pro positione primi lapidis duos aureos
florenos dederunt, lapides duodecim vehiculis Berca attulerunt, opus sane visendum
et non parum ornamenti concilians ecclesiae nostrae, sed dolendum, quod sit desti-
tutum circa a. i758.
p. 67. i5i4, quo pastoratum administrabat adhuc Adamus Hermanni, Cochlea
illa lapidea, qua supra bibliothecam iuxta altare s. Sebastiani ascenditur, facta est.
Eodem a. in coemeterio nostro Hierusalem uti %'ocatur cum imagine crucifixi et
duorum latronum constructa est, quo mutilatis malitia temporum imaginibus renovata
est circa a. d. i624, contribuente summam 5o dalerorum Henrico Seibertz cive. —
Eodem a. pro perficiendo choro pensili lapides Berca allati sunt.
p. 73. i52o cancelli aenei chori b. Virginis a quodam Arnoldo Trajectensi fusi
sunt, quo a. et ostia ferrea chori nostri Novesii fabricata sunt.
i52 2 candelabrum illud ferreum e testudine dependens prope altare Catharinae,
cui imponitur candela Agathae Novesii factum est. Eodem anno a quodam magistro
Joanne Novesii facta sunt ostiola illa ferrea chori b. Virginis artificiosissima admodum
commendantia suum magistrum, quibus occluduntur reliquiae ecclesiae nostrae.
p. 74. Anno i522 elaborata sunt illa reliquiarum capita pectore tenus extantia,
quae in summis festivitatibus ad summum altare deferri solita.
p. 8o. i542 calix insignis s. Salvatoris altaris, quo modo utitur Joannes Hoff-
mannus, Coloniae factus est.
p. 92. 1626 die 2 4. Martii in quadragesima suggestum ecclesiae Kempensis a
pristina sua columna, cui altare s. Salvatoris imminet, turrim versus alteri columnae
affixum est.
Das grüne Buch der Stadt im Stadtarchiv erwähnt p. i4o noch: In choro
ecclesiae supra ianuam ferream suspensa cernitur tabula lignca ostendens duo cornua
80
KKMPEN. gl
cervorum in nigro colore cum Corona supra insij^jc prominente, et inscription«- iTi-ii .i.li pfarrkirck«.
der 1 666 verst(jrbcnen Frau Margaretha geb. v. Myrba» h, Wittib von N
P:VANGKLISCHE PFARRKIRCHE. G. Dkouvex. Die Ref..rmati.,n in Et..(«l
der Kr.lnisfhen Kirrhenprovinz. Neuss i876, S. 279. Pf»rrkirefc..
Schon i546 erscheint in Kempen «in evangelischer Prediger (L. F.SSKS, (be-
schichte der Stadt Köhi IV', S. 552), i575 wini der erste rcgelnul-ssige GottcMÜenst
gehalten, l58l der erste Pfarrer Johann Tonsor genannt (J. A. vox RKrKLix<;n.\rsKX.
Reformationsgeschichte der L.'lnder Jüli( li, Berg, Cleve, Ell)erfel«I l8l8. I, S. 225). Die
jetzige Kir( he ist ein cinfach«'r llachgedci kter Saall)au vom J. l845.
Kelch von einfachster Becherform mit der Ins<hrift: [jkr ho( hkih " ' ""KXF. Kelch.
IIKKR flKORG RKI\H.\RT WIUKRHOI.T VON WFIDKNMOVEX I TRSTI-K H h ilFR
OHKRSTER und r.OUVERNKLR y.V KK.MPEN VERKURT DIESEN nE( HER DER EX'ANOE-
LISCHEN GEMEINDE DASELBSTEN ANNo l645.
FRANZISKANERKIRCHE. Vgl. J. Dr.vken, Grimdungsg«-^« hichtc des Fr...uk...f.
Franziskancrklosters zu Kemj)en: Nrh. l878, S. Il5, 1 19. — Ders., Gruiulsteinlegung
zum Wiederaufbau des Franziskanerklosters: Nrh. (]. i879, S. 57
Hands( iiriftl. Qu. De e.xordio primoque adventu r. r. ))alrun> l'r.tm im anonim
de observanlia Kcmjx'nae eorumque sucie-ssu inonasteriiijue fundatione primaeva in
der Urkundensamnilung des Protonotars Jansen p. 7l4 ^im Pfarrarchiv). — Vgl. auch
Parochiae decanatus Suchtelensis monasteria in den Farragines des Gki.EXHTS IX,
fol. .338 (Kciln, Stadtarchiv).
Schon 1624 hatte Nikolaus Falver sein Wohnhaus auf der Petersstra.sse tien G^^iikin«.
Franziskamrn von Venio vermacht. Im folgenden Jahre schlos.sen die Hrdensleute
einen Vertrag mit einem latonuis Ij'onurtliis Anlhoninniis. der den Neubau an tler
Hurgstrasse errichten sollt«-: i63o konnten sie dort ihn-n Einzug halten. Im J. l63l
wurde der (Grundstein zur Kin he g«legt. Im J. l64o am Tage iler En''- ■■>i>">i' -
joiiaiincs des Tüufers (29. August) könnt«- di«- Kirche in (n-genwarl des 1
und der Grafen von Salm und Fürstenberg eingeweiht werden durch tIen BiMlutf von
Osnabrück. Diis Klo.ster wurde i746 fa.st g.'lnzli« h zerst«Vt, s«» dass l748 ein NcuUiu
notwendig war. Den Cirundstein legte der Kurfürst Klem«-ns Augu-st. An tier !
die in die Fundaniente eingebett«-t ward, b«-fan«l sich «li«- Instlirift: kkrDIx a.\D\ .•»
I)V.\ iiaVakIae feCkrat. («»ns^irVCiVM Vkro VIX Ai-n.\s DEsrRVX»;RAT.
CLeiMens aVgVstVs DVX ha\'arIae pairIae ki geniIs N«»srR\K patkk .•..k.-l.»-
sIVs erIgeh.m seDente heneDICio Xllll. CiirIstI In ierrIs VIiakI..
franCIsCo I. Caesare aVoVsto et tiieresIa hVnoarIak kkiiIna tiiorI <
Di« Kirdu- liesteht aus ein«-m Langhaus mit sechs »ehr breiten, wrni« liefen. Wucktrt—t
von Kr«-uzgew«"tlben überspannten Jiulu-n un«l schmalerem v«»rspringemlcn ■ Irr
mit < in< III Kn-uzgew«'i|be un«l einem fünfseitigen Sterngewolb«- gevhlovM-n i^'
Hin v«)n i637 hatte Gewölbe beses.sen. ileren Rippen auf Konsolen luhlen iti
«Ici /erstfiruiig sc h«-int «las Gew.ilbe eingestürzt zu sein. Die n«-ue ?» i- -t .1
soinil dem |. i74H .m. B«'i «li«'s«-m l'njbau wunien an «len S<it< n
l'ilasler angebra« ht, «li«- mit PlV'ilerkapit.'llen mit weit auslademlen V.
und .luf «l«-n«-n luui die- ursprüngli« hi-n Konsolen gleich Kämpfern MUrn.
An dt 1 \\'««st.seile ein gn)ss«'s Mittel- und xwei kleine S«'itcnfrnstrr. auf ilrm
SaH«-l«la«h zwei kUine Da« breiter. Am Giebel in Eisenankem die In A. IX l6J7
- «li« Kirch«- gebort d«-nuia« h in ihren Gnnulmauetn n.nh t!
Darunl«-r die Jahreszahl der Restauration: l747. Da> KI«»?«tergelMii.!. m um. «li-. ii< «h-
81
8:
KREIS KEMPEN.
Franziskaner
kirche.
Altäre.
Skulpturen.
Gemälde.
Paramente.
H e i I i K i; e i s t
Ica pelle.
-in ein Lehrerseminar verwandelt ist, entstammt durchweg dem i8. Jh. ; es enthält um
einen quadratischen Hof einen nüchternen Kreuzgang mit gedrückten rippenlosen
Kreuzo-ewölben auf einfachen Konsolen.
Die innere Ausstattung stammt fast ohne Ausnahme aus der Zeit des Neu-
baus im J. i748.
Hochaltar. Grosser barocker Aufbau in braungebeiztem Holz. In der Mittel-
nische eine lebensgrosse Statue der h. Katharina, eine tüchtige Leistung der nieder-
rheinischen Barockskulptur. Die Heilige, den gekrönten Kopf nach links gewandt,
hält in der Linken die Märtyrerpalme, in der Rechten ein Schwert; die reiche Ge-
wandung, der stark vergoldete Mantel kommen in der stürmischen Beweguno;, durch
die sich der flatternde Stoff über dem vorgesetzten linken Spielbein aufbauscht, gut
zur \\'irkung. Lii oberen Aufsatz zwischen zwei Säulen ein dürftiges Ölbild mit der
Verkündigung Maria, darüber ein Medaillon mit der Darstellung des heiligen Geistes.
Die drei Stockwerke werden von je zwei holzgeschnitzten Figuren flankiert, zu unterst
Franziskus und Vincenz von Paula, im zweiten Geschoss Maria und Antonius, zu
oberst zwei Engel; als Krönung des Ganzen dient die bärtige Halbfigur Gottvaters
mit der Weltkugel. Auf der Mensa erhebt sich ein reiches Barocktabernakel, dessen
Abschluss ein Pelikan bildet.
Seitenaltäre, einfachere Barockarbeiten aus braunem Holz mit Vergoldung.
Orgel bühne mit geschweifter, reich mit Schnitzarbeit verzierter Brüstung.
Steinfiguren der Madonna und des h. Johann von Nepomuk am Triumph-
bogen, polychromierte Arbeiten vom Ende des i7.Jh.
Kalvarienberg:, barocke tüchtiije Schnitzerei auf e-rossem Fuss mit Barock-
konsole in braunem Holz mit teil weiser Vergoldung.
In der Sakristei: Dürftiges Portrait eines Kölner Kurfürsten, Ölbild aus
dem i8. Jh.
Kasel mit alten Streifenstickereien des i6. Jh. auf neuem lila Sammet. Den
Längsstreifen der Vorderseite bildet eine Kölner Borde mit drei Wappenschildern
untereinander, die das Lamm mit der Kreuzesfahne, die Martersäule mit dem Ruten-
liündcl und den ungenjlhten Rock enthalten, dazwischen die Inschriften: ecce agnus
15EI — MARIA — JHESUS. Das Kreuz der Rückseite zeigt auf einem Grund, der aus
Goldfäden in Überfangstich besteht, in der Mitte Christus am Kreuze, am Fusse des
Kreuzes die zusammenbrechende Maria, von Johannes gestützt. Darunter Anna, auf
ihrem Arm Maria mit dem Kinde haltend. Der Körper des Kruzifixus und die
Köpfe der übrigen Personen sind in Applikativarbeit aufgenäht, die Zeichnung ist
mit feinen Seidenfäden hineingestickt.
Kasel des i8. Jh. mit weissem von sehr reicher Goldborde umsäumten Kreuz,
in der Mitte ein Medaillon mit einer Strahlensonne auf einem Grund von roter Seide.
Zwei Kelchvela des i8. Jh. aus roter Seide mit in Überfangstich aufgenähten
Goldranken.
Eine Reihe von Kasein und Chormänteln des i8. Jh. mit Blumenornamenten.
Antependium für den Hochaltar, Mitte des i8. Jh., auf Grund von rotem
Sammet. Das von breiter Goldspitze umgebene Mittelfeld enthält in der Mitte eine
Stickerei, die Madonna auf der Mondsichel vor einer Strahlensonne darstellend. Die
Arbeit ist von vorzüglicher Durchführung und trefflich erhalten, die Zeichnung der in
Lasurstickerei mit Gold- und Silberfäden verzierten Gewänder ausserordentlich sorgfältig.
HEILIGGEISTKAPELLE. Das Hospital ward im J. i42i durch Hermann
und Arnold von Brochhusen gegründet. Der Tenor fuiidationis findet sich in der
82
K KM PEN. 83
Urkundonsamiiiliiiig dis I'rotfmotars Janskn (Kt-mpen, Pfarrarrhiv, s.o.) p. 46 - ' ■ • ■! i H«lHfe«i«i.
p. 56: |)ra(s«iitati(> F"ri(kri( i Brodui.sen ad altarc hospitali.s, p. 57: bulla indulg. u ****
liospitalis s. Spiritus K(.nii)cnac dataruni). Vgl. Bintkrim u. M(mjren, D. C. II, S. 328.
WiL.Miu.s nennt im Gegensatz hitr/.u den Joannes v«>n Bro«hhu.scn als Stifter, p. 20:
l374 Kenipene vi.xit Arnoldus Brorhhusius civis, pater Joannis fundatoris hospitalLs,
qui de( imas, (|ua.s rcctorcs hospitali.s hodie possident, Joanni filio vendidit; p. 23:
i384 vi.xit I). Joannes de .\tiradt prorurator euriae Coldniensis patria Kempen.Ms,
niagnus l)enefa< tor lio.sj)italis Kenipensis.
Erhalten i.st v(»n der gesamten Hospitalanlage nur die Heiliggeist kaprilc,
die zur Zeit mit dem Gasthof von Keuter verbunden ist, ein eins« hiffiger g<>thi.s4 her
Backsteinbau mit einfachen Strebepfeilern. Das Iimere — durch eine eingefügte
Decke in zwei Stockwerke getrennt, von denen das obere Jetzt als Six'isesaal dient
— zeigt zwei Kreuzjochc untl ein einfaches Stenigewölbe im C'horal)schlu.ss. Die
stark hervortretenden einfach profilierten Rii^pcn setzen mit runden Kapitalen auf
Dreiviertel.s.sUulen auf.
K R KUZK APK LLM, fünfzehn Minuten siulöstlich von Kempen. Chor die Kr«ui.
(irundsteinlegung im J. 1608 beri« htet \\'ii..\iiL'.s in der Xarratio rerum Keni[K'nsiuni G««ch»ciM«.
p. 89: 1608 ]>rimum lapidem .sacelli extra portam s. Petri ad cruces dicti |>osuinm.s
( uius extruendi fere i)rimarius autor fuit Joannes Wilmius ii.Julii. Vgl. StatiLs i|uini|ue
parochialium ccclesiarum in districtu Kempen ail decanatum Suchtelensem s|)cctantium
in den Farragincs des Geleniis I.\. ful. 324, mit dem Zusatz, <la.ss die Kap<*llc zwar
erbaut, aber noch nicht geweiht und dutiert sei. Die \'ollendung des Baas und die
Weilie s<heint erst im J. l639 stattgefunden zu haben nach <l«-r Stiftungsins* hrifi in
der Vorhalle, die Heinrich Ing«-nholt als Stifter nennt: R. D. hknru is istiKNlloi.T
KKMI'ENSIS S. THKOI.. I.K EN TI.V TUS CANONICITS S. ANUREAE COLOXIAE MORT. ANSI»
.Ml)( XXXI.X HOC PIETATIS .M0NI;MKNTLM I'oNI EECIT.
Einschiffiger kleiner Hacksteinbau mit halbrund«-r .Xpsis, westlicher Vorhallo und
kliinc in Die breiter auf dem Sattelckn h. Die Hache Holzdecke mit den an den Kanten
aiigefassten L.'lngs- und (,)u«fbalkcn ist mit einer leichten Stui kverkleitlung bcticxkt und
zeigt auf chii Malken vergoldete Rosetten.
l'icta in Sandstein, gut«-, neu |>oly<hromiorte .\rbeit vom .\nf.ing «le?» l5. Jh.
auf clciii .'\ltar. Maria in ein Drittellebensgr<'>sse, den vc»n dem weivsen S. »il. i. ttn. h
umrahmtc-n Kopf gesc-nkt, li.'llt auf ihrem .S(h«>s.se tien steifen Lei«.hn.im ■
Der s« hnuTzlic he Ausdru« k in «hin zartg«'s« hnittenen Kopf der Madonna wl frin
ciiiphinclc n lim! das Nackte, b«.s()iul«-rs di«- Kxtremit.'Uen und Gelenke, gut studiert.
Kleine- (;ru|)pe der Bes« hnoidung ("hrisli. |>oly« hnuniertc Sihnitierri in
Ki«h«-nholz. 73 c ni h«i« h, 59 «in breit, vom Kiule «les l5. Jh. ÜImt tlein »|»atgolhi»« hrn
Abschluss noch c-im- ( ic-nr«-szene: ein Müller, seinen Küel zur .Mühle treibend.
Seths (Jlask.'lslc-ii mit Ueli«|uien in Perlen- un«l Flitterstickrrei
In der Hleinl«- an d«-r westlichen Giebelseite ein«- |x>lv« hroniiertr K •••
giuppc-, bestehend .lus «Ulli Kruzifixus. Maria uiul Johann«-- !■ b
figuren v<>n 1660. i>\\uv künstleris«hen Wert. I)arunt«*r die 1 uirTKT »CK
(.OKI l'E.S(IIER rXIl SEINEN .SOHN PETER PE.St HER WEU HK DIKSKN VOHIHtl'W MIT
DEN INdESET/TEN ( Kl'( IKIX »11.1)1 AI'EERK UTEN I.A.VSKS ANS«» I660.
S. I'l- IKRSKI KCIl K MiNTERIM U. M«m»RKX. K. K. I. S. 244
WM Kill, niiclii.ivi S. XV. Anm. 7'^. J. P. Lkst/fn. H ' '
«i.is K«-mi)en«i l.iiid. DüvseUlorf l89o. I. S. I. Der»., Iluni.it l8;5. ^. &•
••
83
84
KREIS KEMPEN.
S. Peters-
kirche.
Geschichte.
Die eine halbe Stunde südöstlich von der Stadt gelegene Peterskirche gilt als
der älteste kirchliche Bau des Kempener Landes und wird allgemein als karolingisch
bezeichnet, ohne dass hierfür ein historischer oder aus der Technik des Mauerbaues
geschöpfter Beweisgrund vorgebracht werden könnte. Die älteren Chronisten der
Stadt nennen sie zum Unterschied von der Pfarrkirche antiqua ecclesia, und Wilmius
bemerkt in seinen verloren gegangenen Farragines rerum Kempensium circa initium
zu der Aufführung einer Campaniensis ecclesia in der Urkunde des Erzbischofs Siegwin
von Köln vom J. io85: per hanc vero Campaniensem ecclesiam intelligo antiquam
illam s. Petri extra pomerium civitatis adhuc sitam in ampla camporum planitie, quae
ci\-itati et ecclesiae modernae et nomen dedit et originem circa annum 1200 (Bin-
TERiM u. Mooren, D. C. I, S. 7i). — Die erste namentliche Erwähnung ist eine Ein-
tragung in dem liber redituum von i492, in dem ein Arnkinus in den Birkenpasch
de curia de\astata apud capellam s. Petri aufgeführt wird. Die Kirche erfuhr im
J. 1610 emen teilweisen Neubau, nachdem der Blitz den Turm und den vorderen Teil
Fig. 34. Kempen. Grundriss von S. Peter.
des Schiffes zerstört hatte (W. p. 89). Über die Dotierung der Kapelle vgl. Status
quinque parochialium ecclesiarum in districtu Kempen ad decanatum Suchtelensem
spectantium in den Farragines des Geleniu.s IX, fol. 324 (Köln, Stadtarchiv).
Beschreibung Fundamentierung und Mauerverband geben keinen Beweis für den karolingischen
Ursprung ab. Binterim u. Mooren, E. K. I, S. 244 berichten, dass die Kirche ohne
Fundamente nur auf der Oberfläche der Erde erbaut sei. Das ist ein Irrtum: die
Kirche besitzt Fundamente, nur freilich sehr wenig tiefgeführte.
Sie besteht nur aus einem Langhaus mit geradlinig abgeschlossenem Chor und
südlich ansto.ssender Tauf kapeile. Ihre Hellte Länge beträgt l5,9o m, die lichte Weite
4,60 m, die lichte Länge des Chores 4,5o m. Die Taufkapelle hat eine lichte Länge
vr)ii 5,80 m und eine lichte Weite von 3,35 m.
Der älteste Teil der aus Tuffsteinquadern aufgebauten Kirche ist der vierseitige
Chor, der an den Aussenseiten als einzigen Schmuck einen rundherum geführten
Rundbogen fri es aufweist. Dieser ganze Teil geht nicht über das 12. Jh. zurück. Gegen
da.s Ende des i4. Jh. erfuhr die Kirche, die zunächst wohl ein einschiffiger romanischer
Bau mit viereckigem Westturm war, eine gründliche Umgestaltung. Das Chorhaus
ward eingewölbt und das Baptisterium angebaut. In den Ecken des Chores und
84
KF.MPKN. 85
nel>en dem vorsprinj^ondcn Triumpliho^'cn wur(l«-n Sflulch«!! aas (jranii i ;■ •. tlic
die Rippen des einfac lien Kreu/gev\<»ll)es Ira^jeii. Die Taufkapelle B nffm \. -r .. j^fgen
das Langhaus mit einem spitzbogigen Portal und einem spit/lj<jgigcn FenNt. r ifir
westlicher Teil ist mit einem Kreuzgewölbe, der östliche mit einem anregt i n
Sterngewölbe überspannt. Das Portal an dem Westgi<-bel der Kirt hc ist im Rund-
bogen geschlossen. Auf dem Satteldach ein kleiner Dachreiter mit hölzernem Gluckcn-
stuhl und geschweiftem Dach.
Vor der Kin he an der Westseite erhob sich die ,Gerii htsstubc*. in ihrer Irt/ttn (;<•- v.. ■■
nachweisbaren Gestalt aas dem Umbau von i6io stammend, eine aasseronlentli» li
interessante und für die Landesge.schichte wie die Kechtsgeschi« htc gleich merkwürdige
Anlage, die leider der Barbarei unseres Jh. zum Dpfer gefallen und l873 aligebrochen
wortlen ist. Sie bestand aus einem fast quadratischen zweistöckigen Gebilude C mit
einer lichten LUnge von 5 m und einer lichten Weite von 4,4o m. Die Fundamente
sind noch sichtbar (Fig. 34). Die eigentliche Gcrichtsstube ward durch das F>d-
geschoss dargestellt, das eine (lache Balkendecke hatte, an der Westseite ein Portal
mit Hausteinein fa.ssung und einem s« hmiedeei.sernen Gitter im oberen Teile der Thür,
zur Seite zwei grosse; fast ijuadratische Fenster, die mit vierkantigen hölzernen Stalwn
verstellt waren. Das vorgekragt»- und mit Querbalken abgesteifte Obergeschcjss zeigte
an der Giebelseite eine Bretterverschalung und zwei kleine mit Holzl.lden pcschl«>sscnr
Fcaster (nach Angaben von Herrn P. A. Kl<"»ckner in Kempen).
Altar mit wertlosem Barockaufsatz um i7oo. In weisslackierter Holzumrahmung aiim.
eine Darstellung des Fisc hfangs Petri. über den Seitenthüren in halber Lcln-nsgrössc
die holzgeschnilzten Figuren von Antonius und Ktx hus.
Sandsteinfigur des h. Petrus an der Nordseite des Triun>phlK»gens. hand- SkaittowM.
wcrksmü.ssige Arbeit aus der i. II. des i6. jlt.
An der Südseite des Triumphbogens als GegeiustOck rohe und grobe Baruck-
figur der Madonna.
Die Hache Decke mit hervorstehenden Querbalken i.sl mit ari haiMcrenden
mnclcmen Malereien bedeckt.
Vers(h wunde nc K löste ran lagen : F K A N Z ISK A N ESSKN KLn^TT 10 .v-
S. ANNA. Han<ls( hriftl. Qu. Im Staat.sarchive zu Düsseldorf: l5a •
Urkunden von l.^S6 \1 2S. Akten über Besitz und \'ernu">gen von 1688 an
Kal(ii(l;iiiuiii ui\d Necrologiuni mit .Miinorienbuch (A. l94) vom Knile iles l5. Jh..
fortgcsilzt bis i77o, am F.nde fol. 49 angefügt eine kleine Chronik ties Konvents von
verschiedenen Il.'lnden mit Nachrichten über die Alt.lre. - In der I ^
zu Kassc-I: Cod. 4" 55. Bullae- papales in gratiam conventus s, Ann.i- m i\. .nj-. 1»
Colon, diot . (vgl. An luv der Gesells« haft für .lltere deutsch«- Geschic liLskunde VI. S. 3o5).
Au.ssc-r cic-m Franziskanerklostc-r inul dem Hospii.il best.md in Kein|H*n niKh
ein Nonnenkloster S. Anna, das im J. i476 gestiftet ward. W. p. 4a: 147 1 vixit
K(nip( IKK in iiionaslerio virginum Henricus v«»n Levden mon.islerii dicti jKiler, qui
poliorem iii..nastcrii p.iiti ni fundavit et ere.xit, all.ita ex Ilollandia. quac ci |v>-
libc-ralitale pioruni nunierosa pec unia. Im J. l579 brannte es '
(Ni-;i nsiiiiM, lleimal lS76. S. i.?o). Di«- Karnwlitervnt«r au> ... i.i. .1. ..
Kin lihof «in Uesidcnzhaus. die Dominikan«-r .ins K.ilk.cr • i" - -t. »i. > ii» .t. r V.
c-bendasclbsl n«« h die- PredigerbrücU-r aus We^el, «In- M. «
Haus im A« ker (P. A. Ki.O( knkk. K«-u>pen beim B<-ginn der K' m: K-
Kreisblatt 1886. Nr. 35— 4o).
85
86 KREIS KEMPEN.
Nikolaus- An dem Hauptwege zwischen Kempen und Wachtendonk stand eine NIKO-
kapeiie. LAUS KAPELLE (L. Henrichs, Nachrichten über die ehemaUge Nikolauskapelle:
Heimat i876, S. i69), nahe bei dem Hause des Wirtes Claasen a. d. Schloot. Heinrich
vanVelde verkauft schon I2 96 das Patronat an Arnold Herrn zu Wachtendonk; i583
wird die Kapelle profaniert, 1602 niedergerissen (Fahne, Geschichte der Kölnischen»
Jülich sehen und Bergischen Geschlechter I, S. 433. — Nettesheim, Verzeichnis der
Kriegsschäden in Stadt und Amt Kempen i582 — 1673: Heimat i876, S. 7).
Stadtbefesti- STAD T B EF EST I G U N GE N. Pet. Ant. Klöckner, Leben des Kempener
gungen. j^^.^^^,^ ^^^^^^ Apothekcrs Dr. Otto Heinrich Dinckelberg, Kempen i889, Anhang H.
Die neuen Kempener Strassennamen S. 89. — J. Mooren, Ellenstrasse und Ellenthor
zu Kempen: Nrh. i879, S. 55.
Handschriftl. Qu. Stadtgrabenprotokoll im Stadtarchiv (I, 2).
Geschichte. Im |. 1294 am 3. November erklärt Erzbischof Siefried von Köln Kempen, dessen
Bewohner schon 1188 eine bürgerliche Gemeinde bildeten (Binterim u. Mooren,
D. C. I, S. i55), zur Stadt, nachdem die Bewohner den Ort auf seinen Befehl befestigt
hatten. Die Urkunde lobt den Eifer der Erbauer: homines nostros de Kempene,
quos in oppidi seu munitionis ibidem structura, quam de novo fieri mandavimus, quam
plurimum invenimus ferventes ultra suarum etiam virium facultatem (Lacomblet,
ÜB. IV, Nr. 677).
Gleichwohl wird noch in den ersten Jalirzehnten des folgenden Jh. von einer
weiteren Bauthätigkeit berichtet; i3i9 erlaubt der Kölner Erzbischof Heinrich den
Schöffen und Bürgern zu Kempen auf vier Jahre von den feilen Waren eine Accise
zu erheben, um deren Ertrag zum Ausbau der dortigen Festungswerke zu verwenden,
ad ipsius oppidi nostri murorumque et fossarum, turrium et portarum structura m et
emendationem (Binterim u. Mooren, D. C. II, S. I2 7).
Eine Erweiterung erhielt die Stadtbefestigung durch Erzbischof Kuno von Falken-
stein (i368 — i37o), der vier Türme in die Ringmauer einfügte. Das goldene Buch
von Goerdt Kessel fol. na berichtet: Herr bischoff Cuno von Falckenstein hatt
ahn die statt Kempen vier langer thurm auff eine form bawn lassen, alss nemblich
ein tuschen der Kühe- und Engerportzen, sehr nach ahn der Engerportzen der Hoger
Thum, den andrem tuschen der Enger- und Petersportzen der Langer Thorn, der
dritter heischt Groutes Thorn. Der vierter ist gelegen ahn der Kuheportzen, achter
dem convent.
Hinter der Mauer zog sich ein doppelter Graben; die Escarpe des inneren
Walles, der die zinnenlose Mauer trug, war mit Pallisaden besetzt. Die Urkunden
scheiden extremum fossatum, den sog. Seidergraben, und medivun fossatum (J. Mooren,
Nachrichten über Thomas a Kempis S. i7). Die Zeichnung bei Gelenius zeigt die
Engelportz (so) und die Ellenportz als einfache viereckige Mauertürme, nur die
erstere mit reicherer Dacharchitektur. Wie der Bericht des goldenen Buches über
den Umbau der Burg im J. i634 ausweist, befanden sich am Enger- und am Peters-
thor Zugbrücken.
Im i4. Jh. übt die friedfertige Stimmung der Bewohner — Kempen war i365
dem Landfriedensbunde beigetreten (Mittheilungen aus dena Kölner Stadtarchiv VII,
S. 39, Nr. 2434) — auch eine Rückwirkung aus auf die Verwaltung der Befestigungs-
anlagen: i372 erhält die Stadt die Erlaubnis, innerhalb der Ummauerung auf dem
Walle selbst eine Windmühle anzulegen (Binterim u. Mooren, D. C. II, S. 281)
(s. u.), und i379 wird die Erlaubnis erteilt, die Gemeindegründc zu bepflanzen (Bin-
terim u. Mooren, D. C. II, S. 287).
86
KKMI'KN. g7
Eine Beschreibung der Befestigungen gieU das alte didaktisclic Gedicht üJ)crs..d,j,,f,..;
Kempen (Nrli. (). i879, S. i37): '""-
Da haben sie mauern umh die sladt gefuehrt.
Mit vier pforten beschlossen, wie einer Stadt gebuehrt.
Die pforten stellen nach den vier haupt-winden,
Vor jeder pftjrt steht eine schoene linden.
Jedes thr>r wird mit vier pforten beschlossen.
Eine auf/.iehnde brück ist noch darzwischen,
Die schiess-pforten haben sie daneben.
Mit ketten unil schlösser die pforten uml)geben.
Zwei wasser-graben umbgebcn die Stadt,
Zwischen denen sie einen guten wall hat.
Die pforten seynd hoch und schoen aulfgesc-tzt.
Dass allen dcnnen fuerbey geheiuleii die äugen ergoetzt.
Schoen thuerm in den inauren aufgefuehrt sevnd,
Wovon (in .schrecken .solt haben der feyndt.
Xa( li der Niederlage der Kaiserlichen bei S.Tr»nis warti Kempen vom 3l. Januar
bis 7. Februar l642 durch die Hessi.sch-französischen Tnippen heftig beschovsen. Die
Mauerstreckc zwischen dein Ellen- und dem IVtcrsthor wurde niedergelegt iT' ' n
Kuro])aeum IV', p. 8l9). Die Stadt ward am 7. Februar eingenommen unti \...... .. t
(Ann. h.V. N. XXXVIII. S. So. — Heimat iS75, S. 3. Nrh. (/ iSS.v S. iSo. —
!.. i'.NXKN', Frankreich und der Niederrhein, K<'>ln l859. I, S. 123).
Im iS. Jli. nichnii si« h die Klagen ül>er den V'c-rfall der Befestigungen. Da»
Stadtgrabenprotokoll (Stadtarchiv. I, 2) berichtet im J. l76o von dem Hinstürzen der
Mauern, im [. i772 droht der Taubenturm zwischen Engerj)«irl und dem kurfünttlichen
Schloss mit Finfali. Xwisi hen l772 und i79owircl der innere VVa.viergral>en .c. ' "■
(.'\kten im Staatsarchiv zu Dü.sseldorf. Kempen R. 2. 4.). Thore, Hefotiguii».
und Mauern verschwinden von der Mitte dc-s vorigen Jh. al> allmählich.
Erhalten ist von di n Befestigungen das K li HTM ( iR. das Itcreits im J. l37o K«kili*r.
in (Itiii Bericht über die B.iuth.'ltigkeit Kunos von Falkenstein genannt wird. Seine
hc-utige (i(>stalt c-rhiell es wahrscheinlich aber c-rst unter Frietlrich von S;iru"erden
gleichzeitig nnt dt r l*"rbaiunig der Burg, Die Form der Eckpfeiler, deren rn litwinke-
ligiT (Irimdriss dun h l'cnclmtifs in das Polygon übergeführt wird und die (»«"^talt
(liorr l'cndi iitifs, die sii h in derselben Ausbilclung an dem ( Klpfeiler der Burg \iii-
liiidc'ii: alles das ist ein so seltc-iics Motiv, d.iss man sie li ver.inlas^l sieht, an ein und
dc-nselben Baumeister in bc-iden F.'llU-n, also au« h liier an /o/hinn llumil, xii denken.
Die (jestalt der wenigen l'rofile spricht gleichfalls für da» Ende und nicht fftr den
Anl.ing dc-s 1 l. |li.
Den Zugang zu dem zweiten Stockwerk vernntlelle eine mmi
Thür, die in der Miuerst.irke mit sechs .Stufen zu der ThorstulK' cuij- iiuiui 1
Tliür schloss sich wahrscheinli« h ursprünglich an den \\'< ' •■• ■" •'■ ■ ^ • '' '
der Ringmauer in der Hohe des zweiten 'I'urmgev li"^
ist durchweg in gutem Zustande und von grosser !■
Fcnsterollnungen durch die- im Inneren lic-genden breiten und liefen Blenden
erleii htcrt. Die Stadtverwaltung beabsichtigt, den interii«Minlen B.iu xu erhallen und
ihn. ähnlich wie« das llahnenth..r in Köln, da» Mai '.»r in Aachen, «u einem
( icb.'Uidc" zu gestalten, das dem reichen Ht.tdtisc hen .\i> nu > ' ' " u . y.
tümersanimlung der Stadt als ein würdiger uiul sicherer Ault ........j,
87
88
KREIS KEMPEN.
Kuh t hör. Die Eckpfeiler schliessen jetzt knapp über den Pendentifs mit einem modernen
niedrio-en Zinnenkranze ab. Ursprünglich erhob sich hier wohl noch ein viertes Ge-
schoss mit achtseitigen Ecktürmchen, die wahrscheinlich mit Gussnasen versehen waren
(vgl. den Rekonstruktionsentwurf von H. Wiethnsc, Fig. 35). Zwischen den Eck-
türmchen würde dann entweder ein vierseitiges Pyramidendach oder ein Satteldach
mit Staffelgiebeln an Stirn- und Rückseite anzunehmen sein.
': lj-iLv.vi:-.:L;cj.L3":.:i.":| \
. ; -.■7T-'-fT7---fl-ri-i-f-l ;
j\^\\ '"'■ j '■-'■■\
Fig. 35. Kempen. Grundriss und Aufriss des Kuhthors.
Skulpturen. An (Icr Rückscite nach der Stadt zu, rechts und links vom Thorbogen zwei
Nischen. Die erste enthält eine handwerksmässige, ganz mit Ölfarbe verkleisterte
Kreuzigungsgruppe des i7. ]h. in einfacher barocker Umrahmung, die zweite in
Spätrenaissancerahmen unter einer Glastafel eine neu polychromierte Pieta vom
Ausgange des i5. Jh. ohne Wert.
Der aus Backsteinen aufgeführte Thorturm bildet ein Rechteck mit einer lichten
Länge von 7,6o m und einer lichten Weite von 4,3o m. Die Gesamthöhe des erhal-
tenen Teiles beträgt l3,2o m. Nach der Stirnseite und den beiden Flankenmauern
springen an den Ecken viereckige Pfeiler vor, deren Grundriss durch Pendentifs in
der Höhe des dritten Stockwerkes in das Achteck übergeführt wird. Die Einfahrt
88
KKMPEN. 89
zeigt auf beiden Seiten ein spitzbo^ipcs Thor mit IIau.stcinoinfa?»Miiiy umi i>i ■lur- n Kühikor.
ein Haches Barksteingewölbe geschlossen. Die Seitetnnaiiern simi durch im Flath-
bogen geschlossene Nischen geghedert.
Das zweite und dritte Turingeschoss enthalten je einen grossen rethtwinkclicfn. Immt»
jetzt durch eingefügte QuerwJlnde dunhsclinittenen Kaum, im Lichten 8,20 m I.. .
5 III l)reit, der untere mit einer flachen Decke, deren Balken auf steincnten Krag-
steinen ruhen : die Dc^cke des oberen bildet die Verschalung der direkt auf den
Mauern aufliegenden Dac hbinderbalken des Da« hstuhles. Nach der Stirnseite •
der Rückwand zu enthalten die genannten R.'Sume tiefe Rundbogenblenden, die .n.
kleinen viereckigen Fenster cinschliessen.
Von dem PF.TF^RSTHDR steht nur not h ein Teil des äusseren Thorcs. da> »" ••"'
erst im J. i522 von dem Stadtmagistrat erbaut worden war (tfr Schch.i.F-X a. a. (>
S. 287. — A. Fahne bei von Mülm.vxn, Statistik von Düsseldorfs. 43, unric htig i422).
niUnlich der eine llankierende Rundturm. Wie die übrigen Thore bestand auch dieses
aus zwei Thorbefestigungen, zwischen denen der innere Graben floss. Erhalten ist
der linke aus Backsteinen aufgeführte Rundturm (mit unrc^gelmJissigem Grundri.v«>,
der (inen modernen Aufsatz erhalten hat. Kine vollständige Ansicht des alten Thoro
giebt der Prospekt bei Gki.K.MU.S (Fig. 20). Inschrift am Thore: 'v i.im J.VR UXS
IIKKRKN' .MVCXXII.
STADTMÜIIJ.K auf rill. IM Rundturm der Befestigung, bereits i372 (Bintkkim Si«ai««kU.
u. Mooren, D. C. II, S. 281) angelegt, l58l neu gebaut (Akten im StaaLs;irchiv zu
Düsseldorf. Kempen K. 21. Der leicht verjüngte turmarlige Aufbau di-s Mühlrn-
gehüuses ruht auf riiiriu niedrigen Barksteintunn von betrilrhtlichem l'mfang und
ganz bedeutender Mauerst.'irke. Der Stadtseite zu ein im SpitzlM)gen gi-sch'
Portal, darüber ein vt'illig verwittertes Relief, das unter zwei spitzlM>gigen Nischen .«'i
Figuren zeigt. Auf der rechten Seite stös.st daran ein sechsseitiges Treppenlünnchcn.
I.AXDWFIIR. Das Kempener Land ward von Erzbischof Friedrich I IL \t)n L»«4w«».f
Köln dun h eine- Landwehr gegi-n das Krefeldcr Gc-biet abgegrenzt: l372 erklärt der
Krzbischof, da.ss die lantwere ind slosse, die gegraven ind gemacht synt tuvschcn den
landen van Kempen ind van Creyvelt, zum Gebrauc h und S< hutz des Kitteni Johann
v(.n Moers dienen .solle (LAtoMlu.trr, ÜB. III. Nr. 72o). Der Wall ist an einigen
Stellen no( li in ilrr Kic htung von Bovc-s Hof im Norden bis xum Mauserfeld J>ci
Fischelii im Süden nac hwei.sbar (J. P. Lkst/kn, Beitrage zur GeMhithle der Sladi
und Ileirlidikeit Crefeld. Fi.sc heln l8S5. S. 6, 8). Im Norden und »Kien r - »»
di«- Grenze des Kurk«.lnisi hen .\mtes hin. die gleichfalls durch eme I-mdwi l\r
wuicle. Über die Zeil der Kntstehung der letzteren i.sl ni« hLs U'kannt: wa
entstand sie gleichfalls im l4. Jh. Sie beginnt an der Nient oU-rhaU» der Nicpnlommrr
Miilile, zieht sich l.'lngs des Wac htendonker Gebietes auf Niculasbaum fu. föhrt v»»in
Donkhof (Iure h das grosse Bruch bis zur rnnbrtUk, von hier langTi di-> Kl: '>
an der Bauernschaft Benrad vorbei bis zur Tackheide. Si^ i dort auf die ':
K.in|)ener Landwehr. Die Il.iuptdun hg.lnge waren Ni. ■ .... ..um. '•■ ■''- '
v. .n Wachtendonk n.K h Kempen, ll.>renmev von .M'l- l-- 'l- i' " h b »
von Moers nach Kempen, früher /iiglei( h Kempenei "'n führten
2*) Wege durch die Landwehr hindurch (HamLschr. Nc»»i«en vcn M. HfVX im Arthiv
des bist. Ver. zu Geldern).
\\[- U(i Dl. Murg zu Kempen: Baidki. Organ für chrtMli. he KunM IX. 1 ■••••
S. 78. Fu. Bock, Die Ruine des ehemaligen kurfürstlic l»cn S-ht««»« tu Ken>|KU
89
9o
KREIS KEMPEN.
Burg.
ebenda X, 1860. S. 97. — Lotz, Kunsttopographie Deutschlands I, S. 32o. — Hein-
rich Schürmann im S.Jahresbericht des Gymnasium Thomaeum zu Kempen i864,
S. 26, 2 7. — J. Mooren, Nachricht über Thomas a Kempis S. 18. — Zur Geschichte
des Erbauers der Kempener Burg, Johann Hundt: Heimat i878, S. 3i.
Handschrift!. Qu. Goerdt Ke.ssel, Das goldene Buch der Stadt Kempen,
i635, cap. 4, fol. 12a: Von dem Schloss oder Borg zu Kempen. — Über Geschichte
des Baus, Erwerb und Restauration genaue Akten im Gymnasialarchiv zu Kempen,
Acta Fach 2 5, Nr. 1, Nr. 11.
Ansichten und Pläne. Die älteste Ansicht auf dem Prospekte bei Gelenius
(Fig. 20). — Lithographie von A. Wefer.s mit Aufnahme der Burg zwischen i85i und
Fig. 36. Kempen. Ansicht der Burg.
1861. — Zeichnung von H. Wiethase aus dem J. i858 in Baudris Organ für christliche
Kunst X, Taf. zu S. io8. — Alter Grundriss von dem Stadtgeometer um i78o im
Stadtarchiv (B. 8).
Geschichte. Der Grundstein zu der Burg ward bereits i3i6 durch Erzbischof Heinrich von
Vimeburg gelegt (i3o8 nach der Hist.-geograph. Beschreibung des Erzstiftes Köln,
Frankfurt a. M. i793, S. iii). Eine urkundliche Notiz Hegt über die Gründimg nicht
vor, nur Goerdt Kes.sel und Joannes Wilmius berichten die Thatsache in ihren
handschriftlichen Chroniken. Jedenfalls ist der Bau nicht durchgeführt worden, son-
dern ,eine Zeitlang unverfertigt stehen geblieben' (Kessel a. a. O.); der Neubau am
P>nde des i4. Jh. war zugleich eine Neugründung nach einheitlichem Plane.
Genaue Nachricht über diese Bauperiode giebt die Inschrift auf der bronzenen
Tafel, die ehemals im Burghofe eingemauert war, dann in die Sammlung Peter Floh
9o
KKMI'KN. 9l
uihI aus dieser in die Sammlung des KcinpencT Altcrluinsvcreins ^s. u.) ubcrgmg. i>u- Bur(.
lautet in sechs leoninischen Ilexaineteni: latctuHt.
M SEMKL ET TKR C XON'IS X V SEMEL HJLE
I'RINXIPIO MAJI lUBET HOC CASTRUM FABRICARI
PRESUL MAGNIFICUS AORII'PIXE KREr)ERICUS
DE SARWARO NATUS VALEAT SINE FINE BEATUS
QUATUOR HOC ANNIS OPUS EXPI.ET CURA JOHANXIS
HL'XT DICTI. f HRISTK DA SIT FELIX LOcrs ISTE.
Die Insilirift lindet sieh sehfui in den Farrapnes d«'s f}Ei.ENirs II, fol. i8l. in
der Scries pastorum (Staatsarehiv zu Düsseldorf), im Museum Alftcrianum XLVII,
fol. 9i (Köln, Stadtarchiv). Der erste Vers hat bi.sher regelm.1.s8ig zu Mi.s.sileutungen
Anla.ss gegeben. Sehern Gelenius nennt ihn diffuilis et duri inteliectus. Kr wie Reis
(Die bronzene Gedenktafel des Burgbaus zu Kempen: B. J. XIA'I, S. II 9, l76) lasen
das sechste Wort , minus', Binii;ri.\i u. Mooren, D. C. II, S. 3o4 Anm. ^nnLs*. und
kamen dadurch zu falsc her Datierung. Ks lautet aber .nonis' (festgestellt durch PoHI.
im Kempiner Wochenblatt iS^o, Xr. 33). Die Form noiüs steht liier für iionies.
noniens (Xel)enformen für novies, noviens) auf Grund der im S|).'ltlateinijichcn häufigen
Verschmelzung des ,ie' zu ,i' nach vorhergehenden Kon.sonanten. So crgiebl sich für
dt n Beginn des Baus unter Friedri« h III., Graf von Sarwerden (l37o — l4l4), die
Jahreszalil i396, für die Vollendung j4oo.
GoERDT Kessel giebt im Gi>kl<'nen Bui h eine metrische Cl>crtragung der
In.sihrift: Im jähr tausend drev humlert sechszehn
Anfangs Meys, soll man diess recht verstehn
Bis« hotl zu Collen Frederich von Sarwarl
Gebohren von hohen gr.'lfllichen art
Liess zu Kiiii|)(ii bawen eine v.'lste borgh
Jan Hundt in vier jähren sond«'r sorgh
Hatt dass werck bracht zu einen guten »•mit
\'nd solches befohh-n in Gottes h.'lndt.
W. p. 22 nennt, «hin h seine unri« htige Lesart der Ihm hrift verführt, ilas I i <S.i
• ils (l;is |ahr der Krbauung.
Der Maumeister />//r/«// //um// war bereits l39l auf Kmpfehlung des Kr/blsi hof»
zum Küster d.r l'iarrkin he zu Kempen ernannt wonlen (HlNTERLM u. Mimjrkn. D. C
II, S. 3o3. W. p. 24). und ward später SthuUheiss und Kellner der St;nlt; M-in
Testament vom \3. M.ii \\\3 befindet si« h nocli im Stadtarchiv (L'rk. Rep. p. l9>.
Am ausführlichNien berichtet über den lUirgbau und die weiteren Sthiiljwle tie»
Geb.'ludes das golden«- Bu< h «ler Sta«lt K«inpeJi fol. 12a:
'/a\ derselben zeitt ist zu K«inpen d«vs bischoMs Fretlrri» li«« keller- mlcr ralh-
meister gewesen einer geiiandt Johann Iluntll, weh her hall die Inirgli nufgeUiwt in
vier jaln«n un«l hatt sol« hen baw .luff einen d«>nnenitag ab «•». Dicwn hcrni
llnn.li iiii.l <l«ss bi.s.hoHs Frederi« lis v.m Sar^art wapfen Mehel auff der fürnirf
portzen und binnen auff «ler b«)rg lünlVmahl ahn - m in einen -»lern
g«haw«n, nenili« h «in re« ht krt-utz. be«l«-ut «las stifli « •m« n. u.ih.m. -'■ ••
ein«Mi «lubbeln adler, wi«- au« h «las Konus« h«- n-i« h führet. U-drui »
o«l«r «l«r gratis« haflt SarNvatt«r w.ipllen. auf! «ler |>.»rt/e ahn . " >•>
«inen stein ein huiult b««l«ut herrn J«ihann HuiuIIj* waplfen.
W«ile ab«r genull«- b..rgh nach verl.iulf m» virler jähre wie in
stall, s«hi bawl«.ss uiul verwust gewessen. seimi um «lii^ellK; l»c> dv» h.- l.-
'>!
••■iMrickl
92 KREIS KEMPEN.
Burg. wurdio-sten, durchlauchtigsten kurfürsten und herrn Ferdinand! von Bayern, erzbischoff
zu Collen durch den hochedelgebohrnen herrn Constantinum von Neiskirchen genandt
Nyvenheims churfürstlichen geheimen rahdt und obristen Stallmeister, drost und ampt-
mann zu Kempen, mercklich restaurirt, gebessert und wider den feindt mitt geschütz,
auftziehende brücke alsoh der Enger- und Petersportzen anno i634 und sonst anderer
notturftt versehen, also bey diesen hochbedrübten gefähriichen zeiten dess Schwe-
dischen auffruhrs und Verderbs glücklich erredt und erhalten worden.
Umbau. Schon vor der genannten Restauration von l634 hatte die Burg im J. i569
eine Erweiterung erfahren: i569 Hess Kurfürst Salentin von Isenburg den Turm, der
den äusseren Zugang zur Stadt bildet, wieder herstellen und brachte dort sein Wappen
an. Bei den Neubauten und Reparaturen hatte das Kempener Land Frondienste
zu leisten (vgl. Lentzen, Die Pfarrgemeinde S. Tonis S. 26).
Der Umbau von i634 betraf ausser den Verteidigungsbauten die Hauptfagade
der Burg: sämtliche Fenster wurden erweitert und mit einer Einfassung von behauenen
Steinen versehen. Diese Massnahme, die gerade dem Hauptbau seinen Befestigungs-
charakter nahm und ihn in einen kurfürstlichen Palast umwandelte, spricht dafür, dass
die von Kessel erwähnten Befestigungsanlagen sich ausser der Anbringung der Zug-
brücke auf den äusseren Mauerring beschränkten, insbesondere auf die im Nordwesten
gelegene Bastion, die den gefährlichsten Punkt der ganzen Stadtbefestigung darstellte,
zugleich aber auch eine vollständige Seitenbestreichung ermöglichte.
Gedicht. Das didaktische Gedicht über Kempen (Nrh. i879, S. i38) giebt eine genauere
Beschreibung der Burg:
Es ist mit Wassergraben rundt umbgeben,
Zwei feste bollwerck liegen dabeneben.
Ein halber mondt liegt hinten dem schloss,
Euer allen feyndlichen gewaltsamen anstoss.
Die pforten des Schlosses seynd gar fest,
Die mauern seynd aufgefuehrt aufs best.
Der bauw des Schlosses is ausswendig gantz füerstlich,
Dem feind zu widerstehen sehr fuertrefflich.
Mueh und kosten seynd nit daran gesparth,
Darumb diss schloss gar koestlich wardt.
Der halbe Mond, den Kessel erwähnt, ist die schon genannte Bastion. Sie
ward l634 als solche ausgebaut (C im Situationsplan Fig. 37), sie bestand aber schon
früher in Gestalt einer Barbakane, die auf der damals weit kleineren Insel die
Westseite der Burg schirmte. Die starke Befestigung der Burg durch die drei Eck-
türme an der Süd- und Ostseite und das völlige Fehlen solcher Schutzmittel an der
nordwestlichen Seite beweisen, dass diese Barbakane D bereits in der ursprünglichen
Anlage geplant war.
Die Burg diente dem Schultheiss für Stadt und Amt Kempen, der gleichzeitig
kurfürstlicher Kellner war, als Wohnung bis zur französischen Invasion. Im J. i8o7
ging sie an den Herrn Peter von Lövenich über, der im Inneren sämtliche Unter-
schläge und Decken herausnehmen und die beiden nordwärts gelegenen Seitenflügel
abbrechen Hess. Im J. i85l zerstörte endlich ein Brand das Dach und das meiste
noch erhaltene Holzwerk.
Restauration. Um dem l855 zum vollständigen Gymnasium erhobenen Progymnasium eine
würdige Heimstätte zu bereiten, ward die Ruine i857 für 8000 Thaler von dem letzten
Besitzer, Peter Floh, angekauft und in den J. 1861 — 1863 einer durchgreifenden Restau-
92
KK.MPEN.
93
Kr
ration unter Leitung des Regierunpsbaurates Krüger in Düsseldorf unlcmrjrfen, nach- Barg.
dem schon vorher der Oberst a. I). SchnitzUr und Heinrich Wiethose Rekonstruktionif
entwürfe ausgearbeitet hatten.
Der i569 erneuerte Tliortluirin (F im Situati<>nsplan Fig. 37) wurde 1868 abge-
brochen trotz des Widerspruches ties (jeneralkonsrrvators v. Quast, angeblich weil er
durch den Abbruc 1» der daran gelehnten Gebflude baufällig gewonlcn sei. Es war
ein zweistrxkiger Bau mit Pyramidendat h und vier runden vtirgekragten Kcktümit licn
mit hohen KegeldUchem, .'ihnlich wie der Thurturm von Bo<holt. Die einzige Abbildung
hat si( h auf dem Prospekt bei Gei.KN'II'S erhalten (Fig. 20).
Die Kem|)ener Burg steht unter den profanen Backsteinbauten am .Nmurruem K. .^
in erster Linie. Im Kreise Kempen vermag nur ein einziger Bau, das Schli»ss zu
Brüggen, an Umfang mit ihr zu wetteifern, sie übertrifft jenes aber bei weitem dunli
die Einheitlichkeit der Anlage. Wie Moylantl, Linn, Ringenberg, Lechcnit h (F. E.
V. Mkring, Geschichte der
Burgen, Kittergüter, Abteien
und Kliister in den Rheinlan-
den, Köln l833, I, S.68), stellte
die Burg ein von Türmen flan-
kiertes Kastell dar. Die An-
cjrdnung der Türme und der
Gräben gleicht dem Schema
der holl.'lndi.schen Burgen, so
Wyk zu Duurstede, Coulster,
Meerestein, Montfort (Anti-
<|uitates Belgicae of Neder-
landsche Oudtheden. Amster-
dam i733, j). i59, i9o), Evcr-
ghem (Jo. Bi..\i:iT, Theatrum
urbium Belgiae regiae, Köln
i659. I), Ilelmond (Het ver-
heerlykt Nederland of Kabinet
van hel(lendags( he gezigten,
Amsterdam l745, I. pl. 2).
Die Burg bildete ursprünglich das Centrum einer gr<>weren B<'f«-stiijunjr*.inl.ij;f WikMiA— g.
W i( bei Brüggen und Gastendonk waren, dem Mangel an Terrainerh.-hungen Rr« luuing
tragend, di. \\as.serl.'lufe des Stadtgebietes in das F«>rtilikation.'wyslem gr/ngcn. S»
umgal» dir Burg ein doppelter Grabengürtel, von denen tier innere tiefe '"
mit aulgemamrten Seitenwinden not h vorhanden, der .lu.viere im Norden i><>'i •
no< h genau zu verfolgen ist. Nordwestlii h sprang als Invl -li.- s,vnt.t ,\\\ P».isii..n
erweiterte Barbakane vor.
Den Zugang zu dem Burgvorh»if vermittelte tier Thorlurm F. an ilen m« h i»
UM.I links grössere Wirts« hafts- und Slallgebnude. die enil |867 abgebriHhcn wui-
ans« blossen (im Plan Fig. 37 weil s(hrafhert). Das Plateau A war nach SOilcii un.l
O.sten voll Mau«rn unigeben. an d«r sü«lwestlichen F.. ke rrh«ib »ich ein halbrunder
Turm K. dessen Reste n«Kh erhalten sin«l.
Dies.i Vorhof «li«-nt«- im 16. un«l l7. Jh, /n-l. i. I. .Is V. is.iii.niliinu-M.L-
ward unter «lem Nu.vsbaume im l7.Jh. das K«ii'i
ii( htzbou«h von «Um vogt^eding des amptz Kem|Hn.
Kig. 37. K«in|>«n. SiluBlioiuptaB d«r Rute
en tu K
93
94
KREIS KEMPEN.
Burg uflF (lern schlosz under dem nussbaum uff der platzen daselbst. Protokoll von 1621. Vgl.
]. W. Brewer, Vaterländische Chronik der Kgl. Preussischen Rheinprovinzen I, S. 52 6).
H.iuptbau. Der mittlere Hauptbau, die eigentliche Burg, die zugleich Bollwerk und Palas,
wie die Anlage der Säle beweist, vom iV.Jh. ab lediglich Palastbau war, besteht aus
zwei rechtwinkelig aufeinanderstossenden Haupttrakten von verschiedener Länge mit
drei Hankierenden Rundtürmen (Nr. VH, XVI, XVH des Grundrisses Fig. 38), die
mehr als halbkreisförmig an den Ecken hervortreten.
Der vorspringende Portalturm HI, der ursprünglich ein vierseitiges Pyramiden-
dach trug, ist jetzt durch einen neuen Staffelgiebel mit spitzbogigen Blenden geschlossen.
-> [ I I f f [ f ^J^±44=
Fig. 38. Kempen. Grundriss der Burg.
Eine ähnliche Belebung erhielt die äussere Mauerfläche des zweiten kürzeren Haupt-
flügels in Gestalt eines viereckigen vorspringenden Pfeilers, der ursprünglich eine
Wendeltreppe in sich aufnahm. Ebenso wie beim Kuhthor (s. o.) ist das Viereck
durch Pendentifs in das Achteck übergeführt, das durch einen Spitzbogenfries eine
einfache Verzierung erhalten hat.
Die jetzt auf vier Bogen ruhende Brücke bestand ursprünglich aus dem mittleren
Türmchen I, dessen Fundamente noch in Gestalt eines vorspringenden Pfeilers er-
halten sind und der Brücke H, deren letzter Bogen jedoch für die Zugbrücke frei-
gela.ssen war. Vor dem J. i634 führte allem Anschein nach die steinerne Brücke ohne
Unterbrechung über den Graben.
94
KEMI'KN 95
Die drei Tu rinn zeigen ein einfaches Kranzpesiins mit Spitzlx>);rn.stcllungrn in Barg.
Ilauslciii. Nur das Kraii/gesinis an dem südöstlichen Turm XVII war mit Maihi- Tw»c.
coulis, einer fortlaufenden Peclmasenreihe versehen, ausserdem hatten hier die Spitz-
bogen (rine Verzierung dunh eingefügte Nasen erhalten. Die ur^prünglic he F..nn d«s
Abs( hlusses und der D;l( her ist nii ht genau nachzuweisen. Wahrscheinlirh alnr trug
das Kranzgesims einen Zinnenkranz, innerhalb dess«-n das kegelförmige Dach .nifsti. -
Dass das letztere vorhanden war. geht mit Sicherheit aus der Abbildung l)ci ( .
hervor. Die phantastische Form, die aber hier der Z<i« hn<r den D.1c hen» gegelMii.
I.'isst als zweifelhaft erscheinen, ob über das steinenu- Kranzgesims ntwh ein hölzenier
Wehrgang gesetzt war. Rüstlot her, die auf einen solchen deuten würden, wurden Iwi
der Restauration nicht vorgefunden; doch scheint der Umstand, dass nur der Tunn XVII
mit einem und noch dazu iku.sserst schmalen, gleichsam nur ornanu-ntalen steinernen
Pechnasenkranze verschen war, auf eine Kinri( htung für ln'ilzenje Wehrg.'inge an allen
drei Türnuii hinzuweisen. Di«- bei der R«'stauration noch in Verl.lngerung des jetzigrn
Daches an den Ecktürmen \ll uiul .W'II sit htbaren GiebelansAtze la.s.sen auf einen
gleichen h<"ilzen)cn W'i-hrgang an ihr H;iuptfa«,ade .s« hlie.s.sen.
Die Teile XI, XII. .XIII. XI\'. X\'III des (]rundri.s.ses (Fig. J») .MUtl ni< itt nu hr
vorhanden und bereits dur» h l'eter von LiAenich abgebrochen worden; der Kalastf-r-
plan von iTSo im Stadtarchiv zeigt sie aber noch im ( jruiulrisse. \'on ilem .s,i.il-
artigen Raum XIV war 1861 noch die sehr starke Xordmauer erhalten, von der jetzt
noch ein abgetrep|)ter Ansatz steht. Der dunh ein mi)den>es ThorgeUlude ersetzte
vierseitige Turm XVHI xcrmitteitf lii n Zutritt zu der Harbakane, der wieder auf
liiier l'rüc ke erfolgte, über deren Form nichts sicheres festzustellen i.st.
Der innere liurghof I.\ (\gl. che Rekonstruktionszeichnung von lluntuli »«»<••"«-
Wnlliasc Taf. IV) zeigte- eine .Scheidung der langen Rüe kwand des l.lngeren Haupt-
Hügels durch einen wenig vorspringenden Mittelturm, der jetzt an .seine-m «»b« n i>
Abschluss eine Verzierung dure h einen .Sjiitzbogenfries erhalten hat. Neln-n ihm
fand sie h im ersten Stock der Kapellenraum des .Shlos.ses. dessen Aj»sis als Alt.ir-
nisc hc- zur Aufnalnne der Mensa in che- Mauertiefe eingelassen war. Kin eina\
jetzt vermauertes spitzbogiges Fensler mit Pfosten aus Ilauste'inen und Vierjvivs bi!
die einzige Lic htiWfnung. Östlich von dem vorspringenden Ke klürme hen '
sprüngiich eine odene \'orhalle. über de-r sich der vorgekragte zw«-it«- St"- k m
Die- Mauer des letzteren bestand tiur aus Fachwerk, so dass walirMluinü« h .m. >
Ilolzstützen als Twiger anzunehmen sind.
Das Innere zeigt je-tzt durchweg neue Kaumeinteilung fi\r die Zwctkc »If!» '■"••••
(lynmasiums. Hei dem l'n>bau wurden v.m den alten Mauern, die dir aiKM^ninlrnl-
lic he St.'lrke von 2,5o - 2,7o m halten, 7o 95 cm im Innern .1'
ohne- die l'csligkeit /u i>eeintr.'U htige-n, m*'Vglie h w.ir;
der Aussenfrctnten neue F.infassungeii aus gute-m Wcikmi m, ».n... 1..1 ..<■ .■. . .,.,....-
fronten i\ur mit cinfac hen Schmiegen und Cementgliederung lnTge«.lelll wunlen. Dir
W'endellrci.pcn. cheinals in der MauerstArke neben dem Kaum VI und in dem
liehen Wandpfeiler emporführend. mussten gleichfalls weichen.
Krhallcii blieb die- Kinf.ihrl mit de-m altc<n Cewe-MU-. eibw..hl i\\ maucr«
nicht genau rechtwinkelig gc-gen die Fronlmauer stehen. D
in einer vicn-c kigen Einfassung aus Haustein, in «ler mn h ilo
Kelten der Zugbrücke sichtbar sind. Die- Einfahrt ist vi.n «>». • t^.- ...j, 1
auf Konsolen ruhenden Rippen übersp.innt und ..||n.-l *i' »« n-«. h dem Hnfr ni
wiederum in .im m Spii/t in D. r I l.im'tllilL'e I c-nthu-lt ui
95
Wt.
96 KREIS KEMPEN.
Burg. einen «gössen durchgehenden Raum links von der Einfahrt, den Rittersaal V, der mit
dem Eckturm VII in Verbindung stand. Dieser ist wie die übrigen zwei Türme noch
in der alten Mauerstärke vorhanden, die im Erdgeschoss 2,4o m, im obersten Stock-
werk 2,2 5 m beträgt. Rechts von der Einfahrt befand sich nur ein einfacher, fast
quadratischer Raum VI. Ein zweiter grosser durchgehender Saal VIII nahm den
kleineren Hauptflügel ein ■ — der Umstand, dass die 1861 hier ausgebrochenen Quer-
wände in die Aussenmauern nicht eingebunden waren, spricht für ihre spätere Ein-
setzung. Der anstossende Eckturm XVII hat nur eine Mauerstärke von i,4o m im
oberen Stockwerk, während der Eckturm XVI, der übereinander zwei runde mit
einem Kuppelgewölbe geschlossene Turmzimmer enthält, eine Mauerstärke von 2,1 5 m
im unteren, von 2 m in den oberen Geschossen aufweist. Den Zutritt zu den oberen
Stockwerken vermittelt bei den Ecktürmen eine in der Mauerstärke befindliche steile
und enge Wendeltreppe, die bei dem Turm XVI nur eine lichte Weite von 65 m
besitzt. Die Keller zeigen in sehr starker Konstruktion Flachgewölbe, die noch zum
grossen Teil erhalten sind.
Rathaus. Das RATHAUS ist ein schmuckloser Backsteinbau aus den Jahren i747 — 1749
(TER Schollen a. a. O. S. So. Akten wegen erbauung des dassigen gerichts- und
Statthauses im Staatsarchiv zu Düsseldorf, Kempen R. 2). Die dem Marktplatze
zugewendete Fa9ade enthält im Erdgeschoss eine offene Halle, von vier starken auf-
gemauerten Pfeilern mit groben Basen getragen. Unter ihr befindet sich noch jetzt
die Stadtwage, die bereits in einer Urkunde von i537 vorkommt (Kopie im Grünen
Buch des Stadtarchivs p. io7).
Waisenhaus. Das WAISENHAUS am Hessenring ist das frühere Amtsgebäude, das schon
auf dem Prospekt bei Gelenius erscheint. Ein stattlicher Backsteinbau mit Eckver-
klammerung von Hausteinen, Staffelgiebeln und grossen Fenstern mit steinernen Kreuzen.
Nach der Ölstrasse zu ist die Ecke für eine Nische abgeschrägt, die jetzt durch eine
moderne Figur eingenommen wird.
Haus Veidt. HAUS VELDT zwischen Kempen und Aldekerk. Jo.s. Strange, Beiträge
zur Genealogie der adeligen Geschlechter, Köln 1866, XII, S. 27. — Clave von
BouHABEN, Zur Geschichte des Hauses Velde: Heimatskunde 1880, S. i43. Die Burg,
im i4. Jh. zuerst im Besitz des Johann von Honslaer genannt van den Velde (Museum
Alfterianum foL 66, Köln, Stadtarchiv), wird schon i48o von Wilmius als castrum
dirutum erwähnt. Sie war nacheinander Eigentum der Weyenhorst, Hemmerich, Vel-
brück. Aldenbrück, Wyckrath, Fürstenberg. Von ihr steht nur noch der Rest eines
in Backstein aufgeführten Thorturmes, der über der im Steinbogen geschlossenen
Durchfahrt eine Turmstube mit grossem vierseitigen Fenster nach der Aussenseite hatte.
Neben dem Thorturm sind zur Rechten nur noch die Ansätze eines in der gleichen
Flucht stehenden Traktes sichtbar. Über dem Thor die Wappen der Aldenbrück
und Vlcjdorp mit der Beischrift : R V A G V (Rütger von Aldenbrück genannt Velbrück)
WSM V (Walburgis Sibylla Maria Vlodorp) i577. Eine Kapelle ward hier schon i442
von Johannes von Veldt gegründet. W. p. 3i : i442 nobilis dominus Joannes a Feit
in proprio suo peculio fundoque in honorem deipare virginis et s. Gregorii exstruxit
sacellum in eoque fundavit, pro conservatione missarum et sustentatione unius sacer-
dotis dedit predium ten Holt iuxta s. Petrum cum suis appendicibus.
Im J. i444 wird die Kapelle geweiht (J. p. 36i; — vgl. Binterim u. Mooren,
D. C. II, S. 343, 345, 346). Bereits im J. i453 ist ein Neubau notwendig. W. p. 35:
l453 studio Joannis vrm Hembergh militis et Lovis von Wienhorst knab vom wapen
96
Tafel IV.
Kempen. Rekonstruktion des Burghofes.
KKMI'KN. ')i
sarclluiu in X'cldt iiostro malitioso tempore exiisuin restauratum, qui et p;itroi)i eius Hau* VcMu
(li( untur. Meister CV/r/s/ian Allgotz '\:X der Baumeister des Turmes (BiNTERiM u.
Mooren, D. C. II, S. 38 1).
PFAKR II. \rs. Im Besitz des Herrn Pfarrers Frcmlonhammer: kleine Gruppe pr»rrknat.
(Irr Verm.'ihlun«? Marias mit Joseph, die zwxselien zwei weiteren Penumcn
dem Hohenpriester knieen, gute pojychromierte und reich vergoldete nicderrhcinls» he
Ilf.lzschnitzerei vom Anfang des 16. Jh.
.SAMMLUNG DKS KUNST- UNI) ALTKRTUMSVF.REIN.>. inv m s.
stelciu \Va( hstum hegritrene Sammlung, die eine Reihe tre(lli«her Stü« ke enth.llt. i^t «lo a
interimistisch in einem Saale des Rathauses untergel)ra( ht, der aher nur die Auf'stelluiiL''*"*"
eines kleinen Teiles ge.stattet. Spilter soll das Kuhthor mit seinen gerilumigen O
geschossen die Sanunlung aufnehmen. Das klein«' Museum enth.llt zunflchst eine
Zusammenstellung der st.'idti.schcn Alterthümer, die ültesten Urkunden, Rechnungin
und Siegel, eine Kollektion V(m Münzen und Siegcistempeln. Von besonderem Inter-
esse sin<l die sei hs Ratsherrenkrüge, tri-fTli« he Zinnkrüge um 1600 mit dem K< '
Wa])pen in l)unteii P'arhen auf dem Hat hen Bauche, und die Abzeiciu'n «ler S< ....w- ..-
gilden des Kempener Landes, ajs .'iltestes das Abzeichen der Schmalbn »icher H«>n-
schaft von i596 njit einem Vogel als Anhänger. Die wertvolle Bronzet;ifel von l4oo
mit der ( iründungsinsthrift der Burg ist schon oben (S. 9o) erw.lhnt worden. Fr
nunische und romanische Altertümer, eine Flachschale von terra .sigillata vom B<"'ni
Hof bei Kempen, zwei grosse germanis« he (irabumen aus Brüggen (S. 20). Km»-
kleine Kollektion \,,\\ Waffen, Helleb.irden, .Xrmbrüsten, (iewehren. Pist«»len. sjw
nischen SturmhaulMii. Sodann eine Reihe guter Kichennu-ubh-s des 16. und l7. Jh.
Zunächst eine grosse Kredenz aus iler 1. H. des l7.Jh., im <)lH'rNt<Kk mit drei, im
Untersto( k mit zwei Thüren und gewundenen Kt ksilulchen und Füllungen aus |ii»licrtem
sdiwarzen und l.r.uim 11 Ib.lz. Kin geschnitzter Schrank um l6oo. ol)en mit iwci
Thüren und i-inem mittleren, mit :\rabesken gefüllten vertieften Fehle. Ein
1,60 ni iicilur .\ufsatzs( hrank aus Haus .Mih-nhof hv'x Kempen mit ges» bmt^U u
Füllungen um 1600. Drei Truh«-n um i65o. charakteristische Arl>eiten. '
mit zwei l'eldern und rei( h verziertem .Millelpilasl«r, die P.inneaux nut F"
in .\r;iliesken. Kin schwerer eichener Ballentisch mn l65o. gevhnit
Unler d( II Un-m.'llden eine Reihe von Bildnissen, /.um Teil Uar>>telhi!
historisdi bekannter l'ersr.nlii hkeiten. .\u> tien» Haus .Ahh'nhof eine Reihe \im
acht l'ortr.'ils. die .'llteslen mit dii» .\ufschrift«-n:
1. \I)I<I\N I>l MKIVN VON lU.ANt KHVOKRT OHIIT .\. l63a »I. UARTII AITT. 64.
2. j. II. VON .MKKr.l.K NAT. 21. JfSIl 1 68 1 . DKI'KX ANNO l7a8. TISXIT Al>
VIVIM Litios /)'
.V (( )hne Namen) NATirs AN.so l687 nt.v 2V \i«.i-.sij. i»n-it i an.m» lii»
riwn \i> \ ivii.M /.Utas li.
■\. »., J. NAIl'.S DIN 9. NOV. 1687. I'INXM dt liorgttli ^^^" «7j3.
Sod.inn die Bildnisse von mehreren (ieistlichen uml • i> «l.irunlrr K
fürst Klenuns August, ni«-derl.lntlische Portr.lt.H iles i7. Jh.
Das b««hut«nd,ste Stück ist da.s grosse Pi»rlrni des Thomas a Kemi
// Kfssfiti im I i629 gentalt (W. p. 94). »las (iegenMOck i\\ dem in
(oImii S. 75) belimllichen. D.is 3.30X1.3$ gnwise t» den 1 m«
kurzem i>i.ininii X'ollbart und braunen I.o< ken. mit ' '
Figur in olleiK 1 Landsch.ifl sit/.entl. im Hinti-rgrund /.«••uc. u!< in-- >- .,
98 KREIS KEMPEN.
Sammlung clic Linke auf einem Buch. Ein zweites Bild der Sammlung giebt Thomas in höherem
und Au"er-" Alter wieder, das milde Antlitz von kurzem weissen Bart und spärlichem weissen Haar
«"'"^''^ ■■''"*• umrahmt. Weitere Porträts des Thomas mit der Stadt Kempen im Hintergrunde im
Privatbesitz zu Kempen und im Museum zu Kciln, aus der Sammlung Wallraf stam-
mend. Inwieweit die Darstellungen authentische Porträts sind, ist nicht nachzuweisen.
Hundert Jahre nach seinem Tode erst erwähnt ein Franz von Tholen, vita Thomae
c. 12 ein Bildnis, nach dem wohl der Stich bei Henr. Prower, Biographia Thomae
a Kempis, Aachen 1682, gefertigt ist. Im J. t569 Hess der Prior des S. Agnetenberges,
Cuperinus, ein Bild des Thomas anfertigen (Heribert Rosweidus, Annales ad vitam
Thomae p. 121). Ob Thomas a Kempis thatsächlich der Verfasser der imitatio Christi
sei, ist bekanntlich durchaus fraglich. Dass ein Thomas von Kempen existiert habe,
ist unzweifelhaft (zuerst bestritten in der Ausgabe von Jodocus Badius Ascensius,
Paris i520, c. II, 4; c. V, 2) und durch die Untersuchungen Moorens und Klöckners
über die Kempener Grundstücke genau festgestellt (vgl. Ann. h. V. N. XXXVIII, S. i48).
Auch die Nachricht, dass zwei Männer namens Th'omas in Zwolle gelebt (so Johannes
Butzbach im Auctarium in librum Joh. Trithemii de scriptoribus ecclesiasticis),
ändert hieran nichts (Braun in den Ann. h. V. N. XI, S. i95. — Mooren ebenda
XIII, S. 238. — Ders., Über den jetzigen Stand der Frage nach dem Verfasser der
imitatio: Nrh. G. 1880, S. i). Aber im i5. Jh. erscheinen nur i4 Ausgaben mit seinem
Namen, 46 ohne diesen (über die Ausgaben — jetzt gegen 3ooo — vgl. Augustin
DE Backer, Essai bibliographique sur le livre de imitatione Christi, Lüttich i864. —
E. Fromm, Die Ausgaben der imitatio Christi in der Kölner Stadtbibliothek: Veröffent-
lichungen der Kölner Stadtbibliothek II). Für Thomas werden angeführt die Äusse-
rungen im Chronicon Windeshemense des Johannes Busch und im Catalogus scrip-
torum ecclesiasticorum des Johann Trithemius. Aber gerade im ersteren, c. XXI,
p. 346, wird Thomas nur als Abschreiber erwähnt. Die Handschriften sprechen eben-
falls nicht von der Autorschaft. Der Kodex von Kirchheim, der den Namen des
Thomas trägt, ist nicht i42 5 geschrieben: diese Notiz findet sich nur auf einem an-
geklebten Papierstreifen. Das Gaesdonker Manuskript hat überhaupt nie den Namen
des Thomas getragen, das Autographon Antwerpiense nennt Thomas nur als Ab-
schreiber. Mehr als 20 berühmte Namen sind als Verfasser genannt worden. Für
Thomas entscheiden sich vor allem Karl Hirsche, Prolegomena zu einer neuen
Ausgabe der imitatio Christi, Hamburg i873. — O. A. Spitzen, Thomas a Kempis
als schrejver der navolging van Christus, Utrecht 1881. — Victor Becker, L'auteur
de l'imitation et les documents neerlandais, Haag 1882. — Keppler, Der Verfasser
der Nachfolge Christi: Tübinger Theologische Quartalsschrift LXII, 1888, S. 48. Für den
Benediktinerabt Gersen neben Wolfsgruber noch J. P. A. Madden, Lettres d'un bibho-
graphe 6. serie, Paris 1886, p. 264. Aber die Handschriften sprechen dagegen: der Cod.
Aronensis (Bibl. nat. in Turin), der Cod. Bobbiensis (Cod. lat. i3598 der Bibl. nat. zu
Paris), der Cod. Parmensis (Cod. 121, Kais. Bibl. St. Petersburg), der Cod. Romanus
(Vallicelliana B. i35), die ihn als Autor nennen, stammen sämtlich erst aus dem i5. Jh.
(H. Denifle, Kridsche Bemerkungen zur Gersen - Kempisfrage : Zs. für katholische
Theologie VI, S. 692). Dass Gersen als Abt in S. Stephan zu Vercelli gelebt, ist
überhaupt erst im l7.Jh. behauptet worden (Agostino della Chiesa, Historia chrono-
logica ep. et abbat. Pedemcmt., i684, p. 29 1. In seinem späteren Werke Corona reale
di Savoia, i657, \). 210, erwähnt er ihn überhaupt nicht). Ist so Gersen abgewiesen,
bleiben doch Gerson der Kanzler und andere noch als Bewerber zurück. Die Streit-
frage ist vor der Hand noch unentschieden. Vgl. noch A. Ruland, Der Streit über
98
KKMPKN.
99
Kraa«r.
Sckt*äkaw
(Uli Verfasser der iinitatin im i8. Jli. in DcuLschland : Scrapcum l86l, S. 273. -.«»i-tir
N. C. KiST, Thomas a Kempis: KiSTcn Rovaards, Arthief v. Kcrkel.Gcschifdenis XIV, ,'
|). i93. — W. Moi.i,, Kerkgescliiedcnis van Ncderland voor de hcrvomiing, L'trctht '""*'*''""■
i87i, II, p. 372. — L. J. GuENKBAUi.T, Nouvclles recherches sur le vcritablc autmir
(Ir Tiniitation: Revue an liei)l<»friqvie V, p. 3i5. — Stimmen aus Maria I^'iarh X, S. iji.
Fromm, Zur Sln-itfra-^e über den Verfasser de imitatii»ne Christi: Zs. für K--- ' - ■ ■
geschichtet X, l888, S. 58. — Ders., Vier Hiuher von der Xaihfolcr Christi: I'.i
theoU)gisrhcr KLnssiker XXIV, (iotha |889. Kinleitunj^.
S A M .M L U X ( ; CONRAD K R A .M K K Kine der bedeutendsten und rei. h-
sten I'rivat.sanimUu><;en (U-s Xiederrlx-ins, (He auf den Gebieten der «inianicnlalcn und
rif(ürli( hen Holzskulplur zur Zeit (h-n ersten Ranj; unter allen .S.immlunt^en der Khrin-
])ri)vinz einninnnt. Sie entli.'ilt fast durehwe^ Stücke ersten Ranges. N.'lnitlicli der nieder-
rheinischen Kunst angehTirend. Von besonden-r Bedeutung ist die gros.>e K<>lleL'
von reichges( linit/.ten Schränken, die di«' Ausbildung die.srs Zweiges des Kunstgewi
(iure li zwei falirhunderte hindurch vorführt. Darunter die beiden besten Werke
Meisters Ton liocliolt. Hier werden nur die hervorragenderen Werke genannt.
1. Gothis<lirr K ir( henschrank aas der Ai)tei Gladbach, um l5oo. Zwei
grosse Flügelthüren mit achtzehn Feldeni. die Füllungen in gothischen mit RiMetten
besetzten riemenartigen StnMfcn dun h .\ushebung des (Grundes hcrgi-steilt, .schmale
alte Risenbes<lil;ige.
2. Renaissanccschrank aus der N.'lhe v<in («refrath. um i6oo, in /».i«-;
Stockwerken, das obere mit drei, das untere mit zwei Thflren. Im i>l)eren Stinkst
die gut ausgeführten nall)(iguri'n der vier Kvangelisten als Karyatiden, nn ilen ge-
schweiften Sockeln allerlei Symbole. Die oberen Füllungen zeigen rci«hr Kartouclirn
mit einem Kopf im Mittehnedaillon.
3. Ki< hener kleiner sj).'! tgothisrher .Schr.ink aus der K.irll
früher in der Sammlung des Malers Meinertzhagen zu Ki«ln. Die athi t . m- ■ .nm-
li( h wie bei Nr. I ; alte Kisenbe.schl.'lge.
4. l5o( liolter Schrank aus der Werkstatt von B<H-liolt zwlsi-hen l57o
in zwei Stockwerken, das cber«- mit ilrei, das untere mit zwei ThOren. Clianikter-
istisch für (Icn Meister sind dit* llalbfiginen von Satyren und nackten Men^« lien aU
Karvatid«'n in geistreicher Zeichmmg un«l weicher Ausführung. Die unteren ThQrrn
zerfallen eine j«'de in drei mit syinmetrischen FülliMii;«n \«Tsehene I* "' n
mittlere der oberen l'anneaux cnlh.'llt einen S» hild nut euu-r von «-ineni
Icn Hausmarke und den Ihu hslaben TM.
5. Moc holter Schrank von dem gleichen Meister, ins« hriftli« h ^"m lS7*>. ii»
drei Stoi kwerkcii. Dir Karvatiden werilen wie«i«T «lurch nackte II
unti I .Irin II .luch Fr.iucn vorkummen; die kc»ke l'hant^iMJe dei» Kun-iIrTH «kl«'
hart die ( irenze ties Obs« i^ien. Di«- l'anneaux mit \' i Grund uml M
mcdailJMii mit Ki'pf In dem Mittelfeld ein Wap|M"n. ai> '
Miinii und cim- Ma< kt<- Krau. Heide .S« hranke sin«! I'ra« h«-...
(). Fi« hener S« hrank zwi.s« hen l55o l56o. au% der I
Doppelthiu-, eine je<h' mit zwei Wappen mit Vinierhelm. nehr
«hütkter llclmzier un«l frei ornament.d behamleller Wapix-ndi' \
pilastern Rank«-nfüllung(*n.
7. Gothis« her eichener St«»IlenHclirank au?» Wa<
n«sitze dir Schenk von Xi«I«-ggen (Fig. 39), I'
«Ii«' beiden Thürcn «l«"s K;i>.t«-ns nnt «lur«ld>i ■■. • ■•
mit
«1«;
99
100
KREIS KEMPEN.
Samnihu.g Teil verzinnten Eisenbeschlägen. Links ein Scliild mit nach links springendem
Kr.imer. L^j^^.^j^^ rcchts ein Schild mit drei Hörnern. Zwei einfachere Exemplare im Kunst-
gewerbemuseum zu Düsseldorf.
8. Gothischer Schrank, zwischen i48o — i5oo, mit durchbrochenen Füllungen
auf rotem und blauen Grunde, die Motive der schön geschwungenen stilisierten
Ranken sind Weinreben mit Trauben. An den Seiten einfache Fugen.
k
J^
I I
". • *! •;
T
Fig. 39. Kempen. Sammlung Kramer. Gothischer Stollenschrank.
9. Stollenschrank aus Eichenholz, aus Gut Langenfeld bei Wachtendonk,
um i54o, der freistehende Kasten in zwei Geschossen auf reich geschnitzten Eck-
pfeilern, die Panneaux in flachem Relief mit scharfer Konturierung ausgeführt, das
mittelste Feld mit einem Kopf in einem Kranze.
10. Kleines Humpenschränkchen aus Köln um i55o.
11. Humpenschrank aus der Aachener Gegend, zwischen i54o — i55o, die
Panneaux vertieft mit flachen Kcipfen im Mittelmedaillon.
loo
KEMPEN
lOl
12. Schmuckk.'lstchcn aus der allen Bur^ in Kempen, ehemals im Besitz Saaaiaac
der P'amilie von Hirt/, vorzügliche Schnitzerei in Buchenholz v<»m Ai'^"-"' ''■ - •' "• '•"•'•
in rechteckige PY-Idcr geteilt, in die je ein jf''''''ssercr Wap|)en.s< hild •
iiincriiall) eines Dreipasses mit reichem I^iubwerk je zwei kleinere. Auf den Seilen-
schildchen zweimal amok. \'^l. Ausstellung der kunstgewerblichen Altertümer in
Düsseldorf 1880, Nr. io58.
13. Gothische Bank aus Bocholt, .Schnitzarbeit des l5. Jh. aua 1 >U.
Die Rückwand mit zehn vers( hietlenen Küllung<*n, eine mit den drei Lcparden-
k'ipfeii, dem Bocholter Wappen.
i4. Mad«)nna aus dunklem Nu.ssbaumholz. Teil eines cnglis*-lien GravM--. svui^u«»
Maria auf den Stufen eines Altares knieend, mit abfallenden 5><-hultem. Die < .
Wandung mit scharfen Brüchen, vorzügliches Stück zwischen l38o unil l4oo.
i5. Kreuzigungsgruppe in Ilolzkasten um l5oo (|)hot. v«>n Kühlen in
M. Gladbach).
1 6. Das K ö I n i s c h e W a p p e n von
zwei knieenden gelockten Engeln in rei-
cher bauschiger Gewandung gehalten
(Fig. 4o), zierliches Werk vom Enile
des l5. Jh.
17. .S. Damianus in halber Le-
bensgrössc, mit einer Kappe auf dem
lockigen Haupt, mit Buch und Büch.se,
ii) langem Mantel, etwas handwerk.s-
m.'issigc und tUnhtige Arbeit d<r K''>lner
.Schule um i48o.
18. Madonna, vorzüglit hes Werk
der Kalkarer S( hule um l48o — l5oo,
auf dem linken .\rni das nai ktc Kind
mit (int T Traube, tlie Gestalt zierlich
geschwungen, auf der rechten Seite gut
Studiertc Gewandm« »tive.
i9. Jakobus und Hart holom.nus. Statuetten der gleichen Zeit und gleichen
S(hule.
20. Maria, gute und ( har.ikteri.stis« he St hnil/erei der Alteren Kolnu* hen
.St hule zwisthen i4oo i42o. Die Mad<»nna sitzt »tcif aufreiht, auf ihmn linken
Knie das Kind nnl d«r Erdkugel in der Linken, tlie Rechte segnend erhclicnil. iVr
iinv«rh.'lltnism.'lssig lange uml schmale OberkörjMT durch einen Leihnnk mit >
eckigen Falten verhüllt.
;i. S.Christoph. K«>lner ;\rbeit um i5oo, nut tier K
gestützt, mit der Linken den Mant«l .lufr.iHeml. auf ^
22. /w<'i Engel als Leu» hier hal ter. niedeti n. i.n-.
des l5. Ib.. schl.inke gr.izitise Gesl.dlen mit .lulgerii bt- t- n
gros.ser Freiheit in «ler Krlin<huig und in der Li
.Schi">ld»eit (phot. von Kühlen).
23. u. 24. .S. Helena und ein heiliger Abt. gute Werke der KalLirri
um i520. von tüditiger uml sorgs.imer Dur» hführung (Kig ■♦« ""*• "♦•'> ^**'- *^"**
Stellung iler kunstgi-werblichen Altertümer in I)iLv*el»|orl 1880, S. I»4.
Flf. Mi.
\<
>i.kuim
U I I 1.1*^ l-v im ■
t . i.it f ■■ t f.i V . tii) riiilfl*
• in hann<
101
lo:
KREIS KEMPEN.
Sammlung
K r a m e r.
25. H. Anna selbdritt (Fig. 42). Charakteristische tüchtige Kalkarer Schnitz-
arbeit um i46o — i48o.
26. Drcifaltigkeitsgruppe aus Anholt (Westfalen), gute Schnitzerei um i5oo,
von besonderer Sorgfalt in der P'arbebehandlung. Die Darstellung ikonographisch
interessant: Gottvater stehend hält in den Armen den Leichnam des Sohnes, auf
dessen Hals die Taube sitzt.
27. S. Katharina, kleine Figur aus Nussbaumholz, zwischen i4oo und i42o,
mit Schwert und Rad, meisterhaft in der Ausführung.
28. H. Anna selbdritt, um i48o, vortrefflich und bei der geringen Grösse
bewunderungswürdig durchgeführtes Stück.
Fig. 41 — 43. Kempen. Sammlung Kramer. Holzskulpturen der Kalkarer Schule.
29. Englischer Gruss, Kölner Schnitzerei zwischen i48o und.iSoo (Fig. 44).
Die auffallend auseinander gerückten Figuren in Haltung und Bewegung sorgfältig
gegeneinander abgewogen.
30. S. Brigitta, um l5oo, Kempener Schnitzerei, etwas nüchterner und in der
Behandlung etwas strenger als die Kalkarer Figuren.
Gemälde. 3i.u. 32. Zwei Bilder der älteren Kölnischen Scliule um i42o, Holz, S.Katha-
rina und S. Barbara en face auf rotem Grunde, schmaLschulterige ätherische Figuren
mit dünnen zugespitzten Händchen.
33. S. Hieronymus und S. x\ugustinus. Von einem oberdeutschen Meister.
34. Kreuzigung auf Holz, tüchtiges Bild der Kölnischen Schule um i48o, dem
Meisler der Lyversberger Passion nahestehend, mit reichem landschaftlichen Hinter-
grunde. Im Vordergrunde Christus am Kreuz zwischen den zwei Schachern, links die
zusammenbrechende Maria von Johannes gestützt, rechts Maria Magdalena knieend.
I02
KEMPKN.
io3
Im Inkarnat herrscht ein warmer brilunlU her Tun vor. Köpfe wie H.lmk- sind v..i.
feiner Zei( hnung.
. .^5. A II iH-tunp; der Könige auf Holz, niedcrlilndiM h. Reicher bndM.haftli.h.r
und an hitcktonischer Hintergrund, auf einem Tilaster die Zahl i536.
36. u. .37. Porträts des Köhier Katslurrn Matth.'lus Dui.sterlo und der Katharina
Jabadi, von //// ran .Um aus dem J. i588. (iut ausgeführte BruslhiKIcr. in den
ol)eren E( ken die Wappen der Dargestellton. Vgl. J. J. Merlü in den Ann »■ '^" V
IX, S. i4.
Ausserdem eine Auswahl von Rüstungen und Waffen. ¥An grosser HamLv h
aus der Sammlung Nikolaus Zimmermann in Köln (vgl. den HEBERLE'schcn Katal-n^-
Kraacr.
Fig. 44 Kempen. änmmlunK Krämer. Koglikchvr («ruM.
voll |8.?3, Nr. 124, S. 8), getriebene kupferne W.uulU-uelitcr. Kinc reiche S.unmlung
geschlillener (ll.'l.ser, Siegburger, Freihener, Na.H.s;mer, Kaerener Krflgr fdicKrcthrncr
piiot. Voll Kühlen'.
.S;\.M M l.r .\( i II 1'. 1. 1..\ KR. Unter vielen wertlo>en Mildern: Matlonn.! auf ^.
der Mondsit hei, auf tiein linken .\rtn das Kind, in •'< r o. htin lt. 411.! • iin t> Vi.f. I
in einer Mandorla auf (ioMgrund, in ilen Kcki-n \
Talelbild um 1 .Soo.
Madonna auf iler Mondsichel vor einem Sirahlenkran mit tirm na« kirn
Kinde auf «lem ret ht«-n .\rm. den» Szepter in iler Linken, ulwn m Wt.l tivatrr
und Christus /wis( hen Kngeln. ("lUteü ni«"«lerrheinis. he-. Mild um l5lo.
Niederrheinisihes Triptychon vom .Anfang d- ' " ' • "^ '-ing Wott
in Kohl, mit reichem lands« haltlichen und .n. h 1 In «Irr
loJ
Io4 KREIS KEMPEN.
Hellner.
Sammlung ]Mitte die Anbetung der drei Könige, auf dem rechten Flügel die Beschneidung, auf
dem linken die Anbetung der Hirten.
Zwei handwerksmässige kölnische Bilder des i6. Jh. : Abendmahl und Kreuzigung.
Christus und der ungläubige Thomas in lebensgrossen Halbfiguren. Gutes
vlämisches Werk vom Anfang des i7.Jh.
LOBBERICH.
Pfarrkirche. PFARRKIRCHE (tit. s. Sebastiani m.). A. Fahne, Geschichte der ver-
schiedenen Geschlechter Bocholtz, Köln i863, I, S. Ii5, 281. — Fr. Nettesheim,
Geschichte der Schulen im alten Herzogtum Geldern S. 7o2.
Handschriftl. Qu. Pastores huius ecclesiae ab anno millesimo quingentesimo
vigesimo quinto, mit kleiner Chronik, geschrieben i752 durch A. H. Buckhuys —
Fundatio der processie tot de nieuw opgerichte seven statien by het dorp Lobberich
— Catalogus pastorum — Register der Kirchenrechnungen und Bruderschaften von
i7oi — sämtlich im Pfarrarchiv.
Geschichte. Das Kirchspiel von Lobberich ist eines der ältesten im Kreise Kempen. Der
lebhafte Verkehr zwischen Köln, Aachen, Xanten, Maastricht begünstigte das rasche
Aufblühen des Ortes: schon vor dem Regierungsantritt des Erzbischofs Evergerus
im J. 985 war der Kirchenverband von Lobberich so bevölkert, dass Grefrath als
Tochterkirche abgezweigt werden musste (Fahne a. a. O. I, S. 281). Die Mutter-
kirche mit Venlo und Tegelen trat der Erzbischof an das Bistum Lüttich ab (Liber
de fundatione et abbatibus monasterii s. Viti in Gladbach c. XXI bei Fahne
a. a. O. III, S. 6). Das Patronat lag in den Händen des Frauenklosters Halem (Haien
an der Gete, im Quartier von Löwen), ward von diesem an die Grafen von Molbach
und von der letzten Gräfin Alveradis an die Abtei Knechtsteden abgetreten (Nijhoff,
Gedenkwaardigheden I, p. 24o).
Die Kirche stammt in ihren ältesten Teilen aus der 2. H. des iS.Jh. Der
Umstand, dass der Catalogus pastorum mit dem J. i483 beginnt, macht es wahr-
scheinlich, dass sie kurz vorher vollendet worden ist. Am 10. Juni i642 wurde
Dorf und Kirche von den Hessen gestürmt: der Pfarrer und die übrigen Geistlichen
retteten sich auf den Turm (Henrichs, Geschichte der Herrlichkeit Leuth S. i7i. —
Nettesheim, Geschichte von Geldern S. 4i7).
Beschreibung. Dic Kirche, ein dreischiffiger gothischer Hallenbau mit abgewalmten Seitenschiff-
dächern und eingebautem westlichen Turm liegt am Südende des Ortes auf einem
etwas erhöhten Plateau, das nach Süden, dem Haus Ingenhoven zu, stärker abfällt
als nach dem Orte zu. Die lichte Länge beträgt 29,5 m, die lichte Weite i9 m, die
lichte Länge des Chores 11, 5 m, seine hchte Weite 7,2 m (Fig. 45).
Die Anordnung des Grundrisses, der Aufbau und das Material weisen ihr
drei verschiedene Bauperioden zu. Der älteste Teil (im Grundriss schwarz ausgefüllt)
besteht aus Chor mit südlich anstossender Sakristei, Kreuzschiff" und Mittelschiff, das
ausser der Vierung nach Westen nur noch ein einziges Joch aufwies, und ist durchaus
aus Tuffsteinwerk aufgemauert, die Birnstabrippen der Kreuzgewölbe bestehen gleich-
falls aus Tuffstein. Die Strebepfeiler am südlichen Kreuzarme sind abweichend von
denen an der Nordseite diagonal gestellt. Die achtseitigen Pfeiler sind durch ein
einfaches Gesims abgeschlossen, über dem die Rippen aufsetzen.
io4
I.OlUiKKK H.
io5
P>st nach F('rti;(sl(lluii^ (licscs Teiles, der iti die Mitte «le?» l5. Jl». /vi -•
wurde, und zwar noch in der 2. Hälfte desselben JalirliunderLs, mit dem Bau <!
geschi )ssigen Turmes begonnen, der in seinen Umfassungen dunhweg aiw l-
besteht. In den Ijeiden oberen Stockwerken je zwei spit/bogigr lilenden, jede durch
:tcn
Ki|{. 49. I •■Mx-ri. I>. rfurrLirtlir. ('.riiixUi» iinil I>«uU«.
/Av.i A.liMii in drei I.ichi. i /. tlei;t mit /ierli. hem un.l U-i dm .ii,...t.„r. I?t. n.l. n
v.rs« liiedenen M. isswerk. Kür die Abdet kun>;en. ( iesimne uml .1
Hogeiibl.nilen sind TuHwerksteine zur Verwendung gekommi-n. u.llirrn'
der Bogenblenden aus Kormst«inen mit Wrehvl von TuH>lein und i
gestellt ist. .\u der Süds«-ite leimt si» h da.«» aU-HM-n
das im li.n.nn <ine achtseitige WendeUiege \: ,1. l.umU.u» li^j. -IJ. Lti r-
lo5
io6
KREIS KEMPEN.
Pfarrkirche. Über einem Spitzbogenfries erhebt sich die Turmhaube, die aus einer vierseitigen
Pyramide in eine achtseitige Spitze übergeführt ist (Fig. 47).
Endlich wurden, wahrscheinHch im i7. Jh., an der Süd- und Nordseite noch je
zwei Seitenschiff) ochc angebaut, deren Umfassungen und Gewölberippen aus Back-
stein, deren Gesimse und Abdeckungen aus Tuffstein bestehen. Die kleinen Ein-
gangshallen an den beiden seitlichen Portalen sind Erneuerungen der jüngsten Zeit.
Im J. i7io ward die Kirche einer durchgreifenden Renovation unterzogen.
Beim Einbau der Orgel mit Sängertribüne in den Turm ward das Kreuzgewölbe in
der Höhe des Mittelschiffes durch eine flache Decke ersetzt, zur selben Zeit erhielt
der Chor eine flache Decke, die ebenso wie die Chorwände eine Stuckverkleidung
" in barocken Füllungen aufweist. Der Catalogus pastorum berichtet: i7io templum,
ScKnittuA-B
Fig. 46. Lobberich. Pfarrkirche. Querschnitt und Masswerke.
tabernaculum, cathedra, omnes statuae cum trabe maioris crucifixi renovata et ornata
sunt ex oblatis et expensis, sicut in sequenti chronico videndum est.
Altare. Hochaltar, barocker Holzaufbau von i652 (Eintragung im Catalogus pastorum:
Anno i652, residcntiae meae decimo nono, loco duorum altarium iuxta se positorum
de consensu supcricjrum amotorum unum novum exstrui ad honorem b. Virginis ex
pio legato Immiliae Schiffers, quod a. d. i652 in vigiliis s. Jacobi [24. Juli] consecravit
episcopus Andreas Crouser). Zwischen je zwei Säulen in der mittleren Nische eine
Holzfigur der Madonna, über ihr zwei Engel mit einer Krone. Die Krönung des
Ganzen bildet ein Baldachin, von dem Strahlen ausgehen; unter ihm erscheint, von
Engelsköpfchen umgeben, Gottvater mit Szepter und Weltkugel. Über den Seiten-
thüren S. Joseph und S. Sebastian, stark bewegte polychromierte Holzfiguren. Auf dem
Antependium mit grossblumigen Ornamenten in Handstickerei die Inschrift: maria
MAROARETHA FREIFREULEIN VON UND ZU BOCHOLTZ ANNO l738. Ein VisitationS-
protokoll des Krieckenbecker Dechanten von i7o9 ijcrichtet über die Altäre in der
io6
I.OBKKRICIi
io7
Kirche: Kcdcsia siil, paln.rinio s. Schastuuu naiHi aiMiia iru; suinnum» in I.
s. Scbastiani, secunduin in h.Vir^inis dolor. .sac, U-rlium in honorem s. Antonii t..
dcdicatuni (R Xorkknukrc;, Beitrage zur Lokalj^e.v hi( htr (hs \i. ,1, rr!.. ins IV S
Pfartkirck«.
y 1 1 1 1 1 [ 1 1 1 17
4 O.
Fi(. 47. Lolilierich. Kirch«. Südlich« S«ii«Mn*khl.
Sildlit her .*^f i I ena ll .i r mit l«-lirn>j;r«»HJirr •» '•■• ^^ ■•••'' •■ - '• V
in «in Hm h vt-rliclt. neU-n ilim nein Attrihiil, das "
winl M linii i4S3 «TW.'lhnt (K.MINK, Codex dip|omM»i<n«»
Nördlicher Seitenaltar mit leix-n rr lloUfigur «li-r M.ui>>iiiM
niil einem Schwert in der Urust. M.in«l\verk' • unil wcrll«»*«' I" -n
vom .\nlang des iS. Jh.
io7
io8
KREIS KEMPEN.
Pfarrkirchi
Kanzel und
Orgelbühne.
Taufstein.
Skulpturen.
Melallkreuz.
Kanzel und Orgelbühnc, einfache Barockarbeiten von i7io (nach der citierten
Notiz des Catalogus pastorum).
Taufstein vom Ende des i3. Jh. in der Taufkapelle im südlichen Seitenschiffe,
jetzt auf einem Grabstein stehend und mit der einen Seite in die südliche Turmwand
eingemauert (Fig. 45). Den Unterbau bildet der Sockel und Schaftstumpf einer
n^nanischen Säule, der Aufsatz besteht aus einem Becken, das im Inneren zu einer
Halbkugel ausgehöhlt ist, im Äusseren ein regelmässiges Achteck mit vier hauben-
bedeckten Köpfen unter dem oberen Gesimse zeigt (Fig. 48). Das Material ist Blau-
stein. Nach den Ansätzen
von vier runden Ecksäul-
chen auf den Eckblättern,
die die quadratische Plinthe
in die Wulst überleiten, ver-
mutet Fahne (Die Dyna-
sten von Bocholtz I, S. 1 16),
dass der ursprüngliche Un-
terbau aus einer mensa
bestanden, deren quadra-
tische Platte von dem run-
den Schaft und vier darum
gestellten Säulchen getra-
gen worden
ähnlich
0
^-NNNN
m
6— — sei,
wie die Taufsteine zu Zül-
pich und zu Termonde und
Hedelgham bei Brüssel
(vgl. die Rekonstruktions-
zeichnung bei Fahne a. a.
O. Fig. 3).
Holzgeschnitzte Pieta,
vortreffliche gothische Ar-
beit vom Ende des i4. Jh.,
7o cm hoch, mit alter, zum
Teil abgeblätterter Poly-
chromierung, im nördlichen
Seitenschiff neben dem Ma-
rienaltar: Maria, mit dem
Schleiertuch um den Kopf,
in reichem Mantel mit sehr strengem, harten und eckigen Gefältel, hält auf den
Knieen den erstarrten Leichnam ihres Sohnes, dessen Kopf nach vorn gewendet ist,
während die Hände steif übereinander gelegt sind.
Im Pfarrhaus: Bemalte Holzgruppe der h. Anna selbdritt, spätgothische
Arbeit der Mitte des i5. Jh., 7o cm hoch. Neben der Mutter Anna, die in der
Linken ein Buch, in der Rechten einen Apfel hält, sitzt die gekrönte Maria mit dem
Kinde auf dem Schosse. Schmächtige Figuren mit abfallenden Schultern, in der
weichlichen, nur in den Brüchen eckigen Gewandung einige feine Motive.
Romanisches Metallkreuz des 12. Jh., 2 9 cm hoch, 24 cm breit, mit Zellen-
email, das zum grossen Teil ausgefallen ist, die Zeichnung etwas roh und unbeholfen.
In dem mittleren Medaillon das Lamm mit der Umschrift: t agnus dei, an den vier
P'ig. 48. Lobberich. Taufstein in der Pfarrkirche.
108
LOBBERICH,
lo9
lUklk«.
ClMfc««.
E(kcn die vier Evangolistciisyml.ulc. Dit- Rückseite zeigt auf den U-iden Querannen pr>rt.
Johannes und Maria, an dein i.bercn Ende die Halbfij^uren von S«>I und Luna.
In der Sakristei: (iotliisrher Kelch des l5. Jh., in den einfachsten Formen
mit sechsfacher Kose, der Fuss a j<»ur chirchhrorhen.
Kel( h mit getriebenen Baro( kornamenten voin Anfang des l8. Jh.
Thür zum Chor mit der Jahreszahl 1660 und einfa« hsten Bap» ^ <■•"'""•••.— •■
Schrank von i674 aus braungebeiztem Hol/, mit einfachsteti I
Beiclitsluhl von i766.
Im (atalogus pastorum eine Keilie von Notizen ülwr Kasein. Kelche, M<»n-
stranzen, di«- kirchlichen (icfiissc zum grr>s.sten Teil ilurch Pfarrer Kültger l7ll i7a4
angeschafft.
F.MIXK a. a. ( ). 1\', S. 9i, erw.'ilmt einen Cirabstein von .\rnt von B«Mlii(|t/ unti
seiner Vr.ni Marg. von Hus( hfclt + i5.?5 .ils in der Kio In- b.(iii<lliili >r ;..» nii hl
melir vorhandi-n.
(J!o< ken. Die grössere mit d«n Insciirifl«n : i) sVsCIi'K I)ErRKC*ATl«»XKM
l'n|'\'|,I |\I. 2) AIK.XIUS PKTIT .ME FKCIT l769. 3) .\ KUI.fiURE ET TEMI'EST.VTE PER
I.NTKR( ES.SIONE.M S.VXCTI .SEB.XSTI.VNI I.IHKR.X XOS t)<>.\IINE.
Die mittlere mit den Insdiriften: l) .M.E.XIUS l'trriT .ME EECIT l769. 2} aVk
Matiu DkI sVCCVrk iILIIs. Darunter «in Madonm-nbiltl.
Die kleinste von l3*J7, tlie älteste im Kreise Kempen, mit iler InMhrill: .v.vso
I)<).\riNI M( (CXCVII H.\N( NOX .MOIfl.VE ( AIMAS TIHI SAXCTE nEMC.Vf (s..).
Die gn'isste Cj locke war l645 z«Tschlagen (FAirXE a. a. '' I. ■- -• > < und iH-mb
l73i durch Meister Jean I'ttil mu gegossen wordi-n (Faiine, C'«k.I. dipluni. gcnl.
Ho.Ik.II p. 266. Nr. 58l).
I )( r K 1 l\ ( 1 1 1 1 ( ) !■' war ursprünglich vollständig und ist zum Teil ninh jcUt KUclik»(.
mit Mauern unigc-beii. die zugleich Befestigungszwecken dienten. Südlich vom ('h<»r
erhebt sich hier das Leichenh.'lusc hen . ein einfacher B.ic k>teihl>au mit W ' ' '
aus Schic-fer. Der C'atalogus pastorum berichtet: .\nno l648 :uic tum fuit <■-'
nostrum versus oc c iclc-ntcm et posl ])auc as septimanas benedic tum |M*r rcv '
l'i>iitanuni pastorem, excepto loco pro pueris mtn baptizatis ilepul.;
marium Ingc-idioll et angulum. cpio conlluit acpia ex cocmiterio et delUiit |K*r foninien.
cpiod ot in nuiro c neiniterii.
I'. R K.M I r.\( ; I'. aiit cl( III Wege nach Boisheim am Südend«- des Ort
lac hc-r und nü< litciin r Kapellcnb.iu des iS. |h.. an dem das Inn< ■
s« hniic-deeiscrneii ( iitter die Jahreszahl l747. Auf der Altamu-nsa cm<
rohe, grob bciiialle Kreuzigungsgruppc- aus iler Mitte* di- '^ "• •" ■•■ •■
S. Franziskus, rechts S. \'ini en/ v..m l'.iul.i. bem.dte II 1
Dreiviertellebensgrösse.
Das IIACIKI.K R Fl'/ am Weslende des Dorfes wml «hon l6ij ak CWrn«- H«t*ik»t«iw
zeichen genannt (Ehekontrakt zwischen Arnold von HiH'holU und MariA xtn >
bei Fahne, Cod. dipl. mi. p. 186) und war l64o jm> b urwonlrn
Kcrken Bocc k t««i l..ibberich p. l7: jahrli« hs mehr und lu '
kleinerl worden), da.ss es einer Erneuerung bedurfte- D
des 17.JI1.. darin «in grosser, l,5o m hoher ||o|/kru<it.
cluK hgerilliili'in K«">rper.
l'l- .\ K R 11 Ars. Batksleinbau \"m Anfin- des t? |h . tft4r «!tm »» !'•
be.s« h.'ldigt imd erneuert. |863 umgebaut. Di
lo9
HO
KREIS KEMPEN.
lO.^v--'^ h U-^/''
A
0 T
^fc=fc-f-h-t=1=4-|-t-
Fig. 49. Haus Ingenhoven. Orundriss und Querschnitt
I lO
LOBBERICH.
III
Ha«»
l«g«*liov<
G««<k>
riditcn über den Hau: Vcncrahilis patcr Mathüis Meier SurhtcIcnsLs iKUitor huiu» Pfarrkaa«.
ecdesiae, qui in iiiitii» suae realis possessionis incemiiutn sustinuit, postea verr» rccu-
pcratis viribus locum pastoralcm praeter i|Mam domum variLs aedifirits auxit, harn
(•< ( lesiam lau(labilit(,T rexit ab a. 1608 usque ad a. 1622. — l7o6 acdifieatum ot in
domo pastorali versus < ulinam ex fuiidainento novum frontlspiriuin - l7ll -l724
1 licodorus Rüt^erus ( uravit niaini'i f^ parle rcstaur.iri trc tum di)iiius n.i<,t. ir.ill«. iiti rt
novam ])ortain lapideam exstrui.
HAUS INC;KM1()VKN. A. Kahm. Die Dynasten von I^HhoIl/. I. S. iiT.
288. — • (jenealojrie der Inj;enhoveii bei L. Mknrkhs, Gesehirlite <Icr Mcrrliehkcit
Lcutli S. 2 1.3.
Der Kiltersilz lugenhoven. in den l'rkunden meist nur ,der Hof genannt, weil
er der erste Sitz in der Herrlichkeit Lobberich war, empfing seinen Namen durth
Kontraktion aus ,In ^in
(dem) Hove'.
Kr wird zuerst im
J. i4o3 in den Lehens-
rcgi.stcrn des Herzogtums
Geldern genannt (Kxtract
uyt den Icen register des
vorstendoms (ielre ende
graflscap Zütjjhi'n begin-
nende mit den jaere i326
folio 65: Kyncn hoofr ach-
ter der kerken toi |,ol)lic-
reck gelegen tut ccnen
dienstmans leenre« hti-n by
(jocdert van Hoi( holt on-
fangen anno l4o.V Aus
dem Lehnsbu» In- im Ar-
chiv zu Arnheim. I''.\iiNi.,
Codex diplomaticus gentis
Iio( holtanae I, p. 44). Kine
genaue Aufz.'lhlung der
Grenzen geben die (Jel-
drisdien I.ehensaklen in Arnlieim in der Kehens.s|>eeirikali<in. dir Johann ^■•" n.-l...ti
am iS. ( )klobir l53S ülnrrei» hte. als er nai h dem T.kU- sein«-> Urinier» »
Lehen empfing. Der Sitz blieb bis an das Kntlr d«-s vorinen Jahrhiinder!« im 1
derer von lio. h-lt. An. Karfreitag l58l erNlürnite Hans Phihpp. Ki •••n II'
sa« hs, ()b«rst d<r ho||.'lndis( hen Truppen, ilas Haus Ingenh«>vrn und li'
b.'lude anzünd.n (K.MiNK a. a. ( >. I. S. a8a). 1'
Befreiung des gefangenen jelis von Hin höh/ in .\i ••• '«» " •"
der untere Teil d«s H.iuptbaues stammt indessen n«- ..
Die llurg kig eh.-mals auf einer künMli. hen !■>- '•-" ♦".rf^lvnt »M>k.,
umg« Im n und mit dem süilw«-sllich ansjossemleti
eine Mrüt ke v«-rbunden. Scittlem letxtcrcH vom I hwundcii »I,
(Ir.'llMU ausgefitllt worden; der einzige ninh vorhandene W .> «
vom Kittersit/.e zu einem Tei« i» verwendet ^Fig. 5ol.
Flg. 90. Haut lnc«nho<r«n. SiiiMiioM|>bM.
I I I
112
KREIS KEMPEN,
Haus
I n g e n h o V e n.
Der Bau bildet ein unresrelmässiges Viereck mit der grössten Länge von 20, 5 m,
der grössten Breite von i9 m. Das Material ist Backstein, die vier Dachecktürmchen
ruhen auf Tuftsteinauskragungen, die roten Sandsteineinfassungen, welche die Fenster
an den Aussenseiten haben, stammen von dem Umbau im J. 1866. Der ersten Bau-
periode lies 16. jh. gehören an der fast quadratische zweistöckige Hauptbau und die
Frontmauer mit i^ii.'-n beiden flankierenden Rundtürmchen. Die alte Ostmauer führte
wahrscheinlich mitten durch den jetzigen niedrigen Osttrakt hindurch. Diese beiden
«■"istlic-hcn Flügel (im Grundriss Fig. 49 schraffiert) sind im J. 1866 angebaut worden.
Der Hauptbau zeigt nach Westen in jedem Stock drei, nach Süden in jedem
Stock zwei grosse Fenster mit modernen Steinkreuzen. Der Zugang geschieht von
dem Hof aus von Norden vermittelst einer kleinen Terasse, zu der fünf Stufen empor-
Fig. 51 Hfliis Ingenhoven. Detail von der Eingangshalle. Fig. 52. Haus Ingenhoven. Details vom Portal.
führen, und von Osten aus. Das in der Mitte der Ostseite gelegene Treppenhaus
ist ganz in Eichenholz in moderner kunstgerechter Zimmerkonstruktion erbaut.
Die zwischen den beiden Rundtürmchen gelegene Eingangshalle zeigt eine alte
Holzkonstruktion, der obere Teil ist nach dem Hofe zu ein wenig vorgekragt und
ruht auf abgesteiften kurzen Schrägbalken. Die Kanten der horizontalen Balken
sind leicht abgcfasst (vgl. Fig. 5i).
Das Portal, das von der Hofterasse in das Treppenhaus führt, ist im Rund-
bf)gcn geschlossen und rechts und links in den Gewänden von zwei aus achtseitigem
hohen Sockel herauswachsenden Säulchen umgeben, die sich oben in einem Rund-
stab fortsetzen. Den Bogen selbst umgiebt noch ein zweites unterschnittenes Gesims,
das beiderseits auf achtseitigen Konsolen ruht, deren Stützen durch gut skulptierte
Menschenköpfe gebildet werden. Über der Thür findet sich ein Täfelchen eingemauert
mit der Jahreszahl i544, den Scheitel des Bogens schmückt ein Wappen, der Schild
halbiert, rechts die drei Leopardenk<)pfe (Bocholt), links ein Querbalken (Fig. Sa).
I 12
LOBBERICH.
ii3
Die drei an fler Westseite gelegenen Zimmer, zwei in dem quadratischen Haupt- Hsat
bau, das dritte in dem Vcrl)iii(liingstrakt zwischen letztcrem und dem nord
K( ktunii, zeigen säintlii h fla< lic I)o< ken mit ahgefassten Querl»alken. tue m» n
allen, mit Rusetti-n verzierten Ki)ns<ilen ruhen. Unter den Zinunem doi Hau; :
lie<i;en <fewi')lhte Keller. Aus dem südwestliehen Zinuner führt eine Tliür in den Ki L-
turm, der zur Ka])elle eingeric htet ist, mit na« h Westen gerichtetem Altar (Fig. 49).
Im Inneren: Zwei l'drtr.'lts, Brustbilder auf I^inwand aus «lern l8. Jh., dar- Pottrtw.
stellend eine reieligekleiilete fürstlii he Frau und einen jugendlichen Prinzen, nelMrn
dem eine Krone liegt, deuLsche Arbeiten ohni- künstlerischen Wert, im S .ilc.
Zwei dürftige und wertlose Marienbilder derselben Zeit in der Ka|K-in .
■> r>
'^ # a* jf -^
'-** M,*-
FfJ^
Fig. &3. Mbiii inKenhoTCii. Auwclil
l'M.er die n..«li im iS. Jh. im ll.iu> Ingrnhnven belintlliclie». ..».».. i. ».... i»i.,.i,
Mobiliargegensl.'lnde und Kunstwerke geben zwei Inventare A
bei l'AilNi:. (\n\. di|»l..m. g<nt. H.Mliultan.ic p. a5o. tT2). dir am io. 1'
durcii |...in Arnold und K.luar«! Hernard /u H.MhoIlz uml am J. April l748 dunh
<!< n l'reilierrn \<>\\ Mirbach .lufgenommen wurden.
SAMMM NC DKS MAI KK.S J. KKINKRS. Schrank in I
ni.dciiheinist he Aibeit um i65o, /weigeH«h«»H.Hig. olien dreitrilig, mit f« .^.
l'ilasl<-rn.
Zwei unb.ni.lte 1 1 o| z I iguren. Johannes uml Maria, in Au.mhtun.. uHr tt r.«,,.,,
Auffassung gl.i« li .uis.^e/eichnele Arbeiten des l5. Jh t «^-m h" h
r«-i« h geloi klem Ilaupl, erhebt beitle ll.lnde mil •
Maria, das Ilaupl nut dem Si hleiertu» h übenlcckl. h.nll in ilcr
ein liM-h. m
ii3
1 i4 KREIS KEMPEN.
Sammlung der Linken ein Buch. Die Gewandung in grossen Zügen gehalten, die Fähen zum
j. Reiners. ^^.^ ^jgf m-^t^^j-arbeitet. Charakteristisch die scharf umrissenen Augen und die beiden
Querschnitte am Ansätze des Nasenrückens.
Holzgruppe der h. Anna selbdritt, 36 cm hoch, unbedeutende polychro-
mierte Arbeit des iS.Jh.
Gemälde. Ncbcn einer Reihe minderwertiger Gemälde zu nennen: ein guter Quinten
Massvs, Holz, 62 x So cm gross. Brustbild eines graubärtigen Philosophen in rotem
Gewände in seiner Zelle, das Haupt auf den rechten Arm gestützt, mit dem Finger
der Linken auf einen Totenkopf tupfend, xor ilnn auf dem Pult ein aufgeschlagenes
Buch, im Fenster eine Sanduhr, über ihm ein Schildchen mit der Inschrift: homo
BULLA. Auf dem Blattrande des Buches bezeichnet: Mafsys. Sehr warmes Kolorit,
die Hände und der Kopf gut gezeichnet, ziemlich energische, aber glatte Behand-
luno;. Vorzüglich erhalten.
Porträt der Königin Marie Antoinette, Leinwand, 65 x 76 cm gross, bezeichnet
am Rande unten links: /. Louis David i79o. Vorzügliches Brustbild in tief aus-
geschnittener grüner Taille, mit rosigem Inkarnat. Das Bild befand sich i89o auf
der Porträtausstellung in Brüssel (Catalogue p. 3i, Nr. 56).
Grosse figurenreiche holländische Kirmes, Leinwand, i89xi2cm gross, be-
zeichnet Joost Com. Droochsloot (f 1666 zu Utrecht, vgl. über ihn J. B. Nordhoff,
Beil. zur Münchener Allgem. Zeitung 1882, Nr. 66, S. 969).
Tafelbild auf Holz, 5ixi5i cm gross, mit Darstellung der Einzelfiguren
Christi und sieben seiner Apostel mit ihren Symbolen, in Vorderansicht, auf farbigem
Grund, hart in der Zeichnung mit eckigem Faltenwurf; niederrheinisches Werk
des i5. Jh.
LÜTTELFORST.
j'f.Trrkirche. PFARRKIRCHE (tit. s. Jacobi mai.). Die Pfarre wird I255 von Wilhelm,
dem Pfarrer von Niederamern, gegründet und dotiert (Binterim u. Mooren, D. C. I,
S. 248, 3 18). Der Lütticher Archidiakon bestimmt drei Jahre darauf die pfarrlichen
Gerechtsame der Kapelle und gewährt ihr ausdrücklich das Recht des cimeterium
und baptismum (D. C. I, S. 263). Im J. 126? verkauft Arnold, Herr zu Niederamern,
das Kirchenpatronat zu Lüttelforst an das Stift Xanten (D. C. I, S. 3o8).
Im J. 1802 wurde die alte Kapelle, die bisher auf dem Kirchhofe stand, abge-
brochen und etwas tiefer nach der Strasse zu die neue Kirche errichtet aus einer
Stiftung der Frau Anna Katharina Mühlenberg.
Beschreibung. Die jctzigc Kirclic ist ein Backsteinbau mit Satteldach und kleinem Dachreiter.
Wenig vorspringende Pilaster mit jonischen Kapitalen tragen die schmalen Gurte der
flachen Decke. Die Verkleidung des Inneren ist durchaus noch in Rokokoformen
gehalten, die sich hier mit barocken Motiven vermischt bis in das i9. Jh. erhalten.
Altar. Der Hochaltar zeigt einen Aufbau, den rechts und links je drei Säulen mit
vergoldeten Kapitalen tragen. Im Mittelbild eine Kreuzigung, darüber ein Schild mit
dem Monogramm A. c. M. B. Über den seitlichen Thüren in Dreiviertellebensgrös.se
wertlose Holzfiguren: Vincenz von Paula und Johann von Nepomuk.
Kommunionbank mit sehr reichem, durchbrochenen Gitter.
•^"«i- Kanzel mit sechsseitigem Gehäuse ; an den vier sichtbaren Seiten unter Bogen,
die durch gewundene; Säulen getrennt werden, die Holzfisjuren der vier Evangelisten.
n4
LÜTTELFORSr — MÜHLHAUSEN'.
iiS
Ein reicher sechsseitiger Baldachin bildet den Schalldeckcl: sc<h.H*Engflthcn trafen Pfarrhirck«
den niitticren freien Aufbau, über dem sich die Figur S. MirluicU mit dem I)r:i'
erhebt. Der Grund ist braun mit Vergoldung, <Iie Figuren sind w- '
Einfädle Wandbekleidung mit Rokok« »fallungen im I^'ingsihiil.
Marit-ntlirDn im I.angs( hilf, sehr rei< he S« hnit/arU-it aus ''-■' ^!tu^• d«^ kUnmr.> .m.
iS. Jh., v<»n grosser Freiheit in Erlimlung und AuOtau. aber handwerl ■' Vü—
führuMg (aus der allen Kapelle). Über dem Thron erhebt sich ein gx- .
mit hängendem Troddelwerk. Die seitlii lu-n Aufs.'ltze werden tlunii BlumenkörlM'
gebildet.
Über dem l'ortal in Ni.s( he kleine llol/ligur de>> h.Jakobu> nul i'il^erliut. Bu« h lloM««.
und S( luvert, |)o!\ < hri luiierte teilwei.se erneuerte Arbeit um l5oo.
MÜlil.lIAUSl.N
K.M'KLLK. im J. i767 erbaut. einfa<her einschiffiger Backsteinbau mit tli. fi.r k>b*iu.
verputzter Ho|/,de< ke, der Westgiebel geschweift mit einer Ni.s«he. auf ileii
da« li ein Inszenier Da< breiter.
HAUS (;KNANES, eine halbe Stuntle sad.>.tli«h von Mühlhauscn
Das im |. i6i5 (Insdirift in Eisenankern am (liebe!) erbaute S«hlrBvs»hrn diente tlen
• V ■ ■ ■ V ft^
ii5
ii6
KREIS KEMPEN.
Haus
G en.T nes.
Kellner Kurfürsten zeitweilig als Jagdaufenthalt und befindet sich jetzt im Besitz des
Herrn Schniedders. Das Gehöft (Fig. 55) ist rundum von Wassergräben umgeben,
die noch fast vollständig erhalten sind. Es zerfällt in das östliche freiliegende Herren-
haus, den Wirtschaftshof, der aus drei rechtwinkelig aneinanderstossenden Flügeln be-
steht, und den Vorhof, der gleichfalls von Gräben umschlossen ist (die Gebäude auf
diesem sind abgerissen). Das ziemlich verfallene zweigeschossige Herrenhaus
ZimorVi jiiiTSrücK
h'I I I I I t I I I I f^
Fig. 55. H.nus Genanes. Grundriss und Details.
— zur Zeit unbewohnt — zeichnet sich vor den übrigen gleichzeitigen Backstein-
bauten des Kreises durch den malerischen Aufbau aus. Das Material ist Backstein,
die Fenstereinfassungen bestehen aus Haustein. Von Interesse ist die Behandlung
der Details, des kleinen Backsteinfrieses am Giebel und der Blendarkaden (Fig. 55 A).
Der ausserordentlich klare und regelmässige Grundriss zeigt einen Wechsel der Scheide-
wände im oberen Stockwerke. Im Inneren Porträts Kölner Kurfürsten, Ölgemälde
des i8. Jh. ohne Wert.
OEDT.
Pfarrkirche
Geschichte.
PFARRKIRCHE (tit. s.Viti m.). Fr. Verres, Das Patnmat von Oedt: Nrh. G.
1882, S. 97. — Nrh. G. t884, S. 63. — G. Eckert/ und K. Noever, Die Benediktiner-
abtei M.Gladbach, Kr)ln i853, S. i43. — Kirchrath, Series pastorum Udanorum bei
Ropertz, Quellen und Beiträge zur Geschichte der Benediktinerabtei in München-
Gladbach, S. i55. — Ein Verzeichnis der Reliquien in den Farragines des Geleniu.s
IX, fol. 332 (Köln, Stadtarchiv).
Eine Kirche in Oedt wird bereits im J. ii7o genannt (Ropertz a. a. O. S. i92.
Lacomblet, UB. I, Nr. 438); i32o wird sie genauer bezeichnet als in der Nähe
des Bruches liegend; i392 wird als erster curator capellae ein Hermannus genannt
116
OEDT.
ii7
(BiNTKRiM und Mooren-, E. K. I, S. 249). Von diesem Jahre an lauft eine ununter- pr.rrkirch«.
brocliciie Reihe von Pfarrernainen bis zur Gejjenwart. ,
Von einer Kilialsuhjektioii unter Kempen finck-n siel» k«'ine örtlichen N
do( h l)eri( htet der über proc urati«»imm et petilionum aniiidiaeoni Xan»-' i
i3. Jh. ausdriukli« h : Udc fiha c.x Kempen, e<« lesia saneti Viti, habet
4oo. Habet euchari.stiam, bapti.sterium et «•oemit<Tium et non inunctioncm. Rector
habet comi)ctentiam de certi.s aj?ris, 60 Jlorenos annue. E.st ad collationcm cl insti-
Uitioiiciii ])astoris in Kempen (Himkkim u. Moorkx, ¥.. K. II, S. l9). Die Kinhe
liefet auf dem (irunde eines (iutes der Abtei (iladbarh, war mithin frOher Hofk.i-
Über die Beziehungen von Oedt zu Gladba« h vgl. E< kkrtz u. Nokvk.r a.a.O. S. it.
— Koi'KRTZ a. a. O. S. 325. — Wei.stum der Orundherrliehkeit der Abtei von Glad-
bach l554: L.\comblet, An luv für die Geschichte des Niederrheins VI, 5.48».
Die Pfarrkirche gelnirt drei verschiedenen Bauzeiten at>. Der Turm. Mittels« hiff
und Chor dem Anfang des l5. Jh.. dA nördliche Seitcn.s«hiff wahrscheinlich «h-ssen
Ende; das südliche dtiii 16. Jh., ebenso wie die beiden J<H;he zur Seite des Turmes.
Dreischiffiger gothischer Hallenbau mit ClK»r in der Breite des MittelMhiffe?», BckWo^m«.
anslossender Sakristei und eingebautem Westturm. Das Material ist Tuir^lrin, am
Clior stark verwittert, am nr)rdli«hen Seitens( hilf sind von tireiviertel Höhe der
Fenster an die Mauern in Backstein weitergeführt. Das südliihe .Seitens« hilT und die
beiden westlichen Joihe der Seitenschifle sind ganz aus Back-steinen aufgeführt. Die
gemauerten Pf«'iler, deren (irundriss durch zwei dunheinandergeschola-ne Kechtet-kc
gebildet wird, tragen ein rund heruujgeführtes K.'lmpfergesinjs. Die Kreu.
zeigen scharf profilierte Rippen, im südlichen Seitenschiff fehh-n diese vi»!
Im Chor an den beiden L.'lngsseiten zwei Nischen, tlie genau dem ersten, w. i
|(iilie entsprechen. Die Rippen setzen auf kurzen, rast h abbrechemlen Dien.-;... ....•
Hoihaltar, kleines Barorkwerk um i7oo. In iler mittlen» mit einer MoMiui
geschlossenen Ni.sche ein Kruzilix, als Krönung des .\ufbaues ilas I^unm.
Nördli« her Seitenaltar mit Ölbild des i7. Jh., darstelleml die Knth..untun.j
der li. Katluirina, in den Lüften zwei Engel mit Krone und Palm/wfiv
Südlit her Seiten.il t.ir mit roh«-m ÖlbiUI Christi am Kreu . hen Maru
und Johannes, mit Maria Magdalena, die tien Kreuzfuss umklammert halt, laut der
Slifterinschrift am Kusse von 1666. In <len Earragines de* Gki.KNII'S IX, fol. j'
Stadtarchiv), werilen vier Alinre genannt. .M.iria. .\nna, Katharina, Vitat geu.
Chorstühle in i)r.iuii( ni llo|z, bannk, viersitzig, mit «len Inschriften:
.\ut (Irr l'.pistelseite:
l.xVDirVR
h;sVs Cur Ist Vs
In Ai-nKKNVM
VtrrR.N kVokVk (i69J).
.\\\\ der Evangelienseite:
I.aVri-niIVs st nKölM RS
\iin\tl\i: (iI.aDiiaCknms rhI.I«;I«»^Vs
iiVIN's iCCI.fsIak i'vroCiiVs
»MisVIi ^i74o>.
K.in/t 1, b.irock. mit se«hsseitigem C.rhr^use \n den >
II. H.isrelief ges. hnit/t die KniesKWke de. trn mit ihrrn '«-n. an «Irr
llint« iw.inil Chri.stus mit dem I..imm. an den» »eil»
■^.iMn.
LTiMtfMi
I I I
ii8
KREIS KEMPEN.
Pfarrkirch e,
Holzfigur.
Ölgemälde.
Gewänder.
Pfarrhaus.
Burg.
Hulzfigur des h. Vitus, neben ilim der Löwe, Barockarbeit des i7.Jh., am
zweiten südliehen Pfeiler.
Ölbilder des i7. ]h. im Chor mit den lebensgrossen Bruststücken Marias und
Christi mit der Weltkugel.
Kasel und zwei Levitenröcke, die Stäbe mit Stickereien auf Silberbrokat,
auf der Kasel Älaria \'on Engeln umgeben, auf der einen Dalmatika S. Stephanus
und S. Laurentius, auf der anderen S. Vitus und S. Servatius. x\uf allen dreien die
Inschrift: servatius abbas
1 747 (Servatius van den Bergh,
Abt zu Gladbach, starb am
i7. Mai i75o).
Geschichte.
PFARRHAUS mit ge-
schweiftem Giebel und der
Lischrift i657. Eine Nische
in der Giebelwand enthält
die rohe kleine Figur des
h. Vitus mit Löwe und Kir-
chenmodell. Die Designatio
ecclesiarum in districtu chri-
stianitatis Suchtelensis in den
Farragines des Gelenius IX,
fol. 33 o, erwähnt zwei Kapel-
len: In hac parrochia duo
sunt Sacra oratoriola, quorum
tituli ignoti.
BURG OEDT. Fr.
Verres, Beiträge zur Ge-
schichte des Amtes Oedt:
Nrh. G. 1882, S. 65.
Der Ort wird zum ersten
Male ii7o im Zusammen-
hang mit der Abtei Gladbach
genannt (Ropertz, Quellen
zur Geschichte der Abtei
Gladbach S. 216). Wann die
Burg gegründet worden, die
als Grenzfestung gegen Gel-
dern und Jülich den Eingang in das Kempener Land und damit in das Kölnische
Gebiet schirmte, ist nicht nachzuweisen. Wahrscheinlich war sie in die lange natür-
liche Befestigungslinie hineingezogen, die durch die Nicrs gebildet wird. Der Boden,
der sich nach dem Fluss zu senkte, bildet sumpfige, früher fast unzugängliche Brüche
und Niederungen. Schon der Name wird auf das wasserreiche Terrain zurückgeführt
(Ohugschläger, Ann. h. V. N. XXI, S. 160. — M. H. a Strevesdorff, Archi-
dioecesecjs Coloniensis descriptio historiccj poctica, Kciln 1 74o, p. 118: Uda enim loca
sunt, altae crassaeque paludes).
Die Burg wird zum ersten Male im J. i3i3 im Besitz Dietrichs von Kleve,
genannt Luf, erwähnt, der am 16. Juli dieses Jahres sein ca.strum Ude dem Erzbischof
^ig. 56. Biirg'Oedt. Turn
118
OEDr.
ii9
Fi(f. 57. Hiir« Oe<lt.
(iriiiulrint iiikI Aiifrisa des Ttirinci.
st;ill( iixl vcrsitrj;t havfii'
l477 Voll den Ki">Iiiitii ^rNtilrinl (C'.\Kl>.\i'Ns,
Kr.IiHT (■hn.iiikrii III, S. .S46).
I'.iiif liillii;f Hrscliicssuiij; im«! trilwcisi"
ZiTsti'iriin^; erfuhr ilas S«lili»s.s |642 nach iUt
S(hia(hl aiil ticr S. Tiinisltaith' «hin h ilie
Tnipixii des ( Irmrals Rusrn (K. V. ScMAfM-
mjK<; hl (hii Ann. Ii. V. N. XWVIII. S. 7a.
— L. Enni;n, Kr.inkri'irli un«l «irr NifiliT-
rhcin, K<'>hi iS5'>, I. S. 124. — Tlu-atrum
Kur.>|)a«imi. Krankfurt 1663 IV. p. 81 9.1 7\\
/.\v«'icn Malen, «la.s «'rst«« Mal «lur« h «lie K.i
lit luMi. \vi«'«ler venlr.'lnj-t, ^elan^•l^•n «lii- II«-h-
.sis( heil Truppen in ihn Mesil/. «I«'> .S«IiIi»!im*s.
I5ei ilin Ml .\i>zu^ licss ilcr Ht's.siMlu- Anführrr
Heinrich von Vimf•hu^^,' al> < iticnhaus auftragt \\
Bi.ET, ÜB. III, Nr. 123). Na.h der K- ■•■■.-. :..,.
Chronik von i499 (C.\ri>.vl'ns, Kölner < ■ (. HF
S. 672) i.st .sie im J. l334 neu erbaut. Dietri« hs .
Elze heiratet (inlart v..n Juli« h, den Herrn zu Bcrgheini.
dessen Tochter J<.lantc verkauft am 3. N«>vcmlxrr l348
die Herrli« hkeit zu Oedt an k\v\\ Markgrafen Wilhelm
von Jülidi. In der Urkunde werilen nanuntli« h auf-
geführt uiul getrennt .die bürg, dat vurburge, «lat «loqi
zu Oedc' (L-VcoMHi-ET, ÜB. III, Nr. 462). .S«hon i349
geht sie an den Erzbischof v«m K«"»ln ül>cr (Erhhokk.
Materialien zur geistli« hen un«l weltli« hcn Stiiti.stik des
nietlerrheini.s« hen und westfäli.st hen Kreises II, S. 572.
— H. .S. vo.N- Ai.l'KX, (ies« hichte des fr.'lnki.v h«-n Rhein-
ufers I, S. 73. — W. (;rak v«)X Mikh.v« ii. /s. d<r»
Aathener Ge.schithtsvereins XII, .S. 223 ff.). Im ' ' ' ''•
ernennt Erzbis« hof Krietiri« h III. «len Johann v«»n i
scheiil zu seinem Amtmann in Oedt (FAHXt:, (k*!H-hichtc
der Oafen zu Salm-Reifferschcid, Berlin l829, II, Ur-
kundenbueh S. 201 1
Im l5. Jh. befiiult i ,nu h «ler Bau m venia' Tm
Zust.iiule: Erzbis« hof Rupretht löst «las Sm—s v«.n
Ileinrith VT. von Neersen, weil, wie er l>emcrkt, .die
bunh ind sl«tss Üede vervellig ind abuwiih wirt, imi
ouch wegen der wililen leuffe in diesen landen nit
gcnuichsam noch na notturfft ntit luyden in anilm
bcstaillt is'. Am 12. Februar l475 übergiebt er sie für
25oo oberl.'lntÜM In- rlu-ini.s« he ( JuKlen an «len T
Johann von .Salm-Rein'en>t hei«lt unter iler l>< <
,«lat .s\' tiatselve >I<in«> mi! Iii\ilrii tir. ix.iiuliii in,;
gereytsihafft
allzyt na noit-
turlll wail b«--
Di«' Burg wir«!
B«rg.
9 *
•^41
»lO
J20 KREIS KEMPEN.
Burg. Rabenhaupt die Befestigungswerke sprengen und das Schloss zerstören (Nrh. G. 1882,
S. 180). Es ist nie wieder aufgebaut worden.
Beschreibung. Erhalten ist nur ein etwa 2 i m hoher runder Backsteinturm, dessen Durchmesser
im Licliten im unteren Stockwerke 5 m beträgt (Fig. 56 und 57). Am oberen Rande
schmückt ihn ein Spitzbogenfries aus Backsteinen auf abgestuften, stark ausladenden
Krao-steinen \-on Trachvt. Das untere der fünf Geschosse hat eine Mauerstärke von
2 m. Im zweiten Stockwerk ist noch der grösste Teil eines gothischen spitzbogigen
Kuppelgewölbes erhalten. Die oberen Stockwerke hatten sämtlich flache Decken,
im vierten zeigen sich die Bruchstücke eines Wandkamins, sorgfältig aus Tuffstein
gearbeitet, mit vorzüglich behandelten Profilen (Fig. 58). Auf der Westseite befindet
sich im dritten Geschoss eine grosse Thüröffnung, mit Kragsteinen an den Seiten,
die in einen anstossenden Trakt führte, dessen Giebelansatz am Turm noch sichtbar
ist. Erhalten ist nur ein Maueransatz in der Höhe von 8 m nach Westen hin, der
eine Rundbogenblende im unteren Stockwerk zeigt. Westlich liegt noch ein kärglicher
Mauerrest in einer Flucht mit dem genannten Ansatz.
Haus HAUSSTEINFUNDER, 3 km südwestlich von Kempen gelegen. Das
^'^ '"•""" '^"'zweistöckige Herrenhaus ist nach den am Hauptgiebel befindlichen Steinwappen mit
Inschrifttafel im J. i556 von Thederich van der Part und Anna van Neerhauft, der
Anbau offenbar im 1 7. Jh. errichtet. Das erstere, durch breite Gräben vom Wirt-
schaftshofe getrennt, zeigt einen hohen Hauptgiebel in Ziegelrohbau mit sparsamer
Verwendung von fein profilierten Sandsteingliederungen. Zur weiteren Ausschmückung
dienen ein wenig vorgekragter kleiner Erker und drei vortretende kräftig modellierte
Köpfe. Die Umrisslinien des Giebeldreiecks sind durch übereckgestellte Pfeilerchen
hergestellt, die Abtreppungen zwischen ihnen durch eine geschweifte Rollschicht
in halben Eselsrücken geschieden. Die grossen, mit sichtbaren Entlastungsbögen
überdeckten Fenster enthalten steinerne Kreuze, ursprünglich in der oberen Abteilung
mit festsitzender Bleiverglasung, in der unteren mit nach aussen aufzuschlagenden
profilierten Holzläden. Das hohe Satteldach ist in schrägen Reihen gedeckt. Die
alte Einrichtung des Hauses ist nur noch in dem geräumigen Flur mit eichener
Wendeltreppe und der hohen Küche erhalten.
SANKT HUBERT.
Germanische GERMANISCHE FUNDE. (M. BuYX, Funde römischer und germanischer
^""''*" Altertümer: Nrh. G. i878, S. iii.) Auf einer Anhöhe im Kliedtbruch bei S. Hubert,
westlich vom Hülserberg, südlich von Lookdick, genannt die Lonje, wurden Bruch-
stücke von Thongefässen gefunden, die auf einen germanischen Begräbnisplatz
hindeuten.
Pfarrkirche. PFARRKIRCHE (tit. s. Hubcrti ep.). P. Norrenberg, Die Kapelle und
spätere Pfarrkirche in S. Hubert: Heimat i875, S. 89. — J. P. Lentzen, Zur Geschichte
von S. Hubert: Nrh. G. i879, S. 47, 5o. — W. Lehnen, Eine Episode aus der Ge-
schichte der Kirche zu S. Hubert: Heimat i876, S. 34. — J. P. Lentzen, Zur Ge-
schichte der Pfarre: Heimatskunde i879, S. 58.
Handschriftl. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf (Kempen, Kirchensachen,
ad R. 1): Fundatio altarium und Dismembrationsgesuch der Kirche; Grundriss der
Kirche aus dem 18. Jh.
120
SANKT HUBERT. IJI
Die Kinhe von S. IIul>trt stdit ;iul «.itu-in »*•• h-, Morien ( ji-iiu-iii(icj;ruiiil niii- pr-
fassciulcii Asyl, (las l446 dun li drii Kölner Krzl)isi h»»f ThnKloric h von M« • " ' " '"
ward (BiNTKKiM u. Mookkn, D. C. II, S. 382). Da» Trrrain, das in d< t . ..
Kockinlihaff genannt wird, heisst noch jetzt so. Über die (iründune: Wii \!
Narraticj reriun K( tnpensiuin (Kempen, Pfarranliiv) p. 3l.
Die Verli.'lltnissc und Oerec htsaine der Kapelle setzt l45o Johann von IJ« •
I'farrcr zu Kempen, fest (Bintikim u. Moorkx, D. C. II, S. 384: ra|H-lla . . a<l
honorem Dei <,'enitri( is Mariae sanetorunujue Huherti, Antonii, Conielii. lUri
«lu.im plurimum aliorum san<toruin . . . en-« ta et dedieata extitit). Da» Ke» lil
haplistcrium, eoemiterium, der sepultura wird ausdrüeklit h verweij;ert. Im J. i. ;
lindel bereits eine ?>neuerunj^ statt (Xorkknhkk«;. Heimat l875, S. 89), in <lt r IMmi..!.
l)ei HiNTKKi.M u. .MooRKN, D. C. II, S. 39l wird neben der eaixrlla en» ahnt cn
S. Iluperti cum suis structuris, aedifieiis.
Erst i524 wird (l( r Bau dt s Turmes in Anj^iH" j»en«Mnmen (W. p. 75: l524
turris saneti Hubert! extra eivitatem Kempensem sita cxstrui »iK'pta est a qutxl.im
(Virislinnn latomo, ubi referunt ceclesiae istius eomputus, angulares jjrandi
lapidcs Novesii jirocurarunt). Der Bau zog sich dunh mehrere Jalire hin, n«« n ir>i
klagen di(' magislri fal>ri( ae, dass sie den Turm l)egonnen. aber ilen Hau nicht h.lltrn
zu Knde führen kiiimcn (Bintkrim u. .Moorkx, D. C. II, S. 458). Krsl am i.t>ktolMr
l79o ward die Kapelle zu einer Pfarrkirche erhobt-n.
\'i>ii der iiltcM Kirclic steht nur notli der Turm, tias Werk des Meisters ChristiiiH IWtcktmkM«.
von i524. Di(; i846 neu angefügte Kinhe ist nach .*süilen orientiert, S4i thuM ticr ^""^
Turm jetzt si» li an das westliciie SeitenschifF anlehnt. Kr erhebt sieh in drei Stink-
werken. das Material ist durdiweg Bai kstein, die Haube b«'st<'l>t aus einer . ' ' ' •.
!^pitze, die aus der vierseitigen I'yrann<U- übergeführt ist. Im untersten . ■ <.
findet sich ein einfaches spitzbogiges Portal, das zweit«- un»l dritte .*sl«Kkw«'rk rrv^.n
je zwei zweiaxige s|iitzbogige Blenden, die Pfosten aus Backstein aufgemaut :
untere Turmiialie ist an il< n l.i ken abgcst hrflgt unti enthalt I )reiviertcl»»aulen. die
ehemals die Diagonalrippen eines Kreuzgew«">lbes trugen.
.Mt.'lre sämtlich neu. Der Rest «les Hochaltars, ein schic« htes Bild des h. Ilu« aiu««.
bertus, der in Lebensgn'i.sse vor dem Hirs«h kniet, rohe Arbeit i\vs l7. P Hdrt
sicli in stark besch.'ldigtem Zustande in einer Nische lies <i>tlichen Seiten
.Nac hrichten über die alten .Ml.'ln-: Im j. l463 wir«! ein S. Vit' '
allar «rw.'lhnt ( L'rk. von» 3 2. .Xpril l463 im Pfarrarchiv xu S. I
ein Mi( haelsaltar (Heimat iS76, S. l9), l520 in einer Hewill d.-^ Krnip-
Past<irs Kngilbert Krkt I die (lewohnheit beri« htet. am .*^. Liuren'
bild herumzutragen (P. NoRRi sin rü, Heimat l875, S. 89).
(Hbiider samtlicher .\posl«l in 1 )reivierlellel»ens. m der
rohe und stark verbli« hene ;\rl)eiten «les |8. Jh.
(Iliuk«- mit thr Ins«hrift: ans«» imimim i.-<c.> s\n, a i.miiah>>\ <.v»».«.
JoIIWNI.S VO(<»K.
I >ie übrig«!! neu.
KAIlKIKtK bei .S. Ilubeii Inschriii ■ ..i..ii... *....k.i
\ I R \( Uli; Kiixi N n\rhR
i;r virimini min iiroi» so s.M'kk
wi:nn kr NU in kcuit fSD u.vit
KRii.tii IHR Ki:iN (;i-;Rsr wovon iiikk m.\n iu
I 22
KREIS KEMPEN.
G:,stendonk. RITTERSITZ GASTENDONK. F. E. von Mering, Geschichte der Burgen,
Ritterjiüter, Abteien und Klöster in den Rheinlanden, Köln 1 884, VII, S. 52. — Herm.
Keussen, Zur Geschichte der Burgen am Niederrhein: Heimat i875, S. 37. —
M. BuYX, Die untere Niersgegend und ihre Donken, Geldern i867, S. i8. — Clave-
BouHABEN, Der Rittersitz Gastendonk. Historische Darstellung. i886.
Geschichte. Der Rittersitz befand sich schon im i4. Jh. im Besitz der Ritter von Eyll.
Im ]. i348 werden Heinrich von Alpen und Sander von Eyll gemeinschaftlich mit
ihm belehnt. Im J. 162? geht er über an Konstantin von Neukirchen, genannt
Nievenheim, den Gemahl der Johanna Irmgard von Eyll, 1681 an Max Franz Roist
von Weerst, 1682 schon an Franz Heinrich von Hennerich, i7o7 an Andreas von
Francken-Sierstorf Zur Zeit befindet sich das Gut im Besitz der Familie von Clave-
Bouhaben.
Beschreibung. Das Schloss besteht aus zwei Teilen, der älteren Vorburg, die mit den Wirt-
schaftsgebäuden verbunden ist, und dem modernen herrschaftlichen Wohnhaus. Die
aus- Backsteinen aufgeführte Vorburg besteht aus einem länglichen, mittleren, von
zwei vorspringenden viereckigen Ecktürmen flankierten Trakt, an den sich recht-
winkelig zwei kürzere Seitenflügel anschliessen. Der in der Mitte des Haupttraktes
gelegene Thorturm zeigt nach aussen und dem Innenhof zu einen Staffelgiebel. Sein
Satteldach trägt einen kleinen Dachreiter mit offenem hölzernen Glockenstuhl. Der
Rittersitz ist noch ringsum von den Gräben umgeben, über die dem Thorturm gegen-
über eine von zwei Bogen getragene Brücke führt. Die Vorburg enthielt ursprüng-
lich nur nach dem Hofe zu grössere Fensteröffnungen, nach den äusseren Angriffs-
seiten nur im ersten Stock schiessschartenartige schmale Lichter.
SANKT TONIS.
Pfarrkirche. PFARRKIRCHE (tit. s. Comelü p. m.). J. P. Lentzen, Historische Wan-
derungen durch das Kempener Land I. Geschichte der Pfarrgemeinde S. Tonis,
Düsseldorf i89o. — J. Cremer, Die Entstehung von S. Tonis: Nrh. G. 1880, S. 112.
— Über che Pfarre: Nrh. G. i884, S. 64. — Simons, Über den Ausbau des Kirch-
turms zu S. Tonis. Ein Beitrag zur Topographie des Kreises Kempen, Crefeld i849.
— G. EcKERTZ u. K. NoEVER, Die Benediktinerabtei M.Gladbach, Köln i853, S. i43.
Handschriftl. Qu. Tagebuch des Rektors Laurentius Hall (i766 — 1794) im
Pfarrarchiv. — Im Staatsarchiv zu Düsseldorf Nachrichten über die Kollation (Kem-
pen, Kirchensachen R. 1).
Geschichte. Im J. i38o erteilt der Kölner Erzbischof Friedrich von Saarwerden die Erlaubnis,
auf der öden Haide im südlichen Teile der Kleinen Honnschaft (1188 Osterverd,
l38o locus dictus Osterhaide), auf einem Platze, wo ein Bild des h. Antonius gefunden
worden, eine Kapelle zu bauen (capella una cum altari et cemeterio erigi ac de novo
fundari: Binterim u. Mooren, D. C. II, S. 2 89. — Grünes Buch im Stadtarchiv zu
Kempen p. 62). Nach Wilmius, Narratio rerum Kempensium p. 2, erhielt die Kapelle
damals auch das Recht des baptisma. Erst i454 wurde sie gänzHch von Kempen los-
gelöst. Der i483 erbaute Turm stürzte i585 zur Zeit des Truchsessischen Krieges ein
und zerschmetterte die westlichen Pfeiler und einen Teil des Gewölbes (W. p. 86).
Das J. 161 9 Vjrachte einen Neubau, aber schon i642 wurde nach der Schlacht auf der
122
SANKT TONIS.
123
S. Tönishaide der Ort pcplüiidtTt, Kir< hc ricl^^t Tumi iit liraiul A. U« Pf*r»kir<k«.
aufgeführte Turm erhielt ein stumpfes Nutdath au.s roten Zieyrhi, «n« , lönlscr .-"uij-j.
Der heute stellende Hau ( Fig. 59) stammt in d«-ii (Jrui"ln' "ii-rn au» clcr 2 M i-.-^ >..-.» —-
des i5. Jli., die Wcstpfeiler siiul aus der Zeit narh l585, <■ •• und Tumi
dir Periode na« h i642. Von {ler ülteren Kapelle von l38o sind tlOrftiRc Reste an
der Nordseite sichtbar. Der dreistöckige Turm IV zeigt in den In-idcn olK-rrn
Stockwerken je zwei gro.sse rundl«)gige Hlentlen, die im zweiten <- *'ci
Flg. B9. S. Toni«. Grundrlt* d«r i^farrklrch«
l'Cnsld nix ninand» r. im drillen zwei «»'kuppelte Fenster nrlK-nrin.uulrr w
NcIkm (1<iii iurm liegt. wi<- in Hüls, ein Kaum V. der al>
dient. .\n das ausged«hnle dreis« liifÜge I.angh.ni> dir 1'
s.hlit'sst sich .1.1 Ch-'i II. neben ihm «lie SaktiMei III ..u.
.Ics Kir.hholes. d. i v..n .len Hauserreilu-n wie -••« ■ i«" ' '-'
wir.l, mit vi.-r Ilaupl/.ug.'lngen.
Am Turme di<- Inschriften: .NNNo nsi Mc»«tixxxni 1
l>\i,ll IS DIvSKN TOKRKN ANClEI.ACiT [l483. Mal .< I
Nii:m;K(.i:iAi i.KN,
I : <
124 KREIS KEMPEN.
Pfarrkirche. ANXl) DNI l6l9 DEN l8. APRIL HABEN D. FRANZISCUS SCHEEM PASTOR UND
SE.MPTEICHE KIRCHENMEISTER DEN ERSTEN STEIN WIEDER AN DIESEN KIRCHENTHURM
GELEGT.
Grabstein. Ein Grabstein der i63o verstorbenen Margaretha von Bocholt (Fahne, Die
Dvnasten von Bocholt IV, S. 98) ist nicht mehr vorhanden.
Be- BEFESTIGUNGEN. Im Jahre i6o7 wurde der Marktflecken von den
festigungen. j^-. ^.^.^.^j^ ^^^j^ ^y^^H^ Graben und Thoren befestigt (Lentzen S. i5, 35); der Kölner
Kurfürst Ferdinand legte ihnen die Verpflichtung auf, diese in gutem verteidigungs-
fähifen Zustande zu erhalten. Drei Thore durchbrachen die Wälle, das Krefelder
Thor, das Neusser Thor und das Niederthor an der Kempener Strasse. Die Wälle
wurden i78i vollständig geschleift.
Landwehr. Bei ,Schicks-Baum' durchschneidet die Strasse zwischen S. Tonis und Krefeld
eine wahrscheinlich im i5. jh. angelegte Landwehr, bestehend aus Wall und Graben
(J. P. Lentzen, Beiträge zur Geschichte der Stadt und Herrlichkeit Crefeld, Fischein
i885, S. 7).
Breydendonk. Vou dcm schou i373 erwähnten Hof Breydendonk bei S. Tonis (M. BuYX,
Die untere Niersgegend und ihre Donken, Geldern i867, S. i7), der noch als
Breimeshof besteht, haben sich keine älteren Baulichkeiten erhalten.
Ve r s l e y 1
SCHAAG.
Pfarrkirche. PFARRKIRCHE (tit. s. Aunac). Moderner dreischiffiger Bau, am lo. Juli i865
eingeweiht. Der Ort war früher Filiale von Breyell und ist erst 1 8o3 abgetrennt worden.
Sammlung SAMMLUNG DES PFARRERS VERSTEYL. Madonnenstatuette aus Sons-
beck, 47 cm hoch, in neuer Polychromierung, gute und interessante niederrheinische
Schnitzarbeit des iS.Jh. Maria, sehr schmalschulterig und engbrüstig, mit vorgebogenem
Unterleibe und ausgebogener linken Hüfte, langen auf den Rücken herabflutenden
Locken und bis auf den Boden fallenden Ärmeln, steht auf dem Drachen, mit dem
linken Arm das Kind, das mit einem Apfel spielt, an sich drückend, in der Rechten
ein Szepter.
Eine Reihe guter holländischer Landschaften des 1 7. Jh. mit fein abgetöntem
bräunlichen Vordergrunde, in der Art des Roclof de Vries und Jan van der Meer und
einzelne Genrebilder, darunter ein guter God/ried Schalcken: ein Mädchen mit einer
Kerze, die ein Bube, der sich über seine Schulter beugt, auszublasen sucht.
SÜCHTELN.
P. NoRRENBERG, Geschichte der Stadt Süchteln. Beiträge zur Lokalgeschichte
des Niederrheins II, Viersen i874. Vgl. Kölnische Volkszeitung i874, Nr. i42; Crefelder
Zeitung i874, Nr. 55. — Ders., Geschichte der Pfarreien des Dekanats M.Gladbach,
Köln i889, S. 5i, 84, 120, 2o9, 259, 3oo. (Dumont, Geschichte der Pfarreien der
Erzdiöcese Köln XXI). — Binterim u. Mooren, E. K. I, S. 237.
124
SÜCHTELN.
Tlaiulschriftl. Qu. .^lalula i a|<uuii Mn lil(lrii>is von iSiii tl>iNTF.RIM u. .'•
K. K. II, S. 322;. Im Stad tar< liiv (iinj;r.inlnrt) LiUcralien v<.n i423 an, Vcn»aiiuii--
aktc'ii voll 1800 an.
KATIIOLI.^CÜL i'F.\RKKlK( IIK (tit. s. CIcmcntis m.). Ober dir r«'"
Nrli. (;. i884, S. 64.
Han(ls( iiriftl. Qu. KcnUnluK 1» drr AUci S. Pnntaleon, OkI. Bohks j14 .l.r
K«)iii(r|. Bibliothek zu Hcrliii. I)i-sijriiatio ccclesianim parofhiaiium, iin.i,
sa(ellorum in distric tu ( hristianitatis Suthtelcnsis cxccpta pariM-liia Kfiii|H'iisi cxl.
anno 162? in Au<,nisto per nie Fk.Jo.xxxkm Ni;mkrich pa.storetn in BoLslu'itn. clcranum
Su( litelensein in den Farraj;ines des Gki.EXIUS IX, f«il. 33o (Köln, SUitlLinhiv 1
Desi>;natio sarraruni relicpiiaruni, (juae in eeclesia chri.slinnitati.s Suihtrli-nHiH a>Mr-
vantur, e.xhibita rev. tl. virario in spiritualibus generali Joanni ( ielenio jH-r Fk. J"«^ ^ ' "
NlJ.MKRKH nicnse Augusto anno 162? el)enda IX. fol. ii2. I'arr<Mliiae d-
Suclitelensis, mona.stcria, .sarclla ebenda IX, fol. 338.
Die (Gründung der I'farre wird .iiif die Orafin Innj^ard von SQrhtcIn zurQi k> r.««(k.
gefüiirt, die zwi.sehen 1082 und 1121 ihre Herrs« liaft der Abtei S. I'antaltHtn ver-
machte (die Urk. im Nekrolfig von S. Pantale<m: Si.oet, ( KirkondcnlMM'k I, Nr.
— Lacomhi.et, Uli. I, Nr. 242. — Norkknukrj., Dekanat M.GIadlKit h S. 258. V|;l.
auch v.\N Sp.vkn, Historie van (klderkind, Utre« ht l8l4, II. C<kI. dipl., p. 16). und
di-ren Namen mit dem iler gleit hnamigen (irlUin von Aspe), einer TtnUter (mkü/««*.
der Stilterin der Kin ho zu Rees, zu tier Figur der h. Irmgard inler Innentrud äu-
sanunengeschmolzen worden ist (vgl. I)ki>i:ru n. i.'l)er die h. InngiirtlU: Ann. h.
V. N. I, S. 64). Die Fintragung in dem liber memorianun von Ke«*» (Lac ouiu.KT.
UH. I, S. io9, Anm.), die Irmgardis als .Sutphaniensi.s bezeielinet, i.st iH-rrils unter
dem F.indusse der Vers( hmelzung entstanden. Die (JrfUin v<in Rees (die Nat h-
richten l)ei TKsriiKNMACiHK, .\nnales (liviae, Juli.»e. Montium. Mari-ae. \Ve>t: ' ' -.
Frankfurt i72i, p. 497. .\. v,\n Si.k hikniiurst, XI\' Hoeken van de li.
Oesc hiedenisseii, Aridieim l654, V. p. 60. beziehen sit h nur auf ilieüe) i>t um etwa
60 Jahre jünger als die (Ir.'llin von .Süehteln und sclum «lamm lilentiuil au». • '■'
Dil Irrtümer b» i Jon ANNK.s Moi.anus, Natales .^Ninrtorum Helgii. Ij^'kwen 1
fol. i92b — (Ii.i.KN'iu.s, de magnitudine C'oloniae. Köln l64S, I, p. 7l, »35, 365, 37J
und n.M h \)i NoKi., D.r Dom zu K.'.ln. Köln lS34. <>.(<' « '1. H. S« llMir/.
I.ibcn ilci h. Irmgardis. Neuss l847. S. 43, sind hiernarli xu vviIk v^rn.
Die Legende von einer einzigen (ir.'Uin Irmg.irdis von Rees und ^
si( h zuerst in einem l523 zu Köln gedruekten Hüi hiein .Kyne m !»■
Ilystorie von der l'.dler und heiliger Jimflern S. Imv'olt «l««' jt w. -it
van Xutphen' in den Farragines des (Iki.KNM's XI. fol. .^
hatte darnai h .sonderliche lietltcn zo ihren armen vn-l '***» *»»d
sie h «in /.eilt lank in dat kirsp«ll van Su« ht«-len mit der wt>n< ''n, in \'
kirs|)«ll scy gemerkt hat lo« lun .solitarium, ein heimli« I
«lar sey tagliih g«inc k ihr «lev«»tie zu thun. vp ilat wy ntl vu^iutiii vuku .>«•»*
iMKf;, Dekanat M.Cilailb.i« h S. So).
Di«- «-rst«- historis.h verbürgte Na«hri« ht <''■■ •.",. .r|i, hc R. . I.ii v..n
taleon in Sü« hteln stanunt aus «lern J. 1 133 [\.\> IV, N-
namens Knwslus winl aber erst 11 ao (Histkrim u. Mimirk«, I). "
«««•ilesia Suth«-Ie zu«'rst 1246 genannt (D. C. I, S. atS. — I.A« oMH'
in wi I. liem |ahre «ler K<'ln«r Kr/bis« liof Konrad vim H«««l dir K
120
KREIS KEMPEN.
iM.irrkirche. denen von Niederembt und Elsdorf der Abtei S. Pantaleon inkorporiert, was Inno-
cenz III. am 9. Oktober 1248 bestätigte (vgl. Cardauns, Konrad von Hostaden, S. 121).
A'on der ältesten Kirche ist nichts mehr vorhanden.
Neubau. Ein Neubau fand Ende des iS.Jh. statt. Die Zeit (i48i) ist genau bestimmt
durch die Inschrift auf tlem Sturz über dem Portal des Turmes (Nrh. i885, S. 78):
IM JARE OXS HEREN MCCCCLXXXI OP SANCTI AMBRO.SI [4. April] DACH DOE WART
DER ERSTE STEIN GELACHT.
Das Langhaus und der Chor wurden wahrscheinlich nicht viel später vollendet.
In den J. i855 — 1856 wurden ein neuer Chor vmd Kreuzarme angebaut. Als dann
am i9. Oktober i856 das Langhaus einstürzte, war die Gemeinde auch zu dessen
Neubau genötigt, der i858 vollendet ward (Norrenberg, Dekanat Gladbach S. 245).
Beschreibung. Dcr Turm, durcluvcg aus Tuffstein errichtet, zeigt im ersten Stockwerk an der
Turm. Westseite eine spitzbogigc Blende, die unten das durch einen Eselsrücken geschlossene
Hauptportal enthält, zu dem vier Stufen hinaufführen. Das Tympanon wird durch
JNIasswerk in Hausteinen mit Fischblasenmotiven gefüllt, seinen Abschluss findet es
in einem horizontalen Sturz mit der schon angeführten Inschrift (erneuert, der alte,
mitten durchgebrochene Sturz ist in dem südlichen Seitenschiff eingemauert). Die
obere Hälfte der Blende nimmt ein zweiaxiges spitzbogiges Fenster ein mit Pfosten
und Masswerk aus Haustein. Die beiden oberen Stockwerke sind beide ein wenig
eingerückt und enthalten auf jeder der fast quadratischen Seiten drei spitzbogige
Blenden mit einem Mittclpfosten und einer Querteilung. Im dritten Stockwerk ist
die obere Hälfte der Blenden für die Lichter und Schalllöcher des Glockenstuhles
tlurchbrochen. Auf der Südseite springt der Treppenturm in Gestalt eines Pfeilers
mit rechteckigem Grundrisse vor, seine südliche Seite zeigt die gleiche Verzierung
durch Mauerblenden.
Hochaltar. Hochaltar mit altem Schrank, aber neuem Aufsatz von Cramer in Kempen
und neu<remalten Flü<>;eln von Whidhnnscii. Der Schrank ist in sieben Feldern mit
Holzschnitzereien gefüllt: stark bewegte aber durch die übermässige Fältelung in der
Gewandung unruhige und ziemlich handwerksmässige Arbeit aus der 2. H. des i5. Jh.
mit untersetzten, aber nicht plumpen Figuren und reichen, spätgothischen durch-
brochenen Baldachinen als Abschluss. Das grössere Mittelfeld enthält übereinander
drei Szenen. Zu unterst den liegenden Jesse, aus dessen Brust ein starker Stamm
aufwächst, umgeben \-on den vier grossen Propheten mit abenteuerlichen Kopf-
bedeckungen, Spruchbänder in der Hand. Die Darstellung zeigt grosse Ähnlichkeit
mit der identischen auf dem Hochaltar der Pfarrkirche zu Kempen. Der Baum Jesse
rankt sich als Einrahmung um die beiden oberen Szenen, in seinen Ästen sitzen die
Vertreter der zwölf Stämme Juda. Die mittelste Gruppe stellt Christus am Kreuze
zwischen den Schachern dar, am Fusse des Kreuzes links die zusammenbrechende
Maria, von Johannes gestützt, zwischen zwei Frauen, rechts zwei Kriegsknechte, um
den Rock des Gekreuzigten würfelnd. Im Hintergrunde eine Schar von fünf Reitern.
Die Krönung des Mittelfeldes bildet die Gestalt der thronenden Maria mit dem Kinde.
Die beiden Seitenstücke enthalten je drei Szenen, eine gr(")ssere in der oberen Reihe,
in der unteren von links nach rechts die Verkündigung, der Besuch Mariens bei
Elisabeth, die Beschneidung, die Darstellung im Tempel. Auf den Füssen einzeljier
der Figuren die eingebrannte Hand, das Zeichen der Zugehörigkeit zur Schule von
Antwerpen (s. o. S. 63).
Im 16. Jh. erwähnt: ein Katharinenaltar, ein Sebastiansaltar, ein Kreuzaltar, ein
Nikoiausaltar (Bix-ierim u. Mooren, E. K. II, S. 54).
126
SÜCHTELN.
is7
.S;ikramrnt.shnu.s( Ihm im Chor, Kupjc Ucs l>tiin Ln»l>au zcnitortcn allen
'rahcriiakcls. Rim lits uii«l links davftn cin^jrinaiurrt
Zwei llnizrelicfs mit den Darslcllun;,'«'n d«s h. Klenirns. dir R.- ' • ' '
IIaii|)l eines vor ilmi knieenden Mönches le^^end. und des li. I'antali ..n :
Schnitzereien in härtestem Ki« henholz um i5oo.
Hdlzfiirurcn d. r Ikili;;cn Sebastian, Klemons, Joseph. Clrilia. Ii-I- m-
l)oly(hromiertc Arbeiten aus der 2. II. des i7. Jh. von handwerk.smns.M«er AaifOhning.
Beichtstuhl mit hübschen, einfallen Renai-ssancefüllunpen. ungerahr um i65o.
In der Sakristei: Opferteller mit IIau|)t JohannLs de» Tflufcn». Irefllichi'
niederrluinische Schnitzarbeit um 1 5oo in aller l'olychromi»'runj;: die Ijder QIkt dir
j;ebro< henen Au<,M'n herab;,'esunkcn. der Mund halb offen, <lie H.-utre in di« kcn
Str.'ihnen herabfallend. Ahnlii he Arbeiten in Aimm S Anti.n t,, ^ 7». Bnitht
(o. S. i8), Xanten, Roermond.
Gcfass für die heiligen Öle in Silber, Anfang des i6. Jh., auf Favs mit jkh h»-
scitigcr Rose.
Kel( h in vergoldetiin Silber von i782, auf jn'*»sscm sehr reit h f»etricl>rncn
Fuss mit vier Medaillons.
Krankenkreuz von i76.? mit in Silber i,'etriel>i mui Knuifi.xus umi \rr;;-'iuitiii
l)aro( ki-n Im kstücken.
(blocken. Die gnisste von i463 mit der In.sihrift: siT n'omfs rMtMlSl ptvi.
DIf TI .M ANNO DOMINI MCCCCLXII. JESUS. M.\RI.\. VtM (>R ( I.KMKNS. Auf dem M
in Medaillon eine (ij^urenreiche Kreuzi^un>;sj;rup|)e in leichtem H;i.'irrlirf, un<.
verziertes sp.'Ugothisches Kreuz.
Di«' zweitgrösste mit il«t Inschrift: .M.KXIUS KT PFrrRl'S PKTIT MK »'
.\NNo l762.
Die dritte mit der Inschrift: IIMI'okk. .\. K. n. KoM.WI .VN'ToNii SAt>ii a
St(||||;i.X KKCr. i:( ( I.KSIAK S. IKM<i.\KI»IS IX MONIK. I'KTRI'S KU eis i^.» \
iK.Mr;\Ki)is i69o. Darunter: f rtriRfs \ trikr mk fkcit f.
Die kleinste n>it dci Inschrift: .M.EXIIS Kr l'KTRl'S l'trriT MK Kl'llKRrXT AN
Im I'IAKRIIAI'SK Hecken des alten TaufstoinH. jclxl aU W,
Iroi; ImiuiI/1, mhe .Arbeit des i.v Jh.. etwas .'liier als «lie .ihnliihcn 1
iJorn, Hoisheim (o. S. i3, l6). Das kreisrunde Hecken «-igt in I t nnr
rahmun^' diiri h eint* einfache Ranke mit her/.fi'trmi^en Hl.lltern und «1- :>
Trauben, an den vier korrespondierenden Kcken rolu- mens« hlii h<- rs
s« hlitzteii. weit aufj^t-rissenen Aum'n, tiarunter d--'- die Stumpf- •'• •
l'ntersatzes.
1'. \ .\.\( j l'J.i .■»( II I-. KIK( HK. Kine refonnirrtr Crmelmlr W •»
Sü( hteln seil dem J. 1565 (Nt>KKKsnKR<i, SOchteln,
UM siN, Reformationsjjest hit hte tier Liniler Jolit h. I I
I.S7.S. 1. S. 202), die jetzt bestehemle Kin he ward rn»t I00'> erlMul.
bau mit rec hiwinkeli^em (iruntlriss, /.wei Fenslern an >'
an tien Längsseiten. Die Jahres/ahl l669
tIer I..'lngsseiten. l'ber einer der beitlen Tlu...
Kr IMU'S Kit l.l-SIAK Ri;Kt)KMAlAK KSin s \r KO
1669 l'KT. V. FAI.nRlfK KII'SIUM I'ASHIRI
KI ADAMo iii.KN SKNn»Riiu's. Über der anderen 1 •« auf «lir •■
Kin lie be/.ilj;liches (lebet.
<H^nt««m.
C^tUm.
iZL^ i..
ITvsaf »t
!.'<
128
KREIS KEMPEN.
Irmgardis-
kapelle.
Geschichte.
Beschreibung.
Alt.-ir.
Skulpturen.
Gemälde.
Glasfenster.
Schelle.
Brunnen.
Stationen.
Be-
fest i g u II g e
IRMG ARD ISK APELLE auf dem Heiligenberg, südwestlich von Süchteln.
Sluvter, Irmgardis, Gräfin von Aspel: Nrh. G. 1881, S. i, 2 5. — Süchteln Hülffsberg
oder der ohnweit dem Flecken Süchtelen durch Wunder-Gnaden weit bekannter so
o-enannter Heiligenberg, zu finden bei dermahligen Berg-Cr)stern i75i. — Leben der
h. Irmgardis, Gräfin von Zütphen, Gebieterin von Süchteln, jetzt Patronin auf dem
Heiligenberge daselbst (o. J.). — J. Koppen, Das Apfclt()rtchen auf dem Heiligenberg
bei Süchteln: Nrh. G. 1880, S. i58.
Die Kapelle wird nicht vor t59i erwähnt (vgl. Binterim u. Mooren, E. K. H,
S. 21). über eine Gründung durch die Aspeler oder Süchteier Gräfin liegen keinerlei
Urkunden vor. Der Heiligenberg wird auf der einen Seite als Geburtsort, auf der
anderen als letzte Zufluchtsstätte der Heiligen genannt (Suysken in den Acta Sanc-
torum, Sept. II, 2 7i, 2 74. — P. Merssaie, De electorum eccle.siasticorum archiepisco-
porum Coloniensium origine et successione, Köln i736, p. iio). Binterim u. Mooren
D. C. I, S. 237, drucken ohne Quellenangabe, wahrscheinlich aus einem Über memo-
riarum den folgenden Bericht über die Erbauung der Kapelle ab: Capeila s. Irm-
gardis prope Süchtelen monasterio s. Pantaleonis est incorporata uti patet ex trans-
sumpto curiae archidiacon. ecclesiae Xantens. i599 extradito. Fuit 'in hoc loco olim
par\ ulum et angustum sacellum, sed ob frequentia miracula et ad augmentum devo-
tionis populi erga s. Irmgardem r. d. Aegidius abbas s. Pantaleonis circa annum i663
curavit aedificari novum sacellum magis amplum et firmum, quod hodiedum visitur,
qui et reparavit fonticulum s. Irmgardis ibidem in monte, quem accomodari fecit ex
lapidibus sectis seu molaribus.
Die i663 neu erbaute Kapelle ist ein Backsteinbau mit dreiseitigem Chorab-
schluss, geschweiftem Giebel und kleiner Vorhalle. In der Giebelwand befindet sich
eine grosse im Spitzbogen geschlossene Nische für ein Kruzifix. Der Vorraum trägt
die Jahreszahl i664 und die Zahl i864 als Zeitpunkt einer Restauration. Das Schiff
hat eine flache Stuckdecke, an dem Triumphbogen findet sich die Jahreszahl i664.
Die drei Innenseiten des Chorabschlusses zeigen keine Fenster, sondern nur im
Rundbogen geschlossene Blenden.
Barockaltar aus der 2. H. des i7. Jh. mit roher Figur der h. Irmgardis.
Holzfiguren Marias und Barbaras, wertlose Arbeiten derselben Zeit.
Ölbilder des i7. Jh. mit Darstellungen der hh. Irmgardis, Rosa und Walpurgis.
Glasfenster mit hübschen ornamentalen Malereien in Gestalt von Wappen
und einzelnen runden Medaillons mit sorgfältig gezeichneten Szenen; unter den
Wappen die Namen der Schenkgeber, des Freiherrn von Wachtendonk i665, des
Freiherrn zu Rollingen i665, des Reichsgrafen zu Hoensbroech i696, des Herrn von
Schaesberg i665.
In dem kleinen lir)lzcrnen Dachreiter eine Schelle mit der Inschrift: IrM-
garDIs EGO baptIzata patrona CapeLLae In rVptVra et febrI (i7i4).
Am Südabhang des Berges der Irmgard isbrunnen in spitzbogiger Fassung
ohne jede Verzierung.
Zwischen Süchteln und dem Heiligenberg Stationen mit mittelmässigen Dar-
stellungen in Basreliefs hinter Vergitterung, um i7oo. Den Abschluss bildet ein
steinernes Kreuz auf dem Heiligenberge mit der Jahreszahl i7o6.
BEFESTIGUNGEN. Schcm in der i4o5 geschlo.ssenen Eheverabredung
'■ zwischen Herzog Rcinold und Maria von Harcourt wird Süchteln unter den zum
Schlosse Grevenbroich geluirenden Befestigungen aufgeführt und zu den Höfen ge-
rechnet, die durch Mauer und Wall geschützt und befestigt seien (Norrenberg,
128
SÜCHTELN - TONISBERC; _ VORST. | a9
SiKlitdn S. 58). Bis zum Kndc des i6. Jli. bc.stamlcn zwei Tliorc, di r
Jclilispf.irl/' und die- .Lcullipfortz', i592 wird die .Xcuwc Fort// erlxtui vwm Si
Ileinrlrh. Die- Krönung des Tliures bildete ein .WafFenstein'. .-ine W:.- • ' '
.'ihnlicli der nodi an dem BürKermeLstereiamt iMÜndlii li.n, dir «n,
Meister, Ä/aff/ii,is Mrlilers. ausgeliauen liatte. Süchtcin wurde l642 v..n »Irn W
einj,M!n..mmeii und ge|)lün(lert (Thcatrum Eun.paeum IV. p. 8l9. — KsskS. K
reidi und der Nictierrliein I, S. I24). Im i7.Jli. Ixit Süchtcin volUuindi« «Im Ai.
einer kleinen Flachlandfestung: vor den Mauern zi»gen si»h n«Hh «i ,
liin, die einen Wall eiuM lilossen. der sieh zwischen den einzelnen Th«.r.ii /u i
erweiterte: so werden erwühnt das Naircrsrondel. das (ieyrenn.ndel. das «•
Erhalten ist von all den Festungswerken ausser den Spuren der Wnlle >.
nur das letzte der erhauten Thore, ilie l792 unter Bürgermeister Daniel» neu errirluitr
V'iersener Portz, über dem Thore befindet sie h die von dem Alteren Tlu.r Maniniendr
Figur des h. Klemens von i78o.
RATIlArS, einfai her Backsteinbau des l8. Jh.. an «Ici NouImUc lucrt
eine lalel luil lieni \\'a|)pt-n von Sü« hteln in Basrelief un<l «ler In<M hrilt i:?üa.
V
Kftlha««.
'rONlSHI-.RC.
T'FA R R K I R( II F (tit. s. Antonii abb.). Im J. i53o ward die Tfarre /u T..ni>- p
lurg Von Aldckerk abgetrennt (Urk. 4597 des Iloen.sbrueehs« hen An hix^ "• <- i» -^
Haag); die Kinhe ist wahrsi heinlit h zur gleichen Zeit erbaut. Was Im
i673 geplündert (die kirc h auHgesehlagen. alle unsere ornanienten d:.r;iu.>ui b(*niiinni< \.
IIiNUKiis. I.i i(|i 11 dis ()l)eri|uartiers (k-ldern l672-~l679: Nrh. l878, S. 6).
Finfaeher eins« hilTiger Backsteinbau ties |6, Jh. mit tirei- Clmr.i
und ilreistt'ickigem Westlurm mit niedrigem aeht.seitigi-n Helm. ii\<-
Sto< kwi-rki- des 'I'urmes. der vollst.'lndig dem zu S. Hubert gleicht, h.
wiederkehrenden zwei spitzbogigen Blenden mit zwei A« h- n >."i' I'
abgefassten Kanten. Das I^ings« hilf zeigt drei rechtet kige K:
liegende II ( liirtcii, der Chorab.schhiss ein Sterngewölbe. Die Htharr pri*hlier1eii kii
setzen im (hör an! kurze I)reiviertelss.'lulen auf, die zur Hälfte
.\lt.ir, ganz roher Barockaufbau vom Fnde ile« l7. Jh. nnl d«iii M'
der liininielfahrt zwischen kannelierten S.'Uilen, ül>cr den ScilenlhOrrn die '
gc'M hnilztc-n Figuren der hh. .Antonius und Sebastian.
In der Turmhallc- grosses Triptyc hon. di«- ganze Sndw.md .ui>ftiM. tul. !
werksm.'lssige Malc-rc-i dc-s i7.Jh.. in der Mitte eine gtoxM- K
dc-in linken l'lügel die Kreuztragung. auf dem reihlen die Kp
\ic r messingene W'a ncllcut hier vom Knde den iH. Jh. nnl
dem im ( In >i .
X'OR.SI'.
PFAUKKl R<HE (tit. s. CKJehanlil. Bimimim u M«- rctti
— Nrh. (;. 1884. S. 64. (I. Kt KkRT/ u. K. K«»»vm. Die I
bac h .S. Ui7.
I-''»
I.10
KREIS KEMPEN.
Iieschreibung.
pfnrrkirche. Nach Gelexius, De admiranda magnitudine Coloniac, Köln i645, p. 45, schon
Geschichie. ^.^„j^ Erzbischof Friedrich I. (gestorben ii3i) gestiftet und mit den ReUquien des
h. Gothard beschenkt. Die erste Urkunde von I2 59, in der eine Pfarrkapelle erwähnt
wird (BiNTERiM u. Mooren, D. C. I, S. 267), erscheint verdächtig. Wilmius, Narratio
rerum Kempensium, berichtet p. 2: Ecclesia Vorstensis separata a matrice Kempensi
a. d. i3io consentiente abbate Gladbacensi; p. 2 1 : i38o archiepiscopus Friedericus
de Sarwarden exorienti tunc parrochiae in Vorst ius coemeterii eiusque consecrationis
dedit. Erst i559 erhielt Vorst einen Taufstein und alle Rechte einer Pfarrkirche
(BiNTERiM u. Mooren, E. K. I, S. 260). Im J. i477 wird ein Marienaltar erwähnt
(BiNTERiM u. Mooren, D. C. II, S. 456); in den Farragines des Gelenius IX, fol. 3o8,
324 (Köln, Stadtarchiv), ausserdem Altäre s. Jacobi, s. Gothardi, s. Catharinae.
Einschiffiger gothischer Tuffsteinbau des i5. Jh. mit romanischem Westturm und
im 1 6. Jh. angefügtem nördlichen niedrigen Seitenschiff" aus Backstein. Die lichte Länge
beträgt 33, 80 m, die lichte Breite ii,4om. Der dreistöckige Turm zeigt die einfachen
Formen vom Ende des i3. Jh., in den beiden Obergeschossen Rundbogenfriese, durch
schmale Pilaster getrennt, im unteren Stockwerk ein von einer spitzbogigen Blende
umschlossenes Portal. Zw^ei Wendeltreppen, die eine in der Mauer des Turmes, die
andere gleichfalls in der Mauerstärke an der südwestlichen Ecke des Langhauses auf-
steigend, führen zu dem Glockenstuhl. SüdHch sind an das Langhaus eine Kapelle
und ein Windfang angebaut. Der Mantel des Baus überall stark verwittert.
Das Innere scheint im 16. Jh. zerstört worden zu sein. Bei dem Neubau ward
die Nordwand herausgeschlagen, so dass nur die Pfeiler stehen blieben, die Vorlagen
erhielten. Die Kreuzgewölbe der vier Joche sind nicht durch Gurte getrennt. Im
Chor setzen die Rippen auf herabgeführten Drei\-iertelssäulchen auf. Die Zeit der
Restauration geben zwei Jahreszahlen: i593 auf einem der in das Langhaus ein-
frezocenen Balken, 1608 auf einem der Schlusssteine.
Jakobus-, Marien- und Gothardusaltar, schlechte Rokokoaufsätze.
Kommunionbank und Chor stuhle, viersitzig auf beiden Seiten, Rokoko-
arbeiten ohne Wert.
Kanzel, zierliches Werk von i774 mit überladenem Baldachin. Das sechsseitige,
unten bauchig ausladende Gehäuse, die durchbrochene Treppe mit feinem Verständnis
durch hübsche Rokokomotive verziert.
Lebensgrosser Kruzifixus, steife Arbeit um i5oo, neu polychromiert.
Pieta, spätgothische steife und handwerksmässige Holzfigur des 16. Jh.
Barock figuren der Heiligen Sebastian, Joseph, Augustinus, Matthias.
Gemälde (altes Altarbild), Himmelfahrt Maria, gutes, aber ganz verblichenes
Blatt mit fast lebensgrossen Gestalten.
Dreifacher messingener Wandarmleuchter mit durchbrochenem Schild, 18. Jh.
Messingener Lavabokessel in Gelbguss, 16. Jh., ähnlich wie in Winnecken-
donk, Dülkcn und anderwärts in der Sakristei.
Epitaph von Blaustein, dick mit Ölfarbe überstrichen, im Chor. Zwischen zwei
Karyatiden mit den Wappen der Asselt und Hompesch in Basrelief eine Kreuzigung,
am Fuss Maria Magdalena, zur Linken ein Ritter mit seiner Gemahlin. Darunter die
In.schrift: anno domini i559 sterf Wolter van as.selt toer dunck op sinte
severis dagti [Januar 8]. anno i559 dem 24. apkilis sterf katrina van hom-
pesch GENANT VAN ASSFLT. GOT SI ON (so).
Altare.
Mobiliar.
Skulpturen.
Gemälde.
Leuchter.
L,->vabokessel.
Epitaph.
i3o
-■^-ntm
VORST. 1 3 ,
Glocken. Die grösste von 1627 mit der liL>.el»r»[t; fl'sa viillkmmo
TKSIMO VlGliSIMO SKrilMÜ A ÜUOHL'S EMIXIK> I.OlM>WK() HROUCKAK. S. l'ETRLs Hills
CAMPANAE PATRONUS. S. PKTRK ORA PRO XOBIS.
Die zweite mit der Inselirift: FUSA ANNO millesimo sexcentE-SIMo vi.,rst\f..
SEiniMO. S. f.OTHARins IIUIUS ECCLF-SIAE PATRONUS. S. GOTHARDR ORA PR.
Dii; vifiKsiMo MiN'sis .MAii 162?. CLAUDIUS PLUMRE. Darunter ein Stcm|)cl mit:
üKocHAK. AU.MONi). Zwei weitere von l849.
HAUS BRP:MPT, im Ort selbst gelegen, früher im He^ilz der S|H-e und ht^mpv
Hrempt ( i44o wird Sihert Spede genannt: Mu-seum Alfterianum 66, Köln. "-
jetzt Herrn Srhmitz gehörig. Das Herrmiiaus, von O.'lhen '• ' '■■ ■•
weise auf einem durch künstliche Aufschüttung l.edeutend n u
zweistcickigen Hauptturm tritt ein Thorturm mit s( hmalem. spitzlx^gem Portal, dir
pjngangshaile mit einer Tonne überwölht. Die Raumeinteilung stammt aus tiem l8. Jh.
H.\US NEERSDONK. einfacher zwcistr.ckigcr Back.steinhau mit sirU-n N«««.
Fenstern Fnmt, auf sehr hohem Unterhau, ganz von (Iral>cn umgeben, an zwei
korrespondierenden E( ken dreist."« kige Türme mit h.'.|zenu-r Haulx?. An der Haupt-
front in Eisenklammern die Zahl i667. Auf einer Wetterfahne die Zahl l775. Jetzt
im Besitz des Herrn Berger zu V'enlo.
In zweien der Parterrezinuucr (iobelin.s, tüchtige deuLst he Arbeiten der l. H.
des 18. Jh., das gleiche Dessin wie in .Schloss Haag bei Geldern mit landv haftlichen
Darstellungen.
HAUS RAEDT. H. Keusskn, Zur Geschichte der Burgen am Nietlerrhein: R»«*!.
Heimat l875, S. 25. Der Sitz befand sich zuerst in tien Hanilen der von K
i477 ward Johaiui von Raiile mit ihm belehnt — , kam dann an ilie ^' '
i596 an die Herren von Nievenheim genannt Neukinhcf 'Ti' ^ i
Büllingcn, denen es noch heute gehi">rt.
Das Herrenhaus, ein zweist«"»« kiger Bau der l. H. tU-s «7. Jh., mit gi-su-h»-! :
Giebeln und cinini Vorbau. Ii<'j;t iiuiiitten des niKli xur H.tlftc von NN
umgebenen Burgterrains. Südwestlich davon liegt ganz frei ein zwei^'
seitiger Turm. An einem kleinen südlichen Ecklurm in Kisenankem ilie j
Au.sser den genannten Rittersitzen befanden sich in der Nahe >"ii .
Edelsitz ( jennepi'rhof, si hon i44o im Besitz iles Erbk.'lnuneri-'^ V'»>i \"i> ''
erw.'llmt ((Jrünes Buch der Stadt Kenjpen S. iJ^K tler Etj;enli
I.( li. II (KioirssKN, Heimat i876, S. 2o5; i877. S. i5), uml da» H.i nk. im
16. |h. im Itcsil/. (1(1 .Nsselt, von iliesen an die NVeyenhi»r<it gekommen
S. i.V)). Altere Baulichkeiten simi von diesen Höfen nicht erhalten. N\
ihnen der Sitz dir Herren de Foreslo war, die sthon laJl
.Mooui N, I). ( II, S. 22, vgl. Gi:i.E.\ius, Karragine?» H. fol. |4.,
*v»
KREIS KEMPEN. KAK 1 K.
iSi
\ii
I
I. C)rts\'er7XMchnis.
Aniern Sankt Anton
Amem Sankt Georg
Bocholt, Hurg .
Boisheiin . .
Born
Born, Schloss . . . .
Bracht
Brenipt, Maus . .
Breyendonk, llnf . .
Breyell
BrUggen
BrUggen, Burg . . . .
Burgw:il(lniel
iJilckrath
Donk, Haus
DUlken .
Etgenhuf
Gastendunk, Schloss
(ienancs, llaus
Gciiiirpcrhof . .
Grcfralh
Seile
5
Hüls .
7
Huli, Burg .
8
Ingenhoven, Hau»
\\>
Kaldenkirchen
11
Kempen . . .
17
Kempen, Burg
18
Lobberich .
131
Luitelforst
124
Mtlhlhnuüen
i;i
Neersdonk, llnu*
2Ü
Oedt .
28
Ocdl. Biirt^
28
Kaedt, llnu'. .
80
Soukt Hubert
i:U
Sankt Tonis
:.. 1
Schaag
181
Suchtein .
122
Sieinfunder, Hau«
llfj
Tonitbcrg
IHl
Vekll. Hau.
89
V..r»t . .
i:
111
1-«
114
II'.
181
llrt
ISI
1."
i : j
124
124
'. .'' '
l. •
11. S.iiiiinluii«'in.
lii-lincr in Kempen .
Krämer, (nnrad in Kempen . . .
Kunst- und AltcrtuniHvcrcin in Kempen
S«ii«
|l' I K. , r,^, J. lU 1
UU In M
n7 Vrr»lr.
1.'4
|3S
i36
KREIS KEMPEN.
IIL Abbildungen im Text.
Fig.
2
Fig.
3
Fig.
4
Fig.
5
Fig.
6
Fig.
7
Fig.
8
Fig.
9
Fig.
10
Fig.
11
Fig.
12
Seite
Fig. ]. Amern S.Anton, Grundriss der
Pfarrkirche 6
Burg Bocholt, Situationsplan . 8
Burg Bocholt, Kaiserturm .... 9
Burg Bocholt, Thorbau 10
Burg Bocholt, Grundriss, Durch-
schnitt und Details des Thorbaus 11
ßoisheim, Grundriss und Durch-
schnitt der Pfarrkirche 13
Boisheim, Taufstein in der Pfarr-
kirche 13
Born, Taufstein in der Pfarrkirche 16
Brüggen, Orgelbühne in der
Pfarrkirche 22
Burg Brüggen, Situationsplan . . 24
Burg Brüggen, Grundriss 25
Burgwaldnlel, die h. Anna und
Maria mit dem Leichnam Christi
in der Sebastianskapelle 29
Fig. 13. Dülken, Grundriss und Quer-
schnitt der Pfarrkirche 33
Fig. 14. Dülken, Taufstein in der Pfarr-
kirche 35
F'ig. 15. Dülken, Mettenleuchter in der Pfarr-
kirche 36
Fig. 16. Hüls, Grundriss der Pfarrkirche 4.3
Fig. 17. Hüls, Trinkbecher in der Pfarrkirche 44
Fig. 18. Burg Hüls nach einer Zeichnung
des 16. Jh 47
Fig. 19. Kaldenkirchen, Grundriss der
kath. Pfarrkirche 49
Fig. 20. Kempen, Abbildung von Kempen
bei Aegidius Gelenius 53
Fig. 21. Kempen, Grundriss der Pfarrkirche 55
Fig. 22. Kempen, Westfacade der Pfarr-
kirche 57
Fig. 23. Kempen, südliche Seitenansicht
der Pfarrkirche 58
Fig. 24. Kempen, nördliche Seitenansicht
der Pfarrkirche 59
Fig. 25. Kempen, Querschnitt der Pfarr-
kirche 61
Seite
Fig. 26. Kempen, Aufriss des Hochaltars
in der Pfarrkirche 63
Fig. 27. Kempen, vom Georgsaltar in der
Pfarrkirche 67
Fig. 28. Kempen, Aufriss des Antoniusaltars
in der Pfarrkirche 68
Fig. 29. Kempen, Aufriss der Orgel in der
Pfarrkirche 72
Fig. 30. Kempen, Details von der Orgel
in der Pfarrkirche 73
Fig. 31. Kempen, Konsolen von der Orgel
in der Pfarrkirche 74
Fig. 32. Kempen, schmiedeeisernes Gitter
in der Pfarrkirche 75
Fig. 33. Kempen, Pectorale in der Pfarr-
kirche 76
Fig. 34. Kempen, Grundriss von S. Peter 84
Fig. 35. Kempen, Grundriss und Aufriss
des Kuhthors 88
»
Fig. 36. Kempen, Ansicht der Burg ... 90
Fig. 37. Kempen, Situationsplan der Burg 93
Fig. 38. Kempen, Grundriss der Burg . . 94
Fig. 39. Kempen, Gothischer Stollenschrank
in der Sammlung Kramer .... 100
Fig. 40. Kempen, das Kölnische Wappen
in der Sammlung Kramer .... 101
Fig. 41 — 43. Kempen, Holzskulpturen der
Kalkarer Schule in der Sammlung
Kramer 102
Fig. 44. Kempen, Englischer Gruss in der
Sammlung Kramer 103
Fig. 45. Lobberich, Grundriss u. Details
der Pfarrkirche 105
Fig. 46. Lobberich, Querschnitt und Mass-
werke der Pfarrkirche 106
Fig. 47. Lobberich, Südliche Seitenansicht
der Pfarrkirche 107
Fig. 48. Lobberich, Taufstein in der Pfarr-
kirche 108
Fig. 49. Haus Ingenhoven, Grundriss
und Querschnitt 110
Fig. 50. Haus Ingenhoven, .Situationsplan. 111
i36
VEk/EICHNISSE. l37
Seite I
Fig. öl. Haus Ingeiihovcii, Detail von der I Fig. 5?». Haus Genane«, Gnindm» u. I'«-'
Killgangshalle 112 I Fig. 56. Burg Oedt, Turm . . i -
Fig. 52. Maus Ingenhoven, Details vom Kig. 57. Burg Oedt, Gnindri^s und Aufrn»
I''>rtal 112 des Turme» 1! ■
Fig. 53. Haus Ingenhoven, .\nsicht . ll.S Fig. 58. Burg Oedt. Knmii> M'
Fig. 54. Haus (Jenanes, Ansicht ... 11.') Fig. 59. S.Tönis, Grundriu d. I'farrktrchc 123
1\". Tatrln.
S«ilc
Tafel I. Kempen, Fjllgelhilder v. Altar- Tafel III. Kempen, Cclebranlen»iuhl in der
werke Adrians von Overbcck in Pfarrkirche 70
der Pfarrkirche 62 Tafel IV. Kempener Burghof, Kckon»lnik-
Tafel II. Kempen, Georgs- u. Viktorsaltar tion iHi
in der Pfarrkirche
/^•^r
^ ••
\M
Papier von J. W. ZANDERS in B.Gladbach.
Lichtdrucke von Anselm Schmitz, Hofphotograph in Köhi.
Phototypien von G. Meisenbach & Co. in München.
Autotypien von Angerer & Güschl in Wien.
Druck von L. Schwann in Düsseldorf.
0
BINDING SECT. 0CT20tg75
PLEASE DO NOT REMOVE
CARDS OR SLIPS FROM THIS POCKET
UNIVERSITY OF TORONTO LIBRARY
N CloMn, Paul
6879 Die • ^krjiler des
C5 K]r€l8Sa respen