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Full text of "Die Kunstdenkmäler des Kreises Kempen"

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University  of  Toronto 


http://www.archive.org/details/diekunstdenkmlOOclem 


Dil-: 


kunsti)1':nkm;\ij:k 


DKR 


RlIHIXrkOVlN/ 


«•i 


DIE 


KUNSTDENKMÄLER 


DER 


RHEINPROVINZ 


IM    AUFTRAGE    DES    PROVINZIALVERBANDES 


HERAUSGEGEBEN 

VON 

PAUL    CLEMEN 


ERSTER  BAND 

I 

I. 

DIE   KUNSTDENKMÄLER   DES    KREISES    KEMPEN 


^ 


DÜSSEl-DORF 
DRUCK    UND    VERLA(;    VON    L.  SCHWANN 

1891 


Dil- 


KUNSTDENKMALER 


DES  KREISES 


K  H  M  P  H  N 


I.M   AUFTRAGE 


DES    PROVI\ZIALVI<:Rim\M3KS    1)I:K    kl  I  l-.I  XI'RoX'I  XZ 


HERAUSGEGEBEN 


VON 


PAUL   CLKMIiN 


Mll     4  TAFELN    UND    59    AHIULÜUNGEN    IM    TEXl 


^ 


DCSSKI.DDRl- 
DRUCK    UND    VERLAG  VON    l-  SCHWANN 

I8'»| 


ALLE    RECHTE    VORBEHALTEN 


^ 


^3f 


VORWORT. 


Eher  als  alle  anderen  lancls(  liaftlit  h  zusaninicn_s^eh<')ngcn  Gebiete  DeuUsi  hiands  siiul 
die  (jegendcii,  die  die  lieutige  Preussische  Rheinprovin/.  bilch-n.  der  kunslgeschitht- 
li<  lien  Untersuclunig  erschlossen  worden.  Genau  ein  Jahrhundert  ist  vergangen,  seitdem 
Gicoufi  KoKsiKK  die  Augen  Europas  zuerst  auf  die  Kunstsch.'ltze  des  Nietlerrheins 
lenkte:  seit  den  Tagen  Försters  und  (JOETHES  ist  das  Rlieinland  iler  Mittelpunkt 
der  Kunsthetrachtung  und  der  Kunstforsehung  geblieben.  Alle  Kultur]>eriodcn  haben 
ihre  Spuren  an  den  ITcm  des  Rheims  zurüekgela.ssen.  An  glänzenden  Sthöpfungcn 
aller  Stilgattungen,  von  dm  Kai.serpal.'isten  der  Riinier  bis  zu  dm  S<-hkissanlagen  tlcs 
Rokoko  und  Knipiff.  birgt  das  Rheinland  mehr  als  irgiiid  eine  andere  deutsihc 
Gegend;  über  ein  \'i»'rt(l  der  der  Preussisehen  Monarclue  angeh<'>renden  Denkinaler 
konnnt  der  Kheinpmvinz  zu.  Als  die  höihste  Verkörperung  künstleri.sehen  Könnens 
war  der  Kdliur  Dom  si  hon  dm  deutschen  Romantikern  erschienen;  sein  AusUiu 
ward  t  iiif  nationale  Angelegenheit,  von  ihm  aus  fiel  zuerst  das  Lieht  auch  auf  die 
übrigen  halbverge.ssenen  Haudenkmale  des  Mittelalters  mit   ihm  wuchs  die  deutMhc 

Kiiiistforsi  hung.  Die  Xamcii  ihr  Gebrüder  PoissKRKK,  AUüUST  Rku  IIEX.sn-.RciKRS 
K\i<i,  ScHNA.xsKs,  Anton  Springers  sind  unl<isbar  mit  der  Kunsigeschi« hte  der 
Riieinlanch-  verknüpft. 

Mit  dem  .illc  Hevi")lkerungss(  hichten  gleiilnn.'lssig  durchzielientU-n  Inlerev»e  i,s! 
aut  h  (In  Wunsi  h  na«  h  \'iT«"ilfcntli«  hung  und  Hes«  hreibung  iler  hervorragemlslen  Denk- 
m.'ller  hbendig  geworden.  Die  gross  angelegten  Publikationen  v«»nSuuMcF.  H«»l.vsi 
Kknst  ai's'm  Weertii,  Kranz  H»m  k  sucliten,  dem  historischen  Sinn  entgegenknmmeml. 
zunächst  die  Sc  h.'ltzi'  des  Mittelalters,  zun»  Teil  s«  hon  in  lokaler  un<l  ttnhnis*her  rm- 
grenzung.  bekannt  /ii  ni.n  hcn.  die  z.ahlreichen  iler  I.«>kalgcjMhichtc  sieh  widmemlen 
Ver«ine  <li  i  l'iovin/  liat«n  ihnen  zur  Seite,  vor  allem  die  vonnittelalleriichcn  Funde 
zum  Gegenstand  ihrer  Th.'ltigkeit  erw.'lhl.nd.  Kür  die  Rheinprovin/  wie  für  gan« 
Dtutsi  bland  waren  die  historischen  Xu>.»mmenh;inge  «lurch  die  Kun.Hlnewhirhle  in 
grossen  Linien  g«-zeichnel  wortleii.  .\bei  m.in  halte  vielfach  ilo*  h  «lie  Grrnfrn 
gezogen,  ehe  das  Gebiet  vollsUUidig  zu  übersehen  w,ir.     Auf  die  Zeil  dei  xu».im! 


\- 1  VORWORT. 

fassenden  Werke  Hess  eine  bessere  Einsicht  von  dem,  was  Not  that,  die  Periode  der 
mühsamen,  aber  tiefer  dringenden  Detailforschmig  folgen.  Es  galt  nunmehr,  überall  die 
künstlerische  Thätigkeit  der  einzelnen  kleineren  abgeschlossenen  Landschaften  in  allen 
ihren  Höheo-raden,  auf  allen  Gebieten,  in  allen  Zweigen  der  Technik  klar  zu  legen. 
Die  beschreibenden  Inxentarc  und  Kunststatistiken,  die  an  Stelle  der  Einteilung  nach 
historischen  die  Anordnung  nach  geographischen  Gesichtspunkten  in  den  Vordergrund 
stellten,  erschienen  hierfür  als  die  geeignetste  Form.  Aus  den  Bedürfnissen  der  Wissen- 
schaft und  der  Verwaltung  ergaben  sich  für  sie  die  leitenden  Prinzipien. 

Die  darstellende  Kunstgeschichte  kann  nicht  viel  mehr  als  eine  Übersicht  über 
die  höchsten  Punkte  einer  Richtung  geben,  sie  zeigt  die  äussersten  Spitzen  der 
Leistimo-sfähiskeit  und  sucht  für  sie  einen  Massstab  zu  finden.  Die  Aufgabe  der  Statistik 
isfes,  nachzuweisen,  wie  tief  eine  bestimmte  künstlerische  Strömung  in  den  Volksboden 
eingesickert  ist,  ob  sie  nur  flüchtig  über  das  Land  eilend  hier  und  da  einem  Werke 
die  Spur  ihres  Geistes  aufgedrückt  hat,  oder  ob  sie  alle  Herstellungsarten,  alle  Kunst- 
zweige sich  gleichmässig  zu  eigen  machte,  hier  nach  Alleinherrschaft  strebte,  oder 
neben  andere  Richtungen  trat  und  sie  durchsetzte.  In  letzter  Linie  kommt  es  darauf 
an,  die  Intensität  eines  Einflusses,  einer  Richtung  mit  mathematischer  Sicherheit 
zahlenmässig  festzustellen.  Die  statistischen  Verzeichnisse  sind  die  einzigen  Stellen, 
wo  kleinere,  unbedeutendere  Durchschnittsarbeiten,  für  die  die  geschichtliche  Betrach- 
tung keinen  Raum  hat,  wo  alle  die  Erzeugnisse  der  Kleinkunst  ihren  Platz  und  ihre 
Wertschätzung  finden.  So  werden  sie  die  wahren,  weil  umfassendsten  Museen  der 
künstlerischen  Vergangenheit  eines  Gebietes  und  zugleich  die  vollständigsten  Samm- 
lungen von  Vorbildern  für  die  praktische  Verwertung  und  das  Wiederaufleben 
einzelner  Herstellungs weisen. 

Die  Behörden  des  Staates  wie  die  Provinzialverwaltung,  die  politischen  wie  die 
kirchlichen  Gemeinden  und  ihre  Leiter  haben  das  lebhafteste  Interesse  daran,  über 
das  Vorhandensein,  den  Wert  und  den  Zustand  aller  Denkmäler  genauen  Aufschluss 
zu  erhalten  und  in  einem  ausführlichen  Inventar  zugleich  ein  praktisches  Handbuch 
zur  Verfügung  zu  haben,  das  über  alle  bei  Erhaltung  und  Herstellung  von  Denk- 
mälern in  Betracht  kommenden  Vorfragen  ausführlichen  Bescheid  gewährt.  Gegen 
willkürliche  Verschleuderung  und  Zerstörung  bietet  das  Bestehen  eines  allgemein 
zugänglichen  Verzeichnisses  an  sich  schon  eine  gewisse  Gewähr.  Zur  Durchführung 
der  staatlichen  Aufsicht  über  die  Denkmäler  ist  die  Statistik  die  notwendige  Vor- 
bedingung. Gerade  in  der  Rlieinprovinz  und  bei  der  Fülle  von  Kunstwerken  aller 
Art,  die  sie  enthält,  stellte  sich  frühzeitig  das  Bedürfnis  einer  staatlichen  Fürsorge 
heraus.  Schon  Schinkel  hat  in  den  Jahren  i8i5  und  1816  auf  die  unwürdige  Ver- 
schleuderung und  Beschädigung,  auf  den  ,schmutzigen  Handel'  mit  beweglichen 
Kunstwerken  aufmerksam  gemacht.  Durch  eine  Kabinetsordre  vom  2  9.  Dezember 
i833  wurde  die  Universität  zu  Bonn  mit  der  Konservierung  der  Altertümer  in 
den   Rheinlanden   beauftragt.     Aber   erst   der   kunstbegeisterte   Sinn    König   Friedrich 


VORWORT.  VII 

Wilhelms  IV.  s(  luif  einen  wirksamen  Schutz  der  hi.slorischcn  und  kün>tleriix  hcn 
.>r()numente.  Im  Jalirc  i843  wurde,  nachdem  .schon  182?  (He  Bestellung  eines 
eigenen  Kon.servator.s  für  die  Rhcinprovinz  erwogen  worden  war.  der  Geheimrat 
VON  Quast  zum  Konservator  der  KunstdenkmJller  für  den  ganzen  Umfang  der 
Monarchie  ernannt,  i853  au<  h  eine  besondere  Kommission  zur  Krforschung  und 
Erhaltung  der  DenkmJlIer  eingesetzt. 

Der  Gedanke  eines  Inventars  war  schon  181 5  von  .S(  hixkel  au-sgesprochcn 
worden,  der  eine  besondere  Berücksichtigung  der  beweglichen  Kunstwerke  anempfohlen 
hatte.  Zur  Ausführung  kam  der  gleiche  Plan  al)er  zunächst  in  Frankreich.  Hier  war 
im  Jahre  i834  durch  GuizoT  das  Comite  des  arLs  et  monuments,  I.S37  »lie  Com- 
mission  des  monuments  historiques  eingesetzt  worilen.  in  (hrm  Hiinile  die  F0rs4>rgc 
für  die  DenkmUler  gelegt  wurde.  De  C.m;.mo.\t  hatte  in  seiner  Statistique  monumen- 
tale du  Calvados  den  Plan  eines  \'erzeichnisses  nach  geographi-schcn  Gesichtspunkten 
zuerst  praktisch  durchgeführt.  Die  späteren  franziisischcn,  von  den  einzelnen  Depar- 
tements ausgehenden  Publikationen  .schlos.sen  sich  seinem  System  nicht  an,  das  grosse 
Inventaire  general  des  richesscs  d'art  de  la  France  verfolgt  wesentlich  andere  (jrund- 
s.'itze.  In  Preussen  fand  der  Gedanke  gute  .\ufnahme  unil  Weiterbildung.  Mit  Be- 
rufung auf  die  iranzfisischen  Einrichtungen  war  iiitr  s<  hou  iS42  dem  König  über  die 
Inventarisation  der  Denkmäler  Vortrag  gehalten  wonlen,  in  einem  Promemoria  vom 
6.  Mai  i846  war  Kuc.ler,  in  einem  Bericht  vom  10.  .\pril  iS5i  von  Quast  lebhaft 
dafür  eingetreten. 

Der  erste  praktische  Versuch  ist  dann  aber  doch  erst  durch  tlie  Invcntarisiitjon 
der  Provinz  Hcssen-Nas.sau  geina»  ht  worden:  im  Jahre  l87o  erschienen  die  Baudenk- 
mäler im  Regierungsbezirk  Kassel,  die  für  ganz  Deutschland  ilie  Reihe  der  Denk- 
mälerverzeichniss«-  «rrinnetcn  und  für  die  nä«hsten  Unternehmungen  das  Vorbild 
abgaben.  Die  Verfasser  waren  der  damalige  K<">nigl.  Baurat  von  DKHN-Ri»rKKlJSER. 
der  als  nachmaliger  Konservator  die  Dun  hführung  der  Inventare  auch  in  anderen 
Preu.ssis(  hen  Provinzen  zu  fr.rdern  berufen  war.  und  WiiiiiiM  I.oT/,  der  bereits  in 
seiner  zweibändigen  Kunsttopographie  ilie  Grundzüge  zur  lnventaris;ilion  der  Denk- 
mälir  ganz  Deuts»  hiands  festgelegt  hatte.  Das  I'r<»gramm  der  Denkmälerstatistik  wurde 
(laiiii  aller  bald,  zumal  dun  h  KuAN/  Xavkr  Kraus  erweitert  un»l  sthflrfer  umrissen: 
er  erhob  seine  Elsa.ss-L<tthringen  und  den»  Grossherzogtum  Baden  gewitlinelen  uni- 
fa.ssenden  Arbeiten  aus  der  Stellung  einer  rein  beschreibenden  Aufxnhtun^  durvh  die 
umfassende  Heranziehung  der  ge.st  hichtlit  hen  Überlieferung  xur  vollen  HetleutunK 
v«)n  wissen.si  haftlichen  (Juellensammlun;.^<n. 

Erst  spät  ist  die  Rhcinprovinz  in  den  Kreis  der  Gebiete  eingetreten,  die  aieli 
eine  Übersii  ht  ihrer  Denkmäler  /u  Ihm  hallen  U-strebt  waren.  Nachdem  um  die 
Mitlf  der  siebziger  Jahre  aul  \'erankis.sung  der  provinniabitändiM  hen  Verwaltung  die 
ersten  Vorbereitungen  begonnei\  hatten,  veröllentli«  hte  Paui.  I-KIIKKI.I>r  1HH6  im 
Aufti  Ige    und    nut    Unterstützung   des   Provin/iaKerbantles   »ein    Bu»  h    üU-r  die    Bau- 


VIII  VORWORT. 

und  Kunstdenkmäler  des  Regierungsbezirks  Koblenz.  Der  stattliche  Band  behandelt 
auf  fast  achthundert  Seiten  die  dreizehn  Kreise,  die  zu  diesem  Bezirk  gehören.  Die 
knappe,  das  Wesentliche  aber  in  allen  Richtungen  berücksichtigende  Beschreibung 
hat  von  vornherein  auf  das  wichtigste  Hülfsmittel,  die  Illustration,  verzichten  müssen. 
Aus  \-erschiedenen  Gründen  ist  dem  dankenswerten  und  fleissigen  Werk  eine  Fort- 
setzung nicht  gefolgt.  Sein  Verfasser  hat  unterdessen  die  nach  weiteren  Gesichts- 
punkten geplante  Beschreibung  der  Bau-  und  Kunstdenkmäler  Thüringens  im  Auftrag 
der  beteiligten  Regierungen  mit  grosser  Energie  in  Angriflf  genommen  und  zum  Teil 
schon  glücklich  vollendet. 

Der  berechtigte  Wunsch,  die  Denkmälerstatistik  nicht  unvollendet  zu  lassen  und 
ihre  Durchführung  in  fördernden  Zusammenhang  zu  bringen  mit  der  Verfolgung 
anderer  im  Interesse  der  Provinzialgeschichte  unternommenen  Aufgaben,  veranlasste 
den  Landesdirektor  der  Rheinprovinz,  Herrn  Geh.  Oberregierungsrat  Klein,  sich 
in  einem  Schreiben  vom  9.  xAugust  i887  an  die  seit  dem  Sommer  des  Jahres  1881 
bestehende  Gesellschaft  für  Rheinische  Geschichtskunde  mit  der  Anfrage  zu  wenden, 
ob  sie  die  Fortsetzung  des  begonnenen  Werkes  zu  übernehmen  geneigt  sei.  Der 
Vorstand  der  Gesellschaft  hat  zwar  mit  Freuden  das  dieser  in  so  ehrenvoller  Weise 
angetragene  Unternehmen  in  den  Bereich  der  von  ihr  in  Angriff  genommenen  zahl- 
reichen und  wichtigen  Aufgaben  gezogen,  sich  aber  auch  nicht  verhehlen  können, 
dass  der  Umfang  und  die  Bedeutung  der  mit  dessen  Durchführung  verbundenen 
Arbeiten  und  Aufwendungen  sowohl  die  völlige  Trennung  von  dem  übrigen  Geschäfts- 
kreise der  Gesellschaft  wie  die  Heranziehung  von  ihm  nicht  angehörigen  besonders 
bewährten  Kräften  notwendig  maclie.  Er  hat  deshalb  am  28.  Dezember  i887  eine 
eigene,  aus  seinen  Mitgliedern,  den  Professoren  Alfred  Dove,  jetzt  in  München, 
Karl  Lamprecht,  jetzt  in  Leipzig,  Geh.  Justizrat  Hugo  Loersch  und  Geh.  Regie- 
rungsrat Heinrich  Nissen  in  Bonn  bestehende  Kommission  für  die  Denkmälerstatistik 
eingesetzt  und  ihr  die  Befugnis  gegeben,  sich  durch  Zuwahl  zu  ergänzen.  Die  Kom- 
mi.ssion  hat  sich  denn  auch  durch  die  Herren  Professor  Karl  Justi  in  Bonn,  Appel- 
lationsgerichtsrat a.  D.  Dr.  August  Reichensperger,  Domkapitular  Alexander 
Schxütgen,  Baumeister  Heinrich  Wiethase  in  Köln  und  Dr.  Henry  Thode,  jetzt 
in  Frankfurt  a.  M.,  verstärkt  und  den  unterzeichneten  Professor  Loersch  zum  Vor- 
sitzenden bestellt.  Seit  ihrer  Konstituierung  ist  sie  mit  ihrer  Auftraggeberin,  der  Pro- 
vinzialverwaltung,  wie  mit  allen  anderen  Behörden  in  unmittelbaren  Verkehr  getreten, 
hat  aber  über  den  Fortgang  ihrer  Thätigkeit  in  den  Jahresberichten  der  Gesellschaft 
für  Rheinische  Geschichtskunde  regelmässig  Rechenschaft  abgelegt. 

Nachdem  sie  sich  durch  bereitwilligst  beantwortete  Anfragen  über  die  Organi- 
sation der  gleichartigen  Unternehmungen  in  anderen  deutschen  Staaten  und  preussi- 
schen  Provinzen  genau  unterrichtet  hatte,  stellte  die  Kommission  im  Frühjahr  1888 
die  für  die  Bearbeitung  einer  Beschreibung  der  rheinischen  Denkmäler  massgebenden 
Grundsätze   und   einen  Voranschlag   der   für   deren   Durchführung  ungefähr   erforder- 


voRWORr.  IX 

liehen  Kosten  fest.  Der  unterdessen  in  Tli.'itigkeit  getretene  Provin/.ialausschu-ss  erklarte 
sich  in  seiner  Sitzung  vom  24./2  7.  September  1888  mit  diesem  ilim  v< )rgelc*gten  Pro- 
gramm einverstanden.  Eine  geraume  Zeit  h.it  noch  die  Ausgestaltung  der  zur  V'er- 
wirklieliung  des  Planes  notwendigen  tei  hnis<  heii  Kinric  htungen  in  Ansprucli  genommen. 
Im  Frühjahr  i89o  wurde  dann  Dr.  I'aii.  Ci.kmkx  mit  d<T  Bereisung  der  Pnivin/ 
zum  Zwe(  k  der  Inventarisation  und  der  .\l)fassung  des  Textes  der  einzelnen  Beschrci- 
luuigen  seitens  der  Kommission  beauftragt.  Xa<  lulem  er  zun.'Uhst  in  den  Bibliotheken 
von  Berlin,  London  und  Bonn  die  bibliogra|)hischen  Vorarbeiten  für  den  ganzen  Be- 
rei<li  der  Provinz,  insbe.sondere  die  Zu.sammenstellung  und  Si<  htung  der  ebenso  umfang- 
reichen wie  zerstreuten  Litteratur  an  MonogTaj)liien  und  in  Zeitschriften  erscl>ienen«-n 
Al)handlungen  erledigt  hatte,  konnte  er  noch  w.'lhrentl  der  letzten  Monate  iles  Jahres 
i89o  die  Arbeiten  und   Aufnahmen    ;in  (  >rt  und  Stelle  im   Kreise  Kempen  vollemlen. 

Diesen  Kreis  hatte  nämlicli  die  Kommission  .st  hon  früh  als  den  zun.'uhst  zu 
bearlicitenden  bestimmt  und  hier  war  au(  ii  bereits  im  Laufe  des  Jahres  unter  der 
Leitung  des  Herrn  Baumeisters  Wikthask  der  grössere  Teil  der  notwendigen  Auf- 
nahmen gemacht  worden. 

Die  Kommissitm  liat  den  in  allen  deuLst  hen  Denkm.'llervcrzcichnisscn  befolgten 
Grundsatz  angenommen,  dass  die  Bearbeitung  sich  d«-r  bestehenden  Krei.seinteilung 
anzuschliessen  hat,  w.'lhrcnd  für  die  .\nordnung  ch-r  einzelnen  (^rte  des  Kreises  die 
alphabeti.sche  Reihcnfoli^c  ma.ssgebend  sein  soll.  Jedem  Kreis  wir«l  eine  Beschreibung 
gewidmet,  welche  die  Kunstdenkmüler  aller  abgeschlos.senen  Stilperioden,  als  letzter 
der  des  Empire,  daneben  aber  auch  aiU-  Gegenstände  von  geschithlli»  her  Bedeutung 
umfasst,  die  irgend  (  im  r  der  techni.schen  Künste  ihre  Entstehung  verilanken,  wenn 
sie  auch  nicht  streng  der  l)il(lenden  Kunst  angeluiren,  wie  dies  ja  bei  ilen  meisten 
der  germani.sihen  und  der  lläUte  der  r'imischen  Funde,  bei  Wallbauten  und  amleren 
Befestigung«'!»  der  l'all  i>l.  Di«  Kreisbe.schn-ibungen  haben  «l«n  Charakter  al»grrun- 
ileter  Arbeiten  und  gelangen  getr«'imt  zur  VenVIfentlichung;  jeder  einzi-lnen  wir»!  eint« 
kurze  histori.sch-topographis«  he  EinU-itung  vorau.sgeschi»  kt  mit  Angaben  üIkt  GriVssc, 
Lage,  Natur  und  jetzig«-  Bev('ilkerungsv«rh;illniss«'  «li-s  Krei.ses,  über  die  ethn«»gr.iphi- 
s«  hen  wie  die  ehemaligen  kir«  hli»  hni  und  |t.iliiis«  hen  Zu>l.'ln«le  und  Schicksale  seiner 
einzrliK  11  Teiir,  <  ndli«  h  ülxr  «-twaig«-  beson«l«'r«'  kunstges«  hichtli«  h  iH-deulsaine  Ver- 
hJlltniss«-  und  Beziehungiii.  z.  B.  Fundorte  v.m  K..hstoiren  /u  «len  Bauten  und  U-wt-g- 
li«  hen  (;i-genst.'ln«l«n,  IlamUls-  und  \'«-rkehrsv«-rh.'lllnis.se,  Strassen  uml  Wege.  Kunst- 
han«lwerkli«h«s  u.  a.  Drei  bis  füid  Krei.sbes«  hreibung«-n  w«-nlen  /u  einet«  lUmlc 
vereinigt,  «l«r  jedesmal  ein  zusanmi«nh.'lng«-n«les  geographisches  Gebiet  unifas>l.  Die 
Seiten  der  einz«ln«n  Ibll«-  wer«len  «leshalb  am  miteren  Kan«le  mit  dur»  hlaufemlen 
Zillern  bezeicluut.  l)«n  S«  hluss  jeiles  Ban«les  sollen  nu-hrere  Ri-gisler  biltlen.  Da» 
ganze  \V«rk  wird  in  einer  übersichtli«  h«-n  Darstellung  der  rheiniMhen  KunMg«-s»  Imhic 
und  in  ein«in  Registerban«l  mit  einer  Reihe  v«ui  Tabellen  und  Ver«cichni»cn  »einen 
zusammenlassenden  Abs«  hluss  lin«len. 


X  VORWORT. 

Für  die  Ausgestaltung  der  Beschreibungen  in  allen  ihren  Einzelheiten  sind 
unter  Zustimmung  der  Kommission  zwischen  den  Unterzeichneten,  nach  Rücksprache 
und  im  Einvernehmen  mit  dem  Konservator  der  Kunstdenkmäler,  Herrn  Geh.  Ober- 
reffierunsrsrat  Persius  und  den  Herren  Geh.  Hofräten  Professor  Dr.  Anton  Springer 
in  Leipzig  und  Professor  Dr.  Franz  Xaver  Kraus  in  Freiburg  i.  Br.  eine  Anzahl 
von  Bestimmungen  festgesetzt  worden,  welche  das  oben  erwähnte  Programm  genauer 
umschreiben  und  dessen  Durchführung  erst  ermöglichen. 

Die  besonderen  Verhältnisse  der  Rheinprovinz  und  nicht  am  wenigsten  die  er- 
drückende Fülle  der  hier  erhaltenen  Denkmäler  machten  für  die  rheinische  Publika- 
tion einige  Beschränkungen  notwendig,  in  denen  sie  zumal  von  den  im  Erscheinen 
begriffenen  Werkeji  über  die  Kunstdenkmäler  der  Grossherzogtümer  Baden  und  Hessen, 
die  im  übrigen  in  erster  Reilie,  namentlich  auch  für  die  äussere  Form,  als  Vorbild 
gewählt  worden  sind,  abweicht. 

Die  grosse  Zahl  der  bedeutenderen  Bauwerke  schliesst  eine  gleichsam  mono- 
graphische Behandlung  des  einzelnen  im  Rahmen  der  Kreisbeschreibung  aus;  sie 
sollen  zwar  ihrem  künstlerischen  Werte  entsprechend  genauer  beschrieben  werden, 
ausgedehntere  Abliandlungen  bleiben  aber  den  rheinischen  Zeitschriften  vorbehalten. 
Insbesondere  verzichtet  unser  Unternehmen  auf  Beschaffung  und  Abdruck  vollstän- 
diger Bauregesten,  sucht  vielmehr  in  der  Baugeschichte  nur  die  entscheidenden 
Momente  mit  dem  gesamten  kritischen   Apparat  klarzulegen. 

In  der  Mitteilung  von  Inschriften  muss  gleichfalls  eine  gewisse  Einschränkung 
stattfinden.  Die  römischen  Inschriften  der  Provinz  sind,  abgesehen  von  zahlreichen 
zerstreuten  nachträglichen  Veröffentlichungen,  schon  einmal  in  Brambachs  Corpus 
inscriptionum  Rhenanarum  gesammelt.  Wiederholungen  erschienen  hier  umsoweniger 
am  Platze  als  das  Erscheinen  des  die  Rheinlande  umfassenden  von  Zangemeister 
vorbereiteten  Bandes  des  Corpus  inscriptionum  Latinarum  binnen  kurzem  bevor- 
steht. Die  altchristlichen  Inschriften  unseres  Gebietes  sind  in  der  mustergültigen 
Sammlung  von  Kraus  vereinigt.  Ihnei^  wie  den  römischen  gegenüber  darf  sich 
die  Denkmälerbeschreibung  mit  genauen  Hinweisen  auf  die  genannten  Werke  be- 
gnügen; nur  in  wichtigen  Fällen,  wenn  eine  Inschrift  bauliche  Anlagen  oder  beweg- 
liche Gegenstände  zeitlich  bestimmt  oder  ihrer  Bedeutung  nach  kennzeichnet,  soll 
sie  ihrem  Wortlaute  nach  wiedergegeben  werden.  Die  mittelalterlichen  Inschriften 
werden  im  allgemeinen  wörtlich  mitgeteilt,  den  späteren,  insbesondere  den  umfang- 
reichen Grabiaschriften  des  i7.  und  1 8.  Jahrhunderts  gegenüber  muss  aber  Beschrän- 
kung eintreten.  Ein  vollständiger  Abdruck  ist  hier  schon  aus  Rücksicht  auf  die 
Fülle  des  Stoffes  ausgeschlossen.  Die  Sammlung  der  Inschriften  der  Stadt  Gent  in 
den  Graf-  en  Gedenkschriften  der  Provincie  Gost -Viaenderen  umfasst  nicht  weniger 
als  vier  Foliobände;  die  Inschriften  von  Köln  würden  allein  uno;efähr  den  deichen 
Raum  in  Anspruch  nehmen.  So  werden  denn  die  späteren  Epitaphien  je  nach 
Bedürfnis,   unter  Umständen  bis  auf  die  blosse  Angabe  von  Name  und  Todesdatum 


VORWORT.  XI 

abgekürzt  werden;  das   Massgebende   wird   hier  immer  die   künstlerische  Ausstattung 
des  Grabmales  sein. 

Auf  Wiedergabe  des  Charakters  der  Buchstaben  von  Inschriften  durch  besonders 
ausgewühlte  Typen  ist  mit  Rücksicht  auf  die  Unzulänglichkeit  dieses  HülfsmittcLs  und 
die  dadurch  notwendig  bedingte  Unvollkommcnheit  solcher  Versuche  günzlich  ver- 
zichtet worden.  Dagegen  wird  überall,  wo  eine  Inschrift  Zahlen  in  rr>mi.schen  Zifleni 
oder  in  der  Form  eines  Chronostichons  enthalt,  deren  Auflösung  in  arabLs«  licn 
Ziflern  beigefügt.  Zur  Erleichterung  der  Orientierung  sind  die  Namen  der  Künstler 
und  Meister  auf  allen  in  den  Kreis  der  Darstellung  gezogenen  Gebieten  und  in  allen 
Herstcllungsweisen  durchweg  in  kursiven  Typen  gesetzt. 

Die  Invcntarc  und  die  Hilderhand.schriften  sind  aus  ilcr  Beschreibung  ausge- 
schieden worden.  Die  crstercn  sollen  nach  Abschlass  des  Unternehmens  zu  einer 
besonderen  Sammlung  vereinigt  werden.  Eine  .solche  Zu.sammen.stellung  wird,  abgesehen 
von  ihrer  Bedeutung  für  die  Provinzial-  und  Lokalgcschichte  wie  für  die  lateinische 
Lexikographie  und  die  Terminologie  der  beweglichen  Kunst-  und  Gebrauchsgegen- 
stände, von  ausserordentli(  hem  Wert  für  die  Geschichte  der  mittelalterlichen  Privat- 
wirtschaft und  des  kirchlichen  wie  profanen  Luxus  sein.  Die  Verwertung  der  Invcn- 
tarc in  allen  diesen  Rithlungen,  namentlich  für  die  Geschichte  der  Kleinkünste,  zu 
deren  wichtigsten  lilterari.schen  Quellen  sie  z.'ihlen,  erhei.siht  aber  ihre  Vereinigung 
und  abgeschlossene  Bearbeitung. 

Bei  den  Bilderhandschriften  würde  eine  ihrer  Bedeutung  für  die  Kunstgeschichte 
entsprechende  Ausführlichkeit  in  der  Be.schrcibung  —  man  denke  nur  an  die  Biblio- 
theken von  Kr>ln,  Düsseldorf,  Trier  und  Koblenz  —  einen  allzu  grossen  Kaum  er- 
fordcin:  die  \oriu-hmsten  dtr  biblischen  Haiuls(  hriften  würden  keine  geringere  Breite 
beanspruchen,  als  ein  ausgedehnter  Cyklus  von  Wanilgem.'llden.  Es  besteht  die  Absicht. 
sämtliche  Bilderhandschriften  d«T  Rheinprovinz  in  einem  besonderen,  mit  Registern  und 
allen  sonstigen  Nachweisen  versehenen,  zweckmässig  illustrierten  Bande  zu  vereinigen. 

Beide  Sanunlungen  werden  gleii  hzeilig  und  neben  der  Denkm.llerbeschreibung 
vorbereitet,  die  crstere  von  den  beiden  l'nterzeiihneten,  die  zweite  von  Dr.  Cl.KMlis' 
allein.  Im  Te.\t  der  einzelnen  Hefte  wiril  an  den  entsprechenden  Stellen  nur  eine 
kurze  Venvei.sung  auf  die.se  I'arallelwerke  eingefügt. 

Nacl»  einer  Richtung  ist  dagegen  eine  Erweiterung  durchgeführt  worden.  In 
der  Angabe  der  ( )rtslilteratur  wird  möglichste  V.>ll.stamligkeit  angestrebt  werden.  Das 
ganze  Sannnelwerk  ist  so  zugleii  h  /u  einem  Kompendium  f(\r  Bibliographie  der  IVv- 
vinzialgesihichte  gestallet.  Vor  allen»  sintl  aber  die  han«lschriftlichen  Quellen  ai»- 
führli(  her  als  bisher  übli(  h  verfolgt  und  .ingegeben  w<->rden.  Diese  Nachrichten  »uchrn 
die  Aufstellungen  über  die  Rheinischen  Archive  von  LAXll'REfHT  uml  Il.OKN  xu  ver- 
vollständigen und  zu  ergänzen,  insbesondere  sinil  am  h  die  in  den  V»»rarlK':tcn  mei-M 
nii  ht  berü(  ksichiigten  IMarrarchive  herange7.«»gen.  Die  Urkunden  und  Aklcnbcsiandc 
wcidiii  kurz  angegeben,  di«-  II.uuIm  hrilten  knapp  rharaklerisicrt. 


XII  VORWORT. 

Die  Rechtschreibung  aller  Ortsnamen  ist  dem  von  dem  Königlichen  Statistischen 
Bureau  1888  in  Berlin  herausgegebenen  Gemeindelexikon  für  die  Provinz  Rheinland 
entnommen,  innerhalb  der  einzelnen  Orte  sind  die  Nachrichten  geordnet  unter  den 
Rubriken:  germanische  und  römische  Funde  oder  Anlagen,  kirchliche  Bauten  und 
deren  Denkmäler,  weltliche  Bauten  oder  bauliche  Anlagen  und  deren  Denkmäler. 
Die  erste  Abteilung,  für  die  eine  unverhältnismässig  reiche  Litteratur  zur  Verfügung 
steht,  konnte  eine  weniger  ausführliche  Behandlung  erfahren  als  die  beiden  folgenden 
Gruppen.  Die  Statistik  schliesst  sich  hierin  den  von  allen  übrigen  deutschen  Unter- 
nehmen gleicher  Art  befolgten  Grundsätzen  an.  Innerhalb  der  Abteilungen  der  kirch- 
lichen und  weltlichen  Bauten  sind  die  einzelnen  Denkmäler  alphabetisch  angeordnet, 
so  zwar,  dass  in  der  ersten  dieser  beiden  Gruppen  derjenige  kirchliche  Bau,  mit  dem 
die  Anfänge  und  die  älteste  Geschichte  des  Ortes  verknüpft  sind,  in  den  meisten 
Fällen  also  die  Pfarrkirche,  vorangestellt  wird,  die  übrigen  Denkmäler  sich  in  alpha- 
betischer Folge  anschliessen.  Es  erschien  dies  umsomehr  geboten,  als  unser  Werk 
keine  Übersichten  der  Ortsgeschichte  bringt.  Die  bedeutsamsten  allgemeinen  poli- 
tischen Ereignisse  und  kulturgeschichtlich  wichtigen  Thatsachen  finden  in  den  Ein- 
leitungen ihren  Platz,  die  besonderen  Begebenheiten  der  Ortsgeschichte  werden  nur 
insoweit  berücksichtigt,  als  sie  auf  einen  Bau  Bezug  haben,  und  alsdann  mit  dessen 
Geschichte   xerknüpft. 

Bei  der  Beschreibung  der  einzelnen  Denkmäler  wird  der  folgende  Gang  ein- 
gehalten. Der  Angabe  der  Litteratur  wie  der  gedruckten  und  handschriftlichen 
Quellen  schliesst  sich  die  Geschichte  des  Gebäudes  an,  auf  die  die  Baubeschreibung 
folgt,  die  mit  der  Angabe  über  Grundform,  Material  und  Grössenverhältnisse  beginnt 
und  alsdann  von  der  Schilderung  des  Äusseren  zu  der  des  Inneren  übergeht. 

Bei  kirchlichen  Bauten  setzt  die  Beschreibunsf  des  Äusseren  wie  des  Inneren 
beim  Turm  ein  und  schreitet  von  diesem  zum  Chor  \or.  Von  der  inneren  Ausstat- 
tung werden  zuerst  die  in  festerem,  dann  die  in  loserem  Zusammenhang  mit  dem 
Bau  stehenden  Gegenstände  verzeichnet.  Die  Reihenfolge  ist  in  allen  Fällen  die 
nachstehende:  Altäre,  Sakramentshäuschen,  Chorstühle,  Sedilien,  Kanzel,  Orgel,  Tauf- 
stein, Skulpturen,  Gemälde,  Leuchter,  Eisenarbeiten,  dann  folgen  die  Schätze  der 
Sakristeien  mit  den  beiden  Abteilungen  Gefässe  und  Paramente;  den  Beschluss  bilden 
die  Glocken.  Die  Joche  und  Pfeiler  werden  vom  Westen,  von  der  Ostseite  des  Turmes 
an.  gezählt,  die  Stockwerke  vom  Boden  auf,  so  dass  das  Erdgeschoss  als  erstes  rechnet. 
Die  Bezeichnungen  ,rechts'  und  ,links'  sind  vom  Beschauer  aus  gebraucht,  nur  bei 
Wappenbeschreibungen  im  heraldischen  Sinne. 

Für  die  Terminologie  ist  Eindeutigkeit  möglichst  angestrebt  worden.  Seltene 
oder  wenig  gebräuchliche  Fach-  und  Kunstausdrücke,  zumal  bei  der  Beschreibung  von 
Bauten,  sind  thunlichst  vermieden.  Die  Bezeichnungen  des  Stiles  werden,  wo  dies 
nötig  erscheint,  noch  durch  eine  Angabe  über  die  Zeit  der  Entstehung  ergänzt.  Die 
Beschreibung  seihst  ist  möglichst  gedrängt  und  knapp  gefasst,  die  Angaben  sind  viel- 


VORWORT.  XIII 

fach    im    Lapidarstil   gehalten:    was   die   Schilderung   dadurch   an    Rundung   und   Ge- 
schmeidigkeit verliert,  sucht  sie  durch  prägnante  Kürze  zu  ersetzen. 

Eine  besondere  Fürsorge  wird  einer  zweckm.'Lssigen  und  reichen  Illustration  zu- 
gewandt. Wo  es  angeht,  .sollen  die  Monumente  selbst  zu  Worte  kommen.  Die 
GoF.THF.sche  Forderung,  vcjn  den  Kunstwerken  nur  in  Gegenwart  der  Kunstwerke  selbst 
zu  reden,  ist  wenigstens  gegenüber  den  vornehmsten  Schc"»pfungen  befolgt.  Als  Grund- 
satz gilt,  womciglich  von  allen  her\orragenden  Bauten  die  Grundrisse  zu  bringen,  bei 
gleichartigen  einen  besonders  charakteristischen  als  Typus  auszuwählen.  In  einzelnen 
Füllen  kommen  selbst  flüchtige  Handskizzen  zur  Ver>*-endung.  Jedem  Hefte  i.st  eine 
Karte  beigegeben,  welche  siimtliche  in  der  Beschreibung  aufgeführte  Ürtlichkciten 
und  die  hauptsächlichen  Verkehrswege  enthalt.  Für  die  Wiedergabe  der  Zeich- 
nungen ist  in  erster  Linie  die  Zinkhoc-hützung  in  .\ussicht  genommen. 

Die  typographische  Ausstattung,  die  die  grösste  Übersichtlichkeit  mit  niliigcr 
Gesamtwirkung  zu  verbinden  sucht,  liegt  in  den  eq^robten  H.'inden  der  Scnw.vxx- 
.schen  Buchdruckerei  zu  Düsseldorf  und  stellt  unter  der  persc'mlichen  Leitung  des 
Teilhabers  der  Pinna.  Herrn  I'FTtR  Fk.\xckkx.  Die  Anfertigung  der  Lic  htdrui  ke 
ist  dem  Hofphotographen   Herrn   ;\x.sklm  .SfH.MlT/  in   Kr>ln  übertragen. 

Das  Unteniehmcn.  dessen  oberste  wi.ssen.sihaftliche  Leitung  in  dc-n  H.'inden 
des  mitunterzeichneten  Vorsitzenden  der  Kommission  ruht  und  auch  in  Zukunft  ver- 
bleiben wird,  erfreut  sich,  wie  mit  d.inkbarer  Anerkcimung  auch  an  dieser  Stelle 
hervorgehoben  sei,  ck-r  wirksamsten  Unterstützung  Seitens  des  Ministeriums  der  gelsl- 
lichc-n.  Unterrichts-  und  Meclizinal-.Angclegc-nheilen.  Seiner  Flxiellenz  des  Herni  OIht- 
prilsidenten,  des  Flerni  Konservators  der  Kunslclenkm;ilcT  und  ;iIIct  Hchordc-n  «ler 
Staats-  wie-  der  IVovinzialverwjiltung;  \oii  tUn  geistlichen  Behörden  Ix-ider  Koiifc-x- 
.sionen  und  den  militürisc  hen  Autoril.'Uen  ist  ihm  ebenso  wie  aus  PrivatkreLsen  InTeit- 
willigste   Fc'irderung  in  gleichem   Maa.sse  zu  teil  gc-worden. 

Hei  der  Bearbeitung  cle>  Kreises  Kempen  >ind  wir  den  Herrc-n  KreLsMhuI- 
inspektor  Dr.  Ki;rssKX  in  Krefeld  und  ( iynma.sialdirektor  Dr.  I*c»ni.  in  Kem|H*n,  tien 
Herren  rfarnrn  Frki'UKMIA.m.mi-.k  in  Kenipen  und  Dvc  k.\ians  in  Dülken,  »Im 
Herren  H11.1..SI.R  und  ri;ri  R  Axton  Ki.O<  kxkr  in  Kem|K>n,  sowie  Herrn  Maler 
Rkixkrs  in  Lobberich  für  liebenswürdige  Unterstützung  zu  Dank  verpflichtet,  in  erster 
Linie  aber  Herrn  C'dxrad  Kra.\ii.r.  der  seine  aitsgc-zeichnete  .S;unmlung  mit  grcVwlcr 
Liberalität  zur  V\'rfügimg  stellte  und  dem  Bearbeiter  im  Kcm|>cner  l^imlo  ab  kun- 
diger Führer  diente.  Die  Abbildungen  Nr.  6.  \i,  i5.  16,  ai  — aS.  35.  38.  59  uml 
Tafel  IV  (Burg  zu  Kempen)  sind  Jiac  h  den  Zeichnungen  des  Hern»  HriNRiMi 
WiKTiiASK.  die  Abbildungen  Nr.  2-5,  45 — 58  nach  den  Zeichnungen  der  Hcrrrn 
Architekten  l'\irr<;ix  und  Khkri.kix  in  Kc^ln.  die  Nrn.  7  -la.  i4,  i7.  18.  ao.  a6— a9. 
32,  34.  37.  4o.  44  n.ic  h  den  Zeic  hnungen  und  photi>gr;iphiH<  hcn  Aufnalunrn  vun  Dr 
CiiMix.  die-  Nrn.  33,  36.  39,  4i  — 43,  sowie  die  Tafeln  I  -IH  nach  den  Aufnahmm 
von    Herrn    Ansmm   Sc  mmit/  angefertigt.     Die-  N'orlagen   xu  Nr.  3o  uml  3i   wunlen 


XIV  VORWORT. 

vom  Central-Gewerbeverein  zu  Düsseldorf  erworben;  die  Grundrisse  Nr.  i  und  i9 
sind,  der  erste  von  Herrn  Architekten  von  Fisenne  zu  Meersen  (Niederlande),  der 
zweite  von  Herrn  Architekten  Hanemann  in  Münster  i.  W.  freundlichst  zur  Ver- 
fügung gestellt  wdrden.  Die  Karte  des  Kreises  Kempen  hat  Herr  Heinrich 
Küxki.er,  Zeiihner  im  Markscheiderbureau  des  Ki'hiigl.  Oberbergamts  zu  Bonn, 
hergestellt. 

In  einsichtsvoller  Würdigung  der  wissenschaftlichen  und  praktischen  Bedeutung 
der  Denkmälerstatistik  und  der  Forderung,  die  sie  den  verschiedensten  örtlichen 
Interessen  bringt,  hat  die  Vertretung  des  Kreises  Kempen  einen  nicht  unerheblichen 
Beitrag  zu  den  Kosten  des  Druckes  der  vorliegenden  Beschreibung  bewilligt. 

Bonn,  im  Juni  i89  i. 


HUGO  LOERSCH.  PAUL  CLEMEN. 


i-:iNLi:iTUi\'(i. 


Der  Kreis  K(ni|Kii  hililct  (\rn  südwcsllirlu-n  IVil  des  Re<;ierui)j?sl)czirks  Düssi-I- 
(linf  und  wird  siidli(  li  von  dem  zum  l\c<>;ifruiii;sl)e/irk  Aaelicii  <i:cht"iri<i;c'U  Krois  Krkflen/, 
•"isllit  li  voll  den  Kreisen  ( il;idl);i<  li  und  Crcfeld.  ni°°irdli(  li  \i>n  den  Kroiscn  Mopp»  uiul 
(jeldern  und  wcstlii  Ii  vnn  der  niederl.'indisi  lien  I'mvinz  Liinlmrif  lH-<;ren/t.  Kr  unifasst 
die  St.'idle  K('ni])en,  Dülken,  Siu  Iiteln.  Kaldenkinhou  ncbt-ii  23  Land-.'enicindt'ii  mit 
einer   Kin\\i>Iuier/.alil   (lS9o)   vnn   9i7io  Si-elen. 

Der  Kreis  ist  aus  Stiieken  des  Kr/.slilVs  Ki-In.  der  HerxKijtiiHK'r  Juli«  h  uiul 
fieldern  und  der  (irafsiliaft  .Moers  zusainnien<i[esel/.l.  Die  Srhitksalc  der  ein/einen 
Teile  stehen   in   oni^ster  \'erl)indunL;    mit    d<r   Landestjesehiehte    jener   vier  Temti>rien. 

Der  i^anze  Landstrii  li  i;eht"»rte  zum  Rihuarisclu-n  Mülil^au,  der  vnu  Heesum 
und  l'edem  im  Xurden  l»is  Erkelenz  und  Ilolzweiler  im  Süd<'n,  von  Born  im  Westen 
bis  Süi  liteln  im  <  )sien  sii  li  erstret  kte,  und  umfasste  von  der  alten  Diö»ese  Köln  das 
ganze  Dekanat  Sü<  lileln  uiul  Teile  des  Dekanates  Geldern,  von  der  DiiVesc  I.flttirh 
ausserdem  Teile  des  Dekanates  Süsten-n.  Das  Ki'«lniselie  Dekanat  Süehleln  U-stand 
im  I.?.  Jli.  aus  den  Kirclispiek-n  Hoislieim,  Dülken,  (Irefratli,  Hüls,  Ken)|H*n,  (»eilt. 
Sü(lil(lii,  X'oist;  dem  Dekanat  Süsteren  <,'ehr.rten  an  Morn,  Walilniel.  linieht  inul 
Lobherieli,  das  s(  Imn  im  lo.  |li.  dmi  h  Kverjjerus  von  K<'>ln  an  ili»*  l,ütti<lu-r  DiiVcst* 
abjjetreten  worden  war.  Aniern  S.  Anton  und  S.  (ieorn,  Morn.  Ura»  lit.  Ilreyell,  Kalden- 
kirelieii.  Waldniel  ;,'eli(">rten  vorübergeheiul  zun»  I.üttielier  Dekanat  WaNsenlKT)*.  Hei 
der  (iründuiii:;  ties  Histunis  Koerniond  wurden  diesem  aus  den»  Roennonder  l^)nartier 
i55'J  I.<.l)l>eri(  li  und  lloeholtz.  aus  dem  Dekanat  Sürliteln  (Irefrath  einverleibt.  Der 
südiislli(  lie  T<il  des  ( iebietes  steht  unter  dem  au«  h  in  «ler  Hauth.lti^keit  xur  (lellun;* 
kommenden  l'.inlluss  der  Henediktinerabtei  Mün«  hen-(  iladbaeli.  «ler  Keni|MM»,  Dolkrn. 
(  )edl   inkoi|)orierl  wann.     Sü(  liteln  war  «ler  .\btei  !^.  Pantaleon  tu  Köln  ink«»r]n»riert. 

Den  Mittil|>unkt  «les  Kulturlebens  bildet  Kenipi-n.  im  lahrc  1394  jnir  Slnill 
erholKii,  dei  liauplorl  eines  der  sieben  .\mter  des  Kölnis»  lien  Nie<|en»lifls  Nur 
vorüberjrehvnd  wird  die  \ojrtei  über  Kempen  .in  die  NLirkpraten  Von  JOlieh  und  «lic 
Herren  von  d<r  Mark  übertragen.  Hrüggen,  Dülken  uml  Süt  hleln.  und  drr  wc*lli«  hc 
Zipfel  bis  naeh  Kaldeiikin  hell  gehören  vom  Ausgange  i\vs  iS.  Jh.  an  dem  Ilrrxogtum 
Jülith  zu  und  bleiben  in  d.s>„  n  Mesitz  bis  zur  französis«  hrn  Invasion  *t»n  l794. 
Dülken   geht    1 493,   Sü«  hleln    i494    \on   ilen  (;r.ifen    von  Moeis  an   die  ller«.-^   von 


2  EINLEITUNG. 

lülii-h-Bcrg  über.  Brüggcn  bildet  seit  i544  ein  jüliclischcs  Amt.  Der  östliche  Teil  des 
Kreises  mit  dem  halben  Flecken  Hüls  gehr>rt  der  Grafschaft,  seit  i7o7  dem  Fürstentum 
Moers  an,  tler  nordwestliche  Grenzstreifen  dem  Herzogtum  Geldern;  er  geht  mit 
diesem  im  i6.  ]h.  erst  in  österreichischen,  dann  in  spanischen  Besitz  über.  Am 
24.  Brumaire  HI  (i4.  November  i794)  ward  das  Gebiet  des  heutigen  Kreises  von 
den  Franzosen  in  Besitz  genommen  und  nachmals  dem  Roerdepartemcnt  überwiesen, 
dem  es  bis  zum  Jahre  1 8 1 3  angehr)rte. 

Durch  vier  Jahrhundertc  hindurch  bildete  das  Land  zwischen  Niers  und  Schwalm, 
wo  vier  Gebiete  aneinanderstiessen,  den  Haupttummclplatz  der  kriegerischen  Ereignisse 
am  Niederrhein.     Zuerst   hatte   das  Land   i358  in  dem  Streite  zwischen  dem  Herzog 
v(in  Geldern   und   dem  Grafen   von  Clevc   zu   leiden;    i372  Hess  Erzbischof  Friedrich 
von  Köiln  das  Land  Kempen  durch  eine  Landwehr  und  damit  x'crbundene  Festungs- 
werke  gegen   das    Crefelder   Gebiet    abgrenzen.     Neunzehn  Jahre    spfiter    unternahm 
Graf  Engelbert  \on  der  Mark  seinen   berüchtigten   Streifzug  durch   das   Kurkr)lnische 
Land.     Bei  der  Belagerung   der  Stadt  Neuss  durch  Karl   den  Kühnen   von  Burgund, 
i474.  ward  das  spätere  Amt  Brüggen  im  Südwesten  des  Kreises  schwer  heimgesucht. 
Am  tiefsten  griffen  der  Truchsessische  Krieg  und  der  Hessenkrieg  in  die  wirtschaftlichen 
Verhältnisse   ein.     Der  Graf  Adolph    von   Moers   hatte    für   den    Kurfürsten   Gebhard 
gegen  den  Erzbischnf  Ernst  von  Bayern  Partei  ergriffen  und  erfocht  am  i  7.  November 
i583   bei   Hüls   einen   glänzenden   Sieg.     Das   Land   ward   ringsum   verwüstet,   in   den 
Jahren   i585  und  i586   im  ganzen  Gebiet  kein  Acker  besät.     Im  Jahre  i642  fiel  der 
franzfisische   Heerführer  Jean    Baptist   Budes,    Graf  von   Guebriant,    mit   seinen  Wei- 
marischen Truj^pen  in  Verbindung  mit  dem  Hessischen  Oberst  Eberstein  in  das  Kril- 
nische   und  Jülichsche   Gebiet   ein.     Der  General   Lamboy    ward   von   ihnen    auf  der 
Haide  von  S.  T()nis  überfallen   und   geschlagen.     Die  Sieger  erstürmten  Kempen  und 
Ocdt,  verbrannten  Grefrath  und  verwüsteten  Dülken  und  Süchteln.     Was  die  Woo-en 
des  dreissigjährigen  Krieges   an   hervorragenden   Bauten   und   Kunstdenkmäiem   nicht 
fortgeschwemmt  hatten,  das  fegten  zum  grössten  Teil  die  Stürme  des  spanischen  Erb- 
folgekrieges  und   des   siebenjährigen  Krieges   liinweg.     Kempen  wurde  im  Jahre  i7o2 
von  den  Alliierten  eingenommen,  am  23.  Juni  i758  die  zweite  Schlacht  auf  der  Haide 
vr.n  S.  Trmis  bei  Crefeld  geschlagen,  in  der  Herzog  Ferdinand  von  Braunschweig  über 
die  Franzosen  unter  Graf  Clermont  .siebte. 

Für  die  Entfaltung  einer  reichen  Bauthätigkeit  bot  das  an  Ort  und  Stelle  zur 
Verfügung  stehende  Steinmaterial  wenig  Mittel.  Die  tertiären  Gruppen  sind  durchweg 
durch  diluviale  Gendl-,  Sand-  und  Lehmlager  bedeckt;  nur  bei  Süchteln  auf  dem  linken 
Ufer  der  Niers  tritt  ein  ockergelber  loser  Sandstein  von  geringer  Festigkeit  mit  marinen 
Verstemcrungcn  zu  Tage.  Die  Landh()lien  im  Westen  des  Kreises,  nördlich  von  Brüeffen 
nach  Kaldenkirchcn  zu,  ein  schmaler  Streifen,  der  sich  von  Rheydt  und  Gladbach  an 
Dülken  vorüber  na(  h  Hinsbeck  hinzieht,  und  der  Hülserberg  sind  mit  Diluvium,  die 
Thalflüfhen  und  Niederungen  mit  Alluvium  bedeckt. 


KiNr.F.niJso.  j 

Am  rislli(  Ihii  Ahli.'ing  des  aus  fJc-n'illcn  mit  Sand  hestclK-nden  HülstTlKTf^fs 
zeigen  si<  h  im/.'ilili^e  kleine  alte  (jruheii,  die  alxr  kein  Haumaterial,  sondm»  in  tler 
Hauptsache  nur  Hesc  liüttungsmaterial  ergeben  konnten.  Das  Gerolle  bestellt  aas 
weissem  Quarz,  Quarzit,  allen  Abwandelungen  devonischer  Sandsteine  und  wenigen 
Stücken  Non  l'untsandstein.  Auf  der  Hügelkette  von  Tönisberg  finden  sich  wenige 
erratische  (jranitblöcke,  die  den  l'bergang  in  (jneis  zeigen;  sie  haben  aber  eine 
svstematische  Verwendung  ni(  ht  gefunden.  Somit  war  der  ganze  I^'indstrich  nuf  die 
Herstellung  von  Ba(  ksteinen  angewiesen,  die  durcl»  die  in  rei«hster  Menge  vorliandc-nen 
Lager  von  Lehm  und  Tlion.  die  bei  l'rüggen  bis  zu  7  Metern  anstehen,  unterstützt 
wurde.  Diese  Ziegelb.'lckereien  bestelu-n  sclinn  im  i3.  |h.  luul  errei»  l»en  in  der 
2.  Hriifte  des  i5.  Jh.  ihre  grösstc  Ausdehnung.  Die  Mehrzahl  der  Kem|H'ner  Bauten 
ist  aus  diesen  heimischen  Bau.steinen  errichtet.  Für  einzelne  Anlagen,  so  die  Kem- 
pener I'larrkin  he,  ward  Tüll  aus  der  Ferne,  zumal  .ins  Nietiermendig  und  aus  ileni 
Brohlthal,  beschallt,  für  .Skulpturen  fand  der  Xamurer  Blaustein  Anwendung. 


LITTKRATIJR. 

A.  ].  BiNTFKi.M  und  }.  H.  MooRKX,  Die  alte  und  neue  F.rzdiöcese  K<'ln.  in 
Dekanate  eingeteilt,  Mainz  1828— i83o,  2  Fi.'lnile  (abgekürzt:  F.  K.i.  F.  von  Rkstorfk. 
'rop<igrai>hisch-Statistis(  he  Beschreibung  der  Kgl.  I'reussischen  Kheinprovinzen.  Berlin 
i83o,  S.  543.  —  ().  VON  Mri.M.VNN,  Statistik  des  Regierungsl)ezirks  DiKselilorf,  Ner- 
lohn  1864.  —  Bknzkniu-kc,  Über  l'rovinzialverfassung  mit  Rücksicht  auf  Jülich.  C'leve, 
Berg   und   Mark,    Hamm   iSi9,    I,   S.  443.  Historisch -Cjeographi.sche    Bi*s»hreibunp 

des  Frzstifts  Ki'iln.  eine  n/.tige  Beilag«'  zu  des  Herrn  Brs<  nixc;s  RrdlR-schreibung. 
Frankfurt  i783.  —  Al.ovs  .S<  h.miiz.  M««lizinis»  h«'  Topographie  des  .S«  hwahu-  und 
Nette-  und  eines  Teilis  des  Niers-(  Jebietes,  Viersen  l87l.  A.C.  Bokufck,  Gcs«  hiclite 
der  I,.'inder  ('le\e,  .M.nk,  [iilith,  Duisburg  1800.  —  H.  .\l  H.FI.T,  des«  hichte  der 
(Irafen  und  Herren  \i.n  .M-mis.  Düsseldorf  1 848.  J.  A.  Nl|m»FF.  (leilenkwaanlig- 
heden  uit  de  ge.schiedenis  van  ( ielderland.  »lonr  onuitgegeven  oorkoiulen  opgeheUlerl 
en    bevesligt,    Arnheim    i83o    -1862,    6    B.'ln«l«'.  W     .\.  van   Spafs,   Oordeelkuntlige 

Inleiding  toi  de  Historie  v.ni  ( leldtrkmd,  l'trecht  180I  -  l8o5,  4  B.'hule.  Fk.  Nkttks- 
III  IM,  (uMhichte  d<r  Stadt  und  des  .\mt<s  ( leidern  mit  Berücksichtigung  der  I-indo- 
gesdiichte,    Cieleld    1 86:{.  Ders.,    ( !es(  hiclite    der    .S  liulen    im    allen    llcrit«*gtum 

(liidein,     Düsseldorf    1881.  1'.    NoKKl  NHFKc..     Beiträge    zur    I.okalge^c  liic  l»te    «I«*». 

Niederrhcins.  Viersen  l873      1886.  6  B.'lnde.  A.  Faiinf.    Die  IhnaMen.  Kreihcrrrn 

und    jel/i-en    Crafen    von    r..»choliz,    Köln    |857.    4   Rinde.  I..  KssFX,    Frank rri«h 

und  dir  .Niedi  i  ihein  odei  (  usc  hii  hie  von  Stadt  und    Kursl.t.it   K«'>ln  hoiI  dem  dn,' 
j.'lhrigen   Kriege-  bis  /ui    französischen  ( )kkupation.   Köln  l855.   I.  S   i:  lieatrum 

r 


4  EINt.KlTUNr,. 

Europaouin  oclor  ausführlirhc  uiul  wahrhafli^-e  Bcsc^hrcibiing  aller  und  jeder  denk- 
würdijxcn  Geschichten,  so  sie  sich  hin  und  wieder  ii^  tler  Welt,  fürneniblith  aber  in 
Europa  und  TeutschlanckMi,  sowohl  im  Religion-  als  Profanwcsen  vom  Jahre  Christi  i6i7 
zugetragen  luit,  beschrieben  dmth  Jon.  Pmi..  Abelinum,  Franldurt  1662,  2 1  Bände. 
—  Schauplatz  des  Krieges,  aufgerichtet  in  ilen  vereinigten  Niederlanden  durch  die 
Waflen  der  Könige  von  Frankreich  und  England,  Kölnisclie  und  Münsterische 
Bischöfe,  Amsterdam  i675,  4  Bände.  —  G.  Drouvex,  Die  Reformation  in  der  Köilnisc  hen 
Kirchenprovinz  zur  Zeit  des  Erzbiscliofs  und  Kurfürsten  Hermann  V.,  Grafen  zu  Wied, 
Xeu.is  1876,  S.  2  76. 


ABKÜRZUNGEN 

für   die    lu'iufiger  genannten  Werke. 

Lacomhlet,  ÜB.  —  Th.  J.  Lacomblel,  Urkinulenl)iich  für  die  Geschichte  des  Niederrheins,  Düssel- 
dorf 1840—1857,  4  l?de. 

Hinterini  u.  Mooren,  D.  C.  —  Binterim  u.  Mooren,  Rheinisch -westfälischer  diplomatischer  Codex, 
Mauiz  1830,  2  Bde. 

p,.  J.  _  J.-xhrbUcher  des  Vereins  von  Altertumsfreimden  im  Rheinlande,  I  (1841)  —  LXXXIX  (1800). 

Ann.  h.V.  N.   —  Annalen  des  historischen  Vereins  für  den  Niederrhein,   I  (1855)  —  LI  (1891). 

Wd.  Zs.  —  Westdeutsche  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst,  I  (1882)  — IX  (1890). 

Nrh.  —  Der  Niederrhein.  Wochenblatt  für  niederrheinische  Geschichte  und  Alterthumskunde,  1878, 
1879,  1884— 188G. 

Nrh.  G.  _  Niedarrheinischer  Geschichtsfreund,  I  (1879)— VI  (1884). 


^ 


AM1:RN  SAN  Kl'  ANTOX. 

I'I*AR1\  K  I  K(   1 1 1{    (lil.  s.  Aiiti.iiii   alili.».     S(  hi.inki.s,    Tlur    Aiiu-rn    >.  Anliiii:  prankirch« 
Nili.  (;.  i879,  S.  i5.         lliNTKKiM  u.  MooKiv,  K.  K.  II.  S.  55. 

Iliiiidscliriftl.  Qu.      Kin  liriirciUcii-    und    Kc.  Iiinm'j>lirn  Ikt    \.iii    i66i    an 
LagtTl)in  her  \nn    i757  an   im    ITarrarcliiv. 

Anun»  wird  zum  crslcn  Male  im  j.  i  iSS  in  <Uni  Vcr/i-idiiiis  tier  (iüter-  UcMhkhic. 
crwirlumgiii  des  Krzl)is<  Imfs  l'liili|)|)  I.  \,>u  \\(>\n  {L.  von  Lkoehur,  (icM-hülUe  drr 
Stadt  und  Il(rrs(  liaft  Vlnlln»,  IJirlin  1.S29.  S.  io9.  --  Skiijkkt/.  rrkumh-nhiirli  zur 
Lando-  und  Rt'<  litsgcst  lii(  litc  dis  IIiTzogtums  \\'cslfal»-n,  Arn>lMTi,'  I.S54.  III,  Nr.  io72) 
uikI  in  IJhcninstinunung  damit  in  dem  Kopiar  di-s  Kr/liis«  Imls  Sit-gfrird  ( Milllifilufigfii 
aus  dem  Stadtan  liivc  V(.n  Kuln  \II,  S.  62,  Nr.  54)  crwülint.  Im  J.  1261  wird  der 
erste  Pfarrer  von  Anu-rn,  W'illitlm,  der  Stifter  der  Kirehe  vi>n  I.üttelforst.  genuniit 
(HiNTKKi.M  u.  .MiiOKKX,  I).  C.  I,  S,  3l8);  das  Kirrlienpatmnat  uml  der  Zehnte  gclu-n 
1267  duK  li  Xtikauf  \(in  .\rn<ilil,  Herrn  zu  Niederamern,  an  das  Xanti.sehe  Stift  üIkt 
(HiMLKi.M  u.  .MooKK.v,  I).  ( '.  I,  S.  3o8 ).  Die  Ciründung  der  l>estehcnden  Kirehe 
gesi  liali  nach  der  unten   erwähnten   Ins«  hrift  im   ].    l49l. 

Die  Kirihe  ist  ein  dreiseliifliger  spätgt»tl»iseli«T  Hau  mit  in  «ier  Breite  tle>  i;». 
Mittels«  hilles  vorspringendem  ('i»«)r  un«l  dreisttkkigein  W'esttunn.  Die  liehte  Ijlif<- 
l)etrilgt  i8.7o  m,  die  Hellte  Weite  12,20  in,  die  liehte  Lunge  des  Chores  8  ni,  >• 
li«lite  Weite  6  m.  Das  Mat«rial  «l<s  Turmes  ist  im  «t>1«ii  und  dritten  Stinkwerk 
Ha«  kstein.  im  zweiten  Haustein,  an  d«  r  Westseite  mit  Ziegeln  getli«  kt.  Sehifl"  uml 
Chor  sind  mit  Tullstein  aufgeniauert,  der  sehr  verwittert  und  vielfai  h  tlun  h  B;iek- 
stein  ersetzt  ist.  Die  Strebepfeiler  hestehen  zum  gro.ssen  Teil  au>  Zi«'geln,  ehenso  die 
ohen-n  Ti'iie  de>  Chores,  an  dessi-n  N«irdseite  der  Tutf  mit  Ziegelhilnilern  wccliselt. 
Xordli«  h  ist  eine  Sakristei  (I\'l.  südli«  h  eine  \'orhalle  (\')  angehaut. 

D«r    mit    einem    Mathen    I'vramidenda«  h    eingedeekte   Turn»    (III)    enthalt    im 
ersten  Sto«  k   an   der  West.seite    eini"    im  Spitzbogen  geMhl<»ssene   HIenile.   die  &,is  mit 
horizontalem  Sturz  ge.sehlossene  Portal    und    «-in    einarhsiges  Fen>ter  ntit   I)rei|>,iv>  im 
Masswerk    umrahmt.     Das    zweite    und    dritte  Stoekwerk    zeigen    auf  jetler  St'itc   «wei 
spitzhogige  einaehsige  Hlemlen,  der«n  oln-re  Il.'llften  im  dritten  St«  nk  von  den  S ' 
li')«  hern  dun  hhroehen  sind.     Diese  HIendenverzierung  ist  typisch  ftU  viel«' Tunn  •' 
«les    Niederrh«'ins,   sie    kehrt    in    der   glei«  hen   einfaih.stcn    Form    ui.d.  1    in  S    ' 
Ti'mi.slH-rg,   Issum,  Swalmen  hei  Koerinoiul. 

Die  Turndialle  ist  llaeh  gedeckt  und  oHhet  si«  h  im  Spit/Inigcn  f^e^'U  tli^  MiHrl- 
s(  hin      Die  vier  SJUih-n  sind  aus  Troinnu-ln  zus;nnmenge!K'l/l;  »lie  liolicn,  nuuien.  »> 
Vorspringenden    Hasen    ohne    Tlinlhen    imd    die   einfaehen,   »c*  h>  K.ipil.lle   -m»! 

spater  angefügt.     Zu    den  Seiten   des  Triumphhogen.s   und   tle?»    lunuiiogen-»    1 
si(  h    Haihs.'iulen.      Die    einfa«  h    profiliirt«n    Kippen    der    KreuzgewolU*   M't#en 
pohgonaler   K.ipit.ll«  hen  auf  Dreivi«rtelv<lul»  lu-n  auf.   die  rnnh  UIht  den  Tr. 
kapital«!!    üiit    einer   Konsole  ahs«  hliess«ii.      Die   Rippen    halxM»    eine    ai 


KREIS   KEMPEN. 


Inschrifci 


Pfarrkirche,  fast  geradlinige  Fi)rm  erhalten  dadurch,  dass  die  Centren  der  Kreise,  welche  mit 
einem  Ausschnitt  der  Peripherie  die  Rippen  bilden,  bedeutend  unter  der  von  einem 
Kapital  zum  andern  gezogenen  horizontalen  Ansatzlinie  liegen.  Die  Seitenschiffe  ent- 
halten je  drei  grosse  im  Spitzbogen  geschlossene  Fenster  ohne  INIasswerk.  Der  Chor 
zeigt  nur  an  den  Längsseiten  Fenster,  unter  denen  im  Spitzbogen  geschlossene  Blenden 
die  IMauer  beleben,  die  Fenster  des  Chorabschlusses  sind  vermauert. 

Am  Südportal  findet  sich  ein  Ge- 
denkstein eingemauert  mit  der  In- 
schrift, die  sich  auf  die  Erbauung  der 
Kirche  bezieht: 

ANO    DNI    l49o    IXD    EY 
LACHT    WILM    I    D    LIDE 
IND    LESDET    DE    IRSTEN 
STEI    DOE    WAS    ID 
ALSO    GESTALT    DAT    EY 
MALDER    KOGGE    ECHT 
DE    HALUE    GULDE    GALT 

Die  Linde  ist  eine  Bauernschaft  zwi- 
schen Amern  S.  Anton  und  Burgwaldniel. 
LESDET  ist  ein  Versehen  des  Steinmetzen 
und  dafür  lesbet  =  Lisbeth  zu  lesen 
(ScHLÜNKES,  Nrh.  G.  i879,  S.  i5).  Der 
angegebene  Preis  des  Roggens  {V/^  Gul- 
den) ist  ein  ausserordentlich  hoher,  her- 
vorgerufen durch  die  Teuerung  der  Jahre 
l49o  — 1492  (vgl.  die  ähnlichen  Angaben 
im  Chronicon  monasterii  Campensis  ed. 
Herm.  Keussen,  Ann.h.V.N.  XX,  S.  325, 
und  den  Bericht  im  Roten  Buch  der  Stadt 
Kempen  von  Goerdt  Kessel,  Hand- 
schrift im  Kempener  Stadtarchiv,  A,  Nr.  9 ; 
dazu  J.  W.  Brewer,  Vaterländische  Chro- 
nik der  Kgl.  Preussischen  Rheinprovinzen, 
Köln  1825,  I,  S.  i42). 
Hochaltar,  einfacher  barocker  Aufbau  vom  Ende  des  i7.  Jh.  Vier  marmorierte 
Holzsäulen  mit  vergoldeten  Kapitalen  tragen  einen  geschweiften,  in  der  Mitte  durch- 
brochenen Giebel,  über  dem  sich  die  Figur  des  h.  Antonius  erhebt.  Im  Mittelfelde 
ein  dürftiges  Ölbild  mit  der  Darstellung  Christi  am  Kreuz. 

Südlicher  Seitenaltar,  wertloser  barocker  Aufbau.  Im  Mittelfelde  Gemälde 
der  Versuchung  des  h.  Antonius,  im  oberen  Aufsatz  die  Auferstehung  Christi. 

Nördlicher  Seitenaltar,  der  Aufbau  gleich  dem  obengenannten.  Im  Auf- 
satz Madonna  in  Wolken,  im  Mittelfelde  Christus  nach  der  Auferstehung  Maria 
Magdalena  im  Garten  erscheinend. 

Orgelbühne,  inschriftlich  von   i7i7,  mit  einfacher  h.ilzerner  Brüstung. 
Taufstein  aus  Granit,  einfache  Banjckarbeit  des  i7.Jh.,  mit  halbkugelförmigem 
Be<  ken  auf  cvlindriscliem  Schaft  und  quadratischer  PHnthe. 


Altarc. 


hl  i  n  i  I  I  f  11 


^.n 


Fig.  1.    Amern  S.  Anton.    Grundriss  der  Pfarrkirche. 


Orgelbiihne. 
Taubtein. 


AMERN   SANKT   ANTON   —  AMERN   SANKT  GEORG.  7 

Hr.lzfi^rur  des  li.  Aiitoiiiiis  ;tin  Ch< »reingang,    i,25  m  hocli.   gutes  Werk    vom  prarrkir^l 
Anfang   des    l6.  Jh.    in    alter    l'«>l\<  limniierung.      Der    Heilige   als   Greis,    mit   sorgfältig     H«u«.«uf« 
beliandelten  gedrehten   Locken  und  langem   Hart,   setzt   den  Stal»  in  der  Rcehten  auf 
eine  si(  h  unter  .seinen   PYi-ssen  krünunende  Teufelsgestalt. 

Auf  dein   Kin  henlxKJeii :    Ihd/fiiiur  der  Jungfrau  Maria,   mit  weisser  Ölfarbe 
überstrichen,  handwerksmässige  Arbeit  v«>in    Knde  des   i7.  Jh. 

Glocken.    Die  grr>sste  von  i476  mit  einer  I)arstellung  des  Gekreuzigten  zwisthcn      Glocke«. 
Jrthannes    und    IMaria    in    Basrelief   und    der    Inschrift:    anno  millkno  «juatercexte- 

.SIMO     .SKl'IUAMK.SIMO     SKXIO     .MKNSIS     No\.\     JINII     H'KKAT     KLSA<JUE    «AMPANA.       lUX: 
CUNCTIS    tOGNITUM.       .M.VKIA     NOMKN    MKHI     [)\TIM,       I>i;    VKNLO    FECIT    JOHANNES    ME 

SIC  REKKriT.  —   Fusaque  für  fusa  liec. 

Die    mittlere  von   i476  mit   der  bisihrift:    sacer   antoni   tancrati    nostkioue 

PATRf)NI    VESTRIS    PRECTBU.S    PRO    NOBIS    (  HKISTIM    SirPPI.ICANTES    ANNO    .M(  (  C  CLXXVI. 

Die  kleinste  mit  der  Inschrift:    ai.exius  pktit  .me  kudit  anno  i756. 

Im  PI'WRRHAUS  hölzerner  Opferteller  mit  dem  Haujite  Jotuinncs  des  Pr*trH>ai 
Tjiufcrs  in  alter  I'olyc  hroinierung,  trelllic  he,  mit  auffallciidcin  K«-alisnuis  durchgeführte  SVaip»iw«i 
niederrheinisc  hc;  Arbeit  vom  Knde  des  l5.  Jh.  Das  Hau|it  des  Täufers  mit  erstarrten 
Zügen,  geschlossenen  Augen,  spitzer  Nase,  hallxillenem  .Mund,  der  unter  der  krampf- 
haft heraufgezogenen  ( )berlippe  die  Z.'ihne  zeigt,  liegt  auf  einer  llaehen  S<  liüssel  von 
36  cm  im  Durchmesser.  Cliarakteristisc  h  ist  die  Behandlung  ehr  in  einzelnen  Strilhnrn 
zusammengedrehten  Haare  und  des  schwarzen  Bartes.  Kine  ühnliihc  Arbeit  in  der 
S.  Christophskirche  zu  Kc>ermond,  in  Süc  hteln  und  in   Brai  ht. 

.\uf  dem  Speicher:  Holzfigur  des  h.  Joseph,  (iegenstück  zu  der  auf  dem 
Kirc  lienboden  erw.'iluileii,  i,4om  hoch,  weiss  angestrichene  Bannkarbeil  [i\\v  Arme 
und  ein  Stück  des  weiten   Mantels  fehlen). 


AMI'RN  SANKT  (d'ORC. 

TIA  K  R  K  1  l\(   II  K   (lit.  s.  ( ieorgii   m.i.     Bintkri.m  u.  .Mooren.  K.  K.  II.  .s.  55.  prarfkirck 

In  d(  II  |.  1882  —  l8S4  durch  einen  ger.'lumigen  gothis«hen  NeulMU  des  IJau- 
nu'isters  I'ickel  aus  Düsseldorf  ersetzt.  \'on  dem  .'liieren  Bau  steht  nur  ikhI»  der 
dreistc'xkige  aus  Backsteiiun  aufgeführte  Turm  mit  aehtseitigem  Helm,  wie  die  Mali- 
verwandten Turmanlagen  zu  .S.  Tclnisberg,  S.  Hubert,  aii.s  der  2.  H.  iIcs  l5.  Jli. 
stammc-iul.  Im  unteren  Stockwerk  eine  gro.sse  spitzbogige  Blentle,  die  tias  hxri/ontal 
gc'sc  hlosseiie  l'ortal  imd  das  Fenster  der  Turmvorh.ille  enth.'lll,  in  tleii  In-iden  ol»rren 
Gc-sc  hossen   je    zwc-i    spitzbogige   Blenden   mit  «inf.ic  h  pro|ilic-rten   .\xen  aus   B,i«  kstrin. 

Kanzel    mit   sec  h.sseitigem  Geh.'lus«-  von  i7o7    und   ilem  Glironosliilu»!» :    prar-       iUbmI. 
DIC.i   le  oMiiI   CreatVre  (Marc-.  W'I,  i5i. 

Taufstein,    einlache    Barockarbeil   aus   Marmor   mit   se«  livicitigem  S«  haft    und      r« 
ovalem   Becken. 

Monstranz    von    vergoldclem    .Silber,    60  cm    ho«  h,    \oiu   J.   i7l6.      D«r    hu>-     m      ••-.» 
enth;ilt    in    \  ier   Medaillons    Darslc-Ilungen   der   vier   Kvangelislen    mit    i»-"  1,  <i  ilIh.!.  n. 
D.is    c  ylindrisc  he    Glasgch.'luse     ist     H.mkiert     von    zwei     l'aaren    grwn  n. 

zwischen  denen  die  silbernen  .Statuetten  von   Maria  uml  Joseph,  QhcT  dienen  die  v..n 
Georg  und  Sebastian  angebraiht  sind.     .\uf  ch-m  oberen  AufsaU  die  Halbti^Mu  ' 

7 


S  KREIS   KEMPEN. 

PUitkirclie.  Vaters  mit  ilor  Woltkusiel,   ülier  ihm,    von  zwei  Engeln  gehalten,    eine  Krone  als  Bal- 
dachin.     Als  Träger  der  Hostie  dient  ein    Pelikan,  der  seine  Jungen  füttert. 
Holiiigur.  Auf  dem   Kirehenboden :    Pohclu-omierte  Holzfigur  des  h.  Sebastian,    hand- 

wcrksmässige  Arbeit  des  i7.Jh.,  9o  cm  hoeh. 
Glocken.  Glocken.     Die  grösste  von  i463  mit  der  Inschrift:    anno  domini  mcccclxhi. 

O  150NK  JHESr    MlSKRKRlv  NOSTRl.      VOCOR  JHESU.S.      FU.SA  SUM  IN  AMER  .SANCTI  GEORGII. 

Darunter  in  llachem  Relief  ein  Medaillon  mit  ligurenreicher  Kreuzigungsgruppe. 

Die  kleinere  von  i4ii  mit  der  Inschrift:   EUSA  SUM  IN  amber  .sancti  georgii 

ANNO    DO.MINI    MCCCCXI.       M.\R1A    VUCOK. 


BOCHOLT. 


Burg.  BURG  BOCHOLT.    A.  Fahne,  Die  Dynasten,  Freiherren  und  jetzigen  Grafen 

von  Bocholtz.  Beitrag  zur  alten  Geographie,  Rechts-,  Sitten-  und  Kulturgeschichte 
des  Xiederrheins,  Kriln  i857,  4  Bände.  —  Ders.,  Codex  diplomaticus  gentis  Bochul- 
tanae,  Köln  1860. 


•«-■h  Ht-J^vy 


Fig.  2,    Burg  Bocholt.    SitiiatioiispUn. 


Geichichte.  Die    Bufg    Bcjcliolt    wird    urkundlich     zum    ersten    Male    im   J.    io96    erwähnt 

(Xotice  histurique  sur  l'ancien  chapitre  de  chanoinesses  nobles  de  Munsterbilsen, 
(Jand  i848,  p.  45)  und  befand  sieh  nebst  den  Dürfern  Ober-  und  Nieder -Bocholtz 
ständig  im  Besitz  der  Familie  vcm  Bocholtz.  Ihre  erste  Gründung  wird  mit  Wahr- 
scheinliclikeit  mit  dem  Bau  der  Kadsstrasse  von  Aachen  nach  Nymwegen  in  Ver- 
Vjindung  gebracht,  einer  römischen  Heerstrasse,  die  vom  Boichberg  bei  Straelen 
über   Hcrongen,    Krickenbeck,    Hinsbeck    in   der  Richtung   nach  Dülken   führte    (ein- 


BOCHOLT. 


getragen  als  Karlsstrasse  in  der  Karte  des  Kreises  (jeldern  vim  M.  iiuyx  in  Nieukcrk. 
—  Vgl.  B.  J.  LXIV,  S.  18)  und  deren  Spuren  in  einer  Kntfrrnung  \<in  45o  m  nord- 
östlich  von  dir   Hurg  na<  liweishar  sinil   (vgl.  tien  Situatinusplan   Fig.  2). 

Die   Hurg   war    Lehen    von  (jeltlerfi,   wird    l326    Hof  zu   H«»<h«>lt    (K.VUNE,  OkI. 
dipl.  p.  3')),    1-144  \\'<re    {Ci>i\.  dipl.  p.  6ü),    i4.S6   Haus    und    II'>f  zu    Hueholi   genannt 


Buij. 


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Fii:-3.    Oiirc  llocholl.    Kaixilurnt. 


((j»d.  dipl.  p.  Si,  Vgl.  die  .\us/.(\ge  aus  tien  (JeUlrisihen  Lehcn^regi-Mem  von   1J36  l>i» 
|556  elunda   p.  .V;). 

l'her  die  Ciründung  d<r  im«  h  in  den  Resten  erhaltenen  Hauten  licRrn  kruu-tki 
Urkundti\  vor.  Di«-  Kapelle  im  Kaiserlurm.  die  InTcit»  eine  S  h<ipfung  de*  l4.  Jh. 
ist,  wirtl  erst  i5.?l  und   i67S  ^C■..d.  dipl.  p.  lo.?  und   a3 1 1  genannt. 

Die  Ihng  lie^t  in  einen»  keyselarligen.   300  n»  langen  un.l  \^c\\w  lirritrn  Tcmiin-  tWMk««.w..f 
ahsthnill    und    war    ehemals    v..n    zwei  (ir.'lhen    und    einet    l  mg   untgrlicn.     Di« 

Uniwallung    und    der   üiuvsere    (krähen   .sintI    auf   iler    \Ve>t-    und    SiUJMite    n.»c-h    v»ill. 


lO 


KREIS    KEMPEN. 


Bur: 


Kaiserturm. 


Thorbau. 


Ständig  erhalten  und  lassen  sicli  aucli  an  den  beiden  anderen  Seiten  im  \ollen 
Umkreise  narhweisen.  Der  erhaltene  Teil  des  Walles  ist  auf  der  H()he  abgeplattet 
und  fallt  auf  den  Seiten  steil  ai).  Die  alte  Burganlage  gruppierte  sieh,  wie  aus  der  alten 
Abbildung  von  i646  (Fahne  a.  a.  ().  S.  287)  hervorgeht,  um  den  erhaltenen  Turm  B. 
Der  Kaiserturm  (Fig.  2  B),  mit  Unrecht  auf  Karl  den  Grossen  zurückgeführt 
(Fahne,  Dynasten  von  Bocholtz  I,  S.  ii6),  ist  ein  Backsteinbau  des  i4.  Jh.  in  vier 
Stockwerken,  zu  denen  noch  ein  nur  \on  oben  zugängliches  Kellergewölbe  kommt, 
mit  einem  quadratischen  Grundriss  von  7,4  m  Seitenlänge  und  einer  Gesammthöhe 
von  2  1.5  m.  Die  IMauerstärke  des  Turmes  beträgt  im  unteren  Geschoss  2  m,  seine 
Fundamente   sind   auf  2  m  Höhe  durch  Tieferlegen   des   umgebenden  Terrains  bloss- 

gelegt  worden.  Das  erste  Stockwerk 
enthielt  die  Kapelle  (Fig.  3  A),  deren 
Wölbung  noch  zum  Teil  erhalten  ist: 
sie  bestand  in  einem  Kreuzgewölbe 
mit  ein  Stein  starken  Backsteinkappen 
zwischen  Diagonalrippen  aus  Nieder- 
mendiger  Tuffstein  mit  Hohlkehleprofil 
und  rundem  Schlussstein.  Die  darüber 
liegenden' Stockwerke  enthalten  grosse 
Blenden  mit  rundbogigen  Fenster- 
(»ffiiungen.  Den  Abschluss  des  Turmes 
l)ildet  ein  vorgekragter  Zinnenkranz 
mit  je  vier  Zinnen  auf  jeder  Seite. 
Im  Südwesten  zeigt  sich  der  Ansatz 
einer  Mauer  mit  Bogenstellung  im 
zweiten  Stockwerk. 

Von  den  Gebäuden  des  jetzigen 
Gehöftes  gehört  nur  der  Thorbau 
(Fig.  2  A)  der  älteren  Burganlage  an, 
nach  der  Ausführung  der  Details  ein 
Werk  aus  der  Mitte  des  iS.Jh.  Er 
ist  an  den  Kopfseiten  in  die  modernen 
Ökonomiegebäude  eingebaut.  Das 
Material  ist  Backstein,  die  Rippen  der 
Kapelle  bestehen  aus  Tuff,  an  den 
Ecktürmchen  wecliseln  Backstein  und  Mergelstein  in  Bändern,  die  Auskragungen  der 
Türmchen  und  das  Pfostenwerk  der  Fenster  des  ersten  Stockwerkes  sind  aus  Blaustein 
gefertigt.  Der  Bau  bildet  ein  Rechteck  und  enthält  zwei  Stockwerke  mit  hohem 
NN'almdache,  an  den  vier  Ecken  zeigen  sich  ausgekragte  fensterlose  Wachttürmchen 
mit  lujhem,  spitzen  Dach  über  doppeltem  Fries,  wovon  der  untere  ein  gespitzter  Klee- 
blattbogenfries  mit  zierlichem  Dreipass.  Das  Erdgeschoss  enthält  einen  etwa  6  m 
hrjhen,  mit  einem  Kreuzgewölbe  überspannten  Raum,  der  wahrscheinlich  gleichfalls 
als  Kapelle  diente.  Die  Rippen  und  Kämpferkonsolen  sind  in  derber  Profilierung, 
die  crsteren  mit  starker  Unterarbeitung  hergestellt  (Profil  b  in  Fig.  5).  Das  in  a 
befindliche  Wandschränkchen  mit  .schmiedeeisernem  Gitter,  umrahmt  von  zierhchem 
Tuff^tf-inprofil,  diente  offenbar  zur  Aufl)cwahrung  der  kirchlichen  Geräte.  Die  Durch- 
fahrt selbst,  mit  einem  Tonnengewölbe  von  Backstein  überdeckt,  dessen  Scheitel  um 
7o  «in  tiefer  liegt  als  der  Schlussstein  des  Kapellengewölbes,   enthält   in   der  südwest- 


Fig.  4.    Burg  Bocholt.    Thorbau. 


10 


BOCHOLT. 


11 


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II 


12  KREIS   KEMPEN. 

Durs  liihen  Ecke  eingebaut  das  Treppentünmlien  mit  gemauerten  Trittstufen.  In  der 
nr.rilliehen  Umfassungsmauer  befinden  sich  in  i  m  Höhe  drei  Schiessscharten  mit 
Ilausteineinrahmung.  Das  erste  Stockwerk  besitzt  eine  durchgehende  Holzdecke. 
Entsprechend  der  Hr>lienhige  des  Erdgeschossgewölbes  hat  der  Raum  über  der  Kapelle, 
tier  an  der  (östlichen  Seite  die  Reste  eines  Wandkamins  enthält,  eine  geringere  Licht- 
höhe als  die  beiden  über  der  Durchfahrt  gelegenen  Räume;  von  dem  einen  dieser 
Räume  war  tler  an  der  Westseite  vurgekragte  Aljort  zugänglich.  Das  Dach  mit 
liegender  Stuhlkonstruktion  aus  Eichenholz  ninunt  im  ersten  Kniegeschosse  einen 
gros.sen  Raum  auf,  von  tiem  aus  die  vier  Ecktürmchen  zugänglich  sind;  über  der 
Kehlbalkenlage  befindet  sich  der  Speicher. 
invciiwre.  Über    die   Ausstattung    der    Burg    geben    zwei    Inventare    Aufschluss    (gedruckt 

Eaiixe,  Cod.  dipl.  p.  i7i  und  25o),  deren  erstes  i584  die  Brüder  Egbert  und  Johann 
von  Bocholtz,  deren  zweites  i7o6  Jean  Arnold  und  Eduard  Bernard  von  Bocholtz 
aufgenonnnen  haben. 


BOISHEIM. 

Pf.-,r.kirchc.  PFARRKIRCHE  (tit.  s.  Petri  ap.).     Nrh.  G.  i884,  S.  55. 

Handschriftl.  Qu.    Verzeichnis  der  Reliquien  in  den  Farragines  des  Gelenius 
L\,   Fol.  332  (Köln,  Stadtarchiv). 
Geschichic.  Die    ctste    Nachricht    von    der    Kirche    giebt    der    zwischen    I2  58    und    i29i 

geschriebene  Liber  procurationum  et  petitionum  archidiaconi  Xantensis  (Binterim  u. 
]\Ioorex,  E.  K.  n,  S.  23),  der  eine  capella  in  Buysschen  erwähnt.  Eine  Eintragung 
des  i6.  Jh.  bemerkt  dazu:  Ecclesia  sancti  Petri  in  Bousheim  incorporata  monasterio 
sancti  Pantaleonis,  habet  communicantes  i6o.  Abbas  sancti  Pantaleonis  est  praesen- 
tator.  Locus  pertinet  ad  castrum  Brüggen.  Der  erste  Pfarrer  wird  im  J.  i445 
genannt.  Wenige  Jahrzehnte  darauf,  i487,  ward  die  noch  heute  stehende  Pfarrkirche 
errichtet,   wie    die   Inschrift    über    dem    Portale    des   nördlichen   Seitenschiffs   belehrt: 

IM    LVR    ON.S    HERE    MCCCCLXXXVII. 

Ucschrcibung.  Kleiner,    dreischiffiger  gothischer    Bau   mit   Säulen,    vorspringendem    Chor   und 

dreistöckigem  Westturm.  Das  Material  des  Turmes  ist  Backstein,  an  den  Seiten- 
schiffen wechseln  Ziegeln  mit  Tuffsteinbändern.  Der  mit  einem  achtseitigen  Helm 
gekrönte  Turm  zeigt  im  unteren  Stockwerk  über  dem  Portal  ein  einfaches  spitzbogiges 
Fenster  ohne  Masswerk,  in  den  beiden  anderen  Stockwerken  je  zwei  spitzbogige  Blenden, 
im  obersten  zur  Hälfte  von  den  Schalllöchern  durchbrochen. 

Die  vier  Säulen  des  Mittelschiffes  sind  durch  ein  einfaches  achtseitiges  Kapital 
gekrönt.  Die  Rippen  der  Kreuzgewölbe  setzen  mittelst  eines  einfach  skulptierten 
Blattkapitäles  auf  kurzen  Dreiviertelssäulen  auf,  die  aber  noch  oberhalb  des  genannten 
Säulenkapitäles  mit  einer  Konsole  abbrechen.  Die  dem  Mittelschiff  zugekehrten  freien 
Flächen  der  Scheidemauern  sind  durch  spitzbogige  Blenden  belebt.  Die  scharf  pro- 
filierten Rippen  am  Chor  setzen  gleichfalls  mittelst  eines  skulptierten  Blattkapitäls  auf 
Dreivicrtelssäulen  auf,  die  mit  einer  Konsole  abschliessen.  Zwei  derselben  zeigen 
^\'aj)pen  haltende,  polychromierte  Engelsfigürchen,  die  übrigen  grinsende  und  ver- 
zerrte Menschenköpfe. 

Die  Seiten-schiffe  enthalten  je  drei  gnjsse  einachsige  P'enster  mit  abfallenden 
Sohlbänken  und  einfachem  Masswerk  in  Hausteinen. 


12 


ROISUF.IM. 


i3 


Sakramcntsh.'iuschcn  an  der  Kvanj^clicnsiito  im  (lior.  xicrli«  hc  p>tiitMlici' 
Stcinnietzarhoit  von  ciiifa»  hrr  Ki)iistruktii>n,  i.  11.  dos  i5.Jli.  Auf  (|uadratisrlu'r  I'linthc 
trlul»!  si(  li  tkr  zweiseitige,  übere»  kj;esltlllf,  rci<  h  profilierte  S(liaft,  auf  dem  wietlerum 
ül)ere(  k,  so  dass  die  Unterll.'u  he  jjenau  auf  dii-  l'lintlie  projiriert  ist,  das  viersfili<;e 
f leli.'iuse  aufsetzt,  mit  <;ejr|i«-derteii  Pfeilern  zur  Seite  des  mittleren  (jitters,  über  diesem 
in  Il'xlirelief  die  Darstellutm  des  Abendmaliles,  bei  der  die  Jünj^er  an  der  vortlemi 
Seite  des  Tisches  vojjst.'indiii  frei  lieraus<;earbeitet  sind.  Die  Krönung  bilden  zwei 
Wimperj^e  mit  Dreipassfiillunjj;  zwis(  hen  drei  F'ialen.  Als  Aufsatz  erhebt  sieh  «larflber, 
wieder  ül)ere(  k  gestellt,  ein  vierseitiii^er  dun  hbnx  hener  Hau,  auf  jeder  Seite  <iureh 
einen  Spitzl)Oir(ii  al)'jes(  blossen,  über  liem  noi  h  uin  vicrseitijjer,  in  einer  Kreuzblume 
endender  Tleiler  emporrajjt. 


l'ig.fi.    nniilieiiii.    ririinilrii«  iiiut   Diirchfchiiilt 
der  ITnrrkirclic. 


Kig.  7.    lioitheiin.    Tauftlcin  in  dar  fterrhircH«. 


r^^kuim. 


("horstühle,   viersitzifj   auf  jetU-r  d»r   biiden  S»Mten  mit  llaehin  omainrnt  ili  n    ouw^ij 
Füllungen,  die  den  direkten  Cbergan^;  von  entarteten  sp-ltpithis.  hen  .M..ti\«  n  /u 
verstandenen  ( )rnan>enten  der  Frührenaiysan<c  zeijjrn.  einfa»  he  Arln-it  um  «la»  J.  l5io. 

Taufst  ein    voll    Mlauslein    in    der    Turmh.ille.      Auf    gemauertem    rvhmlK«whrn 
l'nlersatz  erhebt  sieh  «las  nuiile  M«.  ken.  das  ;in  vier  knrn'spon« Herenden  K* kr«  mh 
bearbeitete,    weit    hervorsprin;;en<le    Köpfe    y.eijjt.      Der   zwiv  hen   diesen    I  '■•    Teil 

des  M.mlels  enth.'llt   in   llaehem  ikisrelief  eini;eralimte  Ornamente,   Iw^tehei...  ....>  einem 

rohen    Kopf  mit  abstelunden  (  »hr«n    in   Vord«-ransirht.    von    «lev*en   Mum.I      .1.  t    Kinn 
n,i<  h  beiden  .Seiten  missverstandene  Akanthusbl.ltter  si<  h  Rl»  henirti»;  a\-  "  >• 

Sitzende  11  olzfiiiur  des  h.  Petrus  aN  Pa|»Hl,  mitlelmn-vMj.e  |»..|y.  hn.mierlr  Ailwil     M. 
aus  ilen  tisUn    |ai»rzehnten  des   |6.  Jh..  auf  einer    K«m.H4.le  im  Ch«»r. 


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h  a  u  $  c  li  e  n. 


l4  KREIS  KEMPEN. 

i'f.-,rrkir<-he.  Dic  Dosigiiatio  pnst(>r;ituuni  in  ducatu  Juliac  et  Montium  (Binterim  u.  Mooren, 

E.  K.  II.   S.  57)    erwähnt    ein   altarc   S.  Petri   et   Sebastiani   und   ein   altare   S.  Annae. 

Pfnrrh.-.,,..  PFARRHAUS.     Das   alte   Gebäude,   von   dem   Pfarrer  Goebclinus   de   Aquila 

^j445 i474)   im   J.  i452   gegründet,   ein   einfacher   Backsteinbau   mit  spitzem  Giebel 

und  Satteldach,  ist  i889  abgebrochen  und  durch  einen  Neubau  ersetzt  worden, 
s.  Lucien-  S.  LUCI P: N K APE LLE ,    kleiner  Backsteinbau   mit  geschweiftem  Giebel,   über 

k:.peiie.  ^^^^  ^j^..^  ^.^  jahreszalil  162?,  mit  runden  Liclitern  und  kleinem  hr)lzernen  Dach- 
reiter. Eine  Designatio  ecclesiarum  parochialium,  monasteriorum,  sacellorum  in  districtu 
christianitatis  Suchtclensis  \()n  Joannes  Numerich,  Pastor  in  Boisheim  in  den  Farragines 
des  Gclenius  IX,  fol.  33 1  (Kr>ln,  Stadtarchiv)  berichtet:  Unum  parrochia  haec  habet 
sacellum  titulo  S.  Luciae  \irginis  et  martyris,  anno  16 16  erectum  sed  nondum  dotatum. 
lu; Heren-  H E I LI G E N HAU S C H E N   bei   Haus  Lr.tsch   an   der   Strasse   zwischen  Bois- 

heim und  Brevell,  kleiner  Backsteinbau  des  i7.Jh.  mit  runder  Apsis. 

Holzfiguren,  wertlose  hcilzerne  Barockskulpturen  eines  Bischofs  und  eines  leuchter- 
tratjenden  Engels  auf  dem  Altar. 


BORN. 

pfnrrkirche.  PFARRKIRCHE    (tit.  s.  Pctri  ap.).    —    Handschriftl.  Qu.     Liber   omnium 

redituum  pastoratus  Bornenis  iuxta  veterem  pergamenum  et  librum  oblongum  a  d.  d. 
jxistore  Luden  i696  formatum  conscriptus  per  fr.  Jo.  Augustinum  Francken  ord.  s.  Crucis 
conventus  Brugcnsis  anno  i793  —  InDeX  pastorVM  eX  VetVstate  enVCLeatVs  (i696) 

—  genaues  Anniver.sarienverzeichnis  von  i435  an  —  Urkunden- Kopialbuch  von  i487 
an  —  Liber  baptismalis  von  i77o  mit  chronikalischen  Eintragungen  —  sämtlich 
im   Pfarrarchiv. 

Geschichte.  Eine    unverbürgte    und    unkritische    Überlieferung    berichtet,    dass    im    J.    9o4 

Ferdinand,  ein  Sohn  des  Walfried,  in  Born  eine  Kapelle  erbaute,  die  Franko,  der 
38.  Bischof  von  Lüttich,  konsekriert  habe  (Eintragung  im  Liber  baptismalis  mit  der 
.Schlussbemerkung:  Supradicta  narratio  germanica  extractus  archiv.  Leodiensis.  Vgl. 
Neues  Kempener  Wochenblatt,   herausg.  von  W.  Lehnen  in  S.  Hubert  l875,  2.  Januar. 

—  Nrh.  l879,  S.  i5j.  Die  Kirche  wird  zuerst  im  J.  Ii36  erwähnt  (Lacomblet,  ÜB.  IV, 
Nr.  621:  ecclesia  in  Bomo). 

Die  ersten  Nachrichten  über  den  Bau  der  jetzt  noch  stehenden  Kirche  stammen 
aus  dem  Beginn  des  i5.  Jh.  Bereits  i4i9  (Index  pastorum,  fol.  3)  ist  von  einer  Altar- 
.stiftung  die  Rede.  Im  J.  i433  wird  an  das  alte  Langhaus  zunächst  der  Chor 
gebaut  und  im  folgenden  Jahre  eingeweiht.  Erst  i45o  wird  mit  dem  Neubau  des 
Langhauses  begonnen.  Die  Jahreszahl  der  Erbauung  des  Chores  geben  zwei  Chronica 
consecrationis  primordialis  chori  et  altaris  summi  (Index  pastorum,  fol.  2):  CLaVes 
regnl  CocLorVM  sanCtVs  petrVs  Ibl  serVaVIt.  ChorVs  et  aLtare  In  lionoreM 
sanCtI  i)etrl  apostoLI  sanCtaeque  Vs.  barbarae  eXtrVebatVr.  Beide  ergeben  i434. 
Chronik.  Im  J.   i457    ist    der   Bau    vollendet.      Seine    ausführliche    Geschichte    giebt    die 

Chronik  im  Liber  redituum: 

.Sciendum,  quod  a.  a  nativitate  Christi  i42i  honorabilis  d.  Henricus  Siecht  natus 
de  Elmpt  receperit  residentiam  pastoralem  in  Born  de  collatione  dominorum  de  Weif- 
lichoven  habentium  dominium  bonorum  de  Born,  quorum  reddituarius  ipse  pastor  diu 
fuit.    Dehinc  idem  ordinatus  officialis  fcjraneus  et  post  electus  in  decanum  christianitatis 

I4 


UURN.  l5 

ron<  ilii  \V';iss<iil)(r<;ensis  oOk  iuiu  <lilii;ontrr  cxcquens  <il)iit  a.  d.  i474  in  vifjilia  h.  Marine  Pfairk.rcht 
Maj^dalcnae.  Iluiiis  tempore-,  si  ilirtt  a.  d.  i433,  aedificatus  fuit  ]>riinuin  iliorus,  iiani 
ante  cliDrus  nun  fuit,  scd  altare  in  nn-dio  ccclcsiac  summuin  allarc  fuit.  A.  auti-in 
scqufiiti,  M  ili(  «t  i434,  sollic  itantilnis  fodrin  pastore  et  iiiaj^istris  fabri«ac  Gcrliarclo 
Git'lilcn  c-t  HcyiiMMc  dar  Hüten  est  idcni  (lioriis  tum  altari  in  cd  stanto  in  hnnorcni 
s.  I'ctri  aposioli  <t  1).  I'arbarae  virj^inis  et  martyris  «onsceratus  per  rcv,  patrcni  d. 
Goelxlimim  ordinis  eremitarum  h.  Aiiu;u>tini,  epi.s(i>j)uni  Bur»  lilitienscm,  in  pontifiialilnis 

rcv.  d.  d.  Joannis  de  Hensl)en  li  vi(  ariiim Item  a.  d.  l45o  anipliata   et   renovata 

fuit  anterior  ect  lesia.  Item  a.  i456  positum  est  fundamentum  novac  tiirris  et  a.  l457 
fuit  eonsummata.  Item  a.  i496  in  profcsto  1).  Mar«,'arethac  defc«tum  fuit  tc«tum  illius 
turris  per  ingentem  tempestatem  et  ijrandinem.  quod  eadcns  super  practiictum  eliorum 
illum  diruit,  inide  etiam  altare  ante  cliorum  violatum  fuit.  sed  sub  fratrc  Witltcn» 
])astorc  reno\atum  fuit.  Iliin  a.  i5i2  in  vi^ilia  \>.  Hartholomaei  ccmctcriuin  violatum 
fuit  per  \illanos  de  CriUlitcn  et  Lohljcrieli,  eo  (juod  violentcr  dctraxerunt  suos  hostes 
ad  illud  ( onfugicntcs  suh  nie  fratrc  Adulplu»  de  Colonia  pastorc  et  domino  IVtro 
Fabri  de  Xedcrerüchten  caijellano.  A.  autem  i5l3  in  vi<;ilia  bb.  Simonis  et  Juilac 
rceonciliatum  fuit  remeterium  et  eonseeratus  fuit  chorus  cum  crelesia  et  turn  et  duobas 
altarit>us,  unum  in  nu-di'i  ecciesiae,  aliud  ad  atiuilnnem,  prinnnn  in  honorem  s.  C'niris, 
et  s.S.  Urbani  pa])ae  et  Sebastiani  niartyrum,  et  s.  .Xiitcnii  eonfes.sori.s,  alterum  vero 
ad  lionorem  beataruin  Annac  Matris  b.  .M.  v.  et  Ai;atliae  at(|ue  l.u«iae  vir^inum  et 
martyrum,  et  s.  Christopliori  martyris  per  rev.  in  Christo  i)atrem  et  d.  »I-  Kranei.s«  um 
de  Cliaicti  ordinis  minorum,  episeopum  Chaleedonensem,  atcpte  rev.  d.  tl.  Kriiardi  ile 
Marcha  episcopi  Lcodiensis  in  pontifi('alil)US  viearium  ....  et  het  dies  iledirationis 
horum  aliorunujuc  altarium  ipso  che  decheationis  eeelesiae,  qiiae  semper  .ser\abitur 
dominiea  post  festum  nativitatis  b.  |<iannis  Haptistae.  Iten>  a.  l525  sul)  fratre  Achilpho 
pastore  et  maj^istris  fal)ri(ae  (jerliardo  in  i,'<n  I\a\  de  Khnpt  et  W'ilhehn«»  Wolter« 
fu.sa  est  ma.vima  campana  in  festo  li.  Nicolai  episcopi  et  per  praedictum  pa.storein 
in  festo  1).  joannis  Kvangelistae  sequentc  ail  honorem  I).  I'etri  apostoli  rftn-secrala. 
Notandum  (piod  r.  d.  |\istor  Hermes  cum  licentia  altare  s.  Crucis  ante  medium  rhori 
utpote  superlluuni  sustulerit  r\  anniliilaverit.  et  (|ui»lem  in  maiorem  dccoreiu  chori 
et  ecciesiae. 

Dreischi ffif^er  jj;otliis(  lur   Hau  mit   l'feilern.  vorspringendem  Chor  und  W'esttunn.  lU^eJir««.«.»«. 
I)ic    li(  lile    I..'lnj,'c    betr.'ljft    23.3o  m,    die    li(  lile  Weit«'   I0.35  m.    die    lichte    I-Infje    des 
(Imres  7..S0  ni,  seine  li<  lite  Weile  6  ni.      Der   Hau   hat  einen  neuen   Mantel  aus  Tull- 
steinen    erhalt«n,    nur    der    Chor    zei^t    no«  h    die    alte,    vielfa«h    jjellickte    Haekstein- 
verkleidun;^.      I )as  obere  Stockwerk  des  Turnus  besteht  aus  Ziegeln. 

I)as  Innere  zeij^t  ein  auss«'r^e\vi'ihnlit  h  breites  MittelMhilt  imd  zwei  Seilen- 
s(  liifl'e  von  verschiedener  Hreite.  Die  vier  Kr«'uzj;ew.'i|be  ch-s  Mittels«  hilTes  wenlen 
von  sc«  hs  vierseitigen  I'fi-ilern  mit  ab}jefassten  Kanten  petraKen.  Nacl»  dein  Millel« 
s(  hilf  zu  Ireteii  iluicn  .illr  I  )iinste  \or.  auf  die  mittelst  eines  einfaehen  achtncitigen 
Kapitals  die  drei  scharf  |)rolilierten  ( iewiWberippen  aufset/en.  Da-H  Wfslliihe  J<i«h  Ul 
schmaler  als  die  iibrii;en,  zur  Seite  des  Turmbojjens  erhel)en  si«  1»  Hallipfeiler.  Vt»n 
alten    Diensten   llankiert. 

Die  li(  hte  Weile  d<s  nörillichen  S«-it«nM  hiües  (von  lier  Mitte  di>s  l'f«-iler««  aii'» 
j;eniessen)  beliaj;t  l.9o  m,  iViv  «les  sütlli«  hell  l.5o  iii.  Die  net  hs  Tfeih-r  simi  an  ihn  n 
Süll-  und  Noidseilt-n  ohiu-  Ho^ellallsatz  bis  in  die  Höhe  ilc*  (lewöllK-ü  ftirtgrföhrt ; 
Im  i  der  Anlage  des  Mittels«  hilVes  wann  deinna«  h  »lie  SeitJ'HM  hilVe  ii«hIi  nuhl  (tcplanl. 
Dl  d<  1   .Seitenschub  \on  den   l'feihrn  nai  h   «hn   .lusM-ren  Strel»cn   rit.mil   ni»  hl   »luuh 

l5 


i6 


KREIS   KEMPEN. 


Altärf. 


Marienstatue. 


rfr.rrkirche.  cincn  Bosrou  übcrtraocn  werden  koniUe.  ward  zwischen  innerem  Tragpfeiler  und 
rmsserem  Strebcpleiler  eine  feste  Wand  aufgeführt,  die  nur  (hnch  ein  spitzbogiges 
Thor  durchbrochen  ist,  im  südHchcn  Seitenschiff  mit  einer  Weite  \nn  80  cm  und  von 
^lannshr.he.  im  nrirdlichen  Seitenschiff  mit  einer  Weite  von  1,20  m  und  bis  zur  Hr)he 
der  Kapitale  «ler.ffnet.  Die  Rippen  der  Kreuzgcwr.lbe  setzen  in  den  Seitenschiffen 
mit  kleinen  Kapitalen  auf  kurze  Dreiviertel.ssäulen  auf,  die  mit  einfachen  Konsolen 
abbrechen,    jedes  Seitensthilf  enthält  vier  zweiachsige  Fenster  mit  überall  verschiedenem 

reichen  ISIasswerk. 

Südlicher  Seitenaltar  um  i65o.  Die  mittlere  Nische  mit  einem  hölzernen 
Sitzbild  der  h.  Katharina  ist  von  zwei  Säulen  flankiert,  deren  Schäfte  von  Weinreben 
umflochten  sind.  Der  Aufsatz  enthält  in  der  mittleren  Nische  die  polvchromierte 
Ib)lzfis;ur  des  h.  Nikolaus,  zur  Seite  je  eine  Karyatide,  die  den  die  Kr<)nung  bildenden 
durihbnxhenen  Giebel  tragen. 

Nördlicher  Seitenaltar  mit  einem  wertlosen  Mittelbilde:  Anna  Maria  unter- 
richtend, im  Aufsatz  eine  HolzHgur  des  Täufers  Johannes. 

Am  Choreingano:  links  eine  fast  lebens- 
grosse,  neu  polychromicrte  Marie nstatue, 
stehend  auf  der  Weltkugel,  vor  der  ein  Halb- 
mond angebracht  ist,  um  den  sich  eine  Schlange 
ringelt,  in  der  Rechten  das  Scepter,  auf  dem 
linken  Arme  das  Jesukind  (restauriert)  haltend, 
gute  Arbeit  der  Kr)lnischen  Bildschnitzerschule 
aus  der  1.  H.  des  16.  Jh. 

Kanzel,  einfache  Rokokoarbeit  vom 
Ende  des  18.  Jh. 

Beichtstuhl,  Werk  der  Spätrenaissance 
mit  einfachen  Pilasterfüllungen,  zu  den  Seiten 
der  Mittelnische  zwei  Kar}-atiden. 

T a u f s t c i n  \( )n  N amurer  Blaustein  (Fig. 8). 
Auf  der   quadratischen  Plinthe  ruht  ein  von 
vier  Ecksäulchen   umgebener   starker,   kurzer 
Cylinder,   der  ein    rundes  Becken   trägt,   das 
an    vier   korrespondierenden    Ecken    hervor- 
tretende menschliche  Köjjife  zeigt.     Die   zwischenliegenden  Felder   sind    einfach   flach 
vertieft.     Die  Form  ist  txpisch  für  die  Gruppe   der  niederrheinischen  Taufsteine   und 
erhält  .sich  vom  12.  l)is  zum  i5.  Jh.    Anhaltspunkte  zur  Datierung  geben  der  Taufstein 
zu    Aldekerk    von    1218    (abgeb.  aus'm  Weerth,    Bildnerei   Taf  XXII;    II,    S.  i4.  — 
Ann.  h.V.  N.  VI,  S.  i72  nach  Urk.  im  Pfarrarchive  zu  Aldekerk)  und  der  zu  Twisteden 
von   l47l    (Urk.    im    Pfarrarchive).      Gleichzeitig    mit    letzterem    ist    der    Taufstein    zu 
Diikrath.     Ähnliche  der  frühen  Zeit  zu  Leukum,  Veen,  Menzelen,  Grefrath,  Kempen, 
Hönnepel,  Wi.ssel,  Qualburg,  Warbeyen,  Zyfflich.    Die  Taufsteine  zu  Breyell,  Boisheim, 
Sürhteln   ruhen  mir  auf  einem  mittleren  Cylinder.     Die  beiden  bedeutendsten  Exem- 
plare  Vjefinden   sich   zu  Straelen    (aus'm  Weerth,    Bildnerei   Taf  XXII,   i;  II,  S.  i3) 
und  M. -Gladbach    (Bock,   Rheinlands  Kunstdenkmale   des  Mittelalters  I,  S.  16).    Vgl. 
Otte,   Handbuch  der  christlichen  Kunstarchäologie  I,  S.  3o7.     Rheinische  Taufsteine 
in  Abbildungen  bei  Rüssel  Walker,  Notes  on  some  Continental  churches:  Proceedings 
f»f  the  Society  of  antiquaries  of  Scotland  XVIII,  p.  49,  73.  —  Ph.  Dieffenbach,  Über 
mittelaiterlirhc  Taufsteinc:   Archiv  für  hessische  Geschichte  und  Alterthumskunde  VI, 


Mobiliar. 


Taufetein. 


^Q"«*,^'      — ■ 


Fig.  8.    Born.    Taufstein  in  der  Pfarrkirche. 


BORN.  1 7 

S.  225.  Ül)fr  (He  Luxemburgischen  vgl.  J.  Entilint,,  Die  ältesten  Taufsteine  im  aposto-  Pfarrkirclic 
lischeii  Vikari.it  Luxemburg:  Puljli(ati<jns  de  la  societe  pour  la  re(  herchc  des  monu- 
mcnls  liistoriqucs  tlu  Luxembourg  i858  u.  l859.  Diese  Form  findet  sieh,  offenbar 
aus  denselben  b(lgis(  heii  Wcrksl.'itten  stanmiitul.  in  Belgien  und  Xordfrankreii  h  bis 
na(  h  Reims  liin.  Vgl.  Bulletin  monumental  XXXL  p.  59o  und  Auhkr,  Sur  des 
srulptures  symboliques  des  XL  et  XIL  sieeles  ebentla  XXXLX,  p.  53.  Sie  hat  ii\tcr 
auch  ihre  Parallele  in  einer  grcssen  dun  h  England  verbreiteten  Gnippe.  Vgl.  J.  RoMll.l.Y 
Allen,  On  the  anti(|uity  of  fonts  in  Great  Britain:  Journal  of  the  Briti.sh  archac«»- 
logiral  asso(iatioii  XLIU.  p.  i64.  F.  C.  HusEXHirill,  On  .saeramental  fonLs  in  Norfolk 
ebenda  XIV,  p.  5i.  II.wn.mi,  <  )n  the  <  hunh  of  St.  Nicholas  anti  its  aneient  fonLs 

ebenda  XLII,  p.  26.  —  J.  Al)i:v  Rkiton,  Specimens  of  fonts,  colleeted  from  different 
churehes:  Archaeologia  XVL  p-  335.  —  Ron.  Riddkll.  Xotiees  of  fonts  in  S4otlan«l: 
Arihaeologia  XL  P-  106.  —  Ru.sskll  W.m.kkr,  Scottish  baptismal  fonts:  I'nx  «Hilings 
of  the  Society  of  antiquaries  of  Scotland  n.  s.  IX,  ]>.  346.  —  F.  A.  Palf.v,  Ba]>tismal 
fonLs,  London  i844.  —  J.  Romillv  Allen,  List  of  norm;in  fonts  with  figurc  .srulpturc 
in  Great  Britain:  Proceedings  of  the  society  of  antitjuaries  of  Scotlanil  n.  s.  \'L  p.  449. 
Die  Taufsteinc  zu  Stiflord,  Essex;  Belaugh  und  Draytim,  Norfolk;  ( »zleworth  und 
Iflery,  Cjlouccstershire;  East  Meon,  Ham|>shire  /eigen  wie  der  zu  Bom  die  vier  E«k- 
.s.'iulen  um  die  MittelsUule.  Vgl.  R.  (jouciii,  I)es(ription  of  the  old  fönt  in  the  thunh 
of  E^ast  Mcon  with  .some  observations  on  fonts:  Arihaeologia  X,  p.  l83.  Genau 
dasselbe  Motiv  endli(  h  auch  auf  skandinavischen  Taufljecken.  vgl.  N.  Nikol.vvskn, 
Kunst  og  Ilaandverk  fra  Norges  Forlid,  udgivet  af  Foreningen  til  norske  fortidsmindes- 
merkers  Bevaring,  Christiania  1881,  I,  pl.  VI.  —  II.  I  Iildemr.vnij,  Svenska  kyrkors 
funtar:  Kgl.  \'itterhets  Historie  och  Antiquitets  Akademiens  Manadsblad  \'IIL  p.  78. 
Bi;knil\kI)  S.xllv,  .Studier  i  omamentik:  .\ntii|uarisk  Tidskrift  for  .Svrrige  XL  p.  98. 
-  J.  KoKNERl'l',  (  )m  nogle  af  de  gaadefulde  Menneske-og  DyreskikkeLscr,  som  fore- 
konune  i  vor  Middelalilers  konst:  .Xarbj^ger  for  nordisk  (  Mtlkyntlighed  og  Historie 
i87o,  p.  222.         Vestergöllands  Fornminnesförenings  Tidskrift  IV,  p.  28,  55. 

In    der  .Sakristei:    .Sp.'itgothisclnr   Kehh   des   i5.  Jh.,   hoch  18  m».   v»»n   vor-      g^Um. 
goldetem  Silber  auf  einfachem   Fuss  mit  siebenbl.'ltterigc-r   Rose. 

(iiioriuiM  voll  i698  aus  getriebc-nem  Silber,  hoch  34  ein  niit  dem  Deckel. 
Breiter  runder  Fuss  und  runder,  von  einer  .Statuette  des  h.  Petrus  gekrönter  I)etkel 
mit  demselben  ( )rn;iinent,  bestehend  aus  Früc  htckr.'lnzen  und   Engc-Iskopfi  hen. 

Glocken.      Die   gr<".sscre    mit  der   Inschrift:    jomannks    peiir    KV    IIKNRI« fs    a       ....,,. 

TKIICR    IR,\rRES    MK    FECERl'NT    .\NNC)   l653     \|i    HoMtKlAl     Mll    AC     IiIVT    IM  TRI     \l"osTOI  I 

mnus  i:((LEsi.\K  tatronl 

Die    kleinere   mit    der    Inschrift:    jKsrs   .makia  joskpii.     <  tfR.WiT   «i»MMl'NlTAS 

TASroRE    E.  (iERARDIS    RIDDERS.       IIENRK  IS    A    IRM  R    ME    KKCIT   ANNO    l657. 

S(   III.(»SS   l;()RN.     .\lovs  Sc  iiMii/.   Mccii/.ini.sciu*  To|>c»graphie  des  Schwalm-      SckUi» 
u\\^\   Nettegc-bietcs  S.  42. 

Nach  einer  s.igenhaflen  l^berlieferung  ward  9o3  /u  Born  m  di  i  .M-iinh  ein 
Kastell  gegrilndet  \<>n  l'i  rdinandus.  einem  Sohne«  \N';ilfric|s  und  C'.lc  ilia.  .S«liwr.>ler  der 
h.  Ililwinelis.  Markgr.llin  zu  Franc  imont  und  Gr.'llin  /u  Huy  (Nth.  G.  l879.  S.  l5). 
Im  J.  i4l2  wird  über  die  Laleiiree  hie  des  Hofes  I^>rn  ein  Weistuin  aurgrn«»mmcn 
(La(c>miilet,  Archiv  für  die  ( lese  hie  htr  (U's  Niederrheiiis  VH.  S.  IJ9L  Kit»  andrrr« 
des  16.  Jh.  bei  Netteshcim.  Heimat  |878.  8.  a6.  Am  »A.  Augtuit  l54a  wunic  da» 
.Sc  bloss  erobert,  g.'lnzlic  h  zerste'trt  und  nicilergelegt.     Hauliehe  Rcsic  Miul  niihl  cihaltrn. 

t 

i7 


18 


KREIS  KfeMPE>f. 


BRACHT. 


Katholische 
Pfarrkirche. 


Beschreibung. 


Altäre. 


Mobiliar. 


Skulpturen. 


Ölgemälde. 
Leuchter. 


Monstranz. 
Chormantel. 


KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (tit.  b.  Mariae  v.). 

Handschrift  1.  Qu.    Series  pastorum  von  i466  an  im  Pfarrarchiv. 

Der  Ort  wird  zuerst  1166  erwähnt  (Lacomblet,  UB.  I,  Nr.  42i);  die  Kirche 
ist  i484  erbaut  (Jahreszahl  an  dem  i83o  eingestürzten  Turm). 

Stattlicher,  dreischiffiger,  gothischer  Bau  mit  einer  lichten  Länge  von  37, 80  m, 
einer  Breite  von  18,10  m,  der  Chor  1 3, 60  in  lang,  7,9o  m  breit.  Die  ursprüngliche 
Kirche  bestand  aus  Tufif,  nach  dem  Einsturz  des  Turmes  im  J.  i83o  ward  der  ganze 
Westteil  in  Backstein  mit  teilweiser  Benutzung  des  alten  Materials  neu  aufgeführt. 
Der  neue  vierstöckige  Turm  zeigt  die  übliche  Blendenverzierung.  Über  dem  Chor- 
schluss  ein  hölzerner  Dachreiter. 

Das  Innere  wird  von  drei  Paaren  freistehender  achtseitiger  Pfeiler  getragen, 
denen  am  Choreingang  und  am  Turm  Halbpfeiler  entsprechen.  Die  Kreuzgewölbe 
sind  durch  breite  Gurte  getrennt.  Von  den  Seitenschiffjochen  sind  nur  die  beiden 
östlichen  alt,  die  anderen  nach  i83o  erneuert.  Die  zweiaxigen  Fenster  der  Seiten- 
schiffe wie  des  Chores  zeigen  verschiedenes  Masswerk.  Der  aus  einem  Langjoch  und 
dem  Schlussjoch  bestehende  Chor  enthält  in  letzterem  ein  gutes  Stemgewölbe  mit 
hohlprofilierten  Rippen,  die  auf  Konsolen  mit  hübsch  gemeisselten  Büsten  und  Köpfen 
aufsetzen.     Dienste  fehlen  durchweg. 

Hochaltar,  guter  barocker  Holzaufbau.  In  der  von  zwei  Pilastern  und  zwei 
reiche  korinthische  Kapitale  tragenden  Säulen  umgebenen  Mittelnische  eine  barocke, 
weiss  angestrichene  Madonnenstatue  auf  der  Mondsichel,  im  Aufsatz  ein  Ölbild  mit 
der  Darstellung  der  Dreieinigkeit,  zur  Rechten  die  Holzfigur  Josephs,  zur  Linken 
die  Johannes  des  Täufers.     Das  Tabernakel  mit  dem  Pelikan  gekrönt. 

Barocke  Seitenaltäre. 

Chorstühle,  neunsitzig  auf  jeder  Seite,  und  Kommunionbank  mit  ein- 
fachen Rokokofüllungen. 

Kanzel,  einfaches  Rokokogehäuse,  auf  dem  Baldachin  S.  Michael  mit  dem 
Drachen. 

Am  dritten  nördlichen  Pfeiler  unter  barockem  Baldachin  eine  gute  spätgothische 
Madonnenstatue,  82  cm  hoch,  auf  38  cm  hohem  durchbrochenen  Unterbau,  2.  H. 
des  i5.  Jh.  Maria  hält  .sitzend  in  der  Rechten  das  Szepter,  mit  der  Linken  das  auf 
ihrem  linken  Knie  stehende  Kind,  das  in  der  Linken  einen  Apfel  hält,  während  es  die 
Rechte  segnend  erhebt.  Die  Figur  der  Mutter,  von  weichen  und  schönen  Formen, 
mit  reicher  Lockenfülle,  der  Faltenwurf  in  grossen  Motiven  behandelt. 

Opfer  teil  er  mit  dem  Haupte  Johannes  des  Täufers,  wie  in  Amern  S.  Anton 
(S.  7),  überarbeitet,  i.  H.  des  16.  Jh. 

Zehn  ovale  Oelgemälde,  Kniestücke  von  Heiligen,  in  Rokokorahmen. 

Messingleuchter  mit  getriebenen  Schilden,   18.  Jh. 

In  der  Sakristei:  Barocke,  die  ganze  Wand  einnehmende  geschnitzte  Ein- 
rahmung des  Waschbrunnens,  i7.  Jh. 

Rokokomonstranz,  64  cm  hoch,  behängt  mit  Trauben  und  Granaten. 

Chormantel,  i.  H.  des  i6.  Jh.,  aasgezeichnetes,  wertvolles  Stück,  aus  burgun- 
di.schem  Sammetbrokat,  mit  grossem  Granatapfclmuster  in  rotem  geschnittenen  Sammet 
auf  Goldgrund.     Auf  der  Kappe  die  Auferstehung  in   sorgfältigem  Plattstich,    darüber 


18 


BRACnr  -  BRF.YELL.  |9 

drei    Baldachine    in    reichstem    plastis<  hon    Üherfanj^stich    von    Goldfaden.      Auf   «Irn  Katbotitch 
SUibcn  J3    drei    Szenen    aus    der  Auferstehunj«iges(  hirhte.     Für   die  Kopfe   der  Lein-      *"   "' 
wand^^rund  aus[fespart,  auf  den  die  Zeichnung  aufgen.'lht  ist.     Dir  Clcwflndcr  teilweise 
in  Lasurslich,  grün  mit  (ioid,  blau  mit  Silber. 

Der    erhr)htc  Kirchhof   ist    mit  Mauern  umgeben    unti    durch    drt-i  Thore    zu-      Kirckitor. 
gringli(  h.      In  den   Kingmauern  jetzt  geschlossene  Sihie.ss.scharten. 

PFARRHAUS,  südlich  der  Kin  he,  früher  Rittersitz  der  Familie  von  f ifubbcn-    pfarrkasB 
voorst.     In  dem  Hausflur  die  Portr.'lts  sämtlicher  Pastoren,  beginnend  mit  ilem  ersten 
Pfarrer  Paul  S(  hlepelen  i466,  sechszehn  ( )lgem.'llde  von  verschicdenwertiger  Ausführung. 

EVANGELISCH  F.  KIRCHE.     Die  Gemeinde  seit  i637  mit  Kaldcnkirchen     e».o,«i. 
vereinigt    (J.  A.  v.  Ri:(  KI.i.Vf.ll.VLSKX,  Rel<»nnati<>nsge.s(  hie  hte  der  iJUidt-r   |üli<  h.   Berg,      •'"  =  ''•• 
Cleve,    Meurs,    Elberfeld   l87S,    I,    S.  206),    die  jetzige    Kin  he    von    l699.      Einfacher, 
rechteckiger,    fla<  hgedeckter  Bau,    das    Portal    und    die    Fenster   des   Giebels    mit    uul- 
profilierter  Hausteineinrahmung. 

Im  Mittelgang   ein    (irabstein    von   Namurer  Blaustein    mit   dem  Wappen   der     r.rab*ie«ik 
Isendom  und  der  In.schrift:  dkn   hochedklex  en  wui.c.ehoren   iiker  wii.i.km   phii.i- 

HKKT    VA    l.SKNDORN    A    HI.OVS    HEER    TOT    HORnilAREX    IN<;EXHAEn     EX    AMERSI.i». 

Die  SAMMLUNG  TER  STAPPEN  enUi.'ilt  eine  Reihe  vcm  Werken  der  s...i..| 
Kleinkunst,  ein  gnthisclu-s  Kruzifix,  ein  gothisches  \'< »rtragskreuz,  eine  R«-Iiquienka|>scl  "  *'*^' 
aus  versilbertem  Kupfi-r  von  i589  mit  tiem  gravierten  Bild«-  der  h.  Barbara,  ein  gutes 
Renaissance-Reli(juiar  in  Sargfnrm  mit  reichen  Arabeskenfüllungen  auf  altem  Kelchfuss, 
inii  i55o,  auf  dem  Deekel  die  Kreuzigimg.  ausserdem  ein  Kopfreliquiar,  zwei  Arm- 
reliquiare  aus  S.  GercDii  in  Kr.jn,  ru.ssische  und  slavi.sehe  Schnitzereien,  einen  R<»sen- 
kranz  v<in  Jacques  Bastien  für  die  Herzogin  \on  Angouleme  und  eine  gros.se  Auswahl 
von  kirchlic:hen  Stoffen  unil  Geweben. 


BREVI'I.L. 

PFA  K  k  K  I  RC  II  I«:    (tit.  s.  I.amberli    m.).      Der   (  )rl    wird   iiiS   zuerst   erM.ihnt  PU»tkircli< 

^lilNTERl.M    U.   MooKIN.    1).  C.    I,    .S.  80.      -      La( O-MHEKT.    ÜB.    l.    Nr.   289). 

Der  .'llteste  Teil  der  Kin  he  stanunl  aus  der  2.  H.  des  iS.Jh..  das  V<irhanden.s<«in     CwffctAti. 
des    Taufst«'ins    (s.  u.)    I.'lsst    intle»in    darauf  s<  hlie.s.sen,    dass    bereits    im    l3.  jh.    eine 
Kapelle   im   (  >rl   bestand. 

Dil     TniMi  gi*ln'irt  allein  noeh  den»   B.iu  des  l5.  Jh.  .in.     Kr  erhebt  .mi  h  in  »liei  BMrlkr«<k««i 
Stockwerken  und  tr.'lgt   einen  achtseitigen   Helm.     Das  Material   ist  Tuffstein,   nur  im 
oberen  Stockwerk   von   breiten   /iegelb.'lndcrn   durchbrochen.      Der   unter«-    <•  -  t     '■  •'•^t 
nac  h  Westen  c-ine  spitzbogige  Mleiide,  die  d.i.s  durc  h  einen  horixontalen  Snir.'  .o 

portal  und   ein   spitzbogiges  Fensler   mit    in  Haustein   enieuertem    ^  t. 

In  de  n  beiden  oberen  Stockwerken  je   zwei  eina.\ige  spitxlM»gij;e  Hleiulen.   im   drillen 
Geschos«  zur  c  »bereu   Il.'llfte  v.  .n  d«n  Sc  hallloi  hern  durchbrechen. 

Die  Turmhalle  mit  einer  lic  hten  Weite  von  4,25  m  i.st  dun  h  ein   K 
Miil    scharfen    Diagonahippeii    geschlossen,    clie-    in    den   Ecken    .luf  Dr«'i\ien<  i  >i 

lulien,    welche-    in    zwei    Drittel    der    Ib'ihe    mit    f^'  "'    -sMlrn    ,,i  i  ■■    '  •  ••       »'  1- 

lie  he  und  südliche  Wand  nehmen  zwei  grosse  \\>v.. .    ^.^>-   Bleu.  n 

abgefasst  sind. 

r 

|9 


Pfarrkirche. 


20  KREIS  KEMPEN. 

Die  Stelle  des  Langschiffes  hat  eine  moderne,  grosse,  kahle  Backsteinhalle  von 
unglücklichen  Verhältnissen  mit  flacher  Decke  eingenommen. 
Orgelbühne.        ^      Orgelbühne   mit  sechs  polychromierten  Heiligenfiguren  in  Drittellebensgrösse, 
handwerksmässigen  Barockarbeiten  um  i7oo. 
Kanrei.  Kanzel,  achtseitiges  Gehäuse,  in  den  fünf  sichtbaren  Feldern  in  reicher  Muschel- 

umrahmuno- die  Brustbilder  der  Madonna   und  der  Evangelisten   mit   ihren  Symbolen 
in  sauberer  Basreliefschnitzerei,  das  Treppengeländer  mit  reichen  Arabesken  in  Schnitzerei 
mit  ausgehobenem  Grunde,  Barockarbeit  um  i7oo. 
Taufstein.  Taufstein  von  Blaustein,  auf  achtseitigem  Schaft,  der  sich  über  einer  quadra- 

tischen Plinthe  erhebt,  Ende  des  i3.  Jh.  Das  Becken  ist  gleichfalls  achtseitig  und 
zeigt  an  vier  korrespondierenden  Seiten  vier  roh  skulptierte  Menschenköpfe,  über 
denen  der  um  das  Becken  herumlaufende  vorstehende  Rand  in  Gestalt  einer  Haube 
vorgekragt  ist  (s.  Born  S.  16). 


BRÜGGEN. 

Germanische  GERMANISCHE    FUNDE.     Im  J.   i87o    wurden   durch    Pfarrer   Frankeser 

^ ""'*'■  an  der  Strasse  nach  Roermond,  eine  Stunde  westlich  von  Brüggen,  eine  Reihe  von 
Hügeln  geöffnet,  in  denen  sich  sieben  grosse,  auf  der  Drehscheibe  geformte  bauchige 
Grabumen  mit  plattem  Fuss,  aber  ohne  Henkel,  mit  Holzasche  und  pulverisierten 
Knochen  gefüllt,  vorfanden.  Ein  in  der  Nähe  befindlicher  germanischer  Begräbnis- 
platz ,an  den  Sevenberger'  enthält  eine  grosse  Menge  von  Grabhügeln  (M.  Buvx, 
Nrh.  i878,  S.  47.  —  Schriftliche  Mitteilungen  des  Herrn  Pfarrers  Frankeser). 

In  der  Nähe  der  Bauernschaft  Oebel  zwischen  Brüggen  und  Born  befindet 
sich  eine  grössere  Anhöhe,  der  Scherbenberg  genannt,  in  dessen  Umgebung  eine 
ganze  Reihe  von  Urnen  gefunden  wurden.  Die  grösseren  Aschenkrüge  erreichen  die 
bedeutende  Höhe  \Tjn  72  cm,  haben  einen  mittleren  Durchmesser  von  5o,  an  der 
Öffnung  einen  Durchmesser  von  i3  cm  und  enden  in  einer  eiförmigen  Spitze.  Die 
kleineren  neben  diesen  gefundenen  fränkischen  Kuirelurnen  haben  eine  Höhe  von 
16  cm,  einen  Durchmesser  von  20  cm,  an  der  Öffnung  einen  solchen  von  11  cm  und 
sind  nur  mit  der  Hand  geformt.  Eine  Reihe  von  Exemplaren  ist  i889  in  das  Museum 
für  Völkerkunde  in  Berlin  gelano^t.  Die  zuletzt  gefundenen  Urnen  sind  auf  meine 
Vermittelung  in  das  Altertumsmuseum  zu  Kempen  gekommen  (Kempener  Wochen- 
blatt i89i,  21.  Febr.).  Eine  bei  Born  gefundene  Lanzenspitze  gelangte  in  das  Provinzial- 
museum  zu  Bonn.    Über  Funde  in  der  Bauernschaft  Haversloh  vgl.  B.  J.  XLI,  S.  i76. 

Pfarrkirche.  PFARRKIRCHE    (tit.  s.  Nikolai   ep.).     C.  R.  Hermanns,    Annales    canoni- 

corum  regularium  s.  Augustini  ordinis  s.  Crucis,  ex  monumentis  authenticis,  Herzogen- 
basch  i858.  —  Visitation  im  Amt  Brüggen  i533:  C.  A.  Corneliu.s,  Geschichte  des 
Mün.steri.schen  Aufruhrs,  Leipzig  i855,  I,  S.  226. 

Handschriftl.  Qu.  Lagerbuch  mit  kurzer  Chronik  und  Beschreibung  der 
Pfarrkirche  von  Pfarrer  Frankeser  im  Pfarrarchiv.  —  Im  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf 
Urk.  von  i48i  und  i49o,  Inventar  des  Klosterbesitzes  von  i795  (Brüggen,  Kreuz- 
brüder, Nr.  4),  darin  Nr.  81  der  Kirchcnscliatz,  Nr.  82  die  Altäre,  Chorstühle  u.a. 
(vgl.  Tu.  Ilgex,  Rheinisches  Archiv,  Erg;inzungsheft  11  zur  Wd.  Zs.  S.  65.  —  Wd. 
Zs.  I,  S.  3o). 

20 


BRÜGOEN.  2  I 

Die  ZU  Pllirei»  AFarias,  des  h.  Nikolaus  und  des  h.  Kreuzes  vom  Grafen  Vinrcnz  P 
von  Moers  gestiftete  Kirche  wurde  im  J.  i486  am  24.  Mai  als  Kin  h«-  des  Kreuz- 
.  herrenkiosters  eingeweilit  (Lacomhlkt,  U  H.  IV,  Xr.  432  1.  Im  J.  i754  l»rannte  sie  bLs 
auf  die  .Maliern  nieder,  der  Neubau  ward  in  dm  |.  i754  —  i76o  durchgeführt.  Bei 
der  ersten  Organisation  des  Bistums  .Vachen  wurde  die  Kirche  zur  Succursalpfarr- 
kirclie  für  die  ganze  Bürgermeisterei  Iteslinnnt,  wobei  die  ehemalige  Pfarrkirche  in 
Born  zur  abhängigen   Hilfskirche  ward. 

Die  Kin  he  ist  ein  ein.schiffiger,  ehemals  gothis.  her  Bau.  Das  Material  ist  Back-  n«^hfeib«i.g 
stein  in  starker  Kalkeinijettung,  der  Ku.ssboden  besteht  aus  Namurer  Steinen  und 
i.st  nur  an  den  Seiten  etwas  gedielt.  Auf  der  Nord-  und  Südseite  befinden  sich  je 
.sechs  Fen.ster,  zwi.schen  ihnen  einfache,  zweimal  abgetreppte  Strebepfeiler.  Der  Chor 
stand  ehemals  im  (  )stcn  und  ward  bei  der  Restauration  zwischen  i754  und  l76o 
nadi  Westen  verlegt,  der  ehemals  geradlinige  Abschlu.ss  der  West.seite  bei  tlieser 
Gelegenheit  im  Inneren  lei(  ht  al)gerundet  und  an  der  Ost-seite  der  Haupteingang 
angebra(  ht.  Der  nordwestliche  Strebei)feiler  ist  diagonal  gestellt,  dadurch  erweist  sich 
der  anstossende  Klostertrakt  als  ursprünglich  nicht  beabsi«  htigt  und  spaterer  Anbau. 
Bei  der  Restauration  wurden  die  PY-nstereinrahnumgen  zum  Teil  erneuert  und  sämtlich 
im  Rundbogen  gcschlo.ssen ;  anstatt  der  eingestürzten  Kreuzgewölbe  erhielt  die  Kirche 
ein  sehr  gedrücktes,  fast  Haches  Tonnengewölbe.  Über  diesem  befindet  .siel»  ein 
Speicher  mit  gedieltem  Boden,  der  Dat  listuhl  aus  Tannenholz  trügt  das  mit  Schiefer 
eingedeckte  Dach.  Über  dem  Chor  erhebt  sich  ein  einfacher  Dachreiter  mit  Schicfer- 
de<  kung.  der  Unterl)au  birnenfr)rmig.  auf  diesem  ein  sechsseitiger  ofl'ener  .\ufs;itz  mit 
spitzem  Dac  h.  Die  Decke  hat  an  den  .Seiten  .Stui  kornamente  in  Wei.ss  mit  leichter 
Randvergoldung,  vorwiegend  Muschelmotive  zeigend,  und  .sechs  Quergurten.  Die 
Inschriften  der  Quergurten  in  goldenen  Kapitalen  bililen  zu.sammen  ilen  Anfang  des 
Ti  Deum  laudamus,  die  Inschriften  in  den  an  den  GurtansiUzen  befimilic  hen  Rokoki»- 
kartouchen  das  apostolische  Glaubensbekenntnis. 

IIc)chaltar.  Rokokoaufbau  von  dunkelbraunem  Holz  mit  reicher  Vergoldung.  Aiur«. 
Im  Mittelfelde  c-in  dürftiges  (  )|bilil  mit  Christus  am  Kreuze  zwi.schen  Mari.»  und 
Johannes,  zur  .Seite  rechts  und  links  stc-hen  je  drei  S.'lulen  mit  korinthischen  Kapit.llrn. 
Dc-r  Aufsalz  zeigt  in  dem  runden  Mittelfelde  ilas  Brustbild  Gottvaters,  tlarülier  ilic 
Taube  in  einem  Strahlenkranze.  Die  .Seiteneinfassungen  bilden  Vasen  mit  Knicht- 
guirlandcn.  L'bcr  dc-n  seitlichen  Thüren  befinden  sich  die  lebensgrc»s.sei»  |>olychr«»- 
mierten  Figiinn  des  h.  N'incenz  von  I'aula  und  des  h.  Johann  von  Ne|H>n»uk.  In» 
Tabernakel  eine  Nische-  für  das  Kruzili.x.  darüber  als  Krönung  iler  IVlikan,  seine 
Jungen  fütternd. 

Xordlic  her  Seitenaltar   mit    neuem   Mittelbild   des   h.  Nikoiaits   (das  alte   in 
dir   Pfarre)  und  durchbrochener  ( iic-belkrrmung. 

Südlicher  Seitenaltar  mit  Madoniienbild,  im  .\ufl>au  (iegeastück  «um  «»Ihm»- 
genannteii. 

Chorstühle.  auf  beiden  Seilen    mit  je   zwcilf  Sitzen   unil   «war   atchn   an  den    c%o4M»kU 
I..'higsw.'lndcMi   und   /wc-i  an  d<i  HintcTwand  der  Seilenalt.'lre  .inliegend.      Reit  he   H 
.sc  hnitzc-rei    aus   gcbc-izlein    Kichenholz    mit    h'>her    Rückwand,    ilie 

vc-rliefle,  am  oberen  und   tmlcMeit    Knde  mit    .Mum  helwerk   versierte   li 

An  den   Feldern,   die-  zwisi  hen   cU-n   /c-hn   und  den  zwei  Sit/en    vertnitteln.    .luf   i.   ' 
Seite  das   Brüggc-ner  Wappen.      Die  .Vrmlehnen  sind  einfacher  iK-handell.    • 
Klappsitze,  nur  die  beiden  W.ingin  reic  iier  ausgestaltet.    Gut  knn»m»niertc.  exakt  und 
mit   leine  in  N'eisl.'lndnis  durc  hgcführle  .\rbeit  vom   Kmic  des  l8.  Jh. 

3\ 


KREIS  KEMPEN. 


Pfarrkirche. 
Mobiliar. 


Orgel. 


Kommunionbank  zwischen  den  Seitenaltären,  mit  Rokokofüllungen. 

Kanzel,  sechsseitiges  Gehäuse  und  sechsseitiger  Baldachin  mit  reichem  durch- 
brochenen Aufbau. 

Orgel  mit  Orgelbühne,  einheitlich  komponiert,  von  sehr  glücklichen  Massverhält- 
nissen und  vorzüglicher  Gesamtwirkung,  die  durch  den  kahlen  Hintergrund  besonders 


Fig.  9.    Brüggen.    Orgelbühne  in  der  Pfarrkirche. 

deutlich  hervortritt,  inschriftlich  von  i757.  Die  Bühne  füllt  den  ehemaligen  Ostchor 
und  wird  von  zwei  Holzstützen  mit  abgefassten  Kanten  getragen.  Die  Brüstung  selbst 
zeigt  rechts  und  links  von  dem  Orgelkasten  je  sechs  Felder,  über  diesen  auf  beiden 
Seiten  eine  nach  der  Mitte  aufsteigende  Krönung  mit  reicher  Arabeskenornamentik 
in  flachem  Relief,  deren  Hauptmotive  üppige,  grossblätterige  Blüten  sind.  Der  fünf- 
teilige Orgclkasten  mit  einem  im  Halbrund  vorspringenden  Mittelbau  zeigt  als  Ein- 
fa-ssung  der  Pfeifen  dieselben  Rokokoarabesken  (Fig.  9). 


22 


BRUr.GEN.  23 

Zwei  Beichtstühle  in  braunem  H<jI/.  mit  einfachen  Rukokoomamcnlen.  Pfarrklrd 

Bcicliui 

Kreuzigungsgruppe  in  einer  seitlichen  Nis(  he  mit  modeniem  Kruzinxu-s  und     sknlptw«. 
sehr   stark  bewegten  unruhigen  Holzfiguren   der  Maria   und   des  Johannes,   neupoly- 
chromierte  Barockfiguren  des  i7.  Jh.  ifi  Zweidrittellebensgrösse. 

ROCHUS  KAPELLE  auf  dem  Kirchhofe,  kleiner  gothischer  Ziegelbau  mit 
zwei  Jochen,  i855  schlecht  erneuert,  die  Rippen  weggeschlagen,  mit  geschweiftem 
Giebel  und  kleinem  hölzernen  Dachreiter  (vgl.  Lagerbuch  p.  i4). 

Im  Inneren  in  einer  Nische  dürftige  Barock figur  des  h.  R<x;hus,  dem  ein 
Engel  das  Gewand  über  dem  Schenkel  lüftet. 

Das  EHEMALIGE  KLOSTERGEBÄUDE,  im  1 5.  Jh.  angelegt,  em  ein- 
facher, schmuikloser,  dreistöckiger  Bau  mit  grossen,  im  gedrückten  Bogen  geschlossenen 
Fenstern,  setzt  sich  rechtwinklig  nach  Süden  an  die  Kirche.  Es  enthält  zur  Zeit  in  dem 
niirdlichen  Teile  das  Pfarrhaus,  dann  das  Bürgermeisteramt  und  die  Schulen  des  Ortes. 

Schmiedeeisernes  Th<jr  mit  zwei   Flügeln  aus  der  Mitte  des  l8.  Jh.  aLs  Ab-        Thor, 
schluss  des  Vorgartens  nach  der  Stra.s.se  zu.    Vorzügliche  Arbeit  mit  reichen  Rokrtko- 
ornamentcii   in  verschlungenen  Ranken. 

BURCi  BRCGGEN.   Aloys  Schmitz,  Medizinische  T«)pographie des Schwalm-       Bnrg. 
und  Nettegebietes  S.  42.  —   L.  IIkxrk  ils,    Geschichte   der    Herdichkeit   Lcuth   S.  93. 

—  P.  N(JKRi:\ni:RC;.  (ieschit  hte  der  Pfarreien  des  Dekanats  (Jladbach.  Köln  l889, 
S.  64,  98,  loi,  lo3,  i37.  i44,  i6i.  —  A.  F.\hni:.  Die  Dynasten  von  Bocholt/.  I,  S.  27i. 

—  ScHi.ÜNKi;.s,  Über  B.irn  und  Brüggen:  Nrh.  G.  l879,  S.  i4.  —  Wu.hklm  Grak 
VON  MlRn.vcH,  Zur  Territorialgeschichte  des  Herzogtums  Jülich.  Düren  l874,  S.  2$  u.  i7. 

Die  Erbauung  des  Schlosses  zu  Brüggen  wird  auf  die  Grafen  vom  Hennegau 
zurückgeführt,  die  es  1264  nach  vorhergegangener  Zerstörung  neu  aufgeführt  h.ltten 
(Neues  Wen  henblatt  zu  Kempen,  herau.sgeg.  von  Wilh.  Lehnen  in  S.  Hubert,  2.  Januar 
,875.  --  Nrh.  i879,  S.  i5).  Im  J.  1299  trügt  Walram  von  Kessel  .sein  AIUhI.  d;is 
Schloss  Brüggen,  dem  Herzog  von  Brabant  als  Lehen  auf  (Norrexhkr(1  a.  a.  O. 
S.  98),  aber  schon  l8  Jahre  sp.'Uer  ist  die  Burg  Jülichsdier  Besitz:  im  Vertrag  ülxrr 
die  Ehe  Wilhelms  von  Jülich  mit  Gräfin  Johanna  von  Holland  werden  le  chaslicl  et 
la  chastellerie  de  Brügghen  et  toutes  les  appenilances  et  les  appcrten;mchcs  er^tercm 
von  seinem  Vater,  dem  (trafen  Gerhard  IX..  über\\iesen  (Lacomblet,  UB.  III," Nr.  i6l. 

—  Gr.\k  von  MlRn.\cH,  Zs.  d.  Aachener  Geschichlsver.  XII.  S.  2l8).  Im  l4.  Jh. 
bleibt  (lie  Burg  im  Besitz  der  Herzöge  von  Jüli»h  unil  (jeKlern  (A.  Nijhokk.  (Jcilenk- 
waardiglu-den  uit  de  geschiedenis  van  Gehlerlaiul,  .\rnhem  i83o.  HI.  Nr.  l9oV  Im 
|.  l4o5  wird  sie  in  der  Eheberedung  zwis«  hen  Herzog  Keinald  v«»n  Geldern  und 
Jülidi  untl  Maria  von  llarcourt  als  Sicherung  einer  Widerlage  von  loooo  Kn»nrn 
bestellt  (La(<).miu.i:t,  UB.  IV.  Nr.  36).  Sp.'lter  befindet  sich  ilie  Burg  im  Ik-siU  ticr 
Grafen  von  Moers,  i48o  giebt  sie  (iraf  Vin«  enz  von  M<»ers  an  Herzog  Wilhelm  \t»n 
Jülich  auf  i4  Jahre-  in  Verwahrung  (LacüMBLKT,  U  B.  IV,  Nr.  4o9);  l493  triU  er  slins 
ind  landl  v.m  Hiugge  an  Wilhelm  v..n  Wied  ab.  der  U-idcs  l498  an  Wilhelm  Hcrx«»R 
von  Jülich  verkauft  (W.  Rn/.,  Urkunden  und  Abh.mdlungen  zur  (M-schi.hte  d.-  V-    'rr- 

rheins,    Aachen   iH.M.    I.   S.  Il7).      Im  J.  i473    wird    Brüggen    dun  h   tlie    Gi -cn 

Truppen  verbrannt,  die  Burg  ausgeplündert  und  übel  nntgen«<mmcn,  auch  de  \-unilc 
j>ortze  entzwev  geschossen  (Designalion  de-.s  schaden!«,  !K>  üurrh  die  Gcklriü»  hcn 
kriegsvölker  den»  grafen  von  Moers  und  devsen  unterthancn  im  anno  i47a  — 1477 
zugefügt    worden.      Düsseld.»rf,   Staat.s;irc  hiv.    Moer>.    K  '«en    R   74V     Von   lS44 

bis    zur    hanzösi-schen    Besitznahme   i794   gehört   Stadt    und    Burg    Brüggen    ununlcr- 

23 


24 


KREIS   KEMPEN. 


Burg.       brechen    dem    Herzogtum  Jülich    an    (W.  Teschexm acher.    Annales    Cliviae,   Juliae. 
Montium,   Marcae,  Westphaliae.   Frankfurt   i72i.   p.  369.  —  Bexzexberg,    Über  Pro- 
\-inzialverfassung  mit   Rücksicht  auf  Jülich.   Cleve,    Berg   und   Mark,    Hamm   l8i9,   I, 
S.  443  V     Der  jetzige  Eigentümer  ist  Herr  Prinzen  in  Brüggen. 
Beschreibung.  Die    Burg   Hegt   auf   einem    fünfseitigen   Terrain,    das    rings   von   Gräben    um- 

schlossen ist  mid  einen  weiteren  Schutz  durch  eine  um  die  ganze  Burganlage  sich 
herumziehende  Umwallmig  erhalten  hat.  Die  Festungswerke  mit  den  \orspringenden 
polygonalen  Erdaufschüttungen  zum  Zwecke  der  Flankenbestreichung  stammen  in 
ihrer  noch  jetzt  erhaltenen  Fonn  aus  dem  i7.  Jh.  Auf  der  westlichen  Höhe  zieht 
sich  von  a  nach  b  noch  der  Wallgang  hin.  der  ehemals  nach  Westen  zu  durch  eine 
Pallisade  oder  niedere  Aufmauerung  geschützt  war,  in  der  Bastion  a  ist  noch  die 
Kasematte    erhalten,   bestehend    in    einem    in   nordwestlicher   Richtung   in   die    Auf- 


Fig.  10.    Burg  Brüggen.    Sicuationsplan. 


Tnorturm. 


schüttung  liineinführenden  gemauerten  Gang,  an  den  sich  rechtwinklig  zwei  weitere, 
jetzt  zur  Hälfte  verschüttete  Gänge  ansetzen  (vgl.  Fig.  lo). 

Das  Burgterrain  war  von  der  südöstlichen  Seite  aus  zugänglich.  Auf  das  ehe- 
malige Vorhandensein  einer  Zugbrücke  weist  noch  die  an  dem  Thorturm  erhaltene 
Öffnung  für  die  Rolle  hin,  über  die  die  eine  Kette  der  Zugbrücke  lief. 

Der  Thorturm  A  (Fig.  il)  mit  quadratischem  Grundriss  von  8,iom  Seitenlänge 
zeigt  über  einem  aus  Hausteinen  aufgeführten,  ringsherum  führenden  Spitzbogenfries  ein 
nur  wenig  vorspringendes  niederes  Pyramidendach.  Die  vier  Wandflächen  sind  durch 
je  eine  grosse  Blende,  mit  flachen  Blendbogen  geschlossen,  belebt.  Die  der  Brücke 
zugewendete  Seite  zeigt  in  rechtwinkliger  Umrahmung  ein  spitzbogiges  Thor,  über 
dem  noch  .innerhalb  der  Blende  zwei  Fenster  durch  die  Mauer  gebrochen  sind.  Die 
Rückseite  zeigt  die  gleiche  Anordnung,  nur  fehlt  das  untere  Fenster  und  die  recht- 
winklige Umrahmung  des  Thorbogens.  Die  Durchfahrt  ist  mit  einem  stark  gedrückten 
Tonnengewölbe  bedeckt,   die  Seitenwände   zeigen  in  gedrücktem  Bogen  geschlossene 


24 


BRUGGEN. 


»5 


Blenden-     Der  Thortunn  enthält    ül>er   der  Durchfahrt   nur   ein   e  mit   äitcher 

Bai-       '     '  !il<»ssene!»  Gemach,  das  v<jn  der  <  KLv.-it«-  :  'ie 

ein  ~  iijii...-  i    »  i.i/vt  anstic-^s,  dessen  Ansätze  n<*<.h  erliaJlen   -,,,•..  < 

führte   eine   grtjsse,   mit    Haasteiiien    eingefaiste  Tlmr    in    diesen    -  r. 

Westlich   stösst  an  den  Thortunn  A  die  Rinsmauer,   die   der  ur  n 

Anlage   gemäss   das  ganze   von  den  Gräben  ein.  -»ene  Terrain  um-  j^^'' 

aber  nur  noch  an  der  Südseite  und  an  der  ^Jstseite  in  der  Länge  von  8,3o  m  eriialten 
ist     Sie   zeigt   zwischen  dem  Thorturm  A  und  dem  längli<  hen  Wirtw:hafLspeliäudc  B 


■■*(. 


Fif  IL    Borg 

^Fi\'    iii   .«II   i^r«  r   T»iti«-ii»<  i!c   «"ine  GlicNliTur]  •   ilurrTi   vf.it/K  •triiTt*  Wr-nrlr-n,  rlrrm  H* 

auch  I. 
somit   .  irrer    F.ini>au    cr«fi>t-     I)rr  Tri!   < 

an   <ler   sOd«*  i   Ecke  vo: 

Hl«  ii<l<  mbct    Ui    iirt    H 

!■  -  licr  IUI 
ii'>l/cm«-  W  n 
tunn    '"     •'«  f 

«Iciii   I  -.jii'jj..:'  1    '  ■    .  . 

fache  Tunii-t.;:-,   die  g  •>  nur   vuo  dem  1 


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26  KREIS   KEMPEN. 

Hurg.       \orniittelst  des  auf  der  ganzen  Innenseite  der  Ringmauer  herumführenden  hölzernen 
^\'ehrganges  zugängig  war. 

Hauptba...  Die    eigentliche    Burg    (Fig   ii,   D  —  K)    bildete    ein    unregelmässiges   Viereck, 

bestehend  aus  zwei  grossen  Trakten,  einem  östlichen  D  und  einem  westlichen  E,  die 
beide  zwischen  sich  den  inneren  Burghof  einschlössen.  Den  südlichen  Abschluss 
bildete  der  innere  Thorturm  G,  den  nördlichen  die  ausgedehnte  Schlosskirche  F. 
Den  östlichen  Trakt  D  flankierten  zwei  Rundtürme  H  und  J,  von  denen  nur  noch 
der  südliche  H  steht.  An  der  entsprechenden  Ecke  des  Westflügels  zeigen  sich  die 
Ansätze  eines  dritten  Rundturmes  K. 

Thorbau.  Der  Thorbau  G,   der   in   der  Gestalt   eines  Risalites  über  die  südliche  Mauer 

\-orspringt,  enthält  ein  grosses  spitzbogiges  Portal  mit  einer  lichten  Weite  von  2,60  m 
und  eine  rechtwinkelige  Einfassung  von  einfach  profilierten  Lisenen.  Der  Backstein- 
kem  ist  mit  grossen  Hausteinen  von  grauem  Granit  mit  eingesprengten  krystallinischen 
Quarzen  \erkleidet.  Ursprünglich  erhob  sich  über  dem  Portal  ein  kleiner  Turm  mit 
rechteckiffem  Grundriss,  ^■on  dem  nur  die  Maueransätze  zur  Seite  erhalten  sind. 

Die  beiden  den  Thorbau  flankierenden  Seitenbauten,  die  nicht  der  ersten  Anlage 
entstammen,  sondern  spätere  Einbauten  verraten,  sind  in  ihrer  Bestimmung  nicht  mehr 
vollständig  klar.  Der  westliche  Teil  ist  durch  eine  Längsmauer  in  zwei  gleich  grosse 
Räume  zerlegt,  \on  denen  der  der  Durchfahrt  am  nächsten  liegende  die  ziemlich 
steile  Treppe  enthielt,  die  zu  der  Turmstube  in  dem  Thorbau  emporführte.  Die  der 
Durchfahrt  zugewendete  Seite  zeigt  einen  Rundbogenfries  aus  Ziegelsteinen,  unter 
dem  ersten,  neben  dem  Thorbau  gelegenen  Rundbogen  eine  Thür  mit  horizontalem 
Sturz,  die  unter  der  Treppe  hindurch  zu  dem  zweiten  der  genannten  schmalen  Räume 
führte,  unter  dem  zweiten  Rundbogen  eine  einaxige  Spitzbogenblende. 

Osttrakt.  Der  östliche  Trakt  D,    26, 7o  m  lang  und  10  m  breit,   ist   dreigeschossig   und 

mit  einem  einfachen  Walmdache  gedeckt.  Das  erste,  zu  ebener  Erde  liegende  Stock- 
werk enthält  nördlich  einen  um  neun  Stufen  erhöhten  Raum  mit  einem  Fenster  nach 
dem  Hofe,  zwei  vermauerten  nach  Norden  und  einem  alten  Kamin  in  Haustein- 
einfassung. Der  anstossende  Vorraum  bildete  ursprünglich  die  Eingangshalle,  zu  der 
von  dem  Burghof  aus  der  Haupteingang  führte.  Die  darauf  folgenden  Räume  nehmen 
die  ganze  Tiefe  des  Traktes  ein  —  ihre  Einteilung  gehört  aber  nicht  der  ursprünglichen 
Anlage  an:  die  Mittelwand  zerschneiclpt  einen  der  Blendbogen  der  äusseren  Mauer. 
Der  kleine  quadratische  südliche  Eckraum  dient  als  Treppenhaus.  Die  gut 
erhaltene  Treppe  aus  starken  eichenen  Bohlen,  eine  Zimmerarbeit  des  i7.  Jh.,  führt  bis 
in  das  dritte  Stockwerk  hinauf  Der  Bodenbelag  in  allen  Räumen  des  Erdgeschosses 
besteht  aus  Formsteinen,  nur  der  nördliche  Raum  enthält  eine  Holzdiele. 
Formsleine.  Die   Formstcinc    enthalten    zum   Teil    in    Basrelief,    das    durch    einen    erhöhten 

Rand  geschützt  ist,  eine  bildliche  Darstellung,  vor  allem  Heiligenfiguren,  in  scharfer 
und  exakter  Pressung,  die  weit  genauer  ausgeführt  ist,  als  bei  den  entsprechenden 
gepressten  Ziegeln  aus  Holland  oder  Frankreich,  etwa  S.  Colombe-le-Sens  (Br.  Bucher, 
Geschichte  der  technischen  Künste,  Stuttgart  i875,  I,  S.  i33).  Wiederholt  kommt  die 
Darstellung  des  h.  Hubertus  vor,  der  vor  dem  Hirsch  mit  dem  Kruzifix  im  Geweih 
kniet.  Das  besterhaltene  Exemplar  im  Besitz  des  Herrn  Pfarrers  Frankeser,  ähnliche 
m  Bn>ekmanns  Hof  bei  Wankum,  im  Haus  Gesselt  bei  Wetten,  in  der  Sammlung  Buyx 
zu  Nieukerk,  im  Besitz  des  Herrn  Chordirektors  Aenstoots  zu  Kevelaer,  des  Herrn 
Reich.sfreiherm  von  Geyr  zu  Caen  bei  Straelen.  Die  gleichen  Darstellungen  wie  auf 
denen    zu    Wankum    in    Formsteinen    aus    der    Burg    von    Eyckholdt    zu    Roosteren 


26 


BRÜOGEN  2? 

(Puhlications   de   la   .s(jcicte   d  an  heologic  dan.s  Ic  durhc  de  Liinbourg  XVII,  p.  358).        Bar« 
Die  ganze  Gruppe  ist  auf  die  Maasgcgcnd  beschrankt. 

Die  vier  grossen  durchgehenden  Zimmer  des  zweiten  (Jeschcjsscs,  die  Kur- 
fürstenzimmer,  sind  alle  sehr  hoch  und  haben  grosse  Flügelthürcn,  die  in  verblichenen 
Kokokomalereien  den  Kurliut  zeigen.  In  sämtlichen  Rilumen  offene  Kamine,  die 
Fenster  in  tiefen  Blenden  der  Mauer,  nach  Osten  zu  mit  einer  Stärke  von  l.9o  m. 
Der  erste  und  zweite  Raum  enthalten  nach  Westen  und  Osten  je  ein,  der  dritte  je  zwei 
Fenster,  der  vierte  nach  Westen  zwei,  nach  Osten  ein  Fen.ster. 

Das  dritte  Stockwerk  enthalt  na(  h  Westen  einen  schmalen  Gang,  mit  sech.s, 
jetzt  zur  Hälfte  mit  Ziegeln  versetzten  Fensteni.  Den  übrigen  Platz  nehmen  drei 
K.'lume  von  ungleicher  Grösse  ein,  die  ersten  beiden  mit  je  einem,  der  dritte  mit 
drei  Fenstern  nach  der  Ostseitc.  Ks  stehen  nur  noch  die  steinernen  Trennungsmauem 
\(in  zwei  Stein  Stärke,  die  hr)lzernen  Abschlusswünde  nach  tlem  Gang  zu  fehlen, 
ebenso  die  Decke.  Das  Dach  niit  liegender  Stuhlkonstruktion  aus  Eichenholz  setzt 
direkt  auf  den   Umfassungsmauern  auf 

Der  runde  Ec  kturm  II  ist  aus  Backsteinen  aufgemauert  und  enthalt  nur  als 
oberstes  Stockwerk  einen  Aufsatz  von  Maastrichter  Mergelsteinen,  der  ebenso  wie 
das  dritte  Turmgesdioss  innen  sechsseitig  geschlossen  ist.  Das  Dach  in  der  Gestalt 
eines  Ilachen  Kegels  ist  c-rst  im  j.  i889  als  Schutz  gegen  die  Verwitterung  aufgesetzt 
worden.  Der  Eingang  zu  dem  unteren  fensterlosen  Stockwerke  ist  vermauert.  Von 
dem  Podest  des  Trejjpenraumes  im  zweiten  Stcjckwerke  führen  drei  Stufen  in  das 
obere  Turmgemach,  das  drei  Fenster  in  dop|H'lt  abgestuften  Nischen  enthalt,  die 
erste  im  Ruiulbogcn,  die  beiden  anderen  im  Flachbogen  geschlossen.  Das  oberste 
Stockwerk  zeigt  zwei  Fenster.  F^ine  steinerne  Wendeltreppe  in  der  M.iuerstarki-  er- 
mittelte ursprünglich  den  Zugang  zu  den  oberen  Stockwerken. 

Der  westliche  Trakt  I^  ist  nur  als  Ruine  erhalten,  die  Umfassungsmauern  w«»nnik« 
stehen  i\ih]\  bis  zur  .Miltr  des  zweiten  Stockes.  Der  Raum  zu  ebener  Erde  war 
sowohl  von  dem  inneren  Burghof  wie  an  der  abgesc  hr.'lgten  südwestlichen  Ecke  durch 
eine  Thür  zuganglich.  Nach  dem  Hof  zu  sind  im  ersten  Stockwerke  drei  gri»sse 
Fenster  erhalten.  Oii'''''"''i'<'''n  sind  in  den»  c-rhaltenen  südlichen  Teile  nicht  nach- 
zuweisen. Die  Südmauer  zeigt  an  der  Innenseite  dcippelte  Bogenstellungen  üIkt- 
einandcr,  die  auf  zwei  versc  hiedene  Bauzeiten  hinwei.sen.  Von  der  S«  hh»s.Nka|H'lle  K. 
die  ntirdlii  h  an  E  stie.ss,  ist  nur  die  südlic  he.  l,6o  n>  starke-  Mauer  erhalten,  nur  die 
alteren  KatastcTj)lane  zeigen  n-xh  d«  ii  vollständigen  Grundriss.  Bei  Ausgrabungen  im 
\\  iiilt  I  iS9o  ergaben  sich  westlich  von  de  in  Trakt  F.  in  der  Rie  htung  nach  der  King> 
maucr  zu  die  Fundamente-  \oii  Ge-bauden,  in  clei»en  m<>glie  herw«'i>e  nach  elen  d.il>ei 
gefundc-ncn   Eberknoche-n  die   Reste  eiiuT  alten   Küchenanlage  zu  erblie  ke-n  >ind. 

Dem  allcste-n  Bau  von  I2()4  gehören  die-  Trakte  D  und  E  mit  «l«-m  ThorUiu  (*/«.!-*•;—. 
an,  die-  lusprimglic  h  wahrsc  heinli«  h  von  vier  runden  Ee  ktürnu*n  umge-U-n  waren.  Die 
beiden  Flügel  waren  nur  zweist<'>c  kig  und  s«  lilo-vsen  im  zweiten  GeMhi«s.H  mit  einem 
Spitzbogenfries  ab.  lii  »Nr  zweiten  Bauperiode  im  l5.  Jh..  na«  h  den  Unbilden  der 
|.  l47  2  1 47  7.  ward  .lul  d.  n  'l'rakt  D  und  den  südrislli«  hen  Ee  ktmm  ein  weitere« 
(ieschoss    aufgese-tzt,    zugleich    wurde    der    noulweslliche    E«  ktunn    ab.  »    unel   an 

seiner    Stelle    die    Schlosskapelle    errichtet.      .\us    «lerNtlben    Zeit    selnu'^    <ii«'   .liKvn' 
Ummaucrung  mit  dem  Tbortmin  A   und  den»  Wavs.iturm  C  /.u  «»tanunen.     Im  t?    ]\\ 
erlitt  der   B.iu  eine  durchgreilend«-  Umgestaltung:  die   Fe-nster  der  U-iilen   H 
wurden    erweitert,    zum    leil    neu    durch    die    Mauern    gel»ro*  hen.    die  Kaum\etleilun|; 
ward  zum  Teil  veramlert.    (Jleic  lueitig  wurden  «lie  aiLvceren  Festung>w  .llle  e't 

a7 


28  KREIS   KEMPEN. 


BURGWALDNIEL. 

A,,^  ALTE     PFARRKIRCHE     (tit.   s.   Michaelis).      Fahne,    Die    Dynasten    von 

Pfarrkirche.  T-»       i      w       t     c     tOt 
Bocholtz   I,  S.  Ibl. 

Geschichte.  Eine   parochia   de  Nyle   besteht   bereits  1262    (Binterim   u.  Mooren,   D.  C.  I, 

S.  292).  Die  Zeit  der  Erbauung  der  jetzigen  Kirche,  i377,  giebt  die  am  nordöstUchen 
Strebepfeiler  des  Chores  eingemauerte  sehr  verwitterte  Inschrifttafel:  anno  domini 
MCCCLXXVii  ....  Die  Designatio  pastoratuum  in  ducatu  Juliae  aus  dem  16.  Jh. 
(Binterim  u.  Mooren,  E.  K.  II,  S.  54)  nennt  als  Collatoren  Decan  und  Kapitel  zu 
Jülich  und  erwähnt  einen  Marien-  und  einen  Sebastiansaltar. 
Beschreibung.  Dreischiffigcr  gothischer  Backsteinbau  mit  vorspringendem  Chor  und  dreistöckigem 

in  achtseitisen  Helm  auslaufenden  Westturm.  Die  lichte  Länge  beträgt  24,5o  m,  die 
lichte  Weite  i3,3o  m.  Das  zweite  und  dritte  Stockwerk  zeigt  auf  jeder  Seite  je  zwei 
spitzbogige  Fenster,  die  am  zweiten  Stocke  mit  Ziegeln  versetzt  sind.  Die  drei  mit 
Kreuzgewölben  überspannten  Joche  des  Mittelschiffes  tragen  vier  einfache  Rundsäulen. 
In  Chor  und  Mittelschiff  setzen  die  Rippen  auf  kurzen  und  plumpen  Dreiviertelssäulen 
auf.  in  den  Seitenschiffen  auf  Konsolen.  Die  Scheidemauern  enthalten  an  den  dem 
Mittelschiff  zugewendeten  Seiten  ähnlich  wie  in  Dülken  niedrige  spitzbogige  Blenden. 
Altäre.  Hochaltar,  barocker  Aufbau  um   1680  (aus  einem  Kloster  in  Roermond  her- 

stammend).    Über  den  seitlichen  Thüren   fliegende  Engelsgestalten.     Das  Tabernakel 
und  das  Mittelbild  befinden  sich  in  der  neuen  Pfarrkirche. 

Altar  im  südlichen  Seitenschiff,  Aufbau   in  den  Formen  der  spätesten  Renais- 
sance mit  leise  anklingenden  Barockmotiven  um   i65o.     Zur  Seite  je  zwei  cannelierte 
Holzsäulen  mit  vergoldeten  Kapitalen.    Im  oberen  Aufsatz  eine  Heiligenfigur  in  einer 
Nische;  das  Mittelbild  fehlt. 
Skulpturen.  Lcbcnsgrosse  Holzfiguren  der  Madonna  und  S.  Michaels  am  Eingang  des 

Chors,   mit  weisser   Ölfarbe   überstrichene   barocke  Arbeiten   des    18.  Jh.  in   lebhafter 
Bewegung. 
Leuchter.  Messingcnc  Wandleuchter  mit  getriebener  Platte  von   i77o  und   i783. 

Weihrauchfass.  Wcihtauch fass    Eus    getriebenem    Kupfer,    Arbeit   des    i7.  Jh.    mit    einfachen 

Guirlandenomamenten. 

Über   den   verschwundenen   Grabstein   eines    Herrn   von   Bocholtz    vgl.  Fahne, 
Bocholtz  IV,  S.  io4. 
Neue  NEUE    PFARRKIRCHE,    dreischiffigcr    gothischer    Neubau    von    Heinrich 

Wiethase,  begonnen  am  29.  September  i878,  vollendet  am  i.  Mai  i883. 
Altare.  Hochaltar  (interimistisch)  mit  dem  Mittelbilde  des  Hochaltars  der  alten  Pfarr- 

kirche: Darstellung  Jesus  im  Tempel,  wertlose  Malerei  um  i7oo  in  lebensgrossen  Figuren. 
Seitenaltar  (interimistisch)  mit  lebensgrosser  Holzstatue  des  h.  Joseph.  Dieser 
in  reicher,  lebhaft  flatternder  Gewandung,  in  der  Linken  einen  Lilienzweig  tragend, 
mit  der  Rechten  das  auf  seiner  Schulter  fast  frei  schwebende  Jesuskind  stützend.  Gute 
Arbeit  v(jm  Ende  des  i7.  Jh.  mit  feiner  Behandlung  der  beiden  Köpfe. 
choritühie.  Chorstülile,  viersitzig   auf  beiden  Seiten,    einfache   Barockarbeit   mit   Engels- 

küpfchen  an  den  Armlehnen. 
Kru/ifixus.  Hfilzcmer  Kruzifixus,   gut  gearbeiteter  lebensgrosser  Körper   mit   tief  herab- 

hängendem Haupt  und  schmerzlichem  Ausdruck,  zwischen  1680  und  i7oo. 

28 


BURGWALDNIEU 


29 


In  der  Sakristei:  Gothische  Monstranz  aus  vergoldetem  SillKT,  gute  Gold- 
schmiedcarbeit  des  i5.  Jh.  Auf  sechsseitigem  Vush  erhebt  sich  der  Schaft  mit  Knauf, 
der  auf  den  sechs  runden  Kni'ipfen  den  Namen  juicsus  tr'lgt.  Zur  Seite  des  Glas- 
zylinders stehen  zwei  Engel  mit  Spru*  hh.'indern.  Die  Krönung  bildet  ein  Haidat  hin 
mit  h.'ingendiin  Gitterwerk,  auf  dem  wieder  ein  sechsseitiger  Aufsatz  sich  erhebt.  d<»r 
unter  dein  zierlich  durchbrochenen   Helm  eine  Figur  der  Madonna  zeigt. 

Gothischer  Kelch  aus  vergoldetem  Silber,  Arbeit  dc^  i5.  Jh.  E^ine  scch.sseitigc 
Rose  trügt  einen  sechs.seitigen  S(  haft  und  Knauf  mit  runden,  vieqia.ssgezierten  Knöpfen. 

Kasel  und  zwei  Leviten  rocke,  aus  Seide,  mit  gri>ssblumigen  eingewebten 
Arabesken,  deren  Motive  Nelke  und  Tulpe  bilden,  auf  blauem  (irundc,  reich  mit 
Gokiborden  besetzt,   Arbeit  des  l7.Jh. 

EVANGELISCH  K  KIRCHE,  einschifiiger  nüchterner  Saalbau  des  i7.  Jh. 
mit  einer  li(  liten  Länge  von  l  2,3o  ni.  eimr  lichten  \\'eite  von  7, 80  m,  mit  llachcr  v«»n 
drei  Querbalken  durchzogener  Decke. 

Einfache  Kanzel,  an  den  .sechs  Seiten  des  Ge- 
häuses mit  rundbojiiiien  Blenden  zwischen  Kcks.'iulchen. 

SEBASTIANS  KAPELLE  am  Nordeingang 
des  Ortes,  kleiner  Backsteinbau  mit  dreiseitigem  Chor- 
abschlu.ss  und  kleinem  hrilzemen  Dachreiter;  die  lichte 
L.'ingc  betrügt  8,1 5  m,  die  lichte  Weite  4,6o  m. 

Über  dem  Portal  befmdet  sich  eine  Inschrifttafel, 
die  die  Zeil  der  Erbauung  angiebt:  anno  i635  deo  m 

SAI.VATORI    JKSU    CHRISTO    PIIUSgUK .SKHASTIANC) 

IN  HONORKM  l'KR  R.  I).  JOANNK.M  m'DKNM'.M  DKCANCM 
KT  I'ASTORK.M  I.OC  I  SAC  KI.I.L'.M  HOC  K.X  TIORCM  C  AIHO- 
I.KORU.M  OHLATI.S  KRKCTLM  KST.  Darunter:  RKNOV. 
ANNO    l856. 

Gute  sp.'ltgothische  Holzfiguren  der  Heiligen 
Roc  hus  und  Sebastian,  mit  einem  Überzug  von 
weisser  Ölfarbe  überdeckt,  beide  85  ein  hoch,  charak- 
teristische Arbeiten  de-r  letzten  J:dir/ehnt<'  des  l5.  Jh.. 
in  den  Nischen  zur  .Seile  des  Allars.  l)ic-  nackte  Jüng- 
lingsgestalt  des   Sebastian,    mit    Pfeilen    besteckt,    ist   an 

einen  Baum  gefesselt,  Rochus  entblcissl  mit  der  K«'e  hten  die  Wunde  auf  dem  rtvhlcn 
Schenkc-I.  Be-ide  l-iguren  zeigen  scharfe  Kalten  in  den  bans«  h  igen  gesteiften  (Jc- 
w.'lndern.  die-  Kc'ple.  besonders  cIct  des  Ko<  luis  mit  den  langen  gedrehten  I>H-krn. 
sind  gut  durchgearbeitet. 

(iruppe  der  h.  .\nn;i  und  Maria,  den  Leu  Im. im  c  iin>ti  .luf  dem  Srhnssr 
hallend,  sp.'ilgolhise  he.  S5  <  n»  hohe,  mit  weivser  nlf.irbe  übers«  hmierte  .S<  hnit/orci 
(vgl.  Eig.  12).  Beide-  Erauc-n  in  bausehige-r  G«>w.nulung.  deren  i-i  kii:  'je-liriK  hene  Fallen 
eine-n    wirkungsvo||e-n    Hintergrund    für   die    ruhigen    Linien    «l  hnam>>   .iltgeUMi. 

.\nM.i  mit  einem  olleMien  Buch  in  der  H.cnd.  Nach  einer  freundli«  hon  MillriUing 
\oii  Steph.in  Beis.scl  ein  Ancla«  htsbild  für  die  am  Niederrhein  int  l5.  Jh.  haulij^t' V'cr- 
c-hrung  der  li.  .\nna,  dci  .M.idoim.i  und  des  leidenden  Krh'VierH.  Auf  iler  ROcksioilr 
flach    behandelt. 

K.\riI.\rS,  frei  gelegener  kleiner  B.ic  ksteinbau  nnt  W  .Im.»  le  h  A"  ■'•  •  F;n,ailc 
in   Eisenkl.unmern    die  Jahresz.dil  i7:^>.      .\n    den    >»  hmied.  11  Welt.  11   die 

Inschrift:    anno   i783. 


Fig.  12.    nurrvoUnUL    Di«  H.  Abm 
iinJ  Maria  mit  J«m  {.«iehnaoi  CkriMi. 


kap« 


a9 


3o 


KREIS  KEMPEN. 


Befestigung.  BEFESTIGUNG.    Reste  der  Mauer  in  dem  Jansenschen  Gehöft.    Der  Mauer- 

kiirpcr  zeigt  einen  starken  Kern  aus  Gusswerk  mit  Backsteinmantel  nach  beiden  Seiten. 
Niei.  Der   Rittersitz    NIEL   oder  Waldniel    (das    Burgwaldniel   ist   aus   dem    franzö- 

sischen bourg  entstanden)  lag  4oo  Schritt  nördlich  vom  Flecken  und  war  wie  Gasten- 
donk,  Ingenhoven  und  Bocholt  rings  mit  Gräben  umgeben  (Fahne  a.  a.  O.  I,  S.  i8i). 
Die  Insel,  auf  der  das  Herrenhaus  lag,  war  auf  einer  steinernen  Brücke  zugänglich. 
Der  Rittersitz,  der  i58o  zuerst  als  im  Besitz  des  Geschlechtes  von  Bocholt  befindlich 
erwähnt  wird  (Fahne,  Cod.  diplom.  gentis  Bocholtanae  II,  S.  54,  69)  und  Sattellehen 
des  Amtes  Brüggen  war,  ist  vor  60  Jahren  abgetragen  worden. 


DILCKRATH. 


P  f .-»  r  r  k  i  r  c  h  e. 
Geschichte. 


Beschreibung. 


Altäre. 


Mobiliar 


Orgelbühne. 


Taufstein. 


PFARRKIRCHE  (tit.  s.  Gertrudis  abb.). 

Die  Designatio  pastoratuum  in  ducatu  Juliae  et  Montium  (Binterim  u.  Mooren, 
E.  K.  II,  S.  56)  berichtet:  Die  Kirche  ist  mit  den  altaribus  s.  Huberti  et  s.  Katharinae  dem 
Kreuzbrüderconvent  zu  Brüggen  incorporirt,  und  wird  von  einem  Pater  draus  deservirt. 

Die  Erbauungszeit  der  jetzigen  Kirche,  i46o,  ergiebt  sich  aus  der  ganz  verwitterten 
und  fast  unleserlichen  reliefierten  Inschrift,  die  jetzt  im  Inneren  des  Treppentürmchens 
eingemauert  ist  und  auf  der  nur  noch  die  Jahreszahl  zu  erkennen  ist :  anno  mcccclx. 

Dreischiffiger  gothischer  Backsteinbau  mit  Säulen  als  Stützen,  vorspringendem 
Chörchen  und  dreistöckigem  Westturm  mit  achtseitiger  Haube  und  kleinem  Treppen- 
turm an  der  Südseite.  Die  lichte  Länge  beträgt  i5,3o,  die  lichte  Breite  lo,85  m,  die 
lichte  Länge  des  Chores  6,10,  seine  lichte  Weite  5  m.  Der  Westturm  zeigt  in  den 
beiden  oberen  Stockwerken  das  oft  wiederkehrende  Motiv  der  zwei  spitzbogigen 
Blenden  in  der  einfachsten  Form,  selbst  ohne  Abfassung  der  Kanten.  Die  vier  Säulen 
des  Mittelschiffes,  denen  am  Triumphbogen  Dreiviertelssäulen,  am  Turmeingang  Halb- 
pfeiler entsprechen,  entbehren  völlig  der  Basis  und  haben  einfache  runde  Kapitale. 
Im  Chor  sitzen  die  Rippen  auf  kurzen  plumpen  Halbsäulchen  auf,  die  mit  Konsolen 
abschliessen.     Die  Fenster  der  Seitenschiffe  sind  zweiachsig  mit  altem  Masswerk. 

Hf)chaltar,  barf)ck,  Anfang  des  18.  Jh.,  mit  dem  wertlosen  Mittelbilde  der 
Himmelfahrt,  im  Aufsatz  Gottvater. 

Südlicher  Seiten  alt  ar  mit  dem  Bilde  der  h.  Katharina  im  Mittelfelde,  im 
Aufsatz  Maria. 

Nördlicher  Seitenaltar  mit  dem  sehr  beschädigten  Bilde  des  h.  Hubertus 
in  bischfiflicher  Tracht,  neben  ihm  der  Hirsch  mit  dem  Kruzifix  im  Geweih.  Im 
Aufsatz  Christus.     Beide  Altäre  gleichzeitig  mit  dem  Hochaltar. 

Kanzel  mit  sechsseitigem  Gehäuse  und  Baldachin  und  Kommunionbank, 
wertlose  Barockarbeiten  der  gleichen  Zeit. 

Orgelbühne  durch  alle  drei  Schiffe  durchgehend  mit  hölzerner  Brüstung,  die 
in  quadrati.schen  Feldern  gutes  spätgothisches  Ma.sswerk  enthält,  die  einzelnen  Fül- 
lungen durchweg  verschieden,  vorwiegend  mit  Fischblasenmotiven,  Arbeit  vom  Ende 
des  iS.Jh. 

Taufstein  aus  Blaustein,  1,16  m  hoch,  gute  spätgothische  Steinmetzarbeit  vom 
Ende  des  i5.  Jh.  Auf  einer  vierseitigen  Plinthe  erhebt  sich  ein  achtseitiger  sehr  reich 
prfjfilicrter  Schaft  mit  mittlerem  Knauf,  über  ihm  das  achtseitige  Becken,  das  an  vier 


So 


DILCKRATH  _  ÜÜt.KKN.  3| 

korrespondierenden  Seiten   —   über  den   vier  Ecken   der  Plinthe   —    vier  scharf  gc-  pfarrkirc 
meisselte   bartlose  vorspringende  Köpfe  zeigt    (vgl.  Schneider  im  Korrespondenzblatt 
des  Gesamtvereins  der  Deutschen  Gesch.-  u.  Altertumsvereine  XII,  S.  55  u.  Born  S.  l6). 

Ilolzstatuettc   der  Madonna   am  zwiitcn  n<.rdli(lien   Pfeiler,   neu   ixilychro-     sv..,- 
mierte   Schnitzerei    vom    Anfang   des   i6.  Jh.     Maria    mit    einem    l.'lnglii  luii    .tltli«  lien 
Gesicht  und   feinen  Zügen  h.'ilt  in  der  R«(  litcn  das  Szepter,  mit  der  Linken  da.s  auf- 
fallend kleine  Kind,  das  die  Weltkugel  trügt. 

Auf  dem  Kin  henbi>den:  Gute  H<dzstatue  eines  AposteLs,  .s<  hmal.s<  hulterigc 
Figur,  stark  beschädigt,  die   Anne  fehlen;  vom  Ende  des  i5.  Jh. 

Holzstatue  des  h.  Hubertus,  95  cm  hn<  h,  han(lwerksm.'l.ssigc,  charakltrl«»>«- 
Arbeit  der  gleichen  Zeit  in  alter  Polychroinierung.  Die  Darstellung  ist  ik(.n<»graphis4h 
wichtig:  der  Heilige  erscheint  in  Bi.sc  hofstrac  ht,  in  der  Linken  ein  Buch  haltend,  auf 
dem  der  Hirsch  liegt.  Die  gleiche  sehr  .seltene  Darstellung  auf  dem  Bilde  ties  Meisters 
von  Werden   in  der  Nationalgallerie  zu  London  (Nr.  2  5o). 

Rolle  und  wertlo.sc  Barockfiguren  der  Heiligen  Joseph,  Petrus  und  Paulu.s. 

Glocken.     Die   gn'isste    mit   ganz    unregelm.'Lssig   gegos.sener   und    unleserlicher      Glo<fc«m. 
Inschrift  in  gothischcn   Majuskeln  vom   Ende-  des  1 4.  oder  Anfang  des  i5.  Jh. 

Die    zweite    mit   dc-r    Inschrift:     .s.  .m.vki.v    s.  hi'UERTE   .s.  c.mh.vrin.v    i'.xtkoni 

ORATE    PRO    NOmS.       ANXf)    l667. 

Die  kleinste  i6i7   von  Conrad  Janssen  gegos.sen. 


dülki:n. 

P.  NoRRENHKRf  »    Chronik    der  Stadt   Dülken,    Beitrüge    zur   I.okalgesc  hi«  hte   des      UiimaiM 
Niederrheins    III,  Viersen   i874.     Dazu    Ann.  h.  \'.  N.   .\.\\l.   S.  44 1.  A.  Kaiink, 

Kurze  Stadtgeschichte  bei  ü.  von  Müi..mann,  Statistik  von  Düvscldorf  S.  4lo.  - 
De(  KER,  Zur  Chronik  der  Stadt  Dülken:  Nrh.  i878.  S.  54.  59.  -  L.  Henruhs.  Die 
Narreiiakadeiiiic-  von  Dülken:  Nrh.  i878,  S.  l93.  —  Ein  Blatt  aus  tier  Geschichte  der 
NarrenakacUniic-:  I  Iciiiialskunde  |879,  S.  79.  —  Vgl.  auch  Cari.  pKrRAsc  il  und  joll. 
W.  Bki;\vi;r,  Dc-r  Narreiiorden  zu  Cleve  nebst  ciiuT  historisc  hm  Iterülirung  \ers«hic- 
dener  .'IhnlichcT  Verbrüderungen,  besonders  der  berittenen  Akademie  zu  DolkiMt. 
Kr>ln  1827.    -     Plan  der  Ec\stung  Dülken   im  J.  i6o9  bc-i   P.  Norreniiekci  a.a.O.  Beil. 

—  IL  B»")T'k;er.    Di«")cesan-  und  Gaugrenzen  Norddeut.sc  hiands,    Halle  |875.   I.   S.  jo. 

Hanclsc  hriftl.  (,)ii.    Kleine  Chronik  der  Stadt  von  i758      l799  im  IM.irrarrhivc. 

—  Verzeichnis  ellii  her  Bc-gcbciihciten,  Unglücksfalle.  Kr.inkheiten  vi»m  J.  i79o  von 
Peter  Patets  Amaverpe.s.  Manuskript  im  Bc-sit/  von  W.  .S<  Inindeli-n  in  ( Ktemith 
(vgl.  Heimat  i875.  S.  60).  —  Heinrich  Dvc  k.mans,  Chronik  der  Pf.irre  und  Pf.irr- 
kin  he  zu   Dülken.    i87.?  (sehr  ausführlich)  im   Pfarrarchiv. 

RÖMISCH  I'.    1- C  .\' I )  E.     Die   Roinerstra.«i.se   von   Straelen   nach  (ilndUich   i»!    R«Bit«k< 
bei   Dülken   als   Koiiiiiumalweg   crnciurt.     N.i<  h   I^ibU-rich   /u   kennzeichnet   »ich   »ler 
Kiesdamni   uiilcr  dir   Boclenll.'lrhe  dun  h  dünne  Streifen   in  den   Feldern,   l»ei  H«Mhi>lt 
tritt    die    .Stra.sse    als    .Karlsstrasse*    zu   Tage    (J.  S<  IINUDER.    Rörniv  he    H.  •  n 

zwischen  Maas  und  Rhein:   B.  J.  LXIV,  S.  18.  Der^.,   Die  allen  Heer-  und  it.i.i.i.  U- 

wege  der  ( li-rmani'ii,   Ivuner  und   Fr.mken  \',  S.  18;  VII,  S.  7). 

PFA  R  R  K  1  R(  H  E   (tit.  s.  Crnelii  m.).    Vgl,  NoRRENUKRii  a.  a.  O.  S.  8a  — loa  pu*fiu«k 

—  Über  die  Pfarre:   Nrh.  G.  VI,  S.  56.  —  H1NTERI.M  u.  Mih^RKS.   K.  K.  II.  S.  to.  53. 

3i 


32  KREIS   KEMPEN. 

Pfarrkirche.—  Über  die  Gerechtsame  und  Regalien  des  Xantischen  Kapitels  in  Dülken  i332: 
BiXTERiM  u.  MooREX,  D.  C.  II,  S.  i58.  —  Series  pastorum  Dülkensium  in  P.  Ropertz, 
Quellen  und  Beiträge  zur  Geschichte  der  Benediktinerabtei  München-Gladbach  S.  i57. 

Die  Beziehungen  der  Abtei  Gladbach  zur  Pfarre  Dülken  ebenda  S.  32  7. 

Handschriftl.  Qu.  Chronik  von  Heinrich  Dyckmans.  —  Kopialbuch  des 
Notars  Wilhelm  Stade:  Urkunden  \-on  i352  an  mit  Ausführungen  über  das  Ver- 
hältnis der  Pfarre  zur  Abtei  Gladbach,  geschrieben  1 594  —  1 598.  —  Extractus  docu- 
mentorum,  welche  in  der  alten  Kamp  in  der  Pfarrkirche  zu  Dülken  bewahrlich  auf- 
behalten sind,  de  anno  i693.  —  Specificatio  utensilium  prout  et  consecratorum  altarium 
parrochialis  ecclesiae  s.  Udalrici  in  Dülken,  genaues  Inventar  vom  J.  1 698.  —  Renten- 
buch der  Vicarie  s.  Crucis.  Sämtlich  im  Pfarrarchiv  zu  Dülken.  Über  die  vor- 
handenen Urkunden  besteht  ein  altes  Verzeichnis  von  i693  (Urk.  Nr.  47  des  Archivs, 
Verzeichnis  derer  Briefschaften,  welche  in  der  alten  Kamp  in  den  Kirchen  zu  Dülken 
bewahret  werden,  aus  Commission  dess  wohl  ehrwürdigen  Herrn  Augustini  Lefebue 
Landdechandten  und  pastoris  revidiert  amio  i693),  ein  neueres  von  H.  Dyckmans. 
Kirchenrechnungen  vom  J.  i57  2  an.  Rentenbuch  der  Vicarie  s.  Catharinae  im  Besitze 
des  Herrn  Decker  in  Dülken.  —  Die  oben  S.  i4  angeführte  Designatio  ecclesiarum 
von  Fr.  Joannes  Numerich  in  den  Farragines  des  Gelenius  IX,  fol.  33o  (Köln,  Stadt 
archiv).  —  Designatio  sacrarum  reliquiarum,  quae  in  ecclesia  christianitatis  Suchtelensis 
asservantur,  exhibita  rev.  d.  vicario  in  spiritualibus  generali  Joanni  Gelenio  per  Fr. 
|o.\XNEM  Numerich  pastorem  in  Boisheim  decanum  Suchtelensem  mense  Augusto 
Anno  1627  ebenda  IX,  fol.  332. 
Geschichte.  Eine  Kirche  bestand  in  Dülken  bereits  Ii35,  in  welchem  Jahre  der  Gladbacher 

Erster  Bau.  j^y^^  Walter  dem  neuseirründeten  Nonnenkloster  Neuwerk  einen  Teil  des  Zehnten 
überträgt  (Lacomblet,  UB.  I,  Nr.  3 20);  die  parochiani  de  Dülken  werden  4o  Jahre 
später  in  einer  Urkunde  des  Dülkener  Stadtarchivs  genannt  (Ropertz,  Quellen  und 
Beiträge  S.  200,  vgl.  Norrenberg  a.  a.  O.  S.  12,  Anm.  3);  I243  wird  der  erste  Pfarrer 
von  Dülken  erwähnt  (Eckertz  u.  Roever,  Die  Benediktinerabtei  München-Gladbach, 
Köln  i853,  S.  i54),  von  hier  aus  wird  I245  das  Hospital  zu  Neu.ss  gestiftet  (Ann. 
h.  V.  N.  XXXV,  S.  62).  Der  Turm  der  älteren  Kirche  diente  zugleich  als  Wacht-  und 
Wehrturm  und  war  als  solcher  von  Herzog  Walram  von  Limburg  errichtet  worden. 
In  der  Sühne  der  Gräfin  Richardis  vcni  Jülich  und  ihrer  Söhne  mit  dem  Kölner  Erz- 
bischof Sigfrid  von  Westerburg  vom  i4.  Oktober  12  79  heisst  es:  Item  dux  Limburgensis 
deponet  munitionem  turris  ecclesie  de  Dulkene,  quam  ipse  et  sui  officiati  fecerunt 
(Lacomblet,  UB.  II,  Nr.  73o). 

Am  16.  März  i352  ward  auf  den  Antrag  des  Abtes  Wilhelm  von  Uranien  die 
Pfarrkirche  der  Benediktinerabtei  München-Gladbach  inkorporiert  (Lacomblet,  UB. 
III,  Nr.  5o9.  —  Joannes  Wilmius,  Narratio  rerum  Kempensium,  Handschrift  im  Pfarr- 
archiv zu  Kempen  S.  i7.  Vgl.  auch  Binterim  u.  Mooren,  E.  K.  I,  S.  25o.  —  D.  C. 
II,  S.  2  29.  —  Ropertz,  Quellen  und  Beiträge  S.  2  7o.  —  Kopie  der  Revision  der 
gleichzeitigen  Kirchenrevenüen  im  Index  litterarum  des  Gladbacher  Klosterarchivs 
im  Düsseldorfer  Staatsarchiv). 
Zweiter  Bau.  Dic  jetzige  Kirchc,   auf  einer   kleinen  natürlichen  Anhöhe   inmitten   des   Ortes, 

also  wohl  auf  dem  Platze  der  alten  Kirchc  gelegen,  befand  sich  schon  i453  im  Bau 
(Vermächtnis  von  4o  oberländ.  rhein.  (julden  für  den  Bau  der  Kirche  von  i453  im 
Pfarrarrhivj  und  ist  am  weissen  Sonntag  (29.  März)  des  J.  i478  eingeweiht.  Nach  einem 
Abla.ssVjrief  (Orig.  im  Pfarrarchiv,  Urk.  Nr.  i),  den  der  Weihbischof  Heinrich  von  Köln 
am    5.  April  i478   der  Kirche,  quo   per  nos   consecrata   existit,   ausstellte,   war   diese 

32 


DULKEN. 


5S 


den  Hfiligcn  Komclius  und  Ulrich  geweiht.  Die  Auw  hmü»  kun^  hegann  noch  im  Pfairwireb 
seihen  Jahre  (Urk.  Nr.  2  u.  3  im  Pfarrarrhiv:  Die  Bischöfe  Jak(»hu.s  von  TuÄculum  und 
Gwillermiis  von  Ostia  gew.'ihren  denen,  die  zur  Au.sschmikkung  der  Kin  he  heitragci», 
einen  hundertjährigen  Ahlass).  IniJ.  i593  stürzte  da.s  Glockengewrijhe  ein  und  niusstc 
wiederhergestellt  werden  (Narhrieht  in  einer  Urk.  ül>er  i\cn  Verkauf  der  I{os|)italka|)cllc 
Nom  3.  l'"(i)r.  \593).     Im  J.  i723  ward  die  Kirche  dun  h   einen  Hrand    bcsi-hildigl,   der 


l^---^ 


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I 


Kig.  13.     DülWtn.     rinirWir.  I»-      t  ■.r.mJri»»  und  Quer»«:hnlll. 


das    Dach    und    die    oIk-h-    Ilalfle    des    Turnjes    zcrslörle.      ClKTlridion    dir   S»hililr- 
rung   im   R.  nthu.  he   .1.  1    Viearie  S.  Cauis  (l'farrarrhiv):    i7a3.   |9.  Junii.  4o  domu»  et 


tm 


mulla   horr.a  «um  «•( » lesia  parnnhiali   et  turri  in  rinerr»    rotlatta.    ila    ul    n- 
ligni    tarn    turris    ([uam    ce«  U-siae    r«tnai»sil.     Canjp.inae    h.piif.i.  lao   sunt    c»    ••; 
(onsumtum     «st     (üher     denselhen     Hrand     Na«hii.  ht     in»     Kentenluuh     «Irr    \ 
S.  Calharinae).     Der   i'iirm  ist  \1 2')  \>vu'\{s  wi.-derliergeMellt;    l7'>*>  am   ?  Frhnwr  »ml 
die  Turmhauhe  dun  h  einen  Orkan  ahgewcht  und  er>l  l8a7  wicnlrr  .1.  t  iHruiwl 

1875,  S.  60). 


3J 


34  KREIS   KEMPEN. 

Pfnrrkirche.  Die  Kirchc  ist  dreischiffig  mit  grossem,  das  Mittelschiff  fortsetzenden  Chor  und 

Beschreibung,  ^[j^^jyy  Tumi  xou  quadratischem  Grundriss  in  der  Mitte  der  Westfac^ade.  Die  Hchte 
Liino-e  beträst  2S.3o  m,  tlie  lichte  Weite  i5,5o  m.  Das  Material  ist  stark  verwitterter 
Tufl'stein,  an  den  Strebepfeilern  und  über  den  Fenstern,  an  den  Aussenmauern  schon 
früher  mit  Backsteinen  notdürftig  ausgeflickt,  der  Turm  besteht  ganz  aus  Backstein 
(^aus'm  Werth,  Bildnerei  II,  S.  2). 
Turm.  Der  sich  in  vier  Stockwerken  aufbauende  Turm   ist  mit  einer  Haube  bedeckt, 

die  aus  einer  \-iereckigen  Pyramide  in  eine  achtseitige  Spitze  übergeht,  an  der  Nord- 
seite erhebt  sich  bis  zur  Höhe  des  dritten  Stockwerkes  das  Treppenhaus  in  Gestalt 
eines  schmalen  vorspringenden  Pfeilers.  Der  Unterbau  zeigt  an  der  Westseite  eine 
durchgehende  spitzbogige  Blende,  in  welche  unten  die  Turmthür,  zugleich  die  Haupt- 
pforte der  Kirche,  gleichfalls  im  Spitzbogen  geschlossen,  oben  eine  einfache  Fenster- 
öffnung von  derselben  Breite  gebrochen  ist.  Im  zweiten  Stock  zwei  spitzbogige 
Blenden  ohne  Masswerk  und  mit  einfachster  Profilierung,  im  dritten  und  vierten  je 
zwei  Blenden,  die  durch  einen  mittleren  Pfosten  von  Hausteinen,  der  in  einfachstes 
Masswerk  ausläuft,  getrennt  werden. 

Die  Pultdächer  der  Seitenschiffe  setzen  hart  unter  dem  unteren  Rande  des  Sattel- 
daches, welches  das  Mittelschiff  bedeckt,  an.  Die  Strebepfeiler  sind  dreimal  abgetreppt, 
die  Mauer  ist  unter  den  Fensteröffnungen  durch  zwei  horizontale  Bänder  verziert. 
Auf  dem  Dache  des  Mittelschiffes  über  dem  Choreingang  ein  einfacher  Dachreiter. 
Die  Strebepfeiler  des  Chores  krönten  kleine  stark  verwitterte  Sandsteinfiguren  von 
Hunden,  welche  einen  Schild  zwischen  den  Pfoten  hielten.    Reste  davon  im  Pfarrgarten. 

Inneres.  Das  Innere  der  Kirche   ist   von   grosser  Einfachheit.     Die  Turmhalle,    die   an 

der  Nordseite  eine,  an  der  Südseite  zwei  spitzbogige  Blenden  zeigt,  ist  durch  ein 
Kreuzgewölbe  mit  grossem  offenen  Mittelring  geschlossen,  dessen  Rippen  in  den  Ecken 
auf  kleinen  Blattkonsolen  aufsetzen. 

Ein  hoher  Spitzbogen  mit  einer  lichten  Weite  von  3,1  o  m,  durch  ein  modernes 
Eisengitter  abgeschlossen,  führt  nach  dem  Mittelschiff  Es  besteht  aus  vier  recht- 
winkeligen Jochen  mit  Kreuzgewcilben,  die  Non  drei  Paaren  Rundsäulen  getragen 
werden,  mit  hohen  achtseitigen  Basen,  auf  einer  viereckigen,  durchaus  nicht  vor- 
springenden Plinthe  ruhend.  Das  erste  und  das  vierte  Joch  ist  zur  Zeit  durch  ein 
Tonnengewölbe  ersetzt  worden.  Die  Rippen  der  Gewölbe  des  Mittelschiffes  ruhen 
vermittelst  kleiner  skulptierter  Blattkapitäle  auf  kurzen  Dreiviertelssciulen,  die  an  dem 
Übergang  der  Säulen  in  die  einfach  profilierten  Arkadenbögen  roh  abgeschlagen  sind. 
Der  Übergang  erfolgt  ohne  jede  Vermittelung  durch  ein  eingefügtes  Zierglied.  Die 
Nebenschiffe  enthalten  je  vier  Kreuzgewölbe,  deren  Rippen  an  den  Säulen  auf  einer 
einfachen  fünfseitigen  Konsole  ruhen,  während  sie  an  den  Aussenmauern  vermittelst 
skulptierter  Blattkapitäle  auf  Dreiviertelssäulen  aufsitzen,  die  in  halber  Höhe  abbrechen, 
mit  einem  Menschenkopf  als  Konsole,  wo  der  Abschluss  erhalten  ist.  Die  Gliederung 
der  Seitenwände  ist  sehr  einfach.  Sic  geschieht  durch  flache  Pilaster,  vor  deren  Mitte 
die  erwähnten  Dreiviertelssäulchen  treten.  Die  Fenster,  im  Spitzbogen  geschlossen  und 
ohne  Gliederung,  nur  mit  abgeschrägten  Gewänden  und  abfallenden  Sohlbänken, 
treten  in  die  Mitte  der  so  gebildeten  vier  Felder.  Unter  ihnen  läuft  eine  horizon- 
tale Lisene  hin,  unter  die  wieder  eine  im  Flachbogen  geschlossene  Blende  tritt.  Nur 
die  westlichen  Schmalseiten  der  Nebenschiffe  zeigen  je  ein  vermauertes  Fenster  mit 
Mittelpfosten  und  Masswerk  aus  Fischblasenmotiven. 

Neubau,  Die    Kirche   wird   gegenwärtig   vf)n    Osten    her   abgebrochen   und    durch    einen 

geräumigen  Neubau  von  Heinrich  Wiethase  ersetzt,  der  in  dem  Chor,    dem  Querschifif 

34 


DULKEN. 


35 


und   zwei  Jochen   des   auf  fünf  S(  liifTe  berechneten  I-anghauses  bereits   vollendet   Ist.  Pfarrkire 
Die  schwierige  Aufgabe,    die  dur<  h  die  Beschranktheit  des   zur  Verfügung  stehenden 
Raumes  gesrhaffcn  war.  hat  (Um  h  den  geradlinigen  Abschiuss  des  Chores  einr  g«-niale 
i.(isung  gefunden;  nach  Norden  tritt  dem  Quersrhifl'e,  das  auf  ilieser  Seite  im  Inncni 
die  Orgcllnihne  birgt,  ein  reicher  Portalbau  vor. 

Altüre,  sämtlich  neu.  Aia»e 

In  der  K»msekrati<»nsurkunde  genannt  der  Horhaltar.  Marienaltar,  Kreuzalt;ir, 
Katharinenaitar,  Petrusaltar,  Margarethenaltar,  Jakobusaltar.  Die  Designatio  pasto- 
ratum  in  ducatu  Juliae  et  Abmtium  (Bixtkri.m  u.  .Moork.v.  K.  K.  II.  S.  53)  nennt 
ausserdem  n«^)ch  einen  Sebastianusaltar. 

Der  Maricnaltar  wurde  i674  illuminiert  von  Meister  /<///  iK-m  Maler  7-on 
Diilkett  (Rentenbrief  der  Pfarrei  im  Pfarrart hive),  aber  i792  mit  einem  neuen  BiUlc 
geschmückt,  das  sich  notli  im  n<"irdlichen  Querarm  befindet  und  die  Darbringiuig 
Christi  im  Tempel  darstellt  in 
fast  leben.sgrossen  Figuren;  der 
altcSimeon  von  beachtenswerter 
Schiinheit  in  Haltung  und  Fal- 
tenwurf, aber  stark  verwaschen 
und  beschädigt. 

Der  Katharinenaitar 
stand  an  der  Tistlichen  Ab- 
schlusswand des  südlic  hen  Sei- 
tenschifles  und  enthielt  zwischen 
zwei  Barocksäulen  ein  gleich 
grosses  Cjemälde  von  l7l8  mit 
einer  Darstellung  der  Kreuz- 
abnahme. Darüber  eine  kleinere 
Anbetung  der  du  i  K<">nige.  die 
letztere  noch  erhalten  in  der 
Taufkapellc-.  Die  Anlipendien 
der  beiden  All.'ire  trugen  auf 
LeinwancI  gt-malt  einen  ."Spruch  mit  dem  ("hrniiikon  i77l. 

Im  norillichen  (Juerarm  belindel  sich,  otlenbar  von»  gleichen  Künstler,  unlcn 
A.\N«)  i7i8  ('.  c.  !•".  bezeichnet,  eine  Darstellung  des  Mahles  Christi,  xu  th-sst-n  Füsmmi 
die  grosse  Sünderin  kniet,  bei  den  l'liaris,'lern.  Kbeiula  ein  kleineres  Hilil.  Maria  am 
l''usse  des  Kreuzes,  Anfang  des    iS.  Jh.,  wertlos. 

l)ic-  im  iMarrarchiv  c-rhaltene  Xeic  hnung  des  alten  Chores  viun  J.  I6«J  ^'«•l^t 
den  (hol  dun  h  c  anccili  abgeschlossen,  in  denen  sich  rechts  und  links  vom  Krru/* 
altar,  der  in  der  .Mitte  vor  dic-sen  .Srhranken  l;ig,  je  eine  ThOr  ölVnetr.  Die  alle 
(  )rgelbühne  bef.ind  sich   im   Wcsliii   und  erstreckte  sich  durch  alle  drei  S«  lulle. 

Sakramentshäuschen  von  Sandstein  hinter  dem  neuen  IliMhalinr.  RUtr  und 
zierliche  Arbeit  vom  Knde  des  i  5.  )h..  durch  Blitz  best  h.ldigt  und  le-ie  hl  resklaurirrl.  Zur 
Seite  des  mit  einem  ( iitter  ge.sci»lovse-nen  ( iehäuses  e'rlu'lMMi  sieh  reie  I»  priifilierte  Säulen- 
büiidcl.  den  oberen  ;\bsc  hhiss  bildet  ein  F.selsrüc  ken  xwis«  hen  «wei  Fialen.  Don  l'nler- 
salz  sc  hmih  kt.  .ähnlich  wie  in    Boisheim,  eine   Datxlellung    '       "* '        '       ''  "     '** 

rclief;  Christus  sitzt  mit  seinen  Jüngern  um  die  längliche  sc'  •>• 

in  dein    liuciilar  von  1698:    In  eadem  ec  t  le*sia  reperilin  ai      , 
aple  e.xtruc  tum  pro  absc  ondendis  et  ree ondenelis  lam  iwuri»  vjim«  tiunin  »  Irtn» 


Fig.  14.     Dillken.    Taurtlcin  in  Jei   rheiLävhc. 


35 


36 


KREIS   KEMPEN. 


breitrandigen  Pilgerhut. 


Pfarrkirche,  pore  belli.    H(X-  in  tabernaculci  est  repositum  argenteum  ciborium  cum  Capsula  argentea 
corporali  benedicto  provisa,  in  qua  s.  cucharistia  reservatur  pro  infirmis  civitatensibus. 
Dieses  Ciborium  ist  dasselbe,  welches  noch  jetzt  für  die  Krankenprovisur  in  der  Stadt 
gebraucht  wirtl. 
T.iufstein.  Taufstein  in  der  Tauf  kapeile  (dem  ersten  Joche  des  nördlichen  Seitenschiffes), 

spätijothischc  Arbeit  aus  dem  Ende  des  i5.  Jh.,  aus  Sandstein,  übermalt.  Auf  einer 
quadratischen  Plinthe  erhebt  sich  ein  achtseitiger  Schaft  mit  dickem  Knauf  und  kleiner 
achtseitiger  Kuppe,  alles  einfach  profiliert.  Der  Messingaufsatz  ist  modern.  Inventar 
von  i698:  Item  in  fine  ecclesiae  reperitur  fons  baptismalis  bene  occlusus  et  obser- 
vatus  (Fig.  i4). 
Holzfiguren.  Holzfigurcu  in  den  Seitenschiffen :  S.  Jakobus  und  S.  Antonius,  um  i5oo,  mit 

scharf  ausgeprägten,   harten   Formen,   Jakobus    mit   gutem    bärtigen    Kopf  unter   dem 

Die  Heiligen  Sebastianus,  Donatus, 
Agatha,  Cäcilia,  Eligius,  Severinus,  ba- 
rock, Ende  des  l7.  Jh.,  mit  weissem  Öl- 
farbenüberzug und  leichter  Vergoldung. 
S.  Barbara,  barock,  Ende  des  i7.  Jh., 
mit  alter  Polychromierung. 

Lebensgrosse  Gruppe  der  h.  Anna 
mit  Maria,  um  1680  —  i7oo,  auf  reich- 
geschnitzter Rokokokonsole  von  braunem 
Holz  mit  vergoldeten  Zierraten  im  nörd- 
lichen Seitenschiffe.  Die  Mutter  Anna 
als  würdige  Matrone,  in  der  linken  Hand 
ein  offenes  Buch  haltend,  belehrt  das 
Kind  Maria,  das  fromm  die  Hände  über 
die  Brust  kreuzend  sich  an  sie  schmiegt. 
Sehr  reich  in  der  Gewandung,  mit  feinem 
Motive  im  Faltenwurf  durch  das  seitwärts 
gestellte  rechte  Spielbein  Annas,  aber 
etwas  unruhig  in  der  Gesamtwirkung. 
Alte  Polychromierung,  die  Gewänder 
weiss  mit  goldenen  Säumen. 
Leuchter.  M 6 ttcn  1  euch  t er ,  spätgothisch,  schmiedeeisern,  auf  drei  Füssen,  mit  dreieckigem 

Lichteraufsatz  und  Pult,  in  den  einfachsten  Formen,  in  der  Tauf  kapeile  (Fig.  1 5  ergänzt). 
Acht  Wandleuchter,  barock,  von  Messing,  mit  einfachen  getriebenen  Schildern. 
Von  verschwundenen  Gegenständen  erwähnt  das  Inventar  von  i698  noch: 
Item  a  latere  summi  altaris  reperitur  magnum  confessionale   et   in    choro  repe- 
riuntur  sex  stalla  spectantia  ad  dom.  pastorem,  sacellanum  et  tres  beneficiatos  vicarios 
et  custodem.     Item  reperiuntur  sedilia  pro  magistratu  et  consulibus,  item  receptaculum 
pro  expositis  reliquiis.     Ausserdem  genannt:    In   medio    choro   pendula  lampas,    retro 
summum  altare  Organum  (vgl.  Dyckmans,  Chronik  S.  i9),  tres  coronae  ex  cupro,  pen- 
dula statua  b.  Virginis  in  medio  navis  ecclesiae. 
Holzfiguren.  In  dcr  Sakristei:  Holzstatuette  der  Madonna,  36  cm  hoch,  Anfang  des 

i5.  Jh.:  Maria,  mit  offenem  reichen  Haar,  das  unter  dem  Stirnreif  auf  die  Seite  ge- 
strichen auf  die  schmalen  abfallenden  Schultern  herabsinkt,  hält  mit  beiden  Armen 
das  völlig  bekleidete  Kind,  das  in  einem  Buche  liest.  Die  Gewandung  zeigt  reichen, 
leicht  eckigen  Faltenwurf  mit  grossen  Motiven.     Die  Rückseite  ist  flach  behandelt. 


Fig.  15.    Dülken.    Meltenleuchter  in  der  Pfarrkirche. 


36 


DÜLKEN. 


37 


Hulzfigur  des  h.  Cornelius,  des  Tatrons  der  Kirche,  nur  während  der 
Oktave  in  der  Kin  he  aufgestellt,  in  ein  Drittel-LebensgMsM-,  gute  aber  charakt«r! — 
neu  poly<  liroinierte  Arbeit  der  I.  H.  des  i6.  Jh.  mit  spit/.«-rn  Oesirht  und  s«  hniai>-ti 
S<  hultern. 

Wasserkanne  in  (jelbguss  aus  dem  i7.  Jh..  bau«  higer  Kexsel  mit  zwt-i  AusHu-vs- 
rühren,  in  rohe  Kiipfe  endigend,  mit  haii)rundem  Hi-nkel,  an  dessen  Enden  sieh  ruhe 
m<liinli«h(^  Köpfe  behnden.  Ganz  ühniiehe  Kessel,  wahrseheinlieh  aus  derseU>en  Fabrik 
stammend,  in  einer  grossen  Zahl  von  Kirchen  des  Niederrheins,  so  zu  Winnekend«)nk, 
Twisteden,  Leuth,  Kevelaer.  Die  krugartige  bauchige  F"orm  komnU  zuerst  an  einem 
Weilikessel  des  l6.  Jh.  in  S.  Cunibert  zu  K<>ln  vor  (Fr.  Boc  k,  Das  heilige  K<>ln 
Taf.  XIII,  48). 

Monstranz,  spütgothisch,  aus  vergoldetem  Silber,  zur  Seite  des  Glasgehauses 
mit  den  Figuren  der  Patrone  Ulrich  und  Cornelius,  über  der  Kuppel  mit  der  Figur 
der  Madonna  in  Silber  geschmückt.  Erwähnt  im  Inventar  vim  l698:  monstrantia 
deaurata  et  debite  ornata,  (juae  reposita  est  in  sununo  altari  in  tabenificulo  deaurato 
(das  letztere  nicht  mehr  erhalten). 

Ciborium,  in  Rokokoformen.  \on  Silber,  innen  vergoldet,  inschriftlich  von  i793 

Kasel  mit  aufgenähten  Streifen,  i.  H.  des  i6.  Jh.  Der  Lüngsstreifen  iler  \'order- 
seite  zeigt  eine  Kolner  Borde  mit  den  zweimal  wiederkehrenden  Namen  in  gothLschen 
Minuskeln:  jhksus,  m.vri.v;  das  Kreuz  der  Rückseite  enthalt  die  Darstellung  Christi 
am  Kreuze,  über  ihm  Gottvater  in  Wolken,  um  ihn  vier  Engel,  in  Kelchen  d.'is  Blut 
auffangend,  am  Fusse  des  Kreuzes  die  zusammenbrechentle  Maria,  von  Johannes 
gestützt.  Am  unteren  Rande  erscheint  tue  Ilalbfigur  einer  anbetentlen  weiblichen 
Gestalt,  wahrst  heinlich  der  (jeberin.  Die  Figuren  sind  rot  «-ingefa.vst.  nur  tlie  Kopfe 
in  Applikation  lu-rgestellt.  Der  C]rund  zeigt  reiche  plastisch  wirkende  Stickerei  mit 
Gtjidnulen  in   Cberfangsti«  ii. 

Kasel  mit  aufgen.'lhten  Streifen,  i.  11.  des  l6.  Jh.  In  «lern  Kreuz  der  Rückseite 
ein  in  der  Mitt<'  <lurchgczogcner  Balken,  von  dem  nach  beiden  Seiten  Ranken  mit 
fein  stilisii-rten  Blüten  ausg«'hen;  die  Cirunilformen  der  Blüten  bilden  Fuchsien  uml 
Glockenblumen.  In  der  Mitte  Christus  am  Kreuz,  am  F'usse  ein  Wap|K*n.  Auf  der 
Vorderseite  ein  L.'lngsstreifen  mit  dems«'ll)en  ( )rnament.  D.izu  gehörig  und  gleichzeitig 
zwei  Dalmatiken  mit  aufgen.'lhten  Streifen  aus   Kölner   Borde. 

(blocken.  Auf  jeder  wiederholt  sich  die  Inschrift:  ALEXIfS  PETIT  EN  llENKUis 
SEYNEN  zooN  hkhhkn  .\ii(  h  (.e(K)ten  anno  i78o. 

Ausserdem  tr.'lgt  tlie  grösstc  ilie  Inschriften:  l)  aVres  DVM  soxItans  TANGO 
Cor  (;r.\tIa  tanclvi-  C<)i:Lk.stIs  (jVae  Vos  In  pIa  Vota  trahat  (i78o>.     a)  ixxtR 

MKYN    GELKUl)    MOKK    IK    HKKKNNl    MKN    <i<)HSI)IKNST    KN    MET    I.EVEN'iFNI). 

Die  mittlere:  oValso  VDaI.rICVs  sIt  nosikr   I\'(ils  aMICVs  (i78o>. 
Die  kleinste:    La\'Dis    DonaiI    RE.st)No,   o\l    i\I.«.\ra    pfI-Lat.    PRtiTrr.AT 
InDIükn'as  pR()si:LVr()S(.)iiK  sImi'L  (i78o). 

Im     D.nliKiter    zwei    kleine    (ilo«ken.     Die    grössere    mit    den    IiiMhnflcn: 

l)  JACÜU  CLÄREN    IN    KOI.N   GOSS    MK  II    ANNO  l785.       i)   AD   LAUHEM    Dtl 

Die  klein.-re  milden  Inschriften:  l)  IksVs  MarIa  Ioskph  HAS  aeDk-s  (.  rVCe 
sI(;natas  iVLiiVRi;  prothiant  (i774).     2)  ai.fxiis  pktit  mk  kkmt. 

Eine  KRFr/KArKI.I.E  und  eine  M  arim  k  apelle  bef.indrn  sich  au^M-rh.ilb 
der  Stadt.  Beide  werden  in  dem  Inventar  von  l698  genannt:  Extra  oppitlum  -»unl 
duo  s.u  eli.i  «•(  ( lesiae  parro«  hi.ili  incorporata.  uH>ote  s.  Crucis  et  ».  VirgintM  M.irur,  in 
(|uibus  reperiuntur  duo  alt^iria  cum  portatilibus  cunvenientcr  «»mala.     Dir  rr>.tcrr,  »rhon 


Pfarrkif 


Gcf»k 


37 


38  KREIS   KEMPEN. 

Kreiij.       i45o    in    der   Stiftung   Arnold  Gruitcrs    erwähnt    (Norrenberg  a.  a.  O.  S.  88),   wurde 

kapeile.      ^.^^^^   ^^^g    ,^^^    uiugebaut    (Ablassbrief  des  Weilibischofs  Heinrich  \on  Köln   von   i478 

für  die,  qui  pro  aedificatione  domus  sanctae  crucis  extra  portam  laboraverint)  und  am 

28.  Juni  i5oo  von  dem  Generalvikar  Theodoricus,  Bischof  von  Cyrene,  geweiht  (Urk. 

im   Pfarrarchiv  Nr.  6).     Sie   lag  ,baussen   an   der  Steinenportzen',    i838   abgebrochen. 

Erste  Die  jNIARIEN KAPELLE   ,vor  der  Lindenportzen'  wird  schon  in  einer  Rent- 

kaVcHe!  vcrsclireibung  von  i42  2  erwähnt;  im  Hessenkriege  ist  sie  ,in  undergangk  kommen 
und  gantz  ruinirt',  ward  aber  wieder  aufgebaut  und  erst   i847  abgebrochen. 

Zweite  Eine  ZWEITE  INIARIEN KAPELLE  lag  am  Ende  des  Pastoratsgartens  auf  der 

k.nVeHe.  Klostergasse.  Sie  wurde  1625  gegründet  (Gelenius,  Farragines  IX,  fol.  33o),  i734  im 
Achteck  erneuert  mit  Schieferdach  und  kleinem  Dachreiter,  der  eine  Schelle  barg  mit 
der  Inschrift:  bartholomaeus  cunder  goss  mich  i76o.    In  einer  Nische  im  Innern 

HüLzhgur.  befand  sich  hinter  einem  Gitter  vom  J.  i  763  eine  Holzstatuette  der  Madonna, 
welche  nach  dem  Abbruch  der  Kapelle  in  der  neuen  von  Wiethase  erbauten  Marien- 
kapelle auf  dem  Altar  ihren  Platz  fand.  Gute  Arbeit  des  i5.  Jh.,  9o  cm  hoch,  poly- 
chromiert.  Der  runde  Kopf  mit  sehr  schmalem  Gesichtchen,  weichen  Wangen,  aber 
energisch  modelliertem  Kinnbuckel,  wird  von  reichen  offenen  Haaren  umgeben,  die 
unter  der  Stirne  hervorquellen  und  auf  die  schmalen  Schultern  herabfallen.  Die 
Rechte  hält  das  Szepter,  die  Linke  ist  halb  erhoben. 
Pfarrhaus.  PFARRHAUS  (vgl.  Nrh.  G.  n,  S.  56.  —  Norrenberg  a.a.O.  S.9i.  —  Binterim 

u.  Mooren,  E.  K.  II,  S.  53).  Der  alte  ,Widdenhof'  lag  mit  der  Fronte  nach  der 
Kirche  zu,  mehrere  Stufen  führten  zu  der  Erhöhung  empor,  auf  der  die  Kirche 
errichtet  war;   1668  wurde  der  zweite,   i863  der  dritte  Neul)au  aufgeführt. 

HoUfigur.  In   der   Pfarre   eine   kleine   3o  cm   hohe   Mariastatuette    (Holz),  neu   poly- 

chromierte  gute  Arbeit  des  i5.Jh.    Die  Mutter  mit  Krone,  in  reicher  Gewandung,  das 

Kind  halbnackt,    spielend,   in   der   linken  Hand   eine  Traube   haltend.     Ebendort  die 

Halbfigur  des  h.  Cornelius  aus  Eichenholz,  handwerk.smässige  Arbeit  vom  16.  Jh. 

Kreuzherren.  KREUZHERRENKLOSTER.     H an d s ch r i f 1 1.  Qu.    46  Urk.  von  i479  — 1766, 

k  1  o  s  t  e  r. 

Akten  über  die  Güter  vom  iS.Jh.  an,  darunter  Grenzabsteckung  des  Klosterhofes 
i7o8  —  i7i5  im  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf  (Dülken,  Kanonie,  R  i). 

Das  Kloster  wurde  i479  vom  Grafen  Vincenz  von  Mors  errichtet  (Joannes 
WiLMius,  Narratio  rerum  Kempensium,  Handschrift  im  Pfarrarchiv  zu  Kempen  p.  57: 
i479  Vincentius  comes  a  Mors  et  Sawerden  monasterium  Cruciferorum  Dulkenae  .... 
abbatis  Gladbacensis  d.  Wilhelmi  Roever  venia,  cui  parrochiae  cura  commissa  erat, 
fundavit  et  fere  indotatum  reliquit,  cui  comiti  Dulkensis  civitas  subiecta  erat)  mit 
Erlaubnis  des  Dülkener  Pastors  (Fahne,  Cod.  dipl.  gentis  Bocholtanae  Nr.  59,  S.  78. 
—  Geleniu.s,  Farragines  VIII,  fol.  397)  und  des  Generalvikars  des  Kölner  Erzbischofs 
Ruprecht.  Die  Klosterkirche  ward  schon  i49i  eingeweiht.  Das  Konsekrations- 
instrument (Dokumentenbuch  des  Klosters  im  Pfarrarchiv)  nennt  fünf  Altäre,  der  Liber 
procurationum  et  petiti(jnum  archidiaconi  Xantensis  (Binterim  u.  Mooren,  E.  K.  II, 
S.  2o)  nur  einen.  Der  Bau  des  Konventes,  der  gleichzeitig  in  Angriff  genommen  war, 
ist  schon  am  1 2.  Juli  i496  durch  einen  fürchteriichen  Orkan  zerstört  worden  (Doku- 
mentenbuch: i496  in  profesto  s.  Margarethae  circa  sextam  horam  vespertinam  repente 
a  septentrione  orta  est  terribilis  tempestas  cum  terribili  tonitruo,  quod  aliquot  ecclesias 
et  turres  evertit,  horrea  et  aedificia  prostravit,  arbores  radicitus  evulsit,  ubi  et  nova 
domas  Crucigerorum  funditus  corruit),  so  dass  ein  Neubau  notwendig  wurde.  Die 
französische  Regierung  schenkte  Terrain  und  Gebäude  der  Gemeinde,  die  es  zu 
Vikarieen    und    einer   Elementarschule    umgestaltete.     Die   Kirche    brannte   i872    ab. 

38 


DÜLKEN  —  GREFRATH.  39 

STADTBEFESTIGUNGEX.  Die-  ganze  Stadt  war  Kiule  des  i4.Jh.  mit  B.. 
ciiur  Kiii<,Miiau(r  iiiiif^fhcii  wtjrdcn,  aus  ilcr  runde,  na«  h  innen  olTene  Türme  vor-  '*"'"■ 
sprangin  (Nokkkniu-.k«;  a.  a.  ( ).  S.  64) ;  \valirs(  lieinli«  h  rührt  der  Au>l*au  der  Bof. --ti- 
gung  von  Graf  Friedrich  \im  Moers  her.  Die  Stadt  wirtl  schon  l4o5  als  tirmata  \iii.i 
genannt  (Lacomulet,  UB.  IV,  Nr.  36).  Die  drei  Tlir»re,  die  Lindenpfortc,  die  Steinen- 
pforte und  die  Brink-  oder  Bruchpforte  waren  dureh  Ciraben,  Wall,  Mauern  und 
rallisadcn  verbunden.  Zwi.sehcn  den  Thoren  befanden  sie  h  mehrere  Tünne,  l568  zwölf, 
i6o9  .s(  hon  neun/.elin.  Krhalten  ist  von  den  Türmen  nur  ein  einziger,  der  Cjefangencn- 
turm,  von  der  Ringmauer  sleiien  nur  Reste  im  Südwesten  und  Südosten  der  Wall- 
strasse.    Tünne  wie  Mauer  bestanden  aus  Bac  ksteinen. 

RATHAUS,  einfaclier  Bau  des  i.S.  Jh.     Die  Hausthür  zeigt  zierliche   Rokoko-     Raihai 
fülkiiigcn    mit    Muse  lu  Iniotiw  n,    darüber    ein    Fenster    mit   geschwungenem    sehmie«le- 
eiscrnen    Gitter.     An    den    Thüren    und    Treppen    im     Hausilur    gleichfalls    hülische 
Rukokoornamente. 

Im  Rathause:  Tri  ii  kliecher  von  Messing,  bei  den  SchüfTensitzungen  gebraucht,    Tfiakt»cci 
mit  dem  eingravierten  Wappen   von   Dülken    (Lc'iwe  einen  Turm  in  ilen   I'ranken  hal- 
tcncl)   und  der   Inschrift:    1662   i.  c. 

.Stad  tsiegc'l   voi\  .Sillier,  milleist  eines  Scharniers  an  c-inem  .\nhiinger  l>efej»ligt,     Su4liai«| 
mil  dem  Wappen  der  Slaell  und  tlc-r  Jaiireszaii!  l634. 

i'R  I  \' AT  HÄUSER.    Backsteinbauten  mil  abgetreppten  Gieln-In  und  verzierten      Pri»«i 
Fü.senankern,  Lange  Stras.se  10 1.  io3. 

Backsteinbau  mit  geschweifte-m  Giebel  von  i752,  Blauensteinstrassc  l5. 

In  dem  Hause  Fe  ke  der  Gasstrasse  und  Langen  Stra.sse  in  viereckiger  Nische  Skaiptw 
unter  Cilas  eine  gute  gothische  Pieta  des  i5.  Jh.,  aus  Holz,  neu  polvc  hromiert.  in  halber 
Lebensgrc")sse.  Maria  mit  Selileiertuch  um  das  Kinn  und  einer  Art  Benediktinerinnen- 
haube li.'ilt  den  Leie  linam  ilires  Soiines  e|uer  auf  dein  Sc  ho.ss,  mit  ihrer  Linken  er- 
greift sie  C'iiristi  Linke,  des.sen  Rechte  schlaff  herabhängt.  Die  nackten  Fonnen  sind 
hart  und  eckig  wiedergegeben. 

.\ii  der  abgeschrägten  Ecke  der  Pfarrhofsmauer  nach  der  Mo.seLstnisse  zu  in 
einer  Nische  eine  kleine  rohe  Holzfigur,  Maria  nut  Kinil.  ilürflige  |)o|yclin»miertc 
Arbeil  des  16.  lli.  auf  .Samlsteinkttnsole. 


(;ri:fraiii. 

I'F.\RR  Kl  R(  HK  (bis.  Laure  utii  m.j.    P.  NoRRKsnERr,.  Geschichte  der  Herr-  pr»rikit< 
lic  hkeil  (irefralh.     Beitrage  zur  Lokalgese  hie  hte  des  Niech-rrheins,   IV,  Viersen  lSS5    — 
Über  die   Pfaire-  vgl.  Xrh.  G.  1882,  S.  56.    —    Fr.  Ni;i  IEMIELM.  (iesthichle  der  S  huirn 
im  .ilteii    Ibrzoglum  (icldern  S.  7oo. 

1 1  .iiiilsi  hriftl.  (^)u.     Kcntbüclur  und   .\mtsret  hnungen  di>  Amtes  Krirkenbrt.k 
im    l'idvinziakirchiv  zu  Arnheim. 

Eine    Kirche    zu    CJrefrath    wird    bereits    ')H    ciwahnt    ^IJlNrtRlM    u.  M»H»Kr.x.    G*^h. 
K.  K    I.  S.  253.    -    Faiisi:.   Die  Dvnasten  von  Bocholt/  I.  S.  a8n.     In   den  J    ii77 
und    I2i9   wird    sie   in   \'eTbinclung    mit   tier    .\btei    Kn«*«  li'-'- •'■  "    •■••> -ix'»     •'•  <    iVif^« 
Honorius  111.  iie-bst  amlerc-n  (iute-in  auch  den  Besitz,  von  • 
de  Grcvcnroile  .  .  .  ccclesiam  cum  pertinenliis  suis  ccjulirnumuH.     Au»  dem  CharluLir 

39 


4o 


KREIS   KEMPEN. 


Beschreibung. 


Turm. 


Pf.-.rrkirche.  aer  Abtoi  im  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf,  p.  9).  Da  in  der  ii55  von  Friedrich  I.  aus- 
gestellten Bestätigungsurkunde  der  Knechtstedener  Besitzungen  Grefrath  noch  nicht 
genannt  ist  ^Lac-omblet,  UB.  I,  Nr.  384),  so  fällt  der  Erwerb  dieses  Patronates  zwischen 
IT  53  und  I2i9.  Das  letztere  Jahr  giebt  eine  Handhabe  für  die  Datierung  des  ältesten 
Bauteiles.  Die  ältere  Grefrather  Kirche  war  \crmutlich  eine  Gründung  des  Geschlechtes 
vtm  Greverode,  das  um  die  gleiche  Zeit  urkundlich  zuerst  auftritt  (Lacomblet,  U  B. 
II,  Nr.  96),  und  das  einen  Zweig  der  grossen  Familie  von  Wachtendonk  und  Krieken- 
beck  bildete  (nach  Ausweis  des  Wappens  bei  Fahne,  Geschichte  der  Grafen,  jetzigen 
Fürsten  zu  Salm  -  Reifferscheid,  Köln  i858,  II,  S.  i92).  In  dem  Kampfe  zwischen 
Herzog  Adolf  von  Jülich-Berg  und  Graf  Arnold  von  Egmond  ward  Grefrath  i424  von 
den  Jülichern  überfallen  und  niedergebrannt  (Norrenbercj  a.  a.  O.  S.  26).  Wahr- 
scheinlich verbrannte  damals  auch  die  Kirche,  von  der  nur  der  Turm  stehen  blieb  — 
denn  der  Neubau  von  Schiff  und  Chor  stammen  aus  der  Mitte  des  i5.  Jh.  Der 
Brand  des  Dorfes  während  des  Hessenkrieges  im  J.  i642  Hess  die  Kirche  unversehrt 
(E.  VON  Schaumburg,  Ann.  h.  V.  N.  XXXVIII,  S.  72.  —  Nettesheim,  Geschichte 
der  Stadt  Geldern  S.  4i6.  —  Eingabe  der  Landstände  an  den  Generalgouverneur  im 
Gräflich  Hoensbroech sehen  Archiv  zu  Schloss  Haag). 

Dreischiffiger  gothischer  Bau  mit  östlichem  Chor  von  der  Breite  des  Mittel- 
Schiffes,   anstossender  Sakristei   und   in   die  Mitte  der  Westfa^ade  eingebautem  Turm. 

Der  Turm  stammt  allein  noch  von  der  älteren  Kirche,  deren  Erbauung  kurz 
vor  I2i9  fällt.  Er  erhebt  sich  in  vier  Stockwerken  und  besteht  aus  Tuffsteinquadern, 
nur  die  Einfassung  des  Portals  und  die  Säulen  der  Fenster  im  oberen  Stockwerk 
sind  aus  Hausteinen  gefertigt.  Das  Westportal  ist  im  Rundbogen  geschlossen  und 
zeigt  in  den  Gewänden  je  eine  freistehende  Rundsäule  auf  Basis  mit  Eckblatt  und 
mit  einfachem  Würfelkapitäl,  die  sich  über  dem  Kämpfer  in  einem  Rundstab  fortsetzt. 
Das  Tympanon  ist  durch  einen  einfachen  Sturz  geschlossen  und  ohne  jede  Verzierung. 
An  den  Nord-  und  Südseiten  des  unteren  Stocks  zeigt  der  Turm  nach  den  anstossen- 
den  Jochen  der  Seitenschiffe  zu  eine  Verzierung  durch  Rundbogenfries.  Dieser  bildet 
auch  das  Verzierungsmotiv  für  die  drei  oberen  Stockwerke,  im  zweiten  und  vierten 
Geschoss  ist  er  durch  eine  mittlere  Lisene  unterbrochen.  Die  Glockenstube  hat 
einfache,  romanische,  gekuppelte  Fenster,  die  trennende  Mittelsäule  zeigt  einfaches 
Würfelkapitäl  mit  Kämpfer. 

Das  Mittelschiff  und  das  nördliche  Seitenschiff  sind  beide  gleich  hoch  und  aus 
Tuffstein  aufgemauert,  das  rechte  Seitenschiff  ist  bedeutend  niedriger,  die  dadurch  ent- 
standenen Felder  der  Scheidemauern  über  den  Arkaden  sind  mit  modernen  Wand- 
malereien geschmückt.  Die  Stützen  sind  Säulen,  nur  die  beiden  östlichen  achtseitige 
Pfeiler.  Die  Rippen  der  Kreuzgew(")lbe  setzen  an  den  Säulen  und  Pfeilern  auf  ein- 
fachen Kämpfergesimsen  auf,  welche  durch  vier  übereinander  vorgekragte  Platten 
gebildet  werden,  in  dem  nördlichen  Seitenschiffe  auf  einer  herabgeführten  Dreiviertels- 
säule, im  südlichen  auf  zwei  Dreiviertelssäulen,  die  zur  Seite  eines  Pilasters  treten,  der 
sich  in  einem  das  Seitenschiff  überspannenden  Quergurt  fortsetzt.  Im  nördlichen 
Seitenschiff  zweiachsige  Fenster  mit  sauberem  gothischen  Masswerk.  Im  Chor  setzen 
die  Rippen  ebenso  wie  im  nördlichen  Seitenschiff  auf  Dreiviertelssäulen  auf. 

Altäre  sämtlich  neu. 

Holzfigur  einer  thronenden  Maria  im  südlichen  Seitenschiff  auf  gothischem 
Unterbau,  gute  neu  polychromierte  Arbeit  der  i.  H.  des  i5.  Jh.  Auf  einem  hohen,  mit 
einem  E.selsrücken  und  zwei  Fialen  abgeschlossenen  Thron  sitzt  Maria  steif  en  face, 
die  langen  Locken,  die  das  feine  Antlitz  umrahmen,  unter  der  Krone  an  den  Schläfen 


Altare. 
Madonnenbild. 


4o 


CREFRATH  -  HÜLS. 


4l 


zurüc  kgestrirlien,  mit  Ihn  hrr  Rrust  und  s<  htnalcn  S«  Imltcrn,  das  Szepter  in  der  Rwhtcn.  Pf»rri 
Auf  ilirrni  linken   Knie  steht  im  lanpen   Hemd«  hcn  das   Kin<l,  mit  der  reihten  Han<l 
(las  Kitin  (l<-r  Mutter  liebkosend. 

Kino  Reihe  messingener  Wandlcuch  ttr    mit   getriebenen  S<  hijclen  aus  der      Ufchtt 
2.  II.  des  l8.  Jh. 

Vor  dem  südli(  hcn  Nehensehiff  befindet  si(  h  eine,  jetzt  restaurierte,  uiit  einem 
Kreuzgewölbe  überdeckte  kleine  Vurhallr.  an  ihrer  südlii  hen  Aussenwand  in  einer 
Ni.sche  eine  ganz  ruhe   Kreuzigungsgruppe  aus  dem  Anfang  des  l8.  Jh.  HoUftgor 

Auf  dem  Kir«  hlmf  einige  IIa«  he  schmiedeeiserne  G  ra  bk  reuze  in  guter  S  hmietie-    «irabkr« 
techiiik  aus  dem  Anfang  des  iS.  Jh. 

KANON  I  KENSTI  FT.  ImJ.  ii77  überweist  Or.'lfin  .Meidis  v..n  M.ilba«  h  K.ooo.k 
zum  Seelenheile  ihres  Gatten,  des  Grafen  Albert,  die  Kirche  zu  (Jrefrath  zur  (Jrümhing  *"'*' 
eines  Kanoniken- Kollegiums  und  schenkt  dazu  Hofe  in  den  Kirch.spielen  ( irefrath 
und  Niirvenich,  zu  Poll,  Lutlendurf,  Dernau  und  ( )berwinter  (L.\<  omhi.et,  U  B.  I, 
Nr.  462).  Ks  ist  zweifelhaft,  oi)  die  Stiftung  zur  Ausführung  gekonunen  (XoRRENnERti 
a.  a.  O.  S.  l5),  bauliche  Reste  liegen  nicht  vor.  Hintkki.m  u.  .Moorkx,  K.  K.  I,  S.  87 
berichten  von  einer  Pjnweiliung  der  Kin  he  im  J.  llS5,  verwei  hseln  aber  d;is  (Jrefrath 
im  Kreise  Kempen  mit  dem  gleii  hnamigeii  <  )rte  im  Kreise  Neuss.  Auch  die  aus  dem 
gleiclien  Jahre  stammenden  Berichte  über  \\'under  in  einer  Kirche  zu  (irevennle 
(Aeg.  Gelemus,  Vinde.x  libertatis  ecciesiasticae  et  s.  Martyr  Engelbertus  archiepis4-opus 
(  oloniensis,  Ki'Ün  i633,  p.  265)  beziehen  si(  h  auf  das  Neasser  Grefrath  (vgl.  darUlK-r 
Kremek,  Akad.  Beitrage  III,  S.  58).  Au<  h  von  der  schon  ijSo  erwähnten  « uria. 
(|ue  di(  itur  Byrkc  (Lacomblet,  U  B.  II,  Nr.  358),  die  noeh  jetzt  in  den»  Hirkhof  im 
Kirchspiel    Grefrath    fortbesteht,    haben    sich    keinerlei    iUtere    Baulichkeiten    erhalten. 


HÜLS. 

Hkr.m.wn    Keussen,    Geschichtliche    Rüikblicke    auf   tlie    nflchste    L'm. 
Crefelds,  Crefeld  i867.  —   Ders.,  Der  Hülserberg  unti  seine  Umgebung.  CrefcKi  i5a<. 
Über  dir  I'farre:  Nrh.  G.  1880,  S.  32;    i884,  S.  63. 

II  andschriftl.  (Ju.  Kurze  Gemeiiulechronik  im  Bürgermeisterei.imt  (Acta 
Fach  G,  C'onv.  i).  —  Designatio  ecciesiarum  in  distrit  tu  christianitatis  Suchtclonsi» 
in  d«ii   Farragines  des  Gelenmi^s  IX,  fo|.  33o  (Köln,  Stadtarcluv). 

Fragment  ties  alten  I.agi'rbuches  aul  Papier  mit  Nachrichten  von  lSa8  an,  gr- 
.srhriebeii    1 600  I.ilier   aiiniversariorum    et   redituum    pastoralium   sub   manu   r.  il. 

Wii.uKi.Mi  Di:  Ulis  (|uoi)d.iiii  pastoris  in  Hüls  « irca  a.  i5o7  «'l  sul)  manu  r.  d.  IIksrK'I 
L()i;s(ii;Ns  tiita  a.  1 58o  pastoris  cons«  riplus  —  beide  im   TLirrar«  hiv. 

Ansii  hteii.  1.  Kopie  einer  Ansicht  des  ( )rtes  aus  thr  \'ogel|M'rs|H"klivc  in  der 
.\rl  einer  Kaite  mit  genauer  .\ngabe  der  I.okalit.lten  aus  der  I.  H.  tics  l6.  Jh.  im 
Bürgermeisteramt:  Abri.ss  des  Fletkens  Hüls,  wie  auch  der  Burg,  wie  es  dainahb  \\»r 
3      4oo  Jahren  g«baut  worden. 

2.  Stich  Von   Fr.  HoüLniu  K<i  l583.  tlie  Bel.igerung  von  lUils*  ilai^lellmd 

Nr.  239,    Nr.  625    des    ganzen    Werkes    nach    dem   \'erzeichnis    von    F.   MfLLiR    im 
Navorscher  1860,  p.  21). 

3.  Stich  von  i642;  Conllictus  intcr  l.aml>oiano>  et  GallovimarirnM^  ,\bbilduni:? 
des    Trellens    zwisi  hen    ihr    Kaiserjit  lien    und   Wcimari.H»  h-fratu«>kiMl»en    Ann- 


41 


42  KREIS   KEMPEN. 

1 7.  Jan.  1 642,  wiedergegeben  in:  Schauplatz  des  gegenwärtigen  Kriegs  durch  accurate 
Plans  von  tlen  wichtigsten  Bataillen  und  Belagerungen,  Nürnberg  i758,  II,  zu  pl.  26. 
Zuijleich  erschienen  als  Beilage  zum  Crefelder  Geschäfts-  und  Unterhaltungsblatt  i758. 
Zur  Ergänzung  heranzuziehen  der  Plan  ,de  slacht  geshiet  by  Hückelsmey'  im  Besitz 
des   G\-nniasiums   zu   Kempen   und   der   Plan    im   Theatrum   Eurupaeum   IV,    p.  818. 

4.  Stich  von  Wenceslaus  Hollar,    darstellend  die  Belagerung  von  Hüls  i645 
(Vgl.  |.  |.  INIerlo,  Wenceslaus  Hollar  und  sein  Aufenthalt  zu  Köln  in  den  J.  i632  bis 
i636:  Ann.  h.V.  N.  XXXIII,  S.  i7o.  —  G.  Parthey,  Wenzel  Hollar,  Beschreibendes 
Verzeichnis  seiner  Kupferstiche,  Berlin  i853,  8.  11 5,  Nr.  556). 
Pf.irrkirche.  PFARRKIRCHE   (tit.  s.  Cyriaci  m.).     Bartels,  Vorträge  über  die  sinnbild- 

liche   Bedeutunir    der    christlichen    Kirchen    und    ihrer    Bauformen.      Mit    besonderer 
Beziehung  auf  die  neue  Pfarrkirche  zu  Hüls.     Hüls  i872. 
Geschichte.  Die  Geschiclite  der  Kirche   ist  mit   der  Geschichte  des  Geschlechtes  von  Hüls 

eng  verknüpft,  die  erste  kirchliche  iVnlage  war  ein  Oratorium  in  Castro  Hüls  (Binterim 
u.  Mooren,  E.  K.  I,  S.  2 So).  Der  Ort  erscheint  zum  ersten  Male  im  J.  1 144  (Binterim 
u.  Mooren,  D.  C.  I,  S.  I25).  Im  J.  11 88  wird  zuerst  das  Geschlecht  de  Hulsa  genannt 
(Binterim  u.  Mooren,  D.  C.  I,  S.  i57  —  Lacomblet,  UB.  I,  Nr.  5i4),  dessen  Glieder 
1242  (Binterim  u.  Mooren,  D.  C.  II,  S.  27)  als  milites  erscheinen. 

Eine  Kirche  bestand  in  Hüls  bereits  I2  25  :  in  diesem  Jahre  ist  Rudolphus  sacerdos 
de  Hülse  Zeuge  in  einer  Kölner  Urkunde  (Binterim  u.  Mooren,  D.  C.  I,  S.  186). 
Der  zwischen  1258  und  I29i  abgefasste  Liber  procurationum  et  petitionum  archi- 
diaconi  Xantensis  l)erichtet:  Hülse  filia  ex  Kempen,  ecclesia  s.  Cyriaci,  habet  com- 
municantes  7oo.  De  Hüls  armigeri  praesentant.  Praepositus  Xantensis  instituit.  Rector 
habet  partem  decimarum  (Binterim  u.  Mooren,  E.  K.  II,  S.  i9);  i37i  wird  bereits 
ein  pastor  ecclesiae  in  Hüls  genannt  (Urkundensammlung  des  Protonotars  Jansen  im 
PfiLrrarchi\-  zu  Kempen  p.  i3). 

Die  zweite  Kirche  wurde  am  4.  April  i434  eingeweiht  (Binterim  u.  Mooren, 
D.  C.  II,  S.  339;  vgl.  Nrh.  G.  1880,  S.  32).  J.  Wilmius,  Narratio  rerum  Kempensium 
(Pfarrarchiv  zu  Kempen)  p.  29,  berichtet:  i434  ecclesia  parrochialis  in  Hüls  ipsa 
dominica,  qua  cantatur  Quasi  modo  geniti  infantes,  consecrata  est  a  Wilhelmo  Dei 
gratia  episcopo  Albicastrensi,  suffraganeo  et  vicario  generali  Theodorici  archiepiscopi. 
Nach  einer  Eintragung  im  Lagerbuche  p.  2S  wurde  die  dedicatio  ecclesiae  indessen 
am  ersten  Sonntag  des  September  gefeiert.  Der  Turm  stürzte,  vermutlich  infolge  der 
Drangsale,  die  der  Ort  nach  der  Schlacht  auf  der  S.  Tönishaide  erlitten  hatte  (E.  von 
Schaumburg,  Die  Schlacht  auf  der  S.  Tönishaide  am  i7.  Jan.  i642:  Ann.  h.V.  N. 
XXXVIII,  S.  5o)  ein,  1660  erteilte  Kurfürst  Max  Heinrich  die  Erlaubnis,  25  Morgen 
Gemeindeland  zur  Wiederherstellung  der  Pfarrkirche  zu  veräussern  (Gemeindechronik), 
1662  war  der  Turm  noch  nicht  vollendet  (Lentzen,  Heimat  i875,  S.  4o). 

Schon  während  des  Truchsessischen  Krieges  wurde  die  Kirche  i583  ausgeplündert 
und  ihrer  Schätze  beraubt.  Die  Belagerten  rissen  die  Heiligenbilder  aus  der  Kirche, 
banden  sie  auf  ein  lahmes  Pferd  und  trieben  dies  dem  feindlichen  Lager  zu  (Eyzinger, 
Der  historischen  Relationen  erster  Teil,  Ausgabe  von  i592,  S.  28.  —  Isselt,  De  hello 
Coloniensi,  Köln  l584,  p.  4ii). 
Deschreibung.  Die  jctzt  durch  einen  geräumigen  Neubau  von  Heinrich  Wiethase  ersetzte  Kirche 

(Fig.  16)  war  von  besonderem  Interesse  durch  ihren  eigentümlichen  Grundriss.  Die 
vier  Joche  des  Mittelschiffes  I  waren  von  ungleicher  Länge,  die  Seitenschiff  joche  setzten 
sich  ganz  unregelmässig  an  das  Mittelschiff"  an.  Auffallend  klein  war  der  nur  aus  einem 
Schlussjoch  bestehende  Chor  II.     Die  Pfeilerbündel,  bestehend  aus  einem  Kern,  vier 

42 


HÜLS, 


43 


alten  und  vier  junf,Mn  r)i<nst<ii,  /.eisten  den  Kinlliiss  Xantens.  Südli«  h  des  Tumu-s  III  prarrk!r< 
lag  (in  rcrlitwinkrligtr  Anbau  \',  tl<r  im  untt-rt-n  Kaunie  das  Sprit/.i-nhaas,  im  ( »U-r- 
gcs(  lioss  die  Schule  entliirlt.  Nordlii  h  stiess  an  das  S«-Mti-ns(hirt'  rin  zweisti'x  kigi-r 
Kapelk-nlKiu  IV,  dessen  (Jbergcsdioss  als  Betraum  für  die  Nonnen  diente  und  durch 
einen  oflenen  (Jang  iiiil  der  nordristlit  h  von  der  Kirche  gelegenen  Klüse  VI  (s.  u.) 
verbunden  war.  Südlich  von  dein  Kirchhof  lag  die  Küsterei  VII,  westlii  li  das  alte 
Gastiiaus  zur  K-.m  \III.  \c.m  ehr  Kirche  ist  nur  der  Turm  stehen  geMieln-n,  der 
jedcjch  einen  neuen  Mantel  erhallen  hat. 


Fig.  16.     lliiU.     Grunclr!»  der  P&rrkirch«. 


Alt. 'Ire  modern.     Auf  dem   Josephsaltar    im    sOHlichrn    Seitenschifl    tlrri    hand* 
wcrksm.'lssige  und  wertlose  Kiguren,    in   Kinhall>leben>gri'»vse,  dick  mit  (»ICi!..-  nln». 
strichcti.  aus  der  2.  II.  des  i7.  Jh.:  S.Joseph,  S.  Cvriakus.  S.  Joliann  vim  N 
ersten  iniden  aus  Hol/,  die  letztere  aus  Thon. 

l>i'     larraglnes    des   ( Iivl-ENll'S   IX.    fol.  393.    nennen    \ier    AUarr.   geweiht    tlrn 
Heiligen  Cvriakus,  Sehastianus,  Antonius  uml  der  h.  Jungfrau.    In  den  Familirn| 
<li  r    Familie    Klockner   (im    Besitz   des   Herrn  V.  A.  KKwkncr   in   Kempen  IK  loi.  lüi 
wird  unter  di-m   ].  l6o4  noch  ein  S.  I.iki»l»sallar  erwähnt. 

S.i  k  ra  men  tsli.'l  uschen.  gute  gothisc  he  Arbc-it  in  Siindstein    ms  .If»  \!iii.-  A,  > 
l5.  Jh.,  hinter  dein  ;\ltar  eingemauert.     Da-»  re»  l«twmkiline.  mit  v- 
eisernen  Gitter   verschlossene  Gehäuse,   von   gut    prohlierlen  rfeilcm   n 


"Ukr 


4.? 


44 


KREIS   KEMPEN. 


Gemälde. 


Gefässe. 


Pfarrkirche,  sich  iiacli  obcii  iu  Fialen  fortsetzen;  den  Abschluss  bildet  ein  Eselsrücken    unter  ihm 
INIasswerk  mit  Fischblasenmoti\en. 
Kaiuei.  Kanzel,  plumpe  Barockarbeit  des  i7.Jh.,  teilweise  erneuert. 

Orgel.  Orgelkasten  von  i784,  einfaches  geschnitztes  Holzgehäuse  mit  geschwungenen 

Rokükoguirlanden. 
Skulpturen.  Holzfigur   dcs    sitzcudeu   Christus,    nur   mit    einem    Schurz    bekleidet,    der 

Körper  eckig,  die  Arme  dürr,  in  der  Rechten  die  Rute,    mit   gut   behandeltem    Haar 
und  Bart,  Arbeit  des  i6.  Jh. 

Pieta  aus  Holz,    polychromierte  wertlose   Arbeit   des   i7.  Jh.,    in    der  Vorhalle. 

In  der  Sakristei :  Vlämisches  Gemälde 
des  i7.  Jh.  mit  der  Darstellung  der  Ent- 
hauptung Johannes  des  Täufers. 

Silbernes  Reliquiar  in  Kreuzform,  3i 
cm  hoch,  Anfang  des  iS.  Jh.  Der  Fuss  mit 
einfacher  sechsblätteriger  Rose,  der  Rand 
durchbrochen,  die  Kreuzarme  um  das  Mittel- 
medaillon mit  Krabben  besetzt. 

Reliquiar  aus  Silber,  28  cm  hoch,  i5.  Jh., 
auf  sechsseitigem  Fuss,  ein  cylindrisches  Glas- 
gehäuse mit  Zinnenkrönung,  über  der  sich 
eine  Turmspitze  erhebt. 

Trinkbecher,  aus  Messing  getrieben, 
2 1  cm  hoch,  niederrheinische  Arbeit  aus  den 
letzten  Jahrzehnten  des  16.  Jh.,  mit  vorzüg- 
lichen Renaissancemotiven,  der  Mantel  in 
drei  ziemlich  symmetrisch  behandelte  Teile 
zerlegt,  deren  Mittelfeld  eine  Früchtegruppe 
zeigt  (Fig.  i7). 

Monstranz,  hoch  68  cm,  von  i698,  mit 
herzförmigem  Gehäuse,  aus  getriebenem  Sil- 
ber, zum  Teil  vergoldet,  mit  den  Figuren 
Gottvaters  und  Marias,  zur  Seite  je  ein 
rauchfassschwingender  Engel. 

Leuchter  von  i7o6  in  getriebenem 
Silber. 

Monstranz  von  i75o  mit  getriebenem 
Fuss,  das  Gehäuse  herzförmig,  mit  den  ge- 
triebenen  Figuren   Gottvaters   und   der   Heiligen   Cyriacus   und  Antonius,   ohne  Wert. 
Rokokokelch  mit  reichen,  getriebenen  Ornamenten  von  i787. 
Zwei    weitere    Kelche    auf    sehr    breiten    Füssen,    mit    getriebenen    Rokoko- 
omamenten  bedeckt. 
Gewänder.  Chormantel  des  16.  Jh.  mit  Granatapfelmuster  in  reichem  Blätterkranze,  grünes 

Dessin  auf  grauem  Grunde  mit  Goldfäden  in  Überfangstich. 

Eine  Kasel  und  zwei  Levitenröcke  aus  Rips  mit  reicher  Seidenstickerei  des  18.  Jh. 
Glocken.  Glocken.    Die  grösste  mit  der  Inschrift:  s.  cyriaco  servio  de  illustratibus 

ET  GENEROSIS  DOMINIS   ET  COMMUNITATE  HULSEN.SIUM    REPARATA    ANNO   l647.      PETRUS 

HEMOXY  .ME  FECIT.    Darunter  ein  sehr  fein  modellierter  Fries  mit  reichem  Renaissance- 
omament  in  leichtem,  gefälligem  Relief.  Über  den  Guss  vgl.  Lentzen,  Heimat  i875,  S.4o. 


Fig.  17.    Hüls.    Trinkbecher  in  der  Pfarrkirche. 


44 


HÜLS. 


45 


Cicilic 
klotiri 
kircbi 


Ccackicki 


Die  mittlere  modern.     Die  kleinste  mit  den  Bildern  der  Heiliycii  Evrardas  und  PUrtkltt 
Nikolaus  und  unleserlicher,  sclilei  lit  j^eformter  Inschrift  vom  Ende  des  |4.  Jh. 

F.  K.  VON  Mr;f<i.\f;,  Ges( :hi(  hte  der  Hurgen,  Rittergüter,  Ahteien  und  Klr>.stcr  in  den 
Kheiulanden,  Köln  i833,  VII,  S.  55,  erw.'lhnt  die  (irabsteinc  des  1622  den  l9.  April 
verstorbenen  Engelbert  von  Eyl,  Herrn  zu  (iastendunck  und  seiner  16 18  den  2.  Mnrz 
verstorbenen  (iattin   Elisabetha   geb.  ob   dem  Berge  —  beide   nicht   mehr  vorhanden. 

CÄCI LI EN  KLOSTER  KIRCHE.  Ilandsc  hriftl.  Qu.  Im  StaaLsanhiv 
zu  Düsseldorf:  i67  Urk.  (64  Urig.)  von  i378  —  i75i.  —  Kopiar,  begonnen  i545, 
Il9  Blatter  (B.  9i).  —  Anniversar  des  Olcilienklosters,  Kalendarium  und  Xekn .l.^gium 
mit  Flintragungen  vom  16.  Jh.  an  (A.  i45).  —  Memorienbuch  des  CflcilienkMnvenLs 
von  1666  (A.  i79). 

Das  Kloster  wurde  l468  gestiftet  und  v. im  K«>lner  Erzbi.sihnf  Rupert  bestätigt 
(J.  WiL.Mil'.s,  Narratio  rcrum  Kempensium  p.  4o:  i468  sub  Rupert«»  arehiepbicopo 
Coloniensi  fundatum  est  monasterium  Hül.sense  S.  Caeciliae  C'onvcnt  dictum  ab  eoque 
archiepi.sropo   confirmatum.     Die   Urk.   bei   Bintkrim   u.  Moorks,   D.  C.  II,  S.  4i3). 

Einsrhiffiger  spätgiithistluT  Bau  mit  vier  Kreuzgewrilbeii  und  rinem  Stemgew'.UM'  Hei.htf 
im  Clior,  die  stliarf  pmlilicrten  Ri])i)en  setzen  auf  kurzen  Dreivifrtel.s,s,'lulen  auf,  die 
mit  einer  Konsole  abs(  hlicsscn.  An  die  Westseite  stösst  eine  quadratische  niedrige 
\'orhallc.  Die  Kirche  enthalt  nixh  ihre  ganze  reiche,  einheitlich  thircligc-führtc 
Barockausstattung  von  i7i3  — 1736,  die  besonders  in  der  Orgelbühne  ein  künstlerisches 
En.semble  gewahrt. 

Das  Datum  der  Vollendung  giebt  die  Inschrift  mit  dem  Chronostichon: 
sf.ftIis  In  DIk  C.vxT.MiliA'R 
tIhI  Dr.o  .sVpkr  IVDRI.v 
IVstIciae  tV.vk.    ex  ps.m.m.  118  {i736). 

ll(i(  hallar,  barocker  grosser  Aufbau  vnn  i652  (Kopiar  B.  9  ad  ann.  l652).  Das 
Mittelbild,  eine  schlechte  freie  Kopie  der  /\'///>*7/jr  sc  hen  Kreuzabnalune.  umgeU-n  rcchl.«i 
und  links  Je  zwei  gewundene  Säulen,  die  einen  geschweiften.  durchbr«K-henen  Gicl)cl 
tragen.  Über  den  Thüren  rechts  und  links  hc'ilzenie  Baldachine,  auf  der  Evanpelicn- 
seite   mit   der  Figur   des  h.  Antonius,   auf  der  Epistelseite   mit   dc-r   des  h   Fran/.i>ku.s. 

Ni'irdlic  her  .Seitenaltar  mit   Figur  der  Madonna. 

Südlicher  Seitcnaltar  mit  Figur  des  h.  Joseph,  beides  einfache  B;iriK.-k> 
arbeiten   mmm    .\nfang  des  18.  Jh. 

Kanzel  mit  l-rcitreppe,  das  (Jeh.'luse  wie  das  Treppengeländer  mit  reichen 
barocken  Schnitzereien  bcdeikt. 

Die  (  )rgc-lbüh  ne,  die  zugleich  als  .S.'lngcTbühnc- und  I  !••»  h*  Imr  lür  die  .^»  huotorn  Orc«iuiM 
dient,  füllt  die  beiden  wcsllie  lun  Joe  he  der  Kirche  und  ruht  auf  Rundpfeileni  mit 
brcitauslacle-nden  Kampicrkapit.'llen.  die  geclrüc  kte.  mit  weivMii  Stuc  kornamenten  Utlet  kte 
Krc-uzgew«'ilbe  tragen.  Dc-n  Abs«  hluss  n.ic  h  Osi«-n  zu  bildet  eine  Balustrade  in  rrichcr 
H«»lzschnitzerei,  die  rechts  und  links  v«in  dci  ehe  Mitte  einnehmenden  Orjjrl  je  vier 
l'elcler  zeigt,  in  ihrem  unteren  Teil  mit  EngeUkc'ipfc  lien  in  Basrelief,  im  olnTen,  «wei 
Drittel  der  ll,'i<h«-  einnehmenden  Teil  mit  dure  hbr«H  henen  AralK~sken.  die  xu^lei«  h 
ein  (iittii  ersetzen  und  de  11  Durchblick  auf  den  Hochaltar  gestatten.  Der  OrccI- 
kästen  steht  auf  einem  hohen  Aufs.dz.  der  nach  ( Kle-n  neun  Felder  in  drn  Krihrn 
aufwc-ist,  deren  untere  mit  F.ngeKkopfc  lu-n.  die  beiden  oberen  mit  .KraU-^ken  in  \\i\s- 
relief  gese  hmüi  kt  sind:  das  Hauptmotiv  des  ( »rn.imenles  bildet  hier  wie  an  der  Tri- 
büne ein  üppiges,  gewiuulenes.  entartete'S  AkanthusblatI  mit  starken  Stielen.  Da» 
Material   ist   i>raungebeizle8  Eiche-nholz. 


All««. 


KbbmI. 


45 


46  KREIS   KEMPEN. 

Pfarrkirche.  All   dcr  Nonl-   undSüdscite   auf  der  Orgelbühne   die   Chorstühle,    aul  jeder 

Chorstühle,  g^^i^g  7^^.pi  Reihen,  mit  reicher  Rückwand  und  hohen  Armlehnen.  Die  Füllung  der 
Rückwand  ist  flach  und  zeigt  nur  oben  zierlich  geschnitzte  Rokokoornamente,  als  Kon- 
solenstützen der  Klappsitze  dienen  Engelsköipfchen.  Die  Wandverkleidung  setzt  sich 
an  der  Westseite  als  Einrahmung  der  Thür  fort,  zu  deren  Seiten  zurückgeschlagene 
^^^rhänge  in  Holzschnitzerei  nachgeahmt  sind  —  ein  wenig  gelungenes,  in  den 
Falten  erstarrt  und  steif  wirkendes  Motiv  — ,  die  Krönung  bildet  eine  Uhr,  mit  der 
Jahreszahl  i7i3.  Über  der  Thür  an  der  Südwand  die  Zahl  i739. 
Skulpturen.  Holzfigur  der  h.  Cäcilia,  lebensgrosse  Arbeit  des  i8.  Jh.,  mit  weisser  Ölfarbe 

übermalt,  in  der  rechten  Hand  die  Palme,  in  der  linken  die  Orgel. 
Kleine  Holzfigur  Marias,    i8.  Jh. 
Gemälde.  In  der  Vorhalle  einige  Ölbilder:     dürftige  Kopie  einer  Beweinung  des  Leich- 

nams Christi  aus   der   Schule  va7i  Dycks;    der  Jesusknabe   mit  dem  kleinen  Johannes 
in  offener  Landschaft  spielend,  wertloses  holländisches  Bild  des  i7.  Jh. 
Grabstein.  Im  Chor  Grabstein  aus  Namurer  Granit,  in  der  Mitte  Medaillon  mit  Vierpass, 

darin  ein  Kelch.  Darunter  die  Inschrift:  dominus  goeitfridus  then  buysschen 
DE  KEMPE  PASTOR  HUius  CONVENTUS  i342.    Auf  derselben  Platte  später  eingemeisselt: 

AXXO  ^^IDCLXXVIII  3.  NOVEMBRIS  OBIIT  ADMIRANDUS  ET  RELIGIOSISSIMUS  DOMINUS 
PATER  FRATER  JOANNES  CONRAD  JVIRSENSIS  ORDINIS  TERTIARIARUM  PER  PROVINCIAM 
RHENANAM  QUONDAM  PROVINCIALIS  DIGNISSIMUS  NEC  NON  QUINQUAGENARIUS  PATER 
COXFESSARIUS  AC  RESTAURATOR  HUIUS  CONVENTUS  VIGILENTISSIMUS.  REQUIESCAT 
IX    FACE.     AMEN". 

Messingplatte.  Unter   der   westlichen   Säulenreihe   der   Eingang   zur   Gruft,    bedeckt   mit   einer 

grossen  Messingplatte,  deren  obere  Hälfte  in  reliefierten  Buchstaben  —  der  Grund 
ist   au.sgehoben  —   die   Inschrift  trägt:    sepultura  religiosarum  tertiae  regulae 
B.  FRANZISCI   CONVENTUS   s.  CAECILIAE,   Während   die   untere   Hälfte   einen   Totenkopf 
zeigt  mit  der  Unterschrift:  requiescant  in  face. 
Kloster  v.d.  KLOSTER    VON    DER    VERKÜNDIGUNG    MARIA.     H.   Keussen, 

^Ma"r'ia.'^'   Das  Kloster  von  der  Verkündigung  Maria  in  Hüls:  Heimat  i876,  S.  79. 

Handschriftl.  Qu.    Im  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf:   i84Urk.  von  i324  —  i7o6. 
-^  Akten  von  i657  an. 

Das  Kloster,  das  im  Gegensatz  zu  dem  Cäcilienkonvent  die  Klause  hiess,  wurde 
l398  von  Gertrud  von  Limburs:  und  Ottilie  von  Goch  o;estiftet.     Das  nord()Stlich  von 
der  Kirche   gelegene  Hauptgebäude  (VI  in  Fig.  i6)  ist  zum  Teil  abgerissen,   nur   die 
Wirtschaftsgebäude  sind  erhalten. 
Kapelle.  KAPELLE  nordr)stlich  von  Hüls,  halbwegs  nach  Tönisberg,  kleiner  Ziegelbau 

von  i695,  mit  gutem  schmiedeeisernen  Kreuz  über  dem  Portal  imd  der  Inschrift  auf 
dem  Holzbaiken  der  inneren  Thür:  i695  ist  diese  capel  zu  ehren  der  h.  drev- 
faltigkeitt  und  mariae  gebautt.  he  opffert  danckopffer  und  bittet  im 
nahmen  jesus  und  maria  die  flnad  desz  h.  geistes,  ohn  die  gnad  kan  kein 
gudtes  werck  verreicht  werden  und  kein  sunder  bekert  werden,    mirackell. 

Re-  BEFESTIGUNGEN.    Der  Ort  wurde  im  Truchses.sischen  Kriege  vom  Grafen 

'Adolf  von  Moers  und  Neuenar  aufs  sUirkstc  befestigt  und  diente  bei  dem  Treffen  am 
i7.  Nov.  i583  der  Truchsessischen  Partei  gegen  den  Kurfürsten  Ernst  von  Bayern  als 
Stützpunkt  (H.  S.  von  Aepex,  Geschichte  des  fränkischen  Rheinufers  I,  S.  73.  — 
Fr.  Nettesheim,  Beiträge  zur  Geschichte  des  ehemaligen  Amtes  Kempen:  Heimat 
i876,  S.  I.  —  Keussen,  Der  Hülserberg  S.  3i.  —  J.  H.  Hennes,  Der  Kampf  um  das 

46 


HÜLS. 


47 


Erzstift  K<)Iii  zur  Zeit  des  Kurfürsten  GeMianI  Trucliscss  uiul  Rrast  von  Baieni,  K«j|n         B«. 
t878,  S.  I  i7.  —  E.  PoDi.ix  H,  (jcschirhte  der  Erzdiörese  Köln.  Mainz  i879,  S.  4o7.  —  '••"«"■• 
Lkntzex,  Die  Pfarrgemeinde  S.  Tonis  S.  53).     Am  27.  August  1621   ward  ck-r  Ort  v..in 
Manjuis    Sjjinola    besetzt    (handschriftlit  he    Notizen    des    I'asli.rs    Pktkcs    Faukitr-s 
zu  Fisclu'ln). 

Die  aus  dem  16.  Jh.  stammende  Ansieht  des  Ortes  im  Hürgcrmeistereiamt  zeigt 
keine  hohen  Aussenmauem,  sondern  nur  einen  inneren  Ring  um  den  Kirchhof,  der 
demnach  wohl  als  Reduit  zu  dienen  hatte,  au.sserdem  vier  Thore,  die  Brück-Pnrt, 
die  Port  nach  Briicker  Ilofcn,  die  Miill»r-Port,  die  Port  nach  der  Moi-rsstrasse.  Es  Ist 
demnach  anzunehmen,  chi.ss  vor  l583  kein  Mauerring  bestand.  Die  Abliildung  von 
l642  (s.  o.  Ansichten  Nr.  3)  zeigt  dagegen  den  Ort  rings  mit  Mauern  umgebm  und 
mit  vier  kleinen  Rundtürmen  befestigt.     Reste  haben  si<  h  nicht  erhalten. 

BURC}    HÜLS.     Jos.  Str.vxge,    Beitrage    zur   Genealogie  der  adeligen   Gc-        Bur«. 
schlccliter,  K<)In  1S66,  III,  S.  34,  —  Keu.ssex,  Der  Hülserberg  S.  35. 

Ein  Rittersitz  bestand  in  Hüls  st  hrm  im  12.  ]h.  Im  i  5.  Jh.,  innerhalb  der  ersten  c«Mhicl>i 
grossen  und  schöpferischen  Periode  des 
Backsteinbaus  am  Niederrhein,  scheint 
ein  Neubau  stattgefunden  zu  haben.  Die 
Burg  stellte  einen  umfangreiclicii  K>>iii- 
ple.x  mit  drei  Türmen  dar  (Gemeinde- 
chronik im  Bürgermeistereiamt).  Die  Ab- 
biltlung  auf  der  ültesten  Ansicht  Nr.  I 
(Fig.  18)  zeigt  in  der  Mitte  einen  vier- 
eckigen Bergfried  mit  vierseitigem  Pvra- 
midendac  h,  reclits  daneben  den  zwei- 
stöckigen Palas,  links  die  Schlosskapelle. 
\'.'n\  /.wiiui  IidIh  rTurm  ist  in  den  Mauer- 
ring hineingezf»gen,  neben  dem  H;iupt- 
tlior   liegt   ein   Wirtschaftsgebäude. 

In  den  (.  i583  und  i584  ward  die 
Burg,    die    mmh   ( Irafen   von   Moers    niu    befestigt    worden,    wiederholt    btsth--- •"   uml 
erstürmt.       Im    Ile.ssenkriege    l64o       i642    wurde    das    liniere    dun  li    die  len 

Truppen  verwüstet  (Tiieatrum  Europ.ieuni  1\.  p.  Si9).  i673  und  l689  endlich  Ffucr 
in  tlif  lUng  gelegt,  die  seil  diesc-r  Zeit  in  Trünunc-rn  liegt.  Die  Farn»j»im*s  de* 
(iKi.KNiiis  berichten:  llum  Im  um  natur.i  satis  forteni  tem]M>re  belli  contra  (iebhnnluni 
Truc  hsesium  a|)ostatanj  gc-sti  comes  Alpeiisis  ad  infestanilos  Kempens«»s  vallo  «-t  militari 
praesidio    nuinivit.     Supren\um    dominium    tc-mporale    est    ele«toris   Colonien  '   mi- 

iioiiuii  I  lulsc  iisiiMii  liiica  exlinc  ta,  miiioiis  iuiisdii  tionis  pars  ad  «.■•••;'■-  \.  .  ..  um-h 
clevoluta  est,  c|ui  iiilcgi.im  plateam  dominantur,  arcis  et  allodialiuni  li'  -  inli-r  n«»n 

minus  cpiam  chiodec  im  ecpiites  <livis.i.  cpii  per  ocrononunn  arcfin  regunt.  »\"gl  Mate- 
rialien  zur   Moerser  (leschichte;    Heimat    lK78,  S.  ao.) 

I'.rhalteii  siml  iiiii  dii  K«  ste  zweier  rechtwinkelig  an«inander>li»!wrn«ler  Maiion»  au« 
Bac  kstein  und  das  Fragment  eines  Turmes  mit  «juadratischen»  Grundriv.  xuiMhen  GrAltcii 
hinter  der  alten  Kaplanei,     An  der  nach  de  in  Ort  /u       '  n  Mauer  iM  tint'iral»-     o 

stein  eingcin.uiert  mit  dein  Wappen  der  Hae-s  und  der  In •;    IM  J  Mk  '  v-^ii-i»  iiikiv 

l563    \-\-\-    DIN    26.  Ulli    IST   e  IIKIsniLlI    eiEMeiKlUS    l>KK    H»HI     Hit- 

IKo.MMIK    (a)|)TII\KI»r    HAIS.    HIRK    AV    lUM-S/    VSti   W.M.HKt  K.    SKISKS    AI.TKKH    IM    7a 

l'ND    IN    IHM    im;    46.  JAIK    cdlNI     llias  KKIIKN   «iKI.H'T.   I»>VS  SKKI.  tit>TT  «iSAI»T.     AUlS. 


Fig.  18.     Burg  liül«  mich  einer  /«ichnunc  Jr«   <'•   '^ 


47 


48  KREIS  KEMPEN. 


KALDENKIRCHEN. 

Kurze  Stadtgeschichte  von  A.  Fahne  bei  O.  von  Mülmann,  Statistik  des  Regie- 
runosbezirks  Düsseldorf  S.  42  9.  —  L.  Henrichs,  Geschichte  der  Herrhchkeit  Leuth, 
Kempen  i8S5,  S.  i5,  37,  66,  i48,  i7i,  2i3,  294.  —  A.Schmitz,  Medizinische  Topo- 
graphie des  Schwahii-  und  Nettegebietes,  Viersen  i87i,  S.  6i. 

Handschriftl.   Qu.      Kurze    Ortschronik    im    Stadtarchiv    von    Bürgermeister 
Delhees,  i863. 
Pläne.  Pläne:    Karte  des   Ortes  aus  dem  J.  i795,   von  Matthias   Ewalds  gefertigt, 

mit  Angabe  der  IMauern  und  Wälle  und  der  fünf  Bastionen  zur  Flankenbestreichung. 
Eine   zweite   Karte   von   i8i5.     Ölbild   mit    Darstellung    der    alten    Kirche    von    Karl 
Seibcis  in  der  Sammlung  des  Herrn  Rennefeld  in  Kaldenkirchen. 
Römische  RÖMISCHE   FUNDE.    Von  der  römischen  Heerstrasse  zwischen  Köln  und 

Xanten  zweigt  sich  bei  Venlo  eine  Seitenstrasse  ab,  die  über  Kaldenkirchen  nach 
Neuss  führt.  Ein  zweiter  Strassenarm,  der  nach  J.  Schneider  (Neue  Forschungen  über 
die  Rf'mierstrassen  zwischen  Maas  und  Rhein:  B.  J.  LXXHI,  S.  4.  —  Neue  Forschungen 
über  die  Rcmierstrassen  auf  der  linken  Rheinseite:  B.  J.  LXXXI,  S.  2.  —  Die  alten 
Heer-  und  Handelswege  der  Germanen,  Römer  und  Franken  V,  S.  i8;  VH,  S.  7)  von 
Kaldenkirchen  über  Brüggen  und  Niederkrüchten  nach  Asbeck  führte,  ist  nicht  genügend 
bezeugt :  zwischen  Niederkrüchten  und  Kaldenkirchen  ist  kein  Strassenrest  nachweisbar, 
römische  Fundstätten  sind  —  und  zwar  seitab  von  der  Strassenlinie  —  erst  von  Nieder- 
krüchten an  bekannt. 
Katholische  K AT H O LIS C H E  P FA R R K I R C H E.     Die   Kirche   wird  urkundlich  zuerst 

1*  f  3  rrWirchc» 

1272  erwähnt.  Sie  war  .später  zugleich  Klosterkirche  des  1628  von  Herzog  Wolfgang 
Geschichte.  WjU^elm  voii  JüUcli  gegi'üudeten  Brigittenkonvents,  der  aus  einem  Mönchs-  und  einem 
Nonnenkloster  bestand  und  erst  unter  Napoleon  aufgehoben  wurde.  Der  Prior  des 
Klosters  war  zugleich  Pfarrer.  Der  jetzige  Bau  stammt  aus  der  2.  H.  des  i5.  Jh.  (De- 
signatio  pastoratuum  in  ducatu  Juliae  et  Montium  bei  Binterim  u.  Mooren,  E.  K.  H, 
S.  57)  und  ward  wahrscheinlich  nach  der  Verwüstung  des  Landes  durch  Karl  den 
Kühnen  i473  (L.  J.  E.  Keuller,  Geschiedenis  en  beschryving  van  Venloo,  Venlo  i843, 
p.  34)  neu  erbaut.  Im  J.  i543  hatte  der  Ort  durch  das  auf  der  Haide  von  Venlo 
lagernde  4oooo  Mann  starke  Heer  Karls  V.  zu  leiden  (H.  Adrianus  van  Meerbeeck, 
Chronycke  van  de  gansche  werelt  ende  sonderlinghe  van  de  seventhien  Nederlanden 
van  den  tyd  des  keizers  Caroli  V.  af  MD  tot  het  jaer  onses  Heeren  MDCXX  p.  i3i. 
—  Geldenisches  Wochenblatt  i832,  Nr.  29). 
Beschreibung  Drciscliiffiger  gotliischcr  Bau  mit  einer  lichten  Länge  von  26,20  m,  einer  lichten 

Weite  von   18,60  m.     Das  Material   ist  Backstein,    nur   am  Turm  wechselt   er   bis   zur 
halben  Höhe  mit  Bändern  von  Tuffstein. 

Der  Turm  III  enthält  im  ersten  Stockwerk  über  dem  durch  einen  horizontalen 
Sturz  geschlossenen  Portal  ein  Fenster  mit  einfachem  Masswerk.  Im  zweiten  und 
dritten  Geschoss  befinden  sich  zwei  einfache  spitzbogige  Blenden,  die  des  dritten 
Stockwerkes  zweiaxig  mit  stark  verwittertem  Masswerk.  An  der  Südseite  ein  Treppen- 
turm in  Gestalt  eines  rechtwinkeligen  Pfeilers  mit  abgefa.ssten  Kanten.  Den  Helm 
bildet  eine  vierseitige  Pyramide,  die  in  eine  achtseitige  Spitze  übergeführt  ist. 

Die  vier  Pfeiler  des  Mittelschiffes  I  haben  im  Grundriss  die  Gestalt  von  zwei 
durcheinandergescliobenen  Rechtecken  mit  abgeschrägten  Kanten  und  vier  Ecksäulchen, 

48 


KAr.r)KNKIRCIIKN 


49 


die  Kreii/<(f\vi'ill)c  im  Mittrlsc  hill  wie  in  den  IjcIiIcu  niedrigeren  NebenstliifTen  zeigen  Pfarrkif 
hnitr  Gurte  und  .s(  liiiiaU-  S(  liarf  proHliirte  I)ia<;<inalri|>|>en.  I)«t  ("ln»r  II  •  '  '  am 
AliS(  liluss  und  an  d«T  südlichen  Liln^swand  je  drei  Fenster  mit  alffriiligen  .>•  iiuMiiLen 
(das  letzte  der  Südseite  vermauert).  I)ie  Kippen  setzen  sieli  im  ClioralTM  lilitss  in 
DreiviertelssJiuN  lien  fort,  im  Clmrliause  sind  diese  über  den  Cliorstülilen  in  liallH-r 
II<>lie  al)<;es(  lilaj^en.  Das  l65o  umjjfebaute  m'irdlielie  Seitensihill  (die  Jahresz;ilil  in 
Kisenankern  an  der  Aussenseitc)  hat  die  doppelte  Breite  des  süilliehen  und  lialle 
Ixi  der  Anlage  drei  ruMdbo<;ij^e  Fenster  erhalten.  Krst  in  neuerer  Zeit  sind  iliesc 
dun  h  si)itzlii);^ii5e   Fenster  ersetzt  worden   ( Fii;.  l9). 

Hixiiaitar.   banx  ker   Holzaufliau   um  l7oo.    Das  Mittel) »ild  st«-llt  di«*  Anln-tung        Ali 
der   Hirten   dar;    iiber   der  Mitteli;ruppe    ersi  heint  (j<>tt\attr.   d«r   Himmel    •"•nnet  sieli, 
und  aus  (hu   Wolken   seliwebt  eine  Schar  jul)ilierend«r   Kn<;el  nietler.    Der  olM-re  Auf- 
satz enthält  zwisi  lu  ii   je  zwei  gi-wundenen  .Säulen  das   lüld  iler  in  Wolken  thronenden 
Maria.     Als  Absehluss   iibir  dem   durehbroc  lu-nen   (iiebel  dient  die  (jestalt  Christi  mit 


üfnltfHf 


Fig.  19.     KaMi-iikirrlicn.     nriinilrN«   «Irr  Vnih.  I'frtrtkiri-hc. 


Sze|)trr  und    F.rdkuixel.     Iber  d«ii   Tliinen   auf  der  Kvanpeliensj-ite  m.    i>.  ■l\el»n»mierte 
li  l)cns;,'rosse   Fij^ur  des   li.  Clemens,  auf  tier    F.|)islelseite  die  des  h.  .\u^ustinus. 

Nördli»  lnr  Seitenaltar  mit  i,'uter  polyehrouiierter  Marorklij-ur  der  Ma»lt»nn.»  in 
»ler  milth-ren  Nis«  he  uml  dem  von  zwei  Hri^itttnnonnen  verehrten  Kruzilixus  im  Aut 

Siidli«  her  Seitenallai    mit   wtrtlosi-r  Kreuzij;un;'sj;rupp<';  beitie  All.Tre  Rlenh- 
zeiti;^   mit   dem    I  h  lehalt.ir. 

Die    aus    dem    i^.   |h.  slammen<l«-    Desij^natio    pastoratuum    m    »U»«  .ilu    I  i 

Montuun    (r.iMikiM    u.    .Mooui  n,    Iv   K     II,    S.  $1 )    erw.'lhnt    nelun    dem    Ki.  .•/... ...i 

einen    Kalhariiienaltar. 

Sakr.imentshäus.  h.n     im    Chor    an    die    Mauer    pelelml.    mh    OIhtm  hmierte    Vi 
Ailuil    v..m    h.iide    des    i7.  Jh.      Ober    «hin    mitth-ren    verfilterten    (lehauHf    x^i-hen 
zwei    .Säulen    die    Darstellung    dt  i    (»phrunn    Isaak<    in    ^a^relief.   in    dem    halbtmiden 
Abs.  hluss    zwei   KnK«l.    ein  Tälelehen    halt.iul.     Cnterhalb  »W-^  C.ehnu  l  «Um  h 

Konsole,  die  eine  mod«rnc-  I  |«rz-|esu-.M.itue  tränt,  verde«  kt.  ein  «wi-iles  K«  tu  l :  Abra- 
ham  iiiil    Isaak   zur  (  )|>rerstätte  wandernd. 

(  horstühle  mit   Klappsitzen,  n.iii/  einfache   nartMkarl»oil"»  ^"i»    «^«'^^ 

(  hji«  Ibühn«-  nnt  einla«  her  jlrüslunn.  die  drei  .S,  luMe  dun  I. 
loses  \\«rk  d«r  Spälrenaivs;inre  aus  d«r  Mitte  «h>   l7.  Jh..   weiv»  la«  kiert.   in  • 
Felder   «lie    Hiustbilder    Christi    uml    der    awöjl    A|».»>tel    einm-^'Ut.    hamUrrk 

« 
49 


«-«. 


So  KREIS   KEMPEN. 

rarrkir che.  Ölbilder  voiu  Ende  des  i7.Jh.     An   der   Brüstung  in   einem   Medaillon   die  Inschrift: 

Den  Reichsgraff  von  Spee  zu  Altenhoff. 
Becken.  Taufbcckcn  aus  Messing   getrieben   von   i793;    auf  dem  Knauf  des  Deckels, 

um  den  sich  eine  Schlange  windet,  die  Darstellung  der  Taufe  Christi  tlurch  Johannes 
in  gegossenen  VoUfigurcn. 

Weihwasserbecken  in  der  Turmhalle  von   i7i7. 
ioizfiguren.  Zwei  Holzfigurcu  der  h.  Jungfrau  und  eines  bärtigen  Heiligen  oder  Apostels, 

lebenssirosse  Barockarbeiten  mit  sehr'  reichem  Faltenwurf  von  mässi<rer  Sorgfalt  in  der 
Ausführung,  aber  in  Pose  und  Gewandung  \'on  einer  gewissen  künstlerischen  Freiheit 
und  Ungezwungenheit. 

Polychromierte    Holzfiguren    der    Heiligen    Lambcrtus,  Joseph,   Katharina,    wert- 
lose Barockarbeiten. 
iasinnlereien.  Reste    vou    Glasmalereien    im    nrirdlichen    Seitenschiff   mit    Darstellung    der 

h.  Brigitta,  um    i  7oo. 
Gerässe.  In  der  Sakristei:  Silberne  Monstranz  auf  reich  getriebenem   Fusse  mit  run- 

dem, von  einem  Strahlenkranze  umgebenen  Gehäuse;  unter  diesem  Maria  mit  dem 
Kinde,  zur  Seite  je  ein  Engel,  darüber  unter  dem  die  Krönung  l)ildendcn  Baldachin 
die  Gestalt  Gottvaters  mit  der  Taube.     Am  Fusse  die  Zahl   i663. 

Silbernes  Ciborium  auf  rundem  Fuss  mit  vergoldeter  Kuppe  und  geti'iebenem 
Deckel. 

Ovaler  silberner  Teller  für  zwei  kleine  Messkännchen.  Die  (h'ci  genannten 
Gefässe  sind  von  ein  und  demselben  Meister  hergestellt  und  zeigen  sämtlich  das  gleiche 
Ornament  in  gut  getriebener  Arbeit,  das  aus  Fruchtranken  und  Engelskr>pfchen  be- 
steht. Die  Vertiefungen  für  die  Pollen  auf  dem  Teller  enthalten  die  erste  ein  Wappen 
mit  nach  links  fliegendem  Adler,  mit  einer  Palme  im  Schnabel,  darüfjer  die  Buchstaben 
W  K,  die  zweite  eine  längere  Inschrift,  die  besagt,  dass  D.  Wilhelmus  Kramer  Colo- 
niensis,  iurium  candidatus,   i667   den  Teller  gestiftet. 

Zwei  Rokokokrf)nen  aus  getriebenem  Silber  für  Maria  und  den  Jesusknaben. 

Zwei  Rokokokelche  aus  vergoldetem  Silber  mit  grossen  Füssen  in  getriebener  Arbeit. 

Eine  Rokokomonstranz    aus  versilbertem   und  vergoldetem  Kupfer,  jetzt   als  Reli- 

quiar  dienend  mit  einer  kleinen  Reliquie  des  h.  Clemens  im  Gehäuse. 

Glocken.  Glocken.     Die  grösste   von  i425    mit   der  Inschrift:    anno  domini  mccccxxv 

IN  OCTOBRI  FACTA  EST  HAEC  CAMPANA  QUAE  VOCATUR  MARIA  A  MAGISTRO  GODEFRIDO 
DE    BINTUM    (HINTUM?). 

Die   zweite   von   i426    mit   der   Inschrift:    anno  domini  mccccxxvi  in  octava 

PETRI    ET   PAULI    APOSTOLORUM.       SANCTA    KATHARINA    VOCOR    ET    SANCTA    SUM. 

Die  kleinste  i444  gegossen  und  1816  umgeschmolzen. 

Ehemaliges  KLOSTERGEBÄUDE,  jetzt  Pfarrhaus  und  Kaplanei. 

Die  Designatio  pastoratuum  in  ducätu  Juliae  et  Montium  (Binterim  u.  Mooren, 
E.  K.  II,  S.  57)  berichtet  über  die  ErVjauung:  Ist  dem  Brigittiner  convent  daselbst 
incor])orirt  und  ist  der  ])rior  convcntus  zugleich  mit  pastor.  Reditus  omnes  sunt  in- 
corpf.rati  a  serenissimf)  Wolfgang  Wilhelm  duce  anno  1628,  da  dass  kloster  gebauet 
ist.  Die.selbe  Jahreszahl  in  Eisenankern  an  der  dem  Pfarrhof  zugewendeten  Seite. 
Die  ganze  Anlage  besteht  aus  drei  in  derselben  Flucht  liegenden  Baulichkeiten,  die 
mit  ficr  Pfarrkirche  durch  einen  schmalen  Trakt,  der  rechtwinkelig  an  die  mittelste 
ansetzt  und  in  der  Hauptaxe  des  Mittelschiffes  liegt,  verbunden  sind.  Die  südliche 
dieser  drei  Baulichkeiten,  i663  errichtet,  ist  das  heutige  Pfarrhaus,  das  nur  in  dem 
Umbau  von  i844  erhalten  ist.     Der  mittlere  Teil  zeigt  nach  Westen  noch  drei  spitz- 


5c 


Kir. 


KEMPEN.  5  t 

b(»<(igc    Blciulcn    zwisdien    den    wenig   vorspringenden   Strebepfeilern.     Der   nördliche     Kio»t< 
Teil  endlidi   ciithiilt   die  Kaplanei.     Der  Verbindungstrakt    zeigt   nach   der   Nordscite     *•'•*"' 
zu  sieben   Rundijogcnfenstcr,  jetzt  zum  grossen  Teil  vermauert,  von  (h-neii  zwei  noch 
in   Backstein  eine  Entartung  von  sp.'itgothisc  liem   Masswerk  enthalten  (Fig.  l9). 

RVANGP:LISCHE  KIRCIIK.  F:ine  (;es.hiihte  der  Kinhc  cnthaUen  in  F.r.r 
II.  S.  VAN  Al.l'EX,  Predigt  zum  huntlertjahrigen  Jubelfeste  der  Einweiliung  der  evange- 
lis(  h-reforniic-rtcii  Kin  lic  in  l!ia(  lit.  Crefeld  l799.  J.  .\.  v.  KK<Kl,lxr;n.\usEX,  Refor- 
mationsgeschichte  dtr  E.'indcr  |iili(  ii.  Berg,  Cleve,  Mcurs,  Ell>erfeld  l8lS,  I,  S.  206. 
Die  erste  Nachricht  von  einer  reformierten  Gemeinde  in  Kald<-nkin  hen  stammt  aas 
dem  J.  i577.  Die  alle  Kin  he  brannte  am  .^i.nktnber  i67o  ab,  der  Neubau  ward 
i67  2   vollen(U-t. 

Einfacher  Saalliau  aus  Backstein  mit  gesc  hweiftem  (iiel^el  in  IIausteineinfas.sung 
und  neuem  hriizerncii  Dachreiter.  Über  der  Thür  auf  einer  ovalen  Tafel  in  leii  liter 
C'artoucheneinrahnumg   die  Inschrift:     soi.ii's    i)i;i    TRii'Nifs   rii.oKi.xK    ecc-i.F-SIAK   IX 

ms    IOC  IS    KIIOK.MArAK    <  ONVKNTinUS    SA(  RIS    AKDKS    DKDK  ATA    ANNCI    .MIM  I. XXII. 


KEMPI'N. 

Ilriii  IM  tf:r  S<  noi.l.EN  (Pseudonym  für  j.  .Mooren),  Über  tlie  pjitstehung  der  litt 
.Stadt  Kempen  nebst  einer  kleinen  Lokalchronik,  K<'>ln  1S2J.  -  J.  Mih)REX,  Narh- 
rii  hten  über  Thomas  a  Kcni|)is  nebst  einem  Anhange- von  meistens  noch  ungedruckten 
Urkunden,  Crcreld  iS55.  Dazu  Kurrespiindenzblatt  des  ( iesamtvereins  der  deuts«  hrii 
Gesi  hii  hts-  und   .Mtcrtunisvereiiie  \',  S.  S4.  H.  S.  van  .\l.n:N,  Geschichte  des  fr^n- 

kisc  hc-n   Klieinufers,   K<">ln  1S02,  S.  73.   —   A.  J.  Dorsch,  Statistic|ue  du  dc'-partemcnt  tk* 
la    Koer,    Kciln   iSol,   p.  74.  !•".  \(>n    Ki:sroRii",   Ti  ip<  igraphi.sch-Slatistisc  l»e  Bes«hri*i- 

bung  der   Kl;!.  I'nussisehen  Kheinprovinzc-n,   Berlin  l83o.  S.  544.  Kurzer  Abrivs  der 

Stadtgeschichte   bei  Orio  v.  Mri..MANN,    Statistik    des   Kcgierungsbe/irks   Dilvseld«>rf  I. 
S.  43o.         ('.}.  B«"n  I«  III  K,  Gc-rmania  sacra,  I.cip/ig  iS74,  I.  S.  4i9.         Peter  .Av 
Ki.«"»(  KNi  K,    l.cben  des   Kempc-iier   .\rztes  und   .\pt>ihekers   Dr.  (  >tto  Ileinri«  h  Din«  .«■  •- 
berg,   Kempc-n  iSSS,  mit  zwei  Anh.'lngen  ziu    Kempener  Stadlges«  hie  hie. 

(.)uedlen.      Nic-clerrhc-inisches  Gedicht    didaktischen   Inhalti>s   IUkt   Keni|M'n  aus 
dem   i7.  Jh.:    .Nili.  lS79,  S.  |37.         Ein  lateini.sehes  (iedicht  Über  Keni|M-n  U>i  M\Rllxr> 
IIenric.h'i/  a  Sprevesdorik,   ,\re  hidiiieeeseos  Goloniensis  desc  riptio  lii.Htori«c>-n«M  ■ 
Kr.ln  i7lo,  p.  iiS.  Kitte  isc  hall  des  .\mles   Kempen  in   I.\«  ci.mhi.kt,  Archiv  frtr  du- 

lleschic hlc-   des  Nic-derrhe-ins  N.  E.   I.  .S.  474.  Kempener  Chronik   v«in»  J.  i<" 

Heimat  I.S76.  S.  2o3;  I.S77,  S.  2.         J.  P.  I.ent/EN.   .Xus  dem  Tairebuc  he  de?.  .'^  ..         . 
Heinrich  Ric-dt  zu  .S.  Hubeit.    /ur  Chronik  von  Kem|>en  und  .S.  Ilubi-rt:  Nfh  i77S   >  1.; 

/ur    .'lusseren    und    inneren    Geschichte:    Er.  Neitesiieim.    \  «ur 

Gesc  hi(  hie  der  Stadt   und  des  ehemaligen   .\mlc"s   Kem|)en    von    l58a— 1673:   Heimat 
1876,  S.  1.  I  )ers.,    Berit  hl    über   die   Eroberung   tier  Stadl   Kem|NMi   |643:    Heimat 

1876.  S.  i39.  Iber  die-  frühere  .Siaellrc«gierung  vgl.  Ann.  h.  V.  N.  XX.WHI.  S   l57 

J.Mooren,    Gesc  hie  hlliches    übc-r    Kempen    und    C  Nrh.  I.S79,  S.  61 .   ■' 

73,   I  10.  Ki.c'^c  knir.    Kempc-n    beim    Beginn   cler    U.  MOii.iu..n:    KmuH-ncr    Ko  .-- 

bl.ill  iS8(>,   Nr.  35     4o.    N'^l.  Inlellij>en/bl.ill    für  dc-n    Kreis  Kein|Hn  und  d.  >s.  n   Cm- 
gebung  i836,  Nr.  44  H.  Kempciu-r   Ptili/eietrdnung  von  l547:    Heini.it  1 

«• 

5i 


\rr»t 


52 


KREIS   KEMPEN. 


Lilteratiir. 


Hand, 
schriftl.  Qu. 


—  Fr.  Nettesheim,  Geschichte  der  Scliulcn  im  alten  Herzogtum  Geldern,  Düssel- 
dorf i879,  S.  3i6  ff.  —  H.  Keussen,  Materialien  zur  Geschichte  des  Kempener 
Schulwesens:  Heimat  iS77.  S.  i7o,  i74,  i78,  182,  i9o,  i95,  201.  —  Schullchrer  Peter 
Louwart:  Heimat  l877,  S.  79.  —  Schulordnung  für  das  Gymnasium  xon  Kempen  \-om 
J.  1666:  Heimat  i877,  S.  64.  —  L.  Henrichs,  Die  Michaelsbruderschaft  zu  Kempen: 
Nrh.  i878,  S.  21,  25.  —  Über  Kempener  Münzen:  v.  Ledebur,  Allgemeines  Archiv 
für  die  Geschichtskunde  des  Preussischen  Staates  IX,  S.  254. 

Über  die  nächste  Umgebung  der  Stadt:  M.  Buyx,  Die  untere  Niers- 
gegend und  ihre  Donken,  Geldern  i867,  S.  i7.  —  Ders.,  Topographische  Mittheilungen: 
Nrh.  G.  1880.  S.  36.  —  L.  Henrichs,  By  sunter  Cloas  Boom:  Nrh.  G.  1880,  S.  85.  — 
Ders.,    Eine    Streitigkeit    zwischen    Kempen    und   AVachtendonk:    Nrli.  G.  1880,    S.  7  7. 

Zur  Geschichte  der  gewerblichen  Thätigkeit:  SroRf  K  in  den  Bemer- 
kuno-en  der  Ko-1.  Pfälzischen  phvs.-(")konomischen  Gesellschaft  von  i775.  —  Beckmann, 
Ökonom.-phys.  Bibliothek  VH,  S.  42i.  —  Zurhoven  u.  Franz,  Gedanken  zur  Auf- 
nahme und  Beförderung  der  Handlung  und  der  damit  in  Verbindung  stehenden 
Gewerbe  in  den  Kurkcilnischen  Ländern,  Köln  i786,  S.  4i. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Stadtarchiv  zu  Kempen:  Das  rote  Buch  der  Stadt 
Kempen,  16  Pergamentblätter  kl.  fol.  aus  der  Mitte  des  i5.  Jh.,  bezeichnet:  Liber 
oppidi  Kempen  de  diversis  materiis,  iuribus,  consuetudinibus  et  statutis  eiusdem. 
Der  I.  Teil  enthält  an  historischen  Nachrichten  in  Nr.  i  die  alte  Grenze  des  Landes 
Kempen,  Nr.  4  des  Erzbischofs  von  Köln  Recht,  Nr.  i5  den  Krieg  zwischen  Geldern 
und  Cleve;  im  2.  Teil  Nr.  6  die  Nachricht  über  die  Residenzpflicht  des  Pfarrers  bei 
seiner  Kirche  (vgl.  J.  W.  Brewer  in  der  \'aterländischen  Chronik  der  Kgl.  Preussischen 
Rheinprovinzen,  Ki'>\n  i835,  I,  S.  34i,  432;  II,  S.  5i  i).  —  Das  goldene  Buch  der  Stadt 
Kempen,  i635  \'on  Goerüt  Kessel  zusammengestellt,  bezeichnet:  Observata  quaedam 
concernentia  der  Landt-Rechnungh  und  dessen  Anklebungen  mit  Stadtchronik  am 
Eingang.  —  Das  Ratsbuch  von  1602,  i83  Blätter  kl.  fol.,  bezeichnet:  Liber  senatus 
huius  civitatis  Kempensis.  —  Die  Urkundenbestände  des  Archives  (2000  Urk.  von  1233 
an,  die  älteste  in  deutscher  Sprache  von  i374)  .sind  durch  Hermann  Keussen  muster- 
gültig inventarisiert.  Stadtrechnungen  von  i653  ab,  Ratsprotokolle  von  1624  ab, 
Bruderschaftsrechnungen  mit  der  Mitte  de.>  i5.Jh.  beginnend,  Honschaftsrechnungen 
von   1425  ab  (Wd.  Zs.  I,  S.  367). 

Im  Stadtarchiv  zu  Köln:  Die  Farragines  der  Gebrüder  Gelenius  aus  Kempen, 
des  älteren  Johannes  (i585  —  i63i)  und  des  jüngeren  Aegidius  (i595  — 1656),  enthalten 
eine  Reihe  v<m  Nachrichten  zur  Geschichte  Kempens  (vgl.  L.  Ennen  in  der  Allgemeinen 
deutschen  Biographie  VIII,  S.  535.  —  Cardauns,  Einleitung  zu  den  Kölner  Chroniken 
in  den  deutschen  St;idtechroniken  XII,  p.  LXXXV.  —  S.  De  Greck,  Leben  und 
Wirken  von  Aegidius  Gelenius  aus  Kempen,  Köln  i835.  —  Franz  X.  v.  Wegele, 
Geschichte  der  deutschen  Historiographie  seit  dem  Auftreten  des  Humanismus, 
Mündien  i885,  S.  4o8.  —  Nrh.  G.  i883,  S.  9i.  —  Über  die  Farragines  besonders 
J.  W.  Brewer,  Vaterländische  Chronik  der  Kgl.  Preussischen  Rheinprovinzen  I,  S.  263. 
^  Inhaltsverzei<-hnis  zu  den  Farragines  von  Peter  Fuchs  in  den  Mittheilungen  aus 
dem  Stadtarchiv  von  Kfiln  IX,  S.  i4i).  —  Rentenverzeichnis  der  Kanonie  Corpus 
Chri.sti  in  Köln  aus  der  2.  H.  des  16.  Jh.  mit  Nachrichten  über  die  Besitzungen  in 
Kemjjc-n  (L.  KfjRrii  in  den  Mittheilungen  aus  dem  Stadtarchiv  von  K(")ln  XV,  S.  89). 

Im  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf:  Urkunden  von  i386  an  und  Akten  des  Fran- 
ziskanessenkonvonts  zu  S.  Anna,  Akten  zur  Geschichte  der  Pfarrkirche  (s.  u.);  vgl.  Ilgen, 
Kh'inisches  Archiv,  Ergänzungsheft  II  zur  Wd.  Zs.  S.  88. 


52 


KKMI'KN. 


53 


Ansirhtcn  u.  IM.'inc.  l.  P'cder- 
zci<  limin;;  auf  einem  eingehefteten 
I3latt  in  den  FarragiMes  des  AlXilDlUS 
Gki.KXIUS  X,  f«il.  (6  (K<iln.  Stadt- 
archiv): (he  Stadt  von  dem  \\';ill  \. «r 
dem  Petersthor  aus  geselu-n,  mit  den 
Namen  der  Hau|)tu;el).'iude  (Fig.  20). 

2.  Adki.akus  Kkk  nifs.  (nihi  lii- 
sc  he  C'liriinik,  Leipzig  161  l.  p.  l. 

3.  Al)l>ildung  (K's  Slag  l>ij  IliikcN- 
ni(\ ,  (lerS(hla<lit  vom  l  7.  [anuar  i642 
/wisrhcii  dem  ( irafeii  v<in  (iuiliriant 
und  dein  Orafen  vi>n  Laml)o\-.  Mit 
hollänchscher  und  fran/('>sisther  Kr- 
kl.'irung,  gr.  fol.  In  (Ur  Satnmiung 
A.  VAN  Sioi.K  /u  Rotterdam  (F. 
Mn.i.KK,  Heretleneerde  Besc  hrijving 
van  Xederlandst  he  I  listorie|)laten, 
Amstenhim  i863.   I.  j).  2611. 

4.  Stich  von  Amkmiam  Air.KV 
auf  dem  Titelblatt  von  Apologia  iles 
Hrzstiffts  Collen  wider  lU'irgcrmeisti- 
ren  und  Ralits  do/en  Haupt  Statt 
Colin,   Honn  i664. 

5.  S(  hauplat/.  des  gi'gen\v;irtigen 
Kriegs  dun  h  ae«urale  Tlans  von  diu 
\vi(  htigsten  Hataillfi\  und  Belagerun- 
gen,  Nürnberg  l75S,   II.    laf.  2?. 

G.  Ansieht  der  Sladl  \. .n  Iv  l<'i,v  u. 
I''.  M.  1  lisi  i:k  in  Sleindru«  k  von  iS4o. 

7.  I.ilhographie  \on  W'i  ni:K  u. 
I)i;(  ki:ks  in  KTtln  von  iS5S  mit  An- 
sicht der   I'farrkirc  he. 

S.  (Iruppenbild  d«r  wichtigsten 
(ieb.'lude    um    I Srio    \.>n    |{.    K  MiM. 

C  KR  MANISCH  K  F  C  N  I )  K. 
\'gl.  .\ldekerk,  S.  Ilubeil  und  \Va«  h- 
tendoiik  in  den  Kunsidenkm.ilein 
des  Kieises  (leldern.  In  der  N.'lhe 
Von  Kempen  wurde  eine  bronzene 
i  leidvelk.uine  mit  engem  Hals,  s«  hon 
ges<  hwung«'nem  I  b  iikel  imd  schna- 
bellt.rmigem  .\u>guss  gefunden  ( K. 
VON  'ri«"ti.rs(  11.  l'"und>t.itistik  tiet 
vorromischen  .Met.ill/.eit  im  Khein- 
gebiete.  StiHlgart   I SH4.  S.  64). 

K  \  rih  >l  Ix  11  !•,  ri- AK  K- 
K  I  K(    II  l-,  (tit.  b.  Mari.ie  v.l.   Fkan/ 


Astichim 


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53 


54 


KREIS   KEMPEN. 


Pfarricirch. 
LItteratur. 


Geschichte. 


,  Bock,  Die  Restauration  der  Pfarrkirche  zu  Kempen:  Kölner  Domblatt  i879,  Nr.  i67, 
i68.  —  y.  INIooREN,  Nachrichten  über  Thomas  a  Kempis  S.  2  5.  —  LoTZ,  Kunst- 
topographie Deutschlands  I,  S.  3 20.  —  L.  Henrichs,  Beiträge  zur  niederrheinischen 
Kirchengeschichtc:  Nrh.  G.  i884,  S.  63.  —  Die  Pfarrer  von  Kempen:  Beiblatt  zur 
Kr>lnischen  Zeitung  1824,  18.  Juli.  —  Series  pastorum  Kempensium  vom  J.  1200  an 
von  Cornelius  Kirchratii  i798  zusammengestellt  in  Peter  Ropertz,  Quellen  und 
Beiträge  zur  Geschichte  der  Benediktinerabtei  des  h.  Vitus  in  München -Gladbach, 
Bonn  i877,  S.  i59.  —  Die  Beziehungen  der  Abtei  Gladbach  zu  der  Pfarre  Kempen, 
ebenda  S.  32  3. 

Handschrift!.  Qu.  Narratio  historica  rerum  Kempensium  rudi  penecillo  adum- 
brata  per  r.  d.  Joannem  Wilmium  vicarium  ac  patria  Kempensem  etc.  manuscriptis 
illius  excerpta  a.  r.  p.  Modesto  Heiners  ordinis  fr.  fr.  minorum  s.  patris  Francisci 
conventualium  patria  itidem  Kempensi  i766.  Papierhandschrift  von  5o  Blättern,  i879 
aus  dem  Besitz  der  Familie  Ludowigs  in  das  Pfarrarchiv  übergegangen.  Wichtige 
Quelle  für  die  Baugeschichte  der  kirchlichen  Gebäude  Kempens  von  Wilmius  i655 
(nach  Gelenius,  Farragines  H,  fol.  181)  aus  den  Kirchenrechnungen  zusammen- 
gestellt (citiert:  W).  Von  demselben  Wilmius  erwähnen  Binterim^  u.  Mooren,  D.  C. 
I,  S.  7o,  und  J.  Mooren,  Nachrichten  über  Thomas  a  Kempis  S.  4,  Anm.  5,  zwei 
andere  INIanuskripte:  Farragines  rerum  Kempensium  und  Libri  IV  rerum  Kempensium, 
die  anscheinend  nicht  erhalten  sind.  —  Liber  variorum  instrumentorum,  testamen- 
torum,  beneficiorum,  vicariarum,  officiorum,  fundationum  et  dotationum  tarn  ecclesiae 
nostrae  Kempensis  quam  vicinarum  ecclesiarum  rapsodiae  et  farraginis  instar  variarum 
rerum  Kempensium  notitiam  exhibens  congestus  et  descriptus  anno  i74o  a  me  Joan. 
Arxoldo  Jansen  vicario  s.  Martini  Kempensis  (im  Pfarrarchiv).  Kopialbuch  mit  sorg- 
fältigen notariell  beglaubigten  Urkundenabschriften  (citiert:  J).  —  Inventar  der  Kirche 
vom  J.  1627,  bezeichnet:  Sancti  thesauri  descriptio  in  den  Farragines  des  Gelenius 
IX,  fol.  3 1 9.  Ein  zweites  Exemplar,  mit  der  Abschrift  des  Gelenius  übereinstimmend, 
aber  bezeichnet  als  Quarta  et  postrema  sancti  thesauri  descriptio  im  Staatsarchiv  zu 
Düsseldorf  (Kempen,  Kirche,  R.  1).  Das  Inventar  wird  in  den  Sammlungen  der 
rheinischen  Inventare  zum  Abdruck  gelangen.  —  Reliquienverzeichnis  der  Kirche, 
Abschrift  tms  dem  Liber  indulgentiarum  von  i54i,  1627  durch  den  Pfarrer  Gode- 
fridus  angefertigt,  in  den  Farragines  des  Gelenius  IX,  fol.  3 16. 

Im  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf:  Drei  Konvolute  Akten  (bez.  Kempen,  Kirche, 
R.  I ),  enthaltend  ein  Verzeichnis  der  pastores  sive  rectores  ecclesiae  Kempensis  von 
i3i9  an.  —  Quaedam  antiquae  observationes,  statuta  et  iura  spectantia  ad  ecclesiam 
Kempensem  et  praelatum  Gladbacensem.  —  Kopiar  mit  Abschriften  von  Altarfunda- 
tionen  um  i5oo.  —  Ein  Heft  von  7  Bl.  Pap.  mit  Beschreibungen  der  einzelnen  Altäre. 

—  Verhandlungen  in  Betreff  des  Patronats  der  Pfarrkirche  zwischen  Erzbischof  und 
Abtei  Gladbach.  —  Geschichte  der  Pfarrkirche  aus  dem  18.  Jh.  Abschriften  von 
123  Urkunden  von  i324  —  i48o  im  Kopiar  des  Cistercienserklosters  Kamp  (Kamp, 
Pfarrarchiv). 

Kempen  wird  bereits  um  89o  in  dem  ältesten  Heberegister  der  Abtei  Werden  als 
Campunni  genannt  (Lacomblet,  Archiv  für  die  Geschichte  des  Niederrheins  II,  S.  220. 

—  A.  TiBUS,  Gründungsgeschichte  der  Stifter,  Pfarrkirchen,  Klöster  und  Kapellen  im 
alten  Bistum  Münster,  Münster  i885,  I,  S.  32  7).  Im  J.  io73  verleiht  der  Erzbischof 
Anno  II.  von  Köln  seinem  Kapellan  Heinrich  von  Essen  ein  Benefizium  zu  Kempen 
(Lacomblet,  UB.  I,  Nr.  21 7.  —  H.  A.  Erhard,  Regesta  historiae  Westfaliae  I, 
Nr.   II 32).      Das   ist   die   erste   Nachricht    über    eine   kirchliche    Einrichtung.      Schon 


54 


KEMPEN. 


55 


Ki({.  21.     Kcm|i«n.    Grumlrtii  ü«t  rCirtklr<rh». 


55 


56 


KRKIS   KEMPEN. 


Pfarrkirche. 


Erste 
Hauperiode. 


Zweite 
Uauperiode. 


Dritte 
Bauperiode. 


12  jähre  sixitor  wird  chis  KirrhspRl  iKimcntlich  aufgeführt:  P^rzbischof  Sigewin  schenkt 
der  Abtei  Gladbach  loSS  den  Novalzehnlen  infra  Campaniensis  ecclcsie  terminum 
(Lacomblet  I,  Nr.  238.  —  Ropert/,  Quellen  und  Beiträge  S.  i83);  iii6  wird  eine 
parrochia  Campaniae  genannt  (L.^co.mblet  I,  Nr.  280). 

Ül)er  die  Gründung  der  jetzigen  Pfarrkirche  liegt  keine  urkundliche  Notiz  vor. 
Wii.Mir.s  p.  3  berichtet,  der  Grundstein  sei  um  1200  gelegt  worden.  Mit  dieser  Angabe 
stimmt  die  Untersuchung  der  Reste  des  älteren  Baues  vollständig  überein,  so  dass 
in  der  That  das  j.  1200  als  ungefährer  Zeitpunkt  der  Gründung  hingestellt  werden 
kann.  Die  Kirche  ward  wahrscheinlich  rasch  vollendet.  Im  J.  1260  erteilt  Erzbischof 
Konrad  \-on  Hochstaden  ein  Re\-ersale  über  die  Residenzpflicht  der  Pfarrer  von 
Kempen  bei  ihrer  Pfarrkirche  (Binterim  u.  Mooren,  D.  C.  I,  S.  283;  vgl.  auch  Rotes 
Buch  der  Stadt  Kempen  p.  2  9).  Diese  älteste  Pfarrkirche  war  ein  einschiffiger  roma- 
nischer Bau  mit  einfachem  Westturm  (Ansicht  möglicherweise  im  ältesten  Stadtsiegel: 
Endrulat,  Niederrheinische  Städtesiegel  Taf  VIII,  Nr.  9.) 

Gegen  Ende  des  i3.  Jh.  schon  wurde  ein  Neubau  notwendig.  Erzbischof  Sieg- 
fried von  Westerburg  erteilte  I294  Kempen  Stadtrecht,  nachdem  der  Ort  eine  neue 
Befestigung  erhalten  hatte.  Der  erweiterten  Machtstellung  sollte  auch  eine  prächtigere 
Pfarrkirche  entsprechen.  Aus  demselben  Jahre  stammt  eine  Urkunde  (Binterim  u. 
JMooREN,  D.  C.  I,  S.  383.  —  Ropertz,  Quellen  und  Beiträge  S.  2  29),  die  die  Ver- 
teilung der  Lasten  beim  Bau  zwischen  dem  Pfarrer  und  dem  Abt  zu  Gladbach  regelt: 
sie  wurde  wahrscheinlich  durch  den  notwendigen  Neubau  veranlasst.  Im  J.  i3i6  wird 
der  Frühniessaltar  in  der  Kirche  errichtet,  der  schon  i3o5  gestiftet  war  (Binterim  u. 
Mooren,  D.  C.  II,  S.  63,  io5).  Dieser  aber  nahm  die  Stelle  des  jetzigen  Hochaltars  ein: 
der  Chor  musste  demnach  im  J.  1 3 1 6  vollendet  sein.  Der  Umstand,  dass  man  mit 
der  Errichtung  des  Altars  elf  Jahre  zögerte,  scheint  darauf  hinzuweisen,  dass  man  die 
Ferticfstellumr  des  neuen  Chorhauses  abwartete.  Die  stilistische  Untersuchunjr  weist 
zudem  auf  die  gleiche  Zeit. 

Im  J.  i3i9  schon  wird  der  Katharinenaltar  gestiftet  (W.  p.  9.  —  J.Mooren, 
Nachrichten  über  Thomas  von  Kempen  S.  26,  Anm.  1)  und  im  J.  i32o  wird  die  Pfarr- 
kirche vom  Köjlncr  Erzbischof  Heinrich  von  Virneburg  der  Abtei  Gladbach,  die  das 
Patronat  schon  inne  hatte,  feierlich  inkorporiert  (Binterim  u.  Mooren,  D.  C.  II,  S.  129, 
i3o,  i32,  i35,  i36  —  vgl.  W.  p.  16.  —  Ropertz,  Quellen  und  Beiträge  S.  245).  Diese 
Inkorporation  scheint'  den  Schluss  des  Neubaus  zu  bezeichnen. 

Eine  dritte  Bauperiode  erschien  für  die  Kirche  in  den  J.  i453  —  l46o. 
Zunächst  empfing  sie  ihren  neuen  Bodenbelag  aus  bläulichem  Marmor  von  Namur, 
der  zu  dreien  Malen  in  98  Wagenladungen  vt)n  Venlo  beschafft  ward.  W.  p.  36:  i457 
pastore  Johainic  Beck  ecclesiae  nostrae  pavimentum,  quadratis  latericiis  lapidibus 
Stratum  antca,  iisdemque  caeruleis  Namurcensibus  exornatum  est,  submissis  una  vice 
Venlfjnam  triginta  duobus  vehiculis  et  vehibus  cum  112  equis;  pristini  sane  et  humi- 
lioris  pa\imenti  huius  rudera  crustacjue  nie  in  suffusicjne  sepulchrorum  \idisse  memini. 
Eodem  anno  iterum  pro  afferendis  Namurcensibus  lapidibus,  (juibus  hodie  Stratum  est 
tempium,  aurigae  cnm  quinquaginta  vehiculis  et  75  equis  Venlonam  missi  sunt.  Eodem 
tempore  quidam  Christianus  Altgolt  faljcr  lignarius  campanili  conficiendo  insudavit. 
l458  iterum  Venlonam  missi  sunt  sedecim  vehicula  cum  47  equis  pro  lapidibus  ad- 
ferendis,  quibus  sternenda  erat  ecclesia. 

Der  eigentliche  Umbau  erfolgte  im  J.  i46o  unter  Johann  von  Willich.  W.  p.  3o: 
Anno  i46o  sub  pastore  Johanne  de  Willich  ecclesia  Kempensis  in  hanc,  quam  modo 
representat,   formam  e.xerexit  multunujuc  augmcnti  acccpit,    fornices   humiliores  clcva- 


56 


KKMI'KN. 


57 


tioresque    f;i<  tar   sunt,    antchar   cnini    ecrlcsia  luiniilior  arrtiorquc  erat:    prout  fitmicf?«  Pfarffcirch« 
versus    platcam    s.   IV-lri    adliui     liuiniliorcs   satis    dcinonstrant.      ('oiuinnarutn    rapitclla 
lux:  tempore,  a.  scilicet  l45.3,   uti  et   ahsides    iiiaurati  sunt.      Im  J.  |464   ist  «liest*  letzte 
Bauperiude  abgeschlossen.     W.  |».  39:    i464  ■•<  ■  l<siu  nostra  Keiupeiisb»  in  liunc,  quem 


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Viii   3'J.     Kciii|irn.     Wctlfavuilr  ilrr   l'fnrrkirvhc. 


m..d..  rsliiini,  exur^ens  >pl«nd<>rem  lil>eralilate  parriN  liiaii<>ruin  mutuiu  pMiiiov-rrc 
t  ii|)i<iitiuni  e«<  lesiae  labiitan»  in  |>i..mplu  lial»uil  34  in.ildra  triliei  cl  «MtKinntM 
ntaldia  siliginis. 

rnniiltclliiir   s«  lilirvst   >i('h   an   dieMii  NeulMU   eine   /eil   de«.  WrUcifcr»  i»'    • 
und    |>i.ii  liiv.illiT  Ausst.iltun^;    «In    Knili«-;    «li«-  Annalen    «U->  NNiInmi-  f^  u' 
last  in  j««l«  in  jaln    von  «iiuin  mmn  KiniHt\v«"ik.  «I.i>  ihr  xuRew«  mlet  u 
Ktinpi-nsium  pietas,   sajjt   «r  p.  56    zum   j.   i479.   et   er^ja    Deuni   lUvotio   |.« 


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I  fuit 

IC 


57 


5S 


KREIS   KEMPEN. 


Bau 
der  Sakristei. 


Pfarrkirche,  ecdcsiac  promdvcndac  ardor,  ut  nemo  huic  seculo  valedicens  moriensque,  cuiuscunque 
sortis  et  conditionis  fuisset,  eandera  ecclesiam  indotatam  relinqueret. 

Im  }.  i482  wird  an  Stelle  der  alten  kleinen  Sakristei,  der  späteren  INIichaels- 
kapelle,  die  neue  geräumige  an  der  Evangelienseite  des  Chores  gebaut.  W.  p.  58: 
i482  acdiles  ccclesiae  fuerunt  Petrus  Amplonii,  Arnoldus  Figgeler  et  Petrus  Paes,  qui 
dictü  anno  CapcUam  iurisdictionis  Moersensis  pagum  profecti  procurarunt  tophum  (sie) 
lapidem  (Denkstein)  pro  exstruendo  novo  sacrario,  quod  hoc  anno  a  quodam  de  Vic 


äiiMifg^fitei-MJtsatezr 


Li  I'  ii  I)  1. 1>  I.  I,  I.  I,  j^ 


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Fig.  23.    Kempen.    Südliche  SeiteiKinsicht  der  Pfarrkirche. 


Zerstörungen. 


auspieatum  perficitur;  antiquum  enim  sacrarium  extitit  saccllum  nunc  s.  Michaelis 
dictum  angustum  niniis,  quod  po.sito  altari  dotatum  primo  a.  i494  a  Petro  Juthuys  et 
Hilla  uxore,  dcmum  ctiam  a  Ludoli^ho  in  Valle,  qui  domum  suam  s.  Michaeli  legavit. 
Im  J.  i49o  wird  die  neue  Siikristei  eingeweiht  (W.  p.  6i). 

In  der  Periode  der  Reformationsversuchc  des  Kölner  Erzbischofs  Piermann  V. 
von  Wied  hatte  auch  Kempen  unter  dem  Vantlalismus  der  Bilderstürmer  zu  leiden. 
Eine  Reihe  der  Altäre  ist  wahrscheinlich  schon  damals  zu  Grunde  gegangen.  Auf  seiner 
Rei.sc  von  Worms  nach  den  Niederlanden   Hess  Karl  V.  am  t5.  August  l545   den  Erz- 


58 


KEMPEN 


59 


hischof  zu  sich  rufen  und  unterwarf  sein  Vorteilen  dein  härtesten  Tadel,  indem  er  PfarrkUchi 
unter  anderem  auch  den  V(jrwurf  gegen  ihn  erliul),  dass  zu  Kempen  ebens«»  wie  zu 
Linz  Bilder  zersti'irt  WDrdcn  seien  (Dkol'VKN',  Die  Refomiation  in  (h-r  K "'Ulis«  lien 
Kirchenpnninz  zur  Zeit  des  Krzbischofs  Hermann  V.,  (irafen  zu  W'ied,  Xruv>  |S76, 
S.  280.  — ■■  Fk.  NEriKSiiKiM,  Gesehichtc  der  Schulen  im  alten  Herzogtum  (ieldern 
S.  248.  —  Vgl.  auch  J.  .\.  NljiioKK,  Bijdragen  vuur  vaderlands<lic  gesehiedcnü  en 
oudlicidkunde  V,  p.  20S). 


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Fi«.  24.    Kempen.    Nönllich«  Scitm  ......  In  iler  l'fjiMWit»;h«. 

Keuersl>rünsle  in  den  J.  l6o5  un«l  1610  bedingen   einen   trilwri-MMi   Nt-uUiu  «Ir» 
Turnus,  der  si<  h  alter  auf  HrgHuzuiig  il«  s   Hol/werkcü  Ik-jm  lir.lnkl  <\V.  p.  89). 

Die   Kirtlu-    ist  ein   tireisi  hifliger  Hau  mit  eingeUuitrm  dri ' 
vnrspringendem    ('Imr    und    herumg«-f»»hrt<"m    siehenteiligen    Chmi 
L.'lnge   belr.'lgt   5.^20  m.   die    lichte  \V«-ile   23. S  m.   die    lichte   I-1n^<     .1 
sciiu-    lichte    Weite    lS.7   m.    die-    lichte    Weite    des    Turmc-^    5.7   m.       D-    ^^^t^n.ll    i-t 
durchweg     Tullstein.    die    l''enslereint.i.vsungcii    sind    aus    Ilaunlrin    g«  ^  In    «Irr 

Restaurationspericdc  v«.n    l85o    -I.S60    ward   die  Verkleidung    nun  Teil   rmciurl.   %.'r 


in. 

lu  nie 

■  s  <  11   I.  •«  |6  m. 


59 


6o  KREIS    KEMI'KN. 

Pfarrkirche,  allein  dcr  Wostgicbcl.  tlic  jMkiiaclskapclle  und  der  neben  ihr  stehende  Giebel  am 
süilliehen  Scitenschifr,  am  nrirdliehen  Seitenschiff  die  Giebelstellungen  und  die  Tauf- 
kapelle, am  Chor  die  Sakristei  und  der  nelien  ihr  liegende  Treppenturm. 

Die  ilrei  in  der  historisehen  iMitcrsucliung  festgestellten  Bauperioden  lassen  sich 
auch  an  dem  Geb;"iude  sc>lbst  nachweisen.  Dem  ersten  romanischen  Bau  um  1200 
Turm.  gehören  der  Turm  und  die  Pfeiler  des  Älittelschiffes  an.  Der  Turm  (Fig.  22),  bis 
zum  Dachansatz  27, 3o,  bis  zum  Turmknopf  So  m  hoch,  erhebt  sich  auf  quadratischem 
Grundriss  in  \-ier  durch  Gurtgesimse  voneinander  getrennten  Stockwerken  von  ver- 
schiedener Höhe.  Das  untere  Stockwerk  ist  an  der  Westseite  durch  einen  Rund- 
bogenfries abgeschlossen.  Das  rundbogige  Turmportal  wirtl  xon  je  zwei  Rundsäulen 
mit  einf HJu-n  ^\'ür^elkapitäIcn  in  den  Gewänden  tkinkiert.  Das  zweite  Geschoss  zeigt 
drei  mit  doppelteni  Rundbogen  geschlossene  Blenden,  die  mittelste  ist  von  einem 
gekuppelten  Rundbogenfenster  mit  abgeschrägter  Sohlbank  und  einfacher  Mittelsäule 
durchbrochen.  Das  dritte  Geschoss  weist  die  gleiche  Gliederung  wie  das  zweite  auf, 
im  vierten  sind  die  Blenden  noch  etwas  verbreitert  und  oben  durch  einen  Rund- 
bogenfries von  je  \ner  Bogen  abgeschlossen.  Sie  enthalten  auf  jeder  Seite  drei  ge- 
kuppelte Rundbogenfenster  mit  einfacher  Mittelsäule.  Die  vier  Giebel  enthalten  je 
zwei  gekuppelte  Fenster  und  darüber  ein  einfaches  Rundfenster.  Die  frühgothische 
Form  des  Hauptbogens  bezeichnet  die  vier  Giebelaufsätze  als  Ergänzungsbauten  der 
zweiten  Periode  um  den  Schluss  des  i3.  Jh. 
Äusseres.  Die   südHclie  Seitenansicht    (Fig.  23)    zeigt   neben   dem  Westturm    zwei   schmale 

Joche  mit  einachsigen  Fenstern,  nach  Osten  zu  fünf  zweiachsige  Fenster,  im  Haupt- 
bogen mit  tlem  Vierpass  verziert.  Unter  dem  vierten  Fenster  ist  ein  spitzl)ogiges 
Port.il  angebracht,  das  durch  Lisencn  eine  rechtwinkelige  Unn'ahmung  erhalten  hat. 
Die  Tliür  ist  durch  einen  horizontalen  Sturz  geschlossen,  im  T}'mpanon  reiches  Mass- 
werk mit  doppeltem  Vierpass  in  sorgfältiger  Hausteinarbeit.  Die  ncirdliche  Seiten- 
ansicht (Fig.  24)  zeichnet  sich  durch  die  Giebelstellungen  über  den  einzelnen  Jochen 
aus,  auf  denen  sämtlich  Satteldächer  aufsetzen.  Diese  Giebelstellungen  finden  sich, 
noch  dazu  mit  der  gleichen  Blendenverzierung,  am  Nordschifif  der  Pfarrkirche  zu 
Goch  wieder,  an  Ijeiden  Seitenschiffen  der  Pfurkirche  zu  Rheinbach,  aber  auch 
ausserhalb  des  Rlieinlandcs  zu  Magdeburg. 

Romanischer  Die  romauische  Anlasje  von  1200  bestand  aus  einem  wahrscheinlich  einschiffigen 

Bau.  -n  ■  r 

bau  mit  dem  vorspringenden  Westturm.  Die  Gurte  der  Kreuzgewölbe  ruhten  auf 
Halbi)feilern,  die  mit  einem  skulpticrten  Kämpfergesims  abschlössen.  Der  Umstand, 
da.ss  die  romani.schen  Kapitale  an  den  jetzigen  Pfeilerparen  nur  nach  dem  Mittelschiß" 
zu  ausgemeisselt  sind,  macht  es  h(')cl)st  wahrscheinlich,  dass  zur  Zeit  des  ersten  Baues 
keine  freistehenden  l'feiler  vorhanden  waren.  Der  Annahme  einer  drcischiffigen 
roniani.schen  Anlage  steht  auch  die  ausserordentlich  geringe  H(")he  des  alten  Mittel- 
sciiiffes  entgegen.  Endlich  spricht  das  Vorhandensein  eines  Rundbogenfrieses  an  den 
Aus.senseiten  der  jetzigen  Scheidemauern  (sichtbar  im  Dachstuhl  des  nördlichen  Seiten- 
schiffes) dafür,    dass  diese  Scheidemauern    ursprünglich    die  Aussenmauern  darstellten. 

Bei  der  Umwandlung  der  einschiffigen  Kirche  in  eine  dreischiflige  während  der 
zweiten  Bauperiode  wurden,  ähnlich  wie  in  Weeze,  die  Aussenmauern  zwischen  den 
Halbpfeilcrn  weggeschlagen  und   diese  dafür  mit  einer  äusseren  Vorlage  versehen. 

Zugleich  ergab  sich  für  den  Neubau  die  Notwendigkeit,  das  Mittelschiff"  zu 
erhöhen.  Man  brach  darum  die  alten  Gewi'ilbe  aus  und  setzte  auf  die  stchengeblie- 
f)encn  n^nianischcn  Pfeiler  noch  einen  Aufsatz,  brachte  in  den  Ecken  nach  dem 
Mittelschiff  zu  je  einen  alten  Dienst  an  und  setzte  auf  das   romanische  Pfeilerkapitäl 

60 


KKMI'EN. 


6l 


gleirlifalls  eine  Dreiviertflss.'iulo,  so  dass  mmmohr  n.'u  h  dorn  Mittels«  liifl"  zu  dem  |M>ly- Pfarrkireh« 
<;(»naliii  Pfeiler  drei  Dreiviertelss.'iulen   vortraten,  die  mit  j;ntlii.s<lieu  gemeisselteii  Blatt- 
ka|)it.'il(  heil    alis(  lilnsseii.     Auf  iliiu-n    ruhen    die   sehr  srhmalen    und   an   den   Kanten 
ahf^efasslen    Queri:;urte    inid    die    l)ia<jnnalripi)en    der  Kreuzgewölbe    des  Mitteln  liifTi-s. 

Zugleii  h  mit  der  Krlmhuiig  des  Miltelsc  hilles  ward  der  Neuliau  des  südlichen  SoJK^i" 
Sei  tenschi  ff<'s  in  Angrill  genommen.  Die  südliehe  Vorlage  der  Pfeiler  wurde  in 
hall)er  Holie  aligesehlagen  und  in  die  K(  ken,  entsprechend  dem  MitteLs<liifl',  alte 
Dienste  gesetzt,  die  in  (Nr  ll'.lic  der  romaniscjien  Kapitale  des  Mittels«  hifTes  mit 
skulptierteii  Plaltkapitäli  lien  enden.  Der  zwi.s(  heii  ihnen  stehen  gehliebene  Teil  «Ij-s 
Pfeilers  ward  an  den  Kanten  al)ges(hrägt  und  «lirekt  mit  «hin  (^)u«rgurt  verl»un«len, 
während  die  alten  Dii-iiste  die  Diagonalripp«-n  tragen.  .\n  d«-r  Siulseil«-  «les  Sciten- 
s(  hitli-s  zeigt  sich  eine  ganz  «-iitsprec  heiidc  Glieilerung  «1er  Aussenwaml  duoh  i  im  n 
Pilaster  mit  zwei  allen   Diensten. 


V'tii  2^     Kcmprii.     Qiiertt'hnili  der  Pfarrkirche. 

Der  diitt(ii  P.iuperiode  gj-hiMt  einllit  h  «l;is  n.ir«lli«he  Seitj-nsehiff  uixl  «Irr 
Chorumg.ing  an.  I.«  tzt«rir  wunh-  um  «las  innere  Preshyteriuni  als  Vtrl.'lngenin): 
der    XeiiellM  hille    forlgj-lülirt. 

Di«  l'feiler  sind  in  ihrer  g.inzen  Hohe  na«  h  «Um  nonllu  hen  mii«  n>»  lutl  /u  er- 
halten inid  iii(  ht  aligesi  hl.igt-n.  |)«n  Kreuzg«'wöll>«-n  fehl«-n  «lie  (Jurte.  Di«'  Kir"- •■ 
setzen  an  ihn  PUilern  auf  einlachen  KonsoUn  auf.  an  «l«-r  nönlliclu-n  Auo.M'nn 
auf  einer  Dnivi«-rt«*lss.'lule.  die  mit  «-imin  einfa«  lun  skulptierlen  Kapit.1l  al»M  h: 
Nur  an  d<  in  \ieiltii  l'lrijcr  und  d«in  eiitspr«-«  luMuU-n  Ilalhpfeiler  am  Tunu.  fiiulen 
si«  h  als  Ir.i^t  I  d«r  !)iagonalripp«n  glei«  hfalls  kurze,  in  IkiIIht  II<M>o  altpr?- hlagrnc 
I  )r«-iviertelss.'luleii. 

Die    .S«  h«idemau«-rn    sin«l    über    «l«n    .\rkailen    na«  h    «lern    n  n    mii    u.  m 

MilleJMhilf  glei.  h    hohen    .S-itens.  hilh-    /u    von    spit/b.n:ig«'n    K«-n«.i.  .  "    ■>»"»«• 

Itio.hen.  w.'lhren«l   «lie  ihn«n  geg«'n(U>erli«"gen«len  nur  spiub«>gigr  Mau«'  •». 

Das  Il..h«nverh.illnis   «kr  «Irei   S.  hille   führt   «li-r  l^)uer>«  hnilt   iFijt.  7$)  vi»r.     In  »lern 


6l 


62 


KREIS   KEMPEN. 


Chor. 


Hochaltar. 


Pfarrkirche,  letzten  Jochc  vor  tleui  Chorumgang  sind  die  Scheidemaucrn  über  den  Arkaden  heraus- 
gebrochen: das  JMittelschift'joch  vertritt  hier  mit  den  anstossenden  Seitenschiftjochen 
das  Querseliiff.  Der  Längsgurt  setzt  an  dem  n(")rdHchen  ersten  Chorpfeiler  mit  einer 
kleinen  Konsole  auf,  während  er  am  entsiirechendcn  südlichen  Chorpfciler  in  die 
Pfeilervorlage  verläuft.  Das  dies  Querschifif  westlich  begrenzende  vierte  Pfeilerpaar 
zeigt  im  Durchschnitt  wie  in  den  Absätzen  der  Gurte  und  der  Dreiviertelssäulen  die 
grössten  Unregelmässigkeiten.  Offenbar  schloss  mit  ihm  das  ursprüngliche  romanische 
Langhaus  ab  (Fig.  21). 

Der  Chor  besteht  aus  dem  rechtwinkeligen  Chorhaus,  dem  aus  fünf  Seiten  des 
Achtecks  gebildeten,  mit  einem  Sterngewölbe  überdeckten  Chorabschluss  und  dem 
siebenteiligen  Chorumgang,  dessen  drei  ("istliche  Teile  gleichfalls  mit  Sterngewölben 
versehen  sind.  Den  Pfeilerbündeln  treten  nach  dem  Hochchor  zu  je  drei  alte  Dienste 
vor,  die  mit  Blattkapitälen  geknhit  sind  und  sich  direkt  in  den  Rippen  fortsetzen. 
Im  Chorumgang  ruhen  die  Rippen  gleichfalls  auf  Dreiviertelssäulcn,  die  nur  an  den 
Aussenmauern  zur  Seite  der  als  Pilaster  sich  fortsetzenden  Gurte  bis  zum  Boden 
hinabgeführt  sind,  während  sie  an  den  Pfeilern  untl  an  den  Mittelpfosten  der  drei 
östlichen  Teile  in  halber  Höhe  abbrechen  (Fig.  21). 

Hochaltar.  Schon  i47o  wird  ein  Annenaltar  von  Katharina  Krevels  in 
Kempen  gegründet  (W.  ]:>.  4i.  —  Abschrift  der  fundatio  in  den  Farragines  des 
Gei.enius  VHI,  fol.  425).  In  den  ersten  Jahrzehnten  des  16.  Jh.  erschien  der  Bruder- 
schaft S.  Anna  ein  neues  Altarwerk  notwendig.  Man  wandte  sich  deshalb  nach  Ant- 
werpen und  schloss  am  11.  August  l5l3  mit  dem  Schilderer  Adrian  von  Overbeck 
einen  Vertrag  über  Lieferung  eines  grossen  Flügelaltars  ab.  Schnitzereien  und  Ge- 
mälde stammen  aus  der  gleichen  Werkstatt  (H.  Keussen,  Der  Meister  des  Schreins 
am  Hauptaltare  in  der  Pfarrkirche  zu  Kempen:  Ann.  h.  V.  N.  XXV,  S.  2o5).  Die 
Bruderschaft  zahlte  dem  Meister  für  das  Werk  den  hohen  Preis  von  3oo  Goldgulden. 
Der  Vertrag  setzt  den  Plan  für  das  Kunstwerk  bis  ins  einzelne  fest,  der  aber  in  dem 
unteren  Streifen  des  Mittelschrankes  nicht  genau  eingehalten  wurde,  und  bestimmt  \'or 
allem  in  der  ikonographisch  wichtigen  Beschreibung  genau  die  mittlere  Szene:  Der 
voyth  sali  inhaldende  syn  dr}'e  j^iarcken.  In  dem  yrsten  sali  stain  d\e  gebuerte  Cristi, 
in  dem  zweyden  dat  hoichtzyt  Epiphanie  domini,  dye  heyllige  dry  koenyngen,  und 
in  dem  derden  parcke  dat  hoichtyt  purificationis  Marie  zo  duytsch  genant  lichtmisse. 
Item  mydden  in  der  taeffell  benedcn  in  dem  vo\'th  der  stam  Jesse  up  eyme  sessell 
myt  seess  propheten  umb  sich  und  in  d}'e  kro}ssen  zwclff  koen}'ngcn  und  in  dat 
middell  sanct  Annen  gesiecht.  Item  in  i\ye  rechte  syde  sali  stain  versmaden\'ss  der 
offerhandt  Joachim  und  vyer  parcken  in  dye  kro^-ssen,  zo  der  l\'ncker  s\'den  sali 
stain  deylongh  des  goytz  sanct  Annen  ouch  myt  vyer  parcken  in  d\'e  kroyssen  ver- 
bildet und  verzyrt  na  der  hystorien.  Item  baven  up  dye  taeffell  kretzden  na  uyth- 
wvsrmgh  der  taeffell  myt  verbildongh  der  baitschafft  Marie  und  sanct  Annen  myt  yren 
drye  mannen.  Item  dye  blader  van  bynnen  sullen  syn  verzyrt  aen  beyden  syden  up 
l)latvverck  allen  na  der  hystorien  und  van  bu\-ten  up  sali  stain  dat  ganze  ordell. 

Im  J.  i529  ward  derselbe  Meister  berufen,  den  Josephsaltar  in  Kempen  zu 
fertigen,  der  dann  1662  auf  kurfürstlichen  Befehl  nach  Kaiserswerth  überführt  wurde 
und  dort  verschollen  ist.  In  den  Verzeichnissen  der  S.  Lukasgilde  zu  Antwerpen 
wird  der  Maler  im  J.  1 5o8  als  Adriacn  va>i  Overbcchc.  scildere,  im  J.  1622  als  Lehrer 
der  Maler  Jeronimns  und  (ioyvaert  van  Royc  genannt  (Ph.  Rc^mrouts  en  Th.  van 
Lerius,  De  Liggeren  en  andre  historische  archieven  der  Antwerpsche  Sint  Lucas- 
gilde,  Antwerpen   i872,   I,   p.  69,   loi).     Das  Werk    Meister  Adrians   steht    unter   der 


Kontrakt. 


Antwerpenrr 
Schiilwerke. 


7»fe!  I 


Krmpni.     I'lüirrlliildti    vmn   Allarwcrkr  Atlri.iHH  von  Ovrrlv«-.  l 

in  tirr   I'l.irrkii'    ■■ 


KEMPKN. 


63 


j^ossen  Zalil  Aiitwcrpcner  AlUire,  mit  denen  in  der  i.  II.  des  l6.  Jl».  der  Nietierrliein  Pfarrktrcki 
überschwemmt  wurde,  in  erster  Linie.  In  Hannen  bei  Juli«  li,  in  Cadear,  in  jQliih. 
Cleve,  Ileimba«  li,  Sierstorll",  Zül|)i(  !i,  Münsterniaifeld,  Linnieh,  Sflcliteln  (s.  u.)  sind 
noeh  Altäre  erhalten,  die  s.'imtlii  h  aus  Antwerpener  Werkstätten  staninu-n,  in  Trier, 
Clauscn,  Dinslaken  .'ihnli(  he  aus  Hrüsselcr  Werkstätten  (MOxZENnF.R(iKR,  Zur  Kenntnis 
und  Würdifrunj;  der  mittelalteriic  hen  Altäre  DeuLsrhIands  S.  l49).  Die  fabriknins-si^c 
Herstelluni;  dieser  ausgedehnten  Werke  bezeugt  ni(  ht  nur  die  Wietlerh<»lunj»  tlersellwn 
stereotypen  Szenen  im  Mittels«  hrank,  vor  allem  des  liaumes  Josse  mit  den  vier  pT«>sscn 
Propheten  (<  harakteristis(  h  zwei  Kin/.cKinuren  im  Museum  zu  K<^hi),  sondern  aurh 
der  Umstand,  dass  die  (Jemälile  der  Allarllügel  in  genauen  Koj)ien  wiederlioli  aas- 
geführt wurden:  so  iiai>en  di«,'  Flügel  vom  Kreuzaltar  in  Cranenburg  ihr  genau  ent- 
si)reehen(lcs  Gegenstück  in  zwei  Tafeln  der  Sammlung  des  Hemi  Sul»regens  l'ietz 
in  Münster.  Ein  äusseres  Erkennungs- 
zeichen dieser  (]rupi)e  besteht  in  der  auf 
der  Rückseite  oder  dem  Kusse  der  Figuren 
eingebrannten  Antwer|)ener  Marke,  einer 
lla<hen  ausgestreckten  Hand,  die  sich 
au(  h  auf  kleini-ren  Darstellungen,  so  auf 
einem  Schnitzwerk  der  Sannnlung  Kra- 
mer in  Kempen,  rindet,  l-'ür  die  stilistis«  he 
Untersu(  hung  kommen  als  besonders 
charaktcristisi  h  in  erster  Linie  in  l'.e- 
traiht:  der  ,\gilo|pliusaltar  im  Dom  zu 
Kohl,  der  Kem])cner  Ibx  haltar  sowie 
iler  Märlyreraltar  in  Xanten  (Sr.  I5i;issi:i„ 
Geschieht«'  der  .\usstaltung  der  Kinhe 
des  h.  X'iktor  in  .\anl«-n.  l''r«'iburg  i8S7. 
.S.  75,  85).  \'i<\\  «Iniiscliicn  .Meister  wie 
der  letzlere  stammt  au<  li  «in  .\ll;n  in  «h-r 
Kinhe   zu   Slraelen. 

Der    Altars«  hrank     enthält    l<.l- 
g«n(l«'    S/eii<  II    (vgl.  di«-   Skizze  Fig.  26): 

1.  Im  liinlei-Munde  unter  einen»  Hahla«  hin  ruiu-nd  («-hn.-.  ans  dessen  l.entlm 
ein  iii.il  htiger  n.iumstamm  lu-rauswächst.  th-r  si.  h  an  «U-r  Decke  verzweigt  Kmlil* 
und  links  von  ihm  im  N'onleigrunde  je  zwei  der  gmssen  l*n«plieten  in  rei«  lier  Ge- 
waiuhmg  mit  phantaslis«  lun  K«»pfbede«  kungen,  Sjtru«  libamler  in  «Im  IlAnden.  Der 
Maum  zi«ht  si.  h  in  zw«i  Asten  auseinan«ler  un«I  unnahmt  das  gaiue  ».l»crr  MitteirrUI. 
in  dl  n  /w«ig«n  sitz«n  «li«-  N'ertreti-r  d«r  zwölf  St.'lnnm-  Juila. 

2.  Di.-  luilig.-  Sipp«-.  in  d.r  Mitte  Maria  un.l  Ann.i.  »lern  Kimlr  auf  «lern  Sli.i.wr 
der  MuH«r  «  im- Tiaub«-  r«-i«  h»n«l.  Ol)er  die  Kückeidelute  der  IJank  iK-up-n  mi  li  «wei 
zuMhauen«l«-  Alt«-.  Im  \'..rd«rgrun.U-  re.  Iits  und  links  je  eine  Krau,  »lie  S  l»we^.lem 
Marias,  mit  .1« m  kl.  inen  j.ik..bus  un«l  Johannes,  neln-n  ilinen  ihre  Gatten  Al|>heit<> 
uml  /ebedaeus.  Zwis«  l»«n  ihnen  eine  genreh.dte  Szene:  eine  Gruppe  von  Hin  "  ''c 
lUigi-lball  spieh-n,  «in  ni«-«Urrlieinisches  Spi.l.  eine  Verbinthmg  v..nGriH|uet  und  .    --..mL 

.V    \'«-rm.'lhlung   M.irias  mit  J.»si-ph. 
\.  Thron.-n«)«-    M.iri.i  unt«r  rei«  hem    Ikdila«  lun. 

5.  |...i«him  un«l  Anna  im  Tempel  ihre  Opfer  darl>rins''i»d.  j«»athim  ein  Unim. 
seine  Gallin  zwei  Tauben. 


Vis.  3f». 
Kein|>cn.    Atifri«*  de*  Huchnllnr«  in  tirr  Pbrrkircli«. 


4li>rw:kt«ak. 


63 


C)4  KKl'.IS   KEMPEN. 

Pfarrkirche.  6.  Anna  reicht  Almosen  Bettlern  und  Krüppeln,  hinter  ihr  ein  Diener,  der  aus 

einem  Kästchen  Brode  verteilt. 
Flügel.  Innenseite  der  Flügel: 

1.  Anna  kniet  im  Vordergründe  links  vor  einem  Baume,  in  dessen  oberen 
Ästen  in  \\'iiuU'ln  gewickelt  ihr  Kind  liegt,  von  links  oben  schwebt  ein  Engel  herab. 
Im  Hintergrunde  zwei  Mönche. 

2.  Die  h.  Anna  steht  unter  einem  Thorbogen  in  eifriger  Unterredung  mit  einem 
ältlichen  Manne:  im  Umstände  hinter  ihnen  ihr  Gatte. 

3.  Joachim  und  Anna  werden  durch  den  Hohepriester  vor  dem  Thorbogen  des 
Tempels  getraut  (Anordnung  wie  im  Sposalizio).     Tafel  I. 

4.  Die  h.  Anna  ruht  schlummernd  auf  einem  Teppich  in  offener  Halle.  Hinter 
ihr  erscheint  ein  Engel,  der  sie  auf  ein  Traumbild  hinweist:  das  Kreuz  und  die 
Passionswerkzeuge. 

5.  Interieurszene.  Vor  Christus,  der  eben  aus  einem  ge()ffneten  Gemach  heraus- 
getreten, hat  sich  Anna  auf  die  Knie  geworfen  und  küsst  ihm  die  nackten  Füsse. 
Zur  Rechten  steht  anbetend  Maria.     Tafel  I. 

6.  Tod  der  h.  Anna.  Die  Heilige  ist  im  Inneren  eines  Hauses  zusammen- 
gebrochen, hinter  ihr  kniet  Maria,  sie  stützend,  eine  zweite  Maria  rechts  neben  ihr. 
Christus  im  Hintergründe  aufgerichtet,  die  Rechte  erhebend,  umgeben  von  fünf  seiner 
Apostel. 

Jedes  der  sechs  Bilder  zeigt  am  oberen  Rande  einen  ornamentalen  Abschluss 
mit  kleinen  runden  Eckmedaillons,  die  einzelne  Szenen  aus  dem  Leben  der  Heiligen 
darstellen. 

Aussenseite  der  Flügel:  Die  sechs  Felder  bilden  zusammen  eine  einzige 
grosse  Darstellung  tles  jüngsten  Gerichtes,  des  ,ganzen  ordell',  wie  der  Vertrag  sagt. 
In  der  Mitte  schwebt  in  einer  Glorie  Christus,  auf  der  Erdkugel  thronend,  von  seinem 
]\Iunde  gehen  Schwert  und  Lilie  aus.  Über  ihm  ein  Engel  mit  dem  Kreuz,  rechts 
neben  ihm  eine  Gruppe  von  Engeln  mit  der  Säule  und  den  übrigen  Passionswerk- 
zeugen. Etwas  tiefer  links  auf  Wolken  eine  Gruppe  von  weiblichen  Heiligen,  rechts 
eine  Gruppe  von  mäinilichen  Heiligen,  in  Anbetung  versunken.  Zwischen  ihnen 
}>osaunenblasende  Engel.  Der  untere  Raum  ist  gefüllt  durch  die  Darstellung  der 
Auferstehenden,  links  die  Erl(")Sten,  die  Hände  anljetend  erhoben,  von  einem  Engel 
geleitet,  rechts  die  Verdammten,  in  tiefster  Verzweiflung  abgewandt,  am  Rande  von 
einem  Teufel  in  den  Hiillenrachcn  hinabgestossen.  Im  Hintergrunde  brennende  Stadt 
mit  fliehenden  Menschen. 

Die  Rückwand  zeigt  zehn  grosse,  gut  erhaltene  Bilder: 

1.  Flucht  nach  Ägypten. 

2.  Beschneidung  Christi. 

3.  Anbetung  der  Könige. 

4.  Darstellung  im  Tempel. 

5.  Verkündigung. 

6.  Besuch  Marias  bei  Elisabeth. 

7.  Geburt  Christi. 

8  —  lo.  Die  drei  letzten  Felder  bilden  zusammen  eine  einzige  Darstellung  der 
heiligen  Sippe.  In  der  Mitte  Anna  und  Maria  mit  dem  Jesuskinde,  die  erstere  dem 
letzteren  einen  Apfel  reichend,  über  die  Banklehne  gebeugt  vier  bärtige  Männer,  die 
drei  Gatten  der  Anna,  Joachim,  KIeo])has  und  Salomo,  und  der  Gatte  Marias,  Joseph, 
zur  Linken  die  zweite  Maria,  ihre  vier  Kinder  Jakobus  den  Jüngeren,  Joseph,  Symon, 

64 


KEMHKN.  65 

Judas  helehrcncl,  zur  Rechten  die  dritte  Maria  mit  ihren  beiden  Kindern,  Jakobus  Pf.rrkireh«. 
dem  Älteren  und  Joharmes.  Über  die  Lehnen  ihrer  Sitze  beugen  sich  ihre  (iatten 
Alphaeus  und  Zebedaeus.  Die  Szene  giebt  eine  der  reichsten  Ausgestaltungen  der 
heiligen  Sippen  im  engsten  Ansehluss  an  die  Legenda  aurea  des  Jacobls  i».  \'«»ra- 
GINE  (Loml)ardi(a  liist(jria  aurea,  Ausg.  von  l483,  c.  126.  —  DuRAXOUS,  Kationale 
divinorum  officiorum  I.  VII,  e.  10,  35).  Diese  Genealogie  bietet  am  genauesten  die 
Ins(  hrift  auf  dem  Wohlgemuthsclien  Altar  der  Marienkirche  zu  Zwickau  (R.  Steche, 
Beschreibende  Darstellung  der  Alteren  Bau-  und  Kunstdenkmüler  des  Königreicks 
Sachsen,  Dresden  i889,  XII,  S.  io5): 

ANNA    SOLET    DICI    TRES    CONCEPISSK    MARIAS. 
yUAS    GEXUERE    VIRI   JOACHIM,    CLEOrHAS,    SALüMOQUE. 
HAS    DUXERE    VIR]   JOSEPH,    ALl'HECS,    7.EHEDAEUS. 
PRIMA    I'ARIT    (  HRISTUM,   JACOBUM    SECCNDA    MINOREM 
ET  JOSEPH    lUSTUM    FEPERIT    CUM    SYMONE   JUDAM, 
TERTIA    MAIOREM   JACOBUM    ERATREMQUE  JOHANNEM. 

Vgl.  Alwin  Schiti.tz,  Ikonograjjliisdie  Studien  über  die  Sippe  der  h.  Jungfrau: 
Anzeiger  des  (Germanischen  Museums  i87o,  .S.  3l3.  —  Ders.  im  Neuen  Archiv  für 
Sachsische  Geschichte  und  Altertumskunde  XI,  S.  i7l.  —  Henry  Thode,  Die  Malcr- 
schule  von  Nürnberg  im  i4.  u.  i5.  Jh.,  Krankfurt  a.  M.  i89i,  S.  127. 

Die  Schnitzarbeit  des  MitteLschrankes  besteht  aus  einzelnen  freigearbeiteten  Fi-    wardig««. 
gureii  und  Gruj)pen.     Die  Gewandung  ist  sehr  reidi  unil  festlich,  tue  Falten  bauschen 
sich  in  ein  wenig  eikigen  Brüchen  auf  dem  Boden.     Die  (iruppierung  i.st  durchweg  klar. 
Von   besonderer  Sclu'uiheit   in  Anonimmg   und   .Ausführung   ist   die   heilige  Sip|H*,   bei 

der  auch  tlie  Frauenköpfc  einen  wei<hen.  lieblichen  Charakter  atmen.    Die  Seiter- •■'•n 

5   und  6  sind  durih  sehr  rei«  he  tlurchbroehene   gitterartige  Baldachine  al>ge>  ...        n. 

Die  künstlerisch  beileuteiideren  Malereien  enthalten  die  Innen.seiten  der  Flügel. 
Die  Färbung  ist  sehr  warm  und  von  grosser  Leuchtkraft,  ohne  grell  zu  werden,  mit 
\  iel  LokaIt<")nen,  besonders  einem  reichen  Ri>t.  Die  si  blanken  uml  (hnh  vollrn  Figuren 
mit  kli'inen  Kcipfeii  sinil  in  phantasti.sche  Kostüme  gehüllt,  tlie  in  reichen  Falten  heral>- 
sinken,    als    Kopfbedeckungen    dienen    zum    Teil   Turbane.     Die  Anhiteklur  in 

allen  konstruktiven  Ti-iK-n  noch  den  Charaktt-r  der  Gothik,  nur  die  Portale  unu  1  u.i-ur 
sind  mit  Renaissame-(  )riiamenten  und  -Füllungen  versehen;  über  dem  Thi>rlx »gen  auf 
dem  Hilde  der  Vermahlung  Joachims  und  .\nnas  Putten  mit  (juirlanilcn.  In  der 
Behandlung  der  .\rchiteklur  zeigen  ilie  Tafeln  gros.se  Verwamltsihaft  mit  den  Ge- 
mälden aus  der  Legende  des  h.  R<»ehus  in  Saint-Ja«  ques  zu  Antwer|H'n.  Anna  sellwt 
erscheint  auf  d«in  liiik«-n  Flügel  durchweg  jugendlidi.  in  reichem  n^en  Gewand  mit 
weiten  Ärmeln,  etwas  dekolletiert,  mit  kleiner  weisser  Haube;  auf  «hin  nt  hten  Flflgrl 
als  Matrone,  in  weitem  faltigen  .Mantel,  mit  einer  turl)anarligen  Haube  und  einem 
S(  hieiertut  h.  Genau  das  gleit  he  KoNtiün  unti  ilie  gleichen  ZUge  zeii-t  di.  Vuti.i  .luf 
dem  Felde  6  des  Mittelschrankes  (bei  d«r  Restauration  unri«  htig  p 
ein  Beweis  nn  In  für  <lie  Ft-rtigintg  des  .Mtars»  hrankes  mid  der  Flügel  durch  ein  und 
den.selben  M«ister.  Die  .Malereien  der  .Nu.vsenseiten  der  Flügel  nind  ein  wenig  matter 
und  gebleichter  in  ihr  l'.'lrbung.  Die  sorgfältig  gezeit  hneten  nai  kten  K^qn-r  im  Vonlrr« 
gründe  sind  mit  ziendichem  Realisnuis  ilargestellt,  die  Fr.iuen  mit  vollen,  wi  "  "  "  n 
l'ornien,  die   M.'lnner  mit  unverh.'titnisnt.'lssig  l.mgem  ( >brrkor|x'r  und  ««laiken  >  .ni>...  u. 

(iei.rgs-    inul    \iktors.iltar    im    >üdlit  hen    Seitenv  hill    (Fig.   il    XHI».      Der    r.».>.«wiiM 
erste  Georgsaltar  wird    1.M6  von  J.ikob   Heim<«n«.   gt-sliftet   t\V  p  18    —  J.  p.  jSV   d. 
neue  vlamis»  he  .\ltar  st.innnl  aus  der  i.  H.  des  i6.  Jh.    .M  ^  (Zur  I  ♦ 

65 


66  KREIS  KEMPEN. 

Pfarrkirche,  der  mittelalterlichen  Altäre  Deutschlands  S.  i49)  erklärt  das  Werk  gleichfalls  für  die 
Arbeit  einer  Antwerpener  Fabrik.  Sein  Charakter  weicht  indessen  von  den  sonstigen 
Antwerpener  Arbeiten  stark  ab:  der  Altarschrein  zeigt  grosse  Verwandtschaft  mit  dem 
Schrein  in  der  INIarienkapelle  auf  der  Haide  bei  Elmpt  (Kreis  Erkelenz).  Die  Schnitz- 
arbeit ist  handwerksmässig,  die  untersetzten  Figuren  sind  mit  einer  gewissen  Sauberkeit 
durchgeführt,  aber  trocken  und  mit  ausdruckslosen  Köpfen,  der  ganzen  Darstellung 
fehlen  die  x\ccente  und  lebhaften  Bewegungen.  Die  Gemälde  der  Flügel  (beide  Seiten 
von  der  gleichen  Hand)  zeichnen '  sich  aus  durch  starke  Betonung  der  den  weiten 
Hintergrund  füllenden  Landschaft,  die  Figuren  zeigen  kräftige  Bewegung  und  eigen- 
tümlich geschwungene  Gliedmassen,  besonders  in  den  fast  säbelbeinigen  Unterschenkeln; 
das  Kolorit  ist  warm  leuchtend  mit  Vorliebe  für  rot. 

Der  Altarschrank  (Taf.  H)  enthält  folgende  Szenen: 

1.  Grosse  Kreuzigungsgruppe  in  zwei  Gründen  übereinander.  Oben  Christus 
am  Kreuz  zwischen  den  Schachern,  um  den  Fuss  des  Kreuzes  vier  Reiter.  Im  Vorder- 
grunde rechts  zwei  Knechte,  um  den  Rock  Christi  würfelnd,  links  zwei  weitere  in 
Streit  geraten  sich  prügelnd.  Darunter  Maria  mit  Johannes,  vor  ihr  knieend  Veronika, 
ihr  das  Schweisstuch  mit  dem  Angesicht  Christi  zeigend.  Zur  Rechten  zwei  Kriegsknechte. 

2.  Heilige  Sippe.  In  der  Mitte  auf  einer  Bank  Anna  und  Maria  mit  dem  Kinde, 
hinter  der  Lehne  und  zur  Seite  fünf  Alte.  Im  Vordergrunde  rechts  und  links  die 
beiden  anderen  Marien,  ihre  Kinder  unterrichtend.  Zwischen  ihnen  eine  Gruppe  von 
drei  singenden  Engeln. 

3.  Geburt  Christi.  Maria  kniet  anbetend  vor  dem  auf  der  Erde  liegenden 
Kinde,  auf  der  anderen  Seite  ein  Engel.  Im  Umstand  eine  Gruppe  anbetender  und 
erstaunt  zuschauender  Hirten.  Den  Hintergrund  schliesst  die  Stallwand  ab:  durch 
ein  viereckiges  Fenster  blickt  ein  schwarzbärtiger,  schwarzgelockter  Kopf  unter  breitem 
Barett,  angeblich  ein  Portrait  des  Künstlers. 

4.  Beschneidung.  Maria  hält  das  schreiende  Kind  auf  den  Armen  über  dem 
Tisch,  ihr  gegenüber  der  Hohepriester  mit  einer  Brille  auf  der  Nase. 

5.  Tod  Marias.  Sie  liegt  verscheidend  im  Hintergrunde  auf  ihrer  Bettstatt  aus- 
gestreckt, einer  der  Jünger  drückt  ihr  die  Sterbekerze  in  die  Hand. 

6.  Begräbnis  Marias.  Auf  offener  Bahre  wird  die  Tote  von  den  Jüngern  ge- 
tragen, vor  und  hinter  der  Bahre  Kerzen-  und  Palmenträger.  Ein  barhäuptiger,  bar- 
beiniger  Knecht  stürzt  im  Vordergrunde  zu  Boden;  seine  Hände,  mit  denen  er  das 
Leichentuch  herabzuzerren  und  zu  stehlen  versucht,  sind  an  diesem  hängen  geblieben. 

Die  Gemälde  auf  den  Flügeln  stellen  Szenen  aus  dem  Leben  einer  ganzen  Reihe 
von  Heiligen  dar,  der  h.  h.  Viktor,  Georg,  Sebastian,  Rochus,  Antonius,  ohne  dass 
auffallenderweise  eine  bestimmte  Ordnung  oder  Regelmässigkeit  in  der  Auswahl  ein- 
gehalten wäre.  Es  ist  nicht  unmöglich,  dass  die  beiden  Flügel  aus  zwei  Altären  zu- 
sammengefügt worden  sind. 

Die  auf  den  Innenseiten  dargestellten  Szenen  aus  dem  Leben  der  h.  Sebastian 
und  Rochus  sind : 

1.  Der  h.  Sebastian  Almosen  verteilend. 

2.  Der  h.  Rochus  im  Wald  vor  Piacenza  krank  und  mit  Pestbeulen  bedeckt 
niedergesunken. 

3.  Der  h.  Rochus  in  Rom  die  Pestkranken  pflegend. 

4.  Der  h.  Sebastian  enthauptet. 

Auf  den  Aussenseiten  die  folgenden  Szenen  (die  vier  langen  Felder  sind  hier 
in  Streifen,  die  mittleren  in  drei,  die  äusseren  in  zwei,  zerlegt): 

66 


Tafel  II. 


Kriu|nii.     ( icurph-  Ulm   \  iKt"i>.iu,ii   11)  cicr  l*farrkin  In- 


KEMI'KN. 


67 


Zu  <»l)crst: 
I.  u.  2.   S.  Georg   und   S.  \'ikti)r,   Eiii/xlgestalten.     Die  Heiligen  in  EisenrQstung 
mit  liolicn  Specrfalincn. 

In  der  zweiten  Reihe: 

3.  Der  h.  Sebastian  vor  der  Klosterpforte. 

4.  Der  h.  Antonius  mit  dem   Kinsiedler  in  einer  Felsenlndilc. 

5.  Der  h.  Sebastian  vor  Diokletian  (oder  S.  Viktor  vor  Maximian-"). 

6.  Der  h.  Sebastian  nackt  an  einen  Baum  uefesselt  und  mit  I'feilen  bcsch<>ssen. 
Zu  Unterst: 

7.  Der  h.  Sebastian  Almosen  verteilend  (Fig.  27). 


P  r>  r  r  k  i  r  c  k  c 


Fig.  27.    Kempen.    Vom  GeorgmUar  in  der  Pfarrkirche. 


S.    I  )(i    li.  Anloiiius  in  seiner  Zelle  vom  Teulel  versucht. 
9.   Dir  li.  Sebastian  \on  ( ;e\vai»pneten  überfallen. 

lo.   Der  li.  . "-Sebastian  \<>i   ilen  (I«"»t/.enaltar  geführt. 

Antoniusaltar  im  n.'.rdlic  hen  .Seitens«  hilf  (vgl.  die  Ski/./e  l-ig.  aS.        I        -M  \U».  A»ia».»^u«. 
Zurrst    l4.S4    durch    Heinrich    /inn    Uoll    und   Theodor   de  Via    gestiftet    »W    p.  ^S. 
J.  p.  79).     CilllNUs    in    den    Farrai;in<>  \III,    fol.  43l   nennt    aU   «lic  IlciH-- '«     d.  n.  n 
er   geweiht.    S.  Iluberlus.    S.  .\ntonius,   .'^.  I„Mnbertii.H,     (lutes   Werk    der    .\ 
S»  hule   um    i54o.      Di<'   .S<  hnit/.ereien   sind   in   der    Anortlnung   »Irr   .Sxrncn   und 
(iruppicnmg  nicht  übermas,sig  ges«  hickt;  besonders  dir  Iwitlcn  minieren  ol»rrrn  F' 
Itoicn    duiih   dii'  Notwentligkeit    einer  Vorderansi«ht    für   die  Kour 
Si  hwierigkeit«n,  «li»-  nicht  ganz  überwunden  sind.     Die  Fi 
reiche  Cicwaiulung  gehüllt,  mit  w«'ichen,  nit  ht  mehr  inkig  gcoi m  n.  .u- ■  ii. 


|l    I     tu  ii<    ■  ' 


67 


68 


KREIS   KEMPEN. 


Pfarrkirche,  arbeiteten  Falten.  Der  über  die  rechte  Schulter  geworfene  Mantel  fällt  in  starken 
sternförmigen  Falten  zu  Boden.  Ungewöhnlich  reich  sind  die  zierlichen  durch- 
brochenen gothischen  Baldachine,  die  in  Gestalt  von  doppelten  in  stumpfen  Winkeln 
aneinander  2:estellten  Gittern  den  oberen  Abschluss  verkleiden.  Wie  bei  dem  Mär- 
tvreraltar  in  Xanten  sind  sie  zu  tief  heruntergezogen,  wodurch  die  Figuren  selbst 
gediückt  erscheinen. 

Der  Altarschrank  enthält  in  neu  polychromierten  Schnitzereien  die  folgenden 
Szenen : 

1.  Eine  Gruppe  von  Heiden,   um   ein   vergoldetes  Götzenbild   auf  hoher  Säule 
versammelt,  unter  ihnen  der  h.  Antonius. 

2.  Szene  aus  der  Christenverfolgung:  Enthauptung  von  Gläubigen. 

3.  Der  h.  Antonius  wird  in  einer 
Kirche  zum  Bischof  geweiht.  Um  ihn 
stehen  hohe  geistliche  Würdenträger. 

4.  Tod  des  h.  Antonius.  Ihn  um- 
geben klagende  und  betende  Geist- 
liche. 

5.  Der  Heilige  predigend.  Im  Vor- 
dergrund eine  grosse  Schar  von  Hörern, 
zwei  Frauen  auf  Stühlen. 

6.  Der  Heilige  von  Kriegsknechten 
gefesselt. 

7.  Der  Heilige  seine  erste  Messe 
celebrierend. 

8.  Der  Heilige  an  Bettler  und 
Krüppel  Almosen  austeilend. 

Die  Flügel  enthalten  sechszehn 
Szenen  aus  dem  Leben  des  h.  An- 
tonius. Die  Gemälde  sind  im  Ton 
sehr  einheitlich  gehalten,  ein  bräun- 
licher Ton  herrscht  im  Vordergrunde 
vor,  ein  blaugrüner  im  Hintergrunde.  Unter  den  Lokalfarben  fehlt  das  leuchtende 
Rot  vollständig.  Die  Farben  sind  dünn  und  flüssig  auf  den  Kreidegrund  der  Holz- 
tafeln aufgetragen.  Die  Figuren  sind  in  reiche  Gewänder  gehüllt,  die  Mäntel  bewegt 
mit  flatteniden  Zipfeln,  der  Kopfschmuck  zeigt  ausgesprochen  niederländische  Formen. 
Die  Köpfe  sind  gut  und  fein  charakterisiert,  die  Finger  etwas  geschwungen.  In  der 
Architektur  herrschen  Renaissahceformen  vor,  die  Putti  über  dem  Portal  in  4,  der 
Brunnenaufsatz  in  6  sind  direkt  nach  guten  Vorlagen  kopiert.  Die  einzelnen  Szenen 
smd  nicht  sämtlich  ikonographisch  zu  deuten.  Die  Legenden  des  Heiligen  nach 
Athanasius  (Acta  SS.  Jan.  II,  p.  120)  und  nach  Jacobus  de  Voragine  (Lombardica 
historia  aurea,  i483,  c.  XXI,  B)  erläutern  nicht  alle  Darstellungen.  Die  Szenen  der 
Aussen-  und  Innenseiten  der  Flügel  sind  mit  denen  des  Altarschrankes  kombiniert: 
die  Legende  beginnt  mit  Szene  7  der  Innenseiten.  Hier  nimmt  der  h.  Antonius  als 
Jüngling  vr,n  seinem  Vater  Abschied,  in  8  bittet  er  vor  dem  Thor  eines  Klosters  bei 
dem  Abt  um  Einlass  und  Aufnahme.  Auf  den  Innenseiten  ist  in  i,  2,  3  und  5  die 
Erzählung  von  dem  Transport  der  Leiche  des  h.  Antonius  dargestellt,  die  erst  zu 
Lande  und  dann  zu  Wasser  weiter  befördert  wird. 


Fig.  28.   Kempen.   Aufriss  des  Antoniusaltars  in  der  Pfarrkirche. 


68 


KEMPEN. 


69 


Sakramentshäuschen  von  Sandstein  am  zweiten  Pfeiler  des  Chores  auf  der  Pfarrkirck« 


Evangclienseite  (Abbildung  bei  Statz  u.  Uxgewitter,  GothLsdics  Musterbucli,  i856, 
Taf.  1.37,  r38.  —  Aus'm  Wef.rth,  Kildncni  Taf.  XXII,  4;  II,  S.  i6).  Im  J.  i46i  von 
Meister  h'onrafi  von  //er  IlalUti  aus  K'iln  für  d«-n  Preis  vdm  3oo  Mark  gef«  *  *  \V. 
p.  38:    i46i   aediles  Petrus   Ploeiius,    Petrus  de  Via,   et  Omradus  ter  Steven  m 

d.  Joanne  de  C'f)sveldia  Coloniam    ])roferti   sunt  rurando  novo  tabemaculo  \-  lus 

sacramenti,  (juod  hodic  habemus,  illudque  inito  contractu  cum  quodani  Conrado  von 
der  Hallen  pro  trecentis  marcis  fieri  ( urarunt.  Sequenti  vero  anno  Petnus  de  Via 
Coloniam   rediens  dictum  tabenuiculum  iam  paratum  levibus  ex  abiei  stniminc 

repletis  frustulatim  imponit  et  navigio  Novesium  devehi  fecit.  Ostiola  ciUMlein  tai>er- 
ii.'K  uli   fi-rrca   pendunt  et  exaequant  octuginta  ({uatuor  libras. 

Der  untere  Aufbau  wird  durch  einen    fünfseitigeii  mas.siven   Pfeiler  gebild«  ; 

dessen  Seitenlläi  hen  auf  Konsolen  fünf  kleine  35  «m  hohe  Samlsteinfiguren  von  Hei- 
ligen stehen.  Vor  die  K(  k(  ii  treten  freistehende  Pfeiler,  oben  durch  Spit/.l>ogen  ver- 
bunden. l)ie  drei  vorderen  Felder  des  fünfseitigen  Gehäuses  /.eigen  hölzerne  Thüren 
mit  Eisenbeschl.'igen,  die  mittlere  in  der  unteren  Hälfte  ein  durchbrcKhenes  (jittcr. 
An  den  vier  freien  Eckpfeileni  sind  Statuetten  angebracht,  ebenso  in  der  Mitte  der 
zwei  freien  Felder.  Die  Eckpfeiler  .setzen  sich  als  F'ialen  fort,  iler  luftige  zwelstrM  kigc 
Aufsatz,  wiederum  fünfseitig,  aber  zweinuil  übereck  gestellt,  zeigt  an  den  Seiten  StrelK'- 
pfeiler  und  Strebebogen  und  als  Absthluss  eine  reichverzierte  Kreuzblume.  In  den 
drei  Wimpergen  über  den  drei  .S(  hrankthüren  unter  Spitzbogen  die  thronenden  Ge- 
stalten von  Maria,  Petrus  luid  Paulus,  hinter  den  freien  Strebepfeilen»  Figuren  von 
musizierenden  Engeln.  Das  architektonische  Gerüst  ist  sorgfältig  und  e.xakt  chirch- 
geführt,  die  Pfeiler  und  Bog«'n  nii  h  prufiliert,  die  mittelmässigen  Santlsteinfigiirchen 
frei  ausgearbeitet  und  angestiftet. 

Chorstühle,  zu  beiden  Seiten  des  Chorhau.ses  zwis<hen  dem  er>iten  und 
zweiten  Pfeiler,  4. 20  m  lang,  aus  Eicheidiolz  ges«  hnilzt,  im  J.  l493  für  tlie  Summe 
von  220  (iulden  von  /n/iatiues  Gnilrr  gefertigt.  W.  p.  62:  l493  Sedilia  sjiconlotum 
<  liori  Mostri  a  [oanne  Grulero  perfecta  posila  sunt,  cui  de  capitali  ducentorum  et 
20  flon-noruni  sununa  annuam  pensionem  in  prae.sentia  pastoris,  vicarionnn  el  ma- 
gistratus  aediles  sti|)ulati  sunt  ad  pl«-nariam  usque  Solutionen».  (Vgl.  KöhuMhe  Volk<- 
zeitung  vom  i4.  ;\ugusl  i89o.) 

Durch  di«-  .Silninlieit  der  Verhältnisse  und  die-  SKf'"'«;'-  Nusfühnuig  der  nii  hl 
überrei«  hen  <  )rn;imente  steht  das  (Jestühl  unt»r  den  nie.  in-n  Arlwiten  in  der 

vordersten  Reihe.  .\ni  iiäi  listen  konunen  ihm  die  einfai  heren  Chonitühle  von  Straelen 
(vgl.  Kunstdenkmäler  d(  s  Kreise.s  (ieldeni)  uml  im  Minoritenkl«>ster  ix\  Clcvc  (AI's'm 
W'li-KTM,  Hildnerei  Taf  VIII,  1  —  6);  die  letzteren  wie  die  zu  Hoppard  in  <ler  K 
kin  he  (Stat/  u.  IIn(;i:\vitti:k.  Gothisc  Ins  Musterbuch  Taf.  CLXXXVH,  C'I.XX.W  lii. 
2  5)  und  in  der  Stiftskirch«-  zu  (  Murwesel  (ClI.  Rua.FNHA«  II.  Dir  Chor  •  '"  S-* 
.Mittelalters;  Miitheilungen  d<r  K.  K.  ('entralk<tn>missi<>n  zur  Erhaltung  d.  . 
male  \' III.  .S.  220,   Fig.  18)    überlr«ll«n    das    Kempeiier   Gestühl    dun  h    den    !  \\\ 

ihr  Details,  erreichen  es  .iber  kaum  in  <ler  feinen  Abwägunjj  der  Vei 

Das  Gestühl  besteht  .luf  beiden  .'-ieiten  au«  r)«>p|><'lreihen,  die  hinlrrr  luit  »n  Iw» 
die  vorden-  lünf  Sitze  (Fig.  21).  Der  arclütektoni.Hche  Aufbau  i.il  auf  U'iilrn  S«'ilrn 
derselbe,  nur  das  Hildwerk  ist  verschie«len.  Die  Hinterwände  lK->tehi-n  aus  dun  h- 
bn«  henem    St.d>w«rk,   das   durch    Fialen,   «lie    hinter  jitler    .\ii   '  '  ilrr 

Mreile  der  Sitze  «ntspret  hend  g«gli<dert  ist.      Der   rei«  h.- -  '  •    •  .  ;    «vi! 

vorgekragt.      Die    m  idii  hen  W.uigenslücke  der  hinteren   ^  <•    an    «lir 


Sakni 

UUnckcBb 


OtorMAkl« 


69 


7o  RRtlS  keMp£N. 

Pfarrkirche.  Chorpfeiler  an.  Die  ganze  Fläche  der  inneren  Seiten  ist  durch  einen  reich  verzierten, 
mit  Krabben  geschmückten  Spitzbogen  eingerahmt,  der  mit  einer  Kreuzblume  abschliesst. 
Das  so  begrenzte  Feld  enthält  vier  Heiligengestalten  in  ganzer  Figur  in  einem  weich 
behandelten  Basrelief:  auf  der  Evangelienseite  Hubertus  als  Bischof  mit  Buch  und 
Stab,  \-ou  dem  Hirsch  begleitet,  und  Kornelius  mit  Hörn  und  pedum  rectum,  auf  der 
Epistelseite  Gregorius  mit  pedum  rectum  und  Buch  und  Hieronymus  mit  dem  Löwen. 
Zwischen  den  einzelnen  Sitzen  erheben  sich  reichgeschnitzte  Armstützen,  die  obere 
Schultedehne  mit  einem  Kapital,  auf  der  schräg  ansteigenden  Kante  allerlei  kleine 
karrikierte  Gestalten,  Mönche,  Bauern  und  Affen  in  hockenden  und  kauernden 
Stelluno-en.  Die  Wan^enstücke  der  vorderen  Sitzreihen  zeigen  an  ihren  Aussenseiten 
unter  einem  Rundbogen  auf  der  Evangelienseite  die  Gestalten  der  Heiligen  Viktor  in 
Eisenrüstung  mit  Fahne  und  Schild  und  Antonius  mit  dem  gefesselten  Drachen,  auf 
der  Epistelseite  Augustinus  und  Ambrosius.  Über  diesen  Wangenstücken  ist  als  Ab- 
schluss  eine  Gruppe  von  je  zwei  geflügelten  Engeln  angebracht,  die  in  faltiger,  knitteriger 
Gewandung  knieend  Schilde  zwischen  sich  halten,  zweimal  mit  dem  Kempener  Wappen, 
zweimal  mit  den  Passionswerkzeugen. 

Die  reichste  Ausgestaltung  haben  die  Konsolen  der  Klappsitze  erfahren.  Meister 
Griiter  hat  hier  seinen  derben  rheinländischen  Witz  ungezügelt  spielen  lassen  und  mit 
einer  überreichen  Phantasie  neben  einer  Reihe  harmloser  Szenen  einige  beissende,  oft 
etwas  täppische  Satiren  auf  die  Geistlichkeit  zusammengeschnitzt.  Für  die  Erklärung 
und  Deutung  der  einzelnen  Gruppen  ist  die  Tierfabel  zu  Hülfe  zu  rufen. 

An  der  hinteren  Reihe  des  Gestühls  der  Evangelienseite  finden  sich  folgende 
Szenen:  eine  alte  Frau  vor  dem  Backofen;  ein  Bauer,  der  mit  dem  Dreschflegel  auf 
Eier  losschlägt  (eine  Satirc  auf  das  , Eierdreschen',  das  Einsammeln  der  Eier  zur 
Fastenzeit  durch  die  Landpfarrer) ;  der  Fuchs  zu  Gaste  beim  Storch,  der  bequem  aus 
dem  enghalsigen  Gefässe  trinkt;  eine  Katze  zwischen  vier  Mäusen;  der  Fuchs  den 
Enten  predigend;  ein  Adler  als  Schildhalter. 

An  der  hinteren  Reihe  des  Gestühls  der  Epistelseite  die  folgenden  Szenen:  ein 
Pelikan  seine  Jungen  aus  seiner  Brust  speisend ;  eine  vornehme  Frau  mit  einem  Wasser- 
gefäss;  ein  Greif  mit  einem  Schild:  lateinisches  Kreuz,  belegt  mit  fünf  Halbmonden; 
zwei  Hunde  sich  einen  Knochen  streitig  machend;  ein  Fischer  mit  einem  Fischkorb 
im  Wasser  stehend;  ein  Fischer  ein  volles  Fischnetz  aus  dem  Wasser  ziehend. 

Die  Konsolen  der  vorderen  Sitzreihe  zeigen  auf  der  Evangelienseite  eine  Katze; 
einen  Affen;  einen  bärtigen  hässlichen  Kopf,  der  die  Zunge  herausstreckt;  Storch  und 
Fuchs  aus  flacher  Schüssel  speisend;  den  Fuchs  in  einem  Buche  lesend;  auf  der 
Epistelseite  einen  beladenen  Esel  mit  dem  Rosenkranz;  einen  Bauern,  der  Rosen  aus 
einem  Sack  auswirft,  die  von  Schweinen  gefressen  werden;  eine  Sirene;  eine  Frau  am 
Spinnrocken;  den  Fuchs  mit  den  Enten  im  Wasser. 
CeWiranten-  Drcisitzigcr  Cclebr a  11 1 cus tuh  1  (Abb.  aus'm  Weerth,  Bildnerei  Taf.  XXHI, 

Fig.  I,  la,  ib,  ic;  II,  S.  i7),  aus  Eichenholz  geschnitzt,  2,3o  m  breit,  3,9o  m  hoch, 
zwischen  dem  zweiten  und  dritten  Pfeiler  auf  der  Epistelseite  des  Chores  angebracht 
(Fig.  2i).  Im  J.  i486  aus  städtischen  Mitteln  und  wahrscheinlich  gleichfalls  von 
Johannes  Gruler  gefertigt.  Das  Werk  ist  eine  der  glänzendsten  Schöpfungen  der 
niederrheinischen  Holzschnitzerei  vom  Ende  des  i5.  Jh.,  gleich  hoch  stehend  durch 
die  originelle  Anlage  von  Sitz  und  Baldachin  wie  durch  die  unter  den  erhaltenen 
Werken  nicht  wieder  erreichte  Feinheit  in  der  Ausführung.  Die  Ornamente  sind  in 
anmutigem  Schwung  gezeichnet,  zierlich  und  leicht  ausgeführt,  der  vorgekragte  Teil 
des  Baldadiins  f:iii   Meisterwerk  auch  in  konstruktiver  Hinsicht.      (Taf  III.) 

7o 


Tafel  III. 


Kciiipm.     Ccl('lir;iiitrii>ttiltl  in  cU*i    l'l.irrkiu  lu-. 


ICF.Ml'F->J.  7  I 

Den  oberen  Teil  der  hinteren  Wand  bildet  ein  durrhhrochenes  Stabwerk  mit  prarrkircb« 
reicher  Fcnsterarchitektur,  der  untere  ist  mit  im  Kundbogen  gcschlcjssencn  Füllungen 
verziert,  die,  .'ihiilit  h  wie  die  Rückw.'inde  der  Chorstühle  zu  Kaikar,  eine  Narliahmung 
von  Tei)i)i<  heil  dun  h  punzierte  Musterung  des  Holzes  enthalten.  Cber  den  Ann- 
lelincn  erheben  siih  je  zwei  frei  aufstei^M-nde  gewundene,  in  der  Mitte  mit  einem 
Knoten  verseliene  S.'iulen,  die  den  lialda«  hin  tragen,  der  weit  narli  vom  ausl.ldt  und 
in  der  feinsten  dun  hl)ro(  henen  Arbeit  reiehstt-n  Schmuck  zeigt.  Der  über  dem 
mittleren  Sitz  bcfintiliche  Teil  des  Baldachins  springt  im  Dreieck  vor,  die  xier  so 
entstehenden  unteren  Abschlüsse  sind  mit  ciiuin  Ksel.srücken  geschl«>sscn,  der  sich 
nach  oben  über  dem  Ilorizontalgesims  in  einer  reichen  Kreuzblume  fortsetzt.  Der 
Bogen  selbst  ist  auf  seiner  oberen  Seite  mit  frei  behandelten  grossen,  üppigen  Krablnrn 
besetzt,  an  seiner  unteren  Seite  zeigt  er  vier  Nasen,  die  in  Knosj)en  «nler  Kreuz- 
blumen auslauft  II  und  denn  Verl)in(lungsbrigen  wieder  mit  zwei  kleinen  im  Klee- 
blatt auslaufendiii  \asen  verziert  sind.  l'ber  den  fünf  Kc  kpfeilem  reiihe  Fialen, 
vor  ihnen  auf  K<»nsolen  unter  kleinen  Baldachinen  fünf  m.'hinliche  (Jeslalten  mit 
Musikin^t^mll(•llt(■ll,  unter  ilmi  n  KiihIm  l)ii\i(l  mit  tier  Harfe.  D<ii  .\i»sch!u.ss  des 
mittelsten  nicht  auf  einer  Süule  lastenden  freien  Pfeilers  bildet  der  schweb<'nde  Engel 
jnit  dein  Kciiipener  Wappenschild,  dessen  Gestalt  in  ihrer  vornehm  l.1.ssigen  und  un- 
gezwungenen, aber  doch  ausserordentlich  fein  abgemessenen  Bewegung  unil  in  <ler 
reichen,  in  grossen  Faltenmotiven  sii  h  bewegenden  ( icwan«lung  einen  natürlichen  Ab- 
schluss  des  vorspringenden  Baldachins  bildet.  Die  Mittelfeliler  der  beiden  seitlichen 
Wangenstücke  zeigen  in  Basrelief  die  (iestalten  von  Chri.stus  mit  ilem  Bu<  he  in  der 
Linken  und  \<.ii  I'ctrus  mit  Buch  unil  Schlüsseln,  l'ber  ihnen  auf  beiden  Seilen  ein 
Wappenschild,  das  ein  Kreuz  enth.'ilt,  belegt  mit  dem  .Schild  iles  Kc'ilner  Krzbi-sehofs 
IIeriii;mii  I\'.  \ciii  Hessen,  rntcr  den  Figuren  l.'iufl  die  Inschrift  hin:  .\xxi)  DSl 
.MC  c  (  (  I  x.x.wi    (nitht  l446,   wie   AI:s'.M  Wikkih  gelesen   hat). 

'  Die  dem  Chorumgange  zugekehrte-  Rückwand  zeigt  gleichfalls  reiche  Ver/ie- 
rungen.  ;\uc  h  nach  dieser  Seite  sj)ringt  der  Baldachin  weit  vor  und  m  hli«->st  mit 
einem  ( littc-rwe-rk  ab.  \'e)n  den  vier  gedrehten  S.'iulen  iler  Kückwanii  .steigen  Kip|M>n 
auf,  welche'  dl  in  vorspringenden  Teil  des  Balclae  hins  .seinen  architektonischen  Chanikler 
ge-ben.  i  )ie  Rückwand  ehr  eigentlichen  Sitze  zeigt  in  ganz  llaeiiem,  sehr  seharf 
umrisseiieii  Relief  in  (i.in  mittelsten  der  clrc-i  Felder  das  Kreuz  mit  ilen  l'aviions- 
werkzeugc-n.  links  an  einem  Riemen  aulge-h.'lngl  das  Wap|)cn  von  Keni|K*n.  recht» 
das  des  genannten  Krzbisc  hofs,  in  der  glc-ic  h«-n  Wei.se  b»'leNtigt  gt*<lacht.  I)ann»ter 
die    abgekürzten    Inschriften        \um  \    oi-piki     ki  Mnxsis    und     \km\    .\k<  llitn«««  c»n 

COI.ONIKNSIS. 

Taufstein  von   Namunr  Marmor.  Arbeit  des  |3.  jl».  in  tIer  Taufkai>elle  (AW».      Taa^Mi». 
AUs'.M    WM  Kill.    l'.ileliieT.i  Taf.  X.XIII.  4;    H.   S.  l9).      ll.  r  einer  vi.  ■>   IMinthe 

erhebt  sich  der  ae  ht.seitige-  Schaft,  das  runde  Becken  tragend,  tla.s  an  \k'I   k  m- 

dierenden  Seiten  ül»er  aufgeklappten,  einmal  gciippte-n   Bl.ltlirn.  roh  x- 

lose  mense  hliehe   Kc">plc-  tr.'lgt.      Die  zwischen   ihnen  liegenden   Felder    .- !»- 

n-liefs  gefüllt,  zwei  mit  ciiuin   I.owenpaar,  d.is  nur  je  einen   Kopf  ha»,    d.is  drittr  mit 
einem    einzelnen    Li"iwc-n,    das    vierte    mit    einem    Dr.ic  hen    mit    g< 
(Vgl.  oben  .S.  16.)    Cianz  ent.sprec  hend  das  Becken  im  Bi-sitjs  von  llerni  }u\i\is  S  huh- 
in. II  hei    /u   W  ennelskiii  hell. 

Orgelkasten  auf  der  Orgelbühne  über  der  .S.  Ml.  haelska|Kll.v    A.  I  Die        Oi««l. 

neue  Orgel    in   der  katholischen   Pfarrkirche   zu   Kem|Mii.   erb.iut  von   Kr    V^  ■     k. 

I^eriiht   mit  gese  hie  htlie  hen   .Xnmerkungen      K<'ln    |876.         W.  I.riiKI.,  (le»«h.-..  ' 

7i 


72 


KREIS  KEMPEN. 


Pfarrkirche.  Renaissance  in  Deutschland  II,  S.  449.  —  Abbildungen  von  Details  im  Westdeutschen 
Gewerbeblatt  II,   i884,  Taf.  5.  —  Aufriss  unten  Fig.  29,  Details  Fig.  3o  u.  3i. 

Eine  Orgel  wird  in  der  Pfarrkirche  bereits  i5o3  erwähnt  (W.  p.  64);  im  J.  i539 
wird  zu  einem  Neubau  geschritten,  der  durch  einen  auswärtigen  Orgelbauer  Vitus  aus- 
geführt wird  und  zwar  an  Ort  und  Stelle:  Meister  Veit  errichtete  seine  Werkstätte  in 
dem  Jungfrauenkloster.  W.  p.  79:  i539  in  computu  mentio  fit  novi  organi  et  in  alium 
locum  translationis  eiusdem  in  locum  commodiorem,  cum  hucusque  situm  positumque 
fuerit  supra  sacellum  s.  Michaelis.  Huius  novi  organi  conficiendi  gratia  Vitus  quidam 
Kempenam  venit  et  in  monasterio  virginum  egit  ad  eins  consummationem  ibique 
fistulas  tubosque  plumbeos  conflavit.  Perfecto  organo  aediles  Glabacum  et  ad  mona- 
sterium  Campense  et  s.  Nicolai  non  longe  a  Novesio  (miserunt),  ut  peritis  istorum 
locorum  organistis  experimentum  novi  nostri  organi  sumerent.  Dederunt  postmodum 
magistro  Vito   tradito   iam   organo  34  daleros,    26  florenos   aureos  et  7  florenos  com- 

munes.  Cum  vero  in  immensum  excrevisset  organi  novi 
pretium,  pacto  inter  se  inito  consules,  praetor,  alii  in 
propria  persona  equis  singulas  rusticorum  villas  obierunt, 
stipis  et  elemosynae  coUigendae  gratia,  ut  horum  muni- 
ficentia  et  liberalitate  novi  organi  expensae  nimium  ex- 
tensae  exsolverent.  Ante  tarnen  positionem  novi  organi 
tcmplum  dealbatum  est  i54i  sumptu  i9  florenorum  a 
quodam  cive  Venlonensi. 

Der  noch  erhaltene   hölzerne  Orgelkasten   mit   der 
vorderen  Reihe  der  Pfeifen  ist  eines  der  hervorragendsten 
dekorativen  Werke  der  Frührenaissance  am  Niederrhein, 
sowohl  in  der  reinen  Führung  der  Umrisslinien  und  den 
Verhältnissen   des    sorgfältig   abgestuften   und    kunstvoll 
gegliederten  Aufbaus   wie   in  der  Zeichnung  und  Aus- 
führung der  Füllungen,  die  ohne  Überladung  die  reichste 
ornamentale  Phantasie  verraten.    Der  eigentliche  Orgel- 
kasten  ruht   auf  einem    2,7o  m   hohen  Untersatze,   der 
viermal  in  Längsfelder  zerlegt  ist,  mit  einer  Reihe  von 
Querteilungen.    Jede  Füllung  ist  für  sich  gearbeitet  und 
dann  als  Verkleidung  auf  das  Gerüst  geheftet  worden.    Die  Rahmen  sind  breit  genug, 
um  die  Zeichnung  jedes  einzelnen  Feldes  für  sich  zur  Geltung  kommen  zu  lassen,  und 
doch  wieder  nicht  so   breit,   um   den   organischen  Zusammenhang  zu  zerreissen.     Die 
Mitte  der  Füllungen  bildet  ein  Medaillon  mit  dem  frei  herausgearbeiteten  Kopf  eines 
Mannes  oder  einer  Frau;  die  Arabesken  selbst  sind  nur  in  flachem  Relief  mit  scharfen 
Konturen  gehalten.     Eine  entsprechende  Verzierung   zeigen   die  Pilaster.     Die  Köpfe 
.sind  paarweise  der  mittleren  Axe  zugewandt  (Fig.  3o). 

Der  obere  Aufbau  zeigt  eine  reichere  Gliederung  im  Grundriss:  der  mittlere 
Teil  springt  im  Halbrund  vor,  die  seitlichen  Abschlüsse  bilden  übereck  gestellte  Risalite. 
Dem  mittleren  halbrunden  Erker  dient  eine  Konsole  als  Träger,  die  aus  drei  sich 
bäumenden  Pferden  gebildet  wird  (Fig.  3o),  die  Erker  stützt  je  ein  reich  verzierter 
bärtiger  Kopf  (Fig.  3i).  Alle  Gesimse  sind  ausserordentlich  reich  pro- 
filiert und  mit  feinem  Verständnis  geschwungen.  Als  abschliessende 
Brüstung  dienen  wiederum  horizontale  Felder,  wie  die  einzelnen  Pilaster 
mit  Flachomamentcn  verziert. 

Auf  einem  der  Balken  des  Gerüstes  findet  sich  die  Marke: 


Fig.  29.    Kempen.    Aufriss  der  Orgel 
in  der  Pfarrkirche. 


72 


KEMPEN. 


73 


s<  IiiikiIm  luiltcri«!;     mit 
;ihiT     sorj^liilli^f 


Steinfigur   des   h.  Christoph   am   zweiten    Xordpfciler   des  Mittelschiffes   in  Pf.rrkirekr. 
(iDppelter  Lebensgrr.sse  (¥\^.  21.  XVIII),  gute  Arbeit  aus  der  zweiten  Bauix;riiKle  der     sk«i|K»r. 
Kirche,  Ende  des  i4.  Jh.     Der  Htihge  steht  auf  einen  Baumstamm  gestützt  mit  nackten 
Beinen   in    dem   von    Fi.s(  heu    und  Sinnen    h.lcbten  Wasser,   auf  seiner  St  huUer  d;is 
Jesuskind  hallj  knieend,  in  der 
hnkcn  Han<l  (he  Erdkugel,  dii- 
Rechte  erhebend,   mit  flattern- 
dem Gewand.      Die  (iestalt   ist 
zicmli« 

lla(  her     Brust. 

dun  hgearbcitct,  Ix-sonders  in 
den  ausdru(  ksvollcn  Xügtii  dis 
schrmcn  langbiirtigen  Kupfes. 
An  der  gleichzeitigen  Steinkon- 
.sole  i.st  ein  .schwebender  lockiger 
Engel  angebracht,  der  einen 
.S(  hild  hält  mit  dem  l)luten<len 
Herz  und  Il.'inden  und  Füssen 
mit  den  N.'igelmalen  (B.mdki, 
Organ  für  christliche  Kunst 
\ni,  S.  76). 

Sp.ntg..th.  Ilolzstatuc 
der  Madonna,  ziemlich  steife- 
und  hölzerne  Arbeit  aus  der 
Mitte  des  l5.  Jh.  auf  dem  Altar 
der  Taufkapelle,  neu  polvchro- 
miert  und  in  di  n  Ki'ipfi-u  stark 
überarbeitet. 

(Iruppe  der  li.  Anna, 
neu  polychrnmierte  handwc-rks- 
mt'l.ssige  und  harte-  IIolzsc  hnitze- 
rei  vom  Ende  des  iS.JIi.  in  Drc-i- 
viertellc-ben.sgn'tsse,  indem  imnl- 
lichen  Seitenschill  neben  dem 
Turme.  Das  auf  dem  Schos.se 
der  Mutter  slelu-nde  Kind  i>l  nur 
mit  c-iner  Wiiulel  bekleidet,  es 
h.'llt  in  der  Linken  eine  Traube, 
in  der   Ree  liten  eine   Be-ere. 

II  iil  /  I  in  111  ei.  h.  I'r  t  Mi^, 
iie  u  |>e>h ehromiert  und  am  K<>pl 
Überarbeiteies  lue  htiges  .Silzbild 
viim   Ende  des  l5.  Jh.  aus  dem  alte-n    l'elersllmr. 

Wandgemälde  an  der  Xemlseile  des  Clieiruni 
der  sc  hw.irzen  /eie  Imung  und  in  eler  l'ntermalun^  .1.. 


Ki(  30.    Kempen     neutU  von  d«r  Org«!  ia  d*r  l'bithitcW. 


M.lIK 
.■  ill    (  inui 

werksm.'lssige   Eeistimgeii  vem»   Ende   ejes   i5.  Jh.     Du*   NunU-n    -»uul    in    den    !• 
Mc)rtel  hineingepresst.    Sechs  Ileiligengestalten  neiHMicinandcr:  S,  Fninxi<tkiUi.  S.  K 
ein   Bischof  mit   Huch  und  Slal».  S.  Elisabeth,  vitwu  B<-lller  kloiiicnd.  ein  Kran 


nui    u)  M*.d4 


U 


74 


KREIS  KEMPEN. 


f^fnrrkirche.mit  Buch  uud  Stab,  S.  Hugo  (?),  vor  ihm  knieend  der  Donator  mit  unleserlichem 
Spruchband. 

Kronleuchter.  Kronlcuchter  vom  Ende  des   i5.  Jh.  (Abb.  aus'm  Weerth  Taf.  XXII,  5;  II, 

S,  i6.  —  Otte,  Handbuch  der  christlichen  Kunstarchäologie  I,  S.  160).  Über  den 
von  der  mittleren  Halbkugel  auslaufenden  acht  schmiedeeisernen  mit  Blattwerk  ver- 
zierten Armen,  an  deren  Enden  acht  hölzerne  gelockte  Engelsgestalten  als  Leuchter- 
träger  angebracht  sind,  erhebt  sich  der  Aufbau,  der  nach  beiden  Seiten  ein  hölzernes 
1,28  m  hohes  Madonnenbild  zeigt  —  die  beiden  Figuren  sind  mit  dem  Rücken 
aneinander  gelehnt  und  durch  einen  Strahlenkranz  getrennt  —  mit  langen  fliessenden 
Locken,  reichem,  in  schönen  Falten  herabfallenden  Mantel,  die  Figur  noch  schmal- 
schulterig,    mit   kleinen   gedrechselten    Brüsten.      Über   ihr   schweben,    an   der   Stange 


Fig.  31.    Kempen.    Konsolen  von  der  Orgel  in  der  Pfarrkirche. 


Oliter. 


Epilaphium 


befestigt,  zwei  weitere  Engelsfiguren,  die  eine  Krone  halten.  Ganz  entsprechend  sind 
die  Muttergottesleuchter  zu  Kaikar,  vor  i5io  von  Heinrich  Bernd/s  gefertigt  (Wolff, 
Die  Nikolaikirche  zu  Kaikar  Taf.  XLIV),  zu  Erkelenz  (Organ  für  christliche  Kunst 
1861,  S.  22?),  zu  Ratzeburg  (Statz  u.  Ungewitter,  Gothisches  Musterbuch  Taf.  216); 
auch  der  grcsse,  i489  von  Gert  Bulsifik  gefertigte  Radleuchter  zu  Vreden  (v.  Hefner- 
Altexeck,  Eisenwerke  oder  Ornamentik  der  Schmiedekunst  des  Mittelalters  und  der 
Renaisance,   1861,  Taf.  34 — 36)  gehört  zu  dieser  Gruppe. 

Schmiedeeisernes  Gitter  an  der  Brüstung  der  jetzigen  Sängerbühne  über 
der  Sakristei  (Fig.  32),  einfache  aber  fein  stilisierte  Arbeit  von  schöner  Zeichnung,  im 
J.  i463  von  Peler  von  Slraelen  gefertigt.  W.  p.  39:  Anno  i463  cancelli  ferrei  prope 
aediculam  venerabilis  sacramenti  a  Pctro  quodam  Stralensi  facti  sunt. 

Epitaphium  des  i634  verstorbenen  Ratsherrn  Tilmann  Haffmans  im  Mittelschiff 
an  der  Turmvorhalle.  In  der  oberen  Hälfte  ein  Gemälde,  Christus  am  Kreuz,  Maria, 
Johannes  und  Maria  Magdalena  darstellend.     Am  Fusse  die  Stiftcrinschrift:    ponebat 


74 


KKMPEN'. 


75 


hJk  P^  Jh^ ^^^u^ ^ 


MOKRICNS    IIMUS    R.  D.  JOANKES   HAFFMAXS  S.  T.  B.  HUIUS  ALTARIS  SALVATORIS   RFXTOR  Pf.rrkireli« 

ANNO  1661.     Zur  Seite  die  Wappen  der  Ehegatten. 

Diesem  Kpitaphiinn  gegenüher  an  der  Turnivorlialle  Oll.ild  mit  Darstellung  lU-^  «.roui^«. 
im  I'rofil  nac  h  rechts  \>>t  einem  Altar  knieenden,  leic  ht  ergrauten  Thomas  a  Kempis 
mit  (1(1  l'ntersthrift:  Thomas  a  kkmi'Is  canonicus  regularis  oniiT  asxo  i47i 
25.  jui.ii.  VDii  /■'/<///:  Kesscici  1629  gemalt.  W.  p.  94:  i629  (ommunihus  tutius  rom- 
immitatis  e.xpcnsis  curavimus  tres  imagines  Thi»n>ae  de  Keinpi.s  |)opuIaris  niistri  Col«»- 
niae  fieri  ad  taiiti  viri  niemoriam  ron.servandani,  ({uarum  una  in  arce  nostra  vLsitur, 
altera  in  curia,  tertia  in  ecc  lesia  jiarnx  hiali  pretio  80  imperialium  pirtore  Fnincisto 
Kcsselcr.     (Vgl.  unten.) 

Im  Chorumgang  liinter  dem   .\ltar  (irahstein  des  am  20.  I)c/.cml)cT  i7l6  ver-     r.,.i.„-:- 
storhenen  Pastors  Rverhardus  Nakatenus  ord.  S.  Menedieti  mit  einem  Kelch  in  Mcd.iill..ii- 
umraiimung  als  einzigem  S<  hnuH  k.     (\'gl.  Neerojogium  Ciladhaeensc  II.  e«l.  KcKf.RTZ: 
Ann.  h.  V.  N.  VIII,  S.  211.) 

In  der  Sakristei:  Monstranz    von    vergoldet«'m  Sill)er,   80  <m  hoth,   v«>-  'iait«ii»rr. 

liclie  Arluit  um  i4oo  (Al)l».  aus'.m  \Vi:i-ktii  Tai".  .\.\II.  Fig.  7;  II,  S.  i^..  Ciik  \\ 
S(  ii.MiDr,  Kin  iienmr.hcl  und  Utensilien  des 
iMillelalters  in  den  I)iö(cs«'n  KTiln,  Trier  und 
iMünsler,  l85l.  I.  4,  Tal.  Willi.  .Vuf  dem 
Fuss,  dessen  (jrun<lriss  eine  vierseitige  Ko.se 
mit  eingefügtem  (Quadrat  liildet,  erhebt  sieh  der 
seeh.s.seitigc  Schaft  mit  sechsseitigem,  durch  Ko- 
.setten  verzierlc-n  Knauf  Zu  den  Sc-itc-n  «les 
( jlascvlinders,  der  aus  einer  V'ergitlirung  auf- 
steigt unci  mit  einem  Zinnenkranze  alisc  hliesst. 
erhehen  sich  zwei  trcistchciidc-,  in  l'ialc  11  endende- 
Strel)epfeilcr,  die  duri  h  e  inen  Strchehogen  mit 
der  Kreinung  des  (jeh.'luses,  durch  ein  ( litte  i 
aus  Slahwerk  mit  des.sen  Fuss  verhuntlen  sind. 

V\n-x  dem  verbindenden  ('litte-r  je-  ein  leue  htertrage-nclrr  F.nge  i.  /«is.  n<  n  e|en  Pfrilcrn 
l'elrus  und  Paulus.  De-i  in  vie-r  sieh  ve-rjiinge-nden  Ste«  k\ve-rki-n  aufsteigi  ndr  Auf'<«.il/ 
se  hlie.ssl  mit  einen»  Kruzi(i.\us,  unle-r  ihm  belind«'t  sieh  tlir  Figur  «Icr  .Ma«le>niia.  lieft-r 
noch  weitere  kleine-  I  Uiligenhgüre  hen.  I  >  i>  Inventar  von  l6a7  erwähnt  auvser  »Irr 
beschriebenen  ihmIi  vier  we-itere,  als  deren  Meister  magister  lir  Oftit  dt  Jemuiltm 
angegeben   wird. 

C'ibe.irium    von    vergolde-tein    SillH-r.    46  ein    hoch,    nut    erne-uertem    FiLvs    . 
Arbeit  vom  Anfing  des  i5.  Jh.  (Abb.  AI  s'.M  Wfikth  Taf.  XXII.  6;    II.  S.  16V     l».  u 
See  hsse-itige-n   Aulsatz    auf  .see  hsse-iligejn    .Si  h.ift    kroul    ein    Kru/itixu.s    «uiMhen    M..»ii 
und    |ohannes.     Sechs  nuisizii-rende    Kngel    stehen    über    den    sechs  K«  ken    in    Icl« 
Zinneiilürme  hc-n,  ihn-   in  e|e  1  .Mitte  zusammensle»vsenden  Flügel  bilden  ilic  Sirei 
lies  architektonischen   Aufbaus. 

Ciborium  aus  vergoUleten»  Silber  in  getriebener  Arliril.  Jlcm  hi»h.    Dei  ! 
zeigt    eine-    sec  hsbl.'ltlerige    Kose;    jeiles    einzelne    tief    MLltter    enthalt    eine    h.'"  ' 
formige   Ausbauchung    mit    den    D.irstellungen    der    Matlonn.t    und    \on    fünf  \' 
Der  Deckel  sc  hliesst  mit  cinc-r  r«-ie  lun  Hlume  in  '■^ill--!      luv.  bniili.  Ii  \u^u  .\\\\  j» 
dc-m    Pastor  Arnoldus   Muserus  gesc  lu-nkt. 

Kelch  aus  vergolde>tem  Silber.   .'2«m  Ihm  h,  vom   Kmir  de»  l5.  Jh.  (Al»l».  A 
\Vi-:i-:kiii  '\'a\.  .\.\II.  ioi      .\uf  d«in  an  dir  Basis  a  jour  «lunhl»r»K honen  aih' 


I  iir.  TJ.    Kem|>cii.    S  ••••--  '--l «cm««  Gilltr 
in  (irr    I 


<? 


76 


KREIS  KEMPEN. 


Pf.-.rrkirche.  Fuss  erhebt  sich  der  achtseitige  Schaft  mit  den  Leidenswerkzeugen  am  Aufsatz  und 
den  ciselierten  aufgelöteten  Figuren  von  acht  2  cm  hohen  Apostehi  mit  ihren  Sym- 
bolen am  ]Mittelknauf. 

Kelch  aus  vergoldetem  Silber,  21  cm  hoch  (Abb.  bei  Chr.  Schmidt,  Kirchen- 
möbel und  Utensilien  aus  dem  Mittelalter  I,  Taf.  X),  spätgothische  Arbeit  vom  Anfang 
des  16.  Jh.  Auf  einem  der  Blätter  der  sechsseitigen  Rose  ist  aufgestiftet  eine  erhaben 
gearbeitete  Kreuzigungsgruppe;  die  übrigen  Blätter  enthalten  in  sorgfältigen  Gravuren 
eine  Maria  mit  Kind  auf  der  Mondsichel,  Christus  vor  dem  Kreuze  stehend,  umgeben 


Fig.  33.     Kempen.     Pectorale  in  der  Pfarrkirche. 


Pectorale. 


von  den  Leidenswerkzeugen,  Antonius  mit  dem  Schweine,  die  zwei  letzten  Felder 
nur  Arabesken  mit  Putten. 

Kelch  von  vergoldetem  Silber,  24  cm  hoch,  in  einfachen  Formen,  von  i5o3. 
Neben  dem  Weihekreuz  auf  dem  Fuss  die  Inschrift:  memoria  domini  johannis  hon 
SACERDOTis  DE  KEMPis  AC  PARENTUM  .suoRUM  COLLATORUM.  An  der  unteren  Seite 
um  den  Rand  hinlaufend:  anno  a  nativitate  domini  millesimo  quingentesimo 
TERCio  ME  KiERi  FECiT  IN  MENSE  MAYO.  Zu  dem  Kclch  gehört  eine  alte  Patene 
mit  dem  gleichen  signaculum  am  Rande. 

Pectorale  aus  stark  vergoldetem  Silber,  mit  einem  Durchmesser  von  i6,5  cm, 
vorzügliche  Arbeit  vom  Ende  des  16.  Jh.  (Fig.  33).  Die  Umrahmung  bildet  eine  sechs- 
seitige Rose,  deren  innere  Bogen  mit  äusserst  sorgfältig  gearbeiteten  Arabesken  gefüllt 
sind;  df-n  Mittelpunkt  eines  jeden  Bogenfeldes  bildet  ein  Putto,  der  Arme  und  Beine 


76 


KEMPEN.  77 

weit  auseinanderspreizt.    Das  mittlere  tiefliegende  Medaillon  enthalt  in  matt  vergoldeter,  Pfarrkirche. 
getriebener  Arbeit  eine  Darstellung  des  Gekreuzigten,  links  neben  ihm  eine  klagende 
Frau    in    tiefster  Verzweiflung    mit    nackter    Hrust,    verzerrten    Zügen    und    fl!'  '     i 

Haaren  —  wohl  eher  das  klagende- Jerusal<-m  als  Maria  — .  re<  hts  «-in  Mann,  .i- i  mit 
der  Rechten  nadi  Christus  emjxirweist. 

Trinkbecher  von  Silber,  innen  vergoldet,  i6  cm  hoch,  wertvolle  Arbeit  aas  der  Tn>kUckcf. 
2.  H.  des  i5.Jh.  (.\l.b.  .Ms'.M  Wekrth,  Taf.  XXII,  9;  II.  S.  i6).  Das  Stück  erweist  sich 
unbedingt  als  Originalarbeit.  Der  sechsseitige  Fuss  des  Bechers  ist  durchbrochen,  mit 
(Jitterwerk  und  Zinnenkrönung  versehen,  an  drei  Ecken  erheben  sich  kleine  Fi 
drei  hockende  Bauern  mit  Fahnen  und  Schilden  dienen  als  Tr.'lger  des  ( irOlsst-s.  Dn 
Mantel  ist  mit  geistreich  und  keck  ausgeführten  (jravuren  verziert,  die  in  iler  Mitte 
durch  ein  Band  mit  der  Inschrift:  j.\.ssi'ek,  saxta  Maria,  Melchior,  Balthasar, 
in  zwei  Streifen  getrennt  werden.  Der  obere  enthalt  in  Arabesken  eine  Kule  und 
zwei  nackte  Knaben,  von  denen  der  eine  mit  rincm  Bogt-n  einen  Hasen  s<-hies.st. 
wahrend  der  andere  mit  einer  Keule  einen  Alfen  angreift.  In  der  unteren  Abteilung 
Maria  mit  (Um  Kinde,  vor  ihr  die  drei  Könige,  von  denen  der  vorderste  sich  auf 
das  Knie  niedergelassen  hat,  an  sie  sii  h  anschliessend  eine  CIruppe  von  drei  Knechten, 
eiulli(  h  Ochs  und  Esel  (unrichtige  Erklärung  bei  AUs'.M  W'ekrth  a.  a.  O.).  Auf  dem 
Fusse  findet  sich  die  Inschrift:    her.ma.nls  .mcedael  aiteker. 

Kette  von  vergoldetem  Silber  aus  der  2.  H.  des  l5.  Jh.,  wahrs«  heinlich  Ursprung-        K*«" 
li(  h  ein  Schützenabzeichen,   trellliche  Goldschmiedearbeit  von  ausserster  Feinheil  der 
Durchführung.     (Katalog   der    kunsthistorischen   Ausstellung    zu    K<">ln   i876,    Nr.  6o6.) 
Sie  besteht  aus  sieben  durdi  Scharniere  verbundenen  Gliedern.    Jedes  zeigt  auf  einem 
flachen  Grund  drei  parallele  Äste,  aus  denen  völlig  frei  gearbeiteti's  und  fein  motlel- 

licrtcs   Eichenlaul;  herauswa<hst.   mit  nur  leicht  stilisierten,   krabbenartig  umge? •  ■  m 

Hl.'iltern.     Das    mit    zwei   Ketten    l)efestigte    Mittelstück    zeigt    als  Kern    einen    ,  u 

Edelstein  in  erhöhter  viereckiger  Fassung,  von  sechs  kleinen  in  runder  Fassung  um- 
geben, darüber  in  Strahlenmandorla  Maria  mit  dem  Kind  uiul  dem  Szepter  in  der 
Einken,  zur  Seite  re<  hts  und  links  ein  leuchtertragender  Engel.  Der  durch  ein 
Ketldien  befestigte  Anhaiigir  besteht  aus  einer  Silberplatte,  an  iler  kleine  Bommeln 
hangen  und  auf  die  tlie  Gestalt  dcN  h.  Michael  aufgelötet  ist.  iler  breitbeinig  auf  ilem 
Drachen  steht,  am  linken  Arm  den  .S  hild.  in  der  Rechten  ein  rii-sig»-s  <  »  >•  ■  n 
.s(  hwingend    (S.  Michael    war    Patron    der   Schützen    \-'ii    K.inpen      />.    des    .\  t 

Geschichtsvereins  XII,  S.  lio,  Anm.  l). 

Das  Inventar  von  162?  erwähnt  uoi  h  eine  R<-ihe  weiterer  Gold-  und  Sill*cr- 
arbt  iten.  darunter  sechs  Kopfrelicjuiare,  ein  .\rmrelic|uiar  und  elf  ihecae  argenteac 
mit    kelic|nic'n. 

Kasel   auf  rotem  S.munet  mit  tncitcii  goiuklen  Mnilc  n.   lUc    aui  lUi   Ni-:  ..-.»j« 

Ncite  und  dem   Rücken  <in  Gabelkreu/  l>ilden.    hervorragemle  .XrU-il  in  fein-t- • 
führung  vom   Ende-  dc-s  i5.  Jh..  die   Kopfe  in  A|)plikalion.  die  Gew.lnd.r  tn  1 
der  Grund  in  l'berfaiigslic  h  mit  ( Joldfaden  (zum  Teil  restauriert;  di.  um  Stirifcn 

wuicifii  1)(  i  dieser  Gelegenheit  unrichtig  7.u.H;unm«-nge>et/ll.  Die  Vorderwilr  rnthall 
untereinander  Maria  mit  Kind.  I'etrus.  Katharina,  auf  tien  Kreu/armen  IVlru»  und 
Paulus,  die  Rückseite-  in  der  Mitte  «lie  gross«-  pr.i«  htvolle  DanttrllutiK  tlrr  tirburt 
C'hri.sli.  Die-  beiden  unter  dieser  Szene  befmdlit  hen  Ge>lallen  lind  niihl  gmau  «u 
bestimmc-n.  oben  wohl  S.  Klara,  unten  S.  St«*phanus 

Kasel  auf  rote-r  .^-^e-ide  mit  bunten,  von  Silt.  itit/.  n  ringrf.iN-trn  Strrifrn  und 
Stickereien  aus  dem    Ei\cle  des  l5.  Jh.      Der  sehr  I  und*.  a 

77 


78  KREIS   KEMPEN. 

Pfarrkirche,  der  Vorderseite  zeigt  untereinander  die  Gestalten  von  Petrus,  Katharina,  Paulus;  das 
Kreuz  der  Rückseite  auf  dem  Stamm  zu  oberst  Christus  mit  der  Weltkugel,  die  Rechte 
erhoben,  darunter  Maria  mit  dem  nackten  Kinde,  Hieronymus  mit  dem  Löwen  und 
Barbara  mit  dem  Turm;  der  linke  Kreuzarm  Johannes  mit  dem  Kelch,  der  rechte 
Paulus  mit  dem  Schwert.  Die  Technik  der  Gewänder  ist  Plattstich,  die  Fäden  sind 
eng  aneinander  gedrängt  und  etwas  verfilzt,  der  Grund  ist  in  Überfangstich  hergestellt 
aus  vertikalen  mit  roter  Seide  angehefteten  Goldfäden. 

Kasel  und  zwei  Levitenröcke  von  i629.  Die  Kasel  aus  purpurnem  Sammet 
mit  einem  von  Goldlitzen  eingefassten  Kreuz,  auf  dem  in  der  Mitte  Christus  mit  der 
Erdkugel  in  der  Linken  dargestellt  ist ;  ihm  zur  Seite  zwei  Wappen,  die  auch  auf  den 
beiden  Levitenröcken  wiederkehren.  Der  eine  der  letzteren  zeigt  in  Plattstich  gestickt 
die  Halbfigur  des  Petrus  mit  den  Schlüsseln,  der  andere  die  des  Johannes  mit  Kelch 
und  Schlange.     Auf  der  Kasel  die  Inschrift:  pa  bl  hf   1629. 

Chormantel  des  i7.  Jh.  aus  Purpursammet  auf  einem  Grunde  von  kreuzweise 
durchflochtenen  Goldfäden,    aus   dem    die  Ornamente   herausgeschoren   sind,    so   dass 
nur  die  Blumen  und  Ranken  im  Sammet  stehen  geblieben  sind,   während   als   Grund 
überall  das  Gold  sichtbar  ist. 
Glocken.  Glocken.    J.  E.  Rudolph,  Verzeichnis    der   der   Pfarrkirche   zu   Kempen  bei 

Herstellung  der  S.  Katharina-  und  S.  Barbara-Glocke  erwachsenen  Kosten:  Nrh.  i879, 
S.  38,  42,  46,  5i.  —  Maasse  und  Gewicht  der  einzelnen  Glocken:  Nrh.  G.  1882,  S.  87. 
Die  älteren  Glocken  sind  bis  auf  eine  bei  dem  fürchterlichen  Brand  von  16 10  zu 
gründe  gegangen.  W.  p.  59:  i487  campanarum  ecclesiae  nostrae  maxima  contribuen- 
tibus  singulis  stannum,  plumbum,  lebetes,  aurichalcum,  siliginem  etiam  et  triticum, 
una  cum  minima  fusa  est;  item  malleus  campanae  maioris  exaequans  bis  mille  libras 
et  29,  campana  vero  9ooo,  minor  campana  3ooo. 

Die  grösste  der  Glocken  hat  die  Inschriften:      i)   godfrit  tinckelmeyer  hat 

MICH  GEGOSSEN  ANNO  l7l5  —  DURCH  DAS  FEUER  BIN  ICH  GEFLOSSEN.  2)  FULMINA 
PELLO.     JOSEPH  SÜM  DICTUS.     POPULUM  VOCO.      3)    ANNO  QUO  JOSEPH   CLEMENS   PATRIAE 

REDiiT.  Gemeint  ist  Kurfürst  Joseph  Klemens  von  Köln,  der  i7o2  nach  Frankreich 
gegangen  war:  Kaufmann  in  den  Ann.  h.  V.  N.  XXIV,  S.  i  ff. 

Die  zweite  von  i4o8  hat  die  Inschrift:  anno  domini  mccccviii  circa  festum 

ASSUMPCIONIS     GLORIOSAE     BEATAE     MARIAE     VIRGINIS     fusa     SUM     et     VOCOR     MARIA. 

Die  dritte:    i)  petrus   legros   malmundarius   fecit.     2)  fusa   sum   cultui 

DIVINO     ET    BEATAE    VIRGINIS     CATHARINAE.       3)    VIrgInI     CaTHARINAE     fVsA     sVM 

CVLtVI  DIVIno  (i786).  Um  den  oberen  Rand  herum  läuft  eine  in  feinem  ReHef 
durchgearbeitete  Hirschjagd. 

Die  vierte:    i)   petrus   legros   fecit.     2)    fVsa   sVM   CVLtVI   DIVIno   et 
honorI  sanCtae  barbarae  VIrgInIs  (i787). 
Zwei  kleinere  Schellen  von  i574  und  1688. 
Verschwundene  Ausscr  den  drei  noch  jetzt  erhaltenen  Altären  enthielt  die  Pfarrkirche  eine  ganze 

Reihe  weiterer,  über  deren  Stiftung  in  der  Urkundensammlung  des  Protonotars  Jansen 
und  der  Chronik  von  Joannes  Wilmius  genaue  Nachrichten  vorliegen  und  deren  Stelle 
sich  noch  mit  Hilfe  eines  zu  Anfang  dieses  Jh.  aufgenommenen  Grundrisses  der  Kirche 
nachweisen  lässt.  Ihre  ursprünglichen  Plätze  sind  in  den  grossen  Plan  (Fig.  21)  ein- 
gezeichnet. Der  Georgs-  und  Antoniusaltar  haben  erst  bei  der  letzten  Restauration 
den  Platz  gefunden,  den  sie  jetzt  einnehmen.    Die  alte  Aufstellung  war  die  folgende: 

1.  Hochaltar  (s.  o.). 

2.  Ambo  mit  Georgs-  und  Viktorsaltar  (s.  o.). 

78 


KKMPEN.  79 

3.  Maricnaltar  (altarc  Mariac  virj^inis).  Pfarrkirck«. 

4.  Maricnaltar    (sacellum    Mariac    virgiiiis).     \V.   p.  69:    l5i7    dciparac    vir 
Mariac  uniro  patrono  Kcinpcnsium  .sacellum  una  cum  iholo  fomicem  ecciesiac  vertiic 
tangcntc  instar  clcgantissiinn  (so)  pyrainidis  cxstruitur,  ncncalogianri  Christi  t        "  *.i  t-i 
varicgatc)  (jpcrc  scctis  ex  lapidc  imait^iiiilnis  cxliiln-ns  a  Joanne  von  dcnSti...  ....■■  tum 

et  propensioncm  civium  in  candcm  deiparani  manifeste  denionstrans. 

5.  Sebastians-  und  Martinsaltar.  Zuerst  i393  erwilhnt,  die  Nachricht  interc-ssant 
durili  den  Namen  des  Erbauers  der  Burj^.  N\'.  p.  24:  l393  vixit  Kcmpcnc  Joannes 
Hundt  ( ellerarius,  magnus  bencfactor  altaris  s.  Sebastiani,  qui  archiepiscopi  Friderici 
gratia  ecclesiae  nostrac  custos  factus  est  i39l.  Inj  J.  l46o  ein  neuer  Altar  gestiftet 
(W.  p.  3i.  -  J.p.87).    • 

6.  Drcikönigealtar,   i458  von  ArnoUl  l'acs  gestiftet  (W.  p.  36.  —  J.  p.  87). 

7.  Katharincnaltar,  i3l9  gestiftet  (s.  o.)  von  Wilhclmus  de  Uranien  (W.  p.  9.  - 
MooKK.v,  Na(  hrichten  über  Thomas  a  Kempis  S.  26,  Anm.  i.  —  Aktenkonvolut  R.  l 
im  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf  fol.  l46),  l353  die  Stiftung  erneut  (Antiquae  «»liser- 
vationes  im  Staatsarchiv  zu   Dässeldorf  fol.  2). 

8.  Laurentius-  inid  Hcndiardu.saltar,  l488  gestiftet  (W.  p.  60.  —  S.  I).  5),  naih 
J.  p.  i49  schon  1483. 

9.  .\nncnaltar  (s.  o.). 

10.  Josci)hsaltar. 

1 1.  Anloniusaltar  (s.  <j.). 

12.  Michaels-  und  (ieorgsaltar,    i346  gestiftet  [W.  |).  iS.         S.  1).  8)  s.o. 

13.  Nikolausaltar,    i339    dun  h    Henricus   de  Willich   gestiftet    (W.  p.  |7):    nach 
J.  p.  2ii   bestand  schon  vorher  ein  glci(  lur  an  derselben  Stelle. 

i4.  Johannesaltar,    i4l9  von  Jcjhannes  de  Siberg  gi-stiftet   (W.  p.  28.         J.  p.  3o 
zu   l42  I ). 

i5.    I'ctrus-  untl  Jodokusaltar.  i464  gestiftet  {W.  p.  i464).      Im  j.  i5i7  w.ird  ein 
Mild  des  h.  Rochus  darauf  angebracht  (W.  p.  7oV 

16.  .Salvatoraltar,    I  .S 1 5    gestiftet    von   Tctrus  IIille|)ut,   grosser   .\lt.iil>au    mit     *  ■ 
liildcrn  dir  h.  h.  Maria,  .Stba.stian,  Antonius  (\V.  p.  67.  --  S.  I).  6).     Der  SliftungM  ..  . 
üiiininsiimmcnd    lui  J.  p.  i79    (zum  J.  i5i8)   uiul   (iKLKNMi's  VIII,    fol.  387.      Neu 
fundiert   1668   (Kundatiu  secundaria  s.  Salvatoris  1668   im  Staatsarchiv  /u  DiLsscUlorf. 
Kiiiip(  II    Kir<  he   K.  1 .  9). 

i7.   I'.rasnui.saltar,  1  .'>o8  gegründet  (J.  p.  162.         S.  I).  5). 

Die    Chronik    il«-s   Wii.Mirs    «iithall    neben    den    .\achri«-|itrn    ttl»cr    die    Aluirr  Vw%cii»yJt— 
noih  eine  ganze  Reihe  interes.santer  Notizen  zur  Kunst-  und   Kün>'  hiclile  ■■ 

uiitcigcgangeiu-  Werkt-  in  der  IMarrkirche.  Sie  vervollsl.'lmligen  d.i-«  i-ud  v.in  ucm 
im  \5.  jli.  hcrrs«  lundcn  Wc-lteifer,  tlie  .Na«hbargemein«len  ilurch  pruiikv""-  V----*  .o>ii«.^. 
der    l'larrkin  hl-    zu    überlrellen.     Von    besoiulerem  Wert   siiul    am  h   tl  1 

über  die   Ihrkunft  der   Künstler  und  tlie  Angabe  der  Preise,   die  im  Verein  mit  dfin 
Krgebnis    d.  1     Kssener.    .Xantener.    Kalk.inr.    ( leldernM-heii    Kit  hnungrn   einen    K 
s«  hluss   auf  <1<  II    iiialeriellen  Wert    dir    Kunstwerke  am  Niinlerrhein   ge^en   den   .\u-»- 
gang  des  \S.  jh.  gestatten.     Die  \vichtig>l«n  sind  tlie  folgeiuien: 

W.  p.  36.      i457    monile   argenteiim    auro   olMluctum.    quo    m 

cxoiiialur  t  i-rtis  anni  teniporibus.  .piorum  et  bonorum  civium  pr- 

sluilio   procurante  joaime  \*ieman  aedili  t  onlectum  est.     Item  « 

theca  seu  nioustrantia  ecclesiae  noslrae  submini.Ntrato  ar»;ento  a  fabre  ; 

79 


So  KREIS   KEMPEN. 

Pfarrkirche.  1 46o  acdilcs   ecclcsiac  Kcinpensis   fuerunt  Petrus  Ploenis,    Petrus  de  Via,    Con- 

radus  ter  Stegen,  qui  suggestum  seu  ambonem  ecclesiae  nostrae  curarunt  novum;  cura- 
runt  ctiam  in  choro  pulpitum  illud,  quo  ludi  magistri  et  studiosi  impositis  libris  et 
cantando  sacro  utuntur. 

p.  4o.  i465  vixit  Joannes  von  den  Hagh,  medicinae  doctor,  cuius  beneficio 
possidenius  argenteum  thuribulum  i477  donatum. 

i468  imao-o  Salvatoris,  quae  quotannis  ascensionem  Domini  repraesentat  fornicem 
ecclesiae  penetrans,  in  sacrario  posita  una  cum  duobus  angelis  a  quodam  sculptore 
Tremoniensi  facta  est. 

p.  5i.  i474  Joanne  ab  Arsen  pastore  lege  lapideam  imaginem  deiparae  vir- 
ijinis  in  columella  ante  chorum  pensilem  stantem  una  cum  duobus  regibus  exsculptam 
ab  Henrico  Hau,  dolendum  tertium  e  regibus  desideravi.  Eodem  anno  summum 
altare  ecclesiae  nostrae  aliquanto  altius  positum  elevatumque  a  quodam  magistro 
Wintero  Riiremondensi,  et  cum  hac  ratione  nova  consecratione  egeret,  aediles  domi- 
cellum  in  Hüls  pro  consecrando  sollicitarunt. 

p.  56.  i477  argenteum,  quod  ecclesia  nostra  habet  thuribulum,  beneficio  Joannis 
ab  Hagen,  doctoris  medicinae,  patria  Kempen,  ad  sororem  sanctimonialem  Kempenae 
\i\entem  transmissum  est,  quae  illud  ecclesiae  nostrae  nomine  fratris  obtulit. 

p.  59.  Anno  i487  tres  reges  in  choro  nostro  cum  deiparae  imagine  columnis 
affixi  svmt.  Item  columellae  aeneae  cum  annexo  aeneo  apparatu  pendentes  viginti 
quinque  centenaria  ante  summum  altare  collocatae  sunt. 

p.  66.  i5i3  aediles  fuerunt  Henricus  in  gen  Sittart,  Henricus  ten  Haeff,  et 
Godefridus  Pannings,  quorum  industria  studioque  chori  pensilis  prima  fundamenta 
jacta  fuerunt  a  quodam  Joanne  vom  Stein  cui  pro  positione  primi  lapidis  duos  aureos 
florenos  dederunt,  lapides  duodecim  vehiculis  Berca  attulerunt,  opus  sane  visendum 
et  non  parum  ornamenti  concilians  ecclesiae  nostrae,  sed  dolendum,  quod  sit  desti- 
tutum  circa  a.  i758. 

p.  67.  i5i4,  quo  pastoratum  administrabat  adhuc  Adamus  Hermanni,  Cochlea 
illa  lapidea,  qua  supra  bibliothecam  iuxta  altare  s.  Sebastiani  ascenditur,  facta  est. 
Eodem  a.  in  coemeterio  nostro  Hierusalem  uti  %'ocatur  cum  imagine  crucifixi  et 
duorum  latronum  constructa  est,  quo  mutilatis  malitia  temporum  imaginibus  renovata 
est  circa  a.  d.  i624,  contribuente  summam  5o  dalerorum  Henrico  Seibertz  cive.  — 
Eodem  a.  pro  perficiendo  choro  pensili  lapides  Berca  allati  sunt. 

p.  73.  i52o  cancelli  aenei  chori  b.  Virginis  a  quodam  Arnoldo  Trajectensi  fusi 
sunt,  quo  a.  et  ostia  ferrea  chori  nostri  Novesii  fabricata  sunt. 

i52  2  candelabrum  illud  ferreum  e  testudine  dependens  prope  altare  Catharinae, 
cui  imponitur  candela  Agathae  Novesii  factum  est.  Eodem  anno  a  quodam  magistro 
Joanne  Novesii  facta  sunt  ostiola  illa  ferrea  chori  b.  Virginis  artificiosissima  admodum 
commendantia  suum  magistrum,  quibus  occluduntur  reliquiae  ecclesiae  nostrae. 

p.  74.  Anno  i522  elaborata  sunt  illa  reliquiarum  capita  pectore  tenus  extantia, 
quae  in  summis  festivitatibus  ad  summum  altare  deferri  solita. 

p.  8o.  i542  calix  insignis  s.  Salvatoris  altaris,  quo  modo  utitur  Joannes  Hoff- 
mannus,  Coloniae  factus  est. 

p.  92.  1626  die  2  4.  Martii  in  quadragesima  suggestum  ecclesiae  Kempensis  a 
pristina  sua  columna,  cui  altare  s.  Salvatoris  imminet,  turrim  versus  alteri  columnae 
affixum  est. 

Das  grüne  Buch  der  Stadt  im  Stadtarchiv  erwähnt  p.  i4o  noch:  In  choro 
ecclesiae  supra  ianuam  ferream  suspensa  cernitur  tabula  lignca  ostendens  duo  cornua 

80 


KKMPEN.  gl 

cervorum  in  nigro  colore  cum  Corona  supra  insij^jc  prominente,  et  inscription«-  iTi-ii  .i.li  pfarrkirck«. 
der    1 666    verst(jrbcnen    Frau    Margaretha   geb.  v.  Myrba»  h,   Wittib   von   N 

P:VANGKLISCHE   PFARRKIRCHE.     G.  Dkouvex.    Die  Ref..rmati.,n  in     Et..(«l 

der  Kr.lnisfhen  Kirrhenprovinz.  Neuss  i876,  S.  279.  Pf»rrkirefc.. 

Schon  i546  erscheint  in  Kempen  «in  evangelischer  Prediger  (L.  F.SSKS,  (be- 
schichte der  Stadt  Köhi  IV',  S.  552),  i575  wini  der  erste  rcgelnul-ssige  GottcMÜenst 
gehalten,  l58l  der  erste  Pfarrer  Johann  Tonsor  genannt  (J.  A.  vox  RKrKLix<;n.\rsKX. 
Reformationsgeschichte  der  L.'lnder  Jüli(  li,  Berg,  Cleve,  Ell)erfel«I  l8l8.  I,  S.  225).  Die 
jetzige  Kir(  he  ist  ein  cinfach«'r  llachgedci  kter  Saall)au  vom  J.  l845. 

Kelch  von  einfachster  Becherform    mit   der  Ins<hrift:    [jkr   ho(  hkih  "  '  ""KXF.        Kelch. 

IIKKR      flKORG      RKI\H.\RT      WIUKRHOI.T      VON      WFIDKNMOVEX      I  TRSTI-K  H      h  ilFR 

OHKRSTER     und     r.OUVERNKLR     y.V     KK.MPEN    VERKURT    DIESEN     nE(  HER     DER     EX'ANOE- 
LISCHEN    GEMEINDE    DASELBSTEN    ANNo   l645. 

FRANZISKANERKIRCHE.     Vgl.  J.  Dr.vken,    Grimdungsg«-^«  hichtc  des  Fr...uk...f. 
Franziskancrklosters   zu    Kemj)en:    Nrh.  l878,  S.  Il5,  1 19.  —  Ders.,   Gruiulsteinlegung 
zum  Wiederaufbau  des  Franziskanerklosters:  Nrh.  (].  i879,  S.  57 

Hands(  iiriftl.  Qu.  De  e.xordio  primoque  adventu  r.  r.  ))alrun>  l'r.tm  im  anonim 
de  observanlia  Kcmjx'nae  eorumque  sucie-ssu  inonasteriiijue  fundatione  primaeva  in 
der  Urkundensamnilung  des  Protonotars  Jansen  p.  7l4  ^im  Pfarrarchiv).  —  Vgl.  auch 
Parochiae  decanatus  Suchtelensis  monasteria  in  den  Farragines  des  Gki.EXHTS  IX, 
fol.  .338  (Kciln,  Stadtarchiv). 

Schon    1624    hatte    Nikolaus    Falver   sein  Wohnhaus   auf  der   Petersstra.sse  tien    G^^iikin«. 
Franziskamrn    von  Venio   vermacht.     Im    folgenden  Jahre   schlos.sen   die   Hrdensleute 
einen  Vertrag   mit   einem    latonuis    Ij'onurtliis   Anlhoninniis.   der  den   Neubau   an   tler 
Hurgstrasse   errichten   sollt«-:    i63o  konnten  sie  dort  ihn-n   Einzug  halten.     Im  J.  l63l 
wurde    der    (Grundstein    zur    Kin  he    g«legt.      Im   J.   l64o    am    Tage    iler    En''-  ■■>i>">i'  - 
joiiaiincs  des  Tüufers   (29.  August)   könnt«-   di«-  Kirche   in  (n-genwarl   des  1 
und  der  Grafen  von  Salm  und  Fürstenberg  eingeweiht  werden  durch  tIen  BiMlutf  von 
Osnabrück.     Diis   Klo.ster  wurde  i746  fa.st  g.'lnzli«  h  zerst«Vt,  s«»  dass  l748  ein  NcuUiu 
notwendig  war.    Den  Cirundstein  legte  der  Kurfürst  Klem«-ns  Augu-st.     An  tier  ! 
die    in    die  Fundaniente   eingebett«-t  ward,   b«-fan«l    sich    «li«-   Instlirift:    kkrDIx a.\D\  .•» 
I)V.\    iiaVakIae    feCkrat.      («»ns^irVCiVM    Vkro    VIX    Ai-n.\s    DEsrRVX»;RAT. 
CLeiMens  aVgVstVs  DVX  ha\'arIae  pairIae  ki  geniIs  N«»srR\K  patkk  .•..k.-l.»- 
sIVs  erIgeh.m  seDente  heneDICio  Xllll.  CiirIstI  In  ierrIs  VIiakI.. 
franCIsCo  I.  Caesare  aVoVsto  et  tiieresIa  hVnoarIak  kkiiIna  tiiorI  < 

Di«     Kirdu-  liesteht  aus  ein«-m   Langhaus  mit   sechs   »ehr   breiten,    wrni«   liefen.  Wucktrt—t 
von   Kr«-uzgew«"tlben  überspannten  Jiulu-n  un«l    schmalerem  v«»rspringemlcn  ■  Irr 

mit    <  in<  III    Kn-uzgew«'i|be    un«l    einem    fünfseitigen  Sterngewolb«-  gevhlovM-n   i^' 
Hin    v«)n    i637    hatte  Gewölbe   beses.sen.   ileren   Rippen   auf  Konsolen   luhlen  iti 

«Ici    /erstfiruiig    sc  h«-int    «las    Gew.ilbe    eingestürzt    zu    sein.      Die    n«-ue    ?»     i-      -t    .1 
soinil    dem    |.   i74H    .m.      B«'i    «li«'s«-m    l'njbau   wunien    an   «len   S<it<  n 
l'ilasler  angebra«  ht,  «li«-  mit  PlV'ilerkapit.'llen  mit  weit  auslademlen  V. 
und  .luf  «l«-n«-n  luui  die-  ursprüngli«  hi-n   Konsolen  gleich   Kämpfern  MUrn. 

An  dt  1  \\'««st.seile  ein  gn)ss«'s  Mittel-  und  xwei  kleine  S«'itcnfrnstrr.  auf  ilrm 
SaH«-l«la«h  zwei  kUine  Da«  breiter.     Am  Giebel  in  Eisenankem  die  In  A.  IX  l6J7 

-     «li«     Kirch«-   gebort   d«-nuia«  h    in    ihren   Gnnulmauetn   n.nh   t! 
Darunl«-r  die  Jahreszahl  der  Restauration:  l747.     Da>  KI«»?«tergelMii.!.    m  um.  «li-.  ii<  «h- 

81 


8: 


KREIS   KEMPEN. 


Franziskaner 
kirche. 


Altäre. 


Skulpturen. 


Gemälde. 


Paramente. 


H  e  i  I  i  K  i;  e  i  s  t 
Ica  pelle. 


-in  ein  Lehrerseminar  verwandelt  ist,  entstammt  durchweg  dem  i8.  Jh. ;  es  enthält  um 
einen  quadratischen  Hof  einen  nüchternen  Kreuzgang  mit  gedrückten  rippenlosen 
Kreuzo-ewölben  auf  einfachen  Konsolen. 

Die  innere  Ausstattung  stammt  fast  ohne  Ausnahme  aus  der  Zeit  des  Neu- 
baus im  J.  i748. 

Hochaltar.  Grosser  barocker  Aufbau  in  braungebeiztem  Holz.  In  der  Mittel- 
nische eine  lebensgrosse  Statue  der  h.  Katharina,  eine  tüchtige  Leistung  der  nieder- 
rheinischen Barockskulptur.  Die  Heilige,  den  gekrönten  Kopf  nach  links  gewandt, 
hält  in  der  Linken  die  Märtyrerpalme,  in  der  Rechten  ein  Schwert;  die  reiche  Ge- 
wandung, der  stark  vergoldete  Mantel  kommen  in  der  stürmischen  Beweguno;,  durch 
die  sich  der  flatternde  Stoff  über  dem  vorgesetzten  linken  Spielbein  aufbauscht,  gut 
zur  \\'irkung.  Lii  oberen  Aufsatz  zwischen  zwei  Säulen  ein  dürftiges  Ölbild  mit  der 
Verkündigung  Maria,  darüber  ein  Medaillon  mit  der  Darstellung  des  heiligen  Geistes. 
Die  drei  Stockwerke  werden  von  je  zwei  holzgeschnitzten  Figuren  flankiert,  zu  unterst 
Franziskus  und  Vincenz  von  Paula,  im  zweiten  Geschoss  Maria  und  Antonius,  zu 
oberst  zwei  Engel;  als  Krönung  des  Ganzen  dient  die  bärtige  Halbfigur  Gottvaters 
mit  der  Weltkugel.  Auf  der  Mensa  erhebt  sich  ein  reiches  Barocktabernakel,  dessen 
Abschluss  ein  Pelikan  bildet. 

Seitenaltäre,   einfachere   Barockarbeiten   aus   braunem    Holz   mit  Vergoldung. 

Orgel bühne  mit  geschweifter,  reich  mit  Schnitzarbeit  verzierter  Brüstung. 

Steinfiguren  der  Madonna  und  des  h.  Johann  von  Nepomuk  am  Triumph- 
bogen, polychromierte  Arbeiten  vom  Ende  des  i7.Jh. 

Kalvarienberg:,  barocke  tüchtiije  Schnitzerei  auf  e-rossem  Fuss  mit  Barock- 
konsole  in  braunem  Holz  mit  teil  weiser  Vergoldung. 

In  der  Sakristei:  Dürftiges  Portrait  eines  Kölner  Kurfürsten,  Ölbild  aus 
dem  i8.  Jh. 

Kasel  mit  alten  Streifenstickereien  des  i6.  Jh.  auf  neuem  lila  Sammet.  Den 
Längsstreifen  der  Vorderseite  bildet  eine  Kölner  Borde  mit  drei  Wappenschildern 
untereinander,  die  das  Lamm  mit  der  Kreuzesfahne,  die  Martersäule  mit  dem  Ruten- 
liündcl  und  den  ungenjlhten  Rock  enthalten,  dazwischen  die  Inschriften:  ecce  agnus 
15EI  —  MARIA  —  JHESUS.  Das  Kreuz  der  Rückseite  zeigt  auf  einem  Grund,  der  aus 
Goldfäden  in  Überfangstich  besteht,  in  der  Mitte  Christus  am  Kreuze,  am  Fusse  des 
Kreuzes  die  zusammenbrechende  Maria,  von  Johannes  gestützt.  Darunter  Anna,  auf 
ihrem  Arm  Maria  mit  dem  Kinde  haltend.  Der  Körper  des  Kruzifixus  und  die 
Köpfe  der  übrigen  Personen  sind  in  Applikativarbeit  aufgenäht,  die  Zeichnung  ist 
mit  feinen  Seidenfäden  hineingestickt. 

Kasel  des  i8.  Jh.  mit  weissem  von  sehr  reicher  Goldborde  umsäumten  Kreuz, 
in  der  Mitte  ein  Medaillon  mit  einer  Strahlensonne  auf  einem  Grund  von  roter  Seide. 

Zwei  Kelchvela  des  i8.  Jh.  aus  roter  Seide  mit  in  Überfangstich  aufgenähten 
Goldranken. 

Eine  Reihe  von    Kasein    und   Chormänteln   des  i8.  Jh.  mit   Blumenornamenten. 

Antependium  für  den  Hochaltar,  Mitte  des  i8.  Jh.,  auf  Grund  von  rotem 
Sammet.  Das  von  breiter  Goldspitze  umgebene  Mittelfeld  enthält  in  der  Mitte  eine 
Stickerei,  die  Madonna  auf  der  Mondsichel  vor  einer  Strahlensonne  darstellend.  Die 
Arbeit  ist  von  vorzüglicher  Durchführung  und  trefflich  erhalten,  die  Zeichnung  der  in 
Lasurstickerei  mit  Gold-  und  Silberfäden  verzierten  Gewänder  ausserordentlich  sorgfältig. 

HEILIGGEISTKAPELLE.  Das  Hospital  ward  im  J.  i42i  durch  Hermann 
und  Arnold   von  Brochhusen   gegründet.     Der    Tenor    fuiidationis   findet   sich    in   der 


82 


K  KM  PEN.  83 

Urkundonsamiiiliiiig  dis  I'rotfmotars  Janskn  (Kt-mpen,  Pfarrarrhiv,  s.o.)  p.  46    - '  ■  •  ■!  i  H«lHfe«i«i. 
p.  56:  |)ra(s«iitati(>  F"ri(kri(  i  Brodui.sen  ad  altarc  hospitali.s,  p.  57:  bulla  indulg.  u        **** 

liospitalis  s.  Spiritus  K(.nii)cnac  dataruni).  Vgl.  Bintkrim  u.  M(mjren,  D.  C.  II,  S.  328. 
WiL.Miu.s  nennt  im  Gegensatz  hitr/.u  den  Joannes  v«>n  Bro«hhu.scn  als  Stifter,  p.  20: 
l374  Kenipene  vi.xit  Arnoldus  Brorhhusius  civis,  pater  Joannis  fundatoris  hospitalLs, 
qui  de(  imas,  (|ua.s  rcctorcs  hospitali.s  hodie  possident,  Joanni  filio  vendidit;  p.  23: 
i384  vi.xit  I).  Joannes  de  .\tiradt  prorurator  euriae  Coldniensis  patria  Kempen.Ms, 
niagnus  l)enefa<  tor  lio.sj)italis  Kenipensis. 

Erhalten  i.st  v(»n  der  gesamten  Hospitalanlage  nur  die  Heiliggeist kaprilc, 
die  zur  Zeit  mit  dem  Gasthof  von  Keuter  verbunden  ist,  ein  eins«  hiffiger  g<>thi.s4  her 
Backsteinbau  mit  einfachen  Strebepfeilern.  Das  Iimere  —  durch  eine  eingefügte 
Decke  in  zwei  Stockwerke  getrennt,  von  denen  das  obere  Jetzt  als  Six'isesaal  dient 
—  zeigt  zwei  Kreuzjochc  untl  ein  einfaches  Stenigewölbe  im  C'horal)schlu.ss.  Die 
stark  hervortretenden  einfach  profilierten  Rii^pcn  setzen  mit  runden  Kapitalen  auf 
Dreiviertel.s.sUulen  auf. 

K  R  KUZK  APK  LLM,  fünfzehn  Minuten  siulöstlich  von  Kempen.  Chor  die  Kr«ui. 
(irundsteinlegung  im  J.  1608  beri«  htet  \\'ii..\iiL'.s  in  der  Xarratio  rerum  Keni[K'nsiuni  G««ch»ciM«. 
p.  89:  1608  ]>rimum  lapidem  .sacelli  extra  portam  s.  Petri  ad  cruces  dicti  |>osuinm.s 
(  uius  extruendi  fere  i)rimarius  autor  fuit  Joannes  Wilmius  ii.Julii.  Vgl.  StatiLs  i|uini|ue 
parochialium  ccclesiarum  in  districtu  Kempen  ail  decanatum  Suchtelensem  s|)cctantium 
in  den  Farragincs  des  Geleniis  I.\.  ful.  324,  mit  dem  Zusatz,  <la.ss  die  Kap<*llc  zwar 
erbaut,  aber  noch  nicht  geweiht  und  dutiert  sei.  Die  \'ollendung  des  Baas  und  die 
Weilie  s<heint  erst  im  J.  l639  stattgefunden  zu  haben  nach  <l«-r  Stiftungsins*  hrifi  in 
der  Vorhalle,   die    Heinrich   Ing«-nholt   als   Stifter   nennt:     R.  D.  hknru  is    istiKNlloi.T 

KKMI'ENSIS  S.  THKOI..  I.K  EN TI.V TUS  CANONICITS  S.  ANUREAE  COLOXIAE  MORT.  ANSI» 
.Ml)(  XXXI.X    HOC    PIETATIS    .M0NI;MKNTLM    I'oNI    EECIT. 

Einschiffiger  kleiner  Hacksteinbau  mit  halbrund«-r  .Xpsis,  westlicher  Vorhallo  und 
kliinc  in  Die  breiter  auf  dem  Sattelckn  h.  Die  Hache  Holzdecke  mit  den  an  den  Kanten 
aiigefassten  L.'lngs-  und  (,)u«fbalkcn  ist  mit  einer  leichten  Stui  kverkleitlung  bcticxkt  und 
zeigt  auf  chii    Malken  vergoldete   Rosetten. 

l'icta    in    Sandstein,   gut«-,  neu    |>oly<hromiorte  .\rbeit    vom  .\nf.ing   «le?»   l5.  Jh. 
auf  clciii    .'\ltar.      Maria   in  ein   Drittellebensgr<'>sse,    den    vc»n  dem  weivsen   S.  »il.  i.  ttn.  h 
umrahmtc-n    Kopf  gesc-nkt,  li.'llt    auf  ihrem  .S(h«>s.se   tien  steifen   Lei«.hn.im  ■ 
Der   s«  hnuTzlic  he    Ausdru«  k    in    «hin    zartg«'s«  hnittenen    Kopf  der    Madonna    wl    frin 
ciiiphinclc  n    lim!    das  Nackte,    b«.s()iul«-rs   di«-   Kxtremit.'Uen  und  Gelenke,   gut  studiert. 

Kleine-  (;ru|)pe  der  Bes«  hnoidung  ("hrisli.  |>oly«  hnuniertc  Sihnitierri  in 
Ki«h«-nholz.  73  c  ni  h«i«  h,  59  «in  breit,  vom  Kiule  «les  l5.  Jh.  ÜImt  tlein  »|»atgolhi»«  hrn 
Abschluss  noch  c-im-  ( ic-nr«-szene:  ein  Müller,  seinen   Küel  zur  .Mühle  treibend. 

Seths  (Jlask.'lslc-ii  mit   Ueli«|uien  in   Perlen-  un«l   Flitterstickrrei 

In  der  Hleinl«-  an  d«-r  westlichen  Giebelseite  ein«-  |x>lv«  hroniiertr  K ••• 

giuppc-,    bestehend    .lus    «Ulli    Kruzifixus.    Maria    uiul   Johann«--     !■  b 

figuren    v<>n    1660.    i>\\uv    künstleris«hen    Wert.      I)arunt«*r   die    1  uirTKT    »CK 

(.OKI  l'E.S(IIER  rXIl  SEINEN  .SOHN  PETER  PE.St  HER  WEU  HK  DIKSKN  VOHIHtl'W  MIT 
DEN    INdESET/TEN    (  Kl'(  IKIX    »11.1)1    AI'EERK  UTEN    I.A.VSKS    ANS«»  I660. 

S.    I'l-    IKRSKI  KCIl  K        MiNTERIM    U.    M«m»RKX.    K.    K.    I.    S.    244 

WM  Kill,  niiclii.ivi  S.  XV.  Anm.  7'^.         J.  P.  Lkst/fn.  H  '  ' 

«i.is   K«-mi)en«i    l.iiid.   DüvseUlorf  l89o.   I.  S.  I.  Der».,    Iluni.it  l8;5.  ^.  &• 

•• 
83 


84 


KREIS  KEMPEN. 


S.  Peters- 
kirche. 
Geschichte. 


Die  eine  halbe  Stunde  südöstlich  von  der  Stadt  gelegene  Peterskirche  gilt  als 
der  älteste  kirchliche  Bau  des  Kempener  Landes  und  wird  allgemein  als  karolingisch 
bezeichnet,  ohne  dass  hierfür  ein  historischer  oder  aus  der  Technik  des  Mauerbaues 
geschöpfter  Beweisgrund  vorgebracht  werden  könnte.  Die  älteren  Chronisten  der 
Stadt  nennen  sie  zum  Unterschied  von  der  Pfarrkirche  antiqua  ecclesia,  und  Wilmius 
bemerkt  in  seinen  verloren  gegangenen  Farragines  rerum  Kempensium  circa  initium 
zu  der  Aufführung  einer  Campaniensis  ecclesia  in  der  Urkunde  des  Erzbischofs  Siegwin 
von  Köln  vom  J.  io85:  per  hanc  vero  Campaniensem  ecclesiam  intelligo  antiquam 
illam  s.  Petri  extra  pomerium  civitatis  adhuc  sitam  in  ampla  camporum  planitie,  quae 
ci\-itati  et  ecclesiae  modernae  et  nomen  dedit  et  originem  circa  annum  1200  (Bin- 
TERiM  u.  Mooren,  D.  C.  I,  S.  7i).  —  Die  erste  namentliche  Erwähnung  ist  eine  Ein- 
tragung in  dem  liber  redituum  von  i492,  in  dem  ein  Arnkinus  in  den  Birkenpasch 
de  curia  de\astata  apud  capellam  s.  Petri  aufgeführt  wird.  Die  Kirche  erfuhr  im 
J.  1610  emen  teilweisen  Neubau,  nachdem  der  Blitz  den  Turm  und  den  vorderen  Teil 


Fig.  34.    Kempen.    Grundriss  von  S.  Peter. 


des  Schiffes   zerstört   hatte    (W.  p.  89).     Über   die   Dotierung   der   Kapelle   vgl.  Status 
quinque  parochialium   ecclesiarum   in   districtu  Kempen    ad   decanatum   Suchtelensem 
spectantium  in  den  Farragines  des  Geleniu.s  IX,  fol.  324  (Köln,  Stadtarchiv). 
Beschreibung  Fundamentierung  und  Mauerverband  geben  keinen  Beweis  für  den  karolingischen 

Ursprung  ab.  Binterim  u.  Mooren,  E.  K.  I,  S.  244  berichten,  dass  die  Kirche  ohne 
Fundamente  nur  auf  der  Oberfläche  der  Erde  erbaut  sei.  Das  ist  ein  Irrtum:  die 
Kirche  besitzt  Fundamente,  nur  freilich  sehr  wenig  tiefgeführte. 

Sie  besteht  nur  aus  einem  Langhaus  mit  geradlinig  abgeschlossenem  Chor  und 
südlich  ansto.ssender  Tauf  kapeile.  Ihre  Hellte  Länge  beträgt  l5,9o  m,  die  lichte  Weite 
4,60  m,  die  lichte  Länge  des  Chores  4,5o  m.  Die  Taufkapelle  hat  eine  lichte  Länge 
vr)ii   5,80  m  und  eine  lichte  Weite  von  3,35  m. 

Der  älteste  Teil  der  aus  Tuffsteinquadern  aufgebauten  Kirche  ist  der  vierseitige 
Chor,  der  an  den  Aussenseiten  als  einzigen  Schmuck  einen  rundherum  geführten 
Rundbogen fri es  aufweist.  Dieser  ganze  Teil  geht  nicht  über  das  12.  Jh.  zurück.  Gegen 
da.s  Ende  des  i4.  Jh.  erfuhr  die  Kirche,  die  zunächst  wohl  ein  einschiffiger  romanischer 
Bau  mit  viereckigem  Westturm  war,  eine  gründliche  Umgestaltung.  Das  Chorhaus 
ward    eingewölbt   und   das   Baptisterium    angebaut.      In    den   Ecken   des   Chores   und 


84 


KF.MPKN.  85 

nel>en  dem  vorsprinj^ondcn  Triumpliho^'cn  wur(l«-n  Sflulch«!!  aas  (jranii  i  ;■  •.  tlic 

die  Rippen  des  einfac  lien  Kreu/gev\<»ll)es  Ira^jeii.  Die  Taufkapelle  B  nffm  \.  -r  ..  j^fgen 
das  Langhaus  mit  einem  spitzbogigen  Portal  und  einem  spit/lj<jgigcn  FenNt.  r  ifir 
westlicher  Teil  ist  mit  einem   Kreuzgewölbe,   der  östliche   mit   einem   anregt  i  n 

Sterngewölbe  überspannt.  Das  Portal  an  dem  Westgi<-bel  der  Kirt  hc  ist  im  Rund- 
bogen geschlossen.  Auf  dem  Satteldach  ein  kleiner  Dachreiter  mit  hölzernem  Gluckcn- 
stuhl  und  geschweiftem  Dach. 

Vor  der  Kin  he  an  der  Westseite  erhob  sich  die  ,Gerii  htsstubc*.  in  ihrer  Irt/ttn  (;<•-  v..  ■■ 
nachweisbaren  Gestalt  aas  dem  Umbau  von  i6io  stammend,  eine  aasseronlentli»  li 
interessante  und  für  die  Landesge.schichte  wie  die  Kechtsgeschi«  htc  gleich  merkwürdige 
Anlage,  die  leider  der  Barbarei  unseres  Jh.  zum  Dpfer  gefallen  und  l873  aligebrochen 
wortlen  ist.  Sie  bestand  aus  einem  fast  quadratischen  zweistöckigen  Gebilude  C  mit 
einer  lichten  LUnge  von  5  m  und  einer  lichten  Weite  von  4,4o  m.  Die  Fundamente 
sind  noch  sichtbar  (Fig.  34).  Die  eigentliche  Gcrichtsstube  ward  durch  das  F>d- 
geschoss  dargestellt,  das  eine  (lache  Balkendecke  hatte,  an  der  Westseite  ein  Portal 
mit  Hausteinein fa.ssung  und  einem  s«  hmiedeei.sernen  Gitter  im  oberen  Teile  der  Thür, 
zur  Seite  zwei  grosse;  fast  ijuadratische  Fenster,  die  mit  vierkantigen  hölzernen  Stalwn 
verstellt  waren.  Das  vorgekragt»-  und  mit  Querbalken  abgesteifte  Obergeschcjss  zeigte 
an  der  Giebelseite  eine  Bretterverschalung  und  zwei  kleine  mit  Holzl.lden  pcschl«>sscnr 
Fcaster  (nach  Angaben  von  Herrn  P.  A.  Kl<"»ckner  in   Kempen). 

Altar  mit  wertlosem  Barockaufsatz  um  i7oo.    In  weisslackierter  Holzumrahmung        aiim. 
eine  Darstellung  des  Fisc  hfangs  Petri.   über  den  Seitenthüren   in  halber  Lcln-nsgrössc 
die  holzgeschnilzten   Figuren  von  Antonius  und   Ktx  hus. 

Sandsteinfigur  des  h.  Petrus   an   der  Nordseite   des  Triun>phlK»gens.   hand-     SkaittowM. 
wcrksmü.ssige  Arbeit  aus  der  i.  II.  des  i6.  jlt. 

An  der  Südseite  des  Triumphbogens  als  GegeiustOck  rohe  und  grobe  Baruck- 
figur der  Madonna. 

Die    Hache    Decke    mit    hervorstehenden    Querbalken    i.sl    mit    ari  haiMcrenden 
mnclcmen  Malereien  bedeckt. 

Vers(h  wunde  nc   K  löste  ran  lagen  :     F  K  A  N  Z  ISK  A  N  ESSKN  KLn^TT  10 .v- 

S.    ANNA.      Han<ls(  hriftl.   Qu.      Im    Staat.sarchive    zu    Düsseldorf:    l5a    • 
Urkunden    von   l.^S6      \1 2S.  Akten    über    Besitz   und  \'ernu">gen   von   1688   an 

Kal(ii(l;iiiuiii    ui\d    Necrologiuni    mit    .Miinorienbuch    (A.  l94)    vom    Knile   iles  l5.  Jh.. 
fortgcsilzt  bis  i77o,  am   F.nde  fol.  49  angefügt  eine  kleine  Chronik  ties  Konvents  von 

verschiedenen   Il.'lnden  mit  Nachrichten   über  die  Alt.lre.     -  In  der  I        ^ 

zu   Kassc-I:    Cod.  4"    55.     Bullae-    papales   in   gratiam   conventus  s,  Ann.i-     m    i\.  .nj-.  1» 
Colon,  diot .  (vgl.  An  luv  der  Gesells«  haft  für  .lltere  deutsch«-  Geschic  liLskunde  VI.  S.  3o5). 

Au.ssc-r   cic-m   Franziskanerklostc-r    inul   dem    Hospii.il   best.md    in  Kein|H*n   niKh 


ein    Nonnenkloster   S.  Anna,    das    im   J.   i476    gestiftet    ward.     W.  p.  4a:    147 1    vixit 
K(nip(  IKK    in   iiionaslerio  virginum   Henricus  v«»n  Levden   mon.islerii   dicti   jKiler,   qui 
poliorem    iii..nastcrii    p.iiti  ni    fundavit   et  ere.xit,   all.ita   ex   Ilollandia.   quac  ci   |v>- 
libc-ralitale   pioruni    nunierosa    pec  unia.     Im  J.  l579  brannte  es  ' 
(Ni-;i  nsiiiiM,    lleimal   lS76.    S.  i.?o).      Di«-    Karnwlitervnt«r    au>    ...  i.i.  .1.    .. 
Kin  lihof  «in  Uesidcnzhaus.  die  Dominikan«-r  .ins  K.ilk.cr  •  i"  - -t.  »i.  >  ii»  .t.  r  V. 
c-bendasclbsl   n««  h  die-    PredigerbrücU-r  aus  We^el,  «In-   M.  « 

Haus  im  A«  ker  (P.  A.  Ki.O(  knkk.   K«-u>pen  beim  B<-ginn  der  K'  m:  K- 

Kreisblatt  1886.  Nr.  35— 4o). 


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86  KREIS   KEMPEN. 

Nikolaus-  An  dem  Hauptwege  zwischen  Kempen  und  Wachtendonk  stand  eine  NIKO- 

kapeiie.      LAUS  KAPELLE  (L.  Henrichs,  Nachrichten  über  die  ehemaUge  Nikolauskapelle: 

Heimat  i876,  S.  i69),  nahe  bei  dem  Hause  des  Wirtes  Claasen  a.  d.  Schloot.     Heinrich 

vanVelde  verkauft  schon  I2  96  das  Patronat  an  Arnold  Herrn  zu  Wachtendonk;   i583 

wird  die  Kapelle  profaniert,   1602  niedergerissen  (Fahne,  Geschichte  der  Kölnischen» 

Jülich  sehen   und   Bergischen  Geschlechter  I,  S.  433.  —  Nettesheim,  Verzeichnis   der 

Kriegsschäden  in  Stadt  und  Amt  Kempen  i582  — 1673:  Heimat  i876,  S.  7). 

Stadtbefesti-  STAD T B EF EST I G U N GE N.     Pet.  Ant.  Klöckner,  Leben  des  Kempener 

gungen.      j^^.^^^,^   ^^^^^^   Apothekcrs   Dr.  Otto   Heinrich   Dinckelberg,    Kempen  i889,    Anhang   H. 

Die  neuen  Kempener  Strassennamen  S.  89.  —  J.  Mooren,  Ellenstrasse  und  Ellenthor 

zu  Kempen:  Nrh.  i879,  S.  55. 

Handschriftl.  Qu.    Stadtgrabenprotokoll  im  Stadtarchiv  (I,  2). 
Geschichte.  Im  |.  1294  am  3.  November  erklärt  Erzbischof  Siefried  von  Köln  Kempen,  dessen 

Bewohner  schon  1188  eine  bürgerliche  Gemeinde  bildeten  (Binterim  u.  Mooren, 
D.  C.  I,  S.  i55),  zur  Stadt,  nachdem  die  Bewohner  den  Ort  auf  seinen  Befehl  befestigt 
hatten.  Die  Urkunde  lobt  den  Eifer  der  Erbauer:  homines  nostros  de  Kempene, 
quos  in  oppidi  seu  munitionis  ibidem  structura,  quam  de  novo  fieri  mandavimus,  quam 
plurimum  invenimus  ferventes  ultra  suarum  etiam  virium  facultatem  (Lacomblet, 
ÜB.  IV,  Nr.  677). 

Gleichwohl  wird  noch  in  den  ersten  Jalirzehnten  des  folgenden  Jh.  von  einer 
weiteren  Bauthätigkeit  berichtet;  i3i9  erlaubt  der  Kölner  Erzbischof  Heinrich  den 
Schöffen  und  Bürgern  zu  Kempen  auf  vier  Jahre  von  den  feilen  Waren  eine  Accise 
zu  erheben,  um  deren  Ertrag  zum  Ausbau  der  dortigen  Festungswerke  zu  verwenden, 
ad  ipsius  oppidi  nostri  murorumque  et  fossarum,  turrium  et  portarum  structura  m  et 
emendationem  (Binterim  u.  Mooren,  D.  C.  II,  S.  I2  7). 

Eine  Erweiterung  erhielt  die  Stadtbefestigung  durch  Erzbischof  Kuno  von  Falken- 
stein (i368  —  i37o),  der  vier  Türme  in  die  Ringmauer  einfügte.  Das  goldene  Buch 
von  Goerdt  Kessel  fol.  na  berichtet:  Herr  bischoff  Cuno  von  Falckenstein  hatt 
ahn  die  statt  Kempen  vier  langer  thurm  auff  eine  form  bawn  lassen,  alss  nemblich 
ein  tuschen  der  Kühe-  und  Engerportzen,  sehr  nach  ahn  der  Engerportzen  der  Hoger 
Thum,  den  andrem  tuschen  der  Enger-  und  Petersportzen  der  Langer  Thorn,  der 
dritter  heischt  Groutes  Thorn.  Der  vierter  ist  gelegen  ahn  der  Kuheportzen,  achter 
dem  convent. 

Hinter  der  Mauer  zog  sich  ein  doppelter  Graben;  die  Escarpe  des  inneren 
Walles,  der  die  zinnenlose  Mauer  trug,  war  mit  Pallisaden  besetzt.  Die  Urkunden 
scheiden  extremum  fossatum,  den  sog.  Seidergraben,  und  medivun  fossatum  (J.  Mooren, 
Nachrichten  über  Thomas  a  Kempis  S.  i7).  Die  Zeichnung  bei  Gelenius  zeigt  die 
Engelportz  (so)  und  die  Ellenportz  als  einfache  viereckige  Mauertürme,  nur  die 
erstere  mit  reicherer  Dacharchitektur.  Wie  der  Bericht  des  goldenen  Buches  über 
den  Umbau  der  Burg  im  J.  i634  ausweist,  befanden  sich  am  Enger-  und  am  Peters- 
thor Zugbrücken. 

Im  i4.  Jh.  übt  die  friedfertige  Stimmung  der  Bewohner  —  Kempen  war  i365 
dem  Landfriedensbunde  beigetreten  (Mittheilungen  aus  dena  Kölner  Stadtarchiv  VII, 
S.  39,  Nr.  2434)  —  auch  eine  Rückwirkung  aus  auf  die  Verwaltung  der  Befestigungs- 
anlagen: i372  erhält  die  Stadt  die  Erlaubnis,  innerhalb  der  Ummauerung  auf  dem 
Walle  selbst  eine  Windmühle  anzulegen  (Binterim  u.  Mooren,  D.  C.  II,  S.  281) 
(s.  u.),  und  i379  wird  die  Erlaubnis  erteilt,  die  Gemeindegründc  zu  bepflanzen  (Bin- 
terim u.  Mooren,  D.  C.  II,  S.  287). 

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KKMI'KN.  g7 

Eine  Beschreibung  der  Befestigungen   gieU  das  alte  didaktisclic  Gedicht   üJ)crs..d,j,,f,..; 
Kempen  (Nrli.  ().  i879,  S.  i37):  '""- 

Da  haben  sie  mauern  umh  die  sladt  gefuehrt. 

Mit  vier  pforten  beschlossen,  wie  einer  Stadt  gebuehrt. 

Die  pforten  stellen  nach  den  vier  haupt-winden, 

Vor  jeder  pftjrt  steht  eine  schoene  linden. 

Jedes  thr>r  wird  mit  vier  pforten  beschlossen. 

Eine  auf/.iehnde  brück  ist  noch  darzwischen, 

Die  schiess-pforten  haben  sie  daneben. 

Mit  ketten  unil  schlösser  die  pforten  uml)geben. 

Zwei  wasser-graben  umbgebcn  die  Stadt, 

Zwischen  denen  sie  einen  guten  wall  hat. 

Die  pforten  seynd  hoch  und  schoen  aulfgesc-tzt. 

Dass  allen  dcnnen  fuerbey  geheiuleii  die  äugen  ergoetzt. 

Schoen  thuerm   in  den  inauren  aufgefuehrt  sevnd, 

Wovon   (in  .schrecken  .solt  haben  der  feyndt. 

Xa(  li  der  Niederlage  der  Kaiserlichen  bei  S.Tr»nis  warti  Kempen  vom  3l.  Januar 

bis  7.  Februar  l642  durch  die  Hessi.sch-französischen  Tnippen  heftig  beschovsen.     Die 

Mauerstreckc  zwischen  dein  Ellen-  und  dem  IVtcrsthor  wurde  niedergelegt  iT'      '      n 

Kuro])aeum  IV',  p.  8l9).     Die  Stadt  ward  am   7.  Februar  eingenommen  unti  \......  ..  t 

(Ann.  h.V.  N.  XXXVIII.   S.  So.    —    Heimat  iS75,    S.  3.  Nrh.  (/  iSS.v   S.  iSo.    — 

!..  i'.NXKN',   Frankreich   und  der  Niederrhein,   K<'>ln  l859.  I,  S.  123). 

Im  iS.  Jli.  nichnii  si«  h  die  Klagen  ül>er  den  V'c-rfall  der  Befestigungen.  Da» 
Stadtgrabenprotokoll  (Stadtarchiv.  I,  2)  berichtet  im  J.  l76o  von  dem  Hinstürzen  der 
Mauern,  im  [.  i772  droht  der  Taubenturm  zwischen  Engerj)«irl  und  dem  kurfünttlichen 
Schloss  mit  Finfali.     Xwisi  hen  l772   und  i79owircl  der  innere  VVa.viergral>en  .c.        '   "■ 

(.'\kten    im    Staatsarchiv    zu    Dü.sseldorf.    Kempen   R.  2.  4.).     Thore,    Hefotiguii». 

und   Mauern   verschwinden   von  der  Mitte  dc-s  vorigen  Jh.  al>  allmählich. 

Erhalten  ist  von  di  n  Befestigungen  das  K  li  HTM  ( iR.  das  Itcreits  im  J.  l37o  K«kili*r. 
in  (Itiii  Bericht  über  die  B.iuth.'ltigkeit  Kunos  von  Falkenstein  genannt  wird.  Seine 
hc-utige  (i(>stalt  c-rhiell  es  wahrscheinlich  aber  c-rst  unter  Frietlrich  von  S;iru"erden 
gleichzeitig  nnt  dt  r  l*"rbaiunig  der  Burg,  Die  Form  der  Eckpfeiler,  deren  rn  litwinke- 
ligiT  (Irimdriss  dun  h  l'cnclmtifs  in  das  Polygon  übergeführt  wird  und  die  (»«"^talt 
(liorr  l'cndi  iitifs,  die  sii  h  in  derselben  Ausbilclung  an  dem  (  Klpfeiler  der  Burg  \iii- 
liiidc'ii:  alles  das  ist  ein  so  seltc-iics  Motiv,  d.iss  man  sie  li  ver.inlas^l  sieht,  an  ein  und 
dc-nselben  Baumeister  in  bc-iden  F.'llU-n,  also  au«  h  liier  an  /o/hinn  llumil,  xii  denken. 
Die  (jestalt  der  wenigen  l'rofile  spricht  gleichfalls  für  da»  Ende  und  nicht  fftr  den 
Anl.ing  dc-s  1  l.  |li. 

Den  Zugang  zu  dem  zweiten  Stockwerk  vernntlelle   eine   mmi 
Thür,  die  in  der  Miuerst.irke  mit  sechs  .Stufen  zu  der  ThorstulK'  cuij-  iiuiui      1 

Tliür  schloss  sich  wahrscheinli«  h  ursprünglich  an  den  \\'<  ' •■•     ■"     •'■  ■    ^  • ''    ' 

der   Ringmauer    in    der    Hohe    des    zweiten  'I'urmgev  li"^ 

ist  durchweg  in  gutem  Zustande    und    von   grosser    !■ 

Fcnsterollnungen  durch  die-    im   Inneren    lic-genden    breiten    und    liefen    Blenden 

erleii  htcrt.      Die  Stadtverwaltung  beabsichtigt,  den  interii«Minlen  B.iu  xu  erhallen  und 

ihn.    ähnlich    wie«   das  llahnenth..r  in   Köln,   da»  Mai  '.»r  in  Aachen,   «u   einem 

( icb.'Uidc"  zu  gestalten,  das  dem  reichen  Ht.tdtisc  hen  .\i>  nu    >      '     '  "      u  .     y. 

tümersanimlung  der  Stadt  als  ein  würdiger  uiul  sicherer  Ault ........j, 

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88 


KREIS  KEMPEN. 


Kuh t hör.  Die  Eckpfeiler  schliessen  jetzt  knapp  über  den  Pendentifs  mit  einem  modernen 

niedrio-en  Zinnenkranze  ab.  Ursprünglich  erhob  sich  hier  wohl  noch  ein  viertes  Ge- 
schoss  mit  achtseitigen  Ecktürmchen,  die  wahrscheinlich  mit  Gussnasen  versehen  waren 
(vgl.  den  Rekonstruktionsentwurf  von  H.  Wiethnsc,  Fig.  35).  Zwischen  den  Eck- 
türmchen würde  dann  entweder  ein  vierseitiges  Pyramidendach  oder  ein  Satteldach 
mit  Staffelgiebeln  an  Stirn-  und  Rückseite  anzunehmen  sein. 


':  lj-iLv.vi:-.:L;cj.L3":.:i.":|  \ 

. ;    -.■7T-'-fT7---fl-ri-i-f-l    ; 


j\^\\    '"'■    j '■-'■■\ 


Fig.  35.     Kempen.     Grundriss  und  Aufriss  des  Kuhthors. 

Skulpturen.  An  (Icr  Rückscite  nach   der  Stadt   zu,   rechts   und    links   vom  Thorbogen    zwei 

Nischen.  Die  erste  enthält  eine  handwerksmässige,  ganz  mit  Ölfarbe  verkleisterte 
Kreuzigungsgruppe  des  i7.  ]h.  in  einfacher  barocker  Umrahmung,  die  zweite  in 
Spätrenaissancerahmen  unter  einer  Glastafel  eine  neu  polychromierte  Pieta  vom 
Ausgange  des  i5.  Jh.  ohne  Wert. 

Der  aus  Backsteinen  aufgeführte  Thorturm  bildet  ein  Rechteck  mit  einer  lichten 
Länge  von  7,6o  m  und  einer  lichten  Weite  von  4,3o  m.  Die  Gesamthöhe  des  erhal- 
tenen Teiles  beträgt  l3,2o  m.  Nach  der  Stirnseite  und  den  beiden  Flankenmauern 
springen  an  den  Ecken  viereckige  Pfeiler  vor,  deren  Grundriss  durch  Pendentifs  in 
der  Höhe  des  dritten  Stockwerkes  in   das  Achteck   übergeführt   wird.     Die   Einfahrt 


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KKMPEN.  89 

zeigt  auf  beiden  Seiten  ein  spitzbo^ipcs  Thor   mit  IIau.stcinoinfa?»Miiiy    umi    i>i    ■lur- n     Kühikor. 
ein  Haches  Barksteingewölbe  geschlossen.      Die    Seitetnnaiiern    simi    durch    im    Flath- 
bogen  geschlossene  Nischen  geghedert. 

Das  zweite  und  dritte  Turingeschoss  enthalten  je  einen  grossen  rethtwinkclicfn.       Immt» 
jetzt  durch  eingefügte  QuerwJlnde   dunhsclinittenen   Kaum,    im    Lichten    8,20  m    I..   . 
5  III  l)reit,  der  untere  mit   einer   flachen  Decke,   deren    Balken    auf  steincnten    Krag- 
steinen   ruhen :    die   Dc^cke    des    oberen    bildet    die   Verschalung    der  direkt  auf  den 
Mauern  aufliegenden   Dac  hbinderbalken    des    Da«  hstuhles.     Nach    der   Stirnseite    • 
der  Rückwand  zu  enthalten  die  genannten   R.'Sume   tiefe  Rundbogenblenden,    die    .n. 
kleinen  viereckigen  Fenster  cinschliessen. 

Von  dem   PF.TF^RSTHDR  steht  nur  not  h  ein  Teil  des  äusseren  Thorcs.  da>  »" ••"' 

erst  im  J.  i522  von  dem  Stadtmagistrat  erbaut  worden  war  (tfr  Schch.i.F-X  a.  a.  (> 
S.  287.  —  A.  Fahne  bei  von  Mülm.vxn,  Statistik  von  Düsseldorfs.  43,  unric  htig  i422). 
niUnlich  der  eine  llankierende  Rundturm.  Wie  die  übrigen  Thore  bestand  auch  dieses 
aus  zwei  Thorbefestigungen,  zwischen  denen  der  innere  Graben  floss.  Erhalten  ist 
der  linke  aus  Backsteinen  aufgeführte  Rundturm  (mit  unrc^gelmJissigem  Grundri.v«>, 
der  (inen  modernen  Aufsatz  erhalten  hat.  Kine  vollständige  Ansicht  des  alten  Thoro 
giebt  der  Prospekt  bei  Gki.K.MU.S  (Fig.  20).  Inschrift  am  Thore:  'v  i.im  J.VR  UXS 
IIKKRKN'    .MVCXXII. 

STADTMÜIIJ.K  auf  rill.  IM  Rundturm  der  Befestigung,  bereits  i372  (Bintkkim  Si«ai««kU. 
u.  Mooren,  D.  C.  II,  S.  281)  angelegt,  l58l  neu  gebaut  (Akten  im  StaaLs;irchiv  zu 
Düsseldorf.  Kempen  K.  21.  Der  leicht  verjüngte  turmarlige  Aufbau  di-s  Mühlrn- 
gehüuses  ruht  auf  riiiriu  niedrigen  Barksteintunn  von  betrilrhtlichem  l'mfang  und 
ganz  bedeutender  Mauerst.'irke.  Der  Stadtseite  zu  ein  im  SpitzlM)gen  gi-sch' 
Portal,  darüber  ein  vt'illig  verwittertes  Relief,  das  unter  zwei  spitzlM>gigen  Nischen  .«'i 
Figuren  zeigt.     Auf  der  rechten  Seite  stös.st  daran  ein  sechsseitiges  Treppenlünnchcn. 

I.AXDWFIIR.  Das  Kempener  Land  ward  von  Erzbischof  Friedrich  I  IL  \t)n  L»«4w«».f 
Köln  dun  h  eine-  Landwehr  gegi-n  das  Krefeldcr  Gc-biet  abgegrenzt:  l372  erklärt  der 
Krzbischof,  da.ss  die  lantwere  ind  slosse,  die  gegraven  ind  gemacht  synt  tuvschcn  den 
landen  van  Kempen  ind  van  Creyvelt,  zum  Gebrauc  h  und  S<  hutz  des  Kitteni  Johann 
v(.n  Moers  dienen  .solle  (LAtoMlu.trr,  ÜB.  III.  Nr.  72o).  Der  Wall  ist  an  einigen 
Stellen  no(  li  in  ilrr  Kic  htung  von  Bovc-s  Hof  im  Norden  bis  xum  Mauserfeld  J>ci 
Fischelii    im  Süden    nac  hwei.sbar   (J.  P.  Lkst/kn,    Beitrage   zur   GeMhithle   der   Sladi 

und    Ileirlidikeit  Crefeld.    Fi.sc  heln  l8S5.   S.  6,  8).     Im    Norden    und   »Kien    r -  »» 

di«-  Grenze  des  Kurk«.lnisi  hen  .\mtes  hin.  die  gleichfalls  durch  eme  I-mdwi  l\r 
wuicle.     Über  die  Zeil  der  Kntstehung  der  letzteren  i.sl  ni«  hLs  U'kannt:  wa 
entstand  sie  gleichfalls  im  l4.  Jh.    Sie  beginnt  an  der  Nient  oU-rhaU»  der  Nicpnlommrr 
Miilile,   zieht  sich  l.'lngs  des  Wac  htendonker  Gebietes  auf  Niculasbaum  fu.   föhrt  v»»in 
Donkhof  (Iure  h  das  grosse   Bruch  bis  zur   rnnbrtUk,   von   hier   langTi   di->  Kl:  '> 

an  der  Bauernschaft  Benrad  vorbei  bis  zur  Tackheide.    Si^  i  dort  auf  die  ': 

K.in|)ener   Landwehr.     Die   Il.iuptdun  hg.lnge  waren  Ni.  ■  ....  ..um.     '•■      ■''-   ' 

v. .n  Wachtendonk   n.K  h    Kempen,   ll.>renmev   von  .M'l- l-- 'l-    i' "  h    b  » 

von   Moers  nach   Kempen,  früher  /iiglei(  h   Kempenei  "'n  führten 

2*)  Wege  durch  die  Landwehr  hindurch  (HamLschr.  Nc»»i«en  vcn  M.  HfVX  im  Arthiv 
des  bist.  Ver.  zu  Geldern). 

\\[-  U(i      Dl.    Murg  zu  Kempen:   Baidki.  Organ  für  chrtMli.  he  KunM  IX.  1  ■•••• 

S.  78.  Fu.  Bock,    Die   Ruine  des  ehemaligen   kurfürstlic  l»cn  S-ht««»«  tu  Ken>|KU 

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9o 


KREIS    KEMPEN. 


Burg. 


ebenda  X,  1860.  S.  97.  —  Lotz,  Kunsttopographie  Deutschlands  I,  S.  32o.  —  Hein- 
rich Schürmann  im  S.Jahresbericht  des  Gymnasium  Thomaeum  zu  Kempen  i864, 
S.  26,  2  7.  —  J.  Mooren,  Nachricht  über  Thomas  a  Kempis  S.  18.  —  Zur  Geschichte 
des  Erbauers  der  Kempener  Burg,  Johann  Hundt:   Heimat  i878,  S.  3i. 

Handschrift!.  Qu.  Goerdt  Ke.ssel,  Das  goldene  Buch  der  Stadt  Kempen, 
i635,  cap.  4,  fol.  12a:  Von  dem  Schloss  oder  Borg  zu  Kempen.  —  Über  Geschichte 
des  Baus,  Erwerb  und  Restauration  genaue  Akten  im  Gymnasialarchiv  zu  Kempen, 
Acta  Fach  2  5,  Nr.  1,  Nr.  11. 

Ansichten  und  Pläne.  Die  älteste  Ansicht  auf  dem  Prospekte  bei  Gelenius 
(Fig.  20).  —  Lithographie  von  A.  Wefer.s  mit  Aufnahme  der  Burg  zwischen  i85i  und 


Fig.  36.     Kempen.     Ansicht   der  Burg. 

1861.  —  Zeichnung  von  H.  Wiethase  aus  dem  J.  i858  in  Baudris  Organ  für  christliche 
Kunst  X,  Taf.  zu  S.  io8.   —   Alter   Grundriss    von   dem    Stadtgeometer   um   i78o   im 
Stadtarchiv  (B.  8). 
Geschichte.  Der  Grundstein  zu  der  Burg  ward  bereits  i3i6  durch  Erzbischof  Heinrich  von 

Vimeburg  gelegt  (i3o8  nach  der  Hist.-geograph.  Beschreibung  des  Erzstiftes  Köln, 
Frankfurt  a.  M.  i793,  S.  iii).  Eine  urkundliche  Notiz  Hegt  über  die  Gründimg  nicht 
vor,  nur  Goerdt  Kes.sel  und  Joannes  Wilmius  berichten  die  Thatsache  in  ihren 
handschriftlichen  Chroniken.  Jedenfalls  ist  der  Bau  nicht  durchgeführt  worden,  son- 
dern ,eine  Zeitlang  unverfertigt  stehen  geblieben'  (Kessel  a.  a.  O.);  der  Neubau  am 
P>nde  des  i4.  Jh.  war  zugleich  eine  Neugründung  nach  einheitlichem  Plane. 

Genaue  Nachricht  über  diese  Bauperiode  giebt  die  Inschrift  auf  der  bronzenen 
Tafel,  die  ehemals  im  Burghofe  eingemauert  war,  dann  in  die  Sammlung  Peter  Floh 


9o 


KKMI'KN.  9l 

uihI  aus  dieser  in  die  Sammlung  des  KcinpencT  Altcrluinsvcreins  ^s.  u.)  ubcrgmg.    i>u-        Bur(. 
lautet  in  sechs  leoninischen   Ilexaineteni:  latctuHt. 

M    SEMKL    ET   TKR    C   XON'IS    X    V    SEMEL    HJLE 

I'RINXIPIO    MAJI    lUBET    HOC   CASTRUM    FABRICARI 

PRESUL    MAGNIFICUS    AORII'PIXE    KREr)ERICUS 

DE   SARWARO    NATUS    VALEAT   SINE    FINE    BEATUS 

QUATUOR    HOC    ANNIS   OPUS    EXPI.ET   CURA  JOHANXIS 

HL'XT    DICTI.      f  HRISTK    DA    SIT    FELIX    LOcrs    ISTE. 

Die  Insilirift  lindet  sieh  sehfui  in  den  Farrapnes  d«'s  f}Ei.ENirs  II,  fol.  i8l.  in 
der  Scries  pastorum  (Staatsarehiv  zu  Düsseldorf),  im  Museum  Alftcrianum  XLVII, 
fol.  9i  (Köln,  Stadtarchiv).  Der  erste  Vers  hat  bi.sher  regelm.1.s8ig  zu  Mi.s.sileutungen 
Anla.ss  gegeben.  Sehern  Gelenius  nennt  ihn  diffuilis  et  duri  inteliectus.  Kr  wie  Reis 
(Die  bronzene  Gedenktafel  des  Burgbaus  zu  Kempen:  B.  J.  XIA'I,  S.  II 9,  l76)  lasen 
das  sechste  Wort  , minus',  Binii;ri.\i  u.  Mooren,  D.  C.  II,  S.  3o4  Anm.  ^nnLs*.  und 
kamen  dadurch  zu  falsc  her  Datierung.  Ks  lautet  aber  .nonis'  (festgestellt  durch  PoHI. 
im  Kempiner  Wochenblatt  iS^o,  Xr.  33).  Die  Form  noiüs  steht  liier  für  iionies. 
noniens  (Xel)enformen  für  novies,  noviens)  auf  Grund  der  im  S|).'ltlateinijichcn  häufigen 
Verschmelzung  des  ,ie'  zu  ,i'  nach  vorhergehenden  Kon.sonanten.  So  crgiebl  sich  für 
dt  n  Beginn  des  Baus  unter  Friedri«  h  III.,  Graf  von  Sarwerden  (l37o  —  l4l4),  die 
Jahreszalil  i396,  für  die  Vollendung  j4oo. 

GoERDT  Kessel  giebt  im  Gi>kl<'nen  Bui  h  eine  metrische  Cl>crtragung  der 
In.sihrift:  Im  jähr  tausend  drev   humlert  sechszehn 

Anfangs   Meys,  soll   man  diess  recht  verstehn 
Bis«  hotl  zu  Collen   Frederich  von  Sarwarl 
Gebohren   von  hohen  gr.'lfllichen  art 
Liess  zu    Kiiii|)(ii   bawen  eine  v.'lste  borgh 
Jan  Hundt   in  vier  jähren  sond«'r  sorgh 
Hatt  dass  werck  bracht  zu  einen  guten  »•mit 
\'nd  solches  befohh-n   in  Gottes  h.'lndt. 

W.  p.  22  nennt,  «hin  h  seine  unri«  htige  Lesart  der  Ihm hrift  verführt,  ilas  I  i  <S.i 
•  ils  (l;is    |ahr  der   Krbauung. 

Der  Maumeister />//r/«//  //um//  war  bereits  l39l  auf  Kmpfehlung  des  Kr/blsi  hof» 
zum  Küster  d.r  l'iarrkin  he  zu  Kempen  ernannt  wonlen  (HlNTERLM  u.  Mimjrkn.  D.  C 
II,  S.  3o3.  W.  p.  24).    und    ward    später   SthuUheiss    und    Kellner  der  St;nlt;    M-in 

Testament  vom    \3.  M.ii  \\\3  befindet  si«  h  nocli  im  Stadtarchiv  (L'rk.  Rep.  p.  l9>. 

Am  ausführlichNien  berichtet  über  den  lUirgbau  und  die  weiteren  Sthiiljwle  tie» 
Geb.'ludes  das  golden«-   Bu<  h  «ler  Sta«lt    K«inpeJi   fol.  12a: 

'/a\  derselben  zeitt  ist  zu  K«inpen  d«vs  bischoMs  Fretlrri»  li««  keller-  mlcr  ralh- 
meister  gewesen  einer  geiiandt  Johann  Iluntll,  weh  her  hall  die  Inirgli  nufgeUiwt  in 
vier  jaln«n  un«l  hatt  sol«  hen    baw    .luff  einen  d«>nnenitag  ab  «•».     Dicwn  hcrni 

llnn.li    iiii.l    <l«ss    bi.s.hoHs    Frederi«  lis   v.m    Sar^art   wapfen    Mehel    auff  der   fürnirf 
portzen  und  binnen  auff  «ler  b«)rg  lünlVmahl  ahn  -  m   in  einen  -»lern 

g«haw«n,  nenili«  h  «in  re«  ht  krt-utz.    be«l«-ut  «las  stifli  «    •m«  n.  u.ih.m.      -'■  •• 

ein«Mi  «lubbeln  adler,  wi«-  au«  h  «las  Konus«  h«-  n-i«  h  führet.  U-drui  » 

o«l«r    «l«r    gratis«  haflt    SarNvatt«r    w.ipllen.    auf!    «ler    |>.»rt/e    ahn    .  "    >•> 

«inen  stein  ein  huiult  b««l«ut  herrn  J«ihann   HuiuIIj*  waplfen. 

W«ile  ab«r  genull«-  b..rgh  nach  verl.iulf  m»  virler  jähre  wie  in 
stall,  s«hi    bawl«.ss  uiul   verwust  gewessen.  seimi   um  «lii^ellK;  l»c>  dv»  h.- l.- 

'>! 


••■iMrickl 


92  KREIS    KEMPEN. 

Burg.  wurdio-sten,  durchlauchtigsten  kurfürsten  und  herrn  Ferdinand!  von  Bayern,  erzbischoff 
zu  Collen  durch  den  hochedelgebohrnen  herrn  Constantinum  von  Neiskirchen  genandt 
Nyvenheims  churfürstlichen  geheimen  rahdt  und  obristen  Stallmeister,  drost  und  ampt- 
mann  zu  Kempen,  mercklich  restaurirt,  gebessert  und  wider  den  feindt  mitt  geschütz, 
auftziehende  brücke  alsoh  der  Enger-  und  Petersportzen  anno  i634  und  sonst  anderer 
notturftt  versehen,  also  bey  diesen  hochbedrübten  gefähriichen  zeiten  dess  Schwe- 
dischen auffruhrs  und  Verderbs  glücklich  erredt  und  erhalten  worden. 
Umbau.  Schon   vor   der    genannten   Restauration   von  l634   hatte   die   Burg   im  J.   i569 

eine  Erweiterung  erfahren:  i569  Hess  Kurfürst  Salentin  von  Isenburg  den  Turm,  der 
den  äusseren  Zugang  zur  Stadt  bildet,  wieder  herstellen  und  brachte  dort  sein  Wappen 
an.  Bei  den  Neubauten  und  Reparaturen  hatte  das  Kempener  Land  Frondienste 
zu  leisten  (vgl.  Lentzen,  Die  Pfarrgemeinde  S.  Tonis  S.  26). 

Der  Umbau  von  i634  betraf  ausser  den  Verteidigungsbauten  die  Hauptfagade 
der  Burg:  sämtliche  Fenster  wurden  erweitert  und  mit  einer  Einfassung  von  behauenen 
Steinen  versehen.  Diese  Massnahme,  die  gerade  dem  Hauptbau  seinen  Befestigungs- 
charakter nahm  und  ihn  in  einen  kurfürstlichen  Palast  umwandelte,  spricht  dafür,  dass 
die  von  Kessel  erwähnten  Befestigungsanlagen  sich  ausser  der  Anbringung  der  Zug- 
brücke auf  den  äusseren  Mauerring  beschränkten,  insbesondere  auf  die  im  Nordwesten 
gelegene  Bastion,  die  den  gefährlichsten  Punkt  der  ganzen  Stadtbefestigung  darstellte, 
zugleich  aber  auch  eine  vollständige  Seitenbestreichung  ermöglichte. 
Gedicht.  Das  didaktische  Gedicht  über  Kempen  (Nrh.  i879,  S.  i38)  giebt  eine  genauere 

Beschreibung  der  Burg: 

Es  ist  mit  Wassergraben  rundt  umbgeben, 

Zwei  feste  bollwerck  liegen  dabeneben. 

Ein  halber  mondt  liegt  hinten  dem  schloss, 

Euer  allen  feyndlichen  gewaltsamen  anstoss. 

Die  pforten  des  Schlosses  seynd  gar  fest, 

Die  mauern  seynd  aufgefuehrt  aufs  best. 

Der  bauw  des  Schlosses  is  ausswendig  gantz  füerstlich, 

Dem  feind  zu  widerstehen  sehr  fuertrefflich. 

Mueh  und  kosten  seynd  nit  daran  gesparth, 

Darumb  diss  schloss  gar  koestlich  wardt. 
Der  halbe  Mond,  den  Kessel  erwähnt,  ist  die  schon  genannte  Bastion.  Sie 
ward  l634  als  solche  ausgebaut  (C  im  Situationsplan  Fig.  37),  sie  bestand  aber  schon 
früher  in  Gestalt  einer  Barbakane,  die  auf  der  damals  weit  kleineren  Insel  die 
Westseite  der  Burg  schirmte.  Die  starke  Befestigung  der  Burg  durch  die  drei  Eck- 
türme an  der  Süd-  und  Ostseite  und  das  völlige  Fehlen  solcher  Schutzmittel  an  der 
nordwestlichen  Seite  beweisen,  dass  diese  Barbakane  D  bereits  in  der  ursprünglichen 
Anlage  geplant  war. 

Die  Burg  diente  dem  Schultheiss  für  Stadt  und  Amt  Kempen,  der  gleichzeitig 
kurfürstlicher  Kellner  war,  als  Wohnung  bis  zur  französischen  Invasion.  Im  J.  i8o7 
ging  sie  an  den  Herrn  Peter  von  Lövenich  über,  der  im  Inneren  sämtliche  Unter- 
schläge und  Decken  herausnehmen  und  die  beiden  nordwärts  gelegenen  Seitenflügel 
abbrechen  Hess.  Im  J.  i85l  zerstörte  endlich  ein  Brand  das  Dach  und  das  meiste 
noch  erhaltene  Holzwerk. 
Restauration.  Um   dem   l855    zum  vollständigen  Gymnasium   erhobenen    Progymnasium    eine 

würdige  Heimstätte  zu  bereiten,  ward  die  Ruine  i857  für  8000  Thaler  von  dem  letzten 
Besitzer,  Peter  Floh,  angekauft  und  in  den  J.  1861 — 1863  einer  durchgreifenden  Restau- 

92 


KK.MPEN. 


93 


Kr 


ration  unter  Leitung  des  Regierunpsbaurates  Krüger  in  Düsseldorf  unlcmrjrfen,  nach-       Barg. 
dem  schon  vorher  der  Oberst  a.  I).  SchnitzUr  und  Heinrich  Wiethose  Rekonstruktionif 
entwürfe  ausgearbeitet  hatten. 

Der  i569  erneuerte  Tliortluirin  (F  im  Situati<>nsplan  Fig.  37)  wurde  1868  abge- 
brochen trotz  des  Widerspruches  ties  (jeneralkonsrrvators  v.  Quast,  angeblich  weil  er 
durch  den  Abbruc  1»  der  daran  gelehnten  Gebflude  baufällig  gewonlcn  sei.  Es  war 
ein  zweistrxkiger  Bau  mit  Pyramidendat  h  und  vier  runden  vtirgekragten  Kcktümit  licn 
mit  hohen  KegeldUchem,  .'ihnlich  wie  der  Thurturm  von  Bo<holt.  Die  einzige  Abbildung 
hat  si(  h  auf  dem   Prospekt  bei  Gei.KN'II'S  erhalten  (Fig.  20). 

Die  Kem|)ener  Burg  steht  unter  den  profanen  Backsteinbauten  am  .Nmurruem  K.  .^ 
in  erster  Linie.  Im  Kreise  Kempen  vermag  nur  ein  einziger  Bau,  das  Schli»ss  zu 
Brüggen,  an  Umfang  mit  ihr  zu  wetteifern,  sie  übertrifft  jenes  aber  bei  weitem  dunli 
die  Einheitlichkeit  der  Anlage.  Wie  Moylantl,  Linn,  Ringenberg,  Lechcnit  h  (F.  E. 
V.  Mkring,  Geschichte  der 
Burgen,  Kittergüter,  Abteien 
und  Kliister  in  den  Rheinlan- 
den, Köln  l833,  I,  S.68),  stellte 
die  Burg  ein  von  Türmen  flan- 
kiertes Kastell  dar.  Die  An- 
cjrdnung  der  Türme  und  der 
Gräben  gleicht  dem  Schema 
der  holl.'lndi.schen  Burgen,  so 
Wyk  zu  Duurstede,  Coulster, 
Meerestein,  Montfort  (Anti- 
<|uitates  Belgicae  of  Neder- 
landsche  Oudtheden.  Amster- 
dam i733,  j).  i59,  i9o),  Evcr- 
ghem  (Jo.  Bi..\i:iT,  Theatrum 
urbium  Belgiae  regiae,  Köln 
i659.  I),  Ilelmond  (Het  ver- 
heerlykt  Nederland  of  Kabinet 
van  hel(lendags(  he  gezigten, 
Amsterdam  l745,   I.  pl.  2). 

Die  Burg   bildete   ursprünglich  das  Centrum  einer  gr<>weren   B<'f«-stiijunjr*.inl.ij;f    WikMiA— g. 
W  i(   bei  Brüggen  und  Gastendonk  waren,  dem  Mangel  an  Terrainerh.-hungen  Rr«  luuing 
tragend,   di.    \\as.serl.'lufe   des  Stadtgebietes    in    das  F«>rtilikation.'wyslem   gr/ngcn.     S» 
umgal»  dir   Burg  ein  doppelter  Grabengürtel,    von  denen  tier  innere  tiefe  '" 

mit  aulgemamrten  Seitenwinden  not  h  vorhanden,  der  .lu.viere  im  Norden  i><>'i  • 

no<  h   genau   zu  verfolgen    ist.     Nordwestlii  h   sprang   als  Invl   -li.-   s,vnt.t    ,\\\   P».isii..n 
erweiterte   Barbakane  vor. 

Den  Zugang  zu  dem  Burgvorh»if  vermittelte  tier  Thorlurm  F.  an  ilen  m«  h  i» 
UM.I  links  grössere  Wirts«  hafts-  und  Slallgebnude.  die  enil  |867  abgebriHhcn  wui- 
ans«  blossen  (im   Plan    Fig.  37  weil  s(hrafhert).     Das  Plateau  A  war  nach  SOilcii   un.l 
O.sten  voll   Mau«rn  unigeben.   an    d«r   sü«lwestlichen   F..  ke   rrh«ib  »ich  ein  halbrunder 
Turm   K.  dessen   Reste  n«Kh  erhalten  sin«l. 

Dies.i    Vorhof   «li«-nt«-   im   16.  un«l    l7.  Jh,  /n-l.  i.  I.    .Is  V.  is.iii.niliinu-M.L- 
ward    unter    «lem   Nu.vsbaume    im   l7.Jh.  das  K«ii'i 
ii(  htzbou«h  von  «Um  vogt^eding  des  amptz  Kem|Hn. 


Kig.  37.     K«in|>«n.     SiluBlioiuptaB  d«r  Rute 


en  tu  K 


93 


94 


KREIS   KEMPEN. 


Burg        uflF  (lern  schlosz  under  dem  nussbaum  uff  der  platzen  daselbst.    Protokoll  von  1621.   Vgl. 
].  W.  Brewer,  Vaterländische  Chronik  der  Kgl.  Preussischen  Rheinprovinzen  I,  S.  52  6). 
H.iuptbau.  Der  mittlere  Hauptbau,  die  eigentliche  Burg,  die  zugleich  Bollwerk  und  Palas, 

wie  die  Anlage  der  Säle  beweist,  vom  iV.Jh.  ab  lediglich  Palastbau  war,  besteht  aus 
zwei  rechtwinkelig  aufeinanderstossenden  Haupttrakten  von  verschiedener  Länge  mit 
drei  Hankierenden  Rundtürmen  (Nr.  VH,  XVI,  XVH  des  Grundrisses  Fig.  38),  die 
mehr  als  halbkreisförmig  an  den  Ecken  hervortreten. 

Der  vorspringende  Portalturm  HI,  der  ursprünglich  ein  vierseitiges  Pyramiden- 
dach trug,  ist  jetzt  durch  einen  neuen  Staffelgiebel  mit  spitzbogigen  Blenden  geschlossen. 


-> [  I  I  f  f  [  f  ^J^±44= 


Fig.  38.    Kempen.    Grundriss  der  Burg. 

Eine  ähnliche  Belebung  erhielt  die  äussere  Mauerfläche  des  zweiten  kürzeren  Haupt- 
flügels in  Gestalt  eines  viereckigen  vorspringenden  Pfeilers,  der  ursprünglich  eine 
Wendeltreppe  in  sich  aufnahm.  Ebenso  wie  beim  Kuhthor  (s.  o.)  ist  das  Viereck 
durch  Pendentifs  in  das  Achteck  übergeführt,  das  durch  einen  Spitzbogenfries  eine 
einfache  Verzierung  erhalten  hat. 

Die  jetzt  auf  vier  Bogen  ruhende  Brücke  bestand  ursprünglich  aus  dem  mittleren 
Türmchen  I,  dessen  Fundamente  noch  in  Gestalt  eines  vorspringenden  Pfeilers  er- 
halten sind  und  der  Brücke  H,  deren  letzter  Bogen  jedoch  für  die  Zugbrücke  frei- 
gela.ssen  war.  Vor  dem  J.  i634  führte  allem  Anschein  nach  die  steinerne  Brücke  ohne 
Unterbrechung  über  den  Graben. 


94 


KEMI'KN  95 

Die  drei  Tu  rinn  zeigen  ein  einfaches  Kranzpesiins  mit  Spitzlx>);rn.stcllungrn  in        Barg. 
Ilauslciii.     Nur  das  Kraii/gesinis  an  dem    südöstlichen  Turm  XVII    war    mit  Maihi-       Tw»c. 
coulis,  einer  fortlaufenden  Peclmasenreihe  versehen,  ausserdem  hatten  hier  die  Spitz- 
bogen (rine  Verzierung  dunh  eingefügte  Nasen  erhalten.     Die  ur^prünglic  he  F..nn  d«s 
Abs(  hlusses  und   der  D;l(  her  ist  nii  ht  genau  nachzuweisen.    Wahrscheinlirh  alnr  trug 
das  Kranzgesims  einen  Zinnenkranz,  innerhalb  dess«-n  das  kegelförmige  Dach  .nifsti.  - 
Dass  das  letztere   vorhanden   war.  geht  mit  Sicherheit  aus  der  Abbildung  l)ci  ( . 
hervor.     Die  phantastische  Form,    die    aber  hier  der  Z<i«  hn<r  den  D.1c  hen»  gegelMii. 
I.'isst  als  zweifelhaft  erscheinen,  ob  über  das  steinenu-  Kranzgesims  ntwh  ein  hölzenier 
Wehrgang  gesetzt  war.     Rüstlot  her,  die  auf  einen  solchen  deuten  würden,  wurden  Iwi 
der  Restauration  nicht  vorgefunden;  doch  scheint  der  Umstand,  dass  nur  der  Tunn  XVII 
mit  einem  und  noch  dazu  iku.sserst  schmalen,    gleichsam  nur  ornanu-ntalen  steinernen 
Pechnasenkranze  verschen  war,  auf  eine  Kinri(  htung  für  ln'ilzenje  Wehrg.'inge  an  allen 
drei  Türnuii   hinzuweisen.     Di«-  bei  der  R«'stauration  noch  in  Verl.lngerung  des  jetzigrn 
Daches  an  den  Ecktürmen  \ll   uiul   .W'II   sit  htbaren  GiebelansAtze   la.s.sen   auf  einen 
gleichen  h<"ilzen)cn  W'i-hrgang  an  ihr  H;iuptfa«,ade  .s«  hlie.s.sen. 

Die  Teile  XI,  XII.  .XIII.  XI\'.  X\'III  des  (]rundri.s.ses  (Fig.  J»)  .MUtl  ni<  itt  nu  hr 
vorhanden  und  bereits  dur»  h  l'eter  von  LiAenich  abgebrochen  worden;  der  Kalastf-r- 
plan  von  iTSo  im  Stadtarchiv  zeigt  sie  aber  noch  im  ( jruiulrisse.  \'on  ilem  .s,i.il- 
artigen  Raum  XIV  war  1861  noch  die  sehr  starke  Xordmauer  erhalten,  von  der  jetzt 
noch  ein  abgetrep|)ter  Ansatz  steht.  Der  dunh  ein  mi)den>es  ThorgeUlude  ersetzte 
vierseitige  Turm  XVHI  xcrmitteitf  lii  n  Zutritt  zu  der  Harbakane,  der  wieder  auf 
liiier   l'rüc  ke  erfolgte,   über  deren    Form   nichts  sicheres  festzustellen   i.st. 

Der     innere    liurghof   I.\    (\gl.  che    Rekonstruktionszeichnung    von    lluntuli      »«»<••"«- 
Wnlliasc  Taf.  IV)  zeigte-  eine  .Scheidung    der   langen   Rüe  kwand    des    l.lngeren   Haupt- 
Hügels   durch    einen    wenig    vorspringenden    Mittelturm,    der  jetzt    an   .seine-m    «»b« n  i> 
Abschluss  eine  Verzierung  dure  h  einen  .Sjiitzbogenfries  erhalten  hat.      Neln-n  ihm 
fand  sie  h   im   ersten  Stock    der   Kapellenraum    des  .Shlos.ses.    dessen   Aj»sis   als    Alt.ir- 
nisc  hc-    zur  Aufnalnne    der   Mensa    in    che-   Mauertiefe  eingelassen  war.      Kin  eina\ 
jetzt  vermauertes  spitzbogiges  Fensler  mit  Pfosten  aus  Ilauste'inen  und  Vierjvivs  bi! 
die  einzige  Lic  htiWfnung.     Östlich  von  dem  vorspringenden  Ke  klürme  hen  ' 
sprüngiich  eine  odene   \'orhalle.    über  de-r  sich  der  vorgekragte    zw«-it«-    St"- k    m 
Die-   Mauer  des   letzteren   bestand   tiur  aus   Fachwerk,  so  dass  walirMluinü«  h  .m.  > 
Ilolzstützen  als  Twiger  anzunehmen  sind. 

Das  Innere    zeigt  je-tzt    durchweg   neue    Kaumeinteilung    fi\r   die    Zwctkc   »If!»       '■"•••• 
(lynmasiums.      Hei  dem  l'n>bau  wurden  v.m  den  alten  Mauern,  die  dir  aiKM^ninlrnl- 
lic  he  St.'lrke  von   2,5o    -  2,7o  m  halten,  7o      95  cm  im  Innern  .1' 
ohne-  die  l'csligkeit  /u  i>eeintr.'U  htige-n,  m*'Vglie  h  w.ir; 

der  Aussenfrctnten  neue   F.infassungeii  aus  gute-m  Wcikmi m,   ».n...  1..1  ..<■   .■.  .  .,.,....- 
fronten  i\ur  mit   cinfac  hen  Schmiegen   und  Cementgliederung   lnTge«.lelll  wunlen.      Dir 
W'endellrci.pcn.    cheinals    in  der   MauerstArke  neben  dem   Kaum  VI  und  in  dem 
liehen   Wandpfeiler  emporführend.  mussten  gleichfalls  weichen. 

Krhallcii   blieb  die-   Kinf.ihrl  mit  de-m  altc<n  Cewe-MU-.  eibw..hl  i\\  maucr« 

nicht  genau  rechtwinkelig  gc-gen  die  Fronlmauer  stehen.     D 
in  einer  vicn-c  kigen   Einfassung  aus  Haustein,  in  «ler  mn  h  ilo 

Kelten  der  Zugbrücke  sichtbar  sind.      Die-   Einfahrt    ist    vi.n   «>».  •   t^.- ...j, 1 

auf    Konsolen    ruhenden    Rippen    übersp.innt    und    ..||n.-l    *i' »«    n-«.  h    dem    Hnfr    ni 
wiederum   in   .im  m    Spii/t in      D.  r  I  l.im'tllilL'e  I  c-nthu-lt  ui 

95 


Wt. 


96  KREIS   KEMPEN. 

Burg.  einen  «gössen  durchgehenden  Raum  links  von  der  Einfahrt,  den  Rittersaal  V,  der  mit 
dem  Eckturm  VII  in  Verbindung  stand.  Dieser  ist  wie  die  übrigen  zwei  Türme  noch 
in  der  alten  Mauerstärke  vorhanden,  die  im  Erdgeschoss  2,4o  m,  im  obersten  Stock- 
werk 2,2  5  m  beträgt.  Rechts  von  der  Einfahrt  befand  sich  nur  ein  einfacher,  fast 
quadratischer  Raum  VI.  Ein  zweiter  grosser  durchgehender  Saal  VIII  nahm  den 
kleineren  Hauptflügel  ein  ■ —  der  Umstand,  dass  die  1861  hier  ausgebrochenen  Quer- 
wände in  die  Aussenmauern  nicht  eingebunden  waren,  spricht  für  ihre  spätere  Ein- 
setzung. Der  anstossende  Eckturm  XVII  hat  nur  eine  Mauerstärke  von  i,4o  m  im 
oberen  Stockwerk,  während  der  Eckturm  XVI,  der  übereinander  zwei  runde  mit 
einem  Kuppelgewölbe  geschlossene  Turmzimmer  enthält,  eine  Mauerstärke  von  2,1 5  m 
im  unteren,  von  2  m  in  den  oberen  Geschossen  aufweist.  Den  Zutritt  zu  den  oberen 
Stockwerken  vermittelt  bei  den  Ecktürmen  eine  in  der  Mauerstärke  befindliche  steile 
und  enge  Wendeltreppe,  die  bei  dem  Turm  XVI  nur  eine  lichte  Weite  von  65  m 
besitzt.  Die  Keller  zeigen  in  sehr  starker  Konstruktion  Flachgewölbe,  die  noch  zum 
grossen  Teil  erhalten  sind. 

Rathaus.  Das  RATHAUS  ist  ein  schmuckloser  Backsteinbau  aus  den  Jahren  i747  — 1749 

(TER  Schollen  a.  a.  O.  S.  So.  Akten  wegen  erbauung  des  dassigen  gerichts-  und 
Statthauses  im  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf,  Kempen  R.  2).  Die  dem  Marktplatze 
zugewendete  Fa9ade  enthält  im  Erdgeschoss  eine  offene  Halle,  von  vier  starken  auf- 
gemauerten Pfeilern  mit  groben  Basen  getragen.  Unter  ihr  befindet  sich  noch  jetzt 
die  Stadtwage,  die  bereits  in  einer  Urkunde  von  i537  vorkommt  (Kopie  im  Grünen 
Buch  des  Stadtarchivs  p.  io7). 

Waisenhaus.  Das  WAISENHAUS  am  Hessenring  ist  das  frühere  Amtsgebäude,  das  schon 

auf  dem  Prospekt  bei  Gelenius  erscheint.  Ein  stattlicher  Backsteinbau  mit  Eckver- 
klammerung  von  Hausteinen,  Staffelgiebeln  und  grossen  Fenstern  mit  steinernen  Kreuzen. 
Nach  der  Ölstrasse  zu  ist  die  Ecke  für  eine  Nische  abgeschrägt,  die  jetzt  durch  eine 
moderne  Figur  eingenommen  wird. 

Haus  Veidt.  HAUS   VELDT   zwischen   Kempen   und   Aldekerk.     Jo.s.  Strange,   Beiträge 

zur  Genealogie  der  adeligen  Geschlechter,  Köln  1866,  XII,  S.  27.  —  Clave  von 
BouHABEN,  Zur  Geschichte  des  Hauses  Velde:  Heimatskunde  1880,  S.  i43.  Die  Burg, 
im  i4.  Jh.  zuerst  im  Besitz  des  Johann  von  Honslaer  genannt  van  den  Velde  (Museum 
Alfterianum  foL  66,  Köln,  Stadtarchiv),  wird  schon  i48o  von  Wilmius  als  castrum 
dirutum  erwähnt.  Sie  war  nacheinander  Eigentum  der  Weyenhorst,  Hemmerich,  Vel- 
brück.  Aldenbrück,  Wyckrath,  Fürstenberg.  Von  ihr  steht  nur  noch  der  Rest  eines 
in  Backstein  aufgeführten  Thorturmes,  der  über  der  im  Steinbogen  geschlossenen 
Durchfahrt  eine  Turmstube  mit  grossem  vierseitigen  Fenster  nach  der  Aussenseite  hatte. 
Neben  dem  Thorturm  sind  zur  Rechten  nur  noch  die  Ansätze  eines  in  der  gleichen 
Flucht  stehenden  Traktes  sichtbar.  Über  dem  Thor  die  Wappen  der  Aldenbrück 
und  Vlcjdorp  mit  der  Beischrift :  R  V  A  G  V  (Rütger  von  Aldenbrück  genannt  Velbrück) 
WSM  V  (Walburgis  Sibylla  Maria  Vlodorp)  i577.  Eine  Kapelle  ward  hier  schon  i442 
von  Johannes  von  Veldt  gegründet.  W.  p.  3i  :  i442  nobilis  dominus  Joannes  a  Feit 
in  proprio  suo  peculio  fundoque  in  honorem  deipare  virginis  et  s.  Gregorii  exstruxit 
sacellum  in  eoque  fundavit,  pro  conservatione  missarum  et  sustentatione  unius  sacer- 
dotis  dedit  predium  ten  Holt  iuxta  s.  Petrum  cum  suis  appendicibus. 

Im  J.  i444  wird  die  Kapelle  geweiht  (J.  p.  36i;  —  vgl.  Binterim  u.  Mooren, 
D.  C.  II,  S.  343,  345,  346).  Bereits  im  J.  i453  ist  ein  Neubau  notwendig.  W.  p.  35: 
l453  studio  Joannis  vrm  Hembergh  militis  et  Lovis  von  Wienhorst  knab  vom  wapen 

96 


Tafel  IV. 


Kempen.     Rekonstruktion  des  Burghofes. 


KKMI'KN.  ')i 

sarclluiu  in  X'cldt  iiostro  malitioso  tempore  exiisuin  restauratum,   qui  et  p;itroi)i  eius  Hau*  VcMu 
(li(  untur.      Meister   CV/r/s/ian   Allgotz    '\:X    der    Baumeister   des   Turmes    (BiNTERiM    u. 

Mooren,  D.  C.  II,  S.  38 1). 

PFAKR  II. \rs.    Im  Besitz  des  Herrn  Pfarrers  Frcmlonhammer:  kleine  Gruppe   pr»rrknat. 
(Irr  Verm.'ihlun«?  Marias  mit  Joseph,   die  zwxselien  zwei  weiteren  Penumcn 
dem  Hohenpriester  knieen,  gute  pojychromierte  und  reich  vergoldete  nicderrhcinls» he 

Ilf.lzschnitzerei  vom  Anfang  des   16.  Jh. 

.SAMMLUNG  DKS  KUNST-  UNI)  ALTKRTUMSVF.REIN.>.    inv  m   s. 
stelciu  \Va(  hstum  hegritrene  Sammlung,  die  eine   Reihe   tre(lli«her  Stü«  ke  enth.llt.    i^t    «lo  a 
interimistisch   in  einem  Saale  des  Rathauses  untergel)ra(  ht,  der  aher  nur  die  Auf'stelluiiL''*"*" 
eines  kleinen  Teiles  ge.stattet.     Spilter  soll  das  Kuhthor  mit  seinen  gerilumigen  O 
geschossen    die   Sanunlung    aufnehmen.     Das    klein«'    Museum    enth.llt    zunflchst   eine 
Zusammenstellung  der  st.'idti.schcn  Alterthümer,    die  ültesten  Urkunden,    Rechnungin 
und  Siegel,  eine  Kollektion  V(m  Münzen  und  Siegcistempeln.   Von  besonderem  Inter- 
esse sin<l  die  sei  hs  Ratsherrenkrüge,  tri-fTli«  he  Zinnkrüge  um  1600  mit  dem  K<  ' 
Wa])pen   in   l)unteii  P'arhen  auf  dem   Hat  hen  Bauche,  und  die  Abzeiciu'n  «ler  S<  ....w- ..- 
gilden   des   Kempener  Landes,    ajs  .'iltestes   das  Abzeichen   der   Schmalbn »icher   H«>n- 
schaft  von  i596  njit  einem  Vogel  als  Anhänger.     Die  wertvolle  Bronzet;ifel  von  l4oo 
mit  der  ( iründungsinsthrift  der  Burg  ist  schon  oben  (S.  9o)  erw.lhnt  worden.     Fr 
nunische  und  romanische  Altertümer,  eine  Flachschale  von  terra  .sigillata  vom  B<"'ni 
Hof   bei    Kempen,    zwei    grosse   germanis«  he  (irabumen    aus    Brüggen    (S.  20).     Km»- 
kleine    Kollektion     \,,\\   Waffen,    Helleb.irden,    .Xrmbrüsten,    (iewehren.    Pist«»len.    sjw 
nischen   SturmhaulMii.     Sodann  eine   Reihe  guter   Kichennu-ubh-s  des   16.  und    l7.  Jh. 
Zunächst  eine  grosse   Kredenz    aus  iler  1.  H.  des  l7.Jh.,    im  <)lH'rNt<Kk   mit    drei,    im 
Untersto(  k  mit  zwei  Thüren  und  gewundenen  Kt  ksilulchen  und  Füllungen  aus  |ii»licrtem 
sdiwarzen    und    l.r.uim  11    Ib.lz.     Kin   geschnitzter   Schrank    um   l6oo.    ol)en   mit   iwci 
Thüren   und   i-inem   mittleren,   mit   :\rabesken  gefüllten   vertieften   Fehle.      Ein 
1,60   ni    iicilur    .\ufsatzs(  hrank    aus    Haus    .Mih-nhof    hv'x    Kempen    mit    ges»  bmt^U  u 
Füllungen  um    1600.     Drei  Truh«-n    um    i65o.    charakteristische  Arl>eiten.     ' 
mit  zwei   l'eldern  und  rei(  h  verziertem  .Millelpilasl«r,  die  P.inneaux  nut  F" 
in   .\r;iliesken.      Kin    schwerer    eichener   Ballentisch    mn    l65o.    gevhnit 

Unler    d(  II    Un-m.'llden    eine    Reihe    von    Bildnissen,    /.um   Teil    Uar>>telhi! 
historisdi    bekannter    l'ersr.nlii  hkeiten.      .\u>    tien»    Haus    .Ahh'nhof   eine    Reihe    \im 
acht   l'ortr.'ils.  die  .'llteslen  mit  dii»   .\ufschrift«-n: 

1.  \I)I<I\N    I>l     MKIVN    VON    lU.ANt  KHVOKRT    OHIIT    .\.   l63a     »I.   UARTII     AITT.   64. 

2.  j.    II.    VON     .MKKr.l.K     NAT.    21.   JfSIl     1 68 1 .       DKI'KX    ANNO    l7a8.      TISXIT     Al> 
VIVIM    Litios  /)' 

.V    ((  )hne  Namen)  NATirs    AN.so   l687    nt.v    2V     \i«.i-.sij.     i»n-it  i     an.m»   lii» 
riwn    \i>  \  ivii.M   /.Utas  li. 

■\.    ».,  J.   NAIl'.S    DIN    9.  NOV.    1687.       I'INXM    dt  liorgttli     ^^^"   «7j3. 

Sod.inn  die   Bildnisse  von  mehreren  (ieistlichen    uml  •  i>    «l.irunlrr   K 

fürst    Klenuns   August,  ni«-derl.lntlische   Portr.lt.H  iles  i7.  Jh. 

Das  b««hut«nd,ste  Stück  ist  da.s  grosse   Pi»rlrni    des  Thomas   a   Kemi 
//    Kfssfiti   im    I    i629  gentalt   (W.  p.  94).  »las  (iegenMOck   i\\  dem  in 
(oImii  S.  75)  belimllichen.      D.is   3.30X1.3$  gnwise  t»  den   1  m« 

kurzem   i>i.ininii  X'ollbart   und   braunen   I.o<  ken.  mit  '  ' 

Figur  in  olleiK  1  Landsch.ifl  sit/.entl.  im  Hinti-rgrund /.«••uc.  u!<    in--     >-   ., 


98  KREIS   KEMPEN. 

Sammlung   clic  Linke  auf  einem  Buch.     Ein  zweites  Bild  der  Sammlung  giebt  Thomas  in  höherem 
und  Au"er-"   Alter  wieder,  das  milde  Antlitz  von  kurzem  weissen  Bart  und  spärlichem  weissen  Haar 
«"'"^''^ ■■''"*•  umrahmt.    Weitere  Porträts  des  Thomas  mit  der  Stadt  Kempen  im  Hintergrunde  im 
Privatbesitz  zu  Kempen  und  im  Museum  zu  Kciln,  aus  der  Sammlung  Wallraf  stam- 
mend.   Inwieweit  die  Darstellungen  authentische  Porträts  sind,  ist  nicht  nachzuweisen. 
Hundert  Jahre  nach  seinem  Tode  erst  erwähnt  ein  Franz  von  Tholen,  vita  Thomae 
c.  12  ein  Bildnis,  nach  dem  wohl  der  Stich  bei  Henr.  Prower,  Biographia  Thomae 
a  Kempis,  Aachen  1682,  gefertigt  ist.    Im  J.  t569  Hess  der  Prior  des  S.  Agnetenberges, 
Cuperinus,  ein  Bild  des  Thomas  anfertigen  (Heribert  Rosweidus,  Annales  ad  vitam 
Thomae  p.  121).     Ob  Thomas  a  Kempis  thatsächlich  der  Verfasser  der  imitatio  Christi 
sei,  ist  bekanntlich  durchaus  fraglich.     Dass  ein  Thomas  von  Kempen  existiert  habe, 
ist  unzweifelhaft  (zuerst  bestritten  in  der  Ausgabe   von  Jodocus  Badius  Ascensius, 
Paris  i520,  c.  II,  4;  c.  V,  2)  und  durch  die  Untersuchungen  Moorens  und  Klöckners 
über  die  Kempener  Grundstücke  genau  festgestellt  (vgl.  Ann.  h.  V.  N.  XXXVIII,  S.  i48). 
Auch  die  Nachricht,  dass  zwei  Männer  namens  Th'omas  in  Zwolle  gelebt  (so  Johannes 
Butzbach    im    Auctarium    in    librum    Joh.   Trithemii    de    scriptoribus    ecclesiasticis), 
ändert  hieran  nichts  (Braun  in  den  Ann.  h.  V.  N.  XI,  S.  i95.    —    Mooren   ebenda 
XIII,  S.  238.  —  Ders.,  Über  den  jetzigen  Stand  der  Frage   nach  dem  Verfasser  der 
imitatio:  Nrh.  G.  1880,  S.  i).     Aber  im  i5.  Jh.  erscheinen  nur  i4  Ausgaben  mit  seinem 
Namen,  46  ohne    diesen   (über  die  Ausgaben  —  jetzt  gegen  3ooo  —  vgl.  Augustin 
DE  Backer,  Essai  bibliographique  sur  le  livre  de  imitatione  Christi,  Lüttich  i864.  — 
E.  Fromm,  Die  Ausgaben  der  imitatio  Christi  in  der  Kölner  Stadtbibliothek:  Veröffent- 
lichungen der  Kölner  Stadtbibliothek  II).     Für  Thomas  werden  angeführt  die  Äusse- 
rungen im  Chronicon  Windeshemense  des  Johannes  Busch  und  im  Catalogus  scrip- 
torum  ecclesiasticorum  des  Johann  Trithemius.     Aber  gerade  im  ersteren,  c.  XXI, 
p.  346,  wird  Thomas  nur  als  Abschreiber  erwähnt.    Die  Handschriften  sprechen  eben- 
falls nicht   von   der  Autorschaft.     Der  Kodex   von   Kirchheim,   der   den   Namen   des 
Thomas  trägt,  ist  nicht  i42  5  geschrieben:  diese  Notiz  findet  sich  nur  auf  einem  an- 
geklebten Papierstreifen.  Das  Gaesdonker  Manuskript  hat  überhaupt  nie  den  Namen 
des  Thomas   getragen,   das   Autographon  Antwerpiense  nennt   Thomas   nur   als    Ab- 
schreiber.    Mehr  als  20  berühmte  Namen  sind   als  Verfasser  genannt   worden.     Für 
Thomas   entscheiden    sich   vor   allem   Karl   Hirsche,    Prolegomena  zu   einer  neuen 
Ausgabe  der  imitatio  Christi,    Hamburg  i873.    —    O.  A.  Spitzen,  Thomas  a  Kempis 
als  schrejver  der  navolging  van  Christus,  Utrecht  1881.  —  Victor  Becker,  L'auteur 
de  l'imitation  et  les  documents  neerlandais,  Haag  1882.    —    Keppler,  Der  Verfasser 
der  Nachfolge  Christi:  Tübinger  Theologische  Quartalsschrift  LXII,  1888,  S.  48.   Für  den 
Benediktinerabt  Gersen  neben  Wolfsgruber  noch  J.  P.  A.  Madden,  Lettres  d'un  bibho- 
graphe  6.  serie,  Paris  1886,  p.  264.    Aber  die  Handschriften  sprechen  dagegen:  der  Cod. 
Aronensis  (Bibl.  nat.  in  Turin),  der  Cod.  Bobbiensis  (Cod.  lat.  i3598   der  Bibl.  nat.  zu 
Paris),    der  Cod.  Parmensis  (Cod.  121,    Kais.  Bibl.  St.  Petersburg),    der   Cod.  Romanus 
(Vallicelliana  B.  i35),  die  ihn  als  Autor  nennen,  stammen  sämtlich  erst  aus  dem  i5.  Jh. 
(H.  Denifle,    Kridsche   Bemerkungen   zur   Gersen  -  Kempisfrage :    Zs.  für  katholische 
Theologie  VI,   S.  692).     Dass    Gersen   als   Abt  in   S.  Stephan   zu  Vercelli   gelebt,   ist 
überhaupt  erst  im  l7.Jh.  behauptet  worden  (Agostino  della  Chiesa,  Historia  chrono- 
logica  ep.  et  abbat.  Pedemcmt.,  i684,  p.  29 1.    In  seinem  späteren  Werke  Corona  reale 
di  Savoia,  i657,  \).  210,  erwähnt  er  ihn  überhaupt  nicht).     Ist  so  Gersen  abgewiesen, 
bleiben  doch  Gerson  der  Kanzler  und  andere  noch  als  Bewerber  zurück.    Die  Streit- 
frage ist  vor  der  Hand  noch  unentschieden.    Vgl.  noch  A.  Ruland,    Der  Streit  über 

98 


KKMPKN. 


99 


Kraa«r. 


Sckt*äkaw 


(Uli    Verfasser    der    iinitatin    im    i8.  Jli.  in    DcuLschland :    Scrapcum   l86l,   S.  273.  -.«»i-tir 

N.  C.  KiST,  Thomas  a  Kempis:  KiSTcn  Rovaards,  Arthief  v.  Kcrkel.Gcschifdenis  XIV,   ,' 
|).  i93.  —  W.  Moi.i,,    Kerkgescliiedcnis  van  Ncderland   voor  de  hcrvomiing,  L'trctht '""*'*''""■ 
i87i,  II,  p.  372.   —   L.  J.  GuENKBAUi.T,  Nouvclles  recherches  sur  le  vcritablc  autmir 
(Ir  Tiniitation:   Revue  an  liei)l<»friqvie  V,  p.  3i5.  —  Stimmen  aus  Maria  I^'iarh  X,  S.  iji. 
Fromm,  Zur  Sln-itfra-^e   über  den  Verfasser  de  imitatii»ne  Christi:  Zs.  für  K--- '  -  ■  ■ 
geschichtet  X,  l888,  S.  58.   —   Ders.,  Vier  Hiuher  von  der  Xaihfolcr  Christi:    I'.i 
theoU)gisrhcr  KLnssiker  XXIV,  (iotha  |889.   Kinleitunj^. 

S  A  M  .M  L  U  X  ( ;  CONRAD   K  R  A  .M  K  K      Kine  der  bedeutendsten  und  rei.  h- 
sten  I'rivat.sanimUu><;en  (U-s  Xiederrlx-ins,  (He  auf  den  Gebieten  der  «inianicnlalcn  und 
rif(ürli(  hen  Holzskulplur  zur  Zeit  (h-n  ersten  Ranj;  unter  allen  .S.immlunt^en  der  Khrin- 
])ri)vinz  einninnnt.    Sie  entli.'ilt  fast  durehwe^  Stücke  ersten  Ranges.  N.'lnitlicli  der  nieder- 
rheinischen    Kunst  angehTirend.     Von   besonden-r  Bedeutung  ist  die  gros.>e  K<>lleL' 
von  reichges(  linit/.ten  Schränken,  die  di«'  Ausbildung  die.srs  Zweiges  des  Kunstgewi 
(iure  li   zwei   falirhunderte  hindurch   vorführt.     Darunter  die  beiden   besten  Werke 
Meisters  Ton  liocliolt.     Hier  werden  nur  die  hervorragenderen  Werke  genannt. 

1.  Gothis<lirr  K  ir(  henschrank  aas  der  Ai)tei  Gladbach,  um  l5oo.  Zwei 
grosse  Flügelthüren  mit  achtzehn  Feldeni.  die  Füllungen  in  gothischen  mit  RiMetten 
besetzten  riemenartigen  StnMfcn  dun  h  .\ushebung  des  (Grundes  hcrgi-steilt,  .schmale 
alte   Risenbes<lil;ige. 

2.  Renaissanccschrank    aus    der    N.'lhe     v<in   («refrath.    um    i6oo,    in    /».i«-; 
Stockwerken,  das  obere  mit  drei,  das  untere  mit  zwei  Thflren.    Im  i>l)eren  Stinkst 
die   gut    ausgeführten    nall)(iguri'n  der  vier  Kvangelisten  als  Karyatiden,   nn   ilen   ge- 
schweiften Sockeln  allerlei  Symbole.     Die  oberen  Füllungen  zeigen  rci«hr  Kartouclirn 
mit  einem   Kopf  im   Mittehnedaillon. 

3.  Ki<  hener    kleiner    sj).'! tgothisrher   .Schr.ink    aus   der    K.irll 
früher  in   der  Sammlung  des   Malers   Meinertzhagen  zu   Ki«ln.     Die  athi    t  .  m- ■    .nm- 
li(  h   wie   bei   Nr.  I  ;   alte   Kisenbe.schl.'lge. 

4.  l5o(  liolter  Schrank  aus  der  Werkstatt  von  B<H-liolt  zwlsi-hen  l57o 
in  zwei  Stockwerken,  das  cber«-  mit  ilrei,  das  untere  mit  zwei  ThOren.  Clianikter- 
istisch  für  (Icn  Meister  sind  dit*  llalbfiginen  von  Satyren  und  nackten  Men^«  lien  aU 
Karvatid«'n  in  geistreicher  Zeichmmg  un«l  weicher  Ausführung.  Die  unteren  ThQrrn 
zerfallen  eine  j«'de  in  drei  mit  syinmetrischen  FülliMii;«n  \«Tsehene  I*  "'  n 
mittlere  der  oberen  l'anneaux  cnlh.'llt  einen  S»  hild  nut  euu-r  von  «-ineni 
Icn    Hausmarke  und   den   Ihu  hslaben  TM. 

5.  Moc  holter  Schrank  von  dem   gleichen   Meister,  ins«  hriftli«  h  ^"m    lS7*>.  ii» 
drei  Stoi  kwerkcii.     Dir  Karvatiden  werilen  wie«i«T  «lurch  nackte  II 
unti  I    .Irin  II  .luch  Fr.iucn  vorkummen;  die  kc»ke  l'hant^iMJe  dei»  Kun-iIrTH  «kl«' 
hart    die  ( irenze   ties  Obs«  i^ien.     Di«-    l'anneaux    mit    \'  i    Grund    uml    M 
mcdailJMii   mit    Ki'pf      In    dem   Mittelfeld  ein  Wap|M"n.  ai>    ' 
Miinii   und  cim-  Ma<  kt<-   Krau.      Heide  .S«  hranke  sin«!   I'ra«  h«-... 

().    Fi«  hener  S«  hrank  zwi.s«  hen    l55o      l56o.  au%  der   I 
Doppelthiu-,    eine  je<h'    mit    zwei    Wappen    mit    Vinierhelm.   nehr 
«hütkter   llclmzier  un«l  frei  ornament.d  behamleller  Wapix-ndi'  \ 

pilastern    Rank«-nfüllung(*n. 

7.  Gothis«  her  eichener  St«»IlenHclirank  au?»  Wa< 
n«sitze  dir  Schenk  von  Xi«I«-ggen  (Fig.  39),     I' 
«Ii«'    beiden   Thürcn    «l«"s    K;i>.t«-ns    nnt    «lur«ld>i ■■. •    ■• 


mit 


«1«; 


99 


100 


KREIS   KEMPEN. 


Samnihu.g    Teil    verzinnten    Eisenbeschlägen.      Links    ein    Scliild    mit    nach    links    springendem 
Kr.imer.     L^j^^.^j^^  rcchts  ein  Schild   mit   drei  Hörnern.    Zwei  einfachere  Exemplare   im  Kunst- 
gewerbemuseum zu  Düsseldorf. 

8.  Gothischer  Schrank,  zwischen  i48o  —  i5oo,  mit  durchbrochenen  Füllungen 
auf  rotem  und  blauen  Grunde,  die  Motive  der  schön  geschwungenen  stilisierten 
Ranken  sind  Weinreben  mit  Trauben.     An  den  Seiten  einfache  Fugen. 


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Fig.  39.    Kempen.    Sammlung  Kramer.    Gothischer  Stollenschrank. 

9.  Stollenschrank  aus  Eichenholz,  aus  Gut  Langenfeld  bei  Wachtendonk, 
um  i54o,  der  freistehende  Kasten  in  zwei  Geschossen  auf  reich  geschnitzten  Eck- 
pfeilern, die  Panneaux  in  flachem  Relief  mit  scharfer  Konturierung  ausgeführt,  das 
mittelste  Feld  mit  einem  Kopf  in  einem  Kranze. 

10.  Kleines  Humpenschränkchen  aus  Köln  um   i55o. 

11.  Humpenschrank  aus  der  Aachener  Gegend,  zwischen  i54o  —  i55o,  die 
Panneaux  vertieft  mit  flachen  Kcipfen  im  Mittelmedaillon. 


loo 


KEMPEN 


lOl 


12.  Schmuckk.'lstchcn    aus   der   allen    Bur^  in    Kempen,   ehemals   im    Besitz    Saaaiaac 
der  P'amilie  von  Hirt/,  vorzügliche  Schnitzerei  in  Buchenholz  v<»m  Ai'^"-"'  ''■  -  •'    "•  '•"•'• 
in  rechteckige  PY-Idcr  geteilt,  in  die  je  ein  jf''''''ssercr  Wap|)en.s<  hild   • 

iiincriiall)  eines  Dreipasses  mit  reichem  I^iubwerk  je  zwei  kleinere.  Auf  den  Seilen- 
schildchen  zweimal  amok.  \'^l.  Ausstellung  der  kunstgewerblichen  Altertümer  in 
Düsseldorf  1880,  Nr.  io58. 

13.  Gothische  Bank  aus  Bocholt,  .Schnitzarbeit  des  l5.  Jh.  aua  1  >U. 
Die  Rückwand  mit  zehn  vers(  hietlenen  Küllung<*n,  eine  mit  den  drei  Lcparden- 
k'ipfeii,  dem  Bocholter  Wappen. 

i4.   Mad«)nna    aus    dunklem    Nu.ssbaumholz.      Teil    eines    cnglis*-lien   GravM--.      svui^u«» 
Maria    auf  den   Stufen    eines  Altares   knieend,    mit   abfallenden   5><-hultem.     Die  <  . 
Wandung  mit  scharfen  Brüchen,  vorzügliches  Stück  zwischen  l38o  unil  l4oo. 

i5.  Kreuzigungsgruppe  in  Ilolzkasten  um  l5oo  (|)hot.  v«>n  Kühlen  in 
M.  Gladbach). 

1 6.  Das  K  ö I n i s c h  e  W a p p e n  von 
zwei  knieenden  gelockten  Engeln  in  rei- 
cher bauschiger  Gewandung  gehalten 
(Fig.  4o),  zierliches  Werk  vom  Enile 
des  l5.  Jh. 

17.  .S.  Damianus  in  halber  Le- 
bensgrössc,  mit  einer  Kappe  auf  dem 
lockigen  Haupt,  mit  Buch  und  Büch.se, 
ii)  langem  Mantel,  etwas  handwerk.s- 
m.'issigc  und  tUnhtige  Arbeit  d<r  K''>lner 
.Schule  um  i48o. 

18.  Madonna,  vorzüglit  hes  Werk 
der  Kalkarer  S(  hule  um  l48o — l5oo, 
auf  dem  linken  .\rni  das  nai  ktc  Kind 
mit  (int  T  Traube,  tlie  Gestalt  zierlich 
geschwungen,  auf  der  rechten  Seite  gut 
Studiertc  Gewandm«  »tive. 

i9.  Jakobus  und   Hart holom.nus.   Statuetten   der  gleichen  Zeit  und  gleichen 

S(hule. 

20.   Maria,    gute    und     ( har.ikteri.stis«  he    St  hnil/erei    der    Alteren    Kolnu*  hen 
.St  hule    zwisthen   i4oo      i42o.     Die   Mad<»nna   sitzt  »tcif  aufreiht,  auf  ihmn   linken 
Knie  das   Kind   nnl  d«r  Erdkugel  in  der  Linken,  tlie  Rechte  segnend  erhclicnil.    iVr 
iinv«rh.'lltnism.'lssig  lange  uml  schmale  OberkörjMT  durch  einen  Leihnnk  mit  > 
eckigen    Falten   verhüllt. 

;i.  S.Christoph.   K«>lner  ;\rbeit  um  i5oo,  nut  tier  K 
gestützt,  mit  der  Linken  den   Mant«l  .lufr.iHeml.  auf  ^ 

22.  /w<'i   Engel  als  Leu»  hier  hal  ter.  niedeti  n.  i.n-. 
des    l5.  Ib..  schl.inke    gr.izitise    Gesl.dlen    mit    .lulgerii  bt- t- n 
gros.ser    Freiheit    in    «ler    Krlin<huig    und    in    der    Li 
.Schi">ld»eit  (phot.   von    Kühlen). 

23.  u.  24.  .S.  Helena  und  ein  heiliger  Abt.  gute  Werke  der  KalLirri 
um    i520.    von    tüditiger    uml    sorgs.imer  Dur»  hführung   (Kig  ■♦«   ""*•  "♦•'>      ^**'-  *^"** 
Stellung  iler  kunstgi-werblichen   Altertümer  in   I)iLv*el»|orl   1880,  S.  I»4. 


Flf.  Mi. 


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>i.kuim 

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•  in    hann< 


101 


lo: 


KREIS  KEMPEN. 


Sammlung 
K  r  a  m  e  r. 


25.  H.  Anna  selbdritt  (Fig.  42).  Charakteristische  tüchtige  Kalkarer  Schnitz- 
arbeit um   i46o  —  i48o. 

26.  Drcifaltigkeitsgruppe  aus  Anholt  (Westfalen),  gute  Schnitzerei  um  i5oo, 
von  besonderer  Sorgfalt  in  der  P'arbebehandlung.  Die  Darstellung  ikonographisch 
interessant:  Gottvater  stehend  hält  in  den  Armen  den  Leichnam  des  Sohnes,  auf 
dessen  Hals  die  Taube  sitzt. 

27.  S.  Katharina,  kleine  Figur  aus  Nussbaumholz,  zwischen  i4oo  und  i42o, 
mit  Schwert  und  Rad,  meisterhaft  in  der  Ausführung. 

28.  H.  Anna  selbdritt,  um  i48o,  vortrefflich  und  bei  der  geringen  Grösse 
bewunderungswürdig  durchgeführtes  Stück. 


Fig.  41 — 43.     Kempen.     Sammlung  Kramer.     Holzskulpturen  der  Kalkarer  Schule. 

29.  Englischer  Gruss,  Kölner  Schnitzerei  zwischen  i48o  und.iSoo  (Fig.  44). 
Die  auffallend  auseinander  gerückten  Figuren  in  Haltung  und  Bewegung  sorgfältig 
gegeneinander  abgewogen. 

30.  S.  Brigitta,  um  l5oo,  Kempener  Schnitzerei,  etwas  nüchterner  und  in  der 
Behandlung  etwas  strenger  als  die  Kalkarer  Figuren. 

Gemälde.  3i.u.  32.  Zwei  Bilder  der  älteren  Kölnischen  Scliule  um  i42o,  Holz,  S.Katha- 

rina und  S.  Barbara  en  face  auf  rotem  Grunde,  schmaLschulterige  ätherische  Figuren 
mit  dünnen  zugespitzten  Händchen. 

33.  S.  Hieronymus  und  S.  x\ugustinus.    Von  einem  oberdeutschen  Meister. 

34.  Kreuzigung  auf  Holz,  tüchtiges  Bild  der  Kölnischen  Schule  um  i48o,  dem 
Meisler  der  Lyversberger  Passion  nahestehend,  mit  reichem  landschaftlichen  Hinter- 
grunde. Im  Vordergrunde  Christus  am  Kreuz  zwischen  den  zwei  Schachern,  links  die 
zusammenbrechende  Maria  von  Johannes  gestützt,   rechts  Maria  Magdalena  knieend. 


I02 


KEMPKN. 


io3 


Im    Inkarnat   herrscht  ein  warmer  brilunlU  her  Tun  vor.    Köpfe  wie  H.lmk-   sind    v..i. 
feiner  Zei(  hnung. 

.       .^5.   A  II  iH-tunp;  der  Könige  auf  Holz,  niedcrlilndiM  h.   Reicher  bndM.haftli.h.r 
und  an  hitcktonischer  Hintergrund,  auf  einem   Tilaster  die  Zahl  i536. 

36.  u.  .37.   Porträts  des  Köhier  Katslurrn  Matth.'lus  Dui.sterlo  und  der  Katharina 
Jabadi,    von  ////  ran  .Um    aus    dem  J.  i588.     (iut   ausgeführte    BruslhiKIcr.   in   den 
ol)eren   E(  ken  die  Wappen  der  Dargestellton.    Vgl.  J.  J.  Merlü  in  den  Ann   »■  '^"    V 
IX,  S.  i4. 

Ausserdem  eine  Auswahl    von    Rüstungen   und  Waffen.     ¥An  grosser    HamLv  h 
aus  der  Sammlung  Nikolaus  Zimmermann   in   Köln  (vgl.  den   HEBERLE'schcn  Katal-n^- 


Kraacr. 


Fig.  44      Kempen.     änmmlunK  Krämer.     Koglikchvr  («ruM. 


voll  |8.?3,  Nr.  124,  S.  8),  getriebene  kupferne  W.uulU-uelitcr.  Kinc  reiche  S.unmlung 
geschlillener  (ll.'l.ser,  Siegburger,  Freihener,  Na.H.s;mer,  Kaerener  Krflgr  fdicKrcthrncr 
piiot.  Voll    Kühlen'. 

.S;\.M  M  l.r  .\(  i    II  1'.  1. 1..\  KR.     Unter    vielen   wertlo>en   Mildern:    Matlonn.!  auf    ^. 
der  Mondsit  hei,  auf  tiein  linken   .\rtn  das   Kind,    in  •'<  r    o.  htin    lt. 411.!    •  iin  t>    Vi.f.  I 
in  einer  Mandorla  auf  (ioMgrund,  in  ilen   Kcki-n  \ 
Talelbild   um    1  .Soo. 

Madonna  auf  iler  Mondsichel  vor  einem  Sirahlenkran  mit  tirm  na«  kirn 

Kinde  auf  «lem  ret  ht«-n  .\rm.  den»  Szepter  in  iler  Linken,  ulwn  m  Wt.l  tivatrr 

und   Christus   /wis(  hen   Kngeln.     ("lUteü  ni«"«lerrheinis.  he-.   Mild  um  l5lo. 

Niederrheinisihes  Triptychon  vom  .Anfang  d-      '     "      '  •  "^ '-ing  Wott 

in    Kohl,    mit    reichem    lands«  haltlichen    und    .n.  h  1      In  «Irr 


loJ 


Io4  KREIS   KEMPEN. 


Hellner. 


Sammlung  ]Mitte  die  Anbetung  der  drei  Könige,  auf  dem  rechten  Flügel  die  Beschneidung,  auf 
dem  linken  die  Anbetung  der  Hirten. 

Zwei  handwerksmässige  kölnische  Bilder  des  i6.  Jh. :  Abendmahl  und  Kreuzigung. 

Christus  und  der  ungläubige  Thomas  in  lebensgrossen  Halbfiguren.  Gutes 
vlämisches  Werk  vom  Anfang  des   i7.Jh. 


LOBBERICH. 

Pfarrkirche.  PFARRKIRCHE    (tit.  s.  Sebastiani   m.).     A.  Fahne,    Geschichte    der   ver- 

schiedenen Geschlechter  Bocholtz,  Köln  i863,  I,  S.  Ii5,  281.  —  Fr.  Nettesheim, 
Geschichte  der  Schulen  im  alten  Herzogtum  Geldern  S.  7o2. 

Handschriftl.  Qu.  Pastores  huius  ecclesiae  ab  anno  millesimo  quingentesimo 
vigesimo  quinto,  mit  kleiner  Chronik,  geschrieben  i752  durch  A.  H.  Buckhuys  — 
Fundatio  der  processie  tot  de  nieuw  opgerichte  seven  statien  by  het  dorp  Lobberich 
—  Catalogus  pastorum  —  Register  der  Kirchenrechnungen  und  Bruderschaften  von 
i7oi  —  sämtlich  im  Pfarrarchiv. 
Geschichte.  Das  Kirchspiel  von  Lobberich  ist  eines  der  ältesten  im  Kreise  Kempen.     Der 

lebhafte  Verkehr  zwischen  Köln,  Aachen,  Xanten,  Maastricht  begünstigte  das  rasche 
Aufblühen  des  Ortes:  schon  vor  dem  Regierungsantritt  des  Erzbischofs  Evergerus 
im  J.  985  war  der  Kirchenverband  von  Lobberich  so  bevölkert,  dass  Grefrath  als 
Tochterkirche  abgezweigt  werden  musste  (Fahne  a.  a.  O.  I,  S.  281).  Die  Mutter- 
kirche mit  Venlo  und  Tegelen  trat  der  Erzbischof  an  das  Bistum  Lüttich  ab  (Liber 
de  fundatione  et  abbatibus  monasterii  s.  Viti  in  Gladbach  c.  XXI  bei  Fahne 
a.  a.  O.  III,  S.  6).  Das  Patronat  lag  in  den  Händen  des  Frauenklosters  Halem  (Haien 
an  der  Gete,  im  Quartier  von  Löwen),  ward  von  diesem  an  die  Grafen  von  Molbach 
und  von  der  letzten  Gräfin  Alveradis  an  die  Abtei  Knechtsteden  abgetreten  (Nijhoff, 
Gedenkwaardigheden  I,  p.  24o). 

Die  Kirche  stammt  in  ihren  ältesten  Teilen  aus  der  2.  H.  des  iS.Jh.  Der 
Umstand,  dass  der  Catalogus  pastorum  mit  dem  J.  i483  beginnt,  macht  es  wahr- 
scheinlich, dass  sie  kurz  vorher  vollendet  worden  ist.  Am  10.  Juni  i642  wurde 
Dorf  und  Kirche  von  den  Hessen  gestürmt:  der  Pfarrer  und  die  übrigen  Geistlichen 
retteten  sich  auf  den  Turm  (Henrichs,  Geschichte  der  Herrlichkeit  Leuth  S.  i7i. — 
Nettesheim,  Geschichte  von  Geldern  S.  4i7). 
Beschreibung.  Dic  Kirche,  ein  dreischiffiger  gothischer  Hallenbau  mit  abgewalmten  Seitenschiff- 

dächern  und  eingebautem  westlichen  Turm  liegt  am  Südende  des  Ortes  auf  einem 
etwas  erhöhten  Plateau,  das  nach  Süden,  dem  Haus  Ingenhoven  zu,  stärker  abfällt 
als  nach  dem  Orte  zu.  Die  lichte  Länge  beträgt  29,5  m,  die  lichte  Weite  i9  m,  die 
lichte  Länge  des  Chores   11, 5  m,  seine  hchte  Weite  7,2  m  (Fig.  45). 

Die  Anordnung  des  Grundrisses,  der  Aufbau  und  das  Material  weisen  ihr 
drei  verschiedene  Bauperioden  zu.  Der  älteste  Teil  (im  Grundriss  schwarz  ausgefüllt) 
besteht  aus  Chor  mit  südlich  anstossender  Sakristei,  Kreuzschiff"  und  Mittelschiff,  das 
ausser  der  Vierung  nach  Westen  nur  noch  ein  einziges  Joch  aufwies,  und  ist  durchaus 
aus  Tuffsteinwerk  aufgemauert,  die  Birnstabrippen  der  Kreuzgewölbe  bestehen  gleich- 
falls aus  Tuffstein.  Die  Strebepfeiler  am  südlichen  Kreuzarme  sind  abweichend  von 
denen  an  der  Nordseite  diagonal  gestellt.  Die  achtseitigen  Pfeiler  sind  durch  ein 
einfaches  Gesims  abgeschlossen,  über  dem  die  Rippen  aufsetzen. 

io4 


I.OlUiKKK  H. 


io5 


P>st  nach  F('rti;(sl(lluii^  (licscs  Teiles,  der  iti  die   Mitte  «le?»  l5.  Jl».  /vi   -• 
wurde,  und  zwar  noch  in  der  2.  Hälfte  desselben  JalirliunderLs,  mit  dem  Bau  <! 
geschi )ssigen  Turmes  begonnen,  der  in  seinen  Umfassungen  dunhweg  aiw  l- 
besteht.     In  den   Ijeiden   oberen  Stockwerken  je  zwei  spit/bogigr  lilenden,  jede  durch 


:tcn 


Ki|{.  49.     I  •■Mx-ri.  I>.     rfurrLirtlir.     ('.riiixUi»  iinil   I>«uU«. 

/Av.i   A.liMii   in  drei   I.ichi.  i    /.  tlei;t    mit  /ierli.  hem    un.l    U-i    dm    .ii,...t.„r.   I?t.  n.l.  n 

v.rs«  liiedenen    M. isswerk.      Kür    die    Abdet  kun>;en.    ( iesimne    uml    .1 

Hogeiibl.nilen  sind   TuHwerksteine  zur  Verwendung  gekommi-n.  u.llirrn' 

der   Bogenblenden    aus  Kormst«inen    mit  Wrehvl    von  TuH>lein    und    i 

gestellt   ist.      .\u   der  Süds«-ite    leimt    si»  h   da.«»  aU-HM-n 

das    im    li.n.nn    <ine    achtseitige   WendeUiege    \:  ,1.  l.umU.u»   li^j.  -IJ.   Lti  r- 


lo5 


io6 


KREIS  KEMPEN. 


Pfarrkirche.  Über   einem  Spitzbogenfries    erhebt   sich   die  Turmhaube,    die   aus    einer   vierseitigen 
Pyramide  in  eine  achtseitige  Spitze  übergeführt  ist  (Fig.  47). 

Endlich  wurden,  wahrscheinHch  im  i7.  Jh.,  an  der  Süd-  und  Nordseite  noch  je 
zwei  Seitenschiff) ochc  angebaut,  deren  Umfassungen  und  Gewölberippen  aus  Back- 
stein, deren  Gesimse  und  Abdeckungen  aus  Tuffstein  bestehen.  Die  kleinen  Ein- 
gangshallen an  den  beiden  seitlichen  Portalen  sind  Erneuerungen  der  jüngsten  Zeit. 
Im  J.  i7io  ward  die  Kirche  einer  durchgreifenden  Renovation  unterzogen. 
Beim  Einbau  der  Orgel  mit  Sängertribüne  in  den  Turm  ward  das  Kreuzgewölbe  in 
der  Höhe  des  Mittelschiffes  durch  eine  flache  Decke  ersetzt,  zur  selben  Zeit  erhielt 
der  Chor  eine  flache  Decke,  die  ebenso  wie  die  Chorwände  eine  Stuckverkleidung 
"  in  barocken  Füllungen  aufweist.     Der  Catalogus  pastorum   berichtet:    i7io  templum, 


ScKnittuA-B 
Fig.  46.     Lobberich.     Pfarrkirche.     Querschnitt  und  Masswerke. 


tabernaculum,  cathedra,  omnes  statuae  cum  trabe  maioris  crucifixi  renovata  et  ornata 
sunt  ex  oblatis  et  expensis,  sicut  in  sequenti  chronico  videndum  est. 
Altare.  Hochaltar,  barocker  Holzaufbau  von  i652  (Eintragung  im  Catalogus  pastorum: 

Anno  i652,  residcntiae  meae  decimo  nono,  loco  duorum  altarium  iuxta  se  positorum 
de  consensu  supcricjrum  amotorum  unum  novum  exstrui  ad  honorem  b.  Virginis  ex 
pio  legato  Immiliae  Schiffers,  quod  a.  d.  i652  in  vigiliis  s.  Jacobi  [24.  Juli]  consecravit 
episcopus  Andreas  Crouser).  Zwischen  je  zwei  Säulen  in  der  mittleren  Nische  eine 
Holzfigur  der  Madonna,  über  ihr  zwei  Engel  mit  einer  Krone.  Die  Krönung  des 
Ganzen  bildet  ein  Baldachin,  von  dem  Strahlen  ausgehen;  unter  ihm  erscheint,  von 
Engelsköpfchen  umgeben,  Gottvater  mit  Szepter  und  Weltkugel.  Über  den  Seiten- 
thüren  S.  Joseph  und  S.  Sebastian,  stark  bewegte  polychromierte  Holzfiguren.  Auf  dem 
Antependium   mit   grossblumigen  Ornamenten  in  Handstickerei   die  Inschrift:    maria 

MAROARETHA     FREIFREULEIN    VON     UND    ZU     BOCHOLTZ    ANNO    l738.        Ein    VisitationS- 

protokoll  des  Krieckenbecker  Dechanten  von  i7o9  ijcrichtet   über   die  Altäre   in   der 


io6 


I.OBKKRICIi 


io7 


Kirche:    Kcdcsia  siil,  paln.rinio  s.  Schastuuu  naiHi  aiMiia  iru;   suinnum»  in  I. 
s.  Scbastiani,  secunduin  in  h.Vir^inis  dolor. .sac,  U-rlium  in  honorem  s.  Antonii  t.. 
dcdicatuni  (R  Xorkknukrc;,  Beitrage  zur  Lokalj^e.v  hi(  htr  (hs  \i.  ,1,  rr!..  ins  IV    S 


Pfartkirck«. 


y 1 1 1 1 1  [  1 1 1 17 


4  O. 


Fi(.  47.     Lolilierich.     Kirch«.    Südlich«  S«ii«Mn*khl. 


Sildlit  her  .*^f  i  I  ena  ll  .i  r   mit   l«-lirn>j;r«»HJirr  •» '•■•   ^^  ■•••'' •■  -  '•     V 

in  «in  Hm  h   vt-rliclt.  neU-n  ilim  nein  Attrihiil,  das   " 
winl    M  linii    i4S3    «TW.'lhnt    (K.MINK,    Codex    dip|omM»i<n«» 

Nördlicher  Seitenaltar    mit    leix-n  rr  lloUfigur  «li-r   M.ui>>iiiM 

niil    einem    Schwert    in    der    Urust.      M.in«l\verk'  •    unil    wcrll«»*«'    I"  -n 

vom    .\nlang  des  iS.  Jh. 


io7 


io8 


KREIS   KEMPEN. 


Pfarrkirchi 

Kanzel  und 
Orgelbühne. 

Taufstein. 


Skulpturen. 


Melallkreuz. 


Kanzel  und  Orgelbühnc,  einfache  Barockarbeiten  von  i7io  (nach  der  citierten 
Notiz  des  Catalogus  pastorum). 

Taufstein  vom  Ende  des  i3.  Jh.  in  der  Taufkapelle  im  südlichen  Seitenschiffe, 
jetzt  auf  einem  Grabstein  stehend  und  mit  der  einen  Seite  in  die  südliche  Turmwand 
eingemauert  (Fig.  45).  Den  Unterbau  bildet  der  Sockel  und  Schaftstumpf  einer 
n^nanischen  Säule,  der  Aufsatz  besteht  aus  einem  Becken,  das  im  Inneren  zu  einer 
Halbkugel  ausgehöhlt  ist,  im  Äusseren  ein  regelmässiges  Achteck  mit  vier  hauben- 
bedeckten Köpfen  unter  dem  oberen  Gesimse  zeigt  (Fig.  48).  Das  Material  ist  Blau- 
stein. Nach  den  Ansätzen 
von  vier  runden  Ecksäul- 
chen  auf  den  Eckblättern, 
die  die  quadratische  Plinthe 
in  die  Wulst  überleiten,  ver- 
mutet Fahne  (Die  Dyna- 
sten von  Bocholtz  I,  S.  1 16), 
dass  der  ursprüngliche  Un- 
terbau aus  einer  mensa 
bestanden,  deren  quadra- 
tische Platte  von  dem  run- 
den Schaft  und  vier  darum 


gestellten   Säulchen   getra- 


gen   worden 


ähnlich 


0 


^-NNNN 


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6—  —  sei, 
wie  die  Taufsteine  zu  Zül- 
pich  und  zu  Termonde  und 
Hedelgham  bei  Brüssel 
(vgl.  die  Rekonstruktions- 
zeichnung bei  Fahne  a.  a. 
O.  Fig.  3). 

Holzgeschnitzte   Pieta, 
vortreffliche  gothische  Ar- 
beit vom  Ende  des  i4.  Jh., 
7o  cm  hoch,  mit  alter,  zum 
Teil    abgeblätterter    Poly- 
chromierung,  im  nördlichen 
Seitenschiff  neben  dem  Ma- 
rienaltar:  Maria,  mit  dem 
Schleiertuch  um  den  Kopf, 
in   reichem    Mantel   mit   sehr   strengem,   harten   und    eckigen    Gefältel,    hält   auf  den 
Knieen  den  erstarrten  Leichnam  ihres  Sohnes,    dessen  Kopf  nach  vorn  gewendet  ist, 
während  die  Hände  steif  übereinander  gelegt  sind. 

Im  Pfarrhaus:  Bemalte  Holzgruppe  der  h.  Anna  selbdritt,  spätgothische 
Arbeit  der  Mitte  des  i5.  Jh.,  7o  cm  hoch.  Neben  der  Mutter  Anna,  die  in  der 
Linken  ein  Buch,  in  der  Rechten  einen  Apfel  hält,  sitzt  die  gekrönte  Maria  mit  dem 
Kinde  auf  dem  Schosse.  Schmächtige  Figuren  mit  abfallenden  Schultern,  in  der 
weichlichen,  nur  in  den  Brüchen  eckigen  Gewandung  einige  feine  Motive. 

Romanisches  Metallkreuz  des  12.  Jh.,  2  9  cm  hoch,  24  cm  breit,  mit  Zellen- 
email, das  zum  grossen  Teil  ausgefallen  ist,  die  Zeichnung  etwas  roh  und  unbeholfen. 
In  dem  mittleren  Medaillon  das  Lamm  mit  der  Umschrift:  t  agnus  dei,  an  den  vier 


P'ig.  48.     Lobberich.     Taufstein  in  der  Pfarrkirche. 


108 


LOBBERICH, 


lo9 


lUklk«. 


ClMfc««. 


E(kcn  die  vier  Evangolistciisyml.ulc.     Dit-  Rückseite  zeigt  auf  den  U-iden  Querannen  pr>rt. 
Johannes  und  Maria,  an  dein  i.bercn  Ende  die  Halbfij^uren  von  S«>I  und  Luna. 

In  der  Sakristei:  (iotliisrher  Kelch  des  l5.  Jh.,  in  den  einfachsten  Formen 
mit  sechsfacher  Kose,  der  Fuss  a  j<»ur  chirchhrorhen. 

Kel(  h  mit  getriebenen   Baro(  kornamenten  voin  Anfang  des  l8.  Jh. 

Thür  zum  Chor  mit  der  Jahreszahl  1660  und  einfa«  hsten   Bap»  ^  <■•"'""•••.— •■ 

Schrank  von  i674  aus  braungebeiztem  Hol/,  mit  einfachsteti   I 

Beiclitsluhl   von  i766. 

Im  (atalogus  pastorum  eine  Keilie  von  Notizen  ülwr  Kasein.  Kelche,  M<»n- 
stranzen,  di«-  kirchlichen  (icfiissc  zum  grr>s.sten  Teil  ilurch  Pfarrer  Kültger  l7ll  i7a4 
angeschafft. 

F.MIXK  a.  a.  ( ).  1\',  S.  9i,  erw.'ilmt  einen  Cirabstein  von  .\rnt  von  B«Mlii(|t/  unti 
seiner  Vr.ni  Marg.  von    Hus(  hfclt   +  i5.?5   .ils  in   der   Kio  In-   b.(iii<lliili  >r    ;..»    nii  hl 

melir  vorhandi-n. 

(J!o<  ken.     Die  grössere    mit    d«n    Insciirifl«n :     i)  sVsCIi'K    I)ErRKC*ATl«»XKM 

l'n|'\'|,I  |\I.  2)  AIK.XIUS  PKTIT  .ME  FKCIT  l769.  3)  .\  KUI.fiURE  ET  TEMI'EST.VTE  PER 
I.NTKR(  ES.SIONE.M    S.VXCTI    .SEB.XSTI.VNI    I.IHKR.X    XOS    t)<>.\IINE. 

Die  mittlere  mit  den  Insdiriften:  l)  .M.E.XIUS  l'trriT  .ME  EECIT  l769.  2}  aVk 
Matiu    DkI   sVCCVrk   iILIIs.      Darunter  «in   Madonm-nbiltl. 

Die  kleinste  von  l3*J7,  tlie  älteste  im  Kreise  Kempen,  mit  iler  InMhrill:  .v.vso 
I)<).\riNI    M(  (CXCVII    H.\N(     NOX    .MOIfl.VE    (  AIMAS   TIHI    SAXCTE    nEMC.Vf    (s..). 

Die  gn'isste  Cj locke  war  l645  z«Tschlagen  (FAirXE  a.  a.  ''  I.  ■-  -•  >  <  und  iH-mb 
l73i  durch  Meister  Jean  I'ttil  mu  gegossen  wordi-n  (Faiine,  C'«k.I.  dipluni.  gcnl. 
Ho.Ik.II   p.  266.   Nr.  58l). 

I )(  r    K  1  l\  (    1 1  1 1  (  )  !■'    war   ursprünglich    vollständig    und  ist  zum  Teil  ninh  jcUt     KUclik»(. 
mit  Mauern   unigc-beii.  die   zugleich    Befestigungszwecken  dienten.     Südlich  vom  ('h<»r 
erhebt  sich   hier  das   Leichenh.'lusc  hen .  ein  einfacher  B.ic  k>teihl>au  mit  W  '      '     ' 
aus  Schic-fer.      Der  C'atalogus  pastorum  berichtet:   .\nno  l648  :uic  tum  fuit  <■-' 
nostrum  versus  oc  c  iclc-ntcm  et  posl  ])auc  as  septimanas  benedic  tum  |M*r  rcv  ' 
l'i>iitanuni    pastorem,    excepto    loco    pro    pueris    mtn    baptizatis    ilepul.; 
marium  Ingc-idioll  et  angulum.  cpio  conlluit  acpia  ex  cocmiterio  et  delUiit  |K*r  foninien. 
cpiod   ot   in    nuiro  c  neiniterii. 

I'.  R  K.M  I  r.\( ;  I'.    aiit  cl(  III  Wege    nach   Boisheim    am  Südend«-    des   Ort 
lac  hc-r   und  nü<  litciin  r    Kapellcnb.iu  des  iS.  |h..    an   dem    das  Inn<  ■ 
s«  hniic-deeiscrneii  (  iitter  die  Jahreszahl  l747.     Auf  der  Altamu-nsa    cm< 
rohe,  grob   bciiialle    Kreuzigungsgruppc-  aus  iler  Mitte*  di-  '^    "•      •"  ■•■  •■ 
S.  Franziskus,    rechts    S.  \'ini  en/    v..m    l'.iul.i.    bem.dte    II  1 

Dreiviertellebensgrösse. 

Das  IIACIKI.K  R  Fl'/   am  Weslende   des  Dorfes  wml  «hon  l6ij   ak  CWrn«- H«t*ik»t«iw 
zeichen    genannt    (Ehekontrakt    zwischen  Arnold    von   HiH'holU    und  MariA  xtn  > 
bei   Fahne,  Cod.  dipl. mi.   p.  186)  und  war  l64o  jm>  b  urwonlrn 

Kcrken   Bocc  k    t««i    l..ibberich  p.  l7:  jahrli«  hs  mehr  und   lu  ' 
kleinerl  worden),  da.ss  es  einer   Erneuerung  bedurfte-     D 

des    17.JI1..    darin    «in    grosser,    l,5o  m    hoher    ||o|/kru<it. 

cluK  hgerilliili'in    K«">rper. 

l'l- .\  K  R  11  Ars.      Batksleinbau    \"m   Anfin-   des    t?    |h  .     tft4r    «!tm »»    !'• 
be.s«  h.'ldigt  imd  erneuert.    |863  umgebaut.     Di 


lo9 


HO 


KREIS   KEMPEN. 


lO.^v--'^  h  U-^/'' 


A 


0  T 

^fc=fc-f-h-t=1=4-|-t- 


Fig.  49.    Haus  Ingenhoven.    Orundriss  und  Querschnitt 
I  lO 


LOBBERICH. 


III 


Ha«» 
l«g«*liov< 


G««<k> 


riditcn  über  den  Hau:  Vcncrahilis  patcr  Mathüis  Meier  SurhtcIcnsLs  iKUitor  huiu»  Pfarrkaa«. 
ecdesiae,  qui  in  iiiitii»  suae  realis  possessionis  incemiiutn  sustinuit,  postea  verr»  rccu- 
pcratis  viribus  locum  pastoralcm  praeter  i|Mam  domum  variLs  aedifirits  auxit,  harn 
(•<  ( lesiam  lau(labilit(,T  rexit  ab  a.  1608  usque  ad  a.  1622.  —  l7o6  acdifieatum  ot  in 
domo  pastorali  versus  <  ulinam  ex  fuiidainento  novum  frontlspiriuin  -  l7ll  -l724 
1  licodorus  Rüt^erus  (  uravit  niaini'i  f^  parle  rcstaur.iri  trc  tum  di)iiius  n.i<,t.  ir.ill«.  iiti  rt 
novam  ])ortain  lapideam  exstrui. 

HAUS  INC;KM1()VKN.  A.  Kahm.  Die  Dynasten  von  I^HhoIl/.  I.  S.  iiT. 
288.  — •  (jenealojrie  der  Inj;enhoveii  bei  L.  Mknrkhs,  Gesehirlite  <Icr  Mcrrliehkcit 
Lcutli  S.  2  1.3. 

Der  Kiltersilz  lugenhoven.  in  den  l'rkunden  meist  nur  ,der  Hof  genannt,  weil 
er   der   erste  Sitz    in   der    Herrlichkeit   Lobberich   war,   empfing   seinen  Namen   durth 
Kontraktion    aus    ,In    ^in 
(dem)   Hove'. 

Kr  wird  zuerst  im 
J.  i4o3  in  den  Lehens- 
rcgi.stcrn  des  Herzogtums 
Geldern  genannt  (Kxtract 
uyt  den  Icen  register  des 
vorstendoms  (ielre  ende 
graflscap  Zütjjhi'n  begin- 
nende mit  den  jaere  i326 
folio  65:  Kyncn  hoofr  ach- 
ter der  kerken  toi  |,ol)lic- 
reck  gelegen  tut  ccnen 
dienstmans  leenre«  hti-n  by 
(jocdert  van  Hoi(  holt  on- 
fangen  anno  l4o.V  Aus 
dem  Lehnsbu»  In-  im  Ar- 
chiv zu  Arnheim.  I''.\iiNi., 
Codex  diplomaticus  gentis 
Iio(  holtanae  I,  p.  44).  Kine 
genaue  Aufz.'lhlung  der 
Grenzen    geben    die    (Jel- 

drisdien  I.ehensaklen   in  Arnlieim  in  der  Kehens.s|>eeirikali<in.  dir  Johann   ^■•"  n.-l...ti 
am  iS.  (  )klobir  l53S  ülnrrei»  hte.  als  er  nai  h  dem  T.kU-  sein«->  Urinier»  » 
Lehen  empfing.     Der  Sitz  blieb  bis  an  das  Kntlr  d«-s  vorinen  Jahrhiinder!«  im  1 
derer  von  lio.  h-lt.     An.  Karfreitag  l58l  erNlürnite  Hans  Phihpp.  Ki  •••n  II' 

sa«  hs,   ()b«rst    d<r    ho||.'lndis(  hen  Truppen,    ilas   Haus   Ingenh«>vrn   und   li' 
b.'lude   anzünd.n    (K.MiNK  a.  a.  ( >.  I.  S.  a8a).     1' 

Befreiung   des   gefangenen  jelis  von   Hin  höh/   in   .\i  •••    '«»  "  •" 

der  untere  Teil  d«s  H.iuptbaues  stammt  indessen  n«- .. 

Die   llurg  kig   eh.-mals   auf  einer    künMli.  hen    !■>-  '•-"  ♦".rf^lvnt  »M>k., 

umg«  Im  n    und    mit    dem   süilw«-sllich    ansjossemleti 

eine  Mrüt  ke  v«-rbunden.    Scittlem  letxtcrcH  vom  I  hwundcii  »I, 

(Ir.'llMU   ausgefitllt    worden;    der   einzige   ninh   vorhandene  W  .>  « 

vom    Kittersit/.e  zu  einem  Tei«  i»  verwendet  ^Fig.  5ol. 


Flg.  90.    Haut  lnc«nho<r«n.    SiiiMiioM|>bM. 


I  I  I 


112 


KREIS   KEMPEN, 


Haus 
I  n  g  e  n  h  o  V  e  n. 


Der  Bau  bildet  ein  unresrelmässiges  Viereck  mit  der  grössten  Länge  von  20, 5  m, 
der  grössten  Breite  von  i9  m.  Das  Material  ist  Backstein,  die  vier  Dachecktürmchen 
ruhen  auf  Tuftsteinauskragungen,  die  roten  Sandsteineinfassungen,  welche  die  Fenster 
an  den  Aussenseiten  haben,  stammen  von  dem  Umbau  im  J.  1866.  Der  ersten  Bau- 
periode lies  16.  jh.  gehören  an  der  fast  quadratische  zweistöckige  Hauptbau  und  die 
Frontmauer  mit  i^ii.'-n  beiden  flankierenden  Rundtürmchen.  Die  alte  Ostmauer  führte 
wahrscheinlich  mitten  durch  den  jetzigen  niedrigen  Osttrakt  hindurch.  Diese  beiden 
«■"istlic-hcn  Flügel    (im  Grundriss  Fig.  49  schraffiert)    sind   im  J.  1866   angebaut  worden. 

Der  Hauptbau  zeigt  nach  Westen  in  jedem  Stock  drei,  nach  Süden  in  jedem 
Stock  zwei  grosse  Fenster  mit  modernen  Steinkreuzen.  Der  Zugang  geschieht  von 
dem  Hof  aus  von  Norden  vermittelst  einer  kleinen  Terasse,  zu  der  fünf  Stufen  empor- 


Fig.  51      Hfliis  Ingenhoven.    Detail  von  der  Eingangshalle.  Fig.  52.    Haus  Ingenhoven.    Details  vom  Portal. 

führen,  und  von  Osten  aus.  Das  in  der  Mitte  der  Ostseite  gelegene  Treppenhaus 
ist  ganz  in  Eichenholz  in  moderner  kunstgerechter  Zimmerkonstruktion  erbaut. 

Die  zwischen  den  beiden  Rundtürmchen  gelegene  Eingangshalle  zeigt  eine  alte 
Holzkonstruktion,  der  obere  Teil  ist  nach  dem  Hofe  zu  ein  wenig  vorgekragt  und 
ruht  auf  abgesteiften  kurzen  Schrägbalken.  Die  Kanten  der  horizontalen  Balken 
sind  leicht  abgcfasst  (vgl.  Fig.  5i). 

Das  Portal,  das  von  der  Hofterasse  in  das  Treppenhaus  führt,  ist  im  Rund- 
bf)gcn  geschlossen  und  rechts  und  links  in  den  Gewänden  von  zwei  aus  achtseitigem 
hohen  Sockel  herauswachsenden  Säulchen  umgeben,  die  sich  oben  in  einem  Rund- 
stab fortsetzen.  Den  Bogen  selbst  umgiebt  noch  ein  zweites  unterschnittenes  Gesims, 
das  beiderseits  auf  achtseitigen  Konsolen  ruht,  deren  Stützen  durch  gut  skulptierte 
Menschenköpfe  gebildet  werden.  Über  der  Thür  findet  sich  ein  Täfelchen  eingemauert 
mit  der  Jahreszahl  i544,  den  Scheitel  des  Bogens  schmückt  ein  Wappen,  der  Schild 
halbiert,   rechts   die   drei   Leopardenk<)pfe    (Bocholt),    links    ein    Querbalken    (Fig.  Sa). 


I  12 


LOBBERICH. 


ii3 


Die  drei  an  fler  Westseite  gelegenen  Zimmer,  zwei  in  dem  quadratischen  Haupt-        Hsat 
bau,  das  dritte  in  dem  Vcrl)iii(liingstrakt  zwischen  letztcrem  und  dem  nord 
K(  ktunii,   zeigen  säintlii  h   fla<  lic  I)o<  ken  mit  ahgefassten  Querl»alken.  tue  m»  n 

allen,   mit  Rusetti-n   verzierten  Ki)ns<ilen   ruhen.     Unter  den   Zinunem  doi  Hau;  : 

lie<i;en  <fewi')lhte  Keller.     Aus  dem  südwestliehen  Zinuner  führt  eine  Tliür  in  den  Ki  L- 
turm,    der  zur   Ka])elle  eingeric  htet  ist,    mit   na«  h   Westen  gerichtetem   Altar   (Fig.  49). 

Im    Inneren:   Zwei   l'drtr.'lts,   Brustbilder  auf  I^inwand  aus  «lern    l8.  Jh.,  dar-       Pottrtw. 
stellend  eine  reieligekleiilete    fürstlii  he  Frau    und    einen  jugendlichen    Prinzen,   nelMrn 
dem    eine  Krone   liegt,    deuLsche  Arbeiten  ohni-   künstlerischen  Wert,    im  S  .ilc. 

Zwei   dürftige  und   wertlose   Marienbilder  derselben  Zeit  in  der   Ka|K-in  . 


■>    r> 


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FfJ^ 


Fig.  &3.     Mbiii  inKenhoTCii.     Auwclil 


l'M.er  die  n..«li  im    iS.  Jh.  im  ll.iu>  Ingrnhnven  belintlliclie».    ..».»..  i. »....  i»i.,.i, 
Mobiliargegensl.'lnde    und    Kunstwerke    geben    zwei    Inventare   A 
bei   l'AilNi:.  (\n\.  di|»l..m.  g<nt.   H.Mliultan.ic  p.  a5o.  tT2).  dir  am   io.  1' 
durcii    |...in    Arnold    und    K.luar«!   Hernard    /u   H.MhoIlz    uml    am    J.  April    l748   dunh 
<!<  n    l'reilierrn   \<>\\    Mirbach  .lufgenommen   wurden. 

SAMMM   NC    DKS    MAI  KK.S  J.  KKINKRS.     Schrank    in    I 
ni.dciiheinist  he   Aibeit    um  i65o,   /weigeH«h«»H.Hig.  olien  dreitrilig,  mit  f«  .^. 

l'ilasl<-rn. 

Zwei    unb.ni.lte    1 1  o|  z  I  iguren.  Johannes   uml    Maria,    in    Au.mhtun..   uHr    tt  r.«,,.,, 

Auffassung  gl.i«  li   .uis.^e/eichnele  Arbeiten    des   l5.  Jh      t   «^-m    h"  h 

r«-i«  h    geloi  klem    Ilaupl,    erhebt    beitle    ll.lnde    mil    • 

Maria,  das  Ilaupl   nut  dem  Si  hleiertu»  h  übenlcckl.  h.nll  in  ilcr 


ein  liM-h.  m 


ii3 


1  i4  KREIS  KEMPEN. 

Sammlung    der  Linken  ein  Buch.     Die  Gewandung   in  grossen  Zügen  gehalten,   die  Fähen  zum 
j.  Reiners.    ^^.^  ^jgf  m-^t^^j-arbeitet.     Charakteristisch  die  scharf  umrissenen  Augen  und  die  beiden 
Querschnitte  am  Ansätze  des  Nasenrückens. 

Holzgruppe  der  h.  Anna  selbdritt,   36  cm  hoch,   unbedeutende  polychro- 
mierte  Arbeit  des  iS.Jh. 
Gemälde.  Ncbcn   einer   Reihe   minderwertiger  Gemälde   zu  nennen:    ein   guter   Quinten 

Massvs,  Holz,  62  x  So  cm  gross.  Brustbild  eines  graubärtigen  Philosophen  in  rotem 
Gewände  in  seiner  Zelle,  das  Haupt  auf  den  rechten  Arm  gestützt,  mit  dem  Finger 
der  Linken  auf  einen  Totenkopf  tupfend,  xor  ilnn  auf  dem  Pult  ein  aufgeschlagenes 
Buch,  im  Fenster  eine  Sanduhr,  über  ihm  ein  Schildchen  mit  der  Inschrift:  homo 
BULLA.  Auf  dem  Blattrande  des  Buches  bezeichnet:  Mafsys.  Sehr  warmes  Kolorit, 
die  Hände  und  der  Kopf  gut  gezeichnet,  ziemlich  energische,  aber  glatte  Behand- 
luno;.    Vorzüglich  erhalten. 

Porträt  der  Königin  Marie  Antoinette,  Leinwand,  65  x  76  cm  gross,  bezeichnet 
am  Rande  unten  links:  /.  Louis  David  i79o.  Vorzügliches  Brustbild  in  tief  aus- 
geschnittener grüner  Taille,  mit  rosigem  Inkarnat.  Das  Bild  befand  sich  i89o  auf 
der  Porträtausstellung  in  Brüssel  (Catalogue  p.  3i,  Nr.  56). 

Grosse  figurenreiche  holländische  Kirmes,  Leinwand,  i89xi2cm  gross,  be- 
zeichnet Joost  Com.  Droochsloot  (f  1666  zu  Utrecht,  vgl.  über  ihn  J.  B.  Nordhoff, 
Beil.  zur  Münchener  Allgem.  Zeitung  1882,  Nr.  66,  S.  969). 

Tafelbild  auf  Holz,  5ixi5i  cm  gross,  mit  Darstellung  der  Einzelfiguren 
Christi  und  sieben  seiner  Apostel  mit  ihren  Symbolen,  in  Vorderansicht,  auf  farbigem 
Grund,  hart  in  der  Zeichnung  mit  eckigem  Faltenwurf;  niederrheinisches  Werk 
des  i5.  Jh. 

LÜTTELFORST. 

j'f.Trrkirche.  PFARRKIRCHE   (tit.  s.  Jacobi  mai.).     Die    Pfarre   wird   I255    von  Wilhelm, 

dem  Pfarrer  von  Niederamern,  gegründet  und  dotiert  (Binterim  u.  Mooren,  D.  C.  I, 
S.  248,  3 18).  Der  Lütticher  Archidiakon  bestimmt  drei  Jahre  darauf  die  pfarrlichen 
Gerechtsame  der  Kapelle  und  gewährt  ihr  ausdrücklich  das  Recht  des  cimeterium 
und  baptismum  (D.  C.  I,  S.  263).  Im  J.  126?  verkauft  Arnold,  Herr  zu  Niederamern, 
das  Kirchenpatronat  zu  Lüttelforst  an  das  Stift  Xanten  (D.  C.  I,  S.  3o8). 

Im  J.  1802  wurde  die  alte  Kapelle,  die  bisher  auf  dem  Kirchhofe  stand,  abge- 
brochen und  etwas  tiefer  nach  der  Strasse  zu  die  neue  Kirche  errichtet  aus  einer 
Stiftung  der  Frau  Anna  Katharina  Mühlenberg. 

Beschreibung.  Die  jctzigc  Kirclic  ist  ein  Backsteinbau  mit  Satteldach  und  kleinem  Dachreiter. 

Wenig  vorspringende  Pilaster  mit  jonischen  Kapitalen  tragen  die  schmalen  Gurte  der 

flachen  Decke.     Die  Verkleidung   des    Inneren   ist   durchaus   noch   in  Rokokoformen 

gehalten,    die   sich    hier   mit  barocken  Motiven   vermischt   bis   in  das  i9.  Jh.  erhalten. 

Altar.  Der  Hochaltar  zeigt  einen  Aufbau,    den  rechts   und  links  je  drei  Säulen  mit 

vergoldeten  Kapitalen  tragen.    Im  Mittelbild  eine  Kreuzigung,  darüber  ein  Schild  mit 

dem  Monogramm  A.  c.  M.  B.     Über   den   seitlichen  Thüren   in  Dreiviertellebensgrös.se 

wertlose  Holzfiguren:  Vincenz  von  Paula  und  Johann  von  Nepomuk. 

Kommunionbank  mit  sehr  reichem,  durchbrochenen  Gitter. 

•^"«i-  Kanzel  mit  sechsseitigem  Gehäuse ;  an  den  vier  sichtbaren  Seiten  unter  Bogen, 

die  durch  gewundene;  Säulen  getrennt  werden,  die  Holzfisjuren  der  vier  Evangelisten. 

n4 


LÜTTELFORSr  —  MÜHLHAUSEN'. 


iiS 


Ein  reicher  sechsseitiger  Baldachin    bildet   den   Schalldeckcl:   sc<h.H*Engflthcn  trafen  Pfarrhirck« 
den  niitticren  freien  Aufbau,  über  dem  sich  die  Figur  S.  MirluicU  mit  dem  I)r:i' 
erhebt.     Der  Grund  ist  braun  mit  Vergoldung,  <Iie  Figuren  sind  w- ' 

Einfädle  Wandbekleidung  mit  Rokok« »fallungen  im   I^'ingsihiil. 

Marit-ntlirDn    im    I.angs(  hilf,    sehr    rei<  he    S«  hnit/arU-it    aus    ''-■'    ^!tu^•    d«^    kUnmr.>  .m. 
iS.  Jh.,  v<»n  grosser  Freiheit  in   Erlimlung  und  AuOtau.  aber  handwerl  ■'    Vü— 

führuMg  (aus  der  allen    Kapelle).    Über  dem  Thron  erhebt  sich  ein  gx-  . 

mit    hängendem    Troddelwerk.     Die    seitlii  lu-n   Aufs.'ltze    werden   tlunii    BlumenkörlM' 
gebildet. 

Über  dem  l'ortal  in  Ni.s(  he  kleine  llol/ligur  de>>  h.Jakobu>  nul  i'il^erliut.   Bu«  h      lloM««. 
und   S(  luvert,   |)o!\  <  hri  luiierte  teilwei.se  erneuerte   Arbeit  um    l5oo. 


MÜlil.lIAUSl.N 


K.M'KLLK.    im  J.  i767  erbaut.    einfa<her  einschiffiger  Backsteinbau  mit  tli.  fi.r     k>b*iu. 
verputzter   Ho|/,de<  ke,    der  Westgiebel   geschweift    mit    einer    Ni.s«he.  auf  ileii 
da«  li  ein   Inszenier  Da<  breiter. 

HAUS    (;KNANES,    eine    halbe   Stuntle    sad.>.tli«h    von    Mühlhauscn 
Das   im    |.   i6i5   (Insdirift   in   Eisenankern   am   (liebe!)  erbaute  S«hlrBvs»hrn  diente  tlen 


•  V  ■  ■  ■  V  ft^ 


ii5 


ii6 


KREIS   KEMPEN. 


Haus 
G  en.T  nes. 


Kellner  Kurfürsten  zeitweilig  als  Jagdaufenthalt  und  befindet  sich  jetzt  im  Besitz  des 
Herrn  Schniedders.  Das  Gehöft  (Fig.  55)  ist  rundum  von  Wassergräben  umgeben, 
die  noch  fast  vollständig  erhalten  sind.  Es  zerfällt  in  das  östliche  freiliegende  Herren- 
haus, den  Wirtschaftshof,  der  aus  drei  rechtwinkelig  aneinanderstossenden  Flügeln  be- 
steht, und  den  Vorhof,  der  gleichfalls  von  Gräben  umschlossen  ist  (die  Gebäude  auf 
diesem    sind    abgerissen).      Das    ziemlich     verfallene    zweigeschossige    Herrenhaus 


ZimorVi  jiiiTSrücK 


h'I    I    I    I    I   t    I    I    I    I  f^ 


Fig.  55.     H.nus  Genanes.     Grundriss  und  Details. 

—  zur  Zeit  unbewohnt  —  zeichnet  sich  vor  den  übrigen  gleichzeitigen  Backstein- 
bauten des  Kreises  durch  den  malerischen  Aufbau  aus.  Das  Material  ist  Backstein, 
die  Fenstereinfassungen  bestehen  aus  Haustein.  Von  Interesse  ist  die  Behandlung 
der  Details,  des  kleinen  Backsteinfrieses  am  Giebel  und  der  Blendarkaden  (Fig.  55  A). 
Der  ausserordentlich  klare  und  regelmässige  Grundriss  zeigt  einen  Wechsel  der  Scheide- 
wände im  oberen  Stockwerke.  Im  Inneren  Porträts  Kölner  Kurfürsten,  Ölgemälde 
des   i8.  Jh.  ohne  Wert. 


OEDT. 


Pfarrkirche 


Geschichte. 


PFARRKIRCHE  (tit.  s.Viti  m.).  Fr.  Verres,  Das  Patnmat  von  Oedt:  Nrh.  G. 
1882,  S.  97.  —  Nrh.  G.  t884,  S.  63.  —  G.  Eckert/  und  K.  Noever,  Die  Benediktiner- 
abtei M.Gladbach,  Kr)ln  i853,  S.  i43.  —  Kirchrath,  Series  pastorum  Udanorum  bei 
Ropertz,  Quellen  und  Beiträge  zur  Geschichte  der  Benediktinerabtei  in  München- 
Gladbach,  S.  i55.  —  Ein  Verzeichnis  der  Reliquien  in  den  Farragines  des  Geleniu.s 
IX,  fol.  332  (Köln,  Stadtarchiv). 

Eine  Kirche  in  Oedt  wird  bereits  im  J.  ii7o  genannt  (Ropertz  a.  a.  O.  S.  i92. 

Lacomblet,  UB.  I,  Nr.  438);   i32o  wird    sie   genauer  bezeichnet  als  in  der  Nähe 

des  Bruches   liegend;   i392  wird   als   erster   curator  capellae  ein  Hermannus   genannt 


116 


OEDT. 


ii7 


(BiNTKRiM  und  Mooren-,  E.  K.  I,  S.  249).    Von  diesem  Jahre  an  lauft  eine  ununter- pr.rrkirch«. 

brocliciie  Reihe  von  Pfarrernainen  bis  zur  Gejjenwart.  , 

Von  einer  Kilialsuhjektioii  unter  Kempen  finck-n  siel»  k«'ine  örtlichen  N 
do(  h   l)eri(  htet  der  über  proc  urati«»imm   et  petilionum  aniiidiaeoni  Xan»-'  i 

i3.  Jh.  ausdriukli«  h :   Udc  fiha  c.x  Kempen,  e<«  lesia  saneti  Viti,  habet 
4oo.     Habet  euchari.stiam,    bapti.sterium  et  «•oemit<Tium  et  non  inunctioncm.     Rector 
habet  comi)ctentiam  de  certi.s  aj?ris,    60  Jlorenos  annue.     E.st  ad  collationcm  cl  insti- 
Uitioiiciii    ])astoris    in   Kempen  (Himkkim  u.   Moorkx,    ¥..  K.  II,   S.  l9).     Die    Kinhe 
liefet  auf  dem  (irunde  eines  (iutes  der  Abtei  (iladbarh,  war  mithin  frOher  Hofk.i- 
Über  die  Beziehungen  von  Oedt  zu  Gladba«  h  vgl.  E<  kkrtz  u.  Nokvk.r  a.a.O.  S.  it. 
—  Koi'KRTZ  a.  a.  O.  S.  325.  —  Wei.stum  der  Orundherrliehkeit  der  Abtei  von  Glad- 
bach  l554:  L.\comblet,  An  luv  für  die  Geschichte  des  Niederrheins  VI,  5.48». 

Die  Pfarrkirche  gelnirt  drei  verschiedenen  Bauzeiten  at>.  Der  Turm.  Mittels«  hiff 
und  Chor  dem  Anfang  des  l5.  Jh..  dA  nördliche  Seitcn.s«hiff  wahrscheinlich  «h-ssen 
Ende;  das  südliche  dtiii    16.  Jh.,  ebenso  wie  die  beiden  J<H;he  zur  Seite  des  Turmes. 

Dreischiffiger  gothischer  Hallenbau    mit  ClK»r   in   der  Breite   des  MittelMhiffe?»,  BckWo^m«. 
anslossender    Sakristei    und    eingebautem  Westturm.     Das   Material    ist   Tuir^lrin,    am 
Clior    stark    verwittert,    am    nr)rdli«hen    Seitens(  hilf   sind    von    tireiviertel    Höhe    der 
Fenster  an  die  Mauern  in  Backstein  weitergeführt.    Das  südliihe  .Seitens«  hilT  und  die 
beiden  westlichen  Joihe  der  Seitenschifle  sind  ganz  aus  Back-steinen  aufgeführt.    Die 
gemauerten  Pf«'iler,  deren  (irundriss  durch  zwei  dunheinandergeschola-ne  Kechtet-kc 
gebildet    wird,    tragen    ein    rund    heruujgeführtes    K.'lmpfergesinjs.      Die   Kreu. 
zeigen    scharf  profilierte    Rippen,    im    südlichen   Seitenschiff  fehh-n   diese   vi»! 
Im  Chor  an  den  beiden  L.'lngsseiten  zwei  Nischen,  tlie  genau  dem  ersten,  w.  i 

|(iilie  entsprechen.    Die  Rippen  setzen  auf  kurzen,  rast  h  abbrechemlen  Dien.-;...  ....• 

Hoihaltar,  kleines  Barorkwerk  um  i7oo.  In  iler  mittlen»  mit  einer  MoMiui 
geschlossenen  Ni.sche  ein  Kruzilix,  als  Krönung  des  .\ufbaues  ilas  I^unm. 

Nördli«  her  Seitenaltar  mit  Ölbild  des  i7.  Jh.,  darstelleml  die  Knth..untun.j 
der  li.  Katluirina,  in  den    Lüften  zwei   Engel  mit   Krone  und   Palm/wfiv 

Südlit  her  Seiten.il t.ir  mit  roh«-m  ÖlbiUI  Christi  am  Kreu  .  hen  Maru 

und  Johannes,    mit  Maria  Magdalena,    die  tien   Kreuzfuss  umklammert  halt,   laut  der 
Slifterinschrift  am  Kusse  von  1666.    In  <len  Earragines  de*  Gki.KNII'S  IX,  fol.  j' 
Stadtarchiv),  werilen  vier  Alinre  genannt.   .M.iria.  .\nna,   Katharina,  Vitat  geu. 

Chorstühle  in  i)r.iuii(  ni   llo|z,  bannk,  viersitzig,  mit  «len   Inschriften: 

.\ut  (Irr   l'.pistelseite: 

l.xVDirVR 

h;sVs  Cur  Ist  Vs 

In  Ai-nKKNVM 

VtrrR.N  kVokVk  (i69J). 

.\\\\   der  Evangelienseite: 

I.aVri-niIVs  st  nKölM  RS 

\iin\tl\i:  (iI.aDiiaCknms  rhI.I«;I«»^Vs 

iiVIN's  iCCI.fsIak  i'vroCiiVs 

»MisVIi   ^i74o>. 

K.in/t  1,  b.irock.    mit   se«hsseitigem   C.rhr^use      \n   den  > 

II.   H.isrelief  ges.  hnit/t  die  KniesKWke  de.  trn  mit  ihrrn  '«-n.  an  «Irr 

llint«  iw.inil  Chri.stus  mit  dem  I..imm.   an  den»   »eil» 


■^.iMn. 


LTiMtfMi 


I  I  I 


ii8 


KREIS   KEMPEN. 


Pfarrkirch  e, 
Holzfigur. 

Ölgemälde. 


Gewänder. 


Pfarrhaus. 


Burg. 


Hulzfigur  des  h.  Vitus,  neben  ilim  der  Löwe,  Barockarbeit  des  i7.Jh.,  am 
zweiten  südliehen  Pfeiler. 

Ölbilder  des  i7.  ]h.  im  Chor  mit  den  lebensgrossen  Bruststücken  Marias  und 
Christi  mit  der  Weltkugel. 

Kasel  und  zwei  Levitenröcke,  die  Stäbe  mit  Stickereien  auf  Silberbrokat, 
auf  der  Kasel  Älaria  \'on  Engeln  umgeben,  auf  der  einen  Dalmatika  S.  Stephanus 
und  S.  Laurentius,   auf  der   anderen  S.  Vitus  und  S.  Servatius.     x\uf  allen   dreien  die 

Inschrift:  servatius  abbas 
1 747  (Servatius  van  den  Bergh, 
Abt  zu  Gladbach,  starb  am 
i7.  Mai  i75o). 


Geschichte. 


PFARRHAUS  mit  ge- 
schweiftem Giebel  und  der 
Lischrift  i657.  Eine  Nische 
in  der  Giebelwand  enthält 
die  rohe  kleine  Figur  des 
h.  Vitus  mit  Löwe  und  Kir- 
chenmodell. Die  Designatio 
ecclesiarum  in  districtu  chri- 
stianitatis  Suchtelensis  in  den 
Farragines  des  Gelenius  IX, 
fol.  33 o,  erwähnt  zwei  Kapel- 
len: In  hac  parrochia  duo 
sunt  Sacra  oratoriola,  quorum 
tituli  ignoti. 

BURG  OEDT.  Fr. 
Verres,  Beiträge  zur  Ge- 
schichte des  Amtes  Oedt: 
Nrh.  G.  1882,  S.  65. 

Der  Ort  wird  zum  ersten 
Male  ii7o  im  Zusammen- 
hang mit  der  Abtei  Gladbach 
genannt  (Ropertz,  Quellen 
zur  Geschichte  der  Abtei 
Gladbach  S.  216).  Wann  die 
Burg  gegründet  worden,  die 
als  Grenzfestung  gegen  Gel- 
dern und  Jülich  den  Eingang  in  das  Kempener  Land  und  damit  in  das  Kölnische 
Gebiet  schirmte,  ist  nicht  nachzuweisen.  Wahrscheinlich  war  sie  in  die  lange  natür- 
liche Befestigungslinie  hineingezogen,  die  durch  die  Nicrs  gebildet  wird.  Der  Boden, 
der  sich  nach  dem  Fluss  zu  senkte,  bildet  sumpfige,  früher  fast  unzugängliche  Brüche 
und  Niederungen.  Schon  der  Name  wird  auf  das  wasserreiche  Terrain  zurückgeführt 
(Ohugschläger,  Ann.  h.  V.  N.  XXI,  S.  160.  —  M.  H.  a  Strevesdorff,  Archi- 
dioecesecjs  Coloniensis  descriptio  historiccj  poctica,  Kciln  1  74o,  p.  118:  Uda  enim  loca 
sunt,  altae  crassaeque  paludes). 

Die  Burg  wird    zum   ersten    Male    im  J.  i3i3    im   Besitz   Dietrichs   von  Kleve, 
genannt  Luf,  erwähnt,  der  am  16.  Juli  dieses  Jahres  sein  ca.strum  Ude  dem  Erzbischof 


^ig.  56.     Biirg'Oedt.     Turn 


118 


OEDr. 


ii9 


Fi(f.  57.    Hiir«  Oe<lt. 
(iriiiulrint  iiikI  Aiifrisa  des  Ttirinci. 


st;ill(    iixl    vcrsitrj;t    havfii' 

l477  Voll  den  Ki">Iiiitii  ^rNtilrinl  (C'.\Kl>.\i'Ns, 

Kr.IiHT  (■hn.iiikrii    III,  S.  .S46). 

I'.iiif  liillii;f  Hrscliicssuiij;  im«!  trilwcisi" 
ZiTsti'iriin^;  erfuhr  ilas  S«lili»s.s  |642  nach  iUt 
S(hia(hl  aiil  ticr  S.  Tiinisltaith'  «hin  h  ilie 
Tnipixii  des  ( Irmrals  Rusrn  (K.  V.  ScMAfM- 
mjK<;  hl  (hii  Ann.  Ii.  V.  N.  XWVIII.  S.  7a. 
—  L.  Enni;n,  Kr.inkri'irli  un«l  «irr  NifiliT- 
rhcin,  K<'>hi  iS5'>,  I.  S.  124.  —  Tlu-atrum 
Kur.>|)a«imi.  Krankfurt  1663  IV.  p.  81 9.1  7\\ 
/.\v«'icn  Malen,  «la.s  «'rst««  Mal  «lur«  h  «lie  K.i 
lit  luMi.  \vi«'«ler  venlr.'lnj-t,  ^elan^•l^•n  «lii-  II«-h- 
.sis(  heil  Truppen  in  ihn  Mesil/.  «I«'>  .S«IiIi»!im*s. 
I5ei  ilin  Ml  .\i>zu^  licss  ilcr  Ht's.siMlu-  Anführrr 


Heinrich  von  Vimf•hu^^,'  al>  <  iticnhaus  auftragt  \\ 
Bi.ET,   ÜB.  III,   Nr.  123).     Na.h   der   K-  ■•■■.-.  :..,. 

Chronik  von   i499  (C.\ri>.vl'ns,   Kölner  <    ■  (.   HF 

S.  672)  i.st  .sie  im  J.  l334  neu  erbaut.  Dietri«  hs  . 
Elze  heiratet  (inlart  v..n  Juli«  h,  den  Herrn  zu  Bcrgheini. 
dessen  Tochter  J<.lantc  verkauft  am  3.  N«>vcmlxrr  l348 
die  Herrli«  hkeit  zu  Oedt  an  k\v\\  Markgrafen  Wilhelm 
von  Jülidi.  In  der  Urkunde  werilen  nanuntli«  h  auf- 
geführt uiul  getrennt  .die  bürg,  dat  vurburge,  «lat  «loqi 
zu  Oedc'  (L-VcoMHi-ET,  ÜB.  III,  Nr.  462).  .S«hon  i349 
geht  sie  an  den  Erzbischof  v«m  K«"»ln  ül>cr  (Erhhokk. 
Materialien  zur  geistli«  hen  un«l  weltli«  hcn  Stiiti.stik  des 
nietlerrheini.s«  hen  und  westfäli.st  hen  Kreises  II,  S.  572. 
—  H.  .S.  vo.N-  Ai.l'KX,  (ies«  hichte  des  fr.'lnki.v  h«-n  Rhein- 
ufers I,  S.  73.  —  W.  (;rak  v«)X  Mikh.v«  ii.  /s.  d<r» 
Aathener  Ge.schithtsvereins  XII,  .S.  223  ff.).  Im  '  '  '  ''• 
ernennt  Erzbis«  hof  Krietiri«  h  III.  «len  Johann  v«»n  i 
scheiil  zu  seinem  Amtmann  in  Oedt  (FAHXt:,  (k*!H-hichtc 
der  Oafen  zu  Salm-Reifferschcid,  Berlin  l829,  II,  Ur- 
kundenbueh  S.  201 1 

Im  l5.  Jh.  befiiult  i  ,nu  h  «ler  Bau  m  venia'  Tm 

Zust.iiule:  Erzbis«  hof  Rupretht  löst  «las  Sm—s  v«.n 
Ileinrith  VT.  von  Neersen,  weil,  wie  er  l>emcrkt,  .die 
bunh  ind  sl«tss  Üede  vervellig  ind  abuwiih  wirt,  imi 
ouch  wegen  der  wililen  leuffe  in  diesen  landen  nit 
gcnuichsam  noch  na  notturfft  ntit  luyden  in  anilm 
bcstaillt  is'.  Am  12.  Februar  l475  übergiebt  er  sie  für 
25oo  oberl.'lntÜM  In-  rlu-ini.s«  he  ( JuKlen  an  «len  T 
Johann    von   .Salm-Rein'en>t  hei«lt    unter  iler   l><  < 

,«lat  .s\'  tiatselve  >I<in«>   mi!   Iii\ilrii     tir.  ix.iiuliii  in,;  

gereytsihafft 
allzyt  na  noit- 
turlll  wail   b«-- 
Di«'    Burg   wir«! 


B«rg. 


9  * 


•^41 


»lO 


J20  KREIS  KEMPEN. 

Burg.        Rabenhaupt  die  Befestigungswerke  sprengen  und  das  Schloss  zerstören  (Nrh.  G.  1882, 
S.  180).     Es  ist  nie  wieder  aufgebaut  worden. 

Beschreibung.  Erhalten  ist  nur  ein  etwa  2  i  m  hoher  runder  Backsteinturm,  dessen  Durchmesser 

im  Licliten  im  unteren  Stockwerke  5  m  beträgt  (Fig.  56  und  57).  Am  oberen  Rande 
schmückt  ihn  ein  Spitzbogenfries  aus  Backsteinen  auf  abgestuften,  stark  ausladenden 
Krao-steinen  \-on  Trachvt.  Das  untere  der  fünf  Geschosse  hat  eine  Mauerstärke  von 
2  m.  Im  zweiten  Stockwerk  ist  noch  der  grösste  Teil  eines  gothischen  spitzbogigen 
Kuppelgewölbes  erhalten.  Die  oberen  Stockwerke  hatten  sämtlich  flache  Decken, 
im  vierten  zeigen  sich  die  Bruchstücke  eines  Wandkamins,  sorgfältig  aus  Tuffstein 
gearbeitet,  mit  vorzüglich  behandelten  Profilen  (Fig.  58).  Auf  der  Westseite  befindet 
sich  im  dritten  Geschoss  eine  grosse  Thüröffnung,  mit  Kragsteinen  an  den  Seiten, 
die  in  einen  anstossenden  Trakt  führte,  dessen  Giebelansatz  am  Turm  noch  sichtbar 
ist.  Erhalten  ist  nur  ein  Maueransatz  in  der  Höhe  von  8  m  nach  Westen  hin,  der 
eine  Rundbogenblende  im  unteren  Stockwerk  zeigt.  Westlich  liegt  noch  ein  kärglicher 
Mauerrest  in  einer  Flucht  mit  dem  genannten  Ansatz. 
Haus  HAUSSTEINFUNDER,    3    km    südwestlich    von    Kempen    gelegen.     Das 

^'^ '"•""" '^"'zweistöckige  Herrenhaus  ist  nach  den  am  Hauptgiebel  befindlichen  Steinwappen  mit 
Inschrifttafel  im  J.  i556  von  Thederich  van  der  Part  und  Anna  van  Neerhauft,  der 
Anbau  offenbar  im  1 7.  Jh.  errichtet.  Das  erstere,  durch  breite  Gräben  vom  Wirt- 
schaftshofe getrennt,  zeigt  einen  hohen  Hauptgiebel  in  Ziegelrohbau  mit  sparsamer 
Verwendung  von  fein  profilierten  Sandsteingliederungen.  Zur  weiteren  Ausschmückung 
dienen  ein  wenig  vorgekragter  kleiner  Erker  und  drei  vortretende  kräftig  modellierte 
Köpfe.  Die  Umrisslinien  des  Giebeldreiecks  sind  durch  übereckgestellte  Pfeilerchen 
hergestellt,  die  Abtreppungen  zwischen  ihnen  durch  eine  geschweifte  Rollschicht 
in  halben  Eselsrücken  geschieden.  Die  grossen,  mit  sichtbaren  Entlastungsbögen 
überdeckten  Fenster  enthalten  steinerne  Kreuze,  ursprünglich  in  der  oberen  Abteilung 
mit  festsitzender  Bleiverglasung,  in  der  unteren  mit  nach  aussen  aufzuschlagenden 
profilierten  Holzläden.  Das  hohe  Satteldach  ist  in  schrägen  Reihen  gedeckt.  Die 
alte  Einrichtung  des  Hauses  ist  nur  noch  in  dem  geräumigen  Flur  mit  eichener 
Wendeltreppe  und  der  hohen  Küche  erhalten. 


SANKT  HUBERT. 


Germanische  GERMANISCHE  FUNDE.    (M.  BuYX,  Funde  römischer  und  germanischer 

^""''*"  Altertümer:  Nrh.  G.  i878,  S.  iii.)  Auf  einer  Anhöhe  im  Kliedtbruch  bei  S.  Hubert, 
westlich  vom  Hülserberg,  südlich  von  Lookdick,  genannt  die  Lonje,  wurden  Bruch- 
stücke von  Thongefässen  gefunden,  die  auf  einen  germanischen  Begräbnisplatz 
hindeuten. 

Pfarrkirche.  PFARRKIRCHE   (tit.  s.  Hubcrti   ep.).     P.  Norrenberg,   Die    Kapelle   und 

spätere  Pfarrkirche  in  S.  Hubert:  Heimat  i875,  S.  89.  —  J.  P.  Lentzen,  Zur  Geschichte 
von  S.  Hubert:  Nrh.  G.  i879,  S.  47,  5o.  —  W.  Lehnen,  Eine  Episode  aus  der  Ge- 
schichte der  Kirche  zu  S.  Hubert:  Heimat  i876,  S.  34.  —  J.  P.  Lentzen,  Zur  Ge- 
schichte der  Pfarre:  Heimatskunde  i879,  S.  58. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf  (Kempen,  Kirchensachen, 
ad  R.  1):  Fundatio  altarium  und  Dismembrationsgesuch  der  Kirche;  Grundriss  der 
Kirche  aus  dem  18.  Jh. 

120 


SANKT  HUBERT.  IJI 

Die   Kinhe  von  S.  IIul>trt  stdit  ;iul  «.itu-in  »*••  h-,  Morien  ( ji-iiu-iii(icj;ruiiil  niii- pr- 
fassciulcii  Asyl,  (las  l446  dun  li  drii  Kölner  Krzl)isi  h»»f  ThnKloric  h  von  M«  •  "       '  "      '" 

ward  (BiNTKKiM  u.  Mookkn,    D.  C.  II,   S.  382).     Da»  Trrrain,   das   in   d<  t    .  .. 
Kockinlihaff  genannt   wird,    heisst    noch    jetzt    so.     Über   die   (iründune:    Wii  \! 
Narraticj  reriun   K(  tnpensiuin  (Kempen,   Pfarranliiv)  p.  3l. 

Die  Verli.'lltnissc   und   Oerec  htsaine  der   Kapelle    setzt   l45o  Johann  von   IJ«  • 
I'farrcr    zu     Kempen,    fest    (Bintikim    u.    Moorkx,    D.  C.  II,   S.  384:    ra|H-lla   .   .  a<l 
honorem   Dei  <,'enitri(  is  Mariae  sanetorunujue   Huherti,  Antonii,  Conielii.   lUri 
«lu.im   plurimum  aliorum  san<toruin   .   .   .   en-«  ta  et    dedieata    extitit).     Da»   Ke»  lil 
haplistcrium,    eoemiterium,    der   sepultura    wird    ausdrüeklit  h    verweij;ert.      Im   J.  i.    ; 
lindel  bereits  eine  ?>neuerunj^  statt  (Xorkknhkk«;.  Heimat  l875,  S.  89),  in  <lt  r  IMmi..!. 
l)ei   HiNTKKi.M   u.  .MooRKN,  D.  C.  II,  S.  39l    wird  neben  der  eaixrlla  en» ahnt  cn 
S.  Iluperti  cum  suis  structuris,  aedifieiis. 

Erst  i524  wird  (l(  r  Bau  dt  s  Turmes  in  Anj^iH"  j»en«Mnmen  (W.  p.  75:  l524 
turris  saneti  Hubert!  extra  eivitatem  Kempensem  sita  cxstrui  »iK'pta  est  a  qutxl.im 
(Virislinnn  latomo,  ubi  referunt  ceclesiae  istius  eomputus,  angulares  jjrandi 
lapidcs  Novesii  jirocurarunt).  Der  Bau  zog  sich  dunh  mehrere  Jalire  hin,  n««  n  ir>i 
klagen  di('  magislri  fal>ri(  ae,  dass  sie  den  Turm  l)egonnen.  aber  ilen  Hau  nicht  h.lltrn 
zu  Knde  führen  kiiimcn  (Bintkrim  u.  .Moorkx,  D.  C.  II,  S.  458).  Krsl  am  i.t>ktolMr 
l79o  ward  die   Kapelle  zu  einer  Pfarrkirche  erhobt-n. 

\'i>ii  der  iiltcM  Kirclic  steht   nur  notli  der  Turm,   tias  Werk  des  Meisters  ChristiiiH  IWtcktmkM«. 
von  i524.     Di(;   i846    neu   angefügte   Kinhe    ist    nach    .*süilen    orientiert,    S4i   thuM  ticr        ^""^ 
Turm  jetzt  si»  li  an  das  westliciie  SeitenschifF  anlehnt.      Kr  erhebt  sieh  in  drei  Stink- 
werken.  das  Material  ist  durdiweg  Bai  kstein,  die  Haube  b«'st<'l>t  aus  einer  .    '  '     '        •. 

!^pitze,  die   aus  der   vierseitigen    I'yrann<U-    übergeführt    ist.      Im    untersten      .   ■ <. 

findet  sich   ein  einfaches  spitzbogiges   Portal,   das  zweit«-  un»l  dritte  .*sl«Kkw«'rk   rrv^.n 
je  zwei  zweiaxige  s|iitzbogige   Blenden,    die  Pfosten  aus  Backstein  aufgemaut : 
untere  Turmiialie    ist    an   il<  n    l.i  ken   abgcst  hrflgt    unti    enthalt   I )reiviertcl»»aulen.   die 
ehemals  die    Diagonalrippen   eines    Kreuzgew«">lbes  trugen. 

.Mt.'lre  sämtlich   neu.     Der   Rest  «les  Hochaltars,   ein  schic«  htes  Bild  des  h.  Ilu«        aiu««. 
bertus,  der  in    Lebensgn'i.sse   vor  dem   Hirs«h    kniet,  rohe   Arbeit  i\vs    l7.  P  Hdrt 

sicli   in   stark   besch.'ldigtem   Zustande  in   einer   Nische  lies  <i>tlichen  Seiten 

.Nac  hrichten  über  die  alten  .Ml.'ln-:  Im  j.  l463  wir«!  ein  S.  Vit' ' 

allar  «rw.'lhnt  ( L'rk.  von»   3  2.  .Xpril    l463    im    Pfarrarchiv    xu   S.  I 

ein    Mi(  haelsaltar   (Heimat    iS76,   S.  l9),    l520    in    einer    Hewill  d.-^    Krnip- 

Past<irs  Kngilbert  Krkt  I  die  (lewohnheit  beri«  htet.  am  .*^.  Liuren' 

bild   herumzutragen  (P.  NoRRi  sin  rü,   Heimat  l875,  S.  89). 

(Hbiider    samtlicher   .\posl«l    in    1  )reivierlellel»ens.  m    der 

rohe   und  stark   verbli«  hene   ;\rl)eiten  «les  |8.  Jh. 

(Iliuk«-     mit     thr    Ins«hrift:     ans«»    imimim    i.-<c.>    s\n,  a    i.miiah>>\       <.v»».«. 

JoIIWNI.S    VO(<»K. 

I  >ie   übrig«!!   neu. 

KAIlKIKtK  bei  .S.  Ilubeii      Inschriii ■  ..i..ii...  *....k.i 

\  I  R  \(  Uli;  Kiixi  N  n\rhR 

i;r  virimini   min  iiroi»  so  s.M'kk 

wi:nn  kr  NU  in   kcuit  fSD  u.vit 

KRii.tii   IHR  Ki:iN  (;i-;Rsr  wovon  iiikk  m.\n  iu 


I  22 


KREIS   KEMPEN. 


G:,stendonk.  RITTERSITZ  GASTENDONK.    F.  E.  von  Mering,  Geschichte  der  Burgen, 

Ritterjiüter,  Abteien  und  Klöster  in  den  Rheinlanden,  Köln  1 884,  VII,  S.  52.  —  Herm. 
Keussen,    Zur   Geschichte    der    Burgen    am    Niederrhein:    Heimat    i875,    S.  37.    — 
M.  BuYX,  Die  untere  Niersgegend  und  ihre  Donken,  Geldern  i867,  S.  i8.  —  Clave- 
BouHABEN,  Der  Rittersitz  Gastendonk.     Historische  Darstellung.    i886. 
Geschichte.  Der   Rittersitz    befand   sich    schon   im    i4.  Jh.  im   Besitz    der    Ritter   von    Eyll. 

Im  ].  i348  werden  Heinrich  von  Alpen  und  Sander  von  Eyll  gemeinschaftlich  mit 
ihm  belehnt.  Im  J.  162?  geht  er  über  an  Konstantin  von  Neukirchen,  genannt 
Nievenheim,  den  Gemahl  der  Johanna  Irmgard  von  Eyll,  1681  an  Max  Franz  Roist 
von  Weerst,  1682  schon  an  Franz  Heinrich  von  Hennerich,  i7o7  an  Andreas  von 
Francken-Sierstorf  Zur  Zeit  befindet  sich  das  Gut  im  Besitz  der  Familie  von  Clave- 
Bouhaben. 

Beschreibung.  Das  Schloss  besteht   aus   zwei  Teilen,   der   älteren  Vorburg,  die  mit  den  Wirt- 

schaftsgebäuden verbunden  ist,  und  dem  modernen  herrschaftlichen  Wohnhaus.  Die 
aus-  Backsteinen  aufgeführte  Vorburg  besteht  aus  einem  länglichen,  mittleren,  von 
zwei  vorspringenden  viereckigen  Ecktürmen  flankierten  Trakt,  an  den  sich  recht- 
winkelig zwei  kürzere  Seitenflügel  anschliessen.  Der  in  der  Mitte  des  Haupttraktes 
gelegene  Thorturm  zeigt  nach  aussen  und  dem  Innenhof  zu  einen  Staffelgiebel.  Sein 
Satteldach  trägt  einen  kleinen  Dachreiter  mit  offenem  hölzernen  Glockenstuhl.  Der 
Rittersitz  ist  noch  ringsum  von  den  Gräben  umgeben,  über  die  dem  Thorturm  gegen- 
über eine  von  zwei  Bogen  getragene  Brücke  führt.  Die  Vorburg  enthielt  ursprüng- 
lich nur  nach  dem  Hofe  zu  grössere  Fensteröffnungen,  nach  den  äusseren  Angriffs- 
seiten nur  im  ersten  Stock  schiessschartenartige  schmale  Lichter. 


SANKT  TONIS. 


Pfarrkirche.  PFARRKIRCHE    (tit.  s.  Comelü   p.  m.).     J.  P.  Lentzen,    Historische  Wan- 

derungen durch  das  Kempener  Land  I.  Geschichte  der  Pfarrgemeinde  S.  Tonis, 
Düsseldorf  i89o.  —  J.  Cremer,   Die  Entstehung  von  S.  Tonis:    Nrh.  G.  1880,  S.  112. 

—  Über  che  Pfarre:  Nrh.  G.  i884,  S.  64.  —  Simons,  Über  den  Ausbau  des  Kirch- 
turms zu  S.  Tonis.    Ein  Beitrag  zur  Topographie  des  Kreises  Kempen,  Crefeld  i849. 

—  G.  EcKERTZ  u.  K.  NoEVER,  Die  Benediktinerabtei  M.Gladbach,  Köln  i853,  S.  i43. 

Handschriftl.  Qu.    Tagebuch   des   Rektors  Laurentius  Hall  (i766  — 1794)  im 
Pfarrarchiv.  —  Im  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf  Nachrichten  über  die  Kollation  (Kem- 
pen, Kirchensachen  R.  1). 
Geschichte.  Im  J.  i38o  erteilt  der  Kölner  Erzbischof  Friedrich  von  Saarwerden  die  Erlaubnis, 

auf  der  öden  Haide  im  südlichen  Teile  der  Kleinen  Honnschaft  (1188  Osterverd, 
l38o  locus  dictus  Osterhaide),  auf  einem  Platze,  wo  ein  Bild  des  h.  Antonius  gefunden 
worden,  eine  Kapelle  zu  bauen  (capella  una  cum  altari  et  cemeterio  erigi  ac  de  novo 
fundari:  Binterim  u.  Mooren,  D.  C.  II,  S.  2  89.  —  Grünes  Buch  im  Stadtarchiv  zu 
Kempen  p.  62).  Nach  Wilmius,  Narratio  rerum  Kempensium  p.  2,  erhielt  die  Kapelle 
damals  auch  das  Recht  des  baptisma.  Erst  i454  wurde  sie  gänzHch  von  Kempen  los- 
gelöst. Der  i483  erbaute  Turm  stürzte  i585  zur  Zeit  des  Truchsessischen  Krieges  ein 
und  zerschmetterte  die  westlichen  Pfeiler  und  einen  Teil  des  Gewölbes  (W.  p.  86). 
Das  J.  161 9  Vjrachte  einen  Neubau,  aber  schon  i642  wurde  nach  der  Schlacht  auf  der 


122 


SANKT  TONIS. 


123 


S.  Tönishaide  der  Ort  pcplüiidtTt,    Kir<  hc  ricl^^t  Tumi  iit  liraiul  A.     U«  Pf*r»kir<k«. 

aufgeführte  Turm  erhielt  ein  stumpfes  Nutdath  au.s  roten  Zieyrhi,  «n«   ,  lönlscr  .-"uij-j. 

Der  heute  stellende   Hau  ( Fig.  59)  stammt  in  d«-ii  (Jrui"ln' "ii-rn  au»  clcr  2    M    i-.-^  >..-.» —- 
des  i5.  Jli.,    die  Wcstpfeiler   siiul    aus   der  Zeit    narh    l585,    <■  ••    und  Tumi 

dir  Periode  na«  h  i642.  Von  {ler  ülteren  Kapelle  von  l38o  sind  tlOrftiRc  Reste  an 
der  Nordseite  sichtbar.  Der  dreistöckige  Turm  IV  zeigt  in  den  In-idcn  olK-rrn 
Stockwerken    je    zwei    gro.sse    rundl«)gige    Hlentlen,    die    im   zweiten   <-  *'ci 


Flg.  B9.    S.  Toni«.    Grundrlt*  d«r  i^farrklrch« 

l'Cnsld    nix  ninand»  r.  im  drillen  zwei  «»'kuppelte  Fenster  nrlK-nrin.uulrr  w 

NcIkm  (1<iii    iurm  liegt.  wi<-  in   Hüls,  ein   Kaum  V.  der  al> 

dient.      .\n   das  ausged«hnle  dreis«  liifÜge  I.angh.ni>  dir  1' 

s.hlit'sst  sich   .1.1    Ch-'i    II.    neben    ihm    «lie  SaktiMei    III       ..u. 

.Ics   Kir.hholes.    d.  i    v..n   .len   Hauserreilu-n    wie    -••«   ■  i«" '    '-' 

wir.l,   mit   vi.-r   Ilaupl/.ug.'lngen. 

Am   Turme  di<-   Inschriften:  .NNNo  nsi   Mc»«tixxxni  1 

l>\i,ll     IS     DIvSKN    TOKRKN     ANClEI.ACiT     [l483.     Mal     .<  I 

Nii:m;K(.i:iAi  i.KN, 


I :  < 


124  KREIS  KEMPEN. 

Pfarrkirche.  ANXl)     DNI     l6l9     DEN     l8.    APRIL     HABEN     D.    FRANZISCUS     SCHEEM     PASTOR     UND 

SE.MPTEICHE  KIRCHENMEISTER  DEN  ERSTEN  STEIN  WIEDER  AN  DIESEN  KIRCHENTHURM 
GELEGT. 

Grabstein.  Ein  Grabstein   der  i63o   verstorbenen  Margaretha   von  Bocholt   (Fahne,  Die 

Dvnasten  von  Bocholt  IV,  S.  98)  ist  nicht  mehr  vorhanden. 
Be-  BEFESTIGUNGEN.     Im    Jahre    i6o7     wurde     der    Marktflecken     von    den 

festigungen.  j^-. ^.^.^.^j^  ^^^j^  ^y^^H^  Graben  und  Thoren  befestigt  (Lentzen  S.  i5,  35);  der  Kölner 
Kurfürst  Ferdinand  legte  ihnen  die  Verpflichtung  auf,  diese  in  gutem  verteidigungs- 
fähifen  Zustande  zu  erhalten.  Drei  Thore  durchbrachen  die  Wälle,  das  Krefelder 
Thor,  das  Neusser  Thor  und  das  Niederthor  an  der  Kempener  Strasse.  Die  Wälle 
wurden  i78i  vollständig  geschleift. 
Landwehr.  Bei  ,Schicks-Baum'  durchschneidet   die   Strasse   zwischen  S.  Tonis  und  Krefeld 

eine  wahrscheinlich  im  i5.  jh.  angelegte  Landwehr,  bestehend  aus  Wall  und  Graben 
(J.  P.  Lentzen,  Beiträge  zur  Geschichte  der  Stadt  und  Herrlichkeit  Crefeld,  Fischein 
i885,  S.  7). 

Breydendonk.  Vou  dcm  schou   i373  erwähnten  Hof  Breydendonk  bei  S.  Tonis  (M.  BuYX, 

Die  untere  Niersgegend  und  ihre  Donken,  Geldern  i867,  S.  i7),  der  noch  als 
Breimeshof  besteht,  haben  sich  keine  älteren  Baulichkeiten  erhalten. 


Ve  r  s l e  y 1 


SCHAAG. 

Pfarrkirche.  PFARRKIRCHE  (tit.  s.  Aunac).    Moderner  dreischiffiger  Bau,  am  lo.  Juli  i865 

eingeweiht.    Der  Ort  war  früher  Filiale  von  Breyell  und  ist  erst  1 8o3  abgetrennt  worden. 
Sammlung  SAMMLUNG  DES  PFARRERS  VERSTEYL.     Madonnenstatuette  aus  Sons- 

beck,  47  cm  hoch,  in  neuer  Polychromierung,  gute  und  interessante  niederrheinische 
Schnitzarbeit  des  iS.Jh.  Maria,  sehr  schmalschulterig  und  engbrüstig,  mit  vorgebogenem 
Unterleibe  und  ausgebogener  linken  Hüfte,  langen  auf  den  Rücken  herabflutenden 
Locken  und  bis  auf  den  Boden  fallenden  Ärmeln,  steht  auf  dem  Drachen,  mit  dem 
linken  Arm  das  Kind,  das  mit  einem  Apfel  spielt,  an  sich  drückend,  in  der  Rechten 
ein  Szepter. 

Eine  Reihe  guter  holländischer  Landschaften  des  1 7.  Jh.  mit  fein  abgetöntem 
bräunlichen  Vordergrunde,  in  der  Art  des  Roclof  de  Vries  und  Jan  van  der  Meer  und 
einzelne  Genrebilder,  darunter  ein  guter  God/ried  Schalcken:  ein  Mädchen  mit  einer 
Kerze,  die  ein  Bube,  der  sich  über  seine  Schulter  beugt,  auszublasen  sucht. 


SÜCHTELN. 

P.  NoRRENBERG,  Geschichte  der  Stadt  Süchteln.  Beiträge  zur  Lokalgeschichte 
des  Niederrheins  II,  Viersen  i874.  Vgl.  Kölnische  Volkszeitung  i874,  Nr.  i42;  Crefelder 
Zeitung  i874,  Nr.  55.  —  Ders.,  Geschichte  der  Pfarreien  des  Dekanats  M.Gladbach, 
Köln  i889,  S.  5i,  84,  120,  2o9,  259,  3oo.  (Dumont,  Geschichte  der  Pfarreien  der 
Erzdiöcese  Köln  XXI).  —  Binterim  u.  Mooren,  E.  K.  I,  S.  237. 

124 


SÜCHTELN. 

Tlaiulschriftl.  Qu.  .^lalula  i  a|<uuii  Mn  lil(lrii>is  von  iSiii  tl>iNTF.RIM  u.  .'• 
K.  K.  II,  S.  322;.    Im  Stad tar<  liiv  (iinj;r.inlnrt)  LiUcralien  v<.n  i423  an,  Vcn»aiiuii-- 
aktc'ii   voll   1800  an. 

KATIIOLI.^CÜL  i'F.\RKKlK(   IIK  (tit.  s.  CIcmcntis  m.).    Ober  dir  r«'" 

Nrli.  (;.  i884,  S.  64. 

Han(ls(  iiriftl.  Qu.     KcnUnluK  1»  drr  AUci  S.  Pnntaleon,  OkI.  Bohks   j14  .l.r 
K«)iii(r|.  Bibliothek  zu  Hcrliii.         I)i-sijriiatio  ccclesianim  parofhiaiium,  iin.i, 
sa(ellorum  in  distric  tu  (  hristianitatis  Suthtelcnsis  cxccpta  pariM-liia  Kfiii|H'iisi  cxl. 
anno  162?  in  Au<,nisto  per  nie  Fk.Jo.xxxkm  Ni;mkrich  pa.storetn  in  BoLslu'itn.  clcranum 
Su(  litelensein    in    den    Farraj;ines   des   Gki.EXIUS  IX,    f«il.  33o   (Köln,  SUitlLinhiv  1 
Desi>;natio   sarraruni   relicpiiaruni,    (juae    in    eeclesia   chri.slinnitati.s  Suihtrli-nHiH   a>Mr- 
vantur,  e.xhibita  rev.  tl.  virario  in  spiritualibus  generali  Joanni  ( ielenio  jH-r  Fk.  J"«^  ^ '  " 
NlJ.MKRKH   nicnse  Augusto  anno  162?   el)enda   IX.    fol.  ii2.  I'arr<Mliiae  d- 

Suclitelensis,  mona.stcria,  .sarclla  ebenda   IX,   fol.  338. 

Die  (Gründung  der  I'farre  wird  .iiif  die  Orafin  Innj^ard  von  SQrhtcIn  zurQi  k>  r.««(k. 
gefüiirt,  die  zwi.sehen  1082  und  1121  ihre  Herrs«  liaft  der  Abtei  S.  I'antaltHtn  ver- 
machte (die  Urk.  im  Nekrolfig  von  S.  Pantale<m:  Si.oet,  ( KirkondcnlMM'k  I,  Nr. 
—  Lacomhi.et,  Uli.  I,  Nr.  242.  —  Norkknukrj.,  Dekanat  M.GIadlKit h  S.  258.  V|;l. 
auch  v.\N  Sp.vkn,  Historie  van  (klderkind,  Utre«  ht  l8l4,  II.  C<kI.  dipl.,  p.  16).  und 
di-ren  Namen  mit  dem  iler  gleit  hnamigen  (irlUin  von  Aspe),  einer  TtnUter  (mkü/««*. 
der  Stilterin  der  Kin  ho  zu  Rees,  zu  tier  Figur  der  h.  Irmgard  inler  Innentrud  äu- 
sanunengeschmolzen  worden  ist  (vgl.  I)ki>i:ru  n.  i.'l)er  die  h.  InngiirtlU:  Ann.  h. 
V.  N.  I,  S.  64).  Die  Fintragung  in  dem  liber  memorianun  von  Ke«*»  (Lac ouiu.KT. 
UH.  I,  S.  io9,  Anm.),  die  Irmgardis  als  .Sutphaniensi.s  bezeielinet,  i.st  iH-rrils  unter 
dem  F.indusse  der  Vers(  hmelzung  entstanden.  Die  (JrfUin  v<in  Rees  (die  Nat  h- 
richten   l)ei  TKsriiKNMACiHK,   .\nnales  (liviae,  Juli.»e.   Montium.   Mari-ae.  \Ve>t:  '    '     -. 

Frankfurt   i72i,   p.  497.         .\.  v,\n    Si.k  hikniiurst,    XI\'   Hoeken  van  de  li. 

Oesc  hiedenisseii,  Aridieim    l654,  V.  p.  60.    beziehen  sit  h    nur  auf  ilieüe)  i>t  um  etwa 
60  Jahre  jünger  als  die  (Ir.'llin  von  .Süehteln  und  sclum  «lamm  lilentiuil  au».  •  '■' 

Dil     Irrtümer  b»  i  Jon ANNK.s  Moi.anus,  Natales  .^Ninrtorum   Helgii.  Ij^'kwen  1 
fol.  i92b  —  (Ii.i.KN'iu.s,  de  magnitudine  C'oloniae.   Köln  l64S,  I,  p.  7l,  »35,  365,  37J 
und    n.M  h   \)i   NoKi.,    D.r   Dom    zu   K.'.ln.    Köln    lS34.   <>.(<'  « '1.  H.  S«  llMir/. 

I.ibcn   ilci    h.  Irmgardis.   Neuss  l847.  S.  43,  sind  hiernarli  xu  vviIk  v^rn. 

Die  Legende  von  einer  einzigen  (ir.'Uin  Irmg.irdis  von  Rees  und  ^ 
si(  h    zuerst    in    einem    l523    zu    Köln    gedruekten    Hüi  hiein    .Kyne  m  !»■ 
Ilystorie  von  der   l'.dler   und   heiliger  Jimflern  S.  Imv'olt     «l««'   jt  w. -it 
van  Xutphen'  in  den  Farragines  des  (Iki.KNM's  XI.  fol.  .^ 

hatte    darnai  h  .sonderliche    lietltcn    zo   ihren    armen    vn-l  '***»  *»»d 

sie  h  «in  /.eilt  lank  in  dat  kirsp«ll  van  Su«  ht«-len  mit  der  wt>n<  ''n,  in  \' 

kirs|)«ll  scy  gemerkt    hat    lo«  lun    .solitarium,    ein    heimli«  I 

«lar  sey  tagliih  g«inc  k  ihr  «lev«»tie  zu  thun.  vp  ilat  wy  ntl  vu^iutiii  vuku   .>«•»* 
iMKf;,   Dekanat   M.Cilailb.i«  h  S.  So). 

Di«-  «-rst«-  historis.h  verbürgte  Na«hri«  ht  <''■■ •.",.  .r|i,  hc  R. .  I.ii    v..n 

taleon  in  Sü«  hteln  stanunt  aus  «lern  J.  1 133  [\.\>  IV,  N- 

namens  Knwslus  winl  aber  erst  11  ao  (Histkrim   u.  Mimirk«,  I).  " 
«««•ilesia  Suth«-Ie  zu«'rst  1246  genannt  (D.  C.  I,  S.  atS.  —  I.A«  oMH' 
in  wi  I.  liem    |ahre  «ler   K<'ln«r   Kr/bis«  liof  Konrad  vim  H«««l  dir  K 


120 


KREIS   KEMPEN. 


iM.irrkirche.  denen  von  Niederembt  und  Elsdorf  der  Abtei   S.  Pantaleon   inkorporiert,   was   Inno- 

cenz  III.  am  9.  Oktober  1248  bestätigte  (vgl.  Cardauns,  Konrad  von  Hostaden,  S.  121). 

A'on  der  ältesten  Kirche  ist  nichts  mehr  vorhanden. 

Neubau.  Ein  Neubau  fand  Ende  des  iS.Jh.  statt.     Die  Zeit   (i48i)   ist  genau  bestimmt 

durch  die  Inschrift   auf  tlem  Sturz  über  dem  Portal  des  Turmes    (Nrh.  i885,  S.  78): 

IM    JARE    OXS    HEREN     MCCCCLXXXI     OP    SANCTI    AMBRO.SI     [4.  April]     DACH    DOE    WART 
DER    ERSTE    STEIN    GELACHT. 

Das  Langhaus  und  der  Chor  wurden  wahrscheinlich  nicht  viel  später  vollendet. 
In  den  J.  i855  — 1856  wurden  ein  neuer  Chor  vmd  Kreuzarme  angebaut.     Als   dann 
am    i9.  Oktober  i856    das  Langhaus   einstürzte,    war    die    Gemeinde    auch    zu    dessen 
Neubau  genötigt,  der  i858  vollendet  ward  (Norrenberg,  Dekanat  Gladbach  S.  245). 
Beschreibung.  Dcr  Turm,  durcluvcg  aus  Tuffstein  errichtet,  zeigt  im  ersten  Stockwerk  an  der 

Turm.  Westseite  eine  spitzbogigc  Blende,  die  unten  das  durch  einen  Eselsrücken  geschlossene 
Hauptportal  enthält,  zu  dem  vier  Stufen  hinaufführen.  Das  Tympanon  wird  durch 
JNIasswerk  in  Hausteinen  mit  Fischblasenmotiven  gefüllt,  seinen  Abschluss  findet  es 
in  einem  horizontalen  Sturz  mit  der  schon  angeführten  Inschrift  (erneuert,  der  alte, 
mitten  durchgebrochene  Sturz  ist  in  dem  südlichen  Seitenschiff  eingemauert).  Die 
obere  Hälfte  der  Blende  nimmt  ein  zweiaxiges  spitzbogiges  Fenster  ein  mit  Pfosten 
und  Masswerk  aus  Haustein.  Die  beiden  oberen  Stockwerke  sind  beide  ein  wenig 
eingerückt  und  enthalten  auf  jeder  der  fast  quadratischen  Seiten  drei  spitzbogige 
Blenden  mit  einem  Mittclpfosten  und  einer  Querteilung.  Im  dritten  Stockwerk  ist 
die  obere  Hälfte  der  Blenden  für  die  Lichter  und  Schalllöcher  des  Glockenstuhles 
tlurchbrochen.  Auf  der  Südseite  springt  der  Treppenturm  in  Gestalt  eines  Pfeilers 
mit  rechteckigem  Grundrisse  vor,  seine  südliche  Seite  zeigt  die  gleiche  Verzierung 
durch  Mauerblenden. 
Hochaltar.  Hochaltar  mit  altem  Schrank,    aber  neuem  Aufsatz   von   Cramer  in    Kempen 

und  neu<remalten  Flü<>;eln  von  Whidhnnscii.  Der  Schrank  ist  in  sieben  Feldern  mit 
Holzschnitzereien  gefüllt:  stark  bewegte  aber  durch  die  übermässige  Fältelung  in  der 
Gewandung  unruhige  und  ziemlich  handwerksmässige  Arbeit  aus  der  2.  H.  des  i5.  Jh. 
mit  untersetzten,  aber  nicht  plumpen  Figuren  und  reichen,  spätgothischen  durch- 
brochenen Baldachinen  als  Abschluss.  Das  grössere  Mittelfeld  enthält  übereinander 
drei  Szenen.  Zu  unterst  den  liegenden  Jesse,  aus  dessen  Brust  ein  starker  Stamm 
aufwächst,  umgeben  \-on  den  vier  grossen  Propheten  mit  abenteuerlichen  Kopf- 
bedeckungen, Spruchbänder  in  der  Hand.  Die  Darstellung  zeigt  grosse  Ähnlichkeit 
mit  der  identischen  auf  dem  Hochaltar  der  Pfarrkirche  zu  Kempen.  Der  Baum  Jesse 
rankt  sich  als  Einrahmung  um  die  beiden  oberen  Szenen,  in  seinen  Ästen  sitzen  die 
Vertreter  der  zwölf  Stämme  Juda.  Die  mittelste  Gruppe  stellt  Christus  am  Kreuze 
zwischen  den  Schachern  dar,  am  Fusse  des  Kreuzes  links  die  zusammenbrechende 
Maria,  von  Johannes  gestützt,  zwischen  zwei  Frauen,  rechts  zwei  Kriegsknechte,  um 
den  Rock  des  Gekreuzigten  würfelnd.  Im  Hintergrunde  eine  Schar  von  fünf  Reitern. 
Die  Krönung  des  Mittelfeldes  bildet  die  Gestalt  der  thronenden  Maria  mit  dem  Kinde. 
Die  beiden  Seitenstücke  enthalten  je  drei  Szenen,  eine  gr(")ssere  in  der  oberen  Reihe, 
in  der  unteren  von  links  nach  rechts  die  Verkündigung,  der  Besuch  Mariens  bei 
Elisabeth,  die  Beschneidung,  die  Darstellung  im  Tempel.  Auf  den  Füssen  einzeljier 
der  Figuren  die  eingebrannte  Hand,  das  Zeichen  der  Zugehörigkeit  zur  Schule  von 
Antwerpen  (s.  o.  S.  63). 

Im  16.  Jh.  erwähnt:  ein  Katharinenaltar,  ein  Sebastiansaltar,  ein  Kreuzaltar,  ein 
Nikoiausaltar  (Bix-ierim  u.  Mooren,  E.  K.  II,  S.  54). 


126 


SÜCHTELN. 


is7 


.S;ikramrnt.shnu.s(  Ihm  im  Chor,  Kupjc  Ucs  l>tiin  Ln»l>au  zcnitortcn  allen 
'rahcriiakcls.      Rim  lits  uii«l  links  davftn  cin^jrinaiurrt 

Zwei  llnizrelicfs  mit  den  Darslcllun;,'«'n  d«s  h.  Klenirns.  dir  R.- '  •  '    ' 

IIaii|)l  eines  vor  ilmi  knieenden  Mönches  le^^end.   und  des  li.  I'antali  ..n    : 
Schnitzereien  in  härtestem   Ki«  henholz  um  i5oo. 

Hdlzfiirurcn    d.  r   Ikili;;cn  Sebastian,    Klemons,  Joseph.    Clrilia.   Ii-I-  m- 

l)oly(hromiertc  Arbeiten  aus  der  2.  II.  des  i7.  Jh.  von  handwerk.smns.M«er  AaifOhning. 

Beichtstuhl  mit  hübschen,  einfallen  Renai-ssancefüllunpen.  ungerahr  um  i65o. 

In  der  Sakristei:  Opferteller  mit  IIau|)t  JohannLs  de»  Tflufcn».  Irefllichi' 
niederrluinische  Schnitzarbeit  um  1 5oo  in  aller  l'olychromi»'runj;:  die  Ijder  QIkt  dir 
j;ebro<  henen  Au<,M'n  herab;,'esunkcn.  der  Mund  halb  offen,  <lie  H.-utre  in  di«  kcn 
Str.'ihnen  herabfallend.  Ahnlii  he  Arbeiten  in  Aimm  S  Anti.n  t,,  ^  7».  Bnitht 
(o.  S.  i8),  Xanten,  Roermond. 

Gcfass  für  die  heiligen  Öle  in  Silber,  Anfang  des  i6.  Jh.,  auf  Favs  mit  jkh  h»- 
scitigcr  Rose. 

Kel(  h  in  vergoldetiin  Silber  von  i782,  auf  jn'*»sscm  sehr  reit  h  f»etricl>rncn 
Fuss  mit  vier  Medaillons. 

Krankenkreuz  von   i76.?  mit  in  Silber  i,'etriel>i mui  Knuifi.xus  umi  \rr;;-'iuitiii 

l)aro(  ki-n   Im  kstücken. 

(blocken.     Die  gnisste  von  i463   mit  der  In.sihrift:   siT  n'omfs  rMtMlSl  ptvi. 

DIf  TI  .M    ANNO    DOMINI    MCCCCLXII.   JESUS.    M.\RI.\.    VtM  (>R    (  I.KMKNS.       Auf  dem    M 

in    Medaillon    eine    (ij^urenreiche    Kreuzi^un>;sj;rup|)e    in    leichtem    H;i.'irrlirf,    un<. 
verziertes  sp.'Ugothisches   Kreuz. 

Di«'    zweitgrösste    mit    il«t     Inschrift:    .M.KXIUS    KT    PFrrRl'S   PKTIT    MK   »' 
.\NNo     l762. 

Die   dritte    mit    der    Inschrift:    IIMI'okk.  .\.  K.  n.  KoM.WI    .VN'ToNii   SAt>ii  a 
St(||||;i.X     KKCr.    i:(  (  I.KSIAK     S.    IKM<i.\KI»IS     IX     MONIK.     I'KTRI'S     KU  eis     i^.»      \ 

iK.Mr;\Ki)is  i69o.     Darunter:  f  rtriRfs  \  trikr  mk  fkcit  f. 

Die  kleinste  n>it  dci   Inschrift:  .M.EXIIS  Kr  l'KTRl'S  l'trriT  MK  Kl'llKRrXT  AN 

Im     I'IAKRIIAI'SK    Hecken    des    alten    TaufstoinH.    jclxl    aU    W, 
Iroi;    ImiuiI/1,    mhe  .Arbeit    des    i.v  Jh..    etwas   .'liier    als    «lie   .ihnliihcn   1 
iJorn,    Hoisheim    (o.  S.  i3,  l6).     Das   kreisrunde   Hecken    «-igt    in    I  t    nnr 

rahmun^'  diiri  h   eint*  einfache  Ranke  mit  her/.fi'trmi^en  Hl.lltern  und  «1-  :> 

Trauben,  an  den  vier  korrespondierenden  Kcken  rolu-  mens«  hlii  h<-  rs 
s«  hlitzteii.  weit  aufj^t-rissenen  Aum'n,  tiarunter  d--'-  die  Stumpf-  •'•  • 
l'ntersatzes. 

1'. \  .\.\(  j  l'J.i  .■»(   II  I-.     KIK(    HK.      Kine    refonnirrtr    Crmelmlr    W  •» 

Sü(  hteln   seil   dem   J.   1565  (Nt>KKKsnKR<i,  SOchteln, 

UM  siN,    Reformationsjjest  hit  hte    tier    Liniler  Jolit  h.    I  I 

I.S7.S.    1.  S.  202),  die  jetzt   bestehemle   Kin  he  ward  rn»t  I00'>  erlMul. 
bau  mit   rec  hiwinkeli^em  (iruntlriss,    /.wei  Fenslern  an  >' 
an    tien    Längsseiten.      Die   Jahres/ahl    l669 
tIer   I..'lngsseiten.      l'ber  einer  der  beitlen  Tlu... 
Kr    IMU'S    Kit  l.l-SIAK    Ri;Kt)KMAlAK    KSin    s  \r  KO 
1669    l'KT.  V.   FAI.nRlfK    KII'SIUM    I'ASHIRI 

KI   ADAMo    iii.KN  SKNn»Riiu's.    Über  der  anderen    1  •«  auf  «lir   •■ 

Kin  lie    be/.ilj;liches   (lebet. 


<H^nt««m. 


C^tUm. 


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ITvsaf  »t 


!.'< 


128 


KREIS   KEMPEN. 


Irmgardis- 
kapelle. 


Geschichte. 


Beschreibung. 


Alt.-ir. 

Skulpturen. 

Gemälde. 

Glasfenster. 


Schelle. 


Brunnen. 


Stationen. 


Be- 
fest i  g  u  II  g  e 


IRMG ARD ISK APELLE  auf  dem  Heiligenberg,  südwestlich  von  Süchteln. 
Sluvter,  Irmgardis,  Gräfin  von  Aspel:  Nrh.  G.  1881,  S.  i,  2 5.  —  Süchteln  Hülffsberg 
oder  der  ohnweit  dem  Flecken  Süchtelen  durch  Wunder-Gnaden  weit  bekannter  so 
o-enannter  Heiligenberg,  zu  finden  bei  dermahligen  Berg-Cr)stern  i75i.  —  Leben  der 
h.  Irmgardis,  Gräfin  von  Zütphen,  Gebieterin  von  Süchteln,  jetzt  Patronin  auf  dem 
Heiligenberge  daselbst  (o.  J.).  —  J.  Koppen,  Das  Apfclt()rtchen  auf  dem  Heiligenberg 
bei  Süchteln:  Nrh.  G.  1880,  S.  i58. 

Die  Kapelle  wird  nicht  vor  t59i  erwähnt  (vgl.  Binterim  u.  Mooren,  E.  K.  H, 
S.  21).  über  eine  Gründung  durch  die  Aspeler  oder  Süchteier  Gräfin  liegen  keinerlei 
Urkunden  vor.  Der  Heiligenberg  wird  auf  der  einen  Seite  als  Geburtsort,  auf  der 
anderen  als  letzte  Zufluchtsstätte  der  Heiligen  genannt  (Suysken  in  den  Acta  Sanc- 
torum,  Sept.  II,  2  7i,  2  74.  —  P.  Merssaie,  De  electorum  eccle.siasticorum  archiepisco- 
porum  Coloniensium  origine  et  successione,  Köln  i736,  p.  iio).  Binterim  u.  Mooren 
D.  C.  I,  S.  237,  drucken  ohne  Quellenangabe,  wahrscheinlich  aus  einem  Über  memo- 
riarum  den  folgenden  Bericht  über  die  Erbauung  der  Kapelle  ab:  Capeila  s.  Irm- 
gardis prope  Süchtelen  monasterio  s.  Pantaleonis  est  incorporata  uti  patet  ex  trans- 
sumpto  curiae  archidiacon.  ecclesiae  Xantens.  i599  extradito.  Fuit 'in  hoc  loco  olim 
par\  ulum  et  angustum  sacellum,  sed  ob  frequentia  miracula  et  ad  augmentum  devo- 
tionis  populi  erga  s.  Irmgardem  r.  d.  Aegidius  abbas  s.  Pantaleonis  circa  annum  i663 
curavit  aedificari  novum  sacellum  magis  amplum  et  firmum,  quod  hodiedum  visitur, 
qui  et  reparavit  fonticulum  s.  Irmgardis  ibidem  in  monte,  quem  accomodari  fecit  ex 
lapidibus  sectis  seu  molaribus. 

Die  i663  neu  erbaute  Kapelle  ist  ein  Backsteinbau  mit  dreiseitigem  Chorab- 
schluss,  geschweiftem  Giebel  und  kleiner  Vorhalle.  In  der  Giebelwand  befindet  sich 
eine  grosse  im  Spitzbogen  geschlossene  Nische  für  ein  Kruzifix.  Der  Vorraum  trägt 
die  Jahreszahl  i664  und  die  Zahl  i864  als  Zeitpunkt  einer  Restauration.  Das  Schiff 
hat  eine  flache  Stuckdecke,  an  dem  Triumphbogen  findet  sich  die  Jahreszahl  i664. 
Die  drei  Innenseiten  des  Chorabschlusses  zeigen  keine  Fenster,  sondern  nur  im 
Rundbogen  geschlossene  Blenden. 

Barockaltar  aus  der  2.  H.  des  i7.  Jh.  mit  roher  Figur  der  h.  Irmgardis. 

Holzfiguren  Marias  und  Barbaras,  wertlose  Arbeiten  derselben  Zeit. 

Ölbilder  des  i7.  Jh.  mit  Darstellungen  der  hh.  Irmgardis,   Rosa  und  Walpurgis. 

Glasfenster  mit  hübschen  ornamentalen  Malereien  in  Gestalt  von  Wappen 
und  einzelnen  runden  Medaillons  mit  sorgfältig  gezeichneten  Szenen;  unter  den 
Wappen  die  Namen  der  Schenkgeber,  des  Freiherrn  von  Wachtendonk  i665,  des 
Freiherrn  zu  Rollingen  i665,  des  Reichsgrafen  zu  Hoensbroech  i696,  des  Herrn  von 
Schaesberg  i665. 

In  dem  kleinen  lir)lzcrnen  Dachreiter  eine  Schelle  mit  der  Inschrift:  IrM- 
garDIs  EGO  baptIzata  patrona  CapeLLae  In  rVptVra  et  febrI  (i7i4). 

Am  Südabhang  des  Berges  der  Irmgard isbrunnen  in  spitzbogiger  Fassung 
ohne  jede  Verzierung. 

Zwischen  Süchteln  und  dem  Heiligenberg  Stationen  mit  mittelmässigen  Dar- 
stellungen in  Basreliefs  hinter  Vergitterung,  um  i7oo.  Den  Abschluss  bildet  ein 
steinernes  Kreuz  auf  dem  Heiligenberge  mit  der  Jahreszahl  i7o6. 

BEFESTIGUNGEN.     Schcm    in    der    i4o5    geschlo.ssenen    Eheverabredung 
'■  zwischen  Herzog  Rcinold    und    Maria   von   Harcourt  wird   Süchteln   unter   den   zum 
Schlosse  Grevenbroich   geluirenden  Befestigungen   aufgeführt   und  zu  den  Höfen  ge- 
rechnet,   die    durch    Mauer   und    Wall   geschützt    und   befestigt  seien   (Norrenberg, 


128 


SÜCHTELN  -  TONISBERC;  _  VORST.  |  a9 

SiKlitdn  S.  58).    Bis  zum  Kndc  des   i6.  Jli.  bc.stamlcn  zwei  Tliorc,  di  r 

Jclilispf.irl/'  und  die-  .Lcullipfortz',   i592  wird  die  .Xcuwc  Fort//  erlxtui  vwm  Si 

Ileinrlrh.     Die-  Krönung  des  Tliures  bildete  ein  .WafFenstein'.  .-ine  W:.- •   '  ' 

.'ihnlicli    der    nodi    an    dem    BürKermeLstereiamt    iMÜndlii  li.n,    dir    «n, 

Meister,  Ä/aff/ii,is  Mrlilers.   ausgeliauen  liatte.     Süchtcin  wurde  l642  v..n  »Irn   W 

einj,M!n..mmeii    und    ge|)lün(lert  (Thcatrum   Eun.paeum   IV.  p.  8l9.  —   KsskS.  K 

reidi  und  der  Nictierrliein  I,  S.  I24).     Im  i7.Jli.  Ixit  Süchtcin  volUuindi«  «Im  Ai. 

einer  kleinen  Flachlandfestung:    vor   den   Mauern    zi»gen   si»h    n«Hh  «i  , 

liin,  die  einen  Wall  eiuM  lilossen.  der  sieh  zwischen  den  einzelnen  Th«.r.ii   /u  i 

erweiterte:   so  werden  erwühnt  das  Naircrsrondel.  das  (ieyrenn.ndel.  das  «• 

Erhalten   ist   von    all  den   Festungswerken    ausser  den  Spuren    der  Wnlle   >. 

nur  das  letzte  der  erhauten   Thore,  ilie  l792  unter  Bürgermeister  Daniel»  neu  errirluitr 

V'iersener  Portz,  über  dem  Thore  befindet  sie  h  die  von  dem  Alteren  Tlu.r  Maniniendr 

Figur  des  h.  Klemens  von    i78o. 

RATIlArS,  einfai  her  Backsteinbau  des  l8.  Jh..  an  «Ici  NouImUc  lucrt 

eine    lalel   luil  lieni   \\'a|)pt-n   von  Sü«  hteln   in    Basrelief  un<l  «ler   In<M  hrilt    i:?üa. 


V 


Kftlha««. 


'rONlSHI-.RC. 

T'FA  R  R  K  I  R(   II  F  (tit.  s.  Antonii  abb.).     Im  J.  i53o  ward  die  Tfarre  /u  T..ni>-  p 
lurg  Von    Aldckerk  abgetrennt  (Urk.  4597   des   Iloen.sbrueehs«  hen  An  hix^    "•   <- i»   -^ 
Haag);    die    Kinhe    ist  wahrsi  heinlit  h    zur   gleichen   Zeit  erbaut.      Was  Im 
i673  geplündert  (die  kirc  h  auHgesehlagen.  alle  unsere  ornanienten  d:.r;iu.>ui  b(*niiinni<  \. 
IIiNUKiis.    I.i  i(|i  11  dis  ()l)eri|uartiers  (k-ldern  l672-~l679:  Nrh.  l878,  S.  6). 

Finfaeher  eins«  hilTiger  Backsteinbau    ties  |6,  Jh.  mit   tirei-  Clmr.i 

und  ilreistt'ickigem  Westlurm    mit    niedrigem   aeht.seitigi-n   Helm.     ii\<- 
Sto<  kwi-rki-  des  'I'urmes.  der  vollst.'lndig  dem   zu  S.  Hubert   gleicht,   h. 
wiederkehrenden    zwei    spitzbogigen    Blenden    mit    zwei   A«  h- n   >."i'    I' 
abgefassten  Kanten.     Das  I^ings«  hilf  zeigt  drei  rechtet  kige  K: 

liegende  II  (  liirtcii,  der  Chorab.schhiss  ein  Sterngewölbe.     Die  Htharr  pri*hlier1eii  kii 
setzen    im   (hör    an!    kurze   I)reiviertelss.'lulen    auf,    die    zur   Hälfte 

.\lt.ir,   ganz  roher   Barockaufbau    vom    Fnde   ile«   l7.  Jh.  nnl   d«iii    M' 
der    liininielfahrt    zwischen    kannelierten    S.'Uilen,    ül>cr    den    ScilenlhOrrn    die    ' 
gc'M  hnilztc-n   Figuren  der  hh.  .Antonius  und  Sebastian. 

In  der  Turmhallc-  grosses  Triptyc  hon.  di«-  ganze  Sndw.md   .ui>ftiM.  tul.   ! 
werksm.'lssige  Malc-rc-i  dc-s   i7.Jh..    in    der    Mitte   eine   gtoxM-    K 
dc-in  linken    l'lügel  die    Kreuztragung.  auf  dem  reihlen  die  Kp 

\ic  r  messingene   W'a  ncllcut  hier  vom   Knde  den  iH.  Jh.  nnl 
dem    im    (  In  >i . 

X'OR.SI'. 

PFAUKKl  R<HE  (tit.  s.  CKJehanlil.    Bimimim  u   M«-  rctti 

—  Nrh.  (;.  1884.  S.  64.         (I.  Kt  KkRT/  u.  K.  K«»»vm.  Die  I 

bac  h  .S.  Ui7. 

I-''» 


I.10 


KREIS   KEMPEN. 


Iieschreibung. 


pfnrrkirche.  Nach  Gelexius,  De  admiranda  magnitudine  Coloniac,  Köln  i645,  p.  45,  schon 

Geschichie.  ^.^„j^  Erzbischof  Friedrich  I.  (gestorben  ii3i)  gestiftet  und  mit  den  ReUquien  des 
h.  Gothard  beschenkt.  Die  erste  Urkunde  von  I2  59,  in  der  eine  Pfarrkapelle  erwähnt 
wird  (BiNTERiM  u.  Mooren,  D.  C.  I,  S.  267),  erscheint  verdächtig.  Wilmius,  Narratio 
rerum  Kempensium,  berichtet  p.  2:  Ecclesia  Vorstensis  separata  a  matrice  Kempensi 
a.  d.  i3io  consentiente  abbate  Gladbacensi;  p.  2 1 :  i38o  archiepiscopus  Friedericus 
de  Sarwarden  exorienti  tunc  parrochiae  in  Vorst  ius  coemeterii  eiusque  consecrationis 
dedit.  Erst  i559  erhielt  Vorst  einen  Taufstein  und  alle  Rechte  einer  Pfarrkirche 
(BiNTERiM  u.  Mooren,  E.  K.  I,  S.  260).  Im  J.  i477  wird  ein  Marienaltar  erwähnt 
(BiNTERiM  u.  Mooren,  D.  C.  II,  S.  456);  in  den  Farragines  des  Gelenius  IX,  fol.  3o8, 
324  (Köln,  Stadtarchiv),  ausserdem  Altäre  s.  Jacobi,  s.  Gothardi,  s.  Catharinae. 

Einschiffiger  gothischer  Tuffsteinbau  des  i5.  Jh.  mit  romanischem  Westturm  und 
im  1 6.  Jh.  angefügtem  nördlichen  niedrigen  Seitenschiff"  aus  Backstein.  Die  lichte  Länge 
beträgt  33, 80  m,  die  lichte  Breite  ii,4om.  Der  dreistöckige  Turm  zeigt  die  einfachen 
Formen  vom  Ende  des  i3.  Jh.,  in  den  beiden  Obergeschossen  Rundbogenfriese,  durch 
schmale  Pilaster  getrennt,  im  unteren  Stockwerk  ein  von  einer  spitzbogigen  Blende 
umschlossenes  Portal.  Zw^ei  Wendeltreppen,  die  eine  in  der  Mauer  des  Turmes,  die 
andere  gleichfalls  in  der  Mauerstärke  an  der  südwestlichen  Ecke  des  Langhauses  auf- 
steigend, führen  zu  dem  Glockenstuhl.  SüdHch  sind  an  das  Langhaus  eine  Kapelle 
und  ein  Windfang  angebaut.     Der  Mantel  des  Baus  überall  stark  verwittert. 

Das  Innere  scheint  im  16.  Jh.  zerstört  worden  zu  sein.  Bei  dem  Neubau  ward 
die  Nordwand  herausgeschlagen,  so  dass  nur  die  Pfeiler  stehen  blieben,  die  Vorlagen 
erhielten.  Die  Kreuzgewölbe  der  vier  Joche  sind  nicht  durch  Gurte  getrennt.  Im 
Chor  setzen  die  Rippen  auf  herabgeführten  Drei\-iertelssäulchen  auf.  Die  Zeit  der 
Restauration  geben  zwei  Jahreszahlen:  i593  auf  einem  der  in  das  Langhaus  ein- 
frezocenen  Balken,   1608  auf  einem  der  Schlusssteine. 

Jakobus-,  Marien-  und  Gothardusaltar,  schlechte  Rokokoaufsätze. 

Kommunionbank  und  Chor  stuhle,  viersitzig  auf  beiden  Seiten,  Rokoko- 
arbeiten ohne  Wert. 

Kanzel,  zierliches  Werk  von  i774  mit  überladenem  Baldachin.  Das  sechsseitige, 
unten  bauchig  ausladende  Gehäuse,  die  durchbrochene  Treppe  mit  feinem  Verständnis 
durch  hübsche  Rokokomotive  verziert. 

Lebensgrosser  Kruzifixus,  steife  Arbeit  um  i5oo,  neu  polychromiert. 

Pieta,  spätgothische  steife  und  handwerksmässige  Holzfigur  des  16.  Jh. 

Barock figuren  der  Heiligen  Sebastian,  Joseph,  Augustinus,  Matthias. 

Gemälde  (altes  Altarbild),  Himmelfahrt  Maria,  gutes,  aber  ganz  verblichenes 
Blatt  mit  fast  lebensgrossen  Gestalten. 

Dreifacher  messingener  Wandarmleuchter  mit  durchbrochenem  Schild,  18.  Jh. 

Messingener  Lavabokessel  in  Gelbguss,  16.  Jh.,  ähnlich  wie  in  Winnecken- 
donk,  Dülkcn  und  anderwärts  in  der  Sakristei. 

Epitaph  von  Blaustein,  dick  mit  Ölfarbe  überstrichen,  im  Chor.  Zwischen  zwei 
Karyatiden  mit  den  Wappen  der  Asselt  und  Hompesch  in  Basrelief  eine  Kreuzigung, 
am  Fuss  Maria  Magdalena,  zur  Linken  ein  Ritter  mit  seiner  Gemahlin.  Darunter  die 
In.schrift:  anno  domini  i559  sterf  Wolter  van  as.selt  toer  dunck  op  sinte 
severis  dagti  [Januar  8].  anno  i559  dem  24.  apkilis  sterf  katrina  van  hom- 
pesch  GENANT   VAN   ASSFLT.      GOT   SI    ON    (so). 


Altare. 
Mobiliar. 


Skulpturen. 

Gemälde. 

Leuchter. 
L,->vabokessel. 

Epitaph. 


i3o 


-■^-ntm 


VORST.  1 3 , 

Glocken.     Die  grösste  von  1627  mit  der  liL>.el»r»[t;    fl'sa  viillkmmo 

TKSIMO  VlGliSIMO  SKrilMÜ  A  ÜUOHL'S  EMIXIK>   I.OlM>WK()  HROUCKAK.    S.  l'ETRLs   Hills 
CAMPANAE    PATRONUS.      S.  PKTRK    ORA    PRO    XOBIS. 

Die  zweite  mit  der  Inselirift:     FUSA   ANNO  millesimo  sexcentE-SIMo  vi.,rst\f.. 

SEiniMO.      S.  f.OTHARins    IIUIUS    ECCLF-SIAE    PATRONUS.     S.  GOTHARDR   ORA    PR. 

Dii;    vifiKsiMo    MiN'sis   .MAii    162?.     CLAUDIUS   PLUMRE.     Darunter   ein  Stcm|)cl    mit: 
üKocHAK.  AU.MONi).     Zwei  weitere  von  l849. 

HAUS    BRP:MPT,    im   Ort    selbst   gelegen,    früher    im    He^ilz  der   S|H-e    und      ht^mpv 
Hrempt  ( i44o  wird  Sihert  Spede  genannt:   Mu-seum  Alfterianum  66,  Köln.  "- 

jetzt  Herrn  Srhmitz  gehörig.     Das  Herrmiiaus,  von  O.'lhen  '• ' '■■  ■• 

weise  auf  einem  durch  künstliche  Aufschüttung  l.edeutend  n u 

zweistcickigen   Hauptturm    tritt    ein  Thorturm   mit  s(  hmalem.   spitzlx^gem   Portal,   dir 
pjngangshaile  mit  einer  Tonne  überwölht.    Die  Raumeinteilung  stammt  aus  tiem  l8.  Jh. 

H.\US    NEERSDONK.    einfacher    zwcistr.ckigcr    Back.steinhau    mit    sirU-n  N«««. 
Fenstern    Fnmt,    auf   sehr    hohem    Unterhau,    ganz   von   (Iral>cn   umgeben,   an    zwei 
korrespondierenden   E(  ken  dreist."«  kige  Türme  mit  h.'.|zenu-r  Haulx?.    An  der  Haupt- 
front  in  Eisenklammern  die  Zahl  i667.     Auf  einer  Wetterfahne  die  Zahl  l775.     Jetzt 
im  Besitz  des  Herrn   Berger  zu  V'enlo. 

In  zweien  der  Parterrezinuucr  (iobelin.s,  tüchtige  deuLst  he  Arbeiten  der  l.  H. 
des  18.  Jh.,  das  gleiche  Dessin  wie  in  .Schloss  Haag  bei  Geldern  mit  landv  haftlichen 
Darstellungen. 

HAUS  RAEDT.     H.  Keusskn,   Zur  Geschichte  der  Burgen  am  Nietlerrhein:       R»«*!. 
Heimat  l875,  S.  25.     Der  Sitz  befand  sich  zuerst  in  tien   Hanilen   der  von  K 
i477   ward  Johaiui  von   Raiile  mit  ihm  belehnt  — ,  kam  dann  an  ilie  ^'         ' 

i596    an    die    Herren    von    Nievenheim    genannt    Neukinhcf      'Ti'    ^    i 

Büllingcn,  denen  es  noch  heute  gehi">rt. 

Das  Herrenhaus,  ein  zweist«"»«  kiger  Bau  der    l.  H.  tU-s  «7.  Jh.,  mit  gi-su-h»-!  : 
Giebeln    und    cinini    Vorbau.   Ii<'j;t    iiuiiitten   des   niKli   xur    H.tlftc   von   NN 
umgebenen   Burgterrains.     Südwestlich   davon   liegt   ganz    frei   ein  zwei^' 
seitiger  Turm.  An  einem  kleinen  südlichen  Ecklurm  in  Kisenankem  ilie  j 

Au.sser   den    genannten    Rittersitzen    befanden   sich    in   der  Nahe    >"ii    . 
Edelsitz  ( jennepi'rhof,  si  hon    i44o  im  Besitz  iles  Erbk.'lnuneri-'^   V'»>i   \"i>  '' 
erw.'llmt  ((Jrünes  Buch  der  Stadt  Kenjpen  S.  iJ^K  tler  Etj;enli 
I.(  li.  II    (KioirssKN,    Heimat    i876,   S.  2o5;    i877.   S.   i5),    uml   da»    H.i  nk.   im 

16.  |h.  im    Itcsil/.  (1(1    .Nsselt,   von  iliesen  an  die  NVeyenhi»r<it  gekommen 
S.  i.V)).     Altere   Baulichkeiten   simi    von    diesen   Höfen    nicht    erhalten.     N\ 
ihnen   der  Sitz  dir   Herren   de   Foreslo  war,  die  sthon  laJl 
.Mooui  N,   I).  (     II,  S.  22,  vgl.  Gi:i.E.\ius,  Karragine?»  H.  fol.  |4., 


*v» 


KREIS   KEMPEN.    KAK  1  K. 


iSi 


\ii 


I 


I.   C)rts\'er7XMchnis. 


Aniern  Sankt  Anton 
Amem  Sankt  Georg 
Bocholt,   Hurg  . 
Boisheiin  .   . 

Born 

Born,  Schloss    .   .   .    . 

Bracht 

Brenipt,   Maus  .   . 
Breyendonk,    llnf   .   . 

Breyell 

BrUggen 

BrUggen,  Burg .   .   .   . 

Burgw:il(lniel 

iJilckrath 

Donk,    Haus 

DUlken  . 
Etgenhuf 

Gastendunk,  Schloss 
(ienancs,   llaus 
Gciiiirpcrhof  .   . 
Grcfralh 


Seile 

5 

Hüls    . 

7 

Huli,   Burg  . 

8 

Ingenhoven,   Hau» 

\\> 

Kaldenkirchen 

11 

Kempen    .   .   . 

17 

Kempen,    Burg 

18 

Lobberich    . 

131 

Luitelforst 

124 

Mtlhlhnuüen 

i;i 

Neersdonk,   llnu* 

2Ü 

Oedt    . 

28 

Ocdl.   Biirt^ 

28 

Kaedt,   llnu'.  . 

80 

Soukt   Hubert 

i:U 

Sankt    Tonis 

:..   1 

Schaag 

181 

Suchtein   . 

122 

Sieinfunder,   Hau« 

llfj 

Tonitbcrg 

IHl 

Vekll.  Hau. 

89 

V..r»t  .   . 

i: 

111 

1-« 


114 
II'. 
181 
llrt 

ISI 

1." 
i :  j 

124 
124 

'. .'' ' 
l.  • 


11.   S.iiiiinluii«'in. 


lii-lincr  in   Kempen  . 

Krämer,   (nnrad   in   Kempen   .  .    . 

Kunst-  und   AltcrtuniHvcrcin   in   Kempen 


S«ii« 

|l'   I  K.    ,     r,^,    J.     lU     1 

UU  In    M       

n7  Vrr»lr. 


1.'4 


|3S 


i36 


KREIS   KEMPEN. 


IIL   Abbildungen  im  Text. 


Fig. 

2 

Fig. 

3 

Fig. 

4 

Fig. 

5 

Fig. 

6 

Fig. 

7 

Fig. 

8 

Fig. 

9 

Fig. 

10 

Fig. 

11 

Fig. 

12 

Seite 

Fig.     ].    Amern  S.Anton,   Grundriss  der 

Pfarrkirche 6 

Burg  Bocholt,   Situationsplan    .  8 

Burg  Bocholt,   Kaiserturm     ....  9 

Burg  Bocholt,  Thorbau 10 

Burg   Bocholt,    Grundriss,    Durch- 
schnitt  und  Details  des  Thorbaus        11 
ßoisheim,  Grundriss  und  Durch- 
schnitt der  Pfarrkirche 13 

Boisheim,  Taufstein  in  der  Pfarr- 
kirche             13 

Born,  Taufstein  in  der  Pfarrkirche        16 
Brüggen,     Orgelbühne     in     der 

Pfarrkirche 22 

Burg  Brüggen,  Situationsplan     .   .        24 

Burg  Brüggen,  Grundriss 25 

Burgwaldnlel,  die  h.  Anna  und 
Maria  mit  dem  Leichnam  Christi 
in  der  Sebastianskapelle 29 

Fig.  13.    Dülken,     Grundriss     und     Quer- 
schnitt der  Pfarrkirche 33 

Fig.  14.    Dülken,    Taufstein    in    der    Pfarr- 
kirche           35 

F'ig.  15.    Dülken,  Mettenleuchter  in  der  Pfarr- 
kirche           36 

Fig.  16.    Hüls,    Grundriss    der   Pfarrkirche        4.3 

Fig.  17.   Hüls,  Trinkbecher  in  der  Pfarrkirche       44 

Fig.  18.    Burg  Hüls    nach    einer  Zeichnung 

des  16.  Jh 47 

Fig.  19.    Kaldenkirchen,    Grundriss    der 

kath.  Pfarrkirche 49 

Fig.  20.   Kempen,  Abbildung  von  Kempen 

bei  Aegidius  Gelenius 53 

Fig.  21.    Kempen,  Grundriss  der  Pfarrkirche        55 

Fig.  22.   Kempen,    Westfacade    der    Pfarr- 
kirche            57 

Fig.  23.   Kempen,     südliche     Seitenansicht 

der  Pfarrkirche     58 

Fig.  24.   Kempen,    nördliche    Seitenansicht 

der  Pfarrkirche 59 

Fig.  25.   Kempen,    Querschnitt    der    Pfarr- 
kirche           61 


Seite 
Fig.  26.    Kempen,    Aufriss    des    Hochaltars 

in  der  Pfarrkirche 63 

Fig.  27.    Kempen,  vom   Georgsaltar  in  der 

Pfarrkirche 67 

Fig.  28.   Kempen,  Aufriss  des  Antoniusaltars 

in  der  Pfarrkirche 68 

Fig.  29.    Kempen,  Aufriss  der  Orgel  in  der 

Pfarrkirche 72 

Fig.  30.   Kempen,    Details   von    der    Orgel 

in  der  Pfarrkirche 73 

Fig.  31.   Kempen,   Konsolen  von  der  Orgel 

in  der  Pfarrkirche 74 

Fig.  32.   Kempen,    schmiedeeisernes    Gitter 

in  der  Pfarrkirche 75 

Fig.  33.  Kempen,  Pectorale  in  der  Pfarr- 
kirche        76 

Fig.  34.  Kempen,  Grundriss  von  S.  Peter  84 
Fig.  35.    Kempen,     Grundriss    und    Aufriss 

des  Kuhthors 88 

» 
Fig.  36.   Kempen,  Ansicht  der  Burg    ...       90 

Fig.  37.   Kempen,    Situationsplan  der  Burg       93 

Fig.  38.    Kempen,   Grundriss  der  Burg    .   .        94 

Fig.  39.    Kempen,  Gothischer Stollenschrank 

in  der  Sammlung   Kramer    ....      100 

Fig.  40.    Kempen,    das    Kölnische   Wappen 

in  der  Sammlung  Kramer     ....      101 

Fig.  41 — 43.  Kempen,  Holzskulpturen  der 
Kalkarer  Schule  in  der  Sammlung 
Kramer 102 

Fig.  44.   Kempen,  Englischer  Gruss  in  der 

Sammlung  Kramer 103 

Fig.  45.   Lobberich,  Grundriss  u.  Details 

der  Pfarrkirche 105 

Fig.  46.  Lobberich,  Querschnitt  und  Mass- 
werke der  Pfarrkirche 106 

Fig.  47.   Lobberich,  Südliche  Seitenansicht 

der   Pfarrkirche 107 

Fig.  48.  Lobberich,  Taufstein  in  der  Pfarr- 
kirche          108 

Fig.  49.    Haus    Ingenhoven,     Grundriss 

und  Querschnitt 110 

Fig.  50.    Haus  Ingenhoven,   .Situationsplan.      111 


i36 


VEk/EICHNISSE.  l37 

Seite  I 

Fig.  öl.    Haus  Ingeiihovcii,   Detail  von  der  I    Fig.  5?».  Haus  Genane«,  Gnindm»  u.  I'«-' 

Killgangshalle 112  I    Fig.  56.  Burg  Oedt,  Turm     .   .                      i    - 

Fig.  52.    Maus    Ingenhoven,     Details     vom  Kig.  57.  Burg  Oedt,  Gnindri^s  und  Aufrn» 

I''>rtal 112  des  Turme»  1!  ■ 

Fig.  53.    Haus  Ingenhoven,   .\nsicht   .                 ll.S  Fig.  58.  Burg  Oedt.   Knmii>                                  M' 

Fig.  54.    Haus  (Jenanes,   Ansicht   ...         11.')  Fig.  59.  S.Tönis,  Grundriu  d.  I'farrktrchc     123 


1\".    Tatrln. 


S«ilc 


Tafel     I.     Kempen,    Fjllgelhilder  v.  Altar-  Tafel  III.    Kempen,  Cclebranlen»iuhl  in  der 

werke  Adrians  von  Overbcck   in  Pfarrkirche                                               70 

der  Pfarrkirche 62       Tafel  IV.    Kempener  Burghof,  Kckon»lnik- 

Tafel  II.     Kempen,  Georgs-  u.  Viktorsaltar  tion                                                             iHi 


in  der  Pfarrkirche 


/^•^r 
^  •• 


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Papier  von  J.  W.  ZANDERS   in  B.Gladbach. 

Lichtdrucke  von  Anselm  Schmitz,   Hofphotograph  in  Köhi. 

Phototypien  von  G.  Meisenbach  &  Co.  in  München. 

Autotypien  von  Angerer  &  Güschl  in   Wien. 

Druck  von  L.  Schwann  in  Düsseldorf. 


0 


BINDING  SECT.       0CT20tg75 


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N  CloMn,  Paul 

6879  Die  •      ^krjiler  des 

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